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Full text of "Zentralblatt für Bibliothekswesen"

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c 


Centralblatt  für  Bibliothekswesen 


Vlll 


Oentralblatt 


mr  ^h'^<^C 


Bibliotliekswesoii 


Heransg:eg:ebon 

unter  ständiger  Mitwirkung  zahlreicher  Fachgenossen 

des  In-  und  Auslandes 


vi>n 


Dr.  O,  Hartwig 

O  li  i>  r  li  i  li  I  i  ••  t  li  (•  k  :i  r    in    IIa  \\ 


Achter  Jahrgang 


Leipzig 

Otto  Harrassowitz 

1891 


1 11  h  a  1 1  s  -  Ve  r  z  e  i  c  h  ni  s  s. 


Seite 

Zur    KenDtuiss    altdeutsclicr   llaDdschriftcn   iiiul    zur   Geschichte 

altdeutscher  Litteratur  und  Kunst  von  Konrad  Hurdach.         1 

145.  324.  433  (Fortsetzung) 
Supplement  au  Catalogue  des  manuscrits  grecs  des  Bihliotheques 

de  Snisse  par  H.  Omont 22 

Ein<*  neue  Handschrift  der  apostolischen  Constitutionc^n  vim  Prof. 

Dr.  Albert  Ehrhard 26 

Verzeichniss    der   Kölner    Inkunabeln    in    der    Grossherzoglichen 

Ilofbibliothek  zu  Darmstadt  von  Dr.  Richard  Kusch  .  .  30 
Bibliographische  Beiträge   zur  Frage  über  die  Entwickelung  des 

hundertjährigen  Kalenders  von  .[.  Berthold 89 

Tne    lettre    de    Conrad    Gesner    a    David  Ohvtraens   (1543)    par 

II.  Omont ' 122 

232  (Berichtigung) 
Lettre  de  Lec»ne  Allacio  relative  au  transpnrt  ii  Home  de  la  biblio- 

thecjue  de  Heidelberg  par  11.  Omont 123 

Charles  Kuelens  f  par  Ed.  Fetis 125 

Inventaire    sommaire    de    soixante-deux  manuscrits    de  la  Biblio- 

theque  Corsini  (Korne)  par  Leon  (i.  Pelissier     .     .     .     .     176 

297  (suite) 
Teber    die  Abgabe    der  Pflichtexemplare  von  Druckerzeugnissen 

an  die  Bibliotheken  in  Schweden,  sowie  damit  zusammen- 
hängende Fragen  vcm  Berhard  Lundstedt 202 

Jabressturz  und  Renovation  —  zwei  Zöpfe!  von  Gustav  Nick  210 
Johann  August  von  Ponickau.    Ein  gelehrter  Bibliophile  des  18. 

Jahrhunderts  vim  Adolph  Langgut h 241 

Die  Pflichtexemplare  in  Schleswig-Holstein.    Zweiter  Artikel  von 

Steffenhagen ,     .     .     .  275 

Erlasse    die    direkte   Versendung   von    Handschriften   betreffend 

(cf.  8.  419) 278 

Eine  unbekannte  Schrift  Wimpfelings  von  H.  Holstein  .  .  .  344 
Eine  Bücheranzeige  Günther  Zainers  von  K.  Burger    .     .     .     .     347 


VI 

In  Sachen  (Um*  direkten  Versendung  von  Handschriften  etc.  .  .  310 
Der  Cixlex  H  ad  epistulas  Pauli  und  ^Euthalios  diaconos".    Eine 

palaeop^raphisch-patrologische    Untersuchung   vt>n    Prot*.  Dr. 

Albert  Khrhard      . 1^85 

Hibliogi'aphische  Miscellen.    (Fortsetzung)  von  K.  Dziatzko  411 

Les  manuscrits  grees  de  1a  bibliotheque  capitulaire  et  de  la  biblio- 

theque  comnmnale  de  Verone  par  II.  Omont 48i) 

Teber  Tarifirung  von  Hudieinbiinden  von  P.  Lad  ewig  .  .  .  529 
Erlass.  betn^tfend  die  liibliotheken  der  Uni versitäts- Anstalten  und 

deren    Beziehungen    zu    den    Universitäts -Bibliotlieken    (im 

Königi'eich  Prciissen) 550 


Keceusionen  und  Anzeigen  .     .     49   127  21«  283  850  415  498  551 
Mittheilungen   aus  und  tlber  l^bliotheken     58  130  224  285  3f>3  417 

504   560 

Vermischte  Nc»tizen Ü6   131   229  28()  370  419  521   563 

Neue  Erscheinungen   auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens     83    133 

235  286  376  423  525  567 
Antiquarische  Kataloge  .     .     .     .  87    142  239  294  379  430  527  573 

Auctionen 373  381 

Personalnachrichten 88   143  240  29«  381   432  528  576 

Anzeigen 383 


Verzeichniss  der  besprochenen  Bücher. 

Assuranoc  sur  la  vie.  (?atalogue  de  la  bibliotheqiie  de  la  compagnie  „Ut- 
recht".    357. 

Bittner,  Joseph,  Systematisch  geordnetes  Verzeichnis  der  Programmarbeiten 
österr.  Mittelschulen  a.  d.  J.  1S74— 1889.  I.    354. 

Bradshaw,  Henry,  Collected  papers.    53. 

Bachhol tz,  Arend,  Geschichte  der  Buchdruekerkunst  in  Riga.    218. 

BUeler,  (1.,  Verzeichnis  der  Programm-Beilagen  der  schweizerischen  Mittel- 
schulen.   3(iii. 

Carta,  Franc,  Codici  corali  e  libri  a  stampa  miniati  della  Biblioteca  Nazio- 
nale  di  Milano.    5<)|. 

Castellani«  C,  Elenco  dei  mss.  veneti  della  coUezione  Philipps.    52. 

Biblia  pauperum.  Von  Anton  K  in  sie.  Mit  e.  bist,  bibliogr.  Beschreibung 
von  Josef  Schönbrunner.    51. 

Catälogus  codicnm  manu  scri])torum  musei  ])rincipum  Czartoryski  Craco- 
viensis  ed.  Jos.  Korzeniowski.     Fa.sc.  1 — 111.    502. 

Catälogus  codicum  mss.  bibl.  O.ssoliuiauae.    Siehe  Ketrzyiiski,  Wojciech. 

Ehrle,  Fr.,  Historia  bibliothec^ae  Komanorum  Pontificum.    41)8.  522. 

Ein  sie,  Anton.    Siehe  Biblia  pauperum. 

Faulmann,  Karl,  Geschichte  der  Buchdruckerkunst.    551. 

Fragmentum  Vita  St»«.  Catharinae  ed.  J.  Pauls on.    504. 

Fumagalli,  (?.    Siehe  Thompson,  E.  M. 

Gayley,  Charles  Mills,  and  Fred  Newton  Scott,  A  guide  to  the  litemturc 
of  aesthetics.    '12i). 

Goedeke,  Karl,  (4rundrisz  zur  (beschichte  der  deutschen  Dichtung.  2.  Aufl. 
Heft  9.  10  (Bd.  IV).    417. 

Gottlieb,  Theodor,  Ueber  Mittelalterliche  Bibliotheken.     127  (cf.  525). 

Gräsel,  Arnim,  GnmdzUge  der  Bibliothekslehre.    53. 

Handschriften,  Die,  der  Herzogl.  Bibliothek  zu  Wolfcublittel  beschrieben 
von  G.  V.  Heine  mann.  VHl.  Abth.  Die  Handschriften  nebst  älteren 
Druckwerken  der  Musikabtheilung  beschr.  von  E.  Vogel.    283. 

Hayn,  Hugo,  Bibliotheca  Germanonun  nuptialis.    57. 

Heinemaun,  0.  v.    Siehe  Handschriften. 

Katalog  der  Bibliothek  des  Reichsgerichts.    Siehe  Schulz,  K. 

KaxuXoyo  ^  tojv  ßtji?.uov  tfj;:  iS-rixT/g  ßißXioi^i^xiii;  xiiq  ''EXXudo^.     303. 

Ketrzyiiski,  Wojciech,  Catälogus  codicum  mss.  bibliothecac  Össolinianae. 
*   HL     52. 

Korzeniowski,  Joseph.    S.  Catälogus. 

Löher,  Franz  v.,  Archivlehre.    35t>. 

Macray,  William  Dann.  Annais  of  the  Bodleian  Librarv  Oxford.    358. 

Nentwig,  Heinr.,  Die  Wiegendrucke  in  der  Stadtbibliothek  zu  Braunschweig. 
4tr,. 

Opisi,  Russkich  Bibliotek  i  Bibliograficeskija  Isdanija  nahodjaksijajsja  v 
Biblioteke  N.  Bokaceva.    415. 

Paulson,  Job.    Siehe  Fragmentum. 

Pellechet,  M.,  Catalogue  des  livres  de  la  bibliotheque  d'un  chanoine 
d'Autun  Claude  Guilliaud.    362. 


Vlll 

ri'ttcrsoii.    lljahnar,    Anonvuior  o^  rsoiulnnvmor  i  ihm  UDrski"  llttcTutiir. 

Pohler.  Job..  Bibliotlu'csi  historico-uiilitaris.    II.    222. 

Röhricht,  Keinhold,  Bibliothcca  geographica  Palaostiujie.    221. 

.Schöiibruniier,  Josef.    Siehe  Biblia  paupenim. 

Schulz,  K..  Katalog  der  Bibliothek  des  Reichsgerichts.     1*». 

Scott,  Fred  Newton.    Siehe  ilav.ley,  Charles  Mills. 

Sprawozdanie  z  czyiinosci  ziitladu  narodowego  iuiienia  Ossoliiiskich   za 

rok  ISIKK    Mrs. 
Szczepaiiski.  Fritz  v.,  Bibliotheca  polvteclmica.    22<). 
Table  des  theses  soutennes  a  la  t'aculte  d«^  niedecine  de  Paris.     22.M. 
Tavagnutti.  Mario  Sig.,  Ilagiographia.    307. 
Thompsoi),  K.  M.,  Paleogratia.   Traduzione  dall  iiiglese  di  (i.  Fiiuiagalli. 

3«J2. 
Ulrich,  Adolf,  Katalog  der  Bibliothek  des  historischeu  Verehis  für  Nieder- 

sachseii.    II.  Heft.     Katalog  der  Bücher.    350. 
Vogel,  Einil.    Siehe  Handschriften. 
Wicrzbowski,  Theod.,  Bibliographia  Pohuiica  XV  a<*  XVI  ss.   Vol.  II.    003. 


Namen-  und  Sachregister  zu  den  kleineren 

Mittheilnngen. 


Aachen.     229  (l/itenitur  über  di<^ 

Thermen  von    -  ). 
Abälard,  de  nnitate  et  trinitat«'.    130. 
Ablassbrief.    70. 
Abruzzen,  Hss.  in  den.    71. 
Aeschylushs.      71     (Photographiscln^ 

Reproductinn  dtT  — ). 
Ahausen     r)22.  (Bibliothek  der  Abtei, 

im  I>auernkriege). 
Akten,   Vaticanische ,   zur   deutschen 

Vieschichte  in  der  Zeit  Ludwig  des 

Bayern.     4M>. 
Alphonsus   de  Spina  tabula  fortalitij 

hdei.    71. 
Anfrage.     b2.  37.'i. 
Aüibarn)  y    Kiver,    Bibliograidiie    v. 

Burgos.*   5G5. 
Annuaire    des    bibliothe<|ues    (^t    des 

archives.    75. 
Antiquariatsbuchhandel.     231  ((Je- 

schäftspraxis). 
Ai>ollodori  fragnu^nta  Sabbaitica.  515. 
Arber.  London  publishers.    TS. 
.\rchaeological  Institute   of  America, 

Index.    5t>5. 
A ri.stoteles,  .'l ihjtcuwt'  noh rtia.    131. 

2i>H. 
Autoren-  u.  Sachregister  zu  deutschen 

Zeitschriften.    231. 
Avery.     59.  232. 
St.  Ävitus.     565. 

Bartholomaeis,  ricerche  Abruzzesi.  71. 
BatifTol,  ('hartes  Byzantiues.    71. 


Batiflbl,  UKss.  grecs  de  Lollino.    72. 

Bauernkrieg.    522. 

Beer,  Hss.  Spaniens.    ^2L 

Bibel,  3«zeilige.  <w;.  Litthauische.  523. 

Bibeldruck,  erster  deutscher.     372. 

Bibelhandel  der  Brit.  Bibel -(iesell- 
schatt.    523. 

Büdiographie  von  Burgos.     5()5. 

Bibliographie  über  Cerdafia.     232. 

Bibliographie  de  lu  ('o)n])agnie  de 
.Jesus.     523. 

Bibliogra])hie  über  Cennuiugens  deut- 
schen Hausvater.     132. 

Bibliographie  über  den  .lesuitenordeu. 
50(). 

Bibliographie  über  .luniusbriefe.    232. 

Bibliographie^  österreichischer  Pro- 
gramme.   234. 

Bibliograjdiie  über  Parodien  französi- 
.scher  Dramen.     70. 

Bibliographie  über  Schul-  u.  UnivtT- 
sitätsscliriften.     70. 

Bibliographie  über  technische  Lite- 
ratur.    75.     Handy  lists.    505. 

Bibliographie  über  die  Thernu'u  von 
Aachen.     229. 

Bibliographie  d(^s  militär.  Uuterrichts- 
weseus  der  Niederlande.    523. 

Bibliographien  AnuTikas.    505. 

l^ibliographiseher  Monatsbericht.    70. 

Bibliography,  Manual  of.     TM). 

Bibliotlieca  patrum  latin.  Britannica. 
510. 


IX 


Bibliotheken  (im  Alphabet  der  Ortsnamen). 


Aachen.    3ti7  (Stadtbibl.). 
Admont,    Stiftsbibl.      229    (Wiegen- 
drucke). 
Amsterdam.    5 1 2. 
Avignon.     374. 

Beaver  Dam.     232  (Schenkung). 
Berlin.    365  (Volksbibliotheken).    :m\ 

(med.  Friedrie.h  - Wilhelms-Institiit.) 

417  (Universitätsbibl). 
Bern,    Hochschnl-    n.    andere    Bibl. 

227  (Jahresbericht). 
Birmingham,  Free  libraries.    70  (15e- 

nutzungsstatistik). 
Boston,  Publ.  Libr.    225  (Neubau). 
Breslau,  Stadtbibl.    60  (3j.  Etat). 
California,  Univ.-Bibl.    ö\i  (Catalo^). 
Cambridge,    Engl.    (Universitätsbibl. 

Jahresbericht).    .369. 
Cambridge,  Mass.,  Harvard  Univ.  libr. 

59  (Jahresbericht).  563.  564  (Biblio- 
graphien). 
Ca.ssel  (Murhardsche  Stadtbibl.)  562. 
Ceylon  (Colombo  Museum).    518. 
Cheltenham.    367  (Skardsbok). 
Chicago,  Publ.  libr.  63  (Jahresbericht). 

517  (Newberry  IJbrary,  Statistik). 
Columbia  College  libr.    5S    (List   ot* 

additions.       Schenkungen).        232 

(Schenkung). 
Constantinopel.    230. 
Danielsonville.     232  (Schenkung). 
Dessau,    Behördenbibl.    62    (Benutz- 

uugsstatistik). 
Erlangen,  Univ.-Bibl.     136  (Abälard- 

funa). 
Florenz  (Laurentiaua ,    Katalogisirung 

der  IIss.).    510. 
Frankfurt  a.  M.  (Kothschild'sche  Bibl.). 

515». 
(leuf  (Mscr.  Itousseaus).    516. 
(üessen  (Universitätsbibl.).     520. 
Haag,  Kgl  Bibl.    228  (Jahresbericht). 
Halle  a  S.  3(>6  «Bibl.  der  D.  Morgenl. 

(Jesellschaft).       51 1     (Bibliotheks- 

katalog   der   Kaiserl.   Leop.-Carol. 

Akademie). 
Hamburg  (Stadtbibl).    511. 
Hannover.    363  (Erweiterungsbau  des 

Archiv-  u.  Bibliotheksgebäudes). 
Harlem,  Fondation  Teyler.  73  (Catalog). 
Hartford.     232  (Schenkung). 
Havre.    72  (Geschichte). 
Heidelberg.    .561. 
Ipswich.    232  (Schenkung). 
Ithaka,    Bibl.   d.  Oornell   Univ.    232 

(Schenkung).     563. 
Jersey  C1ty.    562.  563. 


Jerusalem  (Bibl.  des  Patriarcheum) 
515. 

Karlsruhe.    562. 

Keene     233  (Schenkung). 

Khigenfurt,  Studienbibl.  60  (Allge- 
meines). 

Kopenhagen.    3()S  (Universitätsbibl). 

Leyden,  Bibl  Wallone.  71  (Nachtrag 
zum  C'atalog). 

Limburg  a.  d.  L.  365  (bischöfl.  Sc- 
minarbibl). 

London,  British  Museum.  131  (Aristo- 
telesfund). 286.  522  (mscr.  de 
Richmond). 

St.  Louis.    562. 

Lyon.    72  (Incunabelu). 

Mailand,  Bibl  Brera.  65  (Mnnzoni- 
.siial). 

Meissen,  Bibl.  des  Franciskanerkl 
73  ((ieschichte). 

Merv'ille.    366  (Schlossbibl). 

Milwaukce.     562.  563.  564. 

Modena,  Bibl  Estense.  225  (Muratori- 
sammlung). 

Montpelier.     233  (Schenkung). 

MUncJien,  Bibliotheken.  60  (Allge- 
meines). 

Münster  i.  W.  (D«mibibl)    519. 

Neuseeland.     2S5. 

Newyork ,  Free  circul  libr.  233 
(Schenkung). 

North  (Jranby.     233  (Schenkung). 

Oxford,  Bodlejana.  59  (.Jahresbericht). 
285  (Photographien  von  Büchern  u. 
Hss.).    418  (Jahresbericht). 

Paris  (Nationalbibliothek).     513. 

Peoria,  Publ  libr.    59  (Reglement). 

Peking.    510. 

Philadelphia.    233  (Schenkung). 

Redwood  libr.    59  (Bestand).  562. 

Reims.    561. 

Retz,  Volksbibl    76  (Catalog). 

Reval     285  ((ieschichte). 

Rom,  Vaticana.  130  (Geschichte  der 
(■atalogisirung).  417  (Umgestaltung). 
5(J4  (Lebertlihrung  u.  Neuordnung). 

Saint  Amans.     72  (Hsscatalog). 

Saint  -  (termain  -  des  -Pres.  51 9  (( Je- 
schichte). 

Salem,  Publ  libr.    59  (Eröffnung). 

Salzburg.    364  (Studienbibl). 

Sevilla  (Msscr.  der  Bibl.  Colombina). 
516. 

Siniopetra.    510. 

Sjieyer.    73  (Verbrennung  der  Bibl). 

Strassburg.  365  (Univ.-u.Landesbibl). 
561  (Stadtbibliothek). 


X 


Torriiijrton.     238  (Schenkimü:). 

Toiiloiiso,  rniv.-Wbl.  225  (Alte  Cata- 
lüj^o  u.  Kcglenients). 

Treuton.    2:i3  (SchiMikiing). 

Tübinj^cn ,  Univ.-Bibl.  227  (.lalircs- 
berii'ht ). 

Turin  -IM  (Tvpicon  von  S.  Nicola 
de  C'itsoll). 

Tyroiic.    23:t  (Sebcnkiiiijr). 

Ulm.    372. 

rpsala,  Univ.-Bibl.  7r>  (Hss.  Bronians). 
\ni)  (.Jahresbericht).  224  (Angeb- 
liche Bücher  aus  der  Wiirzburj^er 
Univ.-Bibl.). 


Vermont.    233  (Schenkung). 

Wabash  College.    2:i3  (Schenkung). 

Warschau.  3«)1>  (Universitätsbibl.  Neu- 
bau). 

Washington,  Congressbibl.  130  (ge- 
(Inickte  Cataloge). 

Wittenberg,  Univ.-Bibl.  kW  (Bitte  um 
I Pflichtexemplare).  ^0  (Einsetzung 
einer  Bibliothekscommission). 

Wiirzburg.  Univ.-Bibl.  224  (Angeb- 
liche BUcher  aus  ihr  in  Upsalaj. 

Yale  College.    233  (Schenkung). 

Zürich,  Bibl.  des  Schweizer  Alpenclubs. 
i)A  (Begründung). 


Bibliotheken  Amerikas.      5S    (Acees- 

sionsverzeichnisse.    Cataloge).    41s 

5r,2.  :)r,3.  r>«4   (Publicationeu).     232 

(Schenkungen).      5  Hl    (statistische 

l'eborsicht). 
Bibliotheken    (irossbritanniens.      230 

(Orte    mit    public    libraries).      ölO 

Ipatrist.  Litteratur). 
Bibliotheken  Preusseus.  1 3 1  (Budget). 

417  (Jahresberichte). 
Bibliotheken  Italiens.     132  ((Jehalts- 

sätze).    501. 
Bibliotheksmängel.    520. 
Biltz,   Neue  Beiträge  zur  (lesch.  der 

deutschen  Sprache  u.  Litteratur.  372. 
Borehgrave  van  Couchi.    S2. 
Bruce.    233. 

Brilckner,  Fors<;liungsbericht.     234. 
Buchbinder,  Bremer.    370. 
Budibinderei,  Monatsschrift  tür.    235. 
Buchdruckerkunst.  Erfindung  der  — . 

80.  133.  231. 
Buchdruckerkunst  in  Frankreich.    7(». 
}hichhand(;I,  deutscher.    37 1 .  franziisi- 

scher    521. 
15udget  der  preussischen  Staatsbiblio- 
theken.    132. 
Bücherproduction  der  Prov.  Sachsen. 

230. 
Bujak.   Prof.  in   Königsberg  (hinter- 

fassene  Bibl.).    521. 
Burger.  K.,  Anfrage  betr.  Burgdorfcr 

Druck.    375. 
Campbell,  Annales  de  la  typographie 

n6erlandaise.    232  (Supiilement). 
Carlander,    Svenska    bibliotek.      7() 

(Nachträge), 
(.^astellani,  (juintilianausgaben.    234. 
Catalogue  g6ueral  de  la  librairie  fran- 

^•aisc  depuis  1S40  (Fortüt.).    521. 
Central-  u.  Spccialbibliotheken.    521. 


Cerdafia.     232  (Bibliogra[>hie). 

Chevalier,  Saint  Avir.    5«5. 

Circulars  of  Information  of  the  bureau 
of  education.    59. 

Codex  .lustinianus.     74. 

('oolidge.     233. 

Copyright  bill.     372. 

( 'orvinafrage.    73. 

Cosset.     232. 

(!ouchi,  Borehgrave  van.    yl, 

Criticjue  encyclopedi(iue  internationale. 
522. 

Curiosum.     74. 

Da  Costa.    59. 

Dante  Divina  Couu'dia.     503. 

Delmer.     132. 

Destailleur,  (Versteigerung  derP>iblio- 
thek).     374. 

Deutschordeusstatuten.     79. 

Duchesne,  le  do.ssier  du  Donatisme. 
374. 

Du  Pre.     SO. 

Editiones  principes  (Preise).    420. 

Edmand.  Bibliographit»  der  Junius- 
briefe.   232. 

Egmont.    74. 

English.     233. 

Entomologisk  tidskrift.   79  (Kegister). 

Erfindung  der  Buchdruckerkunst.  8(». 
133.  231. 

Erklänuig.     525. 

Fiske.     232. 

Flaischlen,  Bibliographie  über  (»em- 
mingens  dimtschen  Hausvater.    132. 

Fock,  Bibliograi)hischer  Monatsbe- 
richt.   70. 

Forestis  Zeugniss  über  Uutenberg.  SO. 
231. 

Fcmrnier,  über  d.  Bibliotheken  der 
Universität  zu  Avignon.    374. 

Fromm,  Thermen  von  Aaclien.    229, 


XI 


Gcmmingcn,  deutscher  Ilausvator.  1.H2 
(Bibliographie). 

(ieorg.  Pachymeres,  de  quatuor  niathe- 
maticis.     520. 

Oesners  Brief  an  ('hyträiis.    232. 

Giolito  de'  Ferrari.    77. 

Goethe,  vergleichende  Anntomie  dos 
Schädels  der  SHugethicrc.  371. 
Briefe   an  Charlotte  v.  Stein.    521. 

(Jottlieb,  Th.,  Erklärung.    525. 

Graux,  nianuscrits  Grecs  de  Siu'de.  72. 

Griechische  Urkunden.    71. 

(iriswold,  Autoren-  u.  Sachregister  zu 
deutschen  Zeitschriften  231.  In- 
dexes.   565. 

Guide,  The  Keaders  —  in  Economic 
etc.  Science.    565. 

Gutenberg.  8U.  231  (Forestis  Zeuguiss 
über  — ). 

Gnteubergbibel.    (»6. 

Haferkorn  &  Heise,  Handy  lists  of 
technical  literature.    75. 

Ilaitze  de,  Autobibliogniphie.    524. 

Handschriften,  Griechische,  in  Scliwe- 
deu.    72. 

Handschriften,  Zum  Verkauf  ange- 
botene.   l\i.    Versendung.    419. 

Handschriftenschätze  Spaniens.    521. 

Handwörterbuch  der  Staatswissen- 
schaften.   230. 

Handy  lists  of  technical  literature.  565. 

Haureau,  Notices  et  extraits.    232. 

Hayn,  Tugendhaffter  Jungfrauen-  u. 
Jungengesellen  Zeitvertreiber.  233. 

Heard.    232. 

Hinrichs'sche  Buchliandlung  (Jubi- 
läum).   420. 

Hirn.    81. 

Höhlbauni,  Koelhoffsche  Clironik.   69. 

Hopyl,  Pariser  Drucker.    523. 

Humeri.     233. 

Hütten.    75  (Autogmpli  —  's). 

Incunabebi,  Milnchener.    373. 

Ives  Braytou  (Versteigerung  d.  Biblio- 
tliek).    420. 

Jahresberichte  der  Geschichtswissen- 
schaft.   229. 

Jung,  Vorgeschichte  der  Stenograpliie 
in  Deutschland.    69. 

Juniusbriefe.     232  (Bibliographie). 

Kellogg.    233. 

Kobefi,  L.  V.,  Miniaturen  und  Initialen. 
371. 

Koelhoffsche  Chronik.    69. 

Köbier  Drucke.    7n. 

Kölner  Fragment  des  Codex  Justini- 
anus.    74. 

Landau,  Horace  de  (Bibliothek).    418. 

Landolt,  Keisetagebuch.    372. 


Leibniz'  Briefwechsel.    371. 
Leitschuh ,     Entwickeluugsgeschichte 

von  Schrift  u.  Druck.     133. 
Librar}'  bureau.    68. 
Lollino.     72. 
London  publishers.    78. 
Ludi    saeculares.    71   (Inschrift  betr. 

die  — ). 
Lyoncr  Wiegendruck.    81.  131. 
Manzonisaal  in  Mailand.    (»5. 
Material  für  die  bayerische  (iescliichte. 

371. 
Matthaeus  v.  Krakau.    373. 
Meddelandcn   frän   Josephsons  Anti- 

kvariat.    79. 
Mentel.    78  (Druck  von  — ). 
Meusebach.    72. 
Meusebcach,  Quellen  d.  Tugendhafften 

Zeitvertreibers.    233. 
Mittheilungen  für  Autographensamm- 

1er.    74. 
Modenwelt.    230. 

Monatsschrift  für  Buchbinderoi.  235. 
Morgjau.    232. 
Morrisson.    233. 
Mühlbrecht,   Staiits-  u.   rechtswissen- 

scliaftl.  Litteratur.    564. 
Muratori.    225. 

Musikdruckwerke    der    Universitäts- 
bibliothek in  Basel.    370. 
Musterkatalog  ftir  Vereins-,  Volks-  u. 

Schulbibl.     76. 
Norris.     233. 
Oesterreichische     Prograunne.       234 

(Bibliographie). 
Omout,  Catal.  des  niss.  celti(|ucs.    bO. 

Catalogue   des  copistes  de    nianu- 
scrits grecs.    374. 
Pacius.     234. 
Paine.    232. 
Pandektenhs.       71     (Pliotograpliischc 

lleproduction  der  — ). 
Papyri  des  British  Museum.    286. 
Parodien  französischer  Dramen.     70. 
Pepper.    233. 

Petzholdt,  (Schriftenverzeicliniss).  522. 
Pfau,     Biographisches    Lexikon    des 

deutschen  Buchhandels.    78. 
Pflichtexemplare.    511. 
Preislierabsetzungen.    {\{\.  79.  132. 
Programme ,     Oesterreichische.       234 

(Bibliographie). 
Publishers'  trade  list.    6s. 
Quiutilianausgaben.    234. 
Kee,  Gutenberg.     133. 
Renaudot.    74. 

Revue  des  bibliothecjues.    374. 
Richmond   (Mscr.   Fran^ais   des    rois 

d'Angleterre  au  chateau  R.)    522. 


XII 


Kiuiiisclu' Insdiril't  ln'tr.  die  ludi  saccu- 

lares.    71. 
Kojrors,  maiiiuil  of  hibliü^rraphy.  230. 
Rülovinck  Lcbon  u.  Workt*.    'MO. 
Kousse:iu.  C'ontRit  social,    öhi. 
SachrepstiT  z.  deutschen  Zeitschriften. 

•in. 
Sachsen,  I'rov.  230(Biieheri)ri»ductiun 

der  — ). 
Sage.    232. 

Sau  Nicola  de  Casoll.    284  ('l'ypicon). 
Schenkungen  an  Hibliothekeu*    2  i2. 
Schleuderwirthscliaft.    VS.  7«>.  132. 
Schoeffer,  Joh.    371. 
SchopenhauiT,  Welt  a.  AV.  u.  V.  Ori- 

ginahnanuscript.    371. 
Schulbibliotheken.    5(i3. 
Schweizer  Alpcuclub,  Kibl.  des.    lU. 
Seeländer,  Nicol.,  Hibliotheks-Kupfer- 

st4}cher.    371. 
Skytte.    230. 
S(»ci6te  Liegoise.     500. 
SpÄngberg,  Kegister  zurKntoniologisk 

tidsknTt.     79. 
Spaniens  llandschriftenschätze.     521. 

Litteratur.    5r»5. 
Staderini,  System  des  Zettelkatalogs. 

373. 
Stenographie  in  Deutsehland,  A'orge- 

schichte  der.    i\\). 
Strassburger  (4esantrbuch.    73. 
Tavagnutti,   Bibliotheca  cathol.  S.  .1. 

500. 
rechnisehe    Litteratur.      75    (Hiblio- 

gra])hie).     505. 
leyler.    73. 
Thierry-roux,  nu»nunients  de  riniprini. 

en  f'rance.    70. 


'I' 


ri^ 


'\\h\'A  y    (iuell,    bibliognifia  de  (.'er- 

«lana.     232. 
Trade  list,  PublLshers'.    0^. 
Trivulzio.     7t>. 
Türkische    Sammlungen,    rngariseho 

Hücher  u.  IIss.  in  —  n.    Ol». 
Tugendhaffter  .lungfrauen  u.  .lungen- 

gesellen  Zeitvertreiber.    2.i3. 
l'lin.     77  (Buchdruekerkunst  in  — ). 
Ungarische    Bücher   u.    IIss.    in    der 

Türkei.    09. 
Verein  fVir  Volkskunde.     504. 
Versendung  von  Handschriften.     419. 
Verzeichniss    der    Abhan<Uungen    in 

österreichischen  Progrannnen.    234. 
Verzeichniss  der  bayer.  rrogramme  u. 

( »elegenheitsschriften.    370. 
Vierteljahrsschrift    fllr    Litteraturge- 

schichte.     2S0. 
Vonigine,  Jac.  de,  Sermones  de  tem- 
pore.   Sl.  131. 
Warnung  von  Castellani.    375. 
Werner,     Nachträge    zu    C'arlauders 

Svenska  bibliotek.     70. 
Wichner,  Wiegendruck,  i.  Admont.  229. 
Wilhelm  V.  v.  Bayern.   235  (Druckerei 

— *s). 
W-illiams.    232. 
Yandes.    233. 
Zeitvertreiber     tugeudhatTter     Jung- 

trau(?n  u.  .lungengesellen.     233. 
Zeitschrift  des  \  ereins  f.  Volkskunde. 

504. 
Zeitschriften,  Autoren-  u.  Sachregister 

zu  deutschen.     231. 
Zeitungen,  deutsche  in  Nordamerika. 

371. 
Zrinyi  Nie,  Bibliothek  des  —    500. 


XIII 


Mamenregister  zu  den  Fersonalnachrichten. 


Anemüller.    144. 

Arnold.     296. 

A  Sinus.     14't. 

Baiser.     2%.     Hsi. 

Bauer.     432. 

Baverer.    432. 

Bifk  V.     143.  382. 

Blösch.     432. 

Boerckel.     296.  432. 

Br»ttger.    52S. 

Boor  de.    296. 

Borglie  van  der.    296. 

Bt»ysen.    52s. 

Braiubach.    3b  1. 

Carta.    528. 

Chauvin.    3S1. 

Cole.    296. 

C'urtius.    S8. 

D'Anriac.    432. 

Do  la  Croix.    SS. 

Donabaum.    246. 

Drexler.    576. 

Ebert.    3S2. 

Eberdt  0.    296. 

Eckhardt.     143. 

Eglollstein  Frlir  v.  u.  zu.  296. 

Falckenheiner.    432.  52s. 

Flemming.    432. 

Förstemann.    576. 

Frantz.     432. 

Friese.     576. 

Frowde.    381. 

(iaedertz.    52S.  576. 

(iant.    528. 

Gebhardt  v.    432. 

<Jent8ch.    432. 

(ierhard.     143. 

(Gilbert.     143. 

(iräsel.     296. 

(^regorovius.    432. 

(ireiff.    88. 

({yalui.    528. 

llabrucker.    382. 

Haeh.     88. 

Ilagen  v.     296.  432. 

Harphen  van  der.    296. 

Hartel.    143. 

Ilartt.     143. 

Heincke.    528. 


Heinrich.    432. 
Horsy.    296. 

Hortzschausky.    296.  576. 
Kiigelniacher.    432. 
Kanipftmeycr.     bs. 
Kemke.    576. 
Kochendörffer.    432. 
Krehl.    576. 
Kreischer.    52S. 
Laugguth.    296. 
Lennert.     143. 
Lindemann.     144. 
Löffelholz  FrJir.  v.    3S2. 
Meisner.    432. 
Mendel.     5T0. 
Mentz.     143. 
Molitor.     143. 
MUldener.     143. 
Müller  Joh.    432. 
Münzel.    528. 
Naetebus.    576. 
Nick.     143. 
Nizet.     143. 
Nörrenberg..  528. 
Oesterley.     144. 
Ouverleaux.     143. 
Paalzow.    240. 
Pachler.    52S. 
Pachta.    576. 
Peter.    576. 
Petzholdt.     144. 
Plate.    432. 
Preuss  0.     144. 
Preuss  R.    52S. 
Koiuiann.    57(>. 
Keimpcll.    8S. 
lleuter.    576. 
dichter  E.     29r.. 
Uoquette.     432. 
Kosochatius.    432. 
Uoth  E.     432. 
Roth  F.  \V.  E.     576. 
Kuelens.    ss. 
Sakellion.    576. 
Schalk.     240. 
Scheinann.     296.  432. 
Schmidt  A.     143. 
Schnerich.    24o. 
Scholz.     576. 


XIV 

Sehrador.    :»7G.  Tvler.     144. 

Si'lirö(lt»r.     C.  14:i.  Vclko.    4:J2.  57(i. 

SclirrKliT  K.    :>2s.  Vii'bifC.     240. 

Schultz  O.     SS.  Vollst  (J.     4,H2. 

Schultz^  W.     2«Mi.  Voltz.     432.  57i;. 

Schwab.     14:t.  Wille.     21«». 

SeoluKinn  E.     4:i2.  Wolfstiojc-    432. 

Sednuiiiii  W.    2lHi.  Zjuifcemeister.    2iMi. 

Sieber.    570.  Zarnckc.    r»7«i. 
Trautuiaiiii.    'üv*. 


Centralblalt 


fttr 


Bibliothekswesen. 


YULL.  Jahrgang.  1.  u.  2.  Heft.     Januar-Februar  1891. 


Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften 
und  zur  Geschichte  altdeutscher  Litteratur  und  Kunst. 

I. 

Ein  Verzeichniss  altdeutscher  Handschriften. 

Verzoichiiiss  altdeutscher  llaiidschriftou  von  Heinrich  Adelbert  von  Keller. 
Herausgegeben  von  Eduard  Sievers.  Tübingen,  1890.  Verlag  der  H. 
Lauppscheu  Buchhandlung. 

So  lange  die  sehnlichst  erwünschte  und  dringend  gebotene  Neu- 
bearbeitung von  V.  der  Hagens  und  ßüschings  Litterarischem  Grund- 
riss  zur  Geschichte  der  deutschen  Poesie  von  der  ältesten  Zeit  bis  in 
das  sechzehnte  Jahrhundert  (Berlin  1812),  dem  bisher  immer  noch 
einzigen  Repertorium  über  den  VoiTath  altdeutscher  Handschriften,  auf 
sich  warten  lässt,  werden  Bücher,  wie  das  vorliegende,  wie  Bartsch's 
höhere  Ansprüche  enttäuschende  Beiträge  zur  Quellenkunde  der  alt- 
deutschen Litteratur  (Strassburg  1886)  förderlich  bleiben  und  mit 
Dank  aufzunehmen  sein.  Gegenwärtiges  Verzeichniss  voller  Mängel 
der  Anlage  und  Seltsamkeiten  der  Ausführung  kann  gerecht  be- 
urtheilen  nur,  wer  es  in  seinem  engen  Zusammenhange  mit  den  übrigen 
Leistungen  seines  Verfassers  betrachtet:  dem  Mittelpunkt,  um  welchen 
sich  fast  dessen  gesammte  wissenschaftliche  Arbeit  bewegt  hat,  steht 
es  am  nächsten  und  bringt  die  Grundtendenz  eines  fleissigen  Gelehrten- 
lebens förmlich  symbolisch  zur  Anschauung. 

Adelbert  von  Keller  hat  während  eines  langen  Daseins  der 
deutschen  Philologie  eine  fruchtbare  und  nutzbringende  Thätigkeit 
gewidmet.  Zwar  zur  Ausführung  des  stolzen  Programmes,  welches 
1841  die  Vorrede  zu  seiner  *Romvart'  seinen  Bestrebungen  vor- 
zeichnete: „die  Geschichte  der  germanischen  und  romanischen  Poesie 
im  Mittelalter  in  ihren  einzelnen  Erscheinungen  und  ihrer  Wechsel- 
wirkung darzustellen",  hat  er  nur  kurze  Zeit  Versuche  gemacht.  Da- 
hia  darf  man  die  reichhaltige  und  gelehrte  Einleitung  zu  seiner  Aus- 
gabe   des   Romans  des  sept  sages  (Tübingen  1836)   rechnen,   welche 

vm.    1.  n.  2.  1 


2  Zur  Kenntuifls  altdeutscher  Handscliriften  eU». 

die  Entwickelung  und  Verzweigung?  dieser  und  verwandter  Novellen- 
sammlungen durch  die  AVeltlitteratur  verfolgt,  femer  die  Einleitung  zu 
seiner  Ausgabe  der  deutschen  poetischen  Bearbeitung  dieses  Stoffes 
aus  dem  15.  Jahrhundert,  des  Lebens  Dyocletians  von  Hans  dem  Büheler 
(Quedlinburg  und  Leipzig  1841).  Hier  wirken  sichtlich  die  Anreg- 
ungen seiner  Lehrer  nach:  Moriz  Happs  und  insbesondere  Uhlands, 
dem  er  später  zusammen  mit  Holland  in  der  Ausgabe  seiner  Schriften 
zur  Geschichte  der  Dichtung  und  Sage  das  schönste  Denkmal  errichtet 
hat.  Aber  diese  verheissungsvollen  Ansätze  zu  einer  universalen 
Litteraturgeschichte  gediehen  nicht  weiter:  die  Fortsetzung  der  Aus- 
gabe der  lateinischen  Gesta  Komanorum  (l.  Band:  Text.  Stuttgart 
1842),  fttr  welche  Anmerkungen  und  Abhandlungen  geplant  waren, 
unterblieb,  und  der  Schlussband  seines  italienischen  Novellenschatzes, 
welcher  eine  Untersuchung  über  die  Quellen  und  Geschichte  der  Stoffe 
geben  und  damit  das  Unternehmen  eigentlich  erst  zum  Ziel  führen 
sollte,  ist  nie  erschienen 

Keller  beschränkte  sich  bald  beinahe  ganz  auf  Editionen  mittel- 
hochdeutscher und  älterer  neuhochdeutscher  Werke.  Man  kann  nicht 
sag^n,  dass  (^r  sich  dabei  jemals  höhere  Aufgaben  gestellt  hätte.  Hinein- 
reichend in  die  Zeiten  des  naiveren  Betriebs  unserer  Wissenschaft  be- 
gnügte er  sich  sein  Leben  lang  mit  einem  halbkritischen  Eklekticismns, 
der  im  Grunde  sich  wenig  unterschied  von  jener  primitiven  Weise  des 
Abdrucks  einer  einzelnen  Handschrift  aus  den  vor  -  Lachmannischen 
Tagen.  Obwohl  aller  höheren  Kritik  aus  dem  Wege  gehend,  gestattete 
er  sich  dann  doch  die  Ueberlieferung  in  Bezug  auf  die  Sprache  nach 
mehr  oder  minder  berechtigten  Vorurtheilen  zu  normalisiren.  Die 
grundlegenden  Untersuchungen,  welche  ein  Herausgeber  zum  Besten 
seiner  Arbeit  anzustellen  hat:  über  Metrik,  Sprache,  Stil  seines  Autors, 
pflegte  er  sich  zu  sparen  oder  sie  doch  nur  anzutippen.  So  erledigte 
er  dann  oft  nicht  einmal  die  nächstliegenden  Fragen:  nach  der  Echt- 
heit, Entstehungszeit,  Heimath  des  edirten  Textes,  lieferte  für  die 
Exegese  selten  mehr  als  zufällige  und  vereinzelte  Beiträge  und  Hess 
der  feineren  litterarhistorischen  Charakteristik  und  Einordnung  nicht 
weniger  denn  Alles  zu  thun  übrig. 

Wenn  er  im  Jahre  1836  seinen  Abdruck  des  Romans  des  sept 
sages  vor  den  strengeren  Anforderungen  zu  schützen  suchte  durch  die 
Entschuldigung,  an  eine  kritische  Ausgabe  eines  altfranzösischen  Buches 
sei  so  lange  nicht  zu  denken,  als  man  keine  kritische  französische 
Grammatik  besitze,  und  darauf  hinwies,  dass  Lachmanns  Nibelungen 
und  Wolfram  vor  Grimms  deutscher  Grammatik  eine  Unmöglichkeit 
waren,  so  konnte  man  sich  das  gefallen  lassen.  Aber  er  ist  dann, 
als  er  den  romanischen  Studien  mehr  und  mehr  den  Rücken  wandte, 
auch  in  seinen  Publicationen  deutscher  Texte  über  diesen  Standpunkt 
wenig  hinaus  gekommen.  Und  hier  lag  doch  Grimms  Grundbuch,  hier 
lagen  doch  die  Musterausgaben  Lachmanns  und  seiner  Nachfolger 
längst  vor! 


von  Konrad  Burdach.  3 

I 

Dies  Urtheil  auszusprechen,  scheint  gerade  heute  nicht  ttber- 
flüs«ig,  wo  in  der  germanistischen  Wissenschaft  ttber  die  Aufgaben  des 
Herausgebers  eine  bedenkliche  Uneinigkeit  der  Meinungen  zu  herr- 
seben beginnt.  Weite  Kreise  innerhalb  der  altdeutschen  Philologie 
stellen  der  Textkritik  ein  unsäglich  niedriges  Ziel:  die  linguistischen, 
insbesondere  die  dialektologischen  Interessen,  drohen  über  die  philo- 
logischen Herr  zu  werden;  die  Entstellungen  und  Missverständnisse 
jedes  Schreibers  geniessen  als  hochwichtige  Zeugnisse  der  Sprach- 
geschichte eine  heilige  Verehrung  und  Schonung;  die  zufälligen  und 
die  bewussten  Fehler  der  IJeberlieferung  gelten  mehr  als  die  Worte 
des  Dichters;  und  mit  dem  Hochmuth  des  Goethischen  Baccalaureus 
wird  als  ein  besonderer  Fortschritt,  als  sittlicher  Triumph,  als  so- 
^nannte  'conservative  Textbehandlung'  gepriesen,  was  in  Wahrheit 
die  Zersetzung  der  Grundlagen  philologischer  Methode,  einen  Verzicht 
auf  die  Jahrhunderte  alten  Erfahrungen  der  Kritik  bedeutet  und  wo- 
durch man  eigentlich  nur  stumpfsinnigen  Buchstabencultus ,  den  öden 
Götzendienst  des  Urkundlichen,  eigene  Unkeuntniss  und  Beschränkt- 
heit, mit  einem  Wort:  die  wissenschaftliche  Ohnmacht  auf  den  Schild 
erhebt.  Ohne  das  Normalisiren  der  Sprachformen  könnte  es  Keller 
als  Herausgeber  gegenwärtig  sicher  nicht  an  lebhaften  Sympathien 
fehlen;  denn  von  gewisser  Seite  werden  die  übrigen  Mängel  seiner 
Ausgaben  vermuthlich  gerade  als  Vorzüge  empfunden. 

Diese  Mängel  schliessen  indessen  nicht  aus,  dass  seine  Editionen 
und  zumal  die,  welche  vom  Stuttgarter  Litterarischen  Verein,  den  er 
lange  Zeit  leitete,  veröffentlicht  wurden,  und  für  welche  die  gegebene 
Charakteristik  besonders  zutrifft,  ungemein  fordernd  gewesen  sind :  vor 
allem  seine  Ausgaben  von  Konrads  v.  Würzburg  Trojanerkrieg,  des  Karl- 
meinet, der  Piaristeuhandschrift  des  Nibelungenliedes,  des  Marienlebens 
Walthers  von  Rheinau;  der  Fastnachtsspiele  des  15.  Jahrhunderts,  des 
sogenannten  Meister  Altswert  (nebst  zwei  Dichtungen  Hermanns  v. 
Sachsenbeim) ,  der  Erzählungen  aus  Altdeutschen  Handschriften  und 
der  Altdeutschen  Gedichte,  des  deutschen  Dekameron,  der  Trans- 
lationen von  Niclas  von  Wyle,  Wilwolts  von  Schaumburg,  des  deut- 
schen Heldenbuchs,  des  Hans  Sachs,  Jacob  Ayrei*s,  des  Amadis,  des 
Pfitzerscben  Faustbuchs,  der  Simplicianischen  Schriften,  der  dramati- 
schen Fragmente  Uhlands.  Keller  gehörte  zu  den  allen  Wissenschaften 
nnentbebrlichen ,  in  den  Zeiten  des  ersten  Aufblühens  einer  Disciplin 
höchst  segensreichen  Zuträgern  des  Materials.  Hätte  er  es  in  weniger 
roher  Form  herangeschafft,  er  würde  nicht  solche  Massen  der  all- 
gemeinen Benutzung  haben  zuführen  können. 

Wenn  ich  sage:  „der  allgemeinen  Benutzung",  so  ist  das  freilich 
nicht  genau.  Weitaus  die  meisten  Kellerscheti  Ausgaben  sind  nicht 
in  den  Buchhandel  gekommen,  sondern  in  Privatdrucken,  in  Uni- 
versitäts-  und  Gesellschaftsschriften  erschienen.  Auch  ein  Ueber- 
bleibsel  aus  jener  Zeit,  da  die  Jünger  der  deutschen  Philologie  eine 
kleine  enge  Gemeinde  bildeten,  sich  wie  eine  Familie  fühlten  und 
nach  Freimaurerart  das  Publicum  abwehrten,  aus  der  Zeit,  da  der  alte 


4  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Haudsdirifteu  etc. 

Freiherr   von   Lassberg   als   Meister  Sepp   von   Eppishüsen   die   Fach- 
genossen theils  belehrte  theils  neckte. 

Der  Dank  aller  billig  l'rtheilenden  wird  Keller  trotz  alledem 
für  immer  bleiben,  auch  noch  dann,  wenn  einmal  die  von  ihm  edirten 
Werke  sämmtlich  aufs  neue  besser  und  höheren  Ansprüchen  genügend 
herausgegeben  sein  werden.  Und  die  Geschichte  der  germanischen 
Philologie  wird  ausserdem  auch  seiner  Uebersetzungen  freundlich  ge- 
denken, redender  Denkmäler  des  universellen  Geistes,  der  damals 
unsere  Wissenschaft  beflügelte,  und  von  dem  man  so  gern  einen  Hauch 
in  unsere  heutigen  Jüngsten  wünschte.  Aber  was  Keller  hervor- 
gebracht hat  als  gewandter  Uebersetzer  des  Cervantes  (zusammen  mit 
Notter  und  Duttenhofer,  Stuttgart  1839—1842,  2.  Ausgabe  1850),  ita- 
lienischer Novellen  (Leipzig  1851.  1852),  altfranzösischer  Sagen 
(Tübingen  1839,  2.  Auflage  1876),  der  problematischen  bretonischen 
Volkslieder  Villemarques,  die  er  für  echt  und  alt  hielt  (zusammen  mit 
V.  Seckendorff,  Tübingen  1841),  dreier  Romaue  der  George  Sand  (Rose 
und  Blanche,  Andreas,  Valentin,  Stuttgart  1836.  1837),  der  Dramen 
Shakespeares  (gemeinsam  mit  Moriz  Rapp,  Stuttgart  1843,  2.  Ausgabe 
1854),  ausgewählter  Erzählungen  von  Maria  Edgeworth  (Stuttgart 
1840),  der  Gudrun  (Stuttgart  1840),  —  es  steht  an  Umfang  und  Werth 
zurück  hinter  seinen  Leistungen  als  Herausgeber.  Diese  bilden  sein 
eigentliches  bleibendes  Lebenswerk,  woneben  auch  der  lange  gepflegte, 
aber  nicht  vollendete  schwäbische  Sprachschatz  in  den  Hintergrund 
tritt,  und  das  vorliegende  Handschriftenverzeichniss  kann  man  ge- 
wissermassen  als  Rechenschaftsbericht  darüber  ansehen. 

Schon  frühe  hatte  Keller  von  seiner  intimen  Beschäftigung  mit 
altdeutschen  Handschriften  Nachricht  gegeben:  in  seiner  4{omvart' 
(Mannheim  und  Paris  1844),  deren  Ertrag  aus  florentinischeh ,  römi- 
mischen  und  venetianischen  Bibliotheken  freilich  in  erster  Reihe  der 
romanischen  Philologie  zu  Gute '  kam.  Dann  machten  Tübinger  Uni- 
versitätsprogramme  bereits  mehrere  Nummern  des  nachgelassenen  Ver- 
zeichnisses altdeutscher  Handschriften  bekannt.  Dieses  selbst,  das 
Keller  lange  liebevoll  vorbereitet  hat,  war  im  Sommer  1853  begonnen 
worden  und  wurde  der  Hauptsache  nach  zu  Anfang  der  sechziger 
Jahre  abgeschlossen.  Seiner  ganzen  Anlage  zufolge  war  es  von 
vornherein  kein  systematisches  Inventar,  sondern  reihte  ohne  inneren 
Plan  Notizen  aus  verschiedenen  Zeiten  über  Handschriften,  die  er  je- 
weilig zum  Zwecke  eigener  oder  unter  seiner  Redaktion  erscheinender 
Editionen  benutzt  hatte,  an  einander,  lleberall  bietet  es  nur  die  ur- 
sprünglichen Aufzeichnungen:  Zusätze  und  Nachträge  sind  später  nicht 
weiter  hinzugefügt.  Auf  diese  Weise  ist  nicht  ein  auf  erschöpfende 
Vollständigkeit  ausgehender  wissenschaftlicher  Katalog  zu  Stande  ge- 
kommen, sondern  eine  Art  Tagebuch  eines  Gelehrten  über  den  wäh- 
rend seines  Lebens  mit  altdeutschen  Handschriften  gepflogenen  Verkehr. 

Für  den  Herausgeber  des  nicht  bloss  postumen,  sondern  auch 
veralteten  Werkes  erwuchs  so  die  missliche  Pflicht,  die  litterarischen 
Nachweise   durch  Ergänzungen  und  Berichtigungen   dem   augenblick- 


von  Konrad  Burdacb.  5 

liehen  Stande  der  Wissenschaft  näher  zu  bringen.  Sievers,  der  für 
Bartsch  diese  entsagungsvolle  Aufgabe  der  Pietät  tibemommen  hat, 
wird  Keiner,  der  ermisst,  was  eine  solche  Last  bedeuten  will  neben 
dem  dreifachen  Beruf  des  akademischen  Lehrers,  des  gelehrten  Schrift- 
stellers und  des  Mitglieds  der  Prfifungscomniission  fflr  das  höhere 
Lehramt,  die  Anerkennung  verweigern,  dass  er  die  Brauchbarkeit  des 
Verzeichnisses  nach  besten  Kräften  erhöht  hat.  Die  Beschreibung  von 
.Valentin  HoUs  Handschrift  (S.  95 — 147),  fast  ein  Drittel  des  ganzen 
Buchs,  rührt  wie  das  Register  von  ihm  her.  Nur  Billigung  verdient 
es,  dass  er  diejenigen  Nummern  des  Katalogs  fortgelassen  hat,  deren 
Text  im  Wortlaut  bereits  an  zugänglicher  Stelle  in  früheren  Arbeiten 
Kellers,  besonders  in  den  Fastnachtsspielen  und  im  Meister  Altswert, 
vorlag,  oder  die  von  anderen  Gelehrten  inzwischen  besser  und  genauer 
beschrieben  sind. 

Von  den  116  erwähnten  Handschriften  fallen  die  meisten  nach 
Tübingen  (Universitätsbibliothek  und  Stiftsbibliothek),  nämlich  25; 
nach  Darmstadt  (Hofbibliothek)  16,  nach  Frankfurt  a.  M.  (Stadtbiblio- 
thek) 12,  nach  Stuttgart  (Königliche  öftentliche  und  Königliche  Iland- 
und  Privatbibliothek)  1 1 ,  nach  Karlsruhe  (Hof bibliothek)  9 ,  nach 
Wolfenbtittel  (Herzogliche  Bibliothek)  und  Weimar  (Grossherzogliche 
Bibliothek)  je  5,  nach  Heidelberg  (Universitätsbibliothek)  4,  nach 
Augsburg  (Stadtbibliothek)  3,  nach  Mainz  (Stadtbibliothek),  Dresden 
(Königliche  Bibliothek),  Luzern  (Bürgerbibliothek)  und  München  (Staats- 
bibliothek) je  2,  nach  Basel  (Universitätsbibliothek),  Regensburg  (König- 
liche Kreisbibliothek),  Hamburg  (Stadtbibliothek),  Würzburg  (Universi- 
tätsbibliothek),  Rom  (Casanatische  Bibliothek),  Oehringen  (Stiftsbiblio- 
thek), Nürnberg  (Bibliothek  des  Germanischen  Museums),  Donaueschingen 
(Fürstlich  Fürstenbergische  Bibliothek)  je  1 ,  auf  Privatbesitz  (in  Ulm, 
Nürnberg,  Zeil,  Stuttgart,  Eybach,  Wertheim,  Warthausen)  10. 

Ein  buntes  Gemisch,  gleichsam  ein  Ausschnitt  aus  dem  Vorrath 
deutscher  Handschriften  des  13. — 16.  Jahrhunderts,  und  wie  winzig 
der  hier  verzeichnete  Bruchtheil  im  Verhältniss  zu  den  vorhandenen 
Schätzen  auch  immer  sei,  doch  in  mancher  Hinsicht  lehrreich  und  von 
typischer  Bedeutung.  Lehrreich  allerdings  vor  allem  nach  der  nega- 
tiven Seite:  er  zeigt,  was  uns  fehlt;  er  weckt  aufs  neue  lebhafte 
Wünsche  nach  dem ,  was  ich  in  diesen  Blättern  bei  anderer  Gelegen- 
heit verlangte  (Centralbl.  f.  B.  1888.  V.  Jahrg.,  S.  129  ff.),  nach  ein- 
dringenderer und  umfassenderer  Erforschung  der  Geschichte  des  deut- 
schen Handschriftenwesens  in  ihrem  Zusammenhange  mit  der  Ent- 
wickelung  der  deutschen  Litteratur. 

Indessen  es  wäre  schlimm,  wenn  ein  Buch  wie  Kellers  Verzeich- 
niss,  so  unvollkommen  es  sein  mag,  nicht  auch  zu  positiven  Beobach- 
tungen anregte.  Ein  schön  Ding  die  Sohnsucht  in  die  Weite,  nach  hohen 
Zielen,  und  das  Entrollen  ausgreifender  wiss(»nschaftlicher  Pläne ,  aber 
nützlicher  doch,  kleine  feste  Schritte  vorwärts  auf  schon  gewonnenem 
Boden,  auf  dem  gesicherten  Besitze  zu  machen.  Ist  Kellers  Auswahl 
auch  viel    zn  sehr  durch  Zufall  und  Willkür  hergesti>llt ,   als  dass  sie 


6  Zur  Kenntniss  altdentsflior  Uandschriften  etc. 

die  Grundlage  für  methodiscli  abschliessende,  erschöpfende  Untersuch- 
ungen der  einschlägigen  Fragen  liefern  könnte,  so  fordert  sie  doch  auf,  . 
allerlei  principielle  Erwägungen  und  allerlei  einzelne  Wahrnehmungen 
daran  anzuknüpfen. 

Die  erste  Bemerkung  allgemeinerer  Natur,  die  sich  aufdrängt, 
betrifft  das  Alter  der  von  Keller  verzeichneten  Handschriften.  Da- 
bei scheiden  sechs  von  der  Betrachtung  aus  als  moderne  Abschriften, 
zwei  als  zusammenhangslose  Bruchstücke  verschiedener  Handschriften 
des  14. — 16.  Jahrhunderts.  Von  den  übrig  bleibenden  108  Hand- 
schriften gehören  nicht  weniger  als  71  dem  15.  Jahrhundert,  nur  22 
dem  13.  und  14.  Jahrhundert,  14  dem   16.  Jahrhundei*t  an. 

Schon  dies  Verhältniss  beruht  nicht  auf  Zufall,  sondern  hat 
typische  Geltung :  zu  keiner  Zeit  sind  in  Deutschland  so  massenhaft 
Handschriften  deutscher  Schriftwerke  angefertigt  worden  als  im  15. 
Jahrhundert,  der  eigentlichen  Blüthezeit  des  Handschriften- Hand  eis, 
und  noch  nach  der  Erfindung  und  dem  allmählichen  Emporkommen 
des  Buchdrucks  dauert  eine  rege  Schreiberthätigkeit  fort. 

Jetzt  erst  erreicht  der  Luxus  der  Handschriften  seinen  Höhe- 
punkt, w^o  Fürsten  und  Fürstinnen,  der  hohe  Adel,  reiche  Bürger  eine 
Ehre  darein  setzen,  kostbare  mit  prächtigen  Bildern  gesclimückte 
Andachtsbücher  zu  besitzen.  Schien  doch  Vielen  damals  noch  die 
neue  Erfindung  zu  mangelhaft  und  unvollkommen,  zu  plebejisch  und 
die  schriftliche  Vervielfältigung  das  Zuverlässigere.  Wer  zumal,  wie 
der  Freiherr  Johannes  Wemher  von  Zimmern  der  Aeltere  noch  an 
der  Neige  des  15.  Jahrhunderts  nach  so  altmodischen  Dingen  wie  des 
Fleiers  Meleranz  und  ähnlichen  'schönen  buechern'  Lust  hatte  (Barack, 
Die  Handschriften  der  Hofbibliothek  zu  Donaueschingen  S.  75;  Zim- 
merische Chronik  1.  Ausg.  1,405),  dem  konnte  der  Buchdruck,  wel- 
cher nur  den  in  breiteren  Schichten  des  Volks  lebendigen  litterari- 
schen Erzeugnissen  seine  Flügel  lieh,  wenig  helfen,  dem  musste  in  der 
That  das  *neu  inventum  ein,  schlechten  Fortgang'  zu  nehmen  scheinen, 
der  sah  sich  gezwungen,  einen  bereitwilligeren  Schreiber,  der  leichter  zu 
commandiren  war  als  ein  Druckherr,  in  seinen  Dienst  zu  stellen  und 
durch  ihn  seine  Liberei  nach  Wunsch  zu  vermehren. 

Mit  dem  zweiten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  bricht  die  alte 
Tradition  zusammen:  seitdem  hat  der  Druck  tiber  die  Handschrift  ge- 
siegt, und  diese  zieht  sich  immer  mehr  zurück,  endgültig  allerdings 
erst  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  das  Feld  räumend. 

Welche  Rolle  spielt  handschriftliche  üeberlieferung  noch  im  17. 
Jahrhundert,  bei  deutschen  Gelegenheitsgedichten,  Gesellschafts-  und 
Volksliedern,  Stammbüchern,  Schauspielen,  Predigten,  Schwanksamm- 
lungen! Aber  selbst  noch  für  das  Bekanntwerden  der  Dichtungen 
unserer  Klassiker  im  vorigen  Jahrhundert  gilt  das  (ileiche:  in  den 
näheren  und  weiteren  Freundeskreisen  Klopstocks,  Wielands,  Herders, 
Goethes  bleibt  die  schriftliche  Verbreitung  neuer  Productionen  durch- 
aus im  Schwange;  (jedichte  zumal  werden,  auch  wenn  sie  schon  ge- 
druckt sind,  in  Abschriften  gelesen,  verliehen,  vervielfältigt.     Goethe 


von  Konrad  Bnrdach.  7 

redigirte  bei  Veranstaltung  neuer  Ausgaben  seine  Dichtungen  nicht 
immer  direct  nach  den  älteren  Drucken,  sondern  auch,  z.  B.  beim 
Divan,  nach  daraus  genommenen  handschriftlichen  Copien,  und  er  war 
Zeitlebens  mit  einer  Kanzlei  von  Schreibern  umgeben  wie  ein  mittel- 
alterlicher Fürst.  Unsere  Gross-  und  Urgrosseltern  liebten  es,  sich 
aus  ihrer  Lecttire  handschriftliche  Anthologien  herzustellen,  und  die 
Gewohnheit  der  Stammbücher  ist  noch  nicht  einmal  heute  ganz  aus- 
gestorben, wenn  sie  sich  auch  zu  den  Unmündigen  geflüchtet  hat. 

Wichtiger  als  zu  wissen,  wie  viel  in  den  einzelnen  Jahrhunderten 
abgeschrieben  wurde,  ist  es,  zu  erfahren,  was  in  den  verschiedenen 
Zeiten  Vervielfältigung  erlebte.  Und  zwar  müsste  man  dabei  genau 
womöglich  die  einzelnen  Generationen,  ja  die  Jahrzehnte  einerseits  und 
die  einzelnen  Landschaften  anderseits  von  einander  sondern.  Aus 
Kellers  Katalog  sind  hierfür  natürlich  irgendwelche  Folgerungen  nicht 
zu  ziehen,  aber  er  reizt  immerhin  dazu,  ein  Programm  künftiger  Unter- 
suchung und  eine  Reihe  einzelner  Beobachtungen  daran  anzulehnen. 

Wenn  z.  B.  die  Durchsicht  der  Zusammenstellung  Kellers  er- 
giebt,  dass  Werke  aus  dem  Kreise  des  mittelhochdeutschen  höfischen 
Epos  überwiegend  nur  in  Handschriften  des  13.  und  14.  Jahrhunderts, 
nicht  aber  des  15.  Jahrhundert«  vorliegen,  nämlich  Veldekes  Eneide 
(Nr.  107),  Wimts  Wigalois  (Nr.  13),  Rudolfs  v.  Ems  Weltchronik 
(Nr.  89),  Ulrichs  von  Eschenbach  Alexander  (Nr.  82),  das  Gedicht 
über  Herzog  Wilhelm  von  Oesterreich  des  Johannes  von  Würzburg 
(Nr.  41),  so  stimmt  dies  Verhältniss  —  abgesehen  von  dem  zuletzt 
genannten  Werke  —  zu  dem,  was  wir  nach  unserer  Kenntniss  über 
den  Gang  des  litterarischen  Geschmacks  erwarten  dürfen,  und  auch  zu 
der  Art,  wie  sich  die  sonstige  bekannte  handschriftliche  Ueberlieferung 
dieser  Gedichte  auf  die  einzelnen  Jahrhunderte  vertheilt.  Es  stimmt 
auch  gut  zu  der  Wahrnehmung,  dass  in  die  Mitte  etwa  des  14.  Jahr- 
hunderts eine  scharfe  Grenze  zweier  litterarischer  Epochen  fällt  und 
um  1350  das  Zeitalter  der  mittelhochdeutschen  Dichtung,  der  mittel- 
alterlichen Cultur  abgelaufen  ist. 

Allein  Werth  erhielte  diese  Bemerkung  erst,  wenn  eine  um- 
fassende Statistik  aus  dem  gesammten  Material  altdeutscher  Codices 
auch  für  alle  anderen  Gedichte  der  mittelhochdeutschen  Blüthezeit  die 
gleiche  Untersuchung  anstellte.  Dabei  würde  sich  bald  zeigen,  dass 
keineswegs  alle  Werke  der  mittelhochdeutschen  Litteratur  zu  der  an- 
gegebenen Zeit  den  Grad  der  Lebensfähigkeit  eingebüsst  haben,  wel- 
cher neue  Abschriften  hervoiTuft.  Wohl  aber  würde  sich  vielleicht 
ergeben,  dass  alle  diejenigen  in  der  That  an  jenem  grossen  Wende- 
punkt in  das  Dunkel  der  Vergessenheit  sinken,  die  aus  dem  eigent- 
lichen Kern  der  mittelalterlichen  weltlichen  Bildung  emporgewachsen 
sind  und  dabei  dem  Wandel  der  Weltanschauung  entsprechenden  Meta- 
morphosen unzugänglich  bleiben.  Es  Hesse  sich,  glaub'  ich,  recht 
wohl  den  Gründen  nachgehen,  warum  dieses  Gedicht  länger,  jenes 
kürzer  in  neuen  Handschriften  verbreitet  wurde. 


8  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

■ 

Die  Aufgabe,  die  mir  vor  Augen  steht  und  die  lockend  genug 
ist,  wäre:  das  Nachleben  der  mittelhochdeutschen  Poesie 
darzustellen,  soweit  es  sich  in  der  Anfertigung  neuer  Handschriften 
der  alten  Werke  beweist  Die  folgenden  Betrachtungen  wollen  nur 
als  die  eraten  Ansätze,  als  methodische  Beispiele  dieser  noch  nicht 
einmal  angebrochenen  Untersuchung  gelten  und  bedtirfen  nachsich- 
tigster Beurtheilung  gar  sehr. 

IL 
Das  Nachleben  der  mittelhochdeutschen  Didaktik. 

L   ReformatLonsseit  und  Mittelalter. 

Am  längsten  sind  gelesen  und  aufs  neue  abgeschrieben  worden 
die  didaktischen  Gedichte  der  mittelhochdeutschen  Zeit.  Ja  man  kann 
von  einer  Wiedergeburt  der  mittelhochdeutschen  Lehr- 
dichtung seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  reden.  Freilich  be- 
deutet diese  Wiedergeburt  den  Tod  des  poetischen  Elements;  denn 
sie  erfolgte  im  Geiste  der  Mystik,  des  Hanges  nach  Eindringen  in  die 
göttliche  Weisheit,  der  damals  die  Schranken  zwischen  Laien  und 
Priesterthum  aufzuheben  trachtete,  im  Geiste  des  unbegrenzten  Strebens 
nach  Vertiefung  und  Verinnerlichung  der  christlichen  Lehre,  nach 
Ausdehnung  von  Wissen  und  Bildung  über  die  Laienkreise,  kurz  dem 
Zuge  folgend  nach  religiös  -  sittlichem  Wiederaufbau,  der  durch  das 
Zeitalter  der  Reformation,  d.  h.  die  Zeit  von  1350  bis  1600,  hin- 
durchgeht. 

Dem  Mittelalter  hatte  es  keineswegs  an  Freiheit  gefehlt.  Im 
Gegentheil:  in  ihm  erschienen  die  Kräfte  der  einzelnen  Stände  und 
Menschen  gegen  einander  zu  fortwährendem  Kampfe  entfesselt.  Es 
war  äusserlich  ein  Chaos.  Aber  unveiTückbar ,  unbeweglich  war  die 
Grundlage  dieses  brandenden  Meeres:  die  sittlich-religiöse  Weltanschau- 
ung und  die  geistige  Bildung.  Beide  hatte  die  Kirche  geschaffen, 
beide  die  Kirche  behütet.  Wohl  war  in  Deutschland  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  ein  heftiger  Kampf  geführt  worden  zwi- 
schen geistlicher  und  laienhafter  Cultur,  aber  mit  Ablauf  des  13.  Jahr- 
hunderts, d.  h.  hart  vor  dem  Ende  des  Mittelalters,  war  die  Kirche 
Siegerin  geblieben,  und  die  8elbstän<lige  weltliche  Bildung,  wie  sie  sich 
seit  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrliunderts  in  der  mittelhochdeut- 
schen Poesie  nach  dem  Vorbilde  Frankreichs  und  auf  (jrund  wieder 
erstarkter  nationaler  Ueberlieferungen  entfaltet  hatte,  zertrümmert. 

Nun  suchen  die  Besiegten,  die  Waffen,  mit  denen  sie  geschlagen 
wurden,  sich  selbst  anzueignen.  Es  handelt  sich  jetzt  nicht  mehr  wie 
im  Mittelalter  darum,  ob  neben  und  unabhängig  von  der  auf  kirch- 
licher Grundlage  ruhenden  Cultur  eine  selbständige  andere  Platz  linden 
könne,  sondern  nur  um  den  Antheil  an  jener,  in  ihrer  alleinigen  Be- 
rechtigung anerkannten.  Die  Epoche  von  1350  bis  1600  —  oder 
man    könnte    an   den    Augsbnrgor    Religionsfrieden    anknüpfend    auch 


von  Ronrad  Burdach.  9 

sagen:  1555  —  erfHllt  das  Ringen  um  den  Besitz  der  in  ihrem  Wesen 
und  in  ilirer  Allgemeingültigkeit  nicht  mehr  angefochtenen  Cultur.  Um 
den  Besitz  in  jedem  Sinne  des  Worts:  den  geistigen,  den  Besitz  der 
religiösen  Bildung,  und  den  materiellen,  den  Besitz  wirthschaftl icher 
und  politischer  Macht.  Die  eine  Seite  stellt  sich  in  jenen  grossen 
Bestrebungen  dar,  die  in  Luthers  Reformation  ihren  Höhepunkt  finden, 
die  andere  in  der  socialen  Bewegung,  die  in  den  Bauernkriegen  ihre 
Spitze  hat.  Gemeinsam  ist  beiden  der  Kampf  gegen  die  Vorrechte  einer 
kleinen  über  den  grösseren  Theil  der  Nation  erhobenen  besitzenden  Klasse. 

Die  Reformation  reisst  die  Scheidewand  zwischen  Clerus  und 
Gemeinde  nieder,  eröfinet  dadurch  dem  gesammten  Laienstande  den 
Zutritt  zu  der  kirchlichen  Cultur  und  führt  zugleich  deren  innere 
Reinigung  und  Umgestaltung  herbei:  in  dem  Augenblick,  wo  die 
Nation  in  ihrer  Totalität  Trägerin  der  religiösen  Bildung  wird,  übt  sie 
von  selbst  das  Aufsichtsrecht  über  deren  Institutionen,  und  so  muss 
ganz  natürlich  bei  der  Verkirchlichung  des  ganzen  Laienthums  Hierarcliie 
und  Mönchswesen  sich  auflösen.  Die  aufstrebenden  Bürger,  Bauern 
und  Reichsritter  strecken  nach  den  Früchten  die  Hand  aus,  welche 
bisher  Fürsten,  hohem  Adel,  Clerus  reservirt  gewesen  waren. 

Diese  Zeit  gräbt  gleichsam  nur  nach  den  Wurzeln  der  mensch- 
lichen Existenz.  Es  ist,  als  arbeite  sie  in  all  ihrem  heissen  Bemühen 
nur  auf  das  Eine  bin:  tiefer  Athem  zu  holen,  sich  fester  auf  die 
Füsse  zu  stellen.  Das  Charakteristische  an  den  Menschen  dieser  Jahr- 
hunderte, was  uns  aus  den  gleichzeitigen  Portraits  ehrfurchtheischend, 
beinahe  drohend  anschaut,  ist  ihre  Wucht. 

Einer  solchen  Zeit  musste  es  versagt  sein,  in  der  Welt  des 
poetischen  Denkens  schöpferisch  zu  werden.  Die  Poesie  wird  damals 
in  Deutschland  nicht  als  eine  ideale  selbstilndige  Macht  empfunden, 
sondern  nur  als  Schmuck,  als  Hilfsmittel  des  Daseins;  sie  gebietet 
nicht  über  Sitte  und  Sittlichkeit,  über  die  äusseren  Lebensgewohnheiten, 
indem  sie  ein  bestimmtes  Programm  weltlicher  Tüchtigkeit  vertritt, 
wie  auf  der  Höhe  des  Mittelalters,  im  13.  Jahrhundert;  sie  dient  durch- 
aus entweder  der  religiösen  Pädagogik  oder  naiv  behaglichem  Lebens- 
genuss.  Wohl  zeigt  bereits  der  Humanismus  die  Forderung  der  Renais- 
sance, d.  h.  der  Wiedergeburt  der  antiken  Cultur  und  Weitanschauung, 
und  damit  ein  neues  sittliches  Ideal,  das  vom  christlichen  unabhängig 
ist.  Aber  erst  das  17.  Jahrhundert  sah  die  Anfange  der  Erfüllung: 
die  Keime  einer  weltlichen  Bildung  ausserhalb  des  Schattens  der 
Kirche,  einer  aus  der  Vormundschaft  der  Theologie  erlösten  Wissen- 
schaft. Im  Zeitalter  der  Reformation  erhebt  sich  wohl  das  Individuum, 
aber  es  rüttelt  nicht  an  dem  religiösen  Fundament  des  Lebens:  in  die 
Stelle  der  kirchlichen  Tradition  sucht  man  die  Bibel,  die  Oftenbarung 
zu  setzen;  Cultus  und  Verfassung  der  Kirche  werden  von  ihren  späteren 
Anwüchsen  befreit,  allein  weiter  geht  man  nicht,  und  der  Charakter 
der  gesammten  "Bildung,  wenn  man  von  der  Verwandlung  de:^  Rechts 
und  dem  Aufkommen  des  modernen  Beamten-  und  Richterstandes  ab- 
j^ieht,  bleibt  trotz  den  Humanisten  überwiegend  ein  religiöser. 


10  Zur  Keniitniss  altdoutscluT  Ilandsclirifteii  etc. 

Die  Litteratur  dieses  Zeitraums,  dem  es  wahrlich  nicht  an  schöpfe- 
rischen Geistern  fehlt  ist  innerlich  sehr  wenig  productiv,  aber  sie  zeigt 
nach  aussen  ungeheuere  Ausdehnung.  Sie  will  auf  die  Massen  wirken 
und  kann  es  nur  durch  Masaenerzeugung. 

Seit  dem  Ende  des  14.  Jalirhunderts  lässt  sich  beobachten,  wie 
die  Herstellung  deutscher  Handschriften  ganz  enorm  zunimmt.  Die 
Brüder  vom  gemeinen  Leben  entfalten  eine  rege  Schreiberthätigkeit, 
besonders  im  westlichen  Niederdeutschland,  und  verbreiten  fromme 
Schriften  in  der  Landessprache  gewerbsmässig  (s.  Wattenbach,  Schrift- 
wesen •^,  S.  382  ff.).  Nicht  viel  später,  gegen  die  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts gewinnt  unter  der  Einwirkung  der  kirchlichen  Reformbeweg- 
ung auch  in  manchen  Klöstern  die  Handschriftenanfertigung  einen  neuen 
Aufschwung  (s.  Wattenbach,  Schriftwesen -^  S.  378;  Wackernagel,  Ge- 
schichte der  deutschen  Litteratur  -  1,  42(>  f.).  Voran  stehen  die  oberdeut- 
schen Klöster,  aber  auch  in  Mitteldeutschland,  in  Thtlringen  wenigstens, 
scheint  man  nicht  zurückgeblieben  zu  sein:  Abt  Gerung  des  Bene- 
dictinerklosters  Paulinzelle  vermehrt  1441  die  Büchersammlung  des 
Klostei-s  durch  Ankauf  von  deutschen  Uebersetzungen  der  Apokalypse 
und  der  Cantica,  und  es  ist  immerhin  möglich,  dass  die  Paulinzeller 
Rennerhandschrift  des  14.  Jahrhunderts  zwar  nicht  doi*t  entstanden, 
aber  damals  für  die  dortige  Klosterbibliothek  erworben  ist  (Ehrismann 
(iermania  32,  97  f.).  Besondere  Rührigkeit  in  litterarischen  Dingen 
zeigten  die  Kreise  des  deutschen  Ritterordens,  dessen  Blüthe  in  die 
zweite  Hälfte  des  14.  und  den  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  föllt:  durch 
Ankauf  und  Vervielftiltigung  von  Handschriften  älterer  und  gleich- 
zeitiger erbaulicher  Litteraturwerke ,  durch  Anfertigung  deutscher 
Uebersetzungen  und  Paraphrasen  der  biblischen  Schriften,  durch  selb- 
ständige poetische  Schöpfungen  religiöser  Richtung  haben  sie  auf  einem 
grossen  Gebiet  der  Dichtung  eine  Art  führender  Stellung  eingenommen 
(Steffenhagen,  Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  13,  501  ff.;  Goedeke, 
Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung  2  S.  260  ff.).  Und 
endlich  kommt  jetzt  auch  der  Stand  gewerbsmässiger  Laienschreiber 
empor  und  gewinnt  je  länger  je  mehr  an  Umfang  und  Einfluss. 

In  dieser  bedeutenden  Vermehrung  und  wachsenden  Verbreitung 
der  geistlichen  Litteratur,  für  die  besonders  die  Zunahme  der  Bibel- 
verdeutschungen und  der  Predigt  in  der  Landessprache  charakteristisch 
ist,  kann  man  ganz  deutlich  zweierlei  als  treibenden  Factor  unter- 
scheiden: die  Steigerung  der  geistigen  Interessen  der  Klöster,  eine 
Folge  der  kirchlichen  Reformbewegung,  und  die  Ausdehnung  und  Ver- 
tiefung des  religiösen  Bedürfnisses  in  den  Kreisen  der  Laien,  zumal  der 
Frauen.  Beides  verschlingt  sich  in  seinen  Wirkungen  mit  einander  und 
dient  dem  (Jrundtricbo  der  Epoche:  der  Durchdringung  der  ganzen 
Nation  mit  religiöser  Bildung. 

Wie  viel  blieb  damals  nun  noch  brauchbar  von  der  alten  didak- 
tischen Litteratur  «les  13.  Jahrliunderts?  Wie  viel  aus  der  Lebens- 
weisheit und  Sittenlehre  jener  Zeit,  die  für  die  Moral  ihren  Massstab 
nicht   ausschliesslich    in    den    Voivchritlten    der    christlichen    Religion, 


von  Konrad  Burdach.  11 

sondern  in  den  Anschauungen  einer  geschlossenen  Gesellschaft,  in  den 
Idealen  einer  weltlichen,  der  ritterlich-höfischen  Cultur  gesucht  hatte, 
rettete  sich  hinüber  in  die  Jahrhunderte  des  Kampfes  um  die  Religion  V 
Bei  der  Beantwortung  dieser  Frage  wird  auch  auf  das  Problem  Licht 
fallen:  wie  verhält  sich  die  Sittlichkeit  der  Reformationszeit,  wo  auch  die 
Laien  das  innerlichste  Verhültniss  zur  Religion  gewannen,  zu  der 
Sittlichkeit  des  ausgehenden  Mittelalters,  in  dem  die  weltlichen  Kreise 
sich  mit  der  Kirche  auf  bequemere  Weise  abfanden. 

2.    Die  illustrirten  Handschriften  des  Welschen  Qastes. 

Der  Bilderkreis  zum  Wälschen  Gaste  des  Thomasin  von  Zerclaere  nach  den 
vorhandenen  Handschriften  untersucht  und  beschrieben  von  Adolf  von 
0  e  c  h  e  1  h  äu 8  e  r.  Mit  8  Tafeln.  Heidelberg,  Verlag  von  Gustav  Koester. 
1 890. 

Der  Welsche  Gast  des  Thomasin  von  Zirclaria,  der  von  Gervinus 
und  W.  Grimm  so  verschieden  beurtheilt  und  zuletzt  von  Scherer  in 
seiner  Litteraturgeschichte  freundlich  und  gerechter  gewtirdigt  worden 
ist,  wendet  sich,  ein  Lehrbuch  ritterlicher  Moral,  durchaus  an  höfische 
Kreise.  Indess  der  italienische  Domherr  wurzelt  im  Grunde  doch  in 
der  kirchlichen  Weltanschauung:  er  pactirt  nur  mit  der  Bildung  und 
Sitte  der  vornehmen  Laienwelt;  er  tolerirt  deren  Ideale,  wie  sie  die 
höfische  Romandichtung  aufstellte,  aber  entscheidend  bleiben  ihm  doch 
die  christlichen  Lehrsätze,  die  Principien  einer  religiös  gefärbten  Cultur. 
So  erklärt  es  sich,  dass  sein  Gedicht  noch  im  15.  Jahrhundert  leben- 
diges Interesse  erregte  und  zahlreiche  Leser  fand,  lieber  dies  Fort- 
leben in  der  handschriftlichen  Ueberlieferung  hat  nun  von  einer  neuen 
Seite  Licht  verbreitet  v.  Oechelhäusers  Schrift,  die  zu  gltlcklicher  Vor- 
bedeutung Karl  Zangemeister  gewidmet  ist,  dessen  Initiative  und  An- 
regung die  germanistische  Wissenschaft  bereits  mehrere  för  sie  hoch- 
wichtige Publicationen  dankt. 

Die  meisten  Handschriften  des  Welschen  Gastes  sind  durch  Bilder 
geschmtickt,  welchen  allen  ein  Cyclus  von  Gemälden  zu  Grunde  liegt, 
der  in  unveränderlicher  Reihenfolge  und  Anordnung  eine  bestimmte 
Auswahl  derselben  Stellen  des  Gedichts  illustrirt.  Ursprung  und  Ge- 
schichte dieser  Illustrationen  zu  ermitteln  und  sie  selbst  eingehend  zu 
charakterisiren,  stellt  sich  v.  Oechelhäuser  zur  Aufgabe.  Seine  Unter- 
suchungen gewähren,  wie  es  in  der  Natur  der  Sache  liegt,  zugleich 
wichtige  Aufschltisse  über  die  (^hronologie  und  das  Textverhältniss 
der  Handschriften,  und  es  thut  weder  der  Sicherheit  noch  der  Bedeu- 
tung seiner  Ergebnisse  den  mindesten  Eintrag,  dass  er  kein  ganz  voll- 
ständiges Material  benutzt  hat,  also  die  Angabe  auf  dem  Titel  „nach 
den  vorhandenen  Handschriften"  nicht  völlig  der  Wirklichkeit  ent- 
spricht. 

Mir  sind  18  Handschriften  des  Welschen  Gastes  bekannt,  von  denen 
V.  Oechelhäuser  nur  14  erwähnt.  Davon  fallen  bloss  8  ins  13.  Jahr- 
hundert, 5  ins   14.  Jahrhundert,   10  ins  15.  Jahrhundert  und  von  diesen 


12  Zur  Kenntniss  altdeutsclier  IJand Schriften  etc. 

2  in  die  zweite  Hälfte  desselben,  1  ins  Iß.  Jahrhundert.  Dabei  ist 
mit  berücksichtip:t  die  nur  in  dem  Bücherverzeichniss  der  K()nip:8berser 
Bibliothek  des  deutschen  Ordens  von  1434  genannte  (Zeitschrift  fiir 
deutsches  Alterthum  13,  570),  nicht  aber  die  AnkUndip:unß:  des  »Schul- 
meisters und  Handschriftenhändlers  Diepold  Lauber  in  llap^enau  aus 
den  vierzijrer  Jahren  des  15.  Jahrhunderts,  der  Handschriften  des 
Welschen  (Jastes  auf  Lager  ftthrte  (Zeitschrift  für  deutsches  Alter- 
thum 3,  191). 

In  der  folf^enden  Aufzählung  g:che  ich  von  dem  H.  Rückert  be- 
kannten Bestände  aus.  Rückert  hatte  in  seiner  Ausgabe,  die  leider 
noch  immer  die  einzige  ist,  zwölf  Handschriften  benutzt.  Dazu  kommt 
13.  die  Büdinger  Handschrift  aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts ((^recelius,  Zeitschrift  für  deutsches  Alterthurii  10,  287),  im 
Besitz  seiner  Durchlaucht  des  Fürsten  zu  Ysenburg  auf  dem  Schloss 
zu  Büdingen,  eine  Bilderhandschrift.  Sie  ist  v  Oechelhäusers  Auf- 
merksamkeit entgangen,  vermuthlich  weil  er  vei'säumt  hat,  auch  hier- 
über seinen  germanistischen  Berather  (Wilhelm  Braune)  zu  befragen, 
der  höchst  werth volle  Bemerkungen  über  den  Dialekt  der  Handschriften 
beigesteuert  hat.  Das  Unglück  ist  aber  nicht  gross:  der  Codex  ist 
nur  fragmentarisch  auf  uns  gekommen,  und  zu  den  erhaltenen  Bnich- 
stücken  gehören  nur  drei  Bilder,  die  Nr.  21.  34.  36  boi  v.  Oechel- 
häuser  entsprechen.  Leider  fehlt  gerade  das  Stück,  in  welches  das 
für  die  Datirung  so  bedeutsame  Bild  fällt,  das  v.  Oechelhäuser  als 
Nr.  35  zählt.  14.  Fragment  einer  Pesther  Handschrift  der  zweiten 
Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  (Rieh.  M.  Werner,  Zeitschrift  für  deutsches 
Alterthum  26,  151  ft*.)?  gleichfalls  von  v.  Oechelhäuser  nicht  erwähnt. 
15.  Die  sogenannte  Hamiltonhandschrift,  aus  der  Sammlung  des  Herzogs 
von  Hamilton,  von  1882  bis  1888  im  Kupferstichkabinet  des  Königl. 
Museums  zu  Berlin,  dann  nach  England  verkauft,  bei  v.  Oechelhäuser 
Nr.  V  (S.  9  ff.).  V.  Oechelhäuser  irrt  übrigens,  wenn  er  S.  10  behauptet, 
dieses  Manuscript  sei  bisher  noch  nicht  näher  beschrieben.  Es  ist  ge- 
schehen durch  Steinmeyer  (Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum  27, 384f.). 
Nur  freilich  widerspncht  sich  v.  Oechelhäusers  und  Steinmeyers  Be- 
schreibung in  einigen  Punkten.  Nach  Steinmeyer  ist  die  Handschrift 
von  mehreren  Händen,  nach  v.  Oechelhäuser  „anscheinend  von  derselben 
Hand";  nach  Steinmeyer  giebt  sie  die  Inhaltsangabe  bis  zum  vierten 
Buch,  nach  v.  Oechelhäuser  fehlt  diese  ganz;  nach  Steinmeyer  zeigt 
die  Handschrift  „manche  Auslassungen",  nach  v.  Oechelhäuser  „enthält 
sie  den  vollständigen  Text  des  Gedichts  (ohne  Vorrede)".  Bedauer- 
lich, dass  eine  Lösung  dieser  Widersprüche  jetzt,  wo  dies  Kleinod  an 
England  verloren  ist,  sich  schwer  oder  gar  nicht  herbeiführen  lassen 
wird.  16.  Fragment  einer  zweiten  Wolfenbüttler  Handschrift  des 
34.  Jahrhunderts  (v.  Heinemann,  Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum 
12,  106  ff.),  bei  v.  Oechelhäuser  nicht  angeführt.  17.  Karlsruher  Hand- 
schrift des  15.  Jahrhunderts,  bisher  noch  nicht  beachtet,  in  Kellers 
Verzeichniss  als  Nr.  9  beschrieben ,  bei  v.  Oechelhäuser  S.  1  und  73 
Anm.  genannt.     Auch    dies  ist  eine  Bilderhand.schrift :    es  ist  im  Text 


von  Konrad  Burdach.  13 

Ranm  gelassen  für  Illustrationen,  die  nicht  ausgeführt  worden  sind. 
18.  Königsberger  verlorene  Handschrift.  Ausserdem  die  von  Diepold 
Lauber  vertriebenen  Handschriften,  i) 

Die  ülustrirten  Handschriften  überwiegen,  und  wir  können  nichts 
besseres  thun,  wollen  wir  von  dem  Nachleben  des  Werkes  eine  deut- 
liche Vorstellung  erhalten,  als  von  den  sorgfältigen  Untersuchungen 
V.  Oechelhäusers  ausgehen. 

Mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  lässt  sich  die  Entstehungszeit  der 
Originalhandschrift  (0),  welche  für  alle  übrigen  Codices  picturati  die 
Grundlage  gebildet  hat,  bestimmen.  Das  35.  Bild  erläutert  die  Verse 
2123.  2124  des  Gedichts,  indem  es  einen  Herrn  mit  gekreuzten  Füssen, 
der  typischen  Stellung  ftlr  den  rechtsprechenden  Richter,  auf  einem 
Polstersitz  thronend  darstellt,  wie  er  sich  zu  einer  tiefer  hockenden 
sehreibenden  Person  wendet.  Diese  —  «Der  Schephe"  —  notirt 
auf  ein  vorgehaltenes  Blatt  die  Jahreszahl  und  sie  ist  in  den  einzelnen 
Handschriften  vei-schieden.  Es  bietet  nämlich  auf  dem  Schriftzettel 
des  Bildes  die  Gothaische  Handschrift  (von  1340):  Anno  domini  1240, 
die  Erbacher  Handschrift  (zweite  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts)  und 
Hamiltonhandschrift  (Wende  des  14.  und  15.  Jahrhunderts):  1248,  Cod. 
palat.  german.  333  (14.  Jahrhundert):  1300,  die  Stuttgarter  Handschrift 
(von  1359):  1359,  die  Ulmer  und  Wolfenbüttler  Handschrift  (beide 
15.  Jahrhundert) :  1408.  Die  Daten  des  Schriftzettels  geben  also  nicht 
die  Entstehungszeit  der  einzelnen  Handschriften  selbst,  sondern  weisen 
auf  die  zu  Grunde  liegenden  V^orlagen  zurück. 

So  gewinnen  wir  ausser  dem  Original  des  Bildercyclus  (0)  noch 
fanf  Tochterhandschriften  von  1240,  1248,  1300,  1359,  1408,  aus 
denen  die  erhaltenen  Handschriften  abgeleitet  sind.  Leider  ist  die 
Lesung  der  Jahreszahl  gerade  auf  der  ältesten  Handschrift  (A), 
Cod.  pal.  germ.  389  (Ende  des  13.  Jahrhunderts),  nicht  sicher, 
wenigstens  im  Zehner  (v.  Oechelhäuser  S.  78  Anmerkg.):  deutlich 
ist  nur  12.6.  Da  Thomasin  sein  Gedicht  1215/16  vollendet 
hat  (vgl.  V.  11717.  12278),  so  blieben  streng  genommen  für  die 
Vorlage  von  A  zur  Auswahl  die  Daten  1216,  1226,  1236,  1246 
u.  8.  w.  bis  1296.  Indess  da  A  in  jeder  Beziehung  den  ursprüng- 
lichsten Text  und  die  urspi-ünglichsten  Zeichnungen  bewahrt,  so  muss 
ihre  Vorlage  auch  älter  gewesen  sein  als  die  Vorlagen  aller  übrigen 
Handschriften,  d.  h.  älter  als  1240  (das  Datum  des  Schriftzettels  der 
Gothaisphen  Handschrift).  Dadurch  beschränkt  sich  der  Spielraum  für 
die  Entstehung  der  Vortage  von  A  auf  1216,  1226,  1236.  Vielleicht 
dass  weitere  Prüfung  der  Handsclirift  doch  noch  eine  dieser  drei 
Zahlen  als  gesichert  herausbringt,  v.  Oechelhäuser  nimmt  1216  an 
als  «kaum    anders   lesbar"    und    verlegt    somit    die  Vorlage  von  A  in 


1)  Eine  Handschrift  des  (Jcdichts  bosass  auch  1462  der  Bayer  Püterich 
von  Reicherzhausen  (Ehrenbrief  104,  1,  Zeitsclir.  f.  d.  Alt.  0,  50)  und  gleich- 
zeitig oder  etwas  früher  Elisabeth  von  Volkenstorf  in  Oesterreich  (Germania 
4,  189  f.).  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  eins  der  erhaltenen  Manuscripte 
aas  ihren  Bibliotheken  stammt. 


14  Zur  KcMiiitniss  alt<lciitselicr  llandschriftou  etc. 

die  Zeit  des  Originals  des  Bildercyelus  (0)  und  dieses  zugleich  in  die 
Zeit  der  ersten  Original handschrit't  des  Gedichts.  Das  inuss  ich  als 
zweifelhaft  bezeichnen.  Gewi>8  ist  hingegen,  dass  wir  das  Original 
des  Bildercyelus  möglichst  weit  vor  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts 
hinaufzurücken  ein  Recht  besitzen.  Sämmtliche  Handschriften  sind  in 
der  Periode  des  gothischen  Haustils  entstanden,  behalten  aber  gleich- 
wohl in  den  auf  ihren  Bildern  dargestellten  Architekturen  den  roma- 
nischen Stil  bei.  Das  ist  nur  begreiflich ,  wenn  das  Original  noch 
während  der  Herrschaft  des  romanischen  Stils,  d.  h.  vor  der  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  vollendet  wurde. 

Wackernagel  behauptete  in  seiner  Litteraturgeschichte  (2.  Aufl. 
S.  134,  Aniii.  35),  die  Bilder  seien  „offenbar  schon  von  dem  Verfasser 
angeordnet,"  aber  bewiesen  hat  er  das  in  dem  Aufsatz  (Zeitschriflt  f. 
d.  Alterthum  0,  21)2),  auf  welchen  er  sich  beruft,  durchaus  nicht.  Ob 
die  erste  Originalhandschrift  des  Gedichts  schon  den  Bildercyelus  (0) 
enthielt,  schon  illustrirt  war,  können  wir  vorläufig  nicht  entscheiden. 
Ich  persönlich  möchte  es  bejahen.  Auf  alle  Fälle  jedoch  haben  wir 
hier  ein  Illustrationswerk  vor  uns  aus  der  besten  mittelhochdeutschen 
Zeit,  vielleicht  gleichzeitig  mit  des  Dichters  Schöpfung  oder  höchstens 
ein  paar  Jahrzehnte  jünger.  Und  wir  müssen  ihm  so  viel  als  mög- 
lich für  die  Erkenntniss  der  Wirkung  des  Gedichts  und  seines  Publi- 
cums  abgewinnen. 

Nach  V.  OecheHiänser  bewahrt  A  den  ursprünglichen  Charakter 
des  Bildercvclus  am  treuesten:  der  Text  ist  darin  in  einer  Columne 
geschrieben  und  von  anspruchslosen  Randzeichnungen  begleitet.  Alle 
übrigen  Manuscripte  geben  zwei  Columnen  und  die  Bilder  mitten  im 
Text  an  ausgesparten  Stellen.  Die  Anordnung  der  Bilder  am  Rande 
führte,  wie  v.  Oechelhäuser  S.  31  bemerkt  (zu  Nr.  35),  im  Original  ge- 
legentlich Mangel  an  Raum  herbei  und  wirkte  dadurch  auf  die  Stel- 
lung der  Figuren  ein.  Die  Copisten  haben  das  dann,  ohne  das  ihre 
Columnenbilder  dazu  Grund  gaben,  beibehalten. 

Der  Künstler  des  Bildercvclus  hat  eine  erkennbare  Individualität. 
Das  zeigt  die  Auswahl  der  Scenen  für  seine  Illustrationen:  er  ver- 
meidet religiöse  Vorwürfe,  liebt  es  hingegen,  Kampf-  und  Jagdscenen 
anzubringen;  er  benutzt,  wie  der  Dichter  selbst,  jede  Gelegenheit, 
seine  Kenntnisse  in  der  Geschichte  und  Philosophie  des  Alterthums 
zur  Schau  zu  stellen,  und  ist  rasch  mit  Figuren  und  Vorgängen,  wie 
Helena  und  Andromache,  Caesars  Ermordung,  Ilektors  Schleifung  durch 
Achill,  bei  der  Hand.  Und  das  zeigt  nicht  minder  sein  Stil:  er 
schliesst  sich  nicht  an  die  mittelalterliche  Tradition  der  geistlichen 
Malerei  an,  z.  B.  sind  auf  den  llustrationen  zum  Gericht  Gottes  (Nr. 
88),  zur  Gnade  Gottes  (Nr.  89)  weder  Gott  noch  Christus  in  dem  her- 
gebrachten Typus  dargestellt,  und  auf  der  ersteren  ist  neu  die  durch 
den  Text  veranlasste  Personification  der  Schuld  und  das  Fehlen  des 
Erzengels  Michael  als  Strafvollziehers. 

Alles  dies  bestimmt  v.  Oechelhäuser,  den  Künstler  in  ^den  ge- 
bildeten Laienkreisen"   zu    suchen  (S.  79).     Allein  vorsichtiger  scheint 


von  Kourad  Burdach.  15 

es  mir,  nur  zu  sagen,  dass  er  der  Laienbildang  zagänglich,  von  ihr 
berührt  und  nicht  beherrscht  war  von  den  Vorstellungen  der  rein  geist- 
lichen Cnltur.  Das  ist  die  Hauptsache.  Denn  zu  den  allerwichtigsten 
Aufgaben  für  das  Gesaranitverständniss  des  deutschen  Mittelalters 
gehört  es,  genauer  festzustellen,  wann  und  wie  in  Deutschland  neben 
der  kirchlichen  eine  specifisoh  laienhafte  Oiiltur  aufsteigt,  wie  sie  An- 
fangs von  jener  abhängig,  dann  immer  freier  und  freier  wird  und  auf 
kurze  Zeit  sogar  im  13.  Jahrhundert  das  Ueberge wicht  erlangt.  Kunst- 
geschichte, Litte ratnrgeschichte,  Rechtsgeschichte,  Geschichte  der  Philo- 
sophie und  Sittengeschichte  müssen  hier  gemeinsam  Hand  in  Hand 
arbeiten.  Im  vorliegenden  Fall  sehe  ich  keinen  Grund,  den  Künstler 
der  l^ilder  in  andern  Lebensverhältnissen  zu  suchen  als  den  Dichter. 
Thomasin  stammte  aus  dem  welschen  edlen  Geschlecht  der  0er- 
chiari  in  Friaul,  war  Domherr  in  Aquileja ,  Dienstmann  des  Patri- 
archen Wolfger  von  Aquileja,  des  früheren  Bischofs  von  Passau.  Dieser 
ist  nun  aber  ein  Typus  der  weltlicher  Bildung  geneigten  Prälaten  aus 
dem  Beginn  des  13.  Jahrhunderts.  Als  Staatsmann  geschickt  und  viel- 
fach in  wichtigen  Missionen  thätig,  bei  drei  deutschen  Königen  wie 
bei  zwei  Päbsten  gleich  angesehen,  Theilnehmer  an  dem  Krenzzug  von 
1197 — 98  und  einer  der  Mitbegründer  des  deutschen  Ritterordens  in 
Palästina,  der  Fi*eund  und  Vertraute  der  Babenberger,  bewährt  er  sich 
äberall  als  eine  echte  Persönlichkeit  der  Vermittlung,  der  Ausgleich- 
ung der  Gegenstätze  in  dem  grossen  Ringen  zwischen  kaiserlicher  und 
päbstlicher  Macht,  immer  aber  trotz  gelegentlicher  halb  freiwilliger, 
halb  erzwungener  Annäherung  an  die  Politik  der  Curie  als  ein  treuer 
und  entschiedener  Anhänger  der  Reichsidee.  Man  konnte  Wolfger 
darnach  schon  Sympathien  auch  für  weltliche  Poesie  zutrauen.  Sie 
sind  zur  Gewissheit  erhoben,  seitdem  wir  ihn  aus  seinen  Reiserechnungen 
(herausgegeben  von  J.  V.  Zingerle ,  Heilbronn  1877)  als  freigebigen 
6<)nner  Walthers  von  der  Vogelweide  und  anderer  fahrender  Dichter 
kennen.  In  Italien  wie  in  Oesterreich,  seinen  häufigsten  Aufenthalts- 
orten, erscheint  er  geradezu  umringt  von  gehrenden  Sängern  und 
Künstlern.  Der  Reichslegat  für  Italien,  der  Vertrauensmann  des  Pabstes 
und  des  Kaisers  beschenkt  italienische  Sängerinnen  und  deutsche 
Gaukler,  ja  auch  *  Lotterpfaffen',  d.  h.  vagirende  Kleriker  (a.  a.  0. 
8.  21),  diese  Träger  einer  halb  antikheidnischen  Lebensanschauung 
voll  weltlichster  Genussfreude.  Historiker  des  14.  und  15.  Jahrhunderts, 
die  aus  Passauer  Traditionen  schöpfen  mögen,  rühmen  Wolfgers  wissen- 
schaftliche Bildung  und  Beredsamkeit :  sein  Zeitgenosse  Eilbert  v.  Bremen, 
ein  kaisertreuer  Cleriker  der  höheren  Weihen,  widmete  ihm  seinen  in 
Hexametern  verfassten  Ordo  judiciarius,  einen  Abriss  der  Gerichts- 
ordnung auf  Grund  des  Decretum  Gratiani,  und  stellte  ihm  in  der  Vor- 
rede die  endgültige  Redaktion  und  formale  Verbesserung  der  Arbeit 
anheim,  verehrte  ihn  also  als  eine  canonistische  Autorität  wie  als 
Meister  des  lateinischen  Stils  (Siegel,  Sitzungsberichte  der  Wiener 
Akademie  1867,  Bd.  55,  531  ff.;  Kalkoff,  Wolfger  von  Passau.  Weimar 
1882,  a  27  f.). 


16  i^ur  Ki'iintniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

In  dem  Kreise  Wolfgers  wurzelt  auch  Tliomasins  Werk,  dessen 
Polemik  gegen  Waltbers  Pabstsprüelie  ihn  nicht  abhält,  seine  übrigen 
Gedichte  zu  bewundern.  Es  kann  leicht  irreführen,  wenn  Scherer  in 
seiner  Litteraturgeschichte  den  Abschnitt  über  Walther  mit  der  Anti- 
these beginnt:  „Ein  reisender  Bischof  schenkte  am  12.  November  1203 
in  Zeissehuauer  an  der  Donau  dem  Sänger  Walther  von  der  Vogel- 
weide eine  Summe  (Jeldes  zur  Anschaffung  eines  Pelzrockes.  Ein 
italienischer  Domherr,  der  sich  in  deutscher  Poesie  versuchte.  Tho- 
masin von  Zirclaria,  stellte  im  Jahre  1215  denselben  Walther  als  einen 
Volks  Verführer  hin,  der  mit  einem  seiner  Gedichte  Tausende  bethört 
und  ungehorsam  gegen  (Jottes  und  des  Pabstes  Gebot  gemacht  habe* 
(S.  197).  Thomasin  gehörte  keinesfalls  zu  der  streng  hierarchischen, 
aller  weltlichen  Cultur  und  Macht  schlechthin  feindlichen  Partei;  in 
seinem  Gedicht  lebt  nicht  der  finstere  harte  Geist  weltflüchtiger  Askese, 
des  herrschsüchtigen  Zelotismus.  Mochte  die  Hitze  und  Leidenschaft 
der  Kampfesweise  Walthers  ihm  gefährlich  scheinen,  so  brauchte  er 
darum  noch  nicht  auf  der  eigentlichen  Gegenseite  zu  stehen.  Aach 
ein  Mann  von  so  zweifellos  reichstreuer  Gesinnung  wie  Wolfger  konnte 
unmöglich  den  Ton  des  zornigen  Dichters  gutheissen.  Man  darf  nicht 
die  Verschiedenheit  der  Lebensstellung  ausser  Acht  lassen:  W^olfger, 
Walther,  Thomasin  konnten  dem  Pabst  gegenüber  nicht  dieselbe  Frei- 
heit der  Kritik  in  Anspruch  nehmen,  aber  alle  drei  zählten  zu  dem 
Kreise  überlegener  Geister,  die  den  Frieden  in  dem  gewaltigen  Streit 
zwischen  Kirche  und  Welt,  Hierarchie  und  Kaiserthum,  Askese  und 
Freude  des  Lebens  nicht  im  Sinne  der  Extremen  einer  der  beiden 
Parteien  und  am  wenigsten  im  Sinne  des  Clericalismus  herbeigeführt 
wünschten.  In  diesem  Kreise  dürfen  wir  auch  den  Schöpfer  des 
Bildercyclus  zum  welschen  Gast  suchen,  der  meiner  Ansicht  nach  ein 
Geistlicher  war.  Es  kann  übrigens  auch  seine  deutsche  Herkunft  nicht 
als  sicher  bezeichnet  werden.  Mindestens  muss  man  die  Frage  er- 
heben, ob  nicht  Einflüsse  der  italienischen  Miniaturmalerei  auf  ihn  ge- 
wirkt haben.  Aber  er  kann  auch  selbst  wie  Thomasin  ein  Welscher 
gewesen  sein. 

In  den  erhaltenen  Bilderhandschriften  sieht  v.  Oechelhäuser 
jedenfalls  mit  Kecht  einen  Beweis  für  den  Aufschwung  in  der  deutschen 
Malkunst,  den  man  mit  Lamprecht  (Westdeutsche  Zeitschrift  7,  76  f.)  seit 
der  Mitte  t)der  dem  Ende  des  1 1.  Jahrhunderts  anzunehmen  hat.  Und 
gewiss  ist,  dass  er  im  Zusammenhang  steht  mit  der  Betheiligung  welt- 
licher Künstler,  mit  dem  Aufkommen  der  nationalen  Dichtung,  mit 
dem  Sieg  der  ungebundener  gestaltenden  Phantasie  der  Laienkreise 
über  die  starren  Typen  der  kirchlichen  Tradition,  kurz  dass  er  ein  Glied 
ist  in  jener  Kette  von  Erscheinungen,  die  eben  den  leider  so  kurz 
dauernden  Triumph  der  Laienbildung  begründen:  den  Triumph  der 
Welt,  der  Natur,  der  reineren  Menschlichkeit  über  Askese  und  Hier- 
archie. 

Zwischen  den  Bildern  der  einzelnen  Handschriften  des  Welschen 
Gastes   lässt  sich  mit  Ausnahme  der  Wolfenbüttler   und    Ulmer  Hand- 


von  Konrad  IJurdach.*  17 

Schrift  kein  Verhfiltniss  direkter  Abhängigkeit  nachweisen,     v.  Oechel- 
häuser  folgert  daraus   eine  grosse  Zahl  verlorener  Zwischenglieder  bis 
zu  dem  Original   und   erschliesst   so  eine  bedeutende  Verbreitung  und 
Beliebtheit  des  Gedichts.   Ohne  dem  geradezu  widersprechen  zu  wollen, 
gebe  ich  doch    zu   bedenken,    ob   der  Mangel  unmittelbarer  Ueberein- 
stimmung  der  Illustrationen  der  verschiedenen  Manuscripte  nicht  mög- 
licherweise darauf  beruht,   dass   man  nicht  genau  copiren  wollte  oder 
auch  nicht  konnte.     Fand    doch   die  Niederschrift  des  Textes  und  die 
Illustration  nicht  gleichzeitig  statt,  wie  z.  B.  die  Karlsruher  Handschrift 
lehrt.     Es  wurden  etwa  bei  der  Abschrift  einer  geliehenen  Handschrift 
nur  die  Stellen  für  die  Bilder  durch  leergelassenen  Raum  markirt  und 
die   Beischriften   und   Schriftzettel   als   allgemeine  Anweisung  für  den 
Maler  eingeti-agen :  dafür  sprechen  die  beiden  von  Schnaase,  Geschichte 
der  bildenden  Kfinste^ö,  370  mitgetheilten  Fälle  und  die  Einrichtung 
in   des  Eberhard  Windecke  Buch  von   Kaiser  Sigismund,   in  welchem 
die  Kapitel tlberschriften  nur  den  Illustrator  anleiten  sollen  (von  Hagen, 
Geschichtschreiber  der  deutschen  Vorzeit.     15.  Jahrhundert  1.    Leipzig 
1886,  S.  XIII,  Anm.  2).     Die  Bilder   selbst  wurden  dann  später  ohne 
Rücksicht   auf  die   wieder   aus   den   Händen   gegebene  Vorlage   theils 
nach   der  Erinnerung  theils   in    freier  Erfindung  ausgefühiL     Ich  will 
übrigens   die  Notiz   in   der   Stuttgarter   Handschrift   (S)   des  Welschen 
Gastes,   wonach   zwischen  der  Niederschrift   des  Textes   und  der  An- 
fertigung der  Bilder  mehr  als   dreissig  Jahre  liegen  sollen  (v.  Oechel- 
hänser  S.  3),  nicht  in  meinem  Sinne  geltend  machen. 

In  der  Geschichte  des  Bildercyclus  zu  Thomasins  Gedicht  lassen 
sich  drei  Typen  unterscheiden.  Der  erste,  dem  Original  am  nächsten 
stehende,  ist  die  flüchtig  colorirte  Federzeichnung.  Sie  wird  repräsen- 
tirt  durch  die  Heidelberger  Handschrift  des  13.  Jahrhunderts  (A)  und 
die  Stuttgarter  Handschrift  von  1359  (S).  Beide  gehören  dem  bairisch- 
österreichischen  Sprachgebiet  an,  die  zweite  ist  wahrscheinlich  in 
Regensburg  entstanden.  Hier  sehen  wir  die  nationale  Miniatur,  wie 
sie  im  Laufe  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  in  Deutschland  sich  aus- 
gebildet hat:  sie  ist  für  ein  höfisches  Publikum  bestimmt. 

Den  Uebergang  zum  zweiten  Typus  macht  die  Gothaische 
Handschrift  von  1340  (G).  Auch  sie  ist  noch  für  ritterliche  Kreise 
angelegt,  wie  das  Widmungsbild  lehrt.  Obwohl  sie  ostfränkische 
Sprachformen  enthält,  könnte  sie  doch  in  Kegensburg  entstanden  sein. 
Ihre  Bilder  sind  flotte  Umrisszeichnungen  mit  leichten  Farbentönen 
und  schwarzen  Schatten-  und  Faltenlinien,  verrathen  einen  Fortschritt 
der  Technik,  aber  auch  Schablone  und  conserviren  in  den  bunten 
Fleischtdnen  eine  veraltete  Mode  des  11.  und  12.  Jahrhunderts. 

Waren  wir  bisher  im  Osten  Deutsclüands  geblieben,  so  führen 
uns  die  späteren  Handschriften  nach  dem  Westen  und  Südwesten.  Das 
ist  schwerlich  ein  Zufall:  wir  dürfen  annehmen,  dass  der  Welsche 
Gast  anfangs  mehr  in  den  der  Heimath  des  Dichters  benachbarten 
Gegenden  bekannt  und  verbreitet  war  und  erst  später  auch  in  Ale- 
mannien   und  am  Rhein  festen  Fuss  fasste.     Hier  sind  nun  die  Hand- 

VIII.     I.  u.  2.  2 


18  y^ur  Kcniitniss  :ilt<l('iitsclH'r  Handschriften  viv. 

Schriften  anj^efcrti^  worden,  welche  voll  den  zweiten  Typus  des 
Bildercyclns  zei||;:en:  farbenprächtijre  Gouachebilder,  die  eine  ziemliche 
Uebung  in  der  PinselfUhrun«?  voraussetzen  und  bei  aller  Unbeholfen- 
heit und  Kolieit  der  Zeichnung  durch  die  Technik  des  Colorits  reiz- 
voll wirken.  Die  Illustrationen  dieser  Handschriften,  der  Erbacher 
Handschrift  aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  (E)  und  der 
Hamiltonhandschrift  von  der  Wende  des  14.  zum  15.  Jahrhundert  (H), 
führen  uns  in  eine  ganz  andere  Welt. 

Sie  setzen  den  Umschwung  voraus,  der  sich  in  dem  für  die  ge- 
sammte  deutsche  ('ultur  Epoche  machenden  Jahrzehnt  um  1350  voll- 
zogen hatte:  die  Entwickelung  der  berufsmiissigen  Illustration  nach 
dem  Muster  der  franzi'isischen  Enlumineurs,  insbesondere  der  schon  seit 
Ludwig  IX.  blühenden  Pariser  Miniaturmalerei  (vgl.  (Iber  diese  Schnaase, 
Geschichte  der  bildenden  Künste  ^  5 ,  501  ff.,  Janitschek,  Geschichte 
der  deutschen  Malerei  8.  169  f.).  Träger  dieses  Fortschritts  war  in 
Deutschland  aber  zuerst  die  Prager  Miniatorenschule :  Karl  IV.,  am 
französischen  Hofe  gebildet,  brachte  von  dort  Sitten  und  Lebens- 
einrichtung, die  Bücherliebhaberei  seiner  französischen  fürstlichen  Ver- 
wandten, den  Sinn  für  prächtige  künstlerische  Ausstattung  der  Hand- 
schriften mit  (vgl.  W^oltmanu,  Zur  (ieschichte  der  böhmischen  Miniatur- 
malerei im  Kepertorium  für  Kunstwissenschaft  2,  1  fl*.  und  Notizen  zur 
Geschichte  der  Malerei  in  Böhmen  in  Pangerls  Ausgabe  des  Bachs 
der  Prager  Malerzunft,  Quellenschriften  ftir  Kunstgeschichte.  13.  W^ien 
1878,  8.  21  ff.). 

Derselben  fürstliclien  Liebhaberei,  die  zuerst  Karl  IV.  und  die 
Bischöfe  Böhmens,  dann  auch  die  österreicliischen  Erzheraöge  der 
Buchmalerei  entgegengebracht  haben,  dankt  die  Erbacher  Handschrift 
(E)  ihre  Entstehung.  Es  ist  eine  bestellte  Prachthandschrift,  für  den 
Trierer  Erzbischof  Kuno  v.  Falkenstein  (1362  —  1388)  angefertigt.  Der 
Stil  der  Bilder  wie  der  Initialen  ven-äth  Einflüsse  der  benachbarten 
französischen  und  burgundischen  Schule.  Die  Handschrift  zeigt  A 
gegenüber  einen  grossen  Fortschritt  in  der  Technik  der  Miniaturen, 
aber  keinen  künstlerischen,  weder  in  dem  Ausdnick  noch  in  den  Be- 
wegungen der  Figuren. 

In  noch  höherem  (irade  gilt  das  von  H,  wo  die  Zeichnung  be- 
sonders schematisch  und  unbeholfen  ist  und  trotz  allem  Farbenreiz  die 
Merkmale  des  Verfalls  aufweist.  Sie  ist  im  Elsass  entstanden  und 
bildet  die  Brücke  zu  den  fünf  Handschriften  des  15.  Jahrhunderts, 
welche  bis  auf  zwei  in  Ostmitteldeutschland  hergestellt  uns  den  drit- 
ten Typus  zur  Anschauung  bringen:  die  Illustration  als  Handwerk 
ausgeübt  von  künstlerisch  unzulänglichen  Kräften ,  aber  mit  einer  ge- 
wissen schablonenhaften  Routine,  die  sich  in  flotter  Zeichnung,  leichter 
Farbengebung  und  bestimmterer  Charakteristik  kund  giebt. 

Diese  Handschriften  sind  nicht  mehr  zu  Prachtstücken  fürstlicher 
Bibliotheken  ausersehen;  sie  sind  nicht  mehr  aus  kostbarem  Perga- 
ment, sondern  aus  Papier  angefertigt;  sie  verdanken  den  Fabriken 
illustrirtc^r    Handschriften    ihr    Dasein,    die    im  zweiten  Viertel  des   15. 


von  Konrad  Hurdadi.  19 

Jahrhnnclerts  eine  so  lebhafte  Thiitip;keit  entfalten  und  die  Vorläufer 
sind  der  späteren  polygi'aphi sehen  Vervielföltigung:.  Bisher  war  uns 
diese  Art  der  pjewerbsmässigen  Illustrationstechnik  eigentlich  nur  aus 
dem  Südwesten  Deutschlands  bekannt,  aus  den  Werkstätten  etwa  eines 
Ulrich  V.  Richental  in  (/Onstanz,  eines  Diepold  Lauber  in  Hagenau. 
Durch  V.  Oechelhäuser  lernen  wir,  worauf  er  selbst  hätte  hinweisen 
sollen,  dieselbe  Sorte  von  Bilderhandschriften  aus  dem  östlichen  Mittel- 
deutschland kennen :  aus  Schlesien,  Thüringen-Meissen,  der  Lausitz,  dem 
Ordensland  im  Nordosten.  Es  sind  die  Ulm-Münchener  Handschrift 
von  1408  (ü),  die  Dresdener  Handschrift  aus  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts (D),  Cod.  pal.  germ.  320  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts (a)  *).  Sie  zeigen  dieselbe  Kunstweise  wie  die  von  Lamprecht 
(Repertorium  fiir  Kunstwissenschaft  7,  410  ff.)  charakterisirten  Illustra- 
tionen aus  Kichentals  Fabrik:  hier  wie  dort  herrscht  die  flotte  Con- 
turenzeichnung  mit  leichten  Wassertarben ;  hier  wie  dort  fällt  der  Fort- 
schritt in  der  Disposition,  in  der  Behandlung  der  Thierformen,  der 
Landschaft,  der  Faltengebung  auf;  hier  wie  dort  erfreut  bei  aller 
Flüchtigkeit  die  grössere  Lebhaftigkeit  und  der  lebendigere  Ausdruck 
von  Mienen  und  Bewegungen. 

Innerhalb  der  genannten  Papierhandschnften  des  Welschen  Gastes 
findet  übrigens  wiederum  eine  sichtliche  Abstufung  der  Kunst  statt: 
am  höchsten  stehen  D  und  a,  sie  nähern  sich  am  meisten  den  Hand- 
schriften Richentals,  etwas  tiefer  rangirt  die  ältere  Handschrift  U, 
nach  der  dann  unmittelbar  W  angefertigt  ist.  Einen  beträchtlichen 
Grad  niedriger  erscheint  die  Kunst  der  Bilder  der  zweiten  Eteidelberger 
Papierhandschnft  (b),  welche  ganz  roh  und  hastig  ausgeführt  sind. 

Es  bleibt  schliesslich  noch  die  Karlsruher  Handschrift  des  Wel- 
schen Gastes  zu  erwägen.  Auch  sie  sollte  den  Bilderkreis  enthalten 
und  wird  uns  dadurch  merkwürdig,  dass  sie  in  die  theologische  Sphäre 
fährt  In  ihr  ist  mit  Thomasins  Gedicht  ein  Erbauungsbuch  in  Prosa 
von  Ulrich  Putsch,  Pfarrer  zu  Tirol,  aus  dem  Jahre  1426  verbunden 
(s.  Keller,  Altdeutsche  Handschriften  Nr.  9,  wo  aber  S.  51  in  dem 
Nachtrag  von  Sievers  Germania  21  statt  22  zu  lesen  ist,  und  Cod. 
germ.  Monac.  47.  389).  Der  Verfasser  eröfliiet  sein  Werk  mit 
einem  gereimten  Akrostichon  seines  Namens  und  einem  Prolog 
in  Reimprosa  und  beschliesst  es  mit  einem  Epilog  in  Versen. 
Kurz  nach  der  Vollendung  desselben  ist  er  Bischof  von  Brixen 
geworden  und  hat  als  solcher  bis  in  den  Sommer  1436  ein  meist 
lateinisches  Tagebuch  geführt,  aus  dem  Sinnacher  in  seinen  mir 
unzugänglichen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  bischöflichen  Kirche 
Sähen  und  Brixen  (Brixen  1828)  6,  97—160  für  die  Sittengeschichte 
werthvolle  Auszüge  veröffentlicht  hat.   Wir  ersehen  daraus,  wie  Zingerle 


1)  Von  der  WolfenbUttler  Handschrift  des  Jahres  1408  (W),  die  ab- 
hängig von  der  Miinchcner  ist,  und  von  Cod.  pal.  genn.  330   des  15.  Jahr- 
hunderts (b)   ffiebt  V.  Oechelhäuser  bez.  Braune  leider  keine  nähere  Bestim- 


hunderts  (b)  si 

mimg  des  Dialekts  imd  Entstehungsortes. 


20  Zur  Keniitniss  altdciitsclier  Handschriften  etc. 

((J(M-maniji  21,  45  f.)  mittlieilt,  dass  er  ein  Liebhaber  kostbarer  Bücher 
war,  dass  er  cin(^  Bibliothek  von  hundert  Werken  an  seinen  Sitz  mit- 
!)raclite,  dass  er  die  Kunst  liebte,  seine  Kapelle  mit  Wandmalereien 
hchmlleken  und  seinen  Grabstein  aushauen  liess,  dass  er  insbesondere 
auch  die  Miniaturmalerei  begünstigte,  und  auf  sein  Geheiss  das  Buch 
Catholikon  (das  grammatische  Werk  des  Johannes  Januensis)  mit 
schönen  und  kostbaren  Illustrationen  ausgestattet  wurde.  Ob  die 
Karlsruher  Handschrift  für  ihn  angefertigt  worden  ist,  vermag  ich 
nicht  zu  entscheiden,  da  die  von  Keller  mitgetheilte  Textprobe 
keinen  sicheren  Anhalt  bietet,  die  Herkunft  aus  dem  Dialekt  genauer 
zu  localisiren.  Zu  'geunen'  (für  'günnen')  auf  Bl.  572*"  vgl.  Wein- 
huld, Mittelhochd.  Gramm.  *^  S.  68f.;  Kauffmann,  Geschichte  der  schwä- 
bischen Mundart.    Strassburg  1890,  8.  81  f. 

Auch   über   den   Charakter   und   Inhalt   des   Buchs,    das   Ulrich 
1  Witsch  aus  dem  Lateinischen  übersetzt  hat,  kommt  man  auf  Gnind  der 
Angaben    Zingerles    (nach    einer   Wiltener   Handschrift)    und    Kellers 
keineswegs    ins    Klare.      Ulrich    sagt    im    Epilog,     er     habe    gehört, 
dasH  (^s  zwei  lateinische  Werke  desselben  Titels  gebe,  er  habe  indessen 
nur  das  kleinere  linden  können  und  es  mit  äusserster  Mühe  übei^setzt. 
Mir  sind  zwei  lateinische  W\»rke,  die  den  Titel  ^Lumen  animae*  tragen, 
bekannt,  ich  bin  aber  ausser  Stande,    Näheres  über  ihren  Inhalt  fest- 
zustellen.    Von    dem   einen    verzeichnet  Hain    in    seinem    Repertorium 
bibliographicum  H,   1,  8.  301  f.  unter    Nr.  10329  —  10333  fünf  Drucke 
aus  den  Jahren  1477 — 1482.     Es  scheint  seinem  wesentlichen  Inhalte 
nach  identisch  mit  dem  von  Ulrich  Putsch  1426  tibersetzten  Buch  zu 
sein:    es    führt    (nach    dem    Zainerschen  Druck    von   1477)   den  Titel 
'Lumen  animae  seu  liber  moralitatum*  und  bezeichnet  sich  zu  Anfang 
als'Liber  moralitatum  elegantissimus  magnarum  reruni  naturalium, . . .  cum 
Septem  apjiaritoribus  nee  non  sanctoruni  doctorum  ortliodoxe  fidei  pro- 
fessorum,  poetarum  etiani  ac  oratorum  nuctoritatibus*;  das  erste  Kapitel 
ist  überschrieben  'de  abjectione'.     Auch   Ulrichs  'Licht  der  Seele'  be- 
steht nach  Zingerle  a.  a.  0.  S.  44    „meist    nur  aus  Citaten",    und    sein 
(^r^tes  Kapitel    'sagt    von    hochniütigkeit    und  von  hochvart*.     Die  ge- 
meinsame Quelle    ist    «»ffenbar   die  alphabetisch    geordnete  Compilation 
des   Kanucliters  Matthias  Farinator  aus  Wien,  die  um  1330  auf  Befehl 
des    Tabstes    Johann  XXH.  hergestellt    ist   und    als    'Liber  moralitatum 
Luiueu  fidel is  animae'  angeführt  wird  (Possevinus,  Apparatus  Sacer  2, 
•122:    Fabrieius,   Hibliotheca  Latina    cd.  Mansi.     l*atav.   1754.     5,    56), 
eine   jener    Sentenzensamnilungcn    in   Aussprtichen    von    Kirchenvätern 
und    Dichtern,  die  nach    Tugenden   und    Lastern    sachlich  oder  alpha- 
betisch  geordnet    in  verschiedener  Zusammensetzung  als  'Liber  scintil- 
laruni',    'Contlictus  virtutum  et  vitiorum",    'Flores    virtutum',    'Auct(»ri- 
tates'    vorkommen.       Andern    Inhalt    muss,     wie     sich    aus    Geffkens 
Bemerkung  (Der    Bilderkatechismus    des  15.  Jahrhunderts.    1.    Leipzig 
1855,  Beilagen  S.  127)  crgiebt,    das    zweite  'Lumen  animae'  betitelte 
W(»rk  gehabt  haben,  welches  die  Vorlage  für  das  niederdeutsche  Beicht- 
buch 'Dat  licht  der  sele'  (Lübeck  1484,  bei  (ieft'ken  a.  a.  0.  Beilagen 


von  Konrad  BurdAcli.  21 

S.  126  ff.)  abgegeben  bat  und  nacb  Aussage  des  niederdeut^^chen  Be- 
arbeiters nicht  weniger  als  dreissig  grosse  Sexterne  umfassteJ)  Von 
ihm,  das  wir  wohl  als  das  von  Ulrich  erwähnte  „grosse  Licht  der 
Seele",  welches  auch  er  schon  vergeblich  suchte,  betrachten  dürfen, 
war  Geffken  weder  eine  Handschrift  noch  ein  Druck  bekannt  ge- 
worden: ich  glaube  auch  dieses  nachweisen  zu  können.  Drei  Hand- 
schriften der  Erfurter  Amploniana  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert 
(Schums  Verzeichniss  S.  349.  410.  424)  enthalten  eine  'Lumen  animie* 
betitelte  Compilation,  als  deren  Verfasser  sie  zum  Theil  'Johannes 
papa'  nennen :  sie  scheinen  im  Wesentlichen  das  erste,  kleinere  Werk 
zn  tiberliefem ;  ebenso  andere  Handschriften,  z.B.  Cod.  germ.  Monac. 
663  (1448).  Dagegen  ist  tine  Wolfenbüttel  er  Handschnft  eines  gleich- 
namigen Werkes  (695  Heimst.)  von  1383  nach  v.  Heinemann,  Die  Hand- 
schriften der  llerzogl.  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  I,  2,  S.  148  '„sehr 
verschieden  von  dem  bekannten  Lumen  animie  des  Mattheus  Farinator 
de  Wienna"  und  giebt  wahrscheinlich  das  zweite,  gi'össere  Werk.  Nur 
eine  besondere  auf  Autopsie  gegründete  Vergleichung  dieser  Hand- 
schriften und  Drucke  kann  indessen  über  das  Verhältniss  der  beiden 
gleichnamigen  Werke  volle  Klarheit  schaffen  und  feststellen,  ob  ans 
den  übrigen,  naturwissenschaftlichen  Schriften  des  Matthias  Farinator 
CExempla  natiirarum'  u.  s.  w.)  Bestandtheile  in  eine  dieser  Compi- 
lationen   übergegangen  sind. 

Wir  überblicken  eine  lange ,  eine  mannichfaltige  Ueberlieferung 
von  Thomasins  Gedicht.  Selbstverständlich,  dass  sie  das  Orignal  nicht 
unangetastet  liess,  sondern  es  auf  der  Höhe  des  Zeitgeschmacks  zu 
halten  und  den  Anschauungen  der  verschiedenen  Lebenskreise  anzu- 
passen suchte.  Rückerts  Ausgabe  konnte  das  nicht  zur  Anschauung 
bringen,  ja  es  liegt  das  ausserhalb  der  Aufgabe  jeder  Edition,  und 
nur  eine  besondere  Untersuchung  würde  dazu  im  Stande  sein.  Sach- 
lich, stilistisch,  sprachlich  und  metrisch  wiire  dabei,  falls  Rückei*ts  An- 
deutungen sich  bewähren,  ein  Aufsteigen  aus  der  unbeholfenen,  un- 
fertigen Weise  des  Verfassers  zu  der  breiten  Kunst  Konrads  von  Würz- 
burg und  dann  der  Abstieg  in  die  künstlerische  und  sittliche  Niederung 
des  ausgehenden  14.  und  des  15.  Jahrhunderts  nachzuweisen,  eine  Ent- 
wickelung,  die  analog,  wenn  auch  nicht  zeitlich  genau  parallel  ist 
der  dreifachen  Wandlung  des  Bildercyclns :  leichte  Federzeichnung, 
Goaachetechnik,  handwerksmässige  Routine. 

Halle  a.  S.  Konrad  Burdach. 


1)  An  der  Einheit  des  jeuoui  iiioderdeutschen  Beichtbuch  zu  (tnmde 
liegenden  Originals  zu  zweifeln  und  mehrere  lateinische  Vorbilder  anzuuehraeii, 
wozu  Geffken  a.  a.  0.  Neigimg  zeigt,  erscheint  mir  nach  dieser  genauen  Be- 
rechnung des  Unifangs  der  lateinisclieu  Quelle  uustjitthaft.  Solche  bestinunte 
Zahlenangabe  machte  der  Bearbeiter  nicht,  wenn  ihm  kein  einzelnes  lateini- 
sches Buch  vorlag. 


22  Suppleuimt  uu  Catalo^iu»  des  nianuscrits  grces 

Snppleiiieiit  au  (-atailo^iie  des  luaniiscritH  grees  des 

Bibliotli^queN  de  Siiisse. 

La  bibliotheqne  de  1a  ville  de  Geneve  »'est  enrichie  de  qnatre 
nouveaux  mannscrits  p-ecs  depnis  1a  publication  du  Catalogne  des 
manuscrits  grecs  des  bibliotheques  de  Suisse,  dans  le  Central- 
blatt  für  Bibliothekswesen,  eu  1886.(')  Ces  volumes  proviennent 
de  feu  M.  le  professeur  Jacques  Ädert,  ancien  directeur  du  J(»urna1 
de  Geneve,  et  ont  (ite  acquis  ii  1a  vente  de  sa  bibliotheque ,  en 
1887,(2)  par  les  soins  de  mon  excellent  contVtjre  et  ami,  M.  Th.  I)u- 
tbur,  directeur  de  1a  bibliotheque  de  1a  ville  de  Geneve,  qui  m'a 
gracieusement  peimis  de  les  examiner. 

En  meme  temps,  le  savant  bibliothecaire  de  l'universitö  de  Bdle, 
M.  le  Dr.  L.  Sieber,  avait  Tobligeance  de  me  signaler  recemment  un 
rccueil,  en  deux  volmnes,  des  homelies  de  S.  Jean  Chrysostome  sur  la 
Genöse,  provenant  du  cardinal  Jean  de  Kaguse,  ainsi  qu^un  petit  livre 
d'heures  grcc  copie  par  Georges  Hermonyme ,  et  qui  n'avait  pas  non 
plus  ete  decrit,  en  1886,  avec  les  autres  manuscrits  grecs  de  Bäle. 

Ces  six  nouveaux  volumes  portent  a  cent-quatre-vingt  trois  le 
nombre  des  manuscrits  grecs  conserves  dans  les  bib1i(>theques  de  Suisse: 

Bäle,  bibliothöque  de  l'Universitc, 
Berne,  bibliotheque  de  1a  ville. 
Einsiedeln,  bibliotheqne  de  l'abbaye, 
Geneve,  bibliotheque  de  la  ville, 
Saint-Gall,  bibliotheque  de  Tabbaye, 

—  bibliotheque  Vadiane, 

Schaffhonse,  bibliotheque  de  la  ville, 
Zürich,  bibliotheque  cantonale, 
—        bibliotheque  de  la  ville, 

Bäle. 

Bibliotheque  de  l'Universitc. 

1-2  (B.  11.  16  et  17).     S.  Joannis  Chrysostomi   homiliae  LXYII  in 
Genesim. 

1.    S.  Joannis  Chrysostomi  homiliae  I-XXXII  in  Genesim. 
IL   Ejusdem  homiliae  XXXI-LXVIL 

Fol.  1  et  270:  Vitjc  S.  Eustratii  fragmentum.  ,,.  .  .  ficcQvv^  fiov 
ly  iVffOQog  öixrj,  EvOTQarie  .  .  .'*  Fol.  270'":  Certamen  SS.  trium 
puerorum,  Ananiic ,  Azariie,  Misaclis  et  Danielis  prophetje.  „BovXo- 
(lai  Toivvv  v(f.f]Y7}0iv  äyad^ijV  ...  —  rtxva  iofiiv  jrazQo;;  i^€  .  .  .** 

Sur  la  couvertnre  du  ms.  B.  II.  16 ,  l'etiquette :  „Joaunis  Chry- 
sostomi  prima   pars  Omiliarum  super  Genesin.     Et  vocatur  hoc  totum 

(1)  30  anuee,  ]».  3S5-452,  et  tirage  a  part  de  6S  pages,  iu-S^ 

(2)  Veiitc  du  115  mai-6  juiu  1887,  Paris,  V^e  Ad!  Labitto ;  2  parties. 
Les  (juatre  mss.  grecs  portent  les  n*"*  5(;«),  1332,  15.50  et  :535i>  du  cataloguc. 


93 

mss. 

grecs. 

33 

» 

n 

4 

n 

n 

39 

n 

» 

iß 

n 

n 

n 

n 

n 

n 

n 

ri 

8 

n 

ri 

1 83 

mss. 

grecs. 

par  IL  Gm  out.  23 

opus  Ucxacmerun,  id  est  opus  sex  dierum.  Gr.  20."  —  Et  sur  la 
coüverture  da  ms.  B.  II.  17,  cette  autre:  ,,Joannis  Chrysoätomi  seconda 
pars  Onüliarnm  saper  Genesim,  incipieas  a  XXXI.  omilia  saper  eo  Verbo : 
Et  accepit  Tharra  Abram  et  Nachor  filios  ejus.  Tenninaas  aatem  in 
LXVII.  soper  eo  verbo :  Dixit  aatem  Israel  Joseph :  Ecce  ego  morior 
et  erit  Deus  vobiscum.     Gr.  21." 

Aa  verso  de  la  coavertare  du  premier  volume,  on  lit,  de  la 
main  de  Jean  de  Raguse,  anquel  les  deux  mannscrits  ont  appartenu 
Hvant  de  passer  chez  les  Dominicains  de  Bäle ,  la  date  et  le  prix  de 
l'achat  de  ces  liomclies  de  S.  Jean  Chrysostome :  „Die  3.  novembris 
1436,  dedi  pro  isto  libro  4.  iperpera(^)  et  ducatelos  12."  —  En  haut 
du  feuillet  270  du  second  volume,  on  lit  encore  de  la  main  de  Jean 
de  Raguse :  „8  iperpera  constitit  mihi." 

X«-XI«  siecle.  Parchemin.  218  et  271  feuillets  a  2  col.  360 
sur  250  millim.  et  352  sur  270  millim.     Reliure  orientale.(2) 

3  (A.  IX.  82).    Liber  precum. 

Fol.  1-4  manquent. 

Fol.  5:  Symbolum  SS.  Patnim,  initio  mutilum:  .  .  .  rovg  dv&QW' 
xovg,  xal  öiä  T/}r  7jfiaTSQa  (sie)  ocortjQUxv  .... 

Fol.  7^®:  XalQs  öeöJtoiva,  fifjziQa  (sie)  tov  iXeov(;  .  .  . 

Fol.  9  :  8.  Joannis  evangelium. 

Fol.  13^°:  MsyaXvvBL  ?)  yrvyjj  fiov  ...  —  Fol.  16^°:  M^a  ev 
v^iöTOig  &e(5  .  .  . 

Fol.  19:  Septem  psalmi  poenitentiales,  initio  mutili:  .  .  .  r^p  tpv- 
Xfjv  fiov.  Scoöov  fi£  ivBXtv  TOV  kXiovg  oov  ...  —  Addita  est 
versio  latina  interlinearis  usque  ad  fol.  19. 

Fol.  42^'**:  Prece§  et  hymni  varii:  Ave  Maria,  Pater  noster,  Sym- 
bolum SS.  Pati-um,  Symbolum  apostoloi-um ,  Hymnus  matutinus  ange- 
lorum,  Litania,  Benedictio  mensa^,  etc. 

A  la  fin  (fol.  75^®),  ex-libris,  en  ecriture  po.stdrieure,  de  Benoit 
Lc  Court:  „Benedicti  Symphoriani  Curtii  et  amicorum."  —  Fol.  76 
blane. 


(1)  Voy.  H.  Esticnne,    Thesaurus,   v®  ^YniQ7tv(}oq    et  Du  Gange,' 
Glossarium,  vo  Hyperpenim.    Plusieiu's  niss.  de  Jeau  de  Kagiise  portent 
ains!  rindication  de  leur  prix  d'achat. 

(2)  M.  le  Dr.  Sieber  a  bieu  vouhi  aiissi  nous  signaler  les  ad  den  da  et 
er  rata  suivants  aux  notices  des  iiiss.  grecs  de  ßäle  publi6s  dans  le  Central - 
blatt  für  Bibliothekswesen  de  18S6:  No.  S.  Voy.  sur  ce  ms.  Reuch- 
lin's  Briefwechsel,  hrsg.  von  1..  Geiger  (1&75),  p.  14  et  suiv.  —  Nr.  19 
pi^vient  de  Faesch.  —  No.  'M)  (0.  III.  3).  —  No.  31 :  Voy.  sur  ce  ms.  P. 
Koetschau,  die  Textüberlieferung  der  Bücher  des  Origenes  gegen 
Celsus  (18S9),  p.  43  et  92.  (Texte  und  Untersuchungen  von  Geb- 
hardt  und  Hamack,  Bd.  VI,  Heft  1.)  —  No.  39,  ii  la  fin.  lisez:  „Gr.  25."  — 
No.  41 :  Sur  le  feuUlet  de  garde,  on  lit:  „Hie  codex  consilio  et  opera  Fr.  Dor. 
Gerlach  bibliothecas  acadeuiicie  acquLsitus  est."  —  No.  42 :  Une  etiquette  sur 
le  plat  de  la  reliure  porte:  „C^tiUus  in  libro  Thesaurus.  Kjusdem  de  sancta 
Trinitate.  Item  Vocabularius.  Gr.  30."  —  No.  73:  XVIJe  siecle.  —  No.  81 : 
üne  Etiquette  sur  le  plat  de  la  reliure  porte:  ,,Beati  Theodoroti  episcopi 
Ecclesiastiea  historia,  Gr.  52."  —  No«.  85-S9:  (0.11.  1  ?•-«). 


24  Supplement  au  Cataloj?»**  des  luanuKcrits  jp'ecR 

A  rintorienr  du  plat  superieur,  rex-übris  j^rave:  „Bibliothecae 
1).  Zach.  Conr.  ab  Uffenbach."  Cf.  ßibliothcca  Uffenbacliiana 
mßsta.  (1720,  in-foL),  col.  427-428. 

XV«  siecle.  (Copie  par  Georges  llermonyme.)  Papier.  72  feuil- 
lets.     120  sur  80  millim.     Rel.  en  bois. 

Gen^ve. 

Bibliotheqnc  de  la  ville. 
4  (46).    Hesychii  presbyteri  et  Symeonis  junioris  opuscula. 

Fol.  1-5:  Ilesycbii  capitum  XXIV.  et  Symeonis  junioris  sermo- 
num  XXXIIl.  indices  duo. 

Fol.  6:  *Ex  rciv  xtf/aXaicov  rov  ayiov^Hovxlov,  jiQtoßvreQOV 
xal  xa&rjyovuivov  (loviji:  t7j^  vjrtQayiaj:  ßtotoxov  Trj(;  Bdtoi\ 
axtQ  syQatpe  jrgog  htoöovXov.  KsrfdXaia  xS ,  A,  xaxa  aXtpä- 
ßjiTov,  ^Xrj&ivog  orrcü^•  fioraxo(;  ovrog  ...  —  ...  (xcT)  ...  xal 
C^cofj,  ij  jtQtJtei  Jtiioa  dog«,  xtk.    lifii^v, 

Fol.  74^" :  Tov  aiTOv  ooiov  JtarQog  ijfiajr  ^v/itwv  [rov  reoy 
xal  {heokoyoi},  jcQsoßvTtQOc  xal  t/yovfievov  fiovi/c;  rov  aylov  Ma- 
fiavTog  tJjq  ABQOxiQxov]  Xoyoi  kt    (leg.  ky),     ^xixot. 

^Öc;  av  Ivlötjg  XII  yQatpy  xij^  [Üßkov 


TfjV  öo^av  i}v  öi6a)xag  avxolg  fioi  xäcav,     (33  vers.) 

Fol.  75:  iJcöi;  o  icr&Qcojtog  djtoiZtCe  Xfjv  dXtjd^dav  ...  0 
!A6au  xo}  mvaaiiit^o}  xovxov  jtioxevoai:  ...  —  ...  (Xy)  ,  .  ,  elg 
HeyaXtjv   cog^iXtiav  tv   Xqicxo)   h}Cov   xoy   xvQin  fj^uwv,   o),    xr/. 

En  tote  du  volunie,  anciennc  cote  italienne:  „no.  2.** 
XVP  siecle.    Papier.     190  feuillets.     305  sur  200  millim.     Rel. 
parchemin.     (Vente  J.  Ädert,  no,  3358.) 

5  (47).     DemOSthenis  orationes  aliquot. 

Page  1.    Libanii  rhetori.s  priefatio. 

Page  6.  Demosthenis  Olvuthiaea  I.  --  P.  11.  Olvnthiaca  II. — 
P.  18.  Olvnthiaca  111.  —  P.'25.  Philippiea  I.  —  P.'33.  Oratio  de 
pace.  —  P.  38.  Philippiea  II.  —  P.  43.  Oratio  de  Ilaloneso.  —  P. 
50:  Oratio  de  Chersoneso.  —  P.  Hl.  Philippiea  III,  fine  mutila: 
.  .  .  Ttoitlv  oxi  i^ovXto&e  .  .  .  (les  pp.  59-02  sont  de  plus  dechirees  ä 
moitie).  —  P.  79.  Philippiea  IV,  initio  nuitila :  .  .  .  xa)  dv.vaiiii'  öwe- 
0X7]xvIav  ...  —  P.  88.  Oratio  pro  Corona.  —  P.  154.  Oratio  de  falsa 
legatione.  —  A  la  lin  (p.  228),  souscripticm  du  eopiste  du  ms.:  f^v- 
Xiovtog  IShdioXdriOQ  xal  xovxo  i^tyQaipt,  KQtjg  x6  sf^vog, 

Les  pp.  85-87,  et  218-220  sont  restees  blanches  ou  en  partie 
blanches. 

Pages  1-8.  Fragmentum  astronomieum ,  initio  et  fine  mutilum: 
ijtl  xov  ötatQsxov  xirxQOv  .  .  .  fltQ)  xotv  h  doxhQcov  dgif^fif^xi- 
xoji.     Kaxct   61   TtjV   tx  xov    xardrou  bxdorov  xojv  jcXariofitvcov 


par  H.  Oiiiont.  25 

ffj^fj^oQiar  ...  —  ...  nsQi  rcor  r/Jg  otXfjvr^g  jtaQccXXd^tcüV,     Ol 
dl  (itra  r«  ^Qt/fiiva  xavovia  ...  iv  roi  d\  ,  .  (14  chapitres.) 

XV*  siecle.  Copi<5  par  Antoine  Damibis.  Papier.  228  et  8 
pages.     215  sur  145  millim.     Demi-rel.     (Vente  J.  Ädert,  no.  1332.) 

6  (48).     Scholia  in  ^schyli  tragoedias  tres. 

Fol.  2  (Titre  seul):  Elc,  xaq  AlöxvXov  XQoycpöiaq. 

Fol.  3:  rivog  Alöxvlov  Jtoirjrov,  AioxvXog  o  xQayixoi;  ytvei 
/)r  kO^rjvalog  ...  —  ...  tov  ^LO^oxXiovg  eXd^tlv  ttXHoxtjTa, 

Fol.  6 :  'EjciyQafifia  ygatßv  tig  xov  xd<pov  AloxvXov.  Aitxov 
t§ovvx(ov  ^Qtyna  .  .  . 

Fol.  6:  AlcxvXov  IlQOfir^&evg  öeOfKoxfjg.  ^11  vjto&toig,  Ugo- 
fi/jd-iog  iv  2xv&uc  .  .  .  (JS';^o>l/«.)  TtjXovqoi',  6id  x6  jioXv  xov 
OQog  .  .  . 

Fol.  108:  ^Yjiod^eoig'Ejtxd  im  Orjßaig.  'O  Ad't'ng  kßaolXevoev 
h  l4&fjvaig  .  .  .  (2]xo>l/a.)  [K]döfiov  jioXlxai,  6  *ExeoxXfjg  jtQO- 
Xoyi^ei  .  .  . 

Fol.  123'":  ^Vpto&eöig  IlhQCwp  AloxvXov.  FXavxog  iv  xoTg 
Jisgl  AloxvXov  .  .  .  (JS^o/l/a.)  Ta  de  fiiv  IlBQOmv,  xovxo  ösixxt- 
xcög  oiov  ^'i^ßl  .  .  . 

Cf.  Jüschvli  tragcpdiie,  ed.  J.-C.  de  Pauw  (Hagte  Comitum, 
1745,  in-40). 

XVP  sifecle.  Papier.  183  feuillets.  152  sur  105  millim.  Kel. 
parchemin.     (Vente  J.  Ädert,  no.  1556.) 

7  (49).    Anonymi  grammatica  gneca. 

rgafif^axixrj  ovixofdCQxiQüy  tjxoi  xd  i^aiptxa  r/k*  yQü/ifiaxi- 
xijg  kXXrjpixfjg  fiiQTj,  xd  etg  xifV  tjtixo/ior  xax*  iipixxor  ovrxexay- 
fitra  vjio  xov  S.  A. 

ficriture  et  reliure  franyaisee. 

XVIP  siecle.  Papier.  II  feuillets  et  351  pages.  118  sur  76 
millim.     Rel.  maroquin  rouge.     (Vente  J.  Ädert,  no.  560.) 

Bibliotbeque  de  t'eu  M.  11.  Bordier, 
ii  C.'hätelaine,  pres  (leneve.(*) 

8  {*)  Julii  Africani  Cesti. 

Fol.  1-3:  Table  des  ebapitres. 

Fol.  4:  Jnlii  Africani  Oesti.  'lovXlov  Ä(fQixavov  jiQOoi/itoif, 
Kaxd  Xoyov  i]  sifiagfiivTjv  ...  —  ...  (xt(p,  |^',  jctgl  (pvXaxcov) 
. . .  xiov  xXbvqwv  xT/g  (fdXayyog.  'lovXIov  jitpQixavov  JioXifJcop 
xaxaOX€val  xiXog  slXrjffaöiv,  f  'Vjro  AvdQtov  zlaQficcQlov  xov 
'ExiöavQiov, 

* 
(I)  Lc  ms.  des  Kvangilcs  apparteiiaiit  a  II.  B(»rdier  et  decrit  par  lui 
dann  sa  Description  dos  peiiitiires  des  mss.  grecs  de  hi  Biblio- 
theque  nationale  (Paris,  1883,  in-4o),  p.  :}05-:i07,  est  maintenant  conserve 
i  Paris  dans  la  bibliotbeque  de  la  Societe  du  i)rotestantisuie  Francis. 


26 


KiiH*  neue  IlaiKlschrift  dor  apo.stnlisi'licii  ('<m.stitutioneu 


Ex  libris  imprime,  avcc  armes,  du  „Comes  Dunatus  Silva/ 
No.  238  du  Catalogue  de  la  vente  II.  do  S[ilya].    (Paris  1869.) 

XVP  sicclc.  Copic  par  Andre  Darmarios.  68  feuillets.  302 
8ur  210  millimetres.     Kel.  parchemin  vert. 

Index  alphab^tique. 


.Kschyli  (SchoHa  in)  traganlias,  6. 
Africani  (Jwl»)  ^'csti,  8. 
AnaniJi»,  Azarijv,  Misaelis  et  Da- 
niel is  (Martyrium  SS.),  2. 
Andre  Darmarios,  copiste  du  ms.  8. 
Antoine  Daniilas,  C(»piste  du  ms.  5. 
Astronomicum  fragmentum,  5. 

Bordier  (Ms.  provenant  de  M.  IL),  8. 

Chrysostomi    (S.  Joannis)   homiliiv 
in  Genesim,  1-2. 

Damilas  (Antoine),  copiste  du  ms.  5. 
Daniel  is  et  trium  puerorum  (Marty- 
rium SS.),  2. 
Darmarios  (Andre),  copiste  du  ms.  8. 
Demosthenis  orationes,  5. 
Dominicains  de  Bale  (Mss.  des),  1-2. 

Eustratii  (Vita  S.),  2. 
Paris. 


Georg:es  Ilermonyme,  copiste  du 
ms.  3. 

Orammatica  g:rjeca,  7. 

llesycliii  presbyteri  capita  XXIV. 
ad  Tlieodulum,  4. 

Joannis  Chrysostomi  (S.)  homiliw 
in  Genesim,  1-2. 

Jean  de  Uaguse  (Mss.  de),  1-2. 

Julii  Africani  Oesti,  8. 

Le  Coui-t  (Benoit),  possesseur  du 
ms.  3. 

Liturgie.     Preces  et  liymni,  3. 

Silva  (Ms.  du  comte  de),  8. 

Symeonis  junioris  8.  Mamantis  scr- 
mones  XXXIII.,  4 

Trium  pueroinim  et  Daniel  is  (Mar- 
tyrium SS.),  2. 

Uffenbach  (Ms.  de  Z.  C.  ab),  3. 

II.  Omont. 


Eine  neue  Handsehiift  der  apostolischen  Constitutionen. 

Die  griechische  Patriarchalbibliothek  von  Jei*usalem  besitzt  eine 
bisher  unbekannte  und  unbenutzte  Handschrift  der  Apostolischen  Con- 
stitutionen, die  wegen  ihres  Alters  auf  Beachtung  Anspruch  machen 
darf.  Sie  stammt  aus  der  Bibliothek  des  berühmten  S.  Saba- Klosters 
und  wurde,  wie  eine  Notiz  in  der  Handschrift  selbst  besagt,  unter  dem 
Patriarchen  Cvrill  IL,  zusammen  mit  anderen  Handschriften  der  Biblio- 
thek  von  Jerusalem  einverleibt  ,,zum  Nutzen  der  Lehrenden  und  Ler- 
nenden** der  Patriarchalschule  (9.  Aug.  185H).  Das  Format  der  Hand- 
schrift beträgt  0,  36x0,27;  ursprünglich  war  es  grösser,  denn  der 
obere  und  untere  Rand  wurde  bei  Anbringung  eines  modernen,  ganz 
gewöhnlichen  Einbänders  stark  bcrschiiittcn.  Das  Pergament  ist  auf- 
fallend dick  und  der  Unterschitnl  zwischen  der  Haar-  und  Fleischseite 
sehr  bemerklich.  Die  Liniirung  sowie  der  Duktus  der  Schrift  ist  sehr 
sorgfaltig.  Ornamente  kommen  nur  zwischi^n  den  einzelnen  Büchern 
der  Constitutiones  vor  und  zwar  in  (jlestalt  eines  Querbalkens  von 
0,11x0,02  cm  mit  Blumengeflechten  oder   geometrischen  Figuren  auf 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  27 

(iold«paind.  Die  Initialen  sind  sehr  einfach  und  unterscheiden  sich  nicht  von 
anderen  Unciallettern,  die  mitten  im  Text,  ohne  einen  neuen  Abschnitt  zu 
bezeichnen,  ja  soj^ar  ohne  Rticksicht  auf  den  Anfang  des  betreffen- 
den Wortes  ziemlich  häufig  am  Rand  vorkommen.  Für  die  Initialen 
sowie  die  Ueberschriften,  die  auch  in  Uncialen  ^geschrieben  sind,  kam 
rothe  Farbe  in  Anwendunj;^.  Der  Text  selbst  ist  in  zwei  Columnen 
•reschrieben  von  je  0,11  cm  Breite.  Die  Schrift  ist  die  mittlere  Minuskel, 
erkennbar  an  der  Mischunj:^  von  Uncial-  und  Cursivformen  (z.B.  u,  k; 
ö,  d-;  U,  ÜJ  u.  s.  w.).  Alles  ist  von  einer  Hand  j?eschrieben ,  ausjre- 
nommen  einip:e  Ratidbemerkunjren,  Fol.  1.  65.  4''.  Auch  Fol.  17^'  ist  eine 
alte  Aufschrift  und  Fol.  18  eine  kleine  Stelle  des  Textes  modernisirt. 
lieber  die  Form  der  Accente  habe  ich  keine  sichere  Aufzeichnunj;;  es 
kann  aber  nur  die  eckiji^e  sein.  Die  Interpunktion  ist  höchst  einfach: 
nur  ein  in  der  mittleren  Höhe  der  Lettern  stehender  Punkt;  ob  am 
Ende  ein  Doppelpunkt,  kann  ich  auch  nicht  mehr  entscheiden.  Das  i 
ist  rejjcelmiuisig:  adscriptum,  nicht  subseriptum.  Endlich  hänj^en  die 
Ijettem  nicht  von  der  Linie  herab,  sondern  werden  in  der  Regel  von 
den  Linien  durchschnitten. 

Der  handschriftliche  Catalofj,  den  ich  in  der  Datierunj^  durchwej; 
zuverlässige  fand,  versetzt  diese  Handschrift  in  das  X.  —  XI.  Jahrhundert. 
Ich  möchte  die  nähere  Zeitbestimmunj^  weit  eher  nach  dem  ersteren 
Termin  hinauf-,  als  nach  dem  letzteren  herabrttcken  und  somit  wenij?- 
stens  die  Mitte  des  X.  Jahrhunderts  als  untei*ste  Grenze  ansetzen.  Für 
die  Mitte  des  X.  Jahrhunderts,  wenn  nicht  für  d»e  ei*stere  Hälfte,  sprechen 
nämlich  übereinstimmend  alle  anj^ejcebenen  palaeographischen  Altei-san- 
zeichen.  Somit  stellt  sich  der  Jerusalemer  Codex  an  die  Seite  der 
ältesten  bisher  bekannten  Constitutiimenhandschrift,  des  Codex  Vat.gi*.  839, 
den  Card.  Pitra,  Juris  eccl.  Gra'corum  monumenta.  Rom  1864.  V,  111, 
ohne  nähere  Begründung  dem  X.  Jahrhundert  zuweist.  Diesen  Codex 
konnte  icli  in  Rom  mehrmals  einsehen :  die  Schrift  ist  beidereeits  durch- 
aus aus  derselben  Epoche  und  vor  letzterem  hat  ersterer  noch  den 
palaeographischen  Vorzug,  dass  er  in  2  Columnen  geschrieben  ist. 

Was  nun  das  Vorhältniss  dieser  neuen  Handschrift  zu  den  frühe- 
ren betrifft,  so  kann  eine  solche  Bestimmung  offenbar  nur  auf  Grund 
einer  genauen  Collationirung  mit  Sicherheit  geschehen.  Diese  in  Je- 
rusalem vorzunehmen,  dazu  fehlte  mir  nicht  nur  die  Zeit,  sondern  auch 
das  Notwendigste,  eine  Ausgabe  der  Constitutionen.  Die  Losung  dieser 
Frage  haben  wir  von  Herrn  Prof.  Funk  in  Tübingen,  der  eine  neue 
Ausgabe  der  Constitutionen  vorbereitet,  zu  erwarten.  Folgende  Einzel- 
heiten sollen  nur  einen  Beitrag  dazu  liefern. 

Titel,  Anfang  und  Ende  der  Bücher  sind  folgende: 

Fol.  1.  JiöaoxaXia.     Pitr.     AiaTayai  rcor  ayicov  ctjiooxoXmv 
IIsqI  katxcQV  '  ßtßUov  ä  ' 

Inc.  Ol  ajioOToXot  xal  ol  jtQsoßtTtQoi 
Des.  V 
Fol.  4.    IJegl  kxioxojccov  *  jcQFößvttQcoi^  xal   öiaxovcov  ßißXiov  ß. 
Pitra  om. 


28  Kino  neur  Handschrift  der  apostolischen  Constitutionen 

Inc.  IltQi  dt  TCüV  Liioxo.'TCOv  ovTOJC  f^xovCafitv  :raQa 

xov  XV  tjfinnf  .  .  . 
Des.  fol.  17^.  jtQOOavtxovTCüV, 
Fol.  17^.  Ih{U  x«öit/ft}r  (sie.)  ßi^iXiov  y'.    Am  lland  unten  von  erster 
Hand  jteQi  XW^^^ 

Inc.    X^Qag   de  xa&ioao!hai  '  /ujy    tkctzror   ird>v  ig//- 
xorra.     Pitra  S.  224,  Z.  1.   x^iQ^^  ^^   xa&toxäTt  (if) 
iXccTTOV  Ircov  tqjv  tg. 
Des.  fol.  22.  xai  ra  Xou^a  ivi{tYtn\     Pitra  S.  243  die- 
riQYBlv, 
Fol.  22.  IhQt  oQfpavmv  ßißXloif  9, 

Inc.  'OQq:ai'ov  öt   nvo^  ytvofiirov  .   .   .  Fr«   Ti<;  rdr 

döeXq:fov  ovx  J^cor.     Pitra  8.  246  idi^  ng 
Des.  fol.  22'.   jroXicjp  övrrvxla^:   '    xal  ftaXiöra  taiv 
ccöifivcor, 

Fol.  22'.  .T  fiaQTVQOif  xdi  tOQT€oi\     Pitra  oni. 
ßißXiov  6  ' 

Inc.  El    ri4  xO£öT£ai^6c:   diu   t6   6vo(ia  rov  &v  (Pitra 

8.  258  Tor  X()iOTot\)  xcu  tijv  tl;;  xov  yr.  (Pitra  rov 
d-sov)  jtiOtiv  xäi  dyajtfjv  xaraxQi^ij  vjio  doifivwv 
814  dovXoi\     (Pitra  Xovöov.)  /}  B^ijQia  /}  (lixaXXov 

Des.  fol.  32\  tvq)Qar&fjvai  yaQ  dtt  iv  avralg  dZX  ov 
jttv&ijöai. 
Fol.  33.  Ihgl  öxiOftdrojv,     Bißkiov^  (f  Pitr.  om. 

Inc.  IIqo  jrdvTor  (fvXdoOfO&t  d  ImCxoxot,  xd^  ÖHvdi; 
Xixi  xc^Xsjtd^  xal  d&tfirjjxovg  algtoei^  g^tvyovxsc  avxäg 

Des.  fol.  42.  (D^  dQxi^Qia  d:idvxo}V,  (Pitra  8.  346  jtdv- 
xcov)  xojv  Xoyixcov  xayfnWov .  .  .  xal  //  öo^a  xwv 

rtavxoxgdxoQi  d-oji  rvv  xal  dtl  xal  tl*;  roiv  alojvag 
xcöv   al(6iio}v).    (Pitra  S.  346   xal   vvv  xal  th  Torc 
aUüvaq  .  dfi/jv.) 
Fol.  43.  IltQl  jroXixela^  xal  ivx^iQioxiag  ßißXior  g'  Pitra  om. 

Inc.  Tov  rofioO^txov  Mojoioji^  .  .  .  xal  isrnpiQOVxoj: 
ixXe^ai  Xf)v  wCo//i^  i'va  C/fifj^  —  (Pitra  S.  350  sxXe^ai 
Iva  C/yö//^.) 

Des. 


8.  379.  80). 
Fol.  51.'.  lUßXlov  H  X(or  dyuov  djiooroXojv 

Ine.  Tov  d^v  xa\  <j(^  fjfiojv  tr.  xv  x6  fiiya   xhg   tvoe- 

ßtiaj:  .  .  . 
Des.  fol.  |)5.  ksrixovQtlTt  ovv  avxoli^  xd  .^Qoq  xdg  x^t/ac: 

ivxoXtiVXV(ftaxf]v,iXt^(}oCixt<;.    (Pitra  8.  72.  xd  JiQoq 


von  Prof.  Dr.  Albert  Khrliard.  29 

Xin'iav,)    Aiarayai    Tcor  uyi(Dr  ujtoOT6Xo9P  dia  xX/j- 
fievTog  JtQOQ  kb^v  {toi'f  djTo)OTrjXtl{öai). 

Ge^en  Ende  weiclit  das  8.  Bucli  in  unserer  Handschrift  beträclit- 
lieli  von  der  Gestalt  ab,  die  es  bei  Pitra  hat. 

Auf  fol.  65  folgt  hierauf  von  späterer  Hand  ein  Lob  auf  die  xX?}- 
(itvxivoi  Xoyoi^  das  ich  mir  niclit  näher  ansehen  konnte.  Auf  dem- 
selben Blatt  kommt  auch  der  Personenname  rov  Jta^  Icooi^cp  vor. 
Diese  Notiz,  die  man  wohl  nur  auf  einen  früheren  Besitzer  beziehen 
kann,  wäre  ohne  Zweifel  auch  von  Bedeutung  für  eine  nähere  Be- 
stimmung der  ursprünglichen  Heimat  unserer  Handschrift.  Es  ist  mir 
aber  bisher  nicht  gelungen,  diesen  jtajtäg  la>öfj<p  zu  identiüciren. 

Die  Eintheilung  in  Capitel  ist  hier,  wie  übrigens  auch  in  anderen 
Codd.  nicht  im  Text  durchgeführt,  sondern  nur  am  unteren  Rand  ver- 
merkt: dies  jedoch  von  erster  Hand  nur  in  Unciallettern.  Nur  zwei- 
mal findet  sich  eine  Capitelangabe  zwischen  den  2  Oolnmnen:  fol.  13. 
jtaQadtiyfia  tov  dixaiov  xQifiatoc  und  fol.  62  jtegl  ijtoixrioxcov, 
welch'  letztere  bei  Pitra  fehlt ;  einmal  steht  eine  solche  im  Text  selbst, 
fol.  65.  Diese  ist  bis  auf  weniges  unlesbar,  was  übrigens  bei  fast  allen 
diesen  Capitelüberschriflften  zutrifft,  theils  wegen  starker  Verblassung  der 
rothen  Farbe,  theils  weil  sie  durch  den  modernen  Einband  ganz  oder 
zum  grössten  Theil  zerstört  worden  sind.  So  weit  ich  deren  notirt  habe, 
bekunden  sie  eine  ziemlich  gi'osse  Unabhängigkeit  von  den  Pitra'schen 
Ueberschriften,  wie  folgendes  zeigt. 

Cod.  Hieros. 

Fol.  13.  g*  ort  ov  XQT^  xax*  dXh'jXfov  ayetv  rovg  jciorot'g  —  Pitra 

S.  130  py    oXL  fiij  XQTJ. 
Fol.  14^'.  öiaxvjfcooig  xrjg  ixxXrjOiaq  xai  xov   xX?]QOV  (Pitra   ixxXr]- 

Oiaj;  xcu  xXj'iqov)  .  xal  oxl  (Pitra  xai  xl)  txaOxoQ  ijtixtXüv 

d^tiXei  X(7}p  dO^Qoii^ofitrcoi^)  —  Pitra  xcop  oiwa&Q. 
Fol.  17.  oxi  (CQyov  ov  xqtj  iod-ieii^  xiva  avxoJv  jtioxcöv  .  .  .  ioxo- 

(ßtl  7^yr]öbJtog.     Pitra  xatv  Jtiöxojv  —  iöx,  /////c;.  om. 
Fol.  24.  jttQi  oixtxdjp  —  Pitra  245.  add.  xal  dköJtoxdJiK 
Fol.  44.  drayoQtvOiq  yoyyvofiov  —  Pitra  djtayoQ, 
Fol.  45.  jreQ)  xaß^aQOv  Ovvtidoxog  —  Pitra  S.  349.  add.  x(!jv  jtqoO' 

tv}[p[iivcoi\ 
Fol.  54'.  ;i^ti(>o^6ö/a  bJt\  tcuv  xaxtxovfitrcov  —  Pitra  om. 
F(d.  57.  Ü-'  .  IdxwßoQ  6  xov  C^tßedaiov  ddbX^og  lcü{dpi^ov)  ixT^Qv^^ev 

iovdaloig  x6  ivayytXiov  .  dvtjQii^^]  Öt  .  . .  (abgeschnitten).  — 

Pitr.  om. 
Fol.  60.  ijflxXfjOtg  jtiöxojv.  —  Pitra  8.  384.  xwv  nioxcov. 
Fol.  60.  ixlxXrjOig  xtc^aXoxXtölag  jrioxcijr  ddioXvxixtj  —  Pitra  om. 

An  weiteren  Varianten  kann  ich  nur  noch  diejenigen  mittheilen, 
die  sich  aus  der  Vergleichung  der  in  Jerusalem  abgeschriebenen  etwas 
beschädigten  zwei  ersten  Columnen  der  Handschrift  mit  der  schon  (ifters 
angezogenen  Pitra'schen  Textausgabe  ersehen  lassen. 


30  Vor/iOirlmiss  «Icr  Kölner  Inkiinahclii  etc. 

Pitra  1.  c.  S.  113. 
Z.  l.    eig  Tor  xvqiov]  Codex  fol.  1.  ix\  top  xvqiov, 
Z.  6.    ßaöiXtlav   avrov,   oi  dvvafiiv  avrov   slZrifpotSQ   xal  (ietov- 
olav  Tov  äylov  jrrti'fiaTOo]  ßaotjitiav  '  xal  ri}!'  dvvafiiv  avrov 

flXfj^OTeg  xal  T/}r  fitto volar  aylov  Jtrc. 
7j.  7.    ojrXiOafitroi  .  .  xal   ivorfQriöafierot]    (OJtXiOfitvoi   .  .  .  xal 

IvöTtQlHOliivOl. 

S.  114. 
Z.  l.    6//oöroi;for]  ofwaroixöjj:. 

Z.  3.    q>vZaOöeo0^s  .  .  äjtarra]  q>vXaöaaof>ai  .  .  .  Jtdvra. 
Z.  4.    yivBöi^B   aQkOTol   iv   jräoi  X{hoto1  rdp   xvqIco  7jf£Q}v]  ytreC- 

{hat  aQBöToi  iv  Jtdoi  xvQimi  rcöi  {^t(oi  7ifiajv 
Z.  5.    jro/f/]  Protei 
Z.  9.    ovre  ror  ßovv   avrov   ovrs   xo    VJtoZvylOV^^  ovre   rov  ßoog 

avrov,  ovre  rot'  vjro^vylov 
Z.  16.  öexaXoyor  rov  rofiov]  om.  rov  rofiov 
Z.  17.  kv  T(j)  rofico  öta  Mcootci::]  rou  diu  fimoitoc 
Z.  19.  ifjolxfjOev]  ifiolxtvotv  —  oi^rog  ixQlfhfj  fwixoc  xax    ?viH}iar 

ö  ijti&vfji^öac]  oiToj^  .  .  o  xar    ivvoiav  ijrifhvfirjoai::, 
8.115. 
Z.  3.  ov  JcovrjQevtrai]  om.  ov. 

Diese  Varianten  scheinen  znr  Vermuthun^  zn  berechtigen,  dass  der 
Codex  Hierosolym.  dem  ältesten  Vaticanus  (839)  nnd  dem  Coislin.  212 
wohl  am  nächsten  stehen  wird.  Zugleich  documentieren  sie  aber  anch 
die  Selbständigkeit  der  nenen  llandschrift,  welche  tlbrigens  schon  wegen 
des  Alters  nnd  der  Heimat  derselben  nicht  in  Zweifel  gezogen 
werden  darf. 

Strassburg.  Prof  Dr.  Albert  Ehrhard. 


Yerzeichniss  der  Kolner  Inkunabeln 
in  der  Orossherzogliehen  Hofbibliothek  zn  Darmstadt. 

IV.  0 

Mit  den  Typen  der  Heinrich  Quentell'schen  Offioin 

gedruckte  Werke. 

Konnten  wir  schon  bei  Joh.  Koelhoif  gegenüber  den  in  kleinerem 
Massstabe  arbeitenden  beiden  ältesten  Kölner  Meistern,  Ulrich  Zell 
und  Arnold  ther  lloernen,  eine  Art  „Grossbetrieb"  seiner  Drucker- 
werkstÄtte  voraussetzen,   so   sind  wir   hierzu   umsomehr  berechtigt  bei 

1)  I.  siehe  Contralbl.  f.  B.  VI.  S.  97;  II.  .siehe  ebend.  S.  385;  III.  siehe 
ebcnd.  VII.  S.  129. 


von  Dr.  Richard  Busch.  31 

Heinrich  Quentell,*)  einem  p:cborenen  Strassburger,  der  alle  Kölner 
Faehgenossen  seiner  Zeit  an  Unternehmungsgeist  und  Thatkraft  weit 
fiberragte.  Die  Thätigkeit  von  lleinricli  Quentell,  dem  Begründer  der 
anderthalbhnndert  Jahre  blühenden  QuentelFschen  Officin,  fUllt  in  die 
Jahre  1479 — 1501  (?) 2)  und  war  eine  sehr  ausgedehnte.^)  Seine 
Officin  scheint  dementsprecliend  ausgerüstet  gewesen  zu  sein,  Indem 
uns  13  verschiedene  Typen  in  seinen  Werken  begegnen,  von  denen 
die  von  Ennen  p.  103  flf.  als  No.  1  bezeichnete  besonders  häufig  vorkommt. 
Besonders  sauber  und  schön  ausgestattete  Drucke  Avie  bei  den  ältesten 
Kölner  Meistern  triflft  man  bei  ihm  schon  seltener  an.  Die  Mehrzahl 
der  Drucke  ist,  entgegen  dem  früher  beobachteten  Usus,  mit  dem  Namen 
des  Druckers  versehen;  die  Datlning  geschieht  noch  mehrfach  nach 
dem  römischen  Kalender  (vorliegend  in  18  Fällen  gegenüber  12  der 
modernen  Datirungsweise).  Signatur  ist  nahezu  die  Regel,  Foliirung 
dagegen  nur  in  einigen  Fällen  zu  finden.  Von  Holzschnitten  macht 
Hch.  Quentell  ausgiebigen  Gebrauch,  namentlich  auf  den  Titelblättern, 
und  kehrt  eine  bestimmte  Zahl  derselben  stets  wieder.  Was  den  In- 
halt der  von  Hch.  Quentell  gedruckten  W^erke  anbelangt,  so  scheinen, 
nach  dem  vorliegenden  Material  zu  urtheilen,  auch  hier  religiöse  und 
religionsphilosophische  Werke  zu  überwiegen;  nächstdem  sind  besonders 
philosophische,  weniger  grammatische  und  juristische  vertreten.  Der 
von  uns  zu  betrachtende  Bestand  der  Grossherzogl.  Hofbibliothek  um- 
fasst  70  Quentell/sche  Werke,*)  (darunter  einige  Sammelwerke) 
die  sich  wie  folgt  gliedern: 

A)  46  Drucke  mit  dem  Namen  von  Heinrich  Quentell,  zugleich  mit 

Angabe  von  Ort  und  Datum; 

B)  5  Drucke    mit  Angabe   von   Ort  und  Dnicker,   aber  ohne  Be- 

zeichnung des  Datums; 

C)  4  Drucke  mit  Angabe  von  Ort  und  Datum,  aber  ohne  Bezeich- 

nung des  Druckers; 

D)  3  datirte  Drucke,  aber  ohne  Angabe  von  Ort  und  Drucker; 

E)  1  Druck   mit  Angabe    des  Ortes,   aber   ohne  Bezeichnung  von 

Drucker  und  Datum; 


1)  Ver^l.  Eunen  a.  a.  0.  p.  XV  if.;  J.  J.  Merlo  in  Allg.  dt.  Biographie 
OSSS)  und  die  Litteraturangabe  das.;  FaJkenstein  a.a.O.  p.  155,  während 
Chevalier,  Repert.  du  moyen-ägc  auffälligerweise  Hch.  Quentell  nicht  auf- 
g^enommen  hat 

2)  Sein  erster,  noch  zu  besprechender  Druck  war  höchstwahrscheinlich 
Astexanus,  summa  de  casibus  conscientie,  vgl.  Ennen  ebend. ;  Merlo  a.  a.  0. 
veminthct  Inders,  dass  die  erste  niederdeutsche  Bibelübersetzung,  die  man 
ffewühnlich  um  1 470  setze ,  das  erste  Werk  Hch.  Qucntells  sei  (?) ,  vergl.  die 
Belege  das.  —  Merlo  setzt  als  Todesjahr  von  Hch.  Quentell  l.iOl,  Ennen, 
dem  die  betr.  Drucke  nicht  bekannt  gewesen  sein  mochten,  )50d(?). 

3)  Der  Kanonikus  von  BUllingen  zählt  nach  Ennen  a.  a.  0.  p.  XVI  an 
bis  zum  Jahre  1500  aus.  der  Quentelrschen  Officin  hervorgegangenen  Drucken 
175,  darunter  134  mit  dem  Namen  des  Druckers,  auf. 

4)  Ennen  a.  a.  0.  p.  103  ff.  verzeichnet  deren,  als  in  der  Stadtbibliothek 
KU  Köln  befindlich,  nur  (»I,  davon  43  mit  Hch.  Qucntells  Namen  vorsehen. 


32  VcrziMclmiss  (Ut  KHIimt  Inkunalu'ln  otv. 

V)  II   l)nick(»   olino  jefrlicho  Anjrabc  der  Herkunft,   indess  angen- 
scheinlicli  mit  Typen  der  Heb.  Qnenteirschen  Officin  p^edruckt. 

Hei  den  unter  H),  E)  und  F)  aufzuführenden,  nicht  mit  Datum 
verwhenen  I)ruckwerk(;n  niuss  aus  der  Art  der  Ausführung  derselben, 
insbeKondere  deren  Aelinlichkeit  mit  datirten  Quentelldrucken  des  XV. 
.Ia]ir]iunderts,  auf  ihre  EntHteliung  vor  1500  geschlossen  werden. 

Die  meisten  der  vorliegenden  Drucke  stammen  aus  den  90er 
Jahren;  aus  dem  Zeiträume  von  1481  bis  1489  ist,  ebenso  wie  bei 
d(?m  von  Knnen  a.  a.  O.  verzeichneten  Bestände,  bemerkenswerther  Weise 
k<M*n  Werk  vorhanden. 

A)  Drucke  mit  dem  Namen  von  Heinrich  Quentell, 
zugleich  mit  Angabe  von  Ort  und  Datum. 

1.  1479,  Aug.  30.    Astesants,  Summa  de  casibus  eonscientie. 

Hain*  1H95.  —  Panzer  I,  p.  286,  No.  71;  erwähnt,  wohl  irr- 
thümlich,  513  Hll.  statt  vorliegend  508,  von  deren  letztem  die  (leere) 
rechte  lliilfte  abgerissen  ist.  —  Ennen  p  104,  No.  283;  1.  das.  als 
auf  Hl.  13a,  col.  1,  Z.  1  fumma  statt  süma,  ebda,  letzte  Z.  epifcop^ 
statt  epifcopus,  Bl.  508b,  Z.  17  v.u.  Astexani  statt  Astaxani.  Der 
von  Ennen  als  am  Schlüsse  befindlich  erwähnte  Holzschnitt  fehlt  vor- 
liegend. 

2.  1479.    Guilelmus  Peraldus,  (1)  Summa  de  virtutibns.    (H)Trac- 
tatus  de  vitiis. 

Hain^  12  387.  —  (1)  Panzer  I,  p.  285,  No.  69;  (11)  ebda.  I, 
p.  285,  No.  68. 

Früher  im  Besitze  des  Dominikanerklosters  in  "Wimpfen.  —  Ein 
zweites  Exp.  ist  vorhanden. 

3.  1480,  Sept.  8.   Johannes  de  Turrecremata .  Traetatus  de  po- 

testate  pape  et  concilii  generalis. 

Hain''  15  729;  1.  das.  als  auf  fol.  46.1,  Z.  4  v.  u.  presbitero  statt 
presbytero.  —  Panzer  1,  p.  287,  No.  82;  erw.Hhnt  nur  Titel  und 
Schlussschritlt,  beide  abgekürzt.  -  -  Höchstwahrscheinlich  Ennen  p.  117, 
No.  310;  giebt  Hl.  1  (vorliegend  fehlend,  nach  Hain  mit  der  Holz- 
schnitt-Darstellung eines  Heiligen  versehen)  als  leer  an  und  hat  fol.  2a, 
Z.  l  uobilis  statt  notabilis  und  46  a.  Z.  2  v.  u.  deligentia  (sie)  statt 
diligentia         beides  vernuithlich  Schreibfehler. 

4.  1481,   Sept.  7.    Thomas   de   Aquino.    Super   secundo   senten- 
tiarum. 

Hain*  147t».  —  Panzer  1,  p.  28i».  No.  v»8,  nur  die  Schluss- 
schrit^  erwähnend.  —  Ennen  p.  107,  No.  202;  1.  d.is.  als  auf  fol.  331b. 
ool.  2.  Z.  14   feeu        di  iVripti  statt   fecu  — di  fcripti. 


von  Dr.  Richard  Busch.  33 

5.   1489,  April  16.    Boetius  [rectias  Thomas  Cantipratanus ^] ,  De 

disciplina  scholarium. 

Hain*  3419.  —  Panzer  I,  p.  300,  No.  167,  nur  mit  Erwähnung 
von  Titel  und  Schlussschrift. 

6.  1489.    Johannes  Versor,   Dicta  super  septem  tractatus  .  .  . 
Petri  Hyspani  cum  textu. 

Aehnlich  Hain*  16038,  unter  Angabe  von  259  Bll.  (vorliegend 
263)  und  einer  anderen  Schlussschrift.  —  Panzer  I,  p.  300,  No.  171 
mit  dem  Titel:  Petri  Ilispani  Tractatus  Snmmularum  cum  not.  Jo- 
hannls  Versoris  und  ausserdem  nur  unter  Anführung  der  Schlussschrift 
mit  vielen  Ungenauigkeiten. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Dicta  verforis  ||  fuper  feptö  tractatus  magiftri  ! 
petri  hyfpani  cum  textu.  Folgt  Holzschnittbild  des  vor  vier  Schtllem 
docirenden  Versor.  —  Fol.  1  b:  leer.  —  Fol.  2a:  Jfte  eilt  tractatus 
fnmmula  ||  rum  magiftri  petri  hyfpani.  In  quo  ipe  compendiofe  ....  — 
Fol.  263  b  s.  f. :  .  .  .  et  gloriofus  in  fecula  feculorum.  Amen.  ||  H  Fini- 
ont  Notata  pulcherrima  ac  fumme  necefTaria  vc/  ||  nerabilis  magiftri 
Joänis  verforis  fuper  tractatus  magiftri  ||  Petri  hyfpani  cü  textu  eorü- 
de3  famma  diligentia  iterü  atq3  ||  iterum  perlecta  et  coiTcecta  (sie)  In 
florentiffimo  (sie)  z  nüc  demum  {|  impreffa  per  honeftum  virum  Henricü 
Qnentell  Ciue  Co  ||  lonienfem.    Anno  octuageßmo  nono.  || 

Foll.  (263).     Sig.  Ai— Xiiii.     4o. 

7.  1491,   Febr.  7.    Paul  Lescher,  Rhetorica  pro   conficiendis 
epistolis  accomodata. 

Hain  10038  und  Panzer  I,  p.  304,  No.  195,  beide  nur  Titel 
and  abgekürzte  Schlussschrift  angebend. 

Fol.  la  als  Titel:  Rhetorica  Lefcherii  ||  pro  cöficiendis  epifto, ,  , 
lis  accomodata.  —  Fol.  Ib:  leer.  —  Fol.  2a,  c.  sign,  aii:  ACredite  ad 
eam  et  il  ||  luminamini,  z  facies  veftre  nö  ofundetur  ic  .  .  .  .  —  Fol.  23  a 
s.  f.:  ...  ad  gloriam  ||  perducet  habeas  ||  .  —  Folgen  fünf  Distichen, 
alsdann :  Cnins  ut  effet  honor  cumulatior  incola  fancte  ||  Colonie  henri- 
cus  quentell  cognomine  dictus  ||  Artis  opus  multa  imprefTit  cömoditate  |j 
Anno  dm  M.  cccc.  xci.  fexto  ydus  Februarij.  —  Foll.  23  b  u.  24 :  leer. 

Foll.  (24).     Sig.  aii— diiii.     4«. 

8.  1491.    Johannes  Versor,  Questiones  super  libros  ethicorum 
Arestotelis  et  textus  ejusdem. 

Hain*  16053;  1.  das.  als  auf  fol.  la,  Z.  2  Areftotelis  statt 
Ariftotelis  (sie),  sowie  dass  die  tabula  quaestionum  auf  Bl.  125a  statt 
I35a  endigt.  —  Panzer  I,  p.  304,  No.  197;  1.  das.  als  auf  fol.  123  b, 
col.  2,  Z.  3  V.  u.  Areftotilis  (sie)  statt  Areftotelis.  —  Ennen  p.  108, 
No.  295  mit  dem  gleichen  Fehler  wie  Panzer;  ferner  ist  das.  zu  verbessern, 
dass  der  Schlussschrift  5^2  Oolumnen  tabulae  statt  3'/2  folgen. 

1)  Geb.  1202,  ist  als  Verfasser  anzusehen;  vgl.  Schwabe-Teuffel ,  Ge- 
schichte der  rümischen  Literatur,  ed.  4,  p.  1139. 

Vin.     I.  tt.  2.  3 


34  Verzeicbnifis  der  Külnor  Inkunabeln  etc. 

9.   1492,  März  12.    Poenitentiarius. 

Hain  13160  und  Panzer  I,  p.  304,  No.  200;  1.  bei  beiden  als 
auf  fol.  la,  Z.  2  circunftaneijs  (sie)  statt  eireurndtanciis.  Bei  beiden 
nicht  genügend  besehrieben. 

Fol.  1  a :  Peniteas  cito  libell^  ifte  |  nücupatur.  tractans  de  peni- 
tentia  et  eius  circunftaneijs  (sie)  ||  omnibus  faluari  volentibns  fuiüe  necefPa- 
rins  ad  cö  ||  fiderandum  ea  que  funt  peccatorum  remedia.  Folgt  das 
bekannte  Holzschnittbild  des  I^hrers  mit  den  Schtllern.  —  Fol.  18  a 
8.  f. :  .  .  .  non  obftans.  nü  nianifelltans.  Et  Tic  finitnr  pus  opufculü  de 
mö  ofitendi  t  penitedi  implTum  Co//  ||  lonie  j)  Ilenricü  Quent«ll  Anno 
falutis  M.  cccc.  xcij.  (Jrto  vdus  martij.  —  Fol.  18  b:  leer. 

Foll.  (18).  —  8ig.  Qii— ciiii.     4». 

10.  1492,  Juli  14.    Expositio  hymnorum. 

Hain*  6784.  —  Panzer  I,  p.  305,  No.  202?  —  Ennen  p.  109, 
No.  299. 

11.  Dasselbe  von  gleichem  Datum. 

Panzer  I,  p.  305,  No.  202?;  im  Uebrigen,  soweit  wir  sehen, 
nicht  verzeichnet.  Muss,  obgleich  bezüglich  des  Inhalts  vieler  Bll.  in 
seinem  Anfang  und  Ende  und  bezflglich  der  Schlussschrift  mit  No.  10 
ganz  übereinstimmend,  doch  in  Rücksicht  auf  die  Einzelheiten  als  eine 
von  No.  10  verschiedene  Ausgabe  betrachtet  werden. 

Fol.  1  a:  Expolitio  himnorum  (sie)  cum  no  ||  tabili  omento  qnod 
femper  implicat  hiftorias  cii  optimis  ||  allegationibus  facre  fcripture  illo- 
rum  fanctorü  vel  fanctarü  ||  de  quibus  tales  hymni  decantantnr.  ex 
quib9  poffunt  facili  ||  ter  de  eifdem  fanctis  colligi  fermones  poptimi. 
fubiunctis  ||  quorüdam  vocabulorum  expoHtionibus.  Folgt  das  Holz- 
schnittbild des  Lehrers  mit  zwei  Schülern  mit  der  Legende:  Accipies 
fancti  doctoris  dogmata  fancta  (dass.  auch  bei  No.  10).  —  Fol.  77  a 
s.  f. :  .  .  .  .  qui  nunc  fuper  omnia  regnat.  AMEN  ||  Hymnarius  cum 
bona  expofitiöe  notabiliq3  omento  magna  cum  ||  diligetia  correctus. 
cum({3  plurib^  alijs  hymnis  prius  nö  additis  ||  elaboratiffime  imprefliis 
in  fancta  Colonia  p  Henricü  Quentell  ||  Anno  incarnatiöis  düice 
M.  cccc.  xcij.  pridie  ydus  Julij.  —  Fol.  77  b:  Sequitur  tabula  hymnor' 
Tm  numerum  folior'  .  .  .  .,  darauf  Schluss  fol.  78a  mit  Explicit  tabula 
hvmor'  (sie).  —  Fol.  78  b:  leer. 

Foll.  (78),  bezeichnet  als  (1).    I— LXXVL    (1).    Sig.  a^— u^. 

Eine  Reihe  von  Bll.  vorliegend,  ebenso  wie  bei  No.  10,  falsch 
bezeichnet. 

12.  1492.  Sept.  3.    Theodulus,  Egioga. 

Hain*  15  484.  —  Panzer  I,  p.  305,  No.  203;  erwähnt  einen 
ausftlhrlicheren ,  wie  es  scheint,  sonst  unbekannten  Titel:  Theoduli 
Egioga  sive  dialogus  Pastorum  de  veritate  religionis  Christiane.  — 
Ennen  p.  110,  No.  300. 

Vorliegend  fehlt  Bl.  1  (Titelblatt)  und  Bl.  XXIX  ist  fillschlich 
als  XIX  bezeichnet. 


von  Dr.  Riebard  Busch.  35 

13.  1492.    Quatuor  novi8sima.O 

Hain*  5707;  1.  das.  als  auf  fol.  1  b,  Z.  2  inetmü  (sie)  statt  in 
etemü;  ebda.,  wohl  irrthümlich ,  39  Bll.  statt  41  als  Umfang  des 
Ganzen  angegeben.  —  Panzer  1,  p.  305,  No.  206;  1.  das.  als  auf 
fol.  41b,  letzte  Z.  iu  (sie)  statt  in. 

14.  1493,    Oct.  22.     Boetius   [rectius  Thomas  Cantipratanus] ,   De 

disciplina  scholarium. 

Hain*  3423.  —  Panzer  I,  p.  307,  No.  219,  nur  mit  Erwähn- 
ung von  Titel  und  Schlusssehrift. 

15.  1493,  Oct.  31.  Boetius,  De  consolatione  philosophie  liber 
cum  optimo  commento  beati  Thome. 

Hain*  3384.  —  Panzer  I,  p.  307,  No.  220.  —  Ennen  p.  110, 
No.  301;  1.  das.  als  auf  fol.  192  a,  Z.  5  v.  u.  Boetij  statt  Boety,  Z.  3 
V.  u.  Colonia  statt  Oolonie,  letzte  Z.  nouembris  statt  novembris. 

16.  1494,  Juni  12.    Expositio  hymnorum. 

Hain*  6786.  —  Ennen  p.  111,  No.  303;  1.  das.  als  auf  fol.  la, 
Z.  1  cum  statt  cö,  fol.  77,  drittletzte  Z.  Colonia  per  statt  Colonie  |  per. 
Mehrere  BIL'  vorliegend  falsch  bezeichnet. 

17.  1494.  Guillerinus  [rectius  Guillermus] ,  Postilla  in  epistolas 
et  evangelia  de  tempore  et  sanctis  et  pro  defunctis. 

Hain*  8285;  1.  das.  als  auf  fol.  la,  Z.  1  Gnillerini  (sie)  statt 
Guillermi. 

18.  1494.  Johannes  Versor,  Questiones  super  libros  ethicorum 
Aristotelis  et  textus  ejusdem. 

Hain*  16  054;  1.  das.  als  auf  fol.  1  a,  Z.  4  und  5  fingulari  dili- 
gentia statt  f.  d.  —  Panzer  I,  p.  310,  No.  237,  nur  mit  Angabe  von 
Titel  und  Schlussschrift. 

19.  1495,  Febr.  11.    Theodulus,  Egloga. 

Hain*  15486.  —  Panzer  I,  p.  310,  No.  247;  erwähnt  als  Titel 
auf  fol.  la:  Egloga  Theoduli  cum  commentariis. 

20.  1495,  März  29.  Repertorium  sive  tabula  generalis  autori- 
tatum  Arestotelis  et  philosophorum  cum  commento  per 
modnm  alphabeti. 

Hain  1935;  1.  das.  als  auf  fol.  52a,  Z.  3  v.  u.  expönes  (sie) 
statt  exponens,  Z.  2  v.  u.  nTe  statt  nre.  —  Panzer  I,  p.  311,  No.  248. 
Bei  Beiden  ungenügend  beschrieben. 

FoL  1  a  als  Titel :  Repertorium  fiue  tabula  y  generalis  autoritatum 
Arestotelis  et  philosophorum.  ||  cum  cömento  per  modum  alphabeti. 
Folgt  das  bekannte  Holzschnittbild  des  vor  vier  Schülern  docirenden 
Lehrers.  —  Fol.  Ib:  leer.  —  Fol.  2  a,  c.  sign,  aii,  Beginn  des  Textes: 


1)  Verfasser  soll  nach  Campbell.   Annales  etc.  p.  366  Gerhard  de 
Vlicderhoven  sem;  Quellenangabe  fcnlt  das. 


3* 


36  Vcrzeichniss  der  Kölner  Inkunabeln  etc. 

Repertoriü  fiue  tabula  notabiliü  ....  —  Fol.  52a  8.  f.:  ...  .  bene- 
dictus  in  ||  fecula  feculorum.  AMEN  ||  Antoritatü  (sie)  areft.  expönes 
(sie)  ac  aliorü  pTior'  finiüt  Colonie  ||  \)  Ilenricü  QueteÜ  imprefTe  Anno 
üre  falutis.  M.  qdrin  {|  ^entefimo  nonagefimo  qnto  quarto  kalendas 
aprilis.  —  Fol.  52  b:  leer. 

Foll.  (52).    Sign,  aii— iiiii.     4^. 

21.  1495,  April  15.    Johannes  de  Garlandia,  Synonoma  (sie). 

Hain*  7474.   —    Panzer  I,   p.  311,   No.  249,   nnr   gekürzten 
Titel  und  desgl.  Schlussschrift  angebend. 

22.  1495,   Mai  4.     Reportorium   (sie)  aureum   continens  titulos 

quinque  librorum  decretalium  et  concordancias  materi- 
arium  eisdem  in  sexto  ('lementinis  decreto  et  toto  cor- 
pore juris  civilis  correspondentium. 

Hain    13874;   1.  das.  als   auf  fol.  31b,    Z.  1  v.  o.  per  statt  p., 
Z.  4  in  veris  statt  in  veris  / . 

Vorliegend  2  Expp.  vorhanden,  davon  das  eine  mit  1  leeren  Bl. 
am  Schlüsse,  aber  ohne  Titelbl. 

23.  1495.      JohanniS    Heylin    (genannt   a   Lapide),    Resolutorinm 

dubiorum  circa  celebrationem  missarum  occurrentium. 

Hain*  9910;  1.  das.  als  auf  fol.  24a,  letzte  Z.  dili  statt  dili. — 
Panzer  I,  p.  311,  No.  254. 

Bei  vorstehendem  Exp.  Bll.  1  und  6  fehlend. 

24.   1496,  Febr.  29.    Gerhard  Harderwyck,  Epitomata  totins  natu- 
ralis Philosophie  .... 

Soweit  wir  sehen,  nirgends  verzeichnet. 

Fol.  la  als  Titel:  In  epitomata  to//  ||  tius  naturalis  pViie  que  trito 
femione  reparationes  appellä/  ||  tur  Alberto  (sie)  centonas  continentia. 
in  burfa  Laurentiana  flo  ||  rentifTimi  Agi*ippinen(is  gymnafij  cadtigatiftime 
edita.  epi/  ||  gramma  ad  lectorem.  Folgt  ein  Holzschnitt,  Albertus 
Magnus  docirend  mit  vier  Schülern  vor  ihm  darstellend.  —  Fol.  Ib: 
30  Hexameter  zum  Lobe  des  Buches  und  seines  Verfasser,  endigend 
.  .  .  animo  lectio  nuUa  suo.  Darauf  fol.  2  a,  c.  sign,  aii  Beginn  der 
Reparationes  physiconim.  —  Foll.  137  b  und  138,  nach  Schluss  des 
Druckfehler -Verzeichnisses  der  Kep.  phys.,  174  b  nach  Schluss  der 
libri  de  celo  et  mundo,  175  b,  232  b  und  233  b  nach  Beendigung  der 
libri  meteorum,  bezw.  Beginn  der  libri  de  anima,  endlich  fol.  292  nach 
Schluss  der  letzteren :  leer.  —  Fol.  243  b  s.  f. :  ....  humid fi  vincatur 
z  digeratur.  ||  H  Epitomata  totius  phylofophie  (sie)  naturalis  que  vul- 
gato  II  lermone  Reparationes  appellantur  Alberti  magni  pTii  acu  ||  tidimi 
et  theologi  pfundiffimi  fcriptis  conformia  per  Ma  ||  giftrü  gerardum 
herderwiccensem ,  facre  theologie  licentia,  ||  tum  ...  et  per  honeftum 
virü  Henricum  ||  quentel  Colonienfem  ciuc  nitidilTime  characterizata 
Anno  II  virginalis  ptus  Millefimo   quadringeterimo   sup   nonagefi  ||  mom 


von  Dr.  Hichard  Busch.  37 

fexto  predie  (sie)  calendas  martias  ....  in  fecula  feculorum  benedicti. 
Darauf  1  Distichon,  endigend  .  .  .  artium  defiderati.  —  Fol.  343  b:  leer. 
Foll.  (343).    Sig.  aii  —  ziii.    aai — bbii.    Ai — Fiiii.    aaii — kkiii. 
AAii — KKiii.    ai — giiii.     4^. 

25.  1496,  Mai  16.    Petrus  Hispanus,  Copulata  commentaria  textnl 
omnium  tractatuum  .... 

Hain*  8706  mit  anschliessendem  traetatus  parvorum  logicalium; 
1.  das.  als  auf  fol.  1  a,  Z.  1  textui  statt  textut  —  offenbar  Druckfehler.  — 
Panzer  I,  p.  313,  No.  267,  nur  mit  Aufführung  des  abgekürzten  Titels. 

Vorliegend  Bll.  36  und  37  fehlend.  —  Früher  im  Besitze  des 
Benedictinerklosters  in  Seligenstadt  a.  M. 

26.  1496,  Dec.  31.    Boetius,  De  consolatione  philosophie  liber 
cum  optimo  commento  beati  Thome. 

Hain*  3390.  —  Panzer  1,  p.  314,  No.  276;  giebt  48  Bll.  als 
Umfang  des  Ganzen  an(?).  —  Ennen  p.  113,  No.  309. 

Mit  geringen  Ausnahmen  bezüglich  des  Inhaltes  jedes  Blattes 
mit  der  oben  unter  No.  15  verzeichneten  Ausgabe  übereinstimmend. 

27.  1496.    Cato  cum  glosa  et  moralisatione. 

Hain*  4735.  —  Panzer  I,  p.  313,  No.  266;  1.  das.  als  auf 
fol.  48  a,  drittletzte  •  Z.  correcte  statt  correcti. 

28.  1497,  März  13.    Johannes  Versor,  Questiones  perutiles  super 
octo    libros  physicorum  Arestotelis  cum   textu  ejusdem. 

Hain*  16043.  —  Panzer  I,  p.  342,  No.  277  mit  vielen  Un- 
§:enauigkeiten.  —  Ennen  p.  117^  No.  320;  1.  das.  als  auf  fol.  184a, 
Z.  1  librorü  statt  librorn,  letzte  Z.  hac  statt  hoc  —  beides  augen- 
scheinlich Druckfehler. 

29.  1497,  Mai  26,  bezw.  Mai  27.    Gerhard  Harderwyck,  (I)  Com- 

mentarii    in   octo   libros    physicorum    Arestotelis.     (U) 
Commentarii  trium  librorum  Arestotelis  de  anima. 

(I),  soweit  wir  sehen,  nirgends  verzeichnet. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Ad  laudem  ac  ho  ||  nore3  indiuidue  trinitatis 
pa,/  II  triß.  filij  et  spüs  fancti  gloriofiffimeq3  virginis  Marie  In  ||  cipiunt 
omentaria  queftiones  et  dubia  pulcerrima  otinen  ||  tia.  cum  textu  Arefto- 
telis  in  octo  libros  de  phyfico  auditu  ||  iuxta  doctrinam  exquißtirfimä 
venerabilis  dni  Alberti.  in  ||  Burfa  Lauretiana  floretifümi  agiipineiis 
gymnadj  edita.  Folgt  Holzschnittbild  des  Albertus  Magnus  mit  vier 
Schülern.  —  Fol.  2a,  c.  sig.  aii:  QVoniam  quide  intelli//  ||  gere  z 
fcire  ...  —  Fol.  213  a,  col.  2  s.  f :  ...  loquitur  sed  de  motu  di- 
nmo  /  H  Comentarij  (sie)  in  octo  libros  pliyficor' Arefto.  ||  Burfe  laurentiane 
famofinimi  agrippinenfis  ||  Colonie  gymnafij  })ce(Tum  cötine  tes  x>  ^gTe/'j 
gifi  virü  artiü  liberaliü  magiftrü  et  in  facra  pa  ||  gina  licetiatü  doctiffi- 
mü  Joäne  (sie)  herderwicce  ||  fem   in   eode   regete  ex  diuersis  et  po- 

tiilimii    diui  jj  Alberti   magni ||  cömentarijs    ftudiofiflime   elabo- 

rati  .  .  .   p  honeftfi  ciue  Ilüricü  qucntell  ||  nitidiffime  Anno  .  xcvij  suj) 


38  Verzeichniss  der  Kölner  Inkunabeln  etc. 

MilleHmü    et  qna  ||  driDg:etenmü  feptimo  calendas  Jnnij  impfTi  ||  de  qr^ 
fine  fit  büdietns  de^  trin9  z  vnus.    Arne.  —  Fol.  214b:  leer. 
Foll.  (214).    Sign,  aii  —  yiiii.    Aai  —  Ooiiii.     fol. 

(II)  Hain  1711  und  Panzer  I,  p.  314,  No.  278,  beide  ohne 
genauere  Beschreibung. 

Fol.  la  als  Titel:  Textus  trium  librorum  de  ani//  ||  ma  Arefto- 
telis  cum  cömentario  fecundum  doctriuä  ||  venerabilis  domini  Alberti 
magni.  Darauf  Holzschnittbild  des  Albertus  Magnus  und  eines  Engels 
mit  der  Legende:  Magnus  erat  forma  celfus  ....  —  Fol.  Ib:  Epi- 
taphium des  Albertus  Magnus,  schliessend  mit  .  .  .  transiuit  .  agens 
iubileum.  —  Fol.  2a.  c.  sign,  aii:  Ad  laudem  gloriam  z  ||  honorem 
su^ibenedict«  trinitatis  ...  —  Fol.  109  b  s.  f. :  ...  ^)futura  cen- 
fuit.  II  H  Cömentarij  trium  libror'  Areftotelis  de  anima  intitulati  .... 
in  famofifßma  agrippinen  Colonie  ||  acacjemica  p  Geraixlü  Herderwic- 
cen   .  .  .  abfoluti   z   ac  I  curatiiTime    caftigati   opera   z   impen   Honefti 

preflbrie  artis  calotecnii  charae- 


viri  Henrici  Quentell  Colon  ciuis  im 

terifati    anno    gratie   Millefimo   Quadringentefi/  ||  mo   fup   Nonagefimü 

feptimo  Sexta  caledas  Junij  .  ad  fine  optatä  funt  ))ducti.     De  quo  fit 

bndictus  Jefus Amen. 

FoU.  (109).    Sig.  aii  — tii.     fol. 

30.  1497,  Juli  23.  Johannes  Versor,  (I)  Questiones  in  veterem 
artem  arestotelis  una  cum  textu  ejusdem.  (II)  Super 
omnes  libros  nove  logice.  (III)  Questiones  super  de 
ente  et  essentia  .  .  .  Thome  de  aquino. 

(I)  Hain*  16  028;  1,  das.  als  auf  fol.  la,  Z.  2  philofophi  ||  ma- 
giftri  statt  ph.  m.,  Z.  5  incipiüt  statt  incipiut  (sie).  —  Panzer  I,  p.  315, 
No.  282,  nur  abgekürzten  Titel  und  desgl.  Schlussschrift  angebend.  — 
Ennen  p.  112,  No.  308;  1.  das.  als  auf  fol.  73  a,  col.  1,  Z.  23  v.  u.  fub- 
tiliffime  statt  fubtiffime  (sie). 

(H)  u.  (UI)  Hain*  16  033;  1.  das.  als  auf  fol.  2a  —  des  Ganzen 
76  a  — ,  col.  1,  Z.  1  (  )Kimu3  statt  (  )Rimum,  152  b  —  des  Ganzen 
226  b  —  col.  2,  Z.  6  v.  u.  vniuerfali  ftudio  statt  vniverfitatif  (sie)  (t. 
und  165  b  —  des  Ganzen  239  b  —  col.  1,  Z.  1  v.  u.  fratrü  statt 
fratti  (sie).  —  Panzer  I,  p.  315,  No.  283V,  mit  einigen  Abweichungen 
bei  der  Wiedergabe  der  abgekürzten  Schlussschrift.  —  Ennen  p.  112, 
No.  307;  1.  das.  als  auf  fol.  152b  —  des  Ganzen  239  b  — ,  col.  2, 
Z.  5  V.  u.  ciui  II  tatis  statt  ciuitatis  und  Z.  3  v.  u.  nongefi-  ||  mofeptimo 
(sie)  statt  nonagefi-mo  feptimo. 

(UI)  ohne  irgendwelche  Angabe  bezüglich  des  Druckei's,  Ortes 
und  Datums,  aber  unschwer  zu  erkennen,  dass  mit  denselben  Typen 
wie  (I)  und  (II)  gedruckt. 

Durch  das  ganze  Werk  zerstreut  kommt  eine  besonders  kleine, 
als  Quenteirsche  uns  sonst  nicht  bekannte  Type  vor,  wahrscheinlich 
zur  Aushülfe  dienend,  nämlich  89a,  col.  2  ausschl.  Z.  1;  89b,  col.  1, 
ausschl.   13    letzte  Z.;    90  b,  col  l;  97  :i,   col.  l;  99 ji,    col.  1   ausschl. 


von  Dr.  Bicbard  Busch.  39 

• 

letzte  Z.;  102  a,  col.  2;  103a,  col.  1,  die  5  letzten  Z.;  104b;  108b 
aa88chl.  4  erste  und  7  letzte  Z.;  132  b,  col.  1;  133  b,  col.  1  ansscbl. 
22  erste  Zeilen;  134b,  col.  1,  die  13  letzten  Z.;  157a;  161b,  col.  2, 
ansschl.  9  erste  Zeilen;  162  a,  col.  2,  die  5  ersten  Z.  und  202b,  col.  1 
ansschl.  4  letzte  Z. 

Bei  (I)  mehrere  Bll.  vorliegend  mit  falscher  Bezeichnung  ver- 
sehen. 

31.  1497,  Sept.  22.  (1)  Aristoteles,  Expositiones  in  libros  .  .  . 
de  celo  et  mundo.  (U)  Ders.,  Liber  de  generatione  et 
corruptione.  (III)  Ders.,  Liber  meterologorum.  (IV)  Ders., 
Liber  parvorum  naturalium.     (V)  Thomas  de  Aquino,  Trac- 

tatus  de  ente  et  essentia ,  commentatus.    (VI)  Ger- 

hardus    de    Monte,    Concordantie   dictorum   St.  Thome   et 
Alberti  magni.     (VII)  Ders ,  Apologetica. 

Hain*  6813;  1.  das.  als  auf  fol.  lolb,  col.  2,  Z.  10  v.  u.  doc- 
toris  et  ipsi^  pbatidimä  viä  fancti  (sie)  statt  doctoris  fancti  et  ipfius 
probatinimam  viam,  ebda.  Z.  6  v.  u.  cögefta  statt  congefta,  Z.  5  Agri- 
pineii  statt  Agrippinen.  —  Panzer  I,  p.  315,  No.  284;  erwähnt  nur 
Titel  von  (I)  bis  (IV)  und  die  die  Druckerangabe  enthaltende  Schluss- 
schrift von  (HI). 

32.  1498,  März  5.    Boetius  [rectius  Thomas  Cantipratanus],  De  dis- 

ciplina  scholarium. 

Hain*  3425;  1.  das.  als  auf  fo].  la,  Z.  2  cömento  ||  Colonia 
statt  cömento  Colonia.  —  Panzer  I,  p.  317,  No.  299,  nur  mit  Er- 
wähnung von  Titel  und  Schlussschrift. 

Bei  vorliegendem  Exp.  fehlen  2  Bl.  hinter  Bl.  14. 

33.  1498,  Sept.  13.  Aristoteles,  Textus  parvorum  naturalium 
cum  commentario  secundum  doctrinam  Alberti  Magni. i) 

Hain  1718  und  Panzer  I,  p.  317,  No.  304  (in  Registerband  V 
heisst  es  fälschlich  303) ;  bei  Beiden  nur  abgekürzter  Titel  angegeben. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Textus  paruor'  naturaliü  ||  Areftotelis  CU3  cö- 
metario  clariffimo  fdm  do//  ||  ctrinä  Alberti  magni  Epifcopi  Ratifpo- 
nefis  II  De  fenfu  et  fenfato  ||  De  memoria  et  reminifcentia  ||  De  fomno 
et  vigilia  ||  De  lögitudine  et  breuitate  vite  ||  De  iuuentute  et  fenectute  1 
De  infpiratione  et  refpiratione  ||  De  vita  et  morte  ||  De  motu  animalium  |j 
De  motu  cordis.  —  Fol.  Ib:  leer.  —  Fol.  2a,  c.  sign.  Aii:  ( )üoniä 
ante  II  de  anima  ...  —  Fol.  104  b,  col.  1  s.  f. :  .  .  ruditer  collecta  fuffi- 
ciant.  II  Expliciiit  feliciter  par//  ||  uor'  naturaliü  libri  Arefto.  in  floren- 
tiffima  Uniuerfitate 


Colon  legi  formalit"  ofueti  cü  cömetarijs 
illuminatiflimi  ||  viri  Mgri  Joänis  de  Mechilinea  .  .  .  Que  qde  cüme- 
taria  .  .  .  pftine  fue  ||  integritati  lima  caftigatöis  reddita  ff  atq3  pul- 
eerrimis  ||  hinc  inde  rotulis  aucta  ])  .  .  .  Magiftr'  Jacobü  ||  Tymeno  de 

1)  Als  Bearbeiter  werden  in  der  Schlussschrift  die  Magister  Johann 
von  Mecheln  (Kamielit^nnönch  in  Kiiln  im  XV.  Jahrhundert)  und  Tymen  von 
Ainersfurd  (f  14*»^2)  genannt. 


40  Verzeichnifts  der  Kölner  Inkunabeln  etc. 

Amorsfordia  .  .  .  Impreffa  vero  ||  illa  z  opieta  p  me  Henricö  Qnentell 
Inclite  vrbis  |  Colo.  Ciuem.    Anno  xpi  Sa]uatori8.    M.  cccc.  xcviij.    Menfis 
Septembris.  die  decimatercia.     Folgen   7  Colnmnen  Register,   endigend 
fol.  106  a,  col.  2.  — Vorliegend  am  Schlüsse  ein  Stück  abgerissen. 
Foll.  (106).    Sign,  a  ü— S  iiii.     fol. 

34.  1498,  Oct.  5.    Expositio  circa   trcs  libros  de  anima  Aresto- 
telis. 

Hain*   11585.  —  Panzer  I,  p.  317,  No.  301. 

35.  1498.    Guido  de  Monte  Rotherii,  Manipulns  caratorüm. 

Soweit  wir  sehen,  nirgends  verzeichnet. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Manipnlus  curator'  offi  ||  cia  facerdotü  rcd~m 
ordi  II  nem  feptem  facramentor'  ||  perbreuiter  complectens.  Anschliessend 
das  Holzschnittbild  des  Lehrers  mit  zwei  Schtilern  und  der  Legende: 
Accipies  ...  —  Fol.  Ib:  leer,  darauf  2  und  3  tabula.  —  Fol.  4a, 
c.  sign,  aiiii:  Incipit  feliciter  doctiflnni  ac  |j  famondimi  viri  döi  Gui- 
donis  de  möte  Rotherij  liber.  qui  ||  Manipulus  curatorü  vulgariter 
appellat"  ...  —  Fol.  113b  v.  f.:  .  .  .  i  düs  dnantiu3  Jefus  chriftus 
Amen.  ||  H  .  .  .  .  exarata  funt  in  felici  ci  ||  uitate  Colon,  p  me  Hericü 
quetell.  Anno.  m.  cccc.  xcviij.  Folgen  114a:  in  fumente  euchariftie 
facramentum  .  .  . ,  dann  am  Schluss  6  Hexameter,  endigend  mit  .  .  .  di- 
cendis  adibis.  —  Fol.  114b:  leer. 

Foll.  (114).    Sign,  aiii-tiiü.  -40. 

36.  1498.     Johannis   Heylin    (genannt    a    Lapide),    Resolutorium 
dubiorum  circa  celebrationem  missarum  occurrentium. 

Hain*  9916.  —  Panzer  I,  p.  318,  No.  309. 

37.  1498.  Lambertus  de  monte  domini,  Compilatio  commentaria 
in  octo  libros  Arestotelis  de  physico. 

Hain*  11581.  —  Panzer  1,  p.  317,  No.  302;  hat  nur  ab- 
gekürzten Titel  und  ebenso  Schlussschrift.  —  Ennen  p.  114,  No.  311, 
1.  Theil  (zus.  mit  der  expositio  circa  tres  libros  de  anima  Arestotelis); 
1.  das.  als  auf  fol.  140  a,  col.  2,  Z.  5  v.  u.  Exulta  statt  exulta,  letzte  Z. 
extremä  statt  extremä  (sie). 

38.  1499,  März  10.    Expositio  hymnorum. 

Hain*  6793,  mit  darauffolgendem  Textus  sequentianim. 
Bei  vorliegendem  Exp.  letztes  lU.  fehlend. 

39.  1499,  Mai  7.  Albertus  Magnus,  (1)  Liber  de  muliere  forti. 
(11)  Orationes  super  evangelia  dominicalia  totius  anni. 

Hain*  465  mit  Exp.  ohne  Vorsetzbl.  —  Panzer  1,  p.  321, 
No.  341,  nur  mit  Erwähnung  des  Titels  von  (I)  mit  dem  Zusatz:  Co- 
loniae   1499.  —  Ennen  p.  116,  No.  317. 

40.  1499,  Mai  29.  [Petrus  DorlandJ,  Viola  anime  per  modum 
dyalogi  (sie)  inter  Raymundum  Sebundium  .  .  et  Domini- 
cum  Seminiverbium  de  hominis  natura  .... 


von  Dr.  Eicbard  Busch.  41 

Hain*  14070  (unter  Sabunde,  Raymundus  de);  1.  das.  als  auf 
fol.  la,  Z.  1  iamiam  statt  limiam  (sie).  —  Panzer  IV,  p.  227,  No. 
335b;  hat  nur  abgekürzten  Titel. —  Ennen  p.ll5,  No.  315;  das.  zu 
verbessern,  dass  das  Epigramm  auf  fol.  Ib  18  Verse  statt  15  zählt 
und  Bl.  2  die  Sign,  aaii  statt  aii  trägt. 

41.  1499,  Juni  28.    Lavacrum  conscientie  omnium  sacerdotum. 

Hain  9962.  —  Panzer  IV,  p.  277,  No.  331.  —  Ennen  p.  116, 
No.  316. 

42.  1499.    Eberhardus  de  Amersford  &  Johannes  de  Nürtingen,  Com- 

mentaria  librorum  de  celo  et  mundo  Arestotelis.  .  .  . 

Hain  6757.  —  Panzer  I,  p.  320,  No.  332.  Beide  führen  nur 
Titel  und  sehr  abgekürzte  Schlussschrift  auf.  —  Ennen  p.  113,  No. 
310,  1.  Theil  (zus.  mit  dem  Liber  meteororum);  das.  zu  verbessern, 
dass  auf  Bl.  1  46  Verse  statt  49  stehen ;  hat  in  der  Schlussschrift  den 
die  Verfasser  des  Commentars  erwähnenden  Passus  nicht  aufgeführt. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Commentaria  li  ||  bror'  de  celo  et  müdo 
Areftotel  ||  iuxta  via3  venerabilis  domini  jj  Alberti.  t  ^)cessum  mgror' 
re^e  |  tiü  Colonie  in  burfa  Lauretij.  Folgen  in  lateinischer  Type 
4  Hexameter  des  Ro.  Langius  zum  Lobe  des  Albertus  Magnus  und  10 
ebensolche  zum  Lobe  des  Gymnasium  Laurentianum,  endigend  . . .  gallia 
parifijs,  darauf  Ib,  ebenfalls  in  lateinischer  Type,  Inhaltsangabe  des 
Werkes  in  32  Hexametern,  abschliessend  ....  grauitate  mouentur.  — 
Fol.  2  a,  col.  1,  c.  sign,  aii:  ( )E  natura  fcietia  fere  plu  ||  rima  vide- 
tur  .  .  .  .  —  Fol.  167b,  col.  1  s.  f.:  ...  z  mundo  Areftotelis.  \\ 
1!  Cümentaria  in  libros  de  celo  et  müdo  Arefto.  ||  .  .  .  4)  venerabile 
virum  artiü  liberaliü  magiftrü  ac  facrarü  ||  litterar'  licetiatü  magiftrü 
Euerardü  de  Amorsfor/  ||  dia  incepta  z  ad  fine  vsq3  pmi  libri  copio- 
fiffime  deducta  .  .  .  per  ho  |l  norabile  l  doctü  virü  bonar'  artium  ma- 
giftrü facre  ||  quoq3  pagine  etiam  licentiatü  magiftrü  Joanne  de  ||  Nür- 
tingen bnrfe  Laurentiane  conregente  ....  Opera  au  |{  tem  et  impenfis 
honefti  ciuis  Henrici  Quentell  ca/  ||  ftigatiffimo  charactere  imprefla. 
Anno  falutis  chri,.  ||  ftiane  fup  milleßmo  t  quadringentefimo  nonagefi/ ! 
mo  nono  in  agrippinenfi  Colonia  ....  premenimus  (sie).  Folgen  3  Co- 
lumnen  tabula,  endigend  168a,  col.  2  ...  et  ||  paffiue  eodem  ||  H  Fi- 
nis.  —  Fol.  168b:  leer. 

Foll.  (168),  bezeichnet  als  (1).  I  — CXV.  (2).  I— XLIX.  (1). 
Sign,  a  n — v  111.    A 1 — J 111.     fol. 

Eine  Reihe  von  Bll.  vorliegend  falsch  bezeichnet. 

43.  1500,  Mai  7.   Thomas  de  Aquino,  (1)  Questiones  de  potentia 

dei.  (II)  Q.  de  malo.  (111)  Q.  de  unione  verbi  incarnati. 
(IV)  Q.  de  Spiritual ibns  creaturis.  (V)  Q.  de  anima.  (VI) 
Q.  de  virtutibus. 

Hain*  1418  mit  Exp.,  in  dem  (II),  vorliegend  Bl.  124-305 
umfassend,  vor  (I),  vorliegend  Bl.  26 — 124  einnehmend,  steht  (im  Ge- 
Rammttitol    ist  die  Anordnung,  wie  erwähnt)   und  dem  je   l   leeres  Bl. 


42  VeneichDiM  der  Külner  iBkmabriB  ecr. 

am  AnfiDfre  und  S^hliisee  des  Ganzen  feblL  L.  das.  als  aof  fol.  la 
(vorliVrrend  2  a).  Z.  3  v.  n.  S|iüalib''  stan  fpüalib'^  und  124a  (vor- 
liegend  125  a;.  Incipifit  («io  statt  Incipiüt. 

F'rüher  Wimpfener  Codex,  —  Eine  gTöÄ?ere  Reihe  von  Bll.  vor- 
.-t^hend  falisch  numeriil. 

44.  1500,  Juli  18.   Raimundus  de  PeflufortL  Snmmnla  sacramen- 
tornm. 

Hain*  13710:  1.  das.  bei  der  BlatUngabe  der  tabnla  150  a— 
156  a  htatt  151a— 157a.  —  Panzer  L  p.  322.  No.  347. 

HIL  X  und  XXll  vorliegend  nilsehlich  als  XI  nnd  XXllI  be- 
zeichnet. 

45.  1500.     Johannes   Heylin  (genannt   a   Lapide),    Resolatorinm 
dnbiornm  circa  celebrationem  missarnm  occnrrentiunL 

Ilain*  9918.  —  Panzer  I.  p.  323,  No.  335.  —  Ennen  p.  118, 
No.  321  mit  unvollständigem  Exp.  von  12  Bll. 

Bezfifrlich  der  Inhaltsmenge  jedes  Blattes  mit  den  Ausgaben  des 
KeHolutorinms  von  1495  und  1498,  unter  No.  23  nnd  36  oben  auf- 
geführt, übereinstimmend. 

46.  1500.    Quatuor  novissima. 

Hain  5712.  —  Panzer  I,  p.  328,  No.  358.  Beide  geben  nur 
Titel  an. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Quattuor  no//  ||  uifTima  cum  multis  ||  exemplis 
pul//  II  cherrimis.  —  Fol.  Ib:  leer.  —  Fol.  2a,  c.  sign.  Aii:  QEmorare 
nonifTima  tua  z  ||  in  etemü  nö  peccabis  Ecci.  VIL  Sicut  dt  btüs 
Aug^  ....  —  Fol.  46a  s.  f.:  ....  quo  etemitatis  gloria  aquirif  | 
•!  Finiunt  exempla  de  gaudijs  regni  ||  celor'  Et  alior'  triü  nouiffimor' .... 
Impreffa  jj  Colonie  ])  honeftü  virü  Henricum  ||  Quentell  Anno  düi 
M.  ccccc.  —  Fol.  46  b :  leer. 

Foll.  (46).    8ign.  «ii— $iiü.     4». 

B.   Drucke  mit  Angabe  von  Ort  und  Drucker, 
aber  ohne  Bezeichnung  des  Datums. 

1.  Alanus   (de  Insulls),   Doctrinale   altum  seu  über  parabo- 
lorum  .  .  .  . 

Ilain*  378.  —  Panzer  I,  p.  340,  No.  468  (nicht  368,  wie  im 
Keginterband  V  steht);  das.  nur  abgekürzter  Titel  und  desgl.  Schluss- 
Hchrift. 

2.  (I)  Dyaiogus  (sie)   iuter  clericum   et   militem   super  dignl- 
tato  regia.     (II)  De  nativitate  et  moribus  antichristi. 

Soweit  wir  sehen,  nur  bei  Hain*  6115  verzeichnet. 

3.  Guilhelmus   de  Gouda,  Expositlo  misteriorum  (sie)   misse  et 
verus  modus  rite  celebrandi. 

Hain     7826.  —   Pauzor  I,   p.  340,   No.  474;   1.  das.   als    auf 


von  Dr.  Richard  Busch.  43 

fol.  la,  Z.  1  mifteriomm  (sie)  statt  myrteriomm,  18  a,  Z.  4  v.  n.  tracta- 
tulns  statt  tractatns.  —  Ennen  p.  118,  No.  322. 

4.  [Johannes  de  GarlandjaO])   Liber   faceti   docens   mores  do- 
minum preeipne  jnvennm  .... 

Soweit  wir  sehen,  nirgends  verzeichnet. 

Fol.  la  als  Titel:  Liber  Faceti  do//  ||  cens  mores  hominü.  pre- 
eipne ionennm  in  fopplementnm  illoru3  qni  a  moraliiTimo  Catho  ||  ne 
erant  omiffi.  inuenibus  perutiles.  Folgen  vier  an  den  Leser  gerichtete 
Hexameter,  endigend  .  .  .  qnantnlacnnq3  fiet.  —   Fol.  1  b  Beginn  des 

Textes :  ( )Eneca  in  libro  qnattuor  .  ...  —  Fol.  15b  s.  f.: id  eft  mo- 

rofe.  II  1]  Explicit  Ethica  moroii  Faceti  cum  notabili  glofnla  ||  ImprelTa 
Colonie  per  Henricnm  Qnentell. 

FolL  (15).    Sign.  A  ii— C  ii.     4». 

5.  Theobaldus    episcopus,    Phisiologns    (sie)    de    naturis    duo- 
decim  animalinm. 

Hain*  15471.  —  Anch  kurz  erwähnt  bei  Brunet  V,  col.  779. 

C.    Drucke  mit  Angabe  von  Ort  und  Datum, 
aber  ohne  Bezeichnung  des  Druckers. 

1.  1487.    Libellus  dans  modum  legendi  abbreviaturas  in  utro- 
que  jure.  2) 

Ennen  p.  119,  No.  326;  danach  mit  Quentell*schen  Typen  No.  4 
und  No.  11  gedruckt.  Erwähnt  nicht,  wie  viel  Bll.  der  libellus  ent- 
hält und  wie  es  sich  mit  Bl.  1  verhält,  sowie  dass  De  modo  proeedendi 
(sie)  auf  Bl.  2 a  nur  Seiten -Ueberschrift  ist.  —  Hain*  11469  ohne 
Erwähnung  des  Vorsetzblattes.  —  Nicht  bei  Panzer,  der  im  Register- 
band V  von  Johannes  de  Auerbach  (Verfasser?),  Tractatus  de  prae- 
snmtionibus  auf  Modus  legendi  abbreviaturas  verweist,  ohne  aber  das 
Werk  unter  „Modus"  aufzuführen. 

2.  1488,  Aug.  13.     Copulata   supra  veterem   artem  Arestotelis 
secundum  viam  thomistarum. 

Nur  bei  Hain*  1672  mit  dem  Vermerk:  II.  Quentell. 
Eine  erhebliche  Zahl  von  Bll.  vorliegend  fälschlich  numerirt.  — 
Früher  Wimpfener  Codex. 

3.  1489,  April  18.   Albertanus  Brixiensis,  Tractatus  de  arte  lo- 
quendi  et  tacendi. 

Hain  405,  nur  Schlussschrift  erwähnend  u.  mit  Vermerk:  Henr. 
Quentel.  —  Panzer  IV,  p.  274,  No.  173b,  mit  dem  Sehlussvermerk : 
Char.  goth.  Quentel;  Beide  mit  unzulänglicher  Beschreibung. 


1)  Ist  Verfasser  nach  Histoire  litt^raire  de  la  Franet;  VIII,  p.  87. 

2)  Verfasser  ist  nicht  ermittelt;  vgl.  Stintzing,  Geschichte  der  populären 
Literatnr  de-s  römisch-kanonischen  Reclits  in  Deutschland ,  p.  25 ,  der  vor- 
liegenden Dnick  ebda.  p.  IS  erwähnt. 


44  Yerzeichniss  der  Kölner  Inkunabeln  etc. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Tractatns  de  arte  J  loqnedi  t  tacendi.  —  Fol. 
Ih:  Compendiofus  tractatns  de  arte  loqnendi  z  ta//  ||  cendi  mnltnm 
vtilis  II  (  )Voniä  in  dicedo  multi  errät  nee  e  aliqt  ....  —  Fol.  6  b 
8.  f. :  ...  nos  faciat  puenire.  Amen.  ||  ExpHcit  libell^  de  docfna  lo- 
qndi  et  tacedi.  ab  Albertano  cau  ||  fidico  brixienfi  ad  iHTUctione  filior' 
fuor^  cöpofit'^  Inpffüs  ac  ||  finita  Colonie  Anno  dfii  M«CCCC«LXXXIX 
1  profefto  pafche. 

Foll.  (6).    Sifni.  rMi— riii.     4«. 

4.   1492,  Sept.  30.    Guido  de  Monte  Rotherii,  Manipnlus  cura- 

tornm  .... 

Hain  8203.  —  Panzer  I,  p.  305,  No.  210.  Beide  erwähnen 
nnr  abgekürzten  Titel.  —  Nach  Muther,  Die  Bücherillustration  der 
Gothik  etc.,  p.  52  auf  fol.  1  a  derselbe  Holzschnitt  in  charakteristischer 
Ausführung,  wie  in  17  QuentelFschen  Werken  >);  danach  vorliegender 
Druck  unzweifelhaft  ein  QuentelFscher. 

Fol.  la  als  Titel:  Manipnlus  curator'  offi  ||  cia  facerdotü  fm  or- 
dinem  feptem  facramentorum  perbre/  ||  uiter  complectens.  Folgt  das 
bekannte  Holzschnittbild  des  Lehrers,  vor  zwei  Schülern  docirend  mit 
der  Legende:  Accipies  etc.  —  Fol.  Ib:  leer,  sodann  auf  2  und  3 
tabula,  hierauf  4a,  c.  sign.  Hüii  Beginn:  Incipit  felici  ||  ter  doctiffimi 
ac  famorüTimi  viri  ||  düi  Guidonis  de  monte  Kothe  ||  rij  über,  qui  mani- 
pnlus curatorü  ||  vulgariter  appellatnr  ...  —  Fol.  100  a,  col.  1  v.  m. : 
...  ad  deü  fiden*  füdat.  Hec  infuj)  ||  exarata  ftS  in  fctä  ciuitate 
Coloii.  II  Anno  diu.  M.  cccc  xcii.  i  vigilia  ||  Hiero  ||  (  )ümere  eucha- 
riftie  .  .,  endigend  ibid.  col.  2  s.  f. :  ....  femj)  dicendis  adibis.  — 
Fol.  100b:  leer. 

Foll.  (100).    Sign.  Hü— Oiiii.     4». 

D.    Datirte  Drucke,  aber  ohne  Angabe  von  Ort 

und  Drucker. 

1.  1489,  Dec.  4.  Petrus  Hispanus,  Textus  omnium  tractatuum 
.  .  .  etiam  sincategreumatum  et  parvorum  logicalium 
cum  copulatis  secundum  doctrinam  .  .  .  Thome  Aqui- 
natis. 

Kurz  ei-wähnt  bei  Panzer  1,  p.  301,  No.  173  (nicht  373,  wie  im 
Kegisterband  V  steht)  mit  der  Bezeichnung  am  Schlüsse  „Coloniae  per 
Henr.  Quentel".  —  Aehnlich  Hain*  8702. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Textus  omniu3  tractatuii  ||  Petri  hispani  etia3 
sinca  ||  tegreumatum  et  paruorum  logicalium  cum  copulatis  ||  fm  doctri- 
nam diui  Thome  Aquinaüs  iuxta  procef-  ||  fum  magiftror'  Colonie  in 
burfa  Montirt  regentium.  —   Fol.  Ib:  leer.  —   Fol.  2a,  c.  sign,  aü  & 

1)  Vergl.  auch  Moser  im  Serapeum  IV  252  ff.,  wonach  den  17  von 
Muther  a.  a.  0.  erwähnten  Werken  noch  die  oben  unter  A  18  aufgetiihrte  Aus- 
gabe der  Quatuor  novi.ssima  von  1492  zuzufügen  ist. 


von  Dr.  Richard  Busch.  45 

not.  fol.  I,  col.  1 :  ( )Irca  initium  fum  (|  mnlaiTim  Petri  hispani  ...  — 
Fol.  140a,  col.  2  8.  f.:  ...  dcä  fufficiant.  ||  Copulata  fex  tractatuum 
Petri  hyfpani  f'm  ...  I  ||  preffa  Anno  dni  M.  CCCC.  LXXXIX  finiüt 
felicit^r.  —  Fol.  140  b:  leer.  —  Fol.  141a,  c.  sign,  ai  (rectius  Ai)  & 
not.  fol.  I,  col.  1:  (  )Lca  initiü  paruor'  ||  logicaliü  ....  —  Fol.  214a, 
col.  2  am  Schlüsse  des  Ganzen :  ...  in  fecula  feculor'.  AMEN  ||  Finit 
textus  cum  copulatis  omniii  tractatti  (sie)  z  par  ||  uor'  logicaliü 
Petri  hyf.  nee  non  textus  eiusde  de  sin//  ||  cathegreumatibo  .  .  .  .  cü 
quibusdä  alijs  .  .  .  con-ectis  z  nunc  de//  |  mü  impreffis  Anno  octua- 
gefimo  nono  sup  millefimü  ||  quaterq3  centefimil.  pridie.  uonas  Decem- 
bris.  —  Fol.  214b:  leer. 

Foll.  (214),  bezeichnet  als  (1).  I— CXXXIX.  I— LXXIIUI.  Sign, 
aii — Ziii.    ai  (rectius  Ai)— Liiii.     fol. 

Neben  dem  schon  Erwähnten  in  der  Sign,  fölschlich  bezeichnet 
Aii  als  aii,  Di  als  Dii  und  Diu  als  Di,  sowie  Bl.  CXXVII  als 
CVXXII. 

2.  1493,  März  7.     Copulata  ...  in  novam  logicam  .  .  .  Aresto- 
telis.i)  . 

Hain*  1677,  danach  Druck  von  H.  Quentell  in  Köln.  — 
Panzer  I,  p.  306,  No.  214  mit  vielen  üngenauigkeiten ,  wonach  ihm 
der  Druck  wohl  nicht  vorgelegen  hat. 

Vorliegendes  Exp.  etwas  defekt,  indem  die  ersten  und  letzten 
Bll.  am  unteren  Theile  beschädigt  sind;  auch  1  (leeres)  Bl.  am  Schlüsse 
vorliegend  abgeschnitten.  In  der  Foliirung  viele  LTthtlmer.  —  Frtlher 
dem  Wimpfener  Kloster  gehörig. 

3.  1495.  Johannes  de  Garlandia,  Textus  equivocorum  cum  com- 

mento. 

Panzer  I,  p.  311,  No.  250?;  das.  kleine  Abweichungen  von 
vorliegendem  Exp.  vorhanden.  Augenscheinlich  mit  H.  Quenteirschen 
Typen  gedruckt,  wie  aus  Vergleichung  mit  der  QuentelFschen  Ausgabe 
der  Synonyma  desselben  Verfassers  von  1495,  April  15  —  oben  unter 
A21  aufgeführt  —  hervorgeht. 

Fol.  la  als  Titel:  Textus  equiuoco  ni  cü  commento.  Darauf 
des  Verfassers  Holzschnittbild  mit  vier  Schülern  vor  ihm  mit  der  Be- 
zeichnung :  Joannes  de  garlan  ||  dia  cü  difcipul  fuis.  —  Fol.  1  b :  leer.  — 
Fol,  2a  Beginn  des  Textes  mit:  Nomen  fignat  trahit*  ^iferfur  vtrüq3  .. . — 
Fol.  52  a  s.  f. :  ...  Et  in  hoc  habetur  finis  ||  Expliciüt  equiuocatoes  cü 
notabili  expofitöe.  Anno  dm  ||  M.  CCCC.  XCV.  Die  .  xxviij  .  menfis 
Aprilis.  —  Fol.  52  b :  leer. 

FoU.  (52).     Sign.  Aii— Jiü.     4». 


1)  Verfasser  unbekannt  und  nicht  etwa  Lambertus  de  Monte;  vergl.  die 
Schlossscbrift. 


46  Vorzeiclmiss  der  Kölner  Inkunabeln  etc. 

E)    Drucke  mit  Angabe  des  Ortes, 
aber  ohne  Bezeichnung:  von  Drucker  und  Datum. 

Als  einzij^er  Druck  dieser  (iattung^  ist  vorhanden: 

(I)  Bartolo  de  Sassoferrato ,  Tractatus  judiciorum.    (II)  Johannes 

Andreae,  Summa  super  seeundo  decretalium.     (III)  Ars  no- 
tariatus.     (IV)  Johannes  Andreae,  Super  quarto  decretalium. 

(I),  soweit  ersichtlich,  nirj^ends  verzeichnet. 

Fol.  1  a  als  Titel :  Tractatus  (judiciorü)  ||  Tractatus  (Renunti*) 
ationii  beneficiorum  in  (publicis  Iftrument;  ||  Proceflus  (Sathane)  ||  pro- 
curatoris  infernalis  C(()ntra  Genus  hüa//)  ||  num  Coram  deo  noftro  iefu 
(xpo  Cuius  qui)  ||  dem  freneris  ipfa  intemerata  (\irgo  Maria)  ||  aduocata 
exifttit  (sie).  ||  —  Fol.  Ib:  leer.  —  Fol.  2a,  c.  sign.  Aii:  Incipit  trac- 
tatus iudi  II  tiorum  per  dnm  Bai-tholu3  de  faxo  ferrato  ||  .  ...  editus.  , 
(  )Ec  funt  que  in  iudiciis  ...  —  Fol.  23b  s.  f.:  fhndatur  exordi  ||  um 
AMEN.  II  H  Sceleftiffimi  Sathane  litigatiöes  Cötra  genus  ||  humanum  Fi- 
niunt.  II  —  Fol.  24  b:  leer. 

(II)  nur  bei  Hain*  1066,  mit  dem  Vermerk:  Coloniae,  H.  QuentelL 

(III)  desgl.  bei  Ilain   1856  mit  gleichem  Seh luss -Vermerk. 
(IV),  soweit  wir  sehen,  nirgends  verzeichnet. 

Fol  41a  als  Titel:  Süma  johannis  An  ||  dree  Sup  quarto  decre- 
taliü  que  et  fi  breuis  ||  eft  verbis  .  .  .  relinquitur.  Folgt  auf  41b  ein 
Holzschnittbild  der  Kreuzigung  und  42a  Beginn  des  Textes:  Summa 
Joänis  An  ||  dree  ...  —  Fol.  51a  v.  m.,  c.  sig.  Biii:  ...  vide  per 
te  IC  II  Explicit  Süma  Johänis  An  ||  dree  sup.  iiij.  libro  decretaliu3. 
Dann  51b  das  Inhaltsverzeichniss  von  Job.  Andreae's  de  sponsalibus 
et  matrimoniis,  worauf  das  Ganze  endigt:  ||  Explicit  tabula  prefentis 
fum//  II  me  Joannis  Andree  ||  COLONIA. 

Foll.  (51).     Sign.  Aii— Ci.     A— Aiiii.     Aii— Biii.     8«. 

Dieses  „Colonia"  der  Schlussschrift  ist  offenbar  auf  den  Ort  der 
Herstellung  des  Druckes  zu  deuten,  indem  auch  (I)  und  (IV)  genau 
dieselben  Typen  wie  (II)  und  (III)  zeigen  und  das  Ganze  also  als  ein 
Druck  mit  Quentell'schen  Typen  zu  betrachten  ist^  Wahrscheinlich 
bilden  (I)  —  (IV)  Theile  eines  grösseren  juristischen  Kölner  Sammel- 
werkes.*) —  Bei  vorliegendem  Exp.  ein  Theil  von  Bl.  1  (Titelblatt) 
fehlend  und  handschriftlich  ergänzt.^) 

F)    Drucke  ohne  jegliche  Angabe  der  Herkunft. 

1.    Copulata  totius  nove  logice  Arestotelis. 

Panzer  I,  p.  342,  No.  483  (nicht  485,  wie  im  Registerband  V 
steht);  1.  das.  als  in  der  Schlussschrift  fol.  200  a,  col.  1,  Z.  8  v.  u.  elen- 

1)  Vergl.  Stintzinff  a.  a.  0.  p.  428  ff.,  G.  Mollat  im  Centralbl.  f.  B.  IH 
277  ff.  und  Panzer  a.  a.  0.  XI,  p.  409,  No.  859. 

2)  Das  in  Klammem  oben  Gesetzte  nach  dem  auf  der  Stadtbibliothek 
zu  Mainz  befindlichen  Exp.  nach  freundlicher  Angabe  des  Herrn  Direktor  Dr. 
Velke  ergänzt. 


von  Dr.  Richard  Busch.  47 

cor'  statt  elenchornm,  none  statt  doyo,  Z.  6  Areftotilis  (sie)  statt  Arefto- 
telis,  Z.  5  lä  ||  berti  de  monte  statt  Lambei-ti  de  Monte.  Bemerkt: 
gothisehe  Typen  von  H.  Qnentell,  was  eine  genaue  Typen- 
vergleichung  bestätigt.  —  Hain*  1675.  —  Wahrscheinlich  Graesse, 
Tr^or  IV,  584  unter  Monte,  Lambertus  de,  wo  es  u.  a.  heisst:  „ce 
livic  rare  imprime  ä  Cologne  par  Qnentell  .  .  ." 

Vorliegendes  Exp.,  früher  im  Besitze  des  Wimpfener  Klosters, 
namentlich  am  unteren  Theile  der  letzten  Bll.  durch  Nässe  beschädigt. 

2.  [Johannes    de   Garlandia],    Floretus    in   se   continens   sacre 
theologie  et  canonum  flores  .  .  . 

Ilain*  2913;  1.  das.  als  auf  fol.  la,  Z.  3  illos  (sie)  statt  Ulis. 
Erkennt  vorliegend,  und  zwar  richtiger  Weise,  Quenteirsche  Typen.  — 
Panzer  I,  p.  340,  No.  471? 

3.  Dasselbe  Werk,  andere  Ausgabe. 

Hain*  2912;  1.  das.  als  auf  fol.  56a,  letzte  Z.  bemardi  statt 
Bemardi.  Danach,  wie  bei  No.  2,  Quenteirsche  Typen.  —  Panzer  I, 
p.  340,  No.  471? 

4.  Lambertus    de    Monte,     Copulata    super    libros    de    anima 
Arestotelis  cum  textu  .... 

Hain*  1712  &  Panzer  I,  p.  341,  No.  480,  beide  mit  dem  Ver- 
merk :  H.  Qnentell. 

Eine  Reihe  von  Bll.  vorliegend  falsch  bezeichnet.  —  Früher  der 
Wimpfener  Klosterbibliothek  gehörig. 

5.  Ders.,   Copulata  .  .   .   super   octo   libros  Phisicorum  (sie) 
Arestotelis  cum  textu  .... 

Hain*  1685  (unter:  Aristoteles),  verzeichnet  128  Bll.  statt  129, 
indem  er  wohl  übersehen  hat,  dass  auf  Bl.  XU  ein  zweites,  ebenso  be- 
zeichnetes Bl.  folgt.  —  Die  129  Bll.  vorliegend  als  (1).  I— CXXV 
[rectius  CXXVU].  (1)  bezeichnet.  In  der  Signatur  i^t  hü  fälschlich 
an  die  Stelle  von  hi  gesetzt. 

Dieselben  Typen  wie  in  der  Quenteirschen  Ausgabe  von  1498 
(s.  oben  A37)  desselben  Werkes. 

6.  Speculum  artis  bene  moriendi. 

Ennen  p.  123,  No.  338;  danach  vorliegend  Quenteirsche  Typen 
No.  3  und  4.  —  Ohne  Vermerk  bei  Hain*  14911  und  Panzer  IV, 
p.  196,  No.  1166;  1.  bei  letzterem  als  auf  fol.  la,  Z.  3  et  varijs  statt 
ex  (sie)  variis.  —  Brunet  Suppl.  H,  col.  676  setzt  ohne  weitere  Moti- 
vinmg  den  Druck  zwischen  1480  und  90(?). 

7.   Textus  sequentiarum  cum  commento. 

Hain*  14682;  1.  das.  als  auf  fol.  146a,  letzte  Z.  addite  statt 
äddite  (sie).  —  Panzer  I,  p.  342,  No.  486  (nicht  344,  wie  im  Register- 
band V  steht). 

