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c
Centralblatt für Bibliothekswesen
Vlll
Oentralblatt
mr ^h'^<^C
Bibliotliekswesoii
Heransg:eg:ebon
unter ständiger Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen
des In- und Auslandes
vi>n
Dr. O, Hartwig
O li i> r li i li I i •• t li (• k :i r in IIa \\
Achter Jahrgang
Leipzig
Otto Harrassowitz
1891
1 11 h a 1 1 s - Ve r z e i c h ni s s.
Seite
Zur KenDtuiss altdeutsclicr llaDdschriftcn iiiul zur Geschichte
altdeutscher Litteratur und Kunst von Konrad Hurdach. 1
145. 324. 433 (Fortsetzung)
Supplement au Catalogue des manuscrits grecs des Bihliotheques
de Snisse par H. Omont 22
Ein<* neue Handschrift der apostolischen Constitutionc^n vim Prof.
Dr. Albert Ehrhard 26
Verzeichniss der Kölner Inkunabeln in der Grossherzoglichen
Ilofbibliothek zu Darmstadt von Dr. Richard Kusch . . 30
Bibliographische Beiträge zur Frage über die Entwickelung des
hundertjährigen Kalenders von .[. Berthold 89
Tne lettre de Conrad Gesner a David Ohvtraens (1543) par
II. Omont ' 122
232 (Berichtigung)
Lettre de Lec»ne Allacio relative au transpnrt ii Home de la biblio-
thecjue de Heidelberg par 11. Omont 123
Charles Kuelens f par Ed. Fetis 125
Inventaire sommaire de soixante-deux manuscrits de la Biblio-
theque Corsini (Korne) par Leon (i. Pelissier . . . . 176
297 (suite)
Teber die Abgabe der Pflichtexemplare von Druckerzeugnissen
an die Bibliotheken in Schweden, sowie damit zusammen-
hängende Fragen vcm Berhard Lundstedt 202
Jabressturz und Renovation — zwei Zöpfe! von Gustav Nick 210
Johann August von Ponickau. Ein gelehrter Bibliophile des 18.
Jahrhunderts vim Adolph Langgut h 241
Die Pflichtexemplare in Schleswig-Holstein. Zweiter Artikel von
Steffenhagen , . . . 275
Erlasse die direkte Versendung von Handschriften betreffend
(cf. 8. 419) 278
Eine unbekannte Schrift Wimpfelings von H. Holstein . . . 344
Eine Bücheranzeige Günther Zainers von K. Burger . . . . 347
VI
In Sachen (Um* direkten Versendung von Handschriften etc. . . 310
Der Cixlex H ad epistulas Pauli und ^Euthalios diaconos". Eine
palaeop^raphisch-patrologische Untersuchung vt>n Prot*. Dr.
Albert Khrhard . 1^85
Hibliogi'aphische Miscellen. (Fortsetzung) von K. Dziatzko 411
Les manuscrits grees de 1a bibliotheque capitulaire et de la biblio-
theque comnmnale de Verone par II. Omont 48i)
Teber Tarifirung von Hudieinbiinden von P. Lad ewig . . . 529
Erlass. betn^tfend die liibliotheken der Uni versitäts- Anstalten und
deren Beziehungen zu den Universitäts -Bibliotlieken (im
Königi'eich Prciissen) 550
Keceusionen und Anzeigen . . 49 127 21« 283 850 415 498 551
Mittheilungen aus und tlber l^bliotheken 58 130 224 285 3f>3 417
504 560
Vermischte Nc»tizen Ü6 131 229 28() 370 419 521 563
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens 83 133
235 286 376 423 525 567
Antiquarische Kataloge . . . . 87 142 239 294 379 430 527 573
Auctionen 373 381
Personalnachrichten 88 143 240 29« 381 432 528 576
Anzeigen 383
Verzeichniss der besprochenen Bücher.
Assuranoc sur la vie. (?atalogue de la bibliotheqiie de la compagnie „Ut-
recht". 357.
Bittner, Joseph, Systematisch geordnetes Verzeichnis der Programmarbeiten
österr. Mittelschulen a. d. J. 1S74— 1889. I. 354.
Bradshaw, Henry, Collected papers. 53.
Bachhol tz, Arend, Geschichte der Buchdruekerkunst in Riga. 218.
BUeler, (1., Verzeichnis der Programm-Beilagen der schweizerischen Mittel-
schulen. 3(iii.
Carta, Franc, Codici corali e libri a stampa miniati della Biblioteca Nazio-
nale di Milano. 5<)|.
Castellani« C, Elenco dei mss. veneti della coUezione Philipps. 52.
Biblia pauperum. Von Anton K in sie. Mit e. bist, bibliogr. Beschreibung
von Josef Schönbrunner. 51.
Catälogus codicnm manu scri])torum musei ])rincipum Czartoryski Craco-
viensis ed. Jos. Korzeniowski. Fa.sc. 1 — 111. 502.
Catälogus codicum mss. bibl. O.ssoliuiauae. Siehe Ketrzyiiski, Wojciech.
Ehrle, Fr., Historia bibliothec^ae Komanorum Pontificum. 41)8. 522.
Ein sie, Anton. Siehe Biblia pauperum.
Faulmann, Karl, Geschichte der Buchdruckerkunst. 551.
Fragmentum Vita St»«. Catharinae ed. J. Pauls on. 504.
Fumagalli, (?. Siehe Thompson, E. M.
Gayley, Charles Mills, and Fred Newton Scott, A guide to the litemturc
of aesthetics. '12i).
Goedeke, Karl, (4rundrisz zur (beschichte der deutschen Dichtung. 2. Aufl.
Heft 9. 10 (Bd. IV). 417.
Gottlieb, Theodor, Ueber Mittelalterliche Bibliotheken. 127 (cf. 525).
Gräsel, Arnim, GnmdzUge der Bibliothekslehre. 53.
Handschriften, Die, der Herzogl. Bibliothek zu Wolfcublittel beschrieben
von G. V. Heine mann. VHl. Abth. Die Handschriften nebst älteren
Druckwerken der Musikabtheilung beschr. von E. Vogel. 283.
Hayn, Hugo, Bibliotheca Germanonun nuptialis. 57.
Heinemaun, 0. v. Siehe Handschriften.
Katalog der Bibliothek des Reichsgerichts. Siehe Schulz, K.
KaxuXoyo ^ tojv ßtji?.uov tfj;: iS-rixT/g ßißXioi^i^xiii; xiiq ''EXXudo^. 303.
Ketrzyiiski, Wojciech, Catälogus codicum mss. bibliothecac Össolinianae.
* HL 52.
Korzeniowski, Joseph. S. Catälogus.
Löher, Franz v., Archivlehre. 35t>.
Macray, William Dann. Annais of the Bodleian Librarv Oxford. 358.
Nentwig, Heinr., Die Wiegendrucke in der Stadtbibliothek zu Braunschweig.
4tr,.
Opisi, Russkich Bibliotek i Bibliograficeskija Isdanija nahodjaksijajsja v
Biblioteke N. Bokaceva. 415.
Paulson, Job. Siehe Fragmentum.
Pellechet, M., Catalogue des livres de la bibliotheque d'un chanoine
d'Autun Claude Guilliaud. 362.
Vlll
ri'ttcrsoii. lljahnar, Anonvuior o^ rsoiulnnvmor i ihm UDrski" llttcTutiir.
Pohler. Job.. Bibliotlu'csi historico-uiilitaris. II. 222.
Röhricht, Keinhold, Bibliothcca geographica Palaostiujie. 221.
.Schöiibruniier, Josef. Siehe Biblia paupenim.
Schulz, K.. Katalog der Bibliothek des Reichsgerichts. 1*».
Scott, Fred Newton. Siehe ilav.ley, Charles Mills.
Sprawozdanie z czyiinosci ziitladu narodowego iuiienia Ossoliiiskich za
rok ISIKK Mrs.
Szczepaiiski. Fritz v., Bibliotheca polvteclmica. 22<).
Table des theses soutennes a la t'aculte d«^ niedecine de Paris. 22.M.
Tavagnutti. Mario Sig., Ilagiographia. 307.
Thompsoi), K. M., Paleogratia. Traduzione dall iiiglese di (i. Fiiuiagalli.
3«J2.
Ulrich, Adolf, Katalog der Bibliothek des historischeu Verehis für Nieder-
sachseii. II. Heft. Katalog der Bücher. 350.
Vogel, Einil. Siehe Handschriften.
Wicrzbowski, Theod., Bibliographia Pohuiica XV a<* XVI ss. Vol. II. 003.
Namen- und Sachregister zu den kleineren
Mittheilnngen.
Aachen. 229 (l/itenitur über di<^
Thermen von - ).
Abälard, de nnitate et trinitat«'. 130.
Ablassbrief. 70.
Abruzzen, Hss. in den. 71.
Aeschylushs. 71 (Photographiscln^
Reproductinn dtT — ).
Ahausen r)22. (Bibliothek der Abtei,
im I>auernkriege).
Akten, Vaticanische , zur deutschen
Vieschichte in der Zeit Ludwig des
Bayern. 4M>.
Alphonsus de Spina tabula fortalitij
hdei. 71.
Anfrage. b2. 37.'i.
Aüibarn) y Kiver, Bibliograidiie v.
Burgos.* 5G5.
Annuaire des bibliothe<|ues (^t des
archives. 75.
Antiquariatsbuchhandel. 231 ((Je-
schäftspraxis).
Ai>ollodori fragnu^nta Sabbaitica. 515.
Arber. London publishers. TS.
.\rchaeological Institute of America,
Index. 5t>5.
A ri.stoteles, .'l ihjtcuwt' noh rtia. 131.
2i>H.
Autoren- u. Sachregister zu deutschen
Zeitschriften. 231.
Avery. 59. 232.
St. Ävitus. 565.
Bartholomaeis, ricerche Abruzzesi. 71.
BatifTol, ('hartes Byzantiues. 71.
Batiflbl, UKss. grecs de Lollino. 72.
Bauernkrieg. 522.
Beer, Hss. Spaniens. ^2L
Bibel, 3«zeilige. <w;. Litthauische. 523.
Bibeldruck, erster deutscher. 372.
Bibelhandel der Brit. Bibel -(iesell-
schatt. 523.
Büdiographie von Burgos. 5()5.
Bibliographie über Cerdafia. 232.
Bibliographie de lu ('o)n])agnie de
.Jesus. 523.
Bibliogra])hie über Cennuiugens deut-
schen Hausvater. 132.
Bibliographie über den .lesuitenordeu.
50().
Bibliographie über .luniusbriefe. 232.
Bibliographie^ österreichischer Pro-
gramme. 234.
Bibliograjdiie über Parodien französi-
.scher Dramen. 70.
Bibliographie über Schul- u. UnivtT-
sitätsscliriften. 70.
Bibliographie über technische Lite-
ratur. 75. Handy lists. 505.
Bibliographie über die Thernu'u von
Aachen. 229.
Bibliographie d(^s militär. Uuterrichts-
weseus der Niederlande. 523.
Bibliographien AnuTikas. 505.
l^ibliographiseher Monatsbericht. 70.
Bibliography, Manual of. TM).
Bibliotlieca patrum latin. Britannica.
510.
IX
Bibliotheken (im Alphabet der Ortsnamen).
Aachen. 3ti7 (Stadtbibl.).
Admont, Stiftsbibl. 229 (Wiegen-
drucke).
Amsterdam. 5 1 2.
Avignon. 374.
Beaver Dam. 232 (Schenkung).
Berlin. 365 (Volksbibliotheken). :m\
(med. Friedrie.h - Wilhelms-Institiit.)
417 (Universitätsbibl).
Bern, Hochschnl- n. andere Bibl.
227 (Jahresbericht).
Birmingham, Free libraries. 70 (15e-
nutzungsstatistik).
Boston, Publ. Libr. 225 (Neubau).
Breslau, Stadtbibl. 60 (3j. Etat).
California, Univ.-Bibl. ö\i (Catalo^).
Cambridge, Engl. (Universitätsbibl.
Jahresbericht). .369.
Cambridge, Mass., Harvard Univ. libr.
59 (Jahresbericht). 563. 564 (Biblio-
graphien).
Ca.ssel (Murhardsche Stadtbibl.) 562.
Ceylon (Colombo Museum). 518.
Cheltenham. 367 (Skardsbok).
Chicago, Publ. libr. 63 (Jahresbericht).
517 (Newberry IJbrary, Statistik).
Columbia College libr. 5S (List ot*
additions. Schenkungen). 232
(Schenkung).
Constantinopel. 230.
Danielsonville. 232 (Schenkung).
Dessau, Behördenbibl. 62 (Benutz-
uugsstatistik).
Erlangen, Univ.-Bibl. 136 (Abälard-
funa).
Florenz (Laurentiaua , Katalogisirung
der IIss.). 510.
Frankfurt a. M. (Kothschild'sche Bibl.).
515».
(leuf (Mscr. Itousseaus). 516.
(üessen (Universitätsbibl.). 520.
Haag, Kgl Bibl. 228 (Jahresbericht).
Halle a S. 3(>6 «Bibl. der D. Morgenl.
(Jesellschaft). 51 1 (Bibliotheks-
katalog der Kaiserl. Leop.-Carol.
Akademie).
Hamburg (Stadtbibl). 511.
Hannover. 363 (Erweiterungsbau des
Archiv- u. Bibliotheksgebäudes).
Harlem, Fondation Teyler. 73 (Catalog).
Hartford. 232 (Schenkung).
Havre. 72 (Geschichte).
Heidelberg. .561.
Ipswich. 232 (Schenkung).
Ithaka, Bibl. d. Oornell Univ. 232
(Schenkung). 563.
Jersey C1ty. 562. 563.
Jerusalem (Bibl. des Patriarcheum)
515.
Karlsruhe. 562.
Keene 233 (Schenkung).
Khigenfurt, Studienbibl. 60 (Allge-
meines).
Kopenhagen. 3()S (Universitätsbibl).
Leyden, Bibl Wallone. 71 (Nachtrag
zum C'atalog).
Limburg a. d. L. 365 (bischöfl. Sc-
minarbibl).
London, British Museum. 131 (Aristo-
telesfund). 286. 522 (mscr. de
Richmond).
St. Louis. 562.
Lyon. 72 (Incunabelu).
Mailand, Bibl Brera. 65 (Mnnzoni-
.siial).
Meissen, Bibl. des Franciskanerkl
73 ((ieschichte).
Merv'ille. 366 (Schlossbibl).
Milwaukce. 562. 563. 564.
Modena, Bibl Estense. 225 (Muratori-
sammlung).
Montpelier. 233 (Schenkung).
MUncJien, Bibliotheken. 60 (Allge-
meines).
Münster i. W. (D«mibibl) 519.
Neuseeland. 2S5.
Newyork , Free circul libr. 233
(Schenkung).
North (Jranby. 233 (Schenkung).
Oxford, Bodlejana. 59 (.Jahresbericht).
285 (Photographien von Büchern u.
Hss.). 418 (Jahresbericht).
Paris (Nationalbibliothek). 513.
Peoria, Publ libr. 59 (Reglement).
Peking. 510.
Philadelphia. 233 (Schenkung).
Redwood libr. 59 (Bestand). 562.
Reims. 561.
Retz, Volksbibl 76 (Catalog).
Reval 285 ((ieschichte).
Rom, Vaticana. 130 (Geschichte der
(■atalogisirung). 417 (Umgestaltung).
5(J4 (Lebertlihrung u. Neuordnung).
Saint Amans. 72 (Hsscatalog).
Saint - (termain - des -Pres. 51 9 (( Je-
schichte).
Salem, Publ libr. 59 (Eröffnung).
Salzburg. 364 (Studienbibl).
Sevilla (Msscr. der Bibl. Colombina).
516.
Siniopetra. 510.
Sjieyer. 73 (Verbrennung der Bibl).
Strassburg. 365 (Univ.-u.Landesbibl).
561 (Stadtbibliothek).
X
Torriiijrton. 238 (Schenkimü:).
Toiiloiiso, rniv.-Wbl. 225 (Alte Cata-
lüj^o u. Kcglenients).
Treuton. 2:i3 (SchiMikiing).
Tübinj^cn , Univ.-Bibl. 227 (.lalircs-
berii'ht ).
Turin -IM (Tvpicon von S. Nicola
de C'itsoll).
Tyroiic. 23:t (Sebcnkiiiijr).
Ulm. 372.
rpsala, Univ.-Bibl. 7r> (Hss. Bronians).
\ni) (.Jahresbericht). 224 (Angeb-
liche Bücher aus der Wiirzburj^er
Univ.-Bibl.).
Vermont. 233 (Schenkung).
Wabash College. 2:i3 (Schenkung).
Warschau. 3«)1> (Universitätsbibl. Neu-
bau).
Washington, Congressbibl. 130 (ge-
(Inickte Cataloge).
Wittenberg, Univ.-Bibl. kW (Bitte um
I Pflichtexemplare). ^0 (Einsetzung
einer Bibliothekscommission).
Wiirzburg. Univ.-Bibl. 224 (Angeb-
liche BUcher aus ihr in Upsalaj.
Yale College. 233 (Schenkung).
Zürich, Bibl. des Schweizer Alpenclubs.
i)A (Begründung).
Bibliotheken Amerikas. 5S (Acees-
sionsverzeichnisse. Cataloge). 41s
5r,2. :)r,3. r>«4 (Publicationeu). 232
(Schenkungen). 5 Hl (statistische
l'eborsicht).
Bibliotheken (irossbritanniens. 230
(Orte mit public libraries). ölO
Ipatrist. Litteratur).
Bibliotheken Preusseus. 1 3 1 (Budget).
417 (Jahresberichte).
Bibliotheken Italiens. 132 ((Jehalts-
sätze). 501.
Bibliotheksmängel. 520.
Biltz, Neue Beiträge zur (lesch. der
deutschen Sprache u. Litteratur. 372.
Borehgrave van Couchi. S2.
Bruce. 233.
Brilckner, Fors<;liungsbericht. 234.
Buchbinder, Bremer. 370.
Budibinderei, Monatsschrift tür. 235.
Buchdruckerkunst. Erfindung der — .
80. 133. 231.
Buchdruckerkunst in Frankreich. 7(».
}hichhand(;I, deutscher. 37 1 . franziisi-
scher 521.
15udget der preussischen Staatsbiblio-
theken. 132.
Bücherproduction der Prov. Sachsen.
230.
Bujak. Prof. in Königsberg (hinter-
fassene Bibl.). 521.
Burger. K., Anfrage betr. Burgdorfcr
Druck. 375.
Campbell, Annales de la typographie
n6erlandaise. 232 (Supiilement).
Carlander, Svenska bibliotek. 7()
(Nachträge),
(.^astellani, (juintilianausgaben. 234.
Catalogue g6ueral de la librairie fran-
^•aisc depuis 1S40 (Fortüt.). 521.
Central- u. Spccialbibliotheken. 521.
Cerdafia. 232 (Bibliogra[>hie).
Chevalier, Saint Avir. 5«5.
Circulars of Information of the bureau
of education. 59.
Codex .lustinianus. 74.
('oolidge. 233.
Copyright bill. 372.
( 'orvinafrage. 73.
Cosset. 232.
(!ouchi, Borehgrave van. yl,
Criticjue encyclopedi(iue internationale.
522.
Curiosum. 74.
Da Costa. 59.
Dante Divina Couu'dia. 503.
Delmer. 132.
Destailleur, (Versteigerung derP>iblio-
thek). 374.
Deutschordeusstatuten. 79.
Duchesne, le do.ssier du Donatisme.
374.
Du Pre. SO.
Editiones principes (Preise). 420.
Edmand. Bibliographit» der Junius-
briefe. 232.
Egmont. 74.
English. 233.
Entomologisk tidskrift. 79 (Kegister).
Erfindung der Buchdruckerkunst. 8(».
133. 231.
Erklänuig. 525.
Fiske. 232.
Flaischlen, Bibliographie über (»em-
mingens dimtschen Hausvater. 132.
Fock, Bibliograi)hischer Monatsbe-
richt. 70.
Forestis Zeugniss über Uutenberg. SO.
231.
Fcmrnier, über d. Bibliotheken der
Universität zu Avignon. 374.
Fromm, Thermen von Aaclien. 229,
XI
Gcmmingcn, deutscher Ilausvator. 1.H2
(Bibliographie).
(ieorg. Pachymeres, de quatuor niathe-
maticis. 520.
Oesners Brief an ('hyträiis. 232.
Giolito de' Ferrari. 77.
Goethe, vergleichende Anntomie dos
Schädels der SHugethicrc. 371.
Briefe an Charlotte v. Stein. 521.
(Jottlieb, Th., Erklärung. 525.
Graux, nianuscrits Grecs de Siu'de. 72.
Griechische Urkunden. 71.
(iriswold, Autoren- u. Sachregister zu
deutschen Zeitschriften 231. In-
dexes. 565.
Guide, The Keaders — in Economic
etc. Science. 565.
Gutenberg. 8U. 231 (Forestis Zeuguiss
über — ).
Gnteubergbibel. (»6.
Haferkorn & Heise, Handy lists of
technical literature. 75.
Ilaitze de, Autobibliogniphie. 524.
Handschriften, Griechische, in Scliwe-
deu. 72.
Handschriften, Zum Verkauf ange-
botene. l\i. Versendung. 419.
Handschriftenschätze Spaniens. 521.
Handwörterbuch der Staatswissen-
schaften. 230.
Handy lists of technical literature. 565.
Haureau, Notices et extraits. 232.
Hayn, Tugendhaffter Jungfrauen- u.
Jungengesellen Zeitvertreiber. 233.
Heard. 232.
Hinrichs'sche Buchliandlung (Jubi-
läum). 420.
Hirn. 81.
Höhlbauni, Koelhoffsche Clironik. 69.
Hopyl, Pariser Drucker. 523.
Humeri. 233.
Hütten. 75 (Autogmpli — 's).
Incunabebi, Milnchener. 373.
Ives Braytou (Versteigerung d. Biblio-
tliek). 420.
Jahresberichte der Geschichtswissen-
schaft. 229.
Jung, Vorgeschichte der Stenograpliie
in Deutschland. 69.
Juniusbriefe. 232 (Bibliographie).
Kellogg. 233.
Kobefi, L. V., Miniaturen und Initialen.
371.
Koelhoffsche Chronik. 69.
Köbier Drucke. 7n.
Kölner Fragment des Codex Justini-
anus. 74.
Landau, Horace de (Bibliothek). 418.
Landolt, Keisetagebuch. 372.
Leibniz' Briefwechsel. 371.
Leitschuh , Entwickeluugsgeschichte
von Schrift u. Druck. 133.
Librar}' bureau. 68.
Lollino. 72.
London publishers. 78.
Ludi saeculares. 71 (Inschrift betr.
die — ).
Lyoncr Wiegendruck. 81. 131.
Manzonisaal in Mailand. (»5.
Material für die bayerische (iescliichte.
371.
Matthaeus v. Krakau. 373.
Meddelandcn frän Josephsons Anti-
kvariat. 79.
Mentel. 78 (Druck von — ).
Meusebach. 72.
Meusebcach, Quellen d. Tugendhafften
Zeitvertreibers. 233.
Mittheilungen für Autographensamm-
1er. 74.
Modenwelt. 230.
Monatsschrift für Buchbinderoi. 235.
Morgjau. 232.
Morrisson. 233.
Mühlbrecht, Staiits- u. rechtswissen-
scliaftl. Litteratur. 564.
Muratori. 225.
Musikdruckwerke der Universitäts-
bibliothek in Basel. 370.
Musterkatalog ftir Vereins-, Volks- u.
Schulbibl. 76.
Norris. 233.
Oesterreichische Prograunne. 234
(Bibliographie).
Omout, Catal. des niss. celti(|ucs. bO.
Catalogue des copistes de nianu-
scrits grecs. 374.
Pacius. 234.
Paine. 232.
Pandektenhs. 71 (Pliotograpliischc
lleproduction der — ).
Papyri des British Museum. 286.
Parodien französischer Dramen. 70.
Pepper. 233.
Petzholdt, (Schriftenverzeicliniss). 522.
Pfau, Biographisches Lexikon des
deutschen Buchhandels. 78.
Pflichtexemplare. 511.
Preislierabsetzungen. {\{\. 79. 132.
Programme , Oesterreichische. 234
(Bibliographie).
Publishers' trade list. 6s.
Quiutilianausgaben. 234.
Kee, Gutenberg. 133.
Renaudot. 74.
Revue des bibliothecjues. 374.
Richmond (Mscr. Fran^ais des rois
d'Angleterre au chateau R.) 522.
XII
Kiuiiisclu' Insdiril't ln'tr. die ludi saccu-
lares. 71.
Kojrors, maiiiuil of hibliü^rraphy. 230.
Rülovinck Lcbon u. Workt*. 'MO.
Kousse:iu. C'ontRit social, öhi.
SachrepstiT z. deutschen Zeitschriften.
•in.
Sachsen, I'rov. 230(Biieheri)ri»ductiun
der — ).
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Sau Nicola de Casoll. 284 ('l'ypicon).
Schenkungen an Hibliothekeu* 2 i2.
Schleuderwirthscliaft. VS. 7«>. 132.
Schoeffer, Joh. 371.
SchopenhauiT, Welt a. AV. u. V. Ori-
ginahnanuscript. 371.
Schulbibliotheken. 5(i3.
Schweizer Alpcuclub, Kibl. des. lU.
Seeländer, Nicol., Hibliotheks-Kupfer-
st4}cher. 371.
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S(»ci6te Liegoise. 500.
SpÄngberg, Kegister zurKntoniologisk
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Spaniens llandschriftenschätze. 521.
Litteratur. 5r»5.
Staderini, System des Zettelkatalogs.
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Stenographie in Deutsehland, A'orge-
schichte der. i\\).
Strassburger (4esantrbuch. 73.
Tavagnutti, Bibliotheca cathol. S. .1.
500.
rechnisehe Litteratur. 75 (Hiblio-
gra])hie). 505.
leyler. 73.
Thierry-roux, nu»nunients de riniprini.
en f'rance. 70.
'I'
ri^
'\\h\'A y (iuell, bibliognifia de (.'er-
«lana. 232.
Trade list, PublLshers'. 0^.
Trivulzio. 7t>.
Türkische Sammlungen, rngariseho
Hücher u. IIss. in — n. Ol».
Tugendhaffter .lungfrauen u. .lungen-
gesellen Zeitvertreiber. 2.i3.
l'lin. 77 (Buchdruekerkunst in — ).
Ungarische Bücher u. IIss. in der
Türkei. 09.
Verein fVir Volkskunde. 504.
Versendung von Handschriften. 419.
Verzeichniss der Abhan<Uungen in
österreichischen Progrannnen. 234.
Verzeichniss der bayer. rrogramme u.
( »elegenheitsschriften. 370.
Vierteljahrsschrift fllr Litteraturge-
schichte. 2S0.
Vonigine, Jac. de, Sermones de tem-
pore. Sl. 131.
Warnung von Castellani. 375.
Werner, Nachträge zu C'arlauders
Svenska bibliotek. 70.
Wichner, Wiegendruck, i. Admont. 229.
Wilhelm V. v. Bayern. 235 (Druckerei
— *s).
W-illiams. 232.
Yandes. 233.
Zeitvertreiber tugeudhatTter Jung-
trau(?n u. .lungengesellen. 233.
Zeitschrift des \ ereins f. Volkskunde.
504.
Zeitschriften, Autoren- u. Sachregister
zu deutschen. 231.
Zeitungen, deutsche in Nordamerika.
371.
Zrinyi Nie, Bibliothek des — 500.
XIII
Mamenregister zu den Fersonalnachrichten.
Anemüller. 144.
Arnold. 296.
A Sinus. 14't.
Baiser. 2%. Hsi.
Bauer. 432.
Baverer. 432.
Bifk V. 143. 382.
Blösch. 432.
Boerckel. 296. 432.
Br»ttger. 52S.
Boor de. 296.
Borglie van der. 296.
Bt»ysen. 52s.
Braiubach. 3b 1.
Carta. 528.
Chauvin. 3S1.
Cole. 296.
C'urtius. S8.
D'Anriac. 432.
Do la Croix. SS.
Donabaum. 246.
Drexler. 576.
Ebert. 3S2.
Eberdt 0. 296.
Eckhardt. 143.
Eglollstein Frlir v. u. zu. 296.
Falckenheiner. 432. 52s.
Flemming. 432.
Förstemann. 576.
Frantz. 432.
Friese. 576.
Frowde. 381.
(iaedertz. 52S. 576.
(iant. 528.
Gebhardt v. 432.
<Jent8ch. 432.
(ierhard. 143.
(Gilbert. 143.
(iräsel. 296.
(^regorovius. 432.
(ireiff. 88.
({yalui. 528.
llabrucker. 382.
Haeh. 88.
Ilagen v. 296. 432.
Harphen van der. 296.
Hartel. 143.
Ilartt. 143.
Heincke. 528.
Heinrich. 432.
Horsy. 296.
Hortzschausky. 296. 576.
Kiigelniacher. 432.
Kanipftmeycr. bs.
Kemke. 576.
Kochendörffer. 432.
Krehl. 576.
Kreischer. 52S.
Laugguth. 296.
Lennert. 143.
Lindemann. 144.
Löffelholz FrJir. v. 3S2.
Meisner. 432.
Mendel. 5T0.
Mentz. 143.
Molitor. 143.
MUldener. 143.
Müller Joh. 432.
Münzel. 528.
Naetebus. 576.
Nick. 143.
Nizet. 143.
Nörrenberg.. 528.
Oesterley. 144.
Ouverleaux. 143.
Paalzow. 240.
Pachler. 52S.
Pachta. 576.
Peter. 576.
Petzholdt. 144.
Plate. 432.
Preuss 0. 144.
Preuss R. 52S.
Koiuiann. 57(>.
Keimpcll. 8S.
lleuter. 576.
dichter E. 29r..
Uoquette. 432.
Kosochatius. 432.
Uoth E. 432.
Roth F. \V. E. 576.
Kuelens. ss.
Sakellion. 576.
Schalk. 240.
Scheinann. 296. 432.
Schmidt A. 143.
Schnerich. 24o.
Scholz. 576.
XIV
Sehrador. :»7G. Tvler. 144.
Si'lirö(lt»r. C. 14:i. Vclko. 4:J2. 57(i.
SclirrKliT K. :>2s. Vii'bifC. 240.
Schultz O. SS. Vollst (J. 4,H2.
Schultz^ W. 2«Mi. Voltz. 432. 57i;.
Schwab. 14:t. Wille. 21«».
SeoluKinn E. 4:i2. Wolfstiojc- 432.
Sednuiiiii W. 2lHi. Zjuifcemeister. 2iMi.
Sieber. 570. Zarnckc. r»7«i.
Trautuiaiiii. 'üv*.
Centralblalt
fttr
Bibliothekswesen.
YULL. Jahrgang. 1. u. 2. Heft. Januar-Februar 1891.
Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften
und zur Geschichte altdeutscher Litteratur und Kunst.
I.
Ein Verzeichniss altdeutscher Handschriften.
Verzoichiiiss altdeutscher llaiidschriftou von Heinrich Adelbert von Keller.
Herausgegeben von Eduard Sievers. Tübingen, 1890. Verlag der H.
Lauppscheu Buchhandlung.
So lange die sehnlichst erwünschte und dringend gebotene Neu-
bearbeitung von V. der Hagens und ßüschings Litterarischem Grund-
riss zur Geschichte der deutschen Poesie von der ältesten Zeit bis in
das sechzehnte Jahrhundert (Berlin 1812), dem bisher immer noch
einzigen Repertorium über den VoiTath altdeutscher Handschriften, auf
sich warten lässt, werden Bücher, wie das vorliegende, wie Bartsch's
höhere Ansprüche enttäuschende Beiträge zur Quellenkunde der alt-
deutschen Litteratur (Strassburg 1886) förderlich bleiben und mit
Dank aufzunehmen sein. Gegenwärtiges Verzeichniss voller Mängel
der Anlage und Seltsamkeiten der Ausführung kann gerecht be-
urtheilen nur, wer es in seinem engen Zusammenhange mit den übrigen
Leistungen seines Verfassers betrachtet: dem Mittelpunkt, um welchen
sich fast dessen gesammte wissenschaftliche Arbeit bewegt hat, steht
es am nächsten und bringt die Grundtendenz eines fleissigen Gelehrten-
lebens förmlich symbolisch zur Anschauung.
Adelbert von Keller hat während eines langen Daseins der
deutschen Philologie eine fruchtbare und nutzbringende Thätigkeit
gewidmet. Zwar zur Ausführung des stolzen Programmes, welches
1841 die Vorrede zu seiner *Romvart' seinen Bestrebungen vor-
zeichnete: „die Geschichte der germanischen und romanischen Poesie
im Mittelalter in ihren einzelnen Erscheinungen und ihrer Wechsel-
wirkung darzustellen", hat er nur kurze Zeit Versuche gemacht. Da-
hia darf man die reichhaltige und gelehrte Einleitung zu seiner Aus-
gabe des Romans des sept sages (Tübingen 1836) rechnen, welche
vm. 1. n. 2. 1
2 Zur Kenntuifls altdeutscher Handscliriften eU».
die Entwickelung und Verzweigung? dieser und verwandter Novellen-
sammlungen durch die AVeltlitteratur verfolgt, femer die Einleitung zu
seiner Ausgabe der deutschen poetischen Bearbeitung dieses Stoffes
aus dem 15. Jahrhundert, des Lebens Dyocletians von Hans dem Büheler
(Quedlinburg und Leipzig 1841). Hier wirken sichtlich die Anreg-
ungen seiner Lehrer nach: Moriz Happs und insbesondere Uhlands,
dem er später zusammen mit Holland in der Ausgabe seiner Schriften
zur Geschichte der Dichtung und Sage das schönste Denkmal errichtet
hat. Aber diese verheissungsvollen Ansätze zu einer universalen
Litteraturgeschichte gediehen nicht weiter: die Fortsetzung der Aus-
gabe der lateinischen Gesta Komanorum (l. Band: Text. Stuttgart
1842), fttr welche Anmerkungen und Abhandlungen geplant waren,
unterblieb, und der Schlussband seines italienischen Novellenschatzes,
welcher eine Untersuchung über die Quellen und Geschichte der Stoffe
geben und damit das Unternehmen eigentlich erst zum Ziel führen
sollte, ist nie erschienen
Keller beschränkte sich bald beinahe ganz auf Editionen mittel-
hochdeutscher und älterer neuhochdeutscher Werke. Man kann nicht
sag^n, dass (^r sich dabei jemals höhere Aufgaben gestellt hätte. Hinein-
reichend in die Zeiten des naiveren Betriebs unserer Wissenschaft be-
gnügte er sich sein Leben lang mit einem halbkritischen Eklekticismns,
der im Grunde sich wenig unterschied von jener primitiven Weise des
Abdrucks einer einzelnen Handschrift aus den vor - Lachmannischen
Tagen. Obwohl aller höheren Kritik aus dem Wege gehend, gestattete
er sich dann doch die Ueberlieferung in Bezug auf die Sprache nach
mehr oder minder berechtigten Vorurtheilen zu normalisiren. Die
grundlegenden Untersuchungen, welche ein Herausgeber zum Besten
seiner Arbeit anzustellen hat: über Metrik, Sprache, Stil seines Autors,
pflegte er sich zu sparen oder sie doch nur anzutippen. So erledigte
er dann oft nicht einmal die nächstliegenden Fragen: nach der Echt-
heit, Entstehungszeit, Heimath des edirten Textes, lieferte für die
Exegese selten mehr als zufällige und vereinzelte Beiträge und Hess
der feineren litterarhistorischen Charakteristik und Einordnung nicht
weniger denn Alles zu thun übrig.
Wenn er im Jahre 1836 seinen Abdruck des Romans des sept
sages vor den strengeren Anforderungen zu schützen suchte durch die
Entschuldigung, an eine kritische Ausgabe eines altfranzösischen Buches
sei so lange nicht zu denken, als man keine kritische französische
Grammatik besitze, und darauf hinwies, dass Lachmanns Nibelungen
und Wolfram vor Grimms deutscher Grammatik eine Unmöglichkeit
waren, so konnte man sich das gefallen lassen. Aber er ist dann,
als er den romanischen Studien mehr und mehr den Rücken wandte,
auch in seinen Publicationen deutscher Texte über diesen Standpunkt
wenig hinaus gekommen. Und hier lag doch Grimms Grundbuch, hier
lagen doch die Musterausgaben Lachmanns und seiner Nachfolger
längst vor!
von Konrad Burdach. 3
I
Dies Urtheil auszusprechen, scheint gerade heute nicht ttber-
flüs«ig, wo in der germanistischen Wissenschaft ttber die Aufgaben des
Herausgebers eine bedenkliche Uneinigkeit der Meinungen zu herr-
seben beginnt. Weite Kreise innerhalb der altdeutschen Philologie
stellen der Textkritik ein unsäglich niedriges Ziel: die linguistischen,
insbesondere die dialektologischen Interessen, drohen über die philo-
logischen Herr zu werden; die Entstellungen und Missverständnisse
jedes Schreibers geniessen als hochwichtige Zeugnisse der Sprach-
geschichte eine heilige Verehrung und Schonung; die zufälligen und
die bewussten Fehler der IJeberlieferung gelten mehr als die Worte
des Dichters; und mit dem Hochmuth des Goethischen Baccalaureus
wird als ein besonderer Fortschritt, als sittlicher Triumph, als so-
^nannte 'conservative Textbehandlung' gepriesen, was in Wahrheit
die Zersetzung der Grundlagen philologischer Methode, einen Verzicht
auf die Jahrhunderte alten Erfahrungen der Kritik bedeutet und wo-
durch man eigentlich nur stumpfsinnigen Buchstabencultus , den öden
Götzendienst des Urkundlichen, eigene Unkeuntniss und Beschränkt-
heit, mit einem Wort: die wissenschaftliche Ohnmacht auf den Schild
erhebt. Ohne das Normalisiren der Sprachformen könnte es Keller
als Herausgeber gegenwärtig sicher nicht an lebhaften Sympathien
fehlen; denn von gewisser Seite werden die übrigen Mängel seiner
Ausgaben vermuthlich gerade als Vorzüge empfunden.
Diese Mängel schliessen indessen nicht aus, dass seine Editionen
und zumal die, welche vom Stuttgarter Litterarischen Verein, den er
lange Zeit leitete, veröffentlicht wurden, und für welche die gegebene
Charakteristik besonders zutrifft, ungemein fordernd gewesen sind : vor
allem seine Ausgaben von Konrads v. Würzburg Trojanerkrieg, des Karl-
meinet, der Piaristeuhandschrift des Nibelungenliedes, des Marienlebens
Walthers von Rheinau; der Fastnachtsspiele des 15. Jahrhunderts, des
sogenannten Meister Altswert (nebst zwei Dichtungen Hermanns v.
Sachsenbeim) , der Erzählungen aus Altdeutschen Handschriften und
der Altdeutschen Gedichte, des deutschen Dekameron, der Trans-
lationen von Niclas von Wyle, Wilwolts von Schaumburg, des deut-
schen Heldenbuchs, des Hans Sachs, Jacob Ayrei*s, des Amadis, des
Pfitzerscben Faustbuchs, der Simplicianischen Schriften, der dramati-
schen Fragmente Uhlands. Keller gehörte zu den allen Wissenschaften
nnentbebrlichen , in den Zeiten des ersten Aufblühens einer Disciplin
höchst segensreichen Zuträgern des Materials. Hätte er es in weniger
roher Form herangeschafft, er würde nicht solche Massen der all-
gemeinen Benutzung haben zuführen können.
Wenn ich sage: „der allgemeinen Benutzung", so ist das freilich
nicht genau. Weitaus die meisten Kellerscheti Ausgaben sind nicht
in den Buchhandel gekommen, sondern in Privatdrucken, in Uni-
versitäts- und Gesellschaftsschriften erschienen. Auch ein Ueber-
bleibsel aus jener Zeit, da die Jünger der deutschen Philologie eine
kleine enge Gemeinde bildeten, sich wie eine Familie fühlten und
nach Freimaurerart das Publicum abwehrten, aus der Zeit, da der alte
4 Zur Kenntniss altdeutscher Haudsdirifteu etc.
Freiherr von Lassberg als Meister Sepp von Eppishüsen die Fach-
genossen theils belehrte theils neckte.
Der Dank aller billig l'rtheilenden wird Keller trotz alledem
für immer bleiben, auch noch dann, wenn einmal die von ihm edirten
Werke sämmtlich aufs neue besser und höheren Ansprüchen genügend
herausgegeben sein werden. Und die Geschichte der germanischen
Philologie wird ausserdem auch seiner Uebersetzungen freundlich ge-
denken, redender Denkmäler des universellen Geistes, der damals
unsere Wissenschaft beflügelte, und von dem man so gern einen Hauch
in unsere heutigen Jüngsten wünschte. Aber was Keller hervor-
gebracht hat als gewandter Uebersetzer des Cervantes (zusammen mit
Notter und Duttenhofer, Stuttgart 1839—1842, 2. Ausgabe 1850), ita-
lienischer Novellen (Leipzig 1851. 1852), altfranzösischer Sagen
(Tübingen 1839, 2. Auflage 1876), der problematischen bretonischen
Volkslieder Villemarques, die er für echt und alt hielt (zusammen mit
V. Seckendorff, Tübingen 1841), dreier Romaue der George Sand (Rose
und Blanche, Andreas, Valentin, Stuttgart 1836. 1837), der Dramen
Shakespeares (gemeinsam mit Moriz Rapp, Stuttgart 1843, 2. Ausgabe
1854), ausgewählter Erzählungen von Maria Edgeworth (Stuttgart
1840), der Gudrun (Stuttgart 1840), — es steht an Umfang und Werth
zurück hinter seinen Leistungen als Herausgeber. Diese bilden sein
eigentliches bleibendes Lebenswerk, woneben auch der lange gepflegte,
aber nicht vollendete schwäbische Sprachschatz in den Hintergrund
tritt, und das vorliegende Handschriftenverzeichniss kann man ge-
wissermassen als Rechenschaftsbericht darüber ansehen.
Schon frühe hatte Keller von seiner intimen Beschäftigung mit
altdeutschen Handschriften Nachricht gegeben: in seiner 4{omvart'
(Mannheim und Paris 1844), deren Ertrag aus florentinischeh , römi-
mischen und venetianischen Bibliotheken freilich in erster Reihe der
romanischen Philologie zu Gute ' kam. Dann machten Tübinger Uni-
versitätsprogramme bereits mehrere Nummern des nachgelassenen Ver-
zeichnisses altdeutscher Handschriften bekannt. Dieses selbst, das
Keller lange liebevoll vorbereitet hat, war im Sommer 1853 begonnen
worden und wurde der Hauptsache nach zu Anfang der sechziger
Jahre abgeschlossen. Seiner ganzen Anlage zufolge war es von
vornherein kein systematisches Inventar, sondern reihte ohne inneren
Plan Notizen aus verschiedenen Zeiten über Handschriften, die er je-
weilig zum Zwecke eigener oder unter seiner Redaktion erscheinender
Editionen benutzt hatte, an einander, lleberall bietet es nur die ur-
sprünglichen Aufzeichnungen: Zusätze und Nachträge sind später nicht
weiter hinzugefügt. Auf diese Weise ist nicht ein auf erschöpfende
Vollständigkeit ausgehender wissenschaftlicher Katalog zu Stande ge-
kommen, sondern eine Art Tagebuch eines Gelehrten über den wäh-
rend seines Lebens mit altdeutschen Handschriften gepflogenen Verkehr.
Für den Herausgeber des nicht bloss postumen, sondern auch
veralteten Werkes erwuchs so die missliche Pflicht, die litterarischen
Nachweise durch Ergänzungen und Berichtigungen dem augenblick-
von Konrad Burdacb. 5
liehen Stande der Wissenschaft näher zu bringen. Sievers, der für
Bartsch diese entsagungsvolle Aufgabe der Pietät tibemommen hat,
wird Keiner, der ermisst, was eine solche Last bedeuten will neben
dem dreifachen Beruf des akademischen Lehrers, des gelehrten Schrift-
stellers und des Mitglieds der Prfifungscomniission fflr das höhere
Lehramt, die Anerkennung verweigern, dass er die Brauchbarkeit des
Verzeichnisses nach besten Kräften erhöht hat. Die Beschreibung von
.Valentin HoUs Handschrift (S. 95 — 147), fast ein Drittel des ganzen
Buchs, rührt wie das Register von ihm her. Nur Billigung verdient
es, dass er diejenigen Nummern des Katalogs fortgelassen hat, deren
Text im Wortlaut bereits an zugänglicher Stelle in früheren Arbeiten
Kellers, besonders in den Fastnachtsspielen und im Meister Altswert,
vorlag, oder die von anderen Gelehrten inzwischen besser und genauer
beschrieben sind.
Von den 116 erwähnten Handschriften fallen die meisten nach
Tübingen (Universitätsbibliothek und Stiftsbibliothek), nämlich 25;
nach Darmstadt (Hofbibliothek) 16, nach Frankfurt a. M. (Stadtbiblio-
thek) 12, nach Stuttgart (Königliche öftentliche und Königliche Iland-
und Privatbibliothek) 1 1 , nach Karlsruhe (Hof bibliothek) 9 , nach
Wolfenbtittel (Herzogliche Bibliothek) und Weimar (Grossherzogliche
Bibliothek) je 5, nach Heidelberg (Universitätsbibliothek) 4, nach
Augsburg (Stadtbibliothek) 3, nach Mainz (Stadtbibliothek), Dresden
(Königliche Bibliothek), Luzern (Bürgerbibliothek) und München (Staats-
bibliothek) je 2, nach Basel (Universitätsbibliothek), Regensburg (König-
liche Kreisbibliothek), Hamburg (Stadtbibliothek), Würzburg (Universi-
tätsbibliothek), Rom (Casanatische Bibliothek), Oehringen (Stiftsbiblio-
thek), Nürnberg (Bibliothek des Germanischen Museums), Donaueschingen
(Fürstlich Fürstenbergische Bibliothek) je 1 , auf Privatbesitz (in Ulm,
Nürnberg, Zeil, Stuttgart, Eybach, Wertheim, Warthausen) 10.
Ein buntes Gemisch, gleichsam ein Ausschnitt aus dem Vorrath
deutscher Handschriften des 13. — 16. Jahrhunderts, und wie winzig
der hier verzeichnete Bruchtheil im Verhältniss zu den vorhandenen
Schätzen auch immer sei, doch in mancher Hinsicht lehrreich und von
typischer Bedeutung. Lehrreich allerdings vor allem nach der nega-
tiven Seite: er zeigt, was uns fehlt; er weckt aufs neue lebhafte
Wünsche nach dem , was ich in diesen Blättern bei anderer Gelegen-
heit verlangte (Centralbl. f. B. 1888. V. Jahrg., S. 129 ff.), nach ein-
dringenderer und umfassenderer Erforschung der Geschichte des deut-
schen Handschriftenwesens in ihrem Zusammenhange mit der Ent-
wickelung der deutschen Litteratur.
Indessen es wäre schlimm, wenn ein Buch wie Kellers Verzeich-
niss, so unvollkommen es sein mag, nicht auch zu positiven Beobach-
tungen anregte. Ein schön Ding die Sohnsucht in die Weite, nach hohen
Zielen, und das Entrollen ausgreifender wiss(»nschaftlicher Pläne , aber
nützlicher doch, kleine feste Schritte vorwärts auf schon gewonnenem
Boden, auf dem gesicherten Besitze zu machen. Ist Kellers Auswahl
auch viel zn sehr durch Zufall und Willkür hergesti>llt , als dass sie
6 Zur Kenntniss altdentsflior Uandschriften etc.
die Grundlage für methodiscli abschliessende, erschöpfende Untersuch-
ungen der einschlägigen Fragen liefern könnte, so fordert sie doch auf, .
allerlei principielle Erwägungen und allerlei einzelne Wahrnehmungen
daran anzuknüpfen.
Die erste Bemerkung allgemeinerer Natur, die sich aufdrängt,
betrifft das Alter der von Keller verzeichneten Handschriften. Da-
bei scheiden sechs von der Betrachtung aus als moderne Abschriften,
zwei als zusammenhangslose Bruchstücke verschiedener Handschriften
des 14. — 16. Jahrhunderts. Von den übrig bleibenden 108 Hand-
schriften gehören nicht weniger als 71 dem 15. Jahrhundert, nur 22
dem 13. und 14. Jahrhundert, 14 dem 16. Jahrhundei*t an.
Schon dies Verhältniss beruht nicht auf Zufall, sondern hat
typische Geltung : zu keiner Zeit sind in Deutschland so massenhaft
Handschriften deutscher Schriftwerke angefertigt worden als im 15.
Jahrhundert, der eigentlichen Blüthezeit des Handschriften- Hand eis,
und noch nach der Erfindung und dem allmählichen Emporkommen
des Buchdrucks dauert eine rege Schreiberthätigkeit fort.
Jetzt erst erreicht der Luxus der Handschriften seinen Höhe-
punkt, w^o Fürsten und Fürstinnen, der hohe Adel, reiche Bürger eine
Ehre darein setzen, kostbare mit prächtigen Bildern gesclimückte
Andachtsbücher zu besitzen. Schien doch Vielen damals noch die
neue Erfindung zu mangelhaft und unvollkommen, zu plebejisch und
die schriftliche Vervielfältigung das Zuverlässigere. Wer zumal, wie
der Freiherr Johannes Wemher von Zimmern der Aeltere noch an
der Neige des 15. Jahrhunderts nach so altmodischen Dingen wie des
Fleiers Meleranz und ähnlichen 'schönen buechern' Lust hatte (Barack,
Die Handschriften der Hofbibliothek zu Donaueschingen S. 75; Zim-
merische Chronik 1. Ausg. 1,405), dem konnte der Buchdruck, wel-
cher nur den in breiteren Schichten des Volks lebendigen litterari-
schen Erzeugnissen seine Flügel lieh, wenig helfen, dem musste in der
That das *neu inventum ein, schlechten Fortgang' zu nehmen scheinen,
der sah sich gezwungen, einen bereitwilligeren Schreiber, der leichter zu
commandiren war als ein Druckherr, in seinen Dienst zu stellen und
durch ihn seine Liberei nach Wunsch zu vermehren.
Mit dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts bricht die alte
Tradition zusammen: seitdem hat der Druck tiber die Handschrift ge-
siegt, und diese zieht sich immer mehr zurück, endgültig allerdings
erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Feld räumend.
Welche Rolle spielt handschriftliche üeberlieferung noch im 17.
Jahrhundert, bei deutschen Gelegenheitsgedichten, Gesellschafts- und
Volksliedern, Stammbüchern, Schauspielen, Predigten, Schwanksamm-
lungen! Aber selbst noch für das Bekanntwerden der Dichtungen
unserer Klassiker im vorigen Jahrhundert gilt das (ileiche: in den
näheren und weiteren Freundeskreisen Klopstocks, Wielands, Herders,
Goethes bleibt die schriftliche Verbreitung neuer Productionen durch-
aus im Schwange; (jedichte zumal werden, auch wenn sie schon ge-
druckt sind, in Abschriften gelesen, verliehen, vervielfältigt. Goethe
von Konrad Bnrdach. 7
redigirte bei Veranstaltung neuer Ausgaben seine Dichtungen nicht
immer direct nach den älteren Drucken, sondern auch, z. B. beim
Divan, nach daraus genommenen handschriftlichen Copien, und er war
Zeitlebens mit einer Kanzlei von Schreibern umgeben wie ein mittel-
alterlicher Fürst. Unsere Gross- und Urgrosseltern liebten es, sich
aus ihrer Lecttire handschriftliche Anthologien herzustellen, und die
Gewohnheit der Stammbücher ist noch nicht einmal heute ganz aus-
gestorben, wenn sie sich auch zu den Unmündigen geflüchtet hat.
Wichtiger als zu wissen, wie viel in den einzelnen Jahrhunderten
abgeschrieben wurde, ist es, zu erfahren, was in den verschiedenen
Zeiten Vervielfältigung erlebte. Und zwar müsste man dabei genau
womöglich die einzelnen Generationen, ja die Jahrzehnte einerseits und
die einzelnen Landschaften anderseits von einander sondern. Aus
Kellers Katalog sind hierfür natürlich irgendwelche Folgerungen nicht
zu ziehen, aber er reizt immerhin dazu, ein Programm künftiger Unter-
suchung und eine Reihe einzelner Beobachtungen daran anzulehnen.
Wenn z. B. die Durchsicht der Zusammenstellung Kellers er-
giebt, dass Werke aus dem Kreise des mittelhochdeutschen höfischen
Epos überwiegend nur in Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts,
nicht aber des 15. Jahrhundert« vorliegen, nämlich Veldekes Eneide
(Nr. 107), Wimts Wigalois (Nr. 13), Rudolfs v. Ems Weltchronik
(Nr. 89), Ulrichs von Eschenbach Alexander (Nr. 82), das Gedicht
über Herzog Wilhelm von Oesterreich des Johannes von Würzburg
(Nr. 41), so stimmt dies Verhältniss — abgesehen von dem zuletzt
genannten Werke — zu dem, was wir nach unserer Kenntniss über
den Gang des litterarischen Geschmacks erwarten dürfen, und auch zu
der Art, wie sich die sonstige bekannte handschriftliche Ueberlieferung
dieser Gedichte auf die einzelnen Jahrhunderte vertheilt. Es stimmt
auch gut zu der Wahrnehmung, dass in die Mitte etwa des 14. Jahr-
hunderts eine scharfe Grenze zweier litterarischer Epochen fällt und
um 1350 das Zeitalter der mittelhochdeutschen Dichtung, der mittel-
alterlichen Cultur abgelaufen ist.
Allein Werth erhielte diese Bemerkung erst, wenn eine um-
fassende Statistik aus dem gesammten Material altdeutscher Codices
auch für alle anderen Gedichte der mittelhochdeutschen Blüthezeit die
gleiche Untersuchung anstellte. Dabei würde sich bald zeigen, dass
keineswegs alle Werke der mittelhochdeutschen Litteratur zu der an-
gegebenen Zeit den Grad der Lebensfähigkeit eingebüsst haben, wel-
cher neue Abschriften hervoiTuft. Wohl aber würde sich vielleicht
ergeben, dass alle diejenigen in der That an jenem grossen Wende-
punkt in das Dunkel der Vergessenheit sinken, die aus dem eigent-
lichen Kern der mittelalterlichen weltlichen Bildung emporgewachsen
sind und dabei dem Wandel der Weltanschauung entsprechenden Meta-
morphosen unzugänglich bleiben. Es Hesse sich, glaub' ich, recht
wohl den Gründen nachgehen, warum dieses Gedicht länger, jenes
kürzer in neuen Handschriften verbreitet wurde.
8 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
■
Die Aufgabe, die mir vor Augen steht und die lockend genug
ist, wäre: das Nachleben der mittelhochdeutschen Poesie
darzustellen, soweit es sich in der Anfertigung neuer Handschriften
der alten Werke beweist Die folgenden Betrachtungen wollen nur
als die eraten Ansätze, als methodische Beispiele dieser noch nicht
einmal angebrochenen Untersuchung gelten und bedtirfen nachsich-
tigster Beurtheilung gar sehr.
IL
Das Nachleben der mittelhochdeutschen Didaktik.
L ReformatLonsseit und Mittelalter.
Am längsten sind gelesen und aufs neue abgeschrieben worden
die didaktischen Gedichte der mittelhochdeutschen Zeit. Ja man kann
von einer Wiedergeburt der mittelhochdeutschen Lehr-
dichtung seit der Mitte des 14. Jahrhunderts reden. Freilich be-
deutet diese Wiedergeburt den Tod des poetischen Elements; denn
sie erfolgte im Geiste der Mystik, des Hanges nach Eindringen in die
göttliche Weisheit, der damals die Schranken zwischen Laien und
Priesterthum aufzuheben trachtete, im Geiste des unbegrenzten Strebens
nach Vertiefung und Verinnerlichung der christlichen Lehre, nach
Ausdehnung von Wissen und Bildung über die Laienkreise, kurz dem
Zuge folgend nach religiös - sittlichem Wiederaufbau, der durch das
Zeitalter der Reformation, d. h. die Zeit von 1350 bis 1600, hin-
durchgeht.
Dem Mittelalter hatte es keineswegs an Freiheit gefehlt. Im
Gegentheil: in ihm erschienen die Kräfte der einzelnen Stände und
Menschen gegen einander zu fortwährendem Kampfe entfesselt. Es
war äusserlich ein Chaos. Aber unveiTückbar , unbeweglich war die
Grundlage dieses brandenden Meeres: die sittlich-religiöse Weltanschau-
ung und die geistige Bildung. Beide hatte die Kirche geschaffen,
beide die Kirche behütet. Wohl war in Deutschland seit der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts ein heftiger Kampf geführt worden zwi-
schen geistlicher und laienhafter Cultur, aber mit Ablauf des 13. Jahr-
hunderts, d. h. hart vor dem Ende des Mittelalters, war die Kirche
Siegerin geblieben, und die 8elbstän<lige weltliche Bildung, wie sie sich
seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrliunderts in der mittelhochdeut-
schen Poesie nach dem Vorbilde Frankreichs und auf (jrund wieder
erstarkter nationaler Ueberlieferungen entfaltet hatte, zertrümmert.
Nun suchen die Besiegten, die Waffen, mit denen sie geschlagen
wurden, sich selbst anzueignen. Es handelt sich jetzt nicht mehr wie
im Mittelalter darum, ob neben und unabhängig von der auf kirch-
licher Grundlage ruhenden Cultur eine selbständige andere Platz linden
könne, sondern nur um den Antheil an jener, in ihrer alleinigen Be-
rechtigung anerkannten. Die Epoche von 1350 bis 1600 — oder
man könnte an den Augsbnrgor Religionsfrieden anknüpfend auch
von Ronrad Burdach. 9
sagen: 1555 — erfHllt das Ringen um den Besitz der in ihrem Wesen
und in ilirer Allgemeingültigkeit nicht mehr angefochtenen Cultur. Um
den Besitz in jedem Sinne des Worts: den geistigen, den Besitz der
religiösen Bildung, und den materiellen, den Besitz wirthschaftl icher
und politischer Macht. Die eine Seite stellt sich in jenen grossen
Bestrebungen dar, die in Luthers Reformation ihren Höhepunkt finden,
die andere in der socialen Bewegung, die in den Bauernkriegen ihre
Spitze hat. Gemeinsam ist beiden der Kampf gegen die Vorrechte einer
kleinen über den grösseren Theil der Nation erhobenen besitzenden Klasse.
Die Reformation reisst die Scheidewand zwischen Clerus und
Gemeinde nieder, eröfinet dadurch dem gesammten Laienstande den
Zutritt zu der kirchlichen Cultur und führt zugleich deren innere
Reinigung und Umgestaltung herbei: in dem Augenblick, wo die
Nation in ihrer Totalität Trägerin der religiösen Bildung wird, übt sie
von selbst das Aufsichtsrecht über deren Institutionen, und so muss
ganz natürlich bei der Verkirchlichung des ganzen Laienthums Hierarcliie
und Mönchswesen sich auflösen. Die aufstrebenden Bürger, Bauern
und Reichsritter strecken nach den Früchten die Hand aus, welche
bisher Fürsten, hohem Adel, Clerus reservirt gewesen waren.
Diese Zeit gräbt gleichsam nur nach den Wurzeln der mensch-
lichen Existenz. Es ist, als arbeite sie in all ihrem heissen Bemühen
nur auf das Eine bin: tiefer Athem zu holen, sich fester auf die
Füsse zu stellen. Das Charakteristische an den Menschen dieser Jahr-
hunderte, was uns aus den gleichzeitigen Portraits ehrfurchtheischend,
beinahe drohend anschaut, ist ihre Wucht.
Einer solchen Zeit musste es versagt sein, in der Welt des
poetischen Denkens schöpferisch zu werden. Die Poesie wird damals
in Deutschland nicht als eine ideale selbstilndige Macht empfunden,
sondern nur als Schmuck, als Hilfsmittel des Daseins; sie gebietet
nicht über Sitte und Sittlichkeit, über die äusseren Lebensgewohnheiten,
indem sie ein bestimmtes Programm weltlicher Tüchtigkeit vertritt,
wie auf der Höhe des Mittelalters, im 13. Jahrhundert; sie dient durch-
aus entweder der religiösen Pädagogik oder naiv behaglichem Lebens-
genuss. Wohl zeigt bereits der Humanismus die Forderung der Renais-
sance, d. h. der Wiedergeburt der antiken Cultur und Weitanschauung,
und damit ein neues sittliches Ideal, das vom christlichen unabhängig
ist. Aber erst das 17. Jahrhundert sah die Anfange der Erfüllung:
die Keime einer weltlichen Bildung ausserhalb des Schattens der
Kirche, einer aus der Vormundschaft der Theologie erlösten Wissen-
schaft. Im Zeitalter der Reformation erhebt sich wohl das Individuum,
aber es rüttelt nicht an dem religiösen Fundament des Lebens: in die
Stelle der kirchlichen Tradition sucht man die Bibel, die Oftenbarung
zu setzen; Cultus und Verfassung der Kirche werden von ihren späteren
Anwüchsen befreit, allein weiter geht man nicht, und der Charakter
der gesammten "Bildung, wenn man von der Verwandlung de:^ Rechts
und dem Aufkommen des modernen Beamten- und Richterstandes ab-
j^ieht, bleibt trotz den Humanisten überwiegend ein religiöser.
10 Zur Keniitniss altdoutscluT Ilandsclirifteii etc.
Die Litteratur dieses Zeitraums, dem es wahrlich nicht an schöpfe-
rischen Geistern fehlt ist innerlich sehr wenig productiv, aber sie zeigt
nach aussen ungeheuere Ausdehnung. Sie will auf die Massen wirken
und kann es nur durch Masaenerzeugung.
Seit dem Ende des 14. Jalirhunderts lässt sich beobachten, wie
die Herstellung deutscher Handschriften ganz enorm zunimmt. Die
Brüder vom gemeinen Leben entfalten eine rege Schreiberthätigkeit,
besonders im westlichen Niederdeutschland, und verbreiten fromme
Schriften in der Landessprache gewerbsmässig (s. Wattenbach, Schrift-
wesen •^, S. 382 ff.). Nicht viel später, gegen die Mitte des 15. Jahr-
hunderts gewinnt unter der Einwirkung der kirchlichen Reformbeweg-
ung auch in manchen Klöstern die Handschriftenanfertigung einen neuen
Aufschwung (s. Wattenbach, Schriftwesen -^ S. 378; Wackernagel, Ge-
schichte der deutschen Litteratur - 1, 42(> f.). Voran stehen die oberdeut-
schen Klöster, aber auch in Mitteldeutschland, in Thtlringen wenigstens,
scheint man nicht zurückgeblieben zu sein: Abt Gerung des Bene-
dictinerklosters Paulinzelle vermehrt 1441 die Büchersammlung des
Klostei-s durch Ankauf von deutschen Uebersetzungen der Apokalypse
und der Cantica, und es ist immerhin möglich, dass die Paulinzeller
Rennerhandschrift des 14. Jahrhunderts zwar nicht doi*t entstanden,
aber damals für die dortige Klosterbibliothek erworben ist (Ehrismann
(iermania 32, 97 f.). Besondere Rührigkeit in litterarischen Dingen
zeigten die Kreise des deutschen Ritterordens, dessen Blüthe in die
zweite Hälfte des 14. und den Anfang des 15. Jahrhunderts föllt: durch
Ankauf und Vervielftiltigung von Handschriften älterer und gleich-
zeitiger erbaulicher Litteraturwerke , durch Anfertigung deutscher
Uebersetzungen und Paraphrasen der biblischen Schriften, durch selb-
ständige poetische Schöpfungen religiöser Richtung haben sie auf einem
grossen Gebiet der Dichtung eine Art führender Stellung eingenommen
(Steffenhagen, Zeitschrift für deutsches Alterthum 13, 501 ff.; Goedeke,
Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung 2 S. 260 ff.). Und
endlich kommt jetzt auch der Stand gewerbsmässiger Laienschreiber
empor und gewinnt je länger je mehr an Umfang und Einfluss.
In dieser bedeutenden Vermehrung und wachsenden Verbreitung
der geistlichen Litteratur, für die besonders die Zunahme der Bibel-
verdeutschungen und der Predigt in der Landessprache charakteristisch
ist, kann man ganz deutlich zweierlei als treibenden Factor unter-
scheiden: die Steigerung der geistigen Interessen der Klöster, eine
Folge der kirchlichen Reformbewegung, und die Ausdehnung und Ver-
tiefung des religiösen Bedürfnisses in den Kreisen der Laien, zumal der
Frauen. Beides verschlingt sich in seinen Wirkungen mit einander und
dient dem (Jrundtricbo der Epoche: der Durchdringung der ganzen
Nation mit religiöser Bildung.
Wie viel blieb damals nun noch brauchbar von der alten didak-
tischen Litteratur «les 13. Jahrliunderts? Wie viel aus der Lebens-
weisheit und Sittenlehre jener Zeit, die für die Moral ihren Massstab
nicht ausschliesslich in den Voivchritlten der christlichen Religion,
von Konrad Burdach. 11
sondern in den Anschauungen einer geschlossenen Gesellschaft, in den
Idealen einer weltlichen, der ritterlich-höfischen Cultur gesucht hatte,
rettete sich hinüber in die Jahrhunderte des Kampfes um die Religion V
Bei der Beantwortung dieser Frage wird auch auf das Problem Licht
fallen: wie verhält sich die Sittlichkeit der Reformationszeit, wo auch die
Laien das innerlichste Verhültniss zur Religion gewannen, zu der
Sittlichkeit des ausgehenden Mittelalters, in dem die weltlichen Kreise
sich mit der Kirche auf bequemere Weise abfanden.
2. Die illustrirten Handschriften des Welschen Qastes.
Der Bilderkreis zum Wälschen Gaste des Thomasin von Zerclaere nach den
vorhandenen Handschriften untersucht und beschrieben von Adolf von
0 e c h e 1 h äu 8 e r. Mit 8 Tafeln. Heidelberg, Verlag von Gustav Koester.
1 890.
Der Welsche Gast des Thomasin von Zirclaria, der von Gervinus
und W. Grimm so verschieden beurtheilt und zuletzt von Scherer in
seiner Litteraturgeschichte freundlich und gerechter gewtirdigt worden
ist, wendet sich, ein Lehrbuch ritterlicher Moral, durchaus an höfische
Kreise. Indess der italienische Domherr wurzelt im Grunde doch in
der kirchlichen Weltanschauung: er pactirt nur mit der Bildung und
Sitte der vornehmen Laienwelt; er tolerirt deren Ideale, wie sie die
höfische Romandichtung aufstellte, aber entscheidend bleiben ihm doch
die christlichen Lehrsätze, die Principien einer religiös gefärbten Cultur.
So erklärt es sich, dass sein Gedicht noch im 15. Jahrhundert leben-
diges Interesse erregte und zahlreiche Leser fand, lieber dies Fort-
leben in der handschriftlichen Ueberlieferung hat nun von einer neuen
Seite Licht verbreitet v. Oechelhäusers Schrift, die zu gltlcklicher Vor-
bedeutung Karl Zangemeister gewidmet ist, dessen Initiative und An-
regung die germanistische Wissenschaft bereits mehrere för sie hoch-
wichtige Publicationen dankt.
Die meisten Handschriften des Welschen Gastes sind durch Bilder
geschmtickt, welchen allen ein Cyclus von Gemälden zu Grunde liegt,
der in unveränderlicher Reihenfolge und Anordnung eine bestimmte
Auswahl derselben Stellen des Gedichts illustrirt. Ursprung und Ge-
schichte dieser Illustrationen zu ermitteln und sie selbst eingehend zu
charakterisiren, stellt sich v. Oechelhäuser zur Aufgabe. Seine Unter-
suchungen gewähren, wie es in der Natur der Sache liegt, zugleich
wichtige Aufschltisse über die (^hronologie und das Textverhältniss
der Handschriften, und es thut weder der Sicherheit noch der Bedeu-
tung seiner Ergebnisse den mindesten Eintrag, dass er kein ganz voll-
ständiges Material benutzt hat, also die Angabe auf dem Titel „nach
den vorhandenen Handschriften" nicht völlig der Wirklichkeit ent-
spricht.
Mir sind 18 Handschriften des Welschen Gastes bekannt, von denen
V. Oechelhäuser nur 14 erwähnt. Davon fallen bloss 8 ins 13. Jahr-
hundert, 5 ins 14. Jahrhundert, 10 ins 15. Jahrhundert und von diesen
12 Zur Kenntniss altdeutsclier IJand Schriften etc.
2 in die zweite Hälfte desselben, 1 ins Iß. Jahrhundert. Dabei ist
mit berücksichtip:t die nur in dem Bücherverzeichniss der K()nip:8berser
Bibliothek des deutschen Ordens von 1434 genannte (Zeitschrift fiir
deutsches Alterthum 13, 570), nicht aber die AnkUndip:unß: des »Schul-
meisters und Handschriftenhändlers Diepold Lauber in llap^enau aus
den vierzijrer Jahren des 15. Jahrhunderts, der Handschriften des
Welschen (Jastes auf Lager ftthrte (Zeitschrift für deutsches Alter-
thum 3, 191).
In der folf^enden Aufzählung g:che ich von dem H. Rückert be-
kannten Bestände aus. Rückert hatte in seiner Ausgabe, die leider
noch immer die einzige ist, zwölf Handschriften benutzt. Dazu kommt
13. die Büdinger Handschrift aus der zweiten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts ((^recelius, Zeitschrift für deutsches Alterthurii 10, 287), im
Besitz seiner Durchlaucht des Fürsten zu Ysenburg auf dem Schloss
zu Büdingen, eine Bilderhandschrift. Sie ist v Oechelhäusers Auf-
merksamkeit entgangen, vermuthlich weil er vei'säumt hat, auch hier-
über seinen germanistischen Berather (Wilhelm Braune) zu befragen,
der höchst werth volle Bemerkungen über den Dialekt der Handschriften
beigesteuert hat. Das Unglück ist aber nicht gross: der Codex ist
nur fragmentarisch auf uns gekommen, und zu den erhaltenen Bnich-
stücken gehören nur drei Bilder, die Nr. 21. 34. 36 boi v. Oechel-
häuser entsprechen. Leider fehlt gerade das Stück, in welches das
für die Datirung so bedeutsame Bild fällt, das v. Oechelhäuser als
Nr. 35 zählt. 14. Fragment einer Pesther Handschrift der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts (Rieh. M. Werner, Zeitschrift für deutsches
Alterthum 26, 151 ft*.)? gleichfalls von v. Oechelhäuser nicht erwähnt.
15. Die sogenannte Hamiltonhandschrift, aus der Sammlung des Herzogs
von Hamilton, von 1882 bis 1888 im Kupferstichkabinet des Königl.
Museums zu Berlin, dann nach England verkauft, bei v. Oechelhäuser
Nr. V (S. 9 ff.). V. Oechelhäuser irrt übrigens, wenn er S. 10 behauptet,
dieses Manuscript sei bisher noch nicht näher beschrieben. Es ist ge-
schehen durch Steinmeyer (Zeitschrift für deutsches Alterthum 27, 384f.).
Nur freilich widerspncht sich v. Oechelhäusers und Steinmeyers Be-
schreibung in einigen Punkten. Nach Steinmeyer ist die Handschrift
von mehreren Händen, nach v. Oechelhäuser „anscheinend von derselben
Hand"; nach Steinmeyer giebt sie die Inhaltsangabe bis zum vierten
Buch, nach v. Oechelhäuser fehlt diese ganz; nach Steinmeyer zeigt
die Handschrift „manche Auslassungen", nach v. Oechelhäuser „enthält
sie den vollständigen Text des Gedichts (ohne Vorrede)". Bedauer-
lich, dass eine Lösung dieser Widersprüche jetzt, wo dies Kleinod an
England verloren ist, sich schwer oder gar nicht herbeiführen lassen
wird. 16. Fragment einer zweiten Wolfenbüttler Handschrift des
34. Jahrhunderts (v. Heinemann, Zeitschrift für deutsches Alterthum
12, 106 ff.), bei v. Oechelhäuser nicht angeführt. 17. Karlsruher Hand-
schrift des 15. Jahrhunderts, bisher noch nicht beachtet, in Kellers
Verzeichniss als Nr. 9 beschrieben , bei v. Oechelhäuser S. 1 und 73
Anm. genannt. Auch dies ist eine Bilderhand.schrift : es ist im Text
von Konrad Burdach. 13
Ranm gelassen für Illustrationen, die nicht ausgeführt worden sind.
18. Königsberger verlorene Handschrift. Ausserdem die von Diepold
Lauber vertriebenen Handschriften, i)
Die ülustrirten Handschriften überwiegen, und wir können nichts
besseres thun, wollen wir von dem Nachleben des Werkes eine deut-
liche Vorstellung erhalten, als von den sorgfältigen Untersuchungen
V. Oechelhäusers ausgehen.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich die Entstehungszeit der
Originalhandschrift (0), welche für alle übrigen Codices picturati die
Grundlage gebildet hat, bestimmen. Das 35. Bild erläutert die Verse
2123. 2124 des Gedichts, indem es einen Herrn mit gekreuzten Füssen,
der typischen Stellung ftlr den rechtsprechenden Richter, auf einem
Polstersitz thronend darstellt, wie er sich zu einer tiefer hockenden
sehreibenden Person wendet. Diese — «Der Schephe" — notirt
auf ein vorgehaltenes Blatt die Jahreszahl und sie ist in den einzelnen
Handschriften vei-schieden. Es bietet nämlich auf dem Schriftzettel
des Bildes die Gothaische Handschrift (von 1340): Anno domini 1240,
die Erbacher Handschrift (zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts) und
Hamiltonhandschrift (Wende des 14. und 15. Jahrhunderts): 1248, Cod.
palat. german. 333 (14. Jahrhundert): 1300, die Stuttgarter Handschrift
(von 1359): 1359, die Ulmer und Wolfenbüttler Handschrift (beide
15. Jahrhundert) : 1408. Die Daten des Schriftzettels geben also nicht
die Entstehungszeit der einzelnen Handschriften selbst, sondern weisen
auf die zu Grunde liegenden V^orlagen zurück.
So gewinnen wir ausser dem Original des Bildercyclus (0) noch
fanf Tochterhandschriften von 1240, 1248, 1300, 1359, 1408, aus
denen die erhaltenen Handschriften abgeleitet sind. Leider ist die
Lesung der Jahreszahl gerade auf der ältesten Handschrift (A),
Cod. pal. germ. 389 (Ende des 13. Jahrhunderts), nicht sicher,
wenigstens im Zehner (v. Oechelhäuser S. 78 Anmerkg.): deutlich
ist nur 12.6. Da Thomasin sein Gedicht 1215/16 vollendet
hat (vgl. V. 11717. 12278), so blieben streng genommen für die
Vorlage von A zur Auswahl die Daten 1216, 1226, 1236, 1246
u. 8. w. bis 1296. Indess da A in jeder Beziehung den ursprüng-
lichsten Text und die urspi-ünglichsten Zeichnungen bewahrt, so muss
ihre Vorlage auch älter gewesen sein als die Vorlagen aller übrigen
Handschriften, d. h. älter als 1240 (das Datum des Schriftzettels der
Gothaisphen Handschrift). Dadurch beschränkt sich der Spielraum für
die Entstehung der Vortage von A auf 1216, 1226, 1236. Vielleicht
dass weitere Prüfung der Handsclirift doch noch eine dieser drei
Zahlen als gesichert herausbringt, v. Oechelhäuser nimmt 1216 an
als «kaum anders lesbar" und verlegt somit die Vorlage von A in
1) Eine Handschrift des (Jcdichts bosass auch 1462 der Bayer Püterich
von Reicherzhausen (Ehrenbrief 104, 1, Zeitsclir. f. d. Alt. 0, 50) und gleich-
zeitig oder etwas früher Elisabeth von Volkenstorf in Oesterreich (Germania
4, 189 f.). Es ist nicht ausgeschlossen, dass eins der erhaltenen Manuscripte
aas ihren Bibliotheken stammt.
14 Zur KcMiiitniss alt<lciitselicr llandschriftou etc.
die Zeit des Originals des Bildercyelus (0) und dieses zugleich in die
Zeit der ersten Original handschrit't des Gedichts. Das inuss ich als
zweifelhaft bezeichnen. Gewi>8 ist hingegen, dass wir das Original
des Bildercyelus möglichst weit vor die Mitte des 13. Jahrhunderts
hinaufzurücken ein Recht besitzen. Sämmtliche Handschriften sind in
der Periode des gothischen Haustils entstanden, behalten aber gleich-
wohl in den auf ihren Bildern dargestellten Architekturen den roma-
nischen Stil bei. Das ist nur begreiflich , wenn das Original noch
während der Herrschaft des romanischen Stils, d. h. vor der Mitte des
13. Jahrhunderts vollendet wurde.
Wackernagel behauptete in seiner Litteraturgeschichte (2. Aufl.
S. 134, Aniii. 35), die Bilder seien „offenbar schon von dem Verfasser
angeordnet," aber bewiesen hat er das in dem Aufsatz (Zeitschriflt f.
d. Alterthum 0, 21)2), auf welchen er sich beruft, durchaus nicht. Ob
die erste Originalhandschrift des Gedichts schon den Bildercyelus (0)
enthielt, schon illustrirt war, können wir vorläufig nicht entscheiden.
Ich persönlich möchte es bejahen. Auf alle Fälle jedoch haben wir
hier ein Illustrationswerk vor uns aus der besten mittelhochdeutschen
Zeit, vielleicht gleichzeitig mit des Dichters Schöpfung oder höchstens
ein paar Jahrzehnte jünger. Und wir müssen ihm so viel als mög-
lich für die Erkenntniss der Wirkung des Gedichts und seines Publi-
cums abgewinnen.
Nach V. OecheHiänser bewahrt A den ursprünglichen Charakter
des Bildercvclus am treuesten: der Text ist darin in einer Columne
geschrieben und von anspruchslosen Randzeichnungen begleitet. Alle
übrigen Manuscripte geben zwei Columnen und die Bilder mitten im
Text an ausgesparten Stellen. Die Anordnung der Bilder am Rande
führte, wie v. Oechelhäuser S. 31 bemerkt (zu Nr. 35), im Original ge-
legentlich Mangel an Raum herbei und wirkte dadurch auf die Stel-
lung der Figuren ein. Die Copisten haben das dann, ohne das ihre
Columnenbilder dazu Grund gaben, beibehalten.
Der Künstler des Bildercvclus hat eine erkennbare Individualität.
Das zeigt die Auswahl der Scenen für seine Illustrationen: er ver-
meidet religiöse Vorwürfe, liebt es hingegen, Kampf- und Jagdscenen
anzubringen; er benutzt, wie der Dichter selbst, jede Gelegenheit,
seine Kenntnisse in der Geschichte und Philosophie des Alterthums
zur Schau zu stellen, und ist rasch mit Figuren und Vorgängen, wie
Helena und Andromache, Caesars Ermordung, Ilektors Schleifung durch
Achill, bei der Hand. Und das zeigt nicht minder sein Stil: er
schliesst sich nicht an die mittelalterliche Tradition der geistlichen
Malerei an, z. B. sind auf den llustrationen zum Gericht Gottes (Nr.
88), zur Gnade Gottes (Nr. 89) weder Gott noch Christus in dem her-
gebrachten Typus dargestellt, und auf der ersteren ist neu die durch
den Text veranlasste Personification der Schuld und das Fehlen des
Erzengels Michael als Strafvollziehers.
Alles dies bestimmt v. Oechelhäuser, den Künstler in ^den ge-
bildeten Laienkreisen" zu suchen (S. 79). Allein vorsichtiger scheint
von Kourad Burdach. 15
es mir, nur zu sagen, dass er der Laienbildang zagänglich, von ihr
berührt und nicht beherrscht war von den Vorstellungen der rein geist-
lichen Cnltur. Das ist die Hauptsache. Denn zu den allerwichtigsten
Aufgaben für das Gesaranitverständniss des deutschen Mittelalters
gehört es, genauer festzustellen, wann und wie in Deutschland neben
der kirchlichen eine specifisoh laienhafte Oiiltur aufsteigt, wie sie An-
fangs von jener abhängig, dann immer freier und freier wird und auf
kurze Zeit sogar im 13. Jahrhundert das Ueberge wicht erlangt. Kunst-
geschichte, Litte ratnrgeschichte, Rechtsgeschichte, Geschichte der Philo-
sophie und Sittengeschichte müssen hier gemeinsam Hand in Hand
arbeiten. Im vorliegenden Fall sehe ich keinen Grund, den Künstler
der l^ilder in andern Lebensverhältnissen zu suchen als den Dichter.
Thomasin stammte aus dem welschen edlen Geschlecht der 0er-
chiari in Friaul, war Domherr in Aquileja , Dienstmann des Patri-
archen Wolfger von Aquileja, des früheren Bischofs von Passau. Dieser
ist nun aber ein Typus der weltlicher Bildung geneigten Prälaten aus
dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Als Staatsmann geschickt und viel-
fach in wichtigen Missionen thätig, bei drei deutschen Königen wie
bei zwei Päbsten gleich angesehen, Theilnehmer an dem Krenzzug von
1197 — 98 und einer der Mitbegründer des deutschen Ritterordens in
Palästina, der Fi*eund und Vertraute der Babenberger, bewährt er sich
äberall als eine echte Persönlichkeit der Vermittlung, der Ausgleich-
ung der Gegenstätze in dem grossen Ringen zwischen kaiserlicher und
päbstlicher Macht, immer aber trotz gelegentlicher halb freiwilliger,
halb erzwungener Annäherung an die Politik der Curie als ein treuer
und entschiedener Anhänger der Reichsidee. Man konnte Wolfger
darnach schon Sympathien auch für weltliche Poesie zutrauen. Sie
sind zur Gewissheit erhoben, seitdem wir ihn aus seinen Reiserechnungen
(herausgegeben von J. V. Zingerle , Heilbronn 1877) als freigebigen
6<)nner Walthers von der Vogelweide und anderer fahrender Dichter
kennen. In Italien wie in Oesterreich, seinen häufigsten Aufenthalts-
orten, erscheint er geradezu umringt von gehrenden Sängern und
Künstlern. Der Reichslegat für Italien, der Vertrauensmann des Pabstes
und des Kaisers beschenkt italienische Sängerinnen und deutsche
Gaukler, ja auch * Lotterpfaffen', d. h. vagirende Kleriker (a. a. 0.
8. 21), diese Träger einer halb antikheidnischen Lebensanschauung
voll weltlichster Genussfreude. Historiker des 14. und 15. Jahrhunderts,
die aus Passauer Traditionen schöpfen mögen, rühmen Wolfgers wissen-
schaftliche Bildung und Beredsamkeit : sein Zeitgenosse Eilbert v. Bremen,
ein kaisertreuer Cleriker der höheren Weihen, widmete ihm seinen in
Hexametern verfassten Ordo judiciarius, einen Abriss der Gerichts-
ordnung auf Grund des Decretum Gratiani, und stellte ihm in der Vor-
rede die endgültige Redaktion und formale Verbesserung der Arbeit
anheim, verehrte ihn also als eine canonistische Autorität wie als
Meister des lateinischen Stils (Siegel, Sitzungsberichte der Wiener
Akademie 1867, Bd. 55, 531 ff.; Kalkoff, Wolfger von Passau. Weimar
1882, a 27 f.).
16 i^ur Ki'iintniss altdeutscher Handschriften etc.
In dem Kreise Wolfgers wurzelt auch Tliomasins Werk, dessen
Polemik gegen Waltbers Pabstsprüelie ihn nicht abhält, seine übrigen
Gedichte zu bewundern. Es kann leicht irreführen, wenn Scherer in
seiner Litteraturgeschichte den Abschnitt über Walther mit der Anti-
these beginnt: „Ein reisender Bischof schenkte am 12. November 1203
in Zeissehuauer an der Donau dem Sänger Walther von der Vogel-
weide eine Summe (Jeldes zur Anschaffung eines Pelzrockes. Ein
italienischer Domherr, der sich in deutscher Poesie versuchte. Tho-
masin von Zirclaria, stellte im Jahre 1215 denselben Walther als einen
Volks Verführer hin, der mit einem seiner Gedichte Tausende bethört
und ungehorsam gegen (Jottes und des Pabstes Gebot gemacht habe*
(S. 197). Thomasin gehörte keinesfalls zu der streng hierarchischen,
aller weltlichen Cultur und Macht schlechthin feindlichen Partei; in
seinem Gedicht lebt nicht der finstere harte Geist weltflüchtiger Askese,
des herrschsüchtigen Zelotismus. Mochte die Hitze und Leidenschaft
der Kampfesweise Walthers ihm gefährlich scheinen, so brauchte er
darum noch nicht auf der eigentlichen Gegenseite zu stehen. Aach
ein Mann von so zweifellos reichstreuer Gesinnung wie Wolfger konnte
unmöglich den Ton des zornigen Dichters gutheissen. Man darf nicht
die Verschiedenheit der Lebensstellung ausser Acht lassen: W^olfger,
Walther, Thomasin konnten dem Pabst gegenüber nicht dieselbe Frei-
heit der Kritik in Anspruch nehmen, aber alle drei zählten zu dem
Kreise überlegener Geister, die den Frieden in dem gewaltigen Streit
zwischen Kirche und Welt, Hierarchie und Kaiserthum, Askese und
Freude des Lebens nicht im Sinne der Extremen einer der beiden
Parteien und am wenigsten im Sinne des Clericalismus herbeigeführt
wünschten. In diesem Kreise dürfen wir auch den Schöpfer des
Bildercyclus zum welschen Gast suchen, der meiner Ansicht nach ein
Geistlicher war. Es kann übrigens auch seine deutsche Herkunft nicht
als sicher bezeichnet werden. Mindestens muss man die Frage er-
heben, ob nicht Einflüsse der italienischen Miniaturmalerei auf ihn ge-
wirkt haben. Aber er kann auch selbst wie Thomasin ein Welscher
gewesen sein.
In den erhaltenen Bilderhandschriften sieht v. Oechelhäuser
jedenfalls mit Kecht einen Beweis für den Aufschwung in der deutschen
Malkunst, den man mit Lamprecht (Westdeutsche Zeitschrift 7, 76 f.) seit
der Mitte t)der dem Ende des 1 1. Jahrhunderts anzunehmen hat. Und
gewiss ist, dass er im Zusammenhang steht mit der Betheiligung welt-
licher Künstler, mit dem Aufkommen der nationalen Dichtung, mit
dem Sieg der ungebundener gestaltenden Phantasie der Laienkreise
über die starren Typen der kirchlichen Tradition, kurz dass er ein Glied
ist in jener Kette von Erscheinungen, die eben den leider so kurz
dauernden Triumph der Laienbildung begründen: den Triumph der
Welt, der Natur, der reineren Menschlichkeit über Askese und Hier-
archie.
Zwischen den Bildern der einzelnen Handschriften des Welschen
Gastes lässt sich mit Ausnahme der Wolfenbüttler und Ulmer Hand-
von Konrad IJurdach.* 17
Schrift kein Verhfiltniss direkter Abhängigkeit nachweisen, v. Oechel-
häuser folgert daraus eine grosse Zahl verlorener Zwischenglieder bis
zu dem Original und erschliesst so eine bedeutende Verbreitung und
Beliebtheit des Gedichts. Ohne dem geradezu widersprechen zu wollen,
gebe ich doch zu bedenken, ob der Mangel unmittelbarer Ueberein-
stimmung der Illustrationen der verschiedenen Manuscripte nicht mög-
licherweise darauf beruht, dass man nicht genau copiren wollte oder
auch nicht konnte. Fand doch die Niederschrift des Textes und die
Illustration nicht gleichzeitig statt, wie z. B. die Karlsruher Handschrift
lehrt. Es wurden etwa bei der Abschrift einer geliehenen Handschrift
nur die Stellen für die Bilder durch leergelassenen Raum markirt und
die Beischriften und Schriftzettel als allgemeine Anweisung für den
Maler eingeti-agen : dafür sprechen die beiden von Schnaase, Geschichte
der bildenden Kfinste^ö, 370 mitgetheilten Fälle und die Einrichtung
in des Eberhard Windecke Buch von Kaiser Sigismund, in welchem
die Kapitel tlberschriften nur den Illustrator anleiten sollen (von Hagen,
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 15. Jahrhundert 1. Leipzig
1886, S. XIII, Anm. 2). Die Bilder selbst wurden dann später ohne
Rücksicht auf die wieder aus den Händen gegebene Vorlage theils
nach der Erinnerung theils in freier Erfindung ausgefühiL Ich will
übrigens die Notiz in der Stuttgarter Handschrift (S) des Welschen
Gastes, wonach zwischen der Niederschrift des Textes und der An-
fertigung der Bilder mehr als dreissig Jahre liegen sollen (v. Oechel-
hänser S. 3), nicht in meinem Sinne geltend machen.
In der Geschichte des Bildercyclus zu Thomasins Gedicht lassen
sich drei Typen unterscheiden. Der erste, dem Original am nächsten
stehende, ist die flüchtig colorirte Federzeichnung. Sie wird repräsen-
tirt durch die Heidelberger Handschrift des 13. Jahrhunderts (A) und
die Stuttgarter Handschrift von 1359 (S). Beide gehören dem bairisch-
österreichischen Sprachgebiet an, die zweite ist wahrscheinlich in
Regensburg entstanden. Hier sehen wir die nationale Miniatur, wie
sie im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts in Deutschland sich aus-
gebildet hat: sie ist für ein höfisches Publikum bestimmt.
Den Uebergang zum zweiten Typus macht die Gothaische
Handschrift von 1340 (G). Auch sie ist noch für ritterliche Kreise
angelegt, wie das Widmungsbild lehrt. Obwohl sie ostfränkische
Sprachformen enthält, könnte sie doch in Kegensburg entstanden sein.
Ihre Bilder sind flotte Umrisszeichnungen mit leichten Farbentönen
und schwarzen Schatten- und Faltenlinien, verrathen einen Fortschritt
der Technik, aber auch Schablone und conserviren in den bunten
Fleischtdnen eine veraltete Mode des 11. und 12. Jahrhunderts.
Waren wir bisher im Osten Deutsclüands geblieben, so führen
uns die späteren Handschriften nach dem Westen und Südwesten. Das
ist schwerlich ein Zufall: wir dürfen annehmen, dass der Welsche
Gast anfangs mehr in den der Heimath des Dichters benachbarten
Gegenden bekannt und verbreitet war und erst später auch in Ale-
mannien und am Rhein festen Fuss fasste. Hier sind nun die Hand-
VIII. I. u. 2. 2
18 y^ur Kcniitniss :ilt<l('iitsclH'r Handschriften viv.
Schriften anj^efcrti^ worden, welche voll den zweiten Typus des
Bildercyclns zei||;:en: farbenprächtijre Gouachebilder, die eine ziemliche
Uebung in der PinselfUhrun«? voraussetzen und bei aller Unbeholfen-
heit und Kolieit der Zeichnung durch die Technik des Colorits reiz-
voll wirken. Die Illustrationen dieser Handschriften, der Erbacher
Handschrift aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (E) und der
Hamiltonhandschrift von der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert (H),
führen uns in eine ganz andere Welt.
Sie setzen den Umschwung voraus, der sich in dem für die ge-
sammte deutsche ('ultur Epoche machenden Jahrzehnt um 1350 voll-
zogen hatte: die Entwickelung der berufsmiissigen Illustration nach
dem Muster der franzi'isischen Enlumineurs, insbesondere der schon seit
Ludwig IX. blühenden Pariser Miniaturmalerei (vgl. (Iber diese Schnaase,
Geschichte der bildenden Künste ^ 5 , 501 ff., Janitschek, Geschichte
der deutschen Malerei 8. 169 f.). Träger dieses Fortschritts war in
Deutschland aber zuerst die Prager Miniatorenschule : Karl IV., am
französischen Hofe gebildet, brachte von dort Sitten und Lebens-
einrichtung, die Bücherliebhaberei seiner französischen fürstlichen Ver-
wandten, den Sinn für prächtige künstlerische Ausstattung der Hand-
schriften mit (vgl. W^oltmanu, Zur (ieschichte der böhmischen Miniatur-
malerei im Kepertorium für Kunstwissenschaft 2, 1 fl*. und Notizen zur
Geschichte der Malerei in Böhmen in Pangerls Ausgabe des Bachs
der Prager Malerzunft, Quellenschriften ftir Kunstgeschichte. 13. W^ien
1878, 8. 21 ff.).
Derselben fürstliclien Liebhaberei, die zuerst Karl IV. und die
Bischöfe Böhmens, dann auch die österreicliischen Erzheraöge der
Buchmalerei entgegengebracht haben, dankt die Erbacher Handschrift
(E) ihre Entstehung. Es ist eine bestellte Prachthandschrift, für den
Trierer Erzbischof Kuno v. Falkenstein (1362 — 1388) angefertigt. Der
Stil der Bilder wie der Initialen ven-äth Einflüsse der benachbarten
französischen und burgundischen Schule. Die Handschrift zeigt A
gegenüber einen grossen Fortschritt in der Technik der Miniaturen,
aber keinen künstlerischen, weder in dem Ausdnick noch in den Be-
wegungen der Figuren.
In noch höherem (irade gilt das von H, wo die Zeichnung be-
sonders schematisch und unbeholfen ist und trotz allem Farbenreiz die
Merkmale des Verfalls aufweist. Sie ist im Elsass entstanden und
bildet die Brücke zu den fünf Handschriften des 15. Jahrhunderts,
welche bis auf zwei in Ostmitteldeutschland hergestellt uns den drit-
ten Typus zur Anschauung bringen: die Illustration als Handwerk
ausgeübt von künstlerisch unzulänglichen Kräften , aber mit einer ge-
wissen schablonenhaften Routine, die sich in flotter Zeichnung, leichter
Farbengebung und bestimmterer Charakteristik kund giebt.
Diese Handschriften sind nicht mehr zu Prachtstücken fürstlicher
Bibliotheken ausersehen; sie sind nicht mehr aus kostbarem Perga-
ment, sondern aus Papier angefertigt; sie verdanken den Fabriken
illustrirtc^r Handschriften ihr Dasein, die im zweiten Viertel des 15.
von Konrad Hurdadi. 19
Jahrhnnclerts eine so lebhafte Thiitip;keit entfalten und die Vorläufer
sind der späteren polygi'aphi sehen Vervielföltigung:. Bisher war uns
diese Art der pjewerbsmässigen Illustrationstechnik eigentlich nur aus
dem Südwesten Deutschlands bekannt, aus den Werkstätten etwa eines
Ulrich V. Richental in (/Onstanz, eines Diepold Lauber in Hagenau.
Durch V. Oechelhäuser lernen wir, worauf er selbst hätte hinweisen
sollen, dieselbe Sorte von Bilderhandschriften aus dem östlichen Mittel-
deutschland kennen : aus Schlesien, Thüringen-Meissen, der Lausitz, dem
Ordensland im Nordosten. Es sind die Ulm-Münchener Handschrift
von 1408 (ü), die Dresdener Handschrift aus der Mitte des 15. Jahr-
hunderts (D), Cod. pal. germ. 320 aus der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts (a) *). Sie zeigen dieselbe Kunstweise wie die von Lamprecht
(Repertorium fiir Kunstwissenschaft 7, 410 ff.) charakterisirten Illustra-
tionen aus Kichentals Fabrik: hier wie dort herrscht die flotte Con-
turenzeichnung mit leichten Wassertarben ; hier wie dort fällt der Fort-
schritt in der Disposition, in der Behandlung der Thierformen, der
Landschaft, der Faltengebung auf; hier wie dort erfreut bei aller
Flüchtigkeit die grössere Lebhaftigkeit und der lebendigere Ausdruck
von Mienen und Bewegungen.
Innerhalb der genannten Papierhandschnften des Welschen Gastes
findet übrigens wiederum eine sichtliche Abstufung der Kunst statt:
am höchsten stehen D und a, sie nähern sich am meisten den Hand-
schriften Richentals, etwas tiefer rangirt die ältere Handschrift U,
nach der dann unmittelbar W angefertigt ist. Einen beträchtlichen
Grad niedriger erscheint die Kunst der Bilder der zweiten Eteidelberger
Papierhandschnft (b), welche ganz roh und hastig ausgeführt sind.
Es bleibt schliesslich noch die Karlsruher Handschrift des Wel-
schen Gastes zu erwägen. Auch sie sollte den Bilderkreis enthalten
und wird uns dadurch merkwürdig, dass sie in die theologische Sphäre
fährt In ihr ist mit Thomasins Gedicht ein Erbauungsbuch in Prosa
von Ulrich Putsch, Pfarrer zu Tirol, aus dem Jahre 1426 verbunden
(s. Keller, Altdeutsche Handschriften Nr. 9, wo aber S. 51 in dem
Nachtrag von Sievers Germania 21 statt 22 zu lesen ist, und Cod.
germ. Monac. 47. 389). Der Verfasser eröfliiet sein Werk mit
einem gereimten Akrostichon seines Namens und einem Prolog
in Reimprosa und beschliesst es mit einem Epilog in Versen.
Kurz nach der Vollendung desselben ist er Bischof von Brixen
geworden und hat als solcher bis in den Sommer 1436 ein meist
lateinisches Tagebuch geführt, aus dem Sinnacher in seinen mir
unzugänglichen Beiträgen zur Geschichte der bischöflichen Kirche
Sähen und Brixen (Brixen 1828) 6, 97—160 für die Sittengeschichte
werthvolle Auszüge veröffentlicht hat. Wir ersehen daraus, wie Zingerle
1) Von der WolfenbUttler Handschrift des Jahres 1408 (W), die ab-
hängig von der Miinchcner ist, und von Cod. pal. genn. 330 des 15. Jahr-
hunderts (b) ffiebt V. Oechelhäuser bez. Braune leider keine nähere Bestim-
hunderts (b) si
mimg des Dialekts imd Entstehungsortes.
20 Zur Keniitniss altdciitsclier Handschriften etc.
((J(M-maniji 21, 45 f.) mittlieilt, dass er ein Liebhaber kostbarer Bücher
war, dass er cin(^ Bibliothek von hundert Werken an seinen Sitz mit-
!)raclite, dass er die Kunst liebte, seine Kapelle mit Wandmalereien
hchmlleken und seinen Grabstein aushauen liess, dass er insbesondere
auch die Miniaturmalerei begünstigte, und auf sein Geheiss das Buch
Catholikon (das grammatische Werk des Johannes Januensis) mit
schönen und kostbaren Illustrationen ausgestattet wurde. Ob die
Karlsruher Handschrift für ihn angefertigt worden ist, vermag ich
nicht zu entscheiden, da die von Keller mitgetheilte Textprobe
keinen sicheren Anhalt bietet, die Herkunft aus dem Dialekt genauer
zu localisiren. Zu 'geunen' (für 'günnen') auf Bl. 572*" vgl. Wein-
huld, Mittelhochd. Gramm. *^ S. 68f.; Kauffmann, Geschichte der schwä-
bischen Mundart. Strassburg 1890, 8. 81 f.
Auch über den Charakter und Inhalt des Buchs, das Ulrich
1 Witsch aus dem Lateinischen übersetzt hat, kommt man auf Gnind der
Angaben Zingerles (nach einer Wiltener Handschrift) und Kellers
keineswegs ins Klare. Ulrich sagt im Epilog, er habe gehört,
dasH (^s zwei lateinische Werke desselben Titels gebe, er habe indessen
nur das kleinere linden können und es mit äusserster Mühe übei^setzt.
Mir sind zwei lateinische W\»rke, die den Titel ^Lumen animae* tragen,
bekannt, ich bin aber ausser Stande, Näheres über ihren Inhalt fest-
zustellen. Von dem einen verzeichnet Hain in seinem Repertorium
bibliographicum H, 1, 8. 301 f. unter Nr. 10329 — 10333 fünf Drucke
aus den Jahren 1477 — 1482. Es scheint seinem wesentlichen Inhalte
nach identisch mit dem von Ulrich Putsch 1426 tibersetzten Buch zu
sein: es führt (nach dem Zainerschen Druck von 1477) den Titel
'Lumen animae seu liber moralitatum* und bezeichnet sich zu Anfang
als'Liber moralitatum elegantissimus magnarum reruni naturalium, . . . cum
Septem apjiaritoribus nee non sanctoruni doctorum ortliodoxe fidei pro-
fessorum, poetarum etiani ac oratorum nuctoritatibus*; das erste Kapitel
ist überschrieben 'de abjectione'. Auch Ulrichs 'Licht der Seele' be-
steht nach Zingerle a. a. 0. S. 44 „meist nur aus Citaten", und sein
(^r^tes Kapitel 'sagt von hochniütigkeit und von hochvart*. Die ge-
meinsame Quelle ist «»ffenbar die alphabetisch geordnete Compilation
des Kanucliters Matthias Farinator aus Wien, die um 1330 auf Befehl
des Tabstes Johann XXH. hergestellt ist und als 'Liber moralitatum
Luiueu fidel is animae' angeführt wird (Possevinus, Apparatus Sacer 2,
•122: Fabrieius, Hibliotheca Latina cd. Mansi. l*atav. 1754. 5, 56),
eine jener Sentenzensamnilungcn in Aussprtichen von Kirchenvätern
und Dichtern, die nach Tugenden und Lastern sachlich oder alpha-
betisch geordnet in verschiedener Zusammensetzung als 'Liber scintil-
laruni', 'Contlictus virtutum et vitiorum", 'Flores virtutum', 'Auct(»ri-
tates' vorkommen. Andern Inhalt muss, wie sich aus Geffkens
Bemerkung (Der Bilderkatechismus des 15. Jahrhunderts. 1. Leipzig
1855, Beilagen S. 127) crgiebt, das zweite 'Lumen animae' betitelte
W(»rk gehabt haben, welches die Vorlage für das niederdeutsche Beicht-
buch 'Dat licht der sele' (Lübeck 1484, bei (ieft'ken a. a. 0. Beilagen
von Konrad BurdAcli. 21
S. 126 ff.) abgegeben bat und nacb Aussage des niederdeut^^chen Be-
arbeiters nicht weniger als dreissig grosse Sexterne umfassteJ) Von
ihm, das wir wohl als das von Ulrich erwähnte „grosse Licht der
Seele", welches auch er schon vergeblich suchte, betrachten dürfen,
war Geffken weder eine Handschrift noch ein Druck bekannt ge-
worden: ich glaube auch dieses nachweisen zu können. Drei Hand-
schriften der Erfurter Amploniana aus dem 14. und 15. Jahrhundert
(Schums Verzeichniss S. 349. 410. 424) enthalten eine 'Lumen animie*
betitelte Compilation, als deren Verfasser sie zum Theil 'Johannes
papa' nennen : sie scheinen im Wesentlichen das erste, kleinere Werk
zn tiberliefem ; ebenso andere Handschriften, z.B. Cod. germ. Monac.
663 (1448). Dagegen ist tine Wolfenbüttel er Handschnft eines gleich-
namigen Werkes (695 Heimst.) von 1383 nach v. Heinemann, Die Hand-
schriften der llerzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel I, 2, S. 148 '„sehr
verschieden von dem bekannten Lumen animie des Mattheus Farinator
de Wienna" und giebt wahrscheinlich das zweite, gi'össere Werk. Nur
eine besondere auf Autopsie gegründete Vergleichung dieser Hand-
schriften und Drucke kann indessen über das Verhältniss der beiden
gleichnamigen Werke volle Klarheit schaffen und feststellen, ob ans
den übrigen, naturwissenschaftlichen Schriften des Matthias Farinator
CExempla natiirarum' u. s. w.) Bestandtheile in eine dieser Compi-
lationen übergegangen sind.
Wir überblicken eine lange , eine mannichfaltige Ueberlieferung
von Thomasins Gedicht. Selbstverständlich, dass sie das Orignal nicht
unangetastet liess, sondern es auf der Höhe des Zeitgeschmacks zu
halten und den Anschauungen der verschiedenen Lebenskreise anzu-
passen suchte. Rückerts Ausgabe konnte das nicht zur Anschauung
bringen, ja es liegt das ausserhalb der Aufgabe jeder Edition, und
nur eine besondere Untersuchung würde dazu im Stande sein. Sach-
lich, stilistisch, sprachlich und metrisch wiire dabei, falls Rückei*ts An-
deutungen sich bewähren, ein Aufsteigen aus der unbeholfenen, un-
fertigen Weise des Verfassers zu der breiten Kunst Konrads von Würz-
burg und dann der Abstieg in die künstlerische und sittliche Niederung
des ausgehenden 14. und des 15. Jahrhunderts nachzuweisen, eine Ent-
wickelung, die analog, wenn auch nicht zeitlich genau parallel ist
der dreifachen Wandlung des Bildercyclns : leichte Federzeichnung,
Goaachetechnik, handwerksmässige Routine.
Halle a. S. Konrad Burdach.
1) An der Einheit des jeuoui iiioderdeutschen Beichtbuch zu (tnmde
liegenden Originals zu zweifeln und mehrere lateinische Vorbilder anzuuehraeii,
wozu Geffken a. a. 0. Neigimg zeigt, erscheint mir nach dieser genauen Be-
rechnung des Unifangs der lateinisclieu Quelle uustjitthaft. Solche bestinunte
Zahlenangabe machte der Bearbeiter nicht, wenn ihm kein einzelnes lateini-
sches Buch vorlag.
22 Suppleuimt uu Catalo^iu» des nianuscrits grces
Snppleiiieiit au (-atailo^iie des luaniiscritH grees des
Bibliotli^queN de Siiisse.
La bibliotheqne de 1a ville de Geneve »'est enrichie de qnatre
nouveaux mannscrits p-ecs depnis 1a publication du Catalogne des
manuscrits grecs des bibliotheques de Suisse, dans le Central-
blatt für Bibliothekswesen, eu 1886.(') Ces volumes proviennent
de feu M. le professeur Jacques Ädert, ancien directeur du J(»urna1
de Geneve, et ont (ite acquis ii 1a vente de sa bibliotheque , en
1887,(2) par les soins de mon excellent contVtjre et ami, M. Th. I)u-
tbur, directeur de 1a bibliotheque de 1a ville de Geneve, qui m'a
gracieusement peimis de les examiner.
En meme temps, le savant bibliothecaire de l'universitö de Bdle,
M. le Dr. L. Sieber, avait Tobligeance de me signaler recemment un
rccueil, en deux volmnes, des homelies de S. Jean Chrysostome sur la
Genöse, provenant du cardinal Jean de Kaguse, ainsi qu^un petit livre
d'heures grcc copie par Georges Hermonyme , et qui n'avait pas non
plus ete decrit, en 1886, avec les autres manuscrits grecs de Bäle.
Ces six nouveaux volumes portent a cent-quatre-vingt trois le
nombre des manuscrits grecs conserves dans les bib1i(>theques de Suisse:
Bäle, bibliothöque de l'Universitc,
Berne, bibliotheque de 1a ville.
Einsiedeln, bibliotheqne de l'abbaye,
Geneve, bibliotheque de la ville,
Saint-Gall, bibliotheque de Tabbaye,
— bibliotheque Vadiane,
Schaffhonse, bibliotheque de la ville,
Zürich, bibliotheque cantonale,
— bibliotheque de la ville,
Bäle.
Bibliotheque de l'Universitc.
1-2 (B. 11. 16 et 17). S. Joannis Chrysostomi homiliae LXYII in
Genesim.
1. S. Joannis Chrysostomi homiliae I-XXXII in Genesim.
IL Ejusdem homiliae XXXI-LXVIL
Fol. 1 et 270: Vitjc S. Eustratii fragmentum. ,,. . . ficcQvv^ fiov
ly iVffOQog öixrj, EvOTQarie . . .'* Fol. 270'": Certamen SS. trium
puerorum, Ananiic , Azariie, Misaclis et Danielis prophetje. „BovXo-
(lai Toivvv v(f.f]Y7}0iv äyad^ijV ... — rtxva iofiiv jrazQo;; i^€ . . .**
Sur la couvertnre du ms. B. II. 16 , l'etiquette : „Joaunis Chry-
sostomi prima pars Omiliarum super Genesin. Et vocatur hoc totum
(1) 30 anuee, ]». 3S5-452, et tirage a part de 6S pages, iu-S^
(2) Veiitc du 115 mai-6 juiu 1887, Paris, V^e Ad! Labitto ; 2 parties.
Les (juatre mss. grecs portent les n*"* 5(;«), 1332, 15.50 et :535i> du cataloguc.
93
mss.
grecs.
33
»
n
4
n
n
39
n
»
iß
n
n
n
n
n
n
n
ri
8
n
ri
1 83
mss.
grecs.
par IL Gm out. 23
opus Ucxacmerun, id est opus sex dierum. Gr. 20." — Et sur la
coüverture da ms. B. II. 17, cette autre: ,,Joannis Chrysoätomi seconda
pars Onüliarnm saper Genesim, incipieas a XXXI. omilia saper eo Verbo :
Et accepit Tharra Abram et Nachor filios ejus. Tenninaas aatem in
LXVII. soper eo verbo : Dixit aatem Israel Joseph : Ecce ego morior
et erit Deus vobiscum. Gr. 21."
Aa verso de la coavertare du premier volume, on lit, de la
main de Jean de Raguse, anquel les deux mannscrits ont appartenu
Hvant de passer chez les Dominicains de Bäle , la date et le prix de
l'achat de ces liomclies de S. Jean Chrysostome : „Die 3. novembris
1436, dedi pro isto libro 4. iperpera(^) et ducatelos 12." — En haut
du feuillet 270 du second volume, on lit encore de la main de Jean
de Raguse : „8 iperpera constitit mihi."
X«-XI« siecle. Parchemin. 218 et 271 feuillets a 2 col. 360
sur 250 millim. et 352 sur 270 millim. Reliure orientale.(2)
3 (A. IX. 82). Liber precum.
Fol. 1-4 manquent.
Fol. 5: Symbolum SS. Patnim, initio mutilum: . . . rovg dv&QW'
xovg, xal öiä T/}r 7jfiaTSQa (sie) ocortjQUxv ....
Fol. 7^®: XalQs öeöJtoiva, fifjziQa (sie) tov iXeov(; . . .
Fol. 9 : 8. Joannis evangelium.
Fol. 13^°: MsyaXvvBL ?) yrvyjj fiov ... — Fol. 16^°: M^a ev
v^iöTOig &e(5 . . .
Fol. 19: Septem psalmi poenitentiales, initio mutili: . . . r^p tpv-
Xfjv fiov. Scoöov fi£ ivBXtv TOV kXiovg oov ... — Addita est
versio latina interlinearis usque ad fol. 19.
Fol. 42^'**: Prece§ et hymni varii: Ave Maria, Pater noster, Sym-
bolum SS. Pati-um, Symbolum apostoloi-um , Hymnus matutinus ange-
lorum, Litania, Benedictio mensa^, etc.
A la fin (fol. 75^®), ex-libris, en ecriture po.stdrieure, de Benoit
Lc Court: „Benedicti Symphoriani Curtii et amicorum." — Fol. 76
blane.
(1) Voy. H. Esticnne, Thesaurus, v® ^YniQ7tv(}oq et Du Gange,'
Glossarium, vo Hyperpenim. Plusieiu's niss. de Jeau de Kagiise portent
ains! rindication de leur prix d'achat.
(2) M. le Dr. Sieber a bieu vouhi aiissi nous signaler les ad den da et
er rata suivants aux notices des iiiss. grecs de ßäle publi6s dans le Central -
blatt für Bibliothekswesen de 18S6: No. S. Voy. sur ce ms. Reuch-
lin's Briefwechsel, hrsg. von 1.. Geiger (1&75), p. 14 et suiv. — Nr. 19
pi^vient de Faesch. — No. 'M) (0. III. 3). — No. 31 : Voy. sur ce ms. P.
Koetschau, die Textüberlieferung der Bücher des Origenes gegen
Celsus (18S9), p. 43 et 92. (Texte und Untersuchungen von Geb-
hardt und Hamack, Bd. VI, Heft 1.) — No. 39, ii la fin. lisez: „Gr. 25." —
No. 41 : Sur le feuUlet de garde, on lit: „Hie codex consilio et opera Fr. Dor.
Gerlach bibliothecas acadeuiicie acquLsitus est." — No. 42 : Une etiquette sur
le plat de la reliure porte: „C^tiUus in libro Thesaurus. Kjusdem de sancta
Trinitate. Item Vocabularius. Gr. 30." — No. 73: XVIJe siecle. — No. 81 :
üne Etiquette sur le plat de la reliure porte: ,,Beati Theodoroti episcopi
Ecclesiastiea historia, Gr. 52." — No«. 85-S9: (0.11. 1 ?•-«).
24 Supplement au Cataloj?»** des luanuKcrits jp'ecR
A rintorienr du plat superieur, rex-übris j^rave: „Bibliothecae
1). Zach. Conr. ab Uffenbach." Cf. ßibliothcca Uffenbacliiana
mßsta. (1720, in-foL), col. 427-428.
XV« siecle. (Copie par Georges llermonyme.) Papier. 72 feuil-
lets. 120 sur 80 millim. Rel. en bois.
Gen^ve.
Bibliotheqnc de la ville.
4 (46). Hesychii presbyteri et Symeonis junioris opuscula.
Fol. 1-5: Ilesycbii capitum XXIV. et Symeonis junioris sermo-
num XXXIIl. indices duo.
Fol. 6: *Ex rciv xtf/aXaicov rov ayiov^Hovxlov, jiQtoßvreQOV
xal xa&rjyovuivov (loviji: t7j^ vjrtQayiaj: ßtotoxov Trj(; Bdtoi\
axtQ syQatpe jrgog htoöovXov. KsrfdXaia xS , A, xaxa aXtpä-
ßjiTov, ^Xrj&ivog orrcü^• fioraxo(; ovrog ... — ... (xcT) ... xal
C^cofj, ij jtQtJtei Jtiioa dog«, xtk. lifii^v,
Fol. 74^" : Tov aiTOv ooiov JtarQog ijfiajr ^v/itwv [rov reoy
xal {heokoyoi}, jcQsoßvTtQOc xal t/yovfievov fiovi/c; rov aylov Ma-
fiavTog tJjq ABQOxiQxov] Xoyoi kt (leg. ky), ^xixot.
^Öc; av Ivlötjg XII yQatpy xij^ [Üßkov
TfjV öo^av i}v öi6a)xag avxolg fioi xäcav, (33 vers.)
Fol. 75: iJcöi; o icr&Qcojtog djtoiZtCe Xfjv dXtjd^dav ... 0
!A6au xo} mvaaiiit^o} xovxov jtioxevoai: ... — ... (Xy) , . , elg
HeyaXtjv cog^iXtiav tv Xqicxo) h}Cov xoy xvQin fj^uwv, o), xr/.
En tote du volunie, anciennc cote italienne: „no. 2.**
XVP siecle. Papier. 190 feuillets. 305 sur 200 millim. Rel.
parchemin. (Vente J. Ädert, no, 3358.)
5 (47). DemOSthenis orationes aliquot.
Page 1. Libanii rhetori.s priefatio.
Page 6. Demosthenis Olvuthiaea I. -- P. 11. Olvnthiaca II. —
P. 18. Olvnthiaca 111. — P.'25. Philippiea I. — P.'33. Oratio de
pace. — P. 38. Philippiea II. — P. 43. Oratio de Ilaloneso. — P.
50: Oratio de Chersoneso. — P. Hl. Philippiea III, fine mutila:
. . . Ttoitlv oxi i^ovXto&e . . . (les pp. 59-02 sont de plus dechirees ä
moitie). — P. 79. Philippiea IV, initio nuitila : . . . xa) dv.vaiiii' öwe-
0X7]xvIav ... — P. 88. Oratio pro Corona. — P. 154. Oratio de falsa
legatione. — A la lin (p. 228), souscripticm du eopiste du ms.: f^v-
Xiovtog IShdioXdriOQ xal xovxo i^tyQaipt, KQtjg x6 sf^vog,
Les pp. 85-87, et 218-220 sont restees blanches ou en partie
blanches.
Pages 1-8. Fragmentum astronomieum , initio et fine mutilum:
ijtl xov ötatQsxov xirxQOv . . . fltQ) xotv h doxhQcov dgif^fif^xi-
xoji. Kaxct 61 TtjV tx xov xardrou bxdorov xojv jcXariofitvcov
par H. Oiiiont. 25
ffj^fj^oQiar ... — ... nsQi rcor r/Jg otXfjvr^g jtaQccXXd^tcüV, Ol
dl (itra r« ^Qt/fiiva xavovia ... iv roi d\ , . (14 chapitres.)
XV* siecle. Copi<5 par Antoine Damibis. Papier. 228 et 8
pages. 215 sur 145 millim. Demi-rel. (Vente J. Ädert, no. 1332.)
6 (48). Scholia in ^schyli tragoedias tres.
Fol. 2 (Titre seul): Elc, xaq AlöxvXov XQoycpöiaq.
Fol. 3: rivog Alöxvlov Jtoirjrov, AioxvXog o xQayixoi; ytvei
/)r kO^rjvalog ... — ... tov ^LO^oxXiovg eXd^tlv ttXHoxtjTa,
Fol. 6 : 'EjciyQafifia ygatßv tig xov xd<pov AloxvXov. Aitxov
t§ovvx(ov ^Qtyna . . .
Fol. 6: AlcxvXov IlQOfir^&evg öeOfKoxfjg. ^11 vjto&toig, Ugo-
fi/jd-iog iv 2xv&uc . . . (JS';^o>l/«.) TtjXovqoi', 6id x6 jioXv xov
OQog . . .
Fol. 108: ^Yjiod^eoig'Ejtxd im Orjßaig. 'O Ad't'ng kßaolXevoev
h l4&fjvaig . . . (2]xo>l/a.) [K]döfiov jioXlxai, 6 *ExeoxXfjg jtQO-
Xoyi^ei . . .
Fol. 123'": ^Vpto&eöig IlhQCwp AloxvXov. FXavxog iv xoTg
Jisgl AloxvXov . . . (JS^o/l/a.) Ta de fiiv IlBQOmv, xovxo ösixxt-
xcög oiov ^'i^ßl . . .
Cf. Jüschvli tragcpdiie, ed. J.-C. de Pauw (Hagte Comitum,
1745, in-40).
XVP sifecle. Papier. 183 feuillets. 152 sur 105 millim. Kel.
parchemin. (Vente J. Ädert, no. 1556.)
7 (49). Anonymi grammatica gneca.
rgafif^axixrj ovixofdCQxiQüy tjxoi xd i^aiptxa r/k* yQü/ifiaxi-
xijg kXXrjpixfjg fiiQTj, xd etg xifV tjtixo/ior xax* iipixxor ovrxexay-
fitra vjio xov S. A.
ficriture et reliure franyaisee.
XVIP siecle. Papier. II feuillets et 351 pages. 118 sur 76
millim. Rel. maroquin rouge. (Vente J. Ädert, no. 560.)
Bibliotbeque de t'eu M. 11. Bordier,
ii C.'hätelaine, pres (leneve.(*)
8 {*) Julii Africani Cesti.
Fol. 1-3: Table des ebapitres.
Fol. 4: Jnlii Africani Oesti. 'lovXlov Ä(fQixavov jiQOoi/itoif,
Kaxd Xoyov i] sifiagfiivTjv ... — ... (xt(p, |^', jctgl (pvXaxcov)
. . . xiov xXbvqwv xT/g (fdXayyog. 'lovXIov jitpQixavov JioXifJcop
xaxaOX€val xiXog slXrjffaöiv, f 'Vjro AvdQtov zlaQficcQlov xov
'ExiöavQiov,
*
(I) Lc ms. des Kvangilcs apparteiiaiit a II. B(»rdier et decrit par lui
dann sa Description dos peiiitiires des mss. grecs de hi Biblio-
theque nationale (Paris, 1883, in-4o), p. :}05-:i07, est maintenant conserve
i Paris dans la bibliotbeque de la Societe du i)rotestantisuie Francis.
26
KiiH* neue IlaiKlschrift dor apo.stnlisi'licii ('<m.stitutioneu
Ex libris imprime, avcc armes, du „Comes Dunatus Silva/
No. 238 du Catalogue de la vente II. do S[ilya]. (Paris 1869.)
XVP sicclc. Copic par Andre Darmarios. 68 feuillets. 302
8ur 210 millimetres. Kel. parchemin vert.
Index alphab^tique.
.Kschyli (SchoHa in) traganlias, 6.
Africani (Jwl») ^'csti, 8.
AnaniJi», Azarijv, Misaelis et Da-
niel is (Martyrium SS.), 2.
Andre Darmarios, copiste du ms. 8.
Antoine Daniilas, C(»piste du ms. 5.
Astronomicum fragmentum, 5.
Bordier (Ms. provenant de M. IL), 8.
Chrysostomi (S. Joannis) homiliiv
in Genesim, 1-2.
Damilas (Antoine), copiste du ms. 5.
Daniel is et trium puerorum (Marty-
rium SS.), 2.
Darmarios (Andre), copiste du ms. 8.
Demosthenis orationes, 5.
Dominicains de Bale (Mss. des), 1-2.
Eustratii (Vita S.), 2.
Paris.
Georg:es Ilermonyme, copiste du
ms. 3.
Orammatica g:rjeca, 7.
llesycliii presbyteri capita XXIV.
ad Tlieodulum, 4.
Joannis Chrysostomi (S.) homiliw
in Genesim, 1-2.
Jean de Uaguse (Mss. de), 1-2.
Julii Africani Oesti, 8.
Le Coui-t (Benoit), possesseur du
ms. 3.
Liturgie. Preces et liymni, 3.
Silva (Ms. du comte de), 8.
Symeonis junioris 8. Mamantis scr-
mones XXXIII., 4
Trium pueroinim et Daniel is (Mar-
tyrium SS.), 2.
Uffenbach (Ms. de Z. C. ab), 3.
II. Omont.
Eine neue Handsehiift der apostolischen Constitutionen.
Die griechische Patriarchalbibliothek von Jei*usalem besitzt eine
bisher unbekannte und unbenutzte Handschrift der Apostolischen Con-
stitutionen, die wegen ihres Alters auf Beachtung Anspruch machen
darf. Sie stammt aus der Bibliothek des berühmten S. Saba- Klosters
und wurde, wie eine Notiz in der Handschrift selbst besagt, unter dem
Patriarchen Cvrill IL, zusammen mit anderen Handschriften der Biblio-
thek von Jerusalem einverleibt ,,zum Nutzen der Lehrenden und Ler-
nenden** der Patriarchalschule (9. Aug. 185H). Das Format der Hand-
schrift beträgt 0, 36x0,27; ursprünglich war es grösser, denn der
obere und untere Rand wurde bei Anbringung eines modernen, ganz
gewöhnlichen Einbänders stark bcrschiiittcn. Das Pergament ist auf-
fallend dick und der Unterschitnl zwischen der Haar- und Fleischseite
sehr bemerklich. Die Liniirung sowie der Duktus der Schrift ist sehr
sorgfaltig. Ornamente kommen nur zwischi^n den einzelnen Büchern
der Constitutiones vor und zwar in (jlestalt eines Querbalkens von
0,11x0,02 cm mit Blumengeflechten oder geometrischen Figuren auf
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 27
(iold«paind. Die Initialen sind sehr einfach und unterscheiden sich nicht von
anderen Unciallettern, die mitten im Text, ohne einen neuen Abschnitt zu
bezeichnen, ja soj^ar ohne Rticksicht auf den Anfang des betreffen-
den Wortes ziemlich häufig am Rand vorkommen. Für die Initialen
sowie die Ueberschriften, die auch in Uncialen ^geschrieben sind, kam
rothe Farbe in Anwendunj;^. Der Text selbst ist in zwei Columnen
•reschrieben von je 0,11 cm Breite. Die Schrift ist die mittlere Minuskel,
erkennbar an der Mischunj:^ von Uncial- und Cursivformen (z.B. u, k;
ö, d-; U, ÜJ u. s. w.). Alles ist von einer Hand j?eschrieben , ausjre-
nommen einip:e Ratidbemerkunjren, Fol. 1. 65. 4''. Auch Fol. 17^' ist eine
alte Aufschrift und Fol. 18 eine kleine Stelle des Textes modernisirt.
lieber die Form der Accente habe ich keine sichere Aufzeichnunj;; es
kann aber nur die eckiji^e sein. Die Interpunktion ist höchst einfach:
nur ein in der mittleren Höhe der Lettern stehender Punkt; ob am
Ende ein Doppelpunkt, kann ich auch nicht mehr entscheiden. Das i
ist rejjcelmiuisig: adscriptum, nicht subseriptum. Endlich hänj^en die
Ijettem nicht von der Linie herab, sondern werden in der Regel von
den Linien durchschnitten.
Der handschriftliche Catalofj, den ich in der Datierunj^ durchwej;
zuverlässige fand, versetzt diese Handschrift in das X. — XI. Jahrhundert.
Ich möchte die nähere Zeitbestimmunj^ weit eher nach dem ersteren
Termin hinauf-, als nach dem letzteren herabrttcken und somit wenij?-
stens die Mitte des X. Jahrhunderts als untei*ste Grenze ansetzen. Für
die Mitte des X. Jahrhunderts, wenn nicht für d»e ei*stere Hälfte, sprechen
nämlich übereinstimmend alle anj^ejcebenen palaeographischen Altei-san-
zeichen. Somit stellt sich der Jerusalemer Codex an die Seite der
ältesten bisher bekannten Constitutiimenhandschrift, des Codex Vat.gi*. 839,
den Card. Pitra, Juris eccl. Gra'corum monumenta. Rom 1864. V, 111,
ohne nähere Begründung dem X. Jahrhundert zuweist. Diesen Codex
konnte icli in Rom mehrmals einsehen : die Schrift ist beidereeits durch-
aus aus derselben Epoche und vor letzterem hat ersterer noch den
palaeographischen Vorzug, dass er in 2 Columnen geschrieben ist.
Was nun das Vorhältniss dieser neuen Handschrift zu den frühe-
ren betrifft, so kann eine solche Bestimmung offenbar nur auf Grund
einer genauen Collationirung mit Sicherheit geschehen. Diese in Je-
rusalem vorzunehmen, dazu fehlte mir nicht nur die Zeit, sondern auch
das Notwendigste, eine Ausgabe der Constitutionen. Die Losung dieser
Frage haben wir von Herrn Prof. Funk in Tübingen, der eine neue
Ausgabe der Constitutionen vorbereitet, zu erwarten. Folgende Einzel-
heiten sollen nur einen Beitrag dazu liefern.
Titel, Anfang und Ende der Bücher sind folgende:
Fol. 1. JiöaoxaXia. Pitr. AiaTayai rcor ayicov ctjiooxoXmv
IIsqI katxcQV ' ßtßUov ä '
Inc. Ol ajioOToXot xal ol jtQsoßtTtQoi
Des. V
Fol. 4. IJegl kxioxojccov * jcQFößvttQcoi^ xal öiaxovcov ßißXiov ß.
Pitra om.
28 Kino neur Handschrift der apostolischen Constitutionen
Inc. IltQi dt TCüV Liioxo.'TCOv ovTOJC f^xovCafitv :raQa
xov XV tjfinnf . . .
Des. fol. 17^. jtQOOavtxovTCüV,
Fol. 17^. Ih{U x«öit/ft}r (sie.) ßi^iXiov y'. Am lland unten von erster
Hand jteQi XW^^^
Inc. X^Qag de xa&ioao!hai ' /ujy tkctzror ird>v ig//-
xorra. Pitra S. 224, Z. 1. x^iQ^^ ^^ xa&toxäTt (if)
iXccTTOV Ircov tqjv tg.
Des. fol. 22. xai ra Xou^a ivi{tYtn\ Pitra S. 243 die-
riQYBlv,
Fol. 22. IhQt oQfpavmv ßißXloif 9,
Inc. 'OQq:ai'ov öt nvo^ ytvofiirov . . . Fr« Ti<; rdr
döeXq:fov ovx J^cor. Pitra 8. 246 idi^ ng
Des. fol. 22'. jroXicjp övrrvxla^: ' xal ftaXiöra taiv
ccöifivcor,
Fol. 22'. .T fiaQTVQOif xdi tOQT€oi\ Pitra oni.
ßißXiov 6 '
Inc. El ri4 xO£öT£ai^6c: diu t6 6vo(ia rov &v (Pitra
8. 258 Tor X()iOTot\) xcu tijv tl;; xov yr. (Pitra rov
d-sov) jtiOtiv xäi dyajtfjv xaraxQi^ij vjio doifivwv
814 dovXoi\ (Pitra Xovöov.) /} B^ijQia /} (lixaXXov
Des. fol. 32\ tvq)Qar&fjvai yaQ dtt iv avralg dZX ov
jttv&ijöai.
Fol. 33. Ihgl öxiOftdrojv, Bißkiov^ (f Pitr. om.
Inc. IIqo jrdvTor (fvXdoOfO&t d ImCxoxot, xd^ ÖHvdi;
Xixi xc^Xsjtd^ xal d&tfirjjxovg algtoei^ g^tvyovxsc avxäg
Des. fol. 42. (D^ dQxi^Qia d:idvxo}V, (Pitra 8. 346 jtdv-
xcov) xojv Xoyixcov xayfnWov . . . xal // öo^a xwv
rtavxoxgdxoQi d-oji rvv xal dtl xal tl*; roiv alojvag
xcöv al(6iio}v). (Pitra S. 346 xal vvv xal th Torc
aUüvaq . dfi/jv.)
Fol. 43. IltQl jroXixela^ xal ivx^iQioxiag ßißXior g' Pitra om.
Inc. Tov rofioO^txov Mojoioji^ . . . xal isrnpiQOVxoj:
ixXe^ai Xf)v wCo//i^ i'va C/fifj^ — (Pitra S. 350 sxXe^ai
Iva C/yö//^.)
Des.
8. 379. 80).
Fol. 51.'. lUßXlov H X(or dyuov djiooroXojv
Ine. Tov d^v xa\ <j(^ fjfiojv tr. xv x6 fiiya xhg tvoe-
ßtiaj: . . .
Des. fol. |)5. ksrixovQtlTt ovv avxoli^ xd .^Qoq xdg x^t/ac:
ivxoXtiVXV(ftaxf]v,iXt^(}oCixt<;. (Pitra 8. 72. xd JiQoq
von Prof. Dr. Albert Khrliard. 29
Xin'iav,) Aiarayai Tcor uyi(Dr ujtoOT6Xo9P dia xX/j-
fievTog JtQOQ kb^v {toi'f djTo)OTrjXtl{öai).
Ge^en Ende weiclit das 8. Bucli in unserer Handschrift beträclit-
lieli von der Gestalt ab, die es bei Pitra hat.
Auf fol. 65 folgt hierauf von späterer Hand ein Lob auf die xX?}-
(itvxivoi Xoyoi^ das ich mir niclit näher ansehen konnte. Auf dem-
selben Blatt kommt auch der Personenname rov Jta^ Icooi^cp vor.
Diese Notiz, die man wohl nur auf einen früheren Besitzer beziehen
kann, wäre ohne Zweifel auch von Bedeutung für eine nähere Be-
stimmung der ursprünglichen Heimat unserer Handschrift. Es ist mir
aber bisher nicht gelungen, diesen jtajtäg la>öfj<p zu identiüciren.
Die Eintheilung in Capitel ist hier, wie übrigens auch in anderen
Codd. nicht im Text durchgeführt, sondern nur am unteren Rand ver-
merkt: dies jedoch von erster Hand nur in Unciallettern. Nur zwei-
mal findet sich eine Capitelangabe zwischen den 2 Oolnmnen: fol. 13.
jtaQadtiyfia tov dixaiov xQifiatoc und fol. 62 jtegl ijtoixrioxcov,
welch' letztere bei Pitra fehlt ; einmal steht eine solche im Text selbst,
fol. 65. Diese ist bis auf weniges unlesbar, was übrigens bei fast allen
diesen Capitelüberschriflften zutrifft, theils wegen starker Verblassung der
rothen Farbe, theils weil sie durch den modernen Einband ganz oder
zum grössten Theil zerstört worden sind. So weit ich deren notirt habe,
bekunden sie eine ziemlich gi'osse Unabhängigkeit von den Pitra'schen
Ueberschriften, wie folgendes zeigt.
Cod. Hieros.
Fol. 13. g* ort ov XQT^ xax* dXh'jXfov ayetv rovg jciorot'g — Pitra
S. 130 py oXL fiij XQTJ.
Fol. 14^'. öiaxvjfcooig xrjg ixxXrjOiaq xai xov xX?]QOV (Pitra ixxXr]-
Oiaj; xcu xXj'iqov) . xal oxl (Pitra xai xl) txaOxoQ ijtixtXüv
d^tiXei X(7}p dO^Qoii^ofitrcoi^) — Pitra xcop oiwa&Q.
Fol. 17. oxi (CQyov ov xqtj iod-ieii^ xiva avxoJv jtioxcöv . . . ioxo-
(ßtl 7^yr]öbJtog. Pitra xatv Jtiöxojv — iöx, /////c;. om.
Fol. 24. jttQi oixtxdjp — Pitra 245. add. xal dköJtoxdJiK
Fol. 44. drayoQtvOiq yoyyvofiov — Pitra djtayoQ,
Fol. 45. jreQ) xaß^aQOv Ovvtidoxog — Pitra S. 349. add. x(!jv jtqoO'
tv}[p[iivcoi\
Fol. 54'. ;i^ti(>o^6ö/a bJt\ tcuv xaxtxovfitrcov — Pitra om.
F(d. 57. Ü-' . IdxwßoQ 6 xov C^tßedaiov ddbX^og lcü{dpi^ov) ixT^Qv^^ev
iovdaloig x6 ivayytXiov . dvtjQii^^] Öt . . . (abgeschnitten). —
Pitr. om.
Fol. 60. ijflxXfjOtg jtiöxojv. — Pitra 8. 384. xwv nioxcov.
Fol. 60. ixlxXrjOig xtc^aXoxXtölag jrioxcijr ddioXvxixtj — Pitra om.
An weiteren Varianten kann ich nur noch diejenigen mittheilen,
die sich aus der Vergleichung der in Jerusalem abgeschriebenen etwas
beschädigten zwei ersten Columnen der Handschrift mit der schon (ifters
angezogenen Pitra'schen Textausgabe ersehen lassen.
30 Vor/iOirlmiss «Icr Kölner Inkiinahclii etc.
Pitra 1. c. S. 113.
Z. l. eig Tor xvqiov] Codex fol. 1. ix\ top xvqiov,
Z. 6. ßaöiXtlav avrov, oi dvvafiiv avrov slZrifpotSQ xal (ietov-
olav Tov äylov jrrti'fiaTOo] ßaotjitiav ' xal ri}!' dvvafiiv avrov
flXfj^OTeg xal T/}r fitto volar aylov Jtrc.
7j. 7. ojrXiOafitroi . . xal ivorfQriöafierot] (OJtXiOfitvoi . . . xal
IvöTtQlHOliivOl.
S. 114.
Z. l. 6//oöroi;for] ofwaroixöjj:.
Z. 3. q>vZaOöeo0^s . . äjtarra] q>vXaöaaof>ai . . . Jtdvra.
Z. 4. yivBöi^B aQkOTol iv jräoi X{hoto1 rdp xvqIco 7jf£Q}v] ytreC-
{hat aQBöToi iv Jtdoi xvQimi rcöi {^t(oi 7ifiajv
Z. 5. jro/f/] Protei
Z. 9. ovre ror ßovv avrov ovrs xo VJtoZvylOV^^ ovre rov ßoog
avrov, ovre rot' vjro^vylov
Z. 16. öexaXoyor rov rofiov] om. rov rofiov
Z. 17. kv T(j) rofico öta Mcootci::] rou diu fimoitoc
Z. 19. ifjolxfjOev] ifiolxtvotv — oi^rog ixQlfhfj fwixoc xax ?viH}iar
ö ijti&vfji^öac] oiToj^ . . o xar ivvoiav ijrifhvfirjoai::,
8.115.
Z. 3. ov JcovrjQevtrai] om. ov.
Diese Varianten scheinen znr Vermuthun^ zn berechtigen, dass der
Codex Hierosolym. dem ältesten Vaticanus (839) nnd dem Coislin. 212
wohl am nächsten stehen wird. Zugleich documentieren sie aber anch
die Selbständigkeit der nenen llandschrift, welche tlbrigens schon wegen
des Alters nnd der Heimat derselben nicht in Zweifel gezogen
werden darf.
Strassburg. Prof Dr. Albert Ehrhard.
Yerzeichniss der Kolner Inkunabeln
in der Orossherzogliehen Hofbibliothek zn Darmstadt.
IV. 0
Mit den Typen der Heinrich Quentell'schen Offioin
gedruckte Werke.
Konnten wir schon bei Joh. Koelhoif gegenüber den in kleinerem
Massstabe arbeitenden beiden ältesten Kölner Meistern, Ulrich Zell
und Arnold ther lloernen, eine Art „Grossbetrieb" seiner Drucker-
werkstÄtte voraussetzen, so sind wir hierzu umsomehr berechtigt bei
1) I. siehe Contralbl. f. B. VI. S. 97; II. .siehe ebend. S. 385; III. siehe
ebcnd. VII. S. 129.
von Dr. Richard Busch. 31
Heinrich Quentell,*) einem p:cborenen Strassburger, der alle Kölner
Faehgenossen seiner Zeit an Unternehmungsgeist und Thatkraft weit
fiberragte. Die Thätigkeit von lleinricli Quentell, dem Begründer der
anderthalbhnndert Jahre blühenden QuentelFschen Officin, fUllt in die
Jahre 1479 — 1501 (?) 2) und war eine sehr ausgedehnte.^) Seine
Officin scheint dementsprecliend ausgerüstet gewesen zu sein, Indem
uns 13 verschiedene Typen in seinen Werken begegnen, von denen
die von Ennen p. 103 flf. als No. 1 bezeichnete besonders häufig vorkommt.
Besonders sauber und schön ausgestattete Drucke Avie bei den ältesten
Kölner Meistern triflft man bei ihm schon seltener an. Die Mehrzahl
der Drucke ist, entgegen dem früher beobachteten Usus, mit dem Namen
des Druckers versehen; die Datlning geschieht noch mehrfach nach
dem römischen Kalender (vorliegend in 18 Fällen gegenüber 12 der
modernen Datirungsweise). Signatur ist nahezu die Regel, Foliirung
dagegen nur in einigen Fällen zu finden. Von Holzschnitten macht
Hch. Quentell ausgiebigen Gebrauch, namentlich auf den Titelblättern,
und kehrt eine bestimmte Zahl derselben stets wieder. Was den In-
halt der von Hch. Quentell gedruckten W^erke anbelangt, so scheinen,
nach dem vorliegenden Material zu urtheilen, auch hier religiöse und
religionsphilosophische Werke zu überwiegen; nächstdem sind besonders
philosophische, weniger grammatische und juristische vertreten. Der
von uns zu betrachtende Bestand der Grossherzogl. Hofbibliothek um-
fasst 70 Quentell/sche Werke,*) (darunter einige Sammelwerke)
die sich wie folgt gliedern:
A) 46 Drucke mit dem Namen von Heinrich Quentell, zugleich mit
Angabe von Ort und Datum;
B) 5 Drucke mit Angabe von Ort und Dnicker, aber ohne Be-
zeichnung des Datums;
C) 4 Drucke mit Angabe von Ort und Datum, aber ohne Bezeich-
nung des Druckers;
D) 3 datirte Drucke, aber ohne Angabe von Ort und Drucker;
E) 1 Druck mit Angabe des Ortes, aber ohne Bezeichnung von
Drucker und Datum;
1) Ver^l. Eunen a. a. 0. p. XV if.; J. J. Merlo in Allg. dt. Biographie
OSSS) und die Litteraturangabe das.; FaJkenstein a.a.O. p. 155, während
Chevalier, Repert. du moyen-ägc auffälligerweise Hch. Quentell nicht auf-
g^enommen hat
2) Sein erster, noch zu besprechender Druck war höchstwahrscheinlich
Astexanus, summa de casibus conscientie, vgl. Ennen ebend. ; Merlo a. a. 0.
veminthct Inders, dass die erste niederdeutsche Bibelübersetzung, die man
ffewühnlich um 1 470 setze , das erste Werk Hch. Qucntells sei (?) , vergl. die
Belege das. — Merlo setzt als Todesjahr von Hch. Quentell l.iOl, Ennen,
dem die betr. Drucke nicht bekannt gewesen sein mochten, )50d(?).
3) Der Kanonikus von BUllingen zählt nach Ennen a. a. 0. p. XVI an
bis zum Jahre 1500 aus. der Quentelrschen Officin hervorgegangenen Drucken
175, darunter 134 mit dem Namen des Druckers, auf.
4) Ennen a. a. 0. p. 103 ff. verzeichnet deren, als in der Stadtbibliothek
KU Köln befindlich, nur (»I, davon 43 mit Hch. Qucntells Namen vorsehen.
32 VcrziMclmiss (Ut KHIimt Inkunalu'ln otv.
V) II l)nick(» olino jefrlicho Anjrabc der Herkunft, indess angen-
scheinlicli mit Typen der Heb. Qnenteirschen Officin p^edruckt.
Hei den unter H), E) und F) aufzuführenden, nicht mit Datum
verwhenen I)ruckwerk(;n niuss aus der Art der Ausführung derselben,
insbeKondere deren Aelinlichkeit mit datirten Quentelldrucken des XV.
.Ia]ir]iunderts, auf ihre EntHteliung vor 1500 geschlossen werden.
Die meisten der vorliegenden Drucke stammen aus den 90er
Jahren; aus dem Zeiträume von 1481 bis 1489 ist, ebenso wie bei
d(?m von Knnen a. a. O. verzeichneten Bestände, bemerkenswerther Weise
k<M*n Werk vorhanden.
A) Drucke mit dem Namen von Heinrich Quentell,
zugleich mit Angabe von Ort und Datum.
1. 1479, Aug. 30. Astesants, Summa de casibus eonscientie.
Hain* 1H95. — Panzer I, p. 286, No. 71; erwähnt, wohl irr-
thümlich, 513 Hll. statt vorliegend 508, von deren letztem die (leere)
rechte lliilfte abgerissen ist. — Ennen p 104, No. 283; 1. das. als
auf Hl. 13a, col. 1, Z. 1 fumma statt süma, ebda, letzte Z. epifcop^
statt epifcopus, Bl. 508b, Z. 17 v.u. Astexani statt Astaxani. Der
von Ennen als am Schlüsse befindlich erwähnte Holzschnitt fehlt vor-
liegend.
2. 1479. Guilelmus Peraldus, (1) Summa de virtutibns. (H)Trac-
tatus de vitiis.
Hain^ 12 387. — (1) Panzer I, p. 285, No. 69; (11) ebda. I,
p. 285, No. 68.
Früher im Besitze des Dominikanerklosters in "Wimpfen. — Ein
zweites Exp. ist vorhanden.
3. 1480, Sept. 8. Johannes de Turrecremata . Traetatus de po-
testate pape et concilii generalis.
Hain'' 15 729; 1. das. als auf fol. 46.1, Z. 4 v. u. presbitero statt
presbytero. — Panzer 1, p. 287, No. 82; erw.Hhnt nur Titel und
Schlussschritlt, beide abgekürzt. - - Höchstwahrscheinlich Ennen p. 117,
No. 310; giebt Hl. 1 (vorliegend fehlend, nach Hain mit der Holz-
schnitt-Darstellung eines Heiligen versehen) als leer an und hat fol. 2a,
Z. l uobilis statt notabilis und 46 a. Z. 2 v. u. deligentia (sie) statt
diligentia beides vernuithlich Schreibfehler.
4. 1481, Sept. 7. Thomas de Aquino. Super secundo senten-
tiarum.
Hain* 147t». — Panzer 1, p. 28i». No. v»8, nur die Schluss-
schrit^ erwähnend. — Ennen p. 107, No. 202; 1. d.is. als auf fol. 331b.
ool. 2. Z. 14 feeu di iVripti statt fecu — di fcripti.
von Dr. Richard Busch. 33
5. 1489, April 16. Boetius [rectias Thomas Cantipratanus ^] , De
disciplina scholarium.
Hain* 3419. — Panzer I, p. 300, No. 167, nur mit Erwähnung
von Titel und Schlussschrift.
6. 1489. Johannes Versor, Dicta super septem tractatus . . .
Petri Hyspani cum textu.
Aehnlich Hain* 16038, unter Angabe von 259 Bll. (vorliegend
263) und einer anderen Schlussschrift. — Panzer I, p. 300, No. 171
mit dem Titel: Petri Ilispani Tractatus Snmmularum cum not. Jo-
hannls Versoris und ausserdem nur unter Anführung der Schlussschrift
mit vielen Ungenauigkeiten.
Fol. 1 a als Titel : Dicta verforis || fuper feptö tractatus magiftri !
petri hyfpani cum textu. Folgt Holzschnittbild des vor vier Schtllem
docirenden Versor. — Fol. 1 b: leer. — Fol. 2a: Jfte eilt tractatus
fnmmula || rum magiftri petri hyfpani. In quo ipe compendiofe .... —
Fol. 263 b s. f. : . . . et gloriofus in fecula feculorum. Amen. || H Fini-
ont Notata pulcherrima ac fumme necefTaria vc/ || nerabilis magiftri
Joänis verforis fuper tractatus magiftri || Petri hyfpani cü textu eorü-
de3 famma diligentia iterü atq3 || iterum perlecta et coiTcecta (sie) In
florentiffimo (sie) z nüc demum {| impreffa per honeftum virum Henricü
Qnentell Ciue Co || lonienfem. Anno octuageßmo nono. ||
Foll. (263). Sig. Ai— Xiiii. 4o.
7. 1491, Febr. 7. Paul Lescher, Rhetorica pro conficiendis
epistolis accomodata.
Hain 10038 und Panzer I, p. 304, No. 195, beide nur Titel
and abgekürzte Schlussschrift angebend.
Fol. la als Titel: Rhetorica Lefcherii || pro cöficiendis epifto, , ,
lis accomodata. — Fol. Ib: leer. — Fol. 2a, c. sign, aii: ACredite ad
eam et il || luminamini, z facies veftre nö ofundetur ic . . . . — Fol. 23 a
s. f.: ... ad gloriam || perducet habeas || . — Folgen fünf Distichen,
alsdann : Cnins ut effet honor cumulatior incola fancte || Colonie henri-
cus quentell cognomine dictus || Artis opus multa imprefTit cömoditate |j
Anno dm M. cccc. xci. fexto ydus Februarij. — Foll. 23 b u. 24 : leer.
Foll. (24). Sig. aii— diiii. 4«.
8. 1491. Johannes Versor, Questiones super libros ethicorum
Arestotelis et textus ejusdem.
Hain* 16053; 1. das. als auf fol. la, Z. 2 Areftotelis statt
Ariftotelis (sie), sowie dass die tabula quaestionum auf Bl. 125a statt
I35a endigt. — Panzer I, p. 304, No. 197; 1. das. als auf fol. 123 b,
col. 2, Z. 3 V. u. Areftotilis (sie) statt Areftotelis. — Ennen p. 108,
No. 295 mit dem gleichen Fehler wie Panzer; ferner ist das. zu verbessern,
dass der Schlussschrift 5^2 Oolumnen tabulae statt 3'/2 folgen.
1) Geb. 1202, ist als Verfasser anzusehen; vgl. Schwabe-Teuffel , Ge-
schichte der rümischen Literatur, ed. 4, p. 1139.
Vin. I. tt. 2. 3
34 Verzeicbnifis der Külnor Inkunabeln etc.
9. 1492, März 12. Poenitentiarius.
Hain 13160 und Panzer I, p. 304, No. 200; 1. bei beiden als
auf fol. la, Z. 2 circunftaneijs (sie) statt eireurndtanciis. Bei beiden
nicht genügend besehrieben.
Fol. 1 a : Peniteas cito libell^ ifte | nücupatur. tractans de peni-
tentia et eius circunftaneijs (sie) || omnibus faluari volentibns fuiüe necefPa-
rins ad cö || fiderandum ea que funt peccatorum remedia. Folgt das
bekannte Holzschnittbild des I^hrers mit den Schtllern. — Fol. 18 a
8. f. : . . . non obftans. nü nianifelltans. Et Tic finitnr pus opufculü de
mö ofitendi t penitedi implTum Co// || lonie j) Ilenricü Quent«ll Anno
falutis M. cccc. xcij. (Jrto vdus martij. — Fol. 18 b: leer.
Foll. (18). — 8ig. Qii— ciiii. 4».
10. 1492, Juli 14. Expositio hymnorum.
Hain* 6784. — Panzer I, p. 305, No. 202? — Ennen p. 109,
No. 299.
11. Dasselbe von gleichem Datum.
Panzer I, p. 305, No. 202?; im Uebrigen, soweit wir sehen,
nicht verzeichnet. Muss, obgleich bezüglich des Inhalts vieler Bll. in
seinem Anfang und Ende und bezflglich der Schlussschrift mit No. 10
ganz übereinstimmend, doch in Rücksicht auf die Einzelheiten als eine
von No. 10 verschiedene Ausgabe betrachtet werden.
Fol. 1 a: Expolitio himnorum (sie) cum no || tabili omento qnod
femper implicat hiftorias cii optimis || allegationibus facre fcripture illo-
rum fanctorü vel fanctarü || de quibus tales hymni decantantnr. ex
quib9 poffunt facili || ter de eifdem fanctis colligi fermones poptimi.
fubiunctis || quorüdam vocabulorum expoHtionibus. Folgt das Holz-
schnittbild des Lehrers mit zwei Schülern mit der Legende: Accipies
fancti doctoris dogmata fancta (dass. auch bei No. 10). — Fol. 77 a
s. f. : . . . . qui nunc fuper omnia regnat. AMEN || Hymnarius cum
bona expofitiöe notabiliq3 omento magna cum || diligetia correctus.
cum({3 plurib^ alijs hymnis prius nö additis || elaboratiffime imprefliis
in fancta Colonia p Henricü Quentell || Anno incarnatiöis düice
M. cccc. xcij. pridie ydus Julij. — Fol. 77 b: Sequitur tabula hymnor'
Tm numerum folior' . . . ., darauf Schluss fol. 78a mit Explicit tabula
hvmor' (sie). — Fol. 78 b: leer.
Foll. (78), bezeichnet als (1). I— LXXVL (1). Sig. a^— u^.
Eine Reihe von Bll. vorliegend, ebenso wie bei No. 10, falsch
bezeichnet.
12. 1492. Sept. 3. Theodulus, Egioga.
Hain* 15 484. — Panzer I, p. 305, No. 203; erwähnt einen
ausftlhrlicheren , wie es scheint, sonst unbekannten Titel: Theoduli
Egioga sive dialogus Pastorum de veritate religionis Christiane. —
Ennen p. 110, No. 300.
Vorliegend fehlt Bl. 1 (Titelblatt) und Bl. XXIX ist fillschlich
als XIX bezeichnet.
von Dr. Riebard Busch. 35
13. 1492. Quatuor novi8sima.O
Hain* 5707; 1. das. als auf fol. 1 b, Z. 2 inetmü (sie) statt in
etemü; ebda., wohl irrthümlich , 39 Bll. statt 41 als Umfang des
Ganzen angegeben. — Panzer 1, p. 305, No. 206; 1. das. als auf
fol. 41b, letzte Z. iu (sie) statt in.
14. 1493, Oct. 22. Boetius [rectius Thomas Cantipratanus] , De
disciplina scholarium.
Hain* 3423. — Panzer I, p. 307, No. 219, nur mit Erwähn-
ung von Titel und Schlusssehrift.
15. 1493, Oct. 31. Boetius, De consolatione philosophie liber
cum optimo commento beati Thome.
Hain* 3384. — Panzer I, p. 307, No. 220. — Ennen p. 110,
No. 301; 1. das. als auf fol. 192 a, Z. 5 v. u. Boetij statt Boety, Z. 3
V. u. Colonia statt Oolonie, letzte Z. nouembris statt novembris.
16. 1494, Juni 12. Expositio hymnorum.
Hain* 6786. — Ennen p. 111, No. 303; 1. das. als auf fol. la,
Z. 1 cum statt cö, fol. 77, drittletzte Z. Colonia per statt Colonie | per.
Mehrere BIL' vorliegend falsch bezeichnet.
17. 1494. Guillerinus [rectius Guillermus] , Postilla in epistolas
et evangelia de tempore et sanctis et pro defunctis.
Hain* 8285; 1. das. als auf fol. la, Z. 1 Gnillerini (sie) statt
Guillermi.
18. 1494. Johannes Versor, Questiones super libros ethicorum
Aristotelis et textus ejusdem.
Hain* 16 054; 1. das. als auf fol. 1 a, Z. 4 und 5 fingulari dili-
gentia statt f. d. — Panzer I, p. 310, No. 237, nur mit Angabe von
Titel und Schlussschrift.
19. 1495, Febr. 11. Theodulus, Egloga.
Hain* 15486. — Panzer I, p. 310, No. 247; erwähnt als Titel
auf fol. la: Egloga Theoduli cum commentariis.
20. 1495, März 29. Repertorium sive tabula generalis autori-
tatum Arestotelis et philosophorum cum commento per
modnm alphabeti.
Hain 1935; 1. das. als auf fol. 52a, Z. 3 v. u. expönes (sie)
statt exponens, Z. 2 v. u. nTe statt nre. — Panzer I, p. 311, No. 248.
Bei Beiden ungenügend beschrieben.
FoL 1 a als Titel : Repertorium fiue tabula y generalis autoritatum
Arestotelis et philosophorum. || cum cömento per modum alphabeti.
Folgt das bekannte Holzschnittbild des vor vier Schülern docirenden
Lehrers. — Fol. Ib: leer. — Fol. 2 a, c. sign, aii, Beginn des Textes:
1) Verfasser soll nach Campbell. Annales etc. p. 366 Gerhard de
Vlicderhoven sem; Quellenangabe fcnlt das.
3*
36 Vcrzeichniss der Kölner Inkunabeln etc.
Repertoriü fiue tabula notabiliü .... — Fol. 52a 8. f.: ... . bene-
dictus in || fecula feculorum. AMEN || Antoritatü (sie) areft. expönes
(sie) ac aliorü pTior' finiüt Colonie || \) Ilenricü QueteÜ imprefTe Anno
üre falutis. M. qdrin {| ^entefimo nonagefimo qnto quarto kalendas
aprilis. — Fol. 52 b: leer.
Foll. (52). Sign, aii— iiiii. 4^.
21. 1495, April 15. Johannes de Garlandia, Synonoma (sie).
Hain* 7474. — Panzer I, p. 311, No. 249, nnr gekürzten
Titel und desgl. Schlussschrift angebend.
22. 1495, Mai 4. Reportorium (sie) aureum continens titulos
quinque librorum decretalium et concordancias materi-
arium eisdem in sexto ('lementinis decreto et toto cor-
pore juris civilis correspondentium.
Hain 13874; 1. das. als auf fol. 31b, Z. 1 v. o. per statt p.,
Z. 4 in veris statt in veris / .
Vorliegend 2 Expp. vorhanden, davon das eine mit 1 leeren Bl.
am Schlüsse, aber ohne Titelbl.
23. 1495. JohanniS Heylin (genannt a Lapide), Resolutorinm
dubiorum circa celebrationem missarum occurrentium.
Hain* 9910; 1. das. als auf fol. 24a, letzte Z. dili statt dili. —
Panzer I, p. 311, No. 254.
Bei vorstehendem Exp. Bll. 1 und 6 fehlend.
24. 1496, Febr. 29. Gerhard Harderwyck, Epitomata totins natu-
ralis Philosophie ....
Soweit wir sehen, nirgends verzeichnet.
Fol. la als Titel: In epitomata to// || tius naturalis pViie que trito
femione reparationes appellä/ || tur Alberto (sie) centonas continentia.
in burfa Laurentiana flo || rentifTimi Agi*ippinen(is gymnafij cadtigatiftime
edita. epi/ || gramma ad lectorem. Folgt ein Holzschnitt, Albertus
Magnus docirend mit vier Schülern vor ihm darstellend. — Fol. Ib:
30 Hexameter zum Lobe des Buches und seines Verfasser, endigend
. . . animo lectio nuUa suo. Darauf fol. 2 a, c. sign, aii Beginn der
Reparationes physiconim. — Foll. 137 b und 138, nach Schluss des
Druckfehler -Verzeichnisses der Kep. phys., 174 b nach Schluss der
libri de celo et mundo, 175 b, 232 b und 233 b nach Beendigung der
libri meteorum, bezw. Beginn der libri de anima, endlich fol. 292 nach
Schluss der letzteren : leer. — Fol. 243 b s. f. : .... humid fi vincatur
z digeratur. || H Epitomata totius phylofophie (sie) naturalis que vul-
gato II lermone Reparationes appellantur Alberti magni pTii acu || tidimi
et theologi pfundiffimi fcriptis conformia per Ma || giftrü gerardum
herderwiccensem , facre theologie licentia, || tum ... et per honeftum
virü Henricum || quentel Colonienfem ciuc nitidilTime characterizata
Anno II virginalis ptus Millefimo quadringeterimo sup nonagefi || mom
von Dr. Hichard Busch. 37
fexto predie (sie) calendas martias .... in fecula feculorum benedicti.
Darauf 1 Distichon, endigend . . . artium defiderati. — Fol. 343 b: leer.
Foll. (343). Sig. aii — ziii. aai — bbii. Ai — Fiiii. aaii — kkiii.
AAii — KKiii. ai — giiii. 4^.
25. 1496, Mai 16. Petrus Hispanus, Copulata commentaria textnl
omnium tractatuum ....
Hain* 8706 mit anschliessendem traetatus parvorum logicalium;
1. das. als auf fol. 1 a, Z. 1 textui statt textut — offenbar Druckfehler. —
Panzer I, p. 313, No. 267, nur mit Aufführung des abgekürzten Titels.
Vorliegend Bll. 36 und 37 fehlend. — Früher im Besitze des
Benedictinerklosters in Seligenstadt a. M.
26. 1496, Dec. 31. Boetius, De consolatione philosophie liber
cum optimo commento beati Thome.
Hain* 3390. — Panzer 1, p. 314, No. 276; giebt 48 Bll. als
Umfang des Ganzen an(?). — Ennen p. 113, No. 309.
Mit geringen Ausnahmen bezüglich des Inhaltes jedes Blattes
mit der oben unter No. 15 verzeichneten Ausgabe übereinstimmend.
27. 1496. Cato cum glosa et moralisatione.
Hain* 4735. — Panzer I, p. 313, No. 266; 1. das. als auf
fol. 48 a, drittletzte • Z. correcte statt correcti.
28. 1497, März 13. Johannes Versor, Questiones perutiles super
octo libros physicorum Arestotelis cum textu ejusdem.
Hain* 16043. — Panzer I, p. 342, No. 277 mit vielen Un-
§:enauigkeiten. — Ennen p. 117^ No. 320; 1. das. als auf fol. 184a,
Z. 1 librorü statt librorn, letzte Z. hac statt hoc — beides augen-
scheinlich Druckfehler.
29. 1497, Mai 26, bezw. Mai 27. Gerhard Harderwyck, (I) Com-
mentarii in octo libros physicorum Arestotelis. (U)
Commentarii trium librorum Arestotelis de anima.
(I), soweit wir sehen, nirgends verzeichnet.
Fol. 1 a als Titel : Ad laudem ac ho || nore3 indiuidue trinitatis
pa,/ II triß. filij et spüs fancti gloriofiffimeq3 virginis Marie In || cipiunt
omentaria queftiones et dubia pulcerrima otinen || tia. cum textu Arefto-
telis in octo libros de phyfico auditu || iuxta doctrinam exquißtirfimä
venerabilis dni Alberti. in || Burfa Lauretiana floretifümi agiipineiis
gymnadj edita. Folgt Holzschnittbild des Albertus Magnus mit vier
Schülern. — Fol. 2a, c. sig. aii: QVoniam quide intelli// || gere z
fcire ... — Fol. 213 a, col. 2 s. f : ... loquitur sed de motu di-
nmo / H Comentarij (sie) in octo libros pliyficor' Arefto. || Burfe laurentiane
famofinimi agrippinenfis || Colonie gymnafij })ce(Tum cötine tes x> ^gTe/'j
gifi virü artiü liberaliü magiftrü et in facra pa || gina licetiatü doctiffi-
mü Joäne (sie) herderwicce || fem in eode regete ex diuersis et po-
tiilimii diui jj Alberti magni || cömentarijs ftudiofiflime elabo-
rati . . . p honeftfi ciue Ilüricü qucntell || nitidiffime Anno . xcvij suj)
38 Verzeichniss der Kölner Inkunabeln etc.
MilleHmü et qna || driDg:etenmü feptimo calendas Jnnij impfTi || de qr^
fine fit büdietns de^ trin9 z vnus. Arne. — Fol. 214b: leer.
Foll. (214). Sign, aii — yiiii. Aai — Ooiiii. fol.
(II) Hain 1711 und Panzer I, p. 314, No. 278, beide ohne
genauere Beschreibung.
Fol. la als Titel: Textus trium librorum de ani// || ma Arefto-
telis cum cömentario fecundum doctriuä || venerabilis domini Alberti
magni. Darauf Holzschnittbild des Albertus Magnus und eines Engels
mit der Legende: Magnus erat forma celfus .... — Fol. Ib: Epi-
taphium des Albertus Magnus, schliessend mit . . . transiuit . agens
iubileum. — Fol. 2a. c. sign, aii: Ad laudem gloriam z || honorem
su^ibenedict« trinitatis ... — Fol. 109 b s. f. : ... ^)futura cen-
fuit. II H Cömentarij trium libror' Areftotelis de anima intitulati ....
in famofifßma agrippinen Colonie || acacjemica p Geraixlü Herderwic-
cen . . . abfoluti z ac I curatiiTime caftigati opera z impen Honefti
preflbrie artis calotecnii charae-
viri Henrici Quentell Colon ciuis im
terifati anno gratie Millefimo Quadringentefi/ || mo fup Nonagefimü
feptimo Sexta caledas Junij . ad fine optatä funt ))ducti. De quo fit
bndictus Jefus Amen.
FoU. (109). Sig. aii — tii. fol.
30. 1497, Juli 23. Johannes Versor, (I) Questiones in veterem
artem arestotelis una cum textu ejusdem. (II) Super
omnes libros nove logice. (III) Questiones super de
ente et essentia . . . Thome de aquino.
(I) Hain* 16 028; 1, das. als auf fol. la, Z. 2 philofophi || ma-
giftri statt ph. m., Z. 5 incipiüt statt incipiut (sie). — Panzer I, p. 315,
No. 282, nur abgekürzten Titel und desgl. Schlussschrift angebend. —
Ennen p. 112, No. 308; 1. das. als auf fol. 73 a, col. 1, Z. 23 v. u. fub-
tiliffime statt fubtiffime (sie).
(H) u. (UI) Hain* 16 033; 1. das. als auf fol. 2a — des Ganzen
76 a — , col. 1, Z. 1 ( )Kimu3 statt ( )Rimum, 152 b — des Ganzen
226 b — col. 2, Z. 6 v. u. vniuerfali ftudio statt vniverfitatif (sie) (t.
und 165 b — des Ganzen 239 b — col. 1, Z. 1 v. u. fratrü statt
fratti (sie). — Panzer I, p. 315, No. 283V, mit einigen Abweichungen
bei der Wiedergabe der abgekürzten Schlussschrift. — Ennen p. 112,
No. 307; 1. das. als auf fol. 152b — des Ganzen 239 b — , col. 2,
Z. 5 V. u. ciui II tatis statt ciuitatis und Z. 3 v. u. nongefi- || mofeptimo
(sie) statt nonagefi-mo feptimo.
(UI) ohne irgendwelche Angabe bezüglich des Druckei's, Ortes
und Datums, aber unschwer zu erkennen, dass mit denselben Typen
wie (I) und (II) gedruckt.
Durch das ganze Werk zerstreut kommt eine besonders kleine,
als Quenteirsche uns sonst nicht bekannte Type vor, wahrscheinlich
zur Aushülfe dienend, nämlich 89a, col. 2 ausschl. Z. 1; 89b, col. 1,
ausschl. 13 letzte Z.; 90 b, col l; 97 :i, col. l; 99 ji, col. 1 ausschl.
von Dr. Bicbard Busch. 39
•
letzte Z.; 102 a, col. 2; 103a, col. 1, die 5 letzten Z.; 104b; 108b
aa88chl. 4 erste und 7 letzte Z.; 132 b, col. 1; 133 b, col. 1 ansscbl.
22 erste Zeilen; 134b, col. 1, die 13 letzten Z.; 157a; 161b, col. 2,
ansschl. 9 erste Zeilen; 162 a, col. 2, die 5 ersten Z. und 202b, col. 1
ansschl. 4 letzte Z.
Bei (I) mehrere Bll. vorliegend mit falscher Bezeichnung ver-
sehen.
31. 1497, Sept. 22. (1) Aristoteles, Expositiones in libros . . .
de celo et mundo. (U) Ders., Liber de generatione et
corruptione. (III) Ders., Liber meterologorum. (IV) Ders.,
Liber parvorum naturalium. (V) Thomas de Aquino, Trac-
tatus de ente et essentia , commentatus. (VI) Ger-
hardus de Monte, Concordantie dictorum St. Thome et
Alberti magni. (VII) Ders , Apologetica.
Hain* 6813; 1. das. als auf fol. lolb, col. 2, Z. 10 v. u. doc-
toris et ipsi^ pbatidimä viä fancti (sie) statt doctoris fancti et ipfius
probatinimam viam, ebda. Z. 6 v. u. cögefta statt congefta, Z. 5 Agri-
pineii statt Agrippinen. — Panzer I, p. 315, No. 284; erwähnt nur
Titel von (I) bis (IV) und die die Druckerangabe enthaltende Schluss-
schrift von (HI).
32. 1498, März 5. Boetius [rectius Thomas Cantipratanus], De dis-
ciplina scholarium.
Hain* 3425; 1. das. als auf fo]. la, Z. 2 cömento || Colonia
statt cömento Colonia. — Panzer I, p. 317, No. 299, nur mit Er-
wähnung von Titel und Schlussschrift.
Bei vorliegendem Exp. fehlen 2 Bl. hinter Bl. 14.
33. 1498, Sept. 13. Aristoteles, Textus parvorum naturalium
cum commentario secundum doctrinam Alberti Magni. i)
Hain 1718 und Panzer I, p. 317, No. 304 (in Registerband V
heisst es fälschlich 303) ; bei Beiden nur abgekürzter Titel angegeben.
Fol. 1 a als Titel : Textus paruor' naturaliü || Areftotelis CU3 cö-
metario clariffimo fdm do// || ctrinä Alberti magni Epifcopi Ratifpo-
nefis II De fenfu et fenfato || De memoria et reminifcentia || De fomno
et vigilia || De lögitudine et breuitate vite || De iuuentute et fenectute 1
De infpiratione et refpiratione || De vita et morte || De motu animalium |j
De motu cordis. — Fol. Ib: leer. — Fol. 2a, c. sign. Aii: ( )üoniä
ante II de anima ... — Fol. 104 b, col. 1 s. f. : . . ruditer collecta fuffi-
ciant. II Expliciiit feliciter par// || uor' naturaliü libri Arefto. in floren-
tiffima Uniuerfitate
Colon legi formalit" ofueti cü cömetarijs
illuminatiflimi || viri Mgri Joänis de Mechilinea . . . Que qde cüme-
taria . . . pftine fue || integritati lima caftigatöis reddita ff atq3 pul-
eerrimis || hinc inde rotulis aucta ]) . . . Magiftr' Jacobü || Tymeno de
1) Als Bearbeiter werden in der Schlussschrift die Magister Johann
von Mecheln (Kamielit^nnönch in Kiiln im XV. Jahrhundert) und Tymen von
Ainersfurd (f 14*»^2) genannt.
40 Verzeichnifts der Kölner Inkunabeln etc.
Amorsfordia . . . Impreffa vero || illa z opieta p me Henricö Qnentell
Inclite vrbis | Colo. Ciuem. Anno xpi Sa]uatori8. M. cccc. xcviij. Menfis
Septembris. die decimatercia. Folgen 7 Colnmnen Register, endigend
fol. 106 a, col. 2. — Vorliegend am Schlüsse ein Stück abgerissen.
Foll. (106). Sign, a ü— S iiii. fol.
34. 1498, Oct. 5. Expositio circa trcs libros de anima Aresto-
telis.
Hain* 11585. — Panzer I, p. 317, No. 301.
35. 1498. Guido de Monte Rotherii, Manipulns caratorüm.
Soweit wir sehen, nirgends verzeichnet.
Fol. 1 a als Titel : Manipnlus curator' offi || cia facerdotü rcd~m
ordi II nem feptem facramentor' || perbreuiter complectens. Anschliessend
das Holzschnittbild des Lehrers mit zwei Schtilern und der Legende:
Accipies ... — Fol. Ib: leer, darauf 2 und 3 tabula. — Fol. 4a,
c. sign, aiiii: Incipit feliciter doctiflnni ac |j famondimi viri döi Gui-
donis de möte Rotherij liber. qui || Manipulus curatorü vulgariter
appellat" ... — Fol. 113b v. f.: . . . i düs dnantiu3 Jefus chriftus
Amen. || H . . . . exarata funt in felici ci || uitate Colon, p me Hericü
quetell. Anno. m. cccc. xcviij. Folgen 114a: in fumente euchariftie
facramentum . . . , dann am Schluss 6 Hexameter, endigend mit . . . di-
cendis adibis. — Fol. 114b: leer.
Foll. (114). Sign, aiii-tiiü. -40.
36. 1498. Johannis Heylin (genannt a Lapide), Resolutorium
dubiorum circa celebrationem missarum occurrentium.
Hain* 9916. — Panzer I, p. 318, No. 309.
37. 1498. Lambertus de monte domini, Compilatio commentaria
in octo libros Arestotelis de physico.
Hain* 11581. — Panzer 1, p. 317, No. 302; hat nur ab-
gekürzten Titel und ebenso Schlussschrift. — Ennen p. 114, No. 311,
1. Theil (zus. mit der expositio circa tres libros de anima Arestotelis);
1. das. als auf fol. 140 a, col. 2, Z. 5 v. u. Exulta statt exulta, letzte Z.
extremä statt extremä (sie).
38. 1499, März 10. Expositio hymnorum.
Hain* 6793, mit darauffolgendem Textus sequentianim.
Bei vorliegendem Exp. letztes lU. fehlend.
39. 1499, Mai 7. Albertus Magnus, (1) Liber de muliere forti.
(11) Orationes super evangelia dominicalia totius anni.
Hain* 465 mit Exp. ohne Vorsetzbl. — Panzer 1, p. 321,
No. 341, nur mit Erwähnung des Titels von (I) mit dem Zusatz: Co-
loniae 1499. — Ennen p. 116, No. 317.
40. 1499, Mai 29. [Petrus DorlandJ, Viola anime per modum
dyalogi (sie) inter Raymundum Sebundium . . et Domini-
cum Seminiverbium de hominis natura ....
von Dr. Eicbard Busch. 41
Hain* 14070 (unter Sabunde, Raymundus de); 1. das. als auf
fol. la, Z. 1 iamiam statt limiam (sie). — Panzer IV, p. 227, No.
335b; hat nur abgekürzten Titel. — Ennen p.ll5, No. 315; das. zu
verbessern, dass das Epigramm auf fol. Ib 18 Verse statt 15 zählt
und Bl. 2 die Sign, aaii statt aii trägt.
41. 1499, Juni 28. Lavacrum conscientie omnium sacerdotum.
Hain 9962. — Panzer IV, p. 277, No. 331. — Ennen p. 116,
No. 316.
42. 1499. Eberhardus de Amersford & Johannes de Nürtingen, Com-
mentaria librorum de celo et mundo Arestotelis. . . .
Hain 6757. — Panzer I, p. 320, No. 332. Beide führen nur
Titel und sehr abgekürzte Schlussschrift auf. — Ennen p. 113, No.
310, 1. Theil (zus. mit dem Liber meteororum); das. zu verbessern,
dass auf Bl. 1 46 Verse statt 49 stehen ; hat in der Schlussschrift den
die Verfasser des Commentars erwähnenden Passus nicht aufgeführt.
Fol. 1 a als Titel : Commentaria li || bror' de celo et müdo
Areftotel || iuxta via3 venerabilis domini jj Alberti. t ^)cessum mgror'
re^e | tiü Colonie in burfa Lauretij. Folgen in lateinischer Type
4 Hexameter des Ro. Langius zum Lobe des Albertus Magnus und 10
ebensolche zum Lobe des Gymnasium Laurentianum, endigend . . . gallia
parifijs, darauf Ib, ebenfalls in lateinischer Type, Inhaltsangabe des
Werkes in 32 Hexametern, abschliessend .... grauitate mouentur. —
Fol. 2 a, col. 1, c. sign, aii: ( )E natura fcietia fere plu || rima vide-
tur . . . . — Fol. 167b, col. 1 s. f.: ... z mundo Areftotelis. \\
1! Cümentaria in libros de celo et müdo Arefto. || . . . 4) venerabile
virum artiü liberaliü magiftrü ac facrarü || litterar' licetiatü magiftrü
Euerardü de Amorsfor/ || dia incepta z ad fine vsq3 pmi libri copio-
fiffime deducta . . . per ho |l norabile l doctü virü bonar' artium ma-
giftrü facre || quoq3 pagine etiam licentiatü magiftrü Joanne de || Nür-
tingen bnrfe Laurentiane conregente .... Opera au |{ tem et impenfis
honefti ciuis Henrici Quentell ca/ || ftigatiffimo charactere imprefla.
Anno falutis chri,. || ftiane fup milleßmo t quadringentefimo nonagefi/ !
mo nono in agrippinenfi Colonia .... premenimus (sie). Folgen 3 Co-
lumnen tabula, endigend 168a, col. 2 ... et || paffiue eodem || H Fi-
nis. — Fol. 168b: leer.
Foll. (168), bezeichnet als (1). I — CXV. (2). I— XLIX. (1).
Sign, a n — v 111. A 1 — J 111. fol.
Eine Reihe von Bll. vorliegend falsch bezeichnet.
43. 1500, Mai 7. Thomas de Aquino, (1) Questiones de potentia
dei. (II) Q. de malo. (111) Q. de unione verbi incarnati.
(IV) Q. de Spiritual ibns creaturis. (V) Q. de anima. (VI)
Q. de virtutibus.
Hain* 1418 mit Exp., in dem (II), vorliegend Bl. 124-305
umfassend, vor (I), vorliegend Bl. 26 — 124 einnehmend, steht (im Ge-
Rammttitol ist die Anordnung, wie erwähnt) und dem je l leeres Bl.
42 VeneichDiM der Külner iBkmabriB ecr.
am AnfiDfre und S^hliisee des Ganzen feblL L. das. als aof fol. la
(vorliVrrend 2 a). Z. 3 v. n. S|iüalib'' stan fpüalib'^ und 124a (vor-
liegend 125 a;. Incipifit («io statt Incipiüt.
F'rüher Wimpfener Codex, — Eine gTöÄ?ere Reihe von Bll. vor-
.-t^hend falisch numeriil.
44. 1500, Juli 18. Raimundus de PeflufortL Snmmnla sacramen-
tornm.
Hain* 13710: 1. das. bei der BlatUngabe der tabnla 150 a—
156 a htatt 151a— 157a. — Panzer L p. 322. No. 347.
HIL X und XXll vorliegend nilsehlich als XI nnd XXllI be-
zeichnet.
45. 1500. Johannes Heylin (genannt a Lapide), Resolatorinm
dnbiornm circa celebrationem missarnm occnrrentiunL
Ilain* 9918. — Panzer I. p. 323, No. 335. — Ennen p. 118,
No. 321 mit unvollständigem Exp. von 12 Bll.
Bezfifrlich der Inhaltsmenge jedes Blattes mit den Ausgaben des
KeHolutorinms von 1495 und 1498, unter No. 23 nnd 36 oben auf-
geführt, übereinstimmend.
46. 1500. Quatuor novissima.
Hain 5712. — Panzer I, p. 328, No. 358. Beide geben nur
Titel an.
Fol. 1 a als Titel : Quattuor no// || uifTima cum multis || exemplis
pul// II cherrimis. — Fol. Ib: leer. — Fol. 2a, c. sign. Aii: QEmorare
nonifTima tua z || in etemü nö peccabis Ecci. VIL Sicut dt btüs
Aug^ .... — Fol. 46a s. f.: .... quo etemitatis gloria aquirif |
•! Finiunt exempla de gaudijs regni || celor' Et alior' triü nouiffimor' ....
Impreffa jj Colonie ]) honeftü virü Henricum || Quentell Anno düi
M. ccccc. — Fol. 46 b : leer.
Foll. (46). 8ign. «ii— $iiü. 4».
B. Drucke mit Angabe von Ort und Drucker,
aber ohne Bezeichnung des Datums.
1. Alanus (de Insulls), Doctrinale altum seu über parabo-
lorum . . . .
Ilain* 378. — Panzer I, p. 340, No. 468 (nicht 368, wie im
Keginterband V steht); das. nur abgekürzter Titel und desgl. Schluss-
Hchrift.
2. (I) Dyaiogus (sie) iuter clericum et militem super dignl-
tato regia. (II) De nativitate et moribus antichristi.
Soweit wir sehen, nur bei Hain* 6115 verzeichnet.
3. Guilhelmus de Gouda, Expositlo misteriorum (sie) misse et
verus modus rite celebrandi.
Hain 7826. — Pauzor I, p. 340, No. 474; 1. das. als auf
von Dr. Richard Busch. 43
fol. la, Z. 1 mifteriomm (sie) statt myrteriomm, 18 a, Z. 4 v. n. tracta-
tulns statt tractatns. — Ennen p. 118, No. 322.
4. [Johannes de GarlandjaO]) Liber faceti docens mores do-
minum preeipne jnvennm ....
Soweit wir sehen, nirgends verzeichnet.
Fol. la als Titel: Liber Faceti do// || cens mores hominü. pre-
eipne ionennm in fopplementnm illoru3 qni a moraliiTimo Catho || ne
erant omiffi. inuenibus perutiles. Folgen vier an den Leser gerichtete
Hexameter, endigend . . . qnantnlacnnq3 fiet. — Fol. 1 b Beginn des
Textes : ( )Eneca in libro qnattuor . ... — Fol. 15b s. f.: id eft mo-
rofe. II 1] Explicit Ethica moroii Faceti cum notabili glofnla || ImprelTa
Colonie per Henricnm Qnentell.
FolL (15). Sign. A ii— C ii. 4».
5. Theobaldus episcopus, Phisiologns (sie) de naturis duo-
decim animalinm.
Hain* 15471. — Anch kurz erwähnt bei Brunet V, col. 779.
C. Drucke mit Angabe von Ort und Datum,
aber ohne Bezeichnung des Druckers.
1. 1487. Libellus dans modum legendi abbreviaturas in utro-
que jure. 2)
Ennen p. 119, No. 326; danach mit Quentell*schen Typen No. 4
und No. 11 gedruckt. Erwähnt nicht, wie viel Bll. der libellus ent-
hält und wie es sich mit Bl. 1 verhält, sowie dass De modo proeedendi
(sie) auf Bl. 2 a nur Seiten -Ueberschrift ist. — Hain* 11469 ohne
Erwähnung des Vorsetzblattes. — Nicht bei Panzer, der im Register-
band V von Johannes de Auerbach (Verfasser?), Tractatus de prae-
snmtionibus auf Modus legendi abbreviaturas verweist, ohne aber das
Werk unter „Modus" aufzuführen.
2. 1488, Aug. 13. Copulata supra veterem artem Arestotelis
secundum viam thomistarum.
Nur bei Hain* 1672 mit dem Vermerk: II. Quentell.
Eine erhebliche Zahl von Bll. vorliegend fälschlich numerirt. —
Früher Wimpfener Codex.
3. 1489, April 18. Albertanus Brixiensis, Tractatus de arte lo-
quendi et tacendi.
Hain 405, nur Schlussschrift erwähnend u. mit Vermerk: Henr.
Quentel. — Panzer IV, p. 274, No. 173b, mit dem Sehlussvermerk :
Char. goth. Quentel; Beide mit unzulänglicher Beschreibung.
1) Ist Verfasser nach Histoire litt^raire de la Franet; VIII, p. 87.
2) Verfasser ist nicht ermittelt; vgl. Stintzing, Geschichte der populären
Literatnr de-s römisch-kanonischen Reclits in Deutschland , p. 25 , der vor-
liegenden Dnick ebda. p. IS erwähnt.
44 Yerzeichniss der Kölner Inkunabeln etc.
Fol. 1 a als Titel : Tractatns de arte J loqnedi t tacendi. — Fol.
Ih: Compendiofus tractatns de arte loqnendi z ta// || cendi mnltnm
vtilis II ( )Voniä in dicedo multi errät nee e aliqt .... — Fol. 6 b
8. f. : ... nos faciat puenire. Amen. || ExpHcit libell^ de docfna lo-
qndi et tacedi. ab Albertano cau || fidico brixienfi ad iHTUctione filior'
fuor^ cöpofit'^ Inpffüs ac || finita Colonie Anno dfii M«CCCC«LXXXIX
1 profefto pafche.
Foll. (6). Sifni. rMi— riii. 4«.
4. 1492, Sept. 30. Guido de Monte Rotherii, Manipnlus cura-
tornm ....
Hain 8203. — Panzer I, p. 305, No. 210. Beide erwähnen
nnr abgekürzten Titel. — Nach Muther, Die Bücherillustration der
Gothik etc., p. 52 auf fol. 1 a derselbe Holzschnitt in charakteristischer
Ausführung, wie in 17 QuentelFschen Werken >); danach vorliegender
Druck unzweifelhaft ein QuentelFscher.
Fol. la als Titel: Manipnlus curator' offi || cia facerdotü fm or-
dinem feptem facramentorum perbre/ || uiter complectens. Folgt das
bekannte Holzschnittbild des Lehrers, vor zwei Schülern docirend mit
der Legende: Accipies etc. — Fol. Ib: leer, sodann auf 2 und 3
tabula, hierauf 4a, c. sign. Hüii Beginn: Incipit felici || ter doctiffimi
ac famorüTimi viri || düi Guidonis de monte Kothe || rij über, qui mani-
pnlus curatorü || vulgariter appellatnr ... — Fol. 100 a, col. 1 v. m. :
... ad deü fiden* füdat. Hec infuj) || exarata ftS in fctä ciuitate
Coloii. II Anno diu. M. cccc xcii. i vigilia || Hiero || ( )ümere eucha-
riftie . ., endigend ibid. col. 2 s. f. : .... femj) dicendis adibis. —
Fol. 100b: leer.
Foll. (100). Sign. Hü— Oiiii. 4».
D. Datirte Drucke, aber ohne Angabe von Ort
und Drucker.
1. 1489, Dec. 4. Petrus Hispanus, Textus omnium tractatuum
. . . etiam sincategreumatum et parvorum logicalium
cum copulatis secundum doctrinam . . . Thome Aqui-
natis.
Kurz ei-wähnt bei Panzer 1, p. 301, No. 173 (nicht 373, wie im
Kegisterband V steht) mit der Bezeichnung am Schlüsse „Coloniae per
Henr. Quentel". — Aehnlich Hain* 8702.
Fol. 1 a als Titel : Textus omniu3 tractatuii || Petri hispani etia3
sinca || tegreumatum et paruorum logicalium cum copulatis || fm doctri-
nam diui Thome Aquinaüs iuxta procef- || fum magiftror' Colonie in
burfa Montirt regentium. — Fol. Ib: leer. — Fol. 2a, c. sign, aü &
1) Vergl. auch Moser im Serapeum IV 252 ff., wonach den 17 von
Muther a. a. 0. erwähnten Werken noch die oben unter A 18 aufgetiihrte Aus-
gabe der Quatuor novi.ssima von 1492 zuzufügen ist.
von Dr. Richard Busch. 45
not. fol. I, col. 1 : ( )Irca initium fum (| mnlaiTim Petri hispani ... —
Fol. 140a, col. 2 8. f.: ... dcä fufficiant. || Copulata fex tractatuum
Petri hyfpani f'm ... I || preffa Anno dni M. CCCC. LXXXIX finiüt
felicit^r. — Fol. 140 b: leer. — Fol. 141a, c. sign, ai (rectius Ai) &
not. fol. I, col. 1: ( )Lca initiü paruor' || logicaliü .... — Fol. 214a,
col. 2 am Schlüsse des Ganzen : ... in fecula feculor'. AMEN || Finit
textus cum copulatis omniii tractatti (sie) z par || uor' logicaliü
Petri hyf. nee non textus eiusde de sin// || cathegreumatibo . . . . cü
quibusdä alijs . . . con-ectis z nunc de// | mü impreffis Anno octua-
gefimo nono sup millefimü || quaterq3 centefimil. pridie. uonas Decem-
bris. — Fol. 214b: leer.
Foll. (214), bezeichnet als (1). I— CXXXIX. I— LXXIIUI. Sign,
aii — Ziii. ai (rectius Ai)— Liiii. fol.
Neben dem schon Erwähnten in der Sign, fölschlich bezeichnet
Aii als aii, Di als Dii und Diu als Di, sowie Bl. CXXVII als
CVXXII.
2. 1493, März 7. Copulata ... in novam logicam . . . Aresto-
telis.i) .
Hain* 1677, danach Druck von H. Quentell in Köln. —
Panzer I, p. 306, No. 214 mit vielen üngenauigkeiten , wonach ihm
der Druck wohl nicht vorgelegen hat.
Vorliegendes Exp. etwas defekt, indem die ersten und letzten
Bll. am unteren Theile beschädigt sind; auch 1 (leeres) Bl. am Schlüsse
vorliegend abgeschnitten. In der Foliirung viele LTthtlmer. — Frtlher
dem Wimpfener Kloster gehörig.
3. 1495. Johannes de Garlandia, Textus equivocorum cum com-
mento.
Panzer I, p. 311, No. 250?; das. kleine Abweichungen von
vorliegendem Exp. vorhanden. Augenscheinlich mit H. Quenteirschen
Typen gedruckt, wie aus Vergleichung mit der QuentelFschen Ausgabe
der Synonyma desselben Verfassers von 1495, April 15 — oben unter
A21 aufgeführt — hervorgeht.
Fol. la als Titel: Textus equiuoco ni cü commento. Darauf
des Verfassers Holzschnittbild mit vier Schülern vor ihm mit der Be-
zeichnung : Joannes de garlan || dia cü difcipul fuis. — Fol. 1 b : leer. —
Fol, 2a Beginn des Textes mit: Nomen fignat trahit* ^iferfur vtrüq3 .. . —
Fol. 52 a s. f. : ... Et in hoc habetur finis || Expliciüt equiuocatoes cü
notabili expofitöe. Anno dm || M. CCCC. XCV. Die . xxviij . menfis
Aprilis. — Fol. 52 b : leer.
FoU. (52). Sign. Aii— Jiü. 4».
1) Verfasser unbekannt und nicht etwa Lambertus de Monte; vergl. die
Schlossscbrift.
46 Vorzeiclmiss der Kölner Inkunabeln etc.
E) Drucke mit Angabe des Ortes,
aber ohne Bezeichnung: von Drucker und Datum.
Als einzij^er Druck dieser (iattung^ ist vorhanden:
(I) Bartolo de Sassoferrato , Tractatus judiciorum. (II) Johannes
Andreae, Summa super seeundo decretalium. (III) Ars no-
tariatus. (IV) Johannes Andreae, Super quarto decretalium.
(I), soweit ersichtlich, nirj^ends verzeichnet.
Fol. 1 a als Titel : Tractatus (judiciorü) || Tractatus (Renunti*)
ationii beneficiorum in (publicis Iftrument; || Proceflus (Sathane) || pro-
curatoris infernalis C(()ntra Genus hüa//) || num Coram deo noftro iefu
(xpo Cuius qui) || dem freneris ipfa intemerata (\irgo Maria) || aduocata
exifttit (sie). || — Fol. Ib: leer. — Fol. 2a, c. sign. Aii: Incipit trac-
tatus iudi II tiorum per dnm Bai-tholu3 de faxo ferrato || . ... editus. ,
( )Ec funt que in iudiciis ... — Fol. 23b s. f.: fhndatur exordi || um
AMEN. II H Sceleftiffimi Sathane litigatiöes Cötra genus || humanum Fi-
niunt. II — Fol. 24 b: leer.
(II) nur bei Hain* 1066, mit dem Vermerk: Coloniae, H. QuentelL
(III) desgl. bei Ilain 1856 mit gleichem Seh luss -Vermerk.
(IV), soweit wir sehen, nirgends verzeichnet.
Fol 41a als Titel: Süma johannis An || dree Sup quarto decre-
taliü que et fi breuis || eft verbis . . . relinquitur. Folgt auf 41b ein
Holzschnittbild der Kreuzigung und 42a Beginn des Textes: Summa
Joänis An || dree ... — Fol. 51a v. m., c. sig. Biii: ... vide per
te IC II Explicit Süma Johänis An || dree sup. iiij. libro decretaliu3.
Dann 51b das Inhaltsverzeichniss von Job. Andreae's de sponsalibus
et matrimoniis, worauf das Ganze endigt: || Explicit tabula prefentis
fum// II me Joannis Andree || COLONIA.
Foll. (51). Sign. Aii— Ci. A— Aiiii. Aii— Biii. 8«.
Dieses „Colonia" der Schlussschrift ist offenbar auf den Ort der
Herstellung des Druckes zu deuten, indem auch (I) und (IV) genau
dieselben Typen wie (II) und (III) zeigen und das Ganze also als ein
Druck mit Quentell'schen Typen zu betrachten ist^ Wahrscheinlich
bilden (I) — (IV) Theile eines grösseren juristischen Kölner Sammel-
werkes.*) — Bei vorliegendem Exp. ein Theil von Bl. 1 (Titelblatt)
fehlend und handschriftlich ergänzt.^)
F) Drucke ohne jegliche Angabe der Herkunft.
1. Copulata totius nove logice Arestotelis.
Panzer I, p. 342, No. 483 (nicht 485, wie im Registerband V
steht); 1. das. als in der Schlussschrift fol. 200 a, col. 1, Z. 8 v. u. elen-
1) Vergl. Stintzinff a. a. 0. p. 428 ff., G. Mollat im Centralbl. f. B. IH
277 ff. und Panzer a. a. 0. XI, p. 409, No. 859.
2) Das in Klammem oben Gesetzte nach dem auf der Stadtbibliothek
zu Mainz befindlichen Exp. nach freundlicher Angabe des Herrn Direktor Dr.
Velke ergänzt.
von Dr. Richard Busch. 47
cor' statt elenchornm, none statt doyo, Z. 6 Areftotilis (sie) statt Arefto-
telis, Z. 5 lä || berti de monte statt Lambei-ti de Monte. Bemerkt:
gothisehe Typen von H. Qnentell, was eine genaue Typen-
vergleichung bestätigt. — Hain* 1675. — Wahrscheinlich Graesse,
Tr^or IV, 584 unter Monte, Lambertus de, wo es u. a. heisst: „ce
livic rare imprime ä Cologne par Qnentell . . ."
Vorliegendes Exp., früher im Besitze des Wimpfener Klosters,
namentlich am unteren Theile der letzten Bll. durch Nässe beschädigt.
2. [Johannes de Garlandia], Floretus in se continens sacre
theologie et canonum flores . . .
Ilain* 2913; 1. das. als auf fol. la, Z. 3 illos (sie) statt Ulis.
Erkennt vorliegend, und zwar richtiger Weise, Quenteirsche Typen. —
Panzer I, p. 340, No. 471?
3. Dasselbe Werk, andere Ausgabe.
Hain* 2912; 1. das. als auf fol. 56a, letzte Z. bemardi statt
Bemardi. Danach, wie bei No. 2, Quenteirsche Typen. — Panzer I,
p. 340, No. 471?
4. Lambertus de Monte, Copulata super libros de anima
Arestotelis cum textu ....
Hain* 1712 & Panzer I, p. 341, No. 480, beide mit dem Ver-
merk : H. Qnentell.
Eine Reihe von Bll. vorliegend falsch bezeichnet. — Früher der
Wimpfener Klosterbibliothek gehörig.
5. Ders., Copulata . . . super octo libros Phisicorum (sie)
Arestotelis cum textu ....
Hain* 1685 (unter: Aristoteles), verzeichnet 128 Bll. statt 129,
indem er wohl übersehen hat, dass auf Bl. XU ein zweites, ebenso be-
zeichnetes Bl. folgt. — Die 129 Bll. vorliegend als (1). I— CXXV
[rectius CXXVU]. (1) bezeichnet. In der Signatur i^t hü fälschlich
an die Stelle von hi gesetzt.
Dieselben Typen wie in der Quenteirschen Ausgabe von 1498
(s. oben A37) desselben Werkes.
6. Speculum artis bene moriendi.
Ennen p. 123, No. 338; danach vorliegend Quenteirsche Typen
No. 3 und 4. — Ohne Vermerk bei Hain* 14911 und Panzer IV,
p. 196, No. 1166; 1. bei letzterem als auf fol. la, Z. 3 et varijs statt
ex (sie) variis. — Brunet Suppl. H, col. 676 setzt ohne weitere Moti-
vinmg den Druck zwischen 1480 und 90(?).
7. Textus sequentiarum cum commento.
Hain* 14682; 1. das. als auf fol. 146a, letzte Z. addite statt
äddite (sie). — Panzer I, p. 342, No. 486 (nicht 344, wie im Register-
band V steht).
£ine Vergleiohung mit der Ausgabe des Commentars von Eber-
48 Verzeichniss der Kölner Inkunabeln etc. v. Dr. R. Bu.sch.
hard de Amersford und Job. de Nürtingen zu den libri de coelo et
mundo Arestotelis, erscbienen bei H. Quentell 1499 — oben verzeichnet
unter A 42 — ergiebt vorliegend QuenteU'sche Typen.
8. Dasselbe Werk, andere Ausgabe.
Soweit ersichtlich, nirgends verzeichnet.
Fol. la als Titel: Textus fequentiarum (( cü optimo commento.
Folgt das bekannte Holzschnittbild des Lehrers mit den zwei Schülern. —
Fol. 1 b : leer. - Fol. 2 a, c. not. II, Beginn des Textes : ( )Rates nüc
omnes red/ || damus . . . und des Gommentars: H Ifte liber (cuius lub-
iectü eft laus diuina) in . . . — Fol. 133b s. f.: ... in fecula fe
culorum benedictus. AMEN. || Folgen 134 a Register und auf das leere
134 b auf fol. 135a Sequentie de novo addite, worauf 146a Schluss
des Ganzen : . . Reliqua ft ^ clara || Et fic finiuntnr fequentie de nouo
addite. || — Fol. 146 b: leer.
Foll. (146), bezeichnet als I— OXXXIU. (13). Sign, aiii— yiiii. 4».
Mehrere Bll. vorstehend mit falscher Bezeichnung. — Wie bei
No. 7, lässt eine Vergleichung mit dem oben aufgeführten Drucke A42
das Vorhandensein von Quentell'schen Typen erkennen.
9. Dasselbe Werk, andere Ausgabe m. d. T.: T. s. cum ex-
positione . . .
Hain* 14 684; 1. das. fol. 135a (c. sign, xi) statt 135 a (sign. yi).
Vorliegend Bl. CIX fälschlich als CXIX bezeichnet.
10. Johannes Versor, Dicta super septem tractatus Petri Hys-
pani (sie) cum textu.
Hain* 16034 mit Vermerk am Schlüsse: Coloniae. Augen-
scheinlich dieselben Typen wie bei der Quentell'schen Ausgabe des-
selben Werkes von 1489, die oben unter A6 verzeichnet wurde.
Vorliegend 2 Expp. vorhanden; das eine zeigt zwischen Bl. 8
und 9 ein leeres Bl. und am Schlüsse in einer Handschrift saec.
XV/XVl auf 7 Bll. Bemerkungen über die logischen Begriffe des
Aristoteles und kalendarische Anmerkungen, das andere in etwa gleich-
altinger Handschrift auf 5 Bll. Bruchstücke aus dem Briefsteller des
Paulus Niavis ; beim erstgenannten Exp. ist von Bl. 1 der grösste Theil
abgerissen.
11. Ders. (I) Questiones super metaphisicam (sie) Aresto-
telis cum textu ejusdem. (II) Questiones super libros
ethicorum Arestotelis et textus ejusdem.
(I) Hain* 16 051 mit Vermerk am Schlüsse: Coloniae. L. das.
2 col. 38 et 621 statt 2 col. 33 et 621. — Panzer I, p. 341, No.
478; danach vorliegend QuenteU'sche Typen, wie auch ein genauer
Vergleich bestätigt. L. das. fol. 117 a statt 116 a.
(II) Dasselbe wie der oben aufgeführte Druck A8.
Früher Wimpfener Codex.
Darmstadt. Dr. Richard Busch.
Hecensionen und Anzeigen. 49
Recensionen und Anzeigen.
K. Schulz, Katalog der Bibliothek des Reichsgerichts [I.Band], Leipzig
18S2; II. Band, Leipzig 1890.
Der vorliegende Katalog zerfällt in zwei Theile. Von diesen umfasst
der erste grössere Theil die Druckwerke iuristischen Inhalts, der zweite,
kleinere, die Bücher, welche sich auf Geschichte und Volkswirthschaft und
andere Wissensgebiete beziehen, die sich als HUlfswissenschaften der Juris-
prudenz ansehen lassen.
Nur der erste, grössere Theil soll hier besprochen werden.
Wie ^oss die Schwierigkeiten sind, welche die Ordnung und Einth ei-
lung einer juristischen Bibliothek bereitet, vermag nur derjenige völlig zu
würdigen, der zugleich Jurist und Bibliothekar ist.
Je nach der Verschiedenheit des Zweckes, welcher der einen oder der
anderen Bibliothek gesetzt ist, ergeben sich verschiedene Gesichtspunkte für
die Abfassung des Kealkatalogs. Zu einer gerechten Beurtheilung der Arbeit
des Verfassers werden wir so nur gelangen, wenn wir die Beweggründe auf-
suchen und klarlegen, die ihn beim Entwürfe seines Systems und dessen
Eintheilung in Haupt- und Unt«rabtheilungen geleitet haben.
Die Bibliothek, deren Ordnung und Eintheilung in Frage stand, ist die
unseres höchsten Deutschen Gerichtshofes. Wie die Amtsgerichte, Land-
gerichte und Oberlandesgerichte in den unteren und mittleren Instanzen, hat
das Reichsgericht in höchster (in gewissen Fällen auch in erster und zu-
fleich letzter) Instanz es mit der Beurtheilung und Entscheidung der Streitig-
eiten um Mein und Dein und der Strafsachen zu thun. Mit Fragen des
Staats- und des Verwaltungsrechts ist es nicht unmittelbar befasst. Die Ent-
scheidung derselben ist Sache der Staats- und Verwaltungsbehörden und der
Verwaltungsgerichte, namentlich der Ober-Verwaltungsgenchte, wo solche als
höchste Instanzen in einzelnen deutschen Staaten eingerichtet sind. Das Reichs-
gericht hat sich damit und ebenso mit Fragen des Kirchen- und Völkerrechts
nur dann zu beschäftigen, wenn sich in Streitigkeiten um Privatrechte, sowie
in Strafsachen eine sachgemässe Beurtheilung und Entscheidung nur gewinnen
lässt nach Beantwortung einschlagender Vorfragen, welche dem öftentlichen
Rechte angehören.
Fällt daher für das Reichsgericht der Schwerpunkt bei dem in Deutsch-
land geltenden Recht in das Privat-, Prozess- und Strafrecht, so wird man
es durchaus billigen müssen, dass der Verfasser diese Disciplinen imd die
ihnen gewidmeten Hauptabtheilungen im System seines Katalogs vorangestellt
hat. Innerhalb derselben ergab sich dann weiter die Eintheilung des Kechts-
stoffes dahin, dass mit den Quellen des fremden und deutschen Rechts zu
beginnen war, hieran sich die systematische Darstellung des gemeinen römi-
schen und deutschen Rechts, des Privat-, Handels-, Prozess- und Strafrechts
anschloss, die deutschen, Partikularrechte aber den Abschluss machten. Bei
den letzteren ist Verfasser von dem sonst befolgten Eintheilungsprinzip ab-
gewichen. Er hat ausser den Büchern und kleineren Schriften, welche das
Privat-, Prozess- und Strafrecht betreffen, auch solche berücksichtigt, die sich
auf das partikuläre Staats- und Verwaltungsrecht, sowie auf das Kirchenrecht
beziehen. Offenbar waren es praktische Rücksichten, die ilm hierzu ver-
anlasst haben. In der partikularrechtlichen Litteratur, zumal der älteren Zeit,
ist die Scheidung zwischen den Quellen und systematischen Darstellungen
des privaten und des öffentlichen Rechts nicht immer streng durchgeführt.
Es kommen da femer einzelne Materien in Betracht, die zwar ihr •Fundament
im partikulären öffentlichen Recht haben, den Wirkimgen nach aber in das
Privatrecht eingreifen, wie z. B. die Regalien. Hiervon abgesehen, ist, wenn
wir ims auf den Standpunkt des praktischen Juristen stellen ^ der Wunsch,
sofort und mit einem Blick übersehen zu können, was in semer Bibliothek
Vin I. u. 2. 4
50 Recensionen und Anzeigten.
an partikularrcchtliclier Littcratur der verschiedenen einzelnen deutschen
Staaten überhaupt vorhanden ist, durchaus begreiflich.
Wenn dein allen der Verfasser Rechnung getragen hat. so wird man
ihm die Abweichung von seinem System nicht verübehi dürten. Nur Eins
freilich wäre dabei wünschenswerth. Entweder bei der Ilauptabtheilung der
deutschen Partikularrechte selbst, oder bei den filr den Civilprozess , das
Staats- und Ven;valtungsrecht bestimmten Hauptabtheilungen mttsste neben
den Ueberschriften durch eine Anmerkung darauf hingewiesen werden, dass
man die in das öffentliche Recht der einzelnen deutschen Staaten einschlagen-
den Druckwerke in der Hauptabtheilnng der deutschen Partikularrechte zu
suchen und zu finden hat. —
Der grosse Reichthum der Reichsgerichts-Bibliothek an partikularrecht-
licher Litteratur mag vielleicht Manchem befremdlich erscheinen. Man könnte
fragen, ob es nicht möglich war, die dafür bestimmte Hauptabtheilung auf
diejenigen Partikularrechte zu bescliränken , deren Geltungsgebiet über den
Bereich der einzelnen Oberlandesgerichte hinausgeht. Auch der Verfasser hat
sich diese Frage vorgelebt, wie aus einer Andeutung in der Vorrede zum
zweiten Bande erhellt. Eme Scheidung der Partikularrechte in sg. revisible
und nicht revisible mnsste sich jedocn als undurchführbar erweisen. Nach
8 6 des E. G. zur R. C. P. 0. kann , vorbehaltlich der nachträglichen Zustim-
mung des Reichstaffes, durch Kaiserliche Verordnimg verfügt werden, dass
die Verletzung von Gesetzen die Revision begründet, obgleich deren Geltungs-
gebiet sich nicht über den Bezirk des Berufungsgericnts hinaus erstreckt.
Schon jetzt aber wird das Reichsgericht zum Oefteren gezwimgen sein , sich
mit dem Inhalte solcher Partikularrechte zu beschäftigen, deren Geltungs-
bereich nur ein beschränkter ist. Man denke z. B. an Fälle , wo in Straf-
sachen civilrechtliche Vorfragen auftauchen, deren sachgemässe Beurtheilung
und Entscheidung nicht anders, denn auf Grundlage provinzieller oder statu-
tarischer Partikularrechte erfolgen kann.
Der weite Umfang, den die partikularrechtliche Litteratur in der Reichs-
gerichts-Bibliothek von ihrer ersten Einrichtung an erhalten hat, ist sonach ge-
rechtfertigt. Nicht dasselbe ist zu sagen von der erst im zweiten Bande er-
folgten Venuchrung derselben um die Bücher, welche das Recht der deut-
schen Kolonien betreffen. Maf man sich das staatsrechtliche Verhältniss der
Kolonien zum Deutschen Reiche denken wie man will, jedenfalls ist es un-
richtig, diese den deutschen Einzelstaaten rechtlich gleichzustellen. Damit
aber ist die Möglichkeit ausgeschlossen, das dort geltende Recht unter den
Begriff der deutschen Partikularrechte zu bringen. Wollte der Verfasser,
wofür praktische, wie wissenschaftliche Gründe sprechen mochten, das Recht
der deutschen Kolonien dem in Deutschland geltenden Rechte angliedeni,
statt es der Ilauptabtheilung des auswärtigen Rechts und innerhalb derselben
dem Abschnitt des aussereuropäischen Rechts zu überweisen, so hätte er da-
für eine eiffene Ilauptabtheilung aufstellen sollen. Diese hätte zwischen den
deutschen Partikularrechten und den folgenden Hauptabtheilungen für Staats-
recht u. s. w. den geeigneten Platz gefunden.
Mit den deutschen Partikularrechten schliessen die Rechtsdisciplinen
ab, welche für das Reichsgericht ein unmittelbar praktisches Interesse haben.
Es folgen die für Staats-, Verwaltungs-, Kirchen- und Völkerrecht bestimmten
Hauptabtheilungen. Das Völkerrecht leitet seinerseits hinüber zu der Haupt-
abtheilung des auswärtigen Rechts. Innerhalb der letzteren sind, mit Oester-
reich beginnend, die Rechte der ausserdeutschen europäischen Länder voran-
gestellt, während die Rechte der aussereuropäischen nachfolgen. Eine Ab-
weichung findet dabei insofern statt, dass mit dem Rechte Engknds
das ihm v*er>vandte, derselben historischen Wurzel entsprossene Recht der
Vereinigten Staaten Nordamerikas und entsprechend mit dem Rechte der
Türkei das Egyptische Recht zusammengestellt und verbimden wird. Ist
hiergegen nichts zu erinnern, so wird man es dagegen nicht billigen dürfen,
dass der Verfasser bei Griechenland die auf das almellenische Recht bezüg-
Reccnsionen und Anzeigen. 51
liehe Litteratur aufführt. Davon zu schweigen, dass der Begriff des heutigen
Griechenland mit dem des alten Griechenland nicht zusammenfällt, steht das
althellenische Recht, anders wie das römische Recht, zu dem heutigen Recht
und seiner geschichtlichen Entwickelun^ in keiner unmittelbaren Beziehung
mehr. Gleieli dem altindischen und altitalischen Recht ist es lediglich von
allgemeinem wissenschaftlichen Interesse für die Rechtsvergleichung und die
damit zusammenhängende allgemeine Rcchts^eschichte. In dem System des
Verfassers hätte es hiemach m der ersten, die allgemeinen Werke umfassen-
den Hauptabtheilung, welche gewissermassen -die Einleitung des ganzen
Katalogs bildet, seine Stelle erhalten müssen, während bei Griechenlimd ein
blosser Verweis genügt hätte.
Während der erste Band mit dem auswärtigen Recht abschliesst, ist
im zweiten Band eine neue Hauptabtheilung hinzugekommen, das Recht der
Juden enthaltend. Damit endigt jetzt der Katalog in seinem ersten , juristi-
schen Theil. —
Fassen wir das Urtheil über die Arbeit des Verfassers zusammen, so
kann dasselbe nur günstig ausfallen. Die Ausstellungen, zu denen sie Anlass
fiebt, sind nur von untergeordneter Bedeutung. Sie werden weit überwogen
urch ihre Vorzüge. Der grosse Flciss, die peinliche Sorgfalt und Gründ-
lichkeit, mit der bei der Unterbringung der einzelnen Büclier in die Haupt-
und Unterabtheilungen des Systems veHiihren ist, können nicht hoch genug
angeschlagen werden. Die Brauchbarkeit des Werkes wird noch erhöht durch
zwei ausführliche Register: ein alphabetisches und ein systematisches.
Zum Schluss noch die Bemerkung, dass der Entwurf des deutschen
bürgerlichen Gesetzbuches in den vorliegenden beiden Bänden des Katalogs
noch keine Aufnahme gefunden hat. Da der zweite Band bereits 18SS in
der Handschrift fertig gestellt imd zur Druckerei befördert war, ehe und be-
vor der gedachte Entwurf gedruckt vorlag, konnte derselbe darin keine Be-
rücksichtigung mehr finden. Er selbst, wie die inzwischen erschienenen, so
überaus zahlreichen kritischen und erläuternden Schriften, welche sich mit
ihm bescliäftigen, werden erst in einem künftigen dritten Bande, dessen Her-
stellung indess wohl noch einige Zeit erfordern wird, aufgeführt werden.
V. Br.
Biblia pauperum. Facsimile-Reproduction, getreu nach dem in der Erz-
herzoglich Albrechtschen Kunstsammlung „Albertina" befindlichen
Exemplar. Von Anton Einsle. Mit einer erläuternden historisch-
bibUographischen Beschreibung von Josef Schönbrunn er, In-
spector der „Albertina". Wien, Pest, Leipzig, A. Hartlebens Verlag.
Preis 20 fl. = 36 M.
Alle Freunde der Incunabeln und seltenen alten Drucke werden es
mit Freude begrüssen, dass Herr Einsle diesen seltenen Holztafeldruck aus
der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts in ffetreuester Nachbildung verviel-
fältigt hat. Es ist in dem vorliegenden Werke nicht nur die Schrift auf
Shotomechanischem Wege, daher in vollkommenster Originaltreue repro-
ucirt, auch das Papier ist in Stoff und Farbe dem Originale so voll-
ständig entsprechend, dass das Werk von Kunstforschern und Bibliographen
zu ihren Studien ebenso benutzt werden kann, wie das Original selbst. Bei
der Schwierigkeit, in die Originale alter Dnick werke persönlich Einsicht zu
nehmen, kann die photomechanische Reproduction, welcher wir schon „die
Druckschriften des 15. — 18. Jahrhunderts der Reichsdruckerei in Berlin" ver-
danken, nicht genug gepriesen werden, da sie das einzige Mittel ist, welche
das Original in allen seinen Eigenschaften, seinen Schönheiten wie seinen
Mängeln den weiteren Kreisen oekannt macht. Mit Rücksicht auf die ge-
naueste Wiedergabe und um die Platten so wenig als möglich abzunutzen,
sind von dem vorliegenden Werke nur 150 numerirte Exemplare ab-
gezogen worden, und hieraus der Preis erklärlich.
4*
I
52 Keceiisionen und Anzeigen.
Herr Scbönbrunner hat dem Werke eine kurze Abhandlung vorgescln'ckt,
in welcher er seine Anschauung über die Bedeutung des Titels „Biblia pau-
perum" darlegt. Damach war das Buch nicht zum blossen Ansehen für
ganz „ungelernte Leute" bestimmt, denn hierzu wären die gelehrten Texte
auf den bpruchrollen und an anderen passenden Plätzen nicht erforderlich
fewcsen, sondern es diente vielmehr als eine Art von Katechismus, als
[unst-Canon für Künstler, ob in der Kirchenzelle oder ausserhalb derselben,
sowie als Leitfaden für Cleriker beim Unterricht und bei Predigten.
Ein Verzeichniss des Inhalts der Tafeln, beziehungsweise eine Er-
klärung der Figuren erhöbt die Brauchbarkeit des Buches für weitere Kreise.
JDas Buch ist zur Anschaffung für öffentliche Bibliotheken sehr zu
empfehlen, auch wäre zu wünschen, dass dieser Versuch der Reproduetion
seltener Werke Nachahmung fände. F.
C. Castellani, Elenco dci MSS. Veneti della collezione Philipps in Chelten-
ham comparativamente illustrati da C. C. Seconda Edizione. Venezia
1890. 52 S. in S«.
Herr A. Favaro, der Herausgeber der Werke Galüeo Galileis, hatte auf
seinen ausgedehnten Forschungsreisen nach Handschriften des berühmten
Physikers auch die bekannte Bibliothek des f Philipps in Cheltenham unter-
sucht. Ihm fiel das Vorhandensein vieler auf die Geschichte von Venedig
sich beziehenden Werke in der Sammlung auf und er schrieb deshalb ihre Titel
aus dem sehr unvollkommenen Katah)g derselben aus und überreichte diese
mit einem in unserer Schrift als Introduzione abgedruckten Schreiben dem
Herrn F. Stefani, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für die Geschichte
Venedigs. Dieser Herr übergab nun dieses, man kann eher sagen Register
als Katah)g, dem Prefetto der Biblioteca Marciana zu Venedig, Herrn ('.
Castellani, zur Erläuterung und eventuellen Fesstellung der in ihm verzeich-
neten Handschriften. Herr Castelhini hat sich dieser ebenso schwierigen als
undankbaren Aufgabe mit grossem Eifer und Geschick imterzogen. Er hat
bei einer Menge dieser 453 Handschriften festgestellt, welchen Titel sie
bibliothekarisch führen sollten, wie sie eigentlich heissen, welchen wissen-
schaftlichen Wertli sie haben können , ob andere Handschriften von ilmen
in anderen Bibliotheken, namentlich in der Marciana, existiren u. s. w. u. s. w.
Von einer ganzen Anzahl Handschriften, die nur mit ganz vagen Worten,
z. B. CronicÄ Veneta, Lettera di Loredano u. A. , bezeichnet waren, hat Herr
C. Castellani natürlich Nichts feststellen kimnen. Darum nannte ich seine
Arbeit eine undankbare, während sie doch für die (»eschichte Venedigs wirk-
lich von Bedeutung ist, da bei der voraussichtlich in nicht allzu ferner Zeit
bevorstehenden Zerstreuung der Sammlung Philipps mit Hülfe dieser Zu-
sammenstellung nachzukommen sein möchte, welche wichtigeren Handschriften
zur veuetianiscnen Geschichte hier einmal zusanmien gewesen sind, und dann
leichter nachgewiesen werden kann, wohin sie gekommen sind. Ist doch
auch in unserem Verzeichnisse die Provenienz vieler Handschriften an-
gegeben. — Die ims vorliegende 2. Ausgabe seines Verzeichnisses nennt Herr
Castellani mit Recht eine migliorata ed accresciuta. Sie war urspriinglich
im Archivio Veneto von 1889 erschienen. x. x.
Catalogus codicum manuscriptorum bibliothee^u) Ossolinianae Leopoliejisis.
Katalog rekopisöw biblioteki zakladu nar. im. Ossoliiiskich wydaf Dr.
Wojciech K^trzynski, dyrektor tegoz zakladu. Tom III zeszyt 1.
Lwow, nakladem zakladu nar. im. Ossolinskich. 1890. S^ p. 1—320.
(nr. 562—937).
Von dem Handschriftenkatalog des Ossoliiiskischen Institutes in Lem-
berg, dessen beiden erste Bände im 4. Jahrgang dieser Zeitschrift (1887,
Recensioueu und Anzeigen. 53
S. 37. 38) besprochen sind , ist vor Kurzem der flinfte Halbband (das Werk
wird in Heften zu je 20 Bogen ausgegeben, von denen zwei einen Band
bilden) erschienen: in demselben sind 376 Handschriften beschrieben, von
denen der weitaus grösste Theil der neueren Zeit angehört: 174 von ihnen
stammen aus dem 18., 84 aus dem 17., 73 aus dem 19., 13 aus dem 16. Jahr-
hundert, das Mittelalter ist nur mit 28 Handschriften des 15. und 4 des 14.
Jahrhunderts . von denen die letzteren liturgischen Inhalts sind , vertreten.
Die Polnische Geschichte der beiden letzten Jahrhunderte ertährt durch die
Veröffentlichung dieses Handschriftenverzeichnisses wesentliche Bereicherung
und Vertiefung. Die Einrichtung ist natürlich dieselbe, wie in den beiden
ersten Bänden: wenn in einer polnischen Zeitschrift (Kwartahiik historyczny
I 309) dem Herausgeber der Vor\iuuf gemacht wird, er ^be zu viel, weil er
jeden Brief der zahlreichen Briefsammlungen, an denen gerade diese Biblio-
thek überaus reich ist, einzeln verzeiclmet, so wird man darin viel eher einen
Vorzug als einen Nachtheil für den Benutzer sehen. Dagegen könnte in der
Berichtigung von offenbaren Fehlem der Handschriften schon bei der Be-
schreibung derselben weiter gegangen werden, als es jetzt geschieht (z.B.
ist S. 78 Pienciae als Datum einer Bulle Pius H. doch wohl Placenciae.
S. 269 Halssia ^» Hassia) oder mangelhafte Daten wie S. 263 eine Anzahl
päpstlicher Bullen, ergänzt werden. Flu: die Geschichte Polens im 17. und
1 8. Jahrhundert bringt der vorliegende Band eine Fülle von Material , für
dessen sorgfältige und correcte Verzeichnung alle Benutzer dem Herausgeber
ihren Dank nicht vorenthalten werden. P.
Henry Bradshaw, Collected Papers: comprising 1. 'Memoranda'; 2. 'Com-
munications ' read before the Cambridge Antiquarian Society ; together
with an article contributed to the 'Bibliographer', and two papers not
previously published. Edited for the syndics of the University Press.
With thirteen plates. Cambridge, University Press, 1889. VH, 500 S. 8°.
Es war gewiss ein verdienstliches Unternehmen, die einzelnen in eng-
lischen Zeitschriften zerstreuten Abhandlungen des vormaligen Bibliothekars
der Universitätsbibliothek zu Cambridge, Henry Bradshaw, zu einem Baude
zu vereinigen und dieselben auf diese Weise besonders auch ausscrenglischen
Kreisen nutzbar zu machen. Denn Anregung und mannichfache Belehrung
bieten dieselben sämmtlich; viele vcm ihnen bilden, wie der Herausgeber mit
Recht hervorgehoben hat, geradezu Muster methodischer Forschung auf dem
Gebiete der Bibliographie, und so haben wir guten Grund, das stattliche
Bnch mit dem Ausdruck des Dankes zu begrüssen. V(m den gesammelten
24 Abhandlungen bewegen sich einige auf dt^n schwierigeren Gebieten typo-
graphischer Forschung, der Geschichte der Holzschnitte u. s. w., andere be-
handeln litterarische Gegenstände, einige auch bibliothekswissenschaftliche
Fragen. Von Interesse ist in letzterer Beziehung zu lesen, wie Bradshaw,
selbst ein Mann strengster W^issenschaftlichkeit , die Pflichten des Biblio-
thekars gegen das die Bibliothek benutzende Publikum aufgefasst hat. Er
definirt nämlich den Begriff Bibliothekar „as one who earns his living by
attending to the wants of those for whose use the library under his Charge
exists". Spricht aus dieser Erklärung die selbstlose Hingabe des Mannes an
seinen Beruf, so spiegelt sich überhaupt in den vorliegenden Abhandlungen
an mehr als einer Stelle die bedeutende PersIJnlichkeit eindrucksvoll wieder,
welche imsere Wissenschaft in Bradshaw verloren hat. A. G.
Gruudzüge der Bibliothekslehre mit bibliographischen und erläutern-
den Anmerkungen. Neubearbeitung von Dr. Julius Petzholdts Kate-
chismus der Bibliothekenlelure von Dr. Arnim Gräsel, Gustos an der
54 Kecensionen und Anzeigen.
Köuigliclien Universitäts-Bibliotliek zu Ilallo a. d. S. Mit 33 in den Text
gedruckten Abbildungen und 11 Schrifttafeln. Leipzig, .1. .]. Weber, 1890.
S^ XII u. 424 S. Leinenb.
Petzholdts Katechismus, bei seinem ersten Ersclieinen ein vortrefflielies
Buch, war entschieden veraltet und eine neue zusammenfassende Behandlung
seines (Gegenstandes nach den Anforderungen der (legenwart ein zweifelloses
Bedürfnlss. Diese ist nun durch (»riisel imter Zugrundelegung des älteren
Werkes erfolgt. Eine solche Ueberarbeitimg ist häufig eine unerquickliche
und unerspriessliche Aufgabe; hier ist sie auf's rTlücklichste durchgeführt.
Mit feinem Takte hat der Verfasser das ihm Vorliegende gesichtet, dem
Outen seinen Platz gewahrt, Bedenkliches bei Seite geschoben, an zahllosen
Stellen leise nachgebessert und das (tanze durch bedeutungsvolle Zusätze
ausgestaltet. Mit Kecht hat er es als seine Aufgabe erksmnt. die allgemein
verständliche Fassung des Buches beizubehalten, damit es nach wie vor
denen von Nutzen sei , welche bei Vornahme bibliothekarischer Arbeit einer
mündlichen Unterweisung entbehren. Erfreulichermassen ist dabei die Kate-
chisnuisfonu aufgegeben. Einen wissenschaftlichen Gegenstand in Frage und
Antwort angemessen zu behandeln ist keineswegs leicht und führt selten zu
befriedigenden Ergebnissen, wenn man etwas anderes als ein Repetitorium
oder Examinatorium zu geben beabsichtigt. Petzholdts „katechisirende Dar-
stellung" (vielleicht eine contradictio in adjecto) war denn auch weiter nichts
als die Formulirung <ler Kai»itelüberschriften in Fragefonn, welche einen
Hauch von Übel angebrachter Kindlichkeit über sein Werk legte. Elienso
ist zu billigen, dass die Fiintheilung des Stoffes eine Aendenmg erfahren hat.
Die frühere Scheidung in Einrichtungs - und Vervvaltungslehre . eine rein
theoretische Trennimg, ist beseitigt, weil sie die Darstellung zur Zerreissung
dessen zwang, was thatsächlich vereinigt vorzukommen i)flegt. An ihre
Stelle ist eine weit glücklichere Gruppirung getreten, wonach im ersten
Theile vom Gebäude, den Beamten und den Mitteln der Bibliothek, im
zweiten von der Einrichtung, Vermehrung und I Benutzung des Bücherschatzes
Sehandelt wird. In diesem neuen (TctÜge ist alles BraucSbare von dem jüten
[ateriale an richtiger Stelle aufs Beste ver^vendet. Was aber (frä^els Arbeit
vor Allem die Gunst der Fachgenossen verschaffen wird, das shid die von
ihm angefügten abschliessenden Ergänzungen. Hatte man das Buch in seiner
früheren Gestalt einmal gründlich gelesen, so war es im Wesentlichen für
immer abgethan , da es in Bezug auf Erwägungen und Zweifel , auf welche
man erst durch reichere Erfahrungen geführt wird, so gut wie nichts bot
imd sich eines Eingehens auf die specielleren Fragen, welche fiir den Prak-
tiker im Laufe der Jahre naturgemäss ,iu den Voraergnuid treten, absichtlich
enthielt. Hier ergänzend eingegriffen zu haben, ist Gräseis eigentliches Ver-
dienst; denn so haben wu* ein Compendium der Bibliothekslehre erhalten,
welches man sich zur Hand stellt, um bei gegebener Gelegenheit Auskunft
zu suchen. Zu dieser Erweiterung, deren Umfang schon bei einer äusser-
lichen Vergleichung mit einer früheren Auflage auf den ersten Blick ersicht-
lich wird, gehört die Einfügung des Kapitels „Schriften über die Bibliotheks-
lehre", welches Petzholdt m wunderlicher Rücksichtnahme ausgelassen hatte.
Die weitaus wichtigsten Zusätze aber sind in den Anmerkungen niedergelegt,
w^elche zuweilen zu inhaltreichsten Excursen geworden sind. Lebhaft zu be-
dauern ist nur, dass man diese an das Ende des Buches verwiesen hat : denn
die Nothwendigkeit , an verschiedenen Stellen hin und her zu blättern, ist
äusserst lästig. Offenbar ist hier ein Wunsch des Verlegers und Druckers,
der übrigens nach seiner Gewohnheit die löblichste Sorgfalt auf die Aus-
stattung verwandt hat, in nachtheiliger Weise zur Geltung gekommen. An-
merkungen haben ihre einzig richtige Stelle unter dem Texte ; nicht dass ich
ihren Inhalt diesem selbst einverleibt sehen möchte; ich gestehe vielmehr
bei diesem Anlass gegenüber einer sich gegenwärtig vielfach bemerklich
machenden gegentheiligen Anschauung, dass ich in der deutlichen und sauberen
Trennung von Gnmdlegung und in Anmerkungen zu gebender Ausführung
fi'
Recensionen und Anzeigen. 55
des £mzelncn ein besonderes Verdienst eines guten Lehrbuches erkenne.
Die Zugaben selbst verdienen nach ihrer Fassnng rückhaltloses Lob; sie
bieten in angemessener Weise in der Regel einen Abriss der Verhandlungen,
die über den fraglichen Gegenstand in den letzten Jahren geführt worden
sind, und veniv^eben darein sorgfältige bibliographische Nachweise, so dass
sie ein vollständiges und durch das gute Register, welches dem Werke bei-
gegeben ist, leicht zu erschliessendes Repertorium über die auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens herrschende Bewegung bilden. Durch das Ganze
weht der Geist aufrichtiger Liebe zu unserem mühevollen und doch in vielem
Betracht so schönen Beruf, der überall vom liOchsteu Gesichtspunkte aas
und nirgends mit den Augen des trockenen „Aktenreiters" betrachtet wird.
Da diese Liebe bei Gräsel, wie anderwärts, sich auch in der Anwendimg des
Wortes hibWoÜiekswissenschaß äussert, so ist hier der Ort, meine Bedenken
gegen diesen Ausdruck vorzubringen. Dass er in gewissem Sinne zulässig
ist und schon lange, ohne merklichen Anstoss zu erregen, gebraucht wird,
verkenne ich nicnt. Fassen wir aber den Begriff Wissenschaft in seiner
Strenge, so finden wir ihn nicht darin beschlossen, dass ein bestimmtes kind-
liches Wissen die wohlverknüpfte, systematische Gestaltung habe, .die von
den Lehrern der „Bibliothekswissenschaft" betont zu werden pflegt, und
unzulänglich erscheint z. B. Zollers bezügliche Behauptung (Serapeum
1848): „Schrettinger fasst den Begriff einer Wissenschaft ganz richtig,
wenn er sagt, dass sie der „„auf feste Grundsätze systematiscn aufgebaute
und auf einen obersten Grundsatz zurilckgeführte [!J Inbegriff aller Lenrsätze
eines Wissensbereiches sei."" Ein solcher aber ist, wie sich nicht leugnen
lässt, die Einrichtimgs- und Venivaltungskunde der Bibliotheken." Wesentlich
ist einer Wissenschaft ein bestimmtes Forschungsgebiet, und nur das
Wissen wird zur Wissenschaft, welches der Aufdeckung und dem Nachweise
der in einem bestimmten Bereiche des geistigen oder natürlichen Lebens
waltenden Gesetze dienstbar ist. Wohl soll ein Bibliothekar ein Gelehrter
und einer, oder sagen Wir lieber der Wissenschaft innig ergeben sein, seine
specifische Thätigkeit aber übt er nicht aus als Jünger einer ihm besonders
eigenen Wissenschaft; sie ist lediglich die Praxis eines wissenschaftlich ge-
bildeten Mannes auf einem bestimmten (fcbiete. Man kann auch an die
Worte Moltkes erinnern, welcher gegen M. Jahns den Ausdnick Kriegs-
wissenschaft beanstandete un<l erklärte: „Ich kenne wolil eine» Krie^kunst,
aber nur eine Mehrheit von Kriegswissenschaften;" denn auch die Bibliotheks-
verwaltung ist xiyy^i ^^^ nicht eine, sondern mehrere Wissenseliaften dienen
dem Bibliothekar zur nüthigen Ausbildung und Stütze. Ks genügt wohl,
durch diese kurzen Andeutungen die Frage zur Erwägung gestellt zu haben ;
denn im Grunde, glaube ich, ist (»rijsel wie Andere, mit mir einverstanden.
Würde er sonst, wie auf Seite 368 geschehen, die trefflichen Worte von
Schulz beifällig citiren und entsprechend ergänzen? Die ebenda gestellte
Forderung wäre ia überflüssig, wenn die Summe der Kenntnisse, die zur Ver-
waltung einer Bibliothek nothwendig sind , schon jene von dem ^indlichen
Studium irgend einer Wissenschaft mit Recht erwarteten Ergebnisse dar-
böte. — Bei der grossen Mengen von Einzelheiten, mit denen sich die „Grund-
züge der Bibliotuekswissenseliaft" befassen müssen, kann es nicht die Auf-
gabe einer Anzeige sein auf sie alle einzugehen ; es genügt die Anerkennung,
dass sie durch^ingig in verständiger und umsichtiger Weise behandelt sind,
und wenn man vielleicht einigen minder wesentlichen Rathschlägen des Ver-
fassers widersprechen möchte, so hat man sich gegenwärtig zu halten, dass
ein Verfahren selten alle Vortlieile in sich vereinigt, und dass bei der be-
züglichen Abwägung neben der (iewolmheit und zufälligen Umständen oft
ganz pt^rsönliche Neigungen den Aussclilag geben.
In Bezug auf die Eintheilung imd Gruppirung des Bücherbestandes
hätte ich gern gesehen, wenn dem Bestreben das Wort geredet worden
wäre; fiir die Benutzung der Bibliothek die Nothwendigkeit der Einsicht in
ihre Kataloge thunlichst zu beschränken. Jene soll so beschaffen sein, dass
es ohne Weiteres ebenso leicht ist, die Litteratur über einen bestimmten
56 Recensionen und Aüzeigen.
Gepfenstand, als innerhalb dioser ein besthnintes Werk aiifzufin<len, und zwar
ist noch mehr darauf zu sehen, dass ein dem Titel nach bekaimtes Bueli
schnell zur Hand sei, als dass sich die Litteratur über ein enj? begrenztes
Thema genau abgesondert und libersichtlich darstelle, da hierfiir durch biblio-
graphiscnc Arbeiten mein* und mehr gesorgt wird. Ich halte es tlir ebenso
wllnschenswerth, als leicht ausführbar, dass den hervorragendsten Interessenten
einer Bibliothek — an Universitätsbibliotheken den Docenten — der Zutritt
zu den Bücherräumen offen gehalten werde. Solche Benutzer bleiben denn
auch am besten mögliclist unabhängig von den Katalogen. — Ferner vermisse
ich ungern die Anerkennung des Satzes, dass ein Bibhothekskatalog und ein
bibliographisches Werk nicht dasselbe sind. So ausführliche Titehibsehriften
wie z. B. die auf Tafel 1 wiedergegebene erachte ich für ganz und gar über-
flüssig und durch nichts gefordert. Wem daran gelegen ist, den entsetzlich
langathmigen Titel zu Brunets grossem Werke in extenso kemien zu lernen,
dem gewiüire man diese Freude durch Darreichung des Buches selbst. —
Nicht zu unterschreiben vermöchte ich den Rath, der Mitte der Seite 15S
gegeben wird, dass im Systeme die grösste Sorgfalt darauf zu verwenden
sei , Subordinirtes ja nicht zu coordiniren. Im Gegentheil ist in Bezug hier-
auf dem Takte des Systemschöpfers Alles zu überlassen ; denn das Festhalten
an einem theoretischen Schema würde zu den verzwicktesten Einschachte-
lungen führen und Gnippirungen hervomifen, die zu der historisch gewor-
denen Gestaltung der Wissenschaften in schneidendem Gegensatze stünden.
Müsste da nicht schon die christliche Theologie, die denn doch als eines der
obersten Hauptfächer anzusehen ist, unter allgemeiner Religionswissenschaft
einbegriffen werden? — Dass das Schleiermaehersche System keine prak-
tische Verwendung gefunden habe, wie aus der Bemerkung Seite 154 oben
hervorzugehen scheint, ist nicht richtig. Man ist mit ihm nach Vornahme
einiger Modificationen in Darmstadt sehr wohl zufrieden. — Hinsichtlich der
sprachvergleichenden Studien, welche auf Seite 96 dem Bibliothekar empfohlen
werden, ist zu bemerken, dass gerade das, was man mit dem von Schleicher
selbst getadelten Ausdruck Sprachvergleichung nennt, mit der amtlichen
Thätigkeit eines Bibliothekars in der allerentßmtesten Beziehung steht. —
Wenn bei deutschen imd französischen Doppelnamen der „alphabetisch zuerst
vorkommende" für den Katalog massgebena sein soll, so ist das wohl leicht
misszuverstelu^n. — Unter den Bildern, die aus der älteren Auflage luirüber-
genommen sind, b(;finden sieh einige, die man ohne Schaden entbehren würde ;
80 die abenteuerliche Maschine tiir Schaustücke, die Hakenleiter, die Illu-
stration der Bücheraufstellung, besonders in der absurden Bustrophedonfolge,
die aufgezogene Landkarte. Ein sehr erfreulicher Sehmuck sind dagegen die
Ansichten und Pläne der neueren Bibliotheksbanten. Eine spätere Aufluge
wird denn auch den bereits ansehnlich gefxirderten Strassburger Bau berück-
sichtigen können. — Ich glaube , dass unsere Grundzüge , ohne es zu bean-
spruchen, vielfach die Geltung eines zusammenfassenden Ausdruckes der von
ocr grossen Mehrzahl aller Bibliotheksbeamten getheilten Meinungen, Be-
strebungen und Hoffnungen gewinneai w^erden. Aus diesem Grunde lialte ich
es für nöthig, ausdrücklich hervorzuheben, dass bezüglich zweier Punkte, auf
die seit mehreren Jahren immer wieder hingewiesen wird, kühlere Ansbhau-
imgen und mindere Sympathieen, als dort niedergelegt sind, ebenfalls stark
vertreten sind. Die beiden Punkte sind die angestrebten Bibliothekarsversamm-
lungen und Bibliotheksexamina. Die ersteren entsprechen recht gut amerika-
nischen Verhältnissen, auch einigermassen den englischen, ganz und gar nicht
aber unseren deutschen; Majoritätsbeschlüsse, die auf ihnen zu Stande kämen,
sind bei uns sinnlos, und man hätte, meine ich, den Vorschlag einer so un-
passenden Nachahmung nach Steffenhagens durchaus zutreffenden Gegen-
erinnerungen längst ad acta legen sollen. Kann man sich auch auf die Dauer
über die wirkliche Bedeutung der Ergebnisse, welche durch verwandte
wissenschaftliche Wanderversammlimgen zu Tage gefördert werden, ernstlich
täuschen? Der Weg, den die preussische Regierung behufs Entscheidung
wichtiger Bibliotheksangelegenheiteu schon öfter eingeschlagen hat, der näm-
Recensionen und Anzcipf^n. 57
lieh, von auspezoiclmetcii Saeh verstand igen Gutachten einzuholen, führt weit
einfacher zu dem gewünschten Ziele. Was der Bibliothekar seinerseits an
Belehrung und Anregung auf den grossen (wohl nur als gross gedachten)
Versammlungen gewinnen könnte, das leistet ihm besser der Besuch fremder
Bibliotheken, und solche Besuche verdienen allen Vorschub. Gegen Ein-
flihnmg eines Bibliotlieksexamens ist, so lange es nicht als Ersatz einer an-
deren Staatsprüfung gelten will, schon weniger einzuwenden. Doch kann
auch hierin das Vorbild anderer Nationen für unsere günstiger liegenden Ver-
hältnisse von keiner Bedeutimg sein, und es ist doch immer im Auge zu be-
halten, dass, wenn ein jimger Mann nach rite, am besten durch Ablegung
einer .staatlichen Prüfung, abgeschlossenem akademischen Studium sich der
Bibliothekscarriere zuwendet, der Oberbibliothekar , dem seine Schulung an-
vertraut wird, gar nicht umhin kaim. sehr bald zu erkennen, welchen Hoff-
nungen er Raum geben darf, und dass, wenn sein Urtheil von dem seiner
älteren Beamten unterstützt wird, welche ja eine stündlich thätige, natürliche
Examenscommission bilden, ein unrichtiges Ergebniss weit sicherer aus-
geschlossen ist , als bei Abhaltung, einer officiellen Prüfung. — Im Vorbei-
gehen sei die Frage aufgeworfen, ob es nicht an der Zeit ist, dem Bibliotheks-
personale eine neue Beamtenklasse einzufügen, von welcher allerh('>chstens das
Gymnasialabsolutorium gefordert würde. Vielleicht tritt bald einmal ein
Berufener einem daliin gehenden Vorschlage näher. Bei den sichtlich zu-
nehmenden Ansprüchen, die vom Publikum an die öffentlichen Bibliotheken
gestellt werden, drängt sich die Nothwendigkeit fiir eine entsprechende Ver-
mehrung der Arbeitskräfte zu sorgen, allenthalben mehr und mehr auf. —
Doch zum Schluss! Wir gratuliren uns zu Gräseis „Grundzügen*' und hoffen,
dass ihnen die verdiente Anerkemmng nicht fehlen wird. Mit Vergnügen
können wir anmerken, dass vom Auslande her bereits eine warm empfehlende
Recension vorliegt; sie ist in Nummer HC» (Sl.October) des Bolletino delle
Pubblicazioni Itafiane enthalten.
Strassburg i. E. Oscar Meyer.
Bibliotheca Germanorum nuptialis. Verzeichniss von Einzeldnicken deut-
scher Hochzeitsgedichte und Hochzeitsscherze in Prosa von Mitte des
XVI. Jahrhunderts bis zur Neuzeit. Mit Anmerkungen, Angabe von
Bibliotheken und Marktpreisen zusammengestellt von Hugo Havn.
Supplement zu Goedeke's „Grundriss zur Geschichte der deutschen
Litteratur" und Havns „Bibliotheca (Germanorum erotica". Köln a. Rh.
Verlag von Franz l'eubner. 18'JO. VI u. S'J S. 4 Mk.
Der bekannte Spezialist für Bibliographie der modernen Kuriosa-, ins-
besondere erotischen Litteratur, Hugo Hayn, legt hier eine neue Frucht seines
bienenartigen Sammelfleisses vor. Diesmal hat er seine umfänglichen Zettel-
kästen geöffnet, um eine üebersicht des für die Kenntniss der deutschen
Ilochzeitsgelegenheitspoesie verfügbaren bibliographischen Materials zu bieten.
Es fliesst in diesem eigenartigen Zweige der Kunstdichtung eine äusserst
wichtige und gehaltvolle Quelle für die deutsche Kultur- und Sitten-, für die
Personen- und Lokalgeschichte , für die Poetik und Sprachkunde. Es ist
nun recht sehr zu bedauern, dass IL die in Betracht zu ziehenden Fund-
gruben nicht systematisch abgesucht hat, wie ein Jägertrupp das von Treibern
umstellte Terrain. Namentlich die zahlreichen Büchereien mittlerer deutscher
Bürgerstädte enthalten gewiss noch ergänzenden Stoff in Hülle und Fülle.
Auf die in den Reichs- und Hansastädteu des alten Deutschlands lagernden
Nummern hat neulich Dr. Friedr. Bienemann in einer trefflichen Rezension
der Ha3af sehen Veröffentlichung hingewiesen: Blätter für literarische Unter-
haltung, 1 89(», Nr. 22, S. 349 f. Ebenda bringt Bienemann die Notiz bei, dass
die von Hayn unter Nr. 122 nach Lappenbergs Flemingausgabe S. 320—322
■ifK tfinh«Hhintfii>n uv* lati in**r AinüfiriiirKi^.
Wjf^Srw*hf»» .Vfirr*ni»iliinflf ti'i»*r -»ini» Hi i«*hzf ir>*t»«te T.m Pruü Fleminir ••mir mi*-
W^^Hnr^ ''r<*f«Wflfs<*h«fr imh*»n konnrt*. <it*nn «ter Aiifit^wahniunhin lii» «"»rigi-
iMkl« 4i<» ^^mnAHiii(hih(i<i^hi»ic »i R^vai. ••nrhalrr? .zwei '.»krivbäinle alter
f!rv»lw».h<*T fir.i<»U<> "fftn »^w* c<H» :^Hri»ii: .V-iia XTipriaiia". :i5 Htrehzeiü*-
ap4w*hfi» A»w f\^}\ . fahren ;K-iT-4-l ♦»nfhalrrfnii . r.)Q tienea mir «lie ^nannte
^r I W 'tar<»h rjipp<*nh«^rj ^^kaimr y»*W',rti»n »r. Wt»iin uich vielleicht nieht alle.
«^ w«M<*n ^«•••h wHfiMi« di> m*nj»fen in ^eutseher ."^prarhe 'iein" Was «ii»-
«Afik'hii'^V. fv»rm *nlanjrr. 4«» <ei rl*r aener!i«*hen Bt^merkmitr -h*h. &*lte'* jre-
whf 4^r In 't^ Kml**ffrinar zn meiner un HenniiMEsi md &.Ȁ>rys .^Vcti Ger-
NHMi^»' f. t ^v-hiVn^»!»^!») .'^'»minlunjr ..rN»r Biuier im •ieoraohen Lieiie" S. >,
Artm ! «A^ d:»M ditf' am Knde de?« l^^ Jahrhunderts in Nielenieatschland
rm4 in y<»hTFÄ^»<^n ^nf.^f^h^nde f>alektp4>i^ie ».»n den GebQdeten nur bei
Knm^'^vf'K^h^n fffl^f^^nh^ir^n. im IT Jahrhnndm die Baaemmnndart für Be-
Iffr1««im^^r> ^^i ftfiff^ntf'ii *iwie fnr HfKrhzeir.<Kannina sehr beliebt war. Bolte
^Jkf^ ilMjfpn« »iK-h ^ir-hi^r im •^rMid»*. nnsere Kennmisf^ der letztrren gerade
smn ^/^d' nnd Nord/r^rdi'nfft^hUnd zn verridbrindi^n. ziimal er ja im letzten
Iftwid^ d^f ../*if/w»'hriff für d^nfÄr;h#^ Altertum ond dear*che Literatur* un-
r^dfriAkf^ f'l^min^ana an» den ^MtAeeprovinzen beibringen kitnnte. Bezüg-
n^h i'nn\ Omin^A .^t/rllnn^ zn derartiger Gelegenheitsdichtunfr erlaube icli
ttt^r nnf tVtP kftüyifpyi Andeutungen in meinem Artikel zu des iHchters 25o.
't ttfi^nfnfct' . J'ftni r. nn/l die Oej^enwarr-. im Hamburg. r'orresp«)ndenten vom
7 Apt\] }k('9^f aufm/^rkMm zu machen. Bienemann weist an genannter Stelle
wfifprt- «'io^hr^^i^e Mehafze in Riga naeh. die Hajn unbekamit blieben, imd
lUw'kl an« nflnpu eigenen Familienpapieren ein paar äusserst bezeichnende
M^'li'ge von )r,Uti. 1714« f71S und 17^6 ab. Ihm gebührt besonderer I>ank für
i\\pnp. r p\fhhnU\ fit- n NaehtrÄge. Ilayns Znsammenstellungen sind in allen obeu-
gf nanrderi H#'/Jeh ringen nvhr werthvoll, obsehon ja selbstverständlich jeder in
np\ni'W l-riikreMe Na<^hftr^han haltende vielerlei Lebergangenes wird zutragen
kDmfn UU' )n (Joedekes (iriindriss 2. Aufl. II S. 512 unter Nr. 11 und 12
fifMUrmfen /,wel iriaecaroniHehen Hochzeitsrhapsodien aus dem Dresden des
7. Jahrhundert hMtte er aber beispielsweise nicht fortlassen dürfen, zumal
nUs nehon In W. Wackernagels „(fCHchichte des. deutschen Hexameters*' 8. 34
find von HehMle Itn Weimar. .Jahrbuch IV 454 IT. bez. 355 ff. mitgetheilt waren.
Atieh Antlmiarkataloge lultten umncheH übersehene geliefert; es sei hier nur
dnr lieKÜgllehen HentUnde dcH Antiquariats von Max Harrwitz in Berlin sv-
t\fu*Ui, dio denfien „Mltteiliinfren" seit .Januar 1889 verzeiclmen. Einen höchst
wlllkoininenen Anfang hat liayn freilich gemacht.
Ludwig Frankel.
Mittiieilungon aus und über Bibliotheken.
Uodruekle AtM'eHNlouH Verzeichnisse, deren Wertli und Bedeu-
tung nir diiff die IUhllt)tlit*ken benutzende rublikum ausser Zweifel stellt^
werden HelteuN unnerer HmerlkaniKchen ('«»liegen in iunuer grösserer Anz;ilil
veHMVentllehr Wiederholt Ist an dieser Stelle tles i^uarterly Inde.x of
Addttlonn to the Mllwankee Public Library, sowie des Bulletin
wi the |lt»»ton Public Library und anderer gedacht worden, auch das
Uulletln der öffentllehen Bibliothek von Chicago hat (VIL S. 339)
KrwKhnung gel\inden: noch nicht genaiuU wunle hingegen unseres Wissens
die jel#l uuintitlleh ersohelnende List of Additions der i'olunibia Col-
lege LIbrarx Seit tVtober IS>s lierHUskouiuiend. giebt dieselbe eine kurze
Al|dmbetUeho VutVHhIung der innerhalb der einzelnen Kücher neu hinzugetre-
toiiew AeeewUmen. wobei der abg^^kUnte Name desjenigiMi l>i»eeuten des
Mittheilungen aus und über Bibliotheken. 59
•
College in Klammem beigefügt ist, auf dessen Kmpfehlimg das betreffende
Buch angeschafft wurde.')
Dass auch die Zahl der gedruckten Kataloge nordamerikanischer
Bibliotheken sich in den letzten Jahren bedeutend vermehrt hat, ist bekannt,
liier sei noch besonders auf denjenigen der Library ofthe üniversity
of California hingewiesen, dessen erster von dem Bibliothekar Joseph C.
Rowell veröffentlichter Band (Berkeley, California 18b9— 90) seit kurzem
vorliegt. (Vgl. Centralbl. für Bibliothekswesen VII. S. 497. Die Red.)
Derselbe, lediglich als Nachschlagebuch für die Bibliotheken des Landes
und nicht für den Einzelverkauf bestimmt, verzeichnet in kürzester Fassung
unter alphabetisch geordneten sachlichen Stichwörtern die in der ge-
nannten verhältnissmässig zwar kleinen, aber werthvollen Büchersammlung
enthaltene Litteratur. Der zweite Band ist als Ergänzungsband gedacht.
Da wir einmal von den nordamerikanischen Bibliotheken — ein unerschöpf-
liches Kapitel — reden, so mö^en sogleich noch einige Bibliotheksberichte,
welche uns übersandt wurden, hier kurze Erwähnung finden, so der 159. An -
nual Report of the Directors of the Redwood Library and Athe-
näen m, Newport, R. J. (I8S9), aus welchem hervorgeht, dass die genannte
Bibliothek, welche 1S89 34 261 Bände zählte, von dem Bibliothekar Richard
Bliss vorzüglich geleitet wird. Femer der t. Report of the Trustees
of the Salem Public Library, Salem 1890, sowie die Address of
Hon. John M. Raymond at the Opening of the Salem Public Li-
brary. June 26, lb89. Salem 1889, Schriften, welche einmal von neuem
daran erinnem, dass die Verbreitung der Public Libraries in den Vereinigten
Staaten noch immer in aufsteigender Linie sich bewegt. Der zwölfte
Jahresbericht (1889) der Bibliothek der Harvard Universität von
Justin Winsor zeigt wieder ein bedeutendes Wachsthnm jener Sammlung,
nämlich von 12253 Bänden, so dass dieselbe Ende 1889 355419 Bände und
285 778 Pamphlete umfasste. Die Peoria Public Library übermittelte der
Redaktion des Centralblattes ihre Rules and By-Laws. Revised March
1890. in einer kleinen Brochüre. Nach wie vor bringen endlich die Circu-
lars of Information of the Bureau of Education zu Washington
werth volles Material über die Bibliotheken der nordamerikanischen Staaten.
Wir heben namentlich Circular No. 1 1890. Contributions to American Edu-
irational History cdited by Herbert B. Adams, No. 9: The History of Federal
and State Aid to Higher Education in the United States by Frank W. Black-
mar (Washington 1890) hervor, worin unter anderem auch von der Libnuy
of Congress und der Smithsonian Institution zu Washington gehandelt wird.
A. Graesel.
Die Bodleiana in Oxford hatte nach dem in der Oxford Üniversity
Gazette vom 14. Mai 1890 abgedruckten Annual Report of the Curators im
Jahre 1889 einen Zuwachs von 49883 Bänden, wovon 8185 durch Tausch,
34913 als Pflichtexemplare, 6081 durch Kauf auf gewöhnlichem, 704 durch
Kauf auf antiquarischem Wege erworben wurden. Die Zunahme übertrifft
diejenige des Jahres 1888 um fast <iOOO Bände. Handschriften wurden 192
angekauft. Das Einkommen der Bibliotiiek belief sich auf 8018 £ 13 sh. 5 d.,
die Ausgaben auf 7877 £ 4 sh. lo d., und zwar 4313 £ 9 sh. 1 d. für ordent-
lich angestellte Beamte, 24 £ 4 sh. 6 d. für besondere Thätigkeit beim Kata-
logisiren, 411 £ 10 sh. SVa d. für Reparaturen, Möblement u. dergl, 187 £ 8sh.
i) Die Bibliothek ist nach freundlichen Mittheilungen ihres Bibliothekars,
des Herrn Baker, seit 1883 von 50000 auf iiiooo Bände (ausschliesslich der
Pamphlete) gewachsen; die Accessionen des letzten Jahres betrugen 14 123
Bände; verliehen wurden rund 16000 Bände. Die Bibliothek wurde von S. P.
Avery mit einer werthvollen Sammlung von Büchern über Architektur und
dekorative Kunst beschenkt und eihielt ausserdem von dem Genannten 30000
Dollars in baar. Ferner hat das verstorbene Vorstandsmitglied Da Costa seine
nicht unbedeutende juristische Privatbibliothek der College Library überlassen.
60 , Mitthciliingen aus und übiT Bibliotheken.
2 d. fiir Heizung, Beleuchtung und Wasser, 237 £ 3 sh. 2 d. tlir Druckkosten
und Porto, 340 £ 10 sh. 9 d. ffir Ankauf von Handschriften, I50*> £ 8 sh. SVsd.
tlir Ankauf von Büchern, 1 1 £ 12 sh. 6 d. für Ankauf von Münzen und 81 ^ £
18 sh. 7 d. für Buchbinderlohn u. s. w. Es sei bei dieser Gelegenheit noch
auf ein kürzlich erschienenes werthvolles Schriftchen The Catalogumg of
Mss. in the Bodleian Library. A Letter addressed to Members of Conpre-
gation by the outgoing junior Proctor [Andrew Clark] 9 April 1S90. Oxford
1890 hingewiesen. A. O.
Aus der „Münchener Stadt-Zeitung^ hat Herr Dr. Christian Knepprecht
Aufsätze, welche über Münchens Bibliotheken mehr oder weniger aus-
führlich handeln, in einem Heftchen von 79 Seiten zusammendrucken lassen.
Es giebt wohl kaum eine Stadt, die ein so vollständiges Verzeichniss aller
ihrer BüclH^sammlungcn. die nicht im Privatbesitz sich befinden, aufzuweisen
hätte als München, nachdem diese Uebersicht von Kuepprecht erschienen ist.
Einzelne grössere Privatbibliotlieken , wie z. B. die des Professors Dr. C.
Maurer, sind sogar hier beschrieben, so dass wir hier über nicht weniger als
91 Sammlungen Auskunft erhalten. Es ist aus ihm auch u. A. zu ersehen,
dass es dort einen Verein giebt, der niclit weniger als 26 fortlaufende Zeit-
schriften hält, die für das Studium der Postwerthzeichen bestimmt sind.
(S. 76.)
In dem im September v. J. ausgegebenen Ver^valtungsbericht des
Magistrats der Königlichen Haupt- und Kesidenzstadt Breslau für die drei
Etatsjahre vom 1. April 1886 bis 31. März 1889 (Breslau, Grass, Barth & Co.
1890, h». X, 591 S.) ist S. 470 der dreijährige Etat der Breslauer Stadt-
bibliothek mitgetheilt. Nach demselben betrugen die Ausgaben 1886/7:
17620, 1887/8: 19338, 188^^»: 15 274 Mk., darunter 9550, 9850 und 10 150 Mk.
für Besoldungen. Die Vermehnmg der Sammlungen (einschliesslich des
Münzcabinets) belief sich 1886/7 auf 4878, 1887/8 auf 5650, 1S88/9 auf 3464 Mk.
P.
Die k. k. Studienbibliothek in Klagenfurt. Die k. k. Studien-
bibliotheken in Oesterreich haben trotz manclier gegentheiliger Bemühungen
bis heute im grossen gelehrten Publikum noch wenig Beachtung gefunden.
In kleineren Provinzstädten, abseits vom grossen wissenschaftlichen Verkehr
liegend, dienen sie meist nur dem lokalen wissenschaftlichen Bedürfnisse,
ima die Schätze an Handschriften und Inkunabeln, welche in denselben auf-
gespeichert liegen, bleiben meist unbeachtet und ungehoben. Diesen Biblio-
theken liegt auch die Sammlung der Pflichtexemplare des betreffenden Kron-
landes ob , und sie haben sich durch gewissenhafte Einverleibung aller im
l4mde erschienenen Druckschrifte]i nach und nach zu ganz ausgezeichnet
brauchbaren Landesbibliotheken herausgebildet. Diese Anstalten sind jedoch
nicht nur Landesbibliotheken, sie erlialten ihren eigentliche]! Wcrth erst durch
ihre Bestimmung, die Schätze an Ilandschriiten und Inkunabeln, welche in
den ehemaligen Klöstern der einzelnen Kronländer lagerten, aufzubewahren.
Die österreichisclien Studienbibliotheken — es sind dies die kaiser-
lichen Bibliotheken in Landeshauptstädten, die keine Universität beherbergen,
also die Bibliotheken in Salzburg, Linz, Klagenfurt, Laibach, Görz und
Olmütz — haben diese Schätze meist der Theilnahuu> und gütigen Fürsorge der
Kaiserin Maria Tlieresia und des Kaisers Josets II. zu verdanken. Kaiserin
Maria Theresia wies die Bücherschätze des aufgehobenen Jesuitenordens diesen
Bibliotheken zu , und Kaiser Josef IL bestimmte , dass sämmtliclie von ihm
aufgehobene]! Kl()ster ihre Handschriften- und Inkunabel-Sammlungen an diese
von ihm oder seiner Mutter meist erst begründeten Anstalten abzutreten
hätten. Freilich durfte die k. k. Hofbibliothek in Wien alle jene Hand-
schriften und Wiegendnicke, welche ihr werthvoll zu sein schienen, von vorn-
herein für sich in Anspruch nehmen. Dadurch gewann die Wiener Hof-
bibliothek jenen grossartigen Keiclithum an seltenen Schritt- und Druck-
Mittheilungen ans und über Bibliotheken. 61
werken, welcher ihre heutige Berühmtheit begründet hat. Immerhin ist aber
manches hübsche Stück der Aufmerksamkeit der nach Kuriositäten auslugen-
den Hof kommission entgangen, und diese Ueberbleibsel lagern jetzt eben in
den einzelnen Studienbibliotneken.
Leider war bis vor kurzer Zeit die Ver^valtung dieser Bibliotheken
meist nicht in den besten Iländen. Die wenigen Beamtenstellen an denselben
waren karg dotirt und deshalb nicht immer mit Personen besetzt, welche
das Verständniss und die Kenntnisse besassen, die Schätze, welche ihnen an-
vertraut waren, zu würdigen und zu heben. Seit der neuen Organisation des
ganzen Bibliothekspersoiuds in Oesterreich , welche der jetzige Unterrichts-
minister Freiherr von Gautsch in dankenswerther Weise mit einer besseren
Dotirung der Beamtenposten begonnen hat, wird auch mehr auf die Qualifi-
kation der Anzustellenden gesehen, und seither zeigt sich an den österreichi-
schen Studienbibliotheken in mancher Hinsicht eine regere und zielbewusstere
Thätigkeit.
Die k. k. Studienbibliothek in Klagenfurt, von welcher in den folgen-
den Zeilen die Rede sein soll, hat bisher mit Unrecht sich selbst im Schatten
gestanden. Die Anstalt ist gerade nicht die bedeutendste ihrer Art in Oester-
reich, ja sie hält mit Olmütz und besonders mit der Studienbibliothek in
Salzburg in Hinsicht des vorhandenen Bücher- imd Handschriftenbestandes
keinen Vergleich aus. Immerhin ist sie eine ziemlich bedeutende und sehr
stark, weit über ihre Krälte benutzte Bibliothek, welche einen Bestand von
beinahe 50 000 Bänden, darunter 450 zum Theil liochinteressante und höchst
werthvolle Inkunabeln, und 292 Handschriften umfasst. Die Handschriften
und Inkunabeln stammen zum grossen Theile aus dem aufgehobenen Jesuiten-
kloster Millstatt in Kämthen, ein kleinerer Theil aus einer grossartigen
Schenkung, welche Graf Peter Goess im Jahre 18«i6 der Bibliothek zuwendete.
Dieser ^anze Bestand ist leider, so gute Kataloge sonst die Bibliothek im
Allgememen aufzuweisen hat, höchst mangelhaft katalogisirt und beschrieben,
ja ein kleinerer Theil desselben harrt bis heute überhaupt noch der Be-
schreibung.
Soweit nun Schreiber dieser Zeilen, der erst vor kurzem von der
Wiener Universitätsbibliothek an diese Studienbibliothek versetzt wurde,
bis letzt den Bestand an Handschrilten und Inkunabeln übersehen konnte,
ist derselbe aller Beachtung und einer sorgtaltigen Katalogisirung im höchsten
Grade würdig. Es wird wohl auch, sobald die diesbezüglichen Arbeiten zu
Ende geführt sind, im Laufe der Zeit gelingen, einen ordentlichen gedruckten
Katalog dieser Handschriften und Inkunabeln herzustellen, um erst die Mög-
lichkeit des allgemeinen Gebrauches dieser bisher beinahe ganz unbeachtet
gebliebenen Schätze zu schaffen. Die 42 Pergamentcodices sind allerdings
mit einigen wenigen Ausnahmen nicht sehr alt, sie reichen kaum über das 12.
Jahrhundert zurück. So weit sie historischen Inhalts sind, haben sie bereits
ausreichende Verwerthung gefunden. Der rührige Archivar des historischen
Vereins für Kämthen, K. v. Jaksch, hat keine Mühe gescheut, für die Publi-
cirung derselben zu sorgen. Der grösste Theil ist jedoch patristischen In-
halts und in dieser Hinsicht noch gar nicht ausgenützt. Jetzt, wo die Wiener
Akademie eben ihr dankenswerthes Corpus scriptorum ecclesiasticorum publi-
cirt , wird eine genaue Untersuchung der betreffenden hiesigen Codices eben
recht kommen. Bei der ersten Hüchtigen Durchsicht hat sich schon Manches
Befunden, besonders eine sehr hübsche Handschrift von Isidorus, De summo
ono aus dem 12. Jahrhundert und mit deutschen Glossen versehen, und eine
gleichzeitige Handschrift der Pastoralis cura des Papstes Gregorius I.
Die Papierhandschritten, meist aus dem 13.— 15. Jahrhundert, sind noch
ganz unausgenützt und enthalten viele sehr interessante Inedita. Ein einziger
Codex aus diesem Bestände ist bekannter geworden, es ist dies der Cod.
Chart. CXXXIII, in welchem man eine Handschrift der berühmten Corvina
erblicken wollte. Das Mährlein wird wohl ein solches bleiben, trotzdem
selbst Csontosi sich in mehreren Briefen keineswegs ablehnend gegen diese
Bestimmung verhalten hat. Wilhelm Wattenbach hat ausserdem im 14. Bande
62
Mitthcilungen auh qihI Über Bihliotlieken.
des Ardiivg für Kunde Österreichischer GeschichtjiKjuellen anf die Wichtig-
keit des Cod. Chart. CXLVI aufmerksam geuiacht, in welc)iem Codex sicli
eine Briefsammlung des Kaisers Friedrich II. befindet. Soa<:t ist aber v<»u
dem ganzen Handscnriftenschatz, der sich keines we^ bloss anf die (veschichte
Kibnthens oder doch Oesterreichs bezieht, sondern mi Inhalte viel weiter aus-
greift, wenig oder nichts bekannt geworden. Für die Kämthner fTeschichtt*
am interessantesten ist wohl eine dreibändige Handschrift, welche Annales
coUegii (.-lagenfurtensis societatis Jesu ab anno 1603—1771 entliält und \(m
der bisher nur ganz unbedeutende Auszüge bekannt geworden sind.
Die 25 lümdschriften aus der Graf Goess'schen Schenkung betreffen
meist die Geschichte von Kämthen und stajnmen fast sämmtlich am» deui
vorigen Jahrhundert. Aber auch in diesem Bestände ist ein interessanter
Codex enthalten, der bisher unbekannt geblieben ist. Dieser Codex V ent-
liält ein breve ragguaglio delle famiglie piu antiche e piu nobili Romane
und ist nach Versicherung von Sachverständigen fUr die italienische Adels-
geschichte von grosser Wichtigkeit.
Die 447 Inkunabeln enduch, unter denen sich viele werthvolle Stücke
befinden, harren noch sämmtlich einer sorgHütigen Katalogisirung , die iliren
Werth erst genauer feststellen soll. Die Untersuchung dieses grossen Be-
standes wird jedenfalb noch manche Ueberraschung bringen, über welche bei
Gelegenheit Näheres berichtet werden soll. Yorlänfig sollen diese Zeilen
bloss auf die Thatsache aufmerksam machen, dass in der im grossen gelehrten
Publikum so wenig beachteten k. k. Studienbibliothek in Klagenfurt noch
mancher ungeliobene Schatz verborgen ist, dessen Yerwerthuug bis jetzt un-
möglich geblieben ist. Der Druck des Kataloges der Handschrilten und
Inkunabeln dieser Bibliothek, für welchen Schreiber dieser Zeilen alle seine
Kräfte einsetzen will, wird diese Verwerthung wohl in abselibarer Zeit er-
möglichen. Dr. R . K n k u 1 a.
Die Herzogl. Anhalt. Behörden-Bibliothek zu Dessau, welche
am 1 . April 1 876 eröffnet und im Laufe der Jahre bis zu ca. 35 000 Bänden
▼ergrössert worden ist (vgl. Ontralblatt 1889, S. 124 — 125), hat vom ge-
dacnten Zeitpimkte ab bis zum Schluss des Jahres 1889 folgende Beuntzuiigs-
zahlen aufzuweisen:
Bände
]
Davor
i
Benutzer
Davon
Jahre
•taat«-,
rechts- u.
nAturwifl«.-
mMthemat.
phih)S.
nicdic.
Beamte
Private
1876/7
265
169
90
6
128
112
16
1878
677
313
291
73
275
202
73
1879
1088
326
692
70
466
279
187
1880
1338
659
(.00
79
626
359
267
1881
1725
745
884
96
886
37S
508
1882
1614
777
700
137
766
421
345
1883
1016
526
437
53
507
292
215
1884
1232
625
494
113
528
335
193
18S5
1075
512
466
97
442
301
141
1886
1360
717
500
143
528
373
155
1887
1214
575
487
152
540
350
190
1888
1238
475
645
118
554
322
232
1889
1925
1406
287
1
232
455
286
169
MittheilnDgen aus und über Bibliotheken.
63
Eingebunden und reparirt wurden sodann in derselben Zeitperiode
folgende BUchercomplexe :
D a
von
Jahre
Bände
in der
in der
Beh.-Bibl.
Mediz. Bibl.
1876—1878
677
455
222
1879
874
714
160
1880
1661
1445
216
1881
a
1299
1082
217
1882
1223
815
408
1888
306
206
100
1884
976
798
178
1885
1377 '
951
426
1886
1341
1125
216
1887
886
SOI
85
1888
505
427
78
1889
537
395
142
Im Durchschnitt wurden denmach 1 21 2< Vis Bände im Jahre an 515^/,8
Personen verliehen, und zwar 6»l"/,8 Bände der Staats Wissenschaften,
505".,3 Bände der philosoph. Serie und 105 der Arzneiwissenschaft
an 3u8*/i3 Beamte und 207 Privatleute, während 897 '/is Bände gebunden
wurden, nämlich 7o8 Bände der eigentlichen Behörden-Bibliothek und 188
Bände der Mediz. Bibliothek. Das Jahr 1883 ist auffällig schwach hinsicht-
lich beider grossen Kategorien ausgefallen, und es liat diese Abnormität darin
ihren Grund, dass der Bibliothekar fast ein halbes Jahr hindurch krankheits-
halber abwesend war. Dr. jur. Gröpler.
Die Chicago Public Library besass nach dem 18. Annual Report
im Juni 1890 156 243 Bände. Dieselbe vermehrte sich innerhalb des letzten
Yerwaltungsjahres um 10 908 Bände und hatte einen Gesammtumsatz von
1220 479 Bänden, wovon 84:i971 nach Hause entliehen wurden. Der Lese-
saal wurde von 436 412, die einzelnen Reterence Departments von 113 531
Personen besucht. An Zeitschriften wurden 389 192 Bände benutzt. Für
Bücheranschaifungen wurden 11 148 Dollars 66 Cents verausgabt; im Ganzen
beanspruchte die Bibliothek im verflossenen Etatsjahre zu ihrer Unterhaltung
die Summe von 80 Ob5 Dollars 47 Cents, wovon auf das Binden 5 280 Dollars
42 Cents, auf Gehälter der Beamten 45 919 Dollars 61 Cents, auf Heizung
und Beleuchtung 4 900 Dollars entfielen. Derartige Zahlen bedürfen keines
Commentars. Indem der Bericht die Nothwendigkeit eines Neubaues für die
Bibliothek begründet, giebt derselbe einige recht interessante, von dem Assi-
stant Librarian G auss gesammelte statistische Notizen über die Aufwendungen
anderer amerikanischer Bibliotheken für Neubauten. Wir fiigen dieselben hier
noch bei: Boston errichtet gegenwärtig ein Bibliotheksgebäude zu den Ge-
sammtkosten von 1355 000 Dollars; Mmneapolis wendet 250 000 Dollars zu
gleichem Zwecke auf; die vor 25 Jahren eroaute Bibliothek zu Chicago be-
anspruchte 475 000 Dollars; Worcester verausgabt für einen blossen Anbau
127 000 Dollars; die 1874 erbaute Bibliothek von Detroit kostete 125 000
Dollars, diejenige der St. Louis Mercantile Library mit der Ausstattung
377 734 Dollars 17 Cents. A. Graesel.
64 Mittheilungeu aus und über liibliotliekcn.
Bibliothek des Schweizer Alpeiiklubs. Die jiihrliche Ab-
georductenversammluug des Schweizer Alpeiiklubs fand am 13. Oktober v. .1.
im Kursaale zu Baden statt. Neben den laufenden (ieschäfteu kamen dabei
mehrere wichtige Gegenstände zur Behandlung. Das erste Ilaupttraktanduni
bildete die Schaffung einer Bibliothek für Alpenkunde. Die nicht gerade
glücklich gewühlte Bezeichnung y, Zentralbibliothek" war wohl hauptsächlich
Schuld an der geringen Sympathie, welche von Seite der Sektionen des Alpen-
klubs dieser Schöpfung * entgegengebracht wurde. Auf Antrag des Haupt-
vorstandes wurde beschlossen: 1) Der Schweizer Alpenklub errichtet eine
allgemeine Buchersammlung für Gebirgskunde und Berggängerei („Touristik")
in Verbindung mit einer Jedennann zugänglichen grossem iinentlichen Bücher-
sammlung. In der Wahl des Aufbewahrungsortes wurde mit 32 gegen 31
Stimmen, die auf Bern fielen, Zürich als Sitz der Bibliothek bestimmt. 2) Sie
ermächtigt den Hauptvorstand mit der Stadtbibliothek Zürich einen darauf
bezüglichen Vertrag; abzuschliessen , welcher bestimmt: Die vom Schweizer
Alpenklub zu griindende Büchersammlung wird Kigenthum desselben sein.
Der Alpenklub besorgt den Ankauf der Büchersammlung, er übernimmt die
Kosten für Anschaffung der Bücher, Karten, Panoramen etc. etc. Die Stadt-
bibliothek besorgt ohne Entschädigung seitens des Alpenklubs die Kuta-
logisinmg, die Aufstellung und das Ausleihen der Bücher nach denselben
Bestimmungen und in der nämlichen Weise, wie dies für die Ver\ialtung
ihrer eigenen Bibliothek vc»rgesehen ist und geschieht. Die Benutzung der
Bibliothek für Mitglieder des Schweizer Alpenklubs ist unentgeltlich und
findet unter den bei der Stadtbibliothek üblichen Formen statt. Nach aus-
wärts erfolgt die Versendung der Bücher auf Kosten und Gefahr des Ent-
lehners. Ein besonderer ständiger Ausschuss wird vom Alpenklub zur Be-
handlung aller auf seine Büchersammlung bezüglichen Verhältnisse bestellt.
Im Falle der Auflösung des Schweizer Alpenklubs fällt die Büchersammlung
desselben der StadtbibRothek Zürich zu. Der Vertrag wird vorläufig auf die
Dauer von sechs Jahren abgeschlossen. Nach Ablauf dieser Zeit gilt eine
einjährige Kündigungsfrist. — Es besteht kein Zweifel, dass bei der Art und
Weise, wie diese Bioliothek angele^, geöffnet und verwaltet werden wird,
dieselbe allen denjenigen, welche sich mit dem Studium der Alpenkundt» im
Besonderen und der Heimathkunde im Allgemeinen befassen, erhebliche
Dienste zu leisten im Stande sein wird. Zur Erhaltung dieser Bibliothek
wurde dem Vorstande auch ein Kredit von 500—1000 Fr. ertheilt. M.
In dem mit No. XV bezeichneten der alten schweinsledernen Sammel-
bände des Archivs der ehemaligen Wittenber^er theologischen Fakultät (jetzt
im Besitze der theol. Fak. in Halle) findet sich Bl. 347 ff. nachstehendes an-
scheinend noch unbekanntes Gesuch der Universität Wittenberg an
den Kurfürsten Johann Georg I. zu Sachsen vom Jahre 1614, den Verlegern
in W. die Ablieferung von Studienexemplaren der bei ihnen er-
scheinenden Bücher an die dortige Universitätsbibliothek anzubefehlen. Das
Schreiben wie die nachher zu erwähnende Antwort sind im Original.
Durchlauchtigster Hochgebomer Churfurst, E. Churf. Gn. seind unsere
unterthenigstc Pflichtschuldige gehorsame dienste iederzeitt bestes treues
vleiszes zuvor. Gnedigster Herr, E. Churf. Gn. mögen wir in unterthenig-
keit nicht verhaltea, Obgleich Järlich 30 f. ex Fisco fundationis zu er-
keuffung Bucherer in dieser Universitet Bibliothecam deputiret, Dieselben
auch, nach herkommenden üblichen gebrauch, also angewendet werden.
Das wier doch befunden, dass mehrer theils an einheimischen buchem
der Mangel sey; Derowegeu wir uns bedachtt, das von Jharen zu Jharen
von inlendischen buchern auch ein n<»htturfftiger Vorraht zuerlangen
were, wenn ieglicher Vorleger dieses orts von iederm wercke nur ein
Exemplar in angeregte Bibliothecam überreichen muste.
Wenn denn solches ie nichtt unbillich, weil die Vorlegere ihren
mereklichen nuzen mitt Vertreibung solcher alhir gedruckten bucherer
Vermischte Notizen. 65
täglich schaffen, das Sic sich hinwiederumb gleichsam in Signum recog-
uitionis in etwas danckbar bezeigen. Und durch dies Mittel diser E.
Churf. Gn. Universitet noch zur zeitt fast geringe Bibliotheca etlicher-
niaszen in auffnemen gebracht werden köntte: Alsz gelanget hirmitt an
E. Churf. Gn. unser unterthenigstes bitten, E. Churf. Gn. genihen gnedigst
durch ein gnedigstes Rescript Verordnung znthuen, das die Buchfuhrer
von iederm ihren vorlegten werck, so balden anfangs, weim es heraus
kömbtt, ein wolgebundcnes Exemplar one entgeldtt in diese Bibliothecam
alliier verrichten und einleiffern(!) muszen.
Solches umb E. Churf. Gn. in untertheuigsten Pflichtschuldigen ge-
horsamb bcsttes treues vleiszes zuvordienen Bcindtt wir bereitt willigk.
Datum Wittenbergk 1. Decerabris 1614.
E. Churf. Gn. Unterthenigst ffehorsame Rector,
Magistri, und Doctores der universitet doselbst.
Balthasar Meisnerus , Th. D. p. t. Rector et Collegij Theologici
Decanns. Leonh. Hntterus D. sscr. Barthol. Reusnerus I). et
Senior sscr. Daniel Sennertus D. Ernestus Hetteubach D. mppria
sscr. Joh. Rodenborch mpp. Laurentius Fabricius Mpp. Aca-
demiae Notarius F. Hessius sscr.
29 December 1614
Darauf trifft am " i" t^iio|. leTl' folgender Erlass, unterzeichnet von
Joh. V. Quingenbergk , dem Präsidenten des Oberconsistoriums, und gerichtet
an die theologische Fakultät und den Rat, in Wittenberg ein, der fast drei
Wochen vorher ergangen war.
Von GOTTES gnaden Johannes Georg, üertzogk
zu Sachszen, Glfiich, Cleve und Berg, Churfurst 2C
Würdige, Hochgelarte, Liebe Audechtige und getreue. Was bey
unns unsere Universitet bey Euch wegen Vermehrung Ihrer Bibliothec in
undertheuigkeit suchet, Solches habt Ihr aus der inlage zuvernehmen.
Hierauf beger(;n Wir hiermit gnedigst, Ihr wollet mit den Verlegern bey
Euch, danuit sie von iederm zum ersten mahl aufgelegten Buch oder
format ein ungebundenes Exemplar in gedachte Bioliothec guthwillig
liefern, vleiszige handlung Pflegen, und wessen Sie sich darauf ercleren
werden, uns in undertheuigkeit berichtt4>n; Daran volbringet Ihr Unsere
gefellige meinung. Datum Dreszden am 9. Decembris A" 2C 1614.
Fr. Kohlmann.
In der Bibliothek der Brera zu Mailand (Biblioteca Nazionale
(Braidense) di Milano) hat man zu Ehren A. Manzonis einen besonderen
Saal eingerichtet, für den der König Ilumbert von Italien eine Büste des
grossen Dichters gestiftet hat. Angeregt wurde die Idee, dem berühmten
Mailänder Poeten eine besondere Abtlieilung der Bibliothek zu weihen,
durch die Schenkung eines Nepoten des Dichters, Pietro Brambillas, der dit;
Autographen seines Vorfahren gesammelt und IS85 der Bibliothek übergeben
hatte. Dazu sind denn noch, wie es immer zu gehen pflegt, Geschenke von
Anderen gekommen, und nun hat man schon nach 5 Jahren so viele Sachen
von Manzoni und über Manzoni zusammen, dass der Unterbibliothekar der
Bibliothek F. Salveraglio einen Katalog von 198 schön gt^druckten Gross-
oktavseiten über die in die Bibliothek aufgenommenen BücIkt, nicht Hand-
schriften, der Sammlung hat erscheinen lassen können. Derselbe zerfällt in
zwei grosse Abtheilungen. In der ersten werden die Ausgaben der Werke
Manzonis und deren Uebersetzungen verzeichnet, während die zweite die
Schriften über das Leben des Dichters und über dessen Werke bringt. Der
Katalog ist gut gearbeitet und macht der Sammlung alle Ehre, wie diese
selbst dem grossen Dichter. 0. H.
VIII. I. u. 2. 5
66 Vermischte Notizen.
Vermischte Notizen.
Die Sclilcudorwirthscliaft im deutsclicn Verlage nimmt innncr mehr zu.
Selbst Bücher, welche mit Unterstützung öffentlicher Behörden vor wenigen
Jahren erschienen und noch nicht abgeschlossen sind, werden jetzt in einer
Weise im Preise herabgesetzt, dass sich jeder Bibliotheksvorstand bei jedem
Kaufe eines neuen grösseren Werkes die Frage vorlegen muss: Brauchst du
das Buch sofort, oder kannst du es vorläufig entbehren? m einigen Jahren
bekommst du es vielleicht um den dritten Theil des Ladenpreises neu. So
werden jetzt die drei bisher erschienenen Bände des Codex diplomuticus
Nassoieus, die in Wiesbaden bei Niedner 18S5— 87 erschienen sind und
66 Mark kosteten, von den Herren Moritz u. Münzel, „welche die noch vor-
handenen (Jesannntvorräthe der drei erschienenen Bände des Werkes käuf-
lich crw(»rben haben", für 24 M., und jeder einzelne Band statt für 22 M. fllr
9 M. angeboten. Wenn man nun bedenkt, dass die Herren Moritz u. Münzel
bei diesem Handel doch mhidestens ihre 30 — 50 Proeent verdienen, so kann
man sich eine Vorstellung davon machen, welchen Verdienst manche Ver-
leger, selbst wenn sie wie hier durch feste Zuschüsse von öffentlichen Be-
hörden doch wenigstens gegen grosse Verluste geschützt sind, bei ihren Verla^s-
artikeln sich zu berechnen gewohnt sind. W^enn die deutschen Verleger die-
selben Gewohnheiten, die vielfach im ausländischen Verlagsgesehäft gelten, über
die sie sonst aber häufig mit sittlicher Entrilstung abzusprechen geneigt sind,
immer mehr bei uns eintlihren, dann droht der Organisation des gesamniten
deutschen Buchhandels ein weit grösserer Schaden, als durch die so viel und
wirkiieh nicht glücklich behandelte Rabattfrage. Die Entrilstung der Sorti-
menter sollte sich doch nicht gegen das kaufende Publicum richten, das nur
10 "/o verlangt, sondeni gegen uie Verleger, die heute für ein Buch einen
exorbitanten Ladenpreis verlangen und denselben morgen um 2o0 — 300 "/o
herabsetzen, selbst wenn sie kaum ein Risico bei ihrem Geschäft getragen
haben. x. x.
Bei Herrn Professor Dziatzko's letzten Untersuchungen zur ältesten
Buchdruckergeschichte, welche kürzlich hier (VII, 407—429) volle Würdigung
fanden, ist wohl am schlagendsten der Beweis des Nachdrucks der 3C zeiligen
Bibel (B 36) aus der 42 zeiligen Gutenberg-Bibel (B 42) geführt. Eine Ab-
weichung in der Anlage beider Bibeln schien sich indessen zu ergeben da-
durch, dass zu B 36 keine Tabula nibricarum nachweisbar war; wie sie in
den P^xemplaren von B 42 in Wien und München erhalten blieb. Aug. Beniard
in De l'ongine et des dt^buts de Timprimerie en Europe II, pag. 31 u. 3.M hatte
wohl schon die Vermnthung ausgesprochen, dass die beiden letzten Blätter
der letzten (89.) La^e, welche in allen ihm bekannt gewordenen Exemplaren
von B 36 abgesclmitten waren, ein Register nach Art der ganz vollständigen
Exemplare von B 42 enthalten hätten, da aber Herr Professor Dziatzko fand,
dass m dem Jenaer Exemplar von B 36 die beiden letzten sonst fehlenden
Blätter erhalten und unbedruckt geblieben waren, so schloss er gegen die
Vermuthung Bernard's, „dass zu B 36 ein gedrucktes Register überhaupt nicht
nachweisbar ist". Sammlimg bibliothekswissenschaftl. Arbeiten IV, pag. 23.
Ich möchte deshalb darauf aufmerksam machen, dass vm unzweifelhaft
zu B 36 gehöriges gedrucktes Recisterblatt vor Jahren in dem T. 0. Weigel-
schen Antiquariat in Leipzig käuflicli war nnd in dessen Catalog Cimeliothcca 1
(1876) besenrieben wurde. Nachdem dort unter No. 148 das 52. und 56. Text-
blatt von B 36 angeboten waren, giebt No. 149 folgende Beschreibung des
fraglichen Registerblattes:
„Das vorliegende Blatt dürfte als ein um so kostbareres Fragment an-
zusehen sein, als wir allen Grund zu der Annahme zu haben glauben: dass
es einen bisher unbekannten Bestandtheil dieser [36zeiligen]
Bibel ausmachte. Es enthält eine Art Registrum zum grössten Theile
Vermischte Notizen. 67
des neuen Testamentes, wie wir ihm in Incunabeln späterer Zeit sehr oft
begegnen und beginnt : Explicit pfatio. Incipit euägeli- / um fcd'm lucä. Pro-
hemiü ipfi- / us beati luee in cuangeliü luti. / . . . . endigt: Explicit apoca-
lipfis. / Die erste Spalte der Kecto-Seite des Blattes zählt 34, die zweite
und die erste der Verso-Seite je 36, die zweite Spalte der Verso-Seitc. 33
Zeilen. Vermuthlich diente das Blatt (nebst noch einem oder zwei voran-
gehenden) als Anweisung für den Buchbinder, in welcher Reihe die biblischen
Blicher auf einander folgen sollten, denn es zählt die Bücher des neuen Testa-
ments vom Evangelium liUcae bis zur Apocalypse nur nach ihrem „Incipit"
und „Explicit" auf.
Das vollständige Exemplar der sechsunddreissi^eiligen Bibel, welches
die Leipziger Universitätsbibliothek besitzt, enthält dieses oder ein ähnliches
Blatt nicht, auch Dibdin blieb ein solches, laut seiner eingehenden Be-
schreibung dieser Bibel (Bibliotheca Spenceriana vol. IV, pag. 573) unbekannt.