£ine  Vergleiohung  mit  der  Ausgabe  des  Commentars  von  Eber- 


48  Verzeichniss  der  Kölner  Inkunabeln  etc.  v.  Dr.  R.  Bu.sch. 

hard  de  Amersford  und  Job.  de  Nürtingen  zu  den  libri  de  coelo  et 
mundo  Arestotelis,  erscbienen  bei  H.  Quentell  1499  —  oben  verzeichnet 
unter  A  42  —  ergiebt  vorliegend  QuenteU'sche  Typen. 

8.  Dasselbe  Werk,  andere  Ausgabe. 

Soweit  ersichtlich,  nirgends  verzeichnet. 

Fol.  la  als  Titel:  Textus  fequentiarum  ((  cü  optimo  commento. 
Folgt  das  bekannte  Holzschnittbild  des  Lehrers  mit  den  zwei  Schülern.  — 
Fol.  1  b :  leer.  -  Fol.  2  a,  c.  not.  II,  Beginn  des  Textes :  ( )Rates  nüc 
omnes  red/  ||  damus  .  .  .  und  des  Gommentars:  H  Ifte  liber  (cuius  lub- 
iectü  eft  laus  diuina)  in  .  .  .  —  Fol.  133b  s.  f.:  ...  in  fecula  fe 
culorum  benedictus.  AMEN.  ||  Folgen  134  a  Register  und  auf  das  leere 
134  b  auf  fol.  135a  Sequentie  de  novo  addite,  worauf  146a  Schluss 
des  Ganzen :  .  .  Reliqua  ft  ^  clara  ||  Et  fic  finiuntnr  fequentie  de  nouo 
addite.  ||  —  Fol.  146  b:  leer. 

Foll.  (146),  bezeichnet  als  I— OXXXIU.  (13).   Sign,  aiii— yiiii.  4». 

Mehrere  Bll.  vorstehend  mit  falscher  Bezeichnung.  —  Wie  bei 
No.  7,  lässt  eine  Vergleichung  mit  dem  oben  aufgeführten  Drucke  A42 
das  Vorhandensein  von  Quentell'schen  Typen  erkennen. 

9.  Dasselbe   Werk,    andere  Ausgabe  m.  d.  T.:  T.  s.  cum  ex- 
positione  .  .  . 

Hain*  14  684;  1.  das.  fol.  135a  (c.  sign,  xi)  statt  135  a  (sign.  yi). 
Vorliegend  Bl.  CIX  fälschlich  als  CXIX  bezeichnet. 

10.  Johannes  Versor,  Dicta  super  septem  tractatus  Petri  Hys- 
pani  (sie)  cum  textu. 

Hain*  16034  mit  Vermerk  am  Schlüsse:  Coloniae.  Augen- 
scheinlich dieselben  Typen  wie  bei  der  Quentell'schen  Ausgabe  des- 
selben Werkes  von  1489,  die  oben  unter  A6  verzeichnet  wurde. 

Vorliegend  2  Expp.  vorhanden;  das  eine  zeigt  zwischen  Bl.  8 
und  9  ein  leeres  Bl.  und  am  Schlüsse  in  einer  Handschrift  saec. 
XV/XVl  auf  7  Bll.  Bemerkungen  über  die  logischen  Begriffe  des 
Aristoteles  und  kalendarische  Anmerkungen,  das  andere  in  etwa  gleich- 
altinger  Handschrift  auf  5  Bll.  Bruchstücke  aus  dem  Briefsteller  des 
Paulus  Niavis ;  beim  erstgenannten  Exp.  ist  von  Bl.  1  der  grösste  Theil 
abgerissen. 

11.  Ders.  (I)  Questiones  super  metaphisicam  (sie)  Aresto- 
telis cum  textu  ejusdem.  (II)  Questiones  super  libros 
ethicorum  Arestotelis  et  textus  ejusdem. 

(I)  Hain*  16  051  mit  Vermerk  am  Schlüsse:  Coloniae.  L.  das. 
2  col.  38  et  621  statt  2  col.  33  et  621.  —  Panzer  I,  p.  341,  No. 
478;  danach  vorliegend  QuenteU'sche  Typen,  wie  auch  ein  genauer 
Vergleich  bestätigt.     L.  das.  fol.  117  a  statt  116  a. 

(II)  Dasselbe  wie  der  oben  aufgeführte  Druck  A8. 
Früher  Wimpfener  Codex. 

Darmstadt.  Dr.  Richard  Busch. 


Hecensionen  und  Anzeigen.  49 


Recensionen  und  Anzeigen. 

K.  Schulz,  Katalog  der  Bibliothek    des  Reichsgerichts    [I.Band],  Leipzig 
18S2;  II.  Band,  Leipzig  1890. 

Der  vorliegende  Katalog  zerfällt  in  zwei  Theile.  Von  diesen  umfasst 
der  erste  grössere  Theil  die  Druckwerke  iuristischen  Inhalts,  der  zweite, 
kleinere,  die  Bücher,  welche  sich  auf  Geschichte  und  Volkswirthschaft  und 
andere  Wissensgebiete  beziehen,  die  sich  als  HUlfswissenschaften  der  Juris- 
prudenz ansehen  lassen. 

Nur  der  erste,  grössere  Theil  soll  hier  besprochen  werden. 

Wie  ^oss  die  Schwierigkeiten  sind,  welche  die  Ordnung  und  Einth ei- 
lung einer  juristischen  Bibliothek  bereitet,  vermag  nur  derjenige  völlig  zu 
würdigen,  der  zugleich  Jurist  und  Bibliothekar  ist. 

Je  nach  der  Verschiedenheit  des  Zweckes,  welcher  der  einen  oder  der 
anderen  Bibliothek  gesetzt  ist,  ergeben  sich  verschiedene  Gesichtspunkte  für 
die  Abfassung  des  Kealkatalogs.  Zu  einer  gerechten  Beurtheilung  der  Arbeit 
des  Verfassers  werden  wir  so  nur  gelangen,  wenn  wir  die  Beweggründe  auf- 
suchen und  klarlegen,  die  ihn  beim  Entwürfe  seines  Systems  und  dessen 
Eintheilung  in  Haupt-  und  Unt«rabtheilungen  geleitet  haben. 

Die  Bibliothek,  deren  Ordnung  und  Eintheilung  in  Frage  stand,  ist  die 
unseres  höchsten  Deutschen  Gerichtshofes.  Wie  die  Amtsgerichte,  Land- 
gerichte und  Oberlandesgerichte  in  den  unteren  und  mittleren  Instanzen,  hat 
das  Reichsgericht   in  höchster  (in   gewissen  Fällen  auch  in  erster  und  zu- 

fleich  letzter)  Instanz  es  mit  der  Beurtheilung  und  Entscheidung  der  Streitig- 
eiten  um  Mein  und  Dein  und  der  Strafsachen  zu  thun.  Mit  Fragen  des 
Staats-  und  des  Verwaltungsrechts  ist  es  nicht  unmittelbar  befasst.  Die  Ent- 
scheidung derselben  ist  Sache  der  Staats-  und  Verwaltungsbehörden  und  der 
Verwaltungsgerichte,  namentlich  der  Ober-Verwaltungsgenchte,  wo  solche  als 
höchste  Instanzen  in  einzelnen  deutschen  Staaten  eingerichtet  sind.  Das  Reichs- 
gericht hat  sich  damit  und  ebenso  mit  Fragen  des  Kirchen-  und  Völkerrechts 
nur  dann  zu  beschäftigen,  wenn  sich  in  Streitigkeiten  um  Privatrechte,  sowie 
in  Strafsachen  eine  sachgemässe  Beurtheilung  und  Entscheidung  nur  gewinnen 
lässt  nach  Beantwortung  einschlagender  Vorfragen,  welche  dem  öftentlichen 
Rechte  angehören. 

Fällt  daher  für  das  Reichsgericht  der  Schwerpunkt  bei  dem  in  Deutsch- 
land geltenden  Recht  in  das  Privat-,  Prozess-  und  Strafrecht,  so  wird  man 
es  durchaus  billigen  müssen,  dass  der  Verfasser  diese  Disciplinen  imd  die 
ihnen  gewidmeten  Hauptabtheilungen  im  System  seines  Katalogs  vorangestellt 
hat.  Innerhalb  derselben  ergab  sich  dann  weiter  die  Eintheilung  des  Kechts- 
stoffes  dahin,  dass  mit  den  Quellen  des  fremden  und  deutschen  Rechts  zu 
beginnen  war,  hieran  sich  die  systematische  Darstellung  des  gemeinen  römi- 
schen und  deutschen  Rechts,  des  Privat-,  Handels-,  Prozess-  und  Strafrechts 
anschloss,  die  deutschen,  Partikularrechte  aber  den  Abschluss  machten.  Bei 
den  letzteren  ist  Verfasser  von  dem  sonst  befolgten  Eintheilungsprinzip  ab- 
gewichen. Er  hat  ausser  den  Büchern  und  kleineren  Schriften,  welche  das 
Privat-,  Prozess-  und  Strafrecht  betreffen,  auch  solche  berücksichtigt,  die  sich 
auf  das  partikuläre  Staats-  und  Verwaltungsrecht,  sowie  auf  das  Kirchenrecht 
beziehen.  Offenbar  waren  es  praktische  Rücksichten,  die  ilm  hierzu  ver- 
anlasst haben.  In  der  partikularrechtlichen  Litteratur,  zumal  der  älteren  Zeit, 
ist  die  Scheidung  zwischen  den  Quellen  und  systematischen  Darstellungen 
des  privaten  und  des  öffentlichen  Rechts  nicht  immer  streng  durchgeführt. 
Es  kommen  da  femer  einzelne  Materien  in  Betracht,  die  zwar  ihr  •Fundament 
im  partikulären  öffentlichen  Recht  haben,  den  Wirkimgen  nach  aber  in  das 
Privatrecht  eingreifen,  wie  z.  B.  die  Regalien.  Hiervon  abgesehen,  ist,  wenn 
wir  ims  auf  den  Standpunkt  des  praktischen  Juristen  stellen  ^  der  Wunsch, 
sofort  und  mit  einem  Blick  übersehen  zu  können,  was  in  semer  Bibliothek 

Vin     I.  u.  2.  4 


50  Recensionen  und  Anzeigten. 

an   partikularrcchtliclier   Littcratur    der   verschiedenen    einzelnen    deutschen 
Staaten  überhaupt  vorhanden  ist,  durchaus  begreiflich. 

Wenn  dein  allen  der  Verfasser  Rechnung  getragen  hat.  so  wird  man 
ihm  die  Abweichung  von  seinem  System  nicht  verübehi  dürten.  Nur  Eins 
freilich  wäre  dabei  wünschenswerth.  Entweder  bei  der  Ilauptabtheilung  der 
deutschen  Partikularrechte  selbst,  oder  bei  den  filr  den  Civilprozess ,  das 
Staats-  und  Ven;valtungsrecht  bestimmten  Hauptabtheilungen  mttsste  neben 
den  Ueberschriften  durch  eine  Anmerkung  darauf  hingewiesen  werden,  dass 
man  die  in  das  öffentliche  Recht  der  einzelnen  deutschen  Staaten  einschlagen- 
den Druckwerke  in  der  Hauptabtheilnng  der  deutschen  Partikularrechte  zu 
suchen  und  zu  finden  hat.  — 

Der  grosse  Reichthum  der  Reichsgerichts-Bibliothek  an  partikularrecht- 
licher Litteratur  mag  vielleicht  Manchem  befremdlich  erscheinen.  Man  könnte 
fragen,  ob  es  nicht  möglich  war,  die  dafür  bestimmte  Hauptabtheilung  auf 
diejenigen  Partikularrechte  zu  bescliränken ,  deren  Geltungsgebiet  über  den 
Bereich  der  einzelnen  Oberlandesgerichte  hinausgeht.  Auch  der  Verfasser  hat 
sich  diese  Frage  vorgelebt,  wie  aus  einer  Andeutung  in  der  Vorrede  zum 
zweiten  Bande  erhellt.  Eme  Scheidung  der  Partikularrechte  in  sg.  revisible 
und  nicht  revisible  mnsste  sich  jedocn  als  undurchführbar  erweisen.  Nach 
8  6  des  E.  G.  zur  R.  C.  P.  0.  kann ,  vorbehaltlich  der  nachträglichen  Zustim- 
mung des  Reichstaffes,  durch  Kaiserliche  Verordnimg  verfügt  werden,  dass 
die  Verletzung  von  Gesetzen  die  Revision  begründet,  obgleich  deren  Geltungs- 
gebiet sich  nicht  über  den  Bezirk  des  Berufungsgericnts  hinaus  erstreckt. 
Schon  jetzt  aber  wird  das  Reichsgericht  zum  Oefteren  gezwimgen  sein ,  sich 
mit  dem  Inhalte  solcher  Partikularrechte  zu  beschäftigen,  deren  Geltungs- 
bereich nur  ein  beschränkter  ist.  Man  denke  z.  B.  an  Fälle ,  wo  in  Straf- 
sachen civilrechtliche  Vorfragen  auftauchen,  deren  sachgemässe  Beurtheilung 
und  Entscheidung  nicht  anders,  denn  auf  Grundlage  provinzieller  oder  statu- 
tarischer Partikularrechte  erfolgen  kann. 

Der  weite  Umfang,  den  die  partikularrechtliche  Litteratur  in  der  Reichs- 
gerichts-Bibliothek von  ihrer  ersten  Einrichtung  an  erhalten  hat,  ist  sonach  ge- 
rechtfertigt. Nicht  dasselbe  ist  zu  sagen  von  der  erst  im  zweiten  Bande  er- 
folgten Venuchrung  derselben  um  die  Bücher,  welche  das  Recht  der  deut- 
schen Kolonien  betreffen.  Maf  man  sich  das  staatsrechtliche  Verhältniss  der 
Kolonien  zum  Deutschen  Reiche  denken  wie  man  will,  jedenfalls  ist  es  un- 
richtig, diese  den  deutschen  Einzelstaaten  rechtlich  gleichzustellen.  Damit 
aber  ist  die  Möglichkeit  ausgeschlossen,  das  dort  geltende  Recht  unter  den 
Begriff  der  deutschen  Partikularrechte  zu  bringen.  Wollte  der  Verfasser, 
wofür  praktische,  wie  wissenschaftliche  Gründe  sprechen  mochten,  das  Recht 
der  deutschen  Kolonien  dem  in  Deutschland  geltenden  Rechte  angliedeni, 
statt  es  der  Ilauptabtheilung  des  auswärtigen  Rechts  und  innerhalb  derselben 
dem  Abschnitt  des  aussereuropäischen  Rechts  zu  überweisen,  so  hätte  er  da- 
für eine  eiffene  Ilauptabtheilung  aufstellen  sollen.  Diese  hätte  zwischen  den 
deutschen  Partikularrechten  und  den  folgenden  Hauptabtheilungen  für  Staats- 
recht u.  s.  w.  den  geeigneten  Platz  gefunden. 

Mit  den  deutschen  Partikularrechten  schliessen  die  Rechtsdisciplinen 
ab,  welche  für  das  Reichsgericht  ein  unmittelbar  praktisches  Interesse  haben. 
Es  folgen  die  für  Staats-,  Verwaltungs-,  Kirchen-  und  Völkerrecht  bestimmten 
Hauptabtheilungen.  Das  Völkerrecht  leitet  seinerseits  hinüber  zu  der  Haupt- 
abtheilung des  auswärtigen  Rechts.  Innerhalb  der  letzteren  sind,  mit  Oester- 
reich  beginnend,  die  Rechte  der  ausserdeutschen  europäischen  Länder  voran- 
gestellt, während  die  Rechte  der  aussereuropäischen  nachfolgen.  Eine  Ab- 
weichung findet  dabei  insofern  statt,  dass  mit  dem  Rechte  Engknds 
das  ihm  v*er>vandte,  derselben  historischen  Wurzel  entsprossene  Recht  der 
Vereinigten  Staaten  Nordamerikas  und  entsprechend  mit  dem  Rechte  der 
Türkei  das  Egyptische  Recht  zusammengestellt  und  verbimden  wird.  Ist 
hiergegen  nichts  zu  erinnern,  so  wird  man  es  dagegen  nicht  billigen  dürfen, 
dass  der  Verfasser  bei  Griechenland  die  auf  das  almellenische  Recht  bezüg- 


Reccnsionen  und  Anzeigen.  51 

liehe  Litteratur  aufführt.  Davon  zu  schweigen,  dass  der  Begriff  des  heutigen 
Griechenland  mit  dem  des  alten  Griechenland  nicht  zusammenfällt,  steht  das 
althellenische  Recht,  anders  wie  das  römische  Recht,  zu  dem  heutigen  Recht 
und  seiner  geschichtlichen  Entwickelun^  in  keiner  unmittelbaren  Beziehung 
mehr.  Gleieli  dem  altindischen  und  altitalischen  Recht  ist  es  lediglich  von 
allgemeinem  wissenschaftlichen  Interesse  für  die  Rechtsvergleichung  und  die 
damit  zusammenhängende  allgemeine  Rcchts^eschichte.  In  dem  System  des 
Verfassers  hätte  es  hiemach  m  der  ersten,  die  allgemeinen  Werke  umfassen- 
den Hauptabtheilung,  welche  gewissermassen  -die  Einleitung  des  ganzen 
Katalogs  bildet,  seine  Stelle  erhalten  müssen,  während  bei  Griechenlimd  ein 
blosser  Verweis  genügt  hätte. 

Während  der  erste  Band  mit  dem  auswärtigen  Recht  abschliesst,  ist 
im  zweiten  Band  eine  neue  Hauptabtheilung  hinzugekommen,  das  Recht  der 
Juden  enthaltend.  Damit  endigt  jetzt  der  Katalog  in  seinem  ersten ,  juristi- 
schen Theil.  — 

Fassen  wir  das  Urtheil  über  die  Arbeit  des  Verfassers  zusammen,  so 
kann  dasselbe  nur  günstig  ausfallen.    Die  Ausstellungen,  zu  denen  sie  Anlass 

fiebt,  sind  nur  von  untergeordneter  Bedeutung.  Sie  werden  weit  überwogen 
urch  ihre  Vorzüge.  Der  grosse  Flciss,  die  peinliche  Sorgfalt  und  Gründ- 
lichkeit, mit  der  bei  der  Unterbringung  der  einzelnen  Büclier  in  die  Haupt- 
und  Unterabtheilungen  des  Systems  veHiihren  ist,  können  nicht  hoch  genug 
angeschlagen  werden.  Die  Brauchbarkeit  des  Werkes  wird  noch  erhöht  durch 
zwei  ausführliche  Register:  ein  alphabetisches  und  ein  systematisches. 

Zum  Schluss  noch  die  Bemerkung,  dass  der  Entwurf  des  deutschen 
bürgerlichen  Gesetzbuches  in  den  vorliegenden  beiden  Bänden  des  Katalogs 
noch  keine  Aufnahme  gefunden  hat.  Da  der  zweite  Band  bereits  18SS  in 
der  Handschrift  fertig  gestellt  imd  zur  Druckerei  befördert  war,  ehe  und  be- 
vor der  gedachte  Entwurf  gedruckt  vorlag,  konnte  derselbe  darin  keine  Be- 
rücksichtigung mehr  finden.  Er  selbst,  wie  die  inzwischen  erschienenen,  so 
überaus  zahlreichen  kritischen  und  erläuternden  Schriften,  welche  sich  mit 
ihm  bescliäftigen,  werden  erst  in  einem  künftigen  dritten  Bande,  dessen  Her- 
stellung indess  wohl  noch  einige  Zeit  erfordern  wird,  aufgeführt  werden. 

V.  Br. 


Biblia  pauperum.  Facsimile-Reproduction,  getreu  nach  dem  in  der  Erz- 
herzoglich Albrechtschen  Kunstsammlung  „Albertina"  befindlichen 
Exemplar.  Von  Anton  Einsle.  Mit  einer  erläuternden  historisch- 
bibUographischen  Beschreibung  von  Josef  Schönbrunn  er,  In- 
spector  der  „Albertina".  Wien,  Pest,  Leipzig,  A.  Hartlebens  Verlag. 
Preis  20  fl.  =  36  M. 

Alle  Freunde  der  Incunabeln  und  seltenen  alten  Drucke  werden  es 
mit  Freude  begrüssen,  dass  Herr  Einsle  diesen  seltenen  Holztafeldruck  aus 
der  Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  in  ffetreuester  Nachbildung  verviel- 
fältigt hat.  Es  ist  in  dem  vorliegenden  Werke  nicht  nur  die  Schrift  auf 
Shotomechanischem  Wege,  daher  in  vollkommenster  Originaltreue  repro- 
ucirt,  auch  das  Papier  ist  in  Stoff  und  Farbe  dem  Originale  so  voll- 
ständig entsprechend,  dass  das  Werk  von  Kunstforschern  und  Bibliographen 
zu  ihren  Studien  ebenso  benutzt  werden  kann,  wie  das  Original  selbst.  Bei 
der  Schwierigkeit,  in  die  Originale  alter  Dnick werke  persönlich  Einsicht  zu 
nehmen,  kann  die  photomechanische  Reproduction,  welcher  wir  schon  „die 
Druckschriften  des  15. — 18.  Jahrhunderts  der  Reichsdruckerei  in  Berlin"  ver- 
danken, nicht  genug  gepriesen  werden,  da  sie  das  einzige  Mittel  ist,  welche 
das  Original  in  allen  seinen  Eigenschaften,  seinen  Schönheiten  wie  seinen 
Mängeln  den  weiteren  Kreisen  oekannt  macht.  Mit  Rücksicht  auf  die  ge- 
naueste Wiedergabe  und  um  die  Platten  so  wenig  als  möglich  abzunutzen, 
sind  von  dem  vorliegenden  Werke  nur  150  numerirte  Exemplare  ab- 
gezogen worden,  und  hieraus  der  Preis  erklärlich. 

4* 


I 

52  Keceiisionen  und  Anzeigen. 

Herr  Scbönbrunner  hat  dem  Werke  eine  kurze  Abhandlung  vorgescln'ckt, 
in  welcher  er  seine  Anschauung  über  die  Bedeutung  des  Titels  „Biblia  pau- 
perum"  darlegt.  Damach  war  das  Buch  nicht  zum  blossen  Ansehen  für 
ganz  „ungelernte  Leute"  bestimmt,  denn  hierzu  wären  die  gelehrten  Texte 
auf  den  bpruchrollen  und  an  anderen  passenden  Plätzen  nicht  erforderlich 

fewcsen,   sondern    es  diente  vielmehr   als  eine  Art  von   Katechismus,  als 
[unst-Canon  für  Künstler,  ob  in  der  Kirchenzelle  oder  ausserhalb  derselben, 
sowie  als  Leitfaden  für  Cleriker  beim  Unterricht  und  bei  Predigten. 

Ein  Verzeichniss   des   Inhalts   der  Tafeln,  beziehungsweise  eine  Er- 
klärung der  Figuren  erhöbt  die  Brauchbarkeit  des  Buches  für  weitere  Kreise. 
JDas   Buch   ist   zur  Anschaffung   für  öffentliche  Bibliotheken   sehr   zu 
empfehlen,  auch  wäre  zu  wünschen,  dass  dieser  Versuch  der  Reproduetion 
seltener  Werke  Nachahmung  fände.  F. 


C.  Castellani,  Elenco  dci  MSS.  Veneti  della  collezione  Philipps  in  Chelten- 
ham  comparativamente  illustrati  da  C.  C.  Seconda  Edizione.  Venezia 
1890.    52  S.  in  S«. 

Herr  A.  Favaro,  der  Herausgeber  der  Werke  Galüeo  Galileis,  hatte  auf 
seinen  ausgedehnten  Forschungsreisen  nach  Handschriften  des  berühmten 
Physikers  auch  die  bekannte  Bibliothek  des  f  Philipps  in  Cheltenham  unter- 
sucht. Ihm  fiel  das  Vorhandensein  vieler  auf  die  Geschichte  von  Venedig 
sich  beziehenden  Werke  in  der  Sammlung  auf  und  er  schrieb  deshalb  ihre  Titel 
aus  dem  sehr  unvollkommenen  Katah)g  derselben  aus  und  überreichte  diese 
mit  einem  in  unserer  Schrift  als  Introduzione  abgedruckten  Schreiben  dem 
Herrn  F.  Stefani,  dem  Vorsitzenden  der  Gesellschaft  für  die  Geschichte 
Venedigs.  Dieser  Herr  übergab  nun  dieses,  man  kann  eher  sagen  Register 
als  Katah)g,  dem  Prefetto  der  Biblioteca  Marciana  zu  Venedig,  Herrn  ('. 
Castellani,  zur  Erläuterung  und  eventuellen  Fesstellung  der  in  ihm  verzeich- 
neten Handschriften.  Herr  Castelhini  hat  sich  dieser  ebenso  schwierigen  als 
undankbaren  Aufgabe  mit  grossem  Eifer  und  Geschick  imterzogen.  Er  hat 
bei  einer  Menge  dieser  453  Handschriften  festgestellt,  welchen  Titel  sie 
bibliothekarisch  führen  sollten,  wie  sie  eigentlich  heissen,  welchen  wissen- 
schaftlichen Wertli  sie  haben  können ,  ob  andere  Handschriften  von  ilmen 
in  anderen  Bibliotheken,  namentlich  in  der  Marciana,  existiren  u.  s.  w.  u.  s.  w. 
Von  einer  ganzen  Anzahl  Handschriften,  die  nur  mit  ganz  vagen  Worten, 
z.  B.  CronicÄ  Veneta,  Lettera  di  Loredano  u.  A. ,  bezeichnet  waren,  hat  Herr 
C.  Castellani  natürlich  Nichts  feststellen  kimnen.  Darum  nannte  ich  seine 
Arbeit  eine  undankbare,  während  sie  doch  für  die  (»eschichte  Venedigs  wirk- 
lich von  Bedeutung  ist,  da  bei  der  voraussichtlich  in  nicht  allzu  ferner  Zeit 
bevorstehenden  Zerstreuung  der  Sammlung  Philipps  mit  Hülfe  dieser  Zu- 
sammenstellung nachzukommen  sein  möchte,  welche  wichtigeren  Handschriften 
zur  veuetianiscnen  Geschichte  hier  einmal  zusanmien  gewesen  sind,  und  dann 
leichter  nachgewiesen  werden  kann,  wohin  sie  gekommen  sind.  Ist  doch 
auch  in  unserem  Verzeichnisse  die  Provenienz  vieler  Handschriften  an- 
gegeben. —  Die  ims  vorliegende  2.  Ausgabe  seines  Verzeichnisses  nennt  Herr 
Castellani  mit  Recht  eine  migliorata  ed  accresciuta.  Sie  war  urspriinglich 
im  Archivio  Veneto  von  1889  erschienen.  x.  x. 


Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothee^u)  Ossolinianae  Leopoliejisis. 
Katalog  rekopisöw  biblioteki  zakladu  nar.  im.  Ossoliiiskich  wydaf  Dr. 
Wojciech  K^trzynski,  dyrektor  tegoz  zakladu.  Tom  III  zeszyt  1. 
Lwow,  nakladem  zakladu  nar.  im.  Ossolinskich.  1890.  S^  p.  1—320. 
(nr.  562—937). 

Von  dem  Handschriftenkatalog  des  Ossoliiiskischen  Institutes  in  Lem- 
berg,   dessen  beiden  erste  Bände  im  4.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  (1887, 


Recensioueu  und  Anzeigen.  53 

S.  37.  38)  besprochen  sind ,  ist  vor  Kurzem  der  flinfte  Halbband  (das  Werk 
wird  in  Heften  zu  je  20  Bogen  ausgegeben,  von  denen  zwei  einen  Band 
bilden)  erschienen:  in  demselben  sind  376  Handschriften  beschrieben,  von 
denen  der  weitaus  grösste  Theil  der  neueren  Zeit  angehört:  174  von  ihnen 
stammen  aus  dem  18.,  84  aus  dem  17.,  73  aus  dem  19.,  13  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, das  Mittelalter  ist  nur  mit  28  Handschriften  des  15.  und  4  des  14. 
Jahrhunderts .  von  denen  die  letzteren  liturgischen  Inhalts  sind ,  vertreten. 
Die  Polnische  Geschichte  der  beiden  letzten  Jahrhunderte  ertährt  durch  die 
Veröffentlichung  dieses  Handschriftenverzeichnisses  wesentliche  Bereicherung 
und  Vertiefung.  Die  Einrichtung  ist  natürlich  dieselbe,  wie  in  den  beiden 
ersten  Bänden:  wenn  in  einer  polnischen  Zeitschrift  (Kwartahiik  historyczny 
I  309)  dem  Herausgeber  der  Vor\iuuf  gemacht  wird,  er  ^be  zu  viel,  weil  er 
jeden  Brief  der  zahlreichen  Briefsammlungen,  an  denen  gerade  diese  Biblio- 
thek überaus  reich  ist,  einzeln  verzeiclmet,  so  wird  man  darin  viel  eher  einen 
Vorzug  als  einen  Nachtheil  für  den  Benutzer  sehen.  Dagegen  könnte  in  der 
Berichtigung  von  offenbaren  Fehlem  der  Handschriften  schon  bei  der  Be- 
schreibung derselben  weiter  gegangen  werden,  als  es  jetzt  geschieht  (z.B. 
ist  S.  78  Pienciae  als  Datum  einer  Bulle  Pius  H.  doch  wohl  Placenciae. 
S.  269  Halssia  ^»  Hassia)  oder  mangelhafte  Daten  wie  S.  263  eine  Anzahl 
päpstlicher  Bullen,  ergänzt  werden.  Flu:  die  Geschichte  Polens  im  17.  und 
1 8.  Jahrhundert  bringt  der  vorliegende  Band  eine  Fülle  von  Material ,  für 
dessen  sorgfältige  und  correcte  Verzeichnung  alle  Benutzer  dem  Herausgeber 
ihren  Dank  nicht  vorenthalten  werden.  P. 


Henry  Bradshaw,  Collected  Papers:  comprising  1.  'Memoranda';  2.  'Com- 
munications '  read  before  the  Cambridge  Antiquarian  Society ;  together 
with  an  article  contributed  to  the  'Bibliographer',  and  two  papers  not 
previously  published.  Edited  for  the  syndics  of  the  University  Press. 
With  thirteen  plates.    Cambridge,  University  Press,  1889.  VH,  500  S.  8°. 

Es  war  gewiss  ein  verdienstliches  Unternehmen,  die  einzelnen  in  eng- 
lischen Zeitschriften  zerstreuten  Abhandlungen  des  vormaligen  Bibliothekars 
der  Universitätsbibliothek  zu  Cambridge,  Henry  Bradshaw,  zu  einem  Baude 
zu  vereinigen  und  dieselben  auf  diese  Weise  besonders  auch  ausscrenglischen 
Kreisen  nutzbar  zu  machen.  Denn  Anregung  und  mannichfache  Belehrung 
bieten  dieselben  sämmtlich;  viele  vcm  ihnen  bilden,  wie  der  Herausgeber  mit 
Recht  hervorgehoben  hat,  geradezu  Muster  methodischer  Forschung  auf  dem 
Gebiete  der  Bibliographie,  und  so  haben  wir  guten  Grund,  das  stattliche 
Bnch  mit  dem  Ausdruck  des  Dankes  zu  begrüssen.  V(m  den  gesammelten 
24  Abhandlungen  bewegen  sich  einige  auf  dt^n  schwierigeren  Gebieten  typo- 
graphischer Forschung,  der  Geschichte  der  Holzschnitte  u.  s.  w.,  andere  be- 
handeln litterarische  Gegenstände,  einige  auch  bibliothekswissenschaftliche 
Fragen.  Von  Interesse  ist  in  letzterer  Beziehung  zu  lesen,  wie  Bradshaw, 
selbst  ein  Mann  strengster  W^issenschaftlichkeit ,  die  Pflichten  des  Biblio- 
thekars gegen  das  die  Bibliothek  benutzende  Publikum  aufgefasst  hat.  Er 
definirt  nämlich  den  Begriff  Bibliothekar  „as  one  who  earns  his  living  by 
attending  to  the  wants  of  those  for  whose  use  the  library  under  his  Charge 
exists".  Spricht  aus  dieser  Erklärung  die  selbstlose  Hingabe  des  Mannes  an 
seinen  Beruf,  so  spiegelt  sich  überhaupt  in  den  vorliegenden  Abhandlungen 
an  mehr  als  einer  Stelle  die  bedeutende  PersIJnlichkeit  eindrucksvoll  wieder, 
welche  imsere  Wissenschaft  in  Bradshaw  verloren  hat.  A.  G. 


Gruudzüge  der  Bibliothekslehre  mit  bibliographischen  und  erläutern- 
den Anmerkungen.  Neubearbeitung  von  Dr.  Julius  Petzholdts  Kate- 
chismus der  Bibliothekenlelure  von  Dr.  Arnim  Gräsel,  Gustos  an  der 


54  Kecensionen  und  Anzeigen. 

Köuigliclien  Universitäts-Bibliotliek  zu  Ilallo  a.  d.  S.  Mit  33  in  den  Text 
gedruckten  Abbildungen  und  11  Schrifttafeln.  Leipzig,  .1. .].  Weber,  1890. 
S^    XII  u.  424  S.    Leinenb. 

Petzholdts  Katechismus,  bei  seinem  ersten  Ersclieinen  ein  vortrefflielies 
Buch,  war  entschieden  veraltet  und  eine  neue  zusammenfassende  Behandlung 
seines  (Gegenstandes  nach  den  Anforderungen  der  (legenwart  ein  zweifelloses 
Bedürfnlss.  Diese  ist  nun  durch  (»riisel  imter  Zugrundelegung  des  älteren 
Werkes  erfolgt.  Eine  solche  Ueberarbeitimg  ist  häufig  eine  unerquickliche 
und  unerspriessliche  Aufgabe;  hier  ist  sie  auf's  rTlücklichste  durchgeführt. 
Mit  feinem  Takte  hat  der  Verfasser  das  ihm  Vorliegende  gesichtet,  dem 
Outen  seinen  Platz  gewahrt,  Bedenkliches  bei  Seite  geschoben,  an  zahllosen 
Stellen  leise  nachgebessert  und  das  (tanze  durch  bedeutungsvolle  Zusätze 
ausgestaltet.  Mit  Kecht  hat  er  es  als  seine  Aufgabe  erksmnt.  die  allgemein 
verständliche  Fassung  des  Buches  beizubehalten,  damit  es  nach  wie  vor 
denen  von  Nutzen  sei ,  welche  bei  Vornahme  bibliothekarischer  Arbeit  einer 
mündlichen  Unterweisung  entbehren.  Erfreulichermassen  ist  dabei  die  Kate- 
chisnuisfonu  aufgegeben.  Einen  wissenschaftlichen  Gegenstand  in  Frage  und 
Antwort  angemessen  zu  behandeln  ist  keineswegs  leicht  und  führt  selten  zu 
befriedigenden  Ergebnissen,  wenn  man  etwas  anderes  als  ein  Repetitorium 
oder  Examinatorium  zu  geben  beabsichtigt.  Petzholdts  „katechisirende  Dar- 
stellung" (vielleicht  eine  contradictio  in  adjecto)  war  denn  auch  weiter  nichts 
als  die  Formulirung  <ler  Kai»itelüberschriften  in  Fragefonn,  welche  einen 
Hauch  von  Übel  angebrachter  Kindlichkeit  über  sein  Werk  legte.  Elienso 
ist  zu  billigen,  dass  die  Fiintheilung  des  Stoffes  eine  Aendenmg  erfahren  hat. 
Die  frühere  Scheidung  in  Einrichtungs  -  und  Vervvaltungslehre .  eine  rein 
theoretische  Trennimg,  ist  beseitigt,  weil  sie  die  Darstellung  zur  Zerreissung 
dessen  zwang,  was  thatsächlich  vereinigt  vorzukommen  i)flegt.  An  ihre 
Stelle  ist  eine  weit  glücklichere  Gruppirung  getreten,  wonach  im  ersten 
Theile  vom  Gebäude,  den  Beamten  und  den  Mitteln  der  Bibliothek,  im 
zweiten  von  der  Einrichtung,  Vermehrung  und  I Benutzung  des  Bücherschatzes 

Sehandelt  wird.  In  diesem  neuen  (TctÜge  ist  alles  BraucSbare  von  dem  jüten 
[ateriale  an  richtiger  Stelle  aufs  Beste  ver^vendet.  Was  aber  (frä^els  Arbeit 
vor  Allem  die  Gunst  der  Fachgenossen  verschaffen  wird,  das  shid  die  von 
ihm  angefügten  abschliessenden  Ergänzungen.  Hatte  man  das  Buch  in  seiner 
früheren  Gestalt  einmal  gründlich  gelesen,  so  war  es  im  Wesentlichen  für 
immer  abgethan ,  da  es  in  Bezug  auf  Erwägungen  und  Zweifel ,  auf  welche 
man  erst  durch  reichere  Erfahrungen  geführt  wird,  so  gut  wie  nichts  bot 
imd  sich  eines  Eingehens  auf  die  specielleren  Fragen,  welche  fiir  den  Prak- 
tiker im  Laufe  der  Jahre  naturgemäss  ,iu  den  Voraergnuid  treten,  absichtlich 
enthielt.  Hier  ergänzend  eingegriffen  zu  haben,  ist  Gräseis  eigentliches  Ver- 
dienst; denn  so  haben  wu*  ein  Compendium  der  Bibliothekslehre  erhalten, 
welches  man  sich  zur  Hand  stellt,  um  bei  gegebener  Gelegenheit  Auskunft 
zu  suchen.  Zu  dieser  Erweiterung,  deren  Umfang  schon  bei  einer  äusser- 
lichen  Vergleichung  mit  einer  früheren  Auflage  auf  den  ersten  Blick  ersicht- 
lich wird,  gehört  die  Einfügung  des  Kapitels  „Schriften  über  die  Bibliotheks- 
lehre", welches  Petzholdt  m  wunderlicher  Rücksichtnahme  ausgelassen  hatte. 
Die  weitaus  wichtigsten  Zusätze  aber  sind  in  den  Anmerkungen  niedergelegt, 
w^elche  zuweilen  zu  inhaltreichsten  Excursen  geworden  sind.  Lebhaft  zu  be- 
dauern ist  nur,  dass  man  diese  an  das  Ende  des  Buches  verwiesen  hat :  denn 
die  Nothwendigkeit ,  an  verschiedenen  Stellen  hin  und  her  zu  blättern,  ist 
äusserst  lästig.  Offenbar  ist  hier  ein  Wunsch  des  Verlegers  und  Druckers, 
der  übrigens  nach  seiner  Gewohnheit  die  löblichste  Sorgfalt  auf  die  Aus- 
stattung verwandt  hat,  in  nachtheiliger  Weise  zur  Geltung  gekommen.  An- 
merkungen haben  ihre  einzig  richtige  Stelle  unter  dem  Texte ;  nicht  dass  ich 
ihren  Inhalt  diesem  selbst  einverleibt  sehen  möchte;  ich  gestehe  vielmehr 
bei  diesem  Anlass  gegenüber  einer  sich  gegenwärtig  vielfach  bemerklich 
machenden  gegentheiligen  Anschauung,  dass  ich  in  der  deutlichen  und  sauberen 
Trennung  von  Gnmdlegung  und  in  Anmerkungen  zu  gebender  Ausführung 


fi' 


Recensionen  und  Anzeigen.  55 

des  £mzelncn   ein  besonderes  Verdienst   eines   guten  Lehrbuches   erkenne. 
Die   Zugaben   selbst  verdienen   nach  ihrer  Fassnng  rückhaltloses  Lob;  sie 
bieten  in  angemessener  Weise  in  der  Regel  einen  Abriss  der  Verhandlungen, 
die   über  den  fraglichen  Gegenstand  in  den  letzten  Jahren  geführt  worden 
sind,  und  veniv^eben  darein  sorgfältige  bibliographische  Nachweise,  so  dass 
sie  ein  vollständiges  und  durch  das  gute  Register,  welches  dem  Werke  bei- 
gegeben ist,  leicht  zu  erschliessendes  Repertorium  über  die  auf  dem  Gebiete 
des   Bibliothekswesens   herrschende   Bewegung  bilden.     Durch    das    Ganze 
weht  der  Geist  aufrichtiger  Liebe  zu  unserem  mühevollen  und  doch  in  vielem 
Betracht  so  schönen  Beruf,   der  überall  vom  liOchsteu  Gesichtspunkte  aas 
und  nirgends  mit  den  Augen  des  trockenen  „Aktenreiters"  betrachtet  wird. 
Da  diese  Liebe  bei  Gräsel,  wie  anderwärts,  sich  auch  in  der  Anwendimg  des 
Wortes  hibWoÜiekswissenschaß  äussert,  so  ist  hier  der  Ort,  meine  Bedenken 
gegen  diesen  Ausdruck  vorzubringen.    Dass  er  in  gewissem  Sinne  zulässig 
ist  und  schon  lange,  ohne  merklichen  Anstoss  zu  erregen,  gebraucht  wird, 
verkenne   ich  nicnt.    Fassen   wir  aber  den   Begriff  Wissenschaft  in  seiner 
Strenge,  so  finden  wir  ihn  nicht  darin  beschlossen,  dass  ein  bestimmtes  kind- 
liches Wissen  die  wohlverknüpfte,  systematische  Gestaltung  habe,  .die  von 
den   Lehrern    der  „Bibliothekswissenschaft"   betont   zu   werden   pflegt,   und 
unzulänglich     erscheint    z.  B.    Zollers    bezügliche    Behauptung    (Serapeum 
1848):    „Schrettinger    fasst    den    Begriff    einer    Wissenschaft    ganz    richtig, 
wenn  er  sagt,  dass  sie  der  „„auf  feste  Grundsätze  systematiscn  aufgebaute 
und  auf  einen  obersten  Grundsatz  zurilckgeführte  [!J  Inbegriff  aller  Lenrsätze 
eines  Wissensbereiches  sei.""    Ein  solcher  aber  ist,  wie  sich  nicht  leugnen 
lässt,  die  Einrichtimgs-  und  Venivaltungskunde  der  Bibliotheken."  Wesentlich 
ist   einer  Wissenschaft   ein   bestimmtes   Forschungsgebiet,   und   nur   das 
Wissen  wird  zur  Wissenschaft,  welches  der  Aufdeckung  und  dem  Nachweise 
der  in   einem   bestimmten  Bereiche   des  geistigen  oder  natürlichen  Lebens 
waltenden  Gesetze   dienstbar  ist.    Wohl  soll  ein  Bibliothekar  ein  Gelehrter 
und  einer,  oder  sagen  Wir  lieber  der  Wissenschaft  innig  ergeben  sein,  seine 
specifische  Thätigkeit  aber  übt  er  nicht  aus  als  Jünger  einer  ihm  besonders 
eigenen  Wissenschaft;  sie  ist  lediglich  die  Praxis  eines  wissenschaftlich  ge- 
bildeten  Mannes   auf  einem   bestimmten   (fcbiete.    Man   kann   auch   an   die 
Worte   Moltkes   erinnern,   welcher   gegen   M.  Jahns   den   Ausdnick   Kriegs- 
wissenschaft beanstandete  un<l  erklärte:  „Ich  kenne  wolil   eine»  Krie^kunst, 
aber  nur  eine  Mehrheit  von  Kriegswissenschaften;"  denn  auch  die  Bibliotheks- 
verwaltung  ist  xiyy^i  ^^^  nicht  eine,  sondern  mehrere  Wissenseliaften  dienen 
dem  Bibliothekar   zur   nüthigen  Ausbildung   und   Stütze.     Ks   genügt   wohl, 
durch  diese  kurzen  Andeutungen  die  Frage  zur  Erwägung  gestellt  zu  haben ; 
denn  im  Grunde,  glaube  ich,  ist  (»rijsel  wie  Andere,  mit  mir  einverstanden. 
Würde    er   sonst,  wie  auf  Seite  368  geschehen,  die   trefflichen  Worte  von 
Schulz  beifällig   citiren   und   entsprechend   ergänzen?    Die  ebenda  gestellte 
Forderung  wäre  ia  überflüssig,  wenn  die  Summe  der  Kenntnisse,  die  zur  Ver- 
waltung einer  Bibliothek  nothwendig  sind ,   schon  jene  von  dem  ^indlichen 
Studium    irgend    einer  Wissenschaft  mit  Recht   erwarteten  Ergebnisse   dar- 
böte. —  Bei  der  grossen  Mengen  von  Einzelheiten,  mit  denen  sich  die  „Grund- 
züge  der  Bibliotuekswissenseliaft"  befassen  müssen,    kann  es  nicht  die  Auf- 
gabe einer  Anzeige  sein  auf  sie  alle  einzugehen ;  es  genügt  die  Anerkennung, 
dass  sie  durch^ingig  in  verständiger  und  umsichtiger  Weise  behandelt  sind, 
und  wenn  man  vielleicht  einigen  minder  wesentlichen  Rathschlägen  des  Ver- 
fassers widersprechen  möchte,   so  hat  man  sich  gegenwärtig  zu  halten,   dass 
ein  Verfahren  selten  alle  Vortlieile  in  sich  vereinigt,  und  dass  bei  der  be- 
züglichen Abwägung   neben   der  (iewolmheit  und  zufälligen  Umständen  oft 
ganz  pt^rsönliche  Neigungen  den  Aussclilag  geben. 

In  Bezug  auf  die  Eintheilung  imd  Gruppirung  des  Bücherbestandes 
hätte  ich  gern  gesehen,  wenn  dem  Bestreben  das  Wort  geredet  worden 
wäre;  fiir  die  Benutzung  der  Bibliothek  die  Nothwendigkeit  der  Einsicht  in 
ihre  Kataloge  thunlichst  zu  beschränken.  Jene  soll  so  beschaffen  sein,  dass 
es  ohne  Weiteres  ebenso  leicht  ist,   die  Litteratur  über  einen  bestimmten 


56  Recensionen  und  Aüzeigen. 

Gepfenstand,  als  innerhalb  dioser  ein  besthnintes  Werk  aiifzufin<len,  und  zwar 
ist  noch  mehr  darauf  zu  sehen,   dass   ein   dem  Titel  nach  bekaimtes  Bueli 
schnell  zur  Hand  sei,   als   dass  sich  die  Litteratur  über  ein  enj?  begrenztes 
Thema  genau  abgesondert  und  libersichtlich  darstelle,  da  hierfiir  durch  biblio- 
graphiscnc  Arbeiten   mein*  und  mehr  gesorgt  wird.    Ich  halte  es  tlir  ebenso 
wllnschenswerth,  als  leicht  ausführbar,  dass  den  hervorragendsten  Interessenten 
einer  Bibliothek  —  an  Universitätsbibliotheken  den  Docenten  —  der  Zutritt 
zu  den  Bücherräumen   offen   gehalten  werde.    Solche  Benutzer  bleiben  denn 
auch  am  besten  mögliclist  unabhängig  von  den  Katalogen.  —  Ferner  vermisse 
ich  ungern  die  Anerkennung  des  Satzes,  dass  ein  Bibhothekskatalog  und  ein 
bibliographisches  Werk  nicht  dasselbe  sind.    So  ausführliche  Titehibsehriften 
wie  z.  B.  die  auf  Tafel  1  wiedergegebene  erachte   ich  für  ganz  und  gar  über- 
flüssig und  durch  nichts  gefordert.    Wem  daran  gelegen  ist,   den  entsetzlich 
langathmigen  Titel  zu  Brunets  grossem  Werke  in  extenso  kemien  zu  lernen, 
dem  gewiüire   man   diese  Freude  durch  Darreichung  des  Buches  selbst.  — 
Nicht  zu  unterschreiben  vermöchte   ich  den  Rath,  der  Mitte  der  Seite  15S 
gegeben  wird,  dass  im  Systeme  die  grösste  Sorgfalt  darauf  zu  verwenden 
sei ,  Subordinirtes  ja  nicht  zu  coordiniren.     Im  Gegentheil  ist  in  Bezug  hier- 
auf dem  Takte  des  Systemschöpfers  Alles  zu  überlassen ;  denn  das  Festhalten 
an   einem  theoretischen  Schema  würde  zu   den  verzwicktesten  Einschachte- 
lungen führen  und  Gnippirungen  hervomifen,  die  zu  der  historisch  gewor- 
denen Gestaltung  der  Wissenschaften  in  schneidendem  Gegensatze  stünden. 
Müsste  da  nicht  schon  die  christliche  Theologie,  die  denn  doch  als  eines  der 
obersten  Hauptfächer  anzusehen  ist,  unter  allgemeiner  Religionswissenschaft 
einbegriffen  werden?   —   Dass   das  Schleiermaehersche  System  keine  prak- 
tische Verwendung  gefunden  habe,  wie  aus  der  Bemerkung  Seite  154  oben 
hervorzugehen   scheint,    ist   nicht   richtig.    Man  ist  mit  ihm  nach  Vornahme 
einiger  Modificationen  in  Darmstadt  sehr  wohl  zufrieden.  —  Hinsichtlich  der 
sprachvergleichenden  Studien,  welche  auf  Seite  96  dem  Bibliothekar  empfohlen 
werden,  ist  zu  bemerken,  dass  gerade  das,  was  man  mit  dem  von  Schleicher 
selbst   getadelten   Ausdruck   Sprachvergleichung   nennt,    mit   der  amtlichen 
Thätigkeit  eines  Bibliothekars  in  der  allerentßmtesten  Beziehung  steht.  — 
Wenn  bei  deutschen  imd  französischen  Doppelnamen  der  „alphabetisch  zuerst 
vorkommende"  für  den  Katalog  massgebena  sein  soll,  so  ist  das  wohl  leicht 
misszuverstelu^n.  —  Unter  den  Bildern,  die  aus  der  älteren  Auflage  luirüber- 
genommen  sind,  b(;finden  sieh  einige,  die  man  ohne  Schaden  entbehren  würde ; 
80   die  abenteuerliche  Maschine  tiir  Schaustücke,  die  Hakenleiter,  die  Illu- 
stration der  Bücheraufstellung,  besonders  in  der  absurden  Bustrophedonfolge, 
die  aufgezogene  Landkarte.    Ein  sehr  erfreulicher  Sehmuck  sind  dagegen  die 
Ansichten  und  Pläne  der  neueren  Bibliotheksbanten.    Eine  spätere  Aufluge 
wird  denn  auch  den  bereits  ansehnlich  gefxirderten  Strassburger  Bau  berück- 
sichtigen können.  —  Ich   glaube ,   dass  unsere  Grundzüge ,   ohne  es  zu  bean- 
spruchen, vielfach  die  Geltung  eines  zusammenfassenden  Ausdruckes  der  von 
ocr    grossen  Mehrzahl    aller  Bibliotheksbeamten  getheilten  Meinungen,  Be- 
strebungen und  Hoffnungen  gewinneai  w^erden.    Aus  diesem  Grunde  lialte  ich 
es  für  nöthig,  ausdrücklich  hervorzuheben,  dass  bezüglich  zweier  Punkte,  auf 
die  seit  mehreren  Jahren  immer  wieder  hingewiesen  wird,  kühlere  Ansbhau- 
imgen  und  mindere  Sympathieen,  als  dort  niedergelegt  sind,   ebenfalls  stark 
vertreten  sind.  Die  beiden  Punkte  sind  die  angestrebten  Bibliothekarsversamm- 
lungen und  Bibliotheksexamina.    Die  ersteren  entsprechen  recht  gut  amerika- 
nischen Verhältnissen,  auch  einigermassen  den  englischen,  ganz  und  gar  nicht 
aber  unseren  deutschen;  Majoritätsbeschlüsse,  die  auf  ihnen  zu  Stande  kämen, 
sind  bei  uns  sinnlos,   und  man  hätte,  meine  ich,  den  Vorschlag  einer  so  un- 
passenden Nachahmung    nach    Steffenhagens    durchaus   zutreffenden   Gegen- 
erinnerungen längst  ad  acta  legen  sollen.    Kann  man  sich  auch  auf  die  Dauer 
über   die   wirkliche    Bedeutung   der   Ergebnisse,    welche    durch   verwandte 
wissenschaftliche  Wanderversammlimgen  zu  Tage  gefördert  werden,  ernstlich 
täuschen?    Der  Weg,  den   die   preussische   Regierung  behufs  Entscheidung 
wichtiger  Bibliotheksangelegenheiteu  schon  öfter  eingeschlagen  hat,  der  näm- 


Recensionen  und  Anzcipf^n.  57 

lieh,  von  auspezoiclmetcii  Saeh  verstand  igen  Gutachten  einzuholen,  führt  weit 
einfacher  zu  dem  gewünschten  Ziele.  Was  der  Bibliothekar  seinerseits  an 
Belehrung  und  Anregung  auf  den  grossen  (wohl  nur  als  gross  gedachten) 
Versammlungen  gewinnen  könnte,  das  leistet  ihm  besser  der  Besuch  fremder 
Bibliotheken,  und  solche  Besuche  verdienen  allen  Vorschub.  Gegen  Ein- 
flihnmg  eines  Bibliotlieksexamens  ist,  so  lange  es  nicht  als  Ersatz  einer  an- 
deren Staatsprüfung  gelten  will,  schon  weniger  einzuwenden.  Doch  kann 
auch  hierin  das  Vorbild  anderer  Nationen  für  unsere  günstiger  liegenden  Ver- 
hältnisse von  keiner  Bedeutimg  sein,  und  es  ist  doch  immer  im  Auge  zu  be- 
halten, dass,  wenn  ein  jimger  Mann  nach  rite,  am  besten  durch  Ablegung 
einer  .staatlichen  Prüfung,  abgeschlossenem  akademischen  Studium  sich  der 
Bibliothekscarriere  zuwendet,  der  Oberbibliothekar ,  dem  seine  Schulung  an- 
vertraut wird,  gar  nicht  umhin  kaim.  sehr  bald  zu  erkennen,  welchen  Hoff- 
nungen er  Raum  geben  darf,  und  dass,  wenn  sein  Urtheil  von  dem  seiner 
älteren  Beamten  unterstützt  wird,  welche  ja  eine  stündlich  thätige,  natürliche 
Examenscommission  bilden,  ein  unrichtiges  Ergebniss  weit  sicherer  aus- 
geschlossen ist ,  als  bei  Abhaltung,  einer  officiellen  Prüfung.  —  Im  Vorbei- 
gehen sei  die  Frage  aufgeworfen,  ob  es  nicht  an  der  Zeit  ist,  dem  Bibliotheks- 
personale eine  neue  Beamtenklasse  einzufügen,  von  welcher  allerh('>chstens  das 
Gymnasialabsolutorium  gefordert  würde.  Vielleicht  tritt  bald  einmal  ein 
Berufener  einem  daliin  gehenden  Vorschlage  näher.  Bei  den  sichtlich  zu- 
nehmenden Ansprüchen,  die  vom  Publikum  an  die  öffentlichen  Bibliotheken 
gestellt  werden,  drängt  sich  die  Nothwendigkeit  fiir  eine  entsprechende  Ver- 
mehrung der  Arbeitskräfte  zu  sorgen,  allenthalben  mehr  und  mehr  auf.  — 
Doch  zum  Schluss!  Wir  gratuliren  uns  zu  Gräseis  „Grundzügen*'  und  hoffen, 
dass  ihnen  die  verdiente  Anerkemmng  nicht  fehlen  wird.  Mit  Vergnügen 
können  wir  anmerken,  dass  vom  Auslande  her  bereits  eine  warm  empfehlende 
Recension  vorliegt;  sie  ist  in  Nummer  HC»  (Sl.October)  des  Bolletino  delle 
Pubblicazioni  Itafiane  enthalten. 

Strassburg  i.  E.  Oscar  Meyer. 


Bibliotheca  Germanorum  nuptialis.  Verzeichniss  von  Einzeldnicken  deut- 
scher Hochzeitsgedichte  und  Hochzeitsscherze  in  Prosa  von  Mitte  des 
XVI.  Jahrhunderts  bis  zur  Neuzeit.  Mit  Anmerkungen,  Angabe  von 
Bibliotheken  und  Marktpreisen  zusammengestellt  von  Hugo  Havn. 
Supplement  zu  Goedeke's  „Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen 
Litteratur"  und  Havns  „Bibliotheca  (Germanorum  erotica".  Köln  a.  Rh. 
Verlag  von  Franz  l'eubner.     18'JO.    VI  u.  S'J  S.    4  Mk. 

Der  bekannte  Spezialist  für  Bibliographie  der  modernen  Kuriosa-,  ins- 
besondere erotischen  Litteratur,  Hugo  Hayn,  legt  hier  eine  neue  Frucht  seines 
bienenartigen  Sammelfleisses  vor.  Diesmal  hat  er  seine  umfänglichen  Zettel- 
kästen geöffnet,  um  eine  üebersicht  des  für  die  Kenntniss  der  deutschen 
Ilochzeitsgelegenheitspoesie  verfügbaren  bibliographischen  Materials  zu  bieten. 
Es  fliesst  in  diesem  eigenartigen  Zweige  der  Kunstdichtung  eine  äusserst 
wichtige  und  gehaltvolle  Quelle  für  die  deutsche  Kultur-  und  Sitten-,  für  die 
Personen-  und  Lokalgeschichte ,  für  die  Poetik  und  Sprachkunde.  Es  ist 
nun  recht  sehr  zu  bedauern,  dass  IL  die  in  Betracht  zu  ziehenden  Fund- 
gruben nicht  systematisch  abgesucht  hat,  wie  ein  Jägertrupp  das  von  Treibern 
umstellte  Terrain.  Namentlich  die  zahlreichen  Büchereien  mittlerer  deutscher 
Bürgerstädte  enthalten  gewiss  noch  ergänzenden  Stoff  in  Hülle  und  Fülle. 
Auf  die  in  den  Reichs-  und  Hansastädteu  des  alten  Deutschlands  lagernden 
Nummern  hat  neulich  Dr.  Friedr.  Bienemann  in  einer  trefflichen  Rezension 
der  Ha3af sehen  Veröffentlichung  hingewiesen:  Blätter  für  literarische  Unter- 
haltung, 1 89(»,  Nr.  22,  S.  349  f.  Ebenda  bringt  Bienemann  die  Notiz  bei,  dass 
die  von  Hayn  unter  Nr.  122  nach  Lappenbergs  Flemingausgabe  S.  320—322 


■ifK  tfinh«Hhintfii>n  uv*   lati   in**r  AinüfiriiirKi^. 

Wjf^Srw*hf»»  .Vfirr*ni»iliinflf  ti'i»*r  -»ini»  Hi i«*hzf ir>*t»«te  T.m  Pruü  Fleminir  ••mir  mi*- 
W^^Hnr^  ''r<*f«Wflfs<*h«fr  imh*»n  konnrt*.  <it*nn  «ter  Aiifit^wahniunhin  lii»  «"»rigi- 
iMkl«  4i<»  ^^mnAHiii(hih(i<i^hi»ic  »i  R^vai.  ••nrhalrr?  .zwei  '.»krivbäinle  alter 
f!rv»lw».h<*T  fir.i<»U<>  "fftn  »^w*  c<H»  :^Hri»ii:  .V-iia  XTipriaiia".  :i5  Htrehzeiü*- 
ap4w*hfi»  A»w  f\^}\  . fahren  ;K-iT-4-l  ♦»nfhalrrfnii .  r.)Q  tienea  mir  «lie  ^nannte 
^r  I W  'tar<»h  rjipp<*nh«^rj  ^^kaimr  y»*W',rti»n  »r.  Wt»iin  uich  vielleicht  nieht  alle. 
«^  w«M<*n  ^«•••h  wHfiMi«  di>  m*nj»fen  in  ^eutseher  ."^prarhe  'iein"  Was  «ii»- 
«Afik'hii'^V.  fv»rm  *nlanjrr.  4«»  <ei  rl*r  aener!i«*hen  Bt^merkmitr  -h*h.  &*lte'*  jre- 
whf  4^r  In  't^  Kml**ffrinar  zn  meiner  un  HenniiMEsi  md  &.Ȁ>rys  .^Vcti  Ger- 
NHMi^»'  f.  t  ^v-hiVn^»!»^!»)  .'^'»minlunjr  ..rN»r  Biuier  im  •ieoraohen  Lieiie"  S.  >, 
Artm  !  «A^  d:»M  ditf'  am  Knde  de?«  l^^  Jahrhunderts  in  Nielenieatschland 
rm4  in  y<»hTFÄ^»<^n  ^nf.^f^h^nde  f>alektp4>i^ie  ».»n  den  GebQdeten  nur  bei 
Knm^'^vf'K^h^n  fffl^f^^nh^ir^n.  im  IT  Jahrhnndm  die  Baaemmnndart  für  Be- 
Iffr1««im^^r>  ^^i  ftfiff^ntf'ii  *iwie  fnr  HfKrhzeir.<Kannina  sehr  beliebt  war.  Bolte 
^Jkf^  ilMjfpn«  »iK-h  ^ir-hi^r  im  •^rMid»*.  nnsere  Kennmisf^  der  letztrren  gerade 
smn  ^/^d'  nnd  Nord/r^rdi'nfft^hUnd  zn  verridbrindi^n.  ziimal  er  ja  im  letzten 
Iftwid^  d^f  ../*if/w»'hriff  für  d^nfÄr;h#^  Altertum  ond  dear*che  Literatur*  un- 
r^dfriAkf^  f'l^min^ana  an»  den  ^MtAeeprovinzen  beibringen  kitnnte.  Bezüg- 
n^h  i'nn\  Omin^A  .^t/rllnn^  zn  derartiger  Gelegenheitsdichtunfr  erlaube  icli 
ttt^r  nnf  tVtP  kftüyifpyi  Andeutungen  in  meinem  Artikel  zu  des  iHchters  25o. 
't  ttfi^nfnfct'  .  J'ftni  r.  nn/l  die  Oej^enwarr-.  im  Hamburg.  r'orresp«)ndenten  vom 
7  Apt\]  }k('9^f  aufm/^rkMm  zu  machen.  Bienemann  weist  an  genannter  Stelle 
wfifprt-  «'io^hr^^i^e  Mehafze  in  Riga  naeh.  die  Hajn  unbekamit  blieben,  imd 
lUw'kl  an«  nflnpu  eigenen  Familienpapieren  ein  paar  äusserst  bezeichnende 
M^'li'ge  von  )r,Uti.  1714«  f71S  und  17^6  ab.  Ihm  gebührt  besonderer  I>ank  für 
i\\pnp.  r p\fhhnU\ fit- n  NaehtrÄge.  Ilayns  Znsammenstellungen  sind  in  allen  obeu- 
gf  nanrderi  H#'/Jeh ringen  nvhr  werthvoll,  obsehon  ja  selbstverständlich  jeder  in 
np\ni'W  l-riikreMe  Na<^hftr^han  haltende  vielerlei  Lebergangenes  wird  zutragen 
kDmfn     UU'   )n  (Joedekes  (iriindriss  2.  Aufl.  II  S.  512  unter  Nr.  11  und  12 

fifMUrmfen  /,wel  iriaecaroniHehen  Hochzeitsrhapsodien  aus  dem  Dresden  des 
7.  Jahrhundert  hMtte  er  aber  beispielsweise  nicht  fortlassen  dürfen,  zumal 
nUs  nehon  In  W.  Wackernagels  „(fCHchichte  des.  deutschen  Hexameters*'  8.  34 
find  von  HehMle  Itn  Weimar.  .Jahrbuch  IV  454  IT.  bez.  355  ff.  mitgetheilt  waren. 
Atieh  Antlmiarkataloge  lultten  umncheH  übersehene  geliefert;  es  sei  hier  nur 
dnr  lieKÜgllehen  HentUnde  dcH  Antiquariats  von  Max  Harrwitz  in  Berlin  sv- 
t\fu*Ui,  dio  denfien  „Mltteiliinfren"  seit  .Januar  1889  verzeiclmen.  Einen  höchst 
wlllkoininenen  Anfang  hat  liayn  freilich  gemacht. 

Ludwig  Frankel. 


Mittiieilungon  aus  und  über  Bibliotheken. 

Uodruekle  AtM'eHNlouH Verzeichnisse,  deren  Wertli  und  Bedeu- 
tung nir  diiff  die  IUhllt)tlit*ken  benutzende  rublikum  ausser  Zweifel  stellt^ 
werden  HelteuN  unnerer  HmerlkaniKchen  ('«»liegen  in  iunuer  grösserer  Anz;ilil 
veHMVentllehr  Wiederholt  Ist  an  dieser  Stelle  tles  i^uarterly  Inde.x  of 
Addttlonn  to  the  Mllwankee  Public  Library,  sowie  des  Bulletin 
wi  the  |lt»»ton  Public  Library  und  anderer  gedacht  worden,  auch  das 
Uulletln  der  öffentllehen  Bibliothek  von  Chicago  hat  (VIL  S.  339) 
KrwKhnung  gel\inden:  noch  nicht  genaiuU  wunle  hingegen  unseres  Wissens 
die  jel#l  uuintitlleh  ersohelnende  List  of  Additions  der  i'olunibia  Col- 
lege LIbrarx  Seit  tVtober  IS>s  lierHUskouiuiend.  giebt  dieselbe  eine  kurze 
Al|dmbetUeho  VutVHhIung  der  innerhalb  der  einzelnen  Kücher  neu  hinzugetre- 
toiiew  AeeewUmen.    wobei   der  abg^^kUnte   Name  desjenigiMi  l>i»eeuten  des 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  59 

• 

College  in  Klammem  beigefügt  ist,  auf  dessen  Kmpfehlimg  das  betreffende 
Buch  angeschafft  wurde.') 

Dass  auch  die  Zahl  der  gedruckten  Kataloge  nordamerikanischer 
Bibliotheken  sich  in  den  letzten  Jahren  bedeutend  vermehrt  hat,  ist  bekannt, 
liier  sei  noch  besonders  auf  denjenigen  der  Library  ofthe  üniversity 
of  California  hingewiesen,  dessen  erster  von  dem  Bibliothekar  Joseph  C. 
Rowell  veröffentlichter  Band  (Berkeley,  California  18b9— 90)  seit  kurzem 
vorliegt.  (Vgl.  Centralbl.  für  Bibliothekswesen  VII.  S.  497.  Die  Red.) 
Derselbe,  lediglich  als  Nachschlagebuch  für  die  Bibliotheken  des  Landes 
und  nicht  für  den  Einzelverkauf  bestimmt,  verzeichnet  in  kürzester  Fassung 
unter  alphabetisch  geordneten  sachlichen  Stichwörtern  die  in  der  ge- 
nannten verhältnissmässig  zwar  kleinen,  aber  werthvollen  Büchersammlung 
enthaltene  Litteratur.  Der  zweite  Band  ist  als  Ergänzungsband  gedacht. 
Da  wir  einmal  von  den  nordamerikanischen  Bibliotheken  —  ein  unerschöpf- 
liches Kapitel  —  reden,  so  mö^en  sogleich  noch  einige  Bibliotheksberichte, 
welche  uns  übersandt  wurden,  hier  kurze  Erwähnung  finden,  so  der  159.  An - 
nual  Report  of  the  Directors  of  the  Redwood  Library  and  Athe- 
näen m,  Newport,  R.  J.  (I8S9),  aus  welchem  hervorgeht,  dass  die  genannte 
Bibliothek,  welche  1S89  34  261  Bände  zählte,  von  dem  Bibliothekar  Richard 
Bliss  vorzüglich  geleitet  wird.  Femer  der  t.  Report  of  the  Trustees 
of  the  Salem  Public  Library,  Salem  1890,  sowie  die  Address  of 
Hon.  John  M.  Raymond  at  the  Opening  of  the  Salem  Public  Li- 
brary. June  26,  lb89.  Salem  1889,  Schriften,  welche  einmal  von  neuem 
daran  erinnem,  dass  die  Verbreitung  der  Public  Libraries  in  den  Vereinigten 
Staaten  noch  immer  in  aufsteigender  Linie  sich  bewegt.  Der  zwölfte 
Jahresbericht  (1889)  der  Bibliothek  der  Harvard  Universität  von 
Justin  Winsor  zeigt  wieder  ein  bedeutendes  Wachsthnm  jener  Sammlung, 
nämlich  von  12253  Bänden,  so  dass  dieselbe  Ende  1889  355419  Bände  und 
285 778  Pamphlete  umfasste.  Die  Peoria  Public  Library  übermittelte  der 
Redaktion  des  Centralblattes  ihre  Rules  and  By-Laws.  Revised  March 
1890.  in  einer  kleinen  Brochüre.  Nach  wie  vor  bringen  endlich  die  Circu- 
lars  of  Information  of  the  Bureau  of  Education  zu  Washington 
werth volles  Material  über  die  Bibliotheken  der  nordamerikanischen  Staaten. 
Wir  heben  namentlich  Circular  No.  1  1890.  Contributions  to  American  Edu- 
irational  History  cdited  by  Herbert  B.  Adams,  No.  9:  The  History  of  Federal 
and  State  Aid  to  Higher  Education  in  the  United  States  by  Frank  W.  Black- 
mar  (Washington  1890)  hervor,  worin  unter  anderem  auch  von  der  Libnuy 
of  Congress  und  der  Smithsonian  Institution  zu  Washington  gehandelt  wird. 

A.  Graesel. 

Die  Bodleiana  in  Oxford  hatte  nach  dem  in  der  Oxford  Üniversity 
Gazette  vom  14.  Mai  1890  abgedruckten  Annual  Report  of  the  Curators  im 
Jahre  1889  einen  Zuwachs  von  49883  Bänden,  wovon  8185  durch  Tausch, 
34913  als  Pflichtexemplare,  6081  durch  Kauf  auf  gewöhnlichem,  704  durch 
Kauf  auf  antiquarischem  Wege  erworben  wurden.  Die  Zunahme  übertrifft 
diejenige  des  Jahres  1888  um  fast  <iOOO  Bände.  Handschriften  wurden  192 
angekauft.  Das  Einkommen  der  Bibliotiiek  belief  sich  auf  8018  £  13  sh.  5  d., 
die  Ausgaben  auf  7877  £  4  sh.  lo  d.,  und  zwar  4313  £  9  sh.  1  d.  für  ordent- 
lich angestellte  Beamte,  24  £  4  sh.  6  d.  für  besondere  Thätigkeit  beim  Kata- 
logisiren,  411  £  10  sh.  SVa  d.  für  Reparaturen,  Möblement  u.  dergl,  187  £  8sh. 

i)  Die  Bibliothek  ist  nach  freundlichen  Mittheilungen  ihres  Bibliothekars, 
des  Herrn  Baker,  seit  1883  von  50000  auf  iiiooo  Bände  (ausschliesslich  der 
Pamphlete)  gewachsen;  die  Accessionen  des  letzten  Jahres  betrugen  14 123 
Bände;  verliehen  wurden  rund  16000  Bände.  Die  Bibliothek  wurde  von  S.  P. 
Avery  mit  einer  werthvollen  Sammlung  von  Büchern  über  Architektur  und 
dekorative  Kunst  beschenkt  und  eihielt  ausserdem  von  dem  Genannten  30000 
Dollars  in  baar.  Ferner  hat  das  verstorbene  Vorstandsmitglied  Da  Costa  seine 
nicht  unbedeutende  juristische   Privatbibliothek   der  College  Library  überlassen. 


60     ,  Mitthciliingen  aus  und  übiT  Bibliotheken. 

2  d.  fiir  Heizung,  Beleuchtung  und  Wasser,  237  £  3  sh.  2  d.  tlir  Druckkosten 
und  Porto,  340  £  10  sh.  9  d.  ffir  Ankauf  von  Handschriften,  I50*>  £  8  sh.  SVsd. 
tlir  Ankauf  von  Büchern,  1 1  £  12  sh.  6  d.  für  Ankauf  von  Münzen  und  81  ^  £ 
18  sh.  7  d.  für  Buchbinderlohn  u.  s.  w.  Es  sei  bei  dieser  Gelegenheit  noch 
auf  ein  kürzlich  erschienenes  werthvolles  Schriftchen  The  Catalogumg  of 
Mss.  in  the  Bodleian  Library.  A  Letter  addressed  to  Members  of  Conpre- 
gation  by  the  outgoing  junior  Proctor  [Andrew  Clark]  9  April  1S90.  Oxford 
1890  hingewiesen.  A.  O. 

Aus  der  „Münchener  Stadt-Zeitung^  hat  Herr  Dr.  Christian  Knepprecht 
Aufsätze,  welche  über  Münchens  Bibliotheken  mehr  oder  weniger  aus- 
führlich handeln,  in  einem  Heftchen  von  79  Seiten  zusammendrucken  lassen. 
Es  giebt  wohl  kaum  eine  Stadt,  die  ein  so  vollständiges  Verzeichniss  aller 
ihrer  BüclH^sammlungcn.  die  nicht  im  Privatbesitz  sich  befinden,  aufzuweisen 
hätte  als  München,  nachdem  diese  Uebersicht  von  Kuepprecht  erschienen  ist. 
Einzelne  grössere  Privatbibliotlieken ,  wie  z.  B.  die  des  Professors  Dr.  C. 
Maurer,  sind  sogar  hier  beschrieben,  so  dass  wir  hier  über  nicht  weniger  als 
91  Sammlungen  Auskunft  erhalten.  Es  ist  aus  ihm  auch  u.  A.  zu  ersehen, 
dass  es  dort  einen  Verein  giebt,  der  niclit  weniger  als  26  fortlaufende  Zeit- 
schriften hält,  die  für  das  Studium  der  Postwerthzeichen  bestimmt  sind. 
(S.  76.) 

In  dem  im  September  v.  J.  ausgegebenen  Ver^valtungsbericht  des 
Magistrats  der  Königlichen  Haupt-  und  Kesidenzstadt  Breslau  für  die  drei 
Etatsjahre  vom  1.  April  1886  bis  31.  März  1889  (Breslau,  Grass,  Barth  &  Co. 
1890,  h».  X,  591  S.)  ist  S.  470  der  dreijährige  Etat  der  Breslauer  Stadt- 
bibliothek mitgetheilt.  Nach  demselben  betrugen  die  Ausgaben  1886/7: 
17620,  1887/8:  19338,  188^^»:  15  274  Mk.,  darunter  9550,  9850  und  10  150  Mk. 
für  Besoldungen.  Die  Vermehnmg  der  Sammlungen  (einschliesslich  des 
Münzcabinets)  belief  sich  1886/7  auf  4878,  1887/8  auf  5650,  1S88/9  auf  3464  Mk. 

P. 

Die  k.  k.  Studienbibliothek  in  Klagenfurt.  Die  k.  k.  Studien- 
bibliotheken in  Oesterreich  haben  trotz  manclier  gegentheiliger  Bemühungen 
bis  heute  im  grossen  gelehrten  Publikum  noch  wenig  Beachtung  gefunden. 
In  kleineren  Provinzstädten,  abseits  vom  grossen  wissenschaftlichen  Verkehr 
liegend,  dienen  sie  meist  nur  dem  lokalen  wissenschaftlichen  Bedürfnisse, 
ima  die  Schätze  an  Handschriften  und  Inkunabeln,  welche  in  denselben  auf- 
gespeichert liegen,  bleiben  meist  unbeachtet  und  ungehoben.  Diesen  Biblio- 
theken liegt  auch  die  Sammlung  der  Pflichtexemplare  des  betreffenden  Kron- 
landes ob ,  und  sie  haben  sich  durch  gewissenhafte  Einverleibung  aller  im 
l4mde  erschienenen  Druckschrifte]i  nach  und  nach  zu  ganz  ausgezeichnet 
brauchbaren  Landesbibliotheken  herausgebildet.  Diese  Anstalten  sind  jedoch 
nicht  nur  Landesbibliotheken,  sie  erlialten  ihren  eigentliche]!  Wcrth  erst  durch 
ihre  Bestimmung,  die  Schätze  an  Ilandschriiten  und  Inkunabeln,  welche  in 
den  ehemaligen  Klöstern  der  einzelnen  Kronländer  lagerten,  aufzubewahren. 

Die  österreichisclien  Studienbibliotheken  —  es  sind  dies  die  kaiser- 
lichen Bibliotheken  in  Landeshauptstädten,  die  keine  Universität  beherbergen, 
also  die  Bibliotheken  in  Salzburg,  Linz,  Klagenfurt,  Laibach,  Görz  und 
Olmütz  —  haben  diese  Schätze  meist  der  Theilnahuu>  und  gütigen  Fürsorge  der 
Kaiserin  Maria  Tlieresia  und  des  Kaisers  Josets  II.  zu  verdanken.  Kaiserin 
Maria  Theresia  wies  die  Bücherschätze  des  aufgehobenen  Jesuitenordens  diesen 
Bibliotheken  zu ,  und  Kaiser  Josef  IL  bestimmte ,  dass  sämmtliclie  von  ihm 
aufgehobene]!  Kl()ster  ihre  Handschriften-  und  Inkunabel-Sammlungen  an  diese 
von  ihm  oder  seiner  Mutter  meist  erst  begründeten  Anstalten  abzutreten 
hätten.  Freilich  durfte  die  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien  alle  jene  Hand- 
schriften und  Wiegendnicke,  welche  ihr  werthvoll  zu  sein  schienen,  von  vorn- 
herein für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Dadurch  gewann  die  Wiener  Hof- 
bibliothek jenen  grossartigen  Keiclithum    an   seltenen  Schritt-   und  Druck- 


Mittheilungen  ans  und  über  Bibliotheken.  61 

werken,  welcher  ihre  heutige  Berühmtheit  begründet  hat.  Immerhin  ist  aber 
manches  hübsche  Stück  der  Aufmerksamkeit  der  nach  Kuriositäten  auslugen- 
den Hof  kommission  entgangen,  und  diese  Ueberbleibsel  lagern  jetzt  eben  in 
den  einzelnen  Studienbibliotneken. 

Leider  war  bis  vor  kurzer  Zeit  die  Ver^valtung  dieser  Bibliotheken 
meist  nicht  in  den  besten  Iländen.  Die  wenigen  Beamtenstellen  an  denselben 
waren  karg  dotirt  und  deshalb  nicht  immer  mit  Personen  besetzt,  welche 
das  Verständniss  und  die  Kenntnisse  besassen,  die  Schätze,  welche  ihnen  an- 
vertraut waren,  zu  würdigen  und  zu  heben.  Seit  der  neuen  Organisation  des 
ganzen  Bibliothekspersoiuds  in  Oesterreich ,  welche  der  jetzige  Unterrichts- 
minister Freiherr  von  Gautsch  in  dankenswerther  Weise  mit  einer  besseren 
Dotirung  der  Beamtenposten  begonnen  hat,  wird  auch  mehr  auf  die  Qualifi- 
kation der  Anzustellenden  gesehen,  und  seither  zeigt  sich  an  den  österreichi- 
schen Studienbibliotheken  in  mancher  Hinsicht  eine  regere  und  zielbewusstere 
Thätigkeit. 

Die  k.  k.  Studienbibliothek  in  Klagenfurt,  von  welcher  in  den  folgen- 
den Zeilen  die  Rede  sein  soll,  hat  bisher  mit  Unrecht  sich  selbst  im  Schatten 
gestanden.  Die  Anstalt  ist  gerade  nicht  die  bedeutendste  ihrer  Art  in  Oester- 
reich, ja  sie  hält  mit  Olmütz  und  besonders  mit  der  Studienbibliothek  in 
Salzburg  in  Hinsicht  des  vorhandenen  Bücher-  imd  Handschriftenbestandes 
keinen  Vergleich  aus.  Immerhin  ist  sie  eine  ziemlich  bedeutende  und  sehr 
stark,  weit  über  ihre  Krälte  benutzte  Bibliothek,  welche  einen  Bestand  von 
beinahe  50  000  Bänden,  darunter  450  zum  Theil  liochinteressante  und  höchst 
werthvolle  Inkunabeln,  und  292  Handschriften  umfasst.  Die  Handschriften 
und  Inkunabeln  stammen  zum  grossen  Theile  aus  dem  aufgehobenen  Jesuiten- 
kloster Millstatt  in  Kämthen,  ein  kleinerer  Theil  aus  einer  grossartigen 
Schenkung,  welche  Graf  Peter  Goess  im  Jahre  18«i6  der  Bibliothek  zuwendete. 
Dieser  ^anze  Bestand  ist  leider,  so  gute  Kataloge  sonst  die  Bibliothek  im 
Allgememen  aufzuweisen  hat,  höchst  mangelhaft  katalogisirt  und  beschrieben, 
ja  ein  kleinerer  Theil  desselben  harrt  bis  heute  überhaupt  noch  der  Be- 
schreibung. 

Soweit  nun  Schreiber  dieser  Zeilen,  der  erst  vor  kurzem  von  der 
Wiener  Universitätsbibliothek  an  diese  Studienbibliothek  versetzt  wurde, 
bis  letzt  den  Bestand  an  Handschrilten  und  Inkunabeln  übersehen  konnte, 
ist  derselbe  aller  Beachtung  und  einer  sorgtaltigen  Katalogisirung  im  höchsten 
Grade  würdig.  Es  wird  wohl  auch,  sobald  die  diesbezüglichen  Arbeiten  zu 
Ende  geführt  sind,  im  Laufe  der  Zeit  gelingen,  einen  ordentlichen  gedruckten 
Katalog  dieser  Handschriften  und  Inkunabeln  herzustellen,  um  erst  die  Mög- 
lichkeit des  allgemeinen  Gebrauches  dieser  bisher  beinahe  ganz  unbeachtet 
gebliebenen  Schätze  zu  schaffen.  Die  42  Pergamentcodices  sind  allerdings 
mit  einigen  wenigen  Ausnahmen  nicht  sehr  alt,  sie  reichen  kaum  über  das  12. 
Jahrhundert  zurück.  So  weit  sie  historischen  Inhalts  sind,  haben  sie  bereits 
ausreichende  Verwerthung  gefunden.  Der  rührige  Archivar  des  historischen 
Vereins  für  Kämthen,  K.  v.  Jaksch,  hat  keine  Mühe  gescheut,  für  die  Publi- 
cirung  derselben  zu  sorgen.  Der  grösste  Theil  ist  jedoch  patristischen  In- 
halts und  in  dieser  Hinsicht  noch  gar  nicht  ausgenützt.  Jetzt,  wo  die  Wiener 
Akademie  eben  ihr  dankenswerthes  Corpus  scriptorum  ecclesiasticorum  publi- 
cirt ,  wird  eine  genaue  Untersuchung  der  betreffenden  hiesigen  Codices  eben 
recht  kommen.    Bei  der  ersten  Hüchtigen  Durchsicht  hat  sich  schon  Manches 

Befunden,  besonders  eine  sehr  hübsche  Handschrift  von  Isidorus,  De  summo 
ono  aus  dem  12.  Jahrhundert  und  mit  deutschen  Glossen  versehen,  und  eine 
gleichzeitige  Handschrift  der  Pastoralis  cura  des  Papstes  Gregorius  I. 

Die  Papierhandschritten,  meist  aus  dem  13.— 15.  Jahrhundert,  sind  noch 
ganz  unausgenützt  und  enthalten  viele  sehr  interessante  Inedita.  Ein  einziger 
Codex  aus  diesem  Bestände  ist  bekannter  geworden,  es  ist  dies  der  Cod. 
Chart.  CXXXIII,  in  welchem  man  eine  Handschrift  der  berühmten  Corvina 
erblicken  wollte.  Das  Mährlein  wird  wohl  ein  solches  bleiben,  trotzdem 
selbst  Csontosi  sich  in  mehreren  Briefen  keineswegs  ablehnend  gegen  diese 
Bestimmung  verhalten  hat.    Wilhelm  Wattenbach  hat  ausserdem  im  14.  Bande 


62 


Mitthcilungen  auh  qihI  Über  Bihliotlieken. 


des  Ardiivg  für  Kunde  Österreichischer  GeschichtjiKjuellen  anf  die  Wichtig- 
keit des  Cod.  Chart.  CXLVI  aufmerksam  geuiacht,  in  welc)iem  Codex  sicli 
eine  Briefsammlung  des  Kaisers  Friedrich  II.  befindet.  Soa<:t  ist  aber  v<»u 
dem  ganzen  Handscnriftenschatz,  der  sich  keines we^  bloss  anf  die  (veschichte 
Kibnthens  oder  doch  Oesterreichs  bezieht,  sondern  mi  Inhalte  viel  weiter  aus- 
greift, wenig  oder  nichts  bekannt  geworden.  Für  die  Kämthner  fTeschichtt* 
am  interessantesten  ist  wohl  eine  dreibändige  Handschrift,  welche  Annales 
coUegii  (.-lagenfurtensis  societatis  Jesu  ab  anno  1603—1771  entliält  und  \(m 
der  bisher  nur  ganz  unbedeutende  Auszüge  bekannt  geworden  sind. 

Die  25  lümdschriften  aus  der  Graf  Goess'schen  Schenkung  betreffen 
meist  die  Geschichte  von  Kämthen  und  stajnmen  fast  sämmtlich  am»  deui 
vorigen  Jahrhundert.  Aber  auch  in  diesem  Bestände  ist  ein  interessanter 
Codex  enthalten,  der  bisher  unbekannt  geblieben  ist.  Dieser  Codex  V  ent- 
liält ein  breve  ragguaglio  delle  famiglie  piu  antiche  e  piu  nobili  Romane 
und  ist  nach  Versicherung  von  Sachverständigen  fUr  die  italienische  Adels- 
geschichte von  grosser  Wichtigkeit. 

Die  447  Inkunabeln  enduch,  unter  denen  sich  viele  werthvolle  Stücke 
befinden,  harren  noch  sämmtlich  einer  sorgHütigen  Katalogisirung ,  die  iliren 
Werth  erst  genauer  feststellen  soll.  Die  Untersuchung  dieses  grossen  Be- 
standes wird  jedenfalb  noch  manche  Ueberraschung  bringen,  über  welche  bei 
Gelegenheit  Näheres  berichtet  werden  soll.  Yorlänfig  sollen  diese  Zeilen 
bloss  auf  die  Thatsache  aufmerksam  machen,  dass  in  der  im  grossen  gelehrten 
Publikum  so  wenig  beachteten  k.  k.  Studienbibliothek  in  Klagenfurt  noch 
mancher  ungeliobene  Schatz  verborgen  ist,  dessen  Yerwerthuug  bis  jetzt  un- 
möglich geblieben  ist.  Der  Druck  des  Kataloges  der  Handschrilten  und 
Inkunabeln  dieser  Bibliothek,  für  welchen  Schreiber  dieser  Zeilen  alle  seine 
Kräfte  einsetzen  will,  wird  diese  Verwerthung  wohl  in  abselibarer  Zeit  er- 
möglichen. Dr.  R .  K  n  k  u  1  a. 

Die  Herzogl.  Anhalt.  Behörden-Bibliothek  zu  Dessau,  welche 
am  1 .  April  1 876  eröffnet  und  im  Laufe  der  Jahre  bis  zu  ca.  35  000  Bänden 
▼ergrössert  worden  ist  (vgl.  Ontralblatt  1889,  S.  124  —  125),  hat  vom  ge- 
dacnten  Zeitpimkte  ab  bis  zum  Schluss  des  Jahres  1889  folgende  Beuntzuiigs- 
zahlen  aufzuweisen: 


Bände 

] 

Davor 

i 

Benutzer 

Davon 

Jahre 

•taat«-, 

rechts-  u. 
nAturwifl«.- 
mMthemat. 

phih)S. 

nicdic. 

Beamte 

Private 

1876/7 

265 

169 

90 

6 

128 

112 

16 

1878 

677 

313 

291 

73 

275 

202 

73 

1879 

1088 

326 

692 

70 

466 

279 

187 

1880 

1338 

659 

(.00 

79 

626 

359 

267 

1881 

1725 

745 

884 

96 

886 

37S 

508 

1882 

1614 

777 

700 

137 

766 

421 

345 

1883 

1016 

526 

437 

53 

507 

292 

215 

1884 

1232 

625 

494 

113 

528 

335 

193 

18S5 

1075 

512 

466 

97 

442 

301 

141 

1886 

1360 

717 

500 

143 

528 

373 

155 

1887 

1214 

575 

487 

152 

540 

350 

190 

1888 

1238 

475 

645 

118 

554 

322 

232 

1889 

1925 

1406 

287 

1 

232 

455 

286 

169 

MittheilnDgen  aus  und  über  Bibliotheken. 


63 


Eingebunden  und  reparirt  wurden  sodann  in  derselben  Zeitperiode 
folgende  BUchercomplexe : 


D  a 

von 

Jahre 

Bände 

in  der 

in  der 

Beh.-Bibl. 

Mediz.  Bibl. 

1876—1878 

677 

455 

222 

1879 

874 

714 

160 

1880 

1661 

1445 

216 

1881 

a 

1299 

1082 

217 

1882 

1223 

815 

408 

1888 

306 

206 

100 

1884 

976 

798 

178 

1885 

1377    ' 

951 

426 

1886 

1341 

1125 

216 

1887 

886 

SOI 

85 

1888 

505 

427 

78 

1889 

537 

395 

142 

Im  Durchschnitt  wurden  denmach  1 21 2< Vis  Bände  im  Jahre  an  515^/,8 
Personen  verliehen,  und  zwar  6»l"/,8  Bände  der  Staats  Wissenschaften, 
505".,3  Bände  der  philosoph.  Serie  und  105  der  Arzneiwissenschaft 
an  3u8*/i3  Beamte  und  207  Privatleute,  während  897 '/is  Bände  gebunden 
wurden,  nämlich  7o8  Bände  der  eigentlichen  Behörden-Bibliothek  und  188 
Bände  der  Mediz.  Bibliothek.  Das  Jahr  1883  ist  auffällig  schwach  hinsicht- 
lich beider  grossen  Kategorien  ausgefallen,  und  es  liat  diese  Abnormität  darin 
ihren  Grund,  dass  der  Bibliothekar  fast  ein  halbes  Jahr  hindurch  krankheits- 
halber abwesend  war.  Dr.  jur.  Gröpler. 

Die  Chicago  Public  Library  besass  nach  dem  18.  Annual  Report 
im  Juni  1890  156  243  Bände.  Dieselbe  vermehrte  sich  innerhalb  des  letzten 
Yerwaltungsjahres  um  10  908  Bände  und  hatte  einen  Gesammtumsatz  von 
1220  479  Bänden,  wovon  84:i971  nach  Hause  entliehen  wurden.  Der  Lese- 
saal wurde  von  436  412,  die  einzelnen  Reterence  Departments  von  113  531 
Personen  besucht.  An  Zeitschriften  wurden  389  192  Bände  benutzt.  Für 
Bücheranschaifungen  wurden  11  148  Dollars  66  Cents  verausgabt;  im  Ganzen 
beanspruchte  die  Bibliothek  im  verflossenen  Etatsjahre  zu  ihrer  Unterhaltung 
die  Summe  von  80  Ob5  Dollars  47  Cents,  wovon  auf  das  Binden  5  280  Dollars 
42  Cents,  auf  Gehälter  der  Beamten  45  919  Dollars  61  Cents,  auf  Heizung 
und  Beleuchtung  4  900  Dollars  entfielen.  Derartige  Zahlen  bedürfen  keines 
Commentars.  Indem  der  Bericht  die  Nothwendigkeit  eines  Neubaues  für  die 
Bibliothek  begründet,  giebt  derselbe  einige  recht  interessante,  von  dem  Assi- 
stant Librarian  G  auss  gesammelte  statistische  Notizen  über  die  Aufwendungen 
anderer  amerikanischer  Bibliotheken  für  Neubauten.  Wir  fiigen  dieselben  hier 
noch  bei:  Boston  errichtet  gegenwärtig  ein  Bibliotheksgebäude  zu  den  Ge- 
sammtkosten  von  1355  000  Dollars;  Mmneapolis  wendet  250  000  Dollars  zu 
gleichem  Zwecke  auf;  die  vor  25  Jahren  eroaute  Bibliothek  zu  Chicago  be- 
anspruchte 475  000  Dollars;  Worcester  verausgabt  für  einen  blossen  Anbau 
127  000  Dollars;  die  1874  erbaute  Bibliothek  von  Detroit  kostete  125  000 
Dollars,  diejenige  der  St.  Louis  Mercantile  Library  mit  der  Ausstattung 
377  734  Dollars  17  Cents.  A.  Graesel. 


64  Mittheilungeu  aus  und  über  liibliotliekcn. 

Bibliothek  des  Schweizer  Alpeiiklubs.  Die  jiihrliche  Ab- 
georductenversammluug  des  Schweizer  Alpeiiklubs  fand  am  13.  Oktober  v.  .1. 
im  Kursaale  zu  Baden  statt.  Neben  den  laufenden  (ieschäfteu  kamen  dabei 
mehrere  wichtige  Gegenstände  zur  Behandlung.  Das  erste  Ilaupttraktanduni 
bildete  die  Schaffung  einer  Bibliothek  für  Alpenkunde.  Die  nicht  gerade 
glücklich  gewühlte  Bezeichnung  y, Zentralbibliothek"  war  wohl  hauptsächlich 
Schuld  an  der  geringen  Sympathie,  welche  von  Seite  der  Sektionen  des  Alpen- 
klubs dieser  Schöpfung  *  entgegengebracht  wurde.  Auf  Antrag  des  Haupt- 
vorstandes wurde  beschlossen:  1)  Der  Schweizer  Alpenklub  errichtet  eine 
allgemeine  Buchersammlung  für  Gebirgskunde  und  Berggängerei  („Touristik") 
in  Verbindung  mit  einer  Jedennann  zugänglichen  grossem  iinentlichen  Bücher- 
sammlung.  In  der  Wahl  des  Aufbewahrungsortes  wurde  mit  32  gegen  31 
Stimmen,  die  auf  Bern  fielen,  Zürich  als  Sitz  der  Bibliothek  bestimmt.  2)  Sie 
ermächtigt  den  Hauptvorstand  mit  der  Stadtbibliothek  Zürich  einen  darauf 
bezüglichen  Vertrag;  abzuschliessen ,  welcher  bestimmt:  Die  vom  Schweizer 
Alpenklub  zu  griindende  Büchersammlung  wird  Kigenthum  desselben  sein. 
Der  Alpenklub  besorgt  den  Ankauf  der  Büchersammlung,  er  übernimmt  die 
Kosten  für  Anschaffung  der  Bücher,  Karten,  Panoramen  etc.  etc.  Die  Stadt- 
bibliothek besorgt  ohne  Entschädigung  seitens  des  Alpenklubs  die  Kuta- 
logisinmg,  die  Aufstellung  und  das  Ausleihen  der  Bücher  nach  denselben 
Bestimmungen  und  in  der  nämlichen  Weise,  wie  dies  für  die  Ver\ialtung 
ihrer  eigenen  Bibliothek  vc»rgesehen  ist  und  geschieht.  Die  Benutzung  der 
Bibliothek  für  Mitglieder  des  Schweizer  Alpenklubs  ist  unentgeltlich  und 
findet  unter  den  bei  der  Stadtbibliothek  üblichen  Formen  statt.  Nach  aus- 
wärts erfolgt  die  Versendung  der  Bücher  auf  Kosten  und  Gefahr  des  Ent- 
lehners. Ein  besonderer  ständiger  Ausschuss  wird  vom  Alpenklub  zur  Be- 
handlung aller  auf  seine  Büchersammlung  bezüglichen  Verhältnisse  bestellt. 
Im  Falle  der  Auflösung  des  Schweizer  Alpenklubs  fällt  die  Büchersammlung 
desselben  der  StadtbibRothek  Zürich  zu.  Der  Vertrag  wird  vorläufig  auf  die 
Dauer  von  sechs  Jahren  abgeschlossen.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  gilt  eine 
einjährige  Kündigungsfrist.  —  Es  besteht  kein  Zweifel,  dass  bei  der  Art  und 
Weise,  wie  diese  Bioliothek  angele^,  geöffnet  und  verwaltet  werden  wird, 
dieselbe  allen  denjenigen,  welche  sich  mit  dem  Studium  der  Alpenkundt»  im 
Besonderen  und  der  Heimathkunde  im  Allgemeinen  befassen,  erhebliche 
Dienste  zu  leisten  im  Stande  sein  wird.  Zur  Erhaltung  dieser  Bibliothek 
wurde  dem  Vorstande  auch  ein  Kredit  von  500—1000  Fr.  ertheilt.       M. 

In  dem  mit  No.  XV  bezeichneten  der  alten  schweinsledernen  Sammel- 
bände  des  Archivs  der  ehemaligen  Wittenber^er  theologischen  Fakultät  (jetzt 
im  Besitze  der  theol.  Fak.  in  Halle)  findet  sich  Bl.  347  ff.  nachstehendes  an- 
scheinend noch  unbekanntes  Gesuch  der  Universität  Wittenberg  an 
den  Kurfürsten  Johann  Georg  I.  zu  Sachsen  vom  Jahre  1614,  den  Verlegern 
in  W.  die  Ablieferung  von  Studienexemplaren  der  bei  ihnen  er- 
scheinenden Bücher  an  die  dortige  Universitätsbibliothek  anzubefehlen.  Das 
Schreiben  wie  die  nachher  zu  erwähnende  Antwort  sind  im  Original. 

Durchlauchtigster  Hochgebomer  Churfurst,  E.  Churf.  Gn.  seind  unsere 
unterthenigstc  Pflichtschuldige  gehorsame  dienste  iederzeitt  bestes  treues 
vleiszes  zuvor.  Gnedigster  Herr,  E.  Churf.  Gn.  mögen  wir  in  unterthenig- 
keit  nicht  verhaltea,  Obgleich  Järlich  30  f.  ex  Fisco  fundationis  zu  er- 
keuffung  Bucherer  in  dieser  Universitet  Bibliothecam  deputiret,  Dieselben 
auch,  nach  herkommenden  üblichen  gebrauch,  also  angewendet  werden. 
Das  wier  doch  befunden,  dass  mehrer  theils  an  einheimischen  buchem 
der  Mangel  sey;  Derowegeu  wir  uns  bedachtt,  das  von  Jharen  zu  Jharen 
von  inlendischen  buchern  auch  ein  n<»htturfftiger  Vorraht  zuerlangen 
were,  wenn  ieglicher  Vorleger  dieses  orts  von  iederm  wercke  nur  ein 
Exemplar  in  angeregte  Bibliothecam  überreichen  muste. 

Wenn  denn  solches  ie  nichtt  unbillich,  weil  die  Vorlegere  ihren 
mereklichen  nuzen   mitt  Vertreibung   solcher  alhir  gedruckten  bucherer 


Vermischte  Notizen.  65 

täglich  schaffen,  das  Sic  sich  hinwiederumb  gleichsam  in  Signum  recog- 
uitionis  in  etwas  danckbar  bezeigen.  Und  durch  dies  Mittel  diser  E. 
Churf.  Gn.  Universitet  noch  zur  zeitt  fast  geringe  Bibliotheca  etlicher- 
niaszen  in  auffnemen  gebracht  werden  köntte:  Alsz  gelanget  hirmitt  an 
E.  Churf.  Gn.  unser  unterthenigstes  bitten,  E.  Churf.  Gn.  genihen  gnedigst 
durch  ein  gnedigstes  Rescript  Verordnung  znthuen,  das  die  Buchfuhrer 
von  iederm  ihren  vorlegten  werck,  so  balden  anfangs,  weim  es  heraus 
kömbtt,  ein  wolgebundcnes  Exemplar  one  entgeldtt  in  diese  Bibliothecam 
alliier  verrichten  und  einleiffern(!)  muszen. 

Solches  umb  E.  Churf.  Gn.  in  untertheuigsten  Pflichtschuldigen  ge- 
horsamb  bcsttes  treues  vleiszes  zuvordienen  Bcindtt  wir  bereitt  willigk. 

Datum  Wittenbergk  1.  Decerabris  1614. 

E.  Churf.  Gn.  Unterthenigst  ffehorsame  Rector, 
Magistri,  und  Doctores  der  universitet  doselbst. 
Balthasar  Meisnerus ,  Th.  D.  p.  t.  Rector  et  Collegij  Theologici 
Decanns.     Leonh.  Hntterus  D.  sscr.  Barthol.  Reusnerus  I).  et 
Senior  sscr.  Daniel  Sennertus  D.  Ernestus  Hetteubach  D.  mppria 
sscr.  Joh.  Rodenborch   mpp.  Laurentius  Fabricius  Mpp.  Aca- 

demiae  Notarius  F.  Hessius  sscr. 

29  December  1614 
Darauf  trifft  am    " i"  t^iio|.  leTl'      folgender  Erlass,  unterzeichnet  von 

Joh.  V.  Quingenbergk ,  dem  Präsidenten  des  Oberconsistoriums,  und  gerichtet 
an  die  theologische  Fakultät  und  den  Rat,  in  Wittenberg  ein,  der  fast  drei 
Wochen  vorher  ergangen  war. 

Von  GOTTES  gnaden  Johannes  Georg,  üertzogk 
zu  Sachszen,  Glfiich,  Cleve  und  Berg,  Churfurst  2C 

Würdige,  Hochgelarte,  Liebe  Audechtige  und  getreue.  Was  bey 
unns  unsere  Universitet  bey  Euch  wegen  Vermehrung  Ihrer  Bibliothec  in 
undertheuigkeit  suchet,  Solches  habt  Ihr  aus  der  inlage  zuvernehmen. 
Hierauf  beger(;n  Wir  hiermit  gnedigst,  Ihr  wollet  mit  den  Verlegern  bey 
Euch,  danuit  sie  von  iederm  zum  ersten  mahl  aufgelegten  Buch  oder 
format  ein  ungebundenes  Exemplar  in  gedachte  Bioliothec  guthwillig 
liefern,  vleiszige  handlung  Pflegen,  und  wessen  Sie  sich  darauf  ercleren 
werden,  uns  in  undertheuigkeit  berichtt4>n;  Daran  volbringet  Ihr  Unsere 
gefellige  meinung.    Datum  Dreszden  am  9.  Decembris  A"  2C  1614. 

Fr.  Kohlmann. 

In  der  Bibliothek  der  Brera  zu  Mailand  (Biblioteca  Nazionale 
(Braidense)  di  Milano)  hat  man  zu  Ehren  A.  Manzonis  einen  besonderen 
Saal  eingerichtet,  für  den  der  König  Ilumbert  von  Italien  eine  Büste  des 
grossen  Dichters  gestiftet  hat.  Angeregt  wurde  die  Idee,  dem  berühmten 
Mailänder  Poeten  eine  besondere  Abtlieilung  der  Bibliothek  zu  weihen, 
durch  die  Schenkung  eines  Nepoten  des  Dichters,  Pietro  Brambillas,  der  dit; 
Autographen  seines  Vorfahren  gesammelt  und  IS85  der  Bibliothek  übergeben 
hatte.  Dazu  sind  denn  noch,  wie  es  immer  zu  gehen  pflegt,  Geschenke  von 
Anderen  gekommen,  und  nun  hat  man  schon  nach  5  Jahren  so  viele  Sachen 
von  Manzoni  und  über  Manzoni  zusammen,  dass  der  Unterbibliothekar  der 
Bibliothek  F.  Salveraglio  einen  Katalog  von  198  schön  gt^druckten  Gross- 
oktavseiten über  die  in  die  Bibliothek  aufgenommenen  BücIkt,  nicht  Hand- 
schriften, der  Sammlung  hat  erscheinen  lassen  können.  Derselbe  zerfällt  in 
zwei  grosse  Abtheilungen.  In  der  ersten  werden  die  Ausgaben  der  Werke 
Manzonis  und  deren  Uebersetzungen  verzeichnet,  während  die  zweite  die 
Schriften  über  das  Leben  des  Dichters  und  über  dessen  Werke  bringt.  Der 
Katalog  ist  gut  gearbeitet  und  macht  der  Sammlung  alle  Ehre,  wie  diese 
selbst  dem  grossen  Dichter.  0.  H. 


VIII.     I.  u.  2.  5 


66  Vermischte  Notizen. 


Vermischte  Notizen. 

Die  Sclilcudorwirthscliaft  im  deutsclicn  Verlage  nimmt  innncr  mehr  zu. 
Selbst  Bücher,  welche  mit  Unterstützung  öffentlicher  Behörden  vor  wenigen 
Jahren  erschienen  und  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  werden  jetzt  in  einer 
Weise  im  Preise  herabgesetzt,  dass  sich  jeder  Bibliotheksvorstand  bei  jedem 
Kaufe  eines  neuen  grösseren  Werkes  die  Frage  vorlegen  muss:  Brauchst  du 
das  Buch  sofort,  oder  kannst  du  es  vorläufig  entbehren?  m  einigen  Jahren 
bekommst  du  es  vielleicht  um  den  dritten  Theil  des  Ladenpreises  neu.  So 
werden  jetzt  die  drei  bisher  erschienenen  Bände  des  Codex  diplomuticus 
Nassoieus,  die  in  Wiesbaden  bei  Niedner  18S5— 87  erschienen  sind  und 
66  Mark  kosteten,  von  den  Herren  Moritz  u.  Münzel,  „welche  die  noch  vor- 
handenen (Jesannntvorräthe  der  drei  erschienenen  Bände  des  Werkes  käuf- 
lich crw(»rben  haben",  für  24  M.,  und  jeder  einzelne  Band  statt  für  22  M.  fllr 
9  M.  angeboten.  Wenn  man  nun  bedenkt,  dass  die  Herren  Moritz  u.  Münzel 
bei  diesem  Handel  doch  mhidestens  ihre  30 — 50  Proeent  verdienen,  so  kann 
man  sich  eine  Vorstellung  davon  machen,  welchen  Verdienst  manche  Ver- 
leger, selbst  wenn  sie  wie  hier  durch  feste  Zuschüsse  von  öffentlichen  Be- 
hörden doch  wenigstens  gegen  grosse  Verluste  geschützt  sind,  bei  ihren  Verla^s- 
artikeln  sich  zu  berechnen  gewohnt  sind.  W^enn  die  deutschen  Verleger  die- 
selben Gewohnheiten,  die  vielfach  im  ausländischen  Verlagsgesehäft  gelten,  über 
die  sie  sonst  aber  häufig  mit  sittlicher  Entrilstung  abzusprechen  geneigt  sind, 
immer  mehr  bei  uns  eintlihren,  dann  droht  der  Organisation  des  gesamniten 
deutschen  Buchhandels  ein  weit  grösserer  Schaden,  als  durch  die  so  viel  und 
wirkiieh  nicht  glücklich  behandelte  Rabattfrage.  Die  Entrilstung  der  Sorti- 
menter sollte  sich  doch  nicht  gegen  das  kaufende  Publicum  richten,  das  nur 
10 "/o  verlangt,  sondeni  gegen  uie  Verleger,  die  heute  für  ein  Buch  einen 
exorbitanten  Ladenpreis  verlangen  und  denselben  morgen  um  2o0  —  300  "/o 
herabsetzen,  selbst  wenn  sie  kaum  ein  Risico  bei  ihrem  Geschäft  getragen 
haben.  x.  x. 

Bei  Herrn  Professor  Dziatzko's  letzten  Untersuchungen  zur  ältesten 
Buchdruckergeschichte,  welche  kürzlich  hier  (VII,  407—429)  volle  Würdigung 
fanden,  ist  wohl  am  schlagendsten  der  Beweis  des  Nachdrucks  der  3C  zeiligen 
Bibel  (B  36)  aus  der  42 zeiligen  Gutenberg-Bibel  (B  42)  geführt.  Eine  Ab- 
weichung in  der  Anlage  beider  Bibeln  schien  sich  indessen  zu  ergeben  da- 
durch, dass  zu  B  36  keine  Tabula  nibricarum  nachweisbar  war;  wie  sie  in 
den  P^xemplaren  von  B  42  in  Wien  und  München  erhalten  blieb.  Aug.  Beniard 
in  De  l'ongine  et  des  dt^buts  de  Timprimerie  en  Europe  II,  pag.  31  u.  3.M  hatte 
wohl  schon  die  Vermnthung  ausgesprochen,  dass  die  beiden  letzten  Blätter 
der  letzten  (89.)  La^e,  welche  in  allen  ihm  bekannt  gewordenen  Exemplaren 
von  B  36  abgesclmitten  waren,  ein  Register  nach  Art  der  ganz  vollständigen 
Exemplare  von  B  42  enthalten  hätten,  da  aber  Herr  Professor  Dziatzko  fand, 
dass  m  dem  Jenaer  Exemplar  von  B  36  die  beiden  letzten  sonst  fehlenden 
Blätter  erhalten  und  unbedruckt  geblieben  waren,  so  schloss  er  gegen  die 
Vermuthung  Bernard's,  „dass  zu  B  36  ein  gedrucktes  Register  überhaupt  nicht 
nachweisbar  ist".    Sammlimg  bibliothekswissenschaftl.  Arbeiten  IV,  pag.  23. 

Ich  möchte  deshalb  darauf  aufmerksam  machen,  dass  vm  unzweifelhaft 
zu  B  36  gehöriges  gedrucktes  Recisterblatt  vor  Jahren  in  dem  T.  0.  Weigel- 
schen  Antiquariat  in  Leipzig  käuflicli  war  nnd  in  dessen  Catalog  Cimeliothcca  1 
(1876)  besenrieben  wurde.  Nachdem  dort  unter  No.  148  das  52.  und  56.  Text- 
blatt von  B  36  angeboten  waren,  giebt  No.  149  folgende  Beschreibung  des 
fraglichen  Registerblattes: 

„Das  vorliegende  Blatt  dürfte  als  ein  um  so  kostbareres  Fragment  an- 
zusehen sein,  als  wir  allen  Grund  zu  der  Annahme  zu  haben  glauben:  dass 
es  einen  bisher  unbekannten  Bestandtheil  dieser  [36zeiligen] 
Bibel  ausmachte.     Es  enthält  eine  Art  Registrum  zum  grössten  Theile 


Vermischte  Notizen.  67 

des  neuen  Testamentes,  wie  wir  ihm  in  Incunabeln  späterer  Zeit  sehr  oft 
begegnen  und  beginnt :  Explicit  pfatio.  Incipit  euägeli-  /  um  fcd'm  lucä.  Pro- 
hemiü  ipfi- /  us  beati  luee  in  cuangeliü  luti.  /  .  .  .  .  endigt:  Explicit  apoca- 
lipfis.  /  Die  erste  Spalte  der  Kecto-Seite  des  Blattes  zählt  34,  die  zweite 
und  die  erste  der  Verso-Seite  je  36,  die  zweite  Spalte  der  Verso-Seitc.  33 
Zeilen.  Vermuthlich  diente  das  Blatt  (nebst  noch  einem  oder  zwei  voran- 
gehenden) als  Anweisung  für  den  Buchbinder,  in  welcher  Reihe  die  biblischen 
Blicher  auf  einander  folgen  sollten,  denn  es  zählt  die  Bücher  des  neuen  Testa- 
ments vom  Evangelium  liUcae  bis  zur  Apocalypse  nur  nach  ihrem  „Incipit" 
und  „Explicit"  auf. 

Das  vollständige  Exemplar  der  sechsunddreissi^eiligen  Bibel,  welches 
die  Leipziger  Universitätsbibliothek  besitzt,  enthält  dieses  oder  ein  ähnliches 
Blatt  nicht,  auch  Dibdin  blieb  ein  solches,  laut  seiner  eingehenden  Be- 
schreibung dieser  Bibel  (Bibliotheca  Spenceriana  vol.  IV,  pag.  573)  unbekannt. 
Wir  sehen  in  diesem  Umstände  nur  unsere  Vermuthung  über  den  Zweck 
dieses  „Registrmn"  bestätig,  indem  die  Blätter,  als  nur  für  den  Binder  be- 
stimmt nach  geleistetem  Dienst  nicht  mit  eingebunden  wurden,  sondern  der 
Vernichtung  anheimfielen. 

Wir  sind  zu  sehr  der  Ueberzeugung,  dass  die  36  zeilige  Bibel  ein 
Mainzer  imd  ein  Gutenbergischer  Druck  ist,  als  dass  sie  durch  den  Umstand 
erschüttert  werden  könnte,  dass  wir  das  Blatt  in  einer  aus  Bamberg  stam- 
menden, vermuthlich  in  Bamberg  gebundenen  Incunabel,  als  Ueberzug  der 
Innenseite  des  Holzdeckels  fanden.  Wetter  führt  in  seiner  Geschichte  der  Er- 
findung der  Buchdnickerkunst  ähnlicher  Entdeckungen  mehrere  an,  die  man 
von  Fragmenten  der  36  zeiligen  Bibel  in  Incunabeln  Bambergischer  Herkunft 
machte. 

Das  Blatt  war  (juer  durchschnitten,  ist  jedoch  sehr  gut  wieder  zu- 
sammengefügt und  übngens  recht  gut  erhalten.* 

Hierbei  ist  vorerst  der  Irrthum  zu  berichtigen,  dass  das  Register  eine 
Anweisung  nach  Art  späterer  Incunabeln  für  den  Buchbinder  enthalten 
habe.  Es  handelt  sich  um  kein  registrum  chartarum,  wie  es  die  späteren  In- 
cunabeln geben,  sondern  vielmehr  um  ein  registrum  rubricarum,  welches  nicht 
die  Anfangsworte  der  Blätter  —  welche  der  Buchbinder  für  die  richtige  Folge 
der  Blätter  und  Lagen  bei  signaturloseu  Werken  benöthigte  —  sondern  ledig- 
lich die  Ueber-  und  Unterschriften  der  Abschnitte  giebt,  deren  der  Ru- 
bricator  bei  B  36  wie  bei  B  42  als  Vorlage  bedurfte,  um  darnach  die 
leergebliebenen  und  ihm  ausgesparten  Stellen  der  Textblätter  auszufüllen. 

Die  übrigen,  leider  nur  Itiu^en,  Angaben  Weigel's  ermöglichen  aber 
wenigstens  einen  Versuch,  um  über  die  Anlage  und  den  Umfang  des  Re- 
gisters von  B  36  ins  Klare  zu  kommen.  Die  folgenden  Angaben  Über  B  42 
verdanke  ich  der  gütigen  Mittheilung  der  Direction  der  Kgl.  Hof-  und  Staats- 
bibliothek München.  Die  Zeilenzahl  seines  Registerblattes  von  B  36  gab 
Weigel  in  den  vier  Columnen  mit  34,  36,  36  und  33  an,  während  das  ent- 
sprechende Blatt  von  B  42  die  Anzahl  von  39,  41,  42  und  41  Zeilen  hat. 
Hieraus  werden  wir  schon  schliessen  dürfen,  dass,  unter  Voraussetzung  des 
gleichen  Wortlautes  der  Rubriken  in  beiden  Registern,  der  nämliche  Text 
in  B  36  mehr  Spaltenraum  einnehmen  wird  als  in  B  42.  Nun  lauten  die  drei 
ersten  Zeilen  des  W. 'sehen  Blattes,  1.  Columne,  Recto: 

Explicit  pfatio  .  Incipit  euägeli-  / 
um  fcd'm  lucä  .  Prohcmiü  ipfi-  / 
US  beate  luce  in  euangeliü  fuü  .  / 

während  die  entsprechende  Stelle  in  B  42  erst  mehr  als  eine  volle  Spalte 
später  erscheint,  denn  in  B  42  fängt  erst  die  zweite  Columne  des  letzten 
äattes  Recto  an: 

Explicit  euangeli-  / 
um  fecundum  marcum  .  Incipit  pre-  / 
fatio  beati  ieronimi  pref  biteri  in  euan-  / 
gelium  fecundum  lucam  .  / 

5* 


68  Vermischte  Notizen. 

Explicit  pfatio  .  Incipit  cnangoliam  / 
fociindum  lucain  .  Prohemiuin  ipl'i-  / 
US  beati  luce  in  eiiaugeliiini  riumi  .  / 

Hieraus  ersehen  wir  vornehmlich,  dass  die  Rubriken  beider  Bibeln 
gleichlautend  sind,  und  dass  unter  den  drei  überlieferten  Zeilen  von  K  36 
zwei  mit  B  42  sogar  im  Zeilenschluss  übereinstimmen.  Während  aber  für 
die  Kubriken  von  Lucjis  bis  zur  Apocalypse  in  H  M)  4  volle  Columnen  ni3thig 
waren,  beansprucht  derselbe  Wortlaut  in  H  42  nur  knapp  3  Columnen.  Ueber- 
tragen  wir  du;ses  Raumverhältniss  auf  die  übrigen  Blätter  des  Registers,  so 
ergiebt  sich,  dass  für  die  16  Spalten  des  4  blättrigen  Registers  von  B  42  fast 
22  Spalten  in  B  M  beansprucht  wurden,  d.  h.  djis  IJegister  zu  B  30  wird  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  eine  3 blättrige  Lage,  ein  Ternio,  gewesen  sein. 
Jcdcntalls  aber  hätten  die  beiden  letzten  weissgebliebenen  Blätter  der  letzten 
Lage  (ebenfalls  ein  Ternio)  in  B  30  mit  ihren  aclit  Spalten  sicherlich  nicht  aus- 
gereicht, um,  wie  Bernard  annahm,  das  vollständige  Register  aufzunehmen. 
Wir  dürfen  vielmehr  als  richtig  ansehen,  dass  wie  in  B  42  auch  in  B  30  der 
Drucker  für  das  Register  eine  besondere  Lage  genommen  hatte  und  überdies 
nicht  allen  Exemplaren  ein  solches  beigab.  Wenigstens  tinden  sich  in  dem 
Jenaer  Exemplar,  worauf  mich  Herr  Professor  Dziatzko  freundlichst  auf- 
merksam macht,  viele  Rubriken  falsch  eingetnigen,  mithin  hatte  der  Rubri- 
kator  dort  kein  gedrucktes  Register  als  Leitfaden  zur  Hand. 

Eine  Untersuchung  über  eine  weitere  Abhängigkeit  der  beiden  Re- 
gister von  cinandtT  ist  leider-  nicht  möglich,  da  das  W.'sche  Blatt  nicht  mehr 
zu  erlangen  ist.  Es  blieb  lange  auf  Lager,  noch  1^79  erscheint  es  in  einem 
Weigerschen  Catalog,  wurde  aber  dann,  wie  mir  Herr  Oswald  Weigel  mitzu- 
theilen  die  Güte  hatte,  im  Mai  18*^0  an  einen  Privatmann  in  Spanien  verkauft, 
welcher  wahrscheinlich  nicht  mehr  am  Leben  ist.  Wenn  nun  auch  damit  vor- 
läufig die  Möglichkeit  abgeschnitten  ist,  zu  einem  endgültigen  Resultat  itt)er 
das  Abhängigkeitsverhältniss  der  Register  zu  gelangen,  so  liegt  doch  eine 
grosse  Wahrscheinlichkeit  vor,  dass  auch  hier  B  30,  ebenso  wie  bei  dem 
ganzen  Bibeltext,  ein  Nachdruck  von  B  42  ist. 

Leipzig.  M .  S  p  i  r  g  a  t  i  s. 

Wie  gewöhnlich  (vergl.  Cbl.  f.  B.  VI,  S.  565)  ist  uns  auch  diesmal  zu- 
gegangen The  P ublis he rs*  Trade  List  Ann ual  1890  the  latest  catalogue 
of  auierican  book  publishers  ....  Eightceuth  year.  New-York,  office  of  the 
publishers'  weekly.  August,  189'».  Dieser  Gesammtkatalog  des  amerikani- 
schen Buchhandels  umfasst  diesmal  (abgesehen  von  einem  nachträglich  er- 
schienenen SupplemeiU)  3428  Seiten;  der  von  Jahr  zu  Jahr  ])edeuteud 
wachsende  Umtang  zeigt  die  stetige  Weiterentwickelung  des  amerikani- 
schen Verlagsgeschäfts.  Ausser  dem  alphabetisch  nach  Venegeni  geordneten 
Gesammtkatalog  enthält  das  Buch  noch  eine  Liste  der  Erscheinungen  von 
Januar  bis  Juni  1890,  sowohl  nach  Authors  wie  nach  Subjects;  endlich  einen 
Educational  Catalogue  für  18^i0,  nach  Verfassern  geordnet,  mit  systematischem 
Index.    Der  Preis  von  2  Dollars  für  das  Riesenbuch  ist  ungemein  gering. 

Der  Herausgeber  des  englischen  Fachblattcs  The  Library,  J.  Y.  W. 
MacAlister,  schlägt  der  englischen  Library  Association  die  Gründung  eines 
Library  bureau  vor.  Dasselbe  soll  umfassen;  1)  P2ine  permanente  Aus- 
stellung V(m  Modellen  aller  Bibliothekseinrichtungen,  insbesondere  Einbänden 
u.  dergl.  2)  Eine  Liste  der  Dubletten  verschiedener  Bibliotheken.  3)  Eine 
Liste  der  von  Bibliotheken  gesuchten  Bücher.  4)  Eine  Ausstellung  neuer 
Erscheinungen,  zusammen  mit  einem  ausgedehnten  bibliographischen  Apparat. 
5)  Pläne  und  Zeichnungen  von  Bibliotheken,  sowie  sorgsame  Statistiken  über 
die  Kosten  und  die  Fülurung  von  Bibliotheken. 

In  der  Ungarischen  Revue  Jahrg.  9  (1889)  S.  732  ff.  erstattete  der  Vice- 
präsident  der  Ungar.  Akademie  der  Wissenschaften,  Wilh.  Fraknöi,  vorläufigen 
Bericht  über  Thätigkeit  imd  Erfolge  der  Commissiou,  welche  in  Folge  einer 


Vennlschte  Notizen.  69 

Einladung  des  Sultans,  von  Kaiser  Franz  Josef  mit  6000  fl.  ausgestattet,  seit 
dem  21.  Sept.  vor.  Js.  in  Konstantinopel  den  BUchervorrath  in  der 
kaiserlichen  Schatzkammer  und  die  occidentalischeu  Hand- 
schriften in  den  kaiserlichen  Paliistcn  und  in  den  Moscheen 
nach  Blichern  und  Handschriften  ungarischen  Ursprungs  durchforscht  hatte. 
Die  gehegten  Hoffnungen  haben  sich  nicht  erfüllt,  im  alten  Kaiserpalast 
(Serail)  sind  nur  53  Handschriften  (davon  36  griechische)  und  7  Inkunabeln 
gefunden,  aber  nicht  die  altnngarische  Bibel,  nicht  die  Sammlung  ungarischer 
Kirchengesiinge ,  nicht  die  an  König  Mathias'  Hofe  gesungenen  Heldenlieder. 
Ein  Prachtwerk  aber  unter  den  Büchern  ist  nach  dem  Bericht  ein  Pergament- 
Codex  der  Cosmographie  des  Ptoleniaeus  in  grossem  Format  mit  einer  ganzen 
Reihe  künstlerisch  ausgeführter  Karten.  Die  36  griechischen  Codices  stam- 
men, wenigstens  zum  Theil,  aus  der  Ofener  Bibliothek,  sie  enthalten  Klassiker, 
kirchliche  Schriften  aus  dem  13.— 15.  Jahrhundert  und  mittelalterliche  Ge- 
schichtswerke. „Ein  detaillirtes  Verzeichniss  dieser  Codexe  konnte  erst  jetzt 
verfasst  werden,  wiewohl  diese  Bände  schon  wiederholt  in  den  Händen  aus- 
ländischer Gelehrten  waren."  Der  Bericht  stellt  „meritorische  Meldungen" 
von  Eugen  Abel  über  die  revidirten  griecliischen  Codices  und  von  Johann 
Csontosy  über  die  lateinisclien  Manuskripte  und  alten  Drucksachen  in  Aussicht. 

W. 

In  den  „Mittheilungen  aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln,  hrsgg.  von  K. 
Höhlbaum"  Heft  19,  S.  loa — 112  befindet  sich  ein  Aufsatz  des  Herausgebers 
der  genannten  Zeitschrift,  betitelt  „Zur  Geschichte  der  sog.  Koel- 
hoffschen  Chronik".  Da  die  Abhandlung  auch  an  dieser  Stelle  von 
Interesse  sein  dürfte,  so  sei  mit  dem  Bemerken  daraufhingewiesen,  dass 
Höhlbaum  einen  werthvollen  Beitrag  zur  Frage  nach  dem  Verfasser  der 
Kölner  Chronik  liefert.  IL  Cardauns  bereits,  der  die  letztere  in  den  Chroniken 
der  Deutschen  Städte  (Bd.  13.  u.  14.)  herausgegeben  hat,  erklärt,  dass  man 
sich  weder  für  einen  gewissen  Stump  von  Rheinbaeh  noch  für  einen  Domini- 
kaner Hamelmann  als  Verfasser  entscheiden  könne;  aber  er  zeigt,  dass  für 
die  Urheberschaft  eines  Dominikaners  in  dem  Werk  ein  Anhalt  sich  finde. 
Auch  Höhlbaums  Mittheilungen,  die  aus  Bruchstücken  weitschichtiger  Prozess- 
akten des  1 6.  Jahrhunderts  genommen  sind,  weisen  auf  einen  Dominikaner 
als  den  Verfasser  der  Chronik  hin.  Die  Richtung  für  die  weitere  Nach- 
forschung scheint  dadurch  wenigstens  genauer  bestimmt.  Noch  eine  zweite 
Spur,  die  sich  allerdings  noch  schneller  verliere,  deutet  Höhlbaum  an.  Diese 
habe  man  friiher  vergeblich  gesucht  (vffl.  Cardauns  a.  a.  0.  S.  246  mit  Anm.  1); 
jetzt  sei  sie  gefunden,  lasse  aber  bald  wieder  im  Stich.  Es  sind  bisher  un- 
bekannt gebliebene,  den  Censur-Erlass  des  Kölner  Offizials  vom  12.  Nov.  1499 
betreffende  Verfügungen  des  Rathes ,  die  sich  im  40.  Bande  der  städtischen 
Kopienbücher  befinden.  Auch  diese  Spur  dürfte  wohl  nach  der  Ansicht 
Höhlbaums  einen  Dominikaner  als  den  Verfasser  der  sog.  Koelhoff'schen 
Chronik  darstellen;  im  übrigen  erwartet  er  vom  Vatikanischen  Archiv,  jener 
unerschöpflichen  Fundgrube,  Aufklärung  über  diesen  streitigen  Punkt. 

Näher  auf  den  interessanten  Aufsatz  hier  einzugehen,  ist  wohl  nicht 
am  Platze;  es  dürfte  genügen,  den  Leser  auf  die  Mittheilungen  selbst  hin- 
gewiesen zu  haben. 

Köln.  Jakob  Schnorrenberg. 

Allen,  welche  sich  für  die  Geschichte  und  Litteratur  der  Stenographie 
interessiren,  können  wir  die  von  dem  Herrn  Rechtsanwalt  A.  Jung  in  Weissen- 
fels  mit  gro.*«sem  Flei.ss  bearbeitete  „Vorgeschichte  der  Stenographie 
in  Deutschland  während  <les  17.  und  IS.  Jahrhunderts"  bestens 
empfehlen.  Dieselbe  bildet  den  1.  Theil  einer  „Handbibliothek  der  steno- 
graphischen Wissenschaff',  weichte  Herr  Archivrath  Mitzsclke  in  Weimar 
herausgiebt,  und  die  bei  J.  IL  Robolsky  in  Leipzig  erscheint.  Die  biblio- 
graphische Zusammenstellung  der  Ausgaben  der  berühmten  Tacheo^raphie 
von  Carl  Aloys  Ramsay  S.  120—121  beweist  allein  schon,  wie  sorgfältig  und 


70  ytfTwv^tr.*:  y^ÖI/ifZ^ 

MM'kf  tiJ>^r  IWtuAXh .  0*'burt  tuad  Jy-bf a*M?bi<-kÄtl*-  dr<  fe*  45r  Emri<-k#-!tai: 
4^f  MMUfpffm^thi*'.  iM-hf  » i''hti|r«r jj  Autor*  »afzüfitid^-ii .  jis  '»■äs  d5^»rr  «-elN«: 
ifj  S'tfTT^iWh  u  ^  «  «'Tzibh.  lumu  un»  l»rt  dArus  vfrrzwfifrhL  «TT^mcrre*  ni 
«TiijjtU'l/*.  ViirlJ^-urht  vfnuiLkM^t  *l^r  doe-L  «riß  Hinweis  airf  dra  vieljpereisten 
Uiuiu  di^i}^«  </d*rf  j*'ft*'fi  ^.oII*'ir*rn .  iu  pw-iuf  r  Bih]i<iTbek  grniorr  nwE  ihm  ra 
»''h'rn  uod  i»^i/j  I^rWj  Aufzukiäreii. 

J><ff  MsäUüiiür  hWfViofmph  Kmilio  Motti  giebt  eine  C«>IlezioDe  Storico- 
Biblioirrtliffa  hfriun.  fiw  mt«^  Hi-ft  brin^  eine  bibliojeriphl^be  Arbeit  über 
4U*  ,,IJ bfi  di  enKji  'J  rivulzio  fiel  M'c/^Io  XV"  cod  Dotizie  di  ^tre  librerie 
UiUuit:h\  del  'ifftit-nUf  f  tM  <^iiattroceDto/*  Uelnr  einen  Kitalog  der  Hind- 
iMihrifteii  der  beutifr«'»  'rriv'iilr/uuui  vom  (trafen  ii.  I'orro  biben  mir  in  dieser 
Z^rltMihHft  ^ff,  142  ix.i)  ein«'  l^'Kpreehun^  gebracht  und  kunnen  uns  anf  diese 
bezieh<'ii.  U'a»  nun  hier  ll<'rr  Motta  bietet,  sind  drei  sehr  onvoUkommene 
llaiidMehrift4rnv<'r%<'iehniftKe  auh  d«'iii  Knd«'  de»  1 5.  Jahrhnndens  über  Bücher, 
die  verN<rhied<'n«'n  Mitgliedeni  der  Familie  Tri  vnlzio  gehört  haben.  Wieweit 
df<'  hi<'r  genannten  llandHchriften  in  der  heutigen  TriVuiziana  noch  vorhanden 
i»lnd,  bit  nieht  entiehtlich.  Wenigsten»  wird  nur  ganz  vereinzelt  anf  Porros 
Katalog  verwiegen,  iuj  AriMehluHN  hieran  werden  gelehrte  N<»tizen  über 
VLUiU'jv,  kleinere  mittelalterlieh«'  Hibliotheken  Mailands  veröffentlicht  und  da- 
ht*\  m\um  auf  dan  KrMchi'lnen  der  zuHauinienfassenden  Arbeit  imseres  Mit- 
arbelterM  'i*h.  (iottlleb  über  die  Kataloge  der  mittelalterlichen  Bibliotheken 
ltall<;nM  hinge wIcNen.  Für  Freunde  der  I.itteratur  des  Zeitalters  der  Renais- 
winee  in  Italien  Hnden  Nieh  bei  Motta  einige  werthvoUe  Notizen.  Das  Heft 
NchlleMNt  mit  einem  KxeurH  über  da»  (ieburtsjahr  Oian  Giacomo  Trivulzios 
und  «rinem  VenM'le.hnlMH  der  S(;hriften  und  Abhaiidlungeu,  in  denen  von  der 
Bibliothek  und  deui  MuHeum  Trivulzio  gesprochen  wird.  x.  x. 

In  dem  Jullhcft  der  Monatsschrift  Le  livrc  moderne  findet  sich 
H.  21  u.  f.  eine  bibliographische  ZuHamnienstellung  der  theatralischen 
l'arodleen  der  bekanntesten  französischen  dramatischen  Dichter 
des  1«.  .lahrhundertN.  Viktor  Hugo  führt  den  Keigen  dieser  parodirten 
Dmmatiker.  ihm  MehliesHt  ('.  Deluvigne,  F.  Ponsard,  E.  Augier,  E.  Sue,  A. 
Dumas  Vater  sieh  an.  Wüssteu  wir  es  nicht  zur  (Genüge,  welche  eminente 
Bedeutung  dtis  moderne  franzöHlselie  'Hieater  für  unsere  Nachbarn  hat,  wir 
würden  es  allein  aus  der  Mengte  der  hier  mitgetheilten  Parodieen  schliessen 
können.  Für  diw  feinere  Innere  Studium  des  französischen  Ueistes  dürften 
tllese  imrodlNelien  Darstellungen  des  Theaters  der  romantischen  Schule  von 
beNon(len*m  Interesse  sein.  Doch  werden  sie  wohl  wenig  dazu  benutzt  wer- 
ften können.  Denn  dieniei.sttMi  von  ihnen  sind  bibliographische  Seltenheiten 
geworden  und  daher  nur  Bibliophilen  zugänglich.  0.  H. 

• 

Zur  Bibliographie  unbekannter  Kölner  Drucke.  Das  gräf- 
lleh  KU  KlzVlu*  Ilauptareliiv  zu  Eltville  a,  Khein  besitzt  einen  auf  Papier 
gtMlruekten  AbhiM.sbrlet*  in  Quert\)lio  zu  27  Druckzeilen  gothiseher  Type, 
welcher  bisher  unbekannt  Ijlieb.  Derselbe  beginnt :  Uuiversis  presentes 
lltteras  iuspeeturls  Nos  tVater  Kobertus  gagyn  Deeretorum  doetor  maior 
minister  totius  ordinis  sanete  trinltatis  ue  redemptiöis  eai)tiuorum  Salutem 
In  tlno  I  sempiterua.  |  N(»tu  faeimus  (|,  saneti.ssimus  düs  uoster  dfis  Alexander 
impa  Moxtus  et  modernus  ai>pro=  |  ete.  ete.  Der  Ablassbrief  Ist  handschrift- 
ileh  auf  datllr  Im  Spitze  freigelassenen  Kaum  ausgestellt  für  „Juucher 
.lolian  snetz  uxor  juttVa  (Jinlrut  die  vero  XII  Mensis  Januarii  Anno  dni, 
Meeee,  Xi'ViJ."  iMeser  Junker  Johann  Snetz  gi^hörte  der  edlen  Familie 
Sehuelss  von*(«rtMisau  bei  i'oblenz  an.  Ein  einffedruekter  schwarzer  Initial 
»lert  den  Anfang,  unten  ist  In  braunem  Wachs  das  rundlängliche  Siegel  des 
Ausstellers  aufgiMlrüekt.     Der  Druck  dürfte  den  Typen  nach  Heinrich  guentel 


Venoischte  Notizen.  71 

in  Cöln  (1479—1502)  angehören;  es  ist  jene  gothische  Type,  die  der  des 
Peter  Friedberg  zu  Mainz  ähnelt  und  auch  Verwandtschaft  mit  der  Type  Heu- 
luanns  zu  Mainz  und  des  Martin  Flach  zu  Strassburg  besitzt. 

Die  Königliche  LÄudesbibliothek  zu  Wiesbaden  bewahrt  unter  ihren 
Inkunabeln  einen  Alphonsus  de  Spina  Tabula  fortalitij  fidei  etc.  Hain  873* 
mit  dem  Eintrage :  Libnim  istum  dedit  dominus  et  magister  Bertoldus  pastor 
in  Wissel  (Oberwesel  a.  Rh.),  monasterio  sancti  Florini  confessoris  ordinis 
sancti  Benedicti  (Kloster  Schönau  in  Nassau)  anno  domini  M  cccc  Ixxxxiiij. 
Auf  dem  Vordeckel  ist  aufgeklebt  ein  gedruckter  Almanach  folio  mit  der 
Schlnssschnft :  Calculatum  est  preseus  Almanach  in  laudabili  ab  mercus  |  riali 
opido  Merheymensi  ducatus  Montcusis  pro  simplicibus  j  ac  vtilitate  totius 
conmiunitatis  Finitque  feliciter  I  Merheymensis.  j  Geprent  tzo  Coellen  vp  dem 
Alden  mart  in  dem  willden  man.  Mit  Holzschnitten  und  Eandeinfassung. 
Das  Fragment  gehörte  zum  Jahre  15U4,  der  Drucker  ist  Hermann  Burgart 
von  Ketwich  zu  Cöb.  F.  W.  E.  Roth. 


Im  Jahrgang  2.  S.  336  des  C.  f.  B.  haben  wir  eine  Anzeige  des  2.  Sup- 

Elements  zum  Catalogue  de  la  bibliotheque  Wallone  depos^e  a 
icyde  gebracht.  Jetzt  ist  das  128  Seiten  einnehmende  3.  Supplement ,  den 
Zuwachs  der  Jahre  1886—90  umfassend,  erschienen.  Redigirt  ist  dasselbe  in 
mustergiitiger  Weise  wie  die  Supplemente  1  und  2  von  dem  Vorstande  der 
Leydener  Universitätsbibliothek  W.  N.  du  Rieu. 


Zur  Geschichte  Unteritaliens  aus  der  Zeit  der  Normannen  sind  in  den 
letzten  Jahren  mancherlei  griechische  Urkunden  veröffentlicht  worden.  Unter 
dem  Titel  Chartes  Byzantines  inödites  de  Grand  Grece  hat  neuer- 
dings der  Herr  Pierre  Batiffol  in  den  M^langes  d'arch^ologie  et  d'histoire 
X.  pag.  88  u.  f.  zwei  werthvolle  Urkunden  veröffentlicht ,  von  denen  nament- 
lich die  erste  recht  wichtig  für  die  Geschichte  der  Niederlassung  der  Nor- 
mannen in  Unteritalien  ist.  Sie  sind  wohl  nur  als  Vorläufer  des  Werkes,  das 
uns  Herr  Batiffol  über  die  griechischen  Bibliotheken  Unteritaliens  liefern 
wird,  anzusehen.  Zwei  andere  griechische  Urkimden  hat  Herr  Nicola  Parisio 
in  Neapel  (Detken)  unter  dem  Titel:  Due  documenti  greci  incditi  della 
Certosa  del  Bosco  uns  zuzüglich  gemacht,  die  gleichfalls  nicht  uninteressant 
sind.  Die  erste  Urkunde  ist  von  1 1 1 0,  die  andere  von  1 1 56.  Für  die  Frage  der 
Echtheit  mancher  dieser  normannischen  Urkunden,  die  im  vorigen  Jahrhundert 
im  fiskalischen  Interesse  von  Vargas  Macciucca  angeregt  wurde,  sind  diese 
Diplome  entscheidend.  0.  H. 

Herr  Vincenzo  de  Bartholomaeis  hat  unter  dem  Titel  Ricerche 
Abruzzesi  bei  Forzani  in  Rom  1889  Nachrichten  über  Handschriften  in  den 
Abruzzen  wieder  abdrucken  lassen,  die  urspriinglich  in  dem  Bulletino  delF 
Ist.  stör.  Italiano  veröffentlicht  waren.  Es  wiwl  hier  namentlich  auf  eine 
Handschrift  aus  dem  14. — 15.  Jahrhundert  aufmerksam  gemacht,  welche  die 
Rolle  eines  Mitspielers  aus  einem  Passionsschauspiele  enthält  und  in  Sulmona 
gefunden  ist.    Das  Drama  war  in  rythmischen  lateinischen  Versen  geschrieben. 

Es  dürfte  doch  wohl  manche  Leser  interessiren  zu  erfahren,  dass  man 
in  Rom  bei  der  Tiberregulinmg  kürzlich  Inschriften  gefunden,  die  sich 
auf  die  ludi  saeculares  unter  Augustus  beziehen  und  ausdriicklich  das  Carmen 
saeculare  des  Iloratius  erwähnen. 

Unter  der  0])eraufsicht  und  mit  Unterstützung  des  italienischen  Unter- 
richtsministeriums sollen  jetzt  zwei  der  wichtigsten  Handschriften  der  Lau- 
renziana  auf  photo graphischem  Woge  veröffentlicht  werden.  Es  sind 
dieses  die  berühmte  Ae  s  c h yl  u  s h  a n  d  s  c  h  r  i  f  t  und  die  noch  berühmtere  der 
Pandekten.  Von  der  ersteren  sah  ich  schon  vergangenes  Frühjahr  einige 
Probeblätter,   die   mir  ganz  gelungen  zu  sein  schienen.    Das  Istituto  topo- 


72  Vennisclite  Notlz.en. 

grafico  militarc  in  Florenz,  das  die  schönen  Karten  des  italienischen  General- 
stabs auf  dem  Weji^e  der  Photographie  (foto-incisione)  hergestellt  hat  und 
sich  des  besten  Hufes  erfreut,  hatte  sie  angefertiet.  Wenn  wir  recht  unter- 
richtet sind,  hatte  man  auch  schon  in  Deutschland  eine  photograiihische 
Nachbildung  der  Pan<lektenhandschrift  in  Anregung  gebracht,  ohne  jedoch 
damit  durchdringen  zu  können.  Wer  sich  näher  für  die  Ausgabe  der  Pan- 
dekten interressirt ,  mag  die  Berichte  hierüber  von  Scialoja  u.  Chiappelli  im 
Bnllettulo  deU'lstituto  di  diritto  Koniano  nachlesen.  0.  11. 

Aus  dem  Nachlass  von  Charles  Graux  hat  Albert  Martin  den  Katalog 
der  in  Schweden  befindlichen  griechischen  Handschriften  herausgegeben 
(Notices  sommaircs  des  manuscrits  grecs  de  Suede  par  Charles 
(jiraux,  mises  en  ordre  et  completees  par  Albert  Martin.  Paris,  Ernest  Leroux. 
18S9.  S')-  Ks  befinden  sich  in  Upsala  00,  in  Linköping  S,  in  Skokloster  :*, 
in  Stockholm  3  griechische  Handschriften.  Alle  sind  erst  mit  dem  Ende  des 
17.  Jahrhunderts  in  diese  Bibliotheken  gekommen;  von  den  reichen  Samm- 
lungen Gustav  Adolfs  und  Christinens  hat  sich  in  Schweden  nur  eine  Hand- 
sclurift  erhalten;  alles  andere  ist  ins  Ausland  gewandert,  vor  allem  in  die 
Vaticana. 

Drei  neue  Schriften  über  französische  Bibliotheken  verdienen  Er>välm- 
ung.  Erstens  Philippe  Lauzun,  Les  manuscrits  de  la  bibliotheque 
de  Saint-Amans  (Agen,  V«  Lamy.  b**.  52  p.).  Diese  Sammlung,  die  sich 
früher  im  Schloss  Saint  Amans  bei*  Agens  befand  und  durch  Florimond  Bou- 
don  de  Saint  Amans  zusammengebracht  war,  ist  gegenwärtig  leider  zerstreut. 
Sie  enthielt  besonders  lokalgeschichtliche  Sachen.  —  Zweitens  Aime  Vin^j- 
trinier,  Les  incuuables  de  la  ville  de  Lyon  et  les  premiers  de- 
buts  de  rimprimerie.  (Lyon,  Bemoux  et  Cumin.  S".  liU  p.)  Die  Biblio- 
thek von  Lvon  enthält  120  000  Bände  und  ist  reich  iui  Inkunabeln,  haupt- 
sächlich solchen  aus  I.yon  selbst.  Ein  Katalog  dieser  Inkunabeln,  von  Fräulein 
Pellechet  bearbeitet,  wird  demnächst  erscheinen.  —  Drittens  I^^on  Braque- 
hais,  Notice  historique  sur  la  bibliotheque  du  Havre.    (Paris,  S*'.) 

Als  einen  Beitrag  zur  (»eschichtc  der  Vaticana  bezeichnet  Herr  P.  Ba- 
tiftbl  seinen  in  den  Melanges  d'archeologie  et  d'histoire.  IX.  Fasel  —  2. 
S.  2S  u.  f.  veröffentlichten  Aufsatz:  l^es  manuscrits  grecs  de  Lollino 
6veque  de  Bellune.  Er  veröffentlicht  den  von  ihm  aufgefundenen  Kata- 
log von  121  griechischen  Handschriften  des  gelehrten  Bischofs  Alvisio  Lollino 
von  Belluno  (1047 — 1020),  der  einer  reichen  venetianischen  Familie  entstam- 
mend, in  (iortyna  auf  Creta  geboren  war.  Die  von  ihm  gesammelten  Hand- 
schriften hatte  er  der  \'atieanä  vennaeht.  Von  ihm  Hihrt  auch  die  Sammlung 
griechischer  Inschriften  her,  welche  B«»eckh  als  Silh)ge  LoUiniana  ausgebeutet 
hat.  —  In  dem  3.  und  4.  Hefte  S.  3M>  u.  f.  derselben  Zeitschrift  hat  Herr 
L6on  Pelissier  veröffentlicht:  l'n  Inventaire  des  manuscrits  de  la  Bibliothe- 
que (.-orsini  A  Rome.  das  La  Porte  du  Theil  über  die  die  französische  Ge- 
schichte betreffenden  Handschriften  der  Corsiniana  während  seines  Aufent- 
haltes in  Born  (1770—80;  ausgearbeitet  liat.  Das  Inventaire  ist  nach  einer 
Handschrift  der  Bibliotheque  nationale  zu  l*aris  gedruckt.  ().  11. 


Eine  Lebensbeschreibung  des  bekannten  Sanmilers  und  Kenners  der 
älteren  neuhochdeutschen  Litteratur,  des  Freiherrn  Karl  Hartwig  (iregor  von 
Mcusebach,  veröffentlicht  F.Otto  nach  den  hinterlassenen  Papieren  des 
verstorbenen  Oberschulraths  Dr.  K.  Schwartz  in  den  Annalen  des  Vereins 
für  Nassauische  Alterthumskunde  und  (iesehichtsforschung.  und  zwar  enthält 
der  vor  kurzem  erschienene  21.  Band  der  Annalen  S.  43  — 7ö  die  ersten  beiden 
Abschnitte:  „Die  Jugend^  17M  — 1803  und  „Dillenburg"  IbOH  — 14.  Dieser, 
der  Bedeutung  Meusebach's  entsjirechenden  Arbeit,  die  man  mit  grösstem 
Vergnügen  liest,    ist,   wie  der  Bearbeiter  sagt,    sehr  zu  statten  gekommen. 


Vermischte  Notizen.  73 

dass  die   Gedenk-   nnd   Tagebücher  Mensebachs   (4  Bde.   im  Besitz  seiner 
Tochter,  der  Frau  von  WitzTeben  in  Potsdam)  eingesehen  werden  konnten. 

W. 

In  der  Ungarischen  Keviie  (1800)  S.  499f.  ist  ein  Vortrag  Joh.  Cson- 
tosi's  über  die  Corvina-Frage  auf  dem  lS43/44er  ungar.  Reichstage  betr. 
Rtickerwerbun^  der  in  ganz  Europa  zerstreuten  Ueberreste  der  Corvina  für 
das  ungar.  Nationalmuseum  kurz  skizzirt.  W. 


Als  Anhang  zu  einem  Aufsatz  über  die  Zerstörung  Speyers  im 
Jahre  16»*9  wird  im  14.  Heft  der  Mittheilungen  des  histor.  Vereins  der  Pfalz 
u.  A.  Seite  46  f.  ein  „Specifica  designatio  ab  hoste  per  incendium  et  excidiiuu 
Spirense  calhedrali  ecclesiae  ibidem  illati  danmi"^  abgedruckt,  worin  es  an 
h.  Stelle  heisst :  Idem  coutigit  perfectissimae  et  incomparabili  bibliothecae, 
pro  qua  .  .  .  50  000  Imperiales  etc.  W. 


Einige  Notizen  über  die  Bibliothek  des  früheren  Franziskaner- 
klosters in  Meissen,  auch  ein  Verzeichnis»  von  Inkunabeln,  die  der  Biblio- 
thek angehört  haben  und  sich  jetzt  zum  Theil  in  der  Königlichen  Bibliothek 
in  Dresden  befinden,  giebt  Paul  Markus  in  einem  längeren  ansprechenden 
Artikel  über  das  genannte  Kloster  in  den  Mittheilungen  des  Vereuis  für  Ge- 
schichte der  Stadt  Meissen  Bd.  2,  Heft  3  (1889).  W. 


Ein  bisher  unbekanntes  Strassburger  Gesangbuch  von  1568,  im 
Besitz  des  Lic.  A.  Erichson,  Direktors  des  Studienstiftes  St.  AVilhelm  zu 
Strassburg,  beschreibt  K.  Budde  in  der  Zeitschrift  für  praktische  Theologie. 
12.  Jahrg.  1890.    S.  224  ff. W. 

Von  dem  Katalog  der  Bibliothek  der  Fondation  Teyler  zu 
Harlem  ist  seit  unserem  früheren  Hinweise  an  dieser  Stelle  (Centrablblatt 
f.  B.  IV.  86)  der  erste  Band  unter  dem  Titel :  'Fondation  Teyler.  Catalogiie 
de  la  Bibliotheque  dresse  par  ('.  Ekama.  Sciences  exactes  et  naturelles.'  in- 
zwischen vollständig  erschienen,  während  auch  von  dem  zweiten  Bande  be- 
reits drei  Lieferungen  vorliegen.  Nachdem  die  vier  ersten  Lieferungen  des 
ersten  Bandes  die  Encyklopaedien  und  Gesellschaftsschriften,  Anatomie, 
Physiologie,  Anthropologie,  Ethnologie  und  Naturgeschichte;  Zoologie;  Bo- 
tanik behandelt  hatten,  werden  in  den  vier  weiteren  Lieferungen  Pmeonto- 
logie,  Geologie  und  Mineralogie,  Geographie,  mathematische  Wissenschaften 
und  Archaeologie  verzeichnet  und  im  2.  Bande  die  in  der  Bibliothek  vor- 
handenen Werke  griechischer  und  lateinischer  Schriftsteller  aufgezählt.  Der 
vorzüglichen  Ausstattung  des  Katalogs  haben  wir  früher  gedacht.  Derselbe 
ist  ausserdem  übersichtlich  gearbeitet  und  mit  einem  guten  Register  versehen. 
Im  Uebrigen  fiel  uns  auf,  dass  gerade  für  die  Zeitschriften  nicht  die  alpha- 
betische Reihenfolge  beliebt  worden  ist,  welche  man  sonst  durchweg  bevor- 
zugt hat.  Unter  alphabetisch  geordnete  Ländernamen  einzelne  Stä3te  und 
umgekehrt  unter  Städtealphabete  einzelne  Ländernamen  zu  mischen,  halten 
wir  auch  für  wenig  naehahmungswerth.  Oder  wäre  es  nicht  einfacher  ge- 
wesen, Inusbnick  (nicht  InnsprücK)  unter  Autriche  zu  setzen,  wenn  auch  vor- 
läufig an  betreffender  Stelle  Oesterreich  nur  durch  diese  eine  Stadt  vertreten 
war,  als  diese  selbständig  zwischen  den  Ländern  aufzuführen,  und  Hessen 
sich  nicht  (Jesellschaftspublikationen  wie  diese:  Schriften  des  naturwissen- 
schaftlichen Vereins  für  Schleswig-Holstein,  Jahreshefte  des  Vereins  für  vater- 
ländische Naturkunde  in  Württemberg  einlacher  bei  derjenigen  Stadt,  worin 
sich  der  Verwaltungssitz  der  (Jesellschaft  befindet,  unterbringen,  anstatt  in 
das  Alphabet  deutscher  Städte  die  Länder  Schleswig-Holstein,  W'ürtt(Mnberg 
einzufügen?  Auf  Irrthum  beruht  es  ferner,  wenn  die  Schriften  der  Leopol- 
dinisch-Carolinischen  deutschen  Akademie  der  Naturforscher  unter  Leipzig, 
wo   die  Akademie   sich    niemals  befunden  hat,   gestellt  sind,   während  der 


74  •  Vennl«chte  Notizen. 

f^egenwärti^e  Sitz  seit  einer  längeren  Beihe  von  Jahren  Haue  a.  S.  ist;  wenn 
ferner  die  altbayerische  Stadt  Passau  unter  Oesterreich  gerathen  ist,  und 
wenn  endlich  unter  der  Ueberschrift  Etats  Unis  Städte  wie  Cordoba,  Rio  de 
Janeiro,  Toronto  und  Mexique  verzeichnet  sind.  A.  G.» 


(•uriosum.  I^ine  Göttinger  philologische  Inaugural- Dissertation  aus 
dem  Jahre  lb89,  welche  VI  -f  146  Seiten  zählt,  beginnt  mit  jedem  der  7  Ab- 
schnitte, aus  denen  sie  besteht,  eine  neue,  mit  1  anfangende  Pagininmg:  wer 
also  eine  Stelle  derselben  anflihrt,  muss  neben  der  Seitenzahl  auch  das  Capitel 
angeben.    Hoffentlich  findet  dieses  Beispiel  keine  Nachahmung.  P. 

Die  ^Mittheilungen  für  Autographensammler",  die  seit  1&84 
von  E.  Fischer  von  Röslerstamm  redigirt  wurden,  werden  jetzt  von  Richard 
Bertling  in  Dresden  herausgegeben  werden,  da  der  frühere  Redakteur  nach 
Rom  verzogen  ist.  Herr  Richard  Bertling  ist  bekanntlich  der  Verleger  des 
für  seine  Zwecke  gut  geleiteten  Blattes. 


In  der  Bibliotheque  de  l'öcole  des  chartes"  1890.  S.  305  u.  f. 
hat  Herr  L.  Delisle  im  Anschluss  an  eine  Arbeit  von  Herrn  E.  Gordon  Duff  in 
dem  Journal  The  Library  I8'.mi  S.  210  u.  f.  weitere  Beiträge  zu  dem  Werke 
des  Buchdruckers  und  Buchhändlers  Fridericus  de  Egmout  aus  dem  Ende 
de«  15.  und  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  gegeben.  Die  mit  der  Pariser 
Buchdruckennarke  FE  und  JB  bezeichneten  Bücher  *geliören,  zum  TheU 
wenigstens,  sicher  genanntem  Buchdrucker  an. 

In  demselben  Hefte  der  B.  de  Tee.  d.  chartes  S.  270  u.  f.  giebt  Herr 
H.  Omont  eine  Uebcrsicht  der  Papiere,  welche  sich  auf  der  Bibliotheque 
nationale  in  Paris  aus  dem  Nachlasse  des  Theologen  und  Orientalisten  Eusebe 
Renaudot  (1648 — 1720)  finden.  Man  wird  erstaunt  sein  daraus  zu  ersehen, 
dass  der  berülimte  Herausgeber  der  Liturgiarum  orientalium  collectio  an  den 
oolitischen  Geschäften  des  französischen  Ministeriums  des  Auswärtigen  den 
lebhaftesten  Antheil  genommen  hat. 

Kölner  Fragment  des  Codex  Justinianus.  Unter  diesem  Titel 
bespricht  (i.  Gundermann  (Jena)  im  Rheinischen  Museum  für  Philologie. 
Neue  Folge.  Band  XLV.  S.  361 — 370  ein  einzelnes  Pergamentblatt  in  Quart, 
welches  unter  der  Bezeichnung  GB.  B.  CXXX.  dem  Historischen  Archiv  zu 
Köln  gehört.  Es  stammt  aus  dem  dortigen  Benedictinerkloster  Gross  St. 
Martin  und  hatte  hier  zuletzt  als  Vorsetzblatt  eines  Oktavbandes  gedient.  Es 
enthält  in  Uncialsehrift,  wahrscheinlicli  des  7.  Jahrhunderts ,  alpliabetisch  ge- 
ordnete lateinische  Glossen,  mitgetheilt  von  Götz  im  Corp.  Gloss.  Lat.  IV. 
(1889)  p.  XLII.  Dieser  Inhalt  ist  aber  nicht  der  ursprtingliclie :  denn  das 
Blatt  ist  Palimpsest.  Die  untere  Schrift,  ebenfalls  Unciale,  und  zwar  reine 
und  sehr  schöne  Unciale  des  6.  Jahrhunderts ,  giebt  vom  Codex  Justinianus 
den  Titel  III,  32  de  rei  vindicatione  von  „praescriptioneiu"  in  const.  4  an 
bis  const.  12  am  Ende.  So  klein  das  BnichstUck  ist,  so  ist  es  immerhin,  wie 
der  Abdruck  und  (Uindermann's  Besprechung  zeigt,  für  die  Kritik  des  Codex- 
textes nicht  ohne  Wichtigkeit.  Auch  philologisch  ist  es  von  Interesse. 
Gundermann  nimmt  an,  dass  es  in  Italien  gewerbsmässig  hergestellt  sei. 
Uebrigens  war  auch  diese  Schrift  noch  nicht  die  älteste.  Unter  dem  juristi- 
schen Texte  zeigen  sich  noch  ältere  Schriftztige,  welche  jedoch  kein  irgend 
deutliches  Buchstabenbild  mehr  gewähren.  Fit  fing. 

Ein  höchst  interessantes  Autograph  aus  der  Zeit  der  Reformation 
befindet  sich  seit  einer  Zeit  von  mehr  als  80  Jahren  in  den  Händen  einer 
Dresdener  Familie.    Es  ist  dies  der  erste  Entwurf  der  in  hiteinischer  Sprache 


Vennischte  Notizen.  75 

geschriebenen  geistvollen  Entgegnung  Ulrich  von  Huttens,  des  Freundes 
Luthers  und  Franz  von  Sickingens,  des  Vorkämpfers  fllr  Recht  und  Protestan- 
tismus, gegen  die  Bulle  Leos  X.:  Bulla  contra  errores  Martini  Lutheri  et  se- 
(luacium.  Auf  der  mit  dem  päpstlichen  Wappen  ausgestatteten  ersten  Seite 
des  Titelblattes  eines  gedruckten  Exemplars  oieser  Bulle  beginnt  Hütten  mit 
folgendem  Vers: 

Si  (luid  Roma  dabit,  nngas  dabit,  ampit  aurum. 
Verba  dat,  heu  Romae  nunc  sola  pecuuia  regnat. 

Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  fängt  die  Entgegnung  mit  folgenden 
Worten  an:  Ulrichus  de  Hütten,  Eques  Germanis  omnibus  salutem.  Ecce 
Leonis  Decimi  Bullam,  viri  Germani  qua  remergentem  illc  veritatem  Christia- 
nam  remorari  conatur,  quam  respiranti  tandem  compressione  libertati  nostrae, 
ne  vires  reciplat  ac  plane  reviviscat  obiicit  et  opponit  etc.  So  geht  es  auf 
der  ganzen  Rückseite  des  Titelblattes  weiter.  Der  Rand  der  Blätter  und 
ebenso  die  Zwischenräume  der  einzelnen  Zeilen  des  gednickten  Textes  sind 
fast  vollständig  mit  handschriftlichen  Bemerkungen  ausgefüllt.  Der  Schluss 
befindet  sich  auf  der  ersten  Seite  des  letzten  Blattes,  welches  von  Druck 
frei,  handschriftlich  vollkommen  ausgefüllt  ist  und  lautet:  Pontificiae  dotcs 
sunt  sapientia,  puritas,  castitas  et  rerum  omnium  contemptus :  has  amplectere. 
Sic  enim  fiet,  ut  colat  te  Germania  cum  amaviderit,  non  oppugnet,  ubi  terrere 
persenserit.  Decet  autem  benevolentia  vincere  te  omnes,  vi  cogere  neminem. 
Haec  libere ,  sed  vere,  ut  et  res  sunt  et  tempora  ferunt.  Vale  ex  Germania! 
Das  Büchlein  ist  bis  auf  eine  durch  weisses  Papier  ergänzte  Ecke  des  Titel- 
blatts gut  erhalten.  Dasselbe  steht  jedem  Interessenten  zur  Besichtigung  in 
meiner  Wohnung  gern  bereit;  auch  wäre  ein  eventueller  Verkauf  desselben 
nicht  ausgeschlossen. 

W.  Krau  kling,  Strehlen  b.  Dresden,  Leubnitzerstrasse  4.  L 


Von  dem  Annuaire  des  Bibliotheques  et  desArchives,  publik 
sous  les  auspices  du  Minist^re  de  Tiustruction  publique  liegt  uns 
der  neueste  Jahrgang  (Paris,  Hachette  et  Cie,  1890)  vor.  Es  wurde  bereits 
früher  im  Centralblatt  (Jahrg.  VI,  S.  375)  auf  den  Werth  und  die  Brauchbar- 
keit dieses  Hilfsmittels  hingewiesen,  welches  die  Beamten  der  Bibliotheken 
imd  Archive  verzeiclmet,  ausserdem  die  gednickten  Kataloge  der  Bücher  und 
Handschriften  anführt,  Notizen  über  die  Zeit,  während  welcher  die  Samm- 
lungen für  das  Publicum  geöffnet  sind,  beifügt  u.  s.  w.  An  der  Spitze  des 
Unternehmens  steht  Llysse  Robert,  welchem  die  im  Laufe  des  Jahres  ein- 
getretenen Veränderungen  Seitens  der  französischen  Bibliothekare  und  Ar- 
chivare bis  zum  15.  Dezember  regelmässig  zu  melden  sind,  falls  dieselben 
nicht  vorziehen,  ihre  Bemerkungen  direct  an  das  Ministerium  des  öffentlichen 
Unterrichts  einzusenden.  Wir  möchten  bei  dieser  Gelegenheit  die  schon  von 
anderer  Seite  gegebene  Anregung  wiedertiolen,  dass  auch  bei  uns  ein  solches 
Jahrbuch  recht  bald  begründet  werde.  A.  G. 

Die  National  Publishing  and  Printing  Co.  in  Chicago  veröffentlicht  seit 
einiger  Zeit  ein  für  die  technischen  Wissenschaften  recht  werthvolles  biblio- 
graphisches Hilfsmittel,  nämlich  die  Handy  Lists  of  Technical  Litera- 
ture.  Reference  Catalo^ue  of  Books  priuted  in  English  from  1880  to  IShS 
inclusive;  to  which  is  added  a  select  list  of  books  printed  before  1880  and 
still  kept  ou  Publishers'  and  Jobbers'  lists.  Compiled  by  H.  E.  Haferkorn 
and  Paul  Heise.  Der  1890  erschienene  2.  Theil  behandelt  Military  and  Naval 
Science,  Navigation,  Rowing,  Sailing,  Yachting;  Boat,  Ship.  and  'i'acht  Build- 
ings; Ammunition,  Arms,  Tactics,  and  War.  Der  Inhalt  ist,  wie  man  sieht, 
ein  sehr  reichhaltiger.'  Auch  ein  Verzeichniss  der  auf  diesem  (»ebiete  er- 
scheinenden Periooiea  ist  beigegeben  sowie  eine  Liste  nicht  technischer 
Werke,  die  sich  auf  dasselbe  beziehen.  Unser  Collep*  K.  A.  Lind  erfeit 
von  der  Milwaukee  Public  Library*  hebt  in  der  Einleitung  noch   besonders 


76  Vermischte  Notizen. 

die   „  intelligent  preparation    and   painstaking  acciiracy "  des  Unternehmens 
hervor.    Ein  Schlüssel  erleichtert  das  Nachsuclien.  A.U. 

Leiter  von  Vereins-.  Volks-  und  Schulbibliotheken  möchten  wir  auf 
den  in  diesem  Jahre  in  zweiter  Auflage  erschienenen  M  usterkatalog  für 
Vereins-,  Volks-  und  »Schul bibliotheken:  Nebst  einer  Anleitung  zur 
Errichtung  von  Bibliotheken  mit  Fonnularen  (Hannover-Linden,  Carl  Manz, 
1^90)  auc*h  an  <lieser  Stelle  noch  besonders  aufmerksam  machen.  Per  auf 
Grund  des  gelieferten  Material?  von  etwa  900  Zweigvereinen  der  (iesellschaft 
llir  Verbreitung  von  Volksbildung  bearbeitete  Katalog  giebt  ein  («esammt- 
bild  der  in  den  Bildungsvereinen  Deutschlands  vorhandenen  Bücherbestände 
und  empfiehlt  sich  <iesshalb  ab*  Kathgeber  beim  Ankaufe  neuer  Bücher  für 
die  genannten  Bibliothekskategorien.  Auch  der  kürzlich  erschienene  Katalog 
d  e  r  V o  1  k  s  b  i  b  i  o  t  h  e  k  d  e  r  8 1  a  d  t  K  e  t  z ,  zusauuuengest eilt  von  P  u  n  t  s  c  h  e  r  t , 
dürfte  für  diesen  Zweck  mit  Nutzen  zu  verwenden  sein.  A.  (J. 

Für  die  Geschichte  des  französischen  Buchhandels  wird  grosses  Inter- 
esse bieten  ein  Werk,  das  die  Firma  Ilachette  in  Paris  als  demnächst  er- 
scheinend ankündigt:  M.  0.  Thierry-Poux  Premiers  monuments  de 
rimprimerie  en  France  au  XVe.siecle.  Dasselbe  soll  2^9  Facsimiles  in 
Heliogravüre  erhalten. 

Aus  welchen  BeviUkerungsschichten  sich  die  Leser  der  englischen 
freien  Bibliotheken  zusammensetzen,  zeigt  recht  deutlich  eine  Statistik  der 
Birmingham  Free  Libraries  aus  dem  Jahre  1S89.  ¥.s  benutzten  jene 
Sammlungen  1392  Studenten  und  Schüler,  1138  Handlungsgehülfen  und  Buch- 
halter, 301  Laufburschen  und  Bediente,  298  Lehrer,  21  (>  Juweliere.  2()0  Laden- 
diener, 192  Buchdrucker  und  Setzer,  iH9  Schneider  und  Putzmacher,  ß  Jour- 
nalisten. 2  Zeitungsspediteure,  2  Reporter. 


Handschriften  aus  Upsala  (einundvierzig  Nunmiern)  verzeichnet 
B.  Kisberg  in  den  ,,Meddelanden  frÄn  Josephsous  Antikvariat  1890".  Ks  sind 
Werke  des  1750  als  Probst  in  Hudiksvall  gestorbeneu  Olaus  Johau  Broman, 
höchst  mannigfaltigen  Inhalts,  darunter  auch  eine  Autobiographie ;  sie  stammen 
zum  'l'heil  aus  dem  Nachlasse  des  Verfassers  selbst  und  gehören  di*r  Biblio- 
thek der  Gestrike-Helsiiige  Natsjon  an  der  Universität  Upsala.  —  Nachträge 
und  Berichtigungen  zu  ('arlanders  „Svenska  bibliotek  och  Ex-libris"  giel>t 
K.  F.  Werner.  Hy. 

G.  Focks  ])ibliographischer  Monatsbericht  über  neu  er- 
schienene Schul-  und  Universitätsschriften,  dessen  Erscheinen  seinerzeit  in 
dieser  /«'itschrift  angt^zeigt  wurde  (C.  f.  B.  VH,  63— 155) ,  beginnt  mit  dem 
October  1890  den  zweiten  .Jahrgang.  Das  L^nteniehmen  umfasst  nun  den  ge- 
saunnten  Taus<*hverkehr  des  Deutsehen  Beiehes,  der  Niederlande,  Belgiens, 
Schwedens,  Frankreichs,  der  Schw(»iz  und  Oesterreich  -  Ungarns,  sowie 
von  Dorpat  und  Helsingfors.  Im  ersten  Jahrgang«^  gelangten  3345  Ab- 
handlungen zur  Aufnahme,  über  die  die  Verlagshandlung  am  Schlüsse  des 
ersten  Jahrganges  ein  alphabetisches  Autorenverzeichniss  b*'igegeb«'n  hat. 
Dem  a.  a.  O.  von  uns  ausgesprochenen  Wunsche,  die  einzelnen  Schriften 
auch  mit  Preisangaben  zu  verseilen,  zu  folgen,  hat  sich  brieflicher  ^littheilung 
zufolge,  mit  Kücksicht  auf  die  in  der  Praxis  dabei  zu  <'r\\ artenden  Uebel- 
stände,  die  Verlagshandlung  nicht  entschliessen  können.  Ily. 

Selten  sind  wohl  gleichzeitig  zwei  verschiedenere  und  doeli  beide 
wichtige  Zusanunenstellungen  über  die  AVerke  Eines  berühmten  Buchdruckers 
und  Buchhändlers  erschienen,  als  dieses  kürzlich  dem  berühmten  venetiani- 
schen  Buchdrucker  Gabriel  Giolito  de'  Ferrari  begegnet  ist.    Während 


Vermisclito  Notizen.  77 

die  bekannte  thUtige  Buchhandlung  von  U.  Hoepli  in  Mailand  einen  sehr 
niedlich  ausgestatteten  und  sehr  gut  gedruckten  Catalogo  d'una  raccolta  di 
opere  stauipate  dai  Gioliti  de'  Ferrari  m  Venezia,  in  dem  nicht  weniger  als 
321»  Erzeugnisse  der  Presse  dieser  Firma  zu  angemessenen  Preisen  zum  Kauf 
angeboten  werden,  in  Vorbereitung  liatte,  erschien  in  der  von  dem  italieni- 
schen Unterrichtsministerium  herausgegebenen  Sammlung  zur  Bibliothekskuude: 
Indici  e  Catalogi  als  No.  1 1  der  Anfang  einer  vortrefflichen  Arbeit  von  S. 
Bongi  in  Lucca:  Annali  di  Gabriel  Giolito  de'  Ferrari.  Vol.  I.  Fase.  I. 
S.  CXIII  u.  5u  in  &^  Herr  S.  Bongi,  der  Vorstand  des  an  alten  Urkunden 
so  überaus  reichen  Staatsarchivs  zu  Lucca,  war  der  gelehrten  Welt  bisher 
nur  durch  seine  trefflichen  Publicationen  zur  Geschichte  meiner  Heimath  und 
durch  die  Freundlichkeit  bekannt,  mit  welcher  er  seine  Schätze  allen  Forschern 
zugänglich  machte.  Jetzt  hat  er  sich  durch  sein  neuestes  Werk  als  gelehrten 
Bibliographen  erwiesen.  Denn  in  der  umfangreichen  Einleitung,  welche  er 
dem  sehr  sorgfältig  und  mit  gelehrten  Excursen  versehenen  Verzeichnisse 
der  Werke,  die  aus  der  Presse  der  Gioliti  hervorgegangen  sind,  voraus- 
geschickt hat,  von  dem  aber  bisher  nur  der  Anlang  (lö3i— 48)  erschienen 
ist,  hat  er  sich  nicht  nur  als  ein  gelehrter  Bücherkenner,  sondern  auch  als 
ein  tüchti'rer  Culturhistoriker  gezeigt.  Nachdem  Bongi  die  äussere  Ge- 
schichte der  Familie  Giolito  de'  Ferrari,  welche  aus  Drino  im  Monferratini- 
schcn  stammt,  so  weit  es  die  erhaltenen  Nachrichten  zulassen,  dargelegt  hat, 
geht  er  auf  die  eigenthümliche  Stellung  ein,  welche  (labriel  Giolito  neben 
seinem  beriihmteren  (»eschäftsgenossen,  deuf  Aldus  Manutius,  und  anderen 
grossen  Buchdruckern  und  Buchhändlern  in  der  damals  für  den  Buchhandel 
wichtigsten  Stadt  Europas,  Venedig,  einnahm,  und  weiss  die  Thätigkeit  des 
rührigen  und  gebildeten  Mannes,  der  nach  Petrus  Aretinus  sein  Geschäft 
melir  als  Fürst  denn  als  Buchhändler  betrieb,  in  dit^  engste  Verbindung  mit 
dem  grossen  Umschwung  zu  bringen,  welcher  sich  nach  dem  ersten  Drittel 
des  1«.  Jahrhunderts  in  dem  gesammten  geistigen  Leben  Italiens  vollzog. 
Die  grosse  Culturbewegung  der  Kenaissance  hatte  hier  nach  dem  berüchtigten 
Sacco  di  Koma  einer  kirchlichen  Strömung  Platz  gemacht,  welche  schliesslich 
in  den  Jesuitismus  und  die  von  ihm  geleitete  Kestauration  des  starren 
Katholizismus  ausmündete.  Die  reformatorischen  Elemente,  die  sich  in  Italien 
nicht  unmächtig  geregt  und  bis  in  das  Cardinalscolleg  hinaufgereicht 
hatten,  waren  gleichfalls  ausgeschieden.  Die  Inquisition,  die  Büchercensur, 
der  Index  librorum  prohibitorum  u.  s.  w.  waren  jetzt  an  der  Tagesordnung. 
Damit,  mit  dem  veränderten  Geschmacke  des  PulJlikums  und  den  Schwierig- 
keiten ,  welche  die  Censur  bereitete ,  mussten  sich  jetzt  die  Buchdrucker  ab- 
finden. Zwar  waren  sie  in  Venedig  in  dieser  Beziehung  noch  besser  gestellt 
als  z.  B.  in  Florenz  und  an  anderen  Orten ,  wo  die  Inquisition  die  Bücher 
kurzer  Hand  verbrennen  Hess,  welche  noch  vor  wenigen  Jahren  das  Ergötzen 
der  höchsten  kirchlichen  Würdenträger  gebildet  hatten,  während  die  Magistrate 
in  Venedig  bei  der  Contiscation  auf  angemessener  Entschädigung  der  Händler 
bestanden.  Aber  mehr  oder  weniger  wurde  der  Buchhandt^l  doch  auch  hier, 
wie  ans  einem  aktenmässig  erzählten  Vorgange,  der  uns  den  geschäftlichen 
Betrieb  des  italienischen  Buchhandels  jener  Tage  klar  stellt,  gezeigt  wird, 
durch  die  Inquisition  sehr  stark' belästigt.  Wichtiger  war  fast  noch  die  ganz 
veränderte  Zeitströmung  für  den  Buchhandel,  der  sich  auf  den  Vertrieb  von 
asketischen  und  populären  Schriften  werten  nmsste.  Hatten  die  Pressen  des 
Manutius  die  Texte  der  Klassiker  ins  grosse  Publikum  gebracht,  so  sorgte 
Gabriel  Giolito  für  Uebersetzungen  der  griechischen  Schriftsteller  ins  Italie- 
nische, wie  er  denn  überhaupt  für  die  italienische  Litteratur  eintrat.  Merk- 
würdig und  charakteristisch  ist  es,  dass  er  Dantes  grosses  Gedicht  nur  zwei- 
mal druckte,  während  der  Orlando  furioso  24  mal  bei  ihm  erschien.  Doch 
rührt  der  Ausdruck  Divina  vor  Comedia  von  ihm  her.  0.  IL 


Zu   Ulms  frühester  Buchdruckergeschichte.    Als  ich  jüngst 
auf  der  Kantonsbibliothek  nach  einem  Buche  forschte,  kam  mir  eine  Aus- 


78  Vcrmisclit«*  Notizen. 

gäbe  von  Albertus  Magnus  in  die  Hände,  deren  Druek  eine  kleine  Korrektur 
zu  Ulm»  früliester  Druckgeschicht«'  bietet.  Bekanntlieh  schreibt  Hassler: 
„AeltCHte  Huchdruekergeseliichte  Ulm's"  Ludw.  Holienwang  (S.  65)  auch 
einen  Druek  von  ^Alberti  Magni  scripta  in  11.  sententiaruni"  zu.  Dagegen  ist 
M.  llgenstein  (('entralbl.  1.  2'\\i.  No.  14),  der  ^die  Ausgabe  selbst  nicht  sehen 
konnte-,  ungewiss,  ,-ob  sie  von  Midiael  oder  Joh.  Anierbach ,  oder  in  Nürn- 
berg von  l^'asp.  Ilochfeder  gedruckt"  ist.  Diesen  Zweifel  löst  nun  das 
Luzemer  Exemplar  vollständig,  indem  der  Index  des  4.  Bandes,  der  liekannt- 
licli  auch  Hassler  (S.  t>9)  unbekannt  blieb,  die  Schlussschrift  liat:  ImpITum 
Hafilee  per  uigfm  .lacoba  dv  Pfortzen  |  Anno  dm.  loOti.  vo  die  Martij.  Es 
ist  somit  em  Biisler  Druck  von  Jak.  von  Pfortzheim,  von  dem  J.  Stockmever 
und  B.  Reber,  Beiträge  (S.  6«.  N.  24)  die  Theile  1.  2.  u.  4  verzeichnen.  Voll- 
ständige Exemplare  sind  folglich  äusserst  selten.  Der  erste  bis  dritte  Band 
unseres  Exemplars  stimmt  genau  mit  der  detaillirten  Beschreibung,  die 
Hassler  (S.  t>5  u.  S.)  von  ihnen  giebt.  Doch  ist  der  von  Hassler  (S.  67)  be- 
merkt4^  Druckft'hler  immnesum  in  unserem  Exemplare  corrigirt  (immensum). 
Der  «rrwähnten  Besehreibung  schliesst  sich  der  4.  Band  durch  seine  Ausführ- 
ung vollständig  an.  Dies  Resultat,  das  indirekt  die  kritischen  Forschungen 
von  M.  Hgenstein  (Centralblatt  I.  231  u.  F.)  bestätigt,  erklärtauch,  warum 
Hain  die  Ausgabe  nicht  in  sein  Repertorium  aufnahm. 

Frz.  Jos.  Schiff  mann. 

Kürzlich  ist  ein  „Bio'graphisches  Lexikon  des  deutschen 
Buchhandels  der  Gegenwart"  von  Karl  Fr.  Pfau  (Leipzig,  Fr.  Pfau.)  er- 
Hchi(*nen,  das,  massig  ausgestattet,  über  zahlreiche  deutsche  Buchhändler  bio- 
grai)hisclu>  Notizen  und  über  die  Geschäfte  derselben  Angaben  ])rinj^,  die 
fiist  durchgehends  im  enkomiastischen  Tone  gehalten  sind.  Ueber  die  Auf- 
nahme manclier  Namen  Hesse  sich  streiten,  während  tüchtige  Handlungen 
weggelassen  sind.  Irrthümer  und  verschiedene  Ansichten  smd  hier  immer 
müglich.  Der  Herr  Verfasser  scheint  aber  im  Allgemeinen  der  Meinung  zu 
sein,  djiss,  wenn  man  Alle  und  Alles  lobt,  man  sich  am  Wenigsten  Feinde 
ma<*.ht.  Die  Aufnahme  Benjamin  Franklins  in  dieses  Buch  (S.  129),  das  sich 
nur  nebenbtu  mit  berilhmten  Buchhandlungen  des  Auslandes  und  der  Ver- 
gangenheit beschäftigt,  scheint  doch  dadurch  nicht  gerechtfertigt,  dass  ^der 
Erfinder  des  Blitzableiters"  kurze  Zeit  in  der  Druckerei  seines  Bruders  thätig 
war.    ('uriosa  von  dieser  Art  Hessen  sich  noch  andere  anführen         x.  x. 


Für  die  Geschichte  des  Buchhandels  in  England  ist  ein  werthvoUes 
neues  Werk  erschienen:  A  List  of  837  LondonPublishers  1553—1640 
von  Edward  Arber. 

Zur  Datirung  eines  Druckes  von  Joh.  Mentel.  Die  Schlett- 
stadter  Bibliothek  besitzt  ein  Exemplar  eines  Werkes  vom  hl.  Thomas  von 
Aquin,  nämlich  einer  Secunda  secundae,  das  Mentel  gedruckt  hat  und  Hain 
unter  No.  1454  richtig  beschreibt.  Dies  Exemplar  hat  folgende  Anordnung: 
die  6  Bll.  der  tabula  sind  am  Anfang  statt  am  Ende  des  Buches  eingebunden, 
dann  kommen  2  ungedruckte  Blätter  und  endlich  folgt  der  eigentliche  Text, 
238  BH.  Das  Buch  ist  durchgängig  rnbricirt,  die  erste  Initiale  P  des  Textes 
ist  roth  mit  griinen  Verzierungen.  Den  Schluss  bildet  ein  auf  6  Bll.  ge- 
schriebener Index  reruni.  —  Der  Einband  besteht  aus  zwei  mit  gepresstem 
Schweinsleder  überzogenen  Holzdeckeln,  deren  jeder  mit  5  messingenen  Hüt- 
chen geziert  ist:  die  zwei  Schliessen  fehlen,  und  am  ersten  Deckel  oben  sieht 
man,  dass  das  Buch  ein  über  catenatus  gewesen  ist.  Auf  der  Ausseuseite 
des  letzten  Deckels  steht  die  Aufschrift:  Secunda  secunde  sGi  |  Thome  de 
Aquino.  —  Auf  der  Innenseite  desselben  Deckels  steht  aber  folgende  Notiz, 
weiche  uns  Aufschluss  über  das  Alter  des  Buches  giebt.  Anno  domini  1463 
emi  presentem  librum  a  Johanne  Mendl  notario  et  scriba,  ciue  Argentinensi, 
qui  euudcm  cum  aliis  pluribus  Summis  impressit;  dedi  itaque  7  florenos  pro 


Vermischte  Notizen.  79 

21  sexternis  et  1  florenum  pro  li^atara.  actum  tempore  aduentiis,  amio  ut 
siipra.  —  Nach  den  Schriftzligen  zu  schliessen,  rührt  diese  Notiz  von  dem 
Kaplau  Joh.  Fabri  her,  einem  Schlettstadter,  der  1470  zwölf  Bände  der  Pfarr- 
kirche seiner  Vaterstadt  schenkte.  Fabri  hatte  sich  1431  an  der  Universität 
Heidelberg  immatriculiren  lassen,  wurde  später  Kaplan  zu  Oberehnheim  und 
zu  Schlettstadt ,  und  dann  Pfarrer  in  Geispolsheim.  (S.  meine  „Geseh.  der 
Stadtbibl.  zu  Schlettstadt  1889",  S.  15  ff.)  J.  Geny. 


Summarisk  redop:örelse  för  inneliället  af  Entoniologisk  tidskrift  under 
des  fürsta  10  är  af  Johan  Spängberg.  Separataftryck  ur  Entomologisk  tid- 
skrift. Stockholm,  Gemandt,  1890.  8**.  Sßss.  In  diesem  Verzeichnisse 
des  Inhaltes  der  ersten  lu  Jahrgänge  der  Entomologisk  tidskrift 
giebt  der  Redakteur  eine  nach  den  verschiedenen  entomologischen  Ordnungen 
aufgestellte  Bibliographie  sämmtlicher  213  Artikel;  jeder  Titel  ist  von  einer 
kurzen  Angabe  des  Inhaltes  des  Artikels  begleitet. 


In  den  Meddelauden  frän  Josephsons  Antikvariat.  Tidskrift 
i  bibliografi  utjiven  av  Aksel  G.  S.  .losephson.  1890,  linden  sich  an  der 
Spitze  jedes  Heftes  einige  Seiten  mit  bibliographischen  Notizen.  (Vgl.  oben 
S.  76.    Die  Redaction.) 

Die  J.  A.  Stargardtsche  Buchhandlung  in  Berlin  hat  abermals  einen 
Katalog  (No.  181)  von  Handschriften  und  BUcheni  zur  deutschen  Lilte- 
ratur  u.  s.  w.  erscheinen  lassen,  der  sehr  interessante  Stücke  enthält.  Es  be- 
finden sich  darunter  sehr  werthvolle  Briefe  Schillers;  auch,  wie  es  scheint, 
ungedruckte  Briefe  Luthers  und  Melanchthons.  Welche  Schicksale  mag  wohl 
der  glühende  Liebesbrief  Napoleons  I, ,  aus  dem  Lager  von  Verona  1796  an 
Josephine  nach  Mailand  gerichtet,  gehabt  haben,  ehe  er  in  Berlin  unter  den 
Hammer  kommt?  lieber  eine  Handschrift  der  deutschen  Ordensstatuten,  die 
in  dem  Katalog  zum  Verkauf  gestellt  ist,  wird  uns  von  zuständiger  Seite 
geschrieben:  In  dem  Anfang  Dezember  1890  ausgegebenen  Kataloge  181  von 
J.  A.  Stargardt  in  Berlin  wird  S.  23  n.  274  auch  eine  Pergamenthaimschrift  der 
Statuten  des  Deutschen  Ordens  von  c.  1445  bc^schrieben,  welche,  wenn  die 
Beschreibung  zutreffend  ist,  sich  als  ein  von  allen  übrigen  Handschrifteu 
dieser  Statuten,  deren  ungefähr  50  aus  dem  Mittelalter  erhalten  sind,  ab- 
weichendes Unicum  erweisen  würde.  Deim  sie  soll  auf  92  Quartblätteru 
(25x18,5  cm.)  nur  die  Statuten  der  späteren  Hochmeister  von  Conrad  von 
Feuchtwangen  (1292)  bis  Conrad  von  Erlichshausen  (1442)  enthalten.  Da  aber 
die  Verordiuingen  der  Hochmeister  Conrad  von  Feuchtwangen  bis  Paul  von 
Russdorf,  welche  in  der  Hennig'schen  Ausagbe  (1806)  26  Seiten  einnehmen 
(S.  117—142)  in  der  Stargardt'schen  Handschrift  nur  bis  BL  29  reichen,  auf 
demselben  Bl.  29  die  Statuten  C'onrads  von  Erlichshausen,  die  bei  Hennig 
auf  S.  142 — 156  steht^n,  beginnen,  so  kr>nnen  diese  unmöglich  die  noch  übrigen 
63  Bl.  der  Handschrift  füllen.  Vennuthlich  folgen  auf  diese  noch  die  Ge- 
wohnheiten (Hennig  S.  160—198)  und  die  Vemen(S.  201-207)  und  wir  haben 
es  nur  mit  der  zweiten  Hälfte  einer  gewöhnlichen  Statutenhandschrift  zu 
thun,  deren  Anfang,  die  Capitel  (Hennig  S.  21—80),  Regel  (31—74)  und  Ge- 
setze (77  —  117),  verloren  gegangen  ist.  Der  geforderte  Preis  für  dieses 
defecte  Exemplar,  200  Mk.,  erscheint  etwas  hoch. 

In  dem  Novemberheft  der  bibliographischen  Zeitschrift  „Le  livre  mo- 
denie"  wird  über  die  Schien  der  ei  auf  dem  französischen  Büchermarkte 
geklagt  (S.  316).  Als  Beispiel  wird  angeführt,  dass  die  Buchhandlung  von 
Firmin  Didot  an  die  Librairie  g(6n6rale  ou  Lille  eine  Sammlung  von  Bücheni, 
die  eine  Million  Francs  im  Handel  gekostet,  für  90000  Francs  verkauft 
habe,  also  für  loo  Frcs.  9  Frcs.  rechne!  „Quoi  qu'il  en  soit.  ces  proc6d6s 
sout  d^plorables  et  mettent  en  d^sarroi  les  acheteurs  et  les  interm6diaires, 


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I '#fli  » f'M,  t/'.<  /ii  t','futn,'t  \,j't  Jrjfii  I  ■,  •;  -rhri'-^  ii/i'-r  A:i'l«-r«;ii '*::piil'- 
iH' tt*'nn  « lrf'f(i>« 'riiiMi  '<rlr).'  .i>»  iiiitto  riiHii'li  ij-«'ji|i'  :ii|  a  |  f »^  liKri  X\'.  I  •!••>•• 
'»»JiMi  • -M  '»  li'ff  )i(/' •!' Iit' ( .  «I;i.*"  ••ji-  XII  \,*\t/.f'ittu  ihr«"»  Vt-rf  '.^  An«»:rati»"n 
mIhJm  m»mI  I-I  n»i' Ii  )' I/I  vmii  VV<Tfli  liifi''.if')itli<'h  «Ut  'niatsjirln-ii.  «lir  tT 
.  •  M»  »  « »I' )»!'  l'ifMii.i.t  ■',  fi.'i  hli"  i-r-'i«  AinjralM-  i'r>-rhii-ii  zu  NfniMlitr 
II'»  -».»  Hilf  ll'|ii  »II»  \ii.-t/iil»»'  Vin«lll.!  um;,  i.'i  |i»'r  Auf  Folio  2»*2  (^zii- 
|<h|ih  Uli  '■  V '1  II»  <'i  iiiiiii  lul^'i  nilr  Hirll»'  /.Hill  .luhp-  I  ir>H.  Ars  iiii|iriiiii*iHli 
Ijlii»»-    lil.i   h  iii|iMilliii>;   In  (hiiiiiuiIu    |ii|iiiiiiii    itivriitil    i-Mf .    i|liuiii    ulii     r«'|M*rtaill 

•I Miiii  '  Mh  iiIh  ijii«  iii|ri  iilliiii,   iilil  II  ijiioiliiiii  iilio  iioiiiiin*  Tiisto.     1^11:1  ccrtc 

iMillii  In  iiiiiimIii  illfHiliii,  iiiillii  liiiiiliitiiljor,  iiiil  iilllior,  sivriliviiiior  :iut  suiictior 

I  "•II  |ii»iiill  hl  I  iilii>i  Ifiiiijiiii  i|iili|riii  TN  iHiMlrlN  liMM  (Tclnit  versus  dicfiis  <) 
Ii  II     I  h       iMi  11  Uli  II  Vriu    iiiiliiii  'rrjtlii'iiiiu!«   In   sriii  ( 'hroiiicoii  llirsaii^rii'nsi* 

II  Pi  iHll  Mlllli  I  (.tllrlli-M  Mi'lrlir  i|rr  Mit  'rHllirilll  /Hill  2.  'rili'ilc  SfilUT 
Uli  -Hin  I  \iiiiiiliii  In  iiiil/l  lull  lliillr  m  S  Is'iD  S  s  iTiiirh*  ilir  (Quellt»,  aus 
«I I  Ii  1(1 1  illi  \  1 1  1  »1  iiMiiiiiirii  >\iui-ii,  iiiiiiillcli  l'i>r«'Nta  (  .iatMili  u  licrf^fanio). 
It  li    tiiiniilluli      i|ii    •   \m  ilir   \  ri «Illinlrii,    aiicli    rliii;^«'    ('ililritciiilc  Worte 

h  In  II  inll  <li  n  ninl  ).<iiii  In  dieMT  NVrist«  nill'  o)i||^e  St«*ll(«  ln>l  Toresta.  14(>!l 
lilt  ll  tili  Ihml.l.nnii  lliirn  llii'ur.  In  MMllainl,  iii  ilessni  Niilie  ]>erpuno 
llit.i  II  0  In  I  oli):ni)  ht'\i  \oionn,  1171  in  Holopia.  Kerrara.  Pavia.  so 
\U   '  \  \*\\  •\>\  niili'iiiir   Kennlni'.s  \ on  ilrv  rrtuuliiu;;   ninl    «Ion  Krtindern   und 

\nh*|i>ii    i  Im  1   ri«':it>  Indien  Konule  l>r.  Kalk. 


Veniiischto  Notizen.  81 

Madame  veuve  Hirn,  ji  Colmar,  a  re^u  une  medaille  qui  avait  ete 
frappee  en  honneur  de  feu  son  mari  Gustave  Ad olplie  Hirn  n6  au  Logel- 
bach  le  21  aoüt  1815.  A*  Tecrite  renfennant  la  medaille  ($tait  Joint  une  publi- 
cation  od  Ton  trouve  la  liste  complete  des  distinctions  honoVifiques  dont  ce 
savant  fut  l'objet  de  la  part  d'un  grand  nombre  de  societ^s,  ainsi  que  la 
table  de  tons  les  travaux  qu'il  a  publles  et  dont  la  liste  constitue  un  en- 
semble  bibliographique  eonsiderable.  M.  M.  Pandels  Orosseteste  et  Mieg 
»ont  les  editeurs  de  eette  plaquette.  Ristelbuber. 


Ein  seltener  Lyoner  Wiegendruck.  In  meiner  kleinen  Inku- 
nal>eln- Sammlung  babe  icb  einen  seltenen,  anscbeinend  sogar  äusserst  seltenen 
und  den  Bibliographen  unbekfmnten  Lyoner  Wiegendruck,  von  welchem  ich 
zunächst  eine  kurze  Beschreibung  und  Kollation')  gebe;  die  Abkürzungen 
sind  durch  eckige  Klammem  angedeutet,  die  in  Inkunabelndnicken  hinlänglich 
bekannte  Nebenfonn  des  r,  welche  in  der  vorliegenden  Ausgabe  einer  kleinen 
alten  2  ähnelt,  durch  fetten  Druck. 

Voragine  Jacobus  de,  Sermones  de  tempore,  de  sanctis  et  qua- 
dragesimales.  Lugdimi,  Job.  Trechsel,  1401.  4o,  gotliisch,  2  spaltig,  53  Zeilen : 
4S8  Bll.,  von  denen  4  (Bl.  174,  374,  470,  4SS)  weiss;  ohne  Seitenzahlen  und 
Kustoden,  mit  Signaturen.  —  Fol.  la:  Regiftrum  in  fermo[n|es  Jacobi  de 
voragine  de  teliujpore.  —  Fol.  2  a,  eol.  1 :  Incipit  Regil'tni[nij  m  Sermones  de 
tem  pore.  —  Fol.  15  a,  col.  I :  Sermones  aurei  [et]  pulcherrimi  varijs  |  scriptura 
[niml  doctrinis  referti  ....  felici-  ter  incipiunt.  —  Fol.  174:  weiss.  —  Fol.  i75a: 
Regiltru[m|  in  fermones  Ja-Icobi  de  voragine  de  fanctis.  —  Fol.  176a,  col.  1 : 
Incipit  regiftru[mj  in  Sermones  de  fanct(isl  p[erj  circulu[ml  anni.  —  Fol.  181  a, 

col.  1 :  Sermones  iiulcerrimi  varijs  fcriptu-  ramm  doctrinis  referti 

Incipi  unt  feliciter.  —  Fol.  374:'  weiss.  -  Fol.  375  a:  Regii'tra[m]  in  fermones 
quadra ;  gefimales  Jacobi  de  voragme.  —  Fol.  376  a,  col.  1:  Incipit  tabula  in 
leumones  q[ualdragefi- i  males.  —  Fol.  383  a,  col.  1 :  Incipit  cjuadragefimale 
aureu[m].  —  Fol.  469,  b,  col.  2 :  Zelmzeiliges  Akrostichon  mit  den  rothge- 
drackteu  Anfangsbuchstaben:  DE  UORAGlNE.  Rothgedmcktes,  36:  56  mm 
grofes  Signet  Trecbsels.  Schlussschrift : 

Hoc  opus  a  me[n]dis  terfit  mira  arte  ioa[n]nes 

Trechfel  lugduni  numine  chrifte  tuo 
Mille  [etl  q[iii|nge[n]tof  ia[mj  (de[m]ptis  ter  trib[us|)  orbef 

Co[m|plel)at  phoebus:  virginis  ora  petens.*) 

Fol.  470:  weiss.  —  Fol.  471a,  col.  1:  Incipit  fferlmo  d[el  pafriofnle 
d[omijni  n[ost]ri  Jef u  xplistji.  —  Fol.  482  a,  col.  I :  Incipit  i(er]mo  de  plafnjctu 
beate  Marie  v  irjgi[nijs.  —  Fol.  4S7a,  col.  2:  Finit  Sermo  de  planctu  oeate 
vfir|ghiis.  —  Fol.  4!>8 :  weiss. 

Die  beiden  auf  Bl.  471  ff.  stehenden  Sermones  kennzeichnen  sich  deut- 
lich als  zugehöriger,  nicht  bh)ss  zufällig  angebundener  Aulumg. 

Ausser  meinem  Exemplar  des  vorstehend  beschriebenen  Dmckes  ist 
mir  bis  jetzt  durch  mehrfache  Umfragen  nur  noch  ein  vollständiges  bekannt 
geworden:  Pariser  Nationalbibliothek,  Depart(5ment  des  imprimes,  Reserve, 
D.  5n>&;  unter  I).  5199  befindet  sich  daselbst  noch  ein  Torso,  welcher  nur 
die  letzten  114  Bll.  mit  Schlnssschrift  mid  Anhang  enthält. 


i)  Ausführliches  in  den  „Mittheilungen  aus  dem  Antiquariat  und  ver- 
wandten Gebieten"  von  Max  Harrwitz-Berlin,  Jahrg.  II,  Nr.  12. 

2)  Die  zwei  letzten  Verse  enthalten  die  dichterishh  -  astronomische  Zeit- 
bestimmung: Phöbus  (die  Sonne)  vollendete  looo  und  500  weniger  3  mal  3 
Kreise  am  Himmel  (d.  h.  es  war  im  Jahre  1491)  und  eilte  auf  das  Antlitz  der 
Jungfrau  zu  (d.  h.  auf  den  Anfang  des  Himmelszeichens  der  Jungfrau,  so  dass 
es  etwa  der  15. — 20.  August  war). 

VIII.     I.  u.  2.  6  • 


82  Vpnni8chte  X«tiw»n. 

Nicht  vorlianden  und  uubeluuiDt  ütt  das  Buch  in  fol^nden  durch 
lukunabchiW^itz  hcrvomii^endcn  Bibliotheken:  K.  K.  Ilofbibliuthek  in  Wien: 
K.  b.  Hof-  und  StaatHbibliothek  in  München:  Ituchgewcrbeniuseum  (Samm- 
lung? Kh*muj;  in  L(*i|;ziK;  Bibliothek  des  Stifts  Rsieern  bei  BrUnn.*;  Auch 
in  einem  umfanfrreichen  Inkun&beln -Verzeichniss  der  letzteren  Bibliothek. 
welchcH  ein  früherer  Bibliothekar  aus  15  der  grössten  Bibliotheken  zu- 
KammenKestellt  hat,  wird  es  nicht  eniähnt. 

P^benso  ist  es  nicht  zu  finden  bei  Hain,  Kepertor.  bibliograph. :  Panzer. 
Annab*s  typogniph.:  Brunet,  Manuel  du  libraire;  <4rässe,  Trmir  de  livres: 
Maittaire,  Annales  tvpofrraph.:  Manuel  du  bibliophile  et  darcheologue  l.von- 
nais:  IV;ricaud.  Biblfographie  Lyonnaise.  (Die  ersten  zwei  dieser  Werke  habe 
ich  selbst  uacligewhlagen ,  bezüglich  der  drei  nächsten  hat  mir  die  Leitung 
der  MUnchener  Hof-  und  Staatsbibliothek,  und  bezüglich  der  zwei  letzten 
Herr  K.  Burg(T  vom  Leipziger  Buchgewerbemuseum  gütigst  die  betr.  Mir- 
theilung  g4'ma<;ht.) 

Cnter  diesen  UmstäJiden  dürfte  es  für  die  Bücherfreunde  und  Li- 
kunabeinkenner  Interess(^  haben,  von  dem  beschriebenen  Treehselschen  Druck 
Kenntniss  zu  nehmen  Icli  selbst  richte  gleichzeitig  an  Alle,  die  irgend- 
wie mit  lnkunab<*ln  zu  thnn  haben,  die  Bitte  um  gütige  Mit- 
theilun^  über  etwaige  weitere  P2xemplare')  oder  sonstige  Nach- 
weise, fallfl  ihnen  solche  bekannt  bezw.  leiciit  zu  ermitteln  sind. 

ZOrbig  (Pro V.  Sachsen).  Beinhold  Schmidt. 

Anfrage.  Vor  etwa  25  Jahren  übermittelte  ein  deutscher  Gelehrter 
dem  verstorbenen  Litteraten  Jonckbloet  zu  (vroningen  eine  Abschrift  von 
2  Doppelblättem  in  4" Schrift  des  XIII.  Jahrhunderts.  Jedes  dieser  Blätter 
enthält  2  Colonnen  von  je  37  mittelniederländischen  Versen  des  Ge<lichts 
Borchgrave  van  Couchi.  Der  Abschreiber  hat  es  leider  versäumt,  die  Quelle 
anzugeben,  welcher  er  die  Abschrift  entnommen.  Es  handelt  sich  nunmehr 
darum,  das  Original  aufzufinden.  Zu  dem  Zwecke  lasse  ich  nachstehend  den 
ersten  und  letzten  Vers  der  fraglichen  2  Blätter  folgen: 

Blatt  Aa.  pag.  1,  ('ol.  1 :  (Eine  Zeile  fehlt.) 

„die  vrouwe  sprac  ten  ridder  weer" 

Letzt««r  Vers:  Blatt  Aa.  pag.  4,  (.^ol.  2: 

„Onder  hare  met  sulken  liste" 

Bb,  pag.  1,  Col.  1  (schliesst  sich  anscheinend  an  Aa,  4  an) 

.  .  .  ,,nieman  meer  nf  en  wiste"    . 

Letzter  Vers:  ]U>,  pag.  4,  Col.  2: 

„Salic  getrouwelike  lioeden". 

Es  winl  lu'if liehst  gebeten,  dem  Unterzeichneten  getlilligst  Auskunft 
über  den  Verbleib  der  fraglichen  Handschrift  zu  geben. 

N.  de  Pauw, 

(leneraladvocat  am  Königl.  Aiipellationsgericht  zu  Gent  (Belgien), 

Mitglied  der  Vläm.  Aeadeinie  daselbst. 

1)  Von  der  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin  habe  ich  auf  eine  mit  Rückporto 
versehene  Anfrage  (17.  Juli  1890).  ob  das  Werk  dort  vorhanden,  keinerlei  Ant- 
wort erhalten. 

2)  Ausser  demjenigen  in  Katalog  164  von  K.  Th.  Völck  er- Frank  fürt  a.  M. 
(S.  34,  Nr.  570),  denn  dies  eben  ist  in  meinen  Besitz  gelangt. 


Nene  Erscheimmgon  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.  83 

Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*") 

t'riie,  Büokmart.  November  1S90.  Vol.  Vlll.  No.  90:  South  Amcricau 
bibliography.  —  Early  editicms  of  the  Pilgrim's  progress.  —  Ye  biblio- 
skrewe.  — "  Libraries "  and  educatiou.  —  Rare  books  of  Mexico ,  Ch.  So- 
theran. 

fThe  Bookworm.  I)ee.  1890.  No.  37 :  Our  note  book.  —  H.  S.  Ashbee, 
foreigners  who  have  written  in  English.  Octave  Delepierre.  —  Book 
Covers.  —  An  illuminated  manuscript  of  Dante's  poem.  —  Persian  manu- 
scripti*  in  tht»  Bodleian.  —  The  literature  of  the  Livery  Companies.  — 
F.  G.  Green,  a  trip  to  Scarborough.  —  The  power  of  books.  —  How  to 
trejit  books.  —  An  exhaustive  titU'.  —  Books  in  Uruguay.  —  Book- 
men  among  the  Nonjurors. 

The  Librarv.  December  1890.  No.  XXIII:  Bibliography  as  she  is  wrote. 
—  G.  Whale ,  public  library  legislation.  —  J.  öilburt ,  some  mislcading 
titles  of  modern  books.  —  Kosencrantz  and  (Güldenstem.  —  Sir  Theo- 
dore Martin  on  reading. 

The  Librarv  Journal.  November  1890.  Vol.  IG.  No.  1 1 :  F.P.Hill,  fic- 
tion  in  libraries.  —  P.  L.  Ford ,  list  of  the  Library  of  Congress  catalo- 
gues.  —  W.  H.  Brett,  (-leveland  library  exaniination.  —  W.  A.  Borden,  a 
survival  revived.  —  G.  B.  Gallup ,  cifcular  of  Information  about  library 
work.  —  Hör.  Kephart,  being  a  librarian.  —  Just.  Winsor,  cathedral  and 
other  english  libraries.  —  A  novel  library  bulletin.  —  Ph.  R.  Uhler,  sketch 
of  the  history  t)f  Public  Libraries  in  Baltimore.  —  S.  H.  Berry,  library 
vs.  libraries.  —  The  new  librarians.  —  A.  L.  A.  Tmstee's  section.  —  N. 
Y.  Library  Club. 

Le  Livre  moderne.  Novembre.  No.  11:  Alfr.  Delvau,  Projets,  ebauches 
et  documents  inedits.  —  Les  memoires  <le  demain ,  Eng.  Asse.  —  Nou- 
velles  notes  sur  les  editeurs  de  luxe  et  les  bibliophiles  en  Angleterre, 
B.-H.  G.  —  Le  dictionnain?  de  rameublement,  p.  H.  Havard.  —  Feuilies 
(pii  tombent  et  teuillets  qui  naissent.  Depouillement  du  Bocage  des 
Lettres  en  Bruniaire,  B.-II.  Gausseron.  —  Echos  de  rentr^e.  Note  de 
calepin  d'un  bililiographe. 

Aldred,  Th.    Borough  of  Stalybridge.   Catalogue  of  the  books  in  the  Public 

Free  Librarv.     (Ib90.)     2^*2  p.    gr.  S^ 
American  Lif)rary  Association.    Trustees'  secticm.    Three    papers    on 

library  trustees,    read    before  the  American  Library  Association  at  its 

twelfth  aiinual  Conference,  Fabyan's,  N.  H.,  Sept.  II,  1890.    Bo.stim,  ]mn- 

ted  by  the  Trustees'  section.     1S90.     27  p.     8'». 
Anderson.    .1.    Catalogue    of   early  Belfast    printed    books,    1G94   to  1830. 

New  and  enlarged  edition.     Belfast  1890.     85.  XI  p.     4*>. 
Bethnal  Gre*'n  Free  Library:  Thirteenth  annual  report,  1888 — 89.   52  i». 
"^Bibliographie  nationale.    Dietionnaire  des  ecrivains  beiges  et  catalogue 

de    lenrs    publications    1830-1 880.     Tome    II,.   Hvr.  5:    Kuborn— Lejeune. 

Bruxelles,  P.  AVeissenbruch.     P.  IJ^Ö— 480.    gr.  8".     Fr.  2.50. 
Bibliographie  ou   catah>gue   general   et  complet  des  livres  de  droit  et  do 

jurisprudcjice  publies  jusiiu'au  24  octobre  1890,   classe  dans  Vordre  des 

Codes    avec    talile   aliinabetique    des    matieres   et  des  noms  des  auteurs. 

Paris,  Marchai  &  Billard,    gr.  8".    Fr.  1. 

*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind  nur  die  Artikel  biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 

Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
*  bezeichnet. 


gegeben 
.Tuli— .Sei 


84         Neue  Pi^rscheinungeii  auf  dem  (lebiete  des  Bibliothekswesens. 

Bibliotheea  Lindesiana.  Catalogiie  of  a  colleetion  of  en^lish  bnllads  nt* 
the  XVI Uh  and  XVllI**»  Centimes.  Printed  for  tlie  niost  part  in  black 
letter.    Privatelv  printed  1S90.    XIII.  6rjt>  p.    4*>. 

*Bibliotheea  niedico-ehirnr^rica,  phannaceiitie<»-eheiiiica  et  veterinaria 
oder  vierteljährliehe  systematisch  geordnete  Uebersicht  aller  auf  dem 
(tebiete  der  gesammten  Medicin  in  Deutschland  und  dem  Au.slande  neu 
erschienenen  .Schriften,  tler  wichtigeren  Aufsätze  aus  Zeitschriften  etc. 
lleraiwgegeben  von  Gust.  Kupreeht.  Jahrgang  44  (Neue  Folge  Jahrg.  5). 
lieft  3:  Juli— .September  IWlO.  Güttingen.  Vandenhoeek  ic  Ruprechr.s 
Veri.     S.  153—212.     S".     M.  1.20. 

*Bibliotheca  nhilologica  oder  vierteljährliche  systematisch  geordnete 
Uebersicht  <ler  auf  dem  Gebiete  der  chtssischen  Philoh)gie  und  Alter- 
tumswissenschaft sowie  der  Neuphilologie  in  Deutsehland  und  dem  Aus- 
lande neu  erschieneneu  Schriften  und  Zeitschriften -Aufsätze.  Henius- 
eben  von  Aug.  Blau.  Jahrgiuig  43  (Neue  Folge  Jahrg.  5).  Heft  3: 
ptember  IS'JO.  (iöttingen ,  Vandenhoeek  ic  Kuprechts  Verlag. 
S.  143—198.     sr    M.  t. 

*Bibliotheca  theologica  oder  vierteljährliche  systematisch  geordnete 
Uebersicht  aller  auf  <lem  (Gebiete  der  (wissenschaftliehen)  evangelischeu 
Theologie  in  Deutschland  und  dem  Auslande  neu  erschienenen  Schriften 
und  wichtigeren  Zeitschriften -Aufsätze.  Ilemusgegeben  von  (lust.  Rup- 
recht. Jahrgang  43  (Neue  Folge  Jahrg.  5),  Heft  3:  Juli— .September  IS90. 
Göttingen,  Vandenhoeek  &  Kuprechts  Verl.    S.  t5l— 87.    %<>.    M.  — .70. 

*Bibliothenue  de  la  compagnie  de  J6sus.  Premiere  partie:  Bibliographie 
nar  les  PP.  Aug.  et  Alovs  de  Backer,  seconde  partie:  Histoire  j>ar  le 
P.  Aug.  Carayon.  Nouvelle  editiou  par  ('arlos  SomuuTvogel,  publice  \k\v 
la  Province  de  Belgiqne.  Bibliographie,  tome  I:  Abad— Boujart.  Hru- 
xelles,  0.  Schepens.  Paris,  Alph.  IMcard.  1890.  XVll.  192S  a  2  eol. 
XII  pag.    4".    cart.  Fr.  30. 

B  lad  es,  W.  Bibliographical  miscellanies.  N*>«-3  — 5:  Books  in  eliaius. 
London,  Blades,  Käst  and  Blades.     1890.    02  p.    8". 

Blairet,  L.  A  travers  Fecamp.  L'Abbaye,  les  Benedictins  fnmcs-maeous,  la 
Bibliothec^ue  municipale.    Fecamp,  imi».  Blairet  &  Co.     18  p.    8**. 

'*'Bonazzi,  Giul.  Schema  di  catalogo  sistematico  per  le  biblioteche  e(m  in- 
dice  dei  soggetti  e  nonne  per  la  sua  compilazione.  Parma .  L.  Battei. 
XV.  105  p.    gr.  8*^. 

Boston  Public  Librarv.  Bulletin,  Oet.  Vol.  9,  No.  S.  Boston  ls90. 
gr.  8« 

Bristol  (Proprietary)  Library  and  Museum.  Report  ot  proeeedings  at  the 
ninetcenth  annual  meeting.    Bristol.     12  p. 

Bulletin  annote  des  chemins  de  fer  en  exploitation ,  publie  sous  la  diree- 
tion  de  M.  Lame— Fleury:  Tables  generales  des  vingt  annees  (180S— 
18S7).  Table  ali)habetiq'ue  et  analytiqu«*,  table  chronoh)gi(iue  des  loi», 
decrets,  arretes,  circiüaires,  arrets,  jugements  etc.  Table  des  noms  des 
])arties.  Table  des  articles  des  actes  prineipaux  et  des  codes.  Paris, 
Chaix.     415  p.     8". 

*Campbell,  M.  F.  A.  G.  Annales  de  la  ty])ograi)hie  neerlandaise  au  XV«' 
siecle.    4e  Suppleuu^nt.    La  Haye,  Mart.*  Nijhoff.     VI.  5  p.    S".     M.  —.90. 

Catalogue  de  la  bibliotheciue  desamis  de  riastruetiim  du  XVIII«  arrondisse- 
ment  de  la  ville  de  Paris.    Paris,  impr.  Barre.     1890.     153  \).    8^ 

Christ  Ohurch,  Southwark.  Free  Publie  Librarv.  Supplement  to  the  eata- 
h)gue  of  the  lending  library.     1890.     14  \t.    8". 

Delislc,  L.  Le  libraire  Frederic  d'Egmont  et  la  uiarque  i>arisieune  aux 
initiales  FK  et  .IB.  Nogent-le-Rotrou,  impr.  l)aupelev-(Jouverneur. 
6  p.    8^ 

Extrait  de  la  fiibliotbdque  de  TEcole  des  chartcs. 

Deptford  Library  and  (.'lub:  Twentieth  annual  report,  1^89—90.    24  p. 

Enoeh  Pratt  Free  Librarv  of  Baltimore.  Finding-list  of  books  and 
periodicals  in  the  central  library.    4.  e<l.     Baltimore.    1890.    414  p.    8". 


Nene  Erscheinuugeu  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.         85 

Faiiluianu,  K.  Die  Erfinduui^  der  Bnchdmekerkuust  uaeb  den  neuesten 
Forschungen.  Dem  deutschen  Volke  dargestellt.  Wien ,  A.  Hartlebens 
Verl.  VIII.  156  i?.  Mit  86  Abbildungen  und  I  Stammtafel,  gr.  8«.  M.  4, 
geb.  M.  5. 

Kavier,.!.    Jeim  Appier   et  J.  Appier  dit  Ilanzelet,   gravoure  lomiins  du 
XVII  sieele.    Nancy,  lib.  Sidot  fr«^rc8.    47  p.  et  4  grav.    S**. 
Extrait  des  M^moires  de  la  Sociel^  d'arch^oloßie  lorraine. 

Feld  egg,  F.  Ritter  v.  Wiener  Kunst-  Buchbinder-  und  Lederarbeiteu. 
Heft  3.  Wien,  A.  Schroll  &  Co.  6  Liehtdrucktafelu  mit  l  Bl.  Text, 
fol.    M.  5. 

(ilasgow:  Report  for  the  niuety-ninth  year  of  Stirlings  and  Glasgow  Public 
Librarv  (1889— 90),  with  proceedings  at  the  annual  meeting  of  subscribers 
held  6n  S*»»  April  1890.     Glasgow.    24  p. 

''Guigard,  J.  Nouvel  armorial  du  bibliophile.  Guide  de  Tamateur  des 
livres  armories.  Tome  I  et  II.  Paris,  E.  Rondeau.  I89ü.  V.  390  -f 
494  p.    Lex.  S".    Avec  un  grand  uombre  de  gravures. 

Ilaudbook  for  readers  in  the  Boston  Public  Library,  containin^  the  regu- 
ladons  of  the  library,  with  an  aecount  of  the  eatalogues,  a  bibliography 
of  special  subjects,  list  of  Indexes  to  periodicals  «and  other  infonnation. 
Nintn  edition.    Boston,  published  bv  the  trustees.     1890.    378  p. 

^Harvard  University  Bulletin.  j(o.  47  or  vol.  VI  No.  3.  Edited  by 
Justin  Winsor.     P.  106—160.    4". 

Contents:   Accessions   to   the   libraries,   p.  113 — 150.    —    Bibliography   of 
Beaumont  and  Fletcher  (concluded),  p.  151  — 158. 

*ll  eine  mann,  0.  v.  Die  Handschriften  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu 
WolfenbUttel.  Abtheilung  2:  Die  Augusteischen  Handschriften.  I.  (Des 
ganzen  Werkes  IV.  Band.)  WolfenbUttel,  .1.  Zwissler.  XL  320  S.  mit  1 
Bildnis  u.  4  farbigen  Lichtdruck  tafeln.    Lex.  8".    M.  15. 

.lacobsen,  E.  Chemisch  -  technisches  Repertorium.  1889.  2.  Halbjahr. 
\.  Hälfte.     Berlin,  R.  Gärtners  Verl.     128  S.  mit  Hlustr.    gr.  S".    M.  3.20. 

Mahrbuch,  Neues,  ftir  Mineralogie,  Geologie  und  Palaeontologie.    Unter 
Mitwirkung  von  Fachgenossen  nerausgegel)eu  von  M.Bauer,   W.  Dames, 
Th.  LiebLsch.    Jahrgang  189L     I.  Bd.    Heft  1.    Stuttgart,  Schweizerbarts 
Veri.    gr.  so.    Für  den  Band  20  M. 
S.  179 — iq2:  Neue  Literatur. 

Mahr  es  berichte  über  die  Fortschritte  der  Anatomie  und  Physiologie, 
herausgegeben  von  L.  Hermann  und  (1.  Schwalbe.  Band  XVIII :  Literatur 
1889.  Abtheilung  1:  Anatomie  und  Entwicklungsgeschichte.  Leipzig,  F. 
C.W.Vogel.     1890.     IV.  694  S.    gr.  8^     22  M. 

Mahres-Verzeichniss  der  an  den  Deut.'^chen  Universitäten  erschienenen 
Scluiften.  V:  .15.  August  1889  bis  M.  August  l^oo.  Berlin,  A.  Asher  & 
Co.     1890.    321  S.    gr.  8".     M.  10. 

Inventaire  sommaire  des  archives  departementales  anterieures  a  1790,  re- 
digt^  par  J.  Garnier.  Cote-d'Or.  Archives  eiviles.  Serie  C.  Etat«  du 
duche  deBourgogne,  comtes  et  pays  adjacents.  Tome  IV.  Dijon,  impr. 
Darantiece.    568  p.  a  2  col.    gr.  4°.* 

Jones,  W.  Cheltenham  Public  Library.  Catalogue  of  the  lending  and  refe- 
rence  departments,  including  the*„Dav  Librarv  of  natural  history"  with 
„Key"  to  the  indieator.    Cheltejihani  1^90.     Vlll.  296  p.     roy.-8*>. 

Must's  Botanischer  Jahresl)ericht.  Svst(^matisch  geordnetes  Repertorium  der 
botanischen  Literatur  aller  Länder.  Begründet  1873.  V(nn  11.  Jahrgang 
ab  fortgetührt  und  herausgegeben  von  E.  Kühne.  Jahrgang  16  (1888), 
Abtheilung  1,  Ueft  2:  Physiologie.  Anatomie.  Kryptogamen.  Morpho- 
logie. Biologie  und  Svstematik  der  Phanerogamen.'  Berlin,  Gebr.  Born- 
träger.    1890.    VIII  V  8.  257—789.     gr.  8".     M.  17. 

'^^Katalog  der  Comuierzbibliothek  in  Hamburg.  5«©  Fortsetzung:  1885—1890. 
Hamburg,  Bureau  der  Handelskannner.  1890.  S,  2069— 2248.  CXXXXI— 
CLXX.  a  2  Col.     gr.  S«. 


86        Neue  Krscheiuungeii  auf  dem  (lobieti;  dos  Bibliothekswesens. 

de  Lasteyrie,  R.    Bibliogniphie  des  niusees  de  proviuee.    (Album  areheo- 

logique  des  nms^es  de  proviuee,  publik  scms  les  auspiees  du  ministere  de 

riustruction  publique  et  soiis  la  direction  de  R.  de  Lasteyrie.    Livr.  1. 

('hartres,  Pans,  E.  Leroux.    gr.  4<^.) 
♦Milwaukce    Public    Library.     Quarterly    index    ot*  additious.    Vol.  3. 

No.  17.    .lanuary— March  1S90.    Mihvaukee.    1890.    P.  1  —  16.    4".    Per 

year  —.50  cts. 
M 011  seiet,   Ch.    Curiosites  litteraires  et  bibliognipliiques.    Paris,  libr.  des 

bibliophiles.    8°.    Fr.  H. 
New  York:  Universitv  of  the  State.    Regents*  bulletiii.    No.  3.    Libraries  iji 

New  York.    Albauv  1890.    173  p.    8». 
Nottiugham:  The  tirty-second  amuial  rejmrt  of  the  Nottingham  Meehanies* 

Institution,  adapted'January  31,  1890.    Nottingham.    'IS  p. 

Omont,    H.    Catalogue   des   miiuuscrits   celtiques  et  basques  de  la  Biblio- 

theque  nationale,    (.-liartres,  imp.  Duniiid.     1890.    46  p.    h'\ 
Paddiugton  Free  Public  Librarv:  Second  annual  report  for  the  vear 

1889.  Paddington.    3(»  p. 

Pellechet,  M.  Catalogue  des  livres  <le  la  bibliotheuue  d'un  chanoine 
d'Autun,  Ckude  Guilliaud  (1493—1551).  Paris,  A.  Plcard.  XIL  240  p. 
S^.    cart.  Fr.  7. 

Pf  ist  er,  C.  Note  sur  3  manuscrits  provenant  de  l'abbaye  de  Moyenmoutier. 
Nancy,  impr.  (.'r6pin-le-blond.     15  p.    8". 

Extrait  du  Journal  de  la  Soci^tö  d'arcb^olof^ie  lorraine. 

Kandolph,  Mass.  Tunier  Free  Librarv.  3^  supplementarv  catalogue.    Boston 

1890.  44  p.     8". 

Keading,  General  Subscription  ( 'ireulating  Librarv :  ratah)gue  of  the  books. 

Readin^.    378  p.    8". 
St.  Johusburv  (Vt.)  Athenaeum:    Catalogue  of  the  librarv,  Supplement. 

1876—90.    Cambridge,  Riverside  Press.     1S90.     11.  3.  139.'  I.  10  p.     S". 
Seemannes   Litterarischer  .Jahresbericht   un^  Weihnaehts-Katalog  tllr  1S9(K 

Leipzig,  Verlag  des  Litterar.  Jahresberichts.     136  S.  mit   lllustr.    gr.  S". 

M.  —.60. 
♦Strcissler,  F.    Das  Recht  flir  Urheber,  Buchhandel  und  Presse.    Band  11: 

Die  internationalen    Urheberrechts- (Jesetzgebungen    mid    Konventionen. 

Leipzig,  F.  W.  von  Biedermanmi.  XXIX.  192  S.  b«.    M.  4,  gebdn.  M.  4.50. 

Tables  (la  premiere  des  noms  des  auteurs  et  la  seconde  des  matieres)  des 
theses  soutenues  a  la  Faculte  de  medecine  de  Paris,  pendant  Tann^e 
scolaire  1889—1890.     Le  Ilavre,  Paris,  lib.  Steinheil.    37  y.    4^ 

*Tavagnntti,  M.  S.  Katholisch  -  theoh)gische  BUcherkunde.  IL  Christo- 
logische  Bibliographie.  Verzeichniss  der  wichtigsten  über  den  göttlichen 
Heiland  Jesus  Christus  von  1837  bis  1890  erschienenen  Werke,  Predigten 
und  Andachtsbiicher  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Herz- Jesu- 
Verehrung.  Systematiscli  nach  Materien  geordnet  und  mit  einem  Autoren- 
Register  verseluMi.  Wien,  Verhig  Austria,  Drescher  v>c  ('(unp.  72  S. 
gr.  8".    M.  —.60. 

Tavagnutti,  M.  S.  „Die  Kanzel"^.  Ein  nach  HO  Materien  systematisch  ge- 
ordnetes und  mit  einem  Autoren-,  Stich-  und  Schlagwort-Register  ver- 
sehenes Verzeichni.ss  von  katholischen  Predigten  und  einschlägigen  Wer- 
ken. II:  Die  Predigt-Literatur  der  Jahre  1862-1890  enthaltend.  M.Auf- 
lage.   Wien,  Verlag  Austria.  Drescher  .»t  Co.    VI.  96  S.    gr.  8".    M.  1. 

Thoreau,  IL  D.  Thoreau's  th(,ughts:  .selections  fnmi  the  writings  ofHenrv 
David  Thoreau.  ed.  bv  H.  (J.  0.  Blake.  Boston,  Hougliton,  MiffHn  &  Co. 
1890.  5.  153  p.     16".   'cloth.  D.  1. 

„With  a  füll  bibliography  of  Thoreau's  writings". 

Verzeichniss  der  im  Lesesaale  der  K.  Universitäts-Bibliothek  in  (nittingen 
aufgestellten  Handbibliothek.  GiJttinjjen,  W.  F.  Kästner.  1890.  7.  110  p.  8^ 

*Vierteljahrs-Catalog  aller  neuen  Erscheinungen  im  Felde  der  Literatur 
in  Deutschland.    Nach  den  WissenschatkMi  geordnet.    Mit  alphabetischem 


Antiquarische  Kataloge.  87 

Register.    Jahrgang  1890,  Heft  3:  Juli — September.    Leipzig,  J.  C.  Hin- 
richs'sche  Buchh.    XXI  +  S.  401— 6ü9.    8^ 
Warrington  Museum:  (*atalogue  of  the  lending  department  of  the  library. 
1880.     229  p.  —  Supplement.     1890.     35  p. 


Antiquarische  Kataloge. 

Ackermann,  The  od.,  München.    No.  297 :  Pädagogik.    Stenographie.    687 

No8.  —  No.  303  :  Kunstgesch-    Illustr.  Werke.  Litteraturgesch.  etc.    98  S. 
Bamberg  Greifswald.    No.  87:  Medicin.    553  N»«-  —  No.  88:  Philosophie. 

Pädagogik.    031  No«. 
Baer  &  Co.  Frankfurt.  No.  269:  Jurisprudenz.   1409  N««-  —  No.  270:  Neuere 

deutsche   Literatur.      (Bibl.    v.   Maler  Ph.  Veit   u.   Dir.    H.  Weismann.) 

151b  N»«-  —  Anz.  No.  408:   Werthvolle  Bllcher  aus  allen  Zweigen  der 

Litteratur.    No.  6842—7129. 
Beck 'sehe  Bh.  Nördlingen.    Anzeiger:  Varia  (excl.  Theol.  u.  Philol.)  10  S. — 

Protest.  Theoloffie.    8  S. 
Beijers  Utrecht.    Tngenieurwiss.    Architectur.    253  No«.  —  No.  129:  Staats- 

u.  Rechtswiss.    lo84  N««- 
Brockhaus  Antiqu.  Leipzig.    Deutsche  Sprache  u.  Literatur.    (Doubletten 

d.  Stadtbibl.  Hamburg.)    2952  N««-  —  Zoologie  II:  Articulata.    (Bibl.  d. 

(irf.  Eug.  Keyserlinjj  in  Breslau.)     1434  N««- 
Eisenstein  &  Co.  Wien.    No.  9:  Werthvolle  Werke  aus  allen  Wissensch. 

246  No«. 
Fock  Leipzig.    No.  47:  Orientalia.   1969  No«. —  No.  48:  Geographie.   Reisen. 

1329  No«. 
Fritzsche  Hamburg.    No.  14:  Philosophie.     1332  No«. 
Geering  Basel.    No.  215:  Medicin.    2296  No«.  —  No.  216:  Auswahl  hervor- 
ragender theol.  Werke.    3866  No«.  —  Anz.  No.  94:  Neueste  Erwerbgn. 

468  No«. 
Gilhofer  &   Ranschburg  Wien.    Anz.  No.  11:  Vermischtes.    No.  3110— 

3430. 
Graeger  Halle  a.  S.    No.  249:  Philologie  u.  Alterthumskunde.   (Bibl.  v.  Prof. 

A.  Krohn  Kiel.)    2629  No«. 
Greif  Wien.    No.  20:  Theologie.     1297  No«. 
Harrassowitz   Leipzig.    No.  170:    Deutsche   Sprache.    (Bibl,    v.  Prof.  W. 

Müller  (TÖttingeu.)    3318  No«. 
Haug^  Auffsburg.    No.  115:  Americana.  Etc.    183  No«. 
Heinrich  ts,  Kemke  Berlin.    No.  19:  Natum'iss.    Technologie.    953  No«.  — 

No.  20 :  Auswahl  f.  Lehrer-  u.  SchUlerbibl.    970  No«. 
Hess  Ellwangeu.    No.  31 :  Rechts-  u.  Staatswiss.     1770  No«- 
Hie rse mann  Leipzig.    No.  74 :  Kupferstiche.    Handzeichnungen.    950  No«. 
Hoepli  Milano.     No.  68:  Storia  d'Italia.    3069  No». 
Josephsons  Ant.  Upsala.    No.  16:  Bibliotheea  linguist.  II:  Indo-europ.  lin- 

ffuistik.     1400  No«. 
Kerler  Ulm.    No.  160:  Theater.     1600  N««-    —    No.  1 6 1 :  Chemie.    Techno- 
logie.    (Bibl.  V.   Dr.  Grote    in   Braimschweig.)     1523  No«.   —    No.  162: 

Physik.     Meteorologie.     1724   No«.    —   No.  163:   Palaeontologie.     (Bibl. 

Quenstedt's.)     1879  No«. 
Köbner  Breslau.      No.  208:   Deutsche    u.    ausländ.  Sprache  und  Literatur. 

Auswahl.    3582  No«. 
Lippertsche  Buchh.  Halle.    No.  26:  Bibl.  classic»  et  archaeol.    (Bibl.  v. 

Prof.  H.  Heydemann.)    6340  N««-  —  Anz.  No.  4 :  Kunst.   Musik.  Theater. 

542  No«. 
Lorentz,  Alfr.,  Leipzig.    No.  59:  Wissenschaftl.  Theologie.    7395  No«. 
Mampe  Berlin.    No.  29:  Deutsche  u.  französ.  Literatur.    1128  No«. 


88  Personalnachrichtcn. 

Matt,  Casp.  v..  Stanz.  No.  89:  Ascot.  Litteratur.  2325  N««-  —  Anz.  No.  3: 
Voniiischtes.    555  X«»- 

Merkel  Erlangen.  No.  120:  NtMiere  SpRiclien  u.  Literatur.  Musik  ii.  Kunst. 
2972  NoB. 

Mussotter  Mumlerkingeu.  No.  &:  Verscliiedeno  Werke.  r»40  N«»-- —  No. !»: 
Kathol.  Theologie.    655  No«. 

N  i j  li  o  f  f  Haag.    No.  219:  Demieres  acquisition.^.    232  No"- 

Nolte,  Dr.  E.,  Bonn.    No.  33:  Katiiol.  Theologie.    1052  N"»- 

Nutt  London.    No.  22:  French  pliilology  and  histon-.    532  N"«- 

PepjpmUllcr  Göttingen.  No.  13:  Medicin.  708  N^  —  No.  14:  Theoh>gie. 
Philosophie.     Ilt»ü  No«. 

Prag  er  Berlin.    No.  119:  Rom.  Recht.    1S69  No». 

R6vai  Budapest.    Miseellanea.    787  No» 

Rosenthals  Ant.  MUncheu.  No.  70:  Bibl.  evang.-tlieol.  II:  Biblia  galliea — 
Bölimisclie  Brilder.    No.  1 796—3356. 

Seh ack  Leipzig.    No.  64 :  Rechtswissenseliaft.    1412  No« 

Soeding  Wien.  No.  37:  Botanik.  J.  Cr}T)toganien.  Morpliologie  u.  Ana- 
tomie etc.    19S0  No«. 

Star  gar  dt  Berlin.  No.  191:  Handschriften  u.  Bücher  zur  deutsehen  Lite- 
ratur.   Mit  10  Abbildgn.    2005  No«. 

Taussig  Prag.    No.  29:  Austriaca.    32  S. 

Völckers  Verl.  Frankfurt  a.  M.    No.  175:  Kulturgeschichte.     2269  No». 

Votsch  Augsburg.    Anz.  No.  17:  Vennischtes.    434  No«. 

Weigel,  Osw.,  Leipzig.  No.  48:  Philosoi)hie.  Pädagogik.  (Bibl.  v.  Sup. 
Dr.  C\  Mensel  in  Uochlitz  ü.  Dr.  K.  W.  Otto  in  Eisenberg.)     1330  No«. 

Westphalen  Flensburg.  No.  40:  Schleswig -Holstein.  Dan.  u.  skand.  Lite- 
ratur.   47  S.  —  No.  41:  Neue  Er^verbungen.    24  S. 


Personalnachrichten. 


Dem  Wirkl.  Geh.  I^th  Dr.  (^reiff,  dem  Vorsitzenden  des  Curatoriums 
der  Königl.  Bibliothek  in  Berlin,  ist  die  nachgesuchte  Entlassung  aus  dieser 
Stellung  ertheilt,  und  zu  seinem  Nachfolger  der  Wirkl.  Geh.  Oberreeierungs- 
rath  de  la  Croix,  bisher  Director  der  ersten  Unterrichtsabtheilung  im 
preuss.  Cultusministerium,  eniannt  worden. 

An  der  Künigl.  Universitäts-Bibliothek  zu  (^Utingen  trat  am  21.  Oct. 
1890  Dr.  phil.  Georg  Kampffmeyer  als  Volontär  ein.  Seine  Studien- 
fächer sinn  orientalische  und  neuere  Sprachen ,  sowie  IMbliothekshiilfswissen- 
Hchaften. 

An  der  Künigl.  ['Uiversitätsbibliothek  Breslau  ist  seit  dem  24.  Nov. 
v.J.  Dr.  phil.  Otto  Schultz  als  Volontär  eingetreten. 

Lübeck.  Stadtbibliothek.  1.  Stadtbiblioth  ekar  Dr.  phil.  Carl 
Curtius,  ev.,  geb.  10.  December  1941  zu  Siebeneichen  im  Herzogth.  I^iuen- 
burg,  stud.  kla.ssische  Philologie  und  Archäologie,  1866  Gymnasiallehrer  in 
Gotha,  Ostern  1871  ordentlicher  Lehrer  in  Altona,  Michaelis  1871  ordentlicher 
Lehrer  in  Wesel,  1874  Oberlehrer  in  IJIbeck,  1879  Stadtbibliothekar. 
2.  Bibliotheksgehülfe  Heinrich  Ehregott  Reimpell,  ev.,  geb.  5.  October 
1812  zu  Lübeck.  1837  Bibliotheksgehülfe,  daneben  1839—72  Lehrer  an  der 
Domschule.  3.  Bibliotheksgehülfe  Dr.  jur.  Arnold  Heinrich  Theoder 
Hach,  ev.,  geb.  31.  December  1846  zu  Lübeck,  stud.  Rechtswissenschaft  imd 
Kunsteeschiclite,  1870—76  Rechtsanwalt  in  Lübeck,  1886  Conservator  am 
kulturhistorischen  Museum,  19^8  Bibliotheksgehülfe. 

Am  9.  December  v.  J.  starb  im  Alter  von  70  Jahren  Charles  LouLs 
Kuelens,  Conservateur  an  der  Künigl.  Bibliothek  in  Brüssel. 

Yerlftg  Ton  Otto  HamMOwits,  Leipzig.  —  Druck  ron  Khrhftrdt  Kattm,  HaUe. 


Oentralblalt 


fflr 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.  3.  Heft.  März  1891. 


Itiblio^raphische  Beiträge  zur  Frage  Über  die  Kntwickeluii^ 

des  liiiudertjährii^eii  Kalenders. 

Unser  Wissen  über  den  hundertjährigen  Kalender  ist  bis  auf 
den  heutigen  Tag  im  wahren  Sinne  des  Wortes  „Stückwerk"  geblieben. 
Alle  Notizen  über  dieses  kulturhistorisch  wichtige  Volksbuch,  mögen 
sie  sich  in  zuverlässigen  bibliograpliischen  Quellenwerken  oder  in 
seichten  Handwörterbüchern  vorfinden,  mögen  sie  den  Verfasser,  den 
Titel,  die  Zeit  oder  den  Verlagsort  des  liuches  betreffen,  tragen  das 
(Jepräge  des  „Hörensagens"  an  sich.  Das-  Meiste  „soll"  so  und  nicht 
anders  gewesen  sein :  ein  Autor  entnimmt  die  f\pärlichen  Angaben 
dem  andeiii,  und  schliesslich  erscheint  von  dem  ganzen  Inhalte  des 
Buches  nur  der  Theil  gesichert,  den  unsre  Volkskalender  alljährlich 
mit  Staunens werther  BehaiTÜchkeit  in  verstümmelter  Form  zum  Abdruck 
bringen.  Ueber  die  Zeit  der  Entstehung  des  H.  K.,  über  die  erste 
Drucklegung  desselben  wurden  bisher  nur  Vermuthungen  ausgesprochen; 
über  seine  bibliographisclie  Kntwickelung  konnten  selbst  solche  nicht 
aufgestellt  werden ,  da  sich  noch  niemand  der  Mtilie  unterzogen  hatte, 
die  einzelnen  Autlagen  aufzustöbern  und  einzusehen.  *)  Niemand  ver- 
mochte das  Kchte  vom  Unechten  zu  trennen  und  den  antiquarischen 
Werth  eines  solchen  Buches  festzustellen.  Ja  selbst  die  Autorschaft 
M.  Knauers,  die  man  aus  der  auf  einigen  Exemplaren  gefundenen 
Signatur  „D.  M.  K.  A.  K.  L."  erschlossen,  blieb  nicht  über  alle  Zweifel 
erhaben,  so  lange  das  Dunkel  über  seinen  ganzen  Lebens-  und  Ent- 
wickelungsgang  nicht  gelichtet  war.  Erschwert  wird  die  Klarstellung 
vieler  Fragen  durch  das  Hinzukommen  Chr.  v.  Hell wig's,  des  zweiten 
Herausgebers,     irnwill kürlich   fragt  man    sich:    Was   mag  er    an   dem 

1)  Am  weitcstou  hatte  es  bisher  auf  diesem  (U'biotc  Herr  Dr.  llell- 
muun,  der  verdienstvolle  Verf.  des  „Kepertoriums  der  deutschen  Meteoro- 
logie", gebracht;  ilmi  waren  im  Laufe  der  letzten  10  .lahre  ca.  15  Autlagen 
des  Buclies  bekannt  geworden. 

VllI    3.  7 


90  Boiträj^e  zur  Kntwickclimjc  <lc.s  lmiHl«'rtjäliripMi  KalondiTs 

„alten  Manuscripte  eines  vornehmen  Abtes"  «geändert,  und  welcher 
der  beiden  Drucke  majs^  die  Presse  wohl  zuerst  verlassen  liabenV  An 
der  Beantwortunp:  dieser  und  ähnliclier  Fraj^en  ist  der  Bibliot!:raph 
ebenso  interessirt,  als  der  Meteorolop:,  und  es  dürfte  deslialb  die  Mit- 
theilung einiger  bibliographischer  Ergebnisse  der  Untersucliung  in 
diesen  Blättern  gerechtfertigt  ersclieinen.  — 

Nachdem  icli  den  Kath  erfahrener  und  belesener  Fachleute  ein- 
gezogen, machte  ich  mich  im  Herbste  1888  auf  die  Suche  nach  dem 
H.  K.  Es  galt,  möglichst  viele  und  alte  Autiagen  einzusehen,  die 
ersten  Drucke,  beztiglich  deren  Manuscripte  auszukundschaften  und 
Licht  über  die  Person  des  vermeintlichen  S'erfassers,  des  Dr.  Mauritius 
Knauer,  Abtes  vom  Kloster  Laiigheim  (Lankheim)  in  Oberfranken 
und  sein  Verhältnis  zu  Christoph  v.  llellwig  zu  verbreiten.  Zunächst 
hielt  ich  Umfrage  bei  allen  mir  bekannten  grösseren  Bibliotheken 
Deutschlands,  Oesterreich  -  Ungarns  und  der  Schweiz.  •)  138  derselben 
haben  meinem  Ersuchen  in  liebenswürdigster  Weise  entsprochen.  Von 
diesen  138  Bibliotheken  besassen  73  keinen  H.  K.,  49  haben  mir  ihre 
Schätze  in  hochherziger  Weise  anvertraut  und  14  konnten  nur 
bereits  gesehene  Exemplare  melden.  Mehr  als  130  verschiedene  Auf- 
lagen des  H.  K.  habe  ich  auf  diesem  Wege  kennen  gelernt  und  that- 
sächlich  eingesehen.  War  sonacli  der  Erfolg  meiner  ermüdenden  und 
kostspieligen  Correspondenz  nach  dieser  Seite  hin  ein  recht  zufrieden- 

I)  Befragt  wurden:  a)  die  Staats bibl.  zu  Dresden,  München,  Berlin, 
ftannover,  Kassel,  Oldenburg,  Hudolstadt,  Weimar,  (iotha,  Wolfenbüttel. 
Bamberg,  Danustadt,  Karlsruhe,  Stuttgart  (2),  Zürich,  Genf.  Wien,  Buda- 
pest, Wiesbaden,  Paissau,  (^raz,  Altenbur^,  Detmold,  Dessau,  Neustrelitz; 
b)  die  rniversitäts-Bibliothek  zu  Leipzig,  München,  Erlangen,  Würz- 
burg, Tübingen,  Basel,  Freiburg,  Heidelberg,  Strassburg,  Bonn,  Münster, 
Giessen,  Marburg,  Rostock,  Kiel,  (ireifswald,  Königsberg,  Berlin,  Göttingen, 
Halle,  Jena,  Breslau,  Prag,  Krakau,  Lemberg,  Wien,  Budapest,  Graz,  Inns- 
bruck; e)  die  Stadt  bibl  zu  Leipzig,  Zwickau,  Nürnberg,  Kegensburg,  Augs- 
burg, Zürich,  Bern,  Metz,  Mainz,  Trier,  Coblenz,  Köln,  trankfurt  a  M.,  Osna- 
brück, Lübeck,  Bremen,  Hamburg,  Danzig,  Posen,  Stettin,  Hihlesheiui. 
Magdeburg,  Braunsehweig,  Olmütz,  Wien,  Breslau,  Uhu,  Aachen,  Strassburg. 
Colmar;  d)  die  Privatbiblioth.:  Salzburg  (St.  Peter),  Prag  (Stift  Strahov), 
Regensburg  (Thurn  und  Taxis),  Köln  (Krzbisdiötl.),  Berlin  (Dr.  Hellmann), 
Scmvmn  (Dr.  (irotcfend),  Uvevn  in  Siebenbürgen  (Dr.  llellwig),  llofb.  Stutt- 
gart, Biblioth.  der  ( 'entralstello  llir  Handel  etc.  in  Stuttgart,  llerzogl.  zu 
Coburg:,  Fürstl.  zu  Bückeburg,  (Trätl.  Stollberg'sche  zu  Wernigerode,  Keichs- 
ffrätlich  Sehaftgot'sch»'  zu  Waruibrunn,  GräH.  Dziatynski'sche  zu  Posen,  Fürstl. 
Oettingen'sfhe  zu  Wallerstein,  Fürst.  Fürstenberg'sche  zu  Donaueschingen :  die 
Bibl.  der  Benediktinerabteien  zu  Metten,  Admont.  Krenisnuinster,  Martinsberg 
und  Wien.  Die  Bibl,  der  Augustiner  Ghorherrn  zu  Klostemeuburg  und  St. 
Florian;  die  Bibl.  der  Cisterzienserstifte  zu  Hohenfurth  und  Osseff;  Erz- 
diöcesanbibl.  zu  Gran,  Bibl.  der  Akad.  d.  W.  zu  Budapest.  Baron  S,  v.  Bruken- 
thal'sche  Mus. -Bibl.  zu  Hemiannstadt  und  die  Ossolinski'sche  National-Bibl. 
zu  Lemberg;  e)  die  Bibliotheken  gelehrter  Gesellschaften,  von 
Museen,  Alterthums-  oder  Gesehicht.svereinen:  Freiberg.  Chemnitz  (2),  Ham- 
burg, Breslau,  Göttingen,  Erfurt,  Görlitz,  Bamberg,  Würzburg,  Ansbach, 
Nümberg,  Prat,  Briinn,  Salzburg  (2),  Budapest,  Linz,  Laibach,  Olmütz, 
Triest,  Trient,  innsbnick,  Dresden,  Aachen,  Scüwerin,  Klagonfurt,  Altendorf. 


von  .].  IJcrthold  yi 

stellender,  so  kam  ich  anderseits  in  Sachen  Knauers  langte  Zeit  keinen 
Schritt    vorwärts.     Teberall   frap^te    ich    vergebens   an.     Von  München 
wurde  ich  nach  Erlangen,    von  hier  nacli  Wttrzburg   verwiesen.     Nie- 
mand   wusste,    welche  Bibliothek   bei   der  Säkularisation    des  Klosters 
(1803)  das  Erbe  angetreten  hatte,   bis   sich    post  festum    herausstellte, 
dass   der   grösste  Theil    der  Ijanglieimer  Hibliothek  —  die    im    ersten 
Stock    des    neuen    Ccmvents    aufgestellten     15  000  Bände    —    bereits 
schon    vorher  (7.  V.  1H(D2)    ein  Raub   der    Flammen    geworden    waren. 
Schliesslich  nalim  ich  meine  Zuflucht  zu  den  bayerischen  „Historischen 
Vereinen."      Die    erste    brauchbare    Notiz    kam    vom    Conservator    des 
historischen  Vereins  zu  Untertranken  und  Aschaffenburg,  Herrn  Militär- 
auditeur    Ulbrich    aus   Wtirzburg.      Er    machte    mich    auf  üssemiann's 
„Episcopatus   Bambergensis"    aufmerksam,    woselbst  p.  376  Knauer's 
Geburtsort  (Weissmain)    und    die    Zeit   seiner    Amtsführung   angegeben 
sind.     Die  hierauf  sofort    in    Weissmain    eingezogenen  P>kundignngen 
erwiesen  sich  später  insofern  als  überflüssig,   als  mir  kurz  darauf  von 
einem  Mitgliede  des  historischen  Vereins  zu  Bamberg,  Herrn  Professor 
Dr.  H.  Weber,    eine    ausführliche  Biographie  Knauer's   namhaft  ge- 
macht wurde.     Nun  war  der  Bann  gebrochen,    ein  Schritt   vermittelte 
den  andern,  und  in  wenig  Wochen  sass  ich  vor  den  Manusciipten  des 
H.  K.,    welche    sich    wohlerhalten   in   der   Bamberger   Bibliothek    vor- 
finden.   Da  sie  im  Erdgeschosse  des  C-onvents  aufgestellt  waren,  konnten 
sie  bei  dem  Klosterbrande  gerettet  werden.    Es  sei  mir  nun  gestattet, 
in  Kürze  das  mitzutheilen,    was  mich  die  Untersuchung  über  die  Ent- 
wickelung  des  Buches  und  seinen  Verfasser  gelehrt  hat. 

Im  Jahre  1812  gab  J.  H.  Jäck,  Bibliothekar  der  Kgl.  Bibliothek 
zu  Bamberg,  sein  „Pantheon  der  Literaten  und  Künstler  Bambergs" 
in  der  Form  von  Sonntagsblättern  heraus.  Darin  befindet  sich  eine  aus- 
ffthrliche  Biographie  Knauer's  und  eine  grosse  Anzahl  von  werth vollen, 
den  H.  K.  betreffenden  Bemerkungen.  Der  Beruf  Jäck 's,  seine  intimen 
Beziehungen  zum  letzten  Langheimer  Abte  Hemmerlein,  der  mit  der 
(beschichte  des  Klosters  innig  vertraut  und  im  Besitze  einer  grossen 
Privatbibliothek  war,  und  die  ausdrückliche  Bemerkung,  dass  er  die 
Biographie  „nach  den  von  ihm  (Knauer)  selbst  hinterlassenen  Notizen" 
geschrieben  habe,  verleihen  seinen  Angaben  einen  hohen  Grad  der 
Glaubwürdigkeit. 

Mauritius  Knauer  wurde  am  14.  März  1613  in  dem  oberfränki- 
schen Städtchen  Weissmain  als  Sohn  des  dortigen  Bürgenneisters 
geboren.  Seinen  ersten  Unterricht  erhielt  er  in  der  Jesuitenschule  zu 
Bamberg.  Aus  verwandtschaftlicher  Anhänglichkeit  Hess  er  sich  später 
in  das  Cisterzienserkloster  Langheim  aufnehmen  und  wurde  wegen 
seiner  hohen  Gaben  auf  Kosten  des  Klosters  nach  Wien  auf  die  „hohe 
Schule"  geschickt,  woselbst  er  sich  besonders  mit  Philosophie,  Mathe- 
matik und  Astrologie  beschäftigte  und  auch  den  ersten  akademischen 
Grad  in  diesen  Fächern  erlangte.  Noch  vor  Abschluss  des  Cursus 
lief  man  den  strebsamen  jungen  Mann  aus  Sparsamkeitsrücksichten 
nach    Langheim    zurück    und    zwang   ihn    so,    sein    eigner    Lehrer    zu 


'92  Beitriigc  zur  Entwirkolunj?  «lr«s  hundtTtjälirlgcMi  KalfudiTc 

sein.  Bald  hatte  er  die  Stiiffel  klösterlicher  Ehrenämter  erklommen, 
und  es  nahm  niemand  Wunder,  dass  sich  bei  der  1649  noth- 
wendifi^  werdenden  Prälatenwahl  alle  Stimmen  auf  seinen  Namen 
vereinigten.  Er  war  gleich  tüchtig  in  der  Theologie,  Philosophie, 
Astrologie,  im  Staats-  und  Kirchenrecht  und  galt  obendrein  al^ 
„Orakel  aller  Heilkünstler  jener  Zeit.**  Von  allen  Studien  waren  ihm 
aber  die  astrologischen  die  liebsten.  Nie  hat  er  ihnen  ganz  entsagen 
können.  Trieben  die  Wirren  des  dreissigjährigen  Krieges  die  Ordens- 
brtlder  von  Haus  und  Hof,  so  fand  er  in  der  Einsamkeit  seiner  Vater- 
stadt Zeit,  sich  jenen  Studien  zu  widmen:  und  Hessen  ihm  seine  Amts- 
pflichten, insonderheit  seine  langwierige  Fehde  mit  dem  anmasseuden 
Fürstbischof  von  Bamberg  einige  Stunden  freie  Zeit,  so  verbrachte  er 
sie  im  „blauen  Thurme",  seiner  kleineu,  auf  der  Klostermauer  errich- 
teten Sternwarte.  In  diesem  Tempel  mittelalterlicher  Weisheit  reiften 
die  Pläne  zu  seinem  H.  K.  aus:  hier  wurde  der  von  Jugend  auf  ge- 
nährte astndogische  Wahn  vom  Regiment  der  Planeten  vollends  gross 
gezogen.  1654  war  das  Concept  des  Kalenders  fertig,  1G55  sind  die 
ersten  Reinschriften  besorgt  worden.  Knauer  hatte  sein  Buch  ur- 
sprünglich nur  für  den  Oekonomen  und  die  Beamten  seines  Klosters 
geschrieben.  •)  Doch  erhielt  auch  jeder  Conventual  von  Langheim 
und  Bauz  ein  Exemplar  desselben,  und  eine  gmsse  Anzahl,  .lack 
spricht  von  1000,  soll  überdies  „um  unendlich  hohe  Preise  verkauft 
worden"  sein.  Diese  gute  Aufnahme  des  Buches  von  Seiten  des 
Publikums  und  die  eindringlichen  Vorstellungen  der  Ordensbrüder  be- 
wogen Knauer,  wenn  auch  erst  nach  langem  Zögern,  den  Kalender 
„durch  den  Druck  zu  vervielfältigen  und  für  das  Volk  gemeinnfltz- 
licher  zu  machen."  Dies  soll  noch  vor  seinem  am  9.  Novbr.  1664 
erfolgten  Ableben  und  ohne  Nennung  des  Autors  geschehen  sein. 
Niemand,  selbst  Jäck  nicht,  hat  bisher  ein  solches  Buch  zu  (lesieht 
bekommen.  He  1 1  w  ig  redet  ausdrücklich  nur  von  einem  Manuscripte,  J  äc  k 
nennt  als  ältesten  vurhandenen  Druck  den  Culmbacher  von  1704  und 
auch  mir  ist  auf  meiner  Suche  keiner  derselben  begegnet,  (ileichwohl 
darf  nicht  ohne  Weiteres  angenommen  werden,  dass  es  vor  1664  nicht 
zum  Drucke  gekommen  sei,  dass  also  Jäck  die  That  für  den  guten 
Willen  gesetzt  habe.  Er  stellt  den  Druck  des  Kalenders  auf  gleiche 
Jiinie  mit  dem  von  Knauer's  „Frankenthalischen  Lustgarten"  und 
,7ruba  coelestis"'-^)  und  hebt  im  (legensatz  hierzu  mit  grossem  Bedauern 
hervor,  dass  Knauer  vom  Tode  vor  der  Drucklegung  „der  Sammlung 


1)  In  der  nur  in  2  liandschr.  ExeniplartMi  vorhandenen  rruefatiuncula 
heisst  es:  Oeeononms  igitnr  l^anglieinien.'jis  Mona.st«'rii,  in  cuius  gratiuni  liaee 
literis  uiandare  vohii  (Mjualis  et  iniprnuis  Abbas.  deinde  Bnrsarius  et  l'rovisores 
graugijs  (siel)  praefeeti :)  liaee  diligenter  attendent  vt  niagnns  truetus  Monas- 
terio  faeere  poternnt;  iis  ven»  neglectis  egestatem  facient." 

2)  „Frankenthalischer  Lustgarten"  d.  i.  Besehreibung  der  AVallfahrt  zu 
den  14  heiligen  Notlihelftern.  Würzbiirg  1653.  494  pag.  Raniberger  Bibl.  — 
Tuba  coolestib  viatores  ab  itinere  BabyTonis  etc.  Herb.  MUVI.  550  i)ag.  Gedr. 
u.  hiuidiclir.  iu  der  Damb.  Bibl. 


von  J.  Bcrthold  93 

seiner  medizinischen  Ansichten"  •)  überrascht  worden  sei.  Die  aus 
jener  Zeit  stammenden  Drucke  der  ersten  beiden  Werke  sind  nun 
thatsächlich  noch  vorhanden:  der  „Lustgarten"  wurde  sogar  1701  auf 
Kosten  des  Klosters  zum  zweiten  Maie  aufgelegt.  Wo  mögen  die 
Kalenderdrucke  geblieben  sein?  Zuniichst  ist  unbedingt  an  der  Ano- 
nymität der  Ausgjjbe  festzuhalten.  Kn  au  er 's  Charakter,  Jäck's  aus- 
drückliche Bemerkung  und  die  Art  der  Titel irung,  wie  sie  sich  auf 
allen  handschriftlichen  Exemplaren  vorfindet,  lassen  keine  andere 
Annahme  zu.  Hiernach  kann  aber  der  Culmbacher  Druck  von  1704, 
der  älteste  bekannte,  nicht  der  ei*ste  sein.  Es  läge  nun  scheinbar 
nahe,  ihn  in  den  D.  M.  K.  A.  K.  L.- Ausgaben  zu  vermuthen,  welche 
Ansicht  bisher  wohl  am  meisten  verbreitet  war.  Auch  dies  wird  kaum 
angängig  sein.  Bis  heute  sind  nur  2  solche  Exemplare  aufgefunden 
worden.  Das  eine  gehört  der  Ausgabe  an,  die  s.  a.  (auf  alle  Fälle 
vor  1721)  bei  Wcinmann  in  Erfurt  ersdiien.  Dies  ist  das  älteste  von 
beiden  und  dazu  ein  echter,  unverfälschter  und  noch  nicht  erweiterter 
Hellwig,  der  unmöglich  von  Knauer  direkt  herrührt.  Das  andere 
kam  1723  bei  Joh.  Sieglers  Wittwe  in  Magdeburg  heraus.  Es  ist 
allerdings  ein  Knauer,  ein  wörtlicher  Abdruck  der  1721  bei  Wein- 
inann  in  Erfurt  erschienenen  Auflage.  Da  e>  jedoch  den  Namen 
,.IIundertjÄhriger  Kalender"  führt,  den  Knauer  nie  gebraudit  hat.  und 
der  verhältnissmässig  jungen  Datums  ist,  so  kann  es  wohl  als  Nach- 
druck, aber  nicht  als  Vorgänger  der  Culmbacher  Drucke  angesehen 
werden.  Hat  wirklich  ein  Druck  vor  1700  stattgefunden,  so  dürfte 
er  die  Signatur  D.  M.  K.  etc.  getragen  haben,  die  sich  dann  in  Drucker- 
kreisen erhielt  und  später  als  passendes  Aushängeschild  benutzt  wurde. 
Bis  auf  den  heutigen  Tag  sind  diese  ev.  Drucke  sämiiitlich  verschwunden; 
das  Auffinden  resp.  der  Besitz  eines  solehen  würde  einen  literarischen 
Schatz  ersten  Ranges  repräst^ntiren. 

Mag  nun  um  16H0  eine  Drueklegung  des  H.  K.  stattgefunden 
haben  oder  nicht,  so  viel  ist  gewiss,  dass  er  auch  nach  dieser  Zeit 
noch  durch  Abschriften  vermehrt')  worden  ist,  und  dass  Hellwig  ein 
Manu.script  und  keinen  Druck  in  den  Händen  gehabt  hat.  Hellwig 
hat  seinen  ersten  Druck  (1701)  l*ür  den  ersten  überhaupt  gehalten. 
Wälin»nd  er  die  Ausgabe  einer  neuen  Auflage  stets  mit  dem  Ver- 
griffensein der  alten  rechtfertigt,  gicbt  er  als  Veranlassung  zum  ersten 
Druek  die  Vergänglichkeit  eines  snlclien  Manuscriptes  an,  ..indem 
.*^chade.  wenn  snlche>  etwa,  wie  leichtlidi  ;::escliehen  könnte,  snlte 
verlnhren  gehen."  Vnn  dein  Verfa>ser  hat  Hellwig  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  nur  den  Stand  und  höchstens  noch  den  Namen  ge- 
kannt —  wenn  er  nicht  gar  ein  M.  ohne  Xaniensunterschrift  besessen 
hat        ,  andernfalls  hätte  er  sich  nicht  einen  so  groben  Fehler  in  der 

I)  Ntitata  niedica.  4  roliobändi-  mit  <)2bO  JSeiteii.  llaiidschr.  in  der 
Banib.  Hihi. 

'!)  Eins  der  4  Haniherger  liandschr.  Exemplare  ist  erst  gegen  H>bn  an- 
gi'fertigt  worden,  wie  dies  aus  <len  in  der  N'orrede  angezogt'iien  .lahreszahlen 
iiervorgelit. 


fti  f'i*-iff;«8fÄ  znr  F.ntw i/*k»-liinsr  «l»«  hnndrrjiihnj'-n  KAl^nd»*rs 

fiatirrin^r  '1'-  }Uich*-^  zu  S^^huUUn  komm*-n  la.— »-n.  Er  »rLit-ll  «i:i> 
.M»riri-»/Tifif  :f'"/>'ri  Mi05.  al-'»  t'»  Jühnr  nach  'i»>-»*n  AWfa-^uni:  und 
'Uf  A^hrr  uufh  K  n  »  u  f  r'<^  'IVhI«-.  iK-nnoch  b*-haQpt»'t  ►•r.  lia*-  d^-r  KalrndtT 
vor  100  Jfflin'h  von  *rin*'m  vomfrhmfr-n  Abt  'jf-^te-llr  wunlt'n*  m-*. 
W«-  rlM'  fVr-^'ffi  JN-lIwijrV  -f*Ib-t  betrifft.  **•  tVhlt  «-*  nirht  an  bi^»- 
Kraphr-rb'-ri  Na''hrif^ht*^n  Ub#;r  ihn.')  Kr  war  Arzt.  DifhttT.  Alrhfmi«*t 
II  «.  m,  Ant'  nM-hn-n*  -*^in^rr  zahlreichen  Schriften  macht  er  im  H.  K. 
•»«•HMt  aiifrnerk-<;irn,  andere  triflT  man  nicht  selten  in  Kataloiren  anti- 
f|iiiiri-(eher  fSI)cherla<;er  unter  der  Rubrik  ..Cariosa"  an.-)  Sfinen  II.  K. 
haf  er,  wie  nun  beHtimnit  feststeht,  zum  ersten  Male  1701  herausjre- 
Keben.  Mi -«her  konnte  dIeHes  Jahr  nicht  mit  Gewissheit  fei5tj|:estellt 
werden.  Hell  mann  erwtthnt  keine  der  älteren,  bestimmt  datirten 
AuH|;C<iben,  und  M.  Kopp  Hajct,  die  ernte  Autlafre  sei  1701,  die  2.  1707 
erschienen.  Mein  MeHtrebc^n  musste  sein,  dieser  beiden  habhaft  zu 
werden.  Sidir  bald  lehrte  mich  die  Untersuch unjic,  dass  die  zweite 
llWlfti-  di-r  KoppVch«*n  Notiz  nicht  aufrecht  zu  erhalten  sei.  Ich 
fand  ohnr  Mtlln-  Aus'^aben  von  1702,  1705  und  1707.  Michte  aber 
ver^ebenM  nach  dcrieni<^en  von  1701.  Da  Herr  Prof.  Kopp  keine 
der  beiden  Auspiben  (1701  u.  1707)  persönlich  fc^sehen,  sondern  die 
ihm  ^laubwflrdi^^  dflnkende  An«rabe  einem,  ihm  nicht  melir  erinner- 
lichiMi  Huclh*  entnommen  hat,  war  icli  versucht,  die  Ausgabe  von  1702 
lltr  die  illteste  /.u  halten,  bis  mir  endlich  die  oben;^enannte  von  1701 
von  der  un^rarischen  Keichsbibliothek  zu  Hudapest  «gemeldet  wurde. 
Hierdurch  war  dii*  Frn^re  nach  der  ersten  Helbijij- Ausgrabe  entschieden, 
und  CH  stellt  nun  lest,  dass  von  d<*ii  noch  vorhandenen  Drucken  des 
H.  K  d<»r  liamb(M'<;er  von  1701  die  älteste  Knauer-  und  der  Erfurter 
von  17i>l  die  .Hltote  Helbijr- Ausirabc  sind.  Hfvor  ich  nun  weiter 
In  die  DiskuN>ion  tiber  den  Inhalt,  die  Auflagen,  die  Bilder  und  die 
Verbreitung  de>  H  K.  eintrete,  tlilrt^e  es  v»>n  biblio«craphisc]iem  Inter- 
esse sein,  die  verschi«'denen  Autla«ren  >elbst  hier,  nach  trewissen  (le- 
NtehtKpunkten  geordnet,  /usammen/.ustellen  Ich  beirinne  mit  den 
Helbij:   Au>^:aben.  als  den  iil testen. 

.h\\\T  Or»       Drueker    Seiten-  Titel: 

zahl 

h  l."01      Kvt^^nl.      Job.  lUv   Vermehri       und       naeb     umi     vum 

lieoi*c  hohen    Kvani:,  Keieh'«     r.»llrL'i«»    zu 

Staveke  Kecen^bun:  vi  laiüiev-  m-..!  vi-rbe-»- 

>erteni  Kaien. ii-r  rM.u«-^  -  '.•'T«  "   t'uri- 
.»T-      Kab'niit  V.      W,  \Au-:    m.T'    da> 

\  -.  -.   -    V-   :-•  -       >.•»•  - 


\  ,  Vv..  •..      . 

K-ÄiVV    }VU    ^ 

i      N*    rri.  ■.  ^\.-/ 

* 

\\  .^x.  .  X.  .-,::,       u  ■■:  .  .  . 

I--.*"!  .;  '■                 .'.•  • 

\  ■  vi.: 

von  J.  Berthold. 


95 


.lahr.      Ort. 


Drucker.  Seiten- 
zahl. 


Titel : 


2)  1702.  Erffuit. 


Joh. 

(ieorj? 

Starcke. 


3)  s.  a.      EIS-       Andreas 

LEBEN.       Clejo. 

4)  8.  a.  GOTHA.     Christ. 

Revher. 

F.  S.  Hot- 

buehdr. 


5)  1705.  Frank-       llennijr 
fürt  a/M.      Grosse. 


HauRS- Vater  |  Jiohes  und  niedriges 
Standes,  sein  Hauss- Wesen  ktlnfftig  ' 
mit  Nutzen  einrichten  und  von 
Frucht-  I  und  Unfruchtbarkeit  jedes 
Jahr,  Monat  und  Tag  |  solche  ganze 
Zeit  über  nach  der  7  Planeten  | 
Influenz,  judiciren  möge;  Nebst  an- 
gefügter kurzer  Anweisung  zu  den 
unter  die  Planeten  gehörigen  Me- 
tallen und  Mineralien  etc.  wie  auch 
ihre  kräftige  Wirkung  im  mensch- 
lichen Leibe.  Ausgestellet  |  L.  Chri- 
stoph Hellwig  I  Cölledä-Thür.  P.  L. 
Caes.  Physicö  zu  Tännstädt. 
(Szäch^nyi.  Reichsbibl.  Budapest). 

88.  Auf  I  100  Jahr  gestellter  |  Curiöser 
Kalender  |  Nehmlichen  von  1701 — 

1801.    Darünnen Standes, 

solch  gantze  Zeit  über  nach  der 
7  PI.  Infi,  judiciren  und  sein  Hauss- 
Wesen  mit  N.  einr.  möge.  Auch  mit 
Kupferstichen  ver  |  mehret  |  .  Von 
L.  Chr.  Hellwigen  |  p.  t.  Caes.  Stadt- 
Phvsic.  zu  T. 

(Staatsbibl.  München;  Stadtb.  Breslau, 
U. -B.Jena,  Stiftsb.  St.  Florian). 

9(i.  Curiöser    .Calender  |  Welcher    auf 

wörtlich  wie  Nr.  1. 

(Dr.  llellmann,  Berlin). 

96.  Cur.  Cal.  Welcher  auf  das  1700.  Se- 
culum  nach  Chr.  Geb.  bis  1800  ge- 
stellt. S<>wohl  nach  dem  alten  als 
neuem  Stile.  Wie  ein  jeder  Ilauss- 
Vater  etc.  s.  Nr.  1  bis  „möge'\  Nebst 
einer  kurzen  Vorrede.  Ausgestellt 
v.  L.  Chr.  Hellwig  |  Cölleda-Thür. 
P.  L.  <\  Stadt- Phvsic.  zu  Tän^tädt. 
(l'.-B.  Kostoek). 

32.  Cur.  Kai    Welcher  pp.  wörtlich  wie 

4"  Nr.  1.  bis  „Tännstädt^'.  Die  3.  Edition. 
(Jedruckt  im  Jahre  1705. 

Diese  Ausgabe  bildet  Seite  240 
bis  71  d(T  „Astronomischen  Kurio- 
sitäten v.  .loh.  (ieor^  Trigler  v. 
Ijrheran.  (r.-B.  Götttingen). 


W  Jii'itrüf^c  zur  Kiitwirkf'Iun^  «h*»  1iiin(1crtjä)iri|;eD  Kalenders 

Jalir.      Ort.        I>rucker.  Seiten-  Titel: 

zahl. 

♦i)  1707.  Frank-     Joh.Chr.  202.  Vermehrten    anf  100  Jahr  etc    wie 

fiirt  u.       Stösscl  No.  2  bis  „möjre".     Nebst  Beschrei- 

]A*ipzi«r.    in  F^rffurt.  bnnp:   derer  Metallen  n.  Mineralien, 

wie  solche  unter  die  Planeten  gt»- 
hören,  auch  der  Kräuter,  was  vor 
welche  in  jedem  Monat  vorkommen 
und  blühen:  mit  Abbildung  derer 
Planeten  gezieret.  In  Di-uck  gegeben 
.  von  L.  Ch.  HELLWIO.  Colleda  Thur. 
P.  L.  Caes  etc.  (U.-B.  Göttingen, 
Stiftrtb.  Admont,  Stiftsb.  Metten). 

7)  I701I.        .,  .,         184.  <;enau  wie  No.  6  (U.-B.  Innsbruck, 

Stadtbib.  Breslau). 

8)  1714.  ,.  (lenau  wie  N<».  7  (Stittsbib.Admont). 

1))  1715.        ,,  .,  „         ,,         ,.     nur:    „zum  4.  Mal 

in  Druck  gegeben*.  (Stadtb.  Breslau). 

10)  17I7(V)     ..  ..         1 7H.  fienau  wie  No.  6  bis  ,, gezieret".   Und 

bei  dieser  7.  Edition  aufs  Neue  durch- 
gesehen u.  an  vielen  Orten  vermehrt 
V.  L.  Uhr.  Jlellwig.  P.  L.  C.  u.  Med. 
Pract.  Erturtensis.     (l'.-B.  Jena). 

11)  1724.  Erffurt.        Joh.        17t).  I..  Uhristoph  Hellwigs,    Med.  Pract. 

Jakob  Erturtensis,  Vermehrter,  auf  pp.  wie 

Spiesi*.  Nr.  6     bis     „Hauss- Vater*     solche 

gantze  Zeit  pp.  ...  einrichten  könne. 
Nebst  Beschreibung  pp.  ...  bis  ge- 
zieret.    8.  Edition.     (Verfasser). 

„      Wörtlich  w.  Nr.  1 1     9.  P^dition    (St. 

Peter,  Salzburg). 
„  .,        ,,     ,,     .,    10.  Edition.  (U.- 

B.  Oiesi?en). 

184.  (;enau    wie     Nu.  11.       10.  AnHage. 

(Ilofb.  München..   U.-H.  (Jreit>^wald.) 

90.  Ein  Nützlicher  u.  (-urieiiser  Iluiidert- 
iährit;:er  !  Kai.  .  Nehnilichen  von 
1701-  1801  .  in  welchem  zu  linden 
....  No.  1  Hauss*- Wesen  mit  Nutzen 
einrichten  |  die  guten  u.  Nuss- Jahre 
aus  der  Planeten  Iiifiueiiz  «dingefahr 
erkennen  \i.  folglich  bevorstehender 
Noth  weisslich  vork(»nmien  könne, 
(li'stellt  von  I).  M.  K.  A.  K.  L.  (K. 
B.   Presden). 


12)  1725. 

^< 

'1 

13)  172t). 

?» 

u 

14)  1731. 

11 

Joh. 

Oeorg 

Zimmer. 

15)  s.  a. 

.« 

Christian 

(vor 

.. 

Wein- 

1721) 

»1 

mann. 

von  .1.  B Ortho  1(1. 


97 


Jahr.      Ort. 


Dnicker.  Seiten- 
zahl. 


Titel : 


Iti)  1714.  s.  1. 
17)1716.  8.1. 
18)  1718.      s.  1. 


19)  1743.    Chem- 
nitz. 


n 


r 


20)  1757.       „ 


21)  1770. 


22)    s.  H.      Stutt- 
1743/44  jrart. 


23)    s.a.      LEir- 
(1744)     Zl'(i. 


fehlt.      194.  Titel   wie  Erfurt  1702.     (Stiftsbibl. 

St.  Florian.) 
194.  Genau  wie  No.  11.    (Stiftsb.  St.  Flo- 
rian; Hofb.  München). 
(?)     (nicht  notiert).     Genau  wie  No.  11. 
(Antiqu.  Rosenthal,  München). 
Joh. Christ.  376.  L.  Chr.  Hellwigjs  pp.  .  .  .  s.  No.  11 
u.  David  .  .  .  „gezieret".    Mit  einem  Anhang 

Stössel.  allerhand  nützlicher  Haus-  u.  Wirth- 

schafts  -  Regeln,  sonderlich  bei  der 
Viehzucht  versehen.  (K.  B.  Dresden, 
U.-Bibl.  Strassburg). 
174.  Wörtlich  wie  No.  11.  Es  fehlt  also 
der  Zusatz :  „Mit  einem  Anhang  etc." 
12.  Auflage.  (Hofb.  Weimar,  Stadtb. 
Breslau). 
„  176U.203.8.  No.  19.  Ohne  AuHagen-Bezeich- 
nung.  (Fürstl.  B.  Wallerstein,  Ilofb. 
Altenburg,  Stiftsbibl.  Metten). 

Beruh.     140.  Herrn  L.  Chr.  Hellwig  |  Coli.  Thur. 

Michael  P.  L.  C.   Stadt -Phys.  z.  Tännstädt 

Müller.  Curieuser,   nützlicher   u.  approbirter 

Hundert  Jähriger  Cal.  auf  das  Jahr 
1700  .  .  .  I  No.  4  .  .  .  bis  ..Stvlo". 
Sowohl  von  höhn  und  niedern, 
wessen  Standes  als  Wesens  sie  seyjid, 
nützlich  zu  Haus  und  Feld  einge- 
richtet. !  Auss  welchem  auch  zugleich 
ein  Haus- Vater  die  sowohl  gute,  als 
abwechselnde  Miss -Jahre  |  durch 
Würck-  u.  Regierung  der  Planeten 
judiciren  mag.  Nebst  einem  a  parten 
Anhang.  Von  der  Physiognomie  u. 
Einer  kurzen  Vorrede.  ((Jerm.  Mus. 
Nürnber«:). 

Christ.     216.  Der  naeh  Art  |  L.  (1ir.  von  Uellwig 


Friedr. 
(J  essner. 


Med.  Pract.  ErH'  .  W^ohleinirerichtete 
Inindertjährige  |  I  laus -Kalender  , 
Worin  neu  zu  tinden :  I.  Vaw  gründ- 
lieher  rnt(»rricht  von  deni  Calender- 
Wesen,  den  Planeten,  Aspeeten,  (le- 
wittern  und  an«lern  dahin  gehörigen 
Sachen.  IL  Eine  Besehreibung  dm* 
zwrdtl'  himmliselien  Zeiehen.  u.  deren 
36   Bilder-CIestalt,    samt    ihrer    Ab- 


98  Beiträge  znr  Entwickohmg  fl«»s  lunulcrtjähripon  Kalenders 

Jahr.      Ort.         Drucker.  Seiten-  Titel: 

zaiil. 

conterfeyunp,  ingleichen  derer  Me- 
tallen und  Mineralien,  wie  solche 
unter  die  Planeten  gerechnet  werden. 
111.  Monats -Tabellen,  welche  an- 
zeigen, was  das  gantze  Jahr  hin- 
durch im  Hauswesen  in  Acht  zu 
nehmen,  nach  Anleitung  der  besten 
Anmerkungen,  sowohl  alter,  als  neuer 
Schriftsteller.  IV.  Von  der  Blüte 
u.  Sammlung  der  Kräuter  bei  jeden 
Monat.  V.  Ein  Koss  u.  Vieh-Artze- 
ncv-Buch.     2.  Autlage.     (Verfasser). 

24)  1751.     LEIP-     Christ.     228.  Genau  wie  No.  23.    3.  Aufl.    (U.-B. 

ZIG.      Fi-iedr.  Strassburg). 

Gessner.  • 

25)  1756.         „  „         228.  Wie   Nr.  23.     Nur:    V.  Ein   Ross-, 

Vieh-,  Bienen-  u.  Traumbuch.  VI.  Ein 
Verzeichniss  der  vornehmsten  Märkte. 
\.  Auflage.     (U.-B.  Erlangen). 

26)  1772.  .,  „         228.  Wie  No.  25.     6.  Aufl.     (Grossh.  B. 

Weimar). 

27)  s.  a.  „       fiottfried      „     Wie  Nr.  25.     Neuverb.  Aufl.     (Dr. 
(1780)  Mflller.  Grotefend,  Schwerin). 

28)  1786.     Leipzig.  442.  Christ,  v.  Hellwigs   100  jähriger  Ka- 

lender. Worin  I.  die  Zeitreclinung 
oder  der  Kai.  ftir  die  Jahre  1785 
bis  1800  befunden  ist,  II.  die  Kennt- 
niss  der  Gestalt  und  Einrichtung  des 
Weltgebäudes  gezeigt,  III.  von  d. 
Erde  insbes.  gehandelt  u.  IV.  von 
der  Bebauung  der  Erde  nach  rich- 
tigen ökon.  Grundsätzen  etc.  Neue 
ganz  veränderte  Aufl.  mit  39  Kpfm. 
(Kgl.B.  Dresden,  Grossh.  B.  Weimar, 
U.-B.  (ireifswald).  Es  ist  ein  von 
Prof  Chr.  Frdr.  KiUliger  verfasster 
Protest  gegen  den  li.  K. 

29)  1800.      (irätz.     (1ir.Fr.    128.  Neuer   100 jähriger  Kai.  vom  Jahre 

Trötscher.  1799 — 1H99,     in     welchem    jeder 

Hansvater  nebst  einen  immerwähren- 
den Kai.  und  einer  Zeittafel  auf 
100  Jahre  soviel  Nützliches  in  An- 
sehung der  Witterung,  des  Feldbaues, 
der  (lesundht.  und  Krankheit  bei 
MensclK'u  n.  Thieren  iindet.  1.  Jahr- 
gang.     2.  AnÜ.     {VAi.  Heidelberg). 


von  J.  Bortho'ld.  99 

Jahr.       Ort.        Druckor.  Soiten-  Titel: 

zaiil. 

30)  1799.     Oriitz.    Chr.  Fr.    128.  Genau  wie  Nr.  29.    Wahrscheinlich 

Tröt<cher.           1.  Jahrgang.    1.  Auflage.     (Stiftsbib. 

.  Sti-ahov.  Prjig,  8t.  Peter   Salzburg, 

Mus.  Salzburg ,  Stiftsbib.  Admont, 
St.  Metten). 

31)  1800.      (irätz.     Chr.  Fr.   154.  2.  Jahrgang,  w.  Nr.  29.     (St.  Peter, 

Tnitscher.         Salzburg,  U.-B.  Heidelberg). 

32)  1801  ,,      Frz.  Xav.  252.  Chr.  v.  Hellwigs  neubearb.,  hundertj. 

Miller.  Haus -Kai.,  worin     I.  eine  Erklärg. 

des  Kalenderwesens  u.  ein  Kai.  von 
1801—1901.  II.  die  Kenntniss  der 
Gestirne  u.  Einrichtung  des  Weltge- 
bäudes, lU.  die  Kenntniss  der  Erde 
insbesondere,  IV.  Landwirthschaft- 
liche  Bemerkungen,  V.  Abbildung 
u.  Beschreibung  einiger  besonders 
{giftiger  und  gefährlicher  Pflanzen, 
VI.  ein  Vieharzneibuch,  *VII.  Heil- 
mittel gegen  einige  Krankheiten  der 
Menschen  zu  finden  sind.  (U.-B. 
Leipzig). 

33)  s.a.  „  .,        252.  Wie  No.  32,  nur:  2.  Aufl.  (St.  Peter, 

(1802)  Salzburg). 

34)  s.  a.  „  ,,  ,,     Wie  No.  33.     (Mus.  Graz).      Wahr- 

(1803)  scheinlich  3.  Auflage. 

35)  1805.  „  Joh.  Andr.  252.  Wie  No.  32,  4.  Auflage.    (St.  Peter, 

Kienreich.  Salzburg  u.  St.  Florian  b/Linz). 

36)  s.  a.  „        Xav.       252.  Wie  No.  32,  5.  Autlage.    (St.  Peter, 
(1806)  Müller.  Salzburg). 

37)1809.  „  Kienreich.    (?)     6.  Auflage.      (B.- Akademie   d.  W. 

Budapest). 

38)  1816.  .,  „  252.  Wie  No.  33.    6.  Aufl.(V)  (Mus.  Graz). 

Als  Uebergang    von    den  Hellwig-    zu  den  K na ucr- Ausgaben 
notire  ich: 

39)  s.a.     Erffurth.   T<»bia&>     110.  Dr.  Martin  Knauers  |  weyl.    Abtens 
(1740)  lleinr.  vom  Kl.  Langenhcim  |  Vermehrter 

Schnider.  auf    100  Jahr   gestellter  |  ('uriöser 

Ilaus>-Kal.    |   Darinnen  nicht    allein 
die    güld.  Zahl,     Exakten   Sonnen 
Circul,  Son- Buchst.,  Oster -Fest  u. 
Bömer  Zinsszahl  bis    1799  in  einer 
Tabelle  |  zu  finden,  |  soinlern    aucJi 
angewiesen   wird  |  ,   Wie  ein  Ilauss 


100  Boitiüge  zur  Eiitwickcliinj;:  dos  liuiultTtjälirlgon  Kalenders 

Jahr.      Ort.        Dnicker.  Seiten-  Titel: 

zahl. 

Vater  sein  Hansa  Wesen  nütz  |  lieh 
einrichten,  die  Miss  Jahre  beobachten, 
der  bevor  |  stehenden  Noth  weisslich 
vorkommen,  u.  nach  der  |  7  Planeten 
Influenz  urteilen  könne:  [  Ehedessen 
ans  Licht  frestellet  |  von  L.  Chr. 
V.  Ilellwig,  weyl.  Med.  Pract.  Ert*. 
Deme  beigetliget  Ein  nützlich  Bienen-, 
Ross-  und  Vieh-Artzenev-Büchlein. 
(IJ.-B.  Oreitswald). 

40)  s.a.      c.  1.     Gedruckt     112    Hundertj.  Curieuser  |   Ils-Cal.   ]   In 
(17  V)  in  diesem  welchem    enthalten  |  ,    wie   ein  lls- 

Jahr.  Vater  sein  |  Hs- Wesen    mit  Nutzen 

einrichten,  die  Miss  Jahr  in  ein  und 
andern  beobachten,  der  bevorstehen- 
den Noth  weisslich  vorkommen 
möge,  1  Und  nach  der  7  PI.  Influenz 
judizieren  kann.  |  Gestellt  von  I). 
Mauritio  Knauer  Abbten  zu  K.  Lghm, 
auf  das  itzige  Seeulum  n.  Chr.  Geb. 
nehmlich  von  1701  — 1801  mitFleiss 
gerichtet  durch  L.  Chr.  v.  Hellwig. 
P.  L.  C.  u.  Med.  Pr.  Erfurtens.  Dabei 
eine  feine  ....  thun  sei.  (Stadtb. 
Breslau). 

Knauer- Ausgaben. 

41)  lf>55  Manuscript.  —  —  Calendarium  oecnnomieum  perpetuum 

a  reverendissimo  perillustrri  (sie!) 
ac  amplissimo  I).  I).  Mauritio  de  fa- 
milia  Knauerorum  s.  theologiae  doe- 
t(»re  duealis  Coenobii  ad  s.  Johanneni 
evanjrelisteni  in  Langheim  Praelntn 
digno  in  inonasterii  sui  grafiam  eon- 
einnatum  et  postrritati  relictum. 
Dieses  Exemplar  ist  nicht  mehr  vor- 
handen. Jäek  sah  «'S  (lrtl2)  noch 
in  der  Bibl.  des  ,.T.  11.  Prälaten 
von  Langheim  Kandidus  Ilemnier- 
lein.* 

42)  s.a.  Manu^eript.  —   —  ('alendariumOeeoiiomiemn  Praetieum 
(1654  vun  anderer  Hand  ciniretrgii.)  Perpetuum  |  dass    ist  |   Ueständiger 

llausskalender.  Auss  welrhem  jähr- 
lieli  die  Witterung  zu  erkennen  u. 
nach    dero    gestalt    der   Wein    und 


von  .1.  lU*rtln>l<l. 


101 


Jalir.      Ort. 


Drucker.  Seiten- 
Kahl. 


43)    s.  a.  Manuseript. 
(nach  1<>64). 


44)  H.  a.  (ea.  IGOO). 

45)  s.  a.  Manuseript.  —  — 
(ca.  1080). 


46)  1704.  Ciilm-        Nath. 

bach.     Lüniseher. 


88. 


Tit(0 : 

Veldtbau  mit  PVucht  und  nutzen 
anzuordnen,  die Missjalir  zu  erkennen^ 
u.  der  bevorstehenden  noth  weisslich 
vorzukommen  Auf  das  Frankenland 
u.  sonderlich  auf  das  Stift  Bamberg 
gerichtet.  (K.  B.  Bamberg), 
(/alendarium  |  Oeeon.  Pract.  |  Perp. 
Dass  Ist  Beständiger  etc.  wie  Nr.  33 
bis  „gerichtet"  |  .  Authore  li  mo 
et  Amplis^imo  Domino  Ü  Mauritio? 
Abbate  in  Langheim.  (K.  B.Bamberg). 
Genau  wie  Nr.  43.  (K.  B.*  Bamberg). 
Ewiger  und  Nützlicher  Hauss-Calen- 
der.  I  Ew.  II.  K.  Von  Einem  hoch- 
würdigen Herrn  Prac.  Laten  |  dass 
Wrdilw.  Gotteshauss  u.  Löbl.  Klosters 
Lang  I  heimb  in  Bamberger  Bistumb 
gelegen,  durch  langwtlnnge  Mühe 
u.  mit  sonderbahrem  |  Fleiss,  auch 
vielfältigen  nach  Vorfällen  und  ge- 
wisse aigentliche  Erfahruns  beschrie- 
ben und  an  den  Tag  gegeben.  In 
welchem  nicht  allein  die  Jahres- 
witterung, sondern  auch  ein  Lob- 
würdige  Underrichtung,  wie  sich  ein 
Hausshalter  sowohl  in  Weingartten, 
alss  auch  im  Ackerbau  verhalten 
und  reguliren  khan,  begriffen  ist, 
wenn  er  glückseligen  Fortgang  der 
Erdtgewächsen  haben  will.  (K.  B. 
Bamberg). 

Oal.  Oecon.  Pract.  Perp.  Das  ist: 
Vollständiger  Ilauss-Oalender,  wel- 
cher auf  das  jetzige  Seculum  nach 
Chr.  Geb.  Von  1701— 1801.  Nach 
dem  verb.  Kai.  diessmalen  einge- 
richtet: Darinnen  zu  finden  pp.  .  .  . 
wie  Nr.  13 „könne*'.  Vor- 
mahlen gestellet  v(»n  D.  Mauriti(» 
Knauer,  Abten  zum  Kl.  Langheim, 
nun  aber  beigefüget  eine  kurze  An- 
weisung, was  von  Monat  zu  Monat 
durch  das  ganze  Jahr  in  Hausshal- 
tung zu  thun  sei,  >onderlich  aber 
mit  Fleiss  auf  das  Fi'ankenland  ge- 
richtet worden.     (K.  B.  Bamberg). 


102  Hfiträffi'  zur  Kiitwicki*luii{r  dt's  liuiulortjälirifiron  Kalenders 

.lalir.      Ort.         Drucker.   Seiten-  Titel: 

zahl. 

47)  1707.  Oulm-        NatJi.        88.  Wie  ob(»n.     (V.-M  Göttinjren). 

bach.     Lünischer. 

48)  1712.       .,  „  ,.     C.  Oec.  P.  S.  Das  i^t:  Iinm<T\vehren- 

der  Curieuser  Hanss-K.  Darinnen 
zu  tinden,  wie  ein  pp.  w.  Nr.  46. 
Gestellet  von  D.  M.  Kn.  etc.  statt 
„kurze"  steht  „feine*'  Anweisung. 
Es  fehlt:  „Sonderlieh  aber  etc." 
(K.  B.  Bamberg.) 

49)  1719.       .,  „  86.  Wie  No.  48.  (Lds.-Bibl.  Kassel). 

50)  1722;       ,,  .,  86.  Genau  wie  No.  48.    (Stdtb.  Breslau). 

51)1713.     s.  1.  —         88.       „         .,      „     „     (Hofb.  München, 

U.-B.  Innsbruck). 

52)  1715.     s.  1.  —         88.  Genau  wie  Nr.  48.     (Statt   Seite  36 

ist  63  gedruckt).  (Hofb.  München, 
Stiftsb.  Admont). 

53)  1716.     s.  1.  —         88.  Genau  wie  Nr.  48.  (Hofb.  München). 
54)1732.     s.  1.             —        104.       „         „      „     „     nur  mehr  Bilder. 

(Hofb.  München). 

55)  1727.     s.  1.  --        111.  Hundertj.  sunderbahr-  u.  nützlicher 

Hau8s-K.  I  darinnen  zu  finden  .  .  . 
wie  No.  39.  Unterschied:  Kn.  ge- 
wesenen Abten  pp.  (11  ist.  Verein 
Würfburg). 

56)  1715.  Brunn.       Georg       88.  Wie  Nr.  48.     (St.  Peter,  Salzburg). 

Lehmann. 

57)  1721.  Ki-ftnrt.      Ohrist.       96.      „       „     „     Vorrede  mit  pagini(;rt. 

Weinmann.  (K.  B.  Bamberg). 

58)  s.a.       Tu-        Joseph       88.  Genau  wie  Nr.  46.     Es  fehlt:   „Son- 

bingen.   Siegmund.  derlich  mit  Fleiss  ..."  (Ftlrstl.  Bibl. 

zu  Wallerstein). 
80,  Ganz  neuer  hundertj.  Haus-Kai.     In 
welchem  enthalten:    wie    ein   Haus- 
vater ....  judieieren  kann: 

t>,  ^,  <^\  o,  $,  i.  3 

1741  42    43    44    45    46    47     und 

folgende   Jahre.      Gestellet  pp.    wie 

No.  48    nur:    Langenheim.      (K.  B. 

Bamberg). 

60)  1723.  Magde-        Joh.        96.  Hundertj.  Curieuser  Hauss-K.  In  wel- 

burg.       Siegler  chem   enthalten  ....    wie  No.  57. 

sei.  Unterschied:  Gestellet  von  D.  M.  K. 

A.  K.  L.    Ist  in  Joh.  Dan.  Intel mann's 

„Arithm.  Wegweiser'  gebunden. 


59)    s.  a. 
(1741) 

Eise- 
nach. 

Mich. 

Gottl. 

(iriess- 

baeh. 

von  .1.  IJcrtliolil. 


103 


.lahr. 

Ort.        Drucker. 

Seiten 
zahl. 

61)  1724. 

Frank-      Christ, 
fürt  u.       Wein- 
Leipzig,     mann. 

90. 

62)  1736. 

Weissen-  Krfturt. 
bnrg.          (?) 

96. 

63)  1716. 

64)  1729. 

65)  1752. 


66)  1756. 


67)  1758. 

68)  1761. 

69)  1777. 

70)  1782. 


71)  1786. 

72)  1787. 

73)  1794. 


74)  1776. 


75)  1784. 


Augrs-  Albrecht     95. 
bnrp:.    Schmidt. 

«•  ••  ■■ 

Andreas     95. 

Brin- 
hansser. 


'Htel : 

Ilundertj w.  No.  60  u.  dann 

wie  No.  57.  (K.  B.  Berlin,  U.-B. 
Breslau). 

Genau  wie  die  Culmbacher  nur  steht 
„Cal.  Oee.  Pr.  Pp."  nicht  darüber. 
(Hofb.  München). 

Wie  No.  46.     (Stifsb.  Ilohenfurth). 


»» 


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n     ?? 


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''     *' 


A.  Brin- 

hausser's 

sei.  Erben. 

Andr. 
Brinhausser. 


(Hofb.  München). 

,,  Schluss:  sonderlich  aber 
mit  Fleiss  auf  hiesigen  Horizont  u. 
benachbarten  Orten  ^  eingerichtet. 
(Hofbibl.  München). 

Dieses  Exemplar  war  nach  dem 
Katalog  in  der  Szechenyi'schen 
lieichsbib.  zu  Budapest,  ist  aber 
dort  nicht  mehr  zu  finden. 

s.  No.  65  (Hofb.  München). 
„   (Mus.  Salzburg  ). 


V 


?» 


11 


11 


r     \      11 


11 


). 


Angs-     Matth.     120. 
purg.     Kiegers 
sei.  Söhne. 


ri 


„  .,  „  (Hist.  Verein  Wttrzbnrg 
Szech.  Reichsb.  Budapest), 
s.  No.  65  nur  mit  dem  Zusatz :  „Auch 
iu  dieser  neuen  Auflage  eine  sehr 
nützliche  Ostertabelle  beigeftlgt  wird. 
(Hofb.  München). 

Des  Herrn  Abtes  Moriz  Knauer's 
Vollständ.  Hauss-Kai.,  welcher  auf 
das  itzige  Jahrhdt.  n.  (Jhr.  Geb.  von 
1701  — 1801  nach  dem  neuen  Kai. 
eingerichtet  ist.  Darinnen  zu  finden 
.  .  .  .  judiziren  möge.  Samt  bei- 
gefügter nützl.  Anweisung  der  mo- 
natl.  Verrichtgen  durch  das  ganze 
Jahr  u.  1  bew.  Vieharzneibüchleiu. 
(Mus.  Brunn,  Grossh.  B.  Weimar), 
wie  Nr.  74  nur  zum  Schluss:  „Neue 
vermehrte  Aufl.''  (U.-B.  Jena,  Stiftsb. 
Hohenfurth). 


7»;.  1711         Ntirfj-     J'»h         104.  vri^-  N«».  4>^  nor:  .Ä^.m*-  *r*-i:rk-fii:rK~ 

77;  1751.  ..     wi*-  Nr».  7»>.     f>tift*W  A«lm*>ot>. 

7)ii  178:f.  *ianz  n**n^r  hnml^-rtj.  Hnoskuleoiier. 

1782—181«*.  I KeichsCTiri.  Srhaff- 
jfot's<*he  B.  Warmbninni 

lUi    -  ;i.  Linz.      Ignatz      05.  Nenverb.   Hau* -Kai.,     welcher    aof 

1 1 7f»:^,.  ZMrriiHald.  1 10  Jahre,  nämlich  vmd  1792 — 19«) l 

BMr{(erl.  n.  Thr.  Geb.    deutlich  u.  begreidich 

Hiichdr.  eingerichtet    i>t.      Darin    zu    finden 

....  judizieren  möire.  Vormahls 
beraunjrejr.  v.  D.  M.  Knauer:  s.  N«».  73 
bez.  der  Oritertabelle.  (Mus.  .Salzburg). 

HO,  IH02.  „  ..     2t»-   Aufl.    von    Nr.  79.      (Stiftsbibl. 

Hohenfurth). 

8  h  1H:*9.  ..  ,.     3te      (Stiftsbibl. 

Admont). 

H'Ji    f.  H.       Kiiil»eck.    .loh.        88,  Neuer  verb.  hundertj.  Kai.  nach  der 
( 1802  3;  Jak.  7  PI.  Einflugis  als   ^  .   1.3  e^<*-  ^^' 

Fevj-el.  rin  zu  finden,    wie als   von 

1801  —  1900    zu    beurteilen    habe. 

VerfaHftct  von  Dr.  Martin  Kn 

thun  sei,  und  einem  Arzeneibuche. 
(K.  H.  KuHScl). 

8.'i)    H.  a.  ".  1.         vac.       l2<).  Imnicrw.  curieuser    Ilaus-Kal.     Da- 

( 1 7fM.»)  rinnen  zu  finden,    wie  ein   Heissij^er 

Haus- Vater  ....  vorkommen  und 
die  folj^ende  Zeiten  nach  der  7.  PI. 
KintiusK  urteilen  m<'>ji:e.  Gestellet 
v(m  Dr.  Maur.  v.  Knauer  ....  thun 
Hci.  (iedruckt  in  diesem  Jahr.  (Hofb. 
München). 

Hl)    H.  I.  >.  1.  ..     ii^viiiixi  wie  No.  83.    (Ilofh.  München). 

(1801) 

85)    s.  n.        KranklK.       V  9().  (Janz  neuer  Kai wie  No.  59. 

H.  (hier.  Nur  sind   hier  9  Planeten  (Ceres   2 

u.  Uranus  ^)  u.  mit  ©  beginnend, 
(iestellt  vom  Magister  Tiehrawnu 
(d.  li.  Unwahrheit)  in  Oberdeutsch- 
land.    (K.  H.  Berlin). 

Hft).  H.  n.         Berlin.  .1.  Zürn-    9().  Genau    wie  Nr.  85.     (K.  B.  Berlin). 
\l801)  gibl. 


von  .).  Hcrtliülfl. 


105 


Jalur.      Ort. 


Druck <T.  Seiten- 
zahl. 


Titel : 


87)   8.  a.       Leipzijy:.  0.  Aug. 
(1805)  Solbrij?. 


88)    8.  a.    Frank-  ? 

(1801)  furtu. 
Leipzifi:. 


89)  1803.    Gratz.        Xav. 

Miller. 

90)  1804.  Augsburg. 

91)  1807.      Pestli.     Mattli. 

Trottner. 


92)    s.  a.       firätz.        Frz. 
(180(>)  Ferstl. 


116.  Neuer  verb.  bundertj.  Hs.-Kal.  für 
1805 — 1905.     Worinnen  zu  finden. 

wie  ein  fl Nutzen  einrichten, 

die  Witterung  in  dem  einen  und 
andern  wahrscheinlich  voraussehen 
u.  dem  in  Gefahr  beistehen  kann. 
Nebst  einer  Beschreibung  der  9  Pla- 
neten V.  D.  Martin  Knauer,  Abt  zum 
Kl.  Lgheim.  Zum  Gebr.  des  Land- 
volks mit  einer  Anweisung  der 
monatlichen  Verrichtungen  durch  das 
ganze  Jahr  versehn.  (Hofb.  Berlin, 
Grossh.  Bibl.  Oldenburg,  Reichsgr. 
Schaifgot'sehe  B.  Wannbrunn). 

1 12.  Cal.  Oec.  Fr.  Perp.  d.  i.:  s.  Nr.  46  .  .  . 
(Nur:  1801—1901)  ....  thun  sei, 
sonderlich  aber  mit  viel  schönen 
Figuren  gezieret,  als  jemals  und 
mit  einer  Angabe,  wie  Fastnacht. 
Ostern  pp.  fällt.     (K.  B.  Bamberg). 

158.  Oekonomisch  praktischer  100 jähr. 
Kalender  von  1803  —  1915.  Neu- 
bearb.  Aufl.  (Mus.  Graz). 
Genau  wie  No.  91.  (Stiftsb.  Admont). 
96.  C.  Oec.  P.  P.  oder  Vollstdger  Haus- 
K..  welcher  auf  100  u.  10  Jahre, 
nämlich  von  1792—1901  (s.  Nr.  79) 
n.  Ohr.  Geb.  nach  dem  neuen  Kai. 
eingerichtet.  —  Darinnen  zu  finden 
....  judicieren  möge.  Vormahlen 
gestellt  ....  zu  thun  sei.  Auch 
ist  am  Ende  eine  sehr  nützliche 
Tabelle  beigefüget  worden,  welche 
einen  gr.  Hand-Cal.  von  1800—1900 
enthält.     (Szech.  Reichsb.  Budapest). 

1 1 2.  Kleiner  hundertjährig.  Kai.  des  Herrn 
Abts  Mz.  Knauer  für  das  19.  Jahrh. 
1800— 1900  mit  leichtfassLErklärgen 
über  die  Beschaffenheit,  Gestalt  und 

Bewegungen  unserer  Erde  etc 

Nebst  einem  alphab.  Namensregister 
der  Heiligen  zur  Beachtung  der 
Namens-  u.  Geburtstage.  Feste  und 
Bauerregeln  auf  das  ganze  Jahr. 
Zum    Gebr.   ftir   das   Landvolk   neu 


VIII.    3. 


106  beiträgt;  zur  Kiitwickeluiig  de»  huiKliTtjiUirif^i'ii  Kuleiulers 

Jahr.      Ort.        Dnicker.  SeiU»n-  Titel: 

zahl. 

eingerichtete,  verb.,  vermehrte  und 
mit  neuen  Holzstichen  verschönerte 
Auflage.     (St.  Peter,  Salzburg). 

93)  8.  a.     Griltz.  t>z. Ferst!.  357.  Hundertj.  Kai.  des  U.  A.  M.  Kn.  für 
(1809)  das  jetzige   Jahrhdt,   1800—1909. 

Nebst  einen  vollst,  monatlichen  Land- 
wirthsch.  Kai.,  welcher  die  monaÜ. 
Beschäftigung  eines  Landmanns  in 
allen  Fächern  der  Landwirthschaft 
und  mehrere  Abhandlungen  über 
den  Anbau  d.  Erde  mit  Pflanzen, 
Bäumen  u.  s.  w.  enthält  und  ein 
durch  lange  Erfahrung  bewährtes 
medizin.  Noth-  u.  Httlfsbüchlein  etc. 

Dritte   zum   Gebr s.  No.  92. 

Ausgabe.     (Mus.  Graz). 

94)  s.a.     Mün-  Lindauer'sehe       Hdj.  K.  s.  No.  92.    Enthaltend:  Die 
(1817)  chen.     Schriften.  117.  Beschreibung  von  den  Weltkörpem 

und  den  Weltsystemen  u.  s.  w.  Neue 

verb.  Aufl.    (Stadtbib.  Frankf.  a.  M.). 

95)1826.   Leip-  Taubert'sche         Hundertj.  Haus-Kai.  für  das  19.  Jahrh. 

zig.      Buchhdlg.  102.  nebst     einem     monatl.     Landwirth- 

schftskal.  und  medizin.  Noth-  und 
Hilfsbüchlein;  wie  auch  eine  Be- 
schreibung der  neuen  Planeten,  von 
D.  Martin  Knauer,  Abt  z.  Kl.  Lgh. 
4.  verb.  Auflage.  (Ü.-B.  Lemberg, 
Stdtb.  Strassburg). 

96)  8.  a.  Leipzig.  .,  95.  Dr.  Martin    Knauer's     hundertjähr. 
(1843)  Hauskalender  für  das   19.  Jahrhdert. 

Nt'bst  einer  kurzen  Beschreibung  der 
PL,  Wittergsregeln,  einem  monatl. 
landwirthsch.  Kai.,  Heilmitteln  gegen 
die  meisten  Krankhten  .  .  .  Grund- 
sätzen für  das  geschäftl.  Leben  etc. 
Mit  7  Holzschnitten.  Neu  bearbeitet 
von  Dr.  G.  A.  Jahn.  5.  Aufl.  (Mus.- 
Bibl.  Prag,  U.-B.  Budapest). 

97)  1859.       „        Otto  Aug.    130.  Wie  No.  96.  8.  Aufl.  (ü.-B.  Leipzig). 

Schulz. 

„     10.  unveränd.  Aufl.    (K.  B.  Dresden). 
„11.         „  „  (Verfasser). 

112.  Cal.  Oec.  Pract.  Perp.  Oder  Bestän- 
diger Hauskalender  für  dieses  Jahr 
V.  1801 — 1900  nach  der  verbesserten 
Rechnung    eingerichtet.      Darinnen 


98)  1867.       „ 

«1 

99)  1868.       „ 

»? 

100)   s.  a.     Reut- 

Justus 

lingen. 

Jakob 

Fleisch- 

hauer. 

von  ,1.  UiTthuia.  107 

Jahr.      Ort.        Drucker.  Seiten-  Titel: 

zahl. 

jeder   Hausvater   alles   Wesentliche 

finden  wird,  was  zur  Anordnung  etc. 

Ehedem    verfasst    durch    D.  S^oritz 

Kn.,  A.  z.  Kl.  Lgh.;    neuerlich  aber 

an  sehr  viel  Stellen  berichtigt  und 

verbessert.  (U.-B.  Jena,  Stdtb.Colmar). 

101)  s.a.      Reut-       Jakob     112.  C.  oec.  p.  p.   oder  Vollständiger  Hs- 

lingen.      Ensslin.  Cal.,  welcher  auf  das  Jahrh.  v.  1801 

bis  1900 wie  Nr.  102  bis 

„verbessert."  "(Fürstl.  Hofb.  Donau- 
eschingen). 

102)  1859.        ,.  Rupp  u.  170.  Neuester  u.  vollständ.  hdtjähr.  Hskal. 

Baur.  von    1801—1900.     Unentbehrliches 

Hausbuch  für  Familien  aller  Stände, 
worin  die  zukttnfitge  Witterg  u.  s.  w. 
Nach  Dr.  M.  Kn.'s  aufs  Neueste  be- 
arbeitet u.  verb.  von  Lorenz  Strüf. 
2.  Aufl.     (Verfasser). 

103)  1860.       „         Ensslin  u.    64.  Dr.  Moritz  Knauer's  vollst,  hdtj.  Ka- 

Laiblin.  lender  von  1860 — 1960,  enthaltend: 

Beschreibg  der  Sonne  pp.  Neue  Aufl. 
Stereotyp-Ausgabe.     (Verfasser). 

104)  1835.     Mflü-       Georg     118.  Hundertj.  Kalend.  des  Herrn  Abtes 

chen.       Jaqnet.  Moritz  Knauer  fttr  das  jetzige  Jahrh. 

bis  1899.     Enthaltend:    —  3.  Aufl. 
(Hofb.  München.  Stadtb.  Breslau,  U.- 
Bibl.  Strassburg). 
105)1836.        „  ,,  .,     4.  verb.  Aufl.     (Hofb.  München,  U.- 

B.  Strassburg). 

106)  1837.        .,  ..        132.  5 (Hofbibl.     München, 

Stdtb.  Wien). 

107)  1841.  .,  ,.     6.     ,,         ,.        (Mus.  Salzburg). 

108)  1848.  Augsburg.  „     w.  o.  7.  Auflage.     (Herr  Stadtr.  Ger- 

lach, Freiberg). 

109)  1853.        .,  ,     8.       .,       (Stadtb.  Strassburg). 

110)  1849.  Nürn-Endter'scher  128.  Fast   wörtlich   wie   Nr.  83   und  84. 

berg.         Verlag.  49.  Aufl.     (Hofb.  München). 

111)  1836.  Grätz.      F.Fcrstl.  108.  Allgem.  hdtjähr.  Kai.,   dann  Witter- 

(Greiner)  ungs-  u.  Zeit-Weiser  v.  1800—1900. 

Vgl.  No.  92  u.  93.  4.  Auflage,  ganz 
neu  umgearbeitet,  viel  vermehrt  u. 
verbessert  durch  0.  Fr.  Thomann. 
Mit  7  Holzschnitten.  In  der  Vorrede 
wird  er  als  Knauer'scher  bezeichnet. 
(Dr.  Hellwig,  Regen  i.  Siebenbürgen, 
Gräfl.  Bibl.  Wernigerode). 


l   y*'*^«^  '«  «.  **i;'    I^-Sl  —  I  >'•     T  rin.      1.- 

^nrrh  Iir.  Maniinun  Knaaer.  A.  x. 
Kl.  f/rli.  P'fir  j<edf-ni  Uao>T.  nfitzl. 
zu  if«;br  Nelwft  einer  feinen  . . .  Viel 
A^linliVhkeit  mit  No.  65  eir.    «r-B. 

IM;   <  »      ¥*n*»j\         ^U'hr       HH    Oanx    neu    verb.   hdtj.  HskaL.    von 
tSmtU  i'»tMSu'\U.  IHOO--1%0.      Nachdem    ein    auf- 

rnerknamer  Ifnvater  die  Jahre  be- 
obacJiten,  ^ein  HaiLsweseD  mit  Nutzen 
(•xnr'u'hU'n  u.  den  eintretenden  Ge- 
Hihren  zuvorkommen  kann.  Von 
I).  Martin  Kn.  etc.     (Mus.  Salzburg). 

\\U)   »  H       Uliil/.       I'V  Aujc.  M4.  NeucHter   lOOj.  oder  immerw.  Hskal. 
{\W%\S)  roni|M\jiiH.  Darin  zu  finden  etc.  s.  No.  46.    Zu- 

cTHt  herauHf^egeben  v.  D.  Mauritius 
Knauer  Abt  z.  K.  Lgenheim.  Hiebei 
oint^  nUtzl.  Anweisung  pp.  Neue 
vt^rbcKH.  Auti.  mit  24  Abbildungen. 
(II.- H.  Hreslau). 

11(1)  iMln    Wril        «'.Tb.       154.  Dor  Knaucr'sche   lOOjäbr.  üaus-  u. 

Hh>iu.  LundwirthHch.-Kal.     Ein    sehr  nlitz- 

liohoH  llauBbucb  für  Jedermann, 
linigcarb.,  sehr  verm.  u.  verb.  von 
\\  Papo,     (Kgl.  Hibl.  Münster). 

M«  folK»^u  nun  \\w  Aun^nbon«  wolcho  weder  auf  Hollwig  noch  auf 
KiiftU(>i'  l»u(ou 

\\i\  \  i''>0     AUKN       %loHoph      lo:i.  ('hI.Ooiv  Praot.  Porp,  das  ist:  Immerw. 
puvK       («vubor.  Hostüud.  Haus- Kai.     I>ariunen   .  .   . 

judixiren  möjri».  Hissmahlen  tre- 
riohlot  auf  hundert  Jahr.     Was  von 

thun   sein.     IMeses    ist    ein 

Sohalt-Jähr  von  366  Täc     Mit  Er- 

Umiss    der    hohen    Obern 

V^St.  Peter,  Salibor^t. 


von  J.  Berthold.  109 

Jahr.      Ort.        Drucker.  Seiten-  Titel: 

zahl. 

IIH)  1723.     Augs-     Joseph     103.  wörtlich  wie  Nr.  117   nur  fehlt  die 

bur«^.    Gruber.  NB.  über   das  Schaltjalir.     (Hofbib. 

München). 

119)  s.a.  „    •        (V)  „     Der  Hundertj.  Kai.  vom  Jahre  1797 

(1797)  bis  1900.    Worinnen  die  Benennung 

der  Planeten,  ihre  Grösse,  Entfernung 
u.  muthmasslicher  Einflnss  auf  die 
Witterung  ftlr  jeden  Tag  enthalten, 
sammt  allgemeinen  und  bes.  Bauern- 
regeln, dann  Wittergs  -  Vorhersage 
und  Kennzeichen   des   Wetters   aus 

^  den   verschiedenen    Stellungen    des 

Mondes  (Falbtheorie)  ....  Mit 
2  Tabellen,  an  welchen  .  .  .  dann 
einen  Anhang  von  nützlichen  u.  be- 
währten Kunststücken.  (U.-B.  Krakau, 
U.-Bibl.  Wien,  Stiftsb.  Metten). 

120)  1795.    Gera.     Deutsche   200.  Der    hundertj.  Kai.    ohne    Schnurr- 

Volkszeitung  pfcifereien.  Ein  Volksbuch  vom  Verf. 

u.  Wilh.  des     aufrichtigen     Kalendermannes 

Heinsius.  (Steinbeck).     (U.-B.  Jena,  Fürstl.  B. 

Rndolstadt;  U.-B.  Heidelberg). 

121)  s.a.     Wien.  Joh.Georg  112.  Hundertj.  Kai.   vom   Jahre  1798  bis 

(1798)  Edlen  1902.     Darin    zu    finden,    wie    ein 

V.  Mössle.  jeder  Hsvater  die  gantze  Zeit  über 

nach  dem  Einfluss  der  7  PI.  be- 
obachten u.  8.  Hauswesen  nützlich 
u.  glücklich  einrichten  könne.  Nebst 
Wirthschafts-  u.  Bauernregeln.  (Mus. 
Salzburg). 

122)  „  ,.  .,  „     Genau    w.  No.  121    nur   2.  Auflage. 

(Mus.  (jraz). 

123)1805.        „  Anton     126.  Ildtj.  Kai.    vom   Jahr  1805—1905. 

Doli.  Worinnen  jeder  Hsvater   ncjbst  der 

Anzeige  der  Planet.,  einer  Ostor-  u. 
Pfinpsttabelle,  einem  Mondzeiger  n. 
zwei  unterhaltende  Geschichten,  noch 
die  sog.  Bauerregeln  und  viel  Nütz- 
liches über  .  .  .  .  u.  die  muthmassl. 
jährl.  Wittening  findet.  5.  verb.  u. 
verm.  Auflage.      (U.-Bibl.  Krakau). 

124)  1804.        .,  „     Neubearb.  hundertj.  Haus -Kai.  vom 

Jahre  1804—1904.  (B.  d.  Akad. 
d.  W.  Budapest). 


1 10         Beiträge  zur  Eutwickelung  des  hundertjährigen  Kalenders 

Jahr.      Ort.        Drucker.  Seiten-  Titel: 

zahl. 

125)  1801.  Quedlin-      F.  J.     310.  Hundertj.  Kai.  mit  angehängter  Er- 

bnrg.        Ernst.  länterung,   das  Kalender^vesen,   den 

Himmelslanf  u.  den  Kalcnderaber- 
glauben  betreifend.  Von  J.  H.  Fritsch. 
(K.  B.  Berlin). 

126)  1820.         „  „  ,,     Nene  Aufl.  w.  No.  25.     (Gräfl.  Bibl. 

Wernigerode). 

127)  1804.     Halle.       Kunst-  125.  Hundertj.  Kai.    auf  die  Jahre  1801 

händler  bis  1900.     4.  Teil.     (Herzogl.  Bibl. 

Dreißsig.  Gotha). 

128)  s.  a.     Halle.       Kunst-    125.  Neue  Auflage  von  127.     (Landesb. 

händler  Altenburg). 

Dreissig. 

129)  8.  a.     Nord-     G.  Müller.    96.  Aufrichtiger  hundertj.  Kai.  v.  Jahre 
(1834)  hausen.  1834-1934.     (K.  B.  Berlin). 

130)  8.  a.    Münster.  Aschen-  119.  Der  hundertj.  Kai.  vom  Jahre  1800 
(1836)  dorrsche  bis  1900.     Worin   das  Wissenswtir- 

Buchhdlg.  digste  von  der  Sonne   ....  femer 

eine  Sammlung  von  Bauerregeln. 
(K.  B.  Berlin). 

131)  s.  a.       s.  1.  Kai.  auf  100  Jahr  von  1830—1930 
(1830)                                          n.  Chr.    Auf  einen  Bogen  gedruckt. 

(K.  B.  Berlin). 

132)  1837.     Graz.     Greiner.    565.  s.  No.  111.    5  Teile  in  zwei  starken 

Bänden.  .(Verf.). 

133)  1851.    Leito-         Fr.        127.  Hundertj.  Kai.    Vom  Jahre  1797— 

mischl.     Berger.  1915.    Worinnen  die  Benennung  der 

PI 8.  No.  119.     (Mus.  Prag). 

134)1819.    Pesth.      Adolph    190.  Neuester  hundertj.Zeit- u.Witterungs- 

Hartleben.  kal.    Vom  Jahre  1819  an  bis  1919. 

Enthält  1)  Ein  ...  .  2)  Verschie- 
dene ....  6.  verb.  u.  ansehnlich 
verm.  Auflage.  (Verf.  l'.-B.  Königs- 
berg. Stiftsb.  Metten). 

135)    s.a.  Villingen.     Ferd.     175.  M.  Johaunis  ('ol<*ri  Philos.  et  The(»l. 
(1844/5)  Förderer.  clanas.    Calend.    Perpet.       Das    ist: 

Hundertj.  Witternngs-Kal.  nd.  Stand- 
hafter Bericht  von  den  Wetteran- 
zeig(»n  ....  VInthaltend:  Die  Fest- 

tjige,   Jahresregenten Zum 

ntitzl.  (icbr.  für  Hausväter  ....  neu 
durchgesehn  u.  verb.  (^Verf.,  Hofb. 
KarlKrulie). 


von  J.  Berthold.  111 

Jahr.  Ort.        Drucker.   Seiten-  Titel: 

zahl. 

136)  1723.     Schwo-      Joh.         ?     Neu  wohleinger.  Planetenkal.    Vom 

bach.       Mich.  Jahre   1724—1744    gestellt.     Wo- 

Kuhu.  rinnen  nach  der  Sonnen-  n.  Monds- 

lauff  ....  aus  eigener  Erfahrung 
und  bewehrten  Schriften  in  dieser 
neuen  Gestalt  verfasset  von  einem 
Astrologiae  et  Oeconomiae  Practico. 
(Grossh.  Bibl.  Weimar). 

Hiertiber  sind  mir  bekannt  geworden: 

137)  1730.  H.  K.   in   russischer   Sprache  (Ü.-B. 

Göttingen). 

138)  1807.     Brunn.  H.  K.   in  böhmischer  Sprache  (Mus. 

Brttnn). 

•Es  wird  mir  nun  die  Aufgabe  zufallen,  in  möglichster  Küi*ze 
aus  dem  gesammelten  Materiale  weitere  die  Zahl  und  Reihenfolge  der 
Auflagen,  die  Druckorte  und  Verleger,  die  Form,  Stärke  und  Aus- 
stattung, die  Standorte  und  den  Inhalt  des  Buches  betreffende  Schlüsse 
zu  ziehen. 

Das    vorstehende  Verzeichniss   lässt  keinen  Zweifel  darüber  auf- 

m 

kommen,  dass  man  es  hier  bezüglich  der  auf  dem  Titelblatte  genann- 
ten Verfasser  mit  7  Arten  von  H.  K.  zu  thun  hat.  Es  giebt  Aus- 
gaben, die  auf  Knanei:,  auf  Hell w ig,  auf  D.  M.  K.  A.  K.  L.,  auf  Knauer 
und  Hellwig  zugleich,  auf  niemand,  auf  Colerus  und  solche,  die  auf 
einen  jüngeren  Autor  lauten.  In  dieser  Untersuchung  sind  die  ein- 
zelnen Arten  der  Reihe  nach  mit  75,  37,  2,  2,  15,  1  und  4  Exem- 
plaren vertreten.  Die  beiden  wichtigsten  Gruppen,  die  Knauer-  und 
Hellwig- Ausgaben,  denen  inhaltlich  auch  No.  3  u.  4  anzugliedern  sind, 
umfassen  85  Prozent  aller  H.  K.,  und  wiederum  sind  es  die  Knaner- 
Kalender,  welche  ein  bedeutendes  numerisches  Uebergewicht  über  die- 
jenigen Hellwigs  erlangt  haben  (2  :  1).  Anfangs  war  das  Stärkever- 
hältniss  beider  das  umgekehrte.  Bis  1710  waren  7  Hellwig  und  nur 
2  Knauer,  bis  1725  16  Hellwig  und  nur  12  Knauer  im  Buchhandel 
erschienen.  Im  ganzen  vongen  Jahrhunderte  sind  gegen  32  Ausgaben 
von  Hellwig  und  gegen  38  solche  von  Knauer  gedruckt  worden.  Von 
den  sämmtlichen  obenstehenden  136  Auflagen  gehören  78  dem  vorigen 
und  58  dem  «gegenwärtigen  Jahrhunderte  an.  Unter  den  letzteren  be- 
finden sich  nur  7  Hellwig,  dagegen  34  Knauer.  Ein  entschiedenes 
Uebergewicht  haben  die  Knauer-Kalender  also  erst  im  laufenden  Jahr- 
hunderte erlangt.  Nur  7  Autoren  (Steiubeck,  Jahn,  Fritsch,  Thomann, 
Schönfeld,  Strtif,  Pape)  haben  es  gewagt,  ihre  Namen  dem  Buche  bei- 
zufügen; die  meisten  Versuche,  dasselbe  zu  modernisiren,  wurden 
anonym  gemacht. 

Die  Orte,    von    denen    aus    der    H.  K.    seine  Reise    durch    ganz 
Mitteleuropa  angetriteii  hat,  sind   Erfurt  und  Kulmbach.    Erfurt  ist  die 


H2  I>trr3ir#r  zar  Knt«irk«'hinr  '1<^  hand^-njihri^eo  Kak«d<rF 


H^ro^A*-  iur  allir  H«;)liii^'Aiufra(>fD:  «ie  hat  ihre  Stellon^  weit  ent- 
ib^hiH^riurr  zu  t^baofK^o  (^«voH-t  ah  f^  Knlmbach  hinsichtlich  der 
Kn»ui:r'Au*iCM\f^M  fr«)onir«rn  titt.  Nicht  weniger  ah  6  rerschiedene  Fir- 
m^n  (Jhh.  (itortc  .Surcke  [l/OT.  Job.  Christ.  Stfesel  [17071  Christian 
HVinmaon  |J7Jfi  '^Jer  frflher].  Job.  Jakob  Spiess  [1724\  J-h.  Georg 
7Amm*ir  [17.^1],  TobiM  Heinrich  .Schrr>der  [1740^  haben  das  Boch  in 
ihren  Verlag  genommen  ond  trti^ao  20.  also  50  Prozent  aller  Auflagen 
in  einfacher  doppelter  '>der  wohl  gar  dreifacher  F*^»Ige  ausgegeben.  In 
\H'.zufc  auf  letzteren  Punkt  bleibt  volle  Klarheit  wohl  f^r  immer 
au*geM:hlo^*en.  Kecht  erwttni>cht  wäre  es.  wenn  genau  festgestellt 
werden  kannte,  welche  von  den  obigen  6  Firmen  neben-  und  nach- 
«'inander  exintirt  halien:  meine  sriwohl  in  privaten  ah  auch  in  Bnch- 
hindlerk reihen  angestellten  NachfonM^hungen  hierfibersind  bis  jetzt  völlig 
crfolgloh  gewcMfü.  l'nter  nimmt! ichen  Krfurter  Ausgaben  wird  eine 
•I..  7,.  8.,  U.,  10.  auH^lrttcklich  genannt,  die  10.  sogar  doppelt,  und 
eine  ti.  von  Frankfurt  a.  M.  utid  eine  12.  von  Chemnitz  können  nicht 
gut  von  jenen  getrennt  werden.  Nehme  ich  zunächst  an.  ei^  habe  eine 
doppelte  Folge  von  Ausgaben  in  Erfurt  bestanden,  so  würden  es  die 
Htarcke-  und  KtÖHsel-Ueihe  sein,  an  die  in  erster  Linie  gedacht  werden 
müsste.  lliese  Annahme  wird  durch  das  zweimalige  Auftreten  einer 
10.  Auflage  und  den  grossen  Zeitunterhchied,  welcher  zwischen  einer 
3.(1705)  und  '1.(1715)  liegt,  wesentlich  gestützt.  Ist  meine  Annahme 
richtig,  und  darf  man  die  inhaltlich  genau  zu  den  Reihen  passenden 
H.  1.- Ausgaben  mit  zur  Ausfüllung  vorhandener  Lücken  heranziehen, 
HO  könnte  sich  die  Sache  wie  folgt  entwickelt  haben.i) 


Htarcke-Keihe. 
1.  Auflage   1701  Stareke. 


Stössel-Reihe. 
1.  Auflage  1707  Stössel-Eifurt. 


2. 
III. 

4. 

5. 

«. 

7. 

Vlll. 

IX. 

X. 


n 
n 

M 

n 
w 
»» 


1702        „ 

1705   Hennig   Frank- 
furt a.  M. 

fehlen 


1721   Spiess. 
1 725 
I72«> 
Von  der    I.  u.  2.  Auflage  wurden 

Hl»ged  ruckt: 
s.  n.   Kisleben  (Clejo). 

(17()a/5) 
s.  a.  (Jothn  (Keyher). 
(170:i/5) 


2. 

:i 

IV. 

O. 

6. 
VII. 

8. 
9. 
10. 

11. 
XII. 

13. 


n 


r» 
r» 

w 

V 

•« 
M 


1709 
1714 

1715 
I  fehl 

1727 


n 


en 


n 


fehlen 


( 'hemnitz. 


1743 
1750        ^ 

1770        ., 
Inlialtlieh  outspreehen  diesen  Kai. 
ganz    und   könnten  als  5.  u.  i\. 
Auflage  derselben  gelten: 


1)  hie  auMlriU'klicli  hoigodrucktoii  Ant'lugi'iiiiuniMTii  sind  mit  rrnnisclioii. 
die  von  mir  heiffrh'gt»Mi  mit  :ir:il»is«-Iu'n  ZillVrn  lu*/rirlinrt. 


von  J.  Berthold.  113 

Starke -Reihe.  Stössel -Reihe. 

8.  a.  Erfurt  (Weinmann).  1716  s.  1. 

(1703/19)  1618  8.  1. 

1714  8.1. 

Auffällig  bleibt  hierbei,  dass  von  23  Auflagen  10  verloren  ge- 
gangen sein  sollen.  Dies  drängt  zn  einer  andern  Annahme.  1707 
kam  der  Hellwig'sche  Kalender  —  also  noch  zu  des  V.  Lebzeiten  und 
in  dessen  Wohnorte  —  in  ganz  neuer  Gestalt  heraus.  Aus  einem 
88  Seiten  starken  ßttchlein  war  ein  200  Seiten  starker  Band  geworden: 
Hellwig  hatte  sein  Werk  um  einen  ausführlichen  Kräuterkalender  ver- 
mehrt. Es  wäre  daher  möglich,  dass  sich  die  Bemerkung  in  der  Aus- 
gabe von  1715  „Zum  vierdtenmahl  in  Druck  gegeben"  dahin  deuten 
Hesse:  Zum  vierten  Male  in  dieser  Gestalt  gedruckt.  Dann  könnte 
man  sich  bloss  eine  Folge  denken,  die  so  aussehen  würde: 

1.  Aufl.     1701     Starcke-Erfurt. 

2.  „  1702 

3.  „  1707     Stössel       „ 

4.  „  1709 

5.  „  1714  „  „ 

6.  „  1715  „  „ 
VII.  „  1717 

VIII.  „  1724     Spiess 

IX.  „  1725           „         „ 

X.  „  1726 

11.  „  1743     Stössel-Chemnitz. 

XU.  „  1760 

13.  „  1770 

Ausserhalb  dieser  Reihe  steht  nur  die  Zimmer'sche  Ausgabe  von 
1731;  sie  wird  schwer  unterzubringen  sein.  Im  Uebrigen  ist  es  sehr 
wahrscheinlich,  dass  Hellwig  bei  Lebzeiten  nur  eine  einfache 
Folge  der  Ausgaben  in  Erfurt  duldete  bez.  leitete.  Durch  seinen  Tod 
(1721)  entstand  deshalb  auch  eine  grössere  Lücke  in  der  Folge 
(1717 — 24),  die  erst  Spiess  wieder  schloss  und  ordnungsgemäss  weiter 
mit  „8.  Edition"  numerirte.  Meine  Vermuthungen  würden  bedeutend 
an  Wahrscheinlichkeit  gewinnen,  wenn  sich  nachträglich  feststellen 
Hesse,  ob  um  1706  herum  Starckes  Verlag  in  Stössels  Hände  über- 
gegangen ist.  Der  sachkundige  Leser  wolle  nicht  an  der  verschiede- 
nen Datirun»^  der  7.  Auflage  (1717  u.  1727)  Anstoss  nehmen.  Das 
Buch  ist  nur  einnuil  (IJ.  B.  Jena)  angetroffen  worden,  und  infolge  seiner 
beschädigten  Jahreszahl  bleibt  es  unentschieden,  ob  es  1717,  27  oder 
37  ausgegeben  worden  ist:  nur  die  benachbarten  Ausgaben  können 
hierüber  entscheiden. 

Neben  der  Erfurter  muss  nun  noch  eine  Leipziger  und  eine 
Grazer  Reihe  von  Hellwig- Kalendern  unterschieden  werden.  Beide 
sind  jüngeren  Datums  und  weichen  inhaltlich  wesentlich  von  den  echten 
llelhvIiTs  :ib.     Ich  lasse  auch  diese  liier  in  der  alten  Weise  folgen: 


}*i  h^.fi^  JWf  l'.4Wvi«*.»iiai/  v^  ixuÄtrritirir*i  ILüauftn» 


L* 

;pz;r»rr  H^lll*:. 

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It             r 

*  *.  ''J7I4» 

Ml          . 

1751 

/v      , 

1 7.v; 

r/ 

ftbh  «f-Ä  17'^4f 

vr    . 

1772 

7.        . 

17Vi                    MfiJl«. 

>-.. 

J  7Hf) 

1   Juhry:»ttie    1.  AuHafr«    1799    Frötfcfaer. 


fr 


r. 

5^        « 

1800 

^ 

II       „ 

1800 

r 

1    Auflair«; 

1801 

Miller. 

II          . 

h,  a. 

(1802) 

» 

»i.                   „ 

H.     H. 

(1803) 

n 

IV,        „ 

1805 

Kienreich. 

V- 

h.  ;i. 

(1806) 

Miller. 

vr      « 

1809 

Kienreich. 

7.rvi). 

18  Hi 

m 

Hti  ^Uri*u  <H  von  40  Knlcnditm  in  drei  geordneten  Folgen  fest- 
ftCdt'Kt  und  nur  9  hIh  vi^reinx^lt  daHtoliond  zn  betrachten.  Von  diesen 
9  Ki'lWimi  1  di'r  «THli'-n  (1700—1707),  4  der  zweiten  (1707—1735) 
und  I  di'r  dritten  KntwicktdungHpcriode  (nach  1735)  des  H.  K.  an. 
Diu  pfhtiMi  4  NJnd  ^oniiuo  Abdrücke  der  beiden  Starcke-Auflagen;  zn 
Ihlieu  rechne  ich:  h.  u.  KIhIcIxmi,  h.  a.  (iotha,  ß.  a.  Erfurt  und  1705 
Kraukftirt  a.  M.  lieber  die  Dafirunjic  von  „H.a.  Erfurt",  der  schon  ein- 
gahKi«  erwähnten  h.  M.  K.  A.  K.  h.-AuHgabe,  Iftsst  sich  streiten.  Infolge 
c^lner  eln)(etrageni*ii  Notiz  in  das  Huch  Htcht  zunächst  nur  fest,  dass 
Ht^hie  AuN)(ube  yov  iH^ti  erfolgte:  Ausstattung  und  Inhalt  desselben 
N|ireehen  jedoch  f^lr  eiiu*  frtUiere  Ausgabe.  Der  Verleger  Weinmann 
war  \\\  K.  ein  tlndlgt»r  Kopf,  der  jederzeit  seinen  (tcschäftsvortheil  im 
Auge  hatte,  Kr  Ist  derjenige  ErAirter  lUichhUndler,  der  sich  zuerst, 
mich  Im  Todesjahre  tiellwigs,  zu  der  Ausgabe  eines  Knauer-Kalenders 
oiitNchlosh.  tiAtte  er  nach  diest^r  einen  Hellwig  verlegt  so  wttrde  er 
doch  Wohl  die  neueste.  iUe  «TWtMterte  F»»rm  desselben  gewählt  haben, 
loh  xerniuthe  daht»r»  dasN  dieses  seltene,  in  der  Dresdner  H.  vorhan- 
dene FAeniplar  vor  1S07  ausgi»geben  wiudeu  ist  und  so  der  ersten 
IVH^mIo  der  llellwig-Kaleuder  angehört.  --  Die  zweite  Vierergruppe 
oiUhftll  »*  s  I  AusgabtMi  und  die  niehrfueh  erwähnte,  als  10.  Auflage 
Ue#eloh«ete  /«inuuer'sehe  Ausgabe  von  17;n:  alle  ähneln  den  8tössel- 
AUHgabou  aUHsei^tr\lentlieh.  -  iianz  vereinzelt  nach  Form  und*  Inhalt 
aMn  die  .'*  a.  .\u>gabe  \on  Stuttgart  da.  Sio  ist  in  den  vierziger  Jahren 
orikohioneii  und  ohne  Foluo  geblieben  reberbliekt  man  alle  llellwlg- 
Kaleiuler,  so  wii^l  man  sai;>Mi  dürfen: 


von  J.  Berthold.  115 

1.  Der  Hellwig'sche  H.  K.  ist  in  40  Auflagen  ausgegeben  wor- 
den; er  zählte  in  seiner  ersten  Gestalt  88 — 96  Seiten,  später 
(1707)  176— 194  Seiten. 

2.  Die  Verlagsorte  desselben  liegen  vorwiegend  in  Norddeutsch- 
land und  sind:  Erfurt,  Leipzig,  Graz,  Eisleben,  Gotha,  Chem- 
nitz und  Stuttgart. 

3.  Er  erschien  zumeist  in  geschlossenen  Folgen  und  ist  so  vor 
argen  Fälschungen  halbwegs  bewahrt  worden. 

4.  Seine  Blüthezeit  filllt  in  die  Periode  von  1700—1730.  Die 
Leipziger  Reihe  umfasst  die  Jahre  1735 — 86,  die  Grazer  die- 
jenigen von  1799—1816. 

5.  Nur  von  2  Auflagen  der  Leipz.-Reihe  lässt  sich  mit  Gewiss- 
heit behaupten,  dass  sie  bis  heute  in  keiner  Bibliothek  ange- 
troffen worden  sind;  im  Uebrigen  ist  das  Material  jetzt  in 
Wünschenswerther  Vollständigkeit  beisammen. 

6.  Die  Grazer  H.  K.  haben  inhaltlich  nichts  mehr  mit  dem 
Hellwig'schen  Buche  gemein.  Wer  letzteres  kennen  leinen 
will,  muss  auf  die  Zeit  vor  1735  zurückgehen. 

Etwas  schwieriger  gestaltet  sich  der  Versuch  einer  einheitlichen 
Gruppirung  der  Knauer-Kalender.  Da  das  Buch,  wie  es  uns  jetzt 
vorliegt,  erst  40  Jahre  nach  Knauers  Tode  gedruckt  wurde,  hat  wohl 
niemand  sein  Eigenthumsrecht  auf  dasselbe  entschieden  geltend  gemacht; 
infolgedessen  schössen  die  Auflagen  an  allen  Orten  und  Enden  wie 
Pilze  auf,  so  dass  verhältnissmässig  wenig  längere  Reihen  angegeben 
werden  können.  Es  gehört  der  grösste  Theil  der  Verlagsorte  dem 
Süden  an  (Langheim,  Bamberg,  Brunn,  Weissenburg,  Tübingen,  Augs- 
burg, Nürnberg,  München,  Reutlingen,  Wien,  Linz,  Pest,  Graz,  Zug, 
s.  1.):  allein  auch  der  Norden  hat  das  Buch  bereitwillig  und  filih 
(1721)  aufgenommen  (Erfurt,  Eisenach,  .Magdeburg,  Leipzig,  Frank-, 
fürt  a.  d.  Oder,  Berlin,  Einbeck,  Glatz,  Kassel,  Werl).  Unter  allen 
stetigen  Folgen  von  Knauer-Kalendern  steht  die  Culmbacher  des 
Druckers  Lümscher  obenan.  Sie  besteht  aus  5  Gliedern  und  enthält 
die  älteste  gedruckte  Form  des  Knauer'schen  H.  K.  Weicht  sie  auch 
in  manchen  Stücken  von  den  Manuscripten  ab,  so  hat  sie  doch  ihre 
Eigenart  20  Jahre  hindurch  streng  gewahrt. 

Ihr  steht  die  5  gliedrige  s.  1. -Reihe  von  1713 — 1732  am  näch- 
sten. Die  3  ('rst<*n  Ausgaben  dei*selben  sind  genaue  Abdinicke  der 
Culmbacher  Kalender;  die  letzten  zwei  oder  wenigstens  der  vierte, 
mögen  von  ^'iner  andern  Firma  herrühren. 

Culmbacher- Reihe. 


1.  Aufl. 

1704 

Lümscher 

2.     „ 

1707 

n 

O.         „ 

1712 

n 

4.      „ 

1719 

n 

r>.      „ 

1722 

*i 

S 

.  J.-R 

eihe. 

1. 

Aurt. 

1713 

2. 

w 

1715 

3. 

y) 

1716 

• 

11 

1727 

m 

w 

1732 

1 1 6         Kciträf^e  znr  Kntwickcliiii^  <}vh  hundertJHhrip'n  Kalec^'^r« 

HiH  1713  ist  die  Culmbaclier  Ausgabe  ohne  jede  Konknrreaz  ze- 
blieben;  von  da  ab  brachten  jedoch  verHchiedene  Firmen  vrreinzelte 
Auflagen  auf  den  Markt.  Neben  der  ä.  I.-Reihe  ?ind  zu  nennen:  1715 
Ijehmann  in  Hrllnn,  1716.  1729  und  vielleicht  auch  zwischen  Vieiden 
Jahren  Schmid  in  Aup«pur^,  1721  und  1724  Weinmann  in  Ertibit 
und  1723  Siej^Ier  in  Ma^debur<r.  Nach  1730  trat  ein  Viemerkeni^wertht/r 
•Stillstand  in  der  Sache  ein.  Während  das  Buch  von  1704  bis  1732 
mindcHtens  16  mal  auK^e^reben  worden  irit.  kann  ich  von  hier  bis  1750 
nur  drei  Auflagen  zählen:  173H  Weissenbur^r.  s.  a.  (1741»  Eisenach 
und  1741  Nürnberg.  Auh  letzterem  Verlaj^e  (Lochner)  i?t  mir  noch 
eine  Auflage  0754;  bekannt  geworden:  vielleicht  haben  aber  auch 
hier  Zwirichfnauflagen  exintirt. 

In  der  zweiten  Hälfte  dcN  vorigen  Jahrhunderts  brachte  die 
Augj-burger  Firma  „Andreas  iSrinhausser*  wieder  neues  Leben  in  diesen 
Verlaghartikel  und  machte  Augsburg  zum  Ilauptverlagsorte  fiir  alle 
Knauer-Kalender.  I)ie  Aug^burger  Reihe,  so  werde  ich  die  hier  ge- 
meinte Folge  nennen,  g(flifirt  zu  den  längsten  und  regel massigsten  aller 
Knauor-Kalender- Folgen;  sie  wird  nur  durch  die  Leipziger  Reihe  des 
gegenwärtigen  JahrhundertH  übertroffen.  Aus  der  Zeit  von  1752  bis 
1784  konnte  ich  1>  verschiedene  Olieder  derselben  zählen,  und  es  ist 
sehr  wahrscheinlich,  das»  noch  Zwischenglieder  aufgefunden  werden 
können.  Ilie  Kalender  bieten  genau  den  Stoff  der  Culmbacher,  nur 
wird  jeder  Planet  (jede  Witterungsklasse)  mit  einer  vierzeiligen  Strophe 
eingeleitet,  eine  Kigenthflmlichkeit,  die  ich  sonst  nirgends  angetroffen 
habe.     Die  Reihe  selbst  entwickelte  sich  wie  folgt: 

1.  Aufl.      1752.  5.  Aufl.     1777. 

2.  „         1756.  6.  .,  1782. 

3.  „         1758.  7.  „  1786. 

4.  „         1761.  H.  „  1787. 
V y  y.  .,  1794. 

Während  Hrinhausser  am  Orte  in  Schmid  und  Lochner  Vorgänger 
auf  diesem  Verlagsgebiete  hatte,  erwuchs  ihm  in  „Matth.  Rieger*  ein 
nicht  zu  unterschätzender  Nebenbuhler.  Von  den  Riegefschen  Aus- 
gaben sind  mir  zwei  (1776  u.  84)  bekannt  geworden.  Um  die  Wende 
des  Jahrhunderts  verh»gte  dann  noch  der  „Bürgerliche  Buchdrucker' 
Ignatz  Ziernwald  in  Linz  den  Knauer-Kalender  in  l^  weit  von  einander 
abstehenden   Auflagen  (1792.  1803.  1839). 

Bis    hierher    sind    die    meisten    11.  K.    fest    und    bestimmt  dutivt; 
dagegen    wird    es    mit    Eintritt   des    nt'uen    Jahrhunderts    y^mev    mehr 
Brauch,  das  Buch  s.  a.  zu  verausgaben.    Vielleicht  widerspvacli  cä  dem 
gesunden  Menschenverstände,  mit  diesem  Bollwerke  des    Aberg\aks\>vnA^ 
c.  a.  V.  1.  vor  das  urtheilstahige  Publikum  zu  treten.    So   siml  \)e\^^\d*- 
weise  die  ersten  (irazer,    Kentlinger,    Leipziger,    die  Berliixo\.      ^^^- 
furter,    Kinbecker,    Münehener,    (Jlatzer   und    KassebT     Aw-s^.?;»^^'*^'^^^ 
ohne  Jahr,    zwei    sogar    ohne  Jahr  und  Oii  (1799  u.  IHOl.  ->^  ^^.»^^^.^^ 
Nur   die    grosse    li<Mpziger    Knauer-Reihe    und    eine    ki'ir/-^*^ — ^v?  ^^     t^^ 


vou  .1.  IJrrtlioia.  117 

sind  fest  datirt.  Jeno  wurde  von  der  Tauberfschen  Buchhandlung 
zu  Anfang  des  laufenden  Jahrh.  begonnen,  1855  von  Otto  Aug.  Schulz 
daselbst  fortgesetzt  und  soll,  wie  mir  Hr.  Schulz  freundlichst  mittheilte, 
von  Hauberger's  Verlag  in  Bern  beendet  worden  sein.  Um  die  jting- 
sten  Auflagen  habe  ich  mich  bei  der  letzteren  Firma  vergeblich  be- 
mtlht.  Die  Mtlnchner  Reihe  gehört  dem  Verlage  G.  Jacquet,  Mtlnchen- 
Augsburg,  an.  1832  tibernahm  diese  Firma  den  Lindauer'schen  Verlag, 
in  dem  Ausgaben  des  H.  K.  (1817)  enthalten  waren.  Hierdurch  an- 
geregt, mag  die  erste  Auflage  der  neuen  Folge  etwa  1833  ausgegeben 
worden  sein.     Beide  Reihen  gestalten  sich  so: 

Leipziger  Reihe.  Münchner  Reihe. 

1.  Aufl.   fehlt.  1.  Aufl.  fehlt  (1833)  Jacquet-Mttnchen. 

2.  j,        ,,  2.       „       „      (1834)         „  „ 

3.  „        „  HI.     „     1835  „  „ 

IV.  „      1826         Taubert.     IV.     „     1836 

V.  „      s.  a.  (1843)     „  V.      „     1837 

6.  „     fehlt.  VI.     „     1841 

7.  „      fehlt.  VU.   „     1848  „  -Augsburg 
VIII.  „      1859         Schulz.        VIII.  „     1853 

9.       ,,     fehlt. 

X.  „      1867              „  Hier  schliesst  die  Reihe;  denn  1860 

XI.  „      1868              „  ging   die  Firma   zu   Grunde,    und   der 

Verlag   kam   an   „Matth.  Rieger*'    und 

„Schmid". 


7»  n 

H  7» 


Neben  diesen  beiden  interessiren  den  Leser  vielleicht  noch  die 
mehrfach  erwähnten  Grazer  und  Reutlinger  Reihen,  deren  Glieder  ver- 
schiedenen Firmen  am  gleichen  Orte  angehören  und  darum  keine  stete 
Folge  abgeben.     Von  Beiden  konnte  ich  Folgendes  feststellen: 

Grazer  Reihe.  Reutlinger  Reihe. 

1803  Miller  (s.  Hellwig-Kal.).  ?  s.  a.       Fleischhauer. 

1.  Aufl.  s.  a.  (1806)  Ferstl.  s.  a.       Ensslin. 

2.  „      fehlt  „  1848     fehlt. 

m.  „     8.  a.  (1809)        „  U.  Aufl.  1859     Rupp  u.  Baur. 

IV.  „      1836  „  ?  1860     Ensslin  u.  Laiblin. 

1875     fehlt. 

Bezüglich  der  ganz  allein  aufgefundenen  49.  Auflage  aus  „Endters 
Verlag'  in  Nürnberg  dürften  Zweifel  an  dem  thatsächlichen  Vorhanden- 
sein der  übrigen  48  Auflagen  erlaubt  sein.  Inhaltlich  stimmt  das 
Buch  mit  den  beiden  s.  a.  e.  1.- Ausgaben  (1799  u.  1801)  fast  wörtlich 
tiberein,  und  es  wäre  möglich,  dass  diese  demselben  berühmten  Kalender- 
vcrlage  entstammten  und  als  Vorgänger  jener  49.  Auflage  angesehen 
werden  dürften.  Das  Buch  wäre  dann  einfach  alle  Jahre,  wie  ein  ge- 
wöhnlicher Schreibkalender  erschienen. 

So  wären  auch  von  dieser  Form  des  H.  K.  51  von  88  ausge- 
gebenen Auflagen  in   6  Reihen   festgelegt.     Die   übrigen  37  sind  als 


118  Ht'itni^c  zur  Kiitwickeliinfr  drs  huiHUTtjälmgni  Kuleiiders 

vereinzelte  oder  zwei-  bis  dreigliedrij^en  Keilien  angeliörige  Ausgaben 
zu  betrsicliten.     Alles  in  allem  genommen  wird  man  sagen  dürfen: 

1.  Der  11.  K.  Knauer's  wurde  von  1704  bis  1875  90  bis  100 
mal  ausgegeben. 

2.  13  Auflagen  desselben  können  sicher  als  „gegenwärtig  nicht 
aufgefunden"  bezeiclmet  werden;  doch  dürfte  sich  diese  Zahl 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  auf  20  erhöhen. 

3.  An  25  deutschen  und  österreichischen  Orten  verlegt,  erscheint 
das  Buch  als  die  süddeutsche  Form  des  H.  K.,  die  zwar 
von  Culmbach  ausging,  ab(;r  am  häufigsten  (17  mal)  in  Augs- 
burg verausgabt  wurde. 

4.  Ein  echter  Knauer-Kalender  mnss  88  (ohne  Vorrede)  bis  96 
(mit  Vorrede)  Seiten  haben.  Er  zerföllt  in  zwei  Abschnitte: 
Seite  1 — 46  enthält  den  eigentlichen  H.  K.  (astrologischer  Theil), 
Seite  47 — 88  den  „Hauskalender,  in  welchem  zu  finden  etc." 
(ökonomischer  Theil). 

5.  Der  Titel  „Cal.  oecon.  pract  perpet"  ist  der  echte  Knauer'sche 
Titel  dieses  Buches  und  kommt  nur  bei  dieser  Art  von  H.  K. 
(ca.  30)  vor. 

6.  Die  Auflagen  des  ganzen  18.  Jahrhunderts  weichen  stofflich 
nur  sehr  wenig  von  einander  ab;  mit  Beginn  des  19.  trat 
aber  eine  arge  Zersplitterung  in  dieser  Hinsicht  ein.  Die 
Bücher  wurden  bald  durch  ausführliche  Oapitel  über  landwirtli- 
schaftliche  Vemchtungen,  bald  durch  solche  über  Wetter- 
anzeigen, Vieharzneimittel  und  astronomische  Themen  ver- 
mehrt. — 

Nun  noch  ein  Wort  über  die  „wilden"  d.  h.  auf  keinen  Namen 
lautenden  Ausgaben.  19  derselben  sind  mir  bekannt  geworden.  5  von 
ilmen  stammen  aus  dem  vorigen,  die  meisten  aus  dem  Anfange  dieses 
Jahrhunderts.  Auffällig  ist  es,  dass  schon  1720  ein  solcher  erschien. 
Mit  Ausnahme  dieser  frühen  Augsburger  Ausgaben  weichen  alle  in- 
haltlich stark  von  den  echten  Knauer-Kalendern  ab;  einige  haben 
geradezu  den  Charakter  von  Protestschriften,  wie  z.  B.  Gera  1795, 
Quedlinburg  1801,  Pest  1819.  Die  Verlagsorte  dieser  Art  sind  über 
ganz  Mitteleuropa  zerstreut,  ohne  ein  bestimmtes  Centrum  aufzuweisen 
(Augsburg,  Wien,  Graz,  Pest,  Leitomischl,  Schwobach,  Halle,  Nord- 
hausen, Quedlinburg,  Münster).  Von  wenigen  (Pest!)  dürften  mehr 
als  2  Auflagen  erschienen  sein.  Sie  gleichen  der  Nachlese  in  einer 
grossen  Ernte.  — 

Das  Ganze  überblickend,  lässt  sich  erkennen,  dass  der  H.  K.  in 
allen  seinen  Formen  von  1701  bis  1875  138  (s.  Verz.)  +  2  (fehlende 
Hellwig)  +  13  (fehlende  Knauer)  +  48  (fehlende  Endter)  +  5  (fehlende 
wilde)  +  4  (es  soll  ein  H.  K.  1809  von  Weygaud,  Leipzig,  1772  von 
Bern  aus,  1855  von  Ehlers,  Einbeck,  1857  von  Wien  aus  ausge- 
geben worden  sein),  also  in  Summa  210  mal  erschienen  ist,  und 
swar  im 


von  J.  licrthold.  1 19 

18.  Jahrhundert.  19.  Jahrhhundert 

1.  Jahrzehnt       9  mal 

2.  „  14  „ 

3.  „  14  „ 

4.  „  6  „ 

5.  „  8  „ 

ö-         n  7    „ 

7  4 

9.         „  6    „  ,sa.  127  mal 

10.         „  9    „ 


38  mal 

21    „ 

14    . 

22    , 

16    . 

7 

6 

3 

Sa.  83  mal 

SaSa.     210  mal. 

Man  wird  diese  Zahl  getrost  auf  220  erhöhen  können.  Ein 
Buch  aber,  das  in  175  Jahren  220  Auflagen  erlebt  hat,  dürfte  einer 
eingehenden  Untersuchang  werth  sein;  hat  es  doch  eine  Verbreitung 
gefunden,  die  derjenigen  der  Bibel  nahekommt. 


Nur  weniger  dieser  Bücher  bin  ich  auf  Buchhändlorwcge  hab- 
haft geworden.  Die  Kataloge  enthalten  selten  ein  werthvolles  Exemplar, 
und  die  von  mir  in  drei  Zeitschriften  erlassenen  Aufrufe  an  Private 
und  Antiquare  haben  nur  4  Angebote  zur  Folge  gehabt.  Daraus 
schliesse  ich,  dass  die  Bibliotheken  und  Museen  die  noch  vorhandenen 
älteren  Exemplare  so  ziemlich  aufgekauft  haben.  Nur  Ausgaben  aus 
der  2.  Hälfte  des  laufenden  Jahrhunderts,  die  ftir  die  Bibliotheken  in 
Ermangelung  eines  historischen  Werthes  wenig  Reiz  haben,  werden  einem 
zuweilen  angeboten.  Den  grössten  Schatz  an  H.  K.  hat  unstreitig  die 
Münchner  Hof-  und  Staatsbibliothek.  Aber  wie  obiges  Verzeichniss 
lehrt,  geben  auch  die  Bibliotheken  zu  Bamberg,  Breslau,  Berlin,  Göt- 
tingen etc.  und  die  österreichischen  Museen  und  Klosterbibliotheken 
reiche  Ausbeute.  — 

Der  H.  K.  erschien  mit  einer  einzigen  Ausnahme  (s.  a.  Stuttgart 
hohes  Halboctav)  in  Octavform.  Die  Seitenzahl  schwankt  zwischen  64 
(1860  Reutlingen)  und  ca.  600  Seiten  (1837  Graz).  Die  normale  Seiten- 
zahl der  echten  alten  Ausgaben  wurde  bereits  oben  angegeben.  Als 
die  stärksten  Bände  sind  im  allgemeinen  die  Grazer  (252,  387,  576 
Seiten),  Leipziger  (228,  310),  Quedlinburger  (310)  und  Chemnitzer  (352) 
zu  bezeichnen.   — 

Annähernd  die  Hälfte  der  gesehenen  Exemplare  war  mit  Bildern 
ausgestattet.  Man  muss  hier  Titel-,  Planeten-,  Monatsbilder  und  Ab- 
bildungen im  Quodlibet  unterscheiden.  Die  alten  Knauer-Kalender  ent- 
halten nur  ein  Titelbild,  die  Hellwig-Kalender  nur  Planetenbilder.  Das 
Knauer'sche  Titelbild  wurde  in  die  Hellwig-Kalender  zum  ersten  Male 
1707  (1.  Stössel-Ausgabe),  die  Planetenbilder  in  die  Knauer-Kalender 
zum  ei-sten  Male  1721  (Weinmann- Ausgabe)  aufgenommen.     Im  Ganzen 


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->h  ':'-:'.fj  :.«-  0 ;■'••'-  ihf'::  iJ  i'>r  *o-  I7.;i4  NtirLr-rrj  I  x  '.  i'-.-si. 
-.  ;:.    '/.arz   10  X  lif '•;;..    -  a.  K*:urj:i*::*rii   ^x  l2  on.      Ir-     -":?:eii 

ha?  :?«•«■  Kopf*  r-T>:}j«-.  W«-Li.  au':h  uv-^ail  ii-  alTüerjc'-ra  Lir:.  a*:- - 
\*f'/'f:h*i!t  I'!arj'-t«-r.t:'/ii.'<-jj    zu  «rrk«:EiJj*:ri   -ii.«;.    -    hrr>'L:  ::..   K:r.zrjEtn 

-i'z'rii'i.  r,aj'i  iiu  M»-'Jailiori.  oal«:  fr«-:,  rial'i  rhi:  JhrrL  T'!i:r:k:vi*2»'[flirn. 
J*alo  liU:  mit  'i»:fi  uMi'h«-rj  >;•  iij*io]»:ii  «iar.:^-!»-!:!.  I»:»:  «irairr  HeüwiL'- 
Ka)<:ri<l'-r  uut\  «li<r  ijj«ri-t<:n  •Ail'i»-n  hari«-ri  'jht  k»-iLr  l':aseie:.b".ldfr  — 
Mofiat-fii Wi<-r  tirj'j':!  inan  mit  Au-ijahm»-  •i»-r  •.i»r>»nrr"?oL«:ri  An-- 
:fab<:fi  nwr  in  Kfiau<;r-Kal'-ri*]*:ni.  ]':h  bin  ihn»::,  ir.  if'.'  Kiemp'^areu  i»r- 
*4*r*/U*'X.      >\*'    hab'-fi    rii*ri-t    'li*-  ^^ip.i*—    VVijj    h  X  -^  '"Ul    UD'i  sTrlleu  iriVÜil 

tzUi*^  *i*'ii  M'ffiat  ':)jurakt«-ri-in:iid».'  landwirthvhatllichr  BesehäAitniDi: 
fjar.  H<ri  deu  Ofr-.Tii<rr-Kalencierci  sind  e-?  z.  H.  t'ulirend»-:  Gedeckter 
Tivcli,  Pfählen  der  B&ume.  Kappen  der  Weiden.   Melken  und  Banem. 


von  .T.  Bcrthold.  121 

Kahnfahrt,  Schafschur,  Heuernte,  Getreideernte,  Pflüp^en  und  Säen, 
Weinernte,  Brechen  des  Flachses,  Schweinschlachten.  Es  ^iebt  jedoch 
auch  gi'össere  Monatsbilder:  1849  Nürnberg  8  X  6  cra,  1859  Reut- 
lin*cen  8x14  cm,  s.  a.  Münster  5x9  cm. 

Die  in  den  letzten  Anhängen  mancher  H.  K.  auftretenden  Ab- 
bildungen beziehen  sich  auf  astronomische  Objekte,  Thierarzneikunde, 
Aderlässen  und  andere  Erwählungen.  Sie  sind  meist  nichtssagender 
Natur  und  nicht  selten  in  den  zahlreichen  „immerwährenden''  und 
Schreib-Kalendern  anzutreffen. 

In  Rücksicht  auf  den  mir  zur  Verfügung  gestellten  Raum,  sehe 
ich  mich  genöthigt,  von  den  Ergebnissen  der  Inhalts-  und  Textvcr- 
gleichung  für  diesmal  ganz  abzusehen.  Vielleicht  interessiren  diese 
auch  Meteorologen  mehr  als  Bibliographen.  Nur  auf  einen  Punkt 
daraus  möchte  ich  noch  aufmerksam  macheu.  —  Nach  Einsicht  der 
Manuscripte  des  II.  K.  kann  kein  Zweifel  mehr  darüber  existiren,  dass 
Knauer  nicht  einen  100jähr?gen,  sondern  einen  immerwährenden 
Kalemder  schreiben  wollte  und  geschrieben  hat;  seine  Regententabellen 
umfassen  312  Jahre.  Einen  „Hundertjährigen"  hat  erst  Hellwig  daraus 
gemacht.  Die  ausdrückliche  Bezeichnung  „Hundertjähriger  K."  kommt 
zuerst  in  der  Weinmann-Ausgabe  (s.  a.  Erffurt.  D.  M.  K.  A.  K.  L.)  vor. 
PHir  uns  liegt  nun  die  Fi-age  nahe:  Inwiefern  stimmt  die  grosse  Masse 
der  „immerwährenden"  Kai.  mit  dem  H.  K.  überein?  Zunächst  muss 
hier  betont  werden,  dass  kein  immerw.  Kai.  die  Knauer'sche  Idee 
eines  7jährigen  Turnus  in  der  Regentschaftsfolge  der  Planeten  kennt, 
dass  also  diese  dem  H.  K.  völlig  eigenthümlich  ist.  Mir  ist  überhaupt 
nur  ein  einziger  immerw.  Kai.  vorgekommen,  welcher  Bruchstücke  dieser 
Idee  (nur  die  Mondklasse)  enthält,  ausdrücklich  aber  auf  den  H.  K. 
als  Quelle  verweist.  Es  ist  dies  seltene  Exemplar  ein  im  Jahre  1731 
gefertigtes  Manuscript  von  etlichen  Hundert  Seiten,  das  der  Volks- 
bibliothek zu  Altendorf  bei  Chemnitz  gehört  und  mir  ft-enndlichst  über- 
sandt  wurde.  Dagegen  sind  die  Anhänge  des  H.  K.  mit  grösserer 
oder  geringerer  Ausführlichkeit  und  Uebereinstimmung  auch  in  immer- 
währenden Kalendern  anzutreffen,  sobald  diese  nicht  blosse  Sammelsurien 
von  chronologischen  Tafeln  oder  drehbare  Pappscheiben  sind.  Ins- 
besondere zeigen  sich  folgende  derselben  dem  H.  K.  sehr  verwandt: 

1725.     Berlin    bei    A'mbrosius   Haude.      Allgemeiner   sehr   curieuser 

immerwehrender  Haus-  und  Reise-Kalender v.  IJrano- 

philus. 

1733.     Berlin.     Derselbe,  nur  neue  Auflage. 

1717.     Erfurt  bei  Joh.  Funcken.    Curieuser,  immerw.  Hausshaltungs-, 

Reise-  u.  Hand.-Kal.     Ohne  Autor. 
1719.     Wie   1717.     Autor:  Turanophilus. 

1720/21.  Wie       „       4.  Auflage. 

1758.     Wie       „  Ist    eine    Umordnung    und    Vermehrung    des 

obigen. 

VIU.    3.  9 


122  I'nt^  li'ttr«'  tl«*  Cnnnul  (Irsm-r  rtc.  |i;ir  Il.Oinont. 

1721.     NünitM'Vjr    hrl    Job.   Alhrcclit.      CJanz    neu    verfertijrtor    :ill- 

^(^inciiicr  und  >lHswiilin'n(l«T  Kai Clir.  liichter. 

I72.'i.     Wir  üIm'H.     2.  Auflap'. 

Heim  Lrscii  dieser  Itüchcr  >vird  man  unwillkürlich  an  die  II.  K. 
iWv  (fCssnor-Krihc  4*riiin«'rt.  Wahiwlu'inlich  lässt  sich  ihre  Zahl  uo<'li 
Ktnrk  vcrnudirrn.  l'ni  das  Material  nicht  allzuselir  anwachsen  zu  lassen, 
hahe  ich  mir  tlie  „innnerwillirenden  Kalender",  nachdem  ich  ca.  50 
der.Melhen  ^cHchen,  nicht   mehr  zusenden  lassen. 

1-nd  nun  zum  Schluss  n<ich  ein  Doppeltes:  Dank  und  Bitte.  Vur- 
Hteliendi*  /eilen  werden,  nach  der  Ih'stinnnun«?  dieser  Blätter  zu  urtlieilen. 
xumeist  von  den  Beamten  ih'Utsdier  Bibliotheken  «relesen  werden.  Da 
mir  nun  während  d»'r  Zeit  der  Führunjr  dieser  rntersuchunjr  gerade 
aus  diesen  Kreisen  jrn»s.«*es  Vertrauen  entfreg:enp:ebracht  wt)rden  ist.  und 
ich  bei  tieii  Herren  Bibliothekaren  reiclie  rutersttitzun«;:  in  Wort 
und  That  irefunden  liabe.  drängt  es  mich,  denselben  hierfür  öffentlich 
meinen  erpd>enen  Dank  au>zusprechen.  Trotz  der  ermü»ienden.  ein- 
tiinip'U  Sehreiberei,  tlie  mit  der  Herbei  seh  alfun*:  des  Materials  noth- 
pHlrunireu  verlnuulen  war,  wird  nur  tliese  Zeit  weiren  des  anreirenden 
puHtipMi  Verkehrs,  in  den  sie  mich  irebracht.  immer  in  an'^euehmcT 
KrinneruniT  bleiben.  Ich  habe  mehr  als  den  srewöhnlicheu  (irad  \i.n 
IMousttWundliehkeit  irefunden.  und  dies  ermuthisrt  mich  zu  nachstehen- 
der Bitte. 

hu  Interesse  des  (lanzen  wäre  es  sicher  erwünscht,  wenn  die 
Herren  Bibliolhekan*  mit  auf  die  im  Vorstehenden  als  «fehlend  *• 
boseiehnelen  Ausiraben  des  H.  K.  achten  und  mir  deren  AutMndeii 
kur£  anceis:en  wollten.  Schwerlich  <ind  diese Ihen  aN  wirklich  ver- 
lortMi  e\\  betrachten:  w,Hhrscheinlich  stehen  sie  versteckt  in  :n:eüd 
oitter  kleineren  BiMU^ihek  oder  ^ennden  sich  unrer  den  i:.ch  nioh: 
k»laK»j:isirren  Kesteu  der  sn'ö'^srreii  Auch  fnhndr-  ich  -oh-c  st-ir 
J,ihivn  u,ich  jenem  ven  Sieiuheck  in  -»einem  «AuiViohriiTon  Kaien. :»r- 
ULiun"  Leipr-iT  IS'M  b  FUi>oher  p-v  i'  rrw.-ihnTer:  >.-:.re:r'kxV::.;.rr. 
«eiche:;  Krieilrich  lier  lir  IT 79  rlir  seiet-  I^c-l-.-  r:':.vi\\:rz  ÜrS-i.  u:.«: 
der,  «c'l  r.'.k'h:  verkaufl'.tr.  17 SO  wiegle-  aüfiTr  je'-ru  -ifrrviea  -jim-*--. 
Kin  jrev.ÄttOT  TiTe*.  *.>:  atvh:  :*::j:^  j^^-e»^.  Wer  k-en:::  ■itv.  K^'-^h-It?  z:l\ 
wois?k  «.'  er  :u  r^ivle::  :<: 

Svhiu-i'STi:  J  H :  ::r.    ".  I 


IUI!'  lettre  lie  (ORnid  lie>Rer  ä  IH\\A  t  h^tneus  il7v|:ii. 

\K*a\'r  A.'.-v^^\-    i:  /t-:!   x  >*•-.:  •  :   t-i-.;is     ^v  .•-        -. :  'r^-.i-L: 

ftfent:  f«L  :s:>s^ 


Lcttrt'  (lo  Li'oiir  Allacü»  ofc.  par  H.  Oiiioiit.  123 

L  original  de  cette  lettre  est  anjoard'hui  conBerve  a  la  biblio- 
theque  de  la  ville  de  Breme,  dans  un  precieux  recueil  dautographes 
de  personnages  celebres  du  XVP  siecle  (ms.  A.  9,  n^9).  H.  0. 

8.  Accepi  snperioribus  nundinis  chartaceum  munns  ab  humani- 
tate  tua,  doctissime  (.'hytraee,  pro  ([uo  magnas  tibi  gratias  habeo. 
Mittam  et  ipse  aliqnid  ])roxima  occasione,  interim  te  summopere  rogo 
nt  conatns  nostros  circa  Historiam  animalinm  juves  atqne  promo- 
veas,  maxime  vero  circa  pisces  maximos.  Id  si  feceris  snmptum  omnem 
cum  gratiarum  actione  expendam  et  lionorificam  tni  mentionem  in 
opere  nostro  faciam('),  in  singulis  istis  imaginibus  quas  beneficio  tno 
pictas  accepero,  adjectis  singulornm  nominibns  et  brevi  aliqua  naturae 
historia. 

Sed  quoniam  mnlta  jam  prins  habeo,  ne  actum  agatur,  rogo 
humanitatem  tuam  ut  piscinm  et  animalinm  aquaticomm  omninm  qne 
in  vestro  mari  reperiuntur  nomina  vulgaria  a  piscatoribus  curiose,  etiam 
minimorum,  perquisita  ad  me  perscribas.  Ex  quo  catalogo  ego  deinde 
quid  desiderem  significabo.  Concepi  sane  spem  magnam  desiderio  te 
huic  nostro  in  excolenda  animalinm  historia  tam  ardenti  non  defuturnm, 
quam  si  ratam  mihi  feceris,  conabor  modis  omnibus  efficere  ne  nllins 
collati  in  me  beneficii  poenitere  te  unquam    possit.     Vale   in    Domino. 

Tiguri,  1543,  2"  die  septembris. 

Tuus  ex  animo, 

Con.  Gesnerus,  medicus. 

Raptim,  ad  iter  jam  accincto  typographo,  qui  nnndinas  Franc- 
fordianas petebat. 

(Au  dos:)  Cl.  V.  D.  Davidi  Chytraeo,  sacrarum  literarum  profes- 
sori  doctissimo,  Rostochii. 

Paris.  11.  Omont. 


Lettre  de  Leone  Allaelo  relative  au  transport  k  Rome 
de  la  bibliothfeque  de  Heidelberg. 

Tons  les  details  du  transport  a  Rome,  en  1623,  de  la  biblio- 
theque  Palatine  de  Heidelberg  sont  bien  connns  et  on  a  le  Journal (2) 
du  bibliothccaire  du  pape,  Leone  Allacio,  qui  pr^sida  an  transport  et 
en  nota  les  moindres  details.     La  lettre   suivante  (3)   ecrite   de  Heidel- 

(1)  Ou  ne  trouve  pas  le  nom  de  David  Chytraeus  dans  les  „Clarorum 
viroriim,  dejjue  nobis  in  hoc  opere  bene  meritonim  ...  nomina" 
impfimes  ä  la  nn  de  la  pr^face  du  tome  IV  de  Gesner. 

(2)  Public  par  Clir.  Baer  dans  les  Heidelberger  Jahrbücher  der 
Literatur,  1872,  nr.  31,  p.  4SI,  suiv. 

(3)  Cette  lettre  est  r^cemment  eutr^  ä  la  Bibliotheque  nationale  avec 
la  eollection  Libri  acquise  du  comte  d' Ashbnrnham ;  eile  est  au  fol.  6 — 7  du 
ms.  nouv.  acq.  fran^.  5173,  et  a  fait  autrefois  partie  des  papiers  de  Pciresc. 

9* 


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Uo  jff^*^f  \9*:r'i  fMtti  fl  criariiMfrrittl  di  «^aalti  vo*>irlia  lin^oa  e 
/l^lh  ^lnntjfAt  '|tt/'lli  'Jm-  wii  |#ar^vaDo  pi'i  rj*rces»ariL  e  deirni  d'ts^er 
^f^fflaU  1/  "/«»  *^r  h'»  j#r«r*rfr  nU'Ufiti  r;i*-<r .  f-on  Itr  qoali  sria  s^arei  a 
Hotm^'Uh  t\UHit*\h  i'hi'.  la  t'inta  [^^narLi  dl  tuttrr  I«*  co?^  oeeessarie.  et 
U$  \$4ttU'*i\t%t*-  MW  fnA'Ht*  fjofj  Ulf  hav<-.fe  tratt^nut»».  er  C05a  incre«libile 
Im  tUW^t'U'/M  f'U*'  *'*:  f;itt;i  |i«;r  lia;<;rli.  n<>ri  v:ilÄero  onlioi.  Duo  minaceii*. 
W»u  \p*'U*'  \tft  frov;irrM'  ;ilin''fio  uiim.  in  tarito  r^lnr  in*«.*  bisuirnat«*  scrivere 
m\  /«Mri  iiiM'.«!  ^iM'oiivi/^irii^  i  «|ij;ili  lu*  anchc  in'hannu  airintat«*  iq  ei«i 
i\\i'f$it\tt  i'\u'  iv*u  t'\U'U*i.  t'  «iiiani  t\u:tf\  Uic)  c.hi'  acomiociam»  aduhitare. 
WH  t^ut'Hltt  iH'ttt  t'  vt'UuUt  uuo  iiiniidriromi  dal  SiVnore  Preposito  d'Elvan 
t'*ni  »ut'  \t'iU'n',  tliivf  tuW  ofr«'riMrono  i  carti.  Stringhen»  il  partitt».  110 
lutttit'Ut'tn  dl  mnlt'nitir*'  »«*  hi*nt'  la  domsinda  delle  paga  i*  tanto  enormi*. 
/Im  MMlfiiorlttri«  ojrni  iiiio,  poich«^  vnj(li(ino  M'Aie  coleri  per  centiiiaro,  et 
II  i'iiti'o  dU'Mfto  flu*  poHani  vinticiiM|U(;  centinara,  in  tantc»  ehe  sotto 
eopiM  ml  vt'n*\i\u'  n  co^^fan«  11  n  carro  insino  a  Monacho  diicento 
roli'tl,  <•!  il  iMino  rol  raviilli  iriHieitH^  col  carratiero  non  va<]:liono  ceiiU), 
itiM  i'Im'  hUn^iia  'MTvir^ti  ('OHIO  hI  put»,  0  <|uant()  prima  marciare  versti 
KdiMM  llo  nrilttn  ((IichIo  avin  (*()iiMi(l(;n  incho  intricln  mi  tniovo,  e 
K(mIh  IiimIimiio  v\w  dntta  nil)lit)tliera  sia  in  ordine  per  inviarsi.  Non 
nvoirr  pnlidio  V".  N»  III'"".  ni  pijrli  t|Uc»to  incommodo  di  cercar  Tln- 
dlen  didhi  HlhliotlMM'a  <l  e  I  Sylburfcio,  ned  inviarlo  a  Roma  perche 
fipi«!  niri'andi'it»  alriino  Horitture  bn  trovato  l'orij^inale  dell'istesso 
ntilliMi',  n  It«  iMiiidtKMi  meco  a  Koma,  se  posso  servirla  in  C08a  alenna 
iMpil  II  hl  allrn  liiof^lio  mi  commandi  vhv  mi  trovera  i)rontissimo,  e  1i 
liiUM«lii  \v  mnni.     Ibi  llidelber^:a,  li  3  di  Fobraio   ]G*23. 

IM    V*.  H".  IIP'"»    OHH'"" 

Afl''""  servitore, 

Leone  Allaeio. 

(Au  dun:)  All*  in""\  0  K'"'»  Sijc.  e  P"^"  mio  ool">'\  Monsijr.    -Vj-ci- 
voNooNo  di  Pntrasso.     Hrussolles. 

l'Hrin.  H.  Omont, 


Charles  Ruelens  f  125 


Charles  Ruelens  f 

An  dem  Grabe  des  langjährigen  Vorstandes  der  Handschriften- 
samnilunjj:  der  Bibliotheque  de  Bourgogne  zu  Brüssel,  des  berühmten 
liubensforscher  Charles  Ruelens,  dessen  Tod  wir  im  letzten  Heft  mel- 
den mussten,  hielt  der  Vorstand  der  Königlichen  Bibliothek,  Ed.  Fetis, 
folgende  Gedächtnissrede: 

C'est  avec  une  profonde  et  douloureuse  emotion  que  je  viens, 
au  nom  du  personnel  de  la  Biblioth^que  royale,  rendre  un  demier 
et  affectueux  hommage  a  celui  qui  fut,  durant  de  longues  annees, 
notre  colR»gue,  notre  ami,  et  qui  laissc  parmi  nous  un  si  grand  vide. 
11  n'y  avait  pas  moins  de  quarante  ans  que  Charles  Ruelens  rem- 
plissait  les  fonctions  auxquelles  il  apportait  taut  de  compdtence  et 
tant  de  zele  eclaird.  Lorsque  Alvin  fut  appelc  ä  prendre,  en  1851, 
la  direction  de  la  Bibliotheque  royale,  un  de  ses  premiers  actes,  et 
un  des  mieux  inspires,  fut  d'attacher  a  cet  etablissement  Thomme 
ddja  distingu(5  par  ses  connaissances,  et  dont  le  merite  ne  devait 
pas  cesser  de  grandir,  jusqu'au  jour  oii  la  mort  irapitoyable  est 
venue  briser  une  camöre  belle  et  glorieuse,  j'ose  le  dire,  car  Teru- 
dition  de  Ruelens  lui  avait  fait  une  renoniniee  bien  m^ritee,  non 
seulement  dans  le  pays,  mais  encore  h  T^tranger.  Ceux  qui  venaient 
le  consulter,  au  siege  du  departement  des  manuscrits  dont  la  direc- 
tion lui  etait  confiee,  trouvaient  dans  son  savoir  et  dans  son  in- 
epuisable  complaisance,  de  precieuses  indications  pour  leui^s  recher- 
ches,  pour  leurs  travaux.  D'une  autre  part,  le  nombre  etait  grand 
des  savants  etrangers  qui  s'adressaient  a  lui,  confiants  a  juste  titre 
dans  ses  lumieres  pour  la  Solution  des  problemes  scientifiques  qu'ils 
lui  posaient.  La  correspondance  qu'il  entretenait  avec  les  ^rudits 
de  tous  les  pays  n'etait  pas  une  de  ses  moindres  occupations,  et  com- 
bien  n'en  avait-il  pas  d'autres  auxquelles  son  infatigable  activite 
trouvait  moven  de  suffire. 

Ruelens  n'etait  pas,  et  louons-le  de  cela,  ce  qu'on  appelle  un 
specialiste;  11  avait  une  curiosite  presque  universelle  qui  s'appliquait 
il  toutes  les  clioses  du  doraaine  intellectuel.  et  qui  l'avait  pousse  a 
entreprendre  les  (»tudes  les  plus  diverses  dans  lesquelles  une  remar- 
(juable  fac-ult(*  d'assimilation  le  faisait  aisement  reussir.  Doue  d'une 
nieniuire  surprenante,  on  peut  dire  (jue  si,  d'une  part,  il  avait  beau- 
coup  appris,  d'une  autre  part  il  avait  tout  rotenu.  La  paleographie, 
la  biblio«^rapliie,  Thistoire  litteraire,  l'histoire  generale  et  celle  de 
la  Belgique  particulierement,  le^  seiences  geographiques ,  l'histoire 
des  arts,  >urt(»ut  cellcs  des  niaisuns  tlamandes  et  de  leurs  (euvres, 
tels  etaient  tour  a  tour  les  objets  de  ses  investigations  dirigees  avec 
perseverance ,  avec  sagaeite,  vers  i\a>  buts  qu'il  savait  atteindre. 
(Tetait  un  cherclicur,  un  trouveur,  et  mieux  que  bien  d'autres  il  sa- 
vait utiliser  ses  trouvailles. 


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■•II 


Hecensionen  und  Anzeigen.  127 


Reeensionen   und   Anzeigen. 

Tohor  Mittelaltorlu'ho  Bibliotheken  von  Theodor  Gottlieb.  Mit  Unterstützung 
der  Kaiserl.  Aeademie  der  Wissenschaften  zu  Wien.  Leipzig,  Otto  Har- 
ras8owitz.    1S90.    XII,  020  in  8".    Ji  14. 

Die  Kataloge  mittelalterlicher  Bibliothek(»n  haben  seit  langer  Zeit  in 
allen  Ländern  Beachtung  gefiuiden  und  sind  von  Philologen,  Historikern  und 
Bibliothekaren  eifrig  copirt,  verötfentlicht  und  gesammelt  worden.  Die  beiden, 
den  Bibliothekswissenschaften  gewidmeten  Zeitschriften,  welche  von  1840  bis 
18TU  neben  einander  in  Deutschland  bestanden,  Naumanns  Serapeum  und 
Petzholdts  Anzeiger  (der  letztere  allein  bis  1886)  widmeten  diesen  Kesten  des 
bibliothekarischen  Lebens  der  Vergangenheit  unausgesetzt  ihre  Aufmerksamkeit, 
brachten  einen  grossen  Theil  derselben  in  ihren  Spalten  zum  Abdruck  und 
wiesen  auf  viele  v^eröffentlichungen  hin,  welche  in  anderen  Organen  zu  finden 
waren.  Im  Jahre  1884  wurde  dann  von  einem  rheinischen  Bioliothekar,  dem 
am  6.  Oct.  1880  verstorbenen  Dr.  Gustav  Becker  zu  Bonn,  der  Versuch  einer 
Zusammenstellung  der  ihm  bekannten  und  zugänglichen  mittelalterlichen 
Kataloge  unternommen  (Catalogi  bibliothecarum  antiqui  eollegit  Gustavus 
Becker,  Bonnae  1 S85),  der  350  Nunmiern  zusammenbrachte,  aber,  wie  es  bei 
einem  ersten  Versuche  wohl  nicht  anders  sein  konnte,  den  vorhandenen,  über 
die  Literatur  ganz  Europas  zerstreuten  Stoff  nicht  völlig  vereinigte.  Zahlreiche 
Nachträge  sind  denn  auch,  besonders  in  dieser  Zeitschrift,  von  Gabriel  Meier 
in  Einsiedeln,  aus  einem  für  die  Monumenta  Germaniae  historica  von  Ludwig 
Bethmann  aufgestellten  Verzeichniss  und  von  dem  Referenten,  von  verschie- 
denen Seiten  beigebracht  worden:  dass  aber  auch  diese  den  bis  dahin  ver- 
öffentlichten Vorrath  alter  Kataloge  nicht  im  entferntesten  erschöpften,  zeigt 
sich  jetzt  aus  dem  neuen  Untenieinnen  eines  österreichischen  (»elehrten,  dessen 
Titel  an  der  Spitze  dieser  Zeilen  steht.  Y.%  unterscheidet  sich  nicht  nur  durch 
die  Fülle  des  gesanmielten  Materials,  sondern  auch  durch  die  ganze  Anlage 
und  die  Ziele  der  Arbeit  von  Becker:  während  dieser  in  einem  Buche  massigen 
Umfanges  die  ihm  leicht  zu^nglichen  Ivataloge  bis  zum  .lahre  1200  zum  Ab- 
druck brachte,  die  späteren  chronologisch  verzeichnete,  dabei  aber  auf  die 
handschriftliche  Ueberlieferung  seiner  Denkmäler  nur  in  den  seltensten  Fallen 
zuriickging  und  auf  Ergänzung  aus  ungedruckten  Quellen  von  vornherein  ver- 
zichtete, hat  (lottlieb  Jahre  lang  in  Deutschland,  England,  Frankreich,  Italien 
die  Bibliotheken  nach  alten  Katalogen  durchforscht,  um  nur  Vorarbeiten  für 
eine  neue  Ausgabe  der  Kataloge  zu  liefern,  die  er  unter  Angabe  von  Ueber- 
lieferimg  und  Druekort  nur  verzeichnet.  Es  sind  also  ausschliesslich  Regesten  von 
mittelalterlichen  Bibliothekskatalogen  in  (tottliebs  Buche  zu  finden.  Geordnet 
sind  dieselben  nach  Ländern  (Deutschland,  Frankreich,  England,  Italien,  Nieder- 
lande, Scandinavien ,  Spanien)  und  innerhalb  derselben  nach  den  Orten  in 
alphabetischer  Keihenfolge  oder  den  Namen  der  Besitzer.  Den  ganzen  Stoff 
hat  (t.  in  zwei  (iruppen  getheilt.  eigentliche  Kataloge  und  vermischte  Nach- 
richten über  Biielier,  wie  Ausleiheverzeichnisse,  Schenkung  einzelner  Bücher, 
Legate  an  Büelieru ;  docli  sind.  besondiTs  im  Anfange,  beide  Reihen  nicht 
immer  streng  geseliieden :  häufig  liat  ein  Regest  in  der  ersten  Abtheilung  seine 
Stelle  gefunden,  welches  i>riMzipiell  in  die  zweite  gehört,  lleberhaupt  hat  (i. 
durcli  diese  'Flieilung  sowohl  sieh  selbst  die  Arbeit,  als  dem  Benutzer  den 
(iebraueh  seines  Werkes  ersehwert:  wer  Zeugnisse  über  eine  Bibliothek  sucht, 
nuiss  stets  an  zwei  Stellen  nachschlagen. 

Einen  l' eberblick  über  den  Reichthnm  an  alten  Katalogen  imd  zugleich 
über  den  Zuwachs,  den  wir  gegen  Becker  und  die  zu  seinem  Buche  gt^- 
sammelten  Nachträge  i\.  verdanken,  gewährt  am  schnellsten  eine  Zusannnen- 
stellung  seiner  Nunnnern.     Wir  finden  bei  ihm  für 


128  Kecensionen  und  Anzeigen. 

davon  bei    also 
Becker  etc.  neu. 

DeiitHchhind  No.  1—237  n.  757— 95G  u.  13S6— SO  =  441,  224  217. 

Frankreich  „  238—434  u.  957—1040  u.  1300  =  2b2,  132  150. 

Kngland  „  435—510  u.  1041  —  1170  u.  1301  =  210,  57  159. 

Itafien  „  520— 700  u.  1171— 1265                =270,  S3  193. 

Niederlande  ,,  701— 729  u.  1266— 1280                =    50,  26  24. 

Seandinavien   „  730—733  u.  1287— 132(»               =    38,  2  36. 

Spanien  „  734— 756  u.  1321— 1385               =    88,  13  75. 

Summa:        1391,  537,         854. 

Man  ersieht  aus  dieser  Tabelle  sofort,  aus  welclien  Ländern  die  stärkste 
Ausbeute  (»ottliebs  stannnt,  und  wo  er  besonders  seine  Vor^inger  bereichert  liat. 

Neben  den  Regesten  der  Kataloge  S.  17—273  und  den  veruüscliten 
Nachrichten  über  mittelalterliche  Bibliotheken  (Miscelien)  S.  303—435,  entliält 
(f  .'s  Buch  noch  vier  Abliandlungen,  welclie  zum  Verständnis^  des  gesammelten 
Stoffes  wertlivolle  Beiträge  liefern.  Die  erste  unter  dem  Titel:  Muster  zur 
Herausgabe  alter  Kataloge,  111,  S.  275  208,  bringt  vier  alte  Bücherverzeichnisse 
zum  Abdruck:  ein  ganz  kurzes  (noch  ungedecktes)  der  Bücher  König  Aetliel- 
stans  von  England  (f  041),  einen  Katah»g  V(m  Lobbes  aus  dem  15.  Jahrhundert, 
den  Katalog  von  Stavelot  von  1 105  und  vt)n  Anistein  aus  dem  13.  .Jahrhundert: 
als  Hauptaufgabe  hat  sich  (i.  dabei  vorgesetzt,  den  Verbleib  der  einzelneu 
Handschriften  nachzuweisen,  docli  gelingt  es  ihm  bei  den  283  Bänden  des 
Kataloges  von  Stavelot  nur  in  35  Fällen,  bei  den  Blichern  von  Arnstein  nur 
18  mal  diesen  Nachweis  zu  erbringen :  ich  möchte  daher  den  S.  278  Becker 
gemachten  Vorwurf,  dass  er  von  diesem  Nachweis,  wo  (t  ihn  nicht  bereits 
vorfand,  abgesehen  habe  • ),  nicht  so  uneingescliränkt  gelten  lassen.  Dem 
Abdruck  der  Kataloge  sind  Nachrichten  über  Handschriften,  die  aus  derselben 
Bibliothek  stammen,  aber  in  jenen  niclit  aufgeführt  sind,  angefügt.  Die  zweite 
Abhandlung  (IV,  S.  301-320)  führt  die  Ueberschrift :  Anordnung  der  Biblio- 
theken im  Mittelalter,  behandelt  aber  viel  mehr,  als  dieses  Bubnun  vermutheu 
lässt :  denn  von  der  Trennung  der  Schul-,  Kloster-  und  Cliorbibliotheken  aus- 
gehend, erörtert  G.  die  Anlage  der  Kataloge,  ob  systematisch  oder  alphabetisch, 
die  Art  der  Bücherbeschreibung  resj).  Inventarisirung  mit  Kinschluss  kostbarer 
PMubände  oder  besonderer  Schriftgattung,  den  Ort.  an  welchem  dieselben  aul- 
bewahrt wurden,  und  stellt  endlich  eine  Reihe  verschollener  alter  Kataloge 
zusammen.  Die  dritte  Abhandlung  (V,  S.  333-361).  Beiträge  zur  (beschichte 
einiger  Bibliotheken  ist  eigentlich  eine  Fortsetzung  der  ersten,  der  Muster- 
kataloge: auch  hier  weist  U.  tlir  Lorsch,  Khcims,  St.  Maximin  und  Keichenau 
den  Verbleib  zahlreicher  Codices  der  alten  Verzeiclmisse  nach  und  giebt  Nach- 
träge von  Handschriften,  die  in  ihnen  felilen.  Der  vierte  A]»sehnitt  (VI,  S. 
430-449)  bespricht  die  indireeten  (Quellen,  haupt.'fäelilieh  die  von  einzelnen 
Schriftstellern  angeführten  chussisclieii  oder  mittelalterlichen  Autoren  von 
Cassiodor  an  bis  zu  Kadultus  de  Dieeto  und  giebt  melirere  solcher  Listen. 
S.  451 — 466  bringt  (i.  nebst  wenigen  Nachträgen  zalilreiehe  Berichtigungen 
und  Ergänzungen.  Den  Bt'schluss  bilden  drei  Register:  ein  alphabetiscnes 
Verzeicnniss  der  Biblit)theken,  Besitzer  und  Sehreilier;  ein  Namen-  und  Sacli- 
Index,  in  welchen  auch  die  Herausgeber  der  einzelnen  verzeichneten  Stücke 
Aufnahme  gefunden  haben  und  endlich  einalphabetiseli  uachden  Aufhewuhrungs- 
orten  geordnetes  Ver/eichniss  der  ..benützten"  (<l.  h.  dodi  wohl  derangetÜhrten) 
Handschriften. 

Die  übenvältigemle  Fülle  des  Stoffes,  welche  (I.  in  seinem  Buclir  ge- 
sammelt und  nach  den  angedeuteten  Richtungen  hin  verarbeitet  hat,  Hesse 
es  als  eine  dankbare  Aufgabe  der  Kritik  erscheineji,  weitere  Nachträge  zu 
sammeln,  wenn  (i.  nicht  S.  X  seines  Vorwort(»s  erklärt  hiitte.  <lass  er  in  Kürze 

I)  Der  S.  33^^  /m  diesem  Zwecke  H.  empfohlene  Cataloi^'ue  j^eiuMal  <ies 
bibl.  pui>l.  de  la  France  isl  ^'nissienlheils  erst  na«  h   H.'s  Hxuh  v.i^ch'wncu. 


Kecensionen  nnd  Anzeigen.  129 

Ergänzungen  unter  dem  Titel  „Kritische  Beiträge  zu  älteren  Bibliotheks- 
verzeichnissen" herauszugeben  gedenke.  Referent  hat  daher  von  allen  Er- 
gänzungen der  G. 'sehen  Sammlung  Abstand  nehmen  zu  müssen  geglaubt,  mid 
beschränkt  sich  im  Folgenden  nur  darauf,  Berichtigungen  beizubringen.  Doch 
möge  vorher  eine  allgemeine  Bemerkung  ihren  rlatz  finden.  Bei  aller  Be- 
wunderung, welche,  je  weiter  man  hi  O.'s  Buche  vordringt,  die  Belesenheit, 
der  Scharfsum  und  die  angestrebte  Genauigkeit  des  Verfassers  dem  Leser 
abnöthigt,  wird  derselbe  häufig  durch  den  Ion  abgestossen,  in  welchem  von 
dem  unmittelbaren  Vorgänger  auf  dem  behandelten  (Gebiet,  G.  Becker,  ge- 
sprochen wird.  G.  citirt  ihn  eigentlich  mir,  wenn  er  ihn  anzugreifen  beab- 
sichtigt, ihm  eine  Unterlassung  oder  FlUchtigkeit  vorwerfen  zu  können  glaubt. 
Die  mir  aufgefallenen  Versehen  G.'s  sind  folgende: 

S.  25  n.  81  Ein  „Staatsarchiv"  zu  Brieg  giebt  es  nicht.  Der  angeführte 
liber  civitatis  Bregensis  befindet  sich  im  Staatsarchiv  zu  Breslau  (Zeitschr.  d. 
Ver.'  f  Gesch.  Schlesiens  8,  168).  S.  34  n.  65  und  Register  'S.  512:  der  Codex 
(inesuensis  des  Martiuus  Gallus  ist  nicht  in  der  Dombibliothek  zu  (tnesen, 
sondern  in  der  Fürstlich  Czartoryskischen  Bibliothek  zu  Krakau,  Bielowski 
Monum.  Poloniae  1,  3S7.  S.  45  n.  98 — 100  die  von  (i.  vermissten  Quellen  der 
Krakauer  Bücher\'erzeichnisse  sind  die  Handschriften  217  und  Ol  der  dortigen 
Capitelsbibliothek,  wie  auf  dem  von  (i.  angeführten  Facsimile  von  99  (und 
98)  auf  Tafel  V  bei  Bielowski,  Mon.  Pol.  1  (und  von  100  auf  Taf.  VI)  deutlich 
zu  lesen  ist.  S.  61  n.  149  der  Passauer  Katalog  von  903,  dessen  Quelle  Cr. 
vennisst,  steht  im  Lonsdorfer  ('odex  des  bayrischen  Heichsarchivs,  Monum. 
Boica  28,2,  193.  S.  74  n.  187  (und  S.  278)  ist  aus  Becker  n.  69  das  falsche 
Citat  Quellen  und  Forschungen  zur  Schweizer  Geschichte  Ui)ernommen. 
S.  78  n.  206  der  älteste  Katalog  von  St.  Maximin  bei  Trier  steht  nicht  in  den 
Monum.  Germ.  XX,  660,  dort  findet  sich  die  Schenkung  an  Petershausen,  G. 
n.  877.  Bei  Becker  stehen  diese  beiden  Verzeichnisse?  hintereinander  (n.  75 
und  76)  und  G.  hat  vermuthlich  in  seinem  Handexemplar  den  von  mir  Centralbl. 
II,  29  nachgetragenen  Druckort  aus  Versehen  zu  Nr.  76  gesetzt,  ihn  bei  Nr. 
75  aber  selbst  geftmden.  S.  86  n.  232  steht,  wie  man  sich  aus  Becker  n.  129 
überzeugen  kjinn,  in  der  Leipziger  Handschrift  329  fol.  2"  nur  eine  Notiz  über 
die  Herkunft,  der  Katalog  dagegen  fol.  !■»>.  S.  181,  Anm.  eine  Zeitschrift 
für  Literatur-  und  Kirchengescnichte  des  Mittelalters  giebt  es  nicht:  gemeint 
ist  das  „Archiv"  etc.  S.  IS-J  n.  .")30  der  erst  im  Anhang  S.  46o  angeführte  Becker 
u.  32  liest  richtig  Martiani  de  nuptii.s,  nicht  ^lartini.  Das  von  G.  218,  Anm.  au- 
g(»zweifelte  Tabularium  capellae  palatii  Panormitani,  Palermo  1835,  das  ich  nach 
Bethmaun,  Centralbl.  11,32  (nicht  30)  ftir  ein  Inventar  von  1333  (nicht  1335) 
anführte,  citirt  auch  Ot*sterley,  Wegweiser  durch  die  Literatur  der  ürkunden- 
sammlungen  II,  1886,  S.  229.\S.  265  n.  730  Bi)rdesholni.  Ein  Hinweis  auf  die 
erschöpfenden  Untersucliungen  dieser  Bibliothek  durch  Steffenhtigenund  Wetzel 
in  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  selileswig-holsteinsche  Geschichte  13.14. 
1883  — 84  wäre  wohl  am  Platzt»  gewesen.  S.  304  die  lange  Anmerkung  über 
die  in  <lieser  Zeitschrift  I  (nicht  II)  308  abgedruekte  angebliehe  Bibliotheks- 
orduung  von  I2.'>9  stö.sst  i)ffene  Thüreii  ein.  vgl.  Roth  im  Gentralblatt  VI,  226. 
8.344  und  46'i:  wie  wertlivoU  die  Zusammenstellung  der  Literatur  über  die 
Trierer  Ada-lls.  ist,  s«»  fehlt  doeh  die  llauptsaehe :  die  Krwähnung  der  Au.s- 
gabe  «lureli  die  Gesellseliaft  für  Kheinischi*  Gesehichte  18S8.  S.  371  n.  789 
das  Klosters.  Maria  in  Arena  lag  nicht  bei  sondern  in  Breslau.  S.  374  n.  813 
IJutprands  Adversaria  sind  eine  Tälselunig  des  16.  .lahrhunderts  (Wattenbaeh, 
<ieschiehts(|ueUen  11.  .'i  AuH.  168.)  S.  379  n.  851  das  Hessi.sche  Provinzial- 
archiv  ist  jetzt  in  Marburg,  nieht  mehr  in  Kassel.  S.  380  n.  >(>2  die  Privil. 
rap.  Pomesan.,  für  die  G.  keinen  Aufbewahrungsort  angiebt,  liegen  im  Stajits- 
arehiv  in  König.sberg.  S.  '\S2  n.  875  die  Büeherlisten  Bischi>fs  Gtto  von  Passau 
sind  nieht  Mon.  Boiea  XIX,  scuidern  XXIX  abge<lruekt.  S.  383  n.  8h4  das 
Provinzialarehiv,  in  dem  sieh  Trk.  225  mit  einem  Büchertauseh  zwischen  Pu- 
dagla  und  Eldena  befindet,  ist  nicht  das  Königsberger,  sondern  das  Stettiner. 
S.  3S6  n.  916  trotz  des  daneben  gestellten  Harlingorum  mous  kehrt  der 
DruekfehliT  llartungerberg  auch  im  Kegister  S.  481  wieder.    N.  !M7  aus  Paid- 


Sü?'^  Mi^ftir*^/aaf*?ii r  /»i  i«#,T  */*r*?^r5^**.  nv-v:  i*^*^'.    N   ':^^  *sr«  aac^  im  den 

4#i    ^rr«*    »t^ir  a«*^h  tm  <  a/Ai^^ir»*-  4*-*   '?«*•£>  »tL-^^s«^  «ic-*  •li'^arr^ninits  H". 
21  /  'i/.  ♦'/     •   Ä^  ;/  '-^/'  IM  I'#|2  Inui-ki^hL^T  ns  1:42-    **  4>^  t  liNit  as^e 

M.  Peribacb. 


Mittheiltifigeii  aus  und  über  Bibliotheken. 

'/,$ir  Cn't^'Uh'htt'  i\*'r  Kafalo;n«»iniii^  «h-r  Vaticana  «ri^'M  einen  neuen 
l0*'Urfi{e  tUr  i i*'tt*'hU'htM'h\f\\h'r  (U-r  Vatii-ana  I*.  F.  Khrle  in  dem  .historischen 
.hUrUtttU    i\ir  <MJrr«'*jr«'*«IUiliaft  XI.  Bd.  Il«-ft  I.  S.  TISn  f. 

In  t\t'r  KrlaiiKer  l'nlver»jtätMMbliothek  }iat  mit  IliltV  des  Kataüogs  von 
irwlnt'hfr  lit'rr  l'r*ti*'nmtr  U.  Itifiii^'us  Stölzle  in  Würaburg:  die  Abae- 
lard«»^lMt  r*ihr\ft  If*'  iinitat«-  et  triiiitate  divina.  anf  <«nind  deren  ihr 
V<'rfft»iM'r  11:^1  /ii  SoiMMotiH  venirtlieilt  wurde,  un<l  die  aU  verloren  galt,  wie- 
der iiHiy;t*iuuiU't\,  Kr  bandelt  bierilber  im  A.  Heft  des  «Historischen  Jahr- 
bueb«'H^  dir  (Hirn'M-iieMellM'balt  von  is'.iO.    S.  r,7;j  u.  f.  ausführlich. 

Auf  S  .Tili  7  von  'I  bi*  Mbrarv  Jonmal  finden  wir  eine  Zusamnieustel- 
liiniiT  *\*'r  iiii't\rurkt  i  ii  Katalof^e  (I(>r  ('on^ressliibliotbek  in  Washing- 
ton. Von  dem  1H7S  bcpmiienen  al]ibab<*tiseben  <iesamnikatab)ge  sind  leider 
nur  db-  irwlen  bebb'n  hiinde  er.scbien<'n ,  dii*  auf  isiti  .Seiten  «lie  Buehstaben 
A  bU  Cra  entbalten. 

AwH  iU'iu  Hericbte  der  Kgl.  rniver.sitätsbi))lif»tliek  zu  Upsala 
Mir  (Ihm  .labr  issii.») 

/iiwaebH ; 

In  d<T  M<*bwi'diHc|ien  Abtlieilun/^  (l'tlielitexemi)hire): 

VViTke i:i4:{  in     28S7  Händen  u.  Heften 

/eliun^i'ii  u.  /eitMeliriftiMi      :»tis    „     241»T 

KichM'  Selirirten  ....  (J174         „         ,, 

Sunnna     IlMl    ,.   lir».>s        ,,         ,,         ., 

In  der  HUHÜhKlisrhen  A)>tbeilun^: 

Ihirrli  Kauf inil  Hiinile 

Tauseb    ndiT  <M'sc|unke      i;M7       ,, 

Siunniu     h'MW 

hif  dnrfli  dvw  'rnUM'liM'rkelir  mit  .'»M  aiisliindisclien  rniversitüten  er- 
luillrni'H  hLssiTtallom-n  iumI  rrop:riunnn'  beti"u;;tMi  :;:i('.n,  von  denen  293  als  Werke 

rebunden  iiml  aufiffstelll   in  der  obi'u  genannten  Zalil  4.'M7  uiitgereehuet  sind. 
>le  iJe.Hamnit/.abl  diT  ausliindi.srluMi  rniversitäton  und  gelelirtcn  <iesellscbaften 

i)  hnn/ulol^ji',  «la»  tUi  liii  ilir  ^m»>mmi  n  olVrniliihcn  Bibliotheken  Schwe- 
\\v\\s  j»t  luoins.nur  An  ('ssinusk;UaU>j:  n;ub  K.iKiulcijalmn  ))ubliciil  wiul,  crfoljjcn 
tiir   liriivhu-  »Ui    rniv.-hiblioiluk   nunniobr  aurh  in  «IcikcUhmi   Peiitukn, 


»1 
11 


Vennischte  Notizen.  131 

und    Institute,    mit    welch(»ii    die    Universität  im   Austausch   von    Schriften 
stellt,  beträgt  134,  danmter  27  aussereuropäische. 

Karten  wurden  erworben  33  ipit  62  Blättern,  davon  1 1  mit  37  Blättern 
als  (Jesehenke. 

Von  Handschriften  er^varb  die  Bibliothek  101  in  ebenso  vielen  Bänden, 
darunter  b()  als  beschenke,  und  zwar  2(>  mit  der  grossen  orientalischen  Do- 
nation des  Königs.    Der  Zuwachs  hatte  eine  Länge  von  177  Metern. 

Unter  den  Geschenken  war  die  orientalische  Donation  des  Königs  das 
weitaus  wertlivollste.  Sie  besteht  aus  dem  grösseren  Theile  der  allerhöchst- 
demselbcn  von  den  Mitgliedern  des  VIII.  Orientalistenkongresses  überreichten 
Bücher,  einer  höchst  werthvollen  und  grossartigen  Sammlung  von  ca.  30uo  Bän- 
den. Nur  wenige  davon  verleibte  der  König  seiner  Privatbibliothek  ein;  das 
übrige  wurde  zwi.scheu  den  Universitätsbibliotheken  zu  Upsala  und  Kristiania 
getheilt.  ' 

Ausgeliehen  wurden  im  ganzen  S537  Bände.  Von  Handschriften  wur- 
den 31  an  inländische,  10  an  ausländische  Institute  verliehen.  Aus  in- 
ländischen Bibliotheken  wurden  40,  aus  ausländischen  1  Handschrift  an  die 
Bibliothek  geliehen.  Eint^  Statistik  über  die  interne  Benutzung  der  Biblio- 
thek liegt  nicht  vor;  sie  ist  auch  schwer  zu  erhalten,  weil  der  Zutritt  des 
Publik  ums  zu  den  BUcherräumen  ein  ziemlich  bedeutender  ist. 

Die  Einkünfte  der  Bibliothek  waren: 

Etat i:)000,-    Kronen 

Extra-Einkünfte      ....      2378,06        „ 
Etat  des  akad.  Lesevereins        525,—        „ 

Summa     17  903,66        „ 

Davon  wurden  10956  Kr.  für  Büchereinkäufe  und  4162  Kr.  für  Einbände 
gebraucht.  Dass  andere  Ausgaben  eine  allzu  grosse  Sunmn;  in  Anspruch 
nahmen,  hängt  theilweise  mit  dem  Umbau  zusammen;  die  Heizung  allein 
kostete  beinahe  2ouo  Kr. 

Während  des  Jahres  wurden  der  Umbau  und  die  Herrichtung  des  alten 
Treppenhauses  zu  Büchennagazinen  und  Arbeitsräumlichkeiten  weitergelührt, 
so  dass  die  Bibliothek  in  diesem  Frühjahr  dasselbe  in  Besitz  nehmen  kann. 
Jetzt  bekonmien  bedeutende  Theile  der  alten  Lokalitäten  eine  neue  Ein- 
richtung 

Auf  die  in  dem  Centralblatte  Januar-Februar  IS91  S.  82  befindliche 
Note  1  theilt  uns  die  General -Verwaltung  der  Königlichen  Bibliothek  in 
Berlin  mit,  dass  die  dort  en^ähnte  mit  Kückpi>rto  versehene  Anfrage  (17.  Juli 
1890)  der  Bibliothek  nicht  zugegangen  ist.  —  Den  gesuchten  Druck  besitzt 
sie  übrigens  nicht. 


Vermischte   Notizen. 

Wif  durch  d'w  Ta^es])ressc  wohl  iUierall  lu'kannt  geworden,  hat  man 
in  vier  neuerdinjrs  für  (las  P»ritish  Museum  erworbenen  Pap ynisrollen ,  die 
dem  Ende  des  1.  Jahrliunderts  angeliöreii.  eine  fa.st  vollständfge  Handschrift 
der  !4  i>  ?/  r  a  i m  v  n  it/.ir  n'fc  des  A  r  i  s  t  o  t e  1  e  s  p'fun«len.  Entsprechen«!  der 
Wichtigkeit  <les  rundi's  winl  die  Buchhandliinji;  von  Henry  Frowde  in  Londtm 
ausser  einem  voji  F.  (!.  Kenvoii  hesorgti'n  Abdru<'k  (7.6  Shillings)  au<'h  eine 
FaesimileausgalM'  ziuii  Preise  von  2  1'  2  sh.  verölVentlielien ,  auf  die  wir  hier- 
mit hinweisen  Wi)llen.  (N.'u-litraj;::  Die  Textausgahe  ist,  wie  zahlreiche  Ein- 
.sendungen  an  englisi-lie  Zeitschriften  zeigen  —  vergl.  insbesondere  Wyse  in 
The  Athenaeinu  Nr.  .ilioa  —  sehr  weiu'g  eorreet  ausgefallen:  doch  ist  die  von 
'l'he  Athenaeiun  ge)»raehte  Naelirleht,  die  Ausgalu*  sei  deswegen  zurück- 
gezogen, nacli  einer  Mittlieihing  des  Verlt»gers  unrichtig:  die  erste  Auflage 
ist  Sidort  verkauft  \\iu\  eine  /weite  lioÜentlich  zuverlässigere  wird  vor- 
bereitet.) 


132  Vermischte  Norizen. 

In  vcrscliiedenon  deutschen  Zeitungen  war  kürzh'eh  zu  lesen,  der  Biblii)- 
thekar  der  Universität  Lütt  ich,  Herr  Del  mer,  hübe  in  einer  Sitzung  der 
(icsellschaft  ^Arts  et  Presse"  in  Brüssel  behauptet,  die  deutschen  Bibli»>- 
theken  schafften  principiell  keine  belgische  und  tranzösische  Littcratur  nu'hr 
an.  Ein  Herr  IMeter  d'Honilt  habe  dein  widersprochen,  es  sei  aber  doch  eine 
Untersuchung  der  Wahrheit  dieser  Behauptung  angeordnet  worden.  Da  es 
mir  unglaublich  erschien,  das«  von  einem  Collegen  eine  solche  Alberidicit  be- 
hauptet worden  sei,  wendete  ich  mich  nach  l.iittieh.  Herr  College  Dclmer 
erwiderte  unter  dem  2.  Febniar  umgehend  Folgendes  meinem  Herrn  C'orre- 
spondenten : 

..D'aprcs  un  bniit  (jue  vous  nie  rapportez  comme  aj-ant  circule  en 
Allemagne,  le  Bibliothecaire  de  TUniversite  de  Liege  aurait  dit  dans  une 
reunion  de  la  »Societe  des  Arts  et  de  la  Presse  que**  les  bibliothecaires 
allemands  s'abstenaient  systematiquement  d'achetcr  des  livres  francais." 

J'oppi>se  au  raconteur  (|ui  nrattribue  ce  propos  le  dementi  le  plus 
categorique.  .le  nai  jamais  rien  dit  de  seud)lable  et  Je  ne  connais  que  de 
nom  la  Societe  des  Arts  et  de  la  Presse,  au  sein  de  laquelle  cette  anerie 
aurait  ete  debitee. 

Veiullez  jigrecr,  Monsieur  le  Protesseur,  l'assurance  de  ma  ccmside- 
ration  distinguee.  Le  Bibliothecaire 

A.  De  Im  er. 

Damit  ist  für  uns  diese  Angelegenheit  erledigt.  Ob  irgend  ein  Narr, 
der  den  Namen  Delmer  trägt,  die  oben  berührte  Behauptung  autgestellt  hat, 
kann  uns  gleichgiltig  sein.  O.  H. 

In  dem  diesjährigen  Staatshaushalts-Etat  sind  für  Bil>liotheks- 
zwecke  ausgeworfen  im  Extraordinarium  für  den  Ankauf  eines  Urundstückes 
für  den  Bau  einer  Universitätsbibliothek  zu  Königsberg:  230  000  Mk.;  für  den 
En^' eitern ngs bau  der  Universitätsbibliothek  in  Greifswald,  2.  Kate,  755.50  Mk.; 
für  Bonn,  zweite  Rate,  <5oo(io  Mk.  Zur  Herstellung  einer  elektrischen  Be- 
leuchtungsanlage in  der  Universitätsbibliothek  zu  Berlin  8000  Mk.  Für  zwei 
Werke,  die  in  die  Lesesaal-  und  in  die  Hand-Bibliothek  aufzunehmen  sind, 
und  tlir  den  Druck  eines  Kataloges  dieser  Bibliotheken:  12  000  Mk.  —  Zwei 
neue  Kustodenstellen  sind  an  den  Universitätsbibliotheken  zu  Berlin  und 
Halle  eingesetzt.  An  der  Königlichen  l^ibliothek  zu  Berlin  sollen  neu  bestellt 
werden  ein  Bibliothekar  und  zwei  llülfskustoden.  Die  sonstigen  Verände- 
rungen ^egen  früher  sind  unerheblich.  Die  .lahresjjehälter  der  Bibliotheks- 
diener sind  in  Folge  der  Gesammtaufbesserung  der  Subaltenibeamten  erhi'dit 
worden. 


Durch  Königliches  Dci-ret  vom  11».  .luni  ISUO  hat  eine  anderweitige 
Kegelung  der  ( J  e  h  a  1 1 s  s  ä  t z e  der  1 1  a l  i  e  n  i  s c.  h  e  n  B  i  b  l  i  o  t  h  e  k  s  b  e  a  m  t  e  n 
stattgefunden.  Wer  sich  tür  die  Kinzellu'iten  derst'lben  interessirt.  tindet  dius 
Decret  abgedruckt  in  dem  Bollettino  <leHe  pubblicazioni  Italiane  vom  ir>,  De- 
cember  ISOO  auf  der  K'iickseite  des  Titels. 

Wer  keimt  wohl  jetzt  Jiocli  (J  emm  ingcns  deutschen  Hausvater? 
l.'nd  doch  ijoul  dies  Stück,  wie  wir  aus  dem  intiTcssanteu  Werke  von  (iisur 
Flaisclden  über  O.  H.  v.  (Jenuuingi'ii  ertaliren.  den'inst  bedeutenden  Anklang: 
Flaischlen.  der  iji  seinem  Werk  auch  eine  Bibliographie  dieses  Stiiekes  gicbt. 
zählt  nicht  weniger  wie  10  verschiedene  Dnu'ke  des  Stii<*kes  aut. 

Die  l\*edaktioji  des  ('.  \\  \\.  wird  von  einem  Colh-gen  darauf  anfnn*rk- 
sam  gemacht,  dass  <las  i>bcn  S.  <Wi  gewählte  Beispiel,  um  die  in  dem  deut- 
schen Buchhandel  inuner  mehr  einreissende  Schle  uderw  irthschaft  zu 
illustriren,  insofern  nicht  ganz  zutretfend  sei,  als  die  b«'trellen(le  Verlagsürma 
sich  aufgelöst  habe,  mid  di'sshalb  ein  anderes  (leschäft  den  Codex  di]»lomaticus 
Nassoviae  liillig  habe  erwerben  können.    DiT  Hedaktion  des  ('.  f.  P».  war  dieses 


Vormisclito  Notizen.  133 

Faktnui  allerdiiif^s  iiiclit  bekannt,  ninl  wir  sind  ancli  nicht  in  der  La^e,  die 
Wahrheit  «lieser  Anjrabe  verificiren  zn  können.  Ma^  dieselbe  nnn  richtig  sein 
oder  nicht,  KeispieU'  ähnlicher  Schlendereic^n  Hingen  znr  Geniige  vor,  nnd  ein 
jui gesehener  ]>nchhän<ller  macht  anf  eine  nene  Form  derst^lben  autinerksimi. 
A%»rbigsbuchhandhingeu ,  von  denen  er  einzelne  nandiaft  niacbt,  verkanften 
eine  grössere  Anzahl  von  Exemplaren  eines  Werkes  an  einen  Auti(|nar,  der 
sie  dann  zu  sehr  lierabgesetztem  Preise  anbiete.  Das  werde  aber  nicht  etwa 
durcli  «'in  C-ircular  bekannt  gemacht.  Uebersehe  man  nun  in  Folge  hiervon 
ein  solches  Angebot  und  verlange  vom  Verleger  ein  Exemplar,  so  berechne 
er  dasselbe  zum  alten  Ladenpreise,  wodurch  die  Sortimenter  ihnnn  Kun- 
den, gegenüber  häufig  in  die  übelste  Lage  kämen.  Es  versteht  sich  von 
selb.st ,  dass  diese  Art  der  Schleuderei  erst  recht  schlimm  ist.  .lede  auf  «las 
Ansehen  des  «leutschen  liuchhandels  haltende  Firma  sollte,  wenn  sie  mit 
älteren  Verlagsartikeln  räumen  will  und  desshalb  deren  Preise  herabsetzt,  «las 
öffentlich  «lurch  dius  Börsenblatt  oder  durch  besondere  Circulare  bekannt 
geben  und  nicht  verschiedene  Preise  für  neue  Exemplare  ihrer  Verlagsartik«»l 
aufkommen  lassen.  0.  H. 

Von  den  gelegentlich  des  im  vorigen  Jahre  gefeierten  Jubiläums  der  Er- 
fimlungder  KucUdruckerkunst  (vgl.  Cbl.  f.  H.  VII.  S.  263, 391,  493)  veröffentlichten 
Schriften  seien  nachträglich  noch  zwei  kurz  angeführt:  Paul  Johannes  Ree. 
Gutenberg.  E(\strede  zur  Feier  der  450 jährigen  Erfindung  der  Buchdrucker- 
kunst. (Nürnberg  1S90.  Verlag  der  Joh.  Phil.  Kaw'schen  Bu«'hhandlung. 
ISS.  J>".)  und  Friedrich  L e its eh uli.  Zur  Entwickelungs- Geschichte 
von  Schrift  und  Druck.  Rede,  g«'halten  am  22.  Juni  1S90  imgrossen 
Saale  der  Kgl  Bibliothek  zu  Bamberg  bei  der  (Jedächtnissfeier  der  Emndung 
der  Buchdruckerkunst.  (Bamberg.  \'erlag  von  Carl  Hübscher.  1890.  S". 
21  S.)  Beides  sind  (ielegenheitsscliriften  und  wenden  sich  demgemäss  an  ein 
grösseres  Publikum.  Ree  giebt  eine  kurze  Uebersicht  über  den  gegenwärtigen 
Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  (iutenbergfra^e,  schildert  im  Abriss  die 
Entwickelungsgtischichte  der  Erfindung  und  schliesst  mit  einem  Ueberblick 
über  die  Verbreitiuig  der  neuen  Kunst.  Wenn  di«*  Zahl  der  erhaltenen  Exem- 
plare von  Inkunabeln  auf  p.  17  auf  30  uoo  geschätzt  wird,  so  ist  diese  Chiffre 
«Mitschieden  zu  niedrig  gegriffen:  führt  doch  Hain  allein  16300  verschiedene 
Drucke  an,  und  sicher  haben  sich  von  je<l«'m  im  Durchschnitt  mehr  als  2 
Exemplare  erhalten.  —  Stärker  noch  als  er  betont  Leitschuh  den  grossen 
kulturhistori.sclu'u  Zusammenhang  der  Erfindung;  vr  ^childt^rt  in  kurzen  Zügen 
«lie  Entwicklung  der  Schrift  von  ihrem  Anfang  an  bis  zum  15.  Jahrhundert. 
Dem  Ort,  wo  die  Rede  gehalten  wurde,  entspricht  es,  dass  zum  Schluss 
Pfisters  Stellung  in  der  Geschichte  «ler  Buchdruckerkunst  erörtert  wird,  wo- 
bei seine  Verdienste  klar  ins  Licht  gestellt  werden,  ohne  indess  ihm  eine 
Bedeutung  zuzumessen,  auf  die  er  nach  «len  neueren  Untersuchungen  nicht 
mehr  Anspru«*h  erheben  kann.  Daran  schliesst  sich  eine  Besprechung  der 
Ausstellung  der  Bamberger  Bibliothek  zur  Gut«mbcrgfeier,  die  naturgemäss 
bei  dem  Reichthum  Bambergs  an  Inkunabeln  sehr  inhaltreich  war. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*) 

n  Bibliofilo.     Anno   XI.     Ottobre  — Novembre    1890.     No.  10— 11 :  Daniele 
Manin  e  (»iuseppe  Mazzini  editori,  C.  Lozzi.  —  Di  Giovanni  Paolo  Mag- 

♦)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind   nur   die  Artikel    biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 


134       Nt'iie  Krsclu'iinni^rcn  ;inf  «Ifiii  (icbii'to  <lt's  l>ilili«»rln'kswi's<'ns. 

pui,  colobre  liutaic»  brcsciaiic» ,  S.  A.  Hrmizi.  —  Scrittori  di  avvisi  aiitt*- 
signani  dcl  ponialismo.  A.  lirrtolotti.  —  Hibliojrratia  di'i  tcsH  <li  lingiia 
a  stanijia,  ('.  Ncirroni.  —  Hibliojjratia  Sainiiiariuosi'  (siippK'incnto  al  dizio- 
nario  bibiiojrrafico-istorico  della  Kopubblica  <li  S.  iMarini)  di  (.'.  Padiglione ), 
C'cl.  Maiiro.  -  Int(»rn<>  alle  <Uio  (MÜzioni  vom'tr  1471  i'  sen//anno  dolb* 
Istituzioni  oratorie  <li  Qnintiliaiio,  ('.  Casttdlaiii. 

Diconibr»'  ISIH).  N«».  12:  HononuTiMizc  doi  cM»lK»ttori.  ricorcatori  e 
Studiosi  d'autoj^rati,  i-oii  accoiini  bioj^ratici  »•  bibliojrratici,  ('.  hozzi.  -  Le 
stainpo  ilella  ('oiuuu'dia  r  dclle  opon*  luiiiori  di  Danto  ucl  soiceuto .  U. 
(.'osniü.  —  Di  im  rarissiuio  palcotipo  Toriiicsc  cpiasi  ignorato  dai  biblio- 
grafi,  V.  riiizi.  —  (uriosita  bildiografichc .  (J.  Angtdini.  —  Biagio  rgcdini 
»'  il  siio    riiesaurus  aiititpiitatiiin  sacrannn,  1*.  Castorina. 

tTh«'  Hookworiii.  F«'br.  IStn.  No.  .S9:  /Die  Book  of  tlie  Dead*.  -  Tho 
migration  of  booksellcTs.  ~   Sir  Robert  Walpolo  :is   a  coüector  of  paiu- 

f)hlets,  by  Jjis.  llaycs.  —   Mestoii,  thc  Imitator  of  .Iliidibras".  —  Scottish 
)ooks  in  tlie  marlcot. 

The  Library.  No.  XXV  (Vol.  3)  Jaiiiiary  1S91 :  Lord  Crawford's  bailad 
eatalogiie.  —  A  cliariiig  cross  priuter,  JJobert  Wyer,  by  H.  K.  Pionier. 
—  Hook  sales,  1744— 1^2*5,  by  F.  Nor^atc. 

The  Library  Journal.  Decendier  ISIH).  Vol.  15,  No.  12:  White  Mountains 
conferenee  nuniber:  President's a<ldress,  F. M.( 'runden. --('lassitieation 
from  the  readep's  point  of  view.  W.  K.  Foster.  —  'l'he  proper  lightiug  of 
library  roonis,  W.  J.  Fletcher.  —  Report  on  library  arehiteeture ,  H.  M. 
Utlev.  —  Report  on  gifts  antl  becpiests,  (.'.  M.  Hewins.  —  Library  ex- 
perts,  II.  K.  Green.  —  Trustees  of  free  publie  libraries,  (\  (\  Soule.  — 
Librar}'  work  from  the  Trustees'  standpomt,  .1.  ('.  Learned.  —  The  duties 
of  Trustees  and  their  relations  to  librarians,  S.  8.  Green.  —  The  function 
<»f  the  library  find  the  sehool  in  education,  W.  T.  Harris.  —  On  browsing, 
.1.  K.  Hosnief.  —  IIow  the  books  were  bought  for  our  library,  C.  A. 
Nelson.  —  Antediluvian  libraries,  E.  (\  Richardson.  —  The  future  of  the 
free  public  library,  L.  IL  Steiner.  —  The  South  African  Public  Library, 
Cape  Town,  I).  P.  To(id.  —  Report  on  library  legislation,  T.  Solberg,  — 
K*eport  on  reading  for  the  young,  M.  A.  Sanders.  —  Libraries  and  the 
federal  govennnent,  W.  Flint.  —  Report  on  catalogs  and  Classification, 
K.  A.  Linderfeit.  —  Report  on  aids  and  ^uides,  W.  Beer.  —  Proceedings. 

Le  Li  vre  moderne.  Livr.  12,  D6c.  I S90 :  rortraits  et  charges  d' Alexandre 
Dumas.  —  Lueurs  litteraires  par  projections  d'autogra[)hes  in^dits.  — 
Actualites  bibliographiciues,  p.  B.  II.  Gausseron.  —  Bom^uinons  et  poti- 
nons.    Varietes  sur  les  livres  de  bibliofols  et  sur  la  bib.liofolie  courante. 

Rivista  delle  biblioteche.  Periodico  di  biblioteconomia  e  di  bibliografia, 
diretto  dal  G.  Biagi.  Anno  III,  vol.  III,. No.  25,  20  e  27:  ha  bibhoteca 
dell'istituto  delle  scienze  di  Bologna  dalle  origini  alla  morte  di  Ludovicc» 
Montefani  Caprara,  per  L.  Frati.  —  Indicazioni  di  bibliografia  italiana,  per 
('.  Mazzi.  (/ontin.  —  Bibliografia  (ioudardiana,  AI.  AdemoUo. 


Ad  res  sc  bog  t'or  den  danske,  norske  og  svenske  boghandel  samt  de  i  for- 
bindelse  med  denne  staaende  handelsgrene.  Udgivet  at  M.  Ilaagensen  og 
('.  Klein.  XII.  Aargang.  Kjöbenhavn,  Stinck.  150  p.  m.  2  port.  S". 
Gebdn.  Kr.  8.5<j. 

Allen,  Kdw.  Her.  De  Fidiculis  bibliographia,  being  the  basis  of  a  bildio- 
graphy  of  the  violin  and  all  other  instniments  plaved  with  a  bow  in 
ancieiit  and  modern  times.  Catalogue  raisonne  of  all  books,  pamphlets, 
magazines   and   newspaper  articles,  etc..   relating  to   Instruments  of  the 


Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
♦  bezeichnet. 


N(Mio  KrsfluMiiiingcii  auf  <1(mii  (Jcbii'to  i\vs  Bibliothekswesens.        135 

violiii  familv  liitherto  foiiiid  in  {»rivate  or  public  libraries.     Vart  T.     I^on- 

<b)u,  (iriftith,  Farran  v^  Co.    4". 
Ambrosi,    Fr.     La  biblioteca  di  Trento:   oenni  storiei.     IVento,   stab.  tip. 

Gio  Zippel.     1S90.     7  p.     8«. 
Estr.  dalla  Strenna  Trentina. 
^Anzeiger,   Anatomischer.    Centralblatt  fiir  die  gesamte   wissenschaftliche 

Anatomie.    Amtliches    Organ    der    Anatomischen    (lesellschaft.     Heraus- 
gegeben von   K.  Bardeleben.    Jahrgang  VI:    1891.    Jena,  Gust.  Fischer. 

b".     M.  15. 
Anzeiger,  Monatlicher,  über  Novitäten  und  Auti(iuaria  aus  dem  Gebiete  der 

Medicin  und  Naturwissenschaft.    Jahrgang  IhlM.    No.  1.    Berlin,  Hirsch- 

waldsche  Buchh.     8  8.     gr.  S*'.    Jährlich  M.  —.80. 
Bald w in,  El.  G.    Catalogue  of  thc  books,  pamphlets  and  manuscript^  be- 

longing  to  the  Huguenot  Society  of  America,   deposited  in  the  Library 

of  Cohnubia  College,   with  an  introduction  bv  the  Librarv  Committee  of 

the    Society.    Published  by  the  Society.    New   York    1890.    X.     107  p. 

roy.  8". 
Barbieri,   L.    Per  una  riforma    di  regolamento   della  biblioteca  comunale 

di  Crema.    Crema,  G.  B.  Nigrotti.     27  p.    8^ 
Belluzzi,  R.  e  V.  Fiorini.  Catalogo  illustrativo  dei  libri,  documenti  ed  og- 

getti  esposti  dalle  provincie  dell  Emilia  e  delle  liomagne  nel  tempio  del 

risorgimento    italiano.     Vol.   L      Bologna,    Zamoraui  -  Albertazzi.     XIIL 

247  p.     8". 
'•Bibliografia   italiana.     BoUettino  delle  pubblicazioni  italiane  ricevute  per 

diritto  di   stampa  dalla  bibliotec4i    nazionale  centrale   di  Firenze.    Anno 

XXV:  1891.    Firenze.    gr.  8^ 

„Esce  ogni   15  giorni,  e  non  si  vende  separatamente,  ma  insieme  col  Gior- 
nale  della  Libreria". 
*B  i  b  1  i  o  g r  a  p  h  i  e ,    Allgemeine.     Monatliches    Verzeichniss    der    wichtigem 

neuen  Erscheinungen  der  deutschen  und  ausländischeu  Literatur.    Her- 
ausgegeben von  F.  A.  Brockhaus.    Jahrgang  1891.    No.  1.    Leipzig,  F.  A. 

Brocknaus.     S**.    Jährlich  M.  1.50. 
Erscheint  regelmässige  monatlich. 
'Bibliographie,  AUpemeiue,  für  Deutschland.    Wöchentliches  Verzeichniss 

aller  neuen  Ersohemungen  im  Felde  der  Literatur.    Jahrgang  1891.    No.  I. 

Leipzig,  J.  C.  Hinrichs  Verlag.     16  S.    gr.  8«.    Jährlich  M.  7.50. 
Bibliographie.   Mediciuische ,  mit  Anzeiger  zum  Centralblatt  für  die  ge- 

sammte   Medicin.    Jahrgang   1891.    No.  1.     Leipzig,   Breitkopf  &  Ilärtel. 

gr.  8".    Halbjährlich  3  M. 
♦Bibliographie  de  la  France.    Journal  general  de  rimprimerie  et  de  la 

librairie,  publik  sur  les  documents  foumis  par  le  Ministere  de  riuterieur. 

Anu^e  80:  1891.    Paris,   au  Cercle  de  la  liorairie.    gr.  8".    Par  an  fr.  24. 
Paraissant  tous  les  samedis. 
^Bibliographie  und  literarische  Chronik  der  Schweiz.    Jahrgang  21:  1891. 

(12  Nrn.)     No.  1.    Basel,  H.  Georg,    gr.  8'\    Jährlich  M.  2.50. 
La  Bibliotheque  Cardinal:  son  origine,  son  but,  son  Organisation,    ses 

progres,   le  catalogue,    le   bulletin  mensuel,    conditions    et    reglements. 

(87,000  volumes.)    Paris,  imp.  Goupy  &  Jourdan.     32  p.    8". 
Extrait  du  Bulletin  mensuel  de  la  Bibliotheque  Cardinal. 
Birmingham  Coq)oration.    Free  Libraries  reference  department.    C'atalogue 

of  books.     Shaler  to  Zurlauben.     Birmingham  1890.     P.  1079-1284.     4°. 
B(»farull  V  Sans,  C.  de.    Los  Codices,   diplomas  6  impresos  eu  la  Expo- 

sicion  Universal  de   Barcelona   de   1888.     Barcelona,  Busquets  y  Vidal. 

80  p.     40. 
Bei  ton,  J.    Table  generale  des  matieres  contenues  dans  le  Journal  des  geo- 

metres  depuis  sa  creation  (1847)  jusqu'a  fin  1889.    Grenoble,  imp.  Dupont. 

Vm.  176  p.     8«. 
BoUettino   annuale   dei  doni  ed    acquisti  (Biblioteca  civica   di  Bergamo). 

Anno  X  e  XL  1888  e  1889.    Bergamo,  (Jaffuri  e  öatti.    135  p.    8«. 


130       Scne  Krm'li<*inunfr«Mi  anf  «l«*iii  (irbirt«»  <l«'s  niMiot]ieki«Wi*8en8. 

'Holl«*ttitio  (U'IU  Bibliotec«  nazioiiale  di  PaK*niio.  Anno  II.  N.  III:  Luglio — 

Sittimhn-  ISlMl.     I'.  s:*  - 12«.    «rr.  V». 
ISnii^fi,  S.    Aiiiiali  4li  liuliriol  (linlito  «lo'Fcrniri  da  Tcirino  di  M«iiitViTSit«». 

Mtuiiiputorc   in  V«*m'm.    1,1.     Koma.  I-oosrln-r  ^>i:  Co.    CXIIl.  ."in  p.     s". 

Fr.  2. 
*'riH*    Hnttksi'Wvr.    A    n«*ws{iuper   of  hritisli   and   torfijrn   literaruro.    witli 

whicli   i.s   incor|>orat<'d   Bent's   liUTary  advt*rrist'r.     London.  iHiMi.'<ii«Ml  :it 

th«*  oftifM*.    j,^.  S".     VvT  aiuinni  Sli.  5. 
Published  monthly. 
nc»rnrniann,   K.     (irilli»arzrr-LitnTatur.     (]i«>r.M>nhIatt    fiir  den   Doutsrhen 

Unchhandrl.     ly.H.     No.  .<.     S.  72— 74.; 
l$r»rs(*nblHtt    für   drii    I>«Mitsclu'n    Knchhainlcl    und    dit*    vt-nvainlton    (io- 

K<'liüftsz\v<»igi'.     Kijii^cntnin  des  BörstMivereins  der  Deiit.^ehen  Huehliändler 

/u  Leipzig.     .Tahrfpin};  ISOl.    Leipzig:.     4". 

Krsclieini  täf^lich  mit  Ausnahme  der  Sonn-  u.  Feiertage  als  das  olTicielle 
(Jrgan  (ur  alle  in  Deutschland  und  den  ausserdeutschen  Landen  deutsch 
erscheinenden  Bücher,  Musikalien,  Kunstblätter  etc.  Eigentum  des 
Börsenvereins  der  deutschen  Buchhändler  und  als  Manuscript  nur  für 
Buchhändler  bestimmt. 
Bouehot,  IL     Les  ex-libris  et  les  nianiues  de  possession  du  livre.    Physio- 

noniie  et  histoire.  ehoix  d'une  luarque  personnelle.  classoment  d'une  e(d- 

lection.     Paris,  btbliotheipie  des  eonnaissanees  iitiies  aux  aniis  des  Itvres. 

H)4  p.     S".     Fr.  {>. 
Tirage  k  7|;o  cxeniplaires  tous  numerotcs. 
Bradford:   Publie  Free   Librari(\s.    Supplenientary  eatalojnit*   ot*  the  eentral 

l<Midin|f  library.    .H'»  edition.     1S9<). 
Brera.     Bibliutcca  nationale  Bmidense.     Indiee  dei  [»criodiei  seientitiei.     Mi- 

lano  1S*.M).     IS  p.    y. 
Brnnet,  (».     Etudes  siir  la  reliure  des  livres  et  sur  les  c(»lleetious  de  biblio- 
philes celebres.     Paris,  V*o  Moquet.    S**.     Fr.  lo. 
Brun<»,  A^.    (lli  antiehi  arehivi  del  conmne  di  Savona.    Savona,  I>.  Berto- 

lotto  &  Co.     S7  p.     S".     L.  3. 
Brutails,  .I.A.     Doeumonts  des  archives  de   la   chambre  des   coniptes  de 

Navarre  (lim;— i;i»4}.    Paris,  Bouillon.    XXXVI.  204  p.    S".    Fr.  6. 
Bulletin  de  la  Soeiete  acad^mique  iudo-chinoise  de  France,  pul)lie  suus  la 

direction  de   M.  le   Maniuis  de  Croizier.     2.  serie,   tcnne  ,'J:  Conferences, 

eounnunications,  biblioj^raphie,  m^lan^es.  proces-verbaux  des  seanees 

des  annees  ISS4  a  90.    Paris,  E.  Leroux.     löos  p.     s". 
Catalo^rue   de  ehefs-d'oeuvre  de  la  litt{»rature  populaire,   dresse  en  ijartie, 

nar  ordre  de  diffieultes,  en  vue  d'aider  los  binliothecaires  a  eonseiller  les 

lecteurs  pour  le  elioix  de  lectures  serieiises.  A  l'usa^e  des  bibliotheques 

(pii  se  fondent.     .-i.  edition.     Paris.  iuij)r.  Chemieviere.    32  p.     S". 
Cataloj^ue  de  la  bibliotheciue  eatludiciue  de  Poitiers.     Poitiers,  impr.  Oudin 

v^  C(».    VI.  79  |>.  a  2  eol.     S". 
Catalojjue  -de  la  nibliotheque  du  miuistere  de  la  jjuerre.     IL  Sciences,  arts 

et  lettres  en  freuend.     Bnixelles,  Alliancc  typof^raph.     XVL  706  p.     S". 
*Cataloj?ue  des  livres  numuscrits  et  in)])rinies  couiposant  la  bibliothequo  de 

Honiee  de  Landau.    Vol.  IL  Florenee  (Loescher  &  Seeber).    ISOO.    614  j». 

8".    L.  20. 
Ceecherini,  V ^^o.    Pid)blieazioni   in  niorte  di  S.  A.  IL  il  principe  Auiedec» 

di  Savoia,  diiea  «l'Aosta:  bibliofrratia.     Firenze,  B.  Sbor^ri  e  figlio.     1890. 

M)  p.    so. 
Danekwerth,  C.   Ilelf^oland  einst  luid  jetzt.  Bericht  von  C.  Dauekwertli,  vor 

unjcctahr  250  .lahren  über  die  Insel  V***^^*l»r»c^><^»«  "**"  herausgegeben,  mit 

Vorwort  und  Anmerkungen,  sowie  mit  einer  Bibliographie  über  Helg<»- 

land  versehen  von  M.  Harrwitz.  Berlin.  M.  Harrwitz.  22  S.  gr,  8®.  M.  — .75. 
I)e  Debitaut.     Weekblad    voor  deu   boekhaudel   eu  aanyer\i'aute  vakken. 

Jjiargaug  111.    No.  1.    Orouiugen,    Ew.  B.    van   der   Kamp.      fol.      Per 

k wartaal  tl.  —.so. 


Neue  Er4üheinuuj;eii  uiit'  dem  (n'biete  dos  Hibliothekswescus.        137 

*l)ziatzk(»,  K.    Bibliotheken.   Abdruek  aus  dem  Ilaiidwörtcrbuch  der  Staats- 
wissenschaftou.    Jeua,  (J.  Fischer.    S.  542 — 549.    p^r.  8". 
Dziatzkü,  K.    Buchhandel.  Besimderer  Abdruck  aus  dem  Handwörterbuch 

der  Staatswisst'uschaften.    Jena,  G.  Fischer.    S.  744 — 757.     gr.  8®. 
Kastern  HuU.    The  James  Keckitt  Public  Library.    Catalüg;ue  of  the  Refe- 

rence  Librar\-.     1890.    XII.  62  p.     8°. 
*Ki  senkte  in.  S.    Zur  (irillparzer-Litteratur.    (Börsenblatt  fiir  den  Deutschen 

Buchhandel.    No.  10.     14.  Jan.  1891.    S.  254—256.) 
Elenco  dei  js^iornali  e  delle  opere  periodiche  deirestero ,  le  cui  associazioni 

si  ricevono  dagli  ufizi  delle  poste  nel  regno  d'Italia  (Ministero  delle  poste 

e  dei  telegrafi).     Roma,  tip.  eredi  Botta.     1890.     163  p.     9^ 
Favaro,  Ant.    Per  la  edizione  nazionale  delle  opere  di  Galileo  Galilei  sotto 

gli  auspici  di  S.  M.  il  Re  d'Italia:  esposizione   e  disegno.    Seconda  edi- 
zione.    Firenze,  succ.  Le  Monnier.     1890.     XXX.  3  p.    8®. 
Favaro,  Ant.    Rarita  bibliografiche  galileiane  IV.    (Le  operazioni  dei  com- 

passo   geometrico   e   militare.)    Firenze,   tip.  di  G.  Carnesecchi  e  figli. 

1890.     5  p.     8«. 
Estr.  dalla  Rivista  delle  biblioteche. 
Ferrara:    Catalogo   dei   libri  esistenti  uella  biblioteca  della  Societa  Peda- 

gogica.    Ferrara,  tip.  sociale.     1890.     122  p.    8°. 
Fromm,  E.    Die  Aachener  Stadtbibliothek,   ihre  Entstehung  und  ihre  Ent- 

wickelung  bis  zur  Gegenwart.    Vortrag.    Aachen,  R.  Barth.     12  S.   gr.  8^.  . 

M.  —.50. 
F  u  ni  a  g  a  U  i ,  G  i  u  s.     ütilitä,  storia  ed  oggetto  deirinseguamento  bibliografico. 

Bologna.    8'>. 

Estratto  dair„Universitä". 
F u n c k - B r e n t a u o ,  Fr.    Les  archives  de  la  Bastille :  la  fonnatiou  du  d6pöt. 

Dole,  impr.  Blind.     14  p.    8». 
Extrait  des  Archives  historiques. 
♦(rarcia  Peres,  Dom.    Catalogo  razonado  biogräfico  y  bibliografico  de  los 

autores  portugueses  que  escribieron  en  castellano.    Sladrid,  Murillo.   XIV. 

664  p.     gr.  S».    Pes.  10. 
Gariboldi,  Ces.    Ricerche  suH'arte  tipografica  in  Ancona  dal  suo  comincia- 

mento  a  tutto  il  secolo  XVIII.    Ancona,  tip.  ^Buon  Pastore **.    3  t  p.    8". 
Gay^   Frank  B.      Bibliography    of    the    Society.      (Connecticut    Ilistorical 

Society:  (ienesis  and  developmeut  of  the  Society.    P.  81—84.) 
(iermain,  L.    Bibliographie.    Clievert,  lieutenant-gJn^ral  des  arm^es  du  roi 

(1695—1769),  par   M^e  Madeleine  Buvignier-Clouet.    Corapte-rendu  cri- 

tique.    Montmedy,  impr.  Pierrot.     11  p.    8^ 
Extrait  des  Annales  de  l'Est. 
^(jiornale  della  libreria,  della  tipografia  e  delle  arti  e  Industrie  affini.    Sup- 

plemento  alla  Bibliografia  italiana  pubblicato  dairAssociazione  tipografico- 

libraria  italiana.    Anno  IV:  1891.    Milano,  Ufficio  dell'Associazione  tipo- 

graf.-libr.  ital.    gr.  8".    Fr.  10. 
*Goedeke,  K.    Grundrisz   zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung  aus  den 

Quellen.    2*6,  ganz  neu  bearbeitete  Auflage,  fortgeführt  von  Edm.  Götze. 

Heft  9  (Bd.  iV,  Bogen  10,  II  u.  14— 26).  Dresden,  L.  Ehlermann.  S.  145 

—416.     gr.  80.     M.  5.20. 
Groeue  wegen,  J.  H.    Bibliographie  der  werken  van  Everhardus  Johannes 

Potgieter.    Een   laatste    deel    tot   Zimmennan's  uitgaaf.  Haarlem ,   IL  D. 

Tjeenk  Willmk.     XIV.  194  p.     8°.     Fl.  1.90;  geb.  Fl.  2.40. 
Hamilton,    Gut.    Public    Library.    Catalogue    ot   books    in    the    circulating 

department,  arranged  alphabetically  by  authors.    Hamilton.     131  p.    8**. 
Haureau,  B.    Notices  et  extraits  de  quelques  manuscrits  latins  de  la  Biblio- 

theque  nationale.    Tome  L    Paris,  Klincksieck.    VH.    406  p.    8». 
He  ine  mann,    0.  v.      Die    Handschriften    der    Herzoglichen    Bibliothek    zu 

Wolfenbüttel   beschrieben.    Abtheilung   8:   Die  Handschriften  nebst  den 

älteren  Druckwerken  der  Musik -Abtneilung  beschrieben  von  E.Vogel. 

Wolfenbüttel,  J.  Zwissler.    VHL  280  S.  mit  l  Facs.-Tafel.    Lex.-S».   M.  12. 

Vm.    3.  •  10 


138       Neue  Erscheinungen  auf  dt*ni  (icbietc  dos  Kibliotlirkswesens. 

Hoskior,  IL  ('.  A  füll  ju-count  and  eollatiou  of  tlu»  grock  cursivr  codex 
evangeliuni  <)04  (Kjrerton  2610)  in  tlio  l^ritish  Muscuui.  London,  Nutt. 
280  p.     S". 

*JahrbUclier,  Botanische,  tlir  Systematik,  rrianzenj;^esehiehte  und  Pflanzen- 
fCeojjraphie ,  heraus<j:e«xel)en  v'on  A.  Knjrler.  Hand  12,  Heft  5.  Leipziji:, 
W.  Knj?ehnann.  VI  }-S.  5  LH— 622  u.  Litteraturberieht  S.  17—92  m.  5  Tat". 
p:r.  S*'.    M.  11. 

♦.lahresberieht  ü))er  <lit^  Fortschritte  der  Anatomie  und  Physiolot,^ie.  ller- 
ausgej^eben  von  L.  Hermann  und  (J.  Schwall)e.  Band  IS:  Literatnr  1SS9. 
Abtheilung  11:  rhvsiologie.  Leipzig,  F.  ('.  W.  Vogel.  IV.  512  S.  gr.  V'. 
M.  IS. 

.Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie  und  verwandter  Theile 
anderer  Wissenschaften.  Begründet  v<»n  .L  Liebig  und  IL  Kopp,  heraus- 
gegeben von  F.  Fittica.  Für  ISSS  Heft  L  Braunschweig.  Fr.  Vieweg  ^^ 
Sohn.    480  S.    gr.  &".     M.  10. 

Mahresberichte  der  (ieschichts Wissenschaft,  im  Auftrage  der  historischen 
Gesellschaft  zu  Berlin  herausgegeben  v(m  .L  Jastrow.  Jahrgang  XL  ISSS. 
Berlin,  R.  Gärtners  Verlag.    XX.  135.  459.  321.  254  S.     gr.  8^    M.  30. 

ludiauopolis  Public  Librarj'.  Finding  list  of  books  in  the  classes  of  bio- 
graphy,  history  and  travels.    Indianopolis  1890.    98  p.    fol. 

luveutaire  sommaire  des  archives  a^partementales  ant^rieures  a  1790, 
r^dig6  par  V.  Duchemin  et  Du  Noyer  de  Segonzac.  Sarthe.  Archives 
judiciaires.  Supplement  ä  la  s6rie  B.  T.  5.  Le  Maus.  impr.  Monnover. 
879  p.  a  2  col.    gr.  4". 

*J  US t\s  Botanischer  Jahresbericht.  Herausgegeben  von  E.  Köhne.  Jahrgang 
16:lb88.  AbtheiL2,  Ileftl.   Berlm,  Gebr.  Borntriiger.    384  S.  gr.  8^  M.12. 

Katalog  ausgewählter  Werke  der  ausländischen  Literatur.  Leipzig,  F.  A. 
Brockhau.s   Sort.    228  S.    Lex.  8*».    M.  —.40. 

Katalog  der  Bibliothek  des  Königlich  sächsischen  stati8ti.schen  Bureaus. 
Herausgegeben  von  der  I)irekth)n.  Dresden,  (v.  Zahn  &  Jaensch).  XVI. 
633  S.    Lex.  8".     M.  12.50. 

Klatte,  A.  Nach  zwanzig  Jahren.  Kin  (fedenkblatt  zur  (beschichte  <ler 
Kaiserlichen  UniversitUts-  und  Landesbibliothek  in  Strassburg.  Stra.ssburg. 
W.  Heinrich.     20  8.    gr.  8°.     M.  —.40.    (S.-A.) 

Kobell,  L.  V.  Kunstvolle  Miniaturen  und  Initialen  aus  Handschriften  des  4. 
bis  16.  Jahrhunderts  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in  der  Hof- 
luid  Staatsbibliothek  zu  München  befindlichen  Manuskripte.  Geschielit- 
liche  Beiträge.  4.  u.  5.  (Schluss-)Lieferung.  München,  Jos.  Alberts  Ver- 
lag. 28  Tat.  in  Alberttypie,  nebst  Text  VII  u.  S.  53— 108  u.  Register 
IX  S.  mit  Illustr.  fol.  a  M.  8. 

Lane,  W.  0.  Dante  bibliography  for  1889.  (9*'>  Annual  report  of  the  Dante 
Society,  ü.  21—45.    Cambridge  1890.     8°.) 

Larousse,  r.  Index  alphabetique  des  articles  nouveaux  et  des  additions 
conteuus  dans  le  l®«*  et  dans  le  2«  snppl^meut  (t.  16  et  17)  du  Grand 
Dictionnaire  universel  du  XIX*^  siecle.  Paris,  imp.  Larousse.  38  p.  a 
4  col.    4°.     Fr.  3.30. 

♦Library  Bulletin  of  ConicU  Universitv.  Vol.  II.  No.  14.  Ithaea.  P.  291 
—314.    gr.  8^ 

Contents:  Lisi  of  additions,  May — Nov.   1890. 

♦Library  of  Harvard  University:  Bibliographical  contributioiis,  edited 
by  Justin  Winsor.  No.  39:  A  biblicigraphy  of  Beaumont  and  Fletrher, 
by  A.  Claghoni  Potter.  Kepublished  from  the  Bulletin  of  Harvard  Uni- 
versity.   Cambridge,  Mass.  1890.    20  p.    4". 

♦Liudorfelt,  K.  A.  and  Ad.  Meinecke.  Reports  on  the  proposed  Library 
and  Museum  Building  for  the  citv  of  Müwaukee.  Milwaukee,  1890. 
67  i).    4^ 

Liste  des  ouvrages  recommand^s  aux  commissions  d'arrondissement  chargees 
du  choix  des  livres  pour  les  bibliotheques  municipah^s  de  Paris.  Annee 
1890.    Paris,  impr.  Barre.    47  p.    8«. 


Neue  Ersöheinungeu  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       139 

Literaturblatt,  Technisches.    Herausgegeben  von  einem  Kreise  bewährter 

Fachmänner.    Jahrgang  2:   1891.    (12  Nrn.)    Wien,  Spielhagen  &  Schu- 

rieh.    gr.  4».    Jährlich  M.  2.40. 
Littcratur-Be rieht,  Theologischer.    Redigirt  von  P.  Eger.    Jahrgang  14: 

ISlM.    No.  1.    (12  Nrn.)    Gütersloh,  Borteismann.    gr.S*^.  Jährlich  M.  1 .50. 
Litti'raturblatt,   Juristisches.    Band  3:  Jahrgang  1891.    No.  1.   (10  Nrn.) 

Berlin,  C.  Hevmanns  Verlag.    4".    Jährlich  3  M. 
Longin,  Em.    {fotes  pcmr  servir  a  la  bibliographie  franc-comtoise  (1888). 

Vcsoul,  imp.  Suchau.x.     54  p.     8^. 

Marion,  A.  et  P.  L.  Tissot.  Cataloguc  de  la  bibliotheque  communale  de 
Brest.  Histoire.  Deuxiemc  partie.  Brest,  imp.  Evain- Roger.  340  p. 
gr.  S«. 

Marye,  G.    Los  mu.sees  d'Alger.    Exposition  permanente,  soci^te  des  beaux- 
arts,  bibliotheque-musee.    Paris,  Cerf.    8  p.    8". 
Extrait  du  Bulletin  des  mus'6es. 

'*l)ie  Matrikel  der  Universität  Ro.stock.  II.  1.  Mich.  1499  — Ost.  1563.  Mit 
Unterstützung  des  Grossheizogl.  Mecklenburg -Schwerinschen  Ministeriums 
und  der  Ritter-  und  Landschaft  beider  Mecklenburg  herausgegeben 
von  Ad.  Hofmeister.  Rostock,  Stillersche  Hof-  und  Universitäts-Buchh. 
8.  1  —  148.    4«.     M.  10. 

Modina,  J.  T.    La   imprenta  en  America.    Vireinato  del  Rio   de  la  Plata. 
Epitomo  1705—1810.     Santiago  de  Chile.     1890.    VIIL  51  p.     8^. 
Tirada  de  50  ejemplares.     No  se  pone  d  la  venta. 

Modina,  J.  T.    La  imprenta  en  Lima.    Epitome   1594— ISIO.    Santiago  de 
Chile  1890.     118  p.  y  una  hoja  con  el  colofön.     8". 
Tirada  de   100  ejemplares.     No  se  pone  d  la  venta. 

Morcuur,  Litterarisehe.  Algemeene  bibliographie.  Jaargang  I,  No.  1 .  Amster- 
dam, G.  H.  Priem.    4«.    Per  kwartaal  van  3  nrs.    fl.  —.25. 

Meyer,  B.  Führer  durch  die  Literatur  der  Gesundheitspflege,  Naturheil- 
kunde —  Vegetarismus  -  Seelendiätetik  für  Freunde  einer  naturgemässen 
Lebensweise.    3.  Aufl.    Rudolstadt,  Br.  Meyer.     156  S.    8".    M.  — .50. 

*Milwaukee  Public  Library.    Quarterlv  index  of  additions,  April — June 

1890.  Vol.  3,   No.  18.    Milwaukee,   published  by  the  board  of  trustees. 
P.  17— 35.     4«.    Per  year  D. -.50. 

'Mit  the  ihm  gen  aus  dem  Gebiete  der  Bibliographie,  Literaturgeschichte  imd 
dos  Antiquariats.  Herausgegeben  von  M.  Harrwitz,  fortgefllhrt  von  F.W, 
E.Roth.  Jahrgang  III:  1891.  No.  1.  (12  Nni.)  Berlin,  M.Ham^itz.  gr.  4». 
Jährlieh  4  M. 
Mitteilungen  aus  der  historischen  Litteratur,  herausgegeben  von  der 
historischen  Gesellschaft  in  Berlin,  redigirt  von  F.  Hirsch.    Jahrgang  19: 

1891.  lieft   1.     (4   Hofto.)    Berlin,   R.  Gärtners  Vorl.    gr.  b".     Jährlich 
V}  M. 

Monatsbericht   über  neue   Musikalien.    Verzeichnis  aller  im  Boreiche  des 

doutsohon    Musikalienhandols   orsoheinondon   Neuigkeiten.      Jahrgang   I: 

Scptombor  1890  bis  August  1891.    No.  1  u.  2.    Leipzig,  C.  Klinner.    gr.  8^ 

Ausgabe  mit  Angabe  der  Vorloger,  jährlich  M.  4.— ;  Aufgabe  ohne  Ver- 

logorungabo  M.  — .ti5. 
Monatsschrift  für  Bnohbindoroi  untl  verwandte  Gewerbe.  Kunstgewerbliche 

Blätter  für  Buchbinder,  Buchhändler,   Bibliotheken  und  Büoherliebhaber. 

Sehriftleitung    von    P.  Adam.     Jahrgang   2:   1891.     Heft   1.    Berlin.    Fr. 

Pfeilstücker.     IH  S.  mit  Toxtabbildgn.  u.    1  liirb.  Taf.    Jährlich  M.  7.50; 

einzelne  Hefte  Vi  — .75. 
Monitore  zoologico  italiano.   Annata  II,  No.  1.    Firenzo,  Looscher  &  Seeber. 

Pro  anno  M.  8.50. 

Giebt   eine   vollständige  Bibliographie    aller  einschlägigen  italienischen  Er- 
scheinungen. 
Mourier,  A.  et  F.  Doltour.    Cataloguo  et  analyse  des  theses  franyaises  et 

latines  admises  par  les  facidt6s  des  lettres,  avec  index  et  table  alpha- 


110      Neue  Erecheiniuigeo  luf  dem  Oebiete  des  Bibliotheksve»eii$. 

Wtique  de«  doctear«.    AnD«'e  «colaire  1SS9— 1>*H».    Pairi«.  IVlilib  tr\Tt< 
32  p.    Sr     Fr  1 .50. 
•Mlihlbrecht,  '^J.    Die  Litteratur   de«  Fntwnrf««  eines  Nürperiichen  C^r>rrz- 
fineb?«   lllr  da?*    Ix-utsche    Keieb.    V.    ^BörseDMan    lur   dr-n    mrut*^heü 
Buchhandel.     IMn.    No.  14.    S.  3^;0-?iTl.» 

*Natarae  novitate.s.  Bitilio^phie  neuer  Erf^ebein andren  allrr  Lüiidrr  auf 
dem  Gebiete  der  yaturgescbicbte  und  der  exaeten  ^\  isst-nscbaiten.  Jahr- 
gang? 13:  1S91.  <2Ct  Nrn.)  No.  1.  Berlin.  K.  Fritiiländer  &  Sohn.  >  . 
.Jähriieb  4  M. 

Neujabrsblatt  berau.«igejreben  von  der  Stadtbibliothek  in  Ziirieb  auf  «Iäs 
Jahr  1*»91.  fJ.  .1.  B^jdmer  als  (irschiebtifsehreiber.)  Zürich.  J^.  Hr»br.  4'»  >. 
m.  I  Lichtdruck.    4'.     M.  2.10. 

*X  i  e  u  w  8  b  1  a  d  vf>or  den  boekhandel.  Uitgeeeven  door  de  Vt-reeniging  trr  be- 
vorderin g  van  de  belangen  des  Boekbandels.  .Taar^ang  5*^:  l**l*l.  Amstt-r- 
dani,  S.  L.  van  Lm>y.     4".    Fl.  2.'jO  vierteljäbrlicli. 

Notice  sur  une   pre<:ieus«*  collection  des  oeu\Tes  de  Kabelais  faisaut  j»artie 
de    la   bibliotbeque    dim    auiateur   b<jrdelais.    (.Souvenir    de    TexpositioQ 
retrospective  de  Tours.)     Tour»,  iuipr.  Deslu*  fren-s.     .^5  p.     V*. 
Tir^  ä  tr6s  pciit  nombre. 

Patetta,  F.    Sopni  due  niano.seritti  della  collezione  p.«ieudo-isidoriana.   Roma. 

K.  Uieseber  e  Cie.     1S90.     11p.     S". 

Estr.  dalla  Kivi&ta  italiaoa  di  scienze  giuridiche. 
♦Pettersen,  II J.    Anonymer  og  pseudon^'mer  i  den  norske  literatnr.    I»u< 

— 1%94».    BibliografiKke  meddelelser.    Ivristiania.  H.  G.  Nisja  I^*m».     127  j». 

gr.  %'•. 
Piot,  Cb.    Inventaire  de«  arcbives  du  royaume  general  de  Belgique.    luven- 

taire  des  cbartes  de«  wimtes  de  Namuf  aneiennement  «leposeos  au  ehäteau 

de  cette  ville.    Bruxelles.  Ha>'ez.    II.  XIII.  520  p.    4".     Fr.  15. 
P (He hau,  A.    Die  livUindiscbe  Gescbicbtsliteratur  im  Jahre  ISM».    Riga.  N. 

KymmePH  Verlag.     103  .S.    S".    M.  1. 
*Polybiblion.    Revue  bibliograpbique  universelle.  Partie  litteraire.   2.  Serie, 

tome  33  (*31.  de    la  collection).   —  Partie   technique.     2.  serie,   tome  17 

(03.  de  la  collection).    Paris,  aux  bureaux  du  Polybiblicm.    gr.  S**.    Par 

an  fr.  20. 

Partie    litteraire:    par    an   15  fr.;    partie    technique:    par   an    10  fr.     Parait 
tous  les  mois. 

Preisliste  der  durch  das  Kaiserliche  Post-Zeitungsamt  in  Berlin  und  die 
Kaiserlich(.'n  Postanstalteu  des  Reicbs-Postgebietes  im  Jahre  1^01  zu  be- 
ziehenden Zeitungen,  Zeitschriften  u.  s.  w.  Mit  NjU'hträgen.  Leipzig, 
Expedition  des  Zeitschriften -Adressbuchs.  VII.  331  u.  1.  u.  2.  Nachtrag 
7  u.  H  S.    fol.    Cart.  M.  3.50. 

Publie  Library  Note  book.  List  of  books  wanted  and  remarks  on  those 
rejul.     With  preface  by  llew  Morrison.    Londim,  <'.  Waterson  &  Sons. 

*Publi  kat Ionen  des  Börsenvereins  der  Deutschen  Buchhändler.  Neue 
Folg(f.  Archiv  flir  die  (ieschichte  <les  Deutschen  Buehluuidels.  Heraus- 
gegeben von  der  Historischen  Commissi<Mi  des  Börsouvereius  der  Deut- 
sehen Bueiihändler.  XW.  Leipzig,  Verlag  des  IWirsenvereins  der  Deut- 
schen Buehhändler.     VI.  37S  S.     gr.  S".     m.  5. 

'^  Publikationen  des  Börsenvereiiis  der  Deutschen  Buehhäutller.  VIl :  Fünfzig 
Gutachten  über  Nachdruck  und  Nachbildung,  erstattet  vom  König!,  preussi- 
sehtMi  litt<*rarisehen  Sa<*hverständigen -Verein  in  den  Jahren  1^74— is^9. 
Herausgegeben  von  D.  Dambach.  Leipzig,  Verlag  des  Br)rsen Vereins  der 
D<'Utsehen  Buehhändler.     XLIV.  356  S.     b"".     M.  «. 

'The  Publishers'  Circular  and  Booksellers'  record  of  british  an<l  foreign 
literature.     Vol.  54:  IMIl.     London.     4».    Yearly  8V.j  sh. 

•The  IMiblishers'  Weekiv.  The  American  boolc  trade  Journal  with  uhieh 
is  incornorated  the  Ami^riean  Literarv  gazette  and  publishers'  circular. 
Vol.  XXaLX.    No.  1.    New  York,  Publicution  Otnce.    gr.  8".     D.  3  vearlv. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       141 

Kcnier,  R.    Per  le  nozze  Cipolla -Vittone.    II  primo  tipografo  mantovano. 
Documenti  illustrati.    Torino,  Vinc.  Bona.     1890. 
Edizione  di  70  esemplari. 

Renn,  E.  Verzeichnis  der  Programme  und  Gelegenheitsschriften,  welche  an 
den  Kgl.  bayerischen  Lyzeen,  humanistischen  Gymnasien  und  I^tein- 
schulen  vom  Schuljahr  1823 — 24  an  erschienen  sind.  Begonnen  von  J. 
Gutenäcker.  Abtheilung  IV:  Die  Schuljahre  1884/85  bis  1888/89.  Lands- 
hut, Ph.  Krüirsche  Univ.-Buchh.    63  S.    gr.  8^    M.  t.50. 

Rocchi,  Gae.  Catalogo  della  biblioteca  del  collegio  degli  avvocati  di  Fi- 
renze,  compilato  a  cura  del  consiglio  dell'  ordine.  Firenze,  G.  Camesecchi 
e  figli.     1890.    XXVIL391p.    b\ 

*Roccü,  C.  Führer  durch  das  Buchgewerbe  Leipzigs.  Wegweiser  durch  die 
in  Leipzig  ansässigen  oder  vertretenen  buchgewerblichen  Firmen  mit  Ein- 
schluss  der  wichtigsten  in  Leipzig  nicht  vertretenen  Special-Firmen. 
Leipzig,  Rauert  &  Rocco.     128  S.    8«.    M.  2. 

Rundschau,  Bibliographische,  auf  dem  Gebiete  der  Theologie,  ftir  Geist- 
liche und  das  christliche  Haus  zusammengestellt  von  R.  Hoflfmann.  Jahr- 
gang 6:  1891.    No.  1.    (12  Nrn.)    Leipzig,  Th.  Rother.    gr.  8".    M.  1.50. 

Sancho  Pan^a.  Bibliographie.  La  Franche-Comt^ ,  de  M.  Bouchot.  Dole, 
impr.  Abnot.     17  p.     8". 

Smethwick  Free  Library.  Catalogue  of  the  books  in  the  lending  and 
reference  departments.     1889.    VI.  204  p.    8°. 

*8mithsonian  Miscellaneous  OoUections.  745  Checklists  of  publi- 
cations  of  the  Smithsonian  Institution.  July  1890.  Washington  1890. 
34  p.    gr.  8°. 

*Sprawozdanie  z  czynnösci  .akfadu  narodowego  imienia  Ossolinskich  za 
rok  1890.  we  Lwowie,  nakladem  zakladu  narodowego  im.  Ossolinskich. 
1890.     68  p.    8^. 

(Thayer,  J.  HJ  List  of  books  for  students  of  the  New  Testament.  Cam- 
bridge, J.  Wilson  &  Sou.     1890.    58  p.     16". 

Transactions  of  the  Society  of  engineers  for  1889  and  General  index: 
1861—1889.    London,  Spon.     8«.    Sh.  15. 

Uebersicht,  Monatliche,  der  bedeutenderen  Erscheinungen  des  deut- 
schen Buchhandels.  Jahrgang  1891.  No.  1.  (13  Nrn.)  Leipzig,  J.  C. 
Ilinrichs  Verlag.    8^    Jährlich  2  M. 

Uebersicht,  Wissenschaftliche,  der  bedeutenderen  Erscheinungen  des  deut- 
schen Buchhandels.  Jahrgang  1891.  No.  1.  (13  Nrn.)  Leipzig,  J.  C. 
Hinrichs  Verlag,    fol.    Jährlich  M.  1.50. 

Varaldo,  Ott.  Bibliografia  delle  opere  a  stampa  di  Gabriello  Chiabrera: 
supplemento  secondo.    Savano,  tip.  D.  Bertolotto  &  Cie.    1890.    35  p.  8". 

^Volkening,  E.  Die  Verlagsveränderungen  im  deutschen  Buchhandel  luden 
Jahren  1874—1890,  nebst  zahlreichen  Nachträgen  aus  früherer  Zeit.  Liefer. 
5.     Leipzig,  Ed.  Volkening.     S.  177—208.    gr.  8".    M.  2. 

Walthamstow.    C'atalogue  of  the  librar>',  Forest  School.     1890.    37  p.    8°. 

Zcitlin.  W.  Bibliotheca  hebraica  post  Siendelssohniana.  Bibliographisches 
Handbuch  der  neuhebräischen  Literatur,  seit  B(?ginn  der  Mendelssohu'- 
schen  Epoche  bis  zum  Jahre  1889.  Nach  alphabetischer  Reihenfolge  der 
Autoren,  nebst  Indices  der  hebräischen  Biichertitel  und  der  edirttui  Autor- 
nanicn.  2.  Auf  läge.  1.  Hälfte  (A—M).  Leipzig,  K.  F.  Koehlers  Ant.  IV. 
248  S.     8".     M.  7.50. 

^Zeitschrift   des  Vereins  für  Volkskunde.    Neue  Folge  der  Zeitschrift  für 
Vrdkerpsvchologie  und  Sprachwissenschaft,  begründet  von  M.Lazarus  u. 
H.  Steintlial.    Im  Auftrage   des  V^ereins  herausgegeben  von  K.  Weinhold. 
Jahrgang  1:  1891.     Heft  1.     Berlin,  A.  Asher  v*^  Co.    gr.  8". 
S.  113— 127:  Litteratur  des  Jahres  1890,  von  Fr.  Back. 

Zeitschrift  für  bildende  Kunst.  Register  zum  XX.— XXIV.  Jahrgang,  18^i5 
— 1889.  Bearbeitet  von  W.  Bogler.  Leipzig,  E.A.Seemann.  111.  84  S. 
hoch   1".    M.  4. 


112  Antiquarische  Kataloge. 

Antiquarische  Kataloge. 

Antiquariat  zu  den  Musen  Graz.    Vemüsehte  Literatur.     II  1)4  N«"- 

Baer  &  Co.  Fnmkfurt.    Bibliotlieea  Veneta.    (Bibl.  de  Ch.  Fr.  (iuill.  Brosr.) 

955  No».  —  Anz.  No.  409:  Miscellanen.     No.  7130— 772S. 
Beek'sche   Bh.  Nürdlingen.    No.  198:   Klass.  l^hilologic  u.  Alterthnuiskundc. 

2138  NoB. 
Beiiers  Utreeht.    No.  130:  Spraehwiss.  u.  Litenitur.     1005  N""-  —  No.  181: 

Naturhisttir.  u.  cxaete  Wissenseh.    005  N«« 
Bertiin g  Dresden.    No.  16:  Musikal.  Literatur  u.   Musikalien.     320  N"»-    — 

Anz.  No.  1 :  Vermischtes.    312  N»»- 
Bielefeldes  Ilofljh.  Karlsruhe.   No.  147:  Mineralogie,    (iecdogie  u.  (icognosii». 

158i>  No». 
Böse   Leipzig.     N().  14:    Staatswissensehaften.      (Bibi.    v.    Hofrath   Dr.   Ph. 

Uarras  v.  Ilarrassowsky  in  Wien.)    807  N«"- 
Brockhaus'  Antiqu.  Leipzig.    Nt).  100:  Palaeontologie.    653  N®»- 
Buchholz  &  Werner   München.     No.  20:    Natur\vLss.  Bibliothek    v.    Dr.  v. 

Schafhäutl.     1040  N«"- 
Burow   Gotha.    No.  22:   Latein.  Autoren.    504  N"»-   —   No.  28:  Neulateiner, 

verm.  philol.  Schriften,  Grammatik  ete.    653  N««- 
Creutzer  Aachen.    No.  56:  Botanik.     1691  N«»- 

Deistung's  Buehh.  Kudolstadt.     No.  74:  IJechts-  u.  .Staatswiss.     1456  N*»" 
Dittmersche  Buchh.  Lübeck.  No.  2:  (reschichte  nebst  Ilülfswiss.    1695  N«» 
Gilhofer  &  Ranschburg  Wien.    No.  34 :  Geheime  Wissenschaften.    SOO  N«»- 

—  Anz.  No.  12:  Vermischtes.     No.  3431— 3744. 

Uarrassowitz  Leipzig.    No.  171:  Manuseripte,  Ineunabeln,  Holzschnittwerke. 

586  No«. 
Hiorsemaun    Leipzig.      No.  75:    Ornamentale    Vorlagen    f.    Kunstgewerbe. 

565  No» 
Hirsch  Dresden.    No.  20:  Porträts  berühmter  Bühnenkünstler.    305  N»"»- 
.losephsons  Ant.  Upsala.    Meddelanden  1891.    No.  1 :  Miscellanea.  305  N««- 
Kampffmeyer  Berlin.    N(».  322:  Geschichte.    72  S. 
Kerler  Ulm.    No.  164:  Philosophie.    34S1  No««. 
Kirchhoff  &Wigand  Leipzig.   No.S62:  Medicin.   Thierheilkunde.  2000  N«««. 

—  No.  863:  Onental.  u.  Neuere  Linguistik.    1783  N««-  —  No.  *?04:  Mathe- 
matik u.  Astronomie  ete.     2105  No». 

Klotsehkow  St.  Petersburg.    No.  98:  Micellanea.    35  S. 
Kochlers  Ant.  Leipzig.    No.  50(h  Exacte  Wissenschaften.     74  S. 
Lau  &  Cie.  München.    No.  13:  Porträts  merkwünl.  Personen.     437  N"» 
Lehmann,  Paul,  Berlin.    No.  00:  Theologie.     1408  No". 
Liepmannssohn  Ant.  Berlin.    No.  87:  Musikliteratur.    410  No". 
Lippertsehe   Buchh.  Halle.    No.  23:  Orientalia.    (Bibl.  v.  Prof.  (Josehe  u. 

Fr.  Rib-kert.)    2594  N«>«. 
List  i^  Franeke  Leipzig.     No.  224:  (Tcsehiehte  Deutsehlands.     3079  N"«-    - 

No.  225:  Roman.  Phibdogie.    (Bibl.  v.  Prof.  Kliert  Leipz.)    90.^»  N""- 
Lorentz.  Alfr.,  Lei[»zig.     No.  58:  Besehreib.  Naturwisseusehaften.     57  S. 
Mayer  &  Müller  Berfin.     No.  108:  Theologie.     74s  N««. 
Mull  er  v^  Co.  Amsterdam.    T(q)ogra])hie  anc.  de  l'Eunipe.     2.iOo  No-*- 
Neubner    Köln.    No.  29:    Cultur-,    Sitten-  u.  Reehtsgesehielite.     No.  25:i5 

5034. 
Nicolaisehe  Buehli.  Berlin.     No.  31 :  Naturwiss.     Exaete  Wiss.     1040  N">* 
Nijhoff  Haag.    No.  220:  Dernieres  aequisitions.    234  N^'»- —  No.  221:  ilistoire 

eeclesiast.     395  N«»-     -  No.  222:  Dernieres  aequisiticuis.     207  N»«»- 
Dr.  Ed.  Nolte    Bonn.      No.  34:    Auswahl   v.  popul.    u.    grösseren    wissenseh. 

Büehern.    935  N"« 
Nutt  London.     No.  23:  Semitic  and  hamitie  lang.     1101  N'>» 
Prager  Beriin.     No.  19:  Deutsehlands  Recht  u.  Staat.     1099  N"«' 
R^vai  Budapest.     Miscellanea.    735  N«"- 
Rick  ersehe  Buchh.  (iiessen.    No.  12:  Schöne  Wissenschaften.    942  No"- 


I*ers()nalii54chriclit(*n.  143 

Rohrachor  LiiMiz.  Xo.  23:  Bihliothccji  hniiffar.  II.  425  N<'8.  —  Xo.  25: 
Kathol  Theol.  Suppl.  192  N««  —  No.  2ö:  Wiss.  Zeitschriften  u.  Biblio- 
thekswerke.    :jao  No8    —  No.  27:  VVerthvoUe  neuere  IMieher.     34S  N««- 

Kosenthai  München.     No.  71:  Bibliotheca  cathol.   Xlll.     1005  Nob. 

Rother  Leipzif^.     No.  18:  Theolope.     2116  N»«- 

Seh  ei  hl  e  Stuttjcart.    Anz.  No.  SO:  Miscellanea.     454  No«- 

Sichert  Berlin.     N(».203:  l>entsche  Literatur  seit  Mitte  d.  IS.Jahrh.  107(>Nom. 

Sinnnel  &  Co.  Leipzig?.     No.  140:  Latein.  Autoren.     No.  2571— 4461. 

Stargardt  Berlin.     No.  Ih2:  Numismatik.    Sphrapstik.    589  N»»- 

Unflad  Zürich.     No.  151:  Deutsche  Literatur.     1132  No«. 

Völckers  Verl.  Frankfurt  a.  M.  Nc».  176:  Botanik.  Wirbellose  Thiere. 
1007  Nob.  ._.  Anz.  No.  31:  Culturj^esch.  379  No».  —  No.  32:  Varia. 
435  No8. 

We^  Leipzi^r.    No.  7:  Mathematik.  l*hysik.    963  Noa. 

Weigel,  Usw.,  Leipzig.    No.  49:  Deutsche  Sprache  u.  Literatur.     1831  No». 

We her  Paris.  No.  47:  OrientiUia.  Americana.  Slavica.  11175  No»-  —  No. 
49:  Livres  anglais.     28  p. 

Windprecht  Augsburg.     No.  446—448:  Vermischtes.    380.  404.  380  No«. 

Wlirzner  Leipzig.    No.  123:  Theologie,  Philologie.     16  S. 

V.Zahn  &.  .laensch  Dresden.    No.  32:  Zoologie.     177  No». 


Personalnachrlchten. 

Der  Bibliothekar  der  Universitätsbibliothek  Greifswald,  Prof.  Dr.  Gil- 
bert, hat  den  Titel  Oberbibliothekar  erhalten,  imd  der  Unterbibliothekar  an 
der  genaimten  Bibliothek,  Dr.  Müldener,  den  Titel  Bibliothekar. 

Der  Bibliothekar  der  Universitätsbibliothek  in  Erlangen,  Dr.  M.  Zucker, 
hat  den  Titel  Oberbibliothekar  erhalten. 

Dem  Bibliothekar  der  Grossherzogl.  Regierungsbibliothek  in  Schwerin, 
Dr.  Schröder,  ist  der  Titel  Regierungsrath  verliehen  worden. 

Der  bisherige  Bibliothekar  der  PauHnischeu  Bibliothek  zu  Münster, 
Dr.  Karl  Gerhard,  ist  zum  Bibliothekar  der  Küniglichen  mid  Universitäts- 
bibli(»thek  in  Königsberg  ernannt  worden.  An  seiner  Stelle  ist  zum  Biblio- 
thekar der  Kgl.  Paulmischen  Bibliothek  Dr.  Molitor,  bisher  Custos  an 
der  Universitätsbibliothek  Göttingen,  ernannt  worden. 

Zum  Nachfolger  des  in  den  Ruhestand  versetzten  Direktors  der  Wiener 
k.  k.  Hofbibliothek,  E.  Ritter  v.  Birk,  ist  der  seitherige  titul.  Hofrath  Prof. 
Dr.  W.  Ritter  v.  Hartel  unter  Verleihung  des  Ranges  eines  wirkl.  Hofrathes 
ernannt  worden.  Der  1.  Custos  der  Ilof Bibliothek,  W.  Ilartl,  hat  den  Titel 
und  Charakter  eines  k.  k.  Regierungsrath  es  erhalten. 

An  der  (irossherzogl.  Hofbibliothek  Darmstadt  wurde  1.  der  Hof- 
bibliothekar Dr.  Valentin  Lenuert  auf  sein  Naclisuchen  mit  Wirkung  vom 
L.Ianuar  an  in  den  Ruhestand  versetzt;  2.  der  erste  Sekretär  Dr.  Gustav 
Nick  am  gleichen  Tage  zum  Hof bibliothekar ,  3.  der  zweite  Sekretär  Dr. 
Adolf  Schmidt  zum  ersten  Sekretär  ernannt.  4.  Der  für  das  Jahr  1890  als 
Hilfsarbeiter  angenommene  Dr.  Ferdinand  Mentz  trat  mit  Ende  des  Jahres 
aus  dieser  Stellung  aus. 

An  der  Universitätsbibliothek  Freiburg  i.  Br.  ist  1.  der  ständige 
Hilfsarbeiter  Dr.  phil.  Julius  Schwab  zum  Custos  betordert  worden,  2.  der 
ausserordentliche  Hilfsarbeiter  Dr.  phil.  Rudolf  Asmus  behufs  Uebernahme 
einer  Lehrerstelle  am  Gymnasium  in  Karlsruhe  ausgeschieden,  3.  Dr.  phil. 
Eduard  Eckhardt  aus  Riga  als  ausserordentlicher  Hilfsarbeiter  eingetreten. 

Par  arret6  royal  du  21  ianvier  Jules  Ouverleaux,  conservateur  ad- 
joint,  est  nomnie  conservateur  de  la  sectiou  des  manuscrits  de  la  Bibliotbeque 
royale  de  Helgique;  Franc^ois  Nizet,  consenateur  adjoint,  est  nomme  con- 
servateur a  titre  personnel  au  dit  etablissement. 


144  Persoualnachricliti;ü. 

Mit  dein  EiuU'  dns  .lahreK  ISJIO  hat  (üiicr  der  iiltfstt'ii  Bibliothekare 
Doutschhimls  nach  zwciuiHlfünfzi^jäliripT  'rhätij^keit  aus  Gesundheitsriick- 
^4ichtell  sei u  Amt  ine(hTgeh»*j:t,  der  Leiter  der  Laiidesbildiothek  zu  Detmold. 
Geheimer  Oberjustizfath  Otto  l'reiiss.  Derselbe  übernahm  die  Verwaltunjr 
dieser  Bibliothek  am  12.  Deeeiuber  1838.  Walircnd  der  lanj?en  Dauer  seiner 
Amtsilihrun^  hat  er  mit  unermüdlichem  Kifer  neben  seinen  umt'anj^reiehen 
riehterliehen  Berufsges<*häften  (er  war  zuletzt  Präsident  dl's  Detmolder  Ober- 
ßferiehtes)  und  neben  seiner  aus^etlehnten  sehriftstellerischen  Thätij^keit  auf 
dem  (Tcbiete  der  Lippeschen  (ieseliiehte  sich  der  Ordnung  und  Vergrösserunj^ 
der  Bibliothek  gewulmet,  die  jetzt  gegen  60  000  Bände  zählt.  So  wurde  von 
ihm  neben  dem  systematischen  Kataloge,  von  dem  verschiedene  Theile  eine 
gründliche  Umgestaltung  erfuhren,  ein  alphabetischer  Zettelkatalog  und  ein 
Standortskatalog  angelegt.  Im  Jahre  ISS 4  erhielt  die  Bibliothek  einen  sehr 
erfreidichen  Zuwachs  durch  ein  kraft  testamentarischer  Verfügung  ihr  zu- 
gefallenes lA^gat  der  Witwe  des  Rotlägermeisters  v.  Donop  zu  Detmold,  nach 
welchem  mehrere  Tausend  Bücher,  (lemälde,  Kupferstiche  und  andere  Kunst- 
Kachen  an  die  Bibliothek  kamen.  In  demselben  Jahre  schenkte  die  inzwischen 
verstorbene  Prinzessin  Luise  zur  Lippe,  eine  Schwester  des  regierenden 
Fürsten  Waldemar,  ein  ihr  gehöriges  geräumiges  Palais  dem  Laude  zur  Unter- 
bringung der  Bibliothek  uiul  des  grossen  naturwissenschaftlichen  Museums. 
Im  Mai  des  Jahres  1886  wurde  der  Umzug  der  Bibliothek  aus  dem  euffeu 
alte«  Lokale  in  die  neuen  schönen  Räume  bewerkstelligt.  Am  12.  December 
IfiSS  beging  Preuss  in  voller  körperlicher  und  geistiger  Rüstigkeit  und 
Frische  die  seltene  Feier  seiues  fünfzigjährigen  Juoiläums  als  Bibliothekar. 
Er  kann  auf  eine  reiche  und  hochbedeutiiame  Thätigkeit  zurückblicken:  die 
Lippische  Landesbibliothek  darf  geradezu  als  seuu^  eigenste  Schöpfung  be- 
zeicluiet  werden.  Möge  er  noch  lange  die  wohlverdiente  Ruhe  gemessen  I  — 
Die  eriedigte  Stelle  ist  dem  Gymnasiallehrer  Dr.  An  emulier  in  Detmold 
übertragen  worden. 

Am  13.  Dec.  v.  J.  starb  Dr.  Tyler,  trustee  an  der  Bethnal  Green  free 
library. 

*  Am  1 7.  Januar  starb  zu  Dresden  der  als  Bibliograph  weit  bekannte  und 
geschätzte  Geh.  Hofrath  Dr.  Julius  Petzholdt.  Der  Verstorbene,  am  25.  No- 
vember 1812  geboren,  ward  zuerst  Gehülfe- des  Prinzen  Johann  von  Sachsen 
bei  seinen  Dantearbeiten,  1853  Bibliothekar  des  Kronprinzen  Albert,  blieb  in 
dieser  Stellung  auch  nach  dessen  Thronbesteigung,  erhielt  1878  den  Titel 
Geh.  Hofrath  und  trat  1887  in  den  Ruhestand.  Bekannt  und  verdient  machte 
er  sich  hauptsächlich  durch  den  von  ihm  seit  1840  herausgegebenen  „An- 
zeiger für  Bibliographie  und  Bibliothekswissenschaft",  das  1844  begonnene 
und  bis  1875  in  fünf  Ausgaben  erschienene  „Adressbuch  der  Bibliotheken 
Deutschlands  mit  Einschluss  Oesterreichs  und  der  Schweiz"  und  die  „Biblio- 
theca  bibliograi)hica"  (Leipzig  1866).  Ausserdem  veriiflfentlichte  er  eine 
„Literatur  der  sächsischen  Bibliotheken"  (Dresden  und  Leipzig  1840),  einen 
„Katechismus  der  Bibliothekenlehre"  (3.  Aufl.,  Leipzig  1877),  zahlreiche  Kata- 
loge u.  a.  m.  1861  «leckte  Petzholdt  den  vom  Abb6  Domenech  mit  dem 
„Manuscrit  pictographicme  americain"  getriebenen  Schwindel  auf,  indem  er 
nachwies,  dass  dieses  „Buch  der  Wilden"  nichts  weiter  als  das  Schmierbuch 
eines  deutsch  -  amerikanischen  üinterwäldlerjungen  war.  Auch  gab  er  1866 
Friedrich  v.  d.  Trenek's  Erzählmig  seiner  Fluchtversuche  aus  Magdeburg 
nach  dessen  eigenhändigen  Aufzeichnungen  in  seiner  im  Besitz  des  Köjiii!:s 
von  Sachsen  befindlichen  Gefängnissbibel  nebst  einer  Uebersicht  der  Trenck- 
littenitur  heraus. 

Am  2.  Februar  d.  J.  starb  zu  Boppard  a.  Rh.  Prof.  Dr.  Oesterley, 
Bibliothekar  der  Königlichen  und  Universitätsbibliothek  zu  Breslau. 

In  San  Remo  wurde  kürzlich  Dr.  Lindemann  aus  Manchester, 
Hilfsbibliothekar  der  dortigen  Victoria- Universität,  von  zwei  Unbekannten 
nach  einer  Grotte  gelockt,  dort  erdrosselt  imd  beraubt.  Des  Mordes  ver- 
dächtig ist  ein  gewisser  Henry  Schattel  aus  Lausanne. 

Vsrlag  Too  Otto  H«rrMtowiti,  Leipzig.  —  Druck  Ton  Ehrhardt  KurrM,  U«lle. 


Centralblalt 


fttr 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.  4  u.  5.  Heft.  April-Mai  1891. 


Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften 
und  zur  Geschichte  altdeutscher  Lltteratur  und  Kunst. 

3.  Böhmens  Kanzlei  unter  den  Luxemburgern  und  die  deutsche  Cultur. 

Karl  IV.  und  der  deutsche  Osten. 

Die  Karlsruher  Handschrift  des  Welschen  Gastes,  welche  das 
höfisch-ritterliche  Gedicht  mit  der  1426  in  Tirol  angefertigten  Ueber- 
setznng  eines  scholastischen  typologischen  Florilegs,  des  Lumen  animae,^ 
verbindet  (oben  S.  19  ff.),  zeigt,  welche  geistigen  Mächte  die  mittel- 
hochdeutsche poetische  Sittenlehre  an  sich  ziehen. 

Seit  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  dringt  in  Deutsch- 
land die  Scholastik  einer  Hochfluth  gleich  in  alle  emste  Gedanken- 
arbeit ein:  ihre  spitzfindige  ßegriffsspaltung,  ihre  dialektische  Methode, 
ihre  Systematik,  ihre  Citatensucht,  ihr  Hang  nach  Symbolik  und  Alle- 
gorie gelten  für  d»e  sichersten  und  reinsten  Formen  des  Denkens,  und 
Theologie,  Jurisprudenz,  Philosophie  —  eine  wie  die  andere  hält  sie 
in  ihrem  Bann.  Sie  hatte  den  Grund  hergestellt,  auf  dem  die  eigen- 
artige Philosophie  und  Predigt  in  deutscher  Sprache  erwachsen  war, 
welche  man  als  deutsche  Mystik  bezeichnet.  Aber  sie  tritt  jetzt  selbst 
aus  dem  engen  Kreis  der  Fachwissenschaft  ins  Leben  hinein,  aus  den 
Köpfen  der  Gelehrten  auch  in  die  Anschauungen  der  Kanzelredner 
und  der  Laien,  aus  den  lateinischen  weitschichtigen  Encyclopädien  in 
hjindlichere,  den  Ungelehrten  verständliche  Compendien ,  in  die  Hilfs- 
btlcher  und  Anleitungen  für  Predigt  und  ßeichtpraxis ,  in  die  Erbau- 
ungsschriften, die  zum  Theil  bereits  in  der  Landessprache  geschrieben 
werden.  Sie  erfüllt  mit  ihrem  Geiste  auch  die  Kunst  und  die  Poesie: 
das    Zeitalter,    welches   die  völlige  Ausbildung  der   deutschen  Göthik 


1)  Meine  Angaben  auf  S.  19  ff.  bedürfen  der  Ergänzung  und  Berichti- 
gung. Das  Buch,  welches  schon  Lcssings  Aufmerksamkeit  erregte  (Vom 
Alter  der  Oelmalerei.  Brauuschweig  1774.  Herapel  13,  2,  420.  452),  ist,  wie 
er,  und  vor  ihm  bereits  Kourad  Oesners  Bibliotneca  in  Simlers  Bearbeitung 

vm.   4.  u.  5.  11 


146  y^iT  KcniitiHs»  altd<*utsclu*r  Iluiidschriftfii  «'tc. 

sah ,  erlebte  zugleich  eine  tiefgehende  Umgestaltunfr  der  litterarischen 
Production. 

Indessen  nicht  in  Tir(d,  wo  >ich  vielmehr  am  längsten  die  alten 
weltlichen  Bildungsideale  des  zwölften  und  dreizehnten  Jahrhunderts 
erhielten,  sondern  in  Böhmen  vollzogen  sich  zuerst  die  grossen  Wand- 
lungen der  deutlichen  Cultur,  welche  lange  Zeit,  in  ihren  letzten 
Folgen  bis  auf  die  Gegenwart  nachwirken,  liier  zuerst  bringen  die 
Kräfte,  die  der  ganzen  folgenden  Epoche  den  Stempel  aufdrücken, 
charakteristische  Erscheinungen  hervor,  treten  uns  anschaulich  Neu- 
bildungen entgegen,  welche  dem  Fortleben  der  weltlichen  Moral  der 
mittelhochdeutschen  Zeit  und  ihres  poetischen  Ausdrucks  den  Unter- 
gang bereiten  sollten. 

Der  Hof  des  Luxemburger^,  König  Karls  IV.,  und  sein  Kreis  hat 
in  der  Geschichte  der  deutschen  Kunst  längst  eine  ehrenvolle  Stelle. 
Aber  nicht  einmal  die  kfinstlerischen  Strömungen,  welche  von  dort 
ausgingen  und  sich  über  die  andern  Theile  Deutschlands  erstreckten, 
sind  bisher  recht  aufgeklärt  worden.  Noch  viel  weniger  hat  man  die 
übrigen  grossartigen  Cultureinflüsse ,  mit  denen  jene  eine  geschlossene 
Einheit  bilden,  gebührend  gewürdigt,  und  noch  nie  ist  im  vollen  Zu- 
sammenhange dargestellt  worden,  wie  damals  von  Böhmen,  zumal  von 
Prag  aus,  das  gesammte  deutsche  Geistesleben  die  folgenreichsten  Ein- 
wirkungen erfuhr. 