Wir sehen in diesem Umstände nur unsere Vermuthung über den Zweck
dieses „Registrmn" bestätig, indem die Blätter, als nur für den Binder be-
stimmt nach geleistetem Dienst nicht mit eingebunden wurden, sondern der
Vernichtung anheimfielen.
Wir sind zu sehr der Ueberzeugung, dass die 36 zeilige Bibel ein
Mainzer imd ein Gutenbergischer Druck ist, als dass sie durch den Umstand
erschüttert werden könnte, dass wir das Blatt in einer aus Bamberg stam-
menden, vermuthlich in Bamberg gebundenen Incunabel, als Ueberzug der
Innenseite des Holzdeckels fanden. Wetter führt in seiner Geschichte der Er-
findung der Buchdnickerkunst ähnlicher Entdeckungen mehrere an, die man
von Fragmenten der 36 zeiligen Bibel in Incunabeln Bambergischer Herkunft
machte.
Das Blatt war (juer durchschnitten, ist jedoch sehr gut wieder zu-
sammengefügt und übngens recht gut erhalten.*
Hierbei ist vorerst der Irrthum zu berichtigen, dass das Register eine
Anweisung nach Art späterer Incunabeln für den Buchbinder enthalten
habe. Es handelt sich um kein registrum chartarum, wie es die späteren In-
cunabeln geben, sondern vielmehr um ein registrum rubricarum, welches nicht
die Anfangsworte der Blätter — welche der Buchbinder für die richtige Folge
der Blätter und Lagen bei signaturloseu Werken benöthigte — sondern ledig-
lich die Ueber- und Unterschriften der Abschnitte giebt, deren der Ru-
bricator bei B 36 wie bei B 42 als Vorlage bedurfte, um darnach die
leergebliebenen und ihm ausgesparten Stellen der Textblätter auszufüllen.
Die übrigen, leider nur Itiu^en, Angaben Weigel's ermöglichen aber
wenigstens einen Versuch, um über die Anlage und den Umfang des Re-
gisters von B 36 ins Klare zu kommen. Die folgenden Angaben Über B 42
verdanke ich der gütigen Mittheilung der Direction der Kgl. Hof- und Staats-
bibliothek München. Die Zeilenzahl seines Registerblattes von B 36 gab
Weigel in den vier Columnen mit 34, 36, 36 und 33 an, während das ent-
sprechende Blatt von B 42 die Anzahl von 39, 41, 42 und 41 Zeilen hat.
Hieraus werden wir schon schliessen dürfen, dass, unter Voraussetzung des
gleichen Wortlautes der Rubriken in beiden Registern, der nämliche Text
in B 36 mehr Spaltenraum einnehmen wird als in B 42. Nun lauten die drei
ersten Zeilen des W. 'sehen Blattes, 1. Columne, Recto:
Explicit pfatio . Incipit euägeli- /
um fcd'm lucä . Prohcmiü ipfi- /
US beate luce in euangeliü fuü . /
während die entsprechende Stelle in B 42 erst mehr als eine volle Spalte
später erscheint, denn in B 42 fängt erst die zweite Columne des letzten
äattes Recto an:
Explicit euangeli- /
um fecundum marcum . Incipit pre- /
fatio beati ieronimi pref biteri in euan- /
gelium fecundum lucam . /
5*
68 Vermischte Notizen.
Explicit pfatio . Incipit cnangoliam /
fociindum lucain . Prohemiuin ipl'i- /
US beati luce in eiiaugeliiini riumi . /
Hieraus ersehen wir vornehmlich, dass die Rubriken beider Bibeln
gleichlautend sind, und dass unter den drei überlieferten Zeilen von K 36
zwei mit B 42 sogar im Zeilenschluss übereinstimmen. Während aber für
die Kubriken von Lucjis bis zur Apocalypse in H M) 4 volle Columnen ni3thig
waren, beansprucht derselbe Wortlaut in H 42 nur knapp 3 Columnen. Ueber-
tragen wir du;ses Raumverhältniss auf die übrigen Blätter des Registers, so
ergiebt sich, dass für die 16 Spalten des 4 blättrigen Registers von B 42 fast
22 Spalten in B M beansprucht wurden, d. h. djis IJegister zu B 30 wird aller
Wahrscheinlichkeit nach eine 3 blättrige Lage, ein Ternio, gewesen sein.
Jcdcntalls aber hätten die beiden letzten weissgebliebenen Blätter der letzten
Lage (ebenfalls ein Ternio) in B 30 mit ihren aclit Spalten sicherlich nicht aus-
gereicht, um, wie Bernard annahm, das vollständige Register aufzunehmen.
Wir dürfen vielmehr als richtig ansehen, dass wie in B 42 auch in B 30 der
Drucker für das Register eine besondere Lage genommen hatte und überdies
nicht allen Exemplaren ein solches beigab. Wenigstens tinden sich in dem
Jenaer Exemplar, worauf mich Herr Professor Dziatzko freundlichst auf-
merksam macht, viele Rubriken falsch eingetnigen, mithin hatte der Rubri-
kator dort kein gedrucktes Register als Leitfaden zur Hand.
Eine Untersuchung über eine weitere Abhängigkeit der beiden Re-
gister von cinandtT ist leider- nicht möglich, da das W.'sche Blatt nicht mehr
zu erlangen ist. Es blieb lange auf Lager, noch 1^79 erscheint es in einem
Weigerschen Catalog, wurde aber dann, wie mir Herr Oswald Weigel mitzu-
theilen die Güte hatte, im Mai 18*^0 an einen Privatmann in Spanien verkauft,
welcher wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. Wenn nun auch damit vor-
läufig die Möglichkeit abgeschnitten ist, zu einem endgültigen Resultat itt)er
das Abhängigkeitsverhältniss der Register zu gelangen, so liegt doch eine
grosse Wahrscheinlichkeit vor, dass auch hier B 30, ebenso wie bei dem
ganzen Bibeltext, ein Nachdruck von B 42 ist.
Leipzig. M . S p i r g a t i s.
Wie gewöhnlich (vergl. Cbl. f. B. VI, S. 565) ist uns auch diesmal zu-
gegangen The P ublis he rs* Trade List Ann ual 1890 the latest catalogue
of auierican book publishers .... Eightceuth year. New-York, office of the
publishers' weekly. August, 189'». Dieser Gesammtkatalog des amerikani-
schen Buchhandels umfasst diesmal (abgesehen von einem nachträglich er-
schienenen SupplemeiU) 3428 Seiten; der von Jahr zu Jahr ])edeuteud
wachsende Umtang zeigt die stetige Weiterentwickelung des amerikani-
schen Verlagsgeschäfts. Ausser dem alphabetisch nach Venegeni geordneten
Gesammtkatalog enthält das Buch noch eine Liste der Erscheinungen von
Januar bis Juni 1890, sowohl nach Authors wie nach Subjects; endlich einen
Educational Catalogue für 18^i0, nach Verfassern geordnet, mit systematischem
Index. Der Preis von 2 Dollars für das Riesenbuch ist ungemein gering.
Der Herausgeber des englischen Fachblattcs The Library, J. Y. W.
MacAlister, schlägt der englischen Library Association die Gründung eines
Library bureau vor. Dasselbe soll umfassen; 1) P2ine permanente Aus-
stellung V(m Modellen aller Bibliothekseinrichtungen, insbesondere Einbänden
u. dergl. 2) Eine Liste der Dubletten verschiedener Bibliotheken. 3) Eine
Liste der von Bibliotheken gesuchten Bücher. 4) Eine Ausstellung neuer
Erscheinungen, zusammen mit einem ausgedehnten bibliographischen Apparat.
5) Pläne und Zeichnungen von Bibliotheken, sowie sorgsame Statistiken über
die Kosten und die Fülurung von Bibliotheken.
In der Ungarischen Revue Jahrg. 9 (1889) S. 732 ff. erstattete der Vice-
präsident der Ungar. Akademie der Wissenschaften, Wilh. Fraknöi, vorläufigen
Bericht über Thätigkeit imd Erfolge der Commissiou, welche in Folge einer
Vennlschte Notizen. 69
Einladung des Sultans, von Kaiser Franz Josef mit 6000 fl. ausgestattet, seit
dem 21. Sept. vor. Js. in Konstantinopel den BUchervorrath in der
kaiserlichen Schatzkammer und die occidentalischeu Hand-
schriften in den kaiserlichen Paliistcn und in den Moscheen
nach Blichern und Handschriften ungarischen Ursprungs durchforscht hatte.
Die gehegten Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, im alten Kaiserpalast
(Serail) sind nur 53 Handschriften (davon 36 griechische) und 7 Inkunabeln
gefunden, aber nicht die altnngarische Bibel, nicht die Sammlung ungarischer
Kirchengesiinge , nicht die an König Mathias' Hofe gesungenen Heldenlieder.
Ein Prachtwerk aber unter den Büchern ist nach dem Bericht ein Pergament-
Codex der Cosmographie des Ptoleniaeus in grossem Format mit einer ganzen
Reihe künstlerisch ausgeführter Karten. Die 36 griechischen Codices stam-
men, wenigstens zum Theil, aus der Ofener Bibliothek, sie enthalten Klassiker,
kirchliche Schriften aus dem 13.— 15. Jahrhundert und mittelalterliche Ge-
schichtswerke. „Ein detaillirtes Verzeichniss dieser Codexe konnte erst jetzt
verfasst werden, wiewohl diese Bände schon wiederholt in den Händen aus-
ländischer Gelehrten waren." Der Bericht stellt „meritorische Meldungen"
von Eugen Abel über die revidirten griecliischen Codices und von Johann
Csontosy über die lateinisclien Manuskripte und alten Drucksachen in Aussicht.
W.
In den „Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, hrsgg. von K.
Höhlbaum" Heft 19, S. loa — 112 befindet sich ein Aufsatz des Herausgebers
der genannten Zeitschrift, betitelt „Zur Geschichte der sog. Koel-
hoffschen Chronik". Da die Abhandlung auch an dieser Stelle von
Interesse sein dürfte, so sei mit dem Bemerken daraufhingewiesen, dass
Höhlbaum einen werthvollen Beitrag zur Frage nach dem Verfasser der
Kölner Chronik liefert. IL Cardauns bereits, der die letztere in den Chroniken
der Deutschen Städte (Bd. 13. u. 14.) herausgegeben hat, erklärt, dass man
sich weder für einen gewissen Stump von Rheinbaeh noch für einen Domini-
kaner Hamelmann als Verfasser entscheiden könne; aber er zeigt, dass für
die Urheberschaft eines Dominikaners in dem Werk ein Anhalt sich finde.
Auch Höhlbaums Mittheilungen, die aus Bruchstücken weitschichtiger Prozess-
akten des 1 6. Jahrhunderts genommen sind, weisen auf einen Dominikaner
als den Verfasser der Chronik hin. Die Richtung für die weitere Nach-
forschung scheint dadurch wenigstens genauer bestimmt. Noch eine zweite
Spur, die sich allerdings noch schneller verliere, deutet Höhlbaum an. Diese
habe man friiher vergeblich gesucht (vffl. Cardauns a. a. 0. S. 246 mit Anm. 1);
jetzt sei sie gefunden, lasse aber bald wieder im Stich. Es sind bisher un-
bekannt gebliebene, den Censur-Erlass des Kölner Offizials vom 12. Nov. 1499
betreffende Verfügungen des Rathes , die sich im 40. Bande der städtischen
Kopienbücher befinden. Auch diese Spur dürfte wohl nach der Ansicht
Höhlbaums einen Dominikaner als den Verfasser der sog. Koelhoff'schen
Chronik darstellen; im übrigen erwartet er vom Vatikanischen Archiv, jener
unerschöpflichen Fundgrube, Aufklärung über diesen streitigen Punkt.
Näher auf den interessanten Aufsatz hier einzugehen, ist wohl nicht
am Platze; es dürfte genügen, den Leser auf die Mittheilungen selbst hin-
gewiesen zu haben.
Köln. Jakob Schnorrenberg.
Allen, welche sich für die Geschichte und Litteratur der Stenographie
interessiren, können wir die von dem Herrn Rechtsanwalt A. Jung in Weissen-
fels mit gro.*«sem Flei.ss bearbeitete „Vorgeschichte der Stenographie
in Deutschland während <les 17. und IS. Jahrhunderts" bestens
empfehlen. Dieselbe bildet den 1. Theil einer „Handbibliothek der steno-
graphischen Wissenschaff', weichte Herr Archivrath Mitzsclke in Weimar
herausgiebt, und die bei J. IL Robolsky in Leipzig erscheint. Die biblio-
graphische Zusammenstellung der Ausgaben der berühmten Tacheo^raphie
von Carl Aloys Ramsay S. 120—121 beweist allein schon, wie sorgfältig und
70 ytfTwv^tr.*: y^ÖI/ifZ^
MM'kf tiJ>^r IWtuAXh . 0*'burt tuad Jy-bf a*M?bi<-kÄtl*- dr< fe* 45r Emri<-k#-!tai:
4^f MMUfpffm^thi*'. iM-hf » i''hti|r«r jj Autor* »afzüfitid^-ii . jis '»■äs d5^»rr «-elN«:
ifj S'tfTT^iWh u ^ « «'Tzibh. lumu un» l»rt dArus vfrrzwfifrhL «TT^mcrre* ni
«TiijjtU'l/*. ViirlJ^-urht vfnuiLkM^t *l^r doe-L «riß Hinweis airf dra vieljpereisten
Uiuiu di^i}^« </d*rf j*'ft*'fi ^.oII*'ir*rn . iu pw-iuf r Bih]i<iTbek grniorr nwE ihm ra
»''h'rn uod i»^i/j I^rWj Aufzukiäreii.
J><ff MsäUüiiür hWfViofmph Kmilio Motti giebt eine C«>IlezioDe Storico-
Biblioirrtliffa hfriun. fiw mt«^ Hi-ft brin^ eine bibliojeriphl^be Arbeit über
4U* ,,IJ bfi di enKji 'J rivulzio fiel M'c/^Io XV" cod Dotizie di ^tre librerie
UiUuit:h\ del 'ifftit-nUf f tM <^iiattroceDto/* Uelnr einen Kitalog der Hind-
iMihrifteii der beutifr«'» 'rriv'iilr/uuui vom (trafen ii. I'orro biben mir in dieser
Z^rltMihHft ^ff, 142 ix.i) ein«' l^'Kpreehun^ gebracht und kunnen uns anf diese
bezieh<'ii. U'a» nun hier ll<'rr Motta bietet, sind drei sehr onvoUkommene
llaiidMehrift4rnv<'r%<'iehniftKe auh d«'iii Knd«' de» 1 5. Jahrhnndens über Bücher,
die verN<rhied<'n«'n Mitgliedeni der Familie Tri vnlzio gehört haben. Wieweit
df<' hi<'r genannten llandHchriften in der heutigen TriVuiziana noch vorhanden
i»lnd, bit nieht entiehtlich. Wenigsten» wird nur ganz vereinzelt anf Porros
Katalog verwiegen, iuj AriMehluHN hieran werden gelehrte N<»tizen über
VLUiU'jv, kleinere mittelalterlieh«' Hibliotheken Mailands veröffentlicht und da-
ht*\ m\um auf dan KrMchi'lnen der zuHauinienfassenden Arbeit imseres Mit-
arbelterM 'i*h. (iottlleb über die Kataloge der mittelalterlichen Bibliotheken
ltall<;nM hinge wIcNen. Für Freunde der I.itteratur des Zeitalters der Renais-
winee in Italien Hnden Nieh bei Motta einige werthvoUe Notizen. Das Heft
NchlleMNt mit einem KxeurH über da» (ieburtsjahr Oian Giacomo Trivulzios
und «rinem VenM'le.hnlMH der S(;hriften und Abhaiidlungeu, in denen von der
Bibliothek und deui MuHeum Trivulzio gesprochen wird. x. x.
In dem Jullhcft der Monatsschrift Le livrc moderne findet sich
H. 21 u. f. eine bibliographische ZuHamnienstellung der theatralischen
l'arodleen der bekanntesten französischen dramatischen Dichter
des 1«. .lahrhundertN. Viktor Hugo führt den Keigen dieser parodirten
Dmmatiker. ihm MehliesHt ('. Deluvigne, F. Ponsard, E. Augier, E. Sue, A.
Dumas Vater sieh an. Wüssteu wir es nicht zur (Genüge, welche eminente
Bedeutung dtis moderne franzöHlselie 'Hieater für unsere Nachbarn hat, wir
würden es allein aus der Mengte der hier mitgetheilten Parodieen schliessen
können. Für diw feinere Innere Studium des französischen Ueistes dürften
tllese imrodlNelien Darstellungen des Theaters der romantischen Schule von
beNon(len*m Interesse sein. Doch werden sie wohl wenig dazu benutzt wer-
ften können. Denn dieniei.sttMi von ihnen sind bibliographische Seltenheiten
geworden und daher nur Bibliophilen zugänglich. 0. H.
•
Zur Bibliographie unbekannter Kölner Drucke. Das gräf-
lleh KU KlzVlu* Ilauptareliiv zu Eltville a, Khein besitzt einen auf Papier
gtMlruekten AbhiM.sbrlet* in Quert\)lio zu 27 Druckzeilen gothiseher Type,
welcher bisher unbekannt Ijlieb. Derselbe beginnt : Uuiversis presentes
lltteras iuspeeturls Nos tVater Kobertus gagyn Deeretorum doetor maior
minister totius ordinis sanete trinltatis ue redemptiöis eai)tiuorum Salutem
In tlno I sempiterua. | N(»tu faeimus (|, saneti.ssimus düs uoster dfis Alexander
impa Moxtus et modernus ai>pro= | ete. ete. Der Ablassbrief Ist handschrift-
ileh auf datllr Im Spitze freigelassenen Kaum ausgestellt für „Juucher
.lolian snetz uxor juttVa (Jinlrut die vero XII Mensis Januarii Anno dni,
Meeee, Xi'ViJ." iMeser Junker Johann Snetz gi^hörte der edlen Familie
Sehuelss von*(«rtMisau bei i'oblenz an. Ein einffedruekter schwarzer Initial
»lert den Anfang, unten ist In braunem Wachs das rundlängliche Siegel des
Ausstellers aufgiMlrüekt. Der Druck dürfte den Typen nach Heinrich guentel
Venoischte Notizen. 71
in Cöln (1479—1502) angehören; es ist jene gothische Type, die der des
Peter Friedberg zu Mainz ähnelt und auch Verwandtschaft mit der Type Heu-
luanns zu Mainz und des Martin Flach zu Strassburg besitzt.
Die Königliche LÄudesbibliothek zu Wiesbaden bewahrt unter ihren
Inkunabeln einen Alphonsus de Spina Tabula fortalitij fidei etc. Hain 873*
mit dem Eintrage : Libnim istum dedit dominus et magister Bertoldus pastor
in Wissel (Oberwesel a. Rh.), monasterio sancti Florini confessoris ordinis
sancti Benedicti (Kloster Schönau in Nassau) anno domini M cccc Ixxxxiiij.
Auf dem Vordeckel ist aufgeklebt ein gedruckter Almanach folio mit der
Schlnssschnft : Calculatum est preseus Almanach in laudabili ab mercus | riali
opido Merheymensi ducatus Montcusis pro simplicibus j ac vtilitate totius
conmiunitatis Finitque feliciter I Merheymensis. j Geprent tzo Coellen vp dem
Alden mart in dem willden man. Mit Holzschnitten und Eandeinfassung.
Das Fragment gehörte zum Jahre 15U4, der Drucker ist Hermann Burgart
von Ketwich zu Cöb. F. W. E. Roth.
Im Jahrgang 2. S. 336 des C. f. B. haben wir eine Anzeige des 2. Sup-
Elements zum Catalogue de la bibliotheque Wallone depos^e a
icyde gebracht. Jetzt ist das 128 Seiten einnehmende 3. Supplement , den
Zuwachs der Jahre 1886—90 umfassend, erschienen. Redigirt ist dasselbe in
mustergiitiger Weise wie die Supplemente 1 und 2 von dem Vorstande der
Leydener Universitätsbibliothek W. N. du Rieu.
Zur Geschichte Unteritaliens aus der Zeit der Normannen sind in den
letzten Jahren mancherlei griechische Urkunden veröffentlicht worden. Unter
dem Titel Chartes Byzantines inödites de Grand Grece hat neuer-
dings der Herr Pierre Batiffol in den M^langes d'arch^ologie et d'histoire
X. pag. 88 u. f. zwei werthvolle Urkunden veröffentlicht , von denen nament-
lich die erste recht wichtig für die Geschichte der Niederlassung der Nor-
mannen in Unteritalien ist. Sie sind wohl nur als Vorläufer des Werkes, das
uns Herr Batiffol über die griechischen Bibliotheken Unteritaliens liefern
wird, anzusehen. Zwei andere griechische Urkimden hat Herr Nicola Parisio
in Neapel (Detken) unter dem Titel: Due documenti greci incditi della
Certosa del Bosco uns zuzüglich gemacht, die gleichfalls nicht uninteressant
sind. Die erste Urkunde ist von 1 1 1 0, die andere von 1 1 56. Für die Frage der
Echtheit mancher dieser normannischen Urkunden, die im vorigen Jahrhundert
im fiskalischen Interesse von Vargas Macciucca angeregt wurde, sind diese
Diplome entscheidend. 0. H.
Herr Vincenzo de Bartholomaeis hat unter dem Titel Ricerche
Abruzzesi bei Forzani in Rom 1889 Nachrichten über Handschriften in den
Abruzzen wieder abdrucken lassen, die urspriinglich in dem Bulletino delF
Ist. stör. Italiano veröffentlicht waren. Es wiwl hier namentlich auf eine
Handschrift aus dem 14. — 15. Jahrhundert aufmerksam gemacht, welche die
Rolle eines Mitspielers aus einem Passionsschauspiele enthält und in Sulmona
gefunden ist. Das Drama war in rythmischen lateinischen Versen geschrieben.
Es dürfte doch wohl manche Leser interessiren zu erfahren, dass man
in Rom bei der Tiberregulinmg kürzlich Inschriften gefunden, die sich
auf die ludi saeculares unter Augustus beziehen und ausdriicklich das Carmen
saeculare des Iloratius erwähnen.
Unter der 0])eraufsicht und mit Unterstützung des italienischen Unter-
richtsministeriums sollen jetzt zwei der wichtigsten Handschriften der Lau-
renziana auf photo graphischem Woge veröffentlicht werden. Es sind
dieses die berühmte Ae s c h yl u s h a n d s c h r i f t und die noch berühmtere der
Pandekten. Von der ersteren sah ich schon vergangenes Frühjahr einige
Probeblätter, die mir ganz gelungen zu sein schienen. Das Istituto topo-
72 Vennisclite Notlz.en.
grafico militarc in Florenz, das die schönen Karten des italienischen General-
stabs auf dem Weji^e der Photographie (foto-incisione) hergestellt hat und
sich des besten Hufes erfreut, hatte sie angefertiet. Wenn wir recht unter-
richtet sind, hatte man auch schon in Deutschland eine photograiihische
Nachbildung der Pan<lektenhandschrift in Anregung gebracht, ohne jedoch
damit durchdringen zu können. Wer sich näher für die Ausgabe der Pan-
dekten interressirt , mag die Berichte hierüber von Scialoja u. Chiappelli im
Bnllettulo deU'lstituto di diritto Koniano nachlesen. 0. 11.
Aus dem Nachlass von Charles Graux hat Albert Martin den Katalog
der in Schweden befindlichen griechischen Handschriften herausgegeben
(Notices sommaircs des manuscrits grecs de Suede par Charles
(jiraux, mises en ordre et completees par Albert Martin. Paris, Ernest Leroux.
18S9. S')- Ks befinden sich in Upsala 00, in Linköping S, in Skokloster :*,
in Stockholm 3 griechische Handschriften. Alle sind erst mit dem Ende des
17. Jahrhunderts in diese Bibliotheken gekommen; von den reichen Samm-
lungen Gustav Adolfs und Christinens hat sich in Schweden nur eine Hand-
sclurift erhalten; alles andere ist ins Ausland gewandert, vor allem in die
Vaticana.
Drei neue Schriften über französische Bibliotheken verdienen Er>välm-
ung. Erstens Philippe Lauzun, Les manuscrits de la bibliotheque
de Saint-Amans (Agen, V« Lamy. b**. 52 p.). Diese Sammlung, die sich
früher im Schloss Saint Amans bei* Agens befand und durch Florimond Bou-
don de Saint Amans zusammengebracht war, ist gegenwärtig leider zerstreut.
Sie enthielt besonders lokalgeschichtliche Sachen. — Zweitens Aime Vin^j-
trinier, Les incuuables de la ville de Lyon et les premiers de-
buts de rimprimerie. (Lyon, Bemoux et Cumin. S". liU p.) Die Biblio-
thek von Lvon enthält 120 000 Bände und ist reich iui Inkunabeln, haupt-
sächlich solchen aus I.yon selbst. Ein Katalog dieser Inkunabeln, von Fräulein
Pellechet bearbeitet, wird demnächst erscheinen. — Drittens I^^on Braque-
hais, Notice historique sur la bibliotheque du Havre. (Paris, S*'.)
Als einen Beitrag zur (»eschichtc der Vaticana bezeichnet Herr P. Ba-
tiftbl seinen in den Melanges d'archeologie et d'histoire. IX. Fasel — 2.
S. 2S u. f. veröffentlichten Aufsatz: l^es manuscrits grecs de Lollino
6veque de Bellune. Er veröffentlicht den von ihm aufgefundenen Kata-
log von 121 griechischen Handschriften des gelehrten Bischofs Alvisio Lollino
von Belluno (1047 — 1020), der einer reichen venetianischen Familie entstam-
mend, in (iortyna auf Creta geboren war. Die von ihm gesammelten Hand-
schriften hatte er der \'atieanä vennaeht. Von ihm Hihrt auch die Sammlung
griechischer Inschriften her, welche B«»eckh als Silh)ge LoUiniana ausgebeutet
hat. — In dem 3. und 4. Hefte S. 3M> u. f. derselben Zeitschrift hat Herr
L6on Pelissier veröffentlicht: l'n Inventaire des manuscrits de la Bibliothe-
que (.-orsini A Rome. das La Porte du Theil über die die französische Ge-
schichte betreffenden Handschriften der Corsiniana während seines Aufent-
haltes in Born (1770—80; ausgearbeitet liat. Das Inventaire ist nach einer
Handschrift der Bibliotheque nationale zu l*aris gedruckt. (). 11.
Eine Lebensbeschreibung des bekannten Sanmilers und Kenners der
älteren neuhochdeutschen Litteratur, des Freiherrn Karl Hartwig (iregor von
Mcusebach, veröffentlicht F.Otto nach den hinterlassenen Papieren des
verstorbenen Oberschulraths Dr. K. Schwartz in den Annalen des Vereins
für Nassauische Alterthumskunde und (iesehichtsforschung. und zwar enthält
der vor kurzem erschienene 21. Band der Annalen S. 43 — 7ö die ersten beiden
Abschnitte: „Die Jugend^ 17M — 1803 und „Dillenburg" IbOH — 14. Dieser,
der Bedeutung Meusebach's entsjirechenden Arbeit, die man mit grösstem
Vergnügen liest, ist, wie der Bearbeiter sagt, sehr zu statten gekommen.
Vermischte Notizen. 73
dass die Gedenk- nnd Tagebücher Mensebachs (4 Bde. im Besitz seiner
Tochter, der Frau von WitzTeben in Potsdam) eingesehen werden konnten.
W.
In der Ungarischen Keviie (1800) S. 499f. ist ein Vortrag Joh. Cson-
tosi's über die Corvina-Frage auf dem lS43/44er ungar. Reichstage betr.
Rtickerwerbun^ der in ganz Europa zerstreuten Ueberreste der Corvina für
das ungar. Nationalmuseum kurz skizzirt. W.
Als Anhang zu einem Aufsatz über die Zerstörung Speyers im
Jahre 16»*9 wird im 14. Heft der Mittheilungen des histor. Vereins der Pfalz
u. A. Seite 46 f. ein „Specifica designatio ab hoste per incendium et excidiiuu
Spirense calhedrali ecclesiae ibidem illati danmi"^ abgedruckt, worin es an
h. Stelle heisst : Idem coutigit perfectissimae et incomparabili bibliothecae,
pro qua . . . 50 000 Imperiales etc. W.
Einige Notizen über die Bibliothek des früheren Franziskaner-
klosters in Meissen, auch ein Verzeichnis» von Inkunabeln, die der Biblio-
thek angehört haben und sich jetzt zum Theil in der Königlichen Bibliothek
in Dresden befinden, giebt Paul Markus in einem längeren ansprechenden
Artikel über das genannte Kloster in den Mittheilungen des Vereuis für Ge-
schichte der Stadt Meissen Bd. 2, Heft 3 (1889). W.
Ein bisher unbekanntes Strassburger Gesangbuch von 1568, im
Besitz des Lic. A. Erichson, Direktors des Studienstiftes St. AVilhelm zu
Strassburg, beschreibt K. Budde in der Zeitschrift für praktische Theologie.
12. Jahrg. 1890. S. 224 ff. W.
Von dem Katalog der Bibliothek der Fondation Teyler zu
Harlem ist seit unserem früheren Hinweise an dieser Stelle (Centrablblatt
f. B. IV. 86) der erste Band unter dem Titel : 'Fondation Teyler. Catalogiie
de la Bibliotheque dresse par ('. Ekama. Sciences exactes et naturelles.' in-
zwischen vollständig erschienen, während auch von dem zweiten Bande be-
reits drei Lieferungen vorliegen. Nachdem die vier ersten Lieferungen des
ersten Bandes die Encyklopaedien und Gesellschaftsschriften, Anatomie,
Physiologie, Anthropologie, Ethnologie und Naturgeschichte; Zoologie; Bo-
tanik behandelt hatten, werden in den vier weiteren Lieferungen Pmeonto-
logie, Geologie und Mineralogie, Geographie, mathematische Wissenschaften
und Archaeologie verzeichnet und im 2. Bande die in der Bibliothek vor-
handenen Werke griechischer und lateinischer Schriftsteller aufgezählt. Der
vorzüglichen Ausstattung des Katalogs haben wir früher gedacht. Derselbe
ist ausserdem übersichtlich gearbeitet und mit einem guten Register versehen.
Im Uebrigen fiel uns auf, dass gerade für die Zeitschriften nicht die alpha-
betische Reihenfolge beliebt worden ist, welche man sonst durchweg bevor-
zugt hat. Unter alphabetisch geordnete Ländernamen einzelne Stä3te und
umgekehrt unter Städtealphabete einzelne Ländernamen zu mischen, halten
wir auch für wenig naehahmungswerth. Oder wäre es nicht einfacher ge-
wesen, Inusbnick (nicht InnsprücK) unter Autriche zu setzen, wenn auch vor-
läufig an betreffender Stelle Oesterreich nur durch diese eine Stadt vertreten
war, als diese selbständig zwischen den Ländern aufzuführen, und Hessen
sich nicht (Jesellschaftspublikationen wie diese: Schriften des naturwissen-
schaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein, Jahreshefte des Vereins für vater-
ländische Naturkunde in Württemberg einlacher bei derjenigen Stadt, worin
sich der Verwaltungssitz der (Jesellschaft befindet, unterbringen, anstatt in
das Alphabet deutscher Städte die Länder Schleswig-Holstein, W'ürtt(Mnberg
einzufügen? Auf Irrthum beruht es ferner, wenn die Schriften der Leopol-
dinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher unter Leipzig,
wo die Akademie sich niemals befunden hat, gestellt sind, während der
74 • Vennl«chte Notizen.
f^egenwärti^e Sitz seit einer längeren Beihe von Jahren Haue a. S. ist; wenn
ferner die altbayerische Stadt Passau unter Oesterreich gerathen ist, und
wenn endlich unter der Ueberschrift Etats Unis Städte wie Cordoba, Rio de
Janeiro, Toronto und Mexique verzeichnet sind. A. G.»
(•uriosum. I^ine Göttinger philologische Inaugural- Dissertation aus
dem Jahre lb89, welche VI -f 146 Seiten zählt, beginnt mit jedem der 7 Ab-
schnitte, aus denen sie besteht, eine neue, mit 1 anfangende Pagininmg: wer
also eine Stelle derselben anflihrt, muss neben der Seitenzahl auch das Capitel
angeben. Hoffentlich findet dieses Beispiel keine Nachahmung. P.
Die ^Mittheilungen für Autographensammler", die seit 1&84
von E. Fischer von Röslerstamm redigirt wurden, werden jetzt von Richard
Bertling in Dresden herausgegeben werden, da der frühere Redakteur nach
Rom verzogen ist. Herr Richard Bertling ist bekanntlich der Verleger des
für seine Zwecke gut geleiteten Blattes.
In der Bibliotheque de l'öcole des chartes" 1890. S. 305 u. f.
hat Herr L. Delisle im Anschluss an eine Arbeit von Herrn E. Gordon Duff in
dem Journal The Library I8'.mi S. 210 u. f. weitere Beiträge zu dem Werke
des Buchdruckers und Buchhändlers Fridericus de Egmout aus dem Ende
de« 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts gegeben. Die mit der Pariser
Buchdruckennarke FE und JB bezeichneten Bücher *geliören, zum TheU
wenigstens, sicher genanntem Buchdrucker an.
In demselben Hefte der B. de Tee. d. chartes S. 270 u. f. giebt Herr
H. Omont eine Uebcrsicht der Papiere, welche sich auf der Bibliotheque
nationale in Paris aus dem Nachlasse des Theologen und Orientalisten Eusebe
Renaudot (1648 — 1720) finden. Man wird erstaunt sein daraus zu ersehen,
dass der berülimte Herausgeber der Liturgiarum orientalium collectio an den
oolitischen Geschäften des französischen Ministeriums des Auswärtigen den
lebhaftesten Antheil genommen hat.
Kölner Fragment des Codex Justinianus. Unter diesem Titel
bespricht (i. Gundermann (Jena) im Rheinischen Museum für Philologie.
Neue Folge. Band XLV. S. 361 — 370 ein einzelnes Pergamentblatt in Quart,
welches unter der Bezeichnung GB. B. CXXX. dem Historischen Archiv zu
Köln gehört. Es stammt aus dem dortigen Benedictinerkloster Gross St.
Martin und hatte hier zuletzt als Vorsetzblatt eines Oktavbandes gedient. Es
enthält in Uncialsehrift, wahrscheinlicli des 7. Jahrhunderts , alpliabetisch ge-
ordnete lateinische Glossen, mitgetheilt von Götz im Corp. Gloss. Lat. IV.
(1889) p. XLII. Dieser Inhalt ist aber nicht der ursprtingliclie : denn das
Blatt ist Palimpsest. Die untere Schrift, ebenfalls Unciale, und zwar reine
und sehr schöne Unciale des 6. Jahrhunderts , giebt vom Codex Justinianus
den Titel III, 32 de rei vindicatione von „praescriptioneiu" in const. 4 an
bis const. 12 am Ende. So klein das BnichstUck ist, so ist es immerhin, wie
der Abdruck und (Uindermann's Besprechung zeigt, für die Kritik des Codex-
textes nicht ohne Wichtigkeit. Auch philologisch ist es von Interesse.
Gundermann nimmt an, dass es in Italien gewerbsmässig hergestellt sei.
Uebrigens war auch diese Schrift noch nicht die älteste. Unter dem juristi-
schen Texte zeigen sich noch ältere Schriftztige, welche jedoch kein irgend
deutliches Buchstabenbild mehr gewähren. Fit fing.
Ein höchst interessantes Autograph aus der Zeit der Reformation
befindet sich seit einer Zeit von mehr als 80 Jahren in den Händen einer
Dresdener Familie. Es ist dies der erste Entwurf der in hiteinischer Sprache
Vennischte Notizen. 75
geschriebenen geistvollen Entgegnung Ulrich von Huttens, des Freundes
Luthers und Franz von Sickingens, des Vorkämpfers fllr Recht und Protestan-
tismus, gegen die Bulle Leos X.: Bulla contra errores Martini Lutheri et se-
(luacium. Auf der mit dem päpstlichen Wappen ausgestatteten ersten Seite
des Titelblattes eines gedruckten Exemplars oieser Bulle beginnt Hütten mit
folgendem Vers:
Si (luid Roma dabit, nngas dabit, ampit aurum.
Verba dat, heu Romae nunc sola pecuuia regnat.
Auf der Rückseite des Titelblattes fängt die Entgegnung mit folgenden
Worten an: Ulrichus de Hütten, Eques Germanis omnibus salutem. Ecce
Leonis Decimi Bullam, viri Germani qua remergentem illc veritatem Christia-
nam remorari conatur, quam respiranti tandem compressione libertati nostrae,
ne vires reciplat ac plane reviviscat obiicit et opponit etc. So geht es auf
der ganzen Rückseite des Titelblattes weiter. Der Rand der Blätter und
ebenso die Zwischenräume der einzelnen Zeilen des gednickten Textes sind
fast vollständig mit handschriftlichen Bemerkungen ausgefüllt. Der Schluss
befindet sich auf der ersten Seite des letzten Blattes, welches von Druck
frei, handschriftlich vollkommen ausgefüllt ist und lautet: Pontificiae dotcs
sunt sapientia, puritas, castitas et rerum omnium contemptus : has amplectere.
Sic enim fiet, ut colat te Germania cum amaviderit, non oppugnet, ubi terrere
persenserit. Decet autem benevolentia vincere te omnes, vi cogere neminem.
Haec libere , sed vere, ut et res sunt et tempora ferunt. Vale ex Germania!
Das Büchlein ist bis auf eine durch weisses Papier ergänzte Ecke des Titel-
blatts gut erhalten. Dasselbe steht jedem Interessenten zur Besichtigung in
meiner Wohnung gern bereit; auch wäre ein eventueller Verkauf desselben
nicht ausgeschlossen.
W. Krau kling, Strehlen b. Dresden, Leubnitzerstrasse 4. L
Von dem Annuaire des Bibliotheques et desArchives, publik
sous les auspices du Minist^re de Tiustruction publique liegt uns
der neueste Jahrgang (Paris, Hachette et Cie, 1890) vor. Es wurde bereits
früher im Centralblatt (Jahrg. VI, S. 375) auf den Werth und die Brauchbar-
keit dieses Hilfsmittels hingewiesen, welches die Beamten der Bibliotheken
imd Archive verzeiclmet, ausserdem die gednickten Kataloge der Bücher und
Handschriften anführt, Notizen über die Zeit, während welcher die Samm-
lungen für das Publicum geöffnet sind, beifügt u. s. w. An der Spitze des
Unternehmens steht Llysse Robert, welchem die im Laufe des Jahres ein-
getretenen Veränderungen Seitens der französischen Bibliothekare und Ar-
chivare bis zum 15. Dezember regelmässig zu melden sind, falls dieselben
nicht vorziehen, ihre Bemerkungen direct an das Ministerium des öffentlichen
Unterrichts einzusenden. Wir möchten bei dieser Gelegenheit die schon von
anderer Seite gegebene Anregung wiedertiolen, dass auch bei uns ein solches
Jahrbuch recht bald begründet werde. A. G.
Die National Publishing and Printing Co. in Chicago veröffentlicht seit
einiger Zeit ein für die technischen Wissenschaften recht werthvolles biblio-
graphisches Hilfsmittel, nämlich die Handy Lists of Technical Litera-
ture. Reference Catalo^ue of Books priuted in English from 1880 to IShS
inclusive; to which is added a select list of books printed before 1880 and
still kept ou Publishers' and Jobbers' lists. Compiled by H. E. Haferkorn
and Paul Heise. Der 1890 erschienene 2. Theil behandelt Military and Naval
Science, Navigation, Rowing, Sailing, Yachting; Boat, Ship. and 'i'acht Build-
ings; Ammunition, Arms, Tactics, and War. Der Inhalt ist, wie man sieht,
ein sehr reichhaltiger.' Auch ein Verzeichniss der auf diesem (»ebiete er-
scheinenden Periooiea ist beigegeben sowie eine Liste nicht technischer
Werke, die sich auf dasselbe beziehen. Unser Collep* K. A. Lind erfeit
von der Milwaukee Public Library* hebt in der Einleitung noch besonders
76 Vermischte Notizen.
die „ intelligent preparation and painstaking acciiracy " des Unternehmens
hervor. Ein Schlüssel erleichtert das Nachsuclien. A.U.
Leiter von Vereins-. Volks- und Schulbibliotheken möchten wir auf
den in diesem Jahre in zweiter Auflage erschienenen M usterkatalog für
Vereins-, Volks- und »Schul bibliotheken: Nebst einer Anleitung zur
Errichtung von Bibliotheken mit Fonnularen (Hannover-Linden, Carl Manz,
1^90) auc*h an <lieser Stelle noch besonders aufmerksam machen. Per auf
Grund des gelieferten Material? von etwa 900 Zweigvereinen der (iesellschaft
llir Verbreitung von Volksbildung bearbeitete Katalog giebt ein («esammt-
bild der in den Bildungsvereinen Deutschlands vorhandenen Bücherbestände
und empfiehlt sich <iesshalb ab* Kathgeber beim Ankaufe neuer Bücher für
die genannten Bibliothekskategorien. Auch der kürzlich erschienene Katalog
d e r V o 1 k s b i b i o t h e k d e r 8 1 a d t K e t z , zusauuuengest eilt von P u n t s c h e r t ,
dürfte für diesen Zweck mit Nutzen zu verwenden sein. A. (J.
Für die Geschichte des französischen Buchhandels wird grosses Inter-
esse bieten ein Werk, das die Firma Ilachette in Paris als demnächst er-
scheinend ankündigt: M. 0. Thierry-Poux Premiers monuments de
rimprimerie en France au XVe.siecle. Dasselbe soll 2^9 Facsimiles in
Heliogravüre erhalten.
Aus welchen BeviUkerungsschichten sich die Leser der englischen
freien Bibliotheken zusammensetzen, zeigt recht deutlich eine Statistik der
Birmingham Free Libraries aus dem Jahre 1S89. ¥.s benutzten jene
Sammlungen 1392 Studenten und Schüler, 1138 Handlungsgehülfen und Buch-
halter, 301 Laufburschen und Bediente, 298 Lehrer, 21 (> Juweliere. 2()0 Laden-
diener, 192 Buchdrucker und Setzer, iH9 Schneider und Putzmacher, ß Jour-
nalisten. 2 Zeitungsspediteure, 2 Reporter.
Handschriften aus Upsala (einundvierzig Nunmiern) verzeichnet
B. Kisberg in den ,,Meddelanden frÄn Josephsous Antikvariat 1890". Ks sind
Werke des 1750 als Probst in Hudiksvall gestorbeneu Olaus Johau Broman,
höchst mannigfaltigen Inhalts, darunter auch eine Autobiographie ; sie stammen
zum 'l'heil aus dem Nachlasse des Verfassers selbst und gehören di*r Biblio-
thek der Gestrike-Helsiiige Natsjon an der Universität Upsala. — Nachträge
und Berichtigungen zu ('arlanders „Svenska bibliotek och Ex-libris" giel>t
K. F. Werner. Hy.
G. Focks ])ibliographischer Monatsbericht über neu er-
schienene Schul- und Universitätsschriften, dessen Erscheinen seinerzeit in
dieser /«'itschrift angt^zeigt wurde (C. f. B. VH, 63— 155) , beginnt mit dem
October 1890 den zweiten .Jahrgang. Das L^nteniehmen umfasst nun den ge-
saunnten Taus<*hverkehr des Deutsehen Beiehes, der Niederlande, Belgiens,
Schwedens, Frankreichs, der Schw(»iz und Oesterreich - Ungarns, sowie
von Dorpat und Helsingfors. Im ersten Jahrgang«^ gelangten 3345 Ab-
handlungen zur Aufnahme, über die die Verlagshandlung am Schlüsse des
ersten Jahrganges ein alphabetisches Autorenverzeichniss b*'igegeb«'n hat.
Dem a. a. O. von uns ausgesprochenen Wunsche, die einzelnen Schriften
auch mit Preisangaben zu verseilen, zu folgen, hat sich brieflicher ^littheilung
zufolge, mit Kücksicht auf die in der Praxis dabei zu <'r\\ artenden Uebel-
stände, die Verlagshandlung nicht entschliessen können. Ily.
Selten sind wohl gleichzeitig zwei verschiedenere und doeli beide
wichtige Zusanunenstellungen über die AVerke Eines berühmten Buchdruckers
und Buchhändlers erschienen, als dieses kürzlich dem berühmten venetiani-
schen Buchdrucker Gabriel Giolito de' Ferrari begegnet ist. Während
Vermisclito Notizen. 77
die bekannte thUtige Buchhandlung von U. Hoepli in Mailand einen sehr
niedlich ausgestatteten und sehr gut gedruckten Catalogo d'una raccolta di
opere stauipate dai Gioliti de' Ferrari m Venezia, in dem nicht weniger als
321» Erzeugnisse der Presse dieser Firma zu angemessenen Preisen zum Kauf
angeboten werden, in Vorbereitung liatte, erschien in der von dem italieni-
schen Unterrichtsministerium herausgegebenen Sammlung zur Bibliothekskuude:
Indici e Catalogi als No. 1 1 der Anfang einer vortrefflichen Arbeit von S.
Bongi in Lucca: Annali di Gabriel Giolito de' Ferrari. Vol. I. Fase. I.
S. CXIII u. 5u in &^ Herr S. Bongi, der Vorstand des an alten Urkunden
so überaus reichen Staatsarchivs zu Lucca, war der gelehrten Welt bisher
nur durch seine trefflichen Publicationen zur Geschichte meiner Heimath und
durch die Freundlichkeit bekannt, mit welcher er seine Schätze allen Forschern
zugänglich machte. Jetzt hat er sich durch sein neuestes Werk als gelehrten
Bibliographen erwiesen. Denn in der umfangreichen Einleitung, welche er
dem sehr sorgfältig und mit gelehrten Excursen versehenen Verzeichnisse
der Werke, die aus der Presse der Gioliti hervorgegangen sind, voraus-
geschickt hat, von dem aber bisher nur der Anlang (lö3i— 48) erschienen
ist, hat er sich nicht nur als ein gelehrter Bücherkenner, sondern auch als
ein tüchti'rer Culturhistoriker gezeigt. Nachdem Bongi die äussere Ge-
schichte der Familie Giolito de' Ferrari, welche aus Drino im Monferratini-
schcn stammt, so weit es die erhaltenen Nachrichten zulassen, dargelegt hat,
geht er auf die eigenthümliche Stellung ein, welche (labriel Giolito neben
seinem beriihmteren (»eschäftsgenossen, deuf Aldus Manutius, und anderen
grossen Buchdruckern und Buchhändlern in der damals für den Buchhandel
wichtigsten Stadt Europas, Venedig, einnahm, und weiss die Thätigkeit des
rührigen und gebildeten Mannes, der nach Petrus Aretinus sein Geschäft
melir als Fürst denn als Buchhändler betrieb, in dit^ engste Verbindung mit
dem grossen Umschwung zu bringen, welcher sich nach dem ersten Drittel
des 1«. Jahrhunderts in dem gesammten geistigen Leben Italiens vollzog.
Die grosse Culturbewegung der Kenaissance hatte hier nach dem berüchtigten
Sacco di Koma einer kirchlichen Strömung Platz gemacht, welche schliesslich
in den Jesuitismus und die von ihm geleitete Kestauration des starren
Katholizismus ausmündete. Die reformatorischen Elemente, die sich in Italien
nicht unmächtig geregt und bis in das Cardinalscolleg hinaufgereicht
hatten, waren gleichfalls ausgeschieden. Die Inquisition, die Büchercensur,
der Index librorum prohibitorum u. s. w. waren jetzt an der Tagesordnung.
Damit, mit dem veränderten Geschmacke des PulJlikums und den Schwierig-
keiten , welche die Censur bereitete , mussten sich jetzt die Buchdrucker ab-
finden. Zwar waren sie in Venedig in dieser Beziehung noch besser gestellt
als z. B. in Florenz und an anderen Orten , wo die Inquisition die Bücher
kurzer Hand verbrennen Hess, welche noch vor wenigen Jahren das Ergötzen
der höchsten kirchlichen Würdenträger gebildet hatten, während die Magistrate
in Venedig bei der Contiscation auf angemessener Entschädigung der Händler
bestanden. Aber mehr oder weniger wurde der Buchhandt^l doch auch hier,
wie ans einem aktenmässig erzählten Vorgange, der uns den geschäftlichen
Betrieb des italienischen Buchhandels jener Tage klar stellt, gezeigt wird,
durch die Inquisition sehr stark' belästigt. Wichtiger war fast noch die ganz
veränderte Zeitströmung für den Buchhandel, der sich auf den Vertrieb von
asketischen und populären Schriften werten nmsste. Hatten die Pressen des
Manutius die Texte der Klassiker ins grosse Publikum gebracht, so sorgte
Gabriel Giolito für Uebersetzungen der griechischen Schriftsteller ins Italie-
nische, wie er denn überhaupt für die italienische Litteratur eintrat. Merk-
würdig und charakteristisch ist es, dass er Dantes grosses Gedicht nur zwei-
mal druckte, während der Orlando furioso 24 mal bei ihm erschien. Doch
rührt der Ausdruck Divina vor Comedia von ihm her. 0. IL
Zu Ulms frühester Buchdruckergeschichte. Als ich jüngst
auf der Kantonsbibliothek nach einem Buche forschte, kam mir eine Aus-
78 Vcrmisclit«* Notizen.
gäbe von Albertus Magnus in die Hände, deren Druek eine kleine Korrektur
zu Ulm» früliester Druckgeschicht«' bietet. Bekanntlieh schreibt Hassler:
„AeltCHte Huchdruekergeseliichte Ulm's" Ludw. Holienwang (S. 65) auch
einen Druek von ^Alberti Magni scripta in 11. sententiaruni" zu. Dagegen ist
M. llgenstein (('entralbl. 1. 2'\\i. No. 14), der ^die Ausgabe selbst nicht sehen
konnte-, ungewiss, ,-ob sie von Midiael oder Joh. Anierbach , oder in Nürn-
berg von l^'asp. Ilochfeder gedruckt" ist. Diesen Zweifel löst nun das
Luzemer Exemplar vollständig, indem der Index des 4. Bandes, der liekannt-
licli auch Hassler (S. t>9) unbekannt blieb, die Schlussschrift liat: ImpITum
Hafilee per uigfm .lacoba dv Pfortzen | Anno dm. loOti. vo die Martij. Es
ist somit em Biisler Druck von Jak. von Pfortzheim, von dem J. Stockmever
und B. Reber, Beiträge (S. 6«. N. 24) die Theile 1. 2. u. 4 verzeichnen. Voll-
ständige Exemplare sind folglich äusserst selten. Der erste bis dritte Band
unseres Exemplars stimmt genau mit der detaillirten Beschreibung, die
Hassler (S. t>5 u. S.) von ihnen giebt. Doch ist der von Hassler (S. 67) be-
merkt4^ Druckft'hler immnesum in unserem Exemplare corrigirt (immensum).
Der «rrwähnten Besehreibung schliesst sich der 4. Band durch seine Ausführ-
ung vollständig an. Dies Resultat, das indirekt die kritischen Forschungen
von M. Hgenstein (Centralblatt I. 231 u. F.) bestätigt, erklärtauch, warum
Hain die Ausgabe nicht in sein Repertorium aufnahm.
Frz. Jos. Schiff mann.
Kürzlich ist ein „Bio'graphisches Lexikon des deutschen
Buchhandels der Gegenwart" von Karl Fr. Pfau (Leipzig, Fr. Pfau.) er-
Hchi(*nen, das, massig ausgestattet, über zahlreiche deutsche Buchhändler bio-
grai)hisclu> Notizen und über die Geschäfte derselben Angaben ])rinj^, die
fiist durchgehends im enkomiastischen Tone gehalten sind. Ueber die Auf-
nahme manclier Namen Hesse sich streiten, während tüchtige Handlungen
weggelassen sind. Irrthümer und verschiedene Ansichten smd hier immer
müglich. Der Herr Verfasser scheint aber im Allgemeinen der Meinung zu
sein, djiss, wenn man Alle und Alles lobt, man sich am Wenigsten Feinde
ma<*.ht. Die Aufnahme Benjamin Franklins in dieses Buch (S. 129), das sich
nur nebenbtu mit berilhmten Buchhandlungen des Auslandes und der Ver-
gangenheit beschäftigt, scheint doch dadurch nicht gerechtfertigt, dass ^der
Erfinder des Blitzableiters" kurze Zeit in der Druckerei seines Bruders thätig
war. ('uriosa von dieser Art Hessen sich noch andere anführen x. x.
Für die Geschichte des Buchhandels in England ist ein werthvoUes
neues Werk erschienen: A List of 837 LondonPublishers 1553—1640
von Edward Arber.
Zur Datirung eines Druckes von Joh. Mentel. Die Schlett-
stadter Bibliothek besitzt ein Exemplar eines Werkes vom hl. Thomas von
Aquin, nämlich einer Secunda secundae, das Mentel gedruckt hat und Hain
unter No. 1454 richtig beschreibt. Dies Exemplar hat folgende Anordnung:
die 6 Bll. der tabula sind am Anfang statt am Ende des Buches eingebunden,
dann kommen 2 ungedruckte Blätter und endlich folgt der eigentliche Text,
238 BH. Das Buch ist durchgängig rnbricirt, die erste Initiale P des Textes
ist roth mit griinen Verzierungen. Den Schluss bildet ein auf 6 Bll. ge-
schriebener Index reruni. — Der Einband besteht aus zwei mit gepresstem
Schweinsleder überzogenen Holzdeckeln, deren jeder mit 5 messingenen Hüt-
chen geziert ist: die zwei Schliessen fehlen, und am ersten Deckel oben sieht
man, dass das Buch ein über catenatus gewesen ist. Auf der Ausseuseite
des letzten Deckels steht die Aufschrift: Secunda secunde sGi | Thome de
Aquino. — Auf der Innenseite desselben Deckels steht aber folgende Notiz,
weiche uns Aufschluss über das Alter des Buches giebt. Anno domini 1463
emi presentem librum a Johanne Mendl notario et scriba, ciue Argentinensi,
qui euudcm cum aliis pluribus Summis impressit; dedi itaque 7 florenos pro
Vermischte Notizen. 79
21 sexternis et 1 florenum pro li^atara. actum tempore aduentiis, amio ut
siipra. — Nach den Schriftzligen zu schliessen, rührt diese Notiz von dem
Kaplau Joh. Fabri her, einem Schlettstadter, der 1470 zwölf Bände der Pfarr-
kirche seiner Vaterstadt schenkte. Fabri hatte sich 1431 an der Universität
Heidelberg immatriculiren lassen, wurde später Kaplan zu Oberehnheim und
zu Schlettstadt , und dann Pfarrer in Geispolsheim. (S. meine „Geseh. der
Stadtbibl. zu Schlettstadt 1889", S. 15 ff.) J. Geny.
Summarisk redop:örelse för inneliället af Entoniologisk tidskrift under
des fürsta 10 är af Johan Spängberg. Separataftryck ur Entomologisk tid-
skrift. Stockholm, Gemandt, 1890. 8**. Sßss. In diesem Verzeichnisse
des Inhaltes der ersten lu Jahrgänge der Entomologisk tidskrift
giebt der Redakteur eine nach den verschiedenen entomologischen Ordnungen
aufgestellte Bibliographie sämmtlicher 213 Artikel; jeder Titel ist von einer
kurzen Angabe des Inhaltes des Artikels begleitet.
In den Meddelauden frän Josephsons Antikvariat. Tidskrift
i bibliografi utjiven av Aksel G. S. .losephson. 1890, linden sich an der
Spitze jedes Heftes einige Seiten mit bibliographischen Notizen. (Vgl. oben
S. 76. Die Redaction.)
Die J. A. Stargardtsche Buchhandlung in Berlin hat abermals einen
Katalog (No. 181) von Handschriften und BUcheni zur deutschen Lilte-
ratur u. s. w. erscheinen lassen, der sehr interessante Stücke enthält. Es be-
finden sich darunter sehr werthvolle Briefe Schillers; auch, wie es scheint,
ungedruckte Briefe Luthers und Melanchthons. Welche Schicksale mag wohl
der glühende Liebesbrief Napoleons I, , aus dem Lager von Verona 1796 an
Josephine nach Mailand gerichtet, gehabt haben, ehe er in Berlin unter den
Hammer kommt? lieber eine Handschrift der deutschen Ordensstatuten, die
in dem Katalog zum Verkauf gestellt ist, wird uns von zuständiger Seite
geschrieben: In dem Anfang Dezember 1890 ausgegebenen Kataloge 181 von
J. A. Stargardt in Berlin wird S. 23 n. 274 auch eine Pergamenthaimschrift der
Statuten des Deutschen Ordens von c. 1445 bc^schrieben, welche, wenn die
Beschreibung zutreffend ist, sich als ein von allen übrigen Handschrifteu
dieser Statuten, deren ungefähr 50 aus dem Mittelalter erhalten sind, ab-
weichendes Unicum erweisen würde. Deim sie soll auf 92 Quartblätteru
(25x18,5 cm.) nur die Statuten der späteren Hochmeister von Conrad von
Feuchtwangen (1292) bis Conrad von Erlichshausen (1442) enthalten. Da aber
die Verordiuingen der Hochmeister Conrad von Feuchtwangen bis Paul von
Russdorf, welche in der Hennig'schen Ausagbe (1806) 26 Seiten einnehmen
(S. 117—142) in der Stargardt'schen Handschrift nur bis BL 29 reichen, auf
demselben Bl. 29 die Statuten C'onrads von Erlichshausen, die bei Hennig
auf S. 142 — 156 steht^n, beginnen, so kr>nnen diese unmöglich die noch übrigen
63 Bl. der Handschrift füllen. Vennuthlich folgen auf diese noch die Ge-
wohnheiten (Hennig S. 160—198) und die Vemen(S. 201-207) und wir haben
es nur mit der zweiten Hälfte einer gewöhnlichen Statutenhandschrift zu
thun, deren Anfang, die Capitel (Hennig S. 21—80), Regel (31—74) und Ge-
setze (77 — 117), verloren gegangen ist. Der geforderte Preis für dieses
defecte Exemplar, 200 Mk., erscheint etwas hoch.
In dem Novemberheft der bibliographischen Zeitschrift „Le livre mo-
denie" wird über die Schien der ei auf dem französischen Büchermarkte
geklagt (S. 316). Als Beispiel wird angeführt, dass die Buchhandlung von
Firmin Didot an die Librairie g(6n6rale ou Lille eine Sammlung von Bücheni,
die eine Million Francs im Handel gekostet, für 90000 Francs verkauft
habe, also für loo Frcs. 9 Frcs. rechne! „Quoi qu'il en soit. ces proc6d6s
sout d^plorables et mettent en d^sarroi les acheteurs et les interm6diaires,
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'I / I ' I ' * t -I <i » Ti''!'! f'fifii|rif I tit* ■• * i /«Fl z'i r»«/!*»» *••'! |J-r."\i:."
I».<^ V|i«,/h''l 'I' A 'ii/'i.-'w*' r'»r'l« h • 11 J M;ii J. I'rior vi;,'j Iij|.i!i MM. v..:.
I '#fli » f'M, t/'.< /ii t','futn,'t \,j't Jrjfii I ■, •; -rhri'-^ ii/i'-r A:i'l«-r«;ii '*::piil'-
iH' tt*'nn « lrf'f(i>« 'riiiMi '<rlr).' .i>» iiiitto riiHii'li ij-«'ji|i' :ii| a | f »^ liKri X\'. I •!••>••
'»»JiMi • -M '» li'ff )i(/' •!' Iit' ( . «I;i.*" ••ji- XII \,*\t/.f'ittu ihr«"» Vt-rf '.^ An«»:rati»"n
mIhJm m»mI I-I n»i' Ii )' I/I vmii VV<Tfli liifi''.if')itli<'h «Ut 'niatsjirln-ii. «lir tT
. • M» » « »I' )»!' l'ifMii.i.t ■', fi.'i hli" i-r-'i« AinjralM- i'r>-rhii-ii zu NfniMlitr
II'» -».» Hilf ll'|ii »II» \ii.-t/iil»»' Vin«lll.! um;, i.'i |i»'r Auf Folio 2»*2 (^zii-
|<h|ih Uli '■ V '1 II» <'i iiiiiii lul^'i nilr Hirll»' /.Hill .luhp- I ir>H. Ars iiii|iriiiii*iHli
Ijlii»»- lil.i h iii|iMilliii>; In (hiiiiiuiIu |ii|iiiiiiii itivriitil i-Mf . i|liuiii ulii r«'|M*rtaill
•I Miiii ' Mh iiIh ijii« iii|ri iilliiii, iilil II ijiioiliiiii iilio iioiiiiin* Tiisto. 1^11:1 ccrtc
iMillii In iiiiiimIii illfHiliii, iiiillii liiiiiliitiiljor, iiiil iilllior, sivriliviiiior :iut suiictior
I "•II |ii»iiill hl I iilii>i Ifiiiijiiii i|iili|riii TN iHiMlrlN liMM (Tclnit versus dicfiis <)
Ii II I h iMi 11 Uli II Vriu iiiiliiii 'rrjtlii'iiiiu!« In sriii ( 'hroiiicoii llirsaii^rii'nsi*
II Pi iHll Mlllli I (.tllrlli-M Mi'lrlir i|rr Mit 'rHllirilll /Hill 2. 'rili'ilc SfilUT
Uli -Hin I \iiiiiiliii In iiiil/l lull lliillr m S Is'iD S s iTiiirh* ilir (Quellt», aus
«I I Ii 1(1 1 illi \ 1 1 1 »1 iiMiiiiiirii >\iui-ii, iiiiiiillcli l'i>r«'Nta ( .iatMili u licrf^fanio).
It li tiiiniilluli i|ii • \m ilir \ ri «Illinlrii, aiicli rliii;^«' ('ililritciiilc Worte
h In II inll <li n ninl ).<iiii In dieMT NVrist« nill' o)i||^e St«*ll(« ln>l Toresta. 14(>!l
lilt ll tili Ihml.l.nnii lliirn llii'ur. In MMllainl, iii ilessni Niilie ]>erpuno
llit.i II 0 In I oli):ni) ht'\i \oionn, 1171 in Holopia. Kerrara. Pavia. so
\U ' \ \*\\ •\>\ niili'iiiir Kennlni'.s \ on ilrv rrtuuliiu;; ninl «Ion Krtindern und
\nh*|i>ii i Im 1 ri«':it> Indien Konule l>r. Kalk.
Veniiischto Notizen. 81
Madame veuve Hirn, ji Colmar, a re^u une medaille qui avait ete
frappee en honneur de feu son mari Gustave Ad olplie Hirn n6 au Logel-
bach le 21 aoüt 1815. A* Tecrite renfennant la medaille ($tait Joint une publi-
cation od Ton trouve la liste complete des distinctions honoVifiques dont ce
savant fut l'objet de la part d'un grand nombre de societ^s, ainsi que la
table de tons les travaux qu'il a publles et dont la liste constitue un en-
semble bibliographique eonsiderable. M. M. Pandels Orosseteste et Mieg
»ont les editeurs de eette plaquette. Ristelbuber.
Ein seltener Lyoner Wiegendruck. In meiner kleinen Inku-
nal>eln- Sammlung babe icb einen seltenen, anscbeinend sogar äusserst seltenen
und den Bibliographen unbekfmnten Lyoner Wiegendruck, von welchem ich
zunächst eine kurze Beschreibung und Kollation') gebe; die Abkürzungen
sind durch eckige Klammem angedeutet, die in Inkunabelndnicken hinlänglich
bekannte Nebenfonn des r, welche in der vorliegenden Ausgabe einer kleinen
alten 2 ähnelt, durch fetten Druck.
Voragine Jacobus de, Sermones de tempore, de sanctis et qua-
dragesimales. Lugdimi, Job. Trechsel, 1401. 4o, gotliisch, 2 spaltig, 53 Zeilen :
4S8 Bll., von denen 4 (Bl. 174, 374, 470, 4SS) weiss; ohne Seitenzahlen und
Kustoden, mit Signaturen. — Fol. la: Regiftrum in fermo[n|es Jacobi de
voragine de teliujpore. — Fol. 2 a, eol. 1 : Incipit Regil'tni[nij m Sermones de
tem pore. — Fol. 15 a, col. I : Sermones aurei [et] pulcherrimi varijs | scriptura
[niml doctrinis referti .... felici- ter incipiunt. — Fol. 174: weiss. — Fol. i75a:
Regiltru[m| in fermones Ja-Icobi de voragine de fanctis. — Fol. 176a, col. 1 :
Incipit regiftru[mj in Sermones de fanct(isl p[erj circulu[ml anni. — Fol. 181 a,
col. 1 : Sermones iiulcerrimi varijs fcriptu- ramm doctrinis referti
Incipi unt feliciter. — Fol. 374:' weiss. - Fol. 375 a: Regii'tra[m] in fermones
quadra ; gefimales Jacobi de voragme. — Fol. 376 a, col. 1: Incipit tabula in
leumones q[ualdragefi- i males. — Fol. 383 a, col. 1 : Incipit cjuadragefimale
aureu[m]. — Fol. 469, b, col. 2 : Zelmzeiliges Akrostichon mit den rothge-
drackteu Anfangsbuchstaben: DE UORAGlNE. Rothgedmcktes, 36: 56 mm
grofes Signet Trecbsels. Schlussschrift :
Hoc opus a me[n]dis terfit mira arte ioa[n]nes
Trechfel lugduni numine chrifte tuo
Mille [etl q[iii|nge[n]tof ia[mj (de[m]ptis ter trib[us|) orbef
Co[m|plel)at phoebus: virginis ora petens.*)
Fol. 470: weiss. — Fol. 471a, col. 1: Incipit fferlmo d[el pafriofnle
d[omijni n[ost]ri Jef u xplistji. — Fol. 482 a, col. I : Incipit i(er]mo de plafnjctu
beate Marie v irjgi[nijs. — Fol. 4S7a, col. 2: Finit Sermo de planctu oeate
vfir|ghiis. — Fol. 4!>8 : weiss.
Die beiden auf Bl. 471 ff. stehenden Sermones kennzeichnen sich deut-
lich als zugehöriger, nicht bh)ss zufällig angebundener Aulumg.
Ausser meinem Exemplar des vorstehend beschriebenen Dmckes ist
mir bis jetzt durch mehrfache Umfragen nur noch ein vollständiges bekannt
geworden: Pariser Nationalbibliothek, Depart(5ment des imprimes, Reserve,
D. 5n>&; unter I). 5199 befindet sich daselbst noch ein Torso, welcher nur
die letzten 114 Bll. mit Schlnssschrift mid Anhang enthält.
i) Ausführliches in den „Mittheilungen aus dem Antiquariat und ver-
wandten Gebieten" von Max Harrwitz-Berlin, Jahrg. II, Nr. 12.
2) Die zwei letzten Verse enthalten die dichterishh - astronomische Zeit-
bestimmung: Phöbus (die Sonne) vollendete looo und 500 weniger 3 mal 3
Kreise am Himmel (d. h. es war im Jahre 1491) und eilte auf das Antlitz der
Jungfrau zu (d. h. auf den Anfang des Himmelszeichens der Jungfrau, so dass
es etwa der 15. — 20. August war).
VIII. I. u. 2. 6 •
82 Vpnni8chte X«tiw»n.
Nicht vorlianden und uubeluuiDt ütt das Buch in fol^nden durch
lukunabchiW^itz hcrvomii^endcn Bibliotheken: K. K. Ilofbibliuthek in Wien:
K. b. Hof- und StaatHbibliothek in München: Ituchgewcrbeniuseum (Samm-
lung? Kh*muj; in L(*i|;ziK; Bibliothek des Stifts Rsieern bei BrUnn.*; Auch
in einem umfanfrreichen Inkun&beln -Verzeichniss der letzteren Bibliothek.
welchcH ein früherer Bibliothekar aus 15 der grössten Bibliotheken zu-
KammenKestellt hat, wird es nicht eniähnt.
P^benso ist es nicht zu finden bei Hain, Kepertor. bibliograph. : Panzer.
Annab*s typogniph.: Brunet, Manuel du libraire; <4rässe, Trmir de livres:
Maittaire, Annales tvpofrraph.: Manuel du bibliophile et darcheologue l.von-
nais: IV;ricaud. Biblfographie Lyonnaise. (Die ersten zwei dieser Werke habe
ich selbst uacligewhlagen , bezüglich der drei nächsten hat mir die Leitung
der MUnchener Hof- und Staatsbibliothek, und bezüglich der zwei letzten
Herr K. Burg(T vom Leipziger Buchgewerbemuseum gütigst die betr. Mir-
theilung g4'ma<;ht.)
Cnter diesen UmstäJiden dürfte es für die Bücherfreunde und Li-
kunabeinkenner Interess(^ haben, von dem beschriebenen Treehselschen Druck
Kenntniss zu nehmen Icli selbst richte gleichzeitig an Alle, die irgend-
wie mit lnkunab<*ln zu thnn haben, die Bitte um gütige Mit-
theilun^ über etwaige weitere P2xemplare') oder sonstige Nach-
weise, fallfl ihnen solche bekannt bezw. leiciit zu ermitteln sind.
ZOrbig (Pro V. Sachsen). Beinhold Schmidt.
Anfrage. Vor etwa 25 Jahren übermittelte ein deutscher Gelehrter
dem verstorbenen Litteraten Jonckbloet zu (vroningen eine Abschrift von
2 Doppelblättem in 4" Schrift des XIII. Jahrhunderts. Jedes dieser Blätter
enthält 2 Colonnen von je 37 mittelniederländischen Versen des Ge<lichts
Borchgrave van Couchi. Der Abschreiber hat es leider versäumt, die Quelle
anzugeben, welcher er die Abschrift entnommen. Es handelt sich nunmehr
darum, das Original aufzufinden. Zu dem Zwecke lasse ich nachstehend den
ersten und letzten Vers der fraglichen 2 Blätter folgen:
Blatt Aa. pag. 1, ('ol. 1 : (Eine Zeile fehlt.)
„die vrouwe sprac ten ridder weer"
Letzt««r Vers: Blatt Aa. pag. 4, (.^ol. 2:
„Onder hare met sulken liste"
Bb, pag. 1, Col. 1 (schliesst sich anscheinend an Aa, 4 an)
. . . ,,nieman meer nf en wiste" .
Letzter Vers: ]U>, pag. 4, Col. 2:
„Salic getrouwelike lioeden".
Es winl lu'if liehst gebeten, dem Unterzeichneten getlilligst Auskunft
über den Verbleib der fraglichen Handschrift zu geben.
N. de Pauw,
(leneraladvocat am Königl. Aiipellationsgericht zu Gent (Belgien),
Mitglied der Vläm. Aeadeinie daselbst.
1) Von der Kgl. Bibliothek in Berlin habe ich auf eine mit Rückporto
versehene Anfrage (17. Juli 1890). ob das Werk dort vorhanden, keinerlei Ant-
wort erhalten.
2) Ausser demjenigen in Katalog 164 von K. Th. Völck er- Frank fürt a. M.
(S. 34, Nr. 570), denn dies eben ist in meinen Besitz gelangt.
Nene Erscheimmgon auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 83
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*")
t'riie, Büokmart. November 1S90. Vol. Vlll. No. 90: South Amcricau
bibliography. — Early editicms of the Pilgrim's progress. — Ye biblio-
skrewe. — " Libraries " and educatiou. — Rare books of Mexico , Ch. So-
theran.
fThe Bookworm. I)ee. 1890. No. 37 : Our note book. — H. S. Ashbee,
foreigners who have written in English. Octave Delepierre. — Book
Covers. — An illuminated manuscript of Dante's poem. — Persian manu-
scripti* in tht» Bodleian. — The literature of the Livery Companies. —
F. G. Green, a trip to Scarborough. — The power of books. — How to
trejit books. — An exhaustive titU'. — Books in Uruguay. — Book-
men among the Nonjurors.
The Librarv. December 1890. No. XXIII: Bibliography as she is wrote.
— G. Whale , public library legislation. — J. öilburt , some mislcading
titles of modern books. — Kosencrantz and (Güldenstem. — Sir Theo-
dore Martin on reading.
The Librarv Journal. November 1890. Vol. IG. No. 1 1 : F.P.Hill, fic-
tion in libraries. — P. L. Ford , list of the Library of Congress catalo-
gues. — W. H. Brett, (-leveland library exaniination. — W. A. Borden, a
survival revived. — G. B. Gallup , cifcular of Information about library
work. — Hör. Kephart, being a librarian. — Just. Winsor, cathedral and
other english libraries. — A novel library bulletin. — Ph. R. Uhler, sketch
of the history t)f Public Libraries in Baltimore. — S. H. Berry, library
vs. libraries. — The new librarians. — A. L. A. Tmstee's section. — N.
Y. Library Club.
Le Livre moderne. Novembre. No. 11: Alfr. Delvau, Projets, ebauches
et documents inedits. — Les memoires <le demain , Eng. Asse. — Nou-
velles notes sur les editeurs de luxe et les bibliophiles en Angleterre,
B.-H. G. — Le dictionnain? de rameublement, p. H. Havard. — Feuilies
(pii tombent et teuillets qui naissent. Depouillement du Bocage des
Lettres en Bruniaire, B.-II. Gausseron. — Echos de rentr^e. Note de
calepin d'un bililiographe.
Aldred, Th. Borough of Stalybridge. Catalogue of the books in the Public
Free Librarv. (Ib90.) 2^*2 p. gr. S^
American Lif)rary Association. Trustees' secticm. Three papers on
library trustees, read before the American Library Association at its
twelfth aiinual Conference, Fabyan's, N. H., Sept. II, 1890. Bo.stim, ]mn-
ted by the Trustees' section. 1S90. 27 p. 8'».
Anderson. .1. Catalogue of early Belfast printed books, 1G94 to 1830.
New and enlarged edition. Belfast 1890. 85. XI p. 4*>.
Bethnal Gre*'n Free Library: Thirteenth annual report, 1888 — 89. 52 i».
"^Bibliographie nationale. Dietionnaire des ecrivains beiges et catalogue
de lenrs publications 1830-1 880. Tome II,. Hvr. 5: Kuborn— Lejeune.
Bruxelles, P. AVeissenbruch. P. IJ^Ö— 480. gr. 8". Fr. 2.50.
Bibliographie ou catah>gue general et complet des livres de droit et do
jurisprudcjice publies jusiiu'au 24 octobre 1890, classe dans Vordre des
Codes avec talile aliinabetique des matieres et des noms des auteurs.
Paris, Marchai & Billard, gr. 8". Fr. 1.
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
gegeben
.Tuli— .Sei
84 Neue Pi^rscheinungeii auf dem (lebiete des Bibliothekswesens.
Bibliotheea Lindesiana. Catalogiie of a colleetion of en^lish bnllads nt*
the XVI Uh and XVllI**» Centimes. Printed for tlie niost part in black
letter. Privatelv printed 1S90. XIII. 6rjt> p. 4*>.
*Bibliotheea niedico-ehirnr^rica, phannaceiitie<»-eheiiiica et veterinaria
oder vierteljährliehe systematisch geordnete Uebersicht aller auf dem
(tebiete der gesammten Medicin in Deutschland und dem Au.slande neu
erschienenen .Schriften, tler wichtigeren Aufsätze aus Zeitschriften etc.
lleraiwgegeben von Gust. Kupreeht. Jahrgang 44 (Neue Folge Jahrg. 5).
lieft 3: Juli— .September IWlO. Güttingen. Vandenhoeek ic Ruprechr.s
Veri. S. 153—212. S". M. 1.20.
*Bibliotheca nhilologica oder vierteljährliche systematisch geordnete
Uebersicht <ler auf dem Gebiete der chtssischen Philoh)gie und Alter-
tumswissenschaft sowie der Neuphilologie in Deutsehland und dem Aus-
lande neu erschieneneu Schriften und Zeitschriften -Aufsätze. Henius-
eben von Aug. Blau. Jahrgiuig 43 (Neue Folge Jahrg. 5). Heft 3:
ptember IS'JO. (iöttingen , Vandenhoeek ic Kuprechts Verlag.
S. 143—198. sr M. t.
*Bibliotheca theologica oder vierteljährliche systematisch geordnete
Uebersicht aller auf <lem (Gebiete der (wissenschaftliehen) evangelischeu
Theologie in Deutschland und dem Auslande neu erschienenen Schriften
und wichtigeren Zeitschriften -Aufsätze. Ilemusgegeben von (lust. Rup-
recht. Jahrgang 43 (Neue Folge Jahrg. 5), Heft 3: Juli— .September IS90.
Göttingen, Vandenhoeek & Kuprechts Verl. S. t5l— 87. %<>. M. — .70.
*Bibliothenue de la compagnie de J6sus. Premiere partie: Bibliographie
nar les PP. Aug. et Alovs de Backer, seconde partie: Histoire j>ar le
P. Aug. Carayon. Nouvelle editiou par ('arlos SomuuTvogel, publice \k\v
la Province de Belgiqne. Bibliographie, tome I: Abad— Boujart. Hru-
xelles, 0. Schepens. Paris, Alph. IMcard. 1890. XVll. 192S a 2 eol.
XII pag. 4". cart. Fr. 30.
B lad es, W. Bibliographical miscellanies. N*>«-3 — 5: Books in eliaius.
London, Blades, Käst and Blades. 1890. 02 p. 8".
Blairet, L. A travers Fecamp. L'Abbaye, les Benedictins fnmcs-maeous, la
Bibliothec^ue municipale. Fecamp, imi». Blairet & Co. 18 p. 8**.
'*'Bonazzi, Giul. Schema di catalogo sistematico per le biblioteche e(m in-
dice dei soggetti e nonne per la sua compilazione. Parma . L. Battei.
XV. 105 p. gr. 8*^.
Boston Public Librarv. Bulletin, Oet. Vol. 9, No. S. Boston ls90.
gr. 8«
Bristol (Proprietary) Library and Museum. Report ot proeeedings at the
ninetcenth annual meeting. Bristol. 12 p.
Bulletin annote des chemins de fer en exploitation , publie sous la diree-
tion de M. Lame— Fleury: Tables generales des vingt annees (180S—
18S7). Table ali)habetiq'ue et analytiqu«*, table chronoh)gi(iue des loi»,
decrets, arretes, circiüaires, arrets, jugements etc. Table des noms des
])arties. Table des articles des actes prineipaux et des codes. Paris,
Chaix. 415 p. 8".
*Campbell, M. F. A. G. Annales de la ty])ograi)hie neerlandaise au XV«'
siecle. 4e Suppleuu^nt. La Haye, Mart.* Nijhoff. VI. 5 p. S". M. —.90.
Catalogue de la bibliotheciue desamis de riastruetiim du XVIII« arrondisse-
ment de la ville de Paris. Paris, impr. Barre. 1890. 153 \). 8^
Christ Ohurch, Southwark. Free Publie Librarv. Supplement to the eata-
h)gue of the lending library. 1890. 14 \t. 8".
Delislc, L. Le libraire Frederic d'Egmont et la uiarque i>arisieune aux
initiales FK et .IB. Nogent-le-Rotrou, impr. l)aupelev-(Jouverneur.
6 p. 8^
Extrait de la fiibliotbdque de TEcole des chartcs.
Deptford Library and (.'lub: Twentieth annual report, 1^89—90. 24 p.
Enoeh Pratt Free Librarv of Baltimore. Finding-list of books and
periodicals in the central library. 4. e<l. Baltimore. 1890. 414 p. 8".
Nene Erscheinuugeu auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 85
Faiiluianu, K. Die Erfinduui^ der Bnchdmekerkuust uaeb den neuesten
Forschungen. Dem deutschen Volke dargestellt. Wien , A. Hartlebens
Verl. VIII. 156 i?. Mit 86 Abbildungen und I Stammtafel, gr. 8«. M. 4,
geb. M. 5.
Kavier,.!. Jeim Appier et J. Appier dit Ilanzelet, gravoure lomiins du
XVII sieele. Nancy, lib. Sidot fr«^rc8. 47 p. et 4 grav. S**.
Extrait des M^moires de la Sociel^ d'arch^oloßie lorraine.
Feld egg, F. Ritter v. Wiener Kunst- Buchbinder- und Lederarbeiteu.
Heft 3. Wien, A. Schroll & Co. 6 Liehtdrucktafelu mit l Bl. Text,
fol. M. 5.
(ilasgow: Report for the niuety-ninth year of Stirlings and Glasgow Public
Librarv (1889— 90), with proceedings at the annual meeting of subscribers
held 6n S*»» April 1890. Glasgow. 24 p.
''Guigard, J. Nouvel armorial du bibliophile. Guide de Tamateur des
livres armories. Tome I et II. Paris, E. Rondeau. I89ü. V. 390 -f
494 p. Lex. S". Avec un grand uombre de gravures.
Ilaudbook for readers in the Boston Public Library, containin^ the regu-
ladons of the library, with an aecount of the eatalogues, a bibliography
of special subjects, list of Indexes to periodicals «and other infonnation.
Nintn edition. Boston, published bv the trustees. 1890. 378 p.
^Harvard University Bulletin. j(o. 47 or vol. VI No. 3. Edited by
Justin Winsor. P. 106—160. 4".
Contents: Accessions to the libraries, p. 113 — 150. — Bibliography of
Beaumont and Fletcher (concluded), p. 151 — 158.
*ll eine mann, 0. v. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu
WolfenbUttel. Abtheilung 2: Die Augusteischen Handschriften. I. (Des
ganzen Werkes IV. Band.) WolfenbUttel, .1. Zwissler. XL 320 S. mit 1
Bildnis u. 4 farbigen Lichtdruck tafeln. Lex. 8". M. 15.
.lacobsen, E. Chemisch - technisches Repertorium. 1889. 2. Halbjahr.
\. Hälfte. Berlin, R. Gärtners Verl. 128 S. mit Hlustr. gr. S". M. 3.20.
Mahrbuch, Neues, ftir Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. Unter
Mitwirkung von Fachgenossen nerausgegel)eu von M.Bauer, W. Dames,
Th. LiebLsch. Jahrgang 189L I. Bd. Heft 1. Stuttgart, Schweizerbarts
Veri. gr. so. Für den Band 20 M.
S. 179 — iq2: Neue Literatur.
Mahr es berichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie,
herausgegeben von L. Hermann und (1. Schwalbe. Band XVIII : Literatur
1889. Abtheilung 1: Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Leipzig, F.
C.W.Vogel. 1890. IV. 694 S. gr. 8^ 22 M.
Mahres-Verzeichniss der an den Deut.'^chen Universitäten erschienenen
Scluiften. V: .15. August 1889 bis M. August l^oo. Berlin, A. Asher &
Co. 1890. 321 S. gr. 8". M. 10.
Inventaire sommaire des archives departementales anterieures a 1790, re-
digt^ par J. Garnier. Cote-d'Or. Archives eiviles. Serie C. Etat« du
duche deBourgogne, comtes et pays adjacents. Tome IV. Dijon, impr.
Darantiece. 568 p. a 2 col. gr. 4°.*
Jones, W. Cheltenham Public Library. Catalogue of the lending and refe-
rence departments, including the*„Dav Librarv of natural history" with
„Key" to the indieator. Cheltejihani 1^90. Vlll. 296 p. roy.-8*>.
Must's Botanischer Jahresl)ericht. Svst(^matisch geordnetes Repertorium der
botanischen Literatur aller Länder. Begründet 1873. V(nn 11. Jahrgang
ab fortgetührt und herausgegeben von E. Kühne. Jahrgang 16 (1888),
Abtheilung 1, Ueft 2: Physiologie. Anatomie. Kryptogamen. Morpho-
logie. Biologie und Svstematik der Phanerogamen.' Berlin, Gebr. Born-
träger. 1890. VIII V 8. 257—789. gr. 8". M. 17.
'^^Katalog der Comuierzbibliothek in Hamburg. 5«© Fortsetzung: 1885—1890.
Hamburg, Bureau der Handelskannner. 1890. S, 2069— 2248. CXXXXI—
CLXX. a 2 Col. gr. S«.
86 Neue Krscheiuungeii auf dem (lobieti; dos Bibliothekswesens.
de Lasteyrie, R. Bibliogniphie des niusees de proviuee. (Album areheo-
logique des nms^es de proviuee, publik scms les auspiees du ministere de
riustruction publique et soiis la direction de R. de Lasteyrie. Livr. 1.
('hartres, Pans, E. Leroux. gr. 4<^.)
♦Milwaukce Public Library. Quarterly index ot* additious. Vol. 3.
No. 17. .lanuary— March 1S90. Mihvaukee. 1890. P. 1 — 16. 4". Per
year —.50 cts.
M 011 seiet, Ch. Curiosites litteraires et bibliognipliiques. Paris, libr. des
bibliophiles. 8°. Fr. H.
New York: Universitv of the State. Regents* bulletiii. No. 3. Libraries iji
New York. Albauv 1890. 173 p. 8».
Nottiugham: The tirty-second amuial rejmrt of the Nottingham Meehanies*
Institution, adapted'January 31, 1890. Nottingham. 'IS p.
Omont, H. Catalogue des miiuuscrits celtiques et basques de la Biblio-
theque nationale, (.-liartres, imp. Duniiid. 1890. 46 p. h'\
Paddiugton Free Public Librarv: Second annual report for the vear
1889. Paddington. 3(» p.
Pellechet, M. Catalogue des livres <le la bibliotheuue d'un chanoine
d'Autun, Ckude Guilliaud (1493—1551). Paris, A. Plcard. XIL 240 p.
S^. cart. Fr. 7.
Pf ist er, C. Note sur 3 manuscrits provenant de l'abbaye de Moyenmoutier.
Nancy, impr. (.'r6pin-le-blond. 15 p. 8".
Extrait du Journal de la Soci^tö d'arcb^olof^ie lorraine.
Kandolph, Mass. Tunier Free Librarv. 3^ supplementarv catalogue. Boston
1890. 44 p. 8".
Keading, General Subscription ( 'ireulating Librarv : ratah)gue of the books.
Readin^. 378 p. 8".
St. Johusburv (Vt.) Athenaeum: Catalogue of the librarv, Supplement.
1876—90. Cambridge, Riverside Press. 1S90. 11. 3. 139.' I. 10 p. S".
Seemannes Litterarischer .Jahresbericht un^ Weihnaehts-Katalog tllr 1S9(K
Leipzig, Verlag des Litterar. Jahresberichts. 136 S. mit lllustr. gr. S".
M. —.60.
♦Strcissler, F. Das Recht flir Urheber, Buchhandel und Presse. Band 11:
Die internationalen Urheberrechts- (Jesetzgebungen mid Konventionen.
Leipzig, F. W. von Biedermanmi. XXIX. 192 S. b«. M. 4, gebdn. M. 4.50.
Tables (la premiere des noms des auteurs et la seconde des matieres) des
theses soutenues a la Faculte de medecine de Paris, pendant Tann^e
scolaire 1889—1890. Le Ilavre, Paris, lib. Steinheil. 37 y. 4^
*Tavagnntti, M. S. Katholisch - theoh)gische BUcherkunde. IL Christo-
logische Bibliographie. Verzeichniss der wichtigsten über den göttlichen
Heiland Jesus Christus von 1837 bis 1890 erschienenen Werke, Predigten
und Andachtsbiicher mit besonderer Berücksichtigung der Herz- Jesu-
Verehrung. Systematiscli nach Materien geordnet und mit einem Autoren-
Register verseluMi. Wien, Verhig Austria, Drescher v>c ('(unp. 72 S.
gr. 8". M. —.60.
Tavagnutti, M. S. „Die Kanzel"^. Ein nach HO Materien systematisch ge-
ordnetes und mit einem Autoren-, Stich- und Schlagwort-Register ver-
sehenes Verzeichni.ss von katholischen Predigten und einschlägigen Wer-
ken. II: Die Predigt-Literatur der Jahre 1862-1890 enthaltend. M.Auf-
lage. Wien, Verlag Austria. Drescher .»t Co. VI. 96 S. gr. 8". M. 1.
Thoreau, IL D. Thoreau's th(,ughts: .selections fnmi the writings ofHenrv
David Thoreau. ed. bv H. (J. 0. Blake. Boston, Hougliton, MiffHn & Co.
1890. 5. 153 p. 16". 'cloth. D. 1.
„With a füll bibliography of Thoreau's writings".
Verzeichniss der im Lesesaale der K. Universitäts-Bibliothek in (nittingen
aufgestellten Handbibliothek. GiJttinjjen, W. F. Kästner. 1890. 7. 110 p. 8^
*Vierteljahrs-Catalog aller neuen Erscheinungen im Felde der Literatur
in Deutschland. Nach den WissenschatkMi geordnet. Mit alphabetischem
Antiquarische Kataloge. 87
Register. Jahrgang 1890, Heft 3: Juli — September. Leipzig, J. C. Hin-
richs'sche Buchh. XXI + S. 401— 6ü9. 8^
Warrington Museum: (*atalogue of the lending department of the library.
1880. 229 p. — Supplement. 1890. 35 p.
Antiquarische Kataloge.
Ackermann, The od., München. No. 297 : Pädagogik. Stenographie. 687
No8. — No. 303 : Kunstgesch- Illustr. Werke. Litteraturgesch. etc. 98 S.
Bamberg Greifswald. No. 87: Medicin. 553 N»«- — No. 88: Philosophie.
Pädagogik. 031 No«.
Baer & Co. Frankfurt. No. 269: Jurisprudenz. 1409 N««- — No. 270: Neuere
deutsche Literatur. (Bibl. v. Maler Ph. Veit u. Dir. H. Weismann.)
151b N»«- — Anz. No. 408: Werthvolle Bllcher aus allen Zweigen der
Litteratur. No. 6842—7129.
Beck 'sehe Bh. Nördlingen. Anzeiger: Varia (excl. Theol. u. Philol.) 10 S. —
Protest. Theoloffie. 8 S.
Beijers Utrecht. Tngenieurwiss. Architectur. 253 No«. — No. 129: Staats-
u. Rechtswiss. lo84 N««-
Brockhaus Antiqu. Leipzig. Deutsche Sprache u. Literatur. (Doubletten
d. Stadtbibl. Hamburg.) 2952 N««- — Zoologie II: Articulata. (Bibl. d.
(irf. Eug. Keyserlinjj in Breslau.) 1434 N««-
Eisenstein & Co. Wien. No. 9: Werthvolle Werke aus allen Wissensch.
246 No«.
Fock Leipzig. No. 47: Orientalia. 1969 No«. — No. 48: Geographie. Reisen.
1329 No«.
Fritzsche Hamburg. No. 14: Philosophie. 1332 No«.
Geering Basel. No. 215: Medicin. 2296 No«. — No. 216: Auswahl hervor-
ragender theol. Werke. 3866 No«. — Anz. No. 94: Neueste Erwerbgn.
468 No«.
Gilhofer & Ranschburg Wien. Anz. No. 11: Vermischtes. No. 3110—
3430.
Graeger Halle a. S. No. 249: Philologie u. Alterthumskunde. (Bibl. v. Prof.
A. Krohn Kiel.) 2629 No«.
Greif Wien. No. 20: Theologie. 1297 No«.
Harrassowitz Leipzig. No. 170: Deutsche Sprache. (Bibl, v. Prof. W.
Müller (TÖttingeu.) 3318 No«.
Haug^ Auffsburg. No. 115: Americana. Etc. 183 No«.
Heinrich ts, Kemke Berlin. No. 19: Natum'iss. Technologie. 953 No«. —
No. 20 : Auswahl f. Lehrer- u. SchUlerbibl. 970 No«.
Hess Ellwangeu. No. 31 : Rechts- u. Staatswiss. 1770 No«-
Hie rse mann Leipzig. No. 74 : Kupferstiche. Handzeichnungen. 950 No«.
Hoepli Milano. No. 68: Storia d'Italia. 3069 No».
Josephsons Ant. Upsala. No. 16: Bibliotheea linguist. II: Indo-europ. lin-
ffuistik. 1400 No«.
Kerler Ulm. No. 160: Theater. 1600 N««- — No. 1 6 1 : Chemie. Techno-
logie. (Bibl. V. Dr. Grote in Braimschweig.) 1523 No«. — No. 162:
Physik. Meteorologie. 1724 No«. — No. 163: Palaeontologie. (Bibl.
Quenstedt's.) 1879 No«.
Köbner Breslau. No. 208: Deutsche u. ausländ. Sprache und Literatur.
Auswahl. 3582 No«.
Lippertsche Buchh. Halle. No. 26: Bibl. classic» et archaeol. (Bibl. v.
Prof. H. Heydemann.) 6340 N««- — Anz. No. 4 : Kunst. Musik. Theater.
542 No«.
Lorentz, Alfr., Leipzig. No. 59: Wissenschaftl. Theologie. 7395 No«.
Mampe Berlin. No. 29: Deutsche u. französ. Literatur. 1128 No«.
88 Personalnachrichtcn.
Matt, Casp. v.. Stanz. No. 89: Ascot. Litteratur. 2325 N««- — Anz. No. 3:
Voniiischtes. 555 X«»-
Merkel Erlangen. No. 120: NtMiere SpRiclien u. Literatur. Musik ii. Kunst.
2972 NoB.
Mussotter Mumlerkingeu. No. &: Verscliiedeno Werke. r»40 N«»-- — No. !»:
Kathol. Theologie. 655 No«.
N i j li o f f Haag. No. 219: Demieres acquisition.^. 232 No"-
Nolte, Dr. E., Bonn. No. 33: Katiiol. Theologie. 1052 N"»-
Nutt London. No. 22: French pliilology and histon-. 532 N"«-
PepjpmUllcr Göttingen. No. 13: Medicin. 708 N^ — No. 14: Theoh>gie.
Philosophie. Ilt»ü No«.
Prag er Berlin. No. 119: Rom. Recht. 1S69 No».
R6vai Budapest. Miseellanea. 787 No»
Rosenthals Ant. MUncheu. No. 70: Bibl. evang.-tlieol. II: Biblia galliea —
Bölimisclie Brilder. No. 1 796—3356.
Seh ack Leipzig. No. 64 : Rechtswissenseliaft. 1412 No«
Soeding Wien. No. 37: Botanik. J. Cr}T)toganien. Morpliologie u. Ana-
tomie etc. 19S0 No«.
Star gar dt Berlin. No. 191: Handschriften u. Bücher zur deutsehen Lite-
ratur. Mit 10 Abbildgn. 2005 No«.
Taussig Prag. No. 29: Austriaca. 32 S.
Völckers Verl. Frankfurt a. M. No. 175: Kulturgeschichte. 2269 No».
Votsch Augsburg. Anz. No. 17: Vennischtes. 434 No«.
Weigel, Osw., Leipzig. No. 48: Philosoi)hie. Pädagogik. (Bibl. v. Sup.
Dr. C\ Mensel in Uochlitz ü. Dr. K. W. Otto in Eisenberg.) 1330 No«.
Westphalen Flensburg. No. 40: Schleswig -Holstein. Dan. u. skand. Lite-
ratur. 47 S. — No. 41: Neue Er^verbungen. 24 S.
Personalnachrichten.
Dem Wirkl. Geh. I^th Dr. (^reiff, dem Vorsitzenden des Curatoriums
der Königl. Bibliothek in Berlin, ist die nachgesuchte Entlassung aus dieser
Stellung ertheilt, und zu seinem Nachfolger der Wirkl. Geh. Oberreeierungs-
rath de la Croix, bisher Director der ersten Unterrichtsabtheilung im
preuss. Cultusministerium, eniannt worden.
An der Künigl. Universitäts-Bibliothek zu (^Utingen trat am 21. Oct.
1890 Dr. phil. Georg Kampffmeyer als Volontär ein. Seine Studien-
fächer sinn orientalische und neuere Sprachen , sowie IMbliothekshiilfswissen-
Hchaften.
An der Künigl. ['Uiversitätsbibliothek Breslau ist seit dem 24. Nov.
v.J. Dr. phil. Otto Schultz als Volontär eingetreten.
Lübeck. Stadtbibliothek. 1. Stadtbiblioth ekar Dr. phil. Carl
Curtius, ev., geb. 10. December 1941 zu Siebeneichen im Herzogth. I^iuen-
burg, stud. kla.ssische Philologie und Archäologie, 1866 Gymnasiallehrer in
Gotha, Ostern 1871 ordentlicher Lehrer in Altona, Michaelis 1871 ordentlicher
Lehrer in Wesel, 1874 Oberlehrer in IJIbeck, 1879 Stadtbibliothekar.
2. Bibliotheksgehülfe Heinrich Ehregott Reimpell, ev., geb. 5. October
1812 zu Lübeck. 1837 Bibliotheksgehülfe, daneben 1839—72 Lehrer an der
Domschule. 3. Bibliotheksgehülfe Dr. jur. Arnold Heinrich Theoder
Hach, ev., geb. 31. December 1846 zu Lübeck, stud. Rechtswissenschaft imd
Kunsteeschiclite, 1870—76 Rechtsanwalt in Lübeck, 1886 Conservator am
kulturhistorischen Museum, 19^8 Bibliotheksgehülfe.
Am 9. December v. J. starb im Alter von 70 Jahren Charles LouLs
Kuelens, Conservateur an der Künigl. Bibliothek in Brüssel.
Yerlftg Ton Otto HamMOwits, Leipzig. — Druck ron Khrhftrdt Kattm, HaUe.
Oentralblalt
fflr
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 3. Heft. März 1891.
Itiblio^raphische Beiträge zur Frage Über die Kntwickeluii^
des liiiudertjährii^eii Kalenders.
Unser Wissen über den hundertjährigen Kalender ist bis auf
den heutigen Tag im wahren Sinne des Wortes „Stückwerk" geblieben.
Alle Notizen über dieses kulturhistorisch wichtige Volksbuch, mögen
sie sich in zuverlässigen bibliograpliischen Quellenwerken oder in
seichten Handwörterbüchern vorfinden, mögen sie den Verfasser, den
Titel, die Zeit oder den Verlagsort des liuches betreffen, tragen das
(Jepräge des „Hörensagens" an sich. Das- Meiste „soll" so und nicht
anders gewesen sein : ein Autor entnimmt die f\pärlichen Angaben
dem andeiii, und schliesslich erscheint von dem ganzen Inhalte des
Buches nur der Theil gesichert, den unsre Volkskalender alljährlich
mit Staunens werther BehaiTÜchkeit in verstümmelter Form zum Abdruck
bringen. Ueber die Zeit der Entstehung des H. K., über die erste
Drucklegung desselben wurden bisher nur Vermuthungen ausgesprochen;
über seine bibliographisclie Kntwickelung konnten selbst solche nicht
aufgestellt werden , da sich noch niemand der Mtilie unterzogen hatte,
die einzelnen Autlagen aufzustöbern und einzusehen. *) Niemand ver-
mochte das Kchte vom Unechten zu trennen und den antiquarischen
Werth eines solchen Buches festzustellen. Ja selbst die Autorschaft
M. Knauers, die man aus der auf einigen Exemplaren gefundenen
Signatur „D. M. K. A. K. L." erschlossen, blieb nicht über alle Zweifel
erhaben, so lange das Dunkel über seinen ganzen Lebens- und Ent-
wickelungsgang nicht gelichtet war. Erschwert wird die Klarstellung
vieler Fragen durch das Hinzukommen Chr. v. Hell wig's, des zweiten
Herausgebers, irnwill kürlich fragt man sich: Was mag er an dem
1) Am weitcstou hatte es bisher auf diesem (U'biotc Herr Dr. llell-
muun, der verdienstvolle Verf. des „Kepertoriums der deutschen Meteoro-
logie", gebracht; ilmi waren im Laufe der letzten 10 .lahre ca. 15 Autlagen
des Buclies bekannt geworden.
VllI 3. 7
90 Boiträj^e zur Kntwickclimjc <lc.s lmiHl«'rtjäliripMi KalondiTs
„alten Manuscripte eines vornehmen Abtes" «geändert, und welcher
der beiden Drucke majs^ die Presse wohl zuerst verlassen liabenV An
der Beantwortunp: dieser und ähnliclier Fraj^en ist der Bibliot!:raph
ebenso interessirt, als der Meteorolop:, und es dürfte deslialb die Mit-
theilung einiger bibliographischer Ergebnisse der Untersucliung in
diesen Blättern gerechtfertigt ersclieinen. —
Nachdem icli den Kath erfahrener und belesener Fachleute ein-
gezogen, machte ich mich im Herbste 1888 auf die Suche nach dem
H. K. Es galt, möglichst viele und alte Autiagen einzusehen, die
ersten Drucke, beztiglich deren Manuscripte auszukundschaften und
Licht über die Person des vermeintlichen S'erfassers, des Dr. Mauritius
Knauer, Abtes vom Kloster Laiigheim (Lankheim) in Oberfranken
und sein Verhältnis zu Christoph v. llellwig zu verbreiten. Zunächst
hielt ich Umfrage bei allen mir bekannten grösseren Bibliotheken
Deutschlands, Oesterreich - Ungarns und der Schweiz. •) 138 derselben
haben meinem Ersuchen in liebenswürdigster Weise entsprochen. Von
diesen 138 Bibliotheken besassen 73 keinen H. K., 49 haben mir ihre
Schätze in hochherziger Weise anvertraut und 14 konnten nur
bereits gesehene Exemplare melden. Mehr als 130 verschiedene Auf-
lagen des H. K. habe ich auf diesem Wege kennen gelernt und that-
sächlich eingesehen. War sonacli der Erfolg meiner ermüdenden und
kostspieligen Correspondenz nach dieser Seite hin ein recht zufrieden-
I) Befragt wurden: a) die Staats bibl. zu Dresden, München, Berlin,
ftannover, Kassel, Oldenburg, Hudolstadt, Weimar, (iotha, Wolfenbüttel.
Bamberg, Danustadt, Karlsruhe, Stuttgart (2), Zürich, Genf. Wien, Buda-
pest, Wiesbaden, Paissau, (^raz, Altenbur^, Detmold, Dessau, Neustrelitz;
b) die rniversitäts-Bibliothek zu Leipzig, München, Erlangen, Würz-
burg, Tübingen, Basel, Freiburg, Heidelberg, Strassburg, Bonn, Münster,
Giessen, Marburg, Rostock, Kiel, (ireifswald, Königsberg, Berlin, Göttingen,
Halle, Jena, Breslau, Prag, Krakau, Lemberg, Wien, Budapest, Graz, Inns-
bruck; e) die Stadt bibl zu Leipzig, Zwickau, Nürnberg, Kegensburg, Augs-
burg, Zürich, Bern, Metz, Mainz, Trier, Coblenz, Köln, trankfurt a M., Osna-
brück, Lübeck, Bremen, Hamburg, Danzig, Posen, Stettin, Hihlesheiui.
Magdeburg, Braunsehweig, Olmütz, Wien, Breslau, Uhu, Aachen, Strassburg.
Colmar; d) die Privatbiblioth.: Salzburg (St. Peter), Prag (Stift Strahov),
Regensburg (Thurn und Taxis), Köln (Krzbisdiötl.), Berlin (Dr. Hellmann),
Scmvmn (Dr. (irotcfend), Uvevn in Siebenbürgen (Dr. llellwig), llofb. Stutt-
gart, Biblioth. der ( 'entralstello llir Handel etc. in Stuttgart, llerzogl. zu
Coburg:, Fürstl. zu Bückeburg, (Trätl. Stollberg'sche zu Wernigerode, Keichs-
ffrätlich Sehaftgot'sch»' zu Waruibrunn, GräH. Dziatynski'sche zu Posen, Fürstl.
Oettingen'sfhe zu Wallerstein, Fürst. Fürstenberg'sche zu Donaueschingen : die
Bibl. der Benediktinerabteien zu Metten, Admont. Krenisnuinster, Martinsberg
und Wien. Die Bibl, der Augustiner Ghorherrn zu Klostemeuburg und St.
Florian; die Bibl. der Cisterzienserstifte zu Hohenfurth und Osseff; Erz-
diöcesanbibl. zu Gran, Bibl. der Akad. d. W. zu Budapest. Baron S, v. Bruken-
thal'sche Mus. -Bibl. zu Hemiannstadt und die Ossolinski'sche National-Bibl.
zu Lemberg; e) die Bibliotheken gelehrter Gesellschaften, von
Museen, Alterthums- oder Gesehicht.svereinen: Freiberg. Chemnitz (2), Ham-
burg, Breslau, Göttingen, Erfurt, Görlitz, Bamberg, Würzburg, Ansbach,
Nümberg, Prat, Briinn, Salzburg (2), Budapest, Linz, Laibach, Olmütz,
Triest, Trient, innsbnick, Dresden, Aachen, Scüwerin, Klagonfurt, Altendorf.
von .]. IJcrthold yi
stellender, so kam ich anderseits in Sachen Knauers langte Zeit keinen
Schritt vorwärts. Teberall frap^te ich vergebens an. Von München
wurde ich nach Erlangen, von hier nacli Wttrzburg verwiesen. Nie-
mand wusste, welche Bibliothek bei der Säkularisation des Klosters
(1803) das Erbe angetreten hatte, bis sich post festum herausstellte,
dass der grösste Theil der Ijanglieimer Hibliothek — die im ersten
Stock des neuen Ccmvents aufgestellten 15 000 Bände — bereits
schon vorher (7. V. 1H(D2) ein Raub der Flammen geworden waren.
Schliesslich nalim ich meine Zuflucht zu den bayerischen „Historischen
Vereinen." Die erste brauchbare Notiz kam vom Conservator des
historischen Vereins zu Untertranken und Aschaffenburg, Herrn Militär-
auditeur Ulbrich aus Wtirzburg. Er machte mich auf üssemiann's
„Episcopatus Bambergensis" aufmerksam, woselbst p. 376 Knauer's
Geburtsort (Weissmain) und die Zeit seiner Amtsführung angegeben
sind. Die hierauf sofort in Weissmain eingezogenen P>kundignngen
erwiesen sich später insofern als überflüssig, als mir kurz darauf von
einem Mitgliede des historischen Vereins zu Bamberg, Herrn Professor
Dr. H. Weber, eine ausführliche Biographie Knauer's namhaft ge-
macht wurde. Nun war der Bann gebrochen, ein Schritt vermittelte
den andern, und in wenig Wochen sass ich vor den Manusciipten des
H. K., welche sich wohlerhalten in der Bamberger Bibliothek vor-
finden. Da sie im Erdgeschosse des C-onvents aufgestellt waren, konnten
sie bei dem Klosterbrande gerettet werden. Es sei mir nun gestattet,
in Kürze das mitzutheilen, was mich die Untersuchung über die Ent-
wickelung des Buches und seinen Verfasser gelehrt hat.
Im Jahre 1812 gab J. H. Jäck, Bibliothekar der Kgl. Bibliothek
zu Bamberg, sein „Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs"
in der Form von Sonntagsblättern heraus. Darin befindet sich eine aus-
ffthrliche Biographie Knauer's und eine grosse Anzahl von werth vollen,
den H. K. betreffenden Bemerkungen. Der Beruf Jäck 's, seine intimen
Beziehungen zum letzten Langheimer Abte Hemmerlein, der mit der
(beschichte des Klosters innig vertraut und im Besitze einer grossen
Privatbibliothek war, und die ausdrückliche Bemerkung, dass er die
Biographie „nach den von ihm (Knauer) selbst hinterlassenen Notizen"
geschrieben habe, verleihen seinen Angaben einen hohen Grad der
Glaubwürdigkeit.
Mauritius Knauer wurde am 14. März 1613 in dem oberfränki-
schen Städtchen Weissmain als Sohn des dortigen Bürgenneisters
geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er in der Jesuitenschule zu
Bamberg. Aus verwandtschaftlicher Anhänglichkeit Hess er sich später
in das Cisterzienserkloster Langheim aufnehmen und wurde wegen
seiner hohen Gaben auf Kosten des Klosters nach Wien auf die „hohe
Schule" geschickt, woselbst er sich besonders mit Philosophie, Mathe-
matik und Astrologie beschäftigte und auch den ersten akademischen
Grad in diesen Fächern erlangte. Noch vor Abschluss des Cursus
lief man den strebsamen jungen Mann aus Sparsamkeitsrücksichten
nach Langheim zurück und zwang ihn so, sein eigner Lehrer zu
'92 Beitriigc zur Entwirkolunj? «lr«s hundtTtjälirlgcMi KalfudiTc
sein. Bald hatte er die Stiiffel klösterlicher Ehrenämter erklommen,
und es nahm niemand Wunder, dass sich bei der 1649 noth-
wendifi^ werdenden Prälatenwahl alle Stimmen auf seinen Namen
vereinigten. Er war gleich tüchtig in der Theologie, Philosophie,
Astrologie, im Staats- und Kirchenrecht und galt obendrein al^
„Orakel aller Heilkünstler jener Zeit.** Von allen Studien waren ihm
aber die astrologischen die liebsten. Nie hat er ihnen ganz entsagen
können. Trieben die Wirren des dreissigjährigen Krieges die Ordens-
brtlder von Haus und Hof, so fand er in der Einsamkeit seiner Vater-
stadt Zeit, sich jenen Studien zu widmen: und Hessen ihm seine Amts-
pflichten, insonderheit seine langwierige Fehde mit dem anmasseuden
Fürstbischof von Bamberg einige Stunden freie Zeit, so verbrachte er
sie im „blauen Thurme", seiner kleineu, auf der Klostermauer errich-
teten Sternwarte. In diesem Tempel mittelalterlicher Weisheit reiften
die Pläne zu seinem H. K. aus: hier wurde der von Jugend auf ge-
nährte astndogische Wahn vom Regiment der Planeten vollends gross
gezogen. 1654 war das Concept des Kalenders fertig, 1G55 sind die
ersten Reinschriften besorgt worden. Knauer hatte sein Buch ur-
sprünglich nur für den Oekonomen und die Beamten seines Klosters
geschrieben. •) Doch erhielt auch jeder Conventual von Langheim
und Bauz ein Exemplar desselben, und eine gmsse Anzahl, .lack
spricht von 1000, soll überdies „um unendlich hohe Preise verkauft
worden" sein. Diese gute Aufnahme des Buches von Seiten des
Publikums und die eindringlichen Vorstellungen der Ordensbrüder be-
wogen Knauer, wenn auch erst nach langem Zögern, den Kalender
„durch den Druck zu vervielfältigen und für das Volk gemeinnfltz-
licher zu machen." Dies soll noch vor seinem am 9. Novbr. 1664
erfolgten Ableben und ohne Nennung des Autors geschehen sein.
Niemand, selbst Jäck nicht, hat bisher ein solches Buch zu (lesieht
bekommen. He 1 1 w ig redet ausdrücklich nur von einem Manuscripte, J äc k
nennt als ältesten vurhandenen Druck den Culmbacher von 1704 und
auch mir ist auf meiner Suche keiner derselben begegnet, (ileichwohl
darf nicht ohne Weiteres angenommen werden, dass es vor 1664 nicht
zum Drucke gekommen sei, dass also Jäck die That für den guten
Willen gesetzt habe. Er stellt den Druck des Kalenders auf gleiche
Jiinie mit dem von Knauer's „Frankenthalischen Lustgarten" und
,7ruba coelestis"'-^) und hebt im (legensatz hierzu mit grossem Bedauern
hervor, dass Knauer vom Tode vor der Drucklegung „der Sammlung
1) In der nur in 2 liandschr. ExeniplartMi vorhandenen rruefatiuncula
heisst es: Oeeononms igitnr l^anglieinien.'jis Mona.st«'rii, in cuius gratiuni liaee
literis uiandare vohii (Mjualis et iniprnuis Abbas. deinde Bnrsarius et l'rovisores
graugijs (siel) praefeeti :) liaee diligenter attendent vt niagnns truetus Monas-
terio faeere poternnt; iis ven» neglectis egestatem facient."
2) „Frankenthalischer Lustgarten" d. i. Besehreibung der AVallfahrt zu
den 14 heiligen Notlihelftern. Würzbiirg 1653. 494 pag. Raniberger Bibl. —
Tuba coolestib viatores ab itinere BabyTonis etc. Herb. MUVI. 550 i)ag. Gedr.
u. hiuidiclir. iu der Damb. Bibl.
von J. Bcrthold 93
seiner medizinischen Ansichten" •) überrascht worden sei. Die aus
jener Zeit stammenden Drucke der ersten beiden Werke sind nun
thatsächlich noch vorhanden: der „Lustgarten" wurde sogar 1701 auf
Kosten des Klosters zum zweiten Maie aufgelegt. Wo mögen die
Kalenderdrucke geblieben sein? Zuniichst ist unbedingt an der Ano-
nymität der Ausgjjbe festzuhalten. Kn au er 's Charakter, Jäck's aus-
drückliche Bemerkung und die Art der Titel irung, wie sie sich auf
allen handschriftlichen Exemplaren vorfindet, lassen keine andere
Annahme zu. Hiernach kann aber der Culmbacher Druck von 1704,
der älteste bekannte, nicht der ei*ste sein. Es läge nun scheinbar
nahe, ihn in den D. M. K. A. K. L.- Ausgaben zu vermuthen, welche
Ansicht bisher wohl am meisten verbreitet war. Auch dies wird kaum
angängig sein. Bis heute sind nur 2 solche Exemplare aufgefunden
worden. Das eine gehört der Ausgabe an, die s. a. (auf alle Fälle
vor 1721) bei Wcinmann in Erfurt ersdiien. Dies ist das älteste von
beiden und dazu ein echter, unverfälschter und noch nicht erweiterter
Hellwig, der unmöglich von Knauer direkt herrührt. Das andere
kam 1723 bei Joh. Sieglers Wittwe in Magdeburg heraus. Es ist
allerdings ein Knauer, ein wörtlicher Abdruck der 1721 bei Wein-
inann in Erfurt erschienenen Auflage. Da e> jedoch den Namen
,.IIundertjÄhriger Kalender" führt, den Knauer nie gebraudit hat. und
der verhältnissmässig jungen Datums ist, so kann es wohl als Nach-
druck, aber nicht als Vorgänger der Culmbacher Drucke angesehen
werden. Hat wirklich ein Druck vor 1700 stattgefunden, so dürfte
er die Signatur D. M. K. etc. getragen haben, die sich dann in Drucker-
kreisen erhielt und später als passendes Aushängeschild benutzt wurde.
Bis auf den heutigen Tag sind diese ev. Drucke sämiiitlich verschwunden;
das Auffinden resp. der Besitz eines solehen würde einen literarischen
Schatz ersten Ranges repräst^ntiren.
Mag nun um 16H0 eine Drueklegung des H. K. stattgefunden
haben oder nicht, so viel ist gewiss, dass er auch nach dieser Zeit
noch durch Abschriften vermehrt') worden ist, und dass Hellwig ein
Manu.script und keinen Druck in den Händen gehabt hat. Hellwig
hat seinen ersten Druck (1701) l*ür den ersten überhaupt gehalten.
Wälin»nd er die Ausgabe einer neuen Auflage stets mit dem Ver-
griffensein der alten rechtfertigt, gicbt er als Veranlassung zum ersten
Druek die Vergänglichkeit eines snlclien Manuscriptes an, ..indem
.*^chade. wenn snlche> etwa, wie leichtlidi ;::escliehen könnte, snlte
verlnhren gehen." Vnn dein Verfa>ser hat Hellwig aller Wahrschein-
lichkeit nach nur den Stand und höchstens noch den Namen ge-
kannt — wenn er nicht gar ein M. ohne Xaniensunterschrift besessen
hat , andernfalls hätte er sich nicht einen so groben Fehler in der
I) Ntitata niedica. 4 roliobändi- mit <)2bO JSeiteii. llaiidschr. in der
Banib. Hihi.
'!) Eins der 4 Haniherger liandschr. Exemplare ist erst gegen H>bn an-
gi'fertigt worden, wie dies aus <len in der N'orrede angezogt'iien .lahreszahlen
iiervorgelit.
fti f'i*-iff;«8fÄ znr F.ntw i/*k»-liinsr «l»« hnndrrjiihnj'-n KAl^nd»*rs
fiatirrin^r '1'- }Uich*-^ zu S^^huUUn komm*-n la.— »-n. Er »rLit-ll «i:i>
.M»riri-»/Tifif :f'"/>'ri Mi05. al-'» t'» Jühnr nach 'i»>-»*n AWfa-^uni: und
'Uf A^hrr uufh K n » u f r'<^ 'IVhI«-. iK-nnoch b*-haQpt»'t ►•r. lia*- d^-r KalrndtT
vor 100 Jfflin'h von *rin*'m vomfrhmfr-n Abt 'jf-^te-llr wunlt'n* m-*.
W«- rlM' fVr-^'ffi JN-lIwijrV -f*Ib-t betrifft. **• tVhlt «-* nirht an bi^»-
Kraphr-rb'-ri Na''hrif^ht*^n Ub#;r ihn.') Kr war Arzt. DifhttT. Alrhfmi«*t
II «. m, Ant' nM-hn-n* -*^in^rr zahlreichen Schriften macht er im H. K.
•»«•HMt aiifrnerk-<;irn, andere triflT man nicht selten in Kataloiren anti-
f|iiiiri-(eher fSI)cherla<;er unter der Rubrik ..Cariosa" an.-) Sfinen II. K.
haf er, wie nun beHtimnit feststeht, zum ersten Male 1701 herausjre-
Keben. Mi -«her konnte dIeHes Jahr nicht mit Gewissheit fei5tj|:estellt
werden. Hell mann erwtthnt keine der älteren, bestimmt datirten
AuH|;C<iben, und M. Kopp Hajct, die ernte Autlafre sei 1701, die 2. 1707
erschienen. Mein MeHtrebc^n musste sein, dieser beiden habhaft zu
werden. Sidir bald lehrte mich die Untersuch unjic, dass die zweite
llWlfti- di-r KoppVch«*n Notiz nicht aufrecht zu erhalten sei. Ich
fand ohnr Mtlln- Aus'^aben von 1702, 1705 und 1707. Michte aber
ver^ebenM nach dcrieni<^en von 1701. Da Herr Prof. Kopp keine
der beiden Auspiben (1701 u. 1707) persönlich fc^sehen, sondern die
ihm ^laubwflrdi^^ dflnkende An«rabe einem, ihm nicht melir erinner-
lichiMi Huclh* entnommen hat, war icli versucht, die Ausgabe von 1702
lltr die illteste /.u halten, bis mir endlich die oben;^enannte von 1701
von der un^rarischen Keichsbibliothek zu Hudapest «gemeldet wurde.
Hierdurch war dii* Frn^re nach der ersten Helbijij- Ausgrabe entschieden,
und CH stellt nun lest, dass von d<*ii noch vorhandenen Drucken des
H. K d<»r liamb(M'<;er von 1701 die älteste Knauer- und der Erfurter
von 17i>l die .Hltote Helbijr- Ausirabc sind. Hfvor ich nun weiter
In die DiskuN>ion tiber den Inhalt, die Auflagen, die Bilder und die
Verbreitung de> H K. eintrete, tlilrt^e es v»>n biblio«craphisc]iem Inter-
esse sein, die verschi«'denen Autla«ren >elbst hier, nach trewissen (le-
NtehtKpunkten geordnet, /usammen/.ustellen Ich beirinne mit den
Helbij: Au>^:aben. als den iil testen.
.h\\\T Or» Drueker Seiten- Titel:
zahl
h l."01 Kvt^^nl. Job. lUv Vermehri und naeb umi vum
lieoi*c hohen Kvani:, Keieh'« r.»llrL'i«» zu
Staveke Kecen^bun: vi laiüiev- m-..! vi-rbe-»-
>erteni Kaien. ii-r rM.u«-^ - '.•'T« " t'uri-
.»T- Kab'niit V. W, \Au-: m.T' da>
\ -. -. - V- :-• - >.•»• -
\ , Vv.. •.. .
K-ÄiVV }VU ^
i N* rri. ■. ^\.-/
*
\\ .^x. . X. .-,::, u ■■: . . .
I--.*"! .; '■ .'.• •
\ ■ vi.:
von J. Berthold.
95
.lahr. Ort.
Drucker. Seiten-
zahl.
Titel :
2) 1702. Erffuit.
Joh.
(ieorj?
Starcke.
3) s. a. EIS- Andreas
LEBEN. Clejo.
4) 8. a. GOTHA. Christ.
Revher.
F. S. Hot-
buehdr.
5) 1705. Frank- llennijr
fürt a/M. Grosse.
HauRS- Vater | Jiohes und niedriges
Standes, sein Hauss- Wesen ktlnfftig '
mit Nutzen einrichten und von
Frucht- I und Unfruchtbarkeit jedes
Jahr, Monat und Tag | solche ganze
Zeit über nach der 7 Planeten |
Influenz, judiciren möge; Nebst an-
gefügter kurzer Anweisung zu den
unter die Planeten gehörigen Me-
tallen und Mineralien etc. wie auch
ihre kräftige Wirkung im mensch-
lichen Leibe. Ausgestellet | L. Chri-
stoph Hellwig I Cölledä-Thür. P. L.
Caes. Physicö zu Tännstädt.
(Szäch^nyi. Reichsbibl. Budapest).
88. Auf I 100 Jahr gestellter | Curiöser
Kalender | Nehmlichen von 1701 —
1801. Darünnen Standes,
solch gantze Zeit über nach der
7 PI. Infi, judiciren und sein Hauss-
Wesen mit N. einr. möge. Auch mit
Kupferstichen ver | mehret | . Von
L. Chr. Hellwigen | p. t. Caes. Stadt-
Phvsic. zu T.
(Staatsbibl. München; Stadtb. Breslau,
U. -B.Jena, Stiftsb. St. Florian).
9(i. Curiöser .Calender | Welcher auf
wörtlich wie Nr. 1.
(Dr. llellmann, Berlin).
96. Cur. Cal. Welcher auf das 1700. Se-
culum nach Chr. Geb. bis 1800 ge-
stellt. S<>wohl nach dem alten als
neuem Stile. Wie ein jeder Ilauss-
Vater etc. s. Nr. 1 bis „möge'\ Nebst
einer kurzen Vorrede. Ausgestellt
v. L. Chr. Hellwig | Cölleda-Thür.
P. L. <\ Stadt- Phvsic. zu Tän^tädt.
(l'.-B. Kostoek).
32. Cur. Kai Welcher pp. wörtlich wie
4" Nr. 1. bis „Tännstädt^'. Die 3. Edition.
(Jedruckt im Jahre 1705.
Diese Ausgabe bildet Seite 240
bis 71 d(T „Astronomischen Kurio-
sitäten v. .loh. (ieor^ Trigler v.
Ijrheran. (r.-B. Götttingen).
W Jii'itrüf^c zur Kiitwirkf'Iun^ «h*» 1iiin(1crtjä)iri|;eD Kalenders
Jalir. Ort. I>rucker. Seiten- Titel:
zahl.
♦i) 1707. Frank- Joh.Chr. 202. Vermehrten anf 100 Jahr etc wie
fiirt u. Stösscl No. 2 bis „möjre". Nebst Beschrei-
]A*ipzi«r. in F^rffurt. bnnp: derer Metallen n. Mineralien,
wie solche unter die Planeten gt»-
hören, auch der Kräuter, was vor
welche in jedem Monat vorkommen
und blühen: mit Abbildung derer
Planeten gezieret. In Di-uck gegeben
. von L. Ch. HELLWIO. Colleda Thur.
P. L. Caes etc. (U.-B. Göttingen,
Stiftrtb. Admont, Stiftsb. Metten).
7) I701I. ., ., 184. <;enau wie No. 6 (U.-B. Innsbruck,
Stadtbib. Breslau).
8) 1714. ,. (lenau wie N<». 7 (Stittsbib.Admont).
1)) 1715. ,, ., „ ,, ,. nur: „zum 4. Mal
in Druck gegeben*. (Stadtb. Breslau).
10) 17I7(V) .. .. 1 7H. fienau wie No. 6 bis ,, gezieret". Und
bei dieser 7. Edition aufs Neue durch-
gesehen u. an vielen Orten vermehrt
V. L. Uhr. Jlellwig. P. L. C. u. Med.
Pract. Erturtensis. (l'.-B. Jena).
11) 1724. Erffurt. Joh. 17t). I.. Uhristoph Hellwigs, Med. Pract.
Jakob Erturtensis, Vermehrter, auf pp. wie
Spiesi*. Nr. 6 bis „Hauss- Vater* solche
gantze Zeit pp. ... einrichten könne.
Nebst Beschreibung pp. ... bis ge-
zieret. 8. Edition. (Verfasser).
„ Wörtlich w. Nr. 1 1 9. P^dition (St.
Peter, Salzburg).
„ ., ,, ,, ., 10. Edition. (U.-
B. Oiesi?en).
184. (;enau wie Nu. 11. 10. AnHage.
(Ilofb. München.. U.-H. (Jreit>^wald.)
90. Ein Nützlicher u. (-urieiiser Iluiidert-
iährit;:er ! Kai. . Nehnilichen von
1701- 1801 . in welchem zu linden
.... No. 1 Hauss*- Wesen mit Nutzen
einrichten | die guten u. Nuss- Jahre
aus der Planeten Iiifiueiiz «dingefahr
erkennen \i. folglich bevorstehender
Noth weisslich vork(»nmien könne,
(li'stellt von I). M. K. A. K. L. (K.
B. Presden).
12) 1725.
^<
'1
13) 172t).
?»
u
14) 1731.
11
Joh.
Oeorg
Zimmer.
15) s. a.
.«
Christian
(vor
..
Wein-
1721)
»1
mann.
von .1. B Ortho 1(1.
97
Jahr. Ort.
Dnicker. Seiten-
zahl.
Titel :
Iti) 1714. s. 1.
17)1716. 8.1.
18) 1718. s. 1.
19) 1743. Chem-
nitz.
n
r
20) 1757. „
21) 1770.
22) s. H. Stutt-
1743/44 jrart.
23) s.a. LEir-
(1744) Zl'(i.
fehlt. 194. Titel wie Erfurt 1702. (Stiftsbibl.
St. Florian.)
194. Genau wie No. 11. (Stiftsb. St. Flo-
rian; Hofb. München).
(?) (nicht notiert). Genau wie No. 11.
(Antiqu. Rosenthal, München).
Joh. Christ. 376. L. Chr. Hellwigjs pp. . . . s. No. 11
u. David . . . „gezieret". Mit einem Anhang
Stössel. allerhand nützlicher Haus- u. Wirth-
schafts - Regeln, sonderlich bei der
Viehzucht versehen. (K. B. Dresden,
U.-Bibl. Strassburg).
174. Wörtlich wie No. 11. Es fehlt also
der Zusatz : „Mit einem Anhang etc."
12. Auflage. (Hofb. Weimar, Stadtb.
Breslau).
„ 176U.203.8. No. 19. Ohne AuHagen-Bezeich-
nung. (Fürstl. B. Wallerstein, Ilofb.
Altenburg, Stiftsbibl. Metten).
Beruh. 140. Herrn L. Chr. Hellwig | Coli. Thur.
Michael P. L. C. Stadt -Phys. z. Tännstädt
Müller. Curieuser, nützlicher u. approbirter
Hundert Jähriger Cal. auf das Jahr
1700 . . . I No. 4 . . . bis ..Stvlo".
Sowohl von höhn und niedern,
wessen Standes als Wesens sie seyjid,
nützlich zu Haus und Feld einge-
richtet. ! Auss welchem auch zugleich
ein Haus- Vater die sowohl gute, als
abwechselnde Miss -Jahre | durch
Würck- u. Regierung der Planeten
judiciren mag. Nebst einem a parten
Anhang. Von der Physiognomie u.
Einer kurzen Vorrede. ((Jerm. Mus.
Nürnber«:).
Christ. 216. Der naeh Art | L. (1ir. von Uellwig
Friedr.
(J essner.
Med. Pract. ErH' . W^ohleinirerichtete
Inindertjährige | I laus -Kalender ,
Worin neu zu tinden : I. Vaw gründ-
lieher rnt(»rricht von deni Calender-
Wesen, den Planeten, Aspeeten, (le-
wittern und an«lern dahin gehörigen
Sachen. IL Eine Besehreibung dm*
zwrdtl' himmliselien Zeiehen. u. deren
36 Bilder-CIestalt, samt ihrer Ab-
98 Beiträge znr Entwickohmg fl«»s lunulcrtjähripon Kalenders
Jahr. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zaiil.
conterfeyunp, ingleichen derer Me-
tallen und Mineralien, wie solche
unter die Planeten gerechnet werden.
111. Monats -Tabellen, welche an-
zeigen, was das gantze Jahr hin-
durch im Hauswesen in Acht zu
nehmen, nach Anleitung der besten
Anmerkungen, sowohl alter, als neuer
Schriftsteller. IV. Von der Blüte
u. Sammlung der Kräuter bei jeden
Monat. V. Ein Koss u. Vieh-Artze-
ncv-Buch. 2. Autlage. (Verfasser).
24) 1751. LEIP- Christ. 228. Genau wie No. 23. 3. Aufl. (U.-B.
ZIG. Fi-iedr. Strassburg).
Gessner. •
25) 1756. „ „ 228. Wie Nr. 23. Nur: V. Ein Ross-,
Vieh-, Bienen- u. Traumbuch. VI. Ein
Verzeichniss der vornehmsten Märkte.
\. Auflage. (U.-B. Erlangen).
26) 1772. ., „ 228. Wie No. 25. 6. Aufl. (Grossh. B.
Weimar).
27) s. a. „ fiottfried „ Wie Nr. 25. Neuverb. Aufl. (Dr.
(1780) Mflller. Grotefend, Schwerin).
28) 1786. Leipzig. 442. Christ, v. Hellwigs 100 jähriger Ka-
lender. Worin I. die Zeitreclinung
oder der Kai. ftir die Jahre 1785
bis 1800 befunden ist, II. die Kennt-
niss der Gestalt und Einrichtung des
Weltgebäudes gezeigt, III. von d.
Erde insbes. gehandelt u. IV. von
der Bebauung der Erde nach rich-
tigen ökon. Grundsätzen etc. Neue
ganz veränderte Aufl. mit 39 Kpfm.
(Kgl.B. Dresden, Grossh. B. Weimar,
U.-B. (ireifswald). Es ist ein von
Prof Chr. Frdr. KiUliger verfasster
Protest gegen den li. K.
29) 1800. (irätz. (1ir.Fr. 128. Neuer 100 jähriger Kai. vom Jahre
Trötscher. 1799 — 1H99, in welchem jeder
Hansvater nebst einen immerwähren-
den Kai. und einer Zeittafel auf
100 Jahre soviel Nützliches in An-
sehung der Witterung, des Feldbaues,
der (lesundht. und Krankheit bei
MensclK'u n. Thieren iindet. 1. Jahr-
gang. 2. AnÜ. {VAi. Heidelberg).
von J. Bortho'ld. 99
Jahr. Ort. Druckor. Soiten- Titel:
zaiil.
30) 1799. Oriitz. Chr. Fr. 128. Genau wie Nr. 29. Wahrscheinlich
Tröt<cher. 1. Jahrgang. 1. Auflage. (Stiftsbib.
. Sti-ahov. Prjig, 8t. Peter Salzburg,
Mus. Salzburg , Stiftsbib. Admont,
St. Metten).
31) 1800. (irätz. Chr. Fr. 154. 2. Jahrgang, w. Nr. 29. (St. Peter,
Tnitscher. Salzburg, U.-B. Heidelberg).
32) 1801 ,, Frz. Xav. 252. Chr. v. Hellwigs neubearb., hundertj.
Miller. Haus -Kai., worin I. eine Erklärg.
des Kalenderwesens u. ein Kai. von
1801—1901. II. die Kenntniss der
Gestirne u. Einrichtung des Weltge-
bäudes, lU. die Kenntniss der Erde
insbesondere, IV. Landwirthschaft-
liche Bemerkungen, V. Abbildung
u. Beschreibung einiger besonders
{giftiger und gefährlicher Pflanzen,
VI. ein Vieharzneibuch, *VII. Heil-
mittel gegen einige Krankheiten der
Menschen zu finden sind. (U.-B.
Leipzig).
33) s.a. „ ., 252. Wie No. 32, nur: 2. Aufl. (St. Peter,
(1802) Salzburg).
34) s. a. „ ,, ,, Wie No. 33. (Mus. Graz). Wahr-
(1803) scheinlich 3. Auflage.
35) 1805. „ Joh. Andr. 252. Wie No. 32, 4. Auflage. (St. Peter,
Kienreich. Salzburg u. St. Florian b/Linz).
36) s. a. „ Xav. 252. Wie No. 32, 5. Autlage. (St. Peter,
(1806) Müller. Salzburg).
37)1809. „ Kienreich. (?) 6. Auflage. (B.- Akademie d. W.
Budapest).
38) 1816. ., „ 252. Wie No. 33. 6. Aufl.(V) (Mus. Graz).
Als Uebergang von den Hellwig- zu den K na ucr- Ausgaben
notire ich:
39) s.a. Erffurth. T<»bia&> 110. Dr. Martin Knauers | weyl. Abtens
(1740) lleinr. vom Kl. Langenhcim | Vermehrter
Schnider. auf 100 Jahr gestellter | ('uriöser
Ilaus>-Kal. | Darinnen nicht allein
die güld. Zahl, Exakten Sonnen
Circul, Son- Buchst., Oster -Fest u.
Bömer Zinsszahl bis 1799 in einer
Tabelle | zu finden, | soinlern aucJi
angewiesen wird | , Wie ein Ilauss
100 Boitiüge zur Eiitwickcliinj;: dos liuiultTtjälirlgon Kalenders
Jahr. Ort. Dnicker. Seiten- Titel:
zahl.
Vater sein Hansa Wesen nütz | lieh
einrichten, die Miss Jahre beobachten,
der bevor | stehenden Noth weisslich
vorkommen, u. nach der | 7 Planeten
Influenz urteilen könne: [ Ehedessen
ans Licht frestellet | von L. Chr.
V. Ilellwig, weyl. Med. Pract. Ert*.
Deme beigetliget Ein nützlich Bienen-,
Ross- und Vieh-Artzenev-Büchlein.
(IJ.-B. Oreitswald).
40) s.a. c. 1. Gedruckt 112 Hundertj. Curieuser | Ils-Cal. ] In
(17 V) in diesem welchem enthalten | , wie ein lls-
Jahr. Vater sein | Hs- Wesen mit Nutzen
einrichten, die Miss Jahr in ein und
andern beobachten, der bevorstehen-
den Noth weisslich vorkommen
möge, 1 Und nach der 7 PI. Influenz
judizieren kann. | Gestellt von I).
Mauritio Knauer Abbten zu K. Lghm,
auf das itzige Seeulum n. Chr. Geb.
nehmlich von 1701 — 1801 mitFleiss
gerichtet durch L. Chr. v. Hellwig.
P. L. C. u. Med. Pr. Erfurtens. Dabei
eine feine .... thun sei. (Stadtb.
Breslau).
Knauer- Ausgaben.
41) lf>55 Manuscript. — — Calendarium oecnnomieum perpetuum
a reverendissimo perillustrri (sie!)
ac amplissimo I). I). Mauritio de fa-
milia Knauerorum s. theologiae doe-
t(»re duealis Coenobii ad s. Johanneni
evanjrelisteni in Langheim Praelntn
digno in inonasterii sui grafiam eon-
einnatum et postrritati relictum.
Dieses Exemplar ist nicht mehr vor-
handen. Jäek sah «'S (lrtl2) noch
in der Bibl. des ,.T. 11. Prälaten
von Langheim Kandidus Ilemnier-
lein.*
42) s.a. Manu^eript. — — ('alendariumOeeoiiomiemn Praetieum
(1654 vun anderer Hand ciniretrgii.) Perpetuum | dass ist | Ueständiger
llausskalender. Auss welrhem jähr-
lieli die Witterung zu erkennen u.
nach dero gestalt der Wein und
von .1. lU*rtln>l<l.
101
Jalir. Ort.
Drucker. Seiten-
Kahl.
43) s. a. Manuseript.
(nach 1<>64).
44) H. a. (ea. IGOO).
45) s. a. Manuseript. — —
(ca. 1080).
46) 1704. Ciilm- Nath.
bach. Lüniseher.
88.
Tit(0 :
Veldtbau mit PVucht und nutzen
anzuordnen, die Missjalir zu erkennen^
u. der bevorstehenden noth weisslich
vorzukommen Auf das Frankenland
u. sonderlich auf das Stift Bamberg
gerichtet. (K. B. Bamberg),
(/alendarium | Oeeon. Pract. | Perp.
Dass Ist Beständiger etc. wie Nr. 33
bis „gerichtet" | . Authore li mo
et Amplis^imo Domino Ü Mauritio?
Abbate in Langheim. (K. B.Bamberg).
Genau wie Nr. 43. (K. B.* Bamberg).
Ewiger und Nützlicher Hauss-Calen-
der. I Ew. II. K. Von Einem hoch-
würdigen Herrn Prac. Laten | dass
Wrdilw. Gotteshauss u. Löbl. Klosters
Lang I heimb in Bamberger Bistumb
gelegen, durch langwtlnnge Mühe
u. mit sonderbahrem | Fleiss, auch
vielfältigen nach Vorfällen und ge-
wisse aigentliche Erfahruns beschrie-
ben und an den Tag gegeben. In
welchem nicht allein die Jahres-
witterung, sondern auch ein Lob-
würdige Underrichtung, wie sich ein
Hausshalter sowohl in Weingartten,
alss auch im Ackerbau verhalten
und reguliren khan, begriffen ist,
wenn er glückseligen Fortgang der
Erdtgewächsen haben will. (K. B.
Bamberg).
Oal. Oecon. Pract. Perp. Das ist:
Vollständiger Ilauss-Oalender, wel-
cher auf das jetzige Seculum nach
Chr. Geb. Von 1701— 1801. Nach
dem verb. Kai. diessmalen einge-
richtet: Darinnen zu finden pp. . . .
wie Nr. 13 „könne*'. Vor-
mahlen gestellet v(»n D. Mauriti(»
Knauer, Abten zum Kl. Langheim,
nun aber beigefüget eine kurze An-
weisung, was von Monat zu Monat
durch das ganze Jahr in Hausshal-
tung zu thun sei, >onderlich aber
mit Fleiss auf das Fi'ankenland ge-
richtet worden. (K. B. Bamberg).
102 Hfiträffi' zur Kiitwicki*luii{r dt's liuiulortjälirifiron Kalenders
.lalir. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zahl.
47) 1707. Oulm- NatJi. 88. Wie ob(»n. (V.-M Göttinjren).
bach. Lünischer.
48) 1712. ., „ ,. C. Oec. P. S. Das i^t: Iinm<T\vehren-
der Curieuser Hanss-K. Darinnen
zu tinden, wie ein pp. w. Nr. 46.
Gestellet von D. M. Kn. etc. statt
„kurze" steht „feine*' Anweisung.
Es fehlt: „Sonderlieh aber etc."
(K. B. Bamberg.)
49) 1719. ., „ 86. Wie No. 48. (Lds.-Bibl. Kassel).
50) 1722; ,, ., 86. Genau wie No. 48. (Stdtb. Breslau).
51)1713. s. 1. — 88. „ ., „ „ (Hofb. München,
U.-B. Innsbruck).
52) 1715. s. 1. — 88. Genau wie Nr. 48. (Statt Seite 36
ist 63 gedruckt). (Hofb. München,
Stiftsb. Admont).
53) 1716. s. 1. — 88. Genau wie Nr. 48. (Hofb. München).
54)1732. s. 1. — 104. „ „ „ „ nur mehr Bilder.
(Hofb. München).
55) 1727. s. 1. -- 111. Hundertj. sunderbahr- u. nützlicher
Hau8s-K. I darinnen zu finden . . .
wie No. 39. Unterschied: Kn. ge-
wesenen Abten pp. (11 ist. Verein
Würfburg).
56) 1715. Brunn. Georg 88. Wie Nr. 48. (St. Peter, Salzburg).
Lehmann.
57) 1721. Ki-ftnrt. Ohrist. 96. „ „ „ Vorrede mit pagini(;rt.
Weinmann. (K. B. Bamberg).
58) s.a. Tu- Joseph 88. Genau wie Nr. 46. Es fehlt: „Son-
bingen. Siegmund. derlich mit Fleiss ..." (Ftlrstl. Bibl.
zu Wallerstein).
80, Ganz neuer hundertj. Haus-Kai. In
welchem enthalten: wie ein Haus-
vater .... judieieren kann:
t>, ^, <^\ o, $, i. 3
1741 42 43 44 45 46 47 und
folgende Jahre. Gestellet pp. wie
No. 48 nur: Langenheim. (K. B.
Bamberg).
60) 1723. Magde- Joh. 96. Hundertj. Curieuser Hauss-K. In wel-
burg. Siegler chem enthalten .... wie No. 57.
sei. Unterschied: Gestellet von D. M. K.
A. K. L. Ist in Joh. Dan. Intel mann's
„Arithm. Wegweiser' gebunden.
59) s. a.
(1741)
Eise-
nach.
Mich.
Gottl.
(iriess-
baeh.
von .1. IJcrtliolil.
103
.lahr.
Ort. Drucker.
Seiten
zahl.
61) 1724.
Frank- Christ,
fürt u. Wein-
Leipzig, mann.
90.
62) 1736.
Weissen- Krfturt.
bnrg. (?)
96.
63) 1716.
64) 1729.
65) 1752.
66) 1756.
67) 1758.
68) 1761.
69) 1777.
70) 1782.
71) 1786.
72) 1787.
73) 1794.
74) 1776.
75) 1784.
Augrs- Albrecht 95.
bnrp:. Schmidt.
«• •• ■■
Andreas 95.
Brin-
hansser.
'Htel :
Ilundertj w. No. 60 u. dann
wie No. 57. (K. B. Berlin, U.-B.
Breslau).
Genau wie die Culmbacher nur steht
„Cal. Oee. Pr. Pp." nicht darüber.
(Hofb. München).
Wie No. 46. (Stifsb. Ilohenfurth).
»»
?i
n ??
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'' *'
A. Brin-
hausser's
sei. Erben.
Andr.
Brinhausser.
(Hofb. München).
,, Schluss: sonderlich aber
mit Fleiss auf hiesigen Horizont u.
benachbarten Orten ^ eingerichtet.
(Hofbibl. München).
Dieses Exemplar war nach dem
Katalog in der Szechenyi'schen
lieichsbib. zu Budapest, ist aber
dort nicht mehr zu finden.
s. No. 65 (Hofb. München).
„ (Mus. Salzburg ).
V
?»
11
11
r \ 11
11
).
Angs- Matth. 120.
purg. Kiegers
sei. Söhne.
ri
„ ., „ (Hist. Verein Wttrzbnrg
Szech. Reichsb. Budapest),
s. No. 65 nur mit dem Zusatz : „Auch
iu dieser neuen Auflage eine sehr
nützliche Ostertabelle beigeftlgt wird.
(Hofb. München).
Des Herrn Abtes Moriz Knauer's
Vollständ. Hauss-Kai., welcher auf
das itzige Jahrhdt. n. (Jhr. Geb. von
1701 — 1801 nach dem neuen Kai.
eingerichtet ist. Darinnen zu finden
. . . . judiziren möge. Samt bei-
gefügter nützl. Anweisung der mo-
natl. Verrichtgen durch das ganze
Jahr u. 1 bew. Vieharzneibüchleiu.
(Mus. Brunn, Grossh. B. Weimar),
wie Nr. 74 nur zum Schluss: „Neue
vermehrte Aufl.'' (U.-B. Jena, Stiftsb.
Hohenfurth).
7»;. 1711 Ntirfj- J'»h 104. vri^- N«». 4>^ nor: .Ä^.m*- *r*-i:rk-fii:rK~
77; 1751. .. wi*- Nr». 7»>. f>tift*W A«lm*>ot>.
7)ii 178:f. *ianz n**n^r hnml^-rtj. Hnoskuleoiier.
1782—181«*. I KeichsCTiri. Srhaff-
jfot's<*he B. Warmbninni
lUi - ;i. Linz. Ignatz 05. Nenverb. Hau* -Kai., welcher aof
1 1 7f»:^,. ZMrriiHald. 1 10 Jahre, nämlich vmd 1792 — 19«) l
BMr{(erl. n. Thr. Geb. deutlich u. begreidich
Hiichdr. eingerichtet i>t. Darin zu finden
.... judizieren möire. Vormahls
beraunjrejr. v. D. M. Knauer: s. N«». 73
bez. der Oritertabelle. (Mus. .Salzburg).
HO, IH02. „ .. 2t»- Aufl. von Nr. 79. (Stiftsbibl.
Hohenfurth).
8 h 1H:*9. .. ,. 3te (Stiftsbibl.
Admont).
H'Ji f. H. Kiiil»eck. .loh. 88, Neuer verb. hundertj. Kai. nach der
( 1802 3; Jak. 7 PI. Einflugis als ^ . 1.3 e^<*- ^^'
Fevj-el. rin zu finden, wie als von
1801 — 1900 zu beurteilen habe.
VerfaHftct von Dr. Martin Kn
thun sei, und einem Arzeneibuche.
(K. H. KuHScl).
8.'i) H. a. ". 1. vac. l2<). Imnicrw. curieuser Ilaus-Kal. Da-
( 1 7fM.») rinnen zu finden, wie ein Heissij^er
Haus- Vater .... vorkommen und
die folj^ende Zeiten nach der 7. PI.
KintiusK urteilen m<'>ji:e. Gestellet
v(m Dr. Maur. v. Knauer .... thun
Hci. (iedruckt in diesem Jahr. (Hofb.
München).
Hl) H. I. >. 1. .. ii^viiiixi wie No. 83. (Ilofh. München).
(1801)
85) s. n. KranklK. V 9(). (Janz neuer Kai wie No. 59.
H. (hier. Nur sind hier 9 Planeten (Ceres 2
u. Uranus ^) u. mit © beginnend,
(iestellt vom Magister Tiehrawnu
(d. li. Unwahrheit) in Oberdeutsch-
land. (K. H. Berlin).
Hft). H. n. Berlin. .1. Zürn- 9(). Genau wie Nr. 85. (K. B. Berlin).
\l801) gibl.
von .). Hcrtliülfl.
105
Jalur. Ort.
Druck <T. Seiten-
zahl.
Titel :
87) 8. a. Leipzijy:. 0. Aug.
(1805) Solbrij?.
88) 8. a. Frank- ?
(1801) furtu.
Leipzifi:.
89) 1803. Gratz. Xav.
Miller.
90) 1804. Augsburg.
91) 1807. Pestli. Mattli.
Trottner.
92) s. a. firätz. Frz.
(180(>) Ferstl.
116. Neuer verb. bundertj. Hs.-Kal. für
1805 — 1905. Worinnen zu finden.
wie ein fl Nutzen einrichten,
die Witterung in dem einen und
andern wahrscheinlich voraussehen
u. dem in Gefahr beistehen kann.
Nebst einer Beschreibung der 9 Pla-
neten V. D. Martin Knauer, Abt zum
Kl. Lgheim. Zum Gebr. des Land-
volks mit einer Anweisung der
monatlichen Verrichtungen durch das
ganze Jahr versehn. (Hofb. Berlin,
Grossh. Bibl. Oldenburg, Reichsgr.
Schaifgot'sehe B. Wannbrunn).
1 12. Cal. Oec. Fr. Perp. d. i.: s. Nr. 46 . . .
(Nur: 1801—1901) .... thun sei,
sonderlich aber mit viel schönen
Figuren gezieret, als jemals und
mit einer Angabe, wie Fastnacht.
Ostern pp. fällt. (K. B. Bamberg).
158. Oekonomisch praktischer 100 jähr.
Kalender von 1803 — 1915. Neu-
bearb. Aufl. (Mus. Graz).
Genau wie No. 91. (Stiftsb. Admont).
96. C. Oec. P. P. oder Vollstdger Haus-
K.. welcher auf 100 u. 10 Jahre,
nämlich von 1792—1901 (s. Nr. 79)
n. Ohr. Geb. nach dem neuen Kai.
eingerichtet. — Darinnen zu finden
.... judicieren möge. Vormahlen
gestellt .... zu thun sei. Auch
ist am Ende eine sehr nützliche
Tabelle beigefüget worden, welche
einen gr. Hand-Cal. von 1800—1900
enthält. (Szech. Reichsb. Budapest).
1 1 2. Kleiner hundertjährig. Kai. des Herrn
Abts Mz. Knauer für das 19. Jahrh.
1800— 1900 mit leichtfassLErklärgen
über die Beschaffenheit, Gestalt und
Bewegungen unserer Erde etc
Nebst einem alphab. Namensregister
der Heiligen zur Beachtung der
Namens- u. Geburtstage. Feste und
Bauerregeln auf das ganze Jahr.
Zum Gebr. ftir das Landvolk neu
VIII. 3.
106 beiträgt; zur Kiitwickeluiig de» huiKliTtjiUirif^i'ii Kuleiulers
Jahr. Ort. Dnicker. SeiU»n- Titel:
zahl.
eingerichtete, verb., vermehrte und
mit neuen Holzstichen verschönerte
Auflage. (St. Peter, Salzburg).
93) 8. a. Griltz. t>z. Ferst!. 357. Hundertj. Kai. des U. A. M. Kn. für
(1809) das jetzige Jahrhdt, 1800—1909.
Nebst einen vollst, monatlichen Land-
wirthsch. Kai., welcher die monaÜ.
Beschäftigung eines Landmanns in
allen Fächern der Landwirthschaft
und mehrere Abhandlungen über
den Anbau d. Erde mit Pflanzen,
Bäumen u. s. w. enthält und ein
durch lange Erfahrung bewährtes
medizin. Noth- u. Httlfsbüchlein etc.
Dritte zum Gebr s. No. 92.
Ausgabe. (Mus. Graz).
94) s.a. Mün- Lindauer'sehe Hdj. K. s. No. 92. Enthaltend: Die
(1817) chen. Schriften. 117. Beschreibung von den Weltkörpem
und den Weltsystemen u. s. w. Neue
verb. Aufl. (Stadtbib. Frankf. a. M.).
95)1826. Leip- Taubert'sche Hundertj. Haus-Kai. für das 19. Jahrh.
zig. Buchhdlg. 102. nebst einem monatl. Landwirth-
schftskal. und medizin. Noth- und
Hilfsbüchlein; wie auch eine Be-
schreibung der neuen Planeten, von
D. Martin Knauer, Abt z. Kl. Lgh.
4. verb. Auflage. (Ü.-B. Lemberg,
Stdtb. Strassburg).
96) 8. a. Leipzig. ., 95. Dr. Martin Knauer's hundertjähr.
(1843) Hauskalender für das 19. Jahrhdert.
Nt'bst einer kurzen Beschreibung der
PL, Wittergsregeln, einem monatl.
landwirthsch. Kai., Heilmitteln gegen
die meisten Krankhten . . . Grund-
sätzen für das geschäftl. Leben etc.
Mit 7 Holzschnitten. Neu bearbeitet
von Dr. G. A. Jahn. 5. Aufl. (Mus.-
Bibl. Prag, U.-B. Budapest).
97) 1859. „ Otto Aug. 130. Wie No. 96. 8. Aufl. (ü.-B. Leipzig).
Schulz.
„ 10. unveränd. Aufl. (K. B. Dresden).
„11. „ „ (Verfasser).
112. Cal. Oec. Pract. Perp. Oder Bestän-
diger Hauskalender für dieses Jahr
V. 1801 — 1900 nach der verbesserten
Rechnung eingerichtet. Darinnen
98) 1867. „
«1
99) 1868. „
»?
100) s. a. Reut-
Justus
lingen.
Jakob
Fleisch-
hauer.
von ,1. UiTthuia. 107
Jahr. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zahl.
jeder Hausvater alles Wesentliche
finden wird, was zur Anordnung etc.
Ehedem verfasst durch D. S^oritz
Kn., A. z. Kl. Lgh.; neuerlich aber
an sehr viel Stellen berichtigt und
verbessert. (U.-B. Jena, Stdtb.Colmar).
101) s.a. Reut- Jakob 112. C. oec. p. p. oder Vollständiger Hs-
lingen. Ensslin. Cal., welcher auf das Jahrh. v. 1801
bis 1900 wie Nr. 102 bis
„verbessert." "(Fürstl. Hofb. Donau-
eschingen).
102) 1859. ,. Rupp u. 170. Neuester u. vollständ. hdtjähr. Hskal.
Baur. von 1801—1900. Unentbehrliches
Hausbuch für Familien aller Stände,
worin die zukttnfitge Witterg u. s. w.
Nach Dr. M. Kn.'s aufs Neueste be-
arbeitet u. verb. von Lorenz Strüf.
2. Aufl. (Verfasser).
103) 1860. „ Ensslin u. 64. Dr. Moritz Knauer's vollst, hdtj. Ka-
Laiblin. lender von 1860 — 1960, enthaltend:
Beschreibg der Sonne pp. Neue Aufl.
Stereotyp-Ausgabe. (Verfasser).
104) 1835. Mflü- Georg 118. Hundertj. Kalend. des Herrn Abtes
chen. Jaqnet. Moritz Knauer fttr das jetzige Jahrh.
bis 1899. Enthaltend: — 3. Aufl.
(Hofb. München. Stadtb. Breslau, U.-
Bibl. Strassburg).
105)1836. „ ,, ., 4. verb. Aufl. (Hofb. München, U.-
B. Strassburg).
106) 1837. ., .. 132. 5 (Hofbibl. München,
Stdtb. Wien).
107) 1841. ., ,. 6. ,, ,. (Mus. Salzburg).
108) 1848. Augsburg. „ w. o. 7. Auflage. (Herr Stadtr. Ger-
lach, Freiberg).
109) 1853. ., , 8. ., (Stadtb. Strassburg).
110) 1849. Nürn-Endter'scher 128. Fast wörtlich wie Nr. 83 und 84.
berg. Verlag. 49. Aufl. (Hofb. München).
111) 1836. Grätz. F.Fcrstl. 108. Allgem. hdtjähr. Kai., dann Witter-
(Greiner) ungs- u. Zeit-Weiser v. 1800—1900.
Vgl. No. 92 u. 93. 4. Auflage, ganz
neu umgearbeitet, viel vermehrt u.
verbessert durch 0. Fr. Thomann.
Mit 7 Holzschnitten. In der Vorrede
wird er als Knauer'scher bezeichnet.
(Dr. Hellwig, Regen i. Siebenbürgen,
Gräfl. Bibl. Wernigerode).
l y*'*^«^ '« «. **i;' I^-Sl — I >'• T rin. 1.-
^nrrh Iir. Maniinun Knaaer. A. x.
Kl. f/rli. P'fir j<edf-ni Uao>T. nfitzl.
zu if«;br Nelwft einer feinen . . . Viel
A^linliVhkeit mit No. 65 eir. «r-B.
IM; < » ¥*n*»j\ ^U'hr HH Oanx neu verb. hdtj. HskaL. von
tSmtU i'»tMSu'\U. IHOO--1%0. Nachdem ein auf-
rnerknamer Ifnvater die Jahre be-
obacJiten, ^ein HaiLsweseD mit Nutzen
(•xnr'u'hU'n u. den eintretenden Ge-
Hihren zuvorkommen kann. Von
I). Martin Kn. etc. (Mus. Salzburg).
\\U) » H Uliil/. I'V Aujc. M4. NeucHter lOOj. oder immerw. Hskal.
{\W%\S) roni|M\jiiH. Darin zu finden etc. s. No. 46. Zu-
cTHt herauHf^egeben v. D. Mauritius
Knauer Abt z. K. Lgenheim. Hiebei
oint^ nUtzl. Anweisung pp. Neue
vt^rbcKH. Auti. mit 24 Abbildungen.
(II.- H. Hreslau).
11(1) iMln Wril «'.Tb. 154. Dor Knaucr'sche lOOjäbr. üaus- u.
Hh>iu. LundwirthHch.-Kal. Ein sehr nlitz-
liohoH llauBbucb für Jedermann,
linigcarb., sehr verm. u. verb. von
\\ Papo, (Kgl. Hibl. Münster).
M« folK»^u nun \\w Aun^nbon« wolcho weder auf Hollwig noch auf
KiiftU(>i' l»u(ou
\\i\ \ i''>0 AUKN %loHoph lo:i. ('hI.Ooiv Praot. Porp, das ist: Immerw.
puvK («vubor. Hostüud. Haus- Kai. I>ariunen . . .
judixiren möjri». Hissmahlen tre-
riohlot auf hundert Jahr. Was von
thun sein. IMeses ist ein
Sohalt-Jähr von 366 Täc Mit Er-
Umiss der hohen Obern
V^St. Peter, Salibor^t.
von J. Berthold. 109
Jahr. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zahl.
IIH) 1723. Augs- Joseph 103. wörtlich wie Nr. 117 nur fehlt die
bur«^. Gruber. NB. über das Schaltjalir. (Hofbib.
München).
119) s.a. „ • (V) „ Der Hundertj. Kai. vom Jahre 1797
(1797) bis 1900. Worinnen die Benennung
der Planeten, ihre Grösse, Entfernung
u. muthmasslicher Einflnss auf die
Witterung ftlr jeden Tag enthalten,
sammt allgemeinen und bes. Bauern-
regeln, dann Wittergs - Vorhersage
und Kennzeichen des Wetters aus
^ den verschiedenen Stellungen des
Mondes (Falbtheorie) .... Mit
2 Tabellen, an welchen . . . dann
einen Anhang von nützlichen u. be-
währten Kunststücken. (U.-B. Krakau,
U.-Bibl. Wien, Stiftsb. Metten).
120) 1795. Gera. Deutsche 200. Der hundertj. Kai. ohne Schnurr-
Volkszeitung pfcifereien. Ein Volksbuch vom Verf.
u. Wilh. des aufrichtigen Kalendermannes
Heinsius. (Steinbeck). (U.-B. Jena, Fürstl. B.
Rndolstadt; U.-B. Heidelberg).
121) s.a. Wien. Joh.Georg 112. Hundertj. Kai. vom Jahre 1798 bis
(1798) Edlen 1902. Darin zu finden, wie ein
V. Mössle. jeder Hsvater die gantze Zeit über
nach dem Einfluss der 7 PI. be-
obachten u. 8. Hauswesen nützlich
u. glücklich einrichten könne. Nebst
Wirthschafts- u. Bauernregeln. (Mus.
Salzburg).
122) „ ,. ., „ Genau w. No. 121 nur 2. Auflage.
(Mus. (jraz).
123)1805. „ Anton 126. Ildtj. Kai. vom Jahr 1805—1905.
Doli. Worinnen jeder Hsvater ncjbst der
Anzeige der Planet., einer Ostor- u.
Pfinpsttabelle, einem Mondzeiger n.
zwei unterhaltende Geschichten, noch
die sog. Bauerregeln und viel Nütz-
liches über . . . . u. die muthmassl.
jährl. Wittening findet. 5. verb. u.
verm. Auflage. (U.-Bibl. Krakau).
124) 1804. ., „ Neubearb. hundertj. Haus -Kai. vom
Jahre 1804—1904. (B. d. Akad.
d. W. Budapest).
1 10 Beiträge zur Eutwickelung des hundertjährigen Kalenders
Jahr. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zahl.
125) 1801. Quedlin- F. J. 310. Hundertj. Kai. mit angehängter Er-
bnrg. Ernst. länterung, das Kalender^vesen, den
Himmelslanf u. den Kalcnderaber-
glauben betreifend. Von J. H. Fritsch.
(K. B. Berlin).
126) 1820. „ „ ,, Nene Aufl. w. No. 25. (Gräfl. Bibl.
Wernigerode).
127) 1804. Halle. Kunst- 125. Hundertj. Kai. auf die Jahre 1801
händler bis 1900. 4. Teil. (Herzogl. Bibl.
Dreißsig. Gotha).
128) s. a. Halle. Kunst- 125. Neue Auflage von 127. (Landesb.
händler Altenburg).
Dreissig.
129) 8. a. Nord- G. Müller. 96. Aufrichtiger hundertj. Kai. v. Jahre
(1834) hausen. 1834-1934. (K. B. Berlin).
130) 8. a. Münster. Aschen- 119. Der hundertj. Kai. vom Jahre 1800
(1836) dorrsche bis 1900. Worin das Wissenswtir-
Buchhdlg. digste von der Sonne .... femer
eine Sammlung von Bauerregeln.
(K. B. Berlin).
131) s. a. s. 1. Kai. auf 100 Jahr von 1830—1930
(1830) n. Chr. Auf einen Bogen gedruckt.
(K. B. Berlin).
132) 1837. Graz. Greiner. 565. s. No. 111. 5 Teile in zwei starken
Bänden. .(Verf.).
133) 1851. Leito- Fr. 127. Hundertj. Kai. Vom Jahre 1797—
mischl. Berger. 1915. Worinnen die Benennung der
PI 8. No. 119. (Mus. Prag).
134)1819. Pesth. Adolph 190. Neuester hundertj.Zeit- u.Witterungs-
Hartleben. kal. Vom Jahre 1819 an bis 1919.
Enthält 1) Ein ... . 2) Verschie-
dene .... 6. verb. u. ansehnlich
verm. Auflage. (Verf. l'.-B. Königs-
berg. Stiftsb. Metten).
135) s.a. Villingen. Ferd. 175. M. Johaunis ('ol<*ri Philos. et The(»l.
(1844/5) Förderer. clanas. Calend. Perpet. Das ist:
Hundertj. Witternngs-Kal. nd. Stand-
hafter Bericht von den Wetteran-
zeig(»n .... VInthaltend: Die Fest-
tjige, Jahresregenten Zum
ntitzl. (icbr. für Hausväter .... neu
durchgesehn u. verb. (^Verf., Hofb.
KarlKrulie).
von J. Berthold. 111
Jahr. Ort. Drucker. Seiten- Titel:
zahl.
136) 1723. Schwo- Joh. ? Neu wohleinger. Planetenkal. Vom
bach. Mich. Jahre 1724—1744 gestellt. Wo-
Kuhu. rinnen nach der Sonnen- n. Monds-
lauff .... aus eigener Erfahrung
und bewehrten Schriften in dieser
neuen Gestalt verfasset von einem
Astrologiae et Oeconomiae Practico.
(Grossh. Bibl. Weimar).
Hiertiber sind mir bekannt geworden:
137) 1730. H. K. in russischer Sprache (Ü.-B.
Göttingen).
138) 1807. Brunn. H. K. in böhmischer Sprache (Mus.
Brttnn).
•Es wird mir nun die Aufgabe zufallen, in möglichster Küi*ze
aus dem gesammelten Materiale weitere die Zahl und Reihenfolge der
Auflagen, die Druckorte und Verleger, die Form, Stärke und Aus-
stattung, die Standorte und den Inhalt des Buches betreffende Schlüsse
zu ziehen.
Das vorstehende Verzeichniss lässt keinen Zweifel darüber auf-
m
kommen, dass man es hier bezüglich der auf dem Titelblatte genann-
ten Verfasser mit 7 Arten von H. K. zu thun hat. Es giebt Aus-
gaben, die auf Knanei:, auf Hell w ig, auf D. M. K. A. K. L., auf Knauer
und Hellwig zugleich, auf niemand, auf Colerus und solche, die auf
einen jüngeren Autor lauten. In dieser Untersuchung sind die ein-
zelnen Arten der Reihe nach mit 75, 37, 2, 2, 15, 1 und 4 Exem-
plaren vertreten. Die beiden wichtigsten Gruppen, die Knauer- und
Hellwig- Ausgaben, denen inhaltlich auch No. 3 u. 4 anzugliedern sind,
umfassen 85 Prozent aller H. K., und wiederum sind es die Knaner-
Kalender, welche ein bedeutendes numerisches Uebergewicht über die-
jenigen Hellwigs erlangt haben (2 : 1). Anfangs war das Stärkever-
hältniss beider das umgekehrte. Bis 1710 waren 7 Hellwig und nur
2 Knauer, bis 1725 16 Hellwig und nur 12 Knauer im Buchhandel
erschienen. Im ganzen vongen Jahrhunderte sind gegen 32 Ausgaben
von Hellwig und gegen 38 solche von Knauer gedruckt worden. Von
den sämmtlichen obenstehenden 136 Auflagen gehören 78 dem vorigen
und 58 dem «gegenwärtigen Jahrhunderte an. Unter den letzteren be-
finden sich nur 7 Hellwig, dagegen 34 Knauer. Ein entschiedenes
Uebergewicht haben die Knauer-Kalender also erst im laufenden Jahr-
hunderte erlangt. Nur 7 Autoren (Steiubeck, Jahn, Fritsch, Thomann,
Schönfeld, Strtif, Pape) haben es gewagt, ihre Namen dem Buche bei-
zufügen; die meisten Versuche, dasselbe zu modernisiren, wurden
anonym gemacht.
Die Orte, von denen aus der H. K. seine Reise durch ganz
Mitteleuropa angetriteii hat, sind Erfurt und Kulmbach. Erfurt ist die
H2 I>trr3ir#r zar Knt«irk«'hinr '1<^ hand^-njihri^eo Kak«d<rF
H^ro^A*- iur allir H«;)liii^'Aiufra(>fD: «ie hat ihre Stellon^ weit ent-
ib^hiH^riurr zu t^baofK^o (^«voH-t ah f^ Knlmbach hinsichtlich der
Kn»ui:r'Au*iCM\f^M fr«)onir«rn titt. Nicht weniger ah 6 rerschiedene Fir-
m^n (Jhh. (itortc .Surcke [l/OT. Job. Christ. Stfesel [17071 Christian
HVinmaon |J7Jfi '^Jer frflher]. Job. Jakob Spiess [1724\ J-h. Georg
7Amm*ir [17.^1], TobiM Heinrich .Schrr>der [1740^ haben das Boch in
ihren Verlag genommen ond trti^ao 20. also 50 Prozent aller Auflagen
in einfacher doppelter '>der wohl gar dreifacher F*^»Ige ausgegeben. In
\H'.zufc auf letzteren Punkt bleibt volle Klarheit wohl f^r immer
au*geM:hlo^*en. Kecht erwttni>cht wäre es. wenn genau festgestellt
werden kannte, welche von den obigen 6 Firmen neben- und nach-
«'inander exintirt halien: meine sriwohl in privaten ah auch in Bnch-
hindlerk reihen angestellten NachfonM^hungen hierfibersind bis jetzt völlig
crfolgloh gewcMfü. l'nter nimmt! ichen Krfurter Ausgaben wird eine
•I.. 7,. 8., U., 10. auH^lrttcklich genannt, die 10. sogar doppelt, und
eine ti. von Frankfurt a. M. utid eine 12. von Chemnitz können nicht
gut von jenen getrennt werden. Nehme ich zunächst an. ei^ habe eine
doppelte Folge von Ausgaben in Erfurt bestanden, so würden es die
Htarcke- und KtÖHsel-Ueihe sein, an die in erster Linie gedacht werden
müsste. lliese Annahme wird durch das zweimalige Auftreten einer
10. Auflage und den grossen Zeitunterhchied, welcher zwischen einer
3.(1705) und '1.(1715) liegt, wesentlich gestützt. Ist meine Annahme
richtig, und darf man die inhaltlich genau zu den Reihen passenden
H. 1.- Ausgaben mit zur Ausfüllung vorhandener Lücken heranziehen,
HO könnte sich die Sache wie folgt entwickelt haben.i)
Htarcke-Keihe.
1. Auflage 1701 Stareke.
Stössel-Reihe.
1. Auflage 1707 Stössel-Eifurt.
2.
III.
4.
5.
«.
7.
Vlll.
IX.
X.
n
n
M
n
w
»»
1702 „
1705 Hennig Frank-
furt a. M.
fehlen
1721 Spiess.
1 725
I72«>
Von der I. u. 2. Auflage wurden
Hl»ged ruckt:
s. n. Kisleben (Clejo).
(17()a/5)
s. a. (Jothn (Keyher).
(170:i/5)
2.
:i
IV.
O.
6.
VII.
8.
9.
10.
11.
XII.
13.
n
r»
r»
w
V
•«
M
1709
1714
1715
I fehl
1727
n
en
n
fehlen
( 'hemnitz.
1743
1750 ^
1770 .,
Inlialtlieh outspreehen diesen Kai.
ganz und könnten als 5. u. i\.
Auflage derselben gelten:
1) hie auMlriU'klicli hoigodrucktoii Ant'lugi'iiiiuniMTii sind mit rrnnisclioii.
die von mir heiffrh'gt»Mi mit :ir:il»is«-Iu'n ZillVrn lu*/rirlinrt.
von J. Berthold. 113
Starke -Reihe. Stössel -Reihe.
8. a. Erfurt (Weinmann). 1716 s. 1.
(1703/19) 1618 8. 1.
1714 8.1.
Auffällig bleibt hierbei, dass von 23 Auflagen 10 verloren ge-
gangen sein sollen. Dies drängt zn einer andern Annahme. 1707
kam der Hellwig'sche Kalender — also noch zu des V. Lebzeiten und
in dessen Wohnorte — in ganz neuer Gestalt heraus. Aus einem
88 Seiten starken ßttchlein war ein 200 Seiten starker Band geworden:
Hellwig hatte sein Werk um einen ausführlichen Kräuterkalender ver-
mehrt. Es wäre daher möglich, dass sich die Bemerkung in der Aus-
gabe von 1715 „Zum vierdtenmahl in Druck gegeben" dahin deuten
Hesse: Zum vierten Male in dieser Gestalt gedruckt. Dann könnte
man sich bloss eine Folge denken, die so aussehen würde:
1. Aufl. 1701 Starcke-Erfurt.
2. „ 1702
3. „ 1707 Stössel „
4. „ 1709
5. „ 1714 „ „
6. „ 1715 „ „
VII. „ 1717
VIII. „ 1724 Spiess
IX. „ 1725 „ „
X. „ 1726
11. „ 1743 Stössel-Chemnitz.
XU. „ 1760
13. „ 1770
Ausserhalb dieser Reihe steht nur die Zimmer'sche Ausgabe von
1731; sie wird schwer unterzubringen sein. Im Uebrigen ist es sehr
wahrscheinlich, dass Hellwig bei Lebzeiten nur eine einfache
Folge der Ausgaben in Erfurt duldete bez. leitete. Durch seinen Tod
(1721) entstand deshalb auch eine grössere Lücke in der Folge
(1717 — 24), die erst Spiess wieder schloss und ordnungsgemäss weiter
mit „8. Edition" numerirte. Meine Vermuthungen würden bedeutend
an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn sich nachträglich feststellen
Hesse, ob um 1706 herum Starckes Verlag in Stössels Hände über-
gegangen ist. Der sachkundige Leser wolle nicht an der verschiede-
nen Datirun»^ der 7. Auflage (1717 u. 1727) Anstoss nehmen. Das
Buch ist nur einnuil (IJ. B. Jena) angetroffen worden, und infolge seiner
beschädigten Jahreszahl bleibt es unentschieden, ob es 1717, 27 oder
37 ausgegeben worden ist: nur die benachbarten Ausgaben können
hierüber entscheiden.
Neben der Erfurter muss nun noch eine Leipziger und eine
Grazer Reihe von Hellwig- Kalendern unterschieden werden. Beide
sind jüngeren Datums und weichen inhaltlich wesentlich von den echten
llelhvIiTs :ib. Ich lasse auch diese liier in der alten Weise folgen:
}*i h^.fi^ JWf l'.4Wvi«*.»iiai/ v^ ixuÄtrritirir*i ILüauftn»
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1751
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1 7.v;
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1772
7. .
17Vi MfiJl«.
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J 7Hf)
1 Juhry:»ttie 1. AuHafr« 1799 Frötfcfaer.
fr
r.
5^ «
1800
^
II „
1800
r
1 Auflair«;
1801
Miller.
II .
h, a.
(1802)
»
»i. „
H. H.
(1803)
n
IV, „
1805
Kienreich.
V-
h. ;i.
(1806)
Miller.
vr «
1809
Kienreich.
7.rvi).
18 Hi
m
Hti ^Uri*u <H von 40 Knlcnditm in drei geordneten Folgen fest-
ftCdt'Kt und nur 9 hIh vi^reinx^lt daHtoliond zn betrachten. Von diesen
9 Ki'lWimi 1 di'r «THli'-n (1700—1707), 4 der zweiten (1707—1735)
und I di'r dritten KntwicktdungHpcriode (nach 1735) des H. K. an.
Diu pfhtiMi 4 NJnd ^oniiuo Abdrücke der beiden Starcke-Auflagen; zn
Ihlieu rechne ich: h. u. KIhIcIxmi, h. a. (iotha, ß. a. Erfurt und 1705
Kraukftirt a. M. lieber die Dafirunjic von „H.a. Erfurt", der schon ein-
gahKi« erwähnten h. M. K. A. K. h.-AuHgabe, Iftsst sich streiten. Infolge
c^lner eln)(etrageni*ii Notiz in das Huch Htcht zunächst nur fest, dass
Ht^hie AuN)(ube yov iH^ti erfolgte: Ausstattung und Inhalt desselben
N|ireehen jedoch f^lr eiiu* frtUiere Ausgabe. Der Verleger Weinmann
war \\\ K. ein tlndlgt»r Kopf, der jederzeit seinen (tcschäftsvortheil im
Auge hatte, Kr Ist derjenige ErAirter lUichhUndler, der sich zuerst,
mich Im Todesjahre tiellwigs, zu der Ausgabe eines Knauer-Kalenders
oiitNchlosh. tiAtte er nach diest^r einen Hellwig verlegt so wttrde er
doch Wohl die neueste. iUe «TWtMterte F»»rm desselben gewählt haben,
loh xerniuthe daht»r» dasN dieses seltene, in der Dresdner H. vorhan-
dene FAeniplar vor 1S07 ausgi»geben wiudeu ist und so der ersten
IVH^mIo der llellwig-Kaleuder angehört. -- Die zweite Vierergruppe
oiUhftll »* s I AusgabtMi und die niehrfueh erwähnte, als 10. Auflage
Ue#eloh«ete /«inuuer'sehe Ausgabe von 17;n: alle ähneln den 8tössel-
AUHgabou aUHsei^tr\lentlieh. - iianz vereinzelt nach Form und* Inhalt
aMn die .'* a. .\u>gabe \on Stuttgart da. Sio ist in den vierziger Jahren
orikohioneii und ohne Foluo geblieben reberbliekt man alle llellwlg-
Kaleiuler, so wii^l man sai;>Mi dürfen:
von J. Berthold. 115
1. Der Hellwig'sche H. K. ist in 40 Auflagen ausgegeben wor-
den; er zählte in seiner ersten Gestalt 88 — 96 Seiten, später
(1707) 176— 194 Seiten.
2. Die Verlagsorte desselben liegen vorwiegend in Norddeutsch-
land und sind: Erfurt, Leipzig, Graz, Eisleben, Gotha, Chem-
nitz und Stuttgart.
3. Er erschien zumeist in geschlossenen Folgen und ist so vor
argen Fälschungen halbwegs bewahrt worden.
4. Seine Blüthezeit filllt in die Periode von 1700—1730. Die
Leipziger Reihe umfasst die Jahre 1735 — 86, die Grazer die-
jenigen von 1799—1816.
5. Nur von 2 Auflagen der Leipz.-Reihe lässt sich mit Gewiss-
heit behaupten, dass sie bis heute in keiner Bibliothek ange-
troffen worden sind; im Uebrigen ist das Material jetzt in
Wünschenswerther Vollständigkeit beisammen.
6. Die Grazer H. K. haben inhaltlich nichts mehr mit dem
Hellwig'schen Buche gemein. Wer letzteres kennen leinen
will, muss auf die Zeit vor 1735 zurückgehen.
Etwas schwieriger gestaltet sich der Versuch einer einheitlichen
Gruppirung der Knauer-Kalender. Da das Buch, wie es uns jetzt
vorliegt, erst 40 Jahre nach Knauers Tode gedruckt wurde, hat wohl
niemand sein Eigenthumsrecht auf dasselbe entschieden geltend gemacht;
infolgedessen schössen die Auflagen an allen Orten und Enden wie
Pilze auf, so dass verhältnissmässig wenig längere Reihen angegeben
werden können. Es gehört der grösste Theil der Verlagsorte dem
Süden an (Langheim, Bamberg, Brunn, Weissenburg, Tübingen, Augs-
burg, Nürnberg, München, Reutlingen, Wien, Linz, Pest, Graz, Zug,
s. 1.): allein auch der Norden hat das Buch bereitwillig und filih
(1721) aufgenommen (Erfurt, Eisenach, .Magdeburg, Leipzig, Frank-,
fürt a. d. Oder, Berlin, Einbeck, Glatz, Kassel, Werl). Unter allen
stetigen Folgen von Knauer-Kalendern steht die Culmbacher des
Druckers Lümscher obenan. Sie besteht aus 5 Gliedern und enthält
die älteste gedruckte Form des Knauer'schen H. K. Weicht sie auch
in manchen Stücken von den Manuscripten ab, so hat sie doch ihre
Eigenart 20 Jahre hindurch streng gewahrt.
Ihr steht die 5 gliedrige s. 1. -Reihe von 1713 — 1732 am näch-
sten. Die 3 ('rst<*n Ausgaben dei*selben sind genaue Abdinicke der
Culmbacher Kalender; die letzten zwei oder wenigstens der vierte,
mögen von ^'iner andern Firma herrühren.
Culmbacher- Reihe.
1. Aufl.
1704
Lümscher
2. „
1707
n
O. „
1712
n
4. „
1719
n
r>. „
1722
*i
S
. J.-R
eihe.
1.
Aurt.
1713
2.
w
1715
3.
y)
1716
•
11
1727
m
w
1732
1 1 6 Kciträf^e znr Kntwickcliiii^ <}vh hundertJHhrip'n Kalec^'^r«
HiH 1713 ist die Culmbaclier Ausgabe ohne jede Konknrreaz ze-
blieben; von da ab brachten jedoch verHchiedene Firmen vrreinzelte
Auflagen auf den Markt. Neben der ä. I.-Reihe ?ind zu nennen: 1715
Ijehmann in Hrllnn, 1716. 1729 und vielleicht auch zwischen Vieiden
Jahren Schmid in Aup«pur^, 1721 und 1724 Weinmann in Ertibit
und 1723 Siej^Ier in Ma^debur<r. Nach 1730 trat ein Viemerkeni^wertht/r
•Stillstand in der Sache ein. Während das Buch von 1704 bis 1732
mindcHtens 16 mal auK^e^reben worden irit. kann ich von hier bis 1750
nur drei Auflagen zählen: 173H Weissenbur^r. s. a. (1741» Eisenach
und 1741 Nürnberg. Auh letzterem Verlaj^e (Lochner) i?t mir noch
eine Auflage 0754; bekannt geworden: vielleicht haben aber auch
hier Zwirichfnauflagen exintirt.
In der zweiten Hälfte dcN vorigen Jahrhunderts brachte die
Augj-burger Firma „Andreas iSrinhausser* wieder neues Leben in diesen
Verlaghartikel und machte Augsburg zum Ilauptverlagsorte fiir alle
Knauer-Kalender. I)ie Aug^burger Reihe, so werde ich die hier ge-
meinte Folge nennen, g(flifirt zu den längsten und regel massigsten aller
Knauor-Kalender- Folgen; sie wird nur durch die Leipziger Reihe des
gegenwärtigen JahrhundertH übertroffen. Aus der Zeit von 1752 bis
1784 konnte ich 1> verschiedene Olieder derselben zählen, und es ist
sehr wahrscheinlich, das» noch Zwischenglieder aufgefunden werden
können. Ilie Kalender bieten genau den Stoff der Culmbacher, nur
wird jeder Planet (jede Witterungsklasse) mit einer vierzeiligen Strophe
eingeleitet, eine Kigenthflmlichkeit, die ich sonst nirgends angetroffen
habe. Die Reihe selbst entwickelte sich wie folgt:
1. Aufl. 1752. 5. Aufl. 1777.
2. „ 1756. 6. ., 1782.
3. „ 1758. 7. „ 1786.
4. „ 1761. H. „ 1787.
V y y. ., 1794.
Während Hrinhausser am Orte in Schmid und Lochner Vorgänger
auf diesem Verlagsgebiete hatte, erwuchs ihm in „Matth. Rieger* ein
nicht zu unterschätzender Nebenbuhler. Von den Riegefschen Aus-
gaben sind mir zwei (1776 u. 84) bekannt geworden. Um die Wende
des Jahrhunderts verh»gte dann noch der „Bürgerliche Buchdrucker'
Ignatz Ziernwald in Linz den Knauer-Kalender in l^ weit von einander
abstehenden Auflagen (1792. 1803. 1839).
Bis hierher sind die meisten 11. K. fest und bestimmt dutivt;
dagegen wird es mit Eintritt des nt'uen Jahrhunderts y^mev mehr
Brauch, das Buch s. a. zu verausgaben. Vielleicht widerspvacli cä dem
gesunden Menschenverstände, mit diesem Bollwerke des Aberg\aks\>vnA^
c. a. V. 1. vor das urtheilstahige Publikum zu treten. So siml \)e\^^\d*-
weise die ersten (irazer, Kentlinger, Leipziger, die Berliixo\. ^^^-
furter, Kinbecker, Münehener, (Jlatzer und KassebT Aw-s^.?;»^^'*^'^^^
ohne Jahr, zwei sogar ohne Jahr und Oii (1799 u. IHOl. ->^ ^^.»^^^.^^
Nur die grosse li<Mpziger Knauer-Reihe und eine ki'ir/-^*^ — ^v? ^^ t^^
vou .1. IJrrtlioia. 117
sind fest datirt. Jeno wurde von der Tauberfschen Buchhandlung
zu Anfang des laufenden Jahrh. begonnen, 1855 von Otto Aug. Schulz
daselbst fortgesetzt und soll, wie mir Hr. Schulz freundlichst mittheilte,
von Hauberger's Verlag in Bern beendet worden sein. Um die jting-
sten Auflagen habe ich mich bei der letzteren Firma vergeblich be-
mtlht. Die Mtlnchner Reihe gehört dem Verlage G. Jacquet, Mtlnchen-
Augsburg, an. 1832 tibernahm diese Firma den Lindauer'schen Verlag,
in dem Ausgaben des H. K. (1817) enthalten waren. Hierdurch an-
geregt, mag die erste Auflage der neuen Folge etwa 1833 ausgegeben
worden sein. Beide Reihen gestalten sich so:
Leipziger Reihe. Münchner Reihe.
1. Aufl. fehlt. 1. Aufl. fehlt (1833) Jacquet-Mttnchen.
2. j, ,, 2. „ „ (1834) „ „
3. „ „ HI. „ 1835 „ „
IV. „ 1826 Taubert. IV. „ 1836
V. „ s. a. (1843) „ V. „ 1837
6. „ fehlt. VI. „ 1841
7. „ fehlt. VU. „ 1848 „ -Augsburg
VIII. „ 1859 Schulz. VIII. „ 1853
9. ,, fehlt.
X. „ 1867 „ Hier schliesst die Reihe; denn 1860
XI. „ 1868 „ ging die Firma zu Grunde, und der
Verlag kam an „Matth. Rieger*' und
„Schmid".
7» n
H 7»
Neben diesen beiden interessiren den Leser vielleicht noch die
mehrfach erwähnten Grazer und Reutlinger Reihen, deren Glieder ver-
schiedenen Firmen am gleichen Orte angehören und darum keine stete
Folge abgeben. Von Beiden konnte ich Folgendes feststellen:
Grazer Reihe. Reutlinger Reihe.
1803 Miller (s. Hellwig-Kal.). ? s. a. Fleischhauer.
1. Aufl. s. a. (1806) Ferstl. s. a. Ensslin.
2. „ fehlt „ 1848 fehlt.
m. „ 8. a. (1809) „ U. Aufl. 1859 Rupp u. Baur.
IV. „ 1836 „ ? 1860 Ensslin u. Laiblin.
1875 fehlt.
Bezüglich der ganz allein aufgefundenen 49. Auflage aus „Endters
Verlag' in Nürnberg dürften Zweifel an dem thatsächlichen Vorhanden-
sein der übrigen 48 Auflagen erlaubt sein. Inhaltlich stimmt das
Buch mit den beiden s. a. e. 1.- Ausgaben (1799 u. 1801) fast wörtlich
tiberein, und es wäre möglich, dass diese demselben berühmten Kalender-
vcrlage entstammten und als Vorgänger jener 49. Auflage angesehen
werden dürften. Das Buch wäre dann einfach alle Jahre, wie ein ge-
wöhnlicher Schreibkalender erschienen.
So wären auch von dieser Form des H. K. 51 von 88 ausge-
gebenen Auflagen in 6 Reihen festgelegt. Die übrigen 37 sind als
118 Ht'itni^c zur Kiitwickeliinfr drs huiHUTtjälmgni Kuleiiders
vereinzelte oder zwei- bis dreigliedrij^en Keilien angeliörige Ausgaben
zu betrsicliten. Alles in allem genommen wird man sagen dürfen:
1. Der 11. K. Knauer's wurde von 1704 bis 1875 90 bis 100
mal ausgegeben.
2. 13 Auflagen desselben können sicher als „gegenwärtig nicht
aufgefunden" bezeiclmet werden; doch dürfte sich diese Zahl
mit grosser Wahrscheinlichkeit auf 20 erhöhen.
3. An 25 deutschen und österreichischen Orten verlegt, erscheint
das Buch als die süddeutsche Form des H. K., die zwar
von Culmbach ausging, ab(;r am häufigsten (17 mal) in Augs-
burg verausgabt wurde.
4. Ein echter Knauer-Kalender mnss 88 (ohne Vorrede) bis 96
(mit Vorrede) Seiten haben. Er zerföllt in zwei Abschnitte:
Seite 1 — 46 enthält den eigentlichen H. K. (astrologischer Theil),
Seite 47 — 88 den „Hauskalender, in welchem zu finden etc."
(ökonomischer Theil).
5. Der Titel „Cal. oecon. pract perpet" ist der echte Knauer'sche
Titel dieses Buches und kommt nur bei dieser Art von H. K.
(ca. 30) vor.
6. Die Auflagen des ganzen 18. Jahrhunderts weichen stofflich
nur sehr wenig von einander ab; mit Beginn des 19. trat
aber eine arge Zersplitterung in dieser Hinsicht ein. Die
Bücher wurden bald durch ausführliche Oapitel über landwirtli-
schaftliche Vemchtungen, bald durch solche über Wetter-
anzeigen, Vieharzneimittel und astronomische Themen ver-
mehrt. —
Nun noch ein Wort über die „wilden" d. h. auf keinen Namen
lautenden Ausgaben. 19 derselben sind mir bekannt geworden. 5 von
ilmen stammen aus dem vorigen, die meisten aus dem Anfange dieses
Jahrhunderts. Auffällig ist es, dass schon 1720 ein solcher erschien.
Mit Ausnahme dieser frühen Augsburger Ausgaben weichen alle in-
haltlich stark von den echten Knauer-Kalendern ab; einige haben
geradezu den Charakter von Protestschriften, wie z. B. Gera 1795,
Quedlinburg 1801, Pest 1819. Die Verlagsorte dieser Art sind über
ganz Mitteleuropa zerstreut, ohne ein bestimmtes Centrum aufzuweisen
(Augsburg, Wien, Graz, Pest, Leitomischl, Schwobach, Halle, Nord-
hausen, Quedlinburg, Münster). Von wenigen (Pest!) dürften mehr
als 2 Auflagen erschienen sein. Sie gleichen der Nachlese in einer
grossen Ernte. —
Das Ganze überblickend, lässt sich erkennen, dass der H. K. in
allen seinen Formen von 1701 bis 1875 138 (s. Verz.) + 2 (fehlende
Hellwig) + 13 (fehlende Knauer) + 48 (fehlende Endter) + 5 (fehlende
wilde) + 4 (es soll ein H. K. 1809 von Weygaud, Leipzig, 1772 von
Bern aus, 1855 von Ehlers, Einbeck, 1857 von Wien aus ausge-
geben worden sein), also in Summa 210 mal erschienen ist, und
swar im
von J. licrthold. 1 19
18. Jahrhundert. 19. Jahrhhundert
1. Jahrzehnt 9 mal
2. „ 14 „
3. „ 14 „
4. „ 6 „
5. „ 8 „
ö- n 7 „
7 4
9. „ 6 „ ,sa. 127 mal
10. „ 9 „
38 mal
21 „
14 .
22 ,
16 .
7
6
3
Sa. 83 mal
SaSa. 210 mal.
Man wird diese Zahl getrost auf 220 erhöhen können. Ein
Buch aber, das in 175 Jahren 220 Auflagen erlebt hat, dürfte einer
eingehenden Untersuchang werth sein; hat es doch eine Verbreitung
gefunden, die derjenigen der Bibel nahekommt.
Nur weniger dieser Bücher bin ich auf Buchhändlorwcge hab-
haft geworden. Die Kataloge enthalten selten ein werthvolles Exemplar,
und die von mir in drei Zeitschriften erlassenen Aufrufe an Private
und Antiquare haben nur 4 Angebote zur Folge gehabt. Daraus
schliesse ich, dass die Bibliotheken und Museen die noch vorhandenen
älteren Exemplare so ziemlich aufgekauft haben. Nur Ausgaben aus
der 2. Hälfte des laufenden Jahrhunderts, die ftir die Bibliotheken in
Ermangelung eines historischen Werthes wenig Reiz haben, werden einem
zuweilen angeboten. Den grössten Schatz an H. K. hat unstreitig die
Münchner Hof- und Staatsbibliothek. Aber wie obiges Verzeichniss
lehrt, geben auch die Bibliotheken zu Bamberg, Breslau, Berlin, Göt-
tingen etc. und die österreichischen Museen und Klosterbibliotheken
reiche Ausbeute. —
Der H. K. erschien mit einer einzigen Ausnahme (s. a. Stuttgart
hohes Halboctav) in Octavform. Die Seitenzahl schwankt zwischen 64
(1860 Reutlingen) und ca. 600 Seiten (1837 Graz). Die normale Seiten-
zahl der echten alten Ausgaben wurde bereits oben angegeben. Als
die stärksten Bände sind im allgemeinen die Grazer (252, 387, 576
Seiten), Leipziger (228, 310), Quedlinburger (310) und Chemnitzer (352)
zu bezeichnen. —
Annähernd die Hälfte der gesehenen Exemplare war mit Bildern
ausgestattet. Man muss hier Titel-, Planeten-, Monatsbilder und Ab-
bildungen im Quodlibet unterscheiden. Die alten Knauer-Kalender ent-
halten nur ein Titelbild, die Hellwig-Kalender nur Planetenbilder. Das
Knauer'sche Titelbild wurde in die Hellwig-Kalender zum ersten Male
1707 (1. Stössel-Ausgabe), die Planetenbilder in die Knauer-Kalender
zum ei-sten Male 1721 (Weinmann- Ausgabe) aufgenommen. Im Ganzen
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\*f'/'f:h*i!t I'!arj'-t«-r.t:'/ii.'<-jj zu «rrk«:EiJj*:ri -ii.«;. - hrr>'L: ::.. K:r.zrjEtn
-i'z'rii'i. r,aj'i iiu M»-'Jailiori. oal«: fr«-:, rial'i rhi: JhrrL T'!i:r:k:vi*2»'[flirn.
J*alo liU: mit 'i»:fi uMi'h«-rj >;• iij*io]»:ii «iar.:^-!»-!:!. I»:»: «irairr HeüwiL'-
Ka)<:ri<l'-r uut\ «li<r ijj«ri-t<:n •Ail'i»-n hari«-ri 'jht k»-iLr l':aseie:.b".ldfr —
Mofiat-fii Wi<-r tirj'j':! inan mit Au-ijahm»- •i»-r •.i»r>»nrr"?oL«:ri An--
:fab<:fi nwr in Kfiau<;r-Kal'-ri*]*:ni. ]':h bin ihn»::, ir. if'.' Kiemp'^areu i»r-
*4*r*/U*'X. >\*' hab'-fi rii*ri-t 'li*- ^^ip.i*— VVijj h X -^ '"Ul UD'i sTrlleu iriVÜil
tzUi*^ *i*'ii M'ffiat ':)jurakt«-ri-in:iid».' landwirthvhatllichr BesehäAitniDi:
fjar. H<ri deu Ofr-.Tii<rr-Kalencierci sind e-? z. H. t'ulirend»-: Gedeckter
Tivcli, Pfählen der B&ume. Kappen der Weiden. Melken und Banem.
von .T. Bcrthold. 121
Kahnfahrt, Schafschur, Heuernte, Getreideernte, Pflüp^en und Säen,
Weinernte, Brechen des Flachses, Schweinschlachten. Es ^iebt jedoch
auch gi'össere Monatsbilder: 1849 Nürnberg 8 X 6 cra, 1859 Reut-
lin*cen 8x14 cm, s. a. Münster 5x9 cm.
Die in den letzten Anhängen mancher H. K. auftretenden Ab-
bildungen beziehen sich auf astronomische Objekte, Thierarzneikunde,
Aderlässen und andere Erwählungen. Sie sind meist nichtssagender
Natur und nicht selten in den zahlreichen „immerwährenden'' und
Schreib-Kalendern anzutreffen.
In Rücksicht auf den mir zur Verfügung gestellten Raum, sehe
ich mich genöthigt, von den Ergebnissen der Inhalts- und Textvcr-
gleichung für diesmal ganz abzusehen. Vielleicht interessiren diese
auch Meteorologen mehr als Bibliographen. Nur auf einen Punkt
daraus möchte ich noch aufmerksam macheu. — Nach Einsicht der
Manuscripte des II. K. kann kein Zweifel mehr darüber existiren, dass
Knauer nicht einen 100jähr?gen, sondern einen immerwährenden
Kalemder schreiben wollte und geschrieben hat; seine Regententabellen
umfassen 312 Jahre. Einen „Hundertjährigen" hat erst Hellwig daraus
gemacht. Die ausdrückliche Bezeichnung „Hundertjähriger K." kommt
zuerst in der Weinmann-Ausgabe (s. a. Erffurt. D. M. K. A. K. L.) vor.
PHir uns liegt nun die Fi-age nahe: Inwiefern stimmt die grosse Masse
der „immerwährenden" Kai. mit dem H. K. überein? Zunächst muss
hier betont werden, dass kein immerw. Kai. die Knauer'sche Idee
eines 7jährigen Turnus in der Regentschaftsfolge der Planeten kennt,
dass also diese dem H. K. völlig eigenthümlich ist. Mir ist überhaupt
nur ein einziger immerw. Kai. vorgekommen, welcher Bruchstücke dieser
Idee (nur die Mondklasse) enthält, ausdrücklich aber auf den H. K.
als Quelle verweist. Es ist dies seltene Exemplar ein im Jahre 1731
gefertigtes Manuscript von etlichen Hundert Seiten, das der Volks-
bibliothek zu Altendorf bei Chemnitz gehört und mir ft-enndlichst über-
sandt wurde. Dagegen sind die Anhänge des H. K. mit grösserer
oder geringerer Ausführlichkeit und Uebereinstimmung auch in immer-
währenden Kalendern anzutreffen, sobald diese nicht blosse Sammelsurien
von chronologischen Tafeln oder drehbare Pappscheiben sind. Ins-
besondere zeigen sich folgende derselben dem H. K. sehr verwandt:
1725. Berlin bei A'mbrosius Haude. Allgemeiner sehr curieuser
immerwehrender Haus- und Reise-Kalender v. IJrano-
philus.
1733. Berlin. Derselbe, nur neue Auflage.
1717. Erfurt bei Joh. Funcken. Curieuser, immerw. Hausshaltungs-,
Reise- u. Hand.-Kal. Ohne Autor.
1719. Wie 1717. Autor: Turanophilus.
1720/21. Wie „ 4. Auflage.
1758. Wie „ Ist eine Umordnung und Vermehrung des
obigen.
VIU. 3. 9
122 I'nt^ li'ttr«' tl«* Cnnnul (Irsm-r rtc. |i;ir Il.Oinont.
1721. NünitM'Vjr hrl Job. Alhrcclit. CJanz neu verfertijrtor :ill-
^(^inciiicr und >lHswiilin'n(l«T Kai Clir. liichter.
I72.'i. Wir üIm'H. 2. Auflap'.
Heim Lrscii dieser Itüchcr >vird man unwillkürlich an die II. K.
iWv (fCssnor-Krihc 4*riiin«'rt. Wahiwlu'inlich lässt sich ihre Zahl uo<'li
Ktnrk vcrnudirrn. l'ni das Material nicht allzuselir anwachsen zu lassen,
hahe ich mir tlie „innnerwillirenden Kalender", nachdem ich ca. 50
der.Melhen ^cHchen, nicht mehr zusenden lassen.
1-nd nun zum Schluss n<ich ein Doppeltes: Dank und Bitte. Vur-
Hteliendi* /eilen werden, nach der Ih'stinnnun«? dieser Blätter zu urtlieilen.
xumeist von den Beamten ih'Utsdier Bibliotheken «relesen werden. Da
mir nun während d»'r Zeit der Führunjr dieser rntersuchunjr gerade
aus diesen Kreisen jrn»s.«*es Vertrauen entfreg:enp:ebracht wt)rden ist. und
ich bei tieii Herren Bibliothekaren reiclie rutersttitzun«;: in Wort
und That irefunden liabe. drängt es mich, denselben hierfür öffentlich
meinen erpd>enen Dank au>zusprechen. Trotz der ermü»ienden. ein-
tiinip'U Sehreiberei, tlie mit der Herbei seh alfun*: des Materials noth-
pHlrunireu verlnuulen war, wird nur tliese Zeit weiren des anreirenden
puHtipMi Verkehrs, in den sie mich irebracht. immer in an'^euehmcT
KrinneruniT bleiben. Ich habe mehr als den srewöhnlicheu (irad \i.n
IMousttWundliehkeit irefunden. und dies ermuthisrt mich zu nachstehen-
der Bitte.
hu Interesse des (lanzen wäre es sicher erwünscht, wenn die
Herren Bibliolhekan* mit auf die im Vorstehenden als «fehlend *•
boseiehnelen Ausiraben des H. K. achten und mir deren AutMndeii
kur£ anceis:en wollten. Schwerlich <ind diese Ihen aN wirklich ver-
lortMi e\\ betrachten: w,Hhrscheinlich stehen sie versteckt in :n:eüd
oitter kleineren BiMU^ihek oder ^ennden sich unrer den i:.ch nioh:
k»laK»j:isirren Kesteu der sn'ö'^srreii Auch fnhndr- ich -oh-c st-ir
J,ihivn u,ich jenem ven Sieiuheck in -»einem «AuiViohriiTon Kaien. :»r-
ULiun" Leipr-iT IS'M b FUi>oher p-v i' rrw.-ihnTer: >.-:.re:r'kxV::.;.rr.
«eiche:; Krieilrich lier lir IT 79 rlir seiet- I^c-l-.- r:':.vi\\:rz ÜrS-i. u:.«:
der, «c'l r.'.k'h: verkaufl'.tr. 17 SO wiegle- aüfiTr je'-ru -ifrrviea -jim-*--.
Kin jrev.ÄttOT TiTe*. *.>: atvh: :*::j:^ j^^-e»^. Wer k-en::: ■itv. K^'-^h-It? z:l\
wois?k «.' er :u r^ivle:: :<:
Svhiu-i'STi: J H : ::r. ". I
IUI!' lettre lie (ORnid lie>Rer ä IH\\A t h^tneus il7v|:ii.
\K*a\'r A.'.-v^^\- i: /t-:! x >*•-.: • : t-i-.;is ^v .•- -. : 'r^-.i-L:
ftfent: f«L :s:>s^
Lcttrt' (lo Li'oiir Allacü» ofc. par H. Oiiioiit. 123
L original de cette lettre est anjoard'hui conBerve a la biblio-
theque de la ville de Breme, dans un precieux recueil dautographes
de personnages celebres du XVP siecle (ms. A. 9, n^9). H. 0.
8. Accepi snperioribus nundinis chartaceum munns ab humani-
tate tua, doctissime (.'hytraee, pro ([uo magnas tibi gratias habeo.
Mittam et ipse aliqnid ])roxima occasione, interim te summopere rogo
nt conatns nostros circa Historiam animalinm juves atqne promo-
veas, maxime vero circa pisces maximos. Id si feceris snmptum omnem
cum gratiarum actione expendam et lionorificam tni mentionem in
opere nostro faciam('), in singulis istis imaginibus quas beneficio tno
pictas accepero, adjectis singulornm nominibns et brevi aliqua naturae
historia.
Sed quoniam mnlta jam prins habeo, ne actum agatur, rogo
humanitatem tuam ut piscinm et animalinm aquaticomm omninm qne
in vestro mari reperiuntur nomina vulgaria a piscatoribus curiose, etiam
minimorum, perquisita ad me perscribas. Ex quo catalogo ego deinde
quid desiderem significabo. Concepi sane spem magnam desiderio te
huic nostro in excolenda animalinm historia tam ardenti non defuturnm,
quam si ratam mihi feceris, conabor modis omnibus efficere ne nllins
collati in me beneficii poenitere te unquam possit. Vale in Domino.
Tiguri, 1543, 2" die septembris.
Tuus ex animo,
Con. Gesnerus, medicus.
Raptim, ad iter jam accincto typographo, qui nnndinas Franc-
fordianas petebat.
(Au dos:) Cl. V. D. Davidi Chytraeo, sacrarum literarum profes-
sori doctissimo, Rostochii.
Paris. 11. Omont.
Lettre de Leone Allaelo relative au transport k Rome
de la bibliothfeque de Heidelberg.
Tons les details du transport a Rome, en 1623, de la biblio-
theque Palatine de Heidelberg sont bien connns et on a le Journal (2)
du bibliothccaire du pape, Leone Allacio, qui pr^sida an transport et
en nota les moindres details. La lettre suivante (3) ecrite de Heidel-
(1) Ou ne trouve pas le nom de David Chytraeus dans les „Clarorum
viroriim, dejjue nobis in hoc opere bene meritonim ... nomina"
impfimes ä la nn de la pr^face du tome IV de Gesner.
(2) Public par Clir. Baer dans les Heidelberger Jahrbücher der
Literatur, 1872, nr. 31, p. 4SI, suiv.
(3) Cette lettre est r^cemment eutr^ ä la Bibliotheque nationale avec
la eollection Libri acquise du comte d' Ashbnrnham ; eile est au fol. 6 — 7 du
ms. nouv. acq. fran^. 5173, et a fait autrefois partie des papiers de Pciresc.
9*
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/l^lh ^lnntjfAt '|tt/'lli 'Jm- wii |#ar^vaDo pi'i rj*rces»ariL e deirni d'ts^er
^f^fflaU 1/ "/«» *^r h'» j#r«r*rfr nU'Ufiti r;i*-<r . f-on Itr qoali sria s^arei a
Hotm^'Uh t\UHit*\h i'hi'. la t'inta [^^narLi dl tuttrr I«* co?^ oeeessarie. et
U$ \$4ttU'*i\t%t*- MW fnA'Ht* fjofj Ulf hav<-.fe tratt^nut»». er C05a incre«libile
Im tUW^t'U'/M f'U*' *'*: f;itt;i |i«;r lia;<;rli. n<>ri v:ilÄero onlioi. Duo minaceii*.
W»u \p*'U*' \tft frov;irrM' ;ilin''fio uiim. in tarito r^lnr in*«.* bisuirnat«* scrivere
m\ /«Mri iiiM'.«! ^iM'oiivi/^irii^ i «|ij;ili lu* anchc in'hannu airintat«* iq ei«i
i\\i'f$it\tt i'\u' iv*u t'\U'U*i. t' «iiiani t\u:tf\ Uic) c.hi' acomiociam» aduhitare.
WH t^ut'Hltt iH'ttt t' vt'UuUt uuo iiiniidriromi dal SiVnore Preposito d'Elvan
t'*ni »ut' \t'iU'n', tliivf tuW ofr«'riMrono i carti. Stringhen» il partitt». 110
lutttit'Ut'tn dl mnlt'nitir*' »«* hi*nt' la domsinda delle paga i* tanto enormi*.
/Im MMlfiiorlttri« ojrni iiiio, poich«^ vnj(li(ino M'Aie coleri per centiiiaro, et
II i'iiti'o dU'Mfto flu* poHani vinticiiM|U(; centinara, in tantc» ehe sotto
eopiM ml vt'n*\i\u' n co^^fan« 11 n carro insino a Monacho diicento
roli'tl, <•! il iMino rol raviilli iriHieitH^ col carratiero non va<]:liono ceiiU),
itiM i'Im' hUn^iia 'MTvir^ti ('OHIO hI put», 0 <|uant() prima marciare versti
KdiMM llo nrilttn ((IichIo avin (*()iiMi(l(;n incho intricln mi tniovo, e
K(mIh IiimIimiio v\w dntta nil)lit)tliera sia in ordine per inviarsi. Non
nvoirr pnlidio V". N» III'"". ni pijrli t|Uc»to incommodo di cercar Tln-
dlen didhi HlhliotlMM'a <l e I Sylburfcio, ned inviarlo a Roma perche
fipi«! niri'andi'it» alriino Horitture bn trovato l'orij^inale dell'istesso
ntilliMi', n It« iMiiidtKMi meco a Koma, se posso servirla in C08a alenna
iMpil II hl allrn liiof^lio mi commandi vhv mi trovera i)rontissimo, e 1i
liiUM«lii \v mnni. Ibi llidelber^:a, li 3 di Fobraio ]G*23.
IM V*. H". IIP'"» OHH'""
Afl''"" servitore,
Leone Allaeio.
(Au dun:) All* in""\ 0 K'"'» Sijc. e P"^" mio ool">'\ Monsijr. -Vj-ci-
voNooNo di Pntrasso. Hrussolles.
l'Hrin. H. Omont,
Charles Ruelens f 125
Charles Ruelens f
An dem Grabe des langjährigen Vorstandes der Handschriften-
samnilunjj: der Bibliotheque de Bourgogne zu Brüssel, des berühmten
liubensforscher Charles Ruelens, dessen Tod wir im letzten Heft mel-
den mussten, hielt der Vorstand der Königlichen Bibliothek, Ed. Fetis,
folgende Gedächtnissrede:
C'est avec une profonde et douloureuse emotion que je viens,
au nom du personnel de la Biblioth^que royale, rendre un demier
et affectueux hommage a celui qui fut, durant de longues annees,
notre colR»gue, notre ami, et qui laissc parmi nous un si grand vide.
11 n'y avait pas moins de quarante ans que Charles Ruelens rem-
plissait les fonctions auxquelles il apportait taut de compdtence et
tant de zele eclaird. Lorsque Alvin fut appelc ä prendre, en 1851,
la direction de la Bibliotheque royale, un de ses premiers actes, et
un des mieux inspires, fut d'attacher a cet etablissement Thomme
ddja distingu(5 par ses connaissances, et dont le merite ne devait
pas cesser de grandir, jusqu'au jour oii la mort irapitoyable est
venue briser une camöre belle et glorieuse, j'ose le dire, car Teru-
dition de Ruelens lui avait fait une renoniniee bien m^ritee, non
seulement dans le pays, mais encore h T^tranger. Ceux qui venaient
le consulter, au siege du departement des manuscrits dont la direc-
tion lui etait confiee, trouvaient dans son savoir et dans son in-
epuisable complaisance, de precieuses indications pour leui^s recher-
ches, pour leurs travaux. D'une autre part, le nombre etait grand
des savants etrangers qui s'adressaient a lui, confiants a juste titre
dans ses lumieres pour la Solution des problemes scientifiques qu'ils
lui posaient. La correspondance qu'il entretenait avec les ^rudits
de tous les pays n'etait pas une de ses moindres occupations, et com-
bien n'en avait-il pas d'autres auxquelles son infatigable activite
trouvait moven de suffire.
Ruelens n'etait pas, et louons-le de cela, ce qu'on appelle un
specialiste; 11 avait une curiosite presque universelle qui s'appliquait
il toutes les clioses du doraaine intellectuel. et qui l'avait pousse a
entreprendre les (»tudes les plus diverses dans lesquelles une remar-
(juable fac-ult(* d'assimilation le faisait aisement reussir. Doue d'une
nieniuire surprenante, on peut dire (jue si, d'une part, il avait beau-
coup appris, d'une autre part il avait tout rotenu. La paleographie,
la biblio«^rapliie, Thistoire litteraire, l'histoire generale et celle de
la Belgique particulierement, le^ seiences geographiques , l'histoire
des arts, >urt(»ut cellcs des niaisuns tlamandes et de leurs (euvres,
tels etaient tour a tour les objets de ses investigations dirigees avec
perseverance , avec sagaeite, vers i\a> buts qu'il savait atteindre.
(Tetait un cherclicur, un trouveur, et mieux que bien d'autres il sa-
vait utiliser ses trouvailles.
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■•II
Hecensionen und Anzeigen. 127
Reeensionen und Anzeigen.
Tohor Mittelaltorlu'ho Bibliotheken von Theodor Gottlieb. Mit Unterstützung
der Kaiserl. Aeademie der Wissenschaften zu Wien. Leipzig, Otto Har-
ras8owitz. 1S90. XII, 020 in 8". Ji 14.
Die Kataloge mittelalterlicher Bibliothek(»n haben seit langer Zeit in
allen Ländern Beachtung gefiuiden und sind von Philologen, Historikern und
Bibliothekaren eifrig copirt, verötfentlicht und gesammelt worden. Die beiden,
den Bibliothekswissenschaften gewidmeten Zeitschriften, welche von 1840 bis
18TU neben einander in Deutschland bestanden, Naumanns Serapeum und
Petzholdts Anzeiger (der letztere allein bis 1886) widmeten diesen Kesten des
bibliothekarischen Lebens der Vergangenheit unausgesetzt ihre Aufmerksamkeit,
brachten einen grossen Theil derselben in ihren Spalten zum Abdruck und
wiesen auf viele v^eröffentlichungen hin, welche in anderen Organen zu finden
waren. Im Jahre 1884 wurde dann von einem rheinischen Bioliothekar, dem
am 6. Oct. 1880 verstorbenen Dr. Gustav Becker zu Bonn, der Versuch einer
Zusammenstellung der ihm bekannten und zugänglichen mittelalterlichen
Kataloge unternommen (Catalogi bibliothecarum antiqui eollegit Gustavus
Becker, Bonnae 1 S85), der 350 Nunmiern zusammenbrachte, aber, wie es bei
einem ersten Versuche wohl nicht anders sein konnte, den vorhandenen, über
die Literatur ganz Europas zerstreuten Stoff nicht völlig vereinigte. Zahlreiche
Nachträge sind denn auch, besonders in dieser Zeitschrift, von Gabriel Meier
in Einsiedeln, aus einem für die Monumenta Germaniae historica von Ludwig
Bethmann aufgestellten Verzeichniss und von dem Referenten, von verschie-
denen Seiten beigebracht worden: dass aber auch diese den bis dahin ver-
öffentlichten Vorrath alter Kataloge nicht im entferntesten erschöpften, zeigt
sich jetzt aus dem neuen Untenieinnen eines österreichischen (»elehrten, dessen
Titel an der Spitze dieser Zeilen steht. Y.% unterscheidet sich nicht nur durch
die Fülle des gesanmielten Materials, sondern auch durch die ganze Anlage
und die Ziele der Arbeit von Becker: während dieser in einem Buche massigen
Umfanges die ihm leicht zu^nglichen Ivataloge bis zum .lahre 1200 zum Ab-
druck brachte, die späteren chronologisch verzeichnete, dabei aber auf die
handschriftliche Ueberlieferung seiner Denkmäler nur in den seltensten Fallen
zuriickging und auf Ergänzung aus ungedruckten Quellen von vornherein ver-
zichtete, hat (lottlieb Jahre lang in Deutschland, England, Frankreich, Italien
die Bibliotheken nach alten Katalogen durchforscht, um nur Vorarbeiten für
eine neue Ausgabe der Kataloge zu liefern, die er unter Angabe von Ueber-
lieferimg und Druekort nur verzeichnet. Es sind also ausschliesslich Regesten von
mittelalterlichen Bibliothekskatalogen in (tottliebs Buche zu finden. Geordnet
sind dieselben nach Ländern (Deutschland, Frankreich, England, Italien, Nieder-
lande, Scandinavien , Spanien) und innerhalb derselben nach den Orten in
alphabetischer Keihenfolge oder den Namen der Besitzer. Den ganzen Stoff
hat (t. in zwei (iruppen getheilt. eigentliche Kataloge und vermischte Nach-
richten über Biielier, wie Ausleiheverzeichnisse, Schenkung einzelner Bücher,
Legate an Büelieru ; docli sind. besondiTs im Anfange, beide Reihen nicht
immer streng geseliieden : häufig liat ein Regest in der ersten Abtheilung seine
Stelle gefunden, welches i>riMzipiell in die zweite gehört, lleberhaupt hat (i.
durcli diese 'Flieilung sowohl sieh selbst die Arbeit, als dem Benutzer den
(iebraueh seines Werkes ersehwert: wer Zeugnisse über eine Bibliothek sucht,
nuiss stets an zwei Stellen nachschlagen.
Einen l' eberblick über den Reichthnm an alten Katalogen imd zugleich
über den Zuwachs, den wir gegen Becker und die zu seinem Buche gt^-
sammelten Nachträge i\. verdanken, gewährt am schnellsten eine Zusannnen-
stellung seiner Nunnnern. Wir finden bei ihm für
128 Kecensionen und Anzeigen.
davon bei also
Becker etc. neu.
DeiitHchhind No. 1—237 n. 757— 95G u. 13S6— SO = 441, 224 217.
Frankreich „ 238—434 u. 957—1040 u. 1300 = 2b2, 132 150.
Kngland „ 435—510 u. 1041 — 1170 u. 1301 = 210, 57 159.
Itafien „ 520— 700 u. 1171— 1265 =270, S3 193.
Niederlande ,, 701— 729 u. 1266— 1280 = 50, 26 24.
Seandinavien „ 730—733 u. 1287— 132(» = 38, 2 36.
Spanien „ 734— 756 u. 1321— 1385 = 88, 13 75.
Summa: 1391, 537, 854.
Man ersieht aus dieser Tabelle sofort, aus welclien Ländern die stärkste
Ausbeute (»ottliebs stannnt, und wo er besonders seine Vor^inger bereichert liat.
Neben den Regesten der Kataloge S. 17—273 und den veruüscliten
Nachrichten über mittelalterliche Bibliotheken (Miscelien) S. 303—435, entliält
(f .'s Buch noch vier Abliandlungen, welclie zum Verständnis^ des gesammelten
Stoffes wertlivolle Beiträge liefern. Die erste unter dem Titel: Muster zur
Herausgabe alter Kataloge, 111, S. 275 208, bringt vier alte Bücherverzeichnisse
zum Abdruck: ein ganz kurzes (noch ungedecktes) der Bücher König Aetliel-
stans von England (f 041), einen Katah»g V(m Lobbes aus dem 15. Jahrhundert,
den Katalog von Stavelot von 1 105 und vt)n Anistein aus dem 13. .Jahrhundert:
als Hauptaufgabe hat sich (i. dabei vorgesetzt, den Verbleib der einzelneu
Handschriften nachzuweisen, docli gelingt es ihm bei den 283 Bänden des
Kataloges von Stavelot nur in 35 Fällen, bei den Blichern von Arnstein nur
18 mal diesen Nachweis zu erbringen : ich möchte daher den S. 278 Becker
gemachten Vorwurf, dass er von diesem Nachweis, wo (t ihn nicht bereits
vorfand, abgesehen habe • ), nicht so uneingescliränkt gelten lassen. Dem
Abdruck der Kataloge sind Nachrichten über Handschriften, die aus derselben
Bibliothek stammen, aber in jenen niclit aufgeführt sind, angefügt. Die zweite
Abhandlung (IV, S. 301-320) führt die Ueberschrift : Anordnung der Biblio-
theken im Mittelalter, behandelt aber viel mehr, als dieses Bubnun vermutheu
lässt : denn von der Trennung der Schul-, Kloster- und Cliorbibliotheken aus-
gehend, erörtert G. die Anlage der Kataloge, ob systematisch oder alphabetisch,
die Art der Bücherbeschreibung resj). Inventarisirung mit Kinschluss kostbarer
PMubände oder besonderer Schriftgattung, den Ort. an welchem dieselben aul-
bewahrt wurden, und stellt endlich eine Reihe verschollener alter Kataloge
zusammen. Die dritte Abhandlung (V, S. 333-361). Beiträge zur (beschichte
einiger Bibliotheken ist eigentlich eine Fortsetzung der ersten, der Muster-
kataloge: auch hier weist U. tlir Lorsch, Khcims, St. Maximin und Keichenau
den Verbleib zahlreicher Codices der alten Verzeiclmisse nach und giebt Nach-
träge von Handschriften, die in ihnen felilen. Der vierte A]»sehnitt (VI, S.
430-449) bespricht die indireeten (Quellen, haupt.'fäelilieh die von einzelnen
Schriftstellern angeführten chussisclieii oder mittelalterlichen Autoren von
Cassiodor an bis zu Kadultus de Dieeto und giebt melirere solcher Listen.
S. 451 — 466 bringt (i. nebst wenigen Nachträgen zalilreiehe Berichtigungen
und Ergänzungen. Den Bt'schluss bilden drei Register: ein alphabetiscnes
Verzeicnniss der Biblit)theken, Besitzer und Sehreilier; ein Namen- und Sacli-
Index, in welchen auch die Herausgeber der einzelnen verzeichneten Stücke
Aufnahme gefunden haben und endlich einalphabetiseli uachden Aufhewuhrungs-
orten geordnetes Ver/eichniss der ..benützten" (<l. h. dodi wohl derangetÜhrten)
Handschriften.
Die übenvältigemle Fülle des Stoffes, welche (I. in seinem Buclir ge-
sammelt und nach den angedeuteten Richtungen hin verarbeitet hat, Hesse
es als eine dankbare Aufgabe der Kritik erscheineji, weitere Nachträge zu
sammeln, wenn (i. nicht S. X seines Vorwort(»s erklärt hiitte. <lass er in Kürze
I) Der S. 33^^ /m diesem Zwecke H. empfohlene Cataloi^'ue j^eiuMal <ies
bibl. pui>l. de la France isl ^'nissienlheils erst na« h H.'s Hxuh v.i^ch'wncu.
Kecensionen nnd Anzeigen. 129
Ergänzungen unter dem Titel „Kritische Beiträge zu älteren Bibliotheks-
verzeichnissen" herauszugeben gedenke. Referent hat daher von allen Er-
gänzungen der G. 'sehen Sammlung Abstand nehmen zu müssen geglaubt, mid
beschränkt sich im Folgenden nur darauf, Berichtigungen beizubringen. Doch
möge vorher eine allgemeine Bemerkung ihren rlatz finden. Bei aller Be-
wunderung, welche, je weiter man hi O.'s Buche vordringt, die Belesenheit,
der Scharfsum und die angestrebte Genauigkeit des Verfassers dem Leser
abnöthigt, wird derselbe häufig durch den Ion abgestossen, in welchem von
dem unmittelbaren Vorgänger auf dem behandelten (Gebiet, G. Becker, ge-
sprochen wird. G. citirt ihn eigentlich mir, wenn er ihn anzugreifen beab-
sichtigt, ihm eine Unterlassung oder FlUchtigkeit vorwerfen zu können glaubt.
Die mir aufgefallenen Versehen G.'s sind folgende:
S. 25 n. 81 Ein „Staatsarchiv" zu Brieg giebt es nicht. Der angeführte
liber civitatis Bregensis befindet sich im Staatsarchiv zu Breslau (Zeitschr. d.
Ver.' f Gesch. Schlesiens 8, 168). S. 34 n. 65 und Register 'S. 512: der Codex
(inesuensis des Martiuus Gallus ist nicht in der Dombibliothek zu (tnesen,
sondern in der Fürstlich Czartoryskischen Bibliothek zu Krakau, Bielowski
Monum. Poloniae 1, 3S7. S. 45 n. 98 — 100 die von (i. vermissten Quellen der
Krakauer Bücher\'erzeichnisse sind die Handschriften 217 und Ol der dortigen
Capitelsbibliothek, wie auf dem von (i. angeführten Facsimile von 99 (und
98) auf Tafel V bei Bielowski, Mon. Pol. 1 (und von 100 auf Taf. VI) deutlich
zu lesen ist. S. 61 n. 149 der Passauer Katalog von 903, dessen Quelle Cr.
vennisst, steht im Lonsdorfer ('odex des bayrischen Heichsarchivs, Monum.
Boica 28,2, 193. S. 74 n. 187 (und S. 278) ist aus Becker n. 69 das falsche
Citat Quellen und Forschungen zur Schweizer Geschichte Ui)ernommen.
S. 78 n. 206 der älteste Katalog von St. Maximin bei Trier steht nicht in den
Monum. Germ. XX, 660, dort findet sich die Schenkung an Petershausen, G.
n. 877. Bei Becker stehen diese beiden Verzeichnisse? hintereinander (n. 75
und 76) und G. hat vermuthlich in seinem Handexemplar den von mir Centralbl.
II, 29 nachgetragenen Druckort aus Versehen zu Nr. 76 gesetzt, ihn bei Nr.
75 aber selbst geftmden. S. 86 n. 232 steht, wie man sich aus Becker n. 129
überzeugen kjinn, in der Leipziger Handschrift 329 fol. 2" nur eine Notiz über
die Herkunft, der Katalog dagegen fol. !■»>. S. 181, Anm. eine Zeitschrift
für Literatur- und Kirchengescnichte des Mittelalters giebt es nicht: gemeint
ist das „Archiv" etc. S. IS-J n. .")30 der erst im Anhang S. 46o angeführte Becker
u. 32 liest richtig Martiani de nuptii.s, nicht ^lartini. Das von G. 218, Anm. au-
g(»zweifelte Tabularium capellae palatii Panormitani, Palermo 1835, das ich nach
Bethmaun, Centralbl. 11,32 (nicht 30) ftir ein Inventar von 1333 (nicht 1335)
anführte, citirt auch Ot*sterley, Wegweiser durch die Literatur der ürkunden-
sammlungen II, 1886, S. 229.\S. 265 n. 730 Bi)rdesholni. Ein Hinweis auf die
erschöpfenden Untersucliungen dieser Bibliothek durch Steffenhtigenund Wetzel
in der Zeitschrift der Gesellschaft für selileswig-holsteinsche Geschichte 13.14.
1883 — 84 wäre wohl am Platzt» gewesen. S. 304 die lange Anmerkung über
die in <lieser Zeitschrift I (nicht II) 308 abgedruekte angebliehe Bibliotheks-
orduung von I2.'>9 stö.sst i)ffene Thüreii ein. vgl. Roth im Gentralblatt VI, 226.
8.344 und 46'i: wie wertlivoU die Zusammenstellung der Literatur über die
Trierer Ada-lls. ist, s«» fehlt doeh die llauptsaehe : die Krwähnung der Au.s-
gabe «lureli die Gesellseliaft für Kheinischi* Gesehichte 18S8. S. 371 n. 789
das Klosters. Maria in Arena lag nicht bei sondern in Breslau. S. 374 n. 813
IJutprands Adversaria sind eine Tälselunig des 16. .lahrhunderts (Wattenbaeh,
<ieschiehts(|ueUen 11. .'i AuH. 168.) S. 379 n. 851 das Hessi.sche Provinzial-
archiv ist jetzt in Marburg, nieht mehr in Kassel. S. 380 n. >(>2 die Privil.
rap. Pomesan., für die G. keinen Aufbewahrungsort angiebt, liegen im Stajits-
arehiv in König.sberg. S. '\S2 n. 875 die Büeherlisten Bischi>fs Gtto von Passau
sind nieht Mon. Boiea XIX, scuidern XXIX abge<lruekt. S. 383 n. 8h4 das
Provinzialarehiv, in dem sieh Trk. 225 mit einem Büchertauseh zwischen Pu-
dagla und Eldena befindet, ist nicht das Königsberger, sondern das Stettiner.
S. 3S6 n. 916 trotz des daneben gestellten Harlingorum mous kehrt der
DruekfehliT llartungerberg auch im Kegister S. 481 wieder. N. !M7 aus Paid-
Sü?'^ Mi^ftir*^/aaf*?ii r /»i i«#,T */*r*?^r5^**. nv-v: i*^*^'. N ':^^ *sr« aac^ im den
4#i ^rr«* »t^ir a«*^h tm < a/Ai^^ir»*- 4*-* '?«*•£> »tL-^^s«^ «ic-* •li'^arr^ninits H".
21 / 'i/. ♦'/ • Ä^ ;/ '-^/' IM I'#|2 Inui-ki^hL^T ns 1:42- ** 4>^ t liNit as^e
M. Peribacb.
Mittheiltifigeii aus und über Bibliotheken.
'/,$ir Cn't^'Uh'htt' i\*'r Kafalo;n«»iniii^ «h-r Vaticana «ri^'M einen neuen
l0*'Urfi{e tUr i i*'tt*'hU'htM'h\f\\h'r (U-r Vatii-ana I*. F. Khrle in dem .historischen
.hUrUtttU i\ir <MJrr«'*jr«'*«IUiliaft XI. Bd. Il«-ft I. S. TISn f.
In t\t'r KrlaiiKer l'nlver»jtätMMbliothek }iat mit IliltV des Kataüogs von
irwlnt'hfr lit'rr l'r*ti*'nmtr U. Itifiii^'us Stölzle in Würaburg: die Abae-
lard«»^lMt r*ihr\ft If*' iinitat«- et triiiitate divina. anf <«nind deren ihr
V<'rfft»iM'r 11:^1 /ii SoiMMotiH venirtlieilt wurde, un<l die aU verloren galt, wie-
der iiHiy;t*iuuiU't\, Kr bandelt bierilber im A. Heft des «Historischen Jahr-
bueb«'H^ dir (Hirn'M-iieMellM'balt von is'.iO. S. r,7;j u. f. ausführlich.
Auf S .Tili 7 von 'I bi* Mbrarv Jonmal finden wir eine Zusamnieustel-
liiniiT *\*'r iiii't\rurkt i ii Katalof^e (I(>r ('on^ressliibliotbek in Washing-
ton. Von dem 1H7S bcpmiienen al]ibab<*tiseben <iesamnikatab)ge sind leider
nur db- irwlen bebb'n hiinde er.scbien<'n , dii* auf isiti .Seiten «lie Buehstaben
A bU Cra entbalten.
AwH iU'iu Hericbte der Kgl. rniver.sitätsbi))lif»tliek zu Upsala
Mir (Ihm .labr issii.»)
/iiwaebH ;
In d<T M<*bwi'diHc|ien Abtlieilun/^ (l'tlielitexemi)hire):
VViTke i:i4:{ in 28S7 Händen u. Heften
/eliun^i'ii u. /eitMeliriftiMi :»tis „ 241»T
KichM' Selirirten .... (J174 „ ,,
Sunnna IlMl ,. lir».>s ,, ,, .,
In der HUHÜhKlisrhen A)>tbeilun^:
Ihirrli Kauf inil Hiinile
Tauseb ndiT <M'sc|unke i;M7 ,,
Siunniu h'MW
hif dnrfli dvw 'rnUM'liM'rkelir mit .'»M aiisliindisclien rniversitüten er-
luillrni'H hLssiTtallom-n iumI rrop:riunnn' beti"u;;tMi :;:i('.n, von denen 293 als Werke
rebunden iiml aufiffstelll in der obi'u genannten Zalil 4.'M7 uiitgereehuet sind.
>le iJe.Hamnit/.abl diT ausliindi.srluMi rniversitäton und gelelirtcn <iesellscbaften
i) hnn/ulol^ji', «la» tUi liii ilir ^m»>mmi n olVrniliihcn Bibliotheken Schwe-
\\v\\s j»t luoins.nur An ('ssinusk;UaU>j: n;ub K.iKiulcijalmn ))ubliciil wiul, crfoljjcn
tiir liriivhu- »Ui rniv.-hiblioiluk nunniobr aurh in «IcikcUhmi Peiitukn,
»1
11
Vennischte Notizen. 131
und Institute, mit welch(»ii die Universität im Austausch von Schriften
stellt, beträgt 134, danmter 27 aussereuropäische.
Karten wurden erworben 33 ipit 62 Blättern, davon 1 1 mit 37 Blättern
als (Jesehenke.
Von Handschriften er^varb die Bibliothek 101 in ebenso vielen Bänden,
darunter b() als beschenke, und zwar 2(> mit der grossen orientalischen Do-
nation des Königs. Der Zuwachs hatte eine Länge von 177 Metern.
Unter den Geschenken war die orientalische Donation des Königs das
weitaus wertlivollste. Sie besteht aus dem grösseren Theile der allerhöchst-
demselbcn von den Mitgliedern des VIII. Orientalistenkongresses überreichten
Bücher, einer höchst werthvollen und grossartigen Sammlung von ca. 30uo Bän-
den. Nur wenige davon verleibte der König seiner Privatbibliothek ein; das
übrige wurde zwi.scheu den Universitätsbibliotheken zu Upsala und Kristiania
getheilt. '
Ausgeliehen wurden im ganzen S537 Bände. Von Handschriften wur-
den 31 an inländische, 10 an ausländische Institute verliehen. Aus in-
ländischen Bibliotheken wurden 40, aus ausländischen 1 Handschrift an die
Bibliothek geliehen. Eint^ Statistik über die interne Benutzung der Biblio-
thek liegt nicht vor; sie ist auch schwer zu erhalten, weil der Zutritt des
Publik ums zu den BUcherräumen ein ziemlich bedeutender ist.
Die Einkünfte der Bibliothek waren:
Etat i:)000,- Kronen
Extra-Einkünfte .... 2378,06 „
Etat des akad. Lesevereins 525,— „
Summa 17 903,66 „
Davon wurden 10956 Kr. für Büchereinkäufe und 4162 Kr. für Einbände
gebraucht. Dass andere Ausgaben eine allzu grosse Sunmn; in Anspruch
nahmen, hängt theilweise mit dem Umbau zusammen; die Heizung allein
kostete beinahe 2ouo Kr.
Während des Jahres wurden der Umbau und die Herrichtung des alten
Treppenhauses zu Büchennagazinen und Arbeitsräumlichkeiten weitergelührt,
so dass die Bibliothek in diesem Frühjahr dasselbe in Besitz nehmen kann.
Jetzt bekonmien bedeutende Theile der alten Lokalitäten eine neue Ein-
richtung
Auf die in dem Centralblatte Januar-Februar IS91 S. 82 befindliche
Note 1 theilt uns die General -Verwaltung der Königlichen Bibliothek in
Berlin mit, dass die dort en^ähnte mit Kückpi>rto versehene Anfrage (17. Juli
1890) der Bibliothek nicht zugegangen ist. — Den gesuchten Druck besitzt
sie übrigens nicht.
Vermischte Notizen.
Wif durch d'w Ta^es])ressc wohl iUierall lu'kannt geworden, hat man
in vier neuerdinjrs für (las P»ritish Museum erworbenen Pap ynisrollen , die
dem Ende des 1. Jahrliunderts angeliöreii. eine fa.st vollständfge Handschrift
der !4 i> ?/ r a i m v n it/.ir n'fc des A r i s t o t e 1 e s p'fun«len. Entsprechen«! der
Wichtigkeit <les rundi's winl die Buchhandliinji; von Henry Frowde in Londtm
ausser einem voji F. (!. Kenvoii hesorgti'n Abdru<'k (7.6 Shillings) au<'h eine
FaesimileausgalM' ziuii Preise von 2 1' 2 sh. verölVentlielien , auf die wir hier-
mit hinweisen Wi)llen. (N.'u-litraj;:: Die Textausgahe ist, wie zahlreiche Ein-
.sendungen an englisi-lie Zeitschriften zeigen — vergl. insbesondere Wyse in
The Athenaeinu Nr. .ilioa — sehr weiu'g eorreet ausgefallen: doch ist die von
'l'he Athenaeiun ge)»raehte Naelirleht, die Ausgalu* sei deswegen zurück-
gezogen, nacli einer Mittlieihing des Verlt»gers unrichtig: die erste Auflage
ist Sidort verkauft \\iu\ eine /weite lioÜentlich zuverlässigere wird vor-
bereitet.)
132 Vermischte Norizen.
In vcrscliiedenon deutschen Zeitungen war kürzh'eh zu lesen, der Biblii)-
thekar der Universität Lütt ich, Herr Del mer, hübe in einer Sitzung der
(icsellschaft ^Arts et Presse" in Brüssel behauptet, die deutschen Bibli»>-
theken schafften principiell keine belgische und tranzösische Littcratur nu'hr
an. Ein Herr IMeter d'Honilt habe dein widersprochen, es sei aber doch eine
Untersuchung der Wahrheit dieser Behauptung angeordnet worden. Da es
mir unglaublich erschien, das« von einem Collegen eine solche Alberidicit be-
hauptet worden sei, wendete ich mich nach l.iittieh. Herr College Dclmer
erwiderte unter dem 2. Febniar umgehend Folgendes meinem Herrn C'orre-
spondenten :
..D'aprcs un bniit (jue vous nie rapportez comme aj-ant circule en
Allemagne, le Bibliothecaire de TUniversite de Liege aurait dit dans une
reunion de la »Societe des Arts et de la Presse que** les bibliothecaires
allemands s'abstenaient systematiquement d'achetcr des livres francais."
J'oppi>se au raconteur (|ui nrattribue ce propos le dementi le plus
categorique. .le nai jamais rien dit de seud)lable et Je ne connais que de
nom la Societe des Arts et de la Presse, au sein de laquelle cette anerie
aurait ete debitee.
Veiullez jigrecr, Monsieur le Protesseur, l'assurance de ma ccmside-
ration distinguee. Le Bibliothecaire
A. De Im er.
Damit ist für uns diese Angelegenheit erledigt. Ob irgend ein Narr,
der den Namen Delmer trägt, die oben berührte Behauptung autgestellt hat,
kann uns gleichgiltig sein. O. H.
In dem diesjährigen Staatshaushalts-Etat sind für Bil>liotheks-
zwecke ausgeworfen im Extraordinarium für den Ankauf eines Urundstückes
für den Bau einer Universitätsbibliothek zu Königsberg: 230 000 Mk.; für den
En^' eitern ngs bau der Universitätsbibliothek in Greifswald, 2. Kate, 755.50 Mk.;
für Bonn, zweite Rate, <5oo(io Mk. Zur Herstellung einer elektrischen Be-
leuchtungsanlage in der Universitätsbibliothek zu Berlin 8000 Mk. Für zwei
Werke, die in die Lesesaal- und in die Hand-Bibliothek aufzunehmen sind,
und tlir den Druck eines Kataloges dieser Bibliotheken: 12 000 Mk. — Zwei
neue Kustodenstellen sind an den Universitätsbibliotheken zu Berlin und
Halle eingesetzt. An der Königlichen l^ibliothek zu Berlin sollen neu bestellt
werden ein Bibliothekar und zwei llülfskustoden. Die sonstigen Verände-
rungen ^egen früher sind unerheblich. Die .lahresjjehälter der Bibliotheks-
diener sind in Folge der Gesammtaufbesserung der Subaltenibeamten erhi'dit
worden.
Durch Königliches Dci-ret vom 11». .luni ISUO hat eine anderweitige
Kegelung der ( J e h a 1 1 s s ä t z e der 1 1 a l i e n i s c. h e n B i b l i o t h e k s b e a m t e n
stattgefunden. Wer sich tür die Kinzellu'iten derst'lben interessirt. tindet dius
Decret abgedruckt in dem Bollettino <leHe pubblicazioni Italiane vom ir>, De-
cember ISOO auf der K'iickseite des Titels.
Wer keimt wohl jetzt Jiocli (J emm ingcns deutschen Hausvater?
l.'nd doch ijoul dies Stück, wie wir aus dem intiTcssanteu Werke von (iisur
Flaisclden über O. H. v. (Jenuuingi'ii ertaliren. den'inst bedeutenden Anklang:
Flaischlen. der iji seinem Werk auch eine Bibliographie dieses Stiiekes gicbt.
zählt nicht weniger wie 10 verschiedene Dnu'ke des Stii<*kes aut.
Die l\*edaktioji des ('. \\ \\. wird von einem Colh-gen darauf anfnn*rk-
sam gemacht, dass <las i>bcn S. <Wi gewählte Beispiel, um die in dem deut-
schen Buchhandel inuner mehr einreissende Schle uderw irthschaft zu
illustriren, insofern nicht ganz zutretfend sei, als die b«'trellen(le Verlagsürma
sich aufgelöst habe, mid di'sshalb ein anderes (leschäft den Codex di]»lomaticus
Nassoviae liillig habe erwerben können. DiT Hedaktion des ('. f. P». war dieses
Vormisclito Notizen. 133
Faktnui allerdiiif^s iiiclit bekannt, ninl wir sind ancli nicht in der La^e, die
Wahrheit «lieser Anjrabe verificiren zn können. Ma^ dieselbe nnn richtig sein
oder nicht, KeispieU' ähnlicher Schlendereic^n Hingen znr Geniige vor, nnd ein
jui gesehener ]>nchhän<ller macht anf eine nene Form derst^lben autinerksimi.
A%»rbigsbuchhandhingeu , von denen er einzelne nandiaft niacbt, verkanften
eine grössere Anzahl von Exemplaren eines Werkes an einen Auti(|nar, der
sie dann zu sehr lierabgesetztem Preise anbiete. Das werde aber nicht etwa
durcli «'in C-ircular bekannt gemacht. Uebersehe man nun in Folge hiervon
ein solches Angebot und verlange vom Verleger ein Exemplar, so berechne
er dasselbe zum alten Ladenpreise, wodurch die Sortimenter ihnnn Kun-
den, gegenüber häufig in die übelste Lage kämen. Es versteht sich von
selb.st , dass diese Art der Schleuderei erst recht schlimm ist. .lede auf «las
Ansehen des «leutschen liuchhandels haltende Firma sollte, wenn sie mit
älteren Verlagsartikeln räumen will und desshalb deren Preise herabsetzt, «las
öffentlich «lurch dius Börsenblatt oder durch besondere Circulare bekannt
geben und nicht verschiedene Preise für neue Exemplare ihrer Verlagsartik«»l
aufkommen lassen. 0. H.
Von den gelegentlich des im vorigen Jahre gefeierten Jubiläums der Er-
fimlungder KucUdruckerkunst (vgl. Cbl. f. H. VII. S. 263, 391, 493) veröffentlichten
Schriften seien nachträglich noch zwei kurz angeführt: Paul Johannes Ree.
Gutenberg. E(\strede zur Feier der 450 jährigen Erfindung der Buchdrucker-
kunst. (Nürnberg 1S90. Verlag der Joh. Phil. Kaw'schen Bu«'hhandlung.
ISS. J>".) und Friedrich L e its eh uli. Zur Entwickelungs- Geschichte
von Schrift und Druck. Rede, g«'halten am 22. Juni 1S90 imgrossen
Saale der Kgl Bibliothek zu Bamberg bei der (Jedächtnissfeier der Emndung
der Buchdruckerkunst. (Bamberg. \'erlag von Carl Hübscher. 1890. S".
21 S.) Beides sind (ielegenheitsscliriften und wenden sich demgemäss an ein
grösseres Publikum. Ree giebt eine kurze Uebersicht über den gegenwärtigen
Stand unserer Kenntnisse über die (iutenbergfra^e, schildert im Abriss die
Entwickelungsgtischichte der Erfindung und schliesst mit einem Ueberblick
über die Verbreitiuig der neuen Kunst. Wenn di«* Zahl der erhaltenen Exem-
plare von Inkunabeln auf p. 17 auf 30 uoo geschätzt wird, so ist diese Chiffre
«Mitschieden zu niedrig gegriffen: führt doch Hain allein 16300 verschiedene
Drucke an, und sicher haben sich von je<l«'m im Durchschnitt mehr als 2
Exemplare erhalten. — Stärker noch als er betont Leitschuh den grossen
kulturhistori.sclu'u Zusammenhang der Erfindung; vr ^childt^rt in kurzen Zügen
«lie Entwicklung der Schrift von ihrem Anfang an bis zum 15. Jahrhundert.
Dem Ort, wo die Rede gehalten wurde, entspricht es, dass zum Schluss
Pfisters Stellung in der Geschichte «ler Buchdruckerkunst erörtert wird, wo-
bei seine Verdienste klar ins Licht gestellt werden, ohne indess ihm eine
Bedeutung zuzumessen, auf die er nach «len neueren Untersuchungen nicht
mehr Anspru«*h erheben kann. Daran schliesst sich eine Besprechung der
Ausstellung der Bamberger Bibliothek zur Gut«mbcrgfeier, die naturgemäss
bei dem Reichthum Bambergs an Inkunabeln sehr inhaltreich war.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*)
n Bibliofilo. Anno XI. Ottobre — Novembre 1890. No. 10— 11 : Daniele
Manin e (»iuseppe Mazzini editori, C. Lozzi. — Di Giovanni Paolo Mag-
♦) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
134 Nt'iie Krsclu'iinni^rcn ;inf «Ifiii (icbii'to <lt's l>ilili«»rln'kswi's<'ns.
pui, colobre liutaic» brcsciaiic» , S. A. Hrmizi. — Scrittori di avvisi aiitt*-
signani dcl ponialismo. A. lirrtolotti. — Hibliojrratia di'i tcsH <li lingiia
a stanijia, ('. Ncirroni. — Hibliojjratia Sainiiiariuosi' (siippK'incnto al dizio-
nario bibiiojrrafico-istorico della Kopubblica <li S. iMarini) di (.'. Padiglione ),
C'cl. Maiiro. - Int(»rn<> alle <Uio (MÜzioni vom'tr 1471 i' sen//anno dolb*
Istituzioni oratorie <li Qnintiliaiio, ('. Casttdlaiii.
Diconibr»' ISIH). N«». 12: HononuTiMizc doi cM»lK»ttori. ricorcatori e
Studiosi d'autoj^rati, i-oii accoiini bioj^ratici »• bibliojrratici, ('. hozzi. - Le
stainpo ilella ('oiuuu'dia r dclle opon* luiiiori di Danto ucl soiceuto . U.
(.'osniü. — Di im rarissiuio palcotipo Toriiicsc cpiasi ignorato dai biblio-
grafi, V. riiizi. — (uriosita bildiografichc . (J. Angtdini. — Biagio rgcdini
»' il siio riiesaurus aiititpiitatiiin sacrannn, 1*. Castorina.
tTh«' Hookworiii. F«'br. IStn. No. .S9: /Die Book of tlie Dead*. - Tho
migration of booksellcTs. ~ Sir Robert Walpolo :is a coüector of paiu-
f)hlets, by Jjis. llaycs. — Mestoii, thc Imitator of .Iliidibras". — Scottish
)ooks in tlie marlcot.
The Library. No. XXV (Vol. 3) Jaiiiiary 1S91 : Lord Crawford's bailad
eatalogiie. — A cliariiig cross priuter, JJobert Wyer, by H. K. Pionier.
— Hook sales, 1744— 1^2*5, by F. Nor^atc.
The Library Journal. Decendier ISIH). Vol. 15, No. 12: White Mountains
conferenee nuniber: President's a<ldress, F. M.( 'runden. --('lassitieation
from the readep's point of view. W. K. Foster. — 'l'he proper lightiug of
library roonis, W. J. Fletcher. — Report on library arehiteeture , H. M.
Utlev. — Report on gifts antl becpiests, (.'. M. Hewins. — Library ex-
perts, II. K. Green. — Trustees of free publie libraries, (\ (\ Soule. —
Librar}' work from the Trustees' standpomt, .1. ('. Learned. — The duties
of Trustees and their relations to librarians, S. 8. Green. — The function
<»f the library find the sehool in education, W. T. Harris. — On browsing,
.1. K. Hosnief. — IIow the books were bought for our library, C. A.
Nelson. — Antediluvian libraries, E. (\ Richardson. — The future of the
free public library, L. IL Steiner. — The South African Public Library,
Cape Town, I). P. To(id. — Report on library legislation, T. Solberg, —
K*eport on reading for the young, M. A. Sanders. — Libraries and the
federal govennnent, W. Flint. — Report on catalogs and Classification,
K. A. Linderfeit. — Report on aids and ^uides, W. Beer. — Proceedings.
Le Li vre moderne. Livr. 12, D6c. I S90 : rortraits et charges d' Alexandre
Dumas. — Lueurs litteraires par projections d'autogra[)hes in^dits. —
Actualites bibliographiciues, p. B. II. Gausseron. — Bom^uinons et poti-
nons. Varietes sur les livres de bibliofols et sur la bib.liofolie courante.
Rivista delle biblioteche. Periodico di biblioteconomia e di bibliografia,
diretto dal G. Biagi. Anno III, vol. III,. No. 25, 20 e 27: ha bibhoteca
dell'istituto delle scienze di Bologna dalle origini alla morte di Ludovicc»
Montefani Caprara, per L. Frati. — Indicazioni di bibliografia italiana, per
('. Mazzi. (/ontin. — Bibliografia (ioudardiana, AI. AdemoUo.
Ad res sc bog t'or den danske, norske og svenske boghandel samt de i for-
bindelse med denne staaende handelsgrene. Udgivet at M. Ilaagensen og
('. Klein. XII. Aargang. Kjöbenhavn, Stinck. 150 p. m. 2 port. S".
Gebdn. Kr. 8.5<j.
Allen, Kdw. Her. De Fidiculis bibliographia, being the basis of a bildio-
graphy of the violin and all other instniments plaved with a bow in
ancieiit and modern times. Catalogue raisonne of all books, pamphlets,
magazines and newspaper articles, etc.. relating to Instruments of the
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
♦ bezeichnet.
N(Mio KrsfluMiiiingcii auf <1(mii (Jcbii'to i\vs Bibliothekswesens. 135
violiii familv liitherto foiiiid in {»rivate or public libraries. Vart T. I^on-
<b)u, (iriftith, Farran v^ Co. 4".
Ambrosi, Fr. La biblioteca di Trento: oenni storiei. IVento, stab. tip.
Gio Zippel. 1S90. 7 p. 8«.
Estr. dalla Strenna Trentina.
^Anzeiger, Anatomischer. Centralblatt fiir die gesamte wissenschaftliche
Anatomie. Amtliches Organ der Anatomischen (lesellschaft. Heraus-
gegeben von K. Bardeleben. Jahrgang VI: 1891. Jena, Gust. Fischer.
b". M. 15.
Anzeiger, Monatlicher, über Novitäten und Auti(iuaria aus dem Gebiete der
Medicin und Naturwissenschaft. Jahrgang IhlM. No. 1. Berlin, Hirsch-
waldsche Buchh. 8 8. gr. S*'. Jährlich M. —.80.
Bald w in, El. G. Catalogue of thc books, pamphlets and manuscript^ be-
longing to the Huguenot Society of America, deposited in the Library
of Cohnubia College, with an introduction bv the Librarv Committee of
the Society. Published by the Society. New York 1890. X. 107 p.
roy. 8".
Barbieri, L. Per una riforma di regolamento della biblioteca comunale
di Crema. Crema, G. B. Nigrotti. 27 p. 8^
Belluzzi, R. e V. Fiorini. Catalogo illustrativo dei libri, documenti ed og-
getti esposti dalle provincie dell Emilia e delle liomagne nel tempio del
risorgimento italiano. Vol. L Bologna, Zamoraui - Albertazzi. XIIL
247 p. 8".
'•Bibliografia italiana. BoUettino delle pubblicazioni italiane ricevute per
diritto di stampa dalla bibliotec4i nazionale centrale di Firenze. Anno
XXV: 1891. Firenze. gr. 8^
„Esce ogni 15 giorni, e non si vende separatamente, ma insieme col Gior-
nale della Libreria".
*B i b 1 i o g r a p h i e , Allgemeine. Monatliches Verzeichniss der wichtigem
neuen Erscheinungen der deutschen und ausländischeu Literatur. Her-
ausgegeben von F. A. Brockhaus. Jahrgang 1891. No. 1. Leipzig, F. A.
Brocknaus. S**. Jährlich M. 1.50.
Erscheint regelmässige monatlich.
'Bibliographie, AUpemeiue, für Deutschland. Wöchentliches Verzeichniss
aller neuen Ersohemungen im Felde der Literatur. Jahrgang 1891. No. I.
Leipzig, J. C. Hinrichs Verlag. 16 S. gr. 8«. Jährlich M. 7.50.
Bibliographie. Mediciuische , mit Anzeiger zum Centralblatt für die ge-
sammte Medicin. Jahrgang 1891. No. 1. Leipzig, Breitkopf & Ilärtel.
gr. 8". Halbjährlich 3 M.
♦Bibliographie de la France. Journal general de rimprimerie et de la
librairie, publik sur les documents foumis par le Ministere de riuterieur.
Anu^e 80: 1891. Paris, au Cercle de la liorairie. gr. 8". Par an fr. 24.
Paraissant tous les samedis.
^Bibliographie und literarische Chronik der Schweiz. Jahrgang 21: 1891.
(12 Nrn.) No. 1. Basel, H. Georg, gr. 8'\ Jährlich M. 2.50.
La Bibliotheque Cardinal: son origine, son but, son Organisation, ses
progres, le catalogue, le bulletin mensuel, conditions et reglements.
(87,000 volumes.) Paris, imp. Goupy & Jourdan. 32 p. 8".
Extrait du Bulletin mensuel de la Bibliotheque Cardinal.
Birmingham Coq)oration. Free Libraries reference department. C'atalogue
of books. Shaler to Zurlauben. Birmingham 1890. P. 1079-1284. 4°.
B(»farull V Sans, C. de. Los Codices, diplomas 6 impresos eu la Expo-
sicion Universal de Barcelona de 1888. Barcelona, Busquets y Vidal.
80 p. 40.
Bei ton, J. Table generale des matieres contenues dans le Journal des geo-
metres depuis sa creation (1847) jusqu'a fin 1889. Grenoble, imp. Dupont.
Vm. 176 p. 8«.
BoUettino annuale dei doni ed acquisti (Biblioteca civica di Bergamo).
Anno X e XL 1888 e 1889. Bergamo, (Jaffuri e öatti. 135 p. 8«.
130 Scne Krm'li<*inunfr«Mi anf «l«*iii (irbirt«» <l«'s niMiot]ieki«Wi*8en8.
'Holl«*ttitio (U'IU Bibliotec« nazioiiale di PaK*niio. Anno II. N. III: Luglio —
Sittimhn- ISlMl. I'. s:* - 12«. «rr. V».
ISnii^fi, S. Aiiiiali 4li liuliriol (linlito «lo'Fcrniri da Tcirino di M«iiitViTSit«».
Mtuiiiputorc in V«*m'm. 1,1. Koma. I-oosrln-r ^>i: Co. CXIIl. ."in p. s".
Fr. 2.
*'riH* Hnttksi'Wvr. A n«*ws{iuper of hritisli and torfijrn literaruro. witli
whicli i.s incor|>orat<'d Bent's liUTary advt*rrist'r. London. iHiMi.'<ii«Ml :it
th«* oftifM*. j,^. S". VvT aiuinni Sli. 5.
Published monthly.
nc»rnrniann, K. (irilli»arzrr-LitnTatur. (]i«>r.M>nhIatt fiir den Doutsrhen
Unchhandrl. ly.H. No. .<. S. 72— 74.;
l$r»rs(*nblHtt für drii I>«Mitsclu'n Knchhainlcl und dit* vt-nvainlton (io-
K<'liüftsz\v<»igi'. Kijii^cntnin des BörstMivereins der Deiit.^ehen Huehliändler
/u Leipzig. .Tahrfpin}; ISOl. Leipzig:. 4".
Krsclieini täf^lich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage als das olTicielle
(Jrgan (ur alle in Deutschland und den ausserdeutschen Landen deutsch
erscheinenden Bücher, Musikalien, Kunstblätter etc. Eigentum des
Börsenvereins der deutschen Buchhändler und als Manuscript nur für
Buchhändler bestimmt.
Bouehot, IL Les ex-libris et les nianiues de possession du livre. Physio-
noniie et histoire. ehoix d'une luarque personnelle. classoment d'une e(d-
lection. Paris, btbliotheipie des eonnaissanees iitiies aux aniis des Itvres.
H)4 p. S". Fr. {>.
Tirage k 7|;o cxeniplaires tous numerotcs.
Bradford: Publie Free Librari(\s. Supplenientary eatalojnit* ot* the eentral
l<Midin|f library. .H'» edition. 1S9<).
Brera. Bibliutcca nationale Bmidense. Indiee dei [»criodiei seientitiei. Mi-
lano 1S*.M). IS p. y.
Brnnet, (». Etudes siir la reliure des livres et sur les c(»lleetious de biblio-
philes celebres. Paris, V*o Moquet. S**. Fr. lo.
Brun<», A^. (lli antiehi arehivi del conmne di Savona. Savona, I>. Berto-
lotto & Co. S7 p. S". L. 3.
Brutails, .I.A. Doeumonts des archives de la chambre des coniptes de
Navarre (lim;— i;i»4}. Paris, Bouillon. XXXVI. 204 p. S". Fr. 6.
Bulletin de la Soeiete acad^mique iudo-chinoise de France, pul)lie suus la
direction de M. le Maniuis de Croizier. 2. serie, tcnne ,'J: Conferences,
eounnunications, biblioj^raphie, m^lan^es. proces-verbaux des seanees
des annees ISS4 a 90. Paris, E. Leroux. löos p. s".
Catalo^rue de ehefs-d'oeuvre de la litt{»rature populaire, dresse en ijartie,
nar ordre de diffieultes, en vue d'aider los binliothecaires a eonseiller les
lecteurs pour le elioix de lectures serieiises. A l'usa^e des bibliotheques
(pii se fondent. .-i. edition. Paris. iuij)r. Chemieviere. 32 p. S".
Cataloj^ue de la bibliotheciue eatludiciue de Poitiers. Poitiers, impr. Oudin
v^ C(». VI. 79 |>. a 2 eol. S".
Catalojjue -de la nibliotheque du miuistere de la jjuerre. IL Sciences, arts
et lettres en freuend. Bnixelles, Alliancc typof^raph. XVL 706 p. S".
*Cataloj?ue des livres numuscrits et in)])rinies couiposant la bibliothequo de
Honiee de Landau. Vol. IL Florenee (Loescher & Seeber). ISOO. 614 j».
8". L. 20.
Ceecherini, V ^^o. Pid)blieazioni in niorte di S. A. IL il principe Auiedec»
di Savoia, diiea «l'Aosta: bibliofrratia. Firenze, B. Sbor^ri e figlio. 1890.
M) p. so.
Danekwerth, C. Ilelf^oland einst luid jetzt. Bericht von C. Dauekwertli, vor
unjcctahr 250 .lahren über die Insel V***^^*l»r»c^><^»« "**" herausgegeben, mit
Vorwort und Anmerkungen, sowie mit einer Bibliographie über Helg<»-
land versehen von M. Harrwitz. Berlin. M. Harrwitz. 22 S. gr, 8®. M. — .75.
I)e Debitaut. Weekblad voor deu boekhaudel eu aanyer\i'aute vakken.
Jjiargaug 111. No. 1. Orouiugen, Ew. B. van der Kamp. fol. Per
k wartaal tl. —.so.
Neue Er4üheinuuj;eii uiit' dem (n'biete dos Hibliothekswescus. 137
*l)ziatzk(», K. Bibliotheken. Abdruek aus dem Ilaiidwörtcrbuch der Staats-
wissenschaftou. Jeua, (J. Fischer. S. 542 — 549. p^r. 8".
Dziatzkü, K. Buchhandel. Besimderer Abdruck aus dem Handwörterbuch
der Staatswisst'uschaften. Jena, G. Fischer. S. 744 — 757. gr. 8®.
Kastern HuU. The James Keckitt Public Library. Catalüg;ue of the Refe-
rence Librar\-. 1890. XII. 62 p. 8°.
*Ki senkte in. S. Zur (irillparzer-Litteratur. (Börsenblatt fiir den Deutschen
Buchhandel. No. 10. 14. Jan. 1891. S. 254—256.)
Elenco dei js^iornali e delle opere periodiche deirestero , le cui associazioni
si ricevono dagli ufizi delle poste nel regno d'Italia (Ministero delle poste
e dei telegrafi). Roma, tip. eredi Botta. 1890. 163 p. 9^
Favaro, Ant. Per la edizione nazionale delle opere di Galileo Galilei sotto
gli auspici di S. M. il Re d'Italia: esposizione e disegno. Seconda edi-
zione. Firenze, succ. Le Monnier. 1890. XXX. 3 p. 8®.
Favaro, Ant. Rarita bibliografiche galileiane IV. (Le operazioni dei com-
passo geometrico e militare.) Firenze, tip. di G. Carnesecchi e figli.
1890. 5 p. 8«.
Estr. dalla Rivista delle biblioteche.
Ferrara: Catalogo dei libri esistenti uella biblioteca della Societa Peda-
gogica. Ferrara, tip. sociale. 1890. 122 p. 8°.
Fromm, E. Die Aachener Stadtbibliothek, ihre Entstehung und ihre Ent-
wickelung bis zur Gegenwart. Vortrag. Aachen, R. Barth. 12 S. gr. 8^. .
M. —.50.
F u ni a g a U i , G i u s. ütilitä, storia ed oggetto deirinseguamento bibliografico.
Bologna. 8'>.
Estratto dair„Universitä".
F u n c k - B r e n t a u o , Fr. Les archives de la Bastille : la fonnatiou du d6pöt.
Dole, impr. Blind. 14 p. 8».
Extrait des Archives historiques.
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autores portugueses que escribieron en castellano. Sladrid, Murillo. XIV.
664 p. gr. S». Pes. 10.
Gariboldi, Ces. Ricerche suH'arte tipografica in Ancona dal suo comincia-
mento a tutto il secolo XVIII. Ancona, tip. ^Buon Pastore **. 3 t p. 8".
Gay^ Frank B. Bibliography of the Society. (Connecticut Ilistorical
Society: (ienesis and developmeut of the Society. P. 81—84.)
(iermain, L. Bibliographie. Clievert, lieutenant-gJn^ral des arm^es du roi
(1695—1769), par M^e Madeleine Buvignier-Clouet. Corapte-rendu cri-
tique. Montmedy, impr. Pierrot. 11 p. 8^
Extrait des Annales de l'Est.
^(jiornale della libreria, della tipografia e delle arti e Industrie affini. Sup-
plemento alla Bibliografia italiana pubblicato dairAssociazione tipografico-
libraria italiana. Anno IV: 1891. Milano, Ufficio dell'Associazione tipo-
graf.-libr. ital. gr. 8". Fr. 10.
*Goedeke, K. Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den
Quellen. 2*6, ganz neu bearbeitete Auflage, fortgeführt von Edm. Götze.
Heft 9 (Bd. iV, Bogen 10, II u. 14— 26). Dresden, L. Ehlermann. S. 145
—416. gr. 80. M. 5.20.
Groeue wegen, J. H. Bibliographie der werken van Everhardus Johannes
Potgieter. Een laatste deel tot Zimmennan's uitgaaf. Haarlem , IL D.
Tjeenk Willmk. XIV. 194 p. 8°. Fl. 1.90; geb. Fl. 2.40.
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department, arranged alphabetically by authors. Hamilton. 131 p. 8**.
Haureau, B. Notices et extraits de quelques manuscrits latins de la Biblio-
theque nationale. Tome L Paris, Klincksieck. VH. 406 p. 8».
He ine mann, 0. v. Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu
Wolfenbüttel beschrieben. Abtheilung 8: Die Handschriften nebst den
älteren Druckwerken der Musik -Abtneilung beschrieben von E.Vogel.
Wolfenbüttel, J. Zwissler. VHL 280 S. mit l Facs.-Tafel. Lex.-S». M. 12.
Vm. 3. • 10
138 Neue Erscheinungen auf dt*ni (icbietc dos Kibliotlirkswesens.
Hoskior, IL ('. A füll ju-count and eollatiou of tlu» grock cursivr codex
evangeliuni <)04 (Kjrerton 2610) in tlio l^ritish Muscuui. London, Nutt.
280 p. S".
*JahrbUclier, Botanische, tlir Systematik, rrianzenj;^esehiehte und Pflanzen-
fCeojjraphie , heraus<j:e«xel)en v'on A. Knjrler. Hand 12, Heft 5. Leipziji:,
W. Knj?ehnann. VI }-S. 5 LH— 622 u. Litteraturberieht S. 17—92 m. 5 Tat".
p:r. S*'. M. 11.
♦.lahresberieht ü))er <lit^ Fortschritte der Anatomie und Physiolot,^ie. ller-
ausgej^eben von L. Hermann und (J. Schwall)e. Band IS: Literatnr 1SS9.
Abtheilung 11: rhvsiologie. Leipzig, F. ('. W. Vogel. IV. 512 S. gr. V'.
M. IS.
.Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Theile
anderer Wissenschaften. Begründet v<»n .L Liebig und IL Kopp, heraus-
gegeben von F. Fittica. Für ISSS Heft L Braunschweig. Fr. Vieweg ^^
Sohn. 480 S. gr. &". M. 10.
Mahresberichte der (ieschichts Wissenschaft, im Auftrage der historischen
Gesellschaft zu Berlin herausgegeben v(m .L Jastrow. Jahrgang XL ISSS.
Berlin, R. Gärtners Verlag. XX. 135. 459. 321. 254 S. gr. 8^ M. 30.
ludiauopolis Public Librarj'. Finding list of books in the classes of bio-
graphy, history and travels. Indianopolis 1890. 98 p. fol.
luveutaire sommaire des archives a^partementales ant^rieures a 1790,
r^dig6 par V. Duchemin et Du Noyer de Segonzac. Sarthe. Archives
judiciaires. Supplement ä la s6rie B. T. 5. Le Maus. impr. Monnover.
879 p. a 2 col. gr. 4".
*J US t\s Botanischer Jahresbericht. Herausgegeben von E. Köhne. Jahrgang
16:lb88. AbtheiL2, Ileftl. Berlm, Gebr. Borntriiger. 384 S. gr. 8^ M.12.
Katalog ausgewählter Werke der ausländischen Literatur. Leipzig, F. A.
Brockhau.s Sort. 228 S. Lex. 8*». M. —.40.
Katalog der Bibliothek des Königlich sächsischen stati8ti.schen Bureaus.
Herausgegeben von der I)irekth)n. Dresden, (v. Zahn & Jaensch). XVI.
633 S. Lex. 8". M. 12.50.
Klatte, A. Nach zwanzig Jahren. Kin (fedenkblatt zur (beschichte <ler
Kaiserlichen UniversitUts- und Landesbibliothek in Strassburg. Stra.ssburg.
W. Heinrich. 20 8. gr. 8°. M. —.40. (S.-A.)
Kobell, L. V. Kunstvolle Miniaturen und Initialen aus Handschriften des 4.
bis 16. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung der in der Hof-
luid Staatsbibliothek zu München befindlichen Manuskripte. Geschielit-
liche Beiträge. 4. u. 5. (Schluss-)Lieferung. München, Jos. Alberts Ver-
lag. 28 Tat. in Alberttypie, nebst Text VII u. S. 53— 108 u. Register
IX S. mit Illustr. fol. a M. 8.
Lane, W. 0. Dante bibliography for 1889. (9*'> Annual report of the Dante
Society, ü. 21—45. Cambridge 1890. 8°.)
Larousse, r. Index alphabetique des articles nouveaux et des additions
conteuus dans le l®«* et dans le 2« snppl^meut (t. 16 et 17) du Grand
Dictionnaire universel du XIX*^ siecle. Paris, imp. Larousse. 38 p. a
4 col. 4°. Fr. 3.30.
♦Library Bulletin of ConicU Universitv. Vol. II. No. 14. Ithaea. P. 291
—314. gr. 8^
Contents: Lisi of additions, May — Nov. 1890.
♦Library of Harvard University: Bibliographical contributioiis, edited
by Justin Winsor. No. 39: A biblicigraphy of Beaumont and Fletrher,
by A. Claghoni Potter. Kepublished from the Bulletin of Harvard Uni-
versity. Cambridge, Mass. 1890. 20 p. 4".
♦Liudorfelt, K. A. and Ad. Meinecke. Reports on the proposed Library
and Museum Building for the citv of Müwaukee. Milwaukee, 1890.
67 i). 4^
Liste des ouvrages recommand^s aux commissions d'arrondissement chargees
du choix des livres pour les bibliotheques municipah^s de Paris. Annee
1890. Paris, impr. Barre. 47 p. 8«.
Neue Ersöheinungeu auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 139
Literaturblatt, Technisches. Herausgegeben von einem Kreise bewährter
Fachmänner. Jahrgang 2: 1891. (12 Nrn.) Wien, Spielhagen & Schu-
rieh. gr. 4». Jährlich M. 2.40.
Littcratur-Be rieht, Theologischer. Redigirt von P. Eger. Jahrgang 14:
ISlM. No. 1. (12 Nrn.) Gütersloh, Borteismann. gr.S*^. Jährlich M. 1 .50.
Litti'raturblatt, Juristisches. Band 3: Jahrgang 1891. No. 1. (10 Nrn.)
Berlin, C. Hevmanns Verlag. 4". Jährlich 3 M.
Longin, Em. {fotes pcmr servir a la bibliographie franc-comtoise (1888).
Vcsoul, imp. Suchau.x. 54 p. 8^.
Marion, A. et P. L. Tissot. Cataloguc de la bibliotheque communale de
Brest. Histoire. Deuxiemc partie. Brest, imp. Evain- Roger. 340 p.
gr. S«.
Marye, G. Los mu.sees d'Alger. Exposition permanente, soci^te des beaux-
arts, bibliotheque-musee. Paris, Cerf. 8 p. 8".
Extrait du Bulletin des mus'6es.
'*l)ie Matrikel der Universität Ro.stock. II. 1. Mich. 1499 — Ost. 1563. Mit
Unterstützung des Grossheizogl. Mecklenburg -Schwerinschen Ministeriums
und der Ritter- und Landschaft beider Mecklenburg herausgegeben
von Ad. Hofmeister. Rostock, Stillersche Hof- und Universitäts-Buchh.
8. 1 — 148. 4«. M. 10.
Modina, J. T. La imprenta en America. Vireinato del Rio de la Plata.
Epitomo 1705—1810. Santiago de Chile. 1890. VIIL 51 p. 8^.
Tirada de 50 ejemplares. No se pone d la venta.
Modina, J. T. La imprenta en Lima. Epitome 1594— ISIO. Santiago de
Chile 1890. 118 p. y una hoja con el colofön. 8".
Tirada de 100 ejemplares. No se pone d la venta.
Morcuur, Litterarisehe. Algemeene bibliographie. Jaargang I, No. 1 . Amster-
dam, G. H. Priem. 4«. Per kwartaal van 3 nrs. fl. —.25.
Meyer, B. Führer durch die Literatur der Gesundheitspflege, Naturheil-
kunde — Vegetarismus - Seelendiätetik für Freunde einer naturgemässen
Lebensweise. 3. Aufl. Rudolstadt, Br. Meyer. 156 S. 8". M. — .50.
*Milwaukee Public Library. Quarterlv index of additions, April — June
1890. Vol. 3, No. 18. Milwaukee, published by the board of trustees.
P. 17— 35. 4«. Per year D. -.50.
'Mit the ihm gen aus dem Gebiete der Bibliographie, Literaturgeschichte imd
dos Antiquariats. Herausgegeben von M. Harrwitz, fortgefllhrt von F.W,
E.Roth. Jahrgang III: 1891. No. 1. (12 Nni.) Berlin, M.Ham^itz. gr. 4».
Jährlieh 4 M.
Mitteilungen aus der historischen Litteratur, herausgegeben von der
historischen Gesellschaft in Berlin, redigirt von F. Hirsch. Jahrgang 19:
1891. lieft 1. (4 Hofto.) Berlin, R. Gärtners Vorl. gr. b". Jährlich
V} M.
Monatsbericht über neue Musikalien. Verzeichnis aller im Boreiche des
doutsohon Musikalienhandols orsoheinondon Neuigkeiten. Jahrgang I:
Scptombor 1890 bis August 1891. No. 1 u. 2. Leipzig, C. Klinner. gr. 8^
Ausgabe mit Angabe der Vorloger, jährlich M. 4.— ; Aufgabe ohne Ver-
logorungabo M. — .ti5.
Monatsschrift für Bnohbindoroi untl verwandte Gewerbe. Kunstgewerbliche
Blätter für Buchbinder, Buchhändler, Bibliotheken und Büoherliebhaber.
Sehriftleitung von P. Adam. Jahrgang 2: 1891. Heft 1. Berlin. Fr.
Pfeilstücker. IH S. mit Toxtabbildgn. u. 1 liirb. Taf. Jährlich M. 7.50;
einzelne Hefte Vi — .75.
Monitore zoologico italiano. Annata II, No. 1. Firenzo, Looscher & Seeber.
Pro anno M. 8.50.
Giebt eine vollständige Bibliographie aller einschlägigen italienischen Er-
scheinungen.
Mourier, A. et F. Doltour. Cataloguo et analyse des theses franyaises et
latines admises par les facidt6s des lettres, avec index et table alpha-
110 Neue Erecheiniuigeo luf dem Oebiete des Bibliotheksve»eii$.
Wtique de« doctear«. AnD«'e «colaire 1SS9— 1>*H». Pairi«. IVlilib tr\Tt<
32 p. Sr Fr 1 .50.
•Mlihlbrecht, '^J. Die Litteratur de« Fntwnrf«« eines Nürperiichen C^r>rrz-
fineb?« lllr da?* Ix-utsche Keieb. V. ^BörseDMan lur dr-n mrut*^heü
Buchhandel. IMn. No. 14. S. 3^;0-?iTl.»
*Natarae novitate.s. Bitilio^phie neuer Erf^ebein andren allrr Lüiidrr auf
dem Gebiete der yaturgescbicbte und der exaeten ^\ isst-nscbaiten. Jahr-
gang? 13: 1S91. <2Ct Nrn.) No. 1. Berlin. K. Fritiiländer & Sohn. > .
.Jähriieb 4 M.
Neujabrsblatt berau.«igejreben von der Stadtbibliothek in Ziirieb auf «Iäs
Jahr 1*»91. fJ. .1. B^jdmer als (irschiebtifsehreiber.) Zürich. J^. Hr»br. 4'» >.
m. I Lichtdruck. 4'. M. 2.10.
*X i e u w 8 b 1 a d vf>or den boekhandel. Uitgeeeven door de Vt-reeniging trr be-
vorderin g van de belangen des Boekbandels. .Taar^ang 5*^: l**l*l. Amstt-r-
dani, S. L. van Lm>y. 4". Fl. 2.'jO vierteljäbrlicli.
Notice sur une pre<:ieus«* collection des oeu\Tes de Kabelais faisaut j»artie
de la bibliotbeque dim auiateur b<jrdelais. (.Souvenir de TexpositioQ
retrospective de Tours.) Tour», iuipr. Deslu* fren-s. .^5 p. V*.
Tir^ ä tr6s pciit nombre.
Patetta, F. Sopni due niano.seritti della collezione p.«ieudo-isidoriana. Roma.
K. Uieseber e Cie. 1S90. 11p. S".
Estr. dalla Kivi&ta italiaoa di scienze giuridiche.
♦Pettersen, II J. Anonymer og pseudon^'mer i den norske literatnr. I»u<
— 1%94». BibliografiKke meddelelser. Ivristiania. H. G. Nisja I^*m». 127 j».
gr. %'•.
Piot, Cb. Inventaire de« arcbives du royaume general de Belgique. luven-
taire des cbartes de« wimtes de Namuf aneiennement «leposeos au ehäteau
de cette ville. Bruxelles. Ha>'ez. II. XIII. 520 p. 4". Fr. 15.
P (He hau, A. Die livUindiscbe Gescbicbtsliteratur im Jahre ISM». Riga. N.
KymmePH Verlag. 103 .S. S". M. 1.
*Polybiblion. Revue bibliograpbique universelle. Partie litteraire. 2. Serie,
tome 33 (*31. de la collection). — Partie technique. 2. serie, tome 17
(03. de la collection). Paris, aux bureaux du Polybiblicm. gr. S**. Par
an fr. 20.
Partie litteraire: par an 15 fr.; partie technique: par an 10 fr. Parait
tous les mois.
Preisliste der durch das Kaiserliche Post-Zeitungsamt in Berlin und die
Kaiserlich(.'n Postanstalteu des Reicbs-Postgebietes im Jahre 1^01 zu be-
ziehenden Zeitungen, Zeitschriften u. s. w. Mit NjU'hträgen. Leipzig,
Expedition des Zeitschriften -Adressbuchs. VII. 331 u. 1. u. 2. Nachtrag
7 u. H S. fol. Cart. M. 3.50.
Publie Library Note book. List of books wanted and remarks on those
rejul. With preface by llew Morrison. Londim, <'. Waterson & Sons.
*Publi kat Ionen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Neue
Folg(f. Archiv flir die (ieschichte <les Deutschen Buehluuidels. Heraus-
gegeben von der Historischen Commissi<Mi des Börsouvereius der Deut-
sehen Bueiihändler. XW. Leipzig, Verlag des IWirsenvereins der Deut-
schen Buehhändler. VI. 37S S. gr. S". m. 5.
'^ Publikationen des Börsenvereiiis der Deutschen Buehhäutller. VIl : Fünfzig
Gutachten über Nachdruck und Nachbildung, erstattet vom König!, preussi-
sehtMi litt<*rarisehen Sa<*hverständigen -Verein in den Jahren 1^74— is^9.
Herausgegeben von D. Dambach. Leipzig, Verlag des Br)rsen Vereins der
D<'Utsehen Buehhändler. XLIV. 356 S. b"". M. «.
'The Publishers' Circular and Booksellers' record of british an<l foreign
literature. Vol. 54: IMIl. London. 4». Yearly 8V.j sh.
•The IMiblishers' Weekiv. The American boolc trade Journal with uhieh
is incornorated the Ami^riean Literarv gazette and publishers' circular.
Vol. XXaLX. No. 1. New York, Publicution Otnce. gr. 8". D. 3 vearlv.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 141
Kcnier, R. Per le nozze Cipolla -Vittone. II primo tipografo mantovano.
Documenti illustrati. Torino, Vinc. Bona. 1890.
Edizione di 70 esemplari.
Renn, E. Verzeichnis der Programme und Gelegenheitsschriften, welche an
den Kgl. bayerischen Lyzeen, humanistischen Gymnasien und I^tein-
schulen vom Schuljahr 1823 — 24 an erschienen sind. Begonnen von J.
Gutenäcker. Abtheilung IV: Die Schuljahre 1884/85 bis 1888/89. Lands-
hut, Ph. Krüirsche Univ.-Buchh. 63 S. gr. 8^ M. t.50.
Rocchi, Gae. Catalogo della biblioteca del collegio degli avvocati di Fi-
renze, compilato a cura del consiglio dell' ordine. Firenze, G. Camesecchi
e figli. 1890. XXVIL391p. b\
*Roccü, C. Führer durch das Buchgewerbe Leipzigs. Wegweiser durch die
in Leipzig ansässigen oder vertretenen buchgewerblichen Firmen mit Ein-
schluss der wichtigsten in Leipzig nicht vertretenen Special-Firmen.
Leipzig, Rauert & Rocco. 128 S. 8«. M. 2.
Rundschau, Bibliographische, auf dem Gebiete der Theologie, ftir Geist-
liche und das christliche Haus zusammengestellt von R. Hoflfmann. Jahr-
gang 6: 1891. No. 1. (12 Nrn.) Leipzig, Th. Rother. gr. 8". M. 1.50.
Sancho Pan^a. Bibliographie. La Franche-Comt^ , de M. Bouchot. Dole,
impr. Abnot. 17 p. 8".
Smethwick Free Library. Catalogue of the books in the lending and
reference departments. 1889. VI. 204 p. 8°.
*8mithsonian Miscellaneous OoUections. 745 Checklists of publi-
cations of the Smithsonian Institution. July 1890. Washington 1890.
34 p. gr. 8°.
*Sprawozdanie z czynnösci .akfadu narodowego imienia Ossolinskich za
rok 1890. we Lwowie, nakladem zakladu narodowego im. Ossolinskich.
1890. 68 p. 8^.
(Thayer, J. HJ List of books for students of the New Testament. Cam-
bridge, J. Wilson & Sou. 1890. 58 p. 16".
Transactions of the Society of engineers for 1889 and General index:
1861—1889. London, Spon. 8«. Sh. 15.
Uebersicht, Monatliche, der bedeutenderen Erscheinungen des deut-
schen Buchhandels. Jahrgang 1891. No. 1. (13 Nrn.) Leipzig, J. C.
Ilinrichs Verlag. 8^ Jährlich 2 M.
Uebersicht, Wissenschaftliche, der bedeutenderen Erscheinungen des deut-
schen Buchhandels. Jahrgang 1891. No. 1. (13 Nrn.) Leipzig, J. C.
Hinrichs Verlag, fol. Jährlich M. 1.50.
Varaldo, Ott. Bibliografia delle opere a stampa di Gabriello Chiabrera:
supplemento secondo. Savano, tip. D. Bertolotto & Cie. 1890. 35 p. 8".
^Volkening, E. Die Verlagsveränderungen im deutschen Buchhandel luden
Jahren 1874—1890, nebst zahlreichen Nachträgen aus früherer Zeit. Liefer.
5. Leipzig, Ed. Volkening. S. 177—208. gr. 8". M. 2.
Walthamstow. C'atalogue of the librar>', Forest School. 1890. 37 p. 8°.
Zcitlin. W. Bibliotheca hebraica post Siendelssohniana. Bibliographisches
Handbuch der neuhebräischen Literatur, seit B(?ginn der Mendelssohu'-
schen Epoche bis zum Jahre 1889. Nach alphabetischer Reihenfolge der
Autoren, nebst Indices der hebräischen Biichertitel und der edirttui Autor-
nanicn. 2. Auf läge. 1. Hälfte (A—M). Leipzig, K. F. Koehlers Ant. IV.
248 S. 8". M. 7.50.
^Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Neue Folge der Zeitschrift für
Vrdkerpsvchologie und Sprachwissenschaft, begründet von M.Lazarus u.
H. Steintlial. Im Auftrage des V^ereins herausgegeben von K. Weinhold.
Jahrgang 1: 1891. Heft 1. Berlin, A. Asher v*^ Co. gr. 8".
S. 113— 127: Litteratur des Jahres 1890, von Fr. Back.
Zeitschrift für bildende Kunst. Register zum XX.— XXIV. Jahrgang, 18^i5
— 1889. Bearbeitet von W. Bogler. Leipzig, E.A.Seemann. 111. 84 S.
hoch 1". M. 4.
112 Antiquarische Kataloge.
Antiquarische Kataloge.
Antiquariat zu den Musen Graz. Vemüsehte Literatur. II 1)4 N«"-
Baer & Co. Fnmkfurt. Bibliotlieea Veneta. (Bibl. de Ch. Fr. (iuill. Brosr.)
955 No». — Anz. No. 409: Miscellanen. No. 7130— 772S.
Beek'sche Bh. Nürdlingen. No. 198: Klass. l^hilologic u. Alterthnuiskundc.
2138 NoB.
Beiiers Utreeht. No. 130: Spraehwiss. u. Litenitur. 1005 N""- — No. 181:
Naturhisttir. u. cxaete Wissenseh. 005 N««
Bertiin g Dresden. No. 16: Musikal. Literatur u. Musikalien. 320 N"»- —
Anz. No. 1 : Vermischtes. 312 N»»-
Bielefeldes Ilofljh. Karlsruhe. No. 147: Mineralogie, (iecdogie u. (icognosii».
158i> No».
Böse Leipzig. N(). 14: Staatswissensehaften. (Bibi. v. Hofrath Dr. Ph.
Uarras v. Ilarrassowsky in Wien.) 807 N«"-
Brockhaus' Antiqu. Leipzig. Nt). 100: Palaeontologie. 653 N®»-
Buchholz & Werner München. No. 20: Natur\vLss. Bibliothek v. Dr. v.
Schafhäutl. 1040 N«"-
Burow Gotha. No. 22: Latein. Autoren. 504 N"»- — No. 28: Neulateiner,
verm. philol. Schriften, Grammatik ete. 653 N««-
Creutzer Aachen. No. 56: Botanik. 1691 N«»-
Deistung's Buehh. Kudolstadt. No. 74: IJechts- u. .Staatswiss. 1456 N*»"
Dittmersche Buchh. Lübeck. No. 2: (reschichte nebst Ilülfswiss. 1695 N«»
Gilhofer & Ranschburg Wien. No. 34 : Geheime Wissenschaften. SOO N«»-
— Anz. No. 12: Vermischtes. No. 3431— 3744.
Uarrassowitz Leipzig. No. 171: Manuseripte, Ineunabeln, Holzschnittwerke.
586 No«.
Hiorsemaun Leipzig. No. 75: Ornamentale Vorlagen f. Kunstgewerbe.
565 No»
Hirsch Dresden. No. 20: Porträts berühmter Bühnenkünstler. 305 N»"»-
.losephsons Ant. Upsala. Meddelanden 1891. No. 1 : Miscellanea. 305 N««-
Kampffmeyer Berlin. N(». 322: Geschichte. 72 S.
Kerler Ulm. No. 164: Philosophie. 34S1 No««.
Kirchhoff &Wigand Leipzig. No.S62: Medicin. Thierheilkunde. 2000 N«««.
— No. 863: Onental. u. Neuere Linguistik. 1783 N««- — No. *?04: Mathe-
matik u. Astronomie ete. 2105 No».
Klotsehkow St. Petersburg. No. 98: Micellanea. 35 S.
Kochlers Ant. Leipzig. No. 50(h Exacte Wissenschaften. 74 S.
Lau & Cie. München. No. 13: Porträts merkwünl. Personen. 437 N"»
Lehmann, Paul, Berlin. No. 00: Theologie. 1408 No".
Liepmannssohn Ant. Berlin. No. 87: Musikliteratur. 410 No".
Lippertsehe Buchh. Halle. No. 23: Orientalia. (Bibl. v. Prof. (Josehe u.