Karl  IV. ,  der  in  Frankreich  seine  Erziehung  empfangen  hatte 
und  frühzeitig  nach  Italien  gekommen  war,  regte,  wie  schon  oben 
(8.  18)  zur  Sprache  kam ,  die  berufsmässige  Miniaturmalerei  an,  indem 
er  sie  auf  das  Muster  der  französischen  Illuminirkunst  wies,  nach  fran- 
zösischer Art  illustrirte  Handschriften  aus  Paris  mitbrachte,  wohl  auch 
französische  Enlumineurs  an  seinen  Hof  zog.  Er  stellte  die  hervor- 
ragendsten französischen,  italienischen  und  deutschen  Meister  der  Wand- 
und  Tafelmalerei  wie  der  Architektur  und  Sculptur,  einen  Matthias 
von  Arras,  Thomas  von  Modena,  Theodorich,  Nicolaus  Wurmser  aus 
Strassburg,  Peter  Parier  aus  Gmünd  und  viele  andere,  bei  seinen  präch- 
tigen Burg-  und  Kirchenbauten  in  Dienst  und  gab  so  den  Anstoss  zu 
der  schönen,    wenn   auch   kurzen  Blüthe   böhmischer   Kunst.     Er  war 

(Titcuri  1574,  S.  404)  ausspradi,  nicht  von  Mattliias  Fariuator,  der  vielmehr 
nach  soiiHMu  eigenen  (westUnduiss  in  der  Vorrede  der  Augsburger  Drucke  nur 
redigirte  und  alpbabctisclie  Register  beisteuerte.  Vgl.  auch  Bibliothcca  Car- 
melitana.  Aurelianis  1752.  2,  iK)  flf.  Ueber  Art  und  Zeit  der  Abfassung  be- 
richtet der  Prolog  des  ursprünglichen  Werkes,  den  v.  Murr,  Journal  zur 
Kunstgesehiehte  und  zur  allgemeinen  hitteratur.  Nürn]»erg  1775.  l,<)t*)tf. 
nach  dem  Druck  von  1471»  v(;rötfentlichte ,  und  den  Ulrich  Putsch  in  seinem 
'Lieht  der  Seele'  mitlihersetzt  hat,  wie  sich  aus  dem  Germania  21,  42 11*. 
Mitgetheilten  ergieht.  Eine  von  Cruel,  Geschichte  der  deutschen  Predigt  im 
Mittehilter.  Detmold  1 879 ,  S.  4C0  angefllhrte  Augsburger  llandsehrit^  von 
1473  bezeichnet  als  Herausgeber  Efzbischof  Berengar  von  Compostella. 
'quondam  magister  ordinis  praedicatoruur.  Gemeint  ist  damit  Berengar  de 
Londora,  inthronisirt  1317,  gestorben  1325  (nach  Garns,  Series  episcoporum 
0.26;  vgl.  über  ihn  Quetif-Echard,  Scriptores  ordinis  praedicatorum  1,5 14  flf.). 
Das  Ganze  zenällt,  wie  ich  aus  dem  Exemplar  des  Anton  Sorgsehen  Drncks 


von  Konrjiil  Riirdach.  147 

nach  Dohme's  Ausdruck  (Geschichte  der  deutschen  Baukunst.  Berlin 
1890,  S.  248)  der  erste  Fürst,  der  die  Zunftschranken  des  Mittelalters 
durchbrechend  den  Genius  im  Ktlnstler  ehrte.  Und  er  —  nicht  Maxi- 
milian, wie  man  behauptet  hat  —  war  auch  der  erste  deutsche  Fürst, 
der  die  Pflege  des  UnteiTichts  und  der  Wissenschaft  als  eine  seiner 
vornehmsten  Regentenaufgaben  erkannte:  kein  anderer  weltlicher 
Herrscher  dieser  Epoche  hat  in  solchem  Umfange  zur  Gründung  und 
Förderung  von  Universitäten  mitgewirkt.  Er  hat  der  Reihe  nach  General- 
studien in  Arezzo,  Pavia,  Orange,  Genf  und  Lucca  gestiftet,  von  denen 
die  an  den  beiden  letzten  Orten  freilich  nicht  ins  Leben  traten,  er  hat 
die  Hochschulen  zu  Siena  und  Florenz  privilegirt  (Denifle,  Die  Uni- 
versitäten im  Mittelalter.  Berlin  1885.  1,  766  ff.;  427.  579.  468  ff. 
648  f.  651;  447.  562).  Aber  mehr  als  diese  italienischen  und  fran- 
zösischen Bildungsstätten,  welche  nach  Deutschland  nur  durch  verein- 
zelte ihrer  Schüler  und  indirect  wirkten,  hat  seine  Schöpfung  auf  deut- 
schem Boden  unserer  Cultur  genützt:  Prag,  die  erste  deutsche  Uni- 
versität. 

Durch  sie  verpflanzte  er  die  Pariser  Scholastik,  die  er  liebte 
und  bewunderte,  in  deren  Schule  sich  sein  ganzes  Denken  heran- 
gebildet hatte,  nach  Deutschland.  Aber  er  blieb  dabei  immer  der 
treueste  Sohn  der  Kirche,  an  dem  die  gefährlichen  Tendenzen  des 
Nominalismus  spurlos  abprallten:  Reliquienverehning  und  Heiligencult 
waren  ihm  Herzenssache;  neue  Mönchsorden,  wie  die  Karthäuser,  Kar- 
meliter, Serviten,  Cölestiner,  in  das  Königreich  Böhmen  einzuführen, 
die  bereits  eingebürgerten  durch  neue  Stiftungen  weiter  zu  verbreiten 
und  überhaupt  das  Heer  des  regulirten  und  Weltclerus  ins  Ungemessene 
zu  vermehren,  seine  heiligste  Aufgabe.  Er  selbst  —  der  Schüler  des 
späteren  Clemens  VI.  —  war  halb  ein  Mönch  und  Asket,  der  Stunden 
und  Tage  in  einsamem  Gebet,  in  harten  Bussübungen  verbrachte  und 
von  Visionen  heimgesucht  wurde,  bewandert  in  den  christlichen 
Schriften    gleich   einem  Theologen,   so   dass   er  sich  gar  im  Predigen 

von  1477  auf  der  hiesigen  Universitätsbibliothek  ersehe,  in  zwei  verschie- 
dene Tlieile:  der  erste  in  75  Titeln,  von  Titel  S  bis  74  (wo  alter  Schluss 
mit  Amen)  in  mehrfw^-h  gestörter  aber  nocli  durehscheinendtT  alphabetischer 
Ordnung  nach  dogniatiselien  Begriifen,  in  welchem  dem  Citat  jedesmal  die 
typologisehe  Auslegung,  die  'Aloralität'  folgt,  der  zweite  in  267  Kapiteln 
streng  alphabetisch  nach  dogmatischen  Kategorien  geordnete  Sentenzen  aske- 
tisch-moralischen Inhalts.  Aus  einer  Unmasse  kirclilicher  und  profaner 
Schriftsteller,  im  ersten  Theil  auch  und  zwar  überwit^gend  aus  medicinischen, 
naturwissenschaftlichen ,  philosophischen  Werken  griechischer  und  arabischer 
Autoren,  sind  die  Citate  zusammengeliäuft :  die  ^esammte  im  Zeitalter  der 
aviffuonischen  Päbste  erreichbare  Gelehrsamkeit  in  den  Dienst  der  Askese 
und  Erbauung  gestellt,  eine  Fundgrube  f\ir  die  emblematische  Predigt,  und 
nach  Cruel  *(a.  a.  0.)  in  den  späteren  Lehrbüchern  der  Homiletik  empfohlen ! 
Eine  Handschrift  der  Hallisdien  Universitätsbibliothek  (1459—1462  durch 
'Bartholomeus  Lodwig  in  Zcwigkaw'  geschrieben)  giebt  nur  den  ersten  Theil. 
Sie  gehörte  früher  der  Erfurter  Kartliause.  Breslauer  Handschriften  des  14. 
und  1 5.  Jahrhunderts  bei  Henschel,  Synopsis  scriptorum  medii  aevi  mediconim 
ac  physicorum.   Vratislaviac  1817,  Nr.  123.  124.  124  a.  424  -427. 

11* 


148  Zur  KcniitnisK  altdcntsclicr  nandscliriftcn  oto. 

versnchen  konnte.  Indessen  auch  alle  anderen  Sättel  der  scholastischen 
Wissenschaft  waren  ihm  gerecht:  er  konnte,  wie  erzählt  wird,  mit 
Theologen,  Juristen,  Medicinern  und  Artisten  über  ihre  Fächer  dispa- 
tiren.  Die  Mischung  seines  Wesens  hat  etwas  Wunderbares:  sie  trägt 
die  Schuld,  dass  man  ihn  so  selten  richtig  beurtheilt.  Wie  in  seiner 
Verehrung  der  Künste  und  Wissenschaften,  in  dem  internationalen  Zug 
seines  Charakters,  der  sich  z.  B.  in  seiner  beinahe  unglaublichen 
Sprachenkunde  äussert,  in  seiner  Vorliebe  ftir  die  Hotanik,  die  er  durch 
Errichtung  des  ersten  botanischen  Gartens  in  Deutsehland  fordert,  so 
erscheint  er  in  vielem  andern  als  ein  moderner  Mensch.  Er  hatte 
persönliche  Beziehungen  zu  Boccaccio.  Er  stand  Petrarca  nahe  und 
suchte  von  ihm  zu  lernen,  aber  er  Hess  sich  niemals  durch  die  roman- 
tischen Zumuthungen,  die  dieser  an  ihn  richtete,  von  dem  Wege  seiner 
kühlen  Realpolitik  zur  Wiederaufnahme  der  nicht  mehr  lebensfähigen 
Idee  des  Weltimperiums  verleiten.  Er  hatte  aus  der  Geschichte  zu 
lernen  verstanden,  besser  und  besonnener  als  Petrarca,  der  so  gern 
sein  phantastisches  Träumen  mit  ihr  drapirte.  Er  liebte  und  ffirderte 
darum  ihr  Studium,  regte  die  deutliche  Geschichtschreibung  an  und  trat 
selbst  mit  hervorragendem  Geschick  in  seiner  Selbstbiographie  als 
historischer  Schriftsteller  auf.  Er  hatte  im  französischen  Stiiate  die  Ein- 
heit der  Gewalten  kennen  und  schätzen  geleiiit  und  suchte  sie  nun 
in  Deutschland  durchzuführen.  Er  brachte  zum  ersten  Mal  die  poli- 
tischen Bestrebungen  seiner  Vorgänger  seit  dem  Interregnum  zum  glück- 
lichen Abscliluss  und  schuf  im  Königreich  Böhmen  eine  starke,  in  sich 
gefestigte  Hausmacht.  Er  stellte  hier  zuerst  das  Bild  auf  eines  conso- 
lidirten  Staates  mit  durchgreifender  königlicher  Gewalt,  mit  centrali- 
sirter  Verwaltung,  mit  geordneten  Finanzen,  mit  geregelter  Bewirth- 
schaftnng'  der  Domänen,  mit  Sicherheit  des  Verkehrs,  mit  (iewähr  der 
Rechtshülfe  und  des  inneren  Friedens,  mit  Stärkung  und  Förderung 
des  Handels  und  Gewerbes:  das  Bild  des  modernen  Staates.  Er 
vollendete  durch  seine  goldene  Bulle,  welche  die  kurfürstlichen  Rechte 
fixirte,  die  Ausbildung  der  Landeshoheit  und  legte  so  den  Grund  zu 
der  modernen  Fürstensouveränetät.  Er  organisirte  die  Rechtspflege 
durch  Codification  und  Gesetzgebung.  Er  verkehrte  mit  italienischen 
Rechtsgelehrten  wie  Bartolus  von  Sassoferrato,  dem  Haupt  der  juristi- 
schen Scholastiker,  und  anderen,  bediente  sich  ihrer  in  Staatsgeschäften, 
begünstigte  das  Eindringen  des  römischen  Rechts  und  leistete  diesem 
auch  dadurch  Vorschub,  dass  er  das  Amt  eines  Hofpfalzgrafen  aus 
Italien  nach  Deutschland  verpflanzte  (Schröder,  Lehrbuch  der  deutschen 
Rechtsgeschichte  S.  486  f.).  Auf  das  Studium  des  römischen  Rechts 
legte  er  so  gi-osses  Gewicht,  weil  er  darin  eine  Stütze  der  kaiserlichen 
Macht  erblickte,  wie  das  sein  Stiftungsbrief  für  die  Universität  Orange 
vom  4.  Juni  1365  mit  feierlichen  Worten  ausspricht  (Denifle  a.  a.  0. 
1,  469.  Anm.  1017).  Er  suchte  in  der  Maiestas  Carolina  1355  dem 
ganzen  Gebiet  der  böhmischen  Krone  ein  verbessertes  Gerichtsverfahren 
zn  geben :  er  sttlrzte  die  alte  Grafenverfassung  und  bereitete  die  spätere 
Patrimonialgerichtsbarkeit  vor,  aber  er  wollte  das  Recht  gegen  die  aus 


von  Konrad  Burdach.  149 

verknöchertem  Formalismus  fliessenden  Chicanen,  gegen  die  Beeinflnss- 
ungen  seitens  des  Königs  selbst  schützen,  den  Richterstand  heben  durch 
Einführung  des  Amtseids,  durch  Abschaffung  der  Käuflichkeit  des 
Richteramtes.  Er  stellte  sich  zur  Aufgabe,  an  die  Stelle  der  rechtsprechen- 
den, willkürlichen  Barone  gelehrte  Juristen,  Doctoren  des  Rechts  zu 
setzen.  Er  beseitigte  die  Gottesnrtheile  und  schränkte  die  Anwendung 
des  Zweikampfes  als  gerichtlichen  Entscheidungsmittels  ein  und  schied 
so  zwei  wichtige  Elemente  des  nationalen  Geiichtsverfahrens  aus.  Er 
erliess  genaue  Vorschriften  zur  Sicherung  der  königlichen  Forsten  in 
weiser  Erkenntniss  ihrer  wirthschaftlichen  Bedeutung. 

Man  hat  Karl  IV.,  einen  Ausspruch  des  ihm  als  Staatsmann  weit 
unterlegenen  Maximilian  wiederholend ,  den  Vater  des  Königreichs 
Böhmen,  des  heiligen  römischen  Reichs  Erzstiefvater  genannt.  Richtig 
ist  daran  die  erste  Hälfte :  er  war  ein  guter  Vater  seines  Landes,  aber 
er  diente  gerade  dadurch  auch  dem  Reiche.  Freilich  fasste  er  dies, 
fasste  er  das  Kaiserthum  nicht  mehr  im  Sinne  der  mittelalterlichen 
Tradition  auf,  an  die  der  Romantiker  Maximilian  noch  ein  Jahrhundert 
danach  glaubte.  Karls  höchstes  Ziel  war  ein  anderes,  es  hiess:  Her- 
stellung der  Autorität  des  Staates,  Ordnung  der  öffentlichen  Zustände, 
treu  dem  Wahlspruch  im  Eingang  zur  Maiestas  Carolina:  *praeterita 
reform  are,  praesentia  bene  disponere*. 

Nüchtern,  kalt,  zäh,  berechnend  und  vorsichtig  nur  nach  dem 
Erreichbaren  trachtend,  ein  guter  Kenner  der  Menschen  und  der  Welt, 
beugte  er  sich  vor  der  geschichtlichen  Noth wendigkeit:  er  begriff,  dass 
dem  wankenden  Körper  ein  neuer  Halt,  dem  in  Atome  zerfallenden 
Staatswesen  *)  ein  neuer  Grund  bereitet  werden  müsse.  Während  seiner 
Regierung  und  unter  seiner  Mitwirkung  rückt  der  politische  Schwer- 
punkt des  Reichs,  rückt  der  Schwerpunkt  der  deutschen  Cultur  nach 
dem  Osten  und  Nordosten.  Sein  Königreich  Böhmen  umfasste  zuletzt 
das  heutige  Böhmen,  Mähren,  Oesterreich-Schlesien ,  die  Ober-  und 
Niederlausitz,  das  preussische  Schlesien,  die  Mark  Brandenburg,  umfang- 
reiche Gebiete  in  der  Obei-pfalz,  Franken,  Meissen,  dem  Voigtlande, 
und  reichte  von  den  Thoren  Nürnbergs  bis  an  die  Küstenstriche  der 
Ostsee.  Dazu  kam  die  Lehnshoheit  über  den  grössten  Theil  von  Meissen, 
die  auch  später  noch,  als  durch  den  Vertrag  von  1455  die  Markgraf- 
schaft an  das  Herzogthum  Sachsen  fiel,  dem  Königthum  Böhmen  er- 
halten blieb,  über  Territorien  in  Franken  und  Mecklenburg.  Karl  hat 
mit  seinem  Hofe,  so  lange  er  herrschte,  überwiegend  die  nordöstlichen 
Gebiete,  ferner  Franken  und  Nürnberg,  die  Rheinlande  von  den  Nieder- 
landen bis  nach  dem  Elsass  und  Lothringen  besucht  (Huber,  Regesta  Im- 
perii  unter  Karl  IV. ,   S.  XXXU).     Die  alten  Herde  der  deutschen  Bil- 

1)  Ein  anschaiiliclies  Bild,  das  mit  erschreckender  Eindringlichkeit 
redet,  giebt  Weninsky  in  dem  Abschnitt  „Die  Verfassung  des  deutschen 
Reichs  um  das  Jahr  1346"  (Geschichte  Kaiser  Karl  IV.,  11,  1,  1—59).  Zur 
(Charakteristik  der  Kechtszustände  um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  vgl. 
jetzt  Zamcke,  Causa  Nicolai  Winter:  Abhandlungen  der  phil.-hist.  Cl.  der 
Kgl.  Sachs.  Gcsellsch.  der  Wissensch.    Bd.  12.    Leipzig  IbOO. 


150  Zur  KeDDtniss  altdentscher  Handschriften  etc. 

dnng,  des  politischen  Lebens,  Schwaben  und  Baiern,  verUess  er:  zeigten 
sie  doch,  zumal  Schwaben,  in  ihrer  politischen  Zerklüftung  den  Reichs- 
organismus in  völliger  Auflösung.  Hier  war  kein  empfänglicher  Boden 
ftir  seine  Centralisirungsarbeit :  wie  kläglich  waren  nicht  seine  Bemüh- 
ungen gescheitert,  die  weiser  Einsicht  in  das  dem  zemssenen  Vater- 
lande Nothw endige  entsprangen,  als  er  1350  den  schwäbischen  Städte- 
bund auflöste  und  zur  Ausgleichung  der  divergirenden  Bestrebungen 
der  beiden  Stände  dafür  einen  allgemeinen  Landfriedensbund  der  Herren 
und  Städte  Schwabens  errichtete!  Dagegen  knüpfte  er  die  östlichen 
und  nordöstlichen  Länder,  wo  das  Deutschthum  erst  vor  Kurzem  gegen 
slavische  Völker  vordringend  sich  festgesetzt  hatte  und  noch  die 
erste  Frische  und  Lebenskraft  der  Jugend  besass,  an  die  breite  Basis 
aller  Cultur,  die  nach  Deutschland  seit  den  Zeiten  der  Römer  je  ge- 
kommen ist:  das  Land  des  untern  und  mittleren  Rheins.  Und  er  er- 
kannte, dass  auch  das  sprachlich  geschiedene  Niederdeutschland,  sollte 
es  dem  Reich  nicht  verloren  gehen  wie  die  schweizerische  Eidgenossen- 
schaft, wieder  enger  an  das  deutsche  Centrum  gefügt  werden  müsse. 
Darum  interessirte  er  sich  so  sehr  für  das  Gedeihen  Magdeburgs  und 
suchte  es  durch  die  Reinigung  der  Moldau  auf  dem  Wege  directer 
Schiffahrt  mit  Prag  und  Hamburg  zu  verbinden.  Darum  plante  er 
die  Schiffbarmachung  der  Oder,  darum  und  in  der  sich  freilich  nicht 
erfüllenden  Hoffnung,  die  Hansa  unter  seine  Leitung  zu  bringen,  unter- 
nahm er  1375  mit  seiner  Gemahlin  und  glänzendem  Gefolge  den  pomp- 
haften Zug  nach  Lübeck.  Der  gesammte  deutsche  Osten  mit  den 
grossen  Stapel  platzen  Hamburg,  Lübeck,  Frankfurt,  Danzig,  Breslau, 
Krakau,  Prag,  Nürnberg  sollte  eine  wirthschaftliche  Einheit  werden 
und  unmittelbar  mit  Venedig,  der  Pforte  für  den  italienischen  und 
levantinischen  Handel  in  Austausch  treten.  In  weiterer  Feme  schwebte 
ihm  auch,  wozu  die  Erbverträge  mit  Oesterreich  und  Ungarn  (1364) 
den  Weg  eröffneten,  eine  noch  umfassendere  grosse  östliche  Monarchie 
internationalen  Charakters  über  deutsche,  magyarische  und  slavische 
Völker  vor.i) 


1)  Für  die  obige  Charakteristik  ist  die  wichtigste  Litteratur  über 
Karl  IV.  zu  Rathe  gezogen  worden:  Pclzel,  Kaiser  KarilV.,  Prag  1780;  Pa- 
hicky,  Geschichte  von  Böhmen.  Bd.  II,  2.  Prag  183<J,  8.  2153  ff.;  Schlesinger. 
GoRchichte  Böhmens.  Prag-I^ipzig  ISOO,  S.  2(i6ff.;  Friedjung,  Kaiser  KarilV. 
'und  sein  Antheil  am  gei.stigen  Leben  seiner  Zeit.  Wien  ISTü;  Ott,  Beiträge 
zur  Receptionsgeschiclite  des  römisch  -  kanonischen  Processes  in  den  böhmi- 
schen Ländern.  Leipzig  1870,  S.  51  ff.  H>5ff.;  VVcninsky,  (icschiclitc  Kai.^er 
Karls  IV.  und  seiner  Zeit.  Innshnick  18s(l— 18S0;  0.  Lorenz,  Deiitsehlands 
(iesehie.htsquellen  3  l,:i()4ff.:  llötler,  Mittlieihmgen  des  Vereins  lür  (Je- 
schiohte  der  Deutsehen  h\  Böhmen  2."»  (IS^7^.  S.  3ff.;  L.  v.  Kjinke.  Weltge- 
sehiehte  IX,  1,  S.  9uff. ;  Werunskv,  Die  Maie.stjus  Karolinu,  Zeit.^elirift  der 
Savignystiftung  fllr  Keelitsjre.M-hielite.  (Jermani.st.  Abth.  w  (l*^^i>).  S.  (14  ff. 
Auch  aus  Loserths  Ari)eiten  lml)e  ieli  naeh  Kräften  zu  h'rnen  p'sueht.  In 
wiefern  ich  von  der  landläufigen  Auffassung  abweiche,  werden  Kenner  leicht 
sehen.  .lede  Benrtlieilung  Karls  geht  meiner  Ansieht  nach  von  vornherein 
irre ,  wenn  sie  an  ihn  den  Massstab  legt  des  romnntisehen  Ideals  der  mittel- 
alterliehen Kaiserherrlielikeit ,  ihn  an  seinen  grossen  Vorgängern  lleinrieli  VI. 
und  Friedrich  11.  misst  statt  an  seinen  Naehfolgern. 


von  Konrad  Bnrdach.  151 

Nach  Karls  IV.  Tod  zerbröckelte  die  luxemburgische  Haasmacht 
und  die  Hussitensttlrme  fegten  aus  dem  Kronlande  Böhmen  die  deutsche 
Cultur  hinweg.  Aber  der  mächtige  Anstoss,  den  die  Karolinische 
Zeit  gegeben  hätte,  dauerte  im  Osten,  nur  etwas  weiter  nach  Norden 
geschoben,  fortJ)  An  die  Stelle  des  prunkvollen  Prags,  wohin  während 
des  14.  Jahrhunderts  aus  Schlesien ,  Thüringen-Meissen .  Brandenburg, 
Pommern,  Prcussen  massenhafter  Zuzug  geströmt  war,  traten  zunächst 
Leipzig  und  Erfurt,  dann  zeitweise  Wittenberg,  Jena,  Frankfurt,  Königs- 
berg als  geistige  Führerinnen  der  umliegenden  Gebiete,  während  Rostock 
und  Greifswald  nie  tiber  engere  locale  Bedeutung  hinauskamen,  und 
der  Aufschwung  des  gesammten  nördlichen  Deutschlands,  den  Karls 
Politik  angebahnt  hatte,  nahm  in  den  folgenden  Jahrhunderten  stetig 
zu,  bis  dann  Brandenburg  den  Schwerpunkt  der  deutschen  Cultur  an 
sich  zog  und  in  seinem  Herrscherhause  für  die  neue  Einheit  des  Vater- 
landes der  Träger  eretand.  Dasselbe  Brandenburg,  dem  Karl  zuerst 
die  Grundlage  seines  Besitzstandes,  die  Ordnung  seiner  Verwaltung  ge- 
sichert hatte  durch  das  bedeutungsvolle  Landbuch  von  1373 — 1375, 
in  welchem  —  es  liegt  eine  ergi'eifende,  weissagende  Symbolik  darin!  — 
so  oft  der  Name  seines  unversöhnlichen  Gegners  erscheint:  Claus  von 
Bismark,  der  Ahnherr  Ottos  von  Bismarck-Schönhausen. 

Im  deutschen  Osten  war  der  Zusammenhang  mit  den  alten  natio- 
nalen Ueberlieferungen  kein  so  starker  Als  in  dem  deutschen  Mutter- 
lande. Auf  dem  colonisirtem  Boden  leistete  das  deutsche  Wesen 
neuen,  fremden  Culturelementen,  die  von  aussen  eindrangen,  geringeren 
Widerstand.     Hier,  wo  überdies  in  Folge  der  einfacheren  wirthschaft- 

1)  Für  Schlesien  vgl.  Henschel,  Schlesiens  wissenschaftliche  Zustände 
im  U.Jahrhundert.  Breslau  1S50,  S.  lOff.,  Heyne,  Documentirte  Geschichte 
des  Bisthunis  Breslau.  Breslau  1804.  2,  123  ff.  134  If.  GrUnha^eii,  Geschichte 
Schlesieus.  Gotha  1S84.  1,  415  If.;  für  Zittau,  das  damals  nicht  zur  Lausitz, 
sondern  luimittelbar  zu  Böhmen  gehörte :  Pescheck,  Handbuch  der  Geschichte 
von  Zittau.  Zittau  1834.  1,  543  f.;  tür  die  Lausitz:  Pescheck  N.  Lausitz.  Magaz. 
12,  93flf.  13,  Gl  flf.;  0.  Tschiersch,  Geschichte  des  Luckauer  Schulwesens. 
Progr.  d.  Gymn.  zu  Luckau.  1880  Nr.  71,  S.  4 ;  fllr  den  Bestand  der  Prager  Uni- 
versität an  Meissneru,  aber  auch  an  Norddeutschen  und  Schlesiern 
während  der  Zeit  vor  1409  sind  sehr  lehrreich  die  Nachweise  Gersdorfs  zu  dem 
Abdruck  der  ältesten  Verzeichnisse  der  Graduirten  und  Scholaren  Leipzigs:  Die 
Universität  Leipzig  im  ersten  Jahre  ihres  Bestehens,  Bericht  der  deutschen 
(lesellsi'haft  in  Leipzig.  Leipzig  1847.  S.  25ff. ,  und  Muthers  Angaben  über 
die  Juristen  Erfurts:  Zur  Geschiehteder  Rechtswissenschaft.  Jena  1876,  S. 
207  ff.;  für  Mecklenburg:  Krabbe.  Die  Universität  Rostock  im  15.  und  10.  Jahr- 
liund<Tt.  Rostock-Scjiwcrin  1854,  S.  12  und  K.  E.  II.  Krause,  Zur  Gescliichte 
der  ersten  Jalire  der  Universität  Rostock.  Progr.  der  gr.  Stadtschule  zu 
Rostock.  1^75,  S.  iGft*.  (Nachweis  in  Prag  (Tchihleter  bez.  (Jraduirter,  die 
sicli  in  Rostock  niedergelassen  h.iben):  iVir  Pommern:  Kosegarten,  (beschichte 
der  Universität  (Jreifswald.  (ireifswald  1857.  1,  13  ff.:  über  Preussens 
Kontingent  dürfen  wir  von  Herrn  Dr.  Max  Perlbach  Mittheilungen  erwarten. 
Vgl.  andi  Schulte,  (icsclüchte  der  Qnellen  und  Litteratur  des  canonisclien 
Rechts  2,  451).  Anm.  1 1  nnd  Denitle,  Die  Universitäten  im  Mittelalter  1,  501  ff. — 
Hauptqnelle  ist  natürlicli  der  Index  zum  Prager  Liber  decanonun  und  Album 
facultatis  juridicae:  Monumenta  historica  Univers.  Pratensis  1,2,  S.  44'.)  ff.  II, 
1,  S.  105  ff. 


152  7av  KeDDtniss  altdoiit^clier  TTandsclirifton  etc. 

lieberen  Verhältnisse  die  socialen  Gegrensfitze  nicht  annähernd  so  scharf 
und  unversöhnlich,  wo  die  Bedürfnisse  lanp^e  nicht  so  complicirt  waren 
als  in  dem  von  Capitalismus  und  Pauperismus  h('im<;esuchten  Westen 
und  darum  die  Einheit  des  Rechts  auf  weniger  Ilindeniisse  stiess,  voll- 
zieht sich  am  frühesten  und  leichtesten  die  Reception  des  römischen 
Hechts,  hier  in  Böhmen  findet  zuerst  der  italienische  Humanismus,  die 
gleichzeitige  französische  und  italienische  Kunst  und  Wissenschaft 
freundliche  Aufnahme  und  lebliafte  Nachahmung,  hier  gewinnt  die 
Lehre  Wiclifs  zuerst  weiten  Boden,  und  indem  sie  neben  waldensi- 
schen  und  anderen  häretischen  Strömungen  einhergehend  und  mit  ihnen 
sich  mischend  die  hussitische  Bewegung  entfesscltJ)  in  der  ausser  dem 
Keformationsgedanken  zum  ersten  Mal  das  Princip  der  Nationalität 
mit  der  Kraft  einer  elementaren  Naturgewalt  in  die  Weltgeschichte 
tritt,  wirkt  sie  nahezu  unermesslich.  Aber  dieses  Zusammendrängen 
so  heterogener  Einflüsse  in  engem  Baume  und  die  furtwährende,  sich 
steigernde  Reibung  der  slavischen  an  der  eingewanderten  Nation  wirken 
auch  auf  die  schöpferische  Fähigkeit  der  hier  vereinigten  deutschen 
Bevölkerung  befruchtend,  treibend  wie  ein  (iewitten-egen :  hier  wird 
der  Grund  gelegt  für  den  ostmitteldeutschen  Charakter  der  neu- 
hochdeutschen Schriftsprache,  hier  bildet  sich  zuerst  eine  formgewandte 
wissenschaftliche  und  litterarische  deutsche  Prosa,  hier  entsteht  die 
erste  wirksame,  tlber  ein  Jahrhundert  verbreitete  deutsche  Uebersetzung 
des  neuen  Testaments,  hier  werden  erfolgreiche  Versuche  einer  pro- 
saischen Verdeutschung  der  ganzen  Bibel  gemacht,  hier  unternimmt 
man  es  zuerst,  antike  Autoren  in  deutscher  Prosarede  sprechen  zu 
lassen. 

1)  Vgl.  jetzt  Loserth,  Bus  und  Wiclif  Zur  Oouosis  der  Inisitischen 
Lehre.  Prag-Leiozig  1S84,  imd  Mittheilungen  des  Vereuis  tllr  (umschichte  der 
Deutschen  in  Böhmen  25,  329 ff.;  Wattonbach,  Sitzungsboriirhto  dor  Berliner 
Akademie  der  Wissenscli.  Plül.-hisr.  (.'1.  lsh7  II.  517  ft'.  (Bokcnutuisse  des 
Johann  von  Brllnn)  und  Abhandlungen  der  Berl.  Akadt-niii'  l*^b^  (Handbuch 
i'ines  Inquisitors  in  Schlesien  und  Polen):  Preger,  Abhandl.  der  MUnchener 
Akad.  der  Wissensch.  Histor.  Cl.  is^T.  München  IsM».  1*^.  1.  S.  1  ff.:  H. 
Haupt,  liistur.  Zeitschr.  61,  39 ti'.  und  Deutsclie  Zeitschrift  für  (icschichts- 
wissenschatY  1,  2S5ti*.  3,  337  ff.:  Ooll.  Mitthcilnngcn  des  In.stituts  tllr  Öster- 
reich. (ieschicht.*;forschung  0,  32«  ff.  Per  wiclititische  Kiiitiuss  reichte  übrigens 
l»is  in  die  Littenitur  der  Landesspnieheii.  Das  künsthrisch  betleutendste 
deutsche  Prosawerk  der  giuixen  Kpoelie:  Der  Aekerinanii  aus  BT» Innen 
von  Johann  in  Siiaz  entlehnt,  was  bislier  Niemand  bemerkt  liat.  den  Titel 
und  die  Fiction.  dass  ein  Landmann  über  die  grossen  Welträthsel  seine  Ge- 
danken ausspriciit.  dass  er  der  (u»wissensiuigst  und  dem  Sclirecken  vor  dem 
dahemisenden  Todesengel  der  Pest  die  mensehliclie.  die  ewige  Natur  und 
die  göttliche  Weltordnung  gegenüberstellt,  dem  gi'waltigen  englisdien  Ge- 
dichte Wilhelm  Langlands  v«m  13r)2  -Peter  der  Aekermanir  (Piers 
the  IMowman),  einem  wirkungsvollen  Vorklange  der  Lehren  Wielit's,  und 
dessen  Nachahmungen:  'Tiers  the  Phtughmans  Credo"  (um  1394).  'Plownian.s 
Tale*  (jünger  sind:  -(Jod  spede  the  IMongh*.  *IIow  the  IMownmn  lerned  bis 
Paternoster*).  Leber  diese  englischen  Dichtungen:  Lecliler,  Johann  Wiclif 
l,244tr.  2.30  11'.  10511'.:  ten  Brink.  (ieschichte  der  englischen  Litteratur  1. 
445  1V.  2,  1,  2(»9.  Köning,  (;rundriss  der  Geschichte  «ler  engli.schen  Littrratiir. 
Münster  U>s7,  S.  j:.3  1'.  AuchChaneer  ist  mn  Langhmds  poetisclnT  Schöpf- 
ung beeinthisst  in  seinen    ('anterlMiry  tales'  (s.  ten  IJrink  a.  a.  D.  2,  1.  l.-»l). 


von  Konrad  Bnrdach.  153 

Mit  einem  Worte:  hier  strömt  fast  alles  Neue,  Grosse,  was  das 
Zeitalter  der  Reformation,  d.h.  4ie  Zeit  von  1350—1600,  bringen 
sollte,  wie  in  einem  grossen  Sammelbecken  zusammen. 

Welche  Canäle  haben  diese  angestaute  Fluth  weiter  verbreitet? 
Dem  Ziel  gegenwärtiger  Unterauchungen  gemäss  verfolge  ich  nur  die, 
welche  in  der  litterarischen  Production  und  ihrer  schriftlichen  Fixirung 
flicssen.  Auch  für  sie  bedeutet  die  Rarolinische  Epoche  einen 
Wechsel  der  Richtung:  Abkehr  vom  Alten,  Umgestaltung  des  Ueber- 
lieferten. 

Nur  wenige  Personen  sind  es,  die  an  der  Spitze  dieser  Beweg- 
ung stehen ;  alle  aus  der  Umgebung  des  Kaisers.  Ihre  geistige  Cultur 
hat  der  gebildetste  Mann  der  damaligen  Welt,  Petrarca,  aufs  höchste 
gepriesen.  ^)  In  der  Fülle  aber  ihrer  mannigfachen  Bestrebungen  er- 
scheint als  einigender  Mittelpunkt,  als  Ursprungsort  der  meisten  An- 
regungen die  kaiserliche  Kanzlei,  und  in  dieser  wieder  als  fah- 
rende Gestalt,  die  des  Kaisers  Wollen  am  wirksamsten  verkörperte: 
Johann  von  Neumarkt. 

Die  Kanzlei  und  die  Reception  des  römischen  Rechts. 

Gebürtig  aus  Neumarkt  in  Schlesien,  bekleidete  Johann  Anfangs 
(jedenfalls  noch  am  23.  October  1349)  das  Pfarramt  daselbst  und 
unterstand  in  diesem  dem  Bischof  von  Breslau.  Am  16.  October  1347 
können  wir  ihn  zuerst  in  der  Kanzlei  Karls  IV.  nachweisen ,  wo  er 
als  Notar  angestellt  war,  am  14.  Juni  1351  mit  der  Würde  eines  Domherrn 
von  Breslau  und  Olmtttz  als  Notar,  Geheimschreiber  und  Hofgesinde  des 
Königs,  also  in  dessen  Hofrath,  seit  dem  19.  September  1352  als  Proto- 
notar.und  erwählter  Bischof  von  Naumburg.  Er  wird  am  22.  November 
1353  Bischof  von  Leitomischl,  führt  seit  dem  26.  December  den  Titel 
Kanzler  des  königlichen  Hofes,  verwaltet  dies  Amt,  auch  nachdem  er 
am  12.  Juli  1354  zum  Bischof  von  Olmütz  ernannt  worden  ist,  mit  einer 
kurzen  Unterbrechung  (1364—  1365)  länger  als  zwei  Jahrzehnte  (zuletzt 
mit  diesem  Titel  in  Urkunden  am  29.  Juni  1374),  erlangt  1365  die 
Würde  eines  'Comes  regalis  capellae  Boemiae',  wodurch  er  dem  Range 
nach  unmittelbar  hinter  den  Erzbischof  gestellt  war,  und  stirbt  eben 
zum  Bischof  von  Breslau  erwählt  im  December  1380.  Sein  Kanzleramt 
hat  er  nicht  freiwillig  niedergelegt:  aus  den  Schlnssworten  der  von  ihm 
zusammengestellten  Cancellaria  Caroli  quarti,  in  der  er  sich  ^nunc  con- 
temptus  cancellarius '  nennt,  schliesst  man,  dass  er  beim  Kaiser  in  Un- 

1)  Seine  Worte  enthalten,  auch  wenn  mau  das  bei  einem  solchen  Erz- 
schmeichler notliwendig  abzuzieliende  Maass  in  Abrechnung  bringt,  noch  inmier 
eine  starke  Auszeichnung:  *Ego  vero  nihil  barbarum  minus  nihil  humanum 
magis  proliteor  nie  vidisse  cjuam  Caesarem  et  aliquot  circa  eum  summos  vires, 

auorum  modo  nou)inibus  scienter  abstineo :  summos  inquam  viros  et  insignes, 
ignos  maiori  memoria:  quod  ad  haec  attinet  abunde  mites  et  affabiles  velut 
si  Athenis  atticis  nuti  essenf  (Brief  an  Erzbischof  Ernst  von  Pardubitz,  aus 
Mailand,  bei  Fracassetti  Francisci  PctrarcAe  epistolac.  Florentinae  1**63,  3, 
58.  Hb.  21,  epist.  l). 


154  Zur  Kenntniss  altdeutsclior  Ilandschriften  etc. 

f^ade  gefallen  sei,  und  seine  neuerdings  aus  einer  Klagenfurter  Hand- 
schrift herausgegebenen  Briefe  zeigen,  das»  gegnerische  Einflüsse  ihn 
aus  seiner  Stellung  verdrängten.  *) 

Dieser  Mann,  der  den  König  auf  allen  wichtigen  Reisen  be- 
gleitete, mit  ihm  Italien  besuchte  und  dort  Petrarca  kennen  lernte,  ist 
ohne  tVage,  wenn  auch  politisch  nicht  bedeutend,  weitaus  die  univer- 
sellste Persönlichkeit  unter  den  hohen  Beamten  des  Königs  und  sein 
geschicktestes  Werkzeug.  Ihm  gebührt  das  Verdienst,  seit  Karls 
Kaiserkrönung  eine  durchgi-eifende  Reform  der  königlichen  Kanzlei 
ausgeführt  zu  haben  (vgl.  Lindner,  Das  Urkundenwesen  Karls  IV., 
8.  126).  Bei  der  wichtigsten  politischen  Massregel  Karls  IV.,  der  Ab- 
fassung der  goldenen  Bulle,  war  er  als  Mitarbeiter,  d.  h.  mindestens 
als  stilistischer  Redaktor,  betheiligt.  Ein  begeisterter  Verehrer  Pe- 
trarcas, dessen  freundschaftliche  Correspondenz  mit  dem  Kaiser  durch 
seine  Hand  ging  und  mit  dem  er  selbst  befreundet  war  und  eifrig 
Briefe  wechselte,  ein  Bewunderer  Cola  di  Rienzos,  dessen  Erscheinen 
in  Prag  (1350)  das  gi'össte  Aufsehen  gemacht  hatte,  erhob  Johann  die 
Prager  Schule  des  Notariats,  welche  schon  lange  in  einem  gewissen 
Ansehen  stand  (Voigt,  Wiederbelebung  des  classischen  AlterthumsS  2, 
272;  liresslan.  Handbuch  der  Urkundenlehre  1.  Leipzig  1889,  S.  645 
Anm.  2)  durch  sein  lateinisches  Epistolar-  und  Formelbuch,  die  soge- 
nannte Summa  cancellariac  Caroli  IV,  auf  die  Höhe  eines  unbestrittenen 
Musters  der  Wohlredenheit.  Eine  ähnliche  Formelsammlung  ver- 
anstaltete er  für  seine  Olmützer  Diöcese:  Cancellaria  officii  Olomu- 
censis.  Sie  mag  aus  seinen  letzten  Lebensjahren  heiTühren  und  erst 
nach  seinem  Tode  redigirt  sein  (Tadra,  Archiv  für  Österreichische  Ge- 
schichte 68,  5  f.).  In  der  einzigen  Prager  Handschrift  ist  sie  verbun- 
den mit  einem  Ordo  judiciarius,  einem  geistlichen  Formelbuch  nebst 
Briefen  des  Erzbischofs  Ernst  von  Prag  und  einer  Rhetorik:  man  er- 
kennt   in    dieser    Vereinigung    ein    Hilfsbuch    für    den  Gebrauch    der 

1)  Friedjung,  Kaiser  Karl  IV.,  S.  107  flf.;  Huber,  Regesten  des  Kaiser- 
reiches unter  Karl  IV.,  S.  XLllff. ;  Benedict,  Das  Leben  des  heiligen  Hiero- 
nynius  in  der  Uebcrsotziing  des  Bischofs  Johannes  A^lll.  von  OlniUtz.  Biblio- 
thek der  imttclhochd.  Littcratur  in  Böhmen,  Bd.  3.  Prag  18S0,  8.1  ff.; 
Liudner,  Das  Urknndenwesen  Karls  IV.  und  seiner  Nachfolger.  Stuttgart 
1882,  S.  l()f.;  Ruber,  Allgem.  deutsche  Biogr.  14,  4(58 f.;  Tadra,  Archiv  für 
öste|T,  (ieschichte  ()8,  1  IT.  Unzugänglich  ist  mir  ein  Aufsatz  über  ihn  von  Tadra 
im  Casopis  musoa  1h8<>,  8.  85  f.  —  Das  Lebensbild  Johanns  gestaltete  sieh 
noch  viel  roieher,  wollte  man  mit  .loh.  Ileyno  (Documentirte  (lesehichte  des 
IJisthums  und  llodistiftos  Breslau.  Bd.  2.  '  Breslau  1804,  8.  212  ff.)  ihn  auch 
in  Jenem  .lohann  von  Neumarkt  wiedererkennrn,  der  Magister  imd  Doctor 
der  Medifin,  IH(»()  Archidiakonus  zu  Glogau,  in  diesiMu  .Jahre  ein  Anniversa- 
rinni  Hir  seine  Soclenrnhe  in  der  Pfarrkirche  von  Neumarkt  stiftete  nnd  Ver- 
fasser mehrerer  mediciniselier  Schriften  ist.  Allein,  so  gut  Zeit  und  Ort  dazu 
l)assen  würde,  gegen  diese  Identitieinmg  sprieht.  (Iju<s  der  Kanzler  Karls  IV. 
niemals  sonst  Magister  oder  gar  Doctor  <ler  Medicin  genannt  wird.  Ebenso- 
wenig ist  jener  .loannes  de  Novof(>ro,  der  am  9.  Febr  lar  1375  zum  Licentiaten 
iiromovirt  wird  (MonunuMita  historica  Universitatis  Pragensis  1,  1,  His)  mit  <lem 
Kanzler  eine  Person. 


von  Konrad  Burdach.  155 

» 

Kanzleien.  Und  ein  solches  liegt  uns  auch  vor  in  der  interessanten 
Klagenftirter  Handschrift  (Tadra  a.a.O.  8.  6  ff),  die,  wenn  schon  nicht 
unmittelbar  unter  den  Augen  Johanns,  doch  auf  seine  Veranlassung  ent- 
standen ist.  Sie  enthält  folgende  Stücke:  das  Formelbuch  des  Hen- 
ricus  Italiens,  das  in  der  königlichen  Hofkanzlei  zu  Prag  etwa  1283 
— 93  von  dem  aus  Isernia  stammenden  Verfasser,  dem  Notar  König 
Wenzels  U.  hergestellt  worden  ist  (Voigt,  Archiv  für  Österreich.  Ge- 
schichte 29,  1  ff.;  Ott  a.  a.  0.  8.  71,  Anm.  14;  Bresslau,  Urkundenlehre 
1,  645  Anm.  2);  ein  Verzeichniss  von  Titeln  geistlicher  und  weltlicher 
Würdenträger ;  die  Cancellaria  Caroli  IV.  in  einer  sehr  umfangieichen 
Gestalt,  die  sich  durch  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Briefen  Johanns 
auszeichnet  und  etwa  aus  dem  Jahre  1378  herrühren  dürfte;  ferner 
'Formae  devolutionum'  (sc.  bonorum);  eine  Sammlung  von  Briefen  in 
der  Weise  Johanns,  gi'ossentheils  nur  Stiltibungen ;  endlich  ein  Formel- 
buch aus  dem  13.  Jahrhundert  mit  Briefen  von  König  Wenzel  H. 

Der  mannigfaltige  Inhalt  dieser  Werke,  welcher  eine  genauere 
Untersuchung  verdiente,  zeigt  uns  Johann  direct  wirksam  im  Dienste 
jener  grossen  geschichtlichen  Bewegung,  die  sich  zuerst  auf  deutschem 
Boden  im  Königreich  Böhmen  vollzog  und  von  den  Kreisen  der  Kanz- 
leien aus  sich  verbreitete:  die  Verdrängung  des  nationalen  Gerichts- 
verfahrens, wie  es  im  sächsischen  und  süddeutschen  Recht  festgestellt 
war,  durch  Einbürgerung  des  canonischen  Processes,  canonistischer 
Rechtsanschauungen,  durch  Ausbildung  einer  sicheren  Technik  des 
schriftlichen  Verfahrens,  durch  Heranziehung  civilistischer  Lehren 
und  allmähliche  Anbahnung  der  Reception  des  römischen  Rechts. 

Hier  in  Böhmen  hatte  schon  früher  die  um  1300  von  Wenzel  II. 
erlassene  Constitutio  juris  metallici,  das  Werk  eines  italienischen 
Juristen,  den  ersten  Versuch  der  Codification  römisch -canonischen 
Processrechts  für  ein  weltliches  Gericht  in  Mitteleuropa  gebracht,  der 
in  der  Praxis  zuei-st  durch  den  Bergschöffenstuhl  zu  Kuttenberg  Gelt- 
ung gewann,  und  damit  den  Grund  für  die  folgende  Entwickelung  ge- 
legt (Ott,  Beiträge  zur  Receptionsgeschichte  des  römisch-canonischen 
Processes  S.  169  ff.).  Seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  besitzen  nun 
auch  die  obersten  Beamten  der  königlichen  Kanzlei  und  der  fürst- 
lichen Kanzleien  Kenntniss  des  fremden  Processrechts,  werden  die 
Stadtschreiber,  welche  in  vielen  böhmischen  Orten  (in  Iglau,  Kleinseite 
Prags,  Prag-Neustadt,  Dux,  Beraun)  zugleich  das  Amt  des  Schulmeisters 
bekleiden,  rechtskundig.  Jetzt  mehren  sich  auch  die  öffentlichen  Notare, 
die  meist  aus  den  genannten  beiden  Klassen  von  Kanzleibeamten 
hervorgehen.  Sie  alle  —  die  Secrotüre  der  königlichen,  fürstlichen, 
städtischen  Kanzleien  wie  die  'notarii  publici'  —  sind  Träger  der  Re- 
ception des  fremden  Processrechts,  theils  in  ihrer  amtlichen  Wirksam- 
keit als  Organe  für  die  Urkundenerrichtung,  indem  sie  mit  der  neuen 
Terminologie  auch  die  neuen  Begriffe  einbürgerten  und  damit  allmäh- 
lich auch  den  Instituten  des  fremden  Gerichtsverfahrens,  endlich  sogar 
d(m  Formen  und  Grundsätzen  desselben  Eingang  schafften,  theils  in 
ihrer     ausseramtlicli(^n     Thätiirkt^t    als     von    den     Parteien    erwählte 


156  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Schied8richter.  Und  weitaus  die  Mehrzahl  dieser  Leute  ist  aus  der 
königlichen  Kanzlei  unmittelbar  hervorgegangen  oder  doch  durch  ihr 
Vorbild,  durch  Anleitung  und  Muster,  die  aus  ihr  flössen,  geschult. 

Begreiflicherweise  war  einer  der  erfolgreichsten  Lehrer  des  Kanzlei- 
personals Böhmens  und  der  angrenzenden  Gebiete  Johann  von  Neumarkt, 
der  in  seiner  Eigenschaft  als  Kanzler  der  Reichskanzlei  fortwährend 
eine  beträchtliche,  oft  wechselnde  Schaar  von  Protonotaren ,  Notaren, 
Registratoren  zur  Unterweisung  und  Beaufsichtigung  unter  sich  hatte. 
Die  auf  ihn  zurtlckgehende  Summa  cancellariae  Caroli  IV.,  eine  Muster- 
sammlung von  Urkunden  und  Briefen  der  königlichen  Kanzlei ,  ist  in 
mehreren  Redaktionen,  die  den  alten  Bestand  mannigfach  vermehren 
und  ändern,  verbreitet  gewesen  und  ward  auch  in  städtischen  Kanz- 
leien, wie  einige  ofl'enbar  für  solche  angefertigte  Handschriften  be- 
weisen, viel  benutzt.  Ganz  greifbar  tritt  uns  der  weite  Kreise  ziehende 
Einfluss  der  Reichskanzlei  entgegen  in  einem  Manne  wie  Johann  von 
Gelnhausen. 

Er  stammte  aus  Gelnhausen,  sein  Vater  hiess  Konrad  Richmnt. 
Seine  Familie  scheint  jedoch  nach  Humpoletz  in  Böhmen  ^)  übersiedelt 
zu  sein.  Ob  er  bereits  hier  oder  noch  in  dem  Stammort  geboren  ist, 
bleibt  unsicher.  Er  empfing  geistliche  Bildung  und  nannte  sich  selbst 
'clericus  Pragensis  diöceseos\  Zunächst  wurde  er  Grubenschreiber  bei 
dem  Bergwerksbesitzer  Thomas  Wolf  in  Kuttenberg,  dann  Unterberg- 
schreiber der  Stadt  Kuttenberg.  Dies  fällt  etwa  in  die  Zeit  um  1350. 
Da  das  Gericht  von  Kuttenberg  sein  Recht  von  dem  Oberhof  Iglan 
empfing,  so  konnte  sich  Johann  hier  praktisch  Kenntniss  und  Uebung 
im  Iglauer  Recht,  das  in  ganz  Böhmen,  Mähren,  Schlesien  für  viele 
Tochterstädte  autoritative  Geltung  hatte,  und  damit  auch  Erfahrung  in 
bergmännischen  Verhältnissen  erwerben.  Im  Jahre  1359  erscheint  er 
als  Leiter  der  Schule  von  Iglau,  und  wie  dort  und  anderswo  der 
Schulmeister  zugleich  das  Amt  des  Stadtschreibers  versah,  so  wurde 
auch  er  am  23.  December  1360  von  dem  Schöfienrathe  zum  städti- 
Notar  gewählt.  In  dieser  Stellung  verblieb  er  mehrere  Jahre  und 
legte  das  erste  Stadtbuch  an,  in  welches  alle  mündlich  vor  Gericht 
geschlossenen  Geschäfte  eingetragen  wurden,  eine  Einrichtung,  welche 
für  den  Aufschwung  des  bürgerlichen  Verkehrs  und  Gewerbes  von  un- 
berechenbarem Einfluss  war  und  in  der  wir  die  Anfiinge  des  modernen 
Grundbuchwesens  zu  erkennen  haben.  Er  vereinigte  die  Freiheiten 
und  Privilegiert  der  Stadt  und  die  wichtigeren  Schöffenurtheile  in  ein 
Buch,  und  diese  seine  Samulung  von  SchÖfl'ensprüchen  (libri  senten- 
tiarum)  wurde  oftmals  abgeschrieben  und  vielfach  Muster  für  ähnliche 
Zusammenstellungen  späterer  Notare,  Er  erwarb  sieh  aber  auch  da- 
durch um  die  Rechtspflege  Verdienste,  dass  er  den  des  Lateins  unkun- 
digen Schöffen  das  Verständniss    der  lateinischen  Recht^quellen  durch 

1)  Darum  nennt  er  sieh  in  den  Iglauer  Stadtbüchern  Johannes  de  Gnm- 
polcz,  nach  dem  Wohnort  der  Familie.  Dadiurch  hat  sieh  Ott  (Beitrüge  S.  70) 
täuscjien  lassen  und  macht  aus  ihm  zwei  verschiedene  Personen. 


von  Konrad  Rurdach.  157 

deutsche    Uebersetzungen    erleichterte:    so    übersetzte    er  das   Igläuer 
Stadtrecht  und,   was   besonders   folgenreich  war,    die   oben   erwähnte 
Constitutio  juris  metallici  Wenzels  II. ,   welche   nun   in  deutschem  Ge- 
wände vielfache  Verbreitung  und  Einfluss  gewann  und  zur  Einfühning 
romanistischer  Rechtsanschauungen  bedeutend  gewirkt  hat.   Nach  einigen 
Jahren   finden  wir  Johann   in    der  kaiserlichen  Kanzlei  (1366  —  1372), 
wo  er    es   bis  zum  obersten  Registrator  gebracht  hat  und  Johann  von 
Neumarkt  unterstand.     Es  scheint  jedoch,    als  ob  er  schon  vor  seiner 
Wirksamkeit  als  Iglauer  Stadtnotar  eine  Zeit  lang,  vielleicht  vorüber- 
gehend, Schreiber  in  der  Reichskanzlei  gewesen  ist.    Wenigstens  heisst 
er  sowohl  in  der  Uebersetzung  des  Iglauer  Stadtrechts  als  in  der  des 
Bergi'echta  Wenzels  II.  'früher  des  Kaiser  Karls  Schreiber,  jetzt  Stadt- 
schreiber   zu    Iglau.*  *)     Wann   und   warum  Johann   endgültig   aus   der 
kaiserlichen  Kanzlei  schied,  und  ob  er  etwa  in  den  Sturz  Johanns  von 
Neumarkt   verwickelt  war,  2)  vermag   ich    nicht   zu   sagen.     Jedenfalls 
wurde  er  in  Olmütz  dessen  bischöflicher  Notar.     Dies  ergiebt  sich  aus 
dem  Statut  von  1376  (abgedruckt  bei  Richter,  Augustini  Olmuc.  episco- 
porum  Olomucensium  seines.     Olmütz  1831,  S.  305  ff.  und   bei  Heyne, 
Documentirte  Geschichte    des   Bisthums  Breslau  2,  217  f.),    sowie   aus 
den    von    Tadra   a.  a.  0.    herausgegebenen    Erefen   (Nr.  44.    96.    173. 
217).     Er   stand   dem   Bischof,    dessen  Protonotar  er  wurde,    offenbar 
sehr  nahe,  wird  von  ihm  als  sein  'familiaris  domesticus'  bezeichret  und 
besass  den  Rang  eines  'notarius  publicus',  wozu  man  damals  in  Deutsch- 
land noch  ziemlich  schwer  ernannt  wurde.     Später  trägt  er  seire  ver- 
vollkommnete Kunst  in  die  städtischen  und  fürstlichen  Kanzleien 
Mährens    und   Oesterreichs:    er    wird   Stadtschreiber    in   Brunn ,3) 
wohl  nach  dem  Tode  Johanns  von  Neumarkt  (1380).     Dort  veröffent- 
licht  er    nach  dem  Vorbild  seines  Lehrers  eine  eigene  Sammlung  von 
Formularen    für  Urkunden    nebst  einigen  Briefen,    die    er   aus  Schrift- 
stücken der  Reichskanzlei  zusammenstellt,  und  widmet  sie  dem  Herzog 
Albrecht  lU.  von  Oesterreich.     Ausserdem    aber  vereinigt    er  in  einer 
zweiten  Schrift  eine  Anzahl  Briefformulare  aus  Karls  Kanzlei  mit  einem 
theoretischen   Abriss   der   Epistologi-aphie    und   mit   Urkunden    mähri- 
scher Herkunft  und  eignet  dies  Werk  dem  Markgrafen  Jost  von  Mähren 
zu.     In  dieser  Zeit  stellte  er,  wie  ich  vermuthe,  auch  jenen  berühmten 
mit    hervorragenden    Miniaturen     geschmückten    Codex    des    Brünner 

1)  Schwerlich  liegt  hier  ein  Fehler  der  UebiTliefemng  vor,  so  das» 
etwa  Brümi  statt  Ifflau  zu  setzen  wäre.  Doch  sei  die  Frage  besonderer 
Uutersuclumg  empfohlen. 

2)  Dafiir  könnte  spn^elien  eine  Wendung  im  Eiiigang  seines  Albrecht 
V.  Oesterreich  zugeeigneten  Fonuelbnchs  (Joh.  Wilh.  llotnuann,  Sammlung  un- 
gednickter  Urkimden.  2.  Theil.  Halle  1737,  S.  2):  'a  curia  me  abstineo  ibi 
vitans  caribdim  hie  iucidens  scillam'.  Danach  scheint  er  am  Hofe  Üble  Er- 
fahrungen gemacht  zu  haben. 

3)  Ich  kann  ihn  als  solchen  zuerst  in  einer  Urkunde  vom  31.December 
1380  nachweisen  (Brandl,  Codex  diplomaticus  Moraviae.  BrUnn  1885.  11, 
Nr.  207,  8.  186),  dann  noch  1384  (ebd.  Nr.  328,  S.  300),  zuletzt  am  22.  Sep- 
tember 1387  (ebd.  Nr.  452,  S.  397). 


158  Zur  Kcniitniss  alt^llMlt^^(•lle^  Handschriften  etc. 

Schöffenbochs  (im  Brünner  Stadtarchiv)  her,  den  man  gewöhnlich  einem 
angenommenen  Alteren  Hrünner  Stadtschreiber  Johannes,  der  aber  bis- 
her nicht  nachgewiesen  ist,  beilegt  ^)  Es  ist  darin  ein  reiches  Material. 
Stadtrecht  und  SchÖffensprtiche,  wie  ich  glaube  auf  Grund  einer  älteren 
Sammlung,  die  möglicherweise  1353  angelegt  ist  (s.  die  Anmerkung  1), 
nach  dem  Vorbild  der  canonistischen  'Summae  de  casibus',  'Summae  con- 
fessorum'  zu  einem  alphabetisch  geordneten  Leitftiden  für  das  gesammte 
Recht  verarbeitet,  mit  Bevorzugung  von  Process-  und  Privatrecht ;  dazu 
sind  theoretische  Erörterungen  gefügt,  die  theils  den  gleichzeitigen 
canonistischen  Handbüchern,  theils  den  römischen  und  canonischen 
Quellen,  theils  der  Bergordnung  Wenzels  entstammen  (Stobbe,  Ge- 
schichte der  deutschen  Rechtsquellen  1,  527  f.  Ott,  Seiträge  zur  Re- 
ceptionsgeschichte  S.  174ff.).2) 

Johanns  von  Gelnhausen  Thätigkeit  lehrt,  wie  Johann  von  Neu- 
markt schulend  wirkt  auf  die  städtischen  Kanzleien.  Aber  auch  die  erz- 
bischöfliche und  die  böhmische  königliche  und  Landeskanzlei, 
obwohl  diese  eine  ältere,   festere  Tradition    hatten,   nehmen  die  unter 

1)  Die  in  der  juristischen  Litteratur  hergebracliten  Datirungen  sind, 
obwohl  von  einem  Buch  in  das  andere  vererbt,  ungenügend  begründet  und 
widerspruclisvoU.  Monse  in  seinem  Versuch  über  die  ältesten  Municipalrechte 
Mälirens  (Abliandlungen  der  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  auf 
das  Jahr  1787.  Prag-Dresden  1789)  beschrieb  die  Handschrift  zuerst  und 
setzte  sie  S.  80.  149  in  die  Zeit  zwischen  1350  und  1360,  Rüssler  in  seiner 
Ausgabe  des  Brünner  Schöffenbuchs  (Rechtsdenkmäler  aus  Böhmen  und 
Mähren  Bd.  2.  Prag  1852)  bezieht  völlig  grundlos  eine  Notiz  einer  Brünner 
Stadtrechnung  über  abgeschriebene  Reclitsbücher  (libri  legnm)  von  1353  auf 
die  Schöffeubuclihandschrift  .lolianns  und  verlegt  sie  S.  XLlll  in  das  Jahr 
1353,  dagegen  S.  L  ins  Jahr  1365,  wobei  er  jene  Notiz  unbeachtet  lässt;  Ott, 
Beiträge  zur  Receptionsgeschichte  S.  174  und  Anm.  1  hält  an  der  Datirung 
Monse  s  1:^50—1360  fest  und  schiebt  trotzdem  die  Handschrift  auf  Grund  der 
unglücklichen  Notiz  in  das  Jahr  1 353  zurück  !  Für  die  Autorschaft  Johanns  von 
(Gelnhausen  spricht  1)  die  Benutzung  röniiscli-rechtlicher  Quellen  und  die  juristi- 
selie  Bildung  des  Bearbeiters,  insbesondere  die  Anlehnung  an  das  Bergrecht 
Wenzels,  das  Johann  von  Gelnhausen  übersetzt  hat,  2)  die  bildliche  Ausstat- 
tung der  Handschrift,  welche  die  nächste  Verwandtschaft  zeigt  mit  der  von 
Johann  von  Gelnhausen  nachweislich  herrührenden  Pergamentbilderhandschrift 
der  Iglauer  Schöffensprüche  (im  Iglauer  Stadtarchiv),  3)  der  Umstand,  dass  vor 
1360  so  gründliche  Vertrautheit  mit  dem  römischen  Recht  auffallend  und  ohne 
Beispiel,  um  1380  aber  sehr  wohl  begreitlich  ist.  Uebriffens  will  ich  noch 
hervorheben,  dass  genau  denselben  Titel  wie  in  der  reberscnrift  zu  dem  Bilde 
der  Brünner  Handschrift  (Fol.  108),  in  welchem  man  das  Portrait  des  Ver- 
fjissers  der  Sammlung  zu  erkennen  hat  (Rüssler  a.  a.  0.  8.  LI),  Johann  von  Geln- 
hausen auch  in  den  urkundlichen  Erwähnungen  (s.  die  vorige  Anmerkung) 
tülirt:  'dominus  notarius  civitatis.' 

2)  Ueber  Johanns  von  Gelnhausen  friiheres  Leben  sowie  seine  juristische 
Thätigkeit  ^iebt  Tomaschek,  Der  Oberhof  Iglau  in  Mähren.  Innsbruck  1868, 
S.  20—27,  die  reichsten  Nachrichten,  ohne  jedoch  die  Identität  mit  dem  Ver- 
fasser des  Briiuner  Schöffenbuclis  zu  erkennen.  Ich  habe  ihn  aus  den  späte- 
ren Forschungen  von  Huber,  Regesta  Imperii  Karls  IV.,  Lindner  a.  a.  0.  S.  20. 
151  f ,  Benedict  a.  a.  0.  S.  XIV  ff.  in  seineu  Combiuatiouen  vielfach  corrigirt 
und  konnte  dabei  das  Bedauern  nicht  unterdrücken,  dass  seine  Arbeit  von 
diesen  Gelehrten  nicht  benutzt  wurde. 


von  Konrad  Uurdach.  159 

ihm    ausgebildete   neue  Art   des  Stils   und  der  geschäftlichen  Technik 
zum  Muster. 

Schon  unter  dem  ersten  Erzbischof  Prags,  Ernst  von  Pardubitz, 
dessen  von  Tadra  (Archiv  ftir  östeiTcich.  Geschichte  61,  267  ff.)  leider 
ohne  die  Arengac  herausgegebenes  Formelbuch  mit  der  Summa  can- 
cellariae  Caroli  IV.  confrontirt  werden  müsste,  sehen  wir  durch  Per- 
sonalgemeinschaft vermittelte  Beziehungen  zwischen  der  kaiserlichen 
und  erzbischöflichen  Kanzlei.  Nicolaus  von  Kremsier,  der  1354 — 
1362  Notar  der  Reichskanzlei  war  (Lindner  a.  a.  0.  S.  22),  wurde 
erzbischöflicher  Protonotar  (Archiv  f.  Österreich.  Gesch.  61,  320).  Mit 
dem  Notar  der  böhmischen  Landesbehörden  ('notarius  camere  regni 
Boemie'),  Paul  von  Jenzenstein,  dem  Bruder  des  zweiten  Prager 
Erzbischofs  Oöko's  von  Wlaschim,  war  Johann  von  Nenmarkt  eng  be- 
freundet: er  entscheidet  als  gewählter  Schiedsrichter  dessen  Streit  mit 
dem  Olmtltzer  Probst  Friedrich  wegen  des  Gutes  Cralup,  nennt  ihn  in 
der  Urtheilsverkündigung 'amicus  et  compater  noster  dilectus'  (Cancel- 
laria  Johannis  Novifor. ,  Archiv  f.  Österreich.  Geschichte  68,  Nr.  22), 
richtet  an  ihn  ein  sehr  vertrauliches  Schreiben  in  persönlichen  Ange- 
legenheiten (Cancellaria  Caroli  IV.  N.  Lausitz.  Magazin  23,  Nr.  13, 
S.  160  f.)  und  beklagt  seinen  Tod  (18.  December  1375)  in  einem  Con- 
dolenzbrief  an  seinen  Bruder  aufs  lebhafteste  (Cancell.  Joh.  Novifor. 
Nr.  51).  Der  Sohn  dieses  Kammerschreibers  ist  der  dritte  Erzbischof  von 
Prag,  Johann  von  Jenzenstein  (1379 — 1396):  dieser  bekennt  sich 
selbst  dankbar  und  bewundernd  als  Schüler  und  Freund  Johanns  von 
Neumarkt,  dessen  Nachfolger  er  in  der  Leitung  der  Reichskanzlei  unter 
Wenzel  wurde  (bis  1384),  nachdem  er  vorher  als  Bischof  von  Meissen 
Wenzels  königlicher  Sonderkanzlei  vorgestanden  hatte ,  unterhält  mit 
ihm  einen  Briefwechsel  und  zeigt  sich  in  dem  Stil  seiner  Briefe,  die  sein 
Codex  epistölaris  vereinigt,  von  ihm  abhängig  (Loserth,  Archiv  fttr 
Österreich.  Geschieht«  55,  289).*)  Johann  von  Jenzenstein  war  im 
Vollbesitz  der  canonistischen  Gelehrsamkeit,  die  er  sich  auf  französi- 
schen und  italienischen  Universitäten  angeeignet  hatte. 

Gleich  den  böhmischen  Nebenkanzleien  wurden  auch  die  Schle- 
siens, das  seit  1329  zum  Königreich  Böhmen  gehörte,  von  der 
kaiserlichen  Kanzlei  mit  geschulten  Beamten  versorgt.  Diethmarvon 
Meckebach,  der  in  Karls  IV.  Kanzlei  schon  vor  dessen  Wahl  zum 
deutschen  Kaiser,  seit  1342,  Notar  gewesen  war  und  in  dieser  Stellung 
bis  zum  9.  August  1351  blieb,  wurde  Kanzler  des  Herzogthums  Breslau 
(7.  October  1351),  d.h.  Leiter  der  selbständig  urkundenden  Kanzlei  der 
dortigen  königlichen  Landeshauptmannschaft,  und  versah  dies  Amt  bis 

1)  Wt'iiii  Benedict  a.a.O.  S.  XI  ein  Schreiben  der  „Caucellaria  Wcu- 
coslai  regis"  hervorhebt,  welches  ganze  Wendungen  aus  einem  Briefe  Johanns 
von  Nenmarkt  an  Petrarca  cutlehnt,  und  daneben  (Aumerkimg  2)  auch  des 
Einflusses  auf  die  Briefe  Johanns  von  Jenzenstein  gedenkt,  so  beruht  das  auf 
Verseilen:  jene  sogenannte  Cancellaria  Weneeslai  regis  ist  mit  der  Brief- 
sammhmg  .i(>hanns  von  Jen/.enstein  identisch. 


lf)0  Zur  KtMintniss  altdiMitsclior  Handschriften  vtv. 

ins  Jahr  13591),  während  er  urkundlich  noch  1375  nachzuweisen  ist 
(Stenzel.  Uebersicht  der  Arbeiten  und  Veränderungen  der  schlesischen 
Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur  im  Jalire  1842.  Breslau  1843, 
8.  49  f.  Huber.  Nachtrag  S.  VII).  Er  war  Canonieus  des  Domstiftes 
und  Propst  in  Erfurt:  offenbar  von  des  Königs  Gunst  getragen  erhielt 
er  sein  einflussreiches  Amt,  und  gewiss  auf  Karls  Anregung  verfasste 
er  das  sogenannte  Landbuch  von  Breslau,  eine  Sammlung  von  Rech- 
nungen, Abgabenverzeichnissen,  Privilegien  und  Urkunden,  Statuten  ftlr 
einzelne  Gewerbe,  Inventarien  von  Dörfern,  Vorwerken,  Grundstücken, 
ein  Seitenstück  zu  dem  1373—1375  auf  Befehl  Karls  IV.  angelegten  Land- 
buch der  Mark  Brandenburg,  gleich  diesem  die  erste  Grundlage  aller 
späteren  Landkatastrirungen  und  von  dem  neuesten  (ieschichtsschreiber 
Schlesiens,  Grünhagen  (Geschichte  Schlesiens  I.  (iotha  1884,  S.  193) 
mit  Recht  eine  denkwürdige,  grossartige  Arbeit  genannt. 

Die  Kanzleien  Böhmens  und  der  angrenzenden  Länder  erfüllte 
offenbar  während  der  letzten  Jahrzehnte  des  14.  und  zu  Beginn  des 
15.  Jahrhunderts  ein  äusserst  lebhafter  Drang  nach  Vervollkommnung 
des  Stils  und  der  Technik  des  gesammten,  ihnen  zufallenden  Schrift- 
wesens. Damals  sind  dort  Formelsammlungen  geradezu  massenhaft  f^r 
diese  Zwecke  hergestellt  oder  abgeschrieben  worden.^) 

Wohin  wir  blicken,  überall  herrscht  damals  in  jenen  Gegenden 
das  Streben  nach  Neuordnung,  strengerer  Regelung  der  Verwaltung, 
nach  Fixirung  der  Formen  des  geschäftlichen  und  juristischen  Ver- 
kehrs. Für  die  Administration  seines  Olmützer  Bisthums  gab  Johann 
von  Neumarkt  mit  seiner  Geschäftskunde  und  juristischen  Schulung  das 
Beispiel;  er  revidirte  die  Statuten  des  Olmützer  Domcapitels,  arbeitete 
sie  um  und  gab  sie  1367  als  ^Coniirmatio  statutorum  capituli  ecclesiae 
Olomucensis'  heraus;  er  vertasste  1380  die  Statuten  der  von  ihm  nach 
Kremsier  berufenen  Diöcesansynode.  Hierin  wandelte  er  nur  auf  der 
Bahn,  die  der  erste  Prager  Erzbischof  Ernst  von  Pardubitz  ver- 
heissungsvoll  und  rühmlich  beschritten  hatte,  als  er  durch  zahlreiche 
Erlasse,  Statuten  und  Synodal  Verordnungen^)  seine  Provinz  musterhaft 
organisirte,  als  er  mit  fester  Hand  streng,  aber  in  den  Grenzen  des 
Rechts  auf  eine  wahrhafte  kirchliche  Reform,  auf  die  sittliche  und 


1)  Oder  1360?  vgl.  Bobertag,  Zeitschrift  des  Vereins  fllr  die  Geschichte 
Schlesiens  7,  162. 

2)  Mau  ü])ersieht  diesen  Reichthum  bei  Palackv,  Ucber  Formelbilehcr 
(Abhandlungen  der  kgl.  böhmischen  Gesellschaft  der  Wisseuschaften.  5.  Folge. 
Bd.  2.  5)  und  bei  Schulte,  Die  canonistischen  Handscliriften  der  böhmischen 
Bibliotheken  (ebd.  «>.  Folge  Bd.  2)  unter  den  Stichworteu  des  Regist i»rs:  Can- 
cellaria,  Fonnularii  diversi,  Summae  dietaminis.  Genannt  sei  hier  nur  die  Samm- 
lung canonischer  Processformularien  des  Johannes  P  Hm  da,  Stadtschreibers 
in  Taus  (um  1870). 

3)  Iloefler,  Concilia  Pragensia,  Prag  1S62  (Abhandlungen  der  kgl.  böh- 
mischen Gesellschaft  der  Wissenschaften.  5.  Folge.  12.  Bd.),  S.  XXIV  f.,  2  flf.; 
Frmd,  Kirchengeschichte  Böhmens  Bd.  2.  Prag  ISüö,  S.  93  ff.;  Ott,  Beiträge 
zur  Receptionsgeschichte  S.  18  ff.;  Loserth,  Hus  und  Wiclif  S.  80  ff.;  Lorenz, 
Deutschlands  Geschichtsquellen'  1,  317  Anm.  1. 


von  Koiirad  Burdach.  161 

geistige  Erhebung  der  Geistlichen  hinarbeitete  und  das  zu  einfüllen 
trachtete,  was  in  den  folgenden  verworrenen  Zeiten  so  oft  von  den 
Besten  ersehnt  und  immer  so  unglticklich  versucht  wurde. 

Von  älteren  Forschern  wurden  Johann  auch  zwei  kleinere  juri- 
stische Schriften  beigelegt:  *Formulae  et  varii  processus  juris'  und 
*Tractatus  de  advocatis,  judicibus,  syndico  et  actore*.  Ist  das  richtig, 
und  die  von  Benedict  a.  a.  0.  S.  XVII  erwähnte  Prager  Handschrift 
der  Cancellaria  officii  Olomucensis  könnte  einen  Anhalt  daftir  bieten 
(vgl.  auch  Tadra,  Arch.  f.  östeiT.  Gesch.  68,  5),  so  haben  wir  Johann 
geradezu  als  einen  der  theoretischen  Vorkämpfer  des  neuen  gerichtlichen 
Verfahrens,  des  neuen  Standes  der  gelehrten  Richter,  Advocaten  und 
Svndiken  zu  betrachen. 

Jedenfalls  kann  der  Geist  nicht  zweifelhaft  sein,  unter  dessen 
Zeichen  die  juristischen  Leistungen  der  kaiserlichen  Kanzlei  Böhmens 
standen.  In  der  Maiestas  Carolina,  die  sich,  wie  Werunsky  richtig 
bemerkt  (Zeitschr.  f.  Rechtsgesch.  Germanist.  Abth.  9,  70  Anm.  2),  durch 
ihr  Proömium  und  die  Arengen  der  einzelnen  Titel  als  ein  stilistisches 
Werk  Johanns  oder  seiner  Schule  in  der  Reichskanzlei  erweist,  zeigt 
sich  ein  entschiedenes  Festhalten  an  der  römisch-canonischen  Termi- 
nologie, wird  unter  dem  Einüuss  römisch-rechtlicher  Vorbilder  zwischen 
dem  Civil-  und  Strafprocess  unterschieden,  finden  sich  manche  wört- 
liche und  sachliche  Reminiscenzen  an  canonische  und  römisch-recht- 
liche Quellen  (Ott,  Beiträge  8.  166  f.).  Auch  die  lateinische  Bearbei- 
tung des  ursprünglich  in  fechischer  Sprache  1344 — 1350  verfassten 
Ordo  judicii  terre  Boemie,  die  aus  der  böhmischen  Landeskanzlei 
hervorgegangen,  von  der  Maiestas  Carolina  vielfach  benutzt  wurde, 
hatte  eine  ziemlich  beträchtliche  Anzahl  von  Runstausdrücken  des 
römisch-canonischen  Processes  verwendet  (Ott  ebd.  8.  167,  Weninsky, 
Zeitschr.  f.  Rechtsgesch.  Germanist.  Abth.  10,  115  Anm.  1).  Desgleichen 
enthält  die  goldene  Bulle,  deren  Eingang,  der  Anruf  an  Gott  in 
Hexametern  und  die  poetisirende,  philosophisch -staatsrechtliche  Be- 
trachtung über  die  ^divisio'  der  Reiche,  sicher  Johann  von  Neumarkt 
zugeschrieben  werden  muss,  deutliche  Anklänge  an  das  Corpus  juris: 
sie  statuiii;  nach  römischem  Vorbild  den  Begriff  der  Majestätsbeleidigung 
und  wendet  ihn  den  Kurfürsten  gegenüber  an  (Jacoby,  Zeitschrift  für 
die  gesammten  Staatswissenschaften  13,  152).  Und  sie  ist  stilistisch 
jedenfalls  ganz  und  gar  ein  Product  der  Reichskanzlei. *)  Endlich 
allegirt  auch  die  Cancellaria  Caroli  IV.,  Johanns  Werk,  römisch-recht- 
liche Quellen  (Ott  a.  a.  0.  S.  149,  Anm.  30). 

Die  neuen  Statuten,  welche  der  erste  Erzbischof  Prags,  Ernst 
von   Pardubitz,    für    das   Prager   Domcapitel  unter    persönlicher   Mit- 

1 )  Soviel  steht  unzweifelhaft  fest.  Im  Uebrigeu  sei  die  Art  und  Weise, 
wie  die  einzelneu  Handschriften  und  ihre  Vorlagen  aus  der  Fassung  der 
Reichskanzlei  hervorgegangen  sind,  dahingestellt  und  auf  die  Untersuchungen 
verwiesen  von  0.  Harnack,  Das  Kurfürstencollegium.  Giessen  1883;  Forsch- 
ungen 24,  445  if.  und  Linduer,  Mittheilungen  des  Instituts  für  österreichische 
Geschichtsforschung  5,  96  j0f.;  Forschungen  25,  1 84  j0f. 

VIII.     3.  u.  4.  12 


162  Zur  Keniitniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Wirkung  herstellen  Hess,  wurden  endgtlltig  durch  den  Doctor  der  De- 
crete  und  Domherrn  Johann  von  Padua  rediprt,  der  seine  l^aufbahn 
in  der  Kanzlei  des  Bischofs  von  Olmiitz  bee^onnen  hatte,  wo  er  1330 
als  Protonotar  ei*scheint,  und  der  später  zum  Hange  eines  General - 
vicars  aufstieg,  als  welcher  er  um  1357  gestorben  zu  sein  scheint. 
Ernst  selbst  hatte  mehrere  Jahre  zu  Bologna  und  Padua  studiert  und 
den  Grad  eines  Licentiaten  des  canonischen  Hechts  erworben.  Selbst- 
verstündlich  danach,  dass  er  das  geistliche  Gerichtswesen  seiner  Me- 
tropole nach  canonistischen  Grundsätzen  regelte,  aber  er  griff  auch  in 
die  Sphäre  des  weltlichen  umgestaltend  ein.  Wenn  er  wie  die  Maiestas 
Carolina  gegen  die  Anwendung  der  Gottesgerichte  kämpfte,  so  traf  er 
damit  einen  wichtigen  Bestandtheil  des  nationalen  Beweisverfahrens 
und  giebt  uns  einen  Beleg  für  die  Tendenz  der  damaligen  Canonisten 
Böhmens,  den  deutschen  Process  zu  romanisiren.  Erzbischof  Ernst 
hatte  die  Macht,  dabei  mitzuwirken:  war  ihm  doch  1358  vom  Kaiser 
das  Recht  abgetreten  worden,  öffentliche  Notare  zu  ernennen. 

Diesen  Notaren  insbesondere,  aber  auch  allen  Kanzleibeamten 
überhaupt  will  Johann  von  Gelnhausen,  des  Johann  von  Neumarkt 
Untergebener  und  Schüler  in  der  Reichskanzlei,  mit  seiner  Formel- 
sammlung eine  Anleitung  geben:  sein  Absehen  ist  darauf  gerichtet, 
'stabiles  et  perpetuas  formas  colligere  ad  omnium  notariorum  notissi- 
mum  ac  verissimum  documentum',  ganz  im  Sinne  der  neuen  Bewegung, 
die  an  Stelle  der  unendlich  vielfältigen  nationalen  Particulärrechte  das 
eine,  absolute,  unwandelbare  Idealrecht:  das  canonisch-römische  setzen 
wollte.  In  seinem  Albrecht  von  Oesterreich  gewidmeten  Formelbnch 
findet  sich  denn  auch  jenes  denkwürdige  Formular  für  die  Doctor- 
promotion,  das  zuerst  die  Gleichstellung  des  Doctor  juris  civilis  mit 
den  Adlichen  ausspricht  (Stobbe,  Rechtsquellen  1,  633  Anm.  76). 

Die  Kanzlei  und  die  Universität. 

Die  geschilderten  vorwärts  drängenden  Bestrebungen  innerhalb  der 
böhmischen  Kanzleien  des  Königs,  der  Bischöfe,  der  Städte  sind  indirect 
wohl  auch  von  der  neugegründeten  Prager  Universität  gefordert  und 
theilweise  angeregt  worden.  Wieder  sind  es  die  beiden  hervorragend- 
sten Männer  der  Karolinischen  Epoche.  Johann  von  Neumarkt  und 
Erzbischof  Ernst,  die  auch  ihr  am  nächsten  stehen.  Ernst  als  Kanzler 
der  jungen  Hochschule  hat  ihr  stets  die  aufmerksamste  Fürsorge  er- 
wiesen und  seinem  Titel  'protector  studii  generalis'  Ehre  gemacht.  Er 
selbst  steuerte  bei  zur  Besoldung  des  an  der  Cathedrale  docirenden 
Canonisten;  aus  Contributionen  der  Geistlichkeit,  insbesondere  des 
Prager  Domcapitels  floss  der  Universität  der  grösste  Theil  ihrer  Do- 
tationen zu.  Von  dem  Prager  Bürger  Henslin  Beneschauer  kaufte  er 
zwei  Dörfer  'ad  usum  studii  Pragensis  pro  salario  doctorum  magist- 
romm  et  aliorum  legentium'  für  achthundert  Schock  Prager  Groschen, 
die  durch  eine  unter  der  höheren  Geistlichkeit  Böhmens  veranstaltete 
Collecte   zusammengekommen   waren    (Archiv   f.  Österreich.  Gesch.  61, 


von  Konrad  Burdacb.  163 

514  f.).  Und  andere  Güter  erwarb  er  zu  gleichem  Zwecke  von  dem 
Ritter  Epik  von  Hradek  (Tomek,  Geschichte  der  Prager  Universität. 
Prag  1849,  S.  4  f.  6.  Denifle,  Die  Universitäten  des  Mittelalters  1,  589 
Anm.  1499).  Johann  von  Neumarkt  verpflichtete  sich  als  Bischof  von 
Leitomischl  zusammen  mit  seinem  Capitel,  zum  Besten  der  Prager 
Universität  in  zwei  Jahren  sechzig  Schock  Groschen  zu  erlegen  (Arch. 
f.  österr.  Gesch.  61,  543  f.).  Befreundete  Männer  unterstützte  er  mit 
Geldmitteln  in  ihren  Studien:  das  Formelbuch  der  Klagenfurter  Hand- 
schrift enthält  einen  Brief  an  seinen  Schwager,  den  Richter  von  Mauth, 
mit  dem  Auftrag,  dem  Magister  Erardus,  der  in  Prag  studieren  wollte, 
aus  den  bischöflichen  Einkünften  des  Dorfes  Tuchow  zwei  Schock 
Groschen  zu  zahlen  (Arch.  f.  östeiT.  Gesch.  68,  Nr.  154);  ein  anderer 
Brief,  dessen  Inhalt  von  dem  Herausgeber  nicht  abgedruckt  ist,  scheint 
nach  der  Ueberschrift  von  dem  Magister  Gregorius,  dem  Rector  der 
Schule  in  Kremsier,  die  Bezahlung  der  Schulden  eines  anderen  Ma- 
gisters zu  verlangen  (ebd.  Nr.  160);  einmal  bittet  er  pei*sönlich  in 
einem  Schreiben  den  Kardinal  von  Paris  um  seine  Verwendung  bei 
dem  Kanzler  der  Universität  Paris,  damit  der  Prager  Baccalarius 
der  Artißtenfacultät  und  der  Theologie,  der  Augustinermönch  Angelus 
Doblin  zum  Doctor  promovirt  werde  (ebd.  Nr.  89).  Und  auf  seinen 
bischöflichen  Residenzen  suchte  er  die  Gesellschaft  akademisch  gebil- 
deter Personen :  in  einem  uns  höchst  modern  anmuthenden  Billet  ladet 
er  einen  Magister  der  Theologie  zu  sich  auf  seinen  Landsitz  nach 
Mürau  ein,  wo  er  eine  bischöfliche  Burg  hatte,  um  ihn  der  August- 
hitze Prags  ('suspectos  dies  augustales')  zu  entrücken  und  gemeinschaft- 
lich mit  ihm  heilige  Bücher  zu  lesen  (ebd.  Nr.  100). 

In  der  juristischen  Corporation,  die  sich  1372  als  eine  beson- 
dere Universität  von  den  übrigen  drei  Facultäten  getrennt  hatte,  wurde 
das  römische  Civilrecht  freilich  erat  seit  1378  und  Anfangs  nur  durch 
vereinzelte  'Legisten'  vorgeti-agen  (StÖlzel,  Die  Entwicklung  des  ge- 
lehrten Richterthums.  Stuttgart  1872.  1,  79  ff.;  Denifle,  Die  UnivcEsi- 
täten  des  Mittelalters  1,  589  und  Anm.  1496).  Aber  das  canonische 
Recht  war  von  vornherein  gut  vertreten.*)  Zwei  bedeutende  pro- 
cessualische  Schriften  des  canonischen  Rechts  sind  denn  damals 
auch  aus  der  Prager  Hochschule  ans  Licht  getreten.  Die  eine,  1385 
für  Unterrichtszwecke  verfasst,  stellt  den  canonischen  Rechtsgang 
an  einem  fingirten  Process  dar  und  rührt  sicherlich  von  einem 
mit  der  Praxis  der  curia  archiepiscopalis  Pragensis  vertrauten  Prager 
Rechtsgelehrten  her,  höchst  wahrscheinlich  von  Nicolaus  Puchnik, 

I)  Der  Prager  Decretist  Wilhelm,  Dechaut  von  Hamburg  ward  sogar 
zwischen  137:i  und  1370  an  die  Rota  Romana  berufen,  und  um  1385  hielt  der 
Italiener  Ubertus  oder  Ubertinus  de  Lampugnauo  in  Prag  Vorträge  über 
Civibrecht  (Muther,  Zur  Geschichte  der  Rechtswissenschaft  S.  105  f ;  Schulte, 
Die  canonistischen  Handschriften  Nr.  206).  In  dem  zu  Prag  lehrenden  Doctor 
der  Decrete  aus  Bologna  (Denifle,  Die  Universitäten  1,  589)  vermuthet  We- 
ruusky,  Kaiser  Karl  IV.  II ,  2 ,  S.  335  Anm.  2  den  Messer  Buonsignore  de' 
Buonsignori.    Ueber  den  Doctor  der  Decrete  Johann  von  Padua  s.  oben. 

12* 


164  7a\t  KtMintniss  altdeutschor  Ilandsclirifton  otc. 

der  1373  das  Baccalariat  der  Prager  Artistenfacultät,  1376  die  Licentia 
pro  magisterio  erlangte,  dann  als  Licentiatus  in  decretis  in  die  Ma- 
trikel der  Prager  Jnristenuniversität  eingetragen,  1385  Official  des  Krz- 
bischofs  Johann  von  Jenzenstein  (1379  — 1396)  war  und  als  soge- 
nannter Vieekanzler  der  Universität  die  Examinatoren  für  das  Magister- 
examen ernannte,  Domhen*  zu  Prag,  Olmütz ,  Wyselirad  und  Viear 
des  Erzbischofs  wurde,  endlich  1402  nach  dem  Tode  Erzbischofs  Wi)lf- 
ram  von  Skworec,  des  Nachfolgers  Johanns  von  Jenzenstein,  den  erz- 
bischöflichen Stuhl  einnahm.  Die  andere  Schrift  bietet  einen  com- 
pendiarischen  Abriss  des  canonischen  Processes,  vielleicht  ein  Collegien- 
heft,  das  der  Vorlesung  eines  Prager  Professors  nachgeschrieben  ist, 
jedenfalls  in  Prag  entstanden  und  aus  der  dortigen  Juristenuniversitüt 
hervorgegangen  (Muther,  Zur  Geschichte  des  römisch-kanonischen  Pro- 
cesses.  Rostocker  Festschrift  an  Wächter.   Rostock  1872,  S.  32  ff.  52  ff.). 

Aus  den  Kreisen  der  Prager  Universität  und  der  Sphäre  der 
Jurisdiction  ihres  Kanzlers,  des  Erzbischofs  von  Prag,  stammen  auch 
mehrere  Werke  geistlicher  Jurisprudenz,  die  zu  den  ereten  ihrer 
Art  in  Deutschland  gehören.  Sie  sind  hervorgerufen  durch  die  Ver- 
waltungdes  geistlichen  Amtes,  insbesondere  die  Verwaltung  des  Buss- 
sacraments:  eine  Beichtstuhljurisprudenz,  die  das  Grenzgebiet 
zwischen  Recht  und  Moral  casuistisch,  nach  der  Methode  des  cano- 
nischen Rechts  behandelt.  Das  geschieht  einmal  in  Anleitungen  der 
Priester  für  die  Beiclitpraxis,  welche  eine  Masse  juristischen  Materials 
vom  kirchlich-ethischen  Gesichtspunkte  verarbeiteten  und  indirect  den 
Priester  auch  mit  den  römisch-rechtlichen  Principien,  welche  dem 
canonischen  Recht  zu  Grunde  liegen,  vertraut  machten:  'die  Summae 
confessorum'  und  ihre  Verwandten.  Anderseits  werden  in  Form  von 
Tractaten  einzelne  Gebiete  des  Rechts,  die  Verhältnisse  der  Geschäfts- 
leute, Zinsen  und  Contracte  und  dergleichen  erörtert:  die  *Tractatus  de 
contractibus'  (Stintzing,  Geschichte  der  populären  Literatur  des  römisch- 
canonischen  Rechts  in  Deutschland.  Leipzig  1867,  8.  489  ff.;  Geschichte 
der  deutschen  Rechtswissenschafflt  1,  15  ff.;  Muther,  Zur  Geschichte  der 
Rechtswissenschaft.     Jena  1876,  S.  158  ff.). 

Der  erste  Generalvicar  des  Prager  Erzbischofs  Ernst  von  Par- 
dubitz,  Stephan  von  Prag,  der  an  der  Prager  Cathedrale  das  jus 
canonicum  docirte  (Denifle,  Universitäten  des  Mittelalters  1,  589),  später 
Regularcanonicus  in  Raudnitz,  verfasste  in  mehreren  Handschriften 
verbreitete  'Quaestiones  seu  Casus  scientiae',  die  auf  der  Summa 
des  Raimund  de  Pennaforte,  des  berühmten  Compilators  der  Decre- 
talen  Gregors  IX.,  und  auf  der  Summa  des  Johannes  von  Freiburg 
(f  1314)  fussen.  In  Zusammenhang  damit  stehen  die  von  Ernst  von 
Pardubitz  selbst  gesammelten  'Casus  qui  spectant  ad  episcopnm  pro 
absolutione'  (Schulte,  Geschichte  der  Quellen  und  Litteratnr  des  cano- 
nischen Rechts  2,  431).  Heinrich  Totting  von  Oyta,  Heinrichs 
von  Langenstein  Fi'eund,  gebildet  in  Erfurt  und  auf  der  Prager 
Universität,  der  er  von  1362—1385  angehörte,  dürfte  als  einer  der  Ersten 
auf  deutschem  Boden  seinen  'Tractatus  de  contractibus'  verfasst  haben. 


von  Konrad  Bnrdacb.  •  165 

Auch  Konrad  von  Ebrach,  der  einen  'Tractatus  de  censibus'  schrieb, 
lehrte  als  Magister  der  Theologie  1375  in  PragJ)  Bekannter  ist  Mat- 
thäus von  Krakau,  der  1355  Prager  Baccalarius  in  artibus,  1367 
unter  Heinrich  von  Oyta  Magister  wurde  und  noch  am  7.  October  1392 
sich  in  Prag  aufhielt  und  damals  Probst  zu  St.  Marien  wurde  ^) :  er 
schrieb  einen  Tractat  *de  contractibus'.  Später  bei  Ausbruch  der  üni- 
versitätswirren  ging  er  nach  Paris,  docirte  dort  und  erhielt  das  Decanat; 
nach  Deutschland  zurückgekehrt  fungirte  er  (1402)  in  der  Kanzlei 
Ruprechts  von  der  Pfalz  und  wurde  1405  Bischof  von  Worms.  Aber 
schon  in  Prag  stand  er  im  Kanzleidienste:  die  Supplik  Karls  IV.  an 
den  Pabst  1355  zu  Gunsten  von  'personas  dilectorum  suorum  doctorum 
magistrorum  bacallariorum  sue  universitatis  Pragensis^  nennt  ihn  aus- 
drücklich 'notarius'. 

An  diesem  bedeutenden  Vorreformator  haben  Kanzlei  und  Uni- 
versität gleichen  Theil.  Und  auch  für  andere  Personen  lässt  sich  die 
innige  Beziehung  zwischen  beiden  aufdecken.  Ich  will  versuchen,  den 
Listen  über  die  Mitglieder  der  königlichen  Kanzlei,  welche  wir  den 
gründlichen  Forschungen  Hubers  und  Lindners  danken,  durch  Nach- 
weise über  den  Bildungsgang  einzelner  Kanzleibeamten  ein  wenig 
mehr  Leben  einzuhauchen. 

Den  niedrigsten  Rang  in  der  Kanzlei  nahmen  die  Registra- 
turen ein.  Doch  stiegen  viele  derselben  zum  Notar  oder  wenigstens 
zum  Corrector,  die  tüchtigsten  und  intelligentesten  zum  Protonotar 
empor.  Im  Kreise  aller,  auch  der,  die  nicht  aufrückten,  finden  wir 
das  Streben  nach  Vermehrung  der  Bildung  durch  üniversitätsbesuch. 

Leonardus  (1353— 1354) J)  erwirbt  am  9.  März  1376  den  ar- 
tistischen Baccalariat  (Liber  decanorum  facultatis  philosophicae  univers. 
Pragensis  [Monument,  hist.  univers.  Prägens.  I].  Prag  1830,  1,  169); 
Petrus  Wratislaviensis   (1361—1362)   am    3.  October  1374   (ebd. 

1)  Vgl.  über  die  beiden  Monumenta  histor.  universitatis  Pragensis  I, 
1,  133— 139.  142.  168;  Stintzinff,  Geschichte  der  populären  Litteratur  S.  541. 
543;  Schulte,  Geschichte  der  Quellen  2,  434.  435;  Denifle,  Die  Universitäten 
I,  40i)  f.  und  Anm.  789,  S.  592  f.  und  Anm.  1512.  Aus  dem  Manuale  der  erz- 
bischöf liehen  Generalvicare  (mitgetheilt  von  Höfler,  Die  Geschichtschreiber 
der  husitischen  Bewegung  l,  S.Llll)  ergiebt  sich,  dass  Heinrich  von  Oyta 
noch  1:^85  in  Prag  lebte. 

2)  Vgl.  über  ihn  jetzt  Loserth,  Hus  und  Wiclif.  Prag-Leipzig  1884, 
S.  68  IT.  Neue  urkundliche  Nachweise:  in  der  Supplik  Karls  IV.  von  1355 
(abgedruckt  bei  Denifle,  Universitäten  1,593);  in  den  Libri  coufirmationum  ad 
beneficia  «'eelesiastica  per  archidioeeesin  Pragenani  a.  1391.  1392  ed.  F.  A.  Tingl. 
Pragae  1865,  S.  141^,  Z.  7:  'mag.  Mattheuni  de  Cracouia  olim  prepositum  ec- 
clesie  Sti  KgidiJ  in  Wratislauia  eum  dicto  doiu.  Dnizone  pro  ecclesia  Sto 
Marie  pennutaiitem  ....  Prägen  A.  D.  1392  die  VII.  mensis  Octobris';  im 
Manuale  der  erzbischiU'lichen  Geut^rfilvieure  von  1385  (bei  Höfler,  Geschicht- 
sclireiber  der  husitischen  Bewegung  1,  8.  LI II).  Ueber  seine  Predigen  s. 
Linsenmayer,  (Tcschichte  der  Predigt  in  Deutschland.  München  1886,  h.  162, 
Anm.  4.  466. 

3)  Im  Folgenden  bezeichnen  die  in  Klammern  stehenden  Zahlen  die 
Zeit  der  nachgewiesenen  Wirksamkeit  in  der  Kanzlei  auf  Grund  der  Angaben 
von  iluber  und  Liuduer  in  den  genannten  Schrifteu. 


166  Zar.Kenntniss  altdeutscher  Himdschriften  etc. 

• 

1,  161):  Johannes  Rost  (1370)  Weihnachten  1376  zum  artistischen 
Baccalariat  zugelassen  (Liber  decanorum  1,  173i,  erscheint  in  einer 
Urkunde  von  1389  zu  Prag  unter  den  'consules  et  jurati  cives'  als 
*  Hansa  Rost'  (Libri  erectionum  archidioecesis  Pratensis  ed.  Borovy, 
S.  415b).  Nicolaus  de  Praga  (1371 — 1374)  ist  entweder  der  Dom- 
herr von  WySehrad  und  Baccalarius  der  Künste,  welcher  in  der  juristi- 
schen Universität  zu  Prag  1382  inscribirt  wurde  (Album  seu  matri- 
cula  facultatis  juridicae  universitatis  Pragensis  [Monumenta  histor.  nni- 
versit.  Pragensis  II].  Prag  1834,  1,  36),  der  sich  jedoch  in  der  Ma- 
trikel der  philosophischen  Decane  unter  den  vielen  Namensvettern 
nicht  auffinden  lässt,  oder  der  1378  immatriknlirte  (Album  1,  33). 
Petrus  Ruthcnus  (1373)  beginnt  sein  juristisches  Studium  1375,  wo 
die  Matrikel  ihn  als  'Petrus  de  Polonia  magna  plebanus  in  Lupza  nee 
non  canonicus  in  Kastro  Gueznensi'  (Album  1,  88)  nennt.  Unsicher 
bin  ich,  ob  Johann  von  Aschaffenburg  (1364)  derselbe  ist  wie 
der,  welcher  1398  unter  Dispensation  vom  Biennium  zum  artistischen 
Baccalariat  zugelassen  wurde  (Liber  decanorum  1,  330.  331). 

Andere  Registratoren  hielten  im  Dienste  der  Reichskanzlei  länger 
aus  und  avancirten  zu  höheren  Stellungen.  Sie  vor  allem  zeigen  den 
Eifer,  ihre  wissenschaftlichen  Kenntnisse  auf  der  Prager  Hochschule  zu 
vertiefen.  Martinus  (Registrator  1354,  Notar  in  Wenzels  Kanzlei 
1382 — 1387),  der  als  simpler  Registrator  titellos  anföngt,  dann  sich 
Archidiakonus  von  Znaim  und  Scliolastikus  vom  Heiligenkreuz  in 
Breslau  schreibt,  endlich  am  24.  October  1393  das  Archidiakonat  in 
Saaz  erhält  (Libri  quinti  confirmationum  ad  beneficia  ecclesiastica  per 
archidioecesin  Pragenam  annus  1390  ed.  F.  A.  Tingl.  Prag  1865, 
S.  174),  mag  sich  hinter  einem  der  vielen  gleichen  Namens  in  den 
beiden  Prager  Matrikeln  verbergen,  aber  die  folgenden  lassen  sich 
mehr  oder  minder  bestimmt  in  ihren  wissenschaftlichen  Studien  ver- 
folgen. 

Johannes  Saxo  dictus  Müle  (1355 —  1374  Registiator 
und  Notar,  1368-  Bevollmächtigter  in  diplomatischer  Mission)  wird 
1385  juristischer  Baccalarius  (Album  1 ,  12)  und  nach  dem  ihm  bei- 
gelegten Titel  'tunc  consiliarius '  Mitglied  des  dem  Rector  zur  Seite 
stehenden  Rathes,  der  aus  den  Decanen  und  je  zwei  Vertretern  der 
Facultäten  bestand  (Panlsen ,  Histor.  Zeitschrift  45,  387.  389).  Ver- 
schieden von  ihm  ist  wohl  der  1380  zum  Vicerector  der  juristischen  Uni- 
versität bestellte  Johannes  Saxo  de  Zirberch,  Pfänder  in  Ebs  (Album 
1.  34.  67).  Johannes,  Dechant  zu  (ilogau  (Registrator  1361,  Cor- 
rectoY  und  Notar  bis  1368)  wird  1373  als  Jurist  immatrikulirt  (Album 
1,  86). 

Angelegentlicher  noch  um  akademische  Bildung  bemühen  sich 
die  gleich  als  Notare  auftretenden  Mitglieder  der  königlichen  Kanzlei. 
Petrus  de  Luna  (Laun,  1343  Karls  Notar,  bis  1354)  wird  1355  in 
Karls  Supplik  an  den  l^abst  'bacallarius  in  artibus  in  univorsitate  Prä- 
gens! actu  legens'  genannt  (I)enifle,  I)i(^  Univ(irsitäten  1,  594),  d.  h.  er 
hielt    damals    als  Baccalarius  Vorlesunüren :    137.")    erwirbt  er  das  Ma- 


von  Konrad  Burdach.  167 

gisterium  der  Artistenfacultät  (Liber  decanornm  1,  163)  und  bringt  es 
dann  noch  zum  juristischen  Baccalarius  (Album  1,  9).  Weniger  er- 
freulich hat  sich  die  Laufbahn  des  Protonotars  Welislaus  gestaltet 
(1347 — 1359)'):  auch  er  erlangte  das  Magisterium  der  philosophi- 
schen Facultät,  ward  aber  1374  unter  dem  Decanat  des  Nicolaus  von 
Guben  wegen  Verdachts  der  Anstiftung  und  Beihilfe  zur  Ermordung 
eines  Bischofs  schimpflich  excludirt  (Liber  decanorum  1 ,  32.  99). 
Heinricus  Thesaurarius  (1348 — 67,  auch  Corrector)  nennt  sich 
selbst  am  29.  Juni  1367  ^Magister  Pragensis'.  Petrus  praepositus 
Wratislaviensis  (1348 — 1353  oder  1355,  verschieden  von  dem 
oben  genannten  Registrator  Petrus  Wratislaviensis)  wird  1387  in  die 
juristische  Universität  aufgenommen  (Album  1,  40,  wo  er  ausdrücklich 
'praepositus  ecclesiae  sanctae  Crucis  Wratislaviensis'  heisst).  Johannes 
de  Wratislavia  (1352)  determinirt  zum  Baccalariat  unter  dem  Ma- 
gister Henricus  de  Oyta  am  11.  Juli  1368  (Lib.  decan.  1,  137).  Hein- 
ricus aus  Wesel  (1353 — 1365)  bekommt  zu  Pfingsten  1376  d^n 
artistischen  Baccalariat  (Lib.  dec.  1,  171).  Johannes  aus  Eichstädt 
(1355  —  1371)  figurirt  noch  1393  in  der  philosophischen  Matrikel  als 
'electus  ad  corrigendas  literas  magister  Joannes  Eykstat'  (Lib.  dec.  1, 
283).  Heinricus  Australis  (1359 — 1361)  determinirt  behufs  Antritts 
des  artistischen  Baccalariats  1383  (Lib.  decan.  1,  217).  Petrus  de 
Jawor  (Jauer,  1360 — 1378,  seit  1376  Protonotar,  in  Wenzels  Kanzlei 
bis  1386)  gehört  oflTenbar  zu  den  gebildetsten  Beamten  der  Kanzlei: 
Weihnachten  1371  artistischer  Baccalarius  steigt  er  1382  zum  Licen- 
tiaten  auf  (Liber  decan.  1,  149.  212)  d.  h.  er  erhält  die  'licentia  le- 
gendi', die  factische  Befugniss  des  Magisters,  und  lässt  sich  1385  bei 
der  Juristenuniversität  inscribiren  (Album  1,  97).  Conrad  von 
Magdeburg  (1360 — 1363)  führt  in  einer  Urkunde  vom  12.  December 
1376  den  Titel  'magister  artium'  (Libri  erectionum  S.  136b,  Nr.  252). 
Nicolaus  de  Crapitz  (1366—1368)  besteht  Herbst  1389  die  Prüf- 
ung zum  artistischen  Baccalariat  (Lib.  decan.  1,  264).  Nico.laus  aus 
Posen  (1367  —  1378)  wird  1379  als  Jurist  immatrikulirt  (Album  1, 
91).  Johannes  von  Montabaur  (1365  —  1368)  erringt  1386  die 
Würde  des  philosophischen  Baccalarius  (Lib.  dec.  1,  246).  Benedict 
von  Crabicz  (1368  in  der  Kanzlei  und  im  Rath,  in  diplomatischer 
Mission  verwendet,  als  Unterfertiger  von  Urkunden  noch  nicht  nach- 
gewiesen), Arehidiakon  von  Saaz  und  Canunicus  von  Prag,  erhält  den 
Baccalariatskranz  bei  den  Artisten  Weihnachten  1386,  das  Magisterium 
Ende  1H89  und  wird  1391  als  juristischer  Scholar  inscribirt  (Lib. 
decan.  1,  249.  266.  Album  l,  42).  Petrus,  Probst  von  Olmütz 
(1370 — 1371),  beginnt  juristische  Studien  an  der  Prager  Universität 
1382  (Album  1,  37:  'Petrus  de  Olmucz  canonicus  s.  Mauricii  Cremsi- 
rensis').  Eine  Ausnahmestellung  beansprucht  Jaroslaus  de  Jabloncz'-^): 

1)  Ich  lullte  den  von  LindiuT  a.  a.  O.  S.  21,  Nr.  3  und  S.  22,  Nr.  13  an- 
j^ot'iihrtrn  für  oiiu*  Person. 

2)  IrrigiTwciso  n(Mint  ihn  Ott  :i.  a.  ().  S.  70  auf(frund  eines  älteren  mir 
uuzugänglicheu  Aufsatzes  Maroslaus  de  Wcitmllhr. 


168  Zur  Kenntniss  altdcntsclicr  Ilamlschriften  etc. 

adlichon  Standes,  hatte  er  sich  zunächst  dem  akademischen  Studi am 
zugewendet,  am  2.  December  1369  für  den  Baccalariat  determinirt  und 
am  10.  Juli  1373  den  Rang  des  Magisters  erhalten  (Lib.  dec.  1.  141. 
156).  Dann  trat  er  in  die  Reichskanzlei  und  wurde  vom  Kaiser  selbst 
dem  Kanzler  Johann  von  Neumarkt  zur  Anleitung  übergeben.  Das 
wird  noch  1373  geschehen  sein,  denn  vom  13.  December  ist  die 
früheste  von  ihm  unterfertigte  Urkunde.  Er  stieg  dann  zum  kaiser- 
lichen Protonotar  auf:  als  solcher  ward  er  1375  'gratis  ad  honorem 
et  promotionem  universitatis '  bei  den  Juristen  inscribirt  (Album  1,31) 
und  bald  nachher ,  jedenfalls  nach  seiner  Promotion  zum  Magister,^) 
empfiehlt  Johann  von  Neumarkt  seinen  Schützling,  der  in  der  Kanzlei 
eine  erspriessliche  Stellung  entgegenstehender  Hindernisse  wegen  nicht 
finden  könne,  aufs  Neue  der  kaiserlichen  Huld  (Cancellaria  Johannis 
Noviforensis  Archiv  für  östeneich.  Geschichte  68,  S.  67,  Nr.  64).  Die 
Frucht  dieser  Ritte  mag  ein  Prager  Canonicat  gewesen  sein,  das  er 
nach  der  späteren  Angabe  der  juristischen  Matrikel  besass.  Wahr- 
scheinlich aber  erfüllte  der  Kaiser  Johanns  Gesuch,  'ut  Jaroslaum  re- 
assumct  in  familiärem  \  und  machte '  ihn  zum  Mitglied  seines  Rathes. 
Als  solcher  setzte  er  seine  juristischen  Studien  und  Vorlesungen  oflTen- 
bar  fort  und  ward  Rector  der  Prager  Juristenuniversität  (Album  1,  4). 

Auch  den  Nebenkanzleien  des  Königreichs  Böhmen,  die  ihr 
Personal  natürlicherweise  zum  grossen  Theil  aus  der  Schule  der  Reichs- 
kanzlei empfingen,  fehlte  es  nicht  an  graduirten  Mitgliedern.  Wir 
kennen  in  der  Breslauer  Kanzlei  der  königlichen  Landeshauptmann- 
Hchaft  einen  Notar  Johann  Wittel  (1363—1376),  der  sich  als  Ma- 
gister, natürlich  der  artistischen  Facultät,  bezeichnet. 

Die  Reichskanzlei  selbst  unterhielt  während  Wenzels  Regiening 
noch  engere  Beziehungen  zur  Universität  als  vorher.  Stand  sie  jetzt 
doch  bis  1384  unter  der  Leitung  des  Bischofs  von  Meissen,  späteren 
Erzbischofs  von  Prag,  Johanns  von  Jenzenstein,  der  in  Prag,  Padua, 
Bologna,  Montpellier  und  Paris  studirt  hatte.  Zu  Anfang  des  Jahres 
1385  löste  ihn  der  frühere  Unterkämmerer  2)  Probst  von  Lebus  Hanko 
oder  Johannes  Brunonis  ab.  den  ich  mit  Sicherheit  nicht  in  den  Prager 
Matrikeln  nachzuweisen  vermag.^) 

1)  Der  Ausdruck  Maroslaus  ....  otlficio  un'o  dunintc  in  cancellaria 
cesarca  brnijrnis  ad  hononMU  vcstruni  prosequcbar  favoribus  resj)i)nderi '  in 
dem  SchrcibiMi  Johanns  von  Neinnarkt  ist  nicht  ganz  klar:  das  officium,  wel- 
ches vorüber  war,  wird  aber  doch  wohl  seine  Kanzlerthätigkcit  sein.  Pann 
wäre  der  Briet'  nach  dem  2t>.  Juni  i:i74  geschrieben. 

2)  Als  solcher  z.  B.  Libri  ereetionnm  S.  lOUb  in  einer  l'rkunde 
von  13si. 

3)  Sollto  er  jener  Hanko  Boenius  sein,  der  1.-J7Ü  artistischer  Bacca- 
larins  wird  (Lib.  dec.  1,  17I)V  Oder  der  \'A^4  bei  den  Juristen  in  der  Natiu 
Saxonum  immatrikulirte  Joannes  Brnn  (Album  1,  i;i3)?  Oder  Jener  Joannes 
de  Lubicz.  welcher  Michaelis  IBiU  das  artistische  Baccalariatsexamen  besteht, 
am  U.November  die  'reservatio  \ovÄ'  nachsucht  und  erhält,  und  am  24.  De- 
cember determinirt  (Lib.  dec.  1 ,  21)5.  297.  2t)S)V  Aber  der  U'tztere  könnte 
auch  ans  lAMibns  sein,  da  er  einmal  *de  Leuhicz'  hei.sst. 


von  Konrad  Bnrdach.  169 

Ich  beginne  wieder  mit  den  Registratoren.  Jacob  vonKremsier 
(1376 — 1384)  hatte  1375  an  der  juristischen  Universität  sein  Studium 
begonnen  (Album  1,  30).  Bartholomäus  de  Novacivitate  (1385 
— 1397)  wird  1384  als  'rector  parochialis  ecclesiae  in  Strana'  bei  den 
Juristen  immatrikulirt  (Album  1,  38).  Johannes  aus  Bautzen  (1395) 
hatte  sich  vor  seinem  Eintritt  in  die  Kanzlei  akademische  Bildung  ver- 
schaff;: am  9.  December  1385  war  er  zusammen  mit  dem  bekannten 
Amplonius  Ratinck  aus  Rheinberg  bei  Xanten,  dem  Begiünder  des 
CoUegs  und  der  Bibliothek  in  Erfurt,  die  seinen  Namen  tragen,  zum 
Baccalariat  der  Künste  zugelassen  und  hatte  dann  am  26.  September 
1387  determinirt  (Lib.  decan.  1,  234.  253).  Johannes  deWratislavia 
(1395 — 1396),  Probst  von  Nordhausen,  könnte  einer  der  beiden  Namens- 
vettern sein,  von  denen  der  eine  am"  9.  März  1375  Baccalarius,  am 
5.  Februar  1377  Licentiat,  der  andere  Michaelis  1382  Baccalarius  der 
artistischen  Facultät  wurde  (Liber  decan.  1,  169.  174.  208). 

Ueber  die  Notare  *)  Wenzels  mögen  die  folgenden  Zeugnisse 
Auskunft  geben.  Petrus  de  Wischow  (1389 — 1399,  Anfangs  Re- 
gistrator)  hatte  sich  1377  als  'servitor'  des  Petrus,  Canonicus  von 
Kremsier,  bei  den  Juristen  immatrikuliren  lassen,  war  also  unbemittelt 
gewesen  und  hatte  sich  durch  Famulatsdienst  seinen  Unterhalt  ver- 
dient (Album  1,  32).  Wenceslaus  von  Olmtttz  (1392—1401,  An- 
fangs Registrator) ,  hatte  1383  den  juristischen  Baccalariat  erworben 
und  wurde  1407  Licentiat  im  canonischen  Recht  (Album  1,  11.  7).-) 
Er  avancirte  zum  Protonotar:  am  19.  November  1398  wird  er  so  ge- 
nannt in  einer  Urkunde,  in  welcher  er  als  Procurator  des  Probstes 
von  Altbuntzlau  Wilhelm  von  Hasenburg  erscheint  (Liber  confirma- 
tionum  quintus  S.  312  f.),  desgleichen  in  seiner  Inscription  als  Licentiat 
im  Album  der  juristischen  Universität.  Ausserdem  war  er  'advocatus 
consistorii  Pragensis*.  Das  ergiebt  sich  aus  der  Einzeichnung  in  einer 
aus  seinem  Besitz  stammenden  Handschrift  des  Prager  Metropolitan- 
capitels,  die  neben  anderen  canonistischen  Schriften  *  Repititiones  juris* 
des  italienischen  Professors  beider  Rechte  Ubertus  de  Lampugnano  ent- 
hält, die  derselbe  1385  'in  studio  Pragensi'  gehalten  hatte  (Schulte, 
Die  canonistischen  Handschriften  der  Prager  Bibliotheken  a.  a.  0. 
Nr.  206,  S.  82).  Wenceslaus  besass  danach  auch  Kenntniss  des  Civil- 
rechts.  Johann  von  Bamberg  (1398 — 1419,  erst  Registrator,  zu- 
letzt Protonotar),  war  am  24.  September  1375  examinirt  und  zugelassen 
zum  Baccalariat  der  Künste  und  hatte  1376  determinirt  (Lib.  decan. 
1,  166.   171).    Paulus  de  Tost  (1404—1419,  Anfangs   Registrator), 

1)  Nobonboi  sei  bemerkt,  dass  Franeiscus  de  (»ewicz.  4len  Lindner  a. 
a.  0.  8.21).  Nr.  7  nur  als  Registratur  von  1384— ISbti  nachweist,  am  7.  Juni 
\'d\H\  urkundlieli  als  'protonotarius  domini  Wenceslai  Romanorum  et  Boemio 
regis'  erscheint  und  als  Procurator  bei  einer  Resignation  fungirt  (Liber  c(m- 
finnationum  (juintus  S.  'Ihl). 

1)  Wenn  Ott  a.a.O.  S.  70  sa^t,  er  sei  mss  immatrikulirt,  so  beruht 
djis  auf  Verwechslung  mit  Wenceslaus  Joaunis  de  Pra^a,  dem  Sohn  des 
PragiT  Prot(uiotars  (Album  1,  41). 


170  Zar  Kenatai»»  4lTii<^iir.<M:iu>r  Handsehriften  ete. 

At^  «IM  Wttni/fiU  Kanzlei  in  die  Sitznandi  flbertnt.  begann  1392 
jnriAtH<;h^  »todi^n  f Album  1 .  104  und  wurde  Weihnachten  1397 
nrtiniifi^.h^.T  Ba^^alarioÄ  iLib,  deean.  1.  329>.  Nicolans  de  Gewicz 
(1305  — 14^/;.  zuletzt  Protonotan  war  1389  als  Jori?t  immatrikulirt 
^\lbum  1.  42},^t  Johannen  Weilbare  1 1415— 1419)  trat  aus  dem 
ftfJUlti<(^h#;n  Dienjit  in  die  kJ^nig^Iiche  Kanzlei:  als  er  1397  Licentiat 
nnd  IfffHor  dfrr  jorinti.^chen  Universitit  wnrde.  f&hrte  er  den  Titel 
^protonotaria«  maiorin  eivitatiä  Pragensiä'  (Albam  1,  6). 

Vf;rfcl^i^ht  man  den  Bildungsgang  der  Kanzleibeamten  während 
Kurlt  Hf'gii;nin$c  mit  dem  der  späteren  unter  Wenzel  and  Siegipand,-) 
fto  Mprin^t  «fin  hochfit  wichtiger  and  bedeutsamer  Unterschied  hervor. 
Jf.wt  Itlufen  erst  durch  die  Kanzlei  und  bemühen  sich  dann  um  aka- 
ihui\i»f'hi'.  iirsuh',  diene  treten  als  bereits  Graduirte  in  die  Kanzlei  ein. 
hie  Anforderungen  an  die  wissenschaftliche  und,  wie  sich  aus  meinen 
ZuHfinirfM^nHtelUjngen  erkennen  lässt,  insbesondere  an  die  juristische 
AiiHbildung  haben  sich  also  sichtlich  gesteigert.  Ich  glaube  nicht  fehl- 
zugehen, wenn  ich  auch  hierin  den  Geist  von  Karls  IV.  Kanzler  wirk- 
MHin  finde  und  im  Hinblick  auf  die  von  ihm  mannigfach  bethätigte 
F'Vrderuiig  der  Prager  Hochschule  und  ihrer  Scholaren  (vgl.  oben 
H.  Mii'i)  Heinem  directen  und  indirecten  Einfluss  diese  Wandlung  wenig- 
ufeuH  %uiii  Theil  zuHclireibe.  Ein  anderer  Theil  mag  wohl  auf  die 
Keehiiuiig  deH  allgemeinen  Aufschwungs  kommen,  den  das  Prager 
OerierniHtudium  zu  F^nde  des  Jahrhunderts,  kurz  vor  der  Krise,  erlebte. 

Dil«  Kanzlei  und  der  Kampf  weltlicher  und  geistlicher 

Bildung. 

IfiiiverHilJU  und  Kanzlei  bedeuten  wohl  zwei  verbfindete,  sich 
gt*getiH(*ifig  lieeintlusHende ,  aber  doch  sehr  verschiedenartige  Mächte. 
Jene  ;;:iin/.  elerieal ,  auf  nuinchischem  Zusammenleben  ruhend,  auf  den 
(Viliiuil  gegründet  und  eine  selbständige  Corporation  nach  Art  der 
mtttelnlterliehen  Zünfte,  blieb  auf  lange  Zeit,  bis  in  das  16.  Jahr- 
hundert hinein,  den  modernen  Gewalten  gleichgültig  oder  feindlich, 
und  dem  Leben  des  Vtdkes  mehr  oder  minder  abgewendet  bis  auf 
nn»*ere  Tagt».  Hie  Kanzlei  ilagegen  wurde  die  Wiege  des  neuen  Standes, 
iliM'  j<»l/.t  autlrat  und  in  die  deutsehe  Cultur  umgestaltend  eingrifl": 
den  niotlernen  neamtenthum>.  Sie  ist  mit  und  durch  den  modernen 
Staat,  k\\\v\'\\  die  xwwv  Ftlrsten>ouverainetÄt  .<o  mäehtig  gewonlen.    Auch 

n  Kin  NiooliUiN  de  <«o\\ir/.ka  war  1 ;»(»'.»  iVcan  der  Anisten  M.ib.  doc. 
1,  t  in      Ist  das  derselbe ? 

?^  \uoh  ;\\t'i  Itoauifo  der  Keiehskan/Joi  luitrr  Kupn'oht  oiuptingeii  iu 
rra>!;  iluv  w ivsoMMliHttHohe  lülduug.  Xicolaus  Hiiiiiann  M4»»o--14'M.  An- 
lÄug^  lCeK:iNtnMoi'.  dann  N^nar"»  \\ar  rtinpiton  i:<s^  in  der  dortig\Mi  Anisteu- 
taouliat  |\aoeaUrius  ^»>\onien  il.ib.  deean  I.  -;<"»•  Niool*u<  Tri^uin 
vM^M^  wur^lo  i;i:*»  iKiMitiar.  IMi»  Magisior  der  Kunsr*-  .l.i*i  doi-a«.  !.  tS4 
IMi^  utid  d»vXno  dAun  ^ix  1:^'»«»  dasol?»st,  inohnarh  als  K\:4iiir.:aTi»r  rlir  dio 
lUew^lAriAfNpruütuoMi  ^TwjihnT     S|m:«t  neun:  <r  mo"?    ss^it-rx*  :Jui»i»»in."U'  j»r»^- 


von  Konrad  Burdach.  171 

sie  war  von  Hause  aus  elerical  wie  die  Universität,  auch  in  Karls 
Kanzlei  und  der  seiner  Nachfolger  tiberwiegen  die  (geistlichen.  Auch 
die  Kanzlei  war  gleich  der  Universität  eine  grosse  Versorgungsanstalt, 
eine  unglaublich  prompt  arbeitende  Pfrttndenfabrik ,  was  Hubers  und 
Lindners  Nachweise  über  die  Personalverhältnisse  der  vielfach  präben- 
dirten  Kanzleibeamten  gentigend  vor  Augen  stellend)  Aber  sie  ist 
andrerseits  die  eigentliche  Stätte,  an  welcher  das  grosse  Schauspiel  der 
folgenden  Jahrhunderte  zuerst  zur  Erscheinung  kommt:  die  Säculari- 
sirung  der  Cultur.  Hier  werden  auf  dem  Grunde  der  kirchlichen 
Bildung  zuerst  Beamte  für  den  Dienst  weltlicher  Grössen  geschult,  für 
den  Dienst  von  Fürsten  und  Städten.  Hier  behält  man  und  gewinnt 
man  je  länger  je  mehr  Fühlung  mit  dem  Geschäfts-  und  Verkehrs- 
leben des  Volkes.  Hier  bilden  sich  die  öffentlichen  Notare,')  die  eine 
verhältnissmässig  unabhängige  Stellung  einnehmen,  die  städtischen 
Schulmeister,  die  weltlichen  Lohnschreiber  und  Handschriftenhändler. 
Hier  mischen  sich  Adliche  und  Bürgerliche,  Cleriker  höherer  und 
niederer  Weihen  und  Laien,-*)  um  eine  neue  Klasse  von  Staatsbürgern 
zu  erzeugen,  denen  im  folgenden  Zeitalter  eine  höchst  wichtige  Auf- 
gabe zufkllt.  Auch  der  Cleriker,  welcher  einmal  in  die  königliche 
Kanzlei  aufgenommen  worden  war,  mochte  er  nun  Canonicus,  Dechant, 
Pleban    oder    sonst   was   immer    sein,    wurde   ohne   weiteres  auf  des 

1 )  Während  des  Druckes  gelangt  durch  die  Freundlichkeit  von  Herrn  Dr. 
Max  Perlbach  zu  meiner  Kenntniss  aer  Aufsatz  A.  Wagners  über  schlesische 
Pfründner  des  H.Jahrhunderts  in  dem  eben  erschienenen  25.  Band  der  Zeit- 
schrift d.  Vereins  f.  Gesch.  und  Alterthum  Schlesiens  (S.  286  ft.).  Derselbe 
brinfft  aus  Regesten  des  vaticanischen  Archivs  Angaben  über  folgende  Mit- 
glieaer  der  königlichen  Kanzlei  Böhmens:  Johann  von  Neumarkt  (noch  26. 
October  1351  Stadtpfarrer  in  seiner  Vaterstadt),  Diethmar  von  Meckebach, 
Peter  von  Luna  (Laun),  Jacob  Augustini,  Nicolaus  aus  Posen,  Johann  von 
Glatz,  Nicolaus  von  Bunzlau,  Johaim  Brunonis. 

2)  Die  Masse,  welche  es  deren  damals  in  Böhmen,  zumal  in  Prag  gab, 
übersieht  man  mit  Hülfe  der  Indices  zu  den  von  Borovy  herausgegebenen 
Libri  erectionum  (Prag  1875—1889)  und  zum  12.  Band  des  Codex  diploma- 
ticus  Moraviae  (ed.  Brandl.  Brunn  1890)  s.  v.  'notarii  publici'.  Schon  1270 
hatte  hier  der  Italiener  Ilenricus  de  Isernia  (s.  oben  S.  155)  eine  Schule  ftir 
Notare  gegründet.  Karl  IV.  organisirte  dann  das  Notariat,  indem  er  dem 
Prager  fcrzi)ischof  das  Ernenn ungsreeht  zuwies  und  AnitMÜd  und  Examen 
einführte.  Allniälilieh  strihnten  so  viele  (ieistliehe  dem  einträgliehen  und  un- 
gebundenen Berufe  zu,  dass  1M74  ein  besonderer  Synodalbeselilnss  ilagegen 
einschreiten  niusste,  der  allen  geweihten  Priestern  verb<)t,  in  der  Prager 
Diöcese  das  Notariat  auszuüben  (Ott  a.a.O.  S.  77  11'.). 

3)  Adlieh  sind  hi  der  Kanzlei  Karls  IV.  und  Wenzels  z.B.  Jaroslaus 
von  Jablouez,  Beneseh  von  Weitniühl  (Notar  l;i80,  Domherr  in  Prag,  Vetter 
des  gleichnamigen  (lesehielitsehreibers  und  Dcnnbauleiters,  s.  Loserth,  Archiv 
tür  «isterreicliiselic  (ieschichte  5-j.  305.  309):  Laien  (oder  doch  nur  niederer 
Weihe  theilhaftig)  z.  B.  der  in  (;iner  Urkunde  von  1878  saninit  seiner  Frau 
Margarethe  vorkonnuende  'llaseo  notarius  curiae  regiae'  (Libri  ereetionum 
S.  222,  Nr.  377),  der  Protonotar  der  Stadt  Prag  Johannes,  dessen  Söhne  Jo- 
hannes und  Weneesluus  dem  Vater  zu  Ehren  1386  gratis  in  der  Juristen- 
nniversität  ininiatrikulirt  wurden  (Album  I,  10.  41),  fler  oben  (S.  I.V.))  genannte 
Kannuerselireiher  Paul  von  Jenzenstein,  letzterer  aus  ritterlichem  (ieschleeht. 


i 


172  Zur  Kenntuiss  altdeutscher  Ilandschriften  etc. 

Kaisers  Gesuch  von  der  Residenzpflicht  ^)  entbunden  und  gewöhnte 
sich  allmählich,  aus  einem  Priester  ein  reiner  Ilofbeamtcr  zu  werden 
und  in  seinen  geistlichen  Functionen  sich  durch  einen  Vicar  vertreten 
zu  lassen. 

Es  lässt  sich  der  entscheidende  Augenblick,  welcher  diese  jahr- 
hundertelange P^ntwicklung  anbahnte,  genau  bestimmen. 

Er  trat  ein,  als  durch  Karl  IV.  die  Reichskanzlei  dem  Einfluss 
der  drei  Erzkanzler,  der  Erzbischöfe  von  Mainz,  Köln,  Trier  entiückt 
und  unter  die  Leitung  des  Kanzlers,  eiues  Hofbeamten,  gestellt  wurde. 
Damit  gelangt  sie  aus  der  clericalen  Sphäre  in  die  einer  Staats- 
behörde, aus  dem  Zustand  schwankenden  Umherirrens  in  feste  Ver- 
bindung mit  dem  Mittelpunkt  des  Reiches.  Und  dies  Verhältniss, 
das  zuerst  1356  die  goldene  Bulle  durch  ihr  vielsagendes  Schweigen 
über  die  Kanzleibefugnisse  der  Erzkanzler  legalisirt,  dauert  trotz  aller 
Gegenbestrebungen  seitens  der  entthronten  Erzkanzler,  welche  zeit- 
weilig formell  eine  Wiederherstellung  ihrer  alten  Rechte  durchsetzen, 
fortan  f actisch  unverändert  (Ficker,  Beiträge  zur  Urkundenlehre. 
Innsbruck  1878.  2,  17  ff.  406;  Seeliger,  Erzkanzler  und  Reichskanzleien. 
Innsbruck  1889,  S.  59  f.).  Der  erste  wirkliche  Hofkanzler  in  diesem 
neuen  Sinne  war  Johann  von  Neumarkt.  Ziemlich  gleichzeitig  bildet 
sich  ein  fest  organisirter  Hofrath,  der  etwa  unseren  Staatsministerien 
vergleichbar  ist,  mit  fester  besoldeter  Anstellung  und  Vereidigung  seiner 
Mitglieder,  und  dieser  Rath  tritt  von  nun  ab  in  den  Unterfertigungen 
als  Behörde  auf  (Seeliger,  Das  deutsche  Hofmeisteramt  im  späteren 
Mittelalter.     Innsbruck   1885,  S.  89  ff.  97  ff.  90  Anm.  3). 

Damit  war  die  Grundlage  für  die  Entwicklung  eines  weltlichen 
Staatsbeamtenthums  gegeben.  Ein  neuer  bevorzugter  Stand  kam  empor, 
und  seine  Macht  drückte  sich  auch  äusserlich  dadurch  aus,  dass  Mit- 
glieder der  Hofkanzlei  und  des  Ilofraths  nobilitirt  wurden.  Als  ein 
Ereigniss  von  epochemachender  Bedeutung  führt  man  es  gewöhnlich 
an,  dass  Caspar  Schlick,  der  seit  1416  in  der  Reichskanzlei  arbeitet« 
(Lindner  a.  a.  0.  8.  36),  von  Siegmund  am  31.  Mai  1433  auf  der  Tiber- 
brücko  zu  Rom  als  »ster  zum  Ritt(»r  geschlagen  und  zu  seinem 
obersten  Kanzler  gemacht  sei.  In  der  That  lässt  sich  nicht  verkennen, 
es  ist  ein  symbolischer  Vorgang:  Deutschlands  Kaiser  über  dem 
Strom  der  t^wigen  Roma  den  Mann  im  Rang  erhcihend,  der  später 
(1443)  seinem  Freunde  Enen  Silvio  den  Eintritt  in  die  Ilofkanzlei 
tYiedrichs  III.  vermittelte  und  dadurch  der  humanistischen  Bewegung 
in  Deutsehland  den  massgebenden,  einflussreichsten  Führer  schuf,  der 
selber  dann  von  dem  Meister  der  eleganten  Form  als"  Held  der  Welt- 
novelle 'Eurialus  und  Lucretia'  mit  der  Unsterblichkeit  beschenkt  ward. 
Aber  lange  vorher,  schon  unter  Karl  IV.,  geniessen  die  Mitglieder  der 

1)  Ein  tJolflies  (Jesncli  Karls  IV.  an  den  Hiscliof  von  Breslau  für  dou 
Notar  und  SecretUr  llcnricns  ])lebanus  Noviforonsis  und  cineiu  zweiten  un- 
genannten Notar,  der  aurli  Pfarrer  war,  in  (Ut  CanccUaria  Caroli  IV.  bei 
Siencke,  Seriptoros  rernui  gernianieAruni  .'J,  S.  202:t,  Nr.  \\). 


von  Konrad  Burda  eh.  173 

HofkaDzlei  und  des  Ilofraths  eine  geehrte,  exirairte,  fest  geregelte 
Stellung.  Das  lehren  die  Formeln  in  Johanns  von  Gelnhausen  Samm- 
lung tlber  Rechte  und  Immunitäten  dieser  Hofbeamten  und  über  die 
Art  ihrer  Krnennung,  worin  besonderer  Nachdruck  darauf  gelegt  wird, 
dass  sie  'literati'  seien  (vgl.  Joh.  Wilh.  Hoffmann,  Sammlung  ungedr. 
Urkunden  2,  Nr.  18  99,  auch  in  der  Oancellaria  Caroli  IV.  bei  Mencke, 
Scriptores  rerum  germanic.  3,  S.  2032,  Nr.  27). 

Wie  einst  im  12.  Jahrhundert  Cleriker  selbst  an  der  Ueber- 
windung  der  kirchlichen  Cultur  mitgearbeitet  hatten,  indem  sie,  um 
breitere,  und  stärkere  Wirkungen  zu  erzielen,  den  neuen  höfisch-ritter- 
lichen Lebensmächten  Zutritt  in  ihre  geistliche  Dichtung  erötlneten 
(Alexanderlied,  Rolandslied,  Kaiserchronik;  die  Legendenpoesie  im  Stil 
des  höfischen  Romans),  wie  später  im  18.  Jahrhundert  der  Pietismus 
die  religiöse  Geftihlspoesie  Klopstocks  hervorrief  und  damit  den  Grund 
schuf  für  die  selbständige  weltliche  Dichtung  unserer  Klassiker,  so 
dienen  im  14.  und  15.  Jahrhundert  diese  Cleriker  in  den  Kanzleien 
der  Verweltlichung  und  Schwächung  der  kirchlichen  Cultur:  auf  dem 
Umweg  über  das  canonische  Recht  führen  sie  das  römische  Civilrecht 
herbei  und  bereiten  damit  die  Unterlage  für  einen  neuen  mächtigen 
weltlichen  Organismus,  der  unabhängig  von  der  Kirche  einen  neuen 
Staatsbegriff  hervorbringt  und  in  seinen  Dienst  sich  stellt.  Aus  ihrem 
eigenen  Schoosse  erwachsen  der  geistlichen  Cultur  im  zwölften,  im 
vierzehnten  und  fünfzehnten,  im  achtzehnten  Jahrhundert  die  erfolg- 
reichsten Gegner. 

Wir  gewahren  gleich  nach  Karls  Constituirung  der  Reichskanzlei 
als  Hofamt,  wie  von  ihr  eine  Fülle  geistiger  Strömungen  ausgehen, 
die  ihren  Ursprung  und  ihr  Ziel  nicht  im  Rahmen  der  Kirche  haben. 
Viel  davon  hat  der  universelle  Geist  Karls  IV.  hervorgelockt,  da  ja 
nun  die  Reichskanzlei  zu  seinem  persönlichen  Hofstaat  gehörte,  aus 
dem  er  seine  'familiäres',  seine  'consiliarii',  'referendarii' zu  entnehmen 
pflegte,  aber  hier  rührt  sich  jetzt  auch  so  manches,  was  gegen  den 
Sinn  und  die  Neigung  des  Kaisers  war  und  helfen  sollte,  den  gi'ossen 
Brand  der  folgenden  Zeiten  zu  entzünden,  von  dem  er  sich  mit  Grauen 
und  Entsetzen  würde  abgekehrt  haben. 

Aus  derselben  Kanzlei,  welche  die  ersten  weltlichen  Hofbeamten 
schulte,  sind  auch  zwei  Theilnehmer  der  grossen  religiösen  Bewegung 
hervorgegangen :  auch  sie  mehr  oder  weniger  sich  gegen  die  Kirche 
richtend,  aber  noch  bestimmter  aller  Weltlichkeit  den  Rücken  wendend; 
der  eine  rcformirend,  der  andere  als  ein  asketischer  Volksagitator. 

Den  Vorreformator  Matthäus  von  Krakau  lernten  wir  oben 
(S.  165)  als  Notar  und  als  Mitglied  der  Reichskanzlei  kennen.  Er, 
der  sich  in  den  Grenzen  einer  massvollen  Gesinnung  hielt,  hat  der 
P^poche  in  seinen  Tractaten  *De  conflictu  rationis  et  conscientiae*  und 
'De  arte  moriendi'  zwei  wahrhafte  Volksbücher  religiöser  Belehrung 
und  Erbauung  geschenkt  und  steht  so  gleichsam  als  mächtiger  Pförtner 
am  Eingang  zu  der  unabsehbaren  populären  kirchlichen  Litteratur  der 
folgenden  Jahrhunderte.    Die  erste  Schrift,  in  vielen  Handschriften  ver- 


174  ^nr  Kenntniss  Jiltdeutsclier  Handschriften  etc. 

breitet  und  auch  in  die  beiden  Landessprachen  ßöhmens  übersetzt 
(Loserth,  Hus  und  Wiclif  S.  69  Anm.),  hat  Johann  Gutenberg  nach 
seiner  Verbindung  mit  den  Brüdern  Bechtermünze  in  Eltville  zwischen 
1465  und  1467  gedruckt  (von  der  Linde,  Geschichte  der  Erfindung 
der  Buchdruckkunst.  Berlin  1886.  3,  916  f.  Faulmann,  Die  Erfindung 
der  Buchdruckerkunst.  Wien-Leipzig  1891,  8.  153  f.).  Das  andere  Werk- 
chen ist  von  der  polygraphischen  Vervielfiiltigung  noch  früher  ergritten 
und  unter  die  Massen  geworfen  worden.  Wir  haben,  wie  es  scheint,  zwei 
Bearbeitungen  zu  unterscheiden.  Die  eine,  in  Form  eines  Dialogs 
zwischen  Satan  und  Engel  um  den  Sterbenden,  ist  von  einem  der 
frühesten  Holztafeldrucke  mit  hervorragenden  Bildern  reproducirt  wor- 
den und  hat  dann  viele  Auflagen  in  lateinischer  und  deutscher  Sprache 
und  später  auch  sehr  zahlreiche  typographische  Abdnicke  erlebt 
(Katalog  frühester  Erzeugnisse  der  Druckerkunst  der  T.  0.  Weigelschen 
Sammlung.  Leipzig  1872,  Nr.  233 — 248;  von  der  Linde,  Geschichte 
der  Erfindung  der  Buchdruckkunst.  1,  361.  365).  Der  Ursprungsort 
der  ältesten  xylographischen  Ausgabe  ist  Köln:  die  Holzschnitte 
tragen  den  Charakter  der  Kölner  Malerschule,  wie  er  sich  unter 
dem  Einfluss  der  flandrischen  Kunst  um  die  Mitte  des  15.  Jahrhun- 
derts herausgebildet  hatte.  Die  zweite  ganz  abweichende  Bearbeitung, 
für  welche  ein  Druck  den  Namen  des  Matthäus  von  Krakau  äusser- 
lich  bezeugt,  in  der  Form  von  Meditation  und  Gebet,  ist  um  1470  von 
Ulrich  Zell  in  Köln  gedruckt,  dann  in  mehreren  erweiternden  Aus- 
gaben in  Deutschland,  Italien,  Frankreich  wiederholt,  auch  in  das  Italie- 
nische und  Spanische  übersetzt  worden  (Brunet,  Manuel  du  librairei>,  1, 
502  ff.).  Beide  Bearbeitungen  also  sind  in  Köln  entstanden ,  was  be- 
sondere Beachtung  verdient  um  der  engen  Beziehungen  willen,  die  wir 
später  noch  mehrmals  zwischen  Prag  und  dem  Niederrhein,  insbesondere 
Köln  und  den  Niederlanden  bemerken  werden,  und  beide  gehen,  wie 
ich  nicht  zweifle,  auf  des  Matthäus  von  Krakau  Tractat  zurück.  Ihr 
Verhältniss  zu  demselben  bedürfte  freilich  noch  näherer  Untersuchung, 
die  ich  augenblicklich  hier  in  Halle,  wo  keine  einzige  all  dieser  biblio- 
graphischen Kimelien  sich  befindet,  nicht  abstellen  kann,  und  zwar 
müsste  vor  allem  von  der  handschriftlichen  *Ars  moriendi'  der  Bres- 
lauer Universitätsbibliothek  (1.  Q.  37),  welche  des  Matthäus  Namen 
trägt,  ausgegangen  werden.  Jedenfalls  bleibt  es  bedeutsam  genug,  dass 
ein  Mann,  der  lange  Zeit  Prager  Professor  und  Notar  gewesen  war, 
so  bestimmend  eingewirkt  hat  auf  die  beliebtesten  religiösen  Bilder- 
und Lehrbücher  des  15.  Jahrhundertis. 

Miliö  von  Kremsier,  fechischer  Abkunft,  fungirte  vom  30.  Ja- 
nuar 1358  bis  zum  26.  Mai  1362  in  der  Reichskanzlei,  zuerst  als 
Registrator,  dann  als  Corrector,  zuletzt  als  Notar.  In  ihm  kündigen 
sich  bereits  die  unheimlichen  Mächte  an,  welche  Karls  IV.  Schöpfung 
zertrümmern  sollten.  Der  Kaiser  selbst  hatte  die  Nothwendigkeit  einer 
Reform  der  Kirche  durch  sittliche  Hebung  des  Cleruö  und  Vertiefung 
des  religiösen  Lebens  begriffen,  aber  indem  er,  wenn  auch  nur  eine 
Zeit    lang,    die    Hand   bot   zu    den  Heilungs versuchen    wahntrunkener 


von  Konrad  Burdach.  175 

Volksredner  wie  Milic,  entfesselte  er  eine  Demagogie,  die  den  innersten 
Boden  der  errungenen  Cultur  im  Königreich  Böhmen  aufwühlte  und 
den  religiösen,  nationalen,  socialen  Fanatismus  heraufbeschwor. 

Einer  der  nächsten  Vertrauten  des  Kaisers,  von  seiner  und  des 
trefflichen,  reformfreundlichen  Erzbischofs  Ernst  Theilnahme  und  Gunst 
gefördert  und  mit  Auszeichnungen  geehrt,  legte  Miliß  alle  Aemter 
nieder,  um  sich  ganz  der  grossen,  gefährlichen  Aufgabe  des  Sitten- 
besserers  und  Strafpredigers  hinzugeben.  Ein  schwärmerischer  Apoka- 
lyptiker,  voll  Phantasie  und  Leidenschaft,  richtet  er  in  seinen  böh- 
misch und  deutsch  gehaltenen  Predigten  seine  Angriffe  auf  das,  was 
dem  Kaiser  am  heiligsten  war:  den  strengen  Bau  der  Kirche,  die 
Reliquienverehrung,  den  kirchlichen  Pomp,  die  akademischen  Studien. 
Er  wagte  es,  Karl  IV.  selbst  in  öffentlicher  Versammlung  als  den  Anti- 
christ zu  bezeichnen.  Als  Gründer  unerlaubter  Beguinenhäuser,  in  die 
er  die  Sünderinnen  Prags  versammelte,  um  aus  dem  Platz  der  üeppig- 
keit,  dem  „Venedig",  ein  „Jerusalem"  zu  machen,  verfiel  er  dem  Ge- 
richt der  Inquisition  und  starb  gerade  rechtzeitig,  um  einer  Bestrafung 
zu  entgehen.^) 

In  beiden,  Matthäus  von  Krakau  und  Milif,  von  Kremsier,  lebt 
der  diese  Jahrhunderte  beherrschende  Gedanke :  Emeueruivg  der  Kirche 
durch  sittliche  Reform  ihrer  irdischen  Organe,  Ausdehnung  der  reli- 
giösen Bildung  auf  die  Massen.  Im  ersten  sind  beide  einig  und  ver- 
harren beide  auf  dem  Boden  der  katholischen  Orthodoxie,  nur  die 
Wege  verfolgend,  welche  schon  manche  vor  ihnen  und  viele  nach  ihnen 
in  Deutschland,  Frankreich,  Italien  und  England  gewandelt  waren. 
Im  zweiten  begeben  sie  sich  auf  neue  Pfade  und  unterscheiden  sie 
sich  auch  von  einander,  wenngleich  nur  graduell  und  durch  die 
Wahl  der  Mittel:  Matthäus  tritt  für  den  häufigeren  Empfang  des 
Abendmahls  ein,  strebt  also,  eine  wichtige  kirchliche  Feier  zu  einem 
alltäglichen  Gemeingut  zu  machen,  sie  ihres  solennen,  exceptionellen 
Charakters  zu  entkleiden;  Mili6  erhebt  in  Bezug  auf  die  Commu- 
nion  gleiche  Forderungen,  gründet  ausserdem  aber  freie  religiöse  Ge- 
nossenschaften von  Laien,  trägt  also  gleichfalls  kirchliches  Leben  in 
weitere  Kreise.  Beide  Verstössen,  wie  man  sieht,  gegen  die  Verfassung 
und  Organisation  der  katholischen  Kirche.  Sie  tragen  daher  so  gut 
wie  der  sich  in  der  Kanzlei  ausbildende  weltliche  Beamten-  und 
Richterstand  zur  Auflösung  der  alten  Kirche  bei,  aber  nicht,  indem  sie 
gleich  jenem  die  religiöse  Bildung  durch  eine  andere  gelehrt-weltliche 
ersetzen,  sondern  sie  im  Gegentheil  noch  verstärken,  vertiefen,  ihren 
Bereich  ins  Grenzenlose  erweitern  wollen.  Und  wenn  Mili6  sogar  aller 
weltlichen  Wissenschaft  den  Krieg  erklärt,  so  gewahren  wir  gleich  in 

1)  Vgl.  über  ihn  Frind,  Böhmens  Kirchenffeschichte  2,  370  ff.  Lechler, 
Johann  von  Wiclif  2,  11 8  ff.  Loserth,  Hus  und  Wiclif  S.  12  ff.  50  ff.  A^  dem 
Werk  der  Magdalenenrettung  nahm  übrigens  eine  Zeit  lang  Erzbischof  Ernst 
selber  Theil,  denn  sein  Formelbuch  enthält  eine  *  Forma  quantum  ad  mulieres 
miseras  seu  quidas  (i.  meretrices) '  die  büssende  Sünderinnen  der  christlichen 
Wohltbätigkeit  empfiehlt  (Archiv  f.  österr.  Gesch.  61,  543). 


170        Soixantr-rtt^ix  nmniiMTits  «lo  l:i  T{itiIi«itluM|iit'  (.'orsini  (Romr) 

den  erstt'n  Anfjinfj:eD  der  Reformbcwe<run*r  diese  dämoinschen,  cnltt 
feindlichen  Oelü.ste,  die  s])äter  in  den  Schwarmjreistern.  SMcialistiseh 
AiM»>teln  nnd  Hilderstürmeni  ihren  Höhepunkt  erreichen,  aber  au 
innerhalb  der  neuen  evanpelischen  Kirche  sich  behaupten,  nur 
|]^lficklichen  Zeiten  beschwichtigt  oder  niederjrrhalten :  sie  sind? .  i 
im  17.  und  18.  Jahrhundert  das  weltliche  Theater,  die  weltliche  Fhil 
Sophie  und  Dichtunf?  verAdgen  und  auch  im  19.  Jahrhundert  noch  i 
Wesen  treiben.  ( Fortsetzung  folirt.) 

Halle  a.  8.  Konrad  Hur  dach. 


Iiivoiitjiiro  soiiiiiiaire  de  soixauto-deiix  iiiaiiiiserits 
d<'  la  KihliotlMNiiio  Corsiiii  (Komo). 

T^a  Hibliotheque  (-orsini  est  Tune  des  plus  riches  de  Ronie  < 
])ieces  manuscrites  relatives  a  Thistoire  politiqne  et  ecclesiastique  < 
rKur<ipe,  et  surtout  de  Tltalie  et  de  la  France,  au  XYl''  et  an  XVI 
sieclc.  Mais  ci*s  ddcuments  ont  ete  tr^^-peu  employjfs  par  les  bist 
riens.  II  est  en  eflet  tres-ditUcib*  d*y  faire  des  recherches,  ear 
HiblinthiMiue  (.'orsini  ne  pnssede  pas  de  cataloj^ue  imprime  de  s 
manuscrit.s.  Son  n'pertoin;  actuel  a  de  nombreux  defauts.  et  de  plu 
ees  documrnts  sont  malheureusement  reunis,  dans  un  desordre  incro 
able,  en  des  recueils  de  Melanj^es  qui  manquent  souvent  d*Inde 
t-ette  Situation  est  d'autant  plus  rejj^rettable  que  paruii  ces  pieces  il 
en  a  beaucoup  de  tros  importantes  et  que,  la  bibliotheque  C'orsi 
•'tant  nne  des  plus  accessiblcs  de  Home,  il  y  aurait  plus  d*avantag( 
a  en  connaitre  les  manuscrits.  En  attendant  la  redaction  d'un  cat 
ht*r\U'  di's  2000  volumes  manuscrits  environ  qu'elle  possede,  redactii 
qui  II  viit  pas  proch<*,  j(;  crois  utile  de  livrer  ii  mes  confreres  la  d« 
scription  sommaire  de  soixante-deux  de  ces  recueils  de  Melan«res.  doi 
j*ai  fait  le  depouillement  dans  le  plus  ^and  detail  possible.  en  18^ 
et  1887.(')  Les  pieces  y  sont  inventnriees  feuillet  par  feuillet  et  dai 
l'ordre  de  pa<rination,  et  d('sif^ne<'S  ehacune  par  son  titre  dans  la  lai 
srur  de  rorij!:inal:  quand  elles  n'ont  pas  de  titre,  j'en  indique  le  suji 
en  tranrais  et  entre  parentheses.  l'n  index  permettra  de  faire  di 
recherches  dans  cet  inventaire,  et  je  suuhaite  que  ce  travail  contribi 
a  mettn-  en  lumiere  les  precieux  documents  historiques  du  palais  il 
la  Lun«^^ara. 


0)  V<Mr  aussi  dans  MTHau^i^s  d'Arch«? olojrii*  ^'t  d'llistoiri 
t.I.X.  1».  :»>♦».  (Ki»nn'  Ihm»):  l'n  Invontairi'  dfs  man  iiserirs  lU«  I 
llibl.  Ciir.sini  drrssi*  par  la  Portr  du  Thi-il:  dans  AnuaU*s  di*  I 
Faniltt'  ilf  Lertres  d««  Bordeaux  (ISmi):  mi  Catalogue  Annotö  d 
quelques  manuscrits  di*  la  Bibl.  Corsini:  »-t  dans  Docuuients  Ai 
uotes.  X.  u"  111:  Uu  recueil  de  mauuserits  de  Mulauges  histori  qut 
^Paris.  Tccheuer,  IS*JI;. 


par  L6on  G.  P61issier.  177 


1. 


[35  B   1]   672.    Ms.  in  40,   papier.     367  ff.     Raccolta   di   scritture 
diverse,  istoriche  e  politiche,  divise  e  contenute 

in  tomi  XXVI. 

fol.  1 :  Inscnzzioni  poste  nella  prima  pietra  de'  fundamenti  del 
noviziato  de'  Gesuiti  Tanno  1627  (imprim^).  —  fol.  5:  Monitorio  contro 
Fulvio  della  Cornia  (imprime.  Rome  1643).  —  fol.  9:  Memorie  al 
papa  della  congregazione  Cassinese.  —  fol.  11:  Riflessioni  suUa  tregaa 
di  Fiandra  del  1609  (l"juillet  1609).  —  fol.  17:  Lettre  de  G.  Strozzi 
sur  la  campagne  de  1548  (29  juillet  1551).  [Lettre  du  mßme  au  dey 
d' Alger]  (24  novembre  1547).]  —  fol.  93:  [Discours  de  Mgr.  Claudio 
Tolomoo.]  —  fol.  162:  Guichardin,  Avvertimenti  per  un  principe.  — 
fol.  193:  Minutoli,  Avertissement  sur  la  prophylaxie  de  la  peste.  — 
fol.  205:  Visconti,  sulla  prepositura  di  Magenta  de^  canonici  Latera- 
nensi.  —  fol.  209:  De  Ludo  Hispaniensi;  leges  et  explicationes  aca- 
demiae  seu  sodalitatis  moderatoribus  conscriptae  per  Cyprianum  Palla- 
vicinum  et  Federicum  Palti*onium.  —  fol.  215:  Grimaldi,  Ricordi  al 
prior  di  Napoll  Rivaita  per  la  difesa  di  Malta  dairinvasione  de'  Turchi 
(1574,  25  Decembre).  —  fol.  225:  [Pisano,  Discours  sur  la  sant^.]  — 
fol.  235:  Offiziali  della  nuova  milizia  de'  cavalieri  della  b'"*  Vergine. 
Constituzione  di  detta  milizia.  —  fol.  241 :  Storia  del  regno  di  Cipro.  — 
fol.  265:  voir  fol.  209.  —  fol.  272:  [Description  des  villes  de  Mari- 
gliano,  Scisciano,  S.  Vitalliano,  Brusciano  e  Cisterna.]  —  fol.  280 :  [Lettre 
du  duc  de  Savoie  au  Pape  sur  Tintroduction  des  armdes  dtrangöres 
dans  le  Montferrat.]  —  fol.  282:  Ricordi  a  ministri  che  negoziano  per 
loro  principi.  —  fol.  289:  [Lettre  des  insurgds  de  Hongiie,  dcrite  du 
camp  de  Krizac  (1622).]  —  fol.  292:  Decreta  Ord.  Heremitarum  8.  Au- 
gustini in  Comitiis  generalibus  habita  Romae  1608.  Decreta  pro  pe- 
culiari  regimine  et  reformatione  conventus  S.  Augustini  de  Urbe.  — 
fol.  301:  Ant.  Perez.  Conseils  ä  un  grand  sur  sa  conduite  (texte  es- 
pagnol).  —  fol.  305:  Relation  de  la  guerre  de  1628.  (Lisbonne,  22 
juillet  1628).  —  fol.  307:  überti  Folietae,  De  causis  bellorum  reli- 
gionis  tractatus  ad  M.  Antonium  Amullum  cardinalem  amplissimum.  — 
fol.  321:  Lettres  d' affaires  du  Cardinal  Famese  sur  les  affaires  des 
anndes  1542,  1546,  1547. 

2. 

[35  B  3]  674.    293  ff    Id.      —  M6me  titre. 

fol.  1:  [Relation  du  voyage  -du  doge  et  des  sdnateurs  de  Genes 
de  Paris  a  Versailles.]  —  fol.  7 :  Propositiones  reipublicae  Poloniae  ab 
ablegato  extraordinario  misso  pro  parte  principis  electoris  Saxoniae.  — 
fol.  11:  [Relations  de  morts  curieuses.]  —  fol.  13:  Supplica  dal  mar- 
chese  di  Coeuvres,  ambasciktore  di  Francia  al  Senato  di  Venezia,  in 
occasione  di  rimettere  la  compagnia  de'  PP.  Gesuiti  nelli  stati  di 
quella  republica.  —  fol.  17:  [Traitö  entre  Clement  VII  et  Charles 
Quint]  (5  juin  1537).  —  fol.  21:  [Lettre  de  Charles  Quint  au  sdnat  de 

vm.    3.  u.  4.  13 


178        Soixantt'-deux  niauiiscrits  dr  l.t  Kihliorticqu«*  Corsini  (Kome) 

Rome  apres  le  sac]  (7  kal.  Ang.  1527).  —  fol.  23:  [Lettre  dn  C  Gon- 
zague  a  Mgr.  Visconti]  (Trente,  26  Dec*"^  1562).  —  fol.  29:  [Ingtroctioii 
de  Philippe  II  au  commandeur  d'Alcantara  pour  les  affaires  de  Bo- 
heme] (Madrid,  9  Dec''^«^  1562).  —  fol.  33:  Instruction  du  meme  a 
Luigl  de  Zuniga,  son  ambassadeur  pres  Pie  IV.  (30  Nov**"  1562,  Ma- 
drid). —  fol.  39 :  Instruction  des  cardinaux  Di  Monte,  Seripando,  Ver- 
noeci,  Simonetta  a  Mgr.  Visconti,  delegue  du  concile  de  Trente  ä 
Pie  IV.  (26  Dec.  1562).  —  fol.  51:  Instruction  des  cardinanx  a  Mgr. 
Ck)mmendone,  leur  ambassadeur  pres  Charles  Quint.  (11  fevrier  1563). — 
fol.  53:  La  meme.  — fol.  59:  Ueponse  du  pape  au  commandeur  d'Al- 
cantara (28  mai  1563).  —  fol.  63:  Memoire  du  Card.  Borromee  ä  Mgr. 
Visconti  (Rome,  24  janvier  1563).  —  fol.  65:  Instruction  ä  Mgr.  Vis- 
conti nonce  en  Espagne  (31  octobre  1563).  —  fol.  75:  Instruction  de 
Pie  IV  a  Mgr.  Visconti,  son  envoye  au  concile  de  Trente.  (cf  [33  A  15] 
453,  f.  198.)  —  fol.  77:  Instruction  du  meme  au  meme,  envov^  ä  Fem- 
pereur.  —  fol.  81 :  Heplique  de  S  Charles  Borromee  ä  rinstmction 
donnee  ä  Mgr.  Visconti  (24  janvier  1563,  31  octobre  1563)  —  fol.  91: 
La  meme.  —  fol.  95:  Sommaire  de  la  deposition  d'Antonio  Canossi  mis 
ä  mort  sous  Pie  IV,  avec  une  lettre  k  sa  famille  (17  janvier  1565). 
—  fol.  99:  DeH'origine  de'monaci,  frati  ed  altri  religiosi.  De'monaci 
e  loro  ministerio.  —  fol.  105:  Proces  des  Caraffa.  [Conseils  a  Pie  V.] 
Copia  inquisitionum  et  defensionum  ill"'  quond.  Car^'*  Caraffa.  —  fol. 
111:  [Lettre  de  Venise  ä  G.  M.  Giberti,  prcdisant  le  sac  de  Rome.] 
[cf.  [33  A  15]  453,  fol.  182.  —  fol.  113:  [Mort  de  Boniface  VIII.]  -- 
foL  115:  Theophili,  monachi  Cassinensis,  brevis  narratio  contro- 
versiae  habitae  in  congregatione  calendarii.  —  fol.  127 :  R6cit  de 
Tabjuration  de  Julia  de'  Marchi ,  du  P.  Aniello  Arcieri  et  de  G.  de 
Vicariis,  napolitains  ä  Rome  (12juillet  1615). —  fol.  133:  [Bulles  de 
Jean  XXII  en  faveur  de  Robert  Bruce,  roi  d'Ecosse.]  —  fol.  149: 
Lettres  du  Card.  Du  Perron  k  Henri  IV  sur  les  affaires  de  Venise 
(5  avril  1607).  —  fol.  167:  Brevia  diversorum  pontificum  super  recog- 
nitione  principum  (de  Jules  11,  16  kal.  maii  1511;  —  de  L6on  X, 
6  kal.  aug.  1521;  —  prid.  nonas.  septembris  1521).  —  fol.  189:  [Etat 
du  Portugal  en  1668]  (Lisbonne,  20  nov.  1668).  —  fol.  265:  Quaestio 
an  summus  pontifex  vel  alius  quicumque  princeps  violent  jus  gentium 
si  legatos  vel  eorum  famulos  atrociora  scelera  impetrantes  condigna 
puniant  ultione.  —  fol.  270:  De  legatis  principum  (avril  1640).  — 
fol.  290:  [Manifeste  de  Louis  XIV  pour  le  sequestre  d'Avignon.]  — 
fol.  293 :  Ragioni  colle  quali  pretende  il  Re  Christ'"*^  mostrare  la  nullita 
della  vendita  d'Avignone  alla  sede  apostolica. 

3. 

[35  B  6]  677.     Id.  503  ff.     Meme  titre 

fol.  1,51:  Relazione  dello  stato  della  religione  in  Boemia.  Re- 
latio  Bohemica  per  manus  cardinalium  Congreg.  de  Propaganda  fide 
(Vienne,  8  octobre  1622).  —  fol.  72:  Propositio  super  rebellibus  Hun- 
gariae   facta  per  electoribus  imperii  (Ratisbonne,    7  janvier  1623).  — 


par  Leon  (}.  Pclissier.  179 

fol.  78:    [L'Allemagne   soas   Rodolphe  I.].    —    fol.  108:    [Relation    de 
Constantinople.]    —    fol.  231  :    Protestatio   imperatoris    Maximiliani  II 
contra   nominationem    magni   ducis  Etruriae    factam   a    Pio'V.    —    fol. 
239:    Risolutione    della   congregatione   depntata   del   papa  intolno   le 
guene  d'Ungheiia.    —   fol.  230:   [Relation   vönitienne   de   1546-1547 
pour  TEmpire].  —  fol.  253 :  Soldo  della  fanteria  tedesca  in  Ungheria.  — 
fol.  256 :   Discorso   se   Flmperator^   debba  proseguire  la  gnerra  contro 
i  Turchi  e  come  (1594).  —  fol.  263:  [Discours  de  M.  Rosburm  ä  Tem- 
pereur  sur  la  guerre  de  Hongi-ie]  (1604).  —  fol.  259:   Memoriale   al 
papa  per  soccorso  di  denari  alPimperatore  nella  guerra  conlro  i  Tarchi 
(cf.  aussi  350).  —  fol.  261 :  [Pronostic  du  D"^  Arqunti  au  roi  de  Hongrie 
(1480).]  —  fol.  266:  [Lettre  de  Tempereur  Rodolphe  a  Paul  V  (9  jan- 
vier  1612).]  —  fol.  268:  Nota  delle  gente  prom^sse  al  imperatore  per 
la   guerra  d'üngheria  (Prague,    28  fevrier  1595).  —  fol.  269:  [Lettre 
du  nonce   de  Vienne    au  card.  Borgh^se  (9  fevrier  .  .  .).]  —  fol.  270: 
Lettera  di  M.  di  Sarzana  intomo  al  mandare  11  legato  al  collegio  elet- 
torale   per   l'elezzione   dellMmperatore  (Prague,    27  fdvrier  1612).   — 
fol.  275 :   Letti'e  de    Mgr.  de  Melfi   au   Cardinal  Borgh^se  (27  fevrier 
1612).]  —  fol.  277:  [Lettre  du  nonce  Torcello  au  College  ^lectoral  pour 
Telection    du    roi    des   Romains   (Ratisbonne,    28  octobre    1575).]   — 
fol.  283:  Propositiones  principis,  responsa  ablegati  Caesaris  et  delibera- 
tiones  statuum  regni  in  congregatione  regnicolarum  Carponae  celebrata 
24  decemb.  1605.  —  fol.  287:  Gravamina  universorum  Statuum  et  ordi- 
num  inclyti  regni  Hungariae. —  fol.  299:  Risoluzione  deir imperatore  per 
le  gravezze  delPüngheria   (22  juin  1622).   —  fol.  305:  Dichiarazione 
deir  imperatore   per  Tabolizione   delle   gravezze  di  Ungheria   (28  juin 
1622).  —  fol.  307:  Propositioni  de'stati  ed  ordini  deir  Ungheria  pre- 
sentate  all'  imperatore  per  le  gravezze  di  detto  regno  (1622).  —   fol. 
309:  [Traitd  entre  Fempereur  et  le  prince  de  Transylvanie]  (28janvier 
1595).  —  foL  313:  cf.  ibid,  fol.  263.  —  foL  316:  [Letti-es  sur  Fordre 
militaire  de  la  Vierge  et  de  S.  Michel ;  de  Tempereur  Ferdinand  au  Pape, 
Vienne,  11  mai  1614;  de  Paul  V.ä  Philippe  III,  Rome  11  X»"^«'  1614;  de 
Tordre  ä  Paul  V,  8  mai  1614.]  —    fol.  319:   Propositiones   imperatoris 
Statibus  Hungariae   (25  mai  1622).  —   fol.  326,  328,  332:  Propositio 
legati  Daniae  ad  imperatorem  et  responsa  imperatoris.  —  fol.  338 :  cf. 
Ibid.   fol.  1.   —    fol.  342:   Summario    delle   giurisdizzioni   della    casa 
d'Austria  nelle  tre  leghe  de'Grisoni.  —  fol.  344:  Relazione  dell'impresa 
di  Praga.  —  fol.  350 :  Lettera  per  laquale  si  supplica  il  papa  di  de- 
nari per  aiuto  delle  guerre.  — -  fol.  352 :   Summarium   eorum  quae  ex 
mandato  ser  princ.    Matthei  per  nob.  Jo.  de  N.  et  Nicasium  de  Sylle, 
regis  Hispaniae  secretarium,  coram  Westphaliae  circulo  proponuntur.  — 
fol.  356 :    Articuli  propositi  commissariis  Caesaree  Majestatis  pro  pace 
in  Colonia  ab  duce  Arscotano    et   nobis,  ducis  Austriae  gubematori  et 
ordinum    legatis   (24  mai    1579).   —   fol.  366:    Secretissima   instructio 
gallo -britanno-batava  Frederico  comiti  palatino  electori  data,  ex  gallico 
conversa    ac   bono    publico    in   lucem    evulgata   (1626).    —    foL  386 : 
[Lettre  de  l'empereur  a  Tdlecteur  de  Saxe]  (s.  d.).  —  fol.  389 :  [Relation 

13* 


fol.  412: 
fol.  414: 
de   I?>ancf 


180        Sfiixante-deux  luanuscrits  de  la  Bibliotheque  Corsini  (Rome) 

du  congr^s  de  Calais  entre  rempereur  et  le  roi  de  France.]  —  fol.  396: 
Mämoire  de  Tarcheveque  de  Salzbourg,  Wolfgang  Theodore,  emprisonne, 
ä  Paul  V.]  —  fol.  405 :  [Sommaire  de  la  diete  de  Spire  (1570).]  — 
Lettre  de  Maximilieu  au  Sacre  College]  (25  mai  1575).  — 
Information  de  Mgr.  Delfino  a  Mgr.  Carafia  sur  les  assemblees 
ort,  de  Passau  (1553)  d'Augsbourg  (1555)  de  Katisbonne 
(1557)  et  de  Worms.]  —  fol.  424:  Conditiones  quae  a  protestantibus 
exhibentur  circa  concilium  Tridentinum.  —  fol.  425 :  Scrittura  che  li 
principi  protestanti  congregati  in  Hamburg  hanno  mandata  alTimperatore 
per  giustificazione  del  loro  convento.  (Hambourg,  6  fevrier  1651).  — 
fol.  428:  Acta  in  cemitiis  super  electione  regis  Poloniae  1573  (Varsovie 
22  mai  1573).  —  fol.  432:  [Relation  du  baron  de  Dona  sur  la  cour 
de  Turin]  (2  novembre  1618).  —  fol.  434:  [Lettre  sur  la  revolte  de 
Prague.]  —  fol.  436:  Exemplar  litterarum  Botscay  ad  Letschovienses. 
(Cassov,  31  8^"^^  1604).  —  fol.  438:  Lega  di  1572  contro  il  Turco 
nella  guerra  d'üngheria.  —  fol.  442 :  [Traite  entre  Tempereur  et  la 
Turquie.]  —  fol.  446 :  Istruzione  del  Gonzaga  a  Piero  Augustino  circa 
le  cose  di  Sicilia  da  riferire  all' imperatore.  (Milan,  31  juillet  1526).  — 
fol.  458:  [Traite  de  paix  entre  Franyois  I  et  Charles  Quint  (1544).]  — 
fol.  492 :  [Memoire  de  Clement  VI  a  Jean  Barthelemy  de  Gattinara, 
son  envoye  pres  Charles-Quint.]  —  fol.  496 :  Capitoli  stabiliti  col  Doria 
e  gli  Orsini  per  il  re  Christ"  ®  nella  recnperazione  della  Corsica  (17  fevrier 
1544).  —  fol.  498  v*^:  Capitoli  del  re  di  Spagna  e  di  D.  Farnese  nella 
restituzione  di  Piaceuza.  —  fol.  500:  Capitoli  del  duca  Maurizio.  pro- 
posti  al  re  de'  Roniani  nella  dieta  di  Passau.  —  fol.  50 1 :  Capitoli  di 
1547  fra'l  duca  Maurizio  ed  el  re  de  Romani. 

4. 

[35  B  7]  678.     Id.  200  ff.     Meme  titre. 

fol.  1 :  [Traduction  italienne  des  Memoires  de  la  Princesse  Maria 
Mazzarini  Colonna.]  — fol.  29 :  [Prerogatives  des  maisons  Orsini  et  Colonna.] 
—  fol  35:  [Les  grands  mariages  de  la  maison  Orsini.]  —  fol.  63:  [Origines 
de  la  maison  Orsini.]  —  fol.  7 1 :  Proposta  fatta  dal  clero  di  Fi-ancia, 
circa  la  validitä  del  matrimonio  contratto  e  consumato  tra  il  duca 
d'Orleans  e  la  principessa  di  Lorena.  —  fol.  73 :  Relazione  delle  ceri- 
monie  del  matrimonio  di  Filippo  IV  e  della  principessa  di  Francia.  — 
fol.  76 :  Relazione  dello  stesso  matrimonio.  —  fol.  79 :  Discorso  della 
Corte  di  Spagna  a  Filippo  Ul,  —  fol.  88 :  Ragioni  morali  sopra  la 
Corte  di  Spagna.  —  fol.  90:  cf.  Alberi,  s^rie  1,  T.  VI  p.  193.  — 
fol.  118:  cf.  Alberi,  Serie  1,  T.  UI  p.  331.  —  fol.  145:  Suriano,  Re- 
lazione della  Corte  di  Germania  (1557).  —  fol.  187:  [Memoire  sur  Paf- 
faire  de  la  reine  de  Portugal  et  la  nuUitd  de  son  mariage  avec  le  roi 
Alphonse.] 

5. 

[35B11]  682.     Id.  483  ff     M6me  titre. 

fol.  1:  Marchese  Marignano,  Discorso  sopra   le   cose   di  Siena 
(1554).  —  fol.  7:  cf.  Alberi,  sörie  U,  Tome  U,  p.  353.  —  fol.  37:  cf. 


par  L6on  G.  Pölissier.  181 

Alb^ri,  Serie  II,  T.  VII  (a.  1527).  —  fol.  67 :  Soranzo,  Relazione  di  Fi- 
renze.  —  fol.  101:  Scrittura  fra  il  re  di  Spagna,  il  Papa,  sopra  i  fatti 
della  Valtelina  (1623).  —  fol.  141:  Informazione  della  Valtelina 
(1560).  —  fol.  149:  Concordia  seguita  a  Madrid  sopra  la  Valtelina.  — 
fol.  151;  Lega  della  Francia,  Veneziani  e  Savoia  per  la  Valtellina 
(1623).  —  fol.  153:  Capitoli  stabiliti  in  Milano  fra  il  duca  di  Feria  ed 
i  Grisoni  snlla  restituzione  della  Valtelina.  —  fol.  158:  Doria,  parere 
sulla  restituzione  della  Valtelina. —  fol.  163:  Informazione  del  seguito 
fra  queli  di  Tagiosso  e  queli  di  Oradia  per  i  confini.  —  fol.  168:  Dis- 
corso  del  Suames  sopra  la  liga  dei  Grisoni  verso  la  Spagna  (1603).  — 
fol.  171:  Lega  di  Leone  X  colli  Svizzeri  cattolici.  —  fol.  183:  Ragioni 
per  cni  il  Papa  deve  avvere  un  reggimento  di  Svia^zeri.  —  fol.  185: 
Passo  che  possino  avere  gli  oltramontani  per  i  Svizzeri.  —  fol.  189: 
Lettera  del  duca  di  Savoia  per  Timpresa  di  Genova  (1602).  — 
fol.  194:  Irivestitura  delle  ten-e  di  Nessio,  Donero,  Grabedone  ed 
altre  fatta  da  Lud.  Maria  Sforza,  duca  di  Milano,  ai  Crivelli.  — 
fol.  198:  Scrittura  del  governo  di  Milano  al  Papa  sopra  le  cose 
di  quella  cittä  (1599).  —  fol.  206:  Lettre  de  Milan  a  Pie  IV  sur 
rinquisition.  —  fol.  207:  Lettre  a  S.  Charles  Borromde.  —  fol.  208: 
Lettera  di  P.  Orsini  sopra  Timpresa  di  Margherita  (1571). —  fol.  210: 
Morosini,  Relazione  della  Dalmatia.  —  fol.  250:  Armata  maritima 
de'Veneziani.  —  fol.  364:  Discorso  sopra  i  nobili  di  Genova.  —  fol. 
374:  Modo  di  infeudare  il  Porto  Vecchio.  —  fol.  385:  Parere  dato 
a'  Genovesi  sopra  la  Corsica.  —  fol.  389 :  Accidente  occorso  a  M.  Lo- 
mellino  col  senato  di  Genova.  —  fol.  349:  Scrittura  politica  sul  go- 
verno de'  Genovesi.  —  fol.  409 :  Lettera  de'  vecchi  nobili  di  Genova.  — 
fol.  413:  Lettere  scritte  da  Roma  al  duca  e  governo  di  Genova.  — 
fol.  423:  Instruzzione  al  Tucci  per  il  governo  di  Genova.  —  fol.  427: 
Capitolo  generale  de'  Domenicani  fatto  in  Genova.  —  fol.  429 :  Ri- 
cordi  del  Tucci,  vicario  di  Genova,  al  Card.  Sauli  per  cacciar  denaro.  — 
fol.  433 :  Consulta  sopra  la  caducitä  de  beni  enfiteotici  devoluti  alla 
mensa  arcivescovale  di  Genova.  —  fol.  445:  D'Fazio,  Orazione  re- 
citata  nel  senato  di  Genova  nella  creatione  del  duca  Fatizanti.  — 
fol.  451:  Sollevazione  di  Genova  contro  i  gentiluomini.  Contese  tra 
nobili  vccclii  e  nuovi.  —  fol.  453:  Sauli,  ambasciatore  di  Genova  in 
Spagna.  Lettera  sopra  le  cose  della  republica.  —  fol.  465:  Congiura 
del  Fiesco  e  marchese  Cibo  contra  Genova.  —  fol.  482:  Breve  facolta- 
tivo  di  (Jregorio  XIII  sopra  la  visita  e  rifonna  de'monasteri  di  mo- 
nache  di  Genova. 

6. 

[35B14]  685.     Id.  242  ff.     Meme  titre. 

fol.  I :  II  parangone  della  dispersa  republica  degli  Ebrei  con 
quella  de'dispersi  gesuiti.  —  fol.  136:  Capitula  novae  confederationis 
inter  Leonem  p.  X  et  Carolum  Quintum  imperatorem.  —  fol  160:  Dis- 
corso fatto  d'ordine  dell'em"^®  Card.  Altieri  l'anno  1673  per  rimettere 
Tarie    del    campo   e    mautonere    l'abbondanza   di   gi-ano   in  Roma.  — 


182        Soixante-deux  nianiiscrits  de  la  Biblioth^que  Corsini  (Rome) 

fol.  168:  La  quiete  infernale.  —  fol.  208:  Racconte  della  venuta  e 
dimora  fatta  in  Roma  nel  niese  di  marzo  1628  dal  gran-dnca  di  Fi- 
renze  Ferdinando  IL  —  fol.  223 :  Caso  occorso  al  duca  di  Parma,  con- 
dannato  a*  morte  da  Sisto  Qninto  eppoi  liberato. 

7. 

[35  BIO]  681.     Id.  476  ff.     M6me  titre. 

fol.  l:  cf.  Albdri,  s^rie  I,  Tome  L  p.  145  et  197.  —  foL  31: 
Parere  dato  al  magistrato  d'Anvers  circa  le  guerre  con  i  Spagnuoli.  — 
fol.  44:  Lettera  del  magistrato  d'Anvers  alla  regina  d' Inghilterra 
contro  i  Francesi.  —  fol.  49:  cf.  Albdri,  serie  I,  T.  I.  p.  272.  — 
fol.  55:  Comaro,  Relazione  della  corte  di  Francia  (1570).  —  fol.  117: 
Stato  de  principi  pensionari  di  Francia.  —  fol.  119,  131,  132:  [Indults 
de  Pie  V  de  alienandis  bonis  anx  cardinaux  Charles  de  Lorraine, 
Charles  de  Bourbon,  ä  Tarchev^ue  de  Sens  (1568).]  —  fol.  123:  Me- 
moriale  deir  ambasciatore  del  re  Christ*"^  per  ottenere  Tindulto  di 
Sisto  V.  —  fol.  125:  [Indults  de  Gregoire  XIII  de  alienandis  bonis 
au  Cardinal  de  LoiTaine  (1576)].  —  fol.  127:  [Indult  de  Sixte  Quint 
au  mßme]  (1585).  —  fol.  135:  [Memoire  snr  la  nullite  du  manage  du 
marquis  de  Montbrun.]  —  fol.  138:  Articoli  mandati  al  re  da'Signori 
congregati  in  Londres. —  fol.  142:  [Information  sur  le  prince  d'Orange.]  — 
fol.  147:  Vittoria  del  Re  (14  marzo  1590)  e  morte  del  card.  di  Bor- 
bone.  —  fol.  150:  Summario  di  tuttc  le  rendite  ordinarie  e  straordi- 
narie  del  re  di  Francia.  —  fol.  152:  [Campagne  de  La  Rochelle]  (19 
8^'^  1622).  —  fol.  155:  [Relation  de  la  mort  de  Coligny.]  (texte 
italien.).  —  fol.  158:  Commentari  delle  attioni  del  regno  di  Francia 
concernante  la  religione  et  altri  accidenti  comminciando  dalFanno  1527 
(1566).  —  fol.  327:  Informazione  sopra  la  verificatione  delFeditto  del 
Parlamento  di  Parigi  detto  del  77  sopra  le  nuove  religioni.  —  fol.  333: 
Sommario  del  ragionamento  del  Re  fatto  li  30  Agosto  1570  al  clero 
di  Parigi,  e  risposta  in  suo  nome  del  Card,  di  Lorena.  —  fol.  337: 
[Lettre  du  roi  de  France  ä  Sixte  Quint]  (5  juillet  1585).  —  fol.  339:  Nar- 
ratione  dei  capitoli  di  pace  stabiliti  dal  Bourgoin  in  I^yon  col  duca  di 
Savoia.  —  fol.  350 :  Successo  di  Fi-ancesco  I  a  Francesco  II  in  Fran- 
cia —  fol.  358 :  [Instruction  ii  M.  de  Benevent  pour  la  paix  entre  la 
France  et  Venise.]  —  fol.  368:  [Articles  de  paix  du  14  mars  1570.]  — 
fol.  382:  Arrivo  della  monarchia  di  Francia  in  Parnasso.  —  fol.  397: 
L'ambasciatore  chimerico  del  Cardinale  di  Richelieu.  —  fol.  440 :  cf. 
35A15.  f.  (Cavalcanti).  —  fol  458:  Baronius,  Apologeticus  ad  de- 
mentem VIU.  —  fol.  466 :  Capitoli  concordati  fra  il  duca  di  Parma, 
M.  di  Termes,  il  marchese  di  Marignano  sopra  la  sospensione  dell'arme 
per  vigore  delli  mandati  di  S.  S.  e  dell'una  e  Taltra  Maesta  (Parma, 
29  maggio  1552).  ^--  fol.  454:  [Lettre  de  Henri  IV  aux  etats  d'Alle- 
magne]  (Reims,  6  novembre  1552).  —  fol.  468:  [Traite  entre  Henri  IV 
et  le  marquis  Albert  de  Brandebourg.]  —  fol.  470:  [Remontrance  du 
duc  de  Nevers  au  roi  de  France  sur  la  restitution  de  Pignerol.  [(Di 
Bagni  d'Acqua  nel  MonfeiTato,  25  7'»^»^   1574.) 


par  L6on  G.  P Plissier.  183 

8. 

[35  B  13]  684.     Id.  368  ff.     MÖme  titre. 

fol.  1 :  Risposta  d'un  amico  alle  scritture  che  vanno  per  Roma 
sopra  il  quartiere  degli  ambasciatori  interdetto  deJla  Chiesa.  —  fol.  4: 
Scrittura  sopra  l'interdetto  della  chiesa  di  S.  Luigi  de  Francesi  ed  in 
difesa  del  marchese  di  Lavardin.  —  fol.  9 :  Risposta  alla  scrittura  sopra 
la  bolla  collaquale  N.  8.  rinova  Tabolizione  del  franco.  —  fol.  16 : 
Risposta  alle  scritture  in  difesa  delle  regalie.  —  fol.  27:  [Lettre  de 
Christine  de  Suede  ä  Innocent  XI  pour  renoncer  ä  la  franchise  de  son 
quartier.]  —  fol.  36,  41,  43,  53:  [Brefs  d'Innocent  XI  ä  Louis  XIV.]  — 
fol.  47 :  [Reponse  de  Louis  XIV  aux  brefs  dlnnocent  XL]  —  fol.  49 : 
[Lettre  du  Cardinal  d'Estrees  k  Innocent  XL]  —  fol.  55:  [Lettre  du 
clerge  de  France  a  Louis  XIV.]  —  fol.  57,  59,  61,  63,  67,  72:  [pi^ces 
diverses  sur  la  querelle  d'Innocent  XI  et  de  Louis  XIV.J  —  fol.  81: 
[Interdit  de  S.  Louis  des  Fran^ais.]  —  fol.  85:  [Manifeste  du  Marquis 
de  Lavardin.  —  fol.  91,  97,  101:  Pieces  diverses  relatives  ä  ce  mani- 
feste.] —  fol.  103- 105:  [Bref  d'lnnocent  XI  ä  Louis  XIV  et  reponse  de 
Louis  XIV.]  —  fol.  107 :  [Lettre  du  roi  de  Siam  ä  Louis  XIV.]  —  fol. 
109 :  [Lettre  de  Louis  XIV  au  sacr^  College  ä  la  mort  d'Innocent  XL]  — 
fol.  111:  Ricordi  lasciati  da  Innocent  XL  —  fol.  115:  Allegazione 
pro  Mgr.  Taya  in  renunciatione  cardinalatus.  —  fol.  121:  [Bref  d'Inno- 
cent  X  aux  magistrats  de  Sienne.]  —  fol.  123:  Michaelis  Ricci  purpuram 
renunciantis  lettera. —  fol.  137:  Lettera  scritta  a'  cardinali  legati  per 
la  renunzia  del  cardinalato  delli  Taya  e  Ricci.  —  fol.  193:  Ron- 
conii  sententia  super  punitione  legatorum  delinquentium.  - —  fol.  194: 
Ant.  Drana.  An  summus  pontifex  violet  jus  gentium  si  legatos  pu- 
niat.  —  fol.  197 :  Exacta  facti  species  additionibus  illustrata  cum  in- 
serta  punctnali  refutatione  tarn  pretensarum  observationum  canonicarum 
Leodii  editarum  quam  decadis  dubiorum  mordaci  calamo  Colonie  Agrip- 
pine  compilatorum.  —  fol.  237:  Responsio  cardinalis  de  Furstemberg 
legato  de  Raunit.  —  fol.  261:  Breve  Alessandri  VIII  super  concessio- 
nem  regalie.  —  fol.  265:  Capitoli  formati  dal  sacro  collegio  in  con- 
clave  da  osservarsi  dal  futuro  e  successori  pontefici.  —  fol.  269 :  Si 
un  soggetto  meritevole  in  stato  libero  puö  essere  astretto  dal  Papa  ad 
accettare  il  cardinalato.  —  fol.  273 :  Oratio  Innocentii  XII  in  concistorio 
publico.  —  fol.  275 :  [Propheties  du  B.  J.  de  Capistrano.]  —  fol.  277 : 
Exemplum  prophetiae  S.  Agathae.  —  foj.  281:  Disceptatio  de  juris- 
dictione  quam  habent  cardinales  in  ecclesiasticis  titulis.  —  fol.  303 : 
Testamentum  cardinalis  Corradi  ferrarieiisis.  —  fol.  309 :  Testamentum 
cardinalis  Nini:  —  fol.  313:  Testamentum  card.  Baronii.  —  fol.  321: 
Ol'atio  ad  dementem  VIII  pro  Ilenrici  IV  reconciliatione.  —  M.  327  :^ 
Peretti,  Memoriale  delTambasciatore  del  re  cattolico  Urbano  VIII  per 
il  capello  cardinalizio.  —  fol.  831:  [Bref  de  Clement  XI  ä  Felecteur 
de  Cologne  et  reponse].  —  fol.  333 :  [Lettre  de  l'empereur  a  Clement  XI 
sur  la  ligue  contre  le  Türe]  —  fol.  335:  Orazione  fatta  dalle  donne 
rrimane  a  Pio  V.  —  fol.  338 :  [Lettre  du  cardinal  F.  Barberini  au  Sacre 
College  (16  janvier  1646).  —  fol.  343:  Racconto  del  fatto  di  Colonia 


184        Soixante-deiix  niaimscrits  de  la  Bibliotlieqiu'  Corsini  (Home) 

per  la  successione  a  quella  chiesa.  —  fol.  347,  357,  359,  363:  [Pieces 
eur  Taffaire  da  marqnis  de  Lavardin.] 

9. 

[35B15]  686.     Id.  271  ff.     Meme  titre. 

fol.  1:  [Conseils  politiques  de  Charles  Quint  a  Philippe  IL]  — 
fol.  35:  [Avertissements  du  mdme  au  meme]  (18  janvier  1548).  —  fol. 
48:  Conseils  de  Philippe  II  ä  Philippe  III.  —  fol.  59:  Aforismi  poli- 
tici  per  un  corteggiano.  —  fol.  67:  Consiglio  politico  nelli  tempi  pre- 
senti  dato  al  papa.  —  fol.  70:  II  vero  stato  degli  Ebrei  di  Roma.  — 
fol.  91:  [Courte  histoire  de  la  maison  de  Savoie.]  —  fol.  97:  Discorso 
sopra  la  fragilitä  di  Venezia.  —  fol.  100:  LorenzinodeMedici,  I^ttera 
scritta  al  Sig.  Francesco  Kaffaele  de  Medici  (Venise,  5  fevrier  1536). 
Due  sonetti  del  medesimo  navigando  in  Levante.  —  fol.  103:  Germonio, 
archev.  de  Tarentaise,  (Ragionamento  tenuto  da),  ambasciatore  del 
duca  di  Savoia  al  Re  Cattolico.  —  fol.  123:  Card,  due  de  Mantoue. 
Risposta  al  manifesto  del  duca  di  Savoia  piibblicato  in  occasione  della 
tntella  della  duchessa  Maria,  figlia  del  duca  Alfonso  di  Mantova,  fra- 
tello  del  Sud'*  cardinale.  —  fol.  129:  Arbor  familie  Gonzagarum.  — 
fol.  130:  Sc.  Ammirato,  Ragionamento  contro  la  dottrina  del  Machia- 
velli  che  la  Sede  Apostolica  tenga  l'Italia  divisa.  —  fol.  138:  Varie 
sorti  di  elettione  del  papa.  —  fol.  138  V°:  De*  Cardinali  ed  origine 
loro.  —  fol.  152:  Entrate  della  Sede  Apostolica  (1576—1585).—  foL 
167:  Particolare  informazione  del  magistrato  di  Venezia.  —  fol.  178, 
212:  Card.  Gnlielmus  Valla,  Italia;  exarchatus,  [ä  Adrien  VI.]  —  fol. 
214:  Ristretto  delli  avanzi  fatti  da  D.  Taddeo  Barberini  nello  spazio 
di  venti  anni  durante  il  pontificato  di  Vrbano  VIII,  suo  zio.  —  fol.  215: 
Ristretto  delle  spese  fatte  per  la  guerra  contro  Panna  e  la  Lega,  del 
22  7»>'«  1642  fino  a  tutto  luglio  1644,  in  Roma  solamente.  —  fol.  218: 
Altri  ristretti  delli  avanzi  fatti  da  D.  Taddeo  Barberini  nel  pontificato 
sudetto.  —  fol.  222 :  Patrimonia  8.  Petri  vel  principum  donationes.  — 
fol.  226:  Donatio  Constantini  imperatoris,  prout  reperitur  registrata  in 
bibliotheca  Vaticana.  —  fol.  232:  Entrate  della  Camera  apostolica  nel 
1677.  —  fol.  248:  Rimostranza  importantissima  al  re  di  Francia 
Luigi  XIV  8opra  l'Inghilterra.  —  fol.  258:  Andrea  de  Ohettis, 
Compendium  facultatum  et  privilegiorum  fabrice  S.  Petri  (auctore  A.  d. 
G.,  ejusdem  fabricje  economo.)     (1655). 

10. 

[35  B  17]  688.     Id.  320  ff     Meme  titre. 

fol.  1:  Relazione  di  Portogallo.  —  fol.  7:  cf.  Alberi,  seric  II, 
tome  2.  p.  399.  —  fol.  29:  cf.  Alberi,  seric  II,  t.  2.  p.  353.  —  foL  33: 
cf.  Alberi,  sdrie  II,  Savoie.  p.  113.  —  fol.  57:  Du  Perron,  Lettera 
d'avviso  del  trattato  di  accommodamento  tra  Paolo  V  e  la  republica 
di  Venezia  (1607).  —  fol.  63:  Lettera  d'aviso  del  senato  di  Venezia 
alla  communita  del  suo  stato  per  occasione  doH'interdetto.  —  fol.  fi5 : 
Ragioni  per  le  quali  Paolo  V  si  e  niosso  ad  accommodarsi  con  i  Signori 


par  Leon  G.  Pelissier.  185 

Veneziani  (1607).  —  fol.  67:  [Bref  de  CUmeni  IX  a  Francesco  Morosini. 
Lettre  de  Morosini  ä  Clement  IX.]  —  fol.  69 :  [Manifeste  adressd  par  le 
duc  de  Savoie  au  duc  de  Mantoue.]  —  fol.  73:  Disoorso  al  duca  di 
Savoia  se  si  debba  muover  gnerra  ä  Spagnuoli  per  la  Valtellina  (1622). 
—  foL  75:  [Charles-Emmanuel  de  Savoie.  Edit  pour  un  nouvel  arme- 
ment]  (1616).  —  fol.  77:  [Lettre  de  Venise  au  roi  de  Perse  (1629).]  — 
fol.  81 :  [Lettre  de  Tempereur  Ferdinand  a  Niccolo  Rossi,  sopra  Tistesso 
negozio]  (1629).  —  fol.  78:  M.  de  Sabran:  Scrittura  presentata  all' 
imperatore  Ferdinando  intorno  al  negozio  di  Mantova  e  di  Monferrato 
(1629).  Reponse  de  Tempereur  (1629).  —  foL  82:  Badoer,  Rela- 
zione  di  Capo  dlstria.  —  fol.  86 :  Istruzione  al  Sig.  Ludovico  Orsini 
per  la  corte  cattolica.  —  foL  90:  Marchio  Marcello,  Relazione  del 
Friuli  (1613).  —  foL  101:  Fra  Paolo,  Opinione  in  quäl  modo  debba 
govemarsi  la  republica  di  Venezia  per  aver  perpetuo  dominio.  — 
fol.  148:  Alonso  della  Cueva,  ambasciatore  in  Venezia  per  Filippo  IV: 
Instruzione  data  a  D.  Alvise  Brau  suo  successore.  —  fol.  156:  Escu- 
saziope  fatt^  al  senato  di  Venezia  per  i  suoi  ambasciatori  al  re  di 
Francia.  —  fol.  162:  Avviso  del  senato  di  Venezia  agli  ambasciatori 
e  resident!  veneti  per  la  presa  di  Castro  e  di  Montalto.  —  fol.  163: 
Mocenigo,  Relazione  della  corte  di  Roma  (1676).  —  fol.  181:  Ora- 
zione  fatta  nel  senato  di  Venezia  dal  Sig.  Higons,  inviato  dal  re  dln- 
ghilterra,  e  risposta  del  medesimo  senato.  —  foL  183:  Relazione  di 
due  avanie  fatte  dai  Turchi  a  doi  baili  veneti  a  Constantinopoli 
(1680).  —  fol.  194:  Ordine  per  spedire  il  duca  di  Venezia,  capitan 
generale  d^armata  (1693)  —  fol.  198:  Relazione  veridica  delFesito 
della  campagna  di  1696  in  I<evante.  —  fol.  200:  Scrittura  portata  dal 
segretario  deirAmbascIata  di  Spagna  alle  porte  del  coUegio  di  Ve- 
nezia sopra  la  monarchia  di  Spagna  (1699).  — 'foL202:  Ottoboni 
(Antonio),  Supplica  al  senato  di  Venezia  per  essere  rimesso  in  gi*azia 
della  republica.  —  fol.  206 :  Relazione  della  morte  dei  conti  F.  Na- 
dardi,  P.  Sdrino,  e  marcbese  Frangipani  (1671).  —  foL  228:  Scrittura 
d'un  gentiluomo  spagnuolo  sopra  la  successione  di  Spagna.  —  fol.  230 : 
Lettere  diverse  sopra  la  successione  di  Filippo  V  alla  monarchia  di 
Spagna.  —  fol.  236:  Relazione  d'un  occidente  occorso  in  Napoli.  — 
fol.  284 :  Manifeste  del  re  di  Francia  a  demente  XI  sopra  il  duca  di 
Savoia  e  sue  procedure.  —  fol.  300:  Risposta  del  duca  di  Savoia  sopra 
il  manifesto  della  Francia.  —  fol.  308 :  Ponderazione  di  un  Spagnuolo 
sotto  gli  stendardi  di  Carlo  II. 

11. 

[35  B  18]  689.     Id.  288  ff.     Meme  titre. 

fol.  1 :  Plenipotenza  deUa  Francia  pe'l  congresso  di  Mtlnster 
(1648).  —  fol.  11,  14:  Manifesto  del  duca  di  Parma  contro  i  Spagnu- 
oli. Risposta.  —  fol.  17 :  Considerazioni  del  1' imperatore  sulla  pre- 
potenzu  francesc  al  congresso  di  Münster.  —  fol.  18:  Istruzione  del 
Card.  Oinetti  legato  per  la  pace  di  1H36. —  foL  110:  Chirografo  per 
la  privazione   dellc   rcudite  ccclesiastiche  del  Card.  Ant.  Barberini.  — 


186        Soixante-deux  manuMsrits  de  la  Bibliothiquc  Corsini  (Rome) 

foL  112:  Proposte  varie  sul  ricevimento  dell'ambasciatore  di  Portogallo 
da  farsi  da  Innocenzo  X.  —  fol.  118:  Francesco  d'Assisi.  Parere, 
ponderazioni  e  misure  contro  il  duca  di  Panna.  —  fol.  143:  Mgr. 
Montorio,  Relazione  della  Nunziatnra  di  Colonia  fatta  a  Urbano  VIII.  — 
fol.  162:  Informazione  sul  negoziato  de' Barberini  colla  Francia.  — 
fol.  169:  Nota  dei  successori  lasciati  dal  C**  Barberini  nelle  sue  ca- 
riche. —  fol.  170:  Se  ralmirante  debbe  visitare  i  cardinali  d'Este,  Gri- 
maldi  e  Valenza  visitando  il  sacro  collegio.  —  fol.  175 :  Relazione 
della  ribellione  del  Portogallo.  —  fol.  183:  Relazione  de' negoziati  di 
M.  Castracani,  collettore  in  Portogallo  e  nunzio  di  Spagna,  sino  alUespul- 
zione  di  Portogallo  di  detto  collettore.  —  fol.  198,  208:  Relazione  di 
varii  snccessi  accadnti  in  Lisbona  e  fuori,  dopo  l'espulzione  del  Castra- 
cani  e  delFacclamazione  al  regno  del  Re  D.  Giovanni  IV.  —  fol.  212: 
Discorso  che  Innocenzo  X  non  deve  ritardare  la  giustizia  contro  i  Bar- 
berini per  tema  della  protezzione  della  Francia.  —  fol.  220:  Relazione 
di  Roma  e  delle  famiglie  nobili  che  sono  in  essa  nel  1641.  —  fol. 
255:  cf.  Alberi,  s^rie  I,  tome  II,  p.  193.  —  fol.  270:  cf.  Alberi, 
s^rie  II,  tome  IV,  p.  448. 

12. 

[35  B  21]  691.     Id.  960if.     Meme  titre. 

fol.  1 :  Relazione  del  insulto  fatto  dalla  populacia  d'Amburgo  alla 
regina  di  Suezia  (23  juillet  1667).  (Trad.  italienne.)  —  fol.  23:  II 
gabinetto  dei  Principi,  on  Concerto  tra  il  re  di  Spagna  ed  il  duca  di  Me- 
dina-las-Ton-es  (le  meme,  p.  437).  —  fol.  115:  cf.  fol.  775.  —  fol.  137: 
Documents  divers  sur  la  revolte  du  Portugal.]  —  fol.  177,  185,  197: 
Ambassade  de  Mgr.  Bonelli,  nonce,  en  Espagne:  divers  dicours.]  — 
bl.  221:  Difficoltä  degli  aggiustamenti  colla  Francia.  —  foL  245:  Dis- 
corso suir  elettione  del  Card.  Ludovisi  in  pontefice.  —  fol.  269:  Dis- 
corso sopra  le  vergenze  d'Europa  per  la  morte  di  Filippo  IV.  —  fol. 
293:  Duc  de  Feria,  Relazione  al  re  di  Spagna  della  monarchia  di 
Sicilia.  —  fol.  325 :  Ragioni  della  regina  di  Francia  sul  Brabante.  — 
fol.  357 :  Vera  descrizzione  del  sacco  di  Roma  sotto  la  condotta  di 
Bonrbon  (second  livre  de  la  relation  de  L.  Guichardin);  (cf.  la  meme, 
p.  903).  —  fol.  401:  Diverse  materie  concernenti  la  creazione  d'Inno- 
cenzo  X  e  gli  disgusti  e  persecuzioni  delH  8^'  card.  Barberini  e  sua  casa 
dal  re  Christ"'"  ed  anco  del  Innocenzo  X  (les  memes  pi^ces  p.  491). — 
fol.  509 :  cf.  843.  —  fol.  533 :  [Relation  de  la  eour  de  Rome  par  le 
duc  de  Chaulnes  (1669).  Tiaduction  italienne.]  —  fol.  557:  Avverti- 
menti  per  chi  frequenta  la  corte  di  Roma;  (les  memes  p.  747).  —  fol. 
647:  Äv^'ertimenti  segi'cti  d'un  cortegiano  al  vice-re  di  Napoli  circa 
il  ragionamento  fatto  da  S.  Ecc.  al  Gregorio  XV  intorno  alli  mottivi 
d'Italia;  (les  memes,  f.  830).  —  fol.  607:  Discours  a  Pie  V  pour  la 
croisade.]  —  fol.  703:  [Diverses  piöces  sur  Taffaire  de  la  Regale.]  — 
fol.  771 :  Ragioni  di  casa  Borghese  e  contestabile  Colonna.  —  fol.  775: 
Ragioni  del  baliato  della  8ede  Apostolica  sopra  i  regni  di  Napoli  e 
Sicilia   nella   minorita   del    Re  (1666).  —   fol.  783:  [Mort  de  Giacinto 


par  L6on  G.  Pölissier.  187 

I 

Centini.]  —  fol.  795 :  Discorsi  politici  [sur  les  affaires  de  Toscane].  — 
fol.  811:  Responsio  Pii  II  oratoribus  Renati  regis  de  regno  Siciliae.  — 
fol.  815:  Oratio  Pii  II  habita  in  conventu  Mantnano  pro  decemendo 
in  Turcas  bello.  —  fol.  824 :  Responsio  Pii  II  oratoribus  Gallise  regis 
(1462).  —  fol.  839:  [Discours  sur  la  p^nitence.]  —  fol.  843:  Instruz- 
zione  lasciata  dal  conte  d'Ognate  come  si  deve  havere  importar  Tinte- 
ressi  di  quella  Corona  appresso  il  pontefice,  sacro  coUegio,  &c.;  (la 
meme,  f.  509).  —  fol.  855 :  Incontro  fatto  dal  re  di  Polonia  alla  Re- 
gina (28  fdvrier  1670).  —  fol.  871:  Diario  di  D.  Giovanni  d'Austria. 
Passio  D.  N.  Regis  secundum  Joannem.  —  fol.  879:  Card.  Sforza 
Pallavicini.  Discorso  se  convenga  al  pp.  Aleseandro  VII  di  stare  al 
Vaticano  o  al  Quirinale.  —  fol.  887 :  Instruzione  per  M.  di  Sangro, 
nunzio  in  Spagna  (1^'  avril  1621). 

13. 

[35  B  21]  692.     Id.  275  ff.     Meme  titre. 

fol.  1 :  Relazione  di  Colonia  di  Mgr.  Paolucci.  —  fol.  20:  Instru- 
zione ai  ministri  de'  prencipi  che  trattano  con  Veneziani.  —  fol.  24: 
Relazione  della  corte  di  Francia  di  un  ambasciatore  veneto.  —  fol. 
57:  Stadera  dei  porporati  nel  conclave  dell'anno  1669.  —  fol.  93: 
Instruzione  al  vescovo  di  Capria. —  fol.  106:  Instruzione  a  Mgr.  Cesi 
per  la  nunziatura  di  Venezia.  —  fol.  130:  Relazione  del  nunzio  di  Na- 
poli  al  Card.  Barberini.  Instruzione  a  M.  Diaz  per  la  nunziatura  di 
Napoli.  —  fol.  164 :  Instruzione  al  8.  Conti  per  la  Valtellina..  —  fol. 
174:  Instruzione  al  Card.  Madruzzi  legato  in  Germania.  —  fol.  192: 
Osservazione  sulla  minoritä  del  re  di  Sicilia.  —  fol.  200:  Osservazione 
sopra  i  Cardinali  papabili.  —  fol.  210:  Lettera  del  Sacro  Collegio  al 
re  Christ"»®  nel  conclave  di  demente  IX.  —  fol.  216:  Lettera  circa  il 
cardinale  Petrucci.  —  fol.  222 :  Lettera  da  Sisto  V  al  re  Filippo  II.  — 
fol.  224 :  Entrate  dei  chierici  di  camera  (le  meme  fol.  270).  —  fol. 
228:  [Lettre  du  cardinal  du  Perron  au  roi  de  France.]  —  fol.  236: 
Discorso  del  Sig.  di  Rabenac.  —  fol.  242:^  Ordini  per  la  difesa  di 
Casale.  —  fol.  246 :  Orazione  di  un  pare  d'Inghilterra.  —  fol.  250 :  . 
Acquaviva  camerlengo  del  Sacro  Collegio.  —  fol.  258:  Negozii  pen- 
denti  lasciati  dal  camerlingo  Acquaviva  al  successore.  —  fol.  266 :  Card. 
Chigi,  Ragguaglio  intomo  il  camerlingato. 

14. 

[35B22]  693.     Id.  335  ff     Meme  titre. 

fol.  1 :  Discorso  sopra  il  finto  manifesto  di  Francia  ridotto  in 
frammenti.  —  fol.  89 :  Duc  de  Rohan.  Relazione  dello  stato  delli 
Svizzeri,  degli  affari  di  Germania  e  di  Grisoni  fatta  nel  suo  ritorno  a 
Venezia  Tanno  1633.  —  fol.  100:  M.  de  Sab  ran.  [Discoure  a  la  rcpu- 
blique  de  Genes]  (14  juillet  1636).  —  fol.  103:  Ricordi  dati  alCard. 
Richelieu  da  personnagio  grande  suo  amico  partialissimo.  (Traduit  du 
franyais.)  —  fol.  120:  Giustificazione  delle  azzioni  di  Spagna  e  mani- 
festazionc    delle    violenze    della    Fi*ancia.  —    fol.  176:  Sommario  della 


188        Soixantc-denx  maniiserits  de  la  Bibli<»tlioqiio  Corsini  (Romc) 

conginra  contro  la  citta  di  Venezia  del  capitano  Giacomo  Pietro  coli' 
intelligenza  del  dnca  d'Ossuna.  —  fol.  227 :  Memoriali  presentati  dal 
conte  d*Arraux  alli  Stati  g:enerali  di  Gianda.  (La  Haye,  9  septembre 
1688)  —  fol.  229:  Memoriale  presentato  dair  ambasciatore  straordi- 
nario  del  re  cattolico  alli  regenti  d'Inghil terra.  —  fol.  232:  Matrimonio 
segnito  tra  il  principe  Carlo  di  Brandebourg  e  Mme  di  Salmos  (29  mai 
1695). —  fol.  236:  [Copie  d'nne  lettre  dcrite  par  le  marquis  Balbiano 
ä  rdlecteur  de  Brandebourg.]  —  fol.  237:  [Edit  du  prince  de  Mantoue] 
(17  mai  1695).  —  fol.  239:  Origine  e  natura  della  magnacozza  e  del 
modo  d'estirparle  delle  vigne.  —  fol.  251:  Relazione  delFacquisto  delle 
fortezze  di  Navarin  vecchio  e  nuovo  in  Morea.  —  fol.  253:  Capitoli 
con  i  quali  D.  Gio.  d'Austria  si  accordö  con  M.  de  Novailles  per  la 
resa  di  Portolongone.  —  fol.  255:  Consultii  di  guerra  sulFattaco  della 
Canea  in  Candia  sotto  il  generale  Morosini.  —  fol.  265:  Progetti  della 
capitolazione  della  pace  fra  ürbano  VIII  ed  il  duca  di  Parma.  —  fol. 
273:  Dilucidatio  cuiusdam  epistolae  capituli  Conimbriacensis  directae 
ad  Urbanum  VIII.  —  fol.  283 :  [Lettre  de  Louis  XIV  au  Parlemont  de 
Paris  sur  la  prison  des  princes  de  Condd,  Conti,  et  Longueville.]  — 
fol.  293:  [Relation  de  la  bataille  de  Landen  (29  juillet  1693).]  —  fol. 
301 :  [Lettre  de  Louis  XIV  a  Tarchev^que  de  Paris  apres  la  prise  de 
Barcelone]  (1697).  —  fol.  303:  Condizioni  per  lequali  S.M.Christ"'» 
consente  di  far  la  pace  con  tutti  li  collegati.  —  fol.  311 :  Capitoli  della 
pace  di  Ryswick  (20  Septembre  1697).  —  fol.  319:  [Liste  des  places 
rendues  par  Louis  XIV  ä  la  paix  de  Ryswick.]  (20  7^"  1697).  —  fol. 
321:  Discorso  politico  sopra  li  affari  presenti.  —  fol.  329:  Rapprescn- 
tanza  a'  primi  ministri  dlngilterra  per  Tambasciatore  straordinario  di  S. 
M.  Cattolica.  —  fol.  331:  [Lettre  de  Louis  XIV  a  Tarchev^que  de 
Paris.  —  fol.  333:  Dolfino,  [Discours  a  Louis  XIV  apr^s  la  paix 
g^ndrale.] 

15. 

[35  B  23]  694.     Id.  324  ff.     Meme  titre. 

fol.  1 :  Discorso  politico  in  forma  di  dialogo  sopra  i  rumori  tra 
il  re  di  Francia,  la  madre  cd  il  fratello.  —  fol.  73:  J/apocalissc  di 
Gianda,  esposta  ed  interpretata  da  Bambone  Vreimundinia.  Tradotta 
dalla  fiamenga  nclla  liugua  italiana  dal  8ig.  Dadiodato  Verdeggia.  — 
fol.  98:  Mysteria  politica,  sive  Epistola»  arcanai  virorura  illustrium  mutuu 
confidentium.  —  fol.  127:  Della  natura  di  Spagnuoli.  —  fol.  137:  Dis- 
corso per  ridurre  i  Paesi  Bassi  alUubidienza  della  Spagna.  —  fol.  139: 
Campanella,  Della  monarchia  di  Spagna.  —  fol.  309:  Duc  de  Feria. 
Lettera  sopra  la  monarchia  di  Sicilia. 

16. 

707  [33  D  7].  Ms.  iu-4®,  papicr.  331  ff.;  Index.  —  Miscellanea  so- 
pra varie  materie  specialmente  di  conclavi,    della   regalia  o 

deirassemblea  del  Clero  di  Francia. 

fol.  1:  De  pactis  cardinalium  in  conclavi.  —  fol.  15:  Discursus 
thculogicus   et  politicus    circa  buUam  dclineatam  ab  Innocente  XI  pro 


par  Leon  O.  Pelissier.  189 

beneficio  camerae  apostolica?  et  moderamine  pontificioiTim  nepotum,  di- 
rectus ad  summnm  pontificem  et  eminentissimos  cardinales.  —  fol.  35: 
Scienica   quivdam   super   theologis    laxis    (10  sept.   1679).   —   fol.  37: 
Lettera  di  un  anonimo  in  cui  si  avvisano  piii  cose  della  Germania.  — 
fol.  45:    Brevi    ponderazioni   sopra    i  debiti  della  casa  Barberini  (man- 
que).  —  fol.  47 :  Votum  in  quo  fuit  D.  Obamillart  super  registrationem 
propositionum  cleri  Gallicani.  —  fol.  49:  [Lettre  d'Innocent  XI  au  clerge 
de  France.]    (11  avril   1(382).  —  foL55:    Riflessioni  sopra  una  lettera 
scritta   al   re   di  Francia  da  prelati  dell'istesso  regno,    adunati  in  San. 
Germano   a  causa  d'un  breve  d'lnnocenzo  XL  —  fol.  59:  P.  Caroli  a 
Jesu  ad  Michael em  Riccium  purpuram  renuentem  epistola.  —  fol.  74: 
Brove  scrittura  sopra  rimmunitä  ecclesiastica.  —  fol.  75 :  Discorso  apolo- 
getico    per   riparo    dellantica   autorita  e  decoro  del  Sacro  CoUegio  de 
Cardinali.  —   fol.  89 :   Instructio    episcopalis   mittendi  ut  a   confessariis 
observetur. —  fol.  93:  Votum  em™^  card.  d'Estr^es  super  promotione.  — 
fol.  95 :  Riflessioni  sopra  Tlstoria  del  Luteranismo  del  P.  Maimbourg.  — 
fol.  111:  Riflessioni  sopra  Flstoria  della  decadenza  dell'Imperio  del  P. 
Maimbourg.  —   fol.  167:    Dichiarazione    d'uno   zelacte    della  veritä  ad 
un    sno  amico  sopra  le  differenze  fra  il  Re  di  Spagna  e  Francia  circa 
il    1682.  —    fol.  177:    Guidizio    dell' Opera   intitolato    De    Libertatibus 
ecclesia^  Gallicanae.  —    fol.  199:    Lovaniensis   schoUv   sententiae    circa 
moralem  Christianam.  —    fol.  213:    Supplica    degli  Ugonotti    al    re  di 
Fi'ancia  (1681).  —  fol.  219:  Dichiarazione  del  re  di  Francia  in  causa 
degli  LTgonotti.  —    fol.  220:   Innocentis  XI  breve  ad  Ludovicum  XIV 
regem  Francia*  super  regalia?  controversis.  —  fol.  225 :  Scrittura  sopra 
le  religiöse  Urbaniste  di  S.  Chiara,  che  non  appartenga  la  nomina  delle 
abbadesse  al  Re  di  Francia.  —  fol.  235:  Memoria  per  dimostrare  che 
le  religiöse  Urbaniste  di  S.  Chiara  devono  essere  sottomesse  alle  abba- 
desse  perpetue,    onde  la  nomina  appartiene  al  Re.  —   foL  253:  Cen- 
sura  sopra  quatuor  propositiones  Cleri  Gallicani.  —    foL  269:  Antonio 
Guerdi,  Responsio  ad  amicum  privatam  opinionem  exponens  in  ordiue 
in  duas  propositiones  promulgatas  nimirum  de  infallibilitate  et  auctori- 
tate    pontificis    a   clero    Gallicano.    —   fol.  303:    Super    cleri    Gallicani 
propositionibus  variorum  vota  et  censurae. 

17 

[32  C  2]  700.     Ms.  in  4«,  papier.    ff.  349.     Miscellanea   di   scrit- 

ture'  diverse  manoscritte. 

fol.  1 :  Epistola*  Innocentii  XI  ad  principes  viros  et  alios.  —  fol. 
100:  Memoriale  di  Clemente  VII  a  Mgr.  Farnese  (che  fü  poi  pp. 
Paolo  III)  legato  in  Spagna,  quando  di  castello  voleva  mandarlo  alU 
imperatore.  —  fol.  155:  Risposta  di  Sisto  IV  agli  ambasciatori  fioren- 
tini  sopra  l'affare  di  Mgi*.  Niccolo  Vitelli,  tirannetto  di  Citta  di  Castello.  — 
fol.  194:  Instruzione  airimperatore,  persuadendolo  a  levare  lo  stato  di 
Firenze  al  duca  Alessandro  e  darlo  al  Cardinale  Ippolito  di  Medici.  — 
foL  202:  [Lettre  de  Jo.  de  Palafox.]  —  foL  208:  cf.  [33 A  11]  p.  305.  — 
fol.  259 :  [Lettre  de  P.  Mariano  Sozzini.]  —  foL  285 :  Propositiones  Jan- 


190        Soixaute-doux  iiianuscrit.s  <lc  la  ]iiblioth«'quo  Corsiiii  (Hiniie) 

senii  de  gratiä.  —  fol.  345 :  Lettera  di  congratulazione  dalle  principali 
del  regno  di  Sicilia  sciitta  quando  Tarmi  di  Filippo  V  cominciarono  a 
rimpadronirsi  di  esso  circa  Fanno  1718. 

18. 

[35D16]    405.     Ms.  in  40    papier.     195  ff.     Miscellanea    di  rela- 

zioni,  discorsi  e  Satire. 

fol.  1:  Raggnaglio  dello  stato  delTimperio  tarchesco  nelTanno 
1594.  —  fol.  89 :  Pai'ere  intorno  la  lege  degli  st^ti  che  non  consente 
11  crescere  de  principi  minori.  —  fol.  101:  Ti'jittato  degli  obelischi  che 
si  condussero  a  Roma  a  Sisto  V  presentato.  —  fol.  104:  Parere  di 
F08C0  Posch i  di  Pesaro  del  modo  di  cavar  le  marmora.  —  fol.  115: 
II  cappuccino  confortato,  satira  contro  i  Barberini.  —  fol.  143:  UAl- 
mirante  faggitivo.  —  fol.  147:  Discorsi  universali  del  governo  eccle- 
siastico  per  fare  una  gregge  ed  an  pastore.  —  fol.  173:  Discorso  astro- 
logico  per  Tanno   1646  del  dnca  di  Cnsago. 

19. 

[33D14].  —  Ms.  in   4«,  papier.     120  ff.     Sans  titre. 

fol.  1 :  La  Vision  de  Tabbe  de  Bernis  ou  Tapocalypse  fran^uise.  — 
fol.  4 :  Lettre  Imaginaire  de  Bernis  ä  Madame  de  Pompadour.  —  fol.  7 : 
[Notice  de  la  famille  Montecatini.]  —  fol.  1 1 :  [Lettre  sur  la  cour  de 
Home]  (25  avril  1735),  (texte  Italien).  —  fol.  15:  [Lettre  du  licencie 
Luigi  (?)]  ViUareale,  20  juillet  1734.  —  fol.  19:  [Lettre  du  comte  Gri- 
mani,  commandant  la  place  de  Messine  au  prince  Coi-sini,  vice-roij  (19 
juin  1743).  —  fol.  21:  Famiglia  vecchia  di  Benedetto  XIU.  —  fol.  25: 
[Bronillon  de  lettre  de  Mgr.  Sardini.]  (19  mars  1731).  —  fol.  29:  Lettern 
scritta  da  nn  anonimo  nelle  vertenze  di  Parma.  —  fol.  33 :  Lettera 
circolare  spedita  dal  delegato  della  reale  guiridizione  in  adimpimento 
di  reali  ordini  (19Dec»>-*  1761).  —  fol.  35:  Lettre  de  Londres,  3  de- 
cembre  1739.  —  fol.  39:  Consultation  thdologique.  —  fol.  47:  Con- 
sulta  del  marchese  Niccolo  Fraggiani  a  8.  M.  il  re  delle  Due  Sicilie 
sulla  causa  de  CoUegio  dei  PP.  Gesuiti  di  sora  per  la  eredita  Rcnzi 
(31  aoüt  1762).  —  fol.  87:  [Extrait  d'une  histoire  dltalie.] 

20. 

[33D29]  1264.  Ms.  in  4",  papier.    288  ff  —  Miscellanea. 

fol.  1 :  Lamento  del  pp.  Alessandro  VII.  —  fol.  7,  9,  17,  28,  56, 
62,  64:  [Poesies]  (sans  intöret.) —  fol.  58:  Melosi,  L'inundazione  del 
Tevere.  —  fol.  70,  81,  275:  [Sonnets.]  —  fol.  71,  92,  115,  129,  170: 
[PoediesJ  (sans  interet)  —  fol.  167:  Epigramma  De  conjugio  D,  Livi« 
Cesarini  cum  D.  Paulo  Sforza.  —  fol.  170:  Novene  sacre  per  diverse 
festivitä.  —  fol.  186:  Relazione  del  nuovo  prodigio  apparso  nel  sinistro 
braccio  di  S.  Niccolö  da  Tolentino  (1671).  —  fol.  196:  Sentenza  della 
8.  luquisizione  contro  il  Borri.  —  fol.  210:  Geographia?  tractatus.  — 
fol.  238 :  In  quatuor  libros  metheorologicos  (sie)  Aristotelis.  —  fol.  267 : 
Discorso  sopra  la  creazione  del  papa  doppo  Sisto  V. 


pjir  Leon  (i.  PtUissicr.  191 

21. 

[33ßl3]  944.     Ms.  in  4«,   papier.     154  ff.     Raccolta  di  scritture 

appartenenti  a  varie  materie. 

fol.  1 :  Progetti,  difücoltä  e  risposte  sopra  i  trattati  fatti  da  de- 
mente XI  col  marchese  de  Prie,  ambasciatore  cesareo  in  Roma,  per 
l'aggiustamento  delle  differenze  vertenti  sopra  Parmamento  fatto  da 
detto  pontifice  commnnicati  per  ordine  del  papa  al  C*^**  Corsini.  —  fol. 
25:  Lettera  del  Card.  Paolucei  sopra  il  governo  di  Tigliole,  fendo 
del  Papa  in  Piemonte.  —  fol.  27 :  Breve  di  demente  VIII  al  duca  di  Ve- 
nezia  sulUaeque  di  Reno  e  Po.  —  fol.  29 :  Manifesto  del  prior  dlnghil- 
terra,  commandante  delle  galere  pontificie.  —  fol.  31:  Motivi  delle 
monache  della  Vittoria  di  Barletta  di  non  rintornare  nel  loro  monas- 
terio.  —  fol.  35:  Fatti  ed  informazioni  per  la  congregazione  depntata 
nel  1713  per  il  ragguaglio  delle  monete  delle  provineie  dello  stato 
ecclesiastico.  —  fol.  55 :  Discorso  di  M.  de  Rossi  sopra  Pestrazione  de 
denari  delPerario  di  Castel  S.  Angelo  di  Roma.  —  fol.  57  et  61:  In- 
formazione  del  camerlengato  del  Sacro  CoUegio  (denx  pi^ces).  —  fol. 
65 :  Fruttato  della  nunziatura  di  Spagna.  —  fol.  67 :  Se  li  ex-generali 
del  terzo  ordine  di  S.  Francesco  debbano  precedere  il  priore  del  con- 
vento  ove  dimorano.  —  fol.  71 :  Entrate  della  legazione  di  Ferrara.  — 
fol.  73:  Discorso  sopra  le  trappe  pontificie.  —  fol.  77:  Lettere  ed  in- 
formazioni al  Card.  Corsini  del  nunzio  di  Firenze  nel  1729  sopra  li 
monachi  e  monasterio  di  Buonsolazzo.  —  fol.  97,  122,  123,  125,  129: 
[pieces  et  lettres  diverses  ä  la  famille  Corsini  retenues  par  le  prince 
Corsini.]    (manquent) 

22. 

[35  C  1]  695.  —  Ms.  in-4o,  papier.     269  ff.  —  Sans  titre. 

fol.  1 :  Motivi  che  ha  8.  M.  Cesarea  di  pigliar  Parmi  e  mandare  le 
truppe  neirimpero.  —  fol.  6 :  Motivi  insussistenti  della  Francia  per 
giustificare  la  guerra  dichiarata  al  re  di  Spagna.  —  fol.  19 :  cf.  [33  A 
14]  p.  1.  —  fol.  33:  Capitolazioni  di  pace  segnate  in  Nimega.  —  fol. 
39:  Cattive  procedure  de'Francesi  in  tutti  i  passaggi  fatti  in  Italia.  — 
fol.  76:  Confutazione  dei  motivi  addotti  da  Francesi  per  giustificare  la 
guerra  contra  POlanda.  —  fol.  80 :  L'Earopa  sotto-sopra,  dialogo.  — 
fol.  90 :  Capitolazioni  fra  il  papa  Urbano  VIII,  imperadore  e  collegati.  — 
fol.  98 :  Negoziato  fatto  fare  da  Urbano  VIII  a  Castel  San  Giorgio  oolle 
rappresentanti  della  lega  sull'affare  di  Castro.  —  fol.  110:  Ricevimento 
fatto  per  Pimperatore  al  re  di  Polonia  che  passava  per  Vienna  an- 
dando  in  Parigi.  —  fol.  112:  Relazione  del  successo  nel  palazzo 
del  Card.  Farnese  nel  1604.  —  fol.  114:  Memoria  de  Sanesi  al 
re  di  Fi'ancia  per  la  restituzione  delPantica  libertä.  —  fol.  116:  Mani- 
festo del  re  di  Francia  ai  principi  dltalia.  —  fol.  119:  Lettera 
del  Card.  Ludovisi  al  card.  de  Sourdis,  biasimandolo  che  dica 
che  il  papa  voglia  rompere  la  bolla  di  Sisto  V  circa  il  namero  de' 
cardinali.  —  fol.  120:  Risposta  alla  relazione  francese  del  segnito 
sotto  Genova  nel  1684.  —  fol.  150  e  168:  Ostilitä  de' Francesi  contro 


192        Soixante-dtf^tix  inanuM4'rits  <l«'  la  Hibliotlieqiu*  f'orsini  (Rome) 

(#f?nova.  Danni  fatti  dairarmata  francese  a  Genova. —  foL  170:  Let- 
tera  data  da  M.  de  Sei^^elay  a1  Sanli.  capo  di  sei  gentilnomini  depn- 
tati  a  complimentare  (18  mai  1684j.  —  fol  172:  Orazione  del  inviato 
di    Oeiiova   al    rc   di    Francia.  fol.  174:    Lettera   del   residente   di 

Hpa^iia  in  Oenova  per  il  K.  P.  Nithard.  —  fol.  175:  Capitolazioni 
fra  Clemente  VII  e  Tesercito  ('e«areo.  —  fol.  178:  I^ttera  del  gene- 
rale Montecuculli  al  Mgr.  Mattei  in  Koma.  —  fol.  182:  Capitolazioni 
fni  rimpuratore,  il  re  di  Francia  e  prencipi  christiani  per  la  gnerra 
d'Italia.  —  fol.  184:  Lettera  del  re  dlnghilterra  ai  Stati  jrenerali  delle 
Provineie  riiite  nel  lt»74.  —  fol.  185:  Prophetia  S.  Thomae  Can- 
tiinriPiiHiH.  —  fol.  180:  Ordini  di  Madame  Royale,  madre  e  tutrice  del 
I).  Kriuiianucle  di  Haviua,  per  essere  riconosciut;i  di  suoi  sndditi.  — 
fol.  191  :  (Japitolazioni  fra  Tiinperatore  Federigo  II  e  la  Santa  Sede.  — 
f(»l.  205:  Lettera  apologetica  per  raccettazione  delli  nomini  e  vo^co- 
vadi  di   Portogallo  fatto  dal  duca  di  Braganza;  (la  meme  au  fol   221). 

23. 

|;J5(!21  «»<).  —  M8.  in-40,  papier,  392fr.     Sans  titre. 

fol.  I:  Kelazione  della  republica  di  Polonia.  —  fol.  22:  Discorso 
Hopra  iin  prencipe  rlie  non  Ha  farsi  amare.  —  fol.  29:  Capitolazioni 
degli  <^H<M*citi  regnanti  in  Italia.  —  fol.  41 :  Lettere  ai  prencipi  dltalia 
de  nuircheHi  MalaHpina.  —  fol.  37 :  Transito  per  i  castelli  di  Constanti- 
iinpoli.  —  fol.  44:  Lettera  circolare  del  gran  duca  di  Firenze.  —  fol. 
45:  Lettera  dl  I).  (Castelli  sopra  la  misura  delle  fontane.  —  fol.  55: 
Danene,  relazioni  sopra  i  pesi  e  misure.  —  fol.  63:  Memoriale  dell' 
anihuHeiatore  di  Portogallo  al  papa.  —  fol.  87:  Lettera  apologetica 
eontro  il  re  di  Portogallo.  —  fol.  119:  Risposta  alla  scrittura  del 
finto  OlHtenio.  —  fol.  125:  Consura  H.  Columbi.  —  fol  133:  cf.  L33A 
12]  fol.  257.  —  fol.  192:  Lettre  du  Card.  Grimaldi,  8  janvier  1670.  — 
fol,  195:  Menioiiale  al  Senato  Veneto  per  trovar  denari.  —  fol.  196: 
Diseorso  sulla  zeeca.  —  fol.  209,  228:  Preeminenze  reali  della  repu- 
blica di  (leuova.  —  fol.  257:  Diiferenze  del  Senato  di  Genova  coli* 
nrcivescovo.  —  fol,  269 :  Memoriale  a  Innocenzio  XII  dell  Universitä 
di  Louvain.  —  fol.  332:  Istnizzione  per  il  govemo  di  Nettuno.  — 
fol.  339:  Fatto  occorao  nella  causa  delli  titoli.  —  fol.  342:  Bolla 
c(»ntro  i  facinorosi  refugiati  nelle  chiese.  —  fol.  344:  Elia»  prophet^e 
otlicium  a  Carmelitis  recitatum.  —  fol.  362:  Altre  del  monastero  di 
S.  Kmmerano  di  Hatisbona.  0.  S.  B.  —  fol.  370 :  Lettern  dil  re  d'Ung- 
heria.  —  fol.  372:  Concos^ione  della  badia  di  Santa  Croce  di  Sasso- 
ferrato  fatta  a  Camaldolesi.  —  foL  380 :  Pn>visioni  prese  nel  consistorio 
(H^74),  --  fol.  388:  Congregazione  della  dottrina  christiana.  —  foL 
387 :  lUdla  d*AIossandro  VII  per  Telezione  delFabbate  della  congre- 
gaxiono  Cassiuenso  nella  provineia  di  Genova,  —  fol.  391:  Camerlengro 
di  S«cri>  Collegio. 

24. 

[35  0  3]  697.  —  Ms.  in-4^  papier,  289  ff,  —  Sans  titre. 

fol.  l:  F.  Velli»  Difesa  di  Paolo  IV.  —  fol.  36:  Vita  e  costumi 
del   C^*  Giolio  MmitarinL  —   fol.  101:   Indtruzioni   a   Mgr.  Brancacci, 


par  L6on  G.  P^lissier.  193 

inquisitore  di  Malta.  —  fol.  111:  Relazione  dell^isola  ed  inquisitoria  di 
Malta.  —  fol.  129:  Discorso  breve  sopra  la  fabbrica  delle  colonne  in- 
tomo  alla  piazza  di  S.  Pietro.  —  fol.  141 :  Relatio  trinm  anditomm 
Rot«  super  processum  canonizationis  B.  Andreae  Corsini.  —  fol.  179: 
N.  Riccardi,  Reflessioni  intomo  il  decreto  di  Paolo  V  circa  la  contro- 
versia  se  la  S.  Vergine  sia  stata  concepnta  senza  peccato  originale.  — 
fol.  183:  Discorso  accademico  sul  tradimento  di  Giuda.  —  fol.  191: 
P.  Gulo  della  Savoia,  Memoriale  contra  nn  decretto  di  Roma  del 
1694.  —  fol.  193:  Relazione  del  principe  Chigi  circa  nn  monitorio 
deirimperatore  a  cagione  del  feudo  di  Famese.  —  fol.  195:  [Disconrs 
de  Boris  Sermet,  ambassadenr  russe,  a  Innocent  XII.]  —  fol.  199: 
Relazione  dell'abjura  del  D'Molinos  e  suoi  seguaci.  —  fol.  209:  [Harlay, 
Deux  lettres  snr  Taffaire  des  J^snites.]  —  fol.  211:  Raggnaglio  del 
Pamasso  per  la  capella  del  Giesü  di  8.  Ignazio  scoperta  in  Roma  nel 
1699. —  fol.  220:  [Lettre  du  cardinal  de  Retz  au  pape.]  —  fol.  228: 
[Conclave  oü  fut  ein  Innocent  XII  Pignatelli.]  —  fol.  243,  244 :  Nota 
delli  regali  mandati  da  Innocenzo  XII  e  dal  Card.  Carlo  Barberini  alla 
regina  di  Polonia.  —  fol.  245:  Pompeo  Capranica,  Memoriale  ad 
Innocenzo  XII  per  cagione  del  suo  teatro.  —  fol.  247 :  Scrittura  per 
cui  si  mostra  che  il  Sommo  pontefice  pare  piü  obbligato  a  residere 
appresso  S.  Pietro  che  in  qualsivoglia  altro  luogo.  —  fol.  263:  Varia 
historica  super  civitatem  Albani.  —  fol.  275 :  Libellus  supplex  pro 
monasterio  S.  Bertini,  civitatis  Andumarensis.  —  fol.  276:  [Disconrs 
du  cardinal  d'Estr^es  a  Innocent  XII  dans  le  consistoire  du  21  juin 
1700.]  —  fol.  277:  Historia  romani  terremotus.  —  fol.  283:  Lettera 
scritta  da  Roma  in  Amsterdam,  coiroccasione  che  dairambasciatore  di 
Lamberg  fü  fatta  bastonare  una  spia.  —  fol.  287:  Risposta  alla  sopra- 
detta  lettera. 

25. 

[33  B  2]  1648.  —  Ms.  in-40,  papier.    239  ff.    Mlscellanea. 

fol.  1 :  Discorso  sopra  un  disordine  che  nasce  dal  fuggirsi  alle 
volte  qualche  schiavo  daUe  gallere  del  Papa.  —  foL  5 :  Memoriale  del 
pr.  Cam.  Borghese  aUa  Congregazione  deputata  sopra  Tinteressi  cama- 
rali  ed  al  principe  Corsini.  —  fol.  16:  M.  P.  Mariano  Soccino,  Instm- 
zione  per  un  suo  amico  nel  conclave  del  anno  1676.  —  fol.  37: 'La 
chiesa  di  S.  Eustachio.  —  fol.  39 :  Per  la  fossa  ossia  portlcciola  di  Cor- 
neto.  —  fol.  49:  Relazione  del  nuovo  taglio  nella  via  Clementina  in- 
trapreso  Tanno  1736.  —  fol.  59:  [rapport  sur  les  eaux  de  Bracciano] 
(texte  italien).  —  fol.  64:  P.  Domenico  Sante  Santini,  Supplemento 
al  parere  de  Contraforti  ed  altri  dann!  deDa  Cupola  Vaticana.  —  foL 
90:  „Anno  1614  ceperunt  votare  in  cleri  cammerario^,  etc.  —  fol.  91: 
[Supplique  au  Pape  sur  la  „Causa  Romana  Jurium  parochalium  ema- 
nata  il  di  29  dagosto  1744.]  —  fol.  93:  F.  Rizzoni  de  Ferrara,  [Rap- 
port au  Pape  sur  Tötude  des  langues  Orientales  dans  le  clergd.]  — 
fol.  103 :  Lettera  sopra  il  Museo  Sagro  fatto  fare  per  Benedetto  XIV  e 
sopra   la  carica   di  Sopnntendente  d'esso  museo  dato  a  M.  Vettori.  — 

Vni.     3.'  u.  4.  14 


194        Soixantc-deiix  inaiiURcrits  de  la  Ribliotlu'Mjnc  Orsini  (Romo^ 

fol.  123:  Catalogo  dello  fami<^Iic  Ic  quali  lianno  ^ovcrnato  Fircnzc 
dairanno  1100  al  1530.  —  fol.  181:  [Lettre  de  Flurence  11  Septembre 
1756.]  —  fol.  183:  INntice  sur  Livio  Metio  ne  en  lfi30  u  Oudo- 
narde.  —  fol.  184:  Scuola  oltramontana  di  pittori.  —  fol.  189:  [Seauce 
d'une  Confn-c'pation  do  Cardinaux]  (28  mai  17(31).  —  fol.  11»3:  [Ceusure 
de  propositions  diverses.]  —  fol.  H>4,  197,  201,  202:  [Rapports  thei»- 
logiqucs]  Sans  interet.  —  fol.  205:  [Lettre  de  Mgr.  Melaucrni  a  Cle- 
ment XI  IL  (Paris  8  avril  1761.)  —  fol.  209 :  Rieorso  del  P.  (J.  di 
Francescani  a  Maria-Teresa  contro  i  relijj^iosi  di  Milano  e  risposta.  — 
fol.  213:  Alcune  Oö.servazioui  fatte  da  Napoli  (l)ec^"  213).  —  fol.  220: 
Rapporti  Anomalien  della  nuova  eruzioue  de  Vcsuvio  cominciata  il 
giomo  23  Dec*"^«  1760.  —  fol.  222:  Seconda  edizione  de  srmetti  al  U.  P. 
Timoni,  vic.  gen.  dei  gesuiti,  accreäciuta  e  corretta  dai  frat.  Toumes 
in  Oolonia  1758.  —  fol.  223:  Lettre  de  Gio  Borghese,  conte  de  Cau- 
ton.  (Copie  de  Vallicellana  L  22,  f.  290.)  —  fol.  228:  Adunanza  di 
Arcadia,  (28  7^"  1760).  (vers  latins.)  —  fol.  232:  Lettera  seritta  al 
legato  dal  P.  0.  Cassorano  (Kantong,  9  av.  1721). 

26. 

[33B3|   1649.—  112  ff.    Raccolta  di  vari  trattati  sopra 

alcune  materie. 

fol.  1:  Cotton.  Lettera  declaratoria  della  dottrina  di  PP.  Gesuiti 
conforme  ai  decreti  del  concilio  di  Costanza.  (In  Lione,  app.  J.  Petit 
1610).  —  fol.  13:  Mgr.  Serrano,  Lettera  scritta  dalla  carcere  da  dove 
fix  condotto  al  martirio  nella  China,  al  P.  Arcliangelo  Miraita,  proeu- 
rator  de  Propaganda  fide  in  Macao.  —  fol.  30:  Indice  degli  errori  scoperti 
neiropera  del  P.  Concina  degli  spettacoli  teatrali.  —  fol.  45:  M.  Bargel- 
lini, nunzio  in  Francia,  Scrittura  sul  Giansenismo  presentata  al  Sig. 
Card.  Altieri.  —  fol.  52 :  Lettera  di  C.  Rospigliosi  al  nnnzio.  —  fol. 
55:  Votum  Sig.  Gudii,  Bibl.  Vaticana»  eustodis,  super  librum  P.  Eli- 
zaldis.  —  fol.  67:  [Autre  piece  sur  la  meme  matit?re.]  —  fol.  71:  Hol- 

stenii  dissertatio  in  libeUum  C.  Ronconii  super  imniunitate  oratorum. 

foL  87:  A.  M.  Salvini,  Discorso  sopra  il  dubbio  proposto  dal  Fagioli, 
86  sia  da  eleggere  in  moglie  una  povera  ma  bella,  oppure  rieca  e  dif- 
forme.  —  foL  92:  [Discours  theologique.]  —  fol.  101:  De  Cirea^o  Monte 

ex  veteribus  auctoribus.  —  fol.  107 :  [Maximes  des  Francs-Mayons.] 

fol.  109:  [Lettre  et  reponse  de  G.  M.  Lancisi  a  Carlo  Mazella.] 

27. 
[33  B  6]  1652.  —  Id.  209  ff.     Sans  titre. 
fol.  1 :  Professionc    da  fede  che    fece    fare  Girolamo  Gigli   ad   un 
ragazzo   tiorentino   nel  prenderlo   al   suo    servizio.   —    fol.  5 :     Loffr" 


par  Ti^on  G.  P Plissier.  195 

blica  di  Venczia,  intorno  il  mandar  il  Card'*^  di  Giocosa  a  levar  le  cen- 
sure  a  detta  Republica.  —  fol.  26:  P.  A.  Frescobaldi,  Canzone  in 
lode  de  S.  Andrea  Corsini.  —  fol.  49:  V.  Masini,  Oratio  habita  in 
almae  urbis  incnrabilium  auditorio  (avril  1728).  —  fol.  63:  Bnlle  d' Ale- 
xandre VI.  „Circa  hospitalinm  aliommque  locomm  quommlibet  in  quibus 
caritatis  et  pietatis  opera  exercentur.'^  Dat.  Roma>  apud  S.  Petmm  1493, 
11  Kai.  Junii.  —  fol.  65:  Breve  di  demente  X  per  la  confirmatione  e  nuova 
concessione  deUe  indnlgenze  concesse  air  archiconfraternita  da  S.  Au- 
gustino  e  S.  Monica.  (Imprime.)  —  fol.  82 :  [Lettre  de  Clement  IX  an 
Cardinal  Grimani]  (1  Sept.  1708).  —  fol.  86:  [Lettre  k  Tempereur  Jo- 
seph snr  son  ^lection.J  (Rome,  12  aoüt  1708.)  (Latin.)  —  fol.  88: 
Reponse  du  Card.  Grimani  ä  Clement  XI.]  (Naples,  20  7»>'«  1708.)  — 
fol.  90'**:  [Lettre  du  mtoe  aux  Card.  Carpegna,  Marescotti,  Pamfili] 
(22  7^>"  1708).  —  fol.  92:  Protestatio  Ser.  Reip.  Polonie.  —  fol.  93: 
[Lettre  de  Clement  XI  aux  archev^ques  et  evßques  de  Pologne]  (1" 
Juin  1705).  —  fol.  95:  Relazione  della  battaglia  di  Lnzzara  seguita  11 
di  15  agosto  1702.  —  fol.  99:  [Lettre  de  Tamiral  Bing  au  vice-roi  de 
Naples.]  —  fol.  97:  Memoriale  presentato  dal  marchese  Beretti,  ambasc. 
di  S.  M.  Cattolica  agli  Stati  di  Gianda  nel  di  11  7^^  1717.  —  fol.  100: 
Relazione  venuta  dalla  segretaria  di  Stato  'dal  re  di  Portogallo  (Lis- 
bona,  3  Lug.  1716).  —  fol.  102:  Lettres  (snr  la  succession  d'Espagne).-  — 
fol.  161:  [Justification  du  mar^cLal  de  Catinat.]  —  fol.  163:  [Bulle  d'Inno- 
cent  X  au  roi  Philippe  UI  (26  7^"  1644).  —  fol.  165:  [Table  perpdtuellß 
pour  trouver  les  lettres  Dominieales  aprös  la  rdforme  du  calendrier.]  — 
fol.  167:  [Propositions  tirdes  du  livre  de  la  doctrine  chr(^tienne  de  M. 
Dupin.]  —  fol.  173:  Abbd  Cecchetti  [relation  sur  les  querelles  du 
Jansenisme]. 

28. 

[33  B  8]  703.     Id.  352  ff.  —  Miscellanea   di  Scritture   diverse 

politiche  economiche  ed  erudite. 

fol.  1:  Lettre  de  Melchior  de  Polignac,  Varsovie  14  Octobre 
1696.  —  fol.  11:  Fabbroni.  Lettera  a  Cardinali  della  Cong.  della 
riforma  di  Regolari.  —  fol.  17:  Facultates  Card**»  Camerarii  ex  con- 
stitutione Gregorii  XV.  —  fol.  31 :  [Cinq  satires  en  vers  latins.]  —  fol. 
59:  Discorso  sopra  Tassemblea  del  Clero  gallicano  delFanno  1682. — 
fol.  77:  Baronia  di  CoUealto.  —  fol.  79:  Discorso  sopra  Tobligazione 
che  hanno  i  Sommi  pontefici  di  creare  cardinali  a  rechiesta  degli 
ambasciatori.  —  fol.  85:  Discorso  sopra  Tunione  delle  poste.  —  fol. 
95 :  [Bref  de  Paul  III  ä  P.  Vantaggio,  maftre  gdncral  des  postes]  (21 
8^"  1534).  —  fol.  97:  [Vente  de  la  seigneurie  de  Collealto.  1444. 
en  presence  d'Eug^ne  IV.]  —  fol.  103 :  [Discours  de  l'^v^que  de  Salis- 
bury  au  Parlement  (31  Ddc»*"  1706).  [Trad.  ital.]  —  fol.  131:  [Paix 
de  Pologne]  (20  Oct»>"  1706).  —  fol.  141:  [Relation  de  Pologne  du 
nonce  Ruggiero]  (1570).  —  fol.  200:  Michele  Suriano,  Relazione  di 
Spagna.  —  fol.  275:  Leone  Strozzi,  Podsies  italiennes. 