Fr. Rib-kert.) 2594 N«>«.
List i^ Franeke Leipzig. No. 224: (Tcsehiehte Deutsehlands. 3079 N"«- -
No. 225: Roman. Phibdogie. (Bibl. v. Prof. Kliert Leipz.) 90.^» N""-
Lorentz. Alfr., Lei[»zig. No. 58: Besehreib. Naturwisseusehaften. 57 S.
Mayer & Müller Berfin. No. 108: Theologie. 74s N««.
Mull er v^ Co. Amsterdam. T(q)ogra])hie anc. de l'Eunipe. 2.iOo No-*-
Neubner Köln. No. 29: Cultur-, Sitten- u. Reehtsgesehielite. No. 25:i5
5034.
Nicolaisehe Buehli. Berlin. No. 31 : Naturwiss. Exaete Wiss. 1040 N">*
Nijhoff Haag. No. 220: Dernieres aequisitions. 234 N^'»- — No. 221: ilistoire
eeclesiast. 395 N«»- - No. 222: Dernieres aequisiticuis. 207 N»«»-
Dr. Ed. Nolte Bonn. No. 34: Auswahl v. popul. u. grösseren wissenseh.
Büehern. 935 N"«
Nutt London. No. 23: Semitic and hamitie lang. 1101 N'>»
Prager Beriin. No. 19: Deutsehlands Recht u. Staat. 1099 N"«'
R^vai Budapest. Miscellanea. 735 N«"-
Rick ersehe Buchh. (iiessen. No. 12: Schöne Wissenschaften. 942 No"-
I*ers()nalii54chriclit(*n. 143
Rohrachor LiiMiz. Xo. 23: Bihliothccji hniiffar. II. 425 N<'8. — Xo. 25:
Kathol Theol. Suppl. 192 N«« — No. 2ö: Wiss. Zeitschriften u. Biblio-
thekswerke. :jao No8 — No. 27: VVerthvoUe neuere IMieher. 34S N««-
Kosenthai München. No. 71: Bibliotheca cathol. Xlll. 1005 Nob.
Rother Leipzif^. No. 18: Theolope. 2116 N»«-
Seh ei hl e Stuttjcart. Anz. No. SO: Miscellanea. 454 No«-
Sichert Berlin. N(».203: l>entsche Literatur seit Mitte d. IS.Jahrh. 107(>Nom.
Sinnnel & Co. Leipzig?. No. 140: Latein. Autoren. No. 2571— 4461.
Stargardt Berlin. No. Ih2: Numismatik. Sphrapstik. 589 N»»-
Unflad Zürich. No. 151: Deutsche Literatur. 1132 No«.
Völckers Verl. Frankfurt a. M. Nc». 176: Botanik. Wirbellose Thiere.
1007 Nob. ._. Anz. No. 31: Culturj^esch. 379 No». — No. 32: Varia.
435 No8.
We^ Leipzi^r. No. 7: Mathematik. l*hysik. 963 Noa.
Weigel, Usw., Leipzig. No. 49: Deutsche Sprache u. Literatur. 1831 No».
We her Paris. No. 47: OrientiUia. Americana. Slavica. 11175 No»- — No.
49: Livres anglais. 28 p.
Windprecht Augsburg. No. 446—448: Vermischtes. 380. 404. 380 No«.
Wlirzner Leipzig. No. 123: Theologie, Philologie. 16 S.
V.Zahn &. .laensch Dresden. No. 32: Zoologie. 177 No».
Personalnachrlchten.
Der Bibliothekar der Universitätsbibliothek Greifswald, Prof. Dr. Gil-
bert, hat den Titel Oberbibliothekar erhalten, imd der Unterbibliothekar an
der genaimten Bibliothek, Dr. Müldener, den Titel Bibliothekar.
Der Bibliothekar der Universitätsbibliothek in Erlangen, Dr. M. Zucker,
hat den Titel Oberbibliothekar erhalten.
Dem Bibliothekar der Grossherzogl. Regierungsbibliothek in Schwerin,
Dr. Schröder, ist der Titel Regierungsrath verliehen worden.
Der bisherige Bibliothekar der PauHnischeu Bibliothek zu Münster,
Dr. Karl Gerhard, ist zum Bibliothekar der Küniglichen mid Universitäts-
bibli(»thek in Königsberg ernannt worden. An seiner Stelle ist zum Biblio-
thekar der Kgl. Paulmischen Bibliothek Dr. Molitor, bisher Custos an
der Universitätsbibliothek Göttingen, ernannt worden.
Zum Nachfolger des in den Ruhestand versetzten Direktors der Wiener
k. k. Hofbibliothek, E. Ritter v. Birk, ist der seitherige titul. Hofrath Prof.
Dr. W. Ritter v. Hartel unter Verleihung des Ranges eines wirkl. Hofrathes
ernannt worden. Der 1. Custos der Ilof Bibliothek, W. Ilartl, hat den Titel
und Charakter eines k. k. Regierungsrath es erhalten.
An der (irossherzogl. Hofbibliothek Darmstadt wurde 1. der Hof-
bibliothekar Dr. Valentin Lenuert auf sein Naclisuchen mit Wirkung vom
L.Ianuar an in den Ruhestand versetzt; 2. der erste Sekretär Dr. Gustav
Nick am gleichen Tage zum Hof bibliothekar , 3. der zweite Sekretär Dr.
Adolf Schmidt zum ersten Sekretär ernannt. 4. Der für das Jahr 1890 als
Hilfsarbeiter angenommene Dr. Ferdinand Mentz trat mit Ende des Jahres
aus dieser Stellung aus.
An der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. ist 1. der ständige
Hilfsarbeiter Dr. phil. Julius Schwab zum Custos betordert worden, 2. der
ausserordentliche Hilfsarbeiter Dr. phil. Rudolf Asmus behufs Uebernahme
einer Lehrerstelle am Gymnasium in Karlsruhe ausgeschieden, 3. Dr. phil.
Eduard Eckhardt aus Riga als ausserordentlicher Hilfsarbeiter eingetreten.
Par arret6 royal du 21 ianvier Jules Ouverleaux, conservateur ad-
joint, est nomnie conservateur de la sectiou des manuscrits de la Bibliotbeque
royale de Helgique; Franc^ois Nizet, consenateur adjoint, est nomme con-
servateur a titre personnel au dit etablissement.
144 Persoualnachricliti;ü.
Mit dein EiuU' dns .lahreK ISJIO hat (üiicr der iiltfstt'ii Bibliothekare
Doutschhimls nach zwciuiHlfünfzi^jäliripT 'rhätij^keit aus Gesundheitsriick-
^4ichtell sei u Amt ine(hTgeh»*j:t, der Leiter der Laiidesbildiothek zu Detmold.
Geheimer Oberjustizfath Otto l'reiiss. Derselbe übernahm die Verwaltunjr
dieser Bibliothek am 12. Deeeiuber 1838. Walircnd der lanj?en Dauer seiner
Amtsilihrun^ hat er mit unermüdlichem Kifer neben seinen umt'anj^reiehen
riehterliehen Berufsges<*häften (er war zuletzt Präsident dl's Detmolder Ober-
ßferiehtes) und neben seiner aus^etlehnten sehriftstellerischen Thätij^keit auf
dem (Tcbiete der Lippeschen (ieseliiehte sich der Ordnung und Vergrösserunj^
der Bibliothek gewulmet, die jetzt gegen 60 000 Bände zählt. So wurde von
ihm neben dem systematischen Kataloge, von dem verschiedene Theile eine
gründliche Umgestaltung erfuhren, ein alphabetischer Zettelkatalog und ein
Standortskatalog angelegt. Im Jahre ISS 4 erhielt die Bibliothek einen sehr
erfreidichen Zuwachs durch ein kraft testamentarischer Verfügung ihr zu-
gefallenes lA^gat der Witwe des Rotlägermeisters v. Donop zu Detmold, nach
welchem mehrere Tausend Bücher, (lemälde, Kupferstiche und andere Kunst-
Kachen an die Bibliothek kamen. In demselben Jahre schenkte die inzwischen
verstorbene Prinzessin Luise zur Lippe, eine Schwester des regierenden
Fürsten Waldemar, ein ihr gehöriges geräumiges Palais dem Laude zur Unter-
bringung der Bibliothek uiul des grossen naturwissenschaftlichen Museums.
Im Mai des Jahres 1886 wurde der Umzug der Bibliothek aus dem euffeu
alte« Lokale in die neuen schönen Räume bewerkstelligt. Am 12. December
IfiSS beging Preuss in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit und
Frische die seltene Feier seiues fünfzigjährigen Juoiläums als Bibliothekar.
Er kann auf eine reiche und hochbedeutiiame Thätigkeit zurückblicken: die
Lippische Landesbibliothek darf geradezu als seuu^ eigenste Schöpfung be-
zeicluiet werden. Möge er noch lange die wohlverdiente Ruhe gemessen I —
Die eriedigte Stelle ist dem Gymnasiallehrer Dr. An emulier in Detmold
übertragen worden.
Am 13. Dec. v. J. starb Dr. Tyler, trustee an der Bethnal Green free
library.
* Am 1 7. Januar starb zu Dresden der als Bibliograph weit bekannte und
geschätzte Geh. Hofrath Dr. Julius Petzholdt. Der Verstorbene, am 25. No-
vember 1812 geboren, ward zuerst Gehülfe- des Prinzen Johann von Sachsen
bei seinen Dantearbeiten, 1853 Bibliothekar des Kronprinzen Albert, blieb in
dieser Stellung auch nach dessen Thronbesteigung, erhielt 1878 den Titel
Geh. Hofrath und trat 1887 in den Ruhestand. Bekannt und verdient machte
er sich hauptsächlich durch den von ihm seit 1840 herausgegebenen „An-
zeiger für Bibliographie und Bibliothekswissenschaft", das 1844 begonnene
und bis 1875 in fünf Ausgaben erschienene „Adressbuch der Bibliotheken
Deutschlands mit Einschluss Oesterreichs und der Schweiz" und die „Biblio-
theca bibliograi)hica" (Leipzig 1866). Ausserdem veriiflfentlichte er eine
„Literatur der sächsischen Bibliotheken" (Dresden und Leipzig 1840), einen
„Katechismus der Bibliothekenlehre" (3. Aufl., Leipzig 1877), zahlreiche Kata-
loge u. a. m. 1861 «leckte Petzholdt den vom Abb6 Domenech mit dem
„Manuscrit pictographicme americain" getriebenen Schwindel auf, indem er
nachwies, dass dieses „Buch der Wilden" nichts weiter als das Schmierbuch
eines deutsch - amerikanischen üinterwäldlerjungen war. Auch gab er 1866
Friedrich v. d. Trenek's Erzählmig seiner Fluchtversuche aus Magdeburg
nach dessen eigenhändigen Aufzeichnungen in seiner im Besitz des Köjiii!:s
von Sachsen befindlichen Gefängnissbibel nebst einer Uebersicht der Trenck-
littenitur heraus.
Am 2. Februar d. J. starb zu Boppard a. Rh. Prof. Dr. Oesterley,
Bibliothekar der Königlichen und Universitätsbibliothek zu Breslau.
In San Remo wurde kürzlich Dr. Lindemann aus Manchester,
Hilfsbibliothekar der dortigen Victoria- Universität, von zwei Unbekannten
nach einer Grotte gelockt, dort erdrosselt imd beraubt. Des Mordes ver-
dächtig ist ein gewisser Henry Schattel aus Lausanne.
Vsrlag Too Otto H«rrMtowiti, Leipzig. — Druck Ton Ehrhardt KurrM, U«lle.
Centralblalt
fttr
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 4 u. 5. Heft. April-Mai 1891.
Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften
und zur Geschichte altdeutscher Lltteratur und Kunst.
3. Böhmens Kanzlei unter den Luxemburgern und die deutsche Cultur.
Karl IV. und der deutsche Osten.
Die Karlsruher Handschrift des Welschen Gastes, welche das
höfisch-ritterliche Gedicht mit der 1426 in Tirol angefertigten Ueber-
setznng eines scholastischen typologischen Florilegs, des Lumen animae,^
verbindet (oben S. 19 ff.), zeigt, welche geistigen Mächte die mittel-
hochdeutsche poetische Sittenlehre an sich ziehen.
Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dringt in Deutsch-
land die Scholastik einer Hochfluth gleich in alle emste Gedanken-
arbeit ein: ihre spitzfindige ßegriffsspaltung, ihre dialektische Methode,
ihre Systematik, ihre Citatensucht, ihr Hang nach Symbolik und Alle-
gorie gelten für d»e sichersten und reinsten Formen des Denkens, und
Theologie, Jurisprudenz, Philosophie — eine wie die andere hält sie
in ihrem Bann. Sie hatte den Grund hergestellt, auf dem die eigen-
artige Philosophie und Predigt in deutscher Sprache erwachsen war,
welche man als deutsche Mystik bezeichnet. Aber sie tritt jetzt selbst
aus dem engen Kreis der Fachwissenschaft ins Leben hinein, aus den
Köpfen der Gelehrten auch in die Anschauungen der Kanzelredner
und der Laien, aus den lateinischen weitschichtigen Encyclopädien in
hjindlichere, den Ungelehrten verständliche Compendien , in die Hilfs-
btlcher und Anleitungen für Predigt und ßeichtpraxis , in die Erbau-
ungsschriften, die zum Theil bereits in der Landessprache geschrieben
werden. Sie erfüllt mit ihrem Geiste auch die Kunst und die Poesie:
das Zeitalter, welches die völlige Ausbildung der deutschen Göthik
1) Meine Angaben auf S. 19 ff. bedürfen der Ergänzung und Berichti-
gung. Das Buch, welches schon Lcssings Aufmerksamkeit erregte (Vom
Alter der Oelmalerei. Brauuschweig 1774. Herapel 13, 2, 420. 452), ist, wie
er, und vor ihm bereits Kourad Oesners Bibliotneca in Simlers Bearbeitung
vm. 4. u. 5. 11
146 y^iT KcniitiHs» altd<*utsclu*r Iluiidschriftfii «'tc.
sah , erlebte zugleich eine tiefgehende Umgestaltunfr der litterarischen
Production.
Indessen nicht in Tir(d, wo >ich vielmehr am längsten die alten
weltlichen Bildungsideale des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts
erhielten, sondern in Böhmen vollzogen sich zuerst die grossen Wand-
lungen der deutlichen Cultur, welche lange Zeit, in ihren letzten
Folgen bis auf die Gegenwart nachwirken, liier zuerst bringen die
Kräfte, die der ganzen folgenden Epoche den Stempel aufdrücken,
charakteristische Erscheinungen hervor, treten uns anschaulich Neu-
bildungen entgegen, welche dem Fortleben der weltlichen Moral der
mittelhochdeutschen Zeit und ihres poetischen Ausdrucks den Unter-
gang bereiten sollten.
Der Hof des Luxemburger^, König Karls IV., und sein Kreis hat
in der Geschichte der deutschen Kunst längst eine ehrenvolle Stelle.
Aber nicht einmal die kfinstlerischen Strömungen, welche von dort
ausgingen und sich über die andern Theile Deutschlands erstreckten,
sind bisher recht aufgeklärt worden. Noch viel weniger hat man die
übrigen grossartigen Cultureinflüsse , mit denen jene eine geschlossene
Einheit bilden, gebührend gewürdigt, und noch nie ist im vollen Zu-
sammenhange dargestellt worden, wie damals von Böhmen, zumal von
Prag aus, das gesammte deutsche Geistesleben die folgenreichsten Ein-
wirkungen erfuhr.
Karl IV. , der in Frankreich seine Erziehung empfangen hatte
und frühzeitig nach Italien gekommen war, regte, wie schon oben
(8. 18) zur Sprache kam , die berufsmässige Miniaturmalerei an, indem
er sie auf das Muster der französischen Illuminirkunst wies, nach fran-
zösischer Art illustrirte Handschriften aus Paris mitbrachte, wohl auch
französische Enlumineurs an seinen Hof zog. Er stellte die hervor-
ragendsten französischen, italienischen und deutschen Meister der Wand-
und Tafelmalerei wie der Architektur und Sculptur, einen Matthias
von Arras, Thomas von Modena, Theodorich, Nicolaus Wurmser aus
Strassburg, Peter Parier aus Gmünd und viele andere, bei seinen präch-
tigen Burg- und Kirchenbauten in Dienst und gab so den Anstoss zu
der schönen, wenn auch kurzen Blüthe böhmischer Kunst. Er war
(Titcuri 1574, S. 404) ausspradi, nicht von Mattliias Fariuator, der vielmehr
nach soiiHMu eigenen (westUnduiss in der Vorrede der Augsburger Drucke nur
redigirte und alpbabctisclie Register beisteuerte. Vgl. auch Bibliothcca Car-
melitana. Aurelianis 1752. 2, iK) flf. Ueber Art und Zeit der Abfassung be-
richtet der Prolog des ursprünglichen Werkes, den v. Murr, Journal zur
Kunstgesehiehte und zur allgemeinen hitteratur. Nürn]»erg 1775. l,<)t*)tf.
nach dem Druck von 1471» v(;rötfentlichte , und den Ulrich Putsch in seinem
'Lieht der Seele' mitlihersetzt hat, wie sich aus dem Germania 21, 42 11*.
Mitgetheilten ergieht. Eine von Cruel, Geschichte der deutschen Predigt im
Mittehilter. Detmold 1 879 , S. 4C0 angefllhrte Augsburger llandsehrit^ von
1473 bezeichnet als Herausgeber Efzbischof Berengar von Compostella.
'quondam magister ordinis praedicatoruur. Gemeint ist damit Berengar de
Londora, inthronisirt 1317, gestorben 1325 (nach Garns, Series episcoporum
0.26; vgl. über ihn Quetif-Echard, Scriptores ordinis praedicatorum 1,5 14 flf.).
Das Ganze zenällt, wie ich aus dem Exemplar des Anton Sorgsehen Drncks
von Konrjiil Riirdach. 147
nach Dohme's Ausdruck (Geschichte der deutschen Baukunst. Berlin
1890, S. 248) der erste Fürst, der die Zunftschranken des Mittelalters
durchbrechend den Genius im Ktlnstler ehrte. Und er — nicht Maxi-
milian, wie man behauptet hat — war auch der erste deutsche Fürst,
der die Pflege des UnteiTichts und der Wissenschaft als eine seiner
vornehmsten Regentenaufgaben erkannte: kein anderer weltlicher
Herrscher dieser Epoche hat in solchem Umfange zur Gründung und
Förderung von Universitäten mitgewirkt. Er hat der Reihe nach General-
studien in Arezzo, Pavia, Orange, Genf und Lucca gestiftet, von denen
die an den beiden letzten Orten freilich nicht ins Leben traten, er hat
die Hochschulen zu Siena und Florenz privilegirt (Denifle, Die Uni-
versitäten im Mittelalter. Berlin 1885. 1, 766 ff.; 427. 579. 468 ff.
648 f. 651; 447. 562). Aber mehr als diese italienischen und fran-
zösischen Bildungsstätten, welche nach Deutschland nur durch verein-
zelte ihrer Schüler und indirect wirkten, hat seine Schöpfung auf deut-
schem Boden unserer Cultur genützt: Prag, die erste deutsche Uni-
versität.
Durch sie verpflanzte er die Pariser Scholastik, die er liebte
und bewunderte, in deren Schule sich sein ganzes Denken heran-
gebildet hatte, nach Deutschland. Aber er blieb dabei immer der
treueste Sohn der Kirche, an dem die gefährlichen Tendenzen des
Nominalismus spurlos abprallten: Reliquienverehning und Heiligencult
waren ihm Herzenssache; neue Mönchsorden, wie die Karthäuser, Kar-
meliter, Serviten, Cölestiner, in das Königreich Böhmen einzuführen,
die bereits eingebürgerten durch neue Stiftungen weiter zu verbreiten
und überhaupt das Heer des regulirten und Weltclerus ins Ungemessene
zu vermehren, seine heiligste Aufgabe. Er selbst — der Schüler des
späteren Clemens VI. — war halb ein Mönch und Asket, der Stunden
und Tage in einsamem Gebet, in harten Bussübungen verbrachte und
von Visionen heimgesucht wurde, bewandert in den christlichen
Schriften gleich einem Theologen, so dass er sich gar im Predigen
von 1477 auf der hiesigen Universitätsbibliothek ersehe, in zwei verschie-
dene Tlieile: der erste in 75 Titeln, von Titel S bis 74 (wo alter Schluss
mit Amen) in mehrfw^-h gestörter aber nocli durehscheinendtT alphabetischer
Ordnung nach dogniatiselien Begriifen, in welchem dem Citat jedesmal die
typologisehe Auslegung, die 'Aloralität' folgt, der zweite in 267 Kapiteln
streng alphabetisch nach dogmatischen Kategorien geordnete Sentenzen aske-
tisch-moralischen Inhalts. Aus einer Unmasse kirclilicher und profaner
Schriftsteller, im ersten Theil auch und zwar überwit^gend aus medicinischen,
naturwissenschaftlichen , philosophischen Werken griechischer und arabischer
Autoren, sind die Citate zusammengeliäuft : die ^esammte im Zeitalter der
aviffuonischen Päbste erreichbare Gelehrsamkeit in den Dienst der Askese
und Erbauung gestellt, eine Fundgrube f\ir die emblematische Predigt, und
nach Cruel *(a. a. 0.) in den späteren Lehrbüchern der Homiletik empfohlen !
Eine Handschrift der Hallisdien Universitätsbibliothek (1459—1462 durch
'Bartholomeus Lodwig in Zcwigkaw' geschrieben) giebt nur den ersten Theil.
Sie gehörte früher der Erfurter Kartliause. Breslauer Handschriften des 14.
und 1 5. Jahrhunderts bei Henschel, Synopsis scriptorum medii aevi mediconim
ac physicorum. Vratislaviac 1817, Nr. 123. 124. 124 a. 424 -427.
11*
148 Zur KcniitnisK altdcntsclicr nandscliriftcn oto.
versnchen konnte. Indessen auch alle anderen Sättel der scholastischen
Wissenschaft waren ihm gerecht: er konnte, wie erzählt wird, mit
Theologen, Juristen, Medicinern und Artisten über ihre Fächer dispa-
tiren. Die Mischung seines Wesens hat etwas Wunderbares: sie trägt
die Schuld, dass man ihn so selten richtig beurtheilt. Wie in seiner
Verehrung der Künste und Wissenschaften, in dem internationalen Zug
seines Charakters, der sich z. B. in seiner beinahe unglaublichen
Sprachenkunde äussert, in seiner Vorliebe ftir die Hotanik, die er durch
Errichtung des ersten botanischen Gartens in Deutsehland fordert, so
erscheint er in vielem andern als ein moderner Mensch. Er hatte
persönliche Beziehungen zu Boccaccio. Er stand Petrarca nahe und
suchte von ihm zu lernen, aber er Hess sich niemals durch die roman-
tischen Zumuthungen, die dieser an ihn richtete, von dem Wege seiner
kühlen Realpolitik zur Wiederaufnahme der nicht mehr lebensfähigen
Idee des Weltimperiums verleiten. Er hatte aus der Geschichte zu
lernen verstanden, besser und besonnener als Petrarca, der so gern
sein phantastisches Träumen mit ihr drapirte. Er liebte und ffirderte
darum ihr Studium, regte die deutliche Geschichtschreibung an und trat
selbst mit hervorragendem Geschick in seiner Selbstbiographie als
historischer Schriftsteller auf. Er hatte im französischen Stiiate die Ein-
heit der Gewalten kennen und schätzen geleiiit und suchte sie nun
in Deutschland durchzuführen. Er brachte zum ersten Mal die poli-
tischen Bestrebungen seiner Vorgänger seit dem Interregnum zum glück-
lichen Abscliluss und schuf im Königreich Böhmen eine starke, in sich
gefestigte Hausmacht. Er stellte hier zuerst das Bild auf eines conso-
lidirten Staates mit durchgreifender königlicher Gewalt, mit centrali-
sirter Verwaltung, mit geordneten Finanzen, mit geregelter Bewirth-
schaftnng' der Domänen, mit Sicherheit des Verkehrs, mit (iewähr der
Rechtshülfe und des inneren Friedens, mit Stärkung und Förderung
des Handels und Gewerbes: das Bild des modernen Staates. Er
vollendete durch seine goldene Bulle, welche die kurfürstlichen Rechte
fixirte, die Ausbildung der Landeshoheit und legte so den Grund zu
der modernen Fürstensouveränetät. Er organisirte die Rechtspflege
durch Codification und Gesetzgebung. Er verkehrte mit italienischen
Rechtsgelehrten wie Bartolus von Sassoferrato, dem Haupt der juristi-
schen Scholastiker, und anderen, bediente sich ihrer in Staatsgeschäften,
begünstigte das Eindringen des römischen Rechts und leistete diesem
auch dadurch Vorschub, dass er das Amt eines Hofpfalzgrafen aus
Italien nach Deutschland verpflanzte (Schröder, Lehrbuch der deutschen
Rechtsgeschichte S. 486 f.). Auf das Studium des römischen Rechts
legte er so gi-osses Gewicht, weil er darin eine Stütze der kaiserlichen
Macht erblickte, wie das sein Stiftungsbrief für die Universität Orange
vom 4. Juni 1365 mit feierlichen Worten ausspricht (Denifle a. a. 0.
1, 469. Anm. 1017). Er suchte in der Maiestas Carolina 1355 dem
ganzen Gebiet der böhmischen Krone ein verbessertes Gerichtsverfahren
zn geben : er sttlrzte die alte Grafenverfassung und bereitete die spätere
Patrimonialgerichtsbarkeit vor, aber er wollte das Recht gegen die aus
von Konrad Burdach. 149
verknöchertem Formalismus fliessenden Chicanen, gegen die Beeinflnss-
ungen seitens des Königs selbst schützen, den Richterstand heben durch
Einführung des Amtseids, durch Abschaffung der Käuflichkeit des
Richteramtes. Er stellte sich zur Aufgabe, an die Stelle der rechtsprechen-
den, willkürlichen Barone gelehrte Juristen, Doctoren des Rechts zu
setzen. Er beseitigte die Gottesnrtheile und schränkte die Anwendung
des Zweikampfes als gerichtlichen Entscheidungsmittels ein und schied
so zwei wichtige Elemente des nationalen Geiichtsverfahrens aus. Er
erliess genaue Vorschriften zur Sicherung der königlichen Forsten in
weiser Erkenntniss ihrer wirthschaftlichen Bedeutung.
Man hat Karl IV., einen Ausspruch des ihm als Staatsmann weit
unterlegenen Maximilian wiederholend , den Vater des Königreichs
Böhmen, des heiligen römischen Reichs Erzstiefvater genannt. Richtig
ist daran die erste Hälfte : er war ein guter Vater seines Landes, aber
er diente gerade dadurch auch dem Reiche. Freilich fasste er dies,
fasste er das Kaiserthum nicht mehr im Sinne der mittelalterlichen
Tradition auf, an die der Romantiker Maximilian noch ein Jahrhundert
danach glaubte. Karls höchstes Ziel war ein anderes, es hiess: Her-
stellung der Autorität des Staates, Ordnung der öffentlichen Zustände,
treu dem Wahlspruch im Eingang zur Maiestas Carolina: *praeterita
reform are, praesentia bene disponere*.
Nüchtern, kalt, zäh, berechnend und vorsichtig nur nach dem
Erreichbaren trachtend, ein guter Kenner der Menschen und der Welt,
beugte er sich vor der geschichtlichen Noth wendigkeit: er begriff, dass
dem wankenden Körper ein neuer Halt, dem in Atome zerfallenden
Staatswesen *) ein neuer Grund bereitet werden müsse. Während seiner
Regierung und unter seiner Mitwirkung rückt der politische Schwer-
punkt des Reichs, rückt der Schwerpunkt der deutschen Cultur nach
dem Osten und Nordosten. Sein Königreich Böhmen umfasste zuletzt
das heutige Böhmen, Mähren, Oesterreich-Schlesien , die Ober- und
Niederlausitz, das preussische Schlesien, die Mark Brandenburg, umfang-
reiche Gebiete in der Obei-pfalz, Franken, Meissen, dem Voigtlande,
und reichte von den Thoren Nürnbergs bis an die Küstenstriche der
Ostsee. Dazu kam die Lehnshoheit über den grössten Theil von Meissen,
die auch später noch, als durch den Vertrag von 1455 die Markgraf-
schaft an das Herzogthum Sachsen fiel, dem Königthum Böhmen er-
halten blieb, über Territorien in Franken und Mecklenburg. Karl hat
mit seinem Hofe, so lange er herrschte, überwiegend die nordöstlichen
Gebiete, ferner Franken und Nürnberg, die Rheinlande von den Nieder-
landen bis nach dem Elsass und Lothringen besucht (Huber, Regesta Im-
perii unter Karl IV. , S. XXXU). Die alten Herde der deutschen Bil-
1) Ein anschaiiliclies Bild, das mit erschreckender Eindringlichkeit
redet, giebt Weninsky in dem Abschnitt „Die Verfassung des deutschen
Reichs um das Jahr 1346" (Geschichte Kaiser Karl IV., 11, 1, 1—59). Zur
(Charakteristik der Kechtszustände um die Mitte des 15. Jahrhunderts vgl.
jetzt Zamcke, Causa Nicolai Winter: Abhandlungen der phil.-hist. Cl. der
Kgl. Sachs. Gcsellsch. der Wissensch. Bd. 12. Leipzig IbOO.
150 Zur KeDDtniss altdentscher Handschriften etc.
dnng, des politischen Lebens, Schwaben und Baiern, verUess er: zeigten
sie doch, zumal Schwaben, in ihrer politischen Zerklüftung den Reichs-
organismus in völliger Auflösung. Hier war kein empfänglicher Boden
ftir seine Centralisirungsarbeit : wie kläglich waren nicht seine Bemüh-
ungen gescheitert, die weiser Einsicht in das dem zemssenen Vater-
lande Nothw endige entsprangen, als er 1350 den schwäbischen Städte-
bund auflöste und zur Ausgleichung der divergirenden Bestrebungen
der beiden Stände dafür einen allgemeinen Landfriedensbund der Herren
und Städte Schwabens errichtete! Dagegen knüpfte er die östlichen
und nordöstlichen Länder, wo das Deutschthum erst vor Kurzem gegen
slavische Völker vordringend sich festgesetzt hatte und noch die
erste Frische und Lebenskraft der Jugend besass, an die breite Basis
aller Cultur, die nach Deutschland seit den Zeiten der Römer je ge-
kommen ist: das Land des untern und mittleren Rheins. Und er er-
kannte, dass auch das sprachlich geschiedene Niederdeutschland, sollte
es dem Reich nicht verloren gehen wie die schweizerische Eidgenossen-
schaft, wieder enger an das deutsche Centrum gefügt werden müsse.
Darum interessirte er sich so sehr für das Gedeihen Magdeburgs und
suchte es durch die Reinigung der Moldau auf dem Wege directer
Schiffahrt mit Prag und Hamburg zu verbinden. Darum plante er
die Schiffbarmachung der Oder, darum und in der sich freilich nicht
erfüllenden Hoffnung, die Hansa unter seine Leitung zu bringen, unter-
nahm er 1375 mit seiner Gemahlin und glänzendem Gefolge den pomp-
haften Zug nach Lübeck. Der gesammte deutsche Osten mit den
grossen Stapel platzen Hamburg, Lübeck, Frankfurt, Danzig, Breslau,
Krakau, Prag, Nürnberg sollte eine wirthschaftliche Einheit werden
und unmittelbar mit Venedig, der Pforte für den italienischen und
levantinischen Handel in Austausch treten. In weiterer Feme schwebte
ihm auch, wozu die Erbverträge mit Oesterreich und Ungarn (1364)
den Weg eröffneten, eine noch umfassendere grosse östliche Monarchie
internationalen Charakters über deutsche, magyarische und slavische
Völker vor.i)
1) Für die obige Charakteristik ist die wichtigste Litteratur über
Karl IV. zu Rathe gezogen worden: Pclzel, Kaiser KarilV., Prag 1780; Pa-
hicky, Geschichte von Böhmen. Bd. II, 2. Prag 183<J, 8. 2153 ff.; Schlesinger.
GoRchichte Böhmens. Prag-I^ipzig ISOO, S. 2(i6ff.; Friedjung, Kaiser KarilV.
'und sein Antheil am gei.stigen Leben seiner Zeit. Wien ISTü; Ott, Beiträge
zur Receptionsgeschiclite des römisch - kanonischen Processes in den böhmi-
schen Ländern. Leipzig 1870, S. 51 ff. H>5ff.; VVcninsky, (icschiclitc Kai.^er
Karls IV. und seiner Zeit. Innshnick 18s(l— 18S0; 0. Lorenz, Deiitsehlands
(iesehie.htsquellen 3 l,:i()4ff.: llötler, Mittlieihmgen des Vereins lür (Je-
schiohte der Deutsehen h\ Böhmen 2."» (IS^7^. S. 3ff.; L. v. Kjinke. Weltge-
sehiehte IX, 1, S. 9uff. ; Werunskv, Die Maie.stjus Karolinu, Zeit.^elirift der
Savignystiftung fllr Keelitsjre.M-hielite. (Jermani.st. Abth. w (l*^^i>). S. (14 ff.
Auch aus Loserths Ari)eiten lml)e ieli naeh Kräften zu h'rnen p'sueht. In
wiefern ich von der landläufigen Auffassung abweiche, werden Kenner leicht
sehen. .lede Benrtlieilung Karls geht meiner Ansieht nach von vornherein
irre , wenn sie an ihn den Massstab legt des romnntisehen Ideals der mittel-
alterliehen Kaiserherrlielikeit , ihn an seinen grossen Vorgängern lleinrieli VI.
und Friedrich 11. misst statt an seinen Naehfolgern.
von Konrad Bnrdach. 151
Nach Karls IV. Tod zerbröckelte die luxemburgische Haasmacht
und die Hussitensttlrme fegten aus dem Kronlande Böhmen die deutsche
Cultur hinweg. Aber der mächtige Anstoss, den die Karolinische
Zeit gegeben hätte, dauerte im Osten, nur etwas weiter nach Norden
geschoben, fortJ) An die Stelle des prunkvollen Prags, wohin während
des 14. Jahrhunderts aus Schlesien , Thüringen-Meissen . Brandenburg,
Pommern, Prcussen massenhafter Zuzug geströmt war, traten zunächst
Leipzig und Erfurt, dann zeitweise Wittenberg, Jena, Frankfurt, Königs-
berg als geistige Führerinnen der umliegenden Gebiete, während Rostock
und Greifswald nie tiber engere locale Bedeutung hinauskamen, und
der Aufschwung des gesammten nördlichen Deutschlands, den Karls
Politik angebahnt hatte, nahm in den folgenden Jahrhunderten stetig
zu, bis dann Brandenburg den Schwerpunkt der deutschen Cultur an
sich zog und in seinem Herrscherhause für die neue Einheit des Vater-
landes der Träger eretand. Dasselbe Brandenburg, dem Karl zuerst
die Grundlage seines Besitzstandes, die Ordnung seiner Verwaltung ge-
sichert hatte durch das bedeutungsvolle Landbuch von 1373 — 1375,
in welchem — es liegt eine ergi'eifende, weissagende Symbolik darin! —
so oft der Name seines unversöhnlichen Gegners erscheint: Claus von
Bismark, der Ahnherr Ottos von Bismarck-Schönhausen.
Im deutschen Osten war der Zusammenhang mit den alten natio-
nalen Ueberlieferungen kein so starker Als in dem deutschen Mutter-
lande. Auf dem colonisirtem Boden leistete das deutsche Wesen
neuen, fremden Culturelementen, die von aussen eindrangen, geringeren
Widerstand. Hier, wo überdies in Folge der einfacheren wirthschaft-
1) Für Schlesien vgl. Henschel, Schlesiens wissenschaftliche Zustände
im U.Jahrhundert. Breslau 1S50, S. lOff., Heyne, Documentirte Geschichte
des Bisthunis Breslau. Breslau 1804. 2, 123 ff. 134 If. GrUnha^eii, Geschichte
Schlesieus. Gotha 1S84. 1, 415 If.; für Zittau, das damals nicht zur Lausitz,
sondern luimittelbar zu Böhmen gehörte : Pescheck, Handbuch der Geschichte
von Zittau. Zittau 1834. 1, 543 f.; tür die Lausitz: Pescheck N. Lausitz. Magaz.
12, 93flf. 13, Gl flf.; 0. Tschiersch, Geschichte des Luckauer Schulwesens.
Progr. d. Gymn. zu Luckau. 1880 Nr. 71, S. 4 ; fllr den Bestand der Prager Uni-
versität an Meissneru, aber auch an Norddeutschen und Schlesiern
während der Zeit vor 1409 sind sehr lehrreich die Nachweise Gersdorfs zu dem
Abdruck der ältesten Verzeichnisse der Graduirten und Scholaren Leipzigs: Die
Universität Leipzig im ersten Jahre ihres Bestehens, Bericht der deutschen
(lesellsi'haft in Leipzig. Leipzig 1847. S. 25ff. , und Muthers Angaben über
die Juristen Erfurts: Zur Geschiehteder Rechtswissenschaft. Jena 1876, S.
207 ff.; für Mecklenburg: Krabbe. Die Universität Rostock im 15. und 10. Jahr-
liund<Tt. Rostock-Scjiwcrin 1854, S. 12 und K. E. II. Krause, Zur Gescliichte
der ersten Jalire der Universität Rostock. Progr. der gr. Stadtschule zu
Rostock. 1^75, S. iGft*. (Nachweis in Prag (Tchihleter bez. (Jraduirter, die
sicli in Rostock niedergelassen h.iben): iVir Pommern: Kosegarten, (beschichte
der Universität (Jreifswald. (ireifswald 1857. 1, 13 ff.: über Preussens
Kontingent dürfen wir von Herrn Dr. Max Perlbach Mittheilungen erwarten.
Vgl. andi Schulte, (icsclüchte der Qnellen und Litteratur des canonisclien
Rechts 2, 451). Anm. 1 1 nnd Denitle, Die Universitäten im Mittelalter 1, 501 ff. —
Hauptqnelle ist natürlicli der Index zum Prager Liber decanonun und Album
facultatis juridicae: Monumenta historica Univers. Pratensis 1,2, S. 44'.) ff. II,
1, S. 105 ff.
152 7av KeDDtniss altdoiit^clier TTandsclirifton etc.
lieberen Verhältnisse die socialen Gegrensfitze nicht annähernd so scharf
und unversöhnlich, wo die Bedürfnisse lanp^e nicht so complicirt waren
als in dem von Capitalismus und Pauperismus h('im<;esuchten Westen
und darum die Einheit des Rechts auf weniger Ilindeniisse stiess, voll-
zieht sich am frühesten und leichtesten die Reception des römischen
Hechts, hier in Böhmen findet zuerst der italienische Humanismus, die
gleichzeitige französische und italienische Kunst und Wissenschaft
freundliche Aufnahme und lebliafte Nachahmung, hier gewinnt die
Lehre Wiclifs zuerst weiten Boden, und indem sie neben waldensi-
schen und anderen häretischen Strömungen einhergehend und mit ihnen
sich mischend die hussitische Bewegung entfesscltJ) in der ausser dem
Keformationsgedanken zum ersten Mal das Princip der Nationalität
mit der Kraft einer elementaren Naturgewalt in die Weltgeschichte
tritt, wirkt sie nahezu unermesslich. Aber dieses Zusammendrängen
so heterogener Einflüsse in engem Baume und die furtwährende, sich
steigernde Reibung der slavischen an der eingewanderten Nation wirken
auch auf die schöpferische Fähigkeit der hier vereinigten deutschen
Bevölkerung befruchtend, treibend wie ein (iewitten-egen : hier wird
der Grund gelegt für den ostmitteldeutschen Charakter der neu-
hochdeutschen Schriftsprache, hier bildet sich zuerst eine formgewandte
wissenschaftliche und litterarische deutsche Prosa, hier entsteht die
erste wirksame, tlber ein Jahrhundert verbreitete deutsche Uebersetzung
des neuen Testaments, hier werden erfolgreiche Versuche einer pro-
saischen Verdeutschung der ganzen Bibel gemacht, hier unternimmt
man es zuerst, antike Autoren in deutscher Prosarede sprechen zu
lassen.
1) Vgl. jetzt Loserth, Bus und Wiclif Zur Oouosis der Inisitischen
Lehre. Prag-Leiozig 1S84, imd Mittheilungen des Vereuis tllr (umschichte der
Deutschen in Böhmen 25, 329 ff.; Wattonbach, Sitzungsboriirhto dor Berliner
Akademie der Wissenscli. Plül.-hisr. (.'1. lsh7 II. 517 ft'. (Bokcnutuisse des
Johann von Brllnn) und Abhandlungen der Berl. Akadt-niii' l*^b^ (Handbuch
i'ines Inquisitors in Schlesien und Polen): Preger, Abhandl. der MUnchener
Akad. der Wissensch. Histor. Cl. is^T. München IsM». 1*^. 1. S. 1 ff.: H.
Haupt, liistur. Zeitschr. 61, 39 ti'. und Deutsclie Zeitschrift für (icschichts-
wissenschatY 1, 2S5ti*. 3, 337 ff.: Ooll. Mitthcilnngcn des In.stituts tllr Öster-
reich. (ieschicht.*;forschung 0, 32« ff. Per wiclititische Kiiitiuss reichte übrigens
l»is in die Littenitur der Landesspnieheii. Das künsthrisch betleutendste
deutsche Prosawerk der giuixen Kpoelie: Der Aekerinanii aus BT» Innen
von Johann in Siiaz entlehnt, was bislier Niemand bemerkt liat. den Titel
und die Fiction. dass ein Landmann über die grossen Welträthsel seine Ge-
danken ausspriciit. dass er der (u»wissensiuigst und dem Sclirecken vor dem
dahemisenden Todesengel der Pest die mensehliclie. die ewige Natur und
die göttliche Weltordnung gegenüberstellt, dem gi'waltigen englisdien Ge-
dichte Wilhelm Langlands v«m 13r)2 -Peter der Aekermanir (Piers
the IMowman), einem wirkungsvollen Vorklange der Lehren Wielit's, und
dessen Nachahmungen: 'Tiers the Phtughmans Credo" (um 1394). 'Plownian.s
Tale* (jünger sind: -(Jod spede the IMongh*. *IIow the IMownmn lerned bis
Paternoster*). Leber diese englischen Dichtungen: Lecliler, Johann Wiclif
l,244tr. 2.30 11'. 10511'.: ten Brink. (ieschichte der englischen Litteratur 1.
445 1V. 2, 1, 2(»9. Köning, (;rundriss der Geschichte «ler engli.schen Littrratiir.
Münster U>s7, S. j:.3 1'. AuchChaneer ist mn Langhmds poetisclnT Schöpf-
ung beeinthisst in seinen ('anterlMiry tales' (s. ten IJrink a. a. D. 2, 1. l.-»l).
von Konrad Bnrdach. 153
Mit einem Worte: hier strömt fast alles Neue, Grosse, was das
Zeitalter der Reformation, d.h. 4ie Zeit von 1350—1600, bringen
sollte, wie in einem grossen Sammelbecken zusammen.
Welche Canäle haben diese angestaute Fluth weiter verbreitet?
Dem Ziel gegenwärtiger Unterauchungen gemäss verfolge ich nur die,
welche in der litterarischen Production und ihrer schriftlichen Fixirung
flicssen. Auch für sie bedeutet die Rarolinische Epoche einen
Wechsel der Richtung: Abkehr vom Alten, Umgestaltung des Ueber-
lieferten.
Nur wenige Personen sind es, die an der Spitze dieser Beweg-
ung stehen ; alle aus der Umgebung des Kaisers. Ihre geistige Cultur
hat der gebildetste Mann der damaligen Welt, Petrarca, aufs höchste
gepriesen. ^) In der Fülle aber ihrer mannigfachen Bestrebungen er-
scheint als einigender Mittelpunkt, als Ursprungsort der meisten An-
regungen die kaiserliche Kanzlei, und in dieser wieder als fah-
rende Gestalt, die des Kaisers Wollen am wirksamsten verkörperte:
Johann von Neumarkt.
Die Kanzlei und die Reception des römischen Rechts.
Gebürtig aus Neumarkt in Schlesien, bekleidete Johann Anfangs
(jedenfalls noch am 23. October 1349) das Pfarramt daselbst und
unterstand in diesem dem Bischof von Breslau. Am 16. October 1347
können wir ihn zuerst in der Kanzlei Karls IV. nachweisen , wo er
als Notar angestellt war, am 14. Juni 1351 mit der Würde eines Domherrn
von Breslau und Olmtttz als Notar, Geheimschreiber und Hofgesinde des
Königs, also in dessen Hofrath, seit dem 19. September 1352 als Proto-
notar.und erwählter Bischof von Naumburg. Er wird am 22. November
1353 Bischof von Leitomischl, führt seit dem 26. December den Titel
Kanzler des königlichen Hofes, verwaltet dies Amt, auch nachdem er
am 12. Juli 1354 zum Bischof von Olmütz ernannt worden ist, mit einer
kurzen Unterbrechung (1364— 1365) länger als zwei Jahrzehnte (zuletzt
mit diesem Titel in Urkunden am 29. Juni 1374), erlangt 1365 die
Würde eines 'Comes regalis capellae Boemiae', wodurch er dem Range
nach unmittelbar hinter den Erzbischof gestellt war, und stirbt eben
zum Bischof von Breslau erwählt im December 1380. Sein Kanzleramt
hat er nicht freiwillig niedergelegt: aus den Schlnssworten der von ihm
zusammengestellten Cancellaria Caroli quarti, in der er sich ^nunc con-
temptus cancellarius ' nennt, schliesst man, dass er beim Kaiser in Un-
1) Seine Worte enthalten, auch wenn mau das bei einem solchen Erz-
schmeichler notliwendig abzuzieliende Maass in Abrechnung bringt, noch inmier
eine starke Auszeichnung: *Ego vero nihil barbarum minus nihil humanum
magis proliteor nie vidisse cjuam Caesarem et aliquot circa eum summos vires,
auorum modo nou)inibus scienter abstineo : summos inquam viros et insignes,
ignos maiori memoria: quod ad haec attinet abunde mites et affabiles velut
si Athenis atticis nuti essenf (Brief an Erzbischof Ernst von Pardubitz, aus
Mailand, bei Fracassetti Francisci PctrarcAe epistolac. Florentinae 1**63, 3,
58. Hb. 21, epist. l).
154 Zur Kenntniss altdeutsclior Ilandschriften etc.
f^ade gefallen sei, und seine neuerdings aus einer Klagenfurter Hand-
schrift herausgegebenen Briefe zeigen, das» gegnerische Einflüsse ihn
aus seiner Stellung verdrängten. *)
Dieser Mann, der den König auf allen wichtigen Reisen be-
gleitete, mit ihm Italien besuchte und dort Petrarca kennen lernte, ist
ohne tVage, wenn auch politisch nicht bedeutend, weitaus die univer-
sellste Persönlichkeit unter den hohen Beamten des Königs und sein
geschicktestes Werkzeug. Ihm gebührt das Verdienst, seit Karls
Kaiserkrönung eine durchgi-eifende Reform der königlichen Kanzlei
ausgeführt zu haben (vgl. Lindner, Das Urkundenwesen Karls IV.,
8. 126). Bei der wichtigsten politischen Massregel Karls IV., der Ab-
fassung der goldenen Bulle, war er als Mitarbeiter, d. h. mindestens
als stilistischer Redaktor, betheiligt. Ein begeisterter Verehrer Pe-
trarcas, dessen freundschaftliche Correspondenz mit dem Kaiser durch
seine Hand ging und mit dem er selbst befreundet war und eifrig
Briefe wechselte, ein Bewunderer Cola di Rienzos, dessen Erscheinen
in Prag (1350) das gi'össte Aufsehen gemacht hatte, erhob Johann die
Prager Schule des Notariats, welche schon lange in einem gewissen
Ansehen stand (Voigt, Wiederbelebung des classischen AlterthumsS 2,
272; liresslan. Handbuch der Urkundenlehre 1. Leipzig 1889, S. 645
Anm. 2) durch sein lateinisches Epistolar- und Formelbuch, die soge-
nannte Summa cancellariac Caroli IV, auf die Höhe eines unbestrittenen
Musters der Wohlredenheit. Eine ähnliche Formelsammlung ver-
anstaltete er für seine Olmützer Diöcese: Cancellaria officii Olomu-
censis. Sie mag aus seinen letzten Lebensjahren heiTühren und erst
nach seinem Tode redigirt sein (Tadra, Archiv für Österreichische Ge-
schichte 68, 5 f.). In der einzigen Prager Handschrift ist sie verbun-
den mit einem Ordo judiciarius, einem geistlichen Formelbuch nebst
Briefen des Erzbischofs Ernst von Prag und einer Rhetorik: man er-
kennt in dieser Vereinigung ein Hilfsbuch für den Gebrauch der
1) Friedjung, Kaiser Karl IV., S. 107 flf.; Huber, Regesten des Kaiser-
reiches unter Karl IV., S. XLllff. ; Benedict, Das Leben des heiligen Hiero-
nynius in der Uebcrsotziing des Bischofs Johannes A^lll. von OlniUtz. Biblio-
thek der imttclhochd. Littcratur in Böhmen, Bd. 3. Prag 18S0, 8.1 ff.;
Liudner, Das Urknndenwesen Karls IV. und seiner Nachfolger. Stuttgart
1882, S. l()f.; Ruber, Allgem. deutsche Biogr. 14, 4(58 f.; Tadra, Archiv für
öste|T, (ieschichte ()8, 1 IT. Unzugänglich ist mir ein Aufsatz über ihn von Tadra
im Casopis musoa 1h8<>, 8. 85 f. — Das Lebensbild Johanns gestaltete sieh
noch viel roieher, wollte man mit .loh. Ileyno (Documentirte (lesehichte des
IJisthums und llodistiftos Breslau. Bd. 2. ' Breslau 1804, 8. 212 ff.) ihn auch
in Jenem .lohann von Neumarkt wiedererkennrn, der Magister imd Doctor
der Medifin, IH(»() Archidiakonus zu Glogau, in diesiMu .Jahre ein Anniversa-
rinni Hir seine Soclenrnhe in der Pfarrkirche von Neumarkt stiftete nnd Ver-
fasser mehrerer mediciniselier Schriften ist. Allein, so gut Zeit und Ort dazu
l)assen würde, gegen diese Identitieinmg sprieht. (Iju<s der Kanzler Karls IV.
niemals sonst Magister oder gar Doctor <ler Medicin genannt wird. Ebenso-
wenig ist jener .loannes de Novof(>ro, der am 9. Febr lar 1375 zum Licentiaten
iiromovirt wird (MonunuMita historica Universitatis Pragensis 1, 1, His) mit <lem
Kanzler eine Person.
von Konrad Burdach. 155
»
Kanzleien. Und ein solches liegt uns auch vor in der interessanten
Klagenftirter Handschrift (Tadra a.a.O. 8. 6 ff), die, wenn schon nicht
unmittelbar unter den Augen Johanns, doch auf seine Veranlassung ent-
standen ist. Sie enthält folgende Stücke: das Formelbuch des Hen-
ricus Italiens, das in der königlichen Hofkanzlei zu Prag etwa 1283
— 93 von dem aus Isernia stammenden Verfasser, dem Notar König
Wenzels U. hergestellt worden ist (Voigt, Archiv für Österreich. Ge-
schichte 29, 1 ff.; Ott a. a. 0. 8. 71, Anm. 14; Bresslau, Urkundenlehre
1, 645 Anm. 2); ein Verzeichniss von Titeln geistlicher und weltlicher
Würdenträger ; die Cancellaria Caroli IV. in einer sehr umfangieichen
Gestalt, die sich durch eine beträchtliche Anzahl von Briefen Johanns
auszeichnet und etwa aus dem Jahre 1378 herrühren dürfte; ferner
'Formae devolutionum' (sc. bonorum); eine Sammlung von Briefen in
der Weise Johanns, gi'ossentheils nur Stiltibungen ; endlich ein Formel-
buch aus dem 13. Jahrhundert mit Briefen von König Wenzel H.
Der mannigfaltige Inhalt dieser Werke, welcher eine genauere
Untersuchung verdiente, zeigt uns Johann direct wirksam im Dienste
jener grossen geschichtlichen Bewegung, die sich zuerst auf deutschem
Boden im Königreich Böhmen vollzog und von den Kreisen der Kanz-
leien aus sich verbreitete: die Verdrängung des nationalen Gerichts-
verfahrens, wie es im sächsischen und süddeutschen Recht festgestellt
war, durch Einbürgerung des canonischen Processes, canonistischer
Rechtsanschauungen, durch Ausbildung einer sicheren Technik des
schriftlichen Verfahrens, durch Heranziehung civilistischer Lehren
und allmähliche Anbahnung der Reception des römischen Rechts.
Hier in Böhmen hatte schon früher die um 1300 von Wenzel II.
erlassene Constitutio juris metallici, das Werk eines italienischen
Juristen, den ersten Versuch der Codification römisch -canonischen
Processrechts für ein weltliches Gericht in Mitteleuropa gebracht, der
in der Praxis zuei-st durch den Bergschöffenstuhl zu Kuttenberg Gelt-
ung gewann, und damit den Grund für die folgende Entwickelung ge-
legt (Ott, Beiträge zur Receptionsgeschichte des römisch-canonischen
Processes S. 169 ff.). Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts besitzen nun
auch die obersten Beamten der königlichen Kanzlei und der fürst-
lichen Kanzleien Kenntniss des fremden Processrechts, werden die
Stadtschreiber, welche in vielen böhmischen Orten (in Iglau, Kleinseite
Prags, Prag-Neustadt, Dux, Beraun) zugleich das Amt des Schulmeisters
bekleiden, rechtskundig. Jetzt mehren sich auch die öffentlichen Notare,
die meist aus den genannten beiden Klassen von Kanzleibeamten
hervorgehen. Sie alle — die Secrotüre der königlichen, fürstlichen,
städtischen Kanzleien wie die 'notarii publici' — sind Träger der Re-
ception des fremden Processrechts, theils in ihrer amtlichen Wirksam-
keit als Organe für die Urkundenerrichtung, indem sie mit der neuen
Terminologie auch die neuen Begriffe einbürgerten und damit allmäh-
lich auch den Instituten des fremden Gerichtsverfahrens, endlich sogar
d(m Formen und Grundsätzen desselben Eingang schafften, theils in
ihrer ausseramtlicli(^n Thätiirkt^t als von den Parteien erwählte
156 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
Schied8richter. Und weitaus die Mehrzahl dieser Leute ist aus der
königlichen Kanzlei unmittelbar hervorgegangen oder doch durch ihr
Vorbild, durch Anleitung und Muster, die aus ihr flössen, geschult.
Begreiflicherweise war einer der erfolgreichsten Lehrer des Kanzlei-
personals Böhmens und der angrenzenden Gebiete Johann von Neumarkt,
der in seiner Eigenschaft als Kanzler der Reichskanzlei fortwährend
eine beträchtliche, oft wechselnde Schaar von Protonotaren , Notaren,
Registratoren zur Unterweisung und Beaufsichtigung unter sich hatte.
Die auf ihn zurtlckgehende Summa cancellariae Caroli IV., eine Muster-
sammlung von Urkunden und Briefen der königlichen Kanzlei , ist in
mehreren Redaktionen, die den alten Bestand mannigfach vermehren
und ändern, verbreitet gewesen und ward auch in städtischen Kanz-
leien, wie einige ofl'enbar für solche angefertigte Handschriften be-
weisen, viel benutzt. Ganz greifbar tritt uns der weite Kreise ziehende
Einfluss der Reichskanzlei entgegen in einem Manne wie Johann von
Gelnhausen.
Er stammte aus Gelnhausen, sein Vater hiess Konrad Richmnt.
Seine Familie scheint jedoch nach Humpoletz in Böhmen ^) übersiedelt
zu sein. Ob er bereits hier oder noch in dem Stammort geboren ist,
bleibt unsicher. Er empfing geistliche Bildung und nannte sich selbst
'clericus Pragensis diöceseos\ Zunächst wurde er Grubenschreiber bei
dem Bergwerksbesitzer Thomas Wolf in Kuttenberg, dann Unterberg-
schreiber der Stadt Kuttenberg. Dies fällt etwa in die Zeit um 1350.
Da das Gericht von Kuttenberg sein Recht von dem Oberhof Iglan
empfing, so konnte sich Johann hier praktisch Kenntniss und Uebung
im Iglauer Recht, das in ganz Böhmen, Mähren, Schlesien für viele
Tochterstädte autoritative Geltung hatte, und damit auch Erfahrung in
bergmännischen Verhältnissen erwerben. Im Jahre 1359 erscheint er
als Leiter der Schule von Iglau, und wie dort und anderswo der
Schulmeister zugleich das Amt des Stadtschreibers versah, so wurde
auch er am 23. December 1360 von dem Schöfienrathe zum städti-
Notar gewählt. In dieser Stellung verblieb er mehrere Jahre und
legte das erste Stadtbuch an, in welches alle mündlich vor Gericht
geschlossenen Geschäfte eingetragen wurden, eine Einrichtung, welche
für den Aufschwung des bürgerlichen Verkehrs und Gewerbes von un-
berechenbarem Einfluss war und in der wir die Anfiinge des modernen
Grundbuchwesens zu erkennen haben. Er vereinigte die Freiheiten
und Privilegiert der Stadt und die wichtigeren Schöffenurtheile in ein
Buch, und diese seine Samulung von SchÖfl'ensprüchen (libri senten-
tiarum) wurde oftmals abgeschrieben und vielfach Muster für ähnliche
Zusammenstellungen späterer Notare, Er erwarb sieh aber auch da-
durch um die Rechtspflege Verdienste, dass er den des Lateins unkun-
digen Schöffen das Verständniss der lateinischen Recht^quellen durch
1) Darum nennt er sieh in den Iglauer Stadtbüchern Johannes de Gnm-
polcz, nach dem Wohnort der Familie. Dadiurch hat sieh Ott (Beitrüge S. 70)
täuscjien lassen und macht aus ihm zwei verschiedene Personen.
von Konrad Rurdach. 157
deutsche Uebersetzungen erleichterte: so übersetzte er das Igläuer
Stadtrecht und, was besonders folgenreich war, die oben erwähnte
Constitutio juris metallici Wenzels II. , welche nun in deutschem Ge-
wände vielfache Verbreitung und Einfluss gewann und zur Einfühning
romanistischer Rechtsanschauungen bedeutend gewirkt hat. Nach einigen
Jahren finden wir Johann in der kaiserlichen Kanzlei (1366 — 1372),
wo er es bis zum obersten Registrator gebracht hat und Johann von
Neumarkt unterstand. Es scheint jedoch, als ob er schon vor seiner
Wirksamkeit als Iglauer Stadtnotar eine Zeit lang, vielleicht vorüber-
gehend, Schreiber in der Reichskanzlei gewesen ist. Wenigstens heisst
er sowohl in der Uebersetzung des Iglauer Stadtrechts als in der des
Bergi'echta Wenzels II. 'früher des Kaiser Karls Schreiber, jetzt Stadt-
schreiber zu Iglau.* *) Wann und warum Johann endgültig aus der
kaiserlichen Kanzlei schied, und ob er etwa in den Sturz Johanns von
Neumarkt verwickelt war, 2) vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls
wurde er in Olmütz dessen bischöflicher Notar. Dies ergiebt sich aus
dem Statut von 1376 (abgedruckt bei Richter, Augustini Olmuc. episco-
porum Olomucensium seines. Olmütz 1831, S. 305 ff. und bei Heyne,
Documentirte Geschichte des Bisthums Breslau 2, 217 f.), sowie aus
den von Tadra a. a. 0. herausgegebenen Erefen (Nr. 44. 96. 173.
217). Er stand dem Bischof, dessen Protonotar er wurde, offenbar
sehr nahe, wird von ihm als sein 'familiaris domesticus' bezeichret und
besass den Rang eines 'notarius publicus', wozu man damals in Deutsch-
land noch ziemlich schwer ernannt wurde. Später trägt er seire ver-
vollkommnete Kunst in die städtischen und fürstlichen Kanzleien
Mährens und Oesterreichs: er wird Stadtschreiber in Brunn ,3)
wohl nach dem Tode Johanns von Neumarkt (1380). Dort veröffent-
licht er nach dem Vorbild seines Lehrers eine eigene Sammlung von
Formularen für Urkunden nebst einigen Briefen, die er aus Schrift-
stücken der Reichskanzlei zusammenstellt, und widmet sie dem Herzog
Albrecht lU. von Oesterreich. Ausserdem aber vereinigt er in einer
zweiten Schrift eine Anzahl Briefformulare aus Karls Kanzlei mit einem
theoretischen Abriss der Epistologi-aphie und mit Urkunden mähri-
scher Herkunft und eignet dies Werk dem Markgrafen Jost von Mähren
zu. In dieser Zeit stellte er, wie ich vermuthe, auch jenen berühmten
mit hervorragenden Miniaturen geschmückten Codex des Brünner
1) Schwerlich liegt hier ein Fehler der UebiTliefemng vor, so das»
etwa Brümi statt Ifflau zu setzen wäre. Doch sei die Frage besonderer
Uutersuclumg empfohlen.
2) Dafiir könnte spn^elien eine Wendung im Eiiigang seines Albrecht
V. Oesterreich zugeeigneten Fonuelbnchs (Joh. Wilh. llotnuann, Sammlung un-
gednickter Urkimden. 2. Theil. Halle 1737, S. 2): 'a curia me abstineo ibi
vitans caribdim hie iucidens scillam'. Danach scheint er am Hofe Üble Er-
fahrungen gemacht zu haben.
3) Ich kann ihn als solchen zuerst in einer Urkunde vom 31.December
1380 nachweisen (Brandl, Codex diplomaticus Moraviae. BrUnn 1885. 11,
Nr. 207, 8. 186), dann noch 1384 (ebd. Nr. 328, S. 300), zuletzt am 22. Sep-
tember 1387 (ebd. Nr. 452, S. 397).
158 Zur Kcniitniss alt^llMlt^^(•lle^ Handschriften etc.
Schöffenbochs (im Brünner Stadtarchiv) her, den man gewöhnlich einem
angenommenen Alteren Hrünner Stadtschreiber Johannes, der aber bis-
her nicht nachgewiesen ist, beilegt ^) Es ist darin ein reiches Material.
Stadtrecht und SchÖffensprtiche, wie ich glaube auf Grund einer älteren
Sammlung, die möglicherweise 1353 angelegt ist (s. die Anmerkung 1),
nach dem Vorbild der canonistischen 'Summae de casibus', 'Summae con-
fessorum' zu einem alphabetisch geordneten Leitftiden für das gesammte
Recht verarbeitet, mit Bevorzugung von Process- und Privatrecht ; dazu
sind theoretische Erörterungen gefügt, die theils den gleichzeitigen
canonistischen Handbüchern, theils den römischen und canonischen
Quellen, theils der Bergordnung Wenzels entstammen (Stobbe, Ge-
schichte der deutschen Rechtsquellen 1, 527 f. Ott, Seiträge zur Re-
ceptionsgeschichte S. 174ff.).2)
Johanns von Gelnhausen Thätigkeit lehrt, wie Johann von Neu-
markt schulend wirkt auf die städtischen Kanzleien. Aber auch die erz-
bischöfliche und die böhmische königliche und Landeskanzlei,
obwohl diese eine ältere, festere Tradition hatten, nehmen die unter
1) Die in der juristischen Litteratur hergebracliten Datirungen sind,
obwohl von einem Buch in das andere vererbt, ungenügend begründet und
widerspruclisvoU. Monse in seinem Versuch über die ältesten Municipalrechte
Mälirens (Abliandlungen der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften auf
das Jahr 1787. Prag-Dresden 1789) beschrieb die Handschrift zuerst und
setzte sie S. 80. 149 in die Zeit zwischen 1350 und 1360, Rüssler in seiner
Ausgabe des Brünner Schöffenbuchs (Rechtsdenkmäler aus Böhmen und
Mähren Bd. 2. Prag 1852) bezieht völlig grundlos eine Notiz einer Brünner
Stadtrechnung über abgeschriebene Reclitsbücher (libri legnm) von 1353 auf
die Schöffeubuclihandschrift .lolianns und verlegt sie S. XLlll in das Jahr
1353, dagegen S. L ins Jahr 1365, wobei er jene Notiz unbeachtet lässt; Ott,
Beiträge zur Receptionsgeschichte S. 174 und Anm. 1 hält an der Datirung
Monse s 1:^50—1360 fest und schiebt trotzdem die Handschrift auf Grund der
unglücklichen Notiz in das Jahr 1 353 zurück ! Für die Autorschaft Johanns von
(Gelnhausen spricht 1) die Benutzung röniiscli-rechtlicher Quellen und die juristi-
selie Bildung des Bearbeiters, insbesondere die Anlehnung an das Bergrecht
Wenzels, das Johann von Gelnhausen übersetzt hat, 2) die bildliche Ausstat-
tung der Handschrift, welche die nächste Verwandtschaft zeigt mit der von
Johann von Gelnhausen nachweislich herrührenden Pergamentbilderhandschrift
der Iglauer Schöffensprüche (im Iglauer Stadtarchiv), 3) der Umstand, dass vor
1360 so gründliche Vertrautheit mit dem römischen Recht auffallend und ohne
Beispiel, um 1380 aber sehr wohl begreitlich ist. Uebriffens will ich noch
hervorheben, dass genau denselben Titel wie in der reberscnrift zu dem Bilde
der Brünner Handschrift (Fol. 108), in welchem man das Portrait des Ver-
fjissers der Sammlung zu erkennen hat (Rüssler a. a. 0. 8. LI), Johann von Geln-
hausen auch in den urkundlichen Erwähnungen (s. die vorige Anmerkung)
tülirt: 'dominus notarius civitatis.'
2) Ueber Johanns von Gelnhausen friiheres Leben sowie seine juristische
Thätigkeit ^iebt Tomaschek, Der Oberhof Iglau in Mähren. Innsbruck 1868,
S. 20—27, die reichsten Nachrichten, ohne jedoch die Identität mit dem Ver-
fasser des Briiuner Schöffenbuclis zu erkennen. Ich habe ihn aus den späte-
ren Forschungen von Huber, Regesta Imperii Karls IV., Lindner a. a. 0. S. 20.
151 f , Benedict a. a. 0. S. XIV ff. in seineu Combiuatiouen vielfach corrigirt
und konnte dabei das Bedauern nicht unterdrücken, dass seine Arbeit von
diesen Gelehrten nicht benutzt wurde.
von Konrad Uurdach. 159
ihm ausgebildete neue Art des Stils und der geschäftlichen Technik
zum Muster.
Schon unter dem ersten Erzbischof Prags, Ernst von Pardubitz,
dessen von Tadra (Archiv ftir östeiTcich. Geschichte 61, 267 ff.) leider
ohne die Arengac herausgegebenes Formelbuch mit der Summa can-
cellariae Caroli IV. confrontirt werden müsste, sehen wir durch Per-
sonalgemeinschaft vermittelte Beziehungen zwischen der kaiserlichen
und erzbischöflichen Kanzlei. Nicolaus von Kremsier, der 1354 —
1362 Notar der Reichskanzlei war (Lindner a. a. 0. S. 22), wurde
erzbischöflicher Protonotar (Archiv f. Österreich. Gesch. 61, 320). Mit
dem Notar der böhmischen Landesbehörden ('notarius camere regni
Boemie'), Paul von Jenzenstein, dem Bruder des zweiten Prager
Erzbischofs Oöko's von Wlaschim, war Johann von Nenmarkt eng be-
freundet: er entscheidet als gewählter Schiedsrichter dessen Streit mit
dem Olmtltzer Probst Friedrich wegen des Gutes Cralup, nennt ihn in
der Urtheilsverkündigung 'amicus et compater noster dilectus' (Cancel-
laria Johannis Novifor. , Archiv f. Österreich. Geschichte 68, Nr. 22),
richtet an ihn ein sehr vertrauliches Schreiben in persönlichen Ange-
legenheiten (Cancellaria Caroli IV. N. Lausitz. Magazin 23, Nr. 13,
S. 160 f.) und beklagt seinen Tod (18. December 1375) in einem Con-
dolenzbrief an seinen Bruder aufs lebhafteste (Cancell. Joh. Novifor.
Nr. 51). Der Sohn dieses Kammerschreibers ist der dritte Erzbischof von
Prag, Johann von Jenzenstein (1379 — 1396): dieser bekennt sich
selbst dankbar und bewundernd als Schüler und Freund Johanns von
Neumarkt, dessen Nachfolger er in der Leitung der Reichskanzlei unter
Wenzel wurde (bis 1384), nachdem er vorher als Bischof von Meissen
Wenzels königlicher Sonderkanzlei vorgestanden hatte , unterhält mit
ihm einen Briefwechsel und zeigt sich in dem Stil seiner Briefe, die sein
Codex epistölaris vereinigt, von ihm abhängig (Loserth, Archiv fttr
Österreich. Geschieht« 55, 289).*) Johann von Jenzenstein war im
Vollbesitz der canonistischen Gelehrsamkeit, die er sich auf französi-
schen und italienischen Universitäten angeeignet hatte.
Gleich den böhmischen Nebenkanzleien wurden auch die Schle-
siens, das seit 1329 zum Königreich Böhmen gehörte, von der
kaiserlichen Kanzlei mit geschulten Beamten versorgt. Diethmarvon
Meckebach, der in Karls IV. Kanzlei schon vor dessen Wahl zum
deutschen Kaiser, seit 1342, Notar gewesen war und in dieser Stellung
bis zum 9. August 1351 blieb, wurde Kanzler des Herzogthums Breslau
(7. October 1351), d.h. Leiter der selbständig urkundenden Kanzlei der
dortigen königlichen Landeshauptmannschaft, und versah dies Amt bis
1) Wt'iiii Benedict a.a.O. S. XI ein Schreiben der „Caucellaria Wcu-
coslai regis" hervorhebt, welches ganze Wendungen aus einem Briefe Johanns
von Nenmarkt an Petrarca cutlehnt, und daneben (Aumerkimg 2) auch des
Einflusses auf die Briefe Johanns von Jenzenstein gedenkt, so beruht das auf
Verseilen: jene sogenannte Cancellaria Weneeslai regis ist mit der Brief-
sammhmg .i(>hanns von Jen/.enstein identisch.
lf)0 Zur KtMintniss altdiMitsclior Handschriften vtv.
ins Jahr 13591), während er urkundlich noch 1375 nachzuweisen ist
(Stenzel. Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Kultur im Jalire 1842. Breslau 1843,
8. 49 f. Huber. Nachtrag S. VII). Er war Canonieus des Domstiftes
und Propst in Erfurt: offenbar von des Königs Gunst getragen erhielt
er sein einflussreiches Amt, und gewiss auf Karls Anregung verfasste
er das sogenannte Landbuch von Breslau, eine Sammlung von Rech-
nungen, Abgabenverzeichnissen, Privilegien und Urkunden, Statuten ftlr
einzelne Gewerbe, Inventarien von Dörfern, Vorwerken, Grundstücken,
ein Seitenstück zu dem 1373—1375 auf Befehl Karls IV. angelegten Land-
buch der Mark Brandenburg, gleich diesem die erste Grundlage aller
späteren Landkatastrirungen und von dem neuesten (ieschichtsschreiber
Schlesiens, Grünhagen (Geschichte Schlesiens I. (iotha 1884, S. 193)
mit Recht eine denkwürdige, grossartige Arbeit genannt.
Die Kanzleien Böhmens und der angrenzenden Länder erfüllte
offenbar während der letzten Jahrzehnte des 14. und zu Beginn des
15. Jahrhunderts ein äusserst lebhafter Drang nach Vervollkommnung
des Stils und der Technik des gesammten, ihnen zufallenden Schrift-
wesens. Damals sind dort Formelsammlungen geradezu massenhaft f^r
diese Zwecke hergestellt oder abgeschrieben worden.^)
Wohin wir blicken, überall herrscht damals in jenen Gegenden
das Streben nach Neuordnung, strengerer Regelung der Verwaltung,
nach Fixirung der Formen des geschäftlichen und juristischen Ver-
kehrs. Für die Administration seines Olmützer Bisthums gab Johann
von Neumarkt mit seiner Geschäftskunde und juristischen Schulung das
Beispiel; er revidirte die Statuten des Olmützer Domcapitels, arbeitete
sie um und gab sie 1367 als ^Coniirmatio statutorum capituli ecclesiae
Olomucensis' heraus; er vertasste 1380 die Statuten der von ihm nach
Kremsier berufenen Diöcesansynode. Hierin wandelte er nur auf der
Bahn, die der erste Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz ver-
heissungsvoll und rühmlich beschritten hatte, als er durch zahlreiche
Erlasse, Statuten und Synodal Verordnungen^) seine Provinz musterhaft
organisirte, als er mit fester Hand streng, aber in den Grenzen des
Rechts auf eine wahrhafte kirchliche Reform, auf die sittliche und
1) Oder 1360? vgl. Bobertag, Zeitschrift des Vereins fllr die Geschichte
Schlesiens 7, 162.
2) Mau ü])ersieht diesen Reichthum bei Palackv, Ucber Formelbilehcr
(Abhandlungen der kgl. böhmischen Gesellschaft der Wisseuschaften. 5. Folge.
Bd. 2. 5) und bei Schulte, Die canonistischen Handscliriften der böhmischen
Bibliotheken (ebd. «>. Folge Bd. 2) unter den Stichworteu des Regist i»rs: Can-
cellaria, Fonnularii diversi, Summae dietaminis. Genannt sei hier nur die Samm-
lung canonischer Processformularien des Johannes P Hm da, Stadtschreibers
in Taus (um 1870).
3) Iloefler, Concilia Pragensia, Prag 1S62 (Abhandlungen der kgl. böh-
mischen Gesellschaft der Wissenschaften. 5. Folge. 12. Bd.), S. XXIV f., 2 flf.;
Frmd, Kirchengeschichte Böhmens Bd. 2. Prag ISüö, S. 93 ff.; Ott, Beiträge
zur Receptionsgeschichte S. 18 ff.; Loserth, Hus und Wiclif S. 80 ff.; Lorenz,
Deutschlands Geschichtsquellen' 1, 317 Anm. 1.
von Koiirad Burdach. 161
geistige Erhebung der Geistlichen hinarbeitete und das zu einfüllen
trachtete, was in den folgenden verworrenen Zeiten so oft von den
Besten ersehnt und immer so unglticklich versucht wurde.
Von älteren Forschern wurden Johann auch zwei kleinere juri-
stische Schriften beigelegt: *Formulae et varii processus juris' und
*Tractatus de advocatis, judicibus, syndico et actore*. Ist das richtig,
und die von Benedict a. a. 0. S. XVII erwähnte Prager Handschrift
der Cancellaria officii Olomucensis könnte einen Anhalt daftir bieten
(vgl. auch Tadra, Arch. f. östeiT. Gesch. 68, 5), so haben wir Johann
geradezu als einen der theoretischen Vorkämpfer des neuen gerichtlichen
Verfahrens, des neuen Standes der gelehrten Richter, Advocaten und
Svndiken zu betrachen.
Jedenfalls kann der Geist nicht zweifelhaft sein, unter dessen
Zeichen die juristischen Leistungen der kaiserlichen Kanzlei Böhmens
standen. In der Maiestas Carolina, die sich, wie Werunsky richtig
bemerkt (Zeitschr. f. Rechtsgesch. Germanist. Abth. 9, 70 Anm. 2), durch
ihr Proömium und die Arengen der einzelnen Titel als ein stilistisches
Werk Johanns oder seiner Schule in der Reichskanzlei erweist, zeigt
sich ein entschiedenes Festhalten an der römisch-canonischen Termi-
nologie, wird unter dem Einüuss römisch-rechtlicher Vorbilder zwischen
dem Civil- und Strafprocess unterschieden, finden sich manche wört-
liche und sachliche Reminiscenzen an canonische und römisch-recht-
liche Quellen (Ott, Beiträge 8. 166 f.). Auch die lateinische Bearbei-
tung des ursprünglich in fechischer Sprache 1344 — 1350 verfassten
Ordo judicii terre Boemie, die aus der böhmischen Landeskanzlei
hervorgegangen, von der Maiestas Carolina vielfach benutzt wurde,
hatte eine ziemlich beträchtliche Anzahl von Runstausdrücken des
römisch-canonischen Processes verwendet (Ott ebd. 8. 167, Weninsky,
Zeitschr. f. Rechtsgesch. Germanist. Abth. 10, 115 Anm. 1). Desgleichen
enthält die goldene Bulle, deren Eingang, der Anruf an Gott in
Hexametern und die poetisirende, philosophisch -staatsrechtliche Be-
trachtung über die ^divisio' der Reiche, sicher Johann von Neumarkt
zugeschrieben werden muss, deutliche Anklänge an das Corpus juris:
sie statuiii; nach römischem Vorbild den Begriff der Majestätsbeleidigung
und wendet ihn den Kurfürsten gegenüber an (Jacoby, Zeitschrift für
die gesammten Staatswissenschaften 13, 152). Und sie ist stilistisch
jedenfalls ganz und gar ein Product der Reichskanzlei. *) Endlich
allegirt auch die Cancellaria Caroli IV., Johanns Werk, römisch-recht-
liche Quellen (Ott a. a. 0. S. 149, Anm. 30).
Die neuen Statuten, welche der erste Erzbischof Prags, Ernst
von Pardubitz, für das Prager Domcapitel unter persönlicher Mit-
1 ) Soviel steht unzweifelhaft fest. Im Uebrigeu sei die Art und Weise,
wie die einzelneu Handschriften und ihre Vorlagen aus der Fassung der
Reichskanzlei hervorgegangen sind, dahingestellt und auf die Untersuchungen
verwiesen von 0. Harnack, Das Kurfürstencollegium. Giessen 1883; Forsch-
ungen 24, 445 if. und Linduer, Mittheilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung 5, 96 j0f.; Forschungen 25, 1 84 j0f.
VIII. 3. u. 4. 12
162 Zur Keniitniss altdeutscher Handschriften etc.
Wirkung herstellen Hess, wurden endgtlltig durch den Doctor der De-
crete und Domherrn Johann von Padua rediprt, der seine l^aufbahn
in der Kanzlei des Bischofs von Olmiitz bee^onnen hatte, wo er 1330
als Protonotar ei*scheint, und der später zum Hange eines General -
vicars aufstieg, als welcher er um 1357 gestorben zu sein scheint.
Ernst selbst hatte mehrere Jahre zu Bologna und Padua studiert und
den Grad eines Licentiaten des canonischen Hechts erworben. Selbst-
verstündlich danach, dass er das geistliche Gerichtswesen seiner Me-
tropole nach canonistischen Grundsätzen regelte, aber er griff auch in
die Sphäre des weltlichen umgestaltend ein. Wenn er wie die Maiestas
Carolina gegen die Anwendung der Gottesgerichte kämpfte, so traf er
damit einen wichtigen Bestandtheil des nationalen Beweisverfahrens
und giebt uns einen Beleg für die Tendenz der damaligen Canonisten
Böhmens, den deutschen Process zu romanisiren. Erzbischof Ernst
hatte die Macht, dabei mitzuwirken: war ihm doch 1358 vom Kaiser
das Recht abgetreten worden, öffentliche Notare zu ernennen.
Diesen Notaren insbesondere, aber auch allen Kanzleibeamten
überhaupt will Johann von Gelnhausen, des Johann von Neumarkt
Untergebener und Schüler in der Reichskanzlei, mit seiner Formel-
sammlung eine Anleitung geben: sein Absehen ist darauf gerichtet,
'stabiles et perpetuas formas colligere ad omnium notariorum notissi-
mum ac verissimum documentum', ganz im Sinne der neuen Bewegung,
die an Stelle der unendlich vielfältigen nationalen Particulärrechte das
eine, absolute, unwandelbare Idealrecht: das canonisch-römische setzen
wollte. In seinem Albrecht von Oesterreich gewidmeten Formelbnch
findet sich denn auch jenes denkwürdige Formular für die Doctor-
promotion, das zuerst die Gleichstellung des Doctor juris civilis mit
den Adlichen ausspricht (Stobbe, Rechtsquellen 1, 633 Anm. 76).
Die Kanzlei und die Universität.
Die geschilderten vorwärts drängenden Bestrebungen innerhalb der
böhmischen Kanzleien des Königs, der Bischöfe, der Städte sind indirect
wohl auch von der neugegründeten Prager Universität gefordert und
theilweise angeregt worden. Wieder sind es die beiden hervorragend-
sten Männer der Karolinischen Epoche. Johann von Neumarkt und
Erzbischof Ernst, die auch ihr am nächsten stehen. Ernst als Kanzler
der jungen Hochschule hat ihr stets die aufmerksamste Fürsorge er-
wiesen und seinem Titel 'protector studii generalis' Ehre gemacht. Er
selbst steuerte bei zur Besoldung des an der Cathedrale docirenden
Canonisten; aus Contributionen der Geistlichkeit, insbesondere des
Prager Domcapitels floss der Universität der grösste Theil ihrer Do-
tationen zu. Von dem Prager Bürger Henslin Beneschauer kaufte er
zwei Dörfer 'ad usum studii Pragensis pro salario doctorum magist-
romm et aliorum legentium' für achthundert Schock Prager Groschen,
die durch eine unter der höheren Geistlichkeit Böhmens veranstaltete
Collecte zusammengekommen waren (Archiv f. Österreich. Gesch. 61,
von Konrad Burdacb. 163
514 f.). Und andere Güter erwarb er zu gleichem Zwecke von dem
Ritter Epik von Hradek (Tomek, Geschichte der Prager Universität.
Prag 1849, S. 4 f. 6. Denifle, Die Universitäten des Mittelalters 1, 589
Anm. 1499). Johann von Neumarkt verpflichtete sich als Bischof von
Leitomischl zusammen mit seinem Capitel, zum Besten der Prager
Universität in zwei Jahren sechzig Schock Groschen zu erlegen (Arch.
f. österr. Gesch. 61, 543 f.). Befreundete Männer unterstützte er mit
Geldmitteln in ihren Studien: das Formelbuch der Klagenfurter Hand-
schrift enthält einen Brief an seinen Schwager, den Richter von Mauth,
mit dem Auftrag, dem Magister Erardus, der in Prag studieren wollte,
aus den bischöflichen Einkünften des Dorfes Tuchow zwei Schock
Groschen zu zahlen (Arch. f. östeiT. Gesch. 68, Nr. 154); ein anderer
Brief, dessen Inhalt von dem Herausgeber nicht abgedruckt ist, scheint
nach der Ueberschrift von dem Magister Gregorius, dem Rector der
Schule in Kremsier, die Bezahlung der Schulden eines anderen Ma-
gisters zu verlangen (ebd. Nr. 160); einmal bittet er pei*sönlich in
einem Schreiben den Kardinal von Paris um seine Verwendung bei
dem Kanzler der Universität Paris, damit der Prager Baccalarius
der Artißtenfacultät und der Theologie, der Augustinermönch Angelus
Doblin zum Doctor promovirt werde (ebd. Nr. 89). Und auf seinen
bischöflichen Residenzen suchte er die Gesellschaft akademisch gebil-
deter Personen : in einem uns höchst modern anmuthenden Billet ladet
er einen Magister der Theologie zu sich auf seinen Landsitz nach
Mürau ein, wo er eine bischöfliche Burg hatte, um ihn der August-
hitze Prags ('suspectos dies augustales') zu entrücken und gemeinschaft-
lich mit ihm heilige Bücher zu lesen (ebd. Nr. 100).
In der juristischen Corporation, die sich 1372 als eine beson-
dere Universität von den übrigen drei Facultäten getrennt hatte, wurde
das römische Civilrecht freilich erat seit 1378 und Anfangs nur durch
vereinzelte 'Legisten' vorgeti-agen (StÖlzel, Die Entwicklung des ge-
lehrten Richterthums. Stuttgart 1872. 1, 79 ff.; Denifle, Die UnivcEsi-
täten des Mittelalters 1, 589 und Anm. 1496). Aber das canonische
Recht war von vornherein gut vertreten.*) Zwei bedeutende pro-
cessualische Schriften des canonischen Rechts sind denn damals
auch aus der Prager Hochschule ans Licht getreten. Die eine, 1385
für Unterrichtszwecke verfasst, stellt den canonischen Rechtsgang
an einem fingirten Process dar und rührt sicherlich von einem
mit der Praxis der curia archiepiscopalis Pragensis vertrauten Prager
Rechtsgelehrten her, höchst wahrscheinlich von Nicolaus Puchnik,
I) Der Prager Decretist Wilhelm, Dechaut von Hamburg ward sogar
zwischen 137:i und 1370 an die Rota Romana berufen, und um 1385 hielt der
Italiener Ubertus oder Ubertinus de Lampugnauo in Prag Vorträge über
Civibrecht (Muther, Zur Geschichte der Rechtswissenschaft S. 105 f ; Schulte,
Die canonistischen Handschriften Nr. 206). In dem zu Prag lehrenden Doctor
der Decrete aus Bologna (Denifle, Die Universitäten 1, 589) vermuthet We-
ruusky, Kaiser Karl IV. II , 2 , S. 335 Anm. 2 den Messer Buonsignore de'
Buonsignori. Ueber den Doctor der Decrete Johann von Padua s. oben.
12*
164 7a\t KtMintniss altdeutschor Ilandsclirifton otc.
der 1373 das Baccalariat der Prager Artistenfacultät, 1376 die Licentia
pro magisterio erlangte, dann als Licentiatus in decretis in die Ma-
trikel der Prager Jnristenuniversität eingetragen, 1385 Official des Krz-
bischofs Johann von Jenzenstein (1379 — 1396) war und als soge-
nannter Vieekanzler der Universität die Examinatoren für das Magister-
examen ernannte, Domhen* zu Prag, Olmütz , Wyselirad und Viear
des Erzbischofs wurde, endlich 1402 nach dem Tode Erzbischofs Wi)lf-
ram von Skworec, des Nachfolgers Johanns von Jenzenstein, den erz-
bischöflichen Stuhl einnahm. Die andere Schrift bietet einen com-
pendiarischen Abriss des canonischen Processes, vielleicht ein Collegien-
heft, das der Vorlesung eines Prager Professors nachgeschrieben ist,
jedenfalls in Prag entstanden und aus der dortigen Juristenuniversitüt
hervorgegangen (Muther, Zur Geschichte des römisch-kanonischen Pro-
cesses. Rostocker Festschrift an Wächter. Rostock 1872, S. 32 ff. 52 ff.).
Aus den Kreisen der Prager Universität und der Sphäre der
Jurisdiction ihres Kanzlers, des Erzbischofs von Prag, stammen auch
mehrere Werke geistlicher Jurisprudenz, die zu den ereten ihrer
Art in Deutschland gehören. Sie sind hervorgerufen durch die Ver-
waltungdes geistlichen Amtes, insbesondere die Verwaltung des Buss-
sacraments: eine Beichtstuhljurisprudenz, die das Grenzgebiet
zwischen Recht und Moral casuistisch, nach der Methode des cano-
nischen Rechts behandelt. Das geschieht einmal in Anleitungen der
Priester für die Beiclitpraxis, welche eine Masse juristischen Materials
vom kirchlich-ethischen Gesichtspunkte verarbeiteten und indirect den
Priester auch mit den römisch-rechtlichen Principien, welche dem
canonischen Recht zu Grunde liegen, vertraut machten: 'die Summae
confessorum' und ihre Verwandten. Anderseits werden in Form von
Tractaten einzelne Gebiete des Rechts, die Verhältnisse der Geschäfts-
leute, Zinsen und Contracte und dergleichen erörtert: die *Tractatus de
contractibus' (Stintzing, Geschichte der populären Literatur des römisch-
canonischen Rechts in Deutschland. Leipzig 1867, 8. 489 ff.; Geschichte
der deutschen Rechtswissenschafflt 1, 15 ff.; Muther, Zur Geschichte der
Rechtswissenschaft. Jena 1876, S. 158 ff.).
Der erste Generalvicar des Prager Erzbischofs Ernst von Par-
dubitz, Stephan von Prag, der an der Prager Cathedrale das jus
canonicum docirte (Denifle, Universitäten des Mittelalters 1, 589), später
Regularcanonicus in Raudnitz, verfasste in mehreren Handschriften
verbreitete 'Quaestiones seu Casus scientiae', die auf der Summa
des Raimund de Pennaforte, des berühmten Compilators der Decre-
talen Gregors IX., und auf der Summa des Johannes von Freiburg
(f 1314) fussen. In Zusammenhang damit stehen die von Ernst von
Pardubitz selbst gesammelten 'Casus qui spectant ad episcopnm pro
absolutione' (Schulte, Geschichte der Quellen und Litteratnr des cano-
nischen Rechts 2, 431). Heinrich Totting von Oyta, Heinrichs
von Langenstein Fi'eund, gebildet in Erfurt und auf der Prager
Universität, der er von 1362—1385 angehörte, dürfte als einer der Ersten
auf deutschem Boden seinen 'Tractatus de contractibus' verfasst haben.
von Konrad Bnrdacb. • 165
Auch Konrad von Ebrach, der einen 'Tractatus de censibus' schrieb,
lehrte als Magister der Theologie 1375 in PragJ) Bekannter ist Mat-
thäus von Krakau, der 1355 Prager Baccalarius in artibus, 1367
unter Heinrich von Oyta Magister wurde und noch am 7. October 1392
sich in Prag aufhielt und damals Probst zu St. Marien wurde ^) : er
schrieb einen Tractat *de contractibus'. Später bei Ausbruch der üni-
versitätswirren ging er nach Paris, docirte dort und erhielt das Decanat;
nach Deutschland zurückgekehrt fungirte er (1402) in der Kanzlei
Ruprechts von der Pfalz und wurde 1405 Bischof von Worms. Aber
schon in Prag stand er im Kanzleidienste: die Supplik Karls IV. an
den Pabst 1355 zu Gunsten von 'personas dilectorum suorum doctorum
magistrorum bacallariorum sue universitatis Pragensis^ nennt ihn aus-
drücklich 'notarius'.
An diesem bedeutenden Vorreformator haben Kanzlei und Uni-
versität gleichen Theil. Und auch für andere Personen lässt sich die
innige Beziehung zwischen beiden aufdecken. Ich will versuchen, den
Listen über die Mitglieder der königlichen Kanzlei, welche wir den
gründlichen Forschungen Hubers und Lindners danken, durch Nach-
weise über den Bildungsgang einzelner Kanzleibeamten ein wenig
mehr Leben einzuhauchen.
Den niedrigsten Rang in der Kanzlei nahmen die Registra-
turen ein. Doch stiegen viele derselben zum Notar oder wenigstens
zum Corrector, die tüchtigsten und intelligentesten zum Protonotar
empor. Im Kreise aller, auch der, die nicht aufrückten, finden wir
das Streben nach Vermehrung der Bildung durch üniversitätsbesuch.
Leonardus (1353— 1354) J) erwirbt am 9. März 1376 den ar-
tistischen Baccalariat (Liber decanorum facultatis philosophicae univers.
Pragensis [Monument, hist. univers. Prägens. I]. Prag 1830, 1, 169);
Petrus Wratislaviensis (1361—1362) am 3. October 1374 (ebd.
1) Vgl. über die beiden Monumenta histor. universitatis Pragensis I,
1, 133— 139. 142. 168; Stintzinff, Geschichte der populären Litteratur S. 541.
543; Schulte, Geschichte der Quellen 2, 434. 435; Denifle, Die Universitäten
I, 40i) f. und Anm. 789, S. 592 f. und Anm. 1512. Aus dem Manuale der erz-
bischöf liehen Generalvicare (mitgetheilt von Höfler, Die Geschichtschreiber
der husitischen Bewegung l, S.Llll) ergiebt sich, dass Heinrich von Oyta
noch 1:^85 in Prag lebte.
2) Vgl. über ihn jetzt Loserth, Hus und Wiclif. Prag-Leipzig 1884,
S. 68 IT. Neue urkundliche Nachweise: in der Supplik Karls IV. von 1355
(abgedruckt bei Denifle, Universitäten 1,593); in den Libri coufirmationum ad
beneficia «'eelesiastica per archidioeeesin Pragenani a. 1391. 1392 ed. F. A. Tingl.
Pragae 1865, S. 141^, Z. 7: 'mag. Mattheuni de Cracouia olim prepositum ec-
clesie Sti KgidiJ in Wratislauia eum dicto doiu. Dnizone pro ecclesia Sto
Marie pennutaiitem .... Prägen A. D. 1392 die VII. mensis Octobris'; im
Manuale der erzbischiU'lichen Geut^rfilvieure von 1385 (bei Höfler, Geschicht-
sclireiber der husitischen Bewegung 1, 8. LI II). Ueber seine Predigen s.
Linsenmayer, (Tcschichte der Predigt in Deutschland. München 1886, h. 162,
Anm. 4. 466.
3) Im Folgenden bezeichnen die in Klammern stehenden Zahlen die
Zeit der nachgewiesenen Wirksamkeit in der Kanzlei auf Grund der Angaben
von iluber und Liuduer in den genannten Schrifteu.
166 Zar.Kenntniss altdeutscher Himdschriften etc.
•
1, 161): Johannes Rost (1370) Weihnachten 1376 zum artistischen
Baccalariat zugelassen (Liber decanorum 1, 173i, erscheint in einer
Urkunde von 1389 zu Prag unter den 'consules et jurati cives' als
* Hansa Rost' (Libri erectionum archidioecesis Pratensis ed. Borovy,
S. 415b). Nicolaus de Praga (1371 — 1374) ist entweder der Dom-
herr von WySehrad und Baccalarius der Künste, welcher in der juristi-
schen Universität zu Prag 1382 inscribirt wurde (Album seu matri-
cula facultatis juridicae universitatis Pragensis [Monumenta histor. nni-
versit. Pragensis II]. Prag 1834, 1, 36), der sich jedoch in der Ma-
trikel der philosophischen Decane unter den vielen Namensvettern
nicht auffinden lässt, oder der 1378 immatriknlirte (Album 1, 33).
Petrus Ruthcnus (1373) beginnt sein juristisches Studium 1375, wo
die Matrikel ihn als 'Petrus de Polonia magna plebanus in Lupza nee
non canonicus in Kastro Gueznensi' (Album 1, 88) nennt. Unsicher
bin ich, ob Johann von Aschaffenburg (1364) derselbe ist wie
der, welcher 1398 unter Dispensation vom Biennium zum artistischen
Baccalariat zugelassen wurde (Liber decanorum 1, 330. 331).
Andere Registratoren hielten im Dienste der Reichskanzlei länger
aus und avancirten zu höheren Stellungen. Sie vor allem zeigen den
Eifer, ihre wissenschaftlichen Kenntnisse auf der Prager Hochschule zu
vertiefen. Martinus (Registrator 1354, Notar in Wenzels Kanzlei
1382 — 1387), der als simpler Registrator titellos anföngt, dann sich
Archidiakonus von Znaim und Scliolastikus vom Heiligenkreuz in
Breslau schreibt, endlich am 24. October 1393 das Archidiakonat in
Saaz erhält (Libri quinti confirmationum ad beneficia ecclesiastica per
archidioecesin Pragenam annus 1390 ed. F. A. Tingl. Prag 1865,
S. 174), mag sich hinter einem der vielen gleichen Namens in den
beiden Prager Matrikeln verbergen, aber die folgenden lassen sich
mehr oder minder bestimmt in ihren wissenschaftlichen Studien ver-
folgen.
Johannes Saxo dictus Müle (1355 — 1374 Registiator
und Notar, 1368- Bevollmächtigter in diplomatischer Mission) wird
1385 juristischer Baccalarius (Album 1 , 12) und nach dem ihm bei-
gelegten Titel 'tunc consiliarius ' Mitglied des dem Rector zur Seite
stehenden Rathes, der aus den Decanen und je zwei Vertretern der
Facultäten bestand (Panlsen , Histor. Zeitschrift 45, 387. 389). Ver-
schieden von ihm ist wohl der 1380 zum Vicerector der juristischen Uni-
versität bestellte Johannes Saxo de Zirberch, Pfänder in Ebs (Album
1. 34. 67). Johannes, Dechant zu (ilogau (Registrator 1361, Cor-
rectoY und Notar bis 1368) wird 1373 als Jurist immatrikulirt (Album
1, 86).
Angelegentlicher noch um akademische Bildung bemühen sich
die gleich als Notare auftretenden Mitglieder der königlichen Kanzlei.
Petrus de Luna (Laun, 1343 Karls Notar, bis 1354) wird 1355 in
Karls Supplik an den l^abst 'bacallarius in artibus in univorsitate Prä-
gens! actu legens' genannt (I)enifle, I)i(^ Univ(irsitäten 1, 594), d. h. er
hielt damals als Baccalarius Vorlesunüren : 137.") erwirbt er das Ma-
von Konrad Burdach. 167
gisterium der Artistenfacultät (Liber decanornm 1, 163) und bringt es
dann noch zum juristischen Baccalarius (Album 1, 9). Weniger er-
freulich hat sich die Laufbahn des Protonotars Welislaus gestaltet
(1347 — 1359)'): auch er erlangte das Magisterium der philosophi-
schen Facultät, ward aber 1374 unter dem Decanat des Nicolaus von
Guben wegen Verdachts der Anstiftung und Beihilfe zur Ermordung
eines Bischofs schimpflich excludirt (Liber decanorum 1 , 32. 99).
Heinricus Thesaurarius (1348 — 67, auch Corrector) nennt sich
selbst am 29. Juni 1367 ^Magister Pragensis'. Petrus praepositus
Wratislaviensis (1348 — 1353 oder 1355, verschieden von dem
oben genannten Registrator Petrus Wratislaviensis) wird 1387 in die
juristische Universität aufgenommen (Album 1, 40, wo er ausdrücklich
'praepositus ecclesiae sanctae Crucis Wratislaviensis' heisst). Johannes
de Wratislavia (1352) determinirt zum Baccalariat unter dem Ma-
gister Henricus de Oyta am 11. Juli 1368 (Lib. decan. 1, 137). Hein-
ricus aus Wesel (1353 — 1365) bekommt zu Pfingsten 1376 d^n
artistischen Baccalariat (Lib. dec. 1, 171). Johannes aus Eichstädt
(1355 — 1371) figurirt noch 1393 in der philosophischen Matrikel als
'electus ad corrigendas literas magister Joannes Eykstat' (Lib. dec. 1,
283). Heinricus Australis (1359 — 1361) determinirt behufs Antritts
des artistischen Baccalariats 1383 (Lib. decan. 1, 217). Petrus de
Jawor (Jauer, 1360 — 1378, seit 1376 Protonotar, in Wenzels Kanzlei
bis 1386) gehört oflTenbar zu den gebildetsten Beamten der Kanzlei:
Weihnachten 1371 artistischer Baccalarius steigt er 1382 zum Licen-
tiaten auf (Liber decan. 1, 149. 212) d. h. er erhält die 'licentia le-
gendi', die factische Befugniss des Magisters, und lässt sich 1385 bei
der Juristenuniversität inscribiren (Album 1, 97). Conrad von
Magdeburg (1360 — 1363) führt in einer Urkunde vom 12. December
1376 den Titel 'magister artium' (Libri erectionum S. 136b, Nr. 252).
Nicolaus de Crapitz (1366—1368) besteht Herbst 1389 die Prüf-
ung zum artistischen Baccalariat (Lib. decan. 1, 264). Nico.laus aus
Posen (1367 — 1378) wird 1379 als Jurist immatrikulirt (Album 1,
91). Johannes von Montabaur (1365 — 1368) erringt 1386 die
Würde des philosophischen Baccalarius (Lib. dec. 1, 246). Benedict
von Crabicz (1368 in der Kanzlei und im Rath, in diplomatischer
Mission verwendet, als Unterfertiger von Urkunden noch nicht nach-
gewiesen), Arehidiakon von Saaz und Canunicus von Prag, erhält den
Baccalariatskranz bei den Artisten Weihnachten 1386, das Magisterium
Ende 1H89 und wird 1391 als juristischer Scholar inscribirt (Lib.
decan. 1, 249. 266. Album l, 42). Petrus, Probst von Olmütz
(1370 — 1371), beginnt juristische Studien an der Prager Universität
1382 (Album 1, 37: 'Petrus de Olmucz canonicus s. Mauricii Cremsi-
rensis'). Eine Ausnahmestellung beansprucht Jaroslaus de Jabloncz'-^):
1) Ich lullte den von LindiuT a. a. O. S. 21, Nr. 3 und S. 22, Nr. 13 an-
j^ot'iihrtrn für oiiu* Person.
2) IrrigiTwciso n(Mint ihn Ott :i. a. (). S. 70 auf(frund eines älteren mir
uuzugänglicheu Aufsatzes Maroslaus de Wcitmllhr.
168 Zur Kenntniss altdcntsclicr Ilamlschriften etc.
adlichon Standes, hatte er sich zunächst dem akademischen Studi am
zugewendet, am 2. December 1369 für den Baccalariat determinirt und
am 10. Juli 1373 den Rang des Magisters erhalten (Lib. dec. 1. 141.
156). Dann trat er in die Reichskanzlei und wurde vom Kaiser selbst
dem Kanzler Johann von Neumarkt zur Anleitung übergeben. Das
wird noch 1373 geschehen sein, denn vom 13. December ist die
früheste von ihm unterfertigte Urkunde. Er stieg dann zum kaiser-
lichen Protonotar auf: als solcher ward er 1375 'gratis ad honorem
et promotionem universitatis ' bei den Juristen inscribirt (Album 1,31)
und bald nachher , jedenfalls nach seiner Promotion zum Magister,^)
empfiehlt Johann von Neumarkt seinen Schützling, der in der Kanzlei
eine erspriessliche Stellung entgegenstehender Hindernisse wegen nicht
finden könne, aufs Neue der kaiserlichen Huld (Cancellaria Johannis
Noviforensis Archiv für östeneich. Geschichte 68, S. 67, Nr. 64). Die
Frucht dieser Ritte mag ein Prager Canonicat gewesen sein, das er
nach der späteren Angabe der juristischen Matrikel besass. Wahr-
scheinlich aber erfüllte der Kaiser Johanns Gesuch, 'ut Jaroslaum re-
assumct in familiärem \ und machte ' ihn zum Mitglied seines Rathes.
Als solcher setzte er seine juristischen Studien und Vorlesungen oflTen-
bar fort und ward Rector der Prager Juristenuniversität (Album 1, 4).
Auch den Nebenkanzleien des Königreichs Böhmen, die ihr
Personal natürlicherweise zum grossen Theil aus der Schule der Reichs-
kanzlei empfingen, fehlte es nicht an graduirten Mitgliedern. Wir
kennen in der Breslauer Kanzlei der königlichen Landeshauptmann-
Hchaft einen Notar Johann Wittel (1363—1376), der sich als Ma-
gister, natürlich der artistischen Facultät, bezeichnet.
Die Reichskanzlei selbst unterhielt während Wenzels Regiening
noch engere Beziehungen zur Universität als vorher. Stand sie jetzt
doch bis 1384 unter der Leitung des Bischofs von Meissen, späteren
Erzbischofs von Prag, Johanns von Jenzenstein, der in Prag, Padua,
Bologna, Montpellier und Paris studirt hatte. Zu Anfang des Jahres
1385 löste ihn der frühere Unterkämmerer 2) Probst von Lebus Hanko
oder Johannes Brunonis ab. den ich mit Sicherheit nicht in den Prager
Matrikeln nachzuweisen vermag.^)
1) Der Ausdruck Maroslaus .... otlficio un'o dunintc in cancellaria
cesarca brnijrnis ad hononMU vcstruni prosequcbar favoribus resj)i)nderi ' in
dem SchrcibiMi Johanns von Neinnarkt ist nicht ganz klar: das officium, wel-
ches vorüber war, wird aber doch wohl seine Kanzlerthätigkcit sein. Pann
wäre der Briet' nach dem 2t>. Juni i:i74 geschrieben.
2) Als solcher z. B. Libri ereetionnm S. lOUb in einer l'rkunde
von 13si.
3) Sollto er jener Hanko Boenius sein, der 1.-J7Ü artistischer Bacca-
larins wird (Lib. dec. 1, 17I)V Oder der \'A^4 bei den Juristen in der Natiu
Saxonum immatrikulirte Joannes Brnn (Album 1, i;i3)? Oder Jener Joannes
de Lubicz. welcher Michaelis IBiU das artistische Baccalariatsexamen besteht,
am U.November die 'reservatio \ovÄ' nachsucht und erhält, und am 24. De-
cember determinirt (Lib. dec. 1 , 21)5. 297. 2t)S)V Aber der U'tztere könnte
auch ans lAMibns sein, da er einmal *de Leuhicz' hei.sst.
von Konrad Bnrdach. 169
Ich beginne wieder mit den Registratoren. Jacob vonKremsier
(1376 — 1384) hatte 1375 an der juristischen Universität sein Studium
begonnen (Album 1, 30). Bartholomäus de Novacivitate (1385
— 1397) wird 1384 als 'rector parochialis ecclesiae in Strana' bei den
Juristen immatrikulirt (Album 1, 38). Johannes aus Bautzen (1395)
hatte sich vor seinem Eintritt in die Kanzlei akademische Bildung ver-
schaff;: am 9. December 1385 war er zusammen mit dem bekannten
Amplonius Ratinck aus Rheinberg bei Xanten, dem Begiünder des
CoUegs und der Bibliothek in Erfurt, die seinen Namen tragen, zum
Baccalariat der Künste zugelassen und hatte dann am 26. September
1387 determinirt (Lib. decan. 1, 234. 253). Johannes deWratislavia
(1395 — 1396), Probst von Nordhausen, könnte einer der beiden Namens-
vettern sein, von denen der eine am" 9. März 1375 Baccalarius, am
5. Februar 1377 Licentiat, der andere Michaelis 1382 Baccalarius der
artistischen Facultät wurde (Liber decan. 1, 169. 174. 208).
Ueber die Notare *) Wenzels mögen die folgenden Zeugnisse
Auskunft geben. Petrus de Wischow (1389 — 1399, Anfangs Re-
gistrator) hatte sich 1377 als 'servitor' des Petrus, Canonicus von
Kremsier, bei den Juristen immatrikuliren lassen, war also unbemittelt
gewesen und hatte sich durch Famulatsdienst seinen Unterhalt ver-
dient (Album 1, 32). Wenceslaus von Olmtttz (1392—1401, An-
fangs Registrator) , hatte 1383 den juristischen Baccalariat erworben
und wurde 1407 Licentiat im canonischen Recht (Album 1, 11. 7).-)
Er avancirte zum Protonotar: am 19. November 1398 wird er so ge-
nannt in einer Urkunde, in welcher er als Procurator des Probstes
von Altbuntzlau Wilhelm von Hasenburg erscheint (Liber confirma-
tionum quintus S. 312 f.), desgleichen in seiner Inscription als Licentiat
im Album der juristischen Universität. Ausserdem war er 'advocatus
consistorii Pragensis*. Das ergiebt sich aus der Einzeichnung in einer
aus seinem Besitz stammenden Handschrift des Prager Metropolitan-
capitels, die neben anderen canonistischen Schriften * Repititiones juris*
des italienischen Professors beider Rechte Ubertus de Lampugnano ent-
hält, die derselbe 1385 'in studio Pragensi' gehalten hatte (Schulte,
Die canonistischen Handschriften der Prager Bibliotheken a. a. 0.
Nr. 206, S. 82). Wenceslaus besass danach auch Kenntniss des Civil-
rechts. Johann von Bamberg (1398 — 1419, erst Registrator, zu-
letzt Protonotar), war am 24. September 1375 examinirt und zugelassen
zum Baccalariat der Künste und hatte 1376 determinirt (Lib. decan.
1, 166. 171). Paulus de Tost (1404—1419, Anfangs Registrator),
1) Nobonboi sei bemerkt, dass Franeiscus de (»ewicz. 4len Lindner a.
a. 0. 8.21). Nr. 7 nur als Registratur von 1384— ISbti nachweist, am 7. Juni
\'d\H\ urkundlieli als 'protonotarius domini Wenceslai Romanorum et Boemio
regis' erscheint und als Procurator bei einer Resignation fungirt (Liber c(m-
finnationum (juintus S. 'Ihl).
1) Wenn Ott a.a.O. S. 70 sa^t, er sei mss immatrikulirt, so beruht
djis auf Verwechslung mit Wenceslaus Joaunis de Pra^a, dem Sohn des
PragiT Prot(uiotars (Album 1, 41).
170 Zar Kenatai»» 4lTii<^iir.<M:iu>r Handsehriften ete.
At^ «IM Wttni/fiU Kanzlei in die Sitznandi flbertnt. begann 1392
jnriAtH<;h^ »todi^n f Album 1 . 104 und wurde Weihnachten 1397
nrtiniifi^.h^.T Ba^^alarioÄ iLib, deean. 1. 329>. Nicolans de Gewicz
(1305 — 14^/;. zuletzt Protonotan war 1389 als Jori?t immatrikulirt
^\lbum 1. 42},^t Johannen Weilbare 1 1415— 1419) trat aus dem
ftfJUlti<(^h#;n Dienjit in die kJ^nig^Iiche Kanzlei: als er 1397 Licentiat
nnd IfffHor dfrr jorinti.^chen Universitit wnrde. f&hrte er den Titel
^protonotaria« maiorin eivitatiä Pragensiä' (Albam 1, 6).
Vf;rfcl^i^ht man den Bildungsgang der Kanzleibeamten während
Kurlt Hf'gii;nin$c mit dem der späteren unter Wenzel and Siegipand,-)
fto Mprin^t «fin hochfit wichtiger and bedeutsamer Unterschied hervor.
Jf.wt Itlufen erst durch die Kanzlei und bemühen sich dann um aka-
ihui\i»f'hi'. iirsuh', diene treten als bereits Graduirte in die Kanzlei ein.
hie Anforderungen an die wissenschaftliche und, wie sich aus meinen
ZuHfinirfM^nHtelUjngen erkennen lässt, insbesondere an die juristische
AiiHbildung haben sich also sichtlich gesteigert. Ich glaube nicht fehl-
zugehen, wenn ich auch hierin den Geist von Karls IV. Kanzler wirk-
MHin finde und im Hinblick auf die von ihm mannigfach bethätigte
F'Vrderuiig der Prager Hochschule und ihrer Scholaren (vgl. oben
H. Mii'i) Heinem directen und indirecten Einfluss diese Wandlung wenig-
ufeuH %uiii Theil zuHclireibe. Ein anderer Theil mag wohl auf die
Keehiiuiig deH allgemeinen Aufschwungs kommen, den das Prager
OerierniHtudium zu F^nde des Jahrhunderts, kurz vor der Krise, erlebte.
Dil« Kanzlei und der Kampf weltlicher und geistlicher
Bildung.
IfiiiverHilJU und Kanzlei bedeuten wohl zwei verbfindete, sich
gt*getiH(*ifig lieeintlusHende , aber doch sehr verschiedenartige Mächte.
Jene ;;:iin/. elerieal , auf nuinchischem Zusammenleben ruhend, auf den
(Viliiuil gegründet und eine selbständige Corporation nach Art der
mtttelnlterliehen Zünfte, blieb auf lange Zeit, bis in das 16. Jahr-
hundert hinein, den modernen Gewalten gleichgültig oder feindlich,
und dem Leben des Vtdkes mehr oder minder abgewendet bis auf
nn»*ere Tagt». Hie Kanzlei ilagegen wurde die Wiege des neuen Standes,
iliM' j<»l/.t autlrat und in die deutsehe Cultur umgestaltend eingrifl":
den niotlernen neamtenthum>. Sie ist mit und durch den modernen
Staat, k\\\v\'\\ die xwwv Ftlrsten>ouverainetÄt .<o mäehtig gewonlen. Auch
n Kin NiooliUiN de <«o\\ir/.ka war 1 ;»(»'.» iVcan der Anisten M.ib. doc.
1, t in Ist das derselbe ?
?^ \uoh ;\\t'i Itoauifo der Keiehskan/Joi luitrr Kupn'oht oiuptingeii iu
rra>!; iluv w ivsoMMliHttHohe lülduug. Xicolaus Hiiiiiann M4»»o--14'M. An-
lÄug^ lCeK:iNtnMoi'. dann N^nar"» \\ar rtinpiton i:<s^ in der dortig\Mi Anisteu-
taouliat |\aoeaUrius ^»>\onien il.ib. deean I. -;<"»• Niool*u< Tri^uin
vM^M^ wur^lo i;i:*» iKiMitiar. IMi» Magisior der Kunsr*- .l.i*i doi-a«. !. tS4
IMi^ utid d»vXno dAun ^ix 1:^'»«» dasol?»st, inohnarh als K\:4iiir.:aTi»r rlir dio
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von Konrad Burdach. 171
sie war von Hause aus elerical wie die Universität, auch in Karls
Kanzlei und der seiner Nachfolger tiberwiegen die (geistlichen. Auch
die Kanzlei war gleich der Universität eine grosse Versorgungsanstalt,
eine unglaublich prompt arbeitende Pfrttndenfabrik , was Hubers und
Lindners Nachweise über die Personalverhältnisse der vielfach präben-
dirten Kanzleibeamten gentigend vor Augen stellend) Aber sie ist
andrerseits die eigentliche Stätte, an welcher das grosse Schauspiel der
folgenden Jahrhunderte zuerst zur Erscheinung kommt: die Säculari-
sirung der Cultur. Hier werden auf dem Grunde der kirchlichen
Bildung zuerst Beamte für den Dienst weltlicher Grössen geschult, für
den Dienst von Fürsten und Städten. Hier behält man und gewinnt
man je länger je mehr Fühlung mit dem Geschäfts- und Verkehrs-
leben des Volkes. Hier bilden sich die öffentlichen Notare,') die eine
verhältnissmässig unabhängige Stellung einnehmen, die städtischen
Schulmeister, die weltlichen Lohnschreiber und Handschriftenhändler.
Hier mischen sich Adliche und Bürgerliche, Cleriker höherer und
niederer Weihen und Laien,-*) um eine neue Klasse von Staatsbürgern
zu erzeugen, denen im folgenden Zeitalter eine höchst wichtige Auf-
gabe zufkllt. Auch der Cleriker, welcher einmal in die königliche
Kanzlei aufgenommen worden war, mochte er nun Canonicus, Dechant,
Pleban oder sonst was immer sein, wurde ohne weiteres auf des
1 ) Während des Druckes gelangt durch die Freundlichkeit von Herrn Dr.
Max Perlbach zu meiner Kenntniss aer Aufsatz A. Wagners über schlesische
Pfründner des H.Jahrhunderts in dem eben erschienenen 25. Band der Zeit-
schrift d. Vereins f. Gesch. und Alterthum Schlesiens (S. 286 ft.). Derselbe
brinfft aus Regesten des vaticanischen Archivs Angaben über folgende Mit-
glieaer der königlichen Kanzlei Böhmens: Johann von Neumarkt (noch 26.
October 1351 Stadtpfarrer in seiner Vaterstadt), Diethmar von Meckebach,
Peter von Luna (Laun), Jacob Augustini, Nicolaus aus Posen, Johann von
Glatz, Nicolaus von Bunzlau, Johaim Brunonis.
2) Die Masse, welche es deren damals in Böhmen, zumal in Prag gab,
übersieht man mit Hülfe der Indices zu den von Borovy herausgegebenen
Libri erectionum (Prag 1875—1889) und zum 12. Band des Codex diploma-
ticus Moraviae (ed. Brandl. Brunn 1890) s. v. 'notarii publici'. Schon 1270
hatte hier der Italiener Ilenricus de Isernia (s. oben S. 155) eine Schule ftir
Notare gegründet. Karl IV. organisirte dann das Notariat, indem er dem
Prager fcrzi)ischof das Ernenn ungsreeht zuwies und AnitMÜd und Examen
einführte. Allniälilieh strihnten so viele (ieistliehe dem einträgliehen und un-
gebundenen Berufe zu, dass 1M74 ein besonderer Synodalbeselilnss ilagegen
einschreiten niusste, der allen geweihten Priestern verb<)t, in der Prager
Diöcese das Notariat auszuüben (Ott a.a.O. S. 77 11'.).
3) Adlieh sind hi der Kanzlei Karls IV. und Wenzels z.B. Jaroslaus
von Jablouez, Beneseh von Weitniühl (Notar l;i80, Domherr in Prag, Vetter
des gleichnamigen (lesehielitsehreibers und Dcnnbauleiters, s. Loserth, Archiv
tür «isterreicliiselic (ieschichte 5-j. 305. 309): Laien (oder doch nur niederer
Weihe theilhaftig) z. B. der in (;iner Urkunde von 1878 saninit seiner Frau
Margarethe vorkonnuende 'llaseo notarius curiae regiae' (Libri ereetionum
S. 222, Nr. 377), der Protonotar der Stadt Prag Johannes, dessen Söhne Jo-
hannes und Weneesluus dem Vater zu Ehren 1386 gratis in der Juristen-
nniversität ininiatrikulirt wurden (Album I, 10. 41), fler oben (S. I.V.)) genannte
Kannuerselireiher Paul von Jenzenstein, letzterer aus ritterlichem (ieschleeht.
i
172 Zur Kenntuiss altdeutscher Ilandschriften etc.
Kaisers Gesuch von der Residenzpflicht ^) entbunden und gewöhnte
sich allmählich, aus einem Priester ein reiner Ilofbeamtcr zu werden
und in seinen geistlichen Functionen sich durch einen Vicar vertreten
zu lassen.
Es lässt sich der entscheidende Augenblick, welcher diese jahr-
hundertelange P^ntwicklung anbahnte, genau bestimmen.
Er trat ein, als durch Karl IV. die Reichskanzlei dem Einfluss
der drei Erzkanzler, der Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier entiückt
und unter die Leitung des Kanzlers, eiues Hofbeamten, gestellt wurde.
Damit gelangt sie aus der clericalen Sphäre in die einer Staats-
behörde, aus dem Zustand schwankenden Umherirrens in feste Ver-
bindung mit dem Mittelpunkt des Reiches. Und dies Verhältniss,
das zuerst 1356 die goldene Bulle durch ihr vielsagendes Schweigen
über die Kanzleibefugnisse der Erzkanzler legalisirt, dauert trotz aller
Gegenbestrebungen seitens der entthronten Erzkanzler, welche zeit-
weilig formell eine Wiederherstellung ihrer alten Rechte durchsetzen,
fortan f actisch unverändert (Ficker, Beiträge zur Urkundenlehre.
Innsbruck 1878. 2, 17 ff. 406; Seeliger, Erzkanzler und Reichskanzleien.
Innsbruck 1889, S. 59 f.). Der erste wirkliche Hofkanzler in diesem
neuen Sinne war Johann von Neumarkt. Ziemlich gleichzeitig bildet
sich ein fest organisirter Hofrath, der etwa unseren Staatsministerien
vergleichbar ist, mit fester besoldeter Anstellung und Vereidigung seiner
Mitglieder, und dieser Rath tritt von nun ab in den Unterfertigungen
als Behörde auf (Seeliger, Das deutsche Hofmeisteramt im späteren
Mittelalter. Innsbruck 1885, S. 89 ff. 97 ff. 90 Anm. 3).
Damit war die Grundlage für die Entwicklung eines weltlichen
Staatsbeamtenthums gegeben. Ein neuer bevorzugter Stand kam empor,
und seine Macht drückte sich auch äusserlich dadurch aus, dass Mit-
glieder der Hofkanzlei und des Ilofraths nobilitirt wurden. Als ein
Ereigniss von epochemachender Bedeutung führt man es gewöhnlich
an, dass Caspar Schlick, der seit 1416 in der Reichskanzlei arbeitet«
(Lindner a. a. 0. 8. 36), von Siegmund am 31. Mai 1433 auf der Tiber-
brücko zu Rom als »ster zum Ritt(»r geschlagen und zu seinem
obersten Kanzler gemacht sei. In der That lässt sich nicht verkennen,
es ist ein symbolischer Vorgang: Deutschlands Kaiser über dem
Strom der t^wigen Roma den Mann im Rang erhcihend, der später
(1443) seinem Freunde Enen Silvio den Eintritt in die Ilofkanzlei
tYiedrichs III. vermittelte und dadurch der humanistischen Bewegung
in Deutsehland den massgebenden, einflussreichsten Führer schuf, der
selber dann von dem Meister der eleganten Form als" Held der Welt-
novelle 'Eurialus und Lucretia' mit der Unsterblichkeit beschenkt ward.
Aber lange vorher, schon unter Karl IV., geniessen die Mitglieder der
1) Ein tJolflies (Jesncli Karls IV. an den Hiscliof von Breslau für dou
Notar und SecretUr llcnricns ])lebanus Noviforonsis und cineiu zweiten un-
genannten Notar, der aurli Pfarrer war, in (Ut CanccUaria Caroli IV. bei
Siencke, Seriptoros rernui gernianieAruni .'J, S. 202:t, Nr. \\).
von Konrad Burda eh. 173
HofkaDzlei und des Ilofraths eine geehrte, exirairte, fest geregelte
Stellung. Das lehren die Formeln in Johanns von Gelnhausen Samm-
lung tlber Rechte und Immunitäten dieser Hofbeamten und über die
Art ihrer Krnennung, worin besonderer Nachdruck darauf gelegt wird,
dass sie 'literati' seien (vgl. Joh. Wilh. Hoffmann, Sammlung ungedr.
Urkunden 2, Nr. 18 99, auch in der Oancellaria Caroli IV. bei Mencke,
Scriptores rerum germanic. 3, S. 2032, Nr. 27).
Wie einst im 12. Jahrhundert Cleriker selbst an der Ueber-
windung der kirchlichen Cultur mitgearbeitet hatten, indem sie, um
breitere, und stärkere Wirkungen zu erzielen, den neuen höfisch-ritter-
lichen Lebensmächten Zutritt in ihre geistliche Dichtung erötlneten
(Alexanderlied, Rolandslied, Kaiserchronik; die Legendenpoesie im Stil
des höfischen Romans), wie später im 18. Jahrhundert der Pietismus
die religiöse Geftihlspoesie Klopstocks hervorrief und damit den Grund
schuf für die selbständige weltliche Dichtung unserer Klassiker, so
dienen im 14. und 15. Jahrhundert diese Cleriker in den Kanzleien
der Verweltlichung und Schwächung der kirchlichen Cultur: auf dem
Umweg über das canonische Recht führen sie das römische Civilrecht
herbei und bereiten damit die Unterlage für einen neuen mächtigen
weltlichen Organismus, der unabhängig von der Kirche einen neuen
Staatsbegriff hervorbringt und in seinen Dienst sich stellt. Aus ihrem
eigenen Schoosse erwachsen der geistlichen Cultur im zwölften, im
vierzehnten und fünfzehnten, im achtzehnten Jahrhundert die erfolg-
reichsten Gegner.
Wir gewahren gleich nach Karls Constituirung der Reichskanzlei
als Hofamt, wie von ihr eine Fülle geistiger Strömungen ausgehen,
die ihren Ursprung und ihr Ziel nicht im Rahmen der Kirche haben.
Viel davon hat der universelle Geist Karls IV. hervorgelockt, da ja
nun die Reichskanzlei zu seinem persönlichen Hofstaat gehörte, aus
dem er seine 'familiäres', seine 'consiliarii', 'referendarii' zu entnehmen
pflegte, aber hier rührt sich jetzt auch so manches, was gegen den
Sinn und die Neigung des Kaisers war und helfen sollte, den gi'ossen
Brand der folgenden Zeiten zu entzünden, von dem er sich mit Grauen
und Entsetzen würde abgekehrt haben.
Aus derselben Kanzlei, welche die ersten weltlichen Hofbeamten
schulte, sind auch zwei Theilnehmer der grossen religiösen Bewegung
hervorgegangen : auch sie mehr oder weniger sich gegen die Kirche
richtend, aber noch bestimmter aller Weltlichkeit den Rücken wendend;
der eine rcformirend, der andere als ein asketischer Volksagitator.
Den Vorreformator Matthäus von Krakau lernten wir oben
(S. 165) als Notar und als Mitglied der Reichskanzlei kennen. Er,
der sich in den Grenzen einer massvollen Gesinnung hielt, hat der
P^poche in seinen Tractaten *De conflictu rationis et conscientiae* und
'De arte moriendi' zwei wahrhafte Volksbücher religiöser Belehrung
und Erbauung geschenkt und steht so gleichsam als mächtiger Pförtner
am Eingang zu der unabsehbaren populären kirchlichen Litteratur der
folgenden Jahrhunderte. Die erste Schrift, in vielen Handschriften ver-
174 ^nr Kenntniss Jiltdeutsclier Handschriften etc.
breitet und auch in die beiden Landessprachen ßöhmens übersetzt
(Loserth, Hus und Wiclif S. 69 Anm.), hat Johann Gutenberg nach
seiner Verbindung mit den Brüdern Bechtermünze in Eltville zwischen
1465 und 1467 gedruckt (von der Linde, Geschichte der Erfindung
der Buchdruckkunst. Berlin 1886. 3, 916 f. Faulmann, Die Erfindung
der Buchdruckerkunst. Wien-Leipzig 1891, 8. 153 f.). Das andere Werk-
chen ist von der polygraphischen Vervielfiiltigung noch früher ergritten
und unter die Massen geworfen worden. Wir haben, wie es scheint, zwei
Bearbeitungen zu unterscheiden. Die eine, in Form eines Dialogs
zwischen Satan und Engel um den Sterbenden, ist von einem der
frühesten Holztafeldrucke mit hervorragenden Bildern reproducirt wor-
den und hat dann viele Auflagen in lateinischer und deutscher Sprache
und später auch sehr zahlreiche typographische Abdnicke erlebt
(Katalog frühester Erzeugnisse der Druckerkunst der T. 0. Weigelschen
Sammlung. Leipzig 1872, Nr. 233 — 248; von der Linde, Geschichte
der Erfindung der Buchdruckkunst. 1, 361. 365). Der Ursprungsort
der ältesten xylographischen Ausgabe ist Köln: die Holzschnitte
tragen den Charakter der Kölner Malerschule, wie er sich unter
dem Einfluss der flandrischen Kunst um die Mitte des 15. Jahrhun-
derts herausgebildet hatte. Die zweite ganz abweichende Bearbeitung,
für welche ein Druck den Namen des Matthäus von Krakau äusser-
lich bezeugt, in der Form von Meditation und Gebet, ist um 1470 von
Ulrich Zell in Köln gedruckt, dann in mehreren erweiternden Aus-
gaben in Deutschland, Italien, Frankreich wiederholt, auch in das Italie-
nische und Spanische übersetzt worden (Brunet, Manuel du librairei>, 1,
502 ff.). Beide Bearbeitungen also sind in Köln entstanden , was be-
sondere Beachtung verdient um der engen Beziehungen willen, die wir
später noch mehrmals zwischen Prag und dem Niederrhein, insbesondere
Köln und den Niederlanden bemerken werden, und beide gehen, wie
ich nicht zweifle, auf des Matthäus von Krakau Tractat zurück. Ihr
Verhältniss zu demselben bedürfte freilich noch näherer Untersuchung,
die ich augenblicklich hier in Halle, wo keine einzige all dieser biblio-
graphischen Kimelien sich befindet, nicht abstellen kann, und zwar
müsste vor allem von der handschriftlichen *Ars moriendi' der Bres-
lauer Universitätsbibliothek (1. Q. 37), welche des Matthäus Namen
trägt, ausgegangen werden. Jedenfalls bleibt es bedeutsam genug, dass
ein Mann, der lange Zeit Prager Professor und Notar gewesen war,
so bestimmend eingewirkt hat auf die beliebtesten religiösen Bilder-
und Lehrbücher des 15. Jahrhundertis.
Miliö von Kremsier, fechischer Abkunft, fungirte vom 30. Ja-
nuar 1358 bis zum 26. Mai 1362 in der Reichskanzlei, zuerst als
Registrator, dann als Corrector, zuletzt als Notar. In ihm kündigen
sich bereits die unheimlichen Mächte an, welche Karls IV. Schöpfung
zertrümmern sollten. Der Kaiser selbst hatte die Nothwendigkeit einer
Reform der Kirche durch sittliche Hebung des Cleruö und Vertiefung
des religiösen Lebens begriffen, aber indem er, wenn auch nur eine
Zeit lang, die Hand bot zu den Heilungs versuchen wahntrunkener
von Konrad Burdach. 175
Volksredner wie Milic, entfesselte er eine Demagogie, die den innersten
Boden der errungenen Cultur im Königreich Böhmen aufwühlte und
den religiösen, nationalen, socialen Fanatismus heraufbeschwor.
Einer der nächsten Vertrauten des Kaisers, von seiner und des
trefflichen, reformfreundlichen Erzbischofs Ernst Theilnahme und Gunst
gefördert und mit Auszeichnungen geehrt, legte Miliß alle Aemter
nieder, um sich ganz der grossen, gefährlichen Aufgabe des Sitten-
besserers und Strafpredigers hinzugeben. Ein schwärmerischer Apoka-
lyptiker, voll Phantasie und Leidenschaft, richtet er in seinen böh-
misch und deutsch gehaltenen Predigten seine Angriffe auf das, was
dem Kaiser am heiligsten war: den strengen Bau der Kirche, die
Reliquienverehrung, den kirchlichen Pomp, die akademischen Studien.
Er wagte es, Karl IV. selbst in öffentlicher Versammlung als den Anti-
christ zu bezeichnen. Als Gründer unerlaubter Beguinenhäuser, in die
er die Sünderinnen Prags versammelte, um aus dem Platz der üeppig-
keit, dem „Venedig", ein „Jerusalem" zu machen, verfiel er dem Ge-
richt der Inquisition und starb gerade rechtzeitig, um einer Bestrafung
zu entgehen.^)
In beiden, Matthäus von Krakau und Milif, von Kremsier, lebt
der diese Jahrhunderte beherrschende Gedanke : Emeueruivg der Kirche
durch sittliche Reform ihrer irdischen Organe, Ausdehnung der reli-
giösen Bildung auf die Massen. Im ersten sind beide einig und ver-
harren beide auf dem Boden der katholischen Orthodoxie, nur die
Wege verfolgend, welche schon manche vor ihnen und viele nach ihnen
in Deutschland, Frankreich, Italien und England gewandelt waren.
Im zweiten begeben sie sich auf neue Pfade und unterscheiden sie
sich auch von einander, wenngleich nur graduell und durch die
Wahl der Mittel: Matthäus tritt für den häufigeren Empfang des
Abendmahls ein, strebt also, eine wichtige kirchliche Feier zu einem
alltäglichen Gemeingut zu machen, sie ihres solennen, exceptionellen
Charakters zu entkleiden; Mili6 erhebt in Bezug auf die Commu-
nion gleiche Forderungen, gründet ausserdem aber freie religiöse Ge-
nossenschaften von Laien, trägt also gleichfalls kirchliches Leben in
weitere Kreise. Beide Verstössen, wie man sieht, gegen die Verfassung
und Organisation der katholischen Kirche. Sie tragen daher so gut
wie der sich in der Kanzlei ausbildende weltliche Beamten- und
Richterstand zur Auflösung der alten Kirche bei, aber nicht, indem sie
gleich jenem die religiöse Bildung durch eine andere gelehrt-weltliche
ersetzen, sondern sie im Gegentheil noch verstärken, vertiefen, ihren
Bereich ins Grenzenlose erweitern wollen. Und wenn Mili6 sogar aller
weltlichen Wissenschaft den Krieg erklärt, so gewahren wir gleich in
1) Vgl. über ihn Frind, Böhmens Kirchenffeschichte 2, 370 ff. Lechler,
Johann von Wiclif 2, 11 8 ff. Loserth, Hus und Wiclif S. 12 ff. 50 ff. A^ dem
Werk der Magdalenenrettung nahm übrigens eine Zeit lang Erzbischof Ernst
selber Theil, denn sein Formelbuch enthält eine * Forma quantum ad mulieres
miseras seu quidas (i. meretrices) ' die büssende Sünderinnen der christlichen
Wohltbätigkeit empfiehlt (Archiv f. österr. Gesch. 61, 543).
170 Soixantr-rtt^ix nmniiMTits «lo l:i T{itiIi«itluM|iit' (.'orsini (Romr)
den erstt'n Anfjinfj:eD der Reformbcwe<run*r diese dämoinschen, cnltt
feindlichen Oelü.ste, die s])äter in den Schwarmjreistern. SMcialistiseh
AiM»>teln nnd Hilderstürmeni ihren Höhepunkt erreichen, aber au
innerhalb der neuen evanpelischen Kirche sich behaupten, nur
|]^lficklichen Zeiten beschwichtigt oder niederjrrhalten : sie sind? . i
im 17. und 18. Jahrhundert das weltliche Theater, die weltliche Fhil
Sophie und Dichtunf? verAdgen und auch im 19. Jahrhundert noch i
Wesen treiben. ( Fortsetzung folirt.)
Halle a. 8. Konrad Hur dach.
Iiivoiitjiiro soiiiiiiaire de soixauto-deiix iiiaiiiiserits
d<' la KihliotlMNiiio Corsiiii (Komo).
T^a Hibliotheque (-orsini est Tune des plus riches de Ronie <
])ieces manuscrites relatives a Thistoire politiqne et ecclesiastique <
rKur<ipe, et surtout de Tltalie et de la France, au XYl'' et an XVI
sieclc. Mais ci*s ddcuments ont ete tr^^-peu employjfs par les bist
riens. II est en eflet tres-ditUcib* d*y faire des recherches, ear
HiblinthiMiue (.'orsini ne pnssede pas de cataloj^ue imprime de s
manuscrit.s. Son n'pertoin; actuel a de nombreux defauts. et de plu
ees documrnts sont malheureusement reunis, dans un desordre incro
able, en des recueils de Melanj^es qui manquent souvent d*Inde
t-ette Situation est d'autant plus rejj^rettable que paruii ces pieces il
en a beaucoup de tros importantes et que, la bibliotheque C'orsi
•'tant nne des plus accessiblcs de Home, il y aurait plus d*avantag(
a en connaitre les manuscrits. En attendant la redaction d'un cat
ht*r\U' di's 2000 volumes manuscrits environ qu'elle possede, redactii
qui II viit pas proch<*, j(; crois utile de livrer ii mes confreres la d«
scription sommaire de soixante-deux de ces recueils de Melan«res. doi
j*ai fait le depouillement dans le plus ^and detail possible. en 18^
et 1887.(') Les pieces y sont inventnriees feuillet par feuillet et dai
l'ordre de pa<rination, et d('sif^ne<'S ehacune par son titre dans la lai
srur de rorij!:inal: quand elles n'ont pas de titre, j'en indique le suji
en tranrais et entre parentheses. l'n index permettra de faire di
recherches dans cet inventaire, et je suuhaite que ce travail contribi
a mettn- en lumiere les precieux documents historiques du palais il
la Lun«^^ara.
0) V<Mr aussi dans MTHau^i^s d'Arch«? olojrii* ^'t d'llistoiri
t.I.X. 1». :»>♦». (Ki»nn' Ihm»): l'n Invontairi' dfs man iiserirs lU« I
llibl. Ciir.sini drrssi* par la Portr du Thi-il: dans AnuaU*s di* I
Faniltt' ilf Lertres d«« Bordeaux (ISmi): mi Catalogue Annotö d
quelques manuscrits di* la Bibl. Corsini: »-t dans Docuuients Ai
uotes. X. u" 111: Uu recueil de mauuserits de Mulauges histori qut
^Paris. Tccheuer, IS*JI;.
par L6on G. P61issier. 177
1.
[35 B 1] 672. Ms. in 40, papier. 367 ff. Raccolta di scritture
diverse, istoriche e politiche, divise e contenute
in tomi XXVI.
fol. 1 : Inscnzzioni poste nella prima pietra de' fundamenti del
noviziato de' Gesuiti Tanno 1627 (imprim^). — fol. 5: Monitorio contro
Fulvio della Cornia (imprime. Rome 1643). — fol. 9: Memorie al
papa della congregazione Cassinese. — fol. 11: Riflessioni suUa tregaa
di Fiandra del 1609 (l"juillet 1609). — fol. 17: Lettre de G. Strozzi
sur la campagne de 1548 (29 juillet 1551). [Lettre du mßme au dey
d' Alger] (24 novembre 1547).] — fol. 93: [Discours de Mgr. Claudio
Tolomoo.] — fol. 162: Guichardin, Avvertimenti per un principe. —
fol. 193: Minutoli, Avertissement sur la prophylaxie de la peste. —
fol. 205: Visconti, sulla prepositura di Magenta de^ canonici Latera-
nensi. — fol. 209: De Ludo Hispaniensi; leges et explicationes aca-
demiae seu sodalitatis moderatoribus conscriptae per Cyprianum Palla-
vicinum et Federicum Palti*onium. — fol. 215: Grimaldi, Ricordi al
prior di Napoll Rivaita per la difesa di Malta dairinvasione de' Turchi
(1574, 25 Decembre). — fol. 225: [Pisano, Discours sur la sant^.] —
fol. 235: Offiziali della nuova milizia de' cavalieri della b'"* Vergine.
Constituzione di detta milizia. — fol. 241 : Storia del regno di Cipro. —
fol. 265: voir fol. 209. — fol. 272: [Description des villes de Mari-
gliano, Scisciano, S. Vitalliano, Brusciano e Cisterna.] — fol. 280 : [Lettre
du duc de Savoie au Pape sur Tintroduction des armdes dtrangöres
dans le Montferrat.] — fol. 282: Ricordi a ministri che negoziano per
loro principi. — fol. 289: [Lettre des insurgds de Hongiie, dcrite du
camp de Krizac (1622).] — fol. 292: Decreta Ord. Heremitarum 8. Au-
gustini in Comitiis generalibus habita Romae 1608. Decreta pro pe-
culiari regimine et reformatione conventus S. Augustini de Urbe. —
fol. 301: Ant. Perez. Conseils ä un grand sur sa conduite (texte es-
pagnol). — fol. 305: Relation de la guerre de 1628. (Lisbonne, 22
juillet 1628). — fol. 307: überti Folietae, De causis bellorum reli-
gionis tractatus ad M. Antonium Amullum cardinalem amplissimum. —
fol. 321: Lettres d' affaires du Cardinal Famese sur les affaires des
anndes 1542, 1546, 1547.
2.
[35 B 3] 674. 293 ff Id. — M6me titre.
fol. 1: [Relation du voyage -du doge et des sdnateurs de Genes
de Paris a Versailles.] — fol. 7 : Propositiones reipublicae Poloniae ab
ablegato extraordinario misso pro parte principis electoris Saxoniae. —
fol. 11: [Relations de morts curieuses.] — fol. 13: Supplica dal mar-
chese di Coeuvres, ambasciktore di Francia al Senato di Venezia, in
occasione di rimettere la compagnia de' PP. Gesuiti nelli stati di
quella republica. — fol. 17: [Traitö entre Clement VII et Charles
Quint] (5 juin 1537). — fol. 21: [Lettre de Charles Quint au sdnat de
vm. 3. u. 4. 13
178 Soixantt'-deux niauiiscrits dr l.t Kihliorticqu«* Corsini (Kome)
Rome apres le sac] (7 kal. Ang. 1527). — fol. 23: [Lettre dn C Gon-
zague a Mgr. Visconti] (Trente, 26 Dec*"^ 1562). — fol. 29: [Ingtroctioii
de Philippe II au commandeur d'Alcantara pour les affaires de Bo-
heme] (Madrid, 9 Dec''^«^ 1562). — fol. 33: Instruction du meme a
Luigl de Zuniga, son ambassadeur pres Pie IV. (30 Nov**" 1562, Ma-
drid). — fol. 39 : Instruction des cardinaux Di Monte, Seripando, Ver-
noeci, Simonetta a Mgr. Visconti, delegue du concile de Trente ä
Pie IV. (26 Dec. 1562). — fol. 51: Instruction des cardinanx a Mgr.
Ck)mmendone, leur ambassadeur pres Charles Quint. (11 fevrier 1563). —
fol. 53: La meme. — fol. 59: Ueponse du pape au commandeur d'Al-
cantara (28 mai 1563). — fol. 63: Memoire du Card. Borromee ä Mgr.
Visconti (Rome, 24 janvier 1563). — fol. 65: Instruction ä Mgr. Vis-
conti nonce en Espagne (31 octobre 1563). — fol. 75: Instruction de
Pie IV a Mgr. Visconti, son envoye au concile de Trente. (cf [33 A 15]
453, f. 198.) — fol. 77: Instruction du meme au meme, envov^ ä Fem-
pereur. — fol. 81 : Heplique de S Charles Borromee ä rinstmction
donnee ä Mgr. Visconti (24 janvier 1563, 31 octobre 1563) — fol. 91:
La meme. — fol. 95: Sommaire de la deposition d'Antonio Canossi mis
ä mort sous Pie IV, avec une lettre k sa famille (17 janvier 1565).
— fol. 99: DeH'origine de'monaci, frati ed altri religiosi. De'monaci
e loro ministerio. — fol. 105: Proces des Caraffa. [Conseils a Pie V.]
Copia inquisitionum et defensionum ill"' quond. Car^'* Caraffa. — fol.
111: [Lettre de Venise ä G. M. Giberti, prcdisant le sac de Rome.]
[cf. [33 A 15] 453, fol. 182. — fol. 113: [Mort de Boniface VIII.] --
foL 115: Theophili, monachi Cassinensis, brevis narratio contro-
versiae habitae in congregatione calendarii. — fol. 127 : R6cit de
Tabjuration de Julia de' Marchi , du P. Aniello Arcieri et de G. de
Vicariis, napolitains ä Rome (12juillet 1615). — fol. 133: [Bulles de
Jean XXII en faveur de Robert Bruce, roi d'Ecosse.] — fol. 149:
Lettres du Card. Du Perron k Henri IV sur les affaires de Venise
(5 avril 1607). — fol. 167: Brevia diversorum pontificum super recog-
nitione principum (de Jules 11, 16 kal. maii 1511; — de L6on X,
6 kal. aug. 1521; — prid. nonas. septembris 1521). — fol. 189: [Etat
du Portugal en 1668] (Lisbonne, 20 nov. 1668). — fol. 265: Quaestio
an summus pontifex vel alius quicumque princeps violent jus gentium
si legatos vel eorum famulos atrociora scelera impetrantes condigna
puniant ultione. — fol. 270: De legatis principum (avril 1640). —
fol. 290: [Manifeste de Louis XIV pour le sequestre d'Avignon.] —
fol. 293 : Ragioni colle quali pretende il Re Christ'"*^ mostrare la nullita
della vendita d'Avignone alla sede apostolica.
3.
[35 B 6] 677. Id. 503 ff. Meme titre
fol. 1,51: Relazione dello stato della religione in Boemia. Re-
latio Bohemica per manus cardinalium Congreg. de Propaganda fide
(Vienne, 8 octobre 1622). — fol. 72: Propositio super rebellibus Hun-
gariae facta per electoribus imperii (Ratisbonne, 7 janvier 1623). —
par Leon (}. Pclissier. 179
fol. 78: [L'Allemagne soas Rodolphe I.]. — fol. 108: [Relation de
Constantinople.] — fol. 231 : Protestatio imperatoris Maximiliani II
contra nominationem magni ducis Etruriae factam a Pio'V. — fol.
239: Risolutione della congregatione depntata del papa intolno le
guene d'Ungheiia. — fol. 230: [Relation vönitienne de 1546-1547
pour TEmpire]. — fol. 253 : Soldo della fanteria tedesca in Ungheria. —
fol. 256 : Discorso se Flmperator^ debba proseguire la gnerra contro
i Turchi e come (1594). — fol. 263: [Discours de M. Rosburm ä Tem-
pereur sur la guerre de Hongi-ie] (1604). — fol. 259: Memoriale al
papa per soccorso di denari alPimperatore nella guerra conlro i Tarchi
(cf. aussi 350). — fol. 261 : [Pronostic du D"^ Arqunti au roi de Hongrie
(1480).] — fol. 266: [Lettre de Tempereur Rodolphe a Paul V (9 jan-
vier 1612).] — fol. 268: Nota delle gente prom^sse al imperatore per
la guerra d'üngheria (Prague, 28 fevrier 1595). — fol. 269: [Lettre
du nonce de Vienne au card. Borgh^se (9 fevrier . . .).] — fol. 270:
Lettera di M. di Sarzana intomo al mandare 11 legato al collegio elet-
torale per l'elezzione dellMmperatore (Prague, 27 fdvrier 1612). —
fol. 275 : Letti'e de Mgr. de Melfi au Cardinal Borgh^se (27 fevrier
1612).] — fol. 277: [Lettre du nonce Torcello au College ^lectoral pour
Telection du roi des Romains (Ratisbonne, 28 octobre 1575).] —
fol. 283: Propositiones principis, responsa ablegati Caesaris et delibera-
tiones statuum regni in congregatione regnicolarum Carponae celebrata
24 decemb. 1605. — fol. 287: Gravamina universorum Statuum et ordi-
num inclyti regni Hungariae. — fol. 299: Risoluzione deir imperatore per
le gravezze delPüngheria (22 juin 1622). — fol. 305: Dichiarazione
deir imperatore per Tabolizione delle gravezze di Ungheria (28 juin
1622). — fol. 307: Propositioni de'stati ed ordini deir Ungheria pre-
sentate all' imperatore per le gravezze di detto regno (1622). — fol.
309: [Traitd entre Fempereur et le prince de Transylvanie] (28janvier
1595). — foL 313: cf. ibid, fol. 263. — foL 316: [Letti-es sur Fordre
militaire de la Vierge et de S. Michel ; de Tempereur Ferdinand au Pape,
Vienne, 11 mai 1614; de Paul V.ä Philippe III, Rome 11 X»"^«' 1614; de
Tordre ä Paul V, 8 mai 1614.] — fol. 319: Propositiones imperatoris
Statibus Hungariae (25 mai 1622). — fol. 326, 328, 332: Propositio
legati Daniae ad imperatorem et responsa imperatoris. — fol. 338 : cf.
Ibid. fol. 1. — fol. 342: Summario delle giurisdizzioni della casa
d'Austria nelle tre leghe de'Grisoni. — fol. 344: Relazione dell'impresa
di Praga. — fol. 350 : Lettera per laquale si supplica il papa di de-
nari per aiuto delle guerre. — - fol. 352 : Summarium eorum quae ex
mandato ser princ. Matthei per nob. Jo. de N. et Nicasium de Sylle,
regis Hispaniae secretarium, coram Westphaliae circulo proponuntur. —
fol. 356 : Articuli propositi commissariis Caesaree Majestatis pro pace
in Colonia ab duce Arscotano et nobis, ducis Austriae gubematori et
ordinum legatis (24 mai 1579). — fol. 366: Secretissima instructio
gallo -britanno-batava Frederico comiti palatino electori data, ex gallico
conversa ac bono publico in lucem evulgata (1626). — foL 386 :
[Lettre de l'empereur a Tdlecteur de Saxe] (s. d.). — fol. 389 : [Relation
13*
fol. 412:
fol. 414:
de I?>ancf
180 Sfiixante-deux luanuscrits de la Bibliotheque Corsini (Rome)
du congr^s de Calais entre rempereur et le roi de France.] — fol. 396:
Mämoire de Tarcheveque de Salzbourg, Wolfgang Theodore, emprisonne,
ä Paul V.] — fol. 405 : [Sommaire de la diete de Spire (1570).] —
Lettre de Maximilieu au Sacre College] (25 mai 1575). —
Information de Mgr. Delfino a Mgr. Carafia sur les assemblees
ort, de Passau (1553) d'Augsbourg (1555) de Katisbonne
(1557) et de Worms.] — fol. 424: Conditiones quae a protestantibus
exhibentur circa concilium Tridentinum. — fol. 425 : Scrittura che li
principi protestanti congregati in Hamburg hanno mandata alTimperatore
per giustificazione del loro convento. (Hambourg, 6 fevrier 1651). —
fol. 428: Acta in cemitiis super electione regis Poloniae 1573 (Varsovie
22 mai 1573). — fol. 432: [Relation du baron de Dona sur la cour
de Turin] (2 novembre 1618). — fol. 434: [Lettre sur la revolte de
Prague.] — fol. 436: Exemplar litterarum Botscay ad Letschovienses.
(Cassov, 31 8^"^^ 1604). — fol. 438: Lega di 1572 contro il Turco
nella guerra d'üngheria. — fol. 442 : [Traite entre Tempereur et la
Turquie.] — fol. 446 : Istruzione del Gonzaga a Piero Augustino circa
le cose di Sicilia da riferire all' imperatore. (Milan, 31 juillet 1526). —
fol. 458: [Traite de paix entre Franyois I et Charles Quint (1544).] —
fol. 492 : [Memoire de Clement VI a Jean Barthelemy de Gattinara,
son envoye pres Charles-Quint.] — fol. 496 : Capitoli stabiliti col Doria
e gli Orsini per il re Christ" ® nella recnperazione della Corsica (17 fevrier
1544). — fol. 498 v*^: Capitoli del re di Spagna e di D. Farnese nella
restituzione di Piaceuza. — fol. 500: Capitoli del duca Maurizio. pro-
posti al re de' Roniani nella dieta di Passau. — fol. 50 1 : Capitoli di
1547 fra'l duca Maurizio ed el re de Romani.
4.
[35 B 7] 678. Id. 200 ff. Meme titre.
fol. 1 : [Traduction italienne des Memoires de la Princesse Maria
Mazzarini Colonna.] — fol. 29 : [Prerogatives des maisons Orsini et Colonna.]
— fol 35: [Les grands mariages de la maison Orsini.] — fol. 63: [Origines
de la maison Orsini.] — fol. 7 1 : Proposta fatta dal clero di Fi-ancia,
circa la validitä del matrimonio contratto e consumato tra il duca
d'Orleans e la principessa di Lorena. — fol. 73 : Relazione delle ceri-
monie del matrimonio di Filippo IV e della principessa di Francia. —
fol. 76 : Relazione dello stesso matrimonio. — fol. 79 : Discorso della
Corte di Spagna a Filippo Ul, — fol. 88 : Ragioni morali sopra la
Corte di Spagna. — fol. 90: cf. Alberi, s^rie 1, T. VI p. 193. —
fol. 118: cf. Alberi, Serie 1, T. UI p. 331. — fol. 145: Suriano, Re-
lazione della Corte di Germania (1557). — fol. 187: [Memoire sur Paf-
faire de la reine de Portugal et la nuUitd de son mariage avec le roi
Alphonse.]
5.
[35B11] 682. Id. 483 ff M6me titre.
fol. 1: Marchese Marignano, Discorso sopra le cose di Siena
(1554). — fol. 7: cf. Alberi, sörie U, Tome U, p. 353. — fol. 37: cf.
par L6on G. Pölissier. 181
Alb^ri, Serie II, T. VII (a. 1527). — fol. 67 : Soranzo, Relazione di Fi-
renze. — fol. 101: Scrittura fra il re di Spagna, il Papa, sopra i fatti
della Valtelina (1623). — fol. 141: Informazione della Valtelina
(1560). — fol. 149: Concordia seguita a Madrid sopra la Valtelina. —
fol. 151; Lega della Francia, Veneziani e Savoia per la Valtellina
(1623). — fol. 153: Capitoli stabiliti in Milano fra il duca di Feria ed
i Grisoni snlla restituzione della Valtelina. — fol. 158: Doria, parere
sulla restituzione della Valtelina. — fol. 163: Informazione del seguito
fra queli di Tagiosso e queli di Oradia per i confini. — fol. 168: Dis-
corso del Suames sopra la liga dei Grisoni verso la Spagna (1603). —
fol. 171: Lega di Leone X colli Svizzeri cattolici. — fol. 183: Ragioni
per cni il Papa deve avvere un reggimento di Svia^zeri. — fol. 185:
Passo che possino avere gli oltramontani per i Svizzeri. — fol. 189:
Lettera del duca di Savoia per Timpresa di Genova (1602). —
fol. 194: Irivestitura delle ten-e di Nessio, Donero, Grabedone ed
altre fatta da Lud. Maria Sforza, duca di Milano, ai Crivelli. —
fol. 198: Scrittura del governo di Milano al Papa sopra le cose
di quella cittä (1599). — fol. 206: Lettre de Milan a Pie IV sur
rinquisition. — fol. 207: Lettre a S. Charles Borromde. — fol. 208:
Lettera di P. Orsini sopra Timpresa di Margherita (1571). — fol. 210:
Morosini, Relazione della Dalmatia. — fol. 250: Armata maritima
de'Veneziani. — fol. 364: Discorso sopra i nobili di Genova. — fol.
374: Modo di infeudare il Porto Vecchio. — fol. 385: Parere dato
a' Genovesi sopra la Corsica. — fol. 389 : Accidente occorso a M. Lo-
mellino col senato di Genova. — fol. 349: Scrittura politica sul go-
verno de' Genovesi. — fol. 409 : Lettera de' vecchi nobili di Genova. —
fol. 413: Lettere scritte da Roma al duca e governo di Genova. —
fol. 423: Instruzzione al Tucci per il governo di Genova. — fol. 427:
Capitolo generale de' Domenicani fatto in Genova. — fol. 429 : Ri-
cordi del Tucci, vicario di Genova, al Card. Sauli per cacciar denaro. —
fol. 433 : Consulta sopra la caducitä de beni enfiteotici devoluti alla
mensa arcivescovale di Genova. — fol. 445: D'Fazio, Orazione re-
citata nel senato di Genova nella creatione del duca Fatizanti. —
fol. 451: Sollevazione di Genova contro i gentiluomini. Contese tra
nobili vccclii e nuovi. — fol. 453: Sauli, ambasciatore di Genova in
Spagna. Lettera sopra le cose della republica. — fol. 465: Congiura
del Fiesco e marchese Cibo contra Genova. — fol. 482: Breve facolta-
tivo di (Jregorio XIII sopra la visita e rifonna de'monasteri di mo-
nache di Genova.
6.
[35B14] 685. Id. 242 ff. Meme titre.
fol. I : II parangone della dispersa republica degli Ebrei con
quella de'dispersi gesuiti. — fol. 136: Capitula novae confederationis
inter Leonem p. X et Carolum Quintum imperatorem. — fol 160: Dis-
corso fatto d'ordine dell'em"^® Card. Altieri l'anno 1673 per rimettere
Tarie del campo e mautonere l'abbondanza di gi-ano in Roma. —
182 Soixante-deux nianiiscrits de la Biblioth^que Corsini (Rome)
fol. 168: La quiete infernale. — fol. 208: Racconte della venuta e
dimora fatta in Roma nel niese di marzo 1628 dal gran-dnca di Fi-
renze Ferdinando IL — fol. 223 : Caso occorso al duca di Parma, con-
dannato a* morte da Sisto Qninto eppoi liberato.
7.
[35 BIO] 681. Id. 476 ff. M6me titre.
fol. l: cf. Albdri, s^rie I, Tome L p. 145 et 197. — foL 31:
Parere dato al magistrato d'Anvers circa le guerre con i Spagnuoli. —
fol. 44: Lettera del magistrato d'Anvers alla regina d' Inghilterra
contro i Francesi. — fol. 49: cf. Albdri, serie I, T. I. p. 272. —
fol. 55: Comaro, Relazione della corte di Francia (1570). — fol. 117:
Stato de principi pensionari di Francia. — fol. 119, 131, 132: [Indults
de Pie V de alienandis bonis anx cardinaux Charles de Lorraine,
Charles de Bourbon, ä Tarchev^ue de Sens (1568).] — fol. 123: Me-
moriale deir ambasciatore del re Christ*"^ per ottenere Tindulto di
Sisto V. — fol. 125: [Indults de Gregoire XIII de alienandis bonis
au Cardinal de LoiTaine (1576)]. — fol. 127: [Indult de Sixte Quint
au mßme] (1585). — fol. 135: [Memoire snr la nullite du manage du
marquis de Montbrun.] — fol. 138: Articoli mandati al re da'Signori
congregati in Londres. — fol. 142: [Information sur le prince d'Orange.] —
fol. 147: Vittoria del Re (14 marzo 1590) e morte del card. di Bor-
bone. — fol. 150: Summario di tuttc le rendite ordinarie e straordi-
narie del re di Francia. — fol. 152: [Campagne de La Rochelle] (19
8^'^ 1622). — fol. 155: [Relation de la mort de Coligny.] (texte
italien.). — fol. 158: Commentari delle attioni del regno di Francia
concernante la religione et altri accidenti comminciando dalFanno 1527
(1566). — fol. 327: Informazione sopra la verificatione delFeditto del
Parlamento di Parigi detto del 77 sopra le nuove religioni. — fol. 333:
Sommario del ragionamento del Re fatto li 30 Agosto 1570 al clero
di Parigi, e risposta in suo nome del Card, di Lorena. — fol. 337:
[Lettre du roi de France ä Sixte Quint] (5 juillet 1585). — fol. 339: Nar-
ratione dei capitoli di pace stabiliti dal Bourgoin in I^yon col duca di
Savoia. — fol. 350 : Successo di Fi-ancesco I a Francesco II in Fran-
cia — fol. 358 : [Instruction ii M. de Benevent pour la paix entre la
France et Venise.] — fol. 368: [Articles de paix du 14 mars 1570.] —
fol. 382: Arrivo della monarchia di Francia in Parnasso. — fol. 397:
L'ambasciatore chimerico del Cardinale di Richelieu. — fol. 440 : cf.
35A15. f. (Cavalcanti). — fol 458: Baronius, Apologeticus ad de-
mentem VIU. — fol. 466 : Capitoli concordati fra il duca di Parma,
M. di Termes, il marchese di Marignano sopra la sospensione dell'arme
per vigore delli mandati di S. S. e dell'una e Taltra Maesta (Parma,
29 maggio 1552). ^-- fol. 454: [Lettre de Henri IV aux etats d'Alle-
magne] (Reims, 6 novembre 1552). — fol. 468: [Traite entre Henri IV
et le marquis Albert de Brandebourg.] — fol. 470: [Remontrance du
duc de Nevers au roi de France sur la restitution de Pignerol. [(Di
Bagni d'Acqua nel MonfeiTato, 25 7'»^»^ 1574.)
par L6on G. P Plissier. 183
8.
[35 B 13] 684. Id. 368 ff. MÖme titre.
fol. 1 : Risposta d'un amico alle scritture che vanno per Roma
sopra il quartiere degli ambasciatori interdetto deJla Chiesa. — fol. 4:
Scrittura sopra l'interdetto della chiesa di S. Luigi de Francesi ed in
difesa del marchese di Lavardin. — fol. 9 : Risposta alla scrittura sopra
la bolla collaquale N. 8. rinova Tabolizione del franco. — fol. 16 :
Risposta alle scritture in difesa delle regalie. — fol. 27: [Lettre de
Christine de Suede ä Innocent XI pour renoncer ä la franchise de son
quartier.] — fol. 36, 41, 43, 53: [Brefs d'Innocent XI ä Louis XIV.] —
fol. 47 : [Reponse de Louis XIV aux brefs dlnnocent XL] — fol. 49 :
[Lettre du Cardinal d'Estrees k Innocent XL] — fol. 55: [Lettre du
clerge de France a Louis XIV.] — fol. 57, 59, 61, 63, 67, 72: [pi^ces
diverses sur la querelle d'Innocent XI et de Louis XIV.J — fol. 81:
[Interdit de S. Louis des Fran^ais.] — fol. 85: [Manifeste du Marquis
de Lavardin. — fol. 91, 97, 101: Pieces diverses relatives ä ce mani-
feste.] — fol. 103- 105: [Bref d'lnnocent XI ä Louis XIV et reponse de
Louis XIV.] — fol. 107 : [Lettre du roi de Siam ä Louis XIV.] — fol.
109 : [Lettre de Louis XIV au sacr^ College ä la mort d'Innocent XL] —
fol. 111: Ricordi lasciati da Innocent XL — fol. 115: Allegazione
pro Mgr. Taya in renunciatione cardinalatus. — fol. 121: [Bref d'Inno-
cent X aux magistrats de Sienne.] — fol. 123: Michaelis Ricci purpuram
renunciantis lettera. — fol. 137: Lettera scritta a' cardinali legati per
la renunzia del cardinalato delli Taya e Ricci. — fol. 193: Ron-
conii sententia super punitione legatorum delinquentium. - — fol. 194:
Ant. Drana. An summus pontifex violet jus gentium si legatos pu-
niat. — fol. 197 : Exacta facti species additionibus illustrata cum in-
serta punctnali refutatione tarn pretensarum observationum canonicarum
Leodii editarum quam decadis dubiorum mordaci calamo Colonie Agrip-
pine compilatorum. — fol. 237: Responsio cardinalis de Furstemberg
legato de Raunit. — fol. 261: Breve Alessandri VIII super concessio-
nem regalie. — fol. 265: Capitoli formati dal sacro collegio in con-
clave da osservarsi dal futuro e successori pontefici. — fol. 269 : Si
un soggetto meritevole in stato libero puö essere astretto dal Papa ad
accettare il cardinalato. — fol. 273 : Oratio Innocentii XII in concistorio
publico. — fol. 275 : [Propheties du B. J. de Capistrano.] — fol. 277 :
Exemplum prophetiae S. Agathae. — foj. 281: Disceptatio de juris-
dictione quam habent cardinales in ecclesiasticis titulis. — fol. 303 :
Testamentum cardinalis Corradi ferrarieiisis. — fol. 309 : Testamentum
cardinalis Nini: — fol. 313: Testamentum card. Baronii. — fol. 321:
Ol'atio ad dementem VIII pro Ilenrici IV reconciliatione. — M. 327 :^
Peretti, Memoriale delTambasciatore del re cattolico Urbano VIII per
il capello cardinalizio. — fol. 831: [Bref de Clement XI ä Felecteur
de Cologne et reponse]. — fol. 333 : [Lettre de l'empereur a Clement XI
sur la ligue contre le Türe] — fol. 335: Orazione fatta dalle donne
rrimane a Pio V. — fol. 338 : [Lettre du cardinal F. Barberini au Sacre
College (16 janvier 1646). — fol. 343: Racconto del fatto di Colonia
184 Soixante-deiix niaimscrits de la Bibliotlieqiu' Corsini (Home)
per la successione a quella chiesa. — fol. 347, 357, 359, 363: [Pieces
eur Taffaire da marqnis de Lavardin.]
9.
[35B15] 686. Id. 271 ff. Meme titre.
fol. 1: [Conseils politiques de Charles Quint a Philippe IL] —
fol. 35: [Avertissements du mdme au meme] (18 janvier 1548). — fol.
48: Conseils de Philippe II ä Philippe III. — fol. 59: Aforismi poli-
tici per un corteggiano. — fol. 67: Consiglio politico nelli tempi pre-
senti dato al papa. — fol. 70: II vero stato degli Ebrei di Roma. —
fol. 91: [Courte histoire de la maison de Savoie.] — fol. 97: Discorso
sopra la fragilitä di Venezia. — fol. 100: LorenzinodeMedici, I^ttera
scritta al Sig. Francesco Kaffaele de Medici (Venise, 5 fevrier 1536).
Due sonetti del medesimo navigando in Levante. — fol. 103: Germonio,
archev. de Tarentaise, (Ragionamento tenuto da), ambasciatore del
duca di Savoia al Re Cattolico. — fol. 123: Card, due de Mantoue.
Risposta al manifesto del duca di Savoia piibblicato in occasione della
tntella della duchessa Maria, figlia del duca Alfonso di Mantova, fra-
tello del Sud'* cardinale. — fol. 129: Arbor familie Gonzagarum. —
fol. 130: Sc. Ammirato, Ragionamento contro la dottrina del Machia-
velli che la Sede Apostolica tenga l'Italia divisa. — fol. 138: Varie
sorti di elettione del papa. — fol. 138 V°: De* Cardinali ed origine
loro. — fol. 152: Entrate della Sede Apostolica (1576—1585).— foL
167: Particolare informazione del magistrato di Venezia. — fol. 178,
212: Card. Gnlielmus Valla, Italia; exarchatus, [ä Adrien VI.] — fol.
214: Ristretto delli avanzi fatti da D. Taddeo Barberini nello spazio
di venti anni durante il pontificato di Vrbano VIII, suo zio. — fol. 215:
Ristretto delle spese fatte per la guerra contro Panna e la Lega, del
22 7»>'« 1642 fino a tutto luglio 1644, in Roma solamente. — fol. 218:
Altri ristretti delli avanzi fatti da D. Taddeo Barberini nel pontificato
sudetto. — fol. 222 : Patrimonia 8. Petri vel principum donationes. —
fol. 226: Donatio Constantini imperatoris, prout reperitur registrata in
bibliotheca Vaticana. — fol. 232: Entrate della Camera apostolica nel
1677. — fol. 248: Rimostranza importantissima al re di Francia
Luigi XIV 8opra l'Inghilterra. — fol. 258: Andrea de Ohettis,
Compendium facultatum et privilegiorum fabrice S. Petri (auctore A. d.
G., ejusdem fabricje economo.) (1655).
10.
[35 B 17] 688. Id. 320 ff Meme titre.
fol. 1: Relazione di Portogallo. — fol. 7: cf. Alberi, seric II,
tome 2. p. 399. — fol. 29: cf. Alberi, seric II, t. 2. p. 353. — foL 33:
cf. Alberi, sdrie II, Savoie. p. 113. — fol. 57: Du Perron, Lettera
d'avviso del trattato di accommodamento tra Paolo V e la republica
di Venezia (1607). — fol. 63: Lettera d'aviso del senato di Venezia
alla communita del suo stato per occasione doH'interdetto. — fol. fi5 :
Ragioni per le quali Paolo V si e niosso ad accommodarsi con i Signori
par Leon G. Pelissier. 185
Veneziani (1607). — fol. 67: [Bref de CUmeni IX a Francesco Morosini.
Lettre de Morosini ä Clement IX.] — fol. 69 : [Manifeste adressd par le
duc de Savoie au duc de Mantoue.] — fol. 73: Disoorso al duca di
Savoia se si debba muover gnerra ä Spagnuoli per la Valtellina (1622).
— foL 75: [Charles-Emmanuel de Savoie. Edit pour un nouvel arme-
ment] (1616). — fol. 77: [Lettre de Venise au roi de Perse (1629).] —
fol. 81 : [Lettre de Tempereur Ferdinand a Niccolo Rossi, sopra Tistesso
negozio] (1629). — fol. 78: M. de Sabran: Scrittura presentata all'
imperatore Ferdinando intorno al negozio di Mantova e di Monferrato
(1629). Reponse de Tempereur (1629). — foL 82: Badoer, Rela-
zione di Capo dlstria. — fol. 86 : Istruzione al Sig. Ludovico Orsini
per la corte cattolica. — foL 90: Marchio Marcello, Relazione del
Friuli (1613). — foL 101: Fra Paolo, Opinione in quäl modo debba
govemarsi la republica di Venezia per aver perpetuo dominio. —
fol. 148: Alonso della Cueva, ambasciatore in Venezia per Filippo IV:
Instruzione data a D. Alvise Brau suo successore. — fol. 156: Escu-
saziope fatt^ al senato di Venezia per i suoi ambasciatori al re di
Francia. — fol. 162: Avviso del senato di Venezia agli ambasciatori
e resident! veneti per la presa di Castro e di Montalto. — fol. 163:
Mocenigo, Relazione della corte di Roma (1676). — fol. 181: Ora-
zione fatta nel senato di Venezia dal Sig. Higons, inviato dal re dln-
ghilterra, e risposta del medesimo senato. — foL 183: Relazione di
due avanie fatte dai Turchi a doi baili veneti a Constantinopoli
(1680). — fol. 194: Ordine per spedire il duca di Venezia, capitan
generale d^armata (1693) — fol. 198: Relazione veridica delFesito
della campagna di 1696 in I<evante. — fol. 200: Scrittura portata dal
segretario deirAmbascIata di Spagna alle porte del coUegio di Ve-
nezia sopra la monarchia di Spagna (1699). — 'foL202: Ottoboni
(Antonio), Supplica al senato di Venezia per essere rimesso in gi*azia
della republica. — fol. 206 : Relazione della morte dei conti F. Na-
dardi, P. Sdrino, e marcbese Frangipani (1671). — foL 228: Scrittura
d'un gentiluomo spagnuolo sopra la successione di Spagna. — fol. 230 :
Lettere diverse sopra la successione di Filippo V alla monarchia di
Spagna. — fol. 236: Relazione d'un occidente occorso in Napoli. —
fol. 284 : Manifeste del re di Francia a demente XI sopra il duca di
Savoia e sue procedure. — fol. 300: Risposta del duca di Savoia sopra
il manifesto della Francia. — fol. 308 : Ponderazione di un Spagnuolo
sotto gli stendardi di Carlo II.
11.
[35 B 18] 689. Id. 288 ff. Meme titre.
fol. 1 : Plenipotenza deUa Francia pe'l congresso di Mtlnster
(1648). — fol. 11, 14: Manifesto del duca di Parma contro i Spagnu-
oli. Risposta. — fol. 17 : Considerazioni del 1' imperatore sulla pre-
potenzu francesc al congresso di Münster. — fol. 18: Istruzione del
Card. Oinetti legato per la pace di 1H36. — foL 110: Chirografo per
la privazione dellc rcudite ccclesiastiche del Card. Ant. Barberini. —
186 Soixante-deux manuMsrits de la Bibliothiquc Corsini (Rome)
foL 112: Proposte varie sul ricevimento dell'ambasciatore di Portogallo
da farsi da Innocenzo X. — fol. 118: Francesco d'Assisi. Parere,
ponderazioni e misure contro il duca di Panna. — fol. 143: Mgr.
Montorio, Relazione della Nunziatnra di Colonia fatta a Urbano VIII. —
fol. 162: Informazione sul negoziato de' Barberini colla Francia. —
fol. 169: Nota dei successori lasciati dal C** Barberini nelle sue ca-
riche. — fol. 170: Se ralmirante debbe visitare i cardinali d'Este, Gri-
maldi e Valenza visitando il sacro collegio. — fol. 175 : Relazione
della ribellione del Portogallo. — fol. 183: Relazione de' negoziati di
M. Castracani, collettore in Portogallo e nunzio di Spagna, sino alUespul-
zione di Portogallo di detto collettore. — fol. 198, 208: Relazione di
varii snccessi accadnti in Lisbona e fuori, dopo l'espulzione del Castra-
cani e delFacclamazione al regno del Re D. Giovanni IV. — fol. 212:
Discorso che Innocenzo X non deve ritardare la giustizia contro i Bar-
berini per tema della protezzione della Francia. — fol. 220: Relazione
di Roma e delle famiglie nobili che sono in essa nel 1641. — fol.
255: cf. Alberi, s^rie I, tome II, p. 193. — fol. 270: cf. Alberi,
s^rie II, tome IV, p. 448.
12.
[35 B 21] 691. Id. 960if. Meme titre.
fol. 1 : Relazione del insulto fatto dalla populacia d'Amburgo alla
regina di Suezia (23 juillet 1667). (Trad. italienne.) — fol. 23: II
gabinetto dei Principi, on Concerto tra il re di Spagna ed il duca di Me-
dina-las-Ton-es (le meme, p. 437). — fol. 115: cf. fol. 775. — fol. 137:
Documents divers sur la revolte du Portugal.] — fol. 177, 185, 197:
Ambassade de Mgr. Bonelli, nonce, en Espagne: divers dicours.] —
bl. 221: Difficoltä degli aggiustamenti colla Francia. — foL 245: Dis-
corso suir elettione del Card. Ludovisi in pontefice. — fol. 269: Dis-
corso sopra le vergenze d'Europa per la morte di Filippo IV. — fol.
293: Duc de Feria, Relazione al re di Spagna della monarchia di
Sicilia. — fol. 325 : Ragioni della regina di Francia sul Brabante. —
fol. 357 : Vera descrizzione del sacco di Roma sotto la condotta di
Bonrbon (second livre de la relation de L. Guichardin); (cf. la meme,
p. 903). — fol. 401: Diverse materie concernenti la creazione d'Inno-
cenzo X e gli disgusti e persecuzioni delH 8^' card. Barberini e sua casa
dal re Christ"'" ed anco del Innocenzo X (les memes pi^ces p. 491). —
fol. 509 : cf. 843. — fol. 533 : [Relation de la eour de Rome par le
duc de Chaulnes (1669). Tiaduction italienne.] — fol. 557: Avverti-
menti per chi frequenta la corte di Roma; (les memes p. 747). — fol.
647: Äv^'ertimenti segi'cti d'un cortegiano al vice-re di Napoli circa
il ragionamento fatto da S. Ecc. al Gregorio XV intorno alli mottivi
d'Italia; (les memes, f. 830). — fol. 607: Discours a Pie V pour la
croisade.] — fol. 703: [Diverses piöces sur Taffaire de la Regale.] —
fol. 771 : Ragioni di casa Borghese e contestabile Colonna. — fol. 775:
Ragioni del baliato della 8ede Apostolica sopra i regni di Napoli e
Sicilia nella minorita del Re (1666). — fol. 783: [Mort de Giacinto
par L6on G. Pölissier. 187
I
Centini.] — fol. 795 : Discorsi politici [sur les affaires de Toscane]. —
fol. 811: Responsio Pii II oratoribus Renati regis de regno Siciliae. —
fol. 815: Oratio Pii II habita in conventu Mantnano pro decemendo
in Turcas bello. — fol. 824 : Responsio Pii II oratoribus Gallise regis
(1462). — fol. 839: [Discours sur la p^nitence.] — fol. 843: Instruz-
zione lasciata dal conte d'Ognate come si deve havere importar Tinte-
ressi di quella Corona appresso il pontefice, sacro coUegio, &c.; (la
meme, f. 509). — fol. 855 : Incontro fatto dal re di Polonia alla Re-
gina (28 fdvrier 1670). — fol. 871: Diario di D. Giovanni d'Austria.
Passio D. N. Regis secundum Joannem. — fol. 879: Card. Sforza
Pallavicini. Discorso se convenga al pp. Aleseandro VII di stare al
Vaticano o al Quirinale. — fol. 887 : Instruzione per M. di Sangro,
nunzio in Spagna (1^' avril 1621).
13.
[35 B 21] 692. Id. 275 ff. Meme titre.
fol. 1 : Relazione di Colonia di Mgr. Paolucci. — fol. 20: Instru-
zione ai ministri de' prencipi che trattano con Veneziani. — fol. 24:
Relazione della corte di Francia di un ambasciatore veneto. — fol.
57: Stadera dei porporati nel conclave dell'anno 1669. — fol. 93:
Instruzione al vescovo di Capria. — fol. 106: Instruzione a Mgr. Cesi
per la nunziatura di Venezia. — fol. 130: Relazione del nunzio di Na-
poli al Card. Barberini. Instruzione a M. Diaz per la nunziatura di
Napoli. — fol. 164 : Instruzione al 8. Conti per la Valtellina.. — fol.
174: Instruzione al Card. Madruzzi legato in Germania. — fol. 192:
Osservazione sulla minoritä del re di Sicilia. — fol. 200: Osservazione
sopra i Cardinali papabili. — fol. 210: Lettera del Sacro Collegio al
re Christ"»® nel conclave di demente IX. — fol. 216: Lettera circa il
cardinale Petrucci. — fol. 222 : Lettera da Sisto V al re Filippo II. —
fol. 224 : Entrate dei chierici di camera (le meme fol. 270). — fol.
228: [Lettre du cardinal du Perron au roi de France.] — fol. 236:
Discorso del Sig. di Rabenac. — fol. 242:^ Ordini per la difesa di
Casale. — fol. 246 : Orazione di un pare d'Inghilterra. — fol. 250 : .
Acquaviva camerlengo del Sacro Collegio. — fol. 258: Negozii pen-
denti lasciati dal camerlingo Acquaviva al successore. — fol. 266 : Card.
Chigi, Ragguaglio intomo il camerlingato.
14.
[35B22] 693. Id. 335 ff Meme titre.
fol. 1 : Discorso sopra il finto manifesto di Francia ridotto in
frammenti. — fol. 89 : Duc de Rohan. Relazione dello stato delli
Svizzeri, degli affari di Germania e di Grisoni fatta nel suo ritorno a
Venezia Tanno 1633. — fol. 100: M. de Sab ran. [Discoure a la rcpu-
blique de Genes] (14 juillet 1636). — fol. 103: Ricordi dati alCard.
Richelieu da personnagio grande suo amico partialissimo. (Traduit du
franyais.) — fol. 120: Giustificazione delle azzioni di Spagna e mani-
festazionc delle violenze della Fi*ancia. — fol. 176: Sommario della
188 Soixantc-denx maniiserits de la Bibli<»tlioqiio Corsini (Romc)
conginra contro la citta di Venezia del capitano Giacomo Pietro coli'
intelligenza del dnca d'Ossuna. — fol. 227 : Memoriali presentati dal
conte d*Arraux alli Stati g:enerali di Gianda. (La Haye, 9 septembre
1688) — fol. 229: Memoriale presentato dair ambasciatore straordi-
nario del re cattolico alli regenti d'Inghil terra. — fol. 232: Matrimonio
segnito tra il principe Carlo di Brandebourg e Mme di Salmos (29 mai
1695). — fol. 236: [Copie d'nne lettre dcrite par le marquis Balbiano
ä rdlecteur de Brandebourg.] — fol. 237: [Edit du prince de Mantoue]
(17 mai 1695). — fol. 239: Origine e natura della magnacozza e del
modo d'estirparle delle vigne. — fol. 251: Relazione delFacquisto delle
fortezze di Navarin vecchio e nuovo in Morea. — fol. 253: Capitoli
con i quali D. Gio. d'Austria si accordö con M. de Novailles per la
resa di Portolongone. — fol. 255: Consultii di guerra sulFattaco della
Canea in Candia sotto il generale Morosini. — fol. 265: Progetti della
capitolazione della pace fra ürbano VIII ed il duca di Parma. — fol.
273: Dilucidatio cuiusdam epistolae capituli Conimbriacensis directae
ad Urbanum VIII. — fol. 283 : [Lettre de Louis XIV au Parlemont de
Paris sur la prison des princes de Condd, Conti, et Longueville.] —
fol. 293: [Relation de la bataille de Landen (29 juillet 1693).] — fol.
301 : [Lettre de Louis XIV a Tarchev^que de Paris apres la prise de
Barcelone] (1697). — fol. 303: Condizioni per lequali S.M.Christ"'»
consente di far la pace con tutti li collegati. — fol. 311 : Capitoli della
pace di Ryswick (20 Septembre 1697). — fol. 319: [Liste des places
rendues par Louis XIV ä la paix de Ryswick.] (20 7^" 1697). — fol.
321: Discorso politico sopra li affari presenti. — fol. 329: Rapprescn-
tanza a' primi ministri dlngilterra per Tambasciatore straordinario di S.
M. Cattolica. — fol. 331: [Lettre de Louis XIV a Tarchev^que de
Paris. — fol. 333: Dolfino, [Discours a Louis XIV apr^s la paix
g^ndrale.]
15.
[35 B 23] 694. Id. 324 ff. Meme titre.
fol. 1 : Discorso politico in forma di dialogo sopra i rumori tra
il re di Francia, la madre cd il fratello. — fol. 73: J/apocalissc di
Gianda, esposta ed interpretata da Bambone Vreimundinia. Tradotta
dalla fiamenga nclla liugua italiana dal 8ig. Dadiodato Verdeggia. —
fol. 98: Mysteria politica, sive Epistola» arcanai virorura illustrium mutuu
confidentium. — fol. 127: Della natura di Spagnuoli. — fol. 137: Dis-
corso per ridurre i Paesi Bassi alUubidienza della Spagna. — fol. 139:
Campanella, Della monarchia di Spagna. — fol. 309: Duc de Feria.
Lettera sopra la monarchia di Sicilia.
16.
707 [33 D 7]. Ms. iu-4®, papicr. 331 ff.; Index. — Miscellanea so-
pra varie materie specialmente di conclavi, della regalia o
deirassemblea del Clero di Francia.
fol. 1: De pactis cardinalium in conclavi. — fol. 15: Discursus
thculogicus et politicus circa buUam dclineatam ab Innocente XI pro
par Leon O. Pelissier. 189
beneficio camerae apostolica? et moderamine pontificioiTim nepotum, di-
rectus ad summnm pontificem et eminentissimos cardinales. — fol. 35:
Scienica quivdam super theologis laxis (10 sept. 1679). — fol. 37:
Lettera di un anonimo in cui si avvisano piii cose della Germania. —
fol. 45: Brevi ponderazioni sopra i debiti della casa Barberini (man-
que). — fol. 47 : Votum in quo fuit D. Obamillart super registrationem
propositionum cleri Gallicani. — fol. 49: [Lettre d'Innocent XI au clerge
de France.] (11 avril 1(382). — foL55: Riflessioni sopra una lettera
scritta al re di Francia da prelati dell'istesso regno, adunati in San.
Germano a causa d'un breve d'lnnocenzo XL — fol. 59: P. Caroli a
Jesu ad Michael em Riccium purpuram renuentem epistola. — fol. 74:
Brove scrittura sopra rimmunitä ecclesiastica. — fol. 75 : Discorso apolo-
getico per riparo dellantica autorita e decoro del Sacro CoUegio de
Cardinali. — fol. 89 : Instructio episcopalis mittendi ut a confessariis
observetur. — fol. 93: Votum em™^ card. d'Estr^es super promotione. —
fol. 95 : Riflessioni sopra Tlstoria del Luteranismo del P. Maimbourg. —
fol. 111: Riflessioni sopra Flstoria della decadenza dell'Imperio del P.
Maimbourg. — fol. 167: Dichiarazione d'uno zelacte della veritä ad
un sno amico sopra le differenze fra il Re di Spagna e Francia circa
il 1682. — fol. 177: Guidizio dell' Opera intitolato De Libertatibus
ecclesia^ Gallicanae. — fol. 199: Lovaniensis schoUv sententiae circa
moralem Christianam. — fol. 213: Supplica degli Ugonotti al re di
Fi'ancia (1681). — fol. 219: Dichiarazione del re di Francia in causa
degli LTgonotti. — fol. 220: Innocentis XI breve ad Ludovicum XIV
regem Francia* super regalia? controversis. — fol. 225 : Scrittura sopra
le religiöse Urbaniste di S. Chiara, che non appartenga la nomina delle
abbadesse al Re di Francia. — fol. 235: Memoria per dimostrare che
le religiöse Urbaniste di S. Chiara devono essere sottomesse alle abba-
desse perpetue, onde la nomina appartiene al Re. — foL 253: Cen-
sura sopra quatuor propositiones Cleri Gallicani. — foL 269: Antonio
Guerdi, Responsio ad amicum privatam opinionem exponens in ordiue
in duas propositiones promulgatas nimirum de infallibilitate et auctori-
tate pontificis a clero Gallicano. — fol. 303: Super cleri Gallicani
propositionibus variorum vota et censurae.
17
[32 C 2] 700. Ms. in 4«, papier. ff. 349. Miscellanea di scrit-
ture' diverse manoscritte.
fol. 1 : Epistola* Innocentii XI ad principes viros et alios. — fol.
100: Memoriale di Clemente VII a Mgr. Farnese (che fü poi pp.
Paolo III) legato in Spagna, quando di castello voleva mandarlo alU
imperatore. — fol. 155: Risposta di Sisto IV agli ambasciatori fioren-
tini sopra l'affare di Mgi*. Niccolo Vitelli, tirannetto di Citta di Castello. —
fol. 194: Instruzione airimperatore, persuadendolo a levare lo stato di
Firenze al duca Alessandro e darlo al Cardinale Ippolito di Medici. —
foL 202: [Lettre de Jo. de Palafox.] — foL 208: cf. [33 A 11] p. 305. —
fol. 259 : [Lettre de P. Mariano Sozzini.] — foL 285 : Propositiones Jan-
190 Soixaute-doux iiianuscrit.s <lc la ]iiblioth«'quo Corsiiii (Hiniie)
senii de gratiä. — fol. 345 : Lettera di congratulazione dalle principali
del regno di Sicilia sciitta quando Tarmi di Filippo V cominciarono a
rimpadronirsi di esso circa Fanno 1718.
18.
[35D16] 405. Ms. in 40 papier. 195 ff. Miscellanea di rela-
zioni, discorsi e Satire.
fol. 1: Raggnaglio dello stato delTimperio tarchesco nelTanno
1594. — fol. 89 : Pai'ere intorno la lege degli st^ti che non consente
11 crescere de principi minori. — fol. 101: Ti'jittato degli obelischi che
si condussero a Roma a Sisto V presentato. — fol. 104: Parere di
F08C0 Posch i di Pesaro del modo di cavar le marmora. — fol. 115:
II cappuccino confortato, satira contro i Barberini. — fol. 143: UAl-
mirante faggitivo. — fol. 147: Discorsi universali del governo eccle-
siastico per fare una gregge ed an pastore. — fol. 173: Discorso astro-
logico per Tanno 1646 del dnca di Cnsago.
19.
[33D14]. — Ms. in 4«, papier. 120 ff. Sans titre.
fol. 1 : La Vision de Tabbe de Bernis ou Tapocalypse fran^uise. —
fol. 4 : Lettre Imaginaire de Bernis ä Madame de Pompadour. — fol. 7 :
[Notice de la famille Montecatini.] — fol. 1 1 : [Lettre sur la cour de
Home] (25 avril 1735), (texte Italien). — fol. 15: [Lettre du licencie
Luigi (?)] ViUareale, 20 juillet 1734. — fol. 19: [Lettre du comte Gri-
mani, commandant la place de Messine au prince Coi-sini, vice-roij (19
juin 1743). — fol. 21: Famiglia vecchia di Benedetto XIU. — fol. 25:
[Bronillon de lettre de Mgr. Sardini.] (19 mars 1731). — fol. 29: Lettern
scritta da nn anonimo nelle vertenze di Parma. — fol. 33 : Lettera
circolare spedita dal delegato della reale guiridizione in adimpimento
di reali ordini (19Dec»>-* 1761). — fol. 35: Lettre de Londres, 3 de-
cembre 1739. — fol. 39: Consultation thdologique. — fol. 47: Con-
sulta del marchese Niccolo Fraggiani a 8. M. il re delle Due Sicilie
sulla causa de CoUegio dei PP. Gesuiti di sora per la eredita Rcnzi
(31 aoüt 1762). — fol. 87: [Extrait d'une histoire dltalie.]
20.
[33D29] 1264. Ms. in 4", papier. 288 ff — Miscellanea.
fol. 1 : Lamento del pp. Alessandro VII. — fol. 7, 9, 17, 28, 56,
62, 64: [Poesies] (sans intöret.) — fol. 58: Melosi, L'inundazione del
Tevere. — fol. 70, 81, 275: [Sonnets.] — fol. 71, 92, 115, 129, 170:
[PoediesJ (sans interet) — fol. 167: Epigramma De conjugio D, Livi«
Cesarini cum D. Paulo Sforza. — fol. 170: Novene sacre per diverse
festivitä. — fol. 186: Relazione del nuovo prodigio apparso nel sinistro
braccio di S. Niccolö da Tolentino (1671). — fol. 196: Sentenza della
8. luquisizione contro il Borri. — fol. 210: Geographia? tractatus. —
fol. 238 : In quatuor libros metheorologicos (sie) Aristotelis. — fol. 267 :
Discorso sopra la creazione del papa doppo Sisto V.
pjir Leon (i. PtUissicr. 191
21.
[33ßl3] 944. Ms. in 4«, papier. 154 ff. Raccolta di scritture
appartenenti a varie materie.
fol. 1 : Progetti, difücoltä e risposte sopra i trattati fatti da de-
mente XI col marchese de Prie, ambasciatore cesareo in Roma, per
l'aggiustamento delle differenze vertenti sopra Parmamento fatto da
detto pontifice commnnicati per ordine del papa al C*^** Corsini. — fol.
25: Lettera del Card. Paolucei sopra il governo di Tigliole, fendo
del Papa in Piemonte. — fol. 27 : Breve di demente VIII al duca di Ve-
nezia sulUaeque di Reno e Po. — fol. 29 : Manifesto del prior dlnghil-
terra, commandante delle galere pontificie. — fol. 31: Motivi delle
monache della Vittoria di Barletta di non rintornare nel loro monas-
terio. — fol. 35: Fatti ed informazioni per la congregazione depntata
nel 1713 per il ragguaglio delle monete delle provineie dello stato
ecclesiastico. — fol. 55 : Discorso di M. de Rossi sopra Pestrazione de
denari delPerario di Castel S. Angelo di Roma. — fol. 57 et 61: In-
formazione del camerlengato del Sacro CoUegio (denx pi^ces). — fol.
65 : Fruttato della nunziatura di Spagna. — fol. 67 : Se li ex-generali
del terzo ordine di S. Francesco debbano precedere il priore del con-
vento ove dimorano. — fol. 71 : Entrate della legazione di Ferrara. —
fol. 73: Discorso sopra le trappe pontificie. — fol. 77: Lettere ed in-
formazioni al Card. Corsini del nunzio di Firenze nel 1729 sopra li
monachi e monasterio di Buonsolazzo. — fol. 97, 122, 123, 125, 129:
[pieces et lettres diverses ä la famille Corsini retenues par le prince
Corsini.] (manquent)
22.
[35 C 1] 695. — Ms. in-4o, papier. 269 ff. — Sans titre.
fol. 1 : Motivi che ha 8. M. Cesarea di pigliar Parmi e mandare le
truppe neirimpero. — fol. 6 : Motivi insussistenti della Francia per
giustificare la guerra dichiarata al re di Spagna. — fol. 19 : cf. [33 A
14] p. 1. — fol. 33: Capitolazioni di pace segnate in Nimega. — fol.
39: Cattive procedure de'Francesi in tutti i passaggi fatti in Italia. —
fol. 76: Confutazione dei motivi addotti da Francesi per giustificare la
guerra contra POlanda. — fol. 80 : L'Earopa sotto-sopra, dialogo. —
fol. 90 : Capitolazioni fra il papa Urbano VIII, imperadore e collegati. —
fol. 98 : Negoziato fatto fare da Urbano VIII a Castel San Giorgio oolle
rappresentanti della lega sull'affare di Castro. — fol. 110: Ricevimento
fatto per Pimperatore al re di Polonia che passava per Vienna an-
dando in Parigi. — fol. 112: Relazione del successo nel palazzo
del Card. Farnese nel 1604. — fol. 114: Memoria de Sanesi al
re di Fi'ancia per la restituzione delPantica libertä. — fol. 116: Mani-
festo del re di Francia ai principi dltalia. — fol. 119: Lettera
del Card. Ludovisi al card. de Sourdis, biasimandolo che dica
che il papa voglia rompere la bolla di Sisto V circa il namero de'
cardinali. — fol. 120: Risposta alla relazione francese del segnito
sotto Genova nel 1684. — fol. 150 e 168: Ostilitä de' Francesi contro
192 Soixante-dtf^tix inanuM4'rits <l«' la Hibliotlieqiu* f'orsini (Rome)
(#f?nova. Danni fatti dairarmata francese a Genova. — foL 170: Let-
tera data da M. de Sei^^elay a1 Sanli. capo di sei gentilnomini depn-
tati a complimentare (18 mai 1684j. — fol 172: Orazione del inviato
di Oeiiova al rc di Francia. fol. 174: Lettera del residente di
Hpa^iia in Oenova per il K. P. Nithard. — fol. 175: Capitolazioni
fra Clemente VII e Tesercito ('e«areo. — fol. 178: I^ttera del gene-
rale Montecuculli al Mgr. Mattei in Koma. — fol. 182: Capitolazioni
fni rimpuratore, il re di Francia e prencipi christiani per la gnerra
d'Italia. — fol. 184: Lettera del re dlnghilterra ai Stati jrenerali delle
Provineie riiite nel lt»74. — fol. 185: Prophetia S. Thomae Can-
tiinriPiiHiH. — fol. 180: Ordini di Madame Royale, madre e tutrice del
I). Kriuiianucle di Haviua, per essere riconosciut;i di suoi sndditi. —
fol. 191 : (Japitolazioni fra Tiinperatore Federigo II e la Santa Sede. —
f(»l. 205: Lettera apologetica per raccettazione delli nomini e vo^co-
vadi di Portogallo fatto dal duca di Braganza; (la meme au fol 221).
23.
|;J5(!21 «»<). — M8. in-40, papier, 392fr. Sans titre.
fol. I: Kelazione della republica di Polonia. — fol. 22: Discorso
Hopra iin prencipe rlie non Ha farsi amare. — fol. 29: Capitolazioni
degli <^H<M*citi regnanti in Italia. — fol. 41 : Lettere ai prencipi dltalia
de nuircheHi MalaHpina. — fol. 37 : Transito per i castelli di Constanti-
iinpoli. — fol. 44: Lettera circolare del gran duca di Firenze. — fol.
45: Lettera dl I). (Castelli sopra la misura delle fontane. — fol. 55:
Danene, relazioni sopra i pesi e misure. — fol. 63: Memoriale dell'
anihuHeiatore di Portogallo al papa. — fol. 87: Lettera apologetica
eontro il re di Portogallo. — fol. 119: Risposta alla scrittura del
finto OlHtenio. — fol. 125: Consura H. Columbi. — fol 133: cf. L33A
12] fol. 257. — fol. 192: Lettre du Card. Grimaldi, 8 janvier 1670. —
fol, 195: Menioiiale al Senato Veneto per trovar denari. — fol. 196:
Diseorso sulla zeeca. — fol. 209, 228: Preeminenze reali della repu-
blica di (leuova. — fol. 257: Diiferenze del Senato di Genova coli*
nrcivescovo. — fol, 269 : Memoriale a Innocenzio XII dell Universitä
di Louvain. — fol. 332: Istnizzione per il govemo di Nettuno. —
fol. 339: Fatto occorao nella causa delli titoli. — fol. 342: Bolla
c(»ntro i facinorosi refugiati nelle chiese. — fol. 344: Elia» prophet^e
otlicium a Carmelitis recitatum. — fol. 362: Altre del monastero di
S. Kmmerano di Hatisbona. 0. S. B. — fol. 370 : Lettern dil re d'Ung-
heria. — fol. 372: Concos^ione della badia di Santa Croce di Sasso-
ferrato fatta a Camaldolesi. — foL 380 : Pn>visioni prese nel consistorio
(H^74), -- fol. 388: Congregazione della dottrina christiana. — foL
387 : lUdla d*AIossandro VII per Telezione delFabbate della congre-
gaxiono Cassiuenso nella provineia di Genova, — fol. 391: Camerlengro
di S«cri> Collegio.
24.
[35 0 3] 697. — Ms. in-4^ papier, 289 ff, — Sans titre.
fol. l: F. Velli» Difesa di Paolo IV. — fol. 36: Vita e costumi
del C^* Giolio MmitarinL — fol. 101: Indtruzioni a Mgr. Brancacci,
par L6on G. P^lissier. 193
inquisitore di Malta. — fol. 111: Relazione dell^isola ed inquisitoria di
Malta. — fol. 129: Discorso breve sopra la fabbrica delle colonne in-
tomo alla piazza di S. Pietro. — fol. 141 : Relatio trinm anditomm
Rot« super processum canonizationis B. Andreae Corsini. — fol. 179:
N. Riccardi, Reflessioni intomo il decreto di Paolo V circa la contro-
versia se la S. Vergine sia stata concepnta senza peccato originale. —
fol. 183: Discorso accademico sul tradimento di Giuda. — fol. 191:
P. Gulo della Savoia, Memoriale contra nn decretto di Roma del
1694. — fol. 193: Relazione del principe Chigi circa nn monitorio
deirimperatore a cagione del feudo di Famese. — fol. 195: [Disconrs
de Boris Sermet, ambassadenr russe, a Innocent XII.] — fol. 199:
Relazione dell'abjura del D'Molinos e suoi seguaci. — fol. 209: [Harlay,
Deux lettres snr Taffaire des J^snites.] — fol. 211: Raggnaglio del
Pamasso per la capella del Giesü di 8. Ignazio scoperta in Roma nel
1699. — fol. 220: [Lettre du cardinal de Retz au pape.] — fol. 228:
[Conclave oü fut ein Innocent XII Pignatelli.] — fol. 243, 244 : Nota
delli regali mandati da Innocenzo XII e dal Card. Carlo Barberini alla
regina di Polonia. — fol. 245: Pompeo Capranica, Memoriale ad
Innocenzo XII per cagione del suo teatro. — fol. 247 : Scrittura per
cui si mostra che il Sommo pontefice pare piü obbligato a residere
appresso S. Pietro che in qualsivoglia altro luogo. — fol. 263: Varia
historica super civitatem Albani. — fol. 275 : Libellus supplex pro
monasterio S. Bertini, civitatis Andumarensis. — fol. 276: [Disconrs
du cardinal d'Estr^es a Innocent XII dans le consistoire du 21 juin
1700.] — fol. 277: Historia romani terremotus. — fol. 283: Lettera
scritta da Roma in Amsterdam, coiroccasione che dairambasciatore di
Lamberg fü fatta bastonare una spia. — fol. 287: Risposta alla sopra-
detta lettera.
25.
[33 B 2] 1648. — Ms. in-40, papier. 239 ff. Mlscellanea.
fol. 1 : Discorso sopra un disordine che nasce dal fuggirsi alle
volte qualche schiavo daUe gallere del Papa. — foL 5 : Memoriale del
pr. Cam. Borghese aUa Congregazione deputata sopra Tinteressi cama-
rali ed al principe Corsini. — fol. 16: M. P. Mariano Soccino, Instm-
zione per un suo amico nel conclave del anno 1676. — fol. 37: 'La
chiesa di S. Eustachio. — fol. 39 : Per la fossa ossia portlcciola di Cor-
neto. — fol. 49: Relazione del nuovo taglio nella via Clementina in-
trapreso Tanno 1736. — fol. 59: [rapport sur les eaux de Bracciano]
(texte italien). — fol. 64: P. Domenico Sante Santini, Supplemento
al parere de Contraforti ed altri dann! deDa Cupola Vaticana. — foL
90: „Anno 1614 ceperunt votare in cleri cammerario^, etc. — fol. 91:
[Supplique au Pape sur la „Causa Romana Jurium parochalium ema-
nata il di 29 dagosto 1744.] — fol. 93: F. Rizzoni de Ferrara, [Rap-
port au Pape sur Tötude des langues Orientales dans le clergd.] —
fol. 103 : Lettera sopra il Museo Sagro fatto fare per Benedetto XIV e
sopra la carica di Sopnntendente d'esso museo dato a M. Vettori. —
Vni. 3.' u. 4. 14
194 Soixantc-deiix inaiiURcrits de la Ribliotlu'Mjnc Orsini (Romo^
fol. 123: Catalogo dello fami<^Iic Ic quali lianno ^ovcrnato Fircnzc
dairanno 1100 al 1530. — fol. 181: [Lettre de Flurence 11 Septembre
1756.] — fol. 183: INntice sur Livio Metio ne en lfi30 u Oudo-
narde. — fol. 184: Scuola oltramontana di pittori. — fol. 189: [Seauce
d'une Confn-c'pation do Cardinaux] (28 mai 17(31). — fol. 11»3: [Ceusure
de propositions diverses.] — fol. H>4, 197, 201, 202: [Rapports thei»-
logiqucs] Sans interet. — fol. 205: [Lettre de Mgr. Melaucrni a Cle-
ment XI IL (Paris 8 avril 1761.) — fol. 209 : Rieorso del P. (J. di
Francescani a Maria-Teresa contro i relijj^iosi di Milano e risposta. —
fol. 213: Alcune Oö.servazioui fatte da Napoli (l)ec^" 213). — fol. 220:
Rapporti Anomalien della nuova eruzioue de Vcsuvio cominciata il
giomo 23 Dec*"^« 1760. — fol. 222: Seconda edizione de srmetti al U. P.
Timoni, vic. gen. dei gesuiti, accreäciuta e corretta dai frat. Toumes
in Oolonia 1758. — fol. 223: Lettre de Gio Borghese, conte de Cau-
ton. (Copie de Vallicellana L 22, f. 290.) — fol. 228: Adunanza di
Arcadia, (28 7^" 1760). (vers latins.) — fol. 232: Lettera seritta al
legato dal P. 0. Cassorano (Kantong, 9 av. 1721).
26.
[33B3| 1649.— 112 ff. Raccolta di vari trattati sopra
alcune materie.
fol. 1: Cotton. Lettera declaratoria della dottrina di PP. Gesuiti
conforme ai decreti del concilio di Costanza. (In Lione, app. J. Petit
1610). — fol. 13: Mgr. Serrano, Lettera scritta dalla carcere da dove
fix condotto al martirio nella China, al P. Arcliangelo Miraita, proeu-
rator de Propaganda fide in Macao. — fol. 30: Indice degli errori scoperti
neiropera del P. Concina degli spettacoli teatrali. — fol. 45: M. Bargel-
lini, nunzio in Francia, Scrittura sul Giansenismo presentata al Sig.
Card. Altieri. — fol. 52 : Lettera di C. Rospigliosi al nnnzio. — fol.
55: Votum Sig. Gudii, Bibl. Vaticana» eustodis, super librum P. Eli-
zaldis. — fol. 67: [Autre piece sur la meme matit?re.] — fol. 71: Hol-
stenii dissertatio in libeUum C. Ronconii super imniunitate oratorum.
foL 87: A. M. Salvini, Discorso sopra il dubbio proposto dal Fagioli,
86 sia da eleggere in moglie una povera ma bella, oppure rieca e dif-
forme. — foL 92: [Discours theologique.] — fol. 101: De Cirea^o Monte
ex veteribus auctoribus. — fol. 107 : [Maximes des Francs-Mayons.]
fol. 109: [Lettre et reponse de G. M. Lancisi a Carlo Mazella.]
27.
[33 B 6] 1652. — Id. 209 ff. Sans titre.
fol. 1 : Professionc da fede che fece fare Girolamo Gigli ad un
ragazzo tiorentino nel prenderlo al suo servizio. — fol. 5 : Loffr"
par Ti^on G. P Plissier. 195
blica di Venczia, intorno il mandar il Card'*^ di Giocosa a levar le cen-
sure a detta Republica. — fol. 26: P. A. Frescobaldi, Canzone in
lode de S. Andrea Corsini. — fol. 49: V. Masini, Oratio habita in
almae urbis incnrabilium auditorio (avril 1728). — fol. 63: Bnlle d' Ale-
xandre VI. „Circa hospitalinm aliommque locomm quommlibet in quibus
caritatis et pietatis opera exercentur.'^ Dat. Roma> apud S. Petmm 1493,
11 Kai. Junii. — fol. 65: Breve di demente X per la confirmatione e nuova
concessione deUe indnlgenze concesse air archiconfraternita da S. Au-
gustino e S. Monica. (Imprime.) — fol. 82 : [Lettre de Clement IX an
Cardinal Grimani] (1 Sept. 1708). — fol. 86: [Lettre k Tempereur Jo-
seph snr son ^lection.J (Rome, 12 aoüt 1708.) (Latin.) — fol. 88:
Reponse du Card. Grimani ä Clement XI.] (Naples, 20 7»>'« 1708.) —
fol. 90'**: [Lettre du mtoe aux Card. Carpegna, Marescotti, Pamfili]
(22 7^>" 1708). — fol. 92: Protestatio Ser. Reip. Polonie. — fol. 93:
[Lettre de Clement XI aux archev^ques et evßques de Pologne] (1"
Juin 1705). — fol. 95: Relazione della battaglia di Lnzzara seguita 11
di 15 agosto 1702. — fol. 99: [Lettre de Tamiral Bing au vice-roi de
Naples.] — fol. 97: Memoriale presentato dal marchese Beretti, ambasc.
di S. M. Cattolica agli Stati di Gianda nel di 11 7^^ 1717. — fol. 100:
Relazione venuta dalla segretaria di Stato 'dal re di Portogallo (Lis-
bona, 3 Lug. 1716). — fol. 102: Lettres (snr la succession d'Espagne).- —
fol. 161: [Justification du mar^cLal de Catinat.] — fol. 163: [Bulle d'Inno-
cent X au roi Philippe UI (26 7^" 1644). — fol. 165: [Table perpdtuellß
pour trouver les lettres Dominieales aprös la rdforme du calendrier.] —
fol. 167: [Propositions tirdes du livre de la doctrine chr(^tienne de M.
Dupin.] — fol. 173: Abbd Cecchetti [relation sur les querelles du
Jansenisme].
28.
[33 B 8] 703. Id. 352 ff. — Miscellanea di Scritture diverse
politiche economiche ed erudite.
fol. 1: Lettre de Melchior de Polignac, Varsovie 14 Octobre
1696. — fol. 11: Fabbroni. Lettera a Cardinali della Cong. della
riforma di Regolari. — fol. 17: Facultates Card**» Camerarii ex con-
stitutione Gregorii XV. — fol. 31 : [Cinq satires en vers latins.] — fol.
59: Discorso sopra Tassemblea del Clero gallicano delFanno 1682. —
fol. 77: Baronia di CoUealto. — fol. 79: Discorso sopra Tobligazione
che hanno i Sommi pontefici di creare cardinali a rechiesta degli
ambasciatori. — fol. 85: Discorso sopra Tunione delle poste. — fol.
95 : [Bref de Paul III ä P. Vantaggio, maftre gdncral des postes] (21
8^" 1534). — fol. 97: [Vente de la seigneurie de Collealto. 1444.
en presence d'Eug^ne IV.] — fol. 103 : [Discours de l'^v^que de Salis-
bury au Parlement (31 Ddc»*" 1706). [Trad. ital.] — fol. 131: [Paix
de Pologne] (20 Oct»>" 1706). — fol. 141: [Relation de Pologne du
nonce Ruggiero] (1570). — fol. 200: Michele Suriano, Relazione di
Spagna. — fol. 275: Leone Strozzi, Podsies italiennes.
14*
196 Soixante-deux manuscrits de la Bibliotheque Corsini (Rome)
29.
[33B14.] 742. Id. 475 ff. — De Concilio Tridentino monumenta
et scripta varia. De rebus Sinicis Miscellanea. Aecedniit
Consultationes, Discursus et Scripta varia theologica mo-
ralia jnridica et politica.
fol. l: Consilinm delectomm Oardinalium et prelatornm de
^mendanda ecclesia, Paulo III jnbente, conscriptum et exhibitum anno
1538. — fol. 13: Epistola G. Contareni super eodem argumento dicto
Pontifici transmissa. — fol. 27: Lettera de legati del Concilio di Trento
al Card. Carlo Borromeo. — fol. 102 : Marcello Cer vini. Discorso sopra la
pace fra Timperatore ed el re Christ*"** mandato a Paolo III. — fol. 107 :
6. Bellarmino. Viglietto sopra le indulgenze ed altari privilegiati in
risposta al P. Carminata gesnita. — fol. 118: [Nouvelles de la Chine]
(extraites des lettres de Paris 1729 et janv. 1730). — fol. 129. 141.
145: Lettres du P. Mair, S. J., missionaire en Am^rique; du P. Andre
Pereyra, (Pekin 1730); du P. Ign. Kögler (Pekin). — fol. 133: Re-
lazione de quanto risulta dalle lettere della S. Cong"^ di Propaganda
circa le missioni del 1725 nella (Mua, Tunkine e Cocincina. — fol.
149 : [Discours de Tempereur de la Chine a Toccasion du tremblement de
terre arrive a Pekin le 30 sept*»^* 1730.] — fol. 151: Missioni aposto-
liche ne' stati del marchese di Brandeburgo. — fol. 156. 160: Memorie
circa la legazionc alla Cina de M. Mezzabarba, suo ritomo in Roma e
risoluzione contro i Gcsuiti per le controversie dei riti Cinesi prese
nel pontificato di Innocenzio XIII. — fol. 164: P. Oliva. Documenti
necessart al regolamento del governo ecclesiastico e rifoima della
chlesa. — fol. 190: Discoi-so sopra Tossequlo dovuto al Papa da Ba-
roni e Domicelli. — fol. 208: Capitoli del Conclave. — fol. 212: Dis-
corso apologetico sopra Tautoritä di Cardinali. — fol. 232: Scritture
varie pubblicate nella sede vacante per morte di demente X. — fol.
247: Memorie di vari fatti della S. Sede nel riconoscimento dei re od
imperatori. — fol. 283 : Scritture sulla sfida fatta dal Conte Bernardi e
rifiutata dal M. Guido Bentevogli e aggiustamento. — fol. 298: Scrit-
tura si uno dispensato dalVastinenza delle Carni in tempo di Quarc-
simale sia ancora dispensato dal Digiuno. — fol. 316: Scrittura sopra
Taggiustamento col Portogallo e promozione al Cardinalato di Mr.
Bichi fatto da Innocenzo XIII. — fol. 376: Lettere di Paolo Rucellai
a D. Giulio suo figlio. — fol. 400: Lottere di C. L. Belluga a de-
mente XII sopra i religiosi e monache che giocano al Lotto di Roma. —
fol. 412: Relazione del conclave in cui fü fatto Papa demente X. —
fol. 428 : Trattato della disciplina militare ... in una piazza d'arml
in tempo di guerra. — fol. 456: Se il' Battesimo sc possa e debba
darsi a bambini nell'utero della madre in caso di necessitä. — fol.
458: Se la Santa Sede possa permettere il concilio provinciale de
Embrun per conoscere la causa del vescovo di Sennez.
par L6on G. Pölissier. 197
30.
[33 B 12.] 943. Id. 139 ff. — Miscellanea di Memorie e scrit-
ture appartenenti a varie materie economiche legali poli-
tiche erudite e belle lettere.
fol. 1 : Fogli diversi sopra la lite a^tata in Rota fra la Princi-
pessa D. Teresa Boncompagni Barberini e'l Card. Francesco ed agginsta-
mento trattato dal C** Cienfuegos nel 1726 sopra ramministrazione de
beni e tutela di D. Cornelia, figlia di detta Principessa e nepote de
detto Cardinale. — fol. 53 : Laudo del Card. Spinola nelle lite e differenze
sia li Graziani e Boncambii di Perugia nel 1708. — fol. 55: Scrittnra
di Boncambii sopra il medesimo. — fol. 57 : Fatto del Consalvi per
rimmunita violata in una esecnzione fatta nella tennta di S. Ginliano. —
fol. 61: Causa e processo di M. Martozelli vescovo di Montefeltro. —
fol. 65 : Sulla tresoreria di Romagna deliberata a M. Giuseppe M. Mattei
et G. B. Comportano. — fol. 73 : Discorso sopra la causa della dispo-
sizione testamentaria di Mr. di Filippo a favore delVospedale di S.
Giacomo deirincurabili. — fol. 77: Prefazione delFAntologia impressa
in Firenze nel 1494. — fol. 83. 85 : [Ces pieces manquent.J — fol.
87, 123: [Poesies lyriques Toscanes.] — fol. 124: Libellus rerum poeti-
camm a clericis seminarii Tiburtini elucubratus anno 1736.
31.
[33 B 7] 713. Id. 422 ff. Miscellanea di Scritture diverse,
giuridiche, politiche ed istoriche.
fol. 1. 2. 7. 8. 9. 10. 17. 18. 19. 20: [Proces des capucins et
des recollets contre la ville de Vienne.] — fol. 5. 35. 37. 38. 51. 54.
57. 58. 59. 60. 61. 62: [Divers brefs de Gr^goire XV.] — fol. 27:
[Lettre de Gr^goire XV au roi de France sur la Valteline.] — fol. 43.
45: [Formules d'abjuration des heretiques.] — fol. 69: Relazione dello.
spartimento dello provincie di Francia. — fol. 77: Relazione degli
affari d'Alemagna nel 1617. — fol. 111: [Relation des troubles d'Alle-
niagna.] (1617. 1618). — fol. 210: Avviso sopra gli affari d'Alemagna. —
fol. 222 : Discorso ^jopra il duca di Baviera presentato al Re Christ'"**. —
fol. 235 : [Avis du Cardinal de la Rochefoucauld sur les bdnefices va-
cants par la mort du Cardinal de Bourg.] — fol. 247: Ragioni della
casa di Savoia sopra Ginevra. — fol. 267: Instruzioni presentate a
Paolo V sopra le missioni. — fol. 264: Mezzi per restituire in Ginevra
la fede cattolica. — fol. 268: Motivi dei popoli della Valtellina a
prender Tarmi. — fol. 278 : [Proces verbal de l'assembl^e du clerge de
France.] — fol. 286: [Relazione della vittorift del Re Christ"** in Poitou
nel 1616. — fol. 288: Lettern di M. d'Esternel al clero di Francia
sullVresia. — fol. 290: Articoli trattati neir ultima conferenza fra'l
nunzio apostolico ne'Svizzeri e deputati delFalta liga. — fol. 294:
»Svizzeri. Decrc^to del re Christ*"" sul progetto fatto dagli cantoni catto-
lici. — fol. 295: Lettera di congratulazione al re Christ*"". — fol. 311:
[Avis du Card. d(^ La Rochefoucauld sur un dessein du roi de France
198 Soi]Uuite-deiix numuscrits de la Bibliotheqnc Corsini (Rome)
et des Cardinaux de Sourdis, de La Valette et de Richelieu.] — fol.
313: [Snppliqne au pape pour la Sorbonne.] — fol. 321: Accordo tra
11 re d'lnghilterra e Tlnfante.] — fol. 323 : [Sur le Cardinal Ludovisi.] —
fol. 328: Scrittura del principe di Condi circa gli Ugonotti (la m^me
f. 369). — fol. 334: Discorso nel nunzio apostolico in Francia. —
fol. 342 : Lettera al re Christ"*» per dissuaderlo della pace con ribelli. —
fol. 348: Liettera del Conte di Mansfeld per passaggio di truppe snl
territorio di Baviera. — fol. 361: Card. Bentivoglio. Relazione degli
Ugonotti a Paolo V. — fol. 376 : Instruzioni a M. Corsini per maneggi
a favore de M. del Benino. — fol. 378: Conclave d'Urbano VIII. —
fol. 397: Colleggi di Parigi e loro fondazione. — fol. 401: Scrittura
suiraffare della Valtellina. — fol. 404 : [Lettre du roi de Boheme au
rot de Hongrie.] — fol. 418: Lega fra Carlo VII re di Francia e Ludo-
vico XL
• 32.
• [33 B 15] 743. Id. 374 ff. — Miscellanea.
fol. 1 : Conservatore di Roma. Scrittura sopra le controversie col
govematore e senatorc di Roma per Tugualitä delle sedie nelV assistere
al Corso nel Camevale. — fol. 27 : Memoriale al papa sopra le riforme
delle spese in sede vacante. — fol. 37 : Lettera di Mgr. Molines , mi-
nistro del re cattolico in Roma. — fol. 39: Lettera di Fllippo V sull'
impresa d^Orano. — fol. 41 : Instruzione al nunzio apostolico in Porto-
gallo (la m^me f. 120). — fol. 53 : [£dit du g^n^ral des Imp^rianx
Dann.] (Cento, 4 9»»''' 1708.) — fol. 55: Lor. Corsini. Visits aposto-
lica fatta nel 1715 della chiesa ed ospedale di S. Giovanni di Fio-
rentini in Roma. — fol. 61 : [Sur Don G. Roggiero, p^nitencier de Sor-
rente.] — fol. 67. 74: Chirografo di Alessandro VII per la fontana
in piazza di S. Maria in Transtevere; per Mgr. Torrigiani, arcivesco
di Ravenna. — fol. 78: [Arrfit du parlement de Paris sur la legende
de Gr^oireVD] (23 f^vrier 1730). — fol. 82: Charles VI, empereur.
Capitoli stabiliti nel 1733 per la ribellione dei Corsi. — fol. 92. 98:
Divers brefs d'Urbain VUI (1643-1644). — fol. 106: [Lettre sur la
conduite de M. de Vely, ambassadeur de Fi'ance pres Charles Quint]
(1536). — fol. 141. 155: Fatto seguito contro il conte Diana (Massa
Carrara, 31 aoüt 1721). — fol. 164: Facultas pa'uitcutiorUm minorum
juxta reformationem anni 1634. — fol. 173: Titolo di Cardinale dato
al vescovo di Mttnster. — fol. 177: Sumptum epistolarum episcopo
Turgensi scriptarum a ('. de Athann, prorege Neapolitano. — fol. 181:
Marcliese Corletti: De Immunitate ecclesiastica. — fol. 195: Infor-
mazioni e scritture diverse sopra la giurisdizione del nunzio di Napoli
nelle cause di cavalieri religiös! di Malta. — fol. 211: Tribunale della
fabbrica di Napoli. — fol. 215: Notizie circa la partonza di Roma del
Card. Zaccaria Delfino senza licenza del Papa. — fol. 217: Notizie
HUlla battaglia d'Anghiara. — fol. 220: Bilan du Mont de Pichte de
Rome (1662). — fol. 242: Aforismi politici per i cardinali nel con-
clave. — fol. 250: Osservaziiini politiche sopra vari cardinali. — fol.
par L6on G. P^lissier. 199
252: Del cardinale titolare di Santa Prassede. — fol. 256: Giuris-
dizione del cardinale vescovo di Porto. — fol. 260: De ordine se-
dendi in cappella pontificia. — fol. 270 : [Lettre de Louis XV au Sacr^
College] (11 mars 1730). — fol. 272: [Testament du cardinal Buon-
compagni.] — fol. 276: Notizia dei beni del duca Fulvio della Cor-
nia. — fol. 278 : Memoriale dal contestabile fatto al cardinali Gual-
tieri pel ricevimento che pretendeva dal re d'Inghil terra in Roma. —
fol. 280: Chirografi di Pio V a favore della casa Martelli di Firenze;
di Benedetto Xlll per i Giustiniani di Genova; pel duca Domenico
Perelli; per Filippo Orsini suo nipote; d'Alessaudro VIl pel duca Fede-
rico Maria Aquitano Cesi, Gio. Ant. Monaldi, Francesco Gaetani, Paolo
Meccarani, Flavio Orsini, Giuliauo Cesarini, Maffeo Barberini. — fol.
360 : Oratio funebris in funere Gregorii XIII.
33.
[33 B 16] 744. Id. 306 ff. Miscellanea.
fol. 1 : Relazione deirinvenzione e miracoli delFimmagine della
B. Virgine de'Monti in Roma. — fol. 3: [Miracles du .jesuite Berch-
mans] (1729-1731). — fol. 37: Del volto santo della basilica di S.
Pietro di Roma. — fol. 61 : Relazione della vita e costume del P.
Martino Stridonio, gesuita. — fol. 65: Lettera sopra il lotto di Roma,
nuovament« pennesso da demente XII. — fol. 89: J. B. Braschi. De
Torneamento Cesenate recensio. — fol. 101, 111: Relazione del Go-
vemo di Napoli. — fol. 122. 131. 133: [Actes consistoriaux des an-
nees 1517, 1589, 1720.] — fol. 135. 137: Commercio del Porto d'An-
cona. — fol. 140: Statuti e capitoli deiruniversitä de'barcaroli di
Roma. — fol. 160: Contro il Marsi per complicita di fuga di varf car-
cerati in Castel Sant' Angiolö di Roma. — fol. 166: Visit* degli
stati di Castro Ronciglione, Corneto, ecc, fatta da M. Silvio de Ca-
valieri e G. B. Valenti (1705). — fol. 180: Visita del palazzo di
Caprarola (1704). — fol. 190: Visita delle mure di Camerino da
B. Cipriani (1702). — fol. 199. 213: Visita dello stato di Casti-
glione del Lago e Chiusi fatta da G. C. Piancastelli (1703). —
fol. 223: Visita di Cervia nuova, FeiTara, Volano (da Abramo Paris,
1704). — fol. 233: Pesi degli uffizi e notari. — fol. 237. 239: Frut-
tato degli uffizi. — fol. 243: Risposta deH'uditore della camera al
foglio trasmcssogli dal conclave (18 avril 1721). — fol. 253: Siti in
piazza Navona usurpati e spettanti alla Camera apostolica. — fol. 265:
Informazioni sulla legazione di Ferrara. — fol. 275. 279: Rendite e
privilegi della santa casa di Loreto. — M. 285: Imprese e motti che
si propongono per le medaglie da farsi nella festa di S. Pietro (1701).
— fol. 287: Minuta del biglietto di M. Lorenzo Corsini al segretario
di consulta. — fol. 291: Instruzione al nunzio di Napoli per procu-
rare il trattamento dovuto alla scjuadra pontificia che porta cola il
C**^** Barbmni legato a latere a Filippo V. — fol. 295: Relazicmc sopra
\v arte introdotte e che si potrebbero introdurre in varie citta dello
stato ecclesiastico. — fol. 311: Unione di vari beni ecclesiastici fatta
200 Soixante-deux manuserits de la Bibliotheque Coreini (Kornea
dal vescovo di Calahorra a favore del monasterio dei PP. Trinitari di
Logrono. — fol. 315: Aggiustamento delle controversie fra G. Benti-
voglio ed Alfonso Novara (Ferrara 1732). — fol. 321: [Memoire de M.
Langnet, ^veqne de Soissons, sur Tnnion de l'abbaye de Valson- ä son
^vdch^.] — fol. 325. 327. 331: Ceremoniale conteso fra il vescovo di
Pesaro e Mgr. Presidente della legazione di Urbino. — fol. 333 : Mani-
festo di Grimaldi, ministro di Genova, sopra le controversie vertenti
fralla reppnblica e la corte di Roma (1714). — fol. 345: [Qnittance
de 2000 ^n8 ponr le cardinal Bandinelli.] — fol. 350: Rinnnzia di
Filippo V, re di Spagna, alla Corona di Francia (5 Nov. 1712). —
fol. 346 : Diploma di Lnigi XIV in cui si ammette la detta rinnnzia
(28 mars 1713). — fol. 356 a 366: [Divers plans et m^moires snr
rhydrographie des flenves de Tltalie septentrionale.]
34.
[33 B 18] 1654. Id. 775 ff. Varia variorum.
fol. 1: Conclave ä la mort d'Alexandre VII. — fol. 19: Bref de
Gregoire X (prid. non. maii 1671). — fol. 47: [Lettre dn card. Ginetti
an card. Filomarino, archeveqne de Naples] (31 mai 1650). — fol. 67:
Bnlle de Calixte lU, (18 Kai. Dec»»'^* 1457). — fol. 69: Facnltater^ Car-
dinalis camerarii ex constitutione Gregorii XV. — fol. 85 : [Testa-
ment de M. Antonio de Secchis , dit de Fugacciolis.] — fol. 93 : Sta-
tntnm super qnantitate dotinm. — fol. 99: Papes et cardinanx de la
famille (?incia.] — fol. 115: [Vie de Maffeo Barberini (ne en 1568).] —
fol. 131: [Notice de la maison Aldobrandini.] — fol. 143: [Lettres de
Lonis XrV an pape] (16 avril 1668). — fol. 145: [Lettre snr les secre-
taires de la congregation dn consistoire an secretaire delegne a la sur-
yeillance des eglises de Hongrie.] — fol. 163: Savano de Anximo,
Lettre a G. Criscio. — fol. 165: Lette an Conclave (25 janvier 1655V
— fol. 167: [Lettre d'Urbain VIII anx conservatenrs et anx caporioni
de Rome.] — fol. 169: Relazione da darse nella congregazione deir
abbondanza da farsi avanti TEm. Card. Rapaccioli. — fol. 185: [Comte
Batta. Explication de propheties] (21 mars 1658). — fol. 189: [Lettre
dn capncin Valeriano de Milan an general des JesuitesJ (8 mars 1629).
— fol. 195. 197: [Lettre ^snr cenx qui parlent de la mort dn pape"*.] —
fol. 199: Instmzione sopra Tincontro, accompasmamento. ricevimento e
partenza della regina di Snevia. — fol. 207: Cansa del marchese An-
gelelli. — fol. 215: [Lettre de faire part de la mort et de Tenterre-
ment d'Alexandre VII.] — fol. 235: [Lettre an Card. Bichi. sreneral des
galeres pimtificales.] — fol. 237 : Ci^ncetti delle lettere del P. Mander-
scheid. confessore del sismor Bnmentelli. le<rato di Spaima della resrina
di Svevia. — fol. 239: Relazione di alcuni n»<tumi di ambasciatori
moscoviti chi hom se ritrovant» in Livurno per passar alla Ion» am-
basciata in Venezia. — fol. 245: [Lettre d'Alexandre Vll snr les diits.]
— fol. 247: [Discours snr une qnestion de m»»rale.] — fi>l. 259: [Recit
d'un crime.] — f«»l. 265: [Oraisi^n ftinebre de Carl«» Barberini.] — fol.
317: Expositio de iis qua* de Rodulphi Aquavive et >i»ci«»rum martxri«»
par Leon G. Pölissier. 201
comperta sunt. Seqnitur decretum .... ad effectnm canonizationis. —
fol. 327: [Oraison funebre du Cardinal Francesco Barberini.] — fol. 337 :
G. M. di Bianchi, Influssi delle stelle sopra Taniio 1657. — fol.
(24 avril 1656).
(9 nov. 1631). —
349: [Discours d' Alexandre VII en consistoire secref
— fol. 351 : [Conference de Sgambato sur Tusucapion
fol. 363: Discours: „Clericis prohibita venatio". — fol. 365: [Auti'O
recit de crime.] — fol. 371: Compendium artis rhetoricp Soarii (abrögö
du texte imprim^). — fol. 400: [Vers latins et italiens.]
35. •
[33 B 21] 1697. Id. 405 ff. — Sans titre.
foi. 1 : Relazione di Moscovia. — fol. 62 : [Proclamation de la
Croisade et de la tröve entre les princes chretiens par Paul IV.] (1556).
— fol. 68: P. Ginanni da Fanano. Ti'e brevi discorsi della chiesa
ministeriale e romana. — fol. 80: Distruzzione deirinstruzione de'
prencipi. — fol. 94: Instruzione a^principi della maniera con la quäle
si governano li PP. Gesuiti. — fol. 108: Scipion da Castro. Delli
fuudamenti dello Stato e delle parti essen tiali che formano il pren-
cipe. — fol. 156: Conclave di Gregorio XV. — fol. 192: Trattato
delle usurpationi fatte dalli re di Spagna sopra la corona di Francia
del regno di Carlo VIU fino ai tempi nostri. — fol. 220: Discorso
dal principio, progresso, e declinazione delPantica monarchia di Francia.
Diritti e pretensioni dei re Christ""® sopra Timperio. — fol. 242. 261.
271. 277. 283. 287. 289: [Pieces diverses sur Taffaire de la Valte-
line.]— fol. 291: Edit de Louis XHI. (Troyes, 15 avril 1630). — fol.
293: [Edit de l'empereur Ferdinand a propos du duche de Mantoue.]
(Vienne, 7 juin 1629). — fol. 295: Ordo exercitus comiti Mauritii in
progrediendo. — fol 297: [Lettres de Rome au conn^table de Les-
diguieres (1622 ....), ä Tarchiduchesse de Toscane (28 mai 1622)].
— fol. 300: [Lettre du roi de France au duc de Montbazon.] — fol.
310: De Amutinatis, Amutinandi modis, Amutinatorum politica, regi-
mine et legibus. — fol. 318: Considerazioni che possono muovere
Tesercito turchesco per proseguir la guerra. — fol. 328: [Lettre de
Sixte Quint ä Philippe IL] (Rome 7 aoüt 1587). — fol. 330: [Decla-
ration des princes de Savoie.] (Asti 15 juin 1637). — fol. 336. 340:
[Lettre de la regente de Savoie et ddit du Senat de Piemont] (Turin
5 juillet 1639). — fol. 341: Vera relazione del successo dell'assassina-
mento intrapreso a Roma, li 20 ag. 1662, contro il Crequy, ambascia-
tore di Francia. — fol. 348. 354: [Pieces sur une querelle de pr^e-
ance enti'e les Colonna et les Orsini.] — fol. 358: [Instruction au comte
Girolamo Gigliuoli.] (5 nov. 1594). — fol. 362: [Lettres des cardinaux
a Mgr. Pavoni, legat pres le duc d'Urbin (juillet 1623), ä la republi-
que de Genes (22 juin 1627) au marquis de Marigliano, au cardinal
Serra, au duc Alphonse d'Este, au nonce d'Espagne.] — fol. 372:
[Recit d'une abjuration solenneile ii Rome.] — fol. 375: Ceccarelli.
Schiribizznm (vers latins). — fol. 380. 390: [Lettres italienncs ano-
202 üeber die Abgabe der Pfliehtexeniplare in Schweden
nymes k des anonymes.] — fol. 400: Disconrs ä PieV an nom de
Philippe IL (Kai. Jnn. 1676).
36.
[33 B 22] 950. Id. 213 ff. — Miscellanea di scritture legali c
di memorie e notizie diverse.
fol. 1 : [Brefs d'Alexandre VII anl trösoriers Franzone e Neri Cor-
sini.] (1659 ä 1663). — fol. 61: Lettere sulle controversie de'benefizi
della Toscana colla camera apostolica (1719). — fol. 83: [Hugues de
S.Brnno. Ephem^rides des nonvelles et pleines lunes.] — fol. 87 : Nota
del cap. 21 dellapalto del alumiere fatto da F. de Carolis. — fol.
84: Cansa Pisaurensis reparationis via? et pontis. — fol. 136. 142. 145.
149. 153. 161: [Divers documents sur des proc^s de la Chambre aposto-
lique.] — fol. 165: Cav. Hub er. Relazione di Ferrara. — fol. 178:
[Snr les chanoines d'Olmtitz.] — fol. 192: [Jeu nouvean de Cadrille.] —
fol. 194: Nota di nnova fabbrica de'portici in Civita Vecchia sotto Tor-
dine e architettnra di B. Cipriani. — fol. 198: M. A. de la Chansse,
consnl franyais ä Rome. Memorial e per una presa di nave francesc
fatta nel mare di Toseana da un corsaro di bandiera imperiale. —
fol. 204 : [Enquete sur les droits de Ciccalia snr l'abbax e de S. Maria
alle Scalette.] — fol 212 : Memoria di varf successi in Roma fra
gentilhnomini e cavalieri.
(Sera continu^.)
Montpellier. L6on G. Peli ssier.
lieber die Ab^be der Pflichtexemplare von Druckerzeug-
nissen an die Bibliotheken in Schweden^ sowie damit zu-
sammenhangende Fragen.
In seinem werthvollen Werke „Die Abgabe der Pflichtexemplare
von Drnckerzeugnissen , Berlin 1889", hat Dr. Johannes Franke in
Bezng auf Schweden sich auf eine kurze Uebersicht der dort gelten-
den Gesetze eingeschränkt.
Vielleicht dürfte es aber doch ftlr die Leser des Centralblattes
far Bibliothekswesen Interesse haben, etwas näheres über die in älterer
und neuerer Zeit in Schweden üblichen (iebräuche bei Abgabe der
Pflichtexemplare zu erfahren, weshalb wir hier eine kurze Uebersicht
sowohl darüber als auch über damit in Verbindung stehende Verhält-
nisse geben wollen.
In der von der Vormundschalteregierung Königs Carl XI. aus-
gegebenen Kanzleiverordnung vom 22. September 1661 wird dem Reichs-
kanzler un(} dem unter ihm stehenden Kanzlei-Kollegium die oberste
Aufsicht über die Buchdruckereien in Schweden übertragen. Darin
heisst es u. a., dass „nachdem es für uötliig und nützlieh erachtet, dass
von Bernhard Liindstcdt. 203
die Königl. Majestät (d. h. die Regierung) wissen muss, was fftr Bücher
und Schriften im Reiche gedruckt und an's Licht gebracht werden,**,
die BuchdiTicker — unmittelbar nach dem Drucke und vor deren Ver-
breitung — zwei Exemplare von aDen aus ihren Buchdruckereien
hervorgehenden D nickwerken abzuliefern verpflichtet sind, wovon das
eine im Reichsarchiv, das andere in der Königl. Bibliothek zu ver-
wahren ist.
Diese Vorschrift wurde wiederholt in dem Plakate, welches die
Regierung aus Anlass der häretischen Schriften des Bischofs Johannes
Matthije am 15. Juli 1662 an die Bischöfe und die gesammte Geist-
lichkeit des Reiches ausfertigte , welche u. a. ermahnt werden, genaue
Aufsicht über die an ihrem Platze befindlichen Buchdruckereien zu
üben. Aus der Verordnung Carls XL vom 5. Juli 1684 geht hervor,
dass von den Buchdruckereien — ungeachtet der bestimmten Vor-
schriften im Plakate von 1662 — nur sehr wenige Exemplare ab-
geliefert wurden. Er befahl daher den Buchdruckern, sowohl voll-
ständige Verzeichnisse über das seit 1662 Gedruckte, sowie auch an
das Reichsarchiv und die Königl. Bibliothek je das denselben zukom-
mende Exemplar der von ihnen gedinickten Schriften sofort abzuliefern,
soweit noch Exemplare davon in ihrem Besitze vorräthig wären, und
die fehlenden von den Verfassern anzuschaffen zu versuchen. Bei
Strafe von 100 Thaler Silber wird den Buchdruckern auch bekannt
gegeben, dass sie für alle Zukunft zwei Exemplare aDer von ihnen
gedruckten Schriften abzuliefern haben. Dessen ungeachtet geschah
die Einlieferung der Drucksachen fortwährend sehr unregelmässig, in-
dem einzelne nur selten und andere gar nicht ihren Verpflichtungen
nachkamen, wodurch sich das Kanzlei-Kollegium veranlasst sah, in
einem Rundschreiben vom 16. Februar 1707 die Buchdrucker an die
Erfüllung der oben erwähnten Königl. Verordnung zu erinnern, soweit
es ihnen lieb wäre, den in derselben festgesetzten Strafen fttr Nicht-
erfüllung der Vorschriften zu entgehen, welche ohne Schonung an den
Säumigen vollzogen werden würden. Ausser den beiden für das
Reichsarchiv und die Königl. Bibliothek bestimmten Exemplaren müssen
noch überdies vier weitere Exemplare an das Reichsarchiv eingesandt
werden, M welche dann vom Secretär an die Universitätsbibliotheken
des Reiches ausgetheilt werden sollen. Doch erhielt jede Universität
das Recht, von den am Orte befindlichen Druckereien sofort ihr zu-
kommende Pflichtexemplare zu erhalten.
In dem Rundschreiben des Kanzlei-Kollegiums vom 16. Novem-
ber 1764 wird den Buchdruckereien auferlegt, zweimal jährlich —
mittelst Wasserweg oder Schlittengelegenheit — ihre Lieferungen ein-
zusenden, unter Beifügung von gedruckten Verzeichnissen über deren
1) Auf (Irund davon, dass die Pfliclitexeinplare an das Reiclisarcliiv
abzuliefern waren, erhielten diese von di^n Buchdruckern den Namen Arehiv-
exeniplare (^Arkivexeniplar"), wie sie heute noch in Schweden genannt
werden.
204 rebrr di« Abfnbe der PflirbfexfmpUiv m ^bwedfa
Inlult. .Sowohl iD dem Kdni?L Erlasse vom 2. Derember 1766. sowie
ID dirm t:Tneu€Tten Erla£«e vom 27. April 1774 die Schreib- und Press-
frdbdt betrelfeDd war ebenfalls die Verordnonfr aufgenommen, dass
die Boehdmcker laut früherem Gebrauche sechs Exemplare von allen
l^raekerzeognissen abliefern sollten, wovon das Kanzlei-Kolleginm, das
KeichMirchiv , die Königl. Bibliothek nnd die drei Universitäten des
Keiehes je ein Exemplar erhalten sollten; die Vemachlissigimg dieser
Vontchrifl Hollte mit 100 Thaler Silber bestraft werden.
Die r>rdnnng von Dmckabllefeningen betreffend bestimmte das
Kanzlei-Kolleginm durch Knndschreiben vom 23. September 1771, dass
die Buchdrucker selbst die halbjährigen Ablieferungen ihrer Dmck-
erzeugniflse in sechs Packete theilen sollten, jedes mit einem gedruckten
Verzeichnifis über den Inhalt, welche alle an das Reichsarchiv ein-
gesandt werden Hollten. Der Buchdrucker, welcher das Titelblatt oder
den ernten Ikigen eines Werkes druckt, ist verantwortlich ffir die voll-
HtAndige Ablieferung des ganzen Werkes, auch wenn die Fortsetzung
seiner eigenen oder anderer Verlagswerke in einer oder mehreren
anderen Druckereien gedruckt wird.
In den Verordnungen über Schreib- und Pressfreiheit, welche in
den letzten Decennien des 18. Jahrhunderts sowohl von Gustaf UL, als
auch von (lustaf IV. Adolph ausgegeben wurden, kommen keine be-
sonderen BcHtimmungen betreffs der Pflichtexemplare vor, sondern es ver-
blieben die soeben aufgeführten in Geltung. Nach Auflösung des Kanzlei-
Kollegiums, 17. Februar 1801, wurde die Oberaufsicht über die Drucke-
reien des Reiches d(»m llofkanzler übertragen, welchem ein Exemplar
aller erscheinenden Drucksachen unverzüglich nach Verlassen der
Presse zugestellt werden sollte.
In dem von den Reichsständen im Reichstag von 1809 und 1810
angenommenen und vom König am 9. März 1810 bestätigten Press-
f^oiheitHges(>tz (=^ Tryckfrihetsfiirordning) wurde betreffs der Pflicht-
exemplare bestimmt, „von allem was gedruckt wird, ist der Buch-
drucker verpflichtet, so viele Exemplare vcm der Auflage einzubehalten
und uiientgeltlicli abzuliefern, dass der llofkanzler. die zum Reiche
gehörigen Universitäten, die Königl. (iffcntl. Bibliothek, das Reichsarchiv
und die Königl. Akademie der Wissenschaften je ein Exemplar er-
halten, (ichrn-en zu einem Werke werthvolle Tafeln, so sind solche je-
doch nur an die Krmigl. öftentl. Bibliothek abzuliefern." Diese Be-
Htinnnung wurde unverändert in Schwedens noch jetzt geltendes Press-
fh^heitsgesetz aufgenommen, welches von König Carl Xlll. am 16. Juli
1812 bestätigt wurde.
Dasselbe ist eines der (Grundgesetze des Reiches und kann daher
nicht verändert werden ohne übereinstimmende Beschlüsse zweier, in
verschiedenen aufeinander folgenden Wahlperioden für die zweite
Kammer zusammentretenden Reichstag(\ welche Beschlüsse Vimi König
bestätigt werden müssen. Als (Grundgesetz muss es auch in jedem
einzelnen Falle nach dem W«»rtlaut zur Ausführung gebracht werden.
von Bernhard Lundstedt. 205
Im Laufe der Jahre sind hierin verschiedene Veränderungen
vorgenommen worden. So ist dem Hofkanzler in der Ueberwachung
der erlaubten Veröffentlichung von Schriften der Staatsrath und Clief dos
Justizdepartements (= Justizminister) gefolgt. Der Paragraph des Press-
freiheitsgesetzes (§ 1 Abschn. 11), welcher die Pflichtexemplare be-
handelt,') lautet entsprechend dem Reichstagsbeschlusse von 1866
folgendermassen : „Von Allem was gedruckt wird, ist der Buchdrucker
vei-pflichtet, ausser dem Exemplar, worüber in § 4 Abschn. 2 bestimmt *)
wird, von der Auflage einzubehalten und unentgeltlich abzuliefern je ein
vollständiges und fehlerfreies Exemplar, sowie die dazu gehörigen
Tafeln, an die Königl. öffentliche Bibliothek und an jede der (beiden)
Universitäten des Reiches; diese Ablieferung hat so zu geschehen,
dass jährlich vor Ablauf des Monats Juni abgeliefert wird, was
im nächst vorhergehenden Jahre gedruckt worden ist. Unterlässt dies
jemand, so bezahlt er für jeden einzelnen Fall 25 Reichsthaler 3) Strafe
und ist ausserdem unter Gefahr derselben Strafe verpflichtet, innerhalb
eines neu ausgesetzten Zeitraumes die nöthigen Exemplare abzuliefern."
Durch die Königl. Verordnungen vom 13. Juli 1875 und vom
31. Oktober 1885 wurde bestimmt, dass die Buchdrucker berechtigt
sind, durch die Post unfrankirte Packete und Briefe mit den Pflicht-
exemplaren ihrer Druckerzeugnisse direkt an die Königl. öffentl. Biblio-
thek, sowie an die Universitätsbibliotheken in Upsala und Lund ab-
zusenden; diese Sendungen sind offen und mit Angabe des Inhalts
aufzugeben und werden vor Absendung durch die Postanstalten ge-
schlossen und versiegelt.
Die Thätigkeit der Buchdruckereien ist folgender Kontrolle unter-
worfen : Der Justizminister hat entweder selbst oder durch einen bevollv
mächtigten Vertreter über die Veröffentlichung von Schriften zu wachen
(Pressfreiheitsgesetz § 4 Abschn. 1). Zur Beförderung dieser Mass-
regel ist „zu unverweigerl icher Befolgung" vorgeschrieben, dass zur
selben Zeit, nicht später, als eine Schrift zum Verkauf oder zur Ver-
breitung ausgegeben wird, ein (Ueberwachung8-)Exemplar in Stock-
holm an den Justizminister und in anderen Orten an dessen Stell-
verti'eter abzuliefern ist. Der Buchdrucker, welcher dieser Vorschrift
nicht nachkommt, hat für jeden einzelnen Fall 50 Reichsthaler Strafe
zu bezahlen (PFC. § 4 Abschn. 2)*)
1) Betreffs der wiclitigsteu übrigen Bestimmungen dieses Gesetzes
siehe Marquardsen, Handbuch des öffentl. Reclits der Gegenwart in Mono-
jrrapluen. Bd. 4 : 2, Abth. 2:8. A s c h e h o u g , Das Staatsrecht der vereinigten
Königreiche Schweden und Norwegen (Freiburg i. B. 1886) 8. 101 u. folg.
2) = Ueberwachungse.xemplar, worüber weiter unten mehr.
:0 Ein Reichsthaler Bankgeld (Riksdaler Banco) = l»/« Reichsthaler
.Riksgälds" oder Krone = l Mark (>7 Pfg.
4) Für die Ueberwachung des Verkaufes und der Verbreitimg im Aus-
lande gedruckter schwedischer Sclu'iften stehen dem Justizminister die glei-
chen Rechte und Pflichten zu. Der schw^edische Distribuent solcher Schnfteu
ist denselben oben erwähnten Bestimmungen und Strafen wie die Buchdrucker
unterworfen. (PFG. § 4 Abschn. 1 0).
206 Ueber die Abgabe der Pfllclitoxcmplare in Schweden
Unter dem Worte „Schrift", welches in dem Pressfreiheits-Gesetze
gebraucht ist, wird — laut dessen § I Abschn. 1 — verstanden,
„alles was durch Dimck vor die Augen des Publikums gebracht wird".
Auf jeder Schrift muss (laut PFG. § 1 Abschn. 10) der Name des
Buchdruckers, der Dinickort un<l das Druckjahr ausgesetzt werden, mit
Ausnahme von Mittheilungen („Notifikationer"), Formularen, Bestell-
zetteln („Betingssedlar") u. dgl. ünterlässt ein Buchdrucker dieses,
hat er von 50 bis 500 Reichsthaler Strafe zu zahlen.
Eine Buchdruckerei darf nur in einer Stadt oder höchstens in
der Entfernung einer halben Meile (= 5,3 Kilometer) von einer solchen
angelegt werden. Wer eine neue Buchdruckerei errichtet, hat 14 Tage,
bevor eine Schrift von derselben ausgegeben wird, sowohl beim Ma-
gistrat der betreffenden Stadt, als auch bei dem Landeshauptmann („Kongl.
Maj:ts Befallningshafvande"), unter dessen Verwaltung die Stadt
stallt, schriftlich anzumelden, dass und wo er die Buchdruckerei er-
richtet hat. Bei Besitzwechsel einer Buchdruckerei hat der neue Be-
sitzer ebenfalls vor Ausgabe irgend einer Schrift die Veränderung an-
zumelden. Wird eine Buchdruckerei ohne die vorgeschriebene Anzeige
errichtet oder übernommen, hat der Buchdrucker 100 Reichsthaler
Strafe zu erlegen. Wird von einer nicht vorschriftsmässig angemeldeten
Buchdruckerei eine ungesetzliche Schrift veröffentlicht, sind Buchdrucker
und Verfasser der gleichen Strafe und Verantwortlichkeit für den In-
halt der Schrift unterworfen. (PFG. § 1 Abschn. 5).
Alle die oben erwähnten Bestimmungen gelten laut Königl. Ent-
scheidung vom 16. Nov. 1837 auch für die Steindruckereien.
Der Landeshauptmann hat sogleich oder mit umgehender Post
die an ihn eingehenden Druckereianmeldungen an den Justizminister
zu übersenden. Im Justizdepartement werden diese in ein besonderes
Buch eingetragen, in welchem für jede Stadt nachgetragen wird, wenn
neue Druckereien daselbst angelegt werden oder Wechsel des Besitzers
(oder des verantwortlichen Leiters) stattfindet. Diese Aufzeichnungen
werden den Beamten der Bibliotheken zur Verfügung gestellt, von
welchen ebenfalls Journale über die Buchdruckereien des Reiches ge-
führt werden. In dieselben werden — ausser den nöthigen Auszügen
aus dem Anmeldebuche des Justizdepartements — von jeder Buch-
druckerei eingetragen, wenn deren Ablieferungen von Pflichtexemplaren
eingegangen, die Zeit, welche dieselben umfassten, etwaige vorgekom-
mene Unordnungen, sowie die Massregeln, welche dieserhalb angeordnet
wurden.
Durch Rundschreiben der drei Oberbibliothekare (Jan. 1886) sind
die Buchdrucker aufgefordert worden, ihre Ablieferungen auf einmal
jährlich oder halbjährlich direkt an die einzelnen Bibliotheken einzu-
senden unter Beiftigung von Verzeichnissen über den Inhalt der Sen-
dungen. Wenn möglicli, sollen diese Verzeichnisse von dem bevoll-
mächtigten Vertreter des Justizministers in der betreffenden Stadt, (in
welcher die Druckerei sich befindet,) den Vermerk tragen, dass er von
derselben unter der Zeit, welche die fragliche Sendung umfasste, keine
von Bernhard Lundstedt. 207
weiteren Scliriften als die im Verzeichnisse angeführten erhalten hat.
Laut der am 30. Mai 1856 an diese bevoUmächtiji^ten Vertreter des
Jiistizministers ausgeferti«:ten Instruktion liejj^ denselben die Fülirunfjj
eines Diariums ob, in welchem nachträp^lich alle Schriften anjj^ezeichnet
werden, welche an sie laut obenerwähnter Bestimmungen des Press-
freiheitsgesetzes (§ 4 Abschn. 2) abgeliefert werden mttssen.
Da der Zweck bei Ablieferung der Pflichtexemplare von Druck-
erzeugnissen an die Bibliotheken der ist, dadurch vollständige Sammlungen
der Landeslitteratur in ihrem ganzen Umfange zu bilden, werden die
Buchdrucker in dem obenbenannten Rundschreiben noch besonders auf
die Nothwendigkeit aufmerksam gemacht, ja nicht«^ von iliren Liefer-
ungen auszuschliesen, wie unbedeutend es auch scheinen mag, denn
alle diese an und für sich unbedeutenden Sachen (z. B. Gelegenheits-
gedichte, Theater- und Konzertprogi-amme, Hochzeits- und Todes -An-
zeigen u. dgl. m.) erhalten ihren Werth in einer grossen Sammlung
gleichartiger Schriften, welche fttr alle Zeiten in den Nationalbiblio-
theken dem Forscher zugänglich sein sollen und müssen.
Beim Eintreflen der Druckablieferungen in den Bibliotheken wer-
den dieselben von einem Beamten durchgesehen und geprüft, ob alle
in dem beigefügten Verzeichnisse aufgenommenen Schriften vollständig
nebst den möglicherweise dazu gehörigen Tafeln *) vorhanden sind.
Hierauf werden die Drucksachen gezählt und katalogisirt, ehe sie nach
den verschiedenen Fächern veiiheilt werden. Entsteht die Vermuthung,
dass eine Ablieferung unvollständig ist, oder fehlt das Verzeichniss
dazu, so wird ein Schreiben an den betreffenden Vertreter des Justiz-
ministers der Stadt, in welcher die Druckerei sich befindet, abgesandt
mit dem Ersuchen um einen Auszug aus seinem Diarium, in welchem
alle während der fraglichen Zeit abgelieferten Schriften der betreffen-
den Druckerei angeführt sind. Durch Vergleichen mit diesem Auszuge
kann dann die Vollständigkeit der Sendung leicht festgestellt werden.
Unterlässt ein Buchdrucker zur vorgeschriebenen Zeit die Druck-
ablieferung einzusenden, oder wird in einer Bibliothek entdeckt, dass
sie das ihr zukommende Pflichtexemplar von einer bei ihm gedruckten
Schrift nicht erhalten l^at, so wird er zuerst vom Oberbibliothekar dieser
Bibliothek schriftlich aufgefordert, das Fehlende unverzüglich einzu-
senden. Hat dieses binnen Kurzem nicht die beabsichtigte Wirkung,
so wird das Versäumniss des Buchdruckers beim Justizminister zu gesetz-
lichen Massnahmen angemeldet. Durch den Landeshauptmann der
Provinz, in welcher der säumige Buchdrucker wohnt, fordert der Justiz-
minister dessen Erklärung über die gegen ihn gerichtete Anklage ein,
welche hierauf an den Oberbibliothekar der klagenden Bibliothek ein-
gesandt wird. Findet nun dieser die Erklärung des Buchdruckers fllr
ungenügend oder unterlässt derselbe — wie es oft vorkommt — in
1) Betreffs dieser sind die Buchdrucker unterrichtet worden die Vor-
sicht zu gebrauchen, die Auflagen nicht eher an den Besteller abzuliefern,
bis sie die zu den Pflichtexempuiren nüthigen Tafeln erhalten haben, da sonst
oft Schwierigkeiten und Streitigkeiten darüber entstanden sind.
2(m
(Mmt i\U' Ab|(iiW tU'T VfiivhU'wmphuv in Schweden
der in neiner Krklftriin;^^ vernproehenen Zeit das Fehlende einzasenden,
Mf wird die weitere Verfol<^n^ der Anklage verlang. Von dem Justiz-
niinihter wird hierauf der Buchdrucker zu 25 Keichsthaler Strafe ver-
urtheilt, nowie verntändif^ unter Oefahr derselben Strafe innerhalb eines
neu aur^^esetzten Zeitraumes — p*wöhnlieh von sechs Monaten — das
fflllip^ IMiiehtexemplar abzuliefern.
Kh ist vorgekommen, dass ein zö«cernder Buchdrucker dreimal
bentrufl wurde, ehe er schliesslich zur Druckablieferunf!^ zu bewehren
war. Für Kinreichun«? etwaij^er Kla^e findet sich im Pressfreiheits-
^ewetze keine bestimmte Zeit vorgeschrieben, sondern es kann der Buch-
drucker, weleht^r das l'flichtexemplar eines Druckerzeuj^nisses abzuliefern
verKilumt hat, auch erst nach mehreren Jahren nach dem Drucke des-
nelhen hierfür bestraft und zur Ablieferunjc des fö1li«;en Pflichtexem-
plnres anpdialten werden.
In dem Jahresbericht der Köni<rl. öfientlichen Bibliothek wird
J<'<IeH Jahr ein«^ statistische Uebersicht über die im verj^anji^enen Jahre
(*rscliieneue und durch die Druckabi ieferun<ren der letzten beiden Jahre
in dieHcm Jahro ein^e^an<;ene schwedische Litteratur veröffentlicht. Den
Zuwachs, W(*lchen die Köni«cl. öffentl. Bibliothek hierdurch unter den
li'tzten fünf Jahren gewonnen hat, zei^ nachstehende
Tabelle
übor dlo in den Jahren 1885 — 89 ersohienene sohwedisohe Litteratur.
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1989
2187
2197
10480
10895
11230
1155S
12137
S(»mit sind durchschnittlieh 1 292 Bücher, 544 ZeitschritVn nud
() 2r>2 Hro>ehüren und Fluirblätter (in 1 1 262 IVanden und Heften) jihr-
Uoh orscinenen und oins^»iransron , während in der entsprechenden Zeit
\x\ den Huohhändlerzeituniren und in den Jahreskataloiren de:^ sohwedi-
M'heii Buchhandels von den Büchern und Zeitschritten kaum zwei
Priitel und von den Bri>schttren und Flusrblättem nur ein irerini^'r
Bruohtheil der oben erwähnten Anzahl aufsn*nommen worden sind. Alle
tlbri^'U nicht buehhäudlerisoh vertriebenen Presserzeusnisse . welche
h HiorKn ist cu bomorkon . dAs$ jeilor Jahr^piu^ einer periodLschec
S'Urit\. welehe eiumal wöobeutlioli oder ütVer enehieueu ist. aar «b ein
lUud vHlct Nuuiiuer ^'rveUuot ist.
von Bernhard Lundstedt. 209
somit einj^egangen sind, hätten sonst ganz gewiss die Bibliotheken ver-
felilen müssen. Hierauf geht hervor, wie werthvoll, ja unvermissbar
die Ablieferungen von Pflichtexemplaren seitens der Buchdruckereien
für unsere Bibliotlieken sind, wenn sie eine ihrer Hauptaufgaben, voll-
ständige Sammlungen der gesammten nationalen Litteratur zu bilden
und fiir alle Zukunft zu bewahren, erfüllen sollen.
Nur zwei Sorten Pflichtexemplare finden sich also in Schweden,
nämlich ein Ueberwachungsexemplar und drei Studienexem-
plare. Schutzexemplare sind dagegen hier zu Lande unbekannt,
da das Urheberrecht und das litterarische Eigenthum hiervon voll-
ständig unabhängig sind, sowohl nach der älteren Vorschrift des Press-
freiheitsgesetzes als auch nach dem heute gültigen Gesetz zum Schatze
des litterarischen und artistischen Eigenthums vom 10. August 1877.
Die Verpflichtung zur Abliefening von Pflichtexemplaren ist in
Schweden den Buchdruckern auferlegt worden, weil deren Thätigkeit
durch die Bestimmungen des Pressfreiheitsgesetzes kontrolirt wird,
während die der Verleger weder einer Kontrole unterworfen ist, noch
überhaupt kontrolirbar sein kann, da dieselben nicht verpflichtet sind,
ihren Namen auf alle ihre Verlagsartikel zu setzen, welche ausserdem
oft von einem Besitzer auf den anderen übergehen. ')
Im Uebrigen ist es klar, dass durch die Verpflichtung zur Ab-
lieferung von Pflichtexemplaren den Buchdruckern keine besondere Be-
steuerung auferlegt ist, sondern nur den Verlegern, wenn man über-
haupt eine derartige Kleinigkeit, wie die vier Blätter oder Bogen, als
eine solche ansehen kann.
Beim Drucke einer Arbeit pflegt man ja immer einen gewissen
Abgang („Öfverark" = Zuschussbogen wegen Fehldruck u. dergl.) ausser
der eigentlichen Auflage zu berechnen, aus welchem gewöhnlich die
Pflichtexemplare zusammengestellt werden, so dass der Verleger trotz-
dem seine Auflage unverkürzt erhält.
In dem Reglement der Königl. öffentl. Bibliothek vom 9. Nov.
1877 ist vorgeschrieben, dass keine schwedischen Bücher vor Ablauf
von drei Jahren nach dem Drucke ausgeliehen werden dürfen, so dass
der Verleger nicht zu befürchten hat, dass jemand während der Zeit,
wo seine Verlagsartikel die Anziehungskraft der Neuheit besitzen, ans
dem Grunde abgehalten werden kann, dieselben zu kaufen, weil sie in
der Bibliothek zu entleihen sind.
1) Die Verleger haben in Schweden keine Verantwortung für den In-
Iialt der von ihnen verlegten Schriften, welche allein den Buchdrucker trifft,
sofeni er nicht gesetzlich nachweisen kann, wer der Verfasser einer ange-
klagten Schritt ist. Zu ihrem Schutze haben die Buchdrucker das Reciit,
den Verfassern, welche ihren Namen auf das Titelblatt nicht setzen wollen,
einen vorschriftsmässig beglaubigten und versiegelten Zettel mit deren Namen
abzufordern, welcher, falls die Schrift angeklagt wird, dem Gericht vorgele^
und dort geöffnet wird. Veranlasst Jemand durch unberechtigte Klage die
Eröffnung des Namenszettels, so ist er einer Strafe von lOO Reicnsthalern ver-
faUen (PFG. § 1 Abschn. 6).
vm. 3. u. 4. 15
210 Jahressturz und Renovation
Zar Herausgabe von kostspielij^eren wissenschaftlichen Arbeiten
wird Staatsuntersttttzun^ gewährt.
Für den Verlejrer ist es ja ebenfalls vortheilhaft, dass ohne seine
Veranlassung oder die j^erinjic-'^te Bemühung]: in den Hibliotheken für
alle Zeiten Exemplare seiner Verlajrsartikel aufbewahrt werden und so
der Zerstörunj^ ent<?ehen.
Es ist oft vorjrekommen, dass die Verlejrer zur Herstellung? einer
neuen Aufla^i^e nach Ablauf mehrerer Jahre aus den Hibliotheken das
Exemplar ihres eij^enen Verlajijs «geliehen haben, welches sie sich sonst
unmöglich, oder nur mit besonderen Kosten anderweitig? hätten ver-
schaffen können.
Auch ftlr die Buchdrucker dürfte es ein Interesse haben za
wissen, dass die Erzeuf?nisse ihrer Kunstfertif^keit und ihres Geschmackes
in den Bibliotheken vor dem Unterj?ang und der Verj?esseiiheit bewahrt
werden, was andernfalls früher oder spÄter ihr Loos sein würde, sowie
dass die Verzeichnisse, welche sie ihren Ablieferunj^en bei«:efiijrt haben,
ebenfalls dort verwahrt werden, als authentische Aktenstücke ihrer
treuen, unbemerkten Arbeit im Dienste der menschlichen Aufklärun«?.
Dies haben auch sowohl Verlejrer wie Buchdrucker mehr und
mehr erkannt, und die Klaj?en, welche früher von einem oder dem
andern gej?en die Pflichtexemplare erhoben wurden, haben in den
letzten Decennien auf*j:ehört; j?leichzeitij? muss anerkannt werden, dass
die schwedischen Buchdnicker von Jahr zu Jahr ordentlicher und voll-
ständiger ihre j?esetzlich vor<?eschriebenen Ablieferunj^eu von Pflicht-
exemplaren an die Bibliotheken einsenden.
Stockholm. Bernhard Lundstedt.
Jahressturz und Renovation — zwei Zopfe!
Im 9. Hefte des vorigen Jahrganges des Centralblatts hat unser
hochverehrter College, Herr Professor Dr. Wintterlin in Stuttgart,
in seinem Aufsatze: Der Jahressturz — ein Zopf? den Feldzug
gegen diese von Alters her auf öffentlichen Bibliotheken Deutschlands
eingeführte und beibehaltene Einrichtung — auch Revision, allgemeine
Revision, allgemeine Ablieferung genannt — eröffbet und sich dadurch
gewiss den Dank aller derer verdient, die es mit der gesunden Ent-
wicklung des deutschen Bibliothekswesens wohlmeinen. Seine leb-
hafte, theilweise geradezu drastische Schilderung all der Schäden,
welche dieser, wie wir mit ihm glauben, längst veralteten Einrichtung
anhaften, ist nur dazu angethan, die Bedenken, die conservativere
Col legen etwa gegen die von ihm in Vorschlag gebrachte Abänderung
geltend zu machen geneigt wären, von vornherein zu entkräften. Noch
weiteres Material, das ftlr die Abschaffung der genannten Massregel
oder des Zopfes, wie er jene mit Recht betitelt, sprechen soll, vor-
von Gustav Nick. 211
zuführen, scheint fast nnmöglich und wird auch im Nachfolgenden zu-
nächst nicht beabsichtigt. Mir gilt es mehr, die vortrefflichen
Ausfährungen Wintterlins auf Grund der Erfahrungen, die meine
Collegen und ich in langjährigem Dienste, insbesondere im Ausleih-
dienste der Grossherzoglich Hessischen Hofbibliothek zu Darmstadt
gesammelt haben, zu ergänzen und in einigen Punkten zu berichtigen.
Die Verwaltung letzterer Bibliothek ist, wie Wintterlin richtig be-
merkt, die erste gewesen, welche in ihrem Betriebe den Jahressturz
neuerdings beseitigt hat. Beamte gerade dieser Anstalt, wenn dieselbe
sich auch in Bezug auf den Umfang des Ausleihgeschäft3 mit der
Stuttgarter öffentlichen Bibliothek bei weitem nicht messen kann —
diese hat im Jahre 1889 über 25,000 Bände ausgeliehen, die unsrige
kaum 10,000 — , werden daher wohl atn besten Rechenschaft abzu-
legen im Stande sein, aus welchen Gründen die Aufhebung der all-
gemeinen Revision daselbst beliebt wurde und welchen Erfolg dieses
Vorgehen inzwischen gehabt hat.
Als vor einigen Jahren an die Verwaltung der Hofbibliothek
die Aufgabe herantrat, dem Publikum gegenüber den etwas rigorosen
Bestimmungen der alten Benutzungs-Ordnung vom Jahre 1873, die
noch immer in Geltung war, nochmals, nach der bereits Ende 1885
erfolgten Vermehrung der öffentlichen Stunden und Erhöhung der Zahl
der wöchentlichen Bestelltermine von fünf auf sechszehn, Erleichterungen
zu gewähren, waren der Dii*ektor der Bibliothek und alle Beamten,
die er zur Berathung zuzog, übereinstimmend der Ansicht, dass in
erster Linie die Abschaffung der jährlichen allgemeinen Revision ins
Auge zu fassen sei. Zur Begründung dieser Massregel wurde damals
geltend gemacht, dass die seither zu Ostern erfolgende allgemeine
Bücherabliefening, für die kleinen patiiarchalischen Verhältnisse der
Hofbibliothek in vei*flossenen Decennien berechnet, ihren Zweck seit
geraumer Zeit gänzlich verfehle, da sie, auf wenige Tage zusammen-
gedrängt, eine sorgfältige Revision der sich auf mehrere tausend be-
laufenden, zurückgelieferten Bücher unmöglich mache. An deren Stelle
wurde die Einzelrevision der nach Ablauf der üblichen LeihfHst un-
bedingt und ohne jede Ausnahme zurückzugebenden Bücher in Vor-
schlag gebracht. Da die in Aussicht genommene neue Benutzungs-
Ordnung erst nach erfolgter Trennung von Lesesaal und Ausleihzimmer
ins Leben treten konnte, letztere aber der baulichen Veränderungen
lialber vor dem Jahre 1889 nicht zu bewerkstelligen war, wurde
wenigstens provisorisch dem Jahressturz ein Ende gemacht, indem mit
Genehmigung des vorgesetzten Ministeriums durch Bekanntmachung
der Hofbibliotheks-Direktion vom 25. März 1888 die Bestimmung wo-
nach in der Woche nach dem Osterfest alle entliehenen Bücher an
die Bibliothek zurückzugeben waren, vom 1. April 1888 ab ftlr auf-
gehoben erklärt wurde. Dieser 25. März 1888 ist sonach bei uns als
der Todestag der althergebrachten Einrichtung anzusehen. Ohne Sang
und Klang sank sie ins Grab, niemand weinte ihr eine Thräne nach,
am wenigsten die Bibliotheksbeamten. Kaum dass hie und da einer
15*
212 Jahressturz iind Kcnovatiou
der conservativeren Bibliotliekskunden die schüchterne Frage nach
dem Termin der allgemeinen Ablieferung wagte, nicht ohne gewöhn-
lich erleichtert aufzuathmen, wenn ihm gesagt wurde, mit deren Herr-
schaft sei es bei uns vorbei. Drei Jahre sind seitdem ins Land ge-
gangen, dreimal hätte während dieser Zeit Jahressturz stattfinden
müssen, ohne welchen man sich vordem einen regelrechten Hibliotheks-
betrieb gar nicht denken konnte. Die von uns gemachte Erfahrung
hat gelehrt, dass man auch ohne ihn recht gut auskommen und oben-
drein dem Bibliothekspersonal wie dem Publikum noch den Vortheil
bieten kann, dass das neue Ausleihgeschäft „ganz unmerklich in das
alte hineinsclüüpft" und nicht mehr wie früher etwa drei Wochen
lang — denn der Jahressturz schlug und trieb seine Wellen gut und
gern je eine Woche vor und nach dem eigentlichen Ablieferungstermin
— einer „tollen Sturz-Hetzjagd" gleicht, während einer vollen Woche
aber darüber ganz ins Stocken geräth. Die unbestreitbare Thatsache,
dass das gesammte, auf der Hibliothek verkehrende Publikum sich
überraschend schnell in die neue Bestimmung gefundlen hat, ist wohl
der beste Beweis dafür, wie richtig die Bibliotheksverwaltung handelte,
als sie mit der veralteten Einrichtung ein für allemal brach.
Es war jedoch von vornherein nicht unbeachtet geblieben, dass
mit der Abschaffung des Jahressturzes auch eine Aenderung der Be-
stimmung über die Leihfrist Hand in Hand gehen müsse. Man sah
recht wohl ein, dass bei der Einzel revision die kurze Leihfrist von vier
Wochen nicht beibehalten werden könne. Anfangs wurde beabsichtigt,
eine zweimalige Renovation, wie sie auf mehreren anderen Bibliotheken
im Gebrauche ist, eintreten zu lassen, die gesammte Leihfrist also auf
zwölf Wochen zu erstrecken. Bei wiederholter Berathung aber kam
man immer mehr zu der Ueberzeugung, dass die Renovation oder
Prolongation, Fristerneuerung, Fristverlängerung, wie sie auch genannt
wird, in noch höherem Grade, als der Jahressturz, eine recht veraltete,
in unsere Zeit nicht mehr passende Massregel sei, die mit letzterem
zugleich fallen müsse, (^r dessen Beibehaltung lassen sich allenfalls
noch einige Gründe anfüliren, für die Renovation dagegen spricht gar
nichts. Sie involvirt doch im Grunde nichts mehr und nichts weniger
als eine recht einseitige Begünstigung des ersten Benutzers, dem sie
überdies noch lästige Gänge auf die Bibliothek zumuthet, auf Kosten
aller übrigen. Warum in aller Welt soll man dem Benutzer eines
* Werkes, der dasselbe schon vier ganze Wochen in ruhigem Besitze
gehabt hat, lediglich infolge eines Ganges auf die Bibliothek oder
eines Schreibens an deren Verwaltung das Recht einräumen, dasselbe
Werk nochmals vier volle Wochen allen anderen Benutzern voi*zu-
enthalten, von der unnöthigen Belästigung, die auf Miese Art das
Bibliothekspersonal erfährt, ganz zu geschweigen? Die richtige Er-
kenntniss dieser Sachlage führte mit Nothw^endigkeit zur Formulierung
der in die neue Benutzungs-Ordnung vom 8. Februar v. J. unter § 23
aufgenommenen Bestimmung, durch die gleichzeitig auch der Jahressturz
sein definitives Ende fand. Hiernach soll sich die allgemeine Leih-
von Gnstav Nick. 213
frist auf volle drei Monate, vom Tage des Entleihens an gerechnet,
erstrecken, die seither verlangte Renovation nach* Ablauf des ersten
Monats also stillschweigend eintreten und auf weitere zwei Monate aus- .
gedehnt werden. Um aber zugleich andere Personen während dieser
Zeit von der Benutzung eines entliehenen Werkes nicht ganz auszu-
schliessen, wurde der Vorbehalt gemacht, dass die Aufforderung zur
Rücklieferung schon nach dem ersten Monat und dann jederzeit er-
folgen kann, wenn von anderer Seite das nämliche Werk auf Grund
einer besonderen, in die allgemeinen Bestimmungen unter § 6 auf-
genommenen Vorschrift mit Beschlag belegt wird. Nach Ablauf der
Frist von drei Monaten findet dann die Einzelrevision statt, zu deren
Behuf die entliehenen Bücher unbedingt und ohne jede Ausnahme
zurückzugeben sind, jedoch nach der höchstens auf drei Tage zu be-
messenden Revisionsfrist, falls von anderer Seite kein Anspruch darauf
erhoben wird, dem nämlichen Benutzer wieder zur Verfügung gestellt
werden können. Nebenbei bemerkt sei, dass an Stelle der seitherigen
vier Wochen die Eintheilung nach Monaten gewählt wurde, weil da-
durch einmal die Leihfristdauer eine kleine Steigerung erfährt, ausser-
dem aber die Terminberechnung wesentlich erleichtert wird. Wie in
der dem Grossherzoglichen Ministerium vorgelegten Begründung zu
dem genannten § 23 beigefügt wurde, glaubt die Bibliotheksdirektion
damit eine Einrichtung geschaflfen zu haben, die bei voller Wahrung
des Interesses einer nach allen Seiten hin unparteiischen Verwaltung
die möglichst geringe Belästigung des Benutzers während der Gesammt-
dauer der Leihfrist verbürgt und doch zugleich anderen Personen die
Möglichkeit, sich innerhalb kürzerer Fristen die Benutzung entliehener
Bücher zu sichern, nicht abschneidet. Am 8. Februar v. J. ist damit
also bei uns die Renovation ihrem Bruder, dem Jahressturz, ins Grab
nachgefolgt. Wenn auch erst kurze Zeit seitdem verflossen ist, so
lässt sich doch heute schon so viel sagen, dass ihr Ableben von
niemand beklagt wird. Zwar, es wäre wohl ein Wunder zu nennen,
wenn nicht jetzt noch zuweilen, besonders von älteren, an die nun-
mehr aufgehobene Einrichtung seit Jahren gewöhnten Benutzem, der
Versuch gemacht würde, die Renovation zu erwirken. ' Wird dann
aber dem Fragesteller mitgetheilt, dass auch mit dieser Einrichtung
gebrochen worden sei und die Bücher gleich auf ein ganzes Viertel-
jahr zur Benutzung überlassen würden, so verräth fast jedesmal ein
unverkennbares Schmunzeln auf seinem Gesichte das volle Einverständ-
niss mit unserem Vorgehen.
Nur bei* Herrn Professor Wintterlin haben wir zu unserem Leid-
wesen die Billigung unseres Verfahrens nicht gefunden. Er scheint
sich sogar für die Renovation ganz besonders zu erwärmen und will
möglichst viel Termine für Verlängerungsgesuche angesetzt wissen.
Ob er für diesen Vorschlag den Dank, den er erwartet, beim Publikum
und beim Bibliothekspersonal einernten wird, ist eine andere Frage,
die ich nicht unbedingt bejahen möchte.
Ganz entschiedenen Tadel verdient jedoch nach Wintterlins
214 JahresRtnrz und Renovation
Dafürhalten unsere Beschränkung der Leihfrist auf drei Monate, die
dem Entlehner mehr zumnthe, als nöthig ist. Das ist nun eine ein-
fache Behauptung, die doch des Beweises erst bedarf. Wenn aber
'Wintterlin dann weiterhin fortföhrt: „Denn wer mit der einen Hand
Erleichterungen verschafft, um mit der anderen neue Lasten aufzulegen,
hat sich zum Voraus um den Dank betrogen", so könnte es fast schei-
nen, als habe die Direktion unserer Bibliothek die Hand zu einer
förmlich reaktionären Massregel geboten. Dieselbe Direktion hat aber
in der neuen, im vorigen Jahre veröffentlichten Benutzungs-Ordnung der
älteren von 1873 gegenüber mit jeder Neuerung auch eine wesent-
liche Erleichtei-ung eingeführt. Die Zahl der öffentlichen Stunden in
der Woche ist von 28 auf 34 erhöht worden. Der jetzt von dem
Ausleihzimmer getrennte Lesesaal steht jedem Besucher ohne weitere
Legitimation offen, die Benutzung der darin aufgestellten reichhaltigen
Handbibliothek ebenfalls ungehindert frei. Die Verabfolgung gebun-
dener und ungebundener Bücher jeder Art zur Benutzung im Lesesaal
ist an keine Beschränkung hinsichtlich der Bändezahl gebunden. Die
Bestellungen für den Lesesaal gehen allen anderen unbedingt vor und
gelangen so rasch als thunlich zur sofortigen Erledigung. Die Zahl
der wöchentlichen Bestelltermine für das Ausleihen, die früher nur
fünf betrug, ist auf nicht weniger als siebzehn vermehrt worden. Fast
unbegi'eiflich wäre es demnach, wenn dieselbe Direktion, die so viele
Erleichteningen gewährt hat, in der einen Neuerung dem Publikum
eine Last aufzulegen sich nicht gescheut hätte. Wenn eine solche Ver-
waltung die Leihft'ist auf drei Monate begrenzt, so muss sie ihre guten
Grtlnde dazu haben. Und sie hat sie auch.
Zunächst aber möchte ich doch darauf aufmerksam machen, dass
bei uns die Leihfrist seither überhaupt nur vier Wochen beti-ug und
die Ausdehnung auf weitere vier Wochen von persönlicher oder schrift-
licher Benachrichtigung der Bibliothek durch den Entleiher, worauf
dann die oben genügend gekennzeichnete Renovation erfolgte, abhängig
gemacht war. Unter dieser recht lästigen Bedingung belief sich also
der Höchstbetrag der Leihfrist auf acht Wochen. Jetzt haben wir,
bei gleichzeitigem Wegfall der genannten Belästijj^ung durch Aufhebung
der Renovation, die Gcsammtleihfrist auf dreizehn Wochen ausgedehnt.
Ob man darin das Auflegen einer neuen Last erblicken kann, das zu
beurtheilen muss ich den Fachgenossen überlassen.
Um nun auf den Kern der Sache selbst zu kommen, so lässt
sich nicht bestreiten, dass wir in Darnistadt die Leihfristeinrichtung zu-
nächst mit specieller Rücksicht auf die dortigen Vc^rhältnisse getroffen
haben. Ti-otzdem können wir nicht glauben, dass die Verhältnisse auf
anderen öffentlichen Bibliotheken von den unsrigen so grundverschie-
dene sein sollten, dass unsere guten Gründe für diese gar keine
Geltung haben. Bei dem Ansatz der Leihfrist auf ein Vierteljahr war
für uns nämlich der Gesichtspunkt massgebend, dass man derartige
Einrichtungen nicht nach versehwindend geringen Ausnahmen, sondern
nach der regelmässigen Benutzung zu treffen hat. Wohl bei allen
von Gustav Nick. 215
m
Öffentlichen Landesbibliotheken — von Universitäts- und anderen Cor-
porationsbibliotheken sehe ich, wie auch Wintterlin dies thut, hier
natürlich ab — wird aber der Fall, dass jemand ein Buch ein ganzes
Jahr lang zum Studium wirklich braucht, d. h. nicht etwa nur zu
Hause liegen lässt, um es hin und wieder einmal nachzuschlagen, zu den
Ausnahmen gerechnet werden mtJssen. Dass dies bei uns wenigstens
sich so verhält, ist eine alte Erfahrung und kann überdies statistisch
nachgewiesen werden. Im Mai vorigen Jahres z. B. wqrden hier an
308 Personen Bücher abgegeben. Davon lieferten 254 vor dem Termin
ohne Aufforderung ab, 54 mussten theils nach einem Monat infolge
einer Bestellung von anderer Seite, theils nach Ablauf der Gesammt-
frist gemahnt werden. Für den weitaus grössten Theil des Publikums
gentigt also die Leihfrist von drei Monaten vollauf, alle anderen Fälle
sind Ausnahmen und können zur Grundlage für die Bemessung der
legalen Leihfrist unmöglich benutzt werden, lieber den noch un-
gewöhnlicheren FaU der Benutzung von Handschriften und seltenen
Drucken durch auswärtige Gelehrte ist selbstverständlich hier kein
Wort zu verlieren.
Ferner muss hervorgehoben werden, dass es gerade bei Aufhebung
des Jahressturzes durchaus nicht räthlich ist, laxere Bestimmungen be-
züglich der Ausleihfrist Platz gi*eifen zu lassen. Wintterlin selbst hat
mit Recht betont, dass es gar keinen Zweck hat, den Jahressturz bei-
zubehalten, dabei aber die eigentliche Revision an der Hand des Kata-
logs zu unterlassen. Eine solche in kürzerer Zeit durchzuführen, ist
nun bei den meisten grösseren Bibliotheken, die fast alle im Verhält-
niss zum Umfang des ganzen Geschäftsbetriebes über ein zu kleines
Personal gebieten, heutzutage zur reinen Unmöglichkeit geworden.
Aber Ersatz dafür kann doch beschafft werden durch scharfe ControUe
des Ausleihgeschäfts, das desshalb in gewissen Grenzen zu halten ist,
durch nicht minder scharfe Controlle der Benutzung im Lesesaal, wie
wir sie in §12, Absatz 3 unserer Benutzungs-Ordnung („während der
Benutzung bleiben die Bestellscheine zur Controlle in den Händen des
aufsichtführenden Beamten") eingeführt haben, endlich durch peinlich
genaues und gewissenhaftes Vorgehen beim Einstellen der zurück-
gelieferten Werke. Wird auf diese Weise die Bibliothek vor Schaden
bewahrt und ein glatter Geschäftsgang gefördert, so kommt das schliess-
lich doch wieder niemand anderem zu gute, als dem auf der Bibliothek
verkehrenden Publikum.
Das deutsche Bibliothekspublikum ist ja dem ausländischen gegen-
über in Bezug auf häusliche Benutzung ohnehin schon sehr stark im
Vortheil. Kein Mensch macht den Verwaltungen der grossen öffent-
lichen Bibliotheken in England, Frankreich und Italien den Vorwurf
der llliberalität, obwohl sie sämnitlich die Benutzung nur im Lokal
der Bibliothek zulassen und Abgabe von Büchern ausserhalb derselben
dort mehr oder weniger zu den Ausnahmen gehört oder überhaupt
nicht vorkommt. Dagegen ist das deutsche Publikum von jeher an
die häuslichr Benutzung der zu öffentlichen Bibliotheken gehörigen
216 JahresBtnrz und Renovation
Bttcher gewöhnt, und es fllllt wohl heutzutage niemand im Ernste ein,
dem deutschen Benutzer dieses Gewohnheitsrecht zu verkümmern. Zwar
hat es auch an Kritikern unserer Einrichtungen nicht gefehlt, welche
den deutschen Bibliothekaren die Verwaltungspnncipien der genannten
ausländischen Bibliotheken als Muster vor Augen führen zu mttssen
geglaubt haben (vgl. Grenzboten 42 II S. 37 ff. 349 ff.). Doch ist es
keiner deutschen Bibliotheksverwaltung meines Wissens eingefallen,
diesen Stimmen Gehör zu schenken, und auch meine Aufgabe kann es
hier nicht sein, auf diese Streitfrage einzugehen. Vom Standpunkte
des deutschen Bibliotheksbeamten muss ich vielmehr immer noch das
Ausleihen als berechtigte Eigenthümlichkeit des deutschen Bibliotheks-
wesens anerkennen. Desswegen aber braucht man sich noch lange
nicht der Einsicht zu verschliessen, dass auch diese Einrichtung vom
Wandel der Zeiten nicht ganz unbertlhrt bleiben kann. Mit dem
Wachsen der Städte an Bevölkerungszahl, der Vermehrung der Ver-
kehrsmittel und der Erleichterung des Verkehrs überhaupt wächst auch
stetig, wie man das an der Hand statistischer Erliebongen verfolgen
kann, der Zuspruch auf öffentlichen Bibliotheken, wachsen die An-
sprüche an dieselben. Heutzutage verlangt jeder Staatsbürger, hoch
und niedrig, die Benutzung öffentlicher Bibliotheken, die in früheren
Jahrzehnten mehr als eine von der Behörde gewährte Gnade angesehen
wurde, als sein gutes Recht, und eine wirklich liberale Bibliotheks-
verwaltung kann es nur mit Freuden begrüssen, wenn diese Anschauung
sich immer mehr Bahn bricht. Denn kein Bibliothekar unserer Zeit
huldigt mehr der Ansicht, die vor Jahren vielleicht einen Schein von
Berechtigung für sich hatte, dass die Bücher seiner Bibliothek nur
seinet- oder einer kleinen Zahl von Gelehrten wegen und nicht etwa
für das gesammte wissensdurstige Publikum da seien. Aber, wie auf
anderen Gebieten, so ist es auch hier, grössere Rechte bedingen grössere
Pflichten. Die von Jahr zu Jahr sich steigernde Benutzung legt einer-
seits den Bibliothekeverwaltungen mehr als je die Pflicht auf, für aus-
giebige Erhaltung des ihrem Schutze anvertrauten Staatseigentums Sorge
zu tragen, andererseits darf auch der einzelne Benutzer nicht ver-
kennen, dass er unter diesen Umständen zu Nutz und Frommen seiner
Nebenmenschen sich eine Selbstbeschränkung auferlegen muss. Die
Bücher sollen eben, soviel es nur irgend möglich und nach der Biblio-
theksordnung zulässig ist, gebraucht, aber nicht verbraucht werden,
das steht schon im alten Molbech und bei Petzhold t zu lesen. Denn
auch die künftigen Generationen haben ein Anrecht auf deren Be-
nutzung, auch für sie hat die Hibliotheksverwnltung zu sorgen. Aller-
dings gilt auch hier d<T Sprucli: Eines/ schickt sich nicht für alle.