14* 


196        Soixante-deux  manuscrits  de  la  Bibliotheque  Corsini  (Rome) 

29. 

[33B14.]  742.  Id.  475  ff.  —  De  Concilio  Tridentino  monumenta 
et  scripta  varia.  De  rebus  Sinicis  Miscellanea.  Aecedniit 
Consultationes,    Discursus   et   Scripta   varia    theologica    mo- 

ralia  jnridica  et  politica. 

fol.  l:  Consilinm  delectomm  Oardinalium  et  prelatornm  de 
^mendanda  ecclesia,  Paulo  III  jnbente,  conscriptum  et  exhibitum  anno 
1538.  —  fol.  13:  Epistola  G.  Contareni  super  eodem  argumento  dicto 
Pontifici  transmissa.  —  fol.  27:  Lettera  de  legati  del  Concilio  di  Trento 
al  Card.  Carlo  Borromeo.  —  fol.  102 :  Marcello  Cer  vini.  Discorso  sopra  la 
pace  fra  Timperatore  ed  el  re  Christ*"**  mandato  a  Paolo  III.  —  fol.  107 : 
6.  Bellarmino.  Viglietto  sopra  le  indulgenze  ed  altari  privilegiati  in 
risposta  al  P.  Carminata  gesnita. —  fol.  118:  [Nouvelles  de  la  Chine] 
(extraites  des  lettres  de  Paris  1729  et  janv.  1730).  —  fol.  129.  141. 
145:  Lettres  du  P.  Mair,  S.  J.,  missionaire  en  Am^rique;  du  P.  Andre 
Pereyra,  (Pekin  1730);  du  P.  Ign.  Kögler  (Pekin).  —  fol.  133:  Re- 
lazione  de  quanto  risulta  dalle  lettere  della  S.  Cong"^  di  Propaganda 
circa  le  missioni  del  1725  nella  (Mua,  Tunkine  e  Cocincina.  —  fol. 
149 :  [Discours  de  Tempereur  de  la  Chine  a  Toccasion  du  tremblement  de 
terre  arrive  a  Pekin  le  30  sept*»^*  1730.]  —  fol.  151:  Missioni  aposto- 
liche  ne'  stati  del  marchese  di  Brandeburgo.  —  fol.  156.  160:  Memorie 
circa  la  legazionc  alla  Cina  de  M.  Mezzabarba,  suo  ritomo  in  Roma  e 
risoluzione  contro  i  Gcsuiti  per  le  controversie  dei  riti  Cinesi  prese 
nel  pontificato  di  Innocenzio  XIII.  —  fol.  164:  P.  Oliva.  Documenti 
necessart  al  regolamento  del  governo  ecclesiastico  e  rifoima  della 
chlesa.  —  fol.  190:  Discoi-so  sopra  Tossequlo  dovuto  al  Papa  da  Ba- 
roni  e  Domicelli.  —  fol.  208:  Capitoli  del  Conclave.  —  fol.  212:  Dis- 
corso apologetico  sopra  Tautoritä  di  Cardinali.  —  fol.  232:  Scritture 
varie  pubblicate  nella  sede  vacante  per  morte  di  demente  X.  —  fol. 
247:  Memorie  di  vari  fatti  della  S.  Sede  nel  riconoscimento  dei  re  od 
imperatori.  —  fol.  283 :  Scritture  sulla  sfida  fatta  dal  Conte  Bernardi  e 
rifiutata  dal  M.  Guido  Bentevogli  e  aggiustamento.  —  fol.  298:  Scrit- 
tura  si  uno  dispensato  dalVastinenza  delle  Carni  in  tempo  di  Quarc- 
simale  sia  ancora  dispensato  dal  Digiuno.  —  fol.  316:  Scrittura  sopra 
Taggiustamento  col  Portogallo  e  promozione  al  Cardinalato  di  Mr. 
Bichi  fatto  da  Innocenzo  XIII.  —  fol.  376:  Lettere  di  Paolo  Rucellai 
a  D.  Giulio  suo  figlio.  —  fol.  400:  Lottere  di  C.  L.  Belluga  a  de- 
mente XII  sopra  i  religiosi  e  monache  che  giocano  al  Lotto  di  Roma.  — 
fol.  412:  Relazione  del  conclave  in  cui  fü  fatto  Papa  demente  X. — 
fol.  428 :  Trattato  della  disciplina  militare  ...  in  una  piazza  d'arml 
in  tempo  di  guerra.  —  fol.  456:  Se  il' Battesimo  sc  possa  e  debba 
darsi  a  bambini  nell'utero  della  madre  in  caso  di  necessitä.  —  fol. 
458:  Se  la  Santa  Sede  possa  permettere  il  concilio  provinciale  de 
Embrun  per  conoscere  la  causa  del  vescovo  di  Sennez. 


par  L6on  G.  Pölissier.  197 

30. 

[33  B  12.]  943.     Id.  139  ff.  —   Miscellanea  di  Memorie  e  scrit- 
ture   appartenenti   a   varie   materie   economiche   legali   poli- 

tiche  erudite  e  belle  lettere. 

fol.  1 :  Fogli  diversi  sopra  la  lite  a^tata  in  Rota  fra  la  Princi- 
pessa  D.  Teresa  Boncompagni  Barberini  e'l  Card.  Francesco  ed  agginsta- 
mento  trattato  dal  C**  Cienfuegos  nel  1726  sopra  ramministrazione  de 
beni  e  tutela  di  D.  Cornelia,  figlia  di  detta  Principessa  e  nepote  de 
detto  Cardinale.  —  fol.  53 :  Laudo  del  Card.  Spinola  nelle  lite  e  differenze 
sia  li  Graziani  e  Boncambii  di  Perugia  nel  1708.  —  fol.  55:  Scrittnra 
di  Boncambii  sopra  il  medesimo.  —  fol.  57 :  Fatto  del  Consalvi  per 
rimmunita  violata  in  una  esecnzione  fatta  nella  tennta  di  S.  Ginliano.  — 
fol.  61:  Causa  e  processo  di  M.  Martozelli  vescovo  di  Montefeltro.  — 
fol.  65 :  Sulla  tresoreria  di  Romagna  deliberata  a  M.  Giuseppe  M.  Mattei 
et  G.  B.  Comportano.  —  fol.  73 :  Discorso  sopra  la  causa  della  dispo- 
sizione  testamentaria  di  Mr.  di  Filippo  a  favore  delVospedale  di  S. 
Giacomo  deirincurabili.  —  fol.  77:  Prefazione  delFAntologia  impressa 
in  Firenze  nel  1494.  —  fol.  83.  85 :  [Ces  pieces  manquent.J  —  fol. 
87,  123:  [Poesies  lyriques  Toscanes.]  —  fol.  124:  Libellus  rerum  poeti- 
camm  a  clericis  seminarii  Tiburtini  elucubratus  anno   1736. 

31. 

[33  B  7]  713.    Id.  422  ff.     Miscellanea  di  Scritture  diverse, 

giuridiche,  politiche  ed  istoriche. 

fol.  1.  2.  7.  8.  9.  10.  17.  18.  19.  20:  [Proces  des  capucins  et 
des  recollets  contre  la  ville  de  Vienne.]  —  fol.  5.  35.  37.  38.  51.  54. 
57.  58.  59.  60.  61.  62:  [Divers  brefs  de  Gr^goire  XV.]  —  fol.  27: 
[Lettre  de  Gr^goire  XV  au  roi  de  France  sur  la  Valteline.]  —  fol.  43. 
45:  [Formules  d'abjuration  des  heretiques.] —  fol.  69:  Relazione  dello. 
spartimento  dello  provincie  di  Francia.  —  fol.  77:  Relazione  degli 
affari  d'Alemagna  nel  1617. —  fol.  111:  [Relation  des  troubles  d'Alle- 
niagna.]  (1617.  1618).  —  fol.  210:  Avviso  sopra  gli  affari  d'Alemagna.  — 
fol.  222 :  Discorso  ^jopra  il  duca  di  Baviera  presentato  al  Re  Christ'"**.  — 
fol.  235 :  [Avis  du  Cardinal  de  la  Rochefoucauld  sur  les  bdnefices  va- 
cants  par  la  mort  du  Cardinal  de  Bourg.]  —  fol.  247:  Ragioni  della 
casa  di  Savoia  sopra  Ginevra.  —  fol.  267:  Instruzioni  presentate  a 
Paolo  V  sopra  le  missioni.  —  fol.  264:  Mezzi  per  restituire  in  Ginevra 
la  fede  cattolica.  —  fol.  268:  Motivi  dei  popoli  della  Valtellina  a 
prender  Tarmi.  —  fol.  278 :  [Proces  verbal  de  l'assembl^e  du  clerge  de 
France.]  —  fol.  286:  [Relazione  della  vittorift  del  Re  Christ"**  in  Poitou 
nel  1616.  —  fol.  288:  Lettern  di  M.  d'Esternel  al  clero  di  Francia 
sullVresia.  —  fol.  290:  Articoli  trattati  neir  ultima  conferenza  fra'l 
nunzio  apostolico  ne'Svizzeri  e  deputati  delFalta  liga.  —  fol.  294: 
»Svizzeri.  Decrc^to  del  re  Christ*""  sul  progetto  fatto  dagli  cantoni  catto- 
lici.  —  fol.  295:  Lettera  di  congratulazione  al  re  Christ*"".  —  fol.  311: 
[Avis  du  Card.  d(^  La  Rochefoucauld  sur  un  dessein  du  roi  de  France 


198        Soi]Uuite-deiix  numuscrits  de  la  Bibliotheqnc  Corsini  (Rome) 

et  des  Cardinaux  de  Sourdis,  de  La  Valette  et  de  Richelieu.]  —  fol. 
313:  [Snppliqne  au  pape  pour  la  Sorbonne.]  —  fol.  321:  Accordo  tra 
11  re  d'lnghilterra  e  Tlnfante.]  —  fol.  323 :  [Sur  le  Cardinal  Ludovisi.]  — 
fol.  328:  Scrittura  del  principe  di  Condi  circa  gli  Ugonotti  (la  m^me 
f.  369).  —  fol.  334:  Discorso  nel  nunzio  apostolico  in  Francia.  — 
fol.  342 :  Lettera  al  re  Christ"*»  per  dissuaderlo  della  pace  con  ribelli.  — 
fol.  348:  Liettera  del  Conte  di  Mansfeld  per  passaggio  di  truppe  snl 
territorio  di  Baviera.  —  fol.  361:  Card.  Bentivoglio.  Relazione  degli 
Ugonotti  a  Paolo  V.  —  fol.  376 :  Instruzioni  a  M.  Corsini  per  maneggi 
a  favore  de  M.  del  Benino.  —  fol.  378:  Conclave  d'Urbano  VIII.  — 
fol.  397:  Colleggi  di  Parigi  e  loro  fondazione.  —  fol.  401:  Scrittura 
suiraffare  della  Valtellina.  —  fol.  404 :  [Lettre  du  roi  de  Boheme  au 
rot  de  Hongrie.]  —  fol.  418:  Lega  fra  Carlo  VII  re  di  Francia  e  Ludo- 
vico  XL 

•    32. 

•  [33  B  15]  743.    Id.  374  ff.  —  Miscellanea. 

fol.  1 :  Conservatore  di  Roma.  Scrittura  sopra  le  controversie  col 
govematore  e  senatorc  di  Roma  per  Tugualitä  delle  sedie  nelV  assistere 
al  Corso  nel  Camevale.  —  fol.  27 :  Memoriale  al  papa  sopra  le  riforme 
delle  spese  in  sede  vacante.  —  fol.  37 :  Lettera  di  Mgr.  Molines ,  mi- 
nistro  del  re  cattolico  in  Roma.  —  fol.  39:  Lettera  di  Fllippo  V  sull' 
impresa  d^Orano.  —  fol.  41 :  Instruzione  al  nunzio  apostolico  in  Porto- 
gallo  (la  m^me  f.  120).  —  fol.  53 :  [£dit  du  g^n^ral  des  Imp^rianx 
Dann.]  (Cento,  4  9»»'''  1708.)  —  fol.  55:  Lor.  Corsini.  Visits  aposto- 
lica  fatta  nel  1715  della  chiesa  ed  ospedale  di  S.  Giovanni  di  Fio- 
rentini  in  Roma.  —  fol.  61 :  [Sur  Don  G.  Roggiero,  p^nitencier  de  Sor- 
rente.]  —  fol.  67.  74:  Chirografo  di  Alessandro  VII  per  la  fontana 
in  piazza  di  S.  Maria  in  Transtevere;  per  Mgr.  Torrigiani,  arcivesco 
di  Ravenna.  —  fol.  78:  [Arrfit  du  parlement  de  Paris  sur  la  legende 
de  Gr^oireVD]  (23  f^vrier  1730).  —  fol.  82:  Charles  VI,  empereur. 
Capitoli  stabiliti  nel  1733  per  la  ribellione  dei  Corsi.  —  fol.  92.  98: 
Divers  brefs  d'Urbain  VUI  (1643-1644).  —  fol.  106:  [Lettre  sur  la 
conduite  de  M.  de  Vely,  ambassadeur  de  Fi'ance  pres  Charles  Quint] 
(1536).  —  fol.  141.  155:  Fatto  seguito  contro  il  conte  Diana  (Massa 
Carrara,  31  aoüt  1721).  —  fol.  164:  Facultas  pa'uitcutiorUm  minorum 
juxta  reformationem  anni  1634.  —  fol.  173:  Titolo  di  Cardinale  dato 
al  vescovo  di  Mttnster.  —  fol.  177:  Sumptum  epistolarum  episcopo 
Turgensi  scriptarum  a  ('.  de  Athann,  prorege  Neapolitano.  —  fol.  181: 
Marcliese  Corletti:  De  Immunitate  ecclesiastica.  —  fol.  195:  Infor- 
mazioni  e  scritture  diverse  sopra  la  giurisdizione  del  nunzio  di  Napoli 
nelle  cause  di  cavalieri  religiös!  di  Malta.  —  fol.  211:  Tribunale  della 
fabbrica  di  Napoli.  —  fol.  215:  Notizie  circa  la  partonza  di  Roma  del 
Card.  Zaccaria  Delfino  senza  licenza  del  Papa.  —  fol.  217:  Notizie 
HUlla  battaglia  d'Anghiara.  —  fol.  220:  Bilan  du  Mont  de  Pichte  de 
Rome  (1662).  —  fol.  242:  Aforismi  politici  per  i  cardinali  nel  con- 
clave. —  fol.  250:  Osservaziiini  politiche  sopra  vari  cardinali.  —   fol. 


par  L6on  G.  P^lissier.  199 

252:  Del  cardinale  titolare  di  Santa  Prassede.  —  fol.  256:  Giuris- 
dizione  del  cardinale  vescovo  di  Porto.  —  fol.  260:  De  ordine  se- 
dendi  in  cappella  pontificia.  —  fol.  270 :  [Lettre  de  Louis  XV  au  Sacr^ 
College]  (11  mars  1730).  —  fol.  272:  [Testament  du  cardinal  Buon- 
compagni.]  —  fol.  276:  Notizia  dei  beni  del  duca  Fulvio  della  Cor- 
nia.  —  fol.  278 :  Memoriale  dal  contestabile  fatto  al  cardinali  Gual- 
tieri  pel  ricevimento  che  pretendeva  dal  re  d'Inghil terra  in  Roma.  — 
fol.  280:  Chirografi  di  Pio  V  a  favore  della  casa  Martelli  di  Firenze; 
di  Benedetto  Xlll  per  i  Giustiniani  di  Genova;  pel  duca  Domenico 
Perelli;  per  Filippo  Orsini  suo  nipote;  d'Alessaudro  VIl  pel  duca  Fede- 
rico  Maria  Aquitano  Cesi,  Gio.  Ant.  Monaldi,  Francesco  Gaetani,  Paolo 
Meccarani,  Flavio  Orsini,  Giuliauo  Cesarini,  Maffeo  Barberini.  —  fol. 
360 :  Oratio  funebris  in  funere  Gregorii  XIII. 

33. 

[33  B  16]  744.    Id.  306  ff.     Miscellanea. 

fol.  1 :  Relazione  deirinvenzione  e  miracoli  delFimmagine  della 
B.  Virgine  de'Monti  in  Roma.  —  fol.  3:  [Miracles  du  .jesuite  Berch- 
mans]  (1729-1731).  —  fol.  37:  Del  volto  santo  della  basilica  di  S. 
Pietro  di  Roma.  —  fol.  61 :  Relazione  della  vita  e  costume  del  P. 
Martino  Stridonio,  gesuita.  —  fol.  65:  Lettera  sopra  il  lotto  di  Roma, 
nuovament«  pennesso  da  demente  XII.  —  fol.  89:  J.  B.  Braschi.  De 
Torneamento  Cesenate  recensio.  —  fol.  101,  111:  Relazione  del  Go- 
vemo  di  Napoli.  —  fol.  122.  131.  133:  [Actes  consistoriaux  des  an- 
nees  1517,  1589,  1720.]  —  fol.  135.  137:  Commercio  del  Porto  d'An- 
cona.  —  fol.  140:  Statuti  e  capitoli  deiruniversitä  de'barcaroli  di 
Roma.  —  fol.  160:  Contro  il  Marsi  per  complicita  di  fuga  di  varf  car- 
cerati  in  Castel  Sant' Angiolö  di  Roma.  —  fol.  166:  Visit*  degli 
stati  di  Castro  Ronciglione,  Corneto,  ecc,  fatta  da  M.  Silvio  de  Ca- 
valieri  e  G.  B.  Valenti  (1705).  —  fol.  180:  Visita  del  palazzo  di 
Caprarola  (1704).  —  fol.  190:  Visita  delle  mure  di  Camerino  da 
B.  Cipriani  (1702).  —  fol.  199.  213:  Visita  dello  stato  di  Casti- 
glione  del  Lago  e  Chiusi  fatta  da  G.  C.  Piancastelli  (1703).  — 
fol.  223:  Visita  di  Cervia  nuova,  FeiTara,  Volano  (da  Abramo  Paris, 
1704).  —  fol.  233:  Pesi  degli  uffizi  e  notari.  —  fol.  237.  239:  Frut- 
tato  degli  uffizi.  —  fol.  243:  Risposta  deH'uditore  della  camera  al 
foglio  trasmcssogli  dal  conclave  (18  avril  1721).  —  fol.  253:  Siti  in 
piazza  Navona  usurpati  e  spettanti  alla  Camera  apostolica.  —  fol.  265: 
Informazioni  sulla  legazione  di  Ferrara.  —  fol.  275.  279:  Rendite  e 
privilegi  della  santa  casa  di  Loreto.  —  M.  285:  Imprese  e  motti  che 
si  propongono  per  le  medaglie  da  farsi  nella  festa  di  S.  Pietro  (1701). 
—  fol.  287:  Minuta  del  biglietto  di  M.  Lorenzo  Corsini  al  segretario 
di  consulta.  —  fol.  291:  Instruzione  al  nunzio  di  Napoli  per  procu- 
rare  il  trattamento  dovuto  alla  scjuadra  pontificia  che  porta  cola  il 
C**^**  Barbmni  legato  a  latere  a  Filippo  V.  —  fol.  295:  Relazicmc  sopra 
\v  arte  introdotte  e  che  si  potrebbero  introdurre  in  varie  citta  dello 
stato    ecclesiastico.  —    fol.  311:   Unione  di  vari  beni  ecclesiastici  fatta 


200        Soixante-deux  manuserits  de  la  Bibliotheque  Coreini  (Kornea 

dal  vescovo  di  Calahorra  a  favore  del  monasterio  dei  PP.  Trinitari  di 
Logrono.  —  fol.  315:  Aggiustamento  delle  controversie  fra  G.  Benti- 
voglio  ed  Alfonso  Novara  (Ferrara  1732).  —  fol.  321:  [Memoire  de  M. 
Langnet,  ^veqne  de  Soissons,  sur  Tnnion  de  l'abbaye  de  Valson-  ä  son 
^vdch^.]  —  fol.  325.  327.  331:  Ceremoniale  conteso  fra  il  vescovo  di 
Pesaro  e  Mgr.  Presidente  della  legazione  di  Urbino.  —  fol.  333 :  Mani- 
festo  di  Grimaldi,  ministro  di  Genova,  sopra  le  controversie  vertenti 
fralla  reppnblica  e  la  corte  di  Roma  (1714). —  fol.  345:  [Qnittance 
de  2000  ^n8  ponr  le  cardinal  Bandinelli.]  —  fol.  350:  Rinnnzia  di 
Filippo  V,  re  di  Spagna,  alla  Corona  di  Francia  (5  Nov.  1712).  — 
fol.  346 :  Diploma  di  Lnigi  XIV  in  cui  si  ammette  la  detta  rinnnzia 
(28  mars  1713).  —  fol.  356  a  366:  [Divers  plans  et  m^moires  snr 
rhydrographie  des  flenves  de  Tltalie  septentrionale.] 

34. 

[33  B  18]  1654.    Id.  775  ff.     Varia  variorum. 

fol.  1:  Conclave  ä  la  mort  d'Alexandre  VII.  —  fol.  19:  Bref  de 
Gregoire  X  (prid.  non.  maii  1671).  —  fol.  47:  [Lettre  dn  card.  Ginetti 
an  card.  Filomarino,  archeveqne  de  Naples]  (31  mai  1650).  —  fol.  67: 
Bnlle  de  Calixte  lU,  (18  Kai.  Dec»»'^*  1457).  —  fol.  69:  Facnltater^  Car- 
dinalis camerarii  ex  constitutione  Gregorii  XV.  —  fol.  85 :  [Testa- 
ment de  M.  Antonio  de  Secchis ,  dit  de  Fugacciolis.]  —  fol.  93 :  Sta- 
tntnm  super  qnantitate  dotinm.  —  fol.  99:  Papes  et  cardinanx  de  la 
famille  (?incia.]  —  fol.  115:  [Vie  de  Maffeo  Barberini  (ne  en  1568).]  — 
fol.  131:  [Notice  de  la  maison  Aldobrandini.]  —  fol.  143:  [Lettres  de 
Lonis  XrV  an  pape]  (16  avril  1668).  —  fol.  145:  [Lettre  snr  les  secre- 
taires  de  la  congregation  dn  consistoire  an  secretaire  delegne  a  la  sur- 
yeillance  des  eglises  de  Hongrie.]  —  fol.  163:  Savano  de  Anximo, 
Lettre  a  G.  Criscio.  —  fol.  165:  Lette  an  Conclave  (25  janvier  1655V 

—  fol.  167:  [Lettre  d'Urbain  VIII  anx  conservatenrs  et  anx  caporioni 
de  Rome.]  —  fol.  169:  Relazione  da  darse  nella  congregazione  deir 
abbondanza  da  farsi  avanti  TEm.  Card.  Rapaccioli.  —  fol.  185:  [Comte 
Batta.  Explication  de  propheties]  (21  mars  1658).  —  fol.  189:  [Lettre 
dn  capncin  Valeriano  de  Milan  an  general  des  JesuitesJ  (8  mars  1629). 

—  fol.  195.  197:  [Lettre  ^snr  cenx  qui  parlent  de  la  mort  dn  pape"*.]  — 
fol.  199:  Instmzione  sopra  Tincontro,  accompasmamento.  ricevimento  e 
partenza  della  regina  di  Snevia.  —  fol.  207:  Cansa  del  marchese  An- 
gelelli.  —  fol.  215:  [Lettre  de  faire  part  de  la  mort  et  de  Tenterre- 
ment  d'Alexandre  VII.]  —  fol.  235:  [Lettre  an  Card.  Bichi.  sreneral  des 
galeres  pimtificales.]  —  fol.  237 :  Ci^ncetti  delle  lettere  del  P.  Mander- 
scheid.  confessore  del  sismor  Bnmentelli.  le<rato  di  Spaima  della  resrina 
di  Svevia.  —  fol.  239:  Relazione  di  alcuni  n»<tumi  di  ambasciatori 
moscoviti  chi  hom  se  ritrovant»  in  Livurno  per  passar  alla  Ion»  am- 
basciata  in  Venezia.  —  fol.  245:  [Lettre  d'Alexandre  Vll  snr  les  diits.] 

—  fol.  247:  [Discours  snr  une  qnestion  de  m»»rale.]  —  fi>l.  259:  [Recit 
d'un  crime.]  —  f«»l.  265:  [Oraisi^n  ftinebre  de  Carl«»  Barberini.] —  fol. 
317:  Expositio  de  iis  qua*  de  Rodulphi  Aquavive  et  >i»ci«»rum  martxri«» 


par  Leon  G.  Pölissier.  201 

comperta  sunt.  Seqnitur  decretum  ....  ad  effectnm  canonizationis.  — 
fol.  327:  [Oraison  funebre  du  Cardinal  Francesco  Barberini.]  —  fol.  337 : 
G.  M.   di   Bianchi,     Influssi  delle  stelle   sopra   Taniio    1657.  —  fol. 


(24  avril  1656). 
(9  nov.  1631).  — 


349:  [Discours  d' Alexandre  VII  en  consistoire  secref 

—  fol.  351 :  [Conference  de  Sgambato  sur  Tusucapion 

fol.  363:    Discours:    „Clericis   prohibita  venatio".  —   fol.  365:   [Auti'O 

recit  de  crime.]  —  fol.  371:  Compendium  artis  rhetoricp  Soarii  (abrögö 

du  texte  imprim^).  —  fol.  400:  [Vers  latins  et  italiens.] 


35.  • 

[33  B  21]  1697.    Id.  405  ff.  —  Sans  titre. 

foi.  1 :   Relazione   di   Moscovia.  —  fol.  62 :   [Proclamation  de  la 
Croisade  et  de  la  tröve  entre  les  princes  chretiens  par  Paul  IV.]  (1556). 

—  fol.  68:  P.  Ginanni  da  Fanano.  Ti'e  brevi  discorsi  della  chiesa 
ministeriale  e  romana.  —  fol.  80:  Distruzzione  deirinstruzione  de' 
prencipi.  —  fol.  94:  Instruzione  a^principi  della  maniera  con  la  quäle 
si  governano  li  PP.  Gesuiti.  —  fol.  108:  Scipion  da  Castro.  Delli 
fuudamenti  dello  Stato  e  delle  parti  essen tiali  che  formano  il  pren- 
cipe.  —  fol.  156:  Conclave  di  Gregorio  XV.  —  fol.  192:  Trattato 
delle  usurpationi  fatte  dalli  re  di  Spagna  sopra  la  corona  di  Francia 
del  regno  di  Carlo  VIU  fino  ai  tempi  nostri.  —  fol.  220:  Discorso 
dal  principio,  progresso,  e  declinazione  delPantica  monarchia  di  Francia. 
Diritti  e  pretensioni  dei  re  Christ""®  sopra  Timperio.  —  fol.  242.  261. 
271.  277.  283.  287.  289:  [Pieces  diverses  sur  Taffaire  de  la  Valte- 
line.]—  fol.  291:  Edit  de  Louis  XHI.  (Troyes,  15  avril  1630).  —  fol. 
293:  [Edit  de  l'empereur  Ferdinand  a  propos  du  duche  de  Mantoue.] 
(Vienne,  7  juin  1629).  —  fol.  295:  Ordo  exercitus  comiti  Mauritii  in 
progrediendo.  —  fol  297:  [Lettres  de  Rome  au  conn^table  de  Les- 
diguieres  (1622  ....),  ä  Tarchiduchesse  de  Toscane  (28  mai  1622)]. 

—  fol.  300:  [Lettre  du  roi  de  France  au  duc  de  Montbazon.]  —  fol. 
310:  De  Amutinatis,  Amutinandi  modis,  Amutinatorum  politica,  regi- 
mine  et  legibus.  —  fol.  318:  Considerazioni  che  possono  muovere 
Tesercito  turchesco  per  proseguir  la  guerra.  —  fol.  328:  [Lettre  de 
Sixte  Quint  ä  Philippe  IL]  (Rome  7  aoüt  1587).  —  fol.  330:  [Decla- 
ration  des  princes  de  Savoie.]  (Asti  15  juin  1637).  —  fol.  336.  340: 
[Lettre  de  la  regente  de  Savoie  et  ddit  du  Senat  de  Piemont]  (Turin 
5  juillet  1639).  —  fol.  341:  Vera  relazione  del  successo  dell'assassina- 
mento  intrapreso  a  Roma,  li  20  ag.  1662,  contro  il  Crequy,  ambascia- 
tore  di  Francia.  —  fol.  348.  354:  [Pieces  sur  une  querelle  de  pr^e- 
ance  enti'e  les  Colonna  et  les  Orsini.]  —  fol.  358:  [Instruction  au  comte 
Girolamo  Gigliuoli.]  (5  nov.  1594). —  fol.  362:  [Lettres  des  cardinaux 
a  Mgr.  Pavoni,  legat  pres  le  duc  d'Urbin  (juillet  1623),  ä  la  republi- 
que  de  Genes  (22  juin  1627)  au  marquis  de  Marigliano,  au  cardinal 
Serra,  au  duc  Alphonse  d'Este,  au  nonce  d'Espagne.]  —  fol.  372: 
[Recit  d'une  abjuration  solenneile  ii  Rome.]  —  fol.  375:  Ceccarelli. 
Schiribizznm  (vers  latins). —  fol.  380.  390:  [Lettres  italienncs  ano- 


202  üeber  die  Abgabe  der  Pfliehtexeniplare  in  Schweden 

nymes   k  des   anonymes.]  —    fol.  400:   Disconrs   ä  PieV  an  nom  de 
Philippe  IL     (Kai.  Jnn.  1676). 

36. 

[33  B  22]  950.     Id.  213  ff.  —  Miscellanea  di  scritture  legali  c 

di  memorie  e  notizie  diverse. 

fol.  1 :  [Brefs  d'Alexandre  VII  anl  trösoriers  Franzone  e  Neri  Cor- 
sini.]  (1659  ä  1663).  —  fol.  61:  Lettere  sulle  controversie  de'benefizi 
della  Toscana  colla  camera  apostolica  (1719).  —  fol.  83:  [Hugues  de 
S.Brnno.  Ephem^rides  des  nonvelles  et  pleines  lunes.]  —  fol.  87 :  Nota 
del  cap.  21  dellapalto  del  alumiere  fatto  da  F.  de  Carolis.  —  fol. 
84:  Cansa  Pisaurensis  reparationis  via?  et  pontis.  —  fol.  136.  142.  145. 
149.  153.  161:  [Divers  documents  sur  des  proc^s  de  la  Chambre  aposto- 
lique.]  —  fol.  165:  Cav.  Hub  er.  Relazione  di  Ferrara.  —  fol.  178: 
[Snr  les  chanoines  d'Olmtitz.]  —  fol.  192:  [Jeu  nouvean  de  Cadrille.]  — 
fol.  194:  Nota  di  nnova  fabbrica  de'portici  in  Civita  Vecchia  sotto  Tor- 
dine  e  architettnra  di  B.  Cipriani.  —  fol.  198:  M.  A.  de  la  Chansse, 
consnl  franyais  ä  Rome.  Memorial e  per  una  presa  di  nave  francesc 
fatta  nel  mare  di  Toseana  da  un  corsaro  di  bandiera  imperiale.  — 
fol.  204 :  [Enquete  sur  les  droits  de  Ciccalia  snr  l'abbax  e  de  S.  Maria 
alle  Scalette.]  —  fol  212 :  Memoria  di  varf  successi  in  Roma  fra 
gentilhnomini  e  cavalieri. 

(Sera  continu^.) 

Montpellier.  L6on  G.  Peli ssier. 


lieber  die  Ab^be  der  Pflichtexemplare  von  Druckerzeug- 
nissen an  die  Bibliotheken  in  Schweden^  sowie  damit  zu- 
sammenhangende Fragen. 

In  seinem  werthvollen  Werke  „Die  Abgabe  der  Pflichtexemplare 
von  Drnckerzeugnissen ,  Berlin  1889",  hat  Dr.  Johannes  Franke  in 
Bezng  auf  Schweden  sich  auf  eine  kurze  Uebersicht  der  dort  gelten- 
den Gesetze  eingeschränkt. 

Vielleicht  dürfte  es  aber  doch  ftlr  die  Leser  des  Centralblattes 
far  Bibliothekswesen  Interesse  haben,  etwas  näheres  über  die  in  älterer 
und  neuerer  Zeit  in  Schweden  üblichen  (iebräuche  bei  Abgabe  der 
Pflichtexemplare  zu  erfahren,  weshalb  wir  hier  eine  kurze  Uebersicht 
sowohl  darüber  als  auch  über  damit  in  Verbindung  stehende  Verhält- 
nisse geben  wollen. 

In  der  von  der  Vormundschalteregierung  Königs  Carl  XI.  aus- 
gegebenen Kanzleiverordnung  vom  22.  September  1661  wird  dem  Reichs- 
kanzler un(}  dem  unter  ihm  stehenden  Kanzlei-Kollegium  die  oberste 
Aufsicht  über  die  Buchdruckereien  in  Schweden  übertragen.  Darin 
heisst  es  u.  a.,  dass  „nachdem  es  für  uötliig  und  nützlieh  erachtet,  dass 


von  Bernhard  Liindstcdt.  203 

die  Königl.  Majestät  (d.  h.  die  Regierung)  wissen  muss,  was  fftr  Bücher 
und  Schriften  im  Reiche  gedruckt  und  an's  Licht  gebracht  werden,**, 
die  BuchdiTicker  —  unmittelbar  nach  dem  Drucke  und  vor  deren  Ver- 
breitung —  zwei  Exemplare  von  aDen  aus  ihren  Buchdruckereien 
hervorgehenden  D nickwerken  abzuliefern  verpflichtet  sind,  wovon  das 
eine  im  Reichsarchiv,  das  andere  in  der  Königl.  Bibliothek  zu  ver- 
wahren ist. 

Diese  Vorschrift  wurde  wiederholt  in  dem  Plakate,  welches  die 
Regierung  aus  Anlass  der  häretischen  Schriften  des  Bischofs  Johannes 
Matthije  am  15.  Juli  1662  an  die  Bischöfe  und  die  gesammte  Geist- 
lichkeit des  Reiches  ausfertigte ,  welche  u.  a.  ermahnt  werden,  genaue 
Aufsicht  über  die  an  ihrem  Platze  befindlichen  Buchdruckereien  zu 
üben.  Aus  der  Verordnung  Carls  XL  vom  5.  Juli  1684  geht  hervor, 
dass  von  den  Buchdruckereien  —  ungeachtet  der  bestimmten  Vor- 
schriften im  Plakate  von  1662  —  nur  sehr  wenige  Exemplare  ab- 
geliefert wurden.  Er  befahl  daher  den  Buchdruckern,  sowohl  voll- 
ständige Verzeichnisse  über  das  seit  1662  Gedruckte,  sowie  auch  an 
das  Reichsarchiv  und  die  Königl.  Bibliothek  je  das  denselben  zukom- 
mende Exemplar  der  von  ihnen  gedinickten  Schriften  sofort  abzuliefern, 
soweit  noch  Exemplare  davon  in  ihrem  Besitze  vorräthig  wären,  und 
die  fehlenden  von  den  Verfassern  anzuschaffen  zu  versuchen.  Bei 
Strafe  von  100  Thaler  Silber  wird  den  Buchdruckern  auch  bekannt 
gegeben,  dass  sie  für  alle  Zukunft  zwei  Exemplare  aDer  von  ihnen 
gedruckten  Schriften  abzuliefern  haben.  Dessen  ungeachtet  geschah 
die  Einlieferung  der  Drucksachen  fortwährend  sehr  unregelmässig,  in- 
dem einzelne  nur  selten  und  andere  gar  nicht  ihren  Verpflichtungen 
nachkamen,  wodurch  sich  das  Kanzlei-Kollegium  veranlasst  sah,  in 
einem  Rundschreiben  vom  16.  Februar  1707  die  Buchdrucker  an  die 
Erfüllung  der  oben  erwähnten  Königl.  Verordnung  zu  erinnern,  soweit 
es  ihnen  lieb  wäre,  den  in  derselben  festgesetzten  Strafen  fttr  Nicht- 
erfüllung der  Vorschriften  zu  entgehen,  welche  ohne  Schonung  an  den 
Säumigen  vollzogen  werden  würden.  Ausser  den  beiden  für  das 
Reichsarchiv  und  die  Königl.  Bibliothek  bestimmten  Exemplaren  müssen 
noch  überdies  vier  weitere  Exemplare  an  das  Reichsarchiv  eingesandt 
werden, M  welche  dann  vom  Secretär  an  die  Universitätsbibliotheken 
des  Reiches  ausgetheilt  werden  sollen.  Doch  erhielt  jede  Universität 
das  Recht,  von  den  am  Orte  befindlichen  Druckereien  sofort  ihr  zu- 
kommende Pflichtexemplare  zu  erhalten. 

In  dem  Rundschreiben  des  Kanzlei-Kollegiums  vom  16.  Novem- 
ber 1764  wird  den  Buchdruckereien  auferlegt,  zweimal  jährlich  — 
mittelst  Wasserweg  oder  Schlittengelegenheit  —  ihre  Lieferungen  ein- 
zusenden,  unter  Beifügung  von  gedruckten  Verzeichnissen  über  deren 

1)  Auf  (Irund  davon,  dass  die  Pfliclitexeinplare  an  das  Reiclisarcliiv 
abzuliefern  waren,  erhielten  diese  von  di^n  Buchdruckern  den  Namen  Arehiv- 
exeniplare  (^Arkivexeniplar"),  wie  sie  heute  noch  in  Schweden  genannt 
werden. 


204  rebrr  di«  Abfnbe  der  PflirbfexfmpUiv  m  ^bwedfa 

Inlult.  .Sowohl  iD  dem  Kdni?L  Erlasse  vom  2.  Derember  1766.  sowie 
ID  dirm  t:Tneu€Tten  Erla£«e  vom  27.  April  1774  die  Schreib-  und  Press- 
frdbdt  betrelfeDd  war  ebenfalls  die  Verordnonfr  aufgenommen,  dass 
die  Boehdmcker  laut  früherem  Gebrauche  sechs  Exemplare  von  allen 
l^raekerzeognissen  abliefern  sollten,  wovon  das  Kanzlei-Kolleginm,  das 
KeichMirchiv ,  die  Königl.  Bibliothek  nnd  die  drei  Universitäten  des 
Keiehes  je  ein  Exemplar  erhalten  sollten;  die  Vemachlissigimg  dieser 
Vontchrifl  Hollte  mit  100  Thaler  Silber  bestraft  werden. 

Die  r>rdnnng  von  Dmckabllefeningen  betreffend  bestimmte  das 
Kanzlei-Kolleginm  durch  Knndschreiben  vom  23.  September  1771,  dass 
die  Buchdrucker  selbst  die  halbjährigen  Ablieferungen  ihrer  Dmck- 
erzeugniflse  in  sechs  Packete  theilen  sollten,  jedes  mit  einem  gedruckten 
Verzeichnifis  über  den  Inhalt,  welche  alle  an  das  Reichsarchiv  ein- 
gesandt werden  Hollten.  Der  Buchdrucker,  welcher  das  Titelblatt  oder 
den  ernten  Ikigen  eines  Werkes  druckt,  ist  verantwortlich  ffir  die  voll- 
HtAndige  Ablieferung  des  ganzen  Werkes,  auch  wenn  die  Fortsetzung 
seiner  eigenen  oder  anderer  Verlagswerke  in  einer  oder  mehreren 
anderen  Druckereien  gedruckt  wird. 

In  den  Verordnungen  über  Schreib-  und  Pressfreiheit,  welche  in 
den  letzten  Decennien  des  18.  Jahrhunderts  sowohl  von  Gustaf  UL,  als 
auch  von  (lustaf  IV.  Adolph  ausgegeben  wurden,  kommen  keine  be- 
sonderen BcHtimmungen  betreffs  der  Pflichtexemplare  vor,  sondern  es  ver- 
blieben die  soeben  aufgeführten  in  Geltung.  Nach  Auflösung  des  Kanzlei- 
Kollegiums,  17.  Februar  1801,  wurde  die  Oberaufsicht  über  die  Drucke- 
reien des  Reiches  d(»m  llofkanzler  übertragen,  welchem  ein  Exemplar 
aller  erscheinenden  Drucksachen  unverzüglich  nach  Verlassen  der 
Presse  zugestellt  werden  sollte. 

In  dem  von  den  Reichsständen  im  Reichstag  von  1809  und  1810 
angenommenen  und  vom  König  am  9.  März  1810  bestätigten  Press- 
f^oiheitHges(>tz  (=^  Tryckfrihetsfiirordning)  wurde  betreffs  der  Pflicht- 
exemplare bestimmt,  „von  allem  was  gedruckt  wird,  ist  der  Buch- 
drucker verpflichtet,  so  viele  Exemplare  vcm  der  Auflage  einzubehalten 
und  uiientgeltlicli  abzuliefern,  dass  der  llofkanzler.  die  zum  Reiche 
gehörigen  Universitäten,  die  Königl.  (iffcntl.  Bibliothek,  das  Reichsarchiv 
und  die  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  je  ein  Exemplar  er- 
halten, (ichrn-en  zu  einem  Werke  werthvolle  Tafeln,  so  sind  solche  je- 
doch nur  an  die  Krmigl.  öftentl.  Bibliothek  abzuliefern."  Diese  Be- 
Htinnnung  wurde  unverändert  in  Schwedens  noch  jetzt  geltendes  Press- 
fh^heitsgesetz  aufgenommen,  welches  von  König  Carl  Xlll.  am  16.  Juli 
1812  bestätigt  wurde. 

Dasselbe  ist  eines  der  (Grundgesetze  des  Reiches  und  kann  daher 
nicht  verändert  werden  ohne  übereinstimmende  Beschlüsse  zweier,  in 
verschiedenen  aufeinander  folgenden  Wahlperioden  für  die  zweite 
Kammer  zusammentretenden  Reichstag(\  welche  Beschlüsse  Vimi  König 
bestätigt  werden  müssen.  Als  (Grundgesetz  muss  es  auch  in  jedem 
einzelnen  Falle    nach  dem  W«»rtlaut  zur  Ausführung  gebracht  werden. 


von  Bernhard  Lundstedt.  205 

Im  Laufe  der  Jahre  sind  hierin  verschiedene  Veränderungen 
vorgenommen  worden.  So  ist  dem  Hofkanzler  in  der  Ueberwachung 
der  erlaubten  Veröffentlichung  von  Schriften  der  Staatsrath  und  Clief  dos 
Justizdepartements  (=  Justizminister)  gefolgt.  Der  Paragraph  des  Press- 
freiheitsgesetzes (§  1  Abschn.  11),  welcher  die  Pflichtexemplare  be- 
handelt,') lautet  entsprechend  dem  Reichstagsbeschlusse  von  1866 
folgendermassen :  „Von  Allem  was  gedruckt  wird,  ist  der  Buchdrucker 
vei-pflichtet,  ausser  dem  Exemplar,  worüber  in  §  4  Abschn.  2  bestimmt  *) 
wird,  von  der  Auflage  einzubehalten  und  unentgeltlich  abzuliefern  je  ein 
vollständiges  und  fehlerfreies  Exemplar,  sowie  die  dazu  gehörigen 
Tafeln,  an  die  Königl.  öffentliche  Bibliothek  und  an  jede  der  (beiden) 
Universitäten  des  Reiches;  diese  Ablieferung  hat  so  zu  geschehen, 
dass  jährlich  vor  Ablauf  des  Monats  Juni  abgeliefert  wird,  was 
im  nächst  vorhergehenden  Jahre  gedruckt  worden  ist.  Unterlässt  dies 
jemand,  so  bezahlt  er  für  jeden  einzelnen  Fall  25  Reichsthaler  3)  Strafe 
und  ist  ausserdem  unter  Gefahr  derselben  Strafe  verpflichtet,  innerhalb 
eines  neu  ausgesetzten  Zeitraumes  die  nöthigen  Exemplare  abzuliefern." 

Durch  die  Königl.  Verordnungen  vom  13.  Juli  1875  und  vom 
31.  Oktober  1885  wurde  bestimmt,  dass  die  Buchdrucker  berechtigt 
sind,  durch  die  Post  unfrankirte  Packete  und  Briefe  mit  den  Pflicht- 
exemplaren ihrer  Druckerzeugnisse  direkt  an  die  Königl.  öffentl.  Biblio- 
thek, sowie  an  die  Universitätsbibliotheken  in  Upsala  und  Lund  ab- 
zusenden; diese  Sendungen  sind  offen  und  mit  Angabe  des  Inhalts 
aufzugeben  und  werden  vor  Absendung  durch  die  Postanstalten  ge- 
schlossen und  versiegelt. 

Die  Thätigkeit  der  Buchdruckereien  ist  folgender  Kontrolle  unter- 
worfen :  Der  Justizminister  hat  entweder  selbst  oder  durch  einen  bevollv 
mächtigten  Vertreter  über  die  Veröffentlichung  von  Schriften  zu  wachen 
(Pressfreiheitsgesetz  §  4  Abschn.  1).  Zur  Beförderung  dieser  Mass- 
regel ist  „zu  unverweigerl icher  Befolgung"  vorgeschrieben,  dass  zur 
selben  Zeit,  nicht  später,  als  eine  Schrift  zum  Verkauf  oder  zur  Ver- 
breitung ausgegeben  wird,  ein  (Ueberwachung8-)Exemplar  in  Stock- 
holm an  den  Justizminister  und  in  anderen  Orten  an  dessen  Stell- 
verti'eter  abzuliefern  ist.  Der  Buchdrucker,  welcher  dieser  Vorschrift 
nicht  nachkommt,  hat  für  jeden  einzelnen  Fall  50  Reichsthaler  Strafe 
zu  bezahlen     (PFC.  §  4  Abschn.  2)*) 

1)  Betreffs  der  wiclitigsteu  übrigen  Bestimmungen  dieses  Gesetzes 
siehe  Marquardsen,  Handbuch  des  öffentl.  Reclits  der  Gegenwart  in  Mono- 
jrrapluen.  Bd.  4  : 2,  Abth.  2:8.  A  s  c  h  e  h  o  u  g ,  Das  Staatsrecht  der  vereinigten 
Königreiche  Schweden  und  Norwegen  (Freiburg  i.  B.  1886)  8.  101  u.  folg. 

2)  =  Ueberwachungse.xemplar,  worüber  weiter  unten  mehr. 

:0  Ein  Reichsthaler  Bankgeld  (Riksdaler  Banco)  =  l»/«  Reichsthaler 
.Riksgälds"  oder  Krone  =  l  Mark  (>7  Pfg. 

4)  Für  die  Ueberwachung  des  Verkaufes  und  der  Verbreitimg  im  Aus- 
lande gedruckter  schwedischer  Sclu'iften  stehen  dem  Justizminister  die  glei- 
chen Rechte  und  Pflichten  zu.  Der  schw^edische  Distribuent  solcher  Schnfteu 
ist  denselben  oben  erwähnten  Bestimmungen  und  Strafen  wie  die  Buchdrucker 
unterworfen.    (PFG.  §  4  Abschn.  1 0). 


206  Ueber  die  Abgabe  der  Pfllclitoxcmplare  in  Schweden 

Unter  dem  Worte  „Schrift",  welches  in  dem  Pressfreiheits-Gesetze 
gebraucht  ist,  wird  —  laut  dessen  §  I  Abschn.  1  —  verstanden, 
„alles  was  durch  Dimck  vor  die  Augen  des  Publikums  gebracht  wird". 
Auf  jeder  Schrift  muss  (laut  PFG.  §  1  Abschn.  10)  der  Name  des 
Buchdruckers,  der  Dinickort  un<l  das  Druckjahr  ausgesetzt  werden,  mit 
Ausnahme  von  Mittheilungen  („Notifikationer"),  Formularen,  Bestell- 
zetteln („Betingssedlar")  u.  dgl.  ünterlässt  ein  Buchdrucker  dieses, 
hat  er  von  50  bis  500  Reichsthaler  Strafe  zu  zahlen. 

Eine  Buchdruckerei  darf  nur  in  einer  Stadt  oder  höchstens  in 
der  Entfernung  einer  halben  Meile  (=  5,3  Kilometer)  von  einer  solchen 
angelegt  werden.  Wer  eine  neue  Buchdruckerei  errichtet,  hat  14  Tage, 
bevor  eine  Schrift  von  derselben  ausgegeben  wird,  sowohl  beim  Ma- 
gistrat der  betreffenden  Stadt,  als  auch  bei  dem  Landeshauptmann  („Kongl. 
Maj:ts  Befallningshafvande"),  unter  dessen  Verwaltung  die  Stadt 
stallt,  schriftlich  anzumelden,  dass  und  wo  er  die  Buchdruckerei  er- 
richtet hat.  Bei  Besitzwechsel  einer  Buchdruckerei  hat  der  neue  Be- 
sitzer ebenfalls  vor  Ausgabe  irgend  einer  Schrift  die  Veränderung  an- 
zumelden. Wird  eine  Buchdruckerei  ohne  die  vorgeschriebene  Anzeige 
errichtet  oder  übernommen,  hat  der  Buchdrucker  100  Reichsthaler 
Strafe  zu  erlegen.  Wird  von  einer  nicht  vorschriftsmässig  angemeldeten 
Buchdruckerei  eine  ungesetzliche  Schrift  veröffentlicht,  sind  Buchdrucker 
und  Verfasser  der  gleichen  Strafe  und  Verantwortlichkeit  für  den  In- 
halt der  Schrift  unterworfen.     (PFG.  §  1  Abschn.  5). 

Alle  die  oben  erwähnten  Bestimmungen  gelten  laut  Königl.  Ent- 
scheidung vom   16.  Nov.  1837  auch  für  die  Steindruckereien. 

Der  Landeshauptmann  hat  sogleich  oder  mit  umgehender  Post 
die  an  ihn  eingehenden  Druckereianmeldungen  an  den  Justizminister 
zu  übersenden.  Im  Justizdepartement  werden  diese  in  ein  besonderes 
Buch  eingetragen,  in  welchem  für  jede  Stadt  nachgetragen  wird,  wenn 
neue  Druckereien  daselbst  angelegt  werden  oder  Wechsel  des  Besitzers 
(oder  des  verantwortlichen  Leiters)  stattfindet.  Diese  Aufzeichnungen 
werden  den  Beamten  der  Bibliotheken  zur  Verfügung  gestellt,  von 
welchen  ebenfalls  Journale  über  die  Buchdruckereien  des  Reiches  ge- 
führt werden.  In  dieselben  werden  —  ausser  den  nöthigen  Auszügen 
aus  dem  Anmeldebuche  des  Justizdepartements  —  von  jeder  Buch- 
druckerei eingetragen,  wenn  deren  Ablieferungen  von  Pflichtexemplaren 
eingegangen,  die  Zeit,  welche  dieselben  umfassten,  etwaige  vorgekom- 
mene Unordnungen,  sowie  die  Massregeln,  welche  dieserhalb  angeordnet 
wurden. 

Durch  Rundschreiben  der  drei  Oberbibliothekare  (Jan.  1886)  sind 
die  Buchdrucker  aufgefordert  worden,  ihre  Ablieferungen  auf  einmal 
jährlich  oder  halbjährlich  direkt  an  die  einzelnen  Bibliotheken  einzu- 
senden unter  Beiftigung  von  Verzeichnissen  über  den  Inhalt  der  Sen- 
dungen. Wenn  möglicli,  sollen  diese  Verzeichnisse  von  dem  bevoll- 
mächtigten Vertreter  des  Justizministers  in  der  betreffenden  Stadt,  (in 
welcher  die  Druckerei  sich  befindet,)  den  Vermerk  tragen,  dass  er  von 
derselben  unter  der  Zeit,  welche  die  fragliche  Sendung  umfasste,  keine 


von  Bernhard  Lundstedt.  207 

weiteren  Scliriften  als  die  im  Verzeichnisse  angeführten  erhalten  hat. 
Laut  der  am  30.  Mai  1856  an  diese  bevoUmächtiji^ten  Vertreter  des 
Jiistizministers  ausgeferti«:ten  Instruktion  liejj^  denselben  die  Fülirunfjj 
eines  Diariums  ob,  in  welchem  nachträp^lich  alle  Schriften  anjj^ezeichnet 
werden,  welche  an  sie  laut  obenerwähnter  Bestimmungen  des  Press- 
freiheitsgesetzes (§  4  Abschn.  2)  abgeliefert  werden  mttssen. 

Da  der  Zweck  bei  Ablieferung  der  Pflichtexemplare  von  Druck- 
erzeugnissen an  die  Bibliotheken  der  ist,  dadurch  vollständige  Sammlungen 
der  Landeslitteratur  in  ihrem  ganzen  Umfange  zu  bilden,  werden  die 
Buchdrucker  in  dem  obenbenannten  Rundschreiben  noch  besonders  auf 
die  Nothwendigkeit  aufmerksam  gemacht,  ja  nicht«^  von  iliren  Liefer- 
ungen auszuschliesen,  wie  unbedeutend  es  auch  scheinen  mag,  denn 
alle  diese  an  und  für  sich  unbedeutenden  Sachen  (z.  B.  Gelegenheits- 
gedichte, Theater-  und  Konzertprogi-amme,  Hochzeits-  und  Todes -An- 
zeigen u.  dgl.  m.)  erhalten  ihren  Werth  in  einer  grossen  Sammlung 
gleichartiger  Schriften,  welche  fttr  alle  Zeiten  in  den  Nationalbiblio- 
theken dem  Forscher  zugänglich  sein  sollen  und  müssen. 

Beim  Eintreflen  der  Druckablieferungen  in  den  Bibliotheken  wer- 
den dieselben  von  einem  Beamten  durchgesehen  und  geprüft,  ob  alle 
in  dem  beigefügten  Verzeichnisse  aufgenommenen  Schriften  vollständig 
nebst  den  möglicherweise  dazu  gehörigen  Tafeln  *)  vorhanden  sind. 
Hierauf  werden  die  Drucksachen  gezählt  und  katalogisirt,  ehe  sie  nach 
den  verschiedenen  Fächern  veiiheilt  werden.  Entsteht  die  Vermuthung, 
dass  eine  Ablieferung  unvollständig  ist,  oder  fehlt  das  Verzeichniss 
dazu,  so  wird  ein  Schreiben  an  den  betreffenden  Vertreter  des  Justiz- 
ministers der  Stadt,  in  welcher  die  Druckerei  sich  befindet,  abgesandt 
mit  dem  Ersuchen  um  einen  Auszug  aus  seinem  Diarium,  in  welchem 
alle  während  der  fraglichen  Zeit  abgelieferten  Schriften  der  betreffen- 
den Druckerei  angeführt  sind.  Durch  Vergleichen  mit  diesem  Auszuge 
kann  dann  die  Vollständigkeit  der  Sendung  leicht  festgestellt  werden. 

Unterlässt  ein  Buchdrucker  zur  vorgeschriebenen  Zeit  die  Druck- 
ablieferung einzusenden,  oder  wird  in  einer  Bibliothek  entdeckt,  dass 
sie  das  ihr  zukommende  Pflichtexemplar  von  einer  bei  ihm  gedruckten 
Schrift  nicht  erhalten  l^at,  so  wird  er  zuerst  vom  Oberbibliothekar  dieser 
Bibliothek  schriftlich  aufgefordert,  das  Fehlende  unverzüglich  einzu- 
senden. Hat  dieses  binnen  Kurzem  nicht  die  beabsichtigte  Wirkung, 
so  wird  das  Versäumniss  des  Buchdruckers  beim  Justizminister  zu  gesetz- 
lichen Massnahmen  angemeldet.  Durch  den  Landeshauptmann  der 
Provinz,  in  welcher  der  säumige  Buchdrucker  wohnt,  fordert  der  Justiz- 
minister dessen  Erklärung  über  die  gegen  ihn  gerichtete  Anklage  ein, 
welche  hierauf  an  den  Oberbibliothekar  der  klagenden  Bibliothek  ein- 
gesandt wird.  Findet  nun  dieser  die  Erklärung  des  Buchdruckers  fllr 
ungenügend   oder   unterlässt   derselbe  —  wie   es   oft  vorkommt  —  in 

1)  Betreffs  dieser  sind  die  Buchdrucker  unterrichtet  worden  die  Vor- 
sicht zu  gebrauchen,  die  Auflagen  nicht  eher  an  den  Besteller  abzuliefern, 
bis  sie  die  zu  den  Pflichtexempuiren  nüthigen  Tafeln  erhalten  haben,  da  sonst 
oft  Schwierigkeiten  und  Streitigkeiten  darüber  entstanden  sind. 


2(m 


(Mmt  i\U'  Ab|(iiW  tU'T  VfiivhU'wmphuv  in  Schweden 


der  in  neiner  Krklftriin;^^  vernproehenen  Zeit  das  Fehlende  einzasenden, 
Mf  wird  die  weitere  Verfol<^n^  der  Anklage  verlang.  Von  dem  Justiz- 
niinihter  wird  hierauf  der  Buchdrucker  zu  25  Keichsthaler  Strafe  ver- 
urtheilt,  nowie  verntändif^  unter  Oefahr  derselben  Strafe  innerhalb  eines 
neu  aur^^esetzten  Zeitraumes  —  p*wöhnlieh  von  sechs  Monaten  —  das 
fflllip^  IMiiehtexemplar  abzuliefern. 

Kh  ist  vorgekommen,  dass  ein  zö«cernder  Buchdrucker  dreimal 
bentrufl  wurde,  ehe  er  schliesslich  zur  Druckablieferunf!^  zu  bewehren 
war.  Für  Kinreichun«?  etwaij^er  Kla^e  findet  sich  im  Pressfreiheits- 
^ewetze  keine  bestimmte  Zeit  vorgeschrieben,  sondern  es  kann  der  Buch- 
drucker, weleht^r  das  l'flichtexemplar  eines  Druckerzeuj^nisses  abzuliefern 
verKilumt  hat,  auch  erst  nach  mehreren  Jahren  nach  dem  Drucke  des- 
nelhen  hierfür  bestraft  und  zur  Ablieferunjc  des  fö1li«;en  Pflichtexem- 
plnres  anpdialten  werden. 

In  dem  Jahresbericht  der  Köni<rl.  öfientlichen  Bibliothek  wird 
J<'<IeH  Jahr  ein«^  statistische  Uebersicht  über  die  im  verj^anji^enen  Jahre 
(*rscliieneue  und  durch  die  Druckabi ieferun<ren  der  letzten  beiden  Jahre 
in  dieHcm  Jahro  ein^e^an<;ene  schwedische  Litteratur  veröffentlicht.  Den 
Zuwachs,  W(*lchen  die  Köni«cl.  öffentl.  Bibliothek  hierdurch  unter  den 
li'tzten  fünf  Jahren  gewonnen  hat,  zei^  nachstehende 

Tabelle 
übor  dlo  in  den  Jahren  1885 — 89  ersohienene  sohwedisohe  Litteratur. 


DriiuK- 
.Uhr 


Aua«hl 
Work« 


llUoh«r 
KM)  8«lttu  stark  und  mehr 


Neur 


UKnd« 

nntl 

lUne 


ForUeta  untren 


Ansahl 

der 
Werke 


Bände 

und 

Hefte 


Uro- 
•ohUren 

unter 

lUO  Seiten 

und 

Flng- 

blKtter 


Periodische  Sohrifteni) 


Neue 


▲nBahl;  Bändel) 
d.  per.'    und 
Sehr.     Hefte 


Fortsetsungen 


Ansah!  :  Bändel) 
d.  per.  '    und 
Sehr.      Heile 


Totalsnmine 

der  ein- 
frenngenen 

Bände. 

Hefte  und 

Broschüren 

etc. 


ISS7 


tioa 

MM 


sr»2 

1240 
1175 

I  2:m 


04U 
064 
07S 
770 
7S0 


isia 

1H02 
1407 
1712 
I90S 


0100 
02S0 
0324 
0174 
013«> 


00 
93 
70 
83 
Ol 


281 
381 
210 
310 
270 


441 
444 
405 
485 
509 


1922 
2070 
1989 
2187 
2197 


10480 
10895 
11230 
1155S 
12137 


S(»mit  sind  durchschnittlieh  1  292  Bücher,  544  ZeitschritVn  nud 
()  2r>2  Hro>ehüren  und  Fluirblätter  (in  1 1  262  IVanden  und  Heften)  jihr- 
Uoh  orscinenen  und  oins^»iransron ,  während  in  der  entsprechenden  Zeit 
\x\  den  Huohhändlerzeituniren  und  in  den  Jahreskataloiren  de:^  sohwedi- 
M'heii  Buchhandels  von  den  Büchern  und  Zeitschritten  kaum  zwei 
Priitel  und  von  den  Bri>schttren  und  Flusrblättem  nur  ein  irerini^'r 
Bruohtheil  der  oben  erwähnten  Anzahl  aufsn*nommen  worden  sind.  Alle 
tlbri^'U    nicht    buehhäudlerisoh   vertriebenen    Presserzeusnisse .    welche 


h  HiorKn  ist  cu  bomorkon .  dAs$  jeilor  Jahr^piu^  einer  periodLschec 
S'Urit\.  welehe  eiumal  wöobeutlioli  oder  ütVer  enehieueu  ist.  aar  «b  ein 
lUud  vHlct  Nuuiiuer  ^'rveUuot  ist. 


von  Bernhard  Lundstedt.  209 

somit  einj^egangen  sind,  hätten  sonst  ganz  gewiss  die  Bibliotheken  ver- 
felilen  müssen.  Hierauf  geht  hervor,  wie  werthvoll,  ja  unvermissbar 
die  Ablieferungen  von  Pflichtexemplaren  seitens  der  Buchdruckereien 
für  unsere  Bibliotlieken  sind,  wenn  sie  eine  ihrer  Hauptaufgaben,  voll- 
ständige Sammlungen  der  gesammten  nationalen  Litteratur  zu  bilden 
und  fiir  alle  Zukunft  zu  bewahren,  erfüllen  sollen. 

Nur  zwei  Sorten  Pflichtexemplare  finden  sich  also  in  Schweden, 
nämlich  ein  Ueberwachungsexemplar  und  drei  Studienexem- 
plare. Schutzexemplare  sind  dagegen  hier  zu  Lande  unbekannt, 
da  das  Urheberrecht  und  das  litterarische  Eigenthum  hiervon  voll- 
ständig unabhängig  sind,  sowohl  nach  der  älteren  Vorschrift  des  Press- 
freiheitsgesetzes  als  auch  nach  dem  heute  gültigen  Gesetz  zum  Schatze 
des  litterarischen  und  artistischen  Eigenthums  vom  10.  August  1877. 

Die  Verpflichtung  zur  Abliefening  von  Pflichtexemplaren  ist  in 
Schweden  den  Buchdruckern  auferlegt  worden,  weil  deren  Thätigkeit 
durch  die  Bestimmungen  des  Pressfreiheitsgesetzes  kontrolirt  wird, 
während  die  der  Verleger  weder  einer  Kontrole  unterworfen  ist,  noch 
überhaupt  kontrolirbar  sein  kann,  da  dieselben  nicht  verpflichtet  sind, 
ihren  Namen  auf  alle  ihre  Verlagsartikel  zu  setzen,  welche  ausserdem 
oft  von  einem  Besitzer  auf  den  anderen  übergehen. ') 

Im  Uebrigen  ist  es  klar,  dass  durch  die  Verpflichtung  zur  Ab- 
lieferung von  Pflichtexemplaren  den  Buchdruckern  keine  besondere  Be- 
steuerung auferlegt  ist,  sondern  nur  den  Verlegern,  wenn  man  über- 
haupt eine  derartige  Kleinigkeit,  wie  die  vier  Blätter  oder  Bogen,  als 
eine  solche  ansehen  kann. 

Beim  Drucke  einer  Arbeit  pflegt  man  ja  immer  einen  gewissen 
Abgang  („Öfverark"  =  Zuschussbogen  wegen  Fehldruck  u.  dergl.)  ausser 
der  eigentlichen  Auflage  zu  berechnen,  aus  welchem  gewöhnlich  die 
Pflichtexemplare  zusammengestellt  werden,  so  dass  der  Verleger  trotz- 
dem seine  Auflage  unverkürzt  erhält. 

In  dem  Reglement  der  Königl.  öffentl.  Bibliothek  vom  9.  Nov. 
1877  ist  vorgeschrieben,  dass  keine  schwedischen  Bücher  vor  Ablauf 
von  drei  Jahren  nach  dem  Drucke  ausgeliehen  werden  dürfen,  so  dass 
der  Verleger  nicht  zu  befürchten  hat,  dass  jemand  während  der  Zeit, 
wo  seine  Verlagsartikel  die  Anziehungskraft  der  Neuheit  besitzen,  ans 
dem  Grunde  abgehalten  werden  kann,  dieselben  zu  kaufen,  weil  sie  in 
der  Bibliothek  zu  entleihen  sind. 

1)  Die  Verleger  haben  in  Schweden  keine  Verantwortung  für  den  In- 
Iialt  der  von  ihnen  verlegten  Schriften,  welche  allein  den  Buchdrucker  trifft, 
sofeni  er  nicht  gesetzlich  nachweisen  kann,  wer  der  Verfasser  einer  ange- 
klagten Schritt  ist.  Zu  ihrem  Schutze  haben  die  Buchdrucker  das  Reciit, 
den  Verfassern,  welche  ihren  Namen  auf  das  Titelblatt  nicht  setzen  wollen, 
einen  vorschriftsmässig  beglaubigten  und  versiegelten  Zettel  mit  deren  Namen 
abzufordern,  welcher,  falls  die  Schrift  angeklagt  wird,  dem  Gericht  vorgele^ 
und  dort  geöffnet  wird.  Veranlasst  Jemand  durch  unberechtigte  Klage  die 
Eröffnung  des  Namenszettels,  so  ist  er  einer  Strafe  von  lOO  Reicnsthalern  ver- 
faUen  (PFG.  §  1  Abschn.  6). 

vm.    3.  u.  4.  15 


210  Jahressturz  und  Renovation 

Zar  Herausgabe  von  kostspielij^eren  wissenschaftlichen  Arbeiten 
wird  Staatsuntersttttzun^  gewährt. 

Für  den  Verlejrer  ist  es  ja  ebenfalls  vortheilhaft,  dass  ohne  seine 
Veranlassung  oder  die  j^erinjic-'^te  Bemühung]:  in  den  Hibliotheken  für 
alle  Zeiten  Exemplare  seiner  Verlajrsartikel  aufbewahrt  werden  und  so 
der  Zerstörunj^  ent<?ehen. 

Es  ist  oft  vorjrekommen,  dass  die  Verlejrer  zur  Herstellung?  einer 
neuen  Aufla^i^e  nach  Ablauf  mehrerer  Jahre  aus  den  Hibliotheken  das 
Exemplar  ihres  eij^enen  Verlajijs  «geliehen  haben,  welches  sie  sich  sonst 
unmöglich,  oder  nur  mit  besonderen  Kosten  anderweitig?  hätten  ver- 
schaffen können. 

Auch  ftlr  die  Buchdrucker  dürfte  es  ein  Interesse  haben  za 
wissen,  dass  die  Erzeuf?nisse  ihrer  Kunstfertif^keit  und  ihres  Geschmackes 
in  den  Bibliotheken  vor  dem  Unterj?ang  und  der  Verj?esseiiheit  bewahrt 
werden,  was  andernfalls  früher  oder  spÄter  ihr  Loos  sein  würde,  sowie 
dass  die  Verzeichnisse,  welche  sie  ihren  Ablieferunj^en  bei«:efiijrt  haben, 
ebenfalls  dort  verwahrt  werden,  als  authentische  Aktenstücke  ihrer 
treuen,  unbemerkten  Arbeit  im  Dienste   der  menschlichen  Aufklärun«?. 

Dies  haben  auch  sowohl  Verlejrer  wie  Buchdrucker  mehr  und 
mehr  erkannt,  und  die  Klaj?en,  welche  früher  von  einem  oder  dem 
andern  gej?en  die  Pflichtexemplare  erhoben  wurden,  haben  in  den 
letzten  Decennien  auf*j:ehört;  j?leichzeitij?  muss  anerkannt  werden,  dass 
die  schwedischen  Buchdnicker  von  Jahr  zu  Jahr  ordentlicher  und  voll- 
ständiger ihre  j?esetzlich  vor<?eschriebenen  Ablieferunj^eu  von  Pflicht- 
exemplaren an  die  Bibliotheken  einsenden. 

Stockholm.  Bernhard  Lundstedt. 


Jahressturz  und  Renovation  —  zwei  Zopfe! 

Im  9.  Hefte  des  vorigen  Jahrganges  des  Centralblatts  hat  unser 
hochverehrter  College,  Herr  Professor  Dr.  Wintterlin  in  Stuttgart, 
in  seinem  Aufsatze:  Der  Jahressturz  —  ein  Zopf?  den  Feldzug 
gegen  diese  von  Alters  her  auf  öffentlichen  Bibliotheken  Deutschlands 
eingeführte  und  beibehaltene  Einrichtung  —  auch  Revision,  allgemeine 
Revision,  allgemeine  Ablieferung  genannt  —  eröffbet  und  sich  dadurch 
gewiss  den  Dank  aller  derer  verdient,  die  es  mit  der  gesunden  Ent- 
wicklung des  deutschen  Bibliothekswesens  wohlmeinen.  Seine  leb- 
hafte, theilweise  geradezu  drastische  Schilderung  all  der  Schäden, 
welche  dieser,  wie  wir  mit  ihm  glauben,  längst  veralteten  Einrichtung 
anhaften,  ist  nur  dazu  angethan,  die  Bedenken,  die  conservativere 
Col legen  etwa  gegen  die  von  ihm  in  Vorschlag  gebrachte  Abänderung 
geltend  zu  machen  geneigt  wären,  von  vornherein  zu  entkräften.  Noch 
weiteres  Material,  das  ftlr  die  Abschaffung  der  genannten  Massregel 
oder  des  Zopfes,    wie  er  jene  mit  Recht  betitelt,    sprechen  soll,    vor- 


von  Gustav  Nick.  211 

zuführen,  scheint  fast  nnmöglich  und  wird  auch  im  Nachfolgenden  zu- 
nächst nicht  beabsichtigt.  Mir  gilt  es  mehr,  die  vortrefflichen 
Ausfährungen  Wintterlins  auf  Grund  der  Erfahrungen,  die  meine 
Collegen  und  ich  in  langjährigem  Dienste,  insbesondere  im  Ausleih- 
dienste der  Grossherzoglich  Hessischen  Hofbibliothek  zu  Darmstadt 
gesammelt  haben,  zu  ergänzen  und  in  einigen  Punkten  zu  berichtigen. 
Die  Verwaltung  letzterer  Bibliothek  ist,  wie  Wintterlin  richtig  be- 
merkt, die  erste  gewesen,  welche  in  ihrem  Betriebe  den  Jahressturz 
neuerdings  beseitigt  hat.  Beamte  gerade  dieser  Anstalt,  wenn  dieselbe 
sich  auch  in  Bezug  auf  den  Umfang  des  Ausleihgeschäft3  mit  der 
Stuttgarter  öffentlichen  Bibliothek  bei  weitem  nicht  messen  kann  — 
diese  hat  im  Jahre  1889  über  25,000  Bände  ausgeliehen,  die  unsrige 
kaum  10,000  — ,  werden  daher  wohl  atn  besten  Rechenschaft  abzu- 
legen im  Stande  sein,  aus  welchen  Gründen  die  Aufhebung  der  all- 
gemeinen Revision  daselbst  beliebt  wurde  und  welchen  Erfolg  dieses 
Vorgehen  inzwischen  gehabt  hat. 

Als   vor   einigen  Jahren   an   die    Verwaltung   der  Hofbibliothek 
die  Aufgabe  herantrat,    dem  Publikum  gegenüber  den  etwas  rigorosen 
Bestimmungen  der  alten   Benutzungs-Ordnung   vom   Jahre    1873,    die 
noch   immer  in  Geltung  war,    nochmals,  nach  der  bereits  Ende   1885 
erfolgten  Vermehrung  der  öffentlichen  Stunden  und  Erhöhung  der  Zahl 
der  wöchentlichen  Bestelltermine  von  fünf  auf  sechszehn,  Erleichterungen 
zu   gewähren,    waren   der  Dii*ektor   der  Bibliothek   und  alle  Beamten, 
die   er  zur  Berathung  zuzog,    übereinstimmend   der  Ansicht,    dass  in 
erster  Linie   die  Abschaffung  der  jährlichen  allgemeinen  Revision  ins 
Auge  zu  fassen  sei.     Zur  Begründung  dieser  Massregel  wurde  damals 
geltend    gemacht,    dass  die    seither   zu    Ostern   erfolgende  allgemeine 
Bücherabliefening,   für  die   kleinen  patiiarchalischen   Verhältnisse   der 
Hofbibliothek   in   vei*flossenen  Decennien  berechnet,    ihren  Zweck  seit 
geraumer  Zeit  gänzlich  verfehle,   da  sie,    auf  wenige  Tage  zusammen- 
gedrängt,   eine   sorgfältige  Revision  der  sich  auf  mehrere  tausend  be- 
laufenden, zurückgelieferten  Bücher  unmöglich  mache.    An  deren  Stelle 
wurde   die  Einzelrevision  der  nach  Ablauf  der  üblichen  LeihfHst  un- 
bedingt  und  ohne  jede  Ausnahme   zurückzugebenden  Bücher  in  Vor- 
schlag gebracht.     Da   die   in  Aussicht  genommene   neue  Benutzungs- 
Ordnung  erst  nach  erfolgter  Trennung  von  Lesesaal  und  Ausleihzimmer 
ins  Leben   treten   konnte,    letztere   aber  der  baulichen  Veränderungen 
lialber    vor    dem   Jahre  1889    nicht   zu    bewerkstelligen   war,    wurde 
wenigstens  provisorisch  dem  Jahressturz  ein  Ende  gemacht,  indem  mit 
Genehmigung    des   vorgesetzten    Ministeriums    durch    Bekanntmachung 
der  Hofbibliotheks-Direktion  vom  25.  März  1888  die  Bestimmung  wo- 
nach  in   der  Woche   nach   dem  Osterfest   alle  entliehenen  Bücher  an 
die  Bibliothek   zurückzugeben   waren,    vom    1.  April  1888   ab  ftlr  auf- 
gehoben erklärt  wurde.     Dieser  25.  März  1888  ist  sonach  bei  uns  als 
der  Todestag  der  althergebrachten  Einrichtung  anzusehen.     Ohne  Sang 
und  Klang  sank  sie  ins  Grab,    niemand  weinte  ihr  eine  Thräne  nach, 
am  wenigsten  die  Bibliotheksbeamten.     Kaum  dass  hie  und  da  einer 

15* 


212  Jahressturz  iind  Kcnovatiou 

der  conservativeren  Bibliotliekskunden  die  schüchterne  Frage  nach 
dem  Termin  der  allgemeinen  Ablieferung  wagte,  nicht  ohne  gewöhn- 
lich erleichtert  aufzuathmen,  wenn  ihm  gesagt  wurde,  mit  deren  Herr- 
schaft sei  es  bei  uns  vorbei.  Drei  Jahre  sind  seitdem  ins  Land  ge- 
gangen, dreimal  hätte  während  dieser  Zeit  Jahressturz  stattfinden 
müssen,  ohne  welchen  man  sich  vordem  einen  regelrechten  Hibliotheks- 
betrieb  gar  nicht  denken  konnte.  Die  von  uns  gemachte  Erfahrung 
hat  gelehrt,  dass  man  auch  ohne  ihn  recht  gut  auskommen  und  oben- 
drein dem  Bibliothekspersonal  wie  dem  Publikum  noch  den  Vortheil 
bieten  kann,  dass  das  neue  Ausleihgeschäft  „ganz  unmerklich  in  das 
alte  hineinsclüüpft"  und  nicht  mehr  wie  früher  etwa  drei  Wochen 
lang  —  denn  der  Jahressturz  schlug  und  trieb  seine  Wellen  gut  und 
gern  je  eine  Woche  vor  und  nach  dem  eigentlichen  Ablieferungstermin 
—  einer  „tollen  Sturz-Hetzjagd"  gleicht,  während  einer  vollen  Woche 
aber  darüber  ganz  ins  Stocken  geräth.  Die  unbestreitbare  Thatsache, 
dass  das  gesammte,  auf  der  Hibliothek  verkehrende  Publikum  sich 
überraschend  schnell  in  die  neue  Bestimmung  gefundlen  hat,  ist  wohl 
der  beste  Beweis  dafür,  wie  richtig  die  Bibliotheksverwaltung  handelte, 
als  sie  mit  der  veralteten  Einrichtung  ein  für  allemal  brach. 

Es  war  jedoch  von  vornherein  nicht  unbeachtet  geblieben,  dass 
mit  der  Abschaffung  des  Jahressturzes  auch  eine  Aenderung  der  Be- 
stimmung über  die  Leihfrist  Hand  in  Hand  gehen  müsse.  Man  sah 
recht  wohl  ein,  dass  bei  der  Einzel  revision  die  kurze  Leihfrist  von  vier 
Wochen  nicht  beibehalten  werden  könne.  Anfangs  wurde  beabsichtigt, 
eine  zweimalige  Renovation,  wie  sie  auf  mehreren  anderen  Bibliotheken 
im  Gebrauche  ist,  eintreten  zu  lassen,  die  gesammte  Leihfrist  also  auf 
zwölf  Wochen  zu  erstrecken.  Bei  wiederholter  Berathung  aber  kam 
man  immer  mehr  zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  Renovation  oder 
Prolongation,  Fristerneuerung,  Fristverlängerung,  wie  sie  auch  genannt 
wird,  in  noch  höherem  Grade,  als  der  Jahressturz,  eine  recht  veraltete, 
in  unsere  Zeit  nicht  mehr  passende  Massregel  sei,  die  mit  letzterem 
zugleich  fallen  müsse,  (^r  dessen  Beibehaltung  lassen  sich  allenfalls 
noch  einige  Gründe  anfüliren,  für  die  Renovation  dagegen  spricht  gar 
nichts.  Sie  involvirt  doch  im  Grunde  nichts  mehr  und  nichts  weniger 
als  eine  recht  einseitige  Begünstigung  des  ersten  Benutzers,  dem  sie 
überdies  noch  lästige  Gänge  auf  die  Bibliothek  zumuthet,  auf  Kosten 
aller  übrigen.  Warum  in  aller  Welt  soll  man  dem  Benutzer  eines 
*  Werkes,  der  dasselbe  schon  vier  ganze  Wochen  in  ruhigem  Besitze 
gehabt  hat,  lediglich  infolge  eines  Ganges  auf  die  Bibliothek  oder 
eines  Schreibens  an  deren  Verwaltung  das  Recht  einräumen,  dasselbe 
Werk  nochmals  vier  volle  Wochen  allen  anderen  Benutzern  voi*zu- 
enthalten,  von  der  unnöthigen  Belästigung,  die  auf  Miese  Art  das 
Bibliothekspersonal  erfährt,  ganz  zu  geschweigen?  Die  richtige  Er- 
kenntniss  dieser  Sachlage  führte  mit  Nothw^endigkeit  zur  Formulierung 
der  in  die  neue  Benutzungs-Ordnung  vom  8.  Februar  v.  J.  unter  §  23 
aufgenommenen  Bestimmung,  durch  die  gleichzeitig  auch  der  Jahressturz 
sein  definitives   Ende   fand.     Hiernach  soll  sich  die  allgemeine  Leih- 


von  Gnstav  Nick.  213 

frist  auf  volle  drei  Monate,  vom  Tage  des  Entleihens  an  gerechnet, 
erstrecken,  die  seither  verlangte  Renovation  nach*  Ablauf  des  ersten 
Monats  also  stillschweigend  eintreten  und  auf  weitere  zwei  Monate  aus- . 
gedehnt  werden.  Um  aber  zugleich  andere  Personen  während  dieser 
Zeit  von  der  Benutzung  eines  entliehenen  Werkes  nicht  ganz  auszu- 
schliessen,  wurde  der  Vorbehalt  gemacht,  dass  die  Aufforderung  zur 
Rücklieferung  schon  nach  dem  ersten  Monat  und  dann  jederzeit  er- 
folgen kann,  wenn  von  anderer  Seite  das  nämliche  Werk  auf  Grund 
einer  besonderen,  in  die  allgemeinen  Bestimmungen  unter  §  6  auf- 
genommenen Vorschrift  mit  Beschlag  belegt  wird.  Nach  Ablauf  der 
Frist  von  drei  Monaten  findet  dann  die  Einzelrevision  statt,  zu  deren 
Behuf  die  entliehenen  Bücher  unbedingt  und  ohne  jede  Ausnahme 
zurückzugeben  sind,  jedoch  nach  der  höchstens  auf  drei  Tage  zu  be- 
messenden Revisionsfrist,  falls  von  anderer  Seite  kein  Anspruch  darauf 
erhoben  wird,  dem  nämlichen  Benutzer  wieder  zur  Verfügung  gestellt 
werden  können.  Nebenbei  bemerkt  sei,  dass  an  Stelle  der  seitherigen 
vier  Wochen  die  Eintheilung  nach  Monaten  gewählt  wurde,  weil  da- 
durch einmal  die  Leihfristdauer  eine  kleine  Steigerung  erfährt,  ausser- 
dem aber  die  Terminberechnung  wesentlich  erleichtert  wird.  Wie  in 
der  dem  Grossherzoglichen  Ministerium  vorgelegten  Begründung  zu 
dem  genannten  §  23  beigefügt  wurde,  glaubt  die  Bibliotheksdirektion 
damit  eine  Einrichtung  geschaflfen  zu  haben,  die  bei  voller  Wahrung 
des  Interesses  einer  nach  allen  Seiten  hin  unparteiischen  Verwaltung 
die  möglichst  geringe  Belästigung  des  Benutzers  während  der  Gesammt- 
dauer  der  Leihfrist  verbürgt  und  doch  zugleich  anderen  Personen  die 
Möglichkeit,  sich  innerhalb  kürzerer  Fristen  die  Benutzung  entliehener 
Bücher  zu  sichern,  nicht  abschneidet.  Am  8.  Februar  v.  J.  ist  damit 
also  bei  uns  die  Renovation  ihrem  Bruder,  dem  Jahressturz,  ins  Grab 
nachgefolgt.  Wenn  auch  erst  kurze  Zeit  seitdem  verflossen  ist,  so 
lässt  sich  doch  heute  schon  so  viel  sagen,  dass  ihr  Ableben  von 
niemand  beklagt  wird.  Zwar,  es  wäre  wohl  ein  Wunder  zu  nennen, 
wenn  nicht  jetzt  noch  zuweilen,  besonders  von  älteren,  an  die  nun- 
mehr aufgehobene  Einrichtung  seit  Jahren  gewöhnten  Benutzem,  der 
Versuch  gemacht  würde,  die  Renovation  zu  erwirken.  '  Wird  dann 
aber  dem  Fragesteller  mitgetheilt,  dass  auch  mit  dieser  Einrichtung 
gebrochen  worden  sei  und  die  Bücher  gleich  auf  ein  ganzes  Viertel- 
jahr zur  Benutzung  überlassen  würden,  so  verräth  fast  jedesmal  ein 
unverkennbares  Schmunzeln  auf  seinem  Gesichte  das  volle  Einverständ- 
niss  mit  unserem  Vorgehen. 

Nur  bei*  Herrn  Professor  Wintterlin  haben  wir  zu  unserem  Leid- 
wesen die  Billigung  unseres  Verfahrens  nicht  gefunden.  Er  scheint 
sich  sogar  für  die  Renovation  ganz  besonders  zu  erwärmen  und  will 
möglichst  viel  Termine  für  Verlängerungsgesuche  angesetzt  wissen. 
Ob  er  für  diesen  Vorschlag  den  Dank,  den  er  erwartet,  beim  Publikum 
und  beim  Bibliothekspersonal  einernten  wird,  ist  eine  andere  Frage, 
die  ich  nicht  unbedingt  bejahen  möchte. 

Ganz    entschiedenen    Tadel     verdient    jedoch    nach    Wintterlins 


214  JahresRtnrz  und  Renovation 

Dafürhalten  unsere  Beschränkung   der  Leihfrist  auf  drei  Monate,   die 
dem  Entlehner   mehr  zumnthe,    als   nöthig  ist.     Das  ist  nun  eine  ein- 
fache Behauptung,    die   doch    des  Beweises    erst   bedarf.     Wenn  aber 
'Wintterlin   dann   weiterhin   fortföhrt:    „Denn  wer  mit  der  einen  Hand 
Erleichterungen  verschafft,  um  mit  der  anderen  neue  Lasten  aufzulegen, 
hat  sich  zum  Voraus  um  den  Dank  betrogen",  so  könnte  es  fast  schei- 
nen,   als   habe    die   Direktion   unserer  Bibliothek  die   Hand   zu  einer 
förmlich  reaktionären  Massregel  geboten.     Dieselbe  Direktion  hat  aber 
in  der  neuen,  im  vorigen  Jahre  veröffentlichten  Benutzungs-Ordnung  der 
älteren    von    1873    gegenüber  mit  jeder  Neuerung   auch  eine  wesent- 
liche Erleichtei-ung   eingeführt.     Die  Zahl    der  öffentlichen  Stunden  in 
der   Woche    ist   von   28  auf  34    erhöht   worden.      Der  jetzt  von  dem 
Ausleihzimmer   getrennte  Lesesaal   steht  jedem  Besucher  ohne  weitere 
Legitimation  offen,  die  Benutzung  der  darin  aufgestellten  reichhaltigen 
Handbibliothek    ebenfalls    ungehindert   frei.     Die  Verabfolgung  gebun- 
dener und  ungebundener  Bücher  jeder  Art  zur  Benutzung  im  Lesesaal 
ist  an  keine  Beschränkung  hinsichtlich  der  Bändezahl  gebunden.     Die 
Bestellungen  für  den  Lesesaal  gehen  allen  anderen  unbedingt  vor  und 
gelangen  so    rasch    als   thunlich  zur  sofortigen  Erledigung.     Die  Zahl 
der   wöchentlichen  Bestelltermine    für   das  Ausleihen,    die   früher   nur 
fünf  betrug,  ist  auf  nicht  weniger  als  siebzehn  vermehrt  worden.     Fast 
unbegi'eiflich  wäre  es  demnach,   wenn  dieselbe  Direktion,  die  so  viele 
Erleichteningen   gewährt    hat,    in    der   einen  Neuerung  dem  Publikum 
eine  Last  aufzulegen  sich  nicht  gescheut  hätte.    Wenn  eine  solche  Ver- 
waltung die  Leihft'ist  auf  drei  Monate  begrenzt,  so  muss  sie  ihre  guten 
Grtlnde  dazu  haben.     Und  sie  hat  sie  auch. 

Zunächst  aber  möchte  ich  doch  darauf  aufmerksam  machen,  dass 
bei  uns  die  Leihfrist  seither  überhaupt  nur  vier  Wochen  beti-ug  und 
die  Ausdehnung  auf  weitere  vier  Wochen  von  persönlicher  oder  schrift- 
licher Benachrichtigung  der  Bibliothek  durch  den  Entleiher,  worauf 
dann  die  oben  genügend  gekennzeichnete  Renovation  erfolgte,  abhängig 
gemacht  war.  Unter  dieser  recht  lästigen  Bedingung  belief  sich  also 
der  Höchstbetrag  der  Leihfrist  auf  acht  Wochen.  Jetzt  haben  wir, 
bei  gleichzeitigem  Wegfall  der  genannten  Belästijj^ung  durch  Aufhebung 
der  Renovation,  die  Gcsammtleihfrist  auf  dreizehn  Wochen  ausgedehnt. 
Ob  man  darin  das  Auflegen  einer  neuen  Last  erblicken  kann,  das  zu 
beurtheilen  muss  ich  den  Fachgenossen  überlassen. 

Um  nun  auf  den  Kern  der  Sache  selbst  zu  kommen,  so  lässt 
sich  nicht  bestreiten,  dass  wir  in  Darnistadt  die  Leihfristeinrichtung  zu- 
nächst mit  specieller  Rücksicht  auf  die  dortigen  Vc^rhältnisse  getroffen 
haben.  Ti-otzdem  können  wir  nicht  glauben,  dass  die  Verhältnisse  auf 
anderen  öffentlichen  Bibliotheken  von  den  unsrigen  so  grundverschie- 
dene sein  sollten,  dass  unsere  guten  Gründe  für  diese  gar  keine 
Geltung  haben.  Bei  dem  Ansatz  der  Leihfrist  auf  ein  Vierteljahr  war 
für  uns  nämlich  der  Gesichtspunkt  massgebend,  dass  man  derartige 
Einrichtungen  nicht  nach  versehwindend  geringen  Ausnahmen,  sondern 
nach    der   regelmässigen    Benutzung   zu    treffen    hat.      Wohl   bei    allen 


von  Gustav  Nick.  215 

m 

Öffentlichen  Landesbibliotheken  —  von  Universitäts-  und  anderen  Cor- 
porationsbibliotheken  sehe  ich,  wie  auch  Wintterlin  dies  thut,  hier 
natürlich  ab  —  wird  aber  der  Fall,  dass  jemand  ein  Buch  ein  ganzes 
Jahr  lang  zum  Studium  wirklich  braucht,  d.  h.  nicht  etwa  nur  zu 
Hause  liegen  lässt,  um  es  hin  und  wieder  einmal  nachzuschlagen,  zu  den 
Ausnahmen  gerechnet  werden  mtJssen.  Dass  dies  bei  uns  wenigstens 
sich  so  verhält,  ist  eine  alte  Erfahrung  und  kann  überdies  statistisch 
nachgewiesen  werden.  Im  Mai  vorigen  Jahres  z.  B.  wqrden  hier  an 
308  Personen  Bücher  abgegeben.  Davon  lieferten  254  vor  dem  Termin 
ohne  Aufforderung  ab,  54  mussten  theils  nach  einem  Monat  infolge 
einer  Bestellung  von  anderer  Seite,  theils  nach  Ablauf  der  Gesammt- 
frist  gemahnt  werden.  Für  den  weitaus  grössten  Theil  des  Publikums 
gentigt  also  die  Leihfrist  von  drei  Monaten  vollauf,  alle  anderen  Fälle 
sind  Ausnahmen  und  können  zur  Grundlage  für  die  Bemessung  der 
legalen  Leihfrist  unmöglich  benutzt  werden,  lieber  den  noch  un- 
gewöhnlicheren FaU  der  Benutzung  von  Handschriften  und  seltenen 
Drucken  durch  auswärtige  Gelehrte  ist  selbstverständlich  hier  kein 
Wort  zu  verlieren. 

Ferner  muss  hervorgehoben  werden,  dass  es  gerade  bei  Aufhebung 
des  Jahressturzes  durchaus  nicht  räthlich  ist,  laxere  Bestimmungen  be- 
züglich der  Ausleihfrist  Platz  gi*eifen  zu  lassen.  Wintterlin  selbst  hat 
mit  Recht  betont,  dass  es  gar  keinen  Zweck  hat,  den  Jahressturz  bei- 
zubehalten, dabei  aber  die  eigentliche  Revision  an  der  Hand  des  Kata- 
logs zu  unterlassen.  Eine  solche  in  kürzerer  Zeit  durchzuführen,  ist 
nun  bei  den  meisten  grösseren  Bibliotheken,  die  fast  alle  im  Verhält- 
niss  zum  Umfang  des  ganzen  Geschäftsbetriebes  über  ein  zu  kleines 
Personal  gebieten,  heutzutage  zur  reinen  Unmöglichkeit  geworden. 
Aber  Ersatz  dafür  kann  doch  beschafft  werden  durch  scharfe  ControUe 
des  Ausleihgeschäfts,  das  desshalb  in  gewissen  Grenzen  zu  halten  ist, 
durch  nicht  minder  scharfe  Controlle  der  Benutzung  im  Lesesaal,  wie 
wir  sie  in  §12,  Absatz  3  unserer  Benutzungs-Ordnung  („während  der 
Benutzung  bleiben  die  Bestellscheine  zur  Controlle  in  den  Händen  des 
aufsichtführenden  Beamten")  eingeführt  haben,  endlich  durch  peinlich 
genaues  und  gewissenhaftes  Vorgehen  beim  Einstellen  der  zurück- 
gelieferten Werke.  Wird  auf  diese  Weise  die  Bibliothek  vor  Schaden 
bewahrt  und  ein  glatter  Geschäftsgang  gefördert,  so  kommt  das  schliess- 
lich doch  wieder  niemand  anderem  zu  gute,  als  dem  auf  der  Bibliothek 
verkehrenden  Publikum. 

Das  deutsche  Bibliothekspublikum  ist  ja  dem  ausländischen  gegen- 
über in  Bezug  auf  häusliche  Benutzung  ohnehin  schon  sehr  stark  im 
Vortheil.  Kein  Mensch  macht  den  Verwaltungen  der  grossen  öffent- 
lichen Bibliotheken  in  England,  Frankreich  und  Italien  den  Vorwurf 
der  llliberalität,  obwohl  sie  sämnitlich  die  Benutzung  nur  im  Lokal 
der  Bibliothek  zulassen  und  Abgabe  von  Büchern  ausserhalb  derselben 
dort  mehr  oder  weniger  zu  den  Ausnahmen  gehört  oder  überhaupt 
nicht  vorkommt.  Dagegen  ist  das  deutsche  Publikum  von  jeher  an 
die    häuslichr    Benutzung   der   zu    öffentlichen    Bibliotheken    gehörigen 


216  JahresBtnrz  und  Renovation 

Bttcher  gewöhnt,  und  es  fllllt  wohl  heutzutage  niemand  im  Ernste  ein, 
dem  deutschen  Benutzer  dieses  Gewohnheitsrecht  zu  verkümmern.  Zwar 
hat  es  auch  an  Kritikern  unserer  Einrichtungen  nicht  gefehlt,  welche 
den  deutschen  Bibliothekaren  die  Verwaltungspnncipien  der  genannten 
ausländischen  Bibliotheken  als  Muster  vor  Augen  führen  zu  mttssen 
geglaubt  haben  (vgl.  Grenzboten  42  II  S.  37  ff.  349  ff.).  Doch  ist  es 
keiner  deutschen  Bibliotheksverwaltung  meines  Wissens  eingefallen, 
diesen  Stimmen  Gehör  zu  schenken,  und  auch  meine  Aufgabe  kann  es 
hier  nicht  sein,  auf  diese  Streitfrage  einzugehen.  Vom  Standpunkte 
des  deutschen  Bibliotheksbeamten  muss  ich  vielmehr  immer  noch  das 
Ausleihen  als  berechtigte  Eigenthümlichkeit  des  deutschen  Bibliotheks- 
wesens anerkennen.  Desswegen  aber  braucht  man  sich  noch  lange 
nicht  der  Einsicht  zu  verschliessen,  dass  auch  diese  Einrichtung  vom 
Wandel  der  Zeiten  nicht  ganz  unbertlhrt  bleiben  kann.  Mit  dem 
Wachsen  der  Städte  an  Bevölkerungszahl,  der  Vermehrung  der  Ver- 
kehrsmittel und  der  Erleichterung  des  Verkehrs  überhaupt  wächst  auch 
stetig,  wie  man  das  an  der  Hand  statistischer  Erliebongen  verfolgen 
kann,  der  Zuspruch  auf  öffentlichen  Bibliotheken,  wachsen  die  An- 
sprüche an  dieselben.  Heutzutage  verlangt  jeder  Staatsbürger,  hoch 
und  niedrig,  die  Benutzung  öffentlicher  Bibliotheken,  die  in  früheren 
Jahrzehnten  mehr  als  eine  von  der  Behörde  gewährte  Gnade  angesehen 
wurde,  als  sein  gutes  Recht,  und  eine  wirklich  liberale  Bibliotheks- 
verwaltung kann  es  nur  mit  Freuden  begrüssen,  wenn  diese  Anschauung 
sich  immer  mehr  Bahn  bricht.  Denn  kein  Bibliothekar  unserer  Zeit 
huldigt  mehr  der  Ansicht,  die  vor  Jahren  vielleicht  einen  Schein  von 
Berechtigung  für  sich  hatte,  dass  die  Bücher  seiner  Bibliothek  nur 
seinet-  oder  einer  kleinen  Zahl  von  Gelehrten  wegen  und  nicht  etwa 
für  das  gesammte  wissensdurstige  Publikum  da  seien.  Aber,  wie  auf 
anderen  Gebieten,  so  ist  es  auch  hier,  grössere  Rechte  bedingen  grössere 
Pflichten.  Die  von  Jahr  zu  Jahr  sich  steigernde  Benutzung  legt  einer- 
seits den  Bibliothekeverwaltungen  mehr  als  je  die  Pflicht  auf,  für  aus- 
giebige Erhaltung  des  ihrem  Schutze  anvertrauten  Staatseigentums  Sorge 
zu  tragen,  andererseits  darf  auch  der  einzelne  Benutzer  nicht  ver- 
kennen, dass  er  unter  diesen  Umständen  zu  Nutz  und  Frommen  seiner 
Nebenmenschen  sich  eine  Selbstbeschränkung  auferlegen  muss.  Die 
Bücher  sollen  eben,  soviel  es  nur  irgend  möglich  und  nach  der  Biblio- 
theksordnung zulässig  ist,  gebraucht,  aber  nicht  verbraucht  werden, 
das  steht  schon  im  alten  Molbech  und  bei  Petzhold t  zu  lesen.  Denn 
auch  die  künftigen  Generationen  haben  ein  Anrecht  auf  deren  Be- 
nutzung, auch  für  sie  hat  die  Hibliotheksverwnltung  zu  sorgen.  Aller- 
dings gilt  auch  hier  d<T  Sprucli:  Eines/ schickt  sich  nicht  für  alle. 
Wir  in  Darmstadt  glauben  nun  einmal  — '  von  den  oben  aufgeführten 
Gründen  ganz  al)gcse}ien  —  schon  um  desswilleii  von  dem  Ansätze 
der  Leihfrist  auf  ein  Vierteljahr  nicht  abgehen  zu  können,  weil  wir 
durch  unsere  neue  Ordnung  die  Lesesaaleinriclitung  der  auf  den  grossen 
ausländischen  Bibliotheken  cingefülirteu  analog  j^estaltct  {laben.  Die 
Ausdehnung  der  Leihfrist  auf  ein  ganzes  Jahr  könnten  wir  von  diesem 


von  Gustav  Nick.  217 

Standpunkte  aus  nicht  als  Fortschritt,  sondern  nur  als  Rückschritt  be- 
trachten. Die  Benutzung  im  Lesesaal  ist  bei  uns  in  den  Vorderginind 
getreten,  die  häusliche  Benutzung  muss  sich  darnach  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  nchten.  Dass  eine  solche  Forderung  berechtigt  ist,  wird 
man  mir  nicht  abstreiten  wollen.  Denn  wo  wäre  der  Bibliothekar,  der 
nicht  schon  im  Dienste  die  recht  traurige  Erfahrung  gemacht  hätte,  dass 
ein  Buch,  das  z.  B.  ein  Rechtsanwalt,  ein  Arzt  in  einem  ganz  dringen- 
dem Falle  zur  Ansicht  verlangte,  als  vor  kurzem  ausgeliehen  bezeichnet 
werden  musste?  Ganz  besonders  tritt  die  Misslichkeit  solcher  Fälle 
bei  Zeitschriften  hervor,  indem  der  einzelne  Benutzer  durch  das  Ent- 
leihen auch  nur  eines  Bandes  einer  Zeitschrift  nicht  nur  denjenigen 
oder  diejenigen  der  darin  enthaltenen  Aufsätze,  welche  er  zu  lesen 
wünscht,  sondern  zugleich  auch  alle  übrigen,  die  für  ihn  gar  kein 
Interesse  haben,  mit  Beschlag  belegt.  Derartige  Fälle  werden  zwar 
auch  bei  unserer  Leihfrist  von  drei  Monaten  nicht  ausbleiben,  sie  wür- 
den sich  aber  ganz  gewiss,  falls  wir  Wintterlin  folgen  wollten,  bei  der 
Gleichgültigkeit  und  Sorglosigkeit,  die  leider  ein  Theil  des  Publikums 
der  Bibliothek  gegenüber  noch  immer  bekundet,  in  solchem  Masse 
steigern,  dass  die  Bestimmung,  wonach  die  Bestellungen  für  den  Lese- 
saal allen  anderen  vorgehen  sollen,  zum  Theil  wenigstens  illusorisch 
werden  wtlrde. 

Schliesslich,  um  auch  dies  noch  zu  erwähnen,  übt  doch  die  Be- 
grenzung der  Leihfrist  auf  eine  kürzere  Zeit  eine  erziehliche  Wirksamkeit 
auf  das  Publikum,  insbesondere  auf  denjenigen  Theil  desselben,  der 
wissenschaftlich  zu  arbeiten  anfangt.  Mancher,  der  sich  gern  bequem 
gehen  lassen  würde,  richtet  unter  dem  heilsamen  Zwange  seine  Arbeit 
rationeller  ein,  er  lernt  eben  mit  der  Zeit  so  arbeiten,  dass  er  auch 
seinen  Mitmenschen  das  ihnen  zukommende  Recht  auf  ähnliche  Arbeit 
nicht  streitig  macht,  ihnen  die  besten  wissenschaftlichen  Bissen  nicht 
vor  dem  Munde  wegnimmt.  Ich  fürchte,  falls  der  Vorschlag  Wintter- 
lins  zur  allgemeinen  Einführung  gelangte,  würde  auch  diese  für  den 
Bestand  einer  Bibliothek  und  das  gesammte  Publikum  nicht  nur,  son- 
dern auch  für  den  einzelnen  Benutzer  recht  günstige  Wirkung  aus- 
bleiben und  dafür,  Wintterlin  hat  das  gewiss  mit  seinem  so  gutgemein- 
ten Vorschlag  nicht  gewollt,  eine  gewisse  Bummelei  —  man  verzeihe 
mir  den  Ausdruck,  aber  ich  habe  keinen  passenderen  zur  Hand  — 
einreissen,  zu  der,  wie  wohl  nicht  geleugnet  werden  kann,  gerade  bei 
uns  Germanen  immer  etwas  Neigung  vorhanden  ist. 

Das  sind  im  grossen  und  ganzen  die  Gründe,  ich  darf  wohl 
sagen,  die  guten  Gründe,  welche  die  Direktion  unserer  Bibliothek 
bestimmt  halx'u,  die  Renovation  sammt  dem  Jahressturz  aufzuheben,  die 
allgemeine  Leihfrist  aber  auf  drei  Monate  anzusetzen.  Ob  diese  Gründe 
an  sich  (ie wicht  genug  haben,  dass  sie  Anerkennung  bei  den  Fach- 
genossen finden  werden,  muss  der  Erfolg  lehren.  Gern  hätte  ich  un- 
serer Ansicht  eine  Stütze  verliehen  durch  die  Anführung  ähnlieher 
Aussprüche  von  Autoritäten  auf  dem  Gebieti*  der  Bibli(>thekonomie. 
Leider    aber    war    dio  Durchsicht    einschlägiger  Werke,    einschliesslich 


218  Recensionen  und  Anzeigen. 

des  Serapeums,  des  Anzeigers  und  der  bis  jetzt  erschienenen  B&nde 
des  Centralblatts,  verlorene  Liebesmttbe.  Zwar  wird  ttberall  die  Pflicht 
der  Bibliotheksbeamten,  treue  Hüter  der  ihnen  anvertraaten  Schätze 
za  sein,  gebührend  hervorgehoben,  Molbech  (Ueber  Bibliothekswissen- 
schaft, übers.  V.  Katjen,  Leipzig  1833  p.  227)  fordert  sogar  strenge 
Beachtung  der  Zeit,  auf  welche  nach  gesetzlicher  Bestimmung  die 
Bücher  ausgeliehen  werden,  Zoller  (Die  Bibliothekwissenschaft  im  Um- 
risse, Stuttgart  1846  p.  70)  meint,  es  sollte  diese  nicht  über  vier  Wochen 
ausgedehnt  werden,  während  Petzholdt  (Katechismus,  1.  Aufl.,  Leipzig 
1856  p.  211)  eine  vier-,  respective  sechs-  oder  achtwöchentliche  Frist  in 
Vorschlag  bringt,  welche  Gräsel  in  seiner  Neubearbeitung  des  Kate- 
chismus (Leipzig  1890,  p.  340)  für  die  Prolongation  auf  vierzehn  Tage 
ermässigt.  Aber  allesammt  sind  sie  begeisterte  Anhänger  der  Revision 
und  Renovation.  Gegen  letztere  zumal  scheint  bisher  noch  kein  Wort 
gefallen  zu  sein.  So  mnss  ich  mich  bescheiden,  schliesslich  nur  noch 
bezüglich  der  Bemessung  der  Leihfrist  eine  Autorität  anzufElhren,  die 
aber  Wintterlin  wol  gelten  lassen  wird,  das  ist  nämlich  —  seine  eigene. 
Mit  einer  Anschaulichkeit,  wie  sie  auf  dem  Gebiete  der  Kunst  heutzu- 
tage nur  die  Freilichtmalerei  gewährt,  hat  er  die  rücksichtslose  und  theil- 
weise  geradezu  gransame  Behandlung,  die  ein  Theil  des  Publikums 
den  aus  öfientlichen  Bibliotheken  entliehenen  Büchern  immer  noch  an- 
gedeihen  lässt,  so  trefiend  und  dabei  doch  auch  so  ergötzlich  geschil- 
dert, dass  uns,  wie  man  sagt,  das  Herz  im  Leibe  lachen  «könnte,  wenn 
einem  als  Bibliotheksbeamten  nicht  doch  das  Weinen  näher  wäre. 
Man  lese  das  bei  ihm  nur  nach  und  halte  sich  dann  vor  Augen,  dass 
nach  dem  Wunsche  Wintterlins  diesem  Theile  des  Publikums  werth- 
voUe,  vielleicht  unersetzliche  Bücher  auf  ein  volles  Jahr  überantwortet 
bleiben  sollen      Mehr  brauche  ich  nicht  zu  sagen. 

Möge  man  es  mir  ohnehin  zu  gute  halten,  wenn  ich  im  Eifer 
der  Vertheidigung  unseres  Standpunktes  vielleicht  etwas  ausftihrlicher 
geworden  bin,  als  es  von  Anfang  an  meine  Absicht  war.  Aus  meinen 
Worten  selbst  wird  man  es  unschwer  herauslesen  können,  dass  nur  die 
Liebe  zur  Sache  und  der  Drang,  auch  unsererseits  ein  kleines  Scheif- 
lein  zur  Klärung  der  nun  einmal  angeregten  Oage  beizutragen,  mir 
die  Feder  geführt  hat. 

Darmstadt.  Gustav  Nick. 


Recensionen  und   Anzeigen. 

Arend  Buehholtz,  (ieschichte  der  Bucbdruekorkuiist  in  Riga  15SS— l&SS. 
Festschrift  der  Buchdrucker  Kigas  zur  Erinnerung  an  die  vor  3i>0  Jahren 
erfolgte  Eintlilirung  der  Buchdruckerkunst  in  Kig;i.  Kiga.  Müllersche 
Buchdnickerci.     IMM).    VllI  u.  377  S.    4^.    r,  Facsiui. 

Dem  Verfasser  gebührt  unbedingte  Anerkennung  für  seine  vortreffliche 
Arbeit.    Sie  zertallt  in  drei  llauptabsciniitte,  deren  erster  die  eigentliche  aus 


Recensionen  und  Anzeigen.  219 

Urkunden  und  Akten  geschöpfte  Geschichte  der  Rigasehen  Buchdnicker- 
kunst  enthält.  Die  Namen  der  privilegirten  Stadtbuchdrucker  bis  zum  10.  Jahr- 
hundert sind  folgende:  Niclas  Molige  (I5SÖ— 1625) ,  Gerhard  Schröder  (1625— 
ö7),  Albrecht  Hakelmann  (lb5S— 59),  Heinrich  Bessemesser  (1660 — 83),  Geore 
Matthias  Nöller  (1684—1712),  Samuel  Lorenz  Frölich  (1712—62),  Gottlob 
Christian  Frölich  (1763—86),  Johann  Conrad  Daniel  Müller  (1789—1830),  dann 
die  noch  jetzt  florirende  Familie  Hacker.  Nachdem  in  einer  Einleitung  llber 
die  BUchersammlunffen ')  und  den  buchhändlerischen  Verkehr  in  Riga  vor 
Erfindung  der  Bucharuckerkimst  und  bis  zum  Ende  des  16.  Jahrhunderts  ge- 
handelt ist,  wird  an  der  Hand  des  urkundlichen  und  bibliographischen  Materials 
die  Thätigkeit  der  genannten  und  einiger  anderer  Buchdrucker,  z.  B.  des  vom 
schwedisclien  Könige  Karl  XL  privilegirten  Generalsuperintendenten  D.  Jo- 
hannes Fischer,  eingehend  entwickelt.  Daneben  wird  auch  die  Geschichte 
des  Rigaschen  Buchhandels,  der  auf  Grund  ertheilter  Privilegien  lange 
mit  Ertblg  von  den  Druckern  für  sich  in  Anspnich  genommen  wurde,  und 
der  um  ihn  mit  den  Buchbindern  geführte  Kampf  anschaulich  geschildert. 
Alles  was  sich  über  den  ältesten  Drucker,  N.  Mollyn,  hat  ermitteln  lassen, 
ist  mit  grossem  Fleisse  in  knapper  Form  zusammengestellt,  so  dass  wir  nicht 
blos  das  den  zweiten  Hauptabschnitt  des  Werkes  bildende  Verzeichniss  der 
MoUyn'schen  Drucke  und  Kupferstiche  erhalten,  sondern  erfreulicher  Weise 
auch*  über  die  von  ihm  verwandten  Schrifttypen,  Papier,  Ornamentik,  Ein- 
bände u.  s.  w.  genau  unterrichtet  werden.  Die  neue  Druckerei  hatte  „von 
jedem  Buche  oder  Tractätchen"  ein  Exemplar  in  die  Bibliothek  zu  liefern. 
Von  dem  zweiten  Drucker,  G.Schröder,  wird  sowohl  ein  grösseres  Ver- 
zeichniss von  Büchern,  die  er  den  Buchbindern  zum  Binden  gegeben  hat,  als 
eine  „Verlags  Bücher  Taxs",  also  ein  buchhändlerischer  Katalog  mit  Preisen 
(von  ca.  1642),  mitgetheilt.  Zu  seiner  Zeit  entstand  das  erste  Projekt  einer 
Rigaschen  Zeitung,  —  zu  seiner  Zeit  machten  aber  nicht  nur  fremde  Buch- 
händler und  die  Buchbinder,  sondern  auch  die  Seiden-  und  Eisenkrämer 
„namentlich  durch  fortgesetzten  Kalenderverkauf"  unbequeme  Konkurrenz.*) 
Ein  besonderes  Kapitel  ist  der  grossartigen  Thätigkeit  des  Buchhändlers 
Johann  Friedrich  Hartknoch  (geb.  1740,  gest.  1789),  die  für  die  Entwicke- 
luug  des  Buchhandels  in  den  Ostseeprovinzen  Russlands  von  grösster  Be- 
deutung war,  ffcwidmet.  Das  Zeitungswesen  wird  fortlaufend  berilcksichtigt, 
dem  Projekt  Kigascher  „Avisen"  im  Jahre  1632  folgten  die  Rigischen  No- 
vellen I6S1  — 1710,  die  Rigischen  Anzeigen  1761  — 1852,  die  in  den 
ersten  Jahren  von  „Gelehrten  Beyträgen",  worin  z.  B.  Aufsätze  von  Herder, 
begleitet  waren,  die  Rigasche  Zeitimg  1778  ff.,  die  Livländische  Gouveme- 
meutszeitung  1852  ff.,  das  Rigasche  Tageblatt  1867  ff.  Den  Schluss  des  ersten 
Hauptabschnittes  bilden  die  Buchdruckereien  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts. Der  zweite  Hauptabschnitt  umfasstdas  bereits  erwähnte  bibliographisch 
genaue  „Verzeichniss  der  Mollynschen  Drucke  und  Kupferstiche  1588 — 1625", 
160  Drucke  hat  der  Verfasser  als  Mollynsche  nachweisen  können,  von  denen 
ihm  I3b,  zum  gn'js.sten  Theil  in  den  Rigaschen  Bibliotheken  befindlich,  vor- 
gelegen haben;  ungefähr  40  Mollynsche  (»elegenheitsschriften  bewahrt  die 
Kaiserliche  öüentliche  Bibliothek  in  St.  Petersburg.  Der  dritte  Abschnitt 
giobt  eine  Reihe  von  Aktenstücken:  Bestallungen,  Privilegien,  Rathsdekrete 
in  Prozesssjichen  der  Buchdrucker  und  Buchbinder,  das  Inventar  der  Riga- 
schen Stadtbuchdruckerei  von  1684  U.A.,  vim  denen  nur  ein  kiemer  Theil 

1)  Th.  Golllieb  hat  in  seinem  Buche  , Mittelalterl.  Bibliotheken*  die  deut- 
schen Oslseeprovinzen  Russlands  ganz  unberücksichtigt  gelassen  ;  ein  Verzeichniss 
über  den  Bücherbestand  der  Jako^ikirche  in  Riga,  von  1430 — 80  geiührt,  ist 
aber  i.  B.  im  Liv- ,  Eslh'='  u.  Curländ.  Urkundenbuch  Bd.  8  (1884),  S.  217 — 18 
abgedruckt. 

2)  Ich  erinnere  mich,  dass  in  der  kleinen  Stadt  des  südwestlichen  Holsteins,  in 
der  ich  meine  Kindheit  verlebte,  die  Kalender  fast  ausschliesslich  vom  Eisen- 
kriimer  gekauft  wurden. 


220  Be^Dsionen  und  Anzeigen. 

bisher  veröffentlicht  war.  Die  beigegebenen  sechs  Facsimiles  Mollvnscher 
BUchertitel  machen  einen  guten  Eindnick;  die  Ausstattung  des  Werkes 
ist  eine  vorzilgliche ,  des  Inhalts  Milrdige  und  gereicht  der  Buchdruckerei 
zur  £hre. 

Kiel.  Wetze  1. 


Bibliotheca  Polvtechnica.  Wissenschaftlich  in  Schlag\*'ürtem  geordnetes 
Kepertorium  der  gesanimten  deutschen,  französischen  imd  englischen 
Technischen  Litteratur  einschliesslich  ihrer  Beziehungen  zu  Gesetzgebung, 
Hygiene  und  täglichem  Leben.  Herausgegeben  von  Fritz  von  Szcze- 
panski.  Jahrgang  I.  188t).  St.  Petersburg  und  Leipzig.  Verlag  von 
Fritz  von  Szczepailski.     1890.    kl.  8».    80  S.    2  Mk. 

Eine  sehr  brauchbare  Bibliographie.  Bei  dem  steten  Anwachsen  der 
technischen  Litteratur  liegt  das  Bedürfniss  fiir  eine  Orientirung  entschieden 
vor,  ohne  dass  es,  so  weit  uns  bekannt,  bisher  durch  eine  Spezialbibliographie 
befriedigt  würde.  Die  Anordnung  der  vorliegenden  Schrift  ist  diejenige  nach 
materialen  Stichwörtern,  die  wir  m  dieser  Zeitschrift  (VL  S.  401,  VH.  S.  383) 

gelegentlich  des  Schlagwortkatalogs  ausflthrlich  besprochen  haben;  nur  sind 
ier  die  Schlagwörter  selbst  etwas  allgemeiner  gewählt,  so  dass  ihre  Zahl 
geringer  ist.  Die  Orientiruug  ist  indess  leicht  und  übersichtlich;  freilich 
könnten  etwas  zahlreichere  Verweisungen  (cross  references)  z.  B.  *  Gold '  siehe 
*Berg-  und  Hüttenwesen',  nichts  scliaden.  Besonderen  Werth  erhält  die 
Bibliographie  dadurch,  dass  sie  sich  gleichzeitig  auf  die  deutsche,  englische 
und  französische  Litteratur  erstreckt ;  auch  die  Schlag^orte  smd  in  allen  drei 
Sprachen  gegeben;  für  die  alphabetische  Einreihunff  ist  die  deutsche  Form 
massgebend.  Wie  weit  Vollständigkeit  erreicht  ist,  kann  ich  momentan  nicht 
controlliren.  Wenn  die  Bibliographie  auch  offenbar  in  erster  Linie  für  den 
Praktiker  bestimmt  ist,  wird  sie  doch  auch  für  den  Bibliothekar  ganz  gut 
benutzbar  sein.  —  e. 


A  gnide  to  the  literature  of  aesthetics.  By  Charles  Mills  Gayley  and 
Fred  Newton  Scott.  [Supplement  to  the  Report  of  the  Secretary  of 
the  Board  of  Regents,  University  of  California.l  Berkeley,  1890.  8°. 
116  p.  (=  Library  Bulletin  of  the  University  of  California.    Nr.  11.) 

Die  Publikationen  der  amerikanischen  Bibliotheken  enthalten,  worauf 
wir  bereits  wiederholentlich  hingewiesen  haben,  eine  reiche  Fülle  biblio- 
graphischen Materials;  da  uns  Raumrücksichten  hindern,  jede  einzelne  V^er- 
öffentlichung  ausführlich  zu  besprechen,  ziehen  wir  es  vor,  von  Zeit  zu  Zeit 
einen  kurzen  U eberblick  über  diese  Litteratur  zu  geben  (vergl.  zuletzt  Cbl. 
f.  B.  VIL  S.  49J^.  Das  vorliegende  Buch  aber  verdient  schon  semes  Umfanges 
wegen  etwas  eingehendere  Würdigung.  Die  Verfasser  erklären  selbst  in  der 
Vorrede,  dass  m^.  weder  exhaustiveness  nor  ideal  couiploteness  of  Classification 
beabsichtigt  hätten,  und  da.ss  ihr  Buch  nur  benihe  auf  dem  Material,  das  ihnen 
die  Universitätsbibliotheken  von  Califomien  und  Michigan  zu  liefeni  im  Stande 

fewesen  seien.  Damit  ist  einer  Menge  vim  Ausstellungen  von  vornherein  die 
pitze  abgebrochen:  mun  luit  da»  Bu(^h  eben  nicht  als  vollständige  Biblio- 
graphie zu  betnw'htcn.  sonilem  als  einen  hauptsächlich  für  dit*  Praxis  bestinnuten 
Leitfaden.  Als  solcher  ist  er  aber  auch  ganz  geeignet.  Besonderen  Werth 
verleilit  ihm,  dass  nicht  nur  selbständige  Werke,  sondern  aucli  Zeit.*ichriften- 
artikel  aufgenommen  sind.  l>ie  Anordnung  ist  die,  dass  zuerst  die  Classiker 
der  Aesthetik  stehen,  dann  die  Sclirlften  m)er  die  ästhetischen  (irundbegrift'e 
folgen;  daran  schliessen  sieh  die  Werke  über  die  einzelnen  Künste;  den 
Schluss  umehen  Aufsätze  über  Kritik.  In  die  Abschnitte  über  si)*»zielle  an- 
gewandte Aesthetik  ist  vieles  aufgenommen,  w:us  zur  Kunst-  und  Litteratur- 


Recensionen  und  Anzeigen.  221 

geschichte  und  zur  Technik  gehört,  und  was  mit  der  Aesthetik  eigentlich 
nichts  zu  thun  hat;  vielleicht  sind  indess  gerade  hier  Rücksichten  auf  ^die 
amerikanischen  Benutzer,  filr  die  das  Buch  bestimmt  ist,  massgebend  ge- 
wesen. Die  Mimik  liätten  wir  lieber  zusammen  mit  der  Musik  als  eigenen 
Abschnitt  behandelt  gesehen,  statt  dass  jetzt  erstere  eine  Unterabtheilung  der 
Dramatik,  letztere  einen  Uaupttheil  der  fine  arts  bildet.  Der  Abschnitt  *  Mis- 
cellaneous'  wäre  aufzulösen  gewesen.  Im  Uebrigen  ist  die  Anordnung  sach- 
gemäss  und  übersichtlich.  W.  Seh. 


Röhricht,  Reinhold,  Bibliotheca  geographica  Palestinae.  Chrono- 
logisches Verzeichniss  der  auf  die  Geograpliie  des  heiligen  Landes  be- 
züglichen Literatur  von  339  bis  1878  und  Versuch  einer  Cartographie 
herausgegeben  von  R.  R.  Mit  ünterstützunff  der  Gesellschaft  für  Erd- 
kunde in  Berlin.  Berlin,  H.  Reuthers  VerlagsDuchhandlung.  1890.  S.  XX 
u.  744  in  8". 

Es  ist  immer  ein  missliches  Unternehmen,  ein  Werk  wie  das  hier  ge- 
nannte einer  Besprechung  zu  unterziehen.  Denn  wenn  man  selbst  auch  seit 
vielen  Jahren  der  Litteratur,  die  es  verzeichnet,  mit  Aufmerksamkeit  nach- 
gegangen ist  und  verschiedene  Stichproben  gemacht  hat,  so  genügt  das  doch 
kaum,  ein  definitives  Urtheil  über  ein  derartiges  Buch  abzugeben,  —  wenn 
nicht  sein  Verfasser  und  dessen  Mitarbeiter  eine  vollgültige  Bürgschaft  für 
den  Werth  desselben  abgeben.  Das  ist  aber  nun  hier  in  ausgezeichneter 
Weise  der  Fall.  Herr  Professor  Röhricht,  allen  Forschem  auf  dem  Gebiete 
der  Geographie  und  mittelalterlichen  Geschichte  Palestinas  seit  Decennien 
rühmlichst  bekannt,  hat  sich  in  Verbindung  mit  den  ausgezeichnetsten  deut- 
schen und  ausserdeutschen  Kennern  der  das  heilige  Land  betreffenden  Litte- 
ratur seit  mehreren  Jahren  daran  gemacht,  die  Bibliographia  geographica 
Palestinae  des  trefflichen  Titus  Tobler  (1868)  zu  ergänzen.  Denn  war  meses 
Buch  als  erster  Versuch  auf  diesem  Gebiete  und  als  das  Werk  eines  Mannes 
von  hervorragendem  Verdienste,  so  wies  es  doch  mancherlei  Lücken 
auf.  Herr  Rönricht  verband  sich  zu  dem  Zwecke  mit  dem  auf  diesem  Ge- 
biete mit  ihm  schon  thätig  gewesenen  Dr.  H.  Meissner,  musste  aber  bald  die 
Sorge  tür  das  Werk  allein  auf  seine  Schultern  nehmen.  Und  diese  war  natürlich 
manuichfaltiger  Art.  Es  war  nicht  nur  für  das  Werk  selbst,  d.  h.  für  die  Samm- 
lung des  Materials  zu  ihm  zu  arbeiten,  sondern  es  galt  auch  für  die  Möglich- 
keit seines  Erscheinens  die  Mittel  zu  beschaffen,  denn  solche  bibliographischen 
Werke  werfen  leider  noch  immer  kaum  die  Druckkosten  ab.  Zwei  ver- 
schiedenen Nationen  angehörende  Männer  haben  in  dieser  Richtung  dann  dem 
Verfasser  unter  die  Arme  gegriffen :  der  russische  Staatsrath  B.  v.  Chitrowo, 
selbst  ein  ausgezeichneter  Palestinakenner  und  Mitarbeiter  an  dem  Werke, 
wendete  demselben  durch  Abonnement  auf  eine  Anzahl  Exemplare  lOüO  Mk. 
zu,  und  der  Vorsitzende  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Berlin,  Professor 
Freiherr  von  Richthofen,  wusste  die  genannte  Gesellschaft  zu  einem  Beitrage 
zu  den  Druckkosten  zu  bestimmen.  —  Sagen  wir  nun  noch,  dass  ganze  Litte- 
raturen,  wie  die  Russica,  Arabica,  Judaica  und  Polonica  von  den  Herren 
Chitrowo,  Gildemeister,  Stemschneider  und  Liske  bearbeitet  sind  und  zahl- 
reiche (ielehrte  aller  möglichen  Länder  den  Verfasser  mit  grösseren  oder 
kleineren  Beitrügen  imterstützt  haben  —  z.  B.  Herr  MoYse  Sdiwab  in  Paris, 
der  ihm  die  Zettel  seiner  1874  gekrönten  Preisschrift  zur  Bibliographie  und 
Cartographie  Palestinas  überliess  —  so  haben  wir  wohl  unseren  Lesern  eine 
annähernde  Vorstellung  von  der  auf  dieses  abschliessende  Werk  verwendeten 
Arbeitskraft  gemacht,  so  dass  es  keiner  weitereu  Empfehlung  desselben  be- 
dürfen wird.  Jede  grössere  Bibliothek,  wie  ieder  Gelehrte,  der  sich  mit  der 
Kunde  des  heUigen  Landes  zu  beschäftigen  hat,  wird  dasselbe  zum  eisernen 
Bestände  seiner  Bibliothek  zu  rechnen  haben. 

Dass  Herr  Professor  Röhricht  die  Litteratur  nur  bis  zum  Jahre  1878 
verzeichnet  hat,  liefert  den  Beweis,  dass  es  ihm  nur  um  Zusammenstellung 


222  ^  Kccensionon  und  Anzeigen. 

dc8  Notliwendigen.  nicht  des  leicht  Erreichbaren  zu  thun  war.  Denn  hätte 
er  nur  ein  möglichst  umfangreiches  Werk  und  Nachträge  zu  'l'oblers  Biblio- 
graphie zusammenbringen  wollen,  so  hätte  er  nur  die  von  diesem  .lahre  an 
zusammenhängend  erscheinenden  verschiedenen  Jahresberichte  Über  die 
l*alestinalitteratur  auszuschreiben  nothiff  gehabt  und  so  das  neuerdings 
massenhaft  andringende  Material  leicht  bewältigt.  Aber  er  hat  es  im  Inter- 
esse des  Umffuiges  seines  Werkes  flir  nöthig  gelialten,  dieses  mit  dem  .lahre 
abbrechen  zu  lassen,  wo  ihm  die  Arbeit  leicht  geworden  sein  würde.  Wir 
können  ihm  nur  unseren  Beifall  zu  dieser  Knthalt^amkeit  aussprechen. 

Wie  schon  der  Titel  des  Werkes  besagt,  sind  die  aufgenommeneu 
Artikel  —  H515  Titesl  von  Schriften  und  von  747  Karten  —  chronologisch 
geordnet.  (Gewiss  mit  Recht.  Die  Anordnung  des  Stoffes  innerhalb  der  ein- 
zelnen Artikel  ist  recht  übersichtlich.  Unter  A.  werden  die  Hjmdschriften, 
unter  B.  die  Ausgaben,  unter  C.  die  Uebersetzungen,  unter  D.  die  eiiäuteni- 
den  etc.  Bearbeitungen ,  Abhandlungen  zu  den  betreffenden  W^erken  auf- 
geführt. Hier  und  da  findet  man  schon  auf  zukünftig  erscheinende  Arbeiten 
zu  dem  Artikel  hingewiesen,  z.  B.  S.  85  zu  .John  de  Maundeville.  Warum  zu 
Artikel  i.  (Itineranum  Antonini  Augusti)  keine  Handschriften  nachgewiesen 
sind,  weiss  ich  nicht  zu  sagen.  ^)ie  sind  ja  allerdings  in  der  hier  citirteu 
Ausgabe  von  Parthey  und  Pinder  vollständig  aufgezjihlt. 

Der  Druck  des  Buches  ist  recht  gut ;  Druckfehler,  bei  so  vielen  Zahlen 
trotz  aller  Sorgfalt  und  Beihülfe  nicht  ganz  zu  vermeiden,  sind  in  den  Ad- 
denda  meistens  berichtigt.  Ein  sehr  gut«r  alphabetischer  Index  schliesst  das 
ausgezeichnete  Werk,  das  auf  einen  internationalen  Charakter  mit  Recht  allen 
Anspruch  machen  kann.  Dass  es  dem  leider  so  friih  verstorbenen  (irafcMi 
Paul  Itiant,  dem  langjährigen  Freimde  des  Verfassers,  gewidmet  ist,  symbo- 
lisirt  diesen  Charakter  au»  Beste.  x.  x. 


Bibliotheca  historico-militaris.  Systematische  Uebersicht  der  Erscheinungen 
aller  Sprachen  auf  dem  Gebiete  der  (ieschichte  der  Kriege  und  Kriegs- 
wissenschaft seit  Erfindung  der  Druckerkunst  bis  zum  Schluss  des  Jahres 
18SU.  Von  Dr.  Joh.  Pohler.  II.  Band.  Cassel.  Verlag  von  Ferd. 
Kessler.    1890.    gross  b«.    X,  867  S. 

Nachdem  ich  den  ersten  Band  der  Bibliotheca  historico-militaris  in 
dieser  Zeitschrift  (IV.  S.  4(i5  und  V.  S.  371)  ausführlich  besprochen,  kann  ich 
mich  diesmal  kürzer  fassen,  um  so  mehr,  als  wie  ich  sofort  hervorheben 
möchte,  die  Fortsetzung  durchaus  den  Erwartungen  entspricht,  die  der  An- 
fang erweckte.  Der  vorliegende  zweite  Band  enthält  die  Geschichte  der  Kriege 
von  174Ü — 1880.  Von  der  Reichhaltigkeit  des  hier  gebotenen  Materials  wer- 
den am  besten  einige  Zahlen  eine  Vorstellung  geben :  der  siebenjährige  Krieg 
umf'asst  31  Seiten,  die  drei  Jahre  der  Freiheitskriege  62  Seiten,  der  Krim- 
krieg 29  Seiten,  der  Secessiouskrieg  37  Seiten,  der  deutsch-französische  Krieg 
117  Seiten.  Wer  je  selbst  bibliographische  Arbeiten  gemacht  hat,  der  weiss 
ja,  da.ss  absolute  Vollständigkeit  stets  ein  frommer  Wunsch  bleibt;  und  so 
würde  es  mir  auch  hier  bei  intensivem  Nachspüren  zweifellos  gelingen,  die 
eine  oder  andere  Ergänzung  zu  liefern,  zumal  hinsichtlich  der  gleichzeitigen 
Flugschriftenliteratiu',  die  ja  bibliographisch  so  ungemein  schwierig  zu  fassen 
ist.  Aber  ich  sehe  von  einem  solchen  Verfahren  hier  um  so  lieber  ab,  als 
ich  damit  Pohlers  vortrefflichem  Werk  nicht  gerecht  werden  würde;  denn 
was  ein  einzebier  f\ir  Vollständigkeit  thun  kann,  das  ist  hier  entschieden  ge- 
schehen, und  es  wird  sich  stets  nur  um  gelegentliche  Ergänzungen  handeln, 
nirgends  aber  um  ^össere  Lücken  von  wesentlicher  Bedeutung.  Wir  haben 
jetzt  in  der  Bibliotheca  historico-militaris  wirklich  eine  bibliographische 
Leistim^  ersten  Ranges  vor  uns,  die  den  gepriesenen  Arbeiten  der  mmzösi- 
scheu  Bibliographie  ebenbürtig  zur  Seite  steht,  und  für  die  man  dem  grossen 
Fieiss  des  Ver&ssers  unbeschränkte  Anerkennung  zollen  muss,  zumal 
wenn   man   bedenkt,   dass  er  an  einer  Bibliothek  gearbeitet,   wo  er  sich 


Recensionen  und  Anzeigen.  223 

• 

den  grössten  Theil  des  Materials  wohl  erst  von  auswärts  verschaffen  mnsste. 
Ich  stehe  nicht  an  zu  behaupten,  dass  Pohlers  Buch  flir  die  Bibliothek  des 
Historikers  der  Neuzeit  in  Zukunft  ein  ähnliches  Standard  work,  ein  gleiches 
uncntbehriiches  Nachschlagebuch  bilden  wird  wie  der  Potthast  oder  der 
Chevalier  fiir  den  des  Mittelalters. 

Die  Anordnung  ist  wie  sclion  frilher  hervorgehoben,  klar  und  praktisch. 
Die  literaturreichen  Feldziige  sind  in  verständiger  Weise  in  sich  gegliedert; 
beispielsweise  zerfallt  der  deutsch-französische  Krieg  in  28  Abschnitte.  Im 
allgemeinen  wird  es  fiir  den  wissenschaftlichen  Benutzer  nirgends  Schwierig- 
keit bieten,  die  Literatur  Über  einen  bestimmten  Gegenstand  sich  zusammen- 
zusuchen. Unbequemer  ist  es  manchmal,  ein  bestimmtes  einzelnes  Werk  auf- 
zufinden, da  ja  naturgemäss  dasselbe  Werk  von  dem  einen  lieber  dieser,  von 
dem  andern  jener  Unterabtheilung  zugerechnet  wird :  doch  wird  hier  das  alpha- 
betische Register,  das  uns  der  Verf.  im  Vorwort  zum  vorigen  Bande  in  Aus- 
sicht gestellt ,  helfend  eintreten ;  freilich  dürfte  sich  dies  nicht  bloss  auf  die 
Namen  der  Autoren  beschränken,  sondern  mlisste  alles  das  leisten,  was  ein 
englischer  oder  amerikanischer  index  of  authors  and  subjects  enthält;  durch 
ein  solches  wird  der  ungemeine  Schatz,  der  in  den  beiden  Bänden  der  Bibl. 
hist.-mil.  aufgespeichert  ist,  noch  bequemer  und  leichter  benutzbarer  gemacht 
werden. 

Pphler  schliesst  überall  mit  dem  Jahre  1880  ab.  Man  wird  persönlich 
bedauern  können,  dass  so  die  Literatur  des  letzten  Jahrzehnts  nicht  mehr 
verzeichnet  ist,  wird  aber  freilich  dem  Autor  zugestehen  müssen,  dass  ein 
bestimmter  nicht  allzu  nah  gewählter  £ndpunkt  tur  ihn  unabweislich  nöthig 
war,  da  es  sonst  nie  gelungen  wäre,  jene  grosse  relative  Vollständigkeit  zu 
erreichen.  Auch  hat  uns  ja  der  Verfasser  in  der  Vorrede  zum  ersten  Bande 
versprochen,  von  1 0  zu  U)  Jahren  einen  Nachtrag  zu  liefern,  woran  er  hoffent- 
lich festhält. 

Für  den  noch  ausstehenden  dritten  Band. sind  vorbehalten  die  Kriegs- 
geschichte einzelner  Territorien  und  Truppentheile ,  die  eigentlichen  Kriegs- 
wissenschaften und  die  Hilfswissenschaften.  Die  Bibliothec^  historico-militaris 
hat  sowohl  im  Umfang  wie  in  der  Zeitdauer  ihres  Erscheinens  das  ursprüng- 
lich angenommene  Maass  sehr  stark  überschritten,  doch  ist  dies  ihrem  inneren 
Werth  entschieden  zu  Gute  gekommen,  und  man  muss  dem  Verfasser  und 
dem  Verleger  durchaus  beipflichten,  dass  sie  das  Streben  nach  wissenschaft- 
lichem Werth  allen  anderen  Rücksichten  vorangestellt  haben. 

Walther  Schnitze. 


Tables  des   theses  soutenues  a  la  facult6   de  M6decine  de  Paris  pendant 
l'annee  scolaire  1889—1090. 

Dieses  alljährlich  zugleich  mit  den  Thesen  versendete  Verzeiclmiss  ist 
auch  diesmal  wieder  eingetroffen,  und  man  wird  es  diesmal  nicht  wie  sonst 
nur  zur  Feststellung  der  Bandeinteilung  benutzen,  da  der  Catalogue  des 
theses  et  Berits  academiques,  wie  aus  Pans  gemeldet  wird,  diesmal  erst  später 
erscheinen  wird.  Es  ist  das  nicht^eben  erfreulich,  denn  die  Zuverlässigkeit 
dieser  zur  Erleichtenmg  der  Einordnung  der  Thesen  angefertigten  Tables 
war  bisher  eine  so  geringe,  dass  man,  um  sie  überhaupt  brauchbar  zu  machen, 
umgekehrt  an  der  Hand  der  Thesen  erst  die  Tables  verbessern  und  ergänzen 
musste.  Etwas  besser  scheint  der  Jahrgang  1889/90  nun  doch  gerathen  zu 
sein ,  aber  es  bleiben  immer  noch  Irrthttmer  genug  übrig ,  und  wir  wollen 
desshalb  hier  nur  diejenigen  anführen,  welche  die  Eigennamen  betreffen.  Zu- 
nächst ist  die  Behandlung  der  Namen  mit  voraufgehendem  de  auch  diesmal 
keine  gleichmässijge.  So  z.  B.  stehen  de  Paula  (in  den  Tables  fälschlich 
Depaula)  und  de  Souza  in  Tome  VII,  d'Hotel  in  Tome  VIII,  unter  D.  wohin- 
gegen de  Lauradour  und  de  Micasin  Tome  XII  bez.  XIV  unter  L  bez.  M  unter- 
febracht  sind.  Der  Verfiisser  der  in  Tome  II  untergebrachten  These  Nr.  1 26 
eisst  Berthelemy,  nicht  Barthelemy;  und  die  These  gehörte  also  nach  Tome 


224  MitTh«'ilrjij{fj'ij  an-  mit]  i]>t'r  Bi>tlK»T]H'k' i- 

[II  v«*r  Nr.  :5/jt*.  Im  Toun-  XJI  i*T  Nr  42.  I^*jrav  »iu  d'-n  Tal»le<  fUlM-Llicli 
I^rjn\j  hiijt4'r  Nr  HÜ  (Li-^rry)  «'iijzun*ili«-ij.  .  In  loinf  XVII  i^t  jrar  i-iiir  Tbfse, 
Sr.  Uli  Itsutul  iU'  .SaiiiT  Cyr  «l«-  ^lunlaur:  Ktuilr  (!•'«  Sniit*'  «ii-  la  piiiute  «Iaus 
riijsuffihajji'i'  a«#nii{ii<'  f;äii/Ji<'h  au*'£rMaJi<r]j.  i>t^;rl<-it.-L  «^ii  in  iIlmii  alplulK'Tisi'hfn 
Vt-rz«  jVljui^-i-  «l<*r  Mat^-rp-n  linti'r  in*iilfi-»aiK-i'  auiK«'l''iIjrt  wird:  »«'ir  pt'liüne 
zwiw|ji-ij  Nr.  2'.*r>  iiihI  2:$o.  lu  loiu«*  Will  ist  Nr.  ar*  STch«*rbatrhort"  vor 
Sr.  ;J27  Si<'iijiij«-tz  ('in/Jinilii-n.  Kii<ili<-]i  tlürttt-  du-  iu  Tinui-  XIX  pi'fiihrte 
'1  Jjt'iMr  Nr.  t.*«?  vi;n  V^i'^iliii  iVli^^isirr  (in  *1*tii  labK'S  tulM-lilirli  Va>iliii)  duch 
woli)  init<rr  I'«';lih^i«^r  |r<'Jn"»r«'n .  wo  alli'niiii^*^  verwit-'^m  winl.  Sonstige  Ver- 
ht'Utiu  in  tU'ti  Ki)c<'iiii2iin(fn .  tli«*  aUtrr  auf  ilii^  StcHung  im  Kandvfrz^ichniss 
oliJH'  KijjttiiHK  KJii*!.  h<'tr«'!fi'ij  «lit'  rhi.*»»»rn  Nr.  107  (BnuiJaendler  staTt  Braml- 
lii'iidlfr;.  Nr  l'J.*)  (riaru  Ntatt  (larot),  Nr.  151  (( Mmriiiaiid  stan  <MMinii.'iiul).  und 
Nr.  Xyi  (WipTiiiol«'  htatt  \Vi|rnioll<').  Kiii  Kiii>f«'lieii  aut  die  Vtiniameii  der 
Aiitort'ii  und  dir  'I  itid  d«T  'I  lii"<rii  wiird«*  dli'.«<e.s  ViT/A'i«*hniss  unch  sehr  ver- 
iiii^hrm 

\U'i  dirsiT  Hvh'ii^i'uUfM  inöclitifii  wir  noch  darauf  hinweisiMi .  dass  die 
Im  Intcri'NN«'  dfs  alpImlx'tiNrlicn  Katalogs  »o  Ix'daiierliche  L'usitte  deutscher 
MiriiulM'hrifttfn  wir  »hmih-m  da?*  Fortlassen  der  N'ornauien  der  Verfasser  — 
uliniähHrh  Mii-ii  auch  hei  di-n  franxösisejicn  L'niversitätssrhriften  einzuhürgeru 
droht.  L'nfer  den  l'ari.s<*r  nii*dizinisehen  Thesen  von  IbS!*  'Mi  sind  schon  21. 
auf  denen  der  Vorname  de.s  ViTfiLssers  nicht  genannt  wird.  d.  h.  schon  gegen 
Ii  I'roeent  l'nd  doch  wäre  es  hei  der  straften  (Zentralisation,  die  in  trank- 
reieh  aiieh  hinsiehtlieh  iIch  rnterriehtswesens  herrseht,  so  sehr  viel  leichter, 
hier  Ahhillfe  y.ii  sehalVen,  als  es  in  Deutsehhind  ist. 

Ilortzschansk  V. 


Mitthoilungen  aus  und  über  Bibliotheken. 

Herr  Ueiehsarehivassessor  Dr.  Wil Iniann  will  nach  einem  Aufsatze  im 
MI.  Hände    des    „Archivs    «Ics    historischen    Vereins    von    Unterfranken    und 

sitiit  sliihliothe  k   in  der  rniversitatsDiiiUotnek  zu  Lp 


rXsehalVcnhurg'  «len  ijrössten  Theil  der  ehenuiligen  Würzburger  Univer- 
<ltiitshil»liothek  in  der  rniversitätsbibHothek  zu  L'psala  entdeckt  haben. 
Seine  Ausllihrungen  werden  al)er  in  zwei  Artikeln  der  „Neuen  Würzburger 
Zeitung-  (vom  TA.  Februar  und  2.  März  1S91)  von  dem  Würzburger  (»berbibfio- 
thekar  hr.  Kerler  mit  »lun-haus  ill)erzeugenden  (i runden  als  mcht  stichhaltig 
al>gewiesen.  Ks  handelt  sieh  danach  bei  «len  von  Willmann  für  die  Wiir/- 
bur^jer  rniversitätsbibliothek  in  Anspruch  geuimunenen  IJüchcm  in  Wirklich- 
keit vielmehr  um  JUleher  des  Hischofs  .lulius  Kchtcr,  deren  einstige  Ueber- 
weisung  und  Zugehörigkeit  zu  der  Iniversität  nicht  nur  nicht  bewiesen, 
soitdern  äusserst  unwahrscheinlich  ist. 

Naeh  dem  is.  Annual  Keptirt  of  the  H»»ard  of  Directors  of  the 
rhicago  Tiiblic  l/ibrarv,  June  isyii  wies  die  genannte  Sammlung  einen 
UüelierTiesiaiul  \on  i:»«24a  Händen  auf.  IHeselbe  vermehrte  sich  innerhalb 
des  letzten  Verwaltungsjahres  um  lOlUJS  Hände  und  hatte  einen  (iesamuit- 
wms'Mi  >on  I220l7y  (im  Voriahre  1114%4)  Händen,  wovt)u  s4:i971  nach 
Hause  entliehen  wurden.  Der 'Lesesaal  wurde  von  43t> 412  Personen  besucht, 
die  ein/.ebien  Kefcrence  Pepariments  von  I18:»:n.  l>ie  Hibliothek  hatte  einen 
Uescuumtautwand  von  S1T\»7  Dollars  *»1  Teuts,  wovon  auf  Büeheransohaifungen 
11  U>  Dollars  tili  Cents .  auf  Teriodica  und  /eitungcu  2174  Dollars  33  CVut.<. 
auf  Hinden  ;.J»50  iKdlars  42  Icnts,  auf  Indiälter  4;)^»li»  Dollars  f.l  Cents  ent- 
lielen.  Das  l»ersv»ual  der  Hibliothek  bestand  aus  4ö  rersouon.  welche  den 
Tagesdieust.  12.  welche  den  Abenddienst  besorgten:  dazu  kamen  noch  *^ 
stellvertretende  Kräfte,  aussenlem  die  Thürhüter,  Wächter  u.  s.  w.  Das  lu- 
»titut  steht  unter  der  Leitung  von  Frederick  U.  UUd.  A.  li. 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  225 

Der  Bibliothekar  der  Biblioteca  Est^msc  zu  Modena,  Herr  Francesco 
Carta,  möchte  zu  Ehren  des  „Vaters  der  italienisclien  Geschichte",  L.  A.  Mura- 
tori's,  dei  lange  Jsüire  Vorstand  der  genannten  Bibliothek  war,  ein  Mura- 
toriarchiv,  d.h.  eine  Sammlung  von  Handschriften  und  Ausgaben 
der  Werke  und  Briefe  des  berühmten  Historikers  um  so  lieber  ins  Leben 
rufen,  als  sich  hiervon  auf  der  Bibliothek,  welche  lange  Zeit  der  Sitz  der 
grossartigen  Thätigkeit  M.'s  war,  sehr  weniff  vorfindet.  Er  hat  desshalb 
unter  dem  4.  März  d.  J.  ein  Circular  au  alle  Bibliotheken  und  Archive  Italiens 
und  des  Auslandes  gerichtet  und  deren  Vorstünde  gebeten,  ihn  durch  Zu- 
sendimg von  Autographen  Muratoris  oder  durch  genaue  Nachrichten  über  sie, 
sowie  über  seine  WerKc,  sein  Leben  und  seine  Studien  zu  unterstützen.  Wir 
können  diese  Bitte  nur  weitergeben,  möchten  aber  bei  dieser  Geleenhegit 
daran  erinnern,  wie  sich  in  Italien  dasselbe  Bedürfniss  nach  s.  g.  Literatnr- 
archiven  geltend  macht  wie  bei  uns,  nur  dass  man  dort  von  den  gegebenen 
Ceutren  der  Literatur  aus  praktisch  sammelt.  Die  Biblioteca  Nazionale  in  Flo- 
renz z.  B.  lässt  sich  so  leicht  keinen  Briefwechsel  (Carteggio)  eines  berühmten 
Florentiners  entgehen.  Auch  die  Schmerzen  betreffs  der  Aufbewahrungsorte 
dieser  Literaturdenkmale  sind  diesseits  und  jenseits  der  Alpen  dieselben. 
Der  durchaus  nothwendi^e  Bau  der  Biblioteca  Nazionale  in  Florenz  rückt 
nicht  vorwärts,  und  in  Berlin  kann  man  auch  nicht  eher  an  eine  umfassendere 
Anlage  eines  Literaturarchives  denken,  bis  der  Neubau  der  Königlichen 
Bibliothek  eiije  Thatsache  geworden  ist.  0.  H. 


Der  Neubau  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Boston  ist  bei 
(Telegenheit  des  Besuches  dieser  Stadt  Seitens  der  American  Library  Asso- 
ciation im  September  v..  J.  durch  W.  J.  Poole  zum  Gegenstand  einer  wenig 
beifälligen  Kritik  gemacht  worden.    Poole  bemängelte  u.  a.  eine  übertriebene 
Rücksichtnahme  auf  äusseren  Glanz  und  bestechende  Pracht,  die  übermässige 
Ui)he   des  Gebäudes,   welches   in  herkömmlichem  amerikanischen  Stile  auf 
sieben  Etagen  berechnet  ist,  mangelhafte  Beleuchtung,   bedeutende  Ueber- 
schrcitung  der  Kostenanschläge,  vor  Allem  auch  die  Thatsache,  dass  die  Biblio- 
thekare für  den  Bau  überhaupt  nicht  zu  Rathe  gezogen  wurden.    Dass  letz- 
teres  ein  Fehler  war,   wird   keiner  in  Abrede  stellen  wollen,   welcher  der 
Meinung  ist,  dass  ein  Bibliothekar  im  Laufe  seiner  amtlichen  Thätigkeit  noth- 
wendiger  Weise  einige  Erfahrung  in  Bezug  auf  die  Erfordernisse  emes  guten 
Bibliotheksbaues  erlangen  müsse,  die  Jedem  Architekten  willkommen  sein 
sollte.     Der  leitende  Achitekt   S.  A.  ß.  Abbot   führte    die   Vertheidigung 
gegen  Pooles  Ansicht  in  wenig  glücklicher,  leider  auch  persönlich  zugespitzter 
Weise.    Denn  wenn  derselbe  die  wohlüberlegten  Ausführungen  des  auf  dem 
Gebiete  des  Bibliotheksbauwesens  durch  hervorragende  litterarische  Leistungen 
bekannten  Gelehrten  lediglich  „each  and  everyone"  als  „unqualifiedlv  and  ab- 
solutely  false**  bezeichnet,  so  musste  er  eine  derartige  schroffe  Ablehnung 
jedenfalls  ausreichender  begriinden,  als  es  thatsächlich  durch  ihn  geschehen 
ist.    Poole  Cat  sich  denn  auch  gegen  Abbotts  Einsprache  im  Boston  Herald 
vom  24.  Sept.  1890,  welcher  uns  vorliegt,  auf  das  Glücklichste  gerechtfertigt. 
Die  ganze  Controverse  findet  sich  im  Oktoberheft  des  Library  Journal  von 
1890  ausführlich  dargestellt.    Wir  können  der  genannten  Zeitschrift  nur  bei- 
pflichten, wenn  sie  als  Gewinn  jener  Controverse  den  Umstand  betrachtet, 
dass  durch  dieselbe  auch  weitere  Kreise  des  Publikums  auf  die  Tliatsache 
hiugewiesen  seien  „that  it  is  not  the  sole  purpose  of  a  library  buildiug  to 
serve  as  an  omament  of  the  town".    Uebngens  muss  es  Wunder  nehmen, 
dass  selbst  die  Verhandlungen  und  einmüthigen  Beschlüsse  der  American  Library 
Association  auf  diesem  Gebiete  bei  den  dortigen  Architekten  so  wenig  Be- 
rücksichtigimg zu  finden  scheinen.  A.  Graesel. 

In  der  Biblioth^que  de  T^cole  des  chartes  T.  51  (1890)  S.  443—76  ver- 
öffentlicht Marcel  Foumier  die  Handschriftenkataloge,  Reglements  und  Fun- 
dationsurkunden  für  die  Universitäts-Kollegien  in  Toulouse  als  eine  Studie 

VIII.     3.  u.  4.  16 


226  MittheilungcD  aws  und  über  BibIioth«*kt>n. 

über  die  Arbi*it8niitte1,  die  den  Studenten  im  Mittelalter  zur  Verflijrunp  ^e- 
Htetlt  wurden.    Die  Katalof^e.   welche  ausser  Handschriften  K^istHehen,   vor- 
nehmlich solche  civil-  und  canunisclireclitliehen  Inhalts  aufweisen,  sind  darum 
besonders  werthvoll,   weil  sie  nicht  bloss  die  Titel  der  Bücher  anheben.    In 
den    KataloK^n   der   Bibliothek   des   College   de   Verdal   (I.  1337)   und   des 
College  de  Pellejoy  a  Cahors  (III.  1395)  ist  bei  jeder  Handsclirift  der  Preis 
verz(;ichnet ;   fllr   erstere  Bibliothek  wird  ausdrücklich  bestimmt,   dass  nach 
Sifcnirunfc  der  Handschriften  die  Einschätzung  nach  einem  bestimmten  Münz- 
fussc  zu  erfolgen  habe:   ({Ui  quidem  libri  omnes  et  singuli  in  principio 
tertie  linee  jfolii  tertii  consignantur  >)  et  immediate  post  eonsigna- 
tionem  extimantur.  de  tali  moneta  videlicet  quod  una  libra  turonensium  par- 
vorum  valeant  viginti   turonenses  grossos  argenti.    Ausserdem  sind  hier  das 
erste   oder  die   ersten   2—3  Worte  jeder  Handschrift  fast  ausnahuislos  an- 
gegeben, von  der  an  erster  Stelle  verzeichneten  Biblia  magni  voluminis  heisst 
es  genauer:  que  incipit  in  tertia  linea  folii  tertii:  ,.albas  et  dissipatos*'.    In 
dem  Katalog  des  (;ollege  de  Saint-Martial  (II.    1363)  wird  bei  No.  1  —  14  der 
Anfang  (regelmässig:  incipit  in  secundo  folio)  und  das  P^nde:  finit  in  peuul- 
timo  (oder:  ultimo)  folio  angegeben,  bei  No.  15-22  nur  der  Anfang,  aber  mit 
der  Anfangszeile   (incipit  in  secunda  linea  primi  folii  u.  ä.),  im  Katalog  des 
College    de   Saint-Kaimond   (IV.  1403)    ist  Anfang   und   Ende   des   zweiten 
Blattes,  aber  nicht  bloss  des  einzelnen  Codex,  scmdem  auch  der  einzelnen  in 
ihnen   etwa   enthaltenen   Stllcke   verzeichnet.    Der  von   Foumier  an  fünfter 
Stelle  (V.)  veröffentlichte  Katalog  umfasst  zwei  BlicherveichnLsse  (von  1417  und 
1435);  in  beiden  sind  bei  iedeni  Buch' Anfang  und  Ende  zunächst  der  zweiten 
Zeile  angegeben,  dann  wechseln  die  Angaben,  die  selten  ganz  fehlen  und  durch- 
weg sehr  genau  sind,  z.  B.  bei  No.  20  (1417):  et  incipit  dictum  volumen,  in  sep- 
tima  linea .  .  et  finit  in  primo  coruudello  penultima  linea.  Et  dictum  volumen, 
incipit,  in  ultima  carta,  in  prima  linea  secundi  corundelli  .  .  et  finit  dictus 
corundellus,  in  penultima  linea  etc.    Im  Katalog  des  College  de  Perigord 
(VII.  1497)  wird  nur  an  zwei  Stellen,  b<'i  Handschriften  unbekannten  Inhalts 
der  Anfang  genannt:  No.  18  quemdam  librum  incipientcm,  No  22:  nuoddam 
repertorium  incipiens.    Im   bereits  genannten  Katalog  III  wird  von  Ko.  3  an 
regelmässig  Anfang  und  Ende  des  zweiten   Blattes,    bei  No.  1   Anfang  der 
zweiten  und  der  letzten  Seit(» ,   bei  No.  2  Anfang  der  zweiten  Zeile  und  der 
letzten  Seite  angegeben;  dieser  Katalog  bezeichnet  ausserdem  in  fa»st  allen 
Fällen  die  Art  des  Einbandes:  z.  B.   «-opertum  pelle  viridi  et  rubeo  colore 
(No.  1)  und  hellt  Papierhandsehriflen  durch  die  Worte  in  papiro  hervor,  wäh- 
rend bei    Katalog  V  im    ersten  Verzeichniss    öfter  als  im  zweiten  sich  be- 
reits   Zusätze    in    pergameno    und    in    magno    volumine    papiri,    in    papiro 
magne    fonne,    oder   in   papiro   parve  fonue  finden.    Von  vereinzelten  Be- 
merkungen   hebe    ich    hervor    1,   65:    duas    columnas,    III,   10:   sine   pelle 
nisi  a  retro,  III,  18:  Semiones  sine  nomine  auctoris,  2<>:  Missale  magnum 
et    pulchnmi,    V,  1,  31:    Quoddam    volumen,    in    quo    deficit    principiuin, 
V,  2j  48 :  volumen  pulchrum  .  .  .   bene  illuminatum.  —  Im  Uebrigen  sind  die 
Bestimnumgen   in  I  über  den  Ersatz  eines  abhanden  gekommenen  oder  ge- 
stohlenen Buches,   in  IV  über  die  Benutzung  der  Bibliothek  durch  extranei, 
über  das  Verbot,  in  der  Bibliothek   bei  Licht  (crussibolum)  zu  arbeiten    (ne 
libri  propter  oleum  destniantur),  über  die  Bibliothekschlüssel  (vgl.  VI)  u.  A. 
sehr  lesenswerth.    Die  Bücher  in  V,  2  und  VI  sind  i>er  seamia  (scamna)  ge- 
ordnet, des  Weiteren  heisst  es  bezüglich  der  Einstellung  derselben  in  IV: 
Volumina  .  .  .  reü4>nenda  et  incatenanda,  in  V,  2:  ne  libri  ibidem  incatheuati 
et  incathenandi  mdiserete  admittantur,  in  VI:  quilibet  liber  cum  catheua  et 
seamno  obfinnetur.    En<llich  wird  in  eben  diesen  Statuten  des  College  de 

I)  Ich  bespreche  den  Fournicr'schen  Aufsatz  ausführlicher,  weil  er  ver- 
schiedene Ergänzungen  zu  Gottlieb's  „Mittelalterliche  Bibliotheken"  und  zu  der 
darin  behandelten  Anordnung  der  Bibliotheken  im  Mittelalter  bringt,  vgl.  Gott- 
lieb S.  310,  316  f.,  320,  der  von  Toulouser  Bibliothekskatalogen  keinen  kennt. 


Mitthoilungen  aus  und  über  Bibliotheken. 


227 


Foix  (VI)  die  Anfertigung  eines  (nicht  mehr  vorhandenen)  Katalogs  wie  folgt 
angeordnet:  Fiat  etiam  Über  in  luembranis  sive  pergameiio,  in  quo  omnes  libri 
describantur,  qui  ponentur  in  dicta  bibliotheca.  Kt  dietus  über  in  loco,  in  quo 
alii  de  redditibus  et  aliis  dicto  coUegio  pertinentibus  reponentur,  eustodiatur 
et  bene  servetur,  ut  in  futurum  numerus  librorura  sciatur.  W. 


Dem  „Verwaltimgsbericht  der  Erziehung  -  Direktion  des  Kantons 
Bern  für  das  Schuljahr  1889/VHi.  Direktion :  Kegienmgsrath  Dr.  Gobat" 
entnehmen  wir  folgende  Angaben,  die  ein  rühmliches  Zeugniss  von  der  Für- 
sorge ablegen,  welche  die  dortige  höchste  ünterrichtsbehörde  den  Bibliotheken 
zuwendet.  Eine  finanzielle  Besserung  der  Hochschulbibliothek  ist  durch  den 
oblijratorischen  Beitritt  der  Studirenden  eingetreten.  Es  bezahlten  iMil  Studi- 
rende  bei  der  Immatrikulation  zusammen  1305  Fr.  Angeschafft  wurden  242 
Werke  im  (lesammtbetrage  von  3113  Fr.  Ausserdem  wurden  für  Anschaff- 
ungen der  verschiedenen  Seminarbibliotheken  1680  Fr.  verausgabt.  Summe 
der  Einnahmen  850Ö  Fr.,  der  Ausgaben  7006  Fr.  Der  Hochschulverein  be- 
theiligte sich  mit  einem  Beitrage  von  600  Fr.  an  dem  Druck  des  Katalogs 
und  bezahlte  den  Gehalt  des  Bibliothekars  mit  1500  Fr.,  sowie  die  Heizung 
nnd  Beleuchtung.  —  Die  Stadtbibliothek  hat  auf  Antrag  der  Hochschullehrer 
128  Werke  nnd  100  Zeitschriften  angeschafft  und  dafür  7361  Fr.  ausgeworfen. 
—  Die  Bibliotheken  der  Kantonsschule  in  Pruntrut,  der  Gymnasien  in  Bern 
und  Burgdorf  sind  durch  Anschaffungen  und  zahlreiche  werthvoUe  Geschenke 
vermehrt  worden.  Auch  die  Bibliotheken  der  Sekundanerschulen  wurden 
durch  BUchergeschenke  vom  Staate  unterstützt.  Th. 


Der  „Statistik  des  Unterrichts-  und  Erziehungswesens  im  Königreich 
Württemberg  auf  das  Schuljahr  1888/89.  Veröffentlicht  von  dem  Kgl.  Mini- 
sterium des  Kirchen-  und  Schulwesens.  Stuttgart.  Druck  von  W.  Kohl- 
hammer. 1890."  S.  3  entnehmen  wir  folgende  Angaben  über  die  Universi- 
täts-Bibliothek in  Tübingen: 

:i)  Der  Zuwachs  im  Etatsjahr  1888/89  betrug  6235  Werke  in  7974 
Bänden  (gegen  3015  oezw.  4868  im  Vorjahre), 

b)  die  Benutzung  im  Kalenderjahr  1889,  und  zwar  die  Zahl 


der  Be- 

nutzimgs- 

tage 


der  ab-  der  auf  dem  I    der  nach  auswärts 

Lesezimmer  j  versendeten  Packeto 

gegebenen     !      benutzten     i 

j     nach 

Werke   Bände  Werke  1  Bände  Stuttgart 


200 
(gegen  1888  mehr     2 


16458 


24242 


7075 


14874 


94 
13 


nach 
and.  Orten 


210 
13) 


Aji  der  (Jesammtzahl  der  ausgeliehenen  Bände  trifft  es 

Professoren,  Dozenten  und  Beamte  der  Universität  29,6°/** 

Studirende 59,6% 

Sonstige  Tübinger  Einwohner 6,9  °/o 

Auswärtige 3,9  ®/o 

Das  bedeutende  Mehr  des  Zuwachses  im  Vergleich  zum  Vorjahre  er- 
klärt sich  hauptsächlich  durch  die  Einreihimg  der  durch  das  Schäffersche 
Legat,  über  welches  in  diesem  Blatte  Jahrg.  V  (1888)  S.  374  kurz  berichtet 
ist,  der  Bibliothek  zugekommenen  Werke,  Ausschnitte   und  Sonderabdrücke. 

Th. 


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228 


MittheiluDgen  aus  uud  über  Bibliotheken. 


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Anzahl  der  Besuclier 


EncyklopModlen,  Sammel- 
werke 


Theologie 


Staats-  und  Kecht«wUscn- 
schaft 


Mathematik,  NaturwiABen- 
HChaft,  Hellkaude 


Schöne  KUnate 


Geschichte,  l.ändcr-  und 
Vülkorkunde 


Sprachenkunde  u.  Literatur- 
geschichte 


Im  Ganzen  gebrauchte 
Bücher 


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Handschrirtcn 


Personen,  welche  den  Lese- 
saal benutzten 


Personen,  an  welche 
Bücher  ausgeliehen  wurden 


da  nicht  angeschafft       2 


da  ausgeliehen 


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da  beim  Buchbinder 

Nach  Art.  50  des 
Reglements 


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Anzahl  der  ausgeliehenen 
Werke 


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Vermisclite  Notizen.  229 


Vermischte  Notizen. 

Von  den  'Jahresberichten  der  Geschichtswissenschaft  im 
Auftrage  der  Ilistorischen  Gesellschaft  zu  Berlin  herausgegeben  von  J.  Jastrow' 
ist  der  11.  Jahrgang,  der  die  Literatur  des  Jahres  1888  umfasst,  erschienen. 
(Berlin  1891.  R.  Gaertners  Verlagsbuchhandlung.  Hermann  Heyfelder,  gr.  8**. 
XX,  135  -f  459  +  321  +  254  S.  30  Mk.)  Die  Eintheilimg  ist  diesmal  eine 
etwas  andere  als  in  den  früheren  Jahrgängen,  indem  im  Interesse  eines 
schnelleren  Erscheinens  an  Stelle  der  früheren  Abtheilungen  'Alterthum', 
'Mittelalter',  'Neuzeit'  jetzt  die  vier  'Alterthum',  'Deutschland',  'Ausland', 
'Allgemeines'  getreten  sind.  Die  Zahl  der  besprochenen  oder  angeführten 
Schriften  ist  auf  etwa  1 0  000  gestiegen,  auch  sind  wieder  einige  neue  Referate, 
vor  allem  ein  solches  über  die  Urgeschichte,  hinzugekommen.  Natürlich  ist 
durch  beides  die  bibliographische  Brauchbarkeit  der  'Jahresberichte'  nur 
noch  vermehrt,  zumal  da  das  praktisch  eingerichtete  alphabetische  Register 
das  Auffinden  einer  bestimmten  einzelnen Abnandlung  senr  leicht  macht;  und 
sobald  man  jetzt  das  Jahr  eines  gesuchten  historischen  Aufsatzes  weiss,  wird 
es  mit  Hilfe  der  '  Jahresberichte  fast  stets  gelingen  denselben  zu  ermitteln. 
Der  diesjährige  Jahrgang  weist  noch  eine  besondere  werthvoUe  bibliographische 
Beigabe  auf,  ein  Verzeichniss  der  im  engern  und  weitem  Sinne  historischen 
Zeitjschriften.  Erst  aus  ihm  übersieht  man  die  ganz  überraschende  Fülle  der 
periodischen  geschichtlichen  Literatur,  die  noch  weit  grösser  ist,  als  es  selbst 
der  annimmt,  der  bei  seinen  eigenen  Arbeiten  häufig  in  die  Lage  kommt, 
historische  Zeitschriften  zu  benutzen.  Aber  dies  Verzeichniss  hat  auch  einen 
sehr  greifbaren  praktischen  Werth,  denn  es  ist  zwar  überaus  leicht,  den 
genauen  Titel,  Verlag  u.  s.  w.  einer  deutschen  Zeitschrift  festzustellen,  sehr 
schwer  ist  indessen  dasselbe  bei  ausländischen  Zeitschriften,  da  in  die 
meisten  ausländischen  Bibliographien  die  Zeitschriften  entweder  gar  nicht  oder 
doch  nur  sehr  unvollständig  aufgenommen  sind.  Beispielsweise  flir  die  (hier 
8  Seiten  umfassenden)  französischen  localhistorischen  Periodic«  ist  dem  Ref. 
eine  gleich  brauchbare  Bibliographie  bisher  nicht  bekannt  gewesen.  Man 
kann  daher  dem  Herausgeber  der  'Jahresberichte'  nur  dankbar  sein,  dass  er 
sich  der  offenbar  nicht  geringen  Mühe  unterzogen,  dieses  Zeitschriftenver- 
zeichniss,  das  nicht  weniger  wie  45  Seiten  fllUt,  anzufertigen;  die  sachliche 
Anordnung  ist  durchsichtig  genug,  um  es  zu  ermöglichen,  den  vollen  Titel 
(^iner  gesuchten  Zeitschrift  schnell  aufzufinden ,  docn  möchten  wir  trotzdem 
dem  Wunsche  Ausdnick  geben,  dass  bei  einem  etwaigen  neuen  Abdruck 
dieses  Zeitschriftenverzeif  hnisses  auch  ein  streng  alphabetisches  Register  bei- 
gegeben würde,  für  das  natürlich  Angabe  des  Titels  mit  Verweis  auf  die  be- 
treifeudc  Stelle  des  systematischen  Verzeichnisses  ausreichend  wäre. 

W.  Seh. 

Ucber  „die  Wiegendrucke  der  Admonter  Stiftsbibliothek" 
hat  P.  J.  Wich n er  in  der  Zeitschrift  „Der  Sammler"  Nr.  22  u.  2.*^  einen  Auf- 
satz veröftVntlicht.  Wie  uns  indess  der  Herr  Vert*.  mittheilt,  ist  ihm  trotz 
Versprechens  vor  dem  Abdruck  ein  ( 'orrecturabzug  nicht  zugesandt  worden, 
und  es  sind  in  Folge  dessen  nicht  nur  zahlreiche  Druckfehler  stehen  geblieben, 
sondern  es  ist  auch  das  ursprüngliche  Mfinuscript  des  Verf.  verschlimmbessert 
worden:  Abkürzungen  des  Originaltextes  sind  falsch  aufgelöst  u.  s.  w.  Auf 
Wunscli  des  Herrn  Verf.  constatiren  wir  diesen  Sachverhalt. 

Die  Red. 

E.  Fromm,  Bibliothekar  der  Stadtbibliothek  in  Aachen,  hat  eine 
Bibliographie  der  Bäder  von  Aachen  angefertigt:  Die  Litteratur  über 
d  i  e  T  li  e  r m  e  n  von  A  a  c h  e  n  seit  der  Mitte  des  1 0.  Jahrhunderts.  Nach 
den  Beständen  der  St4ultbibliothek  zu  Aachen  bibliographisch  bearbeitet  und 


230  Vermischte  Notizen. 

im  Auftrage  dor  StatltviTwaltiinf]?  liorausg:ogi'brii.  (Aachen.  CommissionsvLThijr 
von  Rudolf  Barth.  1890.  VI,  32  S.  8»)  Das  Verzeiihniss ,  das  sich  sowohl 
auf  selbständige  Werke  wie  auf  Zeitschriftenartikel  erstreckt,  umfasst  121 
Nummeni.  Das  älteste  Werk  ist  Petrus  Bnihezius,  de  thermarum  Aouisgra- 
nensium  viribus  Antvcrjiiae,  1555.  Dem  17.  Jahrhundert  gehören  11,  dem  18. 
20  Nummern  an.  Die  einzelnen  Titel  sind  diplomatisch  genau  wiedergegeben, 
häufig  sind  bibliographische  und  litterarische  Anmerkungen  beigefügt. 

Im  Jahre  1890*)  smd  in  der  preussischen  Provinz  Sachsen  (nach 
den  im  Börsenblatt  fllr  den  deutschen  Buchhandel  gemacliten  Angaben)  424 
neue  Bücher  (einschliesslich  neuer  Auflagen  älterer  Werke)  erschienen.  Die- 
selben vertheilen  sich  auf  71  Buchhandlungen,  welche  an  2ö  verschiedenen 
Orten  der  Provinz  ihren  Sitz  haben,  davon  21  in  Halle  a.  S.  Nach  der  Zahl 
der  veröffentlichten  Werke  steht  an  der  Spitze  der  Verleger  in  der  Provinz 
Sachsen  M.  Niemeyer  (Lippert 'sehe  Buchhandlung)  inHalle  mit  40  Biicheni ,  die 
nächstfolgenden  sind:  dii^  Schulbuchhandlung  von  Gressler  in  I^an^ensalza 
(32),  W.  Knapp  in  Halle  (27) .  die  Buchhandlung  des  Waisenhauses  m  H:dle 
(23)  und  Heros6  in  Wittenberg  (21).  P. 


„Zum  fünfundzwanzigjährigen  Bestehen  der  Modenwelt*^ 
hat  die  Firma  Franz  Lipperhcitie  in  Berlin  im  vorigen  Jahre  einen  ganzen 
.sehr  schön  ausgestatteten  Band  erscheinen  lassen,  aus  dem  hervorgeht,  dass 
dieses  jetzt  in  dreizehn  Sprachen  erscheinende  Blatt  in  einer  Auflage  von 
450  000  Exemplaren  gednickt  wird.  Die  Kedaktion  des  Weltblattes  befindet 
sich  in  den  Händen  von  elf  Damen,  denen  «'If  Zeichnerinnt»n  und  drei  Zeichner 
zur  Seite  stehen.  Diis  Institut  hat  auch  einen  Bibliothekar,  der  der  kostüm- 
wisseuschaftlichen  Büchersammlung  vorsteht.  Die  Papiermasse,  welche  für 
«las  Journal  gebraucht  wird,  ist  colossal.  Legte  man  die  bedruckten  Bogen 
nebeneinander,  so  würd(m  sie  einen  FlächenrauHi  von  8  560  000  Quadratmeteni 
bedecken,  würde  ipan  sie  aufeinander  schichten,  eine  Höhe  von  1323  Metern 
erreichen. 

In  dem  2.  Baude  des  von  Conrad  und  Anderen  herausgegebenen  „Hand- 
wörterbuches der  Staat 8 Wissenschaften*  befinden  sich  zwei  inhalts- 
reiche Artikel  des  Oberbibliothekars  Dr.  Dziatzko  über  ,.  Bibliotheken '* 
(S.  542  u.  f.)  und  „Buchhandel"  (S.  744  u.  f.) 

Der  8chw4'dische  Oosandte  Benedikt  Skytte  meldet  unter  dem  3/13.  Ja- 
nuar 1052  an  die  Königin  Christine  wegen  Anknüpfung  »»ines  freundschaft- 
lichen Verhältnisses  mit  der  türkischen  Pforte  die  dai;auf  bezüglichen  Hüth- 
sehläge  des  siebenbürgischen  Fürsten  Sigismund  Kakoczy.  in  denen  es  u.  A. 
heisst:  ,  Welche  Kantaten  E.  K.  Mt.  aus  ihren  Län<lern  (d.h.  der  Türkei)  ver- 
langen möchten,  würden  die  Türken  alles  nachlassen;  besonders,  meinte  er,  be- 
sitzen sie  zwei  der  ältesten  und  schönsten  Bibliotheken  in  Constanti- 
nopel  und  Buda;  und  kömiten  E.  K.  Mt.  wohl  von  ihnen  einige  geschrie- 
bene Sachen  bekommen,  da  sie  keiner  unter  ihnen  besonders  achtete.** 

W. 

Die  Januamummer  v(m  The  Library  enthält  ein  Ver/.eichiiiss  der- 
jenigen Orte  Grossbritanniens,  in  welchen  die  Public  Libraries 
Act  angenommen  ist;  danach  erfreuen  .sich  jetzt  21',»  Orte  des  vereinigten 
Königreichs  der  Wohlthat  öffentlicher  Bibliotheken. 

Walter  T.  Kogers  hat  ein  kurzes  i^iglisehes  Manual  of  Inblio- 
graphy  venUfentlicht.  Es  werden  hier  behandelt  die  Ertintlung  der  Bueh- 
drucJcerkun.st,   der  Werth  und  das  Aeussere  der  Bücher,    die  Illustrationen, 

I)  Vgl,  Bd.  VI,  217.    VII,  448. 


Vennischte  Notizen.  231 

(\vj  Kinband,  die  Einrichtung  und  Vonvaltung  der  Bibliotlieken  u.  dj^l.  in. 
NirpMids  steht  das  Buch  auf  dein  Standpunkte  der  neueren  Forschung;  überall 
zeigt  der  \'erf.  eine  bedenkliche  Nichtachtung  der  neueren  Literatur  und  lässt 
sich  vielfache  Fehler  und  IrrthUnier  zu  Sclmlden  kommen;  irgend  welchen 
wissenschaftlichen  Werth  kann  man  daher  seinem  Werke  nicht  beischreiben. 


Merkwürdige  (icwolmheiten  reissen  bei  einigen  deutschen  Anti- 
(juaren  ein.  In  einem  vorliegenden  Kataloge  werden  auf  der  Rückseite  des 
Titelblattes  dreiunddreissig  Werke  (^inc^s  Spezialkatalogs  von  401  aufgezählten 
Werken  als  schon  verkauft  angegeben.  Es  braucht  nicht  bemerkt  zu  werden, 
dass  es  die  besseren  Werke  sind,  die  sclion  verkauft  waren,  ehe  der 
Katalog  vertlieilt  wurde.  Wer  mag  sich  denn  noch  mit  einem  solchen  Kata- 
loge beschäftigen,  bei  dem  man  immer  nachsehen  muss,  ob  das  Werk,  das 
man  kaufen  möchte,  nicht  schon  verkajift  ist?  Es  ist  dieses  Verfahren  zwar 
besser,  als  das  anderer  Antiquare ,  welche  die  Aushängebogen  ihrer  Kataloge 
umhersenden,  und  von  denen  man  dann  natürlich,  wenn  man  nicht  zu  deren 
Auserwählten  gehört,  nichts  Gutes  mehr  erhält,  wenn  man  auch  sofort  nach 
Empfang  des  Katalogs  bestellt.    Aber  schön  ist  die  Sache  auch  nicht. 

X.   X. 

So  lange  uns  in  Deutschland  ein  Register  zu  unseren  Periodicis  nach 
Art  des  Pooleschen  Index  to  periodical  literature  noch  fehlt,  müssen  wir 
uns  leider  mit  allerlei  Surrogaten  behelfen.  Eines  der  bmuchbarsten  ver- 
danken wir  beschämender  Weise  den  Amerikanern:  wir  meinen  das  „Auto- 
ren- und  Sachregister  zu  den  bedeutendsten  deutschen  Zeit- 
schriften. 1b8G— 1S89.  und  zu  verschiedenen  Sammlungen.  Von  W.  M. 
Griswold."  (=■  Cumulative  Indexes.  No.  IV.  Cambridge,  Mass.,  1890. 
12  Mk.)  Es  sind  hier  15  Zeitschriften  excerpirt,  dabei  vor  allem  die  populär- 
wissenschaftlichen Monatsschriften  (Deutsche  Rundschau,  Nord  und  Süd, 
Preussische  Jahrbücher  u.  dergl).  Die  Anordnung  ist  dieselbe  wie  bei  den 
andern  Griswold  Indexes,  die  sich  längst  als  praktisch  bewährt  hat.  Jedes 
Heft  einer  Zeitschrift  bekommt  eine  besondere  Nummer,  und  im  Register 
wird  dann  nur  diese  Nummer  angeführt.  Das  Register  selbst  ist  ein  dop- 
peltes, eins  nach  Autoren  und  eins  nach  sachlichen  Stichworten,  doch  ver- 
weisen beide  auf  einander  und  zwar  in  folgender  Weise:  Jeder  Autor  und 
jedes  Stichwort  bekonnnt  wieder  eine  Nummer;  bei  dem  Autor  stehen  dann 
ausser  der  fetten  Nummer,  die  auf  die  Zeitschrift  verweist,  die  Nummern, 
unter  denen  man  im  Sachregister  Aufsätze  von  ihm  findet ;  bei  dem  Sachwort 
dagegen  geben  die  Nunnnern  an,  von  welchem  Autor  die  Aufsätze  herrühren. 
Zwei  Beispiele  mögen  das  Verfahren  erläutern.  Wir  finden  z.  B.  im  Autoren- 
register Gundlach, W .  =  4206  in  116.  Dies  bedeutet,  dass  der  Aufsatz  in  der 
Deutschen  Revue  Aprilheft  1 887  steht ;  sehen  wir  dann  im  Sachregister  unter 
4206  nach,  so  finden  wir  dort  de  Prades;  das  bedeutet,  jener  Autsatz  handelt 
über  de  Pra<les.  Oder  wir  finden  im  Sachregister  „Studentenleben  einst  imd 
jetzt  13Ö  von  240'.  Die  erstere  Nummer  giebt  uns  wieder  die  Zeitschrift 
an  (Deutsche  Revue.  1889.  Januarheft^;  bei  der  zweiten  fii\den  wir  im 
Autorenregister  den  Verfasser  M.  Carriere.  Die  Sache  nimmt  sich  in  der 
Schilderung  etwas  complicirt  aus,  ist  aber  beim  Gebrauch  sehr  einfach  und 
leicht.  —  Dtis  uns  zugesandte  Exemplar  ist  auf  Seidenpapier  einseitig  ge- 
druckt, offenbar,  um  es  für  Katalogzwecke  verwenden  zu  können.  Weshalb 
man  aber  fiir  einzehie  Blätter  verschiedenfarbiges  Seidenpapier  jjewählt  hat, 
ist  uns  unklar;  auf  dem  violetten,  dunkelblauen  und  braunen  Papier  sind  die 
Typen  ungemein  schwer  lesbar  und  greifen  die  Augen  stark  an. 

^  W.  Seh.         . 

Wir  werden  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das  auf  S.  SO  besprochene 
Z  e  u  g  M  i  s  s  des  Jacob  Philipp  F  o  r  e  s  t i  über  die  E  r  f i n  d u  n  g  (J  u  t  e  n  b  e  r  g  s 
bereits  von  v.  d.  Linde  in  seinem  Gutenberg  S.  157  unter  Nr.  54  mitgetheilt  ist. 

Die  Red. 


232  Vermischte  Notizen. 

Eine  Bibliographie  der  Ausgaben  der  bekannten  Letters  ofJunins 
gicbt  John  Kduiand  in  dem  Bulletin  of  the  Mercantile  Librar>'  of  Philadelphia. 
Welch  einen  Anklang  die  Juuiusbricfe  bei  ihrem  Erscheinen  fanden,  spricht 
sich  auch  darin  aus,  dass  30  Jahre  nach  der  I.Ausgabe  schon  die  75.  Aus- 
gabe vorlag. 

Auf  dem  Gebiete  der  spanischen  bibliographischen  ThUtigkoit  ist  er- 
wHhnenswerth  P^duardo  Toda  y  Guell,  Bibliografia  espanola  de  Cer- 
dafia  (Madrid,  Murillo.  320  p.).  die  sowohl  den  spanischen  wie  den  franzö- 
sischen Antheil  der  Cerdaifa  umifasst. 

Hinsichtlich  des  auf  S.  123  abgedruckten  Briefes  von  Conrad  Ges- 
nc'r  an  David  Chyträus  haben  wir  zwei  Zuschriften  erlialten,  die  darauf 
hinweisen,  dass  in  dem  Datum  1543  ein  Fehler  stecken  mnss,  da  Chytriius, 
der  hier  als  professor  sacrarum  literarum  Rostochii  bezeichnet  wird,  erst  1551 
in  Rostock  Professor  wird,  während  er  1543  sich  in  Tübingen  befand. 

Die  Red. 

Zu  der  ausgezeichneten,  als  muster^ltig  bekannten  Bibliographie  An- 
nales de  la  typographie  n^erlandaise  au  XV«  siecle  des  im  vorigen 
Jahre  verstorbenen  M.  F.  A.  G.  Campbell  ist  ein  letztes  Supplement  (4«  Sup- 
plement. La  Haye,  Martinus  Niihoff.  ISW).  8".  VI,  5  p.)  erschienen,  das 
die  letzten  von  dem  unermiidlicnen  Forscher  gesammelten  Ergänzungen  ent- 
hält. Es  giebt  Nachträge,  resp.  Berichtigungen  zu  folgenden  8  Nummern: 
ft38a,  »81,  1197,  1204,  1378a,  1503a,  1638,  1640.  Nr.  b3Sa  ist  ein  Donatus 
von  etwa  1470  mit  Typen,  die  Holtrop  unbekannt  sind;  die  Nrn.  1197,  1638 
und  1H40  sind  auf  Grund  von  Exemplaren,  die  die  Fürstl.  Stolberg'sche 
Bibliothek  in  Wernigerode  besitzt,  genauer  beschrieben.  W.  Seh. 


Im  5.  Hefte  der  Biblioth^que  de  T^cole  des  chartes  des  Jahres  1 890 
recensu^  S.  528  u.  f.  L.  Delisle  das  Buch  von  B.  Haur^au,  Notices  et  ex- 
traits  de  quelques  manuscrits  latins  de  la  Bibliotheque  nationale.  I.  Paris 
1890,  das  uns  zur  Besprechung  nicht  zugegangen  ist.  Delisle  lobt  das  Buch 
sehr  und  giebt  einige  Berichtigungen  zu  demselben.  Ueber  derartige  biblio- 
graphische Forschungen  spricht  sich  Herr  Haur6au  dahin  aus:  „Ce  genre  de 
labeur  qu'on  appelle  la  bibliographie  |nc  saurait  pr^tendre  aux  glorieux 
suin'ages  de  public,  qui  ne  peut  Toner  que  ce  qui  l'int^resse ;  mais  il  a  beau- 
c^up  «rattrait  pour  celui  qui  s  y  consacre.  Oui  sans  doute,  c'est  une  humble 
et  tres  humble  etude;  mais  combien  d'autres  c<mipensent  la  peine  qu'elles 
donnent  en  pennettant  de  dire  aussi  souvent:  J'ai  trouve."  Herr  Haureau 
hat  ganz  Recht.  Aber  man  muss  für  derartige  Studien  auch  eine  Bibliothek 
zur  Verfügung  haben,  in  der  es  noch  Etwas  zu  linden  giebt. 

Seit  unserer  letzten  Uebersicht  über  Schenkungen  für  Biblio- 
thekszwecke in  Amerika  und  England  (Chi.  f.  B.  VII.  S.  213)  sind 
folgende  neue  grossere  Dotationen  und  \  ennäehtnisse,  anzuführen :  J.  J.  Wil- 
liams gab  25O0O  Dollars  für  ein  Bibliotheksgebäuile  in  Beaver  Dam, 
Mich.  —  S.  A.  Avery  schenkte  HOOOO  Dollurs  an  die  Columbia  College 
Library.  —  Die  Bibliothek  der  Cornell  l'niversity  hat  den  Process 
wegen  des  ihr  von  Jenny  Mc  (^raw  Fiske  vennaehten  Legats  im  Betrage 
von  1  Milli(m  Dollars,  dessen  Giltigkeit  die  Erben  bestritten,  verloren,  datlir 
aber  erhielt  sie  von  11.  W.Sage,  dem  Ctmipagm)n  des  Vaters  der  Fniu 
Fiske,  500000  Dollars  tlir  ein  Bibliotheksgebäudc^  geschenkt.  —  Alniond  M. 
Paine  gab  lOOCH)  Dollars  an  die  Peoples  Library  in  l^anielsonville, 
Conn.  —  Der  Stadt  Hartford,  Conn.  hatte  Junius  S.Morgan  2r>0000  Dollars 
geschenkt;  andere  Bürger  der  Stadt  haben  nun  noch  weitere  l()2tM)0  Dollars 
aufgebracht,  so  d:is«  der  Bau  eines  Bibliotheksgebäudes  gesichert  ist.  —  Die 
öffentliche  Bibliothek  in  Ipswieh,   Mass.  erhielt  von  Albert  Farley  Ileard 


Vermischte  Notizen.  233 

10000  Dollars.  —  H.  0.  Cool i (ige  gab  15000  Dollars  für  eine  Bibliothek  in 
Keene,  N.  H.  —  Fanny  M.  Kellogg  vermachte  350000  Dollars  für  eine 
öffentliche  Bibliothek  in  Montpelier,  Vt.,  indcss  ist  das  Testament  an- 
gegriffen worden.  —  Catharine  W.  Bruce  schenkte  der  von  ihr  errichteten 
Zweigbibliothek  an  der  New  York  Free  Circulating  Librarv,  die  bereits 
20000  Besucher  jährlich  zählt,  weitere  20000  Dollars.  —  F.  H.  Cossett  be- 
stimmte 10  000  Dollars  fUr  ein  neues  Bibliotheksgebäude  in  North  Granby, 
Conn.  —  George  S.  P  e  p  p  e  r  hinterliess  1 50  OOO  Dollars  für  Errichtung  einer 
freien  Bibliothek  in  Philadelphia.  —  Laurent  Wetmore  vermachte  22000 
Dollars  an  die  Bibliothek  in  Torrington,  Conn.,  während  er  zugleich  der 
Universitätsbibliothek  von  Vermont,  der  er  früher  ein  Gebäude  im  Werthe 
von  200  000  Dollars  geschenkt  hatte,  noch  50  000  Dollars  hinterliess.  -  J. 
Norris  gab  50000  Dollars  für  eine  Bibliothek  in  Trenton,  Mo.  —  J.  S. 
Morrisson  bestimmte  testamentarisch  60  000  Dollars  für  eine  Bibliothek  in 
Tyrone,  Pa.  —  Simon  Y an  des  schenkte  30000  Dollars  behufs  Errichtung 
eines  Bibliotheksgebäudes  am  Wabash  College.  —  J.  E.  English  gab  der 

Bibliothek  am  Yale  College  10  000  Dollars. Ein  Commentar  zu  diesen 

Zahlen,  die  in  den  Zeitraum  eines  Jahres  fallen,  ist  wohl  überflüssig.    W.  Seh. 


Die  neueste  Gabe  des  bekannten  Bibliographen  der  Erotika,  Hngo 
Hayn,  ist  für  den  Litterarhistoriker  von  grösserem  Interesse  als  die  vorher- 
gegangenen. Zu  einer  seltenen  Sammlung  von  Volksliedern  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert (um  1690)  hat  der  Freiherr  von  Meusebach  in  seinem  Handexemplar 
ein  Register  mit  Quellennachweisungen  gegeben,  in  welchem  er  fllr  20 1  Lieder 
die  Herkunft  ermittelt.  Diese  handschriftlichen  Notizen  Meusebachs  hatte 
Hayn  bereits  im  Serapeum  XXXL  Nr.  10  publicirt;  er  hat  jetzt,  da  jener 
Abdruck  ohne  seine  Schuld  höchst  fehlerhaft  ausgefallen  war,  diese  Publi- 
kation wiederholt:  Tugendhaffter  Jungfrauen  und  Juugengesellen 
Zeit -Vertreib  er.  Ein  Weltliches  Lieder-Büchlein  des  XVIL  Jahrhunderts 
aus  V.  Meusebach's  Sammlung  in  der  Berliner  Oeff entlichen  (sollte  heissen 
Königlichen.  Die  Red.)  Bibliothek.  Nach  Weisungen  der  Quellen ,  aus  denen 
die  201  Lieder  geschöpft  sind,  von  Karl  Hartwig  Gregor  Freiherr  von  Meuse- 
bach (t  1847).  Als  Beitrag  zur  Geschichte  des  deutschen  Volksliedes  her- 
ausgegeben von  Hugo  Hayn.  Köln  a.  Rh.,  Verlag  von  Franz  Teubner.  1890. 
Der  kleine  Beitrag  ist  für  die  Geschichte  des  Volksliedes  in  der  That  nicht 
ohne  Interesse,  doch  ist  der  Preis  (1,50  Mk.  für  24  Seiten)  ganz  unverhältniss- 
mässig  hoch. 

Zur  Biographie  des  Mainzer  Doctor  C.  Humeri.  Doctor  Conrad 
Humori*)  zu  Mainz  ist  bekannt  als  Unterstützer  Henne  Gutenber^s,  des  Er- 
finders der  Typographie,  und  so  muss  jede  Notiz  über  sein  Leben  mteressiren. 
Ich  fand  eine  solche  im  Eberbacher  Copialbuch  Oculus  momoriae  H  Bl.  13^' 
des  Staatsarchivs  zu  Wiesbaden  und  theile  solche  als  unbekannt  hier  mit. 
1440.  12.  Mai.  Bericht  über  die  Einigimg  zwischen  dem  Kloster  Eberbach 
und  dem  Kath  zu  Mainz,  sowie  Philipp  und  Henrich  genannt  zum  Junten 
woge»  der  Privilegien  des  Klosters  am  Zolle  zu  Mainz,  dass  Eberbach  seme 
Waaron  zollfrei  vorbeifahren  dart*.  Die  Stelle  selbst  lautet:  Super  privilegiis 
abbatis  et  conventus  Eberbaeensis  in  theh)neo  Moguntie  plaeitum  est  in  stuba 
magna  jiraetorii  Moguntinensis  in  anno  doniini  M"  CCCl^  XLIX*^  die  duo- 
decima  nuMisis  Maji  cum  eonsulatu  et  doniicellis  Plulippo  et  Henrico  dictis 
vom  Jungen,  et  tahdem  conclusiun,  dietos  abbaten!  et  conventum  pro  futuro 
citra  eujusciUKiue  thelonei  solutione  onmia  sua  bona  qualiaeunque  victualia 
aut  non,  dedneere  posse  et  debere,  ita  quod  ex  eis  aut  talibus  immutatis 
mendicantie  non  fiant.    Presentibus   ibidem  Thilmanno  abbate,  bursario  Jo- 

1)  Uebcr  ihn  cf.  Schaab.  Geschichte  der  Erfind,  d.  Buchdruckerk.  I,  379. 
—  Hegel,  Mainzer  Chroniken  s.  v.  (Register).  —  v.  d.  Linde,  Geschichte  der 
Erfind,  der  Buchdruckerk.  s.  v.  (Register). 


234  Vermischte  Notizen. 

• 
h&nne  de  Aschaffenburg,  Petro  de  Halfl^rtcn  dotcniiinatore  artiuui  pro  tunc 
confessore  ip  alden  munster,  Johanne  de  lato  lapide  decretorimi  et  doniinonini 
ecclesie  niajoris  pro  tempore  doctore,  Philippo  seniore  de  Cronenburjr,  Adam 
de  Aldendorff  vicedomino  Hinckgavie  et  Conrado  Lnmer^5hey^I  scriptore  pro- 
vincie.  Ex  adverso  Henrico  vom  Jungen,  suo  et  Philippo  vom  Jungen  no- 
minibus  Conrado  Humeri  doctoris  civitatis,  Johanne  Molsberg  et 
Jcckt^Uino  seiller  magistris  civium  pro  tempore  Cristoforo  et  hengenesgern 
familiaribus  thelonei. F.  W.E.Roth. 

In  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  vom  1 1 .  December 
1890  No.  LI  und  IJI  berichtet  Professor  A.  HrUckner  über  .seine  Forsch- 
ungen, die  er  in  verschiedenen  I^bliotheken  nach  Handschriften  der  älteren 
polnischen  Literatur  angestellt  hat.  Er  setzt  das  älteste  Denkmal  der  polni- 
schen Sprache  ca.  1350  an.  K»  sind  sechs  Predigten,  die  noch  nicht  einmal 
Yollständig  erhalten  sind. 

Das  Verordnungsblatt  ftir  den  Dienstbereich  des  k.  k.  Ministeriums  flir 
Kultus  und  UnU^rricht  veröffentlicht  als  Beilage  zu  Stück  XXIV  des  Jahr- 
gangs 1890  das  ^Verzeichniss  der  in  den  Programmen  der  österr. 
Gymnasien,  Realgymnasien  und  Realschulen  für  das  Schul- 
jahr 18S0/90  veröffentlicliten  Abhandlungen."  Von  den  daselbst 
verzeichneten  Abhandlungen  sind  hier  zu  erwähnen: 

1.  (Gymnasium  zu  den  Schotten  in  Wien) :  Rosner,  Johann:  Die  illustri- 
renden  Künste  und  ihre  Bedeutung  für  die  Kulturgeschichte.  Ein 
Beitrag  zur  Kenntniss  und  Würdigung  des  Kunstdrucks.    48  S. 

2.  (Gymnasium  in  Teschen):  Bittner,  Josef:  Systematisches  Verzeichniss 
der  zisleitlianischen  Programmarbeiteu  seit  dem  Schuljahre  1873  74. 
I.  Theil.    39  S. 

3.  (Gymnasium  in  Wa4lowice):  Frackiewisz,  Michai'l:  Systematisch  ge- 
ordnetes Verzeichniss  des  wissenschaftlichen  Inhaltes  der  von  den 
galizischen  Mittelschulen  bis  zum  Jahre  1889  verüffentlichten  Pro- 
granune.    (In  polnischer  Sprache.)    5  S. 

4.  (Realschule  in  Waidhofen  a.  d.  Ybbs) :  Held,  Gustav:  üeber  Jugend- 
literatur und  Schülerbibliotheken.    40  S. 

Der  Präfekt  der  Marciana,  Herr  C.  Castellani,  hat  zwei  Abhand- 
lungen über  die  ältesten  venetianischen  Ausgaben  der  Institutionen 
Quintilians  und  der  demselben  beigelegten  Declamationen 
unter  dem  Titel:  Intorno  alle  d\u*  edizioni  Venete  1471  e  senz'anno  delle 
edizioni  oratorie  di  Quintiliano  e  airedizione  Veneta  1482  delle  declamazioni 
gia  attribuite  a  Quintiliano  in  Venedig  bei  Visentini  1891  erscheinen  lassen. 
Er  weist  hier  nach,  dass  die  1471  erschienene  Ausgabe,  von  Janson  gednickt, 
älter  ist  als  die  ohne  Jahr  erschienene,  und  dass  der  Drucker  derselben  wahr- 
scheinlich identisch  ist  mit  dem  Drucker  «ler  Declamationen,  d.  i.  Lucas  Vene- 
tianus,  Sohn  des  Domenicus. 

In  einem  interessanten  Aufsatz  der  Annales  du  Midi.  Annee  III  be- 
richtet Herr  H.  Omont  über  den  Verkauf  einer  Sammlung  von  26  griechi- 
schen Handschriften,  die  der  Jurist  Julius  Pacius  de  Beriga  (f  1635)  be- 
sass.  an  Lucas  Holstenius.  Der  Handel  wurde  durch  Peiresc  vennittelt.  Ein 
Theil  der  Handschriften  (6)  ist  als  Geschenk  des  Holstenius  in  die  Stadt- 
bibliothek zu  Hamburg  gekommen;  die  Mehrzahl  ist  dagegen  in  Rom  ver- 
blieben und  in  der  Vatic^na  imd  Barberina  zu  sehen.  —  In  der  Revue  des 
6tudes  Greccjues.  1890.  beschreibt  H.  Omont  das  Typicon  (Gottes<lienstord- 
nung)  von  San  Nicola  de  (?asoll  bei  Otranto,  das  jetzt  in  der  Turiner  Künigl. 
Bibliothek  aufbewsüirt  wird.  Dasselbe  ist  wichtig  fllr  die  (beschichte  dieses 
griechischen  Klosters  in  Unteritalien,  da  es  die  Reihe  der  Aebte  des  Klosters 
und  Aufzeichnungen  zur  Geschichte  des  Klosters  von  1099  bis  zum  Jahre 


Vermischte  Notizen.  235 

1401)  enthält.  Das  Kloster  wnrde  1483  von  den  Türken  zerstört.  Die  Biblio- 
thek des  Klosters  kann  nicht  unbedeutend  gewesen  sein.  In  dem  beschrie- 
benen Bande  befindet  sich  eine  Art  Ausleihejournal  von  griechischen  Hand- 
schriften. Die  ganze  Handschrift  soll  demnächst  von  dem  Pater  Cozza-Luzi, 
Vicebibliothekar  der  Vaticana,  herausgegeben  werden. 


Frcimden  der  edlen  Buchbinderkunst  können  wir  die  im  2.  Jahrgange 
erseheinende  ^Monatsschrift  für  Buchbinderei  und  verwandte  Ge- 
wer bc**:  welche  von  Herrn  Paul  Adam  in  Düsseldorf  herausgegeben  und  bei 
Friedrich  Pfeilstücker  in  Berlin  verlegt  wird,  aufs  Beste  empfehlen.  Sie 
sucht  die  Buehbinderkunst  in  Deutscland  zu  heben  und  auf  (unen  Stand  zu 
bringen,  den  sie  in  anderen  Ländern,  namentlich  in  Frankreich,  schon  längst 
eingenommen  hat.  Dazu  gehört  treilich  auch,  dass  sich  in  Deutschland  Leute 
finden,  welche  schöne  FJnbände  zu  schätzen  wissen  und  bezahlen  mögen. 
Werden  jetzt  auch  bei  uns  gute  Bände  hergestellt,  so  sind  sie  doch  noch 
meist  Fabrikwaare  oder  es  sind  Bände,  bei  welchen  mehr  auf  Solidität  als 
auf  Sehönheit  Rücksicht  genommen  werden  nmss.  Offenbar  \vUchst  aber  auch 
in  diesem  Kunsthandwerke  bei  uns  der  Geschmack.  Diese  Aufwärtsbeweg- 
ung zu  unterstützen,  ist  die  Aufgabe  der  genannten  Monatsschrift,  deren 
Preis  7,50  M.  für  12  Hefte  im  Jahre,  "bei  der  Menge  der  beigegebenen,  zum 
Theil  recht  guten  Abbildungen  als  ein  ausserordentlich  billiger  bezeichnet 
werden  nniss.  Wir  wünschen  der  Monatsschrift  wie  dem  Gewerbe,  dem  sie 
dienen  will,  den  best(^n  Fortgang  und  wünschen  nur  auch,  dass  die  .Fabri- 
kanten, welche  die  Materialien  zu  den  Einbänden  liefern,  die  Pappen-  und 
Bnntpapierfabrikanten ,  bald  bessere  Stoffe  liefern  möchten.  Man  kann  ja 
kaum  noch  ein  (^inigermassen  haltbares  Buntpapier  haben,  auch  wenn  man 
es  gut  bezahlen  will.    So  versichert  man  uns  wenigstens.  0.  H. 


Von  einer  eiffcnthümlichen  Druckerei  hat  uns  Herr  Dr.  J.  Trautmann 
soeben  in  dem  Jahrbuch  für  Münchener  Geschichte  berichtet.  Er  erzählt  uns, 
wie  der  einst  so  lebensfrohe  Herzog  Wilhelm  V.  von  Bayern,  der 
Vater  des  Kurfiirsten  Maximilian  I.,  der  in  seinen  alten  Tagen  als  Einsiedler, 
nur  frommen  Uebungen  und  W^erken  in  der  heutigen  Maxbnrg  hingegeben 
lebte,  in  dieser  seiner  Kesidenz  eine  Druckerei  eingerichtet  hatte.  Aus  ihr 
gingen  von  151)7  bis  1007  verschiedene  Drucke  hervor,  welche  jetzt  zu  den 
typographischen  Raritäten  gehören  und  sich  durch  treffliche  Ausstattung  aus- 
zeichnen. Es  sind  natürlich  fronmie  Schriften:  Fasciculus  sacrarum  litania- 
rum  etc.,  Psalmodia  sacra  cum  litaniis,  Sacra  Psalmodia  cum  litaniis  etc.  Ein 
('a]>elhin  Goppelzrieder  mit  drei  „Buechtnickheni"  stand  an  der  Spitze  des 
Etablissements ,  an  dessen  Arbeiten  sich  der  Herzog  auch  selbst  betheiligte. 
Ueber  Ausgaben  und  Einnahmen  der  Druckerei  sind  uns  <lie  Rechnungen 
theilweise  noch  erhalten.  Mehrere  Ausgaben  und  Nachdrucke  der  Produkte 
dieser  Presse  sind  erschienen ,  worüber  uns  Herr  Trautmann  1.  1.  S.  405 — 422 
belehrt.  0.  H. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*) 

yThe  Bookworm.  March  1891.  No.  40:  Cur  note  book.  —  Dryden's  first 
book.  —  The  chained  library  at  Grantham ,  W.  A.  Smith.  —  How  eastern 
books  begin  and  end,  W.  A.  Clouston.  —  Some  book  cases.    W.  figg. 

*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind   nur   die  Aj:tikel   biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 


236       yene  EracheinnngeD  auf  dem  netiiete  den  BibliotbekFweseiiK. 

ITic  Library.  Febmary  1S91.  No.  XXVI:  Rhyme  and  reanon  in  enplish 
vewe,  by  H.  G.  Hewlett.  —  Bookplates,  bv  W.  J.  Hardy.  —  Notes  on 
the  libraries  at  Windüor  Castle  and  Eton  College,  by  F.  St.  J.  Thackerav. 

—  March  IS9I.    No.  XXVII:  Charles  Kingslev,  by  R.  R.  Suffield.  —  Rh\Tne 

and  reason  in  eiifjrlish  verse.  II,  by  H.  ii.  Hewlett.  —  Hookplates.  II,  by 
W.  J.  Hardy.  —  The  ehangeH  in   the  permanent  exhibitions  of  books  ancl 
inanuserintA  at  the   Hriti»h  Museum.    Part  1:  Manuseripts.  —  Partin^o- 
nian  soefoloff}'  (a  plea  for  liberty),  by  the  Editor. 
Library  Journal,    .lanuary  1%91.  *VoI.  16.  No.  1:  Minute  elassification  in 

ßhifoHOphy,  (!.  A.  Cutter.  —  Bonazzi's  scheme  for  a  elatzsed  eatalogue,  R. 
liss.  —  Fiction  in  libraries,  R.  B.  Poole.  —  The  Newberry  Librar}-  plan, 
(.'.  (,'.  Soule.  —  State  librarv  assoeiations.  —  New  York  Libran*  Olub. 

—  February  1S9I.    Vol.  16,   Jfo.  2:   Library  eo-operation ,   H.  H.  dorgan.  — 

The   value   of  a  sehool  for  library   training,  M.  W.  Plummer.  —  State 
library  a.ssociationH. 


The  American  Periodical  index;  monthly,  a  complete  index  for  all  the 
leading  magazinen,  also  a  list  of  new  biboks  for  October,  Nov.  Vol.  I. 
No.  4.    New  Haven.     1800.    P.  67— 112.    8".    I).  — .tUc. 

Anzeiger,  Zoologiseher,  herausgegeben  von  J.  W.  Canis.  Jahrgang  14:  1 89 1 . 


Nr.  353.    Leipzig,  W.  Engelmann.     16  S.    gr.  8".    Jährlich  15  M. 
[*.haeological   Institute  of  Great  Britain  and 
logue  of  the  library.    I^>ndon  1890.     120  p.    8^ 


Archaeologicai   Institute  of  Great  Britain  and  Ireland,   Royal.    Cata- 


^Bibliotheca  medico-chirurgica,  .phannaceutico - chemiea  et  veteri- 
naria  oder  vierteljUhrliehe  systematisch  geordnete  Uebersicht  aller  auf 
dem  Gebiete  der  gesammten  M ediein  in  Deutsehland  und  dem  Auslande 
neu  erschienenen  Schriften,  der  wichtigeren  Aufsätze  aus  Zeitschriften  etc. 
Herausgegeben  von  (Just.  Ruprecht.   44.  Jahrgang.   (Neue  Folge.  5.  Jahr- 

ging.)    Heft  4 :  Die  litterariscnen  Erscheinungen  des  October,  November, 
ecember  1890.    Göttingen,  Vandenhoeck  &  Ruprechts  Verlag.    S.  215 

276.     8".     M.  1.20. 

Bibliothek,  Polytechnische.   Jahrgang  26:  1691.   (12  Nrn.)   No.  1.   Leipzig, 

Quandt  &  Händel.     16  S.    gr.  8".    Jährlich  3  M. 
*Bogfortcgnelse,   Norsk,  for   18S9.    Udpiven  af  Universitets-Biblioteket. 

Sied  et  systematisk  register.    (.'hristiania ,   norske  Boghandler-Forening. 

1890.     105  p.    gr.  8". 
Bonazzi,  (Jiul.    Schema  di  catalogö  sistematico  per  le  biblioteche  con  in- 

dice   iflei   soggetti   e  norme  per  la  sua  compilazione.    Panna,  L.  Battci. 

110  p.    4".    L.  5. 
Brunei,  G.    Etudes  sur  la  reliure  des  livres  et  sur  les  collections  de  biblio- 

phili'M  e^?lebres.  2.  edition  consid^rablement  augment6e.  Bordeaux,  Paris, 

VvoMoquet.    VI.    175  p.     4*». 
Bulletin  mensuel  de  la  librairie  franyaise,   publi^j  j^ar  C. Reiuwald  &  Cie. 

S^    Fr.  2.50,  etranger  fr.  3. 
Carletti,  J.  T.    The  oriental  index:  a  nuarterly  record  of  titles  of  all  ar- 

tieles  beuring  on  oriental  subjects  in  the  englisli,  iudian,  french,  gennan 

and   other   monthly  and   (|uarterly  m.aguzines,   arranged  in   alphabetieal 

onhT.    London.     8**.     2  Sh. 
*(Castellani,  C.)    Intonio  alle  due   edizioni  veneti  1471    e  senz'anno  delle 

istitjizioni  oratorie   di  (^nintiliano   e  all'edizione  veneta  1482  delle  decla- 

razioni  gia  attrihuite  a  Quintiliano.    Venezia,  frat.  Visentini.     1 5  p.    8*^. 
*('ata logue  des  dissertations  et  ecrits  academiciues  provenaut  des  Behanges 

avee  les  universites  etrangeres  et  re^us  par  la  BiDliothe(iue  Nationale  en 

1888.    Paris,  ('.  Klineksieek.     109  p.    gr.  S".    M.  2.8(L 

Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
*  bezeichnet. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       237 

1  C  o  d  i  c  i  della  biblioteca  del  cenobio  di  S.  Giovanni  a  Carbonara  di  Napoli 

dei  pp.  cremitani  di  8.  Agostino,   spediti  a  Vienna  nei  1718.    Napoli, 

Salv.  Trinchese.    40  p.    8» 
Delalain,  P.    Notice  sur  Galliot  du  Pr6,  libraire  parisien  de  1512  a  1560. 

Paris,  irapr.  Dumoulin  &  Co.    20  p.    8°. 
Extrait  du  Journal  g^n^ral  de  rimprimerie. 
Douglas  Public  Library.    Catalogue  of  the  lending  and  reference  de- 

partments,  1890.    Douglas.    XVI.  380  p.    gr.  8°. 
Duchemin,  V.   et  Dunoyer  de   Se^onzac.     luventaire  sommaire  des 

archives  d6partemcntales  ant^rieures  a  1790.   Sarthe.   Archives  judiciaires. 

Supplement  a  la  s6rie  B.    Tome  V.    Le  Mans,  impr.  Monnoyer.  379  p.   4®. 

Faber,  Reg.  Stanley.    Bibliotheque  de  La  Providence.   Catalogue  of  the 

french  hospital,  Victoria  Park  Koad,  London.    With  an  introduction  by 

Arth.  Giraud  Browning.    London  1890.    XVL  154  p.    S^. 
Giornale  d'artigliera  e  genio:  Indice  generale  alfabetico  delle  materie  con- 

tenute  pel  1886—89.    Roma  1890.    80  p.    8°. 
Granier,  C.    Essai  de  bibliographie  charitable.    Paris,  Guillaumin  &  Cie. 

8°.    Fr.  1 7.50. 
♦Harvard   üniversity  Bulletin.    No.  48   or  vol.  VI,   No.  4.    Edited  by 

Justin  Winsor.    P.  161— 218.    4». 

Contents:    Accessions   to   the  libraries ,    p.  167 — 195.   —   Index   to  recent 
reference  lists,  No.  4.     P.  196 — 218. 
Hildeburn,  CR.    The  Charlemagne  tower  coUection  of  American  colonial 

laws.    Privately  printed  for  the  Historical  Society  of  Pennsylvania.   1890. 

298  p.    40. 
♦Hinriclis'  Fünfjähriger  Bücher  -  Catalog.   Verzeichniss  der  in  der  2.  Hälft« 

des  19.  Jahrhunderts  im  deutschen  Buchhandel  erschienenen  Bücher  uud 

Landkarten.     Band  8:    1886— 1S90.     Bearbeitet   von   R.  Haupt  imd   H. 

Weise.    Mit  einem  ausführlichen  Sachregister.    Lieferung  1—3.    Leipzig, 

J.  C.  Hinrichs'  Vertag.     1 20  S.    4°.    ä  M.  2. 
Wird  in  20  Lieferungen  vollständig  sein. 

Jacobs,  H.  Inventaris  der  archieven  van  het  provincial  bestuiur  van  Ant- 
werpen.   I.    Oude  archieven.    Antwerpen,  Cl  Thibaut.    XL.  216  p.    8". 

Jacobs en,  E.  Chemisch- technisches  Repertorium.  1889.  2.  Halbjahr.  2. 
Hälfte.  Beriin,  R.  Gärtners  Verlagsbuchh.  S.  129—295  m.  Illustr.  gr.  8«. 
M.  4.50. 

*Jahrbuch,   Historisches.    Im   Auftrage   der   Görres  -  Gesellschaft   heraus- 
gegeben von  Herm.  Grauert,  L.  Pastor,  Gust.  Schnürer.  Band  XU,  Heft  1. 
München,  Herder  &  Ko.    gr.  8°.    Pro  complet  M.  12. 
S.  109 — 213:  Zeitschriftenschau.     Novitätenschau. 

Ihme,  F.  A.  Gutenberg  und  die  Buchdnickerkimst  im  Elsass.  Strassborg, 
C.  F.  Schmidt's  Ün.-Bh.    52  S.    gr.  8°.    M.  —  .80 

Indici  e  cataloghi,  VIII.  I  codici  Ashbumhamiani  della  R.  biblioteca  Me- 
diceo-Laurenziana  di  Firenze.  Volume  I,  fasc.  3.  Roma,  presso  i  princi- 
pali  librai.    P.  161—240.    8»     L.  1. 

Journal  des  conservateurs  des  hypoth^(^ues ,  r^pertoire  de  iurisprudence 
h3rpoth6caire.  Table  d^cennale  juphab^tique,  analytique  et  chronologique. 
(1880—1890.)    Paris  1890,  lib.  Delamotte.     186  p.    8°.    Fr.  5. 

Kansas:  Library  buUetin  of  the  Üniversity  of  Kansas.    No.  1.    N.  p.    July 

1890.     23  p.     gr.  8^. 
Kimball,  A.  K.    Report  of  the  State  librarian  to  the  New  Hamoshire  legis- 

lature  for  the   period  beginning  March   1889  and  endiug  Oct.  1,   1890, 

being  the  2Uh  annual  report.    Manchester,  John  B.  Clarke.    1890.    211 

+  2  p.     8". 
*K  0  r  n  d  ö  r  f  f  e  r ,  J.  P.  J.  W.   Militair  onderwijs  in  Nederland  en  Nederlandsch- 

Indie.    Bibliographisch  overzicht.    Eerste  vervolg.    7  p.    gr.  8°. 
Le  Sondier,  H.    Supplement  ä  Tannuaire-tarif  des  journeaux,   revues  et 

pablicatioiis  p6rio(uqaes  pams  k  Paris  josqa'en  deoembre  1890,  conto- 


238      Neue  ErscheiDungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens. 

nant:  P  les  nouveaux  jouniaux  panis  u  Paris  du  1  decembre  18S9  au 
1  decembre  lh9u,  2"  les  chaugements  d'adresses  et  les  moditications  de 
prix  survenus  pendant  l'aun^e  IS90,  3**  les  joumaux  ayant  cess6  de  pa- 
rattre,  suivi  d'une  table  systematique.  Tours.  Paris,  Le'Soudier.  56  p.  >>". 

Lillard,  J.  F.  B.  ('atalogue  of  the  New  York  Southern  Soeiety  „Garden 
Library*  of  Southern  Aniericana.    \4:\  p.    8®. 

List,  Handy,  of  the  American  publishers;  with  ab])reviations  as  entered  in 
the  American  catalogue,  1884—90.  New  York,  ofBee  of  the  Publishers 
Weekly.     1890.    92  p.    Cloth.  D.  2. 

Maimonides  Library.  Report  of  the  librarian  for  the  year  ending  De- 
cember  31,  1888.    New  York  1889.    24  p. 

Mazzatinti,  Gius.  Inventar!  dei  manoscrltti  delle  biblioteche  d'ltalia. 
Fase.  I.    Forli,  L.  Bordandini.    48  p.    8".    L.  1.50. 

Michael,  H.  J.  Or  ha-Chajim.  Umfassendes  bibliographisches  und 
literarisches  Wörterbuch  des  rabbinischen  Schriftthums,  aus  dem  litera- 
rischen Nachlasse  zum  Drucke  befördert  von  dessen  Söhnen.  (In  hebrä- 
ischer Sprache.)  Frankfurt  a.  M.,  J.  Kauifmann.  Vlll.  617  S.  gr.  8". 
M.  6. 

Minneapolis  Public  Library.  Finding  list  of  english  prose  fiction  and 
books  for  the  young.    Minneapolis  1890.     138  p.    gr.  8". 

Mitteilungen  der  grossherzoglich  badischen  geologischen  Landesanstalt, 
herausgegeben  im  Auftrage  des  Ministeriums  des  Innern.  Bd.  1,  2.  Hälfte: 
Verzeichnis  der  mineralogischen,  geognostischen ,  urgeschichtlichen  und 
bidneographischen  Literatur  von  Baden,  Württemberg,  Hohenzollem  und 
einigen  angrenzenden  Gegenden,  von  H.  Eck.  2.  Hälfte.  Heidelberg,  C. 
Winters  Un.-Bh.    VIII  u.  S.  641—1288.    M.  12. 

Mittheilungen  über  neue,  verilnderte  und  erloschene  Firmen,  Theilhaber- 
Aufnahme  und  -Ausscheidung,  Procura -Ertheilungen,  Vertreter -Aende- 
mngen  u.  s.  w.  im  Buch-,  Kunst-  und  Musikalienhandel.  Jahrgang  19: 
18!»1.    No.  I.  (12  Nrn.)    Leipzig,  0.  Leiner.    8".    Jährlich  M.  1.50. 

^Monatsbericht,  Musikalisch-literarischer,  über  neue  Musikalien,  musika- 
lische Schriften  und  Abbildungen.  Als  Fortsetzung  des  Handbuchs  der 
musikalischen  Literatur.  Jahrgang  63:  1891.  Leipzig,  Fr.  Hofmeister.  8^ 
Jährlich  M.  1. 

Notice  sur  une  pr^cieuse  coUection  des  oeuvres  de  Kabelais  faisant  partie 
la  bibliotheque  d*un  amateur  bordelais.    Paris,  Morgand.    35  d.    8". 
^ham,  Borough  of.  Free  Public  Reference  Library.  Class-list  No.  15: 
ography,  l89o.    Nottingham.     16  p.    8". 
Jphia:  Bulletin  of  the  Library  Company  of  Philadelphia  for  January 


de 


Nottingham,  Borough  of.  Free  Public  Reference  Library.  Class-li 
Bibhography,  l89o.    Nottingham.     16  p.    8". 

Philadelphia:  Bulletin  of  the  Library  Company  of  Philadelphia  fV 
1890.    New  series,  No.  24.    Philadcli)hia.    71  p.    8^ 

Portland,  Me.,  Public  Library.  Catalogue  of  books.   Portland.   4.425  p.   8». 

Preis-Verzeichniss  der  in  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  und 
im  Auslande  erscheinenden  Zeitungen  und  periodischen  Druckschriften 
tlir  das  Jahr  1891,  bearbeitet  von  der  K.  K.  Postanits-Zeitungs-Expedition  1 
in  Wien.    I.Nachtrag.    Wien,  R.  v.  Waldheim.     19  S.    Lex.  8**.    M,  — .12. 

♦Roth.  F.  W.  E.  Beiträge  zur  Geschichte  und  Literatur  des  Mittelalters, 
insbesondere  der  Rhemlande.  (Romanische  Forschungen.  Bd.  VI,  Heft  3, 
S.  475—508.) 

♦Roth,  F.  W.  E.  Der  Buchdrucker  und  Verleger  Johann  Schöflfer  zu  Mainz 
1503—1531  als  Verleger  kiteinischer  Klassiker  und  Schulbücher.  (Roma- 
nische Forschungen.    Bd.  VI,  Heft  3,  S.  462—474.) 

♦Roth,  F.  W.  E.  Mittheilungen  aiLs  lateinischen  Handschriften  zu  Darmstadt, 
Mainz,  Coblenz  und  Frankfurt  a.  M.  (Romanische  Forschungen.  Bd.  VI, 
Heft  3.  S.  429— 461.) 

Salveraglio,  Fil.    Catalogo  per  materie  della  biblioteca.    Milano,  Gius. 

Prato.    VI.  297  p.     8». 
♦Societatum  Litterae.    Verzeichniss  der  in  den  Publikationen  der  Aca- 
demieen  und  Vereine  aller  Länder  erscheinenden  Einzelarbeiten  auf  dem 


Antiquarische  Kataloge.  239 

Ge])ictc  der  Naturwissenschaften.  Herausgegeben  von  E.  Huth  und  Arth. 
Hering.  Jahrgang  5,  No.  1.  Ib91.  Berlm,  K.  Friedländer  &  Sohn.  8«>. 
Jährlich  4  M. 

*Sternfcld,  A.,  und  K.  Kellner.  Zahnärztliche  Bücherkunde.  Bibliographi- 
sches Verzeichniss  von  Büchern,  akademischen  und  sonstij^en  Abhand- 
lungen, sowie  der  in  medizinischen  und  naturwissonschamichcn  Zeit- 
schriften veröffentlichten  Aufsätze  über  das  gesammte  Gebiet  der  Zahn- 
heilkunde. Alphabetisch  geordnet  und  mit  eingehender  wissenschaftlichen 
Uebersicht.  Lieierung  1.  Karlsruhe,  A.  Bielefeldes  Hofbuchh.  32  S. 
gr.  b'*.    Subscriptionspreis  lu  M.,  nach  Erscheinen  15  M. 

Traina,  Gius.  Hinessioni  su  la  coltnra  generale  e  Timpianto  della  biblioteca 
popolare  in  Castronova  di  Sicilia.    Palermo,  L.  Gaipa.    68  p.    8**.    L.  2. 

Verzeichniss  der  neu  erschienenen  und  neu  aufgelegten  Bücher,  Land- 
karten etc.  1890.  n.  Mit  Angabe  der  Seitenzahl,  der  Verleger,  der 
Preise,  literarischen  Nachweisungen  und  einem  Stichwort -Register. 
185.  Fortsetzung.  Herausgegeben  und  verlegt  von  der  J.  C.  Hinrichs*- 
schen  Buchh.  Leipzig.  CLVI.  716  S.  8°.  M.  4.50;  geb.  M.  5.10;  Schreib- 
papier M.  5.50. 

Warren  County  Library:  Bulletin,  quarterly.  Vol.  II,  No.  4.  Monmonth, 
in.     J890.    8". 

*Winsor,  Just.,  Librariau  of  Harvard  University.  Thirteenth  report  (1890). 
14  p.    gr.  8". 


Antiquarische  Kataloge. 

Ackermann,  Th.,  München.  No.  305 :  Französ.  Belletristik.  1357  N»«-  — 
No.  306:  Botanik.     419  No». 

An  he  isser  Stuttgart.    No.  46:  Kunst-  u.  schönwiss.  Literatur.     1411  N«- 

Antiquariat  f.  Litteratur  u.  Kunst,  Karlsruhe.  No. 3:  Americana.  Selten- 
heiten.   201  No«- 

Bamberg  Greifswald.  No.  89:  Theoloeie.  (Bibl.  v.  Prof  Dr.  Baumgarten 
in  Rostock.)    2484  N"«-    -  No.  90:  Naturwissenschaften.     1528  No«. 

Baer  &  Co.  Frankfurt  a.  M.  No.  272:  Rheinland  u.  Westphalen.  791  No«.  — 
No.  273:  Bibliothekswerke,  Zeitschriften  etc.  IV.  No.  1907— 2208.  — 
No.  274 :  Kunstarchaeologie  d.  Alterth.  (Bibl.  v.  Prof.  Rumpf  u.  Dodwell.) 
1236  No».  —  Anz.  No.  410:  Kunstgesch.  Frankreichs.    No.  7729— 8229. 

Bertling  Danzig.    No.  80:  Geschichte  u.  Hülfswiss.     1917  No«. 

Carlbergs  Ant.  Stockholm.    No.  19:  Blandad  literatur.     1595  No«. 

Clausen  Turin.    No.  88:  Storia  d'ltalia.    2651  No«. 

Dülfers  Ant.  Breslau.    No.  3:  Vermischtes.    1220  No«. 

Fiedler  Zittau.    No.  11:  Class.  Philologie.     1007  No«. 

(ierschel  Stuttgart.  No.  50:  Lexika.  Schöne  Literatur.  Volks-  u.  Ju^end- 
schriften.  1740  No«.  —  No.  51 :  Hlustr.  Bücher  u.  Prachtwerke.  Kunst- 
wiss.     1585  No9. 

(xilhpfer  &  Ranschburg  Wien.    Anz.  No.  13:  Vermischtes.    272  No«. 

G  0 1  (i  s  c  h m  i  d  t  Hamburg.    No.  1 4 :  Auswahl  guter  Antiquaria.    450  No«. 

Halle  München.    No.  3:  Neueste  Erwerbgn.    299  N"«- 

Haugg  Augsburg.    No.  116:  Seltene  Bücher  aus  frühern  Jahrh.    1143  N««- 

Heinrich  &  Kemke  Berlin.    No.21:  German.  Sprach.    2166  No«. 

Hiersemann  Leipzig.  No.  76:  Trachten  d.  Völker  aller  Zeiten  mit  bes.  Be- 
rücksichtigung d.  Militärkostüme.    868  No«. 

Kaiser  Bremen.    No.  40:  Vermischtes.   Auswahl.    8  S. 

Kantorowicz  Mailand.    Storia  generale,  storia  d'ltalia  etc.    102  pp. 

Kerl  er  Ulm.  No.  165:  Deutsche  Literatur  in  neuen  Ex.  zu  herabges.  Preise. 
157  No«.  —  No.  166:  Altclass.  Philologie.  (Bibl.  v.  Prof.  M.  Schmidt  in 
Jena  u.  Prof.  Ad.  Kussner  in  Wtlrzburg.)     14  329  No«. 


240  Persoualuachrichten. 

.Kirchhüff  &  Wigand  Leipzig.  No.  S66— 86«J:  Geschichte.  I:  Allgemeines. 
HUlfswiss.  1352  N«».  —  11:  Deutschland  u.  d.  Reichslande.  2657  No». — 
III:  Europ.  Staaten.    21«6  N»«-  —  IV:  Aussereurop.  Staaten.    718  Nf»«- 

Koch  Königsberg.    No. 60:  Deutsche  Litteratur.    1725  N<»- 

Koehlcrs  Ant.  Leipzig.    No.  502:  Botanik.    54  S. 

Koehlcrs  Ant.  Berlm.  No.  14:  Orientalia  u.  Americana.  3090  No«.  — 
No.  15:  Sprachen  u.  Litteraturen  d.  europ.  Völker.  (Bibl.  v.  W.  Hahn.) 
1838  No«. 

Lau  &  Cie.  München.    No.  14:  Bibl.  cathol. -theolog.     1120  No«. 

Leineweber  &  Weise  Frankfurt  a.  M.  Kat.  üb.  alle  Geb.  d.  Geschichte  u. 
Geographie.    52  S. 

Liebisch  Leipzig.  No.  56:  Medicin.  Anthropologie.  Pharmacie.  2339  N'^«- — 
No.  58 :  Gnech.  u.  lat.  Schriftsteller.    2435  No«. 

Lissa  Berlin.    No.4:  Schöne  Künste.    379  No«. 

List  &  Francke  Leipzig.  No.  226:  Gennan.  Philologie.  (Bibl.  v.  Prof. 
Ebert  u.  A.  Th.  Möbius  Leipzig.)    2013  No«. 

Mai  sonne  uve  Paris.    No.  3 :  Langues  Orient.    4020  No«. 

Mirauer  &  Salinger  Berlin.    No.  1 1 :  Naturwissenschaften.     1 705  N o». 

Mischel  Düsseldorf.    No.  15:  Deutsche  Romano  u.  Zeitschriften.     1473  N««- 

Moser 's  che  Buchh.  Tübingen.  No.  152:  Bibl.  chirurgica  Volkmanniaua. 
1370  No«. 

Muller  &  Co.  Amsterdam.  Geographie,  cartographie  et  voyages.  Afri(iue, 
Am^rique  et  Australie.    2440  Nos. 

Pascheies  Prag.    No.  26:  Judaica  u.  Hebraica.    1867  No«- 

Paul,  Trench,  Trübner  &  Co.  London.    Bibliotheca  sanscrita.    64  p. 

Quidings  Ant.  Lund.    No.  18:  Arkeologi,  ethnografi,  nuniismat.    476  N»«- 

Rosen thal  München.  No.  70:  Biblioth.  evangel.-theol.  III.  Böhm.  u.  Klähr. 
Brilder— Cl^.    No.  3357—5157. 

Salomon  Dresden.    No.  13:  Schönwiss.  Literatur.   Literaturgesch.  4667  N««- 

Schack  Leiozig.    No.  65:  Geologie,  Mineraloge,  Palaeontologie.    1197  N"«- 

Schaeffer  München.    No.  37:  Auswahl  aus  allen  Fächern.    585  N»>«- 

Schulz  Paris.    Miscellan6es.    1776  No«. 

Seligsberg  Bayreuth.    No.  212:  Auswahl  werthvoUer  Werke.    580  N»«. 

Siebert  Berlin.    No.204:  Biographik.    2207  No». 

Simmel  &  Co.  Leipzig.  No.  141.  142:  Class.  Phüologie.  111:  Encyklopädie. 
Literaturgesch.  Zeitschriften.  Grammatik.  No.  4462-6564.  —  IV:  Mytho- 
logie.   Geschichte.    Alterthümer.    No.  6565— 8318. 

So e ding  Wien.    No.  38 :  Phanerogamen.    Floren.    Pract.  Botanik.    1895  N<»9 

V.  Stockum  &  Zn.  Haag.    No.  1:  Beaux  livres  anciens.    272  No»- 

Unflad  Zürich.  No.  152:  Helvetica.  892  No«.  —  No.  153:  Alpina.  Topo- 
graphie d.  Schweiz.    2059  No«. 

Volckmann  &  Jerosch  Rostock.    No.  6:  Mecklenburgica.    420  No«. 

Wc  g  Leipzig.  No.  8 :  Theologie  u.  kirchl.  Kirnst.  (Bibl.  v.  Dr.  H.  Otte.) 
1380  No«. 

Win dpr echt  Augsburg.    No.  449:  Vermischtes.    395  No«. 

Winter  Dresden.  No.  39:  Werthvollo  ältere  und  neuere  Werke  aus  allen 
Wiss.     434  No«. 


Personalnachrichten. 


Ernannt  wurden  K.  Schalk  zum  Custos,  W.  Engelmann  zum  Scnptor 
der  städtischen  Bibliothek  in  Wien,  bei  der  H.  Vi e big  als  Volontär  eintrat; 
J.  Donabaum  zum  Amanuensis,  A.  Schncrich  zum  Praktikanten  der  Uni- 
versitätsbibliothek in  Wien.  ,^.,  . 

An  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin  ist  Dr.  Joh.  Paalzow  zum  Hilfs- 
custos  ernannt  worden. 


Verlag  Ton  Otto  HwmtuowlU,  Leipzig.  —  Druck  Yon  Bhrhftrdt  Kaitm,  lUUe. 


Centralblatt 


für 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.  6.  Heft  Juni  1891. 


Johann  Aui^ust  von  Ponickau. 

Ein  gelehrter  Bibliophile  des  IS.  Jahrhunderts. 

Joh.  Aii(^.  V.  Pouickau ,  der  Stifter  der  seinen  Namen  tragenden 
Büchersammlung,  die  gegenwärtig  einen  integrirenden  Bestandtheil  der 
ruivcrsitätsbibliothek  zu  Halle  bildet,  hatte  sich  schon  bei  seinen  Leb- 
zeiten alle  Gedächtuissschriften  ,,Panegyricos,  Programmata  und  andere 
dergleichen  zu  veranstaltende  Ehrenbezeugungen^,  die  ihm  die  dank- 
bare Universität  etwa  hätte  erweisen  können,  verbeten  und  ,,kein 
Freund  von  dergleichen  Aufzeichnungen",  wie  es  in  einem  Schreiben 
vom  28.  Februar  1800  an  den  Direktor  der  Wittenberger  Universitäts- 
bibliothek, Professor  Schröckh,  heisst,  dieses  Verbot  durch  eine  Testa- 
mentsclausel  „bei  Verlust  des  beschiedenen  Legats**,  einer  Summe  von 
3000  Thalern  für  Btlcherankäufe,  Fortsetzungen  und  Kustodenbesoldnng, 
wiederholt. 

Die  Zeitgenossen  sind  also  diesmal  völlig  entschuldigt,  wenn  sie 
es  aus  Anlass  seines  Todes  bei  kleinen  Nekrologen  in  Form  beschei- 
dener Artikel  unter  der  Rubrik  „Todesfälle"  innerhalb  des  engen 
Rahmens  einer  Zeitung  jener  Tage,  den  selbst  die  Organe  geistig  be- 
deutender Städte  wie  Dresden  und  Wittenberg  nicht  tiberschritten,  be- 
wenden Hessen,  und  wir  können  nur  die  Worte  hier  wiederholen,  die 
der  Verfasser  eines  Aufsatzes  über  Herrn  von  Ponickau  im  12.  Stück 
des  Neuen  Wittenberger  Wochenblattes  vom  Jahre  1802  damals  ge- 
schrieben: „Welches  öffentlichen  Denkmals  bedarf  auch  dieser  ehr- 
würdige Mann,  von  dessen  Namen  und  Verdiensten  das  Andenken  nur 
mit  unserer  Universität  und  mit  der  Geschichte  der  Wissenschaft  unter- 
gehen kann." 

Die  Alma  Lcucorea  ist  nicht  mehr,  die  Stadt  Luthers  und  Me- 
lanchthons  ist  ihrer  Führerschaft  entkleidet  worden,  mit  ihren  Lehr- 
kräften gab  sie  zugleich  ihre  sie  überlebende  Bibliothek,  darunter  die 
V.  Ponickau'sche  Büchersammlung,  an  die  Hochschule  zu  Halle  ab,  hier 
wurde  den  Bücherschätzen  nach  einer  dunkeln  Existenz  von  6  Jahr- 
zehnten zunächst  ein  wtlrdiges  Heim  bereitet  und   nunmehr,  nachdem 

Vin.    6.  17 


242  Johann  August  von  Ponickiui 

auch  die  Neukatalogisirung  der  v.  Ponickau'sclien  Abtlicilnug  zur  That 
geworden,  ist  sie  in  das  Stadium  getreten,  wo  das,  was  einst  durch 
eine  lange  Reihe  von  Jahren  mit  Kenntniss  und  Eifer,  mit  grossen 
Opfern  an  Geld  und  Gut  von  einem  grossmtlthigen  Manne  zusammen- 
gebracht worden  ist,  in  hölierem  Masse  als  bislier  Würdigung  finden 
wird,  wo  der  „unvergleichliche  Schatz  vaterländischer  Schriften"  erst 
das  volle  Licht  tlber  Geschichte  und  Verfassung  einer  früheren  Periode 
ausgehen  lassen  wird,  und  wo  es  nicht  an  Männern  und  Jünglingen 
fehlen  dürfte  —  diese  Hoffnung  wurde  schon  im  Jahr  1801  ausge- 
sprochen — ,  die  den  Wink  des  verewigten  Gönners  geistiger  Bestre- 
bungen verstehend,  „die  durch  diese  Bibliothek  angesammelten  Kennt- 
nisse des  Vaterlandes"  in  seinem  Geiste  zum  Nutzen  des  Staates  aufs 
beste  anwenden  werden. 

Inzwischen  aber  hat  man  des  edeldenkenden ,  patriotischen  und 
wohlthätigen  Stifters  und  seiner  Schenkung  doch  nicht  völlig  vergessen. 
Die  Chronik  der  Bibliothek  ist  geschrieben  worden  (vgl.  den  Bericht 
des  Bibliothekscustos  Ed.  Böhmer  über  die  v.  Ponickauische  Bibliothek 
der  Universität  Halle -Wittenberg  in  der  Festschrift:  Zur  Feier  der 
ftinfzigjährigen  Vereinigung  der  Universitäten  Halle  und  Wittenberg. 
Halle  1867.) ,  und  die  Pietät  hat  Joh.  Aug.  v.  Ponickau  in  der  Allge- 
meinen Deutschen  Biographie  (vergl.  den  kurzen  Artikel  von  0.  Hartwig 
im  26.  Bd.  S.  410f.)  der  Zahl  der  bedeutendsten,  besten  und  merk- 
wUrdigsten  Männer  einverleibt.  Seine  Personalien  fehlen  also  nicht 
ganz,  aber  sie  erscheinen  äusserst  dürftig,  sie  genügen  kaum  für  die 
allenragsten  Vorstellungen,  keineswegs  jedoch  zur  Reconstruction  der 
Persönlichkeit,  die  sich  unter  besonderen  Verhältnissen  als  ein  natür- 
liches Bedürfniss  einstellt. 

Wenn  man  Monate,  ja  Jahre  lang  mit  der  geistigen  Hinterlassen- 
schaft eines  solchen  Mannes  sich  beschäftigt,  mit  seinem  Material  wirth- 
schaftet,  den  Spuren  seines  Sammeleifers  überall  begegnet,  in  der 
Atmosphäre  seiner  Bücher  athmet,  die  Bände  und  Broschüren,  auf 
denen  der  Blick  des  Bibliophilen  mit  Wohlgefallen  geruht,  täglich  vor 
Augen  hat,  dem  Namenszug  von  eigener,  oder  der  Widmung  von  frem- 
der Hand  geschrieben,  immer  wieder  von  neuem  begegnet,  begleitet  sein 
Bild  bald  bewusst  bald  unbewusst  das  Tagewerk,  das  Verlangen  nach 
festen  Stützen  für  die  Phantasie  wächst,  und  da  es  bei  dem  Mangel  an 
biographischen  Daten  nicht  befriedigt  werden  kann,  bleibt  nur  ein  Geftlhl 
lebhaften  Bedauerns  übrig. 

Die  hier  in  Betracht  kommenden  gleichzeitigen  Nachschlagewerke 
lassen  uns,  soweit  es  sich  um  Ponickaus  Persönlichkeit  handelt,  völlig 
im  Stich,  nur  von  seiner  Büchersammlung  ist  wiederholt  die  Rede,  da 
sie  zu  jenen  Sehenswürdigkeiten  Dresdens  gehörte,  an  welchen  damals 
keiner,  der  auf  den  Namen  eines  Gebildeten  Anspruch  machen  wollte, 
vorübergehen  dui-fte. 

Noch  herrschte  in  Dresden  etwas  von  dem  litterarisch- biblio- 
philen Geist,  welcher  der  chursächsischen  Residenz  in  der  ersten  Hälfte 


von  Adolph  Langguth.  243 

des  vorigen  Jahrli.  seinen  Stempel  aufdrückte  und  von  Aug.  Beyer  ^)  in 
seinem  lUief  an  Schönberg  tlber  Dresdener  Privatbibliotlieken  so  ge- 
kennzeichnet wird:  „Quantam  ex  vastissima  librorum  copia  famam 
Scaligeri,  Peirescii,  Thuani,  Grotii,  Salmasii,  Naudaei,  sexcentiqne  alii 
acceperint,  id  ipsum  seculi,  quod  decurrit  jam  dndnm,  monnmenta  satis 
superque  commemorant.  Neque  nostro,  quod  nunc  vivimus,  aevo  litte- 
rarum  heroibus  dcstituimur,  qui  ex  ingenti  in  literas  amore  bibliothecas 
condiderunt,  iisque  &  subsidia  «Itius  proveliendis  stndiis  eximie  apta 
attulerunt  &  famam  sibi  nominisque  celebritatem  acquisiverunt ,  quam 
etiam  apud  posteros,  si  qui  fnerint,  quamdiu  literis  snum  statuetur  pre- 
tium,  nulla  unquam  delebit  oblivio.  Equidem  fatendum  est,  non  om- 
nium  omnino  eruditorum  fortnnas  hodie  tarn  lantas  &  amplas  esse,  ut 
nmplissimis  eiTiditionis  penuariis  comparandis  sufficiant;  interim  tarnen 
non  deficiunt  penitus,  qui,  anm  ab  opibus  non  sunt  vacui,  nuUis  sumpti- 
bus  parcunt ,  qui  ad  instruendas  illustrandasque  Bibliothecas  reqni- 
runtur.  Et  illi  utique  sunt,  qui  laudibus  mihi  extoUendi  videntur  sum- 
mis,  eoque  diligentius  aestimandi,  quo  major  ipsorum  munificentia  & 
humanitas  in  juvandis  tenuioris  sortis  eruditorum  conatibus  deprehen- 
ditur.  Ipse  illis,  quae  dixi  Tuum,  vir  illustris  atque  generosissime, 
adjicies  calculum,  longaque  serie  neque  sine  encomiorum  cumulo  heic 
enumerare  poteris  jQermaniae,  Lusitaniae,  Hispaniae,  Galliae,  Italiae, 
Angliae,  Belgii  aliarumque,  quas  peragrasti,  regionum  eruditos,  qui  tum 
libris,  quos  emittunt,  exasciatissimis ,  tum  etiam  Bibliothecis,  quas 
adornaverunt  &  quotidie  augent,  instructissimis  nominis  immortalitatem 
consequuntur.  Sed  quare  ad  exteros  provoco?  cum  Saxonia  nostra, 
inque  illa  praestantissima  urbium  Regina  Dresda  non  paucos  semper 
liabuerit  atque  etiamnum  habeat  rei  librariae  amatores  erigendis  augen- 
disque  Bibliothecis  quam  maxime  intentos,  quorum  perpetua  apud  gratam 
posteritatem  laus  pariter  ac  bonos  manebit.  Dresda  scilicet  hac  in 
parte  non  infelicior  aliis,  quae  circum  jacent,  urbibus  putanda  est; 
Ut  enim  taceam,  multos,  sicut  olim  Romani,  suas  in  villis  apparatn 
ornamentisque  conspicuas  habere  Bibliothecas;  omnibus  verborum  am- 
pullis  posthabitis  asserere  non  erubesco,  non  facile  domum  heic 
Dresdac  reperiri,  in  qua  non  quaedam,  utut  exigua  librorum  supellex 
appareat.  Quid  quod  praeter  Regiam  &  Scholasticam  nonnullae  priva- 
torum  Bibliothecae  ab  omni  libroiiim  supellectile  largissime  instructae 
intra  moenia  conspiciantur,  quae  peregrinorum  oculos  facile  in  se  con- 
vertere  &  spectatores  in  admirationem  rapere  possunt.^ 

Während  von  Friedrich  August  I.  die  lange  vernachlässigte 
Dresdener  Bibliothek  gleichsam  zum  zweiten  Mal  gegründet  wurde, 
hatte   unter  seiner  Regierung   das  Bücher-  und  Bibliothekswesen  auch 


1)  Epistola   de   bibliothecis   Dresdensibus   tum   piiblicis   tum    privatis 
praeeipuis  ad  .  .  .  Job.  Dietericum  de  Schoenberg, 

dynastam  in  Schoenberg, 
in  qua  simul  natalem  ipsi  auspicatissimum  esse  vovet 

Augustus  Bayerns 
Dresdae  [1731]  Typ.  Stösseliano-aulicis. 

17* 


244  JohanD  Augiint  von  Ponickau 

anderweit  in  Sachsen  einen  gössen  Aufschwang  genommen.  Leipzig 
war  der  Hanptsitz  des  deutscheu  Buchhandels  geworden,  der  nicht  nur 
alle  Erzeugnisse  der  neueren  Litteratur,  sondern  auch  reiche  Lager 
älterer  Bücher  in  sich  vereinigte.  Leipzig  besass  die  „Acta  eruditomm", 
das  Organ  des  gelehrten  europäischen  Verkehrs  für  Deutschland  und 
bildete  zugleich  den  Mittelpunkt  der  kräftig  sich  entwickelnden  Journa- 
listik — ,  man  denke  nur  an  die  stark  gelesenen  Leipziger  Gelehrten- 
zeitungen, von  der  Menge  der  übrigen  Journale,  die  damals  auftraten, 
ganz  abgesehen.  Litteraturgeschichte  und  Bücherkunde  wurde  jetzt 
Modestudium  und  der  Gegenstand  fast  jeder  akademischen  Disputation 
und  jedes  Schulprog^ammes.  Wie  sich  unter  dem  Einfluss  dieser 
Geistesrichtnng  überall,  selbst  bei  Minderbegüterten,  grössere  Samm- 
lungen bildeten,  von  denen  nur  die  theologischen  Bibliotheken  Thomas 
Ittigs  (1711)  und  Joh.  Cyprians  (1724),  die  juristischen  Mich.  Heinr. 
Oriebners  (1734),  die  medicinische  von  Aug.  Qnirinus  Rivinus  (1727) 
und  die  historische  Joh.  Burkhard  Menckes  (1723  und  1727)  genannt 
seien,  wie  femer  die  öffentlichen  Bibliotheken  auch  ausserhalb  Chur- 
sachsens,  z.B.  in  den  Herzogl.  Sachs.  Ländern ,  sich  besonderer  Für- 
sorge erfreuten,  hat  uns  der  gelehrte  Bibliothekar  der  Dresdener  Biblio- 
thek, Friedr.  Adolf  Ebert,')  des  weiteren  erzählt.  Wir  werfen  hier 
nur  einen  kurzen  Blick  auf  jene  zahlreichen  und  geschmackvollen 
Sammlungen,  die  in  den  Häusern  fast  aller  höheren  Hof-  und  Staats- 
beamten entstanden. 

Bereits  im  Jahre  1722  hatte  sich  die  später  nach  Polen  ge- 
kommene Bibliothek  des  Feldmarschalls  Grafen  von  Flemming  (f  1728) 
im  Fache  der  polnischen  und  ungarischen  Geschichte  ausgezeichnet, 
der  Minister  Graf  von  Wackerbarth  hatte  1728  das  Unglück,  seine 
namentlich  in  der  Mathematik  und  Kriegskunst  stark  besetzte  Bücher- 
sammlung durch  das  Feuer  zu  verlieren,  während  die  in  allen  wissen- 
schaftlichen Fächern  reich  ausgestattete  Bibliothek  des  Grafen  Christian 
Ueinr.  von  Watzdorf,  gesammelt  auf  seinen  Reisen,  besonders  am  Hofe 
zu  Florenz,  nach  dem  tragischen  Ende  ihres  Besitzers,  auf  dem  König- 
stein, in  den  Besitz  des  Grafen  Brühl  überging.  Watzdorfs  Sammel- 
eifer und  Schicksale  theilt  Graf  Carl  Heinrich  v.  Hoym  (f  1736),  der 
während  seines  Aufenthaltes  in  Paris  eine  durch  inneren  Werth  und 
äusseren  Glanz  so  ausgezeichnete  Bücherei  zusammengebracht  hatte, 
dass  schon  die  blosse  Bezeichnung:  „Exemplaire  du  comte  Hoyme**  in 
Prankreich  (wo  die  Bibliothek  auch  versteigert  wurde)  und  in  Eng- 
land als  beste  Empfehlung  galt.  Zu  den  Bücherfreunden  jener  Jahre 
gehörte  femer  Joh.  Dietrich  v.  Schönberg,  der  bereits  unter  seinenAhncn 
(1476)  einen  Sammler  zählt,  und  uns  durch  die  genannte  auch  sonst 
belangreiche  Schrift  seines  Bibliothekars  näher  gebracht  ist. 

Nachdem  Beyer  die  königl.  und  die  Schulbibliotheken  Dresdens 
besprochen,  erwähnt  er  die  Privatbibliotheken  Flemmings  und  Wacker- 


1)  Geschichte   und   Beschreibung  der   küuigl.   öffentl.   Bibliothek    zu 
Dresden  von  Fr.  Ad.  Ebert.    Leipzig  1822.    F.  A.  Brockhaus. 


von  Adolph  Langguth.  245 

barths,  beschreibt  kurz  die  Bünanische  nnd  nennt  dann  als  theologische 
Biichcrsammliingen :  Bibliothecam  Marpergerianam ,  Loescherianam, 
Gleichianam ,  zn  denen  S.  12  einige  andere  kommen.  „Dantur  adhuc 
pliires  Bibliothecae,  qnae  si  libromm  numero  eas,  de  quibns  diximns, 
non  adaequant,  praerogativa  tamen  sna  prae  caeteris  gandent,  dnm  in 
certa  eruditionis  specie  omne  illud,  quod  necessarinm  &  eximium  est, 
ostendunt.  Hac  ratione,  Bibliothecae  Heucheri,  Erndtelii  &  Schnrigii, 
qui  viri  celebennmi  inter  artis  snae  peritos  jam  agmen  ducunt,  maxi- 
mam  in  Medicis  &  Historia  naturali  supellectilem  praebent."  Den 
Gipfelpunkt  und  Schluss  des  Briefes  bildet  die  Bticherei  seines  Patrons, 
von  der  wir  erfahren,  dass  unter  den  vier  Klassen,  in  die  er  sie  ein- 
theilt,  die  erste  Abtheilnng  litterargeschichtlichen  Inhalts  auch  die 
bedeutendste  war,  während  er  sein  Urtheil  tlber  die  Bibliothek  S.  19 
so  zusammenfasst  1) :  „Potuissent  longe  plures  raritate  insignes  libri 
superaddi,  sed  sufßciat  dixisse:  maximam  Bibliothecae  partem  ex  li- 
bellis  &  Voluminibus  rarioribus  splendidissime  compactis  constare,  qnas 
magna  cum  solertia,  non  sine  maximis  impensis  inter  tot  viamm  discri- 
mina  studiose  conquisivisti.  Omnibus  proinde,  qui  Te  conveniunt,  faten- 
dum  est,  tot  raros,  bonos  &  pretiosos  libros  in  Bibliotheca  Tua  uno 
intnitn  oculis  observari,  quot  in  multis  aliis  etiam  peregi'inis  Biblio- 
thecis  vix  dispersa  inveniuntur,  quo  factum,  ut  Vir  literatos  inter 
Gallos  maximus,  perpetuus  Gallicae  Academiae  Secretarius  Gros  de 
Boze,  cum  jam  in  eo  esses,  ut  libros  in  Germaniam  mitteres,  a  querelis 
vix  se  temperare  potuerit.  Mirabuntur  alii,  quomodo  tam  multas  pau- 
carum  paginarum  plagellas,  qnae  Historiae  Literariae  corpus  perficinnt, 
plurimorum  vero  notitiam  fugiunt,  congesseris?  verum  enimvero,  si 
audiverint,  Te  laudabili  Thuani  exemplo,  quocunque  veneris,  biblio- 
polarum  tabemas  studiose  perquisivisse ,  mirari  quidem  desinent,  noti- 
tiam tamen  librorum  incomparabilem  statim  mecnm  aestimabnnt.  Itaque 
legisti  Dresdam  Bibliothecis  celebrem.  Habet,  id  quod  jam  intelliges, 
Bibliothecas,  quas  exterorum  Bibliothecis  privatis  ad  latus  jüngere  potest". 
Kann  Schönberg,  dessen  Befriedigung  antiquarischer  Passionen 
so  anschaulich  geschildert  wird,  als  Typus  für  den  Sammler  gelten, 
so  war  Heinrich  von  Bttnan  der  „heros  in  toga,  literarum  &  literatomm 
Maecenas  longe  maximus",  zugleich  der  Besitzer  der  bedeutendsten 
Privatbibliothek,  die  Beyer  noch  näher  kennen  lernen  sollte,  da  er 
1733  als  Bibliothekar  in  den  Dienst  Bünaus  trat.  Hier  sagt  er  von 
ihr:  „Haec  enim  quamvis  nofi  sicut  Tyrannionis  olim  Bibliotheca  tres 
librorum  myriades,  nee  tantam  copiam,  quantam  Laurentius  civis  Ro- 
manus coacervavit,  ostendat,  ne(|ue  etiam  Aldi  Manutii  Junioris  Biblio- 
thecae Sit  acquiparanda,  quam  octoginta  librorum  millibus  constantem 
Academiae  Pisanae  legavit.  Nihilosecins  tamen  numerus  librorum 
tantus  est,  ut  inter  privates  Dresdenses,  quid  Dresdenses?  dicam  etiam 
Saxonicas,  nequo  fallar,  omnium  confessione  facile  primas  teneat." 

I)  Ausführlichere  Angaben  über  den  Bestand  und  den  (Charakter  der 
Bibliothek  finden  sich  in  Joh.  Friedr.  Burschers ,  Lebenslauf  Ileinrichs  von 
Büuau.    Leipzig,  bey  Uhr.  Chn.  Saalbach  17Ü8.    S.  40ff. 


246  Johann  August  von  Ponickan 

Wir  können  noch  einen  Schritt  weiter  gehend  behaopten.  da»* 
Bfinaud  Privatbibliothek  die  erste  in  Deotschland  war.  Keine  aoch 
warde  den  Gelehrten  mit  solchem  LiberaliÄmos  zur  Verfügung  gestellt, 
und  kein  Ort  in  der  nlchsten  Umgebung  Dresdens  hatte  ftlr  die  wissen- 
schaftlich  und  schön  wissenschaftlich  gebildeten  Vertreter  alkr 
Nationen  mehr  Interesse,  als  das  gethfinnte  Schloss  zu  Nöthnitz.  in 
dessen  Nebenflflgel  die  berfihmte  Bfichersammlung  aufgestellt  war  und 
wo  inmitten  einer  idyllischen,  zum  Leben  in  der  Btlcherwelt  geeigneten 
Einsamkeit  kein  Geringerer  als  Johann  Winckelmann  zonlchst  fnr 
fremde  Zwecke  arbeitete,  aber  auch  jeglichem  Einfall  der  Wissbegierdt* 
nnd  jedem  Wunsch  nach  congenialeren  Dingen  nachhingen  konnteJi 

Diese  interessante  Periode  der  sächsischen  Bücherliebe,  zugleich 
ihre  Glanzepoche,  war  allerdings  vorfiber,  jene  Dresdener  Privatbiblio- 
theken  waren,  die  Sammlungen  der  Grafen  Brflhl,  Btlnau  und  Ka\  serling 
ausgenommen,  seit  1750  verschwunden  und  durch  keine  neuen  ersetzt 
worden,  wie  uns  £bert  belehrt,  indem  er  noch  hinzuftlgt.  dass  sich 
nnr  in  den  Museen  einzelner  vom  Glück  begünstigten  Gelehrten  noch 
Sammlungen  gefunden  hätten,  die  an  jene  früheren  erinnern  konnten, 
obschon  sie  ihnen  weder  an  Umfang  nnd  Allgemeinheit,  noch  an  Glanz 
und  Kostbarkeit  gleichkamen.  Ebert  nennt  keine  Namen,  kennt  auch 
nicht  den  unseres  Ponickau,  dessen  Sammlung  in  der  Zeit  jenes  Buches 
kaum  gewürdigt  werden  konnte,  während  wir  uns  allerdings  berechtigt 
glauben,  wenigstens  von  einer  Nachblüthe  jenes  Bficherfrühlings  zu 
sprechen. 

Noch  gehörte  es  zum  guten  Ton,  neben  anderen  Schätzen  auch 
eine  grössere  Bücherei  sein  eigen  zu  nennen,  noch  herrschte  etwas  von 
dem  Ehrgeiz  des  Grafen  Brüh),  den  Bünaus  Lorbeeren  und  litterarische 
Celebrität  seinerzeit  nicht  hatten  schlafen  lassen,  noch  wetteiferte  der 
Adel  mit  dem  bürgerlichen  Element,  Private  mit  den  höchsten  Uof- 
und  Staatsbeamten  oder  diese  unter  sich,  die  militärischen  Würden- 
träger nicht  ausgeschlossen,  und  noch  finden  sich  in  den  gleichzeitigen 
^Führern'*  und  Beschreibungen  Dresdens  die  Privatbibliotheken  mit  einem 
eigenen  Kapitel  bedacht.  Dresden  hatte,  wie  der  gleich  zu  nennende 
Kläbe  in  seinem  Wegweiser  S.  146  sagt,  keinen  Kant,  Wieland.  Goethe 
u.  derfcl.,  auch  kein  ^^anghares  Journal,  keinen  gelehrten  Klub  und 
keine  hervorstechenden  Philosophen  aufzuweisen;  dafür  aber  manchen 
gelehrten  Minister,  Uofrath  und  Sekretär,  manchen  im  Stillen  wirkenden 
braven  Mann  und  „eine  Menjre  von  Gelehrten**  im  Besitz  einer  so 
schönen  Bibliothek,  welche  die  Aufschrift:  „Usui  publico  patens**  fährte. 

1)  Für  HciiKj  gei.stigcn  Bedürfnisse  reichte  freilich  auch  diese  Biicher- 
sanimlung  nicht  aus.  ..Oft,"  so  erzählt  Heeren  in  Christian  Gottloh  Heynes 
Leben,  der  seit  dem  Frühjahr  1752  in  Dresden  lebte,  zuletzt  als  Cujust  auf 
der  Bibliothek  des  Ministers  Brühl,  des  Kivalen  von  Winckehuauns  Patron, 
„kam  ein  fast  ganz  unbekannter  Mann  auf  die  Bibliothek,  dessen  Besneho 
gar  nicht  sonderlich  erwünseht  für  die  Bibliothekare  waren,  weil  er  ihnen 
unendliche  Arbeit  machte:  nnd  der  verhuigten  Bücher  waren  so  viele,  dass 
er  deshalb  eben  nielit  mit  fTeundli<*hem  (iesieht  aufgenommen  ward.** 


von  Adolph  Langgnth.  247 

Den  Reigen  jener  „Beschreibungen"  der  ehnrsächsischen  Haupt- 
stadt eröffnet  der  Kanzleisecretär  im  sächsischen  Generalstab  Jean 
Auguste  Lchninger  mit  seiner  „Description  de  la  ville  de  Dresde,  de 
ce  qu^clle  contient  de  plus  remarquable  et  de  ses  environs  .  ä  Dresde 
1782  chez  les  Fröres  Walther  Libraires  de  la  Cour.", 
indem  er  S.  123  nachstehende  Privatbibliotheken  aufzählt: 

Quelques  Bibliothöques  particulieres. 

1.  La  Bibliothöque  de  S.  E.  Mr.  le  Baron  de  Gutschmidt,  choix 
tres  interessant  de  tout  ce  qui  regarde  le  Droit  public  &  lilistoire 
d'Allemagne,  ind^pendamment  d'nne  clite  des  meillcurs  Auteurs 
cn  tout  genre  de  littörature. 

2.  La  Bibliothöque  de. Mr.  de  Ponickau,  Conseiller  de  la  guerre 
privd,  m^rite  une  attention  particuliöre  pour  le  nombre  &  le  choix 
des  livres  qui  la  composent.  Elle  est  trös  riebe  en  ce  qui  re- 
garde l'Histoire  de  la  Saxe.  Le  savant  possesseur  se  fait  nn 
plaisir  de  la  rendre  aussi  complötc  que  possible  &  d'en  permettre 
la  jouissance  a  ceux  qui  ont  recours  ä  lui. 

3.  La  Bibliothöque  de  Mr.  de  Ferber,  Conseiller  prive,  est  trös 
considcrable  &  merite  ä  juste  titre  d'occuper  une  place  parmi  les 
grandes  coUections,  particulierement  en  ce  qui  regarde  les  Finances, 
le  Commerce,  les  forets  &  chasses,  les  Mines  etc. 

4.  Celle  de  Mr.  Crusius,  Conseiller  de  la  Cour  &  premier  Biblio- 
thecaire  de  la  Bibliothöque  electorale,  fait  une  tres  belle  &  nom- 
breuse  collection.  Le  savant  possesseur  a  dgalement  une  collec- 
tion  d'estampes  &  de  desseins  originaux  trös  choisie  &  rare. 

5.  La  Bibliothöque  de  Mr.  de  Teubern,  Conseiller  de  la  Cour  & 
Referendaire,  &  celle  de  Mr.  Bork,  Conseiller  de  guerre  privd, 
mcritent  une  place  ici  k  cause  de  la  collection  choisie  de  Livres 
anglois;  comme  aussi  celle  de  Mr.  le  Conseiller  de  la  Cour  de 
Born. 

6.  La  Bibliothöque  de  Mr.  le  Secr^taire  Rüger,  avec  un  beau  Ca- 
binet  d'Histoire  naturelle  &  de  M^dailles. 

Karl  Wilhelm  Dassdorf:  Beschreibung  der  vorzüglichsten  Merk- 
würdigkeiten der  Churs.  Residenzstadt  Dresden  etc.  Dresden  1782. 
In  der  Walther'schen  Hofbuchhandlung,  berichtet  8.  323  ff.  über 
Frlvat-Bibliotheken  wie  folgt: 

1.  Die  Bibliothek.  Sr.  Excellenz  des  Hm.  Cabinets  -  Ministers  vom 
Militär-Departement  und  Generals  der  Infanterie  von  Gersdorf,  die 
besonders  im  militärischen  Fach  sehr  zahlreich  und  wichtig  ist, 
und  wobey  sich  zugleich  eine  ansehnliche  Sammlung  von  Land- 
charten  und  Rissen  befindet.  Sie  wird  von  diesem  würdigen  und 
immer  noch  thätigen  Greise  noch  täglich  vermehrt. 

2.  Die  Bibliothek  Sr.  Excellcnz  des  Hrn.  Konferenz-Ministers  Frey- 
herrn von  Gutschmid,  ist  sehr  reich  an  denen  in  das  öffent- 
liche   Staats -Recht   und   in   die   deutsche   Rechts  Geschichte   ein- 


248  Johann  August  von  Ponickau 

schlagenden  Schriften ;  anch  enthält  sie  tiberdies  eine  sehr  schöne 
und  ansgesnchte  Sammlung  von  Litteratur  aller  Art,  in  welcher 
der  aufgeklärte  Besitzer  derselben  eine  ausgebreitete  und  in  der 
That  bewundernswürdige  Kenntniss  besitzt. 

3.  Die  Bibliothek  des  Hm.  Ober-Consistorial- Präsidenten  von  Ber- 
lepsch  enthält  vorzüglich  eine  schöne  Sammlung  der  besten  mathe- 
matischen Werke. 

4.  Die    B.  des   Hm.  Geh.   Raths   von   Ferber   verdient   besonders   in 

Rücksicht  derer  in  das  Finanzwesen,  Kommerzium  und  Kamcralc 
Wissenschaften  gehörigen  Werke  angemerkt  zu  werden.  Auch 
enthält  dieselbe  die  brauchbarsten  Reisebeschreibungen  und  eine 
schöne  Sammlung  guter  statistischer  Bücher,  die  ihr  Besitzer  mit 
vielem  Geschmack  und  Einsicht  benutzt  und  noch  täglich  ver- 
mehrt. 

5.  Die  B.  des  Hm.  Geh.  Kriegs -Raths  von  Ponickau  verdient  des- 
wegen eine  vorzügliche  Anzeige,  weil  sie  in  Ansehung  aller  in 
die  Sächsische  Geschichte  nur  auf  irgend  eine  Weise  einschla- 
gende Schriften  eine  der  vollständigsten  ist,  die  man  sehen  kann 
und  die  hierinnen  selbst  mit  der  grossen  ChurfUrstl.  Bibliothek 
wetteifert.  Es  befinden  sich  dabei  auch  sehr  viele  dahin  ein- 
schlagende Handschriften,  Landcharten,  Grundrisse,  Prospecte  und 
Bildnisse,  welche  nebst  den  Büchern  überaus  zweckmässig  und 
bequem  geordnet  sind,  so  dass  man  durch  Hülfe  der  sehr  gut 
ausgearbeiteten  Repertorien  alles  sehr  leicht  finden  kann.  Der 
Aufseher  derselben  ist  der  Chursächsische  Kammer-Secretarius 
Grandig,  ein  Mann  von  vielen  litterarischen  Kenntnissen.  Der 
gelehrte  und  liebenswtlrdige  Besitzer  derselben  beeifert  sich,  solche 
so  vollständig  als  möglich  zu  machen.  Er  erlaubt  den  Gebrauch 
derselben  auf  eine  sehr  liebreiche  und  gefällige  Art  und  hat  diese 
in  der  That  vortreffliche  Sammlung  bereits  sehr  grossmüthig  der 
Universitäts-Bibliothek  in  Wittenberg  nach  seinem  Ableben  be- 
stimmt. 

6.  Die  Bibliotheken  der  Herren  Hofräthe  von  Born  und  von  Teubern 
sind  sehr  reich  an  den  neuesten  und  besten  englischen  Schriften; 
auch  besitzt  der  letztere  noch  eine  vortreffliche  Sammlung  der 
ausgesuchtesten  und  seltensten  Ausgaben  alter  Griechischer  und 
Ijateinischer  Autoren.  Beide  haben  eine  sehr  artige  Kupferstich- 
Sammlung. 

7.  Die  B.  des  Um.  Hofrath  Crusius,  die  viel  ausgesuchte  Büclier  von 
mehreren  Fächern  der  Literatur  enthält.  Auch  besitzt  eben  der- 
selbe eine  sehr  starke  und  wohlgeordnete  Sammlung  von  Kupfer- 
stichen und  Original-Zeichnungen,  die  einst  in  den  Händen  eines 
Füraten,  oder  eines  reichen  Privatmanns,  die  Anlage  zu  einer  der 
vollständigsten  Sammlungen  in  dieser  Art  ausmachen  würde. 

8.  Die  Bibl.  des  Hrn.  Superintend.  und  Ober-Consistorial -Raths  D. 
Rehkopfs,  enthält  das  brauchbarste  aus  der  Biblischen  Philologie, 
Kirchlichen  Rechte  und  Kirchengeschichte. 


von  Adolph  Langguth.  249 

9.  Die  Bibl.  des  Hrn.  Ober-Rechnungs-Raths  Canzler  enthält  eine 
sehr  vollständige  Sammlung  aller  in  die  neuere  Schwedische  Ge- 
schichte ,  Statistik  und  Literatur  dieses  Reiches  einschlagenden 
Bücher. 

10.  Die  Bibl.  des  Hra.  Professor  Lipperts  ist  in  Ansehung  der  Mytho- 
logie und  der  Alterthtimer  merkwürdig. 

11.  Die  Biblioth.  des  Hm.  Regiemngs-Secretars  Rüger  ist  in  der  Ge- 
schichte und  Numismatik  reich.  Eben  derselbe  besitzt  auch  ein 
schönes  Naturalien-Kabinet  und  eine  beträchtliche  Münzsammlung. 

12.  Des  llrn.  Doctors  (Jur.)  Hanschilds  Bibliothek  ist  reich  an  histo- 
rischen und  numismatischen  Büchern. 

13.  Die  Bibl.  des  Hm.  Doctor  (Med.)  Pezolds  ist  reich  an  sehr  schönen 
medic.  Schriften,  und  an  den  Werken  der  besten  Schriftsteller  in 
den  neueren  Sprachen. 

14.  Des  Geh.  Finanz-Registrators  Hofmanns  Biblioth.  enthält  sehr  viel 
zur  eigentlichen  gelehrten  Geschichte,  eine  reiche  Disputations- 
sammlung, desgleichen  eine  beträchtliche  Sammlung  von  Bildnissen 
gelehrter  Männer. 

„Ausser  diesen  hier  angeführten  Büchersammlungen,"  f^rt 
Dassdorf  S.  327  fort,  „giebt  es  gewiss  noch  manche  andere,  die  theils 
in  mehreren  Fächern  der  Gelehrsamkeit,  theils  in  einem  einzelnen 
Fache  derselben,  sehr  gut  und  vollkommen  seyn  mögen,  die  aber  dem 
Verfasser  nicht  so  wie  diese  bekannt  worden  sind.  Doch  verspricht 
er,  im  Fall  einer  hierüber  geschehenen  Belehrang,  alle  diese  kleinen 
unverzey liehen  Unterlassungssünden,  bei  einer  2.  Auflage,  sorgfältig  zu 
verbessern." 

Diese  Belehrang  sollte  nicht  ausbleiben. 

Ein  ungenannter  Recensent  (vgl.  Magazin  für  die  Geschichte  und 
Beschreibung  der  Residenzstadt  Dressden  etc.  Erstes  Stück.  Dessau 
1782  in  der  Buchhandlung  der  Gelehrten)  geht  mit  beiden  genannten 
Büchern,  die  in  demselben  Verlage  erschienen,  scharf  ins  Gericht, 
weist  nach,  dass  Dassdorf  das  Buch  Lehningers,  welches  1780  franzö- 
sich  geschrieben,  in  dessen  deutscher  ücbersetzung  als  Grandlage  be- 
nutzt, dass  Lehninger  flüchtig  „ganz  im  franz.  Geist  und  ohne  deutsche 
(Gründlichkeit  geschrieben"  und  dass  beide  anstatt  die  Cabinette  selbst 
zu  sehen,  20  Jahre  alte  Bücher  excerpirten.  Auch  bei  dem  Artikel 
„Bibliotheken"  habe  Dassdorf,  „der  Mann,  der  an  der  Quelle  ge- 
sessen", weil  selber  Bibliothekar  und  Schriftsteller  von  Rufe,  Fehler 
über  Fehler  gemacht,  die  Büchei*sammlungen  nicht  vollständig  ver- 
zeichnet, z.  B.  die  des  Prinzen  Anton ,  des  Spanischen  Gesandten,  des 
Oberliofpredigev  und  Regierungs-Secretärs  Kretzschmar  vergessen  und 
namentlich  auch  in  der  Beschreibung  der  v.  Bünauischen  und  BrühP- 
schen  sehr  geirrt.  Der  Vorzug  der  letzteren,  von  der  Dassdorf  S.  268 
gesprochen ,  habe  wohl  überhaupt  in  seltenen  und  kostbaren  Werken 
aller  Art,  nicht  aber  in  auswärtiger  Staatengeschichte  bestanden  und 
die    Stärke    der    Bünauischen   hätte    Kirchen-    und  Litteraturgeschichte 


250  Johann  August  von  Ponickau 

Dnd  alles,  was  dahin  einschlägt,  gebildet,  nicht  aber  die  deutsche 
Reichsgeschichte  und  das  deutsche  öffentliche  Staatsrecht,  wie  es  Herr 
D.  genannt.')  Der  Streit  zwischen  Autoren  und  Kritiker,  der  einen 
sehr  scharfen  Charakter  annimmt,  hat  ftir  uns  nur  insofern  Interesse, 
als  unter  den  Hecensenten  von  Dassdorf  (Magaz.  S.  23)  ursprünglich 
ein  Grundig,  ein  Ossenfelder  oder  wohl  gar  „der  aufgeklärte  und  all- 
gemein geachtete  Besitier  einer  der  vollständigsten  Sächsischen  Biblio- 
theken, mit  deren  geheimsten  Schätzen  er  so  bekannt  ist**,  vermuthet 
und  dieser  letztere  S.  50  als  ein  v.  P.,  also  unser  Ponickau,  bezeich- 
net wird. 

Wir  benutzen  beide  Bücher  als  das,  was  sie  vorstellen  sollen. 

Der  Kanzlei-Secretär  Lehninger,  der  ebenso  wie  Dassdorf  durch 
Nicolai  2)  angeregt  „auf  dessen  Fuss"  ein  Handbuch  ftlr  Fremde 
schreiben  wollte,  konnte  von  vornherein  nicht  beabsichtigt  haben,  in 
einem  so  „concentrirten  Repertoir**  wie  diese  für  Ausländer  bestimmte 
„Description**,  alle  Büchervon*äthe  der  in  Dresden  lebenden  Gelehrten 
anzugeben  und  Dassdorf  müssen  wir  fUr  alle  Nachträge  dankbar  sein, 
die  er  zu  dem  Capitel  seines  Vorgängers  über  Bibliotheken  noch  hin- 
zugefügt. Die  wenn  auch  unvollständige  Aufzählung  giebt  uns  immer- 
hin einen  ziemlich  hohen  Begriff  von  dem  litterarischen  und  biblio- 
philen Interesse  jener  Zeit,  von  Ponickaus  Büchersammlung  im  be- 
sonderen erfahren  wir,  dass  Grundig  sie  geordnet,  wenn  er  damals 
auch  nicht  mehr  Aufseher  war,  wie  der  Kritiker  gleichfalls  nachweist,^) 
dass  sie  gute  Repertorien  hatte  und  dass  v.  Ponickau  im  Gegensatz 
zu  den  übrigen  gleichzeitigen  Besitzern  von  Privatbibliotheken,  bei 
denen  der  Zusatz  von  der  Nutzbarmachung  ihrer  Sammlungen  durch- 
weg fehlt,  die  seinige  in  liebenswürdigster  Weise  fremdem  Bedarf 
öffnete. 


1)  Vgl.  Magazin  S.  82.  „Da  er  (DadsdorO  die  Brühlischc  und  die 
BUnauische  Bibliothek  als  solche  niemals  gesehen  (ihre  Einverleibung  war 
schon  lange  vor  seinem  Antritt  beendigt),  sondern  bloss  aus  Catalogis,  wie 
ieder  Litterator  kennt,  wie  will  er  mich  denn  widerlegen,  wenn  ich  sage, 
dass  das  ausländigo  Staatsrecht  verhältnissmässig  ebenso  reich  besetzt  war, 
als  die  auswärtige  Staatengeschichtc  V  dass  Antiquitäten  und  Münzen,  Physik, 
Mathematik,  besonders  Architectur  und  KriegsbUcher,  ausländische  und  andere 
witzige  Schriften  ebenso  vollständig  waren?  Weil  er  aber  in  sede  patria  das 
Präjndicium  fllr  sich  hat,  so  nife  ich  seinen  Oberbibliothekar,  Hm.  Hofrath 
Crusius,  der  sie  gekauft,  und  seinen  Kollegen,  den  ehemaligen  Bibliothekar 
dieser  Bibliothek,  Hm.  Canzler,  der  sie  verkauft,  zu  Zeugen  an  ...  2. ,  der 
besondere  Vorzug  der  Btinauischen  bestand  nicht  in  der  deutschen  Reichs- 
geschichte imd  in  dem  deutschen  öffentlichen  Staatsrecht,  wie  e«  Hr.  D. 
nennt.  Ist  bleich  der  Bibliothekar  derselben,  mein  Freund  Francke,  todt,  so 
existirt  docii  noch  sein  Catalogus  .  .  .,  der  die  Kirchen-  und  Gclchrten- 
geschichte,  den  ansehnlichsten  llieil  des  (tanzen,  abhandelt''  etc. 

2)  Christoph  Friedr.  Nicolai,  Beschreibung  der  Königl.  Residenzstädte 
Berlin  und  Potsdam.  Nebst '  einem  Anhange ,  enthaltend  die  Leben  aller 
Künstler,  die  seit  Clnirf.  Friedr.  Wilh.  d.O.  in  Berlin  gelebt  haben.  Berlin 
1769.    Neue  völlig  umgearbeitete  Aufl.     1779. 

8)  Vgl.  die  Note  Ma^.  S.  7(5.  „Herr  Gmndig  ist  seit  mehren  Jahren 
nicht  mehr  Aufseher,  obgleich  es  im  Mensel  so  steht." 


von  Adolph  Langguth.  251 

Es  folgt  dann  der  Zeit  nach  Joh.  Gottlieb  Aug.  Kläbes  „Neuester 
Dresdner  Wegweiser  für  Fremde  und  Einheimische.  (Mit  einem  Plane. 
Dresden  1797  in  der  Hilscherschen  Buchhandlung.)'^,  der  bei  denPrivat- 
bibliütheken  S.  102  unter  Hinzuftiguug  neuer  Namen  wie  von  Hopf- 
garten,  von  Burgsdoif,  Reinhard,  Tittmann,  Günther,  13  Privatbiblio- 
theken aufzählt,  ohne  die  Reihe  für  abgeschlossen  zu  erklären,  da  ihm 
der  Raum  zu  weiterer  Ausführung  fehlte,  und  unter  Nr.  5  bemerkt: 

„Die  Bibliothek  des  Hm.  Geh.  Kriegsraths  von  Ponickau,  welche 
alles,  was  in  die  Sachs.  Geschichte  einschlägt  und  selbst  Handschriften 
enthält,  welche  die  kurfürstl.  Bibliothek  nicht  besitzt,  ist  gegenwärtig 
nicht  mehr  in  Dresden.  Der  gelehrte  Besitzer  schenkte  sie,  als  er 
das  Unglück  hatte,  das  Gesicht  zu  verlieren,  der  Universitätsbibliothek 
in  Wittenberg." 

Das  ist  alles,  was  bei  der  Erwähnung  der  Bibliothek  über  die 
Persönlichkeit  des  Besitzers  verlautet.  Wir  haben  keine  Angaben  über 
eine  bestimmte  Person,  die  Ponickau  den  Geschmack  an  Büchern  bei- 
gebracht, wie  wir  es  von  anderen  gleichzeitigen  Bibliophilen  wissen; 
wir  erfahren  nichts  von  Reisen,  von  einer  tour  d'Europe,  die  er  der 
Sitte  der  Zeit  und  seiner  Vermögenslage  entsprechend  allem  Vermuthen 
nach  gemacht  hat,  von  irgendwelchen  Bibliotheken,  die  er  besucht, 
von  gelehrten  und  berühmten  Leuten,  die  er  dabei  kennen  gelernt, 
so  wie  es  etwa  bei  einem  v.  Bünau  der  Fall  ist,  Tagebücher 
und  Briefe  sind  nicht  bekannt,  und  was  wir  in  der  späteren  Zeit  von 
Wittenberg  her  hören,  erhebt  sich  nicht  über  die  ganz  allgemeinen 
Sätze  der  Würdigung  seiner  edlen  Stiftung.  Nehmen  wir  gar  eins  der 
Werke  über  Dresdener  Gelehrte,  Künstler  und  sonstige  verdiente  Männer 
jener  Zeit  zur  Hand,  so  fehlt  v.  Ponickaus  Name  entweder  ganz,  wie 
z.  B.  in  Christoph  Gottfr.  Ha\  manns  Buch  „Dresdens  theils  neuerlich 
verstorbene,  theils  jetzt  lebende  Schriftsteller  und  Künstler.  Dresden 
1809**  in  der  Waltherschen  Hofbuchhandlung,  oder  er  wird,  wie  etwa 
Graf  Hoym  erwähnt,')  und  da,  im  Gegensatz  zu  seinen  Namensvettern 
Joh  Fabian  Gottlob  und  Joh.  Georg  v.  Ponickau ,  keine  Doctordisser- 
tation  oder  sonstige  Schrift  von  ihm  aufgeführt  wird,  mit  wenigen  Zeilen 
abgethan. 

Des  lUithsels  Lösung  für  dieses  Schweigen  giebt  des  schon  ge- 
nannten Klähe:  Neues  gelehrtes  Dresden  oder  Nachrichten  von  jetzt 
lebenden  Dresdner  Gelehrten,  Schriftstellern,  Künstlern,  Bibliothekaren 
und  Kunstsammlern.  Leipzig  1796  bey  Voss  &  Comp.,  wo  es  S.  30 
von  dem  Ordner  der  v.  Ponickauischen  Bibliothek  heisst : 

„Grundi'jc,  Gottfried  Immanuel ,' Churf.  Sachs.  Geheimer  Finanz- 
secretär,  ist  jreljoren  zu  Herrmannsdoif  bey  Annaberg  1740,  wo  sein 
Vater  M.  Cliristoph  Gottlob  Pfarrer  war;  wurde  von  1749  bis  1758  in 
der  Schule  zu  Schneeberg,  besonders  von  dem  nachmaligen  Rector  der 
Dresdner  Kreuzschule,  Müller  unterrichtet,  studirte  von  Ostern   1760 — 

1)  Vgl.  Otto,  Lex.  Oherlaus.  Schriftsteller  etc.    Supplenieutband  S.  340. 


252  Johann  August  von  Ponickau 

1764  in  Leipzig:  die  Rechte,  g:ing  mit  dem  Anfang  des  Jahres  1765 
nach  Dresden,  um  die  ansehnliche,  nunroehro  durch  Stiftung  an  die 
Wittenberger  Akademie  gekommene  Bibliothek  des  Hrn.  Geh.  Kriegs- 
rath  von  Ponickau  in  Ordnung  zu  bringen,  auch  nachher  dessen  Mttnz- 
kabinet  und  tibrigen  Sammlungen  zu  besorgen.^  Dann  weiter  in  einer 
Anmerkung:  „Diese  in  jeder  Rücksicht  vortreffliche  Bibliothek  kam 
im  Jahre  1789  nebst  vielen  Manuscripten  an  die  Universität  Witten- 
berg durch  Schenkung  von  dem  jetzt  noch  lebenden  Geh.  Kriegsrath 
V.  Ponickau.  Im  Jahre  1790  hatte  dieser  ganz  im  Stillen  lebende  Ge- 
lehrte, das  Unglück,  sein  Gesicht  zu  verlieren.  Dadurch  und  seiner 
hohen  Jahre  ungeachtet  hat  er  doch  nichts  von  seiner  Lebhaftigkeit 
verloren  und  sein  Umgang  ist  für  den  Gelehrten  immer  noch  so  an- 
genehm als  lehrreich.  Dieser  verdienstvolle  Mann,  der  es  verdient 
hätte,  in  diesem  Buche  aufgeführt  zu  werden,  wünschte  lieber  bis  an 
aein  Ende  unbekannt  zu  bleiben.** 

Der  Kritiker  dieses  Buches  (vgl.  Allgemeiner  Litterarischer  An- 
zeiger V.  16.  Aug.  1796  No.  XIV.  156)  macht  hierzu  die  Bemerkung: 
„Von  einem  so  patriotisch  denkenden  Mann,  wie  der  noch  lebende  ge- 
heime Kriegsrath  Joh.  Aug.  v.  Ponickau  ist,  der  seine  ausnehmend  zahl- 
reiche Bibliothek,  in  der  von  Schriften  über  die  Sächsische  Geschichte 
wenig  mehr  fehlet,  nebst  allen  dahin  einschlagenden  Handschriften, 
Landkarten,  Grundrissen,  Prospecten  und  Bildnissen  mit  dem  Münz- 
kabinette im  Jahre  1789  der  Universität  Wittenberg  so  grossmüthig 
schenkte,  wird  es  gewiss  Mancher  mit  dem  Recensenten  bedauern,  dass 
Hr.  Kläbe  sich  durch  die  edle  Bescheidenheit  des  Hm.  v.  P.  abschrecken 
Hess,  und  uns  nicht  einige  Nachrichten  von  ihm  überlieferte." 

Wir  können  diese  Worte  auch  heute  noch  unterschreiben.  Die 
Nachwelt  hätte  v.  Ponickau  gegenüber  nicht  die  unangenehme  und  un- 
dankbare Pflicht  gehabt,  den  Dampf  des  Weihrauchs  zu  zei*8treucn,  der 
in  dem  Kläbischen  Buch  allenthalben  aufsteigt;  hier  wäre  wirkliches 
Verdienst  in  das  rechte  Licht  zu  stellen  gewesen.  Da  es  mit  den 
übrigen  über  den  würdigen  Mann  schweigt,  tappen  wir  völlig  im 
Dunkeln,  sind  auf  den  Zufall  und  weitausgreifende  Nachforschungen 
angewiesen  und  so  kommt  es,  dass  uns  gegenwärtig  jede  Episode  seines 
Lebens  und  jede  Zeile  eigener  Produktion,  die  einiges  Licht  über  seine 
Lebensanschauung  und  Gemüthsverfassung  in  bestimmten  Zeitläuften 
giebt,  jede  Mittheilung  mit  dem  Manne  in  Berührung  gekommener  Zeit- 
genossen oder  ihm  nahestehender  Personen  über  den  Stand  seiner 
Bildung  und  Gelehrsamkeit,  über  Geistes-  und  Charaktereigenschaften 
willkommen  ist,  und  zwar  um  so  mehr,  je  weniger  bis  jetzt  die  Nach- 
forschung von  Erfolg  begleitet  war 

Einige  Verse  aus  einem  Gedicht,  das  der  16jährige  Fürsten- 
schüler von  Meissen  an  einen  befreundeten  Abituri(»nten  richtet,  führt 
Böhmer  S.  37  schon  an.  Dieses  Gedicht  trägt  der  Sitte  der  Zeit  ent- 
sprechend den  langathmigen  Titel: 


von  Adolph  Langguth.  253 

Bey  dem  rühmlichen  Abzüge  des  Wohlgebornen  Herrn, 
Herrn  Friedr.  Adolphs  von  Polentz,  aus  dem  Hause  Lintz,  aus 
der  Königl.  und  Chur-Fürstl.  Sachs.  Land -Schule  zu  Meissen, 
welcher  den  18.  Januar  1735.  geschähe,  wollte  durch  diese  weni- 
gen Zeilen  gehorsamst  Gltlck  wünschen  Dessen  ergebenster  Freund 
und  Diener 

Johann  August  von  Ponickau. 

s.  1. 
Wir  lassen  es  hier  folgen: 

„Es  gäbe  kein  Geschlecht  des  Adels  Ulirspning  au, 

Mau  wllste  nicht,  wodurch  es  sich  hcrvorgethan, 
Bemühte  mau  sich  nicht  in  ächten  Wappen-Bildern 
Die  Thaten  und  Verdienst  des  StitTters  abzuschildern. 

Die  zeigen  öfters  an,  was  auch  ein  Buch  verschweigt. 

Das  durch  den  Wurm  verdirbt  und  der  Venvesung  weicht. 
Und  geben  uns  ein  Licht,  die  Tliateu  aus  zu  finden, 
Wodurch  man  sich  bemüht  den  Adel  fest  zu  gründen. 

Dein  Wappen,  Werther  Freund,  bezeuget  dieses  klar. 

Hier  Stent  sich  dem  Gesicht  ein  bunter  Flügel  dar, 
Der  weiss  und  roth  erscheint,*)  und  bald  auf  Krieg  und  Flammen 
Bald  auch  auf  Frieden  zielt.    Hier  sieht  man  recht  beysammen, 

Was  Deinen  Ahnen  Glantz,  und  Ruhm  und  Adel,  gab. 

Der  Flügel  bildet  hier  ihr  ernst  Bestreben  ab, 
Zu  Krieg-  und  Friedens-Zeit  sich  aus  dem  Staub  zu  schwingen. 
Und  mit  bemühtem  Fleiss  nach  Lob  und  Ruhm  zu  ringen. 

Dies  machte  Deren  Ruhm  in  Krieg  und  Frieden  fest. 

Was  man  in  Büchern  liesst,  ist  nur  ein  kleiner  Rest 
Von  dem,  was  Sie  gethan,  Du  erbest  Trieb  zur  Ehre, 
Und  machest,  dass  sie  Dir  gautz  eigen  zugehöre. 

Du  hältst,  Geehrter  Freund,  den  selbst- erworbenen  Ruhm. 

Nicht  der  von  andern  kömmt,  vor  wahres  Eigenthum, 
Und  strebst  daher  mit  Ernst  nach  Wissenschaft  und  Künsten 
Durch  einen  hohen  Flug.    Was  ehemals  von  Dünsten 

In  dem  Verstände  war,  den  Blindheit  erst  besitzt, 

Vertrieb  Dem  muntrer  Fleiss.    Wie  hast  Du  nicht  geschwitzt 
Vor  brennender  Begier,  durch  Dein  geführtes  Leben 
An  Zucht  und  Wissenschaft  ein  Beispiel  abzugeben! 

Dein  Flug  ist  wohl  geglückt.    Darum  erhebst  Du  Dich 

Nach  höhrer  Wissenschaft,  und  eilst,  und  lassest  mich 
In  Meissens  Gebenden.    Ach  nimm,  was  meine  Lieder 
Dir  jetzt  vor  W  ünsche  streun !  Es  wünschet  Dir  ein  jeder : 

Es  sey  Dein  hoher  Flug  gantz  ohne  Hindemiss! 

Die  1  reunde  wünschen  es,  und  ich  bin  ganz  gewiss, 
Du  werdest  dermahleins  so,  wie  wir  es  verlangen. 
Durch  Tugend,  Kunst,  und  Fleiss,  mit  ächten  Adel  prangen. 

So  lebe  denn  beglückt,  und  bleibe  mir  geneigt, 

Wenn  auch  deremst  Dein  Flug  sich  in  aer  Höhe  zeigt  I 
Kein  heisser  Sonnen-Strahl  soll  Deine  Flügel  schmeltzen, 
Und  keine  Wellen  sich  um  Deine  Glieder  weltzen!'* 

Der  Geist,  der  aus  diesem  Liede  spricht,  das  Betonen  des  selbst- 
erworbenen Ruhmes,  der  Gedanke,  das  Alter  des  Geschlechts  als  eine 
Aufforderung  zu  betrachten,  den  Ahnen  gleich  zu  werden,  die  Tugend 


1)  Das  V.  Polentzsche  Wappen  enthält  im  blauen  Feld  einen  silbernen 
Flügel  mit  rothem  Querbalken. 


254  Johann  August  von  Ponickau 

auch  als  Massstab  des  Adels  zu  betrachten,  dsis  Streben  nach  Wissen- 
schaft und  Ktlnsten,  das  Anheben  von  Vorurtheilen  „den  Dünsten  des 
Verstands",  muthet  uns  an,  die  Mängel  der  Form  verdeckend,  ist  aber 
nichts  Ungewöhnliches  für  Meissen,  wa  solche  Nachrufe  an  der  Tages- 
ordnung waren.  Freund  Polentz  hatte  seinerzeit  etwas  Aehnliches 
ausgesprochen,  als  er  einem  anderen  Gliede  der  weitverzweigten  Po- 
nickauischen  Familie,  Johann  Christoph  von  Ponickau,  als  Abiturienten 
folgenden  Nachruf  widmet  *) : 

„Ein  Diamant  in  Gold  stralüt  noch  so  helle; 

£in  Balsam  in  Crystall  riecht  noch  einmahl  so  wohl; 
Und  gönnt  der  Adel  nur  der  Weisheit  eine  Stelle, 

So  iiat  bereits  sein  Ruhm  den  Weg  zum  höchsten  Pol. 
Kr  achtet  die  mit  Recht  Rir  niedertiüchtge  Seelen, 
Die  ihrer  Almen  Ruhm,  nicht  eigene  Tugend  zehlen. 

Die  ein  gelehrtes  Buch  und  bumke  Waffen  flielm. 
Er  merkt,  man  müsse  selbst  für  frische  Palmen  sorgen, 
Und  sie  nicht  aus  der  Gruft  verfaulter  Väter  borgen, 

Weil  diese  den  Geruch  von  Giübem  nach  sich  zielm. 

Joh.  Christoph  v.  Ponickau  ist  aber  auch  „eine  Zierde  der  Land- 
Schule  zu  Meissen",  welchem  ausser  v.  Polentz  und  seinen  beiden 
Vettern  Joli.  Georg  und  Joh.  Gottlob  v.  Ponickau,  noch  ein  anderer 
Alumnus  Afranus,  C.  W.  von  Nitzschwitz,  das  Geleite  zur  Universität 
giebt,  indem  er  im  zuruft  2): 

„Geschlecht  und  Adel  machen  gross, 
Doch  ohne  Tugend  wird^s  nichts  nützen, 
Trennt  diese  sich  von  jenem  los», 
So  fehlts  dem  Bau  an  seinen  Stützen.'' 

An  weiteren  Belegen  für  diese  Denkungsart  junger  adliger 
Afranen,  die  au  Kühnheit  des  Bekenntnisses  einen  Ulrich  von  Hütten 
fast  in  den  Schatten  stellen,  ist  kein  Mangel.  Es  scheint  in  Meissen 
damals  ein  ausnehmend  guter  Geist  geherrscht  zu  haben  und  von 
Seiten  der  Schule  nichts  versäumt  worden  zu  sein,  gute  Grundsätze 
einzuilössen.  Aber  das  spätere  Alter  hält  nicht  immer,  was  die  Jugend 
verspricht,  mit  den  veränderten  äusseren  Lebensumständen,  mit  dem 
Eintritt  in  das  wirkliche  Leben  ändern  sich  die  Anschauungen,  und 
die  dreimal  Glücklichen,  die  ihre  Geburt  sogleich  über  die  unteren 
Stufen  der  Menschheit  hinaushebt,  die  durch  jene  Verhältnisse,  worin 
sich  manche  gute  Menschen  die  ganze  Zeit  ihres  Lebens  abäugstigen, 
nicht  durchgehen,  auch  nicht  einmal  darin  als  Gäste  zu  verweilen 
haben,  deren  Blick  auf  den  höheren  Standpunkt  richtig,  denen  jeder 
Schritt   ihres  Lebens  leicht  sein  müsste,   wenn  Goethe  hier  Recht  be- 

1)  Vgl.  Den  Recht-edlen  Adel  des  .  .  .  Joh.  Christoph  von  Ponickau 
aus  dem  llause  Belgershayn  behertzigte  am  Tage  Seines  Ruhm-vollen  Ab- 
zugs aus  der  I^ud-8chule  zu  Meissen  28.  Mart.  1732  unter  BegÜickwüuschung 
.  .  .  J.  A.  von  P.    s.  1. 

2)  Denen  gantz  ungemeinen  Hoffnungs- Blühten,  welche  .  .  .  Joh. 
Christoph  v.  Ponickau  . .  .  bisshero  gezeiget,  und  nun,  da  er  1 732  .  .  .  Seineu 
höchst-rUhmlichen  Abschied  nahm,  völlig  auigethan,  wünschte  fernem  Wachs- 
thum  etc.  ^^hristian  Wilh.  v.  Nitzschwitz  aus  dem  Hause  Adelsdorff.    s.  1. 


von  Adolph  Lan^guth.  255 

halten  soll,  gerade  diese  erlagen  in  jener  Zeit  der  Anfechtungen,  die 
ihrer  harrten.  Die  Sitten  des  damaligen  Adels,  besonders  des  sächsi- 
schen sind  oft  schlimm  genug/  ausgemalt  worden  und  kein  Anderer 
als  Heinrich  v.  Bünau  giebt  uns  in  einer  Art  von  Selbstbekenntniss 
eine  Vorstellung  von  den  aufregenden  Einflflsseu,  die  seinen  Standes- 
genossen beim  Eintritt  ins  Leben  drohten,  wenn  er  sagt:  „Sobald 
ein  junger  Mann  in  die  sogenannte  grosse  Welt  kommt,  ist  der  Sturm 
böser  Begierden  und  Beispiele  so  mächtig,  dass  die  geringen  Funken 
der  Gottesfurcht  gar  bald  in  der  Asche  der  ungezähmten  Leiden- 
schaften erlöschen."  Dass  Joh.  Aug  v.  Ponickau  hier  eine  rflhmliche 
Ausnahme  macht,  dass  jene  Virse  nicht  bloss  den  verheissnngsvollen 
Jüngling  charakterisiren ,  sondern  die  Signatur  seines  ganzen  Lebens 
bilden,  dafür  legen  die  einzelnen  uns  bekannt  gewordenen  Handlungen 
und  Kundgebungen  der  verschiedenen  Entwickelungsperioden,  die  durch- 
weg ein  edler  Ehrgeiz  und  das  Bestreben,  dem  Dichten  und  Trachten 
einen  höheren  Inhalt  zu  geben,  kennzeichnet,  Zeugniss  ab. 

Zwei  und  dreiviertel  Jahr  nach  Abfassung  seines  Gedichts  an 
Polentz  sehen  wir  Ponickau  selber  die  Universität  Leipzig  beziehen,  wo 
er  am  9.  October  1737  immatriculirt  wurde  und  nach  dem  Nekrolog  des 
Dresdner  Anzeigers  vom  9.  März  1802  No.  10  mit  rühmlichstem  Fleiss 
seinen  Studien  ebenso  wie  auf  St.  Afra  oblag,  ohne  dass  uns  für 
diese  seine  akademischen  Jahre,  die  er  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
ausschliesslich  in  Leipzig  verbracht,  wenigstens  ist  Wittenberg  ausge- 
schlossen, weitere  Zeugnisse  zu  Gebote  ständen.  Wir  wissen  nicht, 
welches  seine  vornehmsten  Lehrer  waren,  welche  Vorlesungen  er  ge- 
hört, ob  darunter  die  schönen  Wissenschaften,  die  Philosophie  und 
Mathematik,  die  lateinische  und  griechische  oder  auch  die  hebräische 
Sprache,  die  Geschichte,  Theologie,  der  Sitte  der  Zeit  entsprechend, 
neben  den  juristischen  Fachstudien  vertreten  waren,  ob  der  junge 
Mann  die  öffentlichen  und  Privatbibliotheken  Leipzigs,  unter  welchen 
diejenige  Joh.  Barths,  Menckes,  Sibers,  Börners  die  hervorragendsten 
waren,  besuchte,  ob  er  auf  den  Disputirbänken  zu  finden  oder  bei  einer 
der  wichtigsten  litterarischen  Unternehmungen  betheiligt  war,  wie  z.  B. 
von  Bünau,  ob  er  einer  gelehrten  Gesellschaft  angehörte,  wie  dieser, 
dürfen  aber  die  Vermuthung  aussprechen,  dass  sein  BildungsbedttrfnisB 
keine  Gelegenheit  sich  zu  belehren  unbenutzt  Hess.  Erst  im  Jahre 
1743,  zu  einer  Zeit,  wo  er  als  Kammerjunker  und  Hofrath  bei  der 
Landesregierung  zu  Gotha  im  Dienste  stand  i)  — Näheres  über  seine  Thätig- 
keit  ist  auch  hier  nicht  bekannt  — ,  stossen  wir  wieder  auf  ein  Lebens- 
zeichen, das  sich  an  den  Namen  Manteuffel  knüpft. 

Ernst  Chnstoph  von  Manteuffel,  der  lieichsgraf  und  sächsische 
Kabinetsminister,  geb.  1676    als  Abkömmling  eines  Pommerschen  Ge- 

1 )  Der  im  Besitz  der  v.  Pon.  Bibliothek  befindliche  Uofkalender  des 
Jahres  1743  betitelt:  „  Nacliricht  von  dem  dermahligeu  Sachseu-Go thaisch- 
und Altenbur^ischen  Civil-  Hof-  und  Militär-Etat"  Gotna.  Joh.  Audr.  Reyher, 
tVihrt  S.  42  Joii.  Aug.  v.  Ponickau  zu  Kiipphausen  als  Kammerjunker  hs.  nach- 
getragen auf. 


256  Johaoo  Aii^.st  vnn  PoDiekaa 

achlechtü,  1 7 1 1  —  1 7 1 6  älch-si^ch-polnisoher  Oesrandter  in  Berlin,  wo  t*r  als 
jfei.*treich  anreirender  OeT^IlschaÄer  hei  Hofe  irern  «r^-sehen  war.  bekannt 
anch  (Inrch  ?eine  Beziehan^ren  zum  Kronprinzen  Fried  rieh,  ditr  zu  rinr-m 
fortdauernden  brieflichen  Dialog  über  Sittenlehr»-,  Geschichte  etc,  zwi- 
schen Mentor  und  Teiemach  f&hrten.  der  Stifter  dfr  Ge!j«rllscliaft  »1er 
Alethophilen  in  Berlin  und  einer  freimaurerischen  Verbindnmr.  Mit:rli»ti 
der  Akad.  d.  Wiaß  zu  Berlin  und  London,  in  Dresden  einst  aach 
Direktor  aämmtlicher  Sammloncren.  hatte  „ans  einer  immer  noch  fort- 
dauernden  Liebe  zu  den  Wissenschaften*^  1739  wieder  I^-ipziir  zum 
Wohnsitz  <renommen.  wo  er  an<refan<ren .  den  Studien  Mbzulie^.rr'a  und 
während  dieses  neuen  Aufenthalts  in  ^r  Pleissenstadt.  in  deren  Näh*- 
seine  Frau  das  Kitter*nit  I^ner  besass.  ein  Ver^srnQiren  darin  ^fandru. 
den  öffentlichen  Feierlichkeiten  der  Akademie  und  „den  frennd^haft- 
lichen  .Streitigkeiten*  ihrer  (ielehrten  beizuwohnen.  Als  »-r  .zur  Auf- 
mnnterun«?  der  Studirenden*^  beschlossen,  das  .Jubilium  seiner  vor 
50  Jahren  daselbst  an<retretenen  Studiorum''  feierlich  zu  besrehen.  ire- 
staltete  sich  diese  Kmeuerun<r  der  alten  Verbinduni;  mit  den  Musen  am 
2.  Au^st  1743.  zu<^leich  sein  68.  Geburtstag,  zu  einer  akademischen 
B«*<?ebenheit  ersten  Ranftes,  zu  deren  Verherrlichung:  die  Tniversität 
ihre  besten  Kräfte  ins  Feuer  schickte. 

So  hatte  Fri«*drich  Christ,  ordentlicher  I^-hrer  der  Dichtkunst  in 
ihrem  Namen  ein  laueres  lateinisches  Gedicht  ^remacht.  verschiedene 
andere  Prof4*ssoren  traten  gleichfalls  in  gebundener  und  unirebundenrr 
Rede  als  Gratulanten  auf,  kein  Gerinjrerer  als  Gottsched  liefert»-  den 
Text  zu  einer  Tafelmusik,  die  Studirenden  waren  nicht  zurückireblieben 
bei  der  all<^emeinen  Betheili<nin^ .  die  Fecht-  und  Tanzboden  nament- 
lich hatten  mobil  gemacht  und  es  unternommen,  durch  ihre  berufeneu 
Vertreter,  von  denen  einer  Joh.  Friedr.  v.  Ponickau  heisst.  dem  Be- 
förderer der  freien  Kfinste  und  Wissenschaften,  ihr  „Kompliment*^  zu 
bringen.  Es  rej^uete  förmlich  Verse  in  3  Sprachen,  der  kimi&rliohe 
Kommissar  Joh.  Ernst  v.  MantenffVd  sprach  in  seiner  Lobrede  über  den 
Text,  „dass  ein  Staatsmann  nichts  rfihmlicheres  thun  könne,  als  wenn 
er  sich  bei  seinem  ruhmvollen  Alter  einer  «relehrten  Kühe  widme* , 
poeti.sche  und  prosai.-che.  jredruckte  und  ungedruckte  Glückwünsche 
Auswärtiger  waren  eingelaufen  und  unter  diesen  letzteren  befindet  sich 
auch  nachstehende  französische  Ode.  «rez.  Auguste  de  Ponicau,  die  wir 
aus  Joh.  Joachim  Schwabes  Beschreibung  der  akademischen  Jubel fe\  er 
.  .  .  Ernst  Christophs.  Grafen  von  Manteuffel  etc.  etc.  nebst  allen  Wi 
dieser  Gelegenheit  verfertigten  Schriften  u.  s.  w.  (Leipzig.  1743.  be\ 
Bemh.  Chph.  Breitkopf),  unter  Beiftigung  der  dort  gegebenen  l'ebor- 
setzung  hier  zum  Alidruck  bringen: 

Illustre  Comte!    Tiii.  dont  la  Reeonnoissance 

Honore  en  ee  jour  les  ueuf  SoeursI 
Qu'il  est  beau  de  devoir  a  leur  beneficeDce 

Un  demi  siecle  de  faveurs! 

Par  leur  doctes  legons  Ta  docile  Jeimesse 
Donnolt  du  prix  a  Tes  talens. 


vou  Adolph  Liingguth.  257 

Sans  eile  la  Beaute,  TEsprit  et  la  Noblesse 
Sont  de  frivoles  ornemens. 

Aux  Emplois  les  pluH  ^nds  leur  siiffrage  T'apelle. 

EUes  en  reliausscnt  Peclat, 
Te  faisant  dignement,  eu  Miuistre  fidelle, 

Servir  et  le  Prince  et  TEtat. 

Est-ee  luoins  ii  present  leur  pouvoir,  qui  declde 

Du  digne  objet  de  Tes  desirs? 
Toujours  la  Verit6,  qui  T*occupe  et  Te  guide. 

Est  la  source  de  Tes  plaisirs. 

II  n'est  donc  nul  6tat,  nul  äge  de  Ta  Vie, 

Qui  ue  Signale  leur  bienfaits. 
(■'est  leur  Gloire  aujourd'hui  que  Ton  Boniteur  publie. 

Lo  doit-on  oublier  jamaisV 

Juge  des  seutimens,  quo  Ta  Bont6  m'iuspire! 

Je  ne  puis  assez  T^exalter: 
Et  ce  que  qu*avec  ardeur  nuit  et  jour  je  desire, 

("est  le  bonbeur  de  T'imiter. 

Auguste  de  Ponicau. 

Erlauchter  (Iraf,  Du,  dessen  Erkenntlichkeit  an  diesem  Ta^e  die  Musen 
beehret!  wie  scliön  ist  es  doch,  wenn  man  ihrer  Gutthätigkeit  ein  halbes 
.Jahrhundert  voller  (Tunstbezeugungen  von  ihnen  zu  danken  hat! 

Durch  ilire  gelehrten  Unter>veisungen  gab  Deine  gelehrige  Jugend  erst 
Deinen  natürlichen  Oaben  ihren  Werth,  ohne  sie  sind  die  Schönheit,  der  Witz 
und  der  Adel  uur  leere  Zierrathen. 

Ihr  Beyfall  rief  Dich  zu  den  grössten  Bedienungen,  imd  sie  erhöhten 
den  (ilanz  derselben;  sie  machten,  dass  Du  als  ein  getreuer  Staatsbedienter 
sowohl  dem  Fürsten,  als  dem  Staate,  würdig  dientest. 

Rühret  es  itzo  nicht  von  ihrer  Macht  her,  dass  Du  Deiu  Verlangen  auf 
einen  so  würdigen  Gegenstand  richtest?  Die  Wahrheit,  welche  Dich  be- 
schäftiget und  leitet,  ist  ja  die  Quelle  Deiner  Vergnügungen. 

Ein  jeder  Zustand,  ein  jedes  Alter  Deines  Lebens  liisst  also  ihre  Wohl* 
thaten  auf  eine  herrliche  Art  sehen.  Deine  Glückseligkeit  machet  heute  ihren 
Uuhm  kund ;  sollte  man  dieselbe  wohl  jemals  vergessen  ? 

Urtheile  von  den  Regungen,  die  mir  Deine  Gnade  eingiebt!  Ich  kann 
Dich  nicht  genugsam  erhöhen.  Und  ich  wünsche  mir  eifrigst  Tag  und  Nacht 
das  Glück,  Dir  nachzuahmen. 

Dass  dieser  Auguste  de  Ponicau  unser  Ponickan  ist,  wenn  er 
auch  nur  mit  dem  in  Sachsen  ans  Ende  gesetzten  Rufnamen  zeichnet, 
während  sich  als  Namenszug  in  seinen  Bttchern  J.  A.  v.  P.  findet,  wird 
von  dieser  Untersclirift  und  den  Anklängen  des  Gedankens  an  das 
Meissener  Gedicht  abgesehen,  auch  noch  durch  andere  Gründe  zur  Ge- 
wissheit. 

Manteuifel,  der  im  Kurprinzen  zu  I^eipzig,  seinem  Hanse,  fast 
allen  dortigen  Gelehrten  freien  Zutritt  gestattete,  Zimmer  und  Tisch 
allen  Ijiebhabern  der  Wissenschaften  öffnete,  musste  natnrgcmäss  auch 
auf  die  akademische  Jugend  einen  weitgehenden  Einfluss  ausüben, 
namentlich  auf  die  jungen  Herren  vom  Adel,  die  an  seiner  Tafel  die 
Zeugen  von  gelehrten  Unterredungen  waren,  mit  denen  die  Speisen 
gewürzt  wurden.  „Wer  es  weiss,  was  die  Beispiele  grosser  Männer  in 
den  Gemüthem   des  jungen  Adels  für    einen  Eindruck  machen  ,**    so 

vm.    6.  18 


258  Johann  Au^8t  von  Ponickau 

läsät  sich  eine  Stimme  bei  seinem  Tode  vernehmen ,  *)  „der  wird  sieh 
leiclit  vorstellen  können,  was  das  Exempel  eines  solchen  erliabenen 
Staatsmannes  bey  unsem  Stadirendcn  gefruchtet  liaben  muss.  Wer  es 
aber  nicht  weiss,  der  darf  nur  an  j^ewisse  Höfe  j^ehen,  wo  die  Grossen 
alles,  was  nach  Wissenschaft  sclimeckt,  verächtlicli  halten  und  wo  also 
auch  die  edle  Jugend  gar  bald  anfängt,  sich  ans  ihrer  Unwissenheit  in 
freien  Kflnsten  ein  Verdienst  zu  machen.*^  Jedenfalls  nalim  die  Zalil 
der  in  Leipzig  stndirenden  jungen  Adligen  zu,  so  dass,  wie  im  „Ehren- 
maal*'  8.  12  ausgeftlhrt  wird,  nach  und  nach  12 — 15  (Jrafen,  grössteu- 
theils  fremde,  ja  auch  ein  paar  ausländische  Prinzen  gezälilt  wurden. 
Die  jungen  Leute  ans  vornehmen  Hänsern,  die  da  sahen,  dass  aucli 
„ein  grosser  Minister**,  der  schon  selbst  am  Kuder  des  Staates  ge- 
sessen, dem  Fflrsten  mit  Rath  und  That  zur  Seite  gestanden,  sich  der- 
jenigen Uebnngen  nicht  schämte,  die  sonst  dem  ungelehrten  Tlieil  der 
Edlen  als  vei'ächtlich  vorkamen  und  mit  dem  Namen  der  „Schul- 
grillen" belegt  wurden,  richteten  ihr  Verlangen  auf  „würdige  Gegen- 
stände**, und  wo  es  an  dem  nötliigen  Eifer  fehlte,  da  trat  Manteuifel 
anspornend  dazwischen. 

Dass  Joh.  Aug.  v.  Ponickau  zu  den  lässigen  Studenten  gehört, 
schliesst  schon  jenes  Zcugniss  im  Dresdener  Nacliruf  aus ;  dass  er  den 
Einflnss  Manteuffels  bereits  frühe  erfahren  und  ihm  auch  als  Student 
näher  getreten  ist,  wenn  er  nur  ein  Triennium  in  Leipzig  zugebracht, 
erscheint  unter  diesen  Umständen  durchaus  wahrscheinlich.  Jedenfalls 
ist  es  keine  blosse  Phrase,  wenn  er  sich  „eifrigst  das  Glück  wünscht"^, 
ihm  nachzuahmen.  Manteuffel,  der  „Museget«  verus,  Litteratus  omuium 
Stator;  Scientiainim  maxime  philosophicarum  Patronus  et  Euergetn 
Litteratorum  incomparabilis** ,  der  ausser  seinen  Staatsschrifteu  eine 
grössere  Anzahl  kleinerer  Schriften  verfasste,  die  Reden  Joh.  Gustav 
Reinbecks  ins  Französische  übersetzte,  „viel  schöne  Stücke  aus  den 
W^olfischen  horis  subsecivis**  für  des  Lateins  unkundige  grosse  Herren 
verdolmetschte,  französische  Gelehrte  in  Berlin  für  die  Philosophie 
Wolfs  zu  interessiren  suchte  und  sich  neben  anderen  so  mit  diesem 
Philosophen  beschäftigte,  dass  seine  in  Leipzig  befindliche  Correspondenz 
mit  dem  Hallenser  3  Bände  umfasst;  Manteuffel,  dem  die  Pauliner- 
bibliothek eine  „ansehnliche  Vermehrung  von  theils  alten  und  seiteneu, 
theils  neueren  und  kostbaren  Werken**  verdankt,  wird  sein  Vorbild. 
Sein  Porträt  hing  neben  dem  Bild  des  Hallischen  Philosophen  in 
seinem  Studierzimmer  zu  Dresden  und  wurde  mit  jenem  nach  Witten- 
berg gebracht,  „da  beide  Männer  gut  getroffen  und  eines  unsterblichen 
Andenkens  wtlrdig  seien,  und  da  er  sie,  wie  es  in  seinem  Testament 
heisst.  Jederzeit  gär  sehr  estimirt**.  Dass  Ponickaus  Name  im  „Ehren- 
maal**,  wo  sich  alle  Kundgebungen  aus  Anlass  des  Ablebens  des 
Grafen  ablagerten   und  wo   auch  mehrere  französische  Oden  von  adli- 


1)  Vgl.  Ehreumaal,  welches  . . .  Ernst  Christoph  Grafen  v.  Manteuffel, 
welchem  Sein  blosser  Namen  statt  aller  Titel  ist,  nach  Seinem  ruhmvollen 
Ableben  .  .  .  von  verschiedenen  Seiner  Freunde  und  Diener  aufgerichtet 
worden.    Leipzig  druckts  Joh.  Gabriel  Büschel. 


von  Adolph  Langguth.  259 

gen  Verfassern  abgednickt  sind,  fehlt,  erscheint  unter  diesen  Umständen 
fast  auffällig. 

Siebzehn  Jahre  vergelien  in  der  Folge,'  bevor  wir  an  der  Hand 
eines  neuen  Schriftstückes  nachweisen  können,  mit  welcliem  Erfolg 
V.  Ponickau  in  den  Spuren  Manteuffels  gewandelt. 

Christian  (jotthold  Wilisch,  geboren  zu  Liebstildt  in  der  Pirna- 
ischen Diöces,  in  Leipzig  habilitirt,  1721  Rector  in  Annaberg,  seit 
1724  Vesper-,  dann  Mittags-  und  1731  Amtsprediger  an  der  Nicolai- 
kirche zu  Freiberg,  Verfasser  einer  ganzen  Anzahl  von  Schriften,  worin 
er  mit  seinem  Bruder,  dem  einstigen  Hofprediger  und  Gymnasialdirektor, 
späteren  Superintendenten  zu  Freiberg  Christian  Friedrich  Wilisch, 
wetteifert,  (vgl.  Meusel,  Lexikon  der  Schriftsteller  XV,  144)  widmet  seine 
doi-t  nicht  angeführte  Bibliotheca  sacra  *)  Viro  perillustri  atque  gene- 
rosissimo  domino  Joanni  Augusto  de  Ponickau,  hereditario  in  Rlipp- 
hauseu  etc.  augustissimo  Sarmatarum  regi  et  electori  Saxoniae  etc.  ab 
intimis  belli  consiliis  etc.y  ihn  so  apostrophirend: 

Perillustris  atque  generosissime  domine,  domine  generosissime 
et  patrone  obsequiose  devenerande. 

Turbae  publicae,  qnae  patriam  nostram  infestant,  procellis 
veluti  suis,  et  fluctibus  Te  ex  sedibus  Tuis,  intra  montium  inter- 
capedines,  ad  nos  proiecere,  atque  ego  ex  animo  precor,  et  Denm 
Optimum  Maximum,  adsidna  prece  invoco,  nt  Te,  medias  inter  has 
tempestates,  sustentet  gi*atia  sua,  ne  aequam  servare  mentem,  in  bis 
arduis  rebus,  desinas.  Atque  idem  hie  Tuus  ad  nos  secessus,  adeo 
felicem  me  reddidit,  ut  colloquio  Tuo  frequonti,  imo  consuetudine 
Tua,  me  haud  indignum  iudicaris.  Obstipui  ego  profecto,  in  Te, 
Togato  pariter  ac  Sagato,  Heroe,  talem,  varia  solidaque  doctrina 
instnictum,  me  invenisse,  qnalem  vix  intra  Pythagorae  Sindonem, 
uut  in  litteratissimorum  museis,  quaesivissem.  Absit  blandiendi,  ant 
assentaudi  libido  male  sana,  quam  qnidem  teterrimam  bellnam,  veri- 
tatis  Studium,  procul  abs  me  abesse,  seinper  jnbet;  id  tamen  andacter 
udseverare  possum,  quod  de  Dionysio  Longino  dictum  est,  qnando 
ille  Bibliotheca  viva  appellitatus  fuit,  idem  de  Te  valere.  Tu  enim, 
Perillustris  Domine,  non  modo,  Bibliothecam  libromm,  ex  omni  em- 
ditionis  genere,  qnoad  numerum,  instructissimam  possides,  sed  eam 
quotidie  etiam,  rarissimis  et  pretiosissimis  libris,  anges  et  locnpletas. 
Imo  Tu  quoque  Ipse,  in  omnibns  atque  siugulis  eruditionis  partibns, 
adeo  versatus  es,  ut  ego  nunqnam,  nisi  doctior,  abs  Te  discedam. 

Postea  igitnr  quam,  ex  sermonibus  Tuis  cognovi,  band  ingra- 
tam  Tibi  fore  hanc  supellectilem,  licet  non  adeo  copiosam,  a  multis 
tamen   retro   annis   collectam,    eo   procedam   audaciae,   ut   eandem, 

1)  Bibliotheca  Poetica  Sacra,  id  est  Sylloge  scriptorum,  qui  partim  in- 
tegros  libros  Bibiicos,  partim  quasdaui  S.  S.  particulas,  Historias  et  persouas 
sacTUs  vario  canuiuis  genere  atque  in  diversis  Unguis  exposuere  .  .  .  Collegit 
et  ex  supcllectile  ipsius  sua  libraria  inci  publicae  sistit         M.  C.  U.  W. 

Lipsiae  1760  apud  Jo.  Christoph.  Gk)Unenim. 

18* 


260  Joluinii  August  von  Ponickan 

publico  hoc  alloqQio  Tibi  tradam,  et  Tuam  esse  velim.  Suscipe 
ifptur,  hoc  muDUSculum  leve,  et  vix  satis  persona  Tua  dignom,  nisi 
forte  ar<^m(*ntum,  quod  divinum  et  sacmm  est  respiciamus.  Vota  et 
preces  meae  tendunt  eo,  ut  Snmmum  Numen,  Te.  Maecenas  Optime, 
sartum  tectumque,  ab  omnibns  adversitatibus  animi,  corporis  et  bo- 
norum  tueatnr.  Tn  vero,  Nobilitatis  doctae  Decus  et  Sidns!  me 
Tibi  habeas,  ro^to,  quam  commendatissimnm. 

8cr.  Freiber^^ae,  int(^r  strepitus  bellicos,  Mense  Janaario.     A. 
K.  0.  MDC(n.X. 

Perillustris   atqne  generosissime  domine,   domine  unratiosissime 
in  Tui 

Cuitu  et  veneratione  defixus 
Cliristiauus  Gottliold  Wilisch 
Eccles.  Primär,  ad  D.  Nicolai  et  Ministerii 

Freiberg.  Senior. 

Wir  werden  also  mitten  in  die  ftlr  Sachsen  so  verhänguiss vollen 
Kämpfe  des  7jilhrigen  Krieg(»s  versetzt.  Zweimal  binnen  zwei  Jahren 
war  Dresden  von  Zerstörung  heimgesucht  worden,  zuerst  am  10.  Nov. 
1758,  dann  wurde  die  Stadt  das  Opfer  der  Hartnäckigkeit,  mit  wel- 
cher sie  (Jraf  Schmt'ttau  gegen  Dann  vertheidigte  und  bei  der  Be- 
schiessung  vom  1.  Sept.  1759,  wo  manclies,  „was  das  Alterthum  mit 
so  vieler  Mtthe  erbaut  hatte",  zu  (irundf^  ginj?»  soll  auch,  so  nalim 
mau  wenigst<»ns  bisher  an,  die  Bibliothek  v.  Ponickaus  zum  grössteu 
Theil  vom  Feuer  zerstcirt  worden  sein.  Die  Stelle  aus  der  Rede  des 
Kectors  der  Universität  Wittenberg,  Jo.  Jac.  Ebert,  vom  Jahre  1802 
lautet : 

„Hie  ergo  verus  Academiae  nostrae  Maecenas  non  semel  tan- 
tum,  sed  quod  inprimis  est  mirandum,  vel  bis  susceptum  executus  est 
consilium,  bibliothecam,  quam  pro  facultatibus  suis  posset  maximnm, 
non  in  suos  tantum,  sed  in  publicos  etiam  post  obitnm  snnm  usus 
eolligendi  atque  opibus  literatis  omnibus  instruendi.  Quae  enim  jac- 
tura  erat  gravissima  et  reparari  vix  poterat,  hie  thesaurus,  ineredi- 
bili  iudustria  perpetuoque  atque  ingenti  sumtu  undique  cougestns, 
per  funestam  illam  Dresdae  expugnationem  omnis  fere  est  deletus. 
Quem  tamen  casum  vere  tristissimum  non  modo  aequo  ac  forti  per- 
tulit  aninio,  sed  tantum  etiam  afuit  ut  rei  semel  amatae  curam  stn- 
diumque  deponeret,  ut  vel  novum  instaurandae  bibliothecae  iniret 
consilium,  novo  impetu  et  delectu  illud  persequeretur  nee  nisi  cum 
vita  ipsa  deponeret  unquam.  Hoc  igitur  ardore  inflammatus  cum 
esset,  paucis  annis  exactis  atque  opinione  citius  factum  est  ut  novae 
eaeque  insignes  apparerent  librorum  copiae,  ita  ut  vir  eximius,  otio 
literato  et  Musis  solis  jam  deditus  solus,  harum  veluti  in  sacello 
abdere  sese  posset." 

Dass  hier  der  einzige  Ausdruck  „expugnatio"  zu  einem  falschen 
Schluss  auf  das  Jahi*  1759  Veranlassung  gegeben,  „denn  eine  andere 
Eroberung  fand  in  den  Jahren,  von  welchen  hier  die  Rede  sein  kann 


von  Adolph  Langgntb.  261 

nicht  statt",  sap:t  Böhmer  8.39,  werden  wir  sogleich  sehen.  Der 
Wintcrfeldziip:  1759/60  brachte  weitere  Bedrängniss.  In  Dresdens  un- 
mittelbarer Nachbarschaft  lagerten  zwei  Hanptarmeen,  das  preussische 
Lager  befand  sich  bei  Wilsdruff,  die  kleineren  Städte  und  Dörfer  in 
unmittelbarer  Nähe  der  Residenz  waren  dicht  mit  Truppen  angefüllt; 
zur  Noth,  von  welcher  die  Erhaltung  dieser  Armee  fftr  das  Land  be- 
gleitet war,  gesellten  sich  ansteckende  Krankheiten,  und  um  das  Mass 
voll  zu  machen,  ein  ungewöhnlich  harter  Winter.  Es  war  die  Zeit, 
wo  ein  nach  Strassburg  geflüchteter  Sachse  in  einer  poetischen  Klaget 
über  die  Noth  Dresdens  fragt: 

„Denn  wo  ist  heut  dein  Hof?  Wo  Kunst  und  Seltenheiten? 
Wo  sind  Geschmack  und  Pracht?  Wo  deine  Lustbarkeiten? 
Sic  sämmtlich  sind  nicht  mehr;  sie  wurden  ganz  zerstört; 
Und  gänzlich  scheinst  Du  nun,  o  Dresden,  umgekehrt, 
Da  plötzlich  aus  dem  Schloss,  Palast  und  Lustgefilden 
Sich  Vorrathshäuser,  Wacht  und  Stall  und  Schanzen  bilden. 
Und  da  der  rauhe  Fluch  des  Hauptmanns  wiederliallt, 
Wo  sonst  der  süsse  Ton  der  Sängerin  geschallt. 
Des  Glückes  Unbestand  aufs  schmerzlichste  zu  lernen. 
Wardst  du  vorhin  bereits  zu  feindlichen  Kasernen; 
Und  tiefer  noch  gestürzt  von  deiner  Majestät 
Bist  du  nimmehr,  o  weh!  ein  eckelnd  Lazareth." 

Der  Zustand  der  Stadt  war  in  der  That  ein  trauriger.  Dem 
Schreckbild  mit  Blut,  Flammen,  Gluth  und  Asche  zu  entgehen,  zogen 
Tausende  nach  der  Beschiessung  des  1.  Sept.  1759  auf  den  noch  freien 
Strassen  nach  Bautzen,  Stolpen  und  Pirna  ab;  wer  in  der  Lage  war, 
der  Stadt  länger  den  Rücken  zu  kehren,  that  dies,  und  so  finden  wir 
V.  Ponickau  Ende  des  Jahres  1759  und  Anfang  des  folgenden  in  Frei- 
berg. Dort,  wo  das  Erzgebirge  „stolz  die  Flächen  überschaut",  und  „wo 
von  fremdem  Korn  ein  armes  Volk  sich  nährt,  das  kaum  so  viel  er- 
wirbt, als  es  den  Tag  verzehrt",  war  man  keineswegs  vom  Kriegs- 
getümmel verschont.2)  Durchzüge  von  Truppen  fanden  z.  B.  auch  im 
Herbst  1759  statt,  immerhin  gewährte  die  Bergstadt  einen  besseren 
Aufenthalt  als  Dresden,  sie  gewährte  femer  den  Umgang  mit  vielseitig 
gebildeten  Männern  wie  Wilisch,  der  zugleich  ein  eifriger  Sammler«*) 
war,  mit  dem  Oberstadtschreiber  Klotzsch,  dem  Mitherausgeber  der 
„Sammlungen    vermischter    Nachrichten   z.   Sachs.  Geschieht^",   mithin 


1)  Pootisclie  (ledanken  von  dem  verderblichen  Kriege  in  Sachsen  etc. 
Nebst  einer  Ode.  das  klagende  und  getröstete  Sachsen,    s.  1.    1759.    2.  Aufl. 

2)  Vgl.  Verordnungen  des  Baths  zu  Freyberg  die  Befolgung  eines 
Chiirf.  Mandats  über  die  Marsch- und  Einquartirungskosten  der  königl.  preuss. 
und  allirten  Truppen  betreflfend.    d.  d.  12.  May  Höo. 

H)  In  dem  Antiloquiuni  seiner  Bibliotheca  sacra  sagt  er:  „Ab  prinio 
jam  nie(K  in  lianc  i)rovinciam  ingressu,  onuiia  profana  studia,  uti  vul^o  loqui* 
soleiit,  abjeci,  et  Scripturae  Sacrae  scrutandae  et  indagandae,  atque  nnprimis 
Typologiae  Biblicae,  lue  totum  dodi  et  saeravi.  Ne  vero  omnem  o[»erani 
mcani  et  olouni  in  colligendis  olim  Poeticis  Biblicis  et  sacris,  perdcrem,  ante 
aliquot  Jani  annos  rcculas  has  uieas.  uon  vasavi,  in  ordiuem  justum  redegi, 
et  publicae  luci  destinavi". 


262  Johann  An^et  Toa  Ponickan 

jene  philoBophiKhe  Ruhe .  die  v.  Ponickan  beflihiple ,  in  rebus  arduis 
servare  mentem. 

Daas  diese  arduae  ree  aber  nicht  auf  den  Verlust  seiner  Bücher 
{^deutet  werden  können,  wozu  die  Worte  im  Grunde  ja  passen.  da»s 
WilifM!h  vielmehr  auf  einen  v.  Ponickau  so  ^hmerzlich  l>erührenden 
Unfall,  der  zudem  erst  eini(;e  Monate  alt  ^rewesen.  Hezuir  «srirnommen 
h&ttc,  anstatt  die  Worte:  bibliothecam  librornm  ex  omni  cmditionis 
genere  quoad  numerum  instructissimam  possides**  zu  ^brauchen,  ist 
zweifellos,  wie  die  andere  Annahme,  der  Bibliophile  habe  die  in- 
zwischen verflossene  Zeit  zu  neuen  Hticheran kaufen  etc.  benutzt  und 
wieder  eine  Bibliothek  zusammen^^ebracht,  schon  mit  Rücksicht  auf  die 
Krie^rszeit,  alsr»  von  vornherein  aus^schlossen  ist.  Es  bleibt  somit  nur 
der  eine  Ausweg  tlbripr,  jene  Katastrophe  in  das  foljrende  Jahr  zu  ver- 
legen, in  jenes  Jahr  1760.  welches  von  den  (leschichtschreibem 
Dresdens  als  das  un<;lttcklichste  in  den  Annalen  der  Stadt  bezeich- 
net wird. 

Friedrich  der  Grosse  war  gejren  die  Stadt  vor;rerückt.  Der  Kom- 
mandant der  kaiserl.  Garnison.  Graf  Mag:uire.  hatte  am  13.  Juli  dem 
König  und  General  Wedel  erklären  lassen,  er  werde  sich  bis  zum 
letzten  Mann  vertheidigen  und  alles  erwarten,  was  Se.  Majestüt 
zu  thun  flir  gut  finden  würde."  worauf  schon  am  14.  Morgens  ^  Thr 
die  während  der  Nacht  am  Grossen  Garten  errichteten  Batterien  ihre 
Geschosse  gegen  die  Wälle  richteten,  und  das  Vorspiel  jener  Belage- 
rung begann,  die  am  G.Tage,  den  19.  Juli,  zu  einem  förmlichen  bis 
zum  21.  Juli  dauernden  Bombardement  wurde. 

V.  Ponickans  Wohnung  war  bei  dieser  Gelegenheit  besonders  ge- 
fthrdet.  Sie  befand  sich  in  dem  Ermelisclien  Hause  an  der  Krenz- 
kirche  zwischen  der  Nassen  und  Weissen  Gasse,  von  dem  Alten  Markt 
nach  der  Kreuzkirche  zu  rechter  Hand  No.  523. 0  ^oh.  Christian 
Hasche,  Umständliche  Beschreibung  Dresdens  mit  allen  seinen  äusseren 
und  inneren  Merkwürdigkeiten  etc.  Leipzig  1781  im  Schwickerscben 
Verlage,  hat  darüber  folgende  historisch-architektonische  Angaben: 

„Das  Krmelschc  Haus,  mit  seinen  zwey  guten  Erkern  auf 
Kragsteinen,  ein  feines  Haus.  Für  ein  Bürgerhaus  ist  es  gewiss  eins 
der  ansehnlichsten ,  indem  es  so  gross  ist ,  dass  es  mit  4  Fenstern 
in  der  weissen  Gasse  anflingt,  gegen  die  Kreutzkirchc  13  hat  und 
wiederum  mit  6  Fenstern  in  die  Nassegasse  liineinfilliret.  Alle  drey 
Seiten  sind  in  Ansehung  ihrer  Fenster  uikI  Scliäflte  in  einerley  ilc- 
schmack  erbauet.  Die  grosse  Hauptfronte  zeigt  in  ilirer  Kintheilung 
das  genaueste  Kbenmaass:  denn  der  Tliorweg  ist  im  unteiTu  Stocke 
im  richtigen  Mittel,  und  das  mittelste  Fen>ter  über  demselbigen 
durch  alle  Stockwerke  mit  Verdacliungen  und  einigen  Verzierungen 
angegeben.     Zu  b«!iden  Seiten  maclit  ein  Erker  durch  2  Stockwerke, 

1)  Vgl.  <las  Adre.ssbiich  von  Gottlob  WollgJUiK  J'erbor,  Dresden  zur 
zwee.kuiHMsigen  Keiintniss  seiner  Häuser  und  deren  Bcwoliner.  Dresden  I7<)7 
S.  120,  wo  die  vorsehiedeuen  Familien  un<l  iVrsonen.  die  das  gmsse  Haus 
bewohnten,  verzeiehnet  sind. 


von  Adolph  Lan^gnth.  263 

wovon  die  beiden  daran  stossenden  Fenster  in  ihren  Füllungen  etwas 
verziert  sind,  wiederum  zwei  Nebentheile  dieser  Fronte  aus.  Ein 
Gurti*imms  theilt  den  Unterstock  von  den  übrigen  drei  Stockwerken, 
und  ein  fortlaufender  Hauptsimms  schliesset  dieses  Gebäude.  Das 
Dach,  welches  mansartisch  ist,  zeigt  meistentheils  sehr  nahe  zu- 
sammenhängende Fenster,  die  alle  zu  Wohnungen  angelegt  sind. 
Alle  innerliche  Bequemlichkeiten  sind  gut  eingetheilet,  und  es  ist 
leicht  einzusehen,  dass  die  Breite  dieses  Gebäudes  eine  Menge  Zimmer 
in  sich  enthalten  kann,  auch  deren  wirklich  sehr  schöne  enthält. 
In  ihm  wohnt  ausser  dem  Besitzer  D.  und  Senator  Ermel  auch  noch 
der  geheime  Kriegsrath  v.  Ponickau.  Es  ist  15  Fenster  breit  auf 
der  Fassade,  litt  viel  im  Bombardement,  doch  brannte  es  nicht  ab, 
wie  sein  Nachbar,  den  ich  eher  hätte  nennen  sollen,  das  Schrötersche 
Haus,  welches  sich  von  dem  erschrecklichen  Feuer  der  Kreuzkirche 
entzündete/' 

Dieses  nicht  näher  bezeichnete  Bombardement  ist,  wie  schon  aus 
der  Zerstörung  der  Kreuzkirche  hervorgeht,  dasjenige  des  Jahres 
1760.  — 

Bereits  am  19.  Juli,  dem  ersten  Tag  der  regelrechten  Beschiess- 
ung,  kam  um  10  Uhr  Vormittags  Feuer  in  der  Kreuzkirche  aus,  „wel- 
ches allen  gemachten  Anstalten  ohngeachtet  nicht  mehr  gedämpft 
werden  konnte,  sondern  immer  weiter  um  sich  griff,  zu  mahlen  der 
Feind  auf  den  Ort  des  entstandenen  Feuers  die  Bomben  in  solcher 
Menge  warf,  dass  die  Innwohner  die  Flucht  nahmen  .  .  .  Nachmittags 
fienge  der  Feind  an  seine  Bomben  nach  dem  Thurm  der  Kreuzkirche 
zu  richten  •)  und  warf  deren  in  kurzer  Zeit  fünf  hinter  einander  hin- 
ein. Die  letzte  zündete  ihn  an  und  weil  inwendig  viel  Holzwerk  war, 
so  gerieth  er  in  wenig  Minuten  in  volle  Flammen.  Als  er  stürzte, 
fiel  er  auf  die  Kirche  und  steckte  sie  ebenfalls  in  Brand,  so  dass  dieses 
grosse  Gebäude  in  wenig  Stunden  ganzlich  in  der  Asche  lag.  —  Die 
vergangene  Nacht,"  so  lautet  der  weitere  offizielle  Bericht  des  Kom- 
mandanten Grafen  Maguire^)  vom  20ten,  „fuhr  der  Feind  fort,  die 
Stadt  sehr  heftig  zu  bombardiren,  wodurch  der  Brand  nicht  nut  in  der 
Kreuzgasse  vermehret,  sondern  auch  anderer  Orten  in  der  Stadt  aus- 
gebreitet wurde.  Viele  Innwohner  verliessen  ihre  Häuser  und  retteten 
sich  mit  dem,  was  sie  von  ihren  Habseligkeiten  am  ersten  zusammen- 
raffen konnten,  in  die  Neustadt  oder  aufs  Land." 

1)  Arclionholz  stellt  die  später  bestrittene  Behauptung  auf,  dass  von 
dem  'riiiinu  der  Kreuzkirche  mit  vier  Feldstücken  auf  die  Preussische  Stel- 
lung geschossen  worden  sei.  Es  befanden  sich  dort  nur  drei  eiserne  Guss- 
kanonen, die  man  an  hohen  Festtagen  abzufeuern  pflegte.  Zugegeben  >vird, 
dass  von  dem  Kreuzthurm  aus  Ingenieurs  das  preussische  Lager  beob- 
achteten. 

2)  Diarium,  was  sich  vom  12.  bis  8o.  Juli  17<>o  in  der  Stadt  Dressden 
während  der  preussischen  Belageniug  zugetragen,  und  von  Sr.  Excellenz  dem 
Herrn  (ieneral  Feldzeugmeister  und  (Gouverneur,  (trafen  von  Magulre  an 
Ihro  Kays.  Königl.  Majcst.  einberichtet  worden.  Dressden  s.  a.  zu  bekommen 
in  der  Zcituiigs-Expcditicm.    S.  13  ff. 


264  Johann  Aagust  von  Ponickan 

Welche  Verluste  Dresden  bei  dieser  Belagemng  erlitten  nnd  in 
welch  beklagenswerther  Lage  die  Fliehenden  sich  befanden,  ist  von 
den  Geschichtpchreibem  des  7jährigen  Krieges  (vgl.  namentlich  Archen- 
holz) ausführlich  dargestellt  worden.  Aber  das  Unglück,  das  die 
preussischen  Kugeln  angerichtet  hatten,  war  nicht  das  einzige  ge- 
wesen, worunter  die  Einwohner  in  jenen  Tagen  zu  leiden  gehabt. 
Selbst  unter  den  Freunden  und  Bundesgenossen  hatte  es  nicht  an  lauten 
gefehlt,  welche  gewissenlos  genug  waren,  die  allgemeine  Beängstigung 
und  Verwirrung  zu  Raub  und  Pltlnderung  zu  benutzen  und  den  Schwer- 
geprüften das  Wenige  zu  nehmen,  was  die  vernichtenden  Flammen 
ihnen  übrig  gelassen.»)  Als  die  Flüchtigen  zurückkehrten,  fanden  sie 
die  unterirdischen  Keller,  wohin  sie  vor  der  Flucht  ihre  besten  Hab- 
seligkeiten gerettet  hatten,  erbrochen  und  ausgeleert. 

Rabener,  der  auf  diese  Weise  seine  Habe,  seine  Bücher  und 
Manuskripte  verlor, 2)  schreibt  an  Ferber  in  Warschau:  „Sagen  Sie 
es  auf  mein  Wort  in  Warschau,  dass  uns  die  Feinde  zwei  Drittel  ver- 
brannt und  diese  Freunde  ein  Drittel  gestohlen,''  und  ein  ähnliches 
Schicksal  ftir  v.  Ponickau  anzunehmen,  erscheint  unter  diesen  Um- 
ständen sehr  naheliegend,  wenn  er  es  auch  nicht  ausdrücklich  be- 
stätigt. In  einem  Brief  an  den  Prof  der  Medicin  Georg  Augast  Jjang- 
gnth ,  den  ersten ,  welchen  er  wegen  seiner-  Schenkung  an  die  Uni- 
versität Wittenberg  schrieb, 3)  datirt  Dressden,  den  13.  März  1762, 
sagt  er: 

„Dasjenige,  was  ich  E.  Hochedelgeb.  wegen  der  Absicht  in 
Betreff  meiner  geringen  Büchersammlung  mündlich  zu  eröffnen  die 
Ehre  gehabt,  bekräftige  ich  mit  Vergnügen  hiermit  auch  schriftlich. 
Wie  sehr  wünschte  ich,  dass  das  Geschenk  so  wichtig  nnd  ansehn- 
lich wäre,  als  meine  Meinung  redlich  und  meine  Hochachtung  gegen 
die  Universität  Wittenberg  vollkommen  ist!  Allein  das  Feuer  hat 
mich,  wie  Ew.  etc.  nunmehro  selbst  bekannt  ist,  um  einen  sehr  be- 
trächtlichen und  schätzbaren  Theil  meines  Büchervorraths  gebracht, 
und  ich  habe  freilich  viele  Lücken  auszubessern,  womit  ich  vielleicht 
bei  meinem  Leben  nicht  fertig  werden  dürfte.  Doch  kann  ich  nicht 
in  Abrede  sagen,  dass  mir  noch  gar  manches  merkwürdi*;es  Stück 
übrig  geblieben,  und  dass  meine  Sammlungsbejcierdc,  soviel  es  gegen- 
wärtige Zeitumstände  erlauben  wollen,  noch  nicht  erstickt  ist.   Machen 

1)  M.  B.  Lindau,  Geschichte  der  Haupt-  und  Kosidenzstadt  Dresden  etc 
|>reitdrii  lh02.  2.  Verlagsbuchh.  v.  K.  Kuntzt*.  11.  S.  420  ff.,  wo  zuf^loich  be- 
rl4'.hi4H  wird,  dass  schon  Schmettau  am  ;<(>.  Aug.  175«)  vor  dor  Iluuiitwache 
4i|nen  ncurii  («algen  aufrichten  licss,  an  dessen  <>bcri*n  C^uerbalken  Aw  Hrrtt 
mit  firn  Worten:  „Strafe  flir  die  Plünderer  und  Aufwiegler"  augesohlagon 
wAT.    S.  .'i»«. 

2)  Auch  dem  schon  genannten  Christian  (iottl(»b  Heyne  verbrannten  bei 
dlener  IJelagerung  Dresdens  alle  seme  Biiclu?r  und  Handschriften. 


WItti 


;»)  Vgl.  Cliristian  Kndolph  Illing.  Die  dritte  Säkulurfeier  di»r  rnivi»rsit:s* 
tenborg  etc.    Wittenberg  und  Zerbst  isoa  l>ei  Sani.  (Jottfr.  /Jninioniiaiii, 


von  Adolph  Langgnth.  265 

Sie  von  dieser  meiner  Erklftining  allen  nur  beliebigen  Gebrauch,  ich 
werde  allemal  mit  Ihnen  einstimmig  seyn." 

Siclier  ist  jedenfalls,  dass  jene  Catastrophc  ins  Jahr  1760  föllt, 
welches  allerdings  eine  „expngnatio'*  Dresdens  nicht  kennt,  denn  Fried- 
rich der  Grosse  zog  am  30.  Juli  mit  seinem  Heere  tlber  Kesselsdorf 
nach  Meissen  ab,  wohl  aber  eine  nicht  minder  verderbliche  „oppug- 
natio",  wie  wir  unter  Annahme  einer  Ungenauigkeit  im  Ausdruck 
Ebcrts  oder  eines  Irrthums,  wohl  conjiciren  dürfen,  um  so  mehr,  als 
auch  Illing  a.  a.  0.  S.  32  nur  von  der  „Dresdner"  Belagerung  spricht. 

Für  die  Periode  des  beginnenden  Greisenalters  endlich  giebt  uns 
V.  Ponickaus  allem  Anschein  nach  zuverlässiges  Bild  von  Iloltzmann 
die  gewünschte  klare  Vorstellung. 

Karl  Friedrich  Holtzmann,  der  Dresdener  Maler  und  Kupfer- 
stecher, geb.  1740,  der  das  Porträtmalen  meist  im  Profil  und  Wasser- 
farben sehr  eifrig  betrieb,  über  2000  Bilder  lieferte  und  u.  a.  während 
des  bayrischen  Erbfolgekriegs  1778  und  1779  die  Mehrzahl  der  nach 
Dresden  gekommenen  preussischen  Stabsoffiziere  theils  fttr  sie  selbst, 
theils  für  ihre  sächsischen  Freunde  und  Freundinnen  malte,')  hatte 
vermuthlich  auch  den  Geh.  Kriegsrath  v.  Ponickau  in  seine  „Sammlung 
der  merkwürdigsten  Personen"  mit  aufgenommen,  obgleich  das  Bild 
von  Joh.  Mensel ,  Teutsches  Kttnstlerlexikon  etc.  2.  Auflage ,  Lemgo 
1809.  1.  420  ff.  nicht  mit  aufgeführt  wird.  Nach  jener  Notiz  bei 
Otto,  Lexikon  .  .  .  Oberlausitzer  Schriftsteller,  Supplementband,  S.  340. 
existirte  ferner  ein  Kupferbild  Ponickaus  von  Carl  Gottlob  Rasp,  und 
unter  seinen  Porträts  wird  von  Mensel  II,  171  auch  Geheimer  Ratb 
von  Ponickau  nach  Mietzscb  verzeichnet,  ohne  dass  wir  von  dessen 
Dasein  etwas  wissen.  Vermuthlich  war  es  das  nach  Wittenberg  ge- 
schenkte,^) welches  über  dem  Eingang  zum  sogenannten  Fürstensaal, 
wo  seine  Bibliothek  einen  Ehrenplatz  erhielt  (cf.  Böhmer  a.  a.  0.  S.  40) 
und  wo  zu  den  lebensgrossen  Bildern  der  sächsischen  Kurfürsten  und 
Reformatoren  die  Bilder  Christian  Wolfs  und  Manteuffels  kamen,  auf- 
gehängt wurde.  Unser  Porträt,  welches  auf  der  Rückseite  die  In- 
schrift: „Carl  Friedrich  Holtzmann  del.  a  Draesda  1782"  trägt,  ist  ein 
6  cm  hohes,  4'/2  c™  breites  Pastelbildchen  in  Medaillonfoim,  eingesetzt 
in  ein  viereckiges,  arabeskendurchzogenes  von  einem  grünen  Rande 
eingefasstes  Wandfeld  in  graubraunem  Ton,  mit  diesem  zusammen 
10  cm  hoch  und  8  cm  breit.  -Auf  dem  Rückendeckbrett  des  schwarzen 
mit  Goldleiste  verzierten  Rahmens  steht  mit  Tinte  geschrieben:  „Dieses 
ist  das  Gemälde  des  Geh.  Kriegs-Raths  v.  Ponickau.  —  Der  von  Po- 
nickauischen  Bibliothek  geschenkt  von  Herrn  v.  Ponickau  auf  Falken- 

1)  „Die  Aehnlichkcit  der  darzustellenden  Personen,  die  er  nicht  leicht 
vorfclilt,  und  die  Wohlfeilhcit  des  Troisses,  verschaffen  ihm  immer  viel  Lieb- 
haber", urtheilt  Djussdorf.     Beschreibung  Dresdens  S.  6(>8. 

2)  Biihiner  sagt  S.  71,  aus  Witteiiberg  scheint  kein  Porträt  hierher  ge- 
kommen. 


266  Joluum  AnguBt  von  Ponickan 

hein  bei  Zeitz,  Landrath  a.  D.  ISGl'^fO  woraus  hervorgeht,  dass  dieses 
Bild  Iloltzmann.s  im  Familienbesitz  geblieben  ist. 

Die  sitzende,  an  den  Ellenbogen  abgeschnittene  Halbiignr  im 
Profil  nach  links  zeigt  den  rechten  Arm  etwas  gehoben,  wahrschein- 
lich gestutzt ,  den  linken  natürlich  herabhiingend ,  den  ganzen  Körper 
etwas  in  sich  zusammengesunken  und  dadurch  abfallende  Schultern 
bemerkbar.  Dem  in  die  Augen  fallenden  rothgestreiften  offenen  Rock 
ohne  Kragenumschlag,  auf  der  linken  Seite  mit  langen  Knopflöcher- 
einschnitten für  die  grossen  Stoflfknöpfe  auf  der  rechten  entspricht  die 
Weste  von  derselben  Farbe,  während  das  weisse,  den  Hals  völlig  be- 
deckende Halstuch  in  einen  schwachen  Knoten  leicht  geschlungen  ist 
und  in  eine  schön  gefaltete  Brustkrause  ausläuft.  Für  das  glatte,  volle, 
forchenlose  Gesicht  von  bräunlicher  Farbe  bildet  das  grauweisse,  in 
schönen  weissen,  abgerundeten  Linien  gehaltene  Toupet.  zusammen  mit 
den  drei  Wulstlocken  über  dem  linken  Ohr  und  mit  dem  Zopf,  der 
in  ein  dunkele»  Band  gebunden  eine  abstehende  Schleife  trägt,  ein 
vortrefflich  abgetöntes  Relief,  und  ähnlich  wie  die  Farbenwirkung  ist 
auch  der  Gesammteindruck  des  Kopfes. 

Es  ist  weder  ein  besonders  charakteristisches,  noch  ein  ideal 
schönes  Gesicht,  das  uns  da  entgegenschaut  aber  es  macht  bei  dem 
Fehlen  aller  scharfen  Lineamente  einen  überaus  wohlthuenden  Ein- 
druck. Der  Mann  der  Betrachtung,  der  ruhige  in  sich  gesammelte 
und  nach  innen  gekehrte  Gelehrte  sitzt  vor  uns,  sinnend  vor  sich  hin 
blickend.  Alles  deutet  mehr  auf  Verstand  und  Nachdenken  denn  auf 
Kraft  und  Beweglichkeit,  nichts  auf  die  Lebhaftigkeit,  die  ihm  von 
Kläbe  zugesprochen  wird,  wenn  nicht  etwa  der  leicht  sarkastische  Zug 
um  den  dicht  geschlossenen  Mund  mit  den  ungewöhnlich  schmalen, 
scharf  geschnittenen  Lippen.  Die  Stirn  tritt  durch  das  niedergelegte 
Toupet  besonders  stark  hervor,  die  Nase  ist  kräftig  aber  proportionirt 
und  ohne  besondere  Merkmale,  die  dunkeln  gradlinigen  Augenbrauen 
setzen  markirt  an  der  Nasenwurzel  ein,  reichen  aber  nur  bis  zur  Hälfte 
des  grossen  runden,  einen  offenen,  gutmüthigen  und  liebenswürdigen 
Charakter  verrathenden  Auges,  an  dem  eine  ungewöhnlich  grosse  Weite 
der  Lidspalte,  sowie  die  grosse  Iris  von  brauner  Farbe  und  eigen- 
thümlichem  fast  starrem  Ausdruck  auffallt,  so  dass  man  versucht  sein 
könnte,  die  Anfänge  des  kommenden  J^idens  schon  hier  zu  ent- 
decken.    — 

Doch  brechen  wir  hier  ab. 

Dem  Leser  eine  genaue  Vorstellung  von  den  (Jesichtszügen  zu 
geben,  aus  denen  sich  diese  Physiognomie  zusammensetzt,  ist  um  so 
schwerer,  als  uns  nicht  bekannt  ist,  wie  v.  Ponickan  von  der  Natur 
sonst  ausgestattet  war.  Wir  wissen  auch  nicht,  ob  die  hervortretend- 
sten  Züge  vom  Malor  genau  beobachtet  sind,  da  künstlerisch  vollendete 

1)  Ks  war  ein  Act  der  Dankbarkeit  dos  giMianiiteii  Herrn,  welcher  in 
der  V.  Poiiick.  Hilil.  fiir  seine  Familiengescliiclite  in  Manuseripten  und  Druek- 
sadien  reielilielies  Material  fand  und  benutzte. 


TOD  Adolph  Langguth.  267 

Bilder  physiognomisch  nicht  die  besten  zu  sein  brauchen,  and  wenn 
sie  diese  letztere  Eigenschaft  auch  besitzen,  so  können  sie  stets  nur 
den  Schnitt  der  Züge,  nicht  deren  Spiel  wiedergeben,  worin  der  ein- 
zige Reiz  so  manchen  Gesichts  verborgen  ist,  reichen  mithin  kaum  zu 
einer  ärmlichen  Analyse  flir  die  Phantasie  aus,  und  so  mag  es  auch 
mit  dem  vorliegenden  Bild  der  Fall  sein.  Die  wahre  Synthese  ist  nun 
bereits  beinahe  100  Jahre  dem  Staub  verfallen,  und  da  kein  Zeit- 
genosse den  äusseren  Eindruck  fQr  eine  pietätvolle  Nachwelt  aufge- 
zeichnet hat,  bleibt  uns  nur  übrig,  aus  dem,  was  von  Ponickau  lebte, 
eine  innere  Vorstellung  zu  bilden. 

Eine  ruhige  Kontinuität,  dieses  erste  Princip  menschlicher  Glück- 
seligkeit scheint  dieses  Leben  in  allen  seinen  Phasen  zu  kennzeichnen, 
PJutarchs  Ausspruch:  „Eine  vornehme  Geburt  ist  etwas  Vorzügliches, 
aber  ein  Gut  der  Vorfahren.  Der  Reichthnm  ist  schätzbar,  aber  ein 
Eigenthum  des  Glückes.  Ruhm  ist  wünschenswerth,  aber  unbeständig. 
Die  Gelehrsamkeit  ist  das  Einzige,  das  an  uns  göttlich  und  unsterblich 
ist'',  scheint  die  leitenden  Gesichtspunkte  für  seine  Ziele  zusammen- 
zufassen. 

In  glücklichen  äusseren  Verhältnissen  geboren,  verliert  er  als  zwei- 
jähriges Kind  seine  Mutter,  Sophie  Margarethe  von  Miltitz  aus  dem 
Hause  Schaifenberg  (f  20.  Februar  1720),  als  junger  Mann  von  noch 
nicht  30  Jaliren  den  Vater,  Joh.  Aug.  v.  P.  auf  Klipphausen  und  Sachs- 
dorf, Königl.  Poln.  und  Chf.  Sachs.  Kammerherr  (f  26.  April  1747)  und 
wird  Selbstherr  und  Besitzer  eines  ansehnlichen  Vermögens,  mit  dem 
er  den  möglichsten  Nutzen  für  Andere  zu  stiften  sucht,  ohne  es  doch 
als  ein  guter  Haushalter  zum  Nachtheil  seiner  Testamentserben  *)  zu 
verkleinern.  Er  lässt  u.  a.  einen  hoffnungsvollen  Jüngling  zu  den 
Wissenschaften  erziehen  und  „mit  nichts  weniger  als  kärglichem  Auf- 
wand'* zu  Leipzig  studiren,  hat  aber  nicht  die  Freude,  die  Früchte 
seiner  edlen  Sorgfalt  ernten  zu  können,  da  sein  Schützling  bald  nach 
vollendeten  Studien  stirbt.  Kurz  nach  dem  Tode  seines  Vaters  quittirte 
Pon.  die  Gothaischen  Dienste,  die  er  1743  genommen,  um  theils  auf 
dem   ererbten  Gute  Klipphausen  (1761  verkauft)  zu  leben, 2)  theils  in 


1)  Da  v.  Ponickau  unverheirathet  geblieben  und  seine  einzige  Schwester, 
Christiane  Magdalene  Dorothea  v.  Ponickau,  Wittwe  des  1742  verstorbenen 
Joh.  Adolph  V.  Diesskau  auf  Trebsen,  ihm  am  1».  März  1785  zu  Leipzig  im  Tode 
voranffegangeii  war,  waren  die  nächsten  Erben  die  älteste  Tochter  und  die 
vier  Kinder  der  schcm  verstorbenen  jüngeren  Tochter  dieser  Schwester.  Als 
Nichte  nennt  der  Nekrolog  des  Dresd.  Anz.  Ihre  Hochftlrstl.  (ynaden  Frau 
Christianr  Charlotte  Sophie,  Fürstin  von  der  Osten,  genannt  Sacken,  des  kgl. 
l)rons8.  Obcrkanimerherm  und  wirkl.  Geh.  J^tats-  und  Kriegsministers  Carls 
von  der  Osten-Sacken ,  hinterlassene  Wittwe.  welche  vorher  an  den  Reichs- 
grafen Jul.  (iel»hard  von  Iloyni  auf  Droysig  etc.  vermählt  gewesen,  ferner: 
Erdniutlie  Henriette  Soi)hie  v.  Globig,  f  179<»,  vermählt  mit  Hanns  Gotthelf 
von  (Uobig  auf  Zehista  und  (üesenstein,  (-hf.  Sachs.  ()ber-Consist(»rialpräsi- 
denten,  deren  Kinder  sodann  noch  verzeichnet  werden. 

2)  In  Kli))])hausen,  urspr.  Klein-Köhrsdorf  (es  nahm  vom  Selilosse 
Klipjiliausen  den  Namen  an)  hinterliess  177i»  Pastor  Schmidt  der  Kirche  ein 
Kapital  zur  Verstärkung  einer  über  1(M)0  liäude  zählenden  Bibliothek,  welche 


268  Johann  August  von  Poniekau 

Dresden,  seit  1751  mit  dem  dlstinguirten  Charakter  eines  Königl.  Poln. 
und  Clinrf.  Sachs.  Geheimen  Krieg:8rathes  ^),  zu  privatisiren  und  sich 
mit  dem  Studium  der  sächsischen  Geschichte  und  Verfassung  zu  be- 
schäftigen. 

Zn  diesem  Zwecke  sammelt  er  mit  ungespartem  Aufwand  eine 
der  kostbarsten  und  vollständigsten  Bibliotheken  in  allen  Fächern,  so- 
weit sie  die  sächs.  Geschichte  betrafen,  wozu  noch  eine  auserlesene 
Menge  Bücher  und  Schriften  über  Deutsche-  und  Gelehrtengeschichte, 
Erdbeschreibung,  Rechtsgelehrsamkeit,  Numismatik  und  diejenige  Litte- 
ratur  kam,  die  in  der  nicht  minder  bedeutenden  Abtlieilung  „Miscel- 
lanea^^  ihren  Platz  findet,  eine  Sammlung  von  Gemälden  und  Siegeln, 
welche  die  gedruckten  Bücher,  Handschriften  und  Karten  ergänzte, 
nicht  zu  vergessen.  Selbst  eine  bibliotheca  viva,  wie  ihn  Wilisch 
nennt,  ein  vielseitig  gebildeter  Oielehrter,  aus  dessen  Umgang  und 
reichem  Wissensschatz  sich  jeder  ihm  näher  Tretende  bereichern  konnte, 
theilt  er,  ohne  selber  productiv  zu  sein,  —  wenigstens  fehlen  uns  die  Be- 
weise des  Gegentheils  — ,  viele  Jahre  lang  auf  das  freigebigste  und  un- 
eigennützigste anderen  Gelehrten  von  seinen  Büchern  mit,  u.  a.  den  ver- 
dienten Herausgebern  der  so  schätzbaren  „Sammlungen  vermischter  Nach- 
richten zur  Sächsischen  Geschichte'*,  von  Gottfi*.  Immanuel  Grundig  und 
Joh.  Friedrich  Klotzsch2)  (Chemnitz  1767—1777.  bey  Jo.  Chph.  Stössel, 
12  Bde.),  die  nützliche,  in  den  hss.  unbekannt  gelegene  Aufsätze  und  alte 
bereits  gedruckte,  aber  selten  gewordene  Schriften,  „deren  verschiedene 
auch  die  sorgfältigsten  Liebhaber  und  Sammler  der  Sächs.  Geschichte  nicht 
habhaft  werden  können^S  enthielten ,  und  eigentlich  als  v.  Ponickaus 
Werk  zu  betrachten  sind.  Seinem  Wunsche  gemäss  wird  über  diese 
indirekte  Thätigkeit  absolutes  Schweigen  beobachtet,  wie  z.  B.  aus  Joh. 


der  Geh.  Kriegsrath  v.  Poniekau  gestiftet.  Das  bs.  „Verzeichnis  der  Bücher, 
80  bei  der  Kirche  zu  Rührsdorff  vorhanden,  und  ausser  einer  kleinen  Anzahl 
derselben,  so  vorhin  daselbst  aufbehalten  worden,  säninitlich  auf  H.  Joh. 
Aug.  V.  Poniekau  Kosten  von  1750 — 17ii2  angeschafft  worden",  befindet  sich 
im  Besitz  der  v.  Ponickauschen  Bibl.  Ueber  das  50jäkrige  Amts-  und  Ehe- 
jubiläum dos  Pastors  in  Röhrsdorf,  Gottlieb  Natlian  Schmidt,  berichtet  auch 
»Das  Leipziger  Allerlei  der  neuesten  und  merkwürdigsten  Begebenlieiten 
dieser  Zeit"  (v.  14.  März  1752.  XI.  St.  S.  \(\iV)  in  dem  gesagt  wird,  es  hätte 
ihn  (Schmidt)  „am  meisten  soulagiren  mllsson,  dass  der  gnädige  Kirclienpatron 
des  Ortes  Tit.  Hr.  Joh.  Aup.  v.  Pcmickau,  Erb-  Lehn-  und  (ierichta-IIerr  auf 
Klipphausen,  K.  P.  und  Cht.  8.  (ieli.  Kriegs-Bath,  sich  mit  der  Hohen  Familie 
in  die  Kirche  zu  Böhrsdorf  zur  neuen  Eiusegmuig  dieses  seltenen  Paares 
persönlich  erhoben  und  heniacli  demselben  sowohl  als  der  anwesenden  zahl- 
reichen Priesterschaft  ein  herrliches  Tractament  auf  gedachtem  Dero  Ritter- 
sitze Klipphauseu  gegeben  habe.'' 

1)  Die  in  der  All^.  1).  Biogr.  ausgesprochene  Vermuthuug,  v.  Poniekau 
habe  d(^n  Titel  wegen  seiner  Schenkung  an  die  Landesuniversität  oder  wegen 
der  Absicht  <lazu  erhalten ,  bestätigt  sich  also  nicht.  Der  Titel  war  auch  in 
Preussen  bis  ISIO  sehr  gebräuchlich. 

2)  Jo.  Friedr.  Kh>tzsch ,  Verfiisser  mehrerer  Schriften  (s.  Mensel)  und 
vieh»r  Abhandlungen  in  den  mit  (inindig,  dem  Ordner  der  v.  Ponick.  Bibl., 
herausgegebenen  Sammlungen,  war  Oberstadtschreiber  und  Beisitzer  des  Berg- 
schöppeustuhls  zu  Freiberg. 


von  Adolph  Laiif^^iith.  269 

Ohristian  Ilasches,  Umständlicher  Beschreibung  Dresdens.  Leipzig  1781. 
hervorgeht,  wo  es  im  Vorbericht  S.  XV  heisst:  „Ein  holier  Kavalier, 
gross  durcli  sein  edles  Herz,  gross  durch  seine  erhabenen  Kenntnisse, 
hatte  die  Gnade,  mich  durch  seine  vortreffliche  Btlchersammlung  der 
Sachs.  (Jescliiclite,  die  kein  Ort  der  Welt  vollständiger  haben  kann, 
auf  das  thätigste  zu  untersttltzen.^'  Nur  ein  einziges  Mal,  in  desselben 
Hasclie,  Säclisischem  Magazin,  sehen  wir  eine  Widmung  angenommen, 
der  wir  der  Vollständigkeit  halber  hier  noch  einen  Platz  einräumen. 
Sie  lautet: 

„Hochwohlgebohrner  Herr, 
gnädiger  Herr  Geheimde  Kriegsrath! 

Erlauben  Ew.  Hochwohlgebl.  Gnaden,  dass  durch  Uebergabe 
dieses  geringen  Büchleins  Dero  gelehrten  Fleiss  in  rühmlichen  Ge- 
schäften, ich  auf  kurze  Zeit  unterbrechen  darf,  und  würdigen  Sie 
diese  Kleinigkeit  einer  gnädigen  Aufnahme.  Lange  schon  war  es 
der  Lieblingswunsch  meines  Herzens,  einem  Manne,  den  Geburt, 
Stand  und  Titel  adeln,  Herz,  Kenntnisse  und  Verdienste  aber  weit 
unschätzbarer  machen,  meinen  öffentlichen  Dank  für  Seine  gnädige 
Aufnahme,  für  Seine  thätige  Unterstützung,  für  so  viele  unvergess- 
liclie  Beweise  Seiner  Herablassung  gegen  mich,  der  Welt  zu  be- 
kennen, und  ich  freue  mich  von  ganzer  Seele,  Ilinen  jetzt  dieses 
Denkmal  meiner  hochachtungsvollen  Ehrfurcht,  Dankbarkeit  und 
ewigen  Ergebenheit  setzen  zu  können.  Durch  Dero  vortrefflichen 
Bücherschatz  und  durch  die  gnädige  Erlaubniss  ihn  ohne  Hinderniss 
zu  benutzen,  ist  meine  vaterländische  Geschichtskunde,  so  klein  sie 
auch  seyn  mag,  zu  ihrer  jetzigen  Grösse  angewachsen  und  also  gebe 
ich  Ihnen  nur,  nachdem  ich  zu  mein  und  meiner  Leser  Nutzen  damit 
gewuchert,  Ihr  Eigenthum  zurück.  Möcht  es  Ew.  Gnaden  auch  in 
meiner  Behandlung,  wenigstens  seines  Vrsprungs  und  seiner  dank- 
baren Absicht  wegen  gefallen !  Ich  hoffe  es,  da  Dero  gnädige  Leut- 
seligkeit ebenso  gross  ist,  als  die  erhabenen  Kenntnisse  und  das 
edelmüthige  Herz,  das  alle  in  Ihnen  bewundern,  schätzen,  lieben. 
Doch  ich  schweige,  da  ich  vielleicht  fttr  Dero  ruhmwürdige  Be- 
scheidenheit schon  zu  viel  gesprochen! 

Gott  erhalte  Sie  uns,  der  gelehrten  Welt  und  allen  Freunden 
der  Tugend  und  Rechtschaffenheit  noch  lange!  Lange  müsste  der 
Name  v.  Ponickau  unter  den  Kennern  und  Beförderern  der  Wissen- 
schaft, vornehmlich  aber  der  vaterländischen  Geschichte  glänzen! 
Dazu  stärke  Sie  Gott  mit  muntren  Kräften,  segne  Sie  mit  Ruhe, 
Gesundheit  und  Freuden.  Das  ist  der  Wunsch  meines  Herzens,  aus 
welchem  ich  mich  in  tiefster  Devotion  unterschreibe 

Ew.  Hochwohlgebl.  Gnaden 

unterthänigster 

Johann  Christian  Hasche. 
B.  M. 


270  Joliaiui  Aii^st  Vi>n  Ponickau 

y.  Ponickau  krönte  endlich  die  humanitären  Bestrebungen  seines 
I^bens,  indem  er  jene  vortreffliche  Bibliothek  der  Universität  Witten- 
berg vermachte,  der  er  seine  „ausnehmende  Gewogenheit"  zugewandt, 
mit  deren  Lehrern  er  in  nähere  Beziehung  getreten  war,  die  er  be- 
sonders schätzte  und  der  er  zum  Dank  verpflichtet  war,  wie  er  aus- 
drücklich bezeugt  So  sagt  er  in  seinem  an  die  Akademie  gerichteten 
lateinischen  Antwortschreiben  auf  ihre  Danksagung,  datirt  Dresden, 
den  29.  April  1762  (vgl.  llling  S.  62): 

„Ea  benignitate,  Viri  Celeberrimi,  leve  muuusculum  Vestrae 
Academiae  a  me  destinatum  cxcepistis,  quae,  ut  ipsius  rv\  dignitateni, 
ita  spem  meam  et  exspectationem  longe  superavit. '  Imo,  plus  a 
Vobis  me  accepisse,  quam  dedisse,  profiteor;  dum  id  accepi, 
quo  uno  ad  famam  et  existimationem  nihil  est  majus,  nihil  mihi 
quidem  optabilius,  hoc  est,  praestantissimorum  Virorum,  quoad  vivam, 
favorem,  et  nisi  me  amor  fallit,  spem  certam  et  jucundissimam  snper- 
futurac  mei  post  mortem  quoque  apud  Eosdem  memoriae.*' 

Zudem  bedurfte  Wittenberg,  und  das  ist  wohl  der  hauptsäch- 
lichste, wenn  auch  hier  an  letzter  Stelle  genannte  Grund  —  des 
Bflcherzuwachses,  bedurfte  dessen  mehr  als  das  ebenfalls  in  Betracht 
kommende  Leipzig,  wo  er  studirt  hatte.  llling  a.  a.  0.  S.  6 1  berichtigt 
bei  Erwähnung  der  nicht  unbeträchtlichen  Büchersammlung,  welche  der 
Lie.  Theodor  Dassow,  Generalsuperintendent  in  Rendsburg,  1721  der 
dortigen  Univeraitätsbibliothek  geschenkt,  dass  dadurch  gewissermassen 
erst  der  Grund  gelegt  w<»rden  sei,  nachdem  sie  bis  dahin  in  Folge  des 
Verlustes  des  Jahres  1548  und  entblösst  von  einem  eigentlichen  Fond 
mehr  einer  Privatbibliothek  ähnlich  gewesen.  Seit  Dassows  Vermächt- 
niss  sei  sie  grössentheils  durch  dergleichen,  wenn  auch  bisweilen  un- 
bedeutende Schenkungen  zu  ihrer  damaligen  Höhe  von  44  000  Bänden 
gestiegen,  und  S.  30  werden  auch  fttnf  dieser  Geschenkgeber  namhaft 
gemacht :  Kretzschmar,  Nürnberger,  Titius,  von  Brinkeu  und  Pouigkau. 
Hatten  die  Professoren  der  Anatomie  und  Botanik  Christn.  Friedr. 
Nürnberger  und  Constantin  Titius  den  Bücherbestand  jener  um  646, 
dieser  um  mehr  als  4000  Bände  medicinischen  Inhalts  vermehrt,^)  zu 
denen  sich  inhaltlich  das  Kretzschmarsche  Vermächtniss  mit  600 
physikal.,  botanisch,  und  medicinischen  Büchern  anschliesst,  so  fügte 
der  Kreishauptmann  Otto  Wilhelm  von  Brinkeu  namentlich  historische 
und  geographische  Werke,  Reisebeschreibungen  und  Schriften  aus  der 
schönen  Litteratur  (mehr  als  1000  Bände)  hinzu,  während  andere 
Lücken  im  Büchervorrath  blieben. 

Noch  1781  bemerkt  Friedrich  Nicolai  (Beschreibung  einer  Reise 

•durch  Deutschland  und  die  Schweiz  I,  25)  mit  Rücksicht  auf  Professor 

SchrÖckh  in  Wittenberg,  dort  mache  sich  der  Mangel  einer  öffentlichen 

1)  Vgl.  den  Aufsatz  „Uebor  den  gegeowärtigeu  Zustand  der  akademi- 
schen Bibliothek"  von  M.  Leopold  iu  Grohmauus  Auualen  der  Universität 
Wittenberg  UI.  S.  2U2  f. 


von  Adolph  Lang^uth.  271 

liistorisclien  Bibliothek  so  «geltend,  dass  sicli  das  öchriftstellerische 
Talent  des  ihm  befreundeten  Historikers  gar  nicht  entwickeln  könne. 
V.  Ponickau  half  also  einem  wirklichen  Bedtirfniss  der  Bibliothek  ab, 
die,  wie  auch  llling  betont,  in  der  vaterländischen  Geschichte  nichts 
von  Bt^deutuug  aufzuweisen  gehabt,  nunmehr  aber  sich  rühmen  könnte, 
keiner  andern  in  Deutschland  nachzustehen,  „vorzüglich  wegen  der  be- 
trächtlichen Manuskripte,  die  zum  Theil  nirgends  anders  anzutrefen 
sein  dürften,"  und  von  den  Zeitgenossen  mit  Hecht  eine  „National- 
bibliothek '' ')  genannt  werde.  Nach  den  Angaben  Leopolds  a.  a.  0. 
S.  200.  252,  deren  statistischen  und  litterarischen  Werth  llling  be- 
scmders  hervorhebt,  obwohl  sie  nach  heutigen  Begriffen  an  Genauigkeit 
viel  zu  wünsclien  übrig  lässt,  betrug  die  eigentliche  sächsische  Biblio- 
thek 11—12000,  die  Miscellanbibliothek  3—4000  gedruckter  Bücher, 
während  die  Zahl  der  Manuskripte  mit  dem  sehr  dehnbaren  Begriff 
„beträchtlich''  belegt  wird. 

Dass  V.  Ponickau  schon  bei  seinen  Lebzeiten  den  BÜchervorrath 
nach  Wittenberg  bringen  Hess,  mag  in  seinem  sich  immer  mehr  ver- 
schlimmernden Augenleiden,  welches  ihm  den  Genuss  seiner  Schätze 
anfänglich  verbitterte,  dann  aber  unmöglich  machte,  mit  begründet  ge- 
wesen sein.  Es  wurde  auf  diese  Weise  zugleich  verhindert,  dass  irgend 
etwas  verloren  ging,  es  konnte  alles  nach  seinem  Wunsch  geordnet 
werden  und  störende  Zwischenfalle  waren  ausgeschlossen. 

So  hatte  seinerzeit  auch  der  Legationsrath  Christian  Ludwig  von 
Hagedorn,  Direktor  der  Akademie  der  Künste  zu  Dresden  (f  1780) 
die  Wittenberger  Universität  zur  Universalerbin  seines  Nachlasses,  be- 
stehend in  einer  Gemälde-  und  Kupfersammlung,  einer  kleinen  Biblio- 
thek und  einigen  Tausend  Thalem,  zusammen  etwa  20  000  Thaler 
Werth,  eingesetzt,  ohne  dass  die  Akademie  zunächst  in  den  Besitz  des 
Legats  kam,  weil  das  Testament  von  der  Intestaterbin  angefochten 
wurde.  Erst  nach  dreijährigem  Prozess  mit  der  letzteren  kam  1794 
ein  Vergleich  zu  Stande,  welcher  der  Universität  ein  Aversionalquantum 
von  3800  Thalern,  davon  1500  Thaler  für  die  Bibliothek  zuwies  — 
ein  Vorfall,  der  sehr  wohl  mit  Ponickans  Handlungswelse  in  ursäch- 
lichen Zusammenhang  gebracht  werden  kann,  während  auch  die  Bemer- 
kung lllings,  V.  Ponickau  würde  sich  durch  nichts  haben  abhalten  lassen, 
seinen  Vorsatz  auszuführen,  hier  erwähnt  zu  werden  verdient.  Er 
Hess  deshalb  mit  der  Ueberführung  der  Bibliothek  schon  1789  be- 
ginnen und  zwar  kamen  zunächst  die  Manuskripte  in  14  grosse  Kisten 
verpackt  an  die  Reihe.  In  den  folgenden  Jahren  wurde  damit  fort- 
gefahren, sodass  1792  die  ganze  Bibliothek  aufgestellt  war.     Die  be- 

1)  „Man  könnte  sie,"  sagt  Leopold  bei  Grohmanu  S.  223,  „eine  National- 
bibliothek ueuncu,  denn  alles  was  Sachsen  betrifft,  die  Geschichte  des  Landes, 
seiner  Kegenten,  der  Stände  und  ganzen  Nation,  die  politische  sowohl  als 
die  KircheDgeschichte ,  die  Geschichte  der  Wissenschaften  und  Künste,  die 
Geographie  und  Topographie,  die  Naturtiistorie,  Statistik  und  das  Staatsrecht 
in  allen  seinen  Zweiten,  alles  umfasst  sie  vollständig;  selbst  das  Sächsische 
Privatrecht  ist  reichlich  bedacht.  *" 


272  Joliann  Antust  von  Ponickau 

trächtlicbca  Transportkosten,  die  Ausjj^aben  flir  die  neuen  8chriinke, 
in  denen  die  Büelier  anf^^estellt  wurden,  zusammen  iJ^Oi^en  700  Thaler, 
bezahlte  er  gleichfalls,  und  um  auch  die  Weiterentwickelunjj:  seiner 
Bibliothek  zu  gewftlirleisten,  setzte  er  in  seinem  Testament  noch  3000 
Thaler  Kapital  aus,  dessen  Zinsen  theils  zu  einem  Honorar  für  den 
jedesmaligen  Kustos,  theils  zur  Vermehrung  der  Hibliothek  verwendet 
werden  sollten,  eine  in  der  That  seltene  Grossmuth  und  Freigebigkeit, 
die  in  unserer  mäzenatenlosen  Gegenwart  erst  in  das  richtige  Licht 
tritt  und  einzig  genannt  zu  werden  verdient,  wenn  wir  nach  den  Trieb- 
federn seiner  Handlungsweise  forschen. 

Ernst  Gottfr.  Christian  Schröder,  Magister  und  a.  o.  Professor  der 
Philosophie  zu  Wittenberg,  hatte  1758  als  Decan  der  philos.  Facnltät 
ein  Programm  lieber  die  durch  Feuer  zerstörten  Bibliotheken  ge- 
schrieben und  dasselbe  begonnen: 

„Quo  major  est  bibliothecarum  numerus,  quae  pristinis  florne- 
runt  temporibus,  nostraque  aetate  omnibus  fere  reperiuntur  locis;  co 
certins  est,  librorum  amatores  ad  eos  cojligendos  variis  permoveri 
rationibus.  Nonnulli  enim  superbiae  gloriaeque  inani  dediti  splcn- 
didas  erigunt  bibliothecas  putantes,  tunc  aeteinam  nactos  esse  famam, 
omniqne  jure  praecipuum  inter  eruditos  mereri  locum,  si  ingentem 
pretiosissimorum  librorum  multitudinem  magnis  comparatam  sumtibus 
jactare  possunt.  Alii  coacervare  libros  Student,  non  quidem ,  ut  ab 
»liis  laudentur,  sed  quoniam  vel  iis  ipsis  parietes  multis  librorum  mil- 
libus  occultati  placent,  vel  quia  opinantur,  non  aliter  fieri  posse, 
quin  tot  voluminibus  cincti  eruditissimi  evadant,  licet  iis  aut  nunquam, 
aut  saltem  non  debito,  utantur,  modo.  Alios  animus  rerum  semper 
novarum  cupidus  ad  amplas  bibliothecas  impellit  exstruendas.  Si- 
mulac  enim  scriptum  quoddam  in  lucem  prodiit,  statim  illud  possi- 
dendi  flagrant  cupiditate,  quod  tamen  semel  fugitivoque  perlustratum 
oculo  seponunt,  ulteriusque  non  evolvunt.*' 

Von  allen  diesen  Beweggründen  passt  auf  v.  Ponickan  keiner. 
Sein  Jünglings-  und  beginnendes  Mannesalter  föllt  in  eine  Aera,  wo 
die  Lust  an  schönen  und  raren  Büchern  in  der  Luft  lag,  so  dass  sie 
der  Edelmann  mit  dem  Bürgersmann  theilt  und  selbst  Handwerksleuto 
am  Besitze  solcher  ihnen  sonst  verschlossener  Schätze  sich  erfreuten, 
während  seine  Sammlerperiode  in  der  Zeit  anhebt,  die  allen  bibliophilen, 
schöngeistigen  und  künstlerischen  Bestrebungen  besonders  günstig  war. 
Gerade  von  den  Jahren,  in  welchen  v.  Ponickau  seinen  Neigungen  zu 
leben  anfängt,  sagt  Voltaire  im  Zeitalter  Ludwigs  XV.,  Cap.  31:  „Ganz 
Europa  hat  keine  schöneren  Tage  gesehen,  als  die  Tage  nacli  dem 
Aachener  Frieden  (1748)  bis  zum  Jahre  1755  (vor  dem  Ausbruch  des 
7jährigen  Krieges).  Der  Handel  blühte  von  Petersburg  bis  Cadix,  die 
schönen  Künste  standen  überall  in  Ehren,  alle  Völker  verkehrten  mit 
einander:  Europa  glich  einer  grossen  Familie,  die  sich  nach  ihren 
Zwistigkeiten  geeinigt  hat.'*  Nirgends  aber  waren  die  Genüsse  des 
Friedens  so  reich  gesammelt,  nirgends  der  Zusammenfluss  der  Fremden 


von  Adolph  Lanf<fi:iith^  273 

so  lebhaft  als  in  Dresden,  dem  glänzendsten  Hofe  Europas,  indess  auch 
der  Hof  zu  Gotha, ^)  au  dem  v.  Ponickau  einige  Jahre  gelebt,  vor 
manchen  andern  deutschen  Höfen  sich  vortheilhaft  auszeiclinete  und  seinen 
Kinfluss  auf  den  Kammerjunker  und  Hofrath  bei  der  Landesregierung 
nicht  verfehlt  haben  mag.  Kein  günstigerer  Augenblick  lässt  sich  fttr 
unseren  Ponickau  denken  als  solche  halcyonische  Tage,  um  sich  unter 
Verzichtleistung  auf  die  politische  Carriere,  die  ihm  unter  den  da- 
maligen Verhältnissen  noch  besonders  erleichtert  war,  einer  idealen 
Welt  hinzugeben,  den  Musen  und  (jirazien  auch  die  Gestaltung  des 
äusseren  Daseins  zu  überlassen.  Aber  v.  Ponickau  war  kein  Biblio- 
phile in  dem  Sinn,  dass  er  für  seltene  Hücher  ohne  Rücksicht  auf 
deren  Inhalt  schwärmte,  wie  es  z.  B.  d'Argenson  an  dem  Grafen  Hoyra 
in  folgenden  Worten  tadelt:  „Je  crois  m'appercevoir  que  cette  folie 
gagne.  Uabbe  de  Rothelin  l'a  inspiree  au  Comte  de  HoN^m  ä  qui 
Ton  a  persuade  que  quoiqu'il  ne  fut  rien  moins  que  savant,  il  devait 
avoir  les  livres  les  rares  en  töut  genre  d'drudition  et  les  faire  magnifi- 
quement  relier."  ')  Dass  ihn,  den  abgesagten  Feind  aller  Schmeiche- 
leien und  Lobeserhebungen,  der  „ohne  alle  Anmassung"  nicht  bloss 
sprach,  sondern  auch  sammelte,  der  in  den  Gütern  des  Glückes,  in 
den  Vorzügen  des  Talents  und  Standes  nur  die  Aufforderung  zu  einer 
ausgedehnten  und  strengen  Ausübung  der  Pflichten  der  Gemeinnützig- 
keit erblickte,  nicht  eitle  Ruhmsucht  oder  jener  animus  rerum  cupidus 
oder  der  Eigennutz  in  einer  seiner  unendlich  feinen  Nuancen  bei  seinem 
Thun  leitete,  hat  er  durch  mannichfache  Kundgebungen,  namentlich 
aber  durch  seine  letztwilligen  Verfügungen  ausser  allen  Zweifel  ge- 
stellt. Dass  der  letzte  Endzweck  seiner  Thätigkeit  als  Sammler  in 
der  Nutzbarmachung  seiner  Bücherschätze  für  eigene  und  fremde 
Zwecke  bestand,  dass  er  sich  selber  auf  seine  Weise  als  einen  Mit- 
arbeiter an  der  Geschichte  der  Entwickelung  des  menschlichen  (ieistes 
betrachtete,  indem  er  seine  Zeit  dem  Studium  seines  engeren  Vater- 
landes widmete,    dass    endlich    die  Begeisterung  für  Wissenschaft  und 


1)  In  (rütha  hatte  schon  Herzog  Friedrich  IL,  f  1732,  ein  Beförderer 
der  Wissenschaft  und  Kunst,  sein  Augenmerk  auf  die  Vermehmng  der  vor- 
handenen „zahlreichen"^  Büchersammlung  gerichtet,  indem  er  ganze  Biblio- 
theken ankaufen  und  Handschriften  erweAen  Hess  (vgl.  J.  G.  Aug.  Galletti, 
(xeschichte  und  Beschreibung  des  Herzogth.  Gotha  1.  333).  Sein  glänzender 
Hofstaat  enthält  eine  ganze  Reihe  wohlbekannter  Namen  des  sächsisch- 
thüringischen Adels.  Die  Herzogin  Luise  Dorothea,  Gemahlin  Friedrichs  HL, 
1732—52,  an  dem  als  Charakterzug  ebenfalls  der  Hang  zum  Sammeln  hervor- 
gehoben wird  (vgl.  H.  v.  Thümmel,  Historische  Beiträge  zur  Kenntniss  des 
Herzogth.  Altenbnrg  S.  70)  rechnete  die  Pracht  noch  mehr  zu  den  Erforder- 
nissen ihres  Standes,  versammelte  Männer  von  Geist  und  Damen  von  SchÖn- 
lieit  und  Liebenswürdigkeit  um  sich  und  wurde  wegen  ihres  feinsinnigen, 
hochgebildeten  Geistes,  sowie  in  Folge  ihres  vielseitigen  Wissens  und  ihrer 
Neigung  für  die  franz.  Litteratur  von  allen  damaligen  franz.  Gelehrten,  wie 
Voltaire,  Beaumelle,  Helvetius,  Grimm  etc.  sehr  gefeiert,  während  auch  Friedr. 
d.  Grosse  im  7jährigen  Kriege  ihren  glänzenden  Eigenschaften  huldigte. 

1 )  Vgl.  Heinrich  des  H.  K.  R.  Graf  v.  Bünau  von  C.  Sahrer  von  Sahr 
auf  Dahlen  S.  75. 

vm.    6.  19 


274  Johann  Augaist^von  INmickau  von  Adolph  Lun^^nth. 

Knust  und  alles,  was  er  für  ^ut  erkannt,  recht  eigentlich  den  Lebens- 
odem des  edlen  Mannes  in  allen  Stadien  bihU'te,  dass  er  mit  einem 
Wort  und  wirklich  Nobilitatis  doctae  decus  et  sidus  war,  gross  durch 
seine  Kenntniss,  gross  durch  seine  Leutseligkeit,  gross  durch  sein  edel- 
müthiges  Herz,  glauben  wir  im  (jegensatz  zu  der  bisherigen  Auffassung, 
die  lediglich  den  Bibliophilen  auf  Kosten  des  Gelehrten  betonte,  dar- 
gelegt zu  haben.  Für  seine  in  der  That  über  alle  Panegyren  er- 
habene Grossmuth,  seine  seltene  Uneigennützigkeit  und  seine  noch 
seltenere  Bescheidenheit,  die  nur  von  einer  schlechten  Sammlung,  von 
einem  „leve  munusculum'*  spricht,  während  sie  von  den  Zeitgenossen 
als  das  „eines  Königs  wtlrdige  Geschenk"  bezeichnet  wird,  ist  noch 
auf  die  schon  von  111  ing  a.  a.  0.  S.  62  mitgetheilten  Briefauszüge  und 
das  von  Böhmer  wieder  abgedruckte  Testament  zu  verweisen,  worin 
er  u.  a.  den  Wunsch  und  das  Bedaueiii  ausdrückt,  wie  gern  er  das 
Leg^t  für  die  Universität  Wittenberg  noch  verstärkt  haben  würde,  wenn 
es  die  Lage  seines  Vermögens  gestattet  hätte.  G rohmann  a.  a.  0. 
8.  227  macht  abschliessend  noch  die  Bemerkung,  seine  Wohlthätigkeit, 
sowie  die  Güte  seiner  Gesinnungen  sei  stets  mehr  das  Werk  der 
Ueberlegung  als  eines  schnellen  Andranges  gewesen,  und  sie  erhalte 
um  so  grösseren  Werth  dadurch,  dass  sie  mit  einer  gewissen  Resig- 
nation von  ihm  geübt  werde.  —  Wir  möchten  diese  Resignation  als  einen 
Grundzug  seines  ganzen  Wesens  bezeichnen. 

In  der  prnnklosen  Stille  seines  Daseins,  im  schweigenden  Um- 
gang mit  den  abgeschiedenen  Geistern  der  vaterländischen  Geschichtii- 
schreiber,  verzichtete  er  auf  die  Ehren,  die  ihm  auf  der  politischen 
Bühne  so  gut  wie  sicher  waren,  verzichtete  er  auf  die  Freuden,  di(» 
ein  glückliches  Familienleben  gewährt  haben  würde,  und  damit  auch 
auf  den  Trost  und  die  Stützen  der  späteren  Tage,  als  er  deren  be- 
durfte, als  sein  Auge  durch  allzu  vieles  Lesen  geschwächt,  1788  den 
Dienst  zu  versagen  anfing  und  1789  gänzlich  erblindete. 

So  legte  sich  ein  trüber  Nebel  über  seine  letzten  Lebensjahre, 
verhüllte  ihm  die  Reize  einer  schönen  Natur,  das  Thal  mit  seinem 
Fluss,  die  Höhe  mit  dem  Waldgebirge,  und  entzog  ihm  den  Genuss 
der  Sonne  und,  was  fast  noch  schlimmer  fttr  ihn  war,  den  Verkehr 
mit  seinen  vertrauten  Freunden,  den  Büchern. 

Aber  die  graue  Nacht,  die  sich  in  Gestalt  einer  nicht  näher  be- 
zeichneten Augenleidens  und  endlicher  Erblindung  über  ihn  herab- 
senkte,  machte  ihn  nicht  traurig.  Er  bewies  sich  hier  als  der  wahre 
Weise ,  der  sein  inneres  Leben  fortlebt ;  gelehrte  Freunde ,  mit  denen 
er  den  Verkehr  aufrecht  erhielt,  ersetzten  ihm  wohl  den  fehlenden 
Sinn  durch  Vorlesen,  während  er  selber  in  seiner  Unterhaltung  ebenso 
angenehm  als  lehrreich  blieb,  von  seiner  Lebhaftigkeit  nach  Kläbes 
Zeugniss  nichts  einbüssend,  und  so  konnte  ihm  sein  treuer  Diener 
Günther  1)    aus    Löban,    ohne   sein    Vorwissen    zum    Geburtstag    1795 


1)  Vgl.  Otto,  Lex.    Böhmer  sagt  S.  44:  „Auf  wessen  Veranlassung  die 
schöne  Medaille  geprägt  wurde,  ist  nicht  augegeben." 


Diu  Pflichtexemplare  in  Schleswig-Holstein  von  Steffenhagen.     275 

von  dem  Dresdner  Münz -Graveur  Ilöckner  die  schon  von  Böhmer 
erwähnte  und  beschriebene  Münze  prägen  lassen,  deren  eine 
Seite  das  Brustbild  v.  Ponickaus  zeigt,  indess  die  Kehrseite  folgende 
Worte  enthält:  Viro  historiae  pati'iae  et  rei  numariae  scientia, 
religione  in  amicos  candore,  fide,  munificentia ,  ocnlorum  caecitatis 
tolerantia  perquam  admirabili  sacrum  MDCCXCV.  Am  26.  Fe- 
bruar 1802  Nachmittags  um  4  Uhr  starb  der  ehrwürdige  Greis 
nach  langwierigen,  schmerzvollen  Leiden  sanft  und  selig  —  placide 
defunctus  sagt  Ebert,  an  Entkräftung,  eine  gleichzeitige  Zcitungs- 
meldung  —  als  ein  echter  Christ,  im  Alter  von  83  Jahren  6  Monaten 
sein  dem  Dienste  der  Menschheit  und  der  Liebe  zur  Litteratur  ge- 
wolltes Leben  beschliessend. 

Wohl  ist  es  l\ier  berechtigt  zu  sagen:  Besser  war  keiner  — 
keiner  war  besser!  und  wohl  hatte  die  Universität  Wittenberg  allen 
Grund ,  Joh.  Aug.  v.  Ponickau  als  den  wahrhaft  grossen  und  ewig  un- 
vergesslichen  Wohlthäter  der  Hochschule  zu  bezeichnen.  Aber  auch 
j(^tzt  noch  können  und  müssen  wir  sagen,  dass  alles  laut  die  späte 
Bewunderung  und  den  späten  Dank  der  Nachwelt  herausfordert.  Denn 
er,  der  in  der  Vergangenheit  lebte,  der  edle  Stifter  unserer  Bibliothek, 
wirkte  für  die  Zukunft. 

Adolph  Langguth. 


Die  Pflichtexemplare  in  Schleswig-Holstein. 

Zweiter  Artikel. 

Die  von  Aussenstehenden  eingeleitete  Agitation  gegen  das  In- 
stitut der  Pflichtexemplare  in  Schleswig-Holstein  zur  Herbeiführung 
einer  allgemeinen  gesetzlichen  Neugestaltung  des  Pflichtexemplarwesens 
auf  veränderten  Grundlagen  ist  durch  eine  Besprechung  meiner  Ab- 
wehr (Centralblatt  für  Bibliothekswesen  1890,  S.  429  ff. ,  490  f.)  im 
Juristischen  Litteraturblatt ,  Nr.  23  vom  15.  März  1891,  in  bedauer- 
lichem Masse  verschärft.  Der  Referent,  Buchhändler  Dr.  Weidling  in 
Berlin,  bekannt  durch  seinen  Artikel  über  die  Pflichtexemplare  im 
Börsenblatt  für  den  Deutschen  Buchhandel  (1887)  und  Verfasser  einer 
Giessener  juristischen  Dissertation  über  das  buchhändlerische  Konditions- 
geschäft  (1885),  schliesst  sich  dem  negativen  Standpunkt  Franke's  an, 
wonach  „die  früher  in  Schleswig-Holstein  giltig  gewesene  Verpflichtung 
der  Verleger  und  Buchdrucker  dieser  Provinz  zur  Pflichtexemplar- 
ablieferung an  die  Kieler  Universitätsbibliothek  infolge  neuerer  Ver- 
ordnungen und  Gesetze  aufgehoben^  sein  soll.  Er  verschärft  den  nega- 
tiven Standpunkt  noch  durch  den  bezeichnenden  Zusatz,  dass  daran 
„alle  späteren,  einseitigen  Verfügungen  von  Regierungsbehörden  und 
selbst  Ministem  nichts  zu  ändern  vermögen**,  und  erklärt  es  für  „in 
hohem  Grade  wttnschenswerth,  durch  Verweigerung  der  etwa  geforderten 

19* 


276  Dh*  Pflichtt'Xfinpljirc  in  Srhleswig-Htjlstt'in 

Lieferuno:  die  Anfrelegenheit  zu  richterlicher  Entecheiduuja:  zu  brin- 
gen.** Bei  der  aktuellen  Wichtigkeit  der  aufgeworfcnt^n  Frage  für 
unsere  Provinz  und  die  Kieler  ünivt^rsitüts- Bibliothek  und  bei  der 
überlegenen  Sicherheit,  welche  Referent  zur  Schau  zu  tragen  beliebt, 
halte  ich  für  geboten,  seinen  provocirendcn  Auslassungen  entgegen- 
zutreten. 

Wie  oberflächlich  Referent  verfahrt,  bekundet  seine  überraschende 
Behauptung,  „dass  bereits  im  Jahre  187G  Zweifel  selbst  in  den  Regie- 
rungskreisen der  Provinz  entstanden  sind,  ob  die  fragliche  Ver- 
pflichtung der  Buchhandlungea  noch  zu  Recht  bestehe  und  ob  die 
Verwaltungsbehörden  zu  exekutivischer  Beitreibung  der  Pflichtexemplare 
befugt  seien.**  Die  angeführten  Worte  hat  Referent  offenbar  dem  im  An- 
hange meiner  Schrift  seiner  allgemeinen  grundlegenden  Bedeutung  wegen 
abgedruckten  Ministerial-Erlass  vom  4.  August  1876  entlehnt,  worin 
allerdings  von  solchen  Zweifeln  einer  nicht  näher  bezeichneten  König- 
lichen Regierung  die  Rede  ist.  Kr  hat  aber  übersehen,  dass  mit  der  frag- 
lichen Regierung,  an  welche  der  Erlass  gerichtet  ist,  nicht  die  zu 
Schleswig  gemeint  sein  kann,  sondern,  wie  die  Ausführungen  des  Er- 
lasses deutlich  erkennen  lassen,  nur  eine  Regi(Tung  in  den  altländi- 
schen  Provinzen  unter  der  Herrschaft  der  Kabinetsordre  vom  28.  De- 
cember  1824.  Der  ausgespielte  Trumpf  erweist  sich  also  für  Schles- 
wig-Holstein als  völlig  nichtig. 

Referent  spricht  meiner  Beweisführung  den  „Erfolg"  ab.  Er 
ignorirt  den  durchschlagenden  Erfolg,  den  sie,  abgesehen  von  Zustim- 
mungserklärungen der  Tagespresse,  gerade  in  seinen  Kreisen  erzielt 
hat,  in  welchen  die  „klare  und  durchaus  einleuchtende  Begründung" 
ausdrücklich  anerkannt  worden  ist,  und  man  sich  „beeilt**  hat,  den 
Franke'schen  „Irrthum**  zu  berichtigen  (Börsenblatt  für  den  Deutschen 
Buchhandel  vom  27.  Oktober  1890). 

Referent  beginnt  seine  Polemik  damit,  dass  er,  einen  Satz  aus 
dem  Zusammenhange  reissend,  mir  einen  für  die  Hauptfrage  gleieh- 
giltigeu,  angeblichen  Widerspruch  nachzuweisen  sich  bemüht.  In  dem 
historischen  Abschnitt  meiner  Schrift  war  die  Tragweite  einer  Bestim- 
mung hinsichtlich  der  Verpflichtung  der  Autoren  zur  Ablieferung  von 
Freiexemplaren  in  dem  alten  Bibliotheksreglement  vom  9.  Januar 
1725  —  Referent  substituirt  „alte  Verfügung  von  1724**  —  klar- 
zulegen gesucht  und  dabei  bemerkt,  dass  „die  richtige  Auslegung** 
„von  praktischer  Bedeutung**,  „weil  die  Verpflichtung  durch  keine  ent- 
gegenstehende Rechtsnorm  aufgehoben**  sei.  Diese  Bemerkung  soll  im 
Widerspruch  stehen  mit  dem  im  letzten  Abschnitt  und  in  einem  an- 
deren Zusammenhange  ausgesprochenen  Schlusssatz,  dass  das  Patent 
vom  18.  Mai  1822  als  „alleinige  Quelle**  der  Pflichtexemplare  (zu  er- 
gänzen der  Drucker  und  Verleger  und  im  Gegensatz  zu  den  fortge- 
fallenen Bestimmungen  über  die  Schutzexemplare  zur  Sicherung  wider 
den  Nachdruck)  bestehen  geblieben  sei.  Eine  weitere  Erörterung  des 
vermeintlichen  Widerspruchs  würde  auf  einen  blossen  Streit  um  Worte 
hinauslaufen  und  ebenso  müssig  sein,  wie  eine  Widerlegung  der  falschen 


von  Steffenhagen.  277 

und  unklar  formnlirtcn  Prämisse  des  Referenten,  dass^  „alle  frtiheren 
entgegenstehenden  (?) ,  verengenden  oder  erweiternden  Bestimmungen 
über  Pflichtexemplare  für  die  Universitätsbibliothek  und  deren  Be- 
gründungen durch  jenes  Patent  stillschweigend  aufgehoben  wurden." 

Die  Hauptfrage,  auf  die  es  allein  ankommt,  ist  und  bleibt,  ob 
das  genannte  Patent  noch  zu  Recht  besteht,  was  Referent  unter  Nicht- 
achtung der  historischen  Entwickelung  bestreitet.  Neue  Gesichtspunkte 
zur  Stütze  seiner  Ansicht  bringt  er  nicht  bei,  er  wiederholt  die  bereits 
vorgebrachten  und  zurückgewiesenen  Argumente  seines  Vorgängers  und 
glaubt  den  durch  die  gescliichtliche  Betrachtung  erbrachten  Nachweis, 
dass  die  Pflichtexemplarforderung  unabhängig  war  von  dem  Konzes- 
sionszwang, mit  der,  gelinde  gesagt,  unverständlichen  Phrase  abzu- 
fertigen, dass  „hier  Zweck  und  Mittel  verwechselt"  sei,  „beides 
vielmehr  als  sehr  bequem  vereinigt  wurde."  Nicht  deshalb  ist  die 
Unabhängigkeit  der  Pflichtexemplarforderung  von  dem  Konzessions- 
zwang behauptet,  weil,  wie  Referent  unterschiebt,  „aus  ihrer  Vor- 
geschichte und  ihrer  gewollten  Verwendung  hervorginge,  dass  sie 
wissenschaftlichen  Zielen  dienen  sollte",  was  an  sich  richtig  ist,  son- 
dern deshalb,  weil  die  historische  Entwickelung  lehrt,  dass  in  Schles- 
wig-Holstein der  Pflichtexemplarzwang  kraft  landeshen'licher  Autori- 
sation  zuerst  bestand,  ehe  an  einen  Konzessionszwang  gedacht  ward, 
dann  der  Konzessionszwang  aus  rein  polizeilichen  Gründen  zu  Ucber- 
wachungszwecken  eingeführt  ward  ohne  jedwede  Rücksicht  auf  den 
Pflichtexemplarzwang.  Heisst  das  „Zweck  und  Mittel  verwechseln", 
oder  „beides  (das  ist  Pflichtexemplarforderung  und  Konzessionszwang) 
vereinigen"  ? 

Ich  schliesse  mit  dem  Hinweis,  dass  der  Appell  an  „richterliche 
Entscheidung"  nicht  so  kurzer  Hand  zu  bewirken  sein  würde,  wie 
Referent  sich  zu  denken  scheint,  wenn  er  die  richterliche  Entscheidung 
durch  blosse  „Verweigerung  der  Lieferung"  herbeizuführen  vermeint 
Wie  er  aus  dem  oben  erwähnten  Ministenal-Erlass ,  den  er  nicht  auf- 
merksam genug  gelesen  hat,  hätte  ersehen  können,  würde  bei  Ver- 
weigerung der  Lieferung  zunächst  die  zwangsweise  Beitreibung 
einzutreten  haben,  ein  (irundsatz,  der  auch  in  Schleswig-Holstein  schon 
1781  Rechtens  war,  wenn  es  heisst:  „Wie  denn  in  Fällen  dieser  Art 
die  Exekution  von  der  gehörigen  Obrigkeit  ohne  vorgängiges 
gerichtliches  Verfahren  zu  veranstalten  ist." 

Nachschrift. 

In  einer  „Erwiderung''  auf  meine  Berichtigung  in  Nr.  24  des 
Juristischen  Litteraturblatts  (Seite  84)  versteigt  sich  Referent  zu  der 
Schlussfolgeniiig :  „Wie  unsicher  es  mit  der  Pflichtexeniplarfrage  in 
Schleswijj^-Hol stein  bestellt  ist,  geht  wohl  am  besten  ans  dem  Umstände 
hervor,  dass  das  der  Vertheidigunjr  des  Pflichtexemplar-Instituts  ge- 
widmete Werk  des  Dr.  Franke  die  Pflicht  der  Tiioferiin«;  an  die  Kieler 
Universitätsbibliothek    in    Abn'de    stellt."      Ist    diese    Schlussfoljrerunjr 


-»rase  r^zi^rr     -•     !:.i;    r.^"-7-::~    -■'!i    :!'-    T-"«:--:     :■;    7"i3"i  • -'ä-ü 
A."*"'»^  *    1  •'"!:    Ä..17    r-nj'i"     T-^ii*    A;"'*- '    i^i:    "■:.*   I_--.i  ~ii-     :• - 

•*'!i»*r    T''-»^'^. ■'[!--  y-^7— JT.   7^" j    r:Ji!"-ir   v-7Lr2   :■;     i--^".      Z.z  ^    - 

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-••LI  .-•?  "^  ■:-*?-; n*-  n  :  ä  Z.-"-:i  *»^\  Y-nzi-  J-ir  \  ■  Vi-  ■-:--- 
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-^}i!t--    ;«L    '/•■      '.'.•:.    _••  i.:::.r.:v:-   K:]ri---    :..:•:.   ::    .:.    '  •    -«-'fi.  n   si-it 


Erlasse  betr.  Versendung  von  Handsohriften.  279 

einiger  Zeit  yeröffeutlichten  Ausleihebedingungen  der  Bibliothek  des 
India  Office  zn  London  abgedruckt  werden.  Sie  sind  strenger  als  die 
früher  geübte  Praxis.  Sind  wir  recht  unterrichtet,  so  ist  die  jetzt  ein- 
geführte Ordnung  dem  Umstände  zuzuschreiben,  dass  der  Bibliothek 
einige  Handschriften  verloren  gegangen  sind,  welche  nach  Indien  an 
einen  Privatmann  ausgeliehen  waren.  Dieser  starb  und  in  Folge  davon 
gingen  die  Handschriften  der  Bibliothek  verloren.  So  ist  mir  wenig- 
stens mitgetheilt  worden.  Dass  die  Bodleiana  zu  Oxford  keine  Hand- 
schriften mehr  ausleihe,  wie  vielfach  behauptet  worden  ist,  ist  schon 
im  C.  f.  B.  VI.  179  als  irrthümlich  nachgewiesen.  Die  Praxis  der 
Universitätsbibliotheken  zu  Cambridge,  Edinburg  und  Dublin  u.  s.  w.  ist 
mir  nicht  näher  bekannt,  wohl  aber,  dass  die  Bibliothek  des  British 
Museum  gar  nicht  ausleiht.  0.  H. 


I. 

Bedingungen  der  Entleihiing  von  Handsohriften  und 
Druokwerken  an  Bibliotheken  des  Auslandes. 

1.  Die  entleihende  Bibliothek  hat  sich  zur  Gegenseitigkeit  bereit  und 
mit  den  Verleihungs  -  Modalitäten  (2.  —  6.)  einverstanden  zu  er- 
klären. 

2.  Die  Versendung  erfolgt  in  sorgfältiger  Verpackung  und  unter  an- 
gemessener Werthdeclaration  auf  Kosten  und  Gefahr  der  entleiben- 
den Bibliothek. 

3.  Die  Entleihungsfrist  beträgt,  ausschliesslich  der  Hin-  und  Rück- 
sendung, wenn  der  Vorsteher  der  verleihenden  Bibliothek  für  den 
einzelnen  Fall  nichts  Anderes  bestimmt,  sechs  Wochen  für  Druck- 
und  drei  Monate  für  Handschriften. 

4.  Die  entliehenen  Druck-  und  Handschriften  sind  auf  der  entleihen- 
den Bibliothek  sorgfältig  aufzubewahren  und  dürfen  nur  in  den 
Räumen  derselben  zur  Benützung  ausgelegt  werden;  bei  Druck- 
scbriften  steht  es  jedoch  dem  Vorsteher  der  verleihenden  Bibliothek 
frei,  deren  Aufbewahrung  und  Benützung  ausserhalb  der  Räume 
der  entleihenden  Bibliothek  unter  Verantwortlichkeit  der  letzteren 
zu  gestatten. 

Zu  Nachbildungen  ist,  wenn  mehr  als  eine  Schriftprobe  oder 
ein  einzelnes  Blatt  nachgebildet  werden  soll,  besondere  Erlaubniss 
erforderlich. 

5.  Die  Rücksendung  hat  in  gleicher  Verpackung  und  mindestens  unter 
derselben  Werthdeclaration  wie  die  VeAendung,  auf  Kosten  und 
Gefahr  der  entleihenden  Bibliothek  zu  erfolgen. 

H.  Im  Falle  der  Beschädigung  oder  des  Verlustes  der  entliehenen 
Druck-  und  Handschriften  ist  seitens  der  entleihenden  Bibliothek 
als  Schadenersatz  derjenige  Betrag  zu  leisten,  welchen  der  Vor- 
steher  der  verleihenden  Bibliothek    im  Einvernehmen   mit   seiner 


280  Erlasse  betr.  VersendoDg  von  nandschhften. 

vorgesetzten  Dienstbehörde  für  anf?emes^ien  erachtet,   selbst  wenn 
dieser  Betrag  die  Wcrthdcelaration  tibersteigen  sollte. 

Wien,  im  März   1891. 

her  k.  II.  k.  IMrector 
der  k.  k.  Hofbibliothek. 


II. 

Die    Hersogl.  Braunsohweigisohe    Regierung   hat 

auf  Antrag   des   Herrn   Oberbibliothokars   Dr.    O.  von 

Heinemann  die  Bestimmungen  der  Bibliothoksordnung 

.   von  1888  im  Betreff  der  Versendung  von  Handschriften 

wie  folgt  abgeändert: 

§  21. 

Die  in  der  Bibliothek  zum  Nachschlagen  unentbehrlichen  Iltilfs- 
mittel  werden  nicht  verliehen. 

Handschriften  und  andere  Cimelicn,  z.  B.  alte  kostbare  Dnicke 
und  Kupferwerke,  werden  nur  mit  specieller  Genehmigung  des  Herzog- 
lichen Staatsministeriums  und  nur  dann  verliehen,  wenn  darum  unter 
Darlegung  des  Zweckes  der  beabsichtigten  Benutzung  bei  dem  Vor- 
stande der  Herzoglichen  Bibliothek  schriftlich  nachgesucht  wird.  Die 
Verleihung  geschieht  nur  an  eine  bestimmte  unter  direkter  staatlicher 
Aufsicht  stehende  öffentliche  Bibliothek,  und  zwar  in  der  Regel  nur 
an  eine  derartige  Bibliothek  innerhalb  des  Deutschen  Kcichs  oder  der 
zum  ehemaligen  Deutschen  Bunde  gehörig  gewesenen  Theile  der  öster- 
reichisch-ungarischen Monarchie ,  und  erst  dann ,  wenn  der  Vorstand 
der  entleihenden  Bibliothek  sich  gegenüber  dem  Vorstande  der  Her- 
zoglichen Bibliothek  mit  den  unter  a.  bis  e.  folgenden  Bedingungen 
schriftlich  einverstanden  erklärt  hat: 

a.  die  verliehenen  Gegenstände  dürfen  nur  in  den  Räumen  der 
entleihenden  Bibliothek  und  nicht  zu  photographischen  Auf- 
nahmen, Durchpausungen  oder  ähnlichen  Manipulationen,  weder 
im  Ganzen  noch  in  Theilen,  benutzt  werden;. 

b.  die  entleihende  Bibliothek  übernimmt  die  unbedingte  Garantie 
für  den  Verlust  und  für  jede  Beschädigung  oder  Verletzung 
des  von  ihr  geliehenen  Gegenstandes;  sie  verpflichtet  sich,  für 
den  Verlust  die  ilir  vom  Vorstande  der  Herzoglichen  Bibliothek 
vor  der  Versendung  schriftlich  raitgetheilte  Summe,  für  Be- 
schädigung diejenige  Summe  an  die  Herzogliche  Bibliothek  zu 
zahlen,  welche  der  Vorstand  der  letzteren  im  Einverständnisse 
mit  seiner  vorgesetzten  Dienstbehörde  für  angemessen  erachten 
wird,  selbst  wenn  dieser  Betrag  die  Werthdeklaration  über- 
steigen sollte; 

c.  die  entleihende  Bibliothek  ist  verpflichtet,  den  von  ihr  ent- 
liehenen (Jegenstand  nach  Ablauf  der  ihr  vom  Vorstande  der 
Herzogliehen  Bibliothek    vor   der  Versendung    schriftlich  ange- 


Erlasse  betr.  Versendung  von  Handschriften.  281 

gebenen  Verleihfrist  in  sorgfältiger  Verpackung  unter  derselben 
Werthangabe,  wie  sie  denselben  erhalten  hat.  zurtickznsenden. 

d.  die  Verleihfrist  beträgt  einschliesslich  der  Hin-  und  Rück- 
sendung nicht  über  drei  Monate;  die  Hin-  und  Rücksendung 
geschieht  auf  Gefahr  und  Kosten  der  entleihenden  Bibliothek; 
erfolgt  die  Rücksendung  erst  länger  als  14  Tage  nach  Ablauf 
der  Verleihfrist,  so  ist  der  Vorstand  der  Herzoglichen  Bibliothek 
berechtigt,  aber  nicht  verpflichtet,  zu  erklären,  dass  der  ver- 
liehene Gegenstand  verloren  sei,  und  treten  durch  diese  der 
entleihenden  Bibliothek  schriftlich  mitzutheilcnde  Erklärung  die 
für  den  Fall  des  Verlustes  unter  b.  bestimmten  Folgen  ein; 

e.  die  entleihende  Bibliothek  erklärt  sich  zur  Gegenseitigkeit 
bereit. 

m. 

Begulations  for  Loan  of  Manuscripts  in  the 

India  Offl.ce  Library. 

(Approved  Council,  21)"»  July  1890.    R.  &  L.  8*J7.) 

1.  All  propopals  to  lend  manuscripts,  being  the  property  of  the 
Secretary  of  State  in  Council,  shall  be  treated  officially,  and  shall  be 
put  furward  for  approval  through  the  Registrar  in  the  usual  way. 

2.  Such  proposals  shall  be  accompanied  by  a  short  report  frOm 
the  Librarian,  showing. 

(1)  Who   is  the  applicant   for  the  loan  of  the  manuscript  in 

question,  and  what  is  known  abont  him; 

(2)  Whether   there   is,   in  the  opinion  of  the  Librarian,  any 

snfßcient    reason   for  granting   his   request   without   in- 
sisting  npon  a  bond; 

(3)  So  far  as  may  be  possible,  what  is  the  pnrpose  for  which 

the  manuscript  is  required,  and  how  long  the  borrower 
shonld  be  allowed  to  retain  it; 

(4)  As  to  the  manuscript  itself,  whether  it  is  especially  valn- 

able,  or,  for  any  reason,  especially  liable  to  injnry  from 
careless  trcatment  in  the  post  or  otherwise;  and 

(5)  What  special  conditions,  if  any,  he  would  advise  the  Secre- 

tarv  of  State  to  attach  to  the  loan. 

[N.  B.  —  It  shüiild  be  an  invariable  condition  that  a  cony 
of  any  work ,  produced  with  the  aid  of  manuscripts  lent  hy 
the  Secretary  of  State,  should  be  presented  to  the  India 
Office  Library.) 

3.  As  a  rule,  a  bond  shall  be  required,  but  the  Library  Com- 
mittee  shall  be  empowered  to  anthorize  the  Librarian  to  dispense  with 
a  bond  at  their  discretion,  or,  if  they  prefer  it,  to  refer  the  matter 
for  decision  to  the  Secretarv  of  State  in  Council. 

4.  The  form  of  bond  to  b<»  used  shall  be  identieal  (mutatis 
mutandis)  with  that  in  use  in  th«»  Cambridge  Uni versity  Library;  and 


282  Erlasse  betr.  Verseudnng  von  Handschriften. 

the  amount  of  tlie  bond  shall  be  8uch  as  the  Librarv  Committee  ina\\ 
in  each  case,  approve,  in  view  of  the  value  of  the  manuscript  and  the 
other  circomstanecs  of  the  case. 

5.  At  the  meeting  of  the  Library  Committee  nearest  to  each 
quarter  day,  a  report  from  the  Librarian  shall  be  submittcd,  setting 
forth  a  list  of  the  mannscripts  on  loan,  with  the  names  of  the  bor- 
rowers,  and  the  dates  at  which  they  were  lent,  and  any  remarks  which 
the  Librarian  may  have  to  make. 

6.  No  mannscripts  shall  be  lent  except  in  the  manner  prescribed 
in  these  regulations. 


Soeben  (14./V.)  geht  uns  noch  Folgendes  zur  Veröffentlich- 
ung zu: 

Von  dem  Egl.  bayerisohen  Staatsministerium  des 
Innern  f&r  Kirchen-  und  Sohulangelegenheiten  ist  am 
30.  März  d.  J.  an  die  Senate  der  Kgl.  Universitäten 
München,  Würzburg  und  Erlangen,  dann  an  die  Re- 
gierungen, K.  d.  I.,  von  OberAranken,  Mittelfranken  und 
Schwaben  folgende  Entschliessung  zur  Eenntnissnahme 
und  Naohaohtung  ergangen: 

Auf  Grund  der  zum  Vollzuge  der  Ministerial-Entsehliessung  vom 
19.  Januar  lfd.  Js.  No.  17  873  eingekommenen  gutachtlichen  Berichte 
wird  genehmigt,  dass  die  für  die  grösseren  preussischen  Bibliotheken 
in  Ansehung  der  Verleihung  von  Druck-  und  Handschriften  an  ansser- 
preussische  Bibliotheken  bestehenden,  in  der  Eingangs  genannten 
Ministerial-Entschliessung  bekannt  gegebenen  Grundsätze  (vom  8.  Jan. 
1890,  s.  Centralbl.  f.  B.  1890,  8.  101  f.)  bis  auf  Weiteres  gleichmässig, 
insoweit  dies  nicht  ohnehin  (z.  B.  an  der  Kgl.  Hof-  und  Staatsbiblio- 
thek) schon  der  Fall  ist,  auch  bei  der  Verleihung  von  Druck-  und 
Handschriften  aus  der  Kgl.  Hof-  und  Staats-Bibliothek,  den  Biblio- 
theken der  drei  Landesuniversitäten  (Erlangen,  München,  Würzburg), 
den  Kgl.  Bibliotheken  in  Bamberg  und  Eichstätt  und  der  Kreisbiblio- 
thek in  Augsburg  an  ausserbayerische  Bibliotheken  zur  Anwendung 
kommen. 

Unter  der  in  Ziffer  2  der  Grundsätze  vor^i^eschriebenen  „sorg- 
fÄltigen  Verpackung"  wird  regelmässig  eine  Holzverpackung  zu  ver- 
stehen sein.  Auch  wird  es  einer  besonderen  Hervorhebunj^  kaum  be- 
dürfen, dass  Unica,  Cimelien,  überhaupt  solche  Handschriften,  die  wejren 
ihres  künjstlerischen  oder  literarischen  Werthes  von  jeder  Benutzunjr 
ausser  dem  Hausse  ausgeschlossen  sind,')  von  vornherein  nicht  unter 
die  neuen  Versendnngsbestimmungen  fallen. 

I)  Auch  dio  Wit'iier  k.  k.  Hof-  und  StJiatshibliothck  verseudot  selbst- 
verständlich (Iniolien  u.  s.  w.  nicht,  wie  ausdrücklich  in  oineni  Erlasse  der 
Bibli(»thck  angezeigt  >Wrd. 


Recensionen  und  Anzeigen.  283 

Hienach   ist   das  Weitere  zu  verfQpren   und,   falls  Anstände  sich 
ergeben  sollten,  hierüber  anher  zu  berichten. 

Dr.  Tou  MUllor. 


Nachträglich  veröffentlichen  wir  im  Anschluss  an  das  Obige  noch 
eine  Verfügung  des  Königl.  Preussischen  Unterrichtsministeriums  vom 
27.  April  d.  J.,  durch  welche  der  Herr  Minister  den  ihm  unterstellten 
Bibliotheksvorstftnden  anfgiebt,  „dass  bei  Gesuchen  wegen  Entleihung 
von  Handschriften  aus  der  Pariser  Nationalbibliothek  oder  anderen 
französisclien  Bibliotheken  die  gewünschten  Werke  stets  möglichst 
genau,  insbesondere  nach  ihrem  Inhalt  und  der  Sprache,  in  welcher 
sie  geschrieben  sind,  bezeichnet  werden.'' 


llecensionen  und   Anzeigen. 

Die  Handschriften  der  Herzoglichen  Bibliothek  zu  Wolfcnbüttel  beschrieben 
von  Otto  von  H einem aun.  Achte  Abtlieihing.  Die  Handschriften  nebst 
älteren  Druckwerken  der  Musikabtheilung  beschrieben  von  Emil  Vogel. 
Wolfenbüttel  1890.    Lex.-8<>.    (VHI  +  280  S.  u.  1  Taf). 

* 

Der  Umstand,  dass  der  vorliegende  Band  ein  ganz  eigenartiges  Gebiet 
umfasst,  hat  manche  Abweichungen  von  den  frUbereri  Bänden  zur  nothwendi- 
gen  Folge  gehabt.  So  vor  allem  ist  die  Beschreibung  der  Musikabtheilung 
einem  Fachmann,  Herrn  EmU  Vogel  in  Berlin,  anvertraut,  und  der  Erfolg  bat 
bewiesen ,  dass  die  ^  getroffene  Wahl  durchaus  glücklich  war.  Sodann  wird 
hier  über  die  Grenzen  eines  Handschriftenkatalogs  weit  hinausgegangen,  in- 
dem auch  die  musikalischen  Druckwerke  bis  zum  Jahre  ISOo  aufgenommen 
sind ;  ja  die  letzteren  bilden  sogar  den  bei  weitem  grösseren  Theil  des  Ban- 
des (W)  S.  von  280).  Man  kann  sich  mit  dieser  Abweichung  sehr  wohl  ein-' 
verstanden  erklären.  Denn  einerseits  ist  das  Verhältniss  der  Handschriften 
und  Drucke  auf  dem  Gebiete  der  Litteratur  und  Musik  wesentlich  verschie- 
den. Während  die  handschriftliche  Verbreitung  von  Litteraturwerkeu  durch 
die  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  sehr  bald  beseitigt  oder  doch  auf  die 
engsten  Grenzen  beschränkt  wurde,  wurden  die  Tonwerke  noch  bis  in  unser 
Jahrhundert  hinein  massenhaft  durch  Abschreiben  vervielfältigt,  theils  durch 
dieses  allein,  theils  neben  dem  Druck,  ein  (gebrauch,  der  auch  heute  wohl 
beschränkt,  aber  keineswegs  ])eseitigt  ist.  Umgekehrt  haben  wieder  viele 
alte  Musikdrucki»  nahezu  den  Werth  von  Handschriften,  ähnlich  den  Editiones 
principes  mancher  dassi.scher  Schriftsteller.  Die  Beziehungen  zwischen  Hand- 
schriften und  Dnicken  sind  also  hier  ungleich  enger  als  dort.  Andererseits 
bot  diese  Einrichtung  den  grossen  Vorthcil  eines  (Jcsannntkatalogs  der  Musik- 
abtheilung bis  zum  Jahre  ls()(»,  der  sich  ehen  nur  hei  dieser  wegen  ihres 
geringen  Unit'uiigs  (erreichen  Hess.  Oder  vielmehr  dieser  Vortheil  wäre  er- 
reicht worden,  wenn  niclit  alle  inittelalterlichcn  Musikhaiidscliriftcn  „in  den 
übrigen  Abtheilungen,  von  deiu'u  sie  nicht  zu  trennen  waren,  ihre  Beschrei- 
bung theils  gefunden  hätten,  theils  noch  finden  würden'*.  Es  soll  nun  zwar 
nicht  in  Alirede  gestellt  werden,  dass  sich  für  dieses  Verfahren  gewichtige 
Oründe  geltend  machen  lassen,  aber  der  Nachtheil,  «lass  man  nun  doch  keinen 
Ueberblick  üImt  die  ganze  Musikaliensannulung  hat,  bleibt  trotzdem  he.stehen, 
und  ich  sollte»  nieini'U,   er  hätte  sich  ohne  grosse  Schwierigkeiten  venneiden 


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»  •  ;  •■         '  '    .       ..'..  ...  /  ;.;..■•..  •!;■  Fi-r!-;.':.:  .:.j' r.  r  iiiisTtT  falsciuT 

•  '     •.«.-..  ;■.:■/  f...'i. ;.    ':;.■  -:.■.-.  ...:-    l:.^-* .;-■;;•  "ilartrrlioton  Iwün'ii: 

'  I'     ;•».■. 1.       '■.  .'    .,.'     -.L.  (\,  ■■•..♦•  j::   I-,.    PiiTii-l:.  >ixr..  Saniiul.  i'.M 

••IM         I,  * |,,,i     l:,.|i|        Au*    !;.••.  IS  Jii  -♦.irr  jTj.   S.  2!»  l.ully  s.  Aiit. 

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'•'  •  i"ii.  »In  ll.iinl -( iwiir*  II  :iiiirii]tiii;r  .-flKst  anlirlaii^t.  su  wird  man  sio 
.M.  i'Im.i.  i,ii  1,1  ],i  |.if|i  /ti  i|i  II  liirvorr:i(rt'ii(lMti'ii  ziilili'ii  «lürtVii.  WimUt  nach 
»'"'••'    »'t    .i'ii  I  Mii.iiii'i  i|i|-  K;it:ilii(r  fjiiirr  :i|.*»  NnmiiMTn  auf.  davon  sind 

'i  '•  *■  '*»!  iH«!!!.!.!  'h  "•/  .M.i  S:imiiii-Il»lind«'  -  nncli  nach  ihnMu  innoriMi 
n-iii.  '  II  li  HM  in*  I  /.  ililiiiii«:.  dii-  Iriilirli  \\\\\  mihrdin^rti' Jiicliti^krir  koint'ii 
^1'  i'iM.  ii  .iiiiiif  •Mihili  ilii  ri'.ti-  Al»tln'ilmi;r  «Wt-rko  i'inzrlnrr  Autoren) 
Ml  I  ..iii|.t.iii -it  II  hiMiii  1  iiM:illni  :iiir  t|;is  X \' I.  .I:ilirli.  2  (ClfimMis  vtm  rajia 
iiikI  I  Iiiiiiki.  M. um  Hill  :  Hill  |i  I  l|s).  :illf  (iliri^Ti'ii  ;r«'li«'»rrn  drui  XVIII.  Jalirh. 
■•"  ''I  li' i'ili  In  I  \l\  Mir  diiilr  \  l»l  lu'ilMii'r  I  Saiiimlunjrm)  brinj^  noch 
^■•''  '«Ml  iiiiiiiiii  I.  •  ruiiiiii'liiriii .  iiml  /.war  an.*»  di-m  XVI.  .lalirh.  lu 
ciiiiiiii.i  I  i|.i  ii,  l.'.Hi  \  \\*\\\  Srnll.  \dr.  WilhuTt )  ans  diMii  XVII.  Jalirh. 
'■    mIiiiuii,!     Mit  II    liiiNhliiiili'    niiil     Xri'li.  forrllii.      Von    lii'rvorrajr»*ndi»n'n 

•Hill  II  il.      \\lll     liliili    iiii-'iii  •■.«■n.uiiit   >\i'nlrii;  \\w  \  \\\\n\w  Wiwh.  IiiktIh*- 

•  •«•I  '  I«.  niMiii  \  niiiii>.i  t.lntK  iirMiiii  i  .M  Nni  '.  <«ri'Try.  lliindol.  lla^^sr 
I  "•  I  Ilixilu  I  .«Ml  Ml«  .ui  r.UNiilli».  I\rm»l,>i'.  I'iii-ini  Kini*  Auzalil 
"  '-il  I.  I  iiiiii.  .11  Ml.  In  ,li,  I  Mi'.iinlt  i»nn»i«si»i.in»'ii.  '«•»nilirn  .\i5«i/'i:r''  und 
''    »'''■'« P«.    \  .'.  liin-.i-.ii,    IM    !M''.'.v':i  ]■    w  i  it    ii  ir  :i  :•  \»r:r»'i!:   a;>  dii- 

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Mittlieiluiigen  aus  und  üVht  Bibliotheken.  285 

Rücksicht  anjä:eU>f?t,  den  Bedarf  für  die  musikalischen  AufRlhrungen  am 
Braunsehweigischen  Hof  zu  decken.  Darum  überwiegen  bei  weitem  die  Mode- 
(.'omponisten  jener  Zeit,  zu  ihnen  gesellen  sich  noch  einige  Laien,  die  zum 
Hofe  in  Beziehung  standen,  und  llof-Capellmeister.  Wenn  denmach  auch 
uiclit  zu  erwarten  ist,  dass  die  WolfenbUtteler  Sammlimg  eine  erhebliche  Aus- 
beute au  wirklich  bedeutenden,  bisher  noch  unbekannten  Tcmschöpfungen 
giebt,  so  wird  sie  doch  gewiss  manchen  schätzenswerthen  Beitrag  zu  der 
Slusikgeschichte  des  XVIIl.  Jahrh.  liefern,  imd  zwar  sowohl  fiir  die  der  Ton- 
dichtung, wie  der  äusseren  Pflege  der  Musik.  In  letzterer  Beziehung  dürften 
auch  die  einer  Anzahl  von  iTss.  beigefügten  Angaben  der  ausnihrenden 
Künstler  von  Wichtigkeit  sein. 

Die  Abtheilung  fiir  Druckwerke  ist  nicht  nur  bedeutend  umfangreicher 
(I.  Nr.  1—915.  II.  Kr.  916— 925.  III.  Nr.  926— 9S9).  sondern  sie  trügt  auch 
einen  wesentlich  anderen  Charakter,  insofern  hier  die  älteren  Meister  ungleich 
zahlreicher  vertreten  sind.  Doch  ein  näheres  Kingeheu  nnissen  wir  uns  ver- 
sagen, wir  verweisen  den  Musikfreund  auf  den  Katalog  selbst,  in  dem  er 
m.iuches  sclulue  alte,  seltene  und  interessante  Stück  finden  wird. 

0.  Grulich. 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken. 

An  der  Bodlejana  in  Oxford  ist  die  Einrichtung  getroffen,  dass  man 
jetzt  zu  verhältnissmässig  niedrigen  Preisen  Photographien  von  Büchern 
und  Handschriften  erhalten  kann.  Ein  Negativ  in  der  (jl rosse  von  10"  xs" 
wird  mit  3  sh.,  ein  davon  gewonnener  Silberabzug  mit  4  d.  u.  s.  w.  berechnet. 
Wenn  man  bedenkt,  einerseits  wie  werthvoll  für  den  Forscher  in  vielen 
Fällen  eine  photograpliische  Abbildung  der  Seite  einer  Handschrift,  einer 
Urkunde  u.  clergl.  ist.  andererseits  wie  umständlich  und  wie  kostspielig  es 
bisher  gewöhnlich  ist,  derartige  Aufnahmen  zu  erhalten,  so  kann  man  nur 
wünschen,  dass  das  Vorgehen  der  Verwaltung  der  Bodlejana,  die  sich  damit 
den  grössten  Dank  bei  allen  Gelehrten  en^orbcn  hat,  »ei  allen  grösseren 
Bibliotheken  baldige  Nachahmung  finden  möge. 


Eine  kurze  Geschichte  der  esthländischen  öffentlichen  Bibliothek  in 
Ileval,  deren  Anfänge  bis  in  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  reichen,  findet 
man  in  den  , Beiträgen  zur  Kunde  Ehst-,  Liv-  und  Kurlands".  Bd.  4  (1896)t 
S.  343  ff.  Der  erste  Katalog  erwähnt  eine  sonst  unbekauute  „alte  Bibliothek" 
in  Reval,  aus  der  1552  Bücher  in  die  St.  Olaikirche  gebracht  worden  seien. 
Nach  dieser  Kirche  hiess  die  ehstländische  öffentliche  Bibliothek  trüber  Olai- 
Bibliothek,  um  deren  Conservirung  und  Vergrösserung  sich  besonders  der 
Revalenser  Heinrich  Briicker  (Mitte  des  17.  Jahrhunderts)  verdient  machte. 
Die  Bibliothek  zählt  jetzt  fast  43  000  Bände.  W. 


In  Neuseeland  ist  die  Begriindung  öffentlicher  Bibliotheken  in  regem 
Fortschreiten  begriffen.  Dort  schenkte  in  Wellington  W.  H.  Levin  1000  k 
für  Errichtung  einer  freien  Bibliothek ,  und  sein  Vorgehen  fand  solchen  An- 
khuig,  dass  r»ercits  über  3000  £  zu  demselben  Zwecke  versprochen  sind; 
noch  vor  Ende  dieses  Jahres  soll  die  Bibliothek  fertig  sein.  In  Dunedin  hat 
sich  eine  Vereinigung  gebildet,  um  eine  freie  Bibliothek  ins  Leben  zu  rufen ; 
ebenso  in  Napier.  In  Wangauul  vermachte  Thomas  Reid  200  £  für  den 
Bibliotheksfonds.  In  Bullo  beschloss  der  Stadtrath,  die  Bibliothek  zu  unter- 
stützen: in  Turakina  besteht  ein  rilhriges  Comit^  filr  die  Bibliotheksbegrün- 
dung.  Man  erkennt,  wie  die  Bewegung  der  Free  libraries  von  England  und 
Amerika  jetzt  auch  nach  Australien  hmübergegriffen  hat. 


286  Vennlschtc  Notizen. 


Vermischte  Notizen, 

Im  AthcuaeuDi  vom  18.  April  veröiTentlicht  W.  K.Patou  aiiszu^weise 
einen  Brief  von  U.  v.  Wilamowitz-Moellendorff,  der  mit  Kaibel  zusammen  des 
Aristoteles  Schrift  vom  Staate  der  Athener  neu  heraushiebt.  In  dem- 
selben heisst  es  von  der  Ausgabe  Kenyons,  welcher  bei  seineu  deutschen  Koeen- 
senten  weit  mehr  Anerkennung  gefunden  hat  als  bei  seinen  Landsleuten,  sie  sei 
ausgezeichnet  und  die  neutMi  Herausgeber  würden  sich  glücklich  schätzen,  wenn 
die  philologische  Bearbeitung  des  Textes  den  Vergleich  mit  der  Editio  princeps 
aushalten  kihme.  —  Dass  die  Echtheit  und  der  Aristotelische  Ursprung  der 
Schrift  bestritten  werden  würde,  Hess  sicli  natürlich  voraussehen;  räumte  sie 
doch  mit  zu  tief  eingewurzelten  Anschauungen  und  historischen  Dat^n  allzu 
energisch  auf.  Was*  die  übrigen  vom  British  Museum  angekauften  Papyrus- 
han(lschriften  anbetrifft,  deren  Herausg^abe  in  Aussicht  gestellt  war,  so  be- 
richtet B.  IlauHsoulier  ha  der  Revue  critique  vom  27.  April  nach  Mittheiluugen 
Kenyons ,  «lass  die  Fragmente  des  Herodas  und  die  andern  classischen  Au- 
toren erst  nach  einigen  Monaten  erscheinen  werden.  Jene  umfassen  7  Ge- 
dichte, jedes  ungefähr  zu  100  Zeilen;  es  sind  kleine  Scenen  aus  dem  alltäg- 
lichen Leben,  meistens  humoristisch  dargestellt.  Aussenlem  wird  noch  das 
kurze  Endstiiek  einer  Rede  von  Hyperei(les,  wenn  überhaupt  von  ihm,  sowie 
ein  kleiner  grammatischer  Tractat  unter  dem  Namen  des  Tr}*phon  ans  einer 
Ilonierhandschrift  ganz  edirt  werden,  dagegen  von  dem  Homer,  Demosthenes 
und  Isokrates  nur  Oollationen.  Hbrln. 

Ueber  den  ersten  Jahrgang  der  „Vierteljahrschrift  für  Lite- 
raturgeschichte", welche  Herr  Professor  B.  Seuifert  in  Verbindung  mit 
den  Herren  E.  Schmidt  und  B.  Suphan  in  Weimar  bei  H.  Bühlau  erscheinen 
lässt,  habe  ich  Jahrgang  VI.  S  170  des  C.  f.  B.  kurz  berichtet.  Jetzt  liefen 
zwei  neue  .lahrgänge  dieser  Vierteljahrschrift  abgeschlossen  vor,  und  ich 
mik'hte  namentlich  die  ausserdeutschen  ColltM?en,  welche  sich  fUr  deutsche 
Literaturgeschichte  interessiren .  nochmals  aut  diese  tretFliche  Zeitschrift  hin- 
weisen. Die  beiden  Jalurgänge  enthalten  recht  tüchtige  Arbeiten  zu  den  ver- 
schiedenen Epochen  der  neueren  deutschen  Literaturgeschichte,  welche  die 
Vielseitigkeit  des  Programms  dieser  Zeitschrift  und  deren  strenge  Wissen- 
schaftlichkeit documentiren.  0.  H. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*^ 

fThe  Bookworm.    April  1S9I.    No.  41 :  The  lirst  Liverpool  Library  and  its 
founders.  J.  Cooper  Morley.  —  The  sutferings  and  death  of  fiouks.  — 

*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind   nur  die  Artikel   biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 


riy 


Nene  Erscheiiuinf^cn  auf  dem  (»ebiek^  des  Bibliothekswesens.        287 

Early  Newark  priuters  and  booksellers,  J.  Potter  Briseoe.  —  Sir  Robert 
Walpole  as  a  collector  of  pamphlets.  No.  2. ,  J.  Hayes.  —  Marie  Antoi- 
uette's  libraries,  J.  G.  Alger. 

May  1891.  No.  42:  Our  note-book.  —  Two  books  printed  at  Paris, 
1503.  —  The  English  Mercurie,  1586.  —  Eariy  Newark  printers  and 
booksellers.  W.A.Smith.  —  The  Caxtou  press,  Liverpool,  J.  Cooper 
Morley.  —  A  publisher  and  his  frieuds. 

rhe  Library.  April  1S9I.  No.  XXVIII:  The  Library  of  Corpus  Christi 
College ,  Cambridge ,  S.  S.  Lewis.  —  An  introdiiction  to  the  theory  of  a 
state-paper  catalogue ,  F.  B.  F.  Campbell. 

Älay  1891.  No.  XXIX:  A  few  words  ou  tifteenth  Century  latin 
Bibles,  W.  A.  Copiuger.  —  The  clianges  in  the  permanent  exhibition  of 
books  and  manuscripts  at  the  British  Museum.  IL  The  prmted  books. 
—  The  peril  of  the  Bibliothegue  Nationale  in  the  revokition,  J.  Macfar- 
lane.  —  Additicmal  notes  to  Blades'  „bibliographical  miscellanies",  R.  (j. 
C.  Proctor.  —  Bookbinding  in  the  sixteenth  and  seventeenth  centuries.  — 
The  Fiee  Public  Library,  Wandsworth,  C.  T.  Davis. 

The  Library  Journal.  March  1891.  Vol.  16,  No.  3:  My  Start  in  life  through 
a  public  library,  W.  C.  C.  —  How  we  keep  nobound  maps.  —  The  humor 
of  book-titles,  by  F.  M.  Crunden.  —  Report  on  the  bioliography  of  the 
American  Ilistorical  Association,  by  P.  L.  Ford.  —  Commonwealth  of 
Massachusetts.  Free  public  library  commission.  -—  The  Brooklyn  In- 
stitute. 

April  1891.  Vol.  16,  No.  4:  Collection  and  registration  of  fines.  I.  — 
Duties  of  a  library  to  its  staff,  M.  J.  Crandall.  —  Cataloguing  of  public 
documents,  W.  A.  Merrill.  —  Address  at  the  dedication  of  the  Library  of 
the  Uuiversity  of  Pennsylvania,  T.  Williams. 

Rivista  delle  biblioteche.  Periodico  di  biblioteconomia - c  di  biblio- 
grafia,  diretto  da  G.  Biagi.  Anno  III.  VoL  3.  No.  28.  29.  30 .  Indicazioni 
di  bibliografia  italiana,  (Curzio  Mazzi).  Contin.  —  Le  ultimo  volontii  di 
un  Bibliotecario  [Leone  Allacci],  (A.  Bertolotti).  —  La  poesia  popolare 
italiana.  Apuunti  bibliografici.  (G.  Maruffi^  ~  Bibliografia  delle  stampe 
musicali  della  R.  Biblioteca  Estense.  (\.  Finzi.)  —  Intomo  a  un  nuovo 
sistema  di  legatura  meccanica  per  cataJoghi.  C.  2  tav.  (Giul.  Sacconi.)  — 
In  memoriam.    Julius  Petzholdt. 


Adressbuch,  Botanisches.  Verzeichnis  der  lebenden  Botaniker,  sowie  der 
botanischen  Anstalten,  Gesellschaften  und  Zeitschriften,  herausgegeben 
von  Fachmännern.    Leipzig,  W.  Engelmann.    III.  186  S.    gr.  8".    M.  6. 

*Adressbuch  des  deutschen  Buchhandels  und  der  verwandten  Geschäfts- 
zweige. (Begrilndct  von  0.  A.  Schulz.)  53.  Jahrgang:  1891.  Im  Auftrage 
des  Vorstandes  bearbeitet  von  der  Geschäftsstelle  des  Börsen  Vereins 
der  Deatscheu  Buchhändler  zu  Leipzig.  Leipzig,  Geschäftsstelle  des 
Börseuvereius.  XXXVI.  670  u.  437  S.  mit  1  Stahlstich.  Gebunden. 
Für  Mitglieder  M.  10;  für  Nichtmitglieder  M.  12. 

—  Personalausgabe  XXXVI.  670  S.  mit  Stahlstich.  Gebimden.  Für  Mit- 
glieder des  Börsenvereins  M.  6;  flir  Nichtmitglieder  M.  7.50. 

AUeu,  T.W.  Notes  on  greek  manuscripts  in  Italian  libraries.  London,  D. 
Nutt.    b".    Sh.  3.6. 

Ambrosi,  F.  I  tipografi  trentiui  e  le  loro  edizioni.  Trento,  tip.  edit.  Gius. 
Marietti.    34  p.    8". 

Estr.  daH'Archivio  trentino. 


Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
♦  bezeichnet. 


288      Neue  ErecheiniinKon  auf  dem  Oebk'te  des  Hibliothekswesens. 

♦American  Catalogue,  The  anuual,  1890.    Bein  je  the  füll  titles,  with  de- 

acriptive  uotes,  t»f  all  books  recorded  in  the  Pnblishers'  Weeklv,    lS9t>. 

with  author.  title,  and  subject  index,  publishers' anniial  lists  ajid  direettiry 

of  publishere.    (Fir«t  Supplement  to  the  American  (.'atalogue,   1884—90.) 

New  York,  oflice  of  the  Publishere' Weekiv.    XVI.  1S4.  13«  p.    gr.  V. 

half  leather.     D.  8.50. 
Annuaire    des    bibliutheqnes    et   des    archives   pour    1S91.     Lille.     Paris, 

Ilachette  &  Cie.    230  p.    ö". 
The  Antiquary.    Vol.  XXII:  Julv  to  December  1890.  London.  Elliot  Stock. 

4».    Sh.  7.«. 
Archives   d'ophthalmologie :    Table   generale  analvtique   des    tomes  I— IX 

(1881  — 15*90),  par  Valade.    Paris,  Steinheil.    S".'   Fr.  2.5o. 
*Archivio  storico    lombanlo.    Giornale    della  SocietV   storii*a    lombanla. 

Serie  IL  Anno  XVIII,  fasc.  1.    Milano,  Frat.  Dumohird.    gr.  b". 

P.  193 — 219:  Bollettino  di  bibliografia  storica  lombarda,  Dicembrc  1890 — 
Marzo  1891. 
'^'Arskatalog  for  svenska  bokhandeln,  1S90.    I.  Nominal-katalo^.    IL  Syste- 

matisk  katalog.    Stockholm,  Svenska  Bokfiiriäggare - Förenmgen.     bS  p. 

r>".    Kr.  —75. 

Bachtiakoff,  A.  Istorija  knigi  na  Riisi.  ((leschichte  des  Buches  in  Kuss- 
land.)   St  Petereburg.    277  p.    *»*>.  —  Russisch. 

Berghöffer,  Ch.  W.  Die  Einrichtung  und  Verwaltung  der  Freiherrl.  Cari 
von  Rothschild  sehen  r»frentlichen  Bibliothek  während  der  Jahre  1»^7— 
1^90.  Frankfurt  a.  M..  J.  Baer  &  Co.  SS  S.  m.  3  Lichtdruck  -  Tafeln, 
gr.  8«.    M.  2. 

"^Bericht  Über  neue  Erecheinongen  und  Antiquaria  aus  dem  Gesammtgebiete 
der  Rechts-  u.  Staats  Wissenschaften.    Herausgegeben  von  R.  L.  Prager. 
Jahrgang  1h9L    No.  I.    Berlin,  R.  L.  Prager.    s®. 
Erscheint  jähriich  4  Mal ;  postfrei   i  M. 

Bibliographie,  Allgemeine,  der  Staats-  imd  Rechtswissenscliaften.  Heraus- 
geber: O.  Mfihlbrecht.  Jahrgang  24:  1891.  (6  Doppeluummem.)  No.  1 
u.  2.     Beriiu,  Puttkammer  &  Miihlbrecht.    50  S.    gr.  S^-  Jähriich  5  M. 

^Bibliographie  nationale.  Dictionnaire  des  ecrivains  beiges  et  catalogue 
de  leure  publications .  1830 — I8S0.  Tome  11,  livrais.  6:  Leieime  —  Mal- 
herbe.   Bruxelles.  P.  Weisseubruch.  P.  481— 576.    gr.  S«.    Fr.  2.50. 

^Bibliotheca  philologica  oder  vierteljährliche  s^'stematisch  geordnete 
l'ebersicht  der  auf  dem  Gebiete  der  classischen' Philologie  und  Alter- 
tumswissenschaft, sowie  der  Neuphilologie  in  Deutsclüand  und  dem  Ails- 
lande  neu  erechienenen  Si*hriften  und  Zeitschriften -Aufsätze.  Heraus- 
gegeben  von  Aug.  Blau.  Jahrgang  43  jNeue  Folge.  Jalu^.  5).  Heft  4: 
October— December  1 890.  Göttingen.  \  andeuhoeck  &  Ruprechts  Verlag. 
1890.     S.  201—284.     8^     M.  1.40. 

*Bibliotheca  theologica  oder  nerteljährliche  systematisch  geordnete 
Uebersicht  aller  auf  dem  Gebiete  der  (wissenschahlichen)  e\'angeli8i-lieu 
Theolope  in  Deutschland  und  dem  Auslande  neu  erschienenen  Schriften 


>^    M.  1. 

Birmingham   Library.    Annual    meetmg.   report  and  prooeetlings .    1^»l. 
Birmingham.    >  p. 

♦Bogfortegneise.   Dansk.    Udgivet  og  foriagt  af  G.  E.  C.  Gad  i  Kjöbeo- 

ha>ii.    Aarg.  4L    No.  1—2.    Kjöbenliavn.    y. 
Bollettino  anuual e   (Biblioteca  civica  di   Torino».    Anno    l^iH».     Torino. 

tip.  eredi  Botta  di  Bnmerj  e  Crosa.    31  p.    ^^ 
•Bollettino  della   Biblioteca  Nazionale  di  PaleruKK     Anno  IL     No  4-    ut- 

tobre— Decembre  l>90.    P.  129—176  1-  XXIV  p.    4'\ 
Boachot.  H.    Des  livres  modernes,  quil  convient  d'aoquerir.     L'art  et  Ten- 


Neiiö  Erscheiuungoii  auf  dem  Oobietc  dos  Bibliothekswesens.       289 

güucment,  la  bibliofolie  coutcuiporaiue,  Ics  proc6d6s  de  decoration.   Paris, 

Kouveyre.     102  p.  et  j^rav.    8". 
*15owker,  R.  K.  aud  (i.  lies.    The  reader's  ffuide  in  economic,  social  and 

political  scieuce  being  a  classitied  bibliography,  american,  cnglish,  french 

and  german,   with  descriptive   notes,  author,   title   and   sumect   index. 

coiirses  of  readiug,  College  courses,  etc.  New  York,  Society  for  political 

education.     H>y  p.    8".     I).  — .50  c. 
*Brinkmau's  Alphabetische  lijst  van  boeken,  landkaarten  en  verder  in  den 

boekhandel  voorkomende  artikelen.  die  in  het  jaar  1890  in  het  konink- 

rijk  der  Nederianden  uitgegeven  or  herdrukt  zijn,  benevens  opgave  van 

den  uitgever,  den  prijs  en  eenige  aanteekeningen;  voorts  een  lijst  der 

overgegane  fondsartik'elen,  alsmede  een  wetenschappelijk  register.    45. 

jaargang.    Amsterdam,  C.  L.  Brinkman.    XXXVI.  215  p.    8«.    Fl.  1.70. 
Bristol  Museum  and  Library.    Report  of  proceedings  at  the  twentieth  an- 

uual  meeting,  1891.    Bristol.    12  p. 
Brotherhead,  W.    Forty  years  among  the  old  booksellers  of  Philadelphia, 

with  bibliographical  remarks.     Phihidelphia,   A.  P.  Brotherhead.    122  p. 

uy\    D.  1. 

„also  contains  a  bibliojjraphy  of  Will.  Bradford's  books,  chapters  on  pnces 
and  ediiions  of  books,  men  and  books  and  old  book  collectors." 

Bücherschatz,  Christlicher,  fürs  evangelische  Haus.  Frilhjahrs- Katalog. 
Ausgabe  zu  Ostern  IS91.  Leipzig,  Verein  von  Verlegern  christlicher 
Litterutur.    44  S.    Lex.-S*^.    M.  —.30. 

(.'agnat,  R.  L'annee  ewigraphique.  Revue  des  publications  6pigraphiques 
relatives  :\  Tantiquite  romaine  (1890).     Paris,  L.  Leroux.     50  p.    gr.  8^. 

Catalügo  della  biblioteca  della  societa  botanica  italiana.  Firenze,  stab.  tip. 
di  (Jius.  Pellas.     29  p.    8^ 

Catalogo  metodieo  degli  scritti  eontenuti  nellc  pubblicazioni  periodiche 
italiane  e  straniere.  Parte  I  (Scritti  biogratici  e  critici) :  secondo  supple- 
mento  (Biblioteea  della  Camera  dei  Deputati).  Roma,  tip.  della  Camera 
dei  Deputati.     1890.    XXIV.  229  p.     8». 

*Catalügu  mensual  al  libräriei  romane,  publicat  de  libraria  Socecü  &  Co. 
Bucuresei.   Anul  I.  Bucuresci.    8**. 

Monatlich  erscheinende  rumänische  Bibliographie. 

*Catalogue,  The  english,  of  books  for  1890,  containing  a  complete  list 
ofall  the  books  published  in  Great  Britain  and  Ireland  in  the  year  1890, 
with  their  sizes,  prices  and  publishers'  names ;  also  of  the  principal  books 
published  in  the  United  States  of  America,  with  the  addition  oi  an  index 
to  subjeets.    London,  Sampson  Low,  Marston  &  Co.    120  p.  gr.  8°.  Sh.  5. 

Catalogue  g^neral  des  oeuvres  dramatiques  et  lyriques  faisant  partie  du 
repertoire  de  la  Soci6t6  des  auteurs  et  compositeurs  dramatiques.  Cata- 
logue reeapitulatif  contenant  tous  les  ouvrages  repr6sent6s  du  1  janvier 
1879  au  81  decembre  1S88.  Premiere  p6rioae  d^cennale  de  la  nouvelle 
Societö.    Paris,  impr.  Morris  p6re  et  fils.    88  p.    8°. 

H.'atalogue  mensuel  de  la  librairie  frangaise,  fonde  par  O.Lorenz,  continuö 

ßar  la  librairie  Nilsson.  Ann6e  1890.  Paris,  libr.  Nilsson.  124  p.  8®. 
:elie.  Fr.  ;j.50. 

Chelsea  Public  Libraries.  Catalogue  of  the  Central  Library.  London. 
WA  leaves  long  b^. 

Desjardins,  G.  Le  service  des  arehives  d^partementales.  Paris,  Boiirlo- 
ton.     104  p.     8".     Fr.  2.50. 

Kienen  alfabetieo  dei  donatori  e  dei  doni  fatti  alla  biblioteca  e  al  museo 
della  cittA  di  Trento  dal  P  gennaio  al  31  dicembre  1890.  Trento,  tip. 
L.  T.  Seotoni  e  Vitti.     9  p.     8°. 

""Der  Enndkrist  der  Stadt-Bibliothek  zu  Frankfurt  a.  M.  Facsimile -Wieder- 
gabe, herausgegeben  imd  bibliographisch  beschrieben  von  E.  Kelchner. 
In  LiehtdrucJw  ausgetllhrt  von  der  Frankfurter  Lichtdruckanstalt  Wies- 
baden &  Cie.  Frankfurt  a.  M.,  H.  Keller.  9  S.  u.  40  S.  in  Lichtdruck. 
gr.  4".    M.  18. 

VUI.     6.  20 


290       Neue  ErHclieiiiunf^oii  suit'  tU'iii  (UOiii^t*'  lU's  lÜhrKitlickswcHcnn. 

Fitzi^erald,  P.     The   liistory  of  Pickwick:   an  account  (»f  its  clianicters, 

localities,   allusions  and  illiLstratloiis.    Witli  a  biblio^rapliy.    Loiid(»ii. 

Chapman.    :<90  p.    S".    Sh.  S. 
Fictclier,   W.  J.      The   co-opcrative   index   to   periodicals  für   1S90.    New 

York,  Office  of  tlie  Publishers'  Weeklv.    5.  41  p.     S^     D.  2.50. 
Fournier,  M.    Les  bibHotlie<pies   des  eollefres  «le  l'Universite  de  Toulouse. 

NojiCent-lc-Ilotrou,  imp.  Daupeley-Gouverneur.    86  p.    S". 

Gadeau  de  Kerville,  II.  Biographie  de  Pierre-Euf^ene  Leinetteil  et  liste 
de  ses  travaux  scientifiques.    Ronen,  imp.  Lecerf.    7  p.    8**. 

Extrait    du  Bulletin   de   la   Sociale    des   amis    des   sciences    naturelles    de 
Reuen. 

(taiisseron,  B.  H.  Petit  mannel  dn  bibliophile  et  du  libraire,  donnant  la 
valeur  aetuelle  des  livres  recherch6s  et  appreci6.s,  ffravnre.s,  m.ss.,  reli- 
ure8  etc.    No.  1.    Janvier  1891.    Paris.     12  +  4  p.    Par  an  Kifr. 

Gesetze  über  das  Urheberrecht  im  In-  und  Ausland,  nebst  den  internatio- 
nalen Litteraturvertriigen  und  den  Bestimnnuigen  über  das  Verlagsrecht. 
II.  Beigion,  Dänemark,  Finnland,  Griechenland.  Niederlande,  Norwegen, 
Portugal,  Itumänien,  Kus.sland,  Schweden,  Spanien,  Türkei,  Ungarn. 
Leipzig,  G.  lledeler.    8.93—172.    gr.  S^    M.  3. 

Goetz,  K.  Geschichte  der  cyprianischen  Litteratnr  bis  zu  der  Zeit  der 
ersten  erhaltenen  Uandschnuen.  Basel,  R.  Reich.  IX.  129  S.  gr.  b". 
M.  2.40. 

Gröpler.  Büchereien  mittelbarer  Fürsten  und  Grafen  Deutschlands  und 
Oesterreichs,  sowie  ehemaliger  freien  deutschen  Reichsstädte.  2.  AuHage. 
Dessau,  R.  Kahle's  Verlag.    42  S.    gr.  8°.    M.  1. 

♦üaferkorn,  U.E.  Handy  lists  oftechnicAl  literature.  Referenee  eatahigue 
of  books  printed  in  English  from  18S()  to  1SS8  inclusive;  to  which  is 
added  a  select  list  of  books  printed  before  1880  and  still  ke])t  on  publi- 
shers'  and  Jobbers'  lists.  Part  11»:  Electricity  and  magnetisui,  telegrai)li. 
pas  etc.  (including  issues  up  to  October  IS90,  aiul  a  number  t)f  oUl 
books  fre(iuently  met  with  in  catalogues).  Together  witli  a  lisT  <»f  j)e- 
riodieals  and  annimls  in  these  brauches.  Milwaukee,  Wis.,  U.E.  llater- 
koni.     1S90.    VIII.  44  p.    S«.    D.  — .75. 

Hüll  Subscription  Library.  Report  of  the  committee  to  the  <me  hnu- 
dred  an  fifteonth  anuual  general  meeting,  1890.    Hull.    44  ]). 

Jacobsen,  E.  Chemisch-teclmisches  Repertonum.  1890.  1.  Halbjahr.  1. 
Hälfte.    Berlin,  R.Gärtners  Verlag.    144  S.  mit  Illustr.    gr.  ü".  'M.  :«.r,o. 

Jahrbücher,  Botanische,  für  Systematik,  Ptlanzengeschiehte  und  PÜanzen- 
geographie,  herausgegeben  von  A.  Engler.  Band  13,  Heft  3  u.  4.  Leip- 
zig, W.  Engelmann.  S.  273  —  512,  Beiblatt  S.  1  —  65  u.  Litteratur- 
bericht  S.  1—32  m.  1  Hobschu.  u.  1  Taf.    gr.  8«».    M.  13. 

*Jahresbe rieht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  (rebiete  der  germanischen 
Philologie,  herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für  deutsche  Philologit» 
in  Berlin.  Jahrgang  12:  1890.  I.Abteilung.  Leipzig,  C.  Reissner.  S.  1 — 
128.    8®     Pro  complet  M.  8. 

Jahresbericht,  Zoologischer,  fUr  1889.  Herausgegeben  von  der  zoologi- 
schen Station  zu  Neapel.  Redigirt  von  P.  Mayer.  Berlin,  R.  Friedländer 
&  Sohn.  IV,  27;  S,  28,  23,  65,  7,  89,  57,  6,  182.  25,  14  u.  23  S.  gr.  8». 
M.  24. 

Index  librorum  prohibitorum  Leonis  XIII.  jussu  editus.  3.  ediz.  Tauriu. 
cum  appendice  usque  ad  1891.    Torino,  P.  Marietti.    410  p.    8".    L.  3. 

Indianopolis  Public  Library.  Finding  list  of  poetry  and  the  drama  lite- 
rature and  polygraphy.    Indianopolis.    47  p.    4»*. 

Jouffroy  d'Eschavannes.  Traite  complet  de  la  scieuce  du  blason,  a 
Pusage  des  bibliophiles,  archdologues  etc.  Paris,  Marpon.  277  p.  avee 
nombreux  blasons  gravis.    8^.    Fr.  6. 

Just 's  Botanischer  Jahresbericht.  Systematisch  geordnetes  Repertorium  der 
botanischen    Literatur   aller   Länder.      Herausgegeben    von  E.  Koehne. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       291 

Jahrgang  16:  1888.    2.  Abtheilung.  2.  (SchhiS8-)neft.    Berlin,  Gebr.  Bom- 

tnlger.    VIII  +  S.  385—627.    gr.  8.    M.  8. 
"^K atalog:    International    Bogudstilling.     Industriforeningon    i    Kjöbcnliayn. 

15Ü  p.    8». 
Klemming,  G.  E.    Sveriges  bibliografi,  1481—1600.    2.  lieft.    Upsala,  Lun- 

dequist.    P.  81— 120. 
Nicht  im  Handel. 
Leverkilhu,   P.    Fremde  Eier  im  Nest.     Ein  Beitrag  aur  Biologie    der 

Vögel.    Nebst  einer  bibliographischen  Notiz  über  Lottinger.    Berlin, 

K.  Friedländer  &  Sohn.    XI.  212  S.    gr.  8^    M.  4. 
Lcypoldt's,  F.   American  catalogue:    books  recorded  (including  reprints 

and  iumortations)  July  1,   1884  to  Jime  30,   1890;  compiled  under  the 

editorial  dircction  of  R.  R.  Bowker,  by  A.  J.  Appleton.  In  3  parts.   Part  1 : 

A— Hill.    New  York,   office  of  the  Publishers' Weekly.   240  p.    4«.    For 

eoniplete  work  D.  12.50,  half  leather  D.  15. — ;  to  advance  subscr.  D.  10.—; 

half  leath.  D.  12.50. 
"Library   of  Harvard  University.    Bibliographical  contributions ,  editcd  by 

Justin  Winsor.    No.  40:  Index  to  recent  reference  lists.    No.  IV.     1890. 

By  W.  Coolidge  I^ne.    Cambridge,  Mass.    25  p.    4®. 
*Liud,  E.H.    Bibliografi  (nordisk  filolog.)  für  är  1SS9.    ^^Arkiv  for  nordisk 

filologi.    Bd.  VII,  Heft  3.    Lund.   Leipzig,  0.  Harrassowitz.   P.  265—292.) 
Loughton,  Essex.    Index  catalogue  of  the  books  in  the  Lopping  Hall  Li- 
brary.   Edinburgh  189(K    58  p.     8». 
Maimouides   Library.     Report  of  the   librarian   for    1800.     New  York. 

21  p.    gr.  8^ 

Supplement  to  the  catalogue  of  gcrman  fiction  and  juveniles.     New  York. 

34  P.    8^ 
Manchester  Public  Free  Libraries.    Occiusional  lists.    No.  2:  The  FoUer 

collection.    Manchester.    12  p.    8°. 

Manno,  Ant.    Bibliografia  di  Casale  Monferrato.    Toriuo,  stamp.  reale  della 
ditta  G.  B.  Paravia  e  Co.     1890.    49  p.    8°. 
Edizione  di  soli  200  esemplari  fuori  di  commercio. 

St.  Marylcbone  Free  Public  Libraries.  East  Marylebone  Free  Library. 
Catalogue  of  books  in  the  lending  and  reference  libraries.  London. 
39  p.    8". 

*Masslow,  0.  Bibliographie  zur  Deutschen  Geschichte.  Gruppe  I:  Lite- 
ratur von  Anfang  April  bis  Ende  December  1890.  Gruppe  II  u.  111: 
Literatur  von  Ende  Juli  bis  Ende  December  1890.  (Deutsclie  Zeitschrift 
für  Geschichtswissenschaft.  Herausgegeben  von  L.  Quidde.  Band  V, 
Heft  1.    Freiburg.)    S.  1*— 56*.    8". 

Meniorie  della  r.  äecademia  delle  scienze  dell'istituto  di  Bologna:  Indice 
generali  dei  dieci  tomi  componenti  la  serie  quarta,  1880 — 1889.  Bo- 
logna, tip.  (lamberini  c  Parmeggiani.     1890.    49  p.    4". 

'Merrill.  W.  St.  Archaeoh)gical  Institute  of  America.  Index  to  publi- 
cations,  1879—1889.    Cambridge,  J.Wilson  &  Son.    VI.  89p.    8«. 

Meves.  J.  Alfabetisk  registcr  til  Entomologisk  tidskrift  arg.  1 — 10,  1880 
—89.    Stockholm.    66  p.    8".    Kr.  1. 

^M  i  1  w  a u k  e  e  P  u  b  1  i  e  L i  b  r ar y.  Quarte rlv  iudex  of  additions  July — Sep- 
tenil)er,  October— December  1890.  \nl)\.  No.  19.  20.  Milwaukee.  1890. 
P.  37—52.  53— 8S.     4". 

*M()natssehrift,  Altpreussisehe.  Neue  Folge.  Der  Neuen  Preussischen 
Proviiizial-Bliitter  4.  Folge.  Herausgegeben  von  Rud.  Reicke  und  P>nst 
Wiehert.  Der  Monatsschrift  XXVlTl.  Band.  Der  Provinzialblätter 
LXXXXIV.  Band.  Heft  L  2.  Königsberg  i.  P.,  Ferd.  Beyers  Buchh. 
gr.  V. 

S.  177—101:  Altprcussischc  Hibliographic   1889.     (Nachtrag  und  Schluss.) 

'M  iililbreeht,  0.  Uebersicht  der  gesammten  Staats-  und  reehtswissen- 
seliaftliehen  Litteratur  des  Jahres  1^90.  Jahrgang  XXIll.  Berlin,  Putt- 
kammer &  Mühlbrecht.    XXVIIL  244  S.    gr.  8«.    M.  6. 

20* 


292      Nene  Enclieinnngen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesenjs. 

Mulder,   II.  J.  A.      Biblioj^phic   de    legislation   administrative   compar^e. 

Fa«c.  I  et  II.     Bruxelles,  iiiip.  Wcissenbnich.     86.  23  p.     8".     Fr.  2. 
Murray,  J.    A  piiblisher  and  Ins  fricnds:  memoir  and  corrcRpondonce.  witli 

an  account  of  tlie  urifj^in  and  progress  of  thc  house,   I7<)s-ls4:i,  by  S. 

Sniiles.    2  vol.    London,  Miirray.     1060  p.  with  portraits.    S^    Sli.  :ri. 
Miih6o  n  eu  eil  Titel  ois.    Table  des  matieres  des  annees  1864 — ISSS,  conii)r. 

une  table  analytique  des  matieres,   une  table  des  auteurs  et  uue  table 

des  planches,   par  A.  Godet.    Neuchätel,   A.  (t.  Berthoud.     S*5  p.     8". 

Fr.  2.50. 

■♦■Newberry  Library.    Proceedlngs   of  tlie  trustees  for  the  year  ending 

January  5.  1891.  *Chieago,  Knlght  Leonard  Co.    45  p.    s«. 
♦^Izet,  l.    Projet  d'un  eatalogne  ideoloffiquo  (Kealeatalog)  des  i)eriodiqnes. 

D^pouillement   de    14   revues   pour  .Janvier  1891  seulenient.    Bruxelles. 

impr.  Vanbuggenhoudt.    2(i  p.    8^ 
♦Oxford  University  (iazette.    Published  by  antliority.    Supplement  to 

No.  708 :  Anniial  report  of  the  eurators  of  the  Bodleian  Librarv.    Oxford, 

Clarendim  Pn^ss.    P.  489-440.    fol.    Sh.  —.3  d. 

Paokard,  Alph.  Spr.  The  Labrador  eoast:  a  Journal  of  two  sumnier 
eruiseB  to  that  region,  with  notes  on  its  early  diseovery  ete. .  with  a 
biblioffraphy  of  works,  artieles  and  eharts*  relating  to  the  eivil  and 
natural  Tiistory  of  the  Ijibrador  peninsula.  New  York,  C  llodges.  4oo  p. 
with  maps.    8".    D.  8.50. 

Päd  ding  ton  Free  Publie  Library.    Third  annnal  report,  180u.    24  p. 

Pliiladolphia  Board  of  Edueation.  Supplement  to  the  eatahigue  of  the 
pedagogieal  librarv  and  the  books  of  reterenee  in  the  oftiee  of  the  Super- 
intendent of  Publie  Sehools,  ed.  by  J.  Me  Allster.  Philadelphia  1890. 
47  p.     12« 

Poiröe,  E.  et  G.  Lamouroux.  Catalogue  abrege  de  la  bibliotheque  Sainte- 
(tenevi^ve.  Introduetion  par  IL  I-avoix.  Les  bibliothecjues  vi  leur  publie. 
Faseieule  II:  Mathi^matiques-astronomie-phvsique-ehimie-histoire  naturelle. 
Paris.  F.  Didot  &  Cie.    50  p.    8«.    Fr.  1.25. 

Poole,  \V.  F.  and  W.  J.  Fleteher.  An  index  to  periodieal  literature. 
bnmght  down  to  Jauuar\'  1882.  New  revised  edition.  2  vol.  Bostim. 
8^    (London,  S.  Low  &  Co.    Sh.  84.) 

Preis-Verieiehniss  der  in  der  österreiehiseh-im^risehen  Monarehie  und 
Im  Auslände  erseheiuenden  Zeitungen  und  penodisehen  Drueksehriften 
tllr  das  Jahr  1891.  bearbeitet  von  der  k.  k.  Postamts  -  Zeinings  -  Expe- 
dition I  in  Wien.  2.  Naehtrag.  Wien,  R.  Waldheim.  P»  S.  Lex.  v. 
M.   -.12. 

Prokseh.  ,1.  K.  Die  Littoratur  über  die  venerisehen  Krankheiten  von  den 
ersten  SehritVn  \\Wt  Syphilis  aus  dem  Ende  des  L>.  Jahrhundens  bis 
Ende  IS>9.  systenuitiscfi  zusaumienirestellt.  Autorenregister.  I>i»nn.  P. 
Hausteins  Verlag.    -«»T  S.    gr.  v\    $1.  i>. 

Provideuee.  U.  «L:  C'o-openitive  list  of  periodieals  aud  sori.-ü'i  ourroutly 
rweived  .it  the  libraries  aiul  n^adiug  riKuus  of  Pr^uidenoe.     IH  p.     12'.* 

*Kedwood  Library  and  Athenaeum.  Ne\*pon.    Ouv  hundrt*d  and  Mvtieth 

aunual  nju^rt  of'ihe  direotor^  to  tlu-  pn»prieti>rs,  August  2«».  IM»«».   New- 

port,  K.  X     l**9o.    2r»  p.    V. 
•Revue   bibliographique   belgi',    K*digee   par   xuw   ri-uuion   tl\Vrivain<. 

suivie  d'uu   bulletin  biblioirnipliique  inteniational  puMio  |nar  la  S«KMt''to 

bt^lgt»  de  libniirie.     Anui*«'  111.     BnixilU'>,  S^H-irtö  Sil:re  *\v  liSr.    :zt.  >  . 

Par  an  Fr.  o. 
Rivista   d^artijrliiTia  c  ireni«»:    ludioc  irmorale  a!ta>».j-tio»-a:ialirio»»  dtlK- 

materie  eontenute  uolla  KiviNra  daU'aiuio  !^>4  al  18>*  ȟclu^ivn     Routa. 

tip.  E.  Vochoni.    *»?»  p     >\ 
*Saeooui,  «iiulia.    Tu  nuovo  Mstcuia  di  K^nirura  iiuwAr.K-a  iK*r  »•atai'»fh! 

Fitx'uze.  tip   dJ  G  i'aniestH.vhi  e  tiscH-     11  \*   kI  4  rav      scr  ^' 
K'HTJiito  *:jii!.i  Rivi<;j    «cric  Bibliv^icchc. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  dos  Bibliothekswesens.       293 

♦St.  Louis  Mercantile  Library  Association.  Fortyfifth  annual  report  of 
the  board  of  direction.     1890.    St.  Louis.    45  p.    8^ 

Salvi,  Giov.  Sulla  pubblica  biblioteca  della  cittä  di  Voghera:  ccuni,  con- 
siderazioni  c  proposte.    Voghera.  tip.  Ruseoui-Gavi.     17  p.    8". 

Shiter,  J.  IL  Round  and  about  thc  bookstalls:  a  guide  for  the  book-hunter, 
London,  Gill.     1 20  p.    8".    Sh.  3.«. 

Sinionin,  J.  Bibliotheque  douaisienno  des  ecrivains  de  la  Compagnie  de 
Jesus.    Douai,  impr.  Dechrist6.    XIL  340  p.    8*>. 

Socio  tat  um  litterae.  Verzeichniss  der  in  den  Publikationen  der  Aea- 
domieen  und  Vereine  aller  Länder  erscheinenden  Einzelarbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  Natur>vissenschaften.  Herausgegeben  von  E.  Iluth  und  A. 
lloring.  Jahrgang  5:  1891.  (12  Nrn.)  No.  1.  Berlin ,  R.  Friedländcr  & 
Sohn.     ir.  S.    gr.  8".    Jährlich  M.  4. 

Sonnenschein,  W.  S.  The  best  books:  a  readoTS  guide  to  the  choiec  of 
the  best  availablc  books  (about  50000)  in  every  department  of  science, 
art  and  literaturo.  With  the  datcs  of  the  first  and  last  editions,  and  the 
price,  size  and  publisher's  name  of  each  book.  2.  ed.  with  complete  In- 
dexes.   London,  Sonnenschein.     1110  p.    4^    Sh.  3 1 .6. 

Statistica  della  stampa  periodica  neiranno  1880.  Firenze,  Ministero  di 
agricoltura.  .118  p.     8".    L.  1.50. 

Stejskal,  K.  Rcpertorium  über  die  ersten  40  Jahrgänge  und  das  Supple- 
mentheft des  37.  Jahrgangs  der  Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gym- 
nasien, von  1850—1889.  Wien,  C.  Gerolds  Sohn.  XV.  538  S.  gr.  8«.    M.  8. 

Ströhl,  IL  G.  Die  Wappen  der  Buchgewerbe.  Wien,  A.  Schroll  &  Co. 
35  S.  mit  Textabbildungen,  9  Tafeln  und  Titelblatt  in  Farbendruck.  4". 
(xobdn.  3L  10. 

*Tavagnutti,  M.  S.  Katholisch-theologische  BUcherkunde  der  letzten  50 
Jaiire.  III.  Mariologische  Bibliographie.  Verzeichniss  der  wichtigsten 
über  die  allersel.  Jimgfrau  und  Gottesmutter  Maria  von  1837  bis  1890 
erschienenen  Werke,  Predigten  und  Andachtsbilcher  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Rosenkranzverehrung.  Systematisch  nach  Materien 
geordnet  und  mit  einem  Autoren  -  Register.  Wien,  Verlag  Austria, 
Drescher  &  Co.    80  S.    gr.  8°.    M.  —.80. 

Thimm,  CA.  Vollständige  Bibliographie  der  alten  und  modernen  Fecht- 
kunst aller  europäischen  Nationen.  Das  Duell,  der  Gebrauch  des  Säbels 
und  des  Bajonets  etc.  inbegriffen  mit  einem  classificirten  Inhaltsverzeich- 
niss.    London,  Frz.  Thimm  &  Co.    Gebdn.  M.  5. 

Auch  in  englischer  u.  französ.  Ausgabe  zu  gleichem  Preise. 

Tidskrift,  Ilistorisk,  utgifven  af  Svenska  historiska  föreningen  genom  E. 
Hildebrand.  InnehällsOf^ersigt  tili  Argäng.  1881—1890.  Stockholm,  C. 
E.  Fritze's  Bh.    48  p.    8«.    Kr.  1 . 

r.  S.  Department  of  the  Interior.  Report  regarding  the  receipt,  distri- 
bution  and  sale  of  public  documents  on  behalt  of  the  Government  b^  the 
Dopartmont  of  the  Intorior,  1889—90.  Washington,  (4ovornmont  Pnnting 
Othco.    94  p.    8^ 

Vorzoiohniss  der  besten  und  i)raktischstou  Schulwandkartou,  Atlanten  und 
Schuhitlanton,  sowie  (viobou,  Ti'lluriou  und  goographischor  Anschauungs- 
bildor.  Anhang:  Eisenbahnwaiidkarten  zum  Comptoir-(iebrauoh.  3.  Aufl. 
Frankfurt  ii.  M  ,  Jaogefscho  Buchh.    37  S.     12".     M.  —.50. 

*WaltIior,  W.  Die  Deutsche  Bibelübersetzung  des  Mittelalters.  Teil  II: 
2.  bis  1 1.  robersetzungszweig.  Brauuschweig.  IL  Wollormann.  S.  210— 
431  mit  (i  Kunstbeilagon.    4«.     M.  i>. 

Will  ton,  J.  and  C.  Cottoii.  Tho  oomploto  angler.  With  copious  notos  tor 
th«'  nujst  part  original.  A  bibliographieal  note  on  fishing  and 
tishin«»-  books,  and  a  n(»tioo  of  Cottcm  and  his  writings,  by  the  Amorioan 
(MÜtor  (i.  W.  Bothuno,  to  which  is  addod  an  appendix  inoluding  illustra- 
tive ball.uls,  niusic,  i>apers  on  Amoriran  fishing,  and  the  most  com- 
plete oatalogue  ot  books  on  angling  etc.,  evor  printed.  2  vol. 
London,  Ward  &  L.    8".    Sh.  7.0. 


294  Antiquarische  Kataloge. 

Welbull,  M.  Tlaiidskrift-pruf  150u— ISno.  Tilltjeost  vid  öfuingar  i  haudskrifl- 
läsiiin^  iitpfna  ur  Luiids  uuiversitets^iildiotek.s  liandskrif>sainrmg.  Stock- 
liolm.  (iciicralstabcns  lito^rraf.  anstalt.  2(>  p.  och  ^  p.   auto^niti  i  fol.    Kr.  :i. 

Wdliiijrton.  Trov. .  N.  Zealaud:  General  asseniblv.  Annual  Supplement  to 
the  catah»f?ue.    Jan.  IMM.    Wellington.    :<0 -f  10 -f  S  p.    S". 

*\Volf.  (i.  Hegister  der  Schlap*r»rter  zu  den  Neuigkeiten  imd  Fortsetz- 
ungen des  deutschen  Buchhandels.  Heft  1:  Januar— Fel»niar  IMM.  Leip- 
zig, (Juill.  Levien.    41  S.    b^. 

Wolf»  kriegswisHenschaftliches  Vademecum.  Alphabetische  und  systenia- 
tiHche  Zusammen.*«tellung  der  litterarischen  Erscheinungen  auf  dem  CU»- 
biete  der  Kriegswisscnscliaft.  Die  Litteratur  bis  Ende  IVJo  enthaltend. 
Kand  I.    Leipzig,  (iuill.  Levien.    SS  S.    gr.  S".     M.  -  .75;  gebd.  M.  1. 

Wolfs  Naturwissenschaftliches  Vademecuni.  Alphabetische  und  systema- 
tische Zusammenstellung  der  litterarischen  Ersclieinungen  auf  dem  (Ge- 
biete der  Natur-  und  exakten  Wissenscliaften.  IV.  Abtheilung.  ('.  15an- 
wissen.sehaft,  Bergbau-  und  Hüttenkunde.  Die  Litteratur  bis  ISO»  ent- 
haltend. Leipzig,  (lUill.  Levien.  272  S.  S".  M.  2.40;  IV.  Abtheilung  in 
1   Bd.  gebdn.  M.  5.50. 

Wiilf's  Tlieologisches  Vademecum,  d.i.:  Eine  alphabetisch  und  systematisch 
geordnete  Handbibliothek  von  älteren  und  neueren  Litteratur- Erschei- 
nungen auf  dem  (It'biete  der  protestantischen  Theologie,  «lie  Litteratur 
von  lSH«i— IS'JO/IH  enthaltend.  Mit  Register  der  Schlagwörter.  Leipzig. 
Guill.  Levien.     144  S.     S".    M.  1.30. 


Antiquarische  Kataloge. 

Ackermann,  Th.,  München.  No.  3o7 :  Philosophie.  m»S  N«»-  -  No.  30s: 
Handelswiss.  Industrie.    t»21  N«^"- 

An  hei  SS  er  Stuttgart.  No.  48:  Litteraturgesch.  Sprachwiss.  Belletristik. 
1707  N<"». 

Antiquariat  f.  Litteratur  u.  Kunst  Karlsruhe.  Vcrzeichniss  guter  Bücher. 
No.H31— 1160. 

Bangel  &  Schmitt  Heidelberg.  No.  27:  Jurisprudenz  u.  Staatswissen- 
schaften.    n»70  N"»- 

Bacr  i<:  Co.  Frankfurt.  No.  275:  Roman.  Philologie  (m.  Ausschluss  d.  spau. 
u.  portugies.  Sprachgeb.).     1552  N««- —    No.  276:   PZspagnc   et  Portugal. 

1166  N'«-  —  Anz.  No.  411:  Miscellanea.    No.  8231-SSI6. 
Beck 'sehe  Bh.  Nördlingen.    No.  im»:  Kath.  Theologie.    764  No»- 
Beijers   Utrecht.     No.  IHI:   (Jeschichte   u.  neograi>hie   v.  Eun»pa.     774  N«»»- 

*—  No.  138:  AussiTcurop.  (iesrhichte,  (teograi)hie  u.  Keisen.     746  N"»- 
Bermann  iC-  Altmann  \\ien.     No.  lo5:    llerahtik  u.  Numismatik.    Genea- 

h)gie.  Diplomatik,  etc.    4**  S.  —  No.  106:  Hervorragendes  zu  Ausnahuie- 

preisen.     16  S. 
Bertling  Danzig.    No.  s|:  Curiosa,  Jocosa.    Theater.    Märchen,  Sagen,  etc. 

1167  N"-- 

Bertling  Dresden.  No.  17:  Autographen.  6^4  N"«-  —  Anz.  No.  2:  Ver- 
mischtes.   2s|  N'»»- 

Böse  Leipzig.  No.  15:  Astronomie.  Mathematik.  Physik.  (Jeographie. 
«160  N"»- 

Breitkreuz  l>erlin.     No.  4:  Franzrus.  u.  engl.  Hiirher.    56  S. 

Burow  (iotlia.     No.  24:  Forst-  u.  Jagdwiss.     Botanik.     515  N"«- 

Carlebaeh  Heidelberg.  Nt).  isO:  Kunstgeschichte,  (irnamentik.  353  N»«- 
—  Nt».  ISl  :    Theohigie.     1155  N'»"- 

Dieterirh'sehe  Univ.-Bh.  (ir»ttingen.  No.  11:  Deutsche  u.  ausländ.  Sprache 
u.  Litteratur.     2016  N«»«- 

Dittmersche  Buchh.  Lübeck.    No.  3:  Theoh»gie  u.  Philosophie.    lOOON«*- 


Anti(|uarisclie  Kataloge.  295 

K(l oll) eck  Münster.    No.  43 :  Theologie.    Gescliiehte.    Belletristik.     420  N t»»- 
Fock  Leipzi«,'.     No.  52 :  Philosophie.     8329  N"»-    —    No.  53:    Chemie.     Phar- 

luacie.  Ktc.     1S07  N««- 
Freie  sie  he  »'s    Naehf.    Strassbiirg.      Mittheilimgen    No.  5:    Veniiischtes. 

432  N"8. 

St.  (ioar,    Is.,    Frankfurt   a.  M.    No.  Sl:    Miseellauea.     Kunst.     Belletristik. 

714  No»- 
H  ar r  a  s s  o w  i t z   Leipzig.     No.  1 72  :   Class.    Philologie   u.   Alterthumskunde. 

4417  Nos. 
llaugg  Augsburg.  No.  117:  Philosophie,  Theologie,  Philologie  etc.  1090  N"». 
He  n  de  SS  Cöslin.    Vermischtes.    33  S. 
Hess  Ellwan gen.   No.  32:  Oesterreich-Ung^rn.   (leschichte.    (Te(»graphie,  etc. 

SOG  No8. 
Hiersemann  Leipzig.     No.  7S :  Numismatik.     377  N^«. 
Hoepli  Mailand.    No.  70;  Linguistique  de  rOrient  et  de  l'Europe.    1572  No»- 
Jacobs(»hn  &  Co.  Breslau.    No.  103:  Naturwissenschaften.    Botanik.    Medi- 

cin.  Etc.     70  S. 
.lolowicz  Posen.    No.  109:  Bibliotheca  polono-slavica.     1929  N«»«- 
Kaiser  Bremen.    No.  40:  Vermischtes.    8  S. 
Kau  ff  mann  Frankfurt  a.  M.    No.  17:  Ilebraica.    2163  N«»- 
K ende  Wien.     1S91.    No.  4 :  Vermischtes.    282  N»»   —  Bibliotheken  d.  Grf. 

Daun  u.  d.  (Jrf.  Eng.  Sylva-Tarouca.    476  No«. 
Kirchhoff  &  Wigand  Leipzig.    No.  870—72:   Naturwiss.    L  Allgemeines. 

Botanik.    1669  N»»-  —  IL  (ieologie.    Palaeontologie.    Bergbau.    1416  N"»- 

—  IlL  Zoologie.     1774  No». 
Klemuiing  Stockholm.    No.  S8:  Nationalekommii,  Statistik.    64  p. 
Köbner  Breslau.    No.  210:  Evangel.  Theologie.    3191  N»«. 
Koehlers  Ant.  Leipzig.    No.  506:  Chemie.    Landwirthschaft.     473  N"»- 
Lehmann,    Paul,    Berlin.     No.  67:   Neuere    deutsche  Literatur.    (Bibl.   d. 

Schriftstellers  Feod.  Wehl.)    3019  N«»- 
Lempertz  Ant.  Bonn.    No.  180:  (ieschichte.  IL     7425  N««- 
Li e bisch  Leipzig.    No.  60:  Wissenschaftl.  Theoh)gie.  I.    4340  N««- 
List  &  F  r  a  n  c  k  e  Leipzig.    No.  227 :  Oesterreich-Ungam.    873  N*>»- 
Mayer  &  Müller  Berlin.    No.llO:  Eiurop.  u.  oriental.  Linguistik.  2242  N««- 
M  e  y  e  r  Zürich.    Astronomie.     1 20  N<«- 
Muller   &  Co.    Amsterdam.      Zehnta.usend  Porträts  deutscher  Männer  und 

Frauen.     I.  A— G.     2944  No«. 
M  u  s  s  o  1 1  e  r  Munderkingen.    No.  1 0 :  Vermischtes.     1 700  N"«- 
Neubner  Köln.    No.  30:  AJlgem.  deutsche  Geschichte.    No.  5035-6159.  — 

No.  31:   Deutsche  Geschichte   von   d.   Urzeit   bis   zu  den  Merowingem. 

No.  6160—6810. 
Nij hoff  Haag.    No.  223:  Economie  politique.     1244  N»»- 
Palm 's  Ant.  Berlin.     No.  4:  Forst-  u.  Jagdwiss.    4  S. 
Quidings  Ant.  Lund.    No.  19:  Blandad  Titeratur.    463  No»- 
Kaabe's  Nachf  Königsberg  i.  Pr.    No.  89:  Hygiene.    Epidemiologie.    Me- 

dicin.    Geographie.    (Bibl.  d.  Sanitätsrath  Schieflferdecker.)     1670  No». 
Kaunecker   Klagenfurt.      No.  48:   Vennischtes.     (Bibl.  d.  Landtagspräsid. 

N.  Krestic  in  Agram.)    800  No».  —  No.  49:  Theologie.    677  No». 
Reich  Basel.    No.  63 :  Philosophie.   Pädagogik.   Theologie  in  franz.  Sprache. 

1393  No». 
Kevai  Budapest.    Miscellanea.     732  No». 
Scheible  Stuttgart.  No.  223 :  Kupferstiche.  Handzeichnungen.  Kostümwerke. 

Kalligraphie.     1470  No». 
Seiling  Münster.     No.  5:  Class.  Philologie.     2451  N«»- 
Simmel   &   Co.    Leipzig.      No.  143:   Kimstarchaeol.    Numismatik.    Palaeo- 

graphie.    Epi^aphik.    No.  8314—9734. 
Spirgatis  Leipzig.    No.  1:  Auswahl  werthvoller  Werke.    824  N'»»- 
Traber  München.    No.  4:  Kathol.  Theologie  etc.    828  N"»- 
Unflad  Zürich.    No.  154:  Medicin.    2471  N"»- 


296  rtTsonaluachriditen. 

\l\  1  c  k  e  r  s  Verl.  Frankfurt  a.  M.   No.  177:  Ausserdoutselu'  LittTatiir.    1 562  N»«- 

—  No.  17S:  (loschichte  d.  tnirop.  Staaten.  I.     1973  N«» 
Wejf  Leipzii|:.    No.  9:  (wooh>gic.  Mineralogie.   Talaeoutologie.    (Bihl.  v.  Prof. 

Dr.  E.  Weiss  Berlin.^     1427  Nos.  _  No.  10:  Botanik.     S92  N»«- 
Welter  Paris.     No.  51:  Folk-Lore.     10G5  N*»» 
Wind pr echt  Augsburg.    No.  450 :  Vennischtes.    401  N»«- 
WUrzner  Leipzig.    No.  124:  Naturwiss.    Technologie,    (leschichte.     IG  S. 
Zange nberg  &  Himly  Leipzig.    No.  5:  Neue  Erwerbungen.     509  N<»«- 
V.  Zahn  &  Jaensch  IJresden.    No.  33:  Sprach-  u.   Literatur-Wiss.     Volks- 
lieder.    1452  N«»- 


Personalnachrichten. 