Wir in Darmstadt glauben nun einmal — ' von den oben aufgeführten
Gründen ganz al)gcse}ien — schon um desswilleii von dem Ansätze
der Leihfrist auf ein Vierteljahr nicht abgehen zu können, weil wir
durch unsere neue Ordnung die Lesesaaleinriclitung der auf den grossen
ausländischen Bibliotheken cingefülirteu analog j^estaltct {laben. Die
Ausdehnung der Leihfrist auf ein ganzes Jahr könnten wir von diesem
von Gustav Nick. 217
Standpunkte aus nicht als Fortschritt, sondern nur als Rückschritt be-
trachten. Die Benutzung im Lesesaal ist bei uns in den Vorderginind
getreten, die häusliche Benutzung muss sich darnach bis zu einem ge-
wissen Grade nchten. Dass eine solche Forderung berechtigt ist, wird
man mir nicht abstreiten wollen. Denn wo wäre der Bibliothekar, der
nicht schon im Dienste die recht traurige Erfahrung gemacht hätte, dass
ein Buch, das z. B. ein Rechtsanwalt, ein Arzt in einem ganz dringen-
dem Falle zur Ansicht verlangte, als vor kurzem ausgeliehen bezeichnet
werden musste? Ganz besonders tritt die Misslichkeit solcher Fälle
bei Zeitschriften hervor, indem der einzelne Benutzer durch das Ent-
leihen auch nur eines Bandes einer Zeitschrift nicht nur denjenigen
oder diejenigen der darin enthaltenen Aufsätze, welche er zu lesen
wünscht, sondern zugleich auch alle übrigen, die für ihn gar kein
Interesse haben, mit Beschlag belegt. Derartige Fälle werden zwar
auch bei unserer Leihfrist von drei Monaten nicht ausbleiben, sie wür-
den sich aber ganz gewiss, falls wir Wintterlin folgen wollten, bei der
Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit, die leider ein Theil des Publikums
der Bibliothek gegenüber noch immer bekundet, in solchem Masse
steigern, dass die Bestimmung, wonach die Bestellungen für den Lese-
saal allen anderen vorgehen sollen, zum Theil wenigstens illusorisch
werden wtlrde.
Schliesslich, um auch dies noch zu erwähnen, übt doch die Be-
grenzung der Leihfrist auf eine kürzere Zeit eine erziehliche Wirksamkeit
auf das Publikum, insbesondere auf denjenigen Theil desselben, der
wissenschaftlich zu arbeiten anfangt. Mancher, der sich gern bequem
gehen lassen würde, richtet unter dem heilsamen Zwange seine Arbeit
rationeller ein, er lernt eben mit der Zeit so arbeiten, dass er auch
seinen Mitmenschen das ihnen zukommende Recht auf ähnliche Arbeit
nicht streitig macht, ihnen die besten wissenschaftlichen Bissen nicht
vor dem Munde wegnimmt. Ich fürchte, falls der Vorschlag Wintter-
lins zur allgemeinen Einführung gelangte, würde auch diese für den
Bestand einer Bibliothek und das gesammte Publikum nicht nur, son-
dern auch für den einzelnen Benutzer recht günstige Wirkung aus-
bleiben und dafür, Wintterlin hat das gewiss mit seinem so gutgemein-
ten Vorschlag nicht gewollt, eine gewisse Bummelei — man verzeihe
mir den Ausdruck, aber ich habe keinen passenderen zur Hand —
einreissen, zu der, wie wohl nicht geleugnet werden kann, gerade bei
uns Germanen immer etwas Neigung vorhanden ist.
Das sind im grossen und ganzen die Gründe, ich darf wohl
sagen, die guten Gründe, welche die Direktion unserer Bibliothek
bestimmt halx'u, die Renovation sammt dem Jahressturz aufzuheben, die
allgemeine Leihfrist aber auf drei Monate anzusetzen. Ob diese Gründe
an sich (ie wicht genug haben, dass sie Anerkennung bei den Fach-
genossen finden werden, muss der Erfolg lehren. Gern hätte ich un-
serer Ansicht eine Stütze verliehen durch die Anführung ähnlieher
Aussprüche von Autoritäten auf dem Gebieti* der Bibli(>thekonomie.
Leider aber war dio Durchsicht einschlägiger Werke, einschliesslich
218 Recensionen und Anzeigen.
des Serapeums, des Anzeigers und der bis jetzt erschienenen B&nde
des Centralblatts, verlorene Liebesmttbe. Zwar wird ttberall die Pflicht
der Bibliotheksbeamten, treue Hüter der ihnen anvertraaten Schätze
za sein, gebührend hervorgehoben, Molbech (Ueber Bibliothekswissen-
schaft, übers. V. Katjen, Leipzig 1833 p. 227) fordert sogar strenge
Beachtung der Zeit, auf welche nach gesetzlicher Bestimmung die
Bücher ausgeliehen werden, Zoller (Die Bibliothekwissenschaft im Um-
risse, Stuttgart 1846 p. 70) meint, es sollte diese nicht über vier Wochen
ausgedehnt werden, während Petzholdt (Katechismus, 1. Aufl., Leipzig
1856 p. 211) eine vier-, respective sechs- oder achtwöchentliche Frist in
Vorschlag bringt, welche Gräsel in seiner Neubearbeitung des Kate-
chismus (Leipzig 1890, p. 340) für die Prolongation auf vierzehn Tage
ermässigt. Aber allesammt sind sie begeisterte Anhänger der Revision
und Renovation. Gegen letztere zumal scheint bisher noch kein Wort
gefallen zu sein. So mnss ich mich bescheiden, schliesslich nur noch
bezüglich der Bemessung der Leihfrist eine Autorität anzufElhren, die
aber Wintterlin wol gelten lassen wird, das ist nämlich — seine eigene.
Mit einer Anschaulichkeit, wie sie auf dem Gebiete der Kunst heutzu-
tage nur die Freilichtmalerei gewährt, hat er die rücksichtslose und theil-
weise geradezu gransame Behandlung, die ein Theil des Publikums
den aus öfientlichen Bibliotheken entliehenen Büchern immer noch an-
gedeihen lässt, so trefiend und dabei doch auch so ergötzlich geschil-
dert, dass uns, wie man sagt, das Herz im Leibe lachen «könnte, wenn
einem als Bibliotheksbeamten nicht doch das Weinen näher wäre.
Man lese das bei ihm nur nach und halte sich dann vor Augen, dass
nach dem Wunsche Wintterlins diesem Theile des Publikums werth-
voUe, vielleicht unersetzliche Bücher auf ein volles Jahr überantwortet
bleiben sollen Mehr brauche ich nicht zu sagen.
Möge man es mir ohnehin zu gute halten, wenn ich im Eifer
der Vertheidigung unseres Standpunktes vielleicht etwas ausftihrlicher
geworden bin, als es von Anfang an meine Absicht war. Aus meinen
Worten selbst wird man es unschwer herauslesen können, dass nur die
Liebe zur Sache und der Drang, auch unsererseits ein kleines Scheif-
lein zur Klärung der nun einmal angeregten Oage beizutragen, mir
die Feder geführt hat.
Darmstadt. Gustav Nick.
Recensionen und Anzeigen.
Arend Buehholtz, (ieschichte der Bucbdruekorkuiist in Riga 15SS— l&SS.
Festschrift der Buchdrucker Kigas zur Erinnerung an die vor 3i>0 Jahren
erfolgte Eintlilirung der Buchdruckerkunst in Kig;i. Kiga. Müllersche
Buchdnickerci. IMM). VllI u. 377 S. 4^. r, Facsiui.
Dem Verfasser gebührt unbedingte Anerkennung für seine vortreffliche
Arbeit. Sie zertallt in drei llauptabsciniitte, deren erster die eigentliche aus
Recensionen und Anzeigen. 219
Urkunden und Akten geschöpfte Geschichte der Rigasehen Buchdnicker-
kunst enthält. Die Namen der privilegirten Stadtbuchdrucker bis zum 10. Jahr-
hundert sind folgende: Niclas Molige (I5SÖ— 1625) , Gerhard Schröder (1625—
ö7), Albrecht Hakelmann (lb5S— 59), Heinrich Bessemesser (1660 — 83), Geore
Matthias Nöller (1684—1712), Samuel Lorenz Frölich (1712—62), Gottlob
Christian Frölich (1763—86), Johann Conrad Daniel Müller (1789—1830), dann
die noch jetzt florirende Familie Hacker. Nachdem in einer Einleitung llber
die BUchersammlunffen ') und den buchhändlerischen Verkehr in Riga vor
Erfindung der Bucharuckerkimst und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts ge-
handelt ist, wird an der Hand des urkundlichen und bibliographischen Materials
die Thätigkeit der genannten und einiger anderer Buchdrucker, z. B. des vom
schwedisclien Könige Karl XL privilegirten Generalsuperintendenten D. Jo-
hannes Fischer, eingehend entwickelt. Daneben wird auch die Geschichte
des Rigaschen Buchhandels, der auf Grund ertheilter Privilegien lange
mit Ertblg von den Druckern für sich in Anspnich genommen wurde, und
der um ihn mit den Buchbindern geführte Kampf anschaulich geschildert.
Alles was sich über den ältesten Drucker, N. Mollyn, hat ermitteln lassen,
ist mit grossem Fleisse in knapper Form zusammengestellt, so dass wir nicht
blos das den zweiten Hauptabschnitt des Werkes bildende Verzeichniss der
MoUyn'schen Drucke und Kupferstiche erhalten, sondern erfreulicher Weise
auch* über die von ihm verwandten Schrifttypen, Papier, Ornamentik, Ein-
bände u. s. w. genau unterrichtet werden. Die neue Druckerei hatte „von
jedem Buche oder Tractätchen" ein Exemplar in die Bibliothek zu liefern.
Von dem zweiten Drucker, G.Schröder, wird sowohl ein grösseres Ver-
zeichniss von Büchern, die er den Buchbindern zum Binden gegeben hat, als
eine „Verlags Bücher Taxs", also ein buchhändlerischer Katalog mit Preisen
(von ca. 1642), mitgetheilt. Zu seiner Zeit entstand das erste Projekt einer
Rigaschen Zeitung, — zu seiner Zeit machten aber nicht nur fremde Buch-
händler und die Buchbinder, sondern auch die Seiden- und Eisenkrämer
„namentlich durch fortgesetzten Kalenderverkauf" unbequeme Konkurrenz.*)
Ein besonderes Kapitel ist der grossartigen Thätigkeit des Buchhändlers
Johann Friedrich Hartknoch (geb. 1740, gest. 1789), die für die Entwicke-
luug des Buchhandels in den Ostseeprovinzen Russlands von grösster Be-
deutung war, ffcwidmet. Das Zeitungswesen wird fortlaufend berilcksichtigt,
dem Projekt Kigascher „Avisen" im Jahre 1632 folgten die Rigischen No-
vellen I6S1 — 1710, die Rigischen Anzeigen 1761 — 1852, die in den
ersten Jahren von „Gelehrten Beyträgen", worin z. B. Aufsätze von Herder,
begleitet waren, die Rigasche Zeitimg 1778 ff., die Livländische Gouveme-
meutszeitung 1852 ff., das Rigasche Tageblatt 1867 ff. Den Schluss des ersten
Hauptabschnittes bilden die Buchdruckereien der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts. Der zweite Hauptabschnitt umfasstdas bereits erwähnte bibliographisch
genaue „Verzeichniss der Mollynschen Drucke und Kupferstiche 1588 — 1625",
160 Drucke hat der Verfasser als Mollynsche nachweisen können, von denen
ihm I3b, zum gn'js.sten Theil in den Rigaschen Bibliotheken befindlich, vor-
gelegen haben; ungefähr 40 Mollynsche (»elegenheitsschriften bewahrt die
Kaiserliche öüentliche Bibliothek in St. Petersburg. Der dritte Abschnitt
giobt eine Reihe von Aktenstücken: Bestallungen, Privilegien, Rathsdekrete
in Prozesssjichen der Buchdrucker und Buchbinder, das Inventar der Riga-
schen Stadtbuchdruckerei von 1684 U.A., vim denen nur ein kiemer Theil
1) Th. Golllieb hat in seinem Buche , Mittelalterl. Bibliotheken* die deut-
schen Oslseeprovinzen Russlands ganz unberücksichtigt gelassen ; ein Verzeichniss
über den Bücherbestand der Jako^ikirche in Riga, von 1430 — 80 geiührt, ist
aber i. B. im Liv- , Eslh'=' u. Curländ. Urkundenbuch Bd. 8 (1884), S. 217 — 18
abgedruckt.
2) Ich erinnere mich, dass in der kleinen Stadt des südwestlichen Holsteins, in
der ich meine Kindheit verlebte, die Kalender fast ausschliesslich vom Eisen-
kriimer gekauft wurden.
220 Be^Dsionen und Anzeigen.
bisher veröffentlicht war. Die beigegebenen sechs Facsimiles Mollvnscher
BUchertitel machen einen guten Eindnick; die Ausstattung des Werkes
ist eine vorzilgliche , des Inhalts Milrdige und gereicht der Buchdruckerei
zur £hre.
Kiel. Wetze 1.
Bibliotheca Polvtechnica. Wissenschaftlich in Schlag\*'ürtem geordnetes
Kepertorium der gesanimten deutschen, französischen imd englischen
Technischen Litteratur einschliesslich ihrer Beziehungen zu Gesetzgebung,
Hygiene und täglichem Leben. Herausgegeben von Fritz von Szcze-
panski. Jahrgang I. 188t). St. Petersburg und Leipzig. Verlag von
Fritz von Szczepailski. 1890. kl. 8». 80 S. 2 Mk.
Eine sehr brauchbare Bibliographie. Bei dem steten Anwachsen der
technischen Litteratur liegt das Bedürfniss fiir eine Orientirung entschieden
vor, ohne dass es, so weit uns bekannt, bisher durch eine Spezialbibliographie
befriedigt würde. Die Anordnung der vorliegenden Schrift ist diejenige nach
materialen Stichwörtern, die wir m dieser Zeitschrift (VL S. 401, VH. S. 383)
gelegentlich des Schlagwortkatalogs ausflthrlich besprochen haben; nur sind
ier die Schlagwörter selbst etwas allgemeiner gewählt, so dass ihre Zahl
geringer ist. Die Orientiruug ist indess leicht und übersichtlich; freilich
könnten etwas zahlreichere Verweisungen (cross references) z. B. * Gold ' siehe
*Berg- und Hüttenwesen', nichts scliaden. Besonderen Werth erhält die
Bibliographie dadurch, dass sie sich gleichzeitig auf die deutsche, englische
und französische Litteratur erstreckt ; auch die Schlag^orte smd in allen drei
Sprachen gegeben; für die alphabetische Einreihunff ist die deutsche Form
massgebend. Wie weit Vollständigkeit erreicht ist, kann ich momentan nicht
controlliren. Wenn die Bibliographie auch offenbar in erster Linie für den
Praktiker bestimmt ist, wird sie doch auch für den Bibliothekar ganz gut
benutzbar sein. — e.
A gnide to the literature of aesthetics. By Charles Mills Gayley and
Fred Newton Scott. [Supplement to the Report of the Secretary of
the Board of Regents, University of California.l Berkeley, 1890. 8°.
116 p. (= Library Bulletin of the University of California. Nr. 11.)
Die Publikationen der amerikanischen Bibliotheken enthalten, worauf
wir bereits wiederholentlich hingewiesen haben, eine reiche Fülle biblio-
graphischen Materials; da uns Raumrücksichten hindern, jede einzelne V^er-
öffentlichung ausführlich zu besprechen, ziehen wir es vor, von Zeit zu Zeit
einen kurzen U eberblick über diese Litteratur zu geben (vergl. zuletzt Cbl.
f. B. VIL S. 49J^. Das vorliegende Buch aber verdient schon semes Umfanges
wegen etwas eingehendere Würdigung. Die Verfasser erklären selbst in der
Vorrede, dass m^. weder exhaustiveness nor ideal couiploteness of Classification
beabsichtigt hätten, und da.ss ihr Buch nur benihe auf dem Material, das ihnen
die Universitätsbibliotheken von Califomien und Michigan zu liefeni im Stande
fewesen seien. Damit ist einer Menge vim Ausstellungen von vornherein die
pitze abgebrochen: mun luit da» Bu(^h eben nicht als vollständige Biblio-
graphie zu betnw'htcn. sonilem als einen hauptsächlich für dit* Praxis bestinnuten
Leitfaden. Als solcher ist er aber auch ganz geeignet. Besonderen Werth
verleilit ihm, dass nicht nur selbständige Werke, sondern aucli Zeit.*ichriften-
artikel aufgenommen sind. l>ie Anordnung ist die, dass zuerst die Classiker
der Aesthetik stehen, dann die Sclirlften m)er die ästhetischen (irundbegrift'e
folgen; daran schliessen sieh die Werke über die einzelnen Künste; den
Schluss umehen Aufsätze über Kritik. In die Abschnitte über si)*»zielle an-
gewandte Aesthetik ist vieles aufgenommen, w:us zur Kunst- und Litteratur-
Recensionen und Anzeigen. 221
geschichte und zur Technik gehört, und was mit der Aesthetik eigentlich
nichts zu thun hat; vielleicht sind indess gerade hier Rücksichten auf ^die
amerikanischen Benutzer, filr die das Buch bestimmt ist, massgebend ge-
wesen. Die Mimik liätten wir lieber zusammen mit der Musik als eigenen
Abschnitt behandelt gesehen, statt dass jetzt erstere eine Unterabtheilung der
Dramatik, letztere einen Uaupttheil der fine arts bildet. Der Abschnitt * Mis-
cellaneous' wäre aufzulösen gewesen. Im Uebrigen ist die Anordnung sach-
gemäss und übersichtlich. W. Seh.
Röhricht, Reinhold, Bibliotheca geographica Palestinae. Chrono-
logisches Verzeichniss der auf die Geograpliie des heiligen Landes be-
züglichen Literatur von 339 bis 1878 und Versuch einer Cartographie
herausgegeben von R. R. Mit ünterstützunff der Gesellschaft für Erd-
kunde in Berlin. Berlin, H. Reuthers VerlagsDuchhandlung. 1890. S. XX
u. 744 in 8".
Es ist immer ein missliches Unternehmen, ein Werk wie das hier ge-
nannte einer Besprechung zu unterziehen. Denn wenn man selbst auch seit
vielen Jahren der Litteratur, die es verzeichnet, mit Aufmerksamkeit nach-
gegangen ist und verschiedene Stichproben gemacht hat, so genügt das doch
kaum, ein definitives Urtheil über ein derartiges Buch abzugeben, — wenn
nicht sein Verfasser und dessen Mitarbeiter eine vollgültige Bürgschaft für
den Werth desselben abgeben. Das ist aber nun hier in ausgezeichneter
Weise der Fall. Herr Professor Röhricht, allen Forschem auf dem Gebiete
der Geographie und mittelalterlichen Geschichte Palestinas seit Decennien
rühmlichst bekannt, hat sich in Verbindung mit den ausgezeichnetsten deut-
schen und ausserdeutschen Kennern der das heilige Land betreffenden Litte-
ratur seit mehreren Jahren daran gemacht, die Bibliographia geographica
Palestinae des trefflichen Titus Tobler (1868) zu ergänzen. Denn war meses
Buch als erster Versuch auf diesem Gebiete und als das Werk eines Mannes
von hervorragendem Verdienste, so wies es doch mancherlei Lücken
auf. Herr Rönricht verband sich zu dem Zwecke mit dem auf diesem Ge-
biete mit ihm schon thätig gewesenen Dr. H. Meissner, musste aber bald die
Sorge tür das Werk allein auf seine Schultern nehmen. Und diese war natürlich
manuichfaltiger Art. Es war nicht nur für das Werk selbst, d. h. für die Samm-
lung des Materials zu ihm zu arbeiten, sondern es galt auch für die Möglich-
keit seines Erscheinens die Mittel zu beschaffen, denn solche bibliographischen
Werke werfen leider noch immer kaum die Druckkosten ab. Zwei ver-
schiedenen Nationen angehörende Männer haben in dieser Richtung dann dem
Verfasser unter die Arme gegriffen : der russische Staatsrath B. v. Chitrowo,
selbst ein ausgezeichneter Palestinakenner und Mitarbeiter an dem Werke,
wendete demselben durch Abonnement auf eine Anzahl Exemplare lOüO Mk.
zu, und der Vorsitzende der geographischen Gesellschaft zu Berlin, Professor
Freiherr von Richthofen, wusste die genannte Gesellschaft zu einem Beitrage
zu den Druckkosten zu bestimmen. — Sagen wir nun noch, dass ganze Litte-
raturen, wie die Russica, Arabica, Judaica und Polonica von den Herren
Chitrowo, Gildemeister, Stemschneider und Liske bearbeitet sind und zahl-
reiche (ielehrte aller möglichen Länder den Verfasser mit grösseren oder
kleineren Beitrügen imterstützt haben — z. B. Herr MoYse Sdiwab in Paris,
der ihm die Zettel seiner 1874 gekrönten Preisschrift zur Bibliographie und
Cartographie Palestinas überliess — so haben wir wohl unseren Lesern eine
annähernde Vorstellung von der auf dieses abschliessende Werk verwendeten
Arbeitskraft gemacht, so dass es keiner weitereu Empfehlung desselben be-
dürfen wird. Jede grössere Bibliothek, wie ieder Gelehrte, der sich mit der
Kunde des heUigen Landes zu beschäftigen hat, wird dasselbe zum eisernen
Bestände seiner Bibliothek zu rechnen haben.
Dass Herr Professor Röhricht die Litteratur nur bis zum Jahre 1878
verzeichnet hat, liefert den Beweis, dass es ihm nur um Zusammenstellung
222 ^ Kccensionon und Anzeigen.
dc8 Notliwendigen. nicht des leicht Erreichbaren zu thun war. Denn hätte
er nur ein möglichst umfangreiches Werk und Nachträge zu 'l'oblers Biblio-
graphie zusammenbringen wollen, so hätte er nur die von diesem .lahre an
zusammenhängend erscheinenden verschiedenen Jahresberichte Über die
l*alestinalitteratur auszuschreiben nothiff gehabt und so das neuerdings
massenhaft andringende Material leicht bewältigt. Aber er hat es im Inter-
esse des Umffuiges seines Werkes flir nöthig gelialten, dieses mit dem .lahre
abbrechen zu lassen, wo ihm die Arbeit leicht geworden sein würde. Wir
können ihm nur unseren Beifall zu dieser Knthalt^amkeit aussprechen.
Wie schon der Titel des Werkes besagt, sind die aufgenommeneu
Artikel — H515 Titesl von Schriften und von 747 Karten — chronologisch
geordnet. (Gewiss mit Recht. Die Anordnung des Stoffes innerhalb der ein-
zelnen Artikel ist recht übersichtlich. Unter A. werden die Hjmdschriften,
unter B. die Ausgaben, unter C. die Uebersetzungen, unter D. die eiiäuteni-
den etc. Bearbeitungen , Abhandlungen zu den betreffenden W^erken auf-
geführt. Hier und da findet man schon auf zukünftig erscheinende Arbeiten
zu dem Artikel hingewiesen, z. B. S. 85 zu .John de Maundeville. Warum zu
Artikel i. (Itineranum Antonini Augusti) keine Handschriften nachgewiesen
sind, weiss ich nicht zu sagen. ^)ie sind ja allerdings in der hier citirteu
Ausgabe von Parthey und Pinder vollständig aufgezjihlt.
Der Druck des Buches ist recht gut ; Druckfehler, bei so vielen Zahlen
trotz aller Sorgfalt und Beihülfe nicht ganz zu vermeiden, sind in den Ad-
denda meistens berichtigt. Ein sehr gut«r alphabetischer Index schliesst das
ausgezeichnete Werk, das auf einen internationalen Charakter mit Recht allen
Anspruch machen kann. Dass es dem leider so friih verstorbenen (irafcMi
Paul Itiant, dem langjährigen Freimde des Verfassers, gewidmet ist, symbo-
lisirt diesen Charakter au» Beste. x. x.
Bibliotheca historico-militaris. Systematische Uebersicht der Erscheinungen
aller Sprachen auf dem Gebiete der (ieschichte der Kriege und Kriegs-
wissenschaft seit Erfindung der Druckerkunst bis zum Schluss des Jahres
18SU. Von Dr. Joh. Pohler. II. Band. Cassel. Verlag von Ferd.
Kessler. 1890. gross b«. X, 867 S.
Nachdem ich den ersten Band der Bibliotheca historico-militaris in
dieser Zeitschrift (IV. S. 4(i5 und V. S. 371) ausführlich besprochen, kann ich
mich diesmal kürzer fassen, um so mehr, als wie ich sofort hervorheben
möchte, die Fortsetzung durchaus den Erwartungen entspricht, die der An-
fang erweckte. Der vorliegende zweite Band enthält die Geschichte der Kriege
von 174Ü — 1880. Von der Reichhaltigkeit des hier gebotenen Materials wer-
den am besten einige Zahlen eine Vorstellung geben : der siebenjährige Krieg
umf'asst 31 Seiten, die drei Jahre der Freiheitskriege 62 Seiten, der Krim-
krieg 29 Seiten, der Secessiouskrieg 37 Seiten, der deutsch-französische Krieg
117 Seiten. Wer je selbst bibliographische Arbeiten gemacht hat, der weiss
ja, da.ss absolute Vollständigkeit stets ein frommer Wunsch bleibt; und so
würde es mir auch hier bei intensivem Nachspüren zweifellos gelingen, die
eine oder andere Ergänzung zu liefern, zumal hinsichtlich der gleichzeitigen
Flugschriftenliteratiu', die ja bibliographisch so ungemein schwierig zu fassen
ist. Aber ich sehe von einem solchen Verfahren hier um so lieber ab, als
ich damit Pohlers vortrefflichem Werk nicht gerecht werden würde; denn
was ein einzebier f\ir Vollständigkeit thun kann, das ist hier entschieden ge-
schehen, und es wird sich stets nur um gelegentliche Ergänzungen handeln,
nirgends aber um ^össere Lücken von wesentlicher Bedeutung. Wir haben
jetzt in der Bibliotheca historico-militaris wirklich eine bibliographische
Leistim^ ersten Ranges vor uns, die den gepriesenen Arbeiten der mmzösi-
scheu Bibliographie ebenbürtig zur Seite steht, und für die man dem grossen
Fieiss des Ver&ssers unbeschränkte Anerkennung zollen muss, zumal
wenn man bedenkt, dass er an einer Bibliothek gearbeitet, wo er sich
Recensionen und Anzeigen. 223
•
den grössten Theil des Materials wohl erst von auswärts verschaffen mnsste.
Ich stehe nicht an zu behaupten, dass Pohlers Buch flir die Bibliothek des
Historikers der Neuzeit in Zukunft ein ähnliches Standard work, ein gleiches
uncntbehriiches Nachschlagebuch bilden wird wie der Potthast oder der
Chevalier fiir den des Mittelalters.
Die Anordnung ist wie sclion frilher hervorgehoben, klar und praktisch.
Die literaturreichen Feldziige sind in verständiger Weise in sich gegliedert;
beispielsweise zerfallt der deutsch-französische Krieg in 28 Abschnitte. Im
allgemeinen wird es fiir den wissenschaftlichen Benutzer nirgends Schwierig-
keit bieten, die Literatur Über einen bestimmten Gegenstand sich zusammen-
zusuchen. Unbequemer ist es manchmal, ein bestimmtes einzelnes Werk auf-
zufinden, da ja naturgemäss dasselbe Werk von dem einen lieber dieser, von
dem andern jener Unterabtheilung zugerechnet wird : doch wird hier das alpha-
betische Register, das uns der Verf. im Vorwort zum vorigen Bande in Aus-
sicht gestellt , helfend eintreten ; freilich dürfte sich dies nicht bloss auf die
Namen der Autoren beschränken, sondern mlisste alles das leisten, was ein
englischer oder amerikanischer index of authors and subjects enthält; durch
ein solches wird der ungemeine Schatz, der in den beiden Bänden der Bibl.
hist.-mil. aufgespeichert ist, noch bequemer und leichter benutzbarer gemacht
werden.
Pphler schliesst überall mit dem Jahre 1880 ab. Man wird persönlich
bedauern können, dass so die Literatur des letzten Jahrzehnts nicht mehr
verzeichnet ist, wird aber freilich dem Autor zugestehen müssen, dass ein
bestimmter nicht allzu nah gewählter £ndpunkt tur ihn unabweislich nöthig
war, da es sonst nie gelungen wäre, jene grosse relative Vollständigkeit zu
erreichen. Auch hat uns ja der Verfasser in der Vorrede zum ersten Bande
versprochen, von 1 0 zu U) Jahren einen Nachtrag zu liefern, woran er hoffent-
lich festhält.
Für den noch ausstehenden dritten Band. sind vorbehalten die Kriegs-
geschichte einzelner Territorien und Truppentheile , die eigentlichen Kriegs-
wissenschaften und die Hilfswissenschaften. Die Bibliothec^ historico-militaris
hat sowohl im Umfang wie in der Zeitdauer ihres Erscheinens das ursprüng-
lich angenommene Maass sehr stark überschritten, doch ist dies ihrem inneren
Werth entschieden zu Gute gekommen, und man muss dem Verfasser und
dem Verleger durchaus beipflichten, dass sie das Streben nach wissenschaft-
lichem Werth allen anderen Rücksichten vorangestellt haben.
Walther Schnitze.
Tables des theses soutenues a la facult6 de M6decine de Paris pendant
l'annee scolaire 1889—1090.
Dieses alljährlich zugleich mit den Thesen versendete Verzeiclmiss ist
auch diesmal wieder eingetroffen, und man wird es diesmal nicht wie sonst
nur zur Feststellung der Bandeinteilung benutzen, da der Catalogue des
theses et Berits academiques, wie aus Pans gemeldet wird, diesmal erst später
erscheinen wird. Es ist das nicht^eben erfreulich, denn die Zuverlässigkeit
dieser zur Erleichtenmg der Einordnung der Thesen angefertigten Tables
war bisher eine so geringe, dass man, um sie überhaupt brauchbar zu machen,
umgekehrt an der Hand der Thesen erst die Tables verbessern und ergänzen
musste. Etwas besser scheint der Jahrgang 1889/90 nun doch gerathen zu
sein , aber es bleiben immer noch Irrthttmer genug übrig , und wir wollen
desshalb hier nur diejenigen anführen, welche die Eigennamen betreffen. Zu-
nächst ist die Behandlung der Namen mit voraufgehendem de auch diesmal
keine gleichmässijge. So z. B. stehen de Paula (in den Tables fälschlich
Depaula) und de Souza in Tome VII, d'Hotel in Tome VIII, unter D. wohin-
gegen de Lauradour und de Micasin Tome XII bez. XIV unter L bez. M unter-
febracht sind. Der Verfiisser der in Tome II untergebrachten These Nr. 1 26
eisst Berthelemy, nicht Barthelemy; und die These gehörte also nach Tome
224 MitTh«'ilrjij{fj'ij an- mit] i]>t'r Bi>tlK»T]H'k' i-
[II v«*r Nr. :5/jt*. Im Toun- XJI i*T Nr 42. I^*jrav »iu d'-n Tal»le< fUlM-Llicli
I^rjn\j hiijt4'r Nr HÜ (Li-^rry) «'iijzun*ili«-ij. . In loinf XVII i^t jrar i-iiir Tbfse,
Sr. Uli Itsutul iU' .SaiiiT Cyr «l«- ^lunlaur: Ktuilr (!•'« Sniit*' «ii- la piiiute «Iaus
riijsuffihajji'i' a«#nii{ii<' f;äii/Ji<'h au*'£rMaJi<r]j. i>t^;rl<-it.-L «^ii in iIlmii alplulK'Tisi'hfn
Vt-rz« jVljui^-i- «l<*r Mat^-rp-n linti'r in*iilfi-»aiK-i' auiK«'l''iIjrt wird: »«'ir pt'liüne
zwiw|ji-ij Nr. 2'.*r> iiihI 2:$o. lu loiu«* Will ist Nr. ar* STch«*rbatrhort" vor
Sr. ;J27 Si<'iijiij«-tz ('in/Jinilii-n. Kii<ili<-]i tlürttt- du- iu Tinui- XIX pi'fiihrte
'1 Jjt'iMr Nr. t.*«? vi;n V^i'^iliii iVli^^isirr (in *1*tii labK'S tulM-lilirli Va>iliii) duch
woli) init<rr I'«';lih^i«^r |r<'Jn"»r«'n . wo alli'niiii^*^ verwit-'^m winl. Sonstige Ver-
ht'Utiu in tU'ti Ki)c<'iiii2iin(fn . tli«* aUtrr auf ilii^ StcHung im Kandvfrz^ichniss
oliJH' KijjttiiHK KJii*!. h<'tr«'!fi'ij «lit' rhi.*»»»rn Nr. 107 (BnuiJaendler staTt Braml-
lii'iidlfr;. Nr l'J.*) (riaru Ntatt (larot), Nr. 151 (( Mmriiiaiid stan <MMinii.'iiul). und
Nr. Xyi (WipTiiiol«' htatt \Vi|rnioll<'). Kiii Kiii>f«'lieii aut die Vtiniameii der
Aiitort'ii und dir 'I itid d«T 'I lii"<rii wiird«* dli'.«<e.s ViT/A'i«*hniss unch sehr ver-
iiii^hrm
\U'i dirsiT Hvh'ii^i'uUfM inöclitifii wir noch darauf hinweisiMi . dass die
Im Intcri'NN«' dfs alpImlx'tiNrlicn Katalogs »o Ix'daiierliche L'usitte deutscher
MiriiulM'hrifttfn wir »hmih-m da?* Fortlassen der N'ornauien der Verfasser —
uliniähHrh Mii-ii auch hei di-n franxösisejicn L'niversitätssrhriften einzuhürgeru
droht. L'nfer den l'ari.s<*r nii*dizinisehen Thesen von IbS!* 'Mi sind schon 21.
auf denen der Vorname de.s ViTfiLssers nicht genannt wird. d. h. schon gegen
Ii I'roeent l'nd doch wäre es hei der straften (Zentralisation, die in trank-
reieh aiieh hinsiehtlieh iIch rnterriehtswesens herrseht, so sehr viel leichter,
hier Ahhillfe y.ii sehalVen, als es in Deutsehhind ist.
Ilortzschansk V.
Mitthoilungen aus und über Bibliotheken.
Herr Ueiehsarehivassessor Dr. Wil Iniann will nach einem Aufsatze im
MI. Hände des „Archivs «Ics historischen Vereins von Unterfranken und
sitiit sliihliothe k in der rniversitatsDiiiUotnek zu Lp
rXsehalVcnhurg' «len ijrössten Theil der ehenuiligen Würzburger Univer-
<ltiitshil»liothek in der rniversitätsbibHothek zu L'psala entdeckt haben.
Seine Ausllihrungen werden al)er in zwei Artikeln der „Neuen Würzburger
Zeitung- (vom TA. Februar und 2. März 1S91) von dem Würzburger (»berbibfio-
thekar hr. Kerler mit »lun-haus ill)erzeugenden (i runden als mcht stichhaltig
al>gewiesen. Ks handelt sieh danach bei «len von Willmann für die Wiir/-
bur^jer rniversitätsbibliothek in Anspruch geuimunenen IJüchcm in Wirklich-
keit vielmehr um JUleher des Hischofs .lulius Kchtcr, deren einstige Ueber-
weisung und Zugehörigkeit zu der Iniversität nicht nur nicht bewiesen,
soitdern äusserst unwahrscheinlich ist.
Naeh dem is. Annual Keptirt of the H»»ard of Directors of the
rhicago Tiiblic l/ibrarv, June isyii wies die genannte Sammlung einen
UüelierTiesiaiul \on i:»«24a Händen auf. IHeselbe vermehrte sich innerhalb
des letzten Verwaltungsjahres um lOlUJS Hände und hatte einen (iesamuit-
wms'Mi >on I220l7y (im Voriahre 1114%4) Händen, wovt)u s4:i971 nach
Hause entliehen wurden. Der 'Lesesaal wurde von 43t> 412 Personen besucht,
die ein/.ebien Kefcrence Pepariments von I18:»:n. l>ie Hibliothek hatte einen
Uescuumtautwand von S1T\»7 Dollars *»1 Teuts, wovon auf Büeheransohaifungen
11 U> Dollars tili Cents . auf Teriodica und /eitungcu 2174 Dollars 33 CVut.<.
auf Hinden ;.J»50 iKdlars 42 Icnts, auf Indiälter 4;)^»li» Dollars f.l Cents ent-
lielen. Das l»ersv»ual der Hibliothek bestand aus 4ö rersouon. welche den
Tagesdieust. 12. welche den Abenddienst besorgten: dazu kamen noch *^
stellvertretende Kräfte, aussenlem die Thürhüter, Wächter u. s. w. Das lu-
»titut steht unter der Leitung von Frederick U. UUd. A. li.
Mittheilungen aus und über Bibliotheken. 225
Der Bibliothekar der Biblioteca Est^msc zu Modena, Herr Francesco
Carta, möchte zu Ehren des „Vaters der italienisclien Geschichte", L. A. Mura-
tori's, dei lange Jsüire Vorstand der genannten Bibliothek war, ein Mura-
toriarchiv, d.h. eine Sammlung von Handschriften und Ausgaben
der Werke und Briefe des berühmten Historikers um so lieber ins Leben
rufen, als sich hiervon auf der Bibliothek, welche lange Zeit der Sitz der
grossartigen Thätigkeit M.'s war, sehr weniff vorfindet. Er hat desshalb
unter dem 4. März d. J. ein Circular au alle Bibliotheken und Archive Italiens
und des Auslandes gerichtet und deren Vorstünde gebeten, ihn durch Zu-
sendimg von Autographen Muratoris oder durch genaue Nachrichten über sie,
sowie über seine WerKc, sein Leben und seine Studien zu unterstützen. Wir
können diese Bitte nur weitergeben, möchten aber bei dieser Geleenhegit
daran erinnern, wie sich in Italien dasselbe Bedürfniss nach s. g. Literatnr-
archiven geltend macht wie bei uns, nur dass man dort von den gegebenen
Ceutren der Literatur aus praktisch sammelt. Die Biblioteca Nazionale in Flo-
renz z. B. lässt sich so leicht keinen Briefwechsel (Carteggio) eines berühmten
Florentiners entgehen. Auch die Schmerzen betreffs der Aufbewahrungsorte
dieser Literaturdenkmale sind diesseits und jenseits der Alpen dieselben.
Der durchaus nothwendi^e Bau der Biblioteca Nazionale in Florenz rückt
nicht vorwärts, und in Berlin kann man auch nicht eher an eine umfassendere
Anlage eines Literaturarchives denken, bis der Neubau der Königlichen
Bibliothek eiije Thatsache geworden ist. 0. H.
Der Neubau der öffentlichen Bibliothek zu Boston ist bei
(Telegenheit des Besuches dieser Stadt Seitens der American Library Asso-
ciation im September v.. J. durch W. J. Poole zum Gegenstand einer wenig
beifälligen Kritik gemacht worden. Poole bemängelte u. a. eine übertriebene
Rücksichtnahme auf äusseren Glanz und bestechende Pracht, die übermässige
Ui)he des Gebäudes, welches in herkömmlichem amerikanischen Stile auf
sieben Etagen berechnet ist, mangelhafte Beleuchtung, bedeutende Ueber-
schrcitung der Kostenanschläge, vor Allem auch die Thatsache, dass die Biblio-
thekare für den Bau überhaupt nicht zu Rathe gezogen wurden. Dass letz-
teres ein Fehler war, wird keiner in Abrede stellen wollen, welcher der
Meinung ist, dass ein Bibliothekar im Laufe seiner amtlichen Thätigkeit noth-
wendiger Weise einige Erfahrung in Bezug auf die Erfordernisse emes guten
Bibliotheksbaues erlangen müsse, die Jedem Architekten willkommen sein
sollte. Der leitende Achitekt S. A. ß. Abbot führte die Vertheidigung
gegen Pooles Ansicht in wenig glücklicher, leider auch persönlich zugespitzter
Weise. Denn wenn derselbe die wohlüberlegten Ausführungen des auf dem
Gebiete des Bibliotheksbauwesens durch hervorragende litterarische Leistungen
bekannten Gelehrten lediglich „each and everyone" als „unqualifiedlv and ab-
solutely false** bezeichnet, so musste er eine derartige schroffe Ablehnung
jedenfalls ausreichender begriinden, als es thatsächlich durch ihn geschehen
ist. Poole Cat sich denn auch gegen Abbotts Einsprache im Boston Herald
vom 24. Sept. 1890, welcher uns vorliegt, auf das Glücklichste gerechtfertigt.
Die ganze Controverse findet sich im Oktoberheft des Library Journal von
1890 ausführlich dargestellt. Wir können der genannten Zeitschrift nur bei-
pflichten, wenn sie als Gewinn jener Controverse den Umstand betrachtet,
dass durch dieselbe auch weitere Kreise des Publikums auf die Tliatsache
hiugewiesen seien „that it is not the sole purpose of a library buildiug to
serve as an omament of the town". Uebngens muss es Wunder nehmen,
dass selbst die Verhandlungen und einmüthigen Beschlüsse der American Library
Association auf diesem Gebiete bei den dortigen Architekten so wenig Be-
rücksichtigimg zu finden scheinen. A. Graesel.
In der Biblioth^que de T^cole des chartes T. 51 (1890) S. 443—76 ver-
öffentlicht Marcel Foumier die Handschriftenkataloge, Reglements und Fun-
dationsurkunden für die Universitäts-Kollegien in Toulouse als eine Studie
VIII. 3. u. 4. 16
226 MittheilungcD aws und über BibIioth«*kt>n.
über die Arbi*it8niitte1, die den Studenten im Mittelalter zur Verflijrunp ^e-
Htetlt wurden. Die Katalof^e. welche ausser Handschriften K^istHehen, vor-
nehmlich solche civil- und canunisclireclitliehen Inhalts aufweisen, sind darum
besonders werthvoll, weil sie nicht bloss die Titel der Bücher anheben. In
den KataloK^n der Bibliothek des College de Verdal (I. 1337) und des
College de Pellejoy a Cahors (III. 1395) ist bei jeder Handsclirift der Preis
verz(;ichnet ; fllr erstere Bibliothek wird ausdrücklich bestimmt, dass nach
Sifcnirunfc der Handschriften die Einschätzung nach einem bestimmten Münz-
fussc zu erfolgen habe: ({Ui quidem libri omnes et singuli in principio
tertie linee jfolii tertii consignantur >) et immediate post eonsigna-
tionem extimantur. de tali moneta videlicet quod una libra turonensium par-
vorum valeant viginti turonenses grossos argenti. Ausserdem sind hier das
erste oder die ersten 2—3 Worte jeder Handschrift fast ausnahuislos an-
gegeben, von der an erster Stelle verzeichneten Biblia magni voluminis heisst
es genauer: que incipit in tertia linea folii tertii: ,.albas et dissipatos*'. In
dem Katalog des (;ollege de Saint-Martial (II. 1363) wird bei No. 1 — 14 der
Anfang (regelmässig: incipit in secundo folio) und das P^nde: finit in peuul-
timo (oder: ultimo) folio angegeben, bei No. 15-22 nur der Anfang, aber mit
der Anfangszeile (incipit in secunda linea primi folii u. ä.), im Katalog des
College de Saint-Kaimond (IV. 1403) ist Anfang und Ende des zweiten
Blattes, aber nicht bloss des einzelnen Codex, scmdem auch der einzelnen in
ihnen etwa enthaltenen Stllcke verzeichnet. Der von Foumier an fünfter
Stelle (V.) veröffentlichte Katalog umfasst zwei BlicherveichnLsse (von 1417 und
1435); in beiden sind bei iedeni Buch' Anfang und Ende zunächst der zweiten
Zeile angegeben, dann wechseln die Angaben, die selten ganz fehlen und durch-
weg sehr genau sind, z. B. bei No. 20 (1417): et incipit dictum volumen, in sep-
tima linea . . et finit in primo coruudello penultima linea. Et dictum volumen,
incipit, in ultima carta, in prima linea secundi corundelli . . et finit dictus
corundellus, in penultima linea etc. Im Katalog des College de Perigord
(VII. 1497) wird nur an zwei Stellen, b<'i Handschriften unbekannten Inhalts
der Anfang genannt: No. 18 quemdam librum incipientcm, No 22: nuoddam
repertorium incipiens. Im bereits genannten Katalog III wird von Ko. 3 an
regelmässig Anfang und Ende des zweiten Blattes, bei No. 1 Anfang der
zweiten und der letzten Seit(» , bei No. 2 Anfang der zweiten Zeile und der
letzten Seite angegeben; dieser Katalog bezeichnet ausserdem in fa»st allen
Fällen die Art des Einbandes: z. B. «-opertum pelle viridi et rubeo colore
(No. 1) und hellt Papierhandsehriflen durch die Worte in papiro hervor, wäh-
rend bei Katalog V im ersten Verzeichniss öfter als im zweiten sich be-
reits Zusätze in pergameno und in magno volumine papiri, in papiro
magne fonne, oder in papiro parve fonue finden. Von vereinzelten Be-
merkungen hebe ich hervor 1, 65: duas columnas, III, 10: sine pelle
nisi a retro, III, 18: Semiones sine nomine auctoris, 2<>: Missale magnum
et pulchnmi, V, 1, 31: Quoddam volumen, in quo deficit principiuin,
V, 2j 48 : volumen pulchrum . . . bene illuminatum. — Im Uebrigen sind die
Bestimnumgen in I über den Ersatz eines abhanden gekommenen oder ge-
stohlenen Buches, in IV über die Benutzung der Bibliothek durch extranei,
über das Verbot, in der Bibliothek bei Licht (crussibolum) zu arbeiten (ne
libri propter oleum destniantur), über die Bibliothekschlüssel (vgl. VI) u. A.
sehr lesenswerth. Die Bücher in V, 2 und VI sind i>er seamia (scamna) ge-
ordnet, des Weiteren heisst es bezüglich der Einstellung derselben in IV:
Volumina . . . reü4>nenda et incatenanda, in V, 2: ne libri ibidem incatheuati
et incathenandi mdiserete admittantur, in VI: quilibet liber cum catheua et
seamno obfinnetur. En<llich wird in eben diesen Statuten des College de
I) Ich bespreche den Fournicr'schen Aufsatz ausführlicher, weil er ver-
schiedene Ergänzungen zu Gottlieb's „Mittelalterliche Bibliotheken" und zu der
darin behandelten Anordnung der Bibliotheken im Mittelalter bringt, vgl. Gott-
lieb S. 310, 316 f., 320, der von Toulouser Bibliothekskatalogen keinen kennt.
Mitthoilungen aus und über Bibliotheken.
227
Foix (VI) die Anfertigung eines (nicht mehr vorhandenen) Katalogs wie folgt
angeordnet: Fiat etiam Über in luembranis sive pergameiio, in quo omnes libri
describantur, qui ponentur in dicta bibliotheca. Kt dietus über in loco, in quo
alii de redditibus et aliis dicto coUegio pertinentibus reponentur, eustodiatur
et bene servetur, ut in futurum numerus librorura sciatur. W.
Dem „Verwaltimgsbericht der Erziehung - Direktion des Kantons
Bern für das Schuljahr 1889/VHi. Direktion : Kegienmgsrath Dr. Gobat"
entnehmen wir folgende Angaben, die ein rühmliches Zeugniss von der Für-
sorge ablegen, welche die dortige höchste ünterrichtsbehörde den Bibliotheken
zuwendet. Eine finanzielle Besserung der Hochschulbibliothek ist durch den
oblijratorischen Beitritt der Studirenden eingetreten. Es bezahlten iMil Studi-
rende bei der Immatrikulation zusammen 1305 Fr. Angeschafft wurden 242
Werke im (lesammtbetrage von 3113 Fr. Ausserdem wurden für Anschaff-
ungen der verschiedenen Seminarbibliotheken 1680 Fr. verausgabt. Summe
der Einnahmen 850Ö Fr., der Ausgaben 7006 Fr. Der Hochschulverein be-
theiligte sich mit einem Beitrage von 600 Fr. an dem Druck des Katalogs
und bezahlte den Gehalt des Bibliothekars mit 1500 Fr., sowie die Heizung
nnd Beleuchtung. — Die Stadtbibliothek hat auf Antrag der Hochschullehrer
128 Werke nnd 100 Zeitschriften angeschafft und dafür 7361 Fr. ausgeworfen.
— Die Bibliotheken der Kantonsschule in Pruntrut, der Gymnasien in Bern
und Burgdorf sind durch Anschaffungen und zahlreiche werthvoUe Geschenke
vermehrt worden. Auch die Bibliotheken der Sekundanerschulen wurden
durch BUchergeschenke vom Staate unterstützt. Th.
Der „Statistik des Unterrichts- und Erziehungswesens im Königreich
Württemberg auf das Schuljahr 1888/89. Veröffentlicht von dem Kgl. Mini-
sterium des Kirchen- und Schulwesens. Stuttgart. Druck von W. Kohl-
hammer. 1890." S. 3 entnehmen wir folgende Angaben über die Universi-
täts-Bibliothek in Tübingen:
:i) Der Zuwachs im Etatsjahr 1888/89 betrug 6235 Werke in 7974
Bänden (gegen 3015 oezw. 4868 im Vorjahre),
b) die Benutzung im Kalenderjahr 1889, und zwar die Zahl
der Be-
nutzimgs-
tage
der ab- der auf dem I der nach auswärts
Lesezimmer j versendeten Packeto
gegebenen ! benutzten i
j nach
Werke Bände Werke 1 Bände Stuttgart
200
(gegen 1888 mehr 2
16458
24242
7075
14874
94
13
nach
and. Orten
210
13)
Aji der (Jesammtzahl der ausgeliehenen Bände trifft es
Professoren, Dozenten und Beamte der Universität 29,6°/**
Studirende 59,6%
Sonstige Tübinger Einwohner 6,9 °/o
Auswärtige 3,9 ®/o
Das bedeutende Mehr des Zuwachses im Vergleich zum Vorjahre er-
klärt sich hauptsächlich durch die Einreihimg der durch das Schäffersche
Legat, über welches in diesem Blatte Jahrg. V (1888) S. 374 kurz berichtet
ist, der Bibliothek zugekommenen Werke, Ausschnitte und Sonderabdrücke.
Th.
16*
228
MittheiluDgen aus uud über Bibliotheken.
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fOCJOCHC^fdOd-^COO-^COM
Anzahl der Besuclier
EncyklopModlen, Sammel-
werke
Theologie
Staats- und Kecht«wUscn-
schaft
Mathematik, NaturwiABen-
HChaft, Hellkaude
Schöne KUnate
Geschichte, l.ändcr- und
Vülkorkunde
Sprachenkunde u. Literatur-
geschichte
Im Ganzen gebrauchte
Bücher
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Handschrirtcn
Personen, welche den Lese-
saal benutzten
Personen, an welche
Bücher ausgeliehen wurden
da nicht angeschafft 2
da ausgeliehen
j0^^IC;tg0CO>-^&O<O(X>aDC^«
K»e;iOdc;<»^OdOdio
III..
COiUOCOrf^COK^OlOCOOCO
COOOOdCOKdifiikCOCei^ODMcO
tOKSOD^IOCOl^fcOOCOOOO
da beim Buchbinder
Nach Art. 50 des
Reglements
c
Anzahl der ausgeliehenen
Werke
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E.
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IT
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Vermisclite Notizen. 229
Vermischte Notizen.
Von den 'Jahresberichten der Geschichtswissenschaft im
Auftrage der Ilistorischen Gesellschaft zu Berlin herausgegeben von J. Jastrow'
ist der 11. Jahrgang, der die Literatur des Jahres 1888 umfasst, erschienen.
(Berlin 1891. R. Gaertners Verlagsbuchhandlung. Hermann Heyfelder, gr. 8**.
XX, 135 -f 459 + 321 + 254 S. 30 Mk.) Die Eintheilimg ist diesmal eine
etwas andere als in den früheren Jahrgängen, indem im Interesse eines
schnelleren Erscheinens an Stelle der früheren Abtheilungen 'Alterthum',
'Mittelalter', 'Neuzeit' jetzt die vier 'Alterthum', 'Deutschland', 'Ausland',
'Allgemeines' getreten sind. Die Zahl der besprochenen oder angeführten
Schriften ist auf etwa 1 0 000 gestiegen, auch sind wieder einige neue Referate,
vor allem ein solches über die Urgeschichte, hinzugekommen. Natürlich ist
durch beides die bibliographische Brauchbarkeit der 'Jahresberichte' nur
noch vermehrt, zumal da das praktisch eingerichtete alphabetische Register
das Auffinden einer bestimmten einzelnen Abnandlung senr leicht macht; und
sobald man jetzt das Jahr eines gesuchten historischen Aufsatzes weiss, wird
es mit Hilfe der ' Jahresberichte fast stets gelingen denselben zu ermitteln.
Der diesjährige Jahrgang weist noch eine besondere werthvoUe bibliographische
Beigabe auf, ein Verzeichniss der im engern und weitem Sinne historischen
Zeitjschriften. Erst aus ihm übersieht man die ganz überraschende Fülle der
periodischen geschichtlichen Literatur, die noch weit grösser ist, als es selbst
der annimmt, der bei seinen eigenen Arbeiten häufig in die Lage kommt,
historische Zeitschriften zu benutzen. Aber dies Verzeichniss hat auch einen
sehr greifbaren praktischen Werth, denn es ist zwar überaus leicht, den
genauen Titel, Verlag u. s. w. einer deutschen Zeitschrift festzustellen, sehr
schwer ist indessen dasselbe bei ausländischen Zeitschriften, da in die
meisten ausländischen Bibliographien die Zeitschriften entweder gar nicht oder
doch nur sehr unvollständig aufgenommen sind. Beispielsweise flir die (hier
8 Seiten umfassenden) französischen localhistorischen Periodic« ist dem Ref.
eine gleich brauchbare Bibliographie bisher nicht bekannt gewesen. Man
kann daher dem Herausgeber der 'Jahresberichte' nur dankbar sein, dass er
sich der offenbar nicht geringen Mühe unterzogen, dieses Zeitschriftenver-
zeichniss, das nicht weniger wie 45 Seiten fllUt, anzufertigen; die sachliche
Anordnung ist durchsichtig genug, um es zu ermöglichen, den vollen Titel
(^iner gesuchten Zeitschrift schnell aufzufinden , docn möchten wir trotzdem
dem Wunsche Ausdnick geben, dass bei einem etwaigen neuen Abdruck
dieses Zeitschriftenverzeif hnisses auch ein streng alphabetisches Register bei-
gegeben würde, für das natürlich Angabe des Titels mit Verweis auf die be-
treifeudc Stelle des systematischen Verzeichnisses ausreichend wäre.
W. Seh.
Ucber „die Wiegendrucke der Admonter Stiftsbibliothek"
hat P. J. Wich n er in der Zeitschrift „Der Sammler" Nr. 22 u. 2.*^ einen Auf-
satz veröftVntlicht. Wie uns indess der Herr Vert*. mittheilt, ist ihm trotz
Versprechens vor dem Abdruck ein ( 'orrecturabzug nicht zugesandt worden,
und es sind in Folge dessen nicht nur zahlreiche Druckfehler stehen geblieben,
sondern es ist auch das ursprüngliche Mfinuscript des Verf. verschlimmbessert
worden: Abkürzungen des Originaltextes sind falsch aufgelöst u. s. w. Auf
Wunscli des Herrn Verf. constatiren wir diesen Sachverhalt.
Die Red.
E. Fromm, Bibliothekar der Stadtbibliothek in Aachen, hat eine
Bibliographie der Bäder von Aachen angefertigt: Die Litteratur über
d i e T li e r m e n von A a c h e n seit der Mitte des 1 0. Jahrhunderts. Nach
den Beständen der St4ultbibliothek zu Aachen bibliographisch bearbeitet und
230 Vermischte Notizen.
im Auftrage dor StatltviTwaltiinf]? liorausg:ogi'brii. (Aachen. CommissionsvLThijr
von Rudolf Barth. 1890. VI, 32 S. 8») Das Verzeiihniss , das sich sowohl
auf selbständige Werke wie auf Zeitschriftenartikel erstreckt, umfasst 121
Nummeni. Das älteste Werk ist Petrus Bnihezius, de thermarum Aouisgra-
nensium viribus Antvcrjiiae, 1555. Dem 17. Jahrhundert gehören 11, dem 18.
20 Nummern an. Die einzelnen Titel sind diplomatisch genau wiedergegeben,
häufig sind bibliographische und litterarische Anmerkungen beigefügt.
Im Jahre 1890*) smd in der preussischen Provinz Sachsen (nach
den im Börsenblatt fllr den deutschen Buchhandel gemacliten Angaben) 424
neue Bücher (einschliesslich neuer Auflagen älterer Werke) erschienen. Die-
selben vertheilen sich auf 71 Buchhandlungen, welche an 2ö verschiedenen
Orten der Provinz ihren Sitz haben, davon 21 in Halle a. S. Nach der Zahl
der veröffentlichten Werke steht an der Spitze der Verleger in der Provinz
Sachsen M. Niemeyer (Lippert 'sehe Buchhandlung) inHalle mit 40 Biicheni , die
nächstfolgenden sind: dii^ Schulbuchhandlung von Gressler in I^an^ensalza
(32), W. Knapp in Halle (27) . die Buchhandlung des Waisenhauses m H:dle
(23) und Heros6 in Wittenberg (21). P.
„Zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen der Modenwelt*^
hat die Firma Franz Lipperhcitie in Berlin im vorigen Jahre einen ganzen
.sehr schön ausgestatteten Band erscheinen lassen, aus dem hervorgeht, dass
dieses jetzt in dreizehn Sprachen erscheinende Blatt in einer Auflage von
450 000 Exemplaren gednickt wird. Die Kedaktion des Weltblattes befindet
sich in den Händen von elf Damen, denen «'If Zeichnerinnt»n und drei Zeichner
zur Seite stehen. Diis Institut hat auch einen Bibliothekar, der der kostüm-
wisseuschaftlichen Büchersammlung vorsteht. Die Papiermasse, welche für
«las Journal gebraucht wird, ist colossal. Legte man die bedruckten Bogen
nebeneinander, so würd(m sie einen FlächenrauHi von 8 560 000 Quadratmeteni
bedecken, würde ipan sie aufeinander schichten, eine Höhe von 1323 Metern
erreichen.
In dem 2. Baude des von Conrad und Anderen herausgegebenen „Hand-
wörterbuches der Staat 8 Wissenschaften* befinden sich zwei inhalts-
reiche Artikel des Oberbibliothekars Dr. Dziatzko über ,. Bibliotheken '*
(S. 542 u. f.) und „Buchhandel" (S. 744 u. f.)
Der 8chw4'dische Oosandte Benedikt Skytte meldet unter dem 3/13. Ja-
nuar 1052 an die Königin Christine wegen Anknüpfung »»ines freundschaft-
lichen Verhältnisses mit der türkischen Pforte die dai;auf bezüglichen Hüth-
sehläge des siebenbürgischen Fürsten Sigismund Kakoczy. in denen es u. A.
heisst: , Welche Kantaten E. K. Mt. aus ihren Län<lern (d.h. der Türkei) ver-
langen möchten, würden die Türken alles nachlassen; besonders, meinte er, be-
sitzen sie zwei der ältesten und schönsten Bibliotheken in Constanti-
nopel und Buda; und kömiten E. K. Mt. wohl von ihnen einige geschrie-
bene Sachen bekommen, da sie keiner unter ihnen besonders achtete.**
W.
Die Januamummer v(m The Library enthält ein Ver/.eichiiiss der-
jenigen Orte Grossbritanniens, in welchen die Public Libraries
Act angenommen ist; danach erfreuen .sich jetzt 21',» Orte des vereinigten
Königreichs der Wohlthat öffentlicher Bibliotheken.
Walter T. Kogers hat ein kurzes i^iglisehes Manual of Inblio-
graphy venUfentlicht. Es werden hier behandelt die Ertintlung der Bueh-
drucJcerkun.st, der Werth und das Aeussere der Bücher, die Illustrationen,
I) Vgl, Bd. VI, 217. VII, 448.
Vennischte Notizen. 231
(\vj Kinband, die Einrichtung und Vonvaltung der Bibliotlieken u. dj^l. in.
NirpMids steht das Buch auf dein Standpunkte der neueren Forschung; überall
zeigt der \'erf. eine bedenkliche Nichtachtung der neueren Literatur und lässt
sich vielfache Fehler und IrrthUnier zu Sclmlden kommen; irgend welchen
wissenschaftlichen Werth kann man daher seinem Werke nicht beischreiben.
Merkwürdige (icwolmheiten reissen bei einigen deutschen Anti-
(juaren ein. In einem vorliegenden Kataloge werden auf der Rückseite des
Titelblattes dreiunddreissig Werke (^inc^s Spezialkatalogs von 401 aufgezählten
Werken als schon verkauft angegeben. Es braucht nicht bemerkt zu werden,
dass es die besseren Werke sind, die sclion verkauft waren, ehe der
Katalog vertlieilt wurde. Wer mag sich denn noch mit einem solchen Kata-
loge beschäftigen, bei dem man immer nachsehen muss, ob das Werk, das
man kaufen möchte, nicht schon verkajift ist? Es ist dieses Verfahren zwar
besser, als das anderer Antiquare , welche die Aushängebogen ihrer Kataloge
umhersenden, und von denen man dann natürlich, wenn man nicht zu deren
Auserwählten gehört, nichts Gutes mehr erhält, wenn man auch sofort nach
Empfang des Katalogs bestellt. Aber schön ist die Sache auch nicht.
X. X.
So lange uns in Deutschland ein Register zu unseren Periodicis nach
Art des Pooleschen Index to periodical literature noch fehlt, müssen wir
uns leider mit allerlei Surrogaten behelfen. Eines der bmuchbarsten ver-
danken wir beschämender Weise den Amerikanern: wir meinen das „Auto-
ren- und Sachregister zu den bedeutendsten deutschen Zeit-
schriften. 1b8G— 1S89. und zu verschiedenen Sammlungen. Von W. M.
Griswold." (=■ Cumulative Indexes. No. IV. Cambridge, Mass., 1890.
12 Mk.) Es sind hier 15 Zeitschriften excerpirt, dabei vor allem die populär-
wissenschaftlichen Monatsschriften (Deutsche Rundschau, Nord und Süd,
Preussische Jahrbücher u. dergl). Die Anordnung ist dieselbe wie bei den
andern Griswold Indexes, die sich längst als praktisch bewährt hat. Jedes
Heft einer Zeitschrift bekommt eine besondere Nummer, und im Register
wird dann nur diese Nummer angeführt. Das Register selbst ist ein dop-
peltes, eins nach Autoren und eins nach sachlichen Stichworten, doch ver-
weisen beide auf einander und zwar in folgender Weise: Jeder Autor und
jedes Stichwort bekonnnt wieder eine Nummer; bei dem Autor stehen dann
ausser der fetten Nummer, die auf die Zeitschrift verweist, die Nummern,
unter denen man im Sachregister Aufsätze von ihm findet ; bei dem Sachwort
dagegen geben die Nunnnern an, von welchem Autor die Aufsätze herrühren.
Zwei Beispiele mögen das Verfahren erläutern. Wir finden z. B. im Autoren-
register Gundlach, W . = 4206 in 116. Dies bedeutet, dass der Aufsatz in der
Deutschen Revue Aprilheft 1 887 steht ; sehen wir dann im Sachregister unter
4206 nach, so finden wir dort de Prades; das bedeutet, jener Autsatz handelt
über de Pra<les. Oder wir finden im Sachregister „Studentenleben einst imd
jetzt 13Ö von 240'. Die erstere Nummer giebt uns wieder die Zeitschrift
an (Deutsche Revue. 1889. Januarheft^; bei der zweiten fii\den wir im
Autorenregister den Verfasser M. Carriere. Die Sache nimmt sich in der
Schilderung etwas complicirt aus, ist aber beim Gebrauch sehr einfach und
leicht. — Dtis uns zugesandte Exemplar ist auf Seidenpapier einseitig ge-
druckt, offenbar, um es für Katalogzwecke verwenden zu können. Weshalb
man aber fiir einzehie Blätter verschiedenfarbiges Seidenpapier jjewählt hat,
ist uns unklar; auf dem violetten, dunkelblauen und braunen Papier sind die
Typen ungemein schwer lesbar und greifen die Augen stark an.
^ W. Seh. .
Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass das auf S. SO besprochene
Z e u g M i s s des Jacob Philipp F o r e s t i über die E r f i n d u n g (J u t e n b e r g s
bereits von v. d. Linde in seinem Gutenberg S. 157 unter Nr. 54 mitgetheilt ist.
Die Red.
232 Vermischte Notizen.
Eine Bibliographie der Ausgaben der bekannten Letters ofJunins
gicbt John Kduiand in dem Bulletin of the Mercantile Librar>' of Philadelphia.
Welch einen Anklang die Juuiusbricfe bei ihrem Erscheinen fanden, spricht
sich auch darin aus, dass 30 Jahre nach der I.Ausgabe schon die 75. Aus-
gabe vorlag.
Auf dem Gebiete der spanischen bibliographischen ThUtigkoit ist er-
wHhnenswerth P^duardo Toda y Guell, Bibliografia espanola de Cer-
dafia (Madrid, Murillo. 320 p.). die sowohl den spanischen wie den franzö-
sischen Antheil der Cerdaifa umifasst.
Hinsichtlich des auf S. 123 abgedruckten Briefes von Conrad Ges-
nc'r an David Chyträus haben wir zwei Zuschriften erlialten, die darauf
hinweisen, dass in dem Datum 1543 ein Fehler stecken mnss, da Chytriius,
der hier als professor sacrarum literarum Rostochii bezeichnet wird, erst 1551
in Rostock Professor wird, während er 1543 sich in Tübingen befand.
Die Red.
Zu der ausgezeichneten, als muster^ltig bekannten Bibliographie An-
nales de la typographie n^erlandaise au XV« siecle des im vorigen
Jahre verstorbenen M. F. A. G. Campbell ist ein letztes Supplement (4« Sup-
plement. La Haye, Martinus Niihoff. ISW). 8". VI, 5 p.) erschienen, das
die letzten von dem unermiidlicnen Forscher gesammelten Ergänzungen ent-
hält. Es giebt Nachträge, resp. Berichtigungen zu folgenden 8 Nummern:
ft38a, »81, 1197, 1204, 1378a, 1503a, 1638, 1640. Nr. b3Sa ist ein Donatus
von etwa 1470 mit Typen, die Holtrop unbekannt sind; die Nrn. 1197, 1638
und 1H40 sind auf Grund von Exemplaren, die die Fürstl. Stolberg'sche
Bibliothek in Wernigerode besitzt, genauer beschrieben. W. Seh.
Im 5. Hefte der Biblioth^que de T^cole des chartes des Jahres 1 890
recensu^ S. 528 u. f. L. Delisle das Buch von B. Haur^au, Notices et ex-
traits de quelques manuscrits latins de la Bibliotheque nationale. I. Paris
1890, das uns zur Besprechung nicht zugegangen ist. Delisle lobt das Buch
sehr und giebt einige Berichtigungen zu demselben. Ueber derartige biblio-
graphische Forschungen spricht sich Herr Haur6au dahin aus: „Ce genre de
labeur qu'on appelle la bibliographie |nc saurait pr^tendre aux glorieux
suin'ages de public, qui ne peut Toner que ce qui l'int^resse ; mais il a beau-
c^up «rattrait pour celui qui s y consacre. Oui sans doute, c'est une humble
et tres humble etude; mais combien d'autres c<mipensent la peine qu'elles
donnent en pennettant de dire aussi souvent: J'ai trouve." Herr Haureau
hat ganz Recht. Aber man muss für derartige Studien auch eine Bibliothek
zur Verfügung haben, in der es noch Etwas zu linden giebt.
Seit unserer letzten Uebersicht über Schenkungen für Biblio-
thekszwecke in Amerika und England (Chi. f. B. VII. S. 213) sind
folgende neue grossere Dotationen und \ ennäehtnisse, anzuführen : J. J. Wil-
liams gab 25O0O Dollars für ein Bibliotheksgebäuile in Beaver Dam,
Mich. — S. A. Avery schenkte HOOOO Dollurs an die Columbia College
Library. — Die Bibliothek der Cornell l'niversity hat den Process
wegen des ihr von Jenny Mc (^raw Fiske vennaehten Legats im Betrage
von 1 Milli(m Dollars, dessen Giltigkeit die Erben bestritten, verloren, datlir
aber erhielt sie von 11. W.Sage, dem Ctmipagm)n des Vaters der Fniu
Fiske, 500000 Dollars tlir ein Bibliotheksgebäudc^ geschenkt. — Alniond M.
Paine gab lOOCH) Dollars an die Peoples Library in l^anielsonville,
Conn. — Der Stadt Hartford, Conn. hatte Junius S.Morgan 2r>0000 Dollars
geschenkt; andere Bürger der Stadt haben nun noch weitere l()2tM)0 Dollars
aufgebracht, so d:is« der Bau eines Bibliotheksgebäudes gesichert ist. — Die
öffentliche Bibliothek in Ipswieh, Mass. erhielt von Albert Farley Ileard
Vermischte Notizen. 233
10000 Dollars. — H. 0. Cool i (ige gab 15000 Dollars für eine Bibliothek in
Keene, N. H. — Fanny M. Kellogg vermachte 350000 Dollars für eine
öffentliche Bibliothek in Montpelier, Vt., indcss ist das Testament an-
gegriffen worden. — Catharine W. Bruce schenkte der von ihr errichteten
Zweigbibliothek an der New York Free Circulating Librarv, die bereits
20000 Besucher jährlich zählt, weitere 20000 Dollars. — F. H. Cossett be-
stimmte 10 000 Dollars fUr ein neues Bibliotheksgebäude in North Granby,
Conn. — George S. P e p p e r hinterliess 1 50 OOO Dollars für Errichtung einer
freien Bibliothek in Philadelphia. — Laurent Wetmore vermachte 22000
Dollars an die Bibliothek in Torrington, Conn., während er zugleich der
Universitätsbibliothek von Vermont, der er früher ein Gebäude im Werthe
von 200 000 Dollars geschenkt hatte, noch 50 000 Dollars hinterliess. - J.
Norris gab 50000 Dollars für eine Bibliothek in Trenton, Mo. — J. S.
Morrisson bestimmte testamentarisch 60 000 Dollars für eine Bibliothek in
Tyrone, Pa. — Simon Y an des schenkte 30000 Dollars behufs Errichtung
eines Bibliotheksgebäudes am Wabash College. — J. E. English gab der
Bibliothek am Yale College 10 000 Dollars. Ein Commentar zu diesen
Zahlen, die in den Zeitraum eines Jahres fallen, ist wohl überflüssig. W. Seh.
Die neueste Gabe des bekannten Bibliographen der Erotika, Hngo
Hayn, ist für den Litterarhistoriker von grösserem Interesse als die vorher-
gegangenen. Zu einer seltenen Sammlung von Volksliedern aus dem 17. Jahr-
hundert (um 1690) hat der Freiherr von Meusebach in seinem Handexemplar
ein Register mit Quellennachweisungen gegeben, in welchem er fllr 20 1 Lieder
die Herkunft ermittelt. Diese handschriftlichen Notizen Meusebachs hatte
Hayn bereits im Serapeum XXXL Nr. 10 publicirt; er hat jetzt, da jener
Abdruck ohne seine Schuld höchst fehlerhaft ausgefallen war, diese Publi-
kation wiederholt: Tugendhaffter Jungfrauen und Juugengesellen
Zeit -Vertreib er. Ein Weltliches Lieder-Büchlein des XVIL Jahrhunderts
aus V. Meusebach's Sammlung in der Berliner Oeff entlichen (sollte heissen
Königlichen. Die Red.) Bibliothek. Nach Weisungen der Quellen , aus denen
die 201 Lieder geschöpft sind, von Karl Hartwig Gregor Freiherr von Meuse-
bach (t 1847). Als Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksliedes her-
ausgegeben von Hugo Hayn. Köln a. Rh., Verlag von Franz Teubner. 1890.
Der kleine Beitrag ist für die Geschichte des Volksliedes in der That nicht
ohne Interesse, doch ist der Preis (1,50 Mk. für 24 Seiten) ganz unverhältniss-
mässig hoch.
Zur Biographie des Mainzer Doctor C. Humeri. Doctor Conrad
Humori*) zu Mainz ist bekannt als Unterstützer Henne Gutenber^s, des Er-
finders der Typographie, und so muss jede Notiz über sein Leben mteressiren.
Ich fand eine solche im Eberbacher Copialbuch Oculus momoriae H Bl. 13^'
des Staatsarchivs zu Wiesbaden und theile solche als unbekannt hier mit.
1440. 12. Mai. Bericht über die Einigimg zwischen dem Kloster Eberbach
und dem Kath zu Mainz, sowie Philipp und Henrich genannt zum Junten
woge» der Privilegien des Klosters am Zolle zu Mainz, dass Eberbach seme
Waaron zollfrei vorbeifahren dart*. Die Stelle selbst lautet: Super privilegiis
abbatis et conventus Eberbaeensis in theh)neo Moguntie plaeitum est in stuba
magna jiraetorii Moguntinensis in anno doniini M" CCCl^ XLIX*^ die duo-
decima nuMisis Maji cum eonsulatu et doniicellis Plulippo et Henrico dictis
vom Jungen, et tahdem conclusiun, dietos abbaten! et conventum pro futuro
citra eujusciUKiue thelonei solutione onmia sua bona qualiaeunque victualia
aut non, dedneere posse et debere, ita quod ex eis aut talibus immutatis
mendicantie non fiant. Presentibus ibidem Thilmanno abbate, bursario Jo-
1) Uebcr ihn cf. Schaab. Geschichte der Erfind, d. Buchdruckerk. I, 379.
— Hegel, Mainzer Chroniken s. v. (Register). — v. d. Linde, Geschichte der
Erfind, der Buchdruckerk. s. v. (Register).
234 Vermischte Notizen.
•
h&nne de Aschaffenburg, Petro de Halfl^rtcn dotcniiinatore artiuui pro tunc
confessore ip alden munster, Johanne de lato lapide decretorimi et doniinonini
ecclesie niajoris pro tempore doctore, Philippo seniore de Cronenburjr, Adam
de Aldendorff vicedomino Hinckgavie et Conrado Lnmer^5hey^I scriptore pro-
vincie. Ex adverso Henrico vom Jungen, suo et Philippo vom Jungen no-
minibus Conrado Humeri doctoris civitatis, Johanne Molsberg et
Jcckt^Uino seiller magistris civium pro tempore Cristoforo et hengenesgern
familiaribus thelonei. F. W.E.Roth.
In den Sitzungsberichten der Berliner Akademie vom 1 1 . December
1890 No. LI und IJI berichtet Professor A. HrUckner über .seine Forsch-
ungen, die er in verschiedenen I^bliotheken nach Handschriften der älteren
polnischen Literatur angestellt hat. Er setzt das älteste Denkmal der polni-
schen Sprache ca. 1350 an. K» sind sechs Predigten, die noch nicht einmal
Yollständig erhalten sind.
Das Verordnungsblatt ftir den Dienstbereich des k. k. Ministeriums flir
Kultus und UnU^rricht veröffentlicht als Beilage zu Stück XXIV des Jahr-
gangs 1890 das ^Verzeichniss der in den Programmen der österr.
Gymnasien, Realgymnasien und Realschulen für das Schul-
jahr 18S0/90 veröffentlicliten Abhandlungen." Von den daselbst
verzeichneten Abhandlungen sind hier zu erwähnen:
1. (Gymnasium zu den Schotten in Wien) : Rosner, Johann: Die illustri-
renden Künste und ihre Bedeutung für die Kulturgeschichte. Ein
Beitrag zur Kenntniss und Würdigung des Kunstdrucks. 48 S.
2. (Gymnasium in Teschen): Bittner, Josef: Systematisches Verzeichniss
der zisleitlianischen Programmarbeiteu seit dem Schuljahre 1873 74.
I. Theil. 39 S.
3. (Gymnasium in Wa4lowice): Frackiewisz, Michai'l: Systematisch ge-
ordnetes Verzeichniss des wissenschaftlichen Inhaltes der von den
galizischen Mittelschulen bis zum Jahre 1889 verüffentlichten Pro-
granune. (In polnischer Sprache.) 5 S.
4. (Realschule in Waidhofen a. d. Ybbs) : Held, Gustav: üeber Jugend-
literatur und Schülerbibliotheken. 40 S.
Der Präfekt der Marciana, Herr C. Castellani, hat zwei Abhand-
lungen über die ältesten venetianischen Ausgaben der Institutionen
Quintilians und der demselben beigelegten Declamationen
unter dem Titel: Intorno alle d\u* edizioni Venete 1471 e senz'anno delle
edizioni oratorie di Quintiliano e airedizione Veneta 1482 delle declamazioni
gia attribuite a Quintiliano in Venedig bei Visentini 1891 erscheinen lassen.
Er weist hier nach, dass die 1471 erschienene Ausgabe, von Janson gednickt,
älter ist als die ohne Jahr erschienene, und dass der Drucker derselben wahr-
scheinlich identisch ist mit dem Drucker «ler Declamationen, d. i. Lucas Vene-
tianus, Sohn des Domenicus.
In einem interessanten Aufsatz der Annales du Midi. Annee III be-
richtet Herr H. Omont über den Verkauf einer Sammlung von 26 griechi-
schen Handschriften, die der Jurist Julius Pacius de Beriga (f 1635) be-
sass. an Lucas Holstenius. Der Handel wurde durch Peiresc vennittelt. Ein
Theil der Handschriften (6) ist als Geschenk des Holstenius in die Stadt-
bibliothek zu Hamburg gekommen; die Mehrzahl ist dagegen in Rom ver-
blieben und in der Vatic^na imd Barberina zu sehen. — In der Revue des
6tudes Greccjues. 1890. beschreibt H. Omont das Typicon (Gottes<lienstord-
nung) von San Nicola de (?asoll bei Otranto, das jetzt in der Turiner Künigl.
Bibliothek aufbewsüirt wird. Dasselbe ist wichtig fllr die (beschichte dieses
griechischen Klosters in Unteritalien, da es die Reihe der Aebte des Klosters
und Aufzeichnungen zur Geschichte des Klosters von 1099 bis zum Jahre
Vermischte Notizen. 235
1401) enthält. Das Kloster wnrde 1483 von den Türken zerstört. Die Biblio-
thek des Klosters kann nicht unbedeutend gewesen sein. In dem beschrie-
benen Bande befindet sich eine Art Ausleihejournal von griechischen Hand-
schriften. Die ganze Handschrift soll demnächst von dem Pater Cozza-Luzi,
Vicebibliothekar der Vaticana, herausgegeben werden.
Frcimden der edlen Buchbinderkunst können wir die im 2. Jahrgange
erseheinende ^Monatsschrift für Buchbinderei und verwandte Ge-
wer bc**: welche von Herrn Paul Adam in Düsseldorf herausgegeben und bei
Friedrich Pfeilstücker in Berlin verlegt wird, aufs Beste empfehlen. Sie
sucht die Buehbinderkunst in Deutscland zu heben und auf (unen Stand zu
bringen, den sie in anderen Ländern, namentlich in Frankreich, schon längst
eingenommen hat. Dazu gehört treilich auch, dass sich in Deutschland Leute
finden, welche schöne FJnbände zu schätzen wissen und bezahlen mögen.
Werden jetzt auch bei uns gute Bände hergestellt, so sind sie doch noch
meist Fabrikwaare oder es sind Bände, bei welchen mehr auf Solidität als
auf Sehönheit Rücksicht genommen werden nmss. Offenbar \vUchst aber auch
in diesem Kunsthandwerke bei uns der Geschmack. Diese Aufwärtsbeweg-
ung zu unterstützen, ist die Aufgabe der genannten Monatsschrift, deren
Preis 7,50 M. für 12 Hefte im Jahre, "bei der Menge der beigegebenen, zum
Theil recht guten Abbildungen als ein ausserordentlich billiger bezeichnet
werden nniss. Wir wünschen der Monatsschrift wie dem Gewerbe, dem sie
dienen will, den best(^n Fortgang und wünschen nur auch, dass die .Fabri-
kanten, welche die Materialien zu den Einbänden liefern, die Pappen- und
Bnntpapierfabrikanten , bald bessere Stoffe liefern möchten. Man kann ja
kaum noch ein (^inigermassen haltbares Buntpapier haben, auch wenn man
es gut bezahlen will. So versichert man uns wenigstens. 0. H.
Von einer eiffcnthümlichen Druckerei hat uns Herr Dr. J. Trautmann
soeben in dem Jahrbuch für Münchener Geschichte berichtet. Er erzählt uns,
wie der einst so lebensfrohe Herzog Wilhelm V. von Bayern, der
Vater des Kurfiirsten Maximilian I., der in seinen alten Tagen als Einsiedler,
nur frommen Uebungen und W^erken in der heutigen Maxbnrg hingegeben
lebte, in dieser seiner Kesidenz eine Druckerei eingerichtet hatte. Aus ihr
gingen von 151)7 bis 1007 verschiedene Drucke hervor, welche jetzt zu den
typographischen Raritäten gehören und sich durch treffliche Ausstattung aus-
zeichnen. Es sind natürlich fronmie Schriften: Fasciculus sacrarum litania-
rum etc., Psalmodia sacra cum litaniis, Sacra Psalmodia cum litaniis etc. Ein
('a]>elhin Goppelzrieder mit drei „Buechtnickheni" stand an der Spitze des
Etablissements , an dessen Arbeiten sich der Herzog auch selbst betheiligte.
Ueber Ausgaben und Einnahmen der Druckerei sind uns <lie Rechnungen
theilweise noch erhalten. Mehrere Ausgaben und Nachdrucke der Produkte
dieser Presse sind erschienen , worüber uns Herr Trautmann 1. 1. S. 405 — 422
belehrt. 0. H.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*)
yThe Bookworm. March 1891. No. 40: Cur note book. — Dryden's first
book. — The chained library at Grantham , W. A. Smith. — How eastern
books begin and end, W. A. Clouston. — Some book cases. W. figg.
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Aj:tikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
236 yene EracheinnngeD auf dem netiiete den BibliotbekFweseiiK.
ITic Library. Febmary 1S91. No. XXVI: Rhyme and reanon in enplish
vewe, by H. G. Hewlett. — Bookplates, bv W. J. Hardy. — Notes on
the libraries at Windüor Castle and Eton College, by F. St. J. Thackerav.
— March IS9I. No. XXVII: Charles Kingslev, by R. R. Suffield. — Rh\Tne
and reason in eiifjrlish verse. II, by H. ii. Hewlett. — Hookplates. II, by
W. J. Hardy. — The ehangeH in the permanent exhibitions of books ancl
inanuserintA at the Hriti»h Museum. Part 1: Manuseripts. — Partin^o-
nian soefoloff}' (a plea for liberty), by the Editor.
Library Journal, .lanuary 1%91. *VoI. 16. No. 1: Minute elassification in
ßhifoHOphy, (!. A. Cutter. — Bonazzi's scheme for a elatzsed eatalogue, R.
liss. — Fiction in libraries, R. B. Poole. — The Newberry Librar}- plan,
(.'. (,'. Soule. — State librarv assoeiations. — New York Libran* Olub.
— February 1S9I. Vol. 16, Jfo. 2: Library eo-operation , H. H. dorgan. —
The value of a sehool for library training, M. W. Plummer. — State
library a.ssociationH.
The American Periodical index; monthly, a complete index for all the
leading magazinen, also a list of new biboks for October, Nov. Vol. I.
No. 4. New Haven. 1800. P. 67— 112. 8". I). — .tUc.
Anzeiger, Zoologiseher, herausgegeben von J. W. Canis. Jahrgang 14: 1 89 1 .
Nr. 353. Leipzig, W. Engelmann. 16 S. gr. 8". Jährlich 15 M.
[*.haeological Institute of Great Britain and
logue of the library. I^>ndon 1890. 120 p. 8^
Archaeologicai Institute of Great Britain and Ireland, Royal. Cata-
^Bibliotheca medico-chirurgica, .phannaceutico - chemiea et veteri-
naria oder vierteljUhrliehe systematisch geordnete Uebersicht aller auf
dem Gebiete der gesammten M ediein in Deutsehland und dem Auslande
neu erschienenen Schriften, der wichtigeren Aufsätze aus Zeitschriften etc.
Herausgegeben von (Just. Ruprecht. 44. Jahrgang. (Neue Folge. 5. Jahr-
ging.) Heft 4 : Die litterariscnen Erscheinungen des October, November,
ecember 1890. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprechts Verlag. S. 215
276. 8". M. 1.20.
Bibliothek, Polytechnische. Jahrgang 26: 1691. (12 Nrn.) No. 1. Leipzig,
Quandt & Händel. 16 S. gr. 8". Jährlich 3 M.
*Bogfortcgnelse, Norsk, for 18S9. Udpiven af Universitets-Biblioteket.
Sied et systematisk register. (.'hristiania , norske Boghandler-Forening.
1890. 105 p. gr. 8".
Bonazzi, (Jiul. Schema di catalogö sistematico per le biblioteche con in-
dice iflei soggetti e norme per la sua compilazione. Panna, L. Battci.
110 p. 4". L. 5.
Brunei, G. Etudes sur la reliure des livres et sur les collections de biblio-
phili'M e^?lebres. 2. edition consid^rablement augment6e. Bordeaux, Paris,
VvoMoquet. VI. 175 p. 4*».
Bulletin mensuel de la librairie franyaise, publi^j j^ar C. Reiuwald & Cie.
S^ Fr. 2.50, etranger fr. 3.
Carletti, J. T. The oriental index: a nuarterly record of titles of all ar-
tieles beuring on oriental subjects in the englisli, iudian, french, gennan
and other monthly and (|uarterly m.aguzines, arranged in alphabetieal
onhT. London. 8**. 2 Sh.
*(Castellani, C.) Intonio alle due edizioni veneti 1471 e senz'anno delle
istitjizioni oratorie di (^nintiliano e all'edizione veneta 1482 delle decla-
razioni gia attrihuite a Quintiliano. Venezia, frat. Visentini. 1 5 p. 8*^.
*('ata logue des dissertations et ecrits academiciues provenaut des Behanges
avee les universites etrangeres et re^us par la BiDliothe(iue Nationale en
1888. Paris, ('. Klineksieek. 109 p. gr. S". M. 2.8(L
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 237
1 C o d i c i della biblioteca del cenobio di S. Giovanni a Carbonara di Napoli
dei pp. cremitani di 8. Agostino, spediti a Vienna nei 1718. Napoli,
Salv. Trinchese. 40 p. 8»
Delalain, P. Notice sur Galliot du Pr6, libraire parisien de 1512 a 1560.
Paris, irapr. Dumoulin & Co. 20 p. 8°.
Extrait du Journal g^n^ral de rimprimerie.
Douglas Public Library. Catalogue of the lending and reference de-
partments, 1890. Douglas. XVI. 380 p. gr. 8°.
Duchemin, V. et Dunoyer de Se^onzac. luventaire sommaire des
archives d6partemcntales ant^rieures a 1790. Sarthe. Archives judiciaires.
Supplement a la s6rie B. Tome V. Le Mans, impr. Monnoyer. 379 p. 4®.
Faber, Reg. Stanley. Bibliotheque de La Providence. Catalogue of the
french hospital, Victoria Park Koad, London. With an introduction by
Arth. Giraud Browning. London 1890. XVL 154 p. S^.
Giornale d'artigliera e genio: Indice generale alfabetico delle materie con-
tenute pel 1886—89. Roma 1890. 80 p. 8°.
Granier, C. Essai de bibliographie charitable. Paris, Guillaumin & Cie.
8°. Fr. 1 7.50.
♦Harvard üniversity Bulletin. No. 48 or vol. VI, No. 4. Edited by
Justin Winsor. P. 161— 218. 4».
Contents: Accessions to the libraries , p. 167 — 195. — Index to recent
reference lists, No. 4. P. 196 — 218.
Hildeburn, CR. The Charlemagne tower coUection of American colonial
laws. Privately printed for the Historical Society of Pennsylvania. 1890.
298 p. 40.
♦Hinriclis' Fünfjähriger Bücher - Catalog. Verzeichniss der in der 2. Hälft«
des 19. Jahrhunderts im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher uud
Landkarten. Band 8: 1886— 1S90. Bearbeitet von R. Haupt imd H.
Weise. Mit einem ausführlichen Sachregister. Lieferung 1—3. Leipzig,
J. C. Hinrichs' Vertag. 1 20 S. 4°. ä M. 2.
Wird in 20 Lieferungen vollständig sein.
Jacobs, H. Inventaris der archieven van het provincial bestuiur van Ant-
werpen. I. Oude archieven. Antwerpen, Cl Thibaut. XL. 216 p. 8".
Jacobs en, E. Chemisch- technisches Repertorium. 1889. 2. Halbjahr. 2.
Hälfte. Beriin, R. Gärtners Verlagsbuchh. S. 129—295 m. Illustr. gr. 8«.
M. 4.50.
*Jahrbuch, Historisches. Im Auftrage der Görres - Gesellschaft heraus-
gegeben von Herm. Grauert, L. Pastor, Gust. Schnürer. Band XU, Heft 1.
München, Herder & Ko. gr. 8°. Pro complet M. 12.
S. 109 — 213: Zeitschriftenschau. Novitätenschau.
Ihme, F. A. Gutenberg und die Buchdnickerkimst im Elsass. Strassborg,
C. F. Schmidt's Ün.-Bh. 52 S. gr. 8°. M. — .80
Indici e cataloghi, VIII. I codici Ashbumhamiani della R. biblioteca Me-
diceo-Laurenziana di Firenze. Volume I, fasc. 3. Roma, presso i princi-
pali librai. P. 161—240. 8» L. 1.
Journal des conservateurs des hypoth^(^ues , r^pertoire de iurisprudence
h3rpoth6caire. Table d^cennale juphab^tique, analytique et chronologique.
(1880—1890.) Paris 1890, lib. Delamotte. 186 p. 8°. Fr. 5.
Kansas: Library buUetin of the Üniversity of Kansas. No. 1. N. p. July
1890. 23 p. gr. 8^.
Kimball, A. K. Report of the State librarian to the New Hamoshire legis-
lature for the period beginning March 1889 and endiug Oct. 1, 1890,
being the 2Uh annual report. Manchester, John B. Clarke. 1890. 211
+ 2 p. 8".
*K 0 r n d ö r f f e r , J. P. J. W. Militair onderwijs in Nederland en Nederlandsch-
Indie. Bibliographisch overzicht. Eerste vervolg. 7 p. gr. 8°.
Le Sondier, H. Supplement ä Tannuaire-tarif des journeaux, revues et
pablicatioiis p6rio(uqaes pams k Paris josqa'en deoembre 1890, conto-
238 Neue ErscheiDungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens.
nant: P les nouveaux jouniaux panis u Paris du 1 decembre 18S9 au
1 decembre lh9u, 2" les chaugements d'adresses et les moditications de
prix survenus pendant l'aun^e IS90, 3** les joumaux ayant cess6 de pa-
rattre, suivi d'une table systematique. Tours. Paris, Le'Soudier. 56 p. >>".
Lillard, J. F. B. ('atalogue of the New York Southern Soeiety „Garden
Library* of Southern Aniericana. \4:\ p. 8®.
List, Handy, of the American publishers; with ab])reviations as entered in
the American catalogue, 1884—90. New York, ofBee of the Publishers
Weekly. 1890. 92 p. Cloth. D. 2.
Maimonides Library. Report of the librarian for the year ending De-
cember 31, 1888. New York 1889. 24 p.
Mazzatinti, Gius. Inventar! dei manoscrltti delle biblioteche d'ltalia.
Fase. I. Forli, L. Bordandini. 48 p. 8". L. 1.50.
Michael, H. J. Or ha-Chajim. Umfassendes bibliographisches und
literarisches Wörterbuch des rabbinischen Schriftthums, aus dem litera-
rischen Nachlasse zum Drucke befördert von dessen Söhnen. (In hebrä-
ischer Sprache.) Frankfurt a. M., J. Kauifmann. Vlll. 617 S. gr. 8".
M. 6.
Minneapolis Public Library. Finding list of english prose fiction and
books for the young. Minneapolis 1890. 138 p. gr. 8".
Mitteilungen der grossherzoglich badischen geologischen Landesanstalt,
herausgegeben im Auftrage des Ministeriums des Innern. Bd. 1, 2. Hälfte:
Verzeichnis der mineralogischen, geognostischen , urgeschichtlichen und
bidneographischen Literatur von Baden, Württemberg, Hohenzollem und
einigen angrenzenden Gegenden, von H. Eck. 2. Hälfte. Heidelberg, C.
Winters Un.-Bh. VIII u. S. 641—1288. M. 12.
Mittheilungen über neue, verilnderte und erloschene Firmen, Theilhaber-
Aufnahme und -Ausscheidung, Procura -Ertheilungen, Vertreter -Aende-
mngen u. s. w. im Buch-, Kunst- und Musikalienhandel. Jahrgang 19:
18!»1. No. I. (12 Nrn.) Leipzig, 0. Leiner. 8". Jährlich M. 1.50.
^Monatsbericht, Musikalisch-literarischer, über neue Musikalien, musika-
lische Schriften und Abbildungen. Als Fortsetzung des Handbuchs der
musikalischen Literatur. Jahrgang 63: 1891. Leipzig, Fr. Hofmeister. 8^
Jährlich M. 1.
Notice sur une pr^cieuse coUection des oeuvres de Kabelais faisant partie
la bibliotheque d*un amateur bordelais. Paris, Morgand. 35 d. 8".
^ham, Borough of. Free Public Reference Library. Class-list No. 15:
ography, l89o. Nottingham. 16 p. 8".
Jphia: Bulletin of the Library Company of Philadelphia for January
de
Nottingham, Borough of. Free Public Reference Library. Class-li
Bibhography, l89o. Nottingham. 16 p. 8".
Philadelphia: Bulletin of the Library Company of Philadelphia fV
1890. New series, No. 24. Philadcli)hia. 71 p. 8^
Portland, Me., Public Library. Catalogue of books. Portland. 4.425 p. 8».
Preis-Verzeichniss der in der österreichisch-ungarischen Monarchie und
im Auslande erscheinenden Zeitungen und periodischen Druckschriften
tlir das Jahr 1891, bearbeitet von der K. K. Postanits-Zeitungs-Expedition 1
in Wien. I.Nachtrag. Wien, R. v. Waldheim. 19 S. Lex. 8**. M, — .12.
♦Roth. F. W. E. Beiträge zur Geschichte und Literatur des Mittelalters,
insbesondere der Rhemlande. (Romanische Forschungen. Bd. VI, Heft 3,
S. 475—508.)
♦Roth, F. W. E. Der Buchdrucker und Verleger Johann Schöflfer zu Mainz
1503—1531 als Verleger kiteinischer Klassiker und Schulbücher. (Roma-
nische Forschungen. Bd. VI, Heft 3, S. 462—474.)
♦Roth, F. W. E. Mittheilungen aiLs lateinischen Handschriften zu Darmstadt,
Mainz, Coblenz und Frankfurt a. M. (Romanische Forschungen. Bd. VI,
Heft 3. S. 429— 461.)
Salveraglio, Fil. Catalogo per materie della biblioteca. Milano, Gius.
Prato. VI. 297 p. 8».
♦Societatum Litterae. Verzeichniss der in den Publikationen der Aca-
demieen und Vereine aller Länder erscheinenden Einzelarbeiten auf dem
Antiquarische Kataloge. 239
Ge])ictc der Naturwissenschaften. Herausgegeben von E. Huth und Arth.
Hering. Jahrgang 5, No. 1. Ib91. Berlm, K. Friedländer & Sohn. 8«>.
Jährlich 4 M.
*Sternfcld, A., und K. Kellner. Zahnärztliche Bücherkunde. Bibliographi-
sches Verzeichniss von Büchern, akademischen und sonstij^en Abhand-
lungen, sowie der in medizinischen und naturwissonschamichcn Zeit-
schriften veröffentlichten Aufsätze über das gesammte Gebiet der Zahn-
heilkunde. Alphabetisch geordnet und mit eingehender wissenschaftlichen
Uebersicht. Lieierung 1. Karlsruhe, A. Bielefeldes Hofbuchh. 32 S.
gr. b'*. Subscriptionspreis lu M., nach Erscheinen 15 M.
Traina, Gius. Hinessioni su la coltnra generale e Timpianto della biblioteca
popolare in Castronova di Sicilia. Palermo, L. Gaipa. 68 p. 8**. L. 2.
Verzeichniss der neu erschienenen und neu aufgelegten Bücher, Land-
karten etc. 1890. n. Mit Angabe der Seitenzahl, der Verleger, der
Preise, literarischen Nachweisungen und einem Stichwort -Register.
185. Fortsetzung. Herausgegeben und verlegt von der J. C. Hinrichs*-
schen Buchh. Leipzig. CLVI. 716 S. 8°. M. 4.50; geb. M. 5.10; Schreib-
papier M. 5.50.
Warren County Library: Bulletin, quarterly. Vol. II, No. 4. Monmonth,
in. J890. 8".
*Winsor, Just., Librariau of Harvard University. Thirteenth report (1890).
14 p. gr. 8".
Antiquarische Kataloge.
Ackermann, Th., München. No. 305 : Französ. Belletristik. 1357 N»«- —
No. 306: Botanik. 419 No».
An he isser Stuttgart. No. 46: Kunst- u. schönwiss. Literatur. 1411 N«-
Antiquariat f. Litteratur u. Kunst, Karlsruhe. No. 3: Americana. Selten-
heiten. 201 No«-
Bamberg Greifswald. No. 89: Theoloeie. (Bibl. v. Prof Dr. Baumgarten
in Rostock.) 2484 N"«- - No. 90: Naturwissenschaften. 1528 No«.
Baer & Co. Frankfurt a. M. No. 272: Rheinland u. Westphalen. 791 No«. —
No. 273: Bibliothekswerke, Zeitschriften etc. IV. No. 1907— 2208. —
No. 274 : Kunstarchaeologie d. Alterth. (Bibl. v. Prof. Rumpf u. Dodwell.)
1236 No». — Anz. No. 410: Kunstgesch. Frankreichs. No. 7729— 8229.
Bertling Danzig. No. 80: Geschichte u. Hülfswiss. 1917 No«.
Carlbergs Ant. Stockholm. No. 19: Blandad literatur. 1595 No«.
Clausen Turin. No. 88: Storia d'ltalia. 2651 No«.
Dülfers Ant. Breslau. No. 3: Vermischtes. 1220 No«.
Fiedler Zittau. No. 11: Class. Philologie. 1007 No«.
(ierschel Stuttgart. No. 50: Lexika. Schöne Literatur. Volks- u. Ju^end-
schriften. 1740 No«. — No. 51 : Hlustr. Bücher u. Prachtwerke. Kunst-
wiss. 1585 No9.
(xilhpfer & Ranschburg Wien. Anz. No. 13: Vermischtes. 272 No«.
G 0 1 (i s c h m i d t Hamburg. No. 1 4 : Auswahl guter Antiquaria. 450 No«.
Halle München. No. 3: Neueste Erwerbgn. 299 N"«-
Haugg Augsburg. No. 116: Seltene Bücher aus frühern Jahrh. 1143 N««-
Heinrich & Kemke Berlin. No.21: German. Sprach. 2166 No«.
Hiersemann Leipzig. No. 76: Trachten d. Völker aller Zeiten mit bes. Be-
rücksichtigung d. Militärkostüme. 868 No«.
Kaiser Bremen. No. 40: Vermischtes. Auswahl. 8 S.
Kantorowicz Mailand. Storia generale, storia d'ltalia etc. 102 pp.
Kerl er Ulm. No. 165: Deutsche Literatur in neuen Ex. zu herabges. Preise.
157 No«. — No. 166: Altclass. Philologie. (Bibl. v. Prof. M. Schmidt in
Jena u. Prof. Ad. Kussner in Wtlrzburg.) 14 329 No«.
240 Persoualuachrichten.
.Kirchhüff & Wigand Leipzig. No. S66— 86«J: Geschichte. I: Allgemeines.
HUlfswiss. 1352 N«». — 11: Deutschland u. d. Reichslande. 2657 No». —
III: Europ. Staaten. 21«6 N»«- — IV: Aussereurop. Staaten. 718 Nf»«-
Koch Königsberg. No. 60: Deutsche Litteratur. 1725 N<»-
Koehlcrs Ant. Leipzig. No. 502: Botanik. 54 S.
Koehlcrs Ant. Berlm. No. 14: Orientalia u. Americana. 3090 No«. —
No. 15: Sprachen u. Litteraturen d. europ. Völker. (Bibl. v. W. Hahn.)
1838 No«.
Lau & Cie. München. No. 14: Bibl. cathol. -theolog. 1120 No«.
Leineweber & Weise Frankfurt a. M. Kat. üb. alle Geb. d. Geschichte u.
Geographie. 52 S.
Liebisch Leipzig. No. 56: Medicin. Anthropologie. Pharmacie. 2339 N'^«- —
No. 58 : Gnech. u. lat. Schriftsteller. 2435 No«.
Lissa Berlin. No.4: Schöne Künste. 379 No«.
List & Francke Leipzig. No. 226: Gennan. Philologie. (Bibl. v. Prof.
Ebert u. A. Th. Möbius Leipzig.) 2013 No«.
Mai sonne uve Paris. No. 3 : Langues Orient. 4020 No«.
Mirauer & Salinger Berlin. No. 1 1 : Naturwissenschaften. 1 705 N o».
Mischel Düsseldorf. No. 15: Deutsche Romano u. Zeitschriften. 1473 N««-
Moser 's che Buchh. Tübingen. No. 152: Bibl. chirurgica Volkmanniaua.
1370 No«.
Muller & Co. Amsterdam. Geographie, cartographie et voyages. Afri(iue,
Am^rique et Australie. 2440 Nos.
Pascheies Prag. No. 26: Judaica u. Hebraica. 1867 No«-
Paul, Trench, Trübner & Co. London. Bibliotheca sanscrita. 64 p.
Quidings Ant. Lund. No. 18: Arkeologi, ethnografi, nuniismat. 476 N»«-
Rosen thal München. No. 70: Biblioth. evangel.-theol. III. Böhm. u. Klähr.
Brilder— Cl^. No. 3357—5157.
Salomon Dresden. No. 13: Schönwiss. Literatur. Literaturgesch. 4667 N««-
Schack Leiozig. No. 65: Geologie, Mineraloge, Palaeontologie. 1197 N"«-
Schaeffer München. No. 37: Auswahl aus allen Fächern. 585 N»>«-
Schulz Paris. Miscellan6es. 1776 No«.
Seligsberg Bayreuth. No. 212: Auswahl werthvoUer Werke. 580 N»«.
Siebert Berlin. No.204: Biographik. 2207 No».
Simmel & Co. Leipzig. No. 141. 142: Class. Phüologie. 111: Encyklopädie.
Literaturgesch. Zeitschriften. Grammatik. No. 4462-6564. — IV: Mytho-
logie. Geschichte. Alterthümer. No. 6565— 8318.
So e ding Wien. No. 38 : Phanerogamen. Floren. Pract. Botanik. 1895 N<»9
V. Stockum & Zn. Haag. No. 1: Beaux livres anciens. 272 No»-
Unflad Zürich. No. 152: Helvetica. 892 No«. — No. 153: Alpina. Topo-
graphie d. Schweiz. 2059 No«.
Volckmann & Jerosch Rostock. No. 6: Mecklenburgica. 420 No«.
Wc g Leipzig. No. 8 : Theologie u. kirchl. Kirnst. (Bibl. v. Dr. H. Otte.)
1380 No«.
Win dpr echt Augsburg. No. 449: Vermischtes. 395 No«.
Winter Dresden. No. 39: Werthvollo ältere und neuere Werke aus allen
Wiss. 434 No«.
Personalnachrichten.
Ernannt wurden K. Schalk zum Custos, W. Engelmann zum Scnptor
der städtischen Bibliothek in Wien, bei der H. Vi e big als Volontär eintrat;
J. Donabaum zum Amanuensis, A. Schncrich zum Praktikanten der Uni-
versitätsbibliothek in Wien. ,^., .
An der Kgl. Bibliothek zu Berlin ist Dr. Joh. Paalzow zum Hilfs-
custos ernannt worden.
Verlag Ton Otto HwmtuowlU, Leipzig. — Druck Yon Bhrhftrdt Kaitm, lUUe.
Centralblatt
für
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 6. Heft Juni 1891.
Johann Aui^ust von Ponickau.
Ein gelehrter Bibliophile des IS. Jahrhunderts.
Joh. Aii(^. V. Pouickau , der Stifter der seinen Namen tragenden
Büchersammlung, die gegenwärtig einen integrirenden Bestandtheil der
ruivcrsitätsbibliothek zu Halle bildet, hatte sich schon bei seinen Leb-
zeiten alle Gedächtuissschriften ,,Panegyricos, Programmata und andere
dergleichen zu veranstaltende Ehrenbezeugungen^, die ihm die dank-
bare Universität etwa hätte erweisen können, verbeten und ,,kein
Freund von dergleichen Aufzeichnungen", wie es in einem Schreiben
vom 28. Februar 1800 an den Direktor der Wittenberger Universitäts-
bibliothek, Professor Schröckh, heisst, dieses Verbot durch eine Testa-
mentsclausel „bei Verlust des beschiedenen Legats**, einer Summe von
3000 Thalern für Btlcherankäufe, Fortsetzungen und Kustodenbesoldnng,
wiederholt.
Die Zeitgenossen sind also diesmal völlig entschuldigt, wenn sie
es aus Anlass seines Todes bei kleinen Nekrologen in Form beschei-
dener Artikel unter der Rubrik „Todesfälle" innerhalb des engen
Rahmens einer Zeitung jener Tage, den selbst die Organe geistig be-
deutender Städte wie Dresden und Wittenberg nicht tiberschritten, be-
wenden Hessen, und wir können nur die Worte hier wiederholen, die
der Verfasser eines Aufsatzes über Herrn von Ponickau im 12. Stück
des Neuen Wittenberger Wochenblattes vom Jahre 1802 damals ge-
schrieben: „Welches öffentlichen Denkmals bedarf auch dieser ehr-
würdige Mann, von dessen Namen und Verdiensten das Andenken nur
mit unserer Universität und mit der Geschichte der Wissenschaft unter-
gehen kann."
Die Alma Lcucorea ist nicht mehr, die Stadt Luthers und Me-
lanchthons ist ihrer Führerschaft entkleidet worden, mit ihren Lehr-
kräften gab sie zugleich ihre sie überlebende Bibliothek, darunter die
V. Ponickau'sche Büchersammlung, an die Hochschule zu Halle ab, hier
wurde den Bücherschätzen nach einer dunkeln Existenz von 6 Jahr-
zehnten zunächst ein wtlrdiges Heim bereitet und nunmehr, nachdem
Vin. 6. 17
242 Johann August von Ponickiui
auch die Neukatalogisirung der v. Ponickau'sclien Abtlicilnug zur That
geworden, ist sie in das Stadium getreten, wo das, was einst durch
eine lange Reihe von Jahren mit Kenntniss und Eifer, mit grossen
Opfern an Geld und Gut von einem grossmtlthigen Manne zusammen-
gebracht worden ist, in hölierem Masse als bislier Würdigung finden
wird, wo der „unvergleichliche Schatz vaterländischer Schriften" erst
das volle Licht tlber Geschichte und Verfassung einer früheren Periode
ausgehen lassen wird, und wo es nicht an Männern und Jünglingen
fehlen dürfte — diese Hoffnung wurde schon im Jahr 1801 ausge-
sprochen — , die den Wink des verewigten Gönners geistiger Bestre-
bungen verstehend, „die durch diese Bibliothek angesammelten Kennt-
nisse des Vaterlandes" in seinem Geiste zum Nutzen des Staates aufs
beste anwenden werden.
Inzwischen aber hat man des edeldenkenden , patriotischen und
wohlthätigen Stifters und seiner Schenkung doch nicht völlig vergessen.
Die Chronik der Bibliothek ist geschrieben worden (vgl. den Bericht
des Bibliothekscustos Ed. Böhmer über die v. Ponickauische Bibliothek
der Universität Halle -Wittenberg in der Festschrift: Zur Feier der
ftinfzigjährigen Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg.
Halle 1867.) , und die Pietät hat Joh. Aug. v. Ponickau in der Allge-
meinen Deutschen Biographie (vergl. den kurzen Artikel von 0. Hartwig
im 26. Bd. S. 410f.) der Zahl der bedeutendsten, besten und merk-
wUrdigsten Männer einverleibt. Seine Personalien fehlen also nicht
ganz, aber sie erscheinen äusserst dürftig, sie genügen kaum für die
allenragsten Vorstellungen, keineswegs jedoch zur Reconstruction der
Persönlichkeit, die sich unter besonderen Verhältnissen als ein natür-
liches Bedürfniss einstellt.
Wenn man Monate, ja Jahre lang mit der geistigen Hinterlassen-
schaft eines solchen Mannes sich beschäftigt, mit seinem Material wirth-
schaftet, den Spuren seines Sammeleifers überall begegnet, in der
Atmosphäre seiner Bücher athmet, die Bände und Broschüren, auf
denen der Blick des Bibliophilen mit Wohlgefallen geruht, täglich vor
Augen hat, dem Namenszug von eigener, oder der Widmung von frem-
der Hand geschrieben, immer wieder von neuem begegnet, begleitet sein
Bild bald bewusst bald unbewusst das Tagewerk, das Verlangen nach
festen Stützen für die Phantasie wächst, und da es bei dem Mangel an
biographischen Daten nicht befriedigt werden kann, bleibt nur ein Geftlhl
lebhaften Bedauerns übrig.
Die hier in Betracht kommenden gleichzeitigen Nachschlagewerke
lassen uns, soweit es sich um Ponickaus Persönlichkeit handelt, völlig
im Stich, nur von seiner Büchersammlung ist wiederholt die Rede, da
sie zu jenen Sehenswürdigkeiten Dresdens gehörte, an welchen damals
keiner, der auf den Namen eines Gebildeten Anspruch machen wollte,
vorübergehen dui-fte.
Noch herrschte in Dresden etwas von dem litterarisch- biblio-
philen Geist, welcher der chursächsischen Residenz in der ersten Hälfte
von Adolph Langguth. 243
des vorigen Jahrli. seinen Stempel aufdrückte und von Aug. Beyer ^) in
seinem lUief an Schönberg tlber Dresdener Privatbibliotlieken so ge-
kennzeichnet wird: „Quantam ex vastissima librorum copia famam
Scaligeri, Peirescii, Thuani, Grotii, Salmasii, Naudaei, sexcentiqne alii
acceperint, id ipsum seculi, quod decurrit jam dndnm, monnmenta satis
superque commemorant. Neque nostro, quod nunc vivimus, aevo litte-
rarum heroibus dcstituimur, qui ex ingenti in literas amore bibliothecas
condiderunt, iisque & subsidia «Itius proveliendis stndiis eximie apta
attulerunt & famam sibi nominisque celebritatem acquisiverunt , quam
etiam apud posteros, si qui fnerint, quamdiu literis snum statuetur pre-
tium, nulla unquam delebit oblivio. Equidem fatendum est, non om-
nium omnino eruditorum fortnnas hodie tarn lantas & amplas esse, ut
nmplissimis eiTiditionis penuariis comparandis sufficiant; interim tarnen
non deficiunt penitus, qui, anm ab opibus non sunt vacui, nuUis sumpti-
bus parcunt , qui ad instruendas illustrandasque Bibliothecas reqni-
runtur. Et illi utique sunt, qui laudibus mihi extoUendi videntur sum-
mis, eoque diligentius aestimandi, quo major ipsorum munificentia &
humanitas in juvandis tenuioris sortis eruditorum conatibus deprehen-
ditur. Ipse illis, quae dixi Tuum, vir illustris atque generosissime,
adjicies calculum, longaque serie neque sine encomiorum cumulo heic
enumerare poteris jQermaniae, Lusitaniae, Hispaniae, Galliae, Italiae,
Angliae, Belgii aliarumque, quas peragrasti, regionum eruditos, qui tum
libris, quos emittunt, exasciatissimis , tum etiam Bibliothecis, quas
adornaverunt & quotidie augent, instructissimis nominis immortalitatem
consequuntur. Sed quare ad exteros provoco? cum Saxonia nostra,
inque illa praestantissima urbium Regina Dresda non paucos semper
liabuerit atque etiamnum habeat rei librariae amatores erigendis augen-
disque Bibliothecis quam maxime intentos, quorum perpetua apud gratam
posteritatem laus pariter ac bonos manebit. Dresda scilicet hac in
parte non infelicior aliis, quae circum jacent, urbibus putanda est;
Ut enim taceam, multos, sicut olim Romani, suas in villis apparatn
ornamentisque conspicuas habere Bibliothecas; omnibus verborum am-
pullis posthabitis asserere non erubesco, non facile domum heic
Dresdac reperiri, in qua non quaedam, utut exigua librorum supellex
appareat. Quid quod praeter Regiam & Scholasticam nonnullae priva-
torum Bibliothecae ab omni libroiiim supellectile largissime instructae
intra moenia conspiciantur, quae peregrinorum oculos facile in se con-
vertere & spectatores in admirationem rapere possunt.^
Während von Friedrich August I. die lange vernachlässigte
Dresdener Bibliothek gleichsam zum zweiten Mal gegründet wurde,
hatte unter seiner Regierung das Bücher- und Bibliothekswesen auch
1) Epistola de bibliothecis Dresdensibus tum piiblicis tum privatis
praeeipuis ad . . . Job. Dietericum de Schoenberg,
dynastam in Schoenberg,
in qua simul natalem ipsi auspicatissimum esse vovet
Augustus Bayerns
Dresdae [1731] Typ. Stösseliano-aulicis.
17*
244 JohanD Augiint von Ponickau
anderweit in Sachsen einen gössen Aufschwang genommen. Leipzig
war der Hanptsitz des deutscheu Buchhandels geworden, der nicht nur
alle Erzeugnisse der neueren Litteratur, sondern auch reiche Lager
älterer Bücher in sich vereinigte. Leipzig besass die „Acta eruditomm",
das Organ des gelehrten europäischen Verkehrs für Deutschland und
bildete zugleich den Mittelpunkt der kräftig sich entwickelnden Journa-
listik — , man denke nur an die stark gelesenen Leipziger Gelehrten-
zeitungen, von der Menge der übrigen Journale, die damals auftraten,
ganz abgesehen. Litteraturgeschichte und Bücherkunde wurde jetzt
Modestudium und der Gegenstand fast jeder akademischen Disputation
und jedes Schulprog^ammes. Wie sich unter dem Einfluss dieser
Geistesrichtnng überall, selbst bei Minderbegüterten, grössere Samm-
lungen bildeten, von denen nur die theologischen Bibliotheken Thomas
Ittigs (1711) und Joh. Cyprians (1724), die juristischen Mich. Heinr.
Oriebners (1734), die medicinische von Aug. Qnirinus Rivinus (1727)
und die historische Joh. Burkhard Menckes (1723 und 1727) genannt
seien, wie femer die öffentlichen Bibliotheken auch ausserhalb Chur-
sachsens, z.B. in den Herzogl. Sachs. Ländern , sich besonderer Für-
sorge erfreuten, hat uns der gelehrte Bibliothekar der Dresdener Biblio-
thek, Friedr. Adolf Ebert,') des weiteren erzählt. Wir werfen hier
nur einen kurzen Blick auf jene zahlreichen und geschmackvollen
Sammlungen, die in den Häusern fast aller höheren Hof- und Staats-
beamten entstanden.
Bereits im Jahre 1722 hatte sich die später nach Polen ge-
kommene Bibliothek des Feldmarschalls Grafen von Flemming (f 1728)
im Fache der polnischen und ungarischen Geschichte ausgezeichnet,
der Minister Graf von Wackerbarth hatte 1728 das Unglück, seine
namentlich in der Mathematik und Kriegskunst stark besetzte Bücher-
sammlung durch das Feuer zu verlieren, während die in allen wissen-
schaftlichen Fächern reich ausgestattete Bibliothek des Grafen Christian
Ueinr. von Watzdorf, gesammelt auf seinen Reisen, besonders am Hofe
zu Florenz, nach dem tragischen Ende ihres Besitzers, auf dem König-
stein, in den Besitz des Grafen Brühl überging. Watzdorfs Sammel-
eifer und Schicksale theilt Graf Carl Heinrich v. Hoym (f 1736), der
während seines Aufenthaltes in Paris eine durch inneren Werth und
äusseren Glanz so ausgezeichnete Bücherei zusammengebracht hatte,
dass schon die blosse Bezeichnung: „Exemplaire du comte Hoyme** in
Prankreich (wo die Bibliothek auch versteigert wurde) und in Eng-
land als beste Empfehlung galt. Zu den Bücherfreunden jener Jahre
gehörte femer Joh. Dietrich v. Schönberg, der bereits unter seinenAhncn
(1476) einen Sammler zählt, und uns durch die genannte auch sonst
belangreiche Schrift seines Bibliothekars näher gebracht ist.
Nachdem Beyer die königl. und die Schulbibliotheken Dresdens
besprochen, erwähnt er die Privatbibliotheken Flemmings und Wacker-
1) Geschichte und Beschreibung der küuigl. öffentl. Bibliothek zu
Dresden von Fr. Ad. Ebert. Leipzig 1822. F. A. Brockhaus.
von Adolph Langguth. 245
barths, beschreibt kurz die Bünanische nnd nennt dann als theologische
Biichcrsammliingen : Bibliothecam Marpergerianam , Loescherianam,
Gleichianam , zn denen S. 12 einige andere kommen. „Dantur adhuc
pliires Bibliothecae, qnae si libromm numero eas, de quibns diximns,
non adaequant, praerogativa tamen sna prae caeteris gandent, dnm in
certa eruditionis specie omne illud, quod necessarinm & eximium est,
ostendunt. Hac ratione, Bibliothecae Heucheri, Erndtelii & Schnrigii,
qui viri celebennmi inter artis snae peritos jam agmen ducunt, maxi-
mam in Medicis & Historia naturali supellectilem praebent." Den
Gipfelpunkt und Schluss des Briefes bildet die Bticherei seines Patrons,
von der wir erfahren, dass unter den vier Klassen, in die er sie ein-
theilt, die erste Abtheilnng litterargeschichtlichen Inhalts auch die
bedeutendste war, während er sein Urtheil tlber die Bibliothek S. 19
so zusammenfasst 1) : „Potuissent longe plures raritate insignes libri
superaddi, sed sufßciat dixisse: maximam Bibliothecae partem ex li-
bellis & Voluminibus rarioribus splendidissime compactis constare, qnas
magna cum solertia, non sine maximis impensis inter tot viamm discri-
mina studiose conquisivisti. Omnibus proinde, qui Te conveniunt, faten-
dum est, tot raros, bonos & pretiosos libros in Bibliotheca Tua uno
intnitn oculis observari, quot in multis aliis etiam peregi'inis Biblio-
thecis vix dispersa inveniuntur, quo factum, ut Vir literatos inter
Gallos maximus, perpetuus Gallicae Academiae Secretarius Gros de
Boze, cum jam in eo esses, ut libros in Germaniam mitteres, a querelis
vix se temperare potuerit. Mirabuntur alii, quomodo tam multas pau-
carum paginarum plagellas, qnae Historiae Literariae corpus perficinnt,
plurimorum vero notitiam fugiunt, congesseris? verum enimvero, si
audiverint, Te laudabili Thuani exemplo, quocunque veneris, biblio-
polarum tabemas studiose perquisivisse , mirari quidem desinent, noti-
tiam tamen librorum incomparabilem statim mecnm aestimabnnt. Itaque
legisti Dresdam Bibliothecis celebrem. Habet, id quod jam intelliges,
Bibliothecas, quas exterorum Bibliothecis privatis ad latus jüngere potest".
Kann Schönberg, dessen Befriedigung antiquarischer Passionen
so anschaulich geschildert wird, als Typus für den Sammler gelten,
so war Heinrich von Bttnan der „heros in toga, literarum & literatomm
Maecenas longe maximus", zugleich der Besitzer der bedeutendsten
Privatbibliothek, die Beyer noch näher kennen lernen sollte, da er
1733 als Bibliothekar in den Dienst Bünaus trat. Hier sagt er von
ihr: „Haec enim quamvis nofi sicut Tyrannionis olim Bibliotheca tres
librorum myriades, nee tantam copiam, quantam Laurentius civis Ro-
manus coacervavit, ostendat, ne(|ue etiam Aldi Manutii Junioris Biblio-
thecae Sit acquiparanda, quam octoginta librorum millibus constantem
Academiae Pisanae legavit. Nihilosecins tamen numerus librorum
tantus est, ut inter privates Dresdenses, quid Dresdenses? dicam etiam
Saxonicas, nequo fallar, omnium confessione facile primas teneat."
I) Ausführlichere Angaben über den Bestand und den (Charakter der
Bibliothek finden sich in Joh. Friedr. Burschers , Lebenslauf Ileinrichs von
Büuau. Leipzig, bey Uhr. Chn. Saalbach 17Ü8. S. 40ff.
246 Johann August von Ponickan
Wir können noch einen Schritt weiter gehend behaopten. da»*
Bfinaud Privatbibliothek die erste in Deotschland war. Keine aoch
warde den Gelehrten mit solchem LiberaliÄmos zur Verfügung gestellt,
und kein Ort in der nlchsten Umgebung Dresdens hatte ftlr die wissen-
schaftlich und schön wissenschaftlich gebildeten Vertreter alkr
Nationen mehr Interesse, als das gethfinnte Schloss zu Nöthnitz. in
dessen Nebenflflgel die berfihmte Bfichersammlung aufgestellt war und
wo inmitten einer idyllischen, zum Leben in der Btlcherwelt geeigneten
Einsamkeit kein Geringerer als Johann Winckelmann zonlchst fnr
fremde Zwecke arbeitete, aber auch jeglichem Einfall der Wissbegierdt*
nnd jedem Wunsch nach congenialeren Dingen nachhingen konnteJi
Diese interessante Periode der sächsischen Bücherliebe, zugleich
ihre Glanzepoche, war allerdings vorfiber, jene Dresdener Privatbiblio-
theken waren, die Sammlungen der Grafen Brflhl, Btlnau und Ka\ serling
ausgenommen, seit 1750 verschwunden und durch keine neuen ersetzt
worden, wie uns £bert belehrt, indem er noch hinzuftlgt. dass sich
nnr in den Museen einzelner vom Glück begünstigten Gelehrten noch
Sammlungen gefunden hätten, die an jene früheren erinnern konnten,
obschon sie ihnen weder an Umfang nnd Allgemeinheit, noch an Glanz
und Kostbarkeit gleichkamen. Ebert nennt keine Namen, kennt auch
nicht den unseres Ponickau, dessen Sammlung in der Zeit jenes Buches
kaum gewürdigt werden konnte, während wir uns allerdings berechtigt
glauben, wenigstens von einer Nachblüthe jenes Bficherfrühlings zu
sprechen.
Noch gehörte es zum guten Ton, neben anderen Schätzen auch
eine grössere Bücherei sein eigen zu nennen, noch herrschte etwas von
dem Ehrgeiz des Grafen Brüh), den Bünaus Lorbeeren und litterarische
Celebrität seinerzeit nicht hatten schlafen lassen, noch wetteiferte der
Adel mit dem bürgerlichen Element, Private mit den höchsten Uof-
und Staatsbeamten oder diese unter sich, die militärischen Würden-
träger nicht ausgeschlossen, und noch finden sich in den gleichzeitigen
^Führern'* und Beschreibungen Dresdens die Privatbibliotheken mit einem
eigenen Kapitel bedacht. Dresden hatte, wie der gleich zu nennende
Kläbe in seinem Wegweiser S. 146 sagt, keinen Kant, Wieland. Goethe
u. derfcl., auch kein ^^anghares Journal, keinen gelehrten Klub und
keine hervorstechenden Philosophen aufzuweisen; dafür aber manchen
gelehrten Minister, Uofrath und Sekretär, manchen im Stillen wirkenden
braven Mann und „eine Menjre von Gelehrten** im Besitz einer so
schönen Bibliothek, welche die Aufschrift: „Usui publico patens** fährte.
1) Für HciiKj gei.stigcn Bedürfnisse reichte freilich auch diese Biicher-
sanimlung nicht aus. ..Oft," so erzählt Heeren in Christian Gottloh Heynes
Leben, der seit dem Frühjahr 1752 in Dresden lebte, zuletzt als Cujust auf
der Bibliothek des Ministers Brühl, des Kivalen von Winckehuauns Patron,
„kam ein fast ganz unbekannter Mann auf die Bibliothek, dessen Besneho
gar nicht sonderlich erwünseht für die Bibliothekare waren, weil er ihnen
unendliche Arbeit machte: nnd der verhuigten Bücher waren so viele, dass
er deshalb eben nielit mit fTeundli<*hem (iesieht aufgenommen ward.**
von Adolph Langgnth. 247
Den Reigen jener „Beschreibungen" der ehnrsächsischen Haupt-
stadt eröffnet der Kanzleisecretär im sächsischen Generalstab Jean
Auguste Lchninger mit seiner „Description de la ville de Dresde, de
ce qu^clle contient de plus remarquable et de ses environs . ä Dresde
1782 chez les Fröres Walther Libraires de la Cour.",
indem er S. 123 nachstehende Privatbibliotheken aufzählt:
Quelques Bibliothöques particulieres.
1. La Bibliothöque de S. E. Mr. le Baron de Gutschmidt, choix
tres interessant de tout ce qui regarde le Droit public & lilistoire
d'Allemagne, ind^pendamment d'nne clite des meillcurs Auteurs
cn tout genre de littörature.
2. La Bibliothöque de. Mr. de Ponickau, Conseiller de la guerre
privd, m^rite une attention particuliöre pour le nombre & le choix
des livres qui la composent. Elle est trös riebe en ce qui re-
garde l'Histoire de la Saxe. Le savant possesseur se fait nn
plaisir de la rendre aussi complötc que possible & d'en permettre
la jouissance a ceux qui ont recours ä lui.
3. La Bibliothöque de Mr. de Ferber, Conseiller prive, est trös
considcrable & merite ä juste titre d'occuper une place parmi les
grandes coUections, particulierement en ce qui regarde les Finances,
le Commerce, les forets & chasses, les Mines etc.
4. Celle de Mr. Crusius, Conseiller de la Cour & premier Biblio-
thecaire de la Bibliothöque electorale, fait une tres belle & nom-
breuse collection. Le savant possesseur a dgalement une collec-
tion d'estampes & de desseins originaux trös choisie & rare.
5. La Bibliothöque de Mr. de Teubern, Conseiller de la Cour &
Referendaire, & celle de Mr. Bork, Conseiller de guerre privd,
mcritent une place ici k cause de la collection choisie de Livres
anglois; comme aussi celle de Mr. le Conseiller de la Cour de
Born.
6. La Bibliothöque de Mr. le Secr^taire Rüger, avec un beau Ca-
binet d'Histoire naturelle & de M^dailles.
Karl Wilhelm Dassdorf: Beschreibung der vorzüglichsten Merk-
würdigkeiten der Churs. Residenzstadt Dresden etc. Dresden 1782.
In der Walther'schen Hofbuchhandlung, berichtet 8. 323 ff. über
Frlvat-Bibliotheken wie folgt:
1. Die Bibliothek. Sr. Excellenz des Hm. Cabinets - Ministers vom
Militär-Departement und Generals der Infanterie von Gersdorf, die
besonders im militärischen Fach sehr zahlreich und wichtig ist,
und wobey sich zugleich eine ansehnliche Sammlung von Land-
charten und Rissen befindet. Sie wird von diesem würdigen und
immer noch thätigen Greise noch täglich vermehrt.
2. Die Bibliothek Sr. Excellcnz des Hrn. Konferenz-Ministers Frey-
herrn von Gutschmid, ist sehr reich an denen in das öffent-
liche Staats -Recht und in die deutsche Rechts Geschichte ein-
248 Johann August von Ponickau
schlagenden Schriften ; anch enthält sie tiberdies eine sehr schöne
und ansgesnchte Sammlung von Litteratur aller Art, in welcher
der aufgeklärte Besitzer derselben eine ausgebreitete und in der
That bewundernswürdige Kenntniss besitzt.
3. Die Bibliothek des Hm. Ober-Consistorial- Präsidenten von Ber-
lepsch enthält vorzüglich eine schöne Sammlung der besten mathe-
matischen Werke.
4. Die B. des Hm. Geh. Raths von Ferber verdient besonders in
Rücksicht derer in das Finanzwesen, Kommerzium und Kamcralc
Wissenschaften gehörigen Werke angemerkt zu werden. Auch
enthält dieselbe die brauchbarsten Reisebeschreibungen und eine
schöne Sammlung guter statistischer Bücher, die ihr Besitzer mit
vielem Geschmack und Einsicht benutzt und noch täglich ver-
mehrt.
5. Die B. des Hm. Geh. Kriegs -Raths von Ponickau verdient des-
wegen eine vorzügliche Anzeige, weil sie in Ansehung aller in
die Sächsische Geschichte nur auf irgend eine Weise einschla-
gende Schriften eine der vollständigsten ist, die man sehen kann
und die hierinnen selbst mit der grossen ChurfUrstl. Bibliothek
wetteifert. Es befinden sich dabei auch sehr viele dahin ein-
schlagende Handschriften, Landcharten, Grundrisse, Prospecte und
Bildnisse, welche nebst den Büchern überaus zweckmässig und
bequem geordnet sind, so dass man durch Hülfe der sehr gut
ausgearbeiteten Repertorien alles sehr leicht finden kann. Der
Aufseher derselben ist der Chursächsische Kammer-Secretarius
Grandig, ein Mann von vielen litterarischen Kenntnissen. Der
gelehrte und liebenswtlrdige Besitzer derselben beeifert sich, solche
so vollständig als möglich zu machen. Er erlaubt den Gebrauch
derselben auf eine sehr liebreiche und gefällige Art und hat diese
in der That vortreffliche Sammlung bereits sehr grossmüthig der
Universitäts-Bibliothek in Wittenberg nach seinem Ableben be-
stimmt.
6. Die Bibliotheken der Herren Hofräthe von Born und von Teubern
sind sehr reich an den neuesten und besten englischen Schriften;
auch besitzt der letztere noch eine vortreffliche Sammlung der
ausgesuchtesten und seltensten Ausgaben alter Griechischer und
Ijateinischer Autoren. Beide haben eine sehr artige Kupferstich-
Sammlung.
7. Die B. des Um. Hofrath Crusius, die viel ausgesuchte Büclier von
mehreren Fächern der Literatur enthält. Auch besitzt eben der-
selbe eine sehr starke und wohlgeordnete Sammlung von Kupfer-
stichen und Original-Zeichnungen, die einst in den Händen eines
Füraten, oder eines reichen Privatmanns, die Anlage zu einer der
vollständigsten Sammlungen in dieser Art ausmachen würde.
8. Die Bibl. des Hrn. Superintend. und Ober-Consistorial -Raths D.
Rehkopfs, enthält das brauchbarste aus der Biblischen Philologie,
Kirchlichen Rechte und Kirchengeschichte.
von Adolph Langguth. 249
9. Die Bibl. des Hrn. Ober-Rechnungs-Raths Canzler enthält eine
sehr vollständige Sammlung aller in die neuere Schwedische Ge-
schichte , Statistik und Literatur dieses Reiches einschlagenden
Bücher.
10. Die Bibl. des Hra. Professor Lipperts ist in Ansehung der Mytho-
logie und der Alterthtimer merkwürdig.
11. Die Biblioth. des Hm. Regiemngs-Secretars Rüger ist in der Ge-
schichte und Numismatik reich. Eben derselbe besitzt auch ein
schönes Naturalien-Kabinet und eine beträchtliche Münzsammlung.
12. Des llrn. Doctors (Jur.) Hanschilds Bibliothek ist reich an histo-
rischen und numismatischen Büchern.
13. Die Bibl. des Hm. Doctor (Med.) Pezolds ist reich an sehr schönen
medic. Schriften, und an den Werken der besten Schriftsteller in
den neueren Sprachen.
14. Des Geh. Finanz-Registrators Hofmanns Biblioth. enthält sehr viel
zur eigentlichen gelehrten Geschichte, eine reiche Disputations-
sammlung, desgleichen eine beträchtliche Sammlung von Bildnissen
gelehrter Männer.
„Ausser diesen hier angeführten Büchersammlungen," f^rt
Dassdorf S. 327 fort, „giebt es gewiss noch manche andere, die theils
in mehreren Fächern der Gelehrsamkeit, theils in einem einzelnen
Fache derselben, sehr gut und vollkommen seyn mögen, die aber dem
Verfasser nicht so wie diese bekannt worden sind. Doch verspricht
er, im Fall einer hierüber geschehenen Belehrang, alle diese kleinen
unverzey liehen Unterlassungssünden, bei einer 2. Auflage, sorgfältig zu
verbessern."
Diese Belehrang sollte nicht ausbleiben.
Ein ungenannter Recensent (vgl. Magazin für die Geschichte und
Beschreibung der Residenzstadt Dressden etc. Erstes Stück. Dessau
1782 in der Buchhandlung der Gelehrten) geht mit beiden genannten
Büchern, die in demselben Verlage erschienen, scharf ins Gericht,
weist nach, dass Dassdorf das Buch Lehningers, welches 1780 franzö-
sich geschrieben, in dessen deutscher ücbersetzung als Grandlage be-
nutzt, dass Lehninger flüchtig „ganz im franz. Geist und ohne deutsche
(Gründlichkeit geschrieben" und dass beide anstatt die Cabinette selbst
zu sehen, 20 Jahre alte Bücher excerpirten. Auch bei dem Artikel
„Bibliotheken" habe Dassdorf, „der Mann, der an der Quelle ge-
sessen", weil selber Bibliothekar und Schriftsteller von Rufe, Fehler
über Fehler gemacht, die Büchei*sammlungen nicht vollständig ver-
zeichnet, z. B. die des Prinzen Anton , des Spanischen Gesandten, des
Oberliofpredigev und Regierungs-Secretärs Kretzschmar vergessen und
namentlich auch in der Beschreibung der v. Bünauischen und BrühP-
schen sehr geirrt. Der Vorzug der letzteren, von der Dassdorf S. 268
gesprochen , habe wohl überhaupt in seltenen und kostbaren Werken
aller Art, nicht aber in auswärtiger Staatengeschichte bestanden und
die Stärke der Bünauischen hätte Kirchen- und Litteraturgeschichte
250 Johann August von Ponickau
Dnd alles, was dahin einschlägt, gebildet, nicht aber die deutsche
Reichsgeschichte und das deutsche öffentliche Staatsrecht, wie es Herr
D. genannt.') Der Streit zwischen Autoren und Kritiker, der einen
sehr scharfen Charakter annimmt, hat ftir uns nur insofern Interesse,
als unter den Hecensenten von Dassdorf (Magaz. S. 23) ursprünglich
ein Grundig, ein Ossenfelder oder wohl gar „der aufgeklärte und all-
gemein geachtete Besitier einer der vollständigsten Sächsischen Biblio-
theken, mit deren geheimsten Schätzen er so bekannt ist**, vermuthet
und dieser letztere S. 50 als ein v. P., also unser Ponickau, bezeich-
net wird.
Wir benutzen beide Bücher als das, was sie vorstellen sollen.
Der Kanzlei-Secretär Lehninger, der ebenso wie Dassdorf durch
Nicolai 2) angeregt „auf dessen Fuss" ein Handbuch ftlr Fremde
schreiben wollte, konnte von vornherein nicht beabsichtigt haben, in
einem so „concentrirten Repertoir** wie diese für Ausländer bestimmte
„Description**, alle Büchervon*äthe der in Dresden lebenden Gelehrten
anzugeben und Dassdorf müssen wir fUr alle Nachträge dankbar sein,
die er zu dem Capitel seines Vorgängers über Bibliotheken noch hin-
zugefügt. Die wenn auch unvollständige Aufzählung giebt uns immer-
hin einen ziemlich hohen Begriff von dem litterarischen und biblio-
philen Interesse jener Zeit, von Ponickaus Büchersammlung im be-
sonderen erfahren wir, dass Grundig sie geordnet, wenn er damals
auch nicht mehr Aufseher war, wie der Kritiker gleichfalls nachweist,^)
dass sie gute Repertorien hatte und dass v. Ponickau im Gegensatz
zu den übrigen gleichzeitigen Besitzern von Privatbibliotheken, bei
denen der Zusatz von der Nutzbarmachung ihrer Sammlungen durch-
weg fehlt, die seinige in liebenswürdigster Weise fremdem Bedarf
öffnete.
1) Vgl. Magazin S. 82. „Da er (DadsdorO die Brühlischc und die
BUnauische Bibliothek als solche niemals gesehen (ihre Einverleibung war
schon lange vor seinem Antritt beendigt), sondern bloss aus Catalogis, wie
ieder Litterator kennt, wie will er mich denn widerlegen, wenn ich sage,
dass das ausländigo Staatsrecht verhältnissmässig ebenso reich besetzt war,
als die auswärtige Staatengeschichtc V dass Antiquitäten und Münzen, Physik,
Mathematik, besonders Architectur und KriegsbUcher, ausländische und andere
witzige Schriften ebenso vollständig waren? Weil er aber in sede patria das
Präjndicium fllr sich hat, so nife ich seinen Oberbibliothekar, Hm. Hofrath
Crusius, der sie gekauft, und seinen Kollegen, den ehemaligen Bibliothekar
dieser Bibliothek, Hm. Canzler, der sie verkauft, zu Zeugen an ... 2. , der
besondere Vorzug der Btinauischen bestand nicht in der deutschen Reichs-
geschichte imd in dem deutschen öffentlichen Staatsrecht, wie e« Hr. D.
nennt. Ist bleich der Bibliothekar derselben, mein Freund Francke, todt, so
existirt docii noch sein Catalogus . . ., der die Kirchen- und Gclchrten-
geschichte, den ansehnlichsten llieil des (tanzen, abhandelt'' etc.
2) Christoph Friedr. Nicolai, Beschreibung der Königl. Residenzstädte
Berlin und Potsdam. Nebst ' einem Anhange , enthaltend die Leben aller
Künstler, die seit Clnirf. Friedr. Wilh. d.O. in Berlin gelebt haben. Berlin
1769. Neue völlig umgearbeitete Aufl. 1779.
8) Vgl. die Note Ma^. S. 7(5. „Herr Gmndig ist seit mehren Jahren
nicht mehr Aufseher, obgleich es im Mensel so steht."
von Adolph Langguth. 251
Es folgt dann der Zeit nach Joh. Gottlieb Aug. Kläbes „Neuester
Dresdner Wegweiser für Fremde und Einheimische. (Mit einem Plane.
Dresden 1797 in der Hilscherschen Buchhandlung.)'^, der bei denPrivat-
bibliütheken S. 102 unter Hinzuftiguug neuer Namen wie von Hopf-
garten, von Burgsdoif, Reinhard, Tittmann, Günther, 13 Privatbiblio-
theken aufzählt, ohne die Reihe für abgeschlossen zu erklären, da ihm
der Raum zu weiterer Ausführung fehlte, und unter Nr. 5 bemerkt:
„Die Bibliothek des Hm. Geh. Kriegsraths von Ponickau, welche
alles, was in die Sachs. Geschichte einschlägt und selbst Handschriften
enthält, welche die kurfürstl. Bibliothek nicht besitzt, ist gegenwärtig
nicht mehr in Dresden. Der gelehrte Besitzer schenkte sie, als er
das Unglück hatte, das Gesicht zu verlieren, der Universitätsbibliothek
in Wittenberg."
Das ist alles, was bei der Erwähnung der Bibliothek über die
Persönlichkeit des Besitzers verlautet. Wir haben keine Angaben über
eine bestimmte Person, die Ponickau den Geschmack an Büchern bei-
gebracht, wie wir es von anderen gleichzeitigen Bibliophilen wissen;
wir erfahren nichts von Reisen, von einer tour d'Europe, die er der
Sitte der Zeit und seiner Vermögenslage entsprechend allem Vermuthen
nach gemacht hat, von irgendwelchen Bibliotheken, die er besucht,
von gelehrten und berühmten Leuten, die er dabei kennen gelernt,
so wie es etwa bei einem v. Bünau der Fall ist, Tagebücher
und Briefe sind nicht bekannt, und was wir in der späteren Zeit von
Wittenberg her hören, erhebt sich nicht über die ganz allgemeinen
Sätze der Würdigung seiner edlen Stiftung. Nehmen wir gar eins der
Werke über Dresdener Gelehrte, Künstler und sonstige verdiente Männer
jener Zeit zur Hand, so fehlt v. Ponickaus Name entweder ganz, wie
z. B. in Christoph Gottfr. Ha\ manns Buch „Dresdens theils neuerlich
verstorbene, theils jetzt lebende Schriftsteller und Künstler. Dresden
1809** in der Waltherschen Hofbuchhandlung, oder er wird, wie etwa
Graf Hoym erwähnt,') und da, im Gegensatz zu seinen Namensvettern
Joh Fabian Gottlob und Joh. Georg v. Ponickau , keine Doctordisser-
tation oder sonstige Schrift von ihm aufgeführt wird, mit wenigen Zeilen
abgethan.
Des lUithsels Lösung für dieses Schweigen giebt des schon ge-
nannten Klähe: Neues gelehrtes Dresden oder Nachrichten von jetzt
lebenden Dresdner Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Bibliothekaren
und Kunstsammlern. Leipzig 1796 bey Voss & Comp., wo es S. 30
von dem Ordner der v. Ponickauischen Bibliothek heisst :
„Grundi'jc, Gottfried Immanuel ,' Churf. Sachs. Geheimer Finanz-
secretär, ist jreljoren zu Herrmannsdoif bey Annaberg 1740, wo sein
Vater M. Cliristoph Gottlob Pfarrer war; wurde von 1749 bis 1758 in
der Schule zu Schneeberg, besonders von dem nachmaligen Rector der
Dresdner Kreuzschule, Müller unterrichtet, studirte von Ostern 1760 —
1) Vgl. Otto, Lex. Oherlaus. Schriftsteller etc. Supplenieutband S. 340.
252 Johann August von Ponickau
1764 in Leipzig: die Rechte, g:ing mit dem Anfang des Jahres 1765
nach Dresden, um die ansehnliche, nunroehro durch Stiftung an die
Wittenberger Akademie gekommene Bibliothek des Hrn. Geh. Kriegs-
rath von Ponickau in Ordnung zu bringen, auch nachher dessen Mttnz-
kabinet und tibrigen Sammlungen zu besorgen.^ Dann weiter in einer
Anmerkung: „Diese in jeder Rücksicht vortreffliche Bibliothek kam
im Jahre 1789 nebst vielen Manuscripten an die Universität Witten-
berg durch Schenkung von dem jetzt noch lebenden Geh. Kriegsrath
V. Ponickau. Im Jahre 1790 hatte dieser ganz im Stillen lebende Ge-
lehrte, das Unglück, sein Gesicht zu verlieren. Dadurch und seiner
hohen Jahre ungeachtet hat er doch nichts von seiner Lebhaftigkeit
verloren und sein Umgang ist für den Gelehrten immer noch so an-
genehm als lehrreich. Dieser verdienstvolle Mann, der es verdient
hätte, in diesem Buche aufgeführt zu werden, wünschte lieber bis an
aein Ende unbekannt zu bleiben.**
Der Kritiker dieses Buches (vgl. Allgemeiner Litterarischer An-
zeiger V. 16. Aug. 1796 No. XIV. 156) macht hierzu die Bemerkung:
„Von einem so patriotisch denkenden Mann, wie der noch lebende ge-
heime Kriegsrath Joh. Aug. v. Ponickau ist, der seine ausnehmend zahl-
reiche Bibliothek, in der von Schriften über die Sächsische Geschichte
wenig mehr fehlet, nebst allen dahin einschlagenden Handschriften,
Landkarten, Grundrissen, Prospecten und Bildnissen mit dem Münz-
kabinette im Jahre 1789 der Universität Wittenberg so grossmüthig
schenkte, wird es gewiss Mancher mit dem Recensenten bedauern, dass
Hr. Kläbe sich durch die edle Bescheidenheit des Hm. v. P. abschrecken
Hess, und uns nicht einige Nachrichten von ihm überlieferte."
Wir können diese Worte auch heute noch unterschreiben. Die
Nachwelt hätte v. Ponickau gegenüber nicht die unangenehme und un-
dankbare Pflicht gehabt, den Dampf des Weihrauchs zu zei*8treucn, der
in dem Kläbischen Buch allenthalben aufsteigt; hier wäre wirkliches
Verdienst in das rechte Licht zu stellen gewesen. Da es mit den
übrigen über den würdigen Mann schweigt, tappen wir völlig im
Dunkeln, sind auf den Zufall und weitausgreifende Nachforschungen
angewiesen und so kommt es, dass uns gegenwärtig jede Episode seines
Lebens und jede Zeile eigener Produktion, die einiges Licht über seine
Lebensanschauung und Gemüthsverfassung in bestimmten Zeitläuften
giebt, jede Mittheilung mit dem Manne in Berührung gekommener Zeit-
genossen oder ihm nahestehender Personen über den Stand seiner
Bildung und Gelehrsamkeit, über Geistes- und Charaktereigenschaften
willkommen ist, und zwar um so mehr, je weniger bis jetzt die Nach-
forschung von Erfolg begleitet war
Einige Verse aus einem Gedicht, das der 16jährige Fürsten-
schüler von Meissen an einen befreundeten Abituri(»nten richtet, führt
Böhmer S. 37 schon an. Dieses Gedicht trägt der Sitte der Zeit ent-
sprechend den langathmigen Titel:
von Adolph Langguth. 253
Bey dem rühmlichen Abzüge des Wohlgebornen Herrn,
Herrn Friedr. Adolphs von Polentz, aus dem Hause Lintz, aus
der Königl. und Chur-Fürstl. Sachs. Land -Schule zu Meissen,
welcher den 18. Januar 1735. geschähe, wollte durch diese weni-
gen Zeilen gehorsamst Gltlck wünschen Dessen ergebenster Freund
und Diener
Johann August von Ponickau.
s. 1.
Wir lassen es hier folgen:
„Es gäbe kein Geschlecht des Adels Ulirspning au,
Mau wllste nicht, wodurch es sich hcrvorgethan,
Bemühte mau sich nicht in ächten Wappen-Bildern
Die Thaten und Verdienst des StitTters abzuschildern.
Die zeigen öfters an, was auch ein Buch verschweigt.
Das durch den Wurm verdirbt und der Venvesung weicht.
Und geben uns ein Licht, die Tliateu aus zu finden,
Wodurch man sich bemüht den Adel fest zu gründen.
Dein Wappen, Werther Freund, bezeuget dieses klar.
Hier Stent sich dem Gesicht ein bunter Flügel dar,
Der weiss und roth erscheint,*) und bald auf Krieg und Flammen
Bald auch auf Frieden zielt. Hier sieht man recht beysammen,
Was Deinen Ahnen Glantz, und Ruhm und Adel, gab.
Der Flügel bildet hier ihr ernst Bestreben ab,
Zu Krieg- und Friedens-Zeit sich aus dem Staub zu schwingen.
Und mit bemühtem Fleiss nach Lob und Ruhm zu ringen.
Dies machte Deren Ruhm in Krieg und Frieden fest.
Was man in Büchern liesst, ist nur ein kleiner Rest
Von dem, was Sie gethan, Du erbest Trieb zur Ehre,
Und machest, dass sie Dir gautz eigen zugehöre.
Du hältst, Geehrter Freund, den selbst- erworbenen Ruhm.
Nicht der von andern kömmt, vor wahres Eigenthum,
Und strebst daher mit Ernst nach Wissenschaft und Künsten
Durch einen hohen Flug. Was ehemals von Dünsten
In dem Verstände war, den Blindheit erst besitzt,
Vertrieb Dem muntrer Fleiss. Wie hast Du nicht geschwitzt
Vor brennender Begier, durch Dein geführtes Leben
An Zucht und Wissenschaft ein Beispiel abzugeben!
Dein Flug ist wohl geglückt. Darum erhebst Du Dich
Nach höhrer Wissenschaft, und eilst, und lassest mich
In Meissens Gebenden. Ach nimm, was meine Lieder
Dir jetzt vor W ünsche streun ! Es wünschet Dir ein jeder :
Es sey Dein hoher Flug gantz ohne Hindemiss!
Die 1 reunde wünschen es, und ich bin ganz gewiss,
Du werdest dermahleins so, wie wir es verlangen.
Durch Tugend, Kunst, und Fleiss, mit ächten Adel prangen.
So lebe denn beglückt, und bleibe mir geneigt,
Wenn auch deremst Dein Flug sich in aer Höhe zeigt I
Kein heisser Sonnen-Strahl soll Deine Flügel schmeltzen,
Und keine Wellen sich um Deine Glieder weltzen!'*
Der Geist, der aus diesem Liede spricht, das Betonen des selbst-
erworbenen Ruhmes, der Gedanke, das Alter des Geschlechts als eine
Aufforderung zu betrachten, den Ahnen gleich zu werden, die Tugend
1) Das V. Polentzsche Wappen enthält im blauen Feld einen silbernen
Flügel mit rothem Querbalken.
254 Johann August von Ponickau
auch als Massstab des Adels zu betrachten, dsis Streben nach Wissen-
schaft und Ktlnsten, das Anheben von Vorurtheilen „den Dünsten des
Verstands", muthet uns an, die Mängel der Form verdeckend, ist aber
nichts Ungewöhnliches für Meissen, wa solche Nachrufe an der Tages-
ordnung waren. Freund Polentz hatte seinerzeit etwas Aehnliches
ausgesprochen, als er einem anderen Gliede der weitverzweigten Po-
nickauischen Familie, Johann Christoph von Ponickau, als Abiturienten
folgenden Nachruf widmet *) :
„Ein Diamant in Gold stralüt noch so helle;
£in Balsam in Crystall riecht noch einmahl so wohl;
Und gönnt der Adel nur der Weisheit eine Stelle,
So iiat bereits sein Ruhm den Weg zum höchsten Pol.
Kr achtet die mit Recht Rir niedertiüchtge Seelen,
Die ihrer Almen Ruhm, nicht eigene Tugend zehlen.
Die ein gelehrtes Buch und bumke Waffen flielm.
Er merkt, man müsse selbst für frische Palmen sorgen,
Und sie nicht aus der Gruft verfaulter Väter borgen,
Weil diese den Geruch von Giübem nach sich zielm.
Joh. Christoph v. Ponickau ist aber auch „eine Zierde der Land-
Schule zu Meissen", welchem ausser v. Polentz und seinen beiden
Vettern Joli. Georg und Joh. Gottlob v. Ponickau, noch ein anderer
Alumnus Afranus, C. W. von Nitzschwitz, das Geleite zur Universität
giebt, indem er im zuruft 2):
„Geschlecht und Adel machen gross,
Doch ohne Tugend wird^s nichts nützen,
Trennt diese sich von jenem los»,
So fehlts dem Bau an seinen Stützen.''
An weiteren Belegen für diese Denkungsart junger adliger
Afranen, die au Kühnheit des Bekenntnisses einen Ulrich von Hütten
fast in den Schatten stellen, ist kein Mangel. Es scheint in Meissen
damals ein ausnehmend guter Geist geherrscht zu haben und von
Seiten der Schule nichts versäumt worden zu sein, gute Grundsätze
einzuilössen. Aber das spätere Alter hält nicht immer, was die Jugend
verspricht, mit den veränderten äusseren Lebensumständen, mit dem
Eintritt in das wirkliche Leben ändern sich die Anschauungen, und
die dreimal Glücklichen, die ihre Geburt sogleich über die unteren
Stufen der Menschheit hinaushebt, die durch jene Verhältnisse, worin
sich manche gute Menschen die ganze Zeit ihres Lebens abäugstigen,
nicht durchgehen, auch nicht einmal darin als Gäste zu verweilen
haben, deren Blick auf den höheren Standpunkt richtig, denen jeder
Schritt ihres Lebens leicht sein müsste, wenn Goethe hier Recht be-
1) Vgl. Den Recht-edlen Adel des . . . Joh. Christoph von Ponickau
aus dem llause Belgershayn behertzigte am Tage Seines Ruhm-vollen Ab-
zugs aus der I^ud-8chule zu Meissen 28. Mart. 1732 unter BegÜickwüuschung
. . . J. A. von P. s. 1.
2) Denen gantz ungemeinen Hoffnungs- Blühten, welche . . . Joh.
Christoph v. Ponickau . . . bisshero gezeiget, und nun, da er 1 732 . . . Seineu
höchst-rUhmlichen Abschied nahm, völlig auigethan, wünschte fernem Wachs-
thum etc. ^^hristian Wilh. v. Nitzschwitz aus dem Hause Adelsdorff. s. 1.
von Adolph Lan^guth. 255
halten soll, gerade diese erlagen in jener Zeit der Anfechtungen, die
ihrer harrten. Die Sitten des damaligen Adels, besonders des sächsi-
schen sind oft schlimm genug/ ausgemalt worden und kein Anderer
als Heinrich v. Bünau giebt uns in einer Art von Selbstbekenntniss
eine Vorstellung von den aufregenden Einflflsseu, die seinen Standes-
genossen beim Eintritt ins Leben drohten, wenn er sagt: „Sobald
ein junger Mann in die sogenannte grosse Welt kommt, ist der Sturm
böser Begierden und Beispiele so mächtig, dass die geringen Funken
der Gottesfurcht gar bald in der Asche der ungezähmten Leiden-
schaften erlöschen." Dass Joh. Aug v. Ponickau hier eine rflhmliche
Ausnahme macht, dass jene Virse nicht bloss den verheissnngsvollen
Jüngling charakterisiren , sondern die Signatur seines ganzen Lebens
bilden, dafür legen die einzelnen uns bekannt gewordenen Handlungen
und Kundgebungen der verschiedenen Entwickelungsperioden, die durch-
weg ein edler Ehrgeiz und das Bestreben, dem Dichten und Trachten
einen höheren Inhalt zu geben, kennzeichnet, Zeugniss ab.
Zwei und dreiviertel Jahr nach Abfassung seines Gedichts an
Polentz sehen wir Ponickau selber die Universität Leipzig beziehen, wo
er am 9. October 1737 immatriculirt wurde und nach dem Nekrolog des
Dresdner Anzeigers vom 9. März 1802 No. 10 mit rühmlichstem Fleiss
seinen Studien ebenso wie auf St. Afra oblag, ohne dass uns für
diese seine akademischen Jahre, die er aller Wahrscheinlichkeit nach
ausschliesslich in Leipzig verbracht, wenigstens ist Wittenberg ausge-
schlossen, weitere Zeugnisse zu Gebote ständen. Wir wissen nicht,
welches seine vornehmsten Lehrer waren, welche Vorlesungen er ge-
hört, ob darunter die schönen Wissenschaften, die Philosophie und
Mathematik, die lateinische und griechische oder auch die hebräische
Sprache, die Geschichte, Theologie, der Sitte der Zeit entsprechend,
neben den juristischen Fachstudien vertreten waren, ob der junge
Mann die öffentlichen und Privatbibliotheken Leipzigs, unter welchen
diejenige Joh. Barths, Menckes, Sibers, Börners die hervorragendsten
waren, besuchte, ob er auf den Disputirbänken zu finden oder bei einer
der wichtigsten litterarischen Unternehmungen betheiligt war, wie z. B.
von Bünau, ob er einer gelehrten Gesellschaft angehörte, wie dieser,
dürfen aber die Vermuthung aussprechen, dass sein BildungsbedttrfnisB
keine Gelegenheit sich zu belehren unbenutzt Hess. Erst im Jahre
1743, zu einer Zeit, wo er als Kammerjunker und Hofrath bei der
Landesregierung zu Gotha im Dienste stand i) — Näheres über seine Thätig-
keit ist auch hier nicht bekannt — , stossen wir wieder auf ein Lebens-
zeichen, das sich an den Namen Manteuffel knüpft.
Ernst Chnstoph von Manteuffel, der lieichsgraf und sächsische
Kabinetsminister, geb. 1676 als Abkömmling eines Pommerschen Ge-
1 ) Der im Besitz der v. Pon. Bibliothek befindliche Uofkalender des
Jahres 1743 betitelt: „ Nacliricht von dem dermahligeu Sachseu-Go thaisch-
und Altenbur^ischen Civil- Hof- und Militär-Etat" Gotna. Joh. Audr. Reyher,
tVihrt S. 42 Joii. Aug. v. Ponickau zu Kiipphausen als Kammerjunker hs. nach-
getragen auf.
256 Johaoo Aii^.st vnn PoDiekaa
achlechtü, 1 7 1 1 — 1 7 1 6 älch-si^ch-polnisoher Oesrandter in Berlin, wo t*r als
jfei.*treich anreirender OeT^IlschaÄer hei Hofe irern «r^-sehen war. bekannt
anch (Inrch ?eine Beziehan^ren zum Kronprinzen Fried rieh, ditr zu rinr-m
fortdauernden brieflichen Dialog über Sittenlehr»-, Geschichte etc, zwi-
schen Mentor und Teiemach f&hrten. der Stifter dfr Ge!j«rllscliaft »1er
Alethophilen in Berlin und einer freimaurerischen Verbindnmr. Mit:rli»ti
der Akad. d. Wiaß zu Berlin und London, in Dresden einst aach
Direktor aämmtlicher Sammloncren. hatte „ans einer immer noch fort-
dauernden Liebe zu den Wissenschaften*^ 1739 wieder I^-ipziir zum
Wohnsitz <renommen. wo er an<refan<ren . den Studien Mbzulie^.rr'a und
während dieses neuen Aufenthalts in ^r Pleissenstadt. in deren Näh*-
seine Frau das Kitter*nit I^ner besass. ein Ver^srnQiren darin ^fandru.
den öffentlichen Feierlichkeiten der Akademie und „den frennd^haft-
lichen .Streitigkeiten* ihrer (ielehrten beizuwohnen. Als »-r .zur Auf-
mnnterun«? der Studirenden*^ beschlossen, das .Jubilium seiner vor
50 Jahren daselbst an<retretenen Studiorum'' feierlich zu besrehen. ire-
staltete sich diese Kmeuerun<r der alten Verbinduni; mit den Musen am
2. Au^st 1743. zu<^leich sein 68. Geburtstag, zu einer akademischen
B«*<?ebenheit ersten Ranftes, zu deren Verherrlichung: die Tniversität
ihre besten Kräfte ins Feuer schickte.
So hatte Fri«*drich Christ, ordentlicher I^-hrer der Dichtkunst in
ihrem Namen ein laueres lateinisches Gedicht ^remacht. verschiedene
andere Prof4*ssoren traten gleichfalls in gebundener und unirebundenrr
Rede als Gratulanten auf, kein Gerinjrerer als Gottsched liefert»- den
Text zu einer Tafelmusik, die Studirenden waren nicht zurückireblieben
bei der all<^emeinen Betheili<nin^ . die Fecht- und Tanzboden nament-
lich hatten mobil gemacht und es unternommen, durch ihre berufeneu
Vertreter, von denen einer Joh. Friedr. v. Ponickau heisst. dem Be-
förderer der freien Kfinste und Wissenschaften, ihr „Kompliment*^ zu
bringen. Es rej^uete förmlich Verse in 3 Sprachen, der kimi&rliohe
Kommissar Joh. Ernst v. MantenffVd sprach in seiner Lobrede über den
Text, „dass ein Staatsmann nichts rfihmlicheres thun könne, als wenn
er sich bei seinem ruhmvollen Alter einer «relehrten Kühe widme* ,
poeti.sche und prosai.-che. jredruckte und ungedruckte Glückwünsche
Auswärtiger waren eingelaufen und unter diesen letzteren befindet sich
auch nachstehende französische Ode. «rez. Auguste de Ponicau, die wir
aus Joh. Joachim Schwabes Beschreibung der akademischen Jubel fe\ er
. . . Ernst Christophs. Grafen von Manteuffel etc. etc. nebst allen Wi
dieser Gelegenheit verfertigten Schriften u. s. w. (Leipzig. 1743. be\
Bemh. Chph. Breitkopf), unter Beiftigung der dort gegebenen l'ebor-
setzung hier zum Alidruck bringen:
Illustre Comte! Tiii. dont la Reeonnoissance
Honore en ee jour les ueuf SoeursI
Qu'il est beau de devoir a leur beneficeDce
Un demi siecle de faveurs!
Par leur doctes legons Ta docile Jeimesse
Donnolt du prix a Tes talens.
vou Adolph Liingguth. 257
Sans eile la Beaute, TEsprit et la Noblesse
Sont de frivoles ornemens.
Aux Emplois les pluH ^nds leur siiffrage T'apelle.
EUes en reliausscnt Peclat,
Te faisant dignement, eu Miuistre fidelle,
Servir et le Prince et TEtat.
Est-ee luoins ii present leur pouvoir, qui declde
Du digne objet de Tes desirs?
Toujours la Verit6, qui T*occupe et Te guide.
Est la source de Tes plaisirs.
II n'est donc nul 6tat, nul äge de Ta Vie,
Qui ue Signale leur bienfaits.
(■'est leur Gloire aujourd'hui que Ton Boniteur publie.
Lo doit-on oublier jamaisV
Juge des seutimens, quo Ta Bont6 m'iuspire!
Je ne puis assez T^exalter:
Et ce que qu*avec ardeur nuit et jour je desire,
("est le bonbeur de T'imiter.
Auguste de Ponicau.
Erlauchter (Iraf, Du, dessen Erkenntlichkeit an diesem Ta^e die Musen
beehret! wie scliön ist es doch, wenn man ihrer Gutthätigkeit ein halbes
.Jahrhundert voller (Tunstbezeugungen von ihnen zu danken hat!
Durch ilire gelehrten Unter>veisungen gab Deine gelehrige Jugend erst
Deinen natürlichen Oaben ihren Werth, ohne sie sind die Schönheit, der Witz
und der Adel uur leere Zierrathen.
Ihr Beyfall rief Dich zu den grössten Bedienungen, imd sie erhöhten
den (ilanz derselben; sie machten, dass Du als ein getreuer Staatsbedienter
sowohl dem Fürsten, als dem Staate, würdig dientest.
Rühret es itzo nicht von ihrer Macht her, dass Du Deiu Verlangen auf
einen so würdigen Gegenstand richtest? Die Wahrheit, welche Dich be-
schäftiget und leitet, ist ja die Quelle Deiner Vergnügungen.
Ein jeder Zustand, ein jedes Alter Deines Lebens liisst also ihre Wohl*
thaten auf eine herrliche Art sehen. Deine Glückseligkeit machet heute ihren
Uuhm kund ; sollte man dieselbe wohl jemals vergessen ?
Urtheile von den Regungen, die mir Deine Gnade eingiebt! Ich kann
Dich nicht genugsam erhöhen. Und ich wünsche mir eifrigst Tag und Nacht
das Glück, Dir nachzuahmen.
Dass dieser Auguste de Ponicau unser Ponickan ist, wenn er
auch nur mit dem in Sachsen ans Ende gesetzten Rufnamen zeichnet,
während sich als Namenszug in seinen Bttchern J. A. v. P. findet, wird
von dieser Untersclirift und den Anklängen des Gedankens an das
Meissener Gedicht abgesehen, auch noch durch andere Gründe zur Ge-
wissheit.
Manteuifel, der im Kurprinzen zu I^eipzig, seinem Hanse, fast
allen dortigen Gelehrten freien Zutritt gestattete, Zimmer und Tisch
allen Ijiebhabern der Wissenschaften öffnete, musste natnrgcmäss auch
auf die akademische Jugend einen weitgehenden Einfluss ausüben,
namentlich auf die jungen Herren vom Adel, die an seiner Tafel die
Zeugen von gelehrten Unterredungen waren, mit denen die Speisen
gewürzt wurden. „Wer es weiss, was die Beispiele grosser Männer in
den Gemüthem des jungen Adels für einen Eindruck machen ,** so
vm. 6. 18
258 Johann Au^8t von Ponickau
läsät sich eine Stimme bei seinem Tode vernehmen , *) „der wird sieh
leiclit vorstellen können, was das Exempel eines solchen erliabenen
Staatsmannes bey unsem Stadirendcn gefruchtet liaben muss. Wer es
aber nicht weiss, der darf nur an j^ewisse Höfe j^ehen, wo die Grossen
alles, was nach Wissenschaft sclimeckt, verächtlicli halten und wo also
auch die edle Jugend gar bald anfängt, sich ans ihrer Unwissenheit in
freien Kflnsten ein Verdienst zu machen.*^ Jedenfalls nalim die Zalil
der in Leipzig stndirenden jungen Adligen zu, so dass, wie im „Ehren-
maal*' 8. 12 ausgeftlhrt wird, nach und nach 12 — 15 (Jrafen, grössteu-
theils fremde, ja auch ein paar ausländische Prinzen gezälilt wurden.
Die jungen Leute ans vornehmen Hänsern, die da sahen, dass aucli
„ein grosser Minister**, der schon selbst am Kuder des Staates ge-
sessen, dem Fflrsten mit Rath und That zur Seite gestanden, sich der-
jenigen Uebnngen nicht schämte, die sonst dem ungelehrten Tlieil der
Edlen als vei'ächtlich vorkamen und mit dem Namen der „Schul-
grillen" belegt wurden, richteten ihr Verlangen auf „würdige Gegen-
stände**, und wo es an dem nötliigen Eifer fehlte, da trat Manteuifel
anspornend dazwischen.
Dass Joh. Aug. v. Ponickau zu den lässigen Studenten gehört,
schliesst schon jenes Zcugniss im Dresdener Nacliruf aus ; dass er den
Einflnss Manteuffels bereits frühe erfahren und ihm auch als Student
näher getreten ist, wenn er nur ein Triennium in Leipzig zugebracht,
erscheint unter diesen Umständen durchaus wahrscheinlich. Jedenfalls
ist es keine blosse Phrase, wenn er sich „eifrigst das Glück wünscht"^,
ihm nachzuahmen. Manteuffel, der „Museget« verus, Litteratus omuium
Stator; Scientiainim maxime philosophicarum Patronus et Euergetn
Litteratorum incomparabilis** , der ausser seinen Staatsschrifteu eine
grössere Anzahl kleinerer Schriften verfasste, die Reden Joh. Gustav
Reinbecks ins Französische übersetzte, „viel schöne Stücke aus den
W^olfischen horis subsecivis** für des Lateins unkundige grosse Herren
verdolmetschte, französische Gelehrte in Berlin für die Philosophie
Wolfs zu interessiren suchte und sich neben anderen so mit diesem
Philosophen beschäftigte, dass seine in Leipzig befindliche Correspondenz
mit dem Hallenser 3 Bände umfasst; Manteuffel, dem die Pauliner-
bibliothek eine „ansehnliche Vermehrung von theils alten und seiteneu,
theils neueren und kostbaren Werken** verdankt, wird sein Vorbild.
Sein Porträt hing neben dem Bild des Hallischen Philosophen in
seinem Studierzimmer zu Dresden und wurde mit jenem nach Witten-
berg gebracht, „da beide Männer gut getroffen und eines unsterblichen
Andenkens wtlrdig seien, und da er sie, wie es in seinem Testament
heisst. Jederzeit gär sehr estimirt**. Dass Ponickaus Name im „Ehren-
maal**, wo sich alle Kundgebungen aus Anlass des Ablebens des
Grafen ablagerten und wo auch mehrere französische Oden von adli-
1) Vgl. Ehreumaal, welches . . . Ernst Christoph Grafen v. Manteuffel,
welchem Sein blosser Namen statt aller Titel ist, nach Seinem ruhmvollen
Ableben . . . von verschiedenen Seiner Freunde und Diener aufgerichtet
worden. Leipzig druckts Joh. Gabriel Büschel.
von Adolph Langguth. 259
gen Verfassern abgednickt sind, fehlt, erscheint unter diesen Umständen
fast auffällig.
Siebzehn Jahre vergelien in der Folge,' bevor wir an der Hand
eines neuen Schriftstückes nachweisen können, mit welcliem Erfolg
V. Ponickau in den Spuren Manteuffels gewandelt.
Christian (jotthold Wilisch, geboren zu Liebstildt in der Pirna-
ischen Diöces, in Leipzig habilitirt, 1721 Rector in Annaberg, seit
1724 Vesper-, dann Mittags- und 1731 Amtsprediger an der Nicolai-
kirche zu Freiberg, Verfasser einer ganzen Anzahl von Schriften, worin
er mit seinem Bruder, dem einstigen Hofprediger und Gymnasialdirektor,
späteren Superintendenten zu Freiberg Christian Friedrich Wilisch,
wetteifert, (vgl. Meusel, Lexikon der Schriftsteller XV, 144) widmet seine
doi-t nicht angeführte Bibliotheca sacra *) Viro perillustri atque gene-
rosissimo domino Joanni Augusto de Ponickau, hereditario in Rlipp-
hauseu etc. augustissimo Sarmatarum regi et electori Saxoniae etc. ab
intimis belli consiliis etc.y ihn so apostrophirend:
Perillustris atque generosissime domine, domine generosissime
et patrone obsequiose devenerande.
Turbae publicae, qnae patriam nostram infestant, procellis
veluti suis, et fluctibus Te ex sedibus Tuis, intra montium inter-
capedines, ad nos proiecere, atque ego ex animo precor, et Denm
Optimum Maximum, adsidna prece invoco, nt Te, medias inter has
tempestates, sustentet gi*atia sua, ne aequam servare mentem, in bis
arduis rebus, desinas. Atque idem hie Tuus ad nos secessus, adeo
felicem me reddidit, ut colloquio Tuo frequonti, imo consuetudine
Tua, me haud indignum iudicaris. Obstipui ego profecto, in Te,
Togato pariter ac Sagato, Heroe, talem, varia solidaque doctrina
instnictum, me invenisse, qnalem vix intra Pythagorae Sindonem,
uut in litteratissimorum museis, quaesivissem. Absit blandiendi, ant
assentaudi libido male sana, quam qnidem teterrimam bellnam, veri-
tatis Studium, procul abs me abesse, seinper jnbet; id tamen andacter
udseverare possum, quod de Dionysio Longino dictum est, qnando
ille Bibliotheca viva appellitatus fuit, idem de Te valere. Tu enim,
Perillustris Domine, non modo, Bibliothecam libromm, ex omni em-
ditionis genere, qnoad numerum, instructissimam possides, sed eam
quotidie etiam, rarissimis et pretiosissimis libris, anges et locnpletas.
Imo Tu quoque Ipse, in omnibns atque siugulis eruditionis partibns,
adeo versatus es, ut ego nunqnam, nisi doctior, abs Te discedam.
Postea igitnr quam, ex sermonibus Tuis cognovi, band ingra-
tam Tibi fore hanc supellectilem, licet non adeo copiosam, a multis
tamen retro annis collectam, eo procedam audaciae, ut eandem,
1) Bibliotheca Poetica Sacra, id est Sylloge scriptorum, qui partim in-
tegros libros Bibiicos, partim quasdaui S. S. particulas, Historias et persouas
sacTUs vario canuiuis genere atque in diversis Unguis exposuere . . . Collegit
et ex supcllectile ipsius sua libraria inci publicae sistit M. C. U. W.
Lipsiae 1760 apud Jo. Christoph. Gk)Unenim.
18*
260 Joluinii August von Ponickan
publico hoc alloqQio Tibi tradam, et Tuam esse velim. Suscipe
ifptur, hoc muDUSculum leve, et vix satis persona Tua dignom, nisi
forte ar<^m(*ntum, quod divinum et sacmm est respiciamus. Vota et
preces meae tendunt eo, ut Snmmum Numen, Te. Maecenas Optime,
sartum tectumque, ab omnibns adversitatibus animi, corporis et bo-
norum tueatnr. Tn vero, Nobilitatis doctae Decus et Sidns! me
Tibi habeas, ro^to, quam commendatissimnm.
8cr. Freiber^^ae, int(^r strepitus bellicos, Mense Janaario. A.
K. 0. MDC(n.X.
Perillustris atqne generosissime domine, domine unratiosissime
in Tui
Cuitu et veneratione defixus
Cliristiauus Gottliold Wilisch
Eccles. Primär, ad D. Nicolai et Ministerii
Freiberg. Senior.
Wir werden also mitten in die ftlr Sachsen so verhänguiss vollen
Kämpfe des 7jilhrigen Krieg(»s versetzt. Zweimal binnen zwei Jahren
war Dresden von Zerstörung heimgesucht worden, zuerst am 10. Nov.
1758, dann wurde die Stadt das Opfer der Hartnäckigkeit, mit wel-
cher sie (Jraf Schmt'ttau gegen Dann vertheidigte und bei der Be-
schiessung vom 1. Sept. 1759, wo manclies, „was das Alterthum mit
so vieler Mtthe erbaut hatte", zu (irundf^ ginj?» soll auch, so nalim
mau wenigst<»ns bisher an, die Bibliothek v. Ponickaus zum grössteu
Theil vom Feuer zerstcirt worden sein. Die Stelle aus der Rede des
Kectors der Universität Wittenberg, Jo. Jac. Ebert, vom Jahre 1802
lautet :
„Hie ergo verus Academiae nostrae Maecenas non semel tan-
tum, sed quod inprimis est mirandum, vel bis susceptum executus est
consilium, bibliothecam, quam pro facultatibus suis posset maximnm,
non in suos tantum, sed in publicos etiam post obitnm snnm usus
eolligendi atque opibus literatis omnibus instruendi. Quae enim jac-
tura erat gravissima et reparari vix poterat, hie thesaurus, ineredi-
bili iudustria perpetuoque atque ingenti sumtu undique cougestns,
per funestam illam Dresdae expugnationem omnis fere est deletus.
Quem tamen casum vere tristissimum non modo aequo ac forti per-
tulit aninio, sed tantum etiam afuit ut rei semel amatae curam stn-
diumque deponeret, ut vel novum instaurandae bibliothecae iniret
consilium, novo impetu et delectu illud persequeretur nee nisi cum
vita ipsa deponeret unquam. Hoc igitur ardore inflammatus cum
esset, paucis annis exactis atque opinione citius factum est ut novae
eaeque insignes apparerent librorum copiae, ita ut vir eximius, otio
literato et Musis solis jam deditus solus, harum veluti in sacello
abdere sese posset."
Dass hier der einzige Ausdruck „expugnatio" zu einem falschen
Schluss auf das Jahi* 1759 Veranlassung gegeben, „denn eine andere
Eroberung fand in den Jahren, von welchen hier die Rede sein kann
von Adolph Langgntb. 261
nicht statt", sap:t Böhmer 8.39, werden wir sogleich sehen. Der
Wintcrfeldziip: 1759/60 brachte weitere Bedrängniss. In Dresdens un-
mittelbarer Nachbarschaft lagerten zwei Hanptarmeen, das preussische
Lager befand sich bei Wilsdruff, die kleineren Städte und Dörfer in
unmittelbarer Nähe der Residenz waren dicht mit Truppen angefüllt;
zur Noth, von welcher die Erhaltung dieser Armee fftr das Land be-
gleitet war, gesellten sich ansteckende Krankheiten, und um das Mass
voll zu machen, ein ungewöhnlich harter Winter. Es war die Zeit,
wo ein nach Strassburg geflüchteter Sachse in einer poetischen Klaget
über die Noth Dresdens fragt:
„Denn wo ist heut dein Hof? Wo Kunst und Seltenheiten?
Wo sind Geschmack und Pracht? Wo deine Lustbarkeiten?
Sic sämmtlich sind nicht mehr; sie wurden ganz zerstört;
Und gänzlich scheinst Du nun, o Dresden, umgekehrt,
Da plötzlich aus dem Schloss, Palast und Lustgefilden
Sich Vorrathshäuser, Wacht und Stall und Schanzen bilden.
Und da der rauhe Fluch des Hauptmanns wiederliallt,
Wo sonst der süsse Ton der Sängerin geschallt.
Des Glückes Unbestand aufs schmerzlichste zu lernen.
Wardst du vorhin bereits zu feindlichen Kasernen;
Und tiefer noch gestürzt von deiner Majestät
Bist du nimmehr, o weh! ein eckelnd Lazareth."
Der Zustand der Stadt war in der That ein trauriger. Dem
Schreckbild mit Blut, Flammen, Gluth und Asche zu entgehen, zogen
Tausende nach der Beschiessung des 1. Sept. 1759 auf den noch freien
Strassen nach Bautzen, Stolpen und Pirna ab; wer in der Lage war,
der Stadt länger den Rücken zu kehren, that dies, und so finden wir
V. Ponickau Ende des Jahres 1759 und Anfang des folgenden in Frei-
berg. Dort, wo das Erzgebirge „stolz die Flächen überschaut", und „wo
von fremdem Korn ein armes Volk sich nährt, das kaum so viel er-
wirbt, als es den Tag verzehrt", war man keineswegs vom Kriegs-
getümmel verschont.2) Durchzüge von Truppen fanden z. B. auch im
Herbst 1759 statt, immerhin gewährte die Bergstadt einen besseren
Aufenthalt als Dresden, sie gewährte femer den Umgang mit vielseitig
gebildeten Männern wie Wilisch, der zugleich ein eifriger Sammler«*)
war, mit dem Oberstadtschreiber Klotzsch, dem Mitherausgeber der
„Sammlungen vermischter Nachrichten z. Sachs. Geschieht^", mithin
1) Pootisclie (ledanken von dem verderblichen Kriege in Sachsen etc.
Nebst einer Ode. das klagende und getröstete Sachsen, s. 1. 1759. 2. Aufl.
2) Vgl. Verordnungen des Baths zu Freyberg die Befolgung eines
Chiirf. Mandats über die Marsch- und Einquartirungskosten der königl. preuss.
und allirten Truppen betreflfend. d. d. 12. May Höo.
H) In dem Antiloquiuni seiner Bibliotheca sacra sagt er: „Ab prinio
jam nie(K in lianc i)rovinciam ingressu, onuiia profana studia, uti vul^o loqui*
soleiit, abjeci, et Scripturae Sacrae scrutandae et indagandae, atque nnprimis
Typologiae Biblicae, lue totum dodi et saeravi. Ne vero omnem o[»erani
mcani et olouni in colligendis olim Poeticis Biblicis et sacris, perdcrem, ante
aliquot Jani annos rcculas has uieas. uon vasavi, in ordiuem justum redegi,
et publicae luci destinavi".
262 Johann An^et Toa Ponickan
jene philoBophiKhe Ruhe . die v. Ponickan beflihiple , in rebus arduis
servare mentem.
Daas diese arduae ree aber nicht auf den Verlust seiner Bücher
{^deutet werden können, wozu die Worte im Grunde ja passen. da»s
WilifM!h vielmehr auf einen v. Ponickau so ^hmerzlich l>erührenden
Unfall, der zudem erst eini(;e Monate alt ^rewesen. Hezuir «srirnommen
h&ttc, anstatt die Worte: bibliothecam librornm ex omni cmditionis
genere quoad numerum instructissimam possides** zu ^brauchen, ist
zweifellos, wie die andere Annahme, der Bibliophile habe die in-
zwischen verflossene Zeit zu neuen Hticheran kaufen etc. benutzt und
wieder eine Bibliothek zusammen^^ebracht, schon mit Rücksicht auf die
Krie^rszeit, alsr» von vornherein aus^schlossen ist. Es bleibt somit nur
der eine Ausweg tlbripr, jene Katastrophe in das foljrende Jahr zu ver-
legen, in jenes Jahr 1760. welches von den (leschichtschreibem
Dresdens als das un<;lttcklichste in den Annalen der Stadt bezeich-
net wird.
Friedrich der Grosse war gejren die Stadt vor;rerückt. Der Kom-
mandant der kaiserl. Garnison. Graf Mag:uire. hatte am 13. Juli dem
König und General Wedel erklären lassen, er werde sich bis zum
letzten Mann vertheidigen und alles erwarten, was Se. Majestüt
zu thun flir gut finden würde." worauf schon am 14. Morgens ^ Thr
die während der Nacht am Grossen Garten errichteten Batterien ihre
Geschosse gegen die Wälle richteten, und das Vorspiel jener Belage-
rung begann, die am G.Tage, den 19. Juli, zu einem förmlichen bis
zum 21. Juli dauernden Bombardement wurde.
V. Ponickans Wohnung war bei dieser Gelegenheit besonders ge-
fthrdet. Sie befand sich in dem Ermelisclien Hause an der Krenz-
kirche zwischen der Nassen und Weissen Gasse, von dem Alten Markt
nach der Kreuzkirche zu rechter Hand No. 523. 0 ^oh. Christian
Hasche, Umständliche Beschreibung Dresdens mit allen seinen äusseren
und inneren Merkwürdigkeiten etc. Leipzig 1781 im Schwickerscben
Verlage, hat darüber folgende historisch-architektonische Angaben:
„Das Krmelschc Haus, mit seinen zwey guten Erkern auf
Kragsteinen, ein feines Haus. Für ein Bürgerhaus ist es gewiss eins
der ansehnlichsten , indem es so gross ist , dass es mit 4 Fenstern
in der weissen Gasse anflingt, gegen die Kreutzkirchc 13 hat und
wiederum mit 6 Fenstern in die Nassegasse liineinfilliret. Alle drey
Seiten sind in Ansehung ihrer Fenster uikI Scliäflte in einerley ilc-
schmack erbauet. Die grosse Hauptfronte zeigt in ilirer Kintheilung
das genaueste Kbenmaass: denn der Tliorweg ist im unteiTu Stocke
im richtigen Mittel, und das mittelste Fen>ter über demselbigen
durch alle Stockwerke mit Verdacliungen und einigen Verzierungen
angegeben. Zu b«!iden Seiten maclit ein Erker durch 2 Stockwerke,
1) Vgl. <las Adre.ssbiich von Gottlob WollgJUiK J'erbor, Dresden zur
zwee.kuiHMsigen Keiintniss seiner Häuser und deren Bcwoliner. Dresden I7<)7
S. 120, wo die vorsehiedeuen Familien un<l iVrsonen. die das gmsse Haus
bewohnten, verzeiehnet sind.
von Adolph Lan^gnth. 263
wovon die beiden daran stossenden Fenster in ihren Füllungen etwas
verziert sind, wiederum zwei Nebentheile dieser Fronte aus. Ein
Gurti*imms theilt den Unterstock von den übrigen drei Stockwerken,
und ein fortlaufender Hauptsimms schliesset dieses Gebäude. Das
Dach, welches mansartisch ist, zeigt meistentheils sehr nahe zu-
sammenhängende Fenster, die alle zu Wohnungen angelegt sind.
Alle innerliche Bequemlichkeiten sind gut eingetheilet, und es ist
leicht einzusehen, dass die Breite dieses Gebäudes eine Menge Zimmer
in sich enthalten kann, auch deren wirklich sehr schöne enthält.
In ihm wohnt ausser dem Besitzer D. und Senator Ermel auch noch
der geheime Kriegsrath v. Ponickau. Es ist 15 Fenster breit auf
der Fassade, litt viel im Bombardement, doch brannte es nicht ab,
wie sein Nachbar, den ich eher hätte nennen sollen, das Schrötersche
Haus, welches sich von dem erschrecklichen Feuer der Kreuzkirche
entzündete/'
Dieses nicht näher bezeichnete Bombardement ist, wie schon aus
der Zerstörung der Kreuzkirche hervorgeht, dasjenige des Jahres
1760. —
Bereits am 19. Juli, dem ersten Tag der regelrechten Beschiess-
ung, kam um 10 Uhr Vormittags Feuer in der Kreuzkirche aus, „wel-
ches allen gemachten Anstalten ohngeachtet nicht mehr gedämpft
werden konnte, sondern immer weiter um sich griff, zu mahlen der
Feind auf den Ort des entstandenen Feuers die Bomben in solcher
Menge warf, dass die Innwohner die Flucht nahmen . . . Nachmittags
fienge der Feind an seine Bomben nach dem Thurm der Kreuzkirche
zu richten •) und warf deren in kurzer Zeit fünf hinter einander hin-
ein. Die letzte zündete ihn an und weil inwendig viel Holzwerk war,
so gerieth er in wenig Minuten in volle Flammen. Als er stürzte,
fiel er auf die Kirche und steckte sie ebenfalls in Brand, so dass dieses
grosse Gebäude in wenig Stunden ganzlich in der Asche lag. — Die
vergangene Nacht," so lautet der weitere offizielle Bericht des Kom-
mandanten Grafen Maguire^) vom 20ten, „fuhr der Feind fort, die
Stadt sehr heftig zu bombardiren, wodurch der Brand nicht nut in der
Kreuzgasse vermehret, sondern auch anderer Orten in der Stadt aus-
gebreitet wurde. Viele Innwohner verliessen ihre Häuser und retteten
sich mit dem, was sie von ihren Habseligkeiten am ersten zusammen-
raffen konnten, in die Neustadt oder aufs Land."
1) Arclionholz stellt die später bestrittene Behauptung auf, dass von
dem 'riiiinu der Kreuzkirche mit vier Feldstücken auf die Preussische Stel-
lung geschossen worden sei. Es befanden sich dort nur drei eiserne Guss-
kanonen, die man an hohen Festtagen abzufeuern pflegte. Zugegeben >vird,
dass von dem Kreuzthurm aus Ingenieurs das preussische Lager beob-
achteten.
2) Diarium, was sich vom 12. bis 8o. Juli 17<>o in der Stadt Dressden
während der preussischen Belageniug zugetragen, und von Sr. Excellenz dem
Herrn (ieneral Feldzeugmeister und (Gouverneur, (trafen von Magulre an
Ihro Kays. Königl. Majcst. einberichtet worden. Dressden s. a. zu bekommen
in der Zcituiigs-Expcditicm. S. 13 ff.
264 Johann Aagust von Ponickan
Welche Verluste Dresden bei dieser Belagemng erlitten nnd in
welch beklagenswerther Lage die Fliehenden sich befanden, ist von
den Geschichtpchreibem des 7jährigen Krieges (vgl. namentlich Archen-
holz) ausführlich dargestellt worden. Aber das Unglück, das die
preussischen Kugeln angerichtet hatten, war nicht das einzige ge-
wesen, worunter die Einwohner in jenen Tagen zu leiden gehabt.
Selbst unter den Freunden und Bundesgenossen hatte es nicht an lauten
gefehlt, welche gewissenlos genug waren, die allgemeine Beängstigung
und Verwirrung zu Raub und Pltlnderung zu benutzen und den Schwer-
geprüften das Wenige zu nehmen, was die vernichtenden Flammen
ihnen übrig gelassen.») Als die Flüchtigen zurückkehrten, fanden sie
die unterirdischen Keller, wohin sie vor der Flucht ihre besten Hab-
seligkeiten gerettet hatten, erbrochen und ausgeleert.
Rabener, der auf diese Weise seine Habe, seine Bücher und
Manuskripte verlor, 2) schreibt an Ferber in Warschau: „Sagen Sie
es auf mein Wort in Warschau, dass uns die Feinde zwei Drittel ver-
brannt und diese Freunde ein Drittel gestohlen,'' und ein ähnliches
Schicksal ftir v. Ponickau anzunehmen, erscheint unter diesen Um-
ständen sehr naheliegend, wenn er es auch nicht ausdrücklich be-
stätigt. In einem Brief an den Prof der Medicin Georg Augast Jjang-
gnth , den ersten , welchen er wegen seiner- Schenkung an die Uni-
versität Wittenberg schrieb, 3) datirt Dressden, den 13. März 1762,
sagt er:
„Dasjenige, was ich E. Hochedelgeb. wegen der Absicht in
Betreff meiner geringen Büchersammlung mündlich zu eröffnen die
Ehre gehabt, bekräftige ich mit Vergnügen hiermit auch schriftlich.
Wie sehr wünschte ich, dass das Geschenk so wichtig nnd ansehn-
lich wäre, als meine Meinung redlich und meine Hochachtung gegen
die Universität Wittenberg vollkommen ist! Allein das Feuer hat
mich, wie Ew. etc. nunmehro selbst bekannt ist, um einen sehr be-
trächtlichen und schätzbaren Theil meines Büchervorraths gebracht,
und ich habe freilich viele Lücken auszubessern, womit ich vielleicht
bei meinem Leben nicht fertig werden dürfte. Doch kann ich nicht
in Abrede sagen, dass mir noch gar manches merkwürdi*;es Stück
übrig geblieben, und dass meine Sammlungsbejcierdc, soviel es gegen-
wärtige Zeitumstände erlauben wollen, noch nicht erstickt ist. Machen
1) M. B. Lindau, Geschichte der Haupt- und Kosidenzstadt Dresden etc
|>reitdrii lh02. 2. Verlagsbuchh. v. K. Kuntzt*. 11. S. 420 ff., wo zuf^loich be-
rl4'.hi4H wird, dass schon Schmettau am ;<(>. Aug. 175«) vor dor Iluuiitwache
4i|nen ncurii («algen aufrichten licss, an dessen <>bcri*n C^uerbalken Aw Hrrtt
mit firn Worten: „Strafe flir die Plünderer und Aufwiegler" augesohlagon
wAT. S. .'i»«.
2) Auch dem schon genannten Christian (iottl(»b Heyne verbrannten bei
dlener IJelagerung Dresdens alle seme Biiclu?r und Handschriften.
WItti
;») Vgl. Cliristian Kndolph Illing. Die dritte Säkulurfeier di»r rnivi»rsit:s*
tenborg etc. Wittenberg und Zerbst isoa l>ei Sani. (Jottfr. /Jninioniiaiii,
von Adolph Langgnth. 265
Sie von dieser meiner Erklftining allen nur beliebigen Gebrauch, ich
werde allemal mit Ihnen einstimmig seyn."
Siclier ist jedenfalls, dass jene Catastrophc ins Jahr 1760 föllt,
welches allerdings eine „expngnatio'* Dresdens nicht kennt, denn Fried-
rich der Grosse zog am 30. Juli mit seinem Heere tlber Kesselsdorf
nach Meissen ab, wohl aber eine nicht minder verderbliche „oppug-
natio", wie wir unter Annahme einer Ungenauigkeit im Ausdruck
Ebcrts oder eines Irrthums, wohl conjiciren dürfen, um so mehr, als
auch Illing a. a. 0. S. 32 nur von der „Dresdner" Belagerung spricht.
Für die Periode des beginnenden Greisenalters endlich giebt uns
V. Ponickaus allem Anschein nach zuverlässiges Bild von Iloltzmann
die gewünschte klare Vorstellung.
Karl Friedrich Holtzmann, der Dresdener Maler und Kupfer-
stecher, geb. 1740, der das Porträtmalen meist im Profil und Wasser-
farben sehr eifrig betrieb, über 2000 Bilder lieferte und u. a. während
des bayrischen Erbfolgekriegs 1778 und 1779 die Mehrzahl der nach
Dresden gekommenen preussischen Stabsoffiziere theils fttr sie selbst,
theils für ihre sächsischen Freunde und Freundinnen malte,') hatte
vermuthlich auch den Geh. Kriegsrath v. Ponickau in seine „Sammlung
der merkwürdigsten Personen" mit aufgenommen, obgleich das Bild
von Joh. Mensel , Teutsches Kttnstlerlexikon etc. 2. Auflage , Lemgo
1809. 1. 420 ff. nicht mit aufgeführt wird. Nach jener Notiz bei
Otto, Lexikon . . . Oberlausitzer Schriftsteller, Supplementband, S. 340.
existirte ferner ein Kupferbild Ponickaus von Carl Gottlob Rasp, und
unter seinen Porträts wird von Mensel II, 171 auch Geheimer Ratb
von Ponickau nach Mietzscb verzeichnet, ohne dass wir von dessen
Dasein etwas wissen. Vermuthlich war es das nach Wittenberg ge-
schenkte,^) welches über dem Eingang zum sogenannten Fürstensaal,
wo seine Bibliothek einen Ehrenplatz erhielt (cf. Böhmer a. a. 0. S. 40)
und wo zu den lebensgrossen Bildern der sächsischen Kurfürsten und
Reformatoren die Bilder Christian Wolfs und Manteuffels kamen, auf-
gehängt wurde. Unser Porträt, welches auf der Rückseite die In-
schrift: „Carl Friedrich Holtzmann del. a Draesda 1782" trägt, ist ein
6 cm hohes, 4'/2 c™ breites Pastelbildchen in Medaillonfoim, eingesetzt
in ein viereckiges, arabeskendurchzogenes von einem grünen Rande
eingefasstes Wandfeld in graubraunem Ton, mit diesem zusammen
10 cm hoch und 8 cm breit. -Auf dem Rückendeckbrett des schwarzen
mit Goldleiste verzierten Rahmens steht mit Tinte geschrieben: „Dieses
ist das Gemälde des Geh. Kriegs-Raths v. Ponickau. — Der von Po-
nickauischen Bibliothek geschenkt von Herrn v. Ponickau auf Falken-
1) „Die Aehnlichkcit der darzustellenden Personen, die er nicht leicht
vorfclilt, und die Wohlfeilhcit des Troisses, verschaffen ihm immer viel Lieb-
haber", urtheilt Djussdorf. Beschreibung Dresdens S. 6(>8.
2) Biihiner sagt S. 71, aus Witteiiberg scheint kein Porträt hierher ge-
kommen.
266 Joluum AnguBt von Ponickan
hein bei Zeitz, Landrath a. D. ISGl'^fO woraus hervorgeht, dass dieses
Bild Iloltzmann.s im Familienbesitz geblieben ist.
Die sitzende, an den Ellenbogen abgeschnittene Halbiignr im
Profil nach links zeigt den rechten Arm etwas gehoben, wahrschein-
lich gestutzt , den linken natürlich herabhiingend , den ganzen Körper
etwas in sich zusammengesunken und dadurch abfallende Schultern
bemerkbar. Dem in die Augen fallenden rothgestreiften offenen Rock
ohne Kragenumschlag, auf der linken Seite mit langen Knopflöcher-
einschnitten für die grossen Stoflfknöpfe auf der rechten entspricht die
Weste von derselben Farbe, während das weisse, den Hals völlig be-
deckende Halstuch in einen schwachen Knoten leicht geschlungen ist
und in eine schön gefaltete Brustkrause ausläuft. Für das glatte, volle,
forchenlose Gesicht von bräunlicher Farbe bildet das grauweisse, in
schönen weissen, abgerundeten Linien gehaltene Toupet. zusammen mit
den drei Wulstlocken über dem linken Ohr und mit dem Zopf, der
in ein dunkele» Band gebunden eine abstehende Schleife trägt, ein
vortrefflich abgetöntes Relief, und ähnlich wie die Farbenwirkung ist
auch der Gesammteindruck des Kopfes.
Es ist weder ein besonders charakteristisches, noch ein ideal
schönes Gesicht, das uns da entgegenschaut aber es macht bei dem
Fehlen aller scharfen Lineamente einen überaus wohlthuenden Ein-
druck. Der Mann der Betrachtung, der ruhige in sich gesammelte
und nach innen gekehrte Gelehrte sitzt vor uns, sinnend vor sich hin
blickend. Alles deutet mehr auf Verstand und Nachdenken denn auf
Kraft und Beweglichkeit, nichts auf die Lebhaftigkeit, die ihm von
Kläbe zugesprochen wird, wenn nicht etwa der leicht sarkastische Zug
um den dicht geschlossenen Mund mit den ungewöhnlich schmalen,
scharf geschnittenen Lippen. Die Stirn tritt durch das niedergelegte
Toupet besonders stark hervor, die Nase ist kräftig aber proportionirt
und ohne besondere Merkmale, die dunkeln gradlinigen Augenbrauen
setzen markirt an der Nasenwurzel ein, reichen aber nur bis zur Hälfte
des grossen runden, einen offenen, gutmüthigen und liebenswürdigen
Charakter verrathenden Auges, an dem eine ungewöhnlich grosse Weite
der Lidspalte, sowie die grosse Iris von brauner Farbe und eigen-
thümlichem fast starrem Ausdruck auffallt, so dass man versucht sein
könnte, die Anfänge des kommenden J^idens schon hier zu ent-
decken. —
Doch brechen wir hier ab.
Dem Leser eine genaue Vorstellung von den (Jesichtszügen zu
geben, aus denen sich diese Physiognomie zusammensetzt, ist um so
schwerer, als uns nicht bekannt ist, wie v. Ponickan von der Natur
sonst ausgestattet war. Wir wissen auch nicht, ob die hervortretend-
sten Züge vom Malor genau beobachtet sind, da künstlerisch vollendete
1) Ks war ein Act der Dankbarkeit dos giMianiiteii Herrn, welcher in
der V. Poiiick. Hilil. fiir seine Familiengescliiclite in Manuseripten und Druek-
sadien reielilielies Material fand und benutzte.
TOD Adolph Langguth. 267
Bilder physiognomisch nicht die besten zu sein brauchen, and wenn
sie diese letztere Eigenschaft auch besitzen, so können sie stets nur
den Schnitt der Züge, nicht deren Spiel wiedergeben, worin der ein-
zige Reiz so manchen Gesichts verborgen ist, reichen mithin kaum zu
einer ärmlichen Analyse flir die Phantasie aus, und so mag es auch
mit dem vorliegenden Bild der Fall sein. Die wahre Synthese ist nun
bereits beinahe 100 Jahre dem Staub verfallen, und da kein Zeit-
genosse den äusseren Eindruck fQr eine pietätvolle Nachwelt aufge-
zeichnet hat, bleibt uns nur übrig, aus dem, was von Ponickau lebte,
eine innere Vorstellung zu bilden.
Eine ruhige Kontinuität, dieses erste Princip menschlicher Glück-
seligkeit scheint dieses Leben in allen seinen Phasen zu kennzeichnen,
PJutarchs Ausspruch: „Eine vornehme Geburt ist etwas Vorzügliches,
aber ein Gut der Vorfahren. Der Reichthnm ist schätzbar, aber ein
Eigenthum des Glückes. Ruhm ist wünschenswerth, aber unbeständig.
Die Gelehrsamkeit ist das Einzige, das an uns göttlich und unsterblich
ist'', scheint die leitenden Gesichtspunkte für seine Ziele zusammen-
zufassen.
In glücklichen äusseren Verhältnissen geboren, verliert er als zwei-
jähriges Kind seine Mutter, Sophie Margarethe von Miltitz aus dem
Hause Schaifenberg (f 20. Februar 1720), als junger Mann von noch
nicht 30 Jaliren den Vater, Joh. Aug. v. P. auf Klipphausen und Sachs-
dorf, Königl. Poln. und Chf. Sachs. Kammerherr (f 26. April 1747) und
wird Selbstherr und Besitzer eines ansehnlichen Vermögens, mit dem
er den möglichsten Nutzen für Andere zu stiften sucht, ohne es doch
als ein guter Haushalter zum Nachtheil seiner Testamentserben *) zu
verkleinern. Er lässt u. a. einen hoffnungsvollen Jüngling zu den
Wissenschaften erziehen und „mit nichts weniger als kärglichem Auf-
wand'* zu Leipzig studiren, hat aber nicht die Freude, die Früchte
seiner edlen Sorgfalt ernten zu können, da sein Schützling bald nach
vollendeten Studien stirbt. Kurz nach dem Tode seines Vaters quittirte
Pon. die Gothaischen Dienste, die er 1743 genommen, um theils auf
dem ererbten Gute Klipphausen (1761 verkauft) zu leben, 2) theils in
1) Da v. Ponickau unverheirathet geblieben und seine einzige Schwester,
Christiane Magdalene Dorothea v. Ponickau, Wittwe des 1742 verstorbenen
Joh. Adolph V. Diesskau auf Trebsen, ihm am 1». März 1785 zu Leipzig im Tode
voranffegangeii war, waren die nächsten Erben die älteste Tochter und die
vier Kinder der schcm verstorbenen jüngeren Tochter dieser Schwester. Als
Nichte nennt der Nekrolog des Dresd. Anz. Ihre Hochftlrstl. (ynaden Frau
Christianr Charlotte Sophie, Fürstin von der Osten, genannt Sacken, des kgl.
l)rons8. Obcrkanimerherm und wirkl. Geh. J^tats- und Kriegsministers Carls
von der Osten-Sacken , hinterlassene Wittwe. welche vorher an den Reichs-
grafen Jul. (iel»hard von Iloyni auf Droysig etc. vermählt gewesen, ferner:
Erdniutlie Henriette Soi)hie v. Globig, f 179<», vermählt mit Hanns Gotthelf
von (Uobig auf Zehista und (üesenstein, (-hf. Sachs. ()ber-Consist(»rialpräsi-
denten, deren Kinder sodann noch verzeichnet werden.
2) In Kli))])hausen, urspr. Klein-Köhrsdorf (es nahm vom Selilosse
Klipjiliausen den Namen an) hinterliess 177i» Pastor Schmidt der Kirche ein
Kapital zur Verstärkung einer über 1(M)0 liäude zählenden Bibliothek, welche
268 Johann August von Poniekau
Dresden, seit 1751 mit dem dlstinguirten Charakter eines Königl. Poln.
und Clinrf. Sachs. Geheimen Krieg:8rathes ^), zu privatisiren und sich
mit dem Studium der sächsischen Geschichte und Verfassung zu be-
schäftigen.
Zn diesem Zwecke sammelt er mit ungespartem Aufwand eine
der kostbarsten und vollständigsten Bibliotheken in allen Fächern, so-
weit sie die sächs. Geschichte betrafen, wozu noch eine auserlesene
Menge Bücher und Schriften über Deutsche- und Gelehrtengeschichte,
Erdbeschreibung, Rechtsgelehrsamkeit, Numismatik und diejenige Litte-
ratur kam, die in der nicht minder bedeutenden Abtlieilung „Miscel-
lanea^^ ihren Platz findet, eine Sammlung von Gemälden und Siegeln,
welche die gedruckten Bücher, Handschriften und Karten ergänzte,
nicht zu vergessen. Selbst eine bibliotheca viva, wie ihn Wilisch
nennt, ein vielseitig gebildeter Oielehrter, aus dessen Umgang und
reichem Wissensschatz sich jeder ihm näher Tretende bereichern konnte,
theilt er, ohne selber productiv zu sein, — wenigstens fehlen uns die Be-
weise des Gegentheils — , viele Jahre lang auf das freigebigste und un-
eigennützigste anderen Gelehrten von seinen Büchern mit, u. a. den ver-
dienten Herausgebern der so schätzbaren „Sammlungen vermischter Nach-
richten zur Sächsischen Geschichte'*, von Gottfi*. Immanuel Grundig und
Joh. Friedrich Klotzsch2) (Chemnitz 1767—1777. bey Jo. Chph. Stössel,
12 Bde.), die nützliche, in den hss. unbekannt gelegene Aufsätze und alte
bereits gedruckte, aber selten gewordene Schriften, „deren verschiedene
auch die sorgfältigsten Liebhaber und Sammler der Sächs. Geschichte nicht
habhaft werden können^S enthielten , und eigentlich als v. Ponickaus
Werk zu betrachten sind. Seinem Wunsche gemäss wird über diese
indirekte Thätigkeit absolutes Schweigen beobachtet, wie z. B. aus Joh.
der Geh. Kriegsrath v. Poniekau gestiftet. Das bs. „Verzeichnis der Bücher,
80 bei der Kirche zu Rührsdorff vorhanden, und ausser einer kleinen Anzahl
derselben, so vorhin daselbst aufbehalten worden, säninitlich auf H. Joh.
Aug. V. Poniekau Kosten von 1750 — 17ii2 angeschafft worden", befindet sich
im Besitz der v. Ponickauschen Bibl. Ueber das 50jäkrige Amts- und Ehe-
jubiläum dos Pastors in Röhrsdorf, Gottlieb Natlian Schmidt, berichtet auch
»Das Leipziger Allerlei der neuesten und merkwürdigsten Begebenlieiten
dieser Zeit" (v. 14. März 1752. XI. St. S. \(\iV) in dem gesagt wird, es hätte
ihn (Schmidt) „am meisten soulagiren mllsson, dass der gnädige Kirclienpatron
des Ortes Tit. Hr. Joh. Aup. v. Pcmickau, Erb- Lehn- und (ierichta-IIerr auf
Klipphausen, K. P. und Cht. 8. (ieli. Kriegs-Bath, sich mit der Hohen Familie
in die Kirche zu Böhrsdorf zur neuen Eiusegmuig dieses seltenen Paares
persönlich erhoben und heniacli demselben sowohl als der anwesenden zahl-
reichen Priesterschaft ein herrliches Tractament auf gedachtem Dero Ritter-
sitze Klipphauseu gegeben habe.''
1) Die in der All^. 1). Biogr. ausgesprochene Vermuthuug, v. Poniekau
habe d(^n Titel wegen seiner Schenkung an die Landesuniversität oder wegen
der Absicht <lazu erhalten , bestätigt sich also nicht. Der Titel war auch in
Preussen bis ISIO sehr gebräuchlich.
2) Jo. Friedr. Kh>tzsch , Verfiisser mehrerer Schriften (s. Mensel) und
vieh»r Abhandlungen in den mit (inindig, dem Ordner der v. Ponick. Bibl.,
herausgegebenen Sammlungen, war Oberstadtschreiber und Beisitzer des Berg-
schöppeustuhls zu Freiberg.
von Adolph Laiif^^iith. 269
Ohristian Ilasches, Umständlicher Beschreibung Dresdens. Leipzig 1781.
hervorgeht, wo es im Vorbericht S. XV heisst: „Ein holier Kavalier,
gross durcli sein edles Herz, gross durch seine erhabenen Kenntnisse,
hatte die Gnade, mich durch seine vortreffliche Btlchersammlung der
Sachs. (Jescliiclite, die kein Ort der Welt vollständiger haben kann,
auf das thätigste zu untersttltzen.^' Nur ein einziges Mal, in desselben
Hasclie, Säclisischem Magazin, sehen wir eine Widmung angenommen,
der wir der Vollständigkeit halber hier noch einen Platz einräumen.
Sie lautet:
„Hochwohlgebohrner Herr,
gnädiger Herr Geheimde Kriegsrath!
Erlauben Ew. Hochwohlgebl. Gnaden, dass durch Uebergabe
dieses geringen Büchleins Dero gelehrten Fleiss in rühmlichen Ge-
schäften, ich auf kurze Zeit unterbrechen darf, und würdigen Sie
diese Kleinigkeit einer gnädigen Aufnahme. Lange schon war es
der Lieblingswunsch meines Herzens, einem Manne, den Geburt,
Stand und Titel adeln, Herz, Kenntnisse und Verdienste aber weit
unschätzbarer machen, meinen öffentlichen Dank für Seine gnädige
Aufnahme, für Seine thätige Unterstützung, für so viele unvergess-
liclie Beweise Seiner Herablassung gegen mich, der Welt zu be-
kennen, und ich freue mich von ganzer Seele, Ilinen jetzt dieses
Denkmal meiner hochachtungsvollen Ehrfurcht, Dankbarkeit und
ewigen Ergebenheit setzen zu können. Durch Dero vortrefflichen
Bücherschatz und durch die gnädige Erlaubniss ihn ohne Hinderniss
zu benutzen, ist meine vaterländische Geschichtskunde, so klein sie
auch seyn mag, zu ihrer jetzigen Grösse angewachsen und also gebe
ich Ihnen nur, nachdem ich zu mein und meiner Leser Nutzen damit
gewuchert, Ihr Eigenthum zurück. Möcht es Ew. Gnaden auch in
meiner Behandlung, wenigstens seines Vrsprungs und seiner dank-
baren Absicht wegen gefallen ! Ich hoffe es, da Dero gnädige Leut-
seligkeit ebenso gross ist, als die erhabenen Kenntnisse und das
edelmüthige Herz, das alle in Ihnen bewundern, schätzen, lieben.
Doch ich schweige, da ich vielleicht fttr Dero ruhmwürdige Be-
scheidenheit schon zu viel gesprochen!
Gott erhalte Sie uns, der gelehrten Welt und allen Freunden
der Tugend und Rechtschaffenheit noch lange! Lange müsste der
Name v. Ponickau unter den Kennern und Beförderern der Wissen-
schaft, vornehmlich aber der vaterländischen Geschichte glänzen!
Dazu stärke Sie Gott mit muntren Kräften, segne Sie mit Ruhe,
Gesundheit und Freuden. Das ist der Wunsch meines Herzens, aus
welchem ich mich in tiefster Devotion unterschreibe
Ew. Hochwohlgebl. Gnaden
unterthänigster
Johann Christian Hasche.
B. M.
270 Joliaiui Aii^st Vi>n Ponickau
y. Ponickau krönte endlich die humanitären Bestrebungen seines
I^bens, indem er jene vortreffliche Bibliothek der Universität Witten-
berg vermachte, der er seine „ausnehmende Gewogenheit" zugewandt,
mit deren Lehrern er in nähere Beziehung getreten war, die er be-
sonders schätzte und der er zum Dank verpflichtet war, wie er aus-
drücklich bezeugt So sagt er in seinem an die Akademie gerichteten
lateinischen Antwortschreiben auf ihre Danksagung, datirt Dresden,
den 29. April 1762 (vgl. llling S. 62):
„Ea benignitate, Viri Celeberrimi, leve muuusculum Vestrae
Academiae a me destinatum cxcepistis, quae, ut ipsius rv\ dignitateni,
ita spem meam et exspectationem longe superavit. ' Imo, plus a
Vobis me accepisse, quam dedisse, profiteor; dum id accepi,
quo uno ad famam et existimationem nihil est majus, nihil mihi
quidem optabilius, hoc est, praestantissimorum Virorum, quoad vivam,
favorem, et nisi me amor fallit, spem certam et jucundissimam snper-
futurac mei post mortem quoque apud Eosdem memoriae.*'
Zudem bedurfte Wittenberg, und das ist wohl der hauptsäch-
lichste, wenn auch hier an letzter Stelle genannte Grund — des
Bflcherzuwachses, bedurfte dessen mehr als das ebenfalls in Betracht
kommende Leipzig, wo er studirt hatte. llling a. a. 0. S. 6 1 berichtigt
bei Erwähnung der nicht unbeträchtlichen Büchersammlung, welche der
Lie. Theodor Dassow, Generalsuperintendent in Rendsburg, 1721 der
dortigen Univeraitätsbibliothek geschenkt, dass dadurch gewissermassen
erst der Grund gelegt w<»rden sei, nachdem sie bis dahin in Folge des
Verlustes des Jahres 1548 und entblösst von einem eigentlichen Fond
mehr einer Privatbibliothek ähnlich gewesen. Seit Dassows Vermächt-
niss sei sie grössentheils durch dergleichen, wenn auch bisweilen un-
bedeutende Schenkungen zu ihrer damaligen Höhe von 44 000 Bänden
gestiegen, und S. 30 werden auch fttnf dieser Geschenkgeber namhaft
gemacht : Kretzschmar, Nürnberger, Titius, von Brinkeu und Pouigkau.
Hatten die Professoren der Anatomie und Botanik Christn. Friedr.
Nürnberger und Constantin Titius den Bücherbestand jener um 646,
dieser um mehr als 4000 Bände medicinischen Inhalts vermehrt,^) zu
denen sich inhaltlich das Kretzschmarsche Vermächtniss mit 600
physikal., botanisch, und medicinischen Büchern anschliesst, so fügte
der Kreishauptmann Otto Wilhelm von Brinkeu namentlich historische
und geographische Werke, Reisebeschreibungen und Schriften aus der
schönen Litteratur (mehr als 1000 Bände) hinzu, während andere
Lücken im Büchervorrath blieben.
Noch 1781 bemerkt Friedrich Nicolai (Beschreibung einer Reise
•durch Deutschland und die Schweiz I, 25) mit Rücksicht auf Professor
SchrÖckh in Wittenberg, dort mache sich der Mangel einer öffentlichen
1) Vgl. den Aufsatz „Uebor den gegeowärtigeu Zustand der akademi-
schen Bibliothek" von M. Leopold iu Grohmauus Auualen der Universität
Wittenberg UI. S. 2U2 f.
von Adolph Lang^uth. 271
liistorisclien Bibliothek so «geltend, dass sicli das öchriftstellerische
Talent des ihm befreundeten Historikers gar nicht entwickeln könne.
V. Ponickau half also einem wirklichen Bedtirfniss der Bibliothek ab,
die, wie auch llling betont, in der vaterländischen Geschichte nichts
von Bt^deutuug aufzuweisen gehabt, nunmehr aber sich rühmen könnte,
keiner andern in Deutschland nachzustehen, „vorzüglich wegen der be-
trächtlichen Manuskripte, die zum Theil nirgends anders anzutrefen
sein dürften," und von den Zeitgenossen mit Hecht eine „National-
bibliothek '' ') genannt werde. Nach den Angaben Leopolds a. a. 0.
S. 200. 252, deren statistischen und litterarischen Werth llling be-
scmders hervorhebt, obwohl sie nach heutigen Begriffen an Genauigkeit
viel zu wünsclien übrig lässt, betrug die eigentliche sächsische Biblio-
thek 11—12000, die Miscellanbibliothek 3—4000 gedruckter Bücher,
während die Zahl der Manuskripte mit dem sehr dehnbaren Begriff
„beträchtlich'' belegt wird.
Dass V. Ponickau schon bei seinen Lebzeiten den BÜchervorrath
nach Wittenberg bringen Hess, mag in seinem sich immer mehr ver-
schlimmernden Augenleiden, welches ihm den Genuss seiner Schätze
anfänglich verbitterte, dann aber unmöglich machte, mit begründet ge-
wesen sein. Es wurde auf diese Weise zugleich verhindert, dass irgend
etwas verloren ging, es konnte alles nach seinem Wunsch geordnet
werden und störende Zwischenfalle waren ausgeschlossen.
So hatte seinerzeit auch der Legationsrath Christian Ludwig von
Hagedorn, Direktor der Akademie der Künste zu Dresden (f 1780)
die Wittenberger Universität zur Universalerbin seines Nachlasses, be-
stehend in einer Gemälde- und Kupfersammlung, einer kleinen Biblio-
thek und einigen Tausend Thalem, zusammen etwa 20 000 Thaler
Werth, eingesetzt, ohne dass die Akademie zunächst in den Besitz des
Legats kam, weil das Testament von der Intestaterbin angefochten
wurde. Erst nach dreijährigem Prozess mit der letzteren kam 1794
ein Vergleich zu Stande, welcher der Universität ein Aversionalquantum
von 3800 Thalern, davon 1500 Thaler für die Bibliothek zuwies —
ein Vorfall, der sehr wohl mit Ponickans Handlungswelse in ursäch-
lichen Zusammenhang gebracht werden kann, während auch die Bemer-
kung lllings, V. Ponickau würde sich durch nichts haben abhalten lassen,
seinen Vorsatz auszuführen, hier erwähnt zu werden verdient. Er
Hess deshalb mit der Ueberführung der Bibliothek schon 1789 be-
ginnen und zwar kamen zunächst die Manuskripte in 14 grosse Kisten
verpackt an die Reihe. In den folgenden Jahren wurde damit fort-
gefahren, sodass 1792 die ganze Bibliothek aufgestellt war. Die be-
1) „Man könnte sie," sagt Leopold bei Grohmanu S. 223, „eine National-
bibliothek ueuncu, denn alles was Sachsen betrifft, die Geschichte des Landes,
seiner Kegenten, der Stände und ganzen Nation, die politische sowohl als
die KircheDgeschichte , die Geschichte der Wissenschaften und Künste, die
Geographie und Topographie, die Naturtiistorie, Statistik und das Staatsrecht
in allen seinen Zweiten, alles umfasst sie vollständig; selbst das Sächsische
Privatrecht ist reichlich bedacht. *"
272 Joliann Antust von Ponickau
trächtlicbca Transportkosten, die Ausjj^aben flir die neuen 8chriinke,
in denen die Büelier anf^^estellt wurden, zusammen iJ^Oi^en 700 Thaler,
bezahlte er gleichfalls, und um auch die Weiterentwickelunjj: seiner
Bibliothek zu gewftlirleisten, setzte er in seinem Testament noch 3000
Thaler Kapital aus, dessen Zinsen theils zu einem Honorar für den
jedesmaligen Kustos, theils zur Vermehrung der Hibliothek verwendet
werden sollten, eine in der That seltene Grossmuth und Freigebigkeit,
die in unserer mäzenatenlosen Gegenwart erst in das richtige Licht
tritt und einzig genannt zu werden verdient, wenn wir nach den Trieb-
federn seiner Handlungsweise forschen.
Ernst Gottfr. Christian Schröder, Magister und a. o. Professor der
Philosophie zu Wittenberg, hatte 1758 als Decan der philos. Facnltät
ein Programm lieber die durch Feuer zerstörten Bibliotheken ge-
schrieben und dasselbe begonnen:
„Quo major est bibliothecarum numerus, quae pristinis florne-
runt temporibus, nostraque aetate omnibus fere reperiuntur locis; co
certins est, librorum amatores ad eos cojligendos variis permoveri
rationibus. Nonnulli enim superbiae gloriaeque inani dediti splcn-
didas erigunt bibliothecas putantes, tunc aeteinam nactos esse famam,
omniqne jure praecipuum inter eruditos mereri locum, si ingentem
pretiosissimorum librorum multitudinem magnis comparatam sumtibus
jactare possunt. Alii coacervare libros Student, non quidem , ut ab
»liis laudentur, sed quoniam vel iis ipsis parietes multis librorum mil-
libus occultati placent, vel quia opinantur, non aliter fieri posse,
quin tot voluminibus cincti eruditissimi evadant, licet iis aut nunquam,
aut saltem non debito, utantur, modo. Alios animus rerum semper
novarum cupidus ad amplas bibliothecas impellit exstruendas. Si-
mulac enim scriptum quoddam in lucem prodiit, statim illud possi-
dendi flagrant cupiditate, quod tamen semel fugitivoque perlustratum
oculo seponunt, ulteriusque non evolvunt.*'
Von allen diesen Beweggründen passt auf v. Ponickan keiner.
Sein Jünglings- und beginnendes Mannesalter föllt in eine Aera, wo
die Lust an schönen und raren Büchern in der Luft lag, so dass sie
der Edelmann mit dem Bürgersmann theilt und selbst Handwerksleuto
am Besitze solcher ihnen sonst verschlossener Schätze sich erfreuten,
während seine Sammlerperiode in der Zeit anhebt, die allen bibliophilen,
schöngeistigen und künstlerischen Bestrebungen besonders günstig war.
Gerade von den Jahren, in welchen v. Ponickau seinen Neigungen zu
leben anfängt, sagt Voltaire im Zeitalter Ludwigs XV., Cap. 31: „Ganz
Europa hat keine schöneren Tage gesehen, als die Tage nacli dem
Aachener Frieden (1748) bis zum Jahre 1755 (vor dem Ausbruch des
7jährigen Krieges). Der Handel blühte von Petersburg bis Cadix, die
schönen Künste standen überall in Ehren, alle Völker verkehrten mit
einander: Europa glich einer grossen Familie, die sich nach ihren
Zwistigkeiten geeinigt hat.'* Nirgends aber waren die Genüsse des
Friedens so reich gesammelt, nirgends der Zusammenfluss der Fremden
von Adolph Lanf<fi:iith^ 273
so lebhaft als in Dresden, dem glänzendsten Hofe Europas, indess auch
der Hof zu Gotha, ^) au dem v. Ponickau einige Jahre gelebt, vor
manchen andern deutschen Höfen sich vortheilhaft auszeiclinete und seinen
Kinfluss auf den Kammerjunker und Hofrath bei der Landesregierung
nicht verfehlt haben mag. Kein günstigerer Augenblick lässt sich fttr
unseren Ponickau denken als solche halcyonische Tage, um sich unter
Verzichtleistung auf die politische Carriere, die ihm unter den da-
maligen Verhältnissen noch besonders erleichtert war, einer idealen
Welt hinzugeben, den Musen und (jirazien auch die Gestaltung des
äusseren Daseins zu überlassen. Aber v. Ponickau war kein Biblio-
phile in dem Sinn, dass er für seltene Hücher ohne Rücksicht auf
deren Inhalt schwärmte, wie es z. B. d'Argenson an dem Grafen Hoyra
in folgenden Worten tadelt: „Je crois m'appercevoir que cette folie
gagne. Uabbe de Rothelin l'a inspiree au Comte de HoN^m ä qui
Ton a persuade que quoiqu'il ne fut rien moins que savant, il devait
avoir les livres les rares en töut genre d'drudition et les faire magnifi-
quement relier." ') Dass ihn, den abgesagten Feind aller Schmeiche-
leien und Lobeserhebungen, der „ohne alle Anmassung" nicht bloss
sprach, sondern auch sammelte, der in den Gütern des Glückes, in
den Vorzügen des Talents und Standes nur die Aufforderung zu einer
ausgedehnten und strengen Ausübung der Pflichten der Gemeinnützig-
keit erblickte, nicht eitle Ruhmsucht oder jener animus rerum cupidus
oder der Eigennutz in einer seiner unendlich feinen Nuancen bei seinem
Thun leitete, hat er durch mannichfache Kundgebungen, namentlich
aber durch seine letztwilligen Verfügungen ausser allen Zweifel ge-
stellt. Dass der letzte Endzweck seiner Thätigkeit als Sammler in
der Nutzbarmachung seiner Bücherschätze für eigene und fremde
Zwecke bestand, dass er sich selber auf seine Weise als einen Mit-
arbeiter an der Geschichte der Entwickelung des menschlichen (ieistes
betrachtete, indem er seine Zeit dem Studium seines engeren Vater-
landes widmete, dass endlich die Begeisterung für Wissenschaft und
1) In (rütha hatte schon Herzog Friedrich IL, f 1732, ein Beförderer
der Wissenschaft und Kunst, sein Augenmerk auf die Vermehmng der vor-
handenen „zahlreichen"^ Büchersammlung gerichtet, indem er ganze Biblio-
theken ankaufen und Handschriften erweAen Hess (vgl. J. G. Aug. Galletti,
(xeschichte und Beschreibung des Herzogth. Gotha 1. 333). Sein glänzender
Hofstaat enthält eine ganze Reihe wohlbekannter Namen des sächsisch-
thüringischen Adels. Die Herzogin Luise Dorothea, Gemahlin Friedrichs HL,
1732—52, an dem als Charakterzug ebenfalls der Hang zum Sammeln hervor-
gehoben wird (vgl. H. v. Thümmel, Historische Beiträge zur Kenntniss des
Herzogth. Altenbnrg S. 70) rechnete die Pracht noch mehr zu den Erforder-
nissen ihres Standes, versammelte Männer von Geist und Damen von SchÖn-
lieit und Liebenswürdigkeit um sich und wurde wegen ihres feinsinnigen,
hochgebildeten Geistes, sowie in Folge ihres vielseitigen Wissens und ihrer
Neigung für die franz. Litteratur von allen damaligen franz. Gelehrten, wie
Voltaire, Beaumelle, Helvetius, Grimm etc. sehr gefeiert, während auch Friedr.
d. Grosse im 7jährigen Kriege ihren glänzenden Eigenschaften huldigte.
1 ) Vgl. Heinrich des H. K. R. Graf v. Bünau von C. Sahrer von Sahr
auf Dahlen S. 75.
vm. 6. 19
274 Johann Augaist^von INmickau von Adolph Lun^^nth.
Knust und alles, was er für ^ut erkannt, recht eigentlich den Lebens-
odem des edlen Mannes in allen Stadien bihU'te, dass er mit einem
Wort und wirklich Nobilitatis doctae decus et sidus war, gross durch
seine Kenntniss, gross durch seine Leutseligkeit, gross durch sein edel-
müthiges Herz, glauben wir im (jegensatz zu der bisherigen Auffassung,
die lediglich den Bibliophilen auf Kosten des Gelehrten betonte, dar-
gelegt zu haben. Für seine in der That über alle Panegyren er-
habene Grossmuth, seine seltene Uneigennützigkeit und seine noch
seltenere Bescheidenheit, die nur von einer schlechten Sammlung, von
einem „leve munusculum'* spricht, während sie von den Zeitgenossen
als das „eines Königs wtlrdige Geschenk" bezeichnet wird, ist noch
auf die schon von 111 ing a. a. 0. S. 62 mitgetheilten Briefauszüge und
das von Böhmer wieder abgedruckte Testament zu verweisen, worin
er u. a. den Wunsch und das Bedaueiii ausdrückt, wie gern er das
Leg^t für die Universität Wittenberg noch verstärkt haben würde, wenn
es die Lage seines Vermögens gestattet hätte. G rohmann a. a. 0.
8. 227 macht abschliessend noch die Bemerkung, seine Wohlthätigkeit,
sowie die Güte seiner Gesinnungen sei stets mehr das Werk der
Ueberlegung als eines schnellen Andranges gewesen, und sie erhalte
um so grösseren Werth dadurch, dass sie mit einer gewissen Resig-
nation von ihm geübt werde. — Wir möchten diese Resignation als einen
Grundzug seines ganzen Wesens bezeichnen.
In der prnnklosen Stille seines Daseins, im schweigenden Um-
gang mit den abgeschiedenen Geistern der vaterländischen Geschichtii-
schreiber, verzichtete er auf die Ehren, die ihm auf der politischen
Bühne so gut wie sicher waren, verzichtete er auf die Freuden, di(»
ein glückliches Familienleben gewährt haben würde, und damit auch
auf den Trost und die Stützen der späteren Tage, als er deren be-
durfte, als sein Auge durch allzu vieles Lesen geschwächt, 1788 den
Dienst zu versagen anfing und 1789 gänzlich erblindete.
So legte sich ein trüber Nebel über seine letzten Lebensjahre,
verhüllte ihm die Reize einer schönen Natur, das Thal mit seinem
Fluss, die Höhe mit dem Waldgebirge, und entzog ihm den Genuss
der Sonne und, was fast noch schlimmer fttr ihn war, den Verkehr
mit seinen vertrauten Freunden, den Büchern.
Aber die graue Nacht, die sich in Gestalt einer nicht näher be-
zeichneten Augenleidens und endlicher Erblindung über ihn herab-
senkte, machte ihn nicht traurig. Er bewies sich hier als der wahre
Weise , der sein inneres Leben fortlebt ; gelehrte Freunde , mit denen
er den Verkehr aufrecht erhielt, ersetzten ihm wohl den fehlenden
Sinn durch Vorlesen, während er selber in seiner Unterhaltung ebenso
angenehm als lehrreich blieb, von seiner Lebhaftigkeit nach Kläbes
Zeugniss nichts einbüssend, und so konnte ihm sein treuer Diener
Günther 1) aus Löban, ohne sein Vorwissen zum Geburtstag 1795
1) Vgl. Otto, Lex. Böhmer sagt S. 44: „Auf wessen Veranlassung die
schöne Medaille geprägt wurde, ist nicht augegeben."
Diu Pflichtexemplare in Schleswig-Holstein von Steffenhagen. 275
von dem Dresdner Münz -Graveur Ilöckner die schon von Böhmer
erwähnte und beschriebene Münze prägen lassen, deren eine
Seite das Brustbild v. Ponickaus zeigt, indess die Kehrseite folgende
Worte enthält: Viro historiae pati'iae et rei numariae scientia,
religione in amicos candore, fide, munificentia , ocnlorum caecitatis
tolerantia perquam admirabili sacrum MDCCXCV. Am 26. Fe-
bruar 1802 Nachmittags um 4 Uhr starb der ehrwürdige Greis
nach langwierigen, schmerzvollen Leiden sanft und selig — placide
defunctus sagt Ebert, an Entkräftung, eine gleichzeitige Zcitungs-
meldung — als ein echter Christ, im Alter von 83 Jahren 6 Monaten
sein dem Dienste der Menschheit und der Liebe zur Litteratur ge-
wolltes Leben beschliessend.
Wohl ist es l\ier berechtigt zu sagen: Besser war keiner —
keiner war besser! und wohl hatte die Universität Wittenberg allen
Grund , Joh. Aug. v. Ponickau als den wahrhaft grossen und ewig un-
vergesslichen Wohlthäter der Hochschule zu bezeichnen. Aber auch
j(^tzt noch können und müssen wir sagen, dass alles laut die späte
Bewunderung und den späten Dank der Nachwelt herausfordert. Denn
er, der in der Vergangenheit lebte, der edle Stifter unserer Bibliothek,
wirkte für die Zukunft.
Adolph Langguth.
Die Pflichtexemplare in Schleswig-Holstein.
Zweiter Artikel.
Die von Aussenstehenden eingeleitete Agitation gegen das In-
stitut der Pflichtexemplare in Schleswig-Holstein zur Herbeiführung
einer allgemeinen gesetzlichen Neugestaltung des Pflichtexemplarwesens
auf veränderten Grundlagen ist durch eine Besprechung meiner Ab-
wehr (Centralblatt für Bibliothekswesen 1890, S. 429 ff. , 490 f.) im
Juristischen Litteraturblatt , Nr. 23 vom 15. März 1891, in bedauer-
lichem Masse verschärft. Der Referent, Buchhändler Dr. Weidling in
Berlin, bekannt durch seinen Artikel über die Pflichtexemplare im
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1887) und Verfasser einer
Giessener juristischen Dissertation über das buchhändlerische Konditions-
geschäft (1885), schliesst sich dem negativen Standpunkt Franke's an,
wonach „die früher in Schleswig-Holstein giltig gewesene Verpflichtung
der Verleger und Buchdrucker dieser Provinz zur Pflichtexemplar-
ablieferung an die Kieler Universitätsbibliothek infolge neuerer Ver-
ordnungen und Gesetze aufgehoben^ sein soll. Er verschärft den nega-
tiven Standpunkt noch durch den bezeichnenden Zusatz, dass daran
„alle späteren, einseitigen Verfügungen von Regierungsbehörden und
selbst Ministem nichts zu ändern vermögen**, und erklärt es für „in
hohem Grade wttnschenswerth, durch Verweigerung der etwa geforderten
19*
276 Dh* Pflichtt'Xfinpljirc in Srhleswig-Htjlstt'in
Lieferuno: die Anfrelegenheit zu richterlicher Entecheiduuja: zu brin-
gen.** Bei der aktuellen Wichtigkeit der aufgeworfcnt^n Frage für
unsere Provinz und die Kieler ünivt^rsitüts- Bibliothek und bei der
überlegenen Sicherheit, welche Referent zur Schau zu tragen beliebt,
halte ich für geboten, seinen provocirendcn Auslassungen entgegen-
zutreten.
Wie oberflächlich Referent verfahrt, bekundet seine überraschende
Behauptung, „dass bereits im Jahre 187G Zweifel selbst in den Regie-
rungskreisen der Provinz entstanden sind, ob die fragliche Ver-
pflichtung der Buchhandlungea noch zu Recht bestehe und ob die
Verwaltungsbehörden zu exekutivischer Beitreibung der Pflichtexemplare
befugt seien.** Die angeführten Worte hat Referent offenbar dem im An-
hange meiner Schrift seiner allgemeinen grundlegenden Bedeutung wegen
abgedruckten Ministerial-Erlass vom 4. August 1876 entlehnt, worin
allerdings von solchen Zweifeln einer nicht näher bezeichneten König-
lichen Regierung die Rede ist. Kr hat aber übersehen, dass mit der frag-
lichen Regierung, an welche der Erlass gerichtet ist, nicht die zu
Schleswig gemeint sein kann, sondern, wie die Ausführungen des Er-
lasses deutlich erkennen lassen, nur eine Regi(Tung in den altländi-
schen Provinzen unter der Herrschaft der Kabinetsordre vom 28. De-
cember 1824. Der ausgespielte Trumpf erweist sich also für Schles-
wig-Holstein als völlig nichtig.
Referent spricht meiner Beweisführung den „Erfolg" ab. Er
ignorirt den durchschlagenden Erfolg, den sie, abgesehen von Zustim-
mungserklärungen der Tagespresse, gerade in seinen Kreisen erzielt
hat, in welchen die „klare und durchaus einleuchtende Begründung"
ausdrücklich anerkannt worden ist, und man sich „beeilt** hat, den
Franke'schen „Irrthum** zu berichtigen (Börsenblatt für den Deutschen
Buchhandel vom 27. Oktober 1890).
Referent beginnt seine Polemik damit, dass er, einen Satz aus
dem Zusammenhange reissend, mir einen für die Hauptfrage gleieh-
giltigeu, angeblichen Widerspruch nachzuweisen sich bemüht. In dem
historischen Abschnitt meiner Schrift war die Tragweite einer Bestim-
mung hinsichtlich der Verpflichtung der Autoren zur Ablieferung von
Freiexemplaren in dem alten Bibliotheksreglement vom 9. Januar
1725 — Referent substituirt „alte Verfügung von 1724** — klar-
zulegen gesucht und dabei bemerkt, dass „die richtige Auslegung**
„von praktischer Bedeutung**, „weil die Verpflichtung durch keine ent-
gegenstehende Rechtsnorm aufgehoben** sei. Diese Bemerkung soll im
Widerspruch stehen mit dem im letzten Abschnitt und in einem an-
deren Zusammenhange ausgesprochenen Schlusssatz, dass das Patent
vom 18. Mai 1822 als „alleinige Quelle** der Pflichtexemplare (zu er-
gänzen der Drucker und Verleger und im Gegensatz zu den fortge-
fallenen Bestimmungen über die Schutzexemplare zur Sicherung wider
den Nachdruck) bestehen geblieben sei. Eine weitere Erörterung des
vermeintlichen Widerspruchs würde auf einen blossen Streit um Worte
hinauslaufen und ebenso müssig sein, wie eine Widerlegung der falschen
von Steffenhagen. 277
und unklar formnlirtcn Prämisse des Referenten, dass^ „alle frtiheren
entgegenstehenden (?) , verengenden oder erweiternden Bestimmungen
über Pflichtexemplare für die Universitätsbibliothek und deren Be-
gründungen durch jenes Patent stillschweigend aufgehoben wurden."
Die Hauptfrage, auf die es allein ankommt, ist und bleibt, ob
das genannte Patent noch zu Recht besteht, was Referent unter Nicht-
achtung der historischen Entwickelung bestreitet. Neue Gesichtspunkte
zur Stütze seiner Ansicht bringt er nicht bei, er wiederholt die bereits
vorgebrachten und zurückgewiesenen Argumente seines Vorgängers und
glaubt den durch die gescliichtliche Betrachtung erbrachten Nachweis,
dass die Pflichtexemplarforderung unabhängig war von dem Konzes-
sionszwang, mit der, gelinde gesagt, unverständlichen Phrase abzu-
fertigen, dass „hier Zweck und Mittel verwechselt" sei, „beides
vielmehr als sehr bequem vereinigt wurde." Nicht deshalb ist die
Unabhängigkeit der Pflichtexemplarforderung von dem Konzessions-
zwang behauptet, weil, wie Referent unterschiebt, „aus ihrer Vor-
geschichte und ihrer gewollten Verwendung hervorginge, dass sie
wissenschaftlichen Zielen dienen sollte", was an sich richtig ist, son-
dern deshalb, weil die historische Entwickelung lehrt, dass in Schles-
wig-Holstein der Pflichtexemplarzwang kraft landeshen'licher Autori-
sation zuerst bestand, ehe an einen Konzessionszwang gedacht ward,
dann der Konzessionszwang aus rein polizeilichen Gründen zu Ucber-
wachungszwecken eingeführt ward ohne jedwede Rücksicht auf den
Pflichtexemplarzwang. Heisst das „Zweck und Mittel verwechseln",
oder „beides (das ist Pflichtexemplarforderung und Konzessionszwang)
vereinigen" ?
Ich schliesse mit dem Hinweis, dass der Appell an „richterliche
Entscheidung" nicht so kurzer Hand zu bewirken sein würde, wie
Referent sich zu denken scheint, wenn er die richterliche Entscheidung
durch blosse „Verweigerung der Lieferung" herbeizuführen vermeint
Wie er aus dem oben erwähnten Ministenal-Erlass , den er nicht auf-
merksam genug gelesen hat, hätte ersehen können, würde bei Ver-
weigerung der Lieferung zunächst die zwangsweise Beitreibung
einzutreten haben, ein (irundsatz, der auch in Schleswig-Holstein schon
1781 Rechtens war, wenn es heisst: „Wie denn in Fällen dieser Art
die Exekution von der gehörigen Obrigkeit ohne vorgängiges
gerichtliches Verfahren zu veranstalten ist."
Nachschrift.
In einer „Erwiderung'' auf meine Berichtigung in Nr. 24 des
Juristischen Litteraturblatts (Seite 84) versteigt sich Referent zu der
Schlussfolgeniiig : „Wie unsicher es mit der Pflichtexeniplarfrage in
Schleswijj^-Hol stein bestellt ist, geht wohl am besten ans dem Umstände
hervor, dass das der Vertheidigunjr des Pflichtexemplar-Instituts ge-
widmete Werk des Dr. Franke die Pflicht der Tiioferiin«; an die Kieler
Universitätsbibliothek in Abn'de stellt." Ist diese Schlussfoljrerunjr
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ÖALk: ■. - A !-•-'- :.i::!!:.' W. ;• .1- 7 I:/*:::^- "-7 K t. ,:'•. l'7tu>?:-
Äi^h-r. l:.:-rr' ;.*-".• 7*^ 1 :-:._■. ■■..■:•},. ,:l: 1; .■ :. }!'■::. '^-:: « ••.•-rrt-de-
Txri--7V:i i»:. A!*:^ ~ :/■:::■- v-::i:,!:i": ■ 7i:. -:. l'--> -TTvr.Tr.i'h
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-^}i!t-- ;«L '/•■ '.'.•:. _•• i.:::.r.:v:- K:]ri--- :..:•:. :: .:. ' • -«-'fi. n si-it
Erlasse betr. Versendung von Handsohriften. 279
einiger Zeit yeröffeutlichten Ausleihebedingungen der Bibliothek des
India Office zn London abgedruckt werden. Sie sind strenger als die
früher geübte Praxis. Sind wir recht unterrichtet, so ist die jetzt ein-
geführte Ordnung dem Umstände zuzuschreiben, dass der Bibliothek
einige Handschriften verloren gegangen sind, welche nach Indien an
einen Privatmann ausgeliehen waren. Dieser starb und in Folge davon
gingen die Handschriften der Bibliothek verloren. So ist mir wenig-
stens mitgetheilt worden. Dass die Bodleiana zu Oxford keine Hand-
schriften mehr ausleihe, wie vielfach behauptet worden ist, ist schon
im C. f. B. VI. 179 als irrthümlich nachgewiesen. Die Praxis der
Universitätsbibliotheken zu Cambridge, Edinburg und Dublin u. s. w. ist
mir nicht näher bekannt, wohl aber, dass die Bibliothek des British
Museum gar nicht ausleiht. 0. H.
I.
Bedingungen der Entleihiing von Handsohriften und
Druokwerken an Bibliotheken des Auslandes.
1. Die entleihende Bibliothek hat sich zur Gegenseitigkeit bereit und
mit den Verleihungs - Modalitäten (2. — 6.) einverstanden zu er-
klären.
2. Die Versendung erfolgt in sorgfältiger Verpackung und unter an-
gemessener Werthdeclaration auf Kosten und Gefahr der entleiben-
den Bibliothek.
3. Die Entleihungsfrist beträgt, ausschliesslich der Hin- und Rück-
sendung, wenn der Vorsteher der verleihenden Bibliothek für den
einzelnen Fall nichts Anderes bestimmt, sechs Wochen für Druck-
und drei Monate für Handschriften.
4. Die entliehenen Druck- und Handschriften sind auf der entleihen-
den Bibliothek sorgfältig aufzubewahren und dürfen nur in den
Räumen derselben zur Benützung ausgelegt werden; bei Druck-
scbriften steht es jedoch dem Vorsteher der verleihenden Bibliothek
frei, deren Aufbewahrung und Benützung ausserhalb der Räume
der entleihenden Bibliothek unter Verantwortlichkeit der letzteren
zu gestatten.
Zu Nachbildungen ist, wenn mehr als eine Schriftprobe oder
ein einzelnes Blatt nachgebildet werden soll, besondere Erlaubniss
erforderlich.
5. Die Rücksendung hat in gleicher Verpackung und mindestens unter
derselben Werthdeclaration wie die VeAendung, auf Kosten und
Gefahr der entleihenden Bibliothek zu erfolgen.
H. Im Falle der Beschädigung oder des Verlustes der entliehenen
Druck- und Handschriften ist seitens der entleihenden Bibliothek
als Schadenersatz derjenige Betrag zu leisten, welchen der Vor-
steher der verleihenden Bibliothek im Einvernehmen mit seiner
280 Erlasse betr. VersendoDg von nandschhften.
vorgesetzten Dienstbehörde für anf?emes^ien erachtet, selbst wenn
dieser Betrag die Wcrthdcelaration tibersteigen sollte.
Wien, im März 1891.
her k. II. k. IMrector
der k. k. Hofbibliothek.
II.
Die Hersogl. Braunsohweigisohe Regierung hat
auf Antrag des Herrn Oberbibliothokars Dr. O. von
Heinemann die Bestimmungen der Bibliothoksordnung
. von 1888 im Betreff der Versendung von Handschriften
wie folgt abgeändert:
§ 21.
Die in der Bibliothek zum Nachschlagen unentbehrlichen Iltilfs-
mittel werden nicht verliehen.
Handschriften und andere Cimelicn, z. B. alte kostbare Dnicke
und Kupferwerke, werden nur mit specieller Genehmigung des Herzog-
lichen Staatsministeriums und nur dann verliehen, wenn darum unter
Darlegung des Zweckes der beabsichtigten Benutzung bei dem Vor-
stande der Herzoglichen Bibliothek schriftlich nachgesucht wird. Die
Verleihung geschieht nur an eine bestimmte unter direkter staatlicher
Aufsicht stehende öffentliche Bibliothek, und zwar in der Regel nur
an eine derartige Bibliothek innerhalb des Deutschen Kcichs oder der
zum ehemaligen Deutschen Bunde gehörig gewesenen Theile der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie , und erst dann , wenn der Vorstand
der entleihenden Bibliothek sich gegenüber dem Vorstande der Her-
zoglichen Bibliothek mit den unter a. bis e. folgenden Bedingungen
schriftlich einverstanden erklärt hat:
a. die verliehenen Gegenstände dürfen nur in den Räumen der
entleihenden Bibliothek und nicht zu photographischen Auf-
nahmen, Durchpausungen oder ähnlichen Manipulationen, weder
im Ganzen noch in Theilen, benutzt werden;.
b. die entleihende Bibliothek übernimmt die unbedingte Garantie
für den Verlust und für jede Beschädigung oder Verletzung
des von ihr geliehenen Gegenstandes; sie verpflichtet sich, für
den Verlust die ilir vom Vorstande der Herzoglichen Bibliothek
vor der Versendung schriftlich raitgetheilte Summe, für Be-
schädigung diejenige Summe an die Herzogliche Bibliothek zu
zahlen, welche der Vorstand der letzteren im Einverständnisse
mit seiner vorgesetzten Dienstbehörde für angemessen erachten
wird, selbst wenn dieser Betrag die Werthdeklaration über-
steigen sollte;
c. die entleihende Bibliothek ist verpflichtet, den von ihr ent-
liehenen (Jegenstand nach Ablauf der ihr vom Vorstande der
Herzogliehen Bibliothek vor der Versendung schriftlich ange-
Erlasse betr. Versendung von Handschriften. 281
gebenen Verleihfrist in sorgfältiger Verpackung unter derselben
Werthangabe, wie sie denselben erhalten hat. zurtickznsenden.
d. die Verleihfrist beträgt einschliesslich der Hin- und Rück-
sendung nicht über drei Monate; die Hin- und Rücksendung
geschieht auf Gefahr und Kosten der entleihenden Bibliothek;
erfolgt die Rücksendung erst länger als 14 Tage nach Ablauf
der Verleihfrist, so ist der Vorstand der Herzoglichen Bibliothek
berechtigt, aber nicht verpflichtet, zu erklären, dass der ver-
liehene Gegenstand verloren sei, und treten durch diese der
entleihenden Bibliothek schriftlich mitzutheilcnde Erklärung die
für den Fall des Verlustes unter b. bestimmten Folgen ein;
e. die entleihende Bibliothek erklärt sich zur Gegenseitigkeit
bereit.
m.
Begulations for Loan of Manuscripts in the
India Offl.ce Library.
(Approved Council, 21)"» July 1890. R. & L. 8*J7.)
1. All propopals to lend manuscripts, being the property of the
Secretary of State in Council, shall be treated officially, and shall be
put furward for approval through the Registrar in the usual way.
2. Such proposals shall be accompanied by a short report frOm
the Librarian, showing.
(1) Who is the applicant for the loan of the manuscript in
question, and what is known abont him;
(2) Whether there is, in the opinion of the Librarian, any
snfßcient reason for granting his request without in-
sisting npon a bond;
(3) So far as may be possible, what is the pnrpose for which
the manuscript is required, and how long the borrower
shonld be allowed to retain it;
(4) As to the manuscript itself, whether it is especially valn-
able, or, for any reason, especially liable to injnry from
careless trcatment in the post or otherwise; and
(5) What special conditions, if any, he would advise the Secre-
tarv of State to attach to the loan.
[N. B. — It shüiild be an invariable condition that a cony
of any work , produced with the aid of manuscripts lent hy
the Secretary of State, should be presented to the India
Office Library.)
3. As a rule, a bond shall be required, but the Library Com-
mittee shall be empowered to anthorize the Librarian to dispense with
a bond at their discretion, or, if they prefer it, to refer the matter
for decision to the Secretarv of State in Council.
4. The form of bond to b<» used shall be identieal (mutatis
mutandis) with that in use in th«» Cambridge Uni versity Library; and
282 Erlasse betr. Verseudnng von Handschriften.
the amount of tlie bond shall be 8uch as the Librarv Committee ina\\
in each case, approve, in view of the value of the manuscript and the
other circomstanecs of the case.
5. At the meeting of the Library Committee nearest to each
quarter day, a report from the Librarian shall be submittcd, setting
forth a list of the mannscripts on loan, with the names of the bor-
rowers, and the dates at which they were lent, and any remarks which
the Librarian may have to make.
6. No mannscripts shall be lent except in the manner prescribed
in these regulations.
Soeben (14./V.) geht uns noch Folgendes zur Veröffentlich-
ung zu:
Von dem Egl. bayerisohen Staatsministerium des
Innern f&r Kirchen- und Sohulangelegenheiten ist am
30. März d. J. an die Senate der Kgl. Universitäten
München, Würzburg und Erlangen, dann an die Re-
gierungen, K. d. I., von OberAranken, Mittelfranken und
Schwaben folgende Entschliessung zur Eenntnissnahme
und Naohaohtung ergangen:
Auf Grund der zum Vollzuge der Ministerial-Entsehliessung vom
19. Januar lfd. Js. No. 17 873 eingekommenen gutachtlichen Berichte
wird genehmigt, dass die für die grösseren preussischen Bibliotheken
in Ansehung der Verleihung von Druck- und Handschriften an ansser-
preussische Bibliotheken bestehenden, in der Eingangs genannten
Ministerial-Entschliessung bekannt gegebenen Grundsätze (vom 8. Jan.
1890, s. Centralbl. f. B. 1890, 8. 101 f.) bis auf Weiteres gleichmässig,
insoweit dies nicht ohnehin (z. B. an der Kgl. Hof- und Staatsbiblio-
thek) schon der Fall ist, auch bei der Verleihung von Druck- und
Handschriften aus der Kgl. Hof- und Staats-Bibliothek, den Biblio-
theken der drei Landesuniversitäten (Erlangen, München, Würzburg),
den Kgl. Bibliotheken in Bamberg und Eichstätt und der Kreisbiblio-
thek in Augsburg an ausserbayerische Bibliotheken zur Anwendung
kommen.
Unter der in Ziffer 2 der Grundsätze vor^i^eschriebenen „sorg-
fÄltigen Verpackung" wird regelmässig eine Holzverpackung zu ver-
stehen sein. Auch wird es einer besonderen Hervorhebunj^ kaum be-
dürfen, dass Unica, Cimelien, überhaupt solche Handschriften, die wejren
ihres künjstlerischen oder literarischen Werthes von jeder Benutzunjr
ausser dem Hausse ausgeschlossen sind,') von vornherein nicht unter
die neuen Versendnngsbestimmungen fallen.
I) Auch dio Wit'iier k. k. Hof- und StJiatshibliothck verseudot selbst-
verständlich (Iniolien u. s. w. nicht, wie ausdrücklich in oineni Erlasse der
Bibli(»thck angezeigt >Wrd.
Recensionen und Anzeigen. 283
Hienach ist das Weitere zu verfQpren und, falls Anstände sich
ergeben sollten, hierüber anher zu berichten.
Dr. Tou MUllor.
Nachträglich veröffentlichen wir im Anschluss an das Obige noch
eine Verfügung des Königl. Preussischen Unterrichtsministeriums vom
27. April d. J., durch welche der Herr Minister den ihm unterstellten
Bibliotheksvorstftnden anfgiebt, „dass bei Gesuchen wegen Entleihung
von Handschriften aus der Pariser Nationalbibliothek oder anderen
französisclien Bibliotheken die gewünschten Werke stets möglichst
genau, insbesondere nach ihrem Inhalt und der Sprache, in welcher
sie geschrieben sind, bezeichnet werden.''
llecensionen und Anzeigen.
Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfcnbüttel beschrieben
von Otto von H einem aun. Achte Abtlieihing. Die Handschriften nebst
älteren Druckwerken der Musikabtheilung beschrieben von Emil Vogel.
Wolfenbüttel 1890. Lex.-8<>. (VHI + 280 S. u. 1 Taf).
*
Der Umstand, dass der vorliegende Band ein ganz eigenartiges Gebiet
umfasst, hat manche Abweichungen von den frUbereri Bänden zur nothwendi-
gen Folge gehabt. So vor allem ist die Beschreibung der Musikabtheilung
einem Fachmann, Herrn EmU Vogel in Berlin, anvertraut, und der Erfolg bat
bewiesen , dass die ^ getroffene Wahl durchaus glücklich war. Sodann wird
hier über die Grenzen eines Handschriftenkatalogs weit hinausgegangen, in-
dem auch die musikalischen Druckwerke bis zum Jahre ISOo aufgenommen
sind ; ja die letzteren bilden sogar den bei weitem grösseren Theil des Ban-
des (W) S. von 280). Man kann sich mit dieser Abweichung sehr wohl ein-'
verstanden erklären. Denn einerseits ist das Verhältniss der Handschriften
und Drucke auf dem Gebiete der Litteratur und Musik wesentlich verschie-
den. Während die handschriftliche Verbreitung von Litteraturwerkeu durch
die Erfindung der Buchdruckerkunst sehr bald beseitigt oder doch auf die
engsten Grenzen beschränkt wurde, wurden die Tonwerke noch bis in unser
Jahrhundert hinein massenhaft durch Abschreiben vervielfältigt, theils durch
dieses allein, theils neben dem Druck, ein (gebrauch, der auch heute wohl
beschränkt, aber keineswegs ])eseitigt ist. Umgekehrt haben wieder viele
alte Musikdrucki» nahezu den Werth von Handschriften, ähnlich den Editiones
principes mancher dassi.scher Schriftsteller. Die Beziehungen zwischen Hand-
schriften und Dnicken sind also hier ungleich enger als dort. Andererseits
bot diese Einrichtung den grossen Vorthcil eines (Jcsannntkatalogs der Musik-
abtheilung bis zum Jahre ls()(», der sich ehen nur hei dieser wegen ihres
geringen Unit'uiigs (erreichen Hess. Oder vielmehr dieser Vortheil wäre er-
reicht worden, wenn niclit alle inittelalterlichcn Musikhaiidscliriftcn „in den
übrigen Abtheilungen, von deiu'u sie nicht zu trennen waren, ihre Beschrei-
bung theils gefunden hätten, theils noch finden würden'*. Es soll nun zwar
nicht in Alirede gestellt werden, dass sich für dieses Verfahren gewichtige
Oründe geltend machen lassen, aber der Nachtheil, «lass man nun doch keinen
Ueberblick üImt die ganze Musikaliensannulung hat, bleibt trotzdem he.stehen,
und ich sollte» nieini'U, er hätte sich ohne grosse Schwierigkeiten venneiden
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.. .• '. . ^ .-- -. ■:. i.-..:--:..iis*:i: nur irrriiiKi'ii
» • ; •■ ' ' . ..'.. ... / ;.;..■•.. •!;■ Fi-r!-;.':.: .:.j' r. r iiiisTtT falsciuT
• ' •.«.-.. ;■.:■/ f...'i. ;. ':;.■ -:.■.-. ...:- l:.^-* .;-■;;• "ilartrrlioton Iwün'ii:
' I' ;•».■. 1. '■. .' .,.' -.L. (\, ■■•..♦• j:: I-,. PiiTii-l:. >ixr.. Saniiul. i'.M
••IM I, * |,,,i l:,.|i| Au* !;.••. IS Jii -♦.irr jTj. S. 2!» l.ully s. Aiit.
' ''./ '.'» ".'. '.'.; ;i .^'Mrlarri. Mm-. Samml. *:iPJ lijO) statt
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'•' • i"ii. »In ll.iinl -( iwiir* II :iiiirii]tiii;r .-flKst anlirlaii^t. su wird man sio
.M. i'Im.i. i,ii 1,1 ],i |.if|i /ti i|i II liirvorr:i(rt'ii(lMti'ii ziilili'ii «lürtVii. WimUt nach
»'"'••' »'t .i'ii I Mii.iiii'i i|i|- K;it:ilii(r fjiiirr :i|.*» NnmiiMTn auf. davon sind
'i '• *■ '*»! iH«!!!.!.! 'h "•/ .M.i S:imiiii-Il»lind«' - nncli nach ihnMu innoriMi
n-iii. ' II li HM in* I /. ililiiiii«:. dii- Iriilirli \\\\\ mihrdin^rti' Jiicliti^krir koint'ii
^1' i'iM. ii .iiiiiif •Mihili ilii ri'.ti- Al»tln'ilmi;r «Wt-rko i'inzrlnrr Autoren)
Ml I ..iii|.t.iii -it II hiMiii 1 iiM:illni :iiir t|;is X \' I. .I:ilirli. 2 (ClfimMis vtm rajia
iiikI I Iiiiiiki. M. um Hill : Hill |i I l|s). :illf (iliri^Ti'ii ;r«'li«'»rrn drui XVIII. Jalirh.
■•" ''I li' i'ili In I \l\ Mir diiilr \ l»l lu'ilMii'r I Saiiimlunjrm) brinj^ noch
^■•'' '«Ml iiiiiiiiii I. • ruiiiiii'liiriii . iiml /.war an.*» di-m XVI. .lalirh. lu
ciiiiiiii.i I i|.i ii, l.'.Hi \ \\*\\\ Srnll. \dr. WilhuTt ) ans diMii XVII. Jalirh.
'■ mIiiiuii,! Mit II liiiNhliiiili' niiil Xri'li. forrllii. Von lii'rvorrajr»*ndi»n'n
•Hill II il. \\lll liliili iiii-'iii •■.«■n.uiiit >\i'nlrii; \\w \ \\\\n\w Wiwh. IiiktIh*-
• •«•I ' I«. niMiii \ niiiii>.i t.lntK iirMiiii i .M Nni '. <«ri'Try. lliindol. lla^^sr
I "• I Ilixilu I .«Ml Ml« .ui r.UNiilli». I\rm»l,>i'. I'iii-ini Kini* Auzalil
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Mittlieiluiigen aus und üVht Bibliotheken. 285
Rücksicht anjä:eU>f?t, den Bedarf für die musikalischen AufRlhrungen am
Braunsehweigischen Hof zu decken. Darum überwiegen bei weitem die Mode-
(.'omponisten jener Zeit, zu ihnen gesellen sich noch einige Laien, die zum
Hofe in Beziehung standen, und llof-Capellmeister. Wenn denmach auch
uiclit zu erwarten ist, dass die WolfenbUtteler Sammlimg eine erhebliche Aus-
beute au wirklich bedeutenden, bisher noch unbekannten Tcmschöpfungen
giebt, so wird sie doch gewiss manchen schätzenswerthen Beitrag zu der
Slusikgeschichte des XVIIl. Jahrh. liefern, imd zwar sowohl fiir die der Ton-
dichtung, wie der äusseren Pflege der Musik. In letzterer Beziehung dürften
auch die einer Anzahl von iTss. beigefügten Angaben der ausnihrenden
Künstler von Wichtigkeit sein.
Die Abtheilung fiir Druckwerke ist nicht nur bedeutend umfangreicher
(I. Nr. 1—915. II. Kr. 916— 925. III. Nr. 926— 9S9). sondern sie trügt auch
einen wesentlich anderen Charakter, insofern hier die älteren Meister ungleich
zahlreicher vertreten sind. Doch ein näheres Kingeheu nnissen wir uns ver-
sagen, wir verweisen den Musikfreund auf den Katalog selbst, in dem er
m.iuches sclulue alte, seltene und interessante Stück finden wird.
0. Grulich.
Mittheilungen aus und über Bibliotheken.
An der Bodlejana in Oxford ist die Einrichtung getroffen, dass man
jetzt zu verhältnissmässig niedrigen Preisen Photographien von Büchern
und Handschriften erhalten kann. Ein Negativ in der (jl rosse von 10" xs"
wird mit 3 sh., ein davon gewonnener Silberabzug mit 4 d. u. s. w. berechnet.
Wenn man bedenkt, einerseits wie werthvoll für den Forscher in vielen
Fällen eine photograpliische Abbildung der Seite einer Handschrift, einer
Urkunde u. clergl. ist. andererseits wie umständlich und wie kostspielig es
bisher gewöhnlich ist, derartige Aufnahmen zu erhalten, so kann man nur
wünschen, dass das Vorgehen der Verwaltung der Bodlejana, die sich damit
den grössten Dank bei allen Gelehrten en^orbcn hat, »ei allen grösseren
Bibliotheken baldige Nachahmung finden möge.
Eine kurze Geschichte der esthländischen öffentlichen Bibliothek in
Ileval, deren Anfänge bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts reichen, findet
man in den , Beiträgen zur Kunde Ehst-, Liv- und Kurlands". Bd. 4 (1896)t
S. 343 ff. Der erste Katalog erwähnt eine sonst unbekauute „alte Bibliothek"
in Reval, aus der 1552 Bücher in die St. Olaikirche gebracht worden seien.
Nach dieser Kirche hiess die ehstländische öffentliche Bibliothek trüber Olai-
Bibliothek, um deren Conservirung und Vergrösserung sich besonders der
Revalenser Heinrich Briicker (Mitte des 17. Jahrhunderts) verdient machte.
Die Bibliothek zählt jetzt fast 43 000 Bände. W.
In Neuseeland ist die Begriindung öffentlicher Bibliotheken in regem
Fortschreiten begriffen. Dort schenkte in Wellington W. H. Levin 1000 k
für Errichtung einer freien Bibliothek , und sein Vorgehen fand solchen An-
khuig, dass r»ercits über 3000 £ zu demselben Zwecke versprochen sind;
noch vor Ende dieses Jahres soll die Bibliothek fertig sein. In Dunedin hat
sich eine Vereinigung gebildet, um eine freie Bibliothek ins Leben zu rufen ;
ebenso in Napier. In Wangauul vermachte Thomas Reid 200 £ für den
Bibliotheksfonds. In Bullo beschloss der Stadtrath, die Bibliothek zu unter-
stützen: in Turakina besteht ein rilhriges Comit^ filr die Bibliotheksbegrün-
dung. Man erkennt, wie die Bewegung der Free libraries von England und
Amerika jetzt auch nach Australien hmübergegriffen hat.
286 Vennlschtc Notizen.
Vermischte Notizen,
Im AthcuaeuDi vom 18. April veröiTentlicht W. K.Patou aiiszu^weise
einen Brief von U. v. Wilamowitz-Moellendorff, der mit Kaibel zusammen des
Aristoteles Schrift vom Staate der Athener neu heraushiebt. In dem-
selben heisst es von der Ausgabe Kenyons, welcher bei seineu deutschen Koeen-
senten weit mehr Anerkennung gefunden hat als bei seinen Landsleuten, sie sei
ausgezeichnet und die neutMi Herausgeber würden sich glücklich schätzen, wenn
die philologische Bearbeitung des Textes den Vergleich mit der Editio princeps
aushalten kihme. — Dass die Echtheit und der Aristotelische Ursprung der
Schrift bestritten werden würde, Hess sicli natürlich voraussehen; räumte sie
doch mit zu tief eingewurzelten Anschauungen und historischen Dat^n allzu
energisch auf. Was* die übrigen vom British Museum angekauften Papyrus-
han(lschriften anbetrifft, deren Herausg^abe in Aussicht gestellt war, so be-
richtet B. IlauHsoulier ha der Revue critique vom 27. April nach Mittheiluugen
Kenyons , «lass die Fragmente des Herodas und die andern classischen Au-
toren erst nach einigen Monaten erscheinen werden. Jene umfassen 7 Ge-
dichte, jedes ungefähr zu 100 Zeilen; es sind kleine Scenen aus dem alltäg-
lichen Leben, meistens humoristisch dargestellt. Aussenlem wird noch das
kurze Endstiiek einer Rede von Hyperei(les, wenn überhaupt von ihm, sowie
ein kleiner grammatischer Tractat unter dem Namen des Tr}*phon ans einer
Ilonierhandschrift ganz edirt werden, dagegen von dem Homer, Demosthenes
und Isokrates nur Oollationen. Hbrln.
Ueber den ersten Jahrgang der „Vierteljahrschrift für Lite-
raturgeschichte", welche Herr Professor B. Seuifert in Verbindung mit
den Herren E. Schmidt und B. Suphan in Weimar bei H. Bühlau erscheinen
lässt, habe ich Jahrgang VI. S 170 des C. f. B. kurz berichtet. Jetzt liefen
zwei neue .lahrgänge dieser Vierteljahrschrift abgeschlossen vor, und ich
mik'hte namentlich die ausserdeutschen ColltM?en, welche sich fUr deutsche
Literaturgeschichte interessiren . nochmals aut diese tretFliche Zeitschrift hin-
weisen. Die beiden Jalurgänge enthalten recht tüchtige Arbeiten zu den ver-
schiedenen Epochen der neueren deutschen Literaturgeschichte, welche die
Vielseitigkeit des Programms dieser Zeitschrift und deren strenge Wissen-
schaftlichkeit documentiren. 0. H.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*^
fThe Bookworm. April 1S9I. No. 41 : The lirst Liverpool Library and its
founders. J. Cooper Morley. — The sutferings and death of fiouks. —
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
riy
Nene Erscheiiuinf^cn auf dem (»ebiek^ des Bibliothekswesens. 287
Early Newark priuters and booksellers, J. Potter Briseoe. — Sir Robert
Walpole as a collector of pamphlets. No. 2. , J. Hayes. — Marie Antoi-
uette's libraries, J. G. Alger.
May 1891. No. 42: Our note-book. — Two books printed at Paris,
1503. — The English Mercurie, 1586. — Eariy Newark printers and
booksellers. W.A.Smith. — The Caxtou press, Liverpool, J. Cooper
Morley. — A publisher and his frieuds.
rhe Library. April 1S9I. No. XXVIII: The Library of Corpus Christi
College , Cambridge , S. S. Lewis. — An introdiiction to the theory of a
state-paper catalogue , F. B. F. Campbell.
Älay 1891. No. XXIX: A few words ou tifteenth Century latin
Bibles, W. A. Copiuger. — The clianges in the permanent exhibition of
books and manuscripts at the British Museum. IL The prmted books.
— The peril of the Bibliothegue Nationale in the revokition, J. Macfar-
lane. — Additicmal notes to Blades' „bibliographical miscellanies", R. (j.
C. Proctor. — Bookbinding in the sixteenth and seventeenth centuries. —
The Fiee Public Library, Wandsworth, C. T. Davis.
The Library Journal. March 1891. Vol. 16, No. 3: My Start in life through
a public library, W. C. C. — How we keep nobound maps. — The humor
of book-titles, by F. M. Crunden. — Report on the bioliography of the
American Ilistorical Association, by P. L. Ford. — Commonwealth of
Massachusetts. Free public library commission. -— The Brooklyn In-
stitute.
April 1891. Vol. 16, No. 4: Collection and registration of fines. I. —
Duties of a library to its staff, M. J. Crandall. — Cataloguing of public
documents, W. A. Merrill. — Address at the dedication of the Library of
the Uuiversity of Pennsylvania, T. Williams.
Rivista delle biblioteche. Periodico di biblioteconomia - c di biblio-
grafia, diretto da G. Biagi. Anno III. VoL 3. No. 28. 29. 30 . Indicazioni
di bibliografia italiana, (Curzio Mazzi). Contin. — Le ultimo volontii di
un Bibliotecario [Leone Allacci], (A. Bertolotti). — La poesia popolare
italiana. Apuunti bibliografici. (G. Maruffi^ ~ Bibliografia delle stampe
musicali della R. Biblioteca Estense. (\. Finzi.) — Intomo a un nuovo
sistema di legatura meccanica per cataJoghi. C. 2 tav. (Giul. Sacconi.) —
In memoriam. Julius Petzholdt.
Adressbuch, Botanisches. Verzeichnis der lebenden Botaniker, sowie der
botanischen Anstalten, Gesellschaften und Zeitschriften, herausgegeben
von Fachmännern. Leipzig, W. Engelmann. III. 186 S. gr. 8". M. 6.
*Adressbuch des deutschen Buchhandels und der verwandten Geschäfts-
zweige. (Begrilndct von 0. A. Schulz.) 53. Jahrgang: 1891. Im Auftrage
des Vorstandes bearbeitet von der Geschäftsstelle des Börsen Vereins
der Deatscheu Buchhändler zu Leipzig. Leipzig, Geschäftsstelle des
Börseuvereius. XXXVI. 670 u. 437 S. mit 1 Stahlstich. Gebunden.
Für Mitglieder M. 10; für Nichtmitglieder M. 12.
— Personalausgabe XXXVI. 670 S. mit Stahlstich. Gebimden. Für Mit-
glieder des Börsenvereins M. 6; flir Nichtmitglieder M. 7.50.
AUeu, T.W. Notes on greek manuscripts in Italian libraries. London, D.
Nutt. b". Sh. 3.6.
Ambrosi, F. I tipografi trentiui e le loro edizioni. Trento, tip. edit. Gius.
Marietti. 34 p. 8".
Estr. daH'Archivio trentino.
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
♦ bezeichnet.
288 Neue ErecheiniinKon auf dem Oebk'te des Hibliothekswesens.
♦American Catalogue, The anuual, 1890. Bein je the füll titles, with de-
acriptive uotes, t»f all books recorded in the Pnblishers' Weeklv, lS9t>.
with author. title, and subject index, publishers' anniial lists ajid direettiry
of publishere. (Fir«t Supplement to the American (.'atalogue, 1884—90.)
New York, oflice of the Publishere' Weekiv. XVI. 1S4. 13« p. gr. V.
half leather. D. 8.50.
Annuaire des bibliutheqnes et des archives pour 1S91. Lille. Paris,
Ilachette & Cie. 230 p. ö".
The Antiquary. Vol. XXII: Julv to December 1890. London. Elliot Stock.
4». Sh. 7.«.
Archives d'ophthalmologie : Table generale analvtique des tomes I— IX
(1881 — 15*90), par Valade. Paris, Steinheil. S".' Fr. 2.5o.
*Archivio storico lombanlo. Giornale della SocietV storii*a lombanla.
Serie IL Anno XVIII, fasc. 1. Milano, Frat. Dumohird. gr. b".
P. 193 — 219: Bollettino di bibliografia storica lombarda, Dicembrc 1890 —
Marzo 1891.
'^'Arskatalog for svenska bokhandeln, 1S90. I. Nominal-katalo^. IL Syste-
matisk katalog. Stockholm, Svenska Bokfiiriäggare - Förenmgen. bS p.
r>". Kr. —75.
Bachtiakoff, A. Istorija knigi na Riisi. ((leschichte des Buches in Kuss-
land.) St Petereburg. 277 p. *»*>. — Russisch.
Berghöffer, Ch. W. Die Einrichtung und Verwaltung der Freiherrl. Cari
von Rothschild sehen r»frentlichen Bibliothek während der Jahre 1»^7—
1^90. Frankfurt a. M.. J. Baer & Co. SS S. m. 3 Lichtdruck - Tafeln,
gr. 8«. M. 2.
"^Bericht Über neue Erecheinongen und Antiquaria aus dem Gesammtgebiete
der Rechts- u. Staats Wissenschaften. Herausgegeben von R. L. Prager.
Jahrgang 1h9L No. I. Berlin, R. L. Prager. s®.
Erscheint jähriich 4 Mal ; postfrei i M.
Bibliographie, Allgemeine, der Staats- imd Rechtswissenscliaften. Heraus-
geber: O. Mfihlbrecht. Jahrgang 24: 1891. (6 Doppeluummem.) No. 1
u. 2. Beriiu, Puttkammer & Miihlbrecht. 50 S. gr. S^- Jähriich 5 M.
^Bibliographie nationale. Dictionnaire des ecrivains beiges et catalogue
de leure publications . 1830 — I8S0. Tome 11, livrais. 6: Leieime — Mal-
herbe. Bruxelles. P. Weisseubruch. P. 481— 576. gr. S«. Fr. 2.50.
^Bibliotheca philologica oder vierteljährliche s^'stematisch geordnete
l'ebersicht der auf dem Gebiete der classischen' Philologie und Alter-
tumswissenschaft, sowie der Neuphilologie in Deutsclüand und dem Ails-
lande neu erechienenen Si*hriften und Zeitschriften -Aufsätze. Heraus-
gegeben von Aug. Blau. Jahrgang 43 jNeue Folge. Jalu^. 5). Heft 4:
October— December 1 890. Göttingen. \ andeuhoeck & Ruprechts Verlag.
1890. S. 201—284. 8^ M. 1.40.
*Bibliotheca theologica oder nerteljährliche systematisch geordnete
Uebersicht aller auf dem Gebiete der (wissenschahlichen) e\'angeli8i-lieu
Theolope in Deutschland und dem Auslande neu erschienenen Schriften
>^ M. 1.
Birmingham Library. Annual meetmg. report and prooeetlings . 1^»l.
Birmingham. > p.
♦Bogfortegneise. Dansk. Udgivet og foriagt af G. E. C. Gad i Kjöbeo-
ha>ii. Aarg. 4L No. 1—2. Kjöbenliavn. y.
Bollettino anuual e (Biblioteca civica di Torino». Anno l^iH». Torino.
tip. eredi Botta di Bnmerj e Crosa. 31 p. ^^
•Bollettino della Biblioteca Nazionale di PaleruKK Anno IL No 4- ut-
tobre— Decembre l>90. P. 129—176 1- XXIV p. 4'\
Boachot. H. Des livres modernes, quil convient d'aoquerir. L'art et Ten-
Neiiö Erscheiuungoii auf dem Oobietc dos Bibliothekswesens. 289
güucment, la bibliofolie coutcuiporaiue, Ics proc6d6s de decoration. Paris,
Kouveyre. 102 p. et j^rav. 8".
*15owker, R. K. aud (i. lies. The reader's ffuide in economic, social and
political scieuce being a classitied bibliography, american, cnglish, french
and german, with descriptive notes, author, title and sumect index.
coiirses of readiug, College courses, etc. New York, Society for political
education. H>y p. 8". I). — .50 c.
*Brinkmau's Alphabetische lijst van boeken, landkaarten en verder in den
boekhandel voorkomende artikelen. die in het jaar 1890 in het konink-
rijk der Nederianden uitgegeven or herdrukt zijn, benevens opgave van
den uitgever, den prijs en eenige aanteekeningen; voorts een lijst der
overgegane fondsartik'elen, alsmede een wetenschappelijk register. 45.
jaargang. Amsterdam, C. L. Brinkman. XXXVI. 215 p. 8«. Fl. 1.70.
Bristol Museum and Library. Report of proceedings at the twentieth an-
uual meeting, 1891. Bristol. 12 p.
Brotherhead, W. Forty years among the old booksellers of Philadelphia,
with bibliographical remarks. Phihidelphia, A. P. Brotherhead. 122 p.
uy\ D. 1.
„also contains a bibliojjraphy of Will. Bradford's books, chapters on pnces
and ediiions of books, men and books and old book collectors."
Bücherschatz, Christlicher, fürs evangelische Haus. Frilhjahrs- Katalog.
Ausgabe zu Ostern IS91. Leipzig, Verein von Verlegern christlicher
Litterutur. 44 S. Lex.-S*^. M. —.30.
(.'agnat, R. L'annee ewigraphique. Revue des publications 6pigraphiques
relatives :\ Tantiquite romaine (1890). Paris, L. Leroux. 50 p. gr. 8^.
Catalügo della biblioteca della societa botanica italiana. Firenze, stab. tip.
di (Jius. Pellas. 29 p. 8^
Catalogo metodieo degli scritti eontenuti nellc pubblicazioni periodiche
italiane e straniere. Parte I (Scritti biogratici e critici) : secondo supple-
mento (Biblioteea della Camera dei Deputati). Roma, tip. della Camera
dei Deputati. 1890. XXIV. 229 p. 8».
*Catalügu mensual al libräriei romane, publicat de libraria Socecü & Co.
Bucuresei. Anul I. Bucuresci. 8**.
Monatlich erscheinende rumänische Bibliographie.
*Catalogue, The english, of books for 1890, containing a complete list
ofall the books published in Great Britain and Ireland in the year 1890,
with their sizes, prices and publishers' names ; also of the principal books
published in the United States of America, with the addition oi an index
to subjeets. London, Sampson Low, Marston & Co. 120 p. gr. 8°. Sh. 5.
Catalogue g^neral des oeuvres dramatiques et lyriques faisant partie du
repertoire de la Soci6t6 des auteurs et compositeurs dramatiques. Cata-
logue reeapitulatif contenant tous les ouvrages repr6sent6s du 1 janvier
1879 au 81 decembre 1S88. Premiere p6rioae d^cennale de la nouvelle
Societö. Paris, impr. Morris p6re et fils. 88 p. 8°.
H.'atalogue mensuel de la librairie frangaise, fonde par O.Lorenz, continuö
ßar la librairie Nilsson. Ann6e 1890. Paris, libr. Nilsson. 124 p. 8®.
:elie. Fr. ;j.50.
Chelsea Public Libraries. Catalogue of the Central Library. London.
WA leaves long b^.
Desjardins, G. Le service des arehives d^partementales. Paris, Boiirlo-
ton. 104 p. 8". Fr. 2.50.
Kienen alfabetieo dei donatori e dei doni fatti alla biblioteca e al museo
della cittA di Trento dal P gennaio al 31 dicembre 1890. Trento, tip.
L. T. Seotoni e Vitti. 9 p. 8°.
""Der Enndkrist der Stadt-Bibliothek zu Frankfurt a. M. Facsimile -Wieder-
gabe, herausgegeben imd bibliographisch beschrieben von E. Kelchner.
In LiehtdrucJw ausgetllhrt von der Frankfurter Lichtdruckanstalt Wies-
baden & Cie. Frankfurt a. M., H. Keller. 9 S. u. 40 S. in Lichtdruck.
gr. 4". M. 18.
VUI. 6. 20
290 Neue ErHclieiiiunf^oii suit' tU'iii (UOiii^t*' lU's lÜhrKitlickswcHcnn.
Fitzi^erald, P. The liistory of Pickwick: an account (»f its clianicters,
localities, allusions and illiLstratloiis. Witli a biblio^rapliy. Loiid(»ii.
Chapman. :<90 p. S". Sh. S.
Fictclier, W. J. The co-opcrative index to periodicals für 1S90. New
York, Office of tlie Publishers' Weeklv. 5. 41 p. S^ D. 2.50.
Fournier, M. Les bibHotlie<pies des eollefres «le l'Universite de Toulouse.
NojiCent-lc-Ilotrou, imp. Daupeley-Gouverneur. 86 p. S".
Gadeau de Kerville, II. Biographie de Pierre-Euf^ene Leinetteil et liste
de ses travaux scientifiques. Ronen, imp. Lecerf. 7 p. 8**.
Extrait du Bulletin de la Sociale des amis des sciences naturelles de
Reuen.
(taiisseron, B. H. Petit mannel dn bibliophile et du libraire, donnant la
valeur aetuelle des livres recherch6s et appreci6.s, ffravnre.s, m.ss., reli-
ure8 etc. No. 1. Janvier 1891. Paris. 12 + 4 p. Par an Kifr.
Gesetze über das Urheberrecht im In- und Ausland, nebst den internatio-
nalen Litteraturvertriigen und den Bestimnnuigen über das Verlagsrecht.
II. Beigion, Dänemark, Finnland, Griechenland. Niederlande, Norwegen,
Portugal, Itumänien, Kus.sland, Schweden, Spanien, Türkei, Ungarn.
Leipzig, G. lledeler. 8.93—172. gr. S^ M. 3.
Goetz, K. Geschichte der cyprianischen Litteratnr bis zu der Zeit der
ersten erhaltenen Uandschnuen. Basel, R. Reich. IX. 129 S. gr. b".
M. 2.40.
Gröpler. Büchereien mittelbarer Fürsten und Grafen Deutschlands und
Oesterreichs, sowie ehemaliger freien deutschen Reichsstädte. 2. AuHage.
Dessau, R. Kahle's Verlag. 42 S. gr. 8°. M. 1.
♦üaferkorn, U.E. Handy lists oftechnicAl literature. Referenee eatahigue
of books printed in English from 18S() to 1SS8 inclusive; to which is
added a select list of books printed before 1880 and still ke])t on publi-
shers' and Jobbers' lists. Part 11»: Electricity and magnetisui, telegrai)li.
pas etc. (including issues up to October IS90, aiul a number t)f oUl
books fre(iuently met with in catalogues). Together witli a lisT <»f j)e-
riodieals and annimls in these brauches. Milwaukee, Wis., U.E. llater-
koni. 1S90. VIII. 44 p. S«. D. — .75.
Hüll Subscription Library. Report of the committee to the <me hnu-
dred an fifteonth anuual general meeting, 1890. Hull. 44 ]).
Jacobsen, E. Chemisch-teclmisches Repertonum. 1890. 1. Halbjahr. 1.
Hälfte. Berlin, R.Gärtners Verlag. 144 S. mit Illustr. gr. ü". 'M. :«.r,o.
Jahrbücher, Botanische, für Systematik, Ptlanzengeschiehte und PÜanzen-
geographie, herausgegeben von A. Engler. Band 13, Heft 3 u. 4. Leip-
zig, W. Engelmann. S. 273 — 512, Beiblatt S. 1 — 65 u. Litteratur-
bericht S. 1—32 m. 1 Hobschu. u. 1 Taf. gr. 8«». M. 13.
*Jahresbe rieht über die Erscheinungen auf dem (rebiete der germanischen
Philologie, herausgegeben von der Gesellschaft für deutsche Philologit»
in Berlin. Jahrgang 12: 1890. I.Abteilung. Leipzig, C. Reissner. S. 1 —
128. 8® Pro complet M. 8.
Jahresbericht, Zoologischer, fUr 1889. Herausgegeben von der zoologi-
schen Station zu Neapel. Redigirt von P. Mayer. Berlin, R. Friedländer
& Sohn. IV, 27; S, 28, 23, 65, 7, 89, 57, 6, 182. 25, 14 u. 23 S. gr. 8».
M. 24.
Index librorum prohibitorum Leonis XIII. jussu editus. 3. ediz. Tauriu.
cum appendice usque ad 1891. Torino, P. Marietti. 410 p. 8". L. 3.
Indianopolis Public Library. Finding list of poetry and the drama lite-
rature and polygraphy. Indianopolis. 47 p. 4»*.
Jouffroy d'Eschavannes. Traite complet de la scieuce du blason, a
Pusage des bibliophiles, archdologues etc. Paris, Marpon. 277 p. avee
nombreux blasons gravis. 8^. Fr. 6.
Just 's Botanischer Jahresbericht. Systematisch geordnetes Repertorium der
botanischen Literatur aller Länder. Herausgegeben von E. Koehne.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 291
Jahrgang 16: 1888. 2. Abtheilung. 2. (SchhiS8-)neft. Berlin, Gebr. Bom-
tnlger. VIII + S. 385—627. gr. 8. M. 8.
"^K atalog: International Bogudstilling. Industriforeningon i Kjöbcnliayn.
15Ü p. 8».
Klemming, G. E. Sveriges bibliografi, 1481—1600. 2. lieft. Upsala, Lun-
dequist. P. 81— 120.
Nicht im Handel.
Leverkilhu, P. Fremde Eier im Nest. Ein Beitrag aur Biologie der
Vögel. Nebst einer bibliographischen Notiz über Lottinger. Berlin,
K. Friedländer & Sohn. XI. 212 S. gr. 8^ M. 4.
Lcypoldt's, F. American catalogue: books recorded (including reprints
and iumortations) July 1, 1884 to Jime 30, 1890; compiled under the
editorial dircction of R. R. Bowker, by A. J. Appleton. In 3 parts. Part 1 :
A— Hill. New York, office of the Publishers' Weekly. 240 p. 4«. For
eoniplete work D. 12.50, half leather D. 15. — ; to advance subscr. D. 10.—;
half leath. D. 12.50.
"Library of Harvard University. Bibliographical contributions , editcd by
Justin Winsor. No. 40: Index to recent reference lists. No. IV. 1890.
By W. Coolidge I^ne. Cambridge, Mass. 25 p. 4®.
*Liud, E.H. Bibliografi (nordisk filolog.) für är 1SS9. ^^Arkiv for nordisk
filologi. Bd. VII, Heft 3. Lund. Leipzig, 0. Harrassowitz. P. 265—292.)
Loughton, Essex. Index catalogue of the books in the Lopping Hall Li-
brary. Edinburgh 189(K 58 p. 8».
Maimouides Library. Report of the librarian for 1800. New York.
21 p. gr. 8^
Supplement to the catalogue of gcrman fiction and juveniles. New York.
34 P. 8^
Manchester Public Free Libraries. Occiusional lists. No. 2: The FoUer
collection. Manchester. 12 p. 8°.
Manno, Ant. Bibliografia di Casale Monferrato. Toriuo, stamp. reale della
ditta G. B. Paravia e Co. 1890. 49 p. 8°.
Edizione di soli 200 esemplari fuori di commercio.
St. Marylcbone Free Public Libraries. East Marylebone Free Library.
Catalogue of books in the lending and reference libraries. London.
39 p. 8".
*Masslow, 0. Bibliographie zur Deutschen Geschichte. Gruppe I: Lite-
ratur von Anfang April bis Ende December 1890. Gruppe II u. 111:
Literatur von Ende Juli bis Ende December 1890. (Deutsclie Zeitschrift
für Geschichtswissenschaft. Herausgegeben von L. Quidde. Band V,
Heft 1. Freiburg.) S. 1*— 56*. 8".
Meniorie della r. äecademia delle scienze dell'istituto di Bologna: Indice
generali dei dieci tomi componenti la serie quarta, 1880 — 1889. Bo-
logna, tip. (lamberini c Parmeggiani. 1890. 49 p. 4".
'Merrill. W. St. Archaeoh)gical Institute of America. Index to publi-
cations, 1879—1889. Cambridge, J.Wilson & Son. VI. 89p. 8«.
Meves. J. Alfabetisk registcr til Entomologisk tidskrift arg. 1 — 10, 1880
—89. Stockholm. 66 p. 8". Kr. 1.
^M i 1 w a u k e e P u b 1 i e L i b r ar y. Quarte rlv iudex of additions July — Sep-
tenil)er, October— December 1890. \nl)\. No. 19. 20. Milwaukee. 1890.
P. 37—52. 53— 8S. 4".
*M()natssehrift, Altpreussisehe. Neue Folge. Der Neuen Preussischen
Proviiizial-Bliitter 4. Folge. Herausgegeben von Rud. Reicke und P>nst
Wiehert. Der Monatsschrift XXVlTl. Band. Der Provinzialblätter
LXXXXIV. Band. Heft L 2. Königsberg i. P., Ferd. Beyers Buchh.
gr. V.
S. 177—101: Altprcussischc Hibliographic 1889. (Nachtrag und Schluss.)
'M iililbreeht, 0. Uebersicht der gesammten Staats- und reehtswissen-
seliaftliehen Litteratur des Jahres 1^90. Jahrgang XXIll. Berlin, Putt-
kammer & Mühlbrecht. XXVIIL 244 S. gr. 8«. M. 6.
20*
292 Nene Enclieinnngen auf dem Gebiete des Bibliothekswesenjs.
Mulder, II. J. A. Biblioj^phic de legislation administrative compar^e.
Fa«c. I et II. Bruxelles, iiiip. Wcissenbnich. 86. 23 p. 8". Fr. 2.
Murray, J. A piiblisher and Ins fricnds: memoir and corrcRpondonce. witli
an account of tlie urifj^in and progress of thc house, I7<)s-ls4:i, by S.
Sniiles. 2 vol. London, Miirray. 1060 p. with portraits. S^ Sli. :ri.
Miih6o n eu eil Titel ois. Table des matieres des annees 1864 — ISSS, conii)r.
une table analytique des matieres, une table des auteurs et uue table
des planches, par A. Godet. Neuchätel, A. (t. Berthoud. S*5 p. 8".
Fr. 2.50.
■♦■Newberry Library. Proceedlngs of tlie trustees for the year ending
January 5. 1891. *Chieago, Knlght Leonard Co. 45 p. s«.
♦^Izet, l. Projet d'un eatalogne ideoloffiquo (Kealeatalog) des i)eriodiqnes.
D^pouillement de 14 revues pour .Janvier 1891 seulenient. Bruxelles.
impr. Vanbuggenhoudt. 2(i p. 8^
♦Oxford University (iazette. Published by antliority. Supplement to
No. 708 : Anniial report of the eurators of the Bodleian Librarv. Oxford,
Clarendim Pn^ss. P. 489-440. fol. Sh. —.3 d.
Paokard, Alph. Spr. The Labrador eoast: a Journal of two sumnier
eruiseB to that region, with notes on its early diseovery ete. . with a
biblioffraphy of works, artieles and eharts* relating to the eivil and
natural Tiistory of the Ijibrador peninsula. New York, C llodges. 4oo p.
with maps. 8". D. 8.50.
Päd ding ton Free Publie Library. Third annnal report, 180u. 24 p.
Pliiladolphia Board of Edueation. Supplement to the eatahigue of the
pedagogieal librarv and the books of reterenee in the oftiee of the Super-
intendent of Publie Sehools, ed. by J. Me Allster. Philadelphia 1890.
47 p. 12«
Poiröe, E. et G. Lamouroux. Catalogue abrege de la bibliotheque Sainte-
(tenevi^ve. Introduetion par IL I-avoix. Les bibliothecjues vi leur publie.
Faseieule II: Mathi^matiques-astronomie-phvsique-ehimie-histoire naturelle.
Paris. F. Didot & Cie. 50 p. 8«. Fr. 1.25.
Poole, \V. F. and W. J. Fleteher. An index to periodieal literature.
bnmght down to Jauuar\' 1882. New revised edition. 2 vol. Bostim.
8^ (London, S. Low & Co. Sh. 84.)
Preis-Verieiehniss der in der österreiehiseh-im^risehen Monarehie und
Im Auslände erseheiuenden Zeitungen und penodisehen Drueksehriften
tllr das Jahr 1891. bearbeitet von der k. k. Postamts - Zeinings - Expe-
dition I in Wien. 2. Naehtrag. Wien, R. Waldheim. P» S. Lex. v.
M. -.12.
Prokseh. ,1. K. Die Littoratur über die venerisehen Krankheiten von den
ersten SehritVn \\Wt Syphilis aus dem Ende des L>. Jahrhundens bis
Ende IS>9. systenuitiscfi zusaumienirestellt. Autorenregister. I>i»nn. P.
Hausteins Verlag. -«»T S. gr. v\ $1. i>.
Provideuee. U. «L: C'o-openitive list of periodieals aud sori.-ü'i ourroutly
rweived .it the libraries aiul n^adiug riKuus of Pr^uidenoe. IH p. 12'.*
*Kedwood Library and Athenaeum. Ne\*pon. Ouv hundrt*d and Mvtieth
aunual nju^rt of'ihe direotor^ to tlu- pn»prieti>rs, August 2«». IM»«». New-
port, K. X l**9o. 2r» p. V.
•Revue bibliographique belgi', K*digee par xuw ri-uuion tl\Vrivain<.
suivie d'uu bulletin biblioirnipliique inteniational puMio |nar la S«KMt''to
bt^lgt» de libniirie. Anui*«' 111. BnixilU'>, S^H-irtö Sil:re *\v liSr. :zt. > .
Par an Fr. o.
Rivista d^artijrliiTia c ireni«»: ludioc irmorale a!ta>».j-tio»-a:ialirio»» dtlK-
materie eontenute uolla KiviNra daU'aiuio !^>4 al 18>* ȟclu^ivn Routa.
tip. E. Vochoni. *»?» p >\
*Saeooui, «iiulia. Tu nuovo Mstcuia di K^nirura iiuwAr.K-a iK*r »•atai'»fh!
Fitx'uze. tip dJ G i'aniestH.vhi e tiscH- 11 \* kI 4 rav scr ^'
K'HTJiito *:jii!.i Rivi<;j «cric Bibliv^icchc.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete dos Bibliothekswesens. 293
♦St. Louis Mercantile Library Association. Fortyfifth annual report of
the board of direction. 1890. St. Louis. 45 p. 8^
Salvi, Giov. Sulla pubblica biblioteca della cittä di Voghera: ccuni, con-
siderazioni c proposte. Voghera. tip. Ruseoui-Gavi. 17 p. 8".
Shiter, J. IL Round and about thc bookstalls: a guide for the book-hunter,
London, Gill. 1 20 p. 8". Sh. 3.«.
Sinionin, J. Bibliotheque douaisienno des ecrivains de la Compagnie de
Jesus. Douai, impr. Dechrist6. XIL 340 p. 8*>.
Socio tat um litterae. Verzeichniss der in den Publikationen der Aea-
domieen und Vereine aller Länder erscheinenden Einzelarbeiten auf dem
Gebiete der Natur>vissenschaften. Herausgegeben von E. Iluth und A.
lloring. Jahrgang 5: 1891. (12 Nrn.) No. 1. Berlin , R. Friedländcr &
Sohn. ir. S. gr. 8". Jährlich M. 4.
Sonnenschein, W. S. The best books: a readoTS guide to the choiec of
the best availablc books (about 50000) in every department of science,
art and literaturo. With the datcs of the first and last editions, and the
price, size and publisher's name of each book. 2. ed. with complete In-
dexes. London, Sonnenschein. 1110 p. 4^ Sh. 3 1 .6.
Statistica della stampa periodica neiranno 1880. Firenze, Ministero di
agricoltura. .118 p. 8". L. 1.50.
Stejskal, K. Rcpertorium über die ersten 40 Jahrgänge und das Supple-
mentheft des 37. Jahrgangs der Zeitschrift für die österreichischen Gym-
nasien, von 1850—1889. Wien, C. Gerolds Sohn. XV. 538 S. gr. 8«. M. 8.
Ströhl, IL G. Die Wappen der Buchgewerbe. Wien, A. Schroll & Co.
35 S. mit Textabbildungen, 9 Tafeln und Titelblatt in Farbendruck. 4".
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*Tavagnutti, M. S. Katholisch-theologische BUcherkunde der letzten 50
Jaiire. III. Mariologische Bibliographie. Verzeichniss der wichtigsten
über die allersel. Jimgfrau und Gottesmutter Maria von 1837 bis 1890
erschienenen Werke, Predigten und Andachtsbilcher mit besonderer Be-
rücksichtigung der Rosenkranzverehrung. Systematisch nach Materien
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Drescher & Co. 80 S. gr. 8°. M. —.80.
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kunst aller europäischen Nationen. Das Duell, der Gebrauch des Säbels
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Hildebrand. InnehällsOf^ersigt tili Argäng. 1881—1890. Stockholm, C.
E. Fritze's Bh. 48 p. 8«. Kr. 1 .
r. S. Department of the Interior. Report regarding the receipt, distri-
bution and sale of public documents on behalt of the Government b^ the
Dopartmont of the Intorior, 1889—90. Washington, (4ovornmont Pnnting
Othco. 94 p. 8^
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Frankfurt ii. M , Jaogefscho Buchh. 37 S. 12". M. —.50.
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2. bis 1 1. robersetzungszweig. Brauuschweig. IL Wollormann. S. 210—
431 mit (i Kunstbeilagon. 4«. M. i>.
Will ton, J. and C. Cottoii. Tho oomploto angler. With copious notos tor
th«' nujst part original. A bibliographieal note on fishing and
tishin«»- books, and a n(»tioo of Cottcm and his writings, by the Amorioan
(MÜtor (i. W. Bothuno, to which is addod an appendix inoluding illustra-
tive ball.uls, niusic, i>apers on Amoriran fishing, and the most com-
plete oatalogue ot books on angling etc., evor printed. 2 vol.
London, Ward & L. 8". Sh. 7.0.
294 Antiquarische Kataloge.
Welbull, M. Tlaiidskrift-pruf 150u— ISno. Tilltjeost vid öfuingar i haudskrifl-
läsiiin^ iitpfna ur Luiids uuiversitets^iildiotek.s liandskrif>sainrmg. Stock-
liolm. (iciicralstabcns lito^rraf. anstalt. 2(> p. och ^ p. auto^niti i fol. Kr. :i.
Wdliiijrton. Trov. . N. Zealaud: General asseniblv. Annual Supplement to
the catah»f?ue. Jan. IMM. Wellington. :<0 -f 10 -f S p. S".
*\Volf. (i. Hegister der Schlap*r»rter zu den Neuigkeiten imd Fortsetz-
ungen des deutschen Buchhandels. Heft 1: Januar— Fel»niar IMM. Leip-
zig, (Juill. Levien. 41 S. b^.
Wolf» kriegswisHenschaftliches Vademecum. Alphabetische und systenia-
tiHche Zusammen.*«tellung der litterarischen Erscheinungen auf dem CU»-
biete der Kriegswisscnscliaft. Die Litteratur bis Ende IVJo enthaltend.
Kand I. Leipzig, (iuill. Levien. SS S. gr. S". M. - .75; gebd. M. 1.
Wolfs Naturwissenschaftliches Vademecuni. Alphabetische und systema-
tische Zusammenstellung der litterarischen Ersclieinungen auf dem (Ge-
biete der Natur- und exakten Wissenscliaften. IV. Abtheilung. ('. 15an-
wissen.sehaft, Bergbau- und Hüttenkunde. Die Litteratur bis ISO» ent-
haltend. Leipzig, (lUill. Levien. 272 S. S". M. 2.40; IV. Abtheilung in
1 Bd. gebdn. M. 5.50.
Wiilf's Tlieologisches Vademecum, d.i.: Eine alphabetisch und systematisch
geordnete Handbibliothek von älteren und neueren Litteratur- Erschei-
nungen auf dem (It'biete der protestantischen Theologie, «lie Litteratur
von lSH«i— IS'JO/IH enthaltend. Mit Register der Schlagwörter. Leipzig.
Guill. Levien. 144 S. S". M. 1.30.
Antiquarische Kataloge.
Ackermann, Th., München. No. 3o7 : Philosophie. m»S N«»- - No. 30s:
Handelswiss. Industrie. t»21 N«^"-
An hei SS er Stuttgart. No. 48: Litteraturgesch. Sprachwiss. Belletristik.
1707 N<"».
Antiquariat f. Litteratur u. Kunst Karlsruhe. Vcrzeichniss guter Bücher.
No.H31— 1160.
Bangel & Schmitt Heidelberg. No. 27: Jurisprudenz u. Staatswissen-
schaften. n»70 N"»-
Bacr i<: Co. Frankfurt. No. 275: Roman. Philologie (m. Ausschluss d. spau.
u. portugies. Sprachgeb.). 1552 N««- — No. 276: PZspagnc et Portugal.
1166 N'«- — Anz. No. 411: Miscellanea. No. 8231-SSI6.
Beck 'sehe Bh. Nördlingen. No. im»: Kath. Theologie. 764 No»-
Beijers Utrecht. No. IHI: (Jeschichte u. neograi>hie v. Eun»pa. 774 N«»»-
*— No. 138: AussiTcurop. (iesrhichte, (teograi)hie u. Keisen. 746 N"»-
Bermann iC- Altmann \\ien. No. lo5: llerahtik u. Numismatik. Genea-
h)gie. Diplomatik, etc. 4** S. — No. 106: Hervorragendes zu Ausnahuie-
preisen. 16 S.
Bertling Danzig. No. s|: Curiosa, Jocosa. Theater. Märchen, Sagen, etc.
1167 N"--
Bertling Dresden. No. 17: Autographen. 6^4 N"«- — Anz. No. 2: Ver-
mischtes. 2s| N'»»-
Böse Leipzig. No. 15: Astronomie. Mathematik. Physik. (Jeographie.
«160 N"»-
Breitkreuz l>erlin. No. 4: Franzrus. u. engl. Hiirher. 56 S.
Burow (iotlia. No. 24: Forst- u. Jagdwiss. Botanik. 515 N"«-
Carlebaeh Heidelberg. Nt). isO: Kunstgeschichte, (irnamentik. 353 N»«-
— Nt». ISl : Theohigie. 1155 N'»"-
Dieterirh'sehe Univ.-Bh. (ir»ttingen. No. 11: Deutsche u. ausländ. Sprache
u. Litteratur. 2016 N«»«-
Dittmersche Buchh. Lübeck. No. 3: Theoh»gie u. Philosophie. lOOON«*-
Anti(|uarisclie Kataloge. 295
K(l oll) eck Münster. No. 43 : Theologie. Gescliiehte. Belletristik. 420 N t»»-
Fock Leipzi«,'. No. 52 : Philosophie. 8329 N"»- — No. 53: Chemie. Phar-
luacie. Ktc. 1S07 N««-
Freie sie he »'s Naehf. Strassbiirg. Mittheilimgen No. 5: Veniiischtes.
432 N"8.
St. (ioar, Is., Frankfurt a. M. No. Sl: Miseellauea. Kunst. Belletristik.
714 No»-
H ar r a s s o w i t z Leipzig. No. 1 72 : Class. Philologie u. Alterthumskunde.
4417 Nos.
llaugg Augsburg. No. 117: Philosophie, Theologie, Philologie etc. 1090 N"».
He n de SS Cöslin. Vermischtes. 33 S.
Hess Ellwan gen. No. 32: Oesterreich-Ung^rn. (leschichte. (Te(»graphie, etc.
SOG No8.
Hiersemann Leipzig. No. 7S : Numismatik. 377 N^«.
Hoepli Mailand. No. 70; Linguistique de rOrient et de l'Europe. 1572 No»-
Jacobs(»hn & Co. Breslau. No. 103: Naturwissenschaften. Botanik. Medi-
cin. Etc. 70 S.
.lolowicz Posen. No. 109: Bibliotheca polono-slavica. 1929 N«»«-
Kaiser Bremen. No. 40: Vermischtes. 8 S.
Kau ff mann Frankfurt a. M. No. 17: Ilebraica. 2163 N«»-
K ende Wien. 1S91. No. 4 : Vermischtes. 282 N»» — Bibliotheken d. Grf.
Daun u. d. (Jrf. Eng. Sylva-Tarouca. 476 No«.
Kirchhoff & Wigand Leipzig. No. 870—72: Naturwiss. L Allgemeines.
Botanik. 1669 N»»- — IL (ieologie. Palaeontologie. Bergbau. 1416 N"»-
— IlL Zoologie. 1774 No».
Klemuiing Stockholm. No. S8: Nationalekommii, Statistik. 64 p.
Köbner Breslau. No. 210: Evangel. Theologie. 3191 N»«.
Koehlers Ant. Leipzig. No. 506: Chemie. Landwirthschaft. 473 N"»-
Lehmann, Paul, Berlin. No. 67: Neuere deutsche Literatur. (Bibl. d.
Schriftstellers Feod. Wehl.) 3019 N«»-
Lempertz Ant. Bonn. No. 180: (ieschichte. IL 7425 N««-
Li e bisch Leipzig. No. 60: Wissenschaftl. Theoh)gie. I. 4340 N««-
List & F r a n c k e Leipzig. No. 227 : Oesterreich-Ungam. 873 N*>»-
Mayer & Müller Berlin. No.llO: Eiurop. u. oriental. Linguistik. 2242 N««-
M e y e r Zürich. Astronomie. 1 20 N<«-
Muller & Co. Amsterdam. Zehnta.usend Porträts deutscher Männer und
Frauen. I. A— G. 2944 No«.
M u s s o 1 1 e r Munderkingen. No. 1 0 : Vermischtes. 1 700 N"«-
Neubner Köln. No. 30: AJlgem. deutsche Geschichte. No. 5035-6159. —
No. 31: Deutsche Geschichte von d. Urzeit bis zu den Merowingem.
No. 6160—6810.
Nij hoff Haag. No. 223: Economie politique. 1244 N»»-
Palm 's Ant. Berlin. No. 4: Forst- u. Jagdwiss. 4 S.
Quidings Ant. Lund. No. 19: Blandad Titeratur. 463 No»-
Kaabe's Nachf Königsberg i. Pr. No. 89: Hygiene. Epidemiologie. Me-
dicin. Geographie. (Bibl. d. Sanitätsrath Schieflferdecker.) 1670 No».
Kaunecker Klagenfurt. No. 48: Vennischtes. (Bibl. d. Landtagspräsid.
N. Krestic in Agram.) 800 No». — No. 49: Theologie. 677 No».
Reich Basel. No. 63 : Philosophie. Pädagogik. Theologie in franz. Sprache.
1393 No».
Kevai Budapest. Miscellanea. 732 No».
Scheible Stuttgart. No. 223 : Kupferstiche. Handzeichnungen. Kostümwerke.
Kalligraphie. 1470 No».
Seiling Münster. No. 5: Class. Philologie. 2451 N«»-
Simmel & Co. Leipzig. No. 143: Kimstarchaeol. Numismatik. Palaeo-
graphie. Epi^aphik. No. 8314—9734.
Spirgatis Leipzig. No. 1: Auswahl werthvoller Werke. 824 N'»»-
Traber München. No. 4: Kathol. Theologie etc. 828 N"»-
Unflad Zürich. No. 154: Medicin. 2471 N"»-
296 rtTsonaluachriditen.
\l\ 1 c k e r s Verl. Frankfurt a. M. No. 177: Ausserdoutselu' LittTatiir. 1 562 N»«-
— No. 17S: (loschichte d. tnirop. Staaten. I. 1973 N«»
Wejf Leipzii|:. No. 9: (wooh>gic. Mineralogie. Talaeoutologie. (Bihl. v. Prof.
Dr. E. Weiss Berlin.^ 1427 Nos. _ No. 10: Botanik. S92 N»«-
Welter Paris. No. 51: Folk-Lore. 10G5 N*»»
Wind pr echt Augsburg. No. 450 : Vennischtes. 401 N»«-
WUrzner Leipzig. No. 124: Naturwiss. Technologie, (leschichte. IG S.
Zange nberg & Himly Leipzig. No. 5: Neue Erwerbungen. 509 N<»«-
V. Zahn & Jaensch IJresden. No. 33: Sprach- u. Literatur-Wiss. Volks-
lieder. 1452 N«»-
Personalnachrichten.
Oberbibliothekar Ilofrath Prof. Dr. ('. Zan gerne ister in Heidelberg
ist zum ordentlichen Honorarprofessor in der philos. Facultät der dortigen
Universität ernannt worden.
Der bisherige zweite Kustos an der Universitätsbibliothek zu Berlin,
Dr. E.Wille, ist in den Ruhestand getreten. In seine Stelle ist der bis-
herige dritte Kustos, Dr. W. See 1 mann, eingerllckt.
Dem Kustos an der Universitätsbibliothek zu (iöttingen, Dr. Ludwig
Sehe mann, ist das Prädicut Professor beigelegt worden.
Dr. C. de Boor, zweiter Kustos an der Univ.-Bibl. in Bonn, ist zum
Bibliothekar an der Universität in Breslau ernannt worden.
Der 3. Kustos an der Universitäts- Bibliothek zu Halle, Dr. Arnim
Gräsel, ist mit dem I.April d. J. in gleicher Stellung au die Universitäts-
Bibliothek in Berlin versetzt. Zum 3. Kustos in Halle ist der dortige etats-
mässige Hilfsarbeiter Dr. Heinrich v. Hagen emaimt worden. Die Stelle des
'letzteren ist dem bisherigen ausserordentlichen Hilfsarbeiter Dr. Walther
Schnitze übertragen, der zugleich mit den Functionen eines Kustos der
(mit der Universitäts- Bibliothek verbundenen) v. Ponickau'schen Bibliotht?k
betraut ist. Die ausserordentlichen Hilfsarbeiter Dr. Adalbert H ort zs chan s ky
und Dr. Adolf Langguth sind in gleicher Stellung an die Königliche Biblio-
thek in Berlin versetzt.
Dr. Oskar Eberdt ist zum Bibliothekar der geologischen Landes-
anstalt und Bergakademie zu Berlin ernannt worden.
Der Archivassistent Dr. phil. Freiherr von und zu Egloffstein
ist zum Vorstand der (irossherzogl. Privatbibliothek in Weimar ernannt worden.
Der Lehramtsassistent am Grossherzogl. Ludwig-Georg-Gymnasium zu
Darmstadt, August Baiser, ist am 7. April uei der Grossherzogl. Hofbiblio-
thek als Accessist eingetreten.
Dem Stadtbibliothek-Sekretär Alfred Boerckel in Mainz wurde das
Ritterkreuz IL Cl. des hessischen Verdienstordens Philipps des Grossmilthigen
verliehen.
Dem Bibliothekar an der Königl. öffentl. Bibliothek zu Dresden, Paul
Emil Richter, ist das Ritterkreuz 1. Cl. des Künigl. Sachs. Verdienstordens
verliehen worden.
G. Watson Cole, assistant an der Newberry Library, ist zum Biblio-
thekar der Jersey City Public Library gewählt worden.
Gestorben ist der Abb6 Horsy, uiblioth^caire adjoint der StAdt Douai.
Der grosse königliche, alle fünf Jahre vertheilte Preis fiir das beste
Werk zur belgischen Geschichte ist am 27. April d. J. tlir die Jahre 18»C> —
90 den Verfassern der Bibliotheca Belgica, den Herren Ferdinand van der
Harphen , Th. J. J. Arnold und R. van der Borghe zuerkannt worden. Wir
beglUckwilnschen die Herren Collegen in LUttich zu dieser wohlverdienten
Anerkennung.
Vorlag von Otto UftrraMOwiti, Leipzig. — Druck von Khrhardt Kattm. Hall«.
Centralblalt
fttr
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 7. u. 8. Heft Juli-Augast 1891.
Inveiitaire sommaire de soixante-deux nianuserlts
de la Bibliothfeque Corsiiii (Rome).
(Suite.)
37.
[.iß D 1.] 295. — Ms. in fol. Papier. 481 ff. Memorieescrit-
turi*- diverse couceiiiente allo Stato ed affari della-Francia negli
anni 1561 sino al 1594 c priucipalmentc al regno e cose ' accadute
in tempo del rc Enrico 111 con varie scritture e notizie supra le ccn-
sure fulminatc contro 11 med"*" dal pp. Sisto V.
fol. 1 : Eccellente e libro discorso sopra il stato präsente della
Francia con la copia delle lettere patenti del Re doppo ch'egli si e riti-
rato di Varigi. Insieme la copia di due lettere del duca di Guisa
per nn dotto personaggio ben versato negli affari dello stato di Francia.
(1588.) — fol. 37: Charles IX. Edito del mese di gennaro sopra li
niezi piii convenicnti a pacificare li motivi e seditioni circa la reli-
gione dove si concede di potersi radunare fnora delle cittä per farei
l'esercitio della religione pretensa riformata (Saint Germain en Laye
17 janvier 1561). — fol. 43: La forma e tenor dell'editto di pacifi-
catione da parte del re Carlo IX (aoüt 1570, Saint Germain en Laye).
— fol. 51 : Henri 111. Editto di pacificatione fatto dal re Enrico lU
per metter fine alle guerro del suo regno e far vivere disarmati tutti
i suoi siidditi in buona pace, unione e concordia sotto la sna obe-
dienza. (1577, septembre, Poitiers). — fol. 67: Bellegarde. Discorso
dello stato di la Francia. — fol. 74: Lettera del vescovo di Mans. —
fol. 75: Uisposta alla lettera di V. di Mans (Paris, 11 septembre
1589). — fol. 97 : Degli effetti che la lega lia prodotti e dell'intentione
che hnnno havuta gli autori di essa. — fol. 170: Supplica, dimostranza
et avviso nl re di Navarra pronuntiato a viva voce dal marescial di
Biron. — fol. 176: Kelatione dello stato di Francia nel tempo della
tregna dell anno 1593 nel mese d'agosto. — fol. 189: Lettera d'Ales-
VIII. 7. u. 8. 21
ä98 Soixante-denx manuscrits de la Bibliotheque Corsini (Home)
gandro Riva al P. Possevino sopra le cose di Francia (Venise, 16 jan-
vier 1593). — fol. 196: Lettre. Ine „Doi sono li quesiti propositi: sc il
Navarra mandasse ambasciatorc per dimandar perdono, se si debbc ad-
mittere a penitenza = exp: il compimento de 8uoi desidcrii. — fol. 200:
Discorso che sia bene per il pontcfice et altri preneipi italiaui a con-
gentire la Corona di Francia al re di Navarra (5 sept. 1589). — fol.
221 : Se il Navarra facendosi cattolico debba esser dal Papa ribcne-
detto et accettato per re di Fi*ancia. — fol. 228 : Qua'ritnr an missns
ab Henrico IV qnondam rege Navarria> sit a summo pontefice audien-
dns. — fol. 246 : Judicinm de tribus pretensis capitibus Henrici Bor-
bonii et fautomm eins: an Ilenricns ßorbonicus sit liabilitandus ut rcx
Francie regne preüciatur; ntnim in foro exteriori vel saltem interiori
sit Henrico B. pendendnm; nnm Henrico ß. petenti sit a S. D. N. au-
dientia de^ganda. — fol. 264: Ccnsnra o giuditio sopra certa scrit-
tnra intitolata: „Kistretto degli inconvenienti che resnlteranno dal
negar N. 8. Tassolntion della qnale il sig Dnca di Nevers supplica S.
Santa — fol. 268: [Pr(»jet de conditions k Tabsolution.] — fol. 270: An
Henricus Borbonius sit absolvcndns et ad regnum dispensandus (avec
notes). — fol. 281 : De Henrici Horbonii conversione cnjusdam sen-
tentia. — fol. 290 : Qnaentnr an Papa tencatur docere regem Navan-ii»
pro^paratoria ad obtinendam absolntionem. — fol. 294: [Sans titre]
Ine: „Mentre che V. S*^ come padre e pastore di tutto — Exp: „con moltc
lagrime chiedono et aspettano.** — fol. 304 : Episcopns in Fi'ancia jure po-
tuisse absei vere Henricnm Borboninm ab excommunicatione in casu Sedis
Apestelice reservato his ratienibus asseri posse videtur. — fol. 308: Ile-
spensio ad scriptum in quo defenditur episeepos in Francia jure po-
tuisse &Q, — fol. 322: Episcopi Gallie nuniquid Ilcnricum Borbonium
potuerint absolvcrc et num Papa eumdom Borboninm audire (^t absol-
vere debeat. — fol. 348: Lettera de Yvoe, vescovo di Chartres, con-
cemente il sacrate del re Luigi il Grosso fatto a Orlions da Jambert,
arci vescovo di Sans, Tanne 1609, dalla qnale si mostra che il sacrato
degli re di Francia puo esser fatto non selamente a Keims dall'arci-
vescove di detto luoge ma ancora in ogni altre luogo e da (jualsivoglia
prelate di quelle regne. — fol. 350 : Dichiarazione dal duca du Maine
airill"*** legato circa Telettione di Guisa. — fol. 353^**: [Ueponse du
lögat au duc du Maine.] — fei. 360: [Discours du duc de Nevers au
Pape.] — fol. 362: [Lettre signee Ludovico Gonzaga au Pape.] (Uome,
14 Jan vier 1594) [Lettre de Henri IV au Pape, texte italien.] S. Denys,
18 aoüt 1593. — fol. 401: [Memorial et requete du duc de Nevers au
Pape. Autre memoire du meme. Bcnediction de Clement VllI enveyee
au duc de Nevers par Antoine Possevines.] (19 septembre 1593). —
fei. 405: Kelazione in tempo de' re cattolici e eretiei. — fol. 414: lue:
„Quas regiones aut urbes xlonarint ecelesie remaue ac pontificibus Gal-
lerum Francorumque n^gös autprincipes. Exp: Sic itjique apparet propo-
ßitum clarissime." — fol. 424: Manifeste di Mgr. di Vitry alla nobilta
di Francia (12 janvier 1594). — fol. 430: [Henri IV. Declaration
publice aChälons.] (24 janvier 1594).— fei. 434: Henri III. Lettera
par Leon G. Pelissier. 299
sopra Tasssoluzione dello censure ecclesiastiche ricliiesta al Papa.
(Kstratto di una lettera del re, de 28 di Gennaio 1594, scritta in Mante).
— fol. 436 : La Chätre (M. de). [Ddclaration aux habitants d'OrU^ans.]
(17 feviier 1594). Texte italien. — foL 440: (Henri IV) Editto e
deelaratione del Re sopra la reduffione de la citta de Parip sotto la
siia obedienza. A Pari^i per Fred. Morel. Imp. du roi. 1594. — foL
455: Edit de Henri IV conti-e les blasph Amateurs (l®"" avril 1594).
Texte italien. — fol. 456: Kegolamenti ordinati in essecutione delli
editti del re conti'o quelli della pretesa religione riformata et anco la
^iiardia e consiTvatione di questa cittä di Lione stabiliti nel consolato
fatto in detta. cittä (15 avril 1594), publies le 16 avril. — fol. 457: Altra
suUe cose di Ligue (Senlis, 22 mars 1594). — fol. 459: Lettres pa-
tentes du roi aux echevins de Lyon (22 mars 1594). Texte italien.
Edit du roi pour la sdeurite de Paris (26 mars 1594) (ital.). Arret
du Parlement de Paris (30 toars 1594) (ital.). Catalogo de' Re di
Francia dal re San Luigi sino a Henrico IV. Instrumento dellobe-
dienza fatta , giurata e segnata al re christianissimo Henrico IV per le
sig. rectore e professori dell'Universita de Parigi (23 avril 1594). —
fol 470: [Refus de propositions de paix par les Etats de Flandre (27
mai 1594). — fol. 476: Scrittura data dal baron de Sen^s a N. S. —
fol. 480: Degli effetti della Liga in Francia.
38.
[34 F 21.] 718. Ms. in 4«. Papier. 293 fr. — Notizie diverse
di famiglie, de'cliiorici di camera, dcllo stato eccle-
siastico c d'altre cose.
Ant. Colla. Cronica della nobiltä di Padova. — fol. 8: [Re-
censement de la population des etats ecclesiastiqu^ en 1656.] — fol.
56: Nico 16 Ormanetto, auditeur de la legation. [Lettre sur les
negociations del Card. Polo, legat en Angleterre.] (1553. 1554). —
fol. 68: Oottardo Bellomo. Profezia sopra Tlngliilterra. (Brnxelles,
26 juillet 1681). — foL 70: Motu -proprio per Testinzione de'Vaca-
bili. — fol. 71: Bulle de Leon X. — fol. 87: Scrittura sulla prigione
del P. Capizucchi. — fol. 99 : [Memoire au sujet de la Constitution de
Leon X super impressione libelli.] Signd par Eusebius de Eusebiis,
N. Severolus, D. Rainaldus. — fol. 127: [Bulle d'Innocent X sur les
droits de Taine de la maison Pamfili.] (1 avril 1651). — fol. 142:
Baccio Morali. Genealogia di casa Alidosi. Jnc: „Cum Sanctitiis tua
voces pauperum ....** — £xp: „pnescriptive tradit." — fol. 163:
Silvius Aldobrandinus Statuti della Dogana di Roma (1471). — foL
194: Antonino Diana, clericus regularis. Risposta alla scrittura d'nn
anonimo sopra il primato di San Paolo (10 julii 1646, in domo 8.
Silvestris in nionte Quinnali). — fol. 236: Notizie varie sopra i chie-
rici di camera. 1. Regali dovuti ai sig. chierici di camera. Quali
siano ed in che consistano. 2. Entratc del collegio dei chierici
di camera. 3. Negotio vertente tra li chierici di camera e li abbre-
21*
äOO Soixante-deux maniiscrits de la Bibliotkeque Corsini (Home)
viatori. — fol. 261: Lettera sul Card. Cbigi, legato in Francia, scritta
a an cavaliere da nn gentilnomo del Signor legato (P' aoüt 1664). —
fol. 263: Capitoli di pace. (Manqne.) — fol. 265: Qncsiti sopra l'an-
nona. — fol. 285: Relazione dello stato in ciii per tutt<» giugno 1673
si trova Tesattione de qnindennii dovuti al Sacro Collegio de' Cardinali
dalli monasterii, universitä, capitoli, ed altri Inoghi pii situati ne're-
gni di 8pagna , appoggiata dal sacro collegio al sig. fiscale Pizzicanti.
(Kisposte inviate in Spagna li 12 Agosto 1673.)
39.
[33 D 27.] 975. Ms. in 4«. Papier, ff. 199. — Mi sc eil anea
philosophica, juridica, philologica. historica et poetica.
fol. 1: P. A. del Castagno. Vita di 8. Andrea Corsini. (Remis
au Prince Corsini ponr sa biblioth^ne particuli^re, le 3 juillet 1883.)
— fol. 18: De interpretatione juris & jurisconsnltorum officio. — fol.
42: Canzone a N . . . Corsini. — fol. 46: Angurio di buone feste a
M. Bartolommeo Corsini, con laqnale occasione si dimostra che la vera
felicitä consiste nella virtü. — fol. 64: Giac. Bnonaccorsi. L'ln-
constanza delusa. (Introduzione alla serenata intitolata) alludendosi
al giomo natalizio della duchessa d'Uxedia, ambasciatrice di S. M. Cat-
tolica in Koma. — fol. 75: Ode per il di natalizio di Mgr. Bartolom-
meo Corsini. — fol. 85 : [De la proportion geometriqne.] — fol. 100 :
In logicam Aristotelis introdnctio. — fol. 136 : 11 mondo nuovo. Tra-
gedia. — fol. 176: Relazione del viaggio delle galere di Toscana a
Messina (1694). ibid.: Kpitrc dedicatoire; foL 182: Relation. —
fol. 189: Oratio pro abb. Lanrentio Coreino, dnm Pisis juris utrinsqne
insignibns decoraretur.
40.
(33 D 15] 497. Ms. in 4». Papier. 69 ff. Lettere e negoziati di
M. Nnnzio apostolico con la republica di Venezia per le differenze
vertenti sopra i conüni dello stato ecclosiastico.
fol. 1: Lettere del vescovo d'Ancelia, nunzio apostolico in Ve-
nezia al Card. San Giorgio. — fol. 16: Ragioni allegate da Veneziani
suUa liberta del commercio e risposte. — fol. 34 : „Breve di Pp. Gio-
vanni XXll comminatorio di privazione de'privilegi concessi a Vene-
ziani. Kai. Martii pont. n. a. XVI. (Signale par Laporte du Tboil.) —
fol. 35: Negoziati fatti da Mgr. Mattencci in Venezia sopra la preda
delle barclie de'sudditi del Papa lanno 1588 fatta da Veneziani.
(Lcttres de Mattencci, Venise 10, 17 et 24 sept'"« 1588; 6, 20, 21, 27
mai, 10 et 24 jnin, et 30 septembre 1589.) — fol. 49: Lettere scritte
da Roma a Mgr. Matteucci sopra la preda delle barcbe fatta da Vene-
ziani lanno 1588. (Lettres du 3 juillet, 6 et 27 aofit, 3, 10, 17 et
24 sept^™ et 30 septembre 1589.) — fol. 55: Giustificazione della
presa di una botte doglio fatta dal Conte Lesina. — fol. 63: [Bref
du pape Leon X au doge Leonard Loredan, 4 avril 1519.]
par L6on G. P^lissie r. 301
«
41.
[35 A 11 1411. Papier, in 4«. 238 ff. (Index.) — Miscellanea di
diverse scritture istoricbe, politiche e filologiche.
fol. 1: Vita dcl duca Valentine, parte II. — fol. 49: Gualdi
Vita di Donna Olimpia Pamfili. — fol. 97: Conclave del anno 1655
(iove fu eletto pontefice Alessandro VII. — fol. 136: Conclave per la
sede vaeante d'Alessandro VIII, nel quäle fu eletto demente IX, coiu
la relazione di quant'occorse denti-o e fuori del conclave. — fol. 176:
Conclave per la sede vaeante d'Innocenzo XI, nel quäle fu creato
papa il Cardinal Ottoboni. — fol. 194: Card. Paolucci. Lettera circo-
lare a tutti i cardinali sopra le differenze tra Timperatore intorno
alla diminnzione delle truppe decresciute dal papa nelle stato eccle-
siastico. (20 Ddc^'* 1708). Replica fatta per parte del marchese di Priö.
Controreplicbe date •per parte di S. Santitä. — fol. 202 : Reflessioni o
commentarii sopra la istoria di Tacito (inacbevc). — fol. 214: Col-
loquio avuto nel regno delle tenebre fra Maometto e M. Colbert che fü
ministro in Francia, e moderno ingegnere de suoi negozi, sino alFanno
1683, in cui mori. — fol. 219: [Recueil des passages supprimds („che
per buon rispetto non si lasciö mettere in istampa^) dans Tddition de
Guicbardin, Istorie, 1569.] — fol. 230: Perfetti. Improviso fatto a
dl 3 marzo 1721 in ca^a del marchese Cosimo Riccardi: Adam pian-
gente per il ben perduto ed il male acquistato. (Vers.) — Improviso
secundo: Gli affctti di Mose nel morire avanti la terra promessa. —
Improviso terzo: Contrasto delle due madri presso Salomone.
42.
[33 B 4.] 1626. Ms. in 4». 176 ff. — Miscellanea.
Gasp. Gerat i. Minuta od idea d'una lettera circolare che po-
trebbe farsi dal r'"** P. Generale degli Agostiniani a tutto Tordine. —
fol. 22 : Ccnsura della dissertazione di Const. Grimaldi. — fol. 26 :
[Diverees critiques de TEsprit des Lois.] — fol. 38: Epistola Latin!
Latinii ad Car»«»» Sirletum (VI. id Febr. MDLXXXII) (ex cod. Vatic.
6180. f. 68). — fol. 42: Carte. Prospectus de THistoire d'Angle-
terre (Traduct. de l'anglais en italien) (1748). — fol. 46: Memoriale
presentato al gran cancelliere. — fol. 48 : Memoriale al pp. Bene-
dctto XIV sopra le cagioni e rimedi dell'inundazione del Tevere. —
fol. 56 : Instrumentum transactionis initae inter Paulum pp. III et Her-
culem Estensem, marchionem Ferrariae. — fol. 96 : Viaggio di Pp. Inno-
cenzo XII a Nettuno (21 avril 1697). — fol. 110: Scripta, acta, docu-
mcnta deducta in causa actitata in sacram congregationem rituum super
cultu seu publica veneratione clavi D. N. J.-C. qui in Corona ferrea in
tcmplo S. J.-B. Modoetia) asservatnr. — fol. 122: Coronatio Caroli V
Bononiae (Bulle de Clement VU, 7 Kai. Mart. 1530, extraite du Bul-
la ire, cd. Rome. f. 597).
302 Soixante-deux niannseritB de la Bibliotkeque Corsiui (Rome)
13.
[33 I) 9.1 710. Ms. in 4«. 330 ff. — Miscellanca di scritturc
diverse politiche, satiriche e j^ioeoso.
fol. 1 : Conversazidne vcspertina ossia mordace, 8(»pra il jroverno
dl Innocenzo XI, accaduta tra il P. abbate, il sepretario del S. car-
dinale c lo speditionere di casa, scritta per nie laYco da quaiito potei
racco^liere ineiitre ascoltava vicino alla cortina tutto inteiito quasi
statua. c pero sc capitasse in niano di qualche novizio, lo prejro di
non scandalizarsi neninieno voler registrare gli en'on, nia in ojrni caso
condemnare la sola mia lai'ea asinita. — fol. 16: Mgr. Vincioli.
Satira C(»ntro la corte. — fol. 28: 1 Baccanali dcl Pamasso. Avvisi
delle feste succcsse in quella corte il carncvale passato (8, 9, 10 fev.
1660). — fol. 42; Kisposta al manifesto del marchese di Grana con-
ccrncnte gli interessi della Fiandra. — M, 5-1: Lcttcra e discorso di
un gentiluomo italiano sopra Ic differenze del Ke Christ*"" colTlinpcratore
ifl consequenza del trattato fatto a Münster nel 1648. — fol. 72: Let-
tera sopra il rej^no di Portoj^allo. — fol. 89: Francesco di Ilausa,
Ambasciatore di Portogallo. Memciriale presentato ad Alessandro VII,
affinche D. (liovanni fossc riconosciuto per re di quel rejrno (1650). —
fol. 132: Notizie istoriche e giudizio politico sopra il gran Turco,
assedio di Vienna cd altro. — fol. 158: Lcttcra scritta in Bolopna
sopra la Couipa^jcnia di Gesü nclla quäle manifc«tando si 1 autore del PP.
gesniti, insienie vcngono in alte opposizioni fatte ad essi padri cd alli
loro instituti. — fol. 186 : Kicordi politici ad un cortegiano per ben
vivere nella corte. — fol. 204: Descrizzione per instruzione a'prencipi
dclla maniera colla quäle si governano i PP. Gesuiti, fatta da pei*sona
religiosa e totalmente spassionata [G. F. AI.] (16 aoüt 1666). — M
233: Menie piece, suivie des Moniti privati della socicta de'Gesuiti. —
fol. 254: Scrittura di risposta ad un libello famoso. — fol. 268: Rudis
inscitusque libcllns supplex pro rcgiis viris. — fol. 269: Mgr. Zani.
Sermon prdclie Ic 25 mai 1681. — fol. 273: Dialogo tra Innocenzio X
e Tambaseiatore di Spagna. — fol. 287 : Epistola cleri Gallicani ad
Innocentiuni XI (3 fevr. 1682). — fol. 301 : Discorso sopra la potenza
0 stato presente dciriniperio del Turco. — fol. 311: Lcttcra scritta da
un corteggiano di Roma ad un amico in risposta di suoi rimproveri
per la tardanza delle notizie di Roma (1680). — fol. 313: Lcttcra
scritta dal gran Turco ad Innoccnzo XI (1678). Risposta d'lnno-
ccnzo XI alla pref. lcttcra dcl gran Turco. — fol. 317: Avvisi pre-
scntati ad Innoccnzo XI per cagione del nipotismo.
44.
[35 B 12.] 683. Ms. in 4«. 272 ff. — Raccolta di
scritturc varie.
fol. 1 : Trattato o instruzione politica dclla prudcntc cd accorta
convcrsazionc con gli altri huomini , con che si venga ad acquistar la
grazia loro e la pcriuttione di sc stcsso. — fol. 77: Instructioncs
par L^on G. Pelissier. 303
Alcxandri VI datac Georgio Buzardo nuncio ituro ad Baiazetem Turca-
nim imperatorem (juin 1494) (Signale par Laporte dn-Thcil.) — fol.
80 : [Lettre de Bajazet a Alexandre VI.] (15 et 18 septembre 1494). —
fol. 84: Cardinalium vel epi'^coporum nomina, qui vel capti vel occisi
sunt a principibus sa^cnlaribus vel tanqnam rei postulati. — fol. 86:
Epistola Card. Grimaldi ad S. R. E. Cardinales (Aix, 8janvier 1630).
— fol. 87: Azzolini. Aforismi politici per il conclave. — fol. 101:
Se resclusiva de' Ke debba attendersi nell'elezzione del sommo ponte-
ficc. — fol. 129: Acta quxdam consistorialia (1517 — 1634): Ddcrets
de Leon X, 18 mai 1517 (gnerre de F. M. de Rovere contre TEglise)
28 juin 1521. (Super dispensatione retlnendi regnnm Sicilia;); de
Adrien VI, 4 mai 1523 (de concessione regi Ilispanico juris patro-
natns ecclesia) Pampiloniensis ;) de Paul III, De dncatn civitatis Castrensis
Aloysio de Farnesio concesso (19 Dec**" 1537); 12 avril 1545, (de peri-
culis Parm» et Placentiai); 18 avril 1545, (de infeudatione Parmse et
Placentia;); 26 aoüt 1545 (Rapport du camerier sur la prdcddente in-
feodation); autres decrets de Paul III (14jnillet 1550); de Paul IV,
(14 dccembre 1557, 18 nov. 1558); de Pie IV 17 mars 1562, 14
juillet 1564, 19 janvier 1565, etc) — fol. 177: Modus eligendi sum-
mum pontificem ab electione B. Petri usque ad hscc tempora. — fol.
193: Qua?nam cavcre, qua) vero non teneantur cardinales in electione
pontificis ex vi constitutionis Gregorii XV. — fol. 200: Romana) elec-
tiones super dubiis conclavis. — fol. 208 : Quod spect^re debeat cardi-
nalis in cligendo pontifice. — fol. 216: Constitutiones Sacri Collegii
(Bullös du 16 septembre 1538, 28 ddcembre 1555, 10 fevrier 1570,
21 octobre 1585). — fol. 231. 245. 252. 261: Voti deli cardinali
Albizzi, Maidalcbini, Carpegna ed Azzolini sopra il nepotismo.
45.
[33 D 2] 706. Ms. in 4'^. fol. 163. Miscellanea di vario
scritture politiche, economiche ed erudite.
fol. 1: Regole nniversali per li prencipi sopra Teconomia di stato
con le malatie e mcdicine del stato del gi'an-duca di Toscana. — fol.
31: P. Per eil i. Lettera al pr. Eugenio di Savoia sopra raecommoda-
meuto seguito tra la corte di Vienna e quella di Roma delle diffe-
renzc concernente il tribunale della monarcbia di Sicilia colla nuova
bolla di pp. Bcnedetto XIII (Rome, 4 sept"'« 1728). — fol. 41: Stato
in cui si trova la R. Camera Apostolica neFanno V del pontiücale di Beno-
detto XIII. — fol. 39: Constitutio Bencdicti XIII de ratione pertrac-
tandi et deüuiendi cansas ecclesiasticas in regno Siciliae ultra Pbarum
(Kume 1728. Imprime.) — fol. 49: Montenari. (avv. Bernardino Leone)
Informazione sopra alcune cose dello stato Vencto. (Vcnise, 14 mars
1721). — fol. 81: Motu proprio de Benoit XIII pour les Giustiniani
de Genes (7 janvier 1729). — fol. 95: Lettera di un'anonimo sopra
la pretesa missione a Vienne del Perelli (Naples, mars 1729). — fol.
105 : Breve di Beued. XIII col qnale sotto alcune leggi conccde in
Jus Patrunati perpetui al Duca D. Perelli il monastero cbiamato
304 Soixante-dcux nianuscrits de la Bibliotlie(iue Corsini (Rome)
Abbazia 8. Maria de Cappellis di S. Benedctto iiella dioccäi di Na-
poli (15 jaiiv. 1729.) — fol. 115: Editto dol vicere di Napoli 8c»prji-
detto dove si proibiscc il libro intitolato: „Kiflessioni morali c teo-
logicho sopra Tistoria civile dcl reji^no di Napoli** (Naplea,
9 a>Til 1729). — fol. 117: V, Amadeo Mcllaredo. Memorie di quanto
81 commettc alla vigilanza du' giudici e piidesta (2 juillct 1727). —
fol. 125: Jjor. Bonin contro, astronomo e poeta. L'Atlante (a\Tc unc
lettre de Marsile Ficin a Bonincontro, (impr.) et une cit^ition du Cata-
lo^e des Ecrivains florentius de Pocciantius).
46.
[33 B 5] 1651. Ms. in 4^. f. 131. — Miscellanea di
scritture diverse.
fol. 1 : Kelazione di tutte le prelazie, abbazie, priori, parlamcntari
ed altri bencfizi del reprno di Sicilia, che sono de! regio patronato con
la notizia de loro attnali possessori, de loro respettivi introiti ed oneri
annuali soliti pagarsi dalla regia camera in tempo dellc loro sede va-
cante e deBe pensione vitalizie sopra di esse oltre le pensioni perpetuc
(1737). — fol. 40 :• Kelazione generale degli intr4»iti o gravezze annuali
degli effetti del patrimonio reale del regno di Sicilia (1737). — fol. 52:
Introiti annuali diversi che al presente si trovano assegnati in sodiH-
fazione de crediti contro la corte e per altre cause (1737) — fol. 64:
Elegia ad Card. Corsinum. — fol. 67 : Carmen in Bart. Corsinum proregem
Siciliae. — fol. 72: Elegia in Bart. Corsinum. — fol. 74. [Relation de
la campagne de 1745.] — fol. 86: Reflexions politiques snr le traitc
de Worms. — fol. 126: lielazione del ricevemento ed allogjo di Bened(?tto
XIV nel casino del prencipe Corsini a Porto d'Anzio (10-1 A mai 1746).
47.
[33 D 24] 699. Ms. in 4«. Papier. 338 fr. Misce llanea di
scritture diverse politiche satiriche e curiose.
fol. 1 : Narrazione historica come fosse introdotta? la causa del
P. R. Ridolfi, generale dell'Ordine de' Predicatori , con le| risposte alle
narrative de'brevi delle commissioni d'essa ed all' invemtioni d'alcuni
particolari delitti. — fol. 36: Annotazioni, brevi e stbmmario della
causa del P. gen. Ridolfi. — fol. 103: 11 paragone della j dispersa rep-
publica degli Ebrei con quella dei dispersi (icsuiti. — .fol. 259: Mo-
cenigo. Relazione deirambasciata di Roma in tempo dn Clemcntc X.
— fol. 319: [Capitulation de Philipsbourg (Articles dii- la) (9 7^'^)
signeo par le duc de Lorraine et le princc de Bade, JVune part, et
d'autre part par M. du Fay.] — fol. 323 : Abusi chi «■ )ccorronü nel
Tribunale della Nunziatura di Spagna e suoi rimedü. ^
48. '
[35 B 9] 680. Ms. in 4". Papier. 226 ff. — Racisolta di
scritture varic. j
fol. 1 : [Entree de Jacques 1 et de sa femme a LoiMdres, 1604.]
par L6on G. P^lissier. 305
(Kelaciun sumaria de la mancra que fueron marchando ]os quo acom-
pauaron el rey y reyna de Inglaterra el dia che hibieron su entrada
publica en la ciiidad de Londres a los 25 de marzo 1604). — fol. 4:
Daniele Barbaro (c f. Alben serie 1 t. 2. p. 289). — fol. 18: Da-
niele Barbaro (cf. Alberi serie I, tom. 2. p. 225). — fol. 48: Dio-
nisio Lallari. Kelazione fatta alla Congi'cgatione de Propaganda fide
sopra alcnne cose di Inghil terra che possono cssere di servizio alla
Santa Sede cattolica. — fol. 54 : Compendio della vita del Ro di Scozia
di casa Stuart cbiamato alla corona d'lnghilterra. — fol. 57 : Relaziono
della vita di Maria, regina di Scozia, figliola di Giacomo Stuart, ultimo
He. — fol. 68 : Discorso sopra il libro composto dal re di Scozia. —
fol. 70: [Recit de l'execution de Charles I.] (Traduction italienno de
rimprime ilaniand, Anvers, Verdussen. Copie de rimprime, Macerata
1649.) — fol. 72: Lettre de Jacques I d'Angleterre ä l'archiduc Albort
d'Autriche (3 avril 1603). — fol. 78: Edictum procerum Angliae pro
suecessione dicti principis Jacobi, regis Scotorum (24 mars 1603). Texte
latin. Copie sur rimprime, Londres, Robert Bader. — fol. 34: Dis-
corso sopra Timpresa d'lnghilterra. — fol. 88: Nota de tributis et hom-
magiis qufe solvi et percipi consueverat sedes apostolica in regnis
Angliae, Britanniie, Iliberniie, Galliic, Saxoni» et Polloni.T. — fol. 90 :
Chronologia regum Aethiopium quem vulgariter dicunt Prete Jani
usque ad Sarsandegheb. (Copie d'imprime. Rome, „Valerius Brixiensis
opera Angeli de Oldradis"*. 1552.) — fol. 96: Relazione del negoziato
fatto da un padre carmelitano scalzo mandato da Paolo V al Re di
Persia (1605) per unirsi contro il Turco, — fol. 101: Alex. Valignano,
Lettre de Chine. — fol. 112: [Lettres du roi de Pologne au cardinal
Sauli (28 aout 1618, 13 decembre 1621); reponse du cardinal (29jan-
vier 1619, 4 avril 1622). Ragioni addotte al Card. Sauli acciö in-
duca il papa a creare cardinal e il conte Alessandro RaogonL — fol.
120: Instnictio Ilenrici regis Christianissimi in Polonia ad convcntus
particulares provinciarum oratoribus data (28 fevr. 1575). Ban publik
a Cracovie le 15 juillet 1575 contre Henri de France. — fol. 128:
Diöcorso sopra Telettione da farsi del nuovo re di Pollonia; Oratio
circa electioncni regis Poloniie. — fol. 150: Compendio del regno di
Polonia. — fol. 156: Relazione del regno di Polonia e degli altri
stati aggiunti a quella Corona con la forma del giuramento de con-
siglieri d'esso regno. Capita foederis inter regem Angliae Jacobum I
et regem llispaniai Philippum 11. (Londres, 18 aoüt 1604 st. vet.)
49.
[35 B 4] 675. Ms. in 4«. Papier. 325 ff. Raccolta di
scritture varie.
fol. 1 : Giustiticazione della rep. di Venezia sopra la paco fatta
col Turco nella gueiTa di Cipro. — fol. 63: Capitula foederis seu ligae
inter Pium pp. V, Philippum regem et dominium venetum inito anno
1571. — fol. 71 : Sommario della capitolazione segreta seguita trali con-
federati Pio V, Filippo II, Veneti (1571). — fol. 73: Pietro Cedolini:
#
306 Soixante-dejux manuscrite de la Bibliotheque Corsini (Rome)
Orazione per la difc^n contro il Turco fatta dal vescovo di Lesioa a
demente VIll (28 janvier 1583). — fol. 80: Desciizzione della cittä
e regno d'Al^eri. — fol. 83 : Discorso sopra quelle dovrebb'ero farc li
colli{|:ati neiracquisto di Constantinopoli. — fol. 89: Sommario della
capitulaziqne di pace fra Venezia ed il Turco (7 mars 1573). —
fol. 93 : Capitnla foederis initi inter Paulum V, Carolnm Qnintuin
et Dominium Venetum contra Turcas (8 fcvrier 1538). — fol. 95.
96. 97: Pareri del Si^, Ascanio della Corf^na dati a D. Giov.
d'Austria (Me88ine, 25 aoüt 1571). — fol. 101 : Parere del Santa Fiora
al sig. Don Giov. di qnello deve fare nelParmata (Mcssine, 8. d.) —
fol. 106: Discorso sopra le forze c stato del Turco. — fol. 113: Dis-
corso generale sopra la Lega contro i Turchi (1571). — fol. 117:
Discorso sopra la pace d'ltalia per mantenimento della lega contro il
Turco. — fol. 122: Qnello che la lega dovrebbe fare contro il Turco
(1572). — fol. 133: Lettera di Ascagno della Corgna al card. suo
fratello circa l'ammettere Timperatore nel numcro de'collegati con Ic
sue ragioni (Naples, 17 ddcembre 1570). — fol. 136: Relazione del
Turco (1574). — fol. 184: Brevis relatio Turcica^ profectionis e Con-
stantinopoli. — fol. 189: Relazione di ConstantinopoH al tempo della
morte di Sultan Osman (Pera, 28 mai 1622). — fol. 195: Marino
Cavallo. Relazione di Constantinopoli. — fol. 225: De bello Turcico
libri IV.
50.
[35 3 2] 673. — Ms. in 4«. 430 ff. Raccolta di scritture varie.
fol. 1 : Supplica data dal duca di Neverts a Clement« VIII per
l'assoluzione di Enrico IV. — fol. 3: Supplica data a demente VIII
contro Tambasceria del card. Gondi e contro Enrico IV^. — fol. 7:
Censura o giudizio sopra certa scrittura intitolata: ^Ristretto degli iu-
convenienti che risultcranno nel negare N. S Tassoluzione della quäle il
Sig. Duca di Nivers supplica S. 8. — fol. 15: Discorso sü gli affari di
Francia del 1593. — fol. 17: Notizio date a demente Vlll dal ßaron
di Senesso sulle cose di Francia. — fol. 23 et 29: Discorsi sc il Na-
varra debba esser ribenedetto ed accettato per re di Francia. — fol. 35 :
Joannis Pauli Perusii, decani Lauretanensis ecclesiae, pro Navarra*
principe scriptura canonieo-logalis. — fol. 40: An Enricus Borbouius
Sit a Pontifice absolvendus. — fol. 69 : A« liceat mortem inferre hjv-
retico condamnato vel perduelli. — fol. 78: Quod rex Navari-us simulat
religionem, idcirca non est recipiendus, sed vitandus. — fol. 101, 107:
[Oonclavc de PielV.] — fol. 116: Uberti Folieta\ De causis bellorum
religionis causa excitatorum. — fol. 131: [Conclavo de Pie IL] — fol.
153: [Conclave de Calixte 111.] — fol. 161: Relazione di Savoia fatta
da uno ambaseiatore veneziano. — fol. 190: [Lettre du duc de Lerme
au duc de Savoie.] (Texte espagnol). — fol. 191 : Gio. Franc. Lottini :
Discorso sopro lazzioni del Conclave. — fol. 217: [Jules III, Instruction a
Mgr. d'Ininla (31 mars 1553) et memoire pour Ascnnio della Corgna
(25 avril 1550). — Fol. 227 : [Reponse de Charles Qüint au Cardinal
par L6on G. Pdlissier. 307
d'Inn>la.] (1553). — fol. 231: Ncgoziato di pace e di Icga tra Carlo V
e Francesco 1 , con altri particolari proposti da Mgr. Ardinghelli. —
fol. 251): |Brcf de Paul 111 h. Charles Qnint (26 aoüt 1536), et lettre
du Cardinal Trivulce, Icgat en France, an cardinal Caracciolo, «ur la
paix (1536 27 juillet, Lyon); Reponse de Gnidiccione au card. Tri-
vulce (23 aoüt 1536); lettre de Tcv^que de Faenza, nonce en France
a Paul 111, sur la paix.] (Valence du Kliöne, 5 septembre 1536). —
Fol. 272: Publica proposta del card. Trivulzio circa la pace (1536).
— toi. 277. 286. 291. 292. 295. 296. 298. 300. 301: [Instructions
diplomatiqucs pour Mgr. Diaz, onvoyc de Paul V au chapitro de Öalz-
bourg; pour Achille de Grassis, nonce en Allemagne; pour Mgr.
Vimorcato, cnvoyc a Florence (12 aoüt 1553); pour M. Delfino, en-
voyc au roi des Romains (1 decembre 1553); pour les cardinaux de
Sermoneta et de Ferrara; pour le cardinal d'Imola (cf. ibid. fol. 217);
pour l'abbc Rossetti (18 mai 1552); pour Prospero Santa Croce, nonce
en France (19 juin 1552). — fol. 303: cf. Alberi, serie 11, t. 111,
p. 365. — fol. 317: cf. Alberi, serie II, tome IV, p. 161. 203. — fol.
380: Relazione . . . di Toscana fatta dalPambasciatoro Venetiano. — ^
fol. 404: Dialogo tra li cardinali Francesco ed Antonio Barberini sopra
il nominare cd eleggere il Papa. — fol. 413: istruzione per un pro-
lato che vada in governo nello stato ecclesiastico.
51.
[33 B 10] 705. Ms. in 4». Papier. 655 ff. Raccolta di varie
scritture in materia di politica, erudizione o belle lottere.
fol. 1: Gualterio: II conclavista. — fol. 25: Cosmo, duca di
Toscana: Discorso della corte di Roma. — fol. 29: Navagero, Rela-
zione di Roma. — fol. 59: Navagero, Relazione del Gran Turco (1552).
— fol. 95: Card, du Perron: Lettre au roi de France (5 avril 1607). —
fol. 105 : Discorso contro i Veneziani per lottare contro Roma. — fol
111: Discorso in ragione civile nel quäle si vede come che da li
Signori V^eneziani non si dovevano di ragione far li decreti che hanno
fatti cnntro l'autorita del Papa. — fol. 107 : Discorso sopra la fra-
gilita di Venezia. — fol. 118: Arenga di un Senator veneto nel con-
siglio di prcgadi sopra le contenzioni prese colla chiesa. — fol. 126:
Lettera ad uno proveditore di Terraferma. — fol. 130: Ragioni per
Icquali Veneziani negano le capitolazioni di Giulio 11 e sua risposta.
— fol. 134: Lettre du P. Castorio sur le depart des jcsuites de Venisc
(Ferrare, 13 mai 1606). — fol. 141: Rimostranze contro la republica
di Venezia fatta ad un chiaro Veneziano. — fol. 154: Lettera di Dante
Alighieri mandato ambasciatore di Venezia (manque). — fol. 158:
Sforza Pallavicino: Relazione (Venise, 27 avril 1571). — fol. 170:
[llistoiro de l'absolution de Venise.] — fol. 184: Scritture sopra il soc-
correre Nicosia e Famagost* (Candia, 12 septembre 1571). — fol. 188:
Giov. Sozomeno, nobile ciprioto fatto schiavo e riscattato per lire
mille d'oro. Siiccesso della presa della citta di Nicosia, col numero della
cavallcria, fantcria e gallere Turchesche. — fol. 196: Discoure de
308 Soixante-deax manascrits de la Bibliotheqae Corsini (Borne)
Morvillicrs au roi de France (20juin 1562) (Trad. ital. — §ig:nale
par Laporto du Theil). — fol. 207: M. de Bellegarde, Discours sur
Tctat de la Frauce. — fol. 217: Giov. Michel i, Relazione della Corte
di Francia. — fol. 223: Lettre du roi de France au pape (s. d.). —
fol. 225: cf. Alberi, serie I, tomc IV. fol. 103 sqq.)— fol. 323: Mc-
riti 0 domcriti della Corona di Francia, colla memoria di tutti i favori
ricevuti dalla Sede Apostolica (1585). — fol. 330: Commentari del
regno di l'Vancia concernenti la religione ngonotta dixnsi in quattro
libri. — fol. 356: Discorto sopra le Offerte che hanno fattc al Papa
il Re di Francia o quello di Spagna e quäl di due sia maggiorc. —
fol. 360: Camillo Capilugo. 11 stratagemma di Carlo IX contro G. di
Colipny. — fol. 404: Correr. Relation de France (1570). — fol. 454:
Charles Quint. Discours ä Philippe II sur le gouvernenient. (trad. ital.).
— fol. 484: Giustiniano, liCttre sur la mission des jesuites en Ghino
(28 novembre 1610). — fol. 486: Discorso efficacissimo esortando li
principi cristiani contro li infideli. — fol. 492: Marco-Ant. Barbado:
Relazione del Gran Turco. — fol. 512: Relatione comc i Tartari ven-
nero in Europa e degli paesi loro, della forma del loro governo; del
modo di guerregiare; quanto siano di danno a Christiani; della dis-
cordia nata tra il Chan ed il Turco; del trattato seguito fra gli am-
basciatori di esso Chan ed il nunzio di Pollonia; o come dopo esso
trattato non sono passati in Ongheria della Vallachia e Moldavia. —
fol. 527: Daniele Barbaro. Relazione d'Inghilterra in tcmpo di En-
rico VII. — fol. 552: Livio Sannato. Annotazioni delle coso piü nota-
bili dell'Africa o delle cittä, provincie e costumi. — fol. 589 : Discorso
generale per trattare fondatamente intorno alle piü importante azioni
di stato in 14 capitoli. — fol. 598: Alessandro Guarino, accademico
Intrepido detto il Mezzerato. Anti-Cupido, ovv. Orazione scherzante
contro Tamore, rccitata in Ferrara ne'solassevoli giomi di carnevale
1605, nel criminale giudizio da Ini mosso nell'Accademia degli Intre-
pidi contra il maleüco spirito del mondo chiamato Amore. A Donna
Isabella, marchese di Soragnsi. — fol. 638: Discorso delFamore e suoi
effetti. — fol. 646: Discorso sopra le allegorie, geroglifici e pro-
blemi. — fol. 652: Oratio de Assumptione B. Virginis Maria?.
52.
[35 B 8] 679. Ms. in 4«. Papier, ff. 245. — Sans titre.
fol. 1 : Discorso de Veneziani sopra la guerra che proparava il
Turco contro D. Carlo d'Austria impcratore (1532). — fol. 29: [Ar-
ticles de la Ligue de 1571.] — fol. 37: Oratio pro seipso ad duccm
et magistratum Januensem. — fol. 75: Contareni Instrumentum liga?
et foederis initi inter Paulum 111, Carolum V imperatorem et dominium
Venetum ad defcnsionem Turca\ — fol. 83: cf. Alberi, serie III, tome I,
p. 33. — fol. 1 14 : Expcditio in Tripolim contra Turcas ac de ob-
sidione Melita;.
par Leon G. P Plissier. 309
53.
[38 F 6] 128. Ms. in 4". Papier. 162 ff. — Diario di diverse
attioni notabili successe in diversi pontificati incomincianda dallanno
1327 in tempo del pontificato di Giovanni XXII, sino a settembre del
1561 del pontificato di Paolo IV.
fol. 1: Ludovico Munaldesco da Orvicto. Annali de lo anno
1327. — fol. 30: Paolo dello Mastro, Memoriale (1422) (Signale par
la Porte du Theil). — fol. 65: Diario deiranno 1521 infino a no-
vembre del 1561. — fol. 116: Vincenzo Bello Romano, Diario della
Vaticana cominciato a di primo di settembre. — fol. 151 : Vincenzo
Bello: Alcune cose occorse in Koma nella sedc vacante di Paolo IV
raccolte da un Romano. — fol. 157 v**: Segne il diario dellanno 1559
dopo la morte di Paolo IV.
54.
[33 D 7] 707. Ms. in 4". Papier. 322 ff. Miscellanea sopra
varie materie specialmente di eonclavi, della regalia, e dellassemblea
del clero di Francia.
fol. 1 : De pactis cardinalinm in conelavi: An ha; pactiones
et capitula sunt licita. Quo tempore sunt faciendsi. An et qnando
obligent et in quo foro, etiam preciso jnramento. An, dato quod electns
pontifex iis ligetnr, possit nihilominus secum dispensare. — fol. 15:
Jo. Clirysost. Gallesins. Discursus theologicus et politicus circa
bnllam delineatam ab Innocentio XI pro beneficio camera; apostolicaß
et moderamine pontificiorum nepotum (Rome, janvier 1681). — fol. 33:
Scenica qusedam super tbeologis laxis. — fol. 37 : Lettera di uno ano-
nimo in cui si avvisano piü cose della Germania. — fol. 45 : Breve
ponderazioni sopra i debiti della casa Barberini (manque). — fol. 47:
Votum in quo fuit D. Chamillai-t, doctor Sorbonicus. super registra-
tioncm propositionum cleri Gallicani. — fol. 49 : Lettre d'Innocent XI
au clerge de France (Rome, 11 avril 1681). — fol. 51: [Reflexion sur
nne lettre ecrite au roi par les prölats au sujet d'un bref d'Inno-
cent XL] — fol. 59 : [Lettre du P. Ch. Jean de Jesus h Michel Ricci
(Pise, 4 septembre 1681.) — fol. 75: [Discours apologdtique sur le sacre
College] — fol. 89 : Instructio mittenda ad episcopos ut a confessionibus
observetur. — fol. 95: Riflessioni sopra l'Istoria del Luteranismo
e ristoria della decadenza dell'Imperio del P. Maimbourg. —
fol. 91: [Memoire anonyme.] — fol. 93: Card. d'Estrdes: Votum super
promotione cardinalium. — fol. 167: Dichiarazione d'uno zelante della
verita ad un suo amico sopra le differenze fra il Re di Francia e di
Spagna (1681), — fol. 177: Giudizio dell'opera: De Libertatibus
ecclesiir Gallicanae (Rome, septembre 1685). — fol. 199: Circa
generaliores regulas morales christianae sententiaB quibus passim se
opponit schola theologica Lovauiensis. — fol. 213: [Supplique des pro-
testaiits a Louis XIV.] (14 juillet 1681). — fol. 220: [Bref d'Innocent XI
310 Soixante-deux iDAnuscrits de la Bibliotlieque Corsini (Rome)
k Lonis XIV] (3 mars 1081). — fol. 225: Scritture sopra le relijriose
di Santa Cliiara che non apparteuga la nomiiia delle abbadcsse al rc
di Francia. — fol. 253: Censura super quatuor propositiones cleri
'Gallicani. — fol. 269: D. Antonii Gnadi. Kesponsio in diias propo-
sitionos cleri ad amicnm. — fol. 303 : Super cleri p^allicani propositioni-
bns varionim vota et cen8ura\ Lanrentius de Laurea. De ceu-
snris Sorbonicis de tempore 1604 et 1605 editis.
55.
[33 D 8J 709. Ms. in 4o. Papier. 320 ff. — Miscellanea di
scritture politiche, satiriche e f^iocose.
fol. 1: Relazione di Savoia in tempo di V.-Amedeo IL — fol. 7:
[Jjettre de Telecteur de Brandcbourg au roi d'Espagne.] (22 septembre
1680). — fol. 9: Colloquio avufo nel regno delle tenebre tra Mao-
metto e M. Colberto. — fol. 23 : [Lettre du duc de Mantone au comte
Mattencci sur Casal.] (26 septembre 1681). — fol. 27: Discours sur la
comete de 1681.] — fol. 33: [Quatre sonnefs italiens.] — fol. 37: [Lettre
de Sobieski a Tempereur apres la victoire de Vienne.] — fol. 39 : [(^a-
lendrier poetique pour 1084.] — fol. 47: Indovinetti di senso sospet-
toso. — fol. 57 : Äpologus culicis et leonis. — fol. 67 : [Lettre du roi
d'Espagne et de Don Juan et d'un secr^taire dVUat a Ganzeran de
Pinos.] (7 juin 1678, Madrid). — fol. 69: Lettera di uno auonimo sopra
alcuni articoli fatti propoiTC da Innocenzo XI a Venezia (6 dec. 1081).
— fol. 74: [Memoire sur les droits du connetable Oolonna.] — fol. 81 :
Extraits du protocole de la diöte imperiale.] (6 et 29 mai 1682). —
fol. 95 : Lettera sul dubio si un soggetto meritevole puo esser costretto
dal papa ad accettare il cardinalato. — fi»l. 98 : cf. [33 D 7] 707,
fol. 75. — fol. 111 : Giuoco deirUmbra fra tutti i prencipi. — fol. 113:
Scrittura del ambasciatore di Francia circa l'elezzione in generale dei
PP. Cai-melitani Scalzi del P. Carlo di S. Brunone (1683) [et repliquo.
— fol. 125: [Keflexions sur le traite entre l'Angleterre et TEspagne.
— fol. 131 : G. Luigi Fieschi seconda supplica al re di Francia contro
la casa Doria. — fol, 157: Ristretto di notizie istoriche dalle quäle
si mostrano i cattivi portamenti de'Francesi in tutti i loro passaggi
d'Italia e come le loro promesse siano State sempre accompagnate
dalla contrarieta degli effetti, ecc. — fol. 230: Risposta al memoriale
snddetto di Gio. Luigi Fieschi (signale par La Porte du Theil). —
fol. 253: Sincero racconto de'consigli ed operazioni, tanto delle armi
imperiali e polacche, quanto degli assediati di Vienna, con le formi-
dabili forze ottomane con perfetto ragguaglio da principio dellassedio
sino alla presente vittoria e suoi progressi; breve notizia dei progressi
delle arme cesaree e polacche nell'üngheria; nota dei prencipi che
si sono trovati al soccorso di Vienna, — fol. 265. 209 : [Lettres sur
la gnerre austro-turque.] (Ijinz, 25 septembre 1088; Buda, 12 aoüt
1683.) — fol. 275: Amaiden, Relazione di Roma.
par L6on G. P^lissier. 311
öß.
[40 J) 27] 24. Mft. in 4". Papier, ff. 284. — Haccolta di varie
sc ritt 11 re nppai-tenenti alle materie del Santo Ufficio od altre notizie
sopra vari fattie differenze della cortc di Roma.
fol. 1 a 99 : manqne. — fol. 99 : [Discours de l'evcque de Stras-
bourj]^ :i Louis XIV ä sa premiere entree dans la cath(^drale.] (tradnc-
tioii italienne). — fol. 101 : Interdiction de Saint Louis des Fran^ais
(Texte italien et latin) 2« decembre 1687. — fol. 103: Difesa del re
di Francia e del marchese di Lavardin dal cattolico francese. — fol.
109 : Memoire des raisons qui ont oblige le roi ä reprendre les armes
et qui doivent persuader toute la chrctient^ des sinc^res intentions de
S. M. pour l'affermissement de la tranqnillite publique. Versailles, 24
septembre 1688. Imprime. — fol. 124: [Discours d'Hadji Azed, am-
bassadeur d'Alger, a Louis XIV] (4 juillet 1684). — fol. 126: Archi-
episcopi, episcopi et clerus gallicanns omnis auctoritatc regia Parisiis
congregatus fratribus secessionis Calviniana^ con*ectionem, concordiam,
reditum exoptant (Kai. julii 1682). — fol. 135: cf. Catal. Histoire.
France. V, 69, n"- 514. — fol. 138: Manifesto del Rey Christia-
nissimo i^tiad. espagnol du document ibid, fol. 109). — fol. 143: Ri-
flessioni d'un amico della veiita sopra una lettera pubblicata dal card.
d'Estrees. — fol. 149 : Copia di lettera del marchese di Lavardin alli
prencipi e stati d'Italia (18 septembre 1688). — fol. 151: Ragioni per
leqnale non dovrebbero li ss. cardinali omettere le consuete dimostra-
zioni di stima colTambasciatore di Francia. — fol. 153: Riflessloni
sopra le correnti vergenze fra Innocenzo XI ed il re Christianissimo per
causa del franco. — fol. .155: Inittum gallici evangelii secundum veri-
tatem. — fol. 153: cf. Catal. Ilist. France. V, 517, Ld 170 571a,
b. — fol. 162: [Manifeste de Lavardin, 26 ddcembre 1687; rdponse ä
ce manifeste ;] Santenae discursus pro validitate e justitia censurarum
ad marchionem de Lavardin. — fol. 180: Lettere anonime contro le
pretensioni di Francia in Roma, contro il genio francese. — fol. 204:
Ristretto de'capitoli prog(;ttati dal em'"« Cybo per S. Sta. (23 nov. 1 688).
57.
[39 1) 14] 1330. Ms. in 4". Papier. 94 ff. — Voti di vari
cardinali nella causa della beatificazione del card. Rellar-
mino e sopra le propozioni e dottrine di Giansenio.
fol. 1: Voti del card. Decio Azzolino, Girolamo Casanatn, Gre-
gorio Barbarigo sopra la causa di . . . Bellarmino. — fol. 31: [Bref de
Paul 11 1 8ur des opinions beretiques soutenues ä Asti.] (28 septembre
1535). — fol. 37: [Memorial du cardinal Fr. degli Albizzi k Inno-
ceht X sur le jansiinisme.] — fol. 82: Votum card. Thomasii de contro-
versia formularii Alexandri pp. VII in causa Janseniana pra^scripti. —
fol. 92 : Lettre de Christine de Suedo ä Ilolstenius.] (Archenholtz, M6-
moires de Christine, t. IV. p. 3).
312 Soixante-deiix mauuscrits de Li Bibliotheqiie Corsiiii (Ronie)
58.
[35 A4] 702. Ms. in 4». Papier. 281 ff. — Kaceolta di varie
gcritture in mati*ria di lege, di politica di crndizione ed altro. Di\ise
in due tomi. Tomo secondo.
fol. 1. 6. 8: [Lettres theologiques en espagnol.] — fol. 10: Ra-
Pfioni del duca di Savoia per ottenere il titnlo reg:io in Madrid. —
fol. '36: Avviso politico a'prencipi d'Europa in rignardo al re di
Francia (Cologne 1683). — fol. 62: I^ttera politica 8nl progetto per
abbattere il traffico della Francia e Hberare l'Enropa. — fol. 84 :
[Lettre de rarcbeveqne de Toulouse ä Innocent XL] (3 d*?cembre 1680).
— fol. 90: [Lettre d'InnocentXI pour r^vecbc de Pamiers] (l'^' jan-
vier 1681). — fol. 93: [Lettre dlnnocent lU ä Philippe Augruste.] (cf.
Potthast I, 356. Baluze II, 505. Uist. France XIX, 537. Signale par
La Porte du Theil). 17 kal. jan. Pontif. A. XUI. — fol. 94: lottere
Ladovici Francorum regi quibus potestatem dat Ecclesiie conferendi
beneficia quamdiu ipse extra regnum commorabitur (mars 1269). —
fol. 96. 1 10 : Discnrsus et adnionitiones circa orationem quietis (oct«.»bre
1682). — fol. 120. 122: Brefs dlnnocent XI aux eveques de Por-
tugal (Rome, 30 avril et 27 mai 1679). — fol. 124: Bref de Clement X
il rinquisition de Portugal (Rome, 3 octobre 1674). — fol. 128. 130.
134. 136. 138 : Brefs dlnnocent XI a rinquisition de Portugal (Romt*.
28 nov. 1676, 24 decembre 1678) (deux), 18 fevrier 1680, 22 aoiit
1681. — fol. 148: [Sonnets espagnols sur la delivranee de Vienne.] —
fol. 151: Notizie dell'accaduto dopo che i galeoni uscirono dal co-
mando dal marchese di Bignas (28 janvier'1681). — fol. 153: Ciaoco
del cinquiglio del duca di Medina Celi ed altri (el condestabile, el
almirante, el duque de Alba, el marques de Carpio). — fol. 155 : [Vers
espagnols.] — fol. 156: [Circulaire du provincial de Medina contre le
P. de Ileredia (8 janvier 1681) et reponse.] — fnl. 158: Epistola lega-
torum s. Romani imperii electorum principum ad Oallia» regem. — fol.
162: [Epitaphes satiriques de Richelieu, de Jansenius, du jansenisuie,
de Mazarin.] — fol. 164: Grimani, Relazione di Koma sotto de-
mente IX. — fol. 266: Congregazione de'vivi e de'morti nol Panteoii
(texte espagnol). — fol. 276 : Discorso medico-politico sopra la debo-
lezza de la nionarchia di Spagna.
59.
[35 C 17] 289. Ms. in 4«. Papier. 295 ff. — Negoziati di pace
tra rimperatore Carlo V e'l re di Francia. Sncccssi e sciitture
diverse appartenenti alla guerra di Levante fatta da Veneziani uel-
Tanno 1570, ed altre scritture sopra le guerre destinate da demente VII
e Paolo 111 con altre notizie.
fol. 1: Bibiena, Sommari dalcuni ricordi generali che si pos-
sono dare a nuntii e ministri che negotiano per Prencipi. — fol. 7:
Provisioni per la guerra che disegno Pp. demente Vll contro llni-
peratore. — fol. 17: Intermgationi fatte a Matteo, ambasciatore del
par L6on G. P^lissier. 3l3
Prcte Gian a Pp. Paolo III delle cose portinenti allo stato ccclcsiastico
e cüse pie. — fol. 25 : Card, di Monte. luformatione mandata da
lui legato 8opra le cittä di Pai*ma e di Piacenza. — fol. 34: Migna-
nello. Hicordo sopra le cose di Bologna. — fol. 40: Sommario di
quello che Till'"" P. D. Lnigi di Toledo disse a S. S*^ in presenza di
dodici Cardinali, di molti baroni e delli magistrati del popolo (8 dcc^"
1552). — fol. 44: Kelatione del primo progresso ftitto da li depntati
deirimperatore e del re di Francia presso Calais. — fol. 54: Asöanio
della Cornia. Manifesto e giustificazione fatta da hü al papa Paolo IV
(10 aofit 1556). — fol. 62: Ragguaglio de i snccessi della guen-a fatta
fra Pp. Paolo IV e Filippo re de Spagna per le cose di Napoli (1558). —
fol. 76: Sommario delle parole che disso il Re di France alli predica-
tori e curati di Parigi, colla risposta che in nome loro fece il Card,
di Lorena a S. M. (30 aoüt 1570). (Signale par Laporte du Theil.) —
fol. 82: Girol. Tani generale, Venetiano. Lettera di richiesta. Di
galera in Scitia (26 sept^" 1570). — fol. 83 : Marco Antonio Co-
lonna. Parere dato a Venetiani. — fol. 86: Pompco Colonna.
Parere. — fol. 88 et 105: Gio. Andrea Doria. Sciitture date al
S»"- M. Ant. Colonna (Da Scitia, porto nel isola di Candia, 16 sept.
1570). — fol. 100: Fede del S'- Sforza Pallavicini e proved. Giacomo
Celfcio delle parole occorse fra M. A. Colonna e G. A. Doria (26 sept.
1570). — fol. 121: Ascanio della Corgna. Seeondo ed ultimo
voto dato in Messina dopo l'arrivo delle galere di Candia. — fol. 127:
M. Ant. Colonna. Manifesto nella differenza che hebbe in Candia
col. G. A. Doria. — fol. 135: Informazione del successo di questo
armate da " che s'intende che sc galere di 8. M. Cattolica s'unisscro cum
quelle del Papa e de'Veneziani. — fol. 143: Kelazione e particulare
ragguaglio della proso di Nicosia (1570). — fol. 159: Rclazione del-
Tassedio di Famagosta (1571). — fol. 173: Copia di alcune lettere
turcheschc tradotte in lingua italiana mandate con altre lett^^re della
Canea (12 oct. 1571).
60.
[38 I) 28] 1389. Ms. in 4«. ff. 174. — Sans titrc.
fol. 1: Marsealdi. Diario delle cose accadute in Scozia ai tempi
di Maria liglia di (liacomo V. — fol. 36: Compendio della vita e morte
de sor Vincenza de Lutis Romana (morte le 28 sept. 1668). — fol.
72: Rulla rcstitutionis officiorum clericorum coUegii cardinalium per
Leonem X (Kai. sept. 1513). — fol. 75: Sacri Cardinalium collegii
constitutiones. — fol. 96: Lod. di Malta. Vita di Fr. Innoecnzio di
Chiusa, morto in Roma al 18 X''" 1631. — fol. 160: Deductio histo-
rica pro nationalitate germanica Jacobi de Albcrtis, Bormiensis (Coiro,
12 juin 1665). — fol. 184: cf. [35 B 2J 673, fol. 231. — fol. 214:
cf. ibid., fol. 259. — fol. 215: cf. ibid., fol. 259 sqq. — fol. 219:
cf. ibid., fol. 250 sqq. •— fol. 228: cf. ibid., fol. 259 sqq. — fol. 231:
cf. ibid., fol. 272. — fol. 237: Trattato e conclusione della liga fatta
tra il papa, il re cattolico e Veneziani.
VIII. 7. u. 8. 22
^14 Soixanto-deux maniiscrits de la ßibliothequo Corsini (Rome)
61.
[33 D 26] 875. Ms. in 4« 148 pp. Papier. Kaccolta di
scritture diverse, politiche, ed apologetiche, con un brcve
trattato dci Cönservatori di Roma.
fol. 1: Franc. Maria de Septara. Ord. Pra»d. Apologia ma-
pstri Manfredi de Alba ejnsdem ordinis. — fol. 28: Conservatores
scnatus popnlique Romani (1565). — fol. 57: Jo. Philippns de Lig-
namine. Petri archiopiscopi 8. Severinae epistola apol<»geticH pro
Sixto Papa IV contra Andream Crainengem et SlaNiim, Sclilestat, 10
aofit 1482). Transcriptum ex original i libro Guglielmi card. Sirleti qni
illum ad id mihi commodavit. — fol. 80: llispanicarnm rerum varia
monumenta. (Description et historie de TEspagne de ses origines
jnsqn'en 1537). — fol. 121: OsRervazicmi da praticarso da nn cardinale
aspirante al papato, tanto dentro come fnori del Conclave.
62.
[33 D 5] 711. Papier in 4o. 367 ff. Raccolta di scritture
diverse appartenenti alle cose di Roma e specialmente sotto il ponti-
ücato di Benedetto Xlll (Index).
fol. 1: Erizzo. Relatione della corto di Roma. — fol. 23: Con-
clave in cui fü creato papa Benedetto Xlll. — fol. 17: Breve com-
pendio di qnanto e sncceduto nell'affare della Costitnzione Unigenitus
nella nnnziatnra in Francia di M. Cornelio Bentivoglio. — fol. 209 :
Instanze del re di Portogallo fatta al papa Benedetto XIII. —
fol. 249: Chirogi'afo di Benedetto XIII al cardinale Oossia contro
i controbandieri di Tabacco. — fol. 253: Breve declaratorio della
nullita della professione di Maria (leltmda, monaca in Santa Marghc-
rita. — fol. 257: Jus patrönatns in ecclesiis imperii Sinarnm. — fol.
280: Risposta al dubbio se il vescovo d'Ostia liabbia l'uso del pallio. —
Toi. 286: Regole a'principi sopra l'economia di stato. — fol. 334 :
Sommario del diploma imperiale fatto al duca di Gravina dal impe-
ratore Carlo V (1724). — fol. 340: Cessione al cardinale Farnese a
favore del p. Cliigi di (piattro porzioni della terra di Farnese. —
fol. 344: Risposta del p. Carlino ad un amico.
Indox.(i)
Acquaviva IH, 250 et 25S. c 70, 2\'i, Alamanni, V. c 19, ST.
Acquaviva (Rodolfo) .74, :^17. Albauo ;.M. 2ß3.
Adrioii VI .<y, 212. 44, \'l\). Albe (dar d*) /5.SM.53. 67.1. c;.^, 99.
Adriaiui (Villa) cU, 180. Albert (v. Autriclie)
Airatlio (saiiito) 8, 211. Albertis (Jac. de) (iO, 160.
Alamanni (Ang.) c 1, 237. Albizzi (Fr. degli) 41, 2.H1. oT, 'M.
(1) Les noms cn caracteres espaccs sont eeux des auteurs. Les eliifl-
res cn italiquos renvoient aiix niiiueros de <lescrlption des niauuserits dans
rinvcntaire, les ehilTres cn roniaius a la page du mniiuscrit.
. Peli!
■ er.
315
Alcantara 3, 29 nt 511.
AlilobrAiiiliui :tn, 1(13.
Alduhniidiiil H, 131.
— ((^amlllii) CS, l
Hi.SAVi. .«,245. H4, 21 S.
•W, 1. .;«. i. J/, 117 üt lail. J3, 97.
.-ir, s2. cH, i;j. ei:i, an.
Aliwuiilru VIII c*. 200. r 10, I2U.
Alp'r JW. so.
A1icuia(;iH! Jii. :ii. .J/, IM et 2li:
■U, j
, Hill.
Alminiiitt) 11, ITi».
Altitni 2ff, 4ä. ti, liiU.
Ameydeii 32, l'!>.
AiDmirato 9, \'A6.
Amsterdam 24, 2ti.i.
Amnti (vard.) J, 1)07.
Aiifltoiulc i-m. Hl.
AncdU 4U, I.
Aiiurmp «■'(, I3Ü,
Audri-a i^nnüui 37, 2(1.
AdkcIkII! H4, 207.
AuKc> ((^lialfiui S&iDt) .HH, llili. ?i, .->3.
cH, U2. ein, IUP.
Auglctitira 7, IS9. 9, 24». i.?, 240.
iJ, 22» et ;i2«. m, 35. ^^, IM.
.t;, «21. .V2, 27S. 3H, Üb. J^, 88,
-,H et 34. 57, 527.
AiiKliian (batnillu d') .):.>. 217.
Amiv du ItuK'yii (^W, 141.
Anniiiiiiata (Santa) cH, f>li.
Auvitni T, 31 et 44.
Ai>OHti)lii|iif (liitiir(,nu) e4, I.
Aruleri i', 127.
Am» (touito d') (:i.9, 1S8.
An)ln|;hclli 5", 231.
Aristoto 30, 2JS.
Anu6i<H eil Itftliu 3-t, 20.
Anitiati ."«. 201.
Arsi-(it (duu il') .'(, 3.".G.
Asti --,7, 81.
Asfrulogio W, 173.
AtLaiin i-ttr<l.<li') -'13, I7.i.
AufciiHtiDS (iirdrt! dt«) /, 202. 4^, 22.
AuiiiiiiK-rie r4, 1.H7.
AiitriiTlii' <AHitTt d') JS, 72.
— .«I'opuW il") c /, 237.
— (I'oii Juan il") 4:i, i«i. 5.5, «7.
Aiiximn (Savann dv) :i4, Iti3.
Avaiii (M, d'> W, 227.
Avlgiiou 3, 2ao et 2'J3. rW. 240.
Aii..lliii 4i, S7.
Azuilini 44, 201. .5*, I.
Itade dirinee de) 47, .110.
itatliier in, h'l.
Haj.iZL't 44, 77 et bO.
Balbiaiio J'/, 230.
Balzac c/V, in.
Baudiaelli ^, 343.
UaDqiio cH, 25.
Itaptt^uio .?<', 450.
iJarbudo ,i;, 492.
Larlinrigii 57, .
üarbai» .i(, 52T. 4N, \ et 1».
llarearoli di Kiiiua M, 10<I.
Barceliine 14, SOI.
Barl>.;riiii (Carl«) 5i, 214. H4, 305.
— Adttmio 11, llfl.
— (faiuilU'J S, :t3S. 9, 214 et 2 IB.
ii, 102, lO'J et 212. m, 1311. IN,
115. 3«, 1. .?3, 291. .^4, 115. 5«,
404. 54, 45. cj, 105.
llarKcIliiil 36, 45.
BartetUifi, 31.
Harunlus n, 3i:i. T, 458.
BartluMciiiy (Saint-) il, 30«.
Batta H4, 1S3.
Baviere -Vi, 222.
Bellaniiüi 3tl, 107. 37, I. c 3, 89.
c 4, 59,
UuUegarde 37, 07. .'i;, 207.
Bellu (Viiiecnzü) 5H, l.il et 116.
Belloiuo («Ott.) äH, OS.
llelluica 2'.', 4UU
Benävent (H de) 7, S58.
Bemiiu (Del) 31, 37G.
BeDüit XIIl 1,'/, 21. 33, 2»o. j/i, 3t,
41 et Hl. (12, 209 ut 2IÜ.
BenültX!VÄ5, 1(18. 4^,48. 4 ff, 12«.
Bentivoglio fu&rd.) HI, SOI.
UentlvuKllu ((iiildo) .V.f, 315. c-?, 48.
Bentlvuglio 39, 2SS. £;;, I,
Berchinaima H3, 3,
Beretti 37, 97.
Beniardi (Bcnuml») 2.9, 283. c X?,
214.
Bernis 19, 1 et 4.
Bertiu (.Saint) 34, 275.
Bianchi (U. H. du) H4, 337.
BibieuB an, 1.
Blclii (cnrd.) .a.V, 316. 34. 2H.-i.
Blfunaa .'J'', 151.
IJiiijS 37, 9».
Bohüiuc 3, 20. .?, 1. .?;, 404.
Itologne a», 34. c.?, 127.
Üoneaiabiu 30. 53.
Btinelli 13, 177.
Itonifae« Vlll i*, 113.
!!.>□ ncou ro 4iT, 125.
Borgliese (card.) 3, 2(19 et 275. fR, 5.
Uorglioae (Cauitllu) 3S, 5.
Borgbeiie (faui.) .2.'), 223. 13, 77t.
c7j, 213.
Burgia (Ccmi) 41, 1.
22»
314 !^)iuaii*-^iu i>LiDiL<«rit-> •ir* U E
Br-ria .>-ru.-t ;
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Cliinu;.'!', IIS, U:i, U'J, Iji'.. 51, ibS.
62, 257.
Chriitino du ijuödti S, 3T. 12, I. M,
199, 2S7. 57, 92.
(Tijpre J. 241.
Cicealia 36, 2C)4.
t.'Ii?nfui>|piB fW), 1.
Cipriani :W, 1UI> <jt 194.
CUtenuL ;, 2T2. e'J, 1'JO.
CitU ili Castello ir, 155.
Civla Vccchla -K«, 191.
CUrisscs 15, 2:t5.
llementVlI i', 17. 3, 492. J?, loit.
i'^, 175. 5!», 7.
Clement Vin 7, 45S. S, 321. 50, l
et 3. 4H, 73.
(,■k^mcIlt IX m, 67. 5«, 1«4.
ClünieutX 13, 210. S?, «5 et b2. ^a,
282. ^r. 259. clt), 51.
ClemcntXl J«, 2S4. i!i, I. a?, 93.
cti, 51.
ClementXll 2!>, 4U(t et 412. .¥ii, 05.
C'leineuUmi (Via) 25, 49.
aerg6 de Frauuo 4, 71. ?, 333. 15,
253, 2li9, 3U3. 28, 59. i(i, :(7». W,
253. 43, 2ST. 5:/, 49. 56, 126-
30, 71). cJ". 136.
Cwurres ()1. de) i^, 13.
CuYuibro 14, 273.
Cülbert 5.5, 9.
Colla (Aotonii)) .W, 1.
Coligny 5/, 3«U. 7", 155.
CoUealtö 2H, 77 «t 97.
Oolläges 31, 397.
Uollegc Ufmianique i, I.
Culogne », :t:i9, «, US. 13, 1.
ColoDna (M.Aiit.) 59, 63 et 127.
Colouna 4, 1 et 29. Z^f, 771. 35,
348. 35, 74. C». 5.
ColonDa (ProHii.) jf, SQ.
Colli Dibi ;J.V, 125.
Couiuto 55, 2T.
Cominenduao .?, 51.
Cuuiportanu 3t), 65.
Conclle de Cnnstancu 26, I.
Coueilc de 'l'rente 2, 39 et 75. 2ff
liaasini.
C'oneina 26, 30.
Ciiuetaves », 2lö. ;^ 13S. i3, I. 13,
157 et 310. 25, XU. 2<J, ■lO'i ei W!.
31, 378. 34, 1 et IK.. .J.'J, 243. ii,
1.1» et 176. 5r>, 191 et 15H. 54, I.
3.'^, 40. c 6, t>6. c r, passiui. c 11,
174.
Cnnde 31. ÜH.
C()ii^'-)^tiiiiis 25, 1b9. 42, 119.
C«ii»alvi VW. 67.
Cunsistiilre 23, 3S0. ,W, 122. 34, 145.
JJ, 129.
. Pöliasior.
317
CoDStautin (donatiuD de) U, 226.
ConstanflDoidc 23, 37. 49, S3 et 195.
Conti (Alberto de) e5, 46.
Conti 13, 164.
Contaroni a.9, 13. 52, 75.
Cornia (Fulvio della) 1, 5. 3.^, 276.
Comia (Ascanio della) 49, !)6 et 139.
50, 217.
Cornia (Asc. dolla) 59, 54 et 121.
Corletti 32, ISl.
Cornaro 7, 55.
Conietu 33, lliö. .^5, 39.
CorradI c4, 2U8. «. S03.
Correr 51, 4«4. c«, 3US.
Corae 3, 385. a, 496. 32, 82. t-iS,
SG9.
Corsia 62, 349.
Corao 32, I.
Corsini (fam.) 21, 1 et 17. 3ö, 1. 23,
5. 31, :i76. 3ii, l ä 64. 33, 287.
*;, 87 et 72. 32, 55. 2i, 141. c9,
87. ci.?, 1.
Cosnie du Toacana 51, 25,
Cosmc II clO, 342.
Cotton 26, I.
Criscio («.) W, IGS.
CriapoUo fW, 199.
Crivelli 3, 194.
Cueva (Della) 10, 148.
Ciiriositia 2, H.
Cuaago ;^, 173.
Cybo 5, 465. 3fi, 204.
UaluiaHe 3, 120, cü, I.
Dandlno cl2, 1.
Danemark 3, 32».
Danose 23, 55.
Daun ^2, 5a.
Delfino (Mgr.) 3, 14. 14, 333. 30,
292.
Dolfino (Z.) 32, 215.
Del Uiudice c9, 60.
Diana ^2, 141. 5^, 191.
Diaz (Mgr.) 13, 130. 50, 117.
Dlöte imperiale 33, 81.
Dii)!i>iim[ii^ 2, 279.
DiMiiiniciius .5, 427.
Dona (M. de) 3, 432.
Doria 3, 4%. 5, 158. 55, 131. 39,
Sb. c J2, 969.
Dranu d, 194.
Droit eanoulqiiu J, 235. 2, 99 ut 265.
12, 839. i.>, 74 et 89. 29, 298. 3^,
69. c6, nHet382. 0^,134. C«, 3.
Dnpins (Ellies) 27, I6T.
E008BC ^«, 54 et 6S. 60, 1.
Efflise 9, 222. 2J, 35. 33, 235. ÄS,
ü. 46, 52. 32, 37.
Egiia« du MUanais 5, 198, 2U6.
31 H Hoixinte-ileDx miniiM-ritii di- la Bib]iiiihe(|iii' Curaini (Rome)
Kll»al<U.;/, I»3,
KlUttl'Ia W, &:>.
Kiiimüranii (Hiui) ZI, :uii.
Kiii|ilri! (iiTiiMiiii|H<! :t, 2Mi, 37», 2li'>,
— , ISN, nS«, 3I!I, .H2, 4«. 5N,
KpIdlolBlru (Art) '/'i', lin.
KrlK»« W, I. cJ», aom.
Kwliiiianlii cM, :iiil.
l'lHiiaK"" '1> l'H, NIH. ^, G.i. ^, w*>.
h), UN rl ■iOil. 4, Nh. .-^i;, II ft
172, M, 1211. W, l;!7. W, 177,
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Fran^uiH II 7, 350. cti, 6.
Franc^Ha^onneriö 3tt, lu7.
l'nuigipuii iü, 2Uii.
Franzune SH, 1.
Fr6d<JriaIl ^j,:», I!ll.
Ftoscobaldl ^7', 2ti.
Friüid 10, flu.
Fuldpii) (iSveiinL' de) t- U, IH5.
FunttwuibtTf- «, S;'".
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Guli'-rcs iiiititilicali'a .:?.5, 1. S!K tnä.
(ittlK'siiis (Jo. Clirj-N.) .U, 15.
lionzi-mii du l'iiioH 53, U7.
i.iiirilrlorse .J.7. ,H4l.
(iuttbiara 31. 492.
(■i}iit-B -1 ]iasshii
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(ifoKTauhiü i*ü, 21'1.
r.iJ.iini^tric 30, sh.
HcniioDio ». 1113.
C'.i'si'i l'J. 211.
lihi'ttis (Andrea itf> f.
<!itUlDIIIK> (P.) 1,». 115.
(iiberri ;'. 111.
OitTli iT. 1.
ilieliuidi >V.l. 3S>i,
(liovii. f.". ly,
«iiufia 31. 9'.t,
Cinilll ii.
4iiiu-tt! .vj, 47.
(tiot-antii di-'Fion-Dtiui (:
l'iiilauii iSüul ^'". .>7.
Ciustiiiiaiii U. 4M,
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liRUia (Manjuis di'> *■". 42. o s,
i;ra.*sis .A»tiilK- d^i -.'.. ;>,;.
par L6on 6. Pelissier.
319
CiriiiiaUli (card.) 23, 192. 33, 333.
42 TK
(iriiiKini 19, H). 27, 82. 58, USA.
(Jristms 3, 342. o, t«i8. 14, 81).
(iuadi o^, 269.
Gualdi 41, 49.
(Tualterio 5i, 1.
(vuarino öl, 598.
(tuccI c4, 71.
(iiierdi (Ant.) io, 269.
(iuerres 1, :<05. ;^f/, 428. oo, 205.
(iuichardin i, 162. 12, 357. i<i,
219.
(luidiceioüc öO, 259.
(iulo della Savoia 24, 191.
Hadji-Azod 56*, 124.
Hamboiirg 3, 425. Xi?, 1.
Ilarlay 24, 209.
Hansa (F. de) 43, 89.
Henri II 7, 454.
Henri III 7, 337. ^7, passini. 4a^, 120.
Henri IV 2, 149, 7, 468. ;>r, 15. ^7,
440, 455.
Henri IV (abjuratiün de) 37, passim.
Henri VII 51, 527.
Henri VIII c Kf, 107.
Ileredia (H. P.) oS, 156.
Heresies 31, 45. 57, 31.
Higons 10, \^\.
Ilippolyte de Medicis 17, 194.
Hispanieus (Ludut;) 1, 2o9.
IloUande 14, 227. iO', 137. 22, 184.
^V, 97.
Holstenius 23, 119. ^6', 71. .57. 92.
llongrie i, 2^9. 3, passim. 31, 404,
.V^, 145. 51, 512. 5.5, 253. 23.
370.
Hostie 6\2, 280.
II über (cav.) 3fi, M.
Huguenots 31, 328. .5i, 330.
Ilugues de S. Hruuo 36, 83.
Iniola (cardinal d*) 5(t, 217 et 227.
Incurabili (San Giaeoiuo degli) 30, 73.
InnocentX i/, 212. 12, 401. c c?,
127. c^, 105. cH, 174.
Innoeent XI ^, passim. 15, 15 et 49.
17, 1. -IV, 163. ^.V, 273 a 317. 54,
49 et 220. 55, 69. .56', 153. ' 5N,
S4, 90 et 120. CS, 3.
Imuieent XII S, 273. ;i>.V, 269. .J?4, 195,
228, 243. 276. 42, 96.
Inm»eent XIII 2i), 156. cO", 356.
Inventaire c6, 39.
Italie 19, S7. .9.7, 356. .55, 137.
Jaeques VI Stuart 4S, 57.
Jaofiues 1 4S\ 1 et 72.
Junsenisme i^^', 45. 27, 173.
Jauseuius ir, 285. 57, 82. 5öf, 162.
Jean IV (Portugal) 11, 208. 4c?,. 97.
Jean XXII 2, 133. 40, 34.
Jesuites 1, i. 2, \S. 6, 1. 19, 47. J24,
209. i^6*, 1. 29, 156. 54, 189. 43,
186 et 204. 47, 103. 51, 135 et 486.
c5, 127.
J6su8 (Charies de) 15, 59. 54, 59.
Joseph I d'AIIemague 27, 86.-
Joycusü (cardinal de) 27, 15.
Juan d'Autricho (Don) Li, 871. i4,
253. cl4, 156.
Judas ;^4, 183.
Juifs 9, 70. 47, 103.
Jules II 2, 167. 5i, 130.
Jules lll 50, 217. ci^, 1 et 348.
Kögler (P.) 29, Üb.
Krizac 1, 289.
La Fuente dl, 250.
Lallari 4^^, 48.
Lamberg 24, 283.
I^amcgo eil, 69.
Lancelot ci6', 116.
Lancisi 26, 109.
Landen i4, 293.
Languet 33, 321.
Larocliefoucauld (card. de) 31, 235 et
311. cl6, 27.
La Rochelle (Siege de) 7, 152.
Latini (Latino) 42, 38.
Laurea (I^urentius de) 54, 303.
Latrani, 205. cV, I. c6, 161. c«, 5.
La Valette (card. de) 31, 311.
Lavardin 8, 4, 85 et 347. 56, 103,
149, 162.
Lazaret c4, 98.
L^gation d'Urbin 33, S\\.
L6on X 2, 167. 5.^, 63. 38, 71 et 99.
44, 129. 60, 72.
Lernio (duc de) 50, 190.
Lesdiguieres 55, 297.
Lesina (Conte di) 35, 55.
Lesina (eveque de) 49, 73.
Levant 10, 198.
Lignamine (Ph. de) 61, 57.
Ligorio (Pirro) c4, 180.
Ligue de 1571 52, 29.
Ligue (France) 37, 457.
Lisbonne ii, 198.
Litterature 6, 168. 4?4, 183. 25, 228
i?6*, 87. 5i, 598, 63S, 646. 55, 39
47 et 57. c i, passim. c 10, 46. c 15
302 et 313.
Liturgie ;>5, 344. ^4,179. ;?5, 90. 28,
17. ^f^ 190. 34, 363.
Livoume 54, 289.
Lodovico di Malta 66, 96.
Logique 38, 100.
Lomellino 51, 389.
320 Soixante-deux nianiiscrits de la Bibliothe<iuo Corshii (Roiiie)
Loreilan F. cS\ y.
Lorcdau (Lüoimrd) So, 63.
Lorettc (N. I). do) 33, 275. 50, 35.
Lomiino 4, IL
Lorrainc (duc de) 47, 319.
Lorraine (card. de) 4,1\. 7, 119, 125,
127.
Lorenzino de Medici f>, 100.
LüttinI oO, 191.
Lotto di Roma iiO, 400. 33, 65.
Ullis IX öS, 94.
Louis XI 31, 418.
Louis XllI lö, l. 3o, 291.
Louis XIV :i, 290 et 293. ff, 24S. 14,
2h3, 301, 331 et 338. 31, 222. 3L\
270. i^c^, 35(». .f^:<, 143. 54, 213 et
220.
Louis dos Frau^ais (Saint) S, 4 et 51.
50, 101.
Louvain 15, 199. -^.V, 269. 54, 199.
Lucino ciO, 46.
Ludovisi rj, 215. t^^^ 119. 31, 323.
c-r, 13. cir/, 118 et 180. ciJ, 213.
Lutis (Vincenza de) 50, 36.
Luzzara 27, 95.
Lyonne dl, 250.
Macao 26, 13.
Maehiavel .9, 130.
Madruzzi 13, 174.
Magella (Carlo) 20, 109.
Magenta i, 205.
Manoniet 55, 9.
Maidalchini (card.) 44, 245.
Mair (P.) 29, 145.
Maiuiboiirg (P.) io, 95 et 1 1 1. 54, 95.
Maioliques ciO, 176.
Maiaspina 23, 4t.
Malte i, 214. 24, lol et 111. .^^J^, 141.
Manderscheid 34, TM.
Maus (eveehe du) 37, 74.
Mausfeld 31, 348.
Mantoue 70, t.9. 12, 815. ii, 236. c^J,
293. cl5. 23.
Mantoue (Alfonse de) 9, 123.
Mantoue (card. de) 9, 123. oo, 23.
Marais Pontius c5, 1.
Marches c8, 21.
de Marchi (J.) 2, 127.
Marchio (Marcello) iO, 90.
Margiotti (card.) 27, 90.
Mana de C'apellis (S.) t/5, 105.
Maria alla Seala (S.) c 3, 5r>.
Maria alla Sealctta (S.) 30, 204.
Maria in Transtevere (S.) 32, 67.
Maria 'de Vagantivia (8.) cS, 9.
Maria (^eltnula 02, 253.
Mariagesv^, 1S7. 7, 137. t/, 71, 73.
14, 232.\
Marie-Louise o6*, 121.
Marie Stuart 4S, 57. 6*0, 1.
Marigliano A 272. ^^.5, 3(i2.
Marignan (Maniuis de) 7, 466.
Marine pontificule c 5, 37.
Marini cO, 356.
Marino Silvestre clO, 1.
Marnavich cii, l.
Marsealdi 00, 1.
Marsi 33, 2S0.
Martelli 5t>, 280.
Martocelli 30, 61.
Martyre 54, 317.
Masini 27, 49.
Massinii cl5, 195.
Matlüas c /4, 64.
Matteo (Ambassadeur) 59, 17.
Mattei 22, 178.
Mattei (d. M.) 30, 65.
Matteucci 40, 35 ä 55. 55, 23.
Maurice de Saxe 3, 500. 35, 295.
f /*<^, 373.
Maximilien II 3, 231 et 432.
Mazarin 24, 36. 5N, 162.
Medeciue 1, 193 et 225.
Medina-C'eli 58, 153 et 156.
Melaugui 25, 205.
Melfi (Mgr. di) 3, 275.
Mellaredo 45, 117.
Melosi ^0, 58.
Messine 59, 121.
Metico (Livio) 25, 183.
Mezzabarba ;^5/, 15(».
Micliel (Ordre de S.) 3, 316.
Michel do Murano (S.) c S, 13.
Mieheli 5/, 217.
Mignanelli 59, 31.
Minutoli i, 193.
Miraeies cO, 17s.
Minilto (Archeveque <le) 20, 13.
Moeeuigo 10, 163. 4r, 259.
Modene 35, 310. cXl.^ 338.
Moldavie 51, 512.
Molina ci?, 70.
Molinea 32, 37.
Molinos ^4, loo.
Monaldi ((i. A.) .Vl>, 2S0.
Moiitalto 10, 162.
Moutbazon 35,
Montbrun 7, 135.
Mont Cassin 1, 9. V, 115. 23, 387.
Mout de Piete 32, 22(».
Mcmte (card. <le) 2, 39. 5iy, 27.
Monteeatini 19, 7.
Montecuculli 1>^>, 178.
Monte Ciineo 20, 101.
Montefeltro 30, 61. ci4, 316.
Mouteuari 45, 49.
pjr [.£uii (i. ViUa
t('iiii](.-tii
MontfiTrat ;, 2si». LT, ä. t M, 110.
Miiptl {N. 1). de) *(, 1.
Moiitiirin ;;, UH.
Monza J:;, 11U.
Murale -W, 247.
Moral! -W, U2.
Muro cN, 2.-iii.
MoroNini .;, li".
MoniNini i», <>7. iJ, 3J5.
Murvilliurs AJ, lliti.
MiinildiBeo d.V, I.
)IUiuht (ciiuen's (k-> II, I.
MUo'^ttT (<iv(^i|ue du) 3ä, \'3.
Musi.i!t >, IIK-I.
Nadtr.» (K.) J«, 2IH!.
Nävi»-» 10, .'■1H. /-', "1" >'t 7:5. i.y,
n« ,'i, 213. IT, !I9. ^-', lUä Ol
ralluviciiii ((.'yii.) i, 20!).
raltrimi i, 2iitl.
raiueii IT, tlU. HS, 127.
raiiilili (OiiiupLi) :fi, 4!).
115. ÖU, 0
t)».
', 5(i. C8, i)4.
Nn-sali (J. J.) c U, N6.
SavÄgez.» .;/, ■>« ut 5ü.
NavatIii M 2ri).
Navonc (Hac.-) .«, 2ft:i.
N^tteiiH! j/f, »17. JJ, 261. i'J, Ttl.
«r, 12.
NoHiiiio l'.% 3B2. J-', !Ui.
N»'VcrH(tliii'.dc) ?, nii. .vr,:!«!. J",l.
NicoluT (Mutlanic <lv) (!if>, 1.
Nicjtbi (U 'l'olonliuo (.S.) ^ro, lsr>.
Niritsi« .W. IM et l»<>. S'J, 113.
Kiuu-giK< ;.'i, s:i.
NEiii (oanl.) .■'. :<i)1l.
Nitliard (IM*.) i';.', 174. c/J, IM.
XiinphUiirfH ■{!, 3;i4. J7, 32:i
Niivallli-s H, 253.
Ni»v*w -W, :il.-..
Ol..'
:, im.
" ■(') IL', b43.
M t;i.
iniiiiit/. .w, i:>.
Omur (Saint) X'4, 27.i.
Uran i(i', alt.
Urau)K ((tuillauiiitr d') 7', 142.
Orli'-aiiit (tla^tim d) -i, 71.
Ormanetto :is, m.
Orsiui (faitiilk-) .Y. 41IG. J, 211, :t5
BS. ö, 20!.. .V-J, 3.i). tJ, i;H.
Dsuijiu (Sultan) Jf. ist).
ClHsiini' (<liii' d') /J, 17ti.
IMtiiboiil /", ;'02.
Ottoboni (V.) CS, ',s.
Oiidcnanlo '.'.T, 1\3.
Pai
I, llii.
rantht-nii äti, Iß6.
l'aolctti cH, 2«.
Paolo (San) .W, IIU.
Paolucci 1.% 1, .ifi, 25. i/, I!I4.
l'ape (Anu6e dn) Ö, ISJ. 21, ':i.
I'are ein, 141.
Paris .*(, 3517.
Paris HH, 123.
Parlcnii-nt il« Paris /, 327. ~'.V, 103.
.W, 7S.
Parm,' tf, 223. T, 4G6. .<», 215. IL,
14 ut 11^ 14, 2li5. i», 2'J. 5.'»,
25. Cl2, 1. eis, I.
Pamasse r, ;iH2. 24, 211.
Padsrrl cW," I7B.
Paiü III äW, 1. a«, 115. 4-J, Mi. 50,
2:1«. 5:J, TJ. 5?, 31. 3.'y, 17. cli.
■, B2. JÖ, 54. cLl,
et 3__
Paul IV i'J, t.
PaiilV .(, 2li«. tll, 57. .!f^, 1711. iV,
15. if/, 2117 i't :(f.l. 4H, %. t?, 1.
cl4, «4.
Paviiiii (M(tr.) .W, 303.
IVintrcB -JS, 1K4.
PiTi-lli :i2, 2S0. :i5, 31 et 03.
Pcretti 8, 827.
Pereyra m 14S.
Pctt'Z i, 301.
l'trft'tti 41, 231».
Pumin (eanl. du) -J, 140. iü, 57. 13,
228. iV, 15. .5J, U5.
Pera«; 10, 77. J«, 06.
PiTiipia .W;, Sa.
Pcrusio (.1. P.) 50, 35.
Pfsaro (i-vüquu <li>) HH, 325. Jr;, 64.
PetruccJ <canl.) W, 21«.
Philippa Augusit; 08, 03.
Philiiipt: II :i, 20 et 33. U, 1, 36 et
4S. VI, 222. ni, 454. Ö«, «2.
Philippe III (KHpugue) 4, 70. f, 48.
iT, IÜ3.
Phillpiie IV (tl") J, 73 et 7«. 12, 2119.
Pliiliiiiie V i?, 345. 20, 230. .:(«, SO.
HH. 350.
PliiU|»bi»iiTK ^^, 3I'J-
PüUKSstcIll M 213.
Piu 11 IJ, Sil, f.15 et »24. .W, 131.
PielV -', 33, Si», 50, 75 et O.'i. S,
2lir.. IV, I4S. c7, 51.
Piu V H, 231. 7, 110, 131 et IB2. t!,
ml. H2. 2»ll. 3ö, 4IHI.
Pierre de Koiue (ijaiut) !/, 25S. 24,
12». ää, 37.
322 Soixante-deux inanuscrits de la ßibliotbeque Corsini (Rome)
Pierre (Fete de Saint) S.% 2S5.
Pietro (Giaconio) 14, 170.
Pignerol T, 470.
Plghino c ll\ .148.
Piiiientel Ü4, 237.
Pini (Cristina) c />, 1 .
Piobbico c6, 101.
PiHano 1, 225.
Pizzicanti SS, 255.
Plaisaiice H, 498. 50, 25. tX:^, 1.
Plaute cS, 224.
l»o t^A 27. cM 1.
Poesie» ^'>, passim. SO, 77 8(i<i.
Polifipiae ^fi, I.
Politiciue i, 9, 102 et 2S2. i^, 293. S,
350. .S, passiiii. i(>, 228 et 80S.
11, 27 et 177. i^, 221, 209 et 357.
U, \, 303 et 321. 15, 167. i^,
147. 19, 29. ^^;>, l, 39, 76, 116.
34, 195. i?5, 91 et 220. 4:i, 54,
186 et 311. 44, \, 101, 177. 50,
413. 5i, 589. 55, 69. o^;, 103,
li>9 et ISO. 58, 36 et 62. .'J>, 1
et 135. cl5, 225 et 261.
Polo (card.) .!?^, 56.
Pologne :?, 7. 5, 428. i^^ 855. :i3,
1. JLV, 92, 93. :,^8, I, 131 et 141.
4S, 112, 120 et 150. eil, 77.
Porto (eveqiie de) 3:J, 256.
Portoci .Vi, 280.
Porta (dclla) c 3, 50.
Portioneule (Indulg. de la) c6, 243.
Porto d'Auzio 4fj, 120.
Portolongone 14, 253.
Porto Vecchio o, 374.
Portugal :^, 189. :<, 187. 10, 1. ii,
112, 175 et 183. 1:3, 137. l>}i, 205.
j:^.v, 03 et 87. ;>r, 100. ;{>.'/, 316.
3ii, 41. 4.V, 72. 5i/, 122. fJ'J, 269.
c ii, 69.
P«»8SCvino 37, 1S9.
I*08te8 J:i8, 95.
Pouzzoles c 6", 354.
Prague 3, 344 et 434.
l'nuede (Sainte) 3:i, 252.
I*r6cheurs 47, \.
Pretre Jean -i.S, 90. 5!f, 17.
Prie (Marquis de) :.^1, 1. irfi, 194.
Propaganda Fide 4S, 48.
Protestant» 15, 213 et 219.
<Juirinal iJii, 879.
Rabenac i.!/, 230.
Rangoni 4S, 112.
Rapaecioli ^^, 109.
Raphael de Medieis .'/, loo.
Ra»pona c3, 101.
Ratisbonna V.V, 302.
Raiuiit &, 237,
Ravenne 3:2, 07.
Recollets .V/, 1 ä 2o.
Relonne (France) /, 327.
Regale 15, 22o. 1:*, 703.
Regulier» :>S, ll.
Rene d'Anjou IJ, 811.
Reno :21. 25.
Retz (eard. de) :,*4, 220.
Riccardi V:/, 179. 41, 230.
Ricci (Michel) S, 123. 15, 59. J./,
59.
Richelieu 7, 397. i4, 103. 31, 311.
.?^, 102.
Ridolfi (R. P.) t/r, 1, 31.
Riva (Aless.) ,97, 189.
Rivaita 1, 215.
Rizzoni :25, 93.
Roccaniore C:/, 117.
Rodolphe 1 .V, 78 et 200.
Roggiero (0.) 3:^, Ol.
Rohan (duc de) 14, 89.
Rouiagne 30, 05.
Rome 11, 22»i. IJ, 533. i^J, 191. 3'J,
1, 220. .V^, 37. 33, 140 et 223.
^6*, 212. 47, 259. C:/, 12. e 14,
160.
Rome (Cour de) 51, 25. <i4, 307.
Rome (Douanes de) 3S, 103.
Rome (Sac de) :3, 111. i:^, 357. ;.>^>,
175.
Rome (Sc^nat de) 61, 28.
Ronciglione ,V/^, 100.
Ronconi S, 193. t^6', 71.
Rossa dl, 257.
Rossetti 50, 3oO.
Rossi (Nie. de) 10, 81.
Rossi (M. de) Vi, 55.
Rosburm c^, 203.
Rospigliosi V6', 52.
Rote ;^^, 141.
Rovere (F. M. de) 44, 129;
Rucellai L>U, 370. c6', 51.
Ruggiero ;^.s', 141.
Russie 34, 239. 35, 1. ^'/i/. 239.
Ryswick (Traite de) 14, 311 et 319.
Sabnin 10, 78. ii, lOo.
Sacre College 3, 412. i/. 170. i.V,
250. 15, 75. ;.^/, 57. :J3, 391. .V:>,
270. ^J, 84, SO, 177 et 231. 54
75. W, 72 et 75. c9, 51.
Sacrilege c.V, 117.
Saint Siege 7, 123. 9, 152 et 232.
i<A 103. iV, 775. i.V, 224. L^4, 247.
Vi/, 247. oi, 323.
Saint (u'rmain 15, 55.
Salisbury V^, 103.
Salm (M'^adame de) 14, 232.
Salon (Rome) clo, 191.
par Leon G. P^lissier.
323
Salviati (Alain.) c 10^ 87.
Salvini ;^6', 87.
Salzbourg 3^ im\. öO, 277.
San (liorgio (card.) 40 j 1.
Sangro (Mgr. di) X^, 8^7. c löj 1*J5.
Sannato (Livio) olj 552.
Santacasa ,V.V, 275.
Santa C'rocc (card.) 49^ 90 1. oO, 301.
Siuita Suzanna (card.) cl4y 9'J.
Santini (Sante) :ioy 04.
Sardini i.'>, 25.
Sarpi (Fra Paolo) 10, 101.
Sarzana (M. di) ,y, 270.
Sassoferrato >l^.V, 272.
Satircs i)olitiqucs 7, ;t82 et im. 12,
23. Vi, 73. i.S, 115 et 143. 22,
80. .V6", 102. 41, 214. :/.V, 1, lüet
28. öl, 25. oo, 0 et 111. 58, 153
et 200.
Sa Uli o, 453.
Sauli o, 420. <:?;^, 170. t/i?, 112. c7,
13.
Savclli ci4, 100.
Savoie 1, 280. .:;, 432. 5, 189. 7,
339. />, 9! et 103. i^^, 09, 7«, 75,
284 et 300. 31, 247. 3ö , 330 et
340. 50, 101 et 190. 55, l. Di/,
10.
Savouarola cl5, 13.
Sa.\e .i^, 3&().
Scarlatti cl4, 148.
Scisciano 1, 272.
Sdrino i(>, 20G.
Sccchis (M. de) 34, 85.
Scctauo cl3, 220.
Seguiu cidf, 203.
Seignchu' 22, 170.
Scnes (Baron de) 37, 476 oO, 17.
Sens (Arclievc(iue de) 7, 132.
Septara 67, l.
Scripando 2, 39.
Sennoneta (Mgr.) or^, 290.
Scrmoneta (Foret de) c 9, 199.
Sertadio (X.) c 0, 107.
Sforza (Ludovico) 5, 194.
Sforza Tallavicini 20, 107.
Sgiinibato .V-/, 351.
Siam (Koi de) S, 107.
Sicile 3, 440. Xl^, 775. 13, 192. i6*,
309. 17, 345. ii^, 47. 4J, 31 et
39. 4i), \ et 40. cU, 158.
Sienne 6', 121. 22, 114.
Simonctta (card.) 2, 39.
Salcto ((.Uiill) 42, 3*<. 07, 57.
Sexte IV 17, 155.
Sexte Quint <?, 223. T, 127 et 337.
13, 212. 20, 207. 22, 119. .7.5,
3J8. C.V, 175.
n^
ri»
Sluzon Szembech c6, 178.
Sobieski oo, 37.
Sog eine (Marino) 25, 10.
Solimanll eil, 257.
Sophie (Sainte) ci?, 5.
Soranzo 5, 67.
Sorbonne 81, 813. 0:<, 7 et 303.
Sourdiö (Cardinal de) 22, 119. 31,
311.
Sozonieno (Giov.) 51, 188.
Sozzini iT, 259.
Spada (Virg.) c4, 134.
Spina c 4, 19.
Spinola (Card.) 80, 53.
Spire (diete de) 8, 405.
Strasbourg 56', 99.
Stridonio (Martino) 88, Ol.
Strozzi (G.) 1, 17.
Strozzi (Filippo) clO, 303.
Strozzi (L.) ^i/, 275.
Suarries .5. 168.
Suatieri 82, 278.
Suisses ,Vi, 290 et 294.
Suriano (Michele) 4, 145. 28, 200.
Sylla (N. de) 8, 352.
Tabac 6>:^, 249.
Tani 59, 82.
Tartares 51, 512.
raya (Mgr.) *^, 115.
Temies (*I. da) 7, 466.
Testaments 8, 303, 309, 313. c6', 44.
c8, 78.
Theologie 19, 39. oÄf, 1 a 8. c 5,
108. c9, 43.
Tibre 4>i?, 48. c 7, 73 a 145.
Tiepolo c;>, 102.
Tigtioli 21, 251.
Timoni ^.^5, 222.
Tivoli cl4, 180.
Toledo (Luigi di) 59, 40.
Tolonieo (Claudio) 1, 93.
Tommasi 5r, 82.
Tonkin 29, 133.
Tonti ((;ard.) c 8, 43.
Torcello .V, 277.
Torrigiani 32, 07.
Toscjuie .V, 231. 6,208. ii>, 795. J^^.V,
44. 86, 61. .Vi^, 176. ^o, 1. 50,
380. c6', 6, 21, 39, 70, 51 et 216.
clO, 242 et 305. c 13, 214.
Toulouse ( Arche V. de) 58, 84.
Tournon (Card, de) c 12, 362.
Trait^s de paix 2, \'. 6, 136. 7,
358 et 368. 22, 182. JLA'/, 102. 81,
4 IS et 342. 4i, 202. 43, 54. 4i/,
93 et 63. c i;^, 373 et 378.
Tninsvlvaanie 3, 309.
Tremf)lement8 de Teno 24, 277.
324
Zur Kenntniss altdcutscber HandschriAen etc.
Tronic (V. C'oucilc de)
Tripoli o'J, 141.
Trivulcc 50, 272.
Tncci o, 423 et 429.
Turcs y, 21ä. .V, 108, 250, 259, 488
et 442. S, aaa. lO, 183. 12, 815.
18, 1. ,V.5, 62 et 318. 43, 132, 301
et 313. U, 77. 45^ passim. 51,
188 et 492. 52, 1. ci, 237.
iTbain VI c IS, 1.
Urbain VIII .'^ 214. 8, 327. ü, 143.
i4, 273 et 205. 22, 90 et 98. 31,
378. .V;.^ 92. 34, 1Ü7. cii, 5 et
69. clH,'21.
Urbin (duc d') 35, 362.
Uui{?enitii8 (Bulle) 62, 1. e!^, 16.
ciO, 61 ji 119.
Univer8it6 de Perouse cti, 107.
Vacca (Flaniiniü) cl4, 160.
Valaehie 51, 512.
Valence (Bailli de) c 14, 229.
Valenti (G. B.) .^,V, 106.
Valcriano 34, 189.
Valignaiio :<Af, 101.
Vall a *'^ 212.
Valaory (Abbaye de) 33, 321.
Valtehne 5, passini. 10, 73. i.V, 164.
31, 27, 268 et 401. 35, 242 a 289.
Vantaggio (P.) 28, 95.
Vany (Bertraiid) cl6, 141.
Vasari (G.) co, 56.
Vasto (Marquis Del) c 10, 303.
Vatieau i;^, 899. 25, 64. ;>6', 55. cc^,
196.
Vely (M. de) 32, 106.
Velli (F.) 24, 1.
Vcltou 25, 103.
Venise ;:?. 13, 111 et U9. 3, 230. 5,
250. r, 358. fy, 97 et 167. 10,
passim. 13, 20. i^. 176. :>i. 27.
23, 195. IV, 15. 40, 1 et 36. 45,
49. 4U, l. oi, passim. c 10, 242.
Verdeggia 76', 73.
Venmcci (Card.) 2, 39.
V6suve 25, 220.
Vicarüs ((}. de) 2, 127.
Victor Am6d6e II 55, 7.
Viennc oo, 37. c 14, 99.
Viennc (Nonce de) 3, 269. .5cV. 148.
Vieime (Siege de) 55, 253.
Vignes 14, 239.
Vimercato (Mgr.) .TO, 291.
Vincioli 43, 16.
Violante Beatrice di Bavieni cti, 44.
Visconti (Mgr.) 1, 205.
Visconti (Mgr.) 2, 23, 39, 65, 68 et
75. dl, 78.
Vitelli (Nicola) 17, 155.
Vitalliano (San) L 262.
Vitrj' (Mgr. de) 37, 424.
Volano .9/y, 223.
Volto Santo 33, 37.
Vreimundinia 16, 73.
Wezana c 11, 1.
Westphalie -V, 352.
Wolfgang Theodore 3, 3t>6.
Wonns (ev6ch6 de) 46, 86.
Xibecca c9, 158.
Yves de Chartres 37, 348.
Zani 4^, 269.
Zecca 23, 191».
Zeno (R.) cii, 82.
Zuniga ^L. de) 2, 33.
Ldon G. Pclissier.
Zur Keuutuiss altdeutscher Handschriften
und zur (iesehichte altdeutscher Litteratur und Kunst.
3. Böhmens Kanzlei unter den Luxembiirgem und die
deutsche Cultur (Fortsetzung).
Die Kanzlei und die Anfänge der Renaissance.
Ohne Frage hat die Böhmische Kanzlei bedeutend zur Ein-
bürgerung jener geistigen Cultur beigetragen, die Karl IV. verehrte:
der frnnzösiseh-italienischen des 14. Jahrhunderts.
Für die Geschichtschreibung der nächsten Zeit wird es eine der
anziehendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben sein, die während
I
von Konrad Bnrdach. 325
des 14. lind 15. Jahrhunderts nach Deutschland dringenden fremden
Strömungen in ihre beiden Bestandtheile, den französischen und italie-
nisclien, zu zerlegen. Oft erweist sich die Scheidung als höchst miss-
lich, wie z.B. bei der Frage, ob stidfranzösische oder lombardische
Waldenser auf Böhmens häretische Sekten bedeutsamer gewirkt haben.
Sicher ist, dass die neue Bildung, welche damals in Prag und von da
nach Deutschland ihren Einzug hielt, stärker durch französische als
durch italienische Impulse bestimmt war.
Frankreich hat sozusagen seine eigene Renaissance, seinen eigenen
Humanismus ausgebildet, fillher als Italien; es hatte vor der nenen
Propaganda Petrarcas eine gewisse Vertrautheit mit alten Autoren er-
worben und besonders nach Ciceros Muster rhetorische Kunst und
Epistolarstil gepflegt. Man verhielt sich darum gegen den nenen
Propheten dort Anfangs etwas spröde. Man bewahrte dort noch längere
Zeit den Frieden mit der geistlichen Cultur, mit der Scholastik, mit
der höfisch - ritterlichen Litteratnr. Man glaubte, die alte kirchliche
Anschauung, die Verehrung des Aristoteles mit dem Dienste des Alter-
thunis und dem Studium der antiken Schriftsteller vereinigen zu können.
Man brachte diese, besonders seit Johann II. und Karl V., d. h. ungefähr
seit 1360, mit der nationalen Litteratnr in näheren Znsammenhang,
indem man sie in die Landessprache übersetzte: am königlichen
Hofe werden Livius, Sallust, Sueton. Seneca, Vegetius, Valerius Maximns,
selbst Dichter wie Lucan, und „der Philosoph", Aristoteles, in franzö-
sische Prosa tibersetzt, desgleichen Petrarcas Buch *De rcmediis utri-
usque fortunae', das ein Jahrhundert später auch in der deutschen
Litteratnr eine so grosse Rolle spielen sollte; auf der Pariser Uni-
versität interpretirt man römische Klassiker, um Grammatik und
Rhetorik daran zu lehren, liest man bereits Cicero und Quintilian.i)
Noch während des 15. Jahrhunderts bleibt französischer Finfluss
auch in Deutschland sehr mächtig: die neue Invasion der alten ritter-
lichen Erzählungsstofic (Loher und Maller, Hugo Schapler, Melusine,
Pontus und Sidonia, Lanzelot n. s. w.) in Form des Prosaromans er-
folgte aus Frankreich. Lange halten nun französischer und italienischer
Einflnss sich das Gleichgewicht, und erst nach 1450 läuft Italiens
Cultur in ihrer Einwirkung auf Deutschland der französischen den
Rang ab.
Im Zeitalter der avignonischen Päbste verband tiberdies der litte-
rarisch-künstlerische Verkehr Südfrankreich und Italien durch zahllose
Fäden zu einer Art geistiger Gütergemeinschaft, an der auch noch die
Mittelpunkte des inneren Frankreichs Theil nahmen. Das Uebergewicht
der französischen Litteratnr stand damals noch ausser Frage.^) Das
ganze 13. Jahrhundert hindurch hatte man in Oberitalien in provenya-
lischer Sprache die Lyrik der Troubadours nachgeahmt. Dort über-
1 ) Vgl. hierüber die unten S. 3:n Anni. 2 angetlihrten Seliriften.
2) Dafür giebt jetzt (iasparj', (ieschiehte der italienischen Literatur.
Bd. 1. Berlin 18b5, Kapitel 2—9 die ausreichendsten Belege.
326 Znr Kcnntuiss altdeutscher Handschriften etc.
setzte man nicht bloss die französischen Epen und Romane, sondern
schrieb in französischem Idiom Kitterdichtungen, Prosaromane, Kncy.
elop&dieen, Chroniken. Das war denn geradezu eine franco-italienische
Litteratur, aber auch wo man sich der eigenen Landessprache bediente,
in der Novelle, im asketisch-moralischen Tractat, in den Sentenzen-
sammlungen, in den Rhetoriken, in der allegorisch-didaktischen Dich-
tung blieb Überall Frankreichs Vorbild mehr oder minder bestimmend,
und nur in der religiösen Lyrik des heiligen Franz von Assisi, Jaco-
pones und Honvesins zeigt sich schon im V6. Jahrhundert der poetische
Genius Italiens in seiner Freiheit und hinreissenden Grösse. Dantes
Comedia verdunkelt dann iin Laufe des 14. Jahrliunderts nach und
nach den Ruhm des 4ioman de la Rose', dessen Manier der allegori-
schen Vision freilich den Sänger der *Vita Nuova* geleitet hat, und
der in Uebersetznng , Nachbildung wie im Original allenthalben in
Italien verbreitet war, aber noch Petrarca empfahl ihn Guido Gon-
zaga in Mantua, als dieser ihn um ein gutes Ruch in der Volkssprache
gebeten hatte, wenn auch mit kühler Zurückhaltung (Körting, Petrarcas
Ijcben und Werke. I^ipzig 1878, S. 498 f.). Petrarca, der Führer
der patriotischen Partei Italiens, das Haupt der Modernen, hat seinen
Aufenthalt zwischen Avignon und Italien getheilt. Bei seinem Resuch
von Paris lernte er 1333 durch den Toscaner Dionigi da Rorgo San
Sepolcro, der dort an der Universität docirte. Augustin kennen: von
ihm erhielt er eine schöne Handschrift der Confessionen in kleinem
Format, die er fortan wie ein Kleinod immer bei sich trug (Körting
B. a. 0. S. 9 1 f.).
Zu Paris Allirt der damals dort ansässige Italiener den durch-
reisenden Landsmann in die erhabene Tiefsinnigkeit der gewaltigsten
aller christlichen Philosophien ein. Und das war keine vereinzelte
Liebhaberei eines Sonderlings, sondern nur der Ausdruck der allge-
meinen Verehrung, welche dort für den grossen Afrikaner gehegt
wurde: die Erneuerung des Augustinismus, welche das 14. und
15. Jahrhundert brachte, dogmengeschichtlich ohne Zweifel der wich-
tigste Act in der langen Vorbereitung der Refoi*matiou, während des
13. Jahrhunderts ausgehend von der in Italien gegründeten Eremiten-
congregation des heiligen Augustinus, hat innerhalb dieser an der
Pariser Universitilt ihre Ausbildung gefunden durch den Römer Aegi-
dius Columna (Colonna) >) und seine Schüler, die zumeist gleich ihm
1) Aus dem alten Adelsgcschlecht der Colonna in Rom, Augustiner-
Eremit. Pariser Doctor der Theologie, Schüler des Thomas von Aquino,
General seines Ordens, Erzbisehof von Bourges, f i;tl5. Uebcr ihn ausser
Werners Schrift: Fabricius, Bibliotheca I^itina mediae et infiuiae aetatis.
Florentiae 1858. 1, PJf.; Jourdain, La philosophie de Saint Thomas d'Aquin.
Paris iNoS. 2, S. Off.; F. X. Kraiiss in der Oesterreichischen Viertcljahrs-
schrift für katholische Theolojyfie. Wien 1 8()2. 1 , 1 ff. E. Erdmann, Gnmdriss
der Geschichte der Philosophie*. Berlin lb7S. 1, 204. 4. Weitere Litteratur
bei Budinszkv, Die Universität Paris und tlie Fremden an derselben im
Mittelalter. Merlin 187G, S. 170, wo überlmupt die bequemste Uebersicht des
wissenschaftlichen Verkehrs zwischen Italien und Paris gegeben ist.
von Konrad Burdach. 327
Italiener von Geburt in der Metropole der französischen Wissenschaft
gelernt und j^elehrt hatten (Karl Werner, Dfe Scholastik des späteren
Mittelalters. Bd. 3. Wien 1883, S. 9 ff.); dazu traten am königlichen
Hof von Paris die für Karl den Weisen (1364 — 1380) veranstalteten
Uebersetzungen Augustinischer Werke in der Landessprache (Voigt,
Wiederbelebung 2 2, 342). Ftlr die Entwickelung der gesammteu Re-
naissance ist aber jene in Paris vollzogene Eioführting Petrarcas in den
Augustinismns höchst folgenreich geworden. Paris hatte in der That
hinreichenden Antheil au Petrarcas Ausbildung, um ihm im Wetteifer
mit Rom durch den Kanzler der Universität den Dichterlorbeer an-
bieten zu dürfen.
Wer aber könnte besser die Vermählung französischer und italie-
nischer Cultur, welche dem 14. Jahrhundert den Stempel aufdrückte,
zur Anschauung bringen als Boccaccio, der zweite Lehrer der Re-
naissance? In Paris geboren als das Kind der flüchtigen Liebe eines
Florentiners zu einer französischen Dame, ') stellt er durch sein litte-
rarisches Wirken gerade die innigste, vollendetste Ehe gallischer und
italienischer Bildung dar: er leitet die Schätze der französischen
Fabliaux, ihre Stoffe und mehr noch ihre graciös-geistvolle Erzählungs-
kunst , in die italienische Prosa seines Decameron; er behandelt die
beliebten Gegenstände der französischen Romandichtung in nationalen
italienischen Versformen, aber er bekennt sich als Schüler Dantes,
dessen Leben er beschreibt, den er commeutirt, über den er Vor-
lesungen hält, er wandelt in den humanistischen Pfaden Petrarcas.
Neben Paris und den führenden Städten Italiens hat Avignon
im Zeitalter Petrarcas die wichtigste Rolle gespielt.
Avignon in der Grafschaft Provence gelegen, die als ein Theil
des Königreichs Arelate formell unter der Lehnshoheit des deutschen
Reichs, thatsächlich unter der Herrschaft des Königs von Neapel (bis
1343) stand, ist während des 14. Jahrhunderts eine Art Weltmarkt
auf dem Gebiete des geistigen Lebens. Hier hatten kunstsinnige und
gelehrte Päbste, Johann XXII. , Benedict XII. , Clemens VI. , Urban V.«
durch dier Beförderung der beiden dortigen Geueralstudien und durch
prunkvolle Bauten, zu deren malerischer Ausschmückung Meister wie
der Sienese Simone Martini ') herbeigezogen wurden. Bedeutendes
geleistet und in mancher Beziehung die Renaissance vorbereitet. An
ihrem Hofe bestand eine grossartige Bibliothek, die immermehr an-
wuchs und systematisch inventarisirt ward (Gottlieb, lieber mittelalter-
1) V. Crcscmi, Contributo agli studi sul Boccaccio. Torino 1887
S. 1-44. '
2) Vgl. über ihn Crowe und Cavalcasclle , Geschichte der italienischcu
Malerei. Deutsche Ausgabe von Jordan. Leipzig JbH9. 2, 261 ff. Die
neueste italienische Ausgabe ist mir nicht zugänglich. Ueber die Kirnst in
Avignon die Aufsätze von Mlintz, Gazette archeologique ».», 98 ff. 10, 3'.r^ ff.
il, 202 ff. 257 ff. 12, 104 ff. 298 ff. 13, 21 ff., von demselben auch *Le pahiis
poutificjil de Sorgues* und *Les peintures de Simone Marthii ii Avignon' in
den Mcnioires de hi societe nationale des antiquaires de France. Tome 45
(5. Serie. Tome 5). J884, S. 17 ff. 07 ff.
328 Zur Kenutiiixn altiloiilHi'hcr Iliuidfirlirifton vtc.
liehe Uiblütthikoii. U-xpxx«; 18ft0, Kv. (iHl— 37).') Hier lu-rrM-li
lebhafte Htiidsdirittcufttbrikiitiiiti , Huriite die llluiiiiiiivkiiiiKt. -,
bllllite die Juritiprudenz. Hier ffediehen auf E;ricetiii;eli-»mbiselier
lafte nutiirwissenpelinftlicli'iiiediriiiiiicliu Ktudiuii, die nnztire<p-u d
Ensninmenwirkk': die ptilitiBcIie Vertiin<lun<! mit dem Ki>iii>;i'eieb i
wo nnter de» Murmaiiiien, uuter den Ktnulern Kriedrieli 11. iiii'
fri'd, nnter Karl von Aqjou eine vullkoDiini-it otpiniMrIe IJel
Dnpitbiiti<;keit j^eehisulic und ai-jibiüi-lie Werke der pliilnsopl
ustrolujtiitcben , niediciiiiiielieii , aber ani'li der UiilorIialliini;sli1
Tractjite wie ftmasc Kneyelopiidien , vnr nlk-iii Aristoteles nvl
nrnbitielien l'oniiiieiitiircn und dns Wcltfalielbueli Kiilila)! und j
dem Abcndlandü üufllbrlo ([lartwij;. Die IJeborsetzuni^iitleratnr
itKÜeua in der iiorninniiini'li-KtanfiscIien Kpoclie. Alf Manoscr
drnckl. Ijeipziju: 188(>); die Nähe vun Spanien, wo gri(«hisch-ar
WtärtensclmfC sicli von alter Zeit erhailen hatte; die kircblich-poli
Iteziehunt.'en zu Hyzanz, welehe den ('jdahresen llarlanm 13;
I34il nach der pitbEtlichen Kesidciiz rieten, wo er i'etrnrt
Griechixeli beibraehte. l>ic jrrusse von Juliann XXII. »n};eregti
pilation auB giiechisch-arat)iächcn nicdiciniüch • naturwiDsenseha
Hcliriften 'Lumen animae', die oben 8. 19 tT., 146 und Anm. (
wnrde, ßfewillirt einen ^ten Einliliek in die M.idbc rohen Stuffcs,
dort damals ans helleniduher und nrientaliflcher Itildung in di
Flleher der kirclilichen 8eliola»tik zusnmnien;;ekarrt war. Ke
nur noch der ^nialß ritimethcuf , der ihm die feuri};e See
menschliehe Gestalt schuf, und er lieas nicht lan^c auf sich
In dem VerhUltniss l'elrureas zu seinem vateriicheu Freunde Hii
Snperanzio (oder 8omnzio)i einem f^reisen Juristen zu Avignou (
tinir a. a. 0. 8. 87), zei^ Bieli förmlich symiioliäcli, wie iiera.
aus der mittelalterlichen Well lcit<c und unvermerkt die Kenn
Mich IdsIOscu konnte. Uainioudo kannte und liebte von antiken .
ittellein nur den Livius, die tlbrigen verachtete er, aber er hntf
eine Bibliothek zusammengebracht, in der sich anch noch :
andere befanden: sie stellte er Petrarca zu treier Verfllguii
schenkte ihm daraus Schriften Varros und Cicero«, untor diesei
dessen spjlter verloren (;<'t!an|;eneB Ituch flbcT den Ruhm. 1><
verwalirte daü tote stumme Material , kalt und ohne tieferes In
der jnnjre Petrarca hnnchtu i)im heben ein, und fUhrle die
erstandenen Ucieter, an deren Stimme er sieh hcrauschte hii
I) Nach linttliebs Ilcincrkini|; „erselieint Iiicr zum ersten Mni eil
lii^lie Bililioilu'k mit dem Kesanimteii dazu geli<iri)n'a A|i]iaTat'. l)ie
liciie ViToieliriiii^ di-r iiiil>stlielii-u llUeliersamuiliiHK luHsen die von il
zi-Ie.hiieteii Inventare Hehr ^it verfolgen.
i) In den Jahren I.'IHS- 1 :t-l5 kaufte der l'rucurator de« llai
Hathea zn AviKnon eine Anuihl juriMtiHelier WiMrke (lAppeubLTf; in
(.IvlllKtiM-lieni Nafcaun tt, 2Mi R'.). Uelier die llluHtTnlUiuni jtfilwtlkOiPr
den, die durch fccwerlinmässi^fe, von iler C-nrle ant^tth'llte jllnnilnati
geffHiirl wurden, ». Sordliotf in v. Lülicrs Areliival. /eltseliTifl fl, H2
/
y
von Konrad Burdach. 329
die weite Welt als die grossen Ahnherren einer reineren, freieren Auf-
fassnng des Menschen.
Die avip^nonisclie Cultnr in ihrer eigenartigen Mischung mittel-
alterlicher und die Renaissance ankflndigender Elemente wetteiferte
mit der von Paris, und soweit das wissenschaftliche Leben in Betracht
kommt, anch mit den durch ihre Rechtsschulen ausgezeichneten Uni-
versitäten in Orleans und Toulouse, der durch medicinisches Studium
bertthmten Hochschule von Montpellier.
Avignon, Paris, Bologna und Oxford sind die gi'ossen Culturherde
der damaligen Welt. Und Böhmen, insbesondere Prag empfängt von
ihnen allen direct. wie keine zweite Gegend in Deutschland zu jener
Zeit; von Oxford freilich, in stärkerem Masse wenigstens, erst nach
Karls IV. Tod.
Verweilen wir bei dem, was uns hier am meisten intcressirt :
Hand Schriften wesen, Kunst, Litteratur.
Schon 1292 erwarben die Aebto der böhmischen Cistercienser-
klöster Waldsassen, Sedlec, Königsaal') ftlr 200 Mark Silbers, die
König Wenzel II. dazu geschenkt hatte, in Paris eine Menge Hand-
schriften (Fontes remni austriacarum. Scriptores 8, 117f; Horfifka,
Die Kunstthätigkeit in Prag zur Zeit Karls IV. Jahresbericht des
deutschen Staat.sgymnasiums von Prag -Altstadt 1882 — 83, S. 3f; Neu-
wirth, Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben
der Premysliden. Prag 1888, S. 331. 439 f.) Für das Grabmal Wen-
zels n. (f 1305) lieferte Meister Johann von Brabant die aus Erz
gegossene Bildsäule (Fontes rerum austriacainm. Script. 8, 204), und
häufigem Reisen der Cistercienseräbte zu den Generalcapiteln des Ordens
nach Citeaux unterhielten in den Klöstern dieses Ordens, der in Deutsch-
land weit verbreitet und der mächtigste Förderer deutscher Cultur war,
die Beziehung zu Frankreich. Peter von Zittau, seit 1316 Abt von
Königsaal, der treffliche Geschichtschreiber des Zeitalters Wenzels 11.
und Heinrichs VII., hatte auf Reisen Trier, Paris, Dijon, Clairvaux be-
sucht und stand mit dem Procurator der Cistercienser am päbstlichen
Hofe zu Avignon in Correspondenz (Heidemann, Forschungen zur deut-
schen Geschichte 9, 475; im Uebrigen vgl. über ihn Lorenz, Geschichts-
quellen =' 1, 292 ff.). So ahmten denn schon damals die Cistercienser
Böhmens in ihren Kirchen- und Kapellenbauten französische Muster
nach (Neuwirth a.a.O. 382. 383. 386 f.). Der Prager Bischof Jo-
hann IV. von Drazic (1301 — 1343), der zweimal und zwar Jahre-
lang sich in Avignon aufliielt, hatte vom päbstlichen Hof ein schön
geschriebenes durch Miniaturen geziertes Glaubensbekenntniss mit-
gebracht, nach französischem Muster die Hausksipelle wie den Speise-
saal der neu erbauten bischöflichen Residenz mit Wandmalereien
schmücken lassen und Meister Wilhelm aus Avignon zum Bau einer
1) Uiiziigiinglich ist mir der Aufsatz von Max Millauer, Die ursprüng-
liche Bibliothek von Königsaal: Zeitschrift des königlichen böhniiselien Mu-
seuuis II, 1, 8. :<87tr. (IS2H).
VIII. 7. u. 8. 23
^T^r^ KI«vftr*T ra FV^aü^n rerrlnti*»^: kar-^. EI>ah«fti. K^rfe IT. Matter.
<i> ^(n^ r^Ji«»iiH!kjft für KI* «iteTTriüiimtrvMi mii Baocea feste mad
ftifrir l>i!<j«;*^ ♦aaas*»-lT»^ . ^sriiVi: t- a iviuna Wit «ae Bit Edel-
^uiiu^ii r^^ehrnft^-ktr »j* !«iplarre H^nr-tHtA a. a. O. S. 7l A*? ArisBOB
k!*t mt^ Joiuaa t< a Lii^«*iii^»4irr aa^k •i:«>> M'jiiarBrkuhi&ekrift de$ *Sehp-
tam «api»-r ap«'.eaI}pNTn.' ca^'h B*''kai<Mi s^^k'-iiuiii^m lim der BOiliodiek
Aß!^. Fraz^r I>'/Qirapit#^L» ■. «i^r*^ pk<:&>litb Trapiiiaelife T»>a Fnad besorg
Aa:*^«^ >K n^ks aaf» «^\z^t^.^ An-^kaoma;! k<^ane •tff^k^ber. Die Kaas4
d^ Mitt*^lalt.>r* la B^/km-o. 3. Tk^^ü. Wi^a I'^TT. >. äSt Ab Karf IV,
a//ek Mark?raf 7«q Mlkr^iL. for «^in«^a Vater J«^kaaa 1333 die Reseat-
^^kaft in J^'hxrQ antrat. I:e«* er aaf dem Hrad^kia eme {nektuire
Borz aaek ^em V.rbild der Ke!>fd«>az der £raa2i^^i»&«ekeB Kosi^. dem
I>>avTe. srew^^s» darrk fraaz^VL^ek«* MeL^ter aaffakren. die leider später
^^Dzliek TLt-xA^tTX w<^.r«iea i^t «Ckrnik d^T? Fraax tmq Praf: 3. 1. bei
FelzeI-I>ihro«-k>. Seripti-re^ reram r« kemiearam i. ISlL Aa?
A?i{^«ia wardf 1344 v.-n Karl der »rr-tr rVaser LK>m(»aamet!4er Mal-
tkia» TOB Arra* Wrafen. and da.* >ekl««^ Kari^eia. seiB Werk,
jiteht in A*ix arekit»-kt«>ni-eken Anlajre drm Pala>t drr Päbc>te ia Atisbi«
^anz nahe iGraef^-r a. a. O. 3. »>5. 72.> Rinea Jokaaaes Gallieas.
der nofsr'»idjMrkmied e:«'we^n za ^tn •^b^-int. nennt da^ Baek der 1348
$re$Tfindeten IVa?er Malerzeehe ( WMitmann and PamrerL Qaelleasekriftea
für Koait^e^hiehte 13. 37 ond Anm. 212i. In den bertkmtea Waad-
bildern de^» Kr^-nz^anire* im Kln-tfr Flman« zo l*nwr. einer «renuilten
ArmenhiU-I. dif- .Sehnaa-e mit der Sehule r;iMU«»s in Verbiodnn? hrin^n
wollt*-. find»-t Wiiltmann la. a. i^». >. 47) und Janit^ehek iGesehicbte der
deutschen Mah-rfi S. 205) mit viel mehr Wahrsebeinliehkeit Anklän<:e
an .Simone Martini, dt-r. wie eb»*n erwähnt wunle. za Avi«riii»n im
Dien.-te d**?* päl*j»tli*-h»-n Hofe.* gelebt hatt»*. Allsremein bekannt ist
da.-?» die be>t»*n HiM»*rhand-elirift**n drr Karolinischen Zeit wie der
VV«-nzelr» vi*'If;ich Verwandt.-chaft mit der irlricbzritiiren französischen
llluminirktin.-t zei;^fn. zumal in Ai^x Aiiwendoni: der *dr01eries'.*) Die
1; Aii.H*«<-r den I»arst*-llunp-n in den t»ekanDten Kirnst «rt*sehiehten von
Kuj^ler, .S'liniia>e . Woltmann. J:init>«)irk . deui ol»«-n anjrefiihrten Bneh von
(Jrneber. den S. \^ eitirten Auf>ätz<n Wtiltmanns vjrl. Nenwirth. Datirte
}»ilderliandsehriften r»sterT»-ieliiseh»T Kl«»^terl>iMiMtheken. SitznnpslH^riehte der
Wiener AkiMlemie. I'hii.-histor. ( i:L**se I*»***!. S. l«»'.». :»•-•** ff. lio!» und Kepertor
f. Kunstwiss. *», :,»» flf, I)ie eeehiselu'n FäUehun^en von Künstlernamen in den
böhmischen Hilderhandsehriften. dii* in der älteren Utteratur noeh spnken
und 7.. H. aneh in der letzten Hearbeitunj^ von Sehnaases Wert noch nicht
eliniinirt sind, liat Wriltnmnn InT*» in einem zu Tra^ jrehaltenen Vortrag (ab-
(^edniekt als: Oeutsehe Kunst in Pni*r. I.eipzijr. Seemann 1^77. S. 15. 3t»
Anm. 'i) und in dem friilnT erwähnten Aufsatz ( Kepertor. f. Kunstw. 2, 1 ff.)
aulj^edeekt, verjrelilich leider n«M-h für das .sorhen ersehienene dilettantische,
aber sehön ausjrestattete Hueh von L. v. Kobell. Kunstvolle Miniaturen und
Initialen aus lland.sehrilten d«-s 4. H',. Jahrhunderts uHt besonderer Beriiek-
MiehtipTun^j^ d«T in der Hof- und St;uitsbihliothek befindliehen Manuscripte.
Miinehen ISO(».
von KoDrad Burdach. 331
Vorlap^e für das schöne Pontificale Alberts von Sternberg^ von
1376 (im Prämonstratenserstift Strahow zu Prag) scheint z. B. eine
aus Frankreich nach Böhmen gebrachte Ilandschrift gewesen zu sein;
eine Handschrift der Historia Ilierosolvmitana des Thaddaeus von
Messina (1291) kaufte nach einer sich darin findenden Eintragung der
Protonotar Karls IV. Nicolaus von Kremsier, der 1354 — 1362 in
der Kanzlei nachweisbar, als ernannter Bischof von Leitomischl am
6. August 1364 starb (Frind, Kirchengeschichte Böhmens 2, 114), am
24. October 1362 zu Avignon (Balbinus, Bohcmia docta 3, 103; Fried-
jung a. a. 0. S. 237).
Welche Rolle im 15. Jahrhundert die systematische Anlage von
Bibliotheken gespielt hat und wie sie zu einem Lebensnerv der
Renaissance, zur Basis für die neu erstehende Philologie geworden ist,
weiss Jedermann. Aber diese neue Leidenschaft hebt schon während des
14. Jahrhunderts fast in allen Ländern Europas an, und überall zumeist
in den Kreisen, die dem Humanismus vorarbeiteten oder sich sogar
zu ihm bekannten. Auch hierin wieder giebt Frankreich und Burgund,
insbesondere der königliche und päbstliche Hof in Paris und Avignon,^)
giebt Italien Beispiel und Anregung. Am frühesten nimmt an dieser
Liebhaberei England Theil, und abermals ist Avignon der Einigungs-
punkt: dort trifft 1330 oder 1333 der älteste englische Vorläufer des
llunianisums und eifrige Büchersammler Richard Anngerville aus
Burv St. Edmunds in Suffolk, der Verfasser des humanistisch auge-
hauchten 'Philobiblon\ der Lobredner der hellenischen Sprache und
Litteratur, der Urheber der grossen Oxforder Bibliothek, mit Petrarca
zusammen (Voigt, Wiederbelebung 2 2, 251; L. Geiger, Petrarka.
Leipzig 1874, S. 60 f. 265 f. Anm. 12; The Philobiblon of Richard
de Bury. Edited and translated by Ernest C. Thomas. London 1888,
S. XI ff.) Dann folgt Deutschland, und hier zuerst wieder Böhmen,
besonders Prag. Endlich sind die Niederlande zu nennen: Gerrit de
(Jroote, der Stifter der Brüderschaft vom gemeinen Leben, die später
in Deutschland so eifrig zur En-iclitung und Vermehrung von Bücher-
samnilungen (s. oben S. 10) und zur Anbahnung humanistischer Studien
gewirkt hat, studirte drei Jahre in Paris (seit 1355), wo er Hand-
schriften zu kaufen und abzuschreiben begann : er hält sich dann nach
der gewöhnlichen Annahme, die allerdings keiner unbedingt sichere
(jcwähr hat, um 1360 in Prag auf, und auch er kommt (1365 oder
1366) als Träger einer Mission an Pabst Urban V im Auftrag der Stadt
Deventer nach Avignon (Hirsche in Herzogs Röalencyclopädie für pro-
test. Theologie. 2. Ausgabe. 2, 680 ff.; van Slee, Ali^, D. Biogi*. 9,
730 ff.; Alberdingk Thijm in Wetzers und Weites Kircheulexicon.
2. Aufl. 5, 1286 fr.).
1) Im Auftrag Ludwigs IX. (s. oben S. IS) durchsuchte Vinccntius
Bclh)vac(Misis die Klöster des Reiclics nach alten und werthvollen Hand-
seliritton, damit sie abgeschrieben und in der königlichen Schatzkammer auf-
bewahrt werden könnten (Wattenbach, Schriftweseu*, S. 501 f.). Ueber die
päbstliche Bibliothek in Avignon s. oben S. 327 f.
23*
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rw;li^. <;■ ^Tr.a*>L* sni ;■■ :::>''L-7 KrL.i-L :l:: Hr:::r:-7. v 1 1.
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in 'i-^r.*r. -7 Li-rkt laisL^r cii: rr;r.<:t Waff-ri. iäs-.ofle c-i :n-7
«Jm Kfirzt:?*:. z-i. hal'r/ in Praj cn-i Lai-' in Par!- zc II;ni"-
l^hwr (i— TI.'rua- .-riltty. .;-rc rr ari7TU-*. :':7 1 «Ken iii •iT7r= .>l'
10 *«hr*!!'>»'D. -ien". V'ytT-i'-.rniaT'.r Matthia? v. a Jan' "■ uti-r-Trh-rn-i
K"nra4 v..d W3|.!h:in..-n. .M.i:-- v. n Krrniitr nr.i J L:.:.n Hgj -r-w
bi« ao -^in Kr.ii^ <!:■; rfl::.':"-^n WV;h-n v-rS'^hmiheC'i . <iie <
Df;hin«n v<-rjif!;rhtrt K-fX'rjrEi wärr. <ir7 FilLrrr ■3ir7 n.ir::na!-.-..7f];
It^w^pifi'.' iir<i iü-'-frn: -ir. BaLDl<rr<-lier ■!— Hoüir-ftthcc:- .
«itir>Ti-l -*:;ii— nonilii^rn L->j':c- rri'h- r.ii.liT*'hä*ze 1;— -aa
4it -T in "rin-rm Tiir-:ar[.f>Dt v..m 1. Mutz I3?S tleai K
KitniifTc v-7;j.!ii'[i''- il^-?nti. Arcli-.v für -trirrioh. licj.-hioL:.
i04ff 27--. ff. M:tth":iliit-.n .i— Wr^Jn- ftir -jir iie-clji.-h:e d.-r
•■t:h>:n in I{.).n.-ti 17. >. il^iSff. I'aj M-i-te »inJ an* Frsnl
itoiiim':n. «:in<:n Tli-il Imt -r aVtr in Kr.L'laml t:w-rr.»-nr .-:n^ I
»fhrift it-M'-ri tU -iiain;" t,..ii..- war v..r ihm -n: It^-iiz .u- Krzt.i;
KJchiird v..rt Armai-Ii. E'riiii.i- v.-d Irlan^i. Kfi«- ält.-rtn Z-ir::.r
Wi^lif- nn.i O^LitiT- .It K-tirlicü^li^ «v;;!. I^chl.r. J-hanp
Wirlit 1. älTff 11. ii.; l^-.nli. Minli.ilun::.!! .Ic* \\-r-:iis n.
a;*, aft2 f.i.
I1 I!.i..-i '.-..(; W-irui'ilil MTijft-rr* ri-nim Nihrmii-annii < il ]
rhiliP'-^'-kv. 'I«r.iii> II l'n>iRi>- 'T^l. ri.4'^,: -l'^.K'iu T.nip.T.' li.
liBiXT.-if..r . . ■■■.jiijawiir jiM < iiiüM- ■-■■kiiiHi i-r XIV. v..]iiii<ii!3 lil.
.<icn>; n.'-n!":««-- *t Jiiri.- '■ai.<>iil<-i jh- alianmi artlmi: liV-rAliitin ,.1
fiiiriaiit v.-i,.:M,>.U.- iii^im.ria- l>-.ii.liii WIll,.-lim. WvtuA Wi,..:..r:i.U-n-r
ann« .1-Iiiii«i. -in..^ i'l.m "< .\vrm..n.- .t in allN -üvt r>is »Mt ii.i i
rlhun i:il>'i iiii'liF liliir- in I m■k^-i>■lI ^ (-■■iij[ii>nsvi-riT . Wunnu sich
Auira)»' (früri'l'r. .li.-.-r Wv— iirai|t:r L>t->'li:iiii luir«- Wiiin-lm vnn i .iu,i
gK\,>-\ft-ii Kin-1i>:iii:'-i'-)>i<-liri: l;.">liiucu> 2. \W} uth-. i,-|i [liiht.
von Konrad Bnrdach. 333
Balil nach der Gründung der Prager Universität strömte dort
offenbar eine Masse Handschriften aus allen europäischen Culturländern
zusammen. Wie in Paris, Bologna (Kirchhoff, Die Handschriftenhändler
des Mittelalters. 2. Ausg. Leipzig 1853), Avignon (Deoifle, Universi-
täten 1, 358), gab es auch hier Mibrarii*, Handschnftenhändler, nnd in
ihrem Dienst eine Menge von Illuminatoren und Schreibern (Tomek, Ge-
schichte der Prager Universität. Prag 1849, S. 41f.; Hanslik, Ge-
schic lite und Beschreibung der Prager Universitätsbibliothek. Prag 1851,
S. 24. 32). Besonders aber schrieben natürlich die Scholaren selbst,
die nach des Benes von Wcitmtthl glaubhsifter Aussage aus aller Herren
Länder, zumal aus England, Frankreich, Oberitalien gekommen waren
(I)enifle, Universitäten 1, 600), Bücher ab, zum Theil um sich ihren Unter-
halt zu verdienen und den ^pastus' (Honorar) für die Vorlesungen zu er-
schwingen. Viele, die auswärts studirt hatten, brachten auf ansländi-
scheu Universitäten angefertigte Codices mit. So enthält Schuttes Ver-
zeich niss canonisti.scher Handschriften der Prager Bibliotheken (Abhand-
lungen der böhmischen Akademie 6. Folge. Bd. 2) mehrere Nach-
weise von Büchern, die deutsche Studenten aus Böhmen in Padua,
Prag und anderen Universitätsstädten geschrieben haben. Die in Prag
docirenden deutschen Professoren hatten wohl so ziemlich alle ihre
wissenschaftliche Bildung im Ausland, sei es in Frankreich, auf italie-
nischen Universitäten, in Oxford, erworben oder doch wenigstens ver-
mehrt. Sie alle importirten natürlich auch auswärtige Handschriften.
Nicht andei*s die in Prag weilenden italienischen Gelehrten: der Ge-
schichtschreiber und Kosmogi'aph Johann Marignola (Friedjung a. a. 0.
S. 218 ff.); der dort docirende Doctor der Decrete aus Bologna, sei es
nun, dass er, wie Denifle meint (Die Universitäten 1, 592 und Anm.
1516), identisch ist mit dem 1355 in Karls Supplik angeführten *Ludo-
vicus d. s. Laurentio de Padua decretorum doctor* oder dass We-
runskys Vermuthung (s. oben S. 163 Anm.) zutrifH; der Mediciner Ma-
gister Balthasar de Tuscia (Denifle a. a. 0. S. 589), der Jurist Ubertus
de Lampugnano (s. oben S. 163 Anm.). Die Capitelsbibliothek zu St.
Veit in Prag besitzt einen so grossen Schatz juristisch -canonistischer
Ijitteratur des 13. 14. 15. Jahrhunderts, insbesondere casuistischer Rich-
tung, wie keine zweite ähnliche (Schulte, Die canonistischen Hand-
schriften 8. 4), und ohne Zweifel ist das Meiste davon in dem letzten
Drittel des 14. Jahrhunderts erworben.
Die grösste und älteste deutsche Gelehrtenbibliothek, die des
Araplonius Katinck, ist in Prag, wenn auch nicht begi'ündet, so
doch in ihrem Bestände sehr wesentlich vermehrt worden. Aus den
Händen von Prager Universitätslehrern hat Amplonius dort eine An-
zahl kostbarer Handschriften des Galen, Aristoteles, Thomas v. Aquino,
einige mit prächtigen Illuminationen, um 1385 erworben, und diese
Handschriften stammen zum Theil aus Frankreich und England (Schnm,
Beschreibendes Verzeichniss der Amplonianischen Handschrifteusamm-
lung zu Erfurt. Berlin 1887, S. VIII ff.).
Amplonius zeigt überhaupt höchst anschaulich dnrch seine Lebens-
334 Zur Kcnutniss altdeutscher Uandächriften etc.
wego und die Zusammensetzung seiner Bibliothek, über deren Herkunft
Schum a. a. 0. S. XIV. XV. XIX. 987 ff. werthvolle Nachweise giebt,
welche Strassen die geistige Cultur während des 14. Jahrhunderts in
Deutschland gezogen ist. Niederländer von Geburt, auf den Schulen
zu Soest und Osnabrück vorgebildet, auf den Universitäten Prag und
Köln , vorübergehend auch in Erfurt und Wien , sowie vielleicht auf
ausländischen lernend und lehrend, den Umkreis damaligen Wissens
mit Ausschluss der Jurisprudenz durchmessend, indem er von den
Artes zur Medicin und schliesslich zur Theologie vordringt, bringt er
seine Rüchersammlung durch Kauf einzelner Werke und kleinerer
Bibliotheken und durch methodische Abschrift eigener Hand und an-
gestellter Schreiber zusammen, wobei ihm Prag, Köln,') Brügge, da-
neben das Ausland (Frankreich, Italien, England) den meisten Zuwachs
liefern, und nach längerem Umherziehen endlich in Erfurt zur Ruhe
kommend, stiftet er 1412 dort das Collegium, dem er seinen Schatz
vermacht. Man sieht: an der östlichen und nordwestlichen'Periphcrie
Deutschlands erworben*^, nrt ausländischen, internationalen Einflüssen
durchtränkte Bildung wird im Östlichen Mitteldeutschland fixirt
und weiter vererbt. Es ist der Zug der Cultur, welchen Karls IV.
Politik sei es angeregt sei es zum Ausdruck gebracht hatte (vgl. oben
8. 149 ff.).
Der Kern aller dieser auf und für Uni vei^si täten veranstalteten
Sammlungen ist die theologische, streng kirchliche Litteratur. Nach
Karls IV. Tod, seit der Vermählung seiner Tochter Anna mit König
Kichard II. von Enghind (1382) gewann der englische Einflnss
grössere Kraft, die sich bis in die Ilussitenzeit noch steigerte, und er
warf dann auch eine bedeutende Menge wiclifitischer Litteratur an
die Moldau (Loserth, Hus und Wiclif S. 78 ff.). Dies lehrt ein Vergleich
des ^ Registrum librorum' aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhundert«
(Pergamentblatt des böhmischen Museums in Prag), das man nach
einer neueren Aufschrift für einen Katalog der Bücherei des Colle-
gium Carolinum angesehen hat (Serapeum 1 1 [1850]. Intelligenzblatt
S. 58 ff. 72 ff.; Ilanslik, Geschichte und Beschreibung der Präger Uni-
versitätsbibliothek S. 18 ff.; üottlieb a. a. 0. Nr. 156) '-i), mit dem ältesten
authentischen Katal(»g der Prager Universitätsbibliothek (Loserth, Mit-
theilungen des Instituts für Österreich. Geschichte 11, 301 ff.; Ilistor.
Zeitschr. 53, 59). Jenes 'Registinim' enthält von englischer Heform-
litteratur erst die Summa des Thomas von Bradwardin, der spätere
Katalog dagegen eine ganze Menge Schriften Wiclifs und seiner
1) Mit Kerbt nennt Schum a. a. (>. S. XV Ki*an don Mittelpunkt eines
gewissen internationalen Buch- imd riandschriftonhandcls : es war die Eingangs-
l)forte flir flandriscli-burgundischc, französische und niederländisch-englische
Cultur. Soit dem Ende dos 14. Jahrhundorts spiegelt das besonders Kölns
Kunstlebon wieder. Köln liefert auch filr den rragor Dombau einen beson-
ders starken Zuzug von Steinmetzen (Neuwirtli, Die Baureebnungen und der
Betrieb des Prager Dombaus in den Jahren 1372— 13TS. Pnig ls«M), S. 41Sf.).
2) Ks wird allerdings der KatjUog eines Prager Collegium sein, aber
%s ist imgewiss welches. Ich komme darauf uuteu zurück.
von Konrad Burdach. 335
Schüler. Nicht unbeträchtlich vertreten sind in beiden auch die antiken
Autoren, und diese Thatsache, die wir später unten näher in^s Auge fassen
werden, fällt in's Gewicht. Was in den Hörsälen der Collegien zur
Zeit Karls IV. hauste, war immer höchstens nur die funkelnagelneue
Weisheit der Pariser Modelehrer, später die polemischen Schriften der
durchaus in scholastischer Methode befangenen Reformtheologen. Hier
können wir also humanistische Regungen nicht erwarten. Damm muss
die Reihe klassischer Schriftsteller in jenen beiden Katalogen
schon als ein beachtenswerthes Symptom für Strömungen gelten, die
von anderen Stellen aus auch in die enge Sphäre der Universitätsgelehr-
samkeit eindrangen. Sie kommen vom Hofe Karls IV. , von der zu
seinem Hofstaat gehörigen Reichskanzlei.
Dort regen sich ganz andere Gewalten, dort fassen Renaissance
nnd Humanismus Fuss und ringen mit Theologie und Scholastik, da
wendet man sich auch der deutschen Sprache nnd Litteratur mit frischen
Kräften zu und sucht beide im Geiste der neuen Cnltur zu gestalten.
Es konnte nicht fehlen, dass in einem so lehrhaft gestimmten Zeitalter
keine andere Gattung der Litteratur und des litterarischen Gebrauchs
der Sprache davon so stark betroffen wurde als die didaktische,
von deren Schicksalen, soweit sie sich in den schriftlichen Documenten
abspiegeln, ja hier die Rede ist.
Karl iv. ist der Vater der deutschen Renaissance, des deutschen
Humanismus geworden, obwohl seinem innersten Wesen der eigentliche
Kern der neuen von Petrarca vertretenen Ideen unsympathisch bleiben
musste.i) Er begnriflT mit seinem klugen Geist und seiner ei*staunlichen
Receptionsfähigkeit , dass hier eine bedeutende Erscheinung sich auf-
richte, nnd er säumte nicht, sie in sein Königreich zu verpflanzen, und
soweit sie nicht seine festgezogenen Gedankenkreise störte, zu pflegen.
Physisch ein Deutscher mit einer Beimischung slavischen Bluts von
seiner Mutter Elisabeth her, war er geistig halb Franzose halb Deut-
scher und förderte auch direct den Aufschwung der deutschen Litte-
ratur und Kunst nach romanischem Vorbild, aber beide nur insofern
sie wissenschaftlicher Bildung oder geistlich -moralischer Erbauung und
Belehrung oder praktisch -geschäftlicher Schulung dienen, jedenfalls
nur, insoweit sie didaktisch wirken. Heinrich von Mügelns scholastisch-
allegorische Dichtungen bewegen sich in der ersten Sphäre, die reli-
giöse Malerei am Hofe, die kaiserlichen Kirchenbauten und die Ueber-
setzcrthätigkeit Johanns von Neumarkt in der zweiten, die Arbeiten
der Kanzlei in der dritten. Hier soll zunächst festgestellt werden,
1) Violleicht ist selbst mit dieser Fomuilining dem landläufigen Urtheil
über den ^mittehilterlichen Kaiser", der für den modenicn Geist der Renaissance
unempfindlich, tjuib und blind gewesen sei, und wie die Kundgebungen der
Entrüstung sonst lauten, noch zu viel nachgegeben. Besonders leidet unter
dieser Legende Friedjungs Darstellung in seinem oft erwälmten Buch. Man
kann meines Erachteus die Wahrheit nicht stärker vert'ehlen, als wenn man
Karls IV. Regierung „einen letzten Höhepunkt der versinkenden alten Zeit*
nennt und nur zugestellt, dass ^der innner regsame Herrscher nicht unempfind-
lich gewesen sei tlir das Herannahen eiuer neuen Epoche** (a. a. 0. S. l).
336 Zar Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
wie viel Karl IV. für die neue Bewegung des llumuniismus, sei es auch
in Unklarheit über ihre Tragweite, gethan hat.
Der Kaiser hatte etwas von der modernen, durch den Huma-
nismus genährten Vorliebe für historische Forschung: auf seine An-
regungen zurück geht die Geschichtschreibung, welche sich im
Kreise der Kanzleibeamten entwickelt. Doch ist es zweifelhaft, ob sie
in der Reichskanzlei schon zu Karls Zeit gepflegt worden ist. Der
Domherr von Prag Franz, fechischer Abstammung, widmete seine
auf Veranlassung des Prager Bischofs Johann von DraSic unternommene
Chronik in zweiter Bearbeitung dem Kaiser etwa zwischen 1353 —
1355 (I^renz, Deutschlands Geschichtsquellen ^ 1, 302; Loserth, Die
Königsaaler Geschichtsquellen. Fontes rerum austriacarum. Scriptores 8.
Wien 1875, S. 13). Möglich, dass er vorher auch in der Ueichskanzlei
amtirt hat und eine Person ist mit dem vom 5. December 1352 bis
6. August 1353 nachweisbaren Notar derselben, welcher sich einfach
*Franciscus' schreibt. Problematisch bleibt auch die angeblich ver-
lorene Chronik des Notars Otto, welche die Zeit von 1253 — 1346
umfassen und auf Befehl des Kaisers Karl begonnen sein soll. Ihre
einstige Existenz ist von Loserth (Archiv fllr Österreich. Geschichte 53,
38 ff.) ganz in Abrede gestellt, dagegen von Lorenz (Geschichtsquellep-^
1, 314 Anm.) als möglich aufrecht erhalten worden. Man könnte sich
als ihren Verfasser den Notar Otto von Donyn denken, der 1350
Vorstand der königlichen Landeshauptmannschaftskanzlei zu Breslau
war. Annehmen Hesse sich auch, dass dieser Notar Otto nur als Stoif-
sammler und Hilfsarbeiter für die auf Karls Befehl verfasste Chronik
des Benes von Weitmühl fungirt habe, zu deren ersten drei Büchern
sein Werk in nächster Verwandtschaft gestanden haben muss.
Aus den Kreisen der Karolinischen Historiogi'aphie , die des
Kaisers geistvolle Autobiographie und die Arbeiten des Benes, Jo-
hanns von Marignola, Pulkawas, Neplachs von Opatowitz repräsentiren
(vgl. Lorenz, Geschichts(iuellen'^ 1, 309 ff.), ist mittelbar wenigstens
auch die Snganer Klosterchronik des Sachsen Ludolf von Eyubeke *)
zu Ende dos Jahrhunderts hervorgegangen, der in Prag seine Bildung
empfangen hatte, 1373 in der juristischen Universität immatrikulirt ge-
wesen war, es bis zum Baccalarius der Decrete gebracht hatte und
im Augustinerkloster zu Sagan Leiter der Kanzlei und 1394 Abt
wurde. Hier wie in seinem 1422 vollendeten Tract^it tiber'das Schisma
bewährt er sich als ein streng kirchlich gesinnter Mann, der die Blüthe
Prags mit eigenen Augen gesehen hat und elegisch auf die goldene
ll>iedenszeit unter Karl IV. zurückblickt, als ein unbedingter Gegner
Wenzels, dem er alle Schuld an der Verwirrung beimisst, als ein
eifriger Feind des Hussitenthums und des Wiclifismus, als ein Wider-
sacher des Sachsenspiegels, wie Johann Kienkok, wie Karl IV., als
ein leidenschaftlicher Freund der deutschen Sache. Wenn er in
1) Vgl. lU)i'r ihn Lorenz, GesclnVlitsqucllen^ l, -VM. 2, 235. 237. 377
und Loserth, Archiv für üsterroicliischo Geschichte üO, 343 ff.
von Kourad Burdach. 337
seinem Kloster mit Strenge auf die Keform der Zucht und Herstellung
der arg gelockerten Sitte hielt, wenn er sich in Schlesien wie auf dem
Concil zu Pisa als feuriger Kanzelredner einen Namen machte, so be-
merken wir auch darin den Schüler der Karolinischen Zeit, dessen
littcrarisehe Thätigkeit wie eine Leichenrede auf sie anmuthet. *) An
ihm bewährt sich wieder die oben (S. 151) ausgesprochene Beobach-
tung, dass die unter Karl IV. in Böhmen erwachsene Cultur während
der folgenden stilrmischeu Zeiten in den nördlich angrenzenden Ge-
bieten sich ihre Stätte giündet.
Historische Interessen bestimmten Karl IV. zumeist, wenn er die
Litteratur französischer Prosaübersotzungen antiker Schrift-
steller, die in Frankreich seit dem Ende des 13. Jahrhnudeits, be-
sonders unter Johann IL (1350—1364) und Karl V. (1364—1380) sich
entfaltet hatte,"-) selbst nach Böhmen hinüber leitete, indem er von seiner
letzten Heise nach Frankreich (Winter 1377,78) unter anderen Büchern
wahrscheinlich jene kostbare illuminirte Handschrift in der Nostizschen
Bibliothek zu Prag mitbrachte, welche die französische Uebersetzung
des Livius von Pierre Bercheur, dem JVunde Petrarcas, enthält
(Friedjung, Karl IV., S. 279).-*) Man muss sich dabei erinnern, dass
auch Boccaccio den Livius in die italienische Landessprache tibersetzte
(Voigt, Wiederbelebung 2 2, 160; Gaspary, Geschichte der italienischen
T^iteratur 2, 645). Ohne tYage auf die vom Prager Hof ausstrahlen-
den Anregungen zurück geht die deutsehe Prosaübersetzung des Va-
l er ins Maximus, welche 1369 Heinrich von Mügeln, der zeitweise
Karls IV. llofrath angehört hatte, veranlasst durch Hertnit von Pettau^
verfasste, ebenso dessen deutsche Uebertragung der Ungarischen latei-
nisch(»n Chronik. Gerade Valerius Maximus war ein Lieblingsschrift-
steller der italienischen Humanisten — bekanntlich gab er Petrarca
das Vorbild für seinen *Liber rerum memorandarum' — und auch des
Karolinischen Kreises, wo er in Predigten und historischen Werken
(z. B. in des Adalbert Ranc(mis Leichenrede auf Karl IV., bei Konrad
von Waldhausen, bei Marignola u. ö.) mit Vorliebe citirt wurde; ihn
hatte etwa gleichzeitig mit Heinrich von Mügeln in Frankreich auf
Wunsch des Herzogs von Berry der Johanniter und Doctor der Theo-
1) Ob Ludolf zu Prag in Kanzleigeschäften Erfahrung sich erworben
hatte, bleibe dahin gestellt. Seine Verwendung in Sagäu könnte daflir
si)rcchcn. .Jedes talls hat er, da über seine schlechte Handschrift geklagt
wurde, als Schreibor keine besondere Schulung besessen.
2) (.'ucheris in der Euileitnng seiner Ausgabe des Philobiblon von
Richard de Bury. Paris 1^5«, S. XXX VI ff.; Schwab, Johannes Gerson. WUrz-
bnrg li>5s. S. 79f. ; Woltniann, Geschiclite der Malerei 1, HöOlT.; Delisle, Le
cabinet des nianuscrits. Paris lb()8, l, 15 ff. und Melanges de paleogrnuhie
et de bibliograi)hie. Paris 1880, S. 25Tff. ; Voigt, Wiederbelebung des class.
Alterthnnis- 2, 1*3^ ff.
lU Sie wurde Wül dem Grafen Johann Hartwig von Nostiz von dem
Dichter Daniel Gasi>er von Lohenstein geschenkt (llirsching, Versuch einer
Beschreibung sehiMiswürdiger Bibliotheken Teutschlands 3, 1,470). Vgl. auch
W oh mann, Geschichte der Malerei 1, :3üo.
338 Zar Konntniss altdeutscher Handscliriften etc.
logic Simon de Ilesdin tibei-setzt und commentirt (Voigt, Wicderbele-
bnng ^ 2, 342), eine Arbeit, von der man in liöhmen Kenntniss haben
konnte; er wird von den italienischen Genossen und Nachfolgern Pe-
trarcas eifrig commentirt, und er bleibt auch in Deutschland, als der
Humanismus dort seineu wirklichen Einzug gehalten hatte, eine viel
gelesene und viel benutzte Quelle filr historische Anekdoten.
Karl IV. trug etwas von der humanistischen Elixfurcht vor alten
Manuscripten und den antiquarisch-historischen Interessen der Renais-
sance in sich: das Werk des böhmischen Chronisten Cosmas liess er
durch den Prager Domherrn Plichta, der selbst Bücher sammelte und
(nacli Libri erectionum 1, S. 40, Nr. 76. S. 42, Nr. 79) am 16. Juli
1362 noch lebte, am 6. September aber schon tot war, aus der alten
von Motten zerfressenen Handschrift dreimal abschreiben (Friedjung
a. a. 0. 8. 201. 238). Er hat zuerst die alten Urkunden und Privi-
legien der Krone Böhmen zusammen bringen und ordnen lassen und
auf seiner Burg Karlstein das erste moderne Archiv begründet. Auch
sein Keliqniencultus, der in eine fast unbegreifliche Sammelwuth aus-
artete (vgl. darüber jetzt Horfifka, Kunstthatigkeit Karls IV. Fort-
setzung. Jahresbericht d. Prag -Altstädter Gymnasiums 1883 — 84), floss
meines Erachtens wie seine Abfiissung der \Venzelslege^de (über sie
vgl. Friedjung a. a. 0. 8, 150 ff.) zuitaeist aus seiner Pietät vor dem
Alt^rthnm und Urkundlichen. Freilich hat Petrarca „für dergleichen
nie das mindeste Interesse gezeigt**, aber wenn Karl über die Er-
werbung eines alten Codex des Marcusevangeliums hocherfreut war
X». Iluber, Regesten, S. 155. Nr. 1938—40; Horöi6ka a. a. 0. Fortsetz-
ung S. 61 f.), so bewies er dieselbe Regung, welche Petrarca und
seinen Anhang mit sentimental-elegischer Andacht zu den Membranen der
alten Klassiker und den antiken Ruinen eifüllte. Auch der liumanistische
Cultus der Geburtshäuser und Gräber bedeut^^nder Männer, des örtlichen
Ruhms griff vielfach zu dem Mittel der Legendenbildung. Nur der
Gegenstand war verschieden: dort die christliche, hier die antike Welt.
Und wahrscheinlich nicht richtig ist's, dass der Kaiser nie nach einem
Livius verlangt habe (Voigt, Wiederbelebung ^ 2, 270): zwar nach keinem
in der Ursprache, aber doch wenigstens, wie sich eben zeigte, nach einem
in französischer Uebersetzung! Ueberdies kam Karls Liebhaberei für
Reliquien der heimischen Goldschmiedekunst in unberechenbarer WY'iso
zu Gute : was in Prag während kurzer Zeit an feineren Arbeiten dieser
Art hervorgebracht wurde, lässt die grosse Liste dort ansässiger, be-
güterter Goldschmiede ahnen, macht der erhaltene Schatz böhmischer
Kroninsignien, Reliquien, Monstranzen u. s. w. sichtbar (s. Ilorcif ka,
Fortsetzung der genannten Abh<ind1ung S. 22 tf.). Diese Anregungen
gingen nicht verloren, und sie waren realer Natur, wie es Karls Auf-
fassung von Kunst und Wissenschaft entsprach. Irren würde man
übrigens, wollte man Karl um seiner Reliciuienverehrung willen dem
aufgeklärteren Italien entgegenstellen: auch dort sammelte das bekehrte
Weltkind Boccaccio Reliquien; auch dort blühte, wie Burckhardt (Die
Cultur der Renaissance. 4. Auti. Leipzig 1885. 1, 73 f. 2, 225 ff.) go-
von Konrad Burdach. 339
nugsain belej;t, der Keliquienglaube noch im Zeitalter Euea Silvios bei
Hoch und Niedri«:.
An Sinn für Kritik fehlte es Karl IV., wenn politische Fragen
ins Spiel kamen, durchaus nicht. Er hat bekanntlich Petrarca zu einer
Prüfung der gefälschten österreichischen Freiheitsbriefe veranlasst, die
das älteste Heispiel einer freilich noch sehr kindlichen Diplomatik ist
(Jäger, Archiv f. österi^ich. Geschichte 38, 437 if.; Steinherz, Mitthei-
lungen des Instituts f östen-eich. Geschichtsforsch. 9, 62 ff.).
Auch für die im Zeitalter der Renaissance neu entdeckte, so
stark in den Vordergrund geschobene Bedeoinng des Individuums
hat Karl IV. wie kaum ein anderer gleichzeitiger Fürst Empfindung
besessen. Mag man die Dichterkrönnng des Zanobi da Strada, welche
er zum Verdruss Boccaccios in Pisa vollzog,- eine blosse Komödie
nennen, sie beweist so gut wie die Thatsache, dass er dem Historiker
Heinrich von Herford in Paderborn ein Grabmal errichten Hess, dass
er sich mit einem Stab von Historiographen umgab gleich den späteren
kleinen italienischen Fürsten, dass er Petrarca zum Pfalzgi*afcn er-
nannte (1357), dass er im Triforium des Prager Doms die Portrait-
büsten der Baupfleger und der Architekten neben der seinen und denen
seiner Familie aufstellen Hess, seinen Sinn für die Macht der künstle-
rischen und wissenschaftlichen Persönlichkeit, seine Anerkennung
derselben als einer Kraft, mit der auch der Staatenlenker zu rechnen
hat. Sie lehrt zugleich, dass er von dem neuen Stichwort der huma-
nistischen Lehre etwas begriffen hatte, dem Ruhm.
Im December 1354 hatte auf des Kaisers feierliche Einladung
die erste persönliche Begegnung mit Petrarca, der von Mailand -herbei-
geeilt war, stattgefunden. Damals wurden jene denkwürdigen tage-
langen (iespräche zwischen Karl und dem Poeten über „die berühmten
Männer" geführt, die wie ein erstes Morgenroth der modernen Zeit
erscheinen.') Der Kaiser hatte die Widmung verlangt von Petrarcas
Buch *De viris illustribus*, seinem wissenschaftlichen Lebenswerk; der
Dichter erwiderte mit Stolz, erst wenn Karl durch Thaten und Seelen-
grösse den berühmten Männern des Alterthums sich gleich machen und
solchen Ruhm wie sie erringen werde, sei er würdig der Zueignung.
Und der Kaiser, weit entfernt, über solch kühnes Wort nach Despoten-
art sich zu erzürnen, hörte mit strahlenden Augen und heiterer Stirn
zu, Hess sich von Petrarca einige silberne und goldene Münzen antiker
Kaiser schenken, das Leben der Einzelnen erzählen und gestand
schliesslich , nie ein angenehmeres Geschenk erhalten zu haben. Er
nahm selbst Theil an Petrarcas Sammlerthätigkeit und übersandte ihm
später bei seinem Abschied von Italien durch Laelius (Lello) eine alte
römische Kaiserniünze ('Caesaream effigiem pervetusti operis', Epistolae
Hb. 19, 12, Fracassetti 2, 548). Mochte hinter dieser Gabe eine
1) Bekunntlich hat Petrarca soinon Aufenthalt in Mantua selbst ge-
schildert: Epistolae familiäres Hb. 11), :<. ed. Fracassetti 2, 51 ß. Die ei)Oche-
machoiide Bodcutmig dieser Unterlialtungon hobt gut hervor Körting, Pe-
trarca S. 32U.
340 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
leise Ironie sich bergen über die phantastischen politisehen Folge-
rungen, die der Dichter aus der Geschichte zog, so traf er doch mit
ihm zusammen in der moralischen Tendenz der GeschichtsautVass-
ung. Hatte er doch schon in dem wahrhaft vernichtenden Brief, wo-
mit in seinem Namen der gefangene Cola di Kienzo die Declamationeu
in Petrarcas eretem Schreiben beantwortete (Frühjahr 1351; abgedruckt
bei Pclzel, Karl IV. Bd. 1, Urkundenbuch S. 160 f.),«) erklären lassen,
dass Ruhm und Ehre ihn in seinem Handeln leiten sollten, dass ihn
in der Verwin'ung der Gegenwart unter der ungeheuren Bürde der
Hen*sehaft einzig die Liebe zur Tugend aufrecht erhalte.
Nur ein Fürst, der die geniale Persönlichkeit an und für sich
ehrte und zu begreifen wusste, konnte die masslos heftige Sprache
ruhig hinnehmen, die Petrarca in seinen Briefen mehrfach und be-
sonders nach seinem Abzug von Italien gegen ihn führte: man ge-
wahrt den Anbruch einer neuen Aera, wo die freie Kritik aus auf-
richtiger Uebcrzeugung auch von den irdischen Machthabern gehört
und ertragen wird.
Karl IV. duldete rückhaltlose Meinungsäusserung in ernster wie
in humoristischer Form. Er besass Verständniss für die neue Form
des individuellen Spottes und Witzes, wie er in Italien im
Gefolge des höher entwickelten Selbstgefühls, der Autonomie des Indi-
viduums und zugleich als Gegengewicht dawider um sich griff und
durch die Klasse des *uomo piacevole*, des ^buffone* verbreitet wurde.
Die scherzhafte Urkunde, in welcher Karl IV. einen seiner HofnaiTen
zum Narrengrafen machte (in der Cancellaria Caroli IV. bei Neumann,
Neues Laus. Magazin 23, Nr. 19),^) und die witzige Ernennung des
1) Auch bei de Sade, Menioircs ptiur la vie de Francois Petrarque.
Tonic 2. Amsterdam 1 704. Pieces justihcatives Nr. 84 (in dem mir zugäng-
lichen Exemplar der hiesigen Universitätsbildiothek fehlend); iu italienischer
Uebersetzuug bei Fracassetti, Lettere di Franc. Petrarca dellc cose faiiiiliuri.
Firenze l^(il». 4, S. 85 flf. Nach einer Mllnchener und einer Leii)ziger Hand-
schrift von (1. Voigt, Abhandlungen der bayrischen Akademie der Wissen-
schaften. Ilistor. U. Ui, 3, S. flOff. (Beilage IS) abgedruckt, vd. ebd. S. 41.
Der Text dieser Ihwdsdiriften i.st viel schlechter als der von Pelzel gegebene,
welcher Voigt seltsamerweise unbekannt geblieben zu sein scheint, aber beide
bieten die liöchst wichtige, kaum anzuzweifelnde Ueberschrift : 'Kesponsio
domini Caroli Komanornm Iniperatoris facta per Nieolanm Laurencii olini tri-
bunum Konie'. Wahrlich eine geniale Ironie, Petnirca durch seineu politi-
schen (•lesinnungsgenossen, dt^ssen Sache er nur aus der Ferne vertreten hatte
und 80 lange es ungefährlich war, abfertigen zu lassen !
2) Zur Kennzeichnung ihres Charakters sei der ganz humanistische
Schluss niitgetheilt : 'Dattnu apud Inferos in Acheronte medio, trans Lethei
Huminis ripas in neniore (Neuniann: neuujres), ubi Cocytus (Neuniann: Cho-
dices) amne (Neumann: aniime) amaro preterüuit et Stygis (Nemnanu: Stigis)
minatur austerit:is prutluvium (Neumann: pro tiuviumj ininiicum. Anno, quo
Jovialis Serenitas i)ortas inferni destruxit, die, cjuo nostri i)rincii)is menioratur
captivit:is, et iu seculo, quo nostra cessavit auetoritas, aurei temporis imperio
dominante.* Zugleich eine Probe tllr den Textzustand des Neumanuschen
Abdrucks! Eine kritische Ausgabe miisste allerdings die Orthographie
genau bewahren (Cocitus, ampne u. s. w.), aber auch die ofteubaren Fehler
berichtigen.
von Konrad ßurdach. 341
Dolcibonc zum „Könip: der italienischen Spassmacher" ist öfter an^e-
fiUirt worden (vpjl. x. B. Friedjiinf? a. a. 0. 109), und befdes ist in der
Tliat clinrakteristiscli , „eine Vorahnung Pietro Aretinos", wie sieh
Burckhardt (1, 70) ausdrtlckt.
In diesen Scherzen liegt ein gutes Stück Ernst: das Zugestand-
niss, dass das innere persönliche Leben des einzelnen Menschen etwas
Bedeutsames, Wichtiges, uuter Umständen Unverletzliches, ja Souve-
raines sei. Dies war es, warum Karl von Petrarca bei dem Zusammen-
sein in Mantna die Erzählung seiner Lebensereignisse verlangte und
dann aufmerksam, ja selbst ergänzend und berichtigend, zuhörte. So
wird ihm denn auch das eigene Seelenleben zum interessanten
Stoff fttr seine litterarische Darstellung. Indem er selbst über seine
Erlebnisse Tagebücher führte und seine Memoiren schrieb, betheiligte
er sich an jener Gattung der Litteratur, welche in das moderne Europa
zuerst Petrarca durch seinen Brief an die Nachwelt, sein Buch vom
geheimen Kampf seiner Herzenssorgen eingeführt und dann die grossen
Häupter der Renaissance Enea Silvio, Benvenuto Cellini, Girolamo
Cardano weiter gepflegt haben, und es ist noch die Frage, wer von
beiden, Karl oder Petrarca, dem gi'ossen Vorbilde Angustin, in dessen
Verehrung sie zusammentrafen, an Wahrhaftigkeit und strenger Auf-
richtigkeit gegen sich selbst näher kam.
An jener Entdeckung der Welt und des Menschen, ander
Entdeckung der landschaftlichen Schönheit, an dem Interesse für ferne
Länder und ihre andersgearteten Zustände, an dem Sinn für die Cha-
rakteristik der Völker, an der Vorliebe für Schilderungen von Gegen-
den und Städten (Petrarca, Leonardo Bruni, Poggio!) worin, wie Burck-
hardt so schön dargelegt hat, die italienische Renaissance der modernen
Menschheit den Weg zeigte, sehen wir Karl IV. vielleicht als den
ersten Regenten Europas betheiligt Auf seinem Zug nach Rom führte
er nichts aus von dem, was die italienischen patriotischen Phantasten,
Petrarca an der Spitze, sehnsüchtig erwarteten : er hielt sich dem öffent-
lichen liCben der Stadt fern, besuchte in der Stille der Nacht Kirchen
und Heiligthümer und machte mit seinem Gefolge einen Ausflug nach
Tivoli. Von dem Phantom der mittelalterlichen Kaiserherrlichkeit wollte
er nichts wissen, aber der Schönheit einer italienischen Frühlingslandschaft
— es war im April — gab er sich hin, wie ein moderner Mensch. Den
Vorläufer des grossen Genuesen, den Minoriten Johann Marignola,
der in seinen cosmogi-aphischen Berichten sich trotz aller wunderlichen
Verquickung mit dem alten scholastischen Unsinn geographischer
Fabel ei(^n zur Darstellung des wirklich Gesehauten und zu einer tole-
rantem Auffassung der fremden Culturen aufschwingt, zieht er an seinen
Hof und beauftragt ihn, die Chronik Böhmens zu schreiben, offenbar,
weil er gerade ihm einen besonderen Sinn für das Charakteristi-
sche der böhmischen Nation zutraute. Auch dies ist von Vorbedeutung:
während der ganzen nächsten Epoche nimmt die Reiselitteratur in
deutscher Prosa den breitesten Raum ein (vgl. Gödeke, Grundrisse 1,
375 ff.), und was Marignola begann, hat derjenige italienische Humanist,
342 Zur Kenntniss altdeutscher HaudsclirifleD etc.
welcher am meisten auf Deutschland gewirkt hat, Enea Silvio, in seiner
geographischen £ncyclopädie vollendet.
Von den eigentlichen Führern des Rpäteren ITumaniBmns scheidet
Karl IV. allerdings seine abweichende Auf^'assung der Kirche, viel mehr
aber und geradezu durch eine tiefe Klutt der principielle Gegensatz
in Hinsicht seines Verhältnisses zum Staat. Dem Individualismus
und Libertinismus als politischem Axiom, der Indifferenz gegen die
organisirte Vertretung des Christ^nthums auf Erden, wohin die spätere
Renaissance immer mehr drängte , stand er weltenweit entfernt. Den
Einfluss Peter Rogers (Clemens VI.) hat er niemals ganz tiberwunden
und aus der geistigen Atmosphäre von Paris und Avignon ist er nie-
mals ganz herausgekommen. Die Scholastik hatte ihm den Sinn für
das Gesetz, für die strenge Ordnung, die begriffliche Klarheit,
aber auch den supranaturalistischen Zug zur Symbolik eingepflanzt,
wie er sich in dem Fragmente seiner Predigt und namentlich in
seinem *Liber moralitatum' (vgl. Friedjung, Karl IV., S. 147 ff*.) knnd-
giebt: dieser schwimmt völlig im Fahrwasser des oben (S. 19 ff., 145)
genannten avignonischen ^Lumen animae\ steuerlos den wirbelnden
Winden einer toll gewordenen Symbolik preisgegeben. Indessen den
asketischen, streng kirchlichen Sinn, der in diesen Schriften redet,
theilten, was man nur zu leicht vergisst, auch manche der späteren
italienischen Humanisten (vgl. z.B. Burckhardt 1, 237. 2, 245), und
Petrarca zumal ist, wie Körting mit Recht stark hervorgehoben hat, sein
Ijeben lang von den beiden sich widersprechenden Mächten beherrscht
worden: der Jenseitigkeit der christlichen Weltanschauung, ihrer welt-
flttchtigen Frömmigkeit, ihrer düstern Askese, und der Diesseitigkeit
der Renaissancecultur, ihrer hellen Lebenslust und Schönheitsfrende. ^
Wer aber tlber Karl IV. ob seinem wüsten Allegorisieren die Nase
rümpfen und darum das Märchen von seinem mittelalterlichen Gesichts-
kreis wiederholen möchte, der erinnere sich, dass damals die ganze
Welt von 'der Sucht nach Allegorie eifüllt war: ein Dante so gut wie
ein Wilhelm Langland und auch Petrarca, der nach den Lehren der
frühchristlichen lateinischen Schriftsteller die Poesie geradezu als die
Kunst deßnirt, die Wahrheit der Dinge mit lieblichen Hüllen auszu-
schmücken (Körting a. a. 0. S. 650 f.), der in seinem Tract;it *l)e re-
mediis utrinsque fortunae' di<» Hoffnung, Freude, Veniunft, Furcht als
sprechende Personen auftreten lässt und in seinen Eklogen einen
bodenlosen Abgrund dunkelster Symbolik öffnet,^) ja selbst Boccaccio,
1) Eine älmliclie Mischung von Christlichem und Humanistischem zeigt
sich bei Robert von Neapel (Voigt, Wiederbelebung'-' 1, 451 ff.) und Alfons
vou Aragon (Burkliardt 1, 251 ff.).
2) Auch er trat der antik<Mi Mythoh)gie mit ullegorischer Auffassung
gegenüber, wie seine jetzt bekannt gewordenen Scholien zur lateinischen
llomeriibersetzung des Leontins Pilatus lehren (Nolhac, Revue de pliilologie
11, 97 ffA Es ist ganz und gar luittelalterlich gedacht, wenn er zu Homers
Ausdruck Aaifiorfi; (llias 1, 222) anmerkt, dies sei ein be^ichtenswerthes Be-
kenntniss des ältesten und wichtigsten Zeugen dafür, dass alle (Götter der
Heiden Dämonen seien, oder wenn er bei der Drohung der <^rzliniten Aphrodite,
von Ronrad Burdach. 343
der Be^ünder des raodcnien Realismus in der Erzählnngslitteratur,
der p^leichwolil die antike Poosie eclit mittelalterlich christlich-allegfo-
riscli nuslej^e und in Petrarcas Liebe zu Laura ledijjlich ein dichte-
risches Gleichniss für die Sehnsuclit nach dem Lorbeer erblickte, der
im Nimfale Ameto, in seinen lateinischen Idyllen, in der Amorosa
Visione, in sieinen Oottergenealogicn , in seinem Dante- Commentar die
p^leiche Vorliebe för das allegorische Maskenwesen, ftir die mystische
Verkleidung des Heidnischen in's Christliche, des Persönlichen und
Gegenwärtigen in das Moralischallgemeine bethätigte. Auch die Refor-
matoren,') Luther gar sehr eingeschlossen, haben in Predigt und Bibel-
hermeneutik die uns anwidernde Methode des Allegorisirens noch nicht
tiberwunden : immer noch machen auch sie wie die Scholastik von der
sogenannten ^ Moral ität' Gebrauch. Die Scholastik starb nicht, was so
oft fälschlich geglaubt wird , mit dem Siege der Renaissance und der
Reformation : erst die weitere Ausbreitung empirischer Natnrforschung
seit dem 17. Jahrhundert hat ihr den Todesstoss gegeben; erst damals
fangen die Drucke scholastischer Werke des Mittelalters an selten zu
werden, allmählich zu verschwinden, und eine einfache bibliographische
Tabelle, welche die Fortpflanzung der scholastischen Litteratur durch
den Buchdruck vollständig vor Augen stellte, wtirde am leichtesten alle
irrigen Vorstellungen zerstreuen.
In kirchlichen Dingen lassen sich immerhin zwischen Karl IV.
nnd Petrarca Berührungspunkte genug finden : beide erscheinen hier als
Uebcrgniigsgestalten, als Menschen mit doppeltem Gesicht, das eine zum
Himmel, das andere nach der Erde gerichtet. Aber nicht so in der
Politik. Da offenbaren sie sich als grundverschiedene Naturen, zwi-
schen deren entgegengesetzten Anschauungen keine Verwandtschaft,
keine Beziehung besteht. Nicht die Auffassungen praktischer, realer
einzelner Fragen trennen sie, sondern ihre völlig unversöhnlich einander
widerstrebenden Grundsätze. Nirgends tritt das fassbarer zu Tage, als
in dem («espräch zu Mantua (December 1354): der Kaiser fragt den
Poeten, welcher Lebensweg ihm am meisten zusage. Petrarca antwortet:
das einsame Leben in Wäldern und auf Bergen, der Kaiser bricht in
Lachen aus, wozu er ein Recht hatte, indem er sich erinnern mochte,
welche Künste der Schmeichelei und Verstellung, welche Betriebsam-
keit und Verschlagenheit des Servil ismus der nach dem Alleinsein
sehnsticlitige Dichter aufgeboten hatte, um in den Besitz äusserer Ehren
und (iüter der grossen Welt und für.stHcher Huldigungen zu gelangen.
Eine lebhafte Disputation entstellt, Petrarca verweist schliesslich mit
sie wordi^ Helena vorlassen (llias ;j, 414), inoralisirt: für die, welche ihr Leben
dor N'emiM und den Leidenschaften geweiht haben, gäbe es nichts härteres,
als von diesen im Alter verlassen zu werden.
1) (iegen dii^ homiletischen Werke der alten Kirche eiferten sie frei-
lich lind vtTliülmten dt^ren mystische M(»ralisationen. Das öUer genannte
*liiiiucn animae\ diesen Typus allegorischer Dentungskunst, brandmarkt
z. B. Michael Neander, Urbis terrae partium succincta explicatio. Lipsiae 15b6,
Bl. FT.
344 Eine unbekannte Schrift Wimpfcliugrs
der ihm eig^enon Autorencitolkcit aiif das Bncli, welches er über das
Thema geschrieben liabe, und der Kaiser versichert, er werde es ver-
brennen, falls es ihm jemals zu Gesicht komme (Epistolae de rebus
familiaribus , lib. 19, ep. 3. Fracassetti 3, 521 f.). Körting irrt,
glaube ich, wenn er behauptet, dies Wortgefecht sei von Karl „gewiss
nicht ernst gemeint" gewesen (Petrarca S. 328). Es ward oflreni)ar mit
der für den Kaiser charakteristischen Ironie geführt, aber der kStreit
hatte oline Zweifel eine sehr ernste, reale Ursache. Auch Karl kannte
die heilende Kraft der Zurückgezogenheit, den Zauber der stillen
Natur: im romantischen Beraunthal hatte er sein Karlstein errichtet,
und oft genug flüchtete er aus dem iJlrm der Welt und der Wirrniss
der Regierung an diese StHtte religiöser Sammlung. Aber er weihte
sein Leben dem Dienst der Gesammtheit, dem Staat; er spürte in sich
keinen Hauch von jenem egoistischen Subjectivismus , der sich in Pe-
trarcas sentimentalen Anwandlungen, in seinem gelegentlichen Welt-
schmerz zeigt und in so seltsamem Widerspruch steht zu der anderen
Seite seines Wesens, dem Ehrgeiz, der Ruhmsucht, der Begierde nach
weltlichem Glanz und Wohlleben. Der Kaiser, Vater und Schützer
des Rechts, vom Morgen bis zum Abend unermüdlich für Ordnung,
Ruhe, Sicherheit des ihm anvertrauten Reiches arbeitend ; der Dichter,
den Kopf voll unwahrer politischer Traumbilder, mit dem eigenen
Leben den neuen Cultus der ästhetischen Selbstsucht bewährend —
so stehen sie in Mantna einander gegenüber, und wer darf sagen, im
Geiste der modernen Zeit hätte damals Petrarca geredet? Sein poli-
tisches Ideal verdient, wenn irgend etwas, den Namen mittelalterlich:
der Gedanke einer Verbindung Deutschlands und It^iliens unter einem
gemeinsamen Herrn, dem zugleich das Weltimperium zufalle, ist und
bleibt ein echtes Product des Mittelalters, und wie er entsprungen ist
aus der für jene Epoche charakteristischen Vermischung der Zeiten,
aus dem mangelnden historischen Unterscheidungsvennögen , ans der
Unfähigkeit, vergangene Zustände objectiv zu erkennen, so wurde er
dadurch nicht modemer, dass Petrarca die Scipionen zu Zeugen für
die politische Gestaltung der Gegenwart aufrief und er, der über des
Augustus und Tiberius Leben besser Bescheid wusste als Karl IV. und
diesen hierin mit pedantischer Genauigkeit belehren konnte, in der
alten phantastischen Weise der mittelalterlichen Kaiserchroniken die
römischen Imperatoren als Vorgänger Karls IV. betrachtete und sie
ihm zum Muster anpries. (Fortsetzung folgt.)
Halle a. S. Konrad Burdach.
Eine unbekannte Schrift Wimpfelings.
Es ist merkwürdig, dass Jakob Wimpfeling während seiner ersten
akademischen Lehrthätigkeit in Heidelberg mit keiner einzigen Schrift
^n die OefTentlichkeit getreten ist. Auch der bereits 1474 entstandene
von H. Holstein. 345
'Tractatulus prosodie et artis metrice', sein erster bedeutsamer schrift-
stellerischer Versuch, erschien als selbständige Schrift erst 1505 in
einer von Johannes Adelphus veranstalteten Ausgabe, nachdem er, wie
Knod in dieser Zeitschrift V, 473 nachgewiesen hat , ohne Vorwissen
des Verfassers von einem spekulativen Buchdrucker zuerst der oft ge-
druckten Grammatica des Wiener Professors Bernhard Perger angehängt
worden war. Erst mit dem Jahre 1486 beginnt Wimpfelings littera-
rische Thätigkeit, als er 1483/84 das Amt eines Dompredigers 4n
Speier übernommen hatte, das ihm ausreichende Müsse zu litterarischen
Arbeiten gestattete. So erschien denn 1486 das grössere Gedicht
* Landes ecelesiae Spirensis', ein Beweis seiner Dankbarkeit fttr die
Aufnahme, die er beim Domkapitel in Speier gefunden hatte (Schmidt,
Histoire litt^raire de PAlsace. Par. 1878, I, 14. 165. 11, 317, nr. 1).
Zu derselben Zeit verfasste Wimpfeling auf die Bitte des Bischofs
Ludwig von Speier ein ^ Officium de compassione b. Mariae semper
virginis', dessen Einführung in der Diöcese der Bischof veranlasste.
Wir erfahren dies aus des Trithemius Catalogus illnstrium virorum
f. 65*^, wo ausdrücklich bemerkt wird, dass Wimpfeling das Werk ver-
fasst habe *ad instantiam Ludovici episcopi qui Id ipsnm in sna dio-
cesi publice cantare institnit\ Es ist nicht bekannt, dass das Werk
durch den Druck veröffentlicht worden ist, aber nach J. M. A. Loebel,
der in den Abhandlungen der KurpfUlzischen Akademie der Wissen-
schaften in Mannheim vom Jahre 1789 (Acta Acad. Theod.- Palat.
Tom. VI hist. Mannh. 1789 p. 383—428) in einem Aufsatz über die
„Speierschen Urkunden-Bücher, Chronic-Schreiber und andere Schrift-
steller nach der Zeit-Ordnung'^ handelt, befand sich im Jahre 1781
das Officium de compassione b. Mariae semper virginis in einem hand-
schriftlichen Exemplar auf Pergament in gothischer Schrift in gross-
folio unter den Choralbüchern des Domarchivs zu Speier.
Schmidt a. a. 0. 1, 14 bemerkt, dass Wimpfeling ausser diesem
Officium noch ein zweites de sancto Josephe verfasst habe, das eben-
falls in der Speierschen Diöcese Eingang gefunden habe. Er beruft
sich dabei auf Trithemius, der jedoch davon nichts meldet, auf die
Defensio Germaniae und auf Matthias Ringmann (Philesins) in der Wid-
mung von Wimpfelings Oratio de spiritu sancto an den Dompropst
von Strassburg Philipp von Duhn-Oberstein.
Wie Trithemius, so meldet auch Peter Günther in der Defensio
Germaniae nichts von dem Officium de sancto Josephe. Unter den
Schriften Wimpfelings nennt er nach dem Carmen de conceptu Mariae
nur das Officium de compassione eiusdem. Er konnte es auch nicht
nennen, da es 1502, in welchem Jahre die Defensio Germaniae ver-
fasst ist, noch nicht erschienen war. Der einzige, der beide Officia
nennt, ist Matthias Ringmann, der die Oratio de spiritu sancto im Jahre
1507 herausgab, und er konnte sie mit Recht nennen, da das Officium
de sancto Josepho seit 1504 bekannt war.
Diese bisher unbekannte Schrift Wimpfelings erschien unter fol-
gendem Titel:
Vm. 7. u. 8. 24
M^; Kar- u'vtiu.-' ^iri^ W*hi-^.>
iJ]a**r»-^ fi ^♦'ii^r'>'i dv miai c*- ^-x^'.vl.. z-i::rlr «H^tle^i«-
IfMnuUrT ♦io Bild- dar-t^-llfrod d> k»-:l:r*: FaiL!l> : J -v-ji. MiltIä
■ftd da» J«r«ii-ktAd. Alb Kbd**: liupre^«k«iiZD p^r J kazx-xn WrL'jtf^rr
IX. di*- ttiarfrij: Aftbo doiciui M. D. iiij. •♦ EL 4'. — -STra?^r-«rr^:r
Ilrwrk V mit pßihi^h*rü T>p^n: Titd. Initial^-ii and di*- Bc-2^»LniU4:?irB
MriMrr A^/Mrboitt«' viad in rother .Schrift aa?eef^fan. J«-dr Seile- i^
Na^h dfrra TheJ war da» Offieinm auf Er*Behen des BL^b«-f§>
Albreebt von .Strae^bon? zum Oebraoth f&r die >tra»<^bari?pr Kirche
aajHT^rarbeitet. lier Wrfaw^r ist weder aof dt-m Titrl n-.<b am Ende
f^nauot: daj»^ *> a)>er WimpfeJiDcr war. bevei->t eiomal die •>bl<re An-
l^be de« Matthias KimmuiDo. Mpdann aber t>efiDdet firh auf der Köek-
Mite de4» letzten BJatten in dem mir Torliecrenden Exemplare der l'ni-
Tim»ititj»'BibJiotbek zu lleidelbenr foJfrende handAehrifUiehe Bemerkung
von nehr alter Hand: -Ihtt officium composnit ma^^ter Jac<>biL<^ Wim-
phelinipu-. fjuamuii* non addiderit nomen'. Die Wort«* stammen Ter-
mnt blieb von dem ebema liefen Beisitzer de^ .Sammelbandes, in velchrm
Mcb die-e Schrift befind«'! und welchen Ilartfelder im Ueidf Ibersrt-r Gx m-
DJUiialprof^ramme 1884 .S. 10 AnoL 6 erwähnt. Dieser Sammelband irt-
hf)rte urhprflnfrlich einem frewisfsen Jeronimn.r Hamerl von Lanimren «Lan-
f^DKinun;. Ober den mir nicht» weiter bekannt geworden ist a]^ dass er
e\n bef^eifiterter Hchttler und Anhinger Wimpfelings gewesen ist : denn
er hat in dicncm .Sammelbande, den er 1507 anlegte . lauter Wimpfe-
liogiana vereinigt, den Inhalt deÄ>elben auf dem er>ten Innendeckel
genau angegeben, auf dem zweiten Innendeckel 16 Schriften
Wimpfelingri angefahrt und diejenigen, die er schon besa8>. mit dem
Zuhatz 'babeo' versehen: am F2nde fügt er noch hinzu: Dei* fauente
omni» Lopera; emam. Ilamerl scheint auch dem Verfasser >ehr nahe
gehtanden zu haben, denn die Declamatio Beroaldi de tribns fratribns.
der Hueh die (leniiania ad Kempnblicam Argentiuensem und die Oratio
de annuntiatione angelica 0501) angeschlossen ist, erhielt er von
Winipfeling ^<•lb^t. wie folgende auf dem Titelblatte verzeichnete Worte
bezeugen: Jeroninii hamerl, dedit mgr Jaco: W. Anno 1507. Auch
ist er wohl derselbe, an den Wimpfeling neben Peter Sturm und Nico-
lauH Wimpfeling im Jahre 1507 die Exhortatio richtet, die sich in
H4*iuer Ausgabe von Hasilii Magni de legendis autiquorum libris
(Kcbmidt II, 335 iir. 73) findet, wenn er dort auch Ilieronymus Hem-
\) Ueber den .Strassburger Drucker Johannes Webinger s. Schmidt I,
2i». II, 806 nr. 162.
von n. 11 ölst ei II. 347
merlin *) genannt wird. Interessant ist auch noch folgende eigenhändige
Notiz von ihm : * lUigatus qnarta feria ante Georgii Argentine, — eodem
die recessit genitor mens a Argentina ; deus det sibi fortnnatam viam ac
peregrinationem anno domini 1507\ Zuletzt bemerke ich, dass die
Querulosa excusatio Wimphelingii ad Jnlium H. von 1507 (Schmidt II,
325 nr. 29) die eigenhändige Widmung Wimpfelings an Matthens Lang,
Bischof von (lurk, trägt: R. p. d. dfio Matheo d. g. epo Gnrceii dno
colendiss. obseruandiss : q3, und dass zu einigen Schriften der Kauf-
preis zugefügt ist, welchen llieron. Hamerl gezahlt hat. So erstand er
die Adolescentia für XI ^ argent., die Appologetica declaratio fttr 3 ^,
den libellus de integritate für 16 ^, das Soliloquium contra Suitenses
für 3 A, den Isidoneus für 5 ^.
lieber das Officium de sancto Joseph selbst ist wenig zu sagen.
F^s ist eine Sammlung von lateinischen Gebeten und Gesängen für den
gottesdienstlichen Gebrauch am Feste des h. Joseph (19. März). Aij
beginnt mit einer Hystoria sancti Joseph sponsi Marie et nutritoris alum-
nique domini nostri Jhesu cristi. Den Schluss bildet ein Dankgebet:
^ (iratias agimus tibi domine pro virginali coniugio iusti ioseph et marie.
postulantes: ut benedicti fructns in eo nati perpetua suauitate fruamur.
Qui tecum viuit et regnat in viiitate Spiritus sancti deus per omnia
secula seculorum. Ite missa est dicitur.'
Wilhelmshaven. H. Holstein.
Eine Bttclieranzei^ce OOnther Zainers.
(1 De fubinfeHis bene effigiatis emendatifq3. Tibi cö-
))are aflfectantes, libris, Locum fubfignatum attin^
gere non jicraftinent, Vbi ad nutum, lipitumpj flexi«
bilem, reperirent [sie !] venditorem.
(1 Pantheologiam in pulcra ac coirecta litera.
a Continuum fancti Thome fup quatuoi euangeli,
ftas cum textu feoifum, AFs, Aurea kathena.
a Summam confessoium Johannis cü additonibo
ex fexto decretalium. (l Summam pifani.
ü Gxegotium in regiftro. feu epFas Gtegoiij.
Q Kgidinm Romanum d(e re)gimie pxincipum.
(J Scolafticam liystoiiam.
(1 Ifidoi: etliimologia^: in pgameno et papiro.
a ('onclnfiones fententiarum.
a Willielmum paridenfem de duplici vniuexfo de fide
et legibus Q Dauiticä margaritä fup pfalterio.
1) Paulus Ilämmerlin (Malleoltis) de Andelo. ein Elsässer, Liceutiat von
Paris 148», gab 15U3 den Terenz heraus. Budinsky, Die Univ. Paris und die
Fremden an ders. BerL 1876. S. 154. Schmidt a. a. 0. II, 151.
24*
348 I^ine Bticheranzei^e Günther Zainera von K. Burg er.
Q Ouidimn de amote et rcmedijs amotis.
a Donatum inaennm in bapixo.
Q Tabulas eoniunetionum et oppontionum cum pze-
fentis anni minutiunibiis.
Vorstehende Bficheranzeijre fand ich bei Naeliforschun^en, die
ich anf der UuiversitätsbibHothek zu Pra«? nach Zaiuerschen Drucken
anstellte, in einem Exemplar vom „Spiej^el des fünders" (o. 0. J. und
Drucker, Augsburg, G. Zainer) Ilain ♦14945. Da die Anzeige in der
umfassenden Arbeit von W. Meyer i) (Centralblatt 1885, S. 437 ff.) nicht
aufgeführt ist, darf ich wohl mit Recht annehmen, dass sie noch nicht
publicirt ist. Der Verwaltung der Prager Universitätsbibliothek, die
mir den Band zur Benutzung hierher sandte, sei auch an dieser Stelle
gedankt.
Das Blatt dient als Vorsatzblatt und ist bis auf einen kleinen
Bruch in der 11. Zeile wohlerhalten. Da das Format des Buches
kleiner ist als das der Anzeige, ist dieselbe vorn quer eingebunden.
Ob durch den Buchbinder unten noch Text weggeschnitten ist, ein
Verzeichniss der deutschen Bücher wie bei der Zainerschen Anzeige
von 1474 (a, a. 0. p. 450) oder eine Angabe der Verkaufsstelle, lässt
sich nicht feststellen ; jedenfalls hat das Blatt jetzt noth einen mehrere
Zeilen breiten weissen Rand unten, der als Falz dient. Die Anzeige
ist mit der schönen gothischen (sogenannten fetten) Type Zainers ge-
druckt; die Versalien sind noch nicht mit den von späteren Besitzern
der Typen dazu verwendeten Versalien untermischt, wie wir es bei
Ambrosius Keller, Christmann Heyny und Blaubirer finden. Von den
in der Anzeige aufgeführten Büchern kann ich folgende Nummern als
Zainersche Drucke nachweisen:
1) Pantheologiam ... H. »ISOie v. J. 1474.
2) Continuum ... H. ♦ 1328.
3) Summam confessorum H. * 7365 v. J. 1476.
4) Summam Pisani H. ♦ 2528 v. J. 1475.
5) Gregorium ... H. ♦ 7991 (c. 1472).
6) Egidium Romanum ... H. * 107 v. J. 1473.
7) Scolasticam hystoriam ... H. ♦ 5531 v. J. 1473.
8) Isidorum ... H. ♦ 9273 v. J. 1472.
9) Conclnsiones sententiarum. U. * 7225.
10) Wilhelmum Parisiensem . . .
Von der Schrift des Guillermus de universo (ob gleich de dn-
plici universo?) führt Hain unter *8319 nur einen undatirten Druck
an, den er Koberger zuschreibt. Von der Schrift de fide et legibus
beschreibt Hain einen Zainerschen Druck unter ^83 17. Das Münchener
Exemplar ist 1469 rubricirt.
1) Zur Vervollstnudignng der bei Mever aufgeführten BUcheranzeigen
erwähne ich noch kurz die Anzeige des Aldus Manutius vom Jahre 1498.
Hain 10742.
In Sachen der direkten Versendung von Handschriften etc. 349
11) Daviticam margaritam ... H. *10754.
12) Ovidinm ... H. »12216 v. J. 1471."
13) Donatum juvennm in bapiro . . . Ein Zainerscher Donat ist
mir nicht bekannt; jedenfalls ist die Schrift Gersons, Donatns morali-
satns, die Zaincr auch gedruckt hat, nicht damit gemeint. H. "'7723
(auch in H. »8589).
14) Tabnlas conjunctionum et oppositionum . . .
Hiermit sind die in Plakatformat gedruckten Kalender gemeint,
von denen Zaincr in jedem Jahre mehrere Ausgaben deutsch und latei-
nisch gedruckt hat. Eine reiche Sammlung derartiger Kalender von
1471 an besitzt die Hof- und Staatsbibliothek in München.
Von den hier anfgefQhrten Drucken finden sieh folgende vier
auch in der von Meyer mitgetheilten Anzeige vor:
1) Rainerus de Pisis, pantheologia v. J. 1474,
6) Aegidius Columna, de regimine principum v. J. 1473,
8) Isidorus, ethymologiae y. J. 1472, gleichfalls in 2 Ausgaben, auf
Pergament und Papier,
12) Ovidius, de aiie amandi et de remedio amoris v. J. 1471.
Während die Anzeige bei Meyer aus dem Jahre 1474 stammt,
ist unsere Anzeige frühestens in das Jahr 1476 zu setzen, in dem die
Summa confessorum des Johannes Friburgensis gedruckt worden ist.
K. Burger.
In Sachen der direkten Versendung von Handschriften etc.
Im letzten Hefte des C. f. B. hatte ich S. 278 gesagt, dass die
k. k. österreichischen Universitätsbibliotheken wohl dem gegebenen
Beispiele der k. k. Hofbibliothek zu Wien unzweifelhaft nachfolgen
würden. Diese Bemerkung war überflüssig. Wie mir jetzt von einem
Herrn Collegen aus Oesterreieh mitgetheilt wird, bestehen hierüber
schon nachfolgende Bestimmungen seit dem 12. März 1883, welche das
k. k. Unterrichtsministerium angeordnet hat, und die Nichts zu wün-
schen übrig lassen. Uns war dieser Erlass nicht bekannt, und durch
eine uns von Wien von sehr guter Hand zugegangene Mittheilung
wurden wir in der Voraussetzung bestärkt, dass noch nichts Aehn-
liches angeordnet sei. 0. H.
„In theilweiser Abänderung des § 6, alinea 2 des Ministerial-
Erlasses vom 22. Mai 1868 Z. 2562 finde ich in Ansehung der Ent-
lehnung von Werken öffentlicher Bibliotheken nach oder aus dem Aus-
lande zur Vereinfachung des diesf^lligen bisher vorgeschriebenen Ver-
tahrens Folgendes anzuordnen:
350 Recensionen und Anzeigen.
1. Druckwerke inländischer öffentl. Bibliotheken können künftig-
hin mit der sub 3 ersichtlichen Ausnahme an öffentliche Biblio-
theken des Auslandes verliehen werden, ohne dass es liiezu
im einzelnen Falle einer speciellen Bewilligung des k. k. Mini-
steriums für Cultus und Unterricht bcdtlifte.
2. Dasselbe gilt von Handschriften, Incunabeln und denselben
gleichgehaltenen Werken; es ist jedoch in Ansehung der-
selben die Entlehnung stets an die ausdrtlckliche Bedingung
der Feuer- u. Einbruch - sicheren Verwahrung und der aus-
schliesslichen Benutzung innerhalb der Bäume der Bibliothek
zu kntipfen.
3. Wenn die Entlehnung von Werken von Privatgel ehrt<?n zur
Benutzung derselben ausserhalb der Bäume der Bibliothek
angesucht wird; wenn rflcksichtlich der sub 2 bezeichneten
Werke den daselbst erwähnten Bedingungen nicht entsprochen
werden kann; endlich, wenn es sich um besonders kostbare
Werke handelt, ist auch fernerhin in jedem einzelnen Falle
die Genehmigung des k. k. Ministeriums für Cultus u. Unter-
richt zur Verleihung einzuholen.
4. Die Versendung der entlehnten Werke hat stets durch die
Post unter Angabe des Werthes und auf Kosten des Ent-
lehners stattzufinden.
5. Bei Entlehnung von Werken aus öffentlichen Bibliotheken des
Auslandes zur Benutzung im Inlande ist die Intervention des'
Ministeriums fttr Cultus u. Unterricht nicht erforderlich, falls
dieselbe nicht von der betreffenden ausländischen Behörde oder
Anstalt ausdrticklich zur Bedingung der Entlehnung ge-
macht wird."
Auch die Grossherzoglich Hessische Regierung hat die Direktion
der Hofbibliothek zu Darmstadt und die U.-B. zu Giessen ermächtigt,
Handschriften an Staats- und unter staatlicher Aufsicht stellende Biblio-
theken des In- und Auslandes ohne Weiteres zu versenden.
Recensionen und Anzeigen.
Katalog der Bibliothek des historischen Vereins fiir Nicdrrsachsen. Erstes
lieft. Rcpcrtorium der Urkunden. Akton, Handschriften, Karton, l*or-
traits, Stammtafeln, (ledonkhlätter, Ansichten und der gräflich Oeyn-
liausensclien Handschriften — Zweites lieft. Katalog der Hjichcr. —
Ini Auftrage des Vereins -Ausschusses bearbeitet von Hr. Adolf Ulrich.
Hannover. Hoflmchdruckcrei d(;r Gebrüder .läneeke. ISsh— ISikk VIII
u. 198 S. IV u. 'MU S. !,(»<> ,A und 2 .//.
Wenn ich es hier nntennOune, den Katalog einer fiir bestimmte Zwecke
errichteten Specialbibliothek, deren Benutzung noch da/u auf den Kreis deT-
Reoensionen und Anzeigen. 351
Vereinsmitglieder beschränkt ist, ausführlich anzuzeigen, so bedarf das einiger-
massen der Rechtferti^ng. Es handelt sich weniger um den Katalog ids
um die Bibliothek. Dieselbe hat für Niedersachsen im weitesten Sinne un-
gefähr dieselbe Bedeutung, wie die v. Ponickau'sche zu Halle für die ober-
sächsischen und thüringischen Lande, und bildet daher nach dieser Seite hin
eine wichtige Ergänzung fUr die Königliche und die Städtische Bibliothek in
Hannover, sowie ftir die Göttinger Universitätsbibliothek. In ihr ist nicht
nur die historische Litteratur von Braunschweig-Lilneburg , sondern auch die
d(>K Übrigen Deutschlands, wie der ausserdeutschen und aussereuropäischen
Länder verhältnissmässig gut vertreten, so dass sie auch aus diesem Grunde
ein allgemeineres Interesse beanspruchen darf. Ein ungefähres Bild ihres
Zustanaes und ihres Umfanges mag daher die Anzeige des vorliegenden
Kataloges jreben. Verfasser desselben, früher Stadtarchivar und Assistent
am Königlichen Archiv zu Hannover, hat zwar den Katalog noch vollständig
ausarbeiten können, ist aber durch seinen im December 18S9 erfolgten Tod
verhindert worden, die letzte Feile anzulegen, so dass die vorhandenen Un-
ebenheiten und UnVollkommenheiten nicht ihm zur Last zu legen sind.
S[)uren einer nachbessernden Hand habe ich allerdings vergebens gesucht.
Ueber die Einrichtung des ersten Heftes, in welchem die handschrift-
lichen Materialien una diejenigen Drucksachen, die ihrem Inhalte nach mehr
zu den Archivalien als zu den Büchern gerechnet werden, verzeichnet sind,
giebt das Vorwort, dem wir das Folgende zum Theil entnehmen, nähere
Auskimft.
Das Repertorium zerfällt in folgende Abtheihmgen :
L Urkunden, 1175 Nummern, von ca. 1236 bis 1853 reic'nend. In
den Jahrgängen 1850—64 der Vereins-Zeitschrift hatten Grotefend und Fiedler
Regesten der damals vorhandenen 765 Urkunden mitgetheilt und zwar in
fünf Gruppen; innerhalb der Gruppen chronologisch geordnet und dann mit
durchlautenden Nummern versehen. Aus den seither erworbenen 410 Num-
mern wurde nun eine sechste Gruppe gebildet, den bereits bestehenden an-
gereiht und dann das Ganze in chronologischer Folge mitgetheilt. Die in
dem Repertorium abgedruckten Regesten von Urkunden und nicht zu grösse-
ren Aktenstücken gehörenden älteren Briefen sollen nur auf das vorliandene
Material hinweisen ; sie sind daher in knapDster Form gehalten und bieten das
Datum, die Namen des Ausstellers, des Interessenten und des Objectes, so-
wie ev. eine Notiz über vorhandene Siegel oder eigenhändige Namensunter-
schriften. — Es hätte sich aber doch wohl mehr empfohlen, eine neue Zäh-
lunjc nach laufender Nummer cinzuftihren, vielleicht auf (irund dieses ciirono-
logischen Verzeichnisses. Weitaus die meisten der Urkunden sind Originale-,
bisweilen sind es auch gleichzeitige oder notariell beglaubigte Abschriften.
Besonders zahlreich sind Belehnungen und Fehdebriefe; unter letzteren her-
vorragend die vielen 1485 gegen die Stadt Hildesheim gerichteten.
II. Akten und Handschriften, 457 Nummern aus dem IL— 19.
Jahrhundert. Die älteren Titel dieser Handschriften sind im Kataloge diurch
Gänsefüsschen gekennzeichnet; wo ein solcher nicht vorhanden war, ist der
Inhalt kurz angegeben; darauf folgt stets die Angabe des Alters, Umfanges
und Formates der Handschrift, \erfasser und die betreffenden Ortsnamen
sind durch gesperrten Druck hervorgehoben. Bei der Eintheilung ist vom
Nächstliegi'ncien und Speciellen zum Allgemeineren und Fenierliegenden fort-
geschritten, und zwar in dieser Reihenfolge: 1. Calenberg. 'l. Göttingen.
H. Braunsehweig. 4. Hildesheim. 5. Lüneburg. 6. Bremen -\ erden. 7. Hoya-
Diepholz. s. Osnabrück. 0. Ostfriesland. lo. Allgemeine (Tcschichte von
Bniunschweig-Lüm'burg. 11. Recht, Verfassung, Venvaltun^ von Braun-
schweig-Liineburg. \'l. Kultur- und Kunstgesehiditliehes über Bnuinschweig-
Lüneburg. WS. Uebriges Niedersachsen. 14. Uebriges Deutsehland. 15. Ausser-
deut.sehe (ie.sehiehte. 16. Niehtge.sehiehtliehe.s. — Obwohl ich zugeben miiss,
(lass hei einer Speeialbibliothek eine derartige Eintheihmg munclies tllr sich
hat, so war in diesem Falle eine Abweichung von dem bewährten (trund-
352 ReceDBionen und Anzeigen.
satze: Vom AIIgeineineD zum Speciellen, nicht eben gerechtfertigt oder
wenigstens nicht unum^ingHch notnwendig. Ebenso lässt sich darüber streiten,
welches denn das näher, welches das ^mer Liegende ist. Geht man von
Calenberg aus, so lagen doch Hildesheim und Braunschweig näher als Göt-
tingen, liier war alphabetische Anordnung: Braunschweig, Bremen, Calen-
berg u. s. w., vorzuziehen.
III. Landkarten und Stadtpläne, 547 Nummern. Die Eintheilnng
ist hier dieselbe wie bei Abth. II geblieben, nur dass auf Nr. 1», Nieder-
sachsen im Allgemeinen, bloss noch zwei Gruppen, 11. Uebriges Deutschland,
12. Uebrigc Länder, folgen. Es existirt hierüber ein IS70 angefertigtes,
ausser der Nummer nur den Namen bietendes Register, dessen dummer in
Klammer der neuen Nummer beigesetzt ist. In dem vorliegenden Verzeich-
nisse ist Titel, Zeit der Zeichnung bezw. des Druckes, Grösse (Länge : Breite
der Karte in mm.) und meist noch der Massstab angegeben. S. 106~1U7
finden wir auch Thüringen \ind Obersachsen vertreten. Besonders bemerkens-
werth sind die gleichzeitigen Pläne zum siebenjährigen und zum dreissig-
jährigen Kriege (S. 109), sowie die französisch - belgischen Grenzgebiete
(8. 1 1 '^).
IV. Porträts, 760 Nummern, meist Ausschnitte aus Druckwerken;
in alphabetischer Folge. Die Namen der weifischen Fürsten sind voran-
festeilt. Dem Namen des Dargestellten folgt, nur durch die Zahl des Jahr-
nnderts bezeichnet, die Angabe der Entstenungszeit. — Merkwürdig ist es.
dass darunter die 'Porträts von Georg IV. und V. noch fehlen; ausserdem
vermisst Ref. das Bildniss Henning Brabandts von Braunschweig.
V. Stammtafeln und Wappenzeichnungen, 3(i Stück (35Nrr.);
darunter hervorragend die Federzeicnnuugen niedersächsischer Wappen auf
Steinen, aus dem 15.— 18. Jahrhundert.
VI. Gedenkblätter auf einzelne geschichtliche Ereignisse,
58 Stück (64 Nrr.).
VII. Ansichten von Städten und Denkmälern. — Das Ver-
zeichniss dieser letzten drei kleineren Abtheilungen ist wie das der Hss. und
Karten behandelt. — 1 08 Stück und Convolute ; darunter enthält Nr. 6 (von
ca. 1800) nicht weniger als 56 Ansichten von Göttinnen imd Umgegend auf
64 Bl.; Nr. 12 enthält 114 Bl. Ansichten aus Merlans Topographie.
VIII. Die gräflich Oeynhausenschen Sammlungen, 46 Num-
mern in 123 Conv. Dazu gehören: Stammbäume und Notizen zur Geschichte
meist niedersächsischer Adelsfamilien, mit briefNchen Nachrichten. 2\) Con-
volute in Fol. Femer: Notizen zur Geschichte niedersächsischer Adels-
geschlechter im Mittelalter, nach den Familien alphabetisch geordnet. Zu-
sammengestellt von Prof. Havemann, mit Ergänzungen des Grafen von Oeyn-
hausen. 13 Bände. 4^ — Auszüge aus mittelalterlichen Urkunden zur Ge-
schichte und Kulturgeschichte niedersächsischer Adelsg:e8chlechter, Klöster
und Städte , gesammelt von Ilavcmann , 4 Conv. in l utteralen , u. s. w. —
Die Namen aller Familien, über welche Notizen gegeben werden, sind im
Kataloge mitgetheilt. Durch ein Register der Personen- und Ortsnamen zu
dem Repertorium ist in daukenswerther Weise der Forschung entgeffen-
gckomnien ; dasselbe hat zugleich <ien Zweck , auf die beim Verein vorhan-
denen Materialien hinzuweisen. —
Das zweite lieft, welches die Bücher umfiisst und dessen Vollen-
dung der Verfas.ser nicht mehr erlebt hat, Ist bei weitem schwieriger zu be-
nutzen als das erste. Mag Verfasser nicht die nöthlge Routine und Buch-
kenntni.ss hesesst^i haben oder mag die Schuld danm liegen, dass es ihm an
bibliographischen Nachsehlagewerken fehlte; jedenfalls zeigt tlieses Heft, wie
man einen gedruckten Büeherkatalog nicht machen soll. Eine Vorrede,
welche über die befolgten Prineipien vielleicht Aufsehluss hätte geben kön-
nen, hat Ref. sehr vennisst. (ileicli auf den ersten Blick trat die unerquick-
liche Verquickung von sachlicher, chronologiselM'r und alphabetischer Reihen-
Reoensionen und Anzeigen. 353
folge hervor; ohne das Hegister ist es überhaupt schwer, etwas aufzufinden.
Darin sind aber auch wieder nicht wenige Namen theils doppelt, theils falsch
angegeben. Mau merkt eben: die chronologische Ordnung liegt dem Histo-
riker und Archivar im Blute; jode andere wird ihm weniger svmpathisch
sein. Warum ist nicht einfach die alphabetische Ordnung innernalb der in
der Inhalts-Uebersicht angegebenen sachlichen Haupteintheilung anstatt der
chronologischen durchgeführt? Für einen zum Druck bestimmten Katalog
und für die praktischen Zwecke der Benutzer hätte das vollkommen genügt,
und die gerillten Uebelstände, auf die wir nachher zurückkommen werden,
wären sicnerlich vermieden worden.
Die verschiedenartige Behandlung der Litteratur innerhalb des voran-
geschickten Hauptschemas uat einige Willkürlichkeiten zur Folge gehabt. Der
Katalog der BibUothek des Kgl. Hannov. Generalstabes von 1841 (S. 77 =
Nr. 5382) durfte von demjenigen aus dem Jahre 1864 (S. 79) nicht getrennt
werden, wie es hier dem chronologischen Princip zu Liebe gesehenen ist.
Junghaus, Geschichte Childerichs und Chlodowechs (S. 269) gehört wohl eher
zur älteren deutschen, als zur französischen Geschichte. Kecht eigenthüm-
lich nimmt sich S. 108 die Schrift von C. W. Sack, Die Schornsteinfeger, s.
1. et a., zwischen Köchy, Die Friedrich- Wilhelms-Eiche, 1850, und Lessingfeier
zu Brauuschweig, 1858, aus; es ist unklar, nach welchem Princip siegeraaean
dieser Stelle eingereiht ist. Doppelt verzeichnet ist Nr. 67-18 A. Conze, Guer-
rieri co Loro Valetti S. 271 unter „Italien" imd S. 3U0 unter „Geschichte des
Alterthums*. Die Werke: Lüwenfeld, Die Wahrheit über der Juden Antheil
am Verbrechen. Auf Grund amtlicher Statistik (S. 298), A.F.Thiele, Die
jüdischen Gauner in Deutschland (S. 299) rangiren ebenso wie Ulimanns
Koran (S. 299) unter „Aussereuropäische Geschichte. H. L. Ahrens, Das Amt
der Schlüssel (S. 313) gehört nicht zu den geschichtlichen Hülfswissenschaften,
sondern zum Hannoverschen Katechismusstreit (S. 72 ff.). — S. 338 mussten
die Herausgeber des Urkundenbuchs genannt werden. — Es fehlen der Biblio-
thek und dürften zur Anschaffung empfohlen werden: Schriften über di^
Flora und Fauna Hannovers (z.B. die Flora von Ludw. Mejer); Puritz, Der
Hannoversche Tourist, Ahrens Tigislege, Bd. V von Mommsens Römischer
Geschichte und die Schriften über die Oertlichkeit der Varusschlacht. — Bei
manchen Werken Hessen sich die anonymen Verfasser, Ort und Jahreszahl
nicht allzuschwer ermitteln (S. 180 Pfannenschmid , Fragen behufs ausführ-
licher Sammlung von Sagen, Sitten etc. in Elsass- Lothringen, S. 309 Ge-
spräche im Reiche der Toten). Die Namen der Verfasser sind sowohl im
Kataloge wie im Register falsch angegeben bei: F. W. Ostermeyer , Ideen
über Organisation der Civil -Verwaltung im Kgr. Hannover (nicht Oestermeyer,
S. 57), identisch mit dem Verfasser des Werks Die Militärrechtspflege im
KöniCTcich Hannover (S. 77). Im Register sind S. 385 natürlich zwei ver-
schiedene Personen daraus gemacht. S. 100 Wagenmann, 117. Nachricht vom
Göttinger Waisenhause, nicht Wagemann. S. 1 74 und im Register S. 375 war
J. Geiickeu zu schreiben (so richtig S. 291) statt Geffken. Der Verfasser der
Erklärung des goldenen Horns aus der Nordischen Theologie heisst Carl
Ferd. Horamd, nicht Horameln, wie S. 236 und im Register S. 378 zu lesen
steht; vgl. Meusel VI p. 98. — S. 293. 294. 299 und im Register S. 370 ist
falsch Hernouilli statt BernouUi; ferner S. 324 und Register S. 394 Wölflin
statt Wölfflin. Ein Unfug ist es, die Saxouia numismatica in 9 Tractätleiu
vom Jahre 1700 unter dem Namen des Verfassers, Tentzel, (S. 204J zu ver-
zeichnen, dagegen die Saxonia nuniisui. lin. Emest. und S. n; lin. Aloert. von
1705 als anonym anzugeben. Im Register findet sich derselbe Autor oft
doppelt, so S. 372 Cavedoni und Conze, S. 376 Grotefend (S. 301) = C. L.
Grotefend (8.301), F. I). lläberlin (derselbe Verfasser der S. 144. 187. 322
verzeichneten Bücher); S. 381 Polycarp Leyser in Helmstädt (S. 556), S. 383
A.L. Miliin, S. 389 C. T. G. Schönemann (S. 318); S. 390 Stillfried -Alcantara
(8. 200. :\HK 352 derselbe Autor). Bedeiiklicli fällt es aber S. 381 auf, dass
ein G. Münster und ein G. v. Münster unterschieden wird; Verfasser der Bro-
schüre (S. 50): „Mein Antheil an den Ereignissen des Jahres 1866 in Han-
354 Becensionen und Anseigen.
noyer*' ist kein anderer als der jetzige Kaiserliche Botschafter in Paris, Graf
Münster; vgl. auch die S. 244 verzeichneten, von demselben Autor herrühren-
den Schriften. Unigeltchrt weist die Abkürzung V. im Register S. ,H85 auf
drei ganz verschiedene Personen (S. 191 C. 8. P.-, S. 245 Ad. P. v. P., S. 2TU
L. J.P.***) hin; war der vollständige Name nicht zu ermitteln, so mussten
wenigstens die abgekürzten Vornamen hinzugefügt werden. — Verdächtig
sind mir: S. 105 lllyrici, S. 287 imoga statt imago, S. 2G2 Bugenhadii statt
Bugenhagii. Sollten die beiden S. 152 verzeichneten Schriften: ,.l)er Jesuiten-
Pater Roh in Hannover" nicht das Werk desselben Verfassers (F. Seinecke)
sein? — Von bemerkenswerthen Schriften sind hervorzuheben Nr. 27S8 Bea-
mish, Geschichte der KOnigl. deutschen Legion, 2 Theile, Hannover 1S82—
1837, nur auf Subscrintion erschienen, daher jetzt selten, antiquarischer Preis
80— '.»0 Mk., S. 40 ff. die Litteratur über den \ ert'assungsbnich und den König
Ernst Au^nist, sowie die meist in Basel erschienenen Flugschriften der (tüt-
tinger Siel)en, Nr. 6056 Urbanus Rhegius, Kirchenordnung der Stadt Uannofer,
Lemgo 1 588. Nr. 705 1 die leider nicht vollständigen , wenn ich nicht irre,
einst verbotenen Hannoverschen Spiegelbilder von A. Raynal (Heft 1 — 3
Räuber im Frack), Braunschweig l867/(»8, welche einige Capitel der Chronique
scandaleuse der Stadt Hannover enthalten, und in welchen berilchtigte Geld-
macher und Schwindler schonungslos, vielleicht von einem Mitbetheiligten
aus Rache, an den Pranger gestellt werden. — Der Hauptvertreter dieser ce-
sammten Niedersächsiscnen Litteratur im Buchhandel ist gegenwärtig das
Antiquariat von Richard Sattler in Braunschweig.
Was die äussere Einrichtung des besjirochenen Werkes anbetrifft, so
verdient der saubere und übersichtliche Druck volle Anerkennung; Setzer-
fehler sind mir nur sehr wenige aufgefallen. — Wenn aber nach alledem
unser (lesammturtheil über den Katalog, wenigstens dessen zweites Heft,
nicht günstig lauten kann, so lautet es dafür um so günstiger über den Zu-
stand und Umfang der Bibliothek, deren Schätze unserer Kenntniss eben
durch jenen Katalog vermittelt werden.
C. Haebcrlin.
Systematisch- geordnetes Verzeichnis der Programmarbeiten Öster-
reich. Mittelschulen aus den Jahren 1874— 1 SSO. L Theil. A. Paedago^k
und Schulhygiene. B. Altclassische Philologie. Angelegt von Josef
Bittner. Separatabdruck aus dem Programme des k. k. Staatsgymnasiunis
in Teschen. IbOO. Verlag der Buchhandlung Signmnd Stuks, Tescheu.
gr. b". (30 S.) 50 Kreuzer.
In höchst erfreulicher Weise mehren sich die Verzeichnisse der in
Programmen niedergelegten Abhandlungen. Seit dem Erscheinen der Arbeit
des Ref. haben wir drei dahinzi elende Kataloge zu verzeichnen (das der
Programm-Beilagen der schweizer. Mittelschulen von G. Büeler, das von der
Generaldirektion der Kgl. Bibli(»thek zu Berlin veröffentlichte Jahresverzeiehniss
und das von K. Rt'un herausgegebene \'erzeichniss der Progranune der baye-
rischen Lyzeen u. s. w.), die billigen Ansprüchen sännntlich zu genügen
scheinen. Ein viertes Verzeichniss , das die Titel der von den galizisehen
Mittelschulen bis zum Jahre IbM) veröffentlichten Pn»gramnie enthält, kennt
Ref. nur aus Fock's bibliographisehem Monatsbericht 11 (Oktober 1800) No. 1
S. 15. Als fünftes reiht sich das obenver/.t^ichnete an, da.s in seinem ersten
Theile die auf Pädagogik und Schulhygiene sowie altklassische Philologie
bezüglichen Arbeiten aus den .Jahren 1874-^0 zusammenstellt. Einen Vor-
gänger hatte Bittner bereits in dem bekannten Verzeichniss von Franz HUbl
(Czemowitz und Wien IbiW). 74), das für Oesterreieli bis zum Jahre 1873
reicht. Dass die Arbeiten des «Jahres IS74 selum von Joh. (Rutscher in der
Zeitschrift für die österreichischen (Jymnasien 26 (l?575) S. 705— 802 ver-
zeichnet sind, scheint dem Vert'. entgangen zu sein, doch kaim es Ref. nur
Becensionen und Anzeigen. 355
loben, dass der Verfasser seine Arbeit mit den Programmen des Jahres 1874
beginnt, da die genannte Zeitschrift gewiss nicht so allgemein zugänglich ist,
als das auch im Buchhandel vertriebene Programm. Im Übrigen freilich sieht
sich Ref. ausser Stande, der Arbeit Bittners ein gleiches Lob zu spenden
als den drei oben genannten Verzeichnissen. Schon die äussere Ausstattung
des Werkchens kann sich der seiner Geschwister nicht zur Seite stellen, Ref.
steht nicht an, den Druck desselben als wenig übersichtlich zu bezeichnen.
Auch ist die Revision der Druckbogen nicht sorgfältig genug vorgenommen
worden, wie eine ganze Reihe an sich allerdings unbedeutenaer Druckfehler
beweist. Nicht einverstanden kann sich Ref. femer damit erklären, dass die
Titel der in böhmischer, polnischer und slovenischer Sprache geschriebenen
Programme nur in deutscher Uebersetzung mitgetheilt werden. Warum ist
der Verf. nicht dem im Verordnungsblatte des k. k. Ministeriums für Kultus
und Unterricht geübten Modus gefolgt, warum hat er nicht dem Originaltitel
die deutsche Uebersetzung in Klammern beigefügt? Uebrigens hat der Verf.
dies Verfahren nicht einmal konsequent durchgeführt, denn hie und da führt
er in den eben angegebenen Sprachen geschriebene Programme nur nach dem
Originaltitel auf. Auch den Umstand glaubt Ref. riigen zu müssen, dass
Bittner oft ffcnug von den Vornamen nur den Anfangsbuchstaben angiebt.
So ist dena beispielsweise G. aufzulösen bald zu Giacomo bald zu Guido, zu
Georg, Gustav, Gottfried, Giuseppe oder Goslar, nur selten (wie S. 22 am
Ende bei Dalmass) findet man ein Giov. oder ähnliches. Auch an der Rnbri-
cirung findet Ref. zu tadeln. Bittner scheidet: Latein a) Schriftsteller und
Literatur überhaupt, /f) Spät- und Neulateiner. Und unter a) findet man
unter Gallus: Znamirowski, J., inwiefern richtet sich der anonyme gemeinig-
lich Gallus genannte Chronist [NB. ein polnischer Mönch des 12. Jahrhunderts!)
in seiner Latinität nach den Schriften des SallustV, während z. B. eine Schrift
über Venautius Fortunatus (um 535 — 600) und eine über den Grammatiker
Vergilius Maro («». oder 7. Jahrh.) der Rubrik ß) einverleibt sind. Unter „all-
gemeine und vergleichende Sprachwissenschaft" ist ohne Zweifel falsch ein-
gesetzt Keim's Programm über die Elemente der tragischen Spannung (S. 10).
Arbeiten über den Dichter Statins wird doch niemand unter rapinius suchen.
Aber schlimmer als alles dieses sind die fllr ein Verzeichniss, das nicht mehr
als 35 ',4 Seiten Titel umfasst, doch gar zu zahlreichen Fehler in Namen wie in
Jahreszahlen. Es ist S. 4 zu lesen H. nicht A. Dittel, S. 7 Mitterstiller nicht Mittel-
stiller, S. 9 Wasserburger nicht Wasserberger, S. 10 Pechanek, S. 1« W. nicht
V. Steinmann und Ignaz nicht H. Vysok}', S. 19 u. 20 Kindelmann nicht Kindl-
mann, S. 21 u. 25 Palmer nicht Pamer, S. 22 Braitenberg nicht Breitenberg,
S. 23 E. nicht D. Eichler, S. 24 Schnitzel nicht Schnitzl, S. 25 u. 32 Chaloupka
nicht Chalupka, S. 27 Witrzens nicht Witrzenz, ferner Buliö, S. 28 Meusburger
nicht Meussbiwger, S. 29 Bitschofsky, S. 30 Brajkovl^ nicht Brajkowic, S. 32
ifuczakowski, S. 33 Markalous nicht Markolaus und Korab. Ewala's Programm
über die harmonische Ausbildung aller Anlagen des Menschen (S. 5) erschien
1876 nicht 1877, das von Hofer, Plan und Zweck der Realschule 1877 nicht
1876, das von Hrastilek über den Einfluss der Unterrichtssprache auf den
Charakter der Jugend 1876 nicht 1877; Rodecki schrieb Lemoerg 1877 nicht
1876 über Ziel und Aufgabe der Realschiüen (S. s). Zirwik's Programm, das
Wichtigste über die Theile des Satzes erschien Salzburg l**82 nicht 188t)
(S. 11), das von Zverina, was ist (»ine moderne Sprache? Teschen 1876 nicht
1877 (S. II), Dittel's Abhandlung de infinitivi apud Iloratium usu (S. 8(0
trägt die Jahreszahl 1880 nicht ISS8, die von Spannann llofmanus Peerl-
kampius ijua ratione emendaverit satiras 11. nonnullis ostenditur exemplis
(S. 31) erschien 1875 nicht 1876. Lechtlialer's Darstelhuig der Unterw'elt bei
Homer Od. XI und Vergil Aen. VI (S. 18) ist nicht Programm von
Hall, sondern von Mi'ran. Mehrfach ist auch falsches Format angegeben.
Bei Kücian's rrogmnnn über Xenophon (S. 25) fehlt die Bezeichnung „deutsch,
(iynin.'' S. 18 ist ülicrsehen. dju^^s die ersten beiden Abhandlungen Krichen-
bauiTs ein Programm bilden unter dem (iesammttitel , Beiträge zur homeri-
schen Umnologie"*. 7a\ envähnen war auch, dass Paul} 's Beitrag zur Kritik
356 BecenBioneii nnd Anzeigen.
des Horazscholiasten Porphyrio (Eger 1S75) über das Doppelte vermehrt im
Bnchhandel erschienen ist. — noffen wir, dass es dem Verf. gelinfiren werde,
die Fortsetzung seines immerliin dankenswerthen Verzeichnisses in korrekterer
Form, als sie der erste Theil aufweist, zu liefern.
Gera. Rudolf Klussmann.
Archivlehre. GrundzUge der Geschichte, Aufgaben und Einrichtungnnserer
Archive von Franz von LOher. Paderborn. Schünmgh. 1800. XII und
490 Seiten.
Der langjährige Leiter der bayerischen Archive giebt in diesem Werke
auf reichste Erfahrung gestützt eine umfassende Uebersicht über alle Fragen,
die auf das Archivwesen Bezug haben. Von den neunzehn Kapiteln dieses
Buches beschäftigen sich die ersten sieben mit der Geschichte unserer Archive,
die übrigen mit dem Archivwesen unserer Tage. Dabei ist die Geschichte
unserer Archive zeitlich sehr weit nach rilckwärts verfolgt, wie schon die
Ueberschriften der Kapitel zeigen (Kap. 2 Aufzeichnungen zur Germanenzeit;
Kap. 3 Archivgrilndung in der Frankenzeit). Naturgemäss sind die einzelnen
Kapitel des historischen Theiles an innerem Werthe sehr ungleich. Das
zweite Kapitel z. B. würde man kaum vermissen, wenn es fehlte, während
schon von dem vierten Kapitel an eine Fülle von Stoff in sehr anziehender
Behandlung dem Leser entgegentritt. Der zwölfte Absclmitt des vierten
Kapitels (der Urkundenrest) ^ebt eine Angabe, wie sich der Urkunden-
bestand des Reichsarohivs zu München bezw% des Kreisarchivs zu Würzburj^
auf die verschiedenen Jahrhunderte vertheilen. Dem bei dieser Gelegenheit
ausgesprochenen Wunsche nach einer ähnlichen — etwa nach Generationen
feordneten Uebersicht über den Urkundenbestand aller Öffentlichen Archive
es deutschen Reiches wird man sich wohl allseitig anschliessen , wenn auch
eine Erfüllung sobald noch nicht zu erwarten sein dürfte. Mit dem achten
Kapitel beginnt nun die Behandlung des modernen Archivwesens, und da
hier für ein Eingehen in das technische Detail der Raum mangelt, wollen
wir nur die Uebersohriften der Kapitel angeben. Kap. 8 Neugestaltung der
Archive in unserer Zeit. Kap. 9 Beruf der Landesarciiive. Kap. 10 Archiv-
stoffe. Kap. 11 Archivbenutzung. Kap. 12 Archivalienschutz. Kap. IS Ein-
theilnng und Ordnung der Archivalien. Kap. 14 Verwahrung im Archive.
Kap. 15 Regesten xmd Repertorien. Kap. 16 üandweiser. Kap. 17 Amtsstel-
Inng der Archivaneehöri^en. Kap. 18 Geschäfts^g. Kap. 19 Aufgaben ftir
Arcnivvorstände. Man sieht, es oleibt nichts unoesprochen , was irgend auf
das Archivwesen Bezug hat. Im Ge^entheile, wenn man sich daran erinnert,
dass nach der Vorrede das Buch m erster Linie nicht für ArchivbeAinte,
sondern für die, die „drauHsen stehen", bestimmt ist, kann man sich mitunter
des Gefühls nicht erwehren, da.M8 gar zu minutiöse Details behandelt werden ;
man sehe z. B. die in die Archive eingednmgenen Raupen , Käfer und
Schmetterlinge auf S. 291 oder die Vorkehrungen für die Flüchtung eines
^ehives in Kriegszeit auf S. 297. Auch eine gewisse Breite ist mitunter
bemerklich, wie denn u. A. S. 298— aoo über den Schutz gegen Einbruch des
längeren gesprochen wird ; das Resultat ist : man soU eiserne Gitter anbringen
una gut Wache halten, und um das zu erfahren, inuss man erst die Geschiente
von den gestohlenen Kopenhagener Goldliörnern mit anhören. Am meisten
Widerspnich dürften aber wohl das neunte nnd zehnte Kapitel hervorzurufen
geeignet sein und zwar Widerspnich von den verschiedensten Seiten her.
Während nämlich auf <ler einen Seite tlir <lie Schaffung eines Reichsarehivs
und eines obersten Archivraths plaidirt wird, ist andererseits ein ganz unver-
kennbares Bestreben vorhanden, die besonderen Eigcuthümlichkeiten der
bayerischen Ar(^hive als nachahiiiungswerthe Vorbilder für das Aushiud anzu-
preisen; namentlich gilt das von dem Archivexamen und der in Bayern
Kccensiouen und Anzeigen. 357
Üblichen Vorbildung für den Arehivdienst überhaupt. Auch mit der ferneren
Forderung, dass den von den Archiven ausgefertigten Abscliriften von Ur-
kunden u. dgl. durch die Gesetzgebung unbeschräiikte notarielle Gültigkeit
beigelegt werden solle, und dem, was bei dieser Gelegenheit Über Um&ng
und Art und Weise der Anfertigung von Abschriften im Privatbesitz befind-
licher Urkunden und fUr private Rechnung gesagt wird, möchten wir nicht
beistinnnen. Das letzte Kapitel endlich mit der U^eberschrift „Aufgaben für
Archiv vorstände" sticht von seinen Vorgängern in ganz eigenthiimlicher Weise
ab. Wie es nicht anders zu erwarten und auch nicht anders mOglich war,
ist in dem zweiten Theil unseres Buches, der sich mit den Einzelfragen
archivalischer Thätigkeit beschäftigt, wenig von dem Reize der fliessenden
Darstellung des ersten Theil es zu finden. Es hat wohl der Wunsch vor-
gelegen, den Sclduss des Buches in gehobenerem l'one ausklingen zu lassen,
und so ist es gekommen, dass wir in dem letzten Kapitel nach einer kurzen
Besprechung der Verschiedenheit der Archive, der Papierfrage und der Fra^e
eines europäischen Archivallenaustausches als vierten und nlnften Abschnitt
unter dem Titel „Wiederherstellung eines Hauptarchivs". „Neugestaltung
des Archivwesens eines Landes" nichts anderes finden als eine kurze Bio-
graphie des Strassburger Archivars Spach und des belgischen General-
archivars Gachard. Diese Artikel sind sehr gut und mit grosser Wärme ge-
schrieben, mögen auch als Nekrologe ganz an ihrem Platze gewesen sein,
aber in den Zusammenliang unseres Buches scheinen sie uns doch nicht recht
passen zu wollen. Hortzschansky.
Assurance sur la vie. Catalogue de la bibliotheque de la compagnie
„Utrecht". Utrecht, J. L. Beijers. 1890. 135 p.
Der vorliegende Katalog bietet eine recht nützliche Bibliographie der
Litteratur über Versicherungen, und zwar keineswegs bloss derjenigen über
Lebensversichenmg, sondern auch der sonstigen Zweite der Versicherung.
Im Allgemeinen beschränkt sich diese Bibliographie auf selbständige Werke,
doch haben eine grosse Menge von Zeitschriftenartikeln in der Form von
Separatabdrüeken Aufnahme gefunden. Wie es bei jedem Bibliothekskataloge
der Fall ist, muss man von der Forderung nach Vollständigkeit absehen;
doch ist anzuerkennen, dass die Bibliothek der Versicherungsgesellschaft
„Utrecht" sehr reichhaltig ist. Umfasst doch der vorliegende Katalog 1378
Nummern. Die Eintheilung ist folgende: 1. Einleitung. 2. Zeitschriften.
3. Lebensversicherungen: a. Allgemeine Abhandlungen, d. Handbücher fttr
Versicheningsagenten , c. Lebensversicherungsrecht, d. 1 echnische und histo-
rische Detail. 4. Sparkassen , Wittwen- und Waisenkassen. Invaliditäts-, Un-
falls- und Krankenversicherung. 5. Hilfswissenschaften. Dass diese Anord-
nung zu wünschen übrig lässt, lie^ auf der Hand; sie befriedigt nur prak-
tische Interessen, lässt Zugegen logische Gliederung vermissen. Dazu kommt,
dass innerhalb der grösseren Abtlieilungen weder alphabetisch noch chrono-
logisch, sondern nacn sachlicher Zusammengehörigkeit die Litteratur ange-
ordnet ist, ohne dass indess die einzelnen Abschnitte durch Ueberschriften
kenntlich gemacht werden; es ist daher nicht sehr leicht sich zurecht zu finden.
Freilich werden diese Fehler einigermassen durch das alphabetische Register
compensirt, das die Namen der Autoren sowie die Sinnworte der anonymen
Abhandlungen bietet. Im ganzen wird trotz ihrer Mängel die vorliegende
Bibliographie für den Gegenstand, den sie behandelt, ein brauchbares Orien-
tirungsmittel abgeben. — e.
Tavagnutti. Mario Sig. Hagiographia. Verzeichniss der über Jesus Christus,
die Jungjbiu Maria, HeiUge, Selige, Päpste und sonstige ehrwürdige und
fromme Personen von 1830 bis 1890 erschienenen Lebensbeschreibungen,
358 I^'censioueii iiud Anzeigen.
Predi^eu, AndachtsbUeber und Logendensainnilungm. Wien 1891. Verlag
Austna. Droscber & Comp. 149 Seiten 1,S0.A. (Katboliscb-tbeologisohe
BUcberkunde der letzU'n 5(1 Jabre. I.)
^Mit der lIüfTniing, den bocbw. (geistlichen, den Ikonograpbeu. Biblio-
tbekaren, BuebbUndleni und sonstigen Interessenten der katboliscben Literatur
eine Erleiebterung geboten und einem oft geäusserten Wunselu? cntsproelien
zu haben, sende ieh das Bücbleiu guten Muthes in die Welt hinaus." So
schreibt der Verfasser am Schlüsse seines Vonvurtes, aiLs welchem wir er-
sehen, dass er seit IS Jahren in einer der gri)ssten katholischen Sortimeuts-
h&ndluDgen , Ma^uT & C-o. , thätig ist. Kr mi)chte einen Thesaurus librorum
rei catholieae bieten und macht mit dem vorliegenden Tlieil den Anfang.
Der langathmige Titel vergisst aber beizutligen, dass es sieh nur um deutsche
in Deut^tchhuid, der Schweiz und Oesterreich erschienene Bücher von Katho-
liken handelt. Wenn man das Thema so genauer bepenzt, so liat der Ver-
fasser allerdings die Verzeichnisse der katholischen \ erleger fleissig benutzt,
namentlich die Preise Überall in deutscher und österreichischer Wähnmg bei-
gefügt. Kr ist sieh Übrigens der Lückenhaftigkeit seiner Arbeit wenigstens
theilweise bewusst. Kr hätte aber vielmehr die Bücher selbst und die Litte -
raturblätter heranziehen sollen. Kr kennt z. B. Petzholdts „Beiträge zu einer
Bibliotheca sancta^ in dessen Neuer Anzeiger 1806 fr. nicht. Auf der andern
Seite bietet er wieder zu viel. Mügen Baronius und Bellarmin unter Hagio-
graphia gehüren, allenfalls auch Johanna von Are, doch nicht Abraham a S.
Clara. F. Roh, S. J. , P. Gall Morel, Athanas Tschopp, der Graf von Cham-
bord-, dann Tetzel, die hl. (sie!) Katharina v. Mediei und viele andere. Da
würde man allenfalls eher Alban Stolz gesucht haben, dieser aber fehlt. Auch
sonst begegnen uns „wunderliche Heilige'^. S. 117: Donin, der hl. Stephan
und die Steplianer betrifft den Stephansa om in Wien. S. 105 Maria von den
Engeln = Portiuncula ist eine Kirche und keine Heilige. Anch die Anordnung
lilast zu wünschen übrig. So sind S. ]t)9 verschiedene Heilige mit Namen
„Nikolaus^ durcheinander geworfen. Kndlich ist das Material dieses ersten
Heftes in 45 verschiedene Kubriken vertheilt, und man wird immer mehrere
derselben nachschlagen müssen, um die l^itteratur über eine einzige Person
zusammen zu bringen. Die Ausstattung aber verdient nur Lob.
Stift Kinsiedebi. P. G. M.
Ann als of the Bodleian Librarj' Oxford with a notice of the earlier library
of the University by the Rev. William Dünn Macray. Second Edition,
enlarged, and continued from 1808 to 1880. Oxford. At the Clarendon
Press. IS90. X, 54J» S. 8».
Nach di^m verhältnissmüssig kurzen Zeiträume von zwanzig Jahren, wel-
cher seit dem «ersten Krscheinen des Buches verflossen ist, begrüssen wir die
Macrayschen Annalen der Bodleiana neuerdings in erweiterter und ergänzter
Gestalt. In einem stattlichen Bande von 493 Seiten Text (gegen 34 4 der
ersten Auflage) bietet Macray die (ieschichte der berühmten Bibliothek bis
in die 80er Jahre herein, indem er den Zeitraum von 1S68— 1880 gegenwärtig
beigefügt hat. Der Verfasser schliesst mit dem Jahre IsSl, weil die neueste
Zeit durch den Bibliothekar der Sammlung, Kdward B. Nicholson , in dessen
1888 erschienenen Report: The Bodleian Library in 1882—87 bereits ehae ein-
gehende Darstellung erhalten hat. Wir haben letztere Publication seiner Zeit im
Centralblatt (VI, 1889, S. 172—174) näher besprochen imd bei dieser Gelegen-
heit auch Kiniges aus der Geschichte der Bodleiana mitgetheilt. Wer sich
für die altehrwUrdige Anstalt genauer interessirt, der findet in dem vorliegen-
den Werke Alles, was er sicii wünschen mag, in grossartiger Fülle imd in
übersichtlichster Darstellung. Schon die Vorgeschichte der Sammlung bildet
ein anziehendes Kapitel tUr sich. Geht doch die Gründung der Irttheren
Kecensiüuen und Anzeigen. 359
UniverMitäts-Bibliotliek bis auf das .Jahr 1367 zurück; um 1400 konnte dieselbe
als endgiiltig eingerichtet gelten. Die Begründung dieser alten Sammlung
knüpft sich an den Namen des Bischofs Ihouias Cobham von Worcester.
Herzog Humphrey von CJloucester, ein Freund der Wissenschaften, ward
ihr zweiter Gönner und Wohlthäter. Ein um 1480 errichtetes Gebäude bildet
noch jetzt den Grundstock des grossen lA'sesaals. Um die Mitte des IH. Jahr-
hunderts fand die an Manuscriptcu reiche Sannnlung ein unrühmliches Ende.
1550 nämlich gab die von Eduard VI. zur Refonuirung der Universität ein-
geset7te C-ommission die Bibliothek als papistisches Werkzeug der Ver-
nichtung preis. Die unersetzlichen Handschriften wurden verbrannt und ver-
dorben. Wie Rundlich unU*r den Vorräthen aufgeniumt sein musste, geht
aus einer lakonischen Notiz im Universitätsregister von 1555 — 56 hervor, wo
es unter dem 25. Januar heisst : „electi sunt hü venerabiles viri ... ad ven-
denda subsellia librorum in publica Academiae bibliothcca , ipsius Uuiversi-
tatis nomine".
Der Neubegründer <ler Sammlung war Sir Thomas Bodley, dessen
Bild das Buch schmückt. Derselbe empfing seine Bildung zu Oxford, wo er
u. a. in Merton College, in welches er I5t):i gewählt wurde, unentgeltlich
öffentliche griechische Vorlesungen gehalten hat. Er war ein tüchtiger Sprach-
kenner; James in der Vorrede zum ersten Katalog von 1605 rühmt seine
Fertigkeit in den klassischen Sprachen; „linguas vero exoticas, fährt er fort,
veluti Italicam , Gallicam, Hispanic^m, Hebraeam praecipue, caeterarum om-
nium parentem, tam perfecte callet, ut illo neminem fere scientiorem invenies".
Nachüem er diplomatische Dienste gethan, kehrte der gereifte Mann nach
Oxford zurück. „I concluded at the last, sagt er selbst, to set up my staffe
at the Library-dore in Oxon; being throwghly perswaded that, in my solitude
and surcease from the conuionwealth-aflliyers, I could not busie myself to
better purpose then by redusing this place to the publique use of studients.*
Und so scirieb er am 23. Februar 1597— S einen Brief an den Vice-Kanzler,
worin er ' diesem mittheilt : „there hath bin heretofore a publike librarv in
Oxford, which, you know, is apparent by the roome itself remayning. and by
your Statute records, I will take the charge and cost upon me to re-
duce it again tohis former use." Er verspricht Bücherregale und Sitze,
Schenkungen und eine jähriiche Rente. Sein Anerbieten wird dankbar an-
genommen, und zwei Jahre widmete nun Bodley den Vorbereitungen, der Be-
schaffung der Räumlichkeiten und deren innerer Einrichtung. Dann macht er
sich an das Sammeln der Bücher. Ein Verzeichniss von Geschenkgebem
wird augelegt, welches noch Jetzt vorhanden ist. Es sind zwei Bände, der
erste umfasst fortgeführt die Jahre UiOO— 1688, der zweite die Jahre 1692—
1795. Diese Bände ui Verbindung mit den späteren gedruckten Listen bilden
eine Hauptquelle für Macrays Darstellung. Bodleys eigene Geschenke sind
nicht darin verzeichnet, weil, wie es in einer Note neisst, der Genannt« hoffe,
der Bibliothek Zeit seines Lebens fortdauernde Schenkungen machen zu
können. So beginnt Macrays Geschichte von 1601 ab die anmdistische Form
anzunehmen, indem für jedes Jahr genaue Clironik und Statistik geführt wird,
wobei für die neuere Zeit Macrays reiche persönlichen Erfahrungen ergänzend
zur Geltung kommen. 1714 hat sich die Bibliothek trotz reicher Geschenke
seit 1620 noch nicht verdojjpelt, später wächst die Sammlung rascher. Zu
1S81 vermerkt Macray, dass sich dieselbe allein während seiner Amts-
zeit um das Doppelte vermelu-t hat. Dieselbe besass nämlich 1848: 220 000,
1868: 350000, 1888: 440000 gednickte Bände, Manuscripte hatte sie 1885:
26318 aufzuweisen.
Ueberaus werthvoU ist der fast 100 Seiten umfassende Appendix zu
dem Werke. Der erste bringt, um einiges hervorzuheben, John Lelands Liste
von Handschriften, aufgestellt von demselben in Duke Humphreys Bibliothek
zu Oxford ca. 1534—40; hier haben wir demnach ein Manuscriptenverzeichniss
aus der alten Sammlung vor uns; Nr. U giebt Bodleys Testament, III die
Geschenkgeber von 1000—1700, V eine Liste von Pergamentdruoken, welche
360 Recensiouen und Anzeigen.
•
dio Bibliothek seit 1830 erworben hat, VI ein Verzelchniss der IlandschrifteD,
welche früher in dem Besitze englischer, schottisclier und irischer Kirchen waren,
VII Bemerkungen über Einbände, VIII ein Verzeichniss der Merkwürdig-
keiten und Seltenheiten der Sammlung, IX berichtet über die Münz- und
Medaillensammlung, X über die früheren Bibliothekare, XI über die gegen-
wärtigen Beamten, XII über das Reglement. Ein guter Index beschliesst das
Ganze, welches ein Denkmal bildet, wie es schöner und würdiger einer Anstalt
vtm einem langjährigen Beamten nicht gesetzt werden kann. Müchte Macrays
Beispiel fleissige Nachfolge finden. A. Graesel.
Verzeichnis der Programm -Beilagen der schweizerischen Mittel-
schulen. Mit einem Anhang, umfassend die Programm-Beilagen der
Acad^mie de Neuchätel und der Eidgenössischen Polytechnischen Schule
in Zürich. Zusammengestellt von G. B ü e 1 e r. Frauenfeld, 1890, J. Uubers
Verlag, VI, 68 S. 4».
Das vorliegende Verzeichniss ist eüie zeit^emässe und willkommene
Er^nzung zu den in den letzten Jaltren veröfTentuchten Zusammenstellungen
der an den höheren Lehranstalten Deutschlands erschienenen Abhandlungen.
Es legt ein sprechendes und ehrenvolles Zeugniss ab von dem stillen und
anspruchslosen Fleisse, mit dem auch die schweizerischen Schulmänner die
klemen Goldkörner zusammenzutragen seit Jahrzehnten nicht müde werden,
und wird in einer Zeit der Detailforschung und Mosaikarbeit auf allen Ge-
bieten der Wissenschaft nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise
Verdientermassen auf diese kleinen Beiträge aus der Schweiz zu lenken.
Das Büelersche Verzeichniss erstreckt sich über den Zeitraum von
1855 bis 188U einschliesslich. Es zerfällt in drei Theile. Der erste giebt die
Titel in alphabetischer Folge der Schalen, von denen die Abhandlungen aus-
gegeben worden sind, und üinerhalb dieses Ilahmens chronologisch in Nummern-
folge. Durch diese Anordnung gewährt es einen interessanten Einblick in
das an jeder Anstalt herrschende wissenschaftliche Leben und Streben. Die
Titelangabe verzeichnet Jahreszahl, Familien- und Vornamen, Gegenstand,
Seitenzahl, Tafeln u. ä. Als Anhang folgen die Veröffentlichungen der
Akademie in Neuchätel und diejenigen der eidgenössischen polytechnischen
Schule in Zürich. Der zweite Theil bietet in acht llanptfächem, bei der Mehr-
zahl mit Unterabtheilungen, eine fachwissenscliaftliche Uebersicht. Sie macht
den Eindruck, dass das gewiss richtige Verfahren eingehalten worden ist,
die Fächer nach dem gegebenen Inhalt der Programme festzustellen, nicht
diese in ein vorgezeichnetes Schema einzuzwängen. Den dritten Theil als
Schluss bildet die alpliabetische Verfasserliste mit Zahlenverweisung auf den
ersten Theil.
Wenn schon die Bibliographen der Schulorogramme der Staaten des
deutschen Reiches, obgleich die Ünterrichtsven^'altung Preussens dem Gegen-
stande seit beinahe ftinfzig Jahren ihre Aufmerksamkeit zuwendet, von der
den
er-
thur-
gauischen Kantonsschule in Frauenfeld, bei dem Mangel einer Centralleitung
des Unterrichtswesens in der Schweiz womöglich noch ungünstiger gestellt
Jeder Kanton schaltet und waltet als alleiniger und unumscnränkter Herr im
eigenen Hause, und ausser der polytechnischen Schule in Zürich giebt es
keine allgemeine schweizerische Lehranstalt. Eine amtliche Regelung und
Verpflichtimg des Schriftenaustausches besteht ebenfalls nicht. So dürfte
eine ganz vollständige, wohlgeordnete Sammlung der schweizerischen Pro-
gramme sogar in der Schweiz selbst nirgends zu finden sein. Gewiss war
der Verfasser vielfach darauf angewiesen . bei Vorständen und CoUegen der
Sohwesteranstalten Erkundigungen einzuziehen und die eingesandten Listen
Reccnslouen und Anzeigen. 361
ohne die Möglichkeit der Nachprüfung und der Gleichmiissigkcit in biblio-
graphischen Aeusserlichkeiten aufzunehmen. Berichtigungen und Nachträge
K()nnen daher nicht als Tadel aufgefasst werden, sondern als hoffentlich auch
dem Verfasser nicht unerwünschte Ergänzungen. Von berufenster Seite sind
solche in diesem Blatte 7. Jahrgang 1890 S. 448 schon gegeben worden; auf
anderes hat der Recensent der „Deutschen Litteraturzeitung" Jahrgang 1890
Spalte 1606 f. hingewiesen.
In diesem Sinne mögen die nachfolgenden Bemerkimgen aufgefasst
werden. Zum Titel: es fehlt die Angabe 1855 — 1889. Zum ersten
Theil im Allgemeinen: wenn eine in diesem Zeitraum erschienene Abhand-
lung eine Fortsetzung ist, sollte dies bemerkt sein, z. B. S. 1 zu Nr. 9 1864
„Fortsetzung von Rauchenstein, Friedr., Der Zug Ilannibals über die Alpen,
l'rognunm der aargauischen Kantonsschule, Aarau 1849", ebenso, wenn l*ro-
grummabhandlungeu in er^veiterter Form als Bücher erschienen sind. Die
VVeglassung der Quartformatbezeichmmg wäre besser unterblieben, da eine
wesentliche Raumerspamiss damit nicht gewonnen und meistens eher die
Octavformatangabe unterdrückt wird. Zum ersten Theil im einzelnen: unter
„Beni" 1860 Kibbeck fehlt die Seitenzahl 33, 1867 Bachmann ebenso 43,
1873 Bachmann der Zusatz „Mit 2 lithographirten Tafeln", 1874 Ilagen
„[mit Porträt und Facsimile von Bongars]", 1877 Schönholzer „[mit einer
Dt)ppeltafel]", 1878 Lüthi „[mit Croquis des Kriegsschauplatzes]" oder „[mit
5 Beilagen]", unter Frauenfeld 1858 der Zusatz „[I. s. n. 3 1860]", 1865 Jenni I
„[mehr nicht erschienen]". Im Anhang zum ersten Theil bei „Eidgenössische
polytechnische Schule in Zürich" fehlen der Bericht für die Weltausstellung
in raris 1878 imd die „Historische Skizze des schweizerischen Polytechni-
kums 1880." Neben den Programmabhandlungen der Akademie in Neuchat el
und des Züricher Polytechnikums hätten die 2'2 Jahrgänge der „Verhand-
lungen des Vereins schweizerischer Gymnasiallehrer" 1869—90 eine Stelle
verdient; sie enthalten Beiträge von fast allen bedeutenden schweizerischen
Schulmännern und Gelehrten und sind ausserhalb der Schweiz wenig bekannt
und verbreitet. Zum zweiten Theil: bei III 2 Griechische Sprache und
Literatur und III 3 J^ateinische Sprache und Literatur hätt« es sich empfohlen,
aus den Abhandlungen über Autoren eine Unterabtheilung in alphabetischer
Folge derselben und der Verfasser, der Abhandlungen zu bilden. Eine be-
merkenswerthe Eigenthümlichkeit ist die Einreih ung der ganzen Geographie
unter die Natunvissenschaften entgegen der sonst noch allgemein üblichen
Praxis, diesen nur die mathematische und physische Erdkunde zuzuweisen,
die übrige Geographie dagegen als ancilla historiae zu behandeln.^^ Bei Vlll
Varia hätten die trefflichen Arbeiten von Gisi und Mezger als „Bibliotheken-
kunde" ausgeschieden werden können.
Bedenkt man, welch grossen pecuniären Aufwand die an vielen An-
stalten seit einer langen Reuie von Jahren fast alljährlich wiederkelu*ende
Herstellung der Schulberichte und ihrer wissenschaftlichen Beigaben Kantonen
und (iomeinden verursacht, so ist es schon aus diesem Gnmde dem Verfsisser
als ein Verdienst anzurechnen, die schweizerischen Schulprogramme der Be-
achtung und Benutzung weiterer Kreise zu^inglich gemacht zu haben.