Oberbibliothekar  Ilofrath  Prof.  Dr.  ('.  Zan  gerne  ister  in  Heidelberg 
ist  zum  ordentlichen  Honorarprofessor  in  der  philos.  Facultät  der  dortigen 
Universität  ernannt  worden. 

Der  bisherige  zweite  Kustos  an  der  Universitätsbibliothek  zu  Berlin, 
Dr.  E.Wille,  ist  in  den  Ruhestand  getreten.  In  seine  Stelle  ist  der  bis- 
herige dritte  Kustos,  Dr.  W.  See  1  mann,  eingerllckt. 

Dem  Kustos  an  der  Universitätsbibliothek  zu  (iöttingen,  Dr.  Ludwig 
Sehe  mann,  ist  das  Prädicut  Professor  beigelegt  worden. 

Dr.  C.  de  Boor,  zweiter  Kustos  an  der  Univ.-Bibl.  in  Bonn,  ist  zum 
Bibliothekar  an  der  Universität  in  Breslau  ernannt  worden. 

Der  3.  Kustos  an  der  Universitäts- Bibliothek  zu  Halle,  Dr.  Arnim 
Gräsel,  ist  mit  dem  I.April  d.  J.  in  gleicher  Stellung  au  die  Universitäts- 
Bibliothek  in  Berlin  versetzt.  Zum  3.  Kustos  in  Halle  ist  der  dortige  etats- 
mässige  Hilfsarbeiter  Dr.  Heinrich  v.  Hagen  emaimt  worden.  Die  Stelle  des 
'letzteren  ist  dem  bisherigen  ausserordentlichen  Hilfsarbeiter  Dr.  Walther 
Schnitze  übertragen,  der  zugleich  mit  den  Functionen  eines  Kustos  der 
(mit  der  Universitäts- Bibliothek  verbundenen)  v.  Ponickau'schen  Bibliotht?k 
betraut  ist.  Die  ausserordentlichen  Hilfsarbeiter  Dr.  Adalbert  H  ort  zs  chan  s  ky 
und  Dr.  Adolf  Langguth  sind  in  gleicher  Stellung  an  die  Königliche  Biblio- 
thek in  Berlin  versetzt. 

Dr.  Oskar  Eberdt  ist  zum  Bibliothekar  der  geologischen  Landes- 
anstalt und  Bergakademie  zu  Berlin  ernannt  worden. 

Der  Archivassistent  Dr.  phil.  Freiherr  von  und  zu  Egloffstein 
ist  zum  Vorstand  der  (irossherzogl.  Privatbibliothek  in  Weimar  ernannt  worden. 

Der  Lehramtsassistent  am  Grossherzogl.  Ludwig-Georg-Gymnasium  zu 
Darmstadt,  August  Baiser,  ist  am  7.  April  uei  der  Grossherzogl.  Hofbiblio- 
thek  als  Accessist  eingetreten. 

Dem  Stadtbibliothek-Sekretär  Alfred  Boerckel  in  Mainz  wurde  das 
Ritterkreuz  IL  Cl.  des  hessischen  Verdienstordens  Philipps  des  Grossmilthigen 
verliehen. 

Dem  Bibliothekar  an  der  Königl.  öffentl.  Bibliothek  zu  Dresden,  Paul 
Emil  Richter,  ist  das  Ritterkreuz  1.  Cl.  des  Künigl.  Sachs.  Verdienstordens 
verliehen  worden. 

G.  Watson  Cole,  assistant  an  der  Newberry  Library,  ist  zum  Biblio- 
thekar der  Jersey  City  Public  Library  gewählt  worden. 

Gestorben  ist  der  Abb6  Horsy,  uiblioth^caire  adjoint  der  StAdt  Douai. 

Der  grosse  königliche,  alle  fünf  Jahre  vertheilte  Preis  fiir  das  beste 
Werk  zur  belgischen  Geschichte  ist  am  27.  April  d.  J.  tlir  die  Jahre  18»C> — 
90  den  Verfassern  der  Bibliotheca  Belgica,  den  Herren  Ferdinand  van  der 
Harphen ,  Th.  J.  J.  Arnold  und  R.  van  der  Borghe  zuerkannt  worden.  Wir 
beglUckwilnschen  die  Herren  Collegen  in  LUttich  zu  dieser  wohlverdienten 
Anerkennung. 

Vorlag  von  Otto  UftrraMOwiti,  Leipzig.  —  Druck  von  Khrhardt  Kattm.  Hall«. 


Centralblalt 


fttr 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.  7.  u.  8.  Heft  Juli-Augast  1891. 


Inveiitaire  sommaire  de  soixante-deux  nianuserlts 
de  la  Bibliothfeque  Corsiiii  (Rome). 

(Suite.) 

37. 

[.iß  D  1.]  295.  —  Ms.  in  fol.  Papier.  481  ff.  Memorieescrit- 
turi*-  diverse  couceiiiente  allo  Stato  ed  affari  della-Francia  negli 
anni  1561  sino  al  1594  c  priucipalmentc  al  regno  e  cose '  accadute 
in  tempo  del  rc  Enrico  111  con  varie  scritture  e  notizie  supra  le  ccn- 
sure  fulminatc  contro  11  med"*"  dal  pp.  Sisto  V. 

fol.  1 :  Eccellente  e  libro  discorso  sopra  il  stato  präsente  della 
Francia  con  la  copia  delle  lettere  patenti  del  Re  doppo  ch'egli  si  e  riti- 
rato  di  Varigi.  Insieme  la  copia  di  due  lettere  del  duca  di  Guisa 
per  nn  dotto  personaggio  ben  versato  negli  affari  dello  stato  di  Francia. 
(1588.)  —  fol.  37:  Charles  IX.  Edito  del  mese  di  gennaro  sopra  li 
niezi  piii  convenicnti  a  pacificare  li  motivi  e  seditioni  circa  la  reli- 
gione  dove  si  concede  di  potersi  radunare  fnora  delle  cittä  per  farei 
l'esercitio  della  religione  pretensa  riformata  (Saint  Germain  en  Laye 
17  janvier  1561).  —  fol.  43:  La  forma  e  tenor  dell'editto  di  pacifi- 
catione  da  parte  del  re  Carlo  IX  (aoüt  1570,  Saint  Germain  en  Laye). 
—  fol.  51 :  Henri  111.  Editto  di  pacificatione  fatto  dal  re  Enrico  lU 
per  metter  fine  alle  guerro  del  suo  regno  e  far  vivere  disarmati  tutti 
i  suoi  siidditi  in  buona  pace,  unione  e  concordia  sotto  la  sna  obe- 
dienza.  (1577,  septembre,  Poitiers). —  fol.  67:  Bellegarde.  Discorso 
dello  stato  di  la  Francia.  —  fol.  74:  Lettera  del  vescovo  di  Mans.  — 
fol.  75:  Uisposta  alla  lettera  di  V.  di  Mans  (Paris,  11  septembre 
1589).  —  fol.  97 :  Degli  effetti  che  la  lega  lia  prodotti  e  dell'intentione 
che  hnnno  havuta  gli  autori  di  essa.  —  fol.  170:  Supplica,  dimostranza 
et  avviso  nl  re  di  Navarra  pronuntiato  a  viva  voce  dal  marescial  di 
Biron.  —  fol.  176:  Kelatione  dello  stato  di  Francia  nel  tempo  della 
tregna  dell  anno  1593  nel  mese  d'agosto.  —  fol.  189:  Lettera  d'Ales- 

VIII.    7.  u.  8.  21 


ä98       Soixante-denx  manuscrits  de  la  Bibliotheque  Corsini  (Home) 

gandro  Riva  al  P.  Possevino  sopra  le  cose  di  Francia  (Venise,  16  jan- 
vier  1593).  —  fol.  196:  Lettre.  Ine  „Doi  sono  li  quesiti  propositi:  sc  il 
Navarra  mandasse  ambasciatorc  per  dimandar  perdono,  se  si  debbc  ad- 
mittere  a  penitenza  =  exp:  il  compimento  de  8uoi  desidcrii.  —  fol.  200: 
Discorso  che  sia  bene  per  il  pontcfice  et  altri  preneipi  italiaui  a  con- 
gentire  la  Corona  di  Francia  al  re  di  Navarra  (5  sept.  1589).  —  fol. 
221 :  Se  il  Navarra  facendosi  cattolico  debba  esser  dal  Papa  ribcne- 
detto  et  accettato  per  re  di  Fi*ancia.  —  fol.  228 :  Qua'ritnr  an  missns 
ab  Henrico  IV  qnondam  rege  Navarria>  sit  a  summo  pontefice  audien- 
dns.  —  fol.  246 :  Judicinm  de  tribus  pretensis  capitibus  Henrici  Bor- 
bonii  et  fautomm  eins:  an  Ilenricns  ßorbonicus  sit  liabilitandus  ut  rcx 
Francie  regne  preüciatur;  ntnim  in  foro  exteriori  vel  saltem  interiori 
sit  Henrico  B.  pendendnm;  nnm  Henrico  ß.  petenti  sit  a  S.  D.  N.  au- 
dientia  de^ganda.  —  fol.  264:  Ccnsnra  o  giuditio  sopra  certa  scrit- 
tnra  intitolata:  „Kistretto  degli  inconvenienti  che  resnlteranno  dal 
negar  N.  8.  Tassolntion  della  qnale  il  sig  Dnca  di  Nevers  supplica  S. 
Santa  —  fol.  268:  [Pr(»jet  de  conditions  k  Tabsolution.]  —  fol.  270:  An 
Henricus  Borbonius  sit  absolvcndns  et  ad  regnum  dispensandus  (avec 
notes).  —  fol.  281 :  De  Henrici  Horbonii  conversione  cnjusdam  sen- 
tentia.  —  fol.  290 :  Qnaentnr  an  Papa  tencatur  docere  regem  Navan-ii» 
pro^paratoria  ad  obtinendam  absolntionem.  —  fol.  294:  [Sans  titre] 
Ine:  „Mentre  che  V.  S*^  come  padre  e  pastore  di  tutto  —  Exp:  „con  moltc 
lagrime  chiedono  et  aspettano.**  —  fol.  304 :  Episcopns  in  Fi'ancia  jure  po- 
tuisse  absei vere  Henricnm  Borboninm  ab  excommunicatione  in  casu  Sedis 
Apestelice  reservato  his  ratienibus  asseri  posse  videtur.  —  fol.  308:  Ile- 
spensio  ad  scriptum  in  quo  defenditur  episeepos  in  Francia  jure  po- 
tuisse  &Q,  —  fol.  322:  Episcopi  Gallie  nuniquid  Ilcnricum  Borbonium 
potuerint  absolvcrc  et  num  Papa  eumdom  Borboninm  audire  (^t  absol- 
vere  debeat.  —  fol.  348:  Lettera  de  Yvoe,  vescovo  di  Chartres,  con- 
cemente  il  sacrate  del  re  Luigi  il  Grosso  fatto  a  Orlions  da  Jambert, 
arci vescovo  di  Sans,  Tanne  1609,  dalla  qnale  si  mostra  che  il  sacrato 
degli  re  di  Francia  puo  esser  fatto  non  selamente  a  Keims  dall'arci- 
vescove  di  detto  luoge  ma  ancora  in  ogni  altre  luogo  e  da  (jualsivoglia 
prelate  di  quelle  regne.  —  fol.  350 :  Dichiarazione  dal  duca  du  Maine 
airill"***  legato  circa  Telettione  di  Guisa.  —  fol.  353^**:  [Ueponse  du 
lögat  au  duc  du  Maine.]  —  fei.  360:  [Discours  du  duc  de  Nevers  au 
Pape.]  —  fol.  362:  [Lettre  signee  Ludovico  Gonzaga  au  Pape.]  (Uome, 
14  Jan  vier  1594)  [Lettre  de  Henri  IV  au  Pape,  texte  italien.]  S.  Denys, 
18  aoüt  1593.  —  fol.  401:  [Memorial  et  requete  du  duc  de  Nevers  au 
Pape.  Autre  memoire  du  meme.  Bcnediction  de  Clement  VllI  enveyee 
au  duc  de  Nevers  par  Antoine  Possevines.]  (19  septembre  1593).  — 
fei.  405:  Kelazione  in  tempo  de'  re  cattolici  e  eretiei.  —  fol.  414:  lue: 
„Quas  regiones  aut  urbes  xlonarint  ecelesie  remaue  ac  pontificibus  Gal- 
lerum Francorumque  n^gös  autprincipes.  Exp:  Sic  itjique  apparet  propo- 
ßitum  clarissime."  —  fol.  424:  Manifeste  di  Mgr.  di  Vitry  alla  nobilta 
di  Francia  (12  janvier  1594).  —  fol.  430:  [Henri  IV.  Declaration 
publice  aChälons.]   (24  janvier  1594).—  fei.  434:  Henri  III.     Lettera 


par  Leon  G.  Pelissier.  299 

sopra  Tasssoluzione  dello  censure  ecclesiastiche  ricliiesta  al  Papa. 
(Kstratto  di  una  lettera  del  re,  de  28  di  Gennaio  1594,  scritta  in  Mante). 
—  fol.  436 :  La  Chätre  (M.  de).  [Ddclaration  aux  habitants  d'OrU^ans.] 
(17  feviier  1594).  Texte  italien.  —  foL  440:  (Henri  IV)  Editto  e 
deelaratione  del  Re  sopra  la  reduffione  de  la  citta  de  Parip  sotto  la 
siia  obedienza.  A  Pari^i  per  Fred.  Morel.  Imp.  du  roi.  1594.  —  foL 
455:  Edit  de  Henri  IV  conti-e  les  blasph Amateurs  (l®""  avril  1594). 
Texte  italien.  —  fol.  456:  Kegolamenti  ordinati  in  essecutione  delli 
editti  del  re  conti'o  quelli  della  pretesa  religione  riformata  et  anco  la 
^iiardia  e  consiTvatione  di  questa  cittä  di  Lione  stabiliti  nel  consolato 
fatto  in  detta.  cittä  (15  avril  1594),  publies  le  16  avril.  —  fol.  457:  Altra 
suUe  cose  di  Ligue  (Senlis,  22  mars  1594).  —  fol.  459:  Lettres  pa- 
tentes du  roi  aux  echevins  de  Lyon  (22  mars  1594).  Texte  italien. 
Edit  du  roi  pour  la  sdeurite  de  Paris  (26  mars  1594)  (ital.).  Arret 
du  Parlement  de  Paris  (30  toars  1594)  (ital.).  Catalogo  de'  Re  di 
Francia  dal  re  San  Luigi  sino  a  Henrico  IV.  Instrumento  dellobe- 
dienza  fatta ,  giurata  e  segnata  al  re  christianissimo  Henrico  IV  per  le 
sig.  rectore  e  professori  dell'Universita  de  Parigi  (23  avril  1594).  — 
fol  470:  [Refus  de  propositions  de  paix  par  les  Etats  de  Flandre  (27 
mai  1594).  —  fol.  476:  Scrittura  data  dal  baron  de  Sen^s  a  N.  S.  — 
fol.  480:  Degli  effetti  della  Liga  in  Francia. 

38. 

[34  F  21.]     718.     Ms.  in  4«.     Papier.     293  fr.  —   Notizie  diverse 
di  famiglie,  de'cliiorici  di  camera,  dcllo  stato  eccle- 

siastico  c  d'altre  cose. 

Ant.  Colla.  Cronica  della  nobiltä  di  Padova.  —  fol.  8:  [Re- 
censement  de  la  population  des  etats  ecclesiastiqu^  en  1656.]  —  fol. 
56:  Nico  16  Ormanetto,  auditeur  de  la  legation.  [Lettre  sur  les 
negociations  del  Card.  Polo,  legat  en  Angleterre.]  (1553.  1554).  — 
fol.  68:  Oottardo  Bellomo.  Profezia  sopra  Tlngliilterra.  (Brnxelles, 
26  juillet  1681).  —  foL  70:  Motu -proprio  per  Testinzione  de'Vaca- 
bili.  —  fol.  71:  Bulle  de  Leon  X.  —  fol.  87:  Scrittura  sulla  prigione 
del  P.  Capizucchi.  —  fol.  99 :  [Memoire  au  sujet  de  la  Constitution  de 
Leon  X  super  impressione  libelli.]  Signd  par  Eusebius  de  Eusebiis, 
N.  Severolus,  D.  Rainaldus.  —  fol.  127:  [Bulle  d'Innocent  X  sur  les 
droits  de  Taine  de  la  maison  Pamfili.]  (1  avril  1651).  —  fol.  142: 
Baccio  Morali.  Genealogia  di  casa  Alidosi.  Jnc:  „Cum  Sanctitiis  tua 
voces  pauperum  ....**  —  £xp:  „pnescriptive  tradit."  —  fol.  163: 
Silvius  Aldobrandinus  Statuti  della  Dogana  di  Roma  (1471).  —  foL 
194:  Antonino  Diana,  clericus  regularis.  Risposta  alla  scrittura  d'nn 
anonimo  sopra  il  primato  di  San  Paolo  (10  julii  1646,  in  domo  8. 
Silvestris  in  nionte  Quinnali).  —  fol.  236:  Notizie  varie  sopra  i  chie- 
rici  di  camera.  1.  Regali  dovuti  ai  sig.  chierici  di  camera.  Quali 
siano  ed  in  che  consistano.  2.  Entratc  del  collegio  dei  chierici 
di  camera.     3.  Negotio    vertente   tra  li  chierici  di  camera  e  li  abbre- 

21* 


äOO        Soixante-deux  maniiscrits  de  la  Bibliotkeque  Corsini  (Home) 

viatori.  —  fol.  261:  Lettera  sul  Card.  Cbigi,  legato  in  Francia,  scritta 
a  an  cavaliere  da  nn  gentilnomo  del  Signor  legato  (P'  aoüt  1664).  — 
fol.  263:  Capitoli  di  pace.  (Manqne.) —  fol.  265:  Qncsiti  sopra  l'an- 
nona.  —  fol.  285:  Relazione  dello  stato  in  ciii  per  tutt<»  giugno  1673 
si  trova  Tesattione  de  qnindennii  dovuti  al  Sacro  Collegio  de' Cardinali 
dalli  monasterii,  universitä,  capitoli,  ed  altri  Inoghi  pii  situati  ne're- 
gni  di  8pagna ,  appoggiata  dal  sacro  collegio  al  sig.  fiscale  Pizzicanti. 
(Kisposte  inviate  in  Spagna  li  12  Agosto  1673.) 

39. 

[33  D  27.]     975.     Ms.  in  4«.     Papier,     ff.  199.  —  Mi  sc  eil  anea 
philosophica,  juridica,  philologica.  historica  et  poetica. 

fol.  1:  P.  A.  del  Castagno.  Vita  di  8.  Andrea  Corsini.  (Remis 
au  Prince  Corsini  ponr  sa  biblioth^ne  particuli^re,  le  3  juillet  1883.) 
—  fol.  18:  De  interpretatione  juris  &  jurisconsnltorum  officio.  —  fol. 
42:  Canzone  a  N  .  .  .  Corsini.  —  fol.  46:  Angurio  di  buone  feste  a 
M.  Bartolommeo  Corsini,  con  laqnale  occasione  si  dimostra  che  la  vera 
felicitä  consiste  nella  virtü.  —  fol.  64:  Giac.  Bnonaccorsi.  L'ln- 
constanza  delusa.  (Introduzione  alla  serenata  intitolata)  alludendosi 
al  giomo  natalizio  della  duchessa  d'Uxedia,  ambasciatrice  di  S.  M.  Cat- 
tolica  in  Koma.  —  fol.  75:  Ode  per  il  di  natalizio  di  Mgr.  Bartolom- 
meo Corsini.  —  fol.  85 :  [De  la  proportion  geometriqne.]  —  fol.  100 : 
In  logicam  Aristotelis  introdnctio.  —  fol.  136 :  11  mondo  nuovo.  Tra- 
gedia. —  fol.  176:  Relazione  del  viaggio  delle  galere  di  Toscana  a 
Messina  (1694).  ibid.:  Kpitrc  dedicatoire;  foL  182:  Relation.  — 
fol.  189:  Oratio  pro  abb.  Lanrentio  Coreino,  dnm  Pisis  juris  utrinsqne 
insignibns  decoraretur. 

40. 

(33  D  15]  497.    Ms.  in  4».    Papier.    69  ff.     Lettere   e  negoziati  di 

M.  Nnnzio  apostolico  con  la  republica  di  Venezia  per  le  differenze 

vertenti  sopra  i  conüni  dello  stato  ecclosiastico. 

fol.  1:  Lettere  del  vescovo  d'Ancelia,  nunzio  apostolico  in  Ve- 
nezia al  Card.  San  Giorgio.  —  fol.  16:  Ragioni  allegate  da  Veneziani 
suUa  liberta  del  commercio  e  risposte.  —  fol.  34 :  „Breve  di  Pp.  Gio- 
vanni XXll  comminatorio  di  privazione  de'privilegi  concessi  a  Vene- 
ziani. Kai.  Martii  pont.  n.  a.  XVI.  (Signale  par  Laporte  du  Tboil.)  — 
fol.  35:  Negoziati  fatti  da  Mgr.  Mattencci  in  Venezia  sopra  la  preda 
delle  barclie  de'sudditi  del  Papa  lanno  1588  fatta  da  Veneziani. 
(Lcttres  de  Mattencci,  Venise  10,  17  et  24  sept'"«  1588;  6,  20,  21,  27 
mai,  10  et  24  jnin,  et  30  septembre  1589.)  —  fol.  49:  Lettere  scritte 
da  Roma  a  Mgr.  Matteucci  sopra  la  preda  delle  barcbe  fatta  da  Vene- 
ziani lanno  1588.  (Lettres  du  3  juillet,  6  et  27  aofit,  3,  10,  17  et 
24  sept^™  et  30  septembre  1589.)  —  fol.  55:  Giustificazione  della 
presa  di  una  botte  doglio  fatta  dal  Conte  Lesina.  —  fol.  63:  [Bref 
du   pape   Leon  X   au   doge   Leonard  Loredan,  4  avril  1519.] 


par  L6on  G.  P^lissie  r.  301 

« 

41. 

[35  A  11  1411.    Papier,  in  4«.    238  ff.     (Index.)  —  Miscellanea  di 
diverse  scritture  istoricbe,  politiche  e  filologiche. 

fol.  1:  Vita  dcl  duca  Valentine,  parte  II.  —  fol.  49:  Gualdi 
Vita  di  Donna  Olimpia  Pamfili.  —  fol.  97:  Conclave  del  anno  1655 
(iove  fu  eletto  pontefice  Alessandro  VII.  —  fol.  136:  Conclave  per  la 
sede  vaeante  d'Alessandro  VIII,  nel  quäle  fu  eletto  demente  IX,  coiu 
la  relazione  di  quant'occorse  denti-o  e  fuori  del  conclave.  —  fol.  176: 
Conclave  per  la  sede  vaeante  d'Innocenzo  XI,  nel  quäle  fu  creato 
papa  il  Cardinal  Ottoboni. —  fol.  194:  Card.  Paolucci.  Lettera  circo- 
lare  a  tutti  i  cardinali  sopra  le  differenze  tra  Timperatore  intorno 
alla  diminnzione  delle  truppe  decresciute  dal  papa  nelle  stato  eccle- 
siastico.  (20  Ddc^'*  1708).  Replica  fatta  per  parte  del  marchese  di  Priö. 
Controreplicbe  date  •per  parte  di  S.  Santitä.  —  fol.  202 :  Reflessioni  o 
commentarii  sopra  la  istoria  di  Tacito  (inacbevc).  —  fol.  214:  Col- 
loquio  avuto  nel  regno  delle  tenebre  fra  Maometto  e  M.  Colbert  che  fü 
ministro  in  Francia,  e  moderno  ingegnere  de  suoi  negozi,  sino  alFanno 
1683,  in  cui  mori.  —  fol.  219:  [Recueil  des  passages  supprimds  („che 
per  buon  rispetto  non  si  lasciö  mettere  in  istampa^)  dans  Tddition  de 
Guicbardin,  Istorie,  1569.]  —  fol.  230:  Perfetti.  Improviso  fatto  a 
dl  3  marzo  1721  in  ca^a  del  marchese  Cosimo  Riccardi:  Adam  pian- 
gente  per  il  ben  perduto  ed  il  male  acquistato.  (Vers.)  —  Improviso 
secundo:  Gli  affctti  di  Mose  nel  morire  avanti  la  terra  promessa.  — 
Improviso  terzo:  Contrasto  delle  due  madri  presso  Salomone. 

42. 

[33  B  4.]     1626.     Ms.  in  4».     176  ff.  —  Miscellanea. 

Gasp.  Gerat i.  Minuta  od  idea  d'una  lettera  circolare  che  po- 
trebbe  farsi  dal  r'"**  P.  Generale  degli  Agostiniani  a  tutto  Tordine.  — 
fol.  22 :  Ccnsura  della  dissertazione  di  Const.  Grimaldi.  —  fol.  26 : 
[Diverees  critiques  de  TEsprit  des  Lois.]  —  fol.  38:  Epistola  Latin! 
Latinii  ad  Car»«»»  Sirletum  (VI.  id  Febr.  MDLXXXII)  (ex  cod.  Vatic. 
6180.  f.  68).  —  fol.  42:  Carte.  Prospectus  de  THistoire  d'Angle- 
terre  (Traduct.  de  l'anglais  en  italien)  (1748).  —  fol.  46:  Memoriale 
presentato  al  gran  cancelliere.  —  fol.  48 :  Memoriale  al  pp.  Bene- 
dctto  XIV  sopra  le  cagioni  e  rimedi  dell'inundazione  del  Tevere.  — 
fol.  56 :  Instrumentum  transactionis  initae  inter  Paulum  pp.  III  et  Her- 
culem  Estensem,  marchionem  Ferrariae.  —  fol.  96 :  Viaggio  di  Pp.  Inno- 
cenzo  XII  a  Nettuno  (21  avril  1697).  —  fol.  110:  Scripta,  acta,  docu- 
mcnta  deducta  in  causa  actitata  in  sacram  congregationem  rituum  super 
cultu  seu  publica  veneratione  clavi  D.  N.  J.-C.  qui  in  Corona  ferrea  in 
tcmplo  S.  J.-B.  Modoetia)  asservatnr.  —  fol.  122:  Coronatio  Caroli  V 
Bononiae  (Bulle  de  Clement  VU,  7  Kai.  Mart.  1530,  extraite  du  Bul- 
la ire,  cd.  Rome.     f.  597). 


302        Soixante-deux  niannseritB  de  la  Bibliotkeque  Corsiui  (Rome) 

13. 

[33  I)  9.1     710.     Ms.  in  4«.     330  ff.  —   Miscellanca  di  scritturc 

diverse  politiche,  satiriche  e  j^ioeoso. 

fol.  1 :  Conversazidne  vcspertina  ossia  mordace,  8(»pra  il  jroverno 
dl  Innocenzo  XI,  accaduta  tra  il  P.  abbate,  il  sepretario  del  S.  car- 
dinale  c  lo  speditionere  di  casa,  scritta  per  nie  laYco  da  quaiito  potei 
racco^liere  ineiitre  ascoltava  vicino  alla  cortina  tutto  inteiito  quasi 
statua.  c  pero  sc  capitasse  in  niano  di  qualche  novizio,  lo  prejro  di 
non  scandalizarsi  neninieno  voler  registrare  gli  en'on,  nia  in  ojrni  caso 
condemnare  la  sola  mia  lai'ea  asinita.  —  fol.  16:  Mgr.  Vincioli. 
Satira  C(»ntro  la  corte.  —  fol.  28:  1  Baccanali  dcl  Pamasso.  Avvisi 
delle  feste  succcsse  in  quella  corte  il  carncvale  passato  (8,  9,  10  fev. 
1660).  —  fol.  42;  Kisposta  al  manifesto  del  marchese  di  Grana  con- 
ccrncnte  gli  interessi  della  Fiandra.  —  M,  5-1:  Lcttcra  e  discorso  di 
un  gentiluomo  italiano  sopra  Ic  differenze  del  Ke  Christ*""  colTlinpcratore 
ifl  consequenza  del  trattato  fatto  a  Münster  nel  1648. —  fol.  72:  Let- 
tera  sopra  il  rej^no  di  Portoj^allo.  —  fol.  89:  Francesco  di  Ilausa, 
Ambasciatore  di  Portogallo.  Memciriale  presentato  ad  Alessandro  VII, 
affinche  D.  (liovanni  fossc  riconosciuto  per  re  di  quel  rejrno  (1650).  — 
fol.  132:  Notizie  istoriche  e  giudizio  politico  sopra  il  gran  Turco, 
assedio  di  Vienna  cd  altro.  —  fol.  158:  Lcttcra  scritta  in  Bolopna 
sopra  la  Couipa^jcnia  di  Gesü  nclla  quäle  manifc«tando  si  1  autore  del  PP. 
gesniti,  insienie  vcngono  in  alte  opposizioni  fatte  ad  essi  padri  cd  alli 
loro  instituti.  —  fol.  186 :  Kicordi  politici  ad  un  cortegiano  per  ben 
vivere  nella  corte.  —  fol.  204:  Descrizzione  per  instruzione  a'prencipi 
dclla  maniera  colla  quäle  si  governano  i  PP.  Gesuiti,  fatta  da  pei*sona 
religiosa  e  totalmente  spassionata  [G.  F.  AI.]  (16  aoüt  1666).  —  M 
233:  Menie  piece,  suivie  des  Moniti  privati  della  socicta  de'Gesuiti. — 
fol.  254:  Scrittura  di  risposta  ad  un  libello  famoso.  —  fol.  268:  Rudis 
inscitusque  libcllns  supplex  pro  rcgiis  viris.  —  fol.  269:  Mgr.  Zani. 
Sermon  prdclie  Ic  25  mai  1681.  —  fol.  273:  Dialogo  tra  Innocenzio  X 
e  Tambaseiatore  di  Spagna.  —  fol.  287 :  Epistola  cleri  Gallicani  ad 
Innocentiuni  XI  (3  fevr.  1682).  —  fol.  301 :  Discorso  sopra  la  potenza 
0  stato  presente  dciriniperio  del  Turco.  —  fol.  311:  Lcttcra  scritta  da 
un  corteggiano  di  Roma  ad  un  amico  in  risposta  di  suoi  rimproveri 
per  la  tardanza  delle  notizie  di  Roma  (1680).  —  fol.  313:  Lcttcra 
scritta  dal  gran  Turco  ad  Innoccnzo  XI  (1678).  Risposta  d'lnno- 
ccnzo  XI  alla  pref.  lcttcra  dcl  gran  Turco.  —  fol.  317:  Avvisi  pre- 
scntati  ad  Innoccnzo  XI  per  cagione  del  nipotismo. 

44. 

[35  B  12.]     683.     Ms.  in  4«.     272  ff.  —  Raccolta  di 

scritturc  varie. 

fol.  1 :  Trattato  o  instruzione  politica  dclla  prudcntc  cd  accorta 
convcrsazionc  con  gli  altri  huomini ,  con  che  si  venga  ad  acquistar  la 
grazia    loro    e    la    pcriuttione    di    sc   stcsso.   —    fol.  77:   Instructioncs 


par  L^on  G.  Pelissier.  303 

Alcxandri  VI  datac  Georgio  Buzardo  nuncio  ituro  ad  Baiazetem  Turca- 
nim  imperatorem  (juin  1494)  (Signale  par  Laporte  dn-Thcil.)  —  fol. 
80 :  [Lettre  de  Bajazet  a  Alexandre  VI.]  (15  et  18  septembre  1494).  — 
fol.  84:  Cardinalium  vel  epi'^coporum  nomina,  qui  vel  capti  vel  occisi 
sunt  a  principibus  sa^cnlaribus  vel  tanqnam  rei  postulati.  —  fol.  86: 
Epistola  Card.  Grimaldi  ad  S.  R.  E.  Cardinales  (Aix,  8janvier  1630). 
—  fol.  87:  Azzolini.  Aforismi  politici  per  il  conclave.  —  fol.  101: 
Se  resclusiva  de'  Ke  debba  attendersi  nell'elezzione  del  sommo  ponte- 
ficc.  —  fol.  129:  Acta  quxdam  consistorialia  (1517 — 1634):  Ddcrets 
de  Leon  X,  18  mai  1517  (gnerre  de  F.  M.  de  Rovere  contre  TEglise) 
28  juin  1521.  (Super  dispensatione  retlnendi  regnnm  Sicilia;);  de 
Adrien  VI,  4  mai  1523  (de  concessione  regi  Ilispanico  juris  patro- 
natns  ecclesia)  Pampiloniensis ;)  de  Paul  III,  De  dncatn  civitatis  Castrensis 
Aloysio  de  Farnesio  concesso  (19  Dec**"  1537);  12  avril  1545,  (de  peri- 
culis  Parm»  et  Placentiai);  18  avril  1545,  (de  infeudatione  Parmse  et 
Placentia;);  26  aoüt  1545  (Rapport  du  camerier  sur  la  prdcddente  in- 
feodation);  autres  decrets  de  Paul  III  (14jnillet  1550);  de  Paul  IV, 
(14  dccembre  1557,  18  nov.  1558);  de  Pie  IV  17  mars  1562,  14 
juillet  1564,  19  janvier  1565,  etc)  —  fol.  177:  Modus  eligendi  sum- 
mum  pontificem  ab  electione  B.  Petri  usque  ad  hscc  tempora.  —  fol. 
193:  Qua?nam  cavcre,  qua)  vero  non  teneantur  cardinales  in  electione 
pontificis  ex  vi  constitutionis  Gregorii  XV.  —  fol.  200:  Romana)  elec- 
tiones  super  dubiis  conclavis.  —  fol.  208 :  Quod  spect^re  debeat  cardi- 
nalis  in  cligendo  pontifice.  —  fol.  216:  Constitutiones  Sacri  Collegii 
(Bullös  du  16  septembre  1538,  28  ddcembre  1555,  10  fevrier  1570, 
21  octobre  1585).  —  fol.  231.  245.  252.  261:  Voti  deli  cardinali 
Albizzi,  Maidalcbini,  Carpegna  ed  Azzolini  sopra  il  nepotismo. 

45. 

[33  D  2]  706.     Ms.  in  4'^.     fol.  163.     Miscellanea  di  vario 
scritture  politiche,  economiche  ed  erudite. 

fol.  1:  Regole  nniversali  per  li  prencipi  sopra  Teconomia  di  stato 
con  le  malatie  e  mcdicine  del  stato  del  gi'an-duca  di  Toscana.  —  fol. 
31:  P.  Per  eil  i.  Lettera  al  pr.  Eugenio  di  Savoia  sopra  raecommoda- 
meuto  seguito  tra  la  corte  di  Vienna  e  quella  di  Roma  delle  diffe- 
renzc  concernente  il  tribunale  della  monarcbia  di  Sicilia  colla  nuova 
bolla  di  pp.  Bcnedetto  XIII  (Rome,  4  sept"'«  1728).  —  fol.  41:  Stato 
in  cui  si  trova  la  R.  Camera  Apostolica  neFanno  V  del  pontiücale  di  Beno- 
detto  XIII.  —  fol.  39:  Constitutio  Bencdicti  XIII  de  ratione  pertrac- 
tandi  et  deüuiendi  cansas  ecclesiasticas  in  regno  Siciliae  ultra  Pbarum 
(Kume  1728.  Imprime.)  —  fol.  49:  Montenari.  (avv.  Bernardino  Leone) 
Informazione  sopra  alcune  cose  dello  stato  Vencto.  (Vcnise,  14  mars 
1721). —  fol.  81:  Motu  proprio  de  Benoit  XIII  pour  les  Giustiniani 
de  Genes  (7  janvier  1729).  —  fol.  95:  Lettera  di  un'anonimo  sopra 
la  pretesa  missione  a  Vienne  del  Perelli  (Naples,  mars  1729).  —  fol. 
105 :  Breve  di  Beued.  XIII  col  qnale  sotto  alcune  leggi  conccde  in 
Jus    Patrunati   perpetui    al    Duca    D.  Perelli    il   monastero    cbiamato 


304        Soixante-dcux  nianuscrits  de  la  Bibliotlie(iue  Corsini  (Rome) 

Abbazia  8.  Maria  de  Cappellis  di  S.  Benedctto  iiella  dioccäi  di  Na- 
poli  (15  jaiiv.  1729.)  —  fol.  115:  Editto  dol  vicere  di  Napoli  8c»prji- 
detto  dove  si  proibiscc  il  libro  intitolato:  „Kiflessioni  morali  c  teo- 
logicho  sopra  Tistoria  civile  dcl  reji^no  di  Napoli**  (Naplea, 
9  a>Til  1729).  —  fol.  117:  V,  Amadeo  Mcllaredo.  Memorie  di  quanto 
81  commettc  alla  vigilanza  du' giudici  e  piidesta  (2  juillct  1727).  — 
fol.  125:  Jjor.  Bonin contro,  astronomo  e  poeta.  L'Atlante  (a\Tc  unc 
lettre  de  Marsile  Ficin  a  Bonincontro,  (impr.)  et  une  cit^ition  du  Cata- 
lo^e  des  Ecrivains  florentius  de  Pocciantius). 

46. 

[33  B  5]  1651.     Ms.  in  4^.     f.  131.  —  Miscellanea  di 

scritture  diverse. 

fol.  1 :  Kelazione  di  tutte  le  prelazie,  abbazie,  priori,  parlamcntari 
ed  altri  bencfizi  del  reprno  di  Sicilia,  che  sono  de!  regio  patronato  con 
la  notizia  de  loro  attnali  possessori,  de  loro  respettivi  introiti  ed  oneri 
annuali  soliti  pagarsi  dalla  regia  camera  in  tempo  dellc  loro  sede  va- 
cante  e  deBe  pensione  vitalizie  sopra  di  esse  oltre  le  pensioni  perpetuc 
(1737).  —  fol.  40  :•  Kelazione  generale  degli  intr4»iti  o  gravezze  annuali 
degli  effetti  del  patrimonio  reale  del  regno  di  Sicilia  (1737).  —  fol.  52: 
Introiti  annuali  diversi  che  al  presente  si  trovano  assegnati  in  sodiH- 
fazione  de  crediti  contro  la  corte  e  per  altre  cause  (1737)  —  fol.  64: 
Elegia  ad  Card.  Corsinum.  —  fol.  67 :  Carmen  in  Bart.  Corsinum  proregem 
Siciliae.  —  fol.  72:  Elegia  in  Bart.  Corsinum.  —  fol.  74.  [Relation  de 
la  campagne  de  1745.]  —  fol.  86:  Reflexions  politiques  snr  le  traitc 
de  Worms.  —  fol.  126:  lielazione  del  ricevemento  ed  allogjo  di  Bened(?tto 
XIV  nel  casino  del  prencipe  Corsini  a  Porto  d'Anzio  (10-1 A  mai  1746). 

47. 

[33  D  24]  699.    Ms.  in  4«.    Papier.    338  fr.    Misce  llanea  di 
scritture  diverse  politiche  satiriche  e  curiose. 

fol.  1 :  Narrazione  historica  come  fosse  introdotta?  la  causa  del 
P.  R.  Ridolfi,  generale  dell'Ordine  de' Predicatori ,  con  le|  risposte  alle 
narrative  de'brevi  delle  commissioni  d'essa  ed  all' invemtioni  d'alcuni 
particolari  delitti.  —  fol.  36:  Annotazioni,  brevi  e  stbmmario  della 
causa  del  P.  gen.  Ridolfi.  —  fol.  103:  11  paragone  della j  dispersa  rep- 
publica  degli  Ebrei  con  quella  dei  dispersi  (icsuiti.  —  .fol.  259:  Mo- 
cenigo.  Relazione  deirambasciata  di  Roma  in  tempo  dn  Clemcntc  X. 
—  fol.  319:  [Capitulation  de  Philipsbourg  (Articles  dii-  la)  (9  7^'^) 
signeo  par  le  duc  de  Lorraine  et  le  princc  de  Bade,  JVune  part,  et 
d'autre  part  par  M.  du  Fay.]  —  fol.  323 :  Abusi  chi  «■  )ccorronü  nel 
Tribunale  della  Nunziatura  di  Spagna  e  suoi  rimedü.         ^ 

48.  ' 

[35  B  9]  680.     Ms.  in  4".     Papier.     226  ff.  —  Racisolta  di 

scritture  varic.  j 

fol.  1 :    [Entree  de  Jacques  1   et  de  sa  femme  a  LoiMdres,  1604.] 


par  L6on  G.  P^lissier.  305 

(Kelaciun  sumaria  de  la  mancra  que  fueron  marchando  ]os  quo  acom- 
pauaron  el  rey  y  reyna  de  Inglaterra  el  dia  che  hibieron  su  entrada 
publica  en  la  ciiidad  de  Londres  a  los  25  de  marzo  1604).  —  fol.  4: 
Daniele  Barbaro  (c f.  Alben  serie  1  t.  2.  p.  289).  —  fol.  18:  Da- 
niele Barbaro  (cf.  Alberi  serie  I,  tom.  2.  p.  225).  —  fol.  48:  Dio- 
nisio  Lallari.  Kelazione  fatta  alla  Congi'cgatione  de  Propaganda  fide 
sopra  alcnne  cose  di  Inghil terra  che  possono  cssere  di  servizio  alla 
Santa  Sede  cattolica.  —  fol.  54 :  Compendio  della  vita  del  Ro  di  Scozia 
di  casa  Stuart  cbiamato  alla  corona  d'lnghilterra.  —  fol.  57 :  Relaziono 
della  vita  di  Maria,  regina  di  Scozia,  figliola  di  Giacomo  Stuart,  ultimo 
He.  —  fol.  68 :  Discorso  sopra  il  libro  composto  dal  re  di  Scozia.  — 
fol.  70:  [Recit  de  l'execution  de  Charles  I.]  (Traduction  italienno  de 
rimprime  ilaniand,  Anvers,  Verdussen.  Copie  de  rimprime,  Macerata 
1649.)  —  fol.  72:  Lettre  de  Jacques  I  d'Angleterre  ä  l'archiduc  Albort 
d'Autriche  (3  avril  1603).  —  fol.  78:  Edictum  procerum  Angliae  pro 
suecessione  dicti  principis  Jacobi,  regis  Scotorum  (24  mars  1603).  Texte 
latin.  Copie  sur  rimprime,  Londres,  Robert  Bader.  —  fol.  34:  Dis- 
corso  sopra  Timpresa  d'lnghilterra.  —  fol.  88:  Nota  de  tributis  et  hom- 
magiis  qufe  solvi  et  percipi  consueverat  sedes  apostolica  in  regnis 
Angliae,  Britanniie,  Iliberniie,  Galliic,  Saxoni»  et  Polloni.T.  —  fol.  90 : 
Chronologia  regum  Aethiopium  quem  vulgariter  dicunt  Prete  Jani 
usque  ad  Sarsandegheb.  (Copie  d'imprime.  Rome,  „Valerius  Brixiensis 
opera  Angeli  de  Oldradis"*.  1552.)  —  fol.  96:  Relazione  del  negoziato 
fatto  da  un  padre  carmelitano  scalzo  mandato  da  Paolo  V  al  Re  di 
Persia  (1605)  per  unirsi  contro  il  Turco,  —  fol.  101:  Alex.  Valignano, 
Lettre  de  Chine.  —  fol.  112:  [Lettres  du  roi  de  Pologne  au  cardinal 
Sauli  (28  aout  1618,  13  decembre  1621);  reponse  du  cardinal  (29jan- 
vier  1619,  4  avril  1622).  Ragioni  addotte  al  Card.  Sauli  acciö  in- 
duca  il  papa  a  creare  cardinal e  il  conte  Alessandro  RaogonL  —  fol. 
120:  Instnictio  Ilenrici  regis  Christianissimi  in  Polonia  ad  convcntus 
particulares  provinciarum  oratoribus  data  (28  fevr.  1575).  Ban  publik 
a  Cracovie  le  15  juillet  1575  contre  Henri  de  France.  —  fol.  128: 
Diöcorso  sopra  Telettione  da  farsi  del  nuovo  re  di  Pollonia;  Oratio 
circa  electioncni  regis  Poloniie.  —  fol.  150:  Compendio  del  regno  di 
Polonia.  —  fol.  156:  Relazione  del  regno  di  Polonia  e  degli  altri 
stati  aggiunti  a  quella  Corona  con  la  forma  del  giuramento  de  con- 
siglieri  d'esso  regno.  Capita  foederis  inter  regem  Angliae  Jacobum  I 
et  regem  llispaniai  Philippum  11.     (Londres,   18  aoüt  1604  st.  vet.) 

49. 

[35  B  4]  675.     Ms.  in  4«.     Papier.     325  ff.     Raccolta  di 

scritture  varie. 

fol.  1  :  Giustiticazione  della  rep.  di  Venezia  sopra  la  paco  fatta 
col  Turco  nella  gueiTa  di  Cipro.  —  fol.  63:  Capitula  foederis  seu  ligae 
inter  Pium  pp.  V,  Philippum  regem  et  dominium  venetum  inito  anno 
1571.  —  fol.  71 :  Sommario  della  capitolazione  segreta  seguita  trali  con- 
federati  Pio  V,  Filippo  II,  Veneti  (1571).  —  fol.  73:  Pietro  Cedolini: 


# 


306       Soixante-dejux  manuscrite  de  la  Bibliotheque  Corsini  (Rome) 

Orazione  per  la  difc^n  contro  il  Turco  fatta  dal  vescovo  di  Lesioa  a 
demente  VIll  (28  janvier  1583).  —  fol.  80:  Desciizzione  della  cittä 
e  regno  d'Al^eri.  —  fol.  83 :  Discorso  sopra  quelle  dovrebb'ero  farc  li 
colli{|:ati  neiracquisto  di  Constantinopoli.  —  fol.  89:  Sommario  della 
capitulaziqne  di  pace  fra  Venezia  ed  il  Turco  (7  mars  1573).  — 
fol.  93 :  Capitnla  foederis  initi  inter  Paulum  V,  Carolnm  Qnintuin 
et  Dominium  Venetum  contra  Turcas  (8  fcvrier  1538).  —  fol.  95. 
96.  97:  Pareri  del  Si^,  Ascanio  della  Corf^na  dati  a  D.  Giov. 
d'Austria  (Me88ine,  25  aoüt  1571).  —  fol.  101 :  Parere  del  Santa  Fiora 
al  sig.  Don  Giov.  di  qnello  deve  fare  nelParmata  (Mcssine,  8.  d.)  — 
fol.  106:  Discorso  sopra  le  forze  c  stato  del  Turco.  —  fol.  113:  Dis- 
corso  generale  sopra  la  Lega  contro  i  Turchi  (1571).  —  fol.  117: 
Discorso  sopra  la  pace  d'ltalia  per  mantenimento  della  lega  contro  il 
Turco. —  fol.  122:  Qnello  che  la  lega  dovrebbe  fare  contro  il  Turco 
(1572).  —  fol.  133:  Lettera  di  Ascagno  della  Corgna  al  card.  suo 
fratello  circa  l'ammettere  Timperatore  nel  numcro  de'collegati  con  Ic 
sue  ragioni  (Naples,  17  ddcembre  1570).  —  fol.  136:  Relazione  del 
Turco  (1574).  —  fol.  184:  Brevis  relatio  Turcica^  profectionis  e  Con- 
stantinopoli.  —  fol.  189:  Relazione  di  ConstantinopoH  al  tempo  della 
morte  di  Sultan  Osman  (Pera,  28  mai  1622).  —  fol.  195:  Marino 
Cavallo.  Relazione  di  Constantinopoli.  —  fol.  225:  De  bello  Turcico 
libri  IV. 

50. 

[35  3  2]  673.  —  Ms.  in  4«.    430  ff.    Raccolta  di  scritture  varie. 

fol.  1 :  Supplica  data  dal  duca  di  Neverts  a  Clement«  VIII  per 
l'assoluzione  di  Enrico  IV.  —  fol.  3:  Supplica  data  a  demente  VIII 
contro  Tambasceria  del  card.  Gondi  e  contro  Enrico  IV^.  —  fol.  7: 
Censura  o  giudizio  sopra  certa  scrittura  intitolata:  ^Ristretto  degli  iu- 
convenienti  che  risultcranno  nel  negare  N.  S  Tassoluzione  della  quäle  il 
Sig.  Duca  di  Nivers  supplica  S.  8.  —  fol.  15:  Discorso  sü  gli  affari  di 
Francia  del  1593.  —  fol.  17:  Notizio  date  a  demente  Vlll  dal  ßaron 
di  Senesso  sulle  cose  di  Francia.  —  fol.  23  et  29:  Discorsi  sc  il  Na- 
varra  debba  esser  ribenedetto  ed  accettato  per  re  di  Francia.  —  fol.  35 : 
Joannis  Pauli  Perusii,  decani  Lauretanensis  ecclesiae,  pro  Navarra* 
principe  scriptura  canonieo-logalis.  —  fol.  40:  An  Enricus  Borbouius 
Sit  a  Pontifice  absolvendus.  —  fol.  69 :  A«  liceat  mortem  inferre  hjv- 
retico  condamnato  vel  perduelli.  —  fol.  78:  Quod  rex  Navari-us  simulat 
religionem,  idcirca  non  est  recipiendus,  sed  vitandus. —  fol.  101,  107: 
[Oonclavc  de  PielV.]  —  fol.  116:  Uberti  Folieta\  De  causis  bellorum 
religionis  causa  excitatorum. —  fol.  131:  [Conclavo  de  Pie  IL]  —  fol. 
153:  [Conclave  de  Calixte  111.]  —  fol.  161:  Relazione  di  Savoia  fatta 
da  uno  ambaseiatore  veneziano.  —  fol.  190:  [Lettre  du  duc  de  Lerme 
au  duc  de  Savoie.]  (Texte  espagnol).  —  fol.  191 :  Gio.  Franc.  Lottini : 
Discorso  sopro  lazzioni  del  Conclave. —  fol.  217:  [Jules  III,  Instruction  a 
Mgr.  d'Ininla  (31  mars  1553)  et  memoire  pour  Ascnnio  della  Corgna 
(25  avril   1550).  —  Fol.  227 :  [Reponse  de  Charles  Qüint  au  Cardinal 


par  L6on  G.  Pdlissier.  307 

d'Inn>la.]  (1553).  —  fol.  231:  Ncgoziato  di  pace  e  di  Icga  tra  Carlo  V 
e  Francesco  1 ,  con  altri  particolari  proposti  da  Mgr.  Ardinghelli.  — 
fol.  251):  |Brcf  de  Paul  111  h.  Charles  Qnint  (26  aoüt  1536),  et  lettre 
du  Cardinal  Trivulce,  Icgat  en  France,  an  cardinal  Caracciolo,  «ur  la 
paix  (1536  27  juillet,  Lyon);  Reponse  de  Gnidiccione  au  card.  Tri- 
vulce (23  aoüt  1536);  lettre  de  Tcv^que  de  Faenza,  nonce  en  France 
a  Paul  111,  sur  la  paix.]  (Valence  du  Kliöne,  5  septembre  1536).  — 
Fol.  272:    Publica   proposta   del    card.  Trivulzio  circa  la  pace  (1536). 

—  toi.  277.  286.  291.  292.  295.  296.  298.  300.  301:  [Instructions 
diplomatiqucs  pour  Mgr.  Diaz,  onvoyc  de  Paul  V  au  chapitro  de  Öalz- 
bourg;  pour  Achille  de  Grassis,  nonce  en  Allemagne;  pour  Mgr. 
Vimorcato,  cnvoyc  a  Florence  (12  aoüt  1553);  pour  M.  Delfino,  en- 
voyc  au  roi  des  Romains  (1  decembre  1553);  pour  les  cardinaux  de 
Sermoneta  et  de  Ferrara;  pour  le  cardinal  d'Imola  (cf.  ibid.  fol.  217); 
pour  l'abbc  Rossetti  (18  mai  1552);  pour  Prospero  Santa  Croce,  nonce 
en  France  (19  juin  1552).  —  fol.  303:  cf.  Alberi,  serie  11,  t.  111, 
p.  365.  —  fol.  317:  cf.  Alberi,  serie  II,  tome  IV,  p.  161.  203.  —  fol. 
380:  Relazione  .  .  .  di  Toscana  fatta  dalPambasciatoro  Venetiano.  — ^ 
fol.  404:  Dialogo  tra  li  cardinali  Francesco  ed  Antonio  Barberini  sopra 
il  nominare  cd  eleggere  il  Papa.  —  fol.  413:  istruzione  per  un  pro- 
lato  che  vada  in  governo  nello  stato  ecclesiastico. 

51. 

[33  B  10]  705.  Ms.  in  4».  Papier.  655  ff.  Raccolta  di  varie 
scritture    in  materia  di   politica,   erudizione   o   belle  lottere. 

fol.  1:  Gualterio:  II  conclavista.  —  fol.  25:  Cosmo,  duca  di 
Toscana:  Discorso  della  corte  di  Roma.  —  fol.  29:  Navagero,  Rela- 
zione di  Roma.  —  fol.  59:  Navagero,  Relazione  del  Gran  Turco  (1552). 

—  fol.  95:  Card,  du  Perron:  Lettre  au  roi  de  France  (5  avril  1607).  — 
fol.  105 :  Discorso  contro  i  Veneziani  per  lottare  contro  Roma.  —  fol 
111:  Discorso  in  ragione  civile  nel  quäle  si  vede  come  che  da  li 
Signori  V^eneziani  non  si  dovevano  di  ragione  far  li  decreti  che  hanno 
fatti  cnntro  l'autorita  del  Papa.  —  fol.  107 :  Discorso  sopra  la  fra- 
gilita  di  Venezia.  —  fol.  118:  Arenga  di  un  Senator  veneto  nel  con- 
siglio  di  prcgadi  sopra  le  contenzioni  prese  colla  chiesa.  —  fol.  126: 
Lettera  ad  uno  proveditore  di  Terraferma.  —  fol.  130:  Ragioni  per 
Icquali  Veneziani  negano  le    capitolazioni  di  Giulio  11   e    sua  risposta. 

—  fol.  134:  Lettre  du  P.  Castorio  sur  le  depart  des  jcsuites  de  Venisc 
(Ferrare,  13  mai  1606).  —  fol.  141:  Rimostranze  contro  la  republica 
di  Venezia  fatta  ad  un  chiaro  Veneziano.  —  fol.  154:  Lettera  di  Dante 
Alighieri  mandato  ambasciatore  di  Venezia  (manque).  —  fol.  158: 
Sforza  Pallavicino:  Relazione  (Venise,  27  avril  1571).  —  fol.  170: 
[llistoiro  de  l'absolution  de  Venise.]  —  fol.  184:  Scritture  sopra  il  soc- 
correre  Nicosia  e  Famagost*  (Candia,  12  septembre  1571).  —  fol.  188: 
Giov.  Sozomeno,  nobile  ciprioto  fatto  schiavo  e  riscattato  per  lire 
mille  d'oro.  Siiccesso  della  presa  della  citta  di  Nicosia,  col  numero  della 
cavallcria,    fantcria   e    gallere   Turchesche.   —   fol.  196:    Discoure   de 


308        Soixante-deax  manascrits  de  la  Bibliotheqae  Corsini  (Borne) 

Morvillicrs  au  roi  de  France  (20juin  1562)  (Trad.  ital.  —  §ig:nale 
par  Laporto  du  Theil). —  fol.  207:  M.  de  Bellegarde,  Discours  sur 
Tctat  de  la  Frauce.  —  fol.  217:  Giov.  Michel i,  Relazione  della  Corte 
di  Francia.  —  fol.  223:  Lettre  du  roi  de  France  au  pape  (s.  d.).  — 
fol.  225:  cf.  Alberi,  serie  I,  tomc  IV.  fol.  103  sqq.)—  fol.  323:  Mc- 
riti  0  domcriti  della  Corona  di  Francia,  colla  memoria  di  tutti  i  favori 
ricevuti  dalla  Sede  Apostolica  (1585).  —  fol.  330:  Commentari  del 
regno  di  l'Vancia  concernenti  la  religione  ngonotta  dixnsi  in  quattro 
libri.  —  fol.  356:  Discorto  sopra  le  Offerte  che  hanno  fattc  al  Papa 
il  Re  di  Francia  o  quello  di  Spagna  e  quäl  di  due  sia  maggiorc.  — 
fol.  360:  Camillo  Capilugo.  11  stratagemma  di  Carlo  IX  contro  G.  di 
Colipny.  —  fol.  404:  Correr.  Relation  de  France  (1570).  —  fol.  454: 
Charles  Quint.  Discours  ä  Philippe  II  sur  le  gouvernenient.  (trad.  ital.). 
—  fol.  484:  Giustiniano,  liCttre  sur  la  mission  des  jesuites  en  Ghino 
(28  novembre  1610). —  fol.  486:  Discorso  efficacissimo  esortando  li 
principi  cristiani  contro  li  infideli.  —  fol.  492:  Marco-Ant.  Barbado: 
Relazione  del  Gran  Turco.  —  fol.  512:  Relatione  comc  i  Tartari  ven- 
nero  in  Europa  e  degli  paesi  loro,  della  forma  del  loro  governo;  del 
modo  di  guerregiare;  quanto  siano  di  danno  a  Christiani;  della  dis- 
cordia  nata  tra  il  Chan  ed  il  Turco;  del  trattato  seguito  fra  gli  am- 
basciatori  di  esso  Chan  ed  il  nunzio  di  Pollonia;  o  come  dopo  esso 
trattato  non  sono  passati  in  Ongheria  della  Vallachia  e  Moldavia.  — 
fol.  527:  Daniele  Barbaro.  Relazione  d'Inghilterra  in  tcmpo  di  En- 
rico VII.  —  fol.  552:  Livio  Sannato.  Annotazioni  delle  coso  piü  nota- 
bili  dell'Africa  o  delle  cittä,  provincie  e  costumi.  —  fol.  589 :  Discorso 
generale  per  trattare  fondatamente  intorno  alle  piü  importante  azioni 
di  stato  in  14  capitoli.  —  fol.  598:  Alessandro  Guarino,  accademico 
Intrepido  detto  il  Mezzerato.  Anti-Cupido,  ovv.  Orazione  scherzante 
contro  Tamore,  rccitata  in  Ferrara  ne'solassevoli  giomi  di  carnevale 
1605,  nel  criminale  giudizio  da  Ini  mosso  nell'Accademia  degli  Intre- 
pidi  contra  il  maleüco  spirito  del  mondo  chiamato  Amore.  A  Donna 
Isabella,  marchese  di  Soragnsi.  —  fol.  638:  Discorso  delFamore  e  suoi 
effetti.  —  fol.  646:  Discorso  sopra  le  allegorie,  geroglifici  e  pro- 
blemi.  —  fol.  652:  Oratio  de  Assumptione  B.  Virginis  Maria?. 

52. 

[35  B  8]  679.     Ms.  in  4«.     Papier,     ff.  245.  —  Sans  titre. 

fol.  1 :  Discorso  de  Veneziani  sopra  la  guerra  che  proparava  il 
Turco  contro  D.  Carlo  d'Austria  impcratore  (1532).  —  fol.  29:  [Ar- 
ticles  de  la  Ligue  de  1571.]  —  fol.  37:  Oratio  pro  seipso  ad  duccm 
et  magistratum  Januensem.  —  fol.  75:  Contareni  Instrumentum  liga? 
et  foederis  initi  inter  Paulum  111,  Carolum  V  imperatorem  et  dominium 
Venetum  ad  defcnsionem  Turca\  —  fol.  83:  cf.  Alberi,  serie  III,  tome  I, 
p.  33.  —  fol.  1 14 :  Expcditio  in  Tripolim  contra  Turcas  ac  de  ob- 
sidione  Melita;. 


par  Leon  G.  P Plissier.  309 

53. 

[38  F  6]   128.    Ms.  in  4".    Papier.     162  ff.  —  Diario  di  diverse 
attioni  notabili  successe  in  diversi  pontificati  incomincianda  dallanno 
1327  in  tempo  del  pontificato  di  Giovanni  XXII,  sino   a  settembre  del 

1561  del  pontificato  di  Paolo  IV. 

fol.  1:  Ludovico  Munaldesco  da  Orvicto.  Annali  de  lo  anno 
1327.  — fol.  30:  Paolo  dello  Mastro,  Memoriale  (1422)  (Signale  par 
la  Porte  du  Theil).  —  fol.  65:  Diario  deiranno  1521  infino  a  no- 
vembre  del  1561.  —  fol.  116:  Vincenzo  Bello  Romano,  Diario  della 
Vaticana  cominciato  a  di  primo  di  settembre.  —  fol.  151 :  Vincenzo 
Bello:  Alcune  cose  occorse  in  Koma  nella  sedc  vacante  di  Paolo  IV 
raccolte  da  un  Romano.  —  fol.  157  v**:  Segne  il  diario  dellanno  1559 
dopo  la  morte  di  Paolo  IV. 

54. 

[33  D  7]  707.    Ms.  in  4".    Papier.    322  ff.     Miscellanea  sopra 
varie  materie  specialmente  di  eonclavi,  della  regalia,  e  dellassemblea 

del  clero  di  Francia. 

fol.  1 :  De  pactis  cardinalinm  in  conelavi:  An  ha;  pactiones 
et  capitula  sunt  licita.  Quo  tempore  sunt  faciendsi.  An  et  qnando 
obligent  et  in  quo  foro,  etiam  preciso  jnramento.  An,  dato  quod  electns 
pontifex  iis  ligetnr,  possit  nihilominus  secum  dispensare.  —  fol.  15: 
Jo.  Clirysost.  Gallesins.  Discursus  theologicus  et  politicus  circa 
bnllam  delineatam  ab  Innocentio  XI  pro  beneficio  camera;  apostolicaß 
et  moderamine  pontificiorum  nepotum  (Rome,  janvier  1681).  —  fol.  33: 
Scenica  qusedam  super  tbeologis  laxis.  —  fol.  37 :  Lettera  di  uno  ano- 
nimo  in  cui  si  avvisano  piü  cose  della  Germania.  —  fol.  45 :  Breve 
ponderazioni  sopra  i  debiti  della  casa  Barberini  (manque).  —  fol.  47: 
Votum  in  quo  fuit  D.  Chamillai-t,  doctor  Sorbonicus.  super  registra- 
tioncm  propositionum  cleri  Gallicani.  —  fol.  49 :  Lettre  d'Innocent  XI 
au  clerge  de  France  (Rome,  11  avril  1681).  —  fol.  51:  [Reflexion  sur 
nne  lettre  ecrite  au  roi  par  les  prölats  au  sujet  d'un  bref  d'Inno- 
cent XL]  —  fol.  59 :  [Lettre  du  P.  Ch.  Jean  de  Jesus  h  Michel  Ricci 
(Pise,  4  septembre  1681.)  —  fol.  75:  [Discours  apologdtique  sur  le  sacre 
College]  —  fol.  89 :  Instructio  mittenda  ad  episcopos  ut  a  confessionibus 
observetur.  —  fol.  95:  Riflessioni  sopra  l'Istoria  del  Luteranismo 
e  ristoria  della  decadenza  dell'Imperio  del  P.  Maimbourg.  — 
fol.  91:  [Memoire  anonyme.]  —  fol.  93:  Card.  d'Estrdes:  Votum  super 
promotione  cardinalium.  —  fol.  167:  Dichiarazione  d'uno  zelante  della 
verita  ad  un  suo  amico  sopra  le  differenze  fra  il  Re  di  Francia  e  di 
Spagna  (1681),  —  fol.  177:  Giudizio  dell'opera:  De  Libertatibus 
ecclesiir  Gallicanae  (Rome,  septembre  1685).  —  fol.  199:  Circa 
generaliores  regulas  morales  christianae  sententiaB  quibus  passim  se 
opponit  schola  theologica  Lovauiensis.  —  fol.  213:  [Supplique  des  pro- 
testaiits  a  Louis  XIV.]  (14  juillet  1681).  —  fol.  220:  [Bref  d'Innocent  XI 


310       Soixante-deux  iDAnuscrits  de  la  Bibliotlieque  Corsini  (Rome) 

k  Lonis  XIV]  (3  mars  1081).  —  fol.  225:  Scritture  sopra  le  relijriose 
di  Santa  Cliiara  che  non  apparteuga  la  nomiiia  delle  abbadcsse  al  rc 
di  Francia.  —  fol.  253:  Censura  super  quatuor  propositiones  cleri 
'Gallicani. —  fol.  269:  D.  Antonii  Gnadi.  Kesponsio  in  diias  propo- 
sitionos  cleri  ad  amicnm.  —  fol.  303 :  Super  cleri  p^allicani  propositioni- 
bns  varionim  vota  et  cen8ura\  Lanrentius  de  Laurea.  De  ceu- 
snris  Sorbonicis  de  tempore  1604  et  1605  editis. 


55. 

[33  D  8J  709.    Ms.  in  4o.    Papier.    320  ff.  —  Miscellanea  di 
scritture  politiche,  satiriche  e  f^iocose. 

fol.  1:  Relazione  di  Savoia  in  tempo  di  V.-Amedeo  IL  —  fol.  7: 
[Jjettre  de  Telecteur  de  Brandcbourg  au  roi  d'Espagne.]  (22  septembre 
1680).  —  fol.  9:  Colloquio  avufo  nel  regno  delle  tenebre  tra  Mao- 
metto  e  M.  Colberto.  —  fol.  23 :  [Lettre  du  duc  de  Mantone  au  comte 
Mattencci  sur  Casal.]  (26  septembre  1681).  —  fol.  27:  Discours  sur  la 
comete  de  1681.]  —  fol.  33:  [Quatre  sonnefs  italiens.]  —  fol.  37:  [Lettre 
de  Sobieski  a  Tempereur  apres  la  victoire  de  Vienne.]  —  fol.  39 :  [(^a- 
lendrier  poetique  pour  1084.]  —  fol.  47:  Indovinetti  di  senso  sospet- 
toso.  —  fol.  57 :  Äpologus  culicis  et  leonis.  —  fol.  67 :  [Lettre  du  roi 
d'Espagne  et  de  Don  Juan  et  d'un  secr^taire  dVUat  a  Ganzeran  de 
Pinos.]  (7  juin  1678,  Madrid).  —  fol.  69:  Lettera  di  uno  auonimo  sopra 
alcuni  articoli  fatti  propoiTC  da  Innocenzo  XI  a  Venezia  (6  dec.  1081). 

—  fol.  74:  [Memoire  sur  les  droits  du  connetable  Oolonna.]  —  fol.  81  : 
Extraits  du  protocole  de  la  diöte  imperiale.]  (6  et  29  mai  1682).  — 
fol.  95 :  Lettera  sul  dubio  si  un  soggetto  meritevole  puo  esser  costretto 
dal  papa  ad  accettare  il  cardinalato.  —  fi»l.  98 :  cf.  [33  D  7]  707, 
fol.  75.  —  fol.  111 :  Giuoco  deirUmbra  fra  tutti  i  prencipi.  —  fol.  113: 
Scrittura  del  ambasciatore  di  Francia  circa  l'elezzione  in  generale  dei 
PP.  Cai-melitani  Scalzi  del  P.  Carlo  di  S.  Brunone  (1683)  [et  repliquo. 

—  fol.  125:  [Keflexions  sur  le  traite  entre  l'Angleterre  et  TEspagne. 

—  fol.  131 :  G.  Luigi  Fieschi  seconda  supplica  al  re  di  Francia  contro 
la  casa  Doria.  —  fol,  157:  Ristretto  di  notizie  istoriche  dalle  quäle 
si  mostrano  i  cattivi  portamenti  de'Francesi  in  tutti  i  loro  passaggi 
d'Italia  e  come  le  loro  promesse  siano  State  sempre  accompagnate 
dalla  contrarieta  degli  effetti,  ecc.  —  fol.  230:  Risposta  al  memoriale 
snddetto  di  Gio.  Luigi  Fieschi  (signale  par  La  Porte  du  Theil).  — 
fol.  253:  Sincero  racconto  de'consigli  ed  operazioni,  tanto  delle  armi 
imperiali  e  polacche,  quanto  degli  assediati  di  Vienna,  con  le  formi- 
dabili  forze  ottomane  con  perfetto  ragguaglio  da  principio  dellassedio 
sino  alla  presente  vittoria  e  suoi  progressi;  breve  notizia  dei  progressi 
delle  arme  cesaree  e  polacche  nell'üngheria;  nota  dei  prencipi  che 
si  sono  trovati  al  soccorso  di  Vienna,  —  fol.  265.  209 :  [Lettres  sur 
la  gnerre  austro-turque.]  (Ijinz,  25  septembre  1088;  Buda,  12  aoüt 
1683.)  —  fol.  275:  Amaiden,  Relazione  di  Roma. 


par  L6on  G.  P^lissier.  311 


öß. 


[40  J)  27]  24.    Mft.  in  4".    Papier,    ff.  284.  —  Haccolta  di  varie 

sc  ritt  11  re  nppai-tenenti  alle  materie  del  Santo  Ufficio  od  altre  notizie 

sopra  vari  fattie  differenze  della  cortc  di  Roma. 

fol.  1  a  99 :  manqne.  —  fol.  99 :  [Discours  de  l'evcque  de  Stras- 
bourj]^  :i  Louis  XIV  ä  sa  premiere  entree  dans  la  cath(^drale.]  (tradnc- 
tioii  italienne).  —  fol.  101 :  Interdiction  de  Saint  Louis  des  Fran^ais 
(Texte  italien  et  latin)  2«  decembre  1687.  —  fol.  103:  Difesa  del  re 
di  Francia  e  del  marchese  di  Lavardin  dal  cattolico  francese.  —  fol. 
109 :  Memoire  des  raisons  qui  ont  oblige  le  roi  ä  reprendre  les  armes 
et  qui  doivent  persuader  toute  la  chrctient^  des  sinc^res  intentions  de 
S.  M.  pour  l'affermissement  de  la  tranqnillite  publique.  Versailles,  24 
septembre  1688.  Imprime.  —  fol.  124:  [Discours  d'Hadji  Azed,  am- 
bassadeur  d'Alger,  a  Louis  XIV]  (4  juillet  1684).  —  fol.  126:  Archi- 
episcopi,  episcopi  et  clerus  gallicanns  omnis  auctoritatc  regia  Parisiis 
congregatus  fratribus  secessionis  Calviniana^  con*ectionem,  concordiam, 
reditum  exoptant  (Kai.  julii  1682).  —  fol.  135:  cf.  Catal.  Histoire. 
France.  V,  69,  n"-  514.  —  fol.  138:  Manifesto  del  Rey  Christia- 
nissimo  i^tiad.  espagnol  du  document  ibid,  fol.  109).  —  fol.  143:  Ri- 
flessioni  d'un  amico  della  veiita  sopra  una  lettera  pubblicata  dal  card. 
d'Estrees.  —  fol.  149  :  Copia  di  lettera  del  marchese  di  Lavardin  alli 
prencipi  e  stati  d'Italia  (18  septembre  1688).  —  fol.  151:  Ragioni  per 
leqnale  non  dovrebbero  li  ss.  cardinali  omettere  le  consuete  dimostra- 
zioni  di  stima  colTambasciatore  di  Francia.  —  fol.  153:  Riflessloni 
sopra  le  correnti  vergenze  fra  Innocenzo  XI  ed  il  re  Christianissimo  per 
causa  del  franco.  —  fol.  .155:  Inittum  gallici  evangelii  secundum  veri- 
tatem.  —  fol.  153:  cf.  Catal.  Ilist.  France.  V,  517,  Ld  170  571a, 
b.  —  fol.  162:  [Manifeste  de  Lavardin,  26  ddcembre  1687;  rdponse  ä 
ce  manifeste ;]  Santenae  discursus  pro  validitate  e  justitia  censurarum 
ad  marchionem  de  Lavardin.  —  fol.  180:  Lettere  anonime  contro  le 
pretensioni  di  Francia  in  Roma,  contro  il  genio  francese.  —  fol.  204: 
Ristretto  de'capitoli  prog(;ttati  dal  em'"«  Cybo  per  S.  Sta.  (23  nov.  1 688). 


57. 


[39  1)   14]  1330.     Ms.  in  4".     Papier.     94  ff.  —  Voti  di  vari 

cardinali  nella  causa  della  beatificazione  del  card.  Rellar- 

mino  e  sopra  le  propozioni  e  dottrine  di  Giansenio. 

fol.  1:  Voti  del  card.  Decio  Azzolino,  Girolamo  Casanatn,  Gre- 
gorio  Barbarigo  sopra  la  causa  di  .  .  .  Bellarmino.  —  fol.  31:  [Bref  de 
Paul  11 1  8ur  des  opinions  beretiques  soutenues  ä  Asti.]  (28  septembre 
1535).  —  fol.  37:  [Memorial  du  cardinal  Fr.  degli  Albizzi  k  Inno- 
ceht  X  sur  le  jansiinisme.]  —  fol.  82:  Votum  card.  Thomasii  de  contro- 
versia  formularii  Alexandri  pp.  VII  in  causa  Janseniana  pra^scripti.  — 
fol.  92 :  Lettre  de  Christine  de  Suedo  ä  Ilolstenius.]  (Archenholtz,  M6- 
moires de  Christine,  t.  IV.  p.  3). 


312       Soixante-deiix  mauuscrits  de  Li  Bibliotheqiie  Corsiiii  (Ronie) 

58. 

[35  A4]  702.     Ms.  in  4».     Papier.     281  ff.   —   Kaceolta   di   varie 
gcritture  in  mati*ria  di  lege,  di  politica  di  crndizione  ed  altro.    Di\ise 

in  due  tomi.     Tomo  secondo. 

fol.  1.  6.  8:  [Lettres  theologiques  en  espagnol.]  —  fol.  10:  Ra- 
Pfioni  del  duca  di  Savoia  per  ottenere  il  titnlo  reg:io  in  Madrid.  — 
fol. '36:  Avviso  politico  a'prencipi  d'Europa  in  rignardo  al  re  di 
Francia  (Cologne  1683).  —  fol.  62:  I^ttera  politica  8nl  progetto  per 
abbattere  il  traffico  della  Francia  e  Hberare  l'Enropa.  —  fol.  84 : 
[Lettre  de  rarcbeveqne  de  Toulouse  ä  Innocent  XL]  (3  d*?cembre  1680). 
—  fol.  90:  [Lettre  d'InnocentXI  pour  r^vecbc  de  Pamiers]  (l'^' jan- 
vier  1681).  —  fol.  93:  [Lettre  dlnnocent  lU  ä  Philippe  Augruste.]  (cf. 
Potthast  I,  356.  Baluze  II,  505.  Uist.  France  XIX,  537.  Signale  par 
La  Porte  du  Theil).  17  kal.  jan.  Pontif.  A.  XUI.  —  fol.  94:  lottere 
Ladovici  Francorum  regi  quibus  potestatem  dat  Ecclesiie  conferendi 
beneficia  quamdiu  ipse  extra  regnum  commorabitur  (mars  1269).  — 
fol.  96.  1 10 :  Discnrsus  et  adnionitiones  circa  orationem  quietis  (oct«.»bre 
1682).  —  fol.  120.  122:  Brefs  dlnnocent  XI  aux  eveques  de  Por- 
tugal (Rome,  30  avril  et  27  mai  1679).  —  fol.  124:  Bref  de  Clement  X 
il  rinquisition  de  Portugal  (Rome,  3  octobre  1674).  —  fol.  128.  130. 
134.  136.  138 :  Brefs  dlnnocent  XI  a  rinquisition  de  Portugal  (Romt*. 
28  nov.  1676,  24  decembre  1678)  (deux),  18  fevrier  1680,  22  aoiit 
1681.  —  fol.  148:  [Sonnets  espagnols  sur  la  delivranee  de  Vienne.]  — 
fol.  151:  Notizie  dell'accaduto  dopo  che  i  galeoni  uscirono  dal  co- 
mando  dal  marchese  di  Bignas  (28  janvier'1681).  —  fol.  153:  Ciaoco 
del  cinquiglio  del  duca  di  Medina  Celi  ed  altri  (el  condestabile,  el 
almirante,  el  duque  de  Alba,  el  marques  de  Carpio).  —  fol.  155 :  [Vers 
espagnols.]  —  fol.  156:  [Circulaire  du  provincial  de  Medina  contre  le 
P.  de  Ileredia  (8  janvier  1681)  et  reponse.]  —  fnl.  158:  Epistola  lega- 
torum  s.  Romani  imperii  electorum  principum  ad  Oallia»  regem.  —  fol. 
162:  [Epitaphes  satiriques  de  Richelieu,  de  Jansenius,  du  jansenisuie, 
de  Mazarin.]  —  fol.  164:  Grimani,  Relazione  di  Koma  sotto  de- 
mente IX.  —  fol.  266:  Congregazione  de'vivi  e  de'morti  nol  Panteoii 
(texte  espagnol).  —  fol.  276 :  Discorso  medico-politico  sopra  la  debo- 
lezza  de  la  nionarchia  di  Spagna. 

59. 
[35  C  17]  289.     Ms.  in  4«.    Papier.    295  ff.  —  Negoziati  di  pace 
tra  rimperatore  Carlo  V  e'l  re  di  Francia.     Sncccssi  e  sciitture 
diverse   appartenenti    alla    guerra    di   Levante   fatta    da  Veneziani    uel- 
Tanno  1570,  ed  altre  scritture  sopra  le  guerre  destinate  da  demente  VII 

e  Paolo  111  con  altre  notizie. 

fol.  1:    Bibiena,   Sommari    dalcuni    ricordi  generali  che  si  pos- 

sono  dare    a   nuntii    e   ministri   che    negotiano  per  Prencipi.  —  fol.  7: 

Provisioni    per    la   guerra    che    disegno  Pp.  demente  Vll  contro  llni- 

peratore.  —    fol.  17:    Intermgationi    fatte   a    Matteo,   ambasciatore    del 


par  L6on  G.  P^lissier.  3l3 

Prcte  Gian  a  Pp.  Paolo  III  delle  cose  portinenti  allo  stato  ccclcsiastico 
e  cüse  pie.  —  fol.  25 :  Card,  di  Monte.  luformatione  mandata  da 
lui  legato  8opra  le  cittä  di  Pai*ma  e  di  Piacenza.  —  fol.  34:  Migna- 
nello.  Hicordo  sopra  le  cose  di  Bologna.  —  fol.  40:  Sommario  di 
quello  che  Till'""  P.  D.  Lnigi  di  Toledo  disse  a  S.  S*^  in  presenza  di 
dodici  Cardinali,  di  molti  baroni  e  delli  magistrati  del  popolo  (8  dcc^" 
1552).  —  fol.  44:  Kelatione  del  primo  progresso  ftitto  da  li  depntati 
deirimperatore  e  del  re  di  Francia  presso  Calais.  —  fol.  54:  Asöanio 
della  Cornia.  Manifesto  e  giustificazione  fatta  da  hü  al  papa  Paolo  IV 
(10  aofit  1556).  —  fol.  62:  Ragguaglio  de  i  snccessi  della  guen-a  fatta 
fra  Pp.  Paolo  IV  e  Filippo  re  de  Spagna  per  le  cose  di  Napoli  (1558).  — 
fol.  76:  Sommario  delle  parole  che  disso  il  Re  di  France  alli  predica- 
tori  e  curati  di  Parigi,  colla  risposta  che  in  nome  loro  fece  il  Card, 
di  Lorena  a  S.  M.  (30  aoüt  1570).  (Signale  par  Laporte  du  Theil.)  — 
fol.  82:  Girol.  Tani  generale,  Venetiano.  Lettera  di  richiesta.  Di 
galera  in  Scitia  (26  sept^"  1570).  —  fol.  83 :  Marco  Antonio  Co- 
lonna.  Parere  dato  a  Venetiani.  —  fol.  86:  Pompco  Colonna. 
Parere.  —  fol.  88  et  105:  Gio.  Andrea  Doria.  Sciitture  date  al 
S»"-  M.  Ant.  Colonna  (Da  Scitia,  porto  nel  isola  di  Candia,  16  sept. 
1570).  —  fol.  100:  Fede  del  S'-  Sforza  Pallavicini  e  proved.  Giacomo 
Celfcio  delle  parole  occorse  fra  M.  A.  Colonna  e  G.  A.  Doria  (26  sept. 
1570).  —  fol.  121:  Ascanio  della  Corgna.  Seeondo  ed  ultimo 
voto  dato  in  Messina  dopo  l'arrivo  delle  galere  di  Candia.  —  fol.  127: 
M.  Ant.  Colonna.  Manifesto  nella  differenza  che  hebbe  in  Candia 
col.  G.  A.  Doria.  —  fol.  135:  Informazione  del  successo  di  questo 
armate  da "  che  s'intende  che  sc  galere  di  8.  M.  Cattolica  s'unisscro  cum 
quelle  del  Papa  e  de'Veneziani.  —  fol.  143:  Kelazione  e  particulare 
ragguaglio  della  proso  di  Nicosia  (1570).  —  fol.  159:  Rclazione  del- 
Tassedio  di  Famagosta  (1571).  —  fol.  173:  Copia  di  alcune  lettere 
turcheschc  tradotte  in  lingua  italiana  mandate  con  altre  lett^^re  della 
Canea  (12  oct.  1571). 

60. 

[38  I)  28]   1389.     Ms.  in  4«.     ff.  174.  —  Sans  titrc. 

fol.  1:  Marsealdi.  Diario  delle  cose  accadute  in  Scozia  ai  tempi 
di  Maria  liglia  di  (liacomo  V.  —  fol.  36:  Compendio  della  vita  e  morte 
de  sor  Vincenza  de  Lutis  Romana  (morte  le  28  sept.  1668).  —  fol. 
72:  Rulla  rcstitutionis  officiorum  clericorum  coUegii  cardinalium  per 
Leonem  X  (Kai.  sept.  1513).  —  fol.  75:  Sacri  Cardinalium  collegii 
constitutiones.  —  fol.  96:  Lod.  di  Malta.  Vita  di  Fr.  Innoecnzio  di 
Chiusa,  morto  in  Roma  al  18  X''"  1631.  —  fol.  160:  Deductio  histo- 
rica  pro  nationalitate  germanica  Jacobi  de  Albcrtis,  Bormiensis  (Coiro, 
12  juin  1665).  —  fol.  184:  cf.  [35  B  2J  673,  fol.  231.  —  fol.  214: 
cf.  ibid.,  fol.  259.  —  fol.  215:  cf.  ibid.,  fol.  259  sqq.  —  fol.  219: 
cf.  ibid.,  fol.  250  sqq.  •—  fol.  228:  cf.  ibid.,  fol.  259  sqq.  —  fol.  231: 
cf.  ibid.,  fol.  272. —  fol.  237:  Trattato  e  conclusione  della  liga  fatta 
tra  il  papa,  il  re  cattolico  e  Veneziani. 

VIII.    7.  u.  8.  22 


^14       Soixanto-deux  maniiscrits  de  la  ßibliothequo  Corsini  (Rome) 

61. 

[33  D  26]  875.     Ms.  in  4«     148  pp.    Papier.     Kaccolta  di 
scritture    diverse,   politiche,   ed   apologetiche,   con    un  brcve 

trattato  dci  Cönservatori  di  Roma. 

fol.  1:  Franc.  Maria  de  Septara.  Ord.  Pra»d.  Apologia  ma- 
pstri  Manfredi  de  Alba  ejnsdem  ordinis.  —  fol.  28:  Conservatores 
scnatus  popnlique  Romani  (1565). —  fol.  57:  Jo.  Philippns  de  Lig- 
namine.  Petri  archiopiscopi  8.  Severinae  epistola  apol<»geticH  pro 
Sixto  Papa  IV  contra  Andream  Crainengem  et  SlaNiim,  Sclilestat,  10 
aofit  1482).  Transcriptum  ex  original i  libro  Guglielmi  card.  Sirleti  qni 
illum  ad  id  mihi  commodavit.  —  fol.  80:  llispanicarnm  rerum  varia 
monumenta.  (Description  et  historie  de  TEspagne  de  ses  origines 
jnsqn'en  1537).  —  fol.  121:  OsRervazicmi  da  praticarso  da  nn  cardinale 
aspirante  al  papato,  tanto  dentro  come  fnori  del  Conclave. 

62. 

[33  D  5]  711.    Papier  in  4o.    367  ff.    Raccolta  di  scritture 
diverse  appartenenti  alle  cose  di  Roma  e  specialmente  sotto  il  ponti- 

ücato  di  Benedetto  Xlll  (Index). 

fol.  1:  Erizzo.  Relatione  della  corto  di  Roma.  —  fol.  23:  Con- 
clave in  cui  fü  creato  papa  Benedetto  Xlll.  —  fol.  17:  Breve  com- 
pendio  di  qnanto  e  sncceduto  nell'affare  della  Costitnzione  Unigenitus 
nella  nnnziatnra  in  Francia  di  M.  Cornelio  Bentivoglio.  —  fol.  209 : 
Instanze  del  re  di  Portogallo  fatta  al  papa  Benedetto  XIII.  — 
fol.  249:  Chirogi'afo  di  Benedetto  XIII  al  cardinale  Oossia  contro 
i  controbandieri  di  Tabacco.  —  fol.  253:  Breve  declaratorio  della 
nullita  della  professione  di  Maria  (leltmda,  monaca  in  Santa  Marghc- 
rita.  —  fol.  257:  Jus  patrönatns  in  ecclesiis  imperii  Sinarnm.  —  fol. 
280:  Risposta  al  dubbio  se  il  vescovo  d'Ostia  liabbia  l'uso  del  pallio.  — 
Toi.  286:  Regole  a'principi  sopra  l'economia  di  stato.  —  fol.  334 : 
Sommario  del  diploma  imperiale  fatto  al  duca  di  Gravina  dal  impe- 
ratore  Carlo  V  (1724).  —  fol.  340:  Cessione  al  cardinale  Farnese  a 
favore  del  p.  Cliigi  di  (piattro  porzioni  della  terra  di  Farnese.  — 
fol.  344:  Risposta  del  p.  Carlino  ad  un  amico. 


Indox.(i) 

Acquaviva  IH,  250  et  25S.    c  70,  2\'i,      Alamanni,  V.  c  19,  ST. 

Acquaviva  (Rodolfo)  .74,  :^17.  Albauo  ;.M.  2ß3. 

Adrioii  VI  .<y,  212.    44,  \'l\).  Albe  (dar  d*)  /5.SM.53.    67.1.    c;.^,  99. 

Adriaiui  (Villa)  cU,  180.  Albert  (v.  Autriclie) 

Airatlio  (saiiito)  8,  211.  Albertis  (Jac.  de)  (iO,  160. 

Alamanni  (Ang.)  c  1,  237.  Albizzi  (Fr.  degli)  41,  2.H1.    oT,  'M. 

(1)  Les  noms  cn  caracteres  espaccs  sont  eeux  des  auteurs.  Les  eliifl- 
res  cn  italiquos  renvoient  aiix  niiiueros  de  <lescrlption  des  niauuserits  dans 
rinvcntaire,  les  ehilTres  cn  roniaius  a  la  page  du  mniiuscrit. 


.  Peli! 


■  er. 


315 


Alcantara  3,  29  nt  511. 
AlilobrAiiiliui  :tn,  1(13. 
Alduhniidiiil  H,  131. 
—  ((^amlllii)  CS,  l 


Hi.SAVi.    .«,245.    H4,  21 S. 

•W,  1.    .;«.  i.    J/,  117  üt  lail.    J3,  97. 

.-ir,  s2.    cH,  i;j.    ei:i,  an. 
Aliwuiilru  VIII  c*.  200.    r  10,  I2U. 
Alp'r  JW.  so. 
A1icuia(;iH!    Jii.  :ii.     .J/,   IM    et  2li: 


■U,  j 


,  Hill. 


Alminiiitt)  11,  ITi». 

Altitni  2ff,  4ä.    ti,  liiU. 

Ameydeii  32,  l'!>. 

AiDmirato  9,  \'A6. 

Amsterdam  24,  2ti.i. 

Amnti  (vard.)  J,  1)07. 

Aiifltoiulc  i-m.  Hl. 

AncdU  4U,  I. 

Aiiurmp  «■'(,  I3Ü, 

Audri-a  i^nnüui  37,  2(1. 

AdkcIkII!  H4,  207. 

AuKc>  ((^lialfiui  S&iDt)  .HH,  llili.  ?i,  .->3. 

cH,  U2.    ein,  IUP. 
Auglctitira  7,  IS9.    9,  24».     i.?,  240. 

iJ,  22»  et  ;i2«.     m,  35.     ^^,   IM. 

.t;,  «21.     .V2,  27S.    3H,  Üb.     J^,  88, 

-,H  et  34.     57,  527. 
AiiKliian  (batnillu  d')  .):.>.  217. 
Amiv  du  ItuK'yii  (^W,  141. 
Anniiiiiiata  (Santa)  cH,  f>li. 
Auvitni  T,  31  et  44. 
Ai>OHti)lii|iif  (liitiir(,nu)  e4,  I. 
Aruleri  i',  127. 
Am»  (touito  d')  (:i.9,  1S8. 
An)ln|;hclli  5",  231. 
Aristoto  30,  2JS. 
Anu6i<H  eil  Itftliu  3-t,  20. 
Anitiati  ."«.  201. 
Arsi-(it  (duu  il')  .'(,  3.".G. 
Asti  --,7,  81. 
Asfrulogio  W,  173. 
AtLaiin   i-ttr<l.<li')  -'13,  I7.i. 
AufciiHtiDS  (iirdrt!  dt«)  /,  202.  4^,  22. 
AuiiiiiiK-rie  r4,  1.H7. 
AiitriiTlii'  <AHitTt  d')  JS,  72. 

—  .«I'opuW  il")  c  /,  237. 

—  (I'oii  Juan  il")  4:i,  i«i.    5.5,  «7. 
Aiiximn  (Savann  dv)  :i4,  Iti3. 
Avaiii  (M,  d'>  W,  227. 
Avlgiiou  3,  2ao  et  2'J3.    rW.  240. 
Aii..lliii  4i,  S7. 

Azuilini  44,  201.    .5*,  I. 

Itade  dirinee  de)  47,  .110. 
itatliier  in,  h'l. 
Haj.iZL't  44,  77  et  bO. 


Balbiaiio  J'/,  230. 

Balzac  c/V,  in. 

Baudiaelli  ^,  343. 

UaDqiio  cH,  25. 

Itaptt^uio  .?<',  450. 

iJarbudo  ,i;,  492. 

Larlinrigii  57,    . 

üarbai»  .i(,  52T.    4N,  \  et  1». 

llarearoli  di  Kiiiua  M,  10<I. 

Barceliine  14,  SOI. 

Barl>.;riiii  (Carl«)  5i,  214.    H4,  305. 

—  Adttmio  11,  llfl. 

—  (faiuilU'J  S,  :t3S.  9,  214  et  2 IB. 
ii,  102,  lO'J  et  212.  m,  1311.  IN, 
115.  3«,  1.  .?3,  291.  .^4,  115.  5«, 
404.     54,  45.    cj,  105. 

llarKcIliiil  36,  45. 

BartetUifi,  31. 

Harunlus  n,  3i:i.    T,  458. 

BartluMciiiy  (Saint-)  il,  30«. 

Batta  H4,  1S3. 

Baviere  -Vi,  222. 

Bellaniiüi   3tl,    107.     37,   I.      c  3,   89. 

c  4,  59, 
UuUegarde  37,  07.    .'i;,  207. 
Bellu  (Viiiecnzü)  5H,  l.il  et  116. 
Belloiuo  («Ott.)  äH,  OS. 
llelluica  2'.',  4UU 
Benävent  (H  de)  7,  S58. 
Bemiiu  (Del)  31,  37G. 
BeDüit  XIIl  1,'/,  21.   33,  2»o.   j/i,  3t, 

41   et  Hl.     (12,  209  ut  2IÜ. 
BenültX!VÄ5,  1(18.  4^,48.  4 ff,  12«. 
Bentivoglio  fu&rd.)  HI,  SOI. 
UentlvuKllu  ((iiildo)  .V.f,  315.    c-?,  48. 
Bentlvuglio  39,  2SS.    £;;,  I, 
Berchinaima  H3,  3, 
Beretti  37,  97. 
Beniardi   (Bcnuml»)    2.9,   283.    c  X?, 

214. 
Bernis  19,  1  et  4. 
Bertiu  (.Saint)  34,  275. 
Bianchi  (U.  H.  du)  H4,  337. 
BibieuB  an,  1. 

Blclii  (cnrd.)  .a.V,  316.    34.  2H.-i. 
Blfunaa  .'J'',  151. 
IJiiijS  37,  9». 

Bohüiuc  3,  20.    .?,  1.    .?;,  404. 
Itologne  a»,  34.    c.?,  127. 
Üoneaiabiu  30.  53. 
Btinelli  13,  177. 
Itonifae«  Vlll  i*,  113. 
!!.>□  ncou  ro  4iT,  125. 
Borgliese  (card.)  3,  2(19  et  275.  fR,  5. 
Uorglioae  (Cauitllu)  3S,  5. 
Borgbeiie   (faui.)    .2.'),  223.     13,  77t. 

c7j,  213. 
Burgia  (Ccmi)  41,  1. 

22» 


314       !^)iuaii*-^iu  i>LiDiL<«rit->  •ir*  U  E 


Br-ria  .>-ru.-t   ; 

E..rri  -jij.  I-; 
b-iUtiav   ;    \.',T-. 


B<Kirx»üi  7.  .«•■ 


lihh'iiS'ittiz''  :'^  '' 

ra^tani  •[[.>  ■- -.  :'• 

L'släli»m   >'.  in 
Calais  ->.  3V     .!  -.  4( 
rateihlri-T  :.'."   >„■,. 
ialnte  III  -i».  *■'.    -". 
Calvin   ;:.  I> 
CM«ald..lr,i  s-i.  r: 

l'ampaD^IIa  /'-.  "■< 

tandi-tM  .J-  i:..  .  •■. 
Candurnni  •■  4-  '-■ 
l-anir  il^'  i*-  -i'y-- 

CaDiwrtf^rj'  '^  li.-'Hia»  ■! 

CapUa^f'- 

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Capnni'-'A  -'J.  i-li- 
Capfa^■I*  ■*■*■  i'" 
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Cancexilo  ■>".  2'-* 
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par  l.^on  G 

Cliinu;.'!',  IIS,  U:i,  U'J,  Iji'..    51,  ibS. 

62,  257. 
Chriitino  du  ijuödti  S,  3T.  12,  I.    M, 

199,  2S7.     57,  92. 
(Tijpre  J.  241. 
Cicealia  36,  2C)4. 
t.'Ii?nfui>|piB  fW),  1. 
Cipriani  :W,  1UI>  <jt  194. 
CUtenuL  ;,  2T2.    e'J,  1'JO. 
CitU  ili  Castello  ir,  155. 
Civla  Vccchla  -K«,  191. 
CUrisscs  15,  2:t5. 
llementVlI  i',  17.    3,  492.    J?,  loit. 

i'^,  175.     5!»,  7. 
Clement  Vin  7,  45S.    S,  321.    50,  l 

et  3.     4H,  73. 
(,■k^mcIlt  IX  m,  67.    5«,  1«4. 
ClünieutX  13,  210.  S?,  «5  et  b2.   ^a, 

282.     ^r.  259.     clt),  51. 
ClemcntXl  J«,  2S4.    i!i,  I.    a?,  93. 

cti,  51. 
ClementXll  2!>,  4U(t  et  412.    .¥ii,  05. 
C'leineuUmi  (Via)  25,  49. 
aerg6  de  Frauuo  4,  71.    ?,  333.    15, 

253,  2li9,  3U3.    28,  59.    i(i,  :(7».   W, 

253.      43,    2ST.     5:/,    49.     56,   126- 

30,  71).    cJ".  136. 
Cwurres  ()1.  de)  i^,  13. 
CuYuibro  14,  273. 
Cülbert  5.5,  9. 
Colla  (Aotonii))  .W,  1. 
Coligny  5/,  3«U.    7",  155. 
CoUealtö  2H,  77  «t  97. 
Oolläges  31,  397. 
Uollegc  Ufmianique  i,  I. 
Culogne  »,  :t:i9,    «,  US.    13,  1. 
ColoDna  (M.Aiit.)  59,  63  et  127. 
Colouna  4,    1    et  29.     Z^f,  771.    35, 

348.     35,  74.     C».  5. 
ColonDa  (ProHii.)  jf,  SQ. 
Colli Dibi  ;J.V,  125. 
Couiuto  55,  2T. 
Cominenduao  .?,  51. 
Cuuiportanu  3t),  65. 
Conclle  de  Cnnstancu  26,  I. 
Coueilc  de  'l'rente  2,  39  et  75.    2ff 

liaasini. 
C'oneina  26,  30. 
Ciiuetaves  »,  2lö.    ;^  13S.    i3,  I.    13, 

157  et  310.    25,  XU.    2<J,  ■lO'i  ei  W!. 

31,  378.  34,  1  et  IK..  .J.'J,  243.  ii, 
1.1»  et  176.  5r>,  191  et  15H.  54,  I. 
3.'^,  40.    c  6,  t>6.    c  r,  passiui.    c  11, 

174. 
Cnnde  31.  ÜH. 

C()ii^'-)^tiiiiis  25,  1b9.    42,  119. 
C«ii»alvi  VW.  67. 
Cunsistiilre  23,  3S0.  ,W,  122.  34,  145. 

JJ,   129. 


.  Pöliasior. 


317 


CoDStautin  (donatiuD  de)  U,  226. 

ConstanflDoidc  23,  37.    49,  S3  et  195. 

Conti  (Alberto  de)  e5,  46. 

Conti  13,  164. 

Contaroni  a.9,  13.    52,  75. 

Cornia  (Fulvio  della)  1,  5.    3.^,  276. 

Comia  (Ascanio  della)  49,  !)6  et  139. 

50,  217. 
Cornia  (Asc.  dolla)  59,  54  et  121. 
Corletti  32,  ISl. 
Cornaro  7,  55. 
Conietu  33,  lliö.    .^5,  39. 
CorradI  c4,  2U8.    «.  S03. 
Correr  51,  4«4.    c«,  3US. 
Corae  3,  385.    a,  496.    32,  82.    t-iS, 

SG9. 
Corsia  62,  349. 
Corao  32,  I. 
Corsini  (fam.)  21,  1  et  17.    3ö,  1.  23, 

5.    31,  :i76.    3ii,   l  ä  64.    33,  287. 

*;,  87  et  72.    32,  55.    2i,  141.   c9, 

87.     ci.?,  1. 
Cosnie  du  Toacana  51,  25, 
Cosmc  II  clO,  342. 
Cotton  26,  I. 
Criscio  («.)  W,  IGS. 
CriapoUo  fW,  199. 
Crivelli  3,  194. 
Cueva  (Della)  10,  148. 
Ciiriositia  2,  H. 
Cuaago  ;^,  173. 
Cybo  5,  465.    3fi,  204. 
UaluiaHe  3,  120,  cü,  I. 
Dandlno  cl2,  1. 
Danemark  3,  32». 
Danose  23,  55. 
Daun  ^2,  5a. 
Delfino  (Mgr.)  3,  14.    14,  333.    30, 

292. 
Dolfino  (Z.)  32,  215. 
Del  Uiudice  c9,  60. 
Diana  ^2,  141.    5^,  191. 
Diaz  (Mgr.)  13,  130.    50,  117. 
Dlöte  imperiale  33,  81. 
Dii)!i>iim[ii^  2,  279. 
DiMiiiniciius  .5,  427. 
Dona  (M.  de)  3,  432. 
Doria  3,  4%.    5,  158.     55,  131.    39, 

Sb.     c  J2,  969. 
Dranu  d,  194. 
Droit  eanoulqiiu  J,  235.    2,  99  ut  265. 

12,  839.   i.>,  74  et  89.   29,  298.   3^, 

69.   c6,  nHet382.   0^,134.    C«,  3. 
Dnpins  (Ellies)  27,  I6T. 
E008BC  ^«,  54  et  6S.    60,  1. 
Efflise  9,  222.    2J,  35.    33,  235.    ÄS, 

ü.     46,  52.     32,  37. 
Egiia«  du  MUanais  5,  198,  2U6. 


31 H       Hoixinte-ileDx  miniiM-ritii  di-  la  Bib]iiiihe(|iii'  Curaini  (Rome) 

Kll»al<U.;/,  I»3, 
KlUttl'Ia  W,  &:>. 
Kiiimüranii  (Hiui)  ZI,  :uii. 
Kiii|ilri!  (iiTiiMiiii|H<!  :t,  2Mi,  37»,  2li'>, 
—  ,    ISN,  nS«,  3I!I,  .H2,  4«.     5N, 


KpIdlolBlru  (Art)  '/'i',  lin. 
KrlK»«  W,  I.    cJ»,  aom. 
Kwliiiianlii  cM,  :iiil. 
l'lHiiaK""  '1>  l'H,  NIH.    ^,  G.i.    ^,  w*>. 

h),  UN  rl  ■iOil.  4,  Nh.  .-^i;,  II  ft 
172,  M,  1211.  W,  l;!7.  W,  177, 
W,  117,  :,'/,  (Ci.  i'7.  1113.  ,7.1,  l!P3. 
M,  ^711.     .1/,  IIS«.     ',7,  5(1,     .1.7,  lil. 

.tJ.  arm.  ,■>;,  sm.  ci>,  mi.  cJi'.aai. 

<l.i,  lll,^. 
l'^Njirlt  <1<'N  I..iIm  (I..)  -IJ,  2(1. 
l>to  (fiimlllii  d")  -/y,  5(1.    iM,  I. 
hilttTiirl  (H,  i!')  .;/,  2s«. 
)'jitr<''c(i  (CmiIIdkI  i-t  iltiti)  N,  4>i.    ;.T, 

»M.    i'./.  27(1,    .W,  ll;i.    nii.   HH.    ift 

S«,    r/f),  .M. 
Kt1il»|)li<  -In,  ih). 
Kii(ti'iii>  IV  i»N',  »7. 
Kiiict^no  (U<  Savolo  J/,  ni. 

Falilmml  :>.v,  ii, 

FBI'IIM  ((>vi>i1IU>  <l(<)  .W,  2;i!i, 

K«Ki..n  W.  h7. 

FaiMiiit  tOIiniiiiiii  ili'^ ;{.;,  ls^. 
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K»v..rlil  <■//.  2A7. 

Kav  iM.tlii)  4.'.  »lit. 

Katto  .V  44.S. 

Kt'TillnaiHl  11  fti,  M.  :i:>.  HW.  I- 

IVria  idiic  ilfJ  .1.  135.    /;'.  JiKi 


Korr»r\-  ;'(.  T,i. 
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Korrliil  lAw.»  .■  (,  '.'i 
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Mli|.V"  (M.  d.-l  .>■". 

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Vbndrt'  f.  ». 
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Kianw  *.  :.v    :.  v 
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.  31.1  f 


FRin^itiB  I  :i,  44ii  Kt  4!H>.    7,  :t5U.    SO, 

231. 

Fran^uiH  II  7,  350.    cti,  6. 
Franc^Ha^onneriö  3tt,  lu7. 
l'nuigipuii  iü,  2Uii. 
Franzune  SH,  1. 
Fr6d<JriaIl  ^j,:»,  I!ll. 
Ftoscobaldl  ^7',  2ti. 
Friüid  10,  flu. 

Fuldpii)  (iSveiinL'  de)  t- U,  IH5. 
FunttwuibtTf-  «,  S;'". 

(jartdi  1)  I  ,!>,  1. 

(iailiiis  l''i,  35, 

Guli'-rcs  iiiititilicali'a  .:?.5,  1.     S!K  tnä. 

(ittlK'siiis  (Jo.  Clirj-N.)  .U,  15. 

lionzi-mii  du  l'iiioH  53,  U7. 

i.iiirilrlorse  .J.7.  ,H4l. 

(iuttbiara  31.  492. 


(■i}iit-B  -1  ]iasshii 


i-i. 


'iT^y', 


.5,  IS9.    31,  247  ot  2tt4.    c  JJ, 


(i 

(ifoKTauhiü  i*ü,  21'1. 
r.iJ.iini^tric  30,  sh. 
HcniioDio  ».  1113. 
C'.i'si'i  l'J.  211. 
lihi'ttis  (Andrea  itf>  f. 
<!itUlDIIIK>  (P.)  1,».  115. 
(iiberri  ;'.  111. 
OitTli  iT.  1. 
ilieliuidi  >V.l.  3S>i, 
(liovii.  f.".  ly, 
«iiufia  31.  9'.t, 
Cinilll  ii. 
4iiiu-tt!  .vj,  47. 
(tiot-antii  di-'Fion-Dtiui  (: 
l'iiilauii  iSüul  ^'".  .>7. 
Ciustiiiiaiii  U.  4M, 


(ioiiJi  ■ 


'.  3. 


ü'uiafnx- 
liRUia  (Manjuis  di'>  *■".  42.     o  s, 
i;ra.*sis  .A»tiilK-  d^i  -.'..  ;>,;. 


par  L6on  6.  Pelissier. 


319 


CiriiiiaUli    (card.)   23,    192.     33,   333. 

42   TK 
(iriiiKini  19,  H).    27,  82.     58,  USA. 
(Jristms  3,  342.    o,  t«i8.    14,  81). 
(iuadi  o^,  269. 
Gualdi  41,  49. 
(Tualterio  5i,  1. 
(vuarino  öl,  598. 
(tuccI  c4,  71. 
(iiierdi  (Ant.)  io,  269. 
(iuerres  1,  :<05.    ;^f/,  428.    oo,  205. 
(iuichardin  i,   162.    12,  357.    i<i, 

219. 
(luidiceioüc  öO,  259. 
(iulo  della  Savoia  24,  191. 

Hadji-Azod  56*,  124. 

Hamboiirg  3,  425.    Xi?,  1. 

Ilarlay  24,  209. 

Hansa  (F.  de)  43,  89. 

Henri  II  7,  454. 

Henri  III  7,  337.   ^7,  passini.   4a^,  120. 

Henri  IV  2,  149,     7,  468.  ;>r,  15.  ^7, 

440,  455. 
Henri  IV  (abjuratiün  de)  37,  passim. 
Henri  VII  51,  527. 
Henri  VIII  c  Kf,  107. 
Ileredia  (H.  P.)  oS,  156. 
Heresies  31,  45.    57,  31. 
Higons  10,  \^\. 
Ilippolyte  de  Medicis  17,  194. 
Hispanieus  (Ludut;)  1,  2o9. 
IloUande  14,  227.    iO',  137.    22,  184. 

^V,  97. 
Holstenius  23,  119.    ^6',  71.     .57.  92. 
llongrie  i,  2^9.    3,  passim.    31,  404, 

.V^,    145.     51,   512.     5.5,   253.    23. 

370. 
Hostie  6\2,  280. 
II über  (cav.)  3fi,  M. 
Huguenots  31,  328.    .5i,  330. 
Ilugues  de  S.  Hruuo  36,  83. 

Iniola  (cardinal  d*)  5(t,  217  et  227. 
Incurabili  (San  Giaeoiuo  degli)  30,  73. 
InnocentX   i/,    212.     12,   401.    c  c?, 

127.     c^,  105.     cH,  174. 
Innoeent  XI  ^,  passim.    15,  15  et  49. 

17,  1.    -IV,  163.    ^.V,  273  a  317.    54, 

49  et  220.     55,   69.     .56',   153.  '  5N, 

S4,  90  et  120.     CS,  3. 
Imuieent  XII   S,  273.  ;i>.V,  269.  .J?4,  195, 

228,  243.  276.     42,  96. 
Inm»eent  XIII  2i),  156.    cO",  356. 
Inventaire  c6,  39. 
Italie  19,  S7.    .9.7,  356.     .55,  137. 
Jaeques  VI  Stuart  4S,  57. 
Jaofiues  1  4S\  1  et  72. 
Junsenisme  i^^',  45.    27,  173. 
Jauseuius  ir,  285.    57,  82.    5öf,  162. 


Jean  IV  (Portugal)  11,  208.    4c?,.  97. 

Jean  XXII  2,  133.    40,  34. 

Jesuites  1,  i.  2,  \S.  6,  1.  19,  47.  J24, 

209.     i^6*,  1.    29,  156.    54,  189.    43, 

186  et  204.   47,  103.   51,  135  et  486. 

c5,  127. 
J6su8  (Charies  de)  15,  59.    54,  59. 
Joseph  I  d'AIIemague  27,  86.- 
Joycusü  (cardinal  de)  27,  15. 
Juan  d'Autricho  (Don)  Li,  871.    i4, 

253.    cl4,  156. 
Judas  ;^4,  183. 
Juifs  9,  70.    47,  103. 
Jules  II  2,  167.    5i,  130. 
Jules  lll  50,  217.    ci^,  1  et  348. 

Kögler  (P.)  29,  Üb. 
Krizac  1,  289. 

La  Fuente  dl,  250. 

Lallari  4^^,  48. 

Lamberg  24,  283. 

I^amcgo  eil,  69. 

Lancelot  ci6',  116. 

Lancisi  26,  109. 

Landen  i4,  293. 

Languet  33,  321. 

Larocliefoucauld  (card.  de)  31,  235  et 

311.    cl6,  27. 
La  Rochelle  (Siege  de)  7,  152. 
Latini  (Latino)  42,  38. 
Laurea  (I^urentius  de)  54,  303. 
Latrani,  205.   cV,  I.  c6,  161.  c«,  5. 
La  Valette  (card.  de)  31,  311. 
Lavardin   8,  4,  85  et  347.    56,  103, 

149,  162. 
Lazaret  c4,  98. 
L^gation  d'Urbin  33,  S\\. 
L6on  X  2,  167.    5.^,  63.    38,  71  et  99. 

44,  129.    60,  72. 
Lernio  (duc  de)  50,  190. 
Lesdiguieres  55,  297. 
Lesina  (Conte  di)  35,  55. 
Lesina  (eveque  de)  49,  73. 
Levant  10,  198. 
Lignamine  (Ph.  de)  61,  57. 
Ligorio  (Pirro)  c4,  180. 
Ligue  de  1571  52,  29. 
Ligue  (France)  37,  457. 
Lisbonne  ii,  198. 
Litterature  6,  168.    4?4,  183.    25,  228 

i?6*,  87.     5i,  598,  63S,  646.     55,  39 

47  et  57.  c  i,  passim.  c  10,  46.  c  15 

302  et  313. 
Liturgie  ;>5,  344.  ^4,179.   ;?5,  90.   28, 

17.     ^f^  190.    34,  363. 
Livoume  54,  289. 
Lodovico  di  Malta  66,  96. 
Logique  38,  100. 
Lomellino  51,  389. 


320       Soixante-deux  nianiiscrits  de  la  Bibliothe<iuo  Corshii  (Roiiie) 


Loreilan  F.  cS\  y. 

Lorcdau  (Lüoimrd)  So,  63. 

Lorettc  (N.  I).  do)  33,  275.    50,  35. 

Lomiino  4,  IL 

Lorrainc  (duc  de)  47,  319. 

Lorraine  (card.  de)  4,1\.   7,  119,  125, 

127. 
Lorenzino  de  Medici  f>,  100. 
LüttinI  oO,  191. 
Lotto  di  Roma  iiO,  400.    33,  65. 
Ullis  IX  öS,  94. 
Louis  XI  31,  418. 
Louis  XllI  lö,  l.    3o,  291. 
Louis  XIV  :i,  290  et  293.    ff,  24S.   14, 

2h3,  301,  331  et  338.    31,  222.     3L\ 

270.    i^c^,  35(».    .f^:<,  143.    54,  213  et 

220. 
Louis  dos  Frau^ais  (Saint)  S,  4  et  51. 

50,  101. 
Louvain  15,  199.    -^.V,  269.     54,  199. 
Lucino  ciO,  46. 
Ludovisi  rj,  215.    t^^^  119.    31,  323. 

c-r,  13.    cir/,  118  et  180.    ciJ,  213. 
Lutis  (Vincenza  de)  50,  36. 
Luzzara  27,  95. 
Lyonne  dl,  250. 

Macao  26,  13. 

Maehiavel  .9,  130. 

Madruzzi  13,  174. 

Magella  (Carlo)  20,  109. 

Magenta  i,  205. 

Manoniet  55,  9. 

Maidalchini  (card.)  44,  245. 

Mair  (P.)  29,  145. 

Maiuiboiirg  (P.)  io,  95  et  1 1 1.    54,  95. 

Maioliques  ciO,  176. 

Maiaspina  23,  4t. 

Malte  i,  214.   24,  lol  et  111.  .^^J^,  141. 

Manderscheid  34,  TM. 

Maus  (eveehe  du)  37,  74. 

Mausfeld  31,  348. 

Mantoue  70,  t.9.   12,  815.   ii,  236.   c^J, 

293.     cl5.  23. 
Mantoue  (Alfonse  de)  9,  123. 
Mantoue  (card.  de)  9,  123.    oo,  23. 
Marais  Pontius  c5,  1. 
Marches  c8,  21. 
de  Marchi  (J.)  2,  127. 
Marchio  (Marcello)  iO,  90. 
Margiotti  (card.)  27,  90. 
Mana  de  C'apellis  (S.)  t/5,  105. 
Maria  alla  Seala  (S.)  c  3,  5r>. 
Maria  alla  Sealctta  (S.)  30,  204. 
Maria  in  Transtevere  (S.)  32,  67. 
Maria 'de  Vagantivia  (8.)  cS,  9. 
Maria  (^eltnula  02,  253. 
Mariagesv^,  1S7.     7,  137.    t/,  71,  73. 

14,  232.\ 


Marie-Louise  o6*,  121. 

Marie  Stuart  4S,  57.    6*0,  1. 

Marigliano  A  272.    ^^.5,  3(i2. 

Marignan  (Maniuis  de)  7,  466. 

Marine  pontificule  c  5,  37. 

Marini  cO,  356. 

Marino  Silvestre  clO,  1. 

Marnavich  cii,  l. 

Marsealdi  00,  1. 

Marsi  33,  2S0. 

Martelli  5t>,  280. 

Martocelli  30,  61. 

Martyre  54,  317. 

Masini  27,  49. 

Massinii  cl5,  195. 

Matlüas  c  /4,  64. 

Matteo  (Ambassadeur)  59,  17. 

Mattei  22,  178. 

Mattei  (d.  M.)  30,  65. 

Matteucci  40,  35  ä  55.    55,  23. 

Maurice  de  Saxe   3,    500.     35,   295. 

f  /*<^,  373. 
Maximilien  II  3,  231  et  432. 
Mazarin  24,  36.    5N,  162. 

Medeciue  1,  193  et  225. 
Medina-C'eli  58,  153  et  156. 
Melaugui  25,  205. 
Melfi  (Mgr.  di)  3,  275. 
Mellaredo  45,  117. 
Melosi  ^0,  58. 
Messine  59,  121. 
Metico  (Livio)  25,  183. 
Mezzabarba  ;^5/,  15(». 

Micliel  (Ordre  de  S.)  3,  316. 

Michel  do  Murano  (S.)  c  S,  13. 

Mieheli  5/,  217. 

Mignanelli  59,  31. 

Minutoli  i,  193. 

Miraeies  cO,  17s. 

Minilto  (Archeveque  <le)  20,  13. 

Moeeuigo  10,  163.    4r,  259. 

Modene  35,  310.    cXl.^  338. 

Moldavie  51,  512. 

Molina  ci?,  70. 

Molinea  32,  37. 

Molinos  ^4,  loo. 

Monaldi  ((i.  A.)  .Vl>,  2S0. 

Moiitalto  10,  162. 

Moutbazon  35, 

Montbrun  7,  135. 

Mont  Cassin  1,  9.     V,  115.     23,  387. 

Mout  de  Piete  32,  22(». 

Mcmte  (card.  <le)  2,  39.    5iy,  27. 

Monteeatini  19,  7. 

Montecuculli  1>^>,  178. 

Monte  Ciineo  20,  101. 

Montefeltro  30,  61.    ci4,  316. 

Mouteuari  45,  49. 


pjr  [.£uii  (i.  ViUa 


t('iiii](.-tii 


MontfiTrat  ;,  2si».    LT,  ä.    t  M,  110. 
Miiptl  {N.  1).  de)  *(,  1. 
Moiitiirin  ;;,  UH. 
Monza  J:;,  11U. 
Murale  -W,  247. 
Moral!  -W,  U2. 
Muro  cN,  2.-iii. 
MoroNini  .;,  li". 
MoniNini  i»,  <>7.    iJ,  3J5. 
Murvilliurs  AJ,  lliti. 
MiinildiBeo  d.V,  I. 
)IUiuht  (ciiuen's  (k->  II,  I. 
MUo'^ttT  (<iv(^i|ue  du)  3ä,  \'3. 
Musi.i!t     >,  IIK-I. 

Nadtr.»  (K.)  J«,  2IH!. 

Nävi»-»  10,  .'■1H.   /-',  "1"  >'t  7:5.   i.y, 

n«     ,'i,  213.    IT,  !I9.    ^-',  lUä  Ol 


ralluviciiii  ((.'yii.)  i,  20!). 
raltrimi  i,  2iitl. 
raiueii  IT,  tlU.    HS,  127. 
raiiilili  (OiiiupLi)  :fi,  4!). 


115.    ÖU,  0 


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Nn-sali  (J.  J.)  c  U,  N6. 
SavÄgez.»  .;/,  ■>«  ut  5ü. 
NavatIii  M  2ri). 
Navonc  (Hac.-)  .«,  2ft:i. 
N^tteiiH!  j/f,  »17.    JJ,  261.    i'J,  Ttl. 

«r,  12. 
NoHiiiio  l'.%  3B2.    J-',  !Ui. 
N»'VcrH(tliii'.dc)  ?, nii.  .vr,:!«!.  J",l. 
NicoluT  (Mutlanic  <lv)  (!if>,  1. 
Nicjtbi  (U  'l'olonliuo  (.S.)  ^ro,  lsr>. 
Niritsi«  .W.  IM  et  l»<>.    S'J,  113. 
Kiuu-giK<  ;.'i,  s:i. 
NEiii  (oanl.)  .■'.  :<i)1l. 
Nitliard  (IM*.)  i';.',  174.    c/J,  IM. 
XiinphUiirfH  ■{!,  3;i4.    J7,  32:i 
Niivallli-s  H,  253. 
Ni»v*w  -W,  :il.-.. 


Ol..' 


:,  im. 

"  ■(')  IL',  b43. 

M  t;i. 

iniiiiit/.  .w,  i:>. 
Omur  (Saint)  X'4,  27.i. 
Uran  i(i',  alt. 

Urau)K  ((tuillauiiitr  d')  7',  142. 
Orli'-aiiit  (tla^tim  d)  -i,  71. 
Ormanetto  :is,  m. 
Orsiui  (faitiilk-)  .Y.  41IG.    J,  211,  :t5 
BS.    ö,  20!..    .V-J,  3.i).    tJ,  i;H. 
Dsuijiu  (Sultan)  Jf.  ist). 
ClHsiini'  (<liii'  d')  /J,  17ti. 
IMtiiboiil  /",  ;'02. 
Ottoboni  (V.)  CS,  ',s. 
Oiidcnanlo  '.'.T,  1\3. 


Pai 


I,  llii. 


rantht-nii  äti,  Iß6. 

l'aolctti  cH,  2«. 

Paolo  (San)  .W,  IIU. 

Paolucci  1.%  1,    .ifi,  25.    i/,  I!I4. 

l'ape  (Anu6e  dn)  Ö,  ISJ.    21,  ':i. 

I'are  ein,  141. 

Paris  .*(,  3517. 

Paris  HH,  123. 

Parlcnii-nt  il«  Paris  /,  327.    ~'.V,  103. 

.W,  7S. 
Parm,'   tf,  223.    T,  4G6.    .<»,  215.    IL, 

14  ut  11^     14,  2li5.     i»,  2'J.     5.'», 

25.     Cl2,  1.     eis,   I. 
Pamasse  r,  ;iH2.    24,  211. 
Padsrrl  cW,"  I7B. 
Paiü  III  äW,  1.    a«,  115.    4-J,  Mi.    50, 

2:1«.    5:J,  TJ.    5?,  31.   3.'y,  17.  cli. 


■,  B2.    JÖ,  54.   cLl, 


et  3__ 
Paul  IV  i'J,  t. 


PaiilV  .(,  2li«.  tll,  57.  .!f^,  1711.  iV, 
15.  if/,  2117  i't  :(f.l.  4H,  %.  t?,  1. 
cl4,  «4. 

Paviiiii  (M(tr.)  .W,  303. 

IVintrcB  -JS,  1K4. 

PiTi-lli  :i2,  2S0.     :i5,  31  et  03. 

Pcretti  8,  827. 

Pereyra  m  14S. 

Pctt'Z  i,  301. 

l'trft'tti  41,  231». 

Pumin  (eanl.  du)  -J,  140.    iü,  57.  13, 

228.    iV,  15.    .5J,  U5. 
Pera«;  10,  77.    J«,  06. 
PiTiipia  .W;,  Sa. 
Pcrusio  (.1.  P.)  50,  35. 
Pfsaro  (i-vüquu  <li>)  HH,  325.    Jr;,  64. 
PetruccJ  <canl.)  W,  21«. 
Philippa  Augusit;  08,  03. 
Philiiipt:  II  :i,  20  et  33.    U,  1,  36  et 

4S.     VI,  222.     ni,  454.     Ö«,  «2. 
Philippe  III  (KHpugue)  4,  70.    f,  48. 

iT,  IÜ3. 
Phillpiie  IV  (tl")  J,  73  et  7«.    12,  2119. 
Pliiliiiiie  V  i?,  345.    20,  230.    .:(«,  SO. 

HH.  350. 
PliiU|»bi»iiTK  ^^,  3I'J- 
PüUKSstcIll  M  213. 
Piu  11  IJ,  Sil,  f.15  et  »24.    .W,  131. 
PielV   -',   33,   Si»,   50,  75  et  O.'i.     S, 

2lir..    IV,  I4S.     c7,  51. 
Piu  V  H,  231.    7,  110,  131  et  IB2.  t!, 

ml.    H2.  2»ll.     3ö,  4IHI. 
Pierre  de  Koiue  (ijaiut)  !/,  25S.    24, 

12».    ää,  37. 


322       Soixante-deux  inanuscrits  de  la  ßibliotbeque  Corsini  (Rome) 


Pierre  (Fete  de  Saint)  S.%  2S5. 

Pietro  (Giaconio)  14,  170. 

Pignerol  T,  470. 

Plghino  c  ll\  .148. 

Piiiientel  Ü4,  237. 

Pini  (Cristina)  c  />,  1 . 

Piobbico  c6,  101. 

PiHano  1,  225. 

Pizzicanti  SS,  255. 

Plaisaiice  H,  498.    50,  25.    tX:^,  1. 

Plaute  cS,  224. 

l»o  t^A  27.    cM  1. 

Poesie»  ^'>,  passim.    SO,  77  8(i<i. 

Polifipiae  ^fi,  I. 

Politiciue  i,  9,  102  et  2S2.  i^,  293.  S, 
350.  .S,  passiiii.  i(>,  228  et  80S. 
11,  27  et  177.  i^,  221,  209  et  357. 
U,  \,  303  et  321.  15,  167.  i^, 
147.  19,  29.  ^^;>,  l,  39,  76,  116. 
34,  195.  i?5,  91  et  220.  4:i,  54, 
186  et  311.  44,  \,  101,  177.  50, 
413.  5i,  589.  55,  69.  o^;,  103, 
li>9  et  ISO.  58,  36  et  62.  .'J>,  1 
et  135.    cl5,  225  et  261. 

Polo  (card.)  .!?^,  56. 

Pologne  :?,  7.  5,  428.  i^^  855.  :i3, 
1.  JLV,  92,  93.  :,^8,  I,  131  et  141. 
4S,  112,  120  et  150.     eil,  77. 

Porto  (eveqiie  de)  3:J,  256. 

Portoci  .Vi,  280. 

Porta  (dclla)  c 3,  50. 

Portioneule  (Indulg.  de  la)  c6,  243. 

Porto  d'Auzio  4fj,  120. 

Portolongone  14,  253. 

Porto  Vecchio  o,  374. 

Portugal  :^,  189.    :<,  187.    10,  1.    ii, 

112,  175  et  183.     1:3,  137.    l>}i,  205. 

j:^.v,  03  et  87.    ;>r,  100.    ;{>.'/,  316. 

3ii,  41.     4.V,  72.     5i/,  122.     fJ'J,  269. 

c  ii,  69. 
P«»8SCvino  37,  1S9. 
I*08te8  J:i8,  95. 
Pouzzoles  c  6",  354. 
Prague  3,  344  et  434. 
l'nuede  (Sainte)  3:i,  252. 
I*r6cheurs  47,  \. 
Pretre  Jean  -i.S,  90.    5!f,  17. 
Prie  (Marquis  de)  :.^1,  1.    irfi,  194. 
Propaganda  Fide  4S,  48. 
Protestant»  15,  213  et  219. 

<Juirinal  iJii,  879. 

Rabenac  i.!/,  230. 
Rangoni  4S,  112. 
Rapaecioli  ^^,  109. 
Raphael  de  Medieis  .'/,  loo. 
Ra»pona  c3,  101. 
Ratisbonna  V.V,  302. 
Raiuiit  &,  237, 


Ravenne  3:2,  07. 
Recollets  .V/,  1  ä  2o. 
Relonne  (France)  /,  327. 
Regale  15,  22o.    1:*,  703. 
Regulier»  :>S,  ll. 
Rene  d'Anjou  IJ,  811. 
Reno  :21.  25. 
Retz  (eard.  de)  :,*4,  220. 

Riccardi  V:/,  179.    41,  230. 

Ricci  (Michel)  S,    123.    15,  59.     J./, 

59. 
Richelieu  7,  397.    i4,  103.    31,  311. 

.?^,  102. 
Ridolfi  (R.  P.)  t/r,  1,  31. 
Riva  (Aless.)  ,97,  189. 
Rivaita  1,  215. 
Rizzoni  :25,  93. 
Roccaniore  C:/,  117. 
Rodolphe  1  .V,  78  et  200. 
Roggiero  (0.)  3:^,  Ol. 
Rohan  (duc  de)  14,  89. 
Rouiagne  30,  05. 
Rome  11,  22»i.    IJ,  533.  i^J,  191.    3'J, 

1,   220.    .V^,   37.    33,   140   et    223. 

^6*,   212.     47,   259.     C:/,    12.     e  14, 

160. 
Rome  (Cour  de)  51,  25.    <i4,  307. 
Rome  (Douanes  de)  3S,  103. 
Rome  (Sac  de)  :3,  111.    i:^,  357.    ;.>^>, 

175. 
Rome  (Sc^nat  de)  61,  28. 
Ronciglione  ,V/^,  100. 
Ronconi  S,  193.    t^6',  71. 
Rossa  dl,  257. 
Rossetti  50,  3oO. 
Rossi  (Nie.  de)  10,  81. 
Rossi  (M.  de)  Vi,  55. 
Rosburm  c^,  203. 
Rospigliosi  V6',  52. 
Rote  ;^^,  141. 

Rovere  (F.  M.  de)  44,  129; 
Rucellai  L>U,  370.    c6',  51. 
Ruggiero  ;^.s',  141. 
Russie  34,  239.    35,  1.    ^'/i/.  239. 
Ryswick  (Traite  de)  14,  311  et  319. 

Sabnin  10,  78.    ii,  lOo. 

Sacre  College   3,  412.    i/.  170.     i.V, 
250.     15,  75.     ;.^/,  57.    :J3,  391.    .V:>, 
270.     ^J,  84,  SO,    177  et  231.     54 
75.     W,  72  et  75.     c9,  51. 

Sacrilege  c.V,  117. 

Saint  Siege  7,  123.  9,  152  et  232. 
i<A  103.  iV,  775.  i.V,  224.  L^4,  247. 
Vi/,  247.     oi,  323. 

Saint  (u'rmain  15,  55. 

Salisbury  V^,  103. 

Salm  (M'^adame  de)  14,  232. 

Salon  (Rome)  clo,  191. 


par  Leon  G.  P^lissier. 


323 


Salviati  (Alain.)  c  10^  87. 

Salvini  ;^6',  87. 

Salzbourg  3^  im\.    öO,  277. 

San  (liorgio  (card.)  40 j  1. 

Sangro  (Mgr.  di)  X^,  8^7.    c  löj  1*J5. 

Sannato  (Livio)  olj  552. 

Santacasa  ,V.V,  275. 

Santa  C'rocc  (card.)  49^  90 1.    oO,  301. 

Siuita  Suzanna  (card.)  cl4y  9'J. 

Santini  (Sante)  :ioy  04. 

Sardini  i.'>,  25. 

Sarpi  (Fra  Paolo)  10,  101. 

Sarzana  (M.  di)  ,y,  270. 

Sassoferrato  >l^.V,  272. 

Satircs  i)olitiqucs  7,  ;t82  et  im.  12, 
23.  Vi,  73.  i.S,  115  et  143.  22, 
80.  .V6",  102.  41,  214.  :/.V,  1,  lüet 
28.  öl,  25.  oo,  0  et  111.  58,  153 
et  200. 

Sa  Uli  o,  453. 

Sauli  o,  420.  <:?;^,  170.  t/i?,  112.  c7, 
13. 

Savclli  ci4,  100. 

Savoie  1,  280.     .:;,   432.     5,    189.     7, 

339.  />,  9!   et   103.     i^^,  09,  7«,  75, 
284   et  300.     31,   247.     3ö ,   330  et 

340.  50,   101    et  190.     55,  l.     Di/, 
10. 

Savouarola  cl5,  13. 
Sa.\e  .i^,  3&(). 

Scarlatti  cl4,  148. 
Scisciano  1,  272. 
Sdrino  i(>,  20G. 

Sccchis  (M.  de)  34,  85. 

Scctauo  cl3,  220. 

Seguiu  cidf,  203. 

Seignchu'  22,  170. 

Scnes  (Baron  de)  37,  476     oO,  17. 

Sens  (Arclievc(iue  de)  7,  132. 

Septara  67,  l. 

Scripando  2,  39. 

Sennoneta  (Mgr.)  or^,  290. 

Scrmoneta  (Foret  de)  c  9,  199. 

Sertadio  (X.)  c  0,  107. 

Sforza  (Ludovico)  5,  194. 

Sforza  Tallavicini  20,  107. 

Sgiinibato  .V-/,  351. 

Siam  (Koi  de)  S,  107. 

Sicile  3,  440.     Xl^,  775.     13,  192.     i6*, 

309.     17,   345.     ii^,    47.     4J,   31    et 

39.     4i),  \   et  40.     cU,  158. 
Sienne  6',  121.    22,  114. 
Simonctta  (card.)  2,  39. 
Salcto  ((.Uiill)  42,  3*<.     07,  57. 
Sexte  IV  17,  155. 
Sexte  Quint    <?,  223.      T,  127   et  337. 

13,  212.      20,   207.      22,  119.     .7.5, 

3J8.     C.V,   175. 


n^ 


ri» 


Sluzon  Szembech  c6,  178. 

Sobieski  oo,  37. 

Sog  eine  (Marino)  25,  10. 

Solimanll  eil,  257. 

Sophie  (Sainte)  ci?,  5. 

Soranzo  5,  67. 

Sorbonne  81,  813.    0:<,  7  et  303. 

Sourdiö  (Cardinal  de)    22,  119.     31, 

311. 
Sozonieno  (Giov.)  51,  188. 
Sozzini  iT,  259. 
Spada  (Virg.)  c4,  134. 
Spina  c  4,  19. 
Spinola  (Card.)  80,  53. 
Spire  (diete  de)  8,  405. 
Strasbourg  56',  99. 
Stridonio  (Martino)  88,  Ol. 
Strozzi  (G.)  1,  17. 
Strozzi  (Filippo)  clO,  303. 
Strozzi  (L.)  ^i/,  275. 
Suarries  .5.  168. 
Suatieri  82,  278. 
Suisses  ,Vi,  290  et  294. 
Suriano  (Michele)  4,  145.  28,  200. 
Sylla  (N.  de)  8,  352. 

Tabac  6>:^,  249. 

Tani  59,  82. 

Tartares  51,  512. 

raya  (Mgr.)  *^,  115. 

Temies  (*I.  da)  7,  466. 

Testaments  8,  303,  309,  313.  c6',  44. 
c8,  78. 

Theologie  19,  39.  oÄf,  1  a  8.  c  5, 
108.    c9,  43. 

Tibre  4>i?,  48.    c  7,  73  a  145. 

Tiepolo  c;>,  102. 

Tigtioli  21,  251. 

Timoni  ^.^5,  222. 

Tivoli  cl4,  180. 

Toledo  (Luigi  di)  59,  40. 

Tolonieo  (Claudio)  1,  93. 

Tommasi  5r,  82. 

Tonkin  29,  133. 

Tonti  ((;ard.)  c  8,  43. 

Torcello  .V,  277. 

Torrigiani  32,  07. 

Toscjuie  .V,  231.  6,208.  ii>,  795.  J^^.V, 
44.  86,  61.  .Vi^,  176.  ^o,  1.  50, 
380.  c6',  6,  21,  39,  70,  51  et  216. 
clO,  242  et  305.     c  13,  214. 

Toulouse  ( Arche V.  de)  58,  84. 

Tournon  (Card,  de)  c  12,  362. 

Trait^s  de  paix  2,  \'.  6,  136.  7, 
358  et  368.  22,  182.  JLA'/,  102.  81, 
4 IS  et  342.  4i,  202.  43,  54.  4i/, 
93  et  63.     c  i;^,  373  et  378. 

Tninsvlvaanie  3,  309. 

Tremf)lement8  de  Teno  24,  277. 


324 


Zur  Kenntniss  altdcutscber  HandschriAen  etc. 


Tronic  (V.  C'oucilc  de) 

Tripoli  o'J,  141. 

Trivulcc  50,  272. 

Tncci  o,  423  et  429. 

Turcs  y,  21ä.  .V,  108,  250,  259,  488 
et  442.  S,  aaa.  lO,  183.  12,  815. 
18,  1.  ,V.5,  62  et  318.  43,  132,  301 
et  313.  U,  77.  45^  passim.  51, 
188  et  492.     52,  1.    ci,  237. 

iTbain  VI  c  IS,  1. 

Urbain  VIII  .'^  214.    8,  327.    ü,  143. 

i4,  273  et  205.    22,  90  et  98.    31, 

378.    .V;.^  92.    34,   1Ü7.    cii,  5  et 

69.     clH,'21. 
Urbin  (duc  d')  35,  362. 
Uui{?enitii8   (Bulle)    62,    1.     e!^,    16. 

ciO,  61  ji  119. 
Univer8it6  de  Perouse  cti,  107. 

Vacca  (Flaniiniü)  cl4,  160. 

Valaehie  51,  512. 

Valence  (Bailli  de)  c  14,  229. 

Valenti  (G.  B.)  .^,V,  106. 

Valcriano  34,  189. 

Valignaiio  :<Af,  101. 

Vall  a  *'^   212. 

Valaory  (Abbaye  de)  33,  321. 

Valtehne  5,  passini.    10,  73.    i.V,  164. 

31,  27,  268  et  401.    35,  242  a  289. 
Vantaggio  (P.)  28,  95. 
Vany  (Bertraiid)  cl6,  141. 
Vasari  (G.)  co,  56. 
Vasto  (Marquis  Del)  c  10,  303. 
Vatieau  i;^,  899.    25,  64.    ;>6',  55.  cc^, 

196. 
Vely  (M.  de)  32,  106. 
Velli  (F.)  24,  1. 
Vcltou  25,  103. 


Venise  ;:?.  13,  111  et  U9.  3,  230.  5, 
250.  r,  358.  fy,  97  et  167.  10, 
passim.  13,  20.  i^.  176.  :>i.  27. 
23,  195.  IV,  15.  40,  1  et  36.  45, 
49.    4U,  l.    oi,  passim.    c  10,  242. 

Verdeggia  76',  73. 

Venmcci  (Card.)  2,  39. 

V6suve  25,  220. 

Vicarüs  ((}.  de)  2,  127. 

Victor  Am6d6e  II  55,  7. 

Viennc  oo,  37.    c  14,  99. 

Viennc  (Nonce  de)  3,  269.     .5cV.  148. 

Vieime  (Siege  de)  55,  253. 

Vignes  14,  239. 

Vimercato  (Mgr.)  .TO,  291. 

Vincioli  43,  16. 

Violante  Beatrice  di  Bavieni  cti,  44. 

Visconti  (Mgr.)  1,  205. 

Visconti  (Mgr.)  2,  23,  39,  65,  68  et 
75.    dl,  78. 

Vitelli  (Nicola)  17,  155. 

Vitalliano  (San)  L  262. 

Vitrj'  (Mgr.  de)  37,  424. 

Volano  .9/y,  223. 

Volto  Santo  33,  37. 

Vreimundinia  16,  73. 

Wezana  c  11,  1. 
Westphalie  -V,  352. 
Wolfgang  Theodore  3,  3t>6. 
Wonns  (ev6ch6  de)  46,  86. 

Xibecca  c9,  158. 

Yves  de  Chartres  37,  348. 

Zani  4^,  269. 
Zecca  23,  191». 
Zeno  (R.)  cii,  82. 
Zuniga  ^L.  de)  2,  33. 

Ldon  G.  Pclissier. 


Zur  Keuutuiss  altdeutscher  Handschriften 
und  zur  (iesehichte  altdeutscher  Litteratur  und  Kunst. 

3.    Böhmens  Kanzlei  unter  den  Luxembiirgem  und  die 

deutsche  Cultur  (Fortsetzung). 

Die  Kanzlei  und  die  Anfänge  der  Renaissance. 

Ohne  Frage  hat  die  Böhmische  Kanzlei  bedeutend  zur  Ein- 
bürgerung jener  geistigen  Cultur  beigetragen,  die  Karl  IV.  verehrte: 
der  frnnzösiseh-italienischen  des  14.  Jahrhunderts. 

Für  die  Geschichtschreibung  der  nächsten  Zeit  wird  es  eine  der 
anziehendsten,   aber   auch  schwierigsten  Aufgaben   sein,   die  während 


I 

von  Konrad  Bnrdach.  325 

des  14.  lind  15.  Jahrhunderts  nach  Deutschland  dringenden  fremden 
Strömungen  in  ihre  beiden  Bestandtheile,  den  französischen  und  italie- 
nisclien,  zu  zerlegen.  Oft  erweist  sich  die  Scheidung  als  höchst  miss- 
lich,  wie  z.B.  bei  der  Frage,  ob  stidfranzösische  oder  lombardische 
Waldenser  auf  Böhmens  häretische  Sekten  bedeutsamer  gewirkt  haben. 
Sicher  ist,  dass  die  neue  Bildung,  welche  damals  in  Prag  und  von  da 
nach  Deutschland  ihren  Einzug  hielt,  stärker  durch  französische  als 
durch  italienische  Impulse  bestimmt  war. 

Frankreich  hat  sozusagen  seine  eigene  Renaissance,  seinen  eigenen 
Humanismus  ausgebildet,  fillher  als  Italien;  es  hatte  vor  der  nenen 
Propaganda  Petrarcas  eine  gewisse  Vertrautheit  mit  alten  Autoren  er- 
worben und  besonders  nach  Ciceros  Muster  rhetorische  Kunst  und 
Epistolarstil  gepflegt.  Man  verhielt  sich  darum  gegen  den  nenen 
Propheten  dort  Anfangs  etwas  spröde.  Man  bewahrte  dort  noch  längere 
Zeit  den  Frieden  mit  der  geistlichen  Cultur,  mit  der  Scholastik,  mit 
der  höfisch  -  ritterlichen  Litteratnr.  Man  glaubte,  die  alte  kirchliche 
Anschauung,  die  Verehrung  des  Aristoteles  mit  dem  Dienste  des  Alter- 
thunis  und  dem  Studium  der  antiken  Schriftsteller  vereinigen  zu  können. 
Man  brachte  diese,  besonders  seit  Johann  II.  und  Karl  V.,  d.  h.  ungefähr 
seit  1360,  mit  der  nationalen  Litteratnr  in  näheren  Znsammenhang, 
indem  man  sie  in  die  Landessprache  übersetzte:  am  königlichen 
Hofe  werden  Livius,  Sallust,  Sueton.  Seneca,  Vegetius,  Valerius  Maximns, 
selbst  Dichter  wie  Lucan,  und  „der  Philosoph",  Aristoteles,  in  franzö- 
sische Prosa  tibersetzt,  desgleichen  Petrarcas  Buch  *De  rcmediis  utri- 
usque  fortunae',  das  ein  Jahrhundert  später  auch  in  der  deutschen 
Litteratnr  eine  so  grosse  Rolle  spielen  sollte;  auf  der  Pariser  Uni- 
versität interpretirt  man  römische  Klassiker,  um  Grammatik  und 
Rhetorik  daran  zu  lehren,  liest  man  bereits  Cicero  und  Quintilian.i) 

Noch  während  des  15.  Jahrhunderts  bleibt  französischer  Finfluss 
auch  in  Deutschland  sehr  mächtig:  die  neue  Invasion  der  alten  ritter- 
lichen Erzählungsstofic  (Loher  und  Maller,  Hugo  Schapler,  Melusine, 
Pontus  und  Sidonia,  Lanzelot  n.  s.  w.)  in  Form  des  Prosaromans  er- 
folgte aus  Frankreich.  Lange  halten  nun  französischer  und  italienischer 
Einflnss  sich  das  Gleichgewicht,  und  erst  nach  1450  läuft  Italiens 
Cultur  in  ihrer  Einwirkung  auf  Deutschland  der  französischen  den 
Rang  ab. 

Im  Zeitalter  der  avignonischen  Päbste  verband  tiberdies  der  litte- 
rarisch-künstlerische  Verkehr  Südfrankreich  und  Italien  durch  zahllose 
Fäden  zu  einer  Art  geistiger  Gütergemeinschaft,  an  der  auch  noch  die 
Mittelpunkte  des  inneren  Frankreichs  Theil  nahmen.  Das  Uebergewicht 
der  französischen  Litteratnr  stand  damals  noch  ausser  Frage.^)  Das 
ganze  13.  Jahrhundert  hindurch  hatte  man  in  Oberitalien  in  provenya- 
lischer  Sprache   die  Lyrik   der  Troubadours   nachgeahmt.     Dort  über- 


1 )  Vgl.  hierüber  die  unten  S.  3:n  Anni.  2  angetlihrten  Seliriften. 

2)  Dafür   giebt  jetzt  (iasparj',   (ieschiehte  der  italienischen  Literatur. 
Bd.  1.    Berlin  18b5,  Kapitel  2—9  die  ausreichendsten  Belege. 


326  Znr  Kcnntuiss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

setzte  man  nicht  bloss  die  französischen  Epen  und  Romane,  sondern 
schrieb  in  französischem  Idiom  Kitterdichtungen,  Prosaromane,  Kncy. 
elop&dieen,  Chroniken.  Das  war  denn  geradezu  eine  franco-italienische 
Litteratur,  aber  auch  wo  man  sich  der  eigenen  Landessprache  bediente, 
in  der  Novelle,  im  asketisch-moralischen  Tractat,  in  den  Sentenzen- 
sammlungen, in  den  Rhetoriken,  in  der  allegorisch-didaktischen  Dich- 
tung blieb  Überall  Frankreichs  Vorbild  mehr  oder  minder  bestimmend, 
und  nur  in  der  religiösen  Lyrik  des  heiligen  Franz  von  Assisi,  Jaco- 
pones  und  Honvesins  zeigt  sich  schon  im  V6.  Jahrhundert  der  poetische 
Genius  Italiens  in  seiner  Freiheit  und  hinreissenden  Grösse.  Dantes 
Comedia  verdunkelt  dann  iin  Laufe  des  14.  Jahrliunderts  nach  und 
nach  den  Ruhm  des  4ioman  de  la  Rose',  dessen  Manier  der  allegori- 
schen Vision  freilich  den  Sänger  der  *Vita  Nuova*  geleitet  hat,  und 
der  in  Uebersetznng ,  Nachbildung  wie  im  Original  allenthalben  in 
Italien  verbreitet  war,  aber  noch  Petrarca  empfahl  ihn  Guido  Gon- 
zaga  in  Mantua,  als  dieser  ihn  um  ein  gutes  Ruch  in  der  Volkssprache 
gebeten  hatte,  wenn  auch  mit  kühler  Zurückhaltung  (Körting,  Petrarcas 
Ijcben  und  Werke.  I^ipzig  1878,  S.  498  f.).  Petrarca,  der  Führer 
der  patriotischen  Partei  Italiens,  das  Haupt  der  Modernen,  hat  seinen 
Aufenthalt  zwischen  Avignon  und  Italien  getheilt.  Bei  seinem  Resuch 
von  Paris  lernte  er  1333  durch  den  Toscaner  Dionigi  da  Rorgo  San 
Sepolcro,  der  dort  an  der  Universität  docirte.  Augustin  kennen:  von 
ihm  erhielt  er  eine  schöne  Handschrift  der  Confessionen  in  kleinem 
Format,  die  er  fortan  wie  ein  Kleinod  immer  bei  sich  trug  (Körting 
B.  a.  0.  S.  9 1  f.). 

Zu  Paris  Allirt  der  damals  dort  ansässige  Italiener  den  durch- 
reisenden Landsmann  in  die  erhabene  Tiefsinnigkeit  der  gewaltigsten 
aller  christlichen  Philosophien  ein.  Und  das  war  keine  vereinzelte 
Liebhaberei  eines  Sonderlings,  sondern  nur  der  Ausdruck  der  allge- 
meinen Verehrung,  welche  dort  für  den  grossen  Afrikaner  gehegt 
wurde:  die  Erneuerung  des  Augustinismus,  welche  das  14.  und 
15.  Jahrhundert  brachte,  dogmengeschichtlich  ohne  Zweifel  der  wich- 
tigste Act  in  der  langen  Vorbereitung  der  Refoi*matiou,  während  des 
13.  Jahrhunderts  ausgehend  von  der  in  Italien  gegründeten  Eremiten- 
congregation  des  heiligen  Augustinus,  hat  innerhalb  dieser  an  der 
Pariser  Universitilt  ihre  Ausbildung  gefunden  durch  den  Römer  Aegi- 
dius  Columna  (Colonna)  >)  und  seine  Schüler,   die   zumeist  gleich  ihm 


1)  Aus  dem  alten  Adelsgcschlecht  der  Colonna  in  Rom,  Augustiner- 
Eremit.  Pariser  Doctor  der  Theologie,  Schüler  des  Thomas  von  Aquino, 
General  seines  Ordens,  Erzbisehof  von  Bourges,  f  i;tl5.  Uebcr  ihn  ausser 
Werners  Schrift:  Fabricius,  Bibliotheca  I^itina  mediae  et  infiuiae  aetatis. 
Florentiae  1858.  1,  PJf.;  Jourdain,  La  philosophie  de  Saint  Thomas  d'Aquin. 
Paris  iNoS.  2,  S.  Off.;  F.  X.  Kraiiss  in  der  Oesterreichischen  Viertcljahrs- 
schrift  für  katholische  Theolojyfie.  Wien  1 8()2.  1 ,  1  ff.  E.  Erdmann,  Gnmdriss 
der  Geschichte  der  Philosophie*.  Berlin  lb7S.  1,  204.  4.  Weitere  Litteratur 
bei  Budinszkv,  Die  Universität  Paris  und  tlie  Fremden  an  derselben  im 
Mittelalter.  Merlin  187G,  S.  170,  wo  überlmupt  die  bequemste  Uebersicht  des 
wissenschaftlichen  Verkehrs  zwischen  Italien  und  Paris  gegeben  ist. 


von  Konrad  Burdach.  327 

Italiener  von  Geburt  in  der  Metropole  der  französischen  Wissenschaft 
gelernt  und  j^elehrt  hatten  (Karl  Werner,  Dfe  Scholastik  des  späteren 
Mittelalters.  Bd.  3.  Wien  1883,  S.  9  ff.);  dazu  traten  am  königlichen 
Hof  von  Paris  die  für  Karl  den  Weisen  (1364 — 1380)  veranstalteten 
Uebersetzungen  Augustinischer  Werke  in  der  Landessprache  (Voigt, 
Wiederbelebung  2  2,  342).  Ftlr  die  Entwickelung  der  gesammteu  Re- 
naissance ist  aber  jene  in  Paris  vollzogene  Eioführting  Petrarcas  in  den 
Augustinismns  höchst  folgenreich  geworden.  Paris  hatte  in  der  That 
hinreichenden  Antheil  au  Petrarcas  Ausbildung,  um  ihm  im  Wetteifer 
mit  Rom  durch  den  Kanzler  der  Universität  den  Dichterlorbeer  an- 
bieten zu  dürfen. 

Wer  aber  könnte  besser  die  Vermählung  französischer  und  italie- 
nischer Cultur,  welche  dem  14.  Jahrhundert  den  Stempel  aufdrückte, 
zur  Anschauung  bringen  als  Boccaccio,  der  zweite  Lehrer  der  Re- 
naissance? In  Paris  geboren  als  das  Kind  der  flüchtigen  Liebe  eines 
Florentiners  zu  einer  französischen  Dame, ')  stellt  er  durch  sein  litte- 
rarisches Wirken  gerade  die  innigste,  vollendetste  Ehe  gallischer  und 
italienischer  Bildung  dar:  er  leitet  die  Schätze  der  französischen 
Fabliaux,  ihre  Stoffe  und  mehr  noch  ihre  graciös-geistvolle  Erzählungs- 
kunst ,  in  die  italienische  Prosa  seines  Decameron;  er  behandelt  die 
beliebten  Gegenstände  der  französischen  Romandichtung  in  nationalen 
italienischen  Versformen,  aber  er  bekennt  sich  als  Schüler  Dantes, 
dessen  Leben  er  beschreibt,  den  er  commeutirt,  über  den  er  Vor- 
lesungen hält,  er  wandelt  in  den  humanistischen  Pfaden  Petrarcas. 

Neben  Paris  und  den  führenden  Städten  Italiens  hat  Avignon 
im  Zeitalter  Petrarcas  die  wichtigste  Rolle  gespielt. 

Avignon  in  der  Grafschaft  Provence  gelegen,  die  als  ein  Theil 
des  Königreichs  Arelate  formell  unter  der  Lehnshoheit  des  deutschen 
Reichs,  thatsächlich  unter  der  Herrschaft  des  Königs  von  Neapel  (bis 
1343)  stand,  ist  während  des  14.  Jahrhunderts  eine  Art  Weltmarkt 
auf  dem  Gebiete  des  geistigen  Lebens.  Hier  hatten  kunstsinnige  und 
gelehrte  Päbste,  Johann  XXII. ,  Benedict  XII. ,  Clemens  VI. ,  Urban  V.« 
durch  dier  Beförderung  der  beiden  dortigen  Geueralstudien  und  durch 
prunkvolle  Bauten,  zu  deren  malerischer  Ausschmückung  Meister  wie 
der  Sienese  Simone  Martini ')  herbeigezogen  wurden.  Bedeutendes 
geleistet  und  in  mancher  Beziehung  die  Renaissance  vorbereitet.  An 
ihrem  Hofe  bestand  eine  grossartige  Bibliothek,  die  immermehr  an- 
wuchs und  systematisch  inventarisirt  ward  (Gottlieb,  lieber  mittelalter- 


1)  V.  Crcscmi,    Contributo    agli   studi   sul   Boccaccio.     Torino    1887 
S.  1-44.  ' 

2)  Vgl.  über  ihn  Crowe  und  Cavalcasclle ,  Geschichte  der  italienischcu 
Malerei.  Deutsche  Ausgabe  von  Jordan.  Leipzig  JbH9.  2,  261  ff.  Die 
neueste  italienische  Ausgabe  ist  mir  nicht  zugänglich.  Ueber  die  Kirnst  in 
Avignon  die  Aufsätze  von  Mlintz,  Gazette  archeologique  ».»,  98  ff.  10,  3'.r^  ff. 
il,  202  ff.  257  ff.  12,  104  ff.  298  ff.  13,  21  ff.,  von  demselben  auch  *Le  pahiis 
poutificjil  de  Sorgues*  und  *Les  peintures  de  Simone  Marthii  ii  Avignon'  in 
den  Mcnioires  de  hi  societe  nationale  des  antiquaires  de  France.  Tome  45 
(5.  Serie.    Tome  5).     J884,  S.  17  ff.  07  ff. 


328  Zur  Kenutiiixn  altiloiilHi'hcr  Iliuidfirlirifton  vtc. 

liehe  Uiblütthikoii.  U-xpxx«;  18ft0,  Kv.  (iHl— 37).')  Hier  lu-rrM-li 
lebhafte  Htiidsdirittcufttbrikiitiiiti ,  Huriite  die  llluiiiiiiivkiiiiKt. -, 
bllllite  die  Juritiprudenz.  Hier  ffediehen  auf  E;ricetiii;eli-»mbiselier 
lafte  nutiirwissenpelinftlicli'iiiediriiiiiicliu  Ktudiuii,  die  nnztire<p-u  d 
Ensninmenwirkk':  die  ptilitiBcIie  Vertiin<lun<!  mit  dem  Ki>iii>;i'eieb  i 
wo  nnter  de»  Murmaiiiien,  uuter  den  Ktnulern  Kriedrieli  11.  iiii' 
fri'd,  nnter  Karl  von  Aqjou  eine  vullkoDiini-it  otpiniMrIe  IJel 
Dnpitbiiti<;keit  j^eehisulic  und  ai-jibiüi-lie  Werke  der  pliilnsopl 
ustrolujtiitcben ,  niediciiiiiielieii ,  aber  ani'li  der  UiilorIialliini;sli1 
Tractjite  wie  ftmasc  Kneyelopiidien ,  vnr  nlk-iii  Aristoteles  nvl 
nrnbitielien  l'oniiiieiitiircn  und  dns  Wcltfalielbueli  Kiilila)!  und  j 
dem  Abcndlandü  üufllbrlo  ([lartwij;.  Die  IJeborsetzuni^iitleratnr 
itKÜeua  in  der  iiorninniiini'li-KtanfiscIien  Kpoclie.  Alf  Manoscr 
drnckl.  Ijeipziju:  188(>);  die  Nähe  vun  Spanien,  wo  gri(«hisch-ar 
WtärtensclmfC  sicli  von  alter  Zeit  erhailen  hatte;  die  kircblich-poli 
Iteziehunt.'en  zu  Hyzanz,  welehe  den  ('jdahresen  llarlanm  13; 
I34il  nach  der  pitbEtlichen  Kesidciiz  rieten,  wo  er  i'etrnrt 
Griechixeli  beibraehte.  l>ic  jrrusse  von  Juliann  XXII.  »n};eregti 
pilation  auB  giiechisch-arat)iächcn  nicdiciniüch  •  naturwiDsenseha 
Hcliriften  'Lumen  animae',  die  oben  8.  19  tT.,  146  und  Anm.  ( 
wnrde,  ßfewillirt  einen  ^ten  Einliliek  in  die  M.idbc  rohen  Stuffcs, 
dort  damals  ans  helleniduher  und  nrientaliflcher  Itildung  in  di 
Flleher  der  kirclilichen  8eliola»tik  zusnmnien;;ekarrt  war.  Ke 
nur  noch  der  ^nialß  ritimethcuf ,  der  ihm  die  feuri};e  See 
menschliehe  Gestalt  schuf,  und  er  lieas  nicht  lan^c  auf  sich 
In  dem  VerhUltniss  l'elrureas  zu  seinem  vateriicheu  Freunde  Hii 
Snperanzio  (oder  8omnzio)i  einem  f^reisen  Juristen  zu  Avignou  ( 
tinir  a.  a.  0.  8.  87),  zei^  Bieli  förmlich  symiioliäcli,  wie  iiera. 
aus  der  mittelalterlichen  Well  lcit<c  und  unvermerkt  die  Kenn 
Mich  IdsIOscu  konnte.  Uainioudo  kannte  und  liebte  von  antiken  . 
ittellein  nur  den  Livius,  die  tlbrigen  verachtete  er,  aber  er  hntf 
eine  Bibliothek  zusammengebracht,  in  der  sich  anch  noch  : 
andere  befanden:  sie  stellte  er  Petrarca  zu  treier  Verfllguii 
schenkte  ihm  daraus  Schriften  Varros  und  Cicero«,  untor  diesei 
dessen  spjlter  verloren  (;<'t!an|;eneB  Ituch  flbcT  den  Ruhm.  1>< 
verwalirte  daü  tote  stumme  Material ,  kalt  und  ohne  tieferes  In 
der  jnnjre  Petrarca  hnnchtu  i)im  heben  ein,  und  fUhrle  die 
erstandenen  Ucieter,   an   deren  Stimme   er  sieh  hcrauschte     hii 


I)  Nach  linttliebs  Ilcincrkini|;  „erselieint  Iiicr  zum  ersten  Mni  eil 
lii^lie  Bililioilu'k  mit  dem  Kesanimteii  dazu  geli<iri)n'a  A|i]iaTat'.  l)ie 
liciie  ViToieliriiii^  di-r  iiiil>stlielii-u  llUeliersamuiliiHK  luHsen  die  von  il 
zi-Ie.hiieteii  Inventare  Hehr  ^it  verfolgen. 

i)  In  den  Jahren  I.'IHS- 1  :t-l5  kaufte  der  l'rucurator  de«  llai 
Hathea  zn  AviKnon  eine  Anuihl  juriMtiHelier  WiMrke  (lAppeubLTf;  in 
(.IvlllKtiM-lieni  Nafcaun  tt,  2Mi  R'.).  Uelier  die  llluHtTnlUiuni  jtfilwtlkOiPr 
den,  die  durch  fccwerlinmässi^fe,  von  iler  C-nrle  ant^tth'llte  jllnnilnati 
geffHiirl  wurden,  ».  Sordliotf  in  v.  Lülicrs  Areliival.  /eltseliTifl  fl,   H2 


/ 


y 


von  Konrad  Burdach.  329 

die  weite  Welt  als  die  grossen  Ahnherren  einer  reineren,  freieren  Auf- 
fassnng  des  Menschen. 

Die  avip^nonisclie  Cultnr  in  ihrer  eigenartigen  Mischung  mittel- 
alterlicher und  die  Renaissance  ankflndigender  Elemente  wetteiferte 
mit  der  von  Paris,  und  soweit  das  wissenschaftliche  Leben  in  Betracht 
kommt,  anch  mit  den  durch  ihre  Rechtsschulen  ausgezeichneten  Uni- 
versitäten in  Orleans  und  Toulouse,  der  durch  medicinisches  Studium 
bertthmten  Hochschule  von  Montpellier. 

Avignon,  Paris,  Bologna  und  Oxford  sind  die  gi'ossen  Culturherde 
der  damaligen  Welt.  Und  Böhmen,  insbesondere  Prag  empfängt  von 
ihnen  allen  direct.  wie  keine  zweite  Gegend  in  Deutschland  zu  jener 
Zeit;  von  Oxford  freilich,  in  stärkerem  Masse  wenigstens,  erst  nach 
Karls  IV.  Tod. 

Verweilen  wir  bei  dem,  was  uns  hier  am  meisten  intcressirt : 
Hand  Schriften  wesen,  Kunst,  Litteratur. 

Schon  1292  erwarben  die  Aebto  der  böhmischen  Cistercienser- 
klöster  Waldsassen,  Sedlec,  Königsaal')  ftlr  200  Mark  Silbers,  die 
König  Wenzel  II.  dazu  geschenkt  hatte,  in  Paris  eine  Menge  Hand- 
schriften (Fontes  remni  austriacarum.  Scriptores  8,  117f;  Horfifka, 
Die  Kunstthätigkeit  in  Prag  zur  Zeit  Karls  IV.  Jahresbericht  des 
deutschen  Staat.sgymnasiums  von  Prag -Altstadt  1882 — 83,  S.  3f;  Neu- 
wirth,  Geschichte  der  christlichen  Kunst  in  Böhmen  bis  zum  Aussterben 
der  Premysliden.  Prag  1888,  S.  331.  439  f.)  Für  das  Grabmal  Wen- 
zels n.  (f  1305)  lieferte  Meister  Johann  von  Brabant  die  aus  Erz 
gegossene  Bildsäule  (Fontes  rerum  austriacainm.  Script.  8,  204),  und 
häufigem  Reisen  der  Cistercienseräbte  zu  den  Generalcapiteln  des  Ordens 
nach  Citeaux  unterhielten  in  den  Klöstern  dieses  Ordens,  der  in  Deutsch- 
land weit  verbreitet  und  der  mächtigste  Förderer  deutscher  Cultur  war, 
die  Beziehung  zu  Frankreich.  Peter  von  Zittau,  seit  1316  Abt  von 
Königsaal,  der  treffliche  Geschichtschreiber  des  Zeitalters  Wenzels  11. 
und  Heinrichs  VII.,  hatte  auf  Reisen  Trier,  Paris,  Dijon,  Clairvaux  be- 
sucht und  stand  mit  dem  Procurator  der  Cistercienser  am  päbstlichen 
Hofe  zu  Avignon  in  Correspondenz  (Heidemann,  Forschungen  zur  deut- 
schen Geschichte  9,  475;  im  Uebrigen  vgl.  über  ihn  Lorenz,  Geschichts- 
quellen ='  1,  292  ff.).  So  ahmten  denn  schon  damals  die  Cistercienser 
Böhmens  in  ihren  Kirchen-  und  Kapellenbauten  französische  Muster 
nach  (Neuwirth  a.a.O.  382.  383.  386  f.).  Der  Prager  Bischof  Jo- 
hann IV.  von  Drazic  (1301 — 1343),  der  zweimal  und  zwar  Jahre- 
lang sich  in  Avignon  aufliielt,  hatte  vom  päbstlichen  Hof  ein  schön 
geschriebenes  durch  Miniaturen  geziertes  Glaubensbekenntniss  mit- 
gebracht, nach  französischem  Muster  die  Hausksipelle  wie  den  Speise- 
saal der  neu  erbauten  bischöflichen  Residenz  mit  Wandmalereien 
schmücken  lassen  und  Meister  Wilhelm  aus  Avignon  zum  Bau  einer 

1)  Uiiziigiinglich  ist  mir  der  Aufsatz  von  Max  Millauer,  Die  ursprüng- 
liche Bibliothek  von  Königsaal:  Zeitschrift  des  königlichen  böhniiselien  Mu- 
seuuis  II,  1,  8.  :<87tr.  (IS2H). 

VIII.    7.  u.  8.  23 


^T^r^  KI«vftr*T  ra  FV^aü^n  rerrlnti*»^:  kar-^.  EI>ah«fti.  K^rfe  IT.  Matter. 
<i>  ^(n^  r^Ji«»iiH!kjft  für  KI*  «iteTTriüiimtrvMi  mii  Baocea  feste  mad 
ftifrir  l>i!<j«;*^  ♦aaas*»-lT»^ .  ^sriiVi:  t- a  iviuna  Wit  «ae  Bit  Edel- 
^uiiu^ii  r^^ehrnft^-ktr  »j*  !«iplarre  H^nr-tHtA  a.  a.  O.  S.  7l  A*?  ArisBOB 
k!*t  mt^  Joiuaa  t<  a  Lii^«*iii^»4irr  aa^k  •i:«>>  M'jiiarBrkuhi&ekrift  de$  *Sehp- 
tam  «api»-r  ap«'.eaI}pNTn.'  ca^'h  B*''kai<Mi  s^^k'-iiuiii^m  lim  der  BOiliodiek 
Aß!^.  Fraz^r  I>'/Qirapit#^L»  ■.  «i^r*^  pk<:&>litb  Trapiiiaelife  T»>a  Fnad  besorg 
Aa:*^«^  >K  n^ks  aaf»  «^\z^t^.^  An-^kaoma;!  k<^ane  •tff^k^ber.  Die  Kaas4 
d^  Mitt*^lalt.>r*  la  B^/km-o.  3.  Tk^^ü.  Wi^a  I'^TT.  >.  äSt  Ab  Karf  IV, 
a//ek  Mark?raf  7«q  Mlkr^iL.  for  «^in«^a  Vater  J«^kaaa  1333  die  Reseat- 
^^kaft  in  J^'hxrQ  antrat.  I:e«*  er  aaf  dem  Hrad^kia  eme  {nektuire 
Borz  aaek  ^em  V.rbild  der  Ke!>fd«>az  der  £raa2i^^i»&«ekeB  Kosi^.  dem 
I>>avTe.  srew^^s»  darrk  fraaz^VL^ek«*  MeL^ter  aaffakren.  die  leider  später 
^^Dzliek  TLt-xA^tTX  w<^.r«iea  i^t  «Ckrnik  d^T?  Fraax  tmq  Praf:  3.  1.  bei 
FelzeI-I>ihro«-k>.  Seripti-re^  reram  r«  kemiearam  i.  ISlL  Aa? 
A?i{^«ia  wardf  1344  v.-n  Karl  der  »rr-tr  rVaser  LK>m(»aamet!4er  Mal- 
tkia»  TOB  Arra*  Wrafen.  and  da.*  >ekl««^  Kari^eia.  seiB  Werk, 
jiteht  in  A*ix  arekit»-kt«>ni-eken  Anlajre  drm  Pala>t  drr  Päbc>te  ia  Atisbi« 
^anz  nahe  iGraef^-r  a.  a.  O.  3.  »>5.  72.>  Rinea  Jokaaaes  Gallieas. 
der  nofsr'»idjMrkmied  e:«'we^n  za  ^tn  •^b^-int.  nennt  da^  Baek  der  1348 
$re$Tfindeten  IVa?er  Malerzeehe  ( WMitmann  and  PamrerL  Qaelleasekriftea 
für  Koait^e^hiehte  13.  37  ond  Anm.  212i.  In  den  bertkmtea  Waad- 
bildern  de^»  Kr^-nz^anire*  im  Kln-tfr  Flman«  zo  l*nwr.  einer  «renuilten 
ArmenhiU-I.  dif-  .Sehnaa-e  mit  der  Sehule  r;iMU«»s  in  Verbiodnn?  hrin^n 
wollt*-.  find»-t  Wiiltmann  la.  a.  i^».  >.  47)  und  Janit^ehek  iGesehicbte  der 
deutschen  Mah-rfi  S.  205)  mit  viel  mehr  Wahrsebeinliehkeit  Anklän<:e 
an  .Simone  Martini,  dt-r.  wie  eb»*n  erwähnt  wunle.  za  Avi«riii»n  im 
Dien.-te  d**?*  päl*j»tli*-h»-n  Hofe.*  gelebt  hatt»*.  Allsremein  bekannt  ist 
da.-?»  die  be>t»*n  HiM»*rhand-elirift**n  drr  Karolinischen  Zeit  wie  der 
VV«-nzelr»  vi*'If;ich  Verwandt.-chaft  mit  der  irlricbzritiiren  französischen 
llluminirktin.-t  zei;^fn.  zumal   in  Ai^x  Aiiwendoni:  der  *dr01eries'.*)     Die 

1;  Aii.H*«<-r  den  I»arst*-llunp-n  in  den  t»ekanDten  Kirnst «rt*sehiehten  von 
Kuj^ler,  .S'liniia>e .  Woltmann.  J:init>«)irk .  deui  ol»«-n  anjrefiihrten  Bneh  von 
(Jrneber.  den  S.  \^  eitirten  Auf>ätz<n  Wtiltmanns  vjrl.  Nenwirth.  Datirte 
}»ilderliandsehriften  r»sterT»-ieliiseh»T  Kl«»^terl>iMiMtheken.  SitznnpslH^riehte  der 
Wiener  AkiMlemie.  I'hii.-histor.  (  i:L**se  I*»***!.  S.  l«»'.».  :»•-•**  ff.  lio!»  und  Kepertor 
f.  Kunstwiss.  *»,  :,»» flf,  I)ie  eeehiselu'n  FäUehun^en  von  Künstlernamen  in  den 
böhmischen  Hilderhandsehriften.  dii*  in  der  älteren  Utteratur  noeh  spnken 
und  7..  H.  aneh  in  der  letzten  Hearbeitunj^  von  Sehnaases  Wert  noch  nicht 
eliniinirt  sind,  liat  Wriltnmnn  InT*»  in  einem  zu  Tra^  jrehaltenen  Vortrag  (ab- 
(^edniekt  als:  Oeutsehe  Kunst  in  Pni*r.  I.eipzijr.  Seemann  1^77.  S.  15.  3t» 
Anm.  'i)  und  in  dem  friilnT  erwähnten  Aufsatz  ( Kepertor.  f.  Kunstw.  2,  1  ff.) 
aulj^edeekt,  verjrelilich  leider  n«M-h  für  das  .sorhen  ersehienene  dilettantische, 
aber  sehön  ausjrestattete  Hueh  von  L.  v.  Kobell.  Kunstvolle  Miniaturen  und 
Initialen  aus  lland.sehrilten  d«-s  4.  H',.  Jahrhunderts  uHt  besonderer  Beriiek- 
MiehtipTun^j^  d«T  in  der  Hof-  und  St;uitsbihliothek  befindliehen  Manuscripte. 
Miinehen  ISO(». 


von  KoDrad  Burdach.  331 

Vorlap^e  für  das  schöne  Pontificale  Alberts  von  Sternberg^  von 
1376  (im  Prämonstratenserstift  Strahow  zu  Prag)  scheint  z.  B.  eine 
aus  Frankreich  nach  Böhmen  gebrachte  Ilandschrift  gewesen  zu  sein; 
eine  Handschrift  der  Historia  Ilierosolvmitana  des  Thaddaeus  von 
Messina  (1291)  kaufte  nach  einer  sich  darin  findenden  Eintragung  der 
Protonotar  Karls  IV.  Nicolaus  von  Kremsier,  der  1354 — 1362  in 
der  Kanzlei  nachweisbar,  als  ernannter  Bischof  von  Leitomischl  am 
6.  August  1364  starb  (Frind,  Kirchengeschichte  Böhmens  2,  114),  am 
24.  October  1362  zu  Avignon  (Balbinus,  Bohcmia  docta  3,  103;  Fried- 
jung  a.  a.  0.  S.  237). 

Welche  Rolle  im  15.  Jahrhundert  die  systematische  Anlage  von 
Bibliotheken  gespielt  hat  und  wie  sie  zu  einem  Lebensnerv  der 
Renaissance,  zur  Basis  für  die  neu  erstehende  Philologie  geworden  ist, 
weiss  Jedermann.  Aber  diese  neue  Leidenschaft  hebt  schon  während  des 
14.  Jahrhunderts  fast  in  allen  Ländern  Europas  an,  und  überall  zumeist 
in  den  Kreisen,  die  dem  Humanismus  vorarbeiteten  oder  sich  sogar 
zu  ihm  bekannten.  Auch  hierin  wieder  giebt  Frankreich  und  Burgund, 
insbesondere  der  königliche  und  päbstliche  Hof  in  Paris  und  Avignon,^) 
giebt  Italien  Beispiel  und  Anregung.  Am  frühesten  nimmt  an  dieser 
Liebhaberei  England  Theil,  und  abermals  ist  Avignon  der  Einigungs- 
punkt: dort  trifft  1330  oder  1333  der  älteste  englische  Vorläufer  des 
llunianisums  und  eifrige  Büchersammler  Richard  Anngerville  aus 
Burv  St.  Edmunds  in  Suffolk,  der  Verfasser  des  humanistisch  auge- 
hauchten 'Philobiblon\  der  Lobredner  der  hellenischen  Sprache  und 
Litteratur,  der  Urheber  der  grossen  Oxforder  Bibliothek,  mit  Petrarca 
zusammen  (Voigt,  Wiederbelebung 2  2,  251;  L.  Geiger,  Petrarka. 
Leipzig  1874,  S.  60  f.  265  f.  Anm.  12;  The  Philobiblon  of  Richard 
de  Bury.  Edited  and  translated  by  Ernest  C.  Thomas.  London  1888, 
S.  XI  ff.)  Dann  folgt  Deutschland,  und  hier  zuerst  wieder  Böhmen, 
besonders  Prag.  Endlich  sind  die  Niederlande  zu  nennen:  Gerrit  de 
(Jroote,  der  Stifter  der  Brüderschaft  vom  gemeinen  Leben,  die  später 
in  Deutschland  so  eifrig  zur  En-iclitung  und  Vermehrung  von  Bücher- 
samnilungen  (s.  oben  S.  10)  und  zur  Anbahnung  humanistischer  Studien 
gewirkt  hat,  studirte  drei  Jahre  in  Paris  (seit  1355),  wo  er  Hand- 
schriften zu  kaufen  und  abzuschreiben  begann :  er  hält  sich  dann  nach 
der  gewöhnlichen  Annahme,  die  allerdings  keiner  unbedingt  sichere 
(jcwähr  hat,  um  1360  in  Prag  auf,  und  auch  er  kommt  (1365  oder 
1366)  als  Träger  einer  Mission  an  Pabst  Urban  V  im  Auftrag  der  Stadt 
Deventer  nach  Avignon  (Hirsche  in  Herzogs  Röalencyclopädie  für  pro- 
test.  Theologie.  2.  Ausgabe.  2,  680  ff.;  van  Slee,  Ali^,  D.  Biogi*.  9, 
730  ff.;  Alberdingk  Thijm  in  Wetzers  und  Weites  Kircheulexicon. 
2.  Aufl.  5,   1286  fr.). 

1)  Im  Auftrag  Ludwigs  IX.  (s.  oben  S.  IS)  durchsuchte  Vinccntius 
Bclh)vac(Misis  die  Klöster  des  Reiclics  nach  alten  und  werthvollen  Hand- 
seliritton,  damit  sie  abgeschrieben  und  in  der  königlichen  Schatzkammer  auf- 
bewahrt werden  könnten  (Wattenbach,  Schriftweseu*,  S.  501  f.).  Ueber  die 
päbstliche  Bibliothek  in  Avignon  s.  oben  S.  327  f. 

23* 


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in  'i-^r.*r.  -7  Li-rkt  laisL^r  cii:  rr;r.<:t  Waff-ri.  iäs-.ofle  c-i  :n-7 
«Jm  Kfirzt:?*:.  z-i.  hal'r/  in  Praj  cn-i  Lai-'  in  Par!-  zc  II;ni"- 
l^hwr  (i—  TI.'rua-  .-riltty.  .;-rc  rr  ari7TU-*.  :':7  1  «Ken  iii  •iT7r=  .>l' 
10  *«hr*!!'>»'D.  -ien".  V'ytT-i'-.rniaT'.r  Matthia?  v.  a  Jan' "■  uti-r-Trh-rn-i 
K"nra4  v..d  W3|.!h:in..-n.  .M.i:--  v.  n  Krrniitr  nr.i  J  L:.:.n  Hgj  -r-w 
bi«  ao  -^in  Kr.ii^  <!:■;  rfl::.':"-^n  WV;h-n  v-rS'^hmiheC'i .  <iie  < 
Df;hin«n  v<-rjif!;rhtrt  K-fX'rjrEi  wärr.  <ir7  FilLrrr  ■3ir7  n.ir::na!-.-..7f]; 
It^w^pifi'.'  iir<i  iü-'-frn:  -ir.  BaLDl<rr<-lier  ■!—  Hoüir-ftthcc:- . 
«itir>Ti-l  -*:;ii—  nonilii^rn  L->j':c-  rri'h-  r.ii.liT*'hä*ze  1;— -aa 
4it  -T  in  "rin-rm  Tiir-:ar[.f>Dt  v..m  1.  Mutz  I3?S  tleai  K 
KitniifTc  v-7;j.!ii'[i''-  il^-?nti.  Arcli-.v  für  -trirrioh.  licj.-hioL:. 
i04ff  27--.  ff.  M:tth":iliit-.n  .i—  Wr^Jn-  ftir  -jir  iie-clji.-h:e  d.-r 
•■t:h>:n  in  I{.).n.-ti  17.  >.  il^iSff.  I'aj  M-i-te  »inJ  an*  Frsnl 
itoiiim':n.  «:in<:n  Tli-il  Imt  -r  aVtr  in  Kr.L'laml  t:w-rr.»-nr  .-:n^  I 
»fhrift  it-M'-ri  tU  -iiain;"  t,..ii..-  war  v..r  ihm  -n:  It^-iiz  .u-  Krzt.i; 
KJchiird  v..rt  Armai-Ii.  E'riiii.i-  v.-d  Irlan^i.  Kfi«-  ält.-rtn  Z-ir::.r 
Wi^lif-  nn.i  O^LitiT-  .It  K-tirlicü^li^  «v;;!.  I^chl.r.  J-hanp 
Wirlit  1.  älTff  11.  ii.;  l^-.nli.  Minli.ilun::.!!  .Ic*  \\-r-:iis  n. 
a;*,  aft2  f.i. 

I1  I!.i..-i  '.-..(;  W-irui'ilil  MTijft-rr*  ri-nim  Nihrmii-annii  <  il  ] 
rhiliP'-^'-kv.  'I«r.iii>  II  l'n>iRi>-  'T^l.  ri.4'^,:  -l'^.K'iu  T.nip.T.'  li. 
liBiXT.-if..r  .  .  ■■■.jiijawiir  jiM  <  iiiüM-  ■-■■kiiiHi  i-r  XIV.  v..]iiii<ii!3  lil. 
.<icn>;  n.'-n!":««--  *t  Jiiri.-  '■ai.<>iil<-i  jh-  alianmi  artlmi:  liV-rAliitin  ,.1 
fiiiriaiit  v.-i,.:M,>.U.-  iii^im.ria-  l>-.ii.liii  WIll,.-lim.  WvtuA  Wi,..:..r:i.U-n-r 
ann«  .1-Iiiii«i.  -in..^  i'l.m  "<  .\vrm..n.-  .t  in  allN  -üvt  r>is  »Mt  ii.i  i 
rlhun  i:il>'i  iiii'liF  liliir-  in  I  m■k^-i>■lI  ^  (-■■iij[ii>nsvi-riT  .  Wunnu  sich 
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gK\,>-\ft-ii    Kin-1i>:iii:'-i'-)>i<-liri:  l;.">liiucu>  2.  \W}  uth-.  i,-|i  [liiht. 


von  Konrad  Bnrdach.  333 

Balil  nach  der  Gründung  der  Prager  Universität  strömte  dort 
offenbar  eine  Masse  Handschriften  aus  allen  europäischen  Culturländern 
zusammen.  Wie  in  Paris,  Bologna  (Kirchhoff,  Die  Handschriftenhändler 
des  Mittelalters.  2.  Ausg.  Leipzig  1853),  Avignon  (Deoifle,  Universi- 
täten 1,  358),  gab  es  auch  hier  Mibrarii*,  Handschnftenhändler,  nnd  in 
ihrem  Dienst  eine  Menge  von  Illuminatoren  und  Schreibern  (Tomek,  Ge- 
schichte der  Prager  Universität.  Prag  1849,  S.  41f.;  Hanslik,  Ge- 
schic  lite  und  Beschreibung  der  Prager  Universitätsbibliothek.  Prag  1851, 
S.  24.  32).  Besonders  aber  schrieben  natürlich  die  Scholaren  selbst, 
die  nach  des  Benes  von  Wcitmtthl  glaubhsifter  Aussage  aus  aller  Herren 
Länder,  zumal  aus  England,  Frankreich,  Oberitalien  gekommen  waren 
(I)enifle,  Universitäten  1,  600),  Bücher  ab,  zum  Theil  um  sich  ihren  Unter- 
halt zu  verdienen  und  den  ^pastus'  (Honorar)  für  die  Vorlesungen  zu  er- 
schwingen. Viele,  die  auswärts  studirt  hatten,  brachten  auf  ansländi- 
scheu  Universitäten  angefertigte  Codices  mit.  So  enthält  Schuttes  Ver- 
zeich niss  canonisti.scher  Handschriften  der  Prager  Bibliotheken  (Abhand- 
lungen der  böhmischen  Akademie  6.  Folge.  Bd.  2)  mehrere  Nach- 
weise von  Büchern,  die  deutsche  Studenten  aus  Böhmen  in  Padua, 
Prag  und  anderen  Universitätsstädten  geschrieben  haben.  Die  in  Prag 
docirenden  deutschen  Professoren  hatten  wohl  so  ziemlich  alle  ihre 
wissenschaftliche  Bildung  im  Ausland,  sei  es  in  Frankreich,  auf  italie- 
nischen Universitäten,  in  Oxford,  erworben  oder  doch  wenigstens  ver- 
mehrt. Sie  alle  importirten  natürlich  auch  auswärtige  Handschriften. 
Nicht  andei*s  die  in  Prag  weilenden  italienischen  Gelehrten:  der  Ge- 
schichtschreiber und  Kosmogi'aph  Johann  Marignola  (Friedjung  a.  a.  0. 
S.  218  ff.);  der  dort  docirende  Doctor  der  Decrete  aus  Bologna,  sei  es 
nun,  dass  er,  wie  Denifle  meint  (Die  Universitäten  1,  592  und  Anm. 
1516),  identisch  ist  mit  dem  1355  in  Karls  Supplik  angeführten  *Ludo- 
vicus  d.  s.  Laurentio  de  Padua  decretorum  doctor*  oder  dass  We- 
runskys  Vermuthung  (s.  oben  S.  163  Anm.)  zutrifH;  der  Mediciner  Ma- 
gister Balthasar  de  Tuscia  (Denifle  a.  a.  0.  S.  589),  der  Jurist  Ubertus 
de  Lampugnano  (s.  oben  S.  163  Anm.).  Die  Capitelsbibliothek  zu  St. 
Veit  in  Prag  besitzt  einen  so  grossen  Schatz  juristisch -canonistischer 
Ijitteratur  des  13.  14.  15.  Jahrhunderts,  insbesondere  casuistischer  Rich- 
tung, wie  keine  zweite  ähnliche  (Schulte,  Die  canonistischen  Hand- 
schriften 8.  4),  und  ohne  Zweifel  ist  das  Meiste  davon  in  dem  letzten 
Drittel  des  14.  Jahrhunderts  erworben. 

Die  grösste  und  älteste  deutsche  Gelehrtenbibliothek,  die  des 
Araplonius  Katinck,  ist  in  Prag,  wenn  auch  nicht  begi'ündet,  so 
doch  in  ihrem  Bestände  sehr  wesentlich  vermehrt  worden.  Aus  den 
Händen  von  Prager  Universitätslehrern  hat  Amplonius  dort  eine  An- 
zahl kostbarer  Handschriften  des  Galen,  Aristoteles,  Thomas  v.  Aquino, 
einige  mit  prächtigen  Illuminationen,  um  1385  erworben,  und  diese 
Handschriften  stammen  zum  Theil  aus  Frankreich  und  England  (Schnm, 
Beschreibendes  Verzeichniss  der  Amplonianischen  Handschrifteusamm- 
lung  zu  Erfurt.   Berlin   1887,  S.  VIII  ff.). 

Amplonius  zeigt  überhaupt  höchst  anschaulich  dnrch  seine  Lebens- 


334  Zur  Kcnutniss  altdeutscher  Uandächriften  etc. 

wego  und  die  Zusammensetzung  seiner  Bibliothek,  über  deren  Herkunft 
Schum  a.  a.  0.  S.  XIV.  XV.  XIX.  987  ff.  werthvolle  Nachweise  giebt, 
welche  Strassen  die  geistige  Cultur  während  des  14.  Jahrhunderts  in 
Deutschland  gezogen  ist.  Niederländer  von  Geburt,  auf  den  Schulen 
zu  Soest  und  Osnabrück  vorgebildet,  auf  den  Universitäten  Prag  und 
Köln ,  vorübergehend  auch  in  Erfurt  und  Wien ,  sowie  vielleicht  auf 
ausländischen  lernend  und  lehrend,  den  Umkreis  damaligen  Wissens 
mit  Ausschluss  der  Jurisprudenz  durchmessend,  indem  er  von  den 
Artes  zur  Medicin  und  schliesslich  zur  Theologie  vordringt,  bringt  er 
seine  Rüchersammlung  durch  Kauf  einzelner  Werke  und  kleinerer 
Bibliotheken  und  durch  methodische  Abschrift  eigener  Hand  und  an- 
gestellter Schreiber  zusammen,  wobei  ihm  Prag,  Köln,')  Brügge,  da- 
neben das  Ausland  (Frankreich,  Italien,  England)  den  meisten  Zuwachs 
liefern,  und  nach  längerem  Umherziehen  endlich  in  Erfurt  zur  Ruhe 
kommend,  stiftet  er  1412  dort  das  Collegium,  dem  er  seinen  Schatz 
vermacht.  Man  sieht:  an  der  östlichen  und  nordwestlichen'Periphcrie 
Deutschlands  erworben*^,  nrt  ausländischen,  internationalen  Einflüssen 
durchtränkte  Bildung  wird  im  Östlichen  Mitteldeutschland  fixirt 
und  weiter  vererbt.  Es  ist  der  Zug  der  Cultur,  welchen  Karls  IV. 
Politik  sei  es  angeregt  sei  es  zum  Ausdruck  gebracht  hatte  (vgl.  oben 
8.  149  ff.). 

Der  Kern  aller  dieser  auf  und  für  Uni vei^si täten  veranstalteten 
Sammlungen  ist  die  theologische,  streng  kirchliche  Litteratur.  Nach 
Karls  IV.  Tod,  seit  der  Vermählung  seiner  Tochter  Anna  mit  König 
Kichard  II.  von  Enghind  (1382)  gewann  der  englische  Einflnss 
grössere  Kraft,  die  sich  bis  in  die  Ilussitenzeit  noch  steigerte,  und  er 
warf  dann  auch  eine  bedeutende  Menge  wiclifitischer  Litteratur  an 
die  Moldau  (Loserth,  Hus  und  Wiclif  S.  78  ff.).  Dies  lehrt  ein  Vergleich 
des  ^  Registrum  librorum'  aus  dem  letzten  Drittel  des  14.  Jahrhundert« 
(Pergamentblatt  des  böhmischen  Museums  in  Prag),  das  man  nach 
einer  neueren  Aufschrift  für  einen  Katalog  der  Bücherei  des  Colle- 
gium Carolinum  angesehen  hat  (Serapeum  1 1  [1850].  Intelligenzblatt 
S.  58  ff.  72  ff.;  Ilanslik,  Geschichte  und  Beschreibung  der  Präger  Uni- 
versitätsbibliothek S.  18  ff.;  üottlieb  a.  a.  0.  Nr.  156) '-i),  mit  dem  ältesten 
authentischen  Katal(»g  der  Prager  Universitätsbibliothek  (Loserth,  Mit- 
theilungen des  Instituts  für  Österreich.  Geschichte  11,  301  ff.;  Ilistor. 
Zeitschr.  53,  59).  Jenes  'Registinim'  enthält  von  englischer  Heform- 
litteratur  erst  die  Summa  des  Thomas  von  Bradwardin,  der  spätere 
Katalog    dagegen    eine    ganze    Menge    Schriften    Wiclifs    und    seiner 


1)  Mit  Kerbt  nennt  Schum  a.  a.  (>.  S.  XV  Ki*an  don  Mittelpunkt  eines 
gewissen  internationalen  Buch-  imd  riandschriftonhandcls :  es  war  die  Eingangs- 
l)forte  flir  flandriscli-burgundischc,  französische  und  niederländisch-englische 
Cultur.  Soit  dem  Ende  dos  14.  Jahrhundorts  spiegelt  das  besonders  Kölns 
Kunstlebon  wieder.  Köln  liefert  auch  filr  den  rragor  Dombau  einen  beson- 
ders starken  Zuzug  von  Steinmetzen  (Neuwirtli,  Die  Baureebnungen  und  der 
Betrieb  des  Prager  Dombaus  in  den  Jahren  1372— 13TS.   Pnig  ls«M),  S.  41Sf.). 

2)  Ks  wird  allerdings  der  KatjUog  eines  Prager  Collegium  sein,  aber 
%s  ist  imgewiss  welches.    Ich  komme  darauf  uuteu  zurück. 


von  Konrad  Burdach.  335 

Schüler.  Nicht  unbeträchtlich  vertreten  sind  in  beiden  auch  die  antiken 
Autoren,  und  diese  Thatsache,  die  wir  später  unten  näher  in^s  Auge  fassen 
werden,  fällt  in's  Gewicht.  Was  in  den  Hörsälen  der  Collegien  zur 
Zeit  Karls  IV.  hauste,  war  immer  höchstens  nur  die  funkelnagelneue 
Weisheit  der  Pariser  Modelehrer,  später  die  polemischen  Schriften  der 
durchaus  in  scholastischer  Methode  befangenen  Reformtheologen.  Hier 
können  wir  also  humanistische  Regungen  nicht  erwarten.  Damm  muss 
die  Reihe  klassischer  Schriftsteller  in  jenen  beiden  Katalogen 
schon  als  ein  beachtenswerthes  Symptom  für  Strömungen  gelten,  die 
von  anderen  Stellen  aus  auch  in  die  enge  Sphäre  der  Universitätsgelehr- 
samkeit eindrangen.  Sie  kommen  vom  Hofe  Karls  IV. ,  von  der  zu 
seinem  Hofstaat  gehörigen  Reichskanzlei. 

Dort  regen  sich  ganz  andere  Gewalten,  dort  fassen  Renaissance 
nnd  Humanismus  Fuss  und  ringen  mit  Theologie  und  Scholastik,  da 
wendet  man  sich  auch  der  deutschen  Sprache  nnd  Litteratur  mit  frischen 
Kräften  zu  und  sucht  beide  im  Geiste  der  neuen  Cnltur  zu  gestalten. 
Es  konnte  nicht  fehlen,  dass  in  einem  so  lehrhaft  gestimmten  Zeitalter 
keine  andere  Gattung  der  Litteratur  und  des  litterarischen  Gebrauchs 
der  Sprache  davon  so  stark  betroffen  wurde  als  die  didaktische, 
von  deren  Schicksalen,  soweit  sie  sich  in  den  schriftlichen  Documenten 
abspiegeln,  ja  hier  die  Rede  ist. 

Karl  iv.  ist  der  Vater  der  deutschen  Renaissance,  des  deutschen 
Humanismus  geworden,  obwohl  seinem  innersten  Wesen  der  eigentliche 
Kern  der  neuen  von  Petrarca  vertretenen  Ideen  unsympathisch  bleiben 
musste.i)  Er  begnriflT  mit  seinem  klugen  Geist  und  seiner  ei*staunlichen 
Receptionsfähigkeit ,  dass  hier  eine  bedeutende  Erscheinung  sich  auf- 
richte, nnd  er  säumte  nicht,  sie  in  sein  Königreich  zu  verpflanzen,  und 
soweit  sie  nicht  seine  festgezogenen  Gedankenkreise  störte,  zu  pflegen. 
Physisch  ein  Deutscher  mit  einer  Beimischung  slavischen  Bluts  von 
seiner  Mutter  Elisabeth  her,  war  er  geistig  halb  Franzose  halb  Deut- 
scher und  förderte  auch  direct  den  Aufschwung  der  deutschen  Litte- 
ratur und  Kunst  nach  romanischem  Vorbild,  aber  beide  nur  insofern 
sie  wissenschaftlicher  Bildung  oder  geistlich -moralischer  Erbauung  und 
Belehrung  oder  praktisch -geschäftlicher  Schulung  dienen,  jedenfalls 
nur,  insoweit  sie  didaktisch  wirken.  Heinrich  von  Mügelns  scholastisch- 
allegorische  Dichtungen  bewegen  sich  in  der  ersten  Sphäre,  die  reli- 
giöse Malerei  am  Hofe,  die  kaiserlichen  Kirchenbauten  und  die  Ueber- 
setzcrthätigkeit  Johanns  von  Neumarkt  in  der  zweiten,  die  Arbeiten 
der  Kanzlei    in    der   dritten.     Hier   soll   zunächst   festgestellt   werden, 

1)  Violleicht  ist  selbst  mit  dieser  Fomuilining  dem  landläufigen  Urtheil 
über  den  ^mittehilterlichen  Kaiser",  der  für  den  modenicn  Geist  der  Renaissance 
unempfindlich,  tjuib  und  blind  gewesen  sei,  und  wie  die  Kundgebungen  der 
Entrüstung  sonst  lauten,  noch  zu  viel  nachgegeben.  Besonders  leidet  unter 
dieser  Legende  Friedjungs  Darstellung  in  seinem  oft  erwälmten  Buch.  Man 
kann  meines  Erachteus  die  Wahrheit  nicht  stärker  vert'ehlen,  als  wenn  man 
Karls  IV.  Regierung  „einen  letzten  Höhepunkt  der  versinkenden  alten  Zeit* 
nennt  und  nur  zugestellt,  dass  ^der  innner  regsame  Herrscher  nicht  unempfind- 
lich gewesen  sei  tlir  das  Herannahen  eiuer  neuen  Epoche**  (a.  a.  0.  S.  l). 


336  Zar  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

wie  viel  Karl  IV.  für  die  neue  Bewegung  des  llumuniismus,  sei  es  auch 
in  Unklarheit  über  ihre  Tragweite,  gethan  hat. 

Der  Kaiser  hatte  etwas  von  der  modernen,  durch  den  Huma- 
nismus genährten  Vorliebe  für  historische  Forschung:  auf  seine  An- 
regungen zurück  geht  die  Geschichtschreibung,  welche  sich  im 
Kreise  der  Kanzleibeamten  entwickelt.  Doch  ist  es  zweifelhaft,  ob  sie 
in  der  Reichskanzlei  schon  zu  Karls  Zeit  gepflegt  worden  ist.  Der 
Domherr  von  Prag  Franz,  fechischer  Abstammung,  widmete  seine 
auf  Veranlassung  des  Prager  Bischofs  Johann  von  DraSic  unternommene 
Chronik  in  zweiter  Bearbeitung  dem  Kaiser  etwa  zwischen  1353  — 
1355  (I^renz,  Deutschlands  Geschichtsquellen  ^  1,  302;  Loserth,  Die 
Königsaaler  Geschichtsquellen.  Fontes  rerum  austriacarum.  Scriptores  8. 
Wien  1875,  S.  13).  Möglich,  dass  er  vorher  auch  in  der  Ueichskanzlei 
amtirt  hat  und  eine  Person  ist  mit  dem  vom  5.  December  1352  bis 
6.  August  1353  nachweisbaren  Notar  derselben,  welcher  sich  einfach 
*Franciscus'  schreibt.  Problematisch  bleibt  auch  die  angeblich  ver- 
lorene Chronik  des  Notars  Otto,  welche  die  Zeit  von  1253 — 1346 
umfassen  und  auf  Befehl  des  Kaisers  Karl  begonnen  sein  soll.  Ihre 
einstige  Existenz  ist  von  Loserth  (Archiv  fllr  Österreich.  Geschichte  53, 
38  ff.)  ganz  in  Abrede  gestellt,  dagegen  von  Lorenz  (Geschichtsquellep-^ 
1,  314  Anm.)  als  möglich  aufrecht  erhalten  worden.  Man  könnte  sich 
als  ihren  Verfasser  den  Notar  Otto  von  Donyn  denken,  der  1350 
Vorstand  der  königlichen  Landeshauptmannschaftskanzlei  zu  Breslau 
war.  Annehmen  Hesse  sich  auch,  dass  dieser  Notar  Otto  nur  als  Stoif- 
sammler  und  Hilfsarbeiter  für  die  auf  Karls  Befehl  verfasste  Chronik 
des  Benes  von  Weitmühl  fungirt  habe,  zu  deren  ersten  drei  Büchern 
sein  Werk  in  nächster  Verwandtschaft  gestanden  haben  muss. 

Aus  den  Kreisen  der  Karolinischen  Historiogi'aphie ,  die  des 
Kaisers  geistvolle  Autobiographie  und  die  Arbeiten  des  Benes,  Jo- 
hanns von  Marignola,  Pulkawas,  Neplachs  von  Opatowitz  repräsentiren 
(vgl.  Lorenz,  Geschichts(iuellen'^  1,  309  ff.),  ist  mittelbar  wenigstens 
auch  die  Snganer  Klosterchronik  des  Sachsen  Ludolf  von  Eyubeke  *) 
zu  Ende  dos  Jahrhunderts  hervorgegangen,  der  in  Prag  seine  Bildung 
empfangen  hatte,  1373  in  der  juristischen  Universität  immatrikulirt  ge- 
wesen war,  es  bis  zum  Baccalarius  der  Decrete  gebracht  hatte  und 
im  Augustinerkloster  zu  Sagan  Leiter  der  Kanzlei  und  1394  Abt 
wurde.  Hier  wie  in  seinem  1422  vollendeten  Tract^it  tiber'das  Schisma 
bewährt  er  sich  als  ein  streng  kirchlich  gesinnter  Mann,  der  die  Blüthe 
Prags  mit  eigenen  Augen  gesehen  hat  und  elegisch  auf  die  goldene 
ll>iedenszeit  unter  Karl  IV.  zurückblickt,  als  ein  unbedingter  Gegner 
Wenzels,  dem  er  alle  Schuld  an  der  Verwirrung  beimisst,  als  ein 
eifriger  Feind  des  Hussitenthums  und  des  Wiclifismus,  als  ein  Wider- 
sacher des  Sachsenspiegels,  wie  Johann  Kienkok,  wie  Karl  IV.,  als 
ein    leidenschaftlicher    Freund    der     deutschen    Sache.      Wenn    er    in 

1)  Vgl.  lU)i'r  ihn  Lorenz,  GesclnVlitsqucllen^  l,  -VM.  2,  235.  237.  377 
und  Loserth,  Archiv  für  üsterroicliischo  Geschichte  üO,  343  ff. 


von  Kourad  Burdach.  337 

seinem  Kloster  mit  Strenge  auf  die  Keform  der  Zucht  und  Herstellung 
der  arg  gelockerten  Sitte  hielt,  wenn  er  sich  in  Schlesien  wie  auf  dem 
Concil  zu  Pisa  als  feuriger  Kanzelredner  einen  Namen  machte,  so  be- 
merken wir  auch  darin  den  Schüler  der  Karolinischen  Zeit,  dessen 
littcrarisehe  Thätigkeit  wie  eine  Leichenrede  auf  sie  anmuthet.  *)  An 
ihm  bewährt  sich  wieder  die  oben  (S.  151)  ausgesprochene  Beobach- 
tung, dass  die  unter  Karl  IV.  in  Böhmen  erwachsene  Cultur  während 
der  folgenden  stilrmischeu  Zeiten  in  den  nördlich  angrenzenden  Ge- 
bieten sich  ihre  Stätte  giündet. 

Historische  Interessen  bestimmten  Karl  IV.  zumeist,  wenn  er  die 
Litteratur  französischer  Prosaübersotzungen  antiker  Schrift- 
steller, die  in  Frankreich  seit  dem  Ende  des  13.  Jahrhnudeits,  be- 
sonders unter  Johann  IL  (1350—1364)  und  Karl  V.  (1364—1380)  sich 
entfaltet  hatte,"-)  selbst  nach  Böhmen  hinüber  leitete,  indem  er  von  seiner 
letzten  Heise  nach  Frankreich  (Winter  1377,78)  unter  anderen  Büchern 
wahrscheinlich  jene  kostbare  illuminirte  Handschrift  in  der  Nostizschen 
Bibliothek  zu  Prag  mitbrachte,  welche  die  französische  Uebersetzung 
des  Livius  von  Pierre  Bercheur,  dem  JVunde  Petrarcas,  enthält 
(Friedjung,  Karl  IV.,  S.  279).-*)  Man  muss  sich  dabei  erinnern,  dass 
auch  Boccaccio  den  Livius  in  die  italienische  Landessprache  tibersetzte 
(Voigt,  Wiederbelebung  2  2,  160;  Gaspary,  Geschichte  der  italienischen 
T^iteratur  2,  645).  Ohne  tYage  auf  die  vom  Prager  Hof  ausstrahlen- 
den Anregungen  zurück  geht  die  deutsehe  Prosaübersetzung  des  Va- 
l  er  ins  Maximus,  welche  1369  Heinrich  von  Mügeln,  der  zeitweise 
Karls  IV.  llofrath  angehört  hatte,  veranlasst  durch  Hertnit  von  Pettau^ 
verfasste,  ebenso  dessen  deutsche  Uebertragung  der  Ungarischen  latei- 
nisch(»n  Chronik.  Gerade  Valerius  Maximus  war  ein  Lieblingsschrift- 
steller der  italienischen  Humanisten  —  bekanntlich  gab  er  Petrarca 
das  Vorbild  für  seinen  *Liber  rerum  memorandarum'  —  und  auch  des 
Karolinischen  Kreises,  wo  er  in  Predigten  und  historischen  Werken 
(z.  B.  in  des  Adalbert  Ranc(mis  Leichenrede  auf  Karl  IV.,  bei  Konrad 
von  Waldhausen,  bei  Marignola  u.  ö.)  mit  Vorliebe  citirt  wurde;  ihn 
hatte  etwa  gleichzeitig  mit  Heinrich  von  Mügeln  in  Frankreich  auf 
Wunsch  des  Herzogs  von  Berry  der  Johanniter  und  Doctor  der  Theo- 


1)  Ob  Ludolf  zu  Prag  in  Kanzleigeschäften  Erfahrung  sich  erworben 
hatte,  bleibe  dahin  gestellt.  Seine  Verwendung  in  Sagäu  könnte  daflir 
si)rcchcn.  .Jedes talls  hat  er,  da  über  seine  schlechte  Handschrift  geklagt 
wurde,  als  Schreibor  keine  besondere  Schulung  besessen. 

2)  (.'ucheris  in  der  Euileitnng  seiner  Ausgabe  des  Philobiblon  von 
Richard  de  Bury.  Paris  1^5«,  S.  XXX VI  ff.;  Schwab,  Johannes  Gerson.  WUrz- 
bnrg  li>5s.  S.  79f. ;  Woltniann,  Geschiclite  der  Malerei  1,  HöOlT.;  Delisle,  Le 
cabinet  des  nianuscrits.  Paris  lb()8,  l,  15  ff.  und  Melanges  de  paleogrnuhie 
et  de  bibliograi)hie.  Paris  1880,  S.  25Tff. ;  Voigt,  Wiederbelebung  des  class. 
Alterthnnis-  2,  1*3^  ff. 

lU  Sie  wurde  Wül  dem  Grafen  Johann  Hartwig  von  Nostiz  von  dem 
Dichter  Daniel  Gasi>er  von  Lohenstein  geschenkt  (llirsching,  Versuch  einer 
Beschreibung  sehiMiswürdiger  Bibliotheken  Teutschlands  3,  1,470).  Vgl.  auch 
W  oh  mann,  Geschichte  der  Malerei  1,  :3üo. 


338  Zar  Konntniss  altdeutscher  Handscliriften  etc. 

logic  Simon  de  Ilesdin  tibei-setzt  und  commentirt  (Voigt,  Wicderbele- 
bnng  ^  2,  342),  eine  Arbeit,  von  der  man  in  liöhmen  Kenntniss  haben 
konnte;  er  wird  von  den  italienischen  Genossen  und  Nachfolgern  Pe- 
trarcas eifrig  commentirt,  und  er  bleibt  auch  in  Deutschland,  als  der 
Humanismus  dort  seineu  wirklichen  Einzug  gehalten  hatte,  eine  viel 
gelesene  und  viel  benutzte  Quelle  filr  historische  Anekdoten. 

Karl  IV.  trug  etwas  von  der  humanistischen  Elixfurcht  vor  alten 
Manuscripten  und  den  antiquarisch-historischen  Interessen  der  Renais- 
sance in  sich:  das  Werk  des  böhmischen  Chronisten  Cosmas  liess  er 
durch  den  Prager  Domherrn  Plichta,  der  selbst  Bücher  sammelte  und 
(nacli  Libri  erectionum  1,  S.  40,  Nr.  76.  S.  42,  Nr.  79)  am  16.  Juli 
1362  noch  lebte,  am  6.  September  aber  schon  tot  war,  aus  der  alten 
von  Motten  zerfressenen  Handschrift  dreimal  abschreiben  (Friedjung 
a.  a.  0.  8.  201.  238).  Er  hat  zuerst  die  alten  Urkunden  und  Privi- 
legien der  Krone  Böhmen  zusammen  bringen  und  ordnen  lassen  und 
auf  seiner  Burg  Karlstein  das  erste  moderne  Archiv  begründet.  Auch 
sein  Keliqniencultus,  der  in  eine  fast  unbegreifliche  Sammelwuth  aus- 
artete (vgl.  darüber  jetzt  Horfifka,  Kunstthatigkeit  Karls  IV.  Fort- 
setzung. Jahresbericht  d.  Prag -Altstädter  Gymnasiums  1883 — 84),  floss 
meines  Erachtens  wie  seine  Abfiissung  der  \Venzelslege^de  (über  sie 
vgl.  Friedjung  a.  a.  0.  8,  150  ff.)  zuitaeist  aus  seiner  Pietät  vor  dem 
Alt^rthnm  und  Urkundlichen.  Freilich  hat  Petrarca  „für  dergleichen 
nie  das  mindeste  Interesse  gezeigt**,  aber  wenn  Karl  über  die  Er- 
werbung eines  alten  Codex  des  Marcusevangeliums  hocherfreut  war 
X».  Iluber,  Regesten,  S.  155.  Nr.  1938—40;  Horöi6ka  a.  a.  0.  Fortsetz- 
ung S.  61  f.),  so  bewies  er  dieselbe  Regung,  welche  Petrarca  und 
seinen  Anhang  mit  sentimental-elegischer  Andacht  zu  den  Membranen  der 
alten  Klassiker  und  den  antiken  Ruinen  eifüllte.  Auch  der  liumanistische 
Cultus  der  Geburtshäuser  und  Gräber  bedeut^^nder  Männer,  des  örtlichen 
Ruhms  griff  vielfach  zu  dem  Mittel  der  Legendenbildung.  Nur  der 
Gegenstand  war  verschieden:  dort  die  christliche,  hier  die  antike  Welt. 
Und  wahrscheinlich  nicht  richtig  ist's,  dass  der  Kaiser  nie  nach  einem 
Livius  verlangt  habe  (Voigt,  Wiederbelebung ^  2,  270):  zwar  nach  keinem 
in  der  Ursprache,  aber  doch  wenigstens,  wie  sich  eben  zeigte,  nach  einem 
in  französischer  Uebersetzung!  Ueberdies  kam  Karls  Liebhaberei  für 
Reliquien  der  heimischen  Goldschmiedekunst  in  unberechenbarer  WY'iso 
zu  Gute :  was  in  Prag  während  kurzer  Zeit  an  feineren  Arbeiten  dieser 
Art  hervorgebracht  wurde,  lässt  die  grosse  Liste  dort  ansässiger,  be- 
güterter Goldschmiede  ahnen,  macht  der  erhaltene  Schatz  böhmischer 
Kroninsignien,  Reliquien,  Monstranzen  u.  s.  w.  sichtbar  (s.  Ilorcif ka, 
Fortsetzung  der  genannten  Abh<ind1ung  S.  22  tf.).  Diese  Anregungen 
gingen  nicht  verloren,  und  sie  waren  realer  Natur,  wie  es  Karls  Auf- 
fassung von  Kunst  und  Wissenschaft  entsprach.  Irren  würde  man 
übrigens,  wollte  man  Karl  um  seiner  Reliciuienverehrung  willen  dem 
aufgeklärteren  Italien  entgegenstellen:  auch  dort  sammelte  das  bekehrte 
Weltkind  Boccaccio  Reliquien;  auch  dort  blühte,  wie  Burckhardt  (Die 
Cultur  der  Renaissance.   4.  Auti.    Leipzig  1885.   1,  73  f.    2,  225  ff.)  go- 


von  Konrad  Burdach.  339 

nugsain  belej;t,  der  Keliquienglaube  noch  im  Zeitalter  Euea  Silvios  bei 
Hoch  und  Niedri«:. 

An  Sinn  für  Kritik  fehlte  es  Karl  IV.,  wenn  politische  Fragen 
ins  Spiel  kamen,  durchaus  nicht.  Er  hat  bekanntlich  Petrarca  zu  einer 
Prüfung  der  gefälschten  österreichischen  Freiheitsbriefe  veranlasst,  die 
das  älteste  Heispiel  einer  freilich  noch  sehr  kindlichen  Diplomatik  ist 
(Jäger,  Archiv  f.  österi^ich.  Geschichte  38,  437  if.;  Steinherz,  Mitthei- 
lungen des  Instituts  f  östen-eich.  Geschichtsforsch.  9,  62  ff.). 

Auch  für  die  im  Zeitalter  der  Renaissance  neu  entdeckte,  so 
stark  in  den  Vordergrund  geschobene  Bedeoinng  des  Individuums 
hat  Karl  IV.  wie  kaum  ein  anderer  gleichzeitiger  Fürst  Empfindung 
besessen.  Mag  man  die  Dichterkrönnng  des  Zanobi  da  Strada,  welche 
er  zum  Verdruss  Boccaccios  in  Pisa  vollzog,-  eine  blosse  Komödie 
nennen,  sie  beweist  so  gut  wie  die  Thatsache,  dass  er  dem  Historiker 
Heinrich  von  Herford  in  Paderborn  ein  Grabmal  errichten  Hess,  dass 
er  sich  mit  einem  Stab  von  Historiographen  umgab  gleich  den  späteren 
kleinen  italienischen  Fürsten,  dass  er  Petrarca  zum  Pfalzgi*afcn  er- 
nannte (1357),  dass  er  im  Triforium  des  Prager  Doms  die  Portrait- 
büsten  der  Baupfleger  und  der  Architekten  neben  der  seinen  und  denen 
seiner  Familie  aufstellen  Hess,  seinen  Sinn  für  die  Macht  der  künstle- 
rischen und  wissenschaftlichen  Persönlichkeit,  seine  Anerkennung 
derselben  als  einer  Kraft,  mit  der  auch  der  Staatenlenker  zu  rechnen 
hat.  Sie  lehrt  zugleich,  dass  er  von  dem  neuen  Stichwort  der  huma- 
nistischen Lehre  etwas  begriffen  hatte,  dem  Ruhm. 

Im  December  1354  hatte  auf  des  Kaisers  feierliche  Einladung 
die  erste  persönliche  Begegnung  mit  Petrarca,  der  von  Mailand -herbei- 
geeilt war,  stattgefunden.  Damals  wurden  jene  denkwürdigen  tage- 
langen (iespräche  zwischen  Karl  und  dem  Poeten  über  „die  berühmten 
Männer"  geführt,  die  wie  ein  erstes  Morgenroth  der  modernen  Zeit 
erscheinen.')  Der  Kaiser  hatte  die  Widmung  verlangt  von  Petrarcas 
Buch  *De  viris  illustribus*,  seinem  wissenschaftlichen  Lebenswerk;  der 
Dichter  erwiderte  mit  Stolz,  erst  wenn  Karl  durch  Thaten  und  Seelen- 
grösse  den  berühmten  Männern  des  Alterthums  sich  gleich  machen  und 
solchen  Ruhm  wie  sie  erringen  werde,  sei  er  würdig  der  Zueignung. 
Und  der  Kaiser,  weit  entfernt,  über  solch  kühnes  Wort  nach  Despoten- 
art sich  zu  erzürnen,  hörte  mit  strahlenden  Augen  und  heiterer  Stirn 
zu,  Hess  sich  von  Petrarca  einige  silberne  und  goldene  Münzen  antiker 
Kaiser  schenken,  das  Leben  der  Einzelnen  erzählen  und  gestand 
schliesslich ,  nie  ein  angenehmeres  Geschenk  erhalten  zu  haben.  Er 
nahm  selbst  Theil  an  Petrarcas  Sammlerthätigkeit  und  übersandte  ihm 
später  bei  seinem  Abschied  von  Italien  durch  Laelius  (Lello)  eine  alte 
römische  Kaiserniünze  ('Caesaream  effigiem  pervetusti  operis',  Epistolae 
Hb.   19,    12,    Fracassetti  2,    548).     Mochte   hinter    dieser   Gabe    eine 


1)  Bekunntlich  hat  Petrarca  soinon  Aufenthalt  in  Mantua  selbst  ge- 
schildert: Epistolae  familiäres  Hb.  11),  :<.  ed.  Fracassetti  2,  51  ß.  Die  ei)Oche- 
machoiide  Bodcutmig  dieser  Unterlialtungon  hobt  gut  hervor  Körting,  Pe- 
trarca S.  32U. 


340  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

leise  Ironie  sich  bergen  über  die  phantastischen  politisehen  Folge- 
rungen,  die  der  Dichter  aus  der  Geschichte  zog,  so  traf  er  doch  mit 
ihm  zusammen  in  der  moralischen  Tendenz  der  GeschichtsautVass- 
ung.  Hatte  er  doch  schon  in  dem  wahrhaft  vernichtenden  Brief,  wo- 
mit in  seinem  Namen  der  gefangene  Cola  di  Kienzo  die  Declamationeu 
in  Petrarcas  eretem  Schreiben  beantwortete  (Frühjahr  1351;  abgedruckt 
bei  Pclzel,  Karl  IV.  Bd.  1,  Urkundenbuch  S.  160  f.),«)  erklären  lassen, 
dass  Ruhm  und  Ehre  ihn  in  seinem  Handeln  leiten  sollten,  dass  ihn 
in  der  Verwin'ung  der  Gegenwart  unter  der  ungeheuren  Bürde  der 
Hen*sehaft  einzig  die  Liebe  zur  Tugend  aufrecht  erhalte. 

Nur  ein  Fürst,  der  die  geniale  Persönlichkeit  an  und  für  sich 
ehrte  und  zu  begreifen  wusste,  konnte  die  masslos  heftige  Sprache 
ruhig  hinnehmen,  die  Petrarca  in  seinen  Briefen  mehrfach  und  be- 
sonders nach  seinem  Abzug  von  Italien  gegen  ihn  führte:  man  ge- 
wahrt den  Anbruch  einer  neuen  Aera,  wo  die  freie  Kritik  aus  auf- 
richtiger Uebcrzeugung  auch  von  den  irdischen  Machthabern  gehört 
und  ertragen  wird. 

Karl  IV.  duldete  rückhaltlose  Meinungsäusserung  in  ernster  wie 
in  humoristischer  Form.  Er  besass  Verständniss  für  die  neue  Form 
des  individuellen  Spottes  und  Witzes,  wie  er  in  Italien  im 
Gefolge  des  höher  entwickelten  Selbstgefühls,  der  Autonomie  des  Indi- 
viduums und  zugleich  als  Gegengewicht  dawider  um  sich  griff  und 
durch  die  Klasse  des  *uomo  piacevole*,  des  ^buffone*  verbreitet  wurde. 
Die  scherzhafte  Urkunde,  in  welcher  Karl  IV.  einen  seiner  HofnaiTen 
zum  Narrengrafen  machte  (in  der  Cancellaria  Caroli  IV.  bei  Neumann, 
Neues  Laus.  Magazin  23,   Nr.  19),^)   und   die  witzige  Ernennung   des 


1)  Auch  bei  de  Sade,  Menioircs  ptiur  la  vie  de  Francois  Petrarque. 
Tonic  2.  Amsterdam  1 704.  Pieces  justihcatives  Nr.  84  (in  dem  mir  zugäng- 
lichen Exemplar  der  hiesigen  Universitätsbildiothek  fehlend);  iu  italienischer 
Uebersetzuug  bei  Fracassetti,  Lettere  di  Franc.  Petrarca  dellc  cose  faiiiiliuri. 
Firenze  l^(il».  4,  S.  85  flf.  Nach  einer  Mllnchener  und  einer  Leii)ziger  Hand- 
schrift von  (1.  Voigt,  Abhandlungen  der  bayrischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften. Ilistor.  U.  Ui,  3,  S.  flOff.  (Beilage  IS)  abgedruckt,  vd.  ebd.  S.  41. 
Der  Text  dieser  Ihwdsdiriften  i.st  viel  schlechter  als  der  von  Pelzel  gegebene, 
welcher  Voigt  seltsamerweise  unbekannt  geblieben  zu  sein  scheint,  aber  beide 
bieten  die  liöchst  wichtige,  kaum  anzuzweifelnde  Ueberschrift :  'Kesponsio 
domini  Caroli  Komanornm  Iniperatoris  facta  per  Nieolanm  Laurencii  olini  tri- 
bunum  Konie'.  Wahrlich  eine  geniale  Ironie,  Petnirca  durch  seineu  politi- 
schen (•lesinnungsgenossen,  dt^ssen  Sache  er  nur  aus  der  Ferne  vertreten  hatte 
und  80  lange  es  ungefährlich  war,  abfertigen  zu  lassen ! 

2)  Zur  Kennzeichnung  ihres  Charakters  sei  der  ganz  humanistische 
Schluss  niitgetheilt :  'Dattnu  apud  Inferos  in  Acheronte  medio,  trans  Lethei 
Huminis  ripas  in  neniore  (Neuniann:  neuujres),  ubi  Cocytus  (Neuniann:  Cho- 
dices)  amne  (Neumann:  aniime)  amaro  preterüuit  et  Stygis  (Nemnanu:  Stigis) 
minatur  austerit:is  prutluvium  (Neumann:  pro  tiuviumj  ininiicum.  Anno,  quo 
Jovialis  Serenitas  i)ortas  inferni  destruxit,  die,  cjuo  nostri  i)rincii)is  menioratur 
captivit:is,  et  iu  seculo,  quo  nostra  cessavit  auetoritas,  aurei  temporis  imperio 
dominante.*  Zugleich  eine  Probe  tllr  den  Textzustand  des  Neumanuschen 
Abdrucks!  Eine  kritische  Ausgabe  miisste  allerdings  die  Orthographie 
genau  bewahren  (Cocitus,  ampne  u.  s.  w.),  aber  auch  die  ofteubaren  Fehler 
berichtigen. 


von  Konrad  ßurdach.  341 

Dolcibonc  zum  „Könip:  der  italienischen  Spassmacher"  ist  öfter  an^e- 
fiUirt  worden  (vpjl.  x.  B.  Friedjiinf?  a.  a.  0.  109),  und  befdes  ist  in  der 
Tliat  clinrakteristiscli ,  „eine  Vorahnung  Pietro  Aretinos",  wie  sieh 
Burckhardt  (1,  70)  ausdrtlckt. 

In  diesen  Scherzen  liegt  ein  gutes  Stück  Ernst:  das  Zugestand- 
niss,  dass  das  innere  persönliche  Leben  des  einzelnen  Menschen  etwas 
Bedeutsames,  Wichtiges,  uuter  Umständen  Unverletzliches,  ja  Souve- 
raines  sei.  Dies  war  es,  warum  Karl  von  Petrarca  bei  dem  Zusammen- 
sein in  Mantna  die  Erzählung  seiner  Lebensereignisse  verlangte  und 
dann  aufmerksam,  ja  selbst  ergänzend  und  berichtigend,  zuhörte.  So 
wird  ihm  denn  auch  das  eigene  Seelenleben  zum  interessanten 
Stoff  fttr  seine  litterarische  Darstellung.  Indem  er  selbst  über  seine 
Erlebnisse  Tagebücher  führte  und  seine  Memoiren  schrieb,  betheiligte 
er  sich  an  jener  Gattung  der  Litteratur,  welche  in  das  moderne  Europa 
zuerst  Petrarca  durch  seinen  Brief  an  die  Nachwelt,  sein  Buch  vom 
geheimen  Kampf  seiner  Herzenssorgen  eingeführt  und  dann  die  grossen 
Häupter  der  Renaissance  Enea  Silvio,  Benvenuto  Cellini,  Girolamo 
Cardano  weiter  gepflegt  haben,  und  es  ist  noch  die  Frage,  wer  von 
beiden,  Karl  oder  Petrarca,  dem  gi'ossen  Vorbilde  Angustin,  in  dessen 
Verehrung  sie  zusammentrafen,  an  Wahrhaftigkeit  und  strenger  Auf- 
richtigkeit gegen  sich  selbst  näher  kam. 

An  jener  Entdeckung  der  Welt  und  des  Menschen,  ander 
Entdeckung  der  landschaftlichen  Schönheit,  an  dem  Interesse  für  ferne 
Länder  und  ihre  andersgearteten  Zustände,  an  dem  Sinn  für  die  Cha- 
rakteristik der  Völker,  an  der  Vorliebe  für  Schilderungen  von  Gegen- 
den und  Städten  (Petrarca,  Leonardo  Bruni,  Poggio!)  worin,  wie  Burck- 
hardt  so  schön  dargelegt  hat,  die  italienische  Renaissance  der  modernen 
Menschheit  den  Weg  zeigte,  sehen  wir  Karl  IV.  vielleicht  als  den 
ersten  Regenten  Europas  betheiligt  Auf  seinem  Zug  nach  Rom  führte 
er  nichts  aus  von  dem,  was  die  italienischen  patriotischen  Phantasten, 
Petrarca  an  der  Spitze,  sehnsüchtig  erwarteten :  er  hielt  sich  dem  öffent- 
lichen liCben  der  Stadt  fern,  besuchte  in  der  Stille  der  Nacht  Kirchen 
und  Heiligthümer  und  machte  mit  seinem  Gefolge  einen  Ausflug  nach 
Tivoli.  Von  dem  Phantom  der  mittelalterlichen  Kaiserherrlichkeit  wollte 
er  nichts  wissen,  aber  der  Schönheit  einer  italienischen  Frühlingslandschaft 
—  es  war  im  April  —  gab  er  sich  hin,  wie  ein  moderner  Mensch.  Den 
Vorläufer  des  grossen  Genuesen,  den  Minoriten  Johann  Marignola, 
der  in  seinen  cosmogi-aphischen  Berichten  sich  trotz  aller  wunderlichen 
Verquickung  mit  dem  alten  scholastischen  Unsinn  geographischer 
Fabel ei(^n  zur  Darstellung  des  wirklich  Gesehauten  und  zu  einer  tole- 
rantem Auffassung  der  fremden  Culturen  aufschwingt,  zieht  er  an  seinen 
Hof  und  beauftragt  ihn,  die  Chronik  Böhmens  zu  schreiben,  offenbar, 
weil  er  gerade  ihm  einen  besonderen  Sinn  für  das  Charakteristi- 
sche der  böhmischen  Nation  zutraute.  Auch  dies  ist  von  Vorbedeutung: 
während  der  ganzen  nächsten  Epoche  nimmt  die  Reiselitteratur  in 
deutscher  Prosa  den  breitesten  Raum  ein  (vgl.  Gödeke,  Grundrisse  1, 
375  ff.),  und  was  Marignola  begann,  hat  derjenige  italienische  Humanist, 


342  Zur  Kenntniss  altdeutscher  HaudsclirifleD  etc. 

welcher  am  meisten  auf  Deutschland  gewirkt  hat,  Enea  Silvio,  in  seiner 
geographischen  £ncyclopädie  vollendet. 

Von  den  eigentlichen  Führern  des  Rpäteren  ITumaniBmns  scheidet 
Karl  IV.  allerdings  seine  abweichende  Auf^'assung  der  Kirche,  viel  mehr 
aber  und  geradezu  durch  eine  tiefe  Klutt  der  principielle  Gegensatz 
in  Hinsicht  seines  Verhältnisses  zum  Staat.  Dem  Individualismus 
und  Libertinismus  als  politischem  Axiom,  der  Indifferenz  gegen  die 
organisirte  Vertretung  des  Christ^nthums  auf  Erden,  wohin  die  spätere 
Renaissance  immer  mehr  drängte ,  stand  er  weltenweit  entfernt.  Den 
Einfluss  Peter  Rogers  (Clemens  VI.)  hat  er  niemals  ganz  tiberwunden 
und  aus  der  geistigen  Atmosphäre  von  Paris  und  Avignon  ist  er  nie- 
mals ganz  herausgekommen.  Die  Scholastik  hatte  ihm  den  Sinn  für 
das  Gesetz,  für  die  strenge  Ordnung,  die  begriffliche  Klarheit, 
aber  auch  den  supranaturalistischen  Zug  zur  Symbolik  eingepflanzt, 
wie  er  sich  in  dem  Fragmente  seiner  Predigt  und  namentlich  in 
seinem  *Liber  moralitatum'  (vgl.  Friedjung,  Karl  IV.,  S.  147  ff*.)  knnd- 
giebt:  dieser  schwimmt  völlig  im  Fahrwasser  des  oben  (S.  19  ff.,  145) 
genannten  avignonischen  ^Lumen  animae\  steuerlos  den  wirbelnden 
Winden  einer  toll  gewordenen  Symbolik  preisgegeben.  Indessen  den 
asketischen,  streng  kirchlichen  Sinn,  der  in  diesen  Schriften  redet, 
theilten,  was  man  nur  zu  leicht  vergisst,  auch  manche  der  späteren 
italienischen  Humanisten  (vgl.  z.B.  Burckhardt  1,  237.  2,  245),  und 
Petrarca  zumal  ist,  wie  Körting  mit  Recht  stark  hervorgehoben  hat,  sein 
Ijeben  lang  von  den  beiden  sich  widersprechenden  Mächten  beherrscht 
worden:  der  Jenseitigkeit  der  christlichen  Weltanschauung,  ihrer  welt- 
flttchtigen  Frömmigkeit,  ihrer  düstern  Askese,  und  der  Diesseitigkeit 
der  Renaissancecultur,  ihrer  hellen  Lebenslust  und  Schönheitsfrende.  ^ 
Wer  aber  tlber  Karl  IV.  ob  seinem  wüsten  Allegorisieren  die  Nase 
rümpfen  und  darum  das  Märchen  von  seinem  mittelalterlichen  Gesichts- 
kreis wiederholen  möchte,  der  erinnere  sich,  dass  damals  die  ganze 
Welt  von 'der  Sucht  nach  Allegorie  eifüllt  war:  ein  Dante  so  gut  wie 
ein  Wilhelm  Langland  und  auch  Petrarca,  der  nach  den  Lehren  der 
frühchristlichen  lateinischen  Schriftsteller  die  Poesie  geradezu  als  die 
Kunst  deßnirt,  die  Wahrheit  der  Dinge  mit  lieblichen  Hüllen  auszu- 
schmücken (Körting  a.  a.  0.  S.  650  f.),  der  in  seinem  Tract;it  *l)e  re- 
mediis  utrinsque  fortunae'  di<»  Hoffnung,  Freude,  Veniunft,  Furcht  als 
sprechende  Personen  auftreten  lässt  und  in  seinen  Eklogen  einen 
bodenlosen  Abgrund  dunkelster  Symbolik  öffnet,^)  ja  selbst  Boccaccio, 

1)  Eine  älmliclie  Mischung  von  Christlichem  und  Humanistischem  zeigt 
sich  bei  Robert  von  Neapel  (Voigt,  Wiederbelebung'-'  1,  451  ff.)  und  Alfons 
vou  Aragon  (Burkliardt  1,  251  ff.). 

2)  Auch  er  trat  der  antik<Mi  Mythoh)gie  mit  ullegorischer  Auffassung 
gegenüber,  wie  seine  jetzt  bekannt  gewordenen  Scholien  zur  lateinischen 
llomeriibersetzung  des  Leontins  Pilatus  lehren  (Nolhac,  Revue  de  pliilologie 
11,  97  ffA  Es  ist  ganz  und  gar  luittelalterlich  gedacht,  wenn  er  zu  Homers 
Ausdruck  Aaifiorfi;  (llias  1,  222)  anmerkt,  dies  sei  ein  be^ichtenswerthes  Be- 
kenntniss  des  ältesten  und  wichtigsten  Zeugen  dafür,  dass  alle  (Götter  der 
Heiden  Dämonen  seien,  oder  wenn  er  bei  der  Drohung  der  <^rzliniten  Aphrodite, 


von  Ronrad  Burdach.  343 

der  Be^ünder  des  raodcnien  Realismus  in  der  Erzählnngslitteratur, 
der  p^leichwolil  die  antike  Poosie  eclit  mittelalterlich  christlich-allegfo- 
riscli  nuslej^e  und  in  Petrarcas  Liebe  zu  Laura  ledijjlich  ein  dichte- 
risches Gleichniss  für  die  Sehnsuclit  nach  dem  Lorbeer  erblickte,  der 
im  Nimfale  Ameto,  in  seinen  lateinischen  Idyllen,  in  der  Amorosa 
Visione,  in  sieinen  Oottergenealogicn ,  in  seinem  Dante- Commentar  die 
p^leiche  Vorliebe  för  das  allegorische  Maskenwesen,  ftir  die  mystische 
Verkleidung  des  Heidnischen  in's  Christliche,  des  Persönlichen  und 
Gegenwärtigen  in  das  Moralischallgemeine  bethätigte.  Auch  die  Refor- 
matoren,') Luther  gar  sehr  eingeschlossen,  haben  in  Predigt  und  Bibel- 
hermeneutik die  uns  anwidernde  Methode  des  Allegorisirens  noch  nicht 
tiberwunden :  immer  noch  machen  auch  sie  wie  die  Scholastik  von  der 
sogenannten  ^ Moral ität'  Gebrauch.  Die  Scholastik  starb  nicht,  was  so 
oft  fälschlich  geglaubt  wird ,  mit  dem  Siege  der  Renaissance  und  der 
Reformation :  erst  die  weitere  Ausbreitung  empirischer  Natnrforschung 
seit  dem  17.  Jahrhundert  hat  ihr  den  Todesstoss  gegeben;  erst  damals 
fangen  die  Drucke  scholastischer  Werke  des  Mittelalters  an  selten  zu 
werden,  allmählich  zu  verschwinden,  und  eine  einfache  bibliographische 
Tabelle,  welche  die  Fortpflanzung  der  scholastischen  Litteratur  durch 
den  Buchdruck  vollständig  vor  Augen  stellte,  wtirde  am  leichtesten  alle 
irrigen  Vorstellungen  zerstreuen. 

In  kirchlichen  Dingen  lassen  sich  immerhin  zwischen  Karl  IV. 
nnd  Petrarca  Berührungspunkte  genug  finden :  beide  erscheinen  hier  als 
Uebcrgniigsgestalten,  als  Menschen  mit  doppeltem  Gesicht,  das  eine  zum 
Himmel,  das  andere  nach  der  Erde  gerichtet.  Aber  nicht  so  in  der 
Politik.  Da  offenbaren  sie  sich  als  grundverschiedene  Naturen,  zwi- 
schen deren  entgegengesetzten  Anschauungen  keine  Verwandtschaft, 
keine  Beziehung  besteht.  Nicht  die  Auffassungen  praktischer,  realer 
einzelner  Fragen  trennen  sie,  sondern  ihre  völlig  unversöhnlich  einander 
widerstrebenden  Grundsätze.  Nirgends  tritt  das  fassbarer  zu  Tage,  als 
in  dem  («espräch  zu  Mantua  (December  1354):  der  Kaiser  fragt  den 
Poeten,  welcher  Lebensweg  ihm  am  meisten  zusage.  Petrarca  antwortet: 
das  einsame  Leben  in  Wäldern  und  auf  Bergen,  der  Kaiser  bricht  in 
Lachen  aus,  wozu  er  ein  Recht  hatte,  indem  er  sich  erinnern  mochte, 
welche  Künste  der  Schmeichelei  und  Verstellung,  welche  Betriebsam- 
keit und  Verschlagenheit  des  Servil ismus  der  nach  dem  Alleinsein 
sehnsticlitige  Dichter  aufgeboten  hatte,  um  in  den  Besitz  äusserer  Ehren 
und  (iüter  der  grossen  Welt  und  für.stHcher  Huldigungen  zu  gelangen. 
Eine    lebhafte  Disputation    entstellt,   Petrarca  verweist   schliesslich  mit 

sie  wordi^  Helena  vorlassen  (llias  ;j,  414),  inoralisirt:  für  die,  welche  ihr  Leben 
dor  N'emiM  und  den  Leidenschaften  geweiht  haben,  gäbe  es  nichts  härteres, 
als  von  diesen  im  Alter  verlassen  zu  werden. 

1)  (iegen  dii^  homiletischen  Werke  der  alten  Kirche  eiferten  sie  frei- 
lich lind  vtTliülmten  dt^ren  mystische  M(»ralisationen.  Das  öUer  genannte 
*liiiiucn  animae\  diesen  Typus  allegorischer  Dentungskunst,  brandmarkt 
z.  B.  Michael  Neander,  Urbis  terrae  partium  succincta  explicatio.  Lipsiae  15b6, 
Bl.  FT. 


344  Eine  unbekannte  Schrift  Wimpfcliugrs 

der  ihm  eig^enon  Autorencitolkcit  aiif  das  Bncli,  welches  er  über  das 
Thema  geschrieben  liabe,  und  der  Kaiser  versichert,  er  werde  es  ver- 
brennen, falls  es  ihm  jemals  zu  Gesicht  komme  (Epistolae  de  rebus 
familiaribus ,  lib.  19,  ep.  3.  Fracassetti  3,  521  f.).  Körting  irrt, 
glaube  ich,  wenn  er  behauptet,  dies  Wortgefecht  sei  von  Karl  „gewiss 
nicht  ernst  gemeint"  gewesen  (Petrarca  S.  328).  Es  ward  oflreni)ar  mit 
der  für  den  Kaiser  charakteristischen  Ironie  geführt,  aber  der  kStreit 
hatte  oline  Zweifel  eine  sehr  ernste,  reale  Ursache.  Auch  Karl  kannte 
die  heilende  Kraft  der  Zurückgezogenheit,  den  Zauber  der  stillen 
Natur:  im  romantischen  Beraunthal  hatte  er  sein  Karlstein  errichtet, 
und  oft  genug  flüchtete  er  aus  dem  iJlrm  der  Welt  und  der  Wirrniss 
der  Regierung  an  diese  StHtte  religiöser  Sammlung.  Aber  er  weihte 
sein  Leben  dem  Dienst  der  Gesammtheit,  dem  Staat;  er  spürte  in  sich 
keinen  Hauch  von  jenem  egoistischen  Subjectivismus ,  der  sich  in  Pe- 
trarcas sentimentalen  Anwandlungen,  in  seinem  gelegentlichen  Welt- 
schmerz zeigt  und  in  so  seltsamem  Widerspruch  steht  zu  der  anderen 
Seite  seines  Wesens,  dem  Ehrgeiz,  der  Ruhmsucht,  der  Begierde  nach 
weltlichem  Glanz  und  Wohlleben.  Der  Kaiser,  Vater  und  Schützer 
des  Rechts,  vom  Morgen  bis  zum  Abend  unermüdlich  für  Ordnung, 
Ruhe,  Sicherheit  des  ihm  anvertrauten  Reiches  arbeitend ;  der  Dichter, 
den  Kopf  voll  unwahrer  politischer  Traumbilder,  mit  dem  eigenen 
Leben  den  neuen  Cultus  der  ästhetischen  Selbstsucht  bewährend  — 
so  stehen  sie  in  Mantna  einander  gegenüber,  und  wer  darf  sagen,  im 
Geiste  der  modernen  Zeit  hätte  damals  Petrarca  geredet?  Sein  poli- 
tisches Ideal  verdient,  wenn  irgend  etwas,  den  Namen  mittelalterlich: 
der  Gedanke  einer  Verbindung  Deutschlands  und  It^iliens  unter  einem 
gemeinsamen  Herrn,  dem  zugleich  das  Weltimperium  zufalle,  ist  und 
bleibt  ein  echtes  Product  des  Mittelalters,  und  wie  er  entsprungen  ist 
aus  der  für  jene  Epoche  charakteristischen  Vermischung  der  Zeiten, 
aus  dem  mangelnden  historischen  Unterscheidungsvennögen ,  ans  der 
Unfähigkeit,  vergangene  Zustände  objectiv  zu  erkennen,  so  wurde  er 
dadurch  nicht  modemer,  dass  Petrarca  die  Scipionen  zu  Zeugen  für 
die  politische  Gestaltung  der  Gegenwart  aufrief  und  er,  der  über  des 
Augustus  und  Tiberius  Leben  besser  Bescheid  wusste  als  Karl  IV.  und 
diesen  hierin  mit  pedantischer  Genauigkeit  belehren  konnte,  in  der 
alten  phantastischen  Weise  der  mittelalterlichen  Kaiserchroniken  die 
römischen  Imperatoren  als  Vorgänger  Karls  IV.  betrachtete  und  sie 
ihm  zum  Muster  anpries.  (Fortsetzung  folgt.) 

Halle  a.  S.  Konrad  Burdach. 


Eine  unbekannte  Schrift  Wimpfelings. 

Es  ist  merkwürdig,  dass  Jakob  Wimpfeling  während  seiner  ersten 
akademischen  Lehrthätigkeit  in  Heidelberg  mit  keiner  einzigen  Schrift 
^n  die  OefTentlichkeit  getreten  ist.   Auch  der  bereits  1474  entstandene 


von  H.  Holstein.  345 

'Tractatulus  prosodie  et  artis  metrice',  sein  erster  bedeutsamer  schrift- 
stellerischer Versuch,  erschien  als  selbständige  Schrift  erst  1505  in 
einer  von  Johannes  Adelphus  veranstalteten  Ausgabe,  nachdem  er,  wie 
Knod  in  dieser  Zeitschrift  V,  473  nachgewiesen  hat ,  ohne  Vorwissen 
des  Verfassers  von  einem  spekulativen  Buchdrucker  zuerst  der  oft  ge- 
druckten Grammatica  des  Wiener  Professors  Bernhard  Perger  angehängt 
worden  war.  Erst  mit  dem  Jahre  1486  beginnt  Wimpfelings  littera- 
rische Thätigkeit,  als  er  1483/84  das  Amt  eines  Dompredigers  4n 
Speier  übernommen  hatte,  das  ihm  ausreichende  Müsse  zu  litterarischen 
Arbeiten  gestattete.  So  erschien  denn  1486  das  grössere  Gedicht 
*  Landes  ecelesiae  Spirensis',  ein  Beweis  seiner  Dankbarkeit  fttr  die 
Aufnahme,  die  er  beim  Domkapitel  in  Speier  gefunden  hatte  (Schmidt, 
Histoire  litt^raire  de  PAlsace.  Par.  1878,  I,  14.  165.  11,  317,  nr.  1). 
Zu  derselben  Zeit  verfasste  Wimpfeling  auf  die  Bitte  des  Bischofs 
Ludwig  von  Speier  ein  ^  Officium  de  compassione  b.  Mariae  semper 
virginis',  dessen  Einführung  in  der  Diöcese  der  Bischof  veranlasste. 
Wir  erfahren  dies  aus  des  Trithemius  Catalogus  illnstrium  virorum 
f.  65*^,  wo  ausdrücklich  bemerkt  wird,  dass  Wimpfeling  das  Werk  ver- 
fasst  habe  *ad  instantiam  Ludovici  episcopi  qui  Id  ipsnm  in  sna  dio- 
cesi  publice  cantare  institnit\  Es  ist  nicht  bekannt,  dass  das  Werk 
durch  den  Druck  veröffentlicht  worden  ist,  aber  nach  J.  M.  A.  Loebel, 
der  in  den  Abhandlungen  der  KurpfUlzischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Mannheim  vom  Jahre  1789  (Acta  Acad.  Theod.- Palat. 
Tom.  VI  hist.  Mannh.  1789  p.  383—428)  in  einem  Aufsatz  über  die 
„Speierschen  Urkunden-Bücher,  Chronic-Schreiber  und  andere  Schrift- 
steller nach  der  Zeit-Ordnung'^  handelt,  befand  sich  im  Jahre  1781 
das  Officium  de  compassione  b.  Mariae  semper  virginis  in  einem  hand- 
schriftlichen Exemplar  auf  Pergament  in  gothischer  Schrift  in  gross- 
folio  unter  den  Choralbüchern  des  Domarchivs  zu  Speier. 

Schmidt  a.  a.  0.  1,  14  bemerkt,  dass  Wimpfeling  ausser  diesem 
Officium  noch  ein  zweites  de  sancto  Josephe  verfasst  habe,  das  eben- 
falls in  der  Speierschen  Diöcese  Eingang  gefunden  habe.  Er  beruft 
sich  dabei  auf  Trithemius,  der  jedoch  davon  nichts  meldet,  auf  die 
Defensio  Germaniae  und  auf  Matthias  Ringmann  (Philesins)  in  der  Wid- 
mung von  Wimpfelings  Oratio  de  spiritu  sancto  an  den  Dompropst 
von  Strassburg  Philipp  von  Duhn-Oberstein. 

Wie  Trithemius,  so  meldet  auch  Peter  Günther  in  der  Defensio 
Germaniae  nichts  von  dem  Officium  de  sancto  Josephe.  Unter  den 
Schriften  Wimpfelings  nennt  er  nach  dem  Carmen  de  conceptu  Mariae 
nur  das  Officium  de  compassione  eiusdem.  Er  konnte  es  auch  nicht 
nennen,  da  es  1502,  in  welchem  Jahre  die  Defensio  Germaniae  ver- 
fasst ist,  noch  nicht  erschienen  war.  Der  einzige,  der  beide  Officia 
nennt,  ist  Matthias  Ringmann,  der  die  Oratio  de  spiritu  sancto  im  Jahre 
1507  herausgab,  und  er  konnte  sie  mit  Recht  nennen,  da  das  Officium 
de  sancto  Josepho  seit  1504  bekannt  war. 