Es sei erlaubt, bei diesem Anlass den Wunsch auszusprechen, dass die
Vorstände derjenigen schweizerischen Schulen, welche Programmbeilagen ver-
öilentlichen , durcli regelmässige Versendung an sämmtliche deut-
sche Universitätsbibliotheken alsbald nach Erscheinen ihnen
diejenige Ver])reitung sichern mögen, welche sie verdienen und die Verfasser
wünschen uüissen, wenn der Anschluss an den von der Teubnerschen Buch-
handlung vermittelten Programmentausch sich nicht ermöglichen lässt.
1) s. C. f. B. VI 1889 S. 415 u. Anm. i.
VIII. 7. u. 8. 25
362 Reccnsiuncn und Anzeigen.
Dio wilrdii^e Ansstattunj? der Uüelersclu'n Schrift in Papier und
Dnick luit sich die Uubersche Verhifi^Hliandlunp: in bekannter (^ediepenlu-it
angelegen sein lassen.
Tübingen. F. Thomae.
Pellcchet, M. Catalogue des livres de la bibliotheque d'un ehanoine
d'Autun Claude Guilliaud (1493— 155 1). Paris. A. Pieard. ISIMK 1 vol.
in-H", cart. nein rog. XI, 239 p. 7 fr. (pAtrait des Menioires de la Soeie te
K<luenn(% Nouvelle Serie, t. XVIII.)
C*lau<le (luilliaud, geboren 1491 zu Villefranebe in der I)ir»eese Lyon.
Doktor der Sorbonne, ward um 1535 Canonieu.s von Antun, biseböflleber
Theologe und Ihunprediger und starb als Doniprobst den 14. Aj^ril 1551.
Schon im .lahre vorlier hatte er seine Hibliothek, 3900 IJände stark, «leni
Capitel geschenkt. Heute suul davon nur noch 5oo vorhanden. VAw Katalog
seheint nicht bestanden zu liaben; da aber (iuilliaud seinen Namen und den
Ankaufspreis auf das Titelblatt zu sehreiben pflegte, so Hessen sieh in der
Bibliotlu^k des Seminars in Autun dit^ Blleher seines einstigen Besitzes leicht
feststellen, und so entstand der vorliegende Katah)g. Darin sind auch die
Werke (luilliauds, sämmtlieh theoh)gi.schen Inhalts und theihveise erst nach
dem Tode des Vt^rfassers veröfFentlidit, aufgenonunen. Im Ganzen siiul 443
Nnnnnem in alphabetischer Ordnung aufgt^filhrt. Die bis jetzt ver('»lV(Mitliehteii
Kataloge alter Bibliotheken sind meist nur kurz und ungenau, und die Hiicber
sind grossentheils zerstreut. Hier sind im (^egentheil dieselben alle vorhanden,
und die Beschreibung ist mit eingehendster bibliogniphischer (iriindlichk<»it
abgefasst. liaiul.schriften shul nicht darunter, dagegen 4 Inkunabeln, dti* bei
Ilain fehlen; das übrige ist aus <ler ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Kine
Seltenheit ersten Hanges sind die hebräischen Anfangsgründe des Klias Levita
von 1528 (Nr. 144), wovon Bninet nur 2 Exemi)lare kannte; eines davon
wurde zu 132 Francs versteigert, (iuilliaud hatte es fiir 20 Sons gekauft.
Nr. S8 die Chronik des Hartmann Schedel, gedruckt 1493 vcm KobtTger. er-
warb er für 5 Liv. tourn. Jetzt wird das gleiche Werk von HostMithal in
München um 250 M. juigeboten. F. (iabriel Meier.
Thompson, E. M. Paleografia. Traduzione dall inglese con aggiunte e
note di (i. Fumagalli, Biblibtecario della Bibl. Nazionale di Mihmo. Con
21 incisioni nel testo e 4 tavole in fototiiiia. Milano. Hoepli 1^90. VII,
15G p. kl. S". 2 Lire.
Von den Manuali Hoepli wird man ju.st keine grossen wissenschaft-
lichen Erwartungen hegen; bei dem vorliegenden war die Sache doeh ein
wenig anders als Hecensent erwartete. Das Büchlein (enthält nünilich iViv
Uebersetzung des Artikels Palaeography in der Encycloiiaedia Britannica,
Edinburgh lsS5. Bd. IS. S. 143 — 105, dessen Verfasser E. Maunde Th(mii»son,
der jetzige Direktor d(^s Britischen Museums, ist. Weggelassen ist danius
die eingc^hendere Besprechung der irischen und englischen Schriftarten, dafVir
sind einige Zusätze gemacht, die sich entweder auf Italien beziehen oder
Einzelnes ergänzen, was in einen Enc.ych)pädie -Artikel nicht gehiJrt, wie Al»-
kür/ungen u. a. m. Dazu kommen dann noch 4 Tafeln llandschriftenproben
mit Erklärung und Transscription, so dass hier alles gebottMi ist, was bei dem
bescheidenen Umfange eines Manuale möglich war.
P. Gabriel Meier.
Mittheiliingon aus und über Bibliotheken. 363
Anonymer ooj Pscudonynicr i den norske Htteratur 1678 — 1890. Bibliografiskc
mcddelser ved Hjalmar Petterscn. Kristiania, Nisja, 189ü. 128 8.
Dieses Verzeichniss, das gegen 4500 Büchertitel behandelt, berück-
sichtigt nicht nur die innerhalb Norwegens gednickten Bücher, sondern auch
im Auslande gedruckte Bücher norwegischer Verfasser, Uebersetzungen von
Werken norwegischer Schriftsteller und sogar ausländische Schriften über
Norwegen, norwegische Verhältnisse und Personen. Dabei sind Anonyme
und Pseudonyme nicht getrennt, sondern in einem Alphabete aufgeführt, und
zwar die Pseudonyme als Anonyma behandelt, d. h. nicht unter dem fingirten
Autoruamen, sondern unter dem Stichworte des Titels aufgeführt. So steht
z. B. die norwegische Uebersetzung von R. Leanders (K. von Volkmann)
„Träumereien an französischen Kaminen" unter „Drömmerier" und Willibald
Alexis (W. Häring) „llerbstreise durch Scandiuavien" unter „Herbstreise".
Man wird vielleicht zweifeln dürfen, ob diese Einrichtung einem praktischen
Bedürfnisse entspricht. Am Schlüsse folgt dann allerdings ein kurzes Ver-
zeidmiss der Pseudonymen mit Anjjabe der Spalte, in welcher sie im Alpha-
bete der Anonvma zu finden sind; em ähnliches Verzeichniss für die richtigen
Autornamen aber ist nicht vorhanden. Hortzschansky.
KaidXoyoq xtüv ßißXiwv t^g i&vtxfjg ßißkioO'tjxrjg tilg ^EXXadog. Tfifj/uta ^,
D.waaoXoyia. ^Ev Äd-^vatg ix rov rvnoyQaipeiov U. A, ^axek)MQlov
1891. [1V|, 148 S. 4«.
Dieser Katalog umfasst nicht nur die Grammatikeji und Lexika der
todten und lebenden Sprachen nebst den dazu gehörigen Chrestomathien usw.,
sondern auch diejenigen Schriften, welche sich auf die Sprachwissenschaft im
allgemeinen beziehen und die einzelne Sprache unter einem kritischen, philo-
sophischen und historischen (vesichtspunkte betrachten. Er zerfällt in zwei
llaupttheile, deren erster (S. 1—94, Zusätze S. y.i — 109) das alphabetische
Verzeichniss der gesainmten Werke bietet (2804 Nummern, ungerechnet die
mit Exponenten versehenen), und deren zweiter eine Anzahl Repertorien
(systematisches Rep., Sachregister und Verzeichniss der innerhalb der Titel
vorkommenden Autoren) enthält. Das systematische Repertorium hat wiederum
drei Theile: einen generellen (Allgemeines über Sprachwissenschaft^ Entstehung
und Bildung der Sprache, Physiologie, verffleichende Grammatiken), eiaen
specielleu (die einzelnen Sprachen alpliabetisch geordnet, mit den Unterabthei-
lungen: Ursprung, Geschichte, Etymologie, Alphabete, Aussprache, Ortho-
graphie, (irammatiken, Formenlehre, Syntax, Lexika, Stilistik, Synonymen,
Uebungsbücher, Chrestomathien, Dialoge, Briefe, Metrik, Rhetorik, Poesie,
Dialekte, Varia), einen Anhang, enthaltend polyglotte Lexika und Dialoge.
Unter der vorhandenen Litteratur überwiegen, wie nicht anders zu erwarten,
bin weitem die fremdsprachigen Schriften, unter welchen die Werke deut-
scher Verfasser den ersten Rang einnehmen; nur bei der neugriechischen
Sprache tretiMi selbstverständlich die einheimischen Verfasser in den Vorder-
grund. Der Katalog ist praktisch und übersichtlich angelegt, zeichnet sich
auch durch seine äuassere Einrichtung, splendidt^n Druck und Freiheit von
Jeder Kaumbeschränkung, vortheilhaft vor Seinesgleichen aus, wenn es auch
scheint, dass bisweilen, besonders bei der zu sehr in's Einzelne gehenden
Schenuitisirung, des Guten etwas zu viel getlian ist.
C. Haoberlin.
Mittheilungen aus und über Bibliotheken.
Ueber den in der Ausführung begriffenen Erweiterungsbau des
Archiv- und Bibliotheksgebäudes in Hannover belehrt ims ein Auf-
satz im „Centralblatt der Bauverwaltung" (X S. 529flf.), dass es sich hierbei
25*
d64 Mittheilimgeo aus und über Bibliotheken.
um den Aufbau eines neuen zweiten Stockwerkes auf dem vorhandenen noch
standfesten (iebäude sowie um den Anbau eines Mittelflügels an der Süd-
seite handelt. Die Erweiterung soll programmgemslss für eine 5()jährige Ver-
mehrung der Akten-, imd Bücherbestände ausreichen , ftir die Bücher werden
eine vermehrte Ansichtsfläche der Gestelle von 50(> Quadratmeter gefordert,
femer die nüthigen Verwaltungsräume und zwei Dienerwohnimgen und sollten
Bibliothek und Archiv möglichst getrennt und doch einheitlich zugänsrlich
gemacht werden. Nach dem vorliegenden Entwürfe, der nach von Geh. Ban-
rath Lorenz im Ministerium der öffentlichen Arbeiten angefertigten Skizzen
von Baurath Hacker, später Kreisbauinspektor Schröder weiter bearbeitet
wurde, nimmt der neue Mittelflügel die Bibliothek auf, während das alt*;
Gebäude, einschl. des neuen Stockwerkes, nur den Zwecken des Archives
dient. Im Erdgeschoss des neuen Anbaues sind, wie der beigefugte Gnind-
riss zeigt, Dienerwohnunffen und Bäume für Brennmaterialien untergebracht.
Die darüber befindlichen beiden Hauu^eschosse und das Mansardengeschoss
bilden ein ^osses Büchermagazin, aurch Zwischenböden in Geschosse von
2,20 Meter Ilöhe getheilt, die miteinander durch eiserne Treppen in Ver-
bindung stehen ; in das aus Schmiedeeisen konstruirte Mansardendach reichen
die übenvölbten Magazinräume bis auf 2,25 Meter Höhe hinein. Am süd-
lichsten Ende des neuen Flügels wird die Handschriftensammlung (bekamit-
lieh enthält die Bibliothek u. a. den werthvollen handschriftlichen Nachlass
Leibnizens in 200 Foliobänden nebst dessen Briefwechsel) Platz finden. Die
Verwaltungs- und Dienerniume werden mittelst Kachelöfen erwärmt, dagcj^eu
hat man von einer Erwärmung der Magazine abgesehen. Im Aeusseren wird
nur das obere Geschoss, die Mansardenfester und der Südgiebel eine etwas
reichere architektonische Behandlung erfaliren; im Inneren ist dies mit i\vm
Haupttreppenhaus und dem Eingangsflur der Fall. — Der Erweiterungsbau
ist auf 576 000 Mark veranschlagt, wovon 207 OOO Mark auf den neuen Anbau
(ausserdem 13 000 Mark auf dessen künstliche Gründung) und 338 000 Mark
auf die Erhöhung des alten Gebäudes entfallen. Die Bauausführung be^nn
im September 1889 und wird wohl drei Jahre in Anspruch nehuu'n. Die
specielle Bauleitung (unter Oberleitung der beiden letztgenannten Techniker)
wurde Regierimgsbaumeister Rassey, später Regierungsbaumeister Semmei-
mann übertragen. Dr. R. B.
Die k. k. Studien-Bibliothek in Salzburg. Das Unterrichts-
Ministerium hatte vor einigen Jahren für die k. k. Studien-Bibüothek in Salz-
burg die Anlegung eines alphabetischen Hauptkataloges nach dem Mustor
der Wiener Universitäts-Bibhothek angeordnet und damit die wegen der
Mangelhaftigkeit aller Kataloge dringend erforderliche Reorganisirung drr
Bibliothek eingeleitet. Nimmehr ist durch die Genehmigung eines^ neuen
wissenschaftliehen Kataloges und eines neuen Aufstellungssystemes die voll-
ständige Reformirung der Bibliothek beschlossen worden. Die Aufstellung
wird rein mechanisch nach dem Numerus currens durchgeführt imd ist mithin
imabhängig vom wissenschaftlichen Kataloge. Die in diesem mit der Zeit unver-
meidlichen Aenderungen und Verbesserungen, mögen sie nun in der weiteren
Gliederung einer zu umfangreichen Litterat urgruppe (»der in der Zuweisung
eines Werkes zu einer andern Abtheüung des wissenschaftlichen Svstenis be-
stehen, lassen sich, da der Katalog ein Zettelkatalog ist, ohne besonderen
Aufwand von Zeit und Arbeit leicht durchführen und können nie die Staiid-
platznummer des betreffenden Buches berühren.
Bisher waren die Bücher nach Saal, Kasten, Fach und laufender Num-
mer inneriialb des Kastens signirt und, so lange dies die beschränkten Ramu-
verhältnisse zuliessen, in Fachbibliotheken zusammengestellt worden. Bei
der Neusignirung soll soweit als möglich auf den gegenwärtigen Standort der
Bücher Rücksidit genommen und daher die Zusammenstellung grösserer
Gruppen gleichartiger Werke zu kleinen Fachbibliotheken beibehalten werden.
Die Studien-Bibliothek besitzt etwa 83 000 Bände, 1300 Ilandschrilten
und das Salzburger Universitätsarchiv. Sehr gross und sowi^hl aus dem
Mittheilungcu aus und über Bibliotheken. 365
Alter der Bibliothek als auch aus der Einverleibung alter Klosterbüchereien
und des grösseren Theiles der Salzburger Hofbibliothek erklärlieh ist die
Zahl der alten, werthvoUen und vielfach kostbar gebundenen Werke. Die
Bibliothek ist mit mehreren Lehranstalten im sog. Collegien- oder Studien-
gebjiude in zwei Stockwerken untergebnicht und verfügt über 4 Säle, 7
/immer und 3 kleinere Räume.
Trotz der geringen Staatsdotation (iährlich 1200 fl.) ist der jährliche
Bilcherzuwachs durchschnittlich nicht unbedeutend, da Schenkungen und Ver-
mächtnisse aus den Privatbibliotheken der litterarisch regsamen und überdies
wohlhabenden Salzburger häufig vorkommen.
Das Bibliothekspersonal besteht aus 2 Beamten, 1 Volontär und
1 Diener.
• Ueber Vermehrung und Benutzung der Kaiserlichen Universitäts-
und Landes- Bibliothek Strassburg im Jahre 1890 ergeben sich nach-
stehende Zitfern: Durch Kauf wiurden erworben 7259 Bände, durch Schenkung
7914 Bände, so dass der Zuwachs im Ganzen 15 173 und der Gesammtbestand
rund 075000 Bände beträgt. Es wurden abgegeben an 23 959 Personen 97 700
Bände (S()4S2 Bände im Jahre t8S9), wovon 40 955 innerhalb der Bibliothek,
4(»rt49 in der Stadt und 10 090 ausserhalb der Stadt benutzt worden sind.
Die letzteren wurden in 2001 (1946) Sendungen verabfolgt und zwar 5208
Bände in 1097 Sendungen nach Elsass-Lothringen , 4198 Bände in 823 Sen-
dungen nach den übrigen deutschen Staaten, 090 Bände in 141 Sendungen
ins Ausland. Von den 4198 Bänden, welche nach den übrigen deutscueu
Staaten abgingen, entfallen auf Preussen 1536 Bände, auf Baden 1448, auf
Bayern 40i», liessen 347, Württemberg 279, Saclisen 76, Mecklenburg 43, auf
die kleineren Staaten 35, auf die freien Städte 19, auf Oldenburg 6. Von
den (i9o auf (besuche vom Auslande verabfolgten Bänden ging die Mehrzahl
Frankreich und zwar 429 Bände in 71 Sendimgen, nach der Schweiz wurden
verliehen 115 Bände in 40 Sendungen, nach Belgien 92 Bände in 12 Sen-
dungen, nach Holland 35 Bände in 9 Sendungen, nach Oesterreich-Ungam
13 Bände in 0 Sendimgen.
Die Zahl der unter städtischer Leitung in Berlin bestehenden Volks -
bibliotheken beträgt nach dem neuesten statistischen Jahrbuche der Stadt
Berlin (für das Jahr ls8S) S. 377 jetzt fünfundzwanzig. Die Zahl der Bände
(lieser Bibliotheken beträgt 109462. Es wurden lS88,b9 entliehen von 15040
Benutzem 352055 Bände, so dass auf jeden Band durchschnittlich 2,2 Leser
kommen.
Die Bibliothek des bischöflichen Seminars zu Limburg
a. d. Lahn. Als im Jahre 1827 der Limburger Bischofsstuhl zum ersten Mal
besetzt ward , erfolgte die Gründung des bischöflichen Priesterseminars zu
Limburg in dem ehemaligen Franziskanerkloster. Dasselbe erhielt eine Biblio-
thek, die sich aus <len von der herzo^ichen Landesbibliothek seit 1820 nach
Limburg abgegebenen theologischen Bestäjulen der Nassauer Klosterbiblio-
theken, eines Theils der Limbur^er Domstiftsbibliothek und einigen Stiftungen
r)ii*tkirehener imd Eltviller Geistlichen zusammensetzte und seitdem durch
Neuanschaffungen auf etwa 15 000 Bände anwuchs. Ich sah dieselbe 1885 im
Sonnner unter Führiuig des damaligen Domdecans, jetzt IMschofs Herrn Dr.
Klein zu Limburg und war erstaunt über den Reichthum an Inkunabeln und
Drucken zur Geschichte und Litteratur des Cistercienserordens. wie solche
h?tztere kaum eine zwanzigfach grössere Bibliothek in dieser Lrhaltimg be-
sitzen dürfte, welche alle aus der Abtei Eberbach stammen. Hss. besitzt die
Bibliothek nur zwei, ein Seelbuch neueren Datums aus dem Limburger
FranziskaniTkloster und dessen Statuten (Druck bei Blattau, stat. Trevu:.)
Von Inkunabeln bemerke ich als besonders hervorragend: Turrecremata expo-
sitio brevis etc. Mainz 1474. Aus Abtei Schönau O.Ben, mit dem Emtrage:
Librum hunc dedit Petrus de gemszhei impssor mogimtie sancto Florino in
Sconaw. o. b. t. d. folio. Hain 15 098^ Geschenkexemplar Peter Schoeffcrs
366 MitthfQiiiigt»n uu oihI obrr Biblii>chekr*B.
za Mainz. tVrn«:r: L*'i>iiarili Arrf'tixii aii rt*IIn«:in ^iluraru ffari«» in iiia^i Ba-
silij libru Ineipic tVIiciter. IT BLirr. ah»*r »»Mrläiitijr ic*«inifkr. V[ Zr-ili^n untl
mrlir aaf vtAWr St-itt*. ohnr- Painna. CiwrixWn '.m*l .>iinanir»n. BLirt VI^ .
Xapioa Baj«ilirLS de pfM-ram t*n,ur^ hbt«>rin>raiii<i3 ^* phili»<4>ph>>u («'ir^ntlL»
libru X<nrücte impiv^sns: n ^ Martin u Br^'nntjrinu «qa«» rVilias inrr*lli;ranir»
rn- brieis cinilLs«i3 intenrincrrL« : Ffliciti^r önir. «^narto. Haüi i»>'."> :ri*-bt
IS Ulan an. <0b P. SrhoeÄrr Mainz 'r>. — Im-ipit cömmrü Sri üre ir»>rij
papt; snp (.arina i.'an tienrnm Pnjlttjnis. 37 Zeilen zwr'L^^ialnz i>>H«». *i. M.
u. .1. nv ?H*h*»efff r Mainz.) Ilain i'jrtT*. — We BfnntznD;r l^r kein»» r-ffent-
liche. thtch wi-rdfr-n Aasnahm i'n ijri'iiiacht. LirbhaWr von Seitenheir*;Q. naoit-nc-
lich Mainzer uml Külnrr Dmcken. dfirften dort nuch Ao^Wate bei der treiT-
liehen Erhaltung vieler der seltenstem L^mckwcrke finden.
F. W. E. R.»th.
IHe Zeit.«chritt der Dentsch. Moroni. Gesellschaft Bd. 44 enthalt
S. XXIV ab Beilage D den Bibliotheksbt^richt ftir l^y.*— 1>V**>. Danach hat
n Verwaltungsjahre 1S*»1Hni die Bibliothek den griViiren Zuwaeh< seit ihri^m
Bestehen erhalten. Fort.^rtzan^en sind ein«regangen zu 112 Niimnivm. neu
hinzugekommen sind Im» Nummern mit 113 Bän<len. aiissenlem a^K^r sregen
4«itM» Bände durch da« Vermächtniss der ver5torlK?nen Mitglit-diT Pn»f. Th or-
becke und Cvildemeister. Die Sammlung B ( HaniLM^hriften und Alter-
thiimer> ist nm IS Nummern aus dem Nachla^^s von Prof. .SehmTilders in
Breidau vi-rmehrt worden. Aiugelieheu wunien 332 Bände und I»> Mss. an
41 Entleiher. Der Bibliothek.sbericht gab auf der General Versammlung u. a.
ZD folgenden Resolutionen AnlaAs:
.Die fTcneralversammlung ermächtigt den Bibliothekar. Werke,
welche in keiner Beziehung zu den orientalischen Wiswsenschat'ten stehen
und in Folge dessen yon keinem Mitgliede der GeselLschaft verlangt wer-
den, nach eigenem Ermessen zum Austausch gegen andere Werke zu ver-
wenden.
Die CJeneral Versammlung bevollmächtigt den geseliäftsleitenden Vtir-
stand. geeignete Schritte zu thun, um fiir die Aufstellung und Kat:il«»gisi-
rung diT Thorbeeke'schen und Gildemeister'schen Bibliothek, sowie tür
eine gleichzeitig hiermit zu treffende durchgängige sachliche Anordnung
der Bibliothek der I>MG. aiLsserordentliche Mittel zu beschaffen. Sollten
die hierauf gerichteten IWmiihungen vergeblich sein, so wird envartet, dass
der Vorstand die DurchHihnmg jener Arbeiten nach Massgabe der regel-
mässigen Einnahmen der DMG. ui«>glichst besehleunigt."
Die Aufnahme <ler neu hinzugekommenen Bestände in den Zettel-
katalog war bis auf wenige Reste der arabischen und talnmdischen Littenitur
bereit» um Ostern IV.»1 beendet: die Thorbecke'sche Biblii>thek wurde zum
grössten 'l'lieil von Dr. Fritz Schrader erledigt: mit der Katalogisining tler
(fildrnieister'sehen Sammlung waren ausser dem < benannten, der speeiell «He
Sanskritlitteratur übernahm, noch Dr. Zinnneni (lK»sonders tllr Anibiseh). l>r.
Hchmoller (fiir Talmu^lisch-Hebräi.sch) und Dr. llaeberlin (fiir den Rest) be-
auftragt worden. Ilbrlii.
Das Königliche mcdicinisch-chirurgisehe Friedrich-Wil-
helms-Institut zu Berlin hat eine Benutzungsordnung fiir seine Hücher-
sanimlung vers«*ndet. Nach ihr können auch ausser Berlin wohueudo Aerzte
zu wissenschaftlichen Zweck«*n diese Sammlung benutzen und durch Post-
karten in hier vorgeschriebener Weise l»estellen. Diejenigen Entleiher,
welche zu rein dienstliehen Zwecken Blicher wünschen, bekommen dieselben
nach g 12 «lurch die örtlichen Gamisoulazarethe portofrei besorgt. Die Leih-
frist beträgt höchstens 6 Wochen.
Ueber die Handschriften der Schlossbibliothek von Mer-
ville (llaute-üaroune), welche der GriUin de Villele gehört, handelt aas-
Mitthcilungen aus und über Bibliotheken. 367
führlich der Abbe C. Douais in einer Sebrifl : Les mauuscrits du Cbateau de
Mervillo Notices, extraits et facsimil^s. Paris, A. Picard. Ifi9 S. in 8®. 90.
Die 21 hier beschriebenen Handschriften beziehen sich zum Theil auf die
Albigenserkriege und die Theibiahme Simon von Montforts an ihnen.
Nach „The Academy " v. 1 8. April 1 89 1 hat Hr. E i r i k r M a g n ü s s o n
von der Universität-Bibliotnek zu Cambridge das Glück gehabt, unter den
unerforschten liandschriftlicheu Schätzen der Phillips CoUection zu Cheltenham
einen werth vollen Isländer Codex aufzufinden, welcher seit Anfang des Jahr-
liunderts verscliollen war. Es ist das Skardsbok oder Codex Scardensis von
„Postulasögur^, welches den am vollständigsten bekannten Bericht von dem
I.eben und den Thaten der Apostel in Island enthält. Er bestand aus 96
Pergamentblättem, von denen eins jetzt fehlt, und misst 16\s : 12 engl. Zoll.
Hbrln.
Ueber die Stadtbibliothek zu Aachen hielt der Bibliothekar der-
selben, Dr. E. Fromm, in der Generalversammlung des Aachener Geschichts-
vereins vom 24. Oktober 1890 einen sehr lehrreichen Vortrag, welchem wir
mit Genehmigung des Herrn Vortragenden die folgenden Daten von allge-
meinerem Interesse entnehmen. Die Existenz einer grösseren BUchersamm-
lung mit beschränkter OeiTentlichkeit ist für Aachen erst seit der Mitte des
1 8. Jahrhunderts nachweisbar. Allerdings wird bereits aus der Zeit vor dem
Studtbrande von 1656 eine Rathsbibliothek erwähnt, doch fand diese beim
Brande theilweise ihren Untergang; wenn ferner kurz nach dem Brande im
März 1658 beschlossen wurde, eine in Köln befindliche Bibliothek für 266
Thjiler anzukaufen, so dürfte es sich, da die Stadt in diesen Zeiten nur für
dringend notliwendlge Dinge Mittel zur Verfügung hatte, bei diesem Ankaufe
nur um eine kleine Sammlung von Hilfs- und Nachschlagebüchem gehandelt
haben. Die Stadtbibliothek besitzt einen handschriftlichen „Catalogus libro-
rum juris publici, civilis, c^uionici, feudalis et criminalis, nee non librorum
miscellaneorum , id est tneologicorum , historicorum, politicorum, geographi-
corum etc. emptorum et respective renovatorum sub regimine ampRssimorum
dominonim consulum von Broich et de Lonneux nee non successive sub re^-
mine amnlissimorum consulum Oliva et Jacobi Niclaas et directione dommi
syndici Hevendall". Voraufgeschickt ist dem Kataloge eine „Kurtze doch
gründliche Nachricht von denen Büchern und Authoribus juris publici, so in
(ler Stadt -Aachischer Bibliothek angeschafft worden und zwar zuerst von
denen Collectoribus Actorum Publicorum, sodann zweytens von denen, so ad
leges imperii fundamentales commentarios geschrieben, fort drittens von denen
dogmatischen Scribenten , so particulaire tractatus juris publici ediret haben.
Schliesslich folget eine unpartheyische, gründliche Beurtheilung obbemelter
Bücher und kurtzer Unterricht von der Autoren Keligion, Bedienungen.
Chargen, Vaterlands, Condition und in summa, wass von jedem Buch und
dessen Aufhöre in particulari zu halten seye". Nach Zweck und Anlage war
diese Bibliothek, welche unter den regierenden Bürgermeistern Johann Werner
von Broich und Martin Lambert de Lonneux, also in den vierziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts, entstand, keine öflfentüche, sondern ausschliesslich
Handbibliothek des Rathes; sie enthielt neben wichtigen Quellensammluu^en
zur Profan- und Kirchengeschichte die werthvoUsten Werke aus dem Gebiete
der Staats- und Reclitswissenschaften , im Ganzen circa 1850 Bände. Unter
der fnmzüsischen Herrschaft und bis zum Jahre 1813 in Folge von Vernach-
lässigung schmolz die Sammlung beträchtlich zusammen, immerhin blieb sie
noch werthvoU genug, um die Grundlage zu einer grösseren öffentlichen
Bibliothek bilden zu Köimen. Ehie solche geschaffen zu haben, ist das Ver-
dienst eines Aachener Bürgers, des am 17. März 1828 verstorbenen Stadtraths
Peter Jos(4)h Franz Dautzenberg. Durch Testament vom 2. Dezember 1 S25
vermachte der Genannte seine gesammte Bibliothek von circa 20 000 Bänden
seiner Vaterstadt mit der Bestinnnung, djiss durch Vereinigung seiner Bücher-
schätze mit der noch vorhandenen alten Kathsbibliothek eine öffentliche Stadt-
368 MittheiluDgen aus und über Bibliotheken.
bibliotliek errichtet werden solle. Die Stadt nahm die Seheiikini^ an. und
im Bepo"*^ <1<*9 Jahres ]^3t) waren die Anstalten zur Krritfnun^ des neuen
Instituts im Kaisersaale des Hathhauses so weit vorgeriiekt. dass diese tür
den Sommer des gleichen Jahres in einer lWkanntm:u*hun;r des damaligen
OberbUrfrermeisters Daniels in der Stadt -Aaehener-Zeitunjr vom 27. März und
B. April IS30 ofliciell in Aufsicht gestellt werden konnte. Die ei^entliehe
En'mnuni^ der Bibliothek zog sich jedoch noch etwas hinaus: dieselbe er-
folgte mit der gleichzeitigen Publication des Reglements über die Benutzung
in der Stadt -Aachener-Zeitung erst am 13. Juli IS'M.
Die Kuirichtung und Veni-altung der Sammlung war 1S2S einem
Aachener Bürger Franz Cazin übertragen worden, welcher dieselbe bis zum
1. August 1S32 führte. Sein Nachfolger wurde im August des Jahres 1VJ3
Christian Qiiix, uin die Erforschung der Vergangenheit Aachens wohlventient,
damals «O Jahre alt. Er besorgte nie Dnicklegim^ des Katalogs «ler Aachener
Stailtbibliothek binnen Jahresfrist, freilich auch m wenig genügender Weisi'.
Das dem Katalog vorgedruckte Reglement über die Benutzung der Bibliothek
bestinnnte übrigens, dass dieselbe nicht wie bisher an allen Werktagen, son-
deni nur an drei Tagen der Woche dem Publikum zugänglich sein solle.
Quix starb am 14. Januar 1844. Ihm folgte im Amte Josef («erhard I^urent,
der, am 8. Janiuir ISOS in Aachen geboren, in Bonn Phihdogie studirt hatte
und dann als Privatgelehrter in seiner Vaterstadt lebte. Unter ihm uiusste
die Bibliothek bei der W'iederherstellung des Krönungsssiales 1M7 ihre seit-
herigen RUume verlassen, um vorläufig in einem Privathause am Marktplätze
untergebracht zu werden, von da wanderte dieselbe in das Kurhaus und end-
lich 1^60 in die alte Redoute. Noch vor der ersten Uebersiedelung fiel der
Bibliothek eine bedeutende und höchst werthvolle Sclieukung zu. Am 1. Ja-
nuar 1844 vennachte Martin August Hubert Felix Freiherr von Fürth (ge-
storben zu Münster am I.August 1S40) seiner Oeburtsstadt testamentarisch
seine an gediej^enen Werken iU)erans reichhaltige Sammlung mit der Bestini-
muntr, dass sie als von Fürthsche Bibliothek getrennt aufgestellt und dem
gebildeten Publikum nicht verschlossen s(»in solle. Laurent, welcher seit
lb72 auch das Amt eines städtischen Archivars bekh^idete, starb am 24. Ja-
niuu* 1SÜ7 Sein Nachfolger war der Privatgeistliche Augi^st Schwan. Nach
di*s8en erfolgter Pensioninuig übernahm am I.Juli ISSli T)r. E. Fromm, vor-
her Assistent an der Königl. Universitätsbibliothek zu BiTlin, das Bibliothe-
kariat. — Die Bibliothek erfreute sich auch während der letzten Jahrzehnte
einer Reihe bedeutender Zuweisungen durch (»eschenke. Envähnt seien die
Bibliothi^ken der Doctoren Sartorius und Härtung, diejenige des Vereins «ler
Aachener Atjrzte, des Vereins zur Bekundung einer naturwissenschaftlichen
Bibliothek; 18S7 überwies Dr. Adam Bock aus dem Nachlasse seines 187»
verstorbenen Oheims, des Proft^ssors Cornelius Peter Bock zu Freiburg i. H.,
eine grosse Anzahl von Werken der älteren Littenitur; 188b gelangte femer
der grösste Theil der Bücherschätze, welche Alfred von Reumont in einem
langen und an wisseiLschaftliehen Erfolgen so reichen Leben gesammelt hatte,
durch testamentarische Vertilgung des Erl)lassers in den Besitz der Stadt-
bibliothek; durch Testament des Im Dezember 1S88 zu Aachen verstorbenen
Landgerichtsraths a. D. Hennann Ariovist Freilierrn von Fürth endlieh wur-
den der städtischen Bibliotliek etwa Hooo Bände als (Icschenk zugewendet.
Der (iesammtbestand an Büchern kann nunmehr auf etwa soooo Bände an-
gegeben werden, deren Benutzung seitens des Publikums sich in erfreulicher
Weisi5 neuerdings gehoben hat. Während Ende der vitTziger Jalire jährlich
im Durchschnitt einige 50 Bücher ausgt^liehen wurden, noch in den achtziger
Jahren kaum 5»0 zur Ausgabe gelangten, beträgt die jährliche Benutzungs-
zitfer gegenwärtig 2000 bis 2500 Bände. A. i\.
Ueber die Wirksamkeit der Universitätsbibliothek in Kopenhagen
während des Lustrums 1884/80 berichtet der l^ibliothekar Birket Smith Im
Univ. Aarbog (Beretning oiu Universitetsbibliothekets Virksomhed i ls84;5 —
1888/0). Diu 13ibliothek war in den angegebenen Jahren f\ir das Publikum
Mittheilungen aus und über Bibliotheken. 369
an 2fi() bez. 207, 207, 264, 205 Tagen geöffnet, ausgeliehen wurde aber nur
an 262, 263, 20H, 2(>4 , 26t Tagen. Sowohl was die Zahl der ausgeliehenen
Bände, als was die Benutzung des Lesesaals betrifft, ist in den angegebenen
Jahren eine kleine Abnahme zu bemerken, nur im letzten Jahre steigen die
Zahlen wieder. Es wurden ausgeliehen
Im Jahre 1S84/5 19 670 ]
liände
n n
1SS5/0 19 420
»
n n
IS86 7 19362
«
n n
1S87/9 18822
n
n n
1888,9 19216
n
Im Lesesaal benutzt wurden
ISS 4/5 von
1 1 066 Personen 20 856 Bände
ISS5 6 „
9 655 „ 17
902 „
I8S0/7 „
9 427 „ 17
792 „
ISS" S „
9o47 „ 18
710 ,
lSSS/9 „
9981 , 22 318 „
Unter den Personen und Listituten, denen die Bibliothek für Geschenke zu
dankcm hat, fällt, wie ja auch auf vielen deutschen Bibliotheken, die unver-
Iiältnissmässig grosse ^hl von Geschenkgebern amerikanischer Herkunft auf.
Die Arbeiten an den neuen Katalogen sind durch die ganze Periode fort-
gesetzt worden, und ihre Weiterfilhrung erscheint gesichert, da der hiertllr
ausgeworfene Geldbetrag, der 1883 auf drei Jahre bewilligt worden und
dann nach Ablauf der l^rLst auf weitere drei Jalire ausgedeimt worden war,
durch das Finanzgesetz von 1 890 91 auf abermals drei Jahre zur Verfiigung
gestellt ist. Im letzten Jahre wurden 2434 Zettel filr den alphabetischen
Zettelkatalog geschrieben und 8627 Titel in den Fachkatalog eingetragen.
Endlich möchte noch erwähnt werden, dass es der Bibliothek gelungen ist,
für das Bestreben die Handschriftenversendung möglichst zu erleichtem, den
Beistand der Zollvenvaltun^ zu gewinnen. Auswärtige Sendungen an die
Bibliothek werden gegen emen Revers des Bibliothekars zollfrei und un-
ger>ffnet an die Bibliothek abgegeben. Die sehr summarischen Angaben Über
die Jährlichen Accessionen hssen eine Notiz Über die Zahl der Bände des
jährlichen Zuwachses bez. Über die derzeitige Bestandzahl vermissen.
Uortzschansky.
lieber den Neubau der Kaiserliehen UniversitUts - Bibliothek zu War-
sehau berichtet der Przewodnik bibliografiezny XIII, 206 nach Warschauer
Zeitungen: Djis (Jebäude wird ans zwei durch eine Brandmauer getrennten
Theilen, welche zusannnen ein Rechteck bilden, bestehen und zwei Stock-
werke enthalten. In einem Theile werden sich im ersten Stockwerke die
Biicherausgabe , drei Lesesäle (ftir Studenten, Professoren und das übrige
Publikum) und ein Zimmer tlir die Kataloge, Nachsclüagewerke und Karten
])efinden; den zweiten Stock nehmen die Arbeitsräume der Beamten (die
Kanzlei) ein. Die andere Hälfte des (Gebäudes enthält allein das Büchor-
magazin, clessen Repositorien aus Eisen bestehen; dasselbe wird mit einem
Büclu^raufzug versehen sein. Die Erwärmung geschieht durch Centralheizung.
Die Kosten sind auf 400 000 Rubel veransclilagt. Die Pläne (\es im Renais-
sancestil aufzuführenden B«aues haben die Architecten Jablotiski und SpyUer
entworfen. P.
Der 30. Jahresbericht (vom 4. Juni 1890) der Universitäts-
Bibliothek zu Cambridge [England] verzeichnet wiederum eine stattliche
Anzahl von (u'schenken, welche der Sanunlung vcm Behörden, Corporationen
und Privaten zugegangen sind; vom Britischen Museum allein wurden 1200
Bände (Doubletten des Museums) überwiesen. Abgesehen von den Univer-
sitätsangchririgen wurde die Bibliothek IS89 von 151 (1887: 111, 188S: 134)
Personen benutzt. Die Zahl der entlieheneu Bände betrug 1889: 28032
370 Vermischte Notizen.
(18SS: 27 74**, 1SS7: 27 08»); derjonigoii, zu deren Verleihung die Genehiiiit^iing
des 0ber]>ibliothekar8 erforderhch war, 210. Muniiscripte wurden 7 verliehen,
auf der Bibliothek selbst eingesehen 7S4 (I8S8: 546). Neukatalogisirt wur-
den (»613 Titel (18S8: 5509), wovon 4893 auf die Neuanschatfungen, 2220 auf
die alt4?n Bestände entfielen. Der Bau des neuen (lebäudes war noch nicht
vollendet. An Stelle des Professors Smith, welcher am I.Oktober 1S89 zu-
rücktrat, wurde Francis Jenkinson vom Trinity College zum Bibliothekar
gewählt. A. G.
Vermischte Notizen.
In der Zeitschrift fllr vaterländische (d. i. westfälische) Geschichte und
Alterthumskunde Bd. 48 (1890) S. 85 ff. veröffentlicht Hugo Wolffgram
„Neue Forschungen zu Werner Rolevinck's Leben und Werken", in denen
der Nachweis von neuu bisher als verloren geltenden Schriften Rolevincks
mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit zutreffend getlihrt wird. Bekannt waren
von den Rolevinck'schen Schriften bis jetzt : Fasciculus tempomm, De laude
veteris Saxoniae etc. und Do regimine rusticorum; Wolffgram hat nunmehr
wiedergefunden: Paradisus couscientiae , Fonnula vivendi eanoniconnn etc.,
De origine nobilitatis , Legenda S. Servatii minor , Tractatus de contractibus,
Tractatulus de forma visitationum monastiearum , Questiones duodecini nota-
biles i)ro presbiteris etc. , Libellus de venerabili sacramento et valore niissa-
rum, Tabula conHuentina. Der bibliographischen Beschreibung dieser Schriften
ist ilain zu Gnmde gelegt. Den von 0. Lorenz (Geschichtsquellen 3. Aufl.,
II, 332) als klägliches Macliwerk bezeichneten Fasciculus temporum beurtheilt
Wolffgram weit günstiger. W.
Unter den mancherlei Gewerben, die Focke, Bremische Werkmeister aus
älterer Zeit (Bremen 1890), ver/eichnet, kommen die Buchbinder im li>. und
1 7. Jahrhunaert recht häufig vor. In den Ri^chnungsbiichern der bremischen
Kirchen, welche Ilauptquelle filr Focke's Arbeit sind, erscheinen öfter Ausgaben
filr Buchbinder-Arbeiten, z.B. im Rechnungsbuch der Liebfrauenkirchc 1551:
„Item gegeven Johannes den bokebynder vor 3 parmente lattinsclie grote
boke, (Ic int kor höret, to bvnden 4 Mk."* Unter all den Werkmeistern finde
ich aber nur einen Buchschreiber, Bernardus Dyker, von dem es in dem-
selben Rechnungsbucli 1491 heisst: „Item noch bin ick aver eyn gekamen
mit B. Dyker unune einen nigen psalter to scrivende mit aller tobenorunge,
aver wy buwmester scholen em schaffen pergament und hkIc und blawc
varwe, darvor scholen wy em gcven 7 Mk." Von dem Einbände dieses Anti-
plioniums wird weiter gesagt: Johan Back gaff Engelberto vt)r den Anti-
phonion to bvnden 1 Mk. und 5 (»rote uthe dem budele der karcken. Gb
es noch dassdbe Antiphonium ist, das zu binden 1504 diesem Engelbert 19
Grote eintrug, ist zweifelhaft. W.
Das Programm der Königl. Bayerischen Studien-Anstalt in Landshut
für 1890 enthält ein Verzeichniss der Programme und Gelegenheits-
schriften, welche an den Königl. Bayerischen Lyzeen, human,
(tymnasien und Lateinschulen vom Scliuijahr 1823/24 an erschienen
sind, von Emil Renn. W.
In der Beilage zum neuen Jahrgange (1S91) der „Monatshefte für
Musik-Geschichte* wird mit dem Druck eines Katah)gs über die Musik -
Druckwerke der Universitäts-Bibliothek in Basel begonnen. W.
Vermischte Notizen. 371
Dr. Fr. X. Glassclirödor verzeichnet aus 36 Codices der römischen
Bibliotheken (Vaticana, Barberina, Corsiniana, Borghesiana und Casanatensis)
d:is Material für die bayerische Geschichte im Öberbayer. Archiv fllr
Vaterland. Geschichte Bd. 46 (1800), S. 2lSff. W.
In der Zeitschrift des histor. Vereins flir Niedersachsen, Jahrg. 1890,
S. 131 ff., veröffentlicht Rath Bodemann aus den schier unerschöpflichen
Schützen der Könifflichen Bibliothek in Hannover Nachträj^e zu Leib-
n i z e n s B r i e f w c c n s e 1 , darunter auch zahlreiche Briefe J . G. E c k h a r t *8,
des Nachfolgers Leibnizens in dem Amt eines Historiographen und Biblio-
thekars, die E.'s Nichtswürdigkeit grell beleuchten. In demselben Bande
theilt Bodemann aus Leibniz- Handscliriftcn Biographisches über den Kur-
hannoverschen Bibliotheks-Kupferstecher Nicolaus Secländer (1716
— 44) mit, über den bislang sehr wenig bekannt war. W.
In den Romanischen Forschungen B. 6, S. 463—75 stellt F. W. E. Roth
in einem Aufsatz „Der Buchdnicker und Verleger Johann Schocffer zu Mainz
15():i— 31 als Verleger lateinischer Klassiker und Schulbücher" die Schoeffer-
scheii Textausgaben und Sclndbüclier, „die ihre Wege durch ganz Deutschland
fanden und so verbraucht worden" sind, dass sie heute zu den Seltenheiten
gehören, bibliographisch zusammen. Schoeft'er begann den Verlag 1517 und
setzte ihn bis zu seinem Tode 1531 fort. W.
Abgeschlossen ist letzt das für Ilandschriftenkunde und Kunstgeschiclite
wichtige Werk: L. v. Kobell, Miniaturen und Initialen aus Hand-
schriften des 4. bis UJ. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung der in
der riof- und Staatsbibliothek zu München befindlichen Manuscripte. Ge-
schichtliche Beiträge. München, Jos. Albert. Ohne Jahr. lüS -f IX S. 52
Tafeln. Wir haben über dasselbe in Kürze auf S. 342 des vorigen Jahrgangs
dieser Zeitschrift berichtet und können jetzt auf das dort gesagte verweisen.
Für die irische Miniaturmalerei sind keine sehr bezeichnenden Beispiele ge-
wählt; bei den Tafeln macht sich manchmal etwas nachtheilig geltend, dass
man ein Reproductionsverfahren anwandte, das eine Wiedergabe der Farben
ausschloss; hiervon «abgesehen sind die Nachbildungen ganz vortrefflich.
W. Seh.
Nach dem Adressbuch für den deutschen Buchhandel ist die
Anzahl der Leihbibliotheken, Musikalien-Leihanstalten, Journal- und Bücher-
lesezirkel in Deutschland allein auf 2674 gestiegen. — Deutsche Zei-
tungen giebt es, nach Ausweis des Gennan News Paper, in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika und in Canada 774, von denen 05 täglich
erscheinen, 4 dreimal in der Woche, 18 zweimal, 493 einmal, 74 am Sonntage,
35 im Mt)nat zweimal, 52 eiimial und 3 dreimal. Die älteste deutsche Zeitung
ist die Gazette in PennsylvaJiien, welche seit 1 795 erscheint. Im Staate New
York giebt es die meisten Zeitungen, nämlich 117; dann folgen Ohio mit 105,
Pennsylvanien mit 85 und Wisconsin mit 82. Ilbrln.
Die Stadt Frankfurt hat für 15(»0 Mk. das Originalmanuscript des zweiten
lUndes von Schoi)enhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung" an-
gekauft. Dasselbe befand sich im Besitz der Wittwe des Oberfinanzraths
llofinann in Darmsta<lt, dem es von einem Freunde des Philosoiihen |ver-
macht worden war. Nur eine Seite fehlt.
Aus Weimar kommt die interessante Nachricht, dass in der anatomi-
schen Abtheilung des litterarischeu Nachlasses Goethes, den Prof. Bardeleben
372 Vermischte Notizen.
in Jena ordnet, eine bisher unbekannte Darstellung «ler vergleiehenden Ana-
tomie des Seliildels der Sänj^ethiere anfpefunden worden ist. Nach Ansieht
berufener Autoritäten ist dieselbe im Jalire 1794 verfasst worden.
Aus dem ungednw^kten Reisetaf^ebuehe des Zilrieliers Job. Iloinrieh
Landolt, Montai^^, 23. (Sejit. 1782) Göttingen (am Kande^ ... Nach Tische
sahen wir die berühmte Universitätsbibliothek. — Unstreitig mag sie unter
allen ihrer Art die erste Stelle einnehmen, sowohl in Kileksieht auf Menge
als Wahl der IMlcher; denn da jeder Professor freye Vollmacht hat, alles
was in seinem Fach neues und wichtiges herausk{)nnnt , ohne weiteres an-
zuschatfen, so muss nothwendig auf solche Weise ein schönes luid vollkom-
menes Ganzes herauskommen. — Jeder Stiulent hat das Hecht sich Bücher
daraus nach Hause zu nehmen, so viel er will, gegen einen Schein, der von
einem Professor unterschrieben ist. — Eine merkwürdige Person ist Hr. I*ro-
fessor Dieze, vorzüglich als IMbliothekar. Denn dieser Mann hat ein so ausser-
ordentliches Gedächtniss, dass er nicht nur — ohne Catalog, unter der un-
geheuren Menge von Büchern jedes, das verlangt wird, sogleich geben, son-
deni auch sogar den Inhalt davon in kurzem sagen kann. — In der Mitte
des Bibliotheksaals steht die Büste des Königs von England.
Herr Karl Blitz hat unter dem Titel: Neue Beiträge zur (ie-
Geschichte der deutschen Sprache und hitteratur in Berlin bei J.
A. Stargairt eine Sammlung von Aufsätzen erscheinen hissen, welche in ver-
schiedenen Blättern veröffentlicht waren. Unter ihnen befindet sich auch
neben aiuleren uns hier nicht interessirenden Arbeiten eine Err>rterung der
Frage: Wer hat die erste deutsche Bibel gednickt? S. 97— 125. Der Auf-
satz, schon 1889 erschienen, ist vor dem bannbrechenden Werke von Walther
(C. f. B. 1S90. S. 103) abgefasst worden und kommt zu demselben Resultate
wie Walther, dass der Mentelsche und nicht der Eggesteynsche Druck der
älteste der deutschen Bibel ist.
Zu Gottlieb, Mittelalter!. Bibliotheken S. 325 s. v. Ulm verweise ich auf
H. Bazing und G. Veesenmeyer, L'rkunden zur (ieschichte der Pfarrkirche in
Ulm (1890) S. 91, wo angegeben wird, dass das Verzeichniss der 300 vom Pfarrer
Heinrich Nithart für eine öffentliche Bibliothek 1413 gestifteten Bücher noch
jetzt in zwei Ausfertigungen bei den Nithart'schen Urkunden liegen soll.
Wie englische Zeitungen berichten, wird d.as neue amerikanische Naeli-
drucksgesetz (c<)i)yright bill) unzweifelhaft eine Stockung im englischen
Verlagshandel während der nächsten Monate zur Folge haben. Angekündigte
und schon fertige Werke sollen bis zum I.Juli, wo die neue Bill in Kraft
tritt, zurückgehalten werden. Auch den populären Novellisten, die den
amerikanischen Markt versorgen und noch am besten gestellt sind, wird sicher
genithen werden, bis dahin zu warten. Knrz, Mai und Juni werden schlimme
Monate lür den englischen Handel sein. Aber auch in Amerika selbst findet
das neue (»esetz, wie man aus New York sehreibt, beim Publikum eine sehr
kühle Aufnahme. Es sei dies eine Art Mac KinU'y-Bill zur Bereicherung
der grossen Verlagsfinnen Amerikas. Nur diese könnten daran denken, in
Europa Vertreter zu unterhalten, welche mit den dortigen Schriftstellern und
Verlejceni in Verkehr treten und die Werke auswählen sollen, die dann in
Ann^rika neu herausgegeben werden. Es mu.ss nicht nur deren Text neu
gesetzt, sondern auch jede Illustration in Amerika neu hergestellt werden.
Die einzige Folge dieses „Schutzes des geistigen Eigenthums" werde sein,
dass gute, namentlich illustrirte Werke sich viel theurer stellen werden.
i
Vermischte Notizen. 373
In der fleissipon Ilallischcn Doktordissertation von Th. Sommerlad
über Matthacus von Krakau findet sich S. 60— 101 ein Veraeichniss der
Schriften des trefflichen Heidelberger Professors nnd Bisehofs von Wonns.
Matthaeus wird von S. als von Krakau, und nicht als der pommerschen
Adelsfamilie von Krockow zugehörig, nachgewiesen.
Seitdem man in den meisten Bibliotheken hinsichtlich des alphabeti-
schen Katalogs vom l^uchkatalog zum Zettelkatalog übergegangen ist, bemüht
man sich fortwährend fiir die äussere Einrichtung des letzteren ein System
zu finden, das folgende Erfordernisse erllillt: stete Bewahrung der Oranung
der Zettel, Venneidung von Vennischungen und Verluste derselben, leichte
Möglichkeit der Einschaltung neuer Zettel, bequeme Handhabung des Katalogs
bei der Benutzung durch das Publikum. In (iräsels GnindzUgen der Biblio-
tliekslehre S. 193 ft*. sind eine Reihe derartiger Constructionen genau erörtert.
Zwei weitere, anscheinend ganz brauchbare Systeme, die auch bereits in einer
Keihe von Bibliotheken, vor allem in italienisciien, zur praktischen Anwendung
gekommen sind, hat die römische Firma Aristide Stade rini (Rom, via deir
archetto 18/ 19) erfunden und in einer kleinen Broschüre (Brevi ceuni sopra
due sistemi di schedario per cataloghi) unter Beifügung erläutern-
der Abbildungen ausführlich beschrieben. Das eine ist nahe verwandt dem
von Keysser (Gräsel a. a. 0. S. 195) empfohlenen. Die Zettel werden hier
eingelegt zwischen zwei (durch einen Rücken verbundene) Pappdeckel,
zwischen denen sie an 2 Drähten festgehalten werden, die au den
Deckeln mit Schrauben befestigt sind. Die Zettel selbst haben oben
und unten ein Loch, durch das jeue Drähte geführt werden. Sobald die
Zettel eingelegt sind, bilden sie mithin einen riclitigen Band, der etwa 9 cm.
stark ist und 320—400 Zettel fassen kann. Unter andern ist dies System an
der Biblioteca nazionale Vittorio Enianuele in Rom zur Anwendimg gelangt^
wo der derart eingelegte Zettelkatalog 1500 Bände umfasst und in drei
Zinunern aufgestellt ist. — Etwas complicirter ist das zweite Staderinische
System. Die Zettel selbst haben hier eine eigenthümliche Gestalt: sie be-
sitzen auf der unteren Seite einen trapezfiirmigen Vorspning. Sie wer-
den eingelegt in nach oben offene Holzkästchen, die am oberen Innen-
rande mit einer Leiste versehen sind. In ihnen werden die Zettel, sobald
sie etwas zusammengepresst sind, durch jenen unteren Vorspmug fest-
gehalten, und dadurch wird jedes Herausfallen u. dergl. vermieden. Die
Zettel in den Kästchen zusammenzupressen, so dass sie aufrecht stehen,
dii^nt ein kleiner Holzblock, der sich auf einer in der Mitte des Kästchens
befindlichen gezähnten Stange bewegt und vermittelst eines Federschlüssels
an jeder Stelle festgestellt werden kann. Auch dies System ist an einer
ganzen Reihe italienischer Bibliotheken in Gebrauch genommen.
W. Seh.
Herr L. Rosenthal in München veranstaltet vom 21. — 25. Juli den Ver-
kauf einer sehr werthvDlien Sammlung vc»n Büchern. Aber warum lässt der
Herr Verkäufer den Katalog der Sammlung nicht annähenid so gut typo-
graphisch ausstatten, wie dieses seine französischen und englischen Collegen
thiin? Man kann die kleinen Lettern kaum lesen.
Ueber München er Incunabeln handelt in der Beilage zur „Allge-
meinen Zeitung" vom L Mai d. J. No. 120 Herr Dr. Christian Rueppreclit.
Den ersten Druck, Hans Schauers „mirabilia Romae* vom Jalire 1482, oesitzt
die Kgl. Hof- u. Staatsbibliothek, ebenso das Quadragesimale des Paulus
Wann , o. J. , gedruckt von Hans Sch(»bser oder Schopj)ser. Von dem letz-
teren ist auch 1500 „Fundius, oratio elegantissima nomine serenissimi senatus
apud Julium II. poutificem habita** herausgegeben. Die übrigen drei MUn-
374 Veniiiscbtc Notizen.
ebener Wiegendrucke, säiumtlich in Bamberg: befindlicb, (bis Beiebt])Ui^bUMn
von 1488, davon ein zweites Exemplar im Leipziger Jbiebgewerbemuseum
aufbewabrt wird, die Auslegung des l'aternoster, gleicbtalls v. J. 148h,
Scbreiben S. Benibards an einen Kitter liaymund , o. J. , stammen aus der
OfTiein des Benedict Pucbpinnder. Diese wenigen in M Uneben selbst ge-
druckten Werke, die sieb bisber nacbweisen liessen, nelimen sieb unter den
mebr als 15000 Incunabeln, welcbe in den M Unebener Bibliotbeken vorbanden
sind, allerdings etwas eigenthUmlicb aus imd durften jedenfalls zu weiterer
Nacbforscbung anregen. Ili»rln.
Unser Mitarbeiter Ilerr II. Omont bat von der franzüsiscben Akademie
den Preis Brunet fUr eine Arbeit: Catalogue des C(»piste8 de manuserits gree«
erbalten.
Seit dem 1 . April crscbeint monatlich in Paris eine neue Revue des
bibliotbeques im Verlage »von Emile Btmillon. Als Directeur derselben
zcicbnct Herr Emile Cbatelain, der als Philologe und Dipbnnatiker wobl be-
kannt ist, und als Secretair der Ked<aktion ein Herr A. Maire, der uns bier
zuerst begegnet. Die H. d. b. fUllt eine LUcke in der franzüsiscben bibliö-
grapbisclien Litteratur aus, in der bisber fast nur die Interessen der Biblio-
philen, nicht die der wissenschaftlichen Bibliot)u;kare vertreten waren. Wir
oegriissen daher das neue Unteniebmen, das sich in der Disposition seines
Inhalts das C. f. B. zu seinem Vorbild geuonnnen zu haben scheint, mit
Freuden. Der Abonnementspreis der K. d. b. beträgt ftir Paris 15 Fr., für
die Departements und das Ausland 17 Fr. Wir werden in Zukunft den Inhalt
der R. d. b. regelmüssig verzeichnen. Erst am lieutigen Tage (5. VI.) ist mir
aber das l.IIeft zu (iesicht gekommen, und das nur durch die Gefälligkeit
unseres Herrn Verlegers. 0. H.
üeber les bibliotbeques de rUniversite et des Colleges
d'Avignon pour les etudiants en droit bandelt sehr gründlich Ilerr Marcel
Fournier in der Nouv(^lle revue bistorique de droit Fran^*ais et etranger.
1891. S. 70 u. f. Eni Katalog der Bibliothek de» Collegs d'Annecv von 14,H5 wird
hier abgednickt 8.81. Er umfasst 147 Nummern. P^benso der des Collegs
Saint-Micbel, der 104 Nunnnern zählt. Ferner werden sehr interessmitt^ Notizen
Über 11 andschrifttm verkaufe und eine BUcherschenkung des Joliann Isiuard
an das (-ollege Saint Michel mitgetheilt. Jünger als dieser Katalog ist der
des CoUegs von Senangae, das erst im Jahn^ 1400 gegründet worden i.st.
Das ('olleg von Saint Michel war von dem Professor Jean Ismard gegründet,
der ihm auch seüie Bibliothek vermachte.
In den Melanges d'arcbeologie et d'bistoire. X« annee. Fase. IV. V.
veröffentlicht der gebohrte und scharfsinnige Professor Louis puchesne
unter dem Titel l^e dossier du Donatis nie die Beschreibung einer Pariser
Handschrift 1711 ((-olb. 1051) des 0. Jahrhunderts, welche einsteine voll-
ständige Sannnlung von Schriften Über das Scbi.sma «b^ Donatisten enthielt,
und stellt dann die jetzt verstümmelte Sammlung den Titeln der Einzel-
schriften nach her.
Wie wir einem Bericlit über die im April stattgeliabte Versteigerung
der äusserst wertbvollen und besonders durch den R<ncbtbum an illustrirteu
Werken hervorragenden Bibliothek des Regierungsarebitekten Destaiileur
in Paris entnehmen, wurden dort im (ianzen 407 827 Frs. für Bücher gezahlt.
Am theuersten stellten sich: h'ordre (lui a ete tenu ä la nouvelle et joyeuse
cntree de Henri II. dans sa bonne ville de Paris, ein höchst seltenes Holz-
schnittwerk, Exemplar des beriihmten Historikers de Thou (Thuanus), auf
20 200 Frs., Le Livre de la conqueste de Toison d'or, Paris 1503, Original-
band aus dem Besitz des Duc Henry de Guise, auf 12 500 Frs. -- In Arne-
\
Vermischte Notizen. 375
rika sind filr die (lUtcnbergbibel nach The Athenacum vom 18. April nicht
wenijfer als 15 000 Dollars bezahlt worden. — In London gelangten von eigen-
händigen Briefen znni Verkauf: S Briefe von Dickens an Lady Biessington
filr öa l. 9 8., 8 desgl. v«»n Thaekeray filr 104 1. 8 s., eine Sammlung Goetheana
((ifedichte in seiner Handschrift^ sein Porträt von der Gräfin Egloffstein,
eigenhändige Briefe von Herder, I^vater, Jean Paul, Schiller, Graf Platen etc.)
filr 108 1., Briefe und Docuniente von Rousseau, die sich auf seineu Aufent-
halt zu W<»otton beziehen, filr 08 1., 2 Briefe von Swift filr 42 1.
Hbrin.
Warnung!
Vor einiger Zeit wurde mir aus dem Auslande ein Exemplar einer an-
geblichen Ausgabe des Livius zum Ankauf geboten, die als in Venedig von
.lohannes Spirensis, 1400, gedruckt angegeben war. Zwar antwortete ich, dass
eine solche; Ausgabe nicht existiren kimue; die Worte des Privilegiums,
18. September 1400, zu Gunsten des Johannes, und jene der Unterschrift
des \indelinus, seines Bruders, in der Ausgabe, 1470, des St. Augustinus de
Ci vi täte Dei schliessen sie absolut aus. Auf wiederholte An^be aber,
dass sich eine solche Edition in der That finde, weil der Band eme eigene
Unterschrift filhre, die die Echtheit derselben bezeuge, liess ich mir das
Exemplar nach Venedig kommen. Kaum hatte ich es unter den Augen, so
nahm ich sogleich wahr, dass die angekündigte Unterschrift dieselbe ist»
welche man in der Ausgabe, 1409, der Epistolae ad Familiäres:
„Primus in Adriaca formis . . .", zwei oder drei Wörter im letzten Vers nur
verändert, liest. Dann wurde es leicht zu ersehen, dass diese Unterschrift
am Ende des ersten Bandes der Livius -Ausgabe, 1470, von Vindelinus mit-
telst vortrefflich nachgeahmter Typen hinzugefilgt worden ist.
Ich halte es daher für meine Pflicht, die Herren Bibliothekare und
Bibliophilen auf diese Fälschung aufmerksam zu machen.
Venedig, Juni 1691. Der Präfect der St. Marcus-Bibliothek
C. Castcllani.
Anfrage.
In der ehemals Klemmschen, jetzt Königl. Sächsischen Bibliographi-
schen Sammlung zu Leipzig befindet sich ein unzweifelhaft ächter Burg-
dorf er Druck (Thomas de Aquino, tractatus de periculis contingentibus
circa sacramcntum Eukaristie. 4". G Blatt zu 23 Zeilen, o. 0. und Jahr.)
Auf eint^m 7. Blatte befindet sich in unserem Exemplar eine auf lithographi-
schem Wege hergestellte Schlussschrift: ImpreHus in opido Burgdorf ||
MCCC'CLXXIIII. Der Unterzeichnete wäre aiusserordentlich dankbar filr den
Nachweis eines Exemplares mit der Originalschlussschrift. Von datirten
l^urgdorfer Drucken sind nur zwei aus dem Jahre 1475 bekannt: Jacobus de
Clusa, tractatus de a))paritionlbus animarum post exituin earum a corporibus.
(II. *9:M9) und die Legenda Sancti Wolfgangi epifconi liatisponensis. (II.
* 10221). Da nii*)glichcr Weise sich Exemplare ohne Schlussschrift in anderen
BU)liotneken finden, lasse ich eine Beschreibung des unzweifelhaft ächten
Theiles folgen:
|Fol. 1«:] Tractatus de periculis contingentibl || circa facmentü Euka-
riftie et de renie; || diis eonindem ex dictis lancti Thome || de aquino Feli-
citer inclpit. || ( )Rinnnn periculü el't .... (Schluss auf Fol. 0** Zeile 22:]
ris. (|ua.? pceptn (jd a ieiunis l'uniatur. || Sit laus deo.
klein 4", (> Bl. zu 23 Zeilen, Plätze filr die Anfangsbuchstaben frei-
gelassen. Fehlt bei Hain. K. Burger,
Custos am Buchgewerbe-Museum zu Leipzig.
376 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bi))liothekswesens.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens .*)
Librarj'. June 1891. No. 30: Plague literaturc, by J. K. Pionier. — The
biblioth6que de La Providcnce, by Reg. S. Faber. — llow libraries were
described a hundred and fifty years ago, by L. Inkster.
The Librarj* Journal. May 1891. Vol. Ifi No. 5; CoUection and registni-
tion of nnes. II. — Classification of Coruell University Library, by G. W.
Harris. — Proposed library law of Illinois. — C'liieago Pulllic Lilirary
building.
Le Li vre moderne. Juin 1891. No. IS: Les inedites. Mennos epitres n''vt;la-
trices. Lettres de Emile Zola sur le reve. Autogni))hes divers. - I>ic-
tionnaire bibliogra))hi(|ue des nouveautes du niois, ))ar B. -IL (lansseron.
— Autour des Tivres et des amatenrs. — Table des nmtieres du Tome HI
(Jauvier— Juin 1891).
Allessandrini, P. I^a biblioteca popolare di Trento nel ventennio 18G9 —
1889. Borgo, Stab. tip. G. Marehetto. 174 p. IC".
Annuaire de la Societe des amis des livres pour Tannee 180L Paris, lib.
Ctmquet. VII. 131 p. 8«.
Battaglino e Calligaris. ludices ehromdogici ad Antiquit. Ital. M. Ae.
et ad Opera minora Lud. Ant. Muratorii, operis modenimen sibi suscepe-
nmt C. Cipolla et Ant. Manno. Torino, frat. B(k;c^'i. loo p. a :t ccd.
fol. L. 7.
Bongi, S. Annali di (labriel Giolito de'Fernui da Trino, stampatore in
Venezia. Vol. I, fasc. 2. Lucea) tip. Giiusti. 261 p. 8^. L. 2.
'*'Carlander, C. M. Svenska bibliotek och ex-libris. Anteckningar. IL Stock-
holm, Gemandts boktryckeri. VIIL 170 p. gr. 8" med 22 illustratiouer.
Nur in 150 Exx. gedruckt.
'"Ehrismann, (L Bibliographische Uebersicht der Erscheinungen auf dem
(lebiete der gennanischen Philologie im Jahre 1887. Unter Mitwirkung
von J. te Winkel und K. F. Srnlerwall bearbeitet. (Germania. Jahrg. 3«.
Heft 1. Wien, C. (ierold's Sohn. S. 101 — 120.)
Elen CO dei giomuli e delle altre pubblicazioni deirinterno del regno, le cni
associazioni si ricevono dagli ufizi postali e daiU^ collettorie di prima
classe. (Ministero delle poste e telegrafi.) Koma, tip. eredi Botta. 1890.
132 p. 8«.
Favaro, Ant. Sopra la parte fatta alla storia in nn disegno di bibliografia
delle mat4;matiche : nota. Torint», tip. Guad^ignini e Candellero. B p. 8*.
Estr. dalla Rivista di matematica.
Field, Mrs. E. M. The child and bis book: s(mie acctmut of the history
and progress of children's literature in England. London, (^ardnerf
Darton & Co. 350 p. S". Sh. 6.
Finot, J. Inventaire sommaire des archives communales anterieures si 1790
de la ville d'IhMiplines (departement du Nord). Lille, imp. Danel. XLV.
54 p. a 2 coli. 4".
Ford, P. Leic. A partial bibliography of the published works of membtfrs
of the American Ilistorioal Association. (Annual report of the American
Historic4il Association for 1889. P. UM— All.) 8".
(Jeiger, L. Bibliogniphie der (toethe- Literatur flir 1890. Mit einem Bei-
trage (i. von Loepers und Mittheilungen von Fachgenossen. (Erweiterter
Sonderdnick.) Frankfurt a. M., Literar. Anstalt. 80 S. gr. 8^ M. 1.2ü.
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
Nene Erscheinungen ant dem Gebiete des Bibliothekswesens. 377
Gesetze über das Urheberrecht im Tn- und Anstände , nebst internationalen
Li tteratur vertragen und den Bestimmungen über das Verlagsrecht. 111.
Leipzig, G. lledeler. S. 173—263. gr. 8». M. 3.
♦Goedeke, K. Gnmdrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den
Quellen. 2. ganz neu bearbeitete Auflage, fortgeführt von Edm. Goetze.
lieft 10. (IV. Band, Bog. 12, 13, 13a u. f7— 35.) Dresden, L. Ehlermann.
S. 177—208 d, 417—560. gr. 8<>. M. 4.20.
Gomme, G. Laur. Gentlcman's magazino library: being a classified coUec-
tion üf the chief cont^uts of the Gentleman's Magazine from 1731 to
1868. Vol. 10: Architectural antiquities. Part IL Boston, Houghton,
Mifflin & Co. 291 p. 8<>. cloth. D. 2.^0.
*G 0 c t h e -Jahrbuch. Herausgegeben von Ludwig Geiger. Band XII.
Frankfurt a. M., Literar. Anstalt. VIL 359 S. 8". Gebdn. M. 10.
S. 275 — 326: Bibliographie. — S. 327 — 328: Englisch- Aroerikan. Biblio-
graphie, zusammengestellt von H. S. While.
Graux, Gh. et A. Martin. Facsimil^s de manuscrits grecs d'Espagne. Texte
in 8» avec planches in fol. Paris, Hachette & Cie. Fr. 25.
♦Griswold, W. M. The continuous index to Academy (Ac), Amer. bist,
asso. (A. IL), Analostan (An.>, Anuals Amer. Acad. (A.A.), Arena (Ar.),
Athintic (A.), Belford's (Bei), Blackwood's (Bl), *Century (0.), Chau-
tauquan (Ch.), Commonwealth (Com)., Contemporary* (C. Rj, Cosmo-
politan (Cos.), Edinburgh (E. R.), *Education (Edu.), English (Eng.),
Fortnightly (Fort.), *Frank Lcslie's (F. L.), Forum (F.), Globe ((J.), Ilarper^s
(IL), Harvard (Harv.), Homemaker (Home.), Independeut (Ind.), Lippin-
cott's (L.), London (L. Q.), Longman's (Long.), Macmillau's (M.), Mag.
Am. Hist. (M. A.), Month. Nation (N.), National (N. R.), New-Englander
(N. E.j, New EugUnd (N. E. M.), Nineteeuth Century (N. C), *North
American (N. A.), Overlaud (O.J, Poetlore (P.), Polit. science (P.S. C).),
Pop. science (P.S.), Qimrtcrly joumal economics (Q. J.), Quarterly Re-
view {O. R.) , *Refonued Quarterly (R. Q.) , Revue historique (R. H.),
Scottisn (S. R.), *Scribner's (S.), Shakespeanana (Shak.), Unitarian (U. R.),
Universalist (U. Qs.), Westmiuster (W.), *Wide-a-Wake (Wide). Cam-
bridge, Mass., W. M. Griswold. 8*^. Per year D. 2.
*Griswold, W. M. A descriptive list of international novels. Cambridge,
Mass., W. M. Griswold. P. 111—164 + 8 p. 8». D. -.50.
Heyse, G. Zur Geschichte der Brockenreisen. Nebst einem Anhang: Ueber-
siclit der Brocken-Literatur. 5. Ausgabe mit Nachtrag von R. Stein-
lioff. Harzburg, C. R. Stolle's Harzverlag. VI. 87 S. 12«. M. 1.
Jahrbuch der künigl. preussischen Kunstiiammlungen. Register zu Band
1— X. Berlin, G. (irote's Verlag. 96 S. fol. M. 6.
Jahrbuch der Naturwissenschaften. Gcncralregister über die Jahrringe
1885/86 bis 1889/90. Freiburg i. B. , Herder's Verl. XXXVI S. gr. 8".
M. —.40.
Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Theile
anderer Wissenschaften. Begründet von J. Liebig und H. Kopp, heraus-
gegeben V(m F. Fittica. Für 1888. 2. Heft. Braunschweig, rr. Vieweg
& Sohn. S. 481— 960. gr. 8". M. 10.
*J a h r e s b e r i c h t , Theologischer. Herausgegeben von R. A. Lipsius. Bd, X,
enthaltend dit; Litteratur des Jalires 18uo. Erste Abtheilung: Exegese,
bearbeitet V(m Siegfried und Holtzmann. Brauuschweig, C. A. Schwetschke
& Sohn. 116 S. gr. 8*». M. 4.
*Jahres-Verzeichniss der an den Deutschen Schulanstalten erschienenen
Abhandlungen. IL 1890. Berlin, A. Asher & Co. 82 S. gr. 8°. M. 2.50.
'"Jahres-Verzeichuiss der an den Deutscheu Universitäten erschienenen
Schriften. Sachregister I— V. Berlin, Asher & Co. 96 S. gr. 8«. M. 3.60.
♦Kalus, A. Die Vorschriften über Pflicht-Exemplare in Oesterreich. Eine
Zusammenstellung der geltenden Gesetze und Verordnungen nebst Er-
Vm. 7. u. 8. 26
378 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens.
lUnterungen aus der einsehlUgigen Literatur. Wien, Verlag des Vereines
der üsterrcieh.-imgar. Buchhändler. 32. XXII S. »".
Korzeniowski, J. Catalogiw codicum nianuscriptoruiu musci principnm
Czartoryski Cracovieusis. Fase. III. Krakau (liuchliandlung der polni-
schen Verlags-Gesellscliaft). S. 179—272. gr. S". M. 3.
*Langl()i8, Ch. V. et IL Bttiu. Lcs archives de Thistoiro de France.
Fase. I. Pari.s, A. Picard. XVIII. MM p. S». Pro cplt. Fr. 15.
♦Library Bulletin of ComcU üniversity. Vol. II, No. 15. (So. 28.) ItliacA.
P. 315— 338. gr. b".
Contents: Rccent publications by Corncll Univ. and ils ofliccrs. — List
of addilions, Dec. 1890 — March 1891.
Manno, A. Bibliografia storica degli stati della nionarehia di Savoia, vol. II
e III. Torino, frat. Bocca. a 470 p. 4^ L. 14.
Massachusetts: Free Public Library C-omniission. First report, 1S91.
Boston, Wright and Potter Printing Co. 12. VM) p. and 84 id. 8".
Mazzatinti, Gins. Inventari dei uianoscritti delle biblioteche d'Italia.
Fase. IL Forli, L. Bordandini. S". L. 1 .50.
Meli, Koni. Notizie bibliograüche sulle roccc magnetiehe della provinoia
romana, seguite da alcune considerazioni sui valori della deelinazione
magneticA detenninati per Koma: lettera al Prof. F. Keller. Koma, tip.
della r. academia dei Lincei. (>4 p. 8".
Estr. dal Bollettino della societä peolog. ital.
♦Milwaukee Public Library: Qiuirterly index of additions. Vol. 3.
No. 2L Januar}^ -Mareh 1 8« I . Milwaukee. P. 80— 115. gr. S".
Monceaux, IL Documents sur la r^volution fran^aise. I>a revolution dans
le d^partement de ITonne (1788- I8uu). Essai bibliographique. Paris,
Le Chevalier. 739 p. avec gravures. 8". Fr. 15.
Nachrichten, Astronomische. General - Kegister der Bände 81 bis 120.
Verfasst von IL Kreutz u. K. Schorr. Herausgegeben von A. Krueger.
Hamburg, W. Mauke Söhne. III. u. 408 Sp. gr. 4". M. 25.
♦Pantobiblion. Internationale Bibli(»gra))hie der polytechnischen AVissen-
schaften. Monatliche Uebersicht der auf diesen Gebieten neu erschie-
nenen Buch- und Joiurnalliteratur. Kedact. : A. Kerscha. No. L St. Peters-
burg. 4. 287. XIV p. gr. 8". Jährlich 12 Nrn. 24 M.
Paoli, Ces. Le abbreviature nella paleografia latina dol medio evo: saggio
metodico-pratico. Firenze, tip. aei suce. Le M(»nnier. 41 jf. 8".
Peli ssier, L. G. Notes sur quelques maimscrits d'Italie. Paris, Leelere et
Comuau. 42 p. 8°.
Extrait du bulletin du bibliophile.
Regolamento e catah)go della biblioteea delle niadri cristiane neiroratorio
dei SS. Apostoli in Verona. Verona, tip. Sordomuti. 35 p. 8".
Sabin, Jos. BibliothecA Americana: a dicti<mary of books relating to
AmericÄ, froni its discovery tx) the present time. Parts 113 to 114:
Shea to Simms. New York/Sabin. P. 3S9— 578. 8". D. 5.
Sacconi, (iiulia. Un nuovo sistenia di legatura meccanica per cataloghi:
notizia. Firenze, tip. di G. Carnesecchi e figli. 11 p. c. 2 tav. 8".
KsiT. dalla Kivista delle biblioteche.
Scott and Davey. A guide to the coUector of historical documents, lite-
rary manuseripts and autographic letters etc. London, S. J. Davey. 4°.
Sh. 30.
Tavagnutti, M. S. Katholisch-theoh>gische Bücherkunde. Heft IV, 2: Die
Kanzel. Ein nach 110 Materien systematisch geordnetes Verzeichniss von
katludischen Predigten und einscfdägigen WtTken. IL Die Predigt-Lite-
ratur der J. 1802 — 1800. 3. Aufl. Wien, Verlag Austria, Drescher &
C^nup. VIII. % S. gr.8". M. 1.
T h w a i t e 8 , K e u b e n G o 1 d. The coh)nies, 1 402—1 750 ; with marginal notes ,
b i b 1 i 0 g r a p h i e 8 , index and maps. New York, Longmans, Green & Co.
322 p. 12". cloth. D. 1.25.
Antiquarische Kataloge. 379
*Das Urheberrechtsgesetz. The Law of Copyright in den Vereinigten
Staaten, glUtig vom 1. Juli 1S9I an. Der englische Text mit deutscher
Uebersetzung und Bemerkungen von P. Goepel. New York, E. Steiger
& Co. 12 p. 8".
Verkehr, Unser. Litterarisches Organ der Allgemeinen BUchersammlung
lebender Schriftsteller. Zur Information und Vermittelung filr alle Litte-
raturfreunde, Buchhandlungen, Redaktionen etc. Red.: G. Körner. Jahr-
gang I: Mai 181)1 — April 1892. (24 Nrn.) No. 1. Leipzig, G. Kömer.
b S. fol. Vierteljähriich M. 1 20.
*Verzeichnis8 der im Jahre 1890 erschienenen Musikalien, auch musikali-
schen Schriften und Abbildungen mit Anzeige der Verleger und Preise.
In alphabetischer Ordnung nebst systematisch geordneter Uebersicht.
'M). Jahrgang oder 6. Reihe, 5. Jahrgang. Herausgegeben und verlegt Von
Fr. Hofmeister. Leipzig. CXXVl. 442 S. 8«. M. J6; auf Schreibpapier
M. IS.
*Vierteljahrs-Catalog der neuen Erscheinungen des deutschen Buch-
handels. Nach den Wissenschaften geordnet. Mit alphabetischem Re-
gister. Jahrgang 1891. Heft 1: Janimr— März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche
Buchh. XVIL 134 S. 8". M. 1.25.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
(iebiete der Bau- und Ingenieurwissenschaft. Bergbau, Schifffahrt. 1891.
Jan.— März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Bucnh. 8^. Für In Exx. M. 1.10.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
Gebiete der Forst- u. Jagd Wissenschaft , Haus- und Landwirthschaft,
Gartenbau. 1891. Jan. — März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buchh. 8®.
Für 10 E.\x. M. 1.10.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
Gebiete der Kriegswissenschaft u. Pferdekunde, Karten. I89I. Jan. —
März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buchh. 8«. Für 10 Exx. M. I.IO.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
Gebiete der Medicin, Naturwissenschaft u. Mathematik. 1891. Jan. —
März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche Buch. gr. 8". Für 10 Exx. M. 2.15.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
Gebiete der Pädagogik. 1891. Jan. — März. Leipzig, J. C. Hinrichs'sche
Buchh. gr.8». Für 10 Exx. M. 1.50.
Vierteljahrs-Catalog aller in Deutschland erschienenen Werke aus dem
Gebiete der Theologie und Philosophie. 1891. Jan.— März. Leipzig, J.
C. Hinrichs'sche Buchh. 8". Für 10 Exx. M. 1.50.
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Ackermann, Th., München. No.310: Kathol. Theologie. 1252 N"«-
Baer & ('o. Frankfurt. No. 277: Gennan. Philologie. Keltische Sprachen.
1550 N*'«. — No. 278: Socialwissenschaft. (Bibl. d. Prof. N. Sieber in
Moskau.) 1157 No«- — No. 270: Entonu)logie. Crustacea, Arachnida,
Myriapoda. (Bibl. v. Prof. l)i)bner in Aschaffenburg.) 525 N««- — Anz.
No. 412: llistor. Quellen- u. Sammelwerke. No. 8817— 9410.
26*
380 Antiquarische Kataloge.
Bauer Zürich. No. 192: Verschicdüncs. 1633 N<»-
Beck 's che Rh. Nördlingcu. No. 19S: Klass. Philologie u. Altortumskuiide.
2I3S No«-
Beijers'sche Bh. Utrecht No. 136: Philosouhie. Pacdagogik. Gehoiiue
Wiss. 584 No«- — No. 137: Geschichte (i. Medicin. Aeitere Mediciu.
780 No«.
B e r 1 1 i n g Danzig. No. 82 : Philosophie. Magnetismus. 6 1 9 No«.
Böse Leipzig. No. 16: Keclits- u. Staatswiss. 1667 No».
Burow Gotha. No. 25: Vermischtes. 443 No«.
Carlebach Ileidelberg. No. 182: Geschichte u. Geogr. v. Baden u. d.
Rheinpfahs. 3^3 No«.
Clause n Turin. No. 89 : Letterature neolatine. 888 No«.
Delstung's Bh. Rudolstadt. No. 76: Geschichte. 1718 N»«-
Dicterich's Un.-Bh. Göttingen. No. 11: Deutsche u. ausländ. Sjirache u.
Litteratur. 2ol6 No«-
Dülfer's Ant. Breslau. No.4: Schöne Litteratur etc. No. 1221—2606.
Gcering Basel. No. 218: Deutsehe Literaturgesch., Folklore u. Spracliwiss.
(Bibl. V. Prof. Rochholz in Aarau.) 13S1 No« — Anz. No. 98: Vcrmischtos.
Theologie. Jurisprudenz. 487 N««.
Gilhofer & Ranscnburg Wien. No. 35 : Uechtswiss. Staatswiss. Sociale
Frage. 2438 No». — Anz. No. 14: Vermischtes. No. 273-547.
II a c h f e l d Potsdam. No. 80 : Vennischtes. 1 984 No«.
Halle München. No. 3: .Tesuitica. 907 No«.
II au gg Augsburg. No. 118: Nachtrag zu Cat. 117. (Bibl. v. Dr. M. A.
Strodl in München.) 518 No«.
Heinrich & Kcmke Berlin. No. 22: Roman., slav. Sprachen u. kleinere
Sprachgruppen. No. 2167—4252. — No. 23: Orientalia. Vergleich. Sprach-
wiss. 1234 No«.
Iliersemann Leipzig. No. 77: Bibliographie. Buchdruck. Buchhaudel.
(Bibl. V. N. TrUbner London.) 1065 No«. — No. 78: Numismatik. 377 N««.
— No. 79: Architectur u. Decorationsmalerei. (Bibl. d. Dombaumoisters
A. Ilartel in Strassbg.) 655 No«. — No. 80 : Genealogie u. llenildik.
437 No«. — No. 81 : Kiuistgewerbe. Ornamentale \orlagen -Werke.
513 No«. — No. 82: Amerikan. Sprachen. 209 No«. — No. b3: Altclass.
Kunstarchaeologie. (Bibl. v. Prof. K. Bötticher in Beriin.) 126G No«.
Jacobsohn & Co. Breslau. No. 104: Oriental. Litteratur. 75 S.
Kampffmeyer Berlin. No. 324: Alte Sprachen u. Alterthumswiss. 64 S. —
No. 325: Literaturgesch., altdeut. Literatur, Pädagogik. 104 S.
Kende Wien. 1891. No. 6: Bibl. d. Grafen H. Dann. IL 628 N«»-
Kerler Ulm. No. 168: Protestant. Theologie. (Bibl. v. Prof. W. J. Mangold
u. J. L. Füller.) 7148 No«. — No. 169: Naturwissenschaften. 1840 N««
Kirchhoff & Wigand Leipzig. No. 873— 75: Literärgesch. u. Belletristik.
I. im Allgcm. 907 No«. — II. Deutsche Literatur. 2310 No«. — HI.
Ausländ. Literatur. 1349 No«. — No. 876: Rechtswissenseluift. 3560 N««-
— No. 877: Staats- u. Social wiss. 1003 N««- — No. 878: Kunst. Curiosa
u. Vermischtes. 1664 N««- — No. 879: Mathem. - astronom. - physikal.
Wissensch. (Bibl. v. Prof. Dr. Kunze in Weimar.) 1023 N««.
KoehlersAnt. Leipzig. No. 503—5 : Auswahl werthvoller u. seltener Werke.
L Theologie. Geschichte. Schöne Wiss. 2364 N»«- — IL l'hilolo|rie u.
Sprachwiss. 1445 No«. — III. Medicin u. Natur\viss. 1259 No«.
Koehlers Ant. Berlin. No. 17: Geschichte u. Etlmographie d, Länder u.
Völker Europas. 650 No«.
Krause Halle. No. 6: Evangel. Theologie. I. 1076 No«.
Lehmann, P., Berlin. No. 68: Architectur u. Kunst. 1255 No«.
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N au ck Berlin. No. 50 : Philosophie. Pädagogik. 923 N*>«. — No. 51 : Pro-
testant. Theologie. 750 N«"-
Neubner Köln. No.32: Bibliotheca histor. geograph. VI. No. 6811-8621.
Nutt London. No. 24: Miscellanea. 1243 N»»-
Prager, R.L., Berlin. No. 120: Rechts- u. Staatswiss. 1254 No«-
Quaritch London. No. 61 : Rare old books. ISO pag.
R a u n e c k e r Khigenf urt. No. 50 : Vermischtes. 768 N«-
RosenthaTs Ant. München. No. 70 : Biblioth. evang.-theol. IV. Clagett-
Effercn. No. 5158—6977.
Schack Leipzig. No. 66: Exacte Wissenschaften. 1553 N^«-
Seligsberg Bayreuth. No. 212: Auswahl werth voller Werke aus allen
Fächern. 580 N«"- — No. 213: Naturwiss. Mathematik. 1555 N»«-
►Siebert Berlin. No. 205: Seltenheiten. Grössere Werke u. Zeitschriften.
2146 No«. — No. 206: Theologie. 1702 N««-
StollÄ Bader Freiburg. No.67: Badisehe u. pfälz. Litteratur. 4591 No«.
Vö Ick er 's Verl. Frankfurt. No. 179: Gesch. d. europ. Staaten. IL No. 1974
-4478. — No. 180: Kunst. 1922 N««-
Vot seh Augsburg. No. 1 8 : Vermischtes. 482 No«-
Weber Berlin. No. 158: Romanisch. Baskisch. Celtisch. 53 S. — No. 159:
German. u. slav. Sprachen. 70 S. — No. 160: Griech. Classiker. 66 S. —
No. 163: Numismatik u. Sphragistik. 46 S. — No. 164: AUgem. Gesch. u.
deutsche Geschichte. (Bibl. v. Prof. Dr. J. Weizsäcker.) ^6 S. - No.
165: Preuss. u. deutsche Staaten. Oesterreich. Schweiz. (Bibl. v. Prof.
Weizsäcker u. Geh. Rath Dr. M. Duncker.) 134 S.
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von Aufträgen erlaugt werdeu können.
München. 21. —25. Juli. Rosenthal's Ant. Reichhaltige Sammig. v. seltenen
u. werthvollen Büchern, llandschriften u. Drucken. 1569 N«»«-
Personalnachrichten.
Der Oberbibliothekar Professor Dr. Brambach zu Karlsruhe hat den
Titel eines (irossherzogl. Ilofraths erhalten.
Der zum Access an der Darmstädter Ilofbibliothek zugelassene Herr
August Baiser ist am 2. Juni aus dieser Stellung ausgeschieden.
Der Chefbibliothekar der Barrow-in-Fumess Public Library, John
Frowde, ehemals Leiter der Liverpool Public Library, wurde zum Chef-
bibliothekjir der Bennondsey Public Library ernannt.
Le 19 mai dernier, les amis, anciens 61eves et 6leves de M. Victor
Chauvin, professeur de langues orientales a rUniversit^ de Li6go, so sont
382 Peraoiuünachrichten.
reunis pour le fcliciter do Ka rccente nomiiiatiun au j^^rado de C'hovalier dans
Tordrc de Leopold. A cette oecasion, ils lui oiit utTert^ avec rex^)re8sion
do leurs sciitinients d'aniiti6 et de reconuaissauce , sou portrait dessine a la
plume par uu excellcDt artiste liej^eois, M. de Witte. P.
Am 17. Mai starb zu Wien der gewesene Vorstand der k. k. Ilof-
bibliotliek zu W^ien, Ilofrath Dr. Ernst von Birk.
Am t:{. Mai starb in Maibingen der Vorstand der Fiirstlieh Wallerstein-
schen IMbliotbek, des Archivs und der Kunstsammlungen Wilhelm Frei-
herr von Löffelholz.
Am 9. Juli I8tn sind hundert Jahre verflossen, seitdem Friedrieh Adolf
Ebert in dem Städtchen Taneha bei Leipzig das Licht der W\»lt erblickte.
Mit derjenigen Pietät, welche das Herz emes jeden deutschen Bibliothekars
eegen den Cnvergesslichen crfilllt, sei an dieser Stelle jenes bedeutungsvollen
Tfl^es gedacht, der uns ,,Deutschlands grössten Bibliothekar" geschenkt hat.
Eberts Name wird in seinem Vaterlande unvergesslich bleiben, so lange man
Bibliotheken pflegen wird. Sein Erstlingswerk „Die IMldung des Bibliothekars''
sichert ihm lulein ein unvergängliches Oedächtniss. Ebert starb, wie bekannt,
als <H)fer seines Benifes, den er mit so viel Liebe und reiner Begeisterung
ergriffen, 43 Jahre alt. Zu früh ward ihm am i:<. November 1S34 das Ziel
gesetzt. In Dresden auf dem Neustädter Friedhofe „an den Scheunenhöfen'*
Regt er begraben; wie man uns schreibt, in einem von ihm und dem Ober-
reclnmngskommissar Iladenius 1S27 gelösten Familiengrabe (O Nr. 43 bez. 44),
Links liegen die Eheleute Iladenius, in der Mitte r^leonore Ebert, Pastors
hinterlassene Tochter, säumitlich später gestorben und begraben. Die Familien-
begnibiiissstätte, welche durch eine an der Kilckmaucr angebrachte Tafel mit
der Inschrift «Uuhestätte der Familie Ebert und Iladenius'* kenntlich fcomacht
ist, ist einfach, aber würdig und ordentlich gehalten. Unserem («ewährsmanne
Herrn cand. Ilelmolt zufolge findet sich im Lagerbuche des Todtenbettm eiste rs
die Bemerkung, dass der Königlichen Bibliothek in Kücksicht auf die histo-
rische Bedeutung Eberts gestattet worden sei, diese Stelle zu pflegen.
A. (t.
Nachruf
Am 24. April starb in Folge eines schweren Ilerzleidens der 1. Custos
der Kgl. Universitätsbibliothek zu Marburg Dr. Paul Ilabrucker.
Am 2. September \^b\ zu Memel geboren besuchte IL das dortige
Gymnasium und studirte dann in Kiuiigsberg und Leipzig classische Philo-
logie. 1873 von der philosophischen Fakultät der Universität Königsberg
zum Doctor pnmiovirt trat er im April 1S74 als Hilfsarbeiter an der Univer-
sitätsbibliothek in Freiburg i. B. in den aus aufrichtiger Neigiuig erwählten
Bibliotheksdienst, wurde am 1. Juli 1S7G zum Custos der Kgl. u. Universitnts-
bibliotliek in Königsberg eniannt und im Märe ISS8 nach Marburg versetzt.
Trotz jahrelangen schmerzvollen Leidens hat er hier mit bewundeniswerther
Energie sein Amt v(*rwaltet, bis seine Kräfte völlig erschöpft waren. Neben
seinem Beruf, dem er sich stets mit voller Liebe hingab, beschäftigten ihn
Studien über L. A. Seneca, denen schon sehie Dissertation „Quaestionum
Annaeanarum capita IV. Regiinonti Pr. (•lODCCC'LXXIU'* entsprang, an
deren Abschluss aber ihn ein friihzeitiger Tod gehindert hat.
Wir bt^trauern in dem Verstorbenim einen kenntnissreichen Mitarbeiter
und einen stets zuverlässigen liebenswürdigen Collegen, dem wir in alle Zeit
ein ehrendes Andenken bewahren werden.
Marburg, im Mai 1891. Im Namen des Collegiums
Dr. J. Roediger,
Oberbibliotlujkar.
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und auf Wunsch kostenlos als Muster vorgelegt. u « k *■
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Im Juli erscheint:
Gregorius von NiSSa (t395) [Against Eunomins. Great (^atechetical Oration.
On the St)ul and the Ilesurrection. On Virginity. On the lloly Trinity . Letters.]
welcher mit dem im October erscheinenden Bande:
Hyronimus (419) [Illustrious Men. Commentaries. Letters etc.]
zusammen 21 Shilling (Subscriptionspreis) kostet. Beide Bände gehören zu
der Serie: „The Nicene and the Post-Nicene Fathers".
Die Sammlung enthält die fiir Kirchengeschichte und sonst wichtigsten
früheren Väter in vorzüglicher englischer Uebersetzung. Jeder Band 500—000
Seiten stark. Subscriptionen nimmt an:
A. Twietmeyer, Ausländische Buchhandlung, Leipzig.
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Otto Harrassowitz in Leipzig.
Bronet j Bellet , J« £1 Ajedrez. Investigaciones sobre an oHgcn. (Ge-
schichte des Schachspiels.) Barcelonal891. gr.S^ VI, 424pag.^l4.—
Kine dnroliRehends auf Aie Quellen surttckgehcnde Oetchichte de« Schacliipiol» , welrhoa
bekanntlioli ttber Spanien nach Kuropa kam. von di^n ält««teti 7MUm bis im IG. Jahrhundert
mit BorfffältiRer Berficksichtigung der orientaliich<»n KchrifUieller und der in den verschledeu-
•tan Bibliotheken betlndl. mittelalterlichen Handschriften, welchen s. T. die lntereaaant«u
Fao«imile« entnommen lind.
Cronicarii greci. Carii an scris despre romäni in epoea fanariota. Textiil
grecesc si traducerea romaneasca preced. de o introducere de C'onst.
Erbiceanu. Bucur. 1890. gr. 4^ 861 pag. ^15. —
Orleoh. Texte (s. T. in Verten) m. ruman. Uebersetsnug.
ObedenaiH) M. ^^ Texte macedo-romäne. Basme si poesii poporale de la
Crusova. piibl. de J. Bianu. Bucnr. 1S91. gr. 8^ XI, SSO pag. .^ 4. —
Publication d. mmftn. Academie. — Enth. die ()ritr<-Tezte nebet rumän. n. frans. Ueber-
aetxung, Oloiuar und grammat. Anhang (in frans, e^prache.).
Dodge, Th* A« llannibal. Ilistory of the art of war among the Carthag.
and Romans down to the battle of Pydna, with a detailed account of the
2. punic war. Boston 1891. 8<*. W. 227 charts, maps, plana of battles
etc. Lwdbd., ob. Schnitt vergoldet. Jd 22.50
Wichtiges und vortrefflich ansgeetuttetes Werk.
Acta Martyrum et Sanctoriim (syriace ed. P. Bedjan.) Vol. LH. (Leipzig,
Otto Harrassowitz). 1890—91. 8«. .M 44.—
Das wichtige Werk wird in 3 Banden vollständig werden. Nur üO Kxempl. sind fUr den
Handel liestimmt.
Wierzbowski, Th. Bibliografia polonica 15. et IG. saec. Vol. LIL Varso-
viae 18S9— 91. gr. 8«. Ji 24.—
Wird die erste vollständige polnische Bibliographie dos 15 n. IC. Jahrhunderts werden.
Femer zu ermassigten Preisen:
Lex Salica* The ten texts, with the glosscs, and the lex emendata, synopti-
cally ed. by J. H. II esseis, w. notes on the Frankish words in the Lex
Salica by IL Kern. London 1880. 4«. Lwdbd. (42 shill.) .M 18.—
Dii4se wichtige Tublication sollte in keiner Bibliothek fohlen.
Rietstapy J* B. Armorial goncral, prccede d^m dictionnairc des tcriues du
blason. 2. M, refondiie. 2 vol. Goiida 1884— 87. gr. 8». Av. 7 pl. (100 fr.)
,S GO.—
i>S8 nnifa.«sendste Werk auf diesem Gebiete; behandelt nicht nur die Wappen des hohen
and niederen Adels, sondern auch die bürgerlichen Familien- Wappen von ganx Kuropa. — • Aus-
führlicher Prospeut (in fraux.' Sprache) mit Pro1>ecolumne steht auf Wunnch postfrei su Diensten.
^ -ftO^^'^JB^^^O ^
Verlag von Otto Uarrassowiis, Leipzig. — Druck von Khrhardt Karras, Hall«.
Centralblalt
fiir
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 9. Heft September 1891.
Der Codex H ad epistiilas Pauli und ,,Euthalios diaeono8/^
Eine palaeographisck-patrologiscbe Untersnehung.
Die spärliclien Ueberreste der berühmten p^'iechischen üncial-
liaiulsclirift II ad epist. Pauli wurden im vorigen Jahre von dem be-
kannten französischen Palaeo^aplien Henri Omont in den Notices et
extraits des Mannscrits de la Bibliotheque nationale T. 33. Paris 1890
8. 141 u. ff. zum ersten Mal allgemein zugänglich gemacht. Die 41
(>rhaltonen Folien der auf den zehnfachen Umfang geschätzten Hand-
schrift sind gegenwärtig in 7 verschiedenen Bibliotheken zerstreut.
Davon besitzt die Pariser Nationalbibliothek die grössere Hälfte, 24
Folien; 14 davon hatte Montfaucon in verschiedenen Handschriften
der Bibliotheca Coisliniana gefunden und als Cod. Coisl. 202 zusammen-
gestellt (Bibl. Coisl. Paris 1715. S. 253 if.). In den Besitz der übri-
gen kam sie durch den vielgereisten E. Miller, der ihr die weiteren
schenkte, bis auf das letztere Folioblatt, das sie dem französischen
Kirchenhistoriker Duchesne verdankt. H. Omont hat sich um die
griechische Palaeographie ein neues Verdienst erworben, indem er sich
mit der Publication dieser Fragmente nicht begnügte, sondern auch die
übrigen, jetzt auf dem Berg Athos, in St. Petersburg, Moskau, Kiew
und ^Furin befindlichen Blätter dazunahm. Die Ausgabe von Omont
ist, wie wir es bei ihm gewohnt sind, äusserst sorgfältig; die Be-
schreibung der Handschrift palaeogi*aphisch genau, könnte aber etwas
eingehender sein. Der Ausgabe wurden 2 Heliogravüren beigegeben,
die die früher zugänglichen Facsimilcs von Montfaucon, Silvestre und
Sabas weit übertreffen und von dem jetzigen Zustand der Handschrift
eine genaue Anschauung vermitteln. Es liegt nun nicht in meiner
Absicht, die palaeographische Seite hier in erster Linie zu behandeln;
es soll vielmehr ein Punkt, den IL Omont im Dunkeln gelassen: das
Vcrhältiiiss nämlich des Codex H zu der Ausgabe der Paulusbriefe von
Euthalios Diaconos klargestellt, und im Anschlüsse daran die Persön-
lichkeit dieses Euthalios selbst näher untersucht werden.
vm. 9. 27
386 Der Codex 11 ad epistulas Pauli iiud „Euthalios diaconos"
Bekanntermassen soll ein gewisser Eutbalios diaconos im Jahre
458 eine Ausgabe der Paul usbriefe besorgt haben , worin er em Ver-
zeichniss der liturgischen Lesestücke aufstellte, eine Kapiteleintheilung
vornahm, die alttestamentlichen Schriftcitate verzeichnete und endlieh
den ganzen Text in Sinnzeilen zerlegte. Dasselbe that er dann später
fttr die Apostelgeschichte und die katholischen Briefe. Der Biblio-
thekar der Vaticana, Laur. Alex. Zacagni, hat zuerst eine vollstündige
Ausgabe des Euthalios in seinen Collectnnea monumentorum veternm
eccles. graecae ac latinae, Uom 1698, 1402 ff. veranstaltet, nachdem
einiges in der Polyglotte ('omplutensis, in den Ausgaben des neuen
Testaments von Erasmus, Robertus Stephanus, Boeckler und endlieh in
dem Commentar zu den Paul usbriefen von Oecumenios davon veröffent-
licht worden war. Zacagni verdanken wir auch die näheren chronologi-
schen und historischen Angaben über die Persönlichkeit dieses Euthalios:
seine Identität mit dem Euthalios diaconos oder archidiaconos , der im
Concil von Chalcedon erwähnt wird (Mansi VI, 1096), sein späteres
Episcopat in einer ägyptischen Stadt Pselcha, die Abfassung seiner
Ausgabe der Paulusbriefe im Jahre 458, der Apostelgeschichte liin-
gegen um das Jahr 490: lauter Angaben, welche, die letzte ausge-
nommen, bis zur Stunde allgemein gültig geblieben sind: Ich nehme
sie nur vorläufig an, um sie weiter unten näher zu untersuchen.
Mit diesem Euthalios nun hat man unsere Uncialhandschrift in
nahe Beziehung gebracht wegen der darin angewandten Stichometrie.
Lange Zeit war man im Unklaren über die wahre Bedeutung der so-
genannten OTixot. Noch Dnchesne (Mission au Mont Athos in Archiv,
des Missions scient. et litter. IIL 3. 1876 8. 430), der acht Folien
des Codex H aufgefunden hat, glaubte, es seien darunter die Sinn-
zeilen, in die der Text des Codex abgetheilt ist, zu verstehen. Es ist
das Verdienst von Charles Graux festgestellt zu haben, dass die orixoi,
welche in unserer Handschrift am Ende der Briefe angegeben werden,
mit der von Euthalios eingeführten Schreibweise gar nichts zu thun
haben, sondern vielmehr den Kaum von etwa 36 Buchstaben oder die
Länge eines homerischen Hexameters repräsentiren . der schon längst
vor ihm zur bequemen Uebersicht des Umfanges einer Handschrift in
Gebrauch gewesen war und es bis in die spätere byzantinische Zeit
theilweise blieb (Revue de philologie, de litterature et d'histoire an-
ciennes Paris 1878. II, 97 ff.) Diesem Resultat, welches auf Grund
einer umfassenden Vergleichuug von mit otIxoi versehenen Hand-
schrift^jn gewonnen wurde, ist seitdem von allen Palaeographen an-
genommen worden, und darf in seiner allgemeinen Form als unumstöss-
lich angesehen werden. Für die davon verschiedene Stichometrie des
Euthalios, der die Abtheilung des Textes in Sinnzeilen, nicht in Ranm-
zeilen, zum Zwecke, das liturgische Vorlesen zu erleichtern, vornahm
(Gardthausen , Griech. Palaeographie Leipz. 1879 S. 128 schlägt den
Namen Colometrie dafür vor), werden ausser dem Codex II noch einige
andere als Beispiele angeführt: nämlich der Codex Claromontauus
DP«"», Laudianufl E'^S und endlich Cod. Bezae Cantabrig. D*'^ "«' (Grö-
von Prof. Dr. Albert Ehrliard.
387
pfury. Prolegomena zu Tischendorfs ed. crit. maior 8" Leipz. 1884 1, ^
114). Für die beiden letzten liisst sich das schwer constatiren, da
jedes sichere Verj^leichun^uiittel fehlt. Die Wahrnehmung einer con-
sequent durchgeführten Abtheilung des Textes dem Sinne nach drängt
sich im Codex Hezae (ed. Th. Kiplingius Cantabr. 1793) nicht auf,
noch viel weniger aber im Cod. Land. (ed. Tischendorf, Monum. sacra
inedita. Nova Collect. IX Leipz. 1870): die Abtheilung des Textes an
sich kann aber sehr wohl mit Keusch (Geschichte der hl. Schriften
des N. T. 6. Autl S. 109) auf die Gegenüberstellung der 2 Texte,
des griechischen und des lateinischen, in beiden Handschriften zurtick-
gefahrt werden. Aber auch der Cod. Claromont, welchen Ch. Graux
als euthalianisch gelten iHsst (S. 131), ist mir in dieser Heziehung ver-
dächtig. Er zeigt in seiner Versabtheilung allerdings manchmal eine
auffallende Aehnlichkeit mit Cod. IL Doch diese ist nicht gross genug,
um deren Schreibweise als euthalianisch zu erhärten. Tischendorf hat
in seiner Ausgabe des Claromontanus (Leipz. 1852) bereits zugegeben,
er sei nicht von einem euthalianischen abgeschrieben, sondern die
euthalianische Stichometrie nur herübergenommen worden. Dagegen
muss bemerkt werden, dass zunächst der Text der beiden Handschriften
einer verschiedenen Kecension angehört. Sodann ist die Anordnung
der Paulusbriefe eine andere: im Ciarom.: Philemon. Hebr.: im Cod. H:
Hebr. Tinioth. Endlich ist selbst in den wenigen Fällen, wo ein Ver-
gleich zwischen beiden möglich ist, die Versabtheilung manchmal sehr
verschieden, was ja ausschlaggebend sein muss. Nach Tischendorf
selbst (1. c. S. X) sollen die Initialen im Ciarom. die Textabtheilungen
angeben : nun umfasst aber eine Abtheilung im Ciarom. immer mehrere
von denen des Codex H. Hier lassen sie sich genau verfolgen: die
erste Linie ist immer ganz ausgeschrieben; eine 2. und 3. wird nur in
Anspruch genommen, wenn die 1. resp. die 2. nicht genügt, und dann
sind sie immer eingezogen. Im Cod. Ciarom. hingegen ist die Kopf-
linie überall gleich, jene grösseren Abtheilungen ausgenommen; in
einer Linie steht manchmal nur ein einziges Wort ohne absehbaren
Grund; endlich stimmt die Abtrennung der Linien nicht überein.
Dieses Verhältniss wird folgende Gegenüberstellung von Coloss. 2, 20 ff.
in beiden Codd. klarlegen.
Cod. Ciarom. (Tisch. S. 341.)
///^ atp7j ni]dt yevof/
fif/ih d^iyTjQ
a tOTiv jrarra
eh fffhoQnV TN djt07CQ)fitl
Tara ra h^niZfiaxa
xal öidnoxaZlac
T(7)V dvihQCüJiCOV
drivd iöTiv
Xoyop fih* h^ovra ootplag irt
0^eXoOQ7jOxla
Cod. H. (H. Omont S. 165.)
fiTj di ythöJ}' [iri 6e My}]g'
a tön jtävTa elc (pß-o-
Qav X7] djroxglosi ' xa-
ra ra tvxäX^iaxa' xal
öidaaxaXlag rcov drß'QfOJta^v
dripd ioTi' Xoyov [i\v
sxovra aotplag'
iv bfh&XoD-Qfjöxla xal
Tajnpoq)QO0vprj
27*
388 Der Codex II ad opistiilas Pauli iiud ^Kutlialios diaconos"
Cod. Clarom. (Tisch. S. 341.) Cod. II. (IL Omont S. 165.)
xal Tajciro(fQOOvrf^ xdi tiq^idUc öojfiaTOc
xal dqtdla öcofiarog (ovx) tv rt/iFj mu ' jtqo^
ovx iv TifiTJ xip\ jrXtjOfioi*7)r tFj^ oaQxog'
JiQog jcXtjöfioi*f)r rfjg oaQxog hl ovv ovt*fiytQl^fjTt reo x^'
El ovv övvfjytQO-rjTt no ;^c» u.s.w.
Nocli abweichender ist folgende Stelle aus II Tim. 2, 2 ff. in
beiden Handschriften abgetheilt.
Cod. Clarom. (8. Cod. H (S. 185.)
xai a fjxovoaf; Jtao ifiov xai « fjxovaaj: jTa(t ifiov
ötä jtokXcöv fiaQTVQOJV xavra Öia jtoXXmv fiaQxvQCov *
naQüi^ov jtiöTOl^ ctvd-QcojtoiQ' xavra jraQdO-oi'> jnoxolg
oixiVBQ IxavoL loovrai avO^gcoitoi^'
xa\ bxtQODg didd^ai ovv oixiveg Ixavol ioovrai
Kaxojidf^TjOov (og xdXog xal txtQOvg dtöa§ai'
OwoxQaxicixrig ^ /T ö«^' ^rr xaxojtd^ffiov <og xa
Aoc OXQaxioßxrig ;fv /v
Da uns aus späterer Zeit (die besprochenen Codd. sind alle ans
dem VI. Jahrh.) kein weiteres Beispiel enthalianischer Stichometric er-
halten ist, so gewinnt die I^Yage Bedeutung, ob uns wenigstens im
Codex U ein solches vorliegt. Die enge Beziehung dieser Handschrift
zu Euthalios offenbart sich nun mit voller Klarheit in ihrer Unter-
schrift, die uns die Fragmenta Coisliniana gltlcklicherweise bieten.
Da wir noch mehrere Male auf die Unterschrift zurückkommen müssen,
so gebe ich sie dem Wortlaute nach wieder: 'Eyoatpa xal t^eü^tufjv
xa \ T« övrafiiv OTtixfjQor \ xooe xo xtv^og uavAOv \ xov ajto-
oxoXov JTQfK iy I yQafjifidv xal tvxaxdk?ifi \ Jtxor dvdyva)OLV ' xwv
xad^ I iiiia; ddekfffov jrag cor \ ajtdvxcjv xojififjg ' Ovy \ yvdufjv di
xoj ' ivxii xf] I vjt8() fjficov ' xijv ovvjts I Qt^ogdv xofti^ofifvog'
dvxtiSl/j^fj de // ßlßXog ' \ JtQog xo iv xaioagia dvxi \ ygarpov ' xijg
ßißhoi)^r^xfjji I rov aylov flafirflkov' x^/(>i | yeyQaufitvov || Ttgootpfo-
VfjOig — I Ko()a}vlg tlfdi doyfid \ xojv ß^tloov didaoxakog' \ dv xlri
fis XQU^^l^ ' "^^' I ßlß^ov Xafißdvti olyaQ * | djtodoxat xaxol ' \ uvxi-
q>QaöLg' — | ßifiavQov l;^c»r Ot jtvi \ X(ov dyad^cöv xal jräöiv \
dvi^QotJtotg jroD^f^xov \ a{tfdOvlaig xt xal jcotxi \ Xaig ygafifiatg xt
xoGfiTj I [iivov fit) xijV dXfjO-slav \ ov dcioo) ot Jigoxslgcug \ xtvl'
ovo av(f&orioo} xF/g \\ Cod. Coisl. 202 f. U.: H. Omont S. 189.
Diese ganze Unterschrift steht auch in dem Codex Neapolitan II.
A. 7 (Ac. 83. Gregory, Prolegom. 2, 627). Fabricius-Harless (Bibl.
graeca V, 789) teilt nur die erste Hälfte mit bis yeyQafifitrox\ Aus
dem Catalog der griech. Handschriften der Nationalbibliothek von
Neapel (ed. Cyrillus, Neapel 1826 I, 13) erkannte ich jedoch, daas
von Prof. Dr. Albert Ehrhard.
389
auch die jtQoqqojvtjoiq darauf folgen müsse. Durch die Güte des
Herrn Bibliothekars Alfonso Miola, dem ich hier bestens danke, kam
ich in den Besitz dieser zweiten Hälfte. Es ergab sich, dass an der
Unterschrift des Cod. Il nur ein Wort fehlt, nämlich coipsXtlag, was
einen sehr guten Sinn abgiebt: oi'd* avtpß'ovioa} rij^ cotptXelaq, So-
weit ich vorläufig urtheilen kann , geht diese Copie nicht direkt auf
den Codex H zurück, wie schon die Varianten zeigen, die allerdings
rciii orthographischer Natur sind bis auf xexoofiovfiepov und dq>0-0'
rtvöco. Ueberdies fehlt avri^Qaoic und stehen zwischen yeyQa/ji/iitfov
und jrQoOffcoi^rjOt^ 14 Zeilen, worin die bereit« von Zacagni publicirte
navigatio Pauli apostoli Eomam (1. c. S. 514) erzählt wird. Diese
Unterschrift nun hat schon rein palaeographisch einen grossen Werth
wegen der Seltenheit der Unterschriften in den Codices von so grossem
Alter. Sie ist aber überdies so individuell gehalten, dass es mir auf
den ersten Blick feststand, dass es nicht die Unterschrift eines gewöhn-
lichen Abschreibers sein könne. Ein Vergleich mit den Prologen des
Euthalios bei Zacagni gab mir alsbald die Gewissheit, dass kein anderer
als Euthalios selbst ihr Autor sein kann. Wie der Schreiber der
Untersclirift , so weist auch Euthalios in seinen Vorreden auf seine
Unzulänglichkeit hin seiner Aufgabe gegenüber, bittet er ftlr seine
Kühnheit um die Nachsicht seiner Brüder, im Vertrauen auf deren
(icbet er die Arbeit übernommen habe. Da nun für den Nachweis
der Autorschaft nicht bloss der Inhalt, sondern noch mehr die sprach-
liche Form und der Stil den Ausschlag geben, so lasse ich die präg-
nantesten Stellen aus der Unterschrift und den Vorreden folgen:
Cod. H. (H. Om. 8. 189). Euthalios diaconos
tyQatpa xal i^s&ifirjv xara prol. in* acta Apost. Zacagni
dci (Xfiir OTirtx^jQov rode t6 rtv- S. 404: Ti^v cbtoOrohxijv ßißXov
Xo^ jravXov xov ajtooroXov . . . oxotxiöoi^ avayvovg xb xal yga-
.T(Kic iyyQafiov xiti tvxaxajLrjfi' xpag ... 8. 405 xrjr jtavXov ßl-
jtxov dvdyv<DOtp ßXov dveyvcoxtäc . . . S. 410
JtQoq evöTjfiov avdyvmCiv . . .
Prol. in epist. cathol. 8. 477 OxixV'
dov xag xad'oXixctg . . ijrioxoXac
dvayvcoöofiai . . . Prol. in epist.
Paul. S. 548 xdg jrdoag ijtiOTO-
Xdg dvayvovg jtavXov xov dno-
oxoXov . . . xov ajtoöxoXcxov
xtvx^vg.
in act. apost. 8. 405 : övyyvci-
firjv ye jtXalöxfjv alxcov ijt* d/i-
(poli\ xoXfiTjg ofiov xal jiQOjts-
xsiag xr/g Ififjg, ojtavxdg xs elxo-
xo)g xoivfi xaO-ixBXSvojv döeX-
ff ovg xe xal jcaregag .... 8. 428
aixovvxeg Oviyy7*c6(ii]V jtQOJte-
xelag ^fietg
To'jr xa{)-*7jfiag dötXffoiv JiaQ
ow ujrdrxojp xoXfifjg ovyyvojfiT]V
aiToj '
390 Der Codex H ad epistnlas Panli und „Euthalios diaconos'
Cod. IL (II. Om. S. 189.) Euthalios diaconos
tvxii t(i vjttQ jjfjicüv T7JV övfi' . . . avx^j tfj vjra{t i)fioJv tfjt*
jrtQiq)OQätf xofii^ofitvo(:' ovfiJTtQttfOQuv xo/nCof/kVoi . . .
in epist. cathol. S. 477 ti*xi ^?7
VJiSQ fjfjoiv ?)fiU(; Tfjc Jiti^ov^
öifjrtxio^ dfitiiiofiEPOi:
liifTti^Xfjf^f^ de ?i (ii^iXo(; jtQoc subscriptio epistol. oatholic.
To ir xaioaQta ai^iygatpov triQ 8.513: inTtßkTJH^rj rt tcov jutd-
ßi^iXto&TJxTjf; Tov äylov Jtafi- §,tcov xal xaf^oXtxmif ejtiOToXcuv
q^lXov xtiQi ytyQafif/irop. ro ßiiiXlor jr()oi: t« axQißfj arrl-
YQatpa Tfjj: fcr xaioagela ßißXio-
d^rixtjQ Evoeßiov toi jtafnpiXov.
Zu diesem inneren Grunde gesellte sich bald ein äusserer, näm-
lich der oben erwähnte Codex Neapolit. , der gerade nichts anderes
enthält als die Knthalianische Ausgabe der Apostelgeschichte und der
neutestamentlichen Briefe. Uebrigens hatte schon Montfaucon die
sprachliche Uebereinstimmung dieser Stellen erkannt. Da aber der
kleinere Prolog zu der Apostelgeschichte in dem Cod. Coisl. 25 dem
Pamphilos zugeschrieben wird, was er als richtig ansah (Bibl. Coisl.
ß. 78), so. konnte er die Unterschrift selbstverständlich nicht auch
Pamphilos zuschreiben, sondern nahm an. dass der Schreiber des Cod.
II diese Stellen dem Pamphilos entlehnt habe. Auf diese Weise und
namentlich, weil die Unterschrift in den von Zacagni bentitzten Hand-
schriften nicht stand, kam es, dass die in Frage stehende Unterschrift
Euthalios nicht zugeschrieben wurde. Gregory und IL Omont, die den
Codex II zuletzt untersucht, wissen nichts von dieser Verwandtschaft;
nur bei Scri vener {^ piain introduct. te tho criticism of the N. T.
2 edit. Cantabrig. 1874, S. 159) fand ich nachträglich die Vermuthung
ausgesprochen, Euthalios könnte der Author dieser Unterschrift sein.
Ob er in seiner 3. Auflage die Frage näher ins Auge gefasst, weiss
ich nicht, da diese mir bis zur Stunde nicht zur Verftigung steht. Der
Erklärungsversuch von Montfaucon kann nicht mehr in Betracht kom-
men, nachdem dessen Veranlassung, die Autorschaft des Pamphilos
von allen Seiten fallen gelassen wurden ist (Gregory 1, 158 gegen
Tregelles: er hätte auch Westeott, The canon of New Testam. 3. Autl.
London 1870 S. 362 nennen können). Auch ist er in sich betrachtet
nichts weniger als einfach und unj^ekünstelt. daher aber auch unbe-
friedigend.
Wenn nun Euthalios der Autor der Unterschrift des (.-od. H ist
(ich sage Autor, nicht scriptor), so ist die nächste Folge die: dass der
Codex 11 uns am besten über die ursprüngliche Form seiner Ausgabe
der Apostelbriefe unterrichten kann. Zacagni hat ihn nicht gekannt,
wie auch Montfaucon seine Ausgabe des Euthalios nicht gekannt zu
haben scheint, da er auf den euthalianisclion Ursprung der Vorrede,
die er Pamphilos zuschrieb, nicht aufmerksam wurde. Seiner Euthalios-
ausgäbe legte Zacagni den (.'odex Vatic. Mt^^i:. n. 171> zu (»runde, den
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 391
vollständigsten von denen, die ihm. zur Verfügung standen und auf die
ich weiter unten zurtickkomme. Hieraus nun pnblicirte er neben den
Textvarianten (den Schrifttext selbst Hess er weg) folgende Sttlcke:
N. 1. Den nQokoyog JtQoraööofiavoQ tojv öexartOOuQmv ijtioroXcov
jtavXov Tov djtoöTokov (S. 515 ff.), N. 2. Das Verzeichniss der litur-
gischen Lesestücke ans den Briefen, 31 an der Zahl mit 147 Kapiteln
(iS. 537 ff.), N. 3. Das Verzeichniss der Citate aus dem Alten Testa-
ment in doppelter Form, einer kürzeren und einer längeren. In der
ersteren werden die Bücher des A. T. ihrer Reihenfolge nach auf-
gezählt und die Zahl der aus ihnen entnommenen Citate angegeben
zugleich mit ihrer Ordnungsnummer. In dem zweiten Verzeichniss
wird sodann der Text des Citates selbst mitgetheilt. Hier ist er zu-
gleich mit 3 Zahlen versehen. Die erste, in rother Farbe, giebt die
Zahl der in jeder Epistel vorkommenden Citate an und beginnt mit
jeder Epistel von neuem: die zweite ist durchlaufend und giebt die
Gesammtzahl aller Citate an; die dritte endlich besagt, wie viel Mal
dasselbe Buch der hl. Schrift citirt wird, und diese ist auch durch-
laufend (S. 542 ff.). Hierauf beginnt der Text (S. 570), wobei einer
jeden Epistel eine kürzere oder längere Inhaltsangabe (N. 4) voraus-
geht, sowie (N. 5) das Kapitel verzeichniss. Den Text nahm Zacagni
nicht auf, sondern begnügte sich mit dem Verzeichnen der von dem
ncutestamentliehen Text in der Septuaginta-Ausgabe von Joannes Mo-
rinus Paris 1628 abweichenden Lesarten. Obgleich nun Zacagni ein
namentlich bei oft gebrauchten liturgischen Codices zu beachtendes
kritisches Princip übersah, indem er den vollständigsten Codex zu
Grunde legte, so hat er doch erkannt, dass sich in N. 4 ein späteres
Stück eingeschlichen hat; ich meine die bekannten Argumenta am An-
fange einer jeden Epistel, die alle dasselbe stereotypische Incipit:
TavTfjv djiooriXket (epistolam) ..../} de jtQO^aatQ xl^q ijiiöToXiJQ
(tvTrj und Desinit: xal oiStco*; reketoT xijr ijrtöToXr^v, aufweisen und
in fast allen Codd. der Paulusbriefe vorkommen. Zum Beweise macht
Zacagni mit Recht aufmerksam auf den Gegensatz, der ftlr I ad Cor.,
II ad Thessal., I ad Timoth. bezüglich des Ortes ihrer Abfassung
zwischen diesen Argumenta und den Ortsangaben am Ende der Briefe
selbst und des oben erwähnten ersten Citatenverzeichnisses obwaltet.
Wiilirend an den beiden letzten Stellen übereinstimmend Philippae für
1 Cor., Athen für die beiden Thessalonicherbriefe, Laodicea für I Tim.
angegeben werden, bestimmen die Argumenta Ephesus, resp. Rom und
Macodonien (S. LX. LXXII). Ich füge ergänzend hinzu, dass zu II
ad Corinth. im Argumentum Macedonien als allgemeiner Abfassungsort
genannt wird, während an den beiden anderen Orten Philippae steht
(Zac. S. 547. H24 gegen S. 611). Zacagni hätte überdies hervor-
heben können, dass in der Vorrede bereits eine Inhaltsangabe aller
Briefe gegeben wird (8. 523 ff.). Dieser Umstand und der weitere, dass
die beiden Inhaltsübersichten sich gar nicht berühren, weder in der
Sprache noch sogar in der Hervorhebung der Hauptmomente eines
jeden Briefes machen es unmöglich, jene Argumenta zu der Ursprung-
392 Der Codex H ad epUtnlas Pauli und „Euthalios diaconos"
Hohen Arbeit von EutbalioB zu zälilen. So wird zu Ephes. auf die
Verwandtschaft mit Rom. hingewiesen (S. 524), während in den Argu-
menta nichts davon steht; in der Inhaltsangabe von Phil. Coloss.
herrscht beiderseits eine ganz andere Auffassung (S. 525 u. 642. 43),
was sich besonders bei II ad Tim. wahrnehmen lässt, wo die Inhalts-
angabe beiderseits fast denselben Umfang hat (vgl. 8. 537 f. mit 695 f.).
Ebenso hat Zacagni erkannt, dass ein zweites Lectionenveraeichuiss
am Rande des Cod. Vat. Reg. 179 nicht von Euthalios herrühren
könne, sondern einem späteren usus entspreche (Praef. S. LXXIV ff.),
was zugleich ein bestätigendes Moment ftlr das ebengesagte bildet.
Sicht man sich die Prologe des Euthalios selbst an, so gewinnt man
die Anschauung, dass seine Arbeit vorwiegend palaeographischer Natur
war und somit auch abgesehen von dem Schrifttext nur ein kleiner
Theil des Ganzen auf ihn zurückgeführt werden darf. In der ersten
grösseren Vorrede, deren letzte Hälfte von S. 529 an nur ein Auszug
ans der Chronik von Eusebios Pamphili sein will, erklärt er, er habe
vor jedem Brief die Kapitel verzeichnet, in die sie von einem der
weisesten Väter eingetheilt worden waren. Diesem scheint er auch die
Eintheilung der Lesestttcke (arayrcuöfic) beizulegen: wenigstens deutet
nichts darauf hin, dass er sie als sein Werk in Anspruch nehme,
während er dies ftlr das Verzeichniss der Schriftcitate ausdrücklich
thut; S. 528: xad^ixaOtijV de ovi^rofKog kjriOTok?)v kv roU t^z/c
XQOxa^Ofitr xfjV tcor xtqaXalojtf axO^töiv, tvl rdjv öoq:ojTUT€jv
tivl xal ^tXoxQloTO) Jtaxigcjv i^ficuv JttJtor?jfjitvfjr, ov fjfjv dXXa
xal xijV TCüV arayvciaecDV dxQiiitöTdrrjv rofif/v, Tfjv de (mit
Vatic. 363, 1650. Vatic. Reg. 179; Zacagni: T/Jr T£) rtZv i^elmv fia^-
rvQioJp tvajtüötxTOV fci?(>t(j/r r/fitli: raxvoXoyTJöavrti: aptxtg^a-
XaioodfitO-a.
Der Gegensatz, den der Sperrdruck hervorhebt, ist unverkennbar.
So wird auch am Schluss des Verzeichnisses der Lesestücke nur von
der Anordnung derselben mit der Zählung von je 50 Stichen ge-
sprochen (S. 541). In dem Verzeichniss der Schriftcitate bediente sich
Euthalios hierin offenbar dem Beispiele des Eusebios von Caesarea
folgend, schwarzer und rother Tinte: die schwarze Zahl besage bloss,
wie oft ein bestimmtes Buch citirt wird: die rothe (o f)t ötd tov
xiPi-aiidQtcüc) bezeichne zugleich die Nummer des Citates in dem be-
treffenden Bri<*fe: dieser entspreclu» die Zahl, welche in dem Text
selbst am Rande stehe (S. 542j. Zacagni hat diese Stelle missverstan-
den, wenn er behauptet, die 2 Zahlen kämen am Rande des Textes
vor (praef. S. LXXll), was ja für die schwarze Zahl, welche die Fälle,
in welchen dasselbe Buch citirt wird, zusammenaddirt, ganz undurch-
ffthrbar wäre. Die rothe allein stand am Rande des Textes, wie es
die Vorrede zum 2. Verzeichniss klar aussagt : h'vQj'jottj: Öl T/}r dta
TOV xiviHt^iaQio}^ iljraQiihfifjöiv xarojrtCofiir^/r rij .T«>l/r tvöor
jiaQüXhtfiii'}] avTolL: xolc Q7jToIq tov ajtooTokixov rfi';for^ (S. 549).
Nach dem Thatbestand im Cod. Vat. Reg. nahm Zacagni an, dass En-
thatios im Text auch alle übrigen Eintheilungen, die der Lectionen,
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 393
der Kapitel mit ihren Unterablheihingen angezeigt habe, ja die Kapital
selbst theils am oberen theils am unteren Rand ganz wiederholt habe.
Enthai ios sagt das nicht, und damit fehlt auch jeder Gi*und zu dieser
Annahme.
Wenn wir nun den Codex H mit diesem aus den Worten des
Euthalios selbst geschöpften Bilde seiner Ausgabe vergleichen, so muss
leider wegen des traurigen Zustandes, in dem er auf uns kam, auf
die Konstatii-ung einer Reihe von Einzelheiten verzichtet werden: es
hat sich kein einziges Fragment des Prologes oder der verschiedenen
Verzeichnisse vorgefunden. Was jedoch vorliegt, steht damit in der
schönsten Harmonie. So fehlen im Codex H die oben besprochenen
und verworfenen Argumenta, wie S. 177 der Ausgabe von Omont zu
ersehen ist. Darnach begann nach der Unterschrift des vorausgehen-
den Briefes gleich das Kapitelverzeichniss des folgenden und hierauf
der Text. Bei Zacagni hat dieses Kapitelverzeichniss jedesmal eine
doppelte Form. Zu 1 Tim., wo ein Vergleich möglich ist, lautet sie
bei ihm: 1) txfhotg xtg:aXcda)v xad-oXixmv rFjg jtQ6(; TifioO-tov
jtQOjTfjC ijriOToXfji: txoi'Tciv rivwi^ xal fdtgixag vjtodiaiQtötiq raq
dla Tov xn^va^aQtctjg 2) xtgdXata Tr/g JtQo^j; Tifioß-hOP ijtiOToZrjc;
jT(}on7iQ (S. 688). Im Codex H finden wir nur die zweite: xe^fdkaia
T/}c jr(>ou Ttfiod-eov a kjnoxoXijQ jtavXov (H. Omont S. 177). Nun
braucht nicht lange bewiesen zu werden , dass die letztere sicher die
ursprüngliche ist, während sich die erste nur als eine Wiederholung
und Anpassung der ersten Ueberschrift vor Rom. darstellt: "Exd^töiq
xt(faXaiixjv xa^oXixcov xaO-' sxaöTfjV IjtiOToXfjV tov djtooroXov
tXi'n'TOJV tivc5p xal litQixdq vüroöiaigioeu xäq did tov xirvaßd'
Qtcog (S. 671), und somit als spätere Einschaltung zn erkennen giebt.
I)er hier angektlndigte Unterschied, wonach das Kapitel eine schwarze
Zahl und dessen Unterabtheilungen eine rothe haben sollen, wurde im
Codex II sorgföltig beobachtet. Die Zahl der erhaltenen Kapitel des
Hebräerbriefes (Coisl. 202, fol. 5; H. Omont S. 169) sind schwarz,
während die Unterabtheilungen von Kap. 7: a (f y und Kap. 9: ß'
roth geschrieben- sind. Diese Abwechslung in den Farben, die ich
dem Gesagten zufolge im Cod. H vermuthete, wurden wir von H. Omont,
der auf meine Bitte die Gtite hatte, die Pariser Fragmente neuerdings
zu untei-suchen , bestätigt. Wenn nun die Kapitel des I Timoth. , die
uns sänimtlich erhalten sind, theils schwarze (im Suppl. 1074, fol. 6),
theils rothe Zahlen tragen (Coisl. 202. fol. 10; H. Omont S. 177. 78),
so lässt sicli das Ursprfingliche leicht erkennen. Die auch erhaltenen
Kap. 10 — 12 des Galaterbriefes stehen auf den Athosfragmenten
(H. Omont S. 158); die Farbe der Zahlen konnte ich hier nicht verifi-
circn lassen , und Duchesne hat in seiner Ausgabe keine Notiz davon
genommen: nach der Analogie mit den anderen mtlssen sie aber auch
schwarz sein. Der Text dieser Kapitel in Cod. II weisst mehrere
Varianten auf gegenüber dem Texte von Zacagni; ausser Galat. Kap, 10
()i(\ To TOV x^' Jtakoc] ('Od. H ötd to x^^ jrnOoc; Kap. 12 vjto JtVfV'
ftuTtl tv jrvfvfiaTi — Hebr. Kap. 10 jiavtTai . . . ovöt diu rofiov]
394 Der Codex H ad epistnlas Pauli nnd „Euthalios diaconos"
Cod. H jtavotrai ... ov dia vofiov I Tim. Kap. 4 navraxov] ort
jrat'raxov; Kap. 9 acrov] iavTOv , und dem Anfang der Unter-
schriften: jravXov itjtooroXov tjnoToXt), der bei Zacagni fehlt, sind
es bloss orthographische durch den Itacismus hervorgerufene Ab-
weidiungen. Auch mag bemerkt werden, dass die Kapitel 6 und 7
£U I Tim. im Cod. II nicht zerlegt sind, wie in den späteren Codd.
(Zac. 8. 689), wobei aber nur eine (höchst unnütze) Unterabtheilung
gewonnen wurde. Nach dem Kapitel verzeichniss folgt in Cod. II der
Titel des Briefes selbst, wie z. B. 8. 158 llavXov ajroöroXov 1 Ixi-
OToh] JtQiK yixXara<;, Da Zacagni den Text nicht wiedergab, so lässt
sich bei ihm nicht ersehen, ob die späteren Codd. diesen Titel auch
bieton.
In gleicher Weise sollen sich nach Euthalios' Angaben die Ord-
nungszahlen der Citate am Rand des Textes bei jedem Briefe und
zwar in rother Farbe wiedoi-finden. Auch das konnte H. Omont auf
meine Bitte hin im Cod. II constatiren. So trägt das Psalmencitat (aus
Ps. 23, 1) zu I Cor. 10, 26 die rothe Nummer M, genau diejenige,
welche ihr nach dem ersten Citatenverzeichniss zukommt (Zacagni
8. 543; Cod. Coisl. 202, fol. 1. H. Omont S. 149). Dasselbe trifft bei
den Citaten des Ilebräerbriefes in Coisl. fol. 6 zu, wo die Nummern
fi I lA zu den Citaten aus Ps. 21 und Jesaias ganz in Ordnung sind.
Auf dem Folium in Moskau, welches die ersten Verse des Hebräer-
briefes enthält, werden am Rand 5 Citate aus dem A. T. angegeben,
aber ohne Ordnungsnummer. H. Omont konnte auch auf der Photo-
graphie, die ihm zu seiner Ausgabe diente, keine solche bemerken:
nach der Analogie mit dem Coisl. fol. 6 hatten sie ursprünglich auch
ihre Ordnungszahl und zwar nach dem allgemeinen Yerzeichniss die
Nummern A B F A E (Zac. S. 544 f.). Das Minium hat sich offenbar
«ibgelöst, was bei griechischen Handschriften oft vorkommt und hier
uui so eher anzunehmen ist, als bei dem 4. Citat (aus Ps. 103, 4) auch
die Psalmenzahl nur noch durch einige Striche angedeutet ist. Nach
dem Verzeichniss ist zu ergänzen: PF. Von der schwarzen Ordnungs-
zahl iindet sich keine Spur, so wie auch die Citate am Rand nicht
wiederliolt werden. Das Citat auf fol. 1 des Coisl. unten am Rande
ist von späterer Hand beigeschrieben (II. Omont S. 149). Ebenso ist
im Codex II keine Spur von beigeschriebenem Text der Kapitel zu
bemerken; wohl aber ist Zacagni's Ansicht in so fem richtig, als
Euthalios den Anfang der Kapitel im Text durch ilire Nummer be-
zeichnete, was noch in 3 Fällen sichtbar ist: zu Col. 2, 1 (S. 163);
3, 5 (S. 166), wo die Zahlen c; 6^ genau am Anfang des 6. und
8. euthatianischen Kapitel stehen, endlich zu 11 Tim. 2, 4 auf dem
Turiner Fragment (8. 185), und zwar sind die Zahlen in schwarz, wie
Zacagni es angiebt (praef. 8. IjXXIH). Bei d(^n übrigen Anfängen von
Kapiteln in den erhaltenen Fragmenten ist keine Zahl mehr zu er-
sehen; wenn s<»dann auch die Zählung des gosanimten Textes von je
50 zu 50 Stichen, die sich z. B. in dem Cod. Vatic. Reg. 179 erhalten
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 395
hat, im Cod. H nicht mehr wahrgenommen werden kann, so ist das
nach Obigem kein Beweis dafUr, dass diese Zählungen ursprünglich
nicht vorhanden waren, sondern nur eine Folge des hohen Alters und
der schlechten Behandlung, die ihm zu Tlieil ward. #
Wenn man alle diese Einzelheiten mit der oben erwiesenen
Autorschaft des Euthalios für die Unterschrift des Cod. H in Verbin-
dung bringt, so wird man sich dem ersten Ergebniss unserer Unter-
suchung kaum verschliessen können, dass wir im Cod. H die ursprüng-
liche Gestalt der Ausgaben der Paulusbriefe von Euthalios vor uns
haben und somit nur die mit seiner Stichometric übereinstimmende
Schreibweise auf ihn zurückgeführt werden kann. Die Textabtheilung
in den erhaltenen Fragmenten wird daher die Richtschnur bilden
müssen, nach welcher constatirt werden kann, ob die Behauptung
Z'icagni's zutrifft, im Cod. Vat. Heg. 179 sei die euthalianische Sticho-
metric noch durch Punkte in der oberen IlälAe der Linie angezeigt
(praef. S. LXXXVll), sowie auch, ob die im Codex Boemerianus durch
Majuskeln mitten in der Linie noch angedeutete Stichometric (G ad,
epist. Pauli. Grt-gory, Prolcg. 1,426) euthalianisch ist. Leider steht
mir die Ausgabe des Codex G. von Chr. Fr. Matthaei (Misenae 1791)
nicht zur Verfügung. Jetzt wird man auch ein Mittel haben, um dar-
zuthun , ob in anderen Minuskelcodd. der Paulusbriefe noch eine Spur
der besagten Stichometric , die jedenfalls sehr früh wieder verlassen
und in den Minuskelcodd. mit ihrer Punctuation und Worttrennung
eigentlich unnütz wurde, sich erhalten hat.
Doch es fragt sich, ob wir nicht noch einen Schritt weiter gehen
und in dem Codex H die Urschrift des Euthaljos selbst erkennen
können. Nach der obigen Beweisfühi*ung drängt sich diese Frage ge-
wisscrmassen auf. Steht einmal fest, dass die Unterschrift unseres
Cod. von Euthalios herrührt, so steht der Annahme, dass der Codex H
selbst und in seinem ganzen Umfange von Euthalios geschrieben wurde,
nur noch die Möglichkeit entgegen, dass ein späterer Abschreiber die
Unterschrift stillschweigend herübergenommen habe. Mit Sicherheit
lässt sich das nicht ausschliessen; ist es doch palaeographische That-
sache, dass die Schreiber sehr oft ihre ganze Vorlage inclusive deren
Unterschrift abj^^cschriehen haben, ohne dies auch nur im Mindesten
anzuzeigen. Wir könnten hier mehrere Beispiele namhaft machen; es
wird aber genügen, auf den wiederholt genannten Codex Neapel, hin-
zuweisen, der ja gerade die in Frage stehende Unterschrift aus seiner
Vorlage abgeschrieben hat. (icgen diese Möglichkeit sprechen jedoch
mehrere Erwägungen , die sieh vornehmlich auf das Alter des Cod. 11
stützen; das Alter eint'r Handschrift lässt ja am ehesten eine Unter-
schrift als eine bloss herübergenonimeiie erkennen. In der Alters-
bestimnumg dos Cod. II sind nun die Palaeographen nicht einig, was
bei der Schwierigkeit, die Uncialcodices zu datiren, nicht Wunder
nehmen kann. Montfaucon verlegt ihn in das VI. Jahrhundert, lässt
aber als unterste Zeitgrenze noch das erste Drittel des VII. Jahrhun-
derts zu bis zur Zerstörung der Bibliothek von Caesarea, vor welcher
396 9er Ck>dex H ad epistnias Pauli nnd „Enthalios diaconos"
er unbedingt angesetzt werden muss. Sabas (Specimina palaeograph. . .
bibl. Mosq. Synod. Moskau 1863 S. 3. 4) und Peyron (Di due fram-
menti greci delle epistole di san Paolo del V o VI secolo .... in
Atti delkt R. Accademia delle scionze di Torino XV. 1879 S. 493 ff.)
gehen hingegen bis ins V. hinauf. Gregory (Proleg. 1 , 429) nennt
wiederum das VI. H. Omont endlich spricht sich für die zweite Hälfte
des V. Jahrhunderts oder Anfang des VI. aus. Wenn wir uns nun
der gewöhnlichen Datirung der Arbeit des Euthalios auf das Jahr 458
anschliessen, so führen uns die letzten, unabhängig von unserer Hypo-
these aufgestellten Zeitbestimmungen in die unmittelbarste zeitliche
Nähe des Euthalios. Nun steht aber auch anderereeits fest, dass
Euthalios die Paulusbriefe selbst geschrieben und nicht etwa einem
Schreiber dictirt hat. Das bezeugt seine Unterschrift: ^ygay^a xal
i^td^hfirir und noch deutlicher seine Vorrede zu der Apostelgeschichte,
worin es ausdrücklich heisst, er habe die Apostelbriefe nach Sinnversen
abgetheilt und niedergeschrieben und das Buch unlängst einem seiner
Väter in Christo zugesandt: rnv ajtooToXixi}v ^ißkov oxoixidov
diHtyvovi; rt xal yQa\pac, jtQoif/v öitjci/Jipafitr JtQog rtra tc5p iv
Xio 3taxiQ0)V yfioiv (Zac. 8. 404) Man beachte ferner folgendes:
Wir haben noch einige Uncialhandschriften , worin uns ältere Unter-
schritten namentlich aus Handschriften von Caesarea vorliegen. Ich
nenne den Codex Marchalianus, seit 1785 Vaticanus (jüngst von Cozza-
Luzi facsimilirt Rom 1890; mir noch nicht zugänglich) aus dem
VIII. Jahrhundert (Montfauc, Palaeogr. gr. S. 40f.; 226 f.; Gardth.
8. 373) und mehrere Handschriften der syrisch-hexaplarischen Bibel-
übei*setzung des Paulus von Tela, ebenfalls aus dem VII— IX. Jahr-
hundert (Field, Origenis hexaplorum quae supersunt I 8. C. 767. 649 etc.)
Hier werden Unterschriften von Eusebios und Pamphilos in späterer
Abschrift wiedergegeben, jedesmal jedoch mit der Anmerkung der Vor-
lage, aus welcher sie herübergenommen wurden. Auch der Codex
Friderico-Augustanus , ein Theil des Sinaiticus hat eine (gleichzeitige
oder spätere?) Notiz, worin die Unterschrift einer Handschrift des
Pamphilus mit derselben 8orgfalt auf ihre Herkunft zurückgeführt wird
(Vetus Testam. ed. Tischendorf. ed. 7 8. 63). Der Fall, dass ein Ab-
schreiber kurz nach dem Tode drs Euthalios oder noch zu dessen
Lebzeiten die Untei'schrift aus dem Exemplar des Euthalios herüber-
genommen habe, ohne das irgendwie anzudeuten, stände demnach ziem-
lich vereinzelt da und kann keine wahre Probabilität ftir sich in An-
spruch nehmen. Ich würde daher auch die Hypothese, der Codex H
sei die Urschrift von Euthalios, als berechtigt ansehen, wenn nicht
gerade in dem Bestechenden dieser Vermuthung eine Mahnung zur
Vorsicht läge. Zur Vorsicht mahnt auch die Aufstellung von Ch. Graux
(1. c. Revue de philologie 8. 121), es hätten die Ausgaben des Eutha-
lios bald nach ihrem Erscheinen wegen ihrer praktischen Anlage eine
weite Verbreitung gefunden, jedoch nicht in ihrer vollständigen Form,
sondern in (Jestalt von editiones minores, worin etwa nur die Vorreden
und das Kapitelverzeichniss mit den argumenta (!) neben dem Text ge-
vou Pmf l>r. Albert Ehrhard. 397
standen hätte. Wir haben bis jetzt kein Mittel, um die Vollständig-
keit des Euthalianischen Apparates im Codex II nachzuweisen: es bleibt
also immer die Möglichkeit bestehen, dass er eines der frühesten Exem-
plare die^er editio minor ist. Doch darf auch nicht vergessen werden,
dass die Verrauthung von Ch. Gniux selbst auf schwachen Füssen steht.
Man braucht nämlich durchau> nicht alle Handschriften, worin die
euthalianischen Kapitel stehen, auf die Ausgabe von Euthalios zurück-
zufiihren, da er selbst diese Kapitel von einem früheren Verfasser
entlich; die Argumenta aber haben mit Euthalios gar nichts gemein.
Doch noch andere Gründe mahnen zur Vorsicht. Diese ergeben
sich aus einer näheren Untersuchung über die Persönlichkeit des
Euthalios Diaconos selbst, die wir schon Eingangs ankündigten. Dort
habe ich auch die gewöhnlichen Angaben über Euthalios zusammen-
gestellt. Im Verlaufe der Untersuchung mehrten sich jedoch immer
mehr meine Zweifel an deren Richtigkeit und filhrten schliesslich zur
Frage, ob Euthalios Diaconos überhaupt existirt habe, oder nur durch
Missverständniss zur Rolle gekommen, die er bisher in der Einleitung
zum N. T. gespielt hat. Den ersten Anstoss zu diesen Zweifeln gab
die Wahrnehmung des Namens Evdy{)iOi; an der Spitze der Unter-
schrift des Codex H, wie sie in dem (^dex Neapolitan. erhalten ist:
EvdyQiOQ hyQaxfa xcu tgfi9^f////r etc. (Fabric.-IIarless V, 789). Im
Codex H ist die erste Linie der Unterschrift so verwischt, dass weder
Montfaucon noch II. Omont einen Versuch machten, sie zu lesen. Ich
konnte jedoch auf dem Facsimile in der Ausgabe des letzteren ganz
deutlich E}' JOC wahrnehmen, nicht aber die mittleren Huch-
staben: es nmsste also in Schwebe bleiben, ob EviiyQiog oder Evfhd-
Xlo^^ was ja nach dem ganzen Sachverhalt allein möglich war, zu
lesen sei. H. Omont constatirte nun auf meine Bitte, dass in der That
am Anfang der ausgemerzten Linie EvdyQiOi; zu stehen scheine. Eine
erneute Untersuchung überzeugte mich von der alleinigen Richtigkeit
dieser Lesart. Der dritte Buchstabe ist nämlich nur noch durch eine
Lücke angedeutet; diese passt aber nicht zu den Umrissen des runden
^, sondern nur zu denen des A. Desgleichen ist noch die herunter- 1
hängende Ilasta des Pin einer Lücke zu erblicken, die, ausgeftült gedacht,
dem P in den übrigen Linien ganz genau gleicht. Zwischen beiden
Lettern hat nur noch eine dritte Raum: diese muss also F gewesen
sein. Hiermit ist nun zunächst ausgeschlossen, dass EvdyQiOQ in dem
Cod. Neapol. der Name des Sclireibers aus dem XI. Jahrhundert sei,
wie das Fabric.-Harless , Cyrillus, Gardthausen und C. R. Gregory an-
genommen haben. Der Schreiber hat vielmehr den Namen EvuyQio^
in seiner Vorlage vorgefunden und einfach abgeschrieben. Gardt-
hausen's Schreiberlisten (Griech. Palaeogr. S. 320) kennen keinen an-
deren Euagrios: einem Schreiber dieses Namens bin ich nur im Cod.
Cryptoferr. BiW (Rocchi, Codd. Cryptens. S. 145) begegnet. Ich
zweifle jedoch, dass dies der Abschreiber des Codex war; denn er
steht am Ende der Vita Pancratii, welche nach Vindob. bist. eccl. gr.
11 (Lambec-Koll. VIII, 199) u. A. einem Euagrios als Verfasser zu-
398 Der Codex H ad epistuUs Pauli und ^Kutlialiiis diacouos"
geHcliriebcn wird. Das Fehlen eines weiteren Euagrios beweist zu-
l^leich, da88 von den bekannten Handschriften nur der C'f»d. Neapol.
den Namen am Anfanjr der Unterschrift bewahrt hat.
Euagrios hiess also der Schreiber der Unterschrift des (-od. H;
£nagrios mnsste denn auch der Veranstalter der Auserabe selbst heissen,
»ollen wir nicht die Ersetzung des Euthalios durch Euapios in frühester
Zeit annehmen. Das Unwahrscheinliche dieser Annahme lie^ auf der
Hand; doch sehen wir noch näher zu, mit welchem Keclit Euthalios
als der Verfasser der besaj^ten Schriftausgaben gilt.
Den Titel Ev^-iikioj: tJtlöxojro^ Covkxjjc fand Zacagui nur in
einer der 6 Handschriften, die er benutzte, im Cod. Regio- Alexandr.
= Vatican. Kegin. 179 (Catulog v. Stevenson, Rom 1890, S. 119 f.).
Noch muss dabei erinnert werden, dass die Handschrift (saec. X) am
Anfang Ai^itvaoiov und fol. 13 ^ExIhaXlov hat. In den Codd. Vatic.
367 und 1761 fand er Ev(haXiov öiaxorov (Zac. S. 403. 515), wäli-
rend seine übrigen Codd. gar keinen Namen aufweisen. Durch den
Catalog der nentestamentlichen Handschriften von (.'. R. Gregory (Proleg.
2. Lips. 1890) sind nun wohl mehr als 80 euthalianische Uodd. zu
der Apostelgeschichte und den NT.-Hriefen bekannt geworden. Von
diesen ist aber nur eine kleine Anzahl eigentlich euthalianisch: die
meisten haben nur ein oder das andere Stück, das man Euthalios zu-
zuschreiben gewohnt ist. Da nun diese Stücke, so viel ich aus Gre-
gory ersehen kann, meistens nur die Argumenta sind, die wir oben als
unecht erwiesen, oder die llypotheses zu der Apostelgeschichte und
den Katholischen Briefen, sowie die djtodfjfiiai llavjiov, die ich mit
Zacagni (praef. S. LXVI) auch für unecht halte, so bleibt schliesslich
nur eine Anzahl von etwa 30 — 35 Handschriften übrig, die speciHsch
Euthalianisches enthalten, und von diesen enthillt auch wiederum nur die
weit kleinere Hälfte den ganzen euthalianischen Apparat. Diese Ab-
schätzung ist nur eine vorläufige: es war mir bei dem heutigen Stande
der Catalogisirung der gi'iechischen Handschriften nicht möglich, die
gerade in diesem Punkte selbst sehr knappen Andeutungen von, Gregory
mit der wünschenswerthen Vollständigkeit zu controliren und den Inhalt
der Sigel : Euth. tiberall zu erkennen.*) Von den eigentlich euthaliani-
schen Handschriften bieten nun noch 4 den Namen Euthalios mit der
Benennung als Bischof von Sulca. Es sind dies folgende : Codd. Oxon.
aedis Christi 12. membr. saec. XI (Gregory Ac. 199 Paul. 256; Kit-
schin, Catalog. etc. Oxon. 1867 S. 11), Cryptoferrat. B^H m. saec. X
(Greg. Ac. 317. P. 423; Rocchi, Codices " Crvpt. S. 15), Lond. Brit.
Mus. add. 28. 816 m. a 1111 (Greg. Ac. 205. P. 477: Catalog of
Additions VI , 559 lässt es nicht erkennen) , Thessalon, gymn. graec.
16 m. saec. XI (Greg. Ac. 393. P. 364). Dazu kommt noch die Hand-
1 ) lu einer freundliclien Zuschrift belehrt mich Hr. Prof. Griigory,
dass die Sigel Euth. keinen abgegrenzten Werth habe und nicht andt*ute,
dass er genannt sei. Der Xanie Koniuie vielleicht noch in einigen Codd. vor,
wo das in seinem Cataloge nicht erwähnt sei. Hiermit wird die obige Dar-
stellung der Hauptsache nach von competenter Seite bestätigt
vou Prof. Dr. Albert Ehrhard. 399
Schrift , welche Turrianus in der Vori'ede seiner Ausgabe der Aposto-
lischen Constitutionen Venet. 1563 erwähnt (8. 15) und die nach Za-
caf^ni (praef. LXIII) sicher von dem Cod. Vatic. Regin. verschieden ist.
Es war mir nicht möglicli, sie zu identificiren. Die Variante EvO^a-
kiov ötaxovov findet sich ausser den 2 erwähnten Codd. in folgenden
Handschriften: Codd. Bodl. Laudian. 31 m. saec. XIII (Gregor. Ac. 32.
P. 38; Coxe, Catal. codd. graec. S. 514), Patmiac. 14 m. a 1215
(Greg. Ac. 387. Catalog von Sakkelion, Athen 1890, S. 6), Londin.
Ilighgate Burdett.- Coutts III 1 m. saec. XI (nach Scrivener, A piain
introd. S. 237; Greg. Ac. 223), Escorial. T III. 17 m. saec. XII (nach
Catal. von Miller S. 139), wahrscheinlich auch der Codex Theodori a.
1295 (nach Scrivener 1. c. S. 211 in library Duke of Sussex). Diese
Variante stand auch in dem Codex, welcher fttr die Polyglotta Com-
plutensis gebraucht wurde (V. Bd. vor Act. Apost. = Zacagni S. 529 —
36). Montfaucon kennt in seiner Biblioth. Bibliothecar. nur eine ein-
zige Handschrift des Euthalios, die er in folgender höchst ungenauer
Weise beschreibt: Vatican. n. 8 plut. 2" Peregrinatio Pauli et Euthalii
diaconi. (I, 98). Allem Anscheine nacli sind es die schon Öfters er-
wähnten jijrodrjiiicu Ilavlov; auch ist die Handschrift vielleicht
identisch mit dem von Zacagni benutzten Codex Vat. 367. Diesen
Handschriften nun steht eine viel grössere Anzahl anderer gegenüber,
welche den Namen des Euthalios nicht haben. Wie schon oben be-
merkt, schreibt der Cod. Coisl. 25 (Mtfc. 8. 78) die kleine Vorrede zu
der Kapiteleintheilung der Apostelgeschichte Pamphilos zu.*) Die übri-
gen sind ganz ohne Namen : so Cod. Vatic. Pii II 50 m. saec. X
(Gregor. Ac. 80; Stevenson 1. c. S. 197), Vat. Reg. 29 m. saec. X
(Stevenson S. 22), letzterer ist identisch mit dem Codex Boeclerianns
(Zacagni S. 515), aus welchem B. zuerst die ganze Vorrede zu den
Paulusbriefen anonym herausgab (Nov. Test. Argentor. 1645), so auch
Cod. Coisl. 205 (Mtfc. 264), Taurin. 285 (Catalog von Pasini I, 384),
Cod. Sinaiticus 274 (Gardthausen , Codd. Sinait. S. 56), Vindob. gr.
theol. 37 (Lamb. Koll 111, 173). Ich nenne hier nur diejenigen, von
denen ich mich überzeugen konnte, dass sie specifisch Euthalianisches
enthalten. Wollte ich hier alle Handschriften nennen, die gewöhnlich
fnr euthalianisch angesehen werden, so müsste ich ausser den oben
genannten fast alle nennen, bei denen Gregory in seinem Catalog die
Sigel Euth. angebracht hat. Das Fehlen des Namens des Euthalios
ist besonders auffallend bei den Handschriften, welche den ganzen
euthalianischen Apparat enthalten. Hierher rechne ich die Codd.
Mutin. U G. 3 (Gregory Ac. 112; Allen, Notes on greek Mss. in Italy,
London 1890, S. 19. saec. IX — X, wie ich glaube, der älteste der
bisher bekannten), Neapol. II A. 7. saec. XI, der mehrfach erwähnte
mit der Unterschrift, Neapol. II A. 8. saec. X (Cyrill. I, 25), dem
vorausgehenden sehr ähnlich, aber wahrscheinlich nicht so vollständig,
endlich Patmiac. 15. saec. XI (Sakkelion 15, Grog. Ac. 388), 16
I ) Das gleiche thut auch der Cod. Barbermi VI 2 1 , wie loh aus meinen
rümischeu Aufzeichnungen nachtniglieh ersehe.
400 Der Codex H ad cpistulas Pauli und „Euthalios diaconos**
(Sakkel. ibid. Greg. Ac. 389). Hierher gehören nach Gregory auch
die Codd. Athen. 64 (Ac. 301») und Vatic. 1971 (Ac. 328), bei denen
wir das Fehlen des Namens als das Gewöhnlichere annehmen dürfen.
Den vollständigen Apparat des Euthalios enthält endlich auch die
obere Schrift des Codex P ad Act. et Epistul. (Gregory 1 , 417) ans
dem Jahre 1301. Die Notiz, die Tischendorf in seiner Ausgabe des
Cod. Pörfirian. Chiovens. darüber gibt (Monum. sacra ined. Nov. Coli. V
S. XII), lässt jedoch nicht erkennen, ob der Name des Euthalios darin
steht; am Anfang steht er nicht, denn das erste Folioblatt fehlt. Die
Ausgabe dieses Euthaliostextes ist in Bd. VI der Monumenta, wo sie
erscheinen sollte, nicht erfolgt.
Wenn nun diese Inventarisirung der Ilandschriften des „Euthalios**
auch nicht vollständig ist, so darf doch daraus geschlossen werden,
dass die palaeographische Ueberlieferung ftir ihn keineswegs günstig
ist. Nach den Gründen, warum sein Name in so vielen Handschriften
unterdrückt wurde, wollen wir noch nicht forschen; dies geht über
die rein palaeographische Seite der Frage hinaus. Suchen wir nach
historischen Nachrichten über ihn, so tritt uns wieder die eigenthüm-
liche Erscheinung entgegen, dass keiner der älteren Litterar- und
Kirchenhistoriker etwas von ihm weiss. Zacagni hat alle seine An-
gaben über ihn aus seinen Handschriften und aus dem Text selbst
geschöpft; aus jenen namentlich die nähere Bestimmung seiner Würden
als Diacon und als Bischof von Sulca. Er identificirte ihn dann mit
dem Euthalios, Archidiaconos von Konstantinopel , der in den iVcten
der Synode von Chalcedon erwähnt wird (Mansi VI, 1096). Dazu
konnte er sich durch die Uebereiustimmung der Namen und der Zeit
berechtigt glauben; doch diese ergiebt nur einen negativen Beweis,
ein positiver kann darin niclit erblickt werden. Zacagni übersah selbst
eine Schwierigkeit nicht. In der Vorrede zu der Apostelgeschichte
wird der Bischof Athanasios von Alexandrien als Adressat der Aus-
gabe genannt. Da nun dieser erst um 490 diesen Bischofsitz einnahm
(Le Quien, Oriens Christ. II, 422), so konnte diese Ausgabe nicht frülier
angesetzt werden. Damit stimmte nun der Hinweis des Autors auf
seine Jugend wenig (S. 428), wenn er schon 32 Jahre vorher die
Paulusbriefe herausgegeben hatte und 39 Jahre vorher dem Concil
von Clialcedon beiwohnte. Zacagni suchte sich zn helfen, indem
er den Ausdruck rioi ;f()orri>r in bildlichem Sinne nahm. Dem steht
jedoch die richtige Wahrnehmung von Gallandi (Bibl. PP. X, XIII)
und Gregory (Proleg. 1, 154) entgegen, wonach die beiden Ausgaben
kurz nach einander fertiggestellt wurden; das jtqcüt^Vj avvixa cf/yra,
mit welcher die eine auf die andere gefolgt sei (Zac. 405), könne doch
unmöglich einen so grossen Zeitabstand zulassen. Ich füge hinzu, dass
die ganze Anordnung der 2 Schriften, sowie ihr Stil so ähnlieh sind,
dass auch aus diesem Grunde jener Abstand als ausgeschlossen er-
scheint. Ausserdem sind auch die Lebensumstände des Verfassers noch
durchaus dieselben, während er doch inzwischen Bischof hat werden
sollen. Der einzige Unterschied ist, dass er die Paulusbrief auf den
\
von Prof. Dr. Albert Ehrbard. 401
licfehl „seines Vaters", die Apostelg^escbichte aber aus brüderlicher
Liebe zu xVthanasios herausgab: beiderseits spricht er aber in ähnlicher
Weise von Vätern und Hrüdern, von einer kleineu Hrüdergemeinschaft,
in der er gelebt haben muss (Zac. S. 405). An die vorgeschlagene
Identificirung ist also nicht zu denken. Von den 4 anderen Euthalii,
die das Dictionary of Christian Biogi-aphy von Smith und Wace kennt,
II, 394. kann auch keiner in Frage kommen, ebenso wenig als der
Euthalios monachos, an den ein Brief von Nilos adressirt ist (Migne,
Patr. gr. 79, 405). Ein weiterer Euthalios wird als Autor eines
Commentars zur Apostelgeschichte von Franc. Tumanus (Constitut.
A postol. S. 1 7) genannt. Zacagni (praef. S. LXX) verweist auch auf Luc.
Holstein, observat. in Stephan. Byzant. de urbibus (ed. Dindorf Lips.
1825, II, 124). Die blosse Erwähnung des Namens Euthalios diaconos
zu lixTaXsia (Act. 14, 25) lässt jedoch in keiner Weise erkennen, woher
L. Holstein diese Notiz schöpfte, noch ob er ihm hiermit einen Com-
mentar zuschreiben will. Ersterer that es auf Grund einer Vorrede
zu der Apostelgeschichte, worin der Verfasser u. a. ankündigt, er werde
im Verlaufe des Commentars die Apostolischen Constitutionen Öfters
heranziehen. Zacagni konnte nichts weiteres über einen derartigen
Commentar feststellen. Die Vorrede, von der Turrianus spricht, glaube
ich nun in dem Codex Neapel. II A. 7 wiedererkennen zu müssen.
Cyrillus hat in seinem Catalog (I, 14) eine längere Stelle daraus publi-
cirt und eine vollständige Analyse davon gegeben, worin eben die
Stiele vom (Jebrauch der Apostolischen Constitutionen wiederkehrt.
Wegen dieser üebereinstimmung schrieb er sie auch Euthalios zu. Die
Handschrift selbst aber giebt sie «nnonym, kann also als positiver Zeuge
für diesen Euthalios nicht dienen; sie begünstigt diese Hypothese im
(Jegentheil sehr wenig. Die Vorrede steht unmittelbar nach derjenigen,
die man Euthalios zuzuschreiben gewohnt ist; nun wäre e& doch
wenigstens sehr eigenthümlich, wenn derselbe Verfasser zwei Vorreden
neben einander gestellt hätte, statt eine einlieitliche zu bringen. Dazu
kommt, dass beide einen anderen Adressaten haben, die erstere, wie
bekannt, einen Bruder Athanasios, die zweite einen Eusebios episcopos,
dessen Identificirung mir noch nicht gelungen ist. Sodann mtlsste dem-
selben Euthalios auch ein Lucascommentar zugeschrieben werden, wo-
von wir unter dem Namen des Euthalios keine Nachricht haben; ein
solches Commentar wird nämlich am Anfang dieser Vorrede ausdrück-
lich erwähnt. Eine besondere Verwandtschaft des Stiles zwischen bei-
den Vorreden kann ich endlich mit Cyrillus nicht wahrnehmen. Wir
haben demnach nicht einmal einen genügenden Grund, um diesen
Commentar Überhaupt einem Euthalios zuzuschreiben, erst recht keinen
aber, um diesen Euthalios, sollte er sich auch als Autor erweisen
lassen, mit dem „Euthalios" Bischof von Sulca zu idcntificiren. Einem
Euthalios begegnet man endlich in einigen Catenen, und zwar zunäclist
in der (\itena in Acta Apost. des Codex Oxon. Nov. CoUeg. 58, die
Cramer herausgegeben hat (Catenae in Nov. Testam. Oxon. III. VIII.
1844) und worin schon Wolf (Anecdota gr. III, 194) eine Stelle aus
vm. 9. 28
402 Der Codex H ad opistulas Pauli iind „Euthalios diaconos"
Euthalios gefunden haben wollte. Die betreffende Stelle (Gramer 111,
422) stammt aus der Vorrede zu den Paulusbriefen, steht jedoch be-
zeichneter Weise ohne Namen des Verfassers, obwohl der p:anze Titel
der Vorrede anp^egeben wird. Wir gewinnen also hieraus kein Zeugniss
fttr die Autorschaft des , Euthalios", was man nach Wolf und Gramer
hätten glauben sollen, die sich auf Zacagni stützten, um ^Euthalios"
jene Stelle zuzuweisen. In den übrigen gedruckten Gatenen kommt
ein Euthalios nur noch in der auch von Gramer edirten Gatena in ep.
ad Rom. vor (1- c. IV, 511. 516). Die 2 Auszüge, die unter diesem
Namen stehen, stimmen mit dem, was Zacagni publicirt hat, nicht über-
ein; da auch jede nähere Bezeichnung fehlt, so darf man auch hier
unseren „Euthalios" nicht ohne Weiteres wiedererkennen. Von den
mir bekannten handschriftlichen Gatenen ist es auch nur eine Gatena
in ep. ad Roman, in Wien (cod. theol. gr. 46 Lambec.-Kollar. III, 1 73),
die Auszüge mit der Benennung Euthalios enthält. Zacagni vermuthete
darin Fragmente aus der Vorrede zu den Paul usbriefen , was sehr
wahrscheinlich ist, da diese Auszüge auf Fol. 4 und 5 stehen (praef.
8. LXX). In diesem Falle haben wir hier nur eine weitere Hand-
schrift mit der Angabe des Euthalios als Autor jener Vorrede, deren
Richtigkeit ja gerade in Frage steht. Als einziger litterarhistorisclier
Zeuge bliebe somit Oecumenios, Bischof von Tricca in Thessalien, übrig.
Dieser Gompilator, über den wir noch nicht genügend unterrichtet sind,
der aber gewöhnlich um die Wende des XI. Jahrhunderts angesetzt wird
(Cave, Oudin, Geillier etc.), giebt ein Bnichstück der Vorrede zu den
Apostelbriefen unter ausdrücklicher Nennung des Euthalios Diaconos
(Migne, Patr. gr. 118, 307), ohne jedoch irgendwie auf den Autor
einzugehen. Dieser letztere Umstand und der compilatorische Cha-
rakter seiner Arbeiten überhaupt, giebt zur Genüge zu erkennen, dass
auch dieses Zeugniss keinen selbständigen Werth hat neben den Hand-
schriften, die Euthalios als Autor der vielgenannten Vorrede nennen.
Zu dem Mangel an einer selbständigen historischen Nachricht
über „Euthalios'* tritt eine weitere Schwierigkeit hinzu, sobald wir den
Bischofsitz ins Auge fassen, der ihm in einigen Handschriften beigelegt
wird. Ich habe gegen Zacagni schon oben dargethan, dass es unrichtig
sei, Euthalios die Paul usbriefe als Diaconus, die Apostelgeschichte aber
mit den katholischen Briefen als Bischof herausgeben zu lassen. Da-
mit wird die nähere Bestimmung des Adressaten als Bischof von
Alexandrien auch unhaltbar, da die Ausgabe erschienen war, lange
bevor dieser Athanasios den Bischofstuhl von Alexandrien bestieg.
Doch die grösste Schwierigkeit bietet die Angabe der Bischofstadt
Sulke selbst. Schon Zacagni konnte sich nur dadurch helfen, dass
er aovXx?! durch xi^iXxfj ersetzte (praef. S. LXIV), was palaeographisch
unzulässig ist. Eine Kirche mit dem Namen Sulcis ist nur in Sardinien
zu finden, woran nicht zu denken ist, da die ganze Beschaffenheit der
euthalianischen Ausgabe uns nach dem Orient weist. Gave (I, 446)
überlässt die Lösung dieser Frage Anderen; Gallandi (Bibl. X, XIII)
hielt sie für unlösbar. Auch P. Garns (Series episcop.) kennt nnr
von Prof. Dr. Albort Ehrbard. 403
Snlcis iD Sardinien und Ed. Kcuss giebt zu, dass Sulkn nicht mehr
näher bestimmbar sei (Real-Enc. f. prot. Th. ^ XIV, 701 art. Stichom.).
Hiernach dürfen wir die Richtigkeit der Ueberschrift in den oben ge-
nannten Codd. mit Fug und Recht anzweifeln, namentlich nachdem
bereits eine Unrichtigkeit in derselben erwiesen ist, die Widmung
nämlich an den Rischof Athanasios von Alexandrien, und ihre ganze
Fassung dadurch verdächtig geworden. Ein anderweitiges Zeugniss fttr
einen Euthalios als Bischof von Sulka existirt aber nicht.
Keiner der Gründe, auf die die bisherige Annahme eines „Entha-
lios" als Verfasser der beiden Schriftausgaben sich gestützt hat, kann
somit als stichhaltig angesehen werden: keiner verbietet es, eine nene
Lösung der Frage zu versuchen. Zu diesem Versuche aber drängt die
obige Wahrnehmung eines Euagrios in der Unterschrift des Codex H
gebieterisch hin. Von den 17 Trägem dieses Namens, die das Dictio-
nary of Christian Riography (II, 419) aufweist, kann nach näherer
Betrachtung nur einer in Betracht kommen, nämlich Euagrios PonticoB.
Ein positives Zeugniss, das ihn als Veranstalter von Schriftausgaben
nennt, steht mir allerdings nicht zur Verfügung; es weisen aber so
manche Einzelheiten gerade auf ihn hin, und seine Autorschaft erklärt
hinwiederum in so natürlicher Weise eine Reihe von dunklen Punkten,
die bisher die Euthaliosfrage gekennzeichnet, dass man man wohl der
neuen Aufstellung einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit nicht ab-
sprechen wird.
Ueber diesen Euagrios sind wir, im Gegensatz zu Euthalios, durch
eine Reihe von Notizen bei den alten griechischen Kirchcnhistorikem
genugsam unteiTichtet. Danach war er in Pontus geboren und wurde
um 380 von Gregor v. Nazianz, nach anderen von Gregor v. Nyssa,
zum Diakon geweiht. In Folge von Schwierigkeiten, die ihm in der
Verwaltung seines Amtes in Eonstantinopel entgegentraten, kam er
nach Palästina und von da nach Aegypten, wo er zuerst in der nitri-
schen Wüste, dann in dem grossen Kloster ra xiXXta dem Einsiedler-
leben sich ergab. Von da fehlen alle weiteren Notizen über seine
weiteren Lebensumstände mit Ausnahme der Nachricht, dass er einen
ihm angebotenen Bischofstuhl grossmüthig ausschlug. Hingegen wissen
wir, dass er eine rege litterarische Thätigkeit entwickelte und nament-
lich manches zum Gebrauch der Mönche schrieb. Von seinen Schriften
sind uns jedoch nur sehr wenige erhalten und diese grösstentheils nur
in Bruchstücken (Migne, Patr. Gr. 40, 1214; daselbst in den Proleg.
von (iallandi die Quellen). Sie erfuhren frühzeitig eine Uebersetzong
in's Syrische: in dieser Sprache ist uns sogar mehr erhalten als in der
Originalsprache, harrt aber noch der Veröffentlichung (vgl. Wright,
Cat4ilogue of the syriac Mss. in the Brit. Museum II, 445 cod. 567.
saoc. VI — VII; 568, saec. VI. etc. III, 1274). In's Lateinische wurde
manches schon von Rufinus, seinem Zeitgenossen übersetzt (Hieronym.
ep. 133 ad Ctesiph. M. Patr. lat. 22, 1151) und später von Gen-
nadios, dem bekannten Litterarhistoriker (ed. Herting Lips. 1879 8. 75).
Die Sammlung der griechischen Fragmente bei Migne ist nicht voll-
28*
404 Der Codex II ad cpistulas Pauli uud „Eutlialion diacouos"
ständig. Nach Ausweis der Ilandschriftencatalo^c ist nuch cinif^es
von ihm inedirt. In den gedruckten und handschriftlichen Catenen
wird er öfters genannt. Zu einer kritischen Ausgabe seiner Werke
sind in den bisherigen l^blicationen kaum vorbereitende Arbeiten zu
erblicken; es wtlrde zu weit führen, auf das Einzelne hier näher ein-
zugehen: ich behalte mir vor, es andernorts zu thun. Der Verlust
nun der meisten seiner Schriften ist kein zufälliger, sondern hängt
ursächlich zusammen mit seiner Verdammung als Origenist auf der V.
und VI. allgemeinen Synode, sowie auf dem Lateranum des Jahres
649 (Euagrios, Ilist. Eccl. 1. 4. c. 38, Migne, Patr. lat. 86. 2. 2772;
Mansi, Concil. X, 1157; XI, 631. 709 etc.). Den Ruf eines Origenisten
genoss er schon zu seinen Lebzeiten und dieser zog ihm den Uumuth
von Uieronymos zu, der sich wiederholt sehr ungünstig über ihn
äusserte (ep. ad Ctesiph. 1. c; adv. Pelag. 1. 1. M. 23, 496) und in
seinen Schriftstellercatalog nicht einmal aufnahm. Bald nach seinem
Tode wurde sogar seine Zelle sorgfältig gemieden: soll doch ein Mönch,
der sie wieder bewohnen wollte, nach der Erzählung von Moschus
(Prat. spir. c. 1 77 M. P. gr. 87. 3, 3048) den anderen Morgen darin todt
aufgefunden worden sein! Man darf daher den Mangel eines bestimmten
Hinweises auf eine Schriftausgabe, die sich unter den Schriften von
Euagrios Ponticos finden sollte, nicht zu sehr urgiren, theils wegen
der bereits betonten .ungenügenden Publication des noch Erhaltenen,
noch mehr aber in Erwägung des soeben angedeut<)ten für Euagrius
sehr ungünstigen Umstandes. Einen solchen Hinweis könnte man aller-
dings in den lega ßißkla erblicken, die der gleich zu nennende Pal-
ladius unter den Schriften des Euagrius aufzählt, besonders wenn man
den specifischen Gebrauch dieses Ausdruckes für die Hl. Schrift be-
achtet. Wegen des Mangels einer näheren Beziehung auf die hier
in Frage kommenden biblischen Schriften, will ich diese Notiz vor-
läufig auf sich beruhen lassen. Ein erstes fassbares Moment für seine
Autorschaft erblicke ich in einer weiteren Notiz seines Biographen
Palladios. Dieser Beschrciber des Mönchslebens in Aegypten und
Palästina am Ende des 4. Jahrhunderts widmet Euiigrios seinem geist-
lichen Lehrer ein Kapitel seiner Historia lausiaca, worin er u. A. be-
zeugt, Euagrios habe seinen Lebensunterhalt durch Bücherabsch reiben
gewonnen und sich besonders durch eine vorzügliche Schriftart, die er
o^vQvyxov ;f«()axT/y(>a nennt , ausgezeichnet (Hist. laus. c. 86 Mignie,
Patr. gr. 35, 1188: yQa(f.cov xov trov^ Ttjr Tifi?)r fiovov wi» iiod-itv
iv^v(oc yoQ tyQatft xov o^vQvyxov ;(«()«xt//()«. Eine alte Ueber-
setznng des Palladios giebt: pulchre enim scribebat libralem manum
(Rosweid, Vitae patrum, Antwerp. 1628, S. 997), was mir unverständ-
lich ist. Rosweid selbst missbilligte mit Recht die Uebersetzung von
Gentianus Hervetus mit celerem charact^rem (ibid. 764), war sich aber
selbst nicht klar über deren Bedeutung, indem er sowohl den charac-
terem romanum sive rotundum als die Cursive zuliess (S. 1045). Der-
selbe Ausdruck (in den neueren Palaeographien und in Ducange sucht
man ihn vergeblich) kehrt wieder bei Philoponus, Comment. in Analyt.
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 405
Aristot. in der Redensart: rov o^vQvyxov rvnov /(^a^rf^i^ (ed. Schweigh.
S. 3, nach Stephanu8, Thesaurus ling. gr. neue Aufl. s. v.). Der Ver-
anstalter der Ausgabe von Paris 1543, die mir allein zur Verfügung
steht, übersetzte mit aeuto rostro pingere. Da jedoch der Ausdruck
liier auf die Malerei angewandt wird, so lässt sich die palaeographische
Bedeutung desselben nicht genau bestimmen. Ich möchte die Ueber-
sctzung durch „spitzschnabelige Schriftletter" vorschlagen und darin
eine Bezeichnung der griechischen Majuskel resp. Ünciale im Gegen-
satz zur Cursive erkennen. Wahrscheinlich ist es ein neuer Ausdruck
für jenen eigenthümlichen alexandrinischen Ductus, der in den Acten
der IV. Synode von Konstantinopel erwähnt wird und den Gardthausen
in den Lettern des Cod. Sinaitic. erblicken zu dürfen glaubte (Griech.
Paläügr. S. 408). Euagrios Ponticos wird also ausdrücklich als Calli-
graph bezeugt und ein Euagrios hat die Unterschrift des Codex IT ge-
schrieben. Wenn unsere Uebersetzung richtig ist, passt auch die Be-
zeichnung der von ihm vorgezogenen Schriftlettem auf den Codex H.
Die ursprünglichen Lettern sind allerdings hier fast überall von einer
späteren Hand mit neuer Tinte überstrichen worden: glücklicherweise
sind sie doch wenigstens an einer Stelle erhalten, welche Montfaucon
aus diesem Grunde facsimilirt hat (Bibl. Coisl. S. 262). Hier sind aber
die Lettern viel feiner und schärfer, die Striche viel dtlnner und
namentlich die Extremitäten viel spitzer, als dies bei den renovirten
Lettern der Fall ist. Zu diesem ersten Momente für Euagrios tritt ein
zweites hinzu. W^ie oben näher dargethan, ist der Codex H sticho-
metrisch geschrieben; nun berichtet aber Socrates (H. E. 4, 23. ed.
Bright 8. 195), Euagrios habe 6v6 ortxrjQcc geschrieben, worunter wir
nach der näheren Erklärung von Gennadios zwei Abhandlungen mora-
lischen Inhalts, die er an Mönche und Nonnen richtete, zu verstehen
haben. Die Bezeichnung von Socrates geht auf die Form, in der diese
Abhandlungen geschrieben waren und ist synonym mit ßlßXoi örixfl'
Qojc: yeyQa/if^ivai , filßXoL oxtx^}Qal (Ch. Graux, Nouvelles recherches
sur la stichometrie Revue de philol. 1878, S. 130); sie bedeutet somit
die Abtheilung in Sinnzeilen , welche beim Cod. H vorkommt. Diese
Schreibweise war Euagrios sehr geläufig, wie seine übrigen Schriften
beweisen, die alle in kurzen Absätzen und Sentenzen geschrieben
waren. Er konnte daher auf die natürlichste Weise auf den Gedanken
kommen, die Apostelgeschichte und die neutestamentlichen Briefe in
solche Absätze zu bringen (Cod. H: syQatpa . . xara Övvafiiv CrBiXtj'
Qolc). Die Beschäftigung mit der hl. Schrift gehörte zu den ersten
und häufigsten der aegyptischc^n Einsiedler und wird von Euagrios aus-
drücklich und mit besonderer Betonung ausgesagt (Rosweid 1. c. S. 987)
sowie auch seine Belesenheit überhaupt (ibid. S. 598).
Nehmen wir diese neue Identificirung einmal an, so erklären sich
mehrere Eigenthümlichkeiten im „euthalianischen^ Texte sehr einfach.
In den Vorreden und in der Unterschrift des Cod. H ist die Rede von
Brüdern und Vätern {d6eXg}ovc rt xaX naxtQac; Zac. S. 405 f.) und
zwar in beiden Schriftausgaben. Diese Benennung ftihrt uns aber am
406 Der Codex H ad epistolas Pauli und „Euthalios diaconos**
ehesten in eine klösterliche Gemeinschaft, wo sie a]]p:emein üblich war.
£uagrios aber war Mönch und Mitglied der grossen Genossenschaft der
aegyptischen Einsiedlerwelt: er konnte daher füglich von Brüdern und
Vätern sprechen. Auch seine übrigen Schriften sind an die Mönche
gerichtet und darunter eine an den Bruder Anatolius (Migne 40, 1220);
gleichwie die „euthalianische" Apostelgeschichte an den Bruder Atha-
nasios (Zac. S. 409), beide sind aber für alle übrigen Brüder bestimmt.
Fragen wir weiter, warum der Name des Autors der Vorreden in so
vielen Handschriften fehlt, warum selbst in denen, die ihn nennen,
ein Schwanken zwischen Athanasios, Pamphilos, Kcthalios, Euthalio.s
diaconos und Euthalios episcopos besteht, warum namentlich die erste
Zeile der Unterschrift des Cod. II, die den Namen Euagrios enthielt,
ausgemerzt und von der spüteren Renovirnng nicht berührt wurde,
80 finden wir dafür in der Anathematisirung des Euthalios als
Origenist eine entsprechende Erkläining. F]s ist ja bekannt, wie die
häretischen Schriften im kirchlichen Alterthum systematisch vernichtet
wurden. Dabei hatte man in erster Linie diejenigen im Auge, in
denen ihre abweichenden Lehren zum Ausdruck kamen: mit den übri-
gen verfuhr man nach dem Ausspruche des Herrn in der Parabel vom
Fischnetze, dessen Befolgung der Abt Barsanuphios auf eine Anfrage
gerade bezüglich der Schriften des Euagrios am*ieth: Man sammle die
guten Fische in Geschirre zusammen, die schlechten aber werfe man
hinaus (Migne, P. gr. 86 1, 896). Da nun in jenen Von-eden von
Origenismus nichts zu bemerken war, so wurden sie durch Abschriften
weiter verbreitet, der Name aber in odium auctoris weggelassen. Auch
die vandalische Zerstörung des Cod. II, der schon vor 1218 aus-
einandergerissen und um jenes Jahr für nicht besser befunden wurde,
als um anderen Handschriften zum Umschlag zu dienen, wird dadurch
begreiflicher. Ich gebe allerdings zu, dass die Annahme eines so
eigenartigen Umstandes dafür nicht nothwendig ist. Jedenfalls aber
erklärt jene Ausmerzung das Ersetzen des N.*imens EvicyQio^ durch
Evd^itXtog, mag dies nun absichtlich oder, was palaeographisch dMrch-
aus zulässig ist, durch Versehen geschehen sein. Die Absichtlichkeit
der Aenderung darf um so weniger abgewiesen werden, als ja auch
einige Schriften des Euagrios sich unter dem Namen des Nilos vor-
finden (vgl. Fabric.-Hari. X, 10, Fessler, Instit. Patrol. 11, 603). In
dem Zusätze ditixovoc darf nicht nur keine Schwierigkeit erblickt
werden, sondern sogar eine neue Bestätigung: denn gerade von Euagi-ios
wissen wir, dass er Diacon war, und Palladios giebt ihm diesen Bei-
namen gleich zu Beginn seiner Lebensbeschreibung : tu xara Kv-
vLfQioVy Tov aoidtfioif Aii(xo7*ür 1. c. Auch die nähere Bezeichnung
des Adressaten als Bischof von Alexandrien chnrakterisirt sich nach
Obigem nur als ein Versuch, den in der Vorrede genannten xVthanasios
zu identificiren , und zwar glaube ich, dass man ursprünglich eher an
Athanasius den (Jrossen, als an Athanasins II. gedacht hat. Es bleibt
also nur der Zusatz einiger Handschriften : ixioxojtd^ ooi'/xiyc un-
erklärt. Dif erste Linie der l-nterschrift ist so gründlieh ausgemerzt.
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 407
dass nichts mehr davon wahrgenommen werden kann ausser dem ersten
Worte. Nach dem Facsimile und schriftlichen Angaben von H. Omont
sind nur noch Spuren von kleineren, feineren Schriftztlgen einer späteren
Hand zu erkennen. Jener Zusatz stand sicher nicht dabei, schon weil
nur noch für 10 — 11 Lettern Raum tibrig bleibt und der Autor unter
allen Umständen damals noch nicht Bischof gewesen sein kann. Auf
eine Reconstruirung muss verzichtet werden; nach der Ueberschrift der
capitula practica des Euagrios würden aber die Worte: o iv öxr/TH
oder 6 iv xbXXloiQ den Raum bequem ausfüllen. Die Vorlage des
Cod. Neapol. A 11 7 hatte den ursprünglichen Wortlaut schon nicht
mehr, da er bloss EvayQiog giebt. Auf die Angabe der Bischofstadt
selbst wäre ein grösseres Gewicht zu legen, wenn sie nicht an sich
uncontrolirbar wäre. Die sprachlichen Gründe sodann, auf die hier
Zacagni Aegypten als die Heimath des Verfassers annahm, und die
auch bei Tischendorf in seinen Monnmenta sacra inedita immer wieder
zurückkehren, um Aegypten als die Heimath der ältesten Codd. zu er-
weisen, stehen unserer Annahme nicht entgegen, da Euagrios in
Aegypten lebte und dort starb. Dasselbe gilt von der alexandrinischen
Stellung des llebräerbriefes vor den sog. Pastoralbriefen, die Euagrios
die geläufigste sein muss. Was weiterhin die Erwähnung der Biblio-
thek von Caesarea angeht, die man am Ende der katholischen Briefe
liest und in der Unterschrift des Cod. H wiederkehrt, so hat Zacagni
angenommen, „Euthalios" sei nach Caesarea gereist, um die Hand-
schrift von Pamphilos zu vergleichen. Diese Meinung theilt auch
Ch. Graux 1. c. S. 121, obgleich er den gi-össten Theil der Notiz in
Zacagni's Ausgabe für einen späteren Zusatz ansieht. Durch die
Wiederholung derselben Collationsangabe in dem Cod. H wird das
ausser Zweifel gestellt. Nun ist es aber klar, dass für Euagrios, der
bewiesenermassen nach dem hl. Land kam und hiebei sehr leicht
Caesarea und dessen Bibliothek kennen lernen konnte, weit weniger
eine Unmöglickeit bestehen konnte, nach Caesarea zu kommen oder
die Bibliothek von Pamphilos zu benutzen, als ftlr „Euthalios".
Eine ernstere Schwierigkeit bietet nur die Chronologie. Ich
meine damit nicht die Datirung des Cod. H. Nachdem zugegeben ist,
dass er Mitte des V. Jahrhunderts angesetzt werden kann, so kann
auch seine Verlegung an den Anfang des V. oder Ende des IV. Jahr-
hunderts aus palaeographischen Gründen nicht beanstandet werden;
iibrij^ens kann der Cod. H auch als eine der ersten Abschriften des
Autographen von Euagrios angesehen werden. Ich habe vielmehr die
Zeitbestimmung am Ende der ftaQTVQoXoyiov IlavXov xov ojt., wel-
ches das Jahr 458 angiebt und auf Grund derer Zacagni und alle
übrigen bis zur Stunde des „Euthalios" Arbeit auf dieses Jahr an-
gesetzt haben. Nun ist aber Euagrios, wenn nicht 399, wie man nach
dem Vorgange von Tillemont (Memoires X, 379, 796) allgemein an-
nimmt, so doch Anfangs des IV. Jahrhunderts gestorben. JBevor man
zur Schlussfolgerung schreitet, beachte man, dass 2 Daten am Ende
der Vorrede zu den Paulusbriefen stehen, zuerst das Jahr 396, hierauf
408 Der Ck>dex H ad epistulas Pauli und „Euthalios diaconos*'
in einem Zusätze, der die seit jener ersten Datirung verflossene Zeit
angiebt, das Jahr 458 (Zacap:ni 8. 536. 37). Zacagni hat nun den
Abschnitt mit dem Jahre 39(> dem illteren Kirchcnschriftsteller zu-
gewiesen, von dem „Enthalios^ auch seine Kapiteleintheilung entlehnt
habe. Letzteres ist richtig und wird von „Euthalios'' selbst bezeugt;
ersteres ist aber rein erfunden und nur aus dem Bedürfnisse ent-
sprungen, die unbequeme doppelte Datirung zu erklären. Ein Grund,
auf den sich Zacagni's Ansicht stützen könnte, ist absolut nicht eriind-
lich. Sehen wir uns die Sache selbst an, so ist es doch sehr auf-
fallend, dass „Euthalios" in höchst unnützer Weise eine chronologische
Angabe hinschreibe, um sie gleich darauf zu corrigiren. Das darf ohne
Beweis nicht angenommen worden; Beweise sind aber keine dafür da.
Gerade das Gegentheil halte ich für richtig, dass niimlich die erste
Datirung dem Verfasser zugeschrieben werden muss, während die
zweite von einem späteren Abschreiber im Jahre 458 herrührt und
dann gedankenlos weiter tradirt wurde, dass somit Cave sehr unrecht
gethan hat, seine ursprüngliche Ansetzung des „Euthalios" auf das
Jahr 396 zu verlassen, um die von Zacagni anzunehmen (1, 446, edit.
nov. Oxon. 1740). Für diese Ansicht spricht mehreres. Zunächst ist
es das natürlichste, nachdem einmal nichts dazu berechtigt, die erste
Datirung als ein früheres Stück anzunehmen, in der zweiten einen
späteren Zusatz zu erblicken. Dann: am Ende der ersten Datirung
sind die orixoi sorgfältig aufgezählt, wie „Euthalios'' es immer thut,
während der mit 'E07jfi£tcooafji7jv beginnende Zusatz diese Zählung am
^ndc nicht hat. Weiterhin aber kommt dieser Zusatz nur in einigen
Handschriften vor und zwar unter solchen Umständen, die ihn als
einen späteren Zusatz palaeographisch erweisen. Zacagni hat ihn nur
in dreien seiner Handschriften gefunden (S. 536 not. 5); mehr Gewicht
lege ich auf folgendes: der Cod. Neap. I. A. 7, der den Namen
Euagrios bewahrt und im ganzen der ursprünglichen Gestalt der
„euthalianischen'' Arbeit wohl am nächsten steht, hat das fiagrvQO^
Xoyiov IlavXov am Ende der Paulusbriefe, was unstreitig ein besserer
Platz dafür ist und die Ausgabe am passendsten abschloss; den Zusatz
mit der zweiten Datirung aber hat er nicht, denn Cyrill hebt die
Gegenwart desselben im Cod. 11. A. 8 im Gegensatz zu dem vorigen
ausdrücklich hervor (Catal. 1, 31). Auch in der Catena zu der Apostel-
geschichte im Cod. Oxon. Nov. Colleg. 58 (Crnmer III, 424) steht
am Ende des Mart\ rologiunis die erste Datining, nicht aber die zweite,
obgleich jene ebensowenig für die Zeit des Compilators passtc als
diese. Im Cod. Vatic.-lieg. 29, den Boeckler benutzte, stehen nur die
ersten Worte des Zusatzes als Abschluss des Mnrtyndogiums: 'fJofjfUria}-
odfi7jV uxQtßfOQ TOi' ;|r()oror tov //<r(>rr(>/oi' riavhw djtooroXov,
Noch mehr: in dem (/od. A ß VI von (irottnferratn (Roechi, Codd.
Cryptenses S. 22) steht an Stelle dieses Zusatzes ein anderer, den
Uocchi als nicht euthalianisch bezeichnet und von einem anderen Autor
herübergenommen glaubt: „nisi res ipsius callijrraphi sit." Die Willkür,
mit der handschriftliche Stellen behandelt werden, ist aber anerkannter-
von Prof. Dr. Albert Ehrhard. 409
maesen eines der besten Merkmale ihres späteren Ursprunges. Verhält
es sich aber mit den zwei Datirungen in dieser Weise, dann bildet
das Jahr 39 H nicht nur keine Schwierigkeit mehr, sondern passt sehr
gut auf Euagrios Ponticos, der um 399 starb. Nach Tillemont, der
sich auf Palladius stützt, war er damals 54 Jahre alt; (Zacagni S. 428),
womit auch die Worte der kleineren Vorrede zur Apostelgeschichte
nvioi XQorcDV Tt xal iiad^fjfiarojv'^^ die ja sicher nicht buchstäblich
zu fassen sind, zu ihrem Rechte kommen.
In seinem, vor Jahresfrist erschienenen IL Bande der Geschichte
des N. T. Kanons (Leipz. 1890) Fagt Th. Zahn mit Recht: „Man
braucht nur den Namen Euthalios auszusprechen, um an eine Menge
unerledigter Fragen zu erinnern" (S. 384). Angesichts dieses Aus-
spruches mag CS sich lohnen, die Resultate, zu denen ich auf palaeo-
«!:raphisch-historischem Wege gelangt bin, kurz zusammenzustellen:
1. Kin Euthalios diaconos, der mit der Frage nach der neutestament-
liehen Stichometrie und den sogen, euthalianischen Ausgaben der
Apostelgeschichte und der neutestamentl. Briefe zusammenhänge,
lässt sich historich nicht nachweisen.
2. Der Veranstalter dieser Ausgaben hiess Euagrios.
3. Dieser Euagrios ist wahrscheinlich identisch mit Euagrios Pon-
ticos, der gegen Ende des IV. Jahrh. in Aegypten lebte und von
späteren Kirchenversammlungen als Origenist mit dem Bann be-
legt wurde. Die Identität der beiden mit Sicherheit zu behaupten,
das verbietet der Mangel an gentigenden äusseren Zeugnissen.
Dieser aber wird in unserem Falle durch innere Grtlnde nicht
aufgewogen; zwischen den Vorreden der „euthalianischen'' Schrift-
ausgaben und den erhaltenen Fragmenten des Euagilos konnte
ich eine auffallende Aehnlichkeit in Stil und Wortschatz nicht
wahrnehmen. Nur einige palaeographische Ausdrücke, wie „t«
xfffakaia ditXtlP (Euagr. ad Anatol. M. P. gr. 40, 1221; Za-i
cagni, prol. ad Act. Apost. S. 413), dvdyvcDOig für Lesung der
hl. Schrift (Euagr. ibid. S. 1240; Zacagn. passim.) finden sich
beiderseits vor. Doch kann dieser Umstand hinwiederum auch
die Wahrscheinlichkeit, die aus den dargelegten Momenten ge-
wonnen wurde, nicht aufheben, namentlich weil die Ausführungen
über den Nutzen der hl. Schrift (Zacagni S. 406), über den Ge-
horsam (ibid. S. 516) in den Capita des Euagrios nicht wieder-
kehren, ebensowenig als Angaben über die Apostelgeschichte oder
Paulus und dessen Briefe. Stellen rein palaeographischen Inhalts
aber sind überliaupt nicht geeignet, für innere Oillnde eine Unter-
lage zu bieten. Jedenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass man
als Autor unseri^r Schriftausgabe eine besondere Persönlichkeit
annehmen miiss, des Namens Euagrios, die auch Mönch in
Aegypten war, wie das übrigens Rosweyd durch die Vertheilung
der Naolirichten der Vitae Patrum auf mehrere Euagrii (Index
rerum s. v.) schon gethan zu haben scheint.
410 Der Codex H ad epistulas Pauli und „Enthalios diaconos*'
4. In dem Cod. II haben wir vielleicht sein Autograph, sicher aber
eine der ersten Abschriften desselben zu erkennen.
5. Die Arbeit des Euagrios war in erster Linie eine palaeographi&che
und bezog sich hauptsfichlich auf die Abtheilung des Textes in
Sinnesverse, in welcher Schreibweise er ausdrücklich behauptet,
keinen Vorgänger zu haben (Zac. S. 404). Damit ist die Ver-
muthung von J. Hendel Harris (Stichometry in American Journal
of Philology Baltimore IV 1883 S. 313 ff!), dass er hierin Ori-
gencs nachgeahmt habe, von selbst hinfallig.
6. In der Ausgabe von Zacagni befinden sich mehrere spätere Zu-
sätze. Als ursprünglich dürfen nur gelten: die ersten Vorreden
am Eingang der Apostelgeschichte und den 2 Briefabtheilungen,
das Verzeichniss der liturgischen Lesestücke, dasjenige der alt-
testamentlichen Citate, und endlich das der Kapitel mit ihren
kleineren Programmen; endlich das Martyrologium Pauli und die
Unterschrift mit der jtQo^g>o)V?jOtg.
7. Von diesen Stücken selbst ist die Eintheilung der Lesestücke,
sowie der Kapitel der Paul usbriefe , die er beide einem Alteren
Kirchenvater zuschreibt, nicht als das Werk des Euagrios anzu-
erkennen, sondern nur das Verzeichniss der Schriftcitate , das er
dieses als eigene Arbeit (rtxi^oXoytjOixvTtc) jenen gegenüberstellt.
8. Bei der Apostelgeschichte und den katholischen Briefen scheint
die Angabe der Lesestücke und die Kapiteleintheilung auf £uagrius
selbst zurückgeführt werden zu müssen. Hier wird eine Herüber-
nahme nicht erwähnt, was man bei seiner sorgfältigen Sehreibart
erwarten könnte; in der Vorrede zu den katholichen Briefen
stellt er die Kapiteleintheilung auf dieselbe Linie mit dem Citaten-
verzeichniss, das ihn sicher zum Autor hat (T/}r ToS5r xeq)aXalQ)r
Ixd^toiv lifia xal d^ttcov fiaQTVQicor fitxQtw^ iv^ivöt jtoiov-
(itvoc Zacagn. S. 477). In der Vorrede zu der Kapiteleinthei-
lung der Apostelgeschichte scheint er diese durchaus als selbst-
ständige Arbeit hinzustellen, die er nach dem Beispiel der Väter
und nach dem Massstabe der Erzählung des hl. Lucas selbst in
Angriff genommen habe (iyx^tQovfnv fitXQloyg Ti/dt tcjv xstfa-
jLuUüv ixihtoti, aiTOvtTfrc, öryyrfofojr jr{iOJttTtiag Zac. S. 428).
Auch urgirt er hier seine Unzulängliclikeit viel mehr als in der
Vorrede zu den Paulusbricfeu. Vielleicht ist die Angabe der
Lesestücke hier auch auszuschliessen; in der Ausschliessung der
Kapiteleintheilung kann ich aber Gregory, Proleg. 1, 15G. 57
nicht folgen. Die interessante Wahrnehmung von J. Keudel
Harris (Johns Hopkins University Cireulars 111. n. 29), dass die
von Euagrios (Zacagni S. 438) aufg<'Zählt(*n 30 Kapitel der Apostel-
geschichte identisch sind mit denen des Cod. Vaticanus (Cod.
Vatican. photntyp. von C(>zza-Luzi, Koni 1889, fol. I.'382 ff.), be-
stätigt diese Meinulig, welche übrigens auch von Gebhardt ge-
theilt wird (K. E. f. prot. Th. 2 II, 401). Vom 4. Kapitel an
gehen nämlich die beiden Eintheilungen , die des Vaticanus nnd
von Prof. Dr. Albert Ehrhard: 411
die eigene des Enagrios conscquent anseinander. Letztere zählt
überdies 40 Kapitel. Bei den katholischen Briefen ist die beider-
Reitige Kapiteleinthcilung ganz verschieden.
9. Es ist kein genügender Grund vorhanden, um als Autor der ano-
nymen Kapiteleintheilung der Paulusbricfe mit Mill, Swete und
Gregory (Proleg. 1, 159) Theodor von Mopsuestia anzuerkennen.
Wir haben vielmehr an einen aegyptischen Kirchenschriftsteller
zu denken^ der wahrscheinlich dem Mönchstande angehörte und
des Euagrios Zeitgenosse war, wenn wir ihn nicht schon früher
anzusetzen haben.
Für diese Resultate nehme ich keine absolute Gewissheit in An-
spruch. Um zu dieser zu gelangen, sind zwei Vorbedingungen bis zur
Stunde unerftlllt: Zunächst fehlt sowohl für Pseudo-Enthalios als für
Euagrios Ponticos eine kritische den heutigen Forderungen der Wissen-
schaft genügende Ausgabe; sodann müssten noch weitere Fragmente
des Cod. II aufgefunden werden, namentlich solche, wodurch unsere
Aufstellungen direkt bestätigt werden könnten. Duchesne (Mission au
Mont Athos S. 420) und H. Omont (S. 143 not. 3) lassen die Möglich-
keit zu, dass eine genaue Untersucliung der Athoshand Schriften noch
weitere Fragmente an den Tag fördern würde. Die Erfüllung dieser
Hoffnung und damit zugleich die volle Bestätigung der gewonnenen
Resultate muss der Zukunft überlassen bleiben.
Strassburg. Prof. Dr. Albert Ehrhard.
Bibliographische Miscellen.
(Fortsetzung.)
5.
Die älteste gedruckte Bücheranzeige in deutscher Sprache,
welche wir kennen, ist die im Allgem. Liter. Anzeiger Bd. 111 für 1798
(Leij)zig) Kol. 1889 f. von Am Ende veröffentlichte.*) Abgedruckt
ist sie bei E. Kelchner, Verlagskat, deutsch. Buchdr. vor 1500, in
der Deutsch Buchhändler-Akademie 1. (1884) 8. 571 (nach W* Meyer's
Citat) und kurz besprochen in Wilh. Mever^s Bücheranzeigen des
15. Jahrb. (Centr. f. Bibl. 11 [1885J S. 448 f. »nter No. 10. Das Ori-
ginal gilt für verloren (vgl. Fr. Kapp, Gesch. d. d. BIl. 8. 765 Anm.)
Ich hatte das Glück, es in der Culemann'schen Sammlung von Einblatt-
drucken, welche jetzt zum K estner-Museum in Hannover gehört, anfzu-
I) Eboada (Kol. 1891 f.) hat unabhängig von Am Ende auch Gco.
Wilh. Zapf Bemerkungen zu der {gleichen Anzeige, die er gleichfalls zu
schon lu'kani. vcröffonthcht. Nach diesem hatte der P. Bibliothekar Riemens
Bruun in K(>thenbneh die Anzeige im J. I7t»7 am Deckel eines alten liandes
gt^tundeu.
>
412 BibliographiBche Miscellen
fioden, und zwar offenbar gerade das Exemplar, welcbes dem bezeich-
neten Abdnick zu Grunde liept. Es träjrt dort die (provisorisclie V)
Nummer 51»Ü (trüber 323), ist ein fast quadratisclies Stück Papier v^n
13 Cent. Breite und etwa 13,6 Cent. Höbe und so stark bescliuitten.
dass der Druck fast auf allen vier Seiten bis pinz nabe an den Hand
rcicbtJ) besonders unten, wo von eini^m lanjren f sogar die änsserste
Spitze feblt. Wenn vor der ersten Zeile nocli etwas gedruckt war,
muss ibr zunäcbst ein leerer Zwischenraum vorausgegangen sein, wäli-
rcnd von dem, was auf die unterste Zeile folgte, sieb nicbt das Gleiche
mit Siclierbeit behaupten lässt. Vom Wasserzeichen ist nur ein Theil
sichtbar, in der Mitte der oberen 7 Zeilen: das vierblätterige Klee-
blatt mit daran sich anschliessendem Haiken: am Ende von diesem
sieht man auf einer Seite noch deutlich die Spitze eines Ilornes, so
dass im oberen fehlenden Theile höchstwahrscheinlich der bekannte
Ochsenkopf zu seben war.^) Nach der Richtung des W\'i8serzeichens
war das Ganze ein Blatt in Folio.
Die Typen sind, wie gleich der erste Herausgeber richtig er-
kannt hat, die des Jobann Bämler in Augsburg. Es sind genau die-
selben wie in den mir vorliegenden, vollstündig datirten Drucken der
Summa Johannis (1472: s. unten N. 1) und der Historie von den sieben
weisen Meistern (1473: s. unten N. 4). Der Text lautet in genauer
Kopie, mit Beibehaltung der Absätze und mit Angabe des Zeilen-
endes •') :
SB4r ^emawt bcr fölic^er gefjllrifft^) tcmtft^c (so!) bücket fauf||
fen m&It 9!&mlic^ @u///mQm So^o^znid | bie oug bem ^e^Ii- 1| gen 2)ecret
biic^ gejogen ift 2)annne ift begriffen Siecht || lic^e orbnung geifilic^ei
Dnb tueltlic^ex fachen'
Stem mer bie merunbjtueincjtg gulbin ^arpffen 3)ie || burc^
einen ^oc^gelerten boctor aJteqfter ^anfen 9liber || oug SoQationib/tf
pQtru//' I bad ift Qug ber 6ei)Iigen oltudi-^) || ier büc^ gebogen feinb.
3tem ein fc^&n buc^ ^on bem groffen Sde^onber | mit || feinen
figur^n.
Stern bie fqben meifen meqfter mit XV ^^bfc^en beq- || ^pxUn
Qug ben gefeitesten bei SRomer^n.
Stem bon miberften fc^nöber Hebin^) | aU bod ^apa || $iud ge-
fc^riben f^at
3tem gute morolia | bad ift ein buc^Iin bon guten (so!) ft^^ ||
ten aJtelibeud genant.
I) Das glciclK* Imbt Am Ende a. 0. Ko\. ISSO borvor.
'2) Vergloil'licn lässt sirh z.B. bei Sotboby, Princ. typogr. vol. 111
pl. V die Nummer 4 aus einem Druck des (Günther Zainor.
li) Abkürzungen sind dureh cursiven Dniek wiedergegeben.
4) Ein kleines Loch im Papier.
5) Einfaehe und doppelt«' Hindestrielie weelisebi.
fl) Dies iVw Uebersi'tzmig von l>c rcmvilin omnris (Vom Widerstehen
sehn. L.j.
von K. Dziatzko. 413
ajtet ein gut biic^ S3eltal genant | mit feinen figuren ic \\
SKer ein biic^Iin ^roceff?^^ juriiS genant | baS roeigt mie || man
fic^ in ein rec^t fc^icfen fülle*) [ohne Pnnkt]
Dass am Ende melir Hüclicr auf dem vollständigen Blatte aufgezählt
waren, ist zweifelhaft. Dagegen fehlt sicher, was Am Ende über-
sehen hat, syntaktisch der Nachsatz zu den Eingangsworten. Ver-
muthlich enthielt er die übliche Aufforderung an die Kauflustigen,
sich in ein unten (handschriftlich) bezeichnetes Gasthaus zu begeben,
wo sie einen billigen Verkäufer finden würden.
Der Druck der Anzeige wird richtig ins Jahr 1473 angesetzt.
Dies ist daraus zu schliessen, dass mindestens sieben Drucke, nicht
bloss sechs, wie W. Meyer S. 449 annimmt, sich aus den Jahren 1472
oder 1473 nachweisen lassen/-^) Zu N. 1 [1472] und 4 [1473) s. oben;
zu N. 2 [1472J 8. Hain n. *11847 (und *1184^); zu N. 3 [1472 und
1473] Hain n. 784 (s. auch Panzer's Ann. d. dtsch. Litt. I S. 70) und
*785; zu N. 5 [1473] (ausser Ilain n. 186) s. Panzer a. 0. S. 75 f.
und Denis, Suppl. Maitt. I S. 20; zu N. 6 [1473] s. Hain n. »11048;
zu N. 7 [1473] s. Panzer a. 0. 8. 70; (?) zu N. 8 [1473] s. Hain
u. 12070 (vergl. n. 12066. *12068) und Panzer a. 0. 8. 34. — Die
Titel der Drucke waren hiemach chronologisch geordnet. Mehrere
von Panzer aus jenen beiden Jahren angefahrten Drucke fehlen
übrigens: vergl. daselbst 8. 66 f. (N. 15 aus 1472); S. 69 (N. 20 und
21 aus 1472); S. 74 (N. 32 aus 1473 Jn der ersten vastwochen ').
Ungefähr die Hälfte des Folioblattes fehlt, wie angedeutet wurde,
nach oben. Dass diese zu einem zweiten Drucke der gleichen voll-
ständigen Anzeige mit oberem und unterem Rande ausgereicht und zu-
gleich den oberen Rand des beschriebenen Exemplares enthalten habe,
ist nicht wahrscheinlich. Andererseits wird dieses keinen leeren Rand
von fast der Hälfte eines Blattes gehabt haben. Daher vermuthe ich,
dass an der Spitze des Einblattes ein Verzeichniss lateinischer Bücher
oder eine allgemeine Empfehlung des Verlags, seiner Typen und Holz-
schnitte, vorausging, woran sich dann, mit einigem Zwischenraum (s.
oben), das Verzeichniss deutscher Drucke anschloss.
6.
Gleichwie die mittelalterlichen Universitäten und anderen Stndien-
anstalten die für sie beschäftigten librarii und stationär ii in Eid und
Pflicht nahmen, tauchen auch bald nach Ei'findung und Ausbreitung
der Buchdruckerkunst *iurati impressores^ auf im Dienste einzelner
Machthaber: z. B. Georg Reyser in dem des Bischofs Rudolf und des
Kapitels von Würzburg (s. Speciale miss. eccl. Herbipol. v. 1495
Bl. 12'; bei Panzer I S. 461). In solchen Fällen entsprechen die an
V
Abdruck.
1) Von dem Zeichen über dem u kam nur ein klemes Thcilchen zimi
2) Dies thnt fUr N. 1—7 bereits Am Ende, z. Th. mit Beruf^g auf
andere, ältere Litteratur.
414 Bibliographi.sc1ie Miäcellen
den einzelnen Hnchdrucker von einer Hehürdc in Bezug: auf treue Er-
gebenheit gestellten Anfurderunjj^en unmittelbar einer Ciefrcnleistung
dieser an Schutz und lohnender Arbeit. Anders laji: die Sache, wenn
die regierende Behörde einen Ortes principiell alle Drucker desselben,
auch ohne dass das VerhUltniss des Arbeitgebers und Arbeitnehmers
zwischen Uinen bestand, eidlieh zur Vermeidung jedes Anstosses in
den von ihnen gedruckten oder vertriebenen Schriften verpflichtete.
Das war der Ausfluss einer von der Behörde ausgeübten Präventiv-
Censur, wie sie !m 2. Decennium des 16. Jahrhunderts — vermuthlich
infolge der Bulle Pabst Leo's X. vom 4. Mai [nicht März] 1515 —
aufkam, nachdem schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Straf-
Censur gegen begangene Pressdelicte ihren Anfang genommen hatte. i)
Ein sehr frühes, vielleicht das früheste Beispiel jener Form der Prä-
ventiv-Censur bin ich in der Lage nachzuweisen in einer M:issregel
des Käthes der Stadt Nürnberg. Von ihm wurde am 15. Januar 1518
beschlossen, den Buchdruckern Nürnbergs insgesanmit eine Verpflich-
tung des bezeichneten Inhalts aufzuerlegen. Der Wortlaut des Be-
schlusses und mittelbar des Nürnberger Buchdruckereides findet sich
in einem Original-Aktenstücke des Kgl. Staats- Archivs zu Königsberg
V. a. 72 fol. 31*. Dort liegt es ohne weiteren Zusammenhang zwi-
schen Blättern des Jahres 1524 und scheint, wie Herr Dr. Adolf
Wrede,2) welcher es mir gütigst in Abschrift mittheilte, wohl mit
Recht vermuthet hat, bei den Reichstagsverhandlungen zu Nürnberg
1524, die sich ja auch mit den gegen die Presse zu ergreifenden
Massregeln beschäftigten,^) mit vorgelegt worden zu sein. Das Akten-
stück enthält im ersten Abschnitt den Inhalt der Massregel, im zweiten
den Beschluss über seine Ausführung. Es lautet mit der jetzt üblichenVer-
einfachung der Orthographie und Verbesserung der Interpunction also :
Ein itlicher buchtnicker , der einem erbern rate und iren gebieten
und oberkeiteu wonhaftig ist, soll sein treu geben und darauf zu got und
den heiligen schwern, das er ainieli werk gedieht sehriften geselmiten
fonn oder fuguren, die zu a])brueh sclmiaelie oder nach teil der gaist-
licheit, des heiligen reich.sstenden verwanten oder sondern personeu und
ei>nnuun(;n vennutlich raichen, oder daranss einem erbern rate den iren
oder andern versehenlich irrun^ nachrede oder schad<*n ervolgeu mocht
oder wurde, durch sieh selbst, ire kuecht oder andere von irentwegen uit
trucken, zn trueken annenien oder ausgoen hissen welle, sondern wo der-
gleichen an sie gelangen oder inen zu trueken zu praeht wurde, das sie
des "nlspsild den ratsdireibern in die canzlei überantworten und dau eins
erberu rats besehaid darin envarten, aueh wider solichen iren besehaid
und bevelich herinnen nichtzit handln wolln getreulich luid ungeverlieh.
Item am niitwoeh nach Erhardi den 15. januarii anno etc. 151 S ist
bei einem erbem rathe verlassen, den puchtruckern zusampt obvermelter
1) Näheres s. bei Fr. Kapp. Gesch. d. d. BH. S. 525tf.; vergl. auch
Arch. f. Gesch. d. dtsch. BH. XHI (ISlHij 8. 245 f.
2) Herr Dr. W., welcher unter Leitung des Herrn Professor v. Khick-
kohn hier in Güttingen an der Herausgabe der deutsehen Reiclistagsakteu
V. arbeitet, stless dabei auf die hier abgedruckte Urkunde.
8) Vergl. den Abschied vom IS. April 1524 i§ 28 in der Samml. d. R.-
(Frankfurt a. M. 1747) S. 25b und bei Kapp a. 0. S. 775.
von K. Dziatzko. 415
ordiuiu^cn iu ir pfliclit zu pinden, das sie hiiifiir koinerloi neu werk gross
oder dein unangesagt und on erlaubnus als obstet nit tnieken oder aus-
geen lassen sollen.
{Unten von mulerer Hand: Buclidruckeraid zu Nürnberg).
Dass der Beschluss des Ratlies auch ausgeführt wurde, haben
wir keinen Grund zu bezweifeln. Die Rathsprotokolle der Stadt
dürften zuverlässige Auskunft darüber geben. Wem die freie Reichs-
stadt zunächst zu Danke handeln wollte, zeigt die Vorausschickung der
^ gaistlicheit ' unter den durch jene Massregel zu Beschützenden.
Göttingen. K. Dziatzko.
Recensionen und Anzeigen.
Opisi Russkieh Ribliotek i Bibliografice8ki|a Isdanija nahodjaStSijajsja v
latoriceakoj i Archeologiceskoj Biblioteke N. Bokaceva.
|Bi'schrei])ungen russischer Bibliotheken und Bibliographischer Werke, welche
H\v]\ in der Historischen und Archäologischen Bibliothek von N[ikolajJ
Bokatschef befinden. S. Petersburg 1890.]
Es liegt uns in diesem Buche der Katah)g der bibliographischen Ab-
theilung der Bibliothek eines fussischen Privatmannes gednicKt vor. Der-
selbe ist von besonderem fachwissenschaftlichen Interesse, nicht wegen des
Systems, das sieht nicht gerade durch Klarheit und Neuheit der Prineipien
auszeichnet — ein Schema des ganzen Katalogs ist im Anhange mitgetheitt —
sondern weil der Besitzer dersell)en und Verfasser des Katalogs in den Noten
zu den Katalogen der (»ffentlichen und privaten Sammlungen buchst dankens-
werthe Nachnchten über die Geschichte und Schicksale russischer Biblio-
theken bietet.
Der Katalog ist ehi höchst nützliches Handbuch, nicht nur tlir uns
wichtig, sondern auch wohl in der Heimath des Verfassers als solches empfim-
den. in der Einleitung zeigt Bokatschef uns die Mittel und Wege,, aie er
benutzt, um zu seinem Ziele zu gelangen, nämlich alles, was über Russland,
seine Geschichte und namentlich über seine Kultur im Inlandc imd „hinter
der Grenze" geschrieben ist, in einer Sammlung zu vereüiigen. Wir sehen
daraus, dass ein russischer Bibliophile — wenn wir diesen Ausdruck für
einen mit Plan und Vernunft sammelnden Mann gelten lassen wollen — weit
grössere Schwierigkeiten zu überwinden hat, als sein westeuropäischer College,
der sein Börsenblatt und die Fluth der Antiquariatskataloge hat. So kl^
unser Sammler über einen seit 1H8() anhaltendem Stillstand im russischen
Bücherhandel, der ganz selten nur durch bedeutende Auctionen imterbrochen
würde.
Im Jahre I8H8 enwacht sein Sammeleifer, entzündet an dem AnbUek
der Bibliothek ('ertkotfs in Moskau, auch eines reichen Privatmanns, dessen
sorgfältige Kataloge ihm bei der Zusammenstellung der eigenen Sammlnng
als Leittäden dienten. Im Jahre 1890 hatte er schliesslich eine Sammlnng
von 800 Bänden, isoo Broschüren und Ausschnitten, 3müO Kupferstichen,
Lithographien und Chromolithographien, 700 Photographien und 500 Karten
und Plänen zusammen gebracht.
Au» der (beschichte der einzelnen russischen Sammlimgen tritt auch
das hervor, dass sie ans Deutschland einen grossen Theil ihrer Bücherschätse
bezogen haben, namentlich durch die deutschen Professoren an der Peters-
416 RecenflioiKui und Anzeigen.
burger Akademie und andersw(). deren IJibliotlieken oft an den Staat ver-
kauft wurd(4i.
Erwähn enswertii ist, diiss eine der ältesten profanen Hil)Ii(»theken in
Kus.sland, die des Zaren Wasilij IV. Iwanovvitseh , aus lu^bräiseheii , grieoiü-
schen und lateiniselien ScliritUMi l)estehend, den l*:ist()r Westeniiaiin aiw
I)t)rpat, der 15(15 aus seiner Ileimath mit vielen (ienieindeinitgliedern von den
Russen enttlllirt wurde, zum Bibliothekar liatte (p. 1 1 7).
Von den ()sts(^eländern geht der eine Stnmi der Kultur aus, der sich über
Kussland ergiesst. während der andere von Kleinrussland-Polen her eindringt.
Das vorliegende Buch lilsst die Veröftentlichung des ganzen Katalogs
als sehr wiinschensvverth erscheinen, als eines willkommenen bibliographi-
schen Handbuches filr Hussica. namentlich fiir die Kulturgeschichto des
Czarenreiches. die seit llerberstein und Olearius durch so viele Beiträge ai!S
deutscher Feder gepflegt worden ist. F. S.
Nentwig, Heinrich, Die Wiegendrucke in der Stadtbibliothek zu Braun-
schweijr. Im Aultrage der städtischen Behörden bearbeitet von II. Is.
Wolfenbiittel 1S91. Verlag von J. Zwissler. 24« S. in S'\
Es ist schon zu oft ausgespn»chen worden, als dass wir es wiederholen
möchten, dass eine gründliche Geschichte der BuchdruckiTkunst und deren
Verbreitung nicht eher gesehrieben werden kann, als bis noch zahlreiche
Incunabelverzeichnisse der verschiedenen Bibliotheken gedruckt sind. Des-
halb ist man heutigen 'l'agcs auch iibenill am Werke , um derartige Ver-
zeichnisse zusammenzustellen mid zu verölTentlichen. Das Land, iu wel-
chem bisher am Meisten für Herstellung von llandschriftenverzeielinissen
geschehen ist, das klassische I^nd der Biblioohilie , Frankreich, wird wohl
auch auf diesem (Gebiete allen andern demnäcnst den liang ablaufen. Doch
auch in Deutschland nigt man sieh. Dass eine Stadt wie Braunschweig eintiu
so gründlich gearbeiteten und trelTliehst bei Drugulin gedruckten Katalog
der Wiegendrucke ihrer Bibliothek hat erscheinen lassen, gereicht deshalb
gewiss (Ten Vätern der Stadt, die das (leid zu dieser Verijtfentlichunfi: her-
gegeben haben, zur grossen Ehre. Nur wenn die andern grossen Bibliotbekeu
Deutschlands in ähnlicher Weise durchforscht werden, wie die relativ kleine
Bniunschweiger Sammlung, wird man zu einem einigermassen abschliessenden
Kesultate gelangen. Denn wenn auch die Braunschweiger Sammlung einige
sehr werthvolle Ineunabeln besitzt, so kann sie sich doch nicht mit ihrer
Nachbarin, der Wolfenbiitteler, messen, geschweige denn mit München, Wien.
Und doch kann Dr. Nentwig sagen, -dass von den hier verzeichneten Werken
(401) nicht weniger als IfiO in den gangbarsten Kepertorien entweder gar
nicht oder nur ungenügend vermerkt sind. Bei mehr als 2U ergab die Ver-
gleichung erhebliclu> Ungenauigkeiten unter der Beschreibung. 41 sind von
Hain nur aufgetlihrt, nicht auch beschrieben worden, 92 kennt Hain, 50 auch
Brunet, ('ampl)ell, Ebert und Panzer überhaupt nicht." Dieses Ergebniss ist
wohl der beste Beweis, wie sehr sich die Drucklegung dieses Katalogs ge-
lohnt hat. Und dass die Beschreibung der Wiegendrucke eine sorgfältige
und zuverlässige und dämm allein brauchbare ist, davon überzeugt man sich
auf den ersten Blick. Herr Dr. Nentwig ist bei ihr dem Winke des Herrn
Dr. (t. Milchsack im Serapeum 1Ö82 gefolgt. — Durch ein vierfaches Ili*-
gister ist fiir die Nutzbarmachung des Buches aufs Beste gesorgt. Denn es
sind nicht nur die Drucker, die Druckorte und Druckjahre verzeichnet, son-
dern Herr Dr. N. hat auch noch, so weit es seine Vorlagen gestatteten, die
Vorbesitzer der Bücher in alphabetischer Ordnung aufgetlihrt imd dadurch
einen Beitrag zur (beschichte des Buchwesens des ausgehenden Mittelalters
gegeben. Die Bibliothek (ierwins von Hameln hat relativ die meisten Ineu-
nabeln fUr unsere Sammlung beigesteuert, habe ich recht gezählt, nicht weniger
als 74 Nummern. 0. H.
V
Mitthcllungcn aus und über Bibliotheken. 417
ürundriss zur Gescliichtc der deutscheu Dichtung. Aus den
Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Nach
dem Tode des Verfassers in Verbindung mit D. Jacoby, Karl Justi, Max
Koch, C. Miiller-Fraureuth, Franz Muncker, Carl Christian Redlich, Aug.
Sauer, Hernh. Seulfert, Beruh. Suphan, Karl Vorländer u. a. fortgeführt
von Edmund (loetze. lieft M lo (== Band IV. S. 145—560.) Dresden,
Verlag von L. Ehlermann. 1890. 91.
In sehr erwünschter Weise schreitet die zweite Auflage von Goedekes
Muster>verk auch unter der neuen Liiitung fort. Welch eine Riesenarbeit in
dem Buche steckt, das weiss wohl jeder, ohne dass wir es besonders zu be-
tonen nöthig hätten. Um zu zeigen, wie der Gnmdriss in seinem neuen
(iewande gegenüber der ersten Auflage an Vollständigkeit und iZuverlässig-
keit gewonnen hat. seien ebenso, wie bei unserer Besprechung des achten
Heftes (Centralbl. f. B. VII. S. 385) einige Zahlen anffcführt. Den 41 f. Seiten
der Neubearbeitung entsprechen 241) in der ersten Auflage; oder wenn wir von
<lem so gut wie intact gebliebenen Kapitel über Goethe absehen, so kommen
sogar 274 Seiten der zweiten auf 92 der ersten Auflage. Den 9 Seiten, die
das 9. Heft noch auf Lessing verwendet, stehen dort nur 3 g(?genüber. Der
Abschnitt über Moses Mendelssohn ist von l auf 4V» Seiten, der über Herder
von 5 auf 25, der über Wieland von 4 auf 27 Seiten gewachsen. Der Paragraph
über die Romanscliriftsteller des 18. Jahrhunderts verzeichnete früher 6.5, jetzt
VM\ Nuuunemrder über die Musenalmanache zählte früher 28, jetzt Gl Sum-
mern auf. Die neue Auflage reicht nun schon bis zu Goethe, dessen Bio-
graphie den ^riissten Theil des zehnten Heftes tllllt; hier ist nichts
wesentüches hinzugekommen und auch nur wenig geändert, letzteres eben
nnr, wo es neuer Forschungen wegen unl)edingt erforderlich war. Weitere
Wi)rte zum Lobe des (irundrisses, der längst jedem Germanisten und Biblio-
graphen ein unentbehrliches Rüstzeug geworden ist, sind wold überflüssig:
wir haben in ihm und speciell in seiner zweiten Auflage in der That ein
Kiesenwerk deutschen Fleisses und ein xxvfia eiq del vor uns.
W. Seh.
Mittheilungen aus und über Bibliotheken.
Bekanntlich werden in Preu.ssen ietzt die sonst dem Kgl. Unterrichts-
ministerium erstattt^ten Jahresberichte über die Verwaltung der Universitlits-
bildiotheken in den Chroniken der betreffenden Universitäten veröffentlicht.
Da die Organisation der Kgl. Universitätsbibliothek zu Berlin im
letzten Etat.sjahre eine einsclmeidende Verändenmg erlitten hat, weisen wir
im allgemeinen Interesse auf den vom Direktor Dr. Erman erstatteten Jahres-
bericht, der auch separat gedruckt erschienen ist, hiermit besonders hin.
Die Vaticanische Bibliothek wird nächstens eine bedeutende
Vergrösserung erfahren. Der gegenwärtige Bibliothekssaal, im ersten Stock-
werk des Vaticans zwischen dem Hofe des Belvedere und dem Garten della
Pigna gelegen, von Sixtus V. erbaut und daher Sala Sistina genannt, liegt
über einem Arsenale , in welchem sich bis letzt mehrere Tausende alter Ge-
wehre befanden. Diese wurden in die Dacukammer hinaufgeschaff't , um den
gedruckten Büchern Platz zu machen, die bisher zum Theil in dem Apparta-
nicnto Borgia aufgestellt waren, das daim nach vorhergegangener Restauration
wie(l(»r Platz tllr die Aufnahme von Kunstwerken Dieten wird. Der neue
Bibliothekssaal ist der Länge nach durch eine Mauer in zwei Gallerien ge-
theilt, die durch Durchgänge unter sich verbunden sind. Der Fussboden ist
ein Venezianischer Estrich; die Deckengewölbe sind verstärkt und reich
bemalt. Die Ornamentik wurde von Giuseppe Aloisi ausgeführt, die Figuren
Vin. 9. 29
418 Mitthoiluugcn aw» iiiid UbiT Bibliotlieken.
von Tit<» Troja. Die Rostauration des Siuiles und die Einrichtung? desselben
leitete der (iraf Franz Vespignani. Architekt der ApostoHselu'n l*aIUste. Am
Ende der (Jallerie zur Keeliten ist eine Nisclie von verschieden jrefiirbteni
Marnuir, bestimmt ein l>enknial von l'homas von Aiiuin aut'zunehnu^n . eine
Arbeit des Cavaliere Aureli. Länpt den Wänden sind die Biielierpestelle an-
gebracht; sie sind von Eisen wie auch die Kahmen der Fenster. Jedes
i)Uchor{>:(^stell hat 13 (Tescliosse. und man scliätzt <len neuen Kaum fi^ross
jjenuc: ^'tir »i*'hr ab* ."iüoouo Bünde. Eine Treppe, am Emb' der (iallerie zur
Linken, llilirt zur Bibliothek im ersten Stockwerk, der Sala Sistina. Der
neue Saal wird seinem Erl)auer zu Eliren Leonina f^enannt und mit dessen
Wappen und einer entsprechenden Inschrift versehen werden. Ich flige nocli
aus Autopsie hinzu, dass, wiUirend durch die Pulv<'rexpU)sit>n vom 23. April
auch die Fenster der Bibliothek stark mitgenonunen wurden, diejenigen des
Vaticunischen Archivs gjinz geblieben sind. (Wir werden über die Umgestal-
tung der V. B. demnächst einen Bericht des P. Ehrle bringen. Die Red.)
J". G. M.
Von dem Catalogue des livres manuscrits et imprimes eomposant la
bibliothecpie de M. Horace de Landau ist im vorigen .lahre der zweite
Band, 614 S. in S", erschienen. Da im Jahrgang II, S. 104 u. f. dieser Zeitschrift
ausführlicher über diese Bibliothek und den ersten Band des Katalogs der-
selben berichtet worden ist, so gehen wir hier auf Einzelheiten nicht näher
ein und heben nur Folgendes lu^rvor. Waren im ersten Bande nur 33 Hand-
schriften verzeichnet, so sind in diesem neuen Bande <li<^ genauen Besehrei-
bungen von 2(>3 meist ziemlich jungen Manuscripten allen möglichen Inhalts
hinzugekonmien. Sie sind nicht nacJu Materien geordnet. Dagegen sind jt^tzt
die J^ücher (Imprimes), deren Verzeichniss S. 147—513 den Hauptbestand-
theil des Bandes bildet, in 5 Hauptabtheilungen geschieden. Es sind dieses:
Tlu'.ologie, Jurispnulence, Science et Arts, Belles-Lettres und (Geographie et
Ilistoire. Die werthvollste Abtheilung der Bibliothek, die mancherlei werth-
V(dle Seltenheit in sich einschliesst , dürfte wohl die der Belles-Lettres sein.
Ein sorgfältig gearbeiteter alphabetischer Index zu den beiden ersten Bänden
des Katiilogs schliesst S. 545— (i 14 das auch dieses Mal wieder trefflich aus-
gestattete Werk.
Von den neuerdings erschienenen Pub licatit» neu amerikanischer
Bibliotheken (vgl. ('bl. f. B. VII. S. 491) ist besonders werthvoll die
Nr. 48 (= VI. 4) des Bulletin der Library of Harvard University, die ein
Verzeichniss der in den Jahren ISSS — 1890 in Zeitschriften. Sammelwerken,
Büchern u. s. w. veröffentlichten Specialbibliographien über einzelne Gegen
8tän<le bietet; angefertigt ist die Zusammtmstellung vcm William Coolidge
Laue. -- Die Nr. 39 der BibliographicÄl Contributions derselben Bibliothek
enthält die bereits in Nr. 40 des Bulletin zum Abdruck gelangte Bibliographie
der Werke Beaumont^s und Fletchers. - Die Nrr. III 17 und 18 des Quarterly
Index of additions der Milwaukee public library enthalten lediglich ein Ver-
zeichniss der neuen Accessioneu. W. Seh;
Die OxfordcT University (iazette vom 5. Mai 1891, Supplement zu Nr. 70s,
veröffentlicht den Jahresbericht der Bodleiana für 1890. Danach betrug der
Zuwachs an Drucksachen oder Handschriften
L Geschenk oder Tausch 7377
2. Pflichtexemplare 34880
3. Neue Erwerbungen (>009
4. Antiquarische Erwerb ungeii8I0
4908^
(davon 4483 aus Deutschland, 2822 aus Frankreich). Der Dispositionsfond
zum Ankauf von Uss. belief sich laut Decret vom 11. Februar auf 5oou £;
erworben wurden 178 Hss., darunter viele durch Schenkung; z. B. ein zweites
V
Vermischte Notizen. 419
Exemplar dos Zeud Yasiia von Dastur Dr. Jamaspji Minocliolieni, Hohem
Prioster der Parei zu Bombay. Die IIs. enthält den Äeudtext mit m^ryosenf^hs
SanskritUbersctzun^ zwischen den Zeilen und dürfte eine der ältesten existi-
renden Hss. dieser Uebersetzun^ sein. V^on den zehn griechischen Hss. sind
neun moderne ('Dilationen von Odysseehandschriften. Die zehnte, welche für
5 £ anp^kauft worden ist, ist ein Blatt einer alten llolzschreibtafel, vielleicht aus
dem 2. Jahrhundert n. Chr. Auf der einen Seite derselben befindet sich das
^iechische Alphalx't, auf der anderen von einer viel schlechteren Hand die
Abschrift eE()( ()YJANhPS2n\'H)C0\MHP0t , zv,eiuia\ auf zwei aufeinander-
f(»ljpenden Linit'u geschrieben. Beidemal misslang es dem Schüler, den Satz
auf einer Linie unterzubringen; er hat deshalb die restirenden Buchstaben
darüber geschrieben, und zwar stehen drei über der ersten, einer über der
zweiten Linie. Von den 45 hebräischen Hss. sind MS Bände von Fragmenten
aus den Ruinen einer alten Synagoge zu Cairo; die seltensten sind einige
Fragnu'ute des babylonischen 'lalmud, geschrieben 1128 und spmit älter als
irgend eine bekannte IIs. desselben. Vcm alten Druckwerken ist bemerkens-
werth: „Kegime Sanitatis zu tefitsch das buch von der ojdnii der gesunt-
h(^yt . . . ." Nuriiiwerg, Fridzich CrewfzntT, fol., undatirt, aber aus dem
15. .lahrh., vermutlich editio princeps; von antiken Schriftstellerausgaben:
Tullius de Officijs cum conientarijs I*etri Marsi, 15.— 16. Jahrb.; Od^'ssee
durch Maister Sunon Schaidenreisser .... trahszferiert .... Aug. Vuul., 1337;
Iloraz, London 1592; Tacitus, London 1508. Hinzugekommen ist auch die
Autographensammlung des verstorbenen Herzogs von Albany, sowie 30 Hss.
des Ilertfonl (^dlege. Ein sununarischer Katalog, ähnlich dem der griech.
Hss. zu Paris v<m Omont, ist in Aussicht genommen und dessen Bearbeitung
M.Madan übertragen. Eine grosse Anzahl griechischer Hss. ist ohnc^ jeden
litterarischen oder linguistisclien Werth ; dieselben bieten jedoch für paläo-
graphisehe Studien werthvolles Material. Von den „Annais of the Bodleian
Library" von Maeray, welcher sein 50 jähriges Amtsjubiläum feierte, ist eine
zweite Auflage erschienc^n (s. oben S. ioH). Die Totaleinnahme der Bodleiana
belief sich auf 7080 £ II s. 3 d., die Ausgabe auf 7840 £ Ss. 10 d.
Hbrhi.
Vermischte Notizen.
Nach einer Mittheilung des KgL Preussischen Ministeriums der Geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten haben bis zum Juli d. J.
die Bibliotheken Deutschlands, Oesterreich-Ungams, Dänemarks, der Schweiz,
Hollands, sowie die Königliche Bibliothek zu Stockholm und die Bibliothek
des (ionville und Cajus College zu Cambridge sich zu dem direkten Verkehr
von Bibliothek zu Bibliothek und zur Versendung von Handschriften imd
Dnu'ksachen bereit erklärt.
Unter den Publicationen der „Historischen Commission bei der König-
lichen Akademie der Wissenschaften" zu München ragt die neueste: „Vati-
kanische Akten zur deutschen Geschichte in der Zeit Ludwig
des Bayern" hervor. Dieselben von Herrn S. Riezler vortrefflich heraus-
gegeben füllen einen starken Band von 02fi Seiten in gr. 8°, kosten aber auch
'M) M. Da die genannte Commission gutem Vernehmen nach über nicht im-
l)edeutende (icldmittel verfügt, liegt die Frage nahe, ob sie ihre Veröflfent-
lii^hungen nicht billiger im Preise stellen sollte, damit auch weniger gut
dotirte Bibliotheken sie sich anschaffen können. Die staatsseitig oder sonst
wie unterstützten Publicationen des Auslandes pflegen billiger zu sein als
diese deutschen, sind daher weiter verbreitet uud erfüllen ihre Aufgabe besser.
29*
420 Vcrmiflchtc Notizen.
Dass die Biblioplülic in Amerika jt^tzt diesel])en Dimensionen anjre-
uommen liat wie in rrankreieli nnd England, l)eweist nnter anderem die
Anction der Jiibliotliek von Brav ton Jves, die in New York am ö. März
und den folj^enden 'l'agen stattfand. Wir nennen folgende Preise : ein eigen-
händiger Brief des Colnmbus 4.Hno Dollars, drei anden^ Cohnnbusbriefe IHOO.
1500 und 155 D.; drei Briefe des Cortez Ihm), yoo und Soo D.: die Guten-
bergbibel 1480n D.; John Eliot's Indian Bible. Cambridge nu»:^, 1050 D.;
Baibus Catholicon (1451)) 170() D.; De Bry Voyages Moo D.; folgende vier
Boce^ccioausgaben, Venedig 1472, Paris 15(»y, Amsterdam HiDT, London 1757
60, 135, 54 und 155 D. W. Seh.
Am 1 . August feierte die J. C H i u r i e h s 's e h e 15 u e h h a n d 1 u n g in
Leipzig, weltbekannt durch ihren wissensehaftliehen ägyi)toh)gisehen imd
assyrimogischen Verlag, sowie nieht minder besonders den Lesern dieses
Blattes bekannt durch die grundlegenden und mustergültigen bibliographi-
schen Katah)ge, das Fest ihres loojährigen Bestehens. Die Anwesenheit
zahlreicher Autoren und die allerorten her einlauf^'uden (Jlückwünsehe geben
beredtes und ehrendes Zeugniss tllr die Achtung, deren sieh die Firma in
Gelehrten- wie in Buchhiindilerkreisen erfreut. K.
Im März d. J. fand in London die Versteigerung einer BUehersaium-
lung statt, welche in mehr als einer Hinsieht von Interesse ist. Die etwa
3400 Werke umfassende Bibliothek war von einem als Blieherliebhaber fast
ganz unbekannten reichen Bierbrauer, W. U. Crawford, hinterlassen, wel-
cher eines Morgens auf seinem Landsitz in Cork inmitten seiner völlig un-
geordneten BUeherschätze todt aufgefunden worden war. Die Bibliothek
enthielt fast nur ältere Werke und zwar besonders Ineunabeln; sie war erst
in den letzten Jahrzehnten zusammengestellt worden, und es ist stauneus-
werth, welchen grossen Schatz kostbarer Bücher der verstorbene Besitzer
in verhältnissmilssig kurzer Zeit verehiipt hatte. (Crosse Vorliebe zeigti^ er
ftlr die Editit)nes prineipes der griechischen und lateinischen Autoren,
und da es filr die Leser des „Centralblattes tlir Bibliothekswesen" von Inter-
esse sein dürfte, die ungetliliren jetzigen Marktpreise dieser Ausgaben zu
kennen, geben wir nachstehend kurä die Titel der auf genannter Anction ver-
steigerten Editiones prineipes mit den erzielten Preisen:
Aelian. Variae historiae. Romae 1545. 18 sh.
Aeschylus. lYagoediae. Venetiis, Aldus, 151S. 3 C 14 sh.
Ammianns Marcell. Historiae. Romae, (). Sachsel et B. (iolseh, 1474. 5 i.
Anacreon. Odae. Lutetiae, H. Stephanus, 1554. 2 .C 2 sh.
Anthologia graeca. Florentiae, de Alopa, 1400. (> £ 17\/3sh.
Antouinus. Itinerarium. Parrhisiis, H. Stephanus, 1512. 2 t 10 sh.
Apicius. De re coquiuaria. Mediolani, (t. Signerre, 149s. 3 i.
Apollodonis. Bibliotheca. Romae, A. Bladus, 1555. 1 i: 7 sh.
ApoUouius Rhod. Argonautica. Florentiae, (F. de Alopa). 1400. 7 £ 10 sh.
Appianus. De civil. Roman, bellis. Venetiis. Vindelinus de Spira, 1472.
2 12 »h.
Appianus. Romanae historiae. Lutetiae, C. Stephanus. 1551. 1 i.
Apuleius. Metamorphoses. Romae, in domo P. de Maximo, 1409. 3 i 3 sh.
Archimedes. Opera. Basileae 1544. Ibsh.
Aristaenetus. Epistolae. Antveri)iae, C. Plantuius, 150H. 7 sh.
Aristides. Orationes. Florentiae, P. Junta, 1517. 15 sh.
Aristophanes. Comoediae. Venetiis, Aldus, 140b. 0 X.
Aristoteles. Politica et Oeconomica. S. 1. et a. (Argentorati , J. Mentelin,
circa 1470.) 3 t 7>/i sh.
Aristoteles Opera et Theophrastus, de historia plantarum. 0 vol. Venetiis,
Aldus, 1495— 9S. 14i^ 5 sh.
i'ijrrianus et Hanno. Periplus, Etc. Basileae 1533. 4 sh.
Vermischte Notizen. 421
Arrianus. Anabasis. Venetiis 1535. 2 sh.
Artemidonis. Üe somnionim interpretat. Venetiis, Aldns, 1518. II sh.
Athenaeiis. Venetiis^ Aldus, 1514 etc. 2 £ 5 sh.
Caesar. Commentarii. Roinae, in domo P. de Maximis, UOU. 23 £.
Celsus. De Medicina. Florentiae a Nicolao impressus, 1478. 8 £ 15 sh.
Chalcondvlas. Erotemata. S. u. n. (Mediolani ca. 1493.) 4 .t.
Cicero. De officiis. Mofcuntiae, J. Fust, 1465. SO i^
Claudiaims. Opera. Vicentiae, Jacobus Ducensis, 14S2. iy £ 10 sh.
Demosthenes, Orationes IAH. Venetiis, Aldus, 1504. 4 t 5 sh.
Dioscorides. Opera. Venetiis, Aldus, 1 499. 4 L 5 sh.
Dio. Komanaruni liistoriarum 11. XXXVI— LVIII. Lutetiae, R. Stephanus,
1548. 1 sh.
Diodonis Sic. Historiarum 11. XVI— XX. Basilcae 1539. 4 sh.
Diogenes Laertius. Vitac. Latine. Venetiis, M. Jenson, 1475. 5i 15 sh.
Diogenes Laertius. De vitis. Oraece. Basileae 15.H3. 1 £ 1 sh.
Dionysius Ealic. Antiquitates rom. Latine. Tarvisii per B. Celerinum de
Luere, 1480. 2 ;e 17 sh.
Idem. Graece. Lutetiae, R. Stephanus, 1546 — 47. 2 sh.
Dionysius. De situ orbis. Ferrariae 1512. ^£ 3 sh.
Epictetus. Enchiridion. Venetiis 1528. l£ 2 sh.
Etymologieuni Magnum, Graece. Venetiis, Z. Calliergus, 1499. 4 ^' 4 sh.
Euelides. Geometriae eleraenta, c, Campani comment. Venetiis, E. Ratdolt,
1482. 8 15 sh.
Euripides. Tragoediae. Francof. s.a. 7 i 1 5 sh.
Euripides. Meaea etc. cura Lascaris. S. 1. et a. (Florentiae per L. de
Alopa, ante InOO.) 2o X lOsh.
Eutropius. Historia romana. Roma (G. Laver), 1471. 5jiC7Vash.
Florus. Epitome in Tituni Livium. S. 1. et a. (Venetiis, F. de Ilailbnm
od. N. Jenson ca. 1470.) 3 1 14 sh.
Galenus. Opera. Venetiis, Aldus, 1525. 1 £.
lIero<lotus. Libri novem. Venetiis, Aldus, 1502. 8 X' 9 sh.
Ilesychius. Lexicon. Venetiis, Aldus, 1514. 5 sh.
Uieroeles. In aureos versus Pythagorae opusculum. Patavii, B. de Val
de Zoecho, 1474. 1 X' 13 sh.
llippocrates. Opera. Venetiis, Aldus, 152H. 1 i' 1 sh.
Ilistoriae Augustae scriptores. Mediolani, P. de Lavagna, 1475. \ £ 17 sh.
Ilomerus. Opera. Florentiae, Sumptibus B. et N. Neriorum, 148S. 99 i?.
llomerus. Ilias et Odyssea. (Edente Majorano.) Roniae, A. Bladus (Typis
Aldinis), 1542—50. 9 X^ 5 sh.
Ilomems. Batrachomiomachia. Pisani, H. Soncinus, 1509. 15 sh.
Ilonitius. Opera. Venetiis, Aldus, 1501. 9X 5 sh.
Isocrates. Oraticmes. Mediolani, Ilenricus Gennanus et S. de Pontremulo,
1493. 10 X 10 sh.
Jamblichus. De mysteriis. Venetiis, Aldus, 1497. IX 2 sh.
Josephus. Antiquitates Judaicae. Latine. Aug. Vind., J. Schttszler, 1470.
b£ 15 sh.
Josei)hus. Opera. Graece. Basileae, Frohen, 1 544. 3 sh.
Justinus. Ilistoriae. Venetiis, N.Jenson, 1470. 7X 15 sh.
Laotantius. Opera. In Monasterio Sublacensi, 1465. 135 X'.
Li])anius. Orationes et Eephrasis. Ferrariae 1517. 5 X 5 sh.
Livius. Ilistoriae. Venetiis, Joannes de Spira, 1469. I6X' 10 sh.
Longiniis. De Sublinütate. Basileae, Oporinus, 1554. 2 X.
Luc^nus. Pharsalia.. Romae, C. Sweynheym et A. Pannartz, 1469. 18Ä.
Lucianiis. Diulogi. Florentiae 1496. 2 X 2 sh.
Mehl, Pomp. Cosmographia. Mediolani 1471. 10 X 10 sh.
Musaeus. Opuse. de Ilerom; et Leandro. Venetiis, Aldus, (1494).^ \1 £,
Nonnus. Ditmvsiaea. Antver])iai^, C. Plantimis, 1569. 1 C (and. Ex. 4 8h.)
Nonius Marei^llus. De proprietate semionis. Finito libro laus et gloria .
Christo, 1471. IX 28h.
422 Yennischte Notizen.
OppianuB. Halieutica. Florentiae, P. Junta, 1515. 2 £ 7 sh.
Orusius. Ilist. adv. paganos. Aug. Vind., J. Schliszler, 1471. 58h.
()r])heus Arf^onautica et liymni. Flori'utiao, hnpeuHa V. Juntae, looo. fiü n sh.
Paiiegyrici veteres. S. 1. et a. (Modiolani ea. 14b2). 5 X.
Pausanias. Venctiis, Aldus, 15](>. 2£ 6 sh.
Pindarus. Canuiua. Venctiis, Aldus, 1513. 11 sh.
Plato. Opera. Venetiis, Aldus, 1513. 5 i 5 sh.
Plautus. Comoodiae Venetiis, Joannes de Colonia et Vindeliniis de Spira,
1472. 3.t rzsh.
Plinius. Historia natur., trad. p. I^ndino. Venetiis, N. Jenson, I47r».
2 i. 1 (i sh.
Plinius. Epistolae. (Venetiis, C. Valdarfar), 1471. \'M 10 sh.
Plotinus. Opera. Florentiae 1492. U sh.
Plutarchus. Moralia. Venetiis, Aldus, 15U9. 4 X.
"Plutarchus. Vitae. Florentiae, P. Junta, 1517. 14 sh.
PoUux. Onomastieon etStephanus, de urbibus. Venetiis, Aldus. 1502. 5 sh.
Polybius. Ilistoriae. Ilagenoae 1530. 1 t 1 sh.
Porphyrius. Hoinerieae quaestiones. Komae 1518. (> X 15 sh.
Priscianus. Opera. (Venetiis, Vindelinus de Spira), 1470. 11 ife.
Prudentius. Opera. S. 1. et a. (Daventria, K. Pfaffroedea, 1492.) 2 X.
Ptolemaeus. (ieomphia. liasileae 1538. 1 X 19 sh.
Quintus Calabr. Derolicta ab Homero. Venetiis, Aldus, (1505). 2 X' 2 sh.
Quintilianus. Institutiones oratoriae. Kouiae 1470. 5 X 5 sli.
Quintus Curtius. De rebus j^estis Alexaiidri Magni. Komae, G. Lavcr, ea.
1470. 4X.
Kusticao rei scriptores lat. Venetiis, N.Jenson, 1472. 11 X.
Seneea. Opera moralia et epistolae. Neapoli, M. Moravus, 1475. 13 X 10 sh.
Sencea. Ox>era onmia. Ibid. 1475. »> X.
Seneea. Epistolae ad Lueilium. 8. 1. et a. (Argentorati, J. Menteliu, ea.
1470.) 2X s sh.
Seneea. Epistolae. Romae, A. Pannartz, 1475. 1 X 7 sh.
Seneea. Tragoediae. (Ferrariae)^ Andreas (Tallieus, s.a. ca. 14S4. 1 X 1 sh.
Solinus. De situ orbis. Venetiis, N. Jenson, 1473. 7 X 10 sh.
Sophoeles. Tragoediae. Venetiis, Aldus, 1502. ICH sh.
Sophoeles. Seholia. Komae 151b. 1X1 sli.
Stobaeus. Eelogae. Antverpiae, ('. Plantüius, 1575. 1 sh.
Strabo. (icographia. Kcmiae, V. Sweynheym et A. Pannartz in domo P.
et F. de Ma-\nnis s. a. ea. 14H9. 9 X 10 sh.
Strabo. De situ orbis. Venetiis, Aldus, 1510. 1 t 11 sh.
Suetonius. De Xll eaesaribus. Komae, C. Sweynheym et A. Pannartz,
1470. l0X5sh.
Suidas. Lexiccm. Mediolani 1499. 1 X 1 .sli.
Symmachus. Ei>istolae familiäres. Venetiis, s. a. ea/ 150S. 2 X i sh.
laeitus. Opera. Komae 1515. 17 sh.
Theo Khetor. Prt)gymnasmata. Komae, A. IJarbatus. 152(K 2 t 1 sh,
Theocritus Eelogae XXX. V'enetiis, Aldus, 1495. 5 1 losh.
Thueydides. Venetiis, Aldus, 1502. 5 x.
Valerius Maximus. Facta et dieta. Moguntiae, P. Srlioyffer, 1471. 10 t 15sh.
Velleius Paterculus. Historia romana. IJasileae, .1. Frobenius, 1520. 15 sh.
(and. Ex. 8 sh.)
Vergilius. Opera. Venetiis, Aldus, 150l. 30 x.
Vitruvius. De arehitectura, cura Suljiitii. Siiu- iilla iiota (Komae, cä. 148(»).
4 X 12 sh.
Vitruvius. De arehitectura et Frontiims, de acpiis. S. 1. et a. (Komae,
(i. Ilerolt, ea. 14SG.) 28*.
Zenobius. Epitome proverl)it)rnm Tarrael et Didvmi. Florentiae, impensis
ae eiira P. de Junta. 1497. 12 X 5 sh.
Nene Erscheinungen anf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 423
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*)
f Book worin. June 1891. No. 43: Bookwonns of to-day. W. Roberts. —
Tho English Mercurie, 15S&. II. — An extraordinary bioliographical dis-
covery. — Arehbishop Cranmer's library and its recovery, E. Burbidge.
— Sir Robert Walpole as a collector of paniphlets (1700—1733). III.
— July lb91. No. 44: Bookwonns ol' to-day, W. Roberts. — The Caxton
press, Liverpool. IL J. Coopcr Morley. — Woodcuts in early printed
works. — Book-collecting.
— August 1S91. No. 45: Cur note-book. — Foreiffners, wh(» have written
in English, H. S. Aslibee. — Reading niakes a aull man. — Bookbinding
at tln'. Burlington fine arts club.
The Library. July ISIH. No. XXXI: Exhibition of Bookbindings at the
Burlington fine arts club. — 'l'he charters and other muniments of the
Corporation of reading, J. M. Guilding. — Reynard the Fox. — Notes
on signatures. — Additional-notes to Blades' „Bioliographical niiscellanies."
III— V.
The Library Journal. June 1&9L Vol. IH, No. 6: Notes on the Americui
and States Library As.sociation , Melw. Dewey. — Registration and col-
lection of fines. III. — Ilistory of the Boston Public Library, S. A. B.
Abbott. — New Ilaven Public Libraries and the New Haven Historical
Society. — Libraries and education in IJveq)ool. — The Minneapolis
Public Library.
— July 1S9I. Vol. IH, No. 7 : The Library of the State Historical Society of
Wisconsin, R. G. Thwaites. — How to prevent fines, S. H. Berry. — Book
revicwing systematized. (t. lies. — Kansas State Historical Society,
le Li vre moderne. Juillet 1S9L No. XIX: Remarques sur quelques ex-
libris contemporains. — Un n6vros6 au XVIII« siecle, E. Asse. — Petito
bibliotheque des chemins de fer. Guide des variöt^s litteraires pour
villegiature et voyages. — L'histoirc de l'imprimerie en Angleterre.
Revue des bibliotheques. Mai 1S91. No. 2: Inventaire des archives de la
nation d'Allemagne en 1721. — Quelnues epaves de la bibliotheciue de
Kenelme Digby, E. Chatelain. — Catalogue des manuscrits de Jean et
Pierre Bourdelot, m^decins Parisiens, H. Omont.
Acland, A. IL D. A guide to the choice of books for students and general
readers. London, Stanford. 136 p. 8«. 2»/2 ab. and 3Va sb.
Adressbuch der deutschen Zeitschriften und der hervorragenden politi-
schen Tageblätter. (Begründet von (;. A. Haendel.) Hand- und Jahrbuch
der deutschen Presse. Mit Angabe der Adressen der Redacteuro imd
Verleger, der Ersclu'inungsweise, Bezugs-, Anzeigen- und Beilagenproise
der Blätter und anderen Nachweisen. :r2. Jahrgang 1891. Bearbeitet von
IL (). Sperling. Leipzig, Expedition des Zeitschriften-Adressbaohs. JV.
2(12. *nO. 114 S. gr. >>". Gebdn. M. 4.
Annuaire de la presse fran^aise pour 1891. (Annöe 12.) Paris, libr. Maj
Motteroz. CCaXL 10(57 p. avec gravures et portrait.
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
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o'I-r '.irr« i'äf.rij":.'- *;. -"--lm':*- ;. _•- r:!'"- !'• '■■->: :.• ^ Irr a:;:" .;■ m
•■r-':iji*-:i»:f..-:i S::.rlr»:. . '!•■: •Jl:^■':.•:^:.•^ ;. A^.r^i'z- i"> /.•::>•.• ;.ri::':. » -.i.-
I#|«- ir*' mri-'-.vri Kr-':}j'i:.':j.ir-r. «I-* .-ri: r- - !*'••■. IJ'-iT''' :•.-::. -fr li '•:-
.)a}ir(/ä;j{f 4o •>**-;'• F'-li:»- .tn'i.T'j:. VI-. II«!' : I'j« !:•: .^äLuar. K- "'TUir.
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Müra ly.'I •■r"'::.i»-i.'!j«- I.i"»-rH'nr. > ! To •» M
*!/ j M i 'I T }j *• 0 a p r: i 1 <i} '^ / i <'2i t,«li-7 vi-r» Ü^i.riiV ':.•.- ry>Ti-iLijn«i.-L ji ..«rilß». u-
l.'«-ri<-r^i''hr <l<:r aiit'<U-iji ^ti-riii-'i- iji-r ••!;i»'.i»'-"f..i. riji-i'i«i^ni Ki:t\ Ai:irnini<-
wi--«-/i.««''hÄtf. «juwii- 'l'-r N»-ii|iliii*i!..,ri.- !.•: I»i;ii:Hf}ilüL«l nvA -l« :ii Au<lau«lr
iii.ii ••r-rhi'-fj'-rjt-fi >fiirit'Ti-ji iiinl /♦•ir'.r'i.rjfrt •■-Aj;i''*ii;Z'.. H«nra>i:ei:r:.ii.-u
von AiiiT. ];l;iu .Fah.vai:/ 4i 'S»u-- Ki»L'i- .lai.rL*. Vi. Im».- iiTttrarix-i.fn
'i Jinjinrij'- V-rl. .'i.'i S y\ M. — .»^n.
.Ia)ir;.^:iii;r II 'Ni-inr KmI^T" Jahr^r VIi. II».-1t 1: I'i.- im .hiniiar. Fo-
Nniar. Miir/ iv»l «r-rljirn.ii.- I.irti-ratiir. >. 1— ».!'. *» . M 1. — .
li i Mi (i t }i<'r-a p )i il ij] o;;ira ''la-si'-a. \'i-r/.«i<'liiii>'« «li-r :üii ilroj <M-liU'tc
iicT '•la'*-i*»<rh«fi Alti-rThniiiswi^-j-n^-rhair ir*rl,i.iM;iii':i I)ii«-li«.'r i-tr. Jahr-
trutili !*•: l*»?*!. M llrfn-j ll<tT 1 Inrliii. .<. «alvarv a: Co. «.m s
jrr. v. .lälirlirh M. »..
*)ii}ili(>t licra rhcMl M<:ifra «»dt-r vi<rTrliälirli<'lii- *»y>riiiiaTi>clii' UiMin^rraiiliii.'
iilU'T mit (\t'Ui (u'\ih-u: <|iT 'vvi-^i.'ii.-cliarflirlMin i'vanjrrliM-lim Thi-i»lugio
fii l^'iir^rlilanri iiinI ilmi Aii>laii(|i' uiii i-rxltiriuinii >rliritreii uihi wirliti-
lii-rt-At Zi-ir».*-liriti«ii-Aiif-iit/.«'. II«Tuu<iri-;rrlM-ii vi»ii «Jii^r. liimn-rlit. .Talir-
jraiij? n (.N<ii«- K<il^<- .lalir;:. VI;. Ifiir I: hii- im .Ijniiar. l* i^niar. .März
IVM rrfrliii'in'iH' Litti-ratiir. <MptTiiiLnn . VamltiilMM'tk ä: Kiiprri'lit's
ViirlafT. S. I :j.i. s". M. - .*»•».
Iilbliot}i('(| rics iiiiini('ifialt;s. I.isti* <l<-> oitvra^n's pnuvniir tnrmcr Ic prfiuior
^^^ foiirlM d'iin«* liililiotlirniii- m tormatiidi. Taris. impr. Uarn''. *J4 p. h'\
'jdra{?iMi tr»t d«' p-M!liiiM|«iii> van «Im iii-«lrrla?nl>cli»'n luM-kliamlt»!. l.'it-
f'-K*-v«'n dnor «h- pVcrfi'iil;riii;? tcr Jn-vonliTinj? van «l«- hrlanp'ii dfs
iockliamU'ls. Ih-A'.'.: Krn vrtTti^jari;.'«' iiitjr<vrr.sl(M>j»liaan. A. AV. Sijthoflf
Nene Encheinangen aaf dem Goblote dee Bibllothekaweaens. 435
te Leiden. 1^51 — 1 Januari — ISttl. Naar bescheiden uit hct archlef
der laak geachfitst door R. vau der Meiilen. AmstPTdam , P. N. van
Kampen & Zoon. VIII. 961) pa^. rr. tf". Fl. V.5I>.
Bliittor, Dtiutsch-cvaDgL'lisclie. ZeitHcLrift fllr den Eoaammten Burclch des
deutschen Protestantismus, lieransKegoben von W. Bcysclilag. Genenl-
ite^Bter zu Jahrgang I— XV. Halle a. 8. E. Strien. S8 S. gr. 8",
'boletin <\a 1a libreria. (Pulillcaciän mensnaJ.) Ilbras antiguas y mudemaa.
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Erscheint alle 14 Tage u. ist für 4 M. jährlich erhältjich.
Bowker, B. B. and J. H, Hickcoji. United States goveramcnt publlcatiouB,
.luly, 1, 1884— June SO, 1890. New York, Office of tbe I'nbiisbera'
Weekly. 32 p, fol. D. 1.
A repriDt of appendix ot ihr American Catalogue, 1S84 — 90.
Brocokaert, J. Dcndenuondsche dnikpers. Dendermondo, Du Cain.
210 p. s". Vr. 3.
„Liste complite des publications parues ä Termonde depuis I'origine jusqu' ■
Illlchcrfrennd. Der. Mitteflimgen über Dcne und antiquarische BUcher,
nebst Kritik der neuen Ersehe inungea. Jahrgang I: April IStll— Mürz
18(12. (12 Sm.) No. l. Berlin. M. Breitkreuz. 8 8. 4". Jilhrlich 1 M.
(.'artit, Fr. Coilid, corali e lihri a stampe miniati tlella Bibliuteca Nazionale
di Milano: catulogo descriltivo. Roma, prcsso i principali librai. XII.
l'h p. 8». L. 3.
Caspar's, ('. N., l'ractical catalogue of lawbooks. ananged by aubjects,
with a cuuipltrte index to auihors embracing tlio tatest cditions of all
Standard text-hooks, treatises, reports, digests, decisione, Statutes, law
feriodieals etc. whicb arc at present in vogue, Milwaukee, Wis., C. N.
aspar. 77 p. 8°. D, — .25.
Catalugo delle opere legali, componenti ta biblioteca donata datl'avTooat«
Isaceo Bignano ai collegl degli awocati o dei procnratori di Livumo.
Livumo, Haff. Giusti. 32 p. 6".
(.'alalogue de livres rares et pr6cienx, composant la biblioth^quc de H.
llippolytc Dest^lleur, architecte du goiivemement. Lille. Paris, Dom.
Jlorgand. XV. 452 p. gr. S«.
(.'ntalogne des iuiprimes du cabinet de Keims. Tome I: Th6alogie, juris-
Iinidence. Beims. iinp, Justinart. XVI. aie p. 8".
Catalogue giueral de la bibliothequc muniulpate du IX" arrondisscment
de la ville de Paris. Paris, Impr. Barrß. 148 p. 8".
("Liuilln, A. Les origincs de rimprimprie ä Iloadin-en-Artois (läii— 1518),
Chäteaudim. Paris, Claudin. Itt p. 8°.
Extiail du Bulle Ith du bibliophile.
Ulaiidot, c:. Tables alphabäticucs des matiüres et des nuiDS d'antcttrs
uunteiuis dans les ouvräges piiDlii-s jtar la 8oci£te dY'iunlUion des Vosgos
de 1825 H 18511. Paria, «um. 72 p. S".
l'losel. Blblliigrophic dea ouvrages rclatifs ii la 8en6gamb]e et au Soadu
UecldcntaL (Bevne de geographie. Janvier— Avril 189IJ
Comptc-rentlu de« travanx <le la ehanibre de commerce de 8aiut->'aci
penduiit les Huii^ca IS81) et IStlu. Uenseigneinents gän^ranx, statiatlqi
commercinles et maritimes, budget. bibllotln^fine. Vol. ' "'
Naxniro, iiiip. Frouteaii. 2&4 p. gr. 8*.
Dahlgreii, E.W. Sverigcs olTi^ntlii^a bibliiitek: Stockholm, Vp-^
liiiteborg. AecessiuiiB-KalaloK t: I8UI). Stoukholui, Kong I
VIII. ;iUi S. s". Kr. 1.25.
Di-Ialiiiu. P. Etüde siir le libraire Parisien du XIll« au XV<^ m. .
K's doeiinn'iits publies daiis le eartulaire de rimiversite de i':ii
Delalaiu frires. XLIII. 7ti p. 8". Fr. 5.
426 Nene Enoheinimgeii auf dem Gebiete des BlbliotheksweBens.
Delalain, P. Notice sur Galliot du Pr6, libraire Parisien de 1512 a 1560.
Paris, Cercle de la librairie: 1 6 p. av. 5 fac-8imil6s. 8«. Fr. 2.
Tird h loo exemplaires.
♦Eysscnhardt, F. Mittheilungen aus der Stadtbibliotliek zu Harabnrg.
VIII. Hamburg. 8«.
Enthält: Lissabon im Jahre 1732. 16 S. — Severetta Zalugi. 90 S.
Favaro, A. Barita bibliografiche Galileane: appunti V. (I.a scieuza mec-
canica.) Padova, tip. Randi. 12 p. 4^.
Estr. dei Atii e memorie dalla accademia di scienze di Padova.
Foures, A. La bibliotheque de la villo de Castelnaudary. Albi, impr.
Aniabric. 38 p. 8". Fr. —.50.
Friede 1, E. Zur Geschichte der Nicolaischen Buchhandlung und des Hauses
Hriiderstrasse 13 in Berlin. Berlin. Nicolaische Verlajjsh. 55 S. ni. ^^ Ab-
bildgn. gr. 8". M. 1.
Funiagalli, Gius. La questione di Pauifilo Castaldi. Milano, U. Hoepli.
127 p. 16". L. 3.
Gonetta, G. Bibliografia statutaria delle corporazioni d'arti e mestieri dltalia
cou saggio di bibliogratia estera. Roma, frat. Boeca. M9 p. 8°. L. 5.
Tiratu a solo 250 esemplari numerati.
Griffis, W. Eliiot. Bibliography of Japanese travel and history. (Christian
Union. May 1801.)
Ilandlingar, K. bibliotekets. 13. Arsbeiüttelse fiir ar 1S90. Berättelser om
SverigeaKrig, 3, 1700—1814. Stockholm, Kongl. biblioteket. XII. P. 219
—838. 8°. Kr. 2.
Die Handschriften der grossherzogl. badischen Hof- und Landesbibliothek
in Karlsruhe. I. (lescnichte und Bestand der Sammlung von W. Bram-
bach. Karlsrahe, Ch. Th. Groos. 111. 25 S. Lex. 8". M. 1.
Beilage I: Hermann von der Hardt in seinen Briefen und seinen Be-
ziehungen zum braunschweigischen Hofe, zu Spener, Francko und dem
Pietismus, von F. Lamey. V. 44 S. M. 1.50.
Die Handschriften-Verzeichnisse der Königlichen Bibliothek zu Berlin.
Band 9: Verzeichniss der arabischen Handschriften von W. Ahlwardt.
Bd. 3. Berlin, A. Asher & Co. VIII. 62s S. 4". Cart. M. 2^.
♦Harvard University Bulletin. No. 49, or vol. VI. Ni>. 5. Edited bv
Justin Winsor. Cambridge, Mass. P. 223—276. 4".
Contents: Accessions lo the librarics. — Oralors and poets of 4*. B. K.
Herold, IL Jugendlektilre und Schüler-Bibliotheken unter Berücksichtigung
der Zeitverhältnisse. Mit Auswahl und Inhaltsangabe guter .Jugend-
schriften und einem V(»rworte von L. Kellner. Münster, H. Schöningh.
V. 146 S. V. M. 1.20; geb. M. 1.60.
II über, .1. Ch. Bibliographie der klinischen Helminthologie. Heft 1:
Echinococcus cysticus bes. von 1877—1890. München, .1. F. Lehniann's
Veriag. 39 S. gr. 8". Subscript. M. 1.50. Einzelpreis M. l.SO.
Jadart, H. Les anciennos bibliotlieques de Keims, leur s«>rt en 1790 — 91
et la fonnation de la bibliotheque |)ublique. Keims, Matot-Braine.
42 p. gr. S".
Tire ;\ lOO exemplaires.
Jahrbuch, Neues, tllr Minerah»gie, (leologie und Palaeontoh>gie. Heraus-
fcgi^ben von M. Bauer, W. Dames, Th. Liebi.sch. Jahrgang 1891. Band
Heft 1. Stuttgart, E. Schweizeri>arfs Verlag. *n". Pro cpt. M. 20.
Neue Literatur, S. 210—222.
♦Jahrbücher für Nationahikonomie und Statistik. Gegründet von Br. Hilde-
brand, herausgegeben von .1. Conrad und L. Elster. .H.Folge, Band I
u. Band II, Heft 1. Jena, (L Fischer, gr. 8^
Jedes Heft enthält am Schluss eine „Uebersicht über die neuesten Publi-
kationen Deutschlands und des Auslandes'*.
Jahresbericht, Theologischer. Unter Mitwirkung von Baur, Böhringer,
Domer etc. herausgegeben von K. A. Lipsius. Band 10, enthaltend die
Literatur des Jahres 1890. (In 4 Abtheilungen.) 2. Abtheilung. liisto-
fi?
Keoe EtBebelnungen auf dem Gebiete dei Blbliotbekaweseni. 437
rische Theologie beirbeitet von LQdvinuiD, Kril([cr, BöhriQKar, Loesche,
Werner, Kobt, Scbtnidt und Furrer. Braonschwcig, C. A. Schwetachke &
Sohn. S. 117— 324. S". Einzelpreis 5 M.
Jalirusbericbt über die Fortscliritte der ChemEe und verwandter llieile
andertT WlssenavIuifteD. Begründet von .1. Liobig und 11. Koiip, beraiu-
gogeben von F. Fittica. FUr IS8S. Heft 3. BraiiDscbwcifc, r r. Vicwog
& .Solm. S. öfil— 1440. gr, 8°. M. in.
*Jaliresbcrivlit über die Leistungen und Fortscbrilte in der gesuuuiten
Kledicin. Unter Mitwirkung zablreicber Gelehrten herausgegeben von
ßud. Virchow und Aug. liirseh. Jahrgang XV: Bericht für das Jahr
lt)»(). I.Band, l.Abtheiluni;. Berlin, Ä. llirschwald. S. 1—231. gr.U".
Pro cpt. M. ST,
MahrcHbericbt Über die Fortacliiitte der Pharmakognosie, Phannacle nnd
Toxikologie herausgegeben von II. Beckurts. Neue Folge des mit Ende
1865 abgeselilosseneu L'anstatt'sehen pharmac. Jahresberichts. Jahrg. 24:
ISSQ. 1. IlUlfte. (iftttingen, Vandenhoeck & Rnprecht's Verl. K. t —
2S&. H". M. 6.60.
'Jersey City, N.J.: Butes and regulations of the Free Public Library.
Jersey City. 19 p. S'.
ludlcl e eataloghi IV: I codici Palatlnl delhi Biblloteca Naziouale Centrale
di Firenze. Volume II fa»e. A. Roma, presso i priuclpali Ubrai. P. 341
—320. h". L. 1.
*JD8t'B Botaniseher Jahresbericht. Systematisch geordnetes Repertorium
der butanisehen Literatur aller l^der. Begrilndet 1873. Vom 11. Jahr-
gang ab fortgeführt und lieransgeeeben vou E. Kocline. Jahrgang XVII:
Ib^V. 1. Abthellung, 1. lieft: Physiologie. Anatomie. Krj'ptogamen.
Morphologie, Bioloj^e und Systematik der Phancrogamcn. Berlin, Gebr.
Uomträgcr. S. 1— S2U. gr. 8". M. lü.
*Kayser's, Chr. Gottl-, Vollstilndigcs Bllcher-Lexicon entlialtend die vom
Jalirc 1750 bis Ende des Jahres 1S90 im deutschen Buchhandel cr-
schieuenen Bllclior. Der ganzen Boihe XXV. und XXVI. Band, oder X.
iSupplem entband, I. u. 2. Hallte. Enthaltend die vom Jaliru l%8T bto
Endit des Jalires 181IU erschienenen Werke und I.andkarlen, sowie Nach-
träge und Berichtigungen zu den früheren Tlieilen. Baud XXVI, Liefer. I.
Leipzig, T. 0. Weigol Kachf. S. 1-liiü. 4". M. 7.50.
Kcyssur, A, Zur gt-scliiehtlichen und landeskundliehen Bibliographie der
Itheinprovinz. Kitin, Du Mout Schauberg. VI. 4r. S. gr. 8° hi l.GO.
VcTÖlTemlkhunt'En .ler Su-Ilbibliolhek in Köln. Heft 4.
Kolon lal-Liti erat ur, Ües Deutschen Reiches, der letzten 10 Jahre. Fest-
schrift zur Hauptversammlung der Dentschi^n Kolon iaigesellschaft In
Nürnberg IMH. Silrnberg, J. Ph. Haw'sche Buchh. 48 S. ni. 3 Illnslra-
lionen. b".
Koppel. II. Litlerari.ielie Zusammenstellung der von ISMI— 1890 io der
Wfitlitteratiir lieselirii'benen Fülle v(m Vergiftungen von Menseheii durch
Blutgifte. Itoniat, E. J. Karow. H14 S. gr. 8". M. :t.
Ladies' ('omuiission 011 sunday si-hool books. Amiual list of books for
Sunday-schiiol aiid nther libraries. Boston, American Unitar. Association.
15 p. s". I), -.:, c.
La Fontaine. .1. de, lleuvris diipres les textes originaiu, buIvIcb d'iinc
notiee sur .sa vie et ses iiiivrages, d'un essai liiblinKmplii'ii"-', ili ' ■
de variautes et d'un lexii|ue par Alph. Panly. 'I'ome 1; Noüci-, bi 1::"
aphii', uotcK et Variante», lexique. Pari«, LomcRU. C>._>^1 p "^ ,
. 10.
di^uiic des seifiii-eH, ius<Ti|)li<
tome 2, p. 2UII— 212.)
Lasteyrie, lt. de et K, Lef
historiijiieii et an'lir<il»gii|i
K."
428 Nene Enehelnaniten »nf At'm (<ohIrtc Ae» Rlbltothekaweseiifl.
Fnnc«, drees^f sons lue aiu|)icc« du niinistoTp de rinntmcHon publiqn«.
Tome II, livr. 2. Paris. Ilathette'ft Cic. P. ISS— Sf.s ü 2 col. 4". Fr. J.
Luyiioldt'H, F., Amuriran uataloKuc. limikK ncunli-d (Includin^ n-prints
and IiniKirtatioiiit). .luly 1l>>(4 tu Juuo.'lO, IMHI, cuiupilcd by H. lt. Buwkt-r
»Dd A..I. AppIptDii. I'art 2. (Dill K.) Kcw York. Office of ihc Piibli-
shcrs" Wi-i'kly. P. 24l^5b2. 4". For w>mplct.' wurk n. 12.5».
'Library' uf Harvard Univorsily. BiblbjiTaiililcal i-niitribiitmns , odltt'd by
JüMtiii WinHur. No. 42: Thtt iiraton and pnt-ts of Pbi Ih-Ia Kappa. Alpha
üf !t1at<HHchiiHcttB, by Will. HupkinH. C'aiubridKe, SlasH. 6 p. 4".
Libri italiani, I iiil^linri, mi-cuinmandati da ni-ntc iUiistri cnnteoipurani-i.
Hilaou, (7. llocpil. 444 p. v. L. :t.
•Li)biiieyer, Kdw. VcrzcU-liiiiSJi iii-utr IlessisdiiT I.ittt-ratiir. Jahrgang
isSOiifbat Nwhträjri'n «mSM(— ISB». Kasm'l, M, Bninin-nijinM. XLS. V.
Son<lertlruck aus den Mit l heil uni-rn <lcs Vereins für Hessische Ge-ichtcbte.
Mümoire» de tu .Soei^ti- liiatoriiiue t-t an'hfolo^iiUP <Ik rarrondiwement Ar
PontoiNc et dn Vesiii. Talile, IS77— J>>»il. roDtoiHc, iiup. Psri». XX.
172 p. 8".
MoyiT, F. Notiec siir i|uclqiif)t ntautisi'rits fran^ais dt- la liibltutbci^ne
Phlliipps li < ')ielt(.^nliaiu. PariH, iiiipr. natioDalv. 1I-) p. 4".
Tili uleü Nuiices el Kxlraiu des manuaCTila de la Bibliolb^que Naliiinale.
Michlelotto, V, Ordinanumto dd protucolln e doH'ardilvio dolFuffido di
Urabinutto pri'nso Ic prcfcttiiri'. Forli, tip. Ili-morratiM. 14. 23 p. 1".
*HllIiibrücht, II. I)i>nkitcbrift betroffciid diu Krricbtunit eines C'entral-
bUreaiiH zum Suhntzi' dus Urlieber- und de» Vi'rlaitsri'uhli's. Herll». Piitt-
kammer & Nllldbredit. :il S. b".
Xunigkoiten, Tecliiiische. Littcrariscli - ti-clmiadier Monataberiebt iind
Cuntral- Anzeiger flir Kiuist- und Baiifi;ewerbe , Muschrncii- und Metall-
Industrie, Ingenieur -Wiiiseuscliaften etc. Jahrgang 1: Mai ^ Deeeniber
18!ll. (S Hm.) Frankflirt a.M., (lebr. Kiiauer. hoeb 4". F'Ur !ü Munate
40 Pfg.
Nuticea et cxtralta des manuscrits de la Bibtiuth^<|iie Nationale et autres
bibliothi-ijues, publiea i>ar l'Institut natienal de Fnuic<:. Tuuie 2'.i. I'aris,
Iinpriiuene nationale. Slli p. avee figg. et planebea. 4'.
•Oinont, 11. Invuutaire de» uianuseriis de In collci-lion Morcau, Paris, A.
Pii-Ärd. XIV. 2S2 p. gr. S".
Oinont, II. 1^8 nianuserila el les üvres annot^ de Fabri de Peireac. Twu-
loUHC, Privat. 27 p. •>".
Exlrail des Annales du Midi.
Oesterlein, X. Besdireibendeg Veru^iebnisa des Itiuliard-Wagner-Museiims
in Wien. Kin bibliographlRclies Cesamnitbild der kultiirgeseliieht liehen
Kr^-lieiiiung IL WaguecH von den Aut^iiigeti »eines Wirkens bis r.n seinem
Todestage, dem i:!. Fcliruar 1SS3. 111. (Des Kaialoges einer Hiehard
Watnier-Ilibliothek :i. Kand.) Leipzig, Breitkopf & lliirtd. XXXI. 5I7S.
mit BildnlsB. Lex, y. M. iri.— , geb. M. 17.50.
Panna, (Jiov. Biblingralia atoriett degli Abmzzi. IWtzo su[)plenionto atla
Blulloteea storico-toiiogRifieo degli Abriizzl di Cani. Min. Itteeiu. Ijui-
ctano. K. Carabba. VII. 4»B p. h". L. b.
Panaa, (tiov. I.« tipugmfia in Abruzzu dal seeolo XV :il Will, Lnneiano.
ILUmW». 1'I2 11. v: L. 3.5«.
"- riecirilli. Kiene.» enmologieo delle perganieue e
pertiiienli aHareliivio della pia eana di'tla .-'s. Anniinzjata
l-aneiaiio, It. t'aralilia X.MI. I7r> p. >>". L. lo.
r, ('rist. llibliiigrafia MiidriU-na <> deM'np<'ii'in de lax uhrae
Madrid (aigli) XVI). (Ibra preuiiadii por l:i liiblioteiii ua<-ioual.
Murillo. XlVIU. 4a- p. eoii gralKidiis. lul. IV^.. lo.
-~ "t F Lareler. Bibliutrnpliie gi-m'-ntle et nii.<imiiee du droit
iBbIuv6 de toutes Ins iiiibbeatiuns jnridii|iieN panies depuie la
pa de La Betgiiiue ft de la Fraiiee (IsH) jusqu' au 1 ijrtobro
Neue Erschciniugen aiit dem Gebiete des Bibliothekswesens. 429
16'>U, rfimii's, luisus i-n ordre et aiuiutCcs jiuiir k riidiietiun des l'&iidectes
bdgcti. Tome V: table alplial)^tii|ue des uutiereH, Bnixelles, V"-' Lurcier.
|:!l p. h". Fr. J.
*lieperl(>riiim, (.'lieiiiiscli - t<!elitiiselieN. Uebeniclitlicli freürdii(>h' Hll-
tbi'iluiigi'ii der iicueateii Erfiiiilun^eii , Fortxebritte und VerbeKseniiigeu
aiif dem lietiiete der teelmtselien imd indiiMtrielleii l'lieinie mit Iliiiiveis
auf MascUiueii, Apparate luid Literatur. lleraiisKCKeben von Emil
.laeobseu. IWu. 1- llalbjalit. 2, Iliiltte. Berlin, K, «Srtncra Verlag.
S. 145— :)48. S". W..ViiP.
'Kepertoriuiti van de iiederlaudsehe jtirispnulentii; en rechtsliteratunr.
isiio. XUI. jaarguiig. 's Kertogenboseli, W. C. van lienadun. P. 405—
5S3. gr. 8". Fl, 3.
Kequiii. Urigines de l'imprimerie cn Fmiiee (Avignon (444). l'aris. Oercle
de la librairie. 4ii p, iivec fae-siuiiles, S". Fr. i.
Tnt ä IDO excmpbiics.
Review of reviews. Annual index of periudicals and pbotof^raplis for ISOO.
Loudun, Office. 145 |i. 4". Hh. 2.
Itevae Ijibltographique et eritiiiue des langnes et litteratnrcB roi
Fnblii^c sons la dircction de 0. lluet, G. Zaunuui et K. Kbcriug.
II, fasc. 1. Paria, E. Bouillun. Fr. m.
Biclimond, Ind.. MoniHon Library, Catalotnic. Ricliwond. 99. 4SU p. S".
Itonzou, Ant. Proeetto per la fiiD<lazImie in Cadore di nn arcbivio stnrie»
eadorino. una hibliutee^i cadurina, ima bibüoteca universale. Ludi, V.
dell'Avo. 'S p. 4'.
Hooaevelt, H. lt. f'atalojriie of the works of Gratins and of book» relating
to him presented to tlie Holland Soeiet_y of New York. isa«. 28 p. S".
Ruwell, G. P. and Co. Book für advertisers ; containin^ lists of the bent
newsiiapcrs in tbe United States and Canada ; witli a eoni^ileti^ list of all
tlie eUi« and tra<le junrnals: a compilation from tlie Amencau newspaper
directory, witb tlie cireidatioii , ratings and sonie adverti.sing rates, witli
n Statement of tlie best wiiy tu ulaee uewspaner advertislng. 17S>'' ed.
New York, G. P. RowetI & Co. StiS p, 8". D. l.
Salvioni, ('. Niitixia intonni ad nu endicc visconteo-sforzeseo della biblio-
t;pca di S. M. ü Re in 'I'orino. Belliusona, C. Salvioni. 20 p. 8°.
äcardavi, Ett. Metodo per teuere gli arcliivt comnnali. Foligno, F. »al-
vati. 48 p. 8«.
Simonin, J. Bihliotlieqne dotiaisienne des ecrivains de In Cnmpugnle de
Jesus. Douai, impr. Deeliriste. 12. ;i4ll p, S".
äocard E. Calalogne de lii bibliotheiine de Im villo di^ Troves, Revn et
piiblie par A. S. i>et. Tome XVIU: Thi'ologie, tomo 2. Troyes, Mar-
telet. fiii2 p. 8".
Stein, H. I.'atelier typograpliii|ue de Wcjifgang Hopyl i"i l'aris. Fontidne-
bleau, Imp. Bourges, M p. et pl, 4".
•T'aschenberg, 0. Bibliotbeen zoologieu. 11. Verzeiebniss der Selirifteu
über Zooliigi(>, welelie in den ]>eriodiscbun Werken enthalten nud vom
Jidirc 18r>l— l!)8(l selbständig erschienen sind, mit Elnsehhiss der all-
gemein - niitnrgeschichtllchen , periodischen und patncontulogiaclieD
Sehriften. Liclemng !). Loipiig. W. Engelmaun. S. 2011 — 2B28. "
M. 7.
*Tavaffniitti, M. S. Kalboliscb-tlH-nlogiselie illlckerknmU, V.
catlloliea Sneietatis Jesn. VoRH'lehniw der wichtigsten über
und ein/.elne MitKli<'der der Rnstilliiehaft Jesu von is:tn— II
apologelisebeji , biu^phischun und litotorischeii , als auch die ^
sehe und die HissKins-TItätigkeit umfassenden, von katholisel
erschienenen Werke, Fredigten und Audaehtsbticber. Mit i'iuem
imd einem Stiuhwurt-Kegister versehen. Wien, Anstria, Dreseber
44 S. gr. 8". M. — .6U,
Thisnceurt, C. Les bibllothiques uuivcrailaires et municipales de 9tru
bourg et de Nancy. (Annales de l'Est, Jauvier 1801. P. äö— &i.}
430 ADtiqiiarische Kataloge.
Tuekermaii, Alfr. Hibliofi^phy of thc clieniical infliience of lijrht.
Washington. Siiiithsonian Institute. 22 p. h".
*Verz4»i(*hnis <U*r neu erschienenen und neu aufgelegten Bücher, I.And-
karten, Zeitsehriften etc.. iSiU. liand I. Mit Angabe der Seiteuzalden,
der Verleger, der Preise, litterarischen Nach Weisungen, einer wissenschaft-
lichen Uehersieht und einem Stichwort- Register. TIerausßfcgehen und
verlegt von der J. (?. Hinrichs'schen Huclihandlung in Leipzig. ISO. Fort-
setzung. liMJ. r.5r> S. S«. M. 5.— ; geb. M. 6.
Verzeichnis von .higi^nd- und Volk.ssehriften, nebst Beurteilung derselben.
Unter besonderer Berücksichtigung der Bedlirfni.««se katholischer Schulen
und Familien herausgegeben vom Verein katholisclier Lehrer Breslaus.
Heft 2. 2. Auflage. Breslau, O. V. Aderholz' Buchh. XVI. 9« S. S*».
M. 1.20.
Vitale, Ant. Opere edite ed ineditc di autori nati nel Laiigronegrese.
Potenza, Pomarica. ISU«. 15. 9» p. S«. L. 1.
Weir, R. and <»thers. Riding. lllustrated by G. D. (Mies, Frank Dodd and
F.Stuart Allan. Boston. Little, Brown & Co. 11 4- 423 p. S«. cUith.
1>. :\Ml
,,An appendix jjives a bibliojjraphy of ridinjj."
Zanotti-P>ianco, Pier Fr. Elenco degli scritti relativi alla storia delle
guerre e battaglie, degli assedt e eombattimenti di terra e di iiiare, che si
ctuLservano eoi rispettivi piani nella biblioteca di S. A. li. il principe
Tonmiaso di Bavoia, duea di (»enova. Torino, tip. lit. C'amilla e Bertolen».
:m} p. s".
Rdi/ionc di soU 1^0 e.semplari.
*Zeitschrift. Archivalische. Herausgegeben durch das bayerische allgemeine
Reiehsarchiv in München. Neue Folge Band II. München, Tli. Acker-
mann. 3S.H S. Lex. 8'\ M. 12.
•Zeitschrift für nmiani.sehe Philohigie. Herausgegeben von (Jiu^tav Gröber.
IhSS. Sup|)lementheft XIl (XII. Band, Heft 5): Bibliographie ISS7, von
Kurt Schmidt. Halle, M. Niemeyer. IV. 139 S. gr. s«.
Zeki-Bey, Ahmed. Klmevsonfit. (Bibliographische Studie Über die arabi-
schen Kncyklopädien.) Bukk. 1>9 S. S^ — Arabisch.
Zugangsverzeichnisse der Stadtbibliothek in Köln. No. l — 5. Köln,
Du M.mt Schauberg'sche Buchh. IV S. u. 81 BU. gr. S«. Für No. 1—6
M. —.90.
Antiquarische Kaitaloge.
Ackermann, Th., München. Nr. .'ill : Zooh)gie. S.3.3 N«>«- — No. n\2: Ile-
braica u. Jutlaica. :y;\2 N"» — No. 313: Vidksthümliclies aus alter u.
neuer Zeit. 1497 N«»«-
Antiquariat ,,zu den Musen* Graz. No. 2: Vermischtes. 7Hr> N'>«-
Baer & Co. Frankfurt. No. 2S(>: Handbüclier d. Malerei u. Kiipferstich-
kunde etc. (Bibl. v. .T. C. D. Hebieli. Hamburg.) 4H3 N«>»- — Anz. No.
413: Miseellanca. No. S820 -909«. — Kunstgewerbliche Mittlieilj^n. No. 3:
Gold- u. Silberschmiedekunst etc 39» N"«
Bauer Zürich. No. I9.S: Vermi.schtes. 1S<»4 N«»-
Beck 8 che Bh. Nördlingen. No. 291: Protestant. Theologie. (Bibl. d. Dr.
V. Andreae in Frankfurt a. M.) 3873 N«»-
Böse Leipzig. No. 16: Rechts- u. Staatawissensehafteu. 16(57 N»»
Brill Leiden. Mai: Miscellanea. 33(^ N««- — Juni: Theologie, bio^raphie,
histoirc. 778 N«^»»-
Btichholz München. No. 23 : Orientalia. 1597 N»«
Carlebach Heidelberg. N<». 183: (Tcschichte u. Oeoffraphie. SOG N««-
CUnsen Turin. No. 89; Letterature neolatine. 388 Nos.
Grentzer Aachen. No. 28: Vermischtes. 462 N«"-
Antiquarische Kataloge. 431
Dietz Altenburff. Anz. No. 2: Biographien. Memoiren. 418 N*>»-
Dittui ersehe JBh. Lübeck. No. 4: Kunst, Litteratur, (iesehichte. 1551 N"»-
Dobrowsky Budapest. No. 40: Miseellanea. 44 S.
Freie sieben 's Nf. Strassburg. No. 10: Protaugeschichte. 154S N""-
Fritzsche Hamburg. No. I5 IG: Geschichte, Geographie u. HUlfswiss.
2S84 N«».
Gerschel Stuttgart. No. 13: Philosophie, Geschichte, etc. 27H9 No».
Gilhofer & Ranschburg Wien. Anz. No. 15: Miseellanea. No. 548 — 1109.
n au gg Augsburg. No. US: Philosophie, Theoh)gie etc. (Nachtrag zu Kat.
117.) 518 No».
Heinrich & Kenike Berlin. No. 22: Roman., slav. Sprachen u. kleinere
Sprach gruppen. No. 2107—4252. ■— No. 23: Örientalia, vergleich. Sprach-
wiss. 1234 No»- — No. 25: Rechts- u. Staatswiss. 1018 No». — No. 20:
Nationalökonomie u. Statistik. 430 No».
Hess Ellwangen. No, 33 : Incunabeln , alte Holzschnittwerke. 26b No«. —
Livres retoromans. 421 No».
Hiersemann Leipzig. No. 78: Numismatik. 377 N»». — No. 80: Genealogie
u. Heraldik. 437 N»». — No. 82: Amerik. Sprachen. 209 No» — No. 83:
Altclass. Kunstarchaeologie. (Bibl. v. Prof. K. Boetticher, Berlin.)
1206 No»-
Hoepli Mailand. No. 72: Bibliografia, arte tipografica. 14<»8 No».
Jacobsohu & Co. Breslau. No. 105: Venuischtes. 4b S.
Kampffnieyer Berlin. No. 320: Naturwissenschaften, Technologie. 96 S.
— No. 327 : Rechts- u. Staatswiss. 42 S.
K a u f ni a n n Stuttgart. No. 51) : Varia. No. 1 1 S7 — 1 53 1 .
Kerl er Uhu. No. 109: Naturwissenschaften 1840 No«.
Kirchhoff & Wigand Leipzig. No. 878: Kunst, Curiosa, Vermischtt^s.
1()«)4 No». — No. sT9: Mathemat.- astron.- phvsikal. Wissensch. (Bibl. d.
Hofrath Dr. Kunze, Weimar.) 1023 No». — ^No. 880: Class. Philologie u.
Alterthumswiss. 3144 No».
Lama, C. v., Regensburg. Kathol. Theologie u. christl. Kunst. 423 N«*«-
L i e p m a n n s s o h n Berlin. No. 88 : Musikliteratur. 293 No».
Li e schlug & Co. Stuttgart. No. .50: Geschichte u. Hilfswiss. 70 S.
Lippertsche Bh. Halle. No. 27: Theologie, Philosophie, Paedagogik.
3201 N<J«.
List & Francke Leipzig. No. 228: Schriften Über d. Frauen. 412 No».
Mayer & Müller Berlin. No. 113: Griech. u. latein. Autoren. Zeitschriften.
5457 No».
Mira u er & Salinger Berlin. No. 12: Neurologie. Psychiatrie. 795 No».
Mos er sehe Bh. Tübingen. No. 153: Allgem. Chirurgie. 4791 No». —
No. 1.54: Geschwülste. 1954 No». — No. 168: Das Ohr u. s. Krankh.
942 No».
Neubner Köln. No. 32: Deutschland im Mittelalter. No. 0811—8021.
Nijhoff Haag. No. 224, 225: Dem. acq^uisitions. 220. 231 No«.
Raunecker Klagenfurt. No. 5 1 : Vermischtes. 1 004 No».
Rick ersehe Bh. Giessen. No. 13: Linguistik. Litteratnrgeschichte.
1382 No«.
Rosenthal München. No. 70: Biblioth. evangel.-theol. IV: Clagett-Efferen.
No. 5158-0977. — V: Eiferen-Funk. No. 0978—8774. — No. 72: Erasmiu
Roterod. No. 7227—7755.
Schack Leipzig. No. 57: Staatswissensch. 1289 No».
Scheible Stuttgart. No. 82: Miseellanea. Alte Kupferst. 1000 N«^ "•
Schergens Bonn. Evangel. Theologie. 301 N"«- ^]
Tan SS ig Prag. No. SO: Archaeologie, Culturgesch. etc. 20 S.
Vülcker Frankfurt. No. 180: Kunst. 1922 No». — No. ISl : Städ
1999 No». *
We 1 1 e r Paris. No. 52 : Miseellanea. 2713 No».
432
II 1 • • •
Per»iinsilnarhricht»-n.
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Aoi 1 -I" li: --.IT-- -l -7 H:.>\ .-• - i^ i.7 a l:^; i-:".';..-- .. - ,.. p ^:..
Dr. phiL Era>' K ■■.n-^.^ -" t-*-.*.
Actdn^c ^mi yr^r- [_, l ir.y ü ;j..-j. L'A.7iL:. 1-:M:.,- .^ -.,« .„ ; .
SmtMMulbibliütiirii. >■ JaL.v L: -- - - --k_u ^n .^^^
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vtn utxu
wi..i. A.«!,!^:^. •— .rr;.:« i^- c.-.r'* \r'iz ^
Centralblatt
für
Bibliothekswesen.
Vm. Jahrgang. 10. u. U. Heft. Ootober-Novbr. 1891.
Zur Eenntniss altdeutscher Handschriften
und zur Geschichte altdeutscher Litteratur und Kunst.
Die Kanzlei und die Anfänge der Renaissance. (Schlnss.)
Vorbelialtlosere Anerkennung als in der Seele Karls IV. fanden
die neuen Gedanken, die neue Schriftstellerei der Humanisten im
Kreise der böhmischen Kanzleien, zumal in der Reichskanzlei
Von hier aus gewinnen sie, was uns am meisten interessirt, zuerst
in grösserem Umfange Einfluss auf die deutsche Litteratur. Hier
bereitet sich zuerst die entscheidende Wendung vor, welche der hand-
schriftlichen üeberlieferung der mittelhochdeutschen Poesie die Kehle
zuschnürt. Insbesondere die alte didaktische Dichtung als Trägerin
der weltlichen Moral des Mittelalters wird von hier aus verdrängt oder
doch gründlich umgestaltet.
Hier zuerst in Deutschland tritt das Gefühl für den Stil der
Prosa, für die Eleganz des Ausdrucks, ftir die Eloquenz im Sinne
der Renaissance hervor als eine wirksame Macht; hier beobachten wir
die ersten Versuche einer Theorie der Epistolographie und Rhe-
torik; hier werden die neuen litterarischen Gattungen: der Brief,
die Rede, der Dialog, die Novelle, alle in ungebundener Rede, und
die Ode, die Elegie in poetischer Form zuerst bewundert, verbreitet,
theilweise nachgeahmt; hier entwickelt sich zuerst der Sinn für das
künstlerisch geschmückte Leben, wie er sich besonders in den
prachtvollen Miniaturen äussert, die für diese Kreise und in ihnen ent-
stehen; hier spielt zuerst, nach dem Vorbild von Frankreich und Italien
die Landessprache eine neue litterarische Rolle, indem auch sie
fortan unter das Gesetz des neuen Stilbegriffs, der neuen K
ungen gestellt wird.
Bekanntlich ist auch eine grosse Zahl der hervo
italienischen und französischen Humanisten im Kanzleidienst
Wesen. Er war damals und blieb lange Zeit in allen Ländern
bequemste Mittelposten zwischen weltlichem und geistlichem
Petrarca, dem fünfmal ein apostolisches Secretariat angeboten wüwU
VIIL IG. u.U. SO
4
434 Zar Kenntiiüis altdi^utsclier nandschriften etc.
lebte als eine Art vap'render Diplcimat. Zanobi da Strada war er^t
Schul meiäter in Florenz , dann köni«;] icher Sfcretär in Neapel , znletzt
Prntonotar bei der Curie; desjrleichen waren Francesco Hmni, Colaccio
Salutati, Leonardo Bnini, Pof^o in der Kanzlei der Curie zu Avignon
und Rom angestellt. Von Franzosen hatten ähnliche Stellangen, im
Dienst der päbstliclien Curie oder französischer Fürsten : Laurent de
Premierfait, der Uebersetzer von Ciceros "De senectute' (1405), Boc-
caccios Buch von den berühmten Männern (1410) und Decameron (1411):
der Ciceronianer, Verehrer Petrarcas nnd Salutatis und Freund Leonardo
Brunis, Jean de Montreuil und Andere (Voijrt, Wiederbelebung* 2,
2 ff. 344. 347 ff.).
Demnach ist es gewiss nicht zuföllig, wenn auch gerade ans den
deutschen Kanzleien die ersten Sendboten der humanistischen Bildung
hervorgingen, zunächst ans den königlichen und anderen Kanzleien
Böhmens, im 15. Jahrhundert auch aus denen des dentschen Süd-
westeoH und schliesslich des ganzen Ueiches. Die gleiche sociale
Stellung, aber auch unmittelbarer Verkehr verband sie alle miteinander,
und zumal die königliche Kanzlei der Luxemburger war durch viele
geschäftliche Beziehungen den französisch-italienischen Kanzleien, ins-
besondere der päbstlichen nahe gebracht.
Die Kanzlei Karls IV. hatte schon durch einzelne ihrer Mit-
glieder unmittelbare persönliche Verbindung mit Frankreich nnd
Itali(*n: die Notare Andreas Paynellus (de Pavnellis) aus Goito am
Mincio nordwestlich von Mantua (1354 — 1366), Johannes ans Arezzo
(1354), Angelus aus Arezzo (1354 — 1355), Nicolaus Probst von Cam-
brai(1356 — 1379). (lewiss kam durch sie Tradition und Technik der
romanischen Kanzleien, besonders aber die Kunst der französisch-italie-
nischen Kalligraphie und Illumination nach Böhmen.') Von Karls Proto-
notar Nico laus von Krenisier wissen wir, dass er in Avignon Iland-
Hchriftcn sammelte (s. oben S. 331), der Notar Jacob von Kremsier,
vielleicht sein Bruder, ging im Auftrage Johanns von Neumarkt mit
einer diplomatischen Sendung dahin ab (Cancellaria Joh. Novifor. Arch.
f. Österreich. (Jesch. 68, S. 83, Nr. 90).
Die Seele der Bewegung zu CJunsten der französisch-italienischen
Bildung im Schosse der Keichskanzlei ist Karls Kanzler Johann von
Neu markt. Ueber den Stil der von ihm verfassten und gesammelten
Urkunden und Briefe haben sich Höfler (CJermania 9, 152 nnd Aus
Avignon. Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissen-
schaften. 6. Folge. 2, 46), Friedjung (a.a.O. 111), Voigt (Wieder-
belebung^ 2, 271 ff.) ausgesprochen, ohne ihm gerecht zu werden.
Selbst Voigt, der noch am meisten die Bedeutung des Mannes in der
Geschichte des deutschen llumanismus heransgeftlhlt hat, beurtheilt
1) Im Gegensatz zu dem imschönon, damals in Deutschland üblichen
Zuge, wie er in den Urkunden Ludwigs des Baiern herrscht, erscheinen in
den Urkunden der Kanzlei Karls aucli Schriften, die den Können der päbst-
Bdien Kanxlei nahe stehen und sich durcli Deutlichkeit, theilweise durch
QOhDiiheit «anoiehnon (Lüidner, Lrkuudcuwcseu Karls IV. S. 4).
k..*
Tun KonTad Burducb. 435
seine Latinit&t, wie mir Bcheint, mit einem fnlschen Massstab. Auch
Petrarca, der Eich an Seneca und Cicero gcBchnlt hatt«, weicht in
seinem latciniechen Stil, der eine gewisse schöpferische Frische nnd
Freiheit bewahrt nnd noch mancherlei mittelalterliche Gewohnheiten fest-
hält, weit ab von der sogenannten Classicitttt spfiterer Latinieten, d. h.
der Ciceronianer des 15. Jahrhunderts. Aber an seinen vollendetsten
Episteln darf man freilich Johanns verechnörkeltes Latein nicht messen.
Neben dem Colas di Rienzo hingegen, das Gregorovins (Geschichte ,
der Stadt ßom 6, 668) treffend „halb notaril halb kirchlich" nannte,
neben dem Richard Anngervilles , der in seinem Philobiblon dnrch
eine preciöse Manier, dnrch Sucht nach Wortspielen uns oft genng
abstösst, nnd vielleicht anch neben dem Boccaccios mag es sich wohl
sehen lassen. Nnr mnss man bertlck sichtige n , dass bevor über Jo-
hanns Leistungen als Latinist genrtheilt werden kann, die Kritik der
Texte noch viel zu thnn hat: man muss die erstaunlich schlechte,
. dnrcli angebildete Schreiber verscbnldete Ueberliefernng in Rechnung
bringen und ihr durch methodische Emendation aofholfen, ausserdem
aber sein wirkliches Eigenthnm von den unter seinem Namen laufen-
den Schriftstücken seiner Kanzleibeamten sondern.')
Eine Charakteristik kann ich hier im Vorbeigehen nicht liefern,
Andeutungen einer solchen werden unten folgen; noch weniger vermag
ich die verlangte kritische Sichtnng zu unternehmen nnd möclite nur
auf die Notliwundigkeit hinweisen, doss diese ganze lateinische Kanzlei-
littcratur im Zusammenhange aucli einmal vom philologisciien, stilistisch-
grammatisciien Standpunkt aus nntersuclit werde. Die Historiker haben
sich bislier damit nur unter dem einseitigen Gesichtspunkt dos Gehaltes
an sicher datirbarem, autlientischem Urkundcnmaterial befasst und
bei ihren Ausgaben wohl gar die Arengen, welche doch für die litte-
rarische Betrachtung am ergiebigsten sind, fortgelassen.') Die Stil-
1) Leider ist das Hauptwerk Johanna, die Cancellaria Caroll IV., ganz
ungenllgeud heraus gegebeu. Der viel bcnulzte Abdruck der Görlitzcr Hand-
schrift voD Ttieodor NeumauD (Neues I.ausitiiscbes Magazin '23, 2, UTff.)
bii'tet ciiieu geradezu scheusstichen, durcli Fehler der UtiberlieferunR und des
Herausgebers entstellten 'l'ext. Eine Leipziger Handschrift giebt Metieke,
Scriptorca rcnim gemianicarum 3, lUOStT., eine Hclmstädter Mader, Gcrvasil
'i'ilheriensis couimcntatio de imperio Romano, Helmstsdii 1ßT3, S. 8fi ff.;
andere Handschriften verzciclmet Unbcr, Regesten des Ktüaerreichs lutcr
Karl IV., ä.LVnf.. Hntsslau, Urkundcnleliro I, 643 f. Eine neue kriHsche
Auagabc thiito noth. Nicht viel besser steht es mit der Sammlung seiner
Briefe, von denen einige durch Ücbus, l'elzel, I'aponcordt, Hortis herauB-
gegebeii sind. VkL Voigt, Wiederhelebnng'' i, iTl Amn., der aber vlelbcli
irrtjilindiclie Angaben macht: Mehua hat nicht sechs Brii'fc JoIiiiuiih, soi. ' ~
fllnf publiclrt, der secliste ist vom Kaiser; im Namen des Kiselintä vtin UI
(Juluuni Oi-ko?) hat Joliann nie Briefe gcsebriubeni >!ii^ beidtin Bileli^i
l'elzel sind identlacb mit zwei der von Mehus abgedriic'kdn und nW" '''
davon hat Johann zum Verfasser; die von Neumann vfr:itrfiilliehten _
stehen bereits bei Mebus. Voigt kann unmilglich Johitnii? Itriefe gouT'
prüft haben.
2) Tadra bekennt z. B. in der Einleitung zu seiznT Anügihe de
cellaria Juhannis Noviforensis (Archiv f Usterr. Gesolj. *'•>. U) ganz .
30»
436 2ur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
vergleichung ist bislier nur in selir bescheidenen Anfängen ftlr die
Urkundensprache geübt worden (s. Bresslau, Urkundenlehre 1, 583 ff.),
aber sie verspricht gerade für die Zeit, wo die Kanzlei deutsch zu
reden beginnt und einen unermesslichen, Jahrhunderte dauernden Ein-
fluss auf die deutsche Schriftsprache, Gemeinsprache und Litteratiir-
sprache erringt, reiclien Gewinn, wird treilich dadurch zugleich auch
Aufgabe und Ehrenpflicht der deutschen Philologen. Zunächst harrt
der, Erledigung die Frage nach dem Verhältniss der lateinischen
* Kanzleisprache nnter den Luxemburgern zu der Sprache und Einrich-
tung der päbstlichen Kanzlei in Avignon, über die jetzt durch die
Arbeiten von E. v. Ottenthai (Regulae cancellariae apostolicae. Inns-
bruck 1882) und Erler (Der Liber cancellariae apostolicae von 1380.
Leipzig 1888 und Dietrich von Nieheim. Leipzig 1887, dazu Bern-
hardi, Histor. Zeitschr. 61, 425 ff.) Licht verbreitet ist. Sodann be-
dtlrfte die Correspondenz Johanns von Neumarkt mit Cola di Rienzoi)
und beider Verkehr einer erneuten, auf vollständigeres Material ge-
gründeten Untersuchung. Femer mttsste auf das genaueste die ^Summa
dictaminum' des Pier della Vigna verglichen werden, deren prunkende
Rhetorik die grösste Wirkung gehabt hat (Gaspary, Geschichte der
italienischen Literatur 1,57 f.; Bresslau, Urkundenlehre S. 640). End-
lich wäre der stilistische Einfluss Petrarcas im Einzelnen aufzuweisen.
Wälirend seiner letzten Lebenszeit, als er nach Niederlegung
der Kanzlergeschäfte in Olmtttz sein Bisthum verwaltete (1374 — 1380)
scheint Johann von Nenmarkt besonders ftlr die neue französisch-italie-
nische Cultur Propaganda gemacht zu haben. Die aus jenen Jahren
stammende Klagenfurter llandsclirift, welche Tadra herausgegeben hat
(Archiv für Österreich. Gesch. 68 , 1 ff.) führt das am meisten vor
Augen.
Da sehen wir ihn in seinem behaglichen Privatleben, umgeben
von vielfachen freundschaftlichen Beziehungen zu Collegon in der
Kanzlei, denen er ein wohlwollender Gönner bleibt. Er schenkt Jo-
hannes von Glatz (Registrator 1348, Notar 1353 — 1358), seinem
* consanguineus carissimus' ein Landgut (Cancellaria Johannis Novifor.
Nr. 3, vgl. Nr. 134); er nennt Jacob von Kremsier (1382 — 1384
in Wenzels Kanzlei, s. oben 8. 169) seinen ^familiarissimus commen-
salis domesticus, quem a sue iuventutis primordiis enutrivi^ (ebd.
Nr. 90) , woraus wir sehen , dass er auch noch auf die Besetzung der
Stellen in Wenzels Kanzlei Einfluss hatte; er scherzt einmal in einem
er hdbe „die in dem bekauuten schwulstigen Style geschriebenen Einleitungen
und Arengen zu den Briefen grossentheils ausgeliussen" und nur „das eigent-
lich Wesentliclie aufgenommen'*, als ob nicht gerade jene mindestens ebenso
, eigentlich wesentlich" als der iiistorische Inlialt der Briefe wären!
1) Ausser Papencordt, Cola di Kienzo und seine Zeit. Hamburg und
Gotha 1841, (jlregorovius, Geschichte der Stadt Rom (>, 231 ff. u. ö. vgl jetat
Gabrielli, Epistolario di Cola di Kienzo. Kunia 1890 (Fonti per la storia
d'Italia V. Epistolari secolo XIV), dazu Gabrieliis Aufsatz 'L'epistole di
Cola di Kienzo e Tepistolograiia medievalc': Archivio della Societa romana
di storia patria 11, 381 ff.
von Konrad Bardach. 437
nicht ^anz verständlichen Brief, wie es scheint, über Wilhelm von
Körte langen, der voi\ 1366 — 1382 in Karls und Wenzels Kanzlei
amtirte (ebd. Nr. 172). In einer andern jocosen Epistel, die behnfs
komischer Wirkung Lateinisch und Deutsch mischt, warnt er den
Henricus Thesauri (d.h. Schatzmeister), der 1348 bis 1361 Notar
in der Reichskanzlei ist (Lindner a. a. 0. S. 21^ s. oben 8. 167), nach
Ungarn zu gehen und entwirft von dem Lande eine karikirende Schil-
derung, die freilich in dem von Neumann (N. Laus. Magaz. 23, S. 165)
gegebenen Text nahezu unverständlich bleibt Aber was wichtiger
ist, er wusste diese Genossen für seine litterarischen Interessen zu ge-
winnen. Von dem Collegen Theodorich Damerow, der in Karls
Kanzlei von 1372 bis 1376 als Notar wirkte, hatte er sich die
^Quaestiones* des bekannten Pariser Philosophen Johannes Buridan
über die Nikomachische Ethik des Aristoteles entliehen, um sie ab-
schreiben zu lassen , i) und bittet nun den Magister Hermann (doch
wohl in Prag), ihm einen gebildeten Schreiber zu senden (ebd. Nr. 1 14).
Buridan war freilich ein hartgesottener Scholastiker, dem Petrarca
sicher verächtlich den Rücken kehrte, aber man darf ihn nicht nach
dem legendarischen Esel zwischen den beiden Heubündeln beurtheilen,
der bekanntlich eine gegnerische Parodie seiner Lehre vom freien
W^illen ist. Er war ohne Frage einer der populärsten Professoren des
Zeitaltei*s, dafür spricht z. B. , dass man von Albertus Magnus auf ihn
die Sage übertrug, er habe die ihre Buhlen mordende ehebrecherische
Königin von Frankreich tiberlistet (T^eyser, Zs. für deutsches Alterthum
2, 362 fif.) : in der ihm dabei in den Mund gelegten doppelsinnigen
Aufforderung, die Königin zu töten, wird gleichfalls auf seine spitzfindige
Begründung der Willensfreiheit angespielt. Er gehörte seiner Zeit zur
scholastischen Fortschrittspartei, zu den ersten einflussreichen Vertretern
des Occamismus, zur Partei der sogenannten *Moderni' oder Termi-
nisten (s. Ritter, Die christliche Philosophie. Göttingen 1858, 1, 734 ff.;
Prantl , Geschichte der Logik im Abendlande. Bd. 4. Leipzig 1870,
S. 14 ff. 150. 183 ff; E. Erdmann, Grundriss^ 1, 204, 3). Er war der
Lehrer des Gerrit Groote, des Stifters der Brüderschaft vom gemeinen
Leben, und an seine Formulirung des Problems der Willensfreiheit
knüpft Descartes an, der Vater der modernen Philosophie. Hat ja
doch der Nominal ismus überhaupt fiir die Vorbereitung des modernen
Denkens mancherlei geleistet. Ich sehe ganz ab von. dem, was viel-
leicht das Wichtigste ist: den staatsrechtlichen zum Theil direct anti-
kirchlichen Lehren, die sich an ihn hefteten und durch ihn gestützt
1 ) Nach Tadra a. a. O. S. 97 Amn. besitzt die Prager Universitätsbiblio-
thek eine Handschrift derselben. Hand.scliriften von zwei andern WerkflA
Buridans aus dem Jahre 1419 weist in der Prager Universitätsbibliothek
Loewe, Der Kampf zwischen dem Realismus und Nominalismus im ~
alter. Prag 18"0 (Abhandlungen der kgl. böhm. Ge^ellsch. d. W'
r». Folge, Bd. S). In dem Prager 'Registrum librorum' vom Ende des 1
Jahrhunderts (s. oben S. :iS4) erscheinen H^uaestionis ethicorum quüiaue UbnH
runi in papiris', wohl auch von Buridan (Serapenm a. a. 0. S. 76, Üansllk tb
a. 0. S. 22).
438 Zur Kenntniss altdeutscher Ilandflchriften etc.
wurden. Aber er hat fflr das Recht des Concreten gegenüber leerer
Abstraction und Speculation gekämpft; er hat den theologischen Fragen
femer bleibend die Philosophie mehr für sich als eine selbständige
Wissenschaft behandelt; er hat in sie kriticistisehe und individualistische
Elemente eingeführt; er ist in der Psychologie durch Betonung der
Persönlichkeit und des Willens den Spuren des Scotismus gefolgt,
dessen Bedeutung fUr die Anfänge der modernen Psychologie jüngst
Siebeck (Zeitschrift fUr Philosophie und philosophische Kritik 94, 161 ff.
245 ff.) darlegte, und hat dadurch wahrhaft überraschend der späteren
£ntwickelung vorgearbeitet.^) Die Humanisten von der strengsten Obser-
vanz wollten freilich mit Cicero und dem mehr geahnten als gekannten
Plato Aristoteles und die vor allem gehassten arabischen Commentare,
die ganze dürre Hchulphilosophie der Universitäten aus dem Felde
schlagen. Und ebenso bekannten sich die drei grossen Reformatoren
des 14. Jahrhunderts , Thomas von Bradwardin, Wiclif und Hus, zum
Realismus und Piatonismus. In Prag spalteten sich die Professoren
geradezu nach der Nationalitüt in die beiden wissenschaftlichen £iager*) :
die Deutschen hingen am Nominalismus , ^) und zu ihrer Partei dürfen
wir seiner Herkunft und gesammten Wirksamkeit zufolge wohl auch
Johann von Neumarkt zählen; die Cechen huldigten dem Realismus.
Aber später traten vielfache Schwankungen und Mischungen ein;
keineswegs blieben die Reformparteien, die Anhänger der humanistischen
Bewegung durchaus Platoniker und Realisten. Gerade solche Männer,
die sonst willig genug von der antiken Rhetorik lernen wollten, vor
allem in Frankreich, standen den *Moderui\ d. h. den Nominalisten,
nahe , z. B. der milde , aufgeklärte , versöhnlicher Reform geneigte Jo-
hann Oerson. Desgleichen bekannten sich die Brüder vom gemeinen
Leben zum Nominalismus (Delprat, Verhandeling over de Broederschap
van G. Groote. Tweede vermeerderde en verbeterde druk. Te Arn-
hem 1856, 8. 276 ff.), und doch waren sie die ersten, die den klassi-
schen Studien mit der That Unterstützung liehen, und nirgends ge-
nossen Augnstin und Plato, die mächtigen Verbündeten im Kampfe der
Reformpartei(^n und des Humanismus gegen den scholastischen Aristo-
telismus,*) höheres Ansehen, wurden sie eifriger gelesen und ab-
1) Die Verwandtschaft zwischen Oecaui luul Ilobbes in erkenntniss-
theoretiseher Ilinsidit betont Loewe, Der Kampf des Uoalismus und Nomina-
lisnius im Mittelalter S. b'A f.
2) Ich will jedoch nicht verschweigen, dass tiber die Entwickelung
und den Zeitpunkt dieses Zwiespalts im Schosse der Präger Hochsehule be-
friedigende Untersuchungen nocji ausstehen. Die Bemerkungen Loewes a.
a. 0. §. 84 sind viel zu wenig eingehend.
3) In dem oben (S. 3:i4) genannten 'Registrum librorum' aus dem Ende
des 14. Jahrhunderts findet sich *Loyca Otkani (d. i. Occami) in papiro'
(Serapeum a. a. 0. S. 75, Hanslik a. a. 6. 8. 21).
4) üeber die Bedeutung der Enieuerung des Augustinismus vgl. jetzt
Adolf Ilamack, Lehrbuch der Dogmengeschichte. Bd. 3. Freiburg 1800,
8. 434 ff. Mit besonderer Rücksicht auf den älteren Humanismus: Voigt,
Wiederbelebung« 1, SOff. 132 ff. 462. 2, 41. 59.
von Konrad Burdach. 439
gescliriebcn als in den niederländischen und westdentschen Frater-
häusem (Delprat a. a. 0. S. 262) *).
Joliann von Nenmarkt, der ja kein Bemfstlicolo^ und an den
Parteikämpfen religiöser und wissenschaftlicher Art nicht betheiligt war,
müssen wir gleichfalls als eine vermittelnde Erscheinung betrachten.
Er kommt dem Humanismus entgegen, aber das wird ihn nicht ge-
hindert haben, mit der nominalistiscJien Scliolastik auf gutem Fusse zu
stehen , und damit wieder vereinigt er einen Cultns «Augustins , ^) wie
er dem ganzen Karolinischen Kreise eigen war. Diese Auffassung be-
stätigt sich, wenn wir beobachten, wie vielseitigen künstlerisch-wissen-
schaftlichen Neigungen er das Heer yon Schreibern und Illumi-
natoren, über das er gleich einem General gebietet, dienstbar macht.
Dem Magister Gregovius, Rector der Schule in Kremsier, über-
sendet er das *8peculum stultorum sive fatuitatis'^); später
wünscht er ihm Glück zur Abschrift des Horaz (Cancellar. Job. Novi-
for. Nr. 37).^) Das Speculum stultorum ist eine in das Gewand der
Thierfabel gekleidete Satire gegen den Clerus und die Mönchsorden,
gegen die Wissenscliaft der Aerzte, gegen das Universitätsleben, das
eitle Treiben der Scholaren in Salerno und Paris von dem Präcentor
an der Kathedrale zu Canterbury Nigellus Wireker, der in der
zweiten Hälfte des 12. Jalirhunderts lebte.-*») Auch dies Werk, ein
Vorläufer von Brants Narrenschiflf, auf den ich später zurückkomme,
1) Piatos Schriften natürlich nur in Auszügen aus lateinischen lieber-
Setzungen.
'I) Die Vertreter des Augustinismus, die italienischen Eremiten, denen
er, wie ich unten darlegen werde, nahe stand, hielten treu zum päbstlichen
Stuhl und bekämpften den Noniinalisraus eifrigst (Werner, Scholastik 8, S. 14
Anm. 3 und S. 15).
:<) Eine Handschrift desselben enthält das oben (S. 334) erwähnte 'Re-
gistruni librorum\ Serapeum a. a. 0. S. 70, llanslik a. a. 0. S. 22. Die
Sainnielhandschrift der Wiener Ilofbibliothek (Nr. 12531) aus dem 15. Jahr-
liundert, in welcher des Nigellus Werk neben Novus Cato, Nicolaus von
Bibra und Petrarcas Uebersetzimg von Boccaccios Griseldis steht^ stammt aus
Ohiilltz: ihr erster Besitzer, vielleicht auch der Schreiber und Sammler war
We n c 0 s 1 a u 8 de 1 g 1 a v i a notarius Olomucensis, also ein Colle|fe Johanns
von Ni'uinarkt (s. Tabulae codicum nianuscr. in bibliotheca Palatma Vindo-
buueusi asservat. 7, S. 109; Jos. Haupt, Petzoldts Neuer Anzeiger für Biblio-
graphie und Bibliothekswissenschaft 1870, S. 4).
4) Der Brief ist in der überlieferten Fassung seinem genaueren Zu-
sauunonhange nach nicht klar. Es scheint, dass von vier verschiedeneu
Werken, die Gregor abgeschrieben hat oder abschreiben soll, die Rede ist:
'Speculum stultonun'; 'ipse liber adveniens' (oder ist das eben das Specu-
lum V); 'labor quem mmc geritis'; 'Oracius'. Ist im Anfang 'nobis* statt
'Vobis' zu lesen?
5) Herausgegeben von Thomas Wright, Herum britamiioai«%
aevi scriptores. Nr. 59 (The anglo-latin satirieal poets and epignn "
the tweltth Century. L(mdon lb72). 1, S. 3 fr.; vgl. dazu Th. Wl
gra])liia hritaunica' literaria. Anglo-nonnan penod. London 1846»
E. Voigt, Kleinere lateinisclie Denkmäler der Thiersage. Strassl
(Quollen und Forschungen 25) , S. 2S f. 32 ; K. Francke , Zur Geschl
lateinischen Schulpoesie des 12. und 13. Jahrhunderts. München 187tf|
440 Zur Kenntniss altdeutscher üandschriften etc.
stand mit seinen Grundgedanken und seiner allegoriscben Form den
Keformtendenzen wie dem Gesehmacke des ausgehenden 14. Jalirhun-
derts nahe: Abneigung gegen die Mönchsorden erfüllte damals die
gesammte Weltgeistlichkeit Böhmens und zur Verspottung der Aerzte
wie der unfruchtbaren Schul gel ehrsamkeit hatte Petrarca das 8ignal
gegeben, dem zu folgen seine Schüler nicht säumten.
Seinem Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Leitomisclil Albert
von Sternberg (seit 1364), dem Gönner des Geschichtschreibers
Neplach von Opatowic (Frind, Kirchengeschichte von Böhmen 2,
114 f.), demselben, dessen Pontificalbuch , eine der bedeutendsten
Leistungen der Prager Miniatorenschule, oben (S. 331) erwähnt wurde,
kündigt Johann seinen Besuch an, zu dem er die Legende des
heiligen Victorinus und einen ^gemmatus liber', vielleicht jenes
Prachtwerk, mitbringen will (ebd. Nr. 38); er beauftragt den schon
genannten Schulrector Gregor zu wachen, dass die in Arbeit gegebene
Abschrift von Büchern, offenbar kirchlich-liturgischen, *decore pontifi-
cale' von Statten gehe und genau corrigirt werde (ebd. Nr. 169);
einen ungenannten Freund bittet er, in seiner Abwesenheit seinen
Schreiber Johannes, der an einem Exemplar des Tractats 'De regi-
mine principum^ von dem oben (S. 326) genannten Aegidius (Ro-
manus, Columna) arbeitet, nach Prüfung der Richtigkeit seiner Abschrift
für je ein Quatem 22 Groschen zu bezahlen. Das zuletzt genannte
Werk gehört in die Klasse der Litteratur, welche der Ilumanismns
vom Mittelalter übernommen hat, der Fürstenspiegel. Thomas von
Aquino und sein Schüler Tolomeo von Lucca (Walter, Naturrecht und
Politik im Lichte der Gegenwart. Bonn 1863, S. 54. 523 ff".; C(»ntzen,
Geschichte der volkswirthschaftlichen Litteratur im Mittelalter ^. Berlin
1872, S. 63ff.; Lorenz, Deutschlands Geschichtsqucllen 3 2, 337 f.),
Vincenz von Beauvais (Kämmel in Schmids Encyclopädie des Erzieh-
ungswesens. 2. Ausgabe. 9, 740 f.), Engelbert von Admont (Walter a.
a. 0. S. 535; Contzen a. a. 0. S. 103 f.; Lorenz, Deutschlands Ge-
schichtsquellen 3 2, 345) und viele andere haben dies Thema behandelt,
freilich in verschiedenartifcer Weise. Des Aegidius Romanus Schrift ist
eine christliche Umformung der Ethik und Politik des Aristoteles und
von ihm als Erzieher Philipps des Schönen verfasst (Walter a. a. 0.
S. 531fr.; Werner, Scholastik 3, 213 ff.; Lorenz, Deutschlands Geschichts-
quellen'* 2, 339). 0 Sie benutzte neben dem Schachbuch des Jaeobus
de Cessolis und dem 'Secretum Secretorum' der Schüler Chaucere Thomas
Occleve, ein Mann der Kauzlei gleich Johann von Neumarkt, 1411
1) Schon zu des Aegidius Lebzeiten wurde sie von Henri de Gauchi
in dits Französische tibersetzt (Krauss, Oestfrreifli. Viertoljahrsschr. f. kathol.
deutendsten (lelehrten, welche tiber Politik schrieben, vielfach aus ihm ge-
schöpft, vielleicht auch l^ossuet.
TOD Ronrad Burdach. 441
«dt-r 1412 fUr sein Gedicht 'Tlie Governail of Prioces', das zum
Ikfilen lies Prinzen von Wales, des späteren Ileinricli V., geecliriehen
wnr (Aster, Dae VerliiLltuiSB düs altenglisc)i<'n Gedichtes 'De regiroine
principum' von Thumas Hoccleve zn seinen Quellen. Leipz. Dissert.
1888; ten ürink, Geschiehtc der engliechen Litteratur 2, 1, 325).
Auch Enca Silvio hat dann einen Tractat Über FUrgtcnerziehuug ver-
fasst: er schöpft gleich seincin Vorgänger aus Ariatototcs, aber anch
schon aus Plutarcli, Quiotilian, Plalo und Rtellt die humanistische Bil-
dung in den Vorilergrand (Voigt, Enea Silvio. Itd. 3. Bcriiu 1862,
S. 290f.; Gervinua, Geschiclife der deutschen Dichtung* 2, 3tiOf.).
Seine wie die pädagogischen Schriften anderer Humanisten, des Iieo-
nardo Itruui, Pier Paolo Vergerio, Gnarino, Filelfo, Maffeo Vegio, ver-
dienten wülil genauer im Zusammen)iang gewflrdigt und mit der mittel-
alterlichen verwandten Litteratur verglielien zu werden , i) wobei ins-
besondere aucli das Vcrliaitniss zur Ethik und Psychologie Angnstins
ins Auge gefaxt werden mflsste. Der Kern dieser ganzen litterariechen
Production voll dnrcliaus aristokratisclier Tendenz ist die Filrsten-
piidagugik: sie gewinnt nun einen humanistisch- hofischen Charakter.
Und wiederum erweist sich der neue Stand der llofbeamtcu, erweist
sicli die Kanzlei und der ihr nahestehende Kreis als Trftger der Ver-
wandlung ; der Dienst an Ftirstcnliiifen veranlasst die Humanisten, sich
mit der l*rinzenerzichang , dann mit der Unterweisung der Kinder
vornilimer Familien und überhaupt mit theoretischer Pädagogik zu
befassen. Hier liegen die Keime zu der Theorie und Praxis einer
humanistischen Erziehung, die dann das 16. Jahrhundert ausgebildet
hat. So rQckt Johanns von Neumarkt Interesse fOr des Aegidins Ro-
manus Fürsten Spiegel in einen grossen ge schiel itlichen Zusammenhang
und gewinnt symptomatische Bedeutung: er erscheint, wie er durch sein
Wirken in mehrfBcher Hinsieht llberhaupt für einen Vorläufer seines
Collegcn in der deutschen Reichskanzlei, Enea Silvios gellen mnss,
gleichsam an der Schwelle eines neuen Baues der sittlich- wissen schaft-
lichen Bildung, der sieh auf der aus dem AJterthum gewonnenen
Grundlage, auf der antiken Moral philosophie erhebt und zn Anfang
niehr mit Aristotelischem, später mit Platonisch- Cicerontanisclicro Material
ausgeführt wird, jedenfalls aber grundverschieden ist von jeuer mittel-
hochdeutschen poetischen Pädagogik, wie sie etwa der Welsche Gast
oder (ItT Windsbecke enthält. Aristokratisch sind sie freilich beide,
aber die profane, ritterliche Bildung des Mittelalters verwirklicht dnrcb-
ans den Gedanken einer corporativen Erziehung, sie dient dem
Adel als einer geschlossenen social und politisch selbständigen Kaste.
Die neue humanistische Bildung erstrebt die Entwickelung der
Individuen, und sie beginnt an den Stellen, wo die gr^sate ~
1) Einstweilen bleibt man aiigewiesou auf das, was Ubei _
ist von: Voigt, Wiederbelebung' '.i, unS.; Burkhardt 1,241; FHml iim
Sehuiids Eneyelopädic des Krzielmugswesens. 2. Ausg. 0, BT«) ff. TSfC. '
llanfuldor in Sehmids Geschichte der Erziehung. Bd. 2. AbthelL 2. "^
gart lbb\), S. 15 ff.
442 Zur Eenntniss altdeutscher Handschriften etc.
heit, ja die Souverainetät der Persönlichkeit zuerst in die Erscheinang
trat: in den Palästen der italienischen Tyrannen. Sie inaagnrirt in
social-politischer Hinsicht das Streberthum, den Servilismos , um die
Bewegungsfähigkeit der Einzelnen unbeschränkt zu machen nnd einen
anderen, abstracteren Adel zu schaffen.
Gegen nachlässige und dilettantische Sclireiber ging Johann von
Neumarkt unerbittlich vor: den Scriptor Elias, welchen er für die Ab-
schrift eines Werkes des Simon de Cassia^) engagirt hatte, liess er
wegen seiner Ifiderlichen Arbeit — er nennt ihn 'für et falsarius' —
durch die Btti^er von Kremsier ans der Stadt jagen (ebd. Nr. 190),
und die Gründer von Winkelschreibschulen bedroht er gleiclifalls mit
Abschnb und Excommunication (ebd. Nr. 207). Wir sind sogar in der
Lage, die Entstehung seiner Uebersetzung des Lebens des h. Hiero-
nymus genau zu verfolgen: um diese fUr die Markgräfin Elisabeth,
die Gemahlin Josts von Mähren, zu beenden, begiebt er sich von
Olmütz nach Prag (s. Tadra in der Einleitung zur Cancellaria Joh.
Novifor. S. 14 Anm.); er beauftragt den Notar Peter mit der Ab-
schrift des Werkes; er lässt durch seinen Schreiber Johannes ein an-
deres Exemplar, das flir die Herzöge von Oesterreich bestimmt ist,
herstellen sowie sonstige von ihm verfasste Schriften illuminiren und
ist ungeduldig über das langsame Fortschreiten der Arbeit (ebd.
Nr. 67. 119. 130).
Man blickt in eine vollkommen organisirte, nach bestimmten
litterarischen Interessen geleitete SchreibtJiätigkeit hinein. Nun ge-
winnen schon früher bekannte Nachrichten über Johanns von Neu-
markt Wirksamkeit an Werth. Kurz nach seinem Tode schreibt (Januar
1381) Johann von Jenzenstein, Erzbischof von Prag, sein begeisterter
Schüler, an den Magister Nicolaus in Prag, ein Trost sei ihm ^quod
libros suos hinc inde legatos quam plura habent monasteria'; er selbst
will sie theils kaufen, theils abschreiben lassen (Loserth, Archiv fQr
Österreich. Geschichte 55, 315). Johann von Neumarkt hatte eine ver-
besserte Ausgabe des Policraticus von Johann von Salesbury
'ad utilitatem publicam promovendam' veranstaltet, von der die Kirche
S. Peter und Paul zu Liegnitz eine 1394 angefertigte Handschrift be-
n Simon Fidatus, geboren in Cassia. Augustinor-Eremit in Florenz,
asketisclior Prediger, ein Geistesverwandter des oben genannten Milic von
Kremsier, der gleich diesem gefallene Frauen bekehrte und für sie Bilsseriunen-
klüster gründete, 1348 gestorben. Unter seinen Schriften (Fabricius , Biblio-
theea mediae et intimae Latinitatis. Florentiae 1S50. <>, 4SI f., Keller in
Wetzers nnd Weites Kirchenlexieon. 2. Aufl. 4, 1482) verdienen zwei wegen
ähnlicher litterarischer Erscheinungen in Böhmen hier Er^viihnung; * De gestis
Doraini', worin die evangelische Geschichte in ein (lanzes zusaramengefasst
nnd nach dem mystischen Sinn in einfacher Darstell uug erklärt ist, luid ein
italienisch abgefasster Tractat über d'ui Fehler im geistliclien Leben (oder
Über das christliche Leben). Das erstgenannte Werk war, wie ich vennutheu
möchte, dasjenige, welches Johaim von Neumarkt dem Elias zur Abschrift gab.
- üebrigens haben Simons Schriften auf Milic, der sie kannte (Loserth, Hns
und Wiclif S. 70), gewirkt.
Li/.-
TOD Koarsd Bardfteh. 448
sitzt (Benedict, Das Leben des h. Hieronynms n. b. w. S. XSI). Wir
sehen ilin hier schon als eine Art Philolof!;en th&tig und spOren etwas
voD dem ncn erwachten Sinn für Testkritik, von jener 8ar)^alt, mit
der Petrarca znerst nnd seine Sclinle der stumpfsinnigen Schinderei
der tnünchisclien Lohnaclireiber entgegentraten. Besonders die Ver-
glciclinng mit zwei Zeitgenossen nnd Collegen von der Kanzlei drängt
sich auf: mit dem Florentiner Stsatekanzler Coluccio Salntati, der
wie Johann von Nenmarkt über die Falirläeaigkeit und die BetrOge-
reicn der Copisten eich ereifert, der Ciceros Briefe redigirt nnd Schriften
Angnetins durch Vergleiclinng verschiedener Exemplare verbessort
(Voigt, Wiederbelebung'' 1, 313) und mit dem Kanzler König Karls VI.
von Frankreich Jean de Montrenil, der zwei Monate darauf ver-
wendete, sein Kiemplar von Petrarcas 'De remediis utrinsqne fortunae'
mit anderen zn collationircn und zn Tcrbessem (Voigt ebd. 3, 349).
Der Gegenstand von Johanns von Neumarkt philologischer Bemtthnng,
der Policraticns des englischen SchBlers Abälards stammt nun freilüih
nufi dem holien Mittelalter, aber er ist auch in den Tagen der Renaiseanco
noch iiehr beliebt geblieben nnd bis tief ins 17. Jahrhundert hinein
wiederholt abgedruckt worden (s. Scbaarschmidt, Johannes Saresbcriensis.
I^'ipzig 1862, S. 283 ff.) und si-in Vei-fast-er war nach mehreren Seiten
Ilin ein Vorläufer des Humanismus: als Gegner der einseitigen Sohol-
logik und Schultlicologiu , als einer der frühesten Vertheidiger klassi-
scher Studien, als eleganter Latinist nnd einer der ersten Verehrer nnd
Nachahmer von Ciceros Stil, als pHnciploser Eklektiker nnd Nach-
trctur der Ciceronianisclien Moral phil oaoph ie , die ja gerade von den
Humanisten des 14. und 15. Jahrhunderts auf den Schild erhoben wurde,
als Bewunderer Piatos, als tttchtiger Kenner des römischen Civilrechta
(Scbaarschmidt S. 81 fl; Prantl, Geschichte der Logik 2, 232). Wenn er
in Begleitung des Pabstes Adrian IV. (1154 — 1159), seines Landsmannes,
während eines mehrmonatlichen Aufenthalts zn Benevent in Verkehr
tritt mit einem ävs Lateins knndigen, gebildeten Griechen nnd unter
dessen Anleitung einen Theil des Aristotelischen Organon in der
Ursprache liest (Sclioarscbmidt a.a.O. S. 112 f.), ao wirkt er dadurch
mit in dem Vorspiel zu der späteren völligen Anferetebung hellcniBcher
iSprachc und Littcratur im ausgehenden Trecento: der Belebung griechi-
scher Studien in Süditalien während des normanniech-stanfi sehen Zeit-
alters.
Johann von Neumurkt folgte, indem er eine Schreiberthitigkelt
planmäasig leitete, seinem grossen Metropoliten Ernst von Pardn-
bitz, den er, wie ich oben (S- 160) bemerkte, auch in der Vcinallung
seines Bisthums und der dazu vorgenommenen Gesetzgebung ^ich zun
Muster <;ew.Hhlt hatte. Aber während Ernst, wie uns bericbret wtrd^
nur liturgische Bücher (Missaliji, Missarum canones, Chorales Hbrq
Ornduiilia, Antiplionaria) neu binden, oder durch zwei bis drc'
.li-s wii.
444 Zur Kenntniss altdeutAcher Handschriften etc.
beschäftige Schreiber abschreiben liess and an die Klöster und Kirchea
verschickte, dehnte Johann die gleichartifi^o Organisation aus auf weitere
litterarische Interessen humanistischer oder doch den Unmanismns vor-
bereitender Art.
Beinahe von selbst verstellt es sich nach dem Gesagten, dass er
eine ansehnliche Bibliothek im Laufe seines Ijebens gesammelt hat
Möglich sogar, dass man heute noch Einzelnes von ihrem Bestände
wird ermitteln können. Nach der Angabe d'Elverts ') vermachte er
seinen Bücher -Vorrath dem von ihm gestifteten Augustinerkloster in
Leitomischl , von wo er dann in das Augustinerkloster bei 8. Thomas
zu Prag kam.2) Während die Verheerungen der Hussitenkriege diesem
Kloster verbal tnissmässig wenig geschadet hatten, suchten 1648 die
Schweden, welche alle übrigen Klöster der Kleinseite geplündert hatten,
auch seine Bibliothek heim, liessen aber, wenn anders einer legenden-
haften Notiz in llormayrs Archiv für (Geographie, Historie u. 8. w. (1822)
13, 768 zu glauben ist, die schon eingepackten Haudschnften und
Bücher für sechs silberne Löffel und einen vergoldeten Becher zurück,
darunter auch Johanns Sammlung.^) Erhalten hat sich ein Inventar der
Klosterbibliothek in dem wichtigen Schatz verzeichniss des Stiftes, dem
sogenannten ^Liber Thomäus', und zwar in dem achten Theile desselben,
der von Frater Johannes de Dobrowyss 1419, aber auf Grund eines
älteren Katalogs (*juxta tenoreni antiqui rogistri*), verfasst ist (s. Skrej-
HovskX' in den Mittheilungen der k. k. Central commission zur Erhaltung
der Baudenkmale. Neue Folge Bd. 4. Wien 1878, S. 26). Ott (Bei-
1) Die Bibliotheken und andern wissenschaftlichen, Kunst- und Alter-
thunis-Sannnlungen in Mähren und österreichisch Schlesien: Schriften d. histor.-
statistischen Section der niährisch-schlcs. Gcsellschatt usw. 3, S. 93.
2) Kine andere nicht damit vcroinhare Nachricht bei liirsehing, Versuch
einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands. Erlangen 178S.
3, 1, S. 379. Danach hätte Joliann von Neuniarkt als Bischof von Olmütz vor
seiner Keise nach Italien dem Convent von St. Tliomas seine Bücher ver-
macht. Damit könnte nur die zweite Italienfahrt (1308) gemeint sein; denn
bei der ersten (1354) war er noch Bischof von Leitomisciil. Die Jahreszahl
1360, welche llirschinjiC im Text gieht, kann Angesichts des klaren Wortlauts
der von ihm abgedruckten Notiz aus dem 'Liber memorabiliiun couventus'
nur auf Druckfehler oder Versehen beruhen.
3^ Dem wi<lersi)richt freilich llirschings Angabe a, a. 0. S. 381 , lfi4S
seien alle Handschriften aus der Bibliothek entwendet und nach Stock-
lK)lm jreschlcppt worden. AIkt deren Unrlehtit^keit haben Dudiks Uiiter-
snchungen über die böhmisch-mühriseheu IlandscTiriften in Schweden und in
Bora enviesen: Forschungen in Schweden für Mährens (ieschichte. Briiim
1>>*>2, S. 31 ff. unil Iter Uomanum. Wien ISöo. 1, \>\ ff. Ks wurde zwar bei
der ErstUrmunj? der Kleinseite der Prior von S. Thomas sammt dem ^nzen
Oonvent gefangen genommen (Dudik, Schweden in Böhmen und Mähren.
Wien IbTy, S. 421). aber die Eroberer trachteten huT wie frilher in Mähren
durchaus mehr nach Kostbarkeiten und nach «redruekten Büchern als nach
alten Manuscripten. Kein einziger der von Dudik nachg<'wiesenen geraubten
Codices stammt aus der Bibliothek von S. Thomas in Tra^. nur wenige aus
der Sammlung der Kathedralkirehe in Olmütz, weitaus das Meiste aus der
viel jüngeren Bibliothek zu Nicolalmrj? und aus derjenigen der Herren von
Rosenberg (später königliche Bibliothek in Prag).
vou Konrad Burdach. 445
träge zur Rcceptionsgeschichte S. 94) hat daraus interessante, leider
nur zu knappe Mittheilungen gemacht. Ob die dort verzeichnete cano-
nisch-römische Rechtslitteratur (Decretum, Decretalen, Digestum vetus)
auf Johanns Besitz zurückgehe, bleibt zweifelhaft. Glauben könnte
man das von dem ^Speculum humanae salvationis cum Clementinis et
aliis pluribus annexis', sowie von den lateinischen Klassikern (Livius,
Seneca). Bestimmt in den Gesichtskreis Johanns von Neumarkt führt
aber der *Liber Egidii de regimine principum in pergameno* (vgl. oben
S. 440), *) und er mag vielleicht ihm gehört haben. Doch bedürfte
das näherer Untersuchung, die Zeitpunkt und Art des vorher erwähnten
Testaments genauer feststellen müsste. Vielleicht geben diese Zeilen
dazu die Anregung.
Nicht minder als für seine Privatbibliothek scheint Johann von
Neumarkt für die Vermehrung der Bibliothek des Metropolitan-
capitels in Olmtitz besorgt gewesen zu sein (d'Elvert a. a. 0. S. 92).
Auch hier lassen sich noch Spuren seiner Wirksamkeit aufßnden.^)
Wann er Petrarcas Schriften kennen gelernt hat, kann man ziem-
lich bestimmt sagen. Jedenfalls geschah es vor der persönlichen Be-
1) In dem Inventar von 1418 über die in das Knimauer Schloss ge-
flüchteten Reliquien. Kleinodien, Kirebenornate und Handschriften (l'ontes
rerum austriacarum. Diplomataria et Acta Bd. 37, Nr. 166a) werden (S. 391) aus
dem Besitz der Herren von Rosenberg unter andern folgende Codices ver-
zeichnet, über die Ulrich II. von Rosenberg (14o3 — 1462) zu Gunsten seines
Vormunds tcnek von Wesely, genannt von Wartenberg, verfügt : 'Augustinus
de civitate dei'; 'speculum humanae salvationis cum ima^inibus
in seq[uenti columpna notatum'. Ferner (ebd^ mit anderer Provenienz; *de
regimine principum' (vielleicht von Aegidius Komanus) aus dem Besitz des
Oenek; 'scrmones Augustini', 'speculum humanae salvationis cum ymaginibus',
'sex Volumina Theutunicalia in pergameno et asseribus cum aliquot
aliis in coopertoriis', dies, wie mehrere Missalia, Gradualia, Psalteria, Viatici
wohl aus verschiedenem Besitz (der Klöster Goldcnkron, Hohenfurt, Wit-
tingau usw.).
2) Aus dem von Wolny (Archiv für Kunde Österreich. Geschicbtsquellen.
1852. Notizcnblatt, S. 145 ff.) abgedruckten Inventar des Schatzes der OlmUtzer
Domkirche von 1413 hebe ich folgende Schenkungen Johanns hervor: 'Item
Moustraucia pulcra sancti Jeronimi superius canceUata donata per dominum
Jolianncm Noviforcnsem Cancellarium domini Imperatoris et Episcopura Olo-
mucensem. Item über Pontificalis datus per dommum Johannem Cancellarium
Noviforcnsem et ille in antiquo inventario non est scriptus. Item curvatura
argentea deaurata cum baculo ar^enteo per eundem dominum Episcopum Novi-
foreusem donata' (S. 148). In dem ausführlicheren Inventar von 1435 wird
das Pontificale verzeichnet mit dem Zusatz 'cum clausuris argenteis deauratis'
(S. 169). Die Bibliothek erhielt im 14. Jahrhundert reichen Zuwachs oano»
nistischer, in Italien gefertigter Handschriften, theilweise mit M
Möglich, dass manches davon unter Johaim von Neumarkt erworben
Aut seine Veranlassung hergestellt ist die 'Rubrica ecclesie Olomu
(Pergamenthandschrift von 1376), fiir den Chordienst, die heilige Messe
verschiedene kirchliche Functionen besthnuit (s. Dudik, v. Loehers Arohivil^
Zeitsehr. 5, 126 if.). Die Handschrift Nr. 177 des Domcapitels aus dem 11.
Jahrhundert enthält hinter den 'Epistolae Bernardi* und 'Sermo beati An*
sheluii episcopi' eine ' Expositio sex versiculorum per cancellarium miasi^
voD Konrad Burdach. 447
war die hüfticlic Antwort des Dichters. >) Darin wird des Apothekers
mit einer Wttrme gedacht, die auf persönliche, vertrauliclie Bekaoat-
schafi dcntet. ^) Dnreh die höchst intereesanten Mittheilaagen Pierre
de Nolhaes (Giornale storico delJu letteratnra italiuna 9, 404 ff.) ans
den Notizen Petrarcas in dem ihm gehörigea Apnle ins- Codex (Vati-
canus Nr. 3193) kennen wir ihn als einen eifrigen GSrtner, der sich
anf seinem Landsitz bei Parma, im Ambrosianischen Garten zu Mai-
land, in Padua und Arqna mit {gleicher Liebe der Pflege der Bäuine
und Wein Pflanzungen widmet. Eine sprechendere Urkunde fär den
Anbruch der neuen Zeit giebt es schwerlich als diese Handschrift der
Vaticana mit ihrem bunten Inhalt,-') in der Petrarca« Finger so oft ge-
blättert haben mögen und der er sein gärtnerisches Tagebuch anvertrant
hat. Diese Aufzeichnungen, die genau datirt über seinen täglichen
Verkehr mit der Natur berichten and vom November 1348 bis zum
December 1369 führen, zeigen nns iliren Verfasser Sonnabend den
16. Harz 1359 mit dem grossen Oeßthrten Boccaccio zusammen im
Garten Sanctae Valeriae zu Mailand nmherwandelnd und bedentsame
Gespräche führend. Und dieselbe Ilundschrift enthält auch jene origi-
nellen Illustrationen zn der Schrift des Palladina, welche in Initialen
i'ingefUgt die zwölf Honale durch einzelne Personen in charakteristi-
sclien Beschäftigungen realistisch zur Darstellung bringen und, soweit
man aus der von P. de Noihac (Gazette archcolugiquo 15) gegebenen
Probe*) in Heliogravüre nrtheilen kann, durch die natürliche Iteband-
lung des Costtims nnd der Körperhaltung als eine Glanzleistnng der
junt;en Renaissance -Kunst erscheinen, in der kaum noch ein Rest von
zn grosser Schlankheit der Formen an die stilisircnde Gothik erinnert.
Wem fiele da nicht aus späterer Zeit der analoge Vorgang ein?
Auch im 18. Jahrhnndert spielt bei der Uebcrwindung des abgestor-
benen Pseudo-Ktassicisniua, des Banickstils die Horticultur eine wich-
tige Kotle. Ancli bei dieser zweiten Wiederentdeckung des Menschen
I) In der italienischen Uebersetzmig Fracaasettia (Lettere di Fnuiceaco
Petrarca delle cose familiari. Firenze lHti4. i, bmtl.) nnd der dazu go-
hörig(-u Anmerkung ebenso wie in seinem postumen, von Antona-Travord
und Itafaelli hcraiisgegcbciien Adnotstiones (Finni I8!)a, S. I76f.) herrscht
dit< griisste Verwirrung, ludeni Johann von Nouuiarkt mit Joliaun Ufko ver-
weciiselt ist, vgl. Friedjuug a. a. 0, !S. 313 Anm. I. Ancb Voigt, Wieder-
Itflebung' i, iCiii ulmnit an dieser Vcrwochselung 'l'heil. Die LiiiirUeurede
Joliann (k'kos auf Karl IV., von der er ebd. spricht, hat er wohl niemals ge-
lesen, da er Anm. 1 auf einen augublichen Abdruck bei Pelzel verweist, wAb-
reud sie bei Frclicr, Runmt hohomicamm aDtiqui scriptores. Ilauoviae 1603,
S. 107—111, bei Italbin, MIseellauea decaa 1, tili, 4, pars 2, S. SSff. nnd 1b
Fontes nirum bohemicanim. Prag \bS2. 3, 429 ff. steht.
'i) Die nahen Beziehungen der Florentiner Apotheker
klürtm sielj daraus, dass mit ihrer Zunft bis zur Mitte des M. Jahrl
die Maler vereinigt waren (Sehuaase, Geschichte der bildenden Ki
S) Hi-ivii Seliriflen des Apuleius Ciceros Reden 'PTti Marcello'
des Juli.
I.igario', Froutins Ktrategemata, Vegetius, Palladius >Di^ agricultuml^
4) Ein ijchnitter mit beiden Ilünden dt^n Dreschflegel fllhrend tl»H
41'.
tii" iiTii>-;i*ji'Lrr HujiiM-i-r:^ci
tüiii.l'rltaft iiri<l «.lir.f Zmi^.-I »»r ,-. tiL liiliriitT. d*-r Um luii Kf-
w uii'li-riiiiif XU ilirii •-rrulltf und ilie .Kanüftiuis Ttnantiu- ie
A|...H,'k"r Apii-. 1., ;>F.- Kl. r.f,z. .l*rr ii. I'rs.- I-bl^. J'.n nifh Scbl- | ,<,.^
'II.-.. .1,. i|,..|,i. Jj.,|,ji,.-r,. - > L"i'.. uii.i Fii^JintL- .K:.rl IV
Aiirii . 'Im •i-Ii-ii )>'<I;i(il-c)i.'i, liarii'ii IifiiUclil.-iii(i- i't-asr. am '2'^- 'Um
i:r,.l ,..(1 Krtil IV. !,\. -In H..tVi-.in'Jt- du.! naH«:i-n..-s* Krls-rtoJ c.i/j,
M.-iii(ii iiikI Alifal..« trliiilt «llüt.tr. llisir^U-n Nr. .'.1«H. nn.I 13*1
J-'lMt üiil'-lxl ntii J. X"vijiil«-r IHHf* al- 'l-oiibuI ci jnr.iiBS riiir' b /aiiij
l-i^l' iiikiii><lli<-)> -Uli i>;i<hH<-i-ri lü-:.| iJJI.ri frecti-iimii 2.440.^11
.1 :jMfp, Auf -lii- A«-;.^'«- «Imx- n..niitiu'R Wroft sich .l..|iJDn ■ Uil,,-,.
ili'iii i-i-Kii Si'liirilM'ii. ■hl'- i-r ;iii l'i-tr.trc» richtet unil io itm it
■l.iNiitlilf i»ri i'iiini ItrUr l.itti-t ihui l-'rii-iljuiiK Ileili^ren .S. 3ä9r.i. k <(a[f<
lipur Wiiw. ilic zi-ij;!, il:i-s er iius cif.tinT Aiiarhautmp- diuuai- * l»f. j
K-Iiiift.'ii iiiiil ili'N Slil .1» lt<niJiiil<Tt<.ii ni.eh nidil kannte. Ibj |^Tk . -f,
r-hiili /II Kiiilr .1.-» .l:,l,ir- I :tr,a .I.1.T in .U;r or>ti"n HSlfte de. M|*
diu <i Dil-. n-U- Srhrifl^-lürk aii:^ l't-1nir<-:is tVder, das Julunu dM
nnli itiiil nrlrlii- Ant:i-> wurde KU iinhiTtT Ki-DtilniiJA seiner ProdotttH
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448 Zar Kenntniss altdeutscher Handsohriften etc.
und der Natnr, bei dieser zweiten Auflehnung gegen den Zwang des
Schulwissens, der Systeme und Kegeln, der tödtendeu Abstraction liegt
den Führern des Widerstandes, in England Pope nnd Addison, in
Frankreich Rousseau , die Umgestaltung der Landschaftsgftrtnerei am
Herzen, und von den Lorbeerbäumen, die Petrarca mit Boccaccio im
Garten der heiligen Valeria einsetzt und deren Fortgang er mit leb-
hafter Sorge vor der Ungunst der Witterung beobachtet, gleitet der
Blick wie von selbst auf einen Grösseren, der im Umgang mit ^Vald nnd
Garten Thüringens die Stürme seiner Seele beschwichtigt, im stillen
Thal der lim mit seinem fürstlichen Freunde einen englischen Park
anlegt. Bäume pflanzt und aufzieht, dem die Heranwachsenden gleich
seinen poetischen Gestalten lieb sind als seine Kinder, deren Alter er
vergleichend an einander abmisst, dem aus dieser ani^lnglichen Lieb-
haberei dann ernsthafte botanische und meteorologische Studien hervor-
gehen. Auch Petrarca hat, gleich Goethe, eine Aufmerksamkeit ftr
die atmosphärischen Vorgänge, die über das bloss Gelegentliche, Zu-
fällige hinausreicht; auch er hat jener exacten Beobachtung des Püanzen-
lebens gehuldigt und sie selber geübt, welche die Grundlage botani-
scher Wissenschaft ist^ Botanische Neigungen ohne Zweifel brachten
ihm Angelo aus Florenz nahe, der aber auch für seine poetisch-wissen-
schaftlichen Bestrebungen Verständniss besessen haben muss. Er ist
es auch, der im Jahre 1350 den gestürzten Tribunen Roms Cola di
Kienzo in Prag bei dem Kaiser eingeführt haben soll (Papencordt,
Cola di Rienzo S. 217 Anm.; Friedjung a. a. O. S. 286).
Wie gut oder schlecht diese letzte Nachricht nun beglaubigt sei,
die Ankunft Colas in Prag darf als der eigentliche Anfang der
Kenaissancebewegnng in Deutschland gelten, und das Jahr 1350
bewährt wiederum seinen Charakter: es macht Epoche. Cola war der
feurigste Vertreter der politischen Renaissance, ein Sinnesgenosse Pe-
trarcas, der glühendste Verfechter der Restauration Roms in seiner
antiken Weltmacht, Kenner der alten römischen Schriftsteller, der erste
Erforscher der Inschriften, Statuen und Ruinen des Alterthums ,^) ein
Phantast, ein moralisch haltloser Mensch, aber einer der grossen Magier,
die in den Zeiten innerer (lährung, wo neue Mächte mit den alten
ringen, immer wieder auf die Massen unwiderstehlich wirken. Als er
nach Prag kam, nach dem gewaltigen Umschwung seines Glücks, und
mit den sibyllinischen Weissagungen seines Freundes, des Franciscaner-
1) Vgl. über Botanik und (Gärtner iui Zeitalter der Renaissance Kauf-
mann, Picks Monatsschrift filr die Gcsclüchte W Ostdeutschlands 7, 144. Den
mittelalterlichen deutschen Gartenbau, der im Wesentlichen den von Karl dem
Grossen gegebeneu Bestiunimngeu in soineui 'Capitulare de villis' folgt und
noch heute in den Bauenigärten Deutschlands fortlebt, schildert 0. Zingerle,
Der Paradiesgarten der altdeutschen Genesis. Wien lhb6 (Sitzuiigsb. d. Wien.
Akademie, l'hil.-hist. Cl. 11*2, 785 ff.), und auf Grund einer Besehreibung in
der Kindheit Jesu des Konrad von Fussesbrunnen sowie einiger anderer
Zeugnisse Kaufmann a. a. 0. 8. 134 ff.
2) Ueber sein epigraphisches Werk s. Rossi, Bullettino delF instituto
di corrispondenza archeologica per Tanno 1S71 S. 11 ff.
von Konrad Bnrdach. 449
Spirilualen Frate Angelo vom Apenain den Kaiser beetimmea wollte,
die Welt aue den Angeln za heben, hat er anf dea Kreis des Hofes
die tiefste Wirkimg geflbt. Karl, Erzbischof Ernst, Johann von
Neumarkt, alle empfangen und erwidern die Itriefe, die er aus seiner
UefaDgeuschaft in Randnitz anf dem erzbischöflicben Scliloas an sie
richtet. Und diese Briefe mit ihrem seltsam orakelhaften Stil, die sich
stets zum Tractat, zur Prophezeiung, zur Vision erweitern, wurden in
jenen Kreisen (gesammelt, mit den Antworten zusammengestellt.
Zu jener Zeit ist in Böhmen die von Pelzel (Kaiser Karl IV.
Itd. 1. Vorbericht Nr. 11) benutzte Handschrift entstanden, welche in
der Hauptsachü die während Colas Untersuchung von ihm mit dem
Karoliuischen Kreis und dem Pabst gewechselten Briefe nebst zum
l'nicesse geliörigen Urkunden vereinigt (Papencordt a. a. 0. 8. 325).
Ftlr den Veranstalter dieser Sammlung, deren Original leider, so viel ich
weiss, nicht wieder anfgefanden worden ist, möchte ich keinen anderen
als den königlichen Hüfkanzler Johann von Neumarkt halten. Nie-
mund trat dem Gefangenen so nalie als er. Erzbischof Ernst bewahrte
bei aller milden Frenndlichkeit ihm gegenüber doch eine gewisse vor-
sichtige Zurückhaltung. Aber Johann beranscht sich nur in der Wort-
flille und künstlichen Ithetorik des Tribunen und sucht sie nachzu-
ahmen, zu Überbieten.') Ja er tritt, wie Voigt gezeigt hat, sein Amt
an ihn selbst ab, läset ihn statt seiner die Antwort Karls IV. an Pe-
trarca aust^hren (s. oben H. 340) und nimmt diese dann anf in seine
Sammlung von Musteiistttcken aus der Cnncellaria Oaroli IV. (Hand-
schrill der iiibliothek des Präger Domcupitels, Pelzel 1, Urkundenb.
8. 1<>0). In dem Formelbncb des Stiftes Ussek ans dem 14. Jahr-
hundert , welches Briefe und Urkunden Karls IV. , Johanns von Neu-
markt, seines Bruders Matthias, 'episcopus Tribuniensis', Emsts von
Pardubitz enthält und mit seinen datirbaren Stücken nicht Aber das
dritte Viertel des Jahrhunderts hinabgeht, stehen anch drei Briefe
Colas von den aus der Pelzelschen Handschrift bekannten und ausser-
dem noch zwei unbekannte (Palocky, Ueber Formelbücher. Abhandl.
der böhm. (lesellsch. der Wissenschaften. 5. Folge. Bd. 3, 245 ff.).
Audi zu diesem Cistercienserstift hatte Johann von Neumarkt mannig-
fache Beziehungen, 1) und so mag anch dies Formelbuch in der Au8-
1) In dem bei I'apeiiuordt a. a. II. Urkunde Kr. 15. S. XLI abKedmckten
Brief vom August I3äu spielt Cola mit dem Wort 'Angustus' als Ki^r- und
Moiiatsuauic sowie mit 'augiistus' und 'angustus'. Das hat offenbar dem
Kaiizh>r aussen irdt-uHiuli Kcmlleu; denn in dem oben (3. 163) ugefUhrt«!
Briefe der Klaj(eufurter llandBcliritt ahmt er Colas 'siispecto August! jun
tciupiiru' siditlivh uach. Dies Beispiel zeigt, wie die Briefe des I'riboüML
von llini als Stilmustur benutzt werden. DcrAnnakiiü eines muKekoti ~ ~^
ViTliältiiisscs, wouach Cola den Stil Johaun^ copirt hütte (Beuediol,
Iri-beu des heiligt-u Uiuronymus' S. XI), kanu ich nicht hi'ipflichtea.
2) Ussek gehürtu zur Diücese I.eitomiscbl und znar uls ciaea
ItiHcliof zugewiesenen Stiftsgliter (Frind, Kirche ageschiditf Biiiimeua 2, tllj
daher neunt i-s Johann vou Neumarkt im Uaseker FuruiiObuub (S. (IT. >
'vllla aiia'. Jubauns Bruder Uattbias, Bischof üi p!trtiL>us von "" *~*
k
450 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
wähl der Mosterstficke seinen Anregrangen wenigstens mittelbar folgen.
Eine Sammlung 'dictamina tribnni' besa:^ auch die Bibliothek jenes
Prager CoUeginm, deren Katalog (lland.<chrift des 14. J all rli änderte) im
Serapenm 1850. Bd. II. Intelligenzblatt und von Uanslik. Geschichte
und Beschreibung der Prager Iniversitätsbibliothek. Prag 1851, S. 18 ff.
abgedruckt ist (daselbst S. 67. S. 20).
Mochten Angelo und Cola di Kienzo des Johann von Neumarkt
Gemflth f&r die humanistische Bewegung empfanglich gemacht haben,
gewonnen hat ihn dafür doch erst sein Aufenthalt in Italien.
Karl IV. trat seine Romfahrt im Herbst 1354 an; er trifft im
October in Udine ein (Huber, Rege>ten Nachtr. Xr. 6791a), doch wohl
schon von seinem Kanzler begleitet: denn dieser ist am 31. October
bei ihm und wirkt als Zeuge einer Urkunde (Huber. Regesten Nr. 1940k
In der nächsten Zeit vollzieht er dann viele Urkunden des Königs als
Kanzler (Huber, Regesten S 156 ff. k und befindet sich bei dem Hofe
sicher am 19. December 1354 zu Mantua (Huber, Kegesten Nr. 1955i.
Dort hat er Petrarca zuerst von Angesicht gesehen, dort hat er ohne
Zweifel auch an den Gesprächen zwischen ihm und dem König Theil
genommen (s. oben 8. 339).>) Zu Anfang des folgenden Jahres wird er
in Pisa den *doctor legum' Giovanni Landulfi kennen gelernt haben,
den der König am 25. Januar 1355 dort zu seinem Richter, Rath und
Hofgesinde ernannte (lluber, Regesten Nr. 6133. Xachtr. Nr. 6794.
vgl. auch 6810. 6815. 6824). Auch die beiden andern einflnsareichsten
Männer des königlichen Hofes. Ernst von Pardubitz. EIrzbischof von
Prag und Johann Ucko von Wlaschim. Bischof von Ol mutz, waren
Karl IV. nach Italien gefolgt.-» Sie alle und Johann von Neumarkt
verweilen dann nach der Kaiserkrönung (5. April 1355) in Siena, wo
eine Menge vornehmer Italiener in den persönlichen Verkehr des Hofes
aufgenommen werden (Huber, Regesten Nr. 2061—76. 2079 — 86. 2091.
2098 — 2102j, zu Pisa im Umgang mit dem Doctor der Rechte (I^ges)
(in Bosnien^, nicht von Tibur. wie Heyuo. Friud, Benedict das überlieferte
*Tribuniensis' autlösen (s. Huber. Kt'g^^steu Nr. 2471») und Weihbischof
von Breslau, der tlir ihn, den als llotk;iiizK'r dauernd von seiurui Bischofs-
sitz Abwesenden, die bisehüfliclieu WeiLoakte besorgte (Frind a. a. < >. 2, 113).
war selbst C'istercieuser und wurde iu dem schlesiseheu Cistorclenserstift
Leubus begraben { Heyne. Uescbiehte des Bistbums Breslau 2. «»II f.). Briefe
Johanns an ihn in der C;meellaria C'aroli IV. (Neuiiianu Nr. 1**2. l«Js.) — In
dem Satz *consensum praebet Aruestus ei>iscoj)Us Frag. 1.1^5, VII kal. Febr.*
(S. 09, bei Pahicky S. 242> muss die «lalireszahl verdruckt sein^ da Ernst
schon 13G4 starb. Es soll wohl liJö'j heissen.
1) Danach berichtigt sich Friedjungs Angabe: «eine Frucht des Aufent-
halts Petrarcas in Pra^ war die Bekanntschaft mit dem Erzbiscliof Ernst von
Prag, mit dem Bischot Johann Oeko von (Umiitz imd mit dem Kanzler Johann
von Neumarkt, der damals (1353—1304) Bischof von Leitmeritz (!) war* (a.
a.0. 8.311).
2) Am 22. Januar 1355 schreibt Karl IV. noch an Ernst nach Prag
einen Brief (Huber, Kegesten Nr. 1974). aber am 21. Februar fuugirt der Erz-
bischof bereits iu Pisa als Zeuge einer Urkunde (Huber. Keeesten Nr. 11W5).
Johann O^ko als Zeuge zuerst am 2o. März 1355 zu Pisa (Huber, Resresten
Nachtr. Nr. 6S03).
von Konrad Burdach. 451
■
nnd Bürj^er von Mailand Erasmus de Liprandis, der am 15. Mai die
Würde eines kaiserlichen Pfalzfcrafen erhält (Huber, Regesten Nr. 2120),
dem Humanisten, Schüler und Freunde Petrarcas Zanobi da Strada aus
Florenz (s. oben 8.339), den der Kaiser am 14. oder 24. Mai zum
Dichter krönt,') mit Bartolus de Saxoferrato (s. oben 8. 148), dem
fi^rossen Legiston, der am 19. Mai vom Kaiser zu seinem Rath, Hof-
fcesinde und Tischgenossen gemacht wird (Iluber, Regesten Nr. 2129).
Tags darauf bricht der Aufstand los, der dem Kaiser sammt seiner
(iemahlin Anna von Schweidnitz auf ein Haar das Leben gekostet
hätte und ihm nebst allen Verstätidigen seines Hofes abermals ein-
dringlich lehren musste, wie unmöglich und verhängnissvoll jeder Ver-
*iucli S(;i , etwa gar Petrarcas politisches Programm zu verwirklichen
und die Kaiserherrschaft in Italien zu restauriren. Der feurige Rath-
geber selbst war weislich den Orten der Entscheidung und der Gefahr
fern geblieben.
Von all den Italienern, mit denen Johann von Neumarkt in jenen
Monaten verkehrte, musste nächst Petrarca sicherlich Zanobi da
Strada auf ihn den grössten Eindruck machen. Die prankhafte Rede
über den Ruhm mit dem ganzen humanistischen Apparat von Citaten
*aus antiken Schriftstellern, deren Anfang und Ende er während der
Dichterkrönung sprach und deren Rest er dann nach einem Frühstück
bei dem Cardinalbischof von Ostia, an dem jedenfalls auch der deutsche
Hofkanzler Theil nahm, absolvirte, fand jenseits der Alpen mehrfach
handscliriftliche Verbreitung (Friedjung a. a. O. 8. 308 f ; Voigt, Wieder-
belebung ^ i^ 458), woraus der ihr gespendete Beifall genugsam her-
vorgeht. Mit Zanobi hat Johann vielleicht auch in Briefaustausch ge-
standen. Falls nämlich jener demüthig bewundernde Brief, der in der
von Melius (Ambrogio Traversari S. CCXXI) benutzten Leipziger Hand-
schrift an Petrarca adressirt ist, in der (Jörlitzer Handschrift der Can-
cellaria (^aroli IV. (Neumann, N. Laus. Magazin 23, 153 f.) mit Recht
die Aufschrift trägt 'Cancellario regis Siciliae', kann damit kaum sonst
Jemand gemeint sein als Zanobi.^) Doch ist mir nach dem Ton des
Briefes wahrscheinlicher, dass er für Petrarca bestimmt war.
1) Nicht in Siena, wie Körting, Boccaccios Leben und Werke. Leipzig
isbo, S. 2()<> annimmt, vgl. Voigt, Wederbelebung» 1, 4.58 Anm.
2) Freilicli war Zanobi eigentlich wohl niur Secretär des Grossseneschalls
des KiMiigreichs Sicilien Acciaiuoli, der unter der Kimigin Johanna als leitender
Mini.ster waltete, und man könnte daher jene Adresse auch auf Marco Barbato
von Suhnona (f 130;;) beziehen, gleichfalls Petrarcas Freund, den „zweiten
Ovidius'S der sdion Köniff Roberts Kanzler gewesen war und dann nach
seinem Tode ebenfalls dem (irossseneschall als Secretär diente (Voigt,
Wiederbelebung"^ I, 45o; Körting, Petrarca S. lG4f). Doch liegt es näher,
zwiscluMi .loliann und Zanobi von der Dichterkrönung her eine Verbindung
anzunehmen. Denn die Ueberschrifteu der einzelnen Briefe sind vif*^'*
genau und späteren niclit autlieutischen Ursi)runp; kleine Um
in den Titulaturen konnnen in ihnen öfter vor; die Ausdrücke U
und seeretarius' insbesondere w^erden übrigens auch anderwärts
für einander gesetzt. Die Ueberschrift emes Briefs Petrarcas
lautet in einer Handschrift der Marcusbibliothek: 'Ingenioso et faoi
31«
452 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
Johann von Neumarkt ist dann noch einmal nacli Italien §re-
kommen. Bei Karls IV. zweitem Römerzuge eilte er ihm 8og:ar voraus
und langte in Tdine am 24. April 1368 an, während der Kaiser erst
am 27. April eintraf. Hier begrüsste sie Petrarca, der inzwischen
(1356) selbst den Kaiser und seinen Hof in Prag besucht und dort
die alten Beziehungen fester geknüpft hatte (Huber, Kegesten Nachtr.
Nr. 7271b). Wiederum werden italienische Juristen an den Ilof ge-
zogen: am 23. Juli 1368 wird der Doctor Ludovicus de Kizzolo ans
Piacenza zum Pfalzgrafen und 'familiaris atque domesticus advocatos
imperialis fisci in Italia' ernannt (Huber, Regesten Nr. 4669); die Würde
des ^comes palatii' fällt bei der Rückkehr am 12. August 1369 in
Udinc auch den Doctoren der Leges Azolin und Elias zu. Söhnen des
GumbertinuB von Cremona, ebenso ihren Brüdern Buninns und Paul
(Huber, Regesten Nachtr. Nr. 7290); am 24. Februar 1369 wird in
Ijucca der Notar Petrus de Beatis aus Bologna zum Rath, Hofgesinde
und Tischgenossen erhoben (Huber, Regesten Nr. 4716). Das wichtigste
Ereigniss war indessen die Einfahrung Pabst Urbans V. , der Avignon
verlassen hatte, in die »Stadt Rom und die Krönung von Karls \ierter
Gemahlin Elisabeth von Pommern (October- November 1368). Iki
diesen Festtagen war auch der Florentiner Coluccio Sulutati, der
Freund Petrarcas und Boccaccios, anwesend, damals Secretär bei der
päbstlichen Curie (Pelzel, Karl IV. 2, 808 f.), und mit ihm ist jeden-
falls auch Johann von Neamarkt, sein College, zusammengetroffen.
Von Petrarcas Freunden hat Johann von Neumarkt — ausser
Laelius^ den er wohl beim Kaiser gesehen haben wird (s. oben S. 339) —
auch den Franzosen Sacramore di Pommiers persönlich gekannt
Ja er, der als Mailänder Geschäftsträger zwischen Böhmen und Italien
bisweilen siebenmal in einem Jahr hin und her reiste , war geradezu
der Vermittler des brieflichen Verkehrs Petrarcas mit Deutschland.
Im December 1354 hatte er dem Dichter die Einladung Karls IV. nach
Mantua zugestellt; er hatte ihn Sommer 1356 auf der Reise nach
Deutschland begleitet; er überbrachte die Urkunde über seine Ernen-
nung zum kaiserlichen Pfalzgrafen (1357) und nahm auch das Dank-
schreiben Petrarcas mit nach Prag. Er erwarb sich allmählich des
Dichters Freundschaft, und dass auch Johann von Neumarkt ihm nahe
stand, zeigt der an ihn gerichtete humoristische Brief in der Cancel-
laria Caroli IV. (bei Neumann a. a. 0. S. 198). ') Einen Reflex des
magistro Zenobio do Florentia Siculi rogis Secretario' (Fnicassctti , Adno-
tationes, ad Variar. cp. 2, 8. 'M)0 f., vgl. S. 207 f.). Der König von Sicilien ist
Ludwig von 'iareut (I34H— 1H02), Johannas zweiter Gemahl. Ob der Brief
an Petrarca oder an Zanobi geschrieben worden ist. ktinnt^^ nur genaue kri-
tische Untersuchung seiner handschriftlichen Ueböriietcrung , die ich oben
(S. 435) forderte, entscheiden.
1) Ein zweiter Brief an ihn bei Neuniann a.a.O. S. 103. Er wurde
später Cistercienser (nach Ki3rtüig Karthäuser), wozu ihn Petrarca Litterae
zu lib. 21, ep. 7).
von Konrad Burdach. 453
Verkehrs zwischen Petrarca, Sacramore und Johann von Neumarkt
giebt vielleicht eine Handschrift des Cistercienserklost^rs Ossek : Tran-
cisci de Petrarca poetae laureati psalmi sept^m ad Segumor, quondam
secularem militem , tunc vero monachum de Pomeriis ordinis Cister-
ciensis', welche nach Mikowec, Malerisch - Historische Skizzen aus
Böhmen. Wien 1864, 8. 311 im Jahre 153'8 vollendet worden ist.
Nach Baibin, Bohemia docta 3, 209 ist oder war dieser Codex mit
einem ''Psalterium Davidis\ Tsalmi Septem contra mortalia peccata'
und 'Petrarchae orationes contra aereas potestates* zu einem Erbauungs-
buch vereinigt, das dem Prager Probst Hanns de Kolowrat gehörte
und für welches er 1588 als Entstehnngsjahf angiebt. Ist dies nun
ein Lese- oder Druckfehler statt 1438 und Mikowecs Datum richtig,
so möchte man vermuthen, dass durch ^Johanns von Neumarkt Ver-
mittlung jene vorauszusetzende ältere Handschrift der Sacramore ge-
widmeten ßusspsalmen Petrarcas, auf die der Osseker Codex zurück-
geht, nach Böhmen, vielleicht sogar nach Ossek gekommen sei, zu dem
ja Johann Beziehungen hatte (vgl. o. S. 449 A. 2). Und immerhin wäre
die Frage aiifzuwerfen, ob auch ein anderer Besitz desselben Klosters,
ein französisches Gebetbuch aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
mit prächtigen Miniaturen und bizarren Drolerien (Mikrowec a. a. 0.)
aus einer Sacramore gehörigen Vorlage stamme.
Auch sonst lassen sich allerlei französische Beziehungen Jo-
hanns von Neumarkt nachweisen, wie ja nicht anders zu erwarten ist.
Eine Supplik des Dauphins von Frankreich an den päbstlichen Stuhl
um seine Translation von Leitomischl auf den Bischofssitz von Bam-
berg enthält Johanns von Gelnhausen Formelbucb (J. W. Hoffmann,
Sammlung ungedruckter Urkunden 2, 258 Nr. 269); die Bittschrift
Johanns an den Dauphin in der Cancellaria Caroli IV. (Neumann a.
a. 0. S. 182, Nr. 129) *) bezieht sich wahrscheinlich auf jene Empfeh-
lung. 2) Als seinen Gönner bezeichnet er in einem Schreiben voll ge-
suchtester Höflichkeit den Cardinal Guido von Boulogne,^) einen nahen
1) Da Johann von Neumarkt Bischof von Leitomischl genannt wird,
was er l.^ö.i ffeworden war, und noch nicht Bischof von Olmiitz, wozu er am
12. Juli i;-i()4 Defördert wurde, da er Uberdioss 'caucellarius imperialis' heisst,
was auf dW. Zeit nach Karls Kaiserkrönung weist, kann das Gesuch sich nur
auf die Krlcdigung des Baniberger Kpiscopats durch den Tod Leopolds von
Bebenburg beziehen (f 1. November IHfi,'^}. Der Dauphin ist danach Karl V.,
der l;{(»4 König wurde, der Nefl'e des deutscheu Kaisers. Er war auch Weih-
nachten i;J5(5 mit Joliann vim Neuniarkt auf dem grossen Keichshof in Metz
zusaunnengetrotTen (lluber, Begesten Nr. 25:n. 255:ia. 2555 ab).
•J) Das ergeben die Worte 'super provisione sibi facta', s. Du Cange-
llensclu'l ed. Favre, (Hossariuni niediae et infimae aetatis s. v. provisio 2.
:\) Nach (iams Series e])isc()ponnu 8. IX. r>71 und Mas Latrie, Tresor
de clironologie (rhi.stoire et <le geograpliie. Paris Isb9 wurde er i:i42 Car-
dinal und starb am 25. November liiTil. P> war ein Sohn Boberts VIl (1314
— l.M2r.), (Jrafen von Bouh)gne und Auvergue. — Nach der Daratelhmg von
Lindner, (lescbichte des deutschen Reiches unter Wenzel 1, 75. 77. 109. 110.
402 (vgl. auch da»s I{egister 2, S. 5.H:<a), die Froissart folgt, hätte er noch
KJSo gelebt. Irrig bezeichnet i'adra in der Ausgabe der Cancellaria Johann.
Novifor.*(lnhaltsverzeichniss S. 2o) als Adressaten des Briefes Guido von Bo-
logna, den es gar nicht giebt.
454 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
Verwandten des französischen Königshauses, den er an der päbstlichen
Curie kennen gelernt und mit dem er in Briefwechsel gestanden zu
haben scheint (Cancellaria Johannis Novifor. Nr. 81).
Wie ich glaube, kann man aber auch ohne äussere Zeugnisse
aus inneren Gründen noch eine Verbindung des deutschen Hofkanzlers
mit jenem Florentiner Humanistenkreis erschliessen, der vielleicht
ftlr die Propaganda der neuen Ideen mehr gethan hat als die grossen
Häupter selbst: ich meine die Augustiner-Eremiten von S. Spirito.
Die Augustiner-Eremiten waren, wie oben (S. 326 f.) bereits aus-
gesprochen wurde, die eigentlichen Erneuerer des Augastinismns. Die
'Doctrina Aegydiana*, die Lehrweise des Aegidius Romanus, des
4)octor fundatissimus \ zeichnete ihnen im Allgemeinen die Bahn
vor, auf welcher sie sich von der peripatetischen Psychologie der
scholastischen Schulwissenschaft lossagten und der PI atonisch- Augnsti-
nischen wieder zustrebten. * Der Orden hatte seine Haupstützponktc
an den Universitäten Paris, Padua, Toulouse, Bologna; er bldhte
in Italien und Frankreich. Bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts
vom Rhein, laut glaubhafter Ueberlieferung von Cöln und Mecheln
aus, in Deutschland sich niederlassend fassen die schwarzen Brttder
früh und überwiegend gerade im östlichen und nordöstlichen Theil
des Reiches Fuss: in Thüringen, Meisseu, Sachsen, der Neamark,^)
und besonders auch in Böhmen (Frind, Kirchengeschichte Böhmens 2,
303 ff.; Böhm, Archiv f. Kunde Österreich. Gesch. 1852. Notizenblatt
S. 232 ff.). Hier war zuerst das Kloster Stockau, dann 1262 S. Benigna
(oder Insula), ^) 1263 Schopka, 1285 S. Thomas auf der Prager Klein-
seite, 1288 Tauss, 1339 Schüttenhofen entstanden. Einen bedeutenden
Aufschwung nahm die Congregation in Böhmen seit Karls IV. Regie-
rung, der gleich seinen geistlichen Würdenträgem sie auf alle Weise
förderte und ausbreitete. Die vornehme Adelsfamilie der Hasenbnrg
1) Ucbor dio Ausbreitung des Ordens vgl. Kolde, Die dontsche
Augiistinereongregatioii und Joliaim von Staunitz. Gotha 1879, $. 40 ff.
41Hf. : Krfiirt 125«>, Gotha IJoS, Grinmia 12SU, Saiigerhausen vor isoo, Nonl-
zum Kr/bistliuni Prag in näclistor ]>ülitisfluT und kirfhliolier Abhängigkoit
stand, ist ohne Frage von jenen übergangenen KliKstern beeiutlusst worden.
Auch hätte die rniversität Tnig besondere lieriieksichtigung verdient, da sie
früher und uu;hr als Erfurt für dW Bildung der Augustiner gesorgt hat: ein
Beispiel der von hier ausgehenden Beziehungen gewährt der Entwicklungs-
gang des Angelus Dobelin (oben S. Ki.'i, unten S. 45.') f.). Ueber die IJedeutung
des Augustiner-Chorherrn Konrad von Waldhausen und den weitreiehonden
Einfluss seiner Predigt s. unten S. löO.
2) Ueber seine Bibliothek. <lie 1421 von den Ilussiten verbrannt wurde
s. Ungar, Abhandlungen der böhni. (iesellsehaft der Wissenschaften 17S5 2
257; (füttlieb, iMittelaherliche Bibliotheken S. :Jb2, Nr. S'si und Auni/ ' '
von Ronrad BurdacL 455
stellte eine ganze Reibe ausgezeichneter Mitglieder, die in die höchsten
f^oistlichen Stellen berufen wurden und das Vertrauen des Kaisers und
der Prager Erzbischöfe gewannen. 1347 eröffnete Nicolaus von Luna,
der aus dem Thomaskloster hervorgegangen war, die Vorlesungen der
im folgenden Jahre bestätigten Prager Universität als Lehrer der Theo-
logie; am 14. Juni 1351 schenkte Karl IV. dem Thomaskloster wegen
der vielen Verdienste seines Notars und Secretärs Johanns von Neu-
markt, d. h. weil dieser Um darum gebeten hatte, und aus eigener
Liebe für den Orden einen Hof (Pelzel, Karl IV. ürkundenbuch 1,
S. 111). Wiederholt gestattet er den Augustiner-Eremiten durch ganz
Deutschland, bewegliche und unbewegliche Güter zu erwerben und zu
behalten (26. Januar 1353, 4. Juni 1354, 7. October 1360 und öfter:
lluber, Regesten Nr. 1538. 1863. 3352. 3510. 3729. 3930. 3931); am
18. August 1353 erweist er den Conventen in Böhmen die Gnade der
Exemtion vom königlichen Gericht ausser in dem Falle, dass ihr Pro-
curator Rechtsprechung verweigert und in schweren Criminalverbrechen
(lluber, Regesten Nr. 1576). Johann von Neumarkt gründete als
Bischof von Lcitomischl dort ein Augustinerkloster mit Zustimmung
seines Capitels, der Stadt, des apostolischen Stuhles und des Kaisers
am 5. Februar 1356, erlangte für seine Stiftung 1359 vom französi-
schen König Karl einen Theil des heiligen Kreuzes Christi und schenkte
ihm 1360. 1364 und später als Bischof von Olmütz einige Häuser,
Gärten, einen Hof, ein Dorf und beträchtliche J^hreseinkünfte. Von
der fortdauernden Theilnahme, mit der er seine Stiftung auch als
Bischof von Olmütz begleitete, legen mehrere Empfehlungsschreiben in
der Cancellaria Johannis Noviforensis (Archiv 60, Nr. 91. 1'40. 157.
2 1 6) Zeugniss ab. Ob er seine Bibliothek diesem oder dem Augustiner-
kloster bei S. Thomas in Prag vermacht hat, musste ich oben (8. 444)
dahin gestellt lassen. Begraben wurde er in dem Augustinerkloster
zu Leitomischl.') Nicht minder nahe stand er dem Augustinerkloster
bei Brunn (Altbrünn): er bittet zusammen mit dem Markgrafen von
Mähren um Indulgenzen für dasselbe (Cancellaria Johann. Novifor.
Nr. 78); er ersucht den Cardinal von Florenz, wohl Petrus Corsini
(Cardinal 1370, t 1405, s. Gams, Series episcoporum S. 748; Lindner,
(leschichte des deutschen Reiches unter König Wenzel 1, 73. 78), den
Bruder Eb(*rhard, Lector in Brunn, zu seinem Suifragan zu befördern
(el)d. Nr. 87); er empfiehlt dem Bischof von Leitomischl, Albert von
Sternberg, den Prior Augustinus (ebd. Nr. 91): er schreibt wiederholt
an den Prior wie an den Convent des Brünner Klosters (ebd. Nr. 140.
14 L 145. 150). Der Augustiner Angelus Dobelin aus dem Kloster zu
(Jrimina (Kolde, Die deutsche Augustiner-Congregation S. 51) erwarb
sieh als Prager Baccalarius auf die freundschaftliche Empfehlung
.lolianns von Neumarkt an den Cardinal Aimericus, Bischof von Paris,
der sich 1372 in Prag als königlicher Gesandter aufgehalten hatte,
1) Ein Dankschreiben von ihm an die Bilrger einer ungenannten Stadt
(l.eitoniiselily) dafilr, dass sie die Brüder des Augiistinerordens gut behan-
delten, in der Cancellaria Caroli IV. (Neumann S. 193, Nr. 193).
456 Zur Kcnntniss altdeutscher Ilaiidschrift«*" ^
hatte. Und zur Erfränzunp jrleichsam rrncm^^^ ^^^ i>if*»
Frauenkli>tit<*r drr Kremitenrcjrel aus Aiila^^^ j^'^** ' .
denen Lebensjrefahr. lirten A"?^*''. ,Vic\i
Den Aujnistiner-Eremiten mns> man dif ri-g"/|' ,^ WcUir^*^^^" .
Chorherren Höhmens jresellrn, obwohl >h^ *^^ .,. ^on ienon «^ '
durch die leichtere Kepl. die ^vita oanonic-a re«^^"»ari> f ranz»»^!^*^ \
schieden. Sie haben noch bestimmter ihr A <»rnuu ^ ^^^en (^- f J
Orden. Aus Avijrnon hatte Johann von 1 >ri»>-ic- "^"^'^^^ ^,^^^^ beni«>^ ^
8ap:t wurde, die ersten l^rüder nach Uaudiiitz »'^ ^A .« <^pript<»^^*!^/^,
ihnen 'libros
bohemicarum
liehen
llauptci
in der
(Huber, Hefresten Nr. t)«>5y), dem er dann ^\^^ o958 68B0. '^^^*^
vielfache (iunst erwies (vgl. IJuber. Keßesten ^^- "^ '^ proP-^tei zu 1
linnen' Nr. 5).M Filialen vnn Knrlshof wiii-*!^" ^"^
U.). .H2V ;n-2) vnn i:iSü: rr(Mlif;tciMlr> Milii' von l-^^r^'^'-^HT ts, ohrii ■ • ■
Konrad von Waldhausen (s. u. S. |:.1L\. 1 ): llnniilieii «y*«;"r.s. J;«;#Ims. -'^"-I':
Honaventnni 'Itinmiriuui nirntis in I)i'uni': Aujrii.-^ ^'""^ *^'«' rivftafr «tri
*I)e conseientia'; (ire^^ors Diah»^' und Morali.i: *'"' > ita «it's_ Joliaiin
Jenzenstein; Schnitten jjrj^^m <lii' Wirlititi-n und ^ ^ •»^«•ii.srr: rin i»riff
Andreas von liriMl (s. L<»srrtli. Uns nn«l Wiclit S. f* ^' "" 'i, ö. ).
:s> Karlshot* «rriindrtr Karl 1\'. zu Klm-n K -«/'•** ilc.s < t'ri»sst'ii . iin'
Ehren aucli in drsst'n (ichurTsort. zu Ni«'diT-Injr»'lb« ''Hj. /;;;, | ,|;|s5 KJiJStff
Augustiner-ChnrluTnn. Sriir f:ut hi')»t Ib>n'irka ii. a.^ ''. s. 27 h«*rvc>r. «I;i?*.s
von Konrad Bnrdach. 457
und (1389) der Convent zn Lissa. Im Jahre 1362 ward Sadska in
ein Augnstinerstift umgewandelt, 1367 das dritte Hauptcapitel in
Wittingau gegrründet. Andere weniger bedeutende Niederlassungen
folgten (Frind, Kirchengesch. Böhmens 2, 318 ff.)')
Die böhmischen Augustiner standen ohne Zweifel in Verbindung
mit ihren italienischen und französischen Bindern. Und wenn wir uns
erinnern, dass Johann, wie sich oben (8. 440. 442) zeigte, Werke zweier
italienischer Augustiner, des Aegidius Romanus und des Simon Fidatus —
und zwar das erstere unter Aufsicht des Brünner Augustiner - Priors
— vervielfältigen Hess, dass er wahrscheinlich die unechten,
Augustin beigelegten Meditationen (Mttnch. Ilandschr. Cod. german.
70, s. Benedict a. a. 0. 8. XXIV f. XXVII), ausserdem, wie sicher
feststeht, auf Karls IV. Geheiss die pseudo - Augustinischen , da-
mals aber allgemein als echt anerkannten 8oliloquia und auf Wunsch
der Markgi'äfin Elisabeth von Mähren das Leben des h. Hieronymus in
Cgieichfalls unechten) Briefen des h. Eusebius, Augustinus und Cyrillus
(s. Benedict a. a. 0. 8. XXVI ff.) übersetzte, so müssen wir in ihm
einen wenn auch unbeholfenen und kritiklosen 2) litterarischen Vertreter
des Augustinismus erkennen und dürfen ohne Bedenken sagen : er wird
in Italien bei seinem zweimaligen Aufenthalt, bei seinem dortigen Ver-
Icehr mit Petrarca, Zanobi da 8trada, seinem Zusammentreffen mit Co-
luccio Salutati auch persönliche Beziehungen zu dem Petrarca befreun-
Tirächtige Keliauiare ; daselbst am 30. December 1 362 einen Altar zu Ehren des
Iieiligen Wenzel, dessen Kaplan böhmisch verstehen imd den zahlreich dorthin
i:)ilgiTnden Böhmen die Beichte abnehmen sollte. Am 15. Januar 1357, dem
< «edächtnisstage Karls des Grossen, wohnte er in der Aachener Kapelle einem
Ciottesdienste bei, sitzend auf dem Stuhle des Gefeierten, mit den kaiser-
lichen Abzeichen und der Krone des Gewaltigen angethan. In diesem Cultus
Karls des Grossen liegt vielleicht der Schlüssel zum Verständniss von
Karh3 IV. Wirken: gleich ienem wollte er ein Zusammenfasser, ein Orffani-
sator , ein König des Hechts und der Einheit sein , wenn er auch die Idee
des römischen Imperiums hatte fallen lassen.
1) Auch an den Augustinerchorherren zeigt sich der enge kirchlich-
2)oliti8che Zusammenhang Scnlesiens mit Böhmen. Erzbischof Ernst von Prag
"führte sie nach (jlatz, indem er dort, wo er seine erste Bildung empfangen
liatte, 1350 ein Collegiatcapitel errichtete, das er mit Kandnitzer Chorherren
l)esctzto. Es zi'ichnete sich durch strenge Kirchenzucht und wissenschaft-
lichen Sinn aus, stand während der Versuche Iler/og Albrechts V. von Oester-
reich, die Klöster zu refomiiren, in lebhaftem Verkehr und wechselseitigem
Austauscii der Brüder mit Wittingau und d(;u österreichischen Stiftern Dürren-
stein und St. Dorotheen in Wien, und brachte eine nicht unwichtige Kloster-
chnmik hervor (Lorenz, (Jeschichtsquellen^ 2,237. Wattenbach, Jahrbuch ftir
vaterlüntllsche (Jeschichti^ 1, 215 ff.). Von dem ganz und par im Banne der
^leutschen Bihlung des Karolinischen Kreises stehenden Ludolf, dem Abt des
Augustiners tittes zu Sagan war oben S. 33r>f. die Rede; Beziehungen dieses
Klosters zu .Johann von Neuuiarkt erweist die aus <ler dortigen Hibliothek
^tiunnlen(le Handschrift seines Fonnelbuchs von 1301 (jetzt in der Breslauer
rniversitätshibliothek), über die Pahn, Wagners Archiv filr Geschichte deut-
scher Sj)rache und Dichtung 1, 2:»4 und Benedict a.a.O. S. XXIll berichten.
2) Was die Kritiklosigkeit betrifft, so <larf man nicht zu streng darilber
urtheilen. Auch Petrarca hat es nicht verschmäht, die unechten Excerpta
>5euecae in seinem Buch *I)e remediis iitriusque fortunae' uachziiahuien.
458 Zur Konntiii.ss jiltaiMitschor Ilaiulscliriftcn etc.
(leten Kreise italienischer Aupistiner-Eremiten f;ehnht haben. 1^^^
umtasste Dionijri da Horj^^o S. Sopolcro (s. oben S. 326), ei>t in ^^
dann am Hofe Roberto von N«*apel. Bonaventura Padiiariu!». sei •^-
in Holo^nia. Hunt^emblantes l*aduarius, ') vor allem Lui^i de »-^
sij^li, das Haupt der Akademie zu Florenz im Kloster '";• ^P\"^''^^
siji^li versammelte hier eine Sehaar humanistisch gebildeter - -
um sich zu freundsehatTtlichem Verkehr, zu lebhaften Disputationen^ '^
bestimmte, vorher anjrezeijrte wi>senschaftliche Themata, **^^V^
schwiirmerischer Cultus der drei prussen Florentiner ^ ^^^*^ ' , i -. .,
Boccaccio die Weihe ^ab.^) Auch Boccaccios nächster Freund, dem >
8eine Hflchersamnilunjr vermachte, der Au«::ustiner Martmo " ^
(Körting:. Hoceaccio 8. 354 ff.), Coluccio 8alutati, Roberto de ^» ■'^
Niccolü Nicci.li nahmen daran Theil. Seim- Lebensstellung, ^ein ^^
hilltniss zu Kirche und Humanismus, seine litterarische 'r"**!*^ L^
alles rückt «r(.rade Marsijrlj dicht nel»en Johann von ^^'^™*f , ..^^^
sind überwiejrend theolopsch gelnldet; beide vereinigen die kla:»M. ^^^
Studien mit tMuem innijren Verhältniss zum Christenthum; "^*^*^ . ^,
ehren den Au-ustin. bi'ide sind einer Kef<>rm des ^^^^^**''^^*p, !,rit
prcnei^-t; beide le^^n das j^-rösste (iewicht auf kunstvolle ^^y''^
beide bewundern Petrarca auf das höchste; beide bedienen mc
ihren Schriften nicht allein der lateinischen, sondern ^^^^*^^^ "f jj.ni
sprachen. Wenn Boccaccio l)estimmt, dass seine Bibliothek nac
Tode Martin(»s dem Aujrustinerkloster S. Spiritt» zufallen.^*) t ^\er-
weder dort oder in dem Au«j:ustinerkloster zu Certaldo ^^^^^^"^ .,.
den sulle, >o <*rinnert auch "das drin«rend an die gleichen testame
rischen Anordnunj^en Johanns von Neumarkt.
Für die Geschichte der «ceistijren und relipösen Bildunp: im ^^^^^
alter der Reformation erhellt sich hier, wie mir scheint, eme n
Auficalxs <ieren Lösunfr nicht un])edeutenden (Gewinn vcrspnc
Welcher Art ist der Antheil der deutschen Augustiner an üe
Einbürj^^erun- der klassisclien Studien, an der Vertiefung des kircn-
lichen Lebens, an der Ptle^e der deutschen Litteratur ? ••) Gewiss raus
1) Budiiiszkv, Dio Universität Paris S. isi f. Werner, Die Scholastik
des spättTon MittclaltiTs .'{. II Anni. „, ^ ,
2) W'hvT M:irsi;rli v^-1. Mihiis. Ainhrosii TraviTsarii Kpistolae. 1; lorenna
1759 an den im IJc^n.strr s. v. Marsilius nacli^^'wicst'iirii Stellen; liraOOM;w.
Storia <U"lla Icttrratiira italiana. Koma IT^o. .\ 102. 14-111*. retnirea, l>P.»si-
S«Miil. i:>. r». 7 (TrarasM'tti hrttm- s.Miili 2. 417 tV., l>o.**iHnlers 427 ft.); > oiP;
WitMlorbrh'lmiijr- I, UM tV. 'AWlW: Zauil»rini. Kc opore vol^rari :i stanipaufi
sec(.li Xlll (• \iV. Kdi/ioiH' (piarta. lioln^rna ls7s. .^. «;.M . i;r.2; L. <^^;»P^^•
KenaissaiuM' uml Himianisnms in Jraliin um! DrutscliIaiHl. l^erlin ?^^2, >^- •^•
(Ja>i)ary a. a. (). 2. jm; t*. liöl: KU'tto, IW-iträp' zur (Jfsrhii-hto und J.ittemtur
der iraiitMiiseluMi «Jflclirri'nreiiaissaiM'e 11. (ircitswald l^'^^^ S. Id ft'.
:i) UcbtT i\vn n-iclilialti^^i'n Katalo^r drrsi'UM'ii v«)n 11.50 -1-ir>l *• ^•*^/'J"
lieb. Mittt'laltiTlicho IJililiothrki'ii S. 2o()ir.; (iuldiiiaun. Ctwitralblatt 4, V^9.
Hl ir.
•1) l.'t'biT den Loop^dd, Li'stiiitisttT di*s Anjrnstinerorileiii? in Wien, drr
unter andt*rein ilis.") oin Loliju'd auf Ilcr/i'jr Albnclit 111. von Oesterreieh ver-
fasstf, s. Lorrnz. (u'M-liii-lirs(imlK'n'' 2, lo'J.
von Konrad Burdach. 459
cian mit Kolde früheren Uebertreibungen entgegentreten und sich hüten,
lic Eremiten ohne weiteres zu Gesinnungsgenossen Luthers zu stempeln,
^ber für die Ueberwindung der alten Schultheologie haben diese Con-
^entc der Eremiten wie der Chorherren, denen die Abneigung oder
)pposition gegen die Franciscaner und Dominicaner gemein-
am war, doch mächtig beigetragen: die Namen Plato, Augustin, Pe-
rarca bezeichnen deutlich genug die neuen, wirksamen Elemente ihrer
rhätigl«it, und einem Marsigli, Konrad von Waldhausen,*) Aegidius
^on Viterbo,^) Staupitz darf ausserhalb des Ordens in einigem Abstände
luch Karls IV. Kanzler als ein mitstrebender Genosse an die Seite
reten. Wiedenim also werden wir gedrängt, Johann von Neumarkt
nit Coluccio Salutati zu vergleichen, dem Zögling der Augustiner von
h Spirito, dem Kanzler von Florenz.
Und nach Florenz als einer Quelle der auf ihn wirkenden Ein-
iüpsc führt eine andere Erwägung. Dort in der mächtig aufblühenden
Vrnostadt hatte sich zuerst auf italienischem Boden eine lebhafte
>chreibthätigkeit humanistischer gelehrter Sammler und ein selbständiger,
ron den Universitäten unabhängiger Handschriftenhandel, eine fabrik-
nässige Handschriftenanfertigung im Dienste humanistischer Bestrebungen
entwickelt (Kirchhoff, Uandschriftenhändler 2 S. 32 — 39. 44 ff. ; Wat-
enbach, Schriftwesen ^ S. 410. 468 f.). Das Beispiel, welches hier
n grossem Stil gegeben wurde, hat wohl auch die von Johann von
^Jeumarkt planmässig geleitete Schreiberthätig^eit angeregt, die, wie
»vir oben (S. 437 ff.) sahen, den neuen wissenschaftlichen Interessen
vorarbeitete. Doch war auch hierin besonders sein Meister Petrarca
/orangegangen, der sich ganz regelmässig seine Hausschreiber hielt
1) Augustiner-Chorherr aus dem Stift Waldbausen in Gestenreich ob
der Enns, von Karl IV. flir die Pfarre an der St. Galluskirche in Prag ge-
wonnen, dann Pfarrer der Augustiner in Leitraeritz, endlich wieder in Prag
(seit 135S) als Pfarrer an der 1 eynkirche, einer der hervorragendsten Kanzel-
redner des Zeitalters, durch seine Bekämpfung der Bettelmünche , des Reli-
quiendienstos, des Luxus und Wuchers, der Verderbniss des Clerus und den
ovangelisclieu Cliarakter seiner auf praktisches Christenthum zielenden Pre-
digten ein wirksamer Balinbrecher der Erneuerung des kirchlichen Lebens
(Linsenmayer. Geschichte der Predigt in Deutschland 8.464 f.; Loserth, Hus
und AViclit' S. 4o ff. *ii\{\ ff.). Er verdiente eine genauere, monographische
Würdigung. Im Jahre l.M(;2 war er laut Antrabe in einer Abschrift seines
Briefes an den Biscliof von PiLssau Prediger bei der 'riiomaskirche der Prager
Augustinereremiten (Loserth a.a.O. »S. *2(iO, Anm. a) und \'M)4 richtete er an
deu Vorsteller dieses (-onvcnts ein Sclireiben, das Meneik in einem mir un-
ÄUgünglielien Aufsatz (Abhandlungen der k. (iesellsohaft der Wissenschaften.
BcL n. Prag \bb'l) abiLredruckt hat. Von seinem Angriff gegen die Mendi-
cauten fiililten sieh aucii die Aui^ustiner-Kremiten getroffen, die ilm in sechs
Puneten bei dem Erabiseliof verklagtt^n (Palacky, Oesehiehte von Böhmen A,
103). Seine vor Prager Studenten gehaltenen Predigten waren handsclirift-
lich in Br)lunen, Mähren, Oesterreieli, Tirol, Schlesien^ bis nach der Schweiz
verbreitet (Loserth a. a. 0. S. 42. Anm. .">); seine Postille wurde noch im 16.
Jahrhundert abgesehrieben (Friedjung, Karl IV. S. 171, Anm. 8).
2) Ueber ilin K. Werner, Seliolastik des späteren Mittelalters 3, 17;
(;othein. Die (^ulturentwicklung Süd-Italiens. Breslau l*>s«, S. 45:» ff.
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von Kourad Burdaclu 461
Ihm ist an Rienzos, mehr aber noch an Petrarcas lateinischer
Schriftstellerei ein neues Ideal des Stils aufgegangen, dem er mit
demüthig inbrünstiger Verehrung unter Aufbietung aller seiner unzu-
reichenden Kräfte nachstrebt. Er berauscht sich an der lateinischen
Prosa in den Episteln und Tractaten seines I-iehrers Petrarca. Gleich
ihm sieht er in (Mcero das höchste Vorbild: als er Petrarca seinen
ersten Brief schickt, wünscht er, dass seine Sprache in die reine
Flüssigkeit der (Kastalischen) Quelle des Parnass und in das Nass des
von Pegasus erzeugten Bachs (Hippokrenc) eintauchen und die üppigen
Früchte des Helikon und des Delphischen Apollo liebliches Räucher-
werk kosten möge. Er ruft des Phöbus Uelligkeit an, dass er die
dunkeln Winkel seines Innern mit Klarheit rein mache, Mercurs Freund-
lichkeit, dass sie das Plectrum seiner Zunge zu angemessener Bewegung
leite. Er würde, wenn der Tisch des Meisters einen Brief spendete,
sich daran entzücken wie an einem köstlichen Gastmahl unid von dem
Nectar seiner poetischen Beredtsamkeit trunken werden. Dieser 'flos
rhetoricus*, diese 'poetalis' oder wie er auch sagt, ^Tnlliana fa-
cundia' ist es, was er bei Petrarca sucht und findet. In immer neuen
Wendungen rühmt er an dessen Briefen und Schriften die *verborum
sublimium mellica dulcedo', die voll nur ein Virgil, Lucan oder Ovid
würdigen könne, den ^comptissimus Stylus \ den 'sermo cultus\ die
'venustas', den ^locuticmis lepor*. Wiederholt nennt er sich seinen
Schüler, aber er fühlt seine tiefe ünterlegenheit lebhaft. Stets aufs
neue hebt er seine Mncompta grossities', seinen Mncomptissimus Stylus^
seine 'humilitas', seine 'rustica barbaries* hervor. Von den üeber-
irdischen ('a Superis') scheint ihm Petrarca besonders begnadet zu
sein, und Angesichts der von seinem Munde strömenden Tiefe des
Wissens ('in profunditate tam sublimis scientiae') geräth er in Verlegen-
heit: auf germanischem Schnee geboren ('germanicis nivibus natns^
erröthet er über seine Plumpheit und verzweifelt, dem Meister gleich-
zukommend) Er kommt sich dem gekrönten Poeten gegenüber wie ein
schäbiger Schulmeister ('scabiusus grammaticus ') vor: jener, der sich
am Anblick der Matten des Parnass und der Rosen, Lilien und duften-
den Blumen des Helikon ergötzt, den die aus dem Kastalischen Quell
sich verjüngende Schaar der Jungfrauen (Musen) umschmeichelt, werde
sich von seinen Dornen und Unkraut mit Ekel abwenden. Den heili-
gen Dichter ('sacer poeta') nennt er ihn und giebt damit als Erster in
Deutschland ein Stichwort aus, das den Dichterbegriff der gesammten
Renaissauce bestimmt hat, das im 17. Jahrhundert in den Lehrbüchern
der Poetik zur gravitätischen Grimasse erstarrte und dann im 18. Jahr-
hundert durch Klopstock und die Originalgenies mit neuem Leben er-
füllt wurde. Bisher habe er sich zu dem Collegium der Notare ge-
rechnet, aber jetzt, da er Petrarcas Briefe gelesen, könne er kaum
unter den Elst^jrn einen Platz behaupten; denn im Vergleich mit des
1) Dieser Satz steht in dem oben (S. 451 Anm.) erwähnten Brief, dessen
Adresse die llaudschrifteu verscbiedeu augeben.
462 Zar KcnutnisH altdeutHcher IlAndschriften ete.
MoLsters Stil sei der seini^e von aller menschlichen Sprache entf^
('ab liumanac vocis eloquiu alienus'). ^
Petrarca selbst hat sich über diesen KnthuÄiasmus der Selb*
erniedri^nf; ein wenijic lustij? jremaclit und Johanna allzustarkcn K»»
muth zurück<?ewi<j8en') (Kpistol. de rebus famil. lib. 23. 10, hei '"^
setti 3, 209 f.). Aber die deutsche Uenaissance hat h\» ins H^- J«'
hundert vor lauter Hewunderun«? der ausländischen Muster des Kl»
cisnius an dieser tibertriebenen Demuth, diesem Mangrel des ^^
vertrauen« j^elitten. Neben den üblichen humanidtischen Lnibredei ii
jede Provinz und Stadt, ja jeden Herrensitz Deutschlands , in dfi«
ein mumienhafter Patriotismus sein Wesen treibt, rejrt sich immer off
lähmende. Zweifel an der Kraft, mit den fremden T^itteraturen weneif«
zu können. Es war der alte Dämon des deutschen Uumanismu^. a«
Goethe in Italien die bittern Worte über die deutselie Sprache, «•
schlechtesten Stoff, zuflüsterte (Venetianisc-he Epijrranime 29. 76i.
Was Johann von Neumarkt so reden hiess, war der flberwaii-
jrende Ein<lruck, den die neue, halb bejcriffene Welt des junjreu Hm*
nismus, den besonders der Schauplatz seiner Thaten . Italien aufi»
machte.
In der oft «genannten Klajrenfurter Sammlunj? findet ^^^** ?[
Brief, den er bei seinem ersten Besuch Italiens nach Hause schnw
(Arch. f. Österreich. (Jesch. 68, S. 95 Nr. 111). Ein ühersehwänffhcbft
Entzücken athmet darin. Mit einem feierlichen re«^elrechten Hexameter
leitet er seinen Jubel ein. Das j?oldene Zeitalter, das Paradies, d»
llespendenj,'ärten f^laubt er dort kennen «relernt zu haben. Und du
tiefe innere Errejrunjr sucht er durch die Fülle der Worte , in der «
das Wesen antiker Beredtsamkeit erblickte, durch niiufunjr vim S)"»
nymen jCuszudrücken. Dies Schreiben hat eine weit «geschieht liehe B«
deutunp'^): zum ei-sten Mal sieht hier ein Deutscher Italien mit a
Aujcen der modernen Zeit und redet dav<»n mit jt'iiem EnthusiafflBi
aus dem die deutsche Renaissance entsprunj^en ist. Johann von »<
markt ist dadurch der «reistijre Ahnherr aller der Tausende, die
1) Duell darf* man das nieht zu ernst nelimen. Zu den Hausmittelc
der Imnianistischeu Epistoloj^apliit- gelir»rte von vornlu»rt'in das Coiuplmi
auf eigi'iie Kosten d. h. die Holohijrun^ des Freundes odtT i;i>nners und
eigene llerabsetzunjf, und dann wieder die Zurüekwei.suug^ der |2^1eiclien Sei
ankla*ren des Partners. So vertahrt IV-trarca selbst.
2) Als eine der wirlitijrsten Urkunden tür die (ieschiclite der dent»
Kenaissanee. euhnrj;:esrhiehtlieli und stilj^eschiehtlieh gleich bedeutsam,
der Brief liitT toljft'n: 'Salve tVsta dits toto vi-nerabilis evo, qua gK
nieos versus tVliccm Ytaliani lineavi. lelix itaque ista liora, qu:i ad ta
divifias seandere didiei ae Sfdoni nieani in altuni ponere iiou verebar,
nimiruni felicis teniporis constellaeio Jovialis. quem tantu bouoruui eop
Ytalia aspeetu beatissimo di'eomvit I Nam cum prideni gadt's (Grenzen) V
• •• I... wl-l .. -_-1 '•
iuxta arbitrium voluntatis".
von Konrad Burdach. 463
auf unsere Taji^e über die Alpen jijestiegen sind und ihre Eindi-ticke
entzückten Briefen in die Heimath anvertraut haben; *) ein Ahnherr
auch jenes Grössten, der mehr als vier Jahrhunderte später der p^eliebten
Frau in Taj^ebüchern und Briefen von seiner Erzieherin Italien be-
richtete. Und merkwürdige, wie unj^eheuer der Abstand zwischen
Karls IV. Hofkanzler und Goethe auch sein mag: um den Italien ver-
dankten inneren Gewinn zu bezeichnen, greifen sie beide fast zu dem
nämlichen svmbolisclien Bilde. Der Eine will auf Lastthieren Edel-
steine, Perlen und andere Kleinodien aus dem Lande der goldenen
Aepfel helmführen; der Andere träumt, von einer fruchtbaren, reich
bewachsenen Insel Fasanen, Pfauen, Paradiesvögel auf seinem Kahn
an den sicheren Landungsplatz zu bringen (Italien. Reise, Bologna
19. October 1786, Hempel 24, 98; vgl. Reistjournal an Frau von
Stein. Weimarische Goethe- Ausgabe III, 1, S. 306).
Wie weit auch andere Mitglieder der Reichskanzlei von dem
Aufenthalt in Italien innerlich ergi'iffen und beeinflusst worden sind,
lasse ich dahin gestellt. Von einem möchte man es als gewiss an-
nehmen, Johann von Gelnhausen 2) (s. oben S. 156 ff.), der am I.Juni
1369 in Lucca am kaiserlichen Hof war (Huber, Regesten Nachtr.
Nr. 4745),-*) aber doch wohl auch von Nicolaus von Kremsier und
Wilhelm Kortelangen (s. die Anmerkung), die beide Johanns von Neu-
markt litterarische Neigungen theilten (oben 8. 331).
Die Wirkung der neuen Cultur, welche dieser aus den Schriften
und Gesprächen Petrarcas, Rienzos und ihrer Landsleute kennen ge-
lernt und die er dann unter südlichem Himmel mit der italienischen
1 ) Schilderungen Roms von Deutschen rief iui 1 5. Jahrhundert Fried-
richs lll. Kaiserkröüiing hervor: eine von dem Stoiermärker Andreas von
Lapitz, eine andere von dem Oesterreicher Caspar Encukel (Lorenz, Geschichts-
quellcn^ l, 227. 2, 30(5 f).
2) Sein Formelbuch zeigt im Stil humanistische Elemente; seine her-
vorragende Kenntniss des römischen Rechts erwarb er sich vermuthlich an-
geregt durcli den Umgang mit italienischen Legisten in Italien. Auch die
künstlerische Ausschnuickung des von ihm hergestellten Stadtbuchs zeigt ilm
als Schiller des Hofkanzlers. Nähere Untersuchung der Miniaturen wäre zu
wünschen.
3) Am 28. October 1354 ist Rudolf v(m Friedberg in Feltro (Ruber.
Regesten Nr. 1037, Nachtrag zur Kanzlei S. 829), am 15. December Angelus
von Aretio in Mantua (ebd. Nr. 1954, Nachtr. S. 829), am 28. April 1355 der
Registratur Ilertwicus in Sieua (ebd. Nr. (»809), am 8. Mai der Registrator
Wolpertus und Johannes Eystetensis in Pisa (ebd. Nr. 68 II), am 19. Mai Nico-
laus de Kremsir (s. oben S. UM) in Pisa (ebd. Nr. 6*»17); am '29. Juli 1368
Johannes de Montabaur und Johannes Lust in Mantua (ebd. Nr. 4(;70), am
12. August Nicolaus de Poznania und Johannes Lust in Modeua (ebd. Nr. 4673),
am 24. August Petrus aus Jauer hi Modena (ebd. Nr. 4680), am 6. Februar
1369 Petrus Scholasticus von Lebus in Lucca (ebd. Nr. 7277), am 12. März
Registrator Wilhelm Kortelangen in Lucca (ebd. Nr. 7282). Ausserdem weilt
der kaiserliche Notar Theodor Dechant von Breslau, vielleicht identisch mit
Theodorich Damerow (s. oben S. 437), Februar 1361 in diplomatischer Mission
zu Rom (ebd. Nr. 7044).
464 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
Luft bejnerif? einpesofi^en hatte, suchte er in der Ileimath zu repri^s-
ciren. Ks geschah, soviel ich selie, in tilgender Weise.
ZuniicliHt strebt er seineu lateinischen 8til immer mehr drm
Ideal, d.h. dem giHtlichen Tullius anzunähern. Verschiedent* Min«l
sollen ihn dazu führen: vor allem die Steigerung? der Wurtffllle. der
'copia verborum'. in <ler er offenbar den Uauptschniiiek der „poetiächcB
Beredtsamkeif sucht. Kr bildet die Häufung der 8 vnon vmen is
zwei-, drei- und mehrgliedrigen Verbindungen, die fortan ein dauernder
Besitz erst der lateinischen, dann der deutschen Kanzleisprache wbt-
d(*n und auch von da aus in die Prosa des 16. und 17. Jabrhunderi:
eindringen, und die Umschreibung eines Begriffs zur festen Manitr
aus. Beispiele bietet jede Seite der Cancellaria Caroli IV. und Johaams
Noviforensis in FtlUe, auch die von mir ausgehobenen Stellen. Er
sucht durch Verschrilnkung der Wortstellung den antiken Numerus
zu erzeugen. Er trachtet nach complicirten Perioden. Er bemüht
sich, die Kleganz, die Urbanitüt des Ausdrucks durch Metaphern
und Wortspiele zu vermehren. In beidem ei*scheiut er dem moderaei
Geschmack besonders barbarisch und mittelalterlich. Aber man musei
um darüber urtheilen zu dürfen, Petrarcas und Kienzos Latein wirklick
gelesen haben. Dann erkennt man, dass auch hierin Johann nur die^-s
Mustern folgt.') Petrarca, obwohl im Ganzen nicht so schwülstig al>
Bienzo, watet doch gelegentlich, z. B. in Dedicationen, durch eine Flath
von Metapheru.
Am augenfiilligsten tritt der humanistische Charakter von Johanns
lateinischem Stil hervor in der Manier der gelehrten Anspielung,
sei es mit Beziehung auf Personen und Ereignisse der antiken Mvtbolu^V
oder (leschichte, sei es in der Form des Citats antiker Schriftsteller.
Proben davon enthalten z. B. die oben (S. 4(31) von mir analvsirteo
Briefe an Petrarca. Aber nicht minder die Cancellaria J oh annisNovi-
forensis. in welcher besonders der Brief an den König von Un^^am
(Nr. 57) und an den Kaiser (Nr. 60) den ganzen humanistischen Apparat
in Bewegung setzt. Da wirbeln denn Prunkworte durch einander wie
*Musa pyerides' 'pegazei Huminis dulci nectare aut uobilibus aquis e
fönte castalio' (castellio Ils.) 'Lethei tluminis', ^montem hymetium thvmi
fragrantem', 'nnisarum eliconios colles seu latices parnstzei bicipitis':
da werden Julius Caesar, T*ompeius, Cato, Brutus, Fabricius, jeder mit
der ihn charakterisirenden Eigenschaft, als Zeugen vorgerufen. Aber
-, von .lohaini naeligealiintes Wortspiel Kieuzos führte ich bereits
oben (8. 449) au. Kin anderes knüpft Petrarca an den Namen des Sacramore
1) Kin
di l'ommiers (s. oben 8. 452 A. 1). den er als '.sacer ann)r* deutet: sowohl iu dem
Kuipfehlunfjssflireiben llir denselben an den Kan/Jer als in dem au den Kaiser
(De rebus tauiil. Hb. 21, en. 5. 7, Fraeassetti 8,(14. 07) schwelgt er geradezu in
dieser Etymologie. DjLsselbe Wortsjiiel tindet sieh in der Caucellaria Caroli IV.
(Neumauu Nr. 212) in einem Briefe, den der Kanzler an Sacramore richtet
sowie in einem 8ehreil)en an Petrarca (Mehu.s a. a. O. ep. 6 am Ende,
S. CCXXIII). Ein Wortspiel mit dem Namen des Veuetianischen Kanzlers
Beninteudi (beuo iuteudens) Epist. senil. 3,1. Vgl. auch Kürtinir Petrarca
*S. 5G» Aum. 1.
von Konrad Burdach. 465
mit diesen Reminiscenzen mischen sich friedlich alttestamentliche.
lu dem Brief an den Kaiser werden neben antiken Namen Saul, David,
Isaak, Ismahel genannt. Anch der Eingang zur goldenen Bulle arbeitet
mit denselben Mitteln: das Eröffnungsgedicht in Hexametern bittet
Gott, sein Volk zu bewahren vor einem Hinabschreiten in das Reich,
wo die Erinnys herrscht und Alecto nach den Gesetzen gebietet, die
Megaera abfiisst. In der für Karls IV. Politik so ausserordentlich lehr-
reichen Betrachtung über das Verderben uneiniger Reiche, die darauf
folgt, braut Johann von Neumarkt aus christlichen und humanistischen
Elementen ein Stück gedankenvoller Geschichtsphilosophie. Die dämo-
nischen Mächte der christlichen Auffassung werden apostrophirt : die
Superbia, die Lucifer gesttlrzt, Satan, der Adam aus dem Paradies
vertrieben, die Luxuria, welche Troia zerstört und Helena ihrem
Gemahl abtrünnig gemacht, die Ira, welche Rom durch den Btlrger-
krieg zwischen Caesar und Pompeius zerrüttet, die Invidia, die das
christliche römische Reich vergiftet hat. Daraus wird dann die Noth-
wendigkeit hergeleitet, den Gefahren künftiger Theilung und Uneinig-
keit durch die Bestimmungen der goldenen Bulle entgegenzutreten.
Jenes Gedicht ist fast ganz entlehnt aus des Sedulius Paschale Carmen
(1, 53 — 61, Migne Patrolog. latin. 19, S. 558 f. Recens. Huemer, Cor-
pus scriptorum ecclesiast. latin. 10, S. 19 f), aber gerade die antiki-
sirenden Verse von den Erinnyen fehlen in dem Vorbild, scheinen also,
falls sie nicht anderswoher entnommen sind, freie Erfindung des huma-
nistisch denkenden Vorredners der goldenen Bulle. Die Thatsache
aber, dass ein Dichter des 5. Jahrhunderts, dass gefade jene Dichtung
benutzt ist, welche die Heilsgeschichte nach den vier Evangelien zum
Gegenstand hat, verdient volle Beachtung. Wie Petrarca und der
älteste Humanismus, so studiren auch Johann von Neumarkt und der
Karolinische Kreis mit Vorliebe gerade die frühchristliche Litteratur:
Lactantius, Hieronymus, Augnstin, Sedulius. Und sicherlich haben
diese Studien, die dann auch auf die lateinischen Autoren des karolin-
gischen Zeitalters ausgedehnt werden, in gewissen archaischen Ele-
menten der kaiserlichen Kanzleisprache unter Karl und seinen Nach-
folgern ihren Abglanz gefunden, i)
Welche antiken Schriftsteller Johann von Neumarkt gekannt hat,
wird sich vielleicht feststellen lassen, wenn über seine Bibliothek
Näheres ermittelt werden sollte (s. oben S. 445). Aus seinen eigenen
Erwähnungen ergiebt sich, dass er Cicero, Virgil, Lucan, Horaz ge-
lesen hatte. Dazu muss man ohne Weiteres aus allgemeinen Gründen
Livius, Valerius Maximus, Seneca stellen, die dem ganzen Karolini-
schen Kreis vertraut waren. Von Petrarca hat er ersichtlich mehrere
Werke gekannt: das Buch von den berühmten Männern, über das er
1) Das im Einzelnen nachzuweisen, bleibt besonderer Untersuchimg
vorbehalten, Archaisirender Tendenz und zugleich dem oben gekennzeich-
netou Streben nach Wortfiillo entspricht die in Karls Kanzlei seit seiner
Kaiserkrünnng eingeführte Formel *divina favente clenieucia Romanorum
Imperator' statt des vorher üblichen 'de! gratia'.
Vm. IG. u. II. 32
466 Zur Kenotniss altdentscher HandBchiiften etc.
in Mantua mit Karl IV. nnd dem Dichter iresprochen hatte (% oks
8. 339. 450) und um dessen Zusendung er dann später (1357) im Naaec
des Kaisers und im eigenen bittet (Friedjung a. a. O. S. 323), und d«
Tractat 'De remcdiis utriusque fortunae'. Ihn nebst einer anderen Kiste
von Heilmitteln Calia arca grata tua pigmentaria'), d. h. Handschrift^
bittet er den Dichter mitzubringen, als er ihn, eine Einlidmig di!$
Kaisers unterstützend, auffordert, nach Deutschland zu kommen.^ Das
Johann Theile der beiden genannten Schriften, die in volbtindiecr
Form zur Zeit der Abfassung der angefltthrten Briefe noch nicht tct-
öifentlicht waren, wirklich gelesen habe, kann ich nicht beweiio.
halte es aber für höchst wahrscheinlich. Fest steht hingegen seiie
directe Kenntniss der Eklogen Petrarcas, die dieser ihm 1361 als den
Ersten, der sie erhalten habe, tibersendet (Epist de rebns fam. lib. 23.
ep. 6, Fracassetti 3, 203). Den Commentar, ohne den diese Dichtan«:«
nach Petrarcas eigenem Geständniss ein Käthsel bleiben (Variar. ep 4i
Fracassetti 3, 410 f.), hielt er zurück und versprach ihn erst zuliefen,
wenn Karl IV. seinen politischen Forderungen nachgekommen wiit
Der Kanzler klagt dann in einem Briefe (Mehus a. a. O. ep. 4, S. CCXXIli.
dass ihm das Verständniss der Idyllen gänzlich verschlossen sei, mi
bittet inständig um die nuth wendige Erläuterung, was wunderlicher-
weise Voigt, Wiederbelebung ^ S. 2, 272 als einen Beweis för seine
Unfähigkeit, Petrarcas Poesie zu würdigen, aufgefasst zu haben scheint
Naiv im höchsten Masse und zugleich merkwürdig als Zeichen de«
riesig steigenden Werthes der Poesie bleibt jedenfalls Petrarcas Ver-
such, durch Vorenthaltung jenes Commentars auf die Entschliessnng
des Kaisers einen Zwang ausüben zu wollen.
Ohne Zweifel hat Johann von Neumarkt auch Briefe FetrarcÄS
und poetische Episteln sich abschriftlich zu verschaffen gewussL
Fahndeten doch damals alle Freunde der neueren Eloqnenz geradezD
mit Leidenschaft auf die Kundgebungen der Petrarcischen Epistolo-
graphie und sorgten durch Vervielfältigung für ihre Verbreitung.^)
1) Friedjuiig a. a. O. S. 315 verlegt dieses Schreiben in den März 1361
und meint , da.ss die gewülmlicbc Annahme , Petrarca habe die Kemedia am
5. ()ct4)ber i'M'A> beendigt (so Körting, Petrarca S. 542, Gaspary, Gesch. d.
Vollendung bereits einzelne Abschnitte, die ja alle in sich geschlossene Ein
lieitcn sina, näherstehenden Personen mittheilte.
2) Francesco Nelli, Petrarcas Simonides, berichtet, wie dessen Briefe
von den Empfangern mit grösster Freude aufgenommen, an Freunde weiter-
gegeben, sorgfältig gesammelt wurden, (bleich ilim sammelten Barbato von
Snlmona, der venetianische Staatskanzler Benintendi de'Ravagnani und ein
Anonymus, Secretär des"; Dogen von Venedig und vielleicht mit Paolo di
Hernardo identisch, Petrarcas Briefe. Die beiden Letzten veranstalteten die
Sammlung der Epistolac variae, die Petrarca in sein Briefbuch nicht aufge-
nommen hatte. Sie vereinigten mit ihnen aber auch Briefe aus Petrarcaa
Freundeskreise, sowie eine Anzalil von Schriftstücken, die mit Cola di Rienzo
in Verbindung stehen, und ordneten das Ganze in der Art von Formel-
blichcrn für Kauzleizwecke, indem sie die Argumenta über den Briefen nach
von Konrail Burdach. 467
Was wir bisher an Versuchen Johanns von Neumarkt bemerkten, Pe-
trarcas wissenschaftlich-künstlerische Leistungen sich anzueignen und für
sie Propaganda zumachen, beschränkte sich auf das rein stilistische
Gebiet. Dies ist auch das wichtigste ftir die Anfänge des deutschen
Humanismus. Nur einmal suchte Karl IV. Petrarcas Rath für einen
bestimmten Fall und nahm ihn an: für die Prüfung der österreichi-
schen Freiheitsbriefe, und deren Unechtheit erkannte der Dichter aus
der Betrachtung ihres Stils. In Sachen des Stils galt Petrarca dem
Karolinischen Kreis als unzweifelhafte Autorität, als höchstes Muster.
Aber seine stilistische Wirkung wurde, unmerklich beinahe, auch zu
einer litterarischen. Wenn wir die epistolographischen Sanmilungen
seines Schülers, des deutschen Uofkanzlers, mustern, so gewahren wir,
wie hier Versuche gemacht sind, den lateinischen Brief seines trockenen
geschäftlichen Charakters zu entkleiden und ihn aus der Form der
Urkunde einerseits zu einem rhetorischen Tractat, anderseits zu einer
leichten, durch Scherz gewürzten Conversation über alitägliche Dinge,
ganz persönliche Angelegenheiten zu erheben. Und hierin, in der
stilistischen und litter arischen Umgestaltung des Briefs, liegt vielleicht
der Kern von des Johann von Neumarkt bahnbrechender Bedeutung
für die Geschichte der deutschen Renaissance: gleich ihm macht sein
einflussreichster Nachfolger, der Stadtschreiber Nicolaus von Wyle,
wiederum die Pflege der Epistolographie zum Mittelpunkt seiner Propa-
ganda. Wir finden da neben rein juristischen Bestätigungen, Bekannt-
machungen, Ernennungen, Verleihungen, Schenkungen u. s. w. aller Art
einerseits feierliche Bittschreiben, Gratulationen, Dankbriefe, Empfeh-
lungen, Condolenzen, Entschuldigungen, Beschwerden an hochgestellte
Personen, an Könige, Fürsten und Ftlrstinnen, Cardinäle, die alle mehr
oder minder 1) dem hohen Stil, der ^eloquentia' zustreben, anderseits
Episteln leichteren Tones über Verhältnisse seines Privatlebens. Er
bittet die Königinnen von Ungarn bei dem Kaiser für Freilassung seines
Verwandten Fürsprache einzulegen (Cancellaria Joh. Novif. Nr. 30);
er selbst verwendet sich bei der Gemahlin des Herrn von Holstein für
deren Diener (Nr. 47); er tröstet seine Schwester wegen des Verlustes
ihrer Habe (Nr. 115); er beauftragt seinen Diener, seine Schwester gut
der Summa der Rhetorik als epistola con^tulatoria, consolatoria, exhorta-
toria, reprehcnsoria, laudatoria, receptiva m amicitiam, dissuasiva, incitativa,
postulativa u. s. w. bezeichneten.' Vgl. Voigt, Abhandl. d. bayr. Academie
der Wisscnsch. Histor. Ol. 16, 3^ 1 ft.
1) Ich wiederhole, was ich oben (S. 435) sagte: Die Autorschaft der
in Johanns Sammlungen vereinigten Schriftstücke bedarf besonderer Unter-
sucliung. Die Stilunterschiede sind zu bedeutend, als dass sie insgesammt
einem Verfasser beigelegt werden könnten. Freilich muss man ein gewisses
Mass davon auf Reclmung der Verschiedenheit der Anlässe und der Adres-
saten setzen. An Petrarca, an Cola di Rienzo, an italienische Cardinäle, an
den König Ludwig den Grossen von Ungarn und an dessen Trau und Mutter,
an den Markgrafen Johann Heinrich, Karls IV. Bruder, schreibt er mit der
siclitlichen Absicht, humanistisch gebildet zu erscheinen. Andern gegenüber
liisst er sich gehen und verharrt in dem hergebrachten mittelalterlichen
Kanzleistil.
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von Konrad Burdach. 469
nisches Lied, das er nebst einer Anslep:nng anderer Lieder an den Präger
Erzbischof Ernst schickte, steht in einer Prager nnd einer Wiener Hand-
schrift der Cancellaria Caroli IV.; ein lateinisches Gedicht von ihm zn
Ehren des heiligen Hieronymns, dessen Lebensgeschichte er übersetzte,
findet sich in einer Olmützer Handschrift (Benedict, Leben d. heil. Hiero-
mymns S. XXI). Zum Vergleiche müsste man auch Petrarcas geistliche
lateinische Dichtung, seine Busspsalmen und seine Gebete heranziehen.
Für die Kenntniss der lateinischen Poesie Johanns von Nenmarkt
mind seiner Schule fiiessen nun aber Quellen, die bisher von allen, die
über den merkwürdigen Mann gehandelt haben, übersehen worden sind.
Sie zugänglich gemacht zn haben ist das Verdienst des Hymnologen
Dreves.*)
Als eine Folge der mächtigen Entfaltung kirchlichen Lebens
vnter Karl IV., insbesondere der grossartigen Ausstattung des jungen
lErzbisthums Prag, erwuchs in Böhmen, wenn nicht früher, so doch in
ainsgedehnterem Umfang als in den übrigen Gegenden Deutschlands
eine neue geistliche Liederdichtung ausserliturgischen Charakters.
"Während in den Klöstern Süddeutschlands im 14. und 15. Jahrhundert
der stillen Privatandacht dienende Psalterien und Rosarien von ziem-
lich beträchtlicher Länge massenhaft entstehen, bringt Böhmen damals
Icurze, vülksthümliche , sangbare Lieder hervor, die als Vorläufer des
späteren religiösen Volksliedes der Landessprache angesehen werden
müssen und später nachweislich auf zwei Wegen in die deutschen
Xiederbücher übergegangen sind oder doch sie beeinflusst haben: in
die katholischen durch Vermittelung von Leisentritts Gesangbuch, in
die protestantischen durch die Gesangbücher der Böhmischen Brüder
(Dreves 1 , 4 . 34 ff.). Für den eigentlichen Gottesdienst waren in
l^öhmen neben den alten lateinischen Hymnen und Sequenzen, welche
längst das Gemeingut der katholischen Kirche bildeten, nur ganz wenige
l)estimmte Lieder in der Landessprache zugelassen. Jene volksmässi-
{;jeren Gesänge dagegen lösten sich von den kirchlichen Formen,
näherten sich dem weltlichen Liede und behaupteten ihr Recht bei
ausserliturgischen Andachten, Krippen- und Osterspielen, der Auf-
crstehungsfeier, kirchlichen Umzügen, unter der Stillmesse. Erhalten
sind sie uns fast nur in jüngeren böhmischen Handschriften, von denen
einige allerdings bis in die ersten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts
zurückreichen, eine Prager sogar noch aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Dreves hat aber den Beweis zu führen versucht und genauere Unter-
suchung muss es bestätigen, djiss ein grosser Theil des Inhalts dieser
<\Klices auf die Zeit des ersten Prager Erzbischofs zurückgeht. Wollte
man Balbius Zeugniss glauben, so wäre die Prager Handschrift VH C.
1) In sc^iiieii AnalectA byuiuica mcdii aevi Bd. L Cantiones bohcmicae.
Leiche, liiedoT und Rufe dos 13. 14. 1.'). Jahrhunderts nach Handschriften aus
86; in Bd. 2,
Konrads von
Wcsso-
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-v5:kr,-^ir,-n.^ i:i.^ it-21 Aar'a.ij i»*^ 1' . liinm-i^-ri ■?':i:iixii^-!i. •'^ iciir t lir-
■iii*i .-.in 3i..i-ii--r. V [\. i:ar.i*j'* r -i'.'li nii-ji - a J. h:im -Tifii^-iirer «:■::
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In -^•■-•*r.-. .'-:-»> y- ■; : x-'i-i i!'.- ^.^Tia M:.vx v a Z^l^**rp•^ "-ji- Cmn!!
ni.' Ni?.:»*?: i:i:r-^-.--»'C. -im ?7-..-'- :-7 M.ira. :> r"j^:i y^iuizxi: T.r:
v'h: .1 - r.rT. .i.-'i-:—- '—:.•:;' M"::-7"i \z: ia, >ll1* üi--i nii-h' Ür
T-in-r-i T:..a-a. il- .'-'•*■.— 5 i ••""'>: -r >>■:■?' i^sinik-»:-. L'u^^ r^rsiarii:
jr.ir.2 :i.- -^-ü «T-'-i-i- v-i.i.*-'- :-i ii z'jL.ir.z'.-tr^. >:i 12. -^run-^rn. aa':ii
Kc'.'i'.'-M "irr .*':i.-r;i. t^ Vi z: azia r7-i:m::':> ;•: ri" >f- l-^> -j .
f>''> ~ r.: Ti.-.i.-:.-. r. A^".-: n ii-i PL>-r--h' a '"jl. K.i.-'i EL-n'.'iinTiii::
:-- N'i;;-'.'"i:-r. "Z, ■*. :-t" A12:. :: . "^ ~ ?".r . v a >••■ l^x Enrr:?.
Zrpi. ; ■ r.'i --'•=■;. '>-.--rr,-- t!-!- ll:V'i7.iz:-:l•'.^ril'f Z^i-r-?. T-e in iter Pt".-?!
^ : i:.." • r. N-^.;-..i7.<". --■ r. i :• .1 .:' :i!!" »"r:" -:-•? "2.1I rn-~z.ali*rljoh'?
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J'.Ü'l'rr.i;.':- '■:,.-!:• * ,i.. :: ■-;■:.■• -i •■ .--1 ■..■• ii'-'.-.^ -.i-vr -ivr.! NiüioiT viV?
J'»;..i.'.:. / •;. ;.. ji.i.-r.' ■..':.:.- ■..'.. }i-L' i!':" .1. ii «•- >. \X!V A:^u!. !•
'■'.) I"i'i. :;;'••■;.••• !'•:. •:!•■ '.-i:. LT'-'--' iin T-.xTt- "''i *;:».> srürn aiiiTf^'Iioh
.J'.A .•i/ii-'f.-a rr'ir.'i;..!Ml:i-r.i.-!.- Ai«; "W. 'iLii?" 'z. H. Anaiveta 1 "\r •••
:. \'t IH :.;i'iy »l'-r.;; rl-i^rü :i:i/.u.-;t.;l;;.
von Konrad Bnrdach. 471
Einen Schritt weiter in der Aneignung hnmanistisclier Elemente
bedeutet die Hymnendichtung Johanns von Jenzenstein, der
Johanns von Neumarkt Schüler und Nachfolger in der Reichskanzlei
war (s. oben 8. 159). Wie dieser in seine Formelsammlung (Cancel-
laria Wenceslai regis) Schreiben aufnahm, die sclavisch den huma-
nistisch verbrflmten Stil Johanns nachahmen, i) so wandelt er auch in
seiner lateinischen Lvrik auf der Bahn seines Lehrers.
Seine 28 Hymnen, die Dreves (Prag, Verlag der Cyrillo-Method-
schen Buchdruckerei, J. Zeman und Comp., 1886) herausgegeben hat,
zeigen auch von der formalen Seite den zwingenden Einfluss des
Humanismus. In höchst merkwürdiger Weise schwanken sie nämlich
zwischen dem althergebrachten accentuirenden Princip der mittelalter-
lichen Hymnenmetrik und dem neuen, humanistischen, quantitirenden.
Dabei kommt denn meistens eine dritte rein syllabirende, silbenzählende
heraus, die modernen Ohren widerwärtig genug ist (Dreve^ a. a. 0.
S. 44 f.). Auf demselben Boden bewegt sich dann die lateinische
Ilymnendichtung in Böhmen zu Anfang des 15. Jahrhunderts, die Poesie
des Joh«*inn Hus und JacobeUus von Mies (Dreves, Analecta 1, 31 ff.).
In diesen Zusammenhang gehören auch einige Lieder der merk-
würdigen Handschrift des schlesischen Franciscaners Nicolaus von
Kosel von 1417 (Breslauer Universitätsbibliothek), die Feifalik (Sitz-
ungsberichte der Wiener Akademie Phil.-hist. Classe. 1861. 36, 158.
178 f. 179 ff.) und Palm (Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft
fllr vaterländische Cultur. Phil.-hist. Abtheil. 1861, 8.78 f. 80 f. 88 f.
94 f.) mitgetheilt haben. Es sind Producte fahrender Scholaren,
vagirender Oleriker und zeigen greifbar die innige Berührung zwi-
schen Böhmens und Schlesiens litterarischem Leben, die erst seit dem
dritten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts uachlässt. Manche davon mögen
nichts weiter als stilistische Uebungen, Formulare für Bettelgedichte sein.
Das älteste richtet sich an Karl IV., ein anderes bezieht sich auf die
hussitischen Wirren unter Wenzel. Eine zweite etwa gleichzeitige
Handaschrift aus der Bibliothek der Augustiner-Chorherren zu Sagan
(Breslauer Universitätsbibliothek) bietet ganz ähnliche Erzeugnisse fahren-
der Schüler, *clericuli' (bei Palm a. a. 0. Nr. lU. IV. V). Vgl. auch
Feifalik a. a. 0. S. 151 ff. Das Saganer Chorherrenstift hatte, wie ich
oben (S. 336. 457 A. 1) zeigte, Beziehungen zu hervorragenden Per-
sonen des Karolinischen Kreises : zu Lndolf von Sagan und zu Johann
von Neumarkt. In die Sphäre des Letztgenannten fahren auch die
schlesisch-böh mischen Vagantenliedcr.
Am höchsten stehen innerhalb der lateinischen Lyrik dieser
(.1 eriker des Königreichs Böhmen, am bedeutsamsten für das geistige
L(*ben des Zeitalters bleiben doch immer die Marienlieder. Und
auch bevor Johanns von Neumarkt Autorrecht selbst nur für eines der
erhaltenen gesichert ist, wir haben in seiner fest bezeugten Theilnahme
I) Vgl. den von Friedjung a. a. 0. S. 324 f. abgedruckten Brief, wo alle
obon S. 401. 4Ü4 gekeunzeiülmctcu StUblUthen wiederkehren.
472 ^nr Kfnnfni?* alfdrntjurhrr Hin'i*ohrrftrrii -^^
an di«:rer Pf>*r<jie, in den anf aa<) gekommenen Nai?luüiaiiX3i£"a. ^Jr-
.Schüler.-. J'ihann.» vi>n JenzfU-^t^in T'rknniien ztnu-x. am •^•m lao. l-t
die richtige .St^-Ile in der litte rari'chen Kntwicklocz' amr-ri=«»a ra l'jh-z,
lier Marieneu lt. dem *-r iliente, strht im Mlrrelp-i^xr i«^ r*--
artiiren kirfhlieh-kün-tl^ri-ohen B*.**tre bimsen de* K^n- -->-^»=|i^ iT'i-i.
Wand-. Tafel- und Bnehmalerei werd»-n damals nichr silfi-» . ät L ■
der Madonna mit jen#*r reliirio-en Inbrnnst zu vertön^iea. "Wrldbr *2r
BetflMterin der italieni-chen Frührenair-ance L?:. Erst --rs^riip a
die Bedentnn^r der Marien verehmnir für die Reaai«<iani!^ Tia' »w;^ ti
frothein riehlis betont worden, die sowohl ans BurekhArit? -r.r T ^r^
Darütelion? zu «■♦-nisr hervortrat, ond mit ricLrie^rm c*rs?i.'?iil.i:i-a
Pdick hat llenn Thode in «einem rchönen. von liebrrnswärdis'-rci Erii-
«iaÄmn« tiV>*r^eh wellenden Bnch über Franz von A ?.-:«; E«rli^ '.?ä:
die Anfänge der Kon.it d*-r Kenai-sance in Italirn an- driz xr-wiJzsA
Aufschwang' der kath'di-chen Devotion, der katholL-^ohen E"i=jai:Ä
während (h-^, 13. Jahrhunderts hwire leitet, wnloht-r auf dec Gn:ii-r >
freien Predigt und eine* per-önliohen Antheil« an BI>>»rI ttui I^-j
ein volk-thümlicherf-n ^'hri-tenthum «chuf. K i n Gf:Ul a
.Sonneniresanir de-* heili^rnn Franci-cus, in den Lird^rm Ja«.{> -rs. z
der reliffiösen .Malerei Giottua und .Simone Martinis : das erwa-cirs:-
ütarke individuelle Oefiihl. die jrlfthende tiefe innerliehe Llel^ rz *»-.t*
zur Menschheit und zur Natur. Und *Sch(iler Giorro:^ wir Marriä
wenn auch unterjreordnete «Thomas von Mutina unii Anderr-- art^ei^x
in Prat:, in Karl-tein zur Au»ehmtickun? der kai-^erlichen Ear^t
Zur .Srite treten ihnen, wetteifenuL äie übertreffend ein heim isohr Meir«^.
deutschf-r und rechi.Tch*-r Herkunft: die Wandbilder der EmaaskaKlI^
in Prag", die Gemälde der Kr»:uzk:ipell»r auf Karlst».-iii ?:ellrn di»
HMch*te Vor Au?»'n. wa.s böhmi-che M»:irter mitireri*>en v.>xi der rt-
waltiiren Frh».-bunff der italit.-nisehen Kun«t her>-orb ringen kvimTcB.
Welche Fülle Marienbilder *ind damals in den Kirchen B*rihmen? er-
standen! Gmeber, Die Knn*t in Böhmen 3. 131 zählt mehr iL*
hundert einzelne Mad««nn«nbilder au« di»-er Zeit. Dazn ki.mTr? ^'jtt
entsprecht' ndl.- Men;re von .Sculpturen. Die eni'^-te WechselWziehimc
zwischen di-n InipiiUen der reliffiö.-^-n Ri-nai*"?ancemali.-rei und der
Litteratur zei',ren die Miniatunrn. Da^ für Hrzbi-thuf Ernst anffelecte
r^rationale, t-ine .Sammlunir von G»rbeten (im b«dimi-elu-n MiLWam zi
PraffK di-ren drri Bilder Chri-tn- am Knnz. di».- thr>.int*nde Mad^tnni
und den knieenden Be>iTzer dar-tellen. enthält vin Marienlied de?
Karthäu*i:r- K^nrad v«ni llaimburL' iDreve^ Analr-cta 3. Nr. 5». der
Vicar in Mauerbacli in Nit:drr'«:-t«'rrei'*h . Pri«>r in Seitz in Sreit:nnark
und GaDiinu' war und zt-iiweilii: der Prairer Karthau-e 'zwi>ehen 1345
und r^5<'»f ani:».'h'irte. Er. ♦•in«-r drr bebten und i:ele-en*tr-n ireistliehen
Dichter der* Mittelalter-. vi:rfa--t«; tlm im Auttrai'^f KarU IV. nnd des
Erzbirchofr eine Sammlunir von Lecti«jnen 'ad n';icturn«»s\ Denn ftr
jeden Tajr de^ Jahre-, zur Benutzunt: d«-* vnn Erust i:t-*Tifti-ton Cidlecs
von Man-i«jnaren am W-it-dome. welchtf tiiirlich da? Votiv-nfficinm de
Vicata herzu-atren hatten. Einen' Au-szui: daran- -teilte t.-r 1356 im
von KoDrad Burdach. 473
Auftrag des erwälilten Bischofs von Trient Meinhard von Neuhaas her,
der unter dem Titel * Mariale' oder ^Lans Mariae' in vielen Hand-
schriften vorkommt (Dreves a. a. 0. 8. 7 f.). Auch das *Psalterium de
laudibus beatissimae Virginis sive Expositio nominum eius' im böhmi-
schen Museum zu Prag ist durch zwei ausgezeichnete Bilder geschmtlckt:
Marias Opfergang und Verkündigung (Abbildung bei Woltmann, Gesch.
der Malerei 1, 369, besser Repert. f. Kunstw. 2, S. 8).^) Ja die Sage
fährt sogar auf l^msts eigene Künstlerhand zwei Madonnafigureu aus
der Mitte des 14. Jahrhunderts in Reichenau und Glatz zurück (Gmober,
Die Kunst in Böhmen 3, 111), woraus immerhin gefolgert werden kann,
dass er an der Stiftung dieser Sculpturen betheiligt war. Die Glanz-
leistung der böhmischen Miniatorenschule , einer der Höhepunkte der
Karolinischen Kunst überhaupt, sind die Illustrationen zu Johanns von
Neumarkt Reisebrevier (Liber viaticus), das in seiner Leitomischler
Bischofszeit (1353 — 1364) entstanden ist (Handschrift des böhmischen
Museums in Prag), und eines dieser Bilder zeigt Johann selbst, mit
dem Streben nach Portraittreue dargestellt, kniend vor der Krönung
Mariens.
Auch Petrarca war ein Liebhaber kunstvoller Miniaturen. Wir
können eine Anzahl ihm gehöriger illustrirter Handschriften noch nach-
weisen. Die berühmteste ist der Virgil-Codex der Ambrosiana in Mai-
land mit Bildern von dem grossen Sienesen Simone Martini (vgl. E.
Müntz, Gazette archeologique 1887 12. S. 100 ff. und Planche 13).2)
Von einer anderen (Vatic. lat. 2193) habe ich oben (S. 447) gesprochen,
betreffs weiterer genügt es auf de Nolhacs Arbeiten 3) zu verweisen.
1) p]ine alte Tradition schreibt die Abfassung desselben Erzbischof
P>nst zu, es wurde als 'Marialc sive Liber de.praecelleutibns et eximiis dei
genitricis Mariao ab Ernesto priuio archiepiscopo Prageusi conscriptus' (Praffae,
T}'pis Cacsareo-Academicis 1651) von der uesellscnaft Jesu herausgegel)en
(ich benutze ein Exemplar der Universitätsbibliothek zu Breslau), und nach-
dem Billbin, Vita Arnesti. Pragae lt)54, S. 401 diese Annahme gegen alle
*Eijiwendungen sicherzustellen vorsucht hatte, geht es gewöhnlich als Mariale
Ernsts. Eriedjung hat (a. a. 0. S. 99 f ) die Verfasserschaft Ernsts mit Recht
bezweifelt; doch wird man die Handschrift mit Woltmann (Repertor. f. Kunst-
wissensch. 2 , 9 f ) fUr Böhmen in Anspnich nehnu^n müssen. — Die Appro-
bation Ernsts für die oben genannte *Laus Mariae* Konrads theilt Baibin,
Vita Arnesti S. 209 ff. mit. Auch unter den zahlreichen Büchern liturgischen
Inhalts , die er schreiben und binden Hess (s. oben S. 443) , sind sicherlich
viele durch künstlerischen Schmuck geziert gewesen. ,
2) Das von Müntz in Reproduction mitgetheilte Frontispiz des Ambro-
sianus ist besonders durch die symbolische Darstellung der Georgica und
Kklogeu auf seiner unteren Hälfte interessant: zwei Landleute, einer be-
schäftigt einen Baum zurechtzustutzen, der andere ein Schaf melkend, sind
mit übernuscheudem Realismus wiedergegeben. Man erinnert sich dabei der
oben (8. 447 A. 4) envähnten Abbildung des Landmannes in der PaUadius-
handschrift.
3) 'Notes sur la bibliotheque de Petrarque': M^langcs d'arch^ologio et
d'histoire der Ecole frangaise de Rome 1887. 7, 3(» ff.; *Les scholies inedites
de Petrarque sur Homere' (durch die Randnotizen wichtig ftir Petrarcas
Lecture): Revue de phUologie 1887. 11, 97ff. ; La bibliotheque de Fulvio
Orsini. Paris 1887, S. 279 ff. 'Mauuscrits a miniaturos de la bibliotheque de
Petrarque': Gazette archeologique 1889. 15, 25 ff.
474 Zur Kenntniss altdeutecher Uiuidschriften etc.
Vielloicht war auch jenes von Johann von Nemnarkt för re ^_^^
gestellte Pfalz-n-afenpatent . das vT dem Dieliter mit <***" f , ^
fruhlemT Bulle Anfangs 1357 ührrsaudtts mit kflnstliclien ininai^
Arabesken luiniaturcnartijrrn Charakters -reziert.*) ,rlänzr
Die Miniaturen des Liber viaticus Johauns bekunden r ^
welehe künstlerirtchen Fortsehritte das Karolini^che ^V^^ y.-^^. in
foljrenden (Jeschlechtern erniniren hat: es waltet in i'J*|f^ ^^^*^ .^
verschie<lenen Bildnissen Karls IV. und seiner G^«**"!/"?''^" ^
Darstellunjren der Kirchenväter, Evan-relisten und z*^^^^*""'^* s".i,«ie
liehen Würdenträjrer durch Meisti-r Theodorieh nnd seine ^c
den rurtraitbiisten des Trifc»riums im Prajrer Dom ^'"^ ™ ."-u
nach (iestaltunir individuellen Lebens, nach ^^''^^^^^^^^ ^^^^
liej^eu die Anfilnp* des modernen deutschen rortraits. A ^ . i
mehr. Das herrliche Hildniss des heilijrcn Aujcrustin ^^*" .. ,
ans der Karlsteiner Kreuzkapelle^) brinjrt jrleieh jenem 1 ^^f""**^:^
der Madonna knienden IIofkanzlerH in seinem Keisebrevier au
heit der «^Tossen rehViösen. ktinstlerisehen und litterarischen 15e i
der Zeit in en«;stem Räume eoncentrirt beinahe zauberhaft vor .
die Erneuerunj: des Aujrustinismns und die Einkehr in die beei
Einzelnen, der enthusiastische (^ultu> der junjrfräulichen GotteM
nnd tlie rtammende Hej^eisterun- für die mit der KeliKi<>w verseil^
Schönheit, die Kunst der Portraitmalen-i und der Dranj? nact
faltun;r des inneren individuellen Lebens, nach der Ausbildun
Humanität, nach Oewinnunp eines eiirenartijren Stils der Rede
nur Strahlen derselben Sonne, die damals der modernen Menä
auf-eht. Und jrleiehzeitijr und mit jrleicher Enerj^ie refft sich ei
listischer Sinn, der die Krseheinunp:rn der Aussen weit kräft
wÄlti^rt. In den anmuthij^en Kandverzierunjcen des Liber viatici
der übriiren liilderhandschriften des Pra^^er Kreises werden
Seenen des täjrlichen Lebens, alle möirlichen Pflanzen und Bl
Ranken und Heiser, kleine Knjrellij^iren , neckisch-phantastiscli
stalten mit erstaunlicher Naturtreue und bewundernswerther Lei
keit des Details behandelt: nicht mehr in Federzeiclinung'smanier, S'
wirklieh plastisch modellirend. mit Streben nach Perspe
t) Petnin'as Worte in soiiioiii Daukbriefe iKpist. tU» rebus faiuil
XXI. «*i». '.i. FRU'a.ssrtti :\. tHh Tu muims Caesareuni aii^ustum ouiui
adurn.'isti. atque aufrnstissiuiuiii efl'eeisti' scheinen mir mehr al
ein L<»b des Stils jeiur Urkunde zu sein und sieh aiit* «ii« Pnieht dt
fjfattunjr /-n be/.ielun. Selmiuek <ler Urkunden durrli <M»ldsohrift. Värbi
PerpiuM'nt.s . kunstvoll«' Initialen. Kandvorzierun^ron , Miniatiireii k
von Konrad Bardach. 475
Hier liegen die Anfinge der modernen Genre- und Landschaftsmalerei.
Beides, die realistische Portraitkunst wie die Genre- und Landschafts-
malerei, in Böhmen geboren findet in den Niederlanden, in der flandri-
schen und brabanter Schule seine Ausbildung, und was in Prag gesät
ist , wird in Köln geerntet. Aufs neue beobachten wir hier den für
die Wende des 14. Jahrhunderts charakteristischen Sprung der deut-
schen Cultur von der östlichen Peripherie an die westliche.
Beides aber, wie der Sinn fQr das Individuelle so auch der fUr
die Reize der Natur und die Landschaft, ist in unserem Johann von
Nenmarkt, wenn auch erst dunkel und verworren, mächtig.
Seine Bnefe zeigen ihn uns in vielfachem Verkehr mit hoch-
stehenden, gebildeten Frauen: mit den Königinnen von Ungarn, mit
der Pfalzgräfin bei Rhein, mit verschiedenen adlichen Damen, Aebtis-
sinnen und Nonnen, und wir erinnern uns unwillkürlich, dass die
Renaissance ja auch dem weiblichen Geschlecht eine neue Rolle in
der Gesellschaft schuf, und dass ein späterer einflussreicher Herold
der deutschen Renaissance, Johanns von Neumarkt College in der
Kanzlei, Nicolaus von Wvle im Kreise vornehmer Frauen sein dank-
barstes Publicum fand. Wir sehen Johann während seiner Kanzlerzeit
ein heiteres, lockeres Leben führen, das zu seinem geistlichen Stande
nicht eben passte, und wenn er einen Kumpan, den Scholasticus Uein-
ricus Thesauri (s. oben S. 167) aus Prag nach Nürnberg zu sich ein-
ladet und ihn bittet, sich aus dem Anblick der schönen Prager Frauen,
aus den Umschlingungen ihrer Schleier und Goldhaare loszureissen,
um mit ihm an ernsten Staatsgeschäften Theil zu nehmen, gleich dar-
auf ihn aber damit tröstet, dass auch an der Pegnitz wie an der Moldau,
wenn auch minderwerthige Freuden seiner warten (Cancellaria Caroli IV.
Neumann Nr. 5); wenn er dem Bischof von Freising, Paul von Harrach,
bethenert, falls er seiner vergesse, solle ihm nie mehr vergönnt sein,
das Antlitz seiner Geliebten in Nürnberg zu sehen, und er in dem
lustigen Spiel der Frauen vergessen werden (ebd. Nr. 10), so erinnern
wir uns an das leichte Leben, das später Enea Silvio mit seinen Amts-
genossen in der Kanzlei geführt hat. Zu den Asketen und strengen
Eiferern hat Johann von Neumarkt auch später nie gehört, seinen auf
das Humane gestimmten Charakter hat er sich bis in's Alter erhalten
und nicht wie Enea Silvio die Jugendsünden mit der sauren Schein-
heilij^keit des reuigen Greises beklagt. Allerdings war und blieb er
stets ein kirchlich gesinnter Mann, der die Dlscipliu streng handhabt
und einen Olmützer Probst wegen unziemlichen Aufwandes vom Amte
hing der Landschaft gab die firanzösisclic Buchmalerei das Vorbild, s. Kämmerer,
Die Landschaft in der deutschen Kunst bis zum Tode Albrechts Dürers. Bei-
träge zur Kunstgeschichte. N. F. 4. Leipzig 1886, S. 35 ff. I^ndschaftsgrUnde,
über denen sich bald der natürliche, bald noch ein Goldhimmel spannt, z. B.
in dem aus der böhmischen Schule stammenden Altarbild in der Vituskirche
zu Mühlhausen in Sehwaben, Kämmerer ebd. S. 42, vgL im Uebrigen die
früher genannten Werke über die böhmische Malerei, wo auch einige Repro-
ductionen gegeben sind.
476
Znr Ki^miniL«.'« 2ltil»?ut.«cher FlJU'ls^hriftrs erc.
•:in#rj? ^i^:n<TaIvicar? ••nt-i-tzt 'Cancell. Johann. Novifor. Nr. ^^/'.^ '
*#:ine ytihchnfllf'.hf-n Rt^nhXf: in «»Imötz unter •ehwierißstrn \ erhÄltni.v-r«?a
tapffrr vertheidi'/t. der. al- er zum Bre^lan-r BL^hMi' erwählt Ut. flch
eifrijf »lemüht, die Ketzerei in -rin^r neii-n hlOcr-^^ anszuronen 'ri)i
Xr. 20S. 20fi>. d»rr rroresftionen und Fajt»^n an.'nln*^^ weir^-n der
KlrftlienzTuLtraclit, Pest nn«I Unni'ersnMth. des l'nwener? nnd -It^r LetKr-
-rhwemmunjf. Aber .-r fiilirt den Krumm-tab aN ein mxMe •l.-nkender
frei und ^rereclit iirth^ilender Mann : ili»- .itrenmächtiiren L"trberhebung'*n
d#rs Inquisitor* -einer liioce?»-. •l»j I>.'mini<*anrr- Al>»rrT, der im Nonnen-
kloHt.r zu Pn-tim*^r -ich un'/^hnrijr betru.' «ebd. Nr. 1»>2». sre^en b^'lie
Oeld.-iummen für Capital verbrechen, denn Abjolutiun drrm apostolischt^n
.Stuhl re-s.rvirt war. Abla.^.s irewährte. einen nach ireineT LeLntimatioii
fragenden I*farr«-r von Znaim als Krtzer zu-ammen mit Dieben unü
lUnbem einkerkern Tu.-- und durch .inen Helfershelfer sretaUchie
L'rknnden des Markin-afen von Mähren zu -einer Decknnir vt-röffent-
lichte lebd. Nr. 32». zieht er mit :-charfen Worten vor Jas pahstliche
Fonim. Wiid»:rhoIt tritt er als Für-prerher lin für Arme oder in
l.'nuiin-t fierathen«- «?-. oben .S. 4»i7 f. und ranc»=-llar. Job. Novif. Nr. 53.
158», ein ander Mal für eiutrn aus «lern Klo-ter t-nttlMhenrn Verwandten
febd. Nr. 90i. Der Kran ik> Wenzel vi»n Krawar verspricbt er Abso-
lution für ihrrn Vi-rkehr mit Kx<*onimunicirten «t-bil. Nr. 153): d^r
Mark^üfin von .Mähnn erlaubt er. während des Intt-rdicts mit ihrer
Bepicirunjr di«r Mes.-ie zu hören f ebd. Nr. 205». Auf seinon Ruinen
Mödritz und Mürau hält er Vill«-;:iaturen, dit- deni-n PL-trarca? in Van-
clu.-e und Arqua nirht so ;ranz unähnlich .sind: in die I-ectüre inter-
e*sant«'r IJüehrr vertieft, mit der LtituuL' der .\b-ichrift und künstle-
ri.-cheri Au—chniüfkunj: von Iland-ch ritten i»dfr mit Bauan«rL-le;ren heilen
fv;rl. Nr. 157. 175. 21»i; be-chäftiu't. umL^'eben von Sänirern nnd Spiel-
leutfn , von eim-r i-rle-en^-n <Je-rll-ehaft irleich streln-nder. «rebildeter
Männ*-r. dii: m^-i-ti-nn der Kanzlei an^diörten, bt-thätivrt t;r ein fröh-
liches Zu>amniffi\^irken litterari-cher und ktin^tlerisclu-r Interessen und
scheint die Flnn-ntiner Tirk«-! ein«-s Mar-iirli und Salutati bescheiden,
unbeholfen nachzuahnwn. l'nd die> vererbt ."ich auf Sfim* XacLfolger.
es i«t dem iranzen Zeitalter d^-r Kenais:.ance uml der KrtV»rmation eijren-
thttmlich jreblirbi-n. L'ni die Mitte de> 15. Jahrhunderts zuj^ die Pfalz-
^äfin Mechthild. 'die I/u-bhaberin alh-r Kunst*.*', an ihren Huf nach
Kottenbur^ die di-nt.schen Jünjrer di.'> italienischen Huuiauisnius : Nieolaus
von Wyle war Maler und Sehriftst**lk-r. Di»' entseheidi-iideu Schriften
j ¥»_i». 4.: — ._ «A I .1 ._ A I. 1 ¥».. t • ■■-■- - .. 1
Es wird die Aufgrabe weiterer rnter>ncliunjr *) sein, ilu* ich mir
Tienagen nauss, zu ermitteln, wie au> dem entlejrenen Winkel der deut-
I) WOnHclienswerth wäre os, d:L<i.s dit^ von llonuanu unil Szanritcilski
fc«tOigeg«beneSammlun>rlateiiiisrlHrLittfr.itiirdtnkiiiiilir dfs 15. und li; Jihr-
- -' in einem Beihcifl auch des 14. dalirhiiudirts j^odächto und Johanns
von Ronrad Bardach. 477
sehen Cnltur die Propaganda für die neue Bildung nach verschiedenen
äeiten ihre Kreise zog. Johann von Nenmarkt besass, abgesehen von
seinen Beziehungen zu den Beamten der Kanzleien des Königreichs,
die ich nachgewiesen habe, weitverzweigte persönliche Verbindungen,
die er auch in litterarischen Dingen ausgenutzt haben wird: nach
Schlesien, Oesterreich und Ungarn, nach Nürnberg, Freising, Augsburg,
Mainz, Heidelberg, Magdeburg. i) Besonders müsste wohl der Zusammen-
hang mit Oesterreich und Ungarn ins Auge gefasst werden. Zu den
österreichischen Herzögen hatte Johann von Neumarkt (s. oben S. 442)
wie sein Schüler Johann von Gelnhausen (s. oben S. 157) ein näheres
litterarisches Verhältniss und der Einfluss der böhmischen Miniatur-
malerei auf die österreichische ist längst festgestellt.
In nächster Beziehung zu Johanns von Nenmarkt philologisch-
humanistischen Interessen stehen die verwandten seines Herrn, des
Markgrafen Jost von Mähren (1375 — 1411), eines Neffen Karls IV.,
und mehr noch die von dessen Kanzler Andreas von Wittingau.^)
Schon mit Josts Vater , Markgraf Johann Heinrich , Karls IV. Bruder,
hatte Johann von Neumarkt persönliche Verbindungen : er berichtet an
ihn in einem Briefe aus Italien (bei Mader, Gervas. Tilber. commentatio
von Neumarkt litterarische Leistungen zum Besten des Humanismus vor Augen
führte, indem sie die Correspoudcnz Petrarcas und Rienzos mit dem Karoli-
Dischcn Kreis, ferner einige andere Briefe des Kanzlers, z. B. den Über Italien,
an den König von Ungarn, an Heinricus lliesauri, die Ernennung des Narren-
grafen, die Einleitung zur goldenen Bulle und zur Maiestas Carolina, einiee
Proben von seiner und seiner Nachahmer Marienlyrik und von der bölimiscn-
schlesischen Vagantenpoesie kritisch gereinigt zusammenstellte.
1) Schlesien: Herzog Heinrich von Teschen. General -Prior des
Malteserordens vgl. Friedjung a. a. 0. S. 1U4 und Cancellaria Johann. Novifor.
Nr. 28. ü2. 106—108; Herzog von Münsterberg ebd. 34; Abt von Hemrichau
ebd. 34. 99; Domcustos von Breslau Nicolaus von Panowicz ebd. 41, Bischof
Przcczlaw von Breslau ebd. 35. 46. 124; Herzocr von Ratibor ebd. 147;
Mähren: Burggraf von Znaim, Andreas von Nechwalin ebd. 177; Böhmen:
königlicher Zinseinnehmer (urborarius) im Bergwerk zu Kuttenberg ebd. 45;
Kichter von Saaz, Verwandter, ebd. 30; Oesterreich: Herzöge 130;
Astronom Magnus Gallus in Wien ebd. 175; Ungarn: König Ludwig (1342 —
1382) ebd. 57; die Königmnen Elisabeth, Ludw^s Mutter (f 1381) und Elisa-
beth, Ludwigs zweite Gemahlin (Tochter des Herzogs Stephan von Bosnien)
ebd. 30; Kapellan des Königs eod. 121; Aufenthalt daselost (wohl aus An-
las» der Vermählung Karls IV. mit Anna von Schweidnitz, Ludwies Pflege-
tochter, zu Ofen 27. Mai 1353) Cancellaria Caroli IV., Neumann Nr. 20, vgl.
auch CanccUar. Johann. Novifor. Nr. 119; Nürnberg: Frater Rosa, Domini-
caner, Cancell. Caroli IV., Neumann Nr. 1; Aufenthalt daselbst ebd. Nr. 5. lO;
Freisiug: Bischof Paul von Harrach ebd. Nr. 10. 203. 205. 206, Cancell.
Job. Novifor. Nr. 53; Augsburg: Bischof von Augsburg CanceU. Caroli IV.
Nr. 139; Nonnen zu Kirchheim Augsburger Diöcese ebd. Nr. 12; Mainz:
Probst Wilhelm Pynczero ebd. Nr. 6. 17; Heidelberg: Pfakgräfin bei Rhein
ebd. Nr. 11; Magdeburg: Erzbischof von Magdeburg ebd. Nr. 2.
2) Er erscneint als Protonotar des Markgrafen z.B. 13. Januar 1386
(Codex diplomaticus Moraviae II, S. 344 Nr. 384); als Kanzler, Dechant von
OhuUtz und 'notarius publicus' z.B. 3. Juli 1392 (ebd. 12, Nr. 97), 15. Juni
1398 (ebd. 12, Nr. 474, S. 419). Ueber das Augustinerchorherrenstift Wittingau
s. oben S. 457.
478 Zur Kenntuiss altdeutscher Handscliriftim etc.
-.* «v« päbstlicheii Stuhl, worio er um die Ernennung •'""•""',. 't
Neumarkt zum Hiscliof von Olmtitz ersucht, enthält ^**J^^™* v.
Johanns von (Jelnhausen (,I. W. Hoffmann, Sammlung un^mctier
iicrBieiJun«; ue« pracnnpfen 'ijioer poniincaii^ ^^^»mm^
bei Neumann a. a. <). Nr. 209), den er ihm dann zum Dank widmet
Des Markfcrafen Joi>t 'darum inj^enium' rühmt Joliann von ^^^^
selbst. Er trieb Stu<lien und gelehrte Leetüre, Hess sic^^^J^ J/*^,
Aerzten deutsehe Keeepte zusammenstellen (Friedjung, Karl iv. ^^^•
Anm. 2), entlieh IJüeher vom Kloster Strabow, vom Augustinerklo^«
in Praj,' und ward von einem Zeitpjenossen 'principum doctissimus p
nannt (Hrandl, Codc^x <liplomaticu8 Moraviae 11, ö. V).
Nach dem Tode Johanns von Neumarkt kaufte Jost die GenOI
und Kleinode, welche er seinem Kämmerer Jobann von Mtinsterbe
vermacht hatte, diesem ah und wies ihm dafür eine lebenslänglic
Jahresrente von zehn Mark (= 220 Gulden) an (Brandl, Codex dip
maticus Moraviae 11, S. XVI). Daraus er^nebt sich einmal, das» <
Mark},Taf und sein Bischof trotz politischer Zerwürfnisse in ihren künst
rischen Neij^unj^^en tibereinstimmten, dass Jost die Bestrebungen Johai
wie ein Vermächtniss aufnahm und schützte; sodann, dass Johann^
Neumarkt seine 8ammlernei;:un«feu über Handschriften hinaus erstrec
und einen sehr kostbaren Besitz von Kunstwerken zusammenbrach
denn der vom Markjjn'afen ^e*ct'bene Entjü^elt entspricht einem für
mali^e Zeit recht hohen Capital.
Jost« Kanzler, Andreas von Wittingau , Dechant von Olm
musste zu Johann von Neuniarkt, als seinem kirchlichen Oberhii
und 8cin<'m früheren Colle^en, doppelte Beziehungen haben.
Beide, der Markj^raf wie sein Kanzler, tlicilen mit dem Kar
nischen Kreis und mit Johann von Neumarkt das Interesse für Liv
die Verehrunjr für Petrarca. Jost liess sich in Florenz Petrarcas Bi
über die berühmten Milnner abschreiben; er fahndete auf alte Ha
Schriften der Klassiker, bildete sich ein, einen voll stund igen Li^
irgendwo gesehen zu haben und schrieb davon an Salutati. Andn
der sich »Salutati zu seinem Vorbild erkoren und ilim in Florenz sc
Bewunderung zu Füssen gelegt hatte, bestärkte. Hm darin und wo
für eine sorgHiltigtj Abschrift Sorge tragen (Voijrt Wiederbelebui
2, 274).
Unterhielt der mährische Hof mit dem Humanistenkreise in Floi
Beziehungen, so leiten andere Fäden, wenn auch nur vorüberirehi
von Brunn nach Mailand.
Ton Konrad Bardach. 479
Bei Jost lebte in ehrenvoller Stellung, als sein ^familiaris' der Bau-
meister Heinrich von Gmtlnd,*) der Leiter des Bans der Brtlnner
S. Jacobskirche (A. Klemm, Württembergische Baumeister und Bildhauer
bis ums Jahr 1750. Stuttgart 1882, 8.51), dessen Frau Gertrud die
Tochter des aus Köln stammenden, in Prag thätigen Dombaumeisters
Michael war, ein Mitglied der Ktlnstlerfamilie, die in der Kölner Bau-
hütte ihre Ausbildung empfangen hatte und der auch Peter Parier, der
grosse Prager Meister, angehört. Zur Begutachtung des 1386 von
Giovanni Galeazzo Visconti begonnenen Mailänder Dombanes berufen,
erscheint Heinrich am 28. November 1391 in Mailand und wird von
der Baudeputation als Ersatz für den eigentlich erwarteten Kölner
Meister am 11. December 1391 auf drei Monate als Ingenieur ange-
stellt. Wir gewahren nun den oft wiederkehrenden Conflict nordischer
und italienischer Bauweise, bei welchem die Laien, namentlich die
Fürsten und die Hofbeamten, auf Seiten der fremden Künstler stehen,
die Fachleute dagegen mit der deutschen Behandlung der Gothik sich
nicht befreunden können. Heinrich verwarf das bisher Ausgeführte
und rieth, alles wieder abzureissen und von vom anzufangen. Eine
in Folge dessen am 1. Mai 1392 zusammentretende Commission italie-
nischer Deputirter und Baumeister entschied gegen ihn. Fortan wurde
er auf das schlechteste behandelt: man lohnte ihn ab und weigerte
trotz des Herzogs Verwendung ihm sogar die zugesicherten Reisekosten.
1) Heinrich von Gmünd erscheint urkundlich 1381 (Codex diplomaticus
Moraviae 11, Nr. 229); zusammen mit seiner Frau 1384 und 1387 (ebd.
Nr. 333. 452). Deren Vater heisst 'Michael lapicida ecclcsie Coloniensis*
(nachweisbar seit 1364, 1368 Hausbesitzer in Köln, s. Ennen bei Schmitz. Der
Dom zu Köln. Köln 1871, 8. 47 f.) und ist nach meiner Ansicht idcntiscn mit
dem Schwicgersolm de§ Prager Dombaumeisters Peter Parier, der von Köhi
nach Prag gezogen, dort als Mitglied der Bauhütte nachweisbar ist und in
einer Urkunde von 1383 (Neuwirtn, Die Wochenrechnungen und der Betrieb
des Prager Dombaues in den Jahren 1372—1378. Prag 1890, S. 4ül f. und
Peter Parier. Prag 1891, S. 126) 'Michael lathomus dictus de Colonia Reuis'
heisst. Am nächsten liegt doch wohl, dass die Gertrud (Dnit^inis, Drudekin)
von 1384. 1387 die Enkelin Peter Parlers war und als solche den Namen ihrer
Grossnmtter, der Tochter des aus Hamm stammenden Kölner Steinmetzen
Barthülomaeus , trug. Peter Parier, wie Neuwirth darlegt, 1330 geboren
und 1353 nach Böhmen berufen, führte die Kölnische Baumeisterstochter
gewiss noch vor seiner Gmiinder Wirksamkeit in Köln heim, spätestens 1350.
Seine dem Namen nach nicht bekannte Tochter mag etwa 1351 geboren sein
und der Sitte jener Zeit durchaus gemäss sich bereits 1865—1368 verheirathet
haben, sodass ihr Kind, die Enkelin Peter Parlers, Gertrud recht gut 1384
die Frau Heinrichs von Gmünd sein konnte. Denkbar freUich wäre auch,
dass unter jenem 'Michael lapicida ecclesie Coloniensis^ der Bruder Peter
Parlers zu verstehen sei, der ja auch früher in Köln gearbeitet hatte. Klemm
a. a. 0. S. 51 ff. nimmt drei verschiedene Baumeister Namens Michael an:
1) den Bruder Peter Parlers, 2) den Schwiegersohn Michael aus Köln und
3) Michael, Vater der Drutginis, gleichfalls aus Köln. Derselben Ansicht ist
auch Neuwirth. Mir kommt sie nicht glaublich vor, besonders deswegen,
weil Neuwirths Annahme, Heinrich von Gmünd sei mit Heinrich Parier, ueui
Bruder Peter Parlers, identisch (Peter Parier S. 38), unbewiesen und unwahr-
scheinlich ist. Heinrich von Gmünd könnte aber em entfernterer Verwandter
der Parlerschen Familie gewesen sein.
480 Zur Kenntniss altdeutscher Handschriften etc.
Erst später erkannten unbefangenere italienische Künstler die TrefflicV
keit seiner Pläne, und immer anfa neue suchte man durch Herbei-
Ziehung deutscher Architekten dem Bau Grösse und innere Gonsequeu
zu greben (Unger, Zeitschrift für bildende Kunst 6, 125 ff.). Kein
Zweifel, dass bei Heinrichs Berufung auch die politischen VeihiltiiL^
mitwirkten: sein Herr. Markgraf Jost war November 1387 und dam
nochmals am 16. September 1389 von Wenzel zum General vicar i&
Italien ernannt worden. Und gerade in der Zeit seiner Ankunft n
Mailand war des Visconti Triumph entschieden und jede kriegerische
Unternehmung seitens des deutschen Königs und des Generalvicars
gegen ihn aufgegeben ^Lindner. Geschichte des deutschen Reiches unter
König Wenzel. Bd. 2. Braunschweig 1880, 8. 313. 32301). >)
Den weiteren Verlauf der humanistischen Bewegung in Böhmen
lehrte am besten eine Analyse der dort vorhandenen Handschriften-
Sammlungen kennen, wäre es nur immer möglich, fiber deren Gt-
schichte, namentlich tiber Ort und Zeit der ersten Erwerbung, ins Klare
zu kommen. Immerhin wird sich hier, dessen bin ich sicher, noch viel
aufhellen lassen. Das älteste Register der Bibliothek eines
Prager Collegium (s. oben 8. 334) enthält im Allgemeinen nur den
gewöhnlichen Bestand einer mittelalterlichen Bibliothek. Bmdwardins
'Summa' ward schon oben genannt. Etwas von dem Hass gegen die Bettel-
mönche, der damals in lk»hmen zuerst mit voller Gewalt losbrach, scheint
her>'orzublitzen in dem ^Tractatus de simonia claustralium'. Im Uebrigen,
ausser den biblischen Schriften und ihren Commentaren, die wichtigste
patristische Litteratur : Werke des Origines, Gregor, Isidor, Chr>'sostomo£;
von Augustin 'Libri\ * super Genesim*; die bedeutendsten Schol^tiker:
Anselm, Bernhard von Clairvaux, Richard von St. Victor, Petrus Lom-
bardus, Bonaventura, Thomas von Aquino, Lyra, Occam und andere.
Die canonistische Litteratur ziemlieh vollständig: Decretum, Decretalien,
Liber sextus, Clementinen, Extravaganten, Lectura des Archidiaconos
super sextum. Johannes Andreae, Summa des Kaimund von Pennaforte.
Summae confessorum u. a. (s. Ott, Beiträge zur Receptionsgeschichte
S. 97). Bemerkenswerth is^t. dass, was Ott entgangen zu sein scheint,
die Sententiae des Johannes Klenkuk gegen den Sachsenspiegel (Sera-
peum S. 67, llanslik S. 20) vorbanden sind: ein Zeugniss ftr die in den
Prager Collegien herrschende Abneigung gegen das nationale Recht
(vgl. oben S. 155. 161 f.). Von römischem Recht: Codex und Institutionen
(Serapeum S. 68, llanslik S. 20). Von grammatischer Litteratur: Catho-
licon, Mammotrectus (Mammotreptus). Die riesigen Kncyclopädien des
Petrus Comestor und Vincentius Bellovaecnsis fehlen natürlich nicht,
ebensowenig die gross^e Vorrathskammcr poetisch - scholastischer Alle-
gorie, des Alanus ab Insulis *Phinctus uaturae' und Anticlaudian, wie
1) Hierdurch verliert der schon an sich nicht hinlUnglieh begründete
Zweifel Neuwirths (Peter Parier S. 11), ob der Briinnor markgrätliche Ban-
meister Heinrich von (fmUnd und der Mailänder Architekt eine Person sei,
vollends an Kraft.
von Konrad Burdach. 481
einer der beliebten Trojaromane ('De bello Troiano'). An Legenden
erscheinen Tassionale sanctorum\ 'Legenda landis sanetae Mariae' nnd
die Legende des heiligen Franciscus, gewiss kein Zufall und eine will-
kommene Bestätigung der oben (S. 472) vorgetragenen Behauptungen:
der Cultuö Mariens, der Geist des heiligen Franciscus, sie sind die
Seele des religiösen und kUnstlerischen Aufschwungs im Zeitalter
Karls IV. Indessen ist doch auch die antike Litteratur auffallend reich
vertreten : abgesehen von des Josephus 'Bellum Judaicum*, einigen Aristo-
telischen und pseudo -Aristotelischen Schriften finden wir Martianus
Capella 'De nuptiis philologiae*, Boethius 'De consolatione philosophiae',
Cassiodors 'Epistolae\ weiter Senecas 'Epistolae' zweimal und ausserdem
'Seneca tabulatus', 'Seneca parvus', 'Excerpta Senecae epistolarum', von
Ovid die Metamorphosen, 'De remediis amoris^ und 'De imaginibus
deorum et super fabulis'; femer 'Palladii Libri' (doch wohl 'De agri-
cultura*), Vegetius 'De re militari', Mäcrobius 'De somno Scipionis\
Sallust, Avian, 'Expositio Horacii', Valerius Maximus und noch einmal
'Valerius Maximus cum (deutscher?) glosa', ja auch 'Tullius De senec-
tute et amicitia'. Das sind, abgesehen von dem fehlenden Virgil, im
Wesentlichen die Autoren, aus denen auch Petrarca seine Kenntniss
des Alterthums schöpfte. Es kommt darauf an, Alter und Herkunft
dieses Katalogs genauer zu bestimmen. Die Handschrift ist nach den
Angaben der Herausgeber aus dem 14. Jahrhundert. Der Titel 'Biblia
domini archiepiscopi in qua legitur ad mensam magistrorum coUegia-
torum' (Serapeum S. 67, Hanslik S. 20) zeigt, dass die Bibliothek den
Magistern eines dem Prager Erzbischof nahestehenden CoUegs gehörte.
Erwägt man, dass ausdrücklich die CoUegiaten als graduirt bezeichnet
werden, bedenkt man femer die Grösse der Büchersammlung, so wird
man schwerlich den .Katalog auf ein anderes Oollegium als das des
Allerheiligencapitels oder das Carolinnm beziehen. Das Erstere wurde
1348 der Universität incorporirt und umfasste nur graduirte Cleriker,
die an der Hochschule lehrten. Im Jahre 1366 wurde das CoUegium
Carolinum gegründet und mit dem Allerheiligencolleg verbunden, so
dass immer der älteste Magister des Carolinum in das Allerheiligen-
colleg eintreten musste (Tomek, Geschichte der Prager Universität
S. 22. 23).
Ist meine Vermuthung richtig, so wäre zu erwarten, dass einige
der in dem Registrum genannten antiken Schriftsteller sich in der
heutigen Prager Universitätsbibliothek, in welche die Bibliothek des
Carolinum aufgegangen ist, noch nachweisen lassen.^) Finden sich
1) In Frage stehen etwa: Cicero 'De amicitia\ Mäcrobius *Comment. in
soniDiuni Scipionis\ Ovids Metamorphosen, Palladius 'De agricultora', Sallust,
Seueca, Valerius Maximus, s. Ilirsching, Vorsuch einer Beschreibung sehens-
würdiger Bibliotheken 3, 1 , 2.07 f. Hirsching setzt emigc dieser Handschriften
allerdings schon in das 15. Jahrhundert. In Betracht kämen sonst noch als
möglicherweise alte Erwerbungen aus der Karolinischen Zeit: Frontlnus
Stratcgemata. Juvcnals Satiren, Horaz Sermonen. Ovids Herolden, Sednlius,
Statius Achilleis, sUmmtlich aus dem 1 4. Jahrhundert.
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von Konrad Burdaoh. 483,
a. a. 0. S. 605 f.). Ohne Zweifel dürfen wir sie als die bedentsamste
Fracht ans der Frülizeit des gelehrten Humanismus auf deutschem
Boden betrachten. Und sie bezeugt selbst durch ihr ferneres Schicksal,
dass von Böhmen aus die Fäden der grossen Geistesbewegnng des
ganzen Zeitalters ihren Ui*sprung nehmen: 1538 wurde sie auf Melanch-
thons briefliches Gesuch den Baseler Buchdruckern behufs einer neuen
Ausgabe geliehen (Hanslik a. a. 0. S. 36 und Anm.).
Von der Bibliothek des Carolinum sind damals nach einer Notiz
in den Statuta Collegii Carolini (Handschrift der Prager Universitäts-
bibliothek), die Hanslik (a. a. 0. S. 24) mittheilt, ftir nahe und entfernte
Gelehrte durch beeidete Scriptoren und Rubricatoren als correct ver-
bürgte Abschriften angefertigt worden. Man möchte den Wortlaut
dieser Angabe kennen, um ihr voll zu glauben. Nahe liegt es, gewisse
in Prager Handschriften vorkommende Bemerkungen damit in Verbin-
dung zu setzen. 1) Jedenfalls würde diese Sitte ein bemerkenswerthes
Seitenstück zu Johanns von Neumarkt oben (S. 442 f.) erwähnter philo-
logischer Bemühung um correcte Texte bilden und müsste als das
gleiche Symptom einer humanistischen Strömung gelten.
Wichtig wäre es auch, genau den Bestand der alten Kloster-
und Stiftsbibliotheken, besonders der Augustiner, Prämonstratenser,
Cistercienser und Karthäuser zu erfahren. Aber freilich, das Geschick
fast aller Klosterbibliotheken Böhmens war dasselbe: in den Jahren
1419 — 1422 fielen sie der bestialischen Wuth der fanatisirten Hussiten
zum Opfer, und was damals nicht in Flammen aufgegangen war, ent-
führten oder vernichteten im 1 7. Jahrhundert schwedische und spanische
Soldaten. Wir hören in der Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts und
in den ersten Jahrzehnten des folgenden viel von böhmischen Bttcher-
liebhabera, die ihre beträchtlichen Sammlungen den Bibliotheken der
Stiften und Kirchen vermachen oder schenken.^) Allein an Nach-
richten über Umfang und Inhalt derselben fehlt es unter den obwalten-
den Umständen gar sehr.
1) Kirchhoif, Die Handschriftenhändler des Mittelalters * 8. 112 verweist
auf zwei Fälle: eine aus der Bibliothek des Cistercienserklosters Alt-Zelle
stammeude Leipziger Handschrift (^Daniel glosatus') und eine sicher in Prag
hergestellte llaudschrift von Abhandlungen des Hus und Wiclifs tragen den
Vermerk am Ende *Correctus est'. Der Verkehr der böhmischen und
thilringisch - obersächsischen Cistercienserklöster war ein sehr reger in jener
Zeit, und so mag auch die erstgenannte Handschrift böhmischen Ursprungs
sein. Ueber die rliniushandschrift mit dem Prädicat 'bis correctus' s. unten.
Kirchhoff scheint übrigens an der Zuverlässigkeit von Hansliks Angabe zu
zweifeln, weil nicht näher gesa^ sei, worauf diese Andeutungen sich stützen.
Aber dieser beruft sich ia ausarücklich auf die handschriftlicuen Statuten des
C'oUegs, und man darf doch nicht von vornherein annehmen, dass er dies in
unredlicher oder ganz flüchtiger Weise gethan habe. Hängt die Einrichtung
etwa mit der Sitte der päbstlicheu Correctoren für die Urkundenherstellung
zusammen (Über sie Linaner, Urkuudenwesen S. 10. 91 ff.)?
2) V^l. darüber Ungar a. a. 0. ; Hirsching, Versuch einer Beschreibung
sehenswürdiger Bibliotheken 3, 1, 192 ff. 4, 2b4ff.; Hanslik, Geschichte der
Prager Universitätsbibliothek S. 22 ff. ; Ott, Beiträge zur Receptionsgeschichte
S. 93 ff.
33*
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von Konrad Bnrdach. 485
kirclie (Inventar von 1435, Woln^, ArcL. f. Österreich. Gesch. 1852.
Notizenblatt S. 1 69). Aas der darin enthaltenen reichhaltigen patristisch-
scholastisclien Litteratnr erwähne ich: 4iber sancti Angnstini ad petrum
diaconem de ßde Et idem de duodecim abnsionibns\ ^Epistole diverse
beati Jeronimi\ *liber de doctrina Christiana Augustini ad Entropium
et Pauluni de perfectione iusticie'. Sehr stark vertreten ist die cano-
nist isclie und auch die civilistische Litteratnr (letztere überschrieben
*Secuntur libri legum'). Eine besondere Rubrik 'Item libri Poetharum'
bringt: *Terencius*„ *Mareialis (1. Marcianus) de CapelHs', 'Platho in
Thimeo', *Staciu8\ *Priscianus\ 'ewangelia theutunicalia'. Von
dem fibrigen Inhalt der Dombibliothek nenne ich noch 4iber confes-
ßionum Augustini \ *Alanus de planctu nature\ 'Lucanus', 'Über feo-
dorum Juris Magdeburgensis in vulgari theutunico scriptns in perga-
meno rubea cute circumdatus', 'alius liber ffeodorum (so!) Juris Magde-
burgensis in theutunico eciam in pargameno in asseribns rubea cute
circumdatus*.
Die Sammelhandschrift des Olmtltzer Notars Wenzel von Iglau
(Wien. Ilofbibl. 12531) kam. bereits oben (S. 439 Anm. 3) zur Sprache.
Sie stellt neben den 'Novus Cato\ ein Buch der gewöhnlichen mittel-
alterlicher Schullitteratur, die moderne Weltnovelle von Boccaccio und
Petrarca 'Griseldis' und bringt dadurch deutlich genug zur Anschau-
ung, wie zu Olmütz \in 15. Jahrhundert *) die neue geistige Bewegung
um sich gegriffen hat.
Schliesslich möchte ich noch die Aufmerksamkeit lenken auf eine
merkwürdige Einzeichnung in einer Statiushandschrift des Prager
Domcapitels aus dem 13. Jahrhundert (L 96) von einer Hand des
14. Jahrhunderts. Die Rückseite des letzten Blattes enthält in 33
Zeilen ein Verzeichniss antiker Autoren und Titel, das R. Förster im
Rheinischen Museum N. F. 37, 489 abgednuskt hat. Da^) finden sich
1) Wichtig wäre eine genauere Zeitbestimmung. Zum Einband der
Ilaiidscbrift ist eine Olmützer T rkundc von 1427 benutzt worden. J.Haupt
meint (Neuer Anzeiger für Bibliographie 1876, S. 4), das könne erst, nacn-
dem diese werthlos geworden sei, geschehen sein, also wenn ich ihn recht
verstelle, erst geraume Zeit nach 1427. Aber die Sammlung sowohl als die
eiu7A»lnen Stücke derselben können bereits vor dem Acte des pj'nbindens
niedergeschrieben worden sein. Alles käme darauf an, den Notar Wenzel
von Iglan nachzuweisen und seine Lebenszeit zu bestimmen.
2) Vau grösseren Bequemlichkeit wiederhole ich das Verzeichniss, in-
dem ich nur Zahlen hinzufüge : I . Valerins maximus 2. Vergilius georgiconim
.'i. Claudiauus in rut'ünum 4. Oracius odanmi senuonum Epodcmi 5. Magnus
allexander (doch wohl des Curtius Rnfus Historiae Alexandri magni, viel-
leicht aber auch einer der mittelalterlichen Alexanderromane) r». Tragedie
Scnece 7. Varro S. Philippica (schwerlich, wie Förster vermuthet, Justins
E])itonie der historiae Philippicae des Pomponius Trogus, vielmehr Ciceros
riiilippica gegen M. Antonius) 0. Terencius m delphis (^l Adelphis) in eunucho
in coniediis 1o. ffrontinus (so!) de re uiilicari (1. militari) 11. Syndonianus
(Sidonius Apnllinaris oder Synödicus des Warnerius , s. Bonian. Forschungen
i\, 315 ff.?) 12. Lactancius IH. Palponista (Fnmcke, Lat. Sclml]M)esie S. 75if.)
14. Knnius 15. Aurelius maximus IK. Affrica petrarche et de vita solitaria
17. Salustius 18. Paradoxe Tulii \\). Tulius tusüul[anjanim disputationum
ijSr;
T.ir \.-r.nTni«'« iircir'irst'iifr !Tan«is4'hrtrri*!i -*to
v.>' inriki-n
7 •'•hmn::''-:! -.^r«*:n:.r T-lrfae iie 3eaai*:^an'«? i:|
V,,, .;..n «».r.^ ^. r-ij ■■•.;-?: ir- " -r-iu A if:nrii in«! A^'ir.L -.^-^
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-♦-•ri»-" !.:---■■■ .-*-,"-r* :!■■ •.-!•:::.•. I -l- '■"-iT^fMi-im-.s'- iiann. 'xr.t'y.'
111.- ii'Hi ■■m:-i .;ir.--: ]i;i:-i\*.':' v- • -.n-:e;-ifii r'rr»! 31.' riei;i:*. -"'■
'i'ti -*•": .i;r ■.■::::■■,-••■'. :.•■: .-mc-: ■•'.a»*r Bi"»!"« riir*^ T^T^öer.-"':-
Ein ri":."..i. ".-;■.■• 11-- 7' -"'-•j n : -32 i:i."-*»?r La«'ranz krin 'i'^r;:-
P-^vi.-M ■ -..- V.-: ,. . -;,r - — :;i: -3-:-;--iv* -«-er'ir^n. L'eb^fr li.'-
Zv---. -- -—.i ,^'- : ., '.'-_-z- ■:;.i..'' 'i:r -in n -i.-r !iiiiruin"?r>:'2''
i-iHV ■.-"..".• -••^--■i-- i-r -:-.-. :-> -amm: las .ier Z.?it aaci; l"-
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P"-.'i.-M r..j M V- --r. Ä 1.:-" - i - A::-i'-t: I\ -'^.ii.::« \. :i. O. '^. 4'? —
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von Konrad Bardach. 487
Bchnlten und erfahrenen Auge der Dnetns der Schrift eine Entschei-
dung über die Heimath liefert. Innere Grttnde, auf die ich mich bei
mangelnder Autopsie stützen muss, scheinen mir nicht dafQr zu sprechen,
dass ein Italiener diese Aufzeichnungen machte. Ein solcher würde
nicht nöthig gehabt haben, sich die Titel der bekanntesten Werke Pe-
trarcas erst schriftlich anzumerken. Was vielleicht nicht aus Petrarca
stammt, Sidonius Apollinaris (11), Palponista (13), Platearius (27),
Nennius (32), die sieben weisen Meister (20), fahrt eher nach
Böhmen-Mähren als nach Italien. Die sieben weisen Meister werden
bekanntlich während des 15. Jahrhunderts in Deutschland die Haupt-
quelle der aufstrebenden Prosaerzählungslitteratur, und Sidonius Apolli-
naris wird z. B. in einem Brief der aus Wenzels Kanzlei stammenden
Formelsammlung (bei Friedjung a. a. 0. S. 324) angefahrt. Alles in
Allem genommen i) neige ich mich dazu , den Verfasser der Notizen
in Prag oder Ol mutz zu suchen und ihn fUr einen Zeitgenossen
des Johann von Jenzenstein, Wenzels Kanzlers, und für einen Mann
der Kanzlei oder doch ftlr einen durch sie Gebildeten zu halten.
Dann würde auch diese scheinbar so leere Liste von Autoren und
Titeln zu einem bedeutungsvollen Zeugniss fttr die von dem Hofkanzler
Karls IV. ausgehenden humanistischen Anregungen. Sollte erneute
Untersuchung des Statiuscodex för jenes Verzeichniss eine spätere Ent-
stehungszeit ergeben, so käme, falls es bis über das Jahr 1430 hinab-
gei*ückt würde, auch der Einfluss eines anderen, schon oft genannten
Mannes in Betracht: Enea Silvios.
Er, der dem Humanismus in Deutschland erst voll die Thore
geöffnet hat, fand seine ersten und ergebensten Anhänger in Böhmen,
in den Kreisen der Kanzlei.^) Der Böhme Caspar Schlick, Sohn
des Egerer Kaufmanns Heinrich Schlick, der auch in Italien Geschäfts-
verbindungen besass und von dort sich seine Frau geholt hatte, unter
Siegmund, Albrecht und Friedrich Leiter der deutschen Reichskanzlei
und als solcher durch sein Amt wie in seinen humanistischen Neigungen
Erbe und Nachfolger Johanns von Neumarkt, hatte Enea auf dem Baseler
Concil in sein Bureau gezogen und ihm dann später (1443) ein Secre-
tariat in der Reichskanzlei Friedrichs lU. verschafft. Seine Collegen
waren dort die Böhmen Wenzel von Buchau, von dem ein Brief
1) Auch das möchte ich in Betracht ziehen, dass die Bibliothek des
Präger Domcapitels , die im Wesentlichen den alten Bestand des 14. und
1.5. Jahrhunderts noch jetzt rcpräsentirt, Petrarcas Africa und von den übrigen
WiTken des Verzeichnisses die folffendon besitzt: Valerius Maximus, Virgilii
Bucolica, Lactautius, Horatii EpistoTac und Canuina, SenecA, Statius, Sallustiiis
in Catiliuam (liirsching, Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Biblio-
theken Teutsclilands 3, 1, 2oy fl'.. wo aber nur Auszüge gegeben smd).
2) Vgl. Voigt, Archiv f.' Österreich. Gesch. lü, ;J28 flf. 337 f. Enea
Silvio 1, 2S4. 2, 353. Wiederbelebung* 2, 295 f.; Ott, Beiträge zur Receptions-
geschichte S. 22i» Anm. 'A. — Es wäre hier auch Pier Paolo Vergerio als
ein Bahnbrecher des Humanismus in Deutschland zu nennen , der ja in die
Kanzlei Siegniuuds eintrat und ihm als „llofdiehter und Lateinsecretär"
(Voigt, Wiederbelebung« 2, 275) diente. Aber seine Wirksamkeit hat sich
kaum in Böhmen geltend gemacht.
488 Zur KfiatBiB» a2td?vr«^ber HAcdscfaiftn mc« K. Bmrdftek
§ieh in df:T Sammliuif ä^ Epifteln Ene«F findet, «iid der ZBei«: ^^'
Ifhfrfe aVtfchrie^. «AmicelTe und mi: ibnen ein kJeiztes BncblüBd!-:*-
^i^hkft Tri*:b. Frvkvp vvn Kab«te:n. der fp&ier «1453 Kanzkr^i
h'/hxD'rD wurde cnd d»-**^n Brudrr Johann Ton Kat-fTein. Qei i
Kom cekbt und ii^h lanre Z^i: den Wi^gienfe haften r»e'»ida)r: txit
d*rT mit Cic»-r«.» . Ovid . Trrenz . H- raz renraut nnd ein AxJiiiurer if
rfa»'U•ri^<-h«:n Kün?ie srevordt-n var. dann nach I>-:*hiDen zvnbckkrk^L
dort .in der clückücLen Mu^se der Wii>ensehaften* sein Leihen ^r:-
brachte und in «einem kircb^np*.*] irischen £»ial*ie Enea al» seinem V>:-
bild narh-trebie. I»er Kanzlei ^iejaonnd? •1-I3«> — 1437* und Al>»r^^"s
tliH>)i ::rL«>r:e auch J'.'Lanne^ To^ek ans Paixan an. der 1441 i)?
Hfir^er vvn I'rat' auftren-mmen 1 üb— 1451 I*n:iX->noiar der Alt=uä:
war und mit Enea in Hriefw*rch'^rl «tand. ftlr ihn in B*>hmrn liittn-
riftche Propaganda machte, indem er ?ich -^^ine neu T-erfassten Schriftrii
aoabat. und ihm b*-i der Au^arbeituns: feiner Iii<>u*ria b«*heniica Uilfc
lei-tete. Auch am ll-'fe de» K^niz ljidi*lan* hane £lnea Silvi«- per5«''ii-
liche Beziehungen und der Proti.'Lytar der Herren Ton RoaenWir, ü«t
liäupter der katholischen Partei. Wenzel v^.in Crom low, an dri
llnea 1453 einen freun«l*chaft liehen Brirf richtete und der 1454 — l4oif
Administrator de? Krzbi>thums Präs war. hatte seine Epis^teln in einer
Handschrift un der Prairer rniver*itätshibIiothek » rnsanunemretrairen.''
Kl* herrschte in d»-r That, wie »imr vun Enea* Verehrern an ihn schrieb
in IVthmen da.- lebhafteste Interesj^e für *»-ine Person und seine Schriftr».
l'nd auch in Ulmütz fanden Johann? von Neomarkt Bestrebunc»
Kort^etzunir durch den Bi?chof Pri»ta*iu* von Czernahora il4o7—
1481;.-> der in Italit-n gebildet, ein Freund des Janus Pannonioj.
<;uarino> Schüler, ein Bewunderer von Vallas Elegantien sich aU eia
ij^nner und Förderer der humanistischen Studien bewies.*!
\} lii den rM'>itz di«-*ts Mannt> jrrUnjrt»' iibri^ons auch die «»Wa
<S :;:',<», erwülmte HaiHUriiritt d«-^ >« ripTuiii mi|kt apiK:al\-jisinr «Wolnuaim.
i^urll«nM-hriüi 11 zur Kuii>tp-^rlj. l». i:»«. i-r v%ar «»ffenliar t-in Kiiehertn»uiKi.
luaf'ht'ii >»if •bn Kindnuk . ;iN M-i. n «-i«- fir •■in«-!! M»««*«-ii «ipens he>tellt p?
ui->.'n. hN niiid : .lu^tiii'* K|»iii»uii- zu «b«- 1'« 'inj »-ir.^l n^ini*» Historien, f'urriiL»
KulU!*. raiit jryriri diwr^nniin au«tHnini . < ir. n»^ V»Trinoii. Macn.>l»ius •LiWr
de saturaalibus' (Dudik. her Koiiiaimiu I. r»«» iV «.
Halle a. S. K.»nrad Burdach.
*) DerSchluss dieser Arbeit ^\i^d in r»uelifi»nii im Verlag*!» von O. Ilar-
itz in Leiijzit; erseheineu. 1 * i e K e d a e t i u u.
raasowitz m Leipzig
Les manoscrits grecs de Y^rooe par H. Omont. 489
Les manuscrits grecs de 1a biblloth^qne eapltulaire
et de 1a blblloth^que communale de Y^rone.
La biblioth^que capitnlaire de V^rone, justement cdlöbre par ses
antiques manuscrits latins et ses pr^cieux palimpsestesXO possede dix-
neuf manuscrits grec8.(^) La plupart de ces volumes proviennent de
la collection de manuscrits legu^e en 1755 au chapitre par Tauteur
de la Verona illustrata, Scipion Maffei. On n'y trouvera aucun
des manuscrits de G. Saibante, dont Maffei a public une liste sommaire
(Verona illustrata, III, 241-244).('*) Cette collection, apres avoir
pass^ dans les mains d'un autre V^ronais, P. de* Gianfilippi, a dte
malheureusement dispersee en 1843, en ventc publique ä Paris.('*)
L'histoire de la bibliothöque capitulaire de Vdrone, depuis ses
oripnes jusqu'ä nos jours, a ete savamment traitee en ses moindres
details par le bibliothecaire, M. le chanoine comte Carlo Giuliari, dans
une Serie de mcmoires publids, depuis 1874, par TArchivio Veneto
et rennis en un volume intitule: la Capitolare biblioteca di Ve-
rona. Parte prima, lib. I e U. (Verona, 1888, in-8<^, 396 -XCI pages;
tirc ä part ä 60 exemplaires.) Ce premier volume, qui contient
(1) Voy. Blume, Iter italieum, I, 247-271; IV, 187-191; mais parti-
cnliorement 1 , 254-264. Cf. les diff^rentcs publications de Mommsen, Studo-
muiid, Kniegcr, Sickel, Chatelain, etc.
(2) Kn dehors du Psautier grec-latin, en onciales, publik par Bianchini
(n^ 1), la bibliotheque capitulaire de V6ronc a po8sed6 ancieunemcnt au moins
im niunuscrit grcc. Parmi les manuscrits que Hurault de Boistaill^, anibassa-
deur de France a Venise, avait recueillis en Italie, au milieu du XVI«^ siecle,
et qui sont entr^s au d^but du XVII» siecle dans la Bibliotheque du roi, sc
trouve un petit volume grec des quatre Evangiles, du Xllb siecle, a la fin
duquel on lit cctte uote (Hibl. nat., ms. grec 91, fol. 275):
„lloc Volumen quatuor evangelistarum grecis transcriptum literis
vencnibilis in Christo pater dominus Dorotheus, nationc grecus, archi-
opiscopus MetcHinensis, reliquit in hac bibliotheca ad usum canonicorum
regulariuni anno Domini MCCCCXXX Villi: quo tempore impcrator Con-
stantino])olitunus et patriarca ac reliqui orientales prelati in Italiam naviga-
runt sancte unioni.s conficicnde gratia: divisi onim fucrant a Komaua ec-
t'lcsia per longissima tempora detenti multis erroribus. Que nuidem unio
IVliritcr t'uit celebrata sub Romano pontüicc Kugcnio papa 11 ll.
D. Timotlunis, Veronensis canonicus."
CS) Edition in-folio (1732).
(4) Catalogue de niss. provenant des collections Saibante
et (1 ianfilippi, de V6rone. (Paris, 1842, in-8".) Lavente eut Heu le
2:i janvior 1813 et jours suivants. Sur le sort de la plupart des manuscrits
(iiantilippi il laut consulter la Notice sur des mss. du fonds Libri
conserves a la Laurentienne a Florence, par L. Delisle, dans les
Notiees et extraits des mss., t. XXXII. I, 114-120. — Le n» 1 des hlss.
de Saibiuite (Evang61iaire, copie par Theodore en 1292), qui n'etait pas
pa.'^se dans la collection de Gianfilippi, est aujourd*hui au Bntish Museum,
ms. Burney 21. Le n"78, „S. Agostmo de Trinitate tradotto in greco,"
est conserve a la bibliotlit^que connnunale de Verone. — 11 y a a la uiblio-
theijue capitulaire un catalogue tres detaille des mss. de Saibante, sous le
n" „nX'Vll (282). Oct. Alecchi Veronensis catalogus mss. bibliothecae Jo.
de Saibantis, patricii Veronensis." (XVII« siecle, papier, 280 feuillcts, in-fol.).
■1 i:-j1 it M -izi. •tili rirs. a^c ^tt..
T-T* ;* .'.»u: fv- :.::■ nai e«. fxio«tx baH..!
.t=* :-:.itz^: '.* r*u. icre &lpaü>(c^«e des
yi ^ii
**:• nr l9d ■
par H. Omont. 491
t. LXIX, col. 717. (Le fac-simile de Mai, reproduit par Migne, est
trfeß inexaet.) Cf. Ginliari, p. 197-198.
VIP -VHP si^cle. Onciale. Parchemin. 1 feuillet. 144 sur 85
millimetres. Peintures. Reliure en parchemin. (Maffei, n^ 1.)
CXX (110*). Sticherarium.
Musique notde. — Palimpseste.
XV® si^cle. Parchemin. 111 feuillets. 205 sur 140 millimetres.
Reliure en parchemin.
CXXI (110). Leonis Sapientis imperatoris orationes XXXIII. in diversas
festivitates.
XVP siöcle. Papier. 458 feuillets. 210 sur 145 millimötres.
Reliure ancienne. (Maffei, n® 4.)
CXXII (111). Nicephori BlemmidaB commentarius in Psalmos.
Au fol. 283, on lit cet ex-libris: j[ To jtagov VaXxtjQiov Ion
Ifiov olxovofiov rfjg ayKDTaxrjq firjTQOJtoXicog Äiov (corr. na(i(pov)
UQtcjg MixccfjX [laXaioXoyov KvjtqIov (ces deux derniers mots sur un
grattapje).
XW si^cle. Parchemin. 283 feuillets. 198 sur 140 millimetres.
Cartonnd. (Maffei, n*^ 2.)
CXXIII (112). Nicephori BlemmidaB commentarius in Psalmos.
XVP siöcle. Papier. 136 feuillets. 195 sur 145 millimetres.
Reliure en parchemin. (Maffei, n^ 3.)
CXXIV (113). Nicephori BlemmidaB commentarius in Psalmos.
On lit, ä la fin, cette souscription : MtxByQd<f;d^ri ^ JtaQOvda
cvvojiTixfi tQfAfjvtla tcöv VaXficüv, ij Jtaga Nixt^q^OQOv rov BXefi-
filöov jrot7]d-ttoa , cbto rivog xaXalov avTiyQa(pov trjg ßißXiod^ij-
X7}q rov FtQüOl/iov BXdxov, aQxieJttoxojiov Jiore x&v VqalxAv
xaxd ni]vd avyovOTOv reXetcod-eloa,
XVllP siecle. Papier. 163 feuillets. 300 sur 220 millimetres.
Cartonnd. (Maffei.)
CXXV (114). loannis Xiphilini, Oonstantinopolitani archiepiscopi , ho-
milue LIU. in Evangelia Dominicamm.
Incomplet du debut de la premiöre homdlie: . . . xF.olac: Bajiv-
Xoiro,:, dtlxrv(i on ovxo^ ion ... — A la fin, les quatre vers:
Or N(oaaix(ijg jtQog oxiäv (lovov ßXtJiti . . .
XVP siecle. Papier. 371 feuillets. 300 sur 215 millimetres.
Reliure ancienne. (Maffei, n" 5.)
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par H Omunt. 493
CXXX (119). SS. Basilii; Joannis Damasceni et AndresB Hierosolymi-
tani opuscula.
1. S. Basilii cpistolu I. canonica ad Amphilochiam.
2. S. Joannis I)amasceni homilia I. in Dormitionem beatse Maria'.
3. 8. Andreas Hierosolymitani , seu potins Cretensis , homilia II.
in Exaltationen! S*^- Crucis.
XVF siecle. Papier. 48 feuillets. 235 sur 165 millimfetres.
Kelinre en parcliemin.
CXXXI (120). Aristophanis comopdia3 tres: Plutus, Nebula^ et Ramr,
cum scholiiä; pnecedit Aristophanis vita.
C'est le ms. III. c. 5 de la biblioth^que de Modene , rendn par
errenr, en 1816, a la bibliothöque capitnlaire de Vörone, an lieu d'nn
autre ms. qui contenait seulement denx com^ies d'Aristophane, Plntus
et les Nudes. (Cf. Giuliari, p. 103, 262 et 346.)
XV« siöcle. Papier. 131 feuillets. 230 suf 168 millimetres.
Keliure en vean, aux armes d'Este.
CXXXII (121). Graecorum recentiorum epistolsB variae.
Voy. sur ce ms. une longue notice de Lami, dans les Delicia?
eruditorum (Florentia?, 1740, in- 12®), t. IX, p. XIII et suivantes; cf.
aussi, t. VII (1739), h la fin, et t XV (1744). Nous en extraierons
seulement la liste des auteurs des lettres comprises dans ce recueil
(t. IX, p. XIV- XVI), qui doit faire Tobjet d'une pnblication proehainc
de M. Em. Legrand:
„Griccorum quorumdam, qui sa^culo XVI. et XVII. vixerunt,
cpistola> numero 0X0. Nomina eornm, qui eas scripsere, sunt qua;
sequuntur: Andreas Londanus, eques D. Stephan!, Andreas Spiras,
Anonymus, Antonius Eparchus, Arsenius, archiepiscopus Monembasio?!,
Athanasius, patriarcha Alexandrinus , Ohius, Gonstantinus Lucaris,
Oonstantinus Patricius, Da^monioannes, Dionysius, Dionysius Gate-
lianus, Emmanuel Margunius, Emmanuel Pegas, Franciscus Goccus,
Franciscus Daportus , Gabriel Severus, Georgius Balsamon, Georgius
Carophiles, Georgius Lampadarius magna) Ecclesia), Gerasimus hie-
romonaclius, Hermodorus, Hierotheus, metropolita Monembasia?, Hippo-
lytus, metropolita Chii, Jacobus, patriarcha Oonstantinopolitanus,
Jeremias IL, patriarcha OP., Jeremias Tzancarelos hieromonachus,
Joannes, Joannes Bonapheus, Joannes Nathanael sacerdos, Joannes
Sozomcnus Cyprius, Leontius Cyprius hieromonachus, Leontius hiero-
monachus, Manuel, Marcus Morezenus sacerdos, Maximus, archidiaco-
nus Alexandria?, Maximus hieromonachus, Maximus Margunius, epi-
scopus Cytherorum, Meletius monachus, Meletius Pegas, patriarcha
Alexandrinus, Metrophanes hieromonachus, Metrophanes, pontifex
Monembasia), Metrophanes Rhacendytorum et Melenici, Michael
Blastus, Michael Parastates, Nathanael Grasos hieromonachus, Nice-
phorus hieromachus chartophylax, Nicephorus Parasches hierodiaconus,
par n. Omont. 495
christiauaß fidei, cai adjuncta est gemina censnra svnodalis.
(8. 1., 1645, iii-80.)
XP — XVIII® si^cles. Parchemin et papier. Cartonnd.
CXXXIV (123). Paracleticon.
lucomplet du commenccment et de la ßn. — Palimpseste.
XIV» siöcle. Parchemin. 78 feuillets, 280 sur 220 millimfetres.
Reliure en parchemin.
Biblioteoa Comiinale.
1 (560). Aristotelis de anima libri UI.
En hant du premier feaillet de garde, Tex-libris: rov Bixav-
Tcor/ov rgsfiloov.
XVI» siöcle. Papier. 81 feuillets. 240 sur 180 millimötres.
Relinre en parchemin. (,Collegii Veronensis Soc[ietati8] J[e8u].*)
2 (569). S. Augustini de Trinitate libri XV. (cap. 1-220) , a Maximo
Planude griece versi.
Copie en 1715 par Panagiotes, de Sinope. Papier. 138 feuil-
lets. 230 sur 170 millimetres. Reliure en parchemin. (Provient des
bibliothcques de Saibante et P. de* Gianfilippi, de V^rone, 1847.)
Appendice.
Manuscrits grecs de Scipion Maffei.
(Maffei, Verona illustrata, 1732, in-fol., parte III, col. 273.)(»)
1. Prima tra' Greci, Commentarj sopra i Salmi, da' quali fu tratto
giä un Frammento di Nestorio nella Lettera sopra alcuni frammenti,
pretesi di Sant' Ireneo. Carta che si conosce tagliata giä da codice
in earattere majuscolo, contenente un'esposizione di Cirillo Alessan-
drino sopra i Salmi, qual esposizione sarebbe non solamente inedita,
ma finora incognita, e innominata. [N® 109.] (<)
2-3. Copie dne della interpretazion de' Salmi di Niceforö Blem-
mida; inedita. [N«« 122-123.]
4. Omilie trentatre di Leon Sapiente, delle quali dieciotto in-
edite. [N« 121.]
5. Omilie di Sifilino sopra gli Evangelj delle Domeniche di tutto
Tanno: manca il principio; inedite. [N^ 125.]
( 1 ) Les uum^ros, entre crochets, ä la fin de chaque article donnent les
cotes actuelles des manuscrits dans la bibliotheque oapitulaire de V6rone.
496
Les nuwuacritB grecs de V^rone
6. Asciepiu sopra la Metafisica d'AristotcIe , secondo li mc
• d'Aininonio; incditü. [N° 128.|
7. David filosofo Hopra Aristotcle. e sopra Porfirio: ineil
[N« 129.)
8. Tattica del Turfirugenito intera, avendola il Menrsio d
fiiori dimezata. [N° 127.J
9. Epistolc di modern! <ircci: ana di Margunio ne puhlicas
nella sopramentovata lettcra. [N** 132.]
10. Catal(»K<> d'aniplisKima librcria greca, che mostra non ^
l»iii antico di dugenf anni, e purt? molte (»pere reg-istra al pr»
perdutc, e di non poche delle quali notizia nun abbiainu älci
IN" 117.]
Concordance
den num<irn8 actnels des manuscrits grecs de la bibliothe«
du chapitre de Verono et des niimeros de la liste prcctfde
des inanuscritd de Scipion Maffei.
Chapitre
Maffei
Chapitre
Maffei
N
im
117
119
121
122
1 23
124
N
OH
10
1
4
2
3
N
Oh
125
126
127
128
129
132
8
6
9
Index alphab^tique.
AminoniuH. Scliolia in Aristotolis
motuphysica, (!XXV1I1.
Andreas IlitTo.solvniitaiuis, vol Cre-
tcnsis (S.). Moniifia II. in Kxaltafio-
nem Si. ('nicis, ('XXX.
AriHtophant's. ('Dnurdia*: l'lutus,
Nebulj«*, \<iiuiv, CXXXl.
AriHtutdes. Deaninia, Bibl. com.,
500. — Schidia in nictapliysica , ab
As(depii) ex von; Anmituiii llcrni:!'!,
CXXVllL — Davidis i)hilo.sopbi
expoHitio dccem catcgoriaruiu, etc..
CXXIX.
Asclcpius. Scholia in Aristotclis
metaphysica, CXXVIII.
Astronomie. Fnurment d'uu traitc
astronomique, CXXXUl.
oan«
CO]
Athanasc (Tablo «Vune odition
oMivres do S.), CXXXII.
Augustinus (S.). De Triuitat
Maxinio rianiide ji^nt^fo vrrs., 1
com., 509.
Hasilius (S.). Epistola I.
ad Amphilochium, C'XXX.
IJcuihnencs (Kinniaauor)'
(XV^s.) du ms. rXXlX.
IMblia. — Voy. Psaltoriuiii.
lU»>mmidcs (NicophoriisV Com
tarius in Psalmos, CXXIl-CX
('atalt)guc alphabctir|uc dos inss '
de Fontainebleau, CXVII. '
Concile». Actes des C-oiiciles de
et de .Jassv eoutre Cvrille L
patriarche de Cl\, CXXXIII
pBT H. Omont.
49*/
1 1 i n u s Porphyrogenitiis imp.
s Alexandrinus (S.)- Pro-
explanationis in Psalmos,
Lacar. Actes des concües
. et de Jassy contre lui,
111.
philosophus. Prolegomena
iphifle, expositio quinque vo-
orphyrii et decem categoria-
ristotelis, CXXIX.
Table d*un recueil de),
111.
el Bembrsenes, copiste (XVI«
ms. CXXIX.
f epitaphia et epimmmata
rum recentiorum, CXXXll.
iiius [Eumathius]. De Is-
et Ismenes amoribus,
111.
bleau. Catalogue alpbab^ti-
es mss. grecs de Fontaine-
CXVll.
pi (Ms. pruvcnant de P. de*),
com., 569.
m recentiorum epistolsB et
mmata, CXXXll.
i; (Ms. Tov BixavtvDviov),
com., 560.
ides. De politicis Atheni-
1 (gr.-lat), CXXXll.
dorus. Epistola ad Theo-
m xbv AeaßovXxov xov Be-
fiv, CXXXll.
tles. Commentarius in Pytlia-
carmina aorea, CXXIX.
de V6rone (Ms. provenant
Bibl. com., 560.
s Damasccniis (SA Homilia
onuitionem S»- Manae, CXXX.
s Xi philin US. Homiliae 53.
HDf^eÜa Dominicarum, CXXV.
piens imp. Orationes 33. in
«8 festivitates, CXXl.
. Voy. Paracleticon, et Stiche-
I.
(Cyrille). Actes des conciles
P. et de Jassy contre lui,
an.
(Scipion). Mss. provenant
coilection, noi CXVIl, CXIX,
— CXXIX, CXXXll.
^aris.
Maximus Planades. S. Augustini
de IVinitate, graece, B i b 1. c o m., 569.
Meletius. De natura hominis,
CXXIX.
Michel Pal^ologue, de Chypre, posses-
seur du ms. CXXII.
Modöne (Ms. de la biblioth^que de),
CXXXl.
Musique not^e, CXX.
Nicephorus Blemmides. Commen-
tarius in Psalmos . CXXII - CXXI V.
Orpheus. Index Orphei Argonauti-
corum, CXXXIII.
Pal^ologue (Michel), de Chypre,
Sossessenr du ms. CXXII.
Impsestes, CXX, CXXXIV.
Panagiotes, de Sinope, copiste (1417-
1715) des mss. CXXIV et Bibl.
com., 569.
Paracleticon, CXXXIV.
Photius, CP. patriarcha. Epistola
ad AmphUochium, CXXXIII.
Pindarus. Opera (ed. 1515), CXXVl.
Planudes (Haximus^. S. Augustini
de Trinitate, grsece, B i b 1. c o m., 569.
Plato. nooriXeia avfifiixta eiq tcv
nXaxoiva, CXXIX.
Porphyrius. Davidis expositio
quinque vocum Porphvrii, CäXIX.
Porphyrogenitus (Constantinus)
imp. Tactica, CXXVll.
Psalterium, cum Canticis, ffr.-lat (onc),
I. — Catena variorum PP. in Psal-
terium, CXVm. — S. Cyrilli Alex.
Srooemium in Psalmos, CXIX. —
[icephori Blemmidae comment. in
Psalmos, CXXII -CXXIV.
Pythagoras. Carmina aurea, cum
Ilieroclis commentario, CXXIX.
Saibante (Ms. provenant de), Bibl.
com., 569.
Severos (Gabriel), possesscur d'une
partie du ms. CXXXIU.
Slavon (Note en vieux), 1.
Sticherarium, CXX.
Theodorus Studita. Poenitentiae
commnnes, CXXXIII.
V6rone (Ms. provenant des J6suites
de), B ib l. com., 560. — Voy. Gian-
filippi, Maffei, Saibante.
Xipnllin US (Joannes). Homilise 53.
in Evangelia Dominicarum, CXXV.
H. Omont
/in. la o. II.
34
49B Recensionen und Anzeigen.
Recensionen und Anzeigen.
Ehrle, Fr. S. I., lliHtoria bibliotliecae Ronianorum Poutificum tum Boni-
fatianae tum Aveuioncnsis enarrata et antiquis earuin indicibus aliisqne
documentis illustrata. Vulffata suniptu Academiae historico - iuridica^.
Tomus 1. Ruuiae, typis Vaticanis. l^DO. — 4". XII, 786 pp. 8 tab. 30 Fr.
Ueber die älteste (beschichte der vaticanischen Bibliothek g'ebcn nnr
einzelne fragmentarische Notizen Auskunft, die der berühmte Archäologe
Rossi zusammengestellt hat. Vgl. Ontralbl. II (1S85) S. 333 — 334. Papst
Bonifaz VIII. ist der erste, weicher 1295 ein Verzeichniss anfertigen Hess:
luventarium de omnibus rebus iuventis in thesauro sedis apostolicae, g-edruckt
bei Denifle und Ehrle, Archiv, I, 24—41. Damit beginnt eine neue, die zweite,
Epoche in der (icschichte der päpstlichen Bibliotliek, welche von 1295 bis
1417, bis auf Martin V. reicht. Nur diese Zeit will F, Ehrle darstellen, indem
die frühere bereits mit den erwähnten Notizen Rossis erschöpft ist und das
15. Jahrhundert bereits eine Darstellung gefunden hat durch Mtintz und Fahre,
Iji Bibliotheque du Vatican au XV^ siecle d'apres des docuuieuts in^its,
Paris 18S7. Dazu kommt noch Müutz, La Bibliotheque du Vatic-an au XVI«
siecle, notes et documents, Paris 1886. Das Buch von Maurice Faueon, I^
Librairie des papes d'Avignon, l^aris 188« — 87, 2 Bde., dessen Inhalt sich
theilweise mit demjenigen Ehrles deckt, ist weit entfernt den Gegenstand zu
erschöpfen, und was es bietet ist so mangelhaft, dass die Krankheit des Ver-
fassers keine genügende Entschuldi^mg dafUr gewälirt. P. Ehrle hat sein
reiches Material nicht nur im vaticanischen, ehemals Avignonischen Archive,
sondern auch in Avignon selbst, in Paris, Assisi und Toulouse gesammelt
und daiieben das bereits (ledruckte tleissig benutzt. Der vorliegende erste
Band umfasst die Zeit von 1295 bis etwa um 1380, der folgende wird den
Schluss und die Register über das ganze Werk bringen. Da nnr Wenige das
dickleibige Buch lesen werden, dUrtte eine eingehendere Inhaltsangabe v ielen
willkommen sein.
Erst im 1 3. Jahrhundert begann mau von einem Schatze der römischen
Kirche zu reden, der bis dahin von demjenigen der hateranensischeu Basilica
nicht getrennt gewesen war. Zu diesem Sehatze gehörten auch das Archiv
und die Bibliothek des heiligen Stuhles, die auch noch in viel späterer Zeit
vereinigt. ))lieben. Die BUchersammlung Bonifaz VI II. war wohl die grösste
ihrer Zeit und eine der grössten des Mittelalters, wenngleich erst im Verlaufe
des 13. Jahrhunderts, etwa seit der Zeit lunocenz Hl. zusammengebracht.
Sie entliielt nur wenige Handschriften aus früheren Jahrhunderten, deren
Schriftzüge bereits nicht mehr geläufig waren, so dass v\n Regestenband
Johannes VI II. in longobardischer Schrift aus dem 1 1 . Jahrhundert im Jahre
1311 bereite sehr alt (multum antiquum) heisst.
Papst Benedikt XI. verlegte 13()4 seinen Wohnsitz nach Perugia und
Hess den päpstlichen Schatz, also auch Archiv und Bibliothek, gleichfalls
dorthin bringen, starb aber bald darauf. Das Conclave ward zu Perugia ge-
halten und 130;") Bertrand de (iot, Erzbischof von Bordeaux, zum Papste ge-
wählt, der sich zu Lyon als Clemens V. krönen Hess. Mit ihm begann die
7oiährige Residenz der Päpste in Frankreich, obgleich er die Absicht hatte,
sobald es die Umstände erlaubten, nach Italien zu gehen und deswegen auch
nur einen Theil des Schatzes nach Avignon bringen Hess, während der andere
Theil, wozu auch die Bücher gehörten, in Perugia zurückblieb. Zwei Cleriker
der päpstlichen ('apelle fassten in der Zeit vom 28. Februar bis 4. Juni 1311
ein Inventar ab, worin die Bücher ohne irgend welche Ordnung, wie sie
durcheinander liegen mochten, aufgezählt werden. Nur die 33 griechischen
Handschriften bilden eine eigene Abtheilung für sich. Bald darauf wurden
die Bücher und Archivalien nach Assisi gebracht, welche Stadt sich durch
welfisehe Oesinnung empfahl. FreiHeh täuschte die hierauf gebaute Rech-
nung; in einem ghiDeUinischen Aufstande wurde die gesammte grosse Baar-
Kecensionen and Anzeigen. 499
Schaft nebst dem grösseren Theile an edlen Metallen geraubt, während die
Hauptmasse der in der Sacristei von St. Francesco verwahrten Bücher un-
versehrt blieb, aber in Avignou vergessen worden zu sein scheint. Zwei
Inventare aus den Jahren 1327 und 1339, schon früher von P, Ehrle ver-
ölTentlicht, geben willkommene Ergänzungen zu dem Verzeichnisse von 1311.
Leider aber ist diese Sammlung gänzlich verschwunden, ohne dass man weiss,
was aus ihr geworden ist. Mit Sicherheit lässt sich nicht ein Blatt nach-
weisen, das daraus erhalten wäre.
Noch Johann XXII. (1316—1334) hatte die Absicht, in Rom seine
Residenz aufzuschlagen, und erst Benedikt XII. (1334 — 1342) gab diesen Ge-
danken auf und begann den prächtigen Felsenpalast von Avignon zu bauen,
der einer Festung vergleichbar ist. Zahlreiche Notizen aller Art sind vor-
handen, welche sich auf die päpstliche Bibliothek in Avignon beziehen, ihre
Bildung, Vermehrung, Benutzung u. s. w. Die Rechnungsbücher erwähnen
eine Masse Schreiber, Illuminatoren, Buchbinder u. A. Ansehnlichen Zuwachs
brachte das Spolienrecht, gemäss welchem der Nachlass der an der Curie
verstorbenen Prälaten in den päpstlichen Schatz gelangte. Auf diesem Wege
ist aus dem Besitze des Erzbischofs Johannes Grand von Bremen (1308—27)
die Handschrift Nr. 86 in die Bibliothek Borghesi gekommen. 40 verschie-
dene Inventare werden aufgeführt, worin Bücher, die in den päpstlichen
Schatz kamen, erwähnt werden. Nur in den Jahren 1343— 1350 oetrug der
daherige Zuwachs 1200 Bände. Wichtiger ist das grosse Generalinventar
sämmtlicher Mobilien des päpstlichen Palastes in Avignon vom Jahre 1369,
abgefasst während dem Papst Urban V. kurze Zeit in Rom war, mit 2108
Büchern und Regesten, und femer das Verzeichniss der Bücher der grossen
Bibliothek vom Jahre 1375. Letzteres ist darum werthvoll, weil bis vor
wenigen Jahren davon nur die Spur eines Exemplars bekannt war, das sich
einst in der Handschriftensammlung des Gabriel Naud6 befand. Vgl. Delisle,
Cabinet des MSS. de la Bibl. nat. I. 489. Denifle und Ehrle, Archiv, I. 14.
Der Spürsinn P. Denifle*s hat dann auch dieses Dokument aus dem Vatica-
nischen Archive zu Tage gefl^rdert, freilich in einem jämmerlichen Zustande.
Zwei Blätter einer anderen Abschrift hat dann noch P, Ehrle aufgefunden.
Dieses Verzeichniss ist ursprünglich mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit
gemacht worden, aber die vorhandenen Abschriften stemmen von einem un-
geschickten Schreiber, daher die Mühe des Herausgebers um so dankens-
werther ist, welcher zahlreiche Fehler corriprt. Klarheit in die Namen der
Autoren gebracht und die Schicksale der emzelnen Handschriften im Laufe
der Jahre verfolgt hat. Er fügte auch den beiden eben erwähnten Katalogen
alphabetische Register bei, wodurch dieselben leichter zu benutzen sind,
endlich noch eingehende Untersuchungen über den päpstlichen Palast in
Avignon, die Bibliothekare, die Einrichtung der Bibliothek u. s. w. Den
Sehluss des Bandes bildet eine Erklärung der acht phototypischen Tafeln,
welche Ansichten von Assisi und dem päpstlichen Palaste in Avignon wieder-
geben.
Die Avignoner Päpste haben mehrentheUs grosses Interesse an der
Wissenschaft bewiesen. Es genügt, auf ihre Beziehungen zu Petrarca hinzu-
weisen. (S. 143 u. 139.) Clemens VI. entlehnte vom Bischof von Valence
die Werke Ciceros auf einige Tage (S. 139) und Gregor XI. lässt bei der
Sorbonne nach Schriften Ciceros forschen und in Vercelli über Pompejus
Trogus nachfragen. In seiner Bibliothek befanden sich zwei Bände (Nr. 1344
und 1345), die Ciceros Schriften in einer für jene Zeit seltenen Vollständigkeit
enthielten. Clemens VI. hatte bereits auch Ex-libris mit seinem Wappen
^cedulas cum dipinctione armorum domini nostri in posteriori parte omnium
librorum'^. (S. 105.) Ein solches, wohl das älteste von allen, nat sich noch
in der Pariser Bibliothek erhalten. S. Delisle, Cabinet des MSS. I. 488. —
Ein besonderes Interesse erhalten die mitgetheilten Bücherverzeichnisse durch
den Uuistaud, dass zahlreiche in denselben aufgeführte Handschriften sich
in verschiedenen Bibliotheken nachweisen lassen, dank der genauen Angabe
34*
&00 Recensionen und Anzeigen.
der Anfangsworte des zweiten und der Schlussworte des vorletzten Blattes.
So haben sich von den lö Bänden der Werke des hl. Thomas von Aqoio,
welche gleichförmig, littera grossa, geschrieben, einst einen Bestandtheil der
Avinioneser Bibliothek bildeten, 14 Bände in der vaticanischen Bibliothek
wiedergefunden. — lieber die Ordnung der Bibliothek werden interessante
Details beigebracht. Mau darf nicht meinen, dass eine mittelalterliche Biblio-
thek nur ein Haufen Bücher ohne bestimmtes System gewesen sei. Die
meisten Bibliotheken waren doppelt, eine grössere, welche den Grundstock
wissenschaftlicher Werke enthielt, und eine kleinere mit den am häufigsten
gebrauchten Büchern. Vgl. Gottlicb, Mittelalter!. Bibliotheken S. 305. 307 ff.
Was übrigens P. Ehrle S. 711 if. hierüber beibringt, vermag nicht eine deut-
liche Vorstellung von diesen beiden Bibliotheken zu geben. Von der grossen
Bibliothek waren übrigens viele Bücher zum Verschenken*) bestimmt, wohl
auch zum Verkauf. Die Sammlung war ihrem Zwecke entsprechend, ja reich
ausgestattet. Natürlich hatte sie den Charakter einer Privatbibliothek, wie
denn überhaupt vor dem 15. Jahrhundert von öftentlichen Bibliotheken im
heutigen Sinne die Rede nicht war. Doch wurden zeitweilig Bficher auch
an Andere zum Gebrauch überlassen, wie ein solches Beispiel von Petrarca
bekannt ist. Die hebräischen Handschriften waren nicht zum »tudium da, son-
dern um sie unter Verschluss zu bewahren. Griechische Handscliriften besass
die Bibliothek Gregors XI. nur 6, ein Beweis, wie im 14. Jahrhundert das
Studium des Griechischen im Vergleich zum vorhergehenden zurückgegangen
ist. Dagegen weisen andere Anzeichen, wie die oben erwähnten Hand-
schriften Ciceros, auf einen Au&chwung im Studium der lateinischen Clas-
siker hin.
Auch in der Wissenschaft und in den Büchern übt die Mode ihre
Herrschaft, und aus dem Katalog einer Bibliothek lässt sich erkennen, zu
welcher Zeit dieselbe zusammeni^ebracht wurde. Stets hat man die schrift-
stellerischen Erzeugnisse der Zeitgenossen gesammelt und von Vorgängern
diejenigen, welche noch im Curs waren, von den letzteren gab man den
neueren, weil lesbareren Abschriften den Vorzug. Die alten aber correkteren
waren zumal in festen Händen und von den Handschrifteuhändlem nicht zu
bekommen. Wälu'end die Fürsten jener Zeit romanische') BUcber sam-
melten, d. h. solche, die in der Vulgärsprache geschrieben waren, und andere
leichteren Gehaltes, sind solche aus den Bibliotheken der Geistlichen ver-
bannt So wird 1335 zu Florenz auf einem Capitel der Dominikaner den
Brüdern verboten den Dante zu lesen: qui Dante nominatur . . . nee teuere
nee in eis studere. S. 747. Dafür findet man hier viele Scholastiker und
Juristen und als Spezialität Werke über das heilige I^Aud, die Kircbengewalt,
die Liturgie und cfie Irrthümer der Häretiker. Em Vergleich mit der Biblio-
thek der Sorbonne, welche sich an Umfang einzig mit der päpstlichen messen
konnte, zeigt überraschende Analogien.
Damit ist der reiche Inhalt des Bandes noch nicht erschöpft. £s
finden sich durch denselben zerstreut noch zahlreiche Notizen, die man als
Nacliträge und Berichtigungen zur Litteratur- und Kirchen^eschichte des
Mittelalters bezeichnen Könnte, z. B. zu Ducange's Glossarium latinitatis
(S. 597--60()), zur Gallia cbristiana, zu Quetif und Echard u. A. — Ein ab-
schliessendes Urtheil über das ganze Werk wird erst mOglich sein, wenn
auch der zweite Band vorliegt. Gründliche Forschung, ausgedehnte Litteratur-
kenntniss, correktes Latein kann man dem Verfasser nicht absprechen. Re-
zensent ist nicht in der Lage, erhebliche Ausstellungen zu macnen, etwa mit
1) Seit dem Erscheinen von P. Ehrle's Buch hat Marcel Foumier in der
Bibliothöque de TEcole des Charles LI (1890) pp. 444 u. 453 eine Bücher-
schenkuDg Urban's V. vom Jahre 1369 bekannt gegeben.
2) Isabella von Bayern, Gemahlin König Karls VI. von Frankreich, hatte
in ihrer Bibliothek zwei Abtheilungen „Livres" und „Romans**. Edwards»
Libraries 102.
Recensionen and Anzeigen. 501
Ausnahme einiger Druckfehler. Dennoch hat das Werk einen Mangel, den
<ler Verfasser wohl selbst am Besten geAlhlt hat Er hat sich die doppelte
Aufgabe gestellt, das Quellenmaterial zum ersten Mal an's Licht zu bringen
und daraus eine darstellende Geschichte zu bearbeiten. Aber einerseits ist
das Material hier nicht vollständig beisammen, indem Einiges bereits in
Denifle und Ehrle^s Archiv gedruckt ist, andererseits ist eine Darstellung zu
wenig lesbar, welche von langen Bücherverzeichnissen oder tabellarischen
Zusammenstellungen unterbrochen wird. Wahrscheinlich würde auch der
Verfasser selbst es vorgezogen haben, die Quellen gesondert, etwa mit dem
Titel „Mouumenta'' herauszugeben und daneben in deutscher Sprache eine
kürzere „Geschichte der Vatikanischen Bibliothek" mit den etwa nöthigen
Exkursen zu bearbeiten, und es sind wohl nur äussere Verhältnisse, die zu-
sammengewirkt haben, dem Werke seine gegenwärtige Gestalt zu geben, die
ein rühmliches Denkmal deutschen Fleisses ist.
P, Gabriel Meier.
Carta, Francesco. Codici corali e libri a stanipa miniati della Biblioteca
Nazionale dl Milano. Catalogo descrittivo di Fr. C. Roma 1891. 112 S.
in 8".
Dieses Heft bildet den XIII. Band der von dem K. Italienischen
Unterrichtsministerium herausgegebenen Indici e Cataloghi, von denen hier
schon öfters gesprochen worden ist. Der Herr Herausgeber, letzt Vorstand
der Nationalbibliothek zu Turin, war früher an der Nationalbibliothek zu
Mailand (Brers^ angestellt und liat diesen beschreibenden Katalog der Hand-
schriften und Dnickwerke jener Bibliothek, welche Miniaturmalereien ent-
halten, schon vor einiger Zeit angefertigt. In einem an den früheren Unterrichts-
minister R. Bonghi gerichteten Vorworte behandelt der Herr Herausgeber
die Frage, ob es angezeigt sei, bei Publikation von Katalogen derartiger mit
Miniaturen versehenen Werke Abbildungen und Erläuterungen beizufügen
oder nur exakte Beschreibungen zu geben, und entscheidet sich für den
ersten Theil der Alternative. Wir glauben mit Recht. Wenn man die Ent-
wicklung der Verzeichnisse und Inventare der Kunstgegenstände in Deutsch-
land, welche zuerst von Lotz für die Provinz Hessen-Nassau ausgearbeitet
sind, jetzt aber für einen grossen Theil von Deutschland in Angriff genommen
worden sind, verfolg, so wird man an den alten Satz, dass das Beste des
Guten Feind ist, ennnert. Denn diese Beschreibungen wachsen geradezu
zu Bilderwerken und kunstgeschichtlichen Monographien aus. die schon
kleinere Bibliotheken nicht mehr anschaffen können und zum Tneil wirklich
weit über ihre Aufgabe hinaus schiessen. Der Zweck, den man mit solchen
Zusammenstellungen verbindet, Forschern in der Kunstgeschichte eine Ueber-
sicht über das von ihnen zu bearbeitende Material zu liefern, wird damit ver-
fehlt. Aus ähnlichen Griinden entscheidet sich auch Herr Carta für die
Lösung seiner Aufgabe in beschränkteren Grenzen. Mit Recht hebt er her-
vor, dass filr eine Geschichte der Miniaturmalerei die Zeit noch nicht ge-
konnnen sei und deshalb jede Auseinandersetzung über den Charakter usw.
vorliegender Miniaturmalereien etwas Provisorisches haben werde, während
es die Aufgabe bibliographischer Arbeiten sei, nur Vorhandenes sicher und
für alle Zeiten festzustellen und zu beschreiben. Kunsthistoriker soUten dann
auf Grund dieser Beschreibungen die Bilder der verzeichneten Handschriften
Studiren; das entspreche auch mehr den heutigen Principien in Betreff der
Arbeitstheilung.
Herr Carta hat deshalb um so mehr Fleiss auf die exakte Beschreibung
der von ihm bearbeiteten Bilderhandschriften verwendet. Jede Beschreibung
zerfällt in ftinf Theile : Titolo e signatura , Caratteri estemi (Material , Alter,
Umfang etc. der Handschrift), Caratteri interni (Art der Schrift, Anfangswort
und Endzeile, Beschreibung der Miniaturen u. s. w.), Bibliografia. (Nach-
502 Recensionen und Anzeigen.
weise über die Litteratiir, die die Handsclirift hervorgerufen) nnd Note
(Einzelbemerkuuffen im Anschluss an die Beschreibung.) Die älteste illostrirte
llaiidschrift, die hier besclirieben wird, stammt aus uem J 3. Jahrhundert. Sie
ist ein Benedictiner Missale. Die zweite ist auch noch im i:i. JahrfauDdeit
geschrieben und enthält die berühmte gereimte Geschichte des Alten oihI
Keuen Testaments im Mailänder Dialekte. Fast noch interessanter ist die
unter No. 7 beschriebene Handschrift der Divina Comniedia, welche mit dem
Wappen der Familie Dante geschmückt ist. Sie repräsentirt eine Text-
gest<ung. die nach dem Schreiber Francesco di Nardo die Rarberino ge-
nannt wird und dürfte, da sie wohl für ein Mitglied der Familie Dante an-
gefertigt ist, dem Urtext von allen am nächsten kommen.
Im (ranzen sind auf diese Weise 59 illustrirte Werke beschrieben.
Drei&ohe sorgrältige Indices erleichtem den Gebrauch des trefflichen Werkes^,
dem noch 1 8 nicht herausgegebene Urkunden über Lombardische lUastrationeD
des 15. und 16. Jahrhunderts beigefügt sind. (Eme Anzahl von Bilder-
handschriften hat Herr C. separat in Photographien erscheinen lassen.) x. x.
Catalogus codicum manu scriptorum musei nrincipum Czartoryski Craco-
viensis edidit Dr. Josophus Korzeniowski. Fasciculus I — III. Cracoviae
1887— I8U1. ex ofhcina universitatis Jagellonioae p. 1 — 272. (M. 9.)
Die Sammlungen des Fürsten Czartoryski haben nach wechselnden
Schicksalen vor andc^rthalb Jahrzehnten endlich in Krakau eine feste Stätte
erlangt, wo sie in der Nähe des Florianerthors in dem ehemaligen I^iaristen-
kloster einen passenden Aufbewahrungsort gefunden haben. Von dem Fürsten
Adam Czartoryski, dem Freunde und herather Alexanders I. von Russland, ge-
pHpgt, waren die Sammlungen während des polnischen Krieges 1830 von
Pulawy an der Weichsel, der Residenz der fürstlichen Familie, zum kleineren
Theil von den Russen nach Petersburg entführt, zum grösseren Theil auf die
Besitzimgen des Fürsten in Galizien, und nach Paris gerettet, wo sie bLs IbTl
blieben; von 1871 bis 187B gewährte ihnen die Gräflich Dzialyliski'sche Biblio-
thek in Kumik bei Posen Unterkunft, bis sie im Jahre 1876 in Krakau em
eigenes Heim erhielten. Die Bibliothek besitzt Über 3000 Handschriften und
etwa 1 200 Originalurkunden, von denen ein Theil aus dem polnischen Iteiclis-
archiv stammt und demselben wahrscheinlich durch Tliadeus Czacki 0705—
181;^), den Krmig Stanislaus Augustus mit der Ordnung des Archivs Dctraut
hatte, entfremdet sind; seine Sammlungen envarb 1813 Fürst Adam Czartor}'ski.
Während diese Urkunden in der neueren polnischen historischen Litteratur
bereits reichlich Beachtung gefunden haben, ist über die Handschriften bisher
nur einzelnes bekannt geworden: Dr. W. v K^trzvriski hat in der altpreussi-
schen Monatsschrift, noch während die Bibliothek sieh in Paris befand, im
y. Bande 1872 S. 113—127 über 5 Codices und 4:< Briefsammlungen zur Ge-
schichte der Provinz Preussen berichtet, Ilipler nach Mittheilungen K^trzynski
in der Zeitschrift fiir die Geschichte und Alterthuniskunde Ermlands V
S. 469— 47(» die Warmiensia aufgezälilt. Um so dankbarer wird man es an-
erkennen, dass die Verwaltung der Bibliothek sich jetzt entschlossen hat, ein
vollständiges Verzeichniss der Handschriften zu veröffentlichen. Dr. J. Kor-
zeniowski, ein jüngerer polnischer Historiker, hat bis Jetzt in drei Heften 730
Handschriften, etwa den vierten Theil der »Sammlung, beschrieben. Der
häufige Aufenthaltswechsel hat leider zur Folge gehabt, dass zahlreiche Hand-
schriften der Bibliothek entfremdet sind: K. verzeichnet imt^r den 730 Co-
dices 65 als fehlend. Den llauptbcstandtheil bilden Brief- und Actensamm-
lungen, von denen die meisten dem 1 8. Jahrhundert (326 Nrn.) angehören.
Das ganze 3. lieft füllt der Anfang des sogenannten Poniatowski'schen
Archivs, einer Sammlung von Briefen und Acten aus der Kanzlei des letzten
Künigs von Polen. Im 2. Heft bildet die Szembek'sche Sammlung aus der
Zeit August 11. (Nr. 446—520) den Hauptbestandtheil, in Heft 1. nehmen die
Recensionen und Anzeigen. 503
Papiere des Bischofs und Historikers Naruszewicz (Nr. 1— 217 b) und die
Acta Tomiciana (Briefe und Actenstücke zur Geschichte König Sigismunds 1.)
Nr. '250 — 286, den meisten Raum ein.
Die Beschreibung der oinzeUien Codices ist im ersten Fascikel wohl
etwas zu summarisch ausgefallen: einen darauf bezüglichen 'J'adel in der
leitenden historischen Zeitschrift in polnischer Sprache, dem Kwartalnik histo-
rycznv, des kürzlich verstorbenen Lemberger Professors Liske (lhb7, I 309)
liat der Verfasser in den beiden folgenden Heften durch grössere Ausführ-
lichkeit berücksichtigt, indem er zwar nicht, wie es K^trzyiiski in seinem
Katalog der Ossoliilskischen Handschriften in Lemberg getlian hat, jeden
Brief einzeln mit Datum und Adressaten verzeichnet, doch die an dieselben
Personen gerichteten Schreiben einer Handschrift übersichtlich zusammenstellt.
Neben jenen oben erwähnten Sammlungen sind in den ersten drei Heften,
die bis jetzt vorliegen, nur 78 Manuscripte des 17., 4 des 15. (Verhandlungen
Polens mit dem deutschen Orden) und 1 des 1 9. Jalirhunderts beschrieben.
Die lateinische Sprache, in welcher der Katalog abgefasst ist, dürfte dem-
selben eine leichtere Verbreitung im Auslande verschaffen, als den polnisch
geschriebenen der Ossoliiiskischen und Jagelionischen Bibliotheken. Möge
die Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen. M. Perlbach.
Sprawozdanie z czynnosci zaküdu^narodowego imienia Ossoliriskich za rok
\>y\H) we Lwowie nakladem zakladu naroa()wego im. Ossolitiskich 1890
(OS S.) S".
Der Jahresbericht des Ossolinskischen Instituts in Lemberg für das
Jahr IS90 ergiebt einen Bestand von 87 530 Druckwerken (1889: S«150), 1845
Karten (1784), 3371 Handschriften (3317), 2782 Autographen (2779) und 992
Urkunden (932). Der Lesesaal für das grosse Publikum wurde von October
1889 bis September 1890 von 12880 (11800) Personen an 229 Tagen besucht,
zu wissenschaftlichen Zwecken wurden an 3335 Leser (2904) 851 Handschriften
(59.5) und 8084 Druckwerke (8174) in 18410 Bänden {\\)H\\) verabfolgt, aus-
geliehen an 171 Personen (154) 4059 Druckwerke (4090) und 55 Hand-
schriften (45). Geschenke erhielt die Bibliothek von 220 Gesellschaften und
Personen (231). Einnahmen und Ausgaben stellen sich auf 32 420 fl. (32023).
Dem .lahrosberieht ist eine Denkschrift J. N. Kamiriski's aus dem Jahre 1829
Über das polnische The.ater in Lemberg beigegeben, welcher der Seriptor der
Bibliothek, Dr. Bronislaw Czarnik, eine Einleitung vorausgeschickt hat.
Theodorus Wierzbowski, Bibliographia Polonica XV ac XVI ss. Vo-
lumen 11, eontinens numeros 801—2000. Varsoviae. in officina typo-
graphica C. Kowalewski 1891. 8^ XVI, 352 S. M. 12,50. (in Commission
bei 0. llarrassowitz, Leipzig).
Dem ersten Bande der polnischen BiblioCTaphie des 15. und 16. Jahr-
hunderts Th. Wier/bowskis, den Reterent im Jahrgang VI dieser Zeitschrift
S. 320—321 besprochen hat, ist binnen zwei Jahren der zweite, an Umfang
etwas stärkere , gefolgt. Während jener in 800 Nummern die in <ler War-
schauer Universitätsbibliothek enthaltenen Bücher <les 15. und 10. Jahrhunderts
verzeichnete, bringt dieser Ergänzungen aus 90 anderen Bibliotheken, sowohl
des ehemaligen Polens nissischen, preussischen und österreichischen Antheils,
als auch anderer Länder. Die Einrichtung ist natürlich genau die des ersten
TheUes. S. 1—229 sind die Titel bibliographisch genau in chronologischer
Reihenfolge (alphabetisch innerhalb eines Jahres) mitgetheilt, wobei unter
jeder Nummer bemerkt ist, in welchen Bibliotheken sich das betreffende
Stück befindet. Die 96 Bibliotheken sind durch ein sinnreich erdachtes
System von grossen und kleinen lateinischen und griechischen Buchstaben
bezeichnet, zu dessen Darlegung die S. IX — XIII verwandt werden : sich bei
Vi'l V:n1ii»!liiiic*a au nvi ifMr
••■rnr --n l'um '•••tf' • --4 — ?«»5 it-r upiiafl«-fz»^ai^ J3üt-r «w 2Wfag. ir
.'■T*"^.''* -liir-wüAiii *iir»-3iifr yuiiiiit-r xmi A^ii^kn«- - a-* 3ibiinnir< i
".i-L« «^."Ir mr lif "? munKm ::iiuiiiiii'a iciri-^ s>«-r iixzra
■fiitf' -n .' -r^inrn- uiit r'.-r'TCa^i-r. •. iv.' lasttmmv^aärn-ilixiur ~na *rar
tf- • .1 X V-Vr«.'v«i£. 2!p»uiuni-'Ti' ~ irani >«iius^3»-r 3iU"3f-r n» '»"• r'
^niintr iiir -4. "^ ♦" ioäi'n»-i.-i I^ "•!> lur -^aiür* ?tv ajibikiTärSi-a. dr
.<iii''ii--'<*/*:uni;iin<""i üii-t ' n t ^••rraiT' «iii -sr dtr?«^ T'-f^alnxu» — irr
fi** ».ut -n»-- :i ' ;«*a*a "Jt-riaiilirnt-a Zjnfi*"jrtrr it-?« injhr-arü'irt
ti-" 11 X'.ir.i:ir:ui ' .»! A-r-iLiitr»-:! T- Et-riL Ä-iiz:*r. ' ■ ;wiriieinv u-r
•.•-•1 :#•■" 1 Älor.ur. i;i * ".'i ,'..K-nji:rt-'i imi vr j. Kirä Ax^igj^rsurx !>*•«
i.ifi'.r**-'! V-Tvn .':.i.> i. • :*••• H-tl « imidirrfi Zar •■'•ratfiui'äri? t»^
.Vr*^i:.- : -- •.■.ir;i - .V.t-^ •,»*ji.ix-i •*» Ta«i ii'«rjisrwTiirs«:iii'miit?a i»
>. r . . TTU} a !i -.11 ! -^ 1 .1 *.•- <.i.i . : -r- 1 . la.-* F .nj m r-.tvi «laamiH ai t»- a V-»täw*«ir«. !■*-
i.i*f ihr'ii'nt-n ."-"■.■.r-jr.ni»- «i i.'-»*. r.Ti'.ii?'*^ iii" z»*\zLit^^:*z^r Sirr^r "«n ■t'-m .3
;. M : ; t . yfä^.i»** n »-•: AI .— •.^•' 1 : l ." • :i «^t :i •• A .""•-•'- 1 i "'f r - -rKi i« L Tili t »'• 1 iuailT^ • '31; -
••■,•• V. «11. i.j »;■■.."•• ^x:/!'" : ••• it-'!!.'^* i»*i ■--j-'ir*.-a *«i T<7il2«Tüa*Uir ~i^*' *•''"
■Mi- : J^r^'.-.* ;:i"«^'if r.*r'"rijr- i^i" ?{ja'i:*«'iir!r'«*»ii~n«i- "i»tr'*m :i»* ht
■ -^ - 1 '/n-: •! ;. • ; '. . : .' i..!**«, ttic *; . »- .»-^^iir a - 1 ?.-•** ' *: n"T3x*?a u • i KirrärCaiix^a
«_ - 21 A -e 5 -* r 1 ; X
Mittheilungen aa> und über Bibliotheken.
r ' ; ' '.-'■::;.■..":.'•,/ : - r j - : r : • *. " ■ 1 r i. >: "2 - r «i -^ r Vi - : .- 1 s 1
4 . ' ". - .T. V ;, ; i :• i V. - - • . K r *• : i . - i i- :. r 1 - I- - ■-• 3 : 2 : * .r 3 ^ B : - 1 :•>-
f r<r.^^nf ..-,.•-.• /«-'.- :->.• •> iiil-rr-ri A:if?*:£:iä? ■
-.a* :^w:i:<r.:*::» Ast »y:** I'-irh.i:eri dir ^x±z*zLäct*z. Biri-rciek Terwali«.
Mittheilungen aus und Über Bibliotheken. 505
In diesen Gemächern war seit Gregor XVI.*) die Abtheilung der ge-
druckten Bücher untergebracht, wodurch jene Prachtwerke Pinturicchios den
Kiuistkennem so gut wie unzugänglich gemacht waren.
Um dieselben in würdiger Ausstattung allen Besuchern der ewigen
Stadt eröffnen zu können und zugleich die Masse der gedruckten BUder
dem öffentlichen Arbeitssaal der Bibliothek näher zu bringen, bcschloss
Leo XIII. im Jahre 1889, für diese Abtheilung seiner berühmten Bücherei
neue Räume einrichten zu lassen.
Unter dem grossen von Sixtus V. erbauten Bibliothekssaal, in welchem
der grösste Theif der Handschriftensammlung aufgestellt ist, liegen drei
grosse Säle. Ihre Ausdehnung und Lage ist durch die Reihen der massiven
Pfeiler des oberen sixtinischen Saales bezeichnet. Nach dem Hofe der
Druckerei (cortile della stamperia) bilden diese Räume das Erdgeschoss,
nach dem Hofe des Belvedere das erste Stockwerk. Bisher dienten dieselben
als Waffenkammer (armeria), in welcher neben einigen Prachtstücken von
historischem Interesse die nun veralteten Gewehre der ehemaligen päpst-
lichen Armee die Hauptmasse bilden.
Diese drei Säle wurden ausgeräumt und zur Aufnahme der gedruckten
Bücher eingerichtet. Bei der Anordnung der Büchergestelle und der Aus-
schmückung der Räume gaben, so viel ich sehe, ästhetische und künstlerische
Rücksichten den Ausschlag, die Anforderungen der Bibliothcksverwaltun^
fanden erst in zweiter Linie Beachtung. Es wurde also der in dem sixtini-
schen Handschriftensaal, in fast allen römischen, ia überhaupt in allen älteren
seit der Renaissance erbauten Bibliotheken vorherrschende Stil beibehalten.
Und dies wohl mit Recht, wenn den Bedürfnissen des Bibliotheksdienstes in
anderer Weise Rechnung getragen werden kann. Die nun übliche Anordnung
mit ihren niedrigen, den vollen Raum ausnützenden Büchergestellen ent-
sprechen den Anforderungen des fast ausschliesslich im öffentlichen Arbeits-
saal die litterarischen Schätze ausnützenden Publicums aufs Beste. Im Vatican
jedoch . in nächster Nähe des herrlichen sixtinischen Bibliotheki^saales hätte
ein solches modernes Bücherma^in einen schreienden Gegensatz gebildet.
Trotz aller ihm durch die jetzige La^e des hl. Stuhles auferlegte
Rücksichten hat es der Architect Conte Vespignani verstanden, die Räume
zu einem gefälligen Gegenstück des sixtiniscnen Saales umzugestalten. Die
beiden längeren, unter sich parallel laufenden Hauptsäle sind durch Bücher-
gestelle in je drei Räume zerlegt, welche durch grosse Thüren unter ein-
ander verbunden sind. Es bleiot daher die ganze Länge der stattlichen
Räume mit ihren das Auge befriedigenden architectonischen Linien und Farben
dem Beschauer offen. Zumal in dem viel freundlicheren, gegen Morgen ge-
legenen Saal bildet eine treffliche lebensgrosse Marmorstatue des hl. Thomas
von Aquin in einer mit farbenreichem Mosaik geschmückten Nische einen
prächtigen Abschluss und Glanzpunkt.
Die 4,50 Meter hohen Büchergestelle sind von Eisen; nur die verschieb-
baren Tafeln, auf welchen die Bücher unmittelbar ruhen, sind von russischem
Fichtenholz (legno di Moscovia). Sie ruhen, wie in allen älteren Bibliotheken,
auf einem in zwei sägefurmig ausgeschnittenen Leisten eingezwängten Hölz-
chen, das verschoben werden kann. Es bieten also leider die Gestelle ausser
dem Eisen Nichts von den verschiedenen fortschrittlichen Einrichtungen
moderner Bibliotheken. Mit dreizehn Bücherreihen in jedem Gestell können die
drei Räume c. 3000 Meter Bücher, also ISO bis 185 000 Bände beherbergen.
i) Pius VII. soll diese Räume, nachdem sie längere Zeit verödet gestan-
den, erneuert haben. Sicher bestand damals dort ein Museum 'della pittura
del rinascimento'. Das Verzeichniss der hier angesammelten Gemälde findet sich
im Elenco degli oggetti esistenti nel Museo Vaticano. Parte i>. Roma 1821,
pp. 4 — 62. Später finden wir hier eine Sammlang antiker Statuen. Eine Be-
schreibung derselben siehe in 'Beschreibung der Stadt Rom^ Bd. 2, Abth. 2,
SS. I — 29.
506 Mitthcilungcn aiui und über Bibliotheken.
Die Hcchs Appartaincnti Borfdft niit drei anderen an sie anstossendtn
Sälen, von welchen der äiLssersti* auch das Miinzeabinet vt^m-ahrt. enthielten
bi» j(;tzt etwas mehr als jene MasHe von BUehem , fiir welche in diT leoni-
niMcfien Bibli(»thek der nüthiee Kaum geschaffen wurde. Es bleibt daher vor-
erst die Bibli(»thek des berühmten Kunsthist(»rikers Cicognara in dem zunärlisi
fieim Miinzeabinet gelegenen Saale. Ebendaselbst ist vorläufig auch die in
Koni nur durch die corsinische ilbertr(»tfene Knpferstirhsauimlung unter-
gf*bracht. Später nach der nüthigen Keparatur soll dieselbe im fUnften und
sechsten') des Appartamento I^rgia aufgestellt werden, welche, so viel bis
jetzt bestimmt, der Bibliothek verbleiben. Für das neu i'iozurichtende Museum
sind zunächst nur die ersten vier dieser berühmten Käuuie bestimmt. IH<r
Verwaltung derselben ist bereits von der Bibliothek an das Ma^giordoiuitu
überg(*gangen . wo folglich nun die Erlaubniss zum Besuche derselben ein-
zuholen ist. Na(*.li Entfernung der geleerten Büchergestelle wird zunächst
der Ftissboden wie ehedem mit den kleinen glacirten Zie>reln fireselimückt,
wotllr als Muster die spärlich in einigen der sechs Säleu, reicluieh aber in
der unter ihnen gelegenen berühmten Bibliothek Sixtus IV. (jetzt Floreriai
erhaltenen Bruchstücke des ursprüuglichen Fussbodens dienen. — IH)rh
kehren wir zu den Bücheni zurück.
Als ich mit der Leitung ihres Transportes betraut, an die Fest-
stellung der nüthigen Massnahmen trat, kamen mir die Beschreibungen einiger
anderer Opt'nitioiien dieser Art trefflich zu statten.*) Da Ueberfiihnmgen
grüsserer Bibliotheken nicht alltägliche Ereignisse sin<l. so war es ein glück-
Rcher (icdanke, die bei denselben gemachten Erfahningen zum Genieingot
Aller zu machen. Ich werdt* im Nai'hstehenden mein Si*herfiein zu dem noch
nicht allzu reichen Schatze solcher Beobachtungen beitragen.
Da bei Unternehmen «lieser Art der Arbeitslohn st«»ts die bedeutendste
Ziffer bildet, so sind selbst im finanziellen Interesse bedeutendere Ausgaben
ftlr geeignete. Werkzeuge und Vorrichtungen geboten, falls durch dieselben
durch B(>schleunigung <ler Arbeit die Dauer derselben in entsprechendem
Ma.Hse verkürzt wird. Es galt mir daher in()glichste Beschleunigung der
ganzen Opt^mtion und ihrer einzelnen Functionen ab oberster Canon bei Fest-
stellung des Arbeitsplanes. Nur durch eine Kücksichtnabnie erlitt diese
«»berste Kegel «'ine gewiss«' Beschränkung. Obgleich nämlich ein I>rittel «ler
Büch«T gar nicht und selbst «ler übrig«^ Theil in ungenügender Weise ge-
«)rdnet un«i «*ine d«*finitive N«'uordnung «ler ganzen Masse in den neuen
KäuuKMi beschlossene Sache war, so schien es «loch geratheil, die Bücher in
d«'rs«'lben Ordnung zu übertragen un«l in der neuen Bibliothek aufzustellen,
in welcher sie in «lein Appartamento Borgia standen. Sie blieben alstlann
vennittelst «ler alten ullenlings sehr mangelhaften Kataloge n«>cb einige Zeit
l«'i<'liter >)enutzbar. Auf diese Bestimmung iniisstc natürlich beim Arbeitsplan
Kiieksicht genommen wenlen.
Oie Arbeit selbst umfasste «Irei Operationen: das Ilerabuehmen der
Bü<'h«T, ihre rebertlihrung nach d«'n neuen Bäumen und ihre Aufstellung hi
di«'sen letzten'n.
Die erste und letzte «lieser Operati«)nen b«)t bei der ungewöhnlichen
Ilüh«' der Bü«'h«Tg«'stelle nicht g«'nnge Schwierigkeiten.^ Zur Ueberwiodung
derscllM'n l«Msteten uns zw«m im Vatican inan«'herorts yerw«'ndung fiiidentie
V«)rrichtuiigen tretTli«'lie Dienste. Ks siml «lies vieri'ckige, thurniartige , auf
Kii«lern ruhen«!«' (lerüst«'. Zwei einan«l«'r gegenüber li«;gende Seiten derselben
haben die F«»nn v«»n breiten, si'iikreclit stehenden Leitern, während die bei-
«ien an«lerii Seiten fr«'i und nur «lur«'h zwei bis «irei (Querbalken durchkreuzt
sind, welch«' die b«'i«len leitenirtigen Seiten zusammenhalteu. Durch diese
1) Ich nehme bei dieser Zählung; stets die erste Loggia des Daroasushofes
zum Ausjjancspunkl , von welcher aus man den ersten dieser sechs Säle betritt.
2) Vgl. diese Zeilsch. II (1885), pp. 59 65. 312—21, Sleffenhagcn.
Xormalhöhcn für Büchergeschosse S. 34 f. und Fumagalli, Della collocazione dci
libri nelle publichc biblioteche. Firenxc 1890, p. 88 s.
Mittheilungen aus und über Bibliotheken. 507
letzteren kann in beliebiger Höhe durch einige von einer Sprosse zur andern
eingeschobene Bretter selbst fllr zwei Arbeiter ein ebenso sicherer als be-
quemer und leicht verschiebbarer Stehraum gewonnen werden.
Eine der freien Seiten wurde gegen das zu leerende Blichergestell ge-
kehrt und unter die andere, ihr gegenüber liegende die zu füllende Bücher-
kiste gestellt. An der Spitze eines der vier Gertist balken war ein Rollenzug
angebracht. Von den beiden hier oben aufgestellten Arbeitern hob der eine
ein nach dem Format wechselndes Quantum von Büchern aus dem Gestelle
aus und legte dasselbe auf eine breite Gurt, welche ihm sein Arbeitsgenosso
auf einem auf halber Manneshühe durch die leiterartigen Seiten durch-
geschobenen Brett bereit gelegt hatte. Dieser letztere schnürte das Packet
zusammen, hängte es an den Haken des RoUznges, worauf dasselbe durch
einen dritten, am Fusse des Gerüstes mit dem Füllen der Kisten beauftragten
Arbeiter herabgelassen, mit einer auf einen Streifen steifen Papieres ge-
schriebenen, in die Gurt eingeschobenene Nummer verschen und in die bereit-
stehende Kiste gelegt wurde.
Die Gurten mit ihrer in jeder Kiste mit Eins beginnenden Zählung
waren nicht nur unerlässlich , um die Ordnung zu bestimmen, in der die
Bücher wieder aufzustellen waren, sondern sie beschleunigten und erleichterten
auch ausserordentlich das Auf- und Abheben der Bücher an den hohen Ge-
stellen. Bei der Uebertragung der Wiener Universitätsbibliothek wurden die
Bücherpackete direkt in verschliessbare Postwagen gelegt. Da uns solche
Wagen nicht zu Gebote standen und ausserdem die Bücher durch ein Fenster
aus Deträchtlicher Höhe in einen freien Hofraum herabgelassen werden mussten,
so waren fllr uns verschliessbare Kisten eine Nothwendigkeit.
Um jede der drei oben erwähnten Abtheilungen gleichzeitig beschäftigt
zu halten, versahen wir uns mit 27 Kisten, jede 80 Centimeter lang, 55 hoch
und 45 breit, genau der Umfang der grüssten Folianten, welche in bedeuten-
der Zahl zu übertragen waren. In Anbetracht der in unserer Sammlung be-
sonders zahlreichen werthvollen Einbände, Hess ich die Kisten, allerdings in
der einfachsten Weise, auspolstern. Sehr praktisch erwies es sich, dass wir
jede Kiste mit zwei kräftigen SeiLstücken versahen, welche am untern Theil
der Kiste längs zweier Leisten angelegt, auf den beiden Seiten in halber
Höhe in vier Schlaufen ausliefen, oie seitlich an der Kiste befestigt waren.
Diese Schlaufen dienten nicht nur besser als andere sonst üblichen Vor-
richtungen zur leichteren Handhabung selbst der gefüllten Kisten, sondern er-
leichterten auch merklich das Auf- und Ablassen derselben am grossen Roll-
zug im Cortile della Torre.
Die IbO Gurten genügten kaum, da bei Büchern kleineren Formats bis
fünfzehn Packete in einer Kiste Platz fanden. Wir stellten daher in der
Regel die leicliter zu ordnenden Foliobände frei in die Kisten ein.