Diese  bisher  unbekannte  Schrift  Wimpfelings  erschien  unter  fol- 
gendem Titel: 

Vm.    7.  u.  8.  24 


M^;  Kar-  u'vtiu.-'  ^iri^  W*hi-^.> 


iJ]a**r»-^    fi  ^♦'ii^r'>'i  dv     miai  c*-  ^-x^'.vl..   z-i::rlr  «H^tle^i«- 


IfMnuUrT  ♦io  Bild-  dar-t^-llfrod  d>  k»-:l:r*:  FaiL!l> :  J  -v-ji.   MiltIä 
■ftd  da»  J«r«ii-ktAd.     Alb  Kbd**:  liupre^«k«iiZD  p^r  J  kazx-xn  WrL'jtf^rr 
IX.   di*-    ttiarfrij:    Aftbo   doiciui    M.  D.  iiij.     •♦  EL     4'.  —    -STra?^r-«rr^:r 
Ilrwrk  V  mit  pßihi^h*rü  T>p^n:  Titd.  Initial^-ii  and  di*-  Bc-2^»LniU4:?irB 
MriMrr    A^/Mrboitt«'    viad    in    rother   .Schrift    aa?eef^fan.     J«-dr    Seile-    i^ 

Na^h  dfrra  TheJ  war  da»  Offieinm  auf  Er*Behen  des  BL^b«-f§> 
Albreebt  von  .Strae^bon?  zum  Oebraoth  f&r  die  >tra»<^bari?pr  Kirche 
aajHT^rarbeitet.  lier  Wrfaw^r  ist  weder  aof  dt-m  Titrl  n-.<b  am  Ende 
f^nauot:  daj»^  *>  a)>er  WimpfeJiDcr  war.  bevei->t  eiomal  die  •>bl<re  An- 
l^be  de«  Matthias  KimmuiDo.  Mpdann  aber  t>efiDdet  firh  auf  der  Köek- 
Mite  de4»  letzten  BJatten  in  dem  mir  Torliecrenden  Exemplare  der  l'ni- 
Tim»ititj»'BibJiotbek  zu  lleidelbenr  foJfrende  handAehrifUiehe  Bemerkung 
von  nehr  alter  Hand:  -Ihtt  officium  composnit  ma^^ter  Jac<>biL<^  Wim- 
phelinipu-.  fjuamuii*  non  addiderit  nomen'.  Die  Wort«*  stammen  Ter- 
mnt blieb  von  dem  ebema liefen  Beisitzer  de^  .Sammelbandes,  in  velchrm 
Mcb  die-e  Schrift  befind«'!  und  welchen  Ilartfelder  im  Ueidf  Ibersrt-r  Gx  m- 
DJUiialprof^ramme  1884  .S.  10  AnoL  6  erwähnt.  Dieser  Sammelband  irt- 
hf)rte  urhprflnfrlich  einem  frewisfsen  Jeronimn.r  Hamerl  von  Lanimren  «Lan- 
f^DKinun;.  Ober  den  mir  nicht»  weiter  bekannt  geworden  ist  a]^  dass  er 
e\n  bef^eifiterter  Hchttler  und  Anhinger  Wimpfelings  gewesen  ist :  denn 
er  hat  in  dicncm  .Sammelbande,  den  er  1507  anlegte .  lauter  Wimpfe- 
liogiana  vereinigt,  den  Inhalt  deÄ>elben  auf  dem  er>ten  Innendeckel 
genau  angegeben,  auf  dem  zweiten  Innendeckel  16  Schriften 
Wimpfelingri  angefahrt  und  diejenigen,  die  er  schon  besa8>.  mit  dem 
Zuhatz  'babeo'  versehen:  am  F2nde  fügt  er  noch  hinzu:  Dei*  fauente 
omni»  Lopera;  emam.  Ilamerl  scheint  auch  dem  Verfasser  >ehr  nahe 
gehtanden  zu  haben,  denn  die  Declamatio  Beroaldi  de  tribns  fratribns. 
der  Hueh  die  (leniiania  ad  Kempnblicam  Argentiuensem  und  die  Oratio 
de  annuntiatione  angelica  0501)  angeschlossen  ist,  erhielt  er  von 
Winipfeling  ^<•lb^t.  wie  folgende  auf  dem  Titelblatte  verzeichnete  Worte 
bezeugen:  Jeroninii  hamerl,  dedit  mgr  Jaco:  W.  Anno  1507.  Auch 
ist  er  wohl  derselbe,  an  den  Wimpfeling  neben  Peter  Sturm  und  Nico- 
lauH  Wimpfeling  im  Jahre  1507  die  Exhortatio  richtet,  die  sich  in 
H4*iuer  Ausgabe  von  Hasilii  Magni  de  legendis  autiquorum  libris 
(Kcbmidt  II,  335  iir.  73)  findet,  wenn  er  dort  auch  Ilieronymus  Hem- 

\)  Ueber  den  .Strassburger  Drucker  Johannes  Webinger  s.  Schmidt  I, 
2i».    II,  806  nr.  162. 


von  n.  11  ölst  ei  II.  347 

merlin  *)  genannt  wird.  Interessant  ist  auch  noch  folgende  eigenhändige 
Notiz  von  ihm :  *  lUigatus  qnarta  feria  ante  Georgii  Argentine,  —  eodem 
die  recessit  genitor  mens  a  Argentina ;  deus  det  sibi  fortnnatam  viam  ac 
peregrinationem  anno  domini  1507\  Zuletzt  bemerke  ich,  dass  die 
Querulosa  excusatio  Wimphelingii  ad  Jnlium  H.  von  1507  (Schmidt  II, 
325  nr.  29)  die  eigenhändige  Widmung  Wimpfelings  an  Matthens  Lang, 
Bischof  von  (lurk,  trägt:  R.  p.  d.  dfio  Matheo  d.  g.  epo  Gnrceii  dno 
colendiss.  obseruandiss :  q3,  und  dass  zu  einigen  Schriften  der  Kauf- 
preis zugefügt  ist,  welchen  llieron.  Hamerl  gezahlt  hat.  So  erstand  er 
die  Adolescentia  für  XI  ^  argent.,  die  Appologetica  declaratio  fttr  3  ^, 
den  libellus  de  integritate  für  16  ^,  das  Soliloquium  contra  Suitenses 
für  3  A,  den  Isidoneus  für  5  ^. 

lieber  das  Officium  de  sancto  Joseph  selbst  ist  wenig  zu  sagen. 
F^s  ist  eine  Sammlung  von  lateinischen  Gebeten  und  Gesängen  für  den 
gottesdienstlichen  Gebrauch  am  Feste  des  h.  Joseph  (19.  März).  Aij 
beginnt  mit  einer  Hystoria  sancti  Joseph  sponsi  Marie  et  nutritoris  alum- 
nique  domini  nostri  Jhesu  cristi.  Den  Schluss  bildet  ein  Dankgebet: 
^  (iratias  agimus  tibi  domine  pro  virginali  coniugio  iusti  ioseph  et  marie. 
postulantes:  ut  benedicti  fructns  in  eo  nati  perpetua  suauitate  fruamur. 
Qui  tecum  viuit  et  regnat  in  viiitate  Spiritus  sancti  deus  per  omnia 
secula  seculorum.     Ite  missa  est  dicitur.' 

Wilhelmshaven.  H.  Holstein. 


Eine  Bttclieranzei^ce  OOnther  Zainers. 

(1    De  fubinfeHis  bene  effigiatis  emendatifq3.  Tibi  cö- 
))are  aflfectantes,  libris,  Locum  fubfignatum  attin^ 
gere  non  jicraftinent,  Vbi  ad  nutum,  lipitumpj  flexi« 
bilem,  reperirent  [sie !]  venditorem. 

(1   Pantheologiam  in  pulcra  ac  coirecta  litera. 

a  Continuum  fancti  Thome  fup  quatuoi  euangeli, 
ftas  cum  textu  feoifum,  AFs,  Aurea  kathena. 

a  Summam  confessoium  Johannis  cü  additonibo 
ex  fexto  decretalium.      (l    Summam  pifani. 

ü  Gxegotium  in  regiftro.  feu  epFas  Gtegoiij. 

Q  Kgidinm  Romanum  d(e  re)gimie  pxincipum. 

(J  Scolafticam  liystoiiam. 

(1  Ifidoi:  etliimologia^:  in  pgameno  et  papiro. 

a  ('onclnfiones  fententiarum. 

a  Willielmum  paridenfem  de  duplici  vniuexfo  de  fide 
et  legibus  Q  Dauiticä  margaritä  fup  pfalterio. 

1)  Paulus  Ilämmerlin  (Malleoltis)  de  Andelo.  ein  Elsässer,  Liceutiat  von 
Paris  148»,  gab  15U3  den  Terenz  heraus.  Budinsky,  Die  Univ.  Paris  und  die 
Fremden  an  ders.    BerL  1876.    S.  154.    Schmidt  a.  a.  0.  II,  151. 

24* 


348  I^ine  Bticheranzei^e  Günther  Zainera  von  K.  Burg  er. 

Q  Ouidimn  de  amote  et  rcmedijs  amotis. 
a  Donatum  inaennm  in  bapixo. 
Q  Tabulas  eoniunetionum  et  oppontionum  cum  pze- 
fentis  anni  minutiunibiis. 

Vorstehende  Bficheranzeijre  fand  ich  bei  Naeliforschun^en,  die 
ich  anf  der  UuiversitätsbibHothek  zu  Pra«?  nach  Zaiuerschen  Drucken 
anstellte,  in  einem  Exemplar  vom  „Spiej^el  des  fünders"  (o.  0.  J.  und 
Drucker,  Augsburg,  G.  Zainer)  Ilain  ♦14945.  Da  die  Anzeige  in  der 
umfassenden  Arbeit  von  W.  Meyer  i)  (Centralblatt  1885,  S.  437  ff.)  nicht 
aufgeführt  ist,  darf  ich  wohl  mit  Recht  annehmen,  dass  sie  noch  nicht 
publicirt  ist.  Der  Verwaltung  der  Prager  Universitätsbibliothek,  die 
mir  den  Band  zur  Benutzung  hierher  sandte,  sei  auch  an  dieser  Stelle 
gedankt. 

Das  Blatt  dient  als  Vorsatzblatt  und  ist  bis  auf  einen  kleinen 
Bruch  in  der  11.  Zeile  wohlerhalten.  Da  das  Format  des  Buches 
kleiner  ist  als  das  der  Anzeige,  ist  dieselbe  vorn  quer  eingebunden. 
Ob  durch  den  Buchbinder  unten  noch  Text  weggeschnitten  ist,  ein 
Verzeichniss  der  deutschen  Bücher  wie  bei  der  Zainerschen  Anzeige 
von  1474  (a,  a.  0.  p.  450)  oder  eine  Angabe  der  Verkaufsstelle,  lässt 
sich  nicht  feststellen ;  jedenfalls  hat  das  Blatt  jetzt  noth  einen  mehrere 
Zeilen  breiten  weissen  Rand  unten,  der  als  Falz  dient.  Die  Anzeige 
ist  mit  der  schönen  gothischen  (sogenannten  fetten)  Type  Zainers  ge- 
druckt; die  Versalien  sind  noch  nicht  mit  den  von  späteren  Besitzern 
der  Typen  dazu  verwendeten  Versalien  untermischt,  wie  wir  es  bei 
Ambrosius  Keller,  Christmann  Heyny  und  Blaubirer  finden.  Von  den 
in  der  Anzeige  aufgeführten  Büchern  kann  ich  folgende  Nummern  als 
Zainersche  Drucke  nachweisen: 

1)  Pantheologiam  ...  H.  »ISOie  v.  J.  1474. 

2)  Continuum  ...  H.  ♦  1328. 

3)  Summam  confessorum  H.  *  7365  v.  J.  1476. 

4)  Summam  Pisani  H.  ♦  2528  v.  J.   1475. 

5)  Gregorium  ...  H.  ♦  7991  (c.   1472). 

6)  Egidium  Romanum  ...  H.  *     107  v.  J.  1473. 

7)  Scolasticam  hystoriam  ...  H.  ♦  5531  v.  J.  1473. 

8)  Isidorum  ...  H.  ♦  9273  v.  J.  1472. 

9)  Conclnsiones  sententiarum.  U.  *  7225. 
10)  Wilhelmum  Parisiensem  .  .  . 

Von  der  Schrift  des  Guillermus  de  universo  (ob  gleich  de  dn- 
plici  universo?)  führt  Hain  unter  *8319  nur  einen  undatirten  Druck 
an,  den  er  Koberger  zuschreibt.  Von  der  Schrift  de  fide  et  legibus 
beschreibt  Hain  einen  Zainerschen  Druck  unter  ^83 17.  Das  Münchener 
Exemplar  ist  1469  rubricirt. 


1)  Zur  Vervollstnudignng  der  bei  Mever  aufgeführten  BUcheranzeigen 
erwähne  ich  noch  kurz  die  Anzeige  des  Aldus  Manutius  vom  Jahre  1498. 
Hain  10742. 


In  Sachen  der  direkten  Versendung  von  Handschriften  etc.        349 

11)  Daviticam  margaritam  ...        H.  *10754. 

12)  Ovidinm  ...  H.  »12216  v.  J.  1471." 

13)  Donatum  juvennm  in  bapiro  .  .  .  Ein  Zainerscher  Donat  ist 
mir  nicht  bekannt;  jedenfalls  ist  die  Schrift  Gersons,  Donatns  morali- 
satns,  die  Zaincr  auch  gedruckt  hat,  nicht  damit  gemeint.  H.  "'7723 
(auch  in  H.  »8589). 

14)  Tabnlas  conjunctionum  et  oppositionum  .  .  . 

Hiermit  sind  die  in  Plakatformat  gedruckten  Kalender  gemeint, 
von  denen  Zaincr  in  jedem  Jahre  mehrere  Ausgaben  deutsch  und  latei- 
nisch gedruckt  hat.  Eine  reiche  Sammlung  derartiger  Kalender  von 
1471  an  besitzt  die  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München. 

Von  den  hier  anfgefQhrten  Drucken  finden  sieh  folgende  vier 
auch  in  der  von  Meyer  mitgetheilten  Anzeige  vor: 

1)  Rainerus  de  Pisis,  pantheologia  v.  J.  1474, 

6)  Aegidius  Columna,  de  regimine  principum  v.  J.  1473, 

8)  Isidorus,  ethymologiae  y.  J.  1472,  gleichfalls  in  2  Ausgaben,  auf 

Pergament  und  Papier, 
12)  Ovidius,  de  aiie  amandi  et  de  remedio  amoris  v.  J.  1471. 

Während  die  Anzeige  bei  Meyer  aus  dem  Jahre  1474  stammt, 
ist  unsere  Anzeige  frühestens  in  das  Jahr  1476  zu  setzen,  in  dem  die 
Summa  confessorum  des  Johannes  Friburgensis  gedruckt  worden  ist. 

K.  Burger. 


In  Sachen  der  direkten  Versendung  von  Handschriften  etc. 

Im  letzten  Hefte  des  C.  f.  B.  hatte  ich  S.  278  gesagt,  dass  die 
k.  k.  österreichischen  Universitätsbibliotheken  wohl  dem  gegebenen 
Beispiele  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien  unzweifelhaft  nachfolgen 
würden.  Diese  Bemerkung  war  überflüssig.  Wie  mir  jetzt  von  einem 
Herrn  Collegen  aus  Oesterreieh  mitgetheilt  wird,  bestehen  hierüber 
schon  nachfolgende  Bestimmungen  seit  dem  12.  März  1883,  welche  das 
k.  k.  Unterrichtsministerium  angeordnet  hat,  und  die  Nichts  zu  wün- 
schen übrig  lassen.  Uns  war  dieser  Erlass  nicht  bekannt,  und  durch 
eine  uns  von  Wien  von  sehr  guter  Hand  zugegangene  Mittheilung 
wurden  wir  in  der  Voraussetzung  bestärkt,  dass  noch  nichts  Aehn- 
liches  angeordnet  sei.  0.  H. 

„In  theilweiser  Abänderung  des  §  6,  alinea  2  des  Ministerial- 
Erlasses  vom  22.  Mai  1868  Z.  2562  finde  ich  in  Ansehung  der  Ent- 
lehnung von  Werken  öffentlicher  Bibliotheken  nach  oder  aus  dem  Aus- 
lande zur  Vereinfachung  des  diesf^lligen  bisher  vorgeschriebenen  Ver- 
tahrens  Folgendes  anzuordnen: 


350  Recensionen  und  Anzeigen. 

1.  Druckwerke  inländischer  öffentl.  Bibliotheken  können  künftig- 
hin mit  der  sub  3  ersichtlichen  Ausnahme  an  öffentliche  Biblio- 
theken des  Auslandes  verliehen  werden,  ohne  dass  es  liiezu 
im  einzelnen  Falle  einer  speciellen  Bewilligung  des  k.  k.  Mini- 
steriums für  Cultus  und  Unterricht  bcdtlifte. 

2.  Dasselbe  gilt  von  Handschriften,  Incunabeln  und  denselben 
gleichgehaltenen  Werken;  es  ist  jedoch  in  Ansehung  der- 
selben die  Entlehnung  stets  an  die  ausdrtlckliche  Bedingung 
der  Feuer-  u.  Einbruch  -  sicheren  Verwahrung  und  der  aus- 
schliesslichen Benutzung  innerhalb  der  Bäume  der  Bibliothek 
zu  kntipfen. 

3.  Wenn  die  Entlehnung  von  Werken  von  Privatgel ehrt<?n  zur 
Benutzung  derselben  ausserhalb  der  Bäume  der  Bibliothek 
angesucht  wird;  wenn  rflcksichtlich  der  sub  2  bezeichneten 
Werke  den  daselbst  erwähnten  Bedingungen  nicht  entsprochen 
werden  kann;  endlich,  wenn  es  sich  um  besonders  kostbare 
Werke  handelt,  ist  auch  fernerhin  in  jedem  einzelnen  Falle 
die  Genehmigung  des  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  u.  Unter- 
richt zur  Verleihung  einzuholen. 

4.  Die  Versendung  der  entlehnten  Werke  hat  stets  durch  die 
Post  unter  Angabe  des  Werthes  und  auf  Kosten  des  Ent- 
lehners stattzufinden. 

5.  Bei  Entlehnung  von  Werken  aus  öffentlichen  Bibliotheken  des 
Auslandes  zur  Benutzung  im  Inlande  ist  die  Intervention  des' 
Ministeriums  fttr  Cultus  u.  Unterricht  nicht  erforderlich,  falls 
dieselbe  nicht  von  der  betreffenden  ausländischen  Behörde  oder 
Anstalt  ausdrticklich  zur  Bedingung  der  Entlehnung  ge- 
macht wird." 

Auch  die  Grossherzoglich  Hessische  Regierung  hat  die  Direktion 
der  Hofbibliothek  zu  Darmstadt  und  die  U.-B.  zu  Giessen  ermächtigt, 
Handschriften  an  Staats-  und  unter  staatlicher  Aufsicht  stellende  Biblio- 
theken des  In-  und  Auslandes  ohne  Weiteres  zu  versenden. 


Recensionen   und    Anzeigen. 

Katalog  der  Bibliothek  des  historischen  Vereins  fiir  Nicdrrsachsen.  Erstes 
lieft.  Rcpcrtorium  der  Urkunden.  Akton,  Handschriften,  Karton,  l*or- 
traits,  Stammtafeln,  (ledonkhlätter,  Ansichten  und  der  gräflich  Oeyn- 
liausensclien  Handschriften  —  Zweites  lieft.  Katalog  der  Hjichcr.  — 
Ini  Auftrage  des  Vereins -Ausschusses  bearbeitet  von  Hr.  Adolf  Ulrich. 
Hannover.  Hoflmchdruckcrei  d(;r  Gebrüder  .läneeke.  ISsh— ISikk  VIII 
u.  198  S.     IV  u.  'MU  S.     !,(»<>  ,A  und  2  .//. 

Wenn  ich  es  hier  nntennOune,  den  Katalog  einer  fiir  bestimmte  Zwecke 
errichteten  Specialbibliothek,   deren  Benutzung  noch  da/u  auf  den  Kreis  deT- 


Reoensionen  und  Anzeigen.  351 

Vereinsmitglieder  beschränkt  ist,  ausführlich  anzuzeigen,  so  bedarf  das  einiger- 
massen  der  Rechtferti^ng.  Es  handelt  sich  weniger  um  den  Katalog  ids 
um  die  Bibliothek.  Dieselbe  hat  für  Niedersachsen  im  weitesten  Sinne  un- 
gefähr dieselbe  Bedeutung,  wie  die  v.  Ponickau'sche  zu  Halle  für  die  ober- 
sächsischen  und  thüringischen  Lande,  und  bildet  daher  nach  dieser  Seite  hin 
eine  wichtige  Ergänzung  fUr  die  Königliche  und  die  Städtische  Bibliothek  in 
Hannover,  sowie  ftir  die  Göttinger  Universitätsbibliothek.  In  ihr  ist  nicht 
nur  die  historische  Litteratur  von  Braunschweig-Lilneburg ,  sondern  auch  die 
d(>K  Übrigen  Deutschlands,  wie  der  ausserdeutschen  und  aussereuropäischen 
Länder  verhältnissmässig  gut  vertreten,  so  dass  sie  auch  aus  diesem  Grunde 
ein  allgemeineres  Interesse  beanspruchen  darf.  Ein  ungefähres  Bild  ihres 
Zustanaes  und  ihres  Umfanges  mag  daher  die  Anzeige  des  vorliegenden 
Kataloges  jreben.  Verfasser  desselben,  früher  Stadtarchivar  und  Assistent 
am  Königlichen  Archiv  zu  Hannover,  hat  zwar  den  Katalog  noch  vollständig 
ausarbeiten  können,  ist  aber  durch  seinen  im  December  18S9  erfolgten  Tod 
verhindert  worden,  die  letzte  Feile  anzulegen,  so  dass  die  vorhandenen  Un- 
ebenheiten und  UnVollkommenheiten  nicht  ihm  zur  Last  zu  legen  sind. 
S[)uren  einer  nachbessernden  Hand  habe  ich  allerdings  vergebens  gesucht. 
Ueber  die  Einrichtung  des  ersten  Heftes,  in  welchem  die  handschrift- 
lichen Materialien  una  diejenigen  Drucksachen,  die  ihrem  Inhalte  nach  mehr 
zu  den  Archivalien  als  zu  den  Büchern  gerechnet  werden,  verzeichnet  sind, 
giebt  das  Vorwort,  dem  wir  das  Folgende  zum  Theil  entnehmen,  nähere 
Auskimft. 

Das  Repertorium  zerfällt  in  folgende  Abtheihmgen : 

L  Urkunden,  1175  Nummern,  von  ca.  1236  bis  1853  reic'nend.  In 
den  Jahrgängen  1850—64  der  Vereins-Zeitschrift  hatten  Grotefend  und  Fiedler 
Regesten  der  damals  vorhandenen  765  Urkunden  mitgetheilt  und  zwar  in 
fünf  Gruppen;  innerhalb  der  Gruppen  chronologisch  geordnet  und  dann  mit 
durchlautenden  Nummern  versehen.  Aus  den  seither  erworbenen  410  Num- 
mern wurde  nun  eine  sechste  Gruppe  gebildet,  den  bereits  bestehenden  an- 
gereiht und  dann  das  Ganze  in  chronologischer  Folge  mitgetheilt.  Die  in 
dem  Repertorium  abgedruckten  Regesten  von  Urkunden  und  nicht  zu  grösse- 
ren Aktenstücken  gehörenden  älteren  Briefen  sollen  nur  auf  das  vorliandene 
Material  hinweisen ;  sie  sind  daher  in  knapDster  Form  gehalten  und  bieten  das 
Datum,  die  Namen  des  Ausstellers,  des  Interessenten  und  des  Objectes,  so- 
wie ev.  eine  Notiz  über  vorhandene  Siegel  oder  eigenhändige  Namensunter- 
schriften. —  Es  hätte  sich  aber  doch  wohl  mehr  empfohlen,  eine  neue  Zäh- 
lunjc  nach  laufender  Nummer  cinzuftihren,  vielleicht  auf  (irund  dieses  ciirono- 
logischen  Verzeichnisses.  Weitaus  die  meisten  der  Urkunden  sind  Originale-, 
bisweilen  sind  es  auch  gleichzeitige  oder  notariell  beglaubigte  Abschriften. 
Besonders  zahlreich  sind  Belehnungen  und  Fehdebriefe;  unter  letzteren  her- 
vorragend die  vielen  1485  gegen  die  Stadt  Hildesheim  gerichteten. 

II.  Akten  und  Handschriften,  457  Nummern  aus  dem  IL— 19. 
Jahrhundert.  Die  älteren  Titel  dieser  Handschriften  sind  im  Kataloge  diurch 
Gänsefüsschen  gekennzeichnet;  wo  ein  solcher  nicht  vorhanden  war,  ist  der 
Inhalt  kurz  angegeben;  darauf  folgt  stets  die  Angabe  des  Alters,  Umfanges 
und  Formates  der  Handschrift,  \erfasser  und  die  betreffenden  Ortsnamen 
sind  durch  gesperrten  Druck  hervorgehoben.  Bei  der  Eintheilung  ist  vom 
Nächstliegi'ncien  und  Speciellen  zum  Allgemeineren  und  Fenierliegenden  fort- 
geschritten, und  zwar  in  dieser  Reihenfolge:  1.  Calenberg.  'l.  Göttingen. 
H.  Braunsehweig.  4.  Hildesheim.  5.  Lüneburg.  6.  Bremen -\  erden.  7.  Hoya- 
Diepholz.  s.  Osnabrück.  0.  Ostfriesland.  lo.  Allgemeine  (Tcschichte  von 
Bniunschweig-Lüm'burg.  11.  Recht,  Verfassung,  Venvaltun^  von  Braun- 
schweig-Liineburg.  \'l.  Kultur-  und  Kunstgesehiditliehes  über  Bnuinschweig- 
Lüneburg.  WS.  Uebriges  Niedersachsen.  14.  Uebriges  Deutsehland.  15.  Ausser- 
deut.sehe  (ie.sehiehte.  16.  Niehtge.sehiehtliehe.s.  —  Obwohl  ich  zugeben  miiss, 
(lass  hei  einer  Speeialbibliothek  eine  derartige  Eintheihmg  munclies  tllr  sich 
hat,   so  war  in  diesem  Falle  eine  Abweichung  von  dem  bewährten  (trund- 


352  ReceDBionen  und  Anzeigen. 

satze:  Vom  AIIgeineineD  zum  Speciellen,  nicht  eben  gerechtfertigt  oder 
wenigstens  nicht  unum^ingHch  notnwendig.  Ebenso  lässt  sich  darüber  streiten, 
welches  denn  das  näher,  welches  das  ^mer  Liegende  ist.  Geht  man  von 
Calenberg  aus,  so  lagen  doch  Hildesheim  und  Braunschweig  näher  als  Göt- 
tingen, liier  war  alphabetische  Anordnung:  Braunschweig,  Bremen,  Calen- 
berg  u.  s.  w.,  vorzuziehen. 

III.  Landkarten  und  Stadtpläne,  547  Nummern.  Die  Eintheilnng 
ist  hier  dieselbe  wie  bei  Abth.  II  geblieben,  nur  dass  auf  Nr.  1»,  Nieder- 
sachsen  im  Allgemeinen,  bloss  noch  zwei  Gruppen,  11.  Uebriges  Deutschland, 
12.  Uebrigc  Länder,  folgen.  Es  existirt  hierüber  ein  IS70  angefertigtes, 
ausser  der  Nummer  nur  den  Namen  bietendes  Register,  dessen  dummer  in 
Klammer  der  neuen  Nummer  beigesetzt  ist.  In  dem  vorliegenden  Verzeich- 
nisse ist  Titel,  Zeit  der  Zeichnung  bezw.  des  Druckes,  Grösse  (Länge  :  Breite 
der  Karte  in  mm.)  und  meist  noch  der  Massstab  angegeben.  S.  106~1U7 
finden  wir  auch  Thüringen  \ind  Obersachsen  vertreten.  Besonders  bemerkens- 
werth  sind  die  gleichzeitigen  Pläne  zum  siebenjährigen  und  zum  dreissig- 
jährigen  Kriege  (S.  109),  sowie  die  französisch  -  belgischen  Grenzgebiete 
(8.  1 1  '^). 

IV.  Porträts,  760  Nummern,  meist  Ausschnitte  aus  Druckwerken; 
in   alphabetischer  Folge.    Die   Namen  der   weifischen  Fürsten   sind    voran- 

festeilt.  Dem  Namen  des  Dargestellten  folgt,  nur  durch  die  Zahl  des  Jahr- 
nnderts  bezeichnet,  die  Angabe  der  Entstenungszeit.  —  Merkwürdig  ist  es. 
dass  darunter  die 'Porträts  von  Georg  IV.  und  V.  noch  fehlen;  ausserdem 
vermisst  Ref.  das  Bildniss  Henning  Brabandts  von  Braunschweig. 

V.  Stammtafeln  und  Wappenzeichnungen,  3(i  Stück  (35Nrr.); 
darunter  hervorragend  die  Federzeicnnuugen  niedersächsischer  Wappen  auf 
Steinen,  aus  dem  15.— 18.  Jahrhundert. 

VI.  Gedenkblätter  auf  einzelne  geschichtliche  Ereignisse, 
58  Stück  (64  Nrr.). 

VII.  Ansichten  von  Städten  und  Denkmälern.  —  Das  Ver- 
zeichniss  dieser  letzten  drei  kleineren  Abtheilungen  ist  wie  das  der  Hss.  und 
Karten  behandelt.  —  1 08  Stück  und  Convolute ;  darunter  enthält  Nr.  6  (von 
ca.  1800)  nicht  weniger  als  56  Ansichten  von  Göttinnen  imd  Umgegend  auf 
64  Bl.;  Nr.  12  enthält  114  Bl.  Ansichten  aus  Merlans  Topographie. 

VIII.  Die  gräflich  Oeynhausenschen  Sammlungen,  46  Num- 
mern in  123  Conv.  Dazu  gehören:  Stammbäume  und  Notizen  zur  Geschichte 
meist  niedersächsischer  Adelsfamilien,  mit  briefNchen  Nachrichten.  2\)  Con- 
volute in  Fol.  Femer:  Notizen  zur  Geschichte  niedersächsischer  Adels- 
geschlechter im  Mittelalter,  nach  den  Familien  alphabetisch  geordnet.  Zu- 
sammengestellt von  Prof.  Havemann,  mit  Ergänzungen  des  Grafen  von  Oeyn- 
hausen. 13  Bände.  4^  —  Auszüge  aus  mittelalterlichen  Urkunden  zur  Ge- 
schichte und  Kulturgeschichte  niedersächsischer  Adelsg:e8chlechter,  Klöster 
und  Städte ,  gesammelt  von  Ilavcmann ,  4  Conv.  in  l  utteralen ,  u.  s.  w.  — 
Die  Namen  aller  Familien,  über  welche  Notizen  gegeben  werden,  sind  im 
Kataloge  mitgetheilt.  Durch  ein  Register  der  Personen-  und  Ortsnamen  zu 
dem  Repertorium  ist  in  daukenswerther  Weise  der  Forschung  entgeffen- 
gckomnien ;  dasselbe  hat  zugleich  <ien  Zweck ,  auf  die  beim  Verein  vorhan- 
denen Materialien  hinzuweisen.  — 

Das  zweite  lieft,  welches  die  Bücher  umfiisst  und  dessen  Vollen- 
dung der  Verfas.ser  nicht  mehr  erlebt  hat,  Ist  bei  weitem  schwieriger  zu  be- 
nutzen als  das  erste.  Mag  Verfasser  nicht  die  nöthlge  Routine  und  Buch- 
kenntni.ss  hesesst^i  haben  oder  mag  die  Schuld  danm  liegen,  dass  es  ihm  an 
bibliographischen  Nachsehlagewerken  fehlte;  jedenfalls  zeigt  tlieses  Heft,  wie 
man  einen  gedruckten  Büeherkatalog  nicht  machen  soll.  Eine  Vorrede, 
welche  über  die  befolgten  Prineipien  vielleicht  Aufsehluss  hätte  geben  kön- 
nen, hat  Ref.  sehr  vennisst.  (ileicli  auf  den  ersten  Blick  trat  die  unerquick- 
liche Verquickung  von  sachlicher,  chronologiselM'r  und  alphabetischer  Reihen- 


Reoensionen  und  Anzeigen.  353 

folge  hervor;  ohne  das  Hegister  ist  es  überhaupt  schwer,  etwas  aufzufinden. 
Darin  sind  aber  auch  wieder  nicht  wenige  Namen  theils  doppelt,  theils  falsch 
angegeben.  Mau  merkt  eben:  die  chronologische  Ordnung  liegt  dem  Histo- 
riker und  Archivar  im  Blute;  jode  andere  wird  ihm  weniger  svmpathisch 
sein.  Warum  ist  nicht  einfach  die  alphabetische  Ordnung  innernalb  der  in 
der  Inhalts-Uebersicht  angegebenen  sachlichen  Haupteintheilung  anstatt  der 
chronologischen  durchgeführt?  Für  einen  zum  Druck  bestimmten  Katalog 
und  für  die  praktischen  Zwecke  der  Benutzer  hätte  das  vollkommen  genügt, 
und  die  gerillten  Uebelstände,  auf  die  wir  nachher  zurückkommen  werden, 
wären  sicnerlich  vermieden  worden. 

Die  verschiedenartige  Behandlung  der  Litteratur  innerhalb  des  voran- 
geschickten Hauptschemas  uat  einige  Willkürlichkeiten  zur  Folge  gehabt.  Der 
Katalog  der  BibUothek  des  Kgl.  Hannov.  Generalstabes  von  1841  (S.  77  = 
Nr.  5382)  durfte  von  demjenigen  aus  dem  Jahre  1864  (S.  79)  nicht  getrennt 
werden,  wie  es  hier  dem  chronologischen  Princip  zu  Liebe  gesehenen  ist. 
Junghaus,  Geschichte  Childerichs  und  Chlodowechs  (S.  269)  gehört  wohl  eher 
zur  älteren  deutschen,  als  zur  französischen  Geschichte.  Kecht  eigenthüm- 
lich  nimmt  sich  S.  108  die  Schrift  von  C.  W.  Sack,  Die  Schornsteinfeger,  s. 
1.  et  a.,  zwischen  Köchy,  Die  Friedrich- Wilhelms-Eiche,  1850,  und  Lessingfeier 
zu  Brauuschweig,  1858,  aus;  es  ist  unklar,  nach  welchem  Princip  siegeraaean 
dieser  Stelle  eingereiht  ist.  Doppelt  verzeichnet  ist  Nr.  67-18  A.  Conze,  Guer- 
rieri  co  Loro  Valetti  S.  271  unter  „Italien"  imd  S.  3U0  unter  „Geschichte  des 
Alterthums*.  Die  Werke:  Lüwenfeld,  Die  Wahrheit  über  der  Juden  Antheil 
am  Verbrechen.  Auf  Grund  amtlicher  Statistik  (S.  298),  A.F.Thiele,  Die 
jüdischen  Gauner  in  Deutschland  (S.  299)  rangiren  ebenso  wie  Ulimanns 
Koran  (S.  299)  unter  „Aussereuropäische  Geschichte.  H.  L.  Ahrens,  Das  Amt 
der  Schlüssel  (S.  313)  gehört  nicht  zu  den  geschichtlichen  Hülfswissenschaften, 
sondern  zum  Hannoverschen  Katechismusstreit  (S.  72  ff.).  —  S.  338  mussten 
die  Herausgeber  des  Urkundenbuchs  genannt  werden.  —  Es  fehlen  der  Biblio- 
thek und  dürften  zur  Anschaffung  empfohlen  werden:  Schriften  über  di^ 
Flora  und  Fauna  Hannovers  (z.B.  die  Flora  von  Ludw.  Mejer);  Puritz,  Der 
Hannoversche  Tourist,  Ahrens  Tigislege,  Bd.  V  von  Mommsens  Römischer 
Geschichte  und  die  Schriften  über  die  Oertlichkeit  der  Varusschlacht.  —  Bei 
manchen  Werken  Hessen  sich  die  anonymen  Verfasser,  Ort  und  Jahreszahl 
nicht  allzuschwer  ermitteln  (S.  180  Pfannenschmid ,  Fragen  behufs  ausführ- 
licher Sammlung  von  Sagen,  Sitten  etc.  in  Elsass- Lothringen,  S.  309  Ge- 
spräche im  Reiche  der  Toten).  Die  Namen  der  Verfasser  sind  sowohl  im 
Kataloge  wie  im  Register  falsch  angegeben  bei:  F.  W.  Ostermeyer ,  Ideen 
über  Organisation  der  Civil -Verwaltung  im  Kgr.  Hannover  (nicht  Oestermeyer, 
S.  57),  identisch  mit  dem  Verfasser  des  Werks  Die  Militärrechtspflege  im 
KöniCTcich  Hannover  (S.  77).  Im  Register  sind  S.  385  natürlich  zwei  ver- 
schiedene Personen  daraus  gemacht.  S.  100  Wagenmann,  117.  Nachricht  vom 
Göttinger  Waisenhause,  nicht  Wagemann.  S.  1 74  und  im  Register  S.  375  war 
J.  Geiickeu  zu  schreiben  (so  richtig  S.  291)  statt  Geffken.  Der  Verfasser  der 
Erklärung  des  goldenen  Horns  aus  der  Nordischen  Theologie  heisst  Carl 
Ferd.  Horamd,  nicht  Horameln,  wie  S.  236  und  im  Register  S.  378  zu  lesen 
steht;  vgl.  Meusel  VI  p.  98.  —  S.  293.  294.  299  und  im  Register  S.  370  ist 
falsch  Hernouilli  statt  BernouUi;  ferner  S.  324  und  Register  S.  394  Wölflin 
statt  Wölfflin.  Ein  Unfug  ist  es,  die  Saxouia  numismatica  in  9  Tractätleiu 
vom  Jahre  1700  unter  dem  Namen  des  Verfassers,  Tentzel,  (S.  204J  zu  ver- 
zeichnen, dagegen  die  Saxonia  nuniisui.  lin.  Emest.  und  S.  n;  lin.  Aloert.  von 
1705  als  anonym  anzugeben.  Im  Register  findet  sich  derselbe  Autor  oft 
doppelt,  so  S.  372  Cavedoni  und  Conze,  S.  376  Grotefend  (S.  301)  =  C.  L. 
Grotefend  (8.301),  F.  I).  lläberlin  (derselbe  Verfasser  der  S.  144.  187.  322 
verzeichneten  Bücher);  S.  381  Polycarp  Leyser  in  Helmstädt  (S.  556),  S.  383 
A.L.  Miliin,  S.  389  C.  T.  G.  Schönemann  (S.  318);  S.  390  Stillfried -Alcantara 
(8.  200.  :\HK  352  derselbe  Autor).  Bedeiiklicli  fällt  es  aber  S.  381  auf,  dass 
ein  G.  Münster  und  ein  G.  v.  Münster  unterschieden  wird;  Verfasser  der  Bro- 
schüre (S.  50):  „Mein  Antheil  an  den  Ereignissen  des  Jahres  1866  in  Han- 


354  Becensionen  und  Anseigen. 

noyer*'  ist  kein  anderer  als  der  jetzige  Kaiserliche  Botschafter  in  Paris,  Graf 
Münster;  vgl.  auch  die  S.  244  verzeichneten,  von  demselben  Autor  herrühren- 
den Schriften.  Unigeltchrt  weist  die  Abkürzung  V.  im  Register  S.  ,H85  auf 
drei  ganz  verschiedene  Personen  (S.  191  C.  8.  P.-,  S.  245  Ad.  P.  v.  P.,  S.  2TU 
L.  J.P.***)  hin;  war  der  vollständige  Name  nicht  zu  ermitteln,  so  mussten 
wenigstens  die  abgekürzten  Vornamen  hinzugefügt  werden.  —  Verdächtig 
sind  mir:  S.  105  lllyrici,  S.  287  imoga  statt  imago,  S.  2G2  Bugenhadii  statt 
Bugenhagii.  Sollten  die  beiden  S.  152  verzeichneten  Schriften:  ,.l)er  Jesuiten- 
Pater  Roh  in  Hannover"  nicht  das  Werk  desselben  Verfassers  (F.  Seinecke) 
sein?  —  Von  bemerkenswerthen  Schriften  sind  hervorzuheben  Nr.  27S8  Bea- 
mish,  Geschichte  der  KOnigl.  deutschen  Legion,  2  Theile,  Hannover  1S82— 
1837,  nur  auf  Subscrintion  erschienen,  daher  jetzt  selten,  antiquarischer  Preis 
80— '.»0  Mk.,  S.  40  ff.  die  Litteratur  über  den  \  ert'assungsbnich  und  den  König 
Ernst  Au^nist,  sowie  die  meist  in  Basel  erschienenen  Flugschriften  der  (tüt- 
tinger  Siel)en,  Nr.  6056  Urbanus  Rhegius,  Kirchenordnung  der  Stadt  Uannofer, 
Lemgo  1 588.  Nr.  705 1  die  leider  nicht  vollständigen ,  wenn  ich  nicht  irre, 
einst  verbotenen  Hannoverschen  Spiegelbilder  von  A.  Raynal  (Heft  1 — 3 
Räuber  im  Frack),  Braunschweig  l867/(»8,  welche  einige  Capitel  der  Chronique 
scandaleuse  der  Stadt  Hannover  enthalten,  und  in  welchen  berilchtigte  Geld- 
macher und  Schwindler  schonungslos,  vielleicht  von  einem  Mitbetheiligten 
aus  Rache,  an  den  Pranger  gestellt  werden.  —  Der  Hauptvertreter  dieser  ce- 
sammten  Niedersächsiscnen  Litteratur  im  Buchhandel  ist  gegenwärtig  das 
Antiquariat  von  Richard  Sattler  in  Braunschweig. 

Was  die  äussere  Einrichtung  des  besjirochenen  Werkes  anbetrifft,  so 
verdient  der  saubere  und  übersichtliche  Druck  volle  Anerkennung;  Setzer- 
fehler  sind  mir  nur  sehr  wenige  aufgefallen.  —  Wenn  aber  nach  alledem 
unser  (lesammturtheil  über  den  Katalog,  wenigstens  dessen  zweites  Heft, 
nicht  günstig  lauten  kann,  so  lautet  es  dafür  um  so  günstiger  über  den  Zu- 
stand und  Umfang  der  Bibliothek,  deren  Schätze  unserer  Kenntniss  eben 
durch  jenen  Katalog  vermittelt  werden. 

C.  Haebcrlin. 


Systematisch- geordnetes  Verzeichnis  der  Programmarbeiten  Öster- 
reich. Mittelschulen  aus  den  Jahren  1874— 1  SSO.  L  Theil.  A.  Paedago^k 
und  Schulhygiene.  B.  Altclassische  Philologie.  Angelegt  von  Josef 
Bittner.  Separatabdruck  aus  dem  Programme  des  k.  k.  Staatsgymnasiunis 
in  Teschen.  IbOO.  Verlag  der  Buchhandlung  Signmnd  Stuks,  Tescheu. 
gr.  b".   (30  S.)    50  Kreuzer. 

In  höchst  erfreulicher  Weise  mehren  sich  die  Verzeichnisse  der  in 
Programmen  niedergelegten  Abhandlungen.  Seit  dem  Erscheinen  der  Arbeit 
des  Ref.  haben  wir  drei  dahinzi elende  Kataloge  zu  verzeichnen  (das  der 
Programm-Beilagen  der  schweizer.  Mittelschulen  von  G.  Büeler,  das  von  der 
Generaldirektion  der  Kgl.  Bibli(»thek  zu  Berlin  veröffentlichte  Jahresverzeiehniss 
und  das  von  K.  Rt'un  herausgegebene  \'erzeichniss  der  Progranune  der  baye- 
rischen Lyzeen  u.  s.  w.),  die  billigen  Ansprüchen  sännntlich  zu  genügen 
scheinen.  Ein  viertes  Verzeichniss ,  das  die  Titel  der  von  den  galizisehen 
Mittelschulen  bis  zum  Jahre  IbM)  veröffentlichten  Pn»gramnie  enthält,  kennt 
Ref.  nur  aus  Fock's  bibliographisehem  Monatsbericht  11  (Oktober  1800)  No.  1 
S.  15.  Als  fünftes  reiht  sich  das  obenver/.t^ichnete  an,  da.s  in  seinem  ersten 
Theile  die  auf  Pädagogik  und  Schulhygiene  sowie  altklassische  Philologie 
bezüglichen  Arbeiten  aus  den  .Jahren  1874-^0  zusammenstellt.  Einen  Vor- 
gänger hatte  Bittner  bereits  in  dem  bekannten  Verzeichniss  von  Franz  HUbl 
(Czemowitz  und  Wien  IbiW).  74),  das  für  Oesterreieli  bis  zum  Jahre  1873 
reicht.  Dass  die  Arbeiten  des  «Jahres  IS74  selum  von  Joh.  (Rutscher  in  der 
Zeitschrift  für  die  österreichischen  (Jymnasien  26  (l?575)  S.  705— 802  ver- 
zeichnet sind,   scheint  dem  Vert'.  entgangen  zu  sein,  doch  kaim  es  Ref.  nur 


Becensionen  und  Anzeigen.  355 

loben,  dass  der  Verfasser  seine  Arbeit  mit  den  Programmen  des  Jahres  1874 
beginnt,  da  die  genannte  Zeitschrift  gewiss  nicht  so  allgemein  zugänglich  ist, 
als  das  auch  im  Buchhandel  vertriebene  Programm.  Im  Übrigen  freilich  sieht 
sich  Ref.  ausser  Stande,  der  Arbeit  Bittners  ein  gleiches  Lob  zu  spenden 
als  den  drei  oben  genannten  Verzeichnissen.  Schon  die  äussere  Ausstattung 
des  Werkchens  kann  sich  der  seiner  Geschwister  nicht  zur  Seite  stellen,  Ref. 
steht  nicht  an,  den  Druck  desselben  als  wenig  übersichtlich  zu  bezeichnen. 
Auch  ist  die  Revision  der  Druckbogen  nicht  sorgfältig  genug  vorgenommen 
worden,  wie  eine  ganze  Reihe  an  sich  allerdings  unbedeutenaer  Druckfehler 
beweist.  Nicht  einverstanden  kann  sich  Ref.  femer  damit  erklären,  dass  die 
Titel  der  in  böhmischer,  polnischer  und  slovenischer  Sprache  geschriebenen 
Programme  nur  in  deutscher  Uebersetzung  mitgetheilt  werden.  Warum  ist 
der  Verf.  nicht  dem  im  Verordnungsblatte  des  k.  k.  Ministeriums  für  Kultus 
und  Unterricht  geübten  Modus  gefolgt,  warum  hat  er  nicht  dem  Originaltitel 
die  deutsche  Uebersetzung  in  Klammern  beigefügt?  Uebrigens  hat  der  Verf. 
dies  Verfahren  nicht  einmal  konsequent  durchgeführt,  denn  hie  und  da  führt 
er  in  den  eben  angegebenen  Sprachen  geschriebene  Programme  nur  nach  dem 
Originaltitel  auf.  Auch  den  Umstand  glaubt  Ref.  riigen  zu  müssen,  dass 
Bittner  oft  ffcnug  von  den  Vornamen  nur  den  Anfangsbuchstaben  angiebt. 
So  ist  dena  beispielsweise  G.  aufzulösen  bald  zu  Giacomo  bald  zu  Guido,  zu 
Georg,  Gustav,  Gottfried,  Giuseppe  oder  Goslar,  nur  selten  (wie  S.  22  am 
Ende  bei  Dalmass)  findet  man  ein  Giov.  oder  ähnliches.  Auch  an  der  Rnbri- 
cirung  findet  Ref.  zu  tadeln.  Bittner  scheidet:  Latein  a)  Schriftsteller  und 
Literatur  überhaupt,  /f)  Spät-  und  Neulateiner.  Und  unter  a)  findet  man 
unter  Gallus:  Znamirowski,  J.,  inwiefern  richtet  sich  der  anonyme  gemeinig- 
lich Gallus  genannte  Chronist  [NB.  ein  polnischer  Mönch  des  12.  Jahrhunderts!) 
in  seiner  Latinität  nach  den  Schriften  des  SallustV,  während  z.  B.  eine  Schrift 
über  Venautius  Fortunatus  (um  535 — 600)  und  eine  über  den  Grammatiker 
Vergilius  Maro  («».  oder  7.  Jahrh.)  der  Rubrik  ß)  einverleibt  sind.  Unter  „all- 
gemeine und  vergleichende  Sprachwissenschaft"  ist  ohne  Zweifel  falsch  ein- 
gesetzt Keim's  Programm  über  die  Elemente  der  tragischen  Spannung  (S.  10). 
Arbeiten  über  den  Dichter  Statins  wird  doch  niemand  unter  rapinius  suchen. 
Aber  schlimmer  als  alles  dieses  sind  die  fllr  ein  Verzeichniss,  das  nicht  mehr 
als  35 ',4  Seiten  Titel  umfasst,  doch  gar  zu  zahlreichen  Fehler  in  Namen  wie  in 
Jahreszahlen.  Es  ist  S.  4  zu  lesen  H.  nicht  A.  Dittel,  S.  7  Mitterstiller  nicht  Mittel- 
stiller, S.  9  Wasserburger  nicht  Wasserberger,  S.  10  Pechanek,  S.  1«  W.  nicht 
V.  Steinmann  und  Ignaz  nicht  H.  Vysok}',  S.  19  u.  20  Kindelmann  nicht  Kindl- 
mann,  S.  21  u.  25  Palmer  nicht  Pamer,  S.  22  Braitenberg  nicht  Breitenberg, 
S.  23  E.  nicht  D.  Eichler,  S.  24  Schnitzel  nicht  Schnitzl,  S.  25  u.  32  Chaloupka 
nicht  Chalupka,  S.  27  Witrzens  nicht  Witrzenz,  ferner  Buliö,  S.  28  Meusburger 
nicht  Meussbiwger,  S.  29  Bitschofsky,  S.  30  Brajkovl^  nicht  Brajkowic,  S.  32 
ifuczakowski,  S.  33  Markalous  nicht  Markolaus  und  Korab.  Ewala's  Programm 
über  die  harmonische  Ausbildung  aller  Anlagen  des  Menschen  (S.  5)  erschien 
1876  nicht  1877,  das  von  Hofer,  Plan  und  Zweck  der  Realschule  1877  nicht 
1876,  das  von  Hrastilek  über  den  Einfluss  der  Unterrichtssprache  auf  den 
Charakter  der  Jugend  1876  nicht  1877;  Rodecki  schrieb  Lemoerg  1877  nicht 

1876  über  Ziel  und  Aufgabe  der  Realschiüen  (S.  s).  Zirwik's  Programm,  das 
Wichtigste  über  die  Theile  des  Satzes  erschien  Salzburg  l**82  nicht  188t) 
(S.  11),  das  von  Zverina,  was  ist  (»ine  moderne  Sprache?  Teschen  1876  nicht 

1877  (S.  II),  Dittel's  Abhandlung  de  infinitivi  apud  Iloratium  usu  (S.  8(0 
trägt  die  Jahreszahl  1880  nicht  ISS8,  die  von  Spannann  llofmanus  Peerl- 
kampius  ijua  ratione  emendaverit  satiras  11.  nonnullis  ostenditur  exemplis 
(S.  31)  erschien  1875  nicht  1876.  Lechtlialer's  Darstelhuig  der  Unterw'elt  bei 
Homer  Od.  XI  und  Vergil  Aen.  VI  (S.  18)  ist  nicht  Programm  von 
Hall,  sondern  von  Mi'ran.  Mehrfach  ist  auch  falsches  Format  angegeben. 
Bei  Kücian's  rrogmnnn  über  Xenophon  (S.  25)  fehlt  die  Bezeichnung  „deutsch, 
(iynin.''  S.  18  ist  ülicrsehen.  dju^^s  die  ersten  beiden  Abhandlungen  Krichen- 
bauiTs  ein  Programm  bilden  unter  dem  (iesammttitel  , Beiträge  zur  homeri- 
schen Umnologie"*.    7a\  envähnen  war  auch,  dass  Paul} 's  Beitrag  zur  Kritik 


356  BecenBioneii  nnd  Anzeigen. 

des  Horazscholiasten  Porphyrio  (Eger  1S75)  über  das  Doppelte  vermehrt  im 
Bnchhandel  erschienen  ist.  —  noffen  wir,  dass  es  dem  Verf.  gelinfiren  werde, 
die  Fortsetzung  seines  immerliin  dankenswerthen  Verzeichnisses  in  korrekterer 
Form,  als  sie  der  erste  Theil  aufweist,  zu  liefern. 

Gera.  Rudolf  Klussmann. 


Archivlehre.  GrundzUge  der  Geschichte,  Aufgaben  und  Einrichtungnnserer 
Archive  von  Franz  von  LOher.  Paderborn.  Schünmgh.  1800.  XII  und 
490  Seiten. 

Der  langjährige  Leiter  der  bayerischen  Archive  giebt  in  diesem  Werke 
auf  reichste  Erfahrung  gestützt  eine  umfassende  Uebersicht  über  alle  Fragen, 
die  auf  das  Archivwesen  Bezug  haben.  Von  den  neunzehn  Kapiteln  dieses 
Buches  beschäftigen  sich  die  ersten  sieben  mit  der  Geschichte  unserer  Archive, 
die  übrigen  mit  dem  Archivwesen  unserer  Tage.  Dabei  ist  die  Geschichte 
unserer  Archive  zeitlich  sehr  weit  nach  rilckwärts  verfolgt,  wie  schon  die 
Ueberschriften  der  Kapitel  zeigen  (Kap.  2  Aufzeichnungen  zur  Germanenzeit; 
Kap.  3  Archivgrilndung  in  der  Frankenzeit).  Naturgemäss  sind  die  einzelnen 
Kapitel  des  historischen  Theiles  an  innerem  Werthe  sehr  ungleich.  Das 
zweite  Kapitel  z.  B.  würde  man  kaum  vermissen,  wenn  es  fehlte,  während 
schon  von  dem  vierten  Kapitel  an  eine  Fülle  von  Stoff  in  sehr  anziehender 
Behandlung  dem  Leser  entgegentritt.  Der  zwölfte  Absclmitt  des  vierten 
Kapitels  (der  Urkundenrest)  ^ebt  eine  Angabe,  wie  sich  der  Urkunden- 
bestand des  Reichsarohivs  zu  München  bezw%  des  Kreisarchivs  zu  Würzburj^ 
auf  die  verschiedenen  Jahrhunderte  vertheilen.  Dem  bei  dieser  Gelegenheit 
ausgesprochenen  Wunsche  nach  einer  ähnlichen  —  etwa  nach  Generationen 

feordneten  Uebersicht  über  den  Urkundenbestand  aller  Öffentlichen  Archive 
es  deutschen  Reiches  wird  man  sich  wohl  allseitig  anschliessen ,  wenn  auch 
eine  Erfüllung  sobald  noch  nicht  zu  erwarten  sein  dürfte.  Mit  dem  achten 
Kapitel  beginnt  nun  die  Behandlung  des  modernen  Archivwesens,  und  da 
hier  für  ein  Eingehen  in  das  technische  Detail  der  Raum  mangelt,  wollen 
wir  nur  die  Uebersohriften  der  Kapitel  angeben.  Kap.  8  Neugestaltung  der 
Archive  in  unserer  Zeit.  Kap.  9  Beruf  der  Landesarciiive.  Kap.  10  Archiv- 
stoffe. Kap.  11  Archivbenutzung.  Kap.  12  Archivalienschutz.  Kap.  IS  Ein- 
theilnng  und  Ordnung  der  Archivalien.  Kap.  14  Verwahrung  im  Archive. 
Kap.  15  Regesten  xmd  Repertorien.  Kap.  16  üandweiser.  Kap.  17  Amtsstel- 
Inng  der  Archivaneehöri^en.  Kap.  18  Geschäfts^g.  Kap.  19  Aufgaben  ftir 
Arcnivvorstände.  Man  sieht,  es  oleibt  nichts  unoesprochen ,  was  irgend  auf 
das  Archivwesen  Bezug  hat.  Im  Ge^entheile,  wenn  man  sich  daran  erinnert, 
dass  nach  der  Vorrede  das  Buch  m  erster  Linie  nicht  für  ArchivbeAinte, 
sondern  für  die,  die  „drauHsen  stehen",  bestimmt  ist,  kann  man  sich  mitunter 
des  Gefühls  nicht  erwehren,  da.M8  gar  zu  minutiöse  Details  behandelt  werden ; 
man  sehe  z.  B.  die  in  die  Archive  eingednmgenen  Raupen ,  Käfer  und 
Schmetterlinge  auf  S.  291  oder  die  Vorkehrungen  für  die  Flüchtung  eines 
^ehives  in  Kriegszeit  auf  S.  297.  Auch  eine  gewisse  Breite  ist  mitunter 
bemerklich,  wie  denn  u.  A.  S.  298— aoo  über  den  Schutz  gegen  Einbruch  des 
längeren  gesprochen  wird ;  das  Resultat  ist :  man  soU  eiserne  Gitter  anbringen 
una  gut  Wache  halten,  und  um  das  zu  erfahren,  inuss  man  erst  die  Geschiente 
von  den  gestohlenen  Kopenhagener  Goldliörnern  mit  anhören.  Am  meisten 
Widerspnich  dürften  aber  wohl  das  neunte  nnd  zehnte  Kapitel  hervorzurufen 
geeignet  sein  und  zwar  Widerspnich  von  den  verschiedensten  Seiten  her. 
Während  nämlich  auf  <ler  einen  Seite  tlir  <lie  Schaffung  eines  Reichsarehivs 
und  eines  obersten  Archivraths  plaidirt  wird,  ist  andererseits  ein  ganz  unver- 
kennbares Bestreben  vorhanden,  die  besonderen  Eigcuthümlichkeiten  der 
bayerischen  Ar(^hive  als  nachahiiiungswerthe  Vorbilder  für  das  Aushiud  anzu- 
preisen;  namentlich   gilt  das   von   dem   Archivexamen   und   der  in  Bayern 


Kccensiouen  und  Anzeigen.  357 

Üblichen  Vorbildung  für  den  Arehivdienst  überhaupt.  Auch  mit  der  ferneren 
Forderung,  dass  den  von  den  Archiven  ausgefertigten  Abscliriften  von  Ur- 
kunden u.  dgl.  durch  die  Gesetzgebung  unbeschräiikte  notarielle  Gültigkeit 
beigelegt  werden  solle,  und  dem,  was  bei  dieser  Gelegenheit  Über  Um&ng 
und  Art  und  Weise  der  Anfertigung  von  Abschriften  im  Privatbesitz  befind- 
licher Urkunden  und  fUr  private  Rechnung  gesagt  wird,  möchten  wir  nicht 
beistinnnen.  Das  letzte  Kapitel  endlich  mit  der  U^eberschrift  „Aufgaben  für 
Archiv  vorstände"  sticht  von  seinen  Vorgängern  in  ganz  eigenthiimlicher  Weise 
ab.  Wie  es  nicht  anders  zu  erwarten  und  auch  nicht  anders  mOglich  war, 
ist  in  dem  zweiten  Theil  unseres  Buches,  der  sich  mit  den  Einzelfragen 
archivalischer  Thätigkeit  beschäftigt,  wenig  von  dem  Reize  der  fliessenden 
Darstellung  des  ersten  Theil  es  zu  finden.  Es  hat  wohl  der  Wunsch  vor- 
gelegen, den  Sclduss  des  Buches  in  gehobenerem  l'one  ausklingen  zu  lassen, 
und  so  ist  es  gekommen,  dass  wir  in  dem  letzten  Kapitel  nach  einer  kurzen 
Besprechung  der  Verschiedenheit  der  Archive,  der  Papierfrage  und  der  Fra^e 
eines  europäischen  Archivallenaustausches  als  vierten  und  nlnften  Abschnitt 
unter  dem  Titel  „Wiederherstellung  eines  Hauptarchivs".  „Neugestaltung 
des  Archivwesens  eines  Landes"  nichts  anderes  finden  als  eine  kurze  Bio- 
graphie des  Strassburger  Archivars  Spach  und  des  belgischen  General- 
archivars  Gachard.  Diese  Artikel  sind  sehr  gut  und  mit  grosser  Wärme  ge- 
schrieben, mögen  auch  als  Nekrologe  ganz  an  ihrem  Platze  gewesen  sein, 
aber  in  den  Zusammenliang  unseres  Buches  scheinen  sie  uns  doch  nicht  recht 
passen  zu  wollen.  Hortzschansky. 


Assurance  sur  la  vie.     Catalogue   de  la  bibliotheque   de   la  compagnie 
„Utrecht".    Utrecht,  J.  L.  Beijers.     1890.     135  p. 

Der  vorliegende  Katalog  bietet  eine  recht  nützliche  Bibliographie  der 
Litteratur  über  Versicherungen,  und  zwar  keineswegs  bloss  derjenigen  über 
Lebensversichenmg,  sondern  auch  der  sonstigen  Zweite  der  Versicherung. 
Im  Allgemeinen  beschränkt  sich  diese  Bibliographie  auf  selbständige  Werke, 
doch  haben  eine  grosse  Menge  von  Zeitschriftenartikeln  in  der  Form  von 
Separatabdrüeken  Aufnahme  gefunden.  Wie  es  bei  jedem  Bibliothekskataloge 
der  Fall  ist,  muss  man  von  der  Forderung  nach  Vollständigkeit  absehen; 
doch  ist  anzuerkennen,  dass  die  Bibliothek  der  Versicherungsgesellschaft 
„Utrecht"  sehr  reichhaltig  ist.  Umfasst  doch  der  vorliegende  Katalog  1378 
Nummern.  Die  Eintheilung  ist  folgende:  1.  Einleitung.  2.  Zeitschriften. 
3.  Lebensversicherungen:  a.  Allgemeine  Abhandlungen,  d.  Handbücher  fttr 
Versicheningsagenten ,  c.  Lebensversicherungsrecht,  d.  1  echnische  und  histo- 
rische Detail.  4.  Sparkassen ,  Wittwen-  und  Waisenkassen.  Invaliditäts-,  Un- 
falls- und  Krankenversicherung.  5.  Hilfswissenschaften.  Dass  diese  Anord- 
nung zu  wünschen  übrig  lässt,  lie^  auf  der  Hand;  sie  befriedigt  nur  prak- 
tische Interessen,  lässt  Zugegen  logische  Gliederung  vermissen.  Dazu  kommt, 
dass  innerhalb  der  grösseren  Abtlieilungen  weder  alphabetisch  noch  chrono- 
logisch, sondern  nacn  sachlicher  Zusammengehörigkeit  die  Litteratur  ange- 
ordnet ist,  ohne  dass  indess  die  einzelnen  Abschnitte  durch  Ueberschriften 
kenntlich  gemacht  werden;  es  ist  daher  nicht  sehr  leicht  sich  zurecht  zu  finden. 
Freilich  werden  diese  Fehler  einigermassen  durch  das  alphabetische  Register 
compensirt,  das  die  Namen  der  Autoren  sowie  die  Sinnworte  der  anonymen 
Abhandlungen  bietet.  Im  ganzen  wird  trotz  ihrer  Mängel  die  vorliegende 
Bibliographie  für  den  Gegenstand,  den  sie  behandelt,  ein  brauchbares  Orien- 
tirungsmittel  abgeben.  — e. 


Tavagnutti.  Mario  Sig.  Hagiographia.  Verzeichniss  der  über  Jesus  Christus, 
die  Jungjbiu  Maria,  HeiUge,  Selige,  Päpste  und  sonstige  ehrwürdige  und 
fromme  Personen  von  1830  bis  1890  erschienenen  Lebensbeschreibungen, 


358  I^'censioueii  iiud  Anzeigen. 

Predi^eu,  AndachtsbUeber  und  Logendensainnilungm.  Wien  1891.  Verlag 
Austna.  Droscber  &  Comp.  149  Seiten  1,S0.A.  (Katboliscb-tbeologisohe 
BUcberkunde  der  letzU'n  5(1  Jabre.   I.) 

^Mit  der  lIüfTniing,  den  bocbw.  (geistlichen,  den  Ikonograpbeu.  Biblio- 
tbekaren,  BuebbUndleni  und  sonstigen  Interessenten  der  katboliscben  Literatur 
eine  Erleiebterung  geboten  und  einem  oft  geäusserten  Wunselu?  cntsproelien 
zu  haben,  sende  ieh  das  Bücbleiu  guten  Muthes  in  die  Welt  hinaus."  So 
schreibt  der  Verfasser  am  Schlüsse  seines  Vonvurtes,  aiLs  welchem  wir  er- 
sehen, dass  er  seit  IS  Jahren  in  einer  der  gri)ssten  katholischen  Sortimeuts- 
h&ndluDgen ,  Ma^uT  &  C-o. ,  thätig  ist.  Kr  mi)chte  einen  Thesaurus  librorum 
rei  catholieae  bieten  und  macht  mit  dem  vorliegenden  Tlieil  den  Anfang. 
Der  langathmige  Titel  vergisst  aber  beizutligen,  dass  es  sieh  nur  um  deutsche 
in  Deut^tchhuid,  der  Schweiz  und  Oesterreich  erschienene  Bücher  von  Katho- 
liken handelt.  Wenn  man  das  Thema  so  genauer  bepenzt,  so  liat  der  Ver- 
fasser allerdings  die  Verzeichnisse  der  katholischen  \  erleger  fleissig  benutzt, 
namentlich  die  Preise  Überall  in  deutscher  und  österreichischer  Wähnmg  bei- 
gefügt. Kr  ist  sieh  Übrigens  der  Lückenhaftigkeit  seiner  Arbeit  wenigstens 
theilweise  bewusst.  Kr  hätte  aber  vielmehr  die  Bücher  selbst  und  die  Litte - 
raturblätter  heranziehen  sollen.  Kr  kennt  z.  B.  Petzholdts  „Beiträge  zu  einer 
Bibliotheca  sancta^  in  dessen  Neuer  Anzeiger  1806  fr.  nicht.  Auf  der  andern 
Seite  bietet  er  wieder  zu  viel.  Mügen  Baronius  und  Bellarmin  unter  Hagio- 
graphia  gehüren,  allenfalls  auch  Johanna  von  Are,  doch  nicht  Abraham  a  S. 
Clara.  F.  Roh,  S.  J. ,  P.  Gall  Morel,  Athanas  Tschopp,  der  Graf  von  Cham- 
bord-,  dann  Tetzel,  die  hl.  (sie!)  Katharina  v.  Mediei  und  viele  andere.  Da 
würde  man  allenfalls  eher  Alban  Stolz  gesucht  haben,  dieser  aber  fehlt.  Auch 
sonst  begegnen  uns  „wunderliche  Heilige'^.  S.  117:  Donin,  der  hl.  Stephan 
und  die  Steplianer  betrifft  den  Stephansa om  in  Wien.  S.  105  Maria  von  den 
Engeln  =  Portiuncula  ist  eine  Kirche  und  keine  Heilige.  Anch  die  Anordnung 
lilast  zu  wünschen  übrig.  So  sind  S.  ]t)9  verschiedene  Heilige  mit  Namen 
„Nikolaus^  durcheinander  geworfen.  Kndlich  ist  das  Material  dieses  ersten 
Heftes  in  45  verschiedene  Kubriken  vertheilt,  und  man  wird  immer  mehrere 
derselben  nachschlagen  müssen,  um  die  l^itteratur  über  eine  einzige  Person 
zusammen  zu  bringen.    Die  Ausstattung  aber  verdient  nur  Lob. 

Stift  Kinsiedebi.  P.  G.  M. 


Ann  als  of  the  Bodleian  Librarj'  Oxford  with  a  notice  of  the  earlier  library 
of  the  University  by  the  Rev.  William  Dünn  Macray.  Second  Edition, 
enlarged,  and  continued  from  1808  to  1880.  Oxford.  At  the  Clarendon 
Press.     IS90.    X,  54J»  S.     8». 

Nach  di^m  verhältnissmüssig  kurzen  Zeiträume  von  zwanzig  Jahren,  wel- 
cher seit  dem  «ersten  Krscheinen  des  Buches  verflossen  ist,  begrüssen  wir  die 
Macrayschen  Annalen  der  Bodleiana  neuerdings  in  erweiterter  und  ergänzter 
Gestalt.  In  einem  stattlichen  Bande  von  493  Seiten  Text  (gegen  34  4  der 
ersten  Auflage)  bietet  Macray  die  (ieschichte  der  berühmten  Bibliothek  bis 
in  die  80er  Jahre  herein,  indem  er  den  Zeitraum  von  1S68— 1880  gegenwärtig 
beigefügt  hat.  Der  Verfasser  schliesst  mit  dem  Jahre  IsSl,  weil  die  neueste 
Zeit  durch  den  Bibliothekar  der  Sammlung,  Kdward  B.  Nicholson ,  in  dessen 
1888  erschienenen  Report:  The  Bodleian  Library  in  1882—87  bereits  ehae  ein- 
gehende Darstellung  erhalten  hat.  Wir  haben  letztere  Publication  seiner  Zeit  im 
Centralblatt  (VI,  1889,  S.  172—174)  näher  besprochen  imd  bei  dieser  Gelegen- 
heit auch  Kiniges  aus  der  Geschichte  der  Bodleiana  mitgetheilt.  Wer  sich 
für  die  altehrwUrdige  Anstalt  genauer  interessirt,  der  findet  in  dem  vorliegen- 
den Werke  Alles,  was  er  sicii  wünschen  mag,  in  grossartiger  Fülle  imd  in 
übersichtlichster  Darstellung.  Schon  die  Vorgeschichte  der  Sammlung  bildet 
ein  anziehendes  Kapitel  tUr  sich.    Geht  doch  die  Gründung  der  Irttheren 


Kecensiüuen  und  Anzeigen.  359 

UniverMitäts-Bibliotliek  bis  auf  das  .Jahr  1367  zurück;  um  1400  konnte  dieselbe 
als  endgiiltig  eingerichtet  gelten.  Die  Begründung  dieser  alten  Sammlung 
knüpft  sich  an  den  Namen  des  Bischofs  Ihouias  Cobham  von  Worcester. 
Herzog  Humphrey  von  CJloucester,  ein  Freund  der  Wissenschaften,  ward 
ihr  zweiter  Gönner  und  Wohlthäter.  Ein  um  1480  errichtetes  Gebäude  bildet 
noch  jetzt  den  Grundstock  des  grossen  lA'sesaals.  Um  die  Mitte  des  IH.  Jahr- 
hunderts fand  die  an  Manuscriptcu  reiche  Sannnlung  ein  unrühmliches  Ende. 
1550  nämlich  gab  die  von  Eduard  VI.  zur  Refonuirung  der  Universität  ein- 
geset7te  C-ommission  die  Bibliothek  als  papistisches  Werkzeug  der  Ver- 
nichtung preis.  Die  unersetzlichen  Handschriften  wurden  verbrannt  und  ver- 
dorben. Wie  Rundlich  unU*r  den  Vorräthen  aufgeniumt  sein  musste,  geht 
aus  einer  lakonischen  Notiz  im  Universitätsregister  von  1555 — 56  hervor,  wo 
es  unter  dem  25.  Januar  heisst :  „electi  sunt  hü  venerabiles  viri  ...  ad  ven- 
denda  subsellia  librorum  in  publica  Academiae  bibliothcca ,  ipsius  Uuiversi- 
tatis  nomine". 

Der  Neubegründer  <ler  Sammlung  war  Sir  Thomas  Bodley,  dessen 
Bild  das  Buch  schmückt.  Derselbe  empfing  seine  Bildung  zu  Oxford,  wo  er 
u.  a.  in  Merton  College,  in  welches  er  I5t):i  gewählt  wurde,  unentgeltlich 
öffentliche  griechische  Vorlesungen  gehalten  hat.  Er  war  ein  tüchtiger  Sprach- 
kenner; James  in  der  Vorrede  zum  ersten  Katalog  von  1605  rühmt  seine 
Fertigkeit  in  den  klassischen  Sprachen;  „linguas  vero  exoticas,  fährt  er  fort, 
veluti  Italicam ,  Gallicam,  Hispanic^m,  Hebraeam  praecipue,  caeterarum  om- 
nium  parentem,  tam  perfecte  callet,  ut  illo  neminem  fere  scientiorem  invenies". 
Nachüem  er  diplomatische  Dienste  gethan,  kehrte  der  gereifte  Mann  nach 
Oxford  zurück.  „I  concluded  at  the  last,  sagt  er  selbst,  to  set  up  my  staffe 
at  the  Library-dore  in  Oxon;  being  throwghly  perswaded  that,  in  my  solitude 
and  surcease  from  the  conuionwealth-aflliyers,  I  could  not  busie  myself  to 
better  purpose  then  by  redusing  this  place  to  the  publique  use  of  studients.* 
Und  so  scirieb  er  am  23.  Februar  1597— S  einen  Brief  an  den  Vice-Kanzler, 
worin  er '  diesem  mittheilt :  „there  hath  bin  heretofore  a  publike  librarv  in 
Oxford,  which,  you  know,  is  apparent  by  the  roome  itself  remayning.  and  by 
your  Statute  records,  I  will  take  the  charge  and  cost  upon  me  to  re- 
duce  it  again  tohis  former  use."  Er  verspricht  Bücherregale  und  Sitze, 
Schenkungen  und  eine  jähriiche  Rente.  Sein  Anerbieten  wird  dankbar  an- 
genommen, und  zwei  Jahre  widmete  nun  Bodley  den  Vorbereitungen,  der  Be- 
schaffung der  Räumlichkeiten  und  deren  innerer  Einrichtung.  Dann  macht  er 
sich  an  das  Sammeln  der  Bücher.  Ein  Verzeichniss  von  Geschenkgebem 
wird  augelegt,  welches  noch  Jetzt  vorhanden  ist.  Es  sind  zwei  Bände,  der 
erste  umfasst  fortgeführt  die  Jahre  UiOO— 1688,  der  zweite  die  Jahre  1692— 
1795.  Diese  Bände  ui  Verbindung  mit  den  späteren  gedruckten  Listen  bilden 
eine  Hauptquelle  für  Macrays  Darstellung.  Bodleys  eigene  Geschenke  sind 
nicht  darin  verzeichnet,  weil,  wie  es  in  einer  Note  neisst,  der  Genannt«  hoffe, 
der  Bibliothek  Zeit  seines  Lebens  fortdauernde  Schenkungen  machen  zu 
können.  So  beginnt  Macrays  Geschichte  von  1601  ab  die  anmdistische  Form 
anzunehmen,  indem  für  jedes  Jahr  genaue  Clironik  und  Statistik  geführt  wird, 
wobei  für  die  neuere  Zeit  Macrays  reiche  persönlichen  Erfahrungen  ergänzend 
zur  Geltung  kommen.  1714  hat  sich  die  Bibliothek  trotz  reicher  Geschenke 
seit  1620  noch  nicht  verdojjpelt,  später  wächst  die  Sammlung  rascher.  Zu 
1S81  vermerkt  Macray,  dass  sich  dieselbe  allein  während  seiner  Amts- 
zeit um  das  Doppelte  vermelu-t  hat.  Dieselbe  besass  nämlich  1848:  220  000, 
1868:  350000,  1888:  440000  gednickte  Bände,  Manuscripte  hatte  sie  1885: 
26318  aufzuweisen. 

Ueberaus  werthvoU  ist  der  fast  100  Seiten  umfassende  Appendix  zu 
dem  Werke.  Der  erste  bringt,  um  einiges  hervorzuheben,  John  Lelands  Liste 
von  Handschriften,  aufgestellt  von  demselben  in  Duke  Humphreys  Bibliothek 
zu  Oxford  ca.  1534—40;  hier  haben  wir  demnach  ein  Manuscriptenverzeichniss 
aus  der  alten  Sammlung  vor  uns;  Nr.  U  giebt  Bodleys  Testament,  III  die 
Geschenkgeber  von  1000—1700,  V  eine  Liste  von  Pergamentdruoken,  welche 


360  Recensiouen  und  Anzeigen. 

• 

dio  Bibliothek  seit  1830  erworben  hat,  VI  ein  Verzelchniss  der  IlandschrifteD, 
welche  früher  in  dem  Besitze  englischer,  schottisclier  und  irischer  Kirchen  waren, 
VII  Bemerkungen  über  Einbände,  VIII  ein  Verzeichniss  der  Merkwürdig- 
keiten und  Seltenheiten  der  Sammlung,  IX  berichtet  über  die  Münz-  und 
Medaillensammlung,  X  über  die  früheren  Bibliothekare,  XI  über  die  gegen- 
wärtigen Beamten,  XII  über  das  Reglement.  Ein  guter  Index  beschliesst  das 
Ganze,  welches  ein  Denkmal  bildet,  wie  es  schöner  und  würdiger  einer  Anstalt 
vtm  einem  langjährigen  Beamten  nicht  gesetzt  werden  kann.  Müchte  Macrays 
Beispiel  fleissige  Nachfolge  finden.  A.  Graesel. 


Verzeichnis  der  Programm -Beilagen  der  schweizerischen  Mittel- 
schulen. Mit  einem  Anhang,  umfassend  die  Programm-Beilagen  der 
Acad^mie  de  Neuchätel  und  der  Eidgenössischen  Polytechnischen  Schule 
in  Zürich.  Zusammengestellt  von  G.  B  ü  e  1  e r.  Frauenfeld,  1890,  J.  Uubers 
Verlag,  VI,  68  S.    4». 

Das  vorliegende  Verzeichniss  ist  eüie  zeit^emässe  und  willkommene 
Er^nzung  zu  den  in  den  letzten  Jaltren  veröfTentuchten  Zusammenstellungen 
der  an  den  höheren  Lehranstalten  Deutschlands  erschienenen  Abhandlungen. 
Es  legt  ein  sprechendes  und  ehrenvolles  Zeugniss  ab  von  dem  stillen  und 
anspruchslosen  Fleisse,  mit  dem  auch  die  schweizerischen  Schulmänner  die 
klemen  Goldkörner  zusammenzutragen  seit  Jahrzehnten  nicht  müde  werden, 
und  wird  in  einer  Zeit  der  Detailforschung  und  Mosaikarbeit  auf  allen  Ge- 
bieten der  Wissenschaft  nicht  verfehlen,  die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise 
Verdientermassen  auf  diese  kleinen  Beiträge  aus  der  Schweiz  zu  lenken. 

Das  Büelersche  Verzeichniss  erstreckt  sich  über  den  Zeitraum  von 
1855  bis  188U  einschliesslich.  Es  zerfällt  in  drei  Theile.  Der  erste  giebt  die 
Titel  in  alphabetischer  Folge  der  Schalen,  von  denen  die  Abhandlungen  aus- 
gegeben worden  sind,  und  üinerhalb  dieses  Ilahmens  chronologisch  in  Nummern- 
folge. Durch  diese  Anordnung  gewährt  es  einen  interessanten  Einblick  in 
das  an  jeder  Anstalt  herrschende  wissenschaftliche  Leben  und  Streben.  Die 
Titelangabe  verzeichnet  Jahreszahl,  Familien-  und  Vornamen,  Gegenstand, 
Seitenzahl,  Tafeln  u.  ä.  Als  Anhang  folgen  die  Veröffentlichungen  der 
Akademie  in  Neuchätel  und  diejenigen  der  eidgenössischen  polytechnischen 
Schule  in  Zürich.  Der  zweite  Theil  bietet  in  acht  llanptfächem,  bei  der  Mehr- 
zahl mit  Unterabtheilungen,  eine  fachwissenscliaftliche  Uebersicht.  Sie  macht 
den  Eindruck,  dass  das  gewiss  richtige  Verfahren  eingehalten  worden  ist, 
die  Fächer  nach  dem  gegebenen  Inhalt  der  Programme  festzustellen,  nicht 
diese  in  ein  vorgezeichnetes  Schema  einzuzwängen.  Den  dritten  Theil  als 
Schluss  bildet  die  alpliabetische  Verfasserliste  mit  Zahlenverweisung  auf  den 
ersten  Theil. 

Wenn  schon  die  Bibliographen  der  Schulorogramme  der  Staaten  des 
deutschen  Reiches,  obgleich  die  Ünterrichtsven^'altung  Preussens  dem  Gegen- 
stande seit  beinahe  ftinfzig  Jahren  ihre  Aufmerksamkeit  zuwendet,  von  der 

den 


er- 
thur- 

gauischen  Kantonsschule  in  Frauenfeld,  bei  dem  Mangel  einer  Centralleitung 
des  Unterrichtswesens  in  der  Schweiz  womöglich  noch  ungünstiger  gestellt 
Jeder  Kanton  schaltet  und  waltet  als  alleiniger  und  unumscnränkter  Herr  im 
eigenen  Hause,  und  ausser  der  polytechnischen  Schule  in  Zürich  giebt  es 
keine  allgemeine  schweizerische  Lehranstalt.  Eine  amtliche  Regelung  und 
Verpflichtimg  des  Schriftenaustausches  besteht  ebenfalls  nicht.  So  dürfte 
eine  ganz  vollständige,  wohlgeordnete  Sammlung  der  schweizerischen  Pro- 
gramme sogar  in  der  Schweiz  selbst  nirgends  zu  finden  sein.  Gewiss  war 
der  Verfasser  vielfach  darauf  angewiesen .  bei  Vorständen  und  CoUegen  der 
Sohwesteranstalten  Erkundigungen  einzuziehen  und  die  eingesandten  Listen 


Reccnslouen  und  Anzeigen.  361 

ohne  die  Möglichkeit  der  Nachprüfung  und  der  Gleichmiissigkcit  in  biblio- 
graphischen Aeusserlichkeiten  aufzunehmen.  Berichtigungen  und  Nachträge 
K()nnen  daher  nicht  als  Tadel  aufgefasst  werden,  sondern  als  hoffentlich  auch 
dem  Verfasser  nicht  unerwünschte  Ergänzungen.  Von  berufenster  Seite  sind 
solche  in  diesem  Blatte  7.  Jahrgang  1890  S.  448  schon  gegeben  worden;  auf 
anderes  hat  der  Recensent  der  „Deutschen  Litteraturzeitung"  Jahrgang  1890 
Spalte  1606  f.  hingewiesen. 

In  diesem  Sinne  mögen  die  nachfolgenden  Bemerkimgen  aufgefasst 
werden.  Zum  Titel:  es  fehlt  die  Angabe  1855 — 1889.  Zum  ersten 
Theil  im  Allgemeinen:  wenn  eine  in  diesem  Zeitraum  erschienene  Abhand- 
lung eine  Fortsetzung  ist,  sollte  dies  bemerkt  sein,  z.  B.  S.  1  zu  Nr.  9  1864 
„Fortsetzung  von  Rauchenstein,  Friedr.,  Der  Zug  Ilannibals  über  die  Alpen, 
l'rognunm  der  aargauischen  Kantonsschule,  Aarau  1849",  ebenso,  wenn  l*ro- 
grummabhandlungeu  in  er^veiterter  Form  als  Bücher  erschienen  sind.  Die 
VVeglassung  der  Quartformatbezeichmmg  wäre  besser  unterblieben,  da  eine 
wesentliche  Raumerspamiss  damit  nicht  gewonnen  und  meistens  eher  die 
Octavformatangabe  unterdrückt  wird.  Zum  ersten  Theil  im  einzelnen:  unter 
„Beni"  1860  Kibbeck  fehlt  die  Seitenzahl  33,  1867  Bachmann  ebenso  43, 
1873  Bachmann  der  Zusatz  „Mit  2  lithographirten  Tafeln",  1874  Ilagen 
„[mit  Porträt  und  Facsimile  von  Bongars]",  1877  Schönholzer  „[mit  einer 
Dt)ppeltafel]",  1878  Lüthi  „[mit  Croquis  des  Kriegsschauplatzes]"  oder  „[mit 
5  Beilagen]",  unter  Frauenfeld  1858  der  Zusatz  „[I.  s.  n.  3  1860]",  1865  Jenni  I 
„[mehr  nicht  erschienen]".  Im  Anhang  zum  ersten  Theil  bei  „Eidgenössische 
polytechnische  Schule  in  Zürich"  fehlen  der  Bericht  für  die  Weltausstellung 
in  raris  1878  imd  die  „Historische  Skizze  des  schweizerischen  Polytechni- 
kums 1880."  Neben  den  Programmabhandlungen  der  Akademie  in  Neuchat el 
und  des  Züricher  Polytechnikums  hätten  die  2'2  Jahrgänge  der  „Verhand- 
lungen des  Vereins  schweizerischer  Gymnasiallehrer"  1869—90  eine  Stelle 
verdient;  sie  enthalten  Beiträge  von  fast  allen  bedeutenden  schweizerischen 
Schulmännern  und  Gelehrten  und  sind  ausserhalb  der  Schweiz  wenig  bekannt 
und  verbreitet.  Zum  zweiten  Theil:  bei  III  2  Griechische  Sprache  und 
Literatur  und  III  3  J^ateinische  Sprache  und  Literatur  hätt«  es  sich  empfohlen, 
aus  den  Abhandlungen  über  Autoren  eine  Unterabtheilung  in  alphabetischer 
Folge  derselben  und  der  Verfasser,  der  Abhandlungen  zu  bilden.  Eine  be- 
merkenswerthe  Eigenthümlichkeit  ist  die  Einreih ung  der  ganzen  Geographie 
unter  die  Natunvissenschaften  entgegen  der  sonst  noch  allgemein  üblichen 
Praxis,  diesen  nur  die  mathematische  und  physische  Erdkunde  zuzuweisen, 
die  übrige  Geographie  dagegen  als  ancilla  historiae  zu  behandeln.^^  Bei  Vlll 
Varia  hätten  die  trefflichen  Arbeiten  von  Gisi  und  Mezger  als  „Bibliotheken- 
kunde" ausgeschieden  werden  können. 

Bedenkt  man,  welch  grossen  pecuniären  Aufwand  die  an  vielen  An- 
stalten seit  einer  langen  Reuie  von  Jahren  fast  alljährlich  wiederkelu*ende 
Herstellung  der  Schulberichte  und  ihrer  wissenschaftlichen  Beigaben  Kantonen 
und  (iomeinden  verursacht,  so  ist  es  schon  aus  diesem  Gnmde  dem  Verfsisser 
als  ein  Verdienst  anzurechnen,  die  schweizerischen  Schulprogramme  der  Be- 
achtung und  Benutzung  weiterer  Kreise  zu^inglich  gemacht  zu  haben. 

Es  sei  erlaubt,  bei  diesem  Anlass  den  Wunsch  auszusprechen,  dass  die 
Vorstände  derjenigen  schweizerischen  Schulen,  welche  Programmbeilagen  ver- 
öilentlichen ,  durcli  regelmässige  Versendung  an  sämmtliche  deut- 
sche Universitätsbibliotheken  alsbald  nach  Erscheinen  ihnen 
diejenige  Ver])reitung  sichern  mögen,  welche  sie  verdienen  und  die  Verfasser 
wünschen  uüissen,  wenn  der  Anschluss  an  den  von  der  Teubnerschen  Buch- 
handlung vermittelten  Programmentausch  sich  nicht  ermöglichen  lässt. 


1)  s.  C.  f.  B.  VI  1889  S.  415  u.  Anm.  i. 

VIII.    7.  u.  8.  25 


362  Reccnsiuncn  und  Anzeigen. 

Dio  wilrdii^e  Ansstattunj?  der  Uüelersclu'n  Schrift  in  Papier  und 
Dnick  luit  sich  die  Uubersche  Verhifi^Hliandlunp:  in  bekannter  (^ediepenlu-it 
angelegen  sein  lassen. 

Tübingen.  F.  Thomae. 


Pellcchet,  M.  Catalogue  des  livres  de  la  bibliotheque  d'un  ehanoine 
d'Autun  Claude  Guilliaud  (1493— 155 1).  Paris.  A.  Pieard.  ISIMK  1  vol. 
in-H",  cart.  nein  rog.  XI,  239  p.  7  fr.  (pAtrait  des  Menioires  de  la  Soeie te 
K<luenn(%  Nouvelle  Serie,    t.  XVIII.) 

C*lau<le  (luilliaud,  geboren  1491  zu  Villefranebe  in  der  I)ir»eese  Lyon. 
Doktor  der  Sorbonne,  ward  um  1535  Canonieu.s  von  Antun,  biseböflleber 
Theologe  und  Ihunprediger  und  starb  als  Doniprobst  den  14.  Aj^ril  1551. 
Schon  im  .lahre  vorlier  hatte  er  seine  Hibliothek,  3900  IJände  stark,  «leni 
Capitel  geschenkt.  Heute  suul  davon  nur  noch  5oo  vorhanden.  VAw  Katalog 
seheint  nicht  bestanden  zu  liaben;  da  aber  (iuilliaud  seinen  Namen  und  den 
Ankaufspreis  auf  das  Titelblatt  zu  sehreiben  pflegte,  so  Hessen  sieh  in  der 
Bibliotlu^k  des  Seminars  in  Autun  dit^  Blleher  seines  einstigen  Besitzes  leicht 
feststellen,  und  so  entstand  der  vorliegende  Katah)g.  Darin  sind  auch  die 
Werke  (luilliauds,  sämmtlieh  theoh)gi.schen  Inhalts  und  theihveise  erst  nach 
dem  Tode  des  Vt^rfassers  veröfFentlidit,  aufgenonunen.  Im  Ganzen  siiul  443 
Nnnnnem  in  alphabetischer  Ordnung  aufgt^filhrt.  Die  bis  jetzt  ver('»lV(Mitliehteii 
Kataloge  alter  Bibliotheken  sind  meist  nur  kurz  und  ungenau,  und  die  Hiicber 
sind  grossentheils  zerstreut.  Hier  sind  im  (^egentheil  dieselben  alle  vorhanden, 
und  die  Beschreibung  ist  mit  eingehendster  bibliogniphischer  (iriindlichk<»it 
abgefasst.  liaiul.schriften  shul  nicht  darunter,  dagegen  4  Inkunabeln,  dti*  bei 
Ilain  fehlen;  das  übrige  ist  aus  <ler  ersten  Hälfte  des  10.  Jahrhunderts.  Kine 
Seltenheit  ersten  Hanges  sind  die  hebräischen  Anfangsgründe  des  Klias  Levita 
von  1528  (Nr.  144),  wovon  Bninet  nur  2  Exemi)lare  kannte;  eines  davon 
wurde  zu  132  Francs  versteigert,  (iuilliaud  hatte  es  fiir  20  Sons  gekauft. 
Nr.  S8  die  Chronik  des  Hartmann  Schedel,  gedruckt  1493  vcm  KobtTger.  er- 
warb er  für  5  Liv.  tourn.  Jetzt  wird  das  gleiche  Werk  von  HostMithal  in 
München  um  250  M.  juigeboten.  F.  (iabriel  Meier. 


Thompson,  E.  M.  Paleografia.  Traduzione  dall  inglese  con  aggiunte  e 
note  di  (i.  Fumagalli,  Biblibtecario  della  Bibl.  Nazionale  di  Mihmo.  Con 
21  incisioni  nel  testo  e  4  tavole  in  fototiiiia.  Milano.  Hoepli  1^90.  VII, 
15G  p.    kl.  S".     2  Lire. 

Von  den  Manuali  Hoepli  wird  man  ju.st  keine  grossen  wissenschaft- 
lichen Erwartungen  hegen;  bei  dem  vorliegenden  war  die  Sache  doeh  ein 
wenig  anders  als  Hecensent  erwartete.  Das  Büchlein  (enthält  nünilich  iViv 
Uebersetzung  des  Artikels  Palaeography  in  der  Encycloiiaedia  Britannica, 
Edinburgh  lsS5.  Bd.  IS.  S.  143  —  105,  dessen  Verfasser  E.  Maunde  Th(mii»son, 
der  jetzige  Direktor  d(^s  Britischen  Museums,  ist.  Weggelassen  ist  danius 
die  eingc^hendere  Besprechung  der  irischen  und  englischen  Schriftarten,  dafVir 
sind  einige  Zusätze  gemacht,  die  sich  entweder  auf  Italien  beziehen  oder 
Einzelnes  ergänzen,  was  in  einen  Enc.ych)pädie -Artikel  nicht  gehiJrt,  wie  Al»- 
kür/ungen  u.  a.  m.  Dazu  kommen  dann  noch  4  Tafeln  llandschriftenproben 
mit  Erklärung  und  Transscription,  so  dass  hier  alles  gebottMi  ist,  was  bei  dem 
bescheidenen  Umfange  eines  Manuale  möglich  war. 

P.  Gabriel  Meier. 


Mittheiliingon  aus  und  über  Bibliotheken.  363 

Anonymer  ooj  Pscudonynicr  i  den  norske  Htteratur  1678 — 1890.  Bibliografiskc 
mcddelser  ved  Hjalmar  Petterscn.    Kristiania,  Nisja,  189ü.    128  8. 

Dieses  Verzeichniss,  das  gegen  4500  Büchertitel  behandelt,  berück- 
sichtigt nicht  nur  die  innerhalb  Norwegens  gednickten  Bücher,  sondern  auch 
im  Auslande  gedruckte  Bücher  norwegischer  Verfasser,  Uebersetzungen  von 
Werken  norwegischer  Schriftsteller  und  sogar  ausländische  Schriften  über 
Norwegen,  norwegische  Verhältnisse  und  Personen.  Dabei  sind  Anonyme 
und  Pseudonyme  nicht  getrennt,  sondern  in  einem  Alphabete  aufgeführt,  und 
zwar  die  Pseudonyme  als  Anonyma  behandelt,  d.  h.  nicht  unter  dem  fingirten 
Autoruamen,  sondern  unter  dem  Stichworte  des  Titels  aufgeführt.  So  steht 
z.  B.  die  norwegische  Uebersetzung  von  R.  Leanders  (K.  von  Volkmann) 
„Träumereien  an  französischen  Kaminen"  unter  „Drömmerier"  und  Willibald 
Alexis  (W.  Häring)  „llerbstreise  durch  Scandiuavien"  unter  „Herbstreise". 
Man  wird  vielleicht  zweifeln  dürfen,  ob  diese  Einrichtung  einem  praktischen 
Bedürfnisse  entspricht.  Am  Schlüsse  folgt  dann  allerdings  ein  kurzes  Ver- 
zeidmiss  der  Pseudonymen  mit  Anjjabe  der  Spalte,  in  welcher  sie  im  Alpha- 
bete der  Anonvma  zu  finden  sind;  em  ähnliches  Verzeichniss  für  die  richtigen 
Autornamen  aber  ist  nicht  vorhanden.  Hortzschansky. 


KaidXoyoq  xtüv  ßißXiwv  t^g  i&vtxfjg  ßißkioO'tjxrjg  tilg  ^EXXadog.  Tfifj/uta  ^, 
D.waaoXoyia.  ^Ev  Äd-^vatg  ix  rov  rvnoyQaipeiov  U.  A,  ^axek)MQlov 
1891.     [1V|,  148  S.     4«. 

Dieser  Katalog  umfasst  nicht  nur  die  Grammatikeji  und  Lexika  der 
todten  und  lebenden  Sprachen  nebst  den  dazu  gehörigen  Chrestomathien  usw., 
sondern  auch  diejenigen  Schriften,  welche  sich  auf  die  Sprachwissenschaft  im 
allgemeinen  beziehen  und  die  einzelne  Sprache  unter  einem  kritischen,  philo- 
sophischen und  historischen  (vesichtspunkte  betrachten.  Er  zerfällt  in  zwei 
llaupttheile,  deren  erster  (S.  1—94,  Zusätze  S.  y.i — 109)  das  alphabetische 
Verzeichniss  der  gesainmten  Werke  bietet  (2804  Nummern,  ungerechnet  die 
mit  Exponenten  versehenen),  und  deren  zweiter  eine  Anzahl  Repertorien 
(systematisches  Rep.,  Sachregister  und  Verzeichniss  der  innerhalb  der  Titel 
vorkommenden  Autoren)  enthält.  Das  systematische  Repertorium  hat  wiederum 
drei  Theile:  einen  generellen  (Allgemeines  über  Sprachwissenschaft^  Entstehung 
und  Bildung  der  Sprache,  Physiologie,  verffleichende  Grammatiken),  eiaen 
specielleu  (die  einzelnen  Sprachen  alpliabetisch  geordnet,  mit  den  Unterabthei- 
lungen: Ursprung,  Geschichte,  Etymologie,  Alphabete,  Aussprache,  Ortho- 
graphie, (irammatiken,  Formenlehre,  Syntax,  Lexika,  Stilistik,  Synonymen, 
Uebungsbücher,  Chrestomathien,  Dialoge,  Briefe,  Metrik,  Rhetorik,  Poesie, 
Dialekte,  Varia),  einen  Anhang,  enthaltend  polyglotte  Lexika  und  Dialoge. 
Unter  der  vorhandenen  Litteratur  überwiegen,  wie  nicht  anders  zu  erwarten, 
bin  weitem  die  fremdsprachigen  Schriften,  unter  welchen  die  Werke  deut- 
scher Verfasser  den  ersten  Rang  einnehmen;  nur  bei  der  neugriechischen 
Sprache  tretiMi  selbstverständlich  die  einheimischen  Verfasser  in  den  Vorder- 
grund. Der  Katalog  ist  praktisch  und  übersichtlich  angelegt,  zeichnet  sich 
auch  durch  seine  äuassere  Einrichtung,  splendidt^n  Druck  und  Freiheit  von 
Jeder  Kaumbeschränkung,  vortheilhaft  vor  Seinesgleichen  aus,  wenn  es  auch 
scheint,  dass  bisweilen,  besonders  bei  der  zu  sehr  in's  Einzelne  gehenden 
Schenuitisirung,  des  Guten  etwas  zu  viel  getlian  ist. 

C.  Haoberlin. 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken. 

Ueber  den  in  der  Ausführung  begriffenen  Erweiterungsbau  des 
Archiv-  und  Bibliotheksgebäudes  in  Hannover  belehrt  ims  ein  Auf- 
satz im  „Centralblatt  der  Bauverwaltung"  (X  S.  529flf.),  dass  es  sich  hierbei 

25* 


d64  Mittheilimgeo  aus  und  über  Bibliotheken. 

um  den  Aufbau  eines  neuen  zweiten  Stockwerkes  auf  dem  vorhandenen  noch 
standfesten  (iebäude  sowie  um  den  Anbau  eines  Mittelflügels  an  der  Süd- 
seite handelt.  Die  Erweiterung  soll  programmgemslss  für  eine  5()jährige  Ver- 
mehrung der  Akten-,  imd  Bücherbestände  ausreichen ,  ftir  die  Bücher  werden 
eine  vermehrte  Ansichtsfläche  der  Gestelle  von  50(>  Quadratmeter  gefordert, 
femer  die  nüthigen  Verwaltungsräume  und  zwei  Dienerwohnimgen  und  sollten 
Bibliothek  und  Archiv  möglichst  getrennt  und  doch  einheitlich  zugänsrlich 
gemacht  werden.  Nach  dem  vorliegenden  Entwürfe,  der  nach  von  Geh.  Ban- 
rath  Lorenz  im  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten  angefertigten  Skizzen 
von  Baurath  Hacker,  später  Kreisbauinspektor  Schröder  weiter  bearbeitet 
wurde,  nimmt  der  neue  Mittelflügel  die  Bibliothek  auf,  während  das  alt*; 
Gebäude,  einschl.  des  neuen  Stockwerkes,  nur  den  Zwecken  des  Archives 
dient.  Im  Erdgeschoss  des  neuen  Anbaues  sind,  wie  der  beigefugte  Gnind- 
riss  zeigt,  Dienerwohnunffen  und  Bäume  für  Brennmaterialien  untergebracht. 
Die  darüber  befindlichen  beiden  Hauu^eschosse  und  das  Mansardengeschoss 
bilden  ein  ^osses  Büchermagazin,  aurch  Zwischenböden  in  Geschosse  von 
2,20  Meter  Ilöhe  getheilt,  die  miteinander  durch  eiserne  Treppen  in  Ver- 
bindung stehen ;  in  das  aus  Schmiedeeisen  konstruirte  Mansardendach  reichen 
die  übenvölbten  Magazinräume  bis  auf  2,25  Meter  Höhe  hinein.  Am  süd- 
lichsten Ende  des  neuen  Flügels  wird  die  Handschriftensammlung  (bekamit- 
lieh  enthält  die  Bibliothek  u.  a.  den  werthvollen  handschriftlichen  Nachlass 
Leibnizens  in  200  Foliobänden  nebst  dessen  Briefwechsel)  Platz  finden.  Die 
Verwaltungs-  und  Dienerniume  werden  mittelst  Kachelöfen  erwärmt,  dagcj^eu 
hat  man  von  einer  Erwärmung  der  Magazine  abgesehen.  Im  Aeusseren  wird 
nur  das  obere  Geschoss,  die  Mansardenfester  und  der  Südgiebel  eine  etwas 
reichere  architektonische  Behandlung  erfaliren;  im  Inneren  ist  dies  mit  i\vm 
Haupttreppenhaus  und  dem  Eingangsflur  der  Fall.  —  Der  Erweiterungsbau 
ist  auf  576  000  Mark  veranschlagt,  wovon  207  OOO  Mark  auf  den  neuen  Anbau 
(ausserdem  13  000  Mark  auf  dessen  künstliche  Gründung)  und  338  000  Mark 
auf  die  Erhöhung  des  alten  Gebäudes  entfallen.  Die  Bauausführung  be^nn 
im  September  1889  und  wird  wohl  drei  Jahre  in  Anspruch  nehuu'n.  Die 
specielle  Bauleitung  (unter  Oberleitung  der  beiden  letztgenannten  Techniker) 
wurde  Regierimgsbaumeister  Rassey,  später  Regierungsbaumeister  Semmei- 
mann  übertragen.  Dr.  R.  B. 

Die  k.  k.  Studien-Bibliothek  in  Salzburg.  Das  Unterrichts- 
Ministerium  hatte  vor  einigen  Jahren  für  die  k.  k.  Studien-Bibüothek  in  Salz- 
burg die  Anlegung  eines  alphabetischen  Hauptkataloges  nach  dem  Mustor 
der  Wiener  Universitäts-Bibhothek  angeordnet  und  damit  die  wegen  der 
Mangelhaftigkeit  aller  Kataloge  dringend  erforderliche  Reorganisirung  drr 
Bibliothek  eingeleitet.  Nimmehr  ist  durch  die  Genehmigung  eines^  neuen 
wissenschaftliehen  Kataloges  und  eines  neuen  Aufstellungssystemes  die  voll- 
ständige Reformirung  der  Bibliothek  beschlossen  worden.  Die  Aufstellung 
wird  rein  mechanisch  nach  dem  Numerus  currens  durchgeführt  imd  ist  mithin 
imabhängig  vom  wissenschaftlichen  Kataloge.  Die  in  diesem  mit  der  Zeit  unver- 
meidlichen Aenderungen  und  Verbesserungen,  mögen  sie  nun  in  der  weiteren 
Gliederung  einer  zu  umfangreichen  Litterat urgruppe  (»der  in  der  Zuweisung 
eines  Werkes  zu  einer  andern  Abtheüung  des  wissenschaftlichen  Svstenis  be- 
stehen, lassen  sich,  da  der  Katalog  ein  Zettelkatalog  ist,  ohne  besonderen 
Aufwand  von  Zeit  und  Arbeit  leicht  durchführen  und  können  nie  die  Staiid- 
platznummer  des  betreffenden  Buches  berühren. 

Bisher  waren  die  Bücher  nach  Saal,  Kasten,  Fach  und  laufender  Num- 
mer inneriialb  des  Kastens  signirt  und,  so  lange  dies  die  beschränkten  Ramu- 
verhältnisse  zuliessen,  in  Fachbibliotheken  zusammengestellt  worden.  Bei 
der  Neusignirung  soll  soweit  als  möglich  auf  den  gegenwärtigen  Standort  der 
Bücher  Rücksidit  genommen  und  daher  die  Zusammenstellung  grösserer 
Gruppen  gleichartiger  Werke  zu  kleinen  Fachbibliotheken  beibehalten  werden. 

Die  Studien-Bibliothek  besitzt  etwa  83  000  Bände,  1300  Ilandschrilten 
und   das  Salzburger  Universitätsarchiv.     Sehr  gross  und  sowi^hl  aus   dem 


Mittheilungcu  aus  und  über  Bibliotheken.  365 

Alter  der  Bibliothek  als  auch  aus  der  Einverleibung  alter  Klosterbüchereien 
und  des  grösseren  Theiles  der  Salzburger  Hofbibliothek  erklärlieh  ist  die 
Zahl  der  alten,  werthvoUen  und  vielfach  kostbar  gebundenen  Werke.  Die 
Bibliothek  ist  mit  mehreren  Lehranstalten  im  sog.  Collegien-  oder  Studien- 
gebjiude  in  zwei  Stockwerken  untergebnicht  und  verfügt  über  4  Säle,  7 
/immer  und  3  kleinere  Räume. 

Trotz  der  geringen  Staatsdotation  (iährlich  1200  fl.)  ist  der  jährliche 
Bilcherzuwachs  durchschnittlich  nicht  unbedeutend,  da  Schenkungen  und  Ver- 
mächtnisse aus  den  Privatbibliotheken  der  litterarisch  regsamen  und  überdies 
wohlhabenden  Salzburger  häufig  vorkommen. 

Das  Bibliothekspersonal  besteht  aus  2  Beamten,  1  Volontär  und 
1  Diener. 

•  Ueber  Vermehrung  und  Benutzung  der  Kaiserlichen  Universitäts- 
und  Landes- Bibliothek  Strassburg  im  Jahre  1890  ergeben  sich  nach- 
stehende Zitfern:  Durch  Kauf  wiurden  erworben  7259  Bände,  durch  Schenkung 
7914  Bände,  so  dass  der  Zuwachs  im  Ganzen  15  173  und  der  Gesammtbestand 
rund  075000  Bände  beträgt.  Es  wurden  abgegeben  an  23  959  Personen  97  700 
Bände  (S()4S2  Bände  im  Jahre  t8S9),  wovon  40  955  innerhalb  der  Bibliothek, 
4(»rt49  in  der  Stadt  und  10  090  ausserhalb  der  Stadt  benutzt  worden  sind. 
Die  letzteren  wurden  in  2001  (1946)  Sendungen  verabfolgt  und  zwar  5208 
Bände  in  1097  Sendungen  nach  Elsass-Lothringen ,  4198  Bände  in  823  Sen- 
dungen nach  den  übrigen  deutschen  Staaten,  090  Bände  in  141  Sendungen 
ins  Ausland.  Von  den  4198  Bänden,  welche  nach  den  übrigen  deutscueu 
Staaten  abgingen,  entfallen  auf  Preussen  1536  Bände,  auf  Baden  1448,  auf 
Bayern  40i»,  liessen  347,  Württemberg  279,  Saclisen  76,  Mecklenburg  43,  auf 
die  kleineren  Staaten  35,  auf  die  freien  Städte  19,  auf  Oldenburg  6.  Von 
den  (i9o  auf  (besuche  vom  Auslande  verabfolgten  Bänden  ging  die  Mehrzahl 
Frankreich  und  zwar  429  Bände  in  71  Sendimgen,  nach  der  Schweiz  wurden 
verliehen  115  Bände  in  40  Sendungen,  nach  Belgien  92  Bände  in  12  Sen- 
dungen, nach  Holland  35  Bände  in  9  Sendungen,  nach  Oesterreich-Ungam 
13  Bände  in  0  Sendimgen. 

Die  Zahl  der  unter  städtischer  Leitung  in  Berlin  bestehenden  Volks - 
bibliotheken  beträgt  nach  dem  neuesten  statistischen  Jahrbuche  der  Stadt 
Berlin  (für  das  Jahr  ls8S)  S.  377  jetzt  fünfundzwanzig.  Die  Zahl  der  Bände 
(lieser  Bibliotheken  beträgt  109462.  Es  wurden  lS88,b9  entliehen  von  15040 
Benutzem  352055  Bände,  so  dass  auf  jeden  Band  durchschnittlich  2,2  Leser 
kommen. 

Die  Bibliothek  des  bischöflichen  Seminars  zu  Limburg 
a.  d.  Lahn.  Als  im  Jahre  1827  der  Limburger  Bischofsstuhl  zum  ersten  Mal 
besetzt  ward ,  erfolgte  die  Gründung  des  bischöflichen  Priesterseminars  zu 
Limburg  in  dem  ehemaligen  Franziskanerkloster.  Dasselbe  erhielt  eine  Biblio- 
thek, die  sich  aus  <len  von  der  herzo^ichen  Landesbibliothek  seit  1820  nach 
Limburg  abgegebenen  theologischen  Bestäjulen  der  Nassauer  Klosterbiblio- 
theken, eines  Theils  der  Limbur^er  Domstiftsbibliothek  und  einigen  Stiftungen 
r)ii*tkirehener  imd  Eltviller  Geistlichen  zusammensetzte  und  seitdem  durch 
Neuanschaffungen  auf  etwa  15  000  Bände  anwuchs.  Ich  sah  dieselbe  1885  im 
Sonnner  unter  Führiuig  des  damaligen  Domdecans,  jetzt  IMschofs  Herrn  Dr. 
Klein  zu  Limburg  und  war  erstaunt  über  den  Reichthum  an  Inkunabeln  und 
Drucken  zur  Geschichte  und  Litteratur  des  Cistercienserordens.  wie  solche 
h?tztere  kaum  eine  zwanzigfach  grössere  Bibliothek  in  dieser  Lrhaltimg  be- 
sitzen dürfte,  welche  alle  aus  der  Abtei  Eberbach  stammen.  Hss.  besitzt  die 
Bibliothek  nur  zwei,  ein  Seelbuch  neueren  Datums  aus  dem  Limburger 
FranziskaniTkloster  und  dessen  Statuten  (Druck  bei  Blattau,  stat.  Trevu:.) 
Von  Inkunabeln  bemerke  ich  als  besonders  hervorragend:  Turrecremata  expo- 
sitio  brevis  etc.  Mainz  1474.  Aus  Abtei  Schönau  O.Ben,  mit  dem  Emtrage: 
Librum  hunc  dedit  Petrus  de  gemszhei  impssor  mogimtie  sancto  Florino  in 
Sconaw.  o.  b.  t.  d.   folio.    Hain  15  098^    Geschenkexemplar  Peter  Schoeffcrs 


366  MitthfQiiiigt»n  uu  oihI  obrr  Biblii>chekr*B. 

za  Mainz.  tVrn«:r:  L*'i>iiarili  Arrf'tixii  aii  rt*IIn«:in  ^iluraru  ffari«»  in  iiia^i  Ba- 
silij  libru  Ineipic  tVIiciter.  IT  BLirr.  ah»*r  »»Mrläiitijr  ic*«inifkr.  V[  Zr-ili^n  untl 
mrlir  aaf  vtAWr  St-itt*.  ohnr-  Painna.  CiwrixWn  '.m*l  .>iinanir»n.  BLirt  VI^ . 
Xapioa  Baj«ilirLS  de  pfM-ram  t*n,ur^  hbt«>rin>raiii<i3  ^*  phili»<4>ph>>u  («'ir^ntlL» 
libru  X<nrücte  impiv^sns:  n  ^  Martin u  Br^'nntjrinu  «qa«»  rVilias  inrr*lli;ranir» 
rn-  brieis  cinilLs«i3  intenrincrrL« :  Ffliciti^r  önir.  «^narto.  Haüi  i»>'.">  :ri*-bt 
IS  Ulan  an.  <0b  P.  SrhoeÄrr  Mainz 'r>.  —  Im-ipit  cömmrü  Sri  üre  ir»>rij 
papt;  snp  (.arina  i.'an  tienrnm  Pnjlttjnis.  37  Zeilen  zwr'L^^ialnz  i>>H«».  *i.  M. 
u.  .1.  nv  ?H*h*»efff  r  Mainz.)  Ilain  i'jrtT*.  —  We  BfnntznD;r  l^r  kein»»  r-ffent- 
liche.  thtch  wi-rdfr-n  Aasnahm i'n  ijri'iiiacht.  LirbhaWr  von  Seitenheir*;Q.  naoit-nc- 
lich  Mainzer  uml  Külnrr  Dmcken.  dfirften  dort  nuch  Ao^Wate  bei  der  treiT- 
liehen  Erhaltung  vieler  der  seltenstem  L^mckwcrke  finden. 

F.  W.  E.  R.»th. 

IHe    Zeit.«chritt    der    Dentsch.    Moroni.   Gesellschaft   Bd.  44    enthalt 

S.  XXIV  ab  Beilage  D  den  Bibliotheksbt^richt  ftir  l^y.*— 1>V**>.  Danach  hat 
n  Verwaltungsjahre  1S*»1Hni  die  Bibliothek  den  griViiren  Zuwaeh<  seit  ihri^m 
Bestehen  erhalten.  Fort.^rtzan^en  sind  ein«regangen  zu  112  Niimnivm.  neu 
hinzugekommen  sind  Im»  Nummern  mit  113  Bän<len.  aiissenlem  a^K^r  sregen 
4«itM»  Bände  durch  da«  Vermächtniss  der  ver5torlK?nen  Mitglit-diT  Pn»f.  Th or- 
becke und  Cvildemeister.  Die  Sammlung  B  ( HaniLM^hriften  und  Alter- 
thiimer>  ist  nm  IS  Nummern  aus  dem  Nachla^^s  von  Prof.  .SehmTilders  in 
Breidau  vi-rmehrt  worden.  Aiugelieheu  wunien  332  Bände  und  I»>  Mss.  an 
41  Entleiher.  Der  Bibliothek.sbericht  gab  auf  der  General  Versammlung  u.  a. 
ZD  folgenden  Resolutionen  AnlaAs: 

.Die  fTcneralversammlung  ermächtigt  den  Bibliothekar.  Werke, 
welche  in  keiner  Beziehung  zu  den  orientalischen  Wiswsenschat'ten  stehen 
und  in  Folge  dessen  yon  keinem  Mitgliede  der  GeselLschaft  verlangt  wer- 
den, nach  eigenem  Ermessen  zum  Austausch  gegen  andere  Werke  zu  ver- 
wenden. 

Die  CJeneral Versammlung  bevollmächtigt  den  geseliäftsleitenden  Vtir- 
stand.  geeignete  Schritte  zu  thun,  um  fiir  die  Aufstellung  und  Kat:il«»gisi- 
rung  diT  Thorbeeke'schen  und  Gildemeister'schen  Bibliothek,  sowie  tür 
eine  gleichzeitig  hiermit  zu  treffende  durchgängige  sachliche  Anordnung 
der  Bibliothek  der  I>MG.  aiLsserordentliche  Mittel  zu  beschaffen.  Sollten 
die  hierauf  gerichteten  IWmiihungen  vergeblich  sein,  so  wird  envartet,  dass 
der  Vorstand  die  DurchHihnmg  jener  Arbeiten  nach  Massgabe  der  regel- 
mässigen Einnahmen  der  DMG.  ui«>glichst  besehleunigt." 

Die  Aufnahme  <ler  neu  hinzugekommenen  Bestände  in  den  Zettel- 
katalog war  bis  auf  wenige  Reste  der  arabischen  und  talnmdischen  Littenitur 
bereit»  um  Ostern  IV.»1  beendet:  die  Thorbecke'sche  Biblii>thek  wurde  zum 
grössten  'l'lieil  von  Dr.  Fritz  Schrader  erledigt:  mit  der  Katalogisining  tler 
(fildrnieister'sehen  Sammlung  waren  ausser  dem  < benannten,  der  speeiell  «He 
Sanskritlitteratur  übernahm,  noch  Dr.  Zinnneni  (lK»sonders  tllr  Anibiseh).  l>r. 
Hchmoller  (fiir  Talmu^lisch-Hebräi.sch)  und  Dr.  llaeberlin  (fiir  den  Rest)  be- 
auftragt worden.  Ilbrlii. 

Das  Königliche  mcdicinisch-chirurgisehe  Friedrich-Wil- 
helms-Institut  zu  Berlin  hat  eine  Benutzungsordnung  fiir  seine  Hücher- 
sanimlung  vers«*ndet.  Nach  ihr  können  auch  ausser  Berlin  wohueudo  Aerzte 
zu  wissenschaftlichen  Zweck«*n  diese  Sammlung  benutzen  und  durch  Post- 
karten in  hier  vorgeschriebener  Weise  l»estellen.  Diejenigen  Entleiher, 
welche  zu  rein  dienstliehen  Zwecken  Blicher  wünschen,  bekommen  dieselben 
nach  g  12  «lurch  die  örtlichen  Gamisoulazarethe  portofrei  besorgt.  Die  Leih- 
frist beträgt  höchstens  6  Wochen. 

Ueber  die  Handschriften  der  Schlossbibliothek  von  Mer- 
ville  (llaute-üaroune),   welche   der  GriUin  de  Villele  gehört,   handelt  aas- 


Mitthcilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  367 

führlich  der  Abbe  C.  Douais  in  einer  Sebrifl :  Les  mauuscrits  du  Cbateau  de 
Mervillo  Notices,  extraits  et  facsimil^s.  Paris,  A.  Picard.  Ifi9  S.  in  8®.  90. 
Die  21  hier  beschriebenen  Handschriften  beziehen  sich  zum  Theil  auf  die 
Albigenserkriege  und  die  Theibiahme  Simon  von  Montforts  an  ihnen. 


Nach  „The  Academy "  v.  1 8.  April  1 89 1  hat  Hr.  E  i  r  i  k  r  M  a  g  n  ü  s  s  o  n 
von  der  Universität-Bibliotnek  zu  Cambridge  das  Glück  gehabt,  unter  den 
unerforschten  liandschriftlicheu  Schätzen  der  Phillips  CoUection  zu  Cheltenham 
einen  werth vollen  Isländer  Codex  aufzufinden,  welcher  seit  Anfang  des  Jahr- 
liunderts  verscliollen  war.  Es  ist  das  Skardsbok  oder  Codex  Scardensis  von 
„Postulasögur^,  welches  den  am  vollständigsten  bekannten  Bericht  von  dem 
I.eben  und  den  Thaten  der  Apostel  in  Island  enthält.  Er  bestand  aus  96 
Pergamentblättem,  von  denen  eins  jetzt  fehlt,  und  misst  16\s :  12  engl.  Zoll. 

Hbrln. 

Ueber  die  Stadtbibliothek  zu  Aachen  hielt  der  Bibliothekar  der- 
selben, Dr.  E.  Fromm,  in  der  Generalversammlung  des  Aachener  Geschichts- 
vereins vom  24.  Oktober  1890  einen  sehr  lehrreichen  Vortrag,  welchem  wir 
mit  Genehmigung  des  Herrn  Vortragenden  die  folgenden  Daten  von  allge- 
meinerem Interesse  entnehmen.  Die  Existenz  einer  grösseren  BUchersamm- 
lung  mit  beschränkter  OeiTentlichkeit  ist  für  Aachen  erst  seit  der  Mitte  des 
1 8.  Jahrhunderts  nachweisbar.  Allerdings  wird  bereits  aus  der  Zeit  vor  dem 
Studtbrande  von  1656  eine  Rathsbibliothek  erwähnt,  doch  fand  diese  beim 
Brande  theilweise  ihren  Untergang;  wenn  ferner  kurz  nach  dem  Brande  im 
März  1658  beschlossen  wurde,  eine  in  Köln  befindliche  Bibliothek  für  266 
Thjiler  anzukaufen,  so  dürfte  es  sich,  da  die  Stadt  in  diesen  Zeiten  nur  für 
dringend  notliwendlge  Dinge  Mittel  zur  Verfügung  hatte,  bei  diesem  Ankaufe 
nur  um  eine  kleine  Sammlung  von  Hilfs-  und  Nachschlagebüchem  gehandelt 
haben.  Die  Stadtbibliothek  besitzt  einen  handschriftlichen  „Catalogus  libro- 
rum  juris  publici,  civilis,  c^uionici,  feudalis  et  criminalis,  nee  non  librorum 
miscellaneorum ,  id  est  tneologicorum ,  historicorum,  politicorum,  geographi- 
corum  etc.  emptorum  et  respective  renovatorum  sub  regimine  ampRssimorum 
dominonim  consulum  von  Broich  et  de  Lonneux  nee  non  successive  sub  re^- 
mine  amnlissimorum  consulum  Oliva  et  Jacobi  Niclaas  et  directione  dommi 
syndici  Hevendall".  Voraufgeschickt  ist  dem  Kataloge  eine  „Kurtze  doch 
gründliche  Nachricht  von  denen  Büchern  und  Authoribus  juris  publici,  so  in 
(ler  Stadt -Aachischer  Bibliothek  angeschafft  worden  und  zwar  zuerst  von 
denen  Collectoribus  Actorum  Publicorum,  sodann  zweytens  von  denen,  so  ad 
leges  imperii  fundamentales  commentarios  geschrieben,  fort  drittens  von  denen 
dogmatischen  Scribenten ,  so  particulaire  tractatus  juris  publici  ediret  haben. 
Schliesslich  folget  eine  unpartheyische,  gründliche  Beurtheilung  obbemelter 
Bücher  und  kurtzer  Unterricht  von  der  Autoren  Keligion,  Bedienungen. 
Chargen,  Vaterlands,  Condition  und  in  summa,  wass  von  jedem  Buch  und 
dessen  Aufhöre  in  particulari  zu  halten  seye".  Nach  Zweck  und  Anlage  war 
diese  Bibliothek,  welche  unter  den  regierenden  Bürgermeistern  Johann  Werner 
von  Broich  und  Martin  Lambert  de  Lonneux,  also  in  den  vierziger  Jahren 
des  vorigen  Jahrhunderts,  entstand,  keine  öflfentüche,  sondern  ausschliesslich 
Handbibliothek  des  Rathes;  sie  enthielt  neben  wichtigen  Quellensammluu^en 
zur  Profan-  und  Kirchengeschichte  die  werthvoUsten  Werke  aus  dem  Gebiete 
der  Staats-  und  Reclitswissenschaften ,  im  Ganzen  circa  1850  Bände.  Unter 
der  fnmzüsischen  Herrschaft  und  bis  zum  Jahre  1813  in  Folge  von  Vernach- 
lässigung schmolz  die  Sammlung  beträchtlich  zusammen,  immerhin  blieb  sie 
noch  werthvoU  genug,  um  die  Grundlage  zu  einer  grösseren  öffentlichen 
Bibliothek  bilden  zu  Köimen.  Ehie  solche  geschaffen  zu  haben,  ist  das  Ver- 
dienst eines  Aachener  Bürgers,  des  am  17.  März  1828  verstorbenen  Stadtraths 
Peter  Jos(4)h  Franz  Dautzenberg.  Durch  Testament  vom  2.  Dezember  1 S25 
vermachte  der  Genannte  seine  gesammte  Bibliothek  von  circa  20  000  Bänden 
seiner  Vaterstadt  mit  der  Bestinnnung,  djiss  durch  Vereinigung  seiner  Bücher- 
schätze mit  der  noch  vorhandenen  alten  Kathsbibliothek  eine  öffentliche  Stadt- 


368  MittheiluDgen  aus  und  über  Bibliotheken. 

bibliotliek  errichtet  werden  solle.  Die  Stadt  nahm  die  Seheiikini^  an.  und 
im  Bepo"*^  <1<*9  Jahres  ]^3t)  waren  die  Anstalten  zur  Krritfnun^  des  neuen 
Instituts  im  Kaisersaale  des  Hathhauses  so  weit  vorgeriiekt.  dass  diese  tür 
den  Sommer  des  gleichen  Jahres  in  einer  lWkanntm:u*hun;r  des  damaligen 
OberbUrfrermeisters  Daniels  in  der  Stadt -Aaehener-Zeitunjr  vom  27.  März  und 
B.  April  IS30  ofliciell  in  Aufsicht  gestellt  werden  konnte.  Die  ei^entliehe 
En'mnuni^  der  Bibliothek  zog  sich  jedoch  noch  etwas  hinaus:  dieselbe  er- 
folgte mit  der  gleichzeitigen  Publication  des  Reglements  über  die  Benutzung 
in  der  Stadt -Aachener-Zeitung  erst  am  13.  Juli  IS'M. 

Die  Kuirichtung  und  Veni-altung  der  Sammlung  war  1S2S  einem 
Aachener  Bürger  Franz  Cazin  übertragen  worden,  welcher  dieselbe  bis  zum 
1.  August  1S32  führte.  Sein  Nachfolger  wurde  im  August  des  Jahres  1VJ3 
Christian  Qiiix,  uin  die  Erforschung  der  Vergangenheit  Aachens  wohlventient, 
damals  «O  Jahre  alt.  Er  besorgte  nie  Dnicklegim^  des  Katalogs  «ler  Aachener 
Stailtbibliothek  binnen  Jahresfrist,  freilich  auch  m  wenig  genügender  Weisi'. 
Das  dem  Katalog  vorgedruckte  Reglement  über  die  Benutzung  der  Bibliothek 
bestinnnte  übrigens,  dass  dieselbe  nicht  wie  bisher  an  allen  Werktagen,  son- 
deni  nur  an  drei  Tagen  der  Woche  dem  Publikum  zugänglich  sein  solle. 
Quix  starb  am  14.  Januar  1844.  Ihm  folgte  im  Amte  Josef  («erhard  I^urent, 
der,  am  8.  Janiuir  ISOS  in  Aachen  geboren,  in  Bonn  Phihdogie  studirt  hatte 
und  dann  als  Privatgelehrter  in  seiner  Vaterstadt  lebte.  Unter  ihm  uiusste 
die  Bibliothek  bei  der  W'iederherstellung  des  Krönungsssiales  1M7  ihre  seit- 
herigen RUume  verlassen,  um  vorläufig  in  einem  Privathause  am  Marktplätze 
untergebracht  zu  werden,  von  da  wanderte  dieselbe  in  das  Kurhaus  und  end- 
lich 1^60  in  die  alte  Redoute.  Noch  vor  der  ersten  Uebersiedelung  fiel  der 
Bibliothek  eine  bedeutende  und  höchst  werthvolle  Sclieukung  zu.  Am  1.  Ja- 
nuar 1844  vennachte  Martin  August  Hubert  Felix  Freiherr  von  Fürth  (ge- 
storben zu  Münster  am  I.August  1S40)  seiner  Oeburtsstadt  testamentarisch 
seine  an  gediej^enen  Werken  iU)erans  reichhaltige  Sammlung  mit  der  Bestini- 
muntr,  dass  sie  als  von  Fürthsche  Bibliothek  getrennt  aufgestellt  und  dem 
gebildeten  Publikum  nicht  verschlossen  s(»in  solle.  Laurent,  welcher  seit 
lb72  auch  das  Amt  eines  städtischen  Archivars  bekh^idete,  starb  am  24.  Ja- 
niuu*  1SÜ7  Sein  Nachfolger  war  der  Privatgeistliche  Augi^st  Schwan.  Nach 
di*s8en  erfolgter  Pensioninuig  übernahm  am  I.Juli  ISSli  T)r.  E.  Fromm,  vor- 
her Assistent  an  der  Königl.  Universitätsbibliothek  zu  BiTlin,  das  Bibliothe- 
kariat.  —  Die  Bibliothek  erfreute  sich  auch  während  der  letzten  Jahrzehnte 
einer  Reihe  bedeutender  Zuweisungen  durch  (»eschenke.  Envähnt  seien  die 
Bibliothi^ken  der  Doctoren  Sartorius  und  Härtung,  diejenige  des  Vereins  «ler 
Aachener  Atjrzte,  des  Vereins  zur  Bekundung  einer  naturwissenschaftlichen 
Bibliothek;  18S7  überwies  Dr.  Adam  Bock  aus  dem  Nachlasse  seines  187» 
verstorbenen  Oheims,  des  Proft^ssors  Cornelius  Peter  Bock  zu  Freiburg  i.  H., 
eine  grosse  Anzahl  von  Werken  der  älteren  Littenitur;  188b  gelangte  femer 
der  grösste  Theil  der  Bücherschätze,  welche  Alfred  von  Reumont  in  einem 
langen  und  an  wisseiLschaftliehen  Erfolgen  so  reichen  Leben  gesammelt  hatte, 
durch  testamentarische  Vertilgung  des  Erl)lassers  in  den  Besitz  der  Stadt- 
bibliothek; durch  Testament  des  Im  Dezember  1S88  zu  Aachen  verstorbenen 
Landgerichtsraths  a.  D.  Hennann  Ariovist  Freilierrn  von  Fürth  endlieh  wur- 
den der  städtischen  Bibliotliek  etwa  Hooo  Bände  als  (Icschenk  zugewendet. 
Der  (iesammtbestand  an  Büchern  kann  nunmehr  auf  etwa  soooo  Bände  an- 
gegeben werden,  deren  Benutzung  seitens  des  Publikums  sich  in  erfreulicher 
Weisi5  neuerdings  gehoben  hat.  Während  Ende  der  vitTziger  Jalire  jährlich 
im  Durchschnitt  einige  50  Bücher  ausgt^liehen  wurden,  noch  in  den  achtziger 
Jahren  kaum  5»0  zur  Ausgabe  gelangten,  beträgt  die  jährliche  Benutzungs- 
zitfer  gegenwärtig  2000  bis  2500  Bände.  A.  i\. 


Ueber  die  Wirksamkeit  der  Universitätsbibliothek  in  Kopenhagen 
während  des  Lustrums  1884/80  berichtet  der  l^ibliothekar  Birket  Smith  Im 
Univ.  Aarbog  (Beretning  oiu  Universitetsbibliothekets  Virksomhed  i  ls84;5 — 
1888/0).    Diu  13ibliothek  war  in  den  angegebenen  Jahren  f\ir  das  Publikum 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  369 

an  2fi()  bez.  207,  207,  264,  205  Tagen  geöffnet,  ausgeliehen  wurde  aber  nur 
an  262,  263,  20H,  2(>4 ,  26t  Tagen.  Sowohl  was  die  Zahl  der  ausgeliehenen 
Bände,  als  was  die  Benutzung  des  Lesesaals  betrifft,  ist  in  den  angegebenen 
Jahren  eine  kleine  Abnahme  zu  bemerken,  nur  im  letzten  Jahre  steigen  die 
Zahlen  wieder.    Es  wurden  ausgeliehen 


Im  Jahre  1S84/5     19  670  ] 

liände 

n         n 

1SS5/0     19  420 

» 

n         n 

IS86  7     19362 

« 

n         n 

1S87/9     18822 

n 

n         n 

1888,9     19216 

n 

Im  Lesesaal  benutzt  wurden 

ISS 4/5  von 

1 1  066  Personen  20  856  Bände 

ISS5  6     „ 

9  655          „         17 

902       „ 

I8S0/7     „ 

9  427           „          17 

792       „ 

ISS"  S     „ 

9o47           „          18 

710       , 

lSSS/9     „ 

9981           ,         22  318       „ 

Unter  den  Personen  und  Listituten,  denen  die  Bibliothek  für  Geschenke  zu 
dankcm  hat,  fällt,  wie  ja  auch  auf  vielen  deutschen  Bibliotheken,  die  unver- 
Iiältnissmässig  grosse  ^hl  von  Geschenkgebern  amerikanischer  Herkunft  auf. 
Die  Arbeiten  an  den  neuen  Katalogen  sind  durch  die  ganze  Periode  fort- 
gesetzt worden,  und  ihre  Weiterfilhrung  erscheint  gesichert,  da  der  hiertllr 
ausgeworfene  Geldbetrag,  der  1883  auf  drei  Jahre  bewilligt  worden  und 
dann  nach  Ablauf  der  l^rLst  auf  weitere  drei  Jalire  ausgedeimt  worden  war, 
durch  das  Finanzgesetz  von  1 890  91  auf  abermals  drei  Jahre  zur  Verfiigung 
gestellt  ist.  Im  letzten  Jahre  wurden  2434  Zettel  filr  den  alphabetischen 
Zettelkatalog  geschrieben  und  8627  Titel  in  den  Fachkatalog  eingetragen. 
Endlich  möchte  noch  erwähnt  werden,  dass  es  der  Bibliothek  gelungen  ist, 
für  das  Bestreben  die  Handschriftenversendung  möglichst  zu  erleichtem,  den 
Beistand  der  Zollvenvaltun^  zu  gewinnen.  Auswärtige  Sendungen  an  die 
Bibliothek  werden  gegen  emen  Revers  des  Bibliothekars  zollfrei  und  un- 
ger>ffnet  an  die  Bibliothek  abgegeben.  Die  sehr  summarischen  Angaben  Über 
die  Jährlichen  Accessionen  hssen  eine  Notiz  Über  die  Zahl  der  Bände  des 
jährlichen  Zuwachses  bez.  Über  die  derzeitige  Bestandzahl  vermissen. 

Uortzschansky. 

lieber  den  Neubau  der  Kaiserliehen  UniversitUts  -  Bibliothek  zu  War- 
sehau  berichtet  der  Przewodnik  bibliografiezny  XIII,  206  nach  Warschauer 
Zeitungen:  Djis  (Jebäude  wird  ans  zwei  durch  eine  Brandmauer  getrennten 
Theilen,  welche  zusannnen  ein  Rechteck  bilden,  bestehen  und  zwei  Stock- 
werke enthalten.  In  einem  Theile  werden  sich  im  ersten  Stockwerke  die 
Biicherausgabe ,  drei  Lesesäle  (ftir  Studenten,  Professoren  und  das  übrige 
Publikum)  und  ein  Zimmer  tlir  die  Kataloge,  Nachsclüagewerke  und  Karten 
])efinden;  den  zweiten  Stock  nehmen  die  Arbeitsräume  der  Beamten  (die 
Kanzlei)  ein.  Die  andere  Hälfte  des  (Gebäudes  enthält  allein  das  Büchor- 
magazin,  clessen  Repositorien  aus  Eisen  bestehen;  dasselbe  wird  mit  einem 
Büclu^raufzug  versehen  sein.  Die  Erwärmung  geschieht  durch  Centralheizung. 
Die  Kosten  sind  auf  400  000  Rubel  veransclilagt.  Die  Pläne  (\es  im  Renais- 
sancestil aufzuführenden  B«aues  haben  die  Architecten  Jablotiski  und  SpyUer 
entworfen.  P. 

Der  30.  Jahresbericht  (vom  4.  Juni  1890)  der  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Cambridge  [England]  verzeichnet  wiederum  eine  stattliche 
Anzahl  von  (u'schenken,  welche  der  Sanunlung  vcm  Behörden,  Corporationen 
und  Privaten  zugegangen  sind;  vom  Britischen  Museum  allein  wurden  1200 
Bände  (Doubletten  des  Museums)  überwiesen.  Abgesehen  von  den  Univer- 
sitätsangchririgen  wurde  die  Bibliothek  IS89  von  151  (1887:  111,  188S:  134) 
Personen    benutzt.    Die   Zahl   der   entlieheneu  Bände   betrug    1889:    28032 


370  Vermischte  Notizen. 

(18SS:  27  74**,  1SS7:  27  08»);  derjonigoii,  zu  deren  Verleihung  die  Genehiiiit^iing 
des  0ber]>ibliothekar8  erforderhch  war,  210.  Muniiscripte  wurden  7  verliehen, 
auf  der  Bibliothek  selbst  eingesehen  7S4  (I8S8:  546).  Neukatalogisirt  wur- 
den (»613  Titel  (18S8:  5509),  wovon  4893  auf  die  Neuanschatfungen,  2220  auf 
die  alt4?n  Bestände  entfielen.  Der  Bau  des  neuen  (lebäudes  war  noch  nicht 
vollendet.  An  Stelle  des  Professors  Smith,  welcher  am  I.Oktober  1S89  zu- 
rücktrat, wurde  Francis  Jenkinson  vom  Trinity  College  zum  Bibliothekar 
gewählt.  A.  G. 


Vermischte  Notizen. 

In  der  Zeitschrift  fllr  vaterländische  (d.  i.  westfälische)  Geschichte  und 
Alterthumskunde  Bd.  48  (1890)  S.  85  ff.  veröffentlicht  Hugo  Wolffgram 
„Neue  Forschungen  zu  Werner  Rolevinck's  Leben  und  Werken",  in  denen 
der  Nachweis  von  neuu  bisher  als  verloren  geltenden  Schriften  Rolevincks 
mit  grosser  Sorgfalt  und  Genauigkeit  zutreffend  getlihrt  wird.  Bekannt  waren 
von  den  Rolevinck'schen  Schriften  bis  jetzt :  Fasciculus  tempomm,  De  laude 
veteris  Saxoniae  etc.  und  Do  regimine  rusticorum;  Wolffgram  hat  nunmehr 
wiedergefunden:  Paradisus  couscientiae ,  Fonnula  vivendi  eanoniconnn  etc., 
De  origine  nobilitatis ,  Legenda  S.  Servatii  minor ,  Tractatus  de  contractibus, 
Tractatulus  de  forma  visitationum  monastiearum ,  Questiones  duodecini  nota- 
biles  i)ro  presbiteris  etc. ,  Libellus  de  venerabili  sacramento  et  valore  niissa- 
rum,  Tabula  conHuentina.  Der  bibliographischen  Beschreibung  dieser  Schriften 
ist  ilain  zu  Gnmde  gelegt.  Den  von  0.  Lorenz  (Geschichtsquellen  3.  Aufl., 
II,  332)  als  klägliches  Macliwerk  bezeichneten  Fasciculus  temporum  beurtheilt 
Wolffgram  weit  günstiger.  W. 

Unter  den  mancherlei  Gewerben,  die  Focke,  Bremische  Werkmeister  aus 
älterer  Zeit  (Bremen  1890),  ver/eichnet,  kommen  die  Buchbinder  im  li>.  und 
1 7.  Jahrhunaert  recht  häufig  vor.  In  den  Ri^chnungsbiichern  der  bremischen 
Kirchen,  welche  Ilauptquelle  filr  Focke's  Arbeit  sind,  erscheinen  öfter  Ausgaben 
filr  Buchbinder-Arbeiten,  z.B.  im  Rechnungsbuch  der  Liebfrauenkirchc  1551: 
„Item  gegeven  Johannes  den  bokebynder  vor  3  parmente  lattinsclie  grote 
boke,  (Ic  int  kor  höret,  to  bvnden  4  Mk."*  Unter  all  den  Werkmeistern  finde 
ich  aber  nur  einen  Buchschreiber,  Bernardus  Dyker,  von  dem  es  in  dem- 
selben Rechnungsbucli  1491  heisst:  „Item  noch  bin  ick  aver  eyn  gekamen 
mit  B.  Dyker  unune  einen  nigen  psalter  to  scrivende  mit  aller  tobenorunge, 
aver  wy  buwmester  scholen  em  schaffen  pergament  und  hkIc  und  blawc 
varwe,  darvor  scholen  wy  em  gcven  7  Mk."  Von  dem  Einbände  dieses  Anti- 
plioniums  wird  weiter  gesagt:  Johan  Back  gaff  Engelberto  vt)r  den  Anti- 
phonion to  bvnden  1  Mk.  und  5  (»rote  uthe  dem  budele  der  karcken.  Gb 
es  noch  dassdbe  Antiphonium  ist,  das  zu  binden  1504  diesem  Engelbert  19 
Grote  eintrug,  ist  zweifelhaft.  W. 

Das  Programm  der  Königl.  Bayerischen  Studien-Anstalt  in  Landshut 
für  1890  enthält  ein  Verzeichniss  der  Programme  und  Gelegenheits- 
schriften, welche  an  den  Königl.  Bayerischen  Lyzeen,  human, 
(tymnasien  und  Lateinschulen  vom  Scliuijahr  1823/24  an  erschienen 
sind,  von  Emil  Renn.  W. 

In  der  Beilage  zum  neuen  Jahrgange  (1S91)  der  „Monatshefte  für 
Musik-Geschichte*  wird  mit  dem  Druck  eines  Katah)gs  über  die  Musik - 
Druckwerke  der  Universitäts-Bibliothek  in  Basel  begonnen.        W. 


Vermischte  Notizen.  371 

Dr.  Fr.  X.  Glassclirödor  verzeichnet  aus  36  Codices  der  römischen 
Bibliotheken  (Vaticana,  Barberina,  Corsiniana,  Borghesiana  und  Casanatensis) 
d:is  Material  für  die  bayerische  Geschichte  im  Öberbayer. Archiv  fllr 
Vaterland.  Geschichte  Bd.  46  (1800),  S.  2lSff.  W. 


In  der  Zeitschrift  des  histor.  Vereins  flir  Niedersachsen,  Jahrg.  1890, 
S.  131  ff.,  veröffentlicht  Rath  Bodemann  aus  den  schier  unerschöpflichen 
Schützen  der  Könifflichen  Bibliothek  in  Hannover  Nachträj^e  zu  Leib- 
n  i  z  e  n  s  B  r  i  e  f  w  c  c  n  s  e  1 ,  darunter  auch  zahlreiche  Briefe  J .  G.  E  c  k  h  a r  t  *8, 
des  Nachfolgers  Leibnizens  in  dem  Amt  eines  Historiographen  und  Biblio- 
thekars, die  E.'s  Nichtswürdigkeit  grell  beleuchten.  In  demselben  Bande 
theilt  Bodemann  aus  Leibniz- Handscliriftcn  Biographisches  über  den  Kur- 
hannoverschen  Bibliotheks-Kupferstecher  Nicolaus  Secländer  (1716 
— 44)  mit,  über  den  bislang  sehr  wenig  bekannt  war.  W. 


In  den  Romanischen  Forschungen  B.  6,  S.  463—75  stellt  F.  W.  E.  Roth 
in  einem  Aufsatz  „Der  Buchdnicker  und  Verleger  Johann  Schocffer  zu  Mainz 
15():i— 31  als  Verleger  lateinischer  Klassiker  und  Schulbücher"  die  Schoeffer- 
scheii  Textausgaben  und  Sclndbüclier,  „die  ihre  Wege  durch  ganz  Deutschland 
fanden  und  so  verbraucht  worden"  sind,  dass  sie  heute  zu  den  Seltenheiten 
gehören,  bibliographisch  zusammen.  Schoeft'er  begann  den  Verlag  1517  und 
setzte  ihn  bis  zu  seinem  Tode  1531  fort.  W. 


Abgeschlossen  ist  letzt  das  für  Ilandschriftenkunde  und  Kunstgeschiclite 
wichtige  Werk:  L.  v.  Kobell,  Miniaturen  und  Initialen  aus  Hand- 
schriften des  4.  bis  UJ.  Jahrhunderts  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  in 
der  riof-  und  Staatsbibliothek  zu  München  befindlichen  Manuscripte.  Ge- 
schichtliche Beiträge.  München,  Jos.  Albert.  Ohne  Jahr.  lüS  -f  IX  S.  52 
Tafeln.  Wir  haben  über  dasselbe  in  Kürze  auf  S.  342  des  vorigen  Jahrgangs 
dieser  Zeitschrift  berichtet  und  können  jetzt  auf  das  dort  gesagte  verweisen. 
Für  die  irische  Miniaturmalerei  sind  keine  sehr  bezeichnenden  Beispiele  ge- 
wählt; bei  den  Tafeln  macht  sich  manchmal  etwas  nachtheilig  geltend,  dass 
man  ein  Reproductionsverfahren  anwandte,  das  eine  Wiedergabe  der  Farben 
ausschloss;  hiervon  «abgesehen  sind  die  Nachbildungen  ganz  vortrefflich. 

W.  Seh. 

Nach  dem  Adressbuch  für  den  deutschen  Buchhandel  ist  die 
Anzahl  der  Leihbibliotheken,  Musikalien-Leihanstalten,  Journal-  und  Bücher- 
lesezirkel in  Deutschland  allein  auf  2674  gestiegen.  —  Deutsche  Zei- 
tungen giebt  es,  nach  Ausweis  des  Gennan  News  Paper,  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika  und  in  Canada  774,  von  denen  05  täglich 
erscheinen,  4  dreimal  in  der  Woche,  18  zweimal,  493  einmal,  74  am  Sonntage, 
35  im  Mt)nat  zweimal,  52  eiimial  und  3  dreimal.  Die  älteste  deutsche  Zeitung 
ist  die  Gazette  in  PennsylvaJiien,  welche  seit  1 795  erscheint.  Im  Staate  New 
York  giebt  es  die  meisten  Zeitungen,  nämlich  117;  dann  folgen  Ohio  mit  105, 
Pennsylvanien  mit  85  und  Wisconsin  mit  82.  Ilbrln. 


Die  Stadt  Frankfurt  hat  für  15(»0  Mk.  das  Originalmanuscript  des  zweiten 
lUndes  von  Schoi)enhauers  „Die  Welt  als  Wille  und  Vorstellung"  an- 
gekauft. Dasselbe  befand  sich  im  Besitz  der  Wittwe  des  Oberfinanzraths 
llofinann  in  Darmsta<lt,  dem  es  von  einem  Freunde  des  Philosoiihen  |ver- 
macht  worden  war.    Nur  eine  Seite  fehlt. 


Aus  Weimar  kommt  die  interessante  Nachricht,   dass  in  der  anatomi- 
schen Abtheilung  des  litterarischeu  Nachlasses  Goethes,  den  Prof.  Bardeleben 


372  Vermischte  Notizen. 

in  Jena  ordnet,  eine  bisher  unbekannte  Darstellung  «ler  vergleiehenden  Ana- 
tomie des  Seliildels  der  Sänj^ethiere  anfpefunden  worden  ist.  Nach  Ansieht 
berufener  Autoritäten  ist  dieselbe  im  Jalire  1794  verfasst  worden. 


Aus  dem  ungednw^kten  Reisetaf^ebuehe  des  Zilrieliers  Job.  Iloinrieh 
Landolt,  Montai^^,  23.  (Sejit.  1782)  Göttingen  (am  Kande^  ...  Nach  Tische 
sahen  wir  die  berühmte  Universitätsbibliothek.  —  Unstreitig  mag  sie  unter 
allen  ihrer  Art  die  erste  Stelle  einnehmen,  sowohl  in  Kileksieht  auf  Menge 
als  Wahl  der  IMlcher;  denn  da  jeder  Professor  freye  Vollmacht  hat,  alles 
was  in  seinem  Fach  neues  und  wichtiges  herausk{)nnnt ,  ohne  weiteres  an- 
zuschatfen,  so  muss  nothwendig  auf  solche  Weise  ein  schönes  luid  vollkom- 
menes Ganzes  herauskommen.  —  Jeder  Stiulent  hat  das  Hecht  sich  Bücher 
daraus  nach  Hause  zu  nehmen,  so  viel  er  will,  gegen  einen  Schein,  der  von 
einem  Professor  unterschrieben  ist.  —  Eine  merkwürdige  Person  ist  Hr.  I*ro- 
fessor  Dieze,  vorzüglich  als  IMbliothekar.  Denn  dieser  Mann  hat  ein  so  ausser- 
ordentliches Gedächtniss,  dass  er  nicht  nur  —  ohne  Catalog,  unter  der  un- 
geheuren Menge  von  Büchern  jedes,  das  verlangt  wird,  sogleich  geben,  son- 
deni  auch  sogar  den  Inhalt  davon  in  kurzem  sagen  kann.  —  In  der  Mitte 
des  Bibliotheksaals  steht  die  Büste  des  Königs  von  England. 


Herr  Karl  Blitz  hat  unter  dem  Titel:  Neue  Beiträge  zur  (ie- 
Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  hitteratur  in  Berlin  bei  J. 
A.  Stargairt  eine  Sammlung  von  Aufsätzen  erscheinen  hissen,  welche  in  ver- 
schiedenen Blättern  veröffentlicht  waren.  Unter  ihnen  befindet  sich  auch 
neben  aiuleren  uns  hier  nicht  interessirenden  Arbeiten  eine  Err>rterung  der 
Frage:  Wer  hat  die  erste  deutsche  Bibel  gednickt?  S.  97— 125.  Der  Auf- 
satz, schon  1889  erschienen,  ist  vor  dem  bannbrechenden  Werke  von  Walther 
(C.  f.  B.  1S90.  S.  103)  abgefasst  worden  und  kommt  zu  demselben  Resultate 
wie  Walther,  dass  der  Mentelsche  und  nicht  der  Eggesteynsche  Druck  der 
älteste  der  deutschen  Bibel  ist. 

Zu  Gottlieb,  Mittelalter!.  Bibliotheken  S.  325  s.  v.  Ulm  verweise  ich  auf 
H.  Bazing  und  G.  Veesenmeyer,  L'rkunden  zur  (ieschichte  der  Pfarrkirche  in 
Ulm  (1890)  S.  91,  wo  angegeben  wird,  dass  das  Verzeichniss  der  300  vom  Pfarrer 
Heinrich  Nithart  für  eine  öffentliche  Bibliothek  1413  gestifteten  Bücher  noch 
jetzt  in  zwei  Ausfertigungen  bei  den  Nithart'schen  Urkunden  liegen  soll. 

Wie  englische  Zeitungen  berichten,  wird  d.as  neue  amerikanische  Naeli- 
drucksgesetz  (c<)i)yright  bill)  unzweifelhaft  eine  Stockung  im  englischen 
Verlagshandel  während  der  nächsten  Monate  zur  Folge  haben.  Angekündigte 
und  schon  fertige  Werke  sollen  bis  zum  I.Juli,  wo  die  neue  Bill  in  Kraft 
tritt,  zurückgehalten  werden.  Auch  den  populären  Novellisten,  die  den 
amerikanischen  Markt  versorgen  und  noch  am  besten  gestellt  sind,  wird  sicher 
genithen  werden,  bis  dahin  zu  warten.  Knrz,  Mai  und  Juni  werden  schlimme 
Monate  lür  den  englischen  Handel  sein.  Aber  auch  in  Amerika  selbst  findet 
das  neue  (»esetz,  wie  man  aus  New  York  sehreibt,  beim  Publikum  eine  sehr 
kühle  Aufnahme.  Es  sei  dies  eine  Art  Mac  KinU'y-Bill  zur  Bereicherung 
der  grossen  Verlagsfinnen  Amerikas.  Nur  diese  könnten  daran  denken,  in 
Europa  Vertreter  zu  unterhalten,  welche  mit  den  dortigen  Schriftstellern  und 
Verlejceni  in  Verkehr  treten  und  die  Werke  auswählen  sollen,  die  dann  in 
Ann^rika  neu  herausgegeben  werden.  Es  mu.ss  nicht  nur  deren  Text  neu 
gesetzt,  sondern  auch  jede  Illustration  in  Amerika  neu  hergestellt  werden. 
Die  einzige  Folge  dieses  „Schutzes  des  geistigen  Eigenthums"  werde  sein, 
dass  gute,  namentlich  illustrirte  Werke  sich  viel  theurer  stellen  werden. 


i 


Vermischte  Notizen.  373 

In  der  fleissipon  Ilallischcn  Doktordissertation  von  Th.  Sommerlad 
über  Matthacus  von  Krakau  findet  sich  S.  60— 101  ein  Veraeichniss  der 
Schriften  des  trefflichen  Heidelberger  Professors  nnd  Bisehofs  von  Wonns. 
Matthaeus  wird  von  S.  als  von  Krakau,  und  nicht  als  der  pommerschen 
Adelsfamilie  von  Krockow  zugehörig,  nachgewiesen. 


Seitdem  man  in  den  meisten  Bibliotheken  hinsichtlich  des  alphabeti- 
schen Katalogs  vom  l^uchkatalog  zum  Zettelkatalog  übergegangen  ist,  bemüht 
man  sich  fortwährend  fiir  die  äussere  Einrichtung  des  letzteren  ein  System 
zu  finden,  das  folgende  Erfordernisse  erllillt:  stete  Bewahrung  der  Oranung 
der  Zettel,  Venneidung  von  Vennischungen  und  Verluste  derselben,  leichte 
Möglichkeit  der  Einschaltung  neuer  Zettel,  bequeme  Handhabung  des  Katalogs 
bei  der  Benutzung  durch  das  Publikum.  In  (iräsels  GnindzUgen  der  Biblio- 
tliekslehre  S.  193  ft*.  sind  eine  Reihe  derartiger  Constructionen  genau  erörtert. 
Zwei  weitere,  anscheinend  ganz  brauchbare  Systeme,  die  auch  bereits  in  einer 
Keihe  von  Bibliotheken,  vor  allem  in  italienisciien,  zur  praktischen  Anwendung 
gekommen  sind,  hat  die  römische  Firma  Aristide  Stade rini  (Rom,  via  deir 
archetto  18/ 19)  erfunden  und  in  einer  kleinen  Broschüre  (Brevi  ceuni  sopra 
due  sistemi  di  schedario  per  cataloghi)  unter  Beifügung  erläutern- 
der Abbildungen  ausführlich  beschrieben.  Das  eine  ist  nahe  verwandt  dem 
von  Keysser  (Gräsel  a.  a.  0.  S.  195)  empfohlenen.  Die  Zettel  werden  hier 
eingelegt  zwischen  zwei  (durch  einen  Rücken  verbundene)  Pappdeckel, 
zwischen  denen  sie  an  2  Drähten  festgehalten  werden,  die  au  den 
Deckeln  mit  Schrauben  befestigt  sind.  Die  Zettel  selbst  haben  oben 
und  unten  ein  Loch,  durch  das  jeue  Drähte  geführt  werden.  Sobald  die 
Zettel  eingelegt  sind,  bilden  sie  mithin  einen  riclitigen  Band,  der  etwa  9  cm. 
stark  ist  und  320—400  Zettel  fassen  kann.  Unter  andern  ist  dies  System  an 
der  Biblioteca  nazionale  Vittorio  Enianuele  in  Rom  zur  Anwendimg  gelangt^ 
wo  der  derart  eingelegte  Zettelkatalog  1500  Bände  umfasst  und  in  drei 
Zinunern  aufgestellt  ist.  —  Etwas  complicirter  ist  das  zweite  Staderinische 
System.  Die  Zettel  selbst  haben  hier  eine  eigenthümliche  Gestalt:  sie  be- 
sitzen auf  der  unteren  Seite  einen  trapezfiirmigen  Vorspning.  Sie  wer- 
den eingelegt  in  nach  oben  offene  Holzkästchen,  die  am  oberen  Innen- 
rande mit  einer  Leiste  versehen  sind.  In  ihnen  werden  die  Zettel,  sobald 
sie  etwas  zusammengepresst  sind,  durch  jenen  unteren  Vorspmug  fest- 
gehalten, und  dadurch  wird  jedes  Herausfallen  u.  dergl.  vermieden.  Die 
Zettel  in  den  Kästchen  zusammenzupressen,  so  dass  sie  aufrecht  stehen, 
dii^nt  ein  kleiner  Holzblock,  der  sich  auf  einer  in  der  Mitte  des  Kästchens 
befindlichen  gezähnten  Stange  bewegt  und  vermittelst  eines  Federschlüssels 
an  jeder  Stelle  festgestellt  werden  kann.  Auch  dies  System  ist  an  einer 
ganzen  Reihe  italienischer  Bibliotheken  in  Gebrauch  genommen. 

W.  Seh. 

Herr  L.  Rosenthal  in  München  veranstaltet  vom  21. — 25.  Juli  den  Ver- 
kauf einer  sehr  werthvDlien  Sammlung  vc»n  Büchern.  Aber  warum  lässt  der 
Herr  Verkäufer  den  Katalog  der  Sammlung  nicht  annähenid  so  gut  typo- 
graphisch ausstatten,  wie  dieses  seine  französischen  und  englischen  Collegen 
thiin?    Man  kann  die  kleinen  Lettern  kaum  lesen. 


Ueber  München  er  Incunabeln  handelt  in  der  Beilage  zur  „Allge- 
meinen Zeitung"  vom  L  Mai  d.  J.  No.  120  Herr  Dr.  Christian  Rueppreclit. 
Den  ersten  Druck,  Hans  Schauers  „mirabilia  Romae*  vom  Jalire  1482,  oesitzt 
die  Kgl.  Hof-  u.  Staatsbibliothek,  ebenso  das  Quadragesimale  des  Paulus 
Wann ,  o.  J. ,  gedruckt  von  Hans  Sch(»bser  oder  Schopj)ser.  Von  dem  letz- 
teren ist  auch  1500  „Fundius,  oratio  elegantissima  nomine  serenissimi  senatus 
apud  Julium  II.  poutificem  habita**   herausgegeben.    Die  übrigen  drei  MUn- 


374  Veniiiscbtc  Notizen. 

ebener  Wiegendrucke,  säiumtlich  in  Bamberg:  befindlicb,  (bis  Beiebt])Ui^bUMn 
von  1488,  davon  ein  zweites  Exemplar  im  Leipziger  Jbiebgewerbemuseum 
aufbewabrt  wird,  die  Auslegung  des  l'aternoster,  gleicbtalls  v.  J.  148h, 
Scbreiben  S.  Benibards  an  einen  Kitter  liaymund ,  o.  J. ,  stammen  aus  der 
OfTiein  des  Benedict  Pucbpinnder.  Diese  wenigen  in  M  Uneben  selbst  ge- 
druckten Werke,  die  sieb  bisber  nacbweisen  liessen,  nelimen  sieb  unter  den 
mebr  als  15000  Incunabeln,  welcbe  in  den  M Unebener  Bibliotbeken  vorbanden 
sind,  allerdings  etwas  eigenthUmlicb  aus  imd  durften  jedenfalls  zu  weiterer 
Nacbforscbung  anregen.  Ili»rln. 

Unser  Mitarbeiter  Ilerr  II.  Omont  bat  von  der  franzüsiscben  Akademie 
den  Preis  Brunet  fUr  eine  Arbeit:  Catalogue  des  C(»piste8  de  manuserits  gree« 
erbalten. 

Seit  dem  1 .  April  crscbeint  monatlich  in  Paris  eine  neue  Revue  des 
bibliotbeques  im  Verlage  »von  Emile  Btmillon.  Als  Directeur  derselben 
zcicbnct  Herr  Emile  Cbatelain,  der  als  Philologe  und  Dipbnnatiker  wobl  be- 
kannt ist,  und  als  Secretair  der  Ked<aktion  ein  Herr  A.  Maire,  der  uns  bier 
zuerst  begegnet.  Die  H.  d.  b.  fUllt  eine  LUcke  in  der  franzüsiscben  bibliö- 
grapbisclien  Litteratur  aus,  in  der  bisber  fast  nur  die  Interessen  der  Biblio- 
philen, nicht  die  der  wissenschaftlichen  Bibliot)u;kare  vertreten  waren.  Wir 
oegriissen  daher  das  neue  Unteniebmen,  das  sich  in  der  Disposition  seines 
Inhalts  das  C.  f.  B.  zu  seinem  Vorbild  geuonnnen  zu  haben  scheint,  mit 
Freuden.  Der  Abonnementspreis  der  K.  d.  b.  beträgt  ftir  Paris  15  Fr.,  für 
die  Departements  und  das  Ausland  17  Fr.  Wir  werden  in  Zukunft  den  Inhalt 
der  R.  d.  b.  regelmüssig  verzeichnen.  Erst  am  lieutigen  Tage  (5.  VI.)  ist  mir 
aber  das  l.IIeft  zu  (iesicht  gekommen,  und  das  nur  durch  die  Gefälligkeit 
unseres  Herrn  Verlegers.  0.  H. 

üeber  les  bibliotbeques  de  rUniversite  et  des  Colleges 
d'Avignon  pour  les  etudiants  en  droit  bandelt  sehr  gründlich  Ilerr  Marcel 
Fournier  in  der  Nouv(^lle  revue  bistorique  de  droit  Fran^*ais  et  etranger. 
1891.  S.  70  u.  f.  Eni  Katalog  der  Bibliothek  de»  Collegs  d'Annecv  von  14,H5  wird 
hier  abgednickt  8.81.  Er  umfasst  147  Nummern.  P^benso  der  des  Collegs 
Saint-Micbel,  der  104  Nunnnern  zählt.  Ferner  werden  sehr  interessmitt^  Notizen 
Über  11  andschrifttm verkaufe  und  eine  BUcherschenkung  des  Joliann  Isiuard 
an  das  (-ollege  Saint  Michel  mitgetheilt.  Jünger  als  dieser  Katalog  ist  der 
des  CoUegs  von  Senangae,  das  erst  im  Jahn^  1400  gegründet  worden  i.st. 
Das  ('olleg  von  Saint  Michel  war  von  dem  Professor  Jean  Ismard  gegründet, 
der  ihm  auch  seüie  Bibliothek  vermachte. 


In  den  Melanges  d'arcbeologie  et  d'bistoire.  X«  annee.  Fase.  IV.  V. 
veröffentlicht  der  gebohrte  und  scharfsinnige  Professor  Louis  puchesne 
unter  dem  Titel  l^e  dossier  du  Donatis  nie  die  Beschreibung  einer  Pariser 
Handschrift  1711  ((-olb.  1051)  des  0.  Jahrhunderts,  welche  einsteine  voll- 
ständige Sannnlung  von  Schriften  Über  das  Scbi.sma  «b^  Donatisten  enthielt, 
und  stellt  dann  die  jetzt  verstümmelte  Sammlung  den  Titeln  der  Einzel- 
schriften nach  her.  

Wie  wir  einem  Bericlit  über  die  im  April  stattgeliabte  Versteigerung 
der  äusserst  wertbvollen  und  besonders  durch  den  R<ncbtbum  an  illustrirteu 
Werken  hervorragenden  Bibliothek  des  Regierungsarebitekten  Destaiileur 
in  Paris  entnehmen,  wurden  dort  im  (ianzen  407  827  Frs.  für  Bücher  gezahlt. 
Am  theuersten  stellten  sich:  h'ordre  (lui  a  ete  tenu  ä  la  nouvelle  et  joyeuse 
cntree  de  Henri  II.  dans  sa  bonne  ville  de  Paris,  ein  höchst  seltenes  Holz- 
schnittwerk, Exemplar  des  beriihmten  Historikers  de  Thou  (Thuanus),  auf 
20  200  Frs.,  Le  Livre  de  la  conqueste  de  Toison  d'or,  Paris  1503,  Original- 
band aus  dem  Besitz  des  Duc  Henry  de  Guise,  auf  12  500  Frs.  --   In  Arne- 


\ 


Vermischte  Notizen.  375 

rika  sind  filr  die  (lUtcnbergbibel  nach  The  Athenacum  vom  18.  April  nicht 
wenijfer  als  15  000  Dollars  bezahlt  worden.  —  In  London  gelangten  von  eigen- 
händigen Briefen  znni  Verkauf:  S  Briefe  von  Dickens  an  Lady  Biessington 
filr  öa  l.  9  8.,  8  desgl.  v«»n  Thaekeray  filr  104  1.  8  s.,  eine  Sammlung  Goetheana 
((ifedichte  in  seiner  Handschrift^  sein  Porträt  von  der  Gräfin  Egloffstein, 
eigenhändige  Briefe  von  Herder,  I^vater,  Jean  Paul,  Schiller,  Graf  Platen  etc.) 
filr  108  1.,  Briefe  und  Docuniente  von  Rousseau,  die  sich  auf  seineu  Aufent- 
halt zu  W<»otton  beziehen,  filr  08  1.,  2  Briefe  von  Swift  filr  42  1. 

Hbrin. 

Warnung! 

Vor  einiger  Zeit  wurde  mir  aus  dem  Auslande  ein  Exemplar  einer  an- 
geblichen Ausgabe  des  Livius  zum  Ankauf  geboten,  die  als  in  Venedig  von 
.lohannes  Spirensis,  1400,  gedruckt  angegeben  war.  Zwar  antwortete  ich,  dass 
eine  solche;  Ausgabe  nicht  existiren  kimue;  die  Worte  des  Privilegiums, 
18.  September  1400,  zu  Gunsten  des  Johannes,  und  jene  der  Unterschrift 
des  \indelinus,  seines  Bruders,  in  der  Ausgabe,  1470,  des  St.  Augustinus  de 
Ci  vi  täte  Dei  schliessen  sie  absolut  aus.  Auf  wiederholte  An^be  aber, 
dass  sich  eine  solche  Edition  in  der  That  finde,  weil  der  Band  eme  eigene 
Unterschrift  filhre,  die  die  Echtheit  derselben  bezeuge,  liess  ich  mir  das 
Exemplar  nach  Venedig  kommen.  Kaum  hatte  ich  es  unter  den  Augen,  so 
nahm  ich  sogleich  wahr,  dass  die  angekündigte  Unterschrift  dieselbe  ist» 
welche  man  in  der  Ausgabe,  1409,  der  Epistolae  ad  Familiäres: 
„Primus  in  Adriaca  formis  .  .  .",  zwei  oder  drei  Wörter  im  letzten  Vers  nur 
verändert,  liest.  Dann  wurde  es  leicht  zu  ersehen,  dass  diese  Unterschrift 
am  Ende  des  ersten  Bandes  der  Livius -Ausgabe,  1470,  von  Vindelinus  mit- 
telst vortrefflich  nachgeahmter  Typen  hinzugefilgt  worden  ist. 

Ich  halte  es  daher  für  meine  Pflicht,  die  Herren  Bibliothekare  und 
Bibliophilen  auf  diese  Fälschung  aufmerksam  zu  machen. 

Venedig,  Juni  1691.  Der  Präfect  der  St.  Marcus-Bibliothek 

C.  Castcllani. 


Anfrage. 

In  der  ehemals  Klemmschen,  jetzt  Königl.  Sächsischen  Bibliographi- 
schen Sammlung  zu  Leipzig  befindet  sich  ein  unzweifelhaft  ächter  Burg- 
dorf er  Druck  (Thomas  de  Aquino,  tractatus  de  periculis  contingentibus 
circa  sacramcntum  Eukaristie.  4".  G  Blatt  zu  23  Zeilen,  o.  0.  und  Jahr.) 
Auf  eint^m  7.  Blatte  befindet  sich  in  unserem  Exemplar  eine  auf  lithographi- 
schem Wege  hergestellte  Schlussschrift:  ImpreHus  in  opido  Burgdorf  || 
MCCC'CLXXIIII.  Der  Unterzeichnete  wäre  aiusserordentlich  dankbar  filr  den 
Nachweis  eines  Exemplares  mit  der  Originalschlussschrift.  Von  datirten 
l^urgdorfer  Drucken  sind  nur  zwei  aus  dem  Jahre  1475  bekannt:  Jacobus  de 
Clusa,  tractatus  de  a))paritionlbus  animarum  post  exituin  earum  a  corporibus. 
(II.  *9:M9)  und  die  Legenda  Sancti  Wolfgangi  epifconi  liatisponensis.  (II. 
*  10221).  Da  nii*)glichcr  Weise  sich  Exemplare  ohne  Schlussschrift  in  anderen 
BU)liotneken  finden,  lasse  ich  eine  Beschreibung  des  unzweifelhaft  ächten 
Theiles  folgen: 

|Fol.  1«:]  Tractatus  de  periculis  contingentibl  ||  circa  facmentü  Euka- 
riftie  et  de  renie;  ||  diis  eonindem  ex  dictis  lancti  Thome  ||  de  aquino  Feli- 
citer  inclpit.  ||  (  )Rinnnn  periculü  el't  ....  (Schluss  auf  Fol.  0**  Zeile  22:] 
ris.  (|ua.?  pceptn  (jd   a  ieiunis  l'uniatur.  ||    Sit  laus  deo. 

klein  4",  (>  Bl.  zu  23  Zeilen,  Plätze  filr  die  Anfangsbuchstaben  frei- 
gelassen.   Fehlt  bei  Hain.  K.  Burger, 

Custos  am  Buchgewerbe-Museum  zu  Leipzig. 


376      Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bi))liothekswesens. 

Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens .*) 

Librarj'.  June  1891.  No.  30:  Plague  literaturc,  by  J.  K.  Pionier.  —  The 
biblioth6que  de  La  Providcnce,  by  Reg.  S.  Faber.  —  llow  libraries  were 
described  a  hundred  and  fifty  years  ago,  by  L.  Inkster. 

The  Librarj*  Journal.  May  1891.  Vol.  Ifi  No.  5;  CoUection  and  registni- 
tion  of  nnes.  II.  —  Classification  of  Coruell  University  Library,  by  G.  W. 
Harris.  —  Proposed  library  law  of  Illinois.  —  C'liieago  Pulllic  Lilirary 
building. 

Le  Li  vre  moderne.  Juin  1891.  No.  IS:  Les  inedites.  Mennos  epitres  n''vt;la- 
trices.  Lettres  de  Emile  Zola  sur  le  reve.  Autogni))hes  divers.  -  I>ic- 
tionnaire  bibliogra))hi(|ue  des  nouveautes  du  niois,  ))ar  B. -IL  (lansseron. 
—  Autour  des  Tivres  et  des  amatenrs.  —  Table  des  nmtieres  du  Tome  HI 
(Jauvier— Juin  1891). 

Allessandrini,  P.  I^a  biblioteca  popolare  di  Trento  nel  ventennio  18G9 — 
1889.    Borgo,  Stab.  tip.  G.  Marehetto.     174  p.    IC". 

Annuaire  de  la  Societe  des  amis  des  livres  pour  Tannee  180L  Paris,  lib. 
Ctmquet.    VII.  131  p.    8«. 

Battaglino  e  Calligaris.  ludices  ehromdogici  ad  Antiquit.  Ital.  M.  Ae. 
et  ad  Opera  minora  Lud.  Ant.  Muratorii,  operis  modenimen  sibi  suscepe- 
nmt  C.  Cipolla  et  Ant.  Manno.  Torino,  frat.  B(k;c^'i.  loo  p.  a  :t  ccd. 
fol.    L.  7. 

Bongi,  S.  Annali  di  (labriel  Giolito  de'Fernui  da  Trino,  stampatore  in 
Venezia.    Vol.  I,  fasc.  2.    Lucea)  tip.  Giiusti.    261  p.    8^.    L.  2. 

'*'Carlander,  C.  M.  Svenska  bibliotek  och  ex-libris.  Anteckningar.  IL  Stock- 
holm, Gemandts  boktryckeri.  VIIL  170  p.  gr.  8"  med  22  illustratiouer. 
Nur  in   150  Exx.  gedruckt. 

'"Ehrismann,  (L  Bibliographische  Uebersicht  der  Erscheinungen  auf  dem 
(lebiete  der  gennanischen  Philologie  im  Jahre  1887.  Unter  Mitwirkung 
von  J.  te  Winkel  und  K.  F.  Srnlerwall  bearbeitet.  (Germania.  Jahrg.  3«. 
Heft  1.    Wien,  C.  (ierold's  Sohn.    S.  101  —  120.) 

Elen  CO  dei  giomuli  e  delle  altre  pubblicazioni  deirinterno  del  regno,  le  cni 
associazioni  si  ricevono  dagli  ufizi  postali  e  daiU^  collettorie  di  prima 
classe.  (Ministero  delle  poste  e  telegrafi.)  Koma,  tip.  eredi  Botta.  1890. 
132  p.    8«. 

Favaro,  Ant.  Sopra  la  parte  fatta  alla  storia  in  nn  disegno  di  bibliografia 
delle  mat4;matiche :  nota.  Torint»,  tip.  Guad^ignini  e  Candellero.  B  p.  8*. 
Estr.  dalla  Rivista  di  matematica. 

Field,  Mrs.  E.  M.  The  child  and  bis  book:  s(mie  acctmut  of  the  history 
and  progress  of  children's  literature  in  England.  London,  (^ardnerf 
Darton  &  Co.    350  p.    S".    Sh.  6. 

Finot,  J.  Inventaire  sommaire  des  archives  communales  anterieures  si  1790 
de  la  ville  d'IhMiplines  (departement  du  Nord).  Lille,  imp.  Danel.  XLV. 
54  p.  a  2  coli.     4". 

Ford,  P.  Leic.  A  partial  bibliography  of  the  published  works  of  membtfrs 
of  the  American  Ilistorioal  Association.  (Annual  report  of  the  American 
Historic4il  Association  for  1889.    P.  UM— All.)    8". 

(Jeiger,  L.  Bibliogniphie  der  (toethe- Literatur  flir  1890.  Mit  einem  Bei- 
trage (i.  von  Loepers  und  Mittheilungen  von  Fachgenossen.  (Erweiterter 
Sonderdnick.)    Frankfurt  a.  M.,   Literar.  Anstalt.    80  S.    gr.  8^    M.  1.2ü. 


*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind  nur  die  Artikel  biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 

Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
*  bezeichnet. 


Nene  Erscheinungen  ant  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       377 

Gesetze  über  das  Urheberrecht  im  Tn-  und  Anstände ,  nebst  internationalen 
Li tteratur vertragen  und  den  Bestimmungen  über  das  Verlagsrecht.  111. 
Leipzig,  G.  lledeler.    S.  173—263.    gr.  8».    M.  3. 

♦Goedeke,  K.  Gnmdrisz  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung  aus  den 
Quellen.  2.  ganz  neu  bearbeitete  Auflage,  fortgeführt  von  Edm.  Goetze. 
lieft  10.  (IV.  Band,  Bog.  12,  13,  13a  u.  f7— 35.)  Dresden,  L.  Ehlermann. 
S.  177—208  d,  417—560.     gr.  8<>.     M.  4.20. 

Gomme,  G.  Laur.  Gentlcman's  magazino  library:  being  a  classified  coUec- 
tion  üf  the  chief  cont^uts  of  the  Gentleman's  Magazine  from  1731  to 
1868.  Vol.  10:  Architectural  antiquities.  Part  IL  Boston,  Houghton, 
Mifflin  &  Co.     291  p.     8<>.    cloth.  D.  2.^0. 

*G  0  c  t  h  e  -Jahrbuch.  Herausgegeben  von  Ludwig  Geiger.  Band  XII. 
Frankfurt  a.  M.,  Literar.  Anstalt.   VIL  359  S.    8".    Gebdn.  M.  10. 

S.  275 — 326:  Bibliographie.    —   S.  327  —  328:  Englisch- Aroerikan.  Biblio- 
graphie, zusammengestellt  von  H.  S.  While. 

Graux,  Gh.  et  A.  Martin.  Facsimil^s  de  manuscrits  grecs  d'Espagne.  Texte 
in  8»  avec  planches  in  fol.    Paris,  Hachette  &  Cie.    Fr.  25. 

♦Griswold,  W.  M.  The  continuous  index  to  Academy  (Ac),  Amer.  bist, 
asso.  (A.  IL),  Analostan  (An.>,  Anuals  Amer.  Acad.  (A.A.),  Arena  (Ar.), 
Athintic  (A.),  Belford's  (Bei),  Blackwood's  (Bl),  *Century  (0.),  Chau- 
tauquan  (Ch.),  Commonwealth  (Com).,  Contemporary*  (C.  Rj,  Cosmo- 
politan  (Cos.),  Edinburgh  (E.  R.),  *Education  (Edu.),  English  (Eng.), 
Fortnightly  (Fort.),  *Frank  Lcslie's  (F.  L.),  Forum  (F.),  Globe  ((J.),  Ilarper^s 
(IL),  Harvard  (Harv.),  Homemaker  (Home.),  Independeut  (Ind.),  Lippin- 
cott's  (L.),  London  (L.  Q.),  Longman's  (Long.),  Macmillau's  (M.),  Mag. 
Am.  Hist.  (M.  A.),  Month.  Nation  (N.),  National  (N.  R.),  New-Englander 
(N.  E.j,  New  EugUnd  (N.  E.  M.),  Nineteeuth  Century  (N.  C),  *North 
American  (N.  A.),  Overlaud  (O.J,  Poetlore  (P.),  Polit.  science  (P.S.  C).), 
Pop.  science  (P.S.),  Qimrtcrly  joumal  economics  (Q.  J.),  Quarterly  Re- 
view {O.  R.) ,  *Refonued  Quarterly  (R.  Q.) ,  Revue  historique  (R.  H.), 
Scottisn  (S.  R.),  *Scribner's  (S.),  Shakespeanana  (Shak.),  Unitarian  (U.  R.), 
Universalist  (U.  Qs.),  Westmiuster  (W.),  *Wide-a-Wake  (Wide).  Cam- 
bridge, Mass.,  W.  M.  Griswold.    8*^.    Per  year  D.  2. 

*Griswold,  W.  M.  A  descriptive  list  of  international  novels.  Cambridge, 
Mass.,  W.  M.  Griswold.    P.  111—164  +  8  p.    8».    D. -.50. 

Heyse,  G.  Zur  Geschichte  der  Brockenreisen.  Nebst  einem  Anhang:  Ueber- 
siclit  der  Brocken-Literatur.  5.  Ausgabe  mit  Nachtrag  von  R.  Stein- 
lioff.    Harzburg,  C.  R.  Stolle's  Harzverlag.    VI.  87  S.    12«.    M.  1. 

Jahrbuch  der  künigl.  preussischen  Kunstiiammlungen.  Register  zu  Band 
1— X.    Berlin,  G.  (irote's  Verlag.    96  S.    fol.    M.  6. 

Jahrbuch  der  Naturwissenschaften.  Gcncralregister  über  die  Jahrringe 
1885/86  bis  1889/90.  Freiburg  i.  B. ,  Herder's  Verl.  XXXVI  S.  gr.  8". 
M.  —.40. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie  und  verwandter  Theile 
anderer  Wissenschaften.  Begründet  von  J.  Liebig  und  H.  Kopp,  heraus- 
gegeben V(m  F.  Fittica.  Für  1888.  2.  Heft.  Braunschweig,  rr.  Vieweg 
&  Sohn.     S.  481— 960.     gr.  8".     M.  10. 

*J  a  h  r  e  s  b  e  r  i  c  h  t ,  Theologischer.  Herausgegeben  von  R.  A.  Lipsius.  Bd,  X, 
enthaltend  dit;  Litteratur  des  Jalires  18uo.  Erste  Abtheilung:  Exegese, 
bearbeitet  V(m  Siegfried  und  Holtzmann.  Brauuschweig,  C.  A.  Schwetschke 
&  Sohn.     116  S.    gr.  8*».    M.  4. 

*Jahres-Verzeichniss  der  an  den  Deutschen  Schulanstalten  erschienenen 
Abhandlungen.  IL    1890.   Berlin,  A.  Asher  &  Co.    82  S.    gr.  8°.    M.  2.50. 

'"Jahres-Verzeichuiss  der  an  den  Deutscheu  Universitäten  erschienenen 
Schriften.    Sachregister  I— V.  Berlin,  Asher  &  Co.    96  S.    gr.  8«.    M.  3.60. 

♦Kalus,  A.  Die  Vorschriften  über  Pflicht-Exemplare  in  Oesterreich.  Eine 
Zusammenstellung  der  geltenden  Gesetze  und  Verordnungen  nebst  Er- 

Vm.    7.  u.  8.  26 


378      Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens. 

lUnterungen  aus  der  einsehlUgigen  Literatur.    Wien,  Verlag  des  Vereines 
der  üsterrcieh.-imgar.  Buchhändler.    32.  XXII  S.    »". 

Korzeniowski,  J.  Catalogiw  codicum  nianuscriptoruiu  musci  principnm 
Czartoryski  Cracovieusis.  Fase.  III.  Krakau  (liuchliandlung  der  polni- 
schen Verlags-Gesellscliaft).    S.  179—272.    gr.  S".    M.  3. 

*Langl()i8,  Ch.  V.  et  IL  Bttiu.  Lcs  archives  de  Thistoiro  de  France. 
Fase.  I.    Pari.s,  A.  Picard.    XVIII.  MM  p.    S».    Pro  cplt.  Fr.  15. 

♦Library  Bulletin  of  ComcU  üniversity.   Vol.  II,  No.  15.  (So.  28.)    ItliacA. 
P.  315— 338.    gr.  b". 
Contents:    Rccent   publications  by  Corncll  Univ.  and   ils  ofliccrs.   —  List 
of  addilions,  Dec.   1890 — March   1891. 

Manno,  A.    Bibliografia  storica  degli  stati  della  nionarehia  di  Savoia,  vol.  II 

e  III.    Torino,  frat.  Bocca.    a  470  p.    4^    L.  14. 
Massachusetts:   Free    Public   Library   C-omniission.      First   report,    1S91. 

Boston,  Wright  and  Potter  Printing  Co.     12.  VM)  p.  and  84  id.    8". 
Mazzatinti,    Gins.     Inventari   dei  uianoscritti   delle   biblioteche   d'Italia. 

Fase.  IL    Forli,  L.  Bordandini.    S".    L.  1 .50. 
Meli,  Koni.    Notizie  bibliograüche  sulle  roccc  magnetiehe  della  provinoia 

romana,  seguite   da  alcune   considerazioni   sui   valori  della  deelinazione 

magneticA  detenninati  per  Koma:  lettera  al  Prof.  F.  Keller.    Koma,  tip. 

della  r.  academia  dei  Lincei.    (>4  p.    8". 
Estr.  dal  Bollettino  della  societä  peolog.  ital. 
♦Milwaukee    Public    Library:    Qiuirterly  index    of  additions.     Vol.  3. 

No.  2L    Januar}^ -Mareh  1 8«  I .    Milwaukee.    P.  80— 115.    gr.  S". 
Monceaux,  IL    Documents  sur  la  r^volution  fran^aise.    I>a  revolution  dans 

le  d^partement  de  ITonne  (1788- I8uu).    Essai  bibliographique.    Paris, 

Le  Chevalier.    739  p.   avec  gravures.    8".    Fr.  15. 

Nachrichten,  Astronomische.  General  -  Kegister  der  Bände  81  bis  120. 
Verfasst  von  IL  Kreutz  u.  K.  Schorr.  Herausgegeben  von  A.  Krueger. 
Hamburg,  W.  Mauke  Söhne.    III.  u.  408  Sp.    gr.  4".    M.  25. 

♦Pantobiblion.  Internationale  Bibli(»gra))hie  der  polytechnischen  AVissen- 
schaften.  Monatliche  Uebersicht  der  auf  diesen  Gebieten  neu  erschie- 
nenen Buch- und  Joiurnalliteratur.  Kedact. :  A.  Kerscha.  No.  L  St.  Peters- 
burg.   4.  287.  XIV  p.    gr.  8".    Jährlich  12  Nrn.     24  M. 

Paoli,  Ces.  Le  abbreviature  nella  paleografia  latina  dol  medio  evo:  saggio 
metodico-pratico.    Firenze,  tip.  aei  suce.  Le  M(»nnier.    41  jf.    8". 

Peli ssier,  L.  G.  Notes  sur  quelques  maimscrits  d'Italie.  Paris,  Leelere  et 
Comuau.    42  p.    8°. 

Extrait  du  bulletin  du  bibliophile. 

Regolamento  e  catah)go  della  biblioteea  delle  niadri  cristiane  neiroratorio 
dei  SS.    Apostoli  in  Verona.    Verona,  tip.  Sordomuti.    35  p.    8". 

Sabin,  Jos.  BibliothecA  Americana:  a  dicti<mary  of  books  relating  to 
AmericÄ,  froni  its  discovery  tx)  the  present  time.  Parts  113  to  114: 
Shea  to  Simms.    New  York/Sabin.    P.  3S9— 578.    8".    D.  5. 

Sacconi,  (iiulia.    Un  nuovo  sistenia  di  legatura  meccanica  per  cataloghi: 
notizia.    Firenze,  tip.  di  G.  Carnesecchi  e  figli.     11  p.  c.  2  tav.    8". 
KsiT.  dalla  Kivista  delle  biblioteche. 

Scott  and  Davey.  A  guide  to  the  coUector  of  historical  documents,  lite- 
rary  manuseripts  and  autographic  letters  etc.  London,  S.  J.  Davey.  4°. 
Sh.  30. 

Tavagnutti,  M.  S.  Katholisch-theoh>gische  Bücherkunde.  Heft  IV,  2:  Die 
Kanzel.  Ein  nach  110  Materien  systematisch  geordnetes  Verzeichniss  von 
katludischen  Predigten  und  einscfdägigen  WtTken.  IL  Die  Predigt-Lite- 
ratur der  J.  1802  —  1800.  3.  Aufl.  Wien,  Verlag  Austria,  Drescher  & 
C^nup.    VIII.  %  S.    gr.8".     M.  1. 

T h  w a  i t e 8 ,  K  e  u  b  e n  G  o  1  d.  The  coh)nies,  1 402—1 750 ;  with  marginal  notes , 
b  i  b  1  i  0  g  r  a p  h  i  e  8 ,  index  and  maps.  New  York,  Longmans,  Green  &  Co. 
322  p.     12".     cloth.  D.  1.25. 


Antiquarische  Kataloge.  379 

*Das  Urheberrechtsgesetz.  The  Law  of  Copyright  in  den  Vereinigten 
Staaten,  glUtig  vom  1.  Juli  1S9I  an.  Der  englische  Text  mit  deutscher 
Uebersetzung  und  Bemerkungen  von  P.  Goepel.  New  York,  E.  Steiger 
&  Co.     12  p.    8". 

Verkehr,  Unser.  Litterarisches  Organ  der  Allgemeinen  BUchersammlung 
lebender  Schriftsteller.  Zur  Information  und  Vermittelung  filr  alle  Litte- 
raturfreunde,  Buchhandlungen,  Redaktionen  etc.  Red.:  G.  Körner.  Jahr- 
gang I:  Mai  181)1  — April  1892.  (24  Nrn.)  No.  1.  Leipzig,  G.  Kömer. 
b  S.    fol.    Vierteljähriich  M.  1  20. 

*Verzeichnis8  der  im  Jahre  1890  erschienenen  Musikalien,  auch  musikali- 
schen Schriften  und  Abbildungen  mit  Anzeige  der  Verleger  und  Preise. 
In  alphabetischer  Ordnung  nebst  systematisch  geordneter  Uebersicht. 
'M).  Jahrgang  oder  6.  Reihe,  5.  Jahrgang.  Herausgegeben  und  verlegt  Von 
Fr.  Hofmeister.  Leipzig.  CXXVl.  442  S.  8«.  M.  J6;  auf  Schreibpapier 
M.  IS. 

*Vierteljahrs-Catalog  der  neuen  Erscheinungen  des  deutschen  Buch- 
handels. Nach  den  Wissenschaften  geordnet.  Mit  alphabetischem  Re- 
gister. Jahrgang  1891.  Heft  1:  Janimr— März.  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche 
Buchh.    XVIL  134  S.    8".    M.  1.25. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
(iebiete  der  Bau-  und  Ingenieurwissenschaft.  Bergbau,  Schifffahrt.  1891. 
Jan.— März.    Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Bucnh.    8^.    Für  In  Exx.  M.  1.10. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
Gebiete  der  Forst-  u.  Jagd  Wissenschaft ,  Haus-  und  Landwirthschaft, 
Gartenbau.  1891.  Jan. —  März.  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Buchh.  8®. 
Für  10  E.\x.  M.  1.10. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
Gebiete  der  Kriegswissenschaft  u.  Pferdekunde,  Karten.  I89I.  Jan. — 
März.    Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Buchh.    8«.     Für  10  Exx.  M.  I.IO. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
Gebiete  der  Medicin,  Naturwissenschaft  u.  Mathematik.  1891.  Jan. — 
März.    Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche  Buch.    gr.  8".    Für  10  Exx.  M.  2.15. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
Gebiete  der  Pädagogik.  1891.  Jan. — März.  Leipzig,  J.  C.  Hinrichs'sche 
Buchh.    gr.8».    Für  10  Exx.  M.  1.50. 

Vierteljahrs-Catalog  aller  in  Deutschland  erschienenen  Werke  aus  dem 
Gebiete  der  Theologie  und  Philosophie.  1891.  Jan.— März.  Leipzig,  J. 
C.  Hinrichs'sche  Buchh.    8".    Für  10  Exx.  M.  1.50. 

Vinson,  J.  Essai  d'une  bibliographie  de  hi  langue  basque.  Paris,  J.  Mai- 
souneuve.    XLVIIL  471  j).  et  12  facsimiles.    8°.    Fr.  30. 

We  e  k  s ,  S.  B.  The  press  of  North  Carolina  in  the  eighteenth  Century.  With 
biogniphical  sketches  of  printers,  au  account  of  the  manufacture  of  paper, 
und  a  bibliography  of  the  issues.  Brooklyn,  Ilistorical  Printing  Club. 
80  p.     4". 

'*Wierzbowski,  Th.  Bibliographia  polonica  XV  ac  XVI  ss.  Volumen  II, 
continens  numeros  801  —  2000.  Varsoviae.  (Leipzig,  0.  llarrassowitz.) 
Xlll.  351  p.    gr.  8*».     M.  12.  50. 


Antiquarische  Kataloge. 

Ackermann,  Th.,  München.  No.310:  Kathol.  Theologie.  1252  N"«- 
Baer  &  ('o.  Frankfurt.  No.  277:  Gennan.  Philologie.  Keltische  Sprachen. 
1550  N*'«.  —  No.  278:  Socialwissenschaft.  (Bibl.  d.  Prof.  N.  Sieber  in 
Moskau.)  1157  No«-  —  No.  270:  Entonu)logie.  Crustacea,  Arachnida, 
Myriapoda.  (Bibl.  v.  Prof.  l)i)bner  in  Aschaffenburg.)  525  N««-  —  Anz. 
No.  412:  llistor.  Quellen-  u.  Sammelwerke.    No.  8817— 9410. 

26* 


380  Antiquarische  Kataloge. 

Bauer  Zürich.    No.  192:  Verschicdüncs.     1633  N<»- 

Beck 's  che  Rh.  Nördlingcu.    No.  19S:  Klass.  Philologie  u.  Altortumskuiide. 

2I3S  No«- 
Beijers'sche  Bh.  Utrecht    No.  136:  Philosouhie.    Pacdagogik.    Gehoiiue 

Wiss.    584  No«-   —   No.  137:  Geschichte  (i.  Medicin.    Aeitere   Mediciu. 

780  No«. 
B  e  r  1 1  i  n  g  Danzig.    No.  82 :  Philosophie.    Magnetismus.    6 1 9  No«. 
Böse  Leipzig.    No.  16:  Keclits-  u.  Staatswiss.    1667  No». 
Burow  Gotha.    No.  25:  Vermischtes.    443  No«. 

Carlebach  Ileidelberg.     No.  182:   Geschichte  u.   Geogr.   v.   Baden   u.    d. 

Rheinpfahs.    3^3  No«. 
Clause n  Turin.    No.  89 :  Letterature  neolatine.    888  No«. 

Delstung's  Bh.  Rudolstadt.    No.  76:  Geschichte.     1718  N»«- 
Dicterich's  Un.-Bh.  Göttingen.    No.  11:  Deutsche  u.  ausländ.  Sjirache  u. 

Litteratur.    2ol6  No«- 
Dülfer's  Ant.  Breslau.    No.4:  Schöne  Litteratur  etc.    No.  1221—2606. 

Gcering  Basel.    No.  218:  Deutsehe  Literaturgesch.,  Folklore  u.  Spracliwiss. 

(Bibl.  V.  Prof.  Rochholz  in  Aarau.)  13S1  No«  —  Anz.  No.  98:  Vcrmischtos. 

Theologie.    Jurisprudenz.    487  N««. 
Gilhofer  &  Ranscnburg  Wien.    No.  35 :  Uechtswiss.  Staatswiss.   Sociale 

Frage.    2438  No».  —  Anz.  No.  14:  Vermischtes.    No.  273-547. 
II  a  c  h  f  e  l  d  Potsdam.    No.  80 :  Vennischtes.    1 984  No«. 
Halle  München.    No.  3:  .Tesuitica.    907  No«. 
II au gg  Augsburg.     No.  118:   Nachtrag  zu   Cat.  117.    (Bibl.   v.   Dr.   M.   A. 

Strodl  in  München.)    518  No«. 
Heinrich   &  Kcmke  Berlin.    No.  22:  Roman.,  slav.  Sprachen  u.  kleinere 

Sprachgruppen.   No.  2167—4252.  —  No.  23:  Orientalia.   Vergleich.  Sprach- 

wiss.     1234  No«. 
Iliersemann  Leipzig.     No.  77:   Bibliographie.     Buchdruck.     Buchhaudel. 

(Bibl.  V.  N.  TrUbner  London.)    1065  No«.  —  No.  78:  Numismatik.    377  N««. 

—  No.  79:  Architectur  u.  Decorationsmalerei.  (Bibl.  d.  Dombaumoisters 
A.  Ilartel  in  Strassbg.)  655  No«.  —  No.  80 :  Genealogie  u.  llenildik. 
437  No«.  —  No.  81 :  Kiuistgewerbe.  Ornamentale  \orlagen -Werke. 
513  No«.  —  No.  82:  Amerikan.  Sprachen.  209  No«.  —  No.  b3:  Altclass. 
Kunstarchaeologie.    (Bibl.  v.  Prof.  K.  Bötticher  in  Beriin.)    126G  No«. 

Jacobsohn  &  Co.  Breslau.    No.  104:  Oriental.  Litteratur.    75  S. 
Kampffmeyer  Berlin.    No.  324:  Alte  Sprachen  u.  Alterthumswiss.    64  S. — 

No.  325:  Literaturgesch.,  altdeut.  Literatur,  Pädagogik.    104  S. 
Kende  Wien.     1891.    No.  6:  Bibl.  d.  Grafen  H.  Dann.    IL    628  N«»- 
Kerler  Ulm.    No.  168:  Protestant.  Theologie.   (Bibl.  v.  Prof.  W.  J.  Mangold 

u.  J.  L.  Füller.)    7148  No«.  —  No.  169:  Naturwissenschaften.     1840  N«« 
Kirchhoff  &  Wigand   Leipzig.    No.  873— 75:  Literärgesch.  u.  Belletristik. 

I.  im  Allgcm.    907  No«.   —   II.  Deutsche   Literatur.    2310  No«.    —    HI. 

Ausländ.  Literatur.    1349  No«.  —  No.  876:  Rechtswissenseluift.   3560  N««- 

—  No.  877:  Staats-  u.  Social  wiss.  1003  N««-  —  No.  878:  Kunst.  Curiosa 
u.  Vermischtes.  1664  N««-  —  No.  879:  Mathem.  -  astronom.  -  physikal. 
Wissensch.    (Bibl.  v.  Prof.  Dr.  Kunze  in  Weimar.)    1023  N««. 

KoehlersAnt.  Leipzig.  No.  503—5 :  Auswahl  werthvoller  u.  seltener  Werke. 

L  Theologie.    Geschichte.    Schöne  Wiss.    2364  N»«-  —  IL  l'hilolo|rie  u. 

Sprachwiss.     1445  No«.  —  III.  Medicin  u.  Natur\viss.    1259  No«. 
Koehlers  Ant.  Berlin.    No.  17:  Geschichte  u.  Etlmographie  d,  Länder  u. 

Völker  Europas.    650  No«. 
Krause  Halle.    No.  6:  Evangel.  Theologie.  I.     1076  No«. 
Lehmann,  P.,  Berlin.    No.  68:  Architectur  u.  Kunst.     1255  No«. 
Li e bisch    Leipzig.      No.  61:    Class.   Philologie    u.   Alterthumskunde.     II. 

No.  2436—4263. 
Lissa  Berlin.    No.  5:  Neu-£r>verbungen  aus  allen  Fächern.    550  No«. 
Lorentz  Leipzig.    No.  50:  Medicin.    5342  N««- 


Auction.  —  Personalnachrichten.  381 

Mayer  &  Müller  Berlin.    J^o.  112:  Neue  Erwerbungen.    968  N^i- 
Moser *8 che    Bh.    TUbingon.      No.  150:    Bibl.    ostetricia    et   gynaecolog. 

80U7N««-  —  No.  151:  Tuberkulose.   600  N««-  —  No.  152:  Chirurgie.  (Bibl. 

V.   Prof.  Dr.  R.  Volkmann.)     1370  N<».  —  No.  160:  Medicinae  novitates. 

-124  No«- 
N  au  ck  Berlin.    No.  50 :  Philosophie.    Pädagogik.    923  N*>«.  —  No.  51 :  Pro- 
testant. Theologie.    750  N«"- 
Neubner  Köln.    No.32:  Bibliotheca  histor.  geograph.  VI.    No.  6811-8621. 
Nutt  London.    No.  24:  Miscellanea.     1243  N»»- 
Prager,  R.L.,  Berlin.    No.  120:  Rechts-  u.  Staatswiss.     1254  No«- 
Quaritch  London.    No.  61 :  Rare  old  books.    ISO  pag. 
R a  u  n  e  c  k  e  r  Khigenf urt.    No.  50 :  Vermischtes.    768  N«- 
RosenthaTs  Ant.   München.    No.  70 :  Biblioth.  evang.-theol.   IV.    Clagett- 

Effercn.    No.  5158—6977. 
Schack  Leipzig.    No.  66:  Exacte  Wissenschaften.     1553  N^«- 
Seligsberg  Bayreuth.     No.  212:    Auswahl   werth voller  Werke   aus   allen 

Fächern.    580  N«"-  —  No.  213:  Naturwiss.    Mathematik.     1555  N»«- 
►Siebert  Berlin.    No. 205:   Seltenheiten.    Grössere  Werke  u.   Zeitschriften. 

2146  No«.  —  No.  206:  Theologie.     1702  N««- 
StollÄ  Bader  Freiburg.    No.67:  Badisehe  u.  pfälz.  Litteratur.    4591  No«. 
Vö  Ick  er 's  Verl.  Frankfurt.    No.  179:  Gesch.  d.  europ.  Staaten.  IL  No.  1974 

-4478.  —  No.  180:  Kunst.    1922  N««- 
Vot seh  Augsburg.    No.  1 8 :  Vermischtes.    482  No«- 
Weber  Berlin.    No.  158:  Romanisch.   Baskisch.  Celtisch.    53  S.  —  No.  159: 

German.  u.  slav.  Sprachen.    70  S.  —  No.  160:  Griech.  Classiker.   66  S. — 

No.  163:  Numismatik  u.  Sphragistik.    46  S.  —  No.  164:  AUgem.  Gesch.  u. 

deutsche  Geschichte.    (Bibl.  v.  Prof.  Dr.  J.  Weizsäcker.)    ^6  S.  -   No. 

165:  Preuss.  u.  deutsche  Staaten.    Oesterreich.    Schweiz.    (Bibl.  v.  Prof. 

Weizsäcker  u.  Geh.  Rath  Dr.  M.  Duncker.)    134  S. 
Weg  Leipzig.   No.  11:  Rechts-  u.  Staatswiss.  Gesch.   (Bibl.  d.  Landtagspriis. 

Krestic  m  Agram.)    759  N«»- 
Weilers  che  Bh.  Bautzen.    No.  145:  Deutsche  Geschichte.     1161  No«. 
Weiter  Paris.    No.48:  Deutsche  Bücher.    No.  11176— 12798. 


Auction. 

Es  werden  nur  solche  Auctiuncn  angezeigt,  deren  Cat«lof(e  noch  rechtzeitig  behufs  KrtheUung 

von  Aufträgen  erlaugt  werdeu  können. 

München.    21.  —25.  Juli.   Rosenthal's  Ant.   Reichhaltige  Sammig.  v.  seltenen 
u.  werthvollen  Büchern,  llandschriften  u.  Drucken.    1569  N«»«- 


Personalnachrichten. 


Der  Oberbibliothekar  Professor  Dr.  Brambach  zu  Karlsruhe  hat  den 
Titel  eines  (irossherzogl.  Ilofraths  erhalten. 

Der  zum  Access  an  der  Darmstädter  Ilofbibliothek  zugelassene  Herr 
August  Baiser  ist  am  2.  Juni  aus  dieser  Stellung  ausgeschieden. 

Der  Chefbibliothekar  der  Barrow-in-Fumess  Public  Library,  John 
Frowde,  ehemals  Leiter  der  Liverpool  Public  Library,  wurde  zum  Chef- 
bibliothekjir  der  Bennondsey  Public  Library  ernannt. 

Le  19  mai  dernier,  les  amis,  anciens  61eves  et  6leves  de  M.  Victor 
Chauvin,  professeur  de  langues  orientales  a  rUniversit^  de  Li6go,  so  sont 


382  Peraoiuünachrichten. 

reunis  pour  le  fcliciter  do  Ka  rccente  nomiiiatiun  au  j^^rado  de  C'hovalier  dans 
Tordrc  de  Leopold.  A  cette  oecasion,  ils  lui  oiit  utTert^  avec  rex^)re8sion 
do  leurs  sciitinients  d'aniiti6  et  de  reconuaissauce ,  sou  portrait  dessine  a  la 
plume  par  uu  excellcDt  artiste  liej^eois,  M.  de  Witte.  P. 

Am  17.  Mai  starb  zu  Wien  der  gewesene  Vorstand  der  k.  k.  Ilof- 
bibliotliek  zu  W^ien,  Ilofrath  Dr.  Ernst  von  Birk. 

Am  t:{.  Mai  starb  in  Maibingen  der  Vorstand  der  Fiirstlieh  Wallerstein- 
schen  IMbliotbek,  des  Archivs  und  der  Kunstsammlungen  Wilhelm  Frei- 
herr von  Löffelholz. 

Am  9.  Juli  I8tn  sind  hundert  Jahre  verflossen,  seitdem  Friedrieh  Adolf 
Ebert  in  dem  Städtchen  Taneha  bei  Leipzig  das  Licht  der  W\»lt  erblickte. 
Mit  derjenigen  Pietät,  welche  das  Herz  emes  jeden  deutschen  Bibliothekars 
eegen  den  Cnvergesslichen  crfilllt,  sei  an  dieser  Stelle  jenes  bedeutungsvollen 
Tfl^es  gedacht,  der  uns  ,,Deutschlands  grössten  Bibliothekar"  geschenkt  hat. 
Eberts  Name  wird  in  seinem  Vaterlande  unvergesslich  bleiben,  so  lange  man 
Bibliotheken  pflegen  wird.  Sein  Erstlingswerk  „Die  IMldung  des  Bibliothekars'' 
sichert  ihm  lulein  ein  unvergängliches  Oedächtniss.  Ebert  starb,  wie  bekannt, 
als  <H)fer  seines  Benifes,  den  er  mit  so  viel  Liebe  und  reiner  Begeisterung 
ergriffen,  43  Jahre  alt.  Zu  früh  ward  ihm  am  i:<.  November  1S34  das  Ziel 
gesetzt.  In  Dresden  auf  dem  Neustädter  Friedhofe  „an  den  Scheunenhöfen'* 
Regt  er  begraben;  wie  man  uns  schreibt,  in  einem  von  ihm  und  dem  Ober- 
reclnmngskommissar  Iladenius  1S27  gelösten  Familiengrabe  (O  Nr.  43  bez.  44), 
Links  liegen  die  Eheleute  Iladenius,  in  der  Mitte  r^leonore  Ebert,  Pastors 
hinterlassene  Tochter,  säumitlich  später  gestorben  und  begraben.  Die  Familien- 
begnibiiissstätte,  welche  durch  eine  an  der  Kilckmaucr  angebrachte  Tafel  mit 
der  Inschrift  «Uuhestätte  der  Familie  Ebert  und  Iladenius'*  kenntlich  fcomacht 
ist,  ist  einfach,  aber  würdig  und  ordentlich  gehalten.  Unserem  («ewährsmanne 
Herrn  cand.  Ilelmolt  zufolge  findet  sich  im  Lagerbuche  des  Todtenbettm eiste rs 
die  Bemerkung,  dass  der  Königlichen  Bibliothek  in  Kücksicht  auf  die  histo- 
rische Bedeutung  Eberts  gestattet  worden  sei,  diese  Stelle  zu  pflegen. 

A.  (t. 

Nachruf 

Am  24.  April  starb  in  Folge  eines  schweren  Ilerzleidens  der  1.  Custos 
der  Kgl.  Universitätsbibliothek  zu  Marburg  Dr.  Paul  Ilabrucker. 

Am  2.  September  \^b\  zu  Memel  geboren  besuchte  IL  das  dortige 
Gymnasium  und  studirte  dann  in  Kiuiigsberg  und  Leipzig  classische  Philo- 
logie. 1873  von  der  philosophischen  Fakultät  der  Universität  Königsberg 
zum  Doctor  pnmiovirt  trat  er  im  April  1S74  als  Hilfsarbeiter  an  der  Univer- 
sitätsbibliothek in  Freiburg  i.  B.  in  den  aus  aufrichtiger  Neigiuig  erwählten 
Bibliotheksdienst,  wurde  am  1.  Juli  1S7G  zum  Custos  der  Kgl.  u.  Universitnts- 
bibliotliek  in  Königsberg  eniannt  und  im  Märe  ISS8  nach  Marburg  versetzt. 
Trotz  jahrelangen  schmerzvollen  Leidens  hat  er  hier  mit  bewundeniswerther 
Energie  sein  Amt  v(*rwaltet,  bis  seine  Kräfte  völlig  erschöpft  waren.  Neben 
seinem  Beruf,  dem  er  sich  stets  mit  voller  Liebe  hingab,  beschäftigten  ihn 
Studien  über  L.  A.  Seneca,  denen  schon  sehie  Dissertation  „Quaestionum 
Annaeanarum  capita  IV.  Regiinonti  Pr.  (•lODCCC'LXXIU'*  entsprang,  an 
deren  Abschluss  aber  ihn  ein  friihzeitiger  Tod  gehindert  hat. 

Wir  bt^trauern  in  dem  Verstorbenim  einen  kenntnissreichen  Mitarbeiter 
und  einen  stets  zuverlässigen  liebenswürdigen  Collegen,  dem  wir  in  alle  Zeit 
ein  ehrendes  Andenken  bewahren  werden. 

Marburg,  im  Mai  1891.  Im  Namen  des  Collegiums 

Dr.  J.  Roediger, 
Oberbibliotlujkar. 


Anzeigen.  383 

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bekanntlioli  ttber  Spanien  nach  Kuropa  kam.  von  di^n  ält««teti  7MUm  bis  im  IG.  Jahrhundert 
mit  BorfffältiRer  Berficksichtigung  der  orientaliich<»n  KchrifUieller  und  der  in  den  verschledeu- 
•tan  Bibliotheken  betlndl.  mittelalterlichen  Handschriften,  welchen  s.  T.  die  lntereaaant«u 
Fao«imile«  entnommen  lind. 

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grecesc  si  traducerea  romaneasca  preced.  de  o  introducere  de  C'onst. 
Erbiceanu.   Bucur.    1890.    gr.  4^  861  pag.  ^15. — 

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Crusova.  piibl.  de  J.  Bianu.    Bucnr.  1S91.    gr.  8^    XI,  SSO  pag.     .^  4. — 

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Salica  by  IL  Kern.    London   1880.    4«.    Lwdbd.    (42  shill.)  .M  18.— 

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Centralblalt 


fiir 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.  9.  Heft  September  1891. 


Der  Codex  H  ad  epistiilas  Pauli  und  ,,Euthalios  diaeono8/^ 

Eine  palaeographisck-patrologiscbe  Untersnehung. 

Die  spärliclien  Ueberreste  der  berühmten  p^'iechischen  üncial- 
liaiulsclirift  II  ad  epist.  Pauli  wurden  im  vorigen  Jahre  von  dem  be- 
kannten französischen  Palaeo^aplien  Henri  Omont  in  den  Notices  et 
extraits  des  Mannscrits  de  la  Bibliotheque  nationale  T.  33.  Paris  1890 
8.  141  u.  ff.  zum  ersten  Mal  allgemein  zugänglich  gemacht.  Die  41 
(>rhaltonen  Folien  der  auf  den  zehnfachen  Umfang  geschätzten  Hand- 
schrift sind  gegenwärtig  in  7  verschiedenen  Bibliotheken  zerstreut. 
Davon  besitzt  die  Pariser  Nationalbibliothek  die  grössere  Hälfte,  24 
Folien;  14  davon  hatte  Montfaucon  in  verschiedenen  Handschriften 
der  Bibliotheca  Coisliniana  gefunden  und  als  Cod.  Coisl.  202  zusammen- 
gestellt (Bibl.  Coisl.  Paris  1715.  S.  253  if.).  In  den  Besitz  der  übri- 
gen kam  sie  durch  den  vielgereisten  E.  Miller,  der  ihr  die  weiteren 
schenkte,  bis  auf  das  letztere  Folioblatt,  das  sie  dem  französischen 
Kirchenhistoriker  Duchesne  verdankt.  H.  Omont  hat  sich  um  die 
griechische  Palaeographie  ein  neues  Verdienst  erworben,  indem  er  sich 
mit  der  Publication  dieser  Fragmente  nicht  begnügte,  sondern  auch  die 
übrigen,  jetzt  auf  dem  Berg  Athos,  in  St.  Petersburg,  Moskau,  Kiew 
und  ^Furin  befindlichen  Blätter  dazunahm.  Die  Ausgabe  von  Omont 
ist,  wie  wir  es  bei  ihm  gewohnt  sind,  äusserst  sorgfältig;  die  Be- 
schreibung der  Handschrift  palaeogi*aphisch  genau,  könnte  aber  etwas 
eingehender  sein.  Der  Ausgabe  wurden  2  Heliogravüren  beigegeben, 
die  die  früher  zugänglichen  Facsimilcs  von  Montfaucon,  Silvestre  und 
Sabas  weit  übertreffen  und  von  dem  jetzigen  Zustand  der  Handschrift 
eine  genaue  Anschauung  vermitteln.  Es  liegt  nun  nicht  in  meiner 
Absicht,  die  palaeographische  Seite  hier  in  erster  Linie  zu  behandeln; 
es  soll  vielmehr  ein  Punkt,  den  IL  Omont  im  Dunkeln  gelassen:  das 
Vcrhältiiiss  nämlich  des  Codex  H  zu  der  Ausgabe  der  Paulusbriefe  von 
Euthalios  Diaconos  klargestellt,  und  im  Anschlüsse  daran  die  Persön- 
lichkeit dieses  Euthalios  selbst  näher  untersucht  werden. 

vm.    9.  27 


386         Der  Codex  11  ad  epistulas  Pauli  iiud  „Euthalios  diaconos" 

Bekanntermassen  soll  ein  gewisser  Eutbalios  diaconos  im  Jahre 
458  eine  Ausgabe  der  Paul  usbriefe  besorgt  haben ,  worin  er  em  Ver- 
zeichniss  der  liturgischen  Lesestücke  aufstellte,  eine  Kapiteleintheilung 
vornahm,  die  alttestamentlichen  Schriftcitate  verzeichnete  und  endlieh 
den  ganzen  Text  in  Sinnzeilen  zerlegte.  Dasselbe  that  er  dann  später 
fttr  die  Apostelgeschichte  und  die  katholischen  Briefe.  Der  Biblio- 
thekar der  Vaticana,  Laur.  Alex.  Zacagni,  hat  zuerst  eine  vollstündige 
Ausgabe  des  Euthalios  in  seinen  Collectnnea  monumentorum  veternm 
eccles.  graecae  ac  latinae,  Uom  1698,  1402  ff.  veranstaltet,  nachdem 
einiges  in  der  Polyglotte  ('omplutensis,  in  den  Ausgaben  des  neuen 
Testaments  von  Erasmus,  Robertus  Stephanus,  Boeckler  und  endlieh  in 
dem  Commentar  zu  den  Paul  usbriefen  von  Oecumenios  davon  veröffent- 
licht worden  war.  Zacagni  verdanken  wir  auch  die  näheren  chronologi- 
schen und  historischen  Angaben  über  die  Persönlichkeit  dieses  Euthalios: 
seine  Identität  mit  dem  Euthalios  diaconos  oder  archidiaconos ,  der  im 
Concil  von  Chalcedon  erwähnt  wird  (Mansi  VI,  1096),  sein  späteres 
Episcopat  in  einer  ägyptischen  Stadt  Pselcha,  die  Abfassung  seiner 
Ausgabe  der  Paulusbriefe  im  Jahre  458,  der  Apostelgeschichte  liin- 
gegen  um  das  Jahr  490:  lauter  Angaben,  welche,  die  letzte  ausge- 
nommen, bis  zur  Stunde  allgemein  gültig  geblieben  sind:  Ich  nehme 
sie  nur  vorläufig  an,  um  sie  weiter  unten  näher  zu  untersuchen. 

Mit  diesem  Euthalios  nun  hat  man  unsere  Uncialhandschrift  in 
nahe  Beziehung  gebracht  wegen  der  darin  angewandten  Stichometrie. 
Lange  Zeit  war  man  im  Unklaren  über  die  wahre  Bedeutung  der  so- 
genannten OTixot.  Noch  Dnchesne  (Mission  au  Mont  Athos  in  Archiv, 
des  Missions  scient.  et  litter.  IIL  3.  1876  8.  430),  der  acht  Folien 
des  Codex  H  aufgefunden  hat,  glaubte,  es  seien  darunter  die  Sinn- 
zeilen, in  die  der  Text  des  Codex  abgetheilt  ist,  zu  verstehen.  Es  ist 
das  Verdienst  von  Charles  Graux  festgestellt  zu  haben,  dass  die  orixoi, 
welche  in  unserer  Handschrift  am  Ende  der  Briefe  angegeben  werden, 
mit  der  von  Euthalios  eingeführten  Schreibweise  gar  nichts  zu  thun 
haben,  sondern  vielmehr  den  Kaum  von  etwa  36  Buchstaben  oder  die 
Länge  eines  homerischen  Hexameters  repräsentiren .  der  schon  längst 
vor  ihm  zur  bequemen  Uebersicht  des  Umfanges  einer  Handschrift  in 
Gebrauch  gewesen  war  und  es  bis  in  die  spätere  byzantinische  Zeit 
theilweise  blieb  (Revue  de  philologie,  de  litterature  et  d'histoire  an- 
ciennes  Paris  1878.  II,  97  ff.)  Diesem  Resultat,  welches  auf  Grund 
einer  umfassenden  Vergleichuug  von  mit  otIxoi  versehenen  Hand- 
schrift^jn  gewonnen  wurde,  ist  seitdem  von  allen  Palaeographen  an- 
genommen worden,  und  darf  in  seiner  allgemeinen  Form  als  unumstöss- 
lich  angesehen  werden.  Für  die  davon  verschiedene  Stichometrie  des 
Euthalios,  der  die  Abtheilung  des  Textes  in  Sinnzeilen,  nicht  in  Ranm- 
zeilen,  zum  Zwecke,  das  liturgische  Vorlesen  zu  erleichtern,  vornahm 
(Gardthausen ,  Griech.  Palaeographie  Leipz.  1879  S.  128  schlägt  den 
Namen  Colometrie  dafür  vor),  werden  ausser  dem  Codex  II  noch  einige 
andere  als  Beispiele  angeführt:  nämlich  der  Codex  Claromontauus 
DP«"»,  Laudianufl  E'^S  und  endlich  Cod.  Bezae  Cantabrig.  D*'^  "«'  (Grö- 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrliard. 


387 


pfury.  Prolegomena  zu  Tischendorfs  ed.  crit.  maior  8"  Leipz.  1884  1,  ^ 
114).  Für  die  beiden  letzten  liisst  sich  das  schwer  constatiren,  da 
jedes  sichere  Verj^leichun^uiittel  fehlt.  Die  Wahrnehmung  einer  con- 
sequent  durchgeführten  Abtheilung  des  Textes  dem  Sinne  nach  drängt 
sich  im  Codex  Hezae  (ed.  Th.  Kiplingius  Cantabr.  1793)  nicht  auf, 
noch  viel  weniger  aber  im  Cod.  Land.  (ed.  Tischendorf,  Monum.  sacra 
inedita.  Nova  Collect.  IX  Leipz.  1870):  die  Abtheilung  des  Textes  an 
sich  kann  aber  sehr  wohl  mit  Keusch  (Geschichte  der  hl.  Schriften 
des  N.  T.  6.  Autl  S.  109)  auf  die  Gegenüberstellung  der  2  Texte, 
des  griechischen  und  des  lateinischen,  in  beiden  Handschriften  zurtick- 
gefahrt  werden.  Aber  auch  der  Cod.  Claromont,  welchen  Ch.  Graux 
als  euthalianisch  gelten  iHsst  (S.  131),  ist  mir  in  dieser  Heziehung  ver- 
dächtig. Er  zeigt  in  seiner  Versabtheilung  allerdings  manchmal  eine 
auffallende  Aehnlichkeit  mit  Cod.  IL  Doch  diese  ist  nicht  gross  genug, 
um  deren  Schreibweise  als  euthalianisch  zu  erhärten.  Tischendorf  hat 
in  seiner  Ausgabe  des  Claromontanus  (Leipz.  1852)  bereits  zugegeben, 
er  sei  nicht  von  einem  euthalianischen  abgeschrieben,  sondern  die 
euthalianische  Stichometrie  nur  herübergenommen  worden.  Dagegen 
muss  bemerkt  werden,  dass  zunächst  der  Text  der  beiden  Handschriften 
einer  verschiedenen  Kecension  angehört.  Sodann  ist  die  Anordnung 
der  Paulusbriefe  eine  andere:  im  Ciarom.:  Philemon.  Hebr.:  im  Cod.  H: 
Hebr.  Tinioth.  Endlich  ist  selbst  in  den  wenigen  Fällen,  wo  ein  Ver- 
gleich zwischen  beiden  möglich  ist,  die  Versabtheilung  manchmal  sehr 
verschieden,  was  ja  ausschlaggebend  sein  muss.  Nach  Tischendorf 
selbst  (1.  c.  S.  X)  sollen  die  Initialen  im  Ciarom.  die  Textabtheilungen 
angeben :  nun  umfasst  aber  eine  Abtheilung  im  Ciarom.  immer  mehrere 
von  denen  des  Codex  H.  Hier  lassen  sie  sich  genau  verfolgen:  die 
erste  Linie  ist  immer  ganz  ausgeschrieben;  eine  2.  und  3.  wird  nur  in 
Anspruch  genommen,  wenn  die  1.  resp.  die  2.  nicht  genügt,  und  dann 
sind  sie  immer  eingezogen.  Im  Cod.  Ciarom.  hingegen  ist  die  Kopf- 
linie überall  gleich,  jene  grösseren  Abtheilungen  ausgenommen;  in 
einer  Linie  steht  manchmal  nur  ein  einziges  Wort  ohne  absehbaren 
Grund;  endlich  stimmt  die  Abtrennung  der  Linien  nicht  überein. 
Dieses  Verhältniss  wird  folgende  Gegenüberstellung  von  Coloss.  2, 20  ff. 
in  beiden  Codd.  klarlegen. 

Cod.  Ciarom.     (Tisch.  S.  341.) 

///^  atp7j  ni]dt  yevof/ 
fif/ih  d^iyTjQ 
a  tOTiv  jrarra 

eh    fffhoQnV    TN    djt07CQ)fitl 

Tara  ra  h^niZfiaxa 
xal  öidnoxaZlac 

T(7)V    dvihQCüJiCOV 

drivd  iöTiv 

Xoyop  fih*  h^ovra  ootplag  irt 

0^eXoOQ7jOxla 


Cod.  H.     (H.  Omont  S.  165.) 

fiTj  di  ythöJ}'  [iri  6e  My}]g' 

a  tön  jtävTa  elc  (pß-o- 
Qav    X7]  djroxglosi '  xa- 
ra  ra  tvxäX^iaxa'  xal 
öidaaxaXlag  rcov  drß'QfOJta^v 

dripd  ioTi'  Xoyov  [i\v 
sxovra  aotplag' 

iv  bfh&XoD-Qfjöxla  xal 
Tajnpoq)QO0vprj 

27* 


388         Der  Codex  II  ad  opistiilas  Pauli  iiud  ^Kutlialios  diaconos" 

Cod.  Clarom.     (Tisch.  S.  341.)  Cod.  II.  (IL  Omont  S.  165.) 

xal  Tajciro(fQOOvrf^  xdi  tiq^idUc  öojfiaTOc 

xal  dqtdla  öcofiarog  (ovx)  tv  rt/iFj  mu '  jtqo^ 

ovx  iv  TifiTJ  xip\  jrXtjOfioi*7)r  tFj^  oaQxog' 

JiQog  jcXtjöfioi*f)r  rfjg  oaQxog  hl  ovv  ovt*fiytQl^fjTt  reo  x^' 

El  ovv  övvfjytQO-rjTt  no  ;^c»  u.s.w. 

Nocli    abweichender    ist    folgende   Stelle   aus    II    Tim.  2, 2  ff.    in 
beiden  Handschriften  abgetheilt. 

Cod.  Clarom.    (8.  Cod.  H  (S.  185.) 

xai  a  fjxovoaf;  Jtao  ifiov  xai  «  fjxovaaj:  jTa(t  ifiov 
ötä  jtokXcöv  fiaQTVQOJV  xavra  Öia  jtoXXmv  fiaQxvQCov  * 

naQüi^ov  jtiöTOl^  ctvd-QcojtoiQ'  xavra  jraQdO-oi'>  jnoxolg 
oixiVBQ  IxavoL  loovrai  avO^gcoitoi^' 

xa\  bxtQODg  didd^ai  ovv  oixiveg  Ixavol  ioovrai 
Kaxojidf^TjOov  (og  xdXog  xal  txtQOvg  dtöa§ai' 

OwoxQaxicixrig  ^  /T  ö«^'  ^rr  xaxojtd^ffiov  <og  xa 

Aoc  OXQaxioßxrig  ;fv  /v 

Da  uns  aus  späterer  Zeit  (die  besprochenen  Codd.  sind  alle  ans 
dem  VI.  Jahrh.)  kein  weiteres  Beispiel  enthalianischer  Stichometric  er- 
halten ist,  so  gewinnt  die  I^Yage  Bedeutung,  ob  uns  wenigstens  im 
Codex  U  ein  solches  vorliegt.  Die  enge  Beziehung  dieser  Handschrift 
zu  Euthalios  offenbart  sich  nun  mit  voller  Klarheit  in  ihrer  Unter- 
schrift, die  uns  die  Fragmenta  Coisliniana  gltlcklicherweise  bieten. 
Da  wir  noch  mehrere  Male  auf  die  Unterschrift  zurückkommen  müssen, 
so  gebe  ich  sie  dem  Wortlaute  nach  wieder:  'Eyoatpa  xal  t^eü^tufjv 
xa  \  T«  övrafiiv  OTtixfjQor  \  xooe  xo  xtv^og  uavAOv  \  xov  ajto- 
oxoXov  JTQfK  iy  I  yQafjifidv  xal  tvxaxdk?ifi  \  Jtxor  dvdyva)OLV '  xwv 
xad^  I  iiiia;  ddekfffov  jrag  cor  \  ajtdvxcjv  xojififjg '  Ovy  \  yvdufjv  di 
xoj  '  ivxii  xf]  I  vjt8()  fjficov  '  xijv  ovvjts  I  Qt^ogdv  xofti^ofifvog' 
dvxtiSl/j^fj  de  //  ßlßXog '  \  JtQog  xo  iv  xaioagia  dvxi  \  ygarpov '  xijg 
ßißhoi)^r^xfjji  I  rov  aylov  flafirflkov'  x^/(>i  |  yeyQaufitvov  ||  Ttgootpfo- 
VfjOig  —  I  Ko()a}vlg  tlfdi  doyfid  \  xojv  ß^tloov  didaoxakog'  \  dv  xlri 
fis  XQU^^l^ '  "^^'  I  ßlß^ov  Xafißdvti  olyaQ  *  |  djtodoxat  xaxol '  \  uvxi- 

q>QaöLg'  —  |  ßifiavQov  l;^c»r  Ot  jtvi  \  X(ov  dyad^cöv  xal  jräöiv  \ 
dvi^QotJtotg  jroD^f^xov  \  a{tfdOvlaig  xt  xal  jcotxi  \  Xaig  ygafifiatg  xt 
xoGfiTj  I  [iivov  fit)  xijV  dXfjO-slav  \  ov  dcioo)  ot  Jigoxslgcug  \  xtvl' 
ovo  av(f&orioo}  xF/g  \\ Cod.  Coisl.  202  f.   U.:  H.  Omont  S.  189. 

Diese  ganze  Unterschrift  steht  auch  in  dem  Codex  Neapolitan  II. 
A.  7  (Ac.  83.  Gregory,  Prolegom.  2,  627).  Fabricius-Harless  (Bibl. 
graeca  V,  789)  teilt  nur  die  erste  Hälfte  mit  bis  yeyQafifitrox\  Aus 
dem  Catalog  der  griech.  Handschriften  der  Nationalbibliothek  von 
Neapel  (ed.  Cyrillus,  Neapel  1826  I,  13)   erkannte   ich  jedoch,   daas 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard. 


389 


auch  die  jtQoqqojvtjoiq  darauf  folgen  müsse.  Durch  die  Güte  des 
Herrn  Bibliothekars  Alfonso  Miola,  dem  ich  hier  bestens  danke,  kam 
ich  in  den  Besitz  dieser  zweiten  Hälfte.  Es  ergab  sich,  dass  an  der 
Unterschrift  des  Cod.  Il  nur  ein  Wort  fehlt,  nämlich  coipsXtlag,  was 
einen  sehr  guten  Sinn  abgiebt:  oi'd*  avtpß'ovioa}  rij^  cotptXelaq,  So- 
weit ich  vorläufig  urtheilen  kann ,  geht  diese  Copie  nicht  direkt  auf 
den  Codex  H  zurück,  wie  schon  die  Varianten  zeigen,  die  allerdings 
rciii  orthographischer  Natur  sind  bis  auf  xexoofiovfiepov  und  dq>0-0' 
rtvöco.  Ueberdies  fehlt  avri^Qaoic  und  stehen  zwischen  yeyQa/ji/iitfov 
und  jrQoOffcoi^rjOt^  14  Zeilen,  worin  die  bereit«  von  Zacagni  publicirte 
navigatio  Pauli  apostoli  Eomam  (1.  c.  S.  514)  erzählt  wird.  Diese 
Unterschrift  nun  hat  schon  rein  palaeographisch  einen  grossen  Werth 
wegen  der  Seltenheit  der  Unterschriften  in  den  Codices  von  so  grossem 
Alter.  Sie  ist  aber  überdies  so  individuell  gehalten,  dass  es  mir  auf 
den  ersten  Blick  feststand,  dass  es  nicht  die  Unterschrift  eines  gewöhn- 
lichen Abschreibers  sein  könne.  Ein  Vergleich  mit  den  Prologen  des 
Euthalios  bei  Zacagni  gab  mir  alsbald  die  Gewissheit,  dass  kein  anderer 
als  Euthalios  selbst  ihr  Autor  sein  kann.  Wie  der  Schreiber  der 
Untersclirift ,  so  weist  auch  Euthalios  in  seinen  Vorreden  auf  seine 
Unzulänglichkeit  hin  seiner  Aufgabe  gegenüber,  bittet  er  ftlr  seine 
Kühnheit  um  die  Nachsicht  seiner  Brüder,  im  Vertrauen  auf  deren 
(icbet  er  die  Arbeit  übernommen  habe.  Da  nun  für  den  Nachweis 
der  Autorschaft  nicht  bloss  der  Inhalt,  sondern  noch  mehr  die  sprach- 
liche Form  und  der  Stil  den  Ausschlag  geben,  so  lasse  ich  die  präg- 
nantesten Stellen  aus  der  Unterschrift  und  den  Vorreden  folgen: 

Cod.  H.     (H.  Om.  8.  189).  Euthalios  diaconos 

tyQatpa   xal   i^s&ifirjv   xara  prol.   in*  acta  Apost.    Zacagni 

dci (Xfiir  OTirtx^jQov  rode  t6  rtv-  S.  404:  Ti^v  cbtoOrohxijv  ßißXov 
Xo^  jravXov  xov  ajtooroXov  .  .  .  oxotxiöoi^  avayvovg  xb  xal  yga- 
.T(Kic  iyyQafiov  xiti  tvxaxajLrjfi'  xpag  ...  8.  405  xrjr  jtavXov  ßl- 
jtxov  dvdyv<DOtp  ßXov    dveyvcoxtäc  .    .   .     S.  410 

JtQoq  evöTjfiov  avdyvmCiv  .  .  . 
Prol.  in  epist.  cathol.  8.  477  OxixV' 
dov  xag  xad'oXixctg  .  .  ijrioxoXac 
dvayvcoöofiai  .  .  .  Prol.  in  epist. 
Paul.  S.  548  xdg  jrdoag  ijtiOTO- 
Xdg  dvayvovg  jtavXov  xov  dno- 
oxoXov  .  .  .  xov  ajtoöxoXcxov 
xtvx^vg. 

in  act.  apost.  8.  405 :  övyyvci- 
firjv  ye  jtXalöxfjv  alxcov  ijt*  d/i- 
(poli\  xoXfiTjg  ofiov  xal  jiQOjts- 
xsiag  xr/g  Ififjg,  ojtavxdg  xs  elxo- 
xo)g  xoivfi  xaO-ixBXSvojv  döeX- 
ff  ovg  xe  xal  jcaregag  ....  8.  428 
aixovvxeg  Oviyy7*c6(ii]V  jtQOJte- 
xelag  ^fietg 


To'jr  xa{)-*7jfiag  dötXffoiv  JiaQ 
ow  ujrdrxojp  xoXfifjg  ovyyvojfiT]V 
aiToj ' 


390        Der  Codex  H  ad  epistnlas  Panli  und  „Euthalios  diaconos' 

Cod.  IL     (II.  Om.  S.  189.)  Euthalios  diaconos 

tvxii  t(i  vjttQ  jjfjicüv  T7JV  övfi'  .  .  .  avx^j  tfj  vjra{t  i)fioJv  tfjt* 

jrtQiq)OQätf  xofii^ofitvo(:'  ovfiJTtQttfOQuv  xo/nCof/kVoi  .  .  . 

in   epist.    cathol.    S.  477    ti*xi  ^?7 

VJiSQ    fjfjoiv   ?)fiU(;    Tfjc   Jiti^ov^ 

öifjrtxio^  dfitiiiofiEPOi: 

liifTti^Xfjf^f^  de  ?i  (ii^iXo(;  jtQoc  subscriptio    epistol.     oatholic. 

To  ir  xaioaQta  ai^iygatpov  triQ     8.513:  inTtßkTJH^rj  rt  tcov  jutd- 

ßi^iXto&TJxTjf;    Tov     äylov    Jtafi-      §,tcov  xal  xaf^oXtxmif  ejtiOToXcuv 

q^lXov  xtiQi  ytyQafif/irop.  ro  ßiiiXlor  jr()oi:  t«  axQißfj  arrl- 

YQatpa  Tfjj:  fcr  xaioagela  ßißXio- 
d^rixtjQ  Evoeßiov   toi  jtafnpiXov. 

Zu  diesem  inneren  Grunde  gesellte  sich  bald  ein  äusserer,  näm- 
lich der  oben  erwähnte  Codex  Neapolit. ,  der  gerade  nichts  anderes 
enthält  als  die  Knthalianische  Ausgabe  der  Apostelgeschichte  und  der 
neutestamentlichen  Briefe.  Uebrigens  hatte  schon  Montfaucon  die 
sprachliche  Uebereinstimmung  dieser  Stellen  erkannt.  Da  aber  der 
kleinere  Prolog  zu  der  Apostelgeschichte  in  dem  Cod.  Coisl.  25  dem 
Pamphilos  zugeschrieben  wird,  was  er  als  richtig  ansah  (Bibl.  Coisl. 
ß.  78),  so.  konnte  er  die  Unterschrift  selbstverständlich  nicht  auch 
Pamphilos  zuschreiben,  sondern  nahm  an.  dass  der  Schreiber  des  Cod. 
II  diese  Stellen  dem  Pamphilos  entlehnt  habe.  Auf  diese  Weise  und 
namentlich,  weil  die  Unterschrift  in  den  von  Zacagni  bentitzten  Hand- 
schriften nicht  stand,  kam  es,  dass  die  in  Frage  stehende  Unterschrift 
Euthalios  nicht  zugeschrieben  wurde.  Gregory  und  IL  Omont,  die  den 
Codex  II  zuletzt  untersucht,  wissen  nichts  von  dieser  Verwandtschaft; 
nur  bei  Scri vener  {^  piain  introduct.  te  tho  criticism  of  the  N.  T. 
2  edit.  Cantabrig.  1874,  S.  159)  fand  ich  nachträglich  die  Vermuthung 
ausgesprochen,  Euthalios  könnte  der  Author  dieser  Unterschrift  sein. 
Ob  er  in  seiner  3.  Auflage  die  Frage  näher  ins  Auge  gefasst,  weiss 
ich  nicht,  da  diese  mir  bis  zur  Stunde  nicht  zur  Verftigung  steht.  Der 
Erklärungsversuch  von  Montfaucon  kann  nicht  mehr  in  Betracht  kom- 
men, nachdem  dessen  Veranlassung,  die  Autorschaft  des  Pamphilos 
von  allen  Seiten  fallen  gelassen  wurden  ist  (Gregory  1,  158  gegen 
Tregelles:  er  hätte  auch  Westeott,  The  canon  of  New  Testam.  3.  Autl. 
London  1870  S.  362  nennen  können).  Auch  ist  er  in  sich  betrachtet 
nichts  weniger  als  einfach  und  unj^ekünstelt.  daher  aber  auch  unbe- 
friedigend. 

Wenn  nun  Euthalios  der  Autor  der  Unterschrift  des  (.-od.  H  ist 
(ich  sage  Autor,  nicht  scriptor),  so  ist  die  nächste  Folge  die:  dass  der 
Codex  11  uns  am  besten  über  die  ursprüngliche  Form  seiner  Ausgabe 
der  Apostelbriefe  unterrichten  kann.  Zacagni  hat  ihn  nicht  gekannt, 
wie  auch  Montfaucon  seine  Ausgabe  des  Euthalios  nicht  gekannt  zu 
haben  scheint,  da  er  auf  den  euthalianisclion  Ursprung  der  Vorrede, 
die  er  Pamphilos  zuschrieb,  nicht  aufmerksam  wurde.  Seiner  Euthalios- 
ausgäbe  legte  Zacagni  den  (.'odex  Vatic.  Mt^^i:.  n.    171>  zu  (»runde,  den 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  391 

vollständigsten  von  denen,  die  ihm.  zur  Verfügung  standen  und  auf  die 
ich  weiter  unten  zurtickkomme.  Hieraus  nun  pnblicirte  er  neben  den 
Textvarianten  (den  Schrifttext  selbst  Hess  er  weg)  folgende  Sttlcke: 
N.  1.  Den  nQokoyog  JtQoraööofiavoQ  tojv  öexartOOuQmv  ijtioroXcov 
jtavXov  Tov  djtoöTokov  (S.  515  ff.),  N.  2.  Das  Verzeichniss  der  litur- 
gischen Lesestücke  ans  den  Briefen,  31  an  der  Zahl  mit  147  Kapiteln 
(iS.  537  ff.),  N.  3.  Das  Verzeichniss  der  Citate  aus  dem  Alten  Testa- 
ment in  doppelter  Form,  einer  kürzeren  und  einer  längeren.  In  der 
ersteren  werden  die  Bücher  des  A.  T.  ihrer  Reihenfolge  nach  auf- 
gezählt und  die  Zahl  der  aus  ihnen  entnommenen  Citate  angegeben 
zugleich  mit  ihrer  Ordnungsnummer.  In  dem  zweiten  Verzeichniss 
wird  sodann  der  Text  des  Citates  selbst  mitgetheilt.  Hier  ist  er  zu- 
gleich mit  3  Zahlen  versehen.  Die  erste,  in  rother  Farbe,  giebt  die 
Zahl  der  in  jeder  Epistel  vorkommenden  Citate  an  und  beginnt  mit 
jeder  Epistel  von  neuem:  die  zweite  ist  durchlaufend  und  giebt  die 
Gesammtzahl  aller  Citate  an;  die  dritte  endlich  besagt,  wie  viel  Mal 
dasselbe  Buch  der  hl.  Schrift  citirt  wird,  und  diese  ist  auch  durch- 
laufend (S.  542  ff.).  Hierauf  beginnt  der  Text  (S.  570),  wobei  einer 
jeden  Epistel  eine  kürzere  oder  längere  Inhaltsangabe  (N.  4)  voraus- 
geht, sowie  (N.  5)  das  Kapitel  verzeichniss.  Den  Text  nahm  Zacagni 
nicht  auf,  sondern  begnügte  sich  mit  dem  Verzeichnen  der  von  dem 
ncutestamentliehen  Text  in  der  Septuaginta-Ausgabe  von  Joannes  Mo- 
rinus  Paris  1628  abweichenden  Lesarten.  Obgleich  nun  Zacagni  ein 
namentlich  bei  oft  gebrauchten  liturgischen  Codices  zu  beachtendes 
kritisches  Princip  übersah,  indem  er  den  vollständigsten  Codex  zu 
Grunde  legte,  so  hat  er  doch  erkannt,  dass  sich  in  N.  4  ein  späteres 
Stück  eingeschlichen  hat;  ich  meine  die  bekannten  Argumenta  am  An- 
fange einer  jeden  Epistel,  die  alle  dasselbe  stereotypische  Incipit: 
TavTfjv  djiooriXket  (epistolam) ..../}  de  jtQO^aatQ  xl^q  ijiiöToXiJQ 
(tvTrj  und  Desinit:  xal  oiStco*;  reketoT  xijr  ijrtöToXr^v,  aufweisen  und 
in  fast  allen  Codd.  der  Paulusbriefe  vorkommen.  Zum  Beweise  macht 
Zacagni  mit  Recht  aufmerksam  auf  den  Gegensatz,  der  ftlr  I  ad  Cor., 
II  ad  Thessal.,  I  ad  Timoth.  bezüglich  des  Ortes  ihrer  Abfassung 
zwischen  diesen  Argumenta  und  den  Ortsangaben  am  Ende  der  Briefe 
selbst  und  des  oben  erwähnten  ersten  Citatenverzeichnisses  obwaltet. 
Wiilirend  an  den  beiden  letzten  Stellen  übereinstimmend  Philippae  für 
1  Cor.,  Athen  für  die  beiden  Thessalonicherbriefe,  Laodicea  für  I  Tim. 
angegeben  werden,  bestimmen  die  Argumenta  Ephesus,  resp.  Rom  und 
Macodonien  (S.  LX.  LXXII).  Ich  füge  ergänzend  hinzu,  dass  zu  II 
ad  Corinth.  im  Argumentum  Macedonien  als  allgemeiner  Abfassungsort 
genannt  wird,  während  an  den  beiden  anderen  Orten  Philippae  steht 
(Zac.  S.  547.  H24  gegen  S.  611).  Zacagni  hätte  überdies  hervor- 
heben können,  dass  in  der  Vorrede  bereits  eine  Inhaltsangabe  aller 
Briefe  gegeben  wird  (8.  523  ff.).  Dieser  Umstand  und  der  weitere,  dass 
die  beiden  Inhaltsübersichten  sich  gar  nicht  berühren,  weder  in  der 
Sprache  noch  sogar  in  der  Hervorhebung  der  Hauptmomente  eines 
jeden  Briefes  machen  es  unmöglich,  jene  Argumenta  zu  der  Ursprung- 


392        Der  Codex  H  ad  epUtnlas  Pauli  und  „Euthalios  diaconos" 

Hohen  Arbeit  von  EutbalioB  zu  zälilen.  So  wird  zu  Ephes.  auf  die 
Verwandtschaft  mit  Rom.  hingewiesen  (S.  524),  während  in  den  Argu- 
menta nichts  davon  steht;  in  der  Inhaltsangabe  von  Phil.  Coloss. 
herrscht  beiderseits  eine  ganz  andere  Auffassung  (S.  525  u.  642.  43), 
was  sich  besonders  bei  II  ad  Tim.  wahrnehmen  lässt,  wo  die  Inhalts- 
angabe beiderseits  fast  denselben  Umfang  hat  (vgl.  8.  537  f.  mit  695  f.). 
Ebenso  hat  Zacagni  erkannt,  dass  ein  zweites  Lectionenveraeichuiss 
am  Rande  des  Cod.  Vat.  Reg.  179  nicht  von  Euthalios  herrühren 
könne,  sondern  einem  späteren  usus  entspreche  (Praef.  S.  LXXIV  ff.), 
was  zugleich  ein  bestätigendes  Moment  ftlr  das  ebengesagte  bildet. 
Sicht  man  sich  die  Prologe  des  Euthalios  selbst  an,  so  gewinnt  man 
die  Anschauung,  dass  seine  Arbeit  vorwiegend  palaeographischer  Natur 
war  und  somit  auch  abgesehen  von  dem  Schrifttext  nur  ein  kleiner 
Theil  des  Ganzen  auf  ihn  zurückgeführt  werden  darf.  In  der  ersten 
grösseren  Vorrede,  deren  letzte  Hälfte  von  S.  529  an  nur  ein  Auszug 
ans  der  Chronik  von  Eusebios  Pamphili  sein  will,  erklärt  er,  er  habe 
vor  jedem  Brief  die  Kapitel  verzeichnet,  in  die  sie  von  einem  der 
weisesten  Väter  eingetheilt  worden  waren.  Diesem  scheint  er  auch  die 
Eintheilung  der  Lesestttcke  (arayrcuöfic)  beizulegen:  wenigstens  deutet 
nichts  darauf  hin,  dass  er  sie  als  sein  Werk  in  Anspruch  nehme, 
während  er  dies  ftlr  das  Verzeichniss  der  Schriftcitate  ausdrücklich 
thut;  S.  528:  xad^ixaOtijV  de  ovi^rofKog  kjriOTok?)v  kv  roU  t^z/c 
XQOxa^Ofitr  xfjV  tcor  xtqaXalojtf  axO^töiv,  tvl  rdjv  öoq:ojTUT€jv 
tivl  xal  ^tXoxQloTO)  Jtaxigcjv  i^ficuv  JttJtor?jfjitvfjr,  ov  fjfjv  dXXa 
xal  xijV  TCüV  arayvciaecDV  dxQiiitöTdrrjv  rofif