Die gefüllten Kisten wurden von einem Bibliotheksassistenten ver-
schlossen und von einem vierten und fünften Arbeiter auf einem jener
niedrigen, in den Waarenhäusern gebräuchlichen Karren durch die folgenden
Säle zum Fenster des fünften Saales geschafft, vor welchem in einem be-
quemen und bedeckten Gerüste der grosse Rollzug angebracht war. Die
zwischen einigen Sälen befindlichen Stufen sowie das Gesimse des eben er-
wähnten Fensters waren durch sanft ansteigende Gerüste so überbriickt, dass
die Kisten durch zwei Mann in raschem Laufe mit Leichtigkeit zum Fenster
hinaus auf die Plattform des Aufzuges geschafft werden konnten. Hier nahm
ein sechster und siebenter Arbeiter die Kisten in Empfang, ergriffen das in
vier, mit kräftigun Haken versehene Theile auslaufende Ende des Rollseiles,
fügten die Ilaken in die vier oben erwähnten, an den Kisten seitlich an-
gel) rächten Schlaufen ein und Hessen dieselbe , als Gegengewicht eine leere
Kiste heraufziehend, c. 2o Meter tief in das Cortile della Torre auf die untere
Plattform herab. Diese hatte genau die H(>he des für den Transport be-
stimmten, mit zwei kräftigen Mauleseln bespannten Wagens, so dass ein
achter und neunter Arbeiter das Auf- und Abladen der Kisten leicht besorgen
506
MittheHaDp'D aus and 3ber BibliodiekeB.
konnten. Ih-r Dvrnnte Arbrittrr H»:{rleitete «tft* den Wahren znr llii^aen ERb&TtB*V
fH-r Wap»-n fTr'lanjrte na<rh eint-r Fahrt von 4—5 V innren dnnrh das Ow
d^-lla S-ntinrlJa. da* hintert^ Si-hweizt-rthnr. an dt-r Mönz*» Tort>eL dif hn:-!
zvL-<'h»'n < vartrn and I'aLi»c zn ilf n Skalpnir»'n fnhivntie >tra&•d4^ enths:: v'
d^n •'h*rm2ii$:*'n [iä|i^tlieh*'n Ki-misf n an drn Ein^rac^r za den n^i^aes BiMiifdbrkr
rinmrn. vo »-r an vinrT zwt:itifn. scüif r H"'he ^nan entsprechenden I^iant^>:E
Ilitfr rrfniffV-n ein ztrhntvr nnd eLo rlfter Arbeiter die Risten ud
führtrn «if anf eint-m alle Stufrn tihierbrück enden Gerüste berzab im Lutt
znm ff •'«teile, an velrhem dirs^Ibt-n von einem zweiten Biblii.>thr^kjiaBiä«teiiT^
ir*-<iffnt-t. ditr I'ackfte diireh einen zwölften. dr«>-i2ehntea nnd TieneiaK
Ar\»*'\t*:T h»rran.«j?enoininf n . zu dem sie tn-ffendrn Bueh»^r;pe«telle biniai'
irrzoiren. ireliUt untl die Bücher in ihrti-n neuen Scaiidiirt einireäctelh «iiid''L
— I»a di*- «iestellf in d»n neiit-n Kätinit-n vnn verschiedener •.»rT^Äse sind mi
wie ich brTeif- bemerkte, bedeutende Massen der Bücher le^Erlicher EtÄqs«-
timn^r entU-hrten . «o war es nieht niM^lieh . die einzelnen büoherbretter dr!
^Trir-se der >ie treffenden Hiieher zum Vnraos anzul>ei]uemen: ein Unemd.
»e Icher nn* nieht i|r»'rinee Sehwierijrkeiten und mancherlei Atüfenthalt t*
nroachte. Ks war daher die Auf^be eines tuntzehnten Arbeiters. s«>baM du
f»effnen der Ki<ten das Funnat der einzustellenden Bücher erkennen li«.
einijre d*-r närf-lL-^tf Mixenden BiifhiTbnf*tter zunnrhtzus teilen.
Iier auf die.-te Weise fest «restellte Ar^>eitspLfcn l'kewihrte sich in dt?
Praxis anfs Hesti\ Mit Hilfe von tlinfzehn AH»eitem anil zwei Biblluthekr
as^i^tenten wurden bei ai-htstündi^er Arbeitszeit c. l>5iH»ii Bände in vierwii
Arb*-itsta?en'i in ihrer bL«heri]fen Onlnun^ an ihren nearn BestimmunjCV'n
übertrajren und in ihm anf>r«-steUt. Der Wa^*n. welcher $tets nur «tfc
Ki«ten mit sich fiihrte. übertnig täirlicb in 1> bis 2** Fahrtt-n in der fiep:-
l»»*» bis 120 Bücherkisten. Bei d»-r UebertÜhninp der Wiener Universiii»-
bibliritbek waren ül Arbeiter thi-iti^ nnd überführten 35'mhni wohlge%»xdiii't<
Bände in zwiilf Tajrt-n in die neue Bibliothek-=i Allerdins^ war ilie Eä-
femuni: der alten und neuen Räume so bedeutemi. dass die Wa^en sie osr
in zwanzig Minuten zurückb*gten.
Wie ich bereits oben bi'm»Tkte. handelt es sieh nun na^^h der Ueb«^
tra^un^ noch um die definitive Neiinrdnun^ «ier ^resAmmten Abcheitw
der ;rednirktcn Bücher. IVr weitaus p^'sstc Theil derselben, die oben ff-
wähnten 1>5ij«mi Bände, findet sich nun in der leoninischtu Bibliothek vö-
einigt. Duch sind immerhin nm-b c. tV» •»•'•• Bände theils nnter diT Saladelk
Nozze Aldobraiidini^ . thelN beim Münzca^iinet Biblinteca t'ieojnuirai. tbeib
in e, rjo tur die Hainlschriften bestimmten Wamlschränktm . zanial in d«
>lch zu den .Skulpturen hinziehenden Flü;r»'l unterjrebracbt.
Aus vielen iiriinden wird und kann die Vaticana nur als HaJldschrifte^
*ammlunir und nicht als Bibliothek ^retlnickter Bücher breiten und fiinotit^nireiL
Was also die praktische Venverthuns: der Abtheiliimr ihrer ^redniokten Bächer
betrifft . sti wird dieselbe in erster Linie uml Im Weseutlieheii sich auf &
Erleichtenmir des Studiums iler Handschriften beschränken müssen. P«
in ilie ehemaiijrcn päp>tlicht^n Remisen in die nächste Nähe des •'•dfeutlichfi
Saales de? .\rchives verleg und die Nachschlai:cbibliotht-k in tlem Queisttl
n Vom 2;. Mai bis
II. Juni Abend». Der 26. und 28. Mai
waren is
Rom Fcstta{jc.
2i In Siuitgart wurden c. 300 öOO Bände und i«^'"»^ K.apsel>chriftcn duick
c. 40 Arbeiter in 4 Wochen, in Kiel c. 190000 Bände in 24 Tagen, in Köh
85000 Bände ohne Unterbrechung der Benuuung in 30 Tagen übertragen
Mittheüungen aus und Über Bibliotheken. 509
der leonmischen Locale, zwischen jenen beiden Arbeitssälen, also sowohl den
Besuchern des Archivs als denen der Bibliothek leicht zugänglich, aufgestellt
werden könnte. Leider schwand diese Hoffnung bald.
Immerhin ist nun die Bildung einer solchen Bibliothek bereits be-
gonnen. Der zunächst bei der Statue des hl. Thomas gelegene Saal, zu dem
man vom bisherigen Arbeitssaal durch eine kleine bequeme Treppe gelangt,
wurde bei der Aufstellung der Bücher leer gelassen, und in ihn werden nun
die den Benutzern der Vaticana erwünschten Werke zusammengetragen.
Selbstverständlich wird ihnen diese Nachschlagebibliothek offenstehen und
es ihnen erlaubt sein, die Bücher in den Arbeitssaal mitzunehmen. Auf diese
Weise erhalten zumal die grossen historischen Quellensammlungen für die
Besucher doppelten Werth und es wird die Vaticana ernsten Arbeitern Vor-
theile bieten, welche sie in keiner andern römischen Bibliothek finden.
Grössere Aufmerksamkeit und mehr Raum als es sonst in Bibliotheken
dieser Art zu geschehen pflegt, wird, dem internationalen Charakter der
Vaticana und ihrer Eigenthümer entsprechend, den zahlreichen von den ver-
schiedenen Regierungen, Academien und gelehrten Gesellschaften mit seltener
Freigebigkeit eingesandten Veröffentlichungen zugewandt werden. Sie wer-
den den Absichten der Geber entsprechend den die päpstlichen Handschriften-
sammlung besuchenden Landsleuten zur freien und möglichst bequemen Be-
nützung zur Verfügung stehen. Ausserdem gebührt diesen Geschenken eine
Ehrenstelle, sind sie doch ein Tribut der Dankbarkeit, durch welchen die
gelehrten Körperschaften die erleuchtete Liberalität lohnen, mit der die
Päpste die Schätze ihrer privaten Bibliothek den wissenschaftlichen Forschern
ohne Unterschied der Nationalitäten und Confessionen erschlossen haben
und mit bedeutendem Aufwand ihrerseits zugänglich erhalten.
W^enn durch eine solche Nachschlagebibliothek den praktischen Be-
dürfnissen des Arbeitssaales im Wesentlichen Genüge geleistet wird, ist
selbstverständlich der die gedruckten Bücher betreffende Theil des Bibliotheks-
dienstes, welcher sonst bei der ausserordentlichen Höhe der Büchergestelle
luid den theilweise bedeutenden Entfernungen sehr ermüdend und schleppend
gewesen sein würde, auf ein sehr geringes Mass zurückgeführt. Es be-
ansprucht daher dieser Punkt bei der Anordnung der übrigen Masse keine
besondere Rücksicht.
Selbstverständlich ist in dieser letzten Beziehimg die Bildung einer die
besonders werthvollen Drucke enthaltenden Reserve und gewisser Special-
sammlungen ins Auge gefasst. Bei der Feststellung des Hauptplanes der
Neuordnung jedoch waren folgende Erwägungen massgebend:
Nach Fächern oder Formaten in der nun üblichen Weise geordnet,
würde die vaticanische Sammlung mit ihren 240—250000 Bänden nicht etwa
nur neben den zwei Millionen Nummern der Pariser Nationalbibliothek und
der wohl noch grösseren Masse des Britischen Museums, sondern auch neben
einer Reihe anderer römischer Bibliotheken eine untergeordnete Stelle ein-
nehmen, und was noch viel mehr ins Gewicht fällt, es würden der specifische
Charakter und die besonderen Vorzüge dieser Sammlung gar nicht zur Gel-
tung kommen. Dies Letztere musste vor Allem angestrebt werden.
Es ging daher mein Vorschlag dahin, die verschiedenen historischen
Sammlungen, aus welchen sich diese ganze Abtheilung zusammensetzt, nach
Möglichkeit wieder herzustellen und so diese letztere nach Art eines litterar-
historischen Monumentes sich darstellen zu lassen. Von jenen Sammlungen
wird olme Zweifel die alte päpstliche die zahlreichste und interessan-
teste sein. Einmal aus der Masse der übrigen Bücher ausgeschieden, wird
ihr eine solche Anordnung zu geben sein, dass nach Möglichkeit ihr all-
mähliches Anwachsen verfolgt werden kann. Nächst ihr wird die alte Heidel-
berger Sammlung besonderes Interesse beanspruchen. Klein aber wichtig
für die Geschichte der classischen Studien ist die Bibliotliek Fulvio Orsinis,
nach deren Wiederherstellung sich ihr Historiker de Nolhac längst sehnt. Es
folgen die werthvollen Sammlimgen Zelada, Capponi, Colonna, Cicognara,
610 MittheiluDfiten ans und ttber BibUotheken.
Mai blB zur letsten Schenkung jttngsten Datnms, der Bibliothek Rnkod. Ja
vielleicht wird eine oder die andere bisher in der grossen Masse verbon^
Suiimlung erst bei der bereits begonnenen Sortirung* der Bücher »i Tigf
treten und sich herausschälen lassen. Sicher wird sich erst im Yeriuf
dieser Operation der Charakter, die Ausdelmnng und der besondere Wertb
der einzelnen Sammlungen erkennen lassen. Ich hege daher die Absteht
später auf diesen Gegenstand gelegentlich zurückzukommen.
Selbstverständlich wird den Anforderungen der praktischen Benütznng
der so gruppirten Sammlungen durch einen doppelten Zettelkatalog ent-
sprochen werden, durch einen alphabetischen, die ganze Abtheilung umnssen-
den, und einen zweiten den einzelnen Sammlungen entsprechenden.
Was nach Wiederherstellung dieser historischen Samminngen fibrig
bleibt, also vorzüglich die seit Ausgang des vorigen Jahrhunderts in
die Bibliothek gelangten BUcher, wird m einer 'allgemeinen* Bibliothek
zusammengestellt und mögliclist nach der Zeit ihres Eintreffens geordnet
werden.
So viel für heute über die begonnene Neuordnung der gedruckten
Bücher der Vaticana. Franz Ehrle 8. J.
Die Katalogisirungsarbeiten an den beiden grossen Florentiner
Handschriftensammlungen schreiten langsam aber stetig fort. Von der
Beschreibung der Codici Ashbumhamiani der Laurenziana ist das S. Heft des
ersten Bandes erschienen, und von dem Kataloff der Codici PalatinI in der
Biblioteea Nazionale Centrale das 2. und S. Heft des zweiten Bandes. In der
Laurenziana liat der neue Präfekt, Dr. Biagi, zweckmässige Erweiterungs-
bauten vorgenommen, durch welche die so vollgepfropften Räume, in denen die
Ashbumhamer Sammlung und die nicht zur alten Mediccerbibliothek gehöri-
gen Handschriften aufgestellt waren, entlastet worden sind. Auch soll ein
neuer Raum für die Schaustücke . Missalien u. s. w., welche zur Zelt der
franzilsischen Occupation hierhergebracht worden sind, hergestellt werden.
Zwei Zimmer des Erdgeschosses sind zum Zwecke photographischer Auf-
nahme von Handschriften eingerichtet worden.
Wie „The Athenaeum" vom S.August 1691 berichtet, hat der Kaiser
von (!hiiia in En^'idenmg auf eine Denkschrift ein Decret erlassen, welchem
die Bearbeitung einer neuen Ausgabe des berühmten Kataloges der Kaiser-
liehen Bibliothek zu Peking anordnet. Derselbe bestand bisher aus 200
Bänden und war zwischen den .lahren 1772 imd 1790 zusammengestellt wor-
den. Um ein getreues und vollständiges Bild von der vorhandenen Litteratur
zu liefern, maclite man die eifrigsten Anstrengungen zur Anschaffung seltener
Werke aus privaten und anderen Bibliotheken. Der Katalog zerfiel in vier
Sectionen und enthielt ein allgemeines (-ompendium der chinesischen Litte-
ratur während euies Zeitraums v(m über 3(M)(i Jahren. Da die letzten hundert
Jahre, wie die Förderer des gegenwärtigen Unternehmens ausführten, sehr
productiv waren und <lurcli Handel ssohitfe eine grosse Anzahl BHcher,
die früher für verloren galten, in das Land zurückgebracht worden sind, so
werden erhebli<'he Zusätze zu der ersten Ausgabe des Katalogs erfordciiich
sein. Interessant ist besonders die Mutivinuig iler hochconservativen Ver-
fasser der Denksehrift, die zu der Erkenntniss gelangt sind, „dass w^ährend
der letzten dreissig .Jahre der Unterricht auf neue und gefährliche Abwege
gerathen und der ernste und einfaeh denkende frühere Lerneifer allmählich
durch modenui, seltsame Doetrinen verdrängt ist, welche gegenwärtig überall
auftauchten. Daher sei es um so wiehtiger, dass ein Werk, wie das In Aus-
sicht genommene, welches die Kenntniss unzähliger Generationen umfasse,
als ein Ganzes verüffentlieht wenle, damit der Flut von verderblicher Litte-
ratur, welche 8i<*h über das Land verbreite, Eiulialt geschälie und die von
Confucius und Mencius verkündeten Lehren intact bewahrt würden." Hbrln.
In seinen „Notes from Athens" (The Athenaeum vom 1. Aug. 1S91)
handelt Spyr. P. Lambros über die verbrannte Bibliothek des Athos-
Mittheilungen ans und über Bibliotheken. Sil
klosters Simopetra. Das Kloster, welches 1363 errichtet sein soll, war
bereits früher, 15b0 und 1726, von Bränden heimgesucht worden, die jedoch
nicht solche Dimensionen annahmen, wie der letzte. Lambros hat im Jahre
18b0 die Handschriften katalogisirt , im Ganzen 244 Stück, meist kirchliche
Littcratur enthaltend, darunter 43 Pergamenthss., 197 auf Papier, 4 aut Seiden-
enthielt; die darunter befindliche Schrift war aoer nicht Griechisch, sondern
Georgisch. Ausserdem ist noch der Verlust von 750 gedruckten Büchern,
worunter viele alte Ausgaben, zu beklagen, besonders der deslAvi^og rwv
Xa^iTwv von Scliannikios Kartanos, gedruckt zu Venedig von Francesco
Guiliano 1594. Am Schluss giebt Lambros ein alpluibetisches Verzeichniss
von Schreibemamen der Mss. von Simopetra (meist Müuche vom Athos) zur
Ergänzung der Liste m Gardthausens Palaeographie. Hbrln.
Es mag für Bibliotheken unangenehm sein Pflichtexemplare,
namentlich Zeitungen, aufliebcu zu müssen. Geschieht das aber niciit von
ihnen, so sind penodische Schriften, die doch höchst wichtig werden können,
wenn auch zumeist nur in einzelnen Fällen, zu häufig dem gänzlichen
Verschwinden anheimgegeben. Wer sich für ein bestimmtes kleineres Gebiet
von der Richtigkeit dieser Behauptung, selbst für die neueste Zeit, Über-
zeugen will, mag nur die Anfn^en nachlesen, die Herr J. Nebelthau in
No. 17 der Zeitschrift „Hessenlana" vom Jahre 1891 in Betreff „Hessischer
Zeitungen*^ erlässt. Die praktischen Engländer, bei denen doch sonst die
Ideen von Staatsomnipotenz nicht allzu stark entwickelt sind, denken daher
in diesem Punkte ganz anders, als vielfach bei uns der Fall ist. Weist
doch der Verwaltungsbericht der Oxforder Universitätsbibliothek (Bodleiana)
aus dem Jahre 1890 einen Zuwachs von 34 886 Nummern aus Pflichtexemplaren
auf. Und welche Anschaffungsfonds hat diese Bibliothek!
Von dem von Dr. 0. Grulich bearbeiteten Katalog der Bibliothek
der Kaiserlichen Leopoldinisch - Carolinischen Deutschen
Akademie der Naturforscher ist jetzt Lieferung 3 erschienen (S. 417—
732) und damit der erste Band des im Ganzen auf drei Bände berechneten
Katalogs dieser Sammlung abgeschlossen. Dieses Heft enthält schon zahl-
reiche Nachträge zu den beiden ersten Heften (S. 527 — 579). Würde der
Herr Bearbeiter nicht durch gute Register nachgeholfen haben, so würden
die Mängel, welche sich bei jedem gedruckten Kataloge geltend machen
müssen, noch viel stärker hervortreten. Für die Schriften zahlreicher ge-
lehrten naturwissenschaftlichen Gesellschaften der ganzen Erde ist der sehr
sorgfältig gearbeitete Katalog recht interessant und branchbar.
Das erste Heft der Mittheilungen aus der Stadtbibliothek zu
Hamburg ist erschienen. Es enthält ausser dem Bericht der Bibliothek
über das Verwaltungsjahr 1890, der auch über die Neuordnung des
Bibliothekspersonals berichtet, den Abdruck eines Erkenntnisses des h.
Officiums zu Lissabon von 1732 in portugiesischer Sprache und einen Bericht
einer Severetta Zalugi an ihren Beichtvater aus dem Jahre 1 624, die wirklich
für das religiöse Leben dieser Zeit sehr interessant sind. Der Herr Heraus-
geber, Oberbibliothekar Dr. F. Eyssenhardt, vermuthet, dass diese Bekennt-
nisse von A. Manzoni für seine Erzählung die Nonne von Monza (La Monaca
di Monza) verwerthet worden seien. Die Hamburger Handschrift ist nur eine
Abschrift. — Wer an curiosen Versehen in Bibliothekskatalogen Spass findet,
mag S. 86 und 87 nachlesen.
512
Mittheflongen aas und über Bibliotheken.
Nach dem von Dr. C. P. Burger Jr. verfiiLBsten Beriebt Aber die Uni-
versitätsbibliothek von Amsterdam flir 1890 (VersUig omtrent den stau
van de Bibliotheek der Universiteit van Amsterdam, over het jaar 18%) war
das abgelaufene Jahr reich an grossen Veränderungen. Gleich beim Beginn
des Jahres wurde der Bibliothekar Dr. H. C. Rogge zum Professor an der
Universität ernannt, wodurch derselbe sich genöthigt sah, nm seine Entlassung
aus dem Bibliotheksdienste einzukommen. An seiner Stelle wnrde (vom
15. Juli ab) der Assistent Dr. Burger zum Bibliothekar ernannt Die
Assistentenstelle wurde Hrn. E. W. Moes übertragen, welcher am 1. December
sein Amt antrat. Da gegen Ende des Jahres aucn Herr H. C. Delsman ans
dem Beamtenkreise der Bibliothek ausschied, wurde Hr. A. J. SchuunnaB
zum ersten Hibliotheksbeamten befordert und Hr. F. Z. Mehler als zweiter
angestellt. Mit diesem ungewöhnlich starken Personal Wechsel ^ngen belang-
reiche Veriinderungen in der Einrichtung der Bibliothek zusammen. Die
bisher vom Bibliothekar bewohnten Localitäten wurden mit Ausnahme weniger
Gemächer, die als Wohnung für den ersten Amanuensis und Hausverwalter.
P. A. 8midt, reservirt blieben, zur Bibliothek gezogen. In den neuen unteren
Sälen wurde nun flir die Kunst- und Kupferwerke lud Karten, welche vorher
in zwei grossen Sälen des Obergeschosses untergebracht waren, genügend
Platz gefimden. Einer dieser beiden Säle konnte infolgedessen zum Studien-
saal eingerichtet werden; in dem anderen wurden Nachschlagewerke
aufj^estellt. Das Handschriftenzimmer, in welchem der Ehrenconservator
J. N. Scheltenia mit Ordnen und Katalogisiren der Briefe und Hss. be-
scliäftigt war, wurde heizbar gemacht. — Mit diesen Veränderungen, vor
allem mit den längereu Vacanzen in dem nicht eben zahlreichen Personal,
hängt es zusammen, dass die Katalogisirung nicht den wünschens-
werthen Fortgang nahm. Ausser der gewöhnlichen Jahresiiste der neuen
Erwerbungen wurde ein Verzeichniss derjenigen Bücher gedruckt, welche
der Koninglijk Aardrjiskundig Genootschap gehören; auch der Drack
des Katalogs der paedagogischen Bibliothek der Nederl. Onderwijzers-Genoot-
schap ziemlich zu Ende geführt. Diese beiden Büchersammlungen bilden
seit einigen Jahren einen Theil der Universitätsbibliothek. Gegen Ende des
Jahres wurde auch der Druck des Katalogs der früher geschenkten Sammlung
medicinischer Werke begonnen. Ausser dem Ehrenconservator Dr. E. H. G.
Thijssen hatte Prof. Dr. J. W. R. Thilanus sich zur Hülfe dabei bereit erklärt
Wenngleich die Erwerbungen von 1890 an Zahl nicht so bedeutend waren
wie friiher, so wurde die Bibliothek doch durch eine Anzahl Geschenke an
Drucksachen und Handschriften bereichert. Die Statistik der Bibliothek vom
1. Januar bis ultimo December 1890 ergiebt folgende Ziffern:
Anzahl der Be-
sucher
Eingesehene Bücher ^'^ß^^,^''^
Handschriften
Lese - und
Kuustsaal
3280
1
1
Lesesaal G448 In der Stadt 3905
Eingesehen 35
Studiensaal
3187
Studiensaal 5863
Nach aus-
wärts 467
Ausgeliehen 28
Bibl. Kosen-
flisi.lisi.n5L
Tk^^A
Bihl Rosnnth ^41
Bibl. Rosenth. 456
Total 4828
Abends
In Summa
(incl. Bureau)
288
12950
Totalsumme 13225
Karten.
Eingesehen 189
Höchste
Tagesziffer
93
Höchste
Tagesziffer 1 1 1
Höchste
Tagesziffer 61
Ausgeliehen 7
> 1
Hbrln.
Mittheilangen aus und Über Bibliotheken. 513
Die Verwaltung der Nationalbibliothek zu Paris hat seit einiger
Zeit am Eingange des Lesesaales ilurer Anstalt ein Buch auflegen lassen, in
dem Besuclier der Bibliothek litterarische Angebote und Anfragen aller Art
niederlegen können. Dieselben stehen nicht unter der Verantwortlichkeit der
Bibliotheksverwaltung, sondern sollen nur den Verkehr der mit wissenschaft-
lichen, künstlerischen etc. Arbeiten Beschäftigten untereinander erleichtern.
Dieses Buch soll zu sehr vielen, wenn auch mitunter höchst curiosen Mit-
theilungen benutzt werden. Der Erfolg muss zeigen, ob diese Einrichtung
nicht uiirch Missbrauch unmöglich gemacht wird.
Die Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche
Bibliothek.') Dem am 1 6. October 1 886 verstorbenen Freiherm Carl von
Kothschild hätte von seiner Tochter, dem Freifräulem Louise von Rothschild
kein schöneres Denkmal gesetzt werden können, als die im Jahre 18S7 ge-
gründete, seinen Namen tragemle öffentliche Bibliothek zu Frankfurt a. M.
(lerade in den grossen Städten macht sich, wenn sie nur über eine Stadt-
bibliothek verfügen, welche neben ihrer Aufgabe einer möglichst vollständi-
gen Sammlung der localen Litteratur in den seltensten Fällen im Stande
sein wird, (larUber hinausgehenden Bedürfnissen in grösserem Umfange
zu genügen, der Mangel an Bibliotheken fühlbar, die nicht sowohl dem In-
teresse von Fachgelehrten als dem eines weiteren Publikums in geeigneter
Weise entgegenkommen, ohne dabei die Aufgaben und Ziele eines wissen-
schaftlichen Bildungsinstitutes ausser Acht zu lassen. Als Muster einer sol-
chen Bibliothek kann die Rothschild'sche bezeichnet werden. Kürzlich ist der
von ihrem Bibliothekar verfasste Verwaltungsbericht Über die vier ersten
Jahre ihres Bestehens erschienen *) und ich glaube auf all^emeinere^s Interesse
rechnen zu dürfen, wenn ich an der Hand desselben sowie auf Grund meiner
auf Autopsie beruhenden Kenntniss der Bibliothek über dieses noch so junge,
aber schon so segensreich wirkende Institut einige Mittheilungen mache.
Die Bibliotnek ist im belebtesten StadttheU gelegen, sie befindet sich
in dem Eckhause der Bethmannstrasse und des Grossen Hirschgrabens. (le-
öffnet ist sie Mittwochs und Sonnabends von 4 — 8, an den übrigen Wochen-
tagen ausserdem Morgens von 11 — 1 und Sonntags von 9 — 1 Uhr. Im Par-
terre ist eine mit der Bibliothek dauernd verbundene kostbare und dem
Publikum zugängliche Sammlung japanesischer und chinesischer Vasen auf-
gestellt. Die Bibliothek selbst ist im Entresol untergebracht. Darüber liegen
in der ersten Etage, zu der eine breite Marmortreppe hinauffülui;, die Ge-
schäfts- und Leseräume. Die letzteren umfassen fünf hohe und geräumige
Zimmer, die in ihrer gediegenen Eleganz einen äusserst behaglichen und
einladenden Eindruck machen. Wie aber die Bibliothek hierin den durch-
gängig in dieser Beziehung höchst mangelhaften Benutzungslocalitäten vor-
nehmlich unserer Stadtbibliotheken gegenüber in glänzender Weise hervor-
ragt und überhaupt in ihrer ganzen äusseren Einrichtung die Unbeschränkt-
lieit der dazu aufgewandten Mittel verräth, so erweist sich auch ihre innere
Organisation als eine höchst planvolle und zweckentsprechende.
Die Bibliothek zählt jetzt etwas über liooo Bände. Ihre Hauptfächer
sind die bildenden Künste, die deutsche, französische und englische Philo-
logie, die jüdische Theologie und die Handelswissenschaft. Daneben werden
die diesen Wissenschaften verwandten Disciplinen zunächst berücksichtigt,
1) Wir bringen diesen im Verhältniss zu dem Gegenstande zu ausfuhr-
lichen Bericht, weil er die erste neuerdings von einer Privatperson in Deutsch-
land gegründete und erhaltene öffentliche Bibliothek betrifft. Vlvat sequens!
Die Red.
2) Die Einrichtung und Verwaltung der Freiherrlich Carl von Rothschild-
schen öffentlichen Bibliothek während der Jahre 1887 bis 1890. Von Dr. Christ.
Wilh. Berghoeffer. Frankfurt a. M. Veriag von Joseph Baer Sc Co. 38 S. S^,
VIII. IG. u. II. 35
514 Mittheihin^on ans und über Bibliotheken.
während alle anderen Wissenschaftszweige hauptsächlich nnr in znnmoeih
fassenden Werken Vertretung finden.
Die beiden dem Publikum zur Verfügung stehenden Kataloge — «c
alphabetisohrr und ein systematischer - sind gedruckte Zettelkataloge, dlt?
nach holländischer Art in Buchform zusammengeschnürt sind. Die Vortheik
eines Buch- im<l Zcttelkataloges sind freilich auch hier nicht vereinigt, sie
lassen sich eben nicht vereinigen, allein flir eine Bibliothek wie die T^r-
liegende, deren Bestände rcsp. Katah)ge nicht mit einem Ballast unzähli^r
entweder nie oder doch last nie gebrauchter Büelier resp. Titelc4»pieen be-
schwert werden, wird man den Hauptvortheil der Mügrlicnkeit einer schnel-
leren Uebersicht, welche der Buchkatah)g bietet, so lan^e eben nicht bei
seiner Erweitenuigsbeschränktheit dieser Vorzug in das Gi»p^entheil umschlajrt.
gern entbehren gegenüber den Vorzügen dieser, so weit meine Kenntnl^s
reicht, vollkommensten Art eines Zcttelkataloges.
Was die Ordnung der Zi'ttel des alphabetischen Katalo^es betrifft, siiisi
dabei nicht eine Fülle besonderer Regeln zur Anwendung gekommen, sondern
mir die eine jediMu Laien s«>gleich verständliche, dass als erstes Oninungswort
«ler Name des Autors oder bei Sachnamen das erste Hauptwort bezw. das erst«»
Wort des Satzes gilt, und bei gleichen Ordnungswiirtern zimUchst alles vor
dem Ordnungswort Befindliche mit Kinschluss auch des Artikels und S(»danii.
so weit erforderlich, dii' nachfolgenden WiJrter der Reibe nach fiir die
weitere Ordnung massgebend sincl. Man mag über die allg^emeinere Ver-
wendbarkeit dieser Ordnungsprincipien denken wie man will, für das Publi-
kinn, welches sich hier durchweg die Signaturen selbst aufscbläfTt , ist diese
Anordnung die ])raktischste , weil sie die einfachste ist. Man braucht nur
einmal gt^sehen zu haben, mit welcher Leichtigkeit die den verschiedensten
Bildungsstufen angelu'JrigiMi B«'sucher sich im Kataloge zurecht linden, nm
sich davon überzeugen zu müssen. Hinzu kommt, dass der Druck de*
Kataloges es erm(>glicht, statt der Verweise jedes Mal vollständige Titel-
copieen und zwar im reichsten Masse zu geben.
Auch der systematische Katah^g ist entsprechend einfach und über-
sichtlich geordnet. Er zerfällt in :il llanptabtheilungen. Es sei nur erwähnt,
dass die Zeitschriften, gesannnelte und vermischte Schriften und die Gram-
matiken Je ein besonderes Fach bilden , eine zwar nicht sehr systematische,
aber fiir eine Bibliothek wie dii'se um so ])niktischcre Einrichtung.
Die Aufstellung der Bücher selbst ist zwar nach Fächern getn'nnt,
innerhalb derselben ist aber die alphabetische Anordnung gewälilt worden,
und sicherlich mit Recht, da das Heraussuchen der Bücher ausschliesslich
Sache der Diener ist.
Die verlangten Werke müssen zunächst auf je einen gedruckten
'Bestellzetter geschrieben werden, welcher, nachdem das Buch zur Stelle
geschaflft, zurückbehalten wird, um an Stelle des anderswo so viel Mühe nnd
Zeit kostenden Ausleihejournals verwandt zu werden. Für nach Hause zu
entleiiiende Bücher ist deshalb noch eine besondere von dem Bestellzettel
schon durch die Farbe unterschiedene Empfangsbescheinigung auszufiilleu.
Die Bestellzettel dienen zugleich als Gmndlage für die Statistik,
welche, wie der Verwaltungsbericht zeigt, — die Mittheilung^en darüber uni-
fjissen ein ganzes Drittel desselben — eine äusserst detaillirte ist. Aus den
nach drei Gesichtspunkten, nämlich nach Perioden. Fächern und Bemfsklassen
l)is ins Einzelne ermittelten Zahlen wird man in Anbetracht des kurzen Zeit-
raums und der während dieser ersten Jahre noch sc» im Flnss begrifFenen
Einrichtungen der jungen Anstalt mit Recht noch keine weitergehenden
Schlüsse ziehen dürfen, jedenfalls aber veranschaulichen sie die fortwährend
sich steigernde Zunahme der Benutzung in der erschöpfendsten Weise.
Während im Jahre lb^S die Zahl der benutzt.cn Bände 629:* beträgt, steigt
diese für das Jahr 1890 auf 20122 und ebenso die Zahl der Benutzer fUr
diese Jahre von 1470 auf 1734. Unter den Fächern weisen abgesehen von
den gesanunelten und vermischten Werken und den Zeitschrinen für das
Jahr ibOO die Geschichte, die Aesthetik und Kunstgeschichte, die deutsche
Mittheilungen aus und über Bibliotheken. 515
und englische Philologie die stärkste Benutzung auf. Die Benutzer selbst
sind nach ihrem Beruf in 1 5 Klassen getheilt, welche der Höhe der Benutzer-
zahl <les letzten Jahres nach geordnet folgende sind: Kaufleute, Damen,
Lehrer, Schüler und Schülerinnen, Beamte, Handwerker, Künstler, Privatiers,
Studenten, Lehrerinnen, Aerzte, Schriftsteller, Geistliche, Offiziere und Schrift-
stellerinnen.
Diese Mittheilungen mögen genügen, um zu zeigen, dass wir es hier
mit einer frisch emporblUhenden Anstalt zu thun haben, deren Verwaltung
sich in den besten Händen befindet. Wir sind weit davon entfernt, die hier
getrogenen Einrichtungen als allgemein mustergültig hinstellen zu wollen;
jede Bibliothek hat eben ihre besonderen Aufgaben und dementsprechend
auch ihre besonderen Einrichtungen zu treffen. Dass dies hier aber in
mustergültiger Weise geschehen, das stehen wir nicht an zu behaupten. Im
Uebrigen verweisen wir auf den Verwaltungsbericht, dem ausser drei Licht-
drucken, welche das Gebäude selbst, das Portal desselben und das im
l'reppenhaus befindliche Denkmal des Freiherm Carl von Rothschild dar-
stellen, auch ein Grundriss des Parterre-Raumes und der ersten Etage bei-
gegeben sind. Zu bedauern ist nur das Fehlen jeglicher Angabe Über den
Etat. Jedem aber, dem sich die Gelegenheit bietet, empfehlen wir die Biblio-
thek selbst in Augenschein zu nehmen. G. Zedier.
Im Rhein. Museum fiir Philologie Bd. XLVI , Heft 2, veröffentiicht A.
Papadop uhis-Kerameus unter dem Titel „Apollodori bibliothecae frag-
ni e u t a S a b b a i t i ca " werthvoUe Ergänzungen der Apollodorischen Bibliothek
aus einer von ihm entdeckten Jerusalemer Handschrift und giebt zugleich
einige Notizen über die Bibliothek des Patriarcheums zu Jerusalem.
Von Nikodemos I., dem apostolischen Patriarchen, welcher unbenutzte Bücher-
schätze gesammelt und dadurch den Grund zu jener Bibliothek gelegt hatte,
wurde Papadopulos als Secretär aus Konstantinopel nach Jerusäem berufen
und mit der Ordnung der Bibliothek beauftragt. Er begann mit der bis
dahin höchst armseligen Patriarcheums - Bibliothek , in weicher ausser den
Drucksachen auch einige hundert Handschriften nachlässig und ungeordnet
aufbewahrt wurden. Kurz nach Beginn der Arbeit Hess jedoch der Patriarch
auch die übrigen iu den ihm unterstehenden Klöstern befindlichen Hss. nach
Jerusalem schaffen. Auf diese Weise vermehrte er den alten Bestand auf 644 Nrn.
In besonderen Fächern wurden die aus der I^ura S. Sabae imd dem Kloster
Venerabilis Crucis stammenden Werke verwahrt. Im ganzen wurden gesam-
melt: 1460 griechische Handschriften, 177 arabische und türkische, 143 iberische
(georgianische), 50 syrische, 22 slavische, 19 aethiopische. Gleichfalls wur-
den 800 griechische Jerusalemer Codices aus Konstantinopel nebst Heiligen-
bildern imd anderen Denkmälern in die Bibliothek hinübergeführt. Der
Patriarch selbst musste wegen schwerer Krankheit seinen Sitz aufgeben und
in Konstantinopel in den Ruhestand treten. Zimächst sollte Papadopulos
einen Katalog und ein Spicile^ium der unedirten Autoren verfassen, welche
Arbeit einen Zeitraum von zwei Jahren in Anspruch nahm. Katalog und Spici-
legium nebst anderen Abhandlungen werden der Presse übergeben werden. Auch
die vorliegende Ausgabe unbekannter Reste der ApoUodorischen Bibliothek
ist ein Resultat jener Arbeit. Dieselben stammen aus einem theologischen
Codex des Corpus S. Sabae (Nr. 366 des Katalogs). Der Codex beginnt
mit einer unedirten, merkwüraigen , aber lückenhaften Vita Konstantins des
(»rossen und seiner Mutter Helena; er schliesst mit: Xdyoi doy/uaTixo! Sia-
tpoQwv naxi(}Q)v nsQl tfji; ivav^gwnrjastog tov KvqLov. Hiervon hat der Her-
ausgeber dem Druck Übergeben: Xoyov tov fisydkov ßaaiXiwg xvqov
kXt^ioi^ TOV Ko/uvtjvot ixöod^ivta nao avtov tiqoq kgfxBvlovg do^dtovvaQ
xaxwg juiav ipvaiv inl XqkTtov und den dem Photios unbekannten Sermon
S. abbatis Marci Eremitae, welcher im Codex Sabbaiticus den übrigen, dem
Photios bekaimten, Schriften angehängt ist: xov aviov MaQxov ngbq^ xovq
Xiyovzag fjiti tjvwa&ai t^v aylav auQxa to€ KvqIov fista xoH Xoyov dXX*wQ
36*
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</. >»4Mi • ••).'.• fi >.ifir»]i':fc i.'i 'l-.'i K;j- 'Alf k'-!ri;i;r-?tiit jf •l»-> Philo*. iphtrn und klön
iff;«/i"Ji< f )m VVi'J'.r^pr i':/i«' in -.•ini-ii \Vi-rk»rii auf.
In lUh -itzunjrj-NirK-hT^ii *|.-r Kai-i-rl. Ak-vlt-ini»? ilf r WLssenschaf^en n
yV/i ri p)»!)'/-. hiy K U'^ir. I^il. 1 2 j . Nr '♦ li'-friiint HvinriWi Schenk! mit der VeKiffent-
lifhiifi/ *hi*r hihliof h(f% parriMfi laririoriirij Hritannica. «lie das Er^b-
iii»-/.- v'»ii VHT run\U'tir*-i<*i'u iJ«'- Virrfassirrs in Knjfland IS>I, S 4. S 7. S 9 bildet. Dis
\'*'r/yn'Uii'm' iiiiifaM.Ht aWf ili*- l'/ihlioth»rk<-ii (odrV Th»'ihr <K'rs«-U.ienL von denen
kt'.mt'. tnU-r iiuif,t'n\\u^*:tt*U: is<'*\riit:kU' If:iii<l.s<^hriir*;iikatali»«rt- vorhanden oder deren
üntiiUiu^f ^r.U'Aft'r /.n'^.'iw^VirU ,iinl, vvii,» z. 15. ilio Katahijfo der Bibliotheken
Mittheilnngen ans und über Bibliotheken.
517
von Cheltenham, Ashbnmham n. A. Nicht aufgenommen in das Verzeichniss
sind dagegen die Handschriften der Universitätsbibliothek in Cambridge, der
Bodleiana und der College-Bibliotheken in Oxford, soweit sie in Coxe's u. A.
Katalogen bereits enthalten sind, mit Ausschluss der Sammlungen D'Orville
und (.'larke, und endlich des Britischen Museums in London. Die patristische
Litteratur ist bis zum 10. Jahrh. einschl. vollständig aufgenommen, desgl. alle
lateinischen Klassiker, die griechischen llandschriften und von der mittel-
alterlichen Litteratur die poetischen Stücke, dagegen sind die prosaischen
Werke vom IL Jahrh. an, namentlich die zur histor. Litteratur gehörenden
meist nicht aufgenommen. Bei Beschreibung der einzelnen c. 4000 Hand-
schriften hat eine feste Norm nicht befolgt werden können, da die Hülfsmittel
und die für die Arbeit an den einzelnen Bibliotheken zu Gebote stehende
Zeit zu ungleich waren. Format, Schreibmaterial, Blätter- oder Seitenzahl,
Columnenzahl, Alter und Charakter der Schrift, sowie etwa vorhandene Zeug-
nisse über die Herkunft des Codex sind angegeoen, und zwar das Format ,nach
Augenmass" in 6 Gruppen, ct. ft)l., fol., kl. foL, 4«, kl. 4», S", kl. 8«, 12", 16";
bei der Bestimmung des Alters der Handschriften ist ,mit so grosser Vor-
sicht, als es möglich war" verfahren , doch soll z. B. die Bezeichnung s, XU
nicht andeuten, dass die Handschrift innerhalb der Jahre liOti— 99 geschrieben
sein müsse, sondern dass ihre Schrift den Charakter der betreffenden
Epoche trage. Die Siglen und Abkürzungen der Handschrilten sind durch-
weg aufgelöst. Der vorliegende erste Autsatz verzeichnet die llandschriften
der Bodleianischen Bibliothek in Oxford (s. o.). Es werden folgen die Biblio-
tiieken von Chelteuhani, Trinity College in Cambridge, die übrigen College-
Bibliotheken daselbst, die schottischen und irischen Bibliotlieken , die
Cathedralbibliotheken Englands, die kleinereu englischen Bibliotheken. In-
dices werden die werthvoUe Arbeit abschliessen und nutzbar machen.
W.
Den „Proceedings of the Tnistees of the Newberry Library for
tlie year ending Januar}' 5, 1891 *", Chicago, entnehmen wir folgende Statistik.
Der Zuwachs betrug
an Büchern
an Broschüren
Jä^^"^^ gelammt
jährlich
ins-
gesammt
in f) Monaten bis 5.
Januar 1885
6457
6457
4907
4907
in 1 Jahre „
„ 1889
14682
21139
5539
10446
n n n n
1890
16492
37375
1810
12349
n n n »
1891
23239
60614
11610
23958
1er Vit Jahre seit ihrer Gründung hat sich die Bibliothek in jedem
chschnittlich um 17315 Bücher, 6820 Broschüren vermehrt. Die
Während der
Jahre durc
Schenkungen an die medicinische Abtheilung beliefen sich 1890 insgesammt
auf S816 Bücher, 8339 Broschüren. Die Ausgaben für Bücher u. s. w. be-
betrugen S 84258.46, die Verwaltimgskosten, Gehälter u. dergl. $ 16447.43. Es
benutzten die Bibliothek am Tage im November 971, im December 865 Per-
sonen beiderlei Geschlechts; der Abenddienst im Lesezimmer weist für die
Zeit vom 20. October bis I.Januar 1099 (954 männliche, 145 weibliche) Be-
sucher auf. Von den neuen Erwerbungen sind hervorzuheben diejenigen
aus den Privatbibliotheken von Henry rrobasco und S. L. M. Barlow , von
welchen die letztere besonders für aie friihere Geschichte Amerikas von
Werth ist und sich nebenbei durch eine stattliche Anzahl von Kunstbänden
von Grolier an bis auf die Gegenwart auszeichnet. Nunmehr enthält die
Newberry Library 8*:^ seltene alte Bibelausgaben z. B. Venedig 1476, 1480
.)L^ tfittiunlnssm uu nui Iber Bibliorheken.
.Tiif \f:niarjin-n in 1^^. ir.rp^r ir.iirrr. • Z::»mpiÄn» irr 3rn;ia "rurm Liräa
ui.* !f-r .Vir -i»r .■'.Tir.iiiir;^ ii-r .~Ji!i-:uir:rA-r\:;z."-r. . Z^.-rDr.iian* ir«? in;'*
ind J«.- .«ml »•T.fr'*i-r.>^V'-r*Ji .üii^r^r*. :• M »•?"-' 'iv-ii ir> - ..':xiiniiin«ii"r5
n ■iiiii« wir '.* -r'jair.r-n: .\.'r'»-r^:> '■!;i*jr.'> '••lUinLi u- -^«.•:lIl^!.'-^:it- TjurruE'-'i:'-.
♦'* ""r.i ■••i. Ainr.rr»^!! ■—■ v.::ii;:m . ii;::::i;::i. -"j- -" A^'-i-XAniL? i»- .V-*
"^nj-ra i..innA. ;"-; ■ .irn. 3i''ur'-r.r::n ."il:-iia. vinr-nin. .4^«» ■-. r»*n*j':
r^Arinn»!** tirnnrixn •TSi':»«rnxii. - Z.l*»- lO? ir>ar. Iii*r4ir:a -.".•iiv^ia?6'x
: i'n- nirni«'!i-^ A.r.'i^uiiirni:.* •nimrürar;!.* n 1' — iiit:'»ra«r uin-i •amma.
: »Ti 7 .' ••T:ir'*:i:i Z.i(>«'»'!a ul ■Miuuiiir:u /'i-r-arimiiii. ir Ulirnna ■-^:^«■:♦t■I•
••a. : T" /'iirar^niL'» '^"rat* iliL-Tiiirn "n'mm. t"" ^mit-rifii rn*— iinm ^.r>
jiinun.i*' i" " r'inmiL'* A>iiiiiia> ^'la^'^ni'H'-s ir ill iinnili'nt*:" i'
rHirfiAH i Ai-nirj»> ')»*m -- .i'iir ~'rai'. t:'+ . '* »r'rJiii? '.■•inmtriirar'.i jram-
.iiarir; ii- rr^in'^mufu:! tii-ni-iKim '"" . i»* *•" »rurTiif V ir^-a Ifj-aiia.
. \^'l r"'r* :iii:V-niii* r.isri* ti*r n»'»iii*!iii.-'f:ii-:i 1" •r:«'ii:i':i 'iiriuiir l' » >' luim«-"'.
"•in fi-nm " »i n li-n V -p'fnuT'-n ^»"aa:»';! •r«»*:i»-\':i'V.. '^sir ""iriiiia^nr >*
•lii* !-4Tr*»nir.ir iii^r • ■MiimruL*! um -»-iiif ?L.*i«*^M- 1 »-r u A-iirmf ^-nuninir".
Im ?ir IV ii-r j »-ynn A iminbmrii'fi 3.'pi»irs- rir " ^*'.« ]st -in
P.t'ri»hr it-s P.ir^iii^riies.ir' 7 H. M. ' -lO»-' :'>f r üi- uir.-r -j^-inrr A ir*j'-j"
^rehj-mli* ?.:'■>.: «■.i •% t • - i.'' iu"i • \! i - • i ii *nr:iairi'n. E»?k* :j>nnr.
iiiH 'li'H " T'iniiTf n '•nnimiiiu;! -n i»-r • ■'^•".mi 2niir:i i\. A. **. * "■- ^-?nai»' -'
.-•-iirjraniHir in»i r-r^nri*jir mr.-r vn»-r r..Mnn:f -rii* ^ii* uu* licm Bt-r>::*r
ins ■*nrjr'*Tr*nr7:rr -int* {it it-sr.-n Pi'Mii'Oivi.-a w^ Brns4."hfn Ia^i:^:•c< :u
"^'»ir -i»»m ! Aprl >'?.'. "lar inrii »t^viin -»«-in Fdii.'hr«*x^'mpiarz"**^i
r^r .»'ihn Mirilii'^h -viiiiir.» -sii-ii -^4 i;i isui • •)aiiri- it^^ Mii^rani iiir irii:
•1r!nör?ni1i-n r.nni'ii»*:!. tir -iiMi-ini-^t-iit- .ii -*ia;r:ix.t^>i.'*«'at^r Spnurae i-);r*:''lt**-
r.i".>nnir aii'hr r.irr**rii'k.*ii';i-::r" i^i ;:u*s.-!i. luii "^■t-* inf .i.-n j..ii.-a W-rä
•1i»r hist.irHfhf^n I.irvmr.ir ♦ ••vii-as. •»•■^»- in: -ifü ■irr:c«*a L'nca .i»*r ii'-iüir^a
B'S«*hi>r hin — 'it^nn :u»'r t:i- in I.niit-n ■:i-'-i:'>n -ii»* -•••iiärze .ir-r rML::rl':s^r. -j:'!
pr>rAn»»n r.irrt>nr7ir :a "ülia'-n Ai^jrirr-a i:i:ai»-r 3i«*iir '^^rbr*^izr:Z. X*i^ r • Irr
'lit-i^-r A ifrVjr-l-^rinz Tir iif '.•rl;-n;i::r- V ■. 1 - u l?^-'/. •iin' '"'r^riiiimTr. .'Ili:
Lim»*. *nS pamphi'*- '.?. 1:17 ■anz^iiur- mit -^-r* 'ii »-»-?• ''r lu'i:*;^ n>ap. .^..ir
or pian-*/ ««^pararr-iT prir.*»*!! -r ".:*a. -mt-^r-it 1:1 «.r-vloQ -joüU b»^ -irifv-jr^ii -.■
rmr^r. 'ilr-^*^'* (r^<*'''7. .i-in^n r.-.a >^.': — *> ;".t: in *!Vvl.iri iri-.ir-x'i-,
BiJrhr-r in 'lii- .-^anv-iilT-z. /'■•^•r ^ ->:!.- A''i:t-^>i«-a'-ii «irr Ir-irr^c-i.- Br-l; --h-kir
fVriohr /r. .-r^'arrr-.-. \-r*\r.'-\' . -x-ts. -i:- F:i!i;jrk-i"rn srir-cr Br-:imri:z :iz.i
Kiirna «-nfsfri'*-.'. z^in^-ri . in »l-:. I.'.i:;;.. 1. ■: "^ t .iy.:ii-... Mn.'«r.*nni. Iv-r Lnril:
t\c.r ♦i.VMi t «liio-hür.«!''. ^l^r «li»- irir./.»- «t^-..- •/:,;. -r- tl-r l^.s^•l imtr-r hi^lüintli^or.«-:
ffftTTft^.haff Viff. U. ti- - IT'-M :;niT-i"". -«■ü «u:::; n.Vi.':i [.ml nach in ilor Wri^
(Ur Mvlra^ I;.-'/;r<l* ht:k;inn^ :.'-n!.i.':i* 'a- r«l'n.
Aus fUr .*Tari-rik (U-^ L» *-j:i>'Iik:;hj^ i^r zu r riTr.ohuit u . liass auch dii-
Hnhfimi.^'h^n Kp-i-r. vor aü-ni ili'- H!:il«lhN^i>i*i:»*n t'rir»iTfr ihr l'«»ntin;r«:*nt
rlMii »t^rlU-n. nrif'-r ihn»-n aurh iHr- J;ip:in«-*»'!i. «lit;' am Vitivuilaya fVilK-irc in
i'.oUnn\Hf hnfUWiii^tiuf'h*' 'Ihrol-ifri- :in»l F'ali >rii«iirin.
Für t\x^ .'^amin^ln von M:ir;n-i-rifittn un«l <ia.s r«»i»iri:-n vun si>lehi'n aus
di^n TfTnpftlNiWiothfkj-n ist j-in»- SiiniiiH- im Fiml^ri-r vor;rf sehen.
IfU' /\nH\n'.»U' . sowohl an Klu- wii« an Paliwrrki-n. Ist eine reiche zn
DeoAen. Uoti^r dfn J'aliwerkf n ngi ein Work hervur mit dem Titel Sähassa-
r\
Mittheilangen ans und über Bibliotheken.
519
watthnppakarana, eine Sammlung buddhistischer Erzählungen, die Corbet ftir
eine jüngere Version des Werkes mit demselben Titel von Katthapäla Thera
hält, der die Fülle singhalesischer Legenden in das Pali übersetzte. Dieses
Werk war fast in Vergessenheit gerathen und stark defect, bis Vedeha
Thcra ans ihm seine Kasavähini compilirte, von der es dann ganz in Schatten
gestellt wurde.
Auch dieses Werk ist von Birmah wieder in die alte Ileimath erst
zuriickgelührt, wie es mit so vielen buddhistischen Werken ^ng. Bemerkens-
werth ist noch die singhalesische unter dem Namen Vitti-pota zusammen-
gefasste Litteratur, eine Art Dorfchroniken von grossem historischen Werthe.
Die Appendix enthält einen Bericht des Assistant Librarian de Zilva
Vickremasinghe über eine Reise zur Inspection der Tempelschätze und Biblio-
theken. Unter den Schätzen des Hanguranketatempels findet er SUberplatten
mit Stücken aus dem Vinaya Pitaka und dem Abhidharma Pitaka elngravirt.
mehrere heilige Bücher, wie Satipatthäua und Pratimoksha auf Gold una
Jätaka Atuwäwa auf 900 Kupferplatten. F. S.
Zur Geschichte der Bibliothek von Saint-Germain-des-Pr68 veröffent-
licht Herr 11. Umont in dem Bulletin de la Soci6te de Thistoiro de Paris
IblM. S. b8 u. f. einen Beitrag aus der Revolutionszeit. Auf S. 35 u. f. hat
derselbe Gelehrte einen Autisatz über L'iniprimerie du Cabinet du Roi au
chateau des 'i'uileries sous Louis XV gebracht. Ludwig XV. hatte in seiner
Jugend das Buchdrucken gelernt. Kine Reihe von Publikationen, die aus der
Cabinetsdruckerei dieses Königs hervorgingen, werden mitgetheiit. An der
Spitze derselben stand ein Jacques Collombat.
Ueber die ehemalige Dombibliothek zu Münster i. W. handelt
eingehend Herr Dr. P. BaJilmann in Nr. 4 u. 5 des , Korrespondenzblattes
der Westdeutschen Zeitschrift für (beschichte und Kunst** von 1891.
Die Januarnummer des vorzüglich redigirten „The Library Journal" bringt
eine statistische Uebersicht über 11 kleinere amerikanische
Bibliotheken, die wir hier mittheilen, weil sich aus ihr interessante Folge-
rungen ziehen lassen über die Bedeutung, die in den Vereinigten Staaten die
freien Bibliotheken für die Bevölkerung und deren geistiges Bildungsbedürf-
niss besitzen:
Bibliothek
Einwohner-
zahl
Zuschuss
der Stadt
Dollars
Gesammt-
einkommen
Dollars
Gehälter
Dollars
Bridgeport, Conn. 1&S8
50000
7400.61
7717.00
3719.00
Lawrence, Mass.
3886:i
7427.40
8908.00
3629.00
Lowell, Mass. 1887
64107
14820.96
15423.00
6192.00
Lynn, Mass. 1888
45867
6390.40
7557.00
3184.00
Newton, Mass. 1888
10750
10170.00
10616.00
3518.00
Paterson, N. .1. 1880
80000
8127.00
8522.49
8003.00
Providence, R. J. 18SS
1 26000
0
18321.00
5837.00
Springfield, Mass. 1887
37575
15044.48
18000.00
0188.00
Waterbury, Conn.
40000
0
10542.27
3460.00
Worcester, Mass. 1880
08380
18507.00
21305.00
8845.00
New Haven, Conn. 1888
80000
10000.00
10664.29
3340.00
520
Mittheiltuigeii ans und Über Bibliotheken.
Bibliothek
VerhiUt-
niss der
Gehälter
zum Ein-
kommen
Ausgaben
für
Bücher
Dollars
A usgaben '■ Jährl ich er
I für I Umsatz
' Binden der
Dollars
Biiclier
I Gehalts-
kosten für
1000 be-
natzte
BUcher
Dollars
Bridgeport, Conn. 1888
I^wrence, Mass.
Lowell, Mass. 1887
Lynn, Mass. 18S8
Newton, Mass. 1888
Paterson, N.J. 1889
Providence, R. J. 1888
Springfield, Mass. 1887
Waterbury, Conn.
Worcester, Mass. 1889
New Haven. Conn. 1888
48
40
40
42
33
35
33
41
32
2208
1005*
4900
2344
2919
1825
2170
9418
4341
8734
2748
I
30
682
266
601
243
206
442
493
999
955
85000
43.75
104846
34.61
100887
61.37
99268
32.08
104700
33.60
76673
39.16
72191
80.85
145164
42.52
52496
66.36
142449
62.09
138574
24.10
W.
Seh.
Im Feuilleton der „Darmstädter Zeitung" Nr. 189 n. 91 findet sich
eine eingehende Anzeige der in unserem Beihefte 5 veröffentlichten Geschichte
der Grossherzogl. Universitätsbibliothek von Giessen von Dr.
£. Heuser. Es sind hier auch einige unbedeutende Zusätze und Berichti-
gungen zu der überaus fleissigen Arbeit gebracht.
In der Sitzung der R. Accademia dei Lincei vom 1. März d. J. hat
Herr Enrico Narducci Nachricht von der Auffindung einer Handschritlt des
Werkes zu
sein scheint, ist von Herrn Professor Constantin Maas, der im Auftrage des
Bibliothekars Kttore Novelli die Katalogisirung der griechischen Ilaudsclaiften
der Angeliea in Kom besorgt, aufgefunden worden. Herr Narducci g^ebt
auf Gnmd dieser Aufnahme eine Beschreibung der Handschrift und knüpft
litterargeschichtliche Betrachtungen daran.
In dem Feuilleton dor „Frankfurter Zeitnjig" vom 26. Mai d. J. hat
der Professor für englische Philologie an der Universität Freiburg i. B.. Horr
Dr. A. 8chroer, sich sehr eingehend über die Mängel der deutschen
Bibliotheken ausgesprochen. Gewiss sind die Anschaifun^fonds vieler
UniversitätÄ-Bibliotheken in Deutsehland ungenügend, aber manche I>esiderien
des Herrn Verfassers sind auch undurchführbar. Die Vorführung der Bibliothek
des British Museums wirkt hier etwas komisch. Denn gerade manche Wünsche
des Herrn Verfassers werden von dieser Bibli(»thek am wenigsten berilck-
sichtigt. Oder wünsrht er, dass alle deutschen Bibliotheken kein Buch ausser
dem Hause verleihen möchten? Diu-eh übertriebene und unausführbare
Forderungen schadet man wie immer der guten Sache mehr als man ihr nützt.
Vermischte Notizen. 521
Vermischte Notizen.
Die auf dem Gebiete der deutschen und preussischen Provinzial-
gcschichte ausserordentlich reiche Bibliothek des f Professors Dr. Bujak
in Kcini^berg ist in den Besitz des Koch'schen Antiquariats ebendaselbst
übergegangen. — Die J. A. Stargardtsche Buchhandlung in Berlin hat ein
grosses Circular versendet, durch welches sie die Originale der Briefe J. W.
von Goethes an Charlotte von Stein und einen Theil der Stein-Kochbergschen
Familienbibliothek zum Verkauf ausbietet.
Der von 0. Lorenz begonnene Catalogue g6n6ral de la li-
brairie fran^aise depuis 1840 wird von Herrn D. Jordell fortgesetzt
werden und demnächst Band XII erscheinen.
In der wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung vom 28. Juli
1891 befindet sich ein Aufsatz von Dr. Chr. Ruepprecht über Central- und
Specialbibliotheken. Im Gegensatze zu Ruepprecht, der die Gleichberechti-
gung von Central- und Specialbibliotheken verficht, steht ein anonymer Auf-
satz in der Vossischen Zeitung 1891 Nr. 423 vom 11. September, ^Gesammt-
Schul- oder PMnzelbibliothek?*. der eine Vereinigung der zahlreichen „Lehr-
biichereien'^ (d. h. Schulbibliotlieken) in Berlin zu einer einzigen Bibliothek
empfiehlt. Das Factum soll hier allerdings, von nnserm Standpunkte aus,
nicht unerwähnt bleiben, dass Specialbibliotheken (besonders Vereinsbiblio-
thekeu) zumeist schliesslich docn dem Geschick verfallen, in die Central-
bibliotneken einverleibt zu werden, und dass ihre Leitung, die selten in den
Händen bibliothekarisch geschulter Kräfte lic^t, subjectiv und einseitig zu
sein pflegt. Wenn die Bücherbestände der kleineren Fachsammlungen und
die dafilr aufgewendeten Mittel in ihrer Gesammtheit den Centralbibliotheken
zu gute kämen, dann würden diese in ganz anderer Weise als jetzt für Neu-
anschaffungen im Detail sorgen können. Nur Handbücher und Nachschlage-
werke brauchten filr Institute und Vereine reservirt zu bleiben.
Hbrln.
In dem neuesten Hefte des Journals Le Livre moderne (No. 20^ findet
sich ein wahrer Schmerzensschrei in Betreff der über den französischen
Buchhandel hereingebrochenen Krisis. Ein Morbus litterarius sei jetzt
nach den fetten Jahren von 1874 — 84 ausgebrochen, die antique Bibliopolis
(Paris) prit Tallure de Sodome et de Gomorrhe u. s. w. Die Ursachen dieses
Rückgangs des französischen Buchhandels und der Litteratur werden in sehr leb-
haften Farben und zum Theil recht spasshaft geschildert, die scribomanie
S^uerale sehr lebhaft beklagt imd die Frage aufgeworfen : Les soldes d'habits
emod^s vont vetir les negres d'Afrique et d'Oceanie. Mais les livres!
oü vout-ils? ou stagnent-ils? oü se eachent-ils les milliards et milliards
d'exeniplaires , qiii eirculent et s*agglom6rent depuis des siecles de produc-
tionV Dazu wird die Behauptung liinzu^efiigt : £n France, la masse du
public est indifferente a la lecture; c'est ind^uiablement un des pays ou on
lisc le moins— les peuples du Midi ayant au point de vue du plaisir de s'in-
struire par le livre , nne iiiferiorit6 complete sur les peuples du Nord u. s. w.
u. s. w. Wir emi)fehlen die Lecture dieses Artikels überhaupt den deut-
schen Schrift steuern und Buchhändleni , die nicht müde werden, über die
geringe Kauflust des deutschen Publikums zu klagen. Die Masse der un-
brauchbaren und schlechten Bücher, die diesseits und jenseits der Vogesen
erscheinen, verdirbt natürlich den Markt für gute und ausgereifte Waare.
Die „lassitude generale" ist nur zu erklärlich.
In den Sitzungsberichten
Wiener Akademie soll demnächst
der philosophisch -historischen Classe der
zur Veröffentlichung gelangen eine Abhmd-
522 Vcrmischto Notizen.
lung: Rudolf Beers •Ilandschriftcnscliätzo Spaniens. Beriebt ttbor
eine im Auftraj»e der Kais. Akademie der Wissenschaften in den Jahren
li*Mi— IShb durcligefilhrte Forscliiinji^sreise '. Den llau]>ttheil der Arbeit bildet
eine alphabetisch geordnete Zusaninienstellun^ über (.lescbicbte und Bestand
von mehr als 50() Ilandschriftensaunnlungen Spaniens im Mittelalter und der
Neuzeit, die eine werth volle Vorarbeit tlir ein Corpus codicum manuscripto-
rnm Ilispaniensium me<lii a<^vi ist. Der Verf. hat während seiner Foreehnngs-
roisü etwa 2oU() Handschriften in nahezu SO Bibliotheken und Archiveu
untersucht. W. Seh.
Unter den urkundlichen Beilagen zu dem Aufsatze Ludw. Müllers:
-Beiträg:c zur (reschichte des Bauernkriegs im Kiess und seinen
Ümlanden'' (Zeitschrift des Historischen Vereins tlir Schwaben und Augsburg.
Jg. 17. 1890) lautet 2, 4: ,Der Schad und nmtwillig Frevel, so die treulosen
Bauren zu Ahausen geübt haben, Sabatho et Dominica Voeeui Joeunditatis
Anno 25." (S. 274). Kin Absatz dieser Schadenberechnung bezieht sieh auf
die Bibliothek der Abtei Ahausen mit folgenden Worten:
„Ein kostlich Liberei ob 1*200 Bücheni in allen Faeulteten, welche der
sei Dechant v<m Kistat und der Abt ob 15i»o (II. gestanden. <), Teufels
Kinder haben der iMerernteyl zerrissen, zerstochen und zerhauen, verbrent
und in die Prunnen geworfen, (iot erbarms, wo es nit solt gestraft werden.
Vindica domiue, et noli tardare in seculum alterum."
Ferner S. 27.5: „Was hernach volgt, hat den treulosen Buben Nutzen
ertragen: ....
32 grosse Pulbret in der Liberei mit Ketten und Schlössen,
und die Band, Ketten und Schir>sser alles geraubt und zer-
schlagen 100 gl."
W.
Im Anschluss an eine kurze Notiz über das Leben des am 19. Januar
d. .1. verstorbenen Collegen Jul. Petzhol dt veröffentlicht die Eivista delle
biblioteche Anno 111. No. 28 — 30, S. *»3 u. f ein sorgfältig gearbeitetes
Schriften verzeichniss des fleissigen Mannes, das noch fortgesetzt werden wird.
In der Bibliothejiue de l'Kcole des chartes Bd. LH (IS9I) S. i:i4 u. f
beitpricht L. Delisle mit grosser Anerkennung das Ehrlesche monumentale
Werk zur Geschichte der Vaticanischen Bibliothek. O. H.
#
In dem Sammelwerke: Etudes Romaines, welches am 2i». December
1890 die ehemaligen Schüler des beriihmten Romanisten Gaston Paris ihrem
Lehrer zur Feier von dessen fünfundzwanzifriUhriger Doktorj>romotion über-
reicht haben, hat auch unser Mitar)>eitcr Herr IL Omont einen Beitrag beige-
steuert, der von den Manuscrits Franc^ais des rois d'Angleterre au
chateau Richmond handelt. Die Büchersammlungen der Könige v(m
England können sich niclit im Entfenitesten mit denen der französischen
Herrscher messen. Doch haben auch ein Eduard IV. (1401 — 83) und seine
Nachfolger der Richtunc: der Zeit gehuldigt und besonders sehime iÜustrirte
und kostbar gebundene Bilderhandschriften in ihrem Schlosse gesammelt. Sie
bilden jetzt den werthvollsten Be.standtheil der alten königlicJien Sammlung,
di<^ in die Bibliothek des British Museum einverleibt ist. Den alten, sehr
summarisch abgefassten Katalog dieser im SchU»sse zu Richmond meist auf-
gestellten Bücher (und eine Buehbinderreehnung aus dem Jahre 14^0) hat
Herr Omont mit erläuternden Anmerkungen hier abdrucken lassen.
In Belgien erscheint seit dem Ende des vorigen .lalires eine nem» biblio-
graphische Monat.sschrift : Critique encyclopedique internationale
(Mouvement bibliographique universel). Bru.\elles, 3,5o fr. jährlich. Hinsieht-
Vennischte Notizen. 523
lieh der Anordnung erklärt die Redaktion, dasB sie a cru bien faire en adop-
tant commo m6thode la classificalion des branchcs universelles des connais-
sajices hinuaines par ordre alpliab6tique. Wir glauben nicht, dass dies wirk-
lich gutgcthan ist. W. Seh.
Von der Bibliographie des militärischen Unterrichtsweseus der Nieder-
lande und Niederländiscli-Indiens, die wir auf S. 498 des vorigen Bandes
dieser Zeitschrift besprachen, ist eine erste Fortsetzung erschienen: Mili-
tair Onderwijs in Nederland en Nederlandsch-Indie. Biblio-
graphisch Overzicht door J. P. .1. W. Korndörffer. Eerste Vervolg. 1891.
T6 Nrn. auf 7 Seiten, überwiegend die Litteratur des Jahres 1890 enthaltend.
W. Seh.
W. R. Morfill bespricht in „The Academy" vom 18. April d. J. die zu
London HJtiO, richtiger lö63, gedruckte , jedoch nur bis Psalm 40 reichende
liitthauische Bibel, von der sammtliche Exemplare verschwunden sind. Die
Uebersetzung wurde Samuel Chyliilski zugeschrieben, aber mit unrecht; vjjl.
J. lianusz' Besprechung von Stankiewicz Studya bibliograficzne etc. 1. im
nimiruni plus centum Unguis, versiouibus aut characteribus reddita et ex-
pressa" (London 17üO) eine litthauische Uebersetzung des Vaterunser, die er
m Umsclmft wiedergiebt, mit der Randbemerkung „Conf Bibl. Lituan. Lond.
1()()0" und schliesst daraus, dass um 1700 melu* oder weniger complete Exem-
plare dieser Bibel noch zu haben waren. Ubrln.
In dem Maihefte des Journals „Pr^cis historiques^* findet sich eine
sehr ausführliche Anzeige der neuen Auflage der bekannten „Biblio-
graphie de la Compagnie de J6sus." von Alb. Poncelct, einem Mit-
glied des Jesuitenordens. Das besprocliene Werk soll 9 — I u Bände stark
werden, von denen jeder 3ü Fr. im Subscriptionspreise und 40 Fr. im Buch-
handel kostet.
The Bookworm No. 41, April 1891, enthält u. a. eine Notiz über den
Bibelhandcl der Britischen Bibel-Gesellschaft, welche seit 1804 bis 1890
nicht weniger als 1 23 929 044 Exemplare hergestellt hat und gegenwärtig
gegen vier Millionen frischer Abdrücke jälirlich herausgiebt, sowie die
Nachricht, dass der russischen Presscensur jetzt auch 13 Verse des Koran zum
Opfer gefallen sind. Ubrln.
Unser geehrter Mitarbeiter Dr. Henri Stein in Paris hat „per le nozze"
v(ui Herrn Paul Bergmans und Louise Clars in Gent eine sehr schön aus-
gestattete Abhandlung über den Pariser Drucker Wolf gang Hopyl
in hundert Exemphiren erscheinen lassen. Hopyl, der aller Wahrscheinlich-
keit nach derDiöcCiSe Utrecht entstammt, hat nachweislich von 1489 bis 1523 in
Paris sein Gewerbe getrieben und min<le8tens Oti verschiedene Werke ge-
druckt. Es sind darunter besonders zalilreich gottesdienstliche Schriften,
Missalien u. dergl. vertreten. Unter ihnen befinden sich aber auch die beiden
ältesten Pariser Drucke in flämischer Sprache. Das eine ist ein Orarium:
„Getijden van onser lieven Vrouw** mit sehr guten Illustrati(men und ist vor-
treflflich gedruckt, wie denn alle Drucke Hopyl's sich durch treffliche Aus-
stattung auszeichnen. Das andere ist eine flämische Uebersetzung der
Legenda aurea des Joliannes von Voragine. Diese beiden jetzt sehr seltenen
Drucke hat Herr Stein ausführlicher beschrieben und aus der L. a. auch
einen Holzschnitt nachbilden lassen. Die vortreffliche Arbeit ist ein werth-
voller Beitrag zur Pariser Buchdruckergeschiehte. 0. H.
524 VermiBchte Notizen.
Antobibliofcraphie de Pierre Joseph de Ilaitze.(') Comme
je KiiiH redevable ä la Pmvence nia patrie dn pen de savoir que j'ai acqnis.
ce «eroit ojecterisicjune iiiodestie ä contretemps de ne pas grossir eo catsüo^c
de la desipiatiun de nies petita ouvrages dnmies au publie. Je dois» d'autaat
niieux le t'aire qne D*ayant pas tous parus sous iut>ii noui ditferoutiel, on en
a deja attribue quelques* niis ä des etran^ers de cette proviuce. Ce sera donc
pour consen'er a la Provence et ä la verite leurs dn»it8 que j'en ferai ici le
denonibreiueot.
107.. Les Ciiriosit^ de la ville d'Aix, publiees en ItiT. .
1687. La relation generale des fetes de la ville d'Aix pour Tbeureiix retour
de la sante tant d^sir^e de Louis le grand en i6b7.
löSy. L'Etat de l'ueuvre pour le seeours des pauvres prisonniers de la
conciergerie d'Aix en 16yj.
UilK. Les Moines emprunt^s, iuip. en 109.. Ouvrage donne a Tabbe
Faydit.
Kill.. Les Muines travestis, edition de 16U. Ouvrage qni a eii le nieme sort.
17ul. Lettre de Sextius le Salyeu a Kuxenes le Marseillois siir les ares
triompliaux dresses dans Aix ä l'arrivee des due« de Bourgogne et
de Berr}' en 17 . . . .
17M2. Dissertation sur divers points celebres de THistoire de Provenee.
170b. La vie de 8. Benezet, lundateur de l'ordre des IIo.<«pitaliers pontifes
ou faiseurs de ponts pour le soulageiueiit des pauvres passants et
la siirete des voyageurs au passage des rivieres, uatit de Merat,
que j*ai publiee sous le noni de Magno Agricol.
170S. L'esprit du ceremonial «l'Aix en la eelebratiun de la Fete-Dieu,
donne en 170b.
170U. L'Ktat de l'Hospital la Miserieorde des Pauvres malades et honteux
prupre et distinetit' a la ville d'Aix et veritablement son hospital,
puisqu'il n'est compose que de ses liabitants.
1711. Apologetique de la religion <les Provenyaux au sujet de Salute Made-
leine leur patrunne avec une dissertation sur le Symbole de »Salute
Martlie, la patronne de la \'ille de Taraseon; edition de 171 L
1711. La vie de Nostradamus, auteur des fameuses centuries prophetiques.
1713. De la r6tbrmation des asiles propres de leglise metropolitaiue d'Aix;
dissertation de 17 IS.
1710. La vie du grand philosophe et medecin Aniaud de Villeueuve.
1720. La vie de Sainte Kossoline, de la maison de Villeneuve, la premiere
Sainte de Tordre des Cliartreux.
1720. Etat chronologique et heraldique des consuls d'Aix, procureurs du
paYs de Provenee.
1720. Dissertaticm sur l'etat chronolo^i<iue et heraldique de Tillustre et sin-
gulier consulat de la ville d'Aix.
1727. Portraits ou eloges historiques des premiers presidents du Parlomeut
d'Aix, donnes en 1727.
IT.'iO. La vie du bienheureux (Jerard Tenque, foudateur de l'ordre de Saint
Jean de Jerusalem, natif du Martigues.
Maiutenaiit par la di»signation (|Ue je vieiis de faire des ouvrages donnes
au ^)ublic, c)n iie sauruit ne pas comj)ren(lre qu', A l'exeeption de <leux, leur
niatuTe etant tonte proven^ale, e'aurait ete sous pretexte de modestie un
double deehet pour la Provence litteraire (jue de ne les y faire pas paraitre.
II en auroit ete de mtMue des d(;ux ecrivains sui)erieurs Oes (iaufridi), a eause
du lien de parente qui urunit avec eux. Comme on voit, de plus Ibrtes rai-
sons m'obligent de ne regarder que la verite et Tinteret de ma patrie; aussi
(l) Pierre Joseph de Plaitze, historien provcn^al, connu pour soa Ilistoire
de la. ville d'Aix qu'il a lai^öe in^dite et que la Revue Sextienne publie
en ce moment. Le document ici imprim6 est h Aix, Bibliothöque Möjanes, Ms.
803. fol. 141. (Communication du prof. L. G. P^lissier.)
Nene Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 525
cette r^serve ne sera que pour le catalogne qui n'est que pour moi, et le
total ira de file dans le corps des annales de nos ^crivains.
Erklärung. Im Einverständnisse mit meinem Herrn Verleger wendete
ich mich im Sommer 1 800 wegen alter Bibliothekskataloge vor 1 500 an Herrn
P. Gabriel Meier in Einsiedeln. Mit seiner bekannten Bereitwilligkeit
theilte mir derselbe hierauf eine Reihe von solchen mittelalterlichen Bücher-
verzeichnissen mit, von denen mir bis auf seclis Stück alle bekannt waren.
Ich hatte in dem sogleich zurückgesendeten Mscr. zu den einzelnen Ver-
zeichnissen, sofern sie in mein Buch „Ueber mittelalterliche Bibliotheken"
schon aufgenommen waren, die entsprechenden Nummern desselben bei-
gesetzt, jedoch fenier bemerkt, dass es mir aus mehreren Gründen,
nämlich einerseits in Folge meiner Verbindlichkeiten gegen die Kaiserl.
Academie in Wien, andererseits gegen meinen Verleger, femer aber wegen
der ganzen Anordnung des Buches nicht möglich sei, alle weiteren, mir noch
vor Fertigstellung des Buches bekannt gewordenen Kataloge in der zum
Ganzen passenden Art imd Weise unterzubringen. Ich verwies schon da-
mals , wie ich es auch in der Einleitung des Buches pg. X gethan , auf die
„Kritischen Beiträge zu älteren Bibliotheksverzeichnissen", die zur Ergänzung
des erstgenannten Buches dienen sollten. Da nun Herr P. Gabriel Meier
in seiner sehr freundlichen Anzeige meines Buches in No. 4 der Göttiuger
gelehrten Anzeigen (1801) eine Anzahl mir schon bekannter*) Verzeichnisse
aufgeführt hat, so möchte ich nach obigem Sachverhalt bemerken, dass man
nicht Anstoss daran nehmen möge, wenn ich in den „Kritischen Beiträgen"
die Mehrzahl dieser Nachträge nicht mit der Namens- Chiffre des Herrn P.
G. Meier versehe, wie ich dies sonst thun würde. Im Verhältniss zum In-
teresse an der Sache steht die Frage nach den sie fordernden Personen,
wie ich nu^ine, überhau])t in zweiter Linie. Um jedoch etwaigen Miss-
deutungen zu begegnen , ghuibe ich auf diesen Sachverhalt hier auftnerksam
machen zu sollen. Auch in diesen Dingen erhält richtige Rechnimg gute
Freundschaft.
Wien. Theodor Gottlieb.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*)
fThe Bookworm. No. 40, Sept. 1891: „Chants et chansons populaires", an
undescribed edition, Jas. Hayes. — The Ex-Libris society. — Ancient
manuscripts. — Some quaint book titles.
The Library. No. 32: August Iftfll: The library at San Marino, H. Vivian.
— The exhibition of bookbindings at the Burlington Fine Arts Club. —
Book-speech and folk-speech.
The Library Journal. Vol. ir», No. 8 August 1891 : The new president of
the American Library Association. — Patent Office indexing, How. L.
Prince. — Notes on the library exhibit of the Columbian exposition , J.
Schwartz. — A brief list in history, selected by W. A. Bardwell.
Le Li vre moderne. No. 20. Aoüt 1891: Le marchS litt^raire. Notes sur
la crise de la librairie contemporaine. — Ja bibliophilie aux champs.
Lettre d'un bibliographe au repos , B. H. Gausseron. — Quelques livres
de luxe retardataires.
— No. 21. Sept. 1891 : Portraits curieux, in^dits ou mconnus de Honor6 de
Balzac. — Amusettes bibliographiques , F. Drujon. — ün nid d'auto-
I) Eine Andeutung in diesem Sinne steht a. a. O. pg. 139.
♦) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
vä i-^m *>5>w^
*.'a**^-». -r ilf-Alf»"^ :4r&. -i-l- '.-^i^r «tf •»•* Ait- <IL- • < ETI JrtJiT . ^^^J^
BiMi'ftrir'ja- pqMif{a- •!•? K^im.* TAa^-^tur 4«?^ iin|:*iiiiir* da rai«iiiei
d^ K^iift« 1'/uir- I: 'Ilt«V#I'^|rir . jorispniJeiicr-. R^rim«. hap. JostiiiÄn.
XVI il», p 'sV Fr 7.
*Boll«t'iD'f 4«?IU hihlhpi*:*^ Nirii^nale di Pilenoo. Ahiim III. N.j. I. «»ru-
naio Marz-f IVil. P. I~^*. 4-.
f$ow«loin Tifll-r*- I-ibran- bollrtin. No. I. Bniiswirk. Me. «1 p- >^
i:aifih*:r« <;ll l'uhUt: Librarirs. ratilogn<> of the bo*^ks in the Ihilwifh
l>rn«lin{r Librtrj'. l^finhtn. 24 ^ p. >*.
*C'ata!ojfii*-. Th«-'Kn||^i>h. i»f b<Ki)ü. An alphaFi«rtic:&2 list of w«trk< publi-
hh«-«l in th«; l'iiitwi KiDjfdoni aod nf thr- priocipaü wurks pabli^hetl in
Awt-nt'Z, wtth 'lat«^ of puMication. iiHlk-an«»n of size. piii-v. edition ao«!
piihliAh<'r'fi laifi»-. Vol. IV: Jaumarr !>>! to Deceniber 1SS9. Ix>nUun.
rf. I>#u, Mai>ti>ri Jk TouiifiDy. IV/ti« pa^. gr. >• Cloth. 5i" j Sh.
i'otferfzvi', A. A !M'l»-ction of p»«iidonvii»; nr firtitious names used by
w4rllknown authorH. witb tbt- r^al namV:» pTen. Als«> sl nnniber «>f aDiH
iiyifiouM work» witb tb«rautbors ^Ton. I»ndon. .T. Haie anil S«»ns. 24 p. ^^
i'roydou Fr«M* Public Libraries. (*ata](»^e of books in the Tbumton
lli-atb Librar\'. Croydon. 'Mi p. ♦**.
Dfrlobr«% F. Troiffi«>iue table decenoale du Journal de jurispnidence coui-
iiK'rfriale et maritiuie, fonde ;i Marseille en 1>20. ISSI — IVJO. Marseille,
iinpriiii. nianufillaiKe. ris?{ pa^. S".
Uor.nun'itiH Hur la veiite des uianusc^riti» du eolle^irt' de Clemiont ä Paris.
(l'i'tt.) Xoj^enMe-Kotrou, imp. I>aupeley-<iouvemeur. 9 p. *>**.
Kxtrait du HiiUctin de la Societe de Phi^toire de Pari&
liruiiiniond. II. Wbat w a cbrLstianV A talk on books; ^itb a bio^rapbieal
Hkei(;b Ol the author by Ja. MacArthur. New York. J. Knox & Co. 3.
y.t p. s«. D. — .:j5.
„A talk on books" contains wise counsel on the subject of forming a
library and on choosing the best books essential to self-education and
relaxation of the mind.
(froHeli, II. Katalofi: ov(*r kunstindiistrimuseets bibli(»tliek o^ dets saiu-
liii>(«;r oj? niöiiHt4*rbla<b'. KriKtiania. IM» S. S**. Kr. —.50.
♦Jahre.Mbe richte der (ie.schirht8wi8.HeiLSchaft im Auftrage der Hi8t4>riscbeD
(ieHellHchaft zu Uerliu heniusgegeben von J. Jastrow. Jahrgang XII:
ISH». Herlin, U. (Jaertners Verlag. XVIII. I, 170. II, 454. III, 320.
IV, 201 S. S». 80 M.
JahreHberi cht über die Fortschritte der classtschen Altertbiimswissen-
Mclmft. begründet von C. Bursian, herausgegeben von J. v. Müller. Supple-
ment-Hand (25. Iknd), 5. (Schluss-)lleft: Jahresbericht über die Mytho-
logie aus den Jahren 1870— I8S5, von A. Preuner. Berlin, S. Calvary
& Co. IV. u. S. 3S5— 512. &". Subscr. M. 1.80; Einzelpreis M. 3.60.
Die Titel der Werke, welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
Antiquarische Kataloge. 527
Dass. (26. Band) Supplement-Band zur Neuen Folge, Heft 1 — S : Jahres-
bericht über die griechischen Inschriften, von W. Larfeld. — Jahres-
bericht über die Mythologie aus den Jahren 18S6— 1890. Von F. Back.
Ebenda. 256 S. 8". Subscr. a M. 2.4(); Einzelpreis a M. 3.60.
*Jastrow, J. Handbuch zu Litteraturberichten. Im Anschluss an die
„Jaliresberichte der Geschichtswissenschaft". Berlin, R. Gaertner's Verl.
VIII. 285 S. 8". M. 8.
Jersey City (N. J.): Free Public Library. Title lists of fiction. Jersey
('ity. 4. 35 pag. 8«.
Indici e C atalog hi VII. I codici Panciatichiani della r. Bibliot«ca Nazio-
nale di Firenze. Vol. I, fasc. 3. Roma, presso i principali librai. P. l(»l
—240. 8". L. 1.
Invcntaire sommaire des archives departementales anterieures :i 1790,
redige par L. Redet et A. Richard. Vienne. Archives civiles. S6ries
A, B, C, D. Tome 1. Poitiers, impr. Blais, Roy & Co. CLXI. 281 p.
a 2 col. 4«.
Landor, W. Sav. Imaginary conversations: with bibliographical and cx-
planator}' notes by C. <t. Crunip. Vol. I. New York, Macmillan & Co.
27. 382 p. 12». cloth. D. 1.25.
Loiseleur, J. Les bibliotheques communales historiques de leur formation,
examcn des droits resi)ectifs de l'etat et des villes sur ces colleetions.
Orleans, Herluison.
*Milwaukee Public Library. Quarterly index ofadditions, April— June
1S91. Milwaukee, Board of tnistees. P. 117—140. 4«.
N e w c a s 1 1 e - u n d e r - L y m e : Free Library. Index-catalogue of the books in
the lending luid referiiice departments. Newcsistle-under-Lyme. 122 p. s^
N(»rwich Free Library. Sui>plementary catalogue. Lendiug department,
Jan. 188S to Mar. IH'.il. Norwieh. Vlll. 88 p.
Richardsou, (\ F. American literature, 1607 — 1885. Populär edition.
2 vol. London, Putnam\s Sons. 8". Sh. 12.6.
S am Ungar, Ur nägra antecknares. (värd af tat^ksamliet och viinskap tili
mjlstaren i svensk bokkunskap G. E. Klemming. Stockhohn, II. Bu-
kowski. 150 S. u. Portr. 4".
Nur in einer Auflage von so Exx. ßjedruckt und nicht im Handel.
Sargant, E. B. and B. Whishaw. A guide book to books. Oxford,
c:iarendon Press. 3rt2 p. 8". Sh. 3.6.
*Vierteljahrs-Catalog der neuen Erscheinungen des deutschen Buch-
handels. Nach den Wissenschaften geordnet. Mit alphabetischem Re-
gister. Jahrgang 1891. Heft 2: April— Juni. Leipzig, J. C. Ilinrichs'sche
Buchh. X\T -h S. 135-282. s".
Vismara, A. Materiali per una bibliograüa del generale Giuseppe Garibaldi,
premessevi le date cronologiche degli avvenimenti principali della sua
vita. Como, IIb. Franchi di A. Vismara. 104 p. 8". L. 3.60.
Zeitschrift für wissenscliaftliche Theologie. General-Register (Namen- und
Sachregister) zu Jahrgang 1-XXXIII (I85s— 90), bearbeitet von F. (iörres.
Leipzig, 0. R. Reislaud. 63 S. gr. 8'». M. 5.
Antiquarische Kataloi^e.
Beij ers 'sehe Bh. Utrecht. No. 13S: Theologie. Philosophie. 1?i67 No«. —
*No. 1 39 : Theologie en philosophie (nederlandsche gcschriften). 1 520 N««-
Conrad's Bh. Berlin. Vermischtes. 1291 N»«.
Engelcke Gent. No. 2: Zoologie. Anatomie comparee etc. 592 No«-
Fritzsche Hamburg. No. 17: Theologie. 3376 N'>«-
Harrach Kreuznach. No. 10: Schöne Litteratur. Vermischtes. 2032 N»«- —
No. 11: Geschichte m. Hilfswiss. 1328 N««-
Kende Wien. 1891. No. 7 : Seltene Werke. 353 N<«»
528 Porsonalnachrichteii.
Kirchhoff & Wigand Leipzig. No. 881 : Musikwissenscbaft 1190 N«
Lau & Cic. München. No. 17: Werke aus allen Wissenschaften. 751 !s«
Roth er Leipzig. No. 21 : Theologie. I. A— Lange. (Bibl. v. Prof. CTiristHa.
in Bonn u. l'ast. Ilennes in Quedlinburg.) 2083 N««-
Spirgatis Leipzig. No. 2: Ilainit. u. afrikan. Spraeben. r»3r> N»»"-
- 591 Nos.
Suiro Posen. No. 4: Philologie u. Pädagogik. 59 1
W i e e h ni ii n u Oldenburg. No. 1 1 : Vennischtes.
Wesley & Son London. Bibliotheca botanica. 17
b. Xll pa^.
Personalnachrichten.
Der l)isherige Bibliothekar an der Königlichen Univcrsitats-Bibliotbek
zu Marburg, Dr. Karl Boysen, ist untenn 8. September d. Js. zum Bihluh
tht^kar an der Königlichen 'Bibliothek zu Berlin ernannt worden.
Der bisherige Hülfskustos an der Königlichen Bil»lii»tliek zu Berlin.
Dr. Münzel, ist untenn 8. September d. Js. zum Kustos an der Königliclu'ii
Universitäts-Bibliothek zu Marburg ernannt worden.
Der bisherige Assistent an der Königliehen Bibliothek zu Berlin, I»r.
Nörrenberg, ist untenn W. September d. Js. zum Kustos an der Könij:-
licheu Universität-Bibliothek zu Kiel ernannt worden.
Der bisherige Assistent an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Dr.
P reu MS, ist unterm s. September d. Js. zum IlUlfskustos an derselbon
Bibliothek ernannt worden.
Derbisherige IlUlfskustos an der Kgl. Bibliothek zu Herlhi, Dr. G aed erti.
ist untenn 12. Sept. d. J. zum Kustos an derselben Bibliothek ernannt wordt-n.
Der bisherige Bibliotheks-Ilülfsarbeiter Dr. Richard Schröder in
(iöttingen ist untenn 10. September d. J. zum Kustos au der Königlicbeu
Universitiit.s-Bibliothek daselbst ernannt worden.
Der zum Kustos an der Königl. Bibliothek zu Berlin ernannte Dr. Fr.
Ileincke ist zumDirector des biologischen Instituts auf Helgoland auserseheu.
Der Bibliothekar Francesco Carta von der Biblioteea Estense zu
Modena ist zum Prefetto der Biblioteea Nazionalt^ zu Turin ernannt worden.
Der Journalist (^yalui ist zum Bibliothekar der L'niversität Klauseu-
burg eniannt worden.
Am '2\K August starb in Cannstadt bei Stuttgart der frühere Secrctär
an der Königl. Bibliothek zu llaimover, Uath Dr. Heinrich J^öttger im fast
vollendeten 90. Lebensjahre.
(Sestorben ist der Stadtbibliothekar von Aix, M. Gant, ehemaliger
Redacteur der Zelttmg „la Provence".
Am 0. September starb in Graz der Kefrierungsrath a. D. Dr. Faust
Pachlcr, ehemaliger Kustos der Wiener Hofbibliothek.
Am 12. September starb zu Freiberg der Professor und Bibliothekar
an der dortigen Bergakademie, Bergrath Karl Gustav Kreisch er.
B c r i c h t i g u n g zu S. 4iJ2 . 11 err Dr. F a 1 c k e n h e i u e r ist nicht zum
Bibliothekskustos in Kiel, sondern in (iöttingen ernannt worden. (Das
Versehen wäre nicht 7)a.ssirt, wenn die betreffenden Herren, wenigstens aus
Deutschland, der Bed. des ('. f. B. im allgemeinen Interesse ihre Enien-
nungcn u. s. w. mittheilen wollten. Als das vorige Heft mir zur Correktur
vorgelegt wurde, widerspraclicn sich die mir zu Gebote stehenden Quellen
in Betreff der Kniennung des Herrn Dr. F.. ich musste also, da der Dnick
nicht aufzuhalten war, die Ernennung weglassen oder das mir Wahrschein-
lichere wählen. Ich gestehe, dass ich mich geirrt habe. Den Herren Collegen,
welche mich durch 'Mittheilung der an fiircn Bibliotheken stattgehabten
Personalveränderungen unterstützt haben, sage ich auf diesem Wege meinen
besten Dank und bitte sie, mir auch ferner zu Hillfe zu kommen. Die Elr-
neimungen an den Königl. Preussischen Staatsbibliotheken rechtzeitig und
fehlerfrei zu bringen, sind wir jetzt giitigst in den Stand gesetzt.) O. H.
Vorlag Ton Otto ÜMTMaowiti. Loipgig. — Dmok von Khrh^rdt Karr»«^ M»^^!».
Centralblatt
fOr
Bibliothekswesen.
Vni. Jahrgang. 12. Heft. December 1891.
lieber Tariflrnng von Bucheinbänden.
Die Tariffrage im Buchbindergewerbe der Kundschaft gegenüber
ist so alt wie das Gewerbe selbst : immer wiederholen sich die Ansätze
einen umfassenden und erschöpfenden Normaltarif auszuarbeiten. Dem
Erfolge stehen eben eine Fülle von verschiedenen Bedingungen ent-
gegen, die sich nicht sowohl in der Lohnfrage verschiedener Gegenden
und Länder, nicht nur in den örtlichen Geschäftsspesen äussern, son-
dern auch in der unendlichen Mannigfaltigkeit des aufgewendeten
Materials wie des im Einzelfalle gar nicht festzustellenden Arbeits-
aufwandes. Eine Calculation der gesammten Geschäftsunkosten und
eine genaue Preisaufstellung für Partienarbeit macht ohnehin jeder
Buchbinder, durch die Concurrenz genöthigt. Aber man wird nicht
fehl gehen mit der Annahme, dass ein hohes Procent der Buchbinder
überhaupt nicht genügend calculiren — Grossbetrieb natürlich aus-
genommen.
Für den Buchbinder ist zwar der Vortheil der Praxis nicht zu
unterschätzen. Die Preise, welche er in Einzelarbeit berechnet, werden
der Leistung an Material und dem Zeitaufwand plus billigem Verdienst
ungefähr entsprechen, üebeiforderungen würden sich im Geschäfts-
betrieb bald rächen. Eine Sicherheit und Gleichmässigkeit der Preise
ist jedoch nicht vorhanden, und es ist ein gutes Recht der Auftrag-
geber, zu wissen, dass gewisse Nonnen existiren. Für amtliche Stellen
ist es sogar nothwendig, Normen zu kennen, da jene in der Lage sein
müssen, ihre Auslagen vor der Uechnungsinstanz zu vertreten. Und
es ist schlechterdings nicht einzusehen , wanim sich nicht ähnlich wie
für andere Handwerke gewisse Grundlagen fUr die PreLsansetzung wer-
den feststellen lassen, welche ohne grossen Zeitverlust unter Zulassung
eines bei Calculationswerthen nach oben oder unten zu erwartenden
Ausschlags eine Controle ermöglichen. Der Verfasser des umfäng-
lichen und guten Handbuches der Buchbinderei, Adam, ist freilich der
resignirten Ansicht, dass man die dahin zielenden Versuche für Detail-
arbeit aufgeben müsse.
VUI. 12. 36
530 Ucbcr Tarifirunfi^ von BuchcinbäDden
In der Praxis scheidet sich schon heute scharf Partienarbeit und
Einzelarbeit rtieksichtlich der Preisberechnung?. Die Manipulationen
des Falzens und Heschneidens , der Vorbereitunj? der Decken , des
lleftens — sojrar des Fadenheftens auf der Heftlade — des Einlejrens,
Pressens, Ueberziehens, Schilddruckes u. s. w. u. s. w. werden jjjleich-
mässip: nutzbrin<render, wenn sie auf 1000 oder mehr Exemplare eiue^
Werkes zu erstrecken sind. Die Ausnutzung der kostbaren Maschinen,
ohne welche ein moderner Buehbinderbetrieb jrar nicht mehr auskommen
kann, ist erst in diesem Falle m()glich.
In f^ewissem Sinne wird freilich jede Buchbinderarbeit Partien-
arbeit S(»in, indem das zur Behandlung; kommende Material vr»n dem
] Buchbinder nach Format und vorjj:eschriebener Behandlun^s weise mö;;-
lichst gleichartig zusammengestellt werden wird. Auf die Heftlade
werden stets eine Anzahl Bände hintereinander geheftet. Im Ganzen aber
hat fUr den Mehraufwand an Zeit bei Einzelarbeit der Buchbinder
andere Ansprtlche, welche sich noch erhöhen, weil trotz aller Umsiebt
die Vortheile der Partienarbeit in weit geringerem Grade greltend ge-
macht werden können. Trotzdem muss es auch hierfür mög'lich sein,
Durchschnittspreise zu linden.
Wenn nun Bibliotheken Bachbinderarbeit abgeben, so sind sie
allerdings änsserlich für die Preisberechnung dem Einzelpreise zu-
gewiesen. Partienarbeit im landläufigen Sinne weisen sie nicht zu.
Dennoch lässt sich statistisch ein Durchschnitts verbrauch an Bnch-
binderarbeit feststellen, ebenso ein Durchschnittsmass der zur Ab-
lieferung kommenden Bände. Eine Normalisirung wird sich erreichen
lassen, wenn wir eine aufsteigende Preisscala ftlr die Grö8.sen- und
Materialverhältnisse ermitteln, im Uebrigen die Manipulationen des
Heftens, Collationirens , Planirens, Pressens, Beschneidens und Schild-
druckes mit Durchschnittssätzen verrechnen. Sind diese richtig gewählt,
so wird das Mehr auf der einen das Weniger auf der andern Seite,,
welches der Buchbinder verrechnet, balanciren, wenn nicht auflieben.
Nothwendig ist dabei eine mögliehst gleichmässige Behandlung: nicht
sowohl der grösseren Sicherheit und Solidität wegen, welche dadurch
gefördert w^erden dtlrfte, als auch der besseren Ausntitzung des Ma-
terials von Seiten des Buchbinders im Sinne der Partienarbeit. Von
den 22 und mehr Einbandarten , deren es in der Buchbinderei giebt,
darf in Bibliotheken keine Rede sein. Es werden im Gegentheil drei
(inindlagen nach Muster in Pappe. lialbleinwand , Halbfranz genügen,
insofern in der Kegel die Mittel ötfentl icher und amtlicher Biblio-
theken gering sind. Die Ansicht Stockbauers (Monatschr. f Buch-
binderei 1890, p. 161 f), dass Bibliotheken dazu da seien, auch die
buchbinderische kunstgewerbliche Technik durch Ertheiluiig vielseitiger
auch repräsentativer Einband -Aufträge zu fördern, vermögen wir nicht
zu theilen. Geschmackvoll — das sollen Bibliothekseinbände sein,
aber ebenso einfach, schon in Rücksicht auf das benutzende Publikum.
Auch dem Besten gegenüber ist Haltbarkeit das erste, worauf der
Bibliothekar zu denken hat. Bei Prachtwerken, die nicht ausser Hause
von Paul Ladewig. 531
kommen, wird ohnehin ein besonderes Verhalten beobachtet werden,
das trauen wir auch dem sparsamen Bibliothekar zu.
Die grundlegende Scheidung der aufsteigenden Material fordemng
(Schale des Buches) von der durchschnittlich anzusetzenden eigent-
lichen Arbeits- und sonstigen Leistung ist so weitgehend wie oben
noch nicht aufgestellt worden. Die Praxis und genaue längere Beob-
achtung bei den Buchbinderarbeiten, welche die Grossherzogl. Hof-
und Landesbibliothek zu Karlsruhe vergeben hat, scheint ihr jedoch
einen sichtbaren Vorzug vor jeder anderen Berechnungsart zu ge-
währen. Und umgekehrt wird man es erklärlich linden, wenn die.
bisherigen Versuche zu tarifiren, wenn überhaupt, sich nur eines ört-
lichen Erfolges zu erfreuen hatten. Der Normalarbeitslohn muss auf
den Preis der Einzel lieferung einen Einfluss haben, um so mehr, als
schon bei verhältnissmässig geringen Summen bei diesem Gewerbe
Aufrnndung auf 5 resp. 10 Pfg. übungsmässig erfolgt. In der Lohn-
frage den Arbeitern gegenüber ist die Verhandlung schon in leb-
haftem Flnss. Es sind besonders von Leipzig und Berlin aus Principal-
tarife in Tage- wie in Stücklohn ausgearbeitet worden, die sich in der
Anwendung bewähren dürften. Der Leipziger von 1887, der mir vor-
liegt, ist indessen trotz umsichtiger Aufstellung zu hoch, wenngleich
er sich als „Universal-Tarif" bezeichnet, und zu verwundern, weswegen
die Leipziger Gehilfen seine Annahme s. Z. verweigert haben. *)
Uebrigens kann man durch procentualen Zu- oder Abschlag jederzeit
die örtlich passende Grundlage erreichen. Aussergewöhnliche Ver-
hältnisse, wo der dem lieben Nächsten überall gewidmete Brodneid
ein erfolgreiches Vorschreiten behindert und die erlaubte Grenze durch
Unterbieten der Concurrenten tiberschreitet, sind mir eigentlich nur aus
Breslau bekannt geworden. Ein sehr missvei*standenes Interesse lässt
die Auftraggeber aus solchen Verhältnissen einen scheinbaren Vortheil
schlagen. Hier wie überall im gewerblichem Leben muss der Grund-
satz gelten, dass nur fUr gutes Geld gute Waare zu haben ist, dass
man nur an demjenigen verdienen kann, dem man zu verdienen giebt.
Die Wenigsten, welche Bticher vom Buchbinder in Empfang nehmen,
sind in der Lage, den Werth des Materials oder der geleisteten Arbeit
irgend sachgemäss zu beurtheilen. Ein Buch kann noch so schön ge-
schlagen und gepresst aussehen, so wird schon bei verhältnissmässig
geringem (Jebrauch ein minderes Material Reparaturkosten bedingen,
welche der ersten Arbeit zugeschlagen einen soliden Einband erlaubt
hätten. Dies trifft übrigens auf ein hohes Procent der im Buchhandel
— Verlag und Sortiment — gelieferten Einbände zu.
■
1) Manche Seltsamkeit, wie verschiedene Bezahlung der nämlichen
Arbeit an Mäd(5lien oder Gehilfen, ist inzwischen schon von Seiten der tariii-
renden Partei fallen gelassen worden. Die Preise sind so hoch, dass ich aus
Süddentscblimd einen Fall kenne, wo eine nur auf die Löhne dieses Minimal-
tarifs ohne jeden Zuschlag für Unteruehmergewinu und olme Anrechnung
des Materials basirte Submission noch um 5 Pfg. pro Band unterboten wor-
den ist.
86*
532 üeber Tarifinmg von Bncheinbindeii
Schwieri^r slU Principaltarife . die jede Einzelarbeit in Pirtieii
Dormireo. sind Bochbindertarife dem Pablikam ^egenfiher herzostelleB.
8ie sind, soweit sie hii>torisch verfulgt werden krinnen. >Tetf nnkr
Zaginndele^ng der grl eichen da> Sachliche nicht grenfifrend fassenden
Systematik entworfen werden nnd stets ohne Eint wickel ans: ?eb1irV«ea.
Wir können von ihnen «cänzlich absehen. Anch die neaesten der .Vrt
haben keinen Werth. So haben z. I^ die Heide lber]?er BuchV»iiider
1872 einen PreL^conrant anfj^estellt. Da finden sich Preisansitze f&r
.Bände wie Brockhaas Konversationslexikon" — natürlich ist auf die
genaue Stürke an Bo<ren, auf HeAart. auf Material ]?ar keine Rück-
Hiebt genommen — , fär .Klassikerbände". Für eini<re bekannte
F'amilienblätter ^ Gartenlaube " etc.: die Materialien unterschied drr
Tarif kurz und bündig in •fein'' nnd ^ordinär", brochirt in Pappe. Halb-
franz oder Halbleinwand. AusfQhrlicher wenn auch ausser Verhältniss
ansteig^end. waren die Einbände fQr SchreibheAe verschiedener Formate
berechnet. Schon die verschiedene Auffassung der Xormalhezeich-
nungen «Klassiker -Bände" n. s. w. hätte mit ganzer Sicherheit zu
tausend Differenzen führen müssen, sobald der „Preis-Courant* wirk-
lich angewendet worden wäre. Kr ist es thatsächlich niemals. v)f
gleich sich die Heidelberger Buchbinder für seine Einhaltung S4:«]i-
darisch erklärt hatten.
Warum ein in der Bad. Gewerbezeitung von 1868 (II. Beil. ^5t
enthaltener Aufsatz von Engel ^Ueber eine einfache und sichere
Methode, den Preis der Büchereinbände zu berechnen** als Grundlage,
wenn man eigene Aufstellungen machen wollte, von den Heidelbergern
nicht verwendet wurde, ist schwer zu sagen. Es ist doch kaum möir-
lich, dass er den betheiligten Kreisen gänzlich entgangen sein sollte.
Schon der Umstand, dass Engel vieljährige Erfahrungen in der Biblio-
thek des statistischen Bureaus zu Berlin zur Seite standen, hätte zur
Prüfung seint^r Tabellen veranlassen müssen.
Als Grundlage nimmt er, von dem damaligen Steuersystem för
Zeitschriften in Preussen ausgehend, den ungebrochenen Bogen zu 400
Quadratzoll, den er um je 100 Quadratzoll nach aufwärts und abwärts
vorschreitend durch Theilung auf die Grundlage für Folio, Quart
Octav, Duodez und Sedez zurückführt. Bezeichnender als die übungs-
mässigeu Benennungen Elefant, imperial u. s. w., welche noch heute
im Handel und Buchbindergewerbe gebräuchlich sind . waren diese
Ziffern schon, aber in Folge der Umständlichkeit, welche die Hand-
habung <?ines Zoll>toekes in Länge und Breite bei den erscheinenden
Bruchtheilen der Formate im (iefolge haben musste, nicht recht praktisch:
wenigstens nicht für umfangreicheren Verkehr. Als Material der Schale
nimmt Engel Brochur, Pappe, Halblein wand, Ganzleinwand, Halbleder,
Ganzleder (Schaf-). Auf diese hat er für seine Grnndformate eine
Tabelle eingerichtet, welche allerdings das Bestreben zeigt, zu syste-
matischem Aufstieg sowohl in Bezug auf Format als Material zu ge-
langen. Es sind aber noch Verhältnisse, welche die leichte und be-
queme Berechnung erschweren: Dazu kommt, dass er von jedem 100
von Paul Lad ewig. 533
Quadratzoll ± 400 Quadratzoll des zur Bearbeitung kommenden Bogens,
procentuale Steigung: um 25% von 400 auf 500 Quadratzoll, um
50 "/o von 500 bis 600 Quadratzoll, umgekehrt Sinken um 25'*/o bei
Bogen von 300—200 Quadratzoll, um 50% bei Sinken unter 200
Quadratzoll ansetzte. Es gehört der Kopf eines Statistikers dazu, um
ohne wirklichen Zeitverlust der aus diesen an sich sehr logischen An-
ordnungen sich ergebenden Schwierigkeiten Herr zu werden. Der
Buchbinder wird es nicht und wird es auch nicht wollen. Also muss
man ihm einen einfacheren Weg zeigen.
Engel erstellte dann eine Schlusstabelle, in welcher den oben
besprochenen Schalenpreisen für jedes Grundformat und fQr jedes
Material ein Zusatz fQr Goldtitel nach Format zwischen 1 und 2 Silber-
groschen variirend, sowie ein fttr alle Formate gleicher Preis für
„Binden" von 30 Bogen zugesetzt wird. Unter letzterem begreift E.
also CoUationiren, Heften, Beschneiden etc. Dies birgt einen wesentlichen
Fehler. Der Preis des Bindens hängt in erster Linie auch von der Anzahl
der verwendeten Btlnde ab, die durchaus nicht nur mit dem Format zu
wachsen brauchen, sofern ein kleines Buch der Haltbarkeit wegen
mitunter auf mehr Bünde geheftet werden muss als ein grösseres; in
zweiter Linie wechselt der Preis des Bindens mit der Art der Heftung
ob Auf- und Abheften, Durchausheften, Bandheften. Vom Holländern,
das nur ftir brochirte Bücher in Betracht kommt, ganz abgesehen.
Für jedes Buch musste nun aber durch Multiplication mit einem
Corrections - Coefficienten rücksichtlich der Grösse der verwendeten
Bogen der wirkliche Preis ermittelt werden. Engels der Faltung sach-
gemäss entsprechende Formate von Folio bis Duodez konnten, je nach
dem ungebrochene Bogen von 200 bis 600 Quadratzoll in den Druck
genommen waren, verschiedene Grössen und entsprechend verschiedene
Preisverhältnisse bekommen. Da der Normalbogen 400 Quadratzoll
betrug, mussten Grössen darunter und darüber procentualen Abschlag
oder Zuschlag erhalten. Diesen benutzte Engel als „Con'ections-Coeffi-
cient'^. Mit diesem multiplicirto er den Gesammtpreis des Bandes, der
sich nach der Zahl der Bogen veränderte. Da 30 Bogen 3 Groschen
kosteten, war eine sofort zu findende Zahl leicht für jeden Preis ein-
zusetzen: der zehnte Theil der gebundeneu Bogen gab die Zahl der
Groschen für das „Binden" an.
Die Zulänglichkeit und Brauchbarkeit dieser Aufstellung zu-
gegeben, ist doch zunächst zu erinnern, dass eine ganze Reihe von
Bedingungen überhaupt keine Behandlung gefunden hat, welche der
Buchbinder dem Kunden gegenüber einhalten sollte : alles, was das im
einzelnen zur Verwendung kommende Material in Bezug auf Qualität
anlangt, sowie eine Reihe von Punkten der Behandlung in technischer
Beziehung. Von gewissen Neuerungen und Fortschritten der seit Engels
Arbeit verflossenen Zeit gar nicht zu reden, welchen gegenüber der
Abnehmer heute Stellung zu nehmen genöthigt ist, wie z. B. die Draht-
heftra aschine, auf welche wir unten zu sprechen kommen. Aber eine
frühere Nachfolge und ernsteres Studium hätte dieser Versuch verdient,
534 Ueber Tarifirang von Bnoheinbänden
als ihm zn Theil geworden ist. Vor wenigen Jahren erst ist ein
weiterer wirklicher Fortschritt dnrch Meidingers Unterauchunjren
, Berechnung von Hncheinbfinden*' (Badische Gewerbezeitung XXIL
1889. S. 29. 39. 47. 54. 64. 70. 80. 89. 101. 113. 123) zn ver-
zeichnen.
Merkwtirdig bleibt es, dass Meidinger, welcher selbst vor 21
Jahren Engels Tabelle veröffentlichte, erst jetzt nach einem beilänfig
zubilligen äusseren Anlass die Gelegenheit wahrnahm, jenen frtiheren
Versucli zu entwickeln. Seine Kritik der Eintheilnng Kngels in Hin-
sicht auf die ßogenfalzung als nicht einfach und übersichtlich genug,
mag man zugeben. Sie ist auch sachlich nicht notb wendig:, aber sie
entspricht doch derjenigen Tarifgrundlage, die bis auf Meidinger bei
dem gesammten Gewerbe in Anwendung gekommen war (s. z. li.
Bucher, Frankfurter Buchbinder-Ordnungen vom XVI. bis zum XIX.
Jahrhundert in Archiv f. Frankfurter Geschichte 111. 1 (1888) 224—
297). Noch heute werden die Formate in Deutschland von Pandekten-
format aufwiirts bis zu Elefant eingetheilt in Grössen Verhältnissen von
33:42 bis 57/78 cm. Diese Noimalformate sind jedoch noch nicht
einmal in Deutschland allgemein, viel weniger in anderen Lündern.
angenommen. Für den Buchbinder kann auf ihrer Grundlage kein
Calcul gemacht werden, der seine Arbeiten auf Grund des Formates
qua Buch vornimmt. Andererseits genügt für ihn auch nicht die vom
Londoner Schulkollegium 1886 vorgenommene Behandlung der Frage:
Die Londoner normal isiren die Arbeitsleistung auf Grund lapre des
Falzens und für Partienarbeit. Complicirtere Verhältnisse betreffs des
Materials kommen bei ihnen nicht in Frage, so mögen sie für ihren
Bedarf genügend vorgesehen sein, den sie sehr umsichtig bestimmt
haben. (Journal f. Buchbind. 1886, 117.)
Meidinger stellt zunächst fest, dass die Material preise der Schale
mit Höhe und Breite des Buches wachsen. Diese müssen also wo-
möglich normirt werden. Die Pappe des Deckels kommt da zuerst in
Betracht, für deren Dicke er unter Voraussetzung des besten Materials.
Stoff oder Lederpappc, eine Tabelle entwirft. Diese führt er später
in eine Schlu8stab<;lle über, aus welcher auch für die ansteigende
Dicke des Huclies sofort die Pappeudicke abzuleiten ist.
Es wird sich empfehlen , diese Aeusserliehkeit zu beachten . um
nöthigenfalls einen berechtigten Anspruch dem Buehbiud(?r gegentil>or
begründen zu können. Im Allgemeinen aber liat diese Tabelle nn^ir
Werth für den Buchbinder als für den Auftraggeber. Mit ihr kann
man die Auswahl der Erfahrung des Buchbinders in der Hegel über-
lassen. Abgesehen von der xVeusserlichkeit ist eine wirksame Controle
ohnehin nicht möglich und muss den staatlichen Organen überlassen
bleiben, welche die Fabrikation in Papieren und Pappen zu überwachen
haben. Kohproducte, Füllung und in der Folge Widerstand gegen
Zerknittern , Heisslänge u. a. m. kommen da gleichmässig in Betracht,
und sind, seit man den Naehtheil mangelnder Controle in dieser Hin-
sicht erkannt hat, von Staat^wegen thunlichst bestimmt und beobachtet.
von Paul Ladewig. 535
Der Verbrancher kann daneben nur ungefähre Festigkeitsproben mit
der Hand anstellen, mit Einwirkung von Wasser nnd Sonne, mittelst
Abnutzungsproben durch Himstein und Zerknittern. Von dem auf diese
Weise als wünschenswerth ermittelten Material nehme man ein Muster
ein für allemal.
Zu der Pappe tritt ein üeberzug aus gemustertem Papier. Dafür
hat Meidinger eine Auswahl nicht getroffen. Nach Anstellung von
Versuchen scheint sich auch für vielgebrauchte Bücher Gustavmarmor
zu empfehlen. Ledermarmor, das kostbarste Ueberzugspapier , ist zu
stark für Bände kleineren Formates und wird gerne brüchig. —
Im Uebrigen arbeitet M. dann nur noch mit Kaliko und Leder,
welches letztere in erster Linie für den Rücken des Buches in Betracht
kommt. Mit Unrecht schliesst er aber Pappbände ganz aus, „weil sie
kaum noch hergestellt werden*'; das neueste und beste Handbuch der
Buchbinderei von Adam (p. 22) hat eine entsprechende Ansicht. Adam
hält den Pappband für den verwerflichsten von allen. Richtig ist seine
Entstehung erst im vorigen Jahrhundert, aber dass er „den Stempel
des Verfalles an sich trägt", vermögen die in allen Bibliotheken be-
findlichen trefflich erhaltenen Pappbände nicht zu erweisen. Höchstens
in Bezug auf die kunstgewerbliche Ausübung der Buchbinderei. Wenn
man einerseits Meidinger noch nicht zuzugeben braucht, dass der
Rücken wesentlich Schönheitszweck habe, so braucht man andererseits
noch Adam nicht glauben, dass ein Pappband wirklich so unsolid sei wie er
ausführt; sobald nämlich die sonstige Buchbinderarbeit vorschriftsmässig
geliefert worden ist. Meidinger führt seine sogleich zu besprechenden
Tarifirungen mindestens mit Halbleinwand aus, womit er seinen
„ Schönheitszweck * zu Gunsten grösserer Haltbarkeit wieder einzu-
schränken scheint.
Der Zuwachs einer grösseren Bibliothek hat stets eine nicht un-
erhebliche Menge von Brochuren und muthmasslich wenig in den Ge-
brauch kommenden Büchern, so dass die Ersparniss an einem Pappbande
in der Summe für den Etat schon merkbar wird. Der Preisunterschied
mit Halbkaliko ist zwar gering, aber entgegen den Ausführungen
Meidingers doch vorhanden. Die gemachten Versuche haben ergeben,
dass falls nicht aus Rücksicht auf Abnutzung ein widerstandsfähigeres
Material erforderlich ist, Pappbände in Büchern bis zu 10 Druckbogen
(oder ca. 160 Seiten) mit Erfolg angewendet werden können. Dann
aber muss der Stoffrttcken an die Stelle treten.
Auch hier dürfte sich die Wahl eines Musters empfehlen, was
Meidinger nicht hervorhebt. Die Zahl der verwendeten Kalikos ist
sehr gioss und verschieden ihre Haltbarkeit. Starkes geköpertes oder
chagrinirtes Doppelkaliko von schwarzer Farbe, da andere verschiessen,
sollte man unbedingt verlangen. Wie weit in Bezug auf den Umfang
der Bücher zu gehen ist, muss von den Mitteln der Bibliothek ab-
hängen. Bände bis zu 400 Druckseiten ertragen schon eine längere
nnd intensive Benutzung. Doch müssen Handbücher womöglich in dem
solidesten Buchbindermaterial : dem Leder , gebunden werden. Fort-
536 Ueber Tarifining von Bncheinbänden
setzungswerke , wenn ihre Benützung wahrscheinlich ist, desgleichen,
schon weil man über den Umfang zukünftiger Bände nichts voraus
weiss. — Saffian nnd Kalbleder sind am meisten vorzuziehen, sind
aber theiier, nnd für die Rficksiehtslosigkeit, deren sich das Publikem
bei der Benutzung oft genug befleissigt, meist auch zu theuer. Ein-
fache und geschmackvolle Einblinde liefert ungespaltenes Schafleder.
Mit Recht warnt Meidinger vor gespaltenem Leder, — dieses sollte
nur zu farbigen Rtickenschildem verwendet werden — es ist zum
Einband fast werthlos.^) Nicht beachtet aber hat M. , dass möglichst
Färbung des Leders durch Beizen von Seiten des Buchbinders aus-
zuschliessen ist. Der Buchbinder pflegt ungefärbte Leder in allen
Tönungen dunkler zu färben, nnd zwar der Bequemlichkeit we^en
mittelst Pottaschelösung, welche das Leder rasch brüchig und ver-
gänglich macht. Wer sich die Ausgabe für dauerhaft« und ohne dass
das Leder angegriflen wird gefärbte Leder gestatten kann, mag es
thun, jederzeit aber wird der Abnehmer ein einheitliches Material
sicherer beurtheilen lernen als ein wechselndes. Die Gleichheit des
Einbandes ist auch sehr hübsch, vermöge deren man schon von aussen
den Büchern anzusehen vermag, welcher grossen Bibliothek sie zu-
gehören. Mit ungefärbtem Schaf leder haben angestellte Versuche ein
günstiges Resultat ergeben; sie sind wohl anfangs hell, dunkeln jedoch
ohne Einwirkung der Sonne in kurzer Zeit in schön goldig branner
Färbung nach.
Die Material Unkosten berechnet M. sodann in einer Tabelle für
Halbkaliko. Im Verhältniss der Grösse steigt der Material werth der
Buchschale, für den sich durch ein Rechenexempel der Einzelpreis
finden lässt; die mit der Grösse zunehmende Pappen dicke bleibt
unberücksicht mit Rücksicht auf die in geringerem Verhältniss wachsen-
den Kosten des Kalikorückens, dem die Zunahme der Dicke fehlt.
Die zuschläglichen Arbeitskosten sind durch Experiment an einer An-
zahl von Formaten zu gewinnen, wachsen natürlich nicht im gleichen
Verhältniss mit der Grösse der Schale. Für die daraufliin berechnete
Tabelle im Grössenverhältniss von 9:6, mit dem Mindestformat
90 : 60 mm., welches je um eine solche volle Höhe und Breit<j steigt,
stellt sich nach M. die Schale im geringsten auf 10 Pfg.; die Preis-
differenzen der ferneren folgenden Formate, beginnend mit 20 Pfg..
steigen für jedes folgende um 10 Pfg. höher (also um 30, 40, 50 Pfg.).
Hierbei sind die Mehrarbeiten, welche bei Anwendung von llalbkaliko
erwachsen, und das Kapital schon einbegriffen. Der Schild- und
liückendruck wird an seiner Stelle besonders behandelt.
Diese Tabelle gewährt nun insofern praktischen Nutzen, als mit
ihrer Hilfe es möglich sein muss, den Preis eines , Normalbandes" zu
berechnen. Die Werthe entsprechen, wie Proben bei verschiedenen
1) Es tindft brsoiHlers bei Partienarbdt im Auftrage von BuehliUndk'rn
Verwendung, welche den Buchbinder durch unglaublicli geringe Zahlungen
dazu zwingen, um dennoch einen unverhältnissmässig höhereu Preis im Sorti-
ment fiir „Halbfranz" zu erzielen.
von Panl Ladewi^. 537
Buchbindern Karlsrnhes ergeben haben, den Anforderungen, welche
der Buchbinder in Einzelarbeit stellen muss. Selbst die veränderte
Rechnungslage fflr Buchdimensionen in Länge und Breite, die M. im
Verfolg seiner Abhandlung statt 9 : 6 wählt, ändert in Anbetracht der
ausserordentlich geringen Preise des Materials nicht viel an den Ziffern.
Aus den Differenzen in Quadratcentimetem , welche die Verhältniss-
zahlen aus 9 : 6 ergeben, und den entsprechenden Preisdifferenzen
seiner Tabelle lassen sich für jeden Quadratinhalt für Bttcherschalen
entsprechende Preise ermitteln. M. wählt schliesslich, weil es den
vorkommenden Buchformaten mehr entspreche, das Verhältniss von
5:3, eine im ganzen sich bewährende Ziffer. Bevor wir jedoch die
Anwendung selbst versuchen, bleiben noch einige andere Manipulationen
zu bewerthen.
Der Goldtitel oder überhaupt der durch Satz und Druck aus-
zuffihrende Rttckentitel nebst etwaiger Verzierung wird von M. für seine
sämmtlichen Formate besonderer Berechnung unterzogen. Schon des-
wegen, weil man nicht jeden Band vom Buchbinder betiteln lässt; das
Ideal bleibt auch der besten Handschrift gegenüber der Druck. Hier
scheint eine von M. sehr weitgehende Differenzirung vorgenommen,
wenn er von seinem kleinsten bis zu seinem g^össten Format, das
80 cm. hoch ist, den Titel von 10 bis 35 Pfg. steigen lässt. Das
Bezahlte ist hierbei wesentlich der Satz und die Arbeit, deswegen
schon an sich ein Steigen des Preises nach Buchgrösse nicht richtig.
Das Wärmen der Fileten, das Goldblättchen und das Stückchen ge-
spaltenes Schafleder — nur letzteres sollte Verwendung finden, kein
Papier, falls nicht auf den Band direct gedruckt wird — kommen
weniger in Betracht. Ein Durchschnittssatz von 20 — 30 Pfg., zu wel-
chem auch mehr als zweizeilige Titel hergestellt werden müssen, genügt
unter allen Umständen.
Nimmt man nun noch in Rücksicht, dass die Decke von Halb-
lederbänden, welche letztere grundsätzlich in Büchern über 400 Druck-
seiten Verwendung finden sollten, Pergameutecken, am besten aus Ab-
fällen von Trommelfellen, erhalten muss, so hätten wir den Bedarf
der Schale erschöpft. Von nicht normalen Arbeiten, z. B. dem Füttern
der Deckel o. ä. abgesehen. Wir kommen nun zu dem eigentlichen
„Buch*".
Meidingcr zerlegt die Heftarbeit bezüglich der Manipulation, des
Zweckes und des Erfolges auf das genaueste, soweit es für das Ver-
ständniss und die folgenden Rechnungsstellungen nöthig ist. Für das
reiche Dctai] des Betriebes mit allem, was dazu gehört, ist Adams
Handbuch ergänzend und sehr instructiv. Festgehalten werden muss,
dass die Drahtheftmaschine von Bibliotheksbüchern fernzuhalten ist,
soweit ihr nicht gebunden bezogene Werke Eingang verschaffen. M.'s
und auch Adam^s günstiges Urtheil über sie vermag ich nicht ganz zu
nntei'schreiben. Selbst das beste zur Verwendung kommende Material
rostet und gi'eift das Papier an. Jeder Kundige weiss, was das bei
den noch so viel in Verwendung kommenden übermässig gefüllten,
538 üeber Tarifirnng von Bucheinbänden
ans minderwerthigen Surrogaten hergestellten Papieren zn bedeuten bat.
Zeitungen einigermassen haltbar auf Draht zu heften, ist ein I)in<r der
Unmöglichkeit. Von vornherein zweckwidrig sind seitlich heftende
Maschinen.
Man ist jetzt zwar auf dem Wege, Fadenheftmaschinen einzu-
fuhren. Der Grundigsche Fadenheftapparat, welcher eine Art Heftlade
vorstellt, mit welcher es möglich ist, auf beliebig vielen Bänden zn-
gleich zu arbeiten, bewährt sich nicht; was an Zeit hier gewonnen
wird, geht dadurch verloren, dass wenn ein Buch fertig «reheftet ist,
es abgehoben werden muss und die Bundnadeln neu gestellt werden
mtlssen. Die eigentlichen Zwimheftmaschinen, tiber deren bis jetzt ein-
geführte Constructionen Adams Handbuch p. 117 f. nachzulesen ist
haben den, wie es scheint, bei Fadenheftung mit Maschinen nicht zu
vermeidenden Fehler, dass jeder Bogen bis zum Fitzbund oben resp.
unten eingeschnitten werden muss. Das merkt zwar, wenn die Fitz-
bfinde sehr nahe am Bande angelegt sind, nur ein Kundiger, aber
auch sonst soll sowohl die Tlieine'sche wie die Smvth'sche Faden-
hcftmaschine in Bezug auf praktische Ausnutzung zu wtinschen übri^
lassen, von anderen, wie der Oerlach'schen, der Wheelfr und Wilson.«,
der Singers zu schweigen. Der hohe Preis der Maschinen hält vor-
läufig die Buchbinder von ihrem Ankaufe ab. So lange dies Problem
nicht besser gelöst ist, sind Bibliotheken auf die Heftung durch Hand-
arbeit angewiesen, die auch von geflbten Arbeitern mit Benutzung des
Hägeschnittes ungemein schnell von statten geht.
Meidinger tariert nun die Heftarbeit mit Zubehör in regelmässigem
Aufstieg seinen Formaten entsprechend. Hier aber wird gerade der-
jenige, welcher Partienarbeit giebt, oder auch nur sehr umfängliche
Aufträge, einen Durchschnittsheftpreis pro Bogen ein für allemal kennen
mögen. Richtig ist, dass die Arbeit für kleine Formate und ftir 2 — 3
Bünde einfacher als für grosse mit 5 und mehr Bünden ist. Diese
aber in die gesammtcn Formate zu zerfasern und mit jedem cm. Höhe
steigen zu lassen, scheint zu weit gegangen. Die Ilantirung wächst
hier niessbar nur mit der Zahl der Bünde, der Art der f^ünde und
der Anzahl der Bogen. Demgemäss wird es sich empfehlen, unter
Zusammenrechnung der von M. ermittelten Preisaufstiege — die etwas
hoch gerathen sind — innerhalb der Formate, welche hauptsächlich
in den betreffenden Bibliotheken zur Verwendung kommen, den Durch-
schnitt zu suchen. Auch dieser wird bei Ueberschreitung einer ge-
wissen Bogenzahl für einen Band noch weiterer Ermässigung imter-
liegen können. Meidinger lässt solche Ermässigung schon bei 40
Bogen eintreten, wodurch in einer sehr grossen Anzahl von Fällen
eine Berechnung sich compliciren muss. Voraussetzung bleibt, dass
bei Auf- und Abheften 3 Bünde zur Anwendung kommen sollten.
Halblederbände und vielgebrauchte Bücher müssen unter allen Um-
ständen durchaus geheftet werden, falls nicht die Bogenlagen eine hohe
Zitier ausmachen. In diesem Falle trägt der Heftfaden allzuviel auf.
von Paul Lad ewig. 539
nnd wflrde die Behandlung der auf tiefen Falz abgepressten Bttcher
schwierig werden.
Fttr die Haltbarkeit des Bandes sind die Bfinde wichtig. Die
aufgenähten Cordein, auch als Doppelbtinde , welche in der Rtlcken-
pressnng wieder zum Vorschein kommen, verwendet man selten seit
Einfflhrang des Sägeschnittes, wodurch erst das glatte Aufschlagen
des gebundenen Buches möglich geworden ist, wie es heute von Jeder-
mann verlangt wird. Wo noch bei Rückenpressungen sich bandartige
Erhöhungen finden, sind sie meist zum Zierrat angebracht. Als Bfinde
nimmt man entweder starke in den Sägeschnitt einzulegende Cordein,
oder bei stärkeren Bänden aufzunähendes Band. Wenigstens ftlr
stärkere Halblederbände sollte dies letztere Regel sein.
In die Heftarbeit ist inbegriffen die Collation des Buches, Richten
und Ordnen der Bogen, Sägeschnitt, Heften, Leimen des Rttckens, Be-
schneiden und der Schnitt in der zur Anwendung kommenden Art.
Desgleichen die Einheftung des Falzes, mit welchem das Buch in die
Decke gehängt und über welchen das Vorsatzblatt geklebt wird: bei
Halbleder sollte der Falz unbedingt Leinwand sein. Älit dem für diese
Arbeiten zu Erreichenden sind die Punkte, welche sich normalisiren
lassen, zu Ende. Einen Unterschied zwischen „etwas sorgfältigerer"
Heftung für Ganzleinen und Halbleder mit M. aufzustellen — auch
Adam spricht sich ähnlich aus — können wir nicht billigen, von
Bibliotheken müssen wir ihn unter allen Umständen fernhalten. Es
ist nicht rathsam, dem Buchbinder auch nur ein begrenztes Recht zu
flüchtiger Arbeit einzuräumen. Uebrigens sind M.*s Preise so aus-
reichend, dass sich sein eigener Vorschlag, bei Bänden mit Kalikofalz,
Kapital nnd sorgfältigerer Heftung 30^0 Zuschlag zum Heftpreis zu
gewähren, für grosse Aufträge ebenso als ein Zuviel darstellt, wie die
Erhöhung um 25<>/o bei Durchausheften oder gar um 50% bei auf-
genähtem Band oder erhabenen Bünden. Ein Korrektiv ist anscheinend
besser zu finden, wenn man bei M.'s Preisen ein ftir allemal als Grund-
lage bleibt, den Heftpreis aber erst von 100 Bogen an herabgehen
lässt, nnd je ftir 100 Bogen eines Bandes einen Durchschnittspreis an-
setzt, welcher dem Durchschnitt der zur Ablieferung kommenden Buch-
formate entspricht. Auf diese Weise gleicht sich ein Mehr für Formate
unter einer gewissen Grösse mit dem Zuwenig für Formate über einer
gewissen Grösse ans, jedenfalls nicht zum Schaden des Buchbinders,
da die Formate unter dem Durchschnitt an Zahl geringer sein werden
als die über dem Durchschnitt. Die gleich sorgfiiltige Behandlung ist
unbedingt zu beanspruchen.
Ein guter Theil der für Heftarbeit — Bünde, Leimen, Beschnei-
den — wächst auch nicht im Verhältniss zu der behandelten Bogenzahl.
Noch einfacher lässt sich die Sache an, wenn man überhaupt auf
die ins W^eite gehende Einzelberechnung verzichtet und etwa ein Vor-
schrciten von 10 zu 10 Bogen für die Preiserhöhung in Ansatz bringt:
in diesem Falle müsste ein Plus von 4 Bogen über die durch 10 theil-
bare Zahl hinaus noch dem vorhergehenden Satz zufallen. M. selbst
540 Uebcr Tarifirung von BuchcinbäDden
kommt dieser Nothwendig^kcit in den Anmerkungen zu seiner Tabelle
entgegen, indem er die Preise von 5 Pfg. an fttr je 5 Bogen nm
5 Pfg. vorschreiten lässt.
In die ßogenheftung lässt sich die Tafelheftung einbeziehen^ m-
dem die Arbeit und das Material (Falze) für 1 Tafel der Arbeit eines
Hogens gleichgesetzt wird. Anch hier hat Meidinger in gründlichster
Weise ausge.irbeitete Special isirungen nach (»rosse und Material (Papier-
oder Leinenfälze) vorgenommen. Ftlr normale Verhältnisse ist jedoch
seine Aufstellung zu complicirt.
Nun ist M. im Stande, die gcsammte ßuchbinderarbeit für Formate
von 5 — 80 cm. Höhe in einer einzigen Tabelle hinsichtlich des Preises
zu redigiren. Neben den Formaten von 1 — 16 nummerirt steht die
Differenz in Qnadratcentimetern. Es folgt die Art des Einbandes, die
Preise der Schale, fioldtitel, endlich die Ileftpreise, deren Minimum
von ^4 P%- ^^^ jedem Format um das vielfache der Nummer des
Formates steigen. Für Tafelheftung — Grundlage für je 4 Tafeln
angenommen — folgen noch 4 Kolumnen, wo der Preis einerseits
für Ankleben, andererseits ftlr den Papierfalz eventuell für Leinenfalze
(einfach oder doppelt) normirt wird. Der Coefficient für die Tafel-
reihen ist */4 Pfg., wie für Heften. In den Erläuterungen wird dann
in 20 Punkten die Anwendung der Tabelle erklärt, die für den Ein-
band zu beobachtenden Bedingungen festgestellt, desgleichen die Aus-
nahmen. Es ist au^h Vorsorge getroffen, dass feine Einbände in Halb-
franz auf Grundlage des bisherigen berechnet werden können. Je
nach dem verwendeten Material für Rücken, Ueberzug, Vorsatz, Kapital,
Schild, Schnitt, Falzung um */4 — ^'.^ höher. Das Ganze entspricht den
geltenden Detailpreisen, auf die bei wirklicher Partienarbeit Rabatt zu
gewähren ist.
Meidingers Untersuchung ist in der That die erste erschöpfende,
soweit eine Tarifirung des Buchbindergewerbes wünschenswerth er-
scheint. In seinem System, welches auf die gegenwärtigen J^ohu-
verhältnisse begründet ist, wobei sowohl Materialkosten wie Arbeits-
leistung entsprechend berücksichtigt worden sind, hat alles Raum, was
in das Buchbindergewerbe, soweit das Buch in Betracht kommt, hin-
einsehlägt. Durch Voränderung weniger Zahlen kann einer Verände-
rung der Lohn Verhältnisse oder Materialien Rechnung getmgen werden.
M. hat selbst solche Umarbeitung seiner Tabellen im Laufe der
Arbeit vorgenommen. Hatte er anfänglieh die Preise der Schale nach
jedem zweiten seiner (irundformate um 5 Pfg. vorschreiten lassen , so
corrigirtc er die zu starke Steigung, welche daraus resultii-tc, indem
er die Steigerung um je 5 Pfg. erst nach jedem dritten Formate ein-
treten Hess. Der Coefticient des Heftpreises für 1 Bogen (*, , Pfg.),
welcher mit der Nummer des Formates (1 — 16) zu multipliciren ist,
kann veränderten Tjohnbedingungen <Kler Arbeitsverhältnissen dadurch
Rechnung tragen, dass er auf ' ;, erhciht oder auf ^/s erniedrigt wird.
Eine Reihe von Buchbinderarbeiten, welche dieses als Kunst-
gewerbe angehen, sind von M. nicht behandelt worden. Schon alle
von Paul Lad ewig. 541
Arbeiten der Handvergoldnng, sogar das Marmoriren des Schnittes mit
Ocbsengalle sind Sachen specieller Technik, für welche man dem
Buchbinder seinen Preis zu setzen überlassen muss. Kunsteinbände
sind selbstverständlich nicht im Preis zu normalisiren. Die gesammte
Papeterie und Portefeuillertechnik muss hier ausser Betracht bleiben;
für diese Branchen ist Partienarbeit ohnehin Grundlage und der Preis-
courant demgemäss weit leichter herzustellen als für ,das Buch".
Aehnliches gilt von der Herstellung von Contobüchern. Kann man
sich mit der Abnahme von Erzeugnissen der Grossindustrie begnügen,
so zahlt man an und für sich den entsprechenden Detailpreis. Ftir
besondere Aufträge hat jeder Uebernehmer seine entsprechenden Preise :
für Liniiren von je 100 Bogen, Beschneiden, Bandheften. Die Sprung-
rücken sind dann Erzeugnisse anderer Industrie und werden hoch-
werthig, wie sie sind, besonders verrechnet werden können. Soweit
jedoch buchbinderische Normalarbeit in Betracht kommt, gewährt
Meidingers Tabelle ausreichenden Anhalt.
Seinen Untersuchungen gegenüber muss auch der in Leo's Buch-
binderkalender für 1891 abgedruckte Tarif für Bnchbinderarbeiten trotz
seiner Ausführlichkeit in den wesentlichen Bedingungen als verfehlt
bezeichnet werden. Der praktischen Anwendung dürfte die ausser
allem Verhältniss stehende Preisberechnung entgegenstehen. Sollte
sie etwa unter zu Grundelegung eines „Minimaltarifs", wie der oben er-
wähnte Leipziger einer ist, erfolgt sein? Das Publikum würde sich
so exorbitanten Forderungen gegenüber, wie sie hier erhoben werden,
bald ablehnend verhalten. Dass Bibliotheken sie bezahlen würden, halten
wir für gänzlich ausgeschlossen. Die Bestimmung, von diesen Preisen
für Partienarbeit dem Buchhändler nur 10 — 15% Rabatt zu gewähren,
ist ganz besonders utopisch. Der Buchhändler fragt den Buchbinder
gar nicht, was er für Partieuarbeit fordert, sondern stellt diesem ein-
fach seine Bedingungen. Für einen sogenannten Halbfranzband (d. h.
gespaltenes Schaf leder, mit Hückentitel und Kalikoecken, auf gross-
maschigem Canevas mit Draht geheftet) von ca. 20 Bogen zahlt der
Buchhändler in Partie nicht mehr als 25 Pfg. Unter diesen Umstän-
den nimmt sich die Versicherung gut aus, dass der betr. Tarif der
Arbeiterbewegung noch keine Rechnung getragen habe.
Die Grundlage bildet noch die hergebrachte Berechnung nach
Duodez-, klein Oktav- etc. Formaten (11 an Zahl), denen ganz regellos
aufsteigende Längen- und Breitendimensionen entsprechen. Die äussersten
sind 32 : 45 cm. In welcher Beziehung sie zu den Normalformateu
der deutschen Papierfabrikanten von 1883 stehen, ist uns nicht klar
geworden. Ganz verkehrt muss es bezeichnet werden, wenn man nach
den äusseren Dimensionen Duodez- bis Grossfolioformate untei*scheidet,
da die betreffenden Bezeichnungen nur auf die Faltungsweise un-
gebrochener Bogen zurückgehen.
Für Steifbrochur , Pappband, Halbleinwand (letztere in Unter-
abtheilung mit und ohne Titel zerlegt), femer für Ganzleinen (mit ein-
fachem Rückontitel und blinder Seitenpressung) „oder" für Halbfranz-
542 Uebor Tarifirung von Bucheinbänden
bände (Halb- oder Saflianleder) sind die Tabellen an sich übersicht-
lich; sie sind je auf Bände von 20 — 60 Bo*ren mit je 10 Bogen
Differenz siufjjfcstellt. Leider ist das Princip der Ausarbeitung: nud die
Systematik des Aufstieprs undurchsichtig:, während wir gerade das
Gegentheil bei Meidinj^er rühmen konnten. Wer sich Tabellen der
erwähnten Art herstellen will, kann es mit Meidinjicers Aufstellungen
ohne Schwierigkeit; das ist schon ein Weg, seine Tabelle praktisch
rascher nutzbar zu machen.
Die Preise der Tabellen in Leo's Kalender werden recht hoch
dadurch, dass je nach dem Einband 15 — 50 Pfg. für je weitere 10
Bogen aufwärts von 20 Bogen Aufschlag berechnet werden. Die fernere
Steigerung für verschiedene Formate und ausserdem für verschiedeneu
Einband wird dadurch bei hohen Bogenziffem noch erheblicber. Ausser
Verhältniss sind auch die Tafelheftpreise, welche zu den „Heftpreisen*
in gar keine Beziehung gesetzt worden sind, und nur bei den all-
gemeinen Bestimmungen einen Platz gefunden haben. Dabei ist wieder-
um niclit gesagt, welche Materialien und welche Art der Fälze Ver-
wendung finden soll.
Die Scheidung in die beiden Theile des Einbandes, welche mehr
Material und weniger Arbeit enthalten von den Theilen, bei denen das
Umgekehrte der Fall ist, ist hier nicht vorgesehen. In der Anlage
der Tabellen sclieint dem vorher bestrittenen Grundsatze in Bezug auf
sorgfältige Ileftung besser gebundener Bücher und umgekehrt nur zu
viel liaum gegeben worden zu sein.
Die mangelhafte einheitliclie Durcharbeitung des Problems er-
weisen ausser den lückenhaften allgemeinen Bestimmungen die grosse
Anzalil Tabellen, in welchen es nothwendig erschien,ge wisse Arbeiten
besonders zu berechnen, liier kehrt die fatale Anordnung wieder,
welche bei der Heidelberger Tarifirung von 1872 so bedenklich war,
nämlich Prachtwerke, ^wie^* Aegypten, Germania. Damit ist gar nicht
zu tarifiren. Von den anderen Tabellen gilt durchweg, dass sie über-
flüssig sein sollten, bei Meidinger auch überflüssig werden. Es sind
das folgende: „Notenbücher**, „Schulatlanten'*, „Atlanten in Decke zu
binden", „Brochuren*, , Kontobücher'*. Meidingers Erläuterungen geben
überall die genügende Auskunft, ausgenommen vielleicht über Register-
einschneiden bei K(»ntobüchern und Paginiren: der Mangel ist jedoch
leicht zu ersetzen, durch procentualen Zusclilag auf die lleftpreise aus-
zudrücken oder besonderer Berechnung vorzubehalten. Was insbesondere
Kontobücher angelit, haben wir schon bemerkt. So müssen wir sagen,
dass der Berliner Tarif das grundsätzlich Festzulegende übersehen
hat, wodurch erst eine Reihe besonderer Tarifirungen, welche zu einem
System der xVusnahmen führen würden, überflüssig werden.
Ob nun Meidinger als Gnindlage von dem Buchbindergeschäft über-
nommen werden wird, ist bis jetzt nicht abzusehen. Wünschenswerth wäre
es gewiss. In Karlsruhe und auch sonst, soweit Nachrichten zur Disposi-
von Paul Ladewig. 543
tion stehen, ist die Stimmnn^ zunächst nicht daför.t) Der ßnchbinder-
meister der Karlsruher Landesgewerbehalle, HeiT Doblcr, steht sich
gut bei Meidingers Preisen, wie buchmässig feststeht. Was sich da-
gegen einwenden lässt, ist dass die Tabelle für den Gebrauch doch
nicht rasch genug Auskunft giebt, sowie dass die Erläuterungen nicht
übersichtlich redigirt sind. Hier wird man noch weiter kommen können.
Es ist doch für die Handhabung zu viel verlangt, für ein Buch unter
Umständen einige Minuten aufwenden zu müssen, nur um den Preis-
ansatz zu controliren. Der Ertheiler eines Auftrags nimmt sich die
Mühe nicht. Bibliotheken können es nicht in Rücksicht auf die geringe
Zahl verfügbarer Kräfte. Partienarbeit wird ohnehin einfacher calculirt.
Auf der Grossherzogl. Hof- und Landesbibliothek ist seit Ende
1889 der Versuch gemacht worden, Meidingers Berechnnngsweise ein-
fach zu übernehmen, musste indessen aufgegeben werden, weil man
hoffen durfte, für die Zwecke der Bibliothek die Sache zu vereinfachen.
Es sind sodann Versuche angestellt worden, welche zu dem im Folgen-
den niedergelegten Resultat geführt haben.
Die Gesichtspunkte, welche für die Behandlung des Zuganges
der hiesigen Bibliothek in Frage kamen, sind bereits im Vorhergehen-
den gelegentlicli der Kritik von Meidingers Studien gegeben worden.
Abgesehen von einem Theil der Materialfragen hinsichtlich der Schale
werden sie übrigens sich den Bedürfnissen an andern Bibliotheken nähern.
In der Instruction, welche demgemäss unter Anleitung und steter
Theilnahme des Oberbibliothekars der Hof- und Landesbibliothek Hof-
rath Dr. Brambach für den Buchbinder ausgearbeitet wurde, ist zu-
nächst ein Normalband von 10 Bogen grundsätzlich angenommen wor-
den. Dem hauptsächlich zur Behandlung kommenden Bflcherzuwachs
der Bibliothek entsprechend wurden aus Meidingers 16 Formaten 6
ausgewählt (M. 2—8) von 15—40 cm. Höhe, 9—24 cm. Breite. Sie
wurden in Rücksicht auf ihren Quadratinhalt — dieser allein kann
wirklich geschätzt werden — als Grundformat I — VI bezeichnet. Höhere
Formate sollten in gleichmässigem weiterem Höhenaufstieg um je
5 cm. nur mit der Höhenangabe bezeichnet werden, so dass einem
Format (VIU) die Höhenangabe 50 cm. entspricht. Die Berechnung
einer Preistabelle für die Normalbände in 6 Formaten erfolgte in
Summa mit 18 Ziffern auf Grundlage von Meidingers Tabelle für Hlw.
und Hfz. Für Pappbände hatte der Buchbinder seinen Preis im Ver-
hältniss zu M. vorgeschlagen ; die Preise für Hlw. und Hfz. waren auf
gleichen Vorschlag in Einzelheiten abgerundet worden. Alle diese Vor-
schläge wurden an entsprechenden Musterbänden controlirt, worauf
endgültige Abrundungen in 2 Fällen nach unten, in 4 Fällen nach
oben hin erfolgten, so dass vor allem die Brüche in den Normalpreisen
fortgeschafft wurden. Dementsprechend entwickelte sich eine Tabelle
in übersichtlichster Form:
I ) Freilich beruht sie, wo sie besteht, notorisch auf mangelnder genauer
Kenntuiss der nicht gerade ganz leichten Untersuchungen.
544 Ueber Tarifiriing von Buchemb&nden
Pp. fflw. Hfz.
I
20
30
70
11
30
40
90
III
40
50
110
IV
50
70
130
V
70
90
160
VI
90
110
190
Das Gesetz des Preisanfstiegs ist klar. Bis zn 50 Pfg. betritt
der Preisaufstieg zu jedem folgenden Format 10 Pfg. (4 naal), bis zu
130 Pfg. je 20 Pfg. (4 mal), darüber hinaus je 30 Pfg. (in der Tabelle
2 mal), und das in jeder Reihe. Die Preise der Reihen correspondiren
demgemäss, indem von den geringsten Preisen für Format I ana-
gehend, das Gesetz des Aufstiegs das nämliche bleibt So wird über
90 Pfg. hinaus fttr höhere Formate der Preis des Pappbandes bis zu
190 Pfg. für je folgende 5 cm. Höhe in den bereits vorliegenden
Preisen der Reihen für Hlw. und Hfz. sich ausgedrückt finden; ebenso
der Preis von Hlw.-Bänden über 40 cm. Höhe in den über 110 Pfg.
hinausgehenden Preisen für Hfz. Die Höhendifferenzen sind je 5 cm.
Eine nochmalige Erhöhung der Differenz ftlr 2 aufeinander folgende
Formate über 30 Pfg. nehmen wir nicht vor. Sie müsste dem Gesetz des
Aufstiegs zufolge über 250 Pfg. hinaus erfolgen. So hohe Formate —
also in Hfz. 50 cm. Höhe entsprechend — kommen so selten vor,
dass man vorkommenden Falls eine Mehrforderung anzuerkennen in
der Lage ist. Die Preise für Hfz. sind zudem sehr zureichende.
Wiederholt zu bemerken ist nur noch, dass überall ein Hand von 10
Kogen Stärke als Minimum angenommen ist. Ferner, das8 sich hei
Formaten über 40 cm. Höhe in der Regel Hlw. empfehlen wird.
Da es nun durch Herstellung eines Schemas der Grundformate,
an welches die Rande angestossen werden, möglich ist, mit ziemlicher
Sicherheit den Quadratinhalt der Decke, das „Grundformat" zu be-
stimmen, so gewinnen wir innerhalb des Schemas Raum für alle Ver-
hältnisse. In den wenigsten Fällen freilich decken sich die Dimen-
sionen völlig mit den (irundformaten. Darum werden alle Zwischen-
formate in der Weise auf die Grundformate reducirt, dass bis zur
Mittellinie zwischen zwei Formaten in Höhe und Breite resp. ent-
sprechendem Quadratinhalt diese Mittellinie ausgeschlossen, das nächst
niedere Fnrmat in Rechnung komuit. Von da an das nächst höhere.
Zu den Normalpreisen treten dann die Preise für Heftung umfang-
reicherer Bücher. Der Buchbinder hat einen Vortlieil dadurch, dass
unter 10 Bogen keine Berechnung erfolgt (sein Auftrag an Brochuren
ist an der Hof- und Landesbibliothek ein im Verhältniss recht hoher).
Dieser Vortheil verrechnet sich etwas bei dem Mehrverbrauch von Material
bei dickeren Büchern. Eine fernere Correctur zu Gunsten des Buch-
binders lässt sich vornehmen, wenn man den Heftpreis entsprechend
normirt. Ging Meidinger, dessen Systematik ein für die Höhe der
Bücher zu rasches Steigen bedingte, schon von 40 Bogen an durchweg
von Paul Ladewig. 545
nm die Hälfte herunter, so stellen wir, sobald das Pins über die durch
10 theilbare Zahl mehr als 4 Boji^en beträ*i:t, einen weiteren lleftpreis
von 10 Pfg. auf 10 Bocken fest, und das vom 11. bis zum 100. Bogen.
Von 100 bis zu 200 Bogen — besonders bei Zeitungen vorkommend —
werden je 10 Bogen mit 5 Pfg. in Ansatz gebracht, darüber hinaus
mit 3 Pfg.; dies Ist nicht zu wenig, da der Durchschnitt für die ersten
100 Bügen ein sehr guter ist. Für Zeitungen dient als weitere Correctur,
dass nur nach Nummern gezählt wird.
Auch für Tafeln und Karten billigen wir dem Buchbinder etwas
mehr zu als M.: indem wir jede hinsichtlich der Heftarbeit als gleich-
werthig mit 1 Bogen annehmen, die Falz* und Klebearbeit, die Faltung
und selbst die Accuratesse in der Behandlung rechtfertigen das.
Andererseits verzichten wir auf die complicirte Berechnungsart, be-
sonders auch für verschiedene Formate und Falzmaterial. Bestimmen
wir dann endlich noch den Preis des Aufziehens von Karten auf Lein-
wand (Kaliko) 1,5 Pfg. pro Quadratdecimeter (unter 25 Quadratdecimeter
2 Pfg. pro Quadratdecimeter), endlich den Schilddruck auf 20 bis
30 Pfg. — je nach den Umständen ob schwarz auf Papierschild oder
Goldtitel auf Leder scheinbar etwas hoch, aber auf Grund der Hei-
din gerschen Tafel von uns angenommen — so haben wir den Bedarf
an Buchbinderarbeit für unsere Bibliothek genügend rubricirt. Alle
diese Preisnormen lassen sich bequem auf dem Schema, welches aus
Pappe mit weissem Ueberzug und dunklem Rücken des Abgreifens
wegen hergestellt ist, unterbringen. Auf jedem Format steht die
römische Bezeichnung I(— VI), sowie die Dimensionen der Grundformate,
daneben unter den Buchstaben Pp., II Iw., Hfz. (man spricht gewohnheits-
mässig von Hfz.-Bänden auch statt Hld.-Bänden) die entsprechenden
Normalbandpreise. In der rechten Ecke des Formates VI finden die
Preise für Heften von Bogentafelu und Karten, Aufziehen von Karten
und schliesslich für Schilddruck Platz. Die gesammten Bedürfnisse
der Lieferungen haben in einer unten folgenden Instruction Platz ge-
funden.
Diese wie der ganze Apparat sind den Karlsruher Verhält-
nissen angepasst. Wo ähnliche Bedingungen vorliegen, wird sich die
Tabelle einfach übernehmen lassen. In anderem Falle wird das Princip
übernommen werden können. Das Feststehende wird Meidingers scharfe
Untersuchung sicherlich bleiben, die auch im Allgemeinen Anzeiger ftir
Buchbindereien 1889 abgedruckt worden ist. Sie gestattet, wie seines
Orts gesagt wurde, die Ausarbeitung tabellarischer Uebersichten nach
jeder Richtung.
Es erübrigt noch, über die Handhabung des Apparates ein Wort
zu sagen, bei der es wieder am nächsten liegt, wenn ich mich der
Form bediene, die sich in Karlsruhe bewährt hat. Das Buchbinder-
journal hat ausser der Titel-Kolumne noch 6 schmale. In die zweite
(schmale) kommt die laufende Nummer, welche der Buchbinder auch
auf das Vorsatz am Schluss des Bandes einzutragen hat. In der dritten
kurz der Titel nebst etwaiger Anweisung. In der vierten Kolumne
Vm. 12. 37
546 Uebcr Tarifirung von Bucheinbänden
steht das Material Pp. Hlw. Hfz. Die ftlnfte und sechste bis siebente
bleiben fttr den Eintrag der Rechnung reservirt. Die erst« Kolumne,
früher für das Datum bestimmt, das sich aber ebenso ^t mitten in
der Zeile, sobald neue Ablieferung — allwöchentlich Donnerstag —
erfolgt, unterbringen lässt, nimmt die für die Controle des Preises
nöthigen Notizen auf. Die Zahl der Bogen und Tafeln, die Hezeich-
nung des Materials wird eingetragen, sobald die Ablieferung an den
Buchbinder erfolgt. Die Einzeichnung des Formats und wo nöthig des
Schilddrnckes (S.), sobald Rücklieferung erfolgt. Ein Zeitverlust ist
damit nur gering verbunden. Die Rechnung reioht der Buchbinder
vierteljährlich ein; er erhält die letzten 14 Tage vor Vierteljahrsschluss
keine Bücher mehr, um entlastet zu werden.
Die Führung eines fortlaufenden Buchbinderjournals hat sich hier
gut bewährt. Für sehr grosse Bibliotheken ist es vielleicht rathsam,
Buchbinderjoumale mit eingeschnittenem Alphabet zu benutzen. Auch
Zetteljournale sind nicht unpraktisch. Es scheint jedoch, solche Zettel-
journale machen den einfacheren Weg umständlicher, da fortlaufende
Einträge rascher zu übersehen sind, selbst unter Rücksicht auf den
Zeitverlust, der gelegentlich durch Recherche nach einem bei dem
Buchbinder befindlichen Bande entstehen könnte. Ueber 4 Wochen
nach rückwärts wird eine Verfolgung nicht abgelieferter Bücher kaum
oder selten nöthig sein. Die Ausfüllung von Zetteljournalen vermittelst
zwischengelegten Pauspapiers in Duplo hat zwar den Vortheil , dass
dem Buchbinder die Verballhornung der Titel in seiner Abschrift nicht
möglich ist, andererseits wird er sie in seiner Abrechnung doch vor-
nehmen, und zudem wird ihm für die Bewahrung der Zettel eine Ver-
antwortung auferlegt, die ihm besser erspart bliebe. So nimmt man
lieber mit verdrehten Titeln der Reclinung vorlieb, die ja im Journal
zu controliren sind. Ferner hat die Bibliothek wohl ein Interesse, die
Nummemfolge der zum Buchbinder kommenden Werke zn besitzen,
was mit dem Geschäftsgang parallel gehen wird und unter Umständen
zu wissen wichtig ist, nicht aber die Reihenfolge der Ablieferung
Seitens des Buchbinders. Durch die nothwendige Führung zweier
gesonderter Serien, für die beim Buchbinder befindlichen und die von
demselben abgelieferten Bücher, würde sich ganz von selbst die letztere
entwickeln. Eine von beiden nach der Nummernfolge wieder herzu-
stellen, kostet aber überflüssige Arbeit. Durch unterstreichen oder
schriftliche Anweisung d<»r auf den Rücken zu druckenden Titel auf
dem Umschlag ist, da Fortsetzungen ausser Betracht bleiben, im Ver-
hältniss zu der übrigen im Verkehr mit dem Buchbinder nöthigen Arbeit
kein nennenswerther Zeitverlust verbunden. Kürzte ist ohnehin rathsam.
Auch für die künftige Bewahrung nehmen Zetteljournale mehr
Raum in Anspruch als Bücher. Wenn aus praktischen Gründen solche
Buchungen resp. Contoführungen sich vor festen Büchern bewähren
würden, so hätte man im geschäftlichen Leben wohl längst dieselben
eingeführt. Anders würde die Sache schon, wenn man für mehrere
Buchbinder verschiedene Listen zu führen vermeiden will. Da wird
von Paul Ladewig. 547
sofort ein Zetteljonrnal ttbersichtlicher. Ist aber, was sich in solchem
Falle der Einheitlichkeit halber und aus Verwaltuugsrücksichten
empfehlen würde, die Vertheilunj;: des Materials etwa nach Fächern an
die Buchbinder genau abgejjrenzt, so ist auch dieser Vortheil ein in
Wirklichkeit nicht vorhandener. Im ganzen genommen können sich
bei dem Gebrauch von Zetteljournalen für den l^uchbinder Unzuträglich-
keiten ergeben, denen man gerne aus dem Wege geht, wenn die
Möglichkeit vorliegt, jederzeit auf sicherem Wege durch das Journal
oder den Stand der Katalogarbeit den Verbleib des etwa gesuchten
Buches festzustellen.
Die entsprechenden in die Instruction über den Geschäftsgang
eingetragenen Bestimmungen lauten:
(3) Eintrag der für den Buchbinder bestimmten Bücher in das
Buchbinderjournal unter Angabe von Datum, laufender Nummer,
Titel, Einband, Bogenzahl, Karten, Tafeln, nöthigenfalls Angabe des
Rückentitels.
(5) Rücklieferung durch den Buchbinder wird unverzüglich
mit „z." in dem Buchbinderjournal bemerkt. Desgleichen hat Ein-
trag der Grössen Verhältnisse des Buches laut Schema der neugebun-
deuen Bücher und laut Buchbinderinstruction mit I. etc. zu erfolgen.
Ebenso Angabe der etwa gedruckten Rückenschilder mit S.
Instruction für den Buchbinder.
I« Behandlung.
A. Normalbände.
a* Allgemeines.
I. Pappbände in Werken bis zu 160 Seiten.
II. Halbleinwand in Werken bis zu 400 Seiten.
III. Ilalbleder (-franz) in Werken grösseren Umfangs.
Anm. Bei periodischen Publicatioueu wenigstens Halblcinwaud.
b. Aeusseres des Buches.
I. Schale.
1. Pappbände: Lederpappe. Ueberzug: Gustavmarmor
nach Muster. Sprengschnitt.
2. Halbleinwandbände: Lederpappe. Ueberzug: Gustav-
marmor nach Muster. Sprengschnitt.
Rücken: Schwarze Doppel leinwand nach Muster.
3. Halbfranzbände: Lederpappe. Ueberzug: (iustavmarmor
nach Muster. Rother Schnitt.
Rücken: Ungefärbtes und ungespaltenes Schafleder.
Pergamentecken.
U. Schild.
I. a. Mit Benützung des an brochirten Büchern etwa
vorhandenen gedruckten Rückentitels bei Papp-
und Halbleinwand-Bänden.
b. Andernfalls bei schmalen Bänden leerer grüner
Schild.
37*
I
548 Ueber Tarifirung von Bncbirinbinden
2. Mit TypendniclL wenn es die Breiter de» Rückens
}re>tattet.
JL Schwarze Typen bei Pappbänden aaf sTüDem Papier-
^child.
b. Goldene Typen
ii, l>ei lUlbleinwandbandeu : auf die Leinwand
direkt zu drucken.
ß, bei Halbfranzbänden: auf mthem Schild (irt-
spaltems^ I^der).
Anui. IVi Ihippelschild ist obeu nitlies. iiiit«*n ^rrüues Lt-ilt-r
zu v«Tw enden. Ih'T l^niek ist nach Vi»rsehrifr des Hiblint!n:k>-
beauiten au^iZUtVibren.
i\ Innere- de?« Bnche>.
1. ili'ftunfr-
1. l>ie nucher sind durchaus zu heften, f:ill> nicht wegen
zu hidier I^^enzahl der Auftrage des Heftfadens zn
^tark werden würde. Drahtheftung ist aus«re>chlos-eu.
2. K?* .-ind starke Bünde zu verwenden. Bei Büehem.
deren häufi<rer Oebmuch wahrsclieiulich ist, jedenfalN
bei Halbfranz ist das Vurs:itz mit Leinwandfalzen zu
vifrsehen.
H. Sonstif^e Behandlung.
1. Iteigaben sind mitzubinden.
2. Beschneiden der Bücher, auch bei Fortsetzungen, \<t
auf das kleinste Mass zu beschränken.
3. Einzelne Karten, soweit von Werth oder hei viel-
benutzten Büchern (Keisebeschreibungeu) sind auf
Leinwand aufzuziehen (verschnitten).
Ainu. FortttetzuDgeu werden nach Muster gebunden.
B. Ausnahmen.
Au>nahmen sind mit Rücksicht auf geringen oder häufigen
(iebrauch, dem die Bücher erfahrungsm&ssig unterliegen
werden, sowie in Bezug auf Kostbarkeit des Einbandes ge-
stattet.
Zeitungen werden in Schiefer gebunden.
Karten werden nach Bedarf auch in Rollen bewahrt.
II. Berechnung.
A. Nnrmalbände.
U. Allgemeines.
I. Schema mit gleichmässigen Höhen- und Breitenaufstieg
(523) in 6 Grundformaten, deren Quadratinhalt für
die Berechnung zu Grunde gelegt wird. Höhe 15 —
40 cm., Breite 9 — 24 cm.
II. Grössere Formate werden um je 5 cm. steigend nur
nach der Höhe für die Berechnung gebncht, soweit
nicht die Breite ausserge wohnlich ist.
von Paul Ladewig. 549
b« Normalbftnde.
I. Band von 10 Bogen Stärke.
1. Grundformate.
Pp.
IIlw.
Hfz.
15 X 9
I
20
30
70
20x12
II
30
40
90
25x15
m
40
50
110
30x18
IV
50
70
130
35x21
V
70
90
160
40x24
VI
90
110
190
Pfe.
2. Zwischenformate.
Formate, deren Flächeninhalt zwischen zwei Grund-
formate fällt, werden wie das nächstliegende
Grundformat berechnet, d. h. aufwärts bis zur Mittel-
linie zwischen den Höhen und Breiten zweier Grund -
formate, diese Mittellinie ausgeschlossen, kommt
das nächst niedere Format in Ansatz. Weiterhin
das nächst höhere.
3. Hochformate.
Ueber 90 Pfg. (resp. 40 cm. Höhe) hinaus steigen die
Preise für je 5 cm. Höhenaufstieg bis zu 130 Pfg.
um je 20 Pfg.; darüber hinaus um je 30 Pfg.
H. Schilddruck.
1. Schwarzdruck auf grünen Papierschild 20 Pfg.
2. Golddruck (dazu einfache Linienpressung)
a. auf den Buchrücken bei Hlw. 25 Pfg.
b. auf gespaltenes Leder bei Hfz. 30 Pfg.
Anm. Bei Vordruck fllr Serienpublicationen 10 (bei Illw.
und Ilfz. 20) Pfg.
C. Preiszuwachs.
I. Heftung.
Der Preis steigt, ohne Rücksicht auf Format, Leinen-
falze eingeschlossen
1. (Von 11) bis zu 100 Bogen um 10 Pfg. pro 10 Bogen.
2. n n 200 „ „ 5 „ „ 10 „
3. „ , 300 , u. m. „ 3 , , 10 „
Aniii. Ji. Tafeln und Karten werden je als 1 Bogen gerechnet.
b. Die Heftpreisc worden auf 5 resp. 10 Hg. nach
oben hin abgerundet. Bei Umfang von über lo
Bügen wird bis zum vierten Bogen einschliesslich
die nächst niedere durch l«» tlieilbare Zahl be-
rechnet.
c. Bei vielfach unterbrochener Paginining oder Signatur,
sowie bei Serien von Bänden kann aus RUcksicht
auf Zeitersi)arnis8 eine Schätzung der Bogenzahl
eintreten.
Zeitungen werden nacli Nummern gebucht.
550 ErUss, betr. die Bibliotheken der ÜDiTersitäts-Anstmlten etc.
IT. Karten anf Leinwand anziehen.
I*ro Quadrstdecimeter 1.5 I*fe. Bei Karten von 25
Qoadratdecimeter abwärt» pro Qoadratdecimeter 2 Ff::.
B. Au!*nahmen.
Vorstehende Bestimmungen gelten als Recrel filr den Anschla::
der Einbandkosten. Besonderheiten der Arbeit odt*r de-^
Material» werden för den einzelnen Fall festiresetzt nml
entsprechend verrechnet.
KarUnihe. Paul Ladewisr.
Erlass, betrelTend die Bibliotheken der üniversitSts- Anstalten
und deren Beziehuncren zu den Universitits-Bibliotheken
(im Königreich Prenssen).
§ 1. Die Bibliotheken der Universitäts - Anstalten (Seminare.
Institute, Laboratorien, Kliniken. Polikliniken. Museen, Sammlungen.
Apparate u. s. w.) sind Präsenzbibliotheken: die zo denselben gehörigen
Bücher sind beständig in den Anstaltsräuroen zu belassen und di'irfen
insbesondere auch nicht ausgeliehen werden.
indess steht es den Uni versitäts- Kuratoren frei, von dieser Kegel
aus gewichtigen Gründen Ausnahmen unter den von ihnen festzusetzen-
den Beschränkungen zuzulassen. Für die Universität Berlin bleibt
diese Befugniss dem Ministerium vorbehalten.
g 2. Die Direktoren der Universitäts-Anstalten sind verpflichtet,
jedem Lehrer der Universität auf dessen Ersuchen die Benutzung der
Anstalts-Bibliothek nach Massgabe der für dieselbe bestehenden Be-
nutzungsordnung zu vei-statten.
§ 3. Die gleiche Verpflichtung liegt den Direktoren der Uni-
versitäts-Anstalten mit Bezug auf diejenigen Studirenden der Universität
ob, welche die Anstalts-Bibliothek im Interesse einer wissenschatV
liehen Arbeit (Preisarbeit, Dissertation, Prüfungsarbeit u. s. w.) zu be-
nutzen wünschen und gegen deren Zulassung besondere Bedenken nicht
obwalten.
§ 4. Die Vorsteher der Universitäts-Bibliutheken werden beauf-
tragt, von der Bibliothek einer jeden Universitäts-Anstalt einen alpha-
betischen Zettelkatalog in zwei Exemplaren aufzunehmen und durch
jährliclie Nachträge auf dem Laufenden zu erlialten. Dabei ist jede
Anstalt durch ein besonderes Zeiclien kenntlicli zu machen.
Das eine Exemplar des Katalogs verbleibt der Anstalt; das andere
wird auf der Universitäts - Bibliothek aufbewahrt, um dort mit den
Katalogen der übrigen Anstalten zu einem Gesammtkatalog vereinigt
zu werden.
Recensionen und Anzeigen. 551
§ 5. Es wird erwartet, dass die Leiter der Universitäts- Anstalten
den Vorstehern der Universitäts-Bibliotheken bei Erfttlhmg ihres Auf-
trages in bereitwilliger Weise entgegenkommen werden.
§ 6. Die Vorsteher der Universitäts -Bibliotheken werden er-
mächtigt, Bücher, bezfiglich deren ihnen dies unbeschadet der Auf-
gaben der Bibliothek zulässig erscheint, an Universitäts-Anstaltcn flber
die vorschriftsmässige Benntzungszeit hinaus, jedoch jedesmal nur bis
zum Schluss des nächstfolgenden Semesters zu überlassen.
Entbehrliche Doubletten können auch endgültig an diese ab-
gegeben werden.
§ 7. Von den Universitäts-Anstalten dürfen Bücher nicht ver-
äussert werden. Vielmehr sind solche, wenn sie entbehrlich werden,
endgültig an die Universitäts-Bibliothek abzugeben.
§ 8. Vorstehende Bestimmungen finden auch auf die Königliche
Akademie zu Münster und das Lyzeum Hosianum zu Braunsberg An-
wendung.
Berlin, den 15. Oktober 1891.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- u. Medizinal-Angelegenheiten.
gez. Zedlitz.
Reeensionen und Anzeigen.
Karl Faulinanu, Die Erfindung der Buchdruckerkunst nach den neuesten
Forschungen. Dem deutschen Volke dargestellt. Mit 'M\ in den Text
gedruckten Abblldimgcn imd einer Stammtafel der Familie Gänsfieisch-
Uutenberg. Wien, Pest, Leipzig, A. Ilartleben. Ib91. 8*». VIII, 156
n. 2 SS.
'Dichter und Kinder mögen sich an rilhrenden Märchen vergnügen,
dem gereiften deutschen Volke gebürt aber, was hier, soweit es möglich war,
geboten ist: Klarheit und Wahrheit'. So schliesst der Verfasser sein Vor-
wort. Hat man aber sein Buch gelesen, so wird man eher an das alte Kecept
denken müssen:
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrthum und ein Fiinkchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle W^elt erquickt und auferbaut.
(legenilber der Auffassimg, welche in der Beweglichkeit der
Typen den Kern der Erfindung erblickt, betont der Verfasser die Bedeu-
tung der Presse. Man wird ihm soweit beistimmen, als es um die Iler-
stelTung einer leistungsfähigen Presse keine so einfache Sache war. Wenn
er aber die Verwendung beweglicher Typen als eine 'werthvolle Bereiche-
rung' der Buchdruckerkunst charakterisirt (S. 15), so macht er das Wesent-
liche zum Seeundären. Eine Hervorhebung des Drückens will er auch in
der bekannten Schlussschrift des Catholicon entdeckt haben: In den Worten
552 BeeemfoDen und Anzein^n.
denelbeD nan calami stüi aut penne suffragio, sed mira patronarum
formarumque concardia proportione et mddulo impressuat soll fomka die
Drnckform, patrona Muster oder Druckvorlage bedeuten und das
gedruckte Buch als vollständige» Ebenbild der Vorlage — also des Mann-
Bcriptes — bezeichnet werden (S. 4 f.). Das Verblüffende liieser Deutung
will überwunden sein, (iegen Dziatzko's Naehweisunp , dass die 36zeilige
Bibel ein Nachdruck der 4'izeiligen , also später als diese ist ») , wird S. 2^
gesagt: 'Dem steht jedoch das gewichtige Bedenken gegenüber, dass es un-
denkbar ist, ein Buchdnicker habe mit der ;^r»zeiligen Bibel, welche ^vi
Blätter hat, die Concurrenz mit der 42zeiligen Bibel und ihren 641 Blättern
aufnehmen wollen, welche ja um den vierten Theil billiger verkauft werden
konnte*. Wer wider einen so glänzend diu'chgetlihrten Beweis wie den von
Dziatzko erbrachten ankämpfen will , sollte sdiwerer gerlistet sein . als mit
einer etwas platten Bemerkung, welche die geregelten Verhältnisse des spä-
teren Buchhandels auf den Absatz der ersten Drucke überträgt. Was noch
weiter vorgebracht wird , ist eiusdem fariuae. S. :52 ist zu lesen : * Die ge-
druckten Aohissbriefe ' — die von 1454 und 14r»5 sind gemeint — 'imter-
schieden sich von den geschriebenen dadurch, dass der Anfangsbachstabe,
der Name FaulinuSj sowie die Worte Forma — v'ita und Forma — atticulo
mit Missalt vpen gednickt sind'. So schief hier der Ausdniek ist, so wenig
entspricht das, was gesagt werden soll, der Wahrheit, ganz abgesehen davon,
dass nicht einmal die in grossen Typen gtdnickten Stellen der Ablassbriefe
richtig angegeben sind. Der Verfasser i^iU sagen, dass in den geschriebenen
Exemplaren jene Stellen nicht durch die Schritt hervorgehoben worden seien,
wie bei den gedruckten diux»h grössere Typen. Viele noch vorhandene ge-
schriebene Exemplare, auch solche von älterem Datum aLs die ersten ge-
druckten, weisen jedoch das Gegentheil aus. Was hat denn den Drucker
des ersten Ablassbriefes veranUsst, jene Stellen in grösseren T^-pen zu setzen,
wenn nicht die ihm gegebene liandschrift liehe Vortage? Der \erfasser aber
baut auf Gmnd seiner irrigen Behauptung weiter: /wischen den 31 zeiligen
und den ;iüzeiligen Ablassbriefen findet er ein Abhängigkeitsverliältniss; der
Drucker des einen habe dem Drucker des andern nachgeahmt, ^denn es kann
nicht Zufall sein, dass, während das geschriebene Exemplar keine
Auszeichnungsschrift hatte, die gedruckten dieselben Aaszeichnungs-
worte aufweisen' (S. 33). Wie einfach, im Vergleich zu meinen häkeligen
Erwägrmgen im Centralblatt VII, 41« f.!
Zu den beiden ältesten Bibeln zurilckkehrend, lässt der Verfasser nur
die Buchstaben der 42zeiligen als gegossene Metalllettern gelten, während er
die der 36zeiligen für geschnittene Ilolzbuchstaben erklärt. 8. :ib hat er
vier Zeilen der letzteren Bibel in doppelter Vergrössenmg abbilden lassen,
wodurch die von ihm auf Holzschnitt gedeuteten Abweichungen in verschie-
denen Abdrilcken einzelner Buchstaben augenscheinlicher gemacht werden
sollen. Hier fällt indessen gegenüber kleinen Abweichimgen die absolute
Gleichheit der meisten Buchstaben weit mehr auf, eine Gleichheit, wie sie
der Holzschnitt nicht hätte erreichen können. Die rngleichheiten aber er-
klären sich zur Genüge aus Mängeln in Schärfe und Sauberkeit <les Ab-
dnickes, aus der vom Verf:usser selbst S. 47 in anderem Zusammenhang
betonten Schwierigkeit, Buchstaben in dieser (iriJsse *roin zu giessen
namentlich aber aus dem nicht zu verkennenden Umstand, dass zur Her-
stellung einzelner Buchstaben mehr als je- eine Matrize verwandt w^orden
ist, welche Matrizen, und folglich auch die danach gegossenen Lettern, kleine
Verschiedenheiten aufwiesen. Schon Dziatzko, Dniekerpraxis S. 51 ff. hat von
einzelnen Buchstaben ausser den besonderen Zwecken dienenden Nebenformen
verschiedene Gnmdfonnen nachgewiesen. Djis Gesagte gilt auch von den
am Zeilenschluss venvandteu Worttrennungszeichen (=), die der Verfasser
(S. 39) mit besonderer Bestimmtheit für geschnitzt anspricht. Von ilinen
I) Vpl. Centralblatt VIT, 425 f\\
Recensionen nnd Anzeigen. 553
lassen die Stücke ans der 36zeiligen Bibel bei Dziatzko Tafel IV— VIT zwei
in der Entfernung der beiden Striche von einander, ansclieinend auch in der
Schrägstellung verschiedene Arten erkennen. Innerhalb dieser Arten aber
herrscht völlige Uebereinstimmung, sofern sie sich nicht unvollkommen dar-
stellen in Folge von Mängeln, die in der Schwärzung oder im Druck oder
in Typenbeschädipung liegen. Auch die lil zeiligen Ablassbriefe zeigen in
der Textschrilt, die der Verfasser S. 37 selbst ftir gegossen erklärt, einzelne
Buchstaben in mehr als einer Form.
Die im Hinblick auf die Holztypentheorie aufgeworfene Frage , ob es
denn überhaupt müglich sei, hölzerne Lettern wie die der atlzeiligen Bibel
so herzustellen, dass sie zu Satz und Dnick verwandt werden können, glaubt
der Verfasser praktisch gelöst zu haben (S. 43 1.^. Bereits Enschede hatte
den Versuch gemacht, aber gefunden, dass es nicht angehe, die Quadratur
der Holzbuchstaben so genau herzustellen, dass sie Linie hielten. Der Ver-
fasser Hess durch einen geschickten Holzschneider zwei auf Holz gezeichnete
Zeilen der 3t)zeiligen Bibel schneiden, und während Ensched6 zur Erleichte-
rung der Arbeit zwischen den einzelnen Buchstaben einen Sägeschnitt Kaum
gelassen hatte, schnitt hier der Künstler * genau nach dem Original und
sclmitt die Buchstaben mit dem Messer so sicher durch, dass keine Ver-
letzung zu bemerken ist'. Der Verfasser hat also die Buchstaben in der
Ileihenfolge des Textes, den sie im Original bilden imd in der Nachahmung
wieder bilden sollten, zeichnen, schneiden und trennen lassen. Aber das ist
keine Lösung des Problems, sondern, mit Verlaub zu sagen, ein blosses
Taschenspielerkunststückchen. Nämlich indem die Buchstaben im Satz in
der gleichen Reihenfolge wieder zusammengefügt werden, wie sie von ein-
ander geschnitten worden sind, wird jede etwaige Unregelmässigkeit in den
Trennungsschnitten ausgeglichen nnd aufgehoben; was der einen Holztype
fehlt, hat ihre Nachbarin zu viel und ergänzt damit den Defekt, und so muss
die ganze Reihe nothwendig wieder den früheren geradlinigen Holzstreifen
geben. Die Schwierigkeit, an welcher Ensched6 scheiterte, ist also umgangen.
Der Verfasser möge emmal seine Holzlettern anders aneinander reihen, andere
Worte mit ihnen setzen. Auch wäre es erwünscht, zu wissen, wie hoch die
hölzernen Typenstöcke des Verfassers sind, bezw. wie dick die benutzte
Holzleiste war, denn mit der Dicke (Höhe) nimmt die Schwierigkeit der ge-
nauen Zertrennnng zu. Eine gewisse Höhe aber ist zum praktischen Drucken
ertbrderlich, während man für ein Experiment ^ine dünne Leiste nehmen und
die daraus gefertigten Typen durch Unterlegen auf das Niveau der übrigen
Schrift bringen kann. S. 47 f. mag man nachlesen, wie der Verfasser sich,
nach seinem Ausdruck, aus Holztypen Messingbuchstaben hat machen lassen;
und er ' gewann die Ueberzeugung, dass die 42zeilige Bibel mit derlei
Messingbuchstaben hergestellt ist'. Ich kann mich gleichen Gewinnes nicht
rühmen.
In der nun folgenden Zusammenstellung von älteren Berichten über
die Erfindung bietet dem Verfasser die 1474 zu Rom von Johannes Philippus
de Lignamine veröffentlichte Chronik Anlass zu einer eigenthümlichen Aus-
legung. Diese Chronik erwähnt zum Jahr 145*.) den Jakob genannt Guten-
berg aus Strassburg und einen Namens Fust als Drucker zu Mainz. Wir
andern sind der Meinung, es liege ein Versehen vor, wie man es einer der-
artigen Compilation wohl zutrauen mag; Jakob stehe irrig statt Johann.
Sintemal von einem .lakob Gutenberg und gar von einem Mainzer Drucker
dieses Namens nicht das mindeste bekannt ist und der weiter genannte Fust
den Weg weist. Der Verfasser aber hält an dem Jakob fest; er identificirt
diesen Jakob (^nteuberg mit Jakob von Sorgenloch aus dem (jlesehlecht der
(tensHeiscli und zündet noch weitere Lichter an: 'Da Jakob von Sorgenloch
mit Else zu Bechtermünze verehelicht war, so dürfte der hier (in der Chronik)
erwähnte Jakob Gutenberg dieser Jakob von Sorgenloch gewesen und durch
ihn die Buclidr uckerei auf die Bechtermünze übergegangen sein' (S. 63).
Nur Schade, dass besagter Jakob eben nicht Gutenberg hiess.
Aber weiter: 'Nach der Erzählung des Faust von Aschaffenburg' —
»4 E«M»«D«»«
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i'idtf.'«i»> Ja. •rt^'.iini. hzzA^' Ai* •»-rri*r"i<^£ ix ^iSr-*-rr V*r*^
^/iBciMri. »•^*^*-£.rt fc^b-'E OL N -Tarif *ir*TrnD*ri.* t..* :*>> i2>i §•:«:«•': i?:<i
Inaklin ^-iLi^iL ^r]-ii^^T rpL .S^-baA^* II. 4^4• =j4 r'rr-ri -il-t ÜÄti-c
^rix»*;* v'/:, Tic cairii Maiüz r^r:<:i.irirn Miii^ri-^ff^ «»»^rä'E. des*-» Zi-
ß •; : L i r it «: i T r^*-#rcd r*«:a^l^- S'^Cra wir da* Bo^i iioci. w eher
n'ir k'^cnjTt zo 4*i» >"irr.ritht^n Slitr <U* <ie**i!-r*it d-er •
VI« «-«rl/-h«:iij dfT ¥lnjA*rr brn'/rir*iEin£pen U: .>:••"€... Mh Urr^
«-iii ;.:'-<; rtfrkißmm*-Ld*-T H^iiXkr rtr-!i«^*:i5<-h. der mh rfc*r Er»
»»r, mit t'iDi'm 5>/*2 'rrwrh*:m*Dden Hrnis«- OüteLl^re »S^-iuA*:- 11. Nr 4! -
u/id NikU^ ^»«-ßkfl«*<lL ?y^bn d*-* H'-de*: UDd drr En. ici: Kli» t.-c «T^rs-
f**-rjr. d*-r l.^'«?* M-in*- Ek^'fnn KStz«- «nkhi Kstkuinai T..tE .>caarfra«tr4* >:-
«ittbnifir«;. id^mificirt ^S. 11^— li:ir. Hinsichtlich de* Nikla» benm äca d-r
Wrfa^vrr auf dfii I>:h<rBbrif-f Ttfn I4"I. durch welchen Ad«.»!f iind ra. Stssixi
und zu I>iez dem W««heidenen Minne Johann G«^n«d<:i«ch T«>n Mainz drs
jan;f<'h atid Mrinen Eriken di»r Lehen fszh. welche Kla.* von Omenbierg" srlir.
f^ein Vaft'r and ^eiue Eltern Tun ihm <dem finfen» and ««-inen ElTen
ireliabt hatten. Aber '*»ein'. '«eine* geht nicht, wie drr Verfa**er mein:, asf
Johann Oeß*iflei.M:h, Mindere auf Kl^ ron Gatenberg. Klas ron Gntenberr
geb«"in<', wif- ^ein«* Haasfrma KQtze ron Scharfen<tein . dem Adel an: er war
d«'r b tzte männliche Sprosse ^ines Geschlechte«. I^nrrh seinrn Tod fielen
Mrifie liehen beim und konnten daher anderweitig rereeben werden. Der
neu«* I^rben*» träger. Joliann Genf«flei.«*cb, war bürgerlicher Abkunft: das Wweis:
Mfin<' fVi^icbnung aln der bescheidene Mann. Er erhielt auch nicht alle
fyeb«n de». Klah von GutenlK*rg, aufweiche er aU dessen ?sihn di>ch Anspruch
ir<'b;ibt liätte , «<;onden] das Hfnger Marktscbiflf wnrde einem andern zu IlteiL
fläti'- Jobann G«n}*fl«'iwb auf den Namen fiutt-nberg. oder Klas von GuTeo-
\H'rtc auf den Namen G«-nf*fleü*rb ein Recht gehabt, so würde der Lt-henbrief
iin%u<'if(f'lbaft du'H4;r l#ezi<-bung Au<»dnick gegeben liaben: unniii<rlieh konnte
i-r in di<'H<'ni Falle den Vater 'von <iutenberg\ den Sohn Mjenslleisch"
nennen. Aneb nennt Joliann Gensfleiscb der junge in einer rrkiinde von
Mo'i a!.*i H«'in«'n Vater Kla» ^Jen »fleisch ^Köhler, Ehrenrettung Job. <imen-
berjr^ ^4^ Kndlieb kommt der Name von Gutenberg im <ie.selilecht der
Genr^HeiM-b iiberbaupt niemals vor; von Gutenberg und i/ui Guteubrrg
ist xuih-rlei. Imt Jobann (vuteuberg von 1:^92 und Klas von
Giit<nberg babiMi weder mit einander noch mit dem Stamm
Gensfleiseb das geringste zu schaffen. I>er Name Gutenberg
kommt erst dureb die Mutter des Erfinders Johann (Jutenberg, Else zu (iuten-
berg Oiiebt von (Jutenberg, wie der Verfasser S. li:^ sie nennt), in die
GensHeisebisebe Familie. Ibr Ehemann, Friele GensHeiseh. führt ihn nicht:
nur ibre Söbne Friele und Johann fiibren ihn neben dem Namen Gensfleisch;
«ie beissen, bei voller Nanurnsnennung, Gensfleiseh genannt Gutenberg. Unter
den /ablnriebi'n l'rkunden über das vielverzweigte Gesehlecbt der Gensfleiseh
ist niebt <'lne. in welcher ein anderer (Jensflei.seh als die beiden genannten
den Nanun Gntenberg trüge. Else zu Gutenberg war eine 'roeliter des
Werner Wirieb: woImt ibr der Name zu (futeiiberg, der sieh ohne Zweifel
auf das gb'lebbenaiuite Mainzer Haus tiexiebt. gekoninien sei, wissen wir
niebt. Der .loliann Gut«*n!)erg von \:VXI mag zu ibr verwan<ltscbaftliebe Ke-
zbfbungen gebabt haben, doch wissen wir nichts darüber; ein Gensfleiseh
war er nicht. Indem der Verfasser den Beinamen Gutenberg nicht auf die
Reoensionen und Anzeigen. 555
wirklichen Träger desselben beschränkt, sondern ihm eine viel weitere Aus-
dehnung beimisst und ihn auch in der andern, später von Sorgenloch be-
nannten Linie der Gensfleisch voraussetzt, verliert er ein positives Mittel der
Scheidung und bringt die ganze Genealogie des Geschlechtes in heillose Ver-
wirrung. Daher die vermeinte Möglichkeit seines 'Jakob Gutenberg' = Jakob
von Sorgenloch, wovon oben die Rede war. So gelangt er dahin, die Stellen, in
welchen von Johann (Gensfleisch genannt) Guteuoerg — und danim immer von
demselben — die Rede ist, auf verschiedene Johann Gensfleische zu vertheilen,
so dass wir fast das erbärmliche Schauspiel einer Viertheilung des Erfinders
haben. Den in der Rachtung von I4M0 als nicht inländig bezeichneten
Heuchln zu Gudenberg identincirt er mit Henne Gensfleisch, der in einem
Verzeichniss Mainzer Patrizier von 1411 mit seinen Söhnen Peter, Jakob dem
Pastor und Georg aufgeführt wird. Warum? Weil die Rachtung keinen
nenne, der nicht auch in jenem Verzeichniss stehe. Das ist eine grundlose
Behauptung; eine Beziehung zwischen der Rachtung und dem Verzeichniss
besteht nicht. Dann führt er uns (S. 119 if.) drei gleichzeitig lebende Johann
Gensfleisch ^) vor, deren jeder, nach seiner Ansicht, der Erfinder gewesen
sein könnte: 1. Joliann Gensfleisch den Alten, der 1443 den Hof zum Jungen
miethete; 2. Johann (tutenberg, Frieles Sohn (den richtigen); 3. Johann von
Sorgenloch genannt Gensfleisch, den er für einen Enkel des in der Rachtung
genannten iTenchen zu Gutenberg (= Nr. 2!) hält. Er kann sich für keinen
mit Sicherheit entscheiden, neigt aber doch dem dritten zu, mit Rücksicht
auf den uns schon bekannten 'Jakob Gutenberg' bei de Lignauiine, indem
er in diesem Jakob* einen Vetter seines Kandidaten, den Jakob von Sorgen-
loch , wieder zu finden wähnt. Diese Hinneigung zu Nr. 3 , dessen Vater
Georg hiess, hält ihn aber nicht ab, S. 5. 36 für den 'mutmasslichen Vater des
Erfinders' den Friele zu erklären und aus des Friele angeblicher Eigen-
schaft als Münzerhausgenosse dem Sohne Kenntniss der Münzprägepresse
und Verwerthunff derselben bei Erfindung der Buchdruckerpresse zuzuschreiben.
Mit der Vaterscliaft des Hausgenossen Friele ist es nun aber freilich auch
nichts, denn der (1421) als Hausgenosse genannte 'Friele Gensfleisch der
iunge' war Gutenbergs Bruder, nicht sein Vater. Kurzum, Confusion und
Kein Ende!
Es folgt ein sehr trauriger Abschnitt des Buches: Angriffe auf die
Echtheit so ziemlich aller Gutenbergurkunden. Gegenüber der nachgerade
zur Manie gewordenen Fälschungenjagd der auf diesem Gebiete sich regenden
Geister scheint es geboten, näher darauf einzugehen. Im Allgemeinen kann
man die Beobachtung machen, dass gerade diejenigen am meisten mit an-
geblichen Fälschungen um sich werfen, die am wenigsten davon verstehen.
>as könnte auffallend erscheinen, ist aber ganz natürhch. Solche Beurtheiler
stehen der echten Urkunde wie dem plumpesten Falsum gleich fremd, mit
dem gleichen Gefühle dumpfen Misstrauens gegenüber. Mit ungenügenden
Kenntnissen, oft mit vorgefassten Meinungen herantretend, finden sie in der
unverdächtigsten Ueberliefening unschwer dunkle Punkte, anscheinende sach-
liche Widersprüche, die eine verständige InteTpretation gar nicht aufkommen
lässt oder doch leicht beseitigt, — und die Fälschung ist entlarvt. Andrer-
seits nehmen sie von Stücken, in welchen sie keine Widersprüche sehen und
eine äusserliche Alterthümlichkeit sich praesentirt, mit Befriedigung Akt.
So hat der überall Falsa wittenide Hesseis (den wir im übrigen nicht mit
unserm Autor vergleichen wollen) über die naiv fabricirten Ablassbriefe der
Culemann'schen Sammlung ohne weiteres cjuittirt, und Faulmann hält in einem
schon von Schaab als Fälschung Bodmanns erkannten Brief Gntenbergs an
seine Schwester die Sprache des 15. Jahrhunderts für 'sehr geschickt', für
'täuschend' nachgeahmt (S. 92. 127). Nach Schaab habe Budmann auch die
Schrift jener Zeit wunderbar nachahmen können. 'Welche Bürgschaft', fragt
er darum elegisch, 'bleibt somit für die Echtheit einer Urkunde?' Wer das
1) Diese ^gleichnamigen Zeitgenossen richtig auseinander zu halten, ist I
nicht leicht. Die Sache ist ganz anders, als man bisher angenommen hat. 1
556 Recensionon nnd Anzeigen.
r>odniann\««che Fabrikit in der S^priche geschickt nnd tänschend findet, dem
kann man da allerdin^ weni^ Hotfnung gehen.
Zunächst werden die vi>n Sohüpflin verötTentlichten Strass burger
Urkunden behandelt.
14:<4 erklärte Johann Gensfleiscb der junge genannt Ontenberg. daa
er, weil ihm die .Stadt Mainz die schuldigen Zinsen nicht bezahlt, sich dw
Mainzer Stadtschreibers Nik«>hius bemächtigt und diesen zu dem Versprechen
bewogen habe, ihm bis Ptlngsten Hlo^iuhion gen < Oppenheim i/i den hof zum
lAimpnrtt'n miner vtttn'n ArtgM Aii#.s zu verschaffen, dass er jedoch nim-
mehr, dem Strassburger Kath zu Liebe, den befangenen losgelassen und aof
jene Zusage verzichtet habt\ I>er Verfasser findet (S. 12w) die Urkunde aus
folgenden Gründen verdächtig: I ) Sie beziehe sich nicht auf den Ijfinder,
alHT sie passe ausgezeichnet auf '.lohaim GensHeisch den jungen', welcher
1411 mit seinen Söhnen Peter, Jakob dem Pastor und Oeorg Mainz verlassen
habe, denn dieser liabe in der That gro.^^se Einkünfte 'von Mainz' bezogen.
Er stellt dann, nach dem von Schaab gesammelten Material zusammen, was
'Johann (iensfleisch' 14«» i — 1411 an den Mainzer Erzbischof zu fordern hatte
und welche Lehen er von demselben erhalten. Aber er habe 1434 nicht
mehr gelebt. 2> In der Mainzer Chronik jener Jahre «Städtechroniken, Mainz Ij
kiunme von der (gefangennähme des Stadtschreibers nichts vor. 3) Den
Namen ArtiiM habe er nicht finden können. Ich erwidere: 1) Der Johann
(ienstieisch, auf welchen der Verfasser hinwei.<t. kann für die Urkunde von
I4N1 nicht in Betracht kommen, denn weder hat er den Heinamen Gutenberg
geführt, noch winl er an den angezogenen Stellen 'der junge' genannt; wo-
her käme ihm U'U die Jugend, die ihm früher nicht beisrele^ wird? End-
lich 'passt* die Stra.'^sburger Urkunde auf ihn. einen Gläubiger des Erz-
bischofs, keineswegs, doim die Verptlichtun^en des Erzbiscbofs gingen
die Mainzer Stadtkasse so wenig an. wie die Schulden Sir John FästiSB.
2\ Vi\s argumentum e silentio ist vollkommen werthlos. H) liier gehe ich
noch einen Schritt weiter als der Verfasser und behaupte: der Name ^rf^M
ist ein Undinjr. Ich schliesse jedoch daraus nicht auf Unechtheit der Urkunde.
In genauer Uebereinstimmuug mit seinem deutschen Text sagt Schoepflin
iVind. Tvp., Doc. p. 4) in der beigefiigten lateinischen Uebersetzung: 'Oppen-
hemii in curia ad Leop;inlum cognatorum meorum Artgeld domo".
Es ist jedoch nicht schwer einzusehen. d.ass statt miner rettern Artgeld htiss
gelesen werden muss minrs »yttem Ort Gfldhiunat. Das mit den Gensfleisch
ver^vandte «W^schlecht der Gelthns ist bekannt genug, und Ort Gelthus zu
Oppenheim kein Fabelwesen, er lässr sich urkimdlich nachweisen (Franck,
Gesch. V. Oppenheim S. 47*» i: ebenso der Hof zum Lamparten, d. h. zum
Lombarden, nur wurde der später, weil man das alte Wort nicht mehr
verstand, durch Volksetymologie zum I^mpertus genannt ( Franck a. a. 0.
S. I2.»i. l^ass aber dem Sclioepflin solche Missverständnisse begegnen
konnten <\\t>hin auch seine Uehersetzun^ >vi Leopattimn gehört), beweist filr
jeden . der sieh im Dran^ der Zeit noen ein Kestchen Urtheilskraft gerettet
hat. sonnenklar, dass er die Urkunde nicht eniichtet, sondern vor sich gehabt
hat. Denn tlie Erzeugnisse des eigenen Kopfes kann man nicht missverstehen,
man kann nicht unluwusst Sinnlose^ tingiren. hinter welchem, wie mit leichtem
Seliliier verhüllt, nichtiges steckt.
Mir vnüer Bi-^rinimtheit winl d:i.'i Unheil des Stnissburger Rathes in
dem Prnze^sr I Miltenbergs mit den Erben <eine^ (^enossen Andreas r)ritzeheu
vt.ii 14:i'» liir eine FäNehung erklärt iS. 131 ü\i. Einmal könne das darin er-
uäliüfi^ Steiuepoliren . wozu Gurt-nlK-rg dem Andreas Dritzehen Anweismi?
gegt-beu. keiur gelieiuii' Kunst ::e\ve>en itein. denn die An der Betreibung
>ehlit*<se ilie <»ehtiinhaliung :uis. Letzteres soll d:\nn durch Vortuhning einer
AeliatsehleiTiiiiihle aus dem Idunhal naehirew lesen werden. Aber das Unheil
dt> Rathes bi zeiehiiet das Steinepoliren gar niehr :ds geheime Kunst, deren
Vrnahren sorgtaltig verborgen gelullten \\t^rden wäre. Es w;ir nur nichts
allgemein Bekanntes, daher ein Lehrgegenst,aud. Ueber die An des Betriebes
sagt die Urkunde nichts, und wenn der Vert'asser ohne Weiteres den Mühlen-
Hecensionen und Anzeigen. 557
betrieb unterschiebt, so mag er sich belehren lassen, dass derselbe auf das
Birkenfelder I^nd (Oberstein, Idar) beschränkt war und meist noch ist, wäh-
rend anderwärts blosse Hand Vorrichtungen im Gebrauch waren imd meist
noch sind (Kluge, Handbuch der Edelsteine, Lpz. 1860 S. 409; Rhein. Anti-
quarius n^ 17, 581). Sein zweites Argument ist nicht viel stärker. Gutenberg
betrieb mit seinen Genossen eine KuiLst (Spiegelmacheu), aus welcher sie auf
der Aachener Heilthumsfahrt Gewinn zu ziehen hofften. Als hettent sie alle
vor ineti, (lafz die heilt itmsfart uff dis jar (14:50) solte sin^ und dann heisst
es : al/z nu die heiltumbf'art sich eins jares lenger verzogen Jiette u. s. w. Ich
selbst habe vor Jahren zuerst auf diese Stellen aufmerksam gemacht und
nachgewiesen, dass die betreffende Aachenfahrt, bei deren festliegendem
siebenjährigen Turnus von einer Verschiebung nicht die Rede sein kann,
1440 statt fand. Aus diesem (scheinbaren) Widerspruch auf Fälschung zu
schlie^sen ist mir nicht eingefallen. Der Verfasser aber ist darauf hin mit
der Urkunde fertig. Und doch beseitigt eine sachgemässe Interpretation jede
Schwierigkeit, ^'le hettent vor inen heisst: sie hatten im Geiste vor sich,
lebten der Vorstellung, sie hielten dafür*). Da diese ihre Ansicht eine irrige
war, indem die Aachenfahrt thatsächlich ein Jahr später fiel, so verzögerte
sie sich damit — allerdings nicht in Wirklichkeit, wohl aber ftir Gutenbcrg
imd seine Genossen — um ein Jahr; sie mussten ein Jahr länger darauf warten.
Aber auch in dem dem eben besprochenen Urtheil vorausgehenden,
Sieichfalls von Schoepflin bekannt gemachten Zeugenverhör will der Verfasser
ie Achillesferse des Fälschers entdeckt haben (S. 1 37 ff.). Ein Zeuge sagt
nämlich, dass Andreas Dritzehen am St. Johannestag zu Weilmachten (27. De-
cember 1438) tödtlich erkrankt sei; ein anderer, der Drechsler Konrad Sahs-
pach, welcher sieh im Auftrag des Andreas Heilmann nach den zu der be-
triebenen Kunst gehörigen Geräthschaften im Nachlasse des verstorbenen
Dritzehen umthun sollte — 7iym die stücke ufz der pressen und zerlege sü
von einander, so weis nyemand was es ist, lautete der Auftrag — , will das
an St. Stephanstag nächstver^angen (26. December) gethan liaben. 'Dieser
Andreas Dritzehen, welcher emen Tag friiher stirbt, bevor er krank wird, ist
der sicherste Zeuge gegen die Glaubwürdigkeit dieses Zeugenprotokolles ',
meint der Verfasser (§. 13S). Wie aber, wenn unter dem nächstver-
gangenen Stephanstag Stephanus et socii, das ist der 31. December, zu
verstehen wäre? Aber wir wollen den Verfasser damit nicht quälen, sondern
ruhig bei Stephanus protomartyr (20. Dec.) stehen bleiben und sagen: ent-
weder hat der Protokollist sicii geirrt — ich denke dabei an Wortausfall,
etwa uff (mantag nach) sanct Steffanns tag — , oder der Zeuge. Die Neimung
des Tages ist eine beiläufige, es kam für die Sache nichts darauf an ; um so
leichter ist ein Irrthum denkbar, dessen Alltäglichkeit der Verfasser selbst
sehr wohl einsieht, wenn er beifügt: *Es geht auch nicht an, den Drechsler
Sahspach eines Irrthums zu zeihen, denn er befindet sich in Ueber-
einstimmung mit Anton Heilmann, der vor Weihnachten die
Form abholen lässt'. Diese Behauptung ist in der That stark. Folgende
Aussage des Anton Heilmann liegt ihr zu Grunde: Gutenberg habe unlang
vor Weihnachten seinen Knecht zu den beiden Andresen (d. h. Andreas
Heilmann und Andreas Dritzehen) gesandt, alle Formen zu holen, die dann
eingeschmolzen wurden. Danach, als Andreas Dritzehen gestorben war,
habe Gutenberg seinen Knecht hingesandt, die Presse zu zerlegen, weil er
fürchtete, die Leute möchten sie sehen. Wo ist hier eine Uebereinstimmung,
die einen Irrthum in der Nennung des 26. December ausschlösse? Die Ab-
holung der Formen bei den beiden Andresen (der eine war der noch lebende
Andreas Dritzehen I) wird genau geschieden von der zeitlich späteren und
mit jener Abholung in keinerlei Beziehung stehenden Sendung nach der
Presse. — Der Verfiisser findet die Fälschung der Protokolle so ungeschickt,
i) Ueber haben im Sinne des geisiigea Dafürhaltens s. Grimm, D. W. B.
IV, 2, 54.
558 Recensionen und Anzeigen.
das» man staunen müsse tlber den (iianben . dun sie gefunden : die Stn»
bur>?er rro7A'S8urkunden bewiesen nichts, als \iie leieht die Welt — uiitAii«'
nähme des Herrn Fauhnann natürlich — petäuseht werden könne. Ich fa
mein Theil bin d(»r Meinung, dass di»* angenommene Erdichtung' dieser Ihykn-
mente bei dem Kiibicher eine V^rbiniiung freischaffender l'hautasie nnd
tiefster (Jelehrsamkeit, ja melir als das, einen Seherblick voraussetzt, wif ff
einem Sterblichen nicht beschieden ist. Keine <ier von Sclioepf lin bekannt
gemachten Urkund<*n giebt den mindesten Anlass, seine oder des ihm b»*-
hilHich gewesenen Strassburger Archivars Wencker litterarische Ehrlichkeit
in Zweifel zu ziehen. Dies gilt auch von seinen Angaben über einen Sm-h
(iutenbergs mit einer Anna (zur Eisenn'u Thür); nur ist hier Vorsicht uül
des willen geboten, weil wir nur Schocpflin's Aeusseniniifon kennen, nifhi
aber djis ihnen zu (inmde liegende aktenmässige Material *), unsere Aufbssnnf
also keine selbständige sein kann, sondern an die — iuiiuerhin dem IrrthoiB
unterworfene — Schocpflin's gebunden bleibt. Anders als mit der boM
fides steht es mit Schocpflin's (ienauigkeit als Herausgeber, wie wir ao der
Urkunde von l-i:U gesehen haben; hier hat, soweit die Vorlagen verlor«
sind, die sachkundige Kritik einzusetzen.
Beiläutig (S. i:v.» Anm.) werden die neuerdings bekannt geworden«
Dokumente über die typographische Thätigkeit Waldvogels zu Avignon iL«
'(leistesverwandte' der Strassburger gleichfalls abgelehnt! Die eingeschmol-
zenen Formen zu Strassburg I4;i8 und die Metallbuchstabeu zu Avignun
1441 — 1440 pa.^sen zu schlecht zu des Verfassers Holzt vpen der 3#»zeiHm
Bibel.
Zu der Urkunde über die von (lUtenberg ('Johannes dictus (iensfleiscb
alias nuncupatus (Jutenberg') 1441 gegen das Strassburger Thouiasstift über-
nommene IMirgsehaft stellt der Verfasser (S. 141) die Kra^e : * Welcher Johann
(ieusHeisch befand sich 1441 zu Strassburg':* Bei Frieles Sohn lag gar
kein (Jrund vor, Mainz zu verlassen, und Georgs Sohn war seit 1437
mit .lostenhofers Tochter verheirathet. Möglicher Weise war er zu Strass-
burg auf Besuch . . . .' (ieorgs Sohn, über den der Verfasser in starkem
Irrtnum befangen ist, hiess nicht (Jutenberg, Ist es alst) schon aus diesen
Grunde nicht gewesen, und von Frieles Sohn (das ist (Jutenberg) weiss der
Verfasser, da er die Strassburger Urkunden verwirft, aus diesen Jahren rein
gar nichts; und dennoch versetzt er ihn mit Hestimmtbeit nach Mainz, ja
er weiss sogar, dass er nicht veranlasst war. diese Stadt zu verlassen ! Garn
in derselben Manier ist es, wenn (S. 142) die Schuldurkunde Gutenbergs fiir
(U\n Stnissburger Thnnia.sstift von 1442 und die Eintniguugen über bezahlte
Zinsen, falls sie echt seien, folgendermas-sen als Argument gegen das
ZeugenverliOr von \\'M) benutzt werden: 'Jener (Jutenberg, welcher i4;i»5 auf
lilnt Jahre eine Aktiengesellschaft für Steinenoliren, Spiegehnachen und andere
derlei g e w i n n b r i n g e n d e Kunst e gebildet hatte, konnte während dieser
fünf .lalire nicht s») geldlos geworden sein, um ein Darlehen annehmen za
müssen '. Was weiss denn der Verfasser über den realisirten Gewinn jener
l'nternelnnungenV Kr, der überall Fälschungen sieht, ist nicht im Stande,
aus dem Inhalt einer Urkunde etwas vorzutragen, ohne den Sinn in der
widrigsten Weist; zu verfalseheu. Wo steht etwjks in den Strassburger Doku-
menten über eine fiintjälirige Aktiengesells<*hat"t für Steinepoliren und »Spiegel-
niachen? Nur der letzte Vertrag, den (Jutenberg mit seinen (ieuossen schlos.'»
und der dem I Jetrieb einer geheinu'U Kunst (der Typographie) galt, war auf
fünf .lahre angesetzt-';. Solehe iJetnichtungen, wie sie der Verfjisser mit der
Miene der Sicherheit anstellt, sind nichts wie leeres (Jerede über unbekannte
Dinge; sie beweisen nur eines: die vollständige Unfähigkeit ihres Urhebers
zur Auffassung historischer Ueberlieferungen, geschweige zu deren kritischer
1) Es bestand nicht in einer Urkunde {charta) y sondern bloss in einer
Notiz (annotatto qiiaedam\ •Randglosse' sagt Faulmann S. 97 irrig),
2) Vgl. meine Ausführungen in den Quartalblättern des hist. Ver. d. C
Grossh. Hessen 1879 S. ii — 14,
Recensionen und Anzeigen. 559
Combiuation. Daneben laufen starke Missverständnisse elementarer Natur.
So wird Johann Lcheimer auf Gnind der Strassbur^er Schnldversclireibung
von 1442, die ihn als avunculus Gutenbergs bezeichnet, dessen Gross-
vater genannt und dann nach einer auf derselben Urkunde fussenden, aber
noch weiteres Material zuziehenden Angabe Schenk's gesagt, Leheimer sei
* somit nichtGrossvater, sondern Stiefonkel' Gutenbergs gewesen, was dann
wieder ein Mittel zur Verdächtigung jener Urkunde abgeben soll (S. Ulf.).
Wir müssen also den Verfasser belehren, dass avunculus nicht Gross -
vater, sondern Oheim bedeutet. Auf gleicher Hohe steht die Uebersetz-
ung von dicaci Ute mit 'in scherzhaftem Streit' (S. 77).
*Die glaubwürdigste Nachricht über den Erfinder der Buch-
druckerkunst' erblickt der Verfasser (S. 143) in — einer um die Mitte des
16. Jahrhunderts entstandenen Compilation des Grafen Wilhelm Werner von
Zimmern, wonach Gutenberg ein reicher Bürger gewesen, welcher all sein
Hab und Gut aufgewendet, bis ihm die Erfindung gelungen sei. Auch werde
Gutenberg als reich bezeiclmet in — Specklin's Strassburger Chronik. Das
sind dem Verfasser Quellen. Mit besagtem Reichthum des Erfinders er-
scheinen ihm dann Strassburger und Mainzer Urkunden, welche Gutenberg
als Geldborger zeigen, unvereinbar, folglich diese Urkunden verdächtig! Es
fiebt Leute, die sich ihren Verstand verkehrt angezogen haben. — 'Wie
onnte ein unbemittelter Mann', fragt der Verfasser S. 144, 'sich an ein so
kostspieliges Unternehmen, wie den Druck der Bibel, wagen?' und fährt
dann fort (S. 145): 'Nun erzählt zwar die Legende, der geldarme Guten-
berg habe einen reichen Bürger Fust zu Mainz gefunden, welcher ihm das
nöthige Geld lieh, und es ist wirklich eine Urkmide vorhanden, welche
diese Sage bestätigt'.
In aieser Weise wird das bekannte Notariatsinstrument von 1455 aus
dem Prozess zwischen Gutenberg und Fust eingeführt. Eine Quelle ersten
Ranges, bei welcher die Kritik nichts zu leisten hat als richtige Interpretation,
wird uns als Bestätigung einer Sage vorgestellt. Natürlich entdeckt der
Verfasser auch in dieser Urkunde * offenbare Widersprüche ', die er , wie ge-
wöhnlich, selbst hineinträgt, um sie dann triumphirend vorzufinden. Die
unausbleibliche Folge davon tritt S. 14S mit komisch wirkendem Ernst
an uns heran: 'Es fragt sich nun: ist diese Urkunde echt?' Sie er-
scheint ihm 'von vornherein bedenklich.' Denn: 'Wenn Johann Guten-
berg, wie man gewöhnlich annimmt, der Sohn Frieles war, so konnte
er als Sohn eines Hausgenossen und zu jener Zeit vielleicht selbst Haus-
gcnosse, gar nicht geklagt werden, ausser beim Erzbischof und dem
ericht, welches dieser dazu bestimmte, oder wenn er freiwillig auf sein Vor-
recht verzichtete. Letzteres ist um so weniger anzunehmen, als er nach der
Urkunde der Eidesabiegung trotzig fern blieb. Eine Delegirung hätte aber,
um die Urkunde nicht ungiltig erscheinen zu lassen, in dem Notariatsinstru-
ment ausdrücklich bemerkt werden müssen'. So viel Worte, so viel Un-
gereimtheiten ! Dass Gutenberg oder sein Vater Hausgenosse gewesen, lässt
sich nicht behaupten; wir wissen nur, dass sein Bruaer Friele 1421 Haus-
genosse war. Aber gesetzt, er wäre es gewesen, so heisst es doch in der
Bestimmung Erzbischof Konrads von 1433 über den Gerichtsstand der Haus-
genossen ausdrücklich: wenn dem Kläger innerhalb bestimmter Frist kein
Recht wird, so mag er den beklagten Hausgenossen vor das geistliche oder
das weltliche Gericht ziehen. Aus dem Fernbleiben Gutenbergs von Fusts
Eidesabiegung ist auch nicht auf Trotz zu schliessen, da er sich vertreten
Hess, wie denn überhaupt nicht das geringste Anzeichen vorhanden ist, dass
Gutenberg mit dem Gericht als solchem nicht einverstanden gewesen wäre.
Zugleich findet hier ein Cirkelschluss statt: Auf Grund der Urkunde wird
der Trotz Gutenbergs statuirt, und dieser soll die Unmöglichkeit des Forums
und damit der Urkunde selbst beweisen. Angenommen endlich, es hätte
eine Ueberweisung des Falles an das Mainzer Stadtgericht durch den Erz-
bischof (Delegirung) stattgefunden, so würde ein bezU^icher Erlass desselben
die Prozessakten eröffnet haben; damit war dann das forum iudicii con-
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MittlM'iluri^ifn au> und über Bibliotheken.
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\vi:ifrr VL-rkauti«.'." W.
Mittheilangen aus und über Bibliotheken. 561
lieber zwei ^üssere Bibliotheken Deutschlands hat ein eigener Unstern
gewaltet: llber die Falatina zu Heidelberg und die Strassburger Stadt-
bibiiothek. Hätti^ der Vorstand von dieser nur einige Sorge ftlr ihre werth-
voUen Schätze getroffen, so wären sie nicht verbrannt, hätten die Räthe des
unglücklichen Winterkonigs zu Heidelberg etwas mehr Energie entwickelt,
so wären die kostbaren Ilandschriften jener nicht nach Rom entführt worden.
Das kurfürstliche Archiv hatte man nach Frankfurt gerettet. Die Bibliothek
liatte mau „wegen deren grosse und menge der oUcher" am 26. Oktober
1621 noch nicht bergen können, wie die Käthe dem besorgten Kurfilrsten
nacli Amsterdam berichteten. Dass diesem nicht allein um diese Scliätze
bangte, ergiebt sich jetzt aus einem bisher ungedruckten Briefe eines Ver-
wandten, Freundes und Glaubensgenossen des Kurfürsten, des Herzogs von
Bouillon und Herren der starken Feste Sedan, Henri's de la Tour d'Auvergne
vom II. Februar 1622, den Herr E. Erdmannsdörffer kürzlich in den „Neuen
Heidelberger Jahrbüchern" is'.H. S. 390 veröffentlicht hat. Der Vater des
Marschalls Turenne forderte die Kurfürstliche Kanzlei zu Heidelberg auf,
„les livres manuscrits les plus rares, a la conservatiou desquels le public a
grand Interest" aus der bedrohten Stadt zu entfernen, und bot ihnen seine
Feste bis auf bessere Zeiten als Zufluchtsstätte an. Man weiss nicht, ob und
was die Räthe Friedrichs V. dem französischen Huguenotten geantwortet
haben. Das Resultat der Unterlassung seines Vorschlags war die Ueber-
führung der Falatina nach Rom. x. x.
In der Historisk Tidskrift utg. af Svenska Histor. Föreningen genom
E. Hildebrand, Arg. 10 berichtet Elof Tegn6r über italienische (Archive
und) Bibliotheken nach Aufzeichnungen von einer Reise in den Jahren
I8S0— 90 (S. 300— 12). Tegn6r hat 35 öffentliehe Bibliotheken — deren es
in Italien 2—300 giebt — besucht und berichtet über sie nach eigener
Kenntnissnahme — zunächst für schwedische Forscher. Von den beiden
grössten Bibliotheken Italiens, der Centralbibliothek Vittorio Emmanuele in
liom mit 360 000 Bänden, von denen ungefähr 200000 geordnet und zugäng-
lich sind, und der Nationalbibliothek in Florenz hält Tegn6r die erstere für
„eine Art Parvenü", die letztere für Italiens „fornämsta bibliotek". Das Ent-
gegenkommen der italienischen Bibliotheksbeamten, die Ausstattung und Ein-
richtung der Lesesäle u. A. hebt T. rühmend hervor; mit Recht bedauert er
aber die Unifonnität in der Verwaltimg, die einseitig bibliotheksteclmische
AiLsbildung der höheren Bibliotheksbeamten u. A. Eine systematische An-
ordnung und Aufstellung hat er, und zwar bis ins Detail durchgeführt, nur
in der Biblioteca comimale zu Bologna gefunden, überall sonst bestimmt in
der Regel das Format den Platz der Bücher. W.
In der Stadtbibliothek zu Reims bildet das Cabinet de Reims eine
eigene, ausser der Incunabelsammliuig wohl die werthvollste Abtheilung. Sie
umftusst: 1) alle Werke über Reims und seine Umgebung, 2) alle Werke von
Autoren, die aus Reims gebürtig sind oder sich dort längere Zeit aufgehalten
liaben, 3) alle von 1553 bis zum Ende des is. Jahrhunderts in Reims ge-
dru(;kten Sachen. Von dem Katalog dieser für nordfranzösische Geschiente
wielitigen Sammlung ist der erste von dem Stadtbibliothekar Courmeaux unter
Unterstützung von Duch<3Uoy und Jadart bearbeitete Band erschienen, der
die Abtheilungen der Theologie und Jurisprudenz entliält, doch sind die
Handschriften, die einen besonderen Band bilden sollen, ausgeschlossen. Den
Titeln sind häufig weitere Angaben über die Verfasser u. dergl. beigefügt.
Vom bibliographischen Standpunkt aus lassen freilich die Beschreibungen
manchmal zu wünschen übrig; insbesondere sind bei den Sammelbänden von
kleinen localhistorischen Broschüren, Edicten u.s.w. nicht die einzelnen Stücke
verzeichnet. W. Seh.
Vm. 12. 38
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|,jlii;iiV *,\ Ai i.-t \ < ily <.Itr.iy < it> l-'«Iy. Wr|ilji: aiJl ^'» Juli d. .1. ' r-
üllii« 1 wi]i«l< I iiili:iiri ii :i(i(-}i lin Vt-i'/i-iciuiis'. ili r im Ij"^i'/iiiiiii«T aiislit-^"' :.-
<l< II ru /< n « liiili« /i l'ii tüMiotli« i. /.;i)ilt i-a Himimi JSiindi*; .SM-n-tär uni
ltlt»Ji<itlii 1 :ir it /.II/ /.«il Ml <i«-i»r;.n- Watsoii < uir. Ilbriii.
In Vi r. <-|ji< 'li iH II in ( j^^-i i iTsrlM-tiirnili-n r»iii1tiTii. z. H. i in Ih's.s elllau «1
is'M. Ni S, lit hnili-l iili < in .l.ihn ■ iJirjrlii üIht di«' M urliardsclir Stadt-
hl h Jinl Ili l /.Ii ( .r •• I :iii- il< in .lalin* l^!i '.!•]. ans «lein liiTvorp'lit . dass
ilif.xllii im Aul liliilirn lif^'rillt n i>t. Sir liat In dein .lalirc i'iiicn Zuwachs
lull ii.itü jiiiiid« II t ilalinn. vun dtnrn Mim käiillirli erworben sind. Wird der
Wiilh ilti <ii:wlniiKi vMilil virll'uli ein >rlir fra^^wllrdltfer sein, so »iiid der
liltiliiillii-U diM-li iiiii-li i-im- L'rilic wrrthvnllcr ViTinärlitiiissc in Aussiclit ge-
iHirlll IMi- SlailllHliliotlirK mai-lit ^^iurMMTmassi-n drr viel liedinitcnd^reu
iilitiiill-'<-li«-ii LaiiiliMliibliniliil. liiirlM'i roncuncn/., wenn auch )>oide Biblio-
Vermischte Notizen. 563
theken sich über einen AnschafTungsplan verständigt haben. Hätte der
Grtinder der Bibliothek seine Bamraliingen und das bedeutende Capital, wo-
mit er die Bibliothek dotirt hat, der grossen Casseler Bibliothek vermacht,
würde er den wissenscliaftlichen und auch localen Interessen der Stadt besser
gedient haben. Denn die in Cassel vorhandenen litterarischen Schätze sind
nun in zwei Sammlungen getrennt Daran lässt sich nun aber Nichts mehr
ändern.
In den Ostern 1891 zur Ausgabe gelangten Schulprogrammen veröffent-
lichen folgende Schulen Kataloge ihrer Bibliotheken : Kealgymnasinm Brom-
berg (Lehrer-Bibl. von E. Hertel), Realprogymuasium Buxtehude (SchUler-
Bibl. von H. SchlQter), Königl. Gymnasium Erfurt (Lelirer-Bibl. 2. Abth.),
Königl. Friedrichs-Gjnnnasium Frankfurt a. 0. (Schüler-Bibl. von R. Schwarze),
Künigl. Gymnasium Lissa (Gymn.- Bibl). Dem Programm des Friedrichs-
Gymnasiums in Altenburff ist ein Verzeichniss der bis zum Jahre 1517 ein-
schliesslich gedruckten Werke der Gymnasial-Bibliothek beigegeben.
W.
Der „Quarterly Index of additions to the Milwaukee Public Li-
brary", von dessen dritten Bande uns Nr. 21 u. 22 (Januar— Juni 1891) vor-
liegen , bringt dieses Mal S. 113 — 115 auch eine Bibliographie über die
Shakspere-Bacon Frage und zeigt im Uebrigen aufs Neue, dass sich die
amerikanischen Bibliotheken bei Anschaffung neuer Werke einen gewissen
Luxus erlauben dürfen, der unserm Continent, dem alten, versagt bleiben
muss. Denselben Eindruck macht auf uns die vorzüglich ausgestattete und
übersichtlich angelegte, 478 Spalten starke „Alphabetical Finding List of the
Free Public Library of Jersy City, N. J." vi»m 1. August 1891. Da
diese Bibliothek erst am B.Juli 1H91 mit 15544 Bänden und 325 Zeitschriften
eröffnet wurde, so verdient die Schnelligkeit der Arbeit, zu der über 100 OOü
Eintragungen erforderlich waren und in welche sich der Bibliothekar Mr.
George Watson Cole, von der Chicagcier Newberry Library, und Miss Esther
E. Burdick als „Head Cataloguer" theilten, volle Anerkennung. — Das vom
Universitätsbibliothekar Justin Winsor herausgegebene „Harvard üni-
versity Bulletin" Nr. 40 (Cambridge, Mass.) vom Mai 1891 enthält haupt-
sächlich die Aecessionen zu der Bibliothek sowie zu der Sammlung aer
Dante-Gesellschafl. Daran schliesst sich die, auch separat als Bibliographical
Contributions Nr. 42 erschienene Liste von Rednern und Dichtem der 5»ßÄ-
Gesellschaft an der Harvard üniversity von William Hopkins Tillinghast. —
Das „Library Bulletin of Cornell Üniversity* No. 28, Ithaca, Mai
1891, bringt die neuen Erwerbungen der Bibliothek vom Dec. 1890 bis März
1891 ; voraufgeschickt ist ein Verzeichnis der zahlreichen neuen Publicationen
der Universität und ihrer Beamten. Hbrln.
Vermischte Notizen.
Bekanntlich bereitet man jetzt in Italien mit allen Mitteln der modernen
Kritik eine neue Ausgabe der Divina Comedia vor. Bei der grossen Menge
der vorhandenen, nicht unbedeutend von einander abweichenden Hand-
schriften, über 500 kommen in Betracht, ist die Aufgabe, dem ursprüng-
liche Texte so nahe als möglich zu kommen, keine einfache. Jetzt scheint
man aber einen bedeutenden Schritt vorwärts gethan zu haben, um dem Ziele
näher zu kommen. Man hat zwei grosse Gruppen von Handschriften zu bil-
den begonnen imd die eine auf Boccaccio , die andere auf einen Schreiber
Francesco di Ser Nardo di Barberino im Elsathale bei Florenz zurückgeführt.
Von diesem Francesco di Ser Nardo rühren eine ganze Anzahl Handscnriften,
38*
564 Venniscbte Notizen.
daranter zwei von 1 837 und 1 347 her. Was flir eine Vorla&re hat nun diesen
Abschritten zu Grunde gelegen? Üa hat nun der Herr College Carta an der
Nationalbibliothek zu luriii festgestellt, dass Ser Francesco eine Hand-
schrift, die jetzt in der l^ibliothek der Brera zu Mailand liegt, für einen
Angehörigen der Familie Dante geschrieben liat. Denn es betindet sich das
Wappen der Familie Dante auf der Handschrift. Es liegt nun die Annahme
doch nahe, dass die Familie Dante, die jedenfalb einen guten Text hat
haben wollen, auch dem Schreiber eine gute Unterlage gegeben haben wird,
oder doch wusste, dass der Abschreiber eine solche besass. Das nimmt anch
Herr Professor £. Mtmaci an, der hierüber in der Sitzung der Accademia dei
Lincei vom 19. Mai berichtet hat. (Neuerdings sind die Ausführungen C.'s
wieder bestritten.)
Von der bekannten, in dieser Zeitsclirift auch bereits melirfaeh be-
sprochenen (vgl. zuletzt VI. S. 321) „Uebersicht der gesaniuiten staats-
und rechtswissenschaftlichen Literatur, zusammengestellt von Otto
MUhlbrecht** ist ims der 23. Jahrgang, enthaltend die Litteratur des Jahres
1890 (Berlin ISUI. Puttkamer & Mühlbrecht. 8». XXVIII, 244 + » S.) zn-
ffeeangen. Die Zahl der auf^eftlhrten Werke, also auch die juristische Pro-
auKtion, hat gegen das Vorjahr abennals eine Abnahme erfahren, ist von
8796 auf 3623 gesunken; gegenüber dem Höhepunkt der Produktion im Jahre
18S4 mit 4394 ist diese Abnahme schon sehr beträchtlich; sie zeigt sich be-
sonders auf dem (iebietc der französischen und englischen, weniger auf dem
der deutschen und italienischen Litteratur. Natürlich entsprechen die Zahlen
der Mühlbrechtschen Hibliographie , da ja bei der Aufnalnne vieler Werke
eine gewisse Willkür nicht zu vermeiden ist, nicht genau der wirklichen
Produktion , aber im allgemeinen werden sie doch die Fluctnation derselben
richtig wiedergeben. Auf die einzelnen Sprachen vertheilen sich die von
Mühlbrecht angeführten Werke und Abhanulungen wie folpt: Deutsch ISIS
Nummern, Französisch 53s, Englisch 5S2, Italienisch 328, Niederländisch 154,
Skandinavisch 129, Spanisch 74. Die Einrichtnng ist die alte geblieben, der
von uns wiederholt ausgesprochene Wunsch nach einer systematischen Inhalts-
übersicht leider noch nnmer nicht erfüllt. Auch diesmal findet mau unter
den aufgefülurten Werken so manches, von dem mau schwer einsieht, wie e^
^nig.
Litteratur zum Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches lUr das deutsche
Reich. W. Seh.
Die Nr. 40 der Bibliographical Contributious der Library of
Harvard University enthält die willkommene und brauchbare Uebersicht über alle
im .Tahre 1^90 erschienenen Bibliographien, ebenso wie in den Vorjahren von
William Coolidge Lane bearbeitet. Wenn man sieht, dass allein diese Ueber-
sicht 25 zweispaltige Seiten umfasst, bekommt man eine Anschauung davon,
verzeichnet. -- Die Nr. \\) des Quarterly index of additions to tlie
Milwaukee public library enthält lediglich das Zugangsverzeichniss.
W. Seh.
Seit dem Anfang dieses .Jahres hat auch in Deutschland die jetzt so
vielfach angebaute Disciplin der Volkskunde ein eigenes Centralorgan er-
halten in der 'Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Neue Folge
der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft begiiludet von
M. Lazarns und H. Steinthal. Im Auftrage des Vereins herausgegeben von
Karl Wemhold. Berim, Verlag von A. Asher & Co. (Jähriich 4 Hefte; 15 —
Vermischte Notizen. 565
16 Mk.V. In der Einleitung des Heransgebers stellt sich die neue Zeitschrift
ein selir umfassendes Programm und will das weit ausgedehnte Gebiet der
Volkskunde in seinem ganzen Umfange berücksichtigen. An dieser Stelle sei
besonders hervorgehoben, dass die Zeitschrift des Vereins ftlr Volkskunde
auch eine ausführliche Bibliographie bietet, die um so dankenswerther ist,
als ja bekanntlich die Litt^ratur des folklore sich über alle Cultnrsprachen
zerstreut und deshalb eine Uebersicht sehr erschwert. W. Scii.
Für die spanische Litteratur ist ein werthvolles Nachschlagobuch das
vor kurzem von dem Stadtbibliothekar von Burgos, Martinez Aäibarro y
River veröffentlichte Werk Intento de un diccionario y biblio-
gratico de los autores de la proviucia de Burgos (Madrid, Murillo.
b". 570 p.), das neben den gedruckten Büchern auch die noch nicht publi-
cirten Handschriften berücksichtigt. W. Seh.
In einem Supplementhefte des Bulletin d*histoire ecclösiastique et
d'arch6ologie religieuse des dioceses de Valence etc. I (». Ann. 1 890. veröflfent-
licht der bekannte Bibliograph Ulysse Chevalier als Introduction aux
Oeuvres completes ae Saint Avit vollständig imd zuverlässig alle
Testimonia über diesen Heiligen und ein Verzeichuiss der Handschriften und
der Ausgaben seiner Werke. Die Peipersche Ausübe (Alcimi Ecdicii Aviti,
Vicnnensis episcopi, opera in den Mon. Germ. hist. Auct. andquiss. T. 6.
1883) ist für die Arbeit von besonderem Nutzen gewesen. W.
Von modernen Bibliographien und Nachschlagewerken, welche in der
letzten Zeit in Amerika erschienen sind, enthält die Abtheilung IIa der
Handy Lists of technical literature, compiled by H. E. Haferkom,
Milwaukee 1890, die Litteratur über Elektricität, Magnetismus, besonders
auch über Gas- und Telegraphenwesen. Da der Katsuog nur die in engli-
scher Sprache von 1880 bis incl. 188« gedruckten Bücher enthält, so ist er,
was seine Vollständigkeit und Genauigkeit anlangt, ftir uns nicht gut contro-
lirbar. — Nicht nur die Titel, sondern auch kurze charakteristiscne Inhalts-
augaben der verzeichneten Bücher bietet The Readers Guide in Eco-
nomic, Social and Political Science being a classified bibliography,
american, english, french and gennan, with descriptive notes, author, title
and subject Index, courses of reading, coUege courses, etc. edited by R. R.
Bowker and George lies, New York 1891, ein sauber ausgestatteter Band
von 109 Seiten, dessen Inhaltsverzeichniss für die Anordnung der Abthei-
hmgen Nationalökonomie und Socialpolitik in den Realkatalogen amerikani-
scher und englischer Bibliotheken uuussgcbend sein könnte. Die deutsche
Litteratur verschwindet auf diesem Gebi(jte fast ganz vor der Reichhaltigkeit
der fremdländischen, die sich übrigens durch die verschiedenartige P'nt-
wickelung der einzelnen Staatsverfassungen und ökonomischen Verhältnisse
genügend erklären lässt. — Alle Altcrthumsforscher werden den Index zu
den Publikationen des Archaeological Institute of America vou
1879— IS89, bearbeitet von William Stetson Merrill (Newberry Library, Chi-
cago), Cambridge 1891, willkommen heissen. Eine praktisclie Einnchtung
desselben besteht darin, dass die Siglcn ftlr die einzelnen Publikationen am
Fusse jeder Seite angegeben sind, so dass man nicht nöthig hat, in der Vor-
rede nach der Bedeutung der Abkürzungen jedesmal nachzuschlagen.
itbrln.
An Geduld und Rührigkeit in der Herstellung von ludices zu allen
mi)glichen Zeitschriften dürfte es kaum jemand mit dem Assistenten-
bibliothekar in der Verein. Staaten-Nationalbibliothek (Library of Congress)
zu Washinjjton, Mr. W. M. Griswold (vgl. C. f. B. 1 S. 2o5), aufnehmen.
Nicht weniger als sechs derartiger Publikationen in den verschiedensten
Formaten, von welchen allerdings zwei bereits aus dem Jahre 1882 stammen,
566 Vennlsohte Kotizen.
haben wir an dieser Stelle zu verzeichnen. Zunächst ein „ General- Au tor-
und Sachregister zu Zeitschriften meist historischen Inhalts, und zwar: Die
historische Zeitschrift , unsere Zeit, Das historische Taschenbuch'*. Indexes
Nr. IX. Bangor, Maine, V. St. (Leipzig, K. F. Koehler) lb82; ;54 S. k H C'o-
Inmnen, ct. b^ Dasselbe umfasst die Jahre 183(i bis l&Sl. Der unmittelbar
vorhergehende Index (Nr. VIII) : „Autoren- imd Sachregister der Deutschon
Rundschau, I.— XXIX. Bd., Bangor 18^2, (Beriin, (iebr. Paetel), 13 S. gr. S^
hatte sich nur auf diese eine Zeitschrift beschränkt. Nr. XIII umfasst einen
Index to articles relating to history, biografy, literature, society, and travel
contained in collections of essays, Bangor \^b'S. Von Griswolds neueren
Arbeiten zeichnet sich Nr. IV der Cumulative Indexes : , Autoren- und Sach-
register zu den bedeutendsten deutschen Zeitschriften 1 SbG — 1 Sb9 und zu ver-
scuiedenen Sammlungen*", Cambridge (Mass.) 189(t, X, 4S S. a 3 Sp. 4" durch
sein grösseres Format und seine Uebersichtlichkeit aus. Du* darin registrirtcu
Zeitschriften sind: Deutsche Revue, D. Rundschau, Jahrbuch f. Gcsetzgi*bung,
Nord u. Süd, Preuss. Jahrbücher, üeber Land und Meer, Unsere Zeit, Vom
Fels z. Meer, Wcstermanns Monatshefte, Gesellschaft, Russ. Revue, Schorers
Familienblatt, Oeflfentl. Vorträge geh. in der Schweiz, Sammlung? gemoinvorst.
wissensch. Vorträge, Deutsche Zeit- u. Streitfragen. Wie ein Zwerg erscheint
dagegen in seinem kleinen Oktavtonnat der „Continuous Index^ zu 49 ameri-
kanischen und englischen Periodica, (Cambridge ISDI). Sehr fraglich er-
scheint mir der Nutzen der „Descrintive List ot international novels*" ((,'ani-
bridge 18^)1) mit ihren kurzen Inhaltsangaben mehr oder weniger bekannter
Novellen. Solche Eintagsfliegen verdienen die mühselig verfassten Auszüge
nicht. Die Vollständigkeit und Zuverlässigkeit der sämmtlichen Indice« nach-
zuprüfen, ist hier natürlich nicht der Ort; aber ein Bedenken gegen einen
schweren Fehler in der allgemeinen Einrichtimg derselben soll hier nicht ver-
schwiegen werden: es durften nicht die Zeitschriften wissenschaftlicher Art
mit denen, die der blossen Unterhaltung dienen, in einen Topf geworfen
werden. Dadurch kann der Nutzen der ludices, wenigstens filr cus deutsche
Publikum, leicht illusorisch werden. Hbrlu.
Von dem unermüdlichen Mario Sig. Tavagnutti, der seit 15 Jahren
das Ziel verfolgt, „eine den Anforderungen der Gegenwart entsprechende
systematische katliolisch- theologische Bücherkundc zu bearbeiten", ist eine
Bibliotheca catholica Societatis Jesu als No. VI erschienen, welche
die von katholischer Seite über den Orden und einzelne Mitglieder desselben
erschienenen Werke verzeichnet (Wien u. Leipzig, I8*.n. Verlag Austria,
Drescher & Comp. 4a S. 8"). Auch die ausländische Litteratur ist dieses
Mal berücksichtigt, dagegen die gegnerischen Schriften nach Kräften aus-
geschieden. Letztere konnten wenigstens in einem Anhange untergebracht
werden; daftir hätten wir gern gesehen, wenn T. auf die Mittheilung von
Novellen und Erzählungen über den Orden und die Wiedergabe der 7 Seiten
umfassenden Urtheile der Presse über die kathol.-theol. Bücherkunde ver-
zichtet hätte. llbrln.
In Lüttich hat sich im Februar 1^0! eine Societe Liegeoise de Biblio-
graphie unter dem Vorsitze des Herrn Professor (■. Le Paigc gebildet. Als
Secretair fungirt Herr Rechtsanwalt Louis Polaiu. Der Jahresbeitrag ist auf
10 Francs festgesetzt. Als erste Schrift dieser (icsellsehaft ist ein Essai
bibliographique sur les editions imprinices a Anvers, i)ar (Juillaunie Vorster-
mann demeurant en la nie de la Chanibre a Lenseigne de la Lyconie d'or
erschienen, in der UW» Vorstennannsehe Drucke aufgezählt und kurz be-
s,chrieben werden. I>er Herr Verfasser nennt diese Arbeit bescheiden eine
Edition preliniinaire , als ob nicht alle derartigen bibliographischen Arbeiten
mit UnVollständigkeiten zu kämpfen hätten. Iloft'entlit^i erhält Herr Polaiu
noch von Bibliophilen Nachträge zugesendet, so dass er eine edition defini-
tive liefern kann.
Nene Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 567
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete
des Bibliothekswesens.*)
fThe Bookworm. No. 47, Oct. 1S91: Our note book. — Early London
bookbindings. — Publishing in Gennany. — Binding as an evidence of
date, E. Burbidgc. — A note on Niagara literature, J. Hayes. — The
abuse of books. — The entertainment of books.
No. 48, Nov. 1891: John Dennis: a sketch by the editor. — On book
buyers. — The romance of book-hunting. — Macmillan and their books.
The Library. September 1891: A Wardrobe book of queen Elizabeth, H.
G. Hewlett. — Booksales by R. H. Evans (1812—1845), F. Norgate.
October 1891: Address delivered at the opening of the fourteenth annnal
meeting of the Library Association Nottingham, September 16, 1891, by
R. Harrison. — Report of the Library Association of the United King-
dom to the fourteenth annual meeting held at Nottingham, Sept. 10, 1891.
— Report on examination scheme, adopted at the 14. annual meeting of
the Library Association of the Un. Kingdom. — Report on library ap-
[»liances prepared by reqnest of the Council and presented to the 1-1.
annual meeting of the L. A. U. K. — Report on Public Library reports,
prepared by request of the Council and i)resented to the 14. annual mee-
ting of the L. A. U. K.
The Library Journal. Vol. 16, No. 9: Departmental libraries. IL, by
E. E. Clarke. — Access to the shelves, by Th. W. Higginson. — The
Information desk at the Providence Public Library, by \V. E. Foster. —
Library work for women, some practical suggestions on the subject. by
C. M. llcwins. — The world's congress auxiliary of the world's Colum-
bian Exposition. — The most populär books, by F. M. Crunden. ~
Programme of the aiumal meeting of the American Library Association,
Oct. 12—16, 1891.
Le Livre moderne. No. 22, Oct. 1891: La presse d'information et la vie
{)riv6e des ecrivains au debut du romanti8me,(1835). Quelques gens de
ettrcs dans leur interieur. — Le Chevalier d'Eon, bibliophile, latiniste et
theologien, R. C. Christic. — (frandeurs et decadences de la librairio
frangaise au XIX. siecle. Notes de statistiquc anecdotique pour servir
a riiistoire du livre. B. IL Gausseron. — Autopsycographies ou r6vela-
tions par auto^raphes.
Revue des bibliotheques. No. :5, Juin 1891: Les archives d'Aragon et
de Navarre, p. IL (Jourteault. — Une liberalit6 de la bibliotheque de
l'universite de Bäle, lettre de M. Germain ä Du Gange, 21. juillet 1683.
~ Inventaire de la Bibliotheque de Guillaume Pelicier, evequc de Mont-
pellier (1529-1568), p. IL Omont.
No. 1, Juillet 1891: La bibliotheque de Tancien College d' Ilarcourt,
aujourd'hui Lycee St.-Louis, p. Bouquet. — Catalogue des manuscrits de
Panvini, p. L. G. Pelissier. — Le papier, p. V. Mortet. — Bibliographie
des musees de Proviuce, p. V. Mortet.
Adressbuch fllr den Buch-, Kunst-, Musikalienhandel imd verwandte Ge-
schäftszweige der österreichisch- ungarischen Monarchie, mit einem An-
hang: Oesterreichisch-ungarisches Zeitungs-Adressbuch. Herausgegeben
v(m M. Perles. Jahrgang XXVI: 1891. Wien, M. Perles. VIII. 304 S.
mit Bildniss in Photograv. gr. 8". Subscr.-Preis M. 4.4o-, Ladenpreis
M. 5.60; ohne Bildniss Subscr.-Preis M. 3.80; l^denpreis M. 5.
Andrieu, J. Bibliographie generale de l'Agenais et des parties du Con-
domois et du Bazadais iucorporees dans le departement de Lot-et-
*) Von den mit f bezeichneten Zeitschriften sind nur die Artikel biblio-
graphischen oder bibliothekarischen Inhalts angezeigt.
Die Titel der Werke» welche der Redaktion vorgelegen haben, sind durch
* bezeichnet.
(
568 Xene Erwheinrinir-n vir «ienx •"►«Hi,.r*» lies Bibliothekuwesew.
*'»ir«*na'* K. rt'r^'ir*' ilriiAbt-r •:■:■■ V' " •:s >< livres. bnvchnres, jrHmac
.. :c . '• > \ \ "< 13' ar** :•■ a " ^' n. r^: rinit-s ilan? oe pays «ju la-
:r^.»ssla" ::?• vr 'tu« :i". k"-f : -i ^i^-. -i '.iTerairrs rt biofrnpliiijw.
l 3!'.' ■'.' '^nit. !i.!i:«'n" '.:•: * i:«-::- •:!;;- Airen. Paris. Pioard. VlE
■»••"» " i - ."f.. *'
Arlii. L l ''-::■ ::.ir»' vS-'^m:"«*« H la:!'\ l" H-t'pli. 1»>'> p. S. L. li"
Avv-ae: H l Jk vr*-"*^«' - Tnjc r*^ ii::* '. A^-iüire «le Li prosw fran^
»>•• Vir-. M IV jt M ~.-:-\:. : r '^ Fr. 2.
'AvrVTi A A^'v.':^ :" l'i:* ^■'\:' c^.i •r.'iiM ^ <^^'Z^rtn «lelle 9€\mr
6.'.*''<i.'ü*:'.w l" •r::« . •*■• i. ^nitl!:! »t V-'-r i'^ri>. >! p **'". L. 4.
•Avt'*-i A '. l-i'W'l ■• -arjü- ;r'r ' -:•' I ^ I^rvTiruri e«i. 2»*p. V'. Li
l*ib". : '»^"iV - ■ ■ '■^ Ä'^' Aiz- •■ ■* ••■ : l->. vl;- Morri'i. 1:15 p. ^'. uMiiK
W ^* ^ • ■ W • ■■■•-•• ■ m ><» i'« •»*• <-••■ ■^-Ta*
^ . .^ » 1 «A ■>.* - *•» -mm ^ ■^•■' *"«•
•^»•r.t'ir».-*' Kr^olvi-'T?^ ;♦ i :> 1. •;:•.■ ■•;.-.' .• - y^r^^xTicMtÜr. Klekrroti'i'b.lk.
'iv-S •li«; c"".ixT'^.i':i''i-* ;rmr*ir * » '. !- ■.:•■ A >*:u:«l''-i. Franktun a. S
* A-- IV '4: < r- ^ V :
VAr if** r 1* A :i ." A!«' >i *-^.ii- v r -.M-o-.ir- parrif: Ili-iTi-ir^ |ff
!'• V A :^ i An^ •■ N-vt^ «i"**.i"! :-.\r • xr. < Si-mniervi^iT»-!. \^v^sr
i'iiT ".a Vt"V'''i*i' ■*■ H^- ':;•.:■:.• r^:',-! ;;-h:"i ' »:•. LI F-»aIars'i-r — I»»*M^r
l ■' * P ••''■.■ "'♦ ; i • «^ ■••■i-j\-.^\i.'-i ■*■■ '.'ir'4 I"ir^ 'i:]'? M"iiill«»r. ** p jt-k
■■»':i*:. :•■'*'
F. i-.T* "^ r».* •*i.:-!-'«~s«.'"j«.' '!'*ri:-:- r -^. ::•<*•"•. Tri;« :i::»l tier Vii.'h^'-
'*• '..■: -'•• '^ c" "* '^ -A M i
B". i-"-T F.'-'r ■* '. ■ i :s * •: :* i ■ ' : '• i-* :- '• m '■^«*: Hixn""ir:
' — r.-rL-R\:-'*- - :■: 'a-^c-u^ ■*;• ." * ■• -. i- • * " r.-.?; .7 i" Hnst".
Hirj''i"r Aj-^"--:- •. ■* Ki: ■ : :'. i-> * '■ " '. ■■ «^ .7- ^ ■ \( • h...
Bzz- '^ A" 1- \- 'Vi"— ... - :• — i.- =1 :-:::-. .{[ M-fTern:
*"iz:va:i'"'' ■" V— ::\. \" " - \<.- ■ .1. '■ i. ■■>-'" : ;;■'— IT*
^ *.. - • . - -
•' ■«»■■-■■ - \-< .= -'—•_■■ ■ ■ : ..T^ ■■ N- -k \ --i. [:•:!-
H- ■:■;.: ■ V '••- * - ■- ■\ ■ - - . - ■ -^ t L ir 3
*■■ ■■ '■ 4 : ~ * * i ■ * " - 1 • •■ -i':- .■: : i:^
T.^ ... . , . , . . . . ■ . . . ^ ■. , - ■
'Br * ^l '.I ■. • - -". * •.'.'» ■ , " -- -i — ^'*« — •-•
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■ '■'•'.'. j:'\,''\ V- ; ■"-■.- - -; - . ; "-^ ' ■ i- - . : XV'
■V - l .',.••■; - - ; >^ - ^ - -^ . _. . ^. .: _:, .^ Yt
■*".L"_'I tr". '\'- N'* "Tl."'»'» "■ ■"■<. "..■*'■• ' ■* *" IT". .*■■'*. A"5
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» i-jk! j' ;. " -iv » .: i :^ : r ■. -.v".i «.. * i-i •-;.•, .. >
>• -'--"rf "J '..'■ ^'-!e.- A** ■ l: -,:--.•■
Neue Erscbeinmigen anf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 569
Gatalogo degli articoli esistenti nella tipografia Salani. Firenze, tip. Adr.
Salani. 98 p. 8«.
^Catalogac gcneral de la librairie fraD<;aise. ContiDuation de ronvrago
d'Otto Lorenz. (Periode de 1840 a I885: 11 voliimes.) Tome XU:
Periode de 1886 ä 1890. RMig6 par D. Jordell. Fascicule 1 : A— Code.
Paris, libr. Nilsson. P. I— 24(» gr. 8°. Fr. 11.
Catalogue of the General Asscmbly Library. Annual Supplement, January
1891. Wellington. 4.30. X. 8 p. 8°.
Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der
öffentlichen Arbeiten. Inhalts- Verzeichniss der Jahrgänge 1881 bis ein-
schliesslich 1890 (I— X). Bearbeitet von V. Gillsch. Berlin, Ernst &
Sohn. 78 S. Fol. M. 5.
♦Chicago Public Library: Nineteenth annual report of the board of
directors. June 1891. Chicago, Public Library Rooms. 45 p. 8®.
Claudin, A. Les origines de Fimprimerie a Reims. Les trois premiers
imprimeurs: Claude Chaudiere, Nicolas Trumeau, Nicolas Blacquenois.
Paris, Claudin. 24 p. 8^
Extrait du Bulletin du bibliophile.
Colombo, G. Manuale deir ingcgnere civile e industriale. 12» ediz. Mi-
lano, U. Hoepli. 470 p. con 194 figure. 8**. L. 5.50.
„Con una biblioßrafia dell' inßepnere."
Commenda, H. Materialien zur landeskundlichen Bibliographie Oberüster-
reichs. Linz, F. J. Ebenhöch'sche Buchh. X. VM) S. gr. 8«. M. 8.
Croydon Free Public Libraries. Catalogue of the booUs in the South
Norwood Librarv, compiled by R. C Chapman. Croydon 1890. 97 p. 8".
Eckardt, H. Matthäus Merian. Eine kulturhistorische Studie. 2. Ausgabe.
Kiel, H. Eckardt's Veri. VIL 222 S. mit 1 Lichtdruck-Bildniss. gr. b*». M. 3.
Eckart, R. Lexikon der niedersächsischen Schriftsteller von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart. Osterwicck, A. W. Zickfeldt. VIL 181 S.
gr. 8^ M. 4.
Estroi eher, K. Polnische Bibliographie. (IIL Abtheilung 1. Band.) Jahr-
hundert XV— XVIIL Alphabetisch geordnet. (Der ganzen Sammlung
XIL Bd.) Krakau, Buchh. d. poln. Verlags-Gesellschaft. XIX. 424 S.
gr. 8". M. 15.
♦Ex-Hbris. Zeitschrift für BUcherzeichen-, Bibliothekenkunde und Ge-
lehrtengeschiehte. Organ des Ex-libris-Vereins zu Berlin. Herausgeber:
G. A. Seyler. Jahrgang I: 1891 92. No. 1. Görlitz, C. A. Starke, hoch
4** mit Abbildungen. FUr Mitglieder des Vereins jälirlich M. 12.— ; ftlr
Nichtmitglieder M. 15.
Fumagalli, Gins. II primo anno del corso di bibliografia pratiea per i
commessi librai aperto in Milano. Milano, tip. Pagnoni. 8 p.
Fumagalli, G. e G. Belli. Catalogo delle odizioni romane di Ant. Blado
:isolano cd eredi(l516 — 1593), possodute dalla Biblioteca Nazionale Cen-
trale Vittorio Kmanuele di Roma. Fase. 1. Roma, Ministero della
pubhlioa istnizione. 80 p. 8". L. 1.
Gaudin, L. Catalogue de la bibliothcque de la ville de Montpellier (dite
du Miisee Fahre). Sciences et arts. Partie IL Montpellier, impr.
Grollier pere. XIV -f p. 543— llfi4. 8".
Gaudot, E. ('. Les collectionneurs et Y „Armorial du bibliophile", avec
des reproductions d'armoiries. Besau^'on, imp. Jacquin. 21 p. S".
Tird h loo exemplaires.
Gilbert, IL M. and G. N. Godwin. Bibliotheca Ilantoniensis : a list of
books relating to Hampshire, including magazine refereuces etc. With an
additional list of Hampshire newspapers by F. E. Edwards. Sout-
hampton, Gilbert. 59 p. h^. Sh. 3.ß.
Griswold, W. M. Descriptive list of romantic novels. Cambridge, Mass.,
W. M. Griswold. 318 p. S".
Giordaui, Enr. Indice generale in ordine alfabetico di sette codici esistenti
nella Biblioteca Ambrosiana di Milano contrasse^ati Y 148—154, parte
superiore, contenenti lettere autografe di diversi celebri scienziati fra i
570 J^tmt EneMaBBc^B »=f «i^m C^-'-Mr^r -ic«
G wil: 4*i fj&ri 4* li Onnz^ T'>ra:*r dirrtti?- C ; P*^'-*> Fnss. i^r « ■»•
^^L" *<».'rv^ *-<«>lo MiLia'.'. «ci^. :ip P E E^lZi-i e«l- : • i- ?'
XV. .?:'. o. V. rv, >. I^t r'. M 15
'rniu-ry ^Bßi >'izk -/t ladühaL :*"«^— '.-•. ir^'^-ü^z rri«-rr-i.'«-'r* ■:..• :i^ "ät^
•-*?*?.:> Lisi? r'ar T»iViU* M'r offirr* ia«i ii*rrTi.«a*. xnd i£ isdrx t ti-r
oföriii rtrpi'r* Izdäu^ip»!}« >•-• -> — < p.. ^ .
II?x'i»=-r. .1 • i. BiV.iotcrmptir »irr kliii*--ira IMmisrh«'*! ••£!«. H'-f: ;
^' 4!— •*.: rv ^r^T -Vrrji^ 31. 15". Eirzrlpr-» M. 1^"^.
I Uiii'*: K-^rfin. R i^arrzrr* Verfahr -« >. mit Illa«tr ^rr. >* 31 Z4
Ji'Jtr* H I>^ »cHriiL^ r.:&li»«rhr^4a»r» dr Krim«. Irur *-:in rn I7^>— -•:
•-• u i*»rttAOt*i dr U Nrr«B.>:ii«|a»' pabli'iar-. R^id^«. Ma:«.»? 61*. 4- ;•.
J»r»r •/«'■;, .^V-,**, f;r 3lii:»-.nl».»pr. ^'i'^oU'zir imd ral»^>nTrtl«'»sir. Rrp-rr-
Xifputtj fsT dl«: .lir.TfpBZZ'' !*^'> — i*v« ond dif BriU^t^Bäsdr III— VI
hAsi l'^ns^jTit-Ti'. Sarrh- nnd < TT.^Vrrarii-hnl** fiir dir dL&rin t-ntbAhrnrr
.\^f't;xiAlr^f,'/fu. Bri»-iV nnd flrt^nxr. Za«ammvrfre»rrIlT Tun L. v»:
W^r. »■*:••. ftfü?r;fan. K S-hm>'ii#rrt'*rt'« Vr-ria^?. HL :5t,4 S. ^. <: M. ^
-J * h r •• Ü «: h •: r . I>^?»Li*rf*hr. für >y«Tr-Il:ATik. PfllAZrDirr'^fairhte und l^ß^HZxrJl-
jr*-''jjr»phi*'. K«-ran-if^sr»->'rn vV.n A. Exi^rr. Band XIV Heit 3. LeipziiT-
H' I-li.jft-lHiarjri > Z2h—yyt.. Litt^ratnrbericht 4?» und BribUn ?«' S.
iiiif I II<»lzM:hn u 2 Taf. >rr >-. 31. '•.
J a h r «• • b «- r i <• h t . Th^-t/Io^sch*-!. II»*raü*jf»-sr«rhirn Ton R. A. Lipsios. Band X.
^rir(»alr*'nd dir Lirt-ratur A*-^ Jahr«:« !>!*«•. 4. «Schlus>-i Abrheihu^:
i'T%kt\fii:}.(r TK*ri»l'ijfi*' und kircWichr Kun5t. btrarbeiiet von Ehirrs.
Wi#lT»-r*dorf, Kitd. I»T^v»-r. Ha^t-nclev^r n. ^pina. Brannsehwtdir. C. A.
.Srrhm«'f«>^hkir Ä .Suhn X u S. 417— .'-vT. jbt. V. M. i>.— . complet 31. 11
J a h r #• * Jm* r i tr b t rib<-r di»- Ft»r«<*hritt»' auf d*-m Gr>ammtgebiete der Aot-
kuUnr-i hfrtuif. Niii.- Fi.l^rr-. XIII : lr?^»«t. Per glänzen Reihe 3-'*. Jähr-
jfanjf 1 1 fr ra II >(:•'):•- ^>«'ri vf.n A. Ililp'r und Th. IHrtrich. Berlin. P. Parev.
XXXVII. w. >. ;rr. >' M. 2v
Jahr*«bi:ri''hr fib«'r di«- Fiirtschrirte der <ht-mie nnd verwandter TbeiK-
andf-nr \Vi>«irii*r|,att#-ii. I'»-jrrüii«l»-t von J. Lirbi^ und H. Kofip. herau«-
jffjr«-b«'n Von F Fitfi«*a. Für !>>»». Ili-ft 4. Braunschweig. F. Viewt-i:
.V Sohn. S. 1111 — lirj'i. jrr, v». M. !'•.
Jahr«:f|Mrir'ht iib«T dit- F»irt.schritte d^r Phamiakösm«»sie. Pbarmaeie und
Toxlk'iloiri»'. h«-niii?ijj«jr»hi-ii von II. Bi'ckiirts. Neue Fidjre des Tann-
••fart"?i^-li»-n plKinna«*. .lahn-.-ibi'richts. Jahrirau^ 'li: !•»>•.♦. <I>er ^nzen
K«-ilie »'.♦. Jabrjranj:.; 2. Hälfte, (wüuin^vh. Vandi-nhoeek ä Ruprechts
Vt-rlatr. VI u. S. •>!• U'/a. p-. y. M. '.i.
*.hT.H«-y rity, N. J.: Alpliabetiml findintr Hst i»f the Free Public Librarj".
Aiijrii>t.l. l**fj|. JiTsey rity. Jrrsryi.ity Printin jr (ViUJi»any. 2:i9 p. pr. ^^
-- Kub-i and rc^ulation.s of the Fr«'*- Piiblie Librar}'. Ibid.' P.» p. s^
Indi'M* drnnnab* dei lavuri pubblicuti dalla r. atead«inia mediea di Roma
«lalla frMidaziont- fino a tutto lanno l>*»4. Roma, tip fnit. Ontenari. r.l» p. S.
J oll n s ton -La vis. IL .F. The s(»uth italian voK-anoes. bring the aecoimt
•»f an cxcursion fo tlieni. niade by en;rli'*h and other geologists in IS^O
iindiT th«' au.*«pie4'S of th»' CJ«'olojrists' A^^soeiatitm of London with papers
on the different localities. incliidin^ thr bibljotrraphy of thf vol-
f-anic dist riets. Napoli. Furchln'im. >". Witli 10 plätes. L. 15.
♦J4)sirnh8(»n, A. (». S. Bidnig tili en torteckning över Sveriges dramatur-
gislca litteratur. Bibliografiskt försök. Uppsala. Josephsons Antikvariat.
15 p. S.
Nene Encbeinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. 571
'^'Joscphsonj A. G. S. Bibliografisk üfversikt af svcnsk periodisk literatnr.
1S9I: 1. Upsala, Almqvist & Wikselis Boktr. P. 1-21. gr. 8«.
Journal-Katalog, Deutscher, für 1892. Zusanimenstelluug von über 2500
Titeln deutscher Zeitschriften, systematisch in 3S Rubriken geordnet.
Jahrgang 28. Leipzig, 0. Gracklauer. fi4 S. gr. 8". M. — .70, cart. M. —.80.
Kcuffer, M. Bcsclircibendcs Verzeichniss der Handschriften der Stadt-
bibliothek zu Trier. Heft 2: Kirchenväter. IMer, Fr. Lintz'sche Ver-
lagsh. M. 3.
Kenne. Führer durch das Provincialmuseum von Trier. Nebst einem An-
hang über die Stadtbibliothek. Trier, Fr. Lintz'sche Verlagsh. M. —.50.
Krause, E. Johannes Brahms in seinen Werken. Eine Studie. Mit Ver-
zeichnissen sämmtlicher Instrumental- und Vokal-Kompositionen des
Meisters. Hamburg, L. Gräfe & Sillem. IIL 107 S. gr. b». M. 1.80.
Lane, W. C. Additions to the Dante coUection in Harvard College Library,
May, I, 189(1 — May, 1, 1891. Cambridee. S».
Ledieu, A. Reliures artistiques et armoiriees de la Bibliotheoue d' Abbe-
ville. Abbeville, imp. Fourdrinicr. 113 p. et 18 facsimil^s heliograph. 4".
Lohmeyer, E. Verzeichniss neuer hessischer Litteratur. Jahrgang 189«»,
neböt Nachtlügen v. 1886 — 1889. Kassel, M. Brunnemann. XLS, gr.
8«. (S.-A.) M. l.
Los Angeles (Calc.) Public Library. Author list of fiction. Los Angeles.
19 p. 8".
— Author list of iuvenile books. Ibidem. 17 p. 8°.
— Finding list. Ibidem. 177 p. 8".
Manno, A. Bibliografia di Chambery. Torino, stamp. reale della ditta
G. B. Paravia e C. 55 p. 8«.
Eüizione privata di soll 150 esemplari.
♦Milwaukee: Public Library. Thirteenth annual report of the board of
trustees. October 1, 1S90. Milwaukee, Standard Printmg Company. 73 p. 8".
*Milwaukee Public Library. Quart erly index of additions, Jnly to
September 1891. Vol. 3. No. 23. Milwaukee, Board of trustees. P.
141-l(i5. 40.
Monatsbericht, Bibliographischer, über neuerschieneue Schul- und Uni-
versitätsschriften (Dissertationen, Programmabhandlungen, Habilitations-
schriften etc.). Jahrgang 3: 1891/92. No. 1. Leipzig, G. Fock. 16 S.
gr. 8^ Jährlich M. 2.
♦Monatsbericht, Wissenschaftlich - litterarischer. Monatliche Uebersicht
aller wichtigen Neuersclieinungen des In- und Auslandes. Jalirg. I. No. l.
Berlin, H. Bloch. IG S. 8^
*Müh Ihre cht, 0. Die Litteratur des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetz-
buches fiir das Deutsche Reich, ausgearbeitet durch die von dem Bundes-
rathe berufene Kommission. 1. Lesung. Berlin, Puttkammer & Mühl-
brecht. 1892. 58 S. gr. 8«. M. 1.
Nentwig, H. Die Wiegendrucke in der Stadtbibliothek zu Braimschweig.
Im Auftrage der städtischen Behörden bearbeitet. Braunschweig, J.Zwiss-
ler. IX. 246 S. gr. 8'*. Velin-Ausgabe M. 7.50; Handpapier-Ausgabe M. lo.
Nottingham: Free Public Libraries. List of books in the reference library.
No. 14, Nottinghameshire collection. Nottingham 1899. 95 p. b*».
Omont, H. Inventaire sommaire de la collection du Parlement conservee a
la Bibliotheque nationale. Paris, Larose et Forcel. 39 p. 8.
Kxirail de la Nouvelle Revue historique de droit fran^ais.
Omont, II Les manuscrits de Pacius chez Peiresc et Holstenius (1029 a
1631). Toulouse, Privat. 24 p. 8^
Tire ä part des Annales du Midi.
Othmer's Vademocum dos Sortimenters. Zusammenstellung der wissens-
würdigston ErsehtMnungon auf dem Gebiete der sehönwissenschaftlichen
Litteratur. 4. Auflage, bearbeitet von C. Georg und L. Ost Abteilung
2. 3. Hannover, L. Ost S. 129—808. 309—448. gr. 8». k M. 2.65.
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Autiquarischo Kataloge. 573
Schulz^ A. Die floristische Litteratur für NordthUringen, den Harz und
den provinzialsächsiscben wie anhaltisclien Tbeil an der norddeutschen
Tiefeücne. 2. durcli einen Nachtrag vermehrte Auflage. Halle, Tausch &
(irosse. 90. 22 S. gr. S«. M. 2.— ; Nachtrag apart M. —.50.
Sydney, New South Wales: Free Public Librär}', ly*»» annual report from
tnistees for I8»j0-9i». Sydney. 13 p. fol.
♦Tokyo I.ibrary, cstablisiied in 1872. Ex tract of annual report, 1S90. 6i). b".
Tuckeruian, A. iribliography of the cheniical influeuee of light. Wasliing-
ton, Sniithsonian Institute. 22 p. S<^.
Vierteljabresbe riebt. Kritischer, über die berg- und bilttenmännischc
und Verwandte Literatur. Jalirgang 10: 1*591. No. 1. Freiberg i. S.,
Cniz & Gerlach. gr. 4". Jährlieh M. 2.
Zugangsverzeichnisse der Stadtbibliothek in Köln. No. 7 u. 8. Köln,
Du Mont Schaubergsche Buehh. 29 Bl. gr. 8». Für No. 7-18. M. 1.80.
Antiquarische Kataloge.
Ackermann, Th., München. No. 314—317: Altclass. l*hilologie. I. 0 riech.
Classiker. 1272 N"»- — 11. Lat. Classiker. 1159 N"»- — III. Mythologie, Ge-
schichte etc. l(M»;i No»- — IV. Neulateiner, Gninmiatik.* 766 N<»- —
No. 318: Onomatologie. 503 N'»- — No. 319: Mathematik. 795 N««- —
No. 320: AUgem. SprachwLss. 394 N«"-
Antiquariat f. Litter. u. Kunst, Karlsruhe. No. 1: Denkmäler d. deutsch.
Sprache u. Litteratur. 954 N"«- — No. 2: Sprachwlss. Litteniturg(?sch.
Französ., spun. u. portngies. Sprache. 750 N«»-
Anticiuariat, Schweizer., Zürich. General-Catalog. Aiiswalil v. 50000 au-
tiquar. Werken. I. No. 1 — 1937.
Auer Donauwörth. No 111: Kathol. Theologie. 1387 N-»«-
Bahr's Bh. Berlin. Rechts- u. Staatswiss. W.-S. 1891/92. 3454 N»"-
Baer & Co. Frankfurt. No. 2s(i: Sachsen u. Thüringen. 1026 N«»«-
Beck 'sc he Bh. Nördlingen. No. 2<I0: Auswahl bedeut. Werke aus allen
Fächern 1574 N"»-
Beijers'sche Bh. Utrecht. No. 140: Ge.schichte, Literatur u. Kunst. 512
^o». _ Xo. 141: ciass. IMiilol. u. Alterthumsk. 671 N"»-
Bertiin g Danzig. No. 83: Prakt. Theologie, Predigten, liymnologie.Sos N«»«-
Bertiin g Dresden. Anz. No. 3: Medicin. 529 N"»- — No. 4: Clas». PhiloL
441 N"« — No. 5: Hechts- u. Staatswiss. 524 N«*- — No. 6: Geschichte,
Länder- imd Völkerkunde. 828 N»*.
Bielefeldes llofbh. Karlsruhe. No. 155: Forstwissenschaften. (Bibl. d.
Forstdir. G. Ilever. I.) 1619 N^»- — No. 156: Chirurgie, Augen- u. Ohren-
heilkunde. 1696 N'>-.
Böse Leipzig. No. 17: Class. Philologie u. Alterthumsk. 1129 N»"-
Brill Leiden. No. 44: Biblioth. Orientale. I. Linguistique. (Bibl. de P. de
Jong et J. Lugossy.) 3746 N««-
Brockhaus Ant. Leipzi|2^. No. 108: R<mian. Sprachen. (Bibl. v. Prof. Dr.
IL Körting in Leipzig.) 1577 N«"- — No. 109: Astroncmiic, Geodäsie.
(Bibl. V. Prof. Dr. Ph. Carl in München. I.) 1195 N«". - No. IIO:
Physik, Chemie, Mathematik. (Bibl. v. Prof. Dr. Ph. Carl in München. IL)
1446 N'« — No. 11 1 : Strafrecht. (Bibl. v. Dr. K. Herzogin Halle.) 959 N««-
Carlebach Heidelberg. No. 184: Ausländ. Literatur. 827 N'^" — No. 185:
Deutsche Literatur u. Literaturgesch. S93 N«>»- — No. 1S6: Jurisprudenz
u. Staatswiss. 745 N'»«-
Cohn, Alb., Berlin. No. 200: Seltene und werthvoUe Bücher. IL Jagd —
Protestanten. No. 756 — 139S. — No. 201 : Holzschnittwerke d. 15. u.
16. Jahrb. Kostümkunde, Exlibris. 301 N«"-
Creutzer Aachen. No. 52: Archaeologie u. Kunst. I: A- Kupferstiche.
2182 N««. — No. 56: Botanik. 1691 N««-
574 Antiquarische Kataloge.
Dieterich's Ua.-Bh. GDttingen. No. 13: Orientalia. JudaicaL Philo<opbie.
1006 N«.
Dietz Alteabarg. Anz. Nt>. 3: Aaswalil a. versch. Wiss. 6«h» X*»
Dürliag Ilambarg. Xo. 45: Deutsche Literatur u. Sprache. 17 93 N<
— So. 46: Staats- u. Rechtsw. Si5 N**«
Dorn 'sehe Bh. Ravensburg. No. :i: Kath. Theologie. WU X«»-
Edelbeck Münster. No. 43 : Kath. Theologie. Geschichte. Belletristik. At^t N «
Eisenstein & Co. Wien. No. 10: Austriaca u. Hungarica. 214 S.
Freieslebens Nf. Strassburg. No. 11: Medicin. 1664 Xo«. — Nu. 12:
Naturwiss. 635 N<»»-
Geerinff Basel. No. 220: Neuere Medicin. S!>2 N'>*^ — Anz. Xo. loij.Ver-
miscntes. 414 N»*-
(;erschel Stuttgart. No. 14: Chemie, Phvsik. Mechanik etc. IS69 N'>^-
GiIhofer& Ranschburg Wien. Anz. No.'l6: Vermischtes. Xo. lllo— I4«m».
Graeger Halle. No. 253: Naturwiss. u. Mathematik. 719 X«*- — Xo. 254:
Jurisprudenz u. Staatswiss. 5:i2 N«>^
Uarrach Kreuznach. No. 12: Theologie, Philologie, Sprachen. 712 N^-
— No. 13: Staats- u. Rechtswiss.. Medizin. »«4 N^-
Harrassowitz Leipzig. No. 173: llieologie, Ilebraica, Judaica. iBibL v.
Prof. Dr. J. Gildemeister in Bonn.) 3246 N^ — No. 174: <>riintalb
(m. Ausschluss d. semit. Sprachen). (Bibliothek v. Prof. GUdemeister in
Bonn, Prof. Dr. V. Trenckner Kopenh., Prof. Dr. E. Forchhammer Ran-
goon, Col. G. E. Frver l^ndon.) 2fi09 N«>« — No. 175: Semit. Sprachen.
(Bibl. V. Prof. Gildemeister.) 2002 N««
Harrwitz Berlin. Curiosa, .locosa, Erotica. 445 N^<-
H au gg Augsburg. No. 119: Incunabeln. 25i) N««- — Xo. 120: Xeuere
Literatur aus allen Fächern. 555 N"«-
Hcberle Köbi. No. 90: Französ. Literatur. 2«»2S N'«-
Hiersemann Leipzig. No. S4: Kunst. 32S N"«- — No. S5: Aus^wählte
Kunst-Sammlung, Manuscripte u. Miniaturen. ti4 S. — Xo. St» : Aegj"pto-
logie. 325 N"»- — No. s>T : Americana. L 655 N^- — Xo. SS : Rnssland.
1270 N"*-
Hirsch Dresden. No. 21 : Kupferstiche, llandzeichnungen, Kostümbilder.
4S5 N^
Iloepli Mailand. No. 73: Livrcs fiancais. Is35 N"»-
JacobMohn & i'o. BrcHlau. No. 106: Kathol. Belletristik u. Theologie. 7^ S.
Jolowicz Posen. No. 111 : Deutsche Literatur. (Bibl. v. Dr. R. Boxberger)
4573 N*»--
Jiirgensen & Becker Hamburg. No. 1: Gesehichte, Kunst, Philologie etc.
>574 No«
Kantorowicz Milano. No. 3: Incunaboli, bibliografia, niiscellan. ITo N"-
Kendo Wien. 1891. No. S: Autographen u. histor. Urkunden. Seltene
Bücher. 577 N"".
Kerler Ulm. No. 170: Medicin. 7000 No«. — No. 171: Judaica. 753 N«*-
Kirchhoff & Wigand Leipzig. No. S82: Auswahl bedeutender Werke.
5453 N««- — No. S83: I^and-, Haus- u. Forstwissenschaft. 946 X«*- —
No. <<S4: Philosophie, Pädagogik. llOSNo"- — No. SS5: Medicin, Homö-
opathie. 7(15 N«"»-
Kühner Brcsku. No. 211: Class. Philologie. 1845 No«-
Koehler's Aut. Leipzig. No. 507: Vcrgl. Anatomie. Physiol. u. Enibr\ol.
14S1 N"«- — No. 50b: Arische Völker u. Sprachen nebst d. nichtarisclien
Sprachen Indiens. 206«» No«. — No. 509: Semitica u. Hamitica. 2231 N*»*-
Koeliler^s Ant. Berlin. No. 19: Biblioth. sinica et japon. 670 X««-
Lau & Cie. München. No. 18: Porträts v. Adligen. 935 No*.
Laupp'sche Bh. Tübingen. No. 7: Medicin. 7115 N««-
Liebisch Leipzig. No. 02: Prakt. Theologie. (Bibl. v. Prof. Delitzsch,
Past. Michaelis in Leipz., Cousistorialr. Krummacher in Stettin u. Kirchenr.
Fröhlich in Dresd.). 50<i0 N«* — No. 63: Systemat. Theologie. No. 4341
—0761.
Antiquarische Katalog^. 575
Liepmannssobn Berlin. No. 89: Mnsique instrumentale. 550 N^*-
L i s s a Berlin. No. 6 : Manoscripte, Literatur d. XV. u. XVI. Jahrb., Bibliograph.
600 N««-
List & Francke Leipzig. No. 220: Bibliotbeca Hamburg. (BibL v. Dr.
O. Beneke in Ilambg.) 572 N«*- — No. 230: Musikwiss. (Bibl. d. Musik-
dir. G. Traiitermann Werniger.) 3142 No<- — No. 231: Aegypten u. d.
Balkanländer. (Bibl. d. Generalconsuls A. Frb. v. Warsberg in Wien.)
720 N'»*- — No. 232: Geologie, Geoguosie, Mineralogie. 1396 No»- —
No. 233: Kultur- u. Sittengesch^ Volkskunde. 2221 N««-
Loeschcr & Co. Rom. No. 29: Teologia, iilosofia. 1051 N«*-
Luzac & Co. London. Col. Yule's library. 47 p.
Maisonneuve Paris. Bibliotb. Orient, de Pavet de Courteille et JameteL
298 No»-
Mayer & Müller Berlin. No. 114: Physik, Meteorologie, Technologie.
(Bibl. V. Prof. Dr. Clausius.) 29S2 Nob.
Merkel Erlangen. No. 122: Naturwissenschaften. 2053 N^«. ~ No. 123:
Class. Philologie. 32:iS No^ — No. 124: Protestant. Theologie. 239S No«.
Mos er' sehe Bh. Tübingen. No. 155»: Spec. Chirurgie: Kopf, Hals, Brust
3311 No«.
Muller & Co. Amsterdam. Droit et jurisprudence. 2t81 No*.
Nauck Berlin. No. 52: Wissenschaftl. u. prakt. Theologie. 3500 No«.
Neubner Köln. No. :<8: Bibliotb. histor.-geograph. VH. No. 8622-10286.
— Flieg. Blätter f. Culturhistoriker u. Etwas für Alle. No. 1—7: No.
1—2644.
Nijhoff Uaag. No. 226: Beaux-arts. Archeologie. Arts industriels. 1452 No«.
Nutt London.. No. 25: Philosophy. 503 No«.
Peppmüller Güttingcn. No. 16: Geschichte v. Niedersachsen, Rechts- u.
Staatswiss. 930 N'«-
Quidings Ant. Lund. No. 20: Miscellanea. 501 No«.
Kauuecker Klagenfurt. No. 52: Vermischtes. 32o6 N««-
116 vai, L., Budapest. Miscellanea. 840 No^.
Roskoschny Leipzig. No. 1: Bibliotbeca slavica. 333 No«.
Kother Leipzig. No. 22: Prakt. u. wiss. Theologie. II: Lange— Z. No. 2084
—421«.
Sattler Braunschweig. No. 52: Werke aus allen Wissensch. 3047 No».
Scheible Stuttgart. No. 226: Werke üb. Russland, Polen, Türkei, Griechen-
land. S61 N"«-
Schmidt Naumburg. No. 3: Geschichte, Militaria. 599 N«»-
Simmel & Co. Leipzig. No. 144: Indogermanica. 2429 No«. — No. 145:
Class. Philol. u. Altertumskunde. 2628 No«.
Spirgatis Leipzig. No. 3: Sprache u. Liter, d. semit Völker. 1010 No«.
Steinkopf Stuttgart. No. 414: Exegese. Prakt. Theol. 22 S. — No. 415:
Systemat. Theol. 14 S. — No. 416: Liter, u. Gesch. d. Reformationszeit
18 S. — No. 417: Theologie. 26 S. — No. 418: Prakt. ITieolog. 18 S. —
No. 419: Gebet- u. Erbauungsbücher. 24 S.
Stern Ileilbronn. No. 6: Werke aus versch. Wissensch. 42 S. — No. 8:
Philosophie u. Geheimwiss. 1421 No«.
Völcker Frankfurt. No. 1S2: Class. Philologie. (Bibl. d. G>Tmiasialdir.
Dr. P. (irautoff Minden.) 1524 N»"-
Volckmann & Jerosch Rostock. No. 7: Theologie. 1601 No«.
Weg Leipzig. No. 12: Astronomie. (Bibl. v. Prof. Dr. E. Schönfeld.)
1492 No»- — No. 13: Geologie, PaOaeontologie. (Bibl. v. Prof. Dr.
M. Neuuiayr in Wien.) 2H53 No«.
Weigel's Ant. Leipzig. No. 51: Cryptogamae. 1219 No« — No. 52:
Anatomia et physiol. plantar. 1363 N«*- — No. 53: Phanerogamae.
Florae, Plantae tos».. 2777 No*. (Bibl. v. Hofrath Prof Dr. A. Schenk,
Leipz. u. Dr. C. Sanio in Lyck.)
Würzner Leipzig. No. 125: Vermischtes. 24 S.
576 Personal nacbricLten.
Personalnachrichten.
lk*m Oherliibliotlii'krir. (lohiMuirii Ilot'ratli Prnfi-ssur I»r. Kri-Ll in 1.oi|iDf
IST >rrli-jrt*iitllrh dor aui 24. <»ktnlifr t'rli»l;rtrii KrütViiini^ «1er iiriieri Universitäi*-
hihliütlit'k <lasi'lhst das i'i»iiitliurkrruz der 2. Klu>Sf d«*.*s Kii^l. »äcliÄiiM-Lri
Alljrrrlitsnrdriis, di'iii < »lKTbihlii»fhrkar Ilolrath 1 »r. K ü r s f «• in a u ii dais liitti*r-
kri'iiz i. Klassr df>si'llM-n nrdciis viTlirlu-n wurdni. ZiMniiig-smiWirioliti-fl
ziilol^«* soll tlii' Hililiutlii'k jetzt Hihliotheca Alhertina Iiolsst-n.
hvT V(d«»ntiir an der rniversitätsbililUnliek zu Hallt'. l>r. phil. Kriu
Selirader. hat einen Kut* als Doemt an d;Ls amerikiiuiseht* KoiM-rt («ilK-^r
in Kmnili llissur liei Kon>tantin(»i>ei erhalten.
l»er turstbisehüfliehe ]»ihliothekar in Tra^i^, l>r. J. i*;i rli fa . ist zum
aussernrd entliehen rrotVssi)r tllr l>o<;niarik an der Tnivi-rsität ernannt wurd»-!!.
Der bislierij^e liüllsarheiter an der rniversitätshildiuthek xu iülniiiLviL
Dr. phil An«;^. lienter. i.st als etatniässiLrer Iliilf sarheiter an die Tnivers-
tät.sbihliothek zn Marbnr;r versetzt worden.
l>er bisherijre Vohmtär an der l'niversitätsbihlinthek zn <iiitTinf.VB.
])r. phil. Joh. Kenike. ist als Hiiltsarheiter an die Kiini^lieli«* Uiblluthek zu
lierhn versetzt worden.
her bisherige llillts;irbeiter an der l'niversitätsbiMitiTliek zu Jiallr.
I>r. phil. Wilhelm 1) roxi er. ist in jrleieh«'r Ei{(ensehatt /nni 1. Nnvemhrr
an die Tniversitat-sliibliothek zn Kerlin berufen worden.
lU'Ui ersten liibliutheksdiener an der Iniversitätsbibliothek zu llalK'.
Ernst Traut mann, ist das allgemeine Khrenzi'iehen in (imUI verlieheu wonlni
IUt bisherip' llült>knstos an der Köni^liehen Hiblii»tLek zu l-ierÜD.
l>r. (laedertz. ist untenn 12. September d. Js zum Kustos au derselhen
Hibliiithek ernannt worden.
An der (irossherzo^liehen Ilot'bildintliek zu Parmstadt wurde der M-ir-
heri«re Aeee.ssist Dr. Ludwig Voltz am ;j. Oktober als Sekretär anp^steilf.
— ih'T Kanzleirath Christoph Mendel, weleluT über 4o Jahre als Kauzhi-
insp<'ktor an der Bibliothek p'wirkt hat, trat am Mk September in den liuhf-
staml. - Der Ministerialkanzlist Franz Sch(»lz wnnle am 1. (»ktober zum
Kanzleiin.spekt«>r ernannt.
Aus;r»'sehieden ans seiner Stellung ist der Arehivar uu<l Bibliothekar
W \V. K. K«»th.
l>er Vohmtär an der Küni>i^l. ruiversitäts-J>ibliothek zu Kiel. Dr. Karl
Priese, ist zum Hiiltsarheiter an der Königl. lÜbliothek in Herliu i>niauijt
worden.
Der bisherige Hiiltsarheiter an der Krmi^l. liibliothek zu Derlin. l>r.
A. H ortzsehansk v. ist zum As.Mstenten ernannt worden.
An der Köni^l. rniversitUt.^j-Hiblicithek zu Halle ist am 1. Oktober l^yl
als Volontär einjretreten Dr. iihil. dotthtdd Naetebus, ev., ^ob. am 2«;. Dec.
|s('i4 zu Herlin. stud. in Heidelberg und Berlin neuere Phikdogie, prouiuv. l^\f\
zu Berlin.
I»er bisherijre Assistent an der Küni^l. BibHothek zu Berlin Dr. IJoi-
mann und der bislieri^e .Assistant an der Küni^liehen Pauliuischen Bibliothek
zu Münster i. W. Dr. Peter sind unterm lo. November d. ,1. zu Hültskusiodou
an der Ktini^lichen Bibliothrk zu Berlin ernannt worden.
Am :n». .luli starl» der tcüliere Bibliothekar von Patmos und Vorstelu-r
der hellenisehen Nationall)ibliothek .lohannes Sukellion.
Am 1."). Okttiber starb in Leip/ijr Hoirath Prof. Dr. Krietlrieh Zarneki-,
der Beji:riiuder und Ilerausjreber des Literarischen ( 'entralblatts, weleher luil
.). /aeher im .lalire IMs in Baum<rartenbrüek bei Potsdam die für die Köni^I.
Bibhothek in Berlin angekaufte Meusebaeirsehe l>ibliothek geordnet hatte.
Am 21. Oktolur starb, 5s* .j .Jahr alt. zu Basel ein treuer Freund uud
Mitarbeiter dieses Blattes, der Öberbibliüthekar der Universitätsbibliothek,
Professor Dr. Ludwig Sieb er.
Verlag vuu Otto ilarraiMowiu, Jjoiji^ig. — L>ruck vüii Khrhiirüt Kanma, ilall«.
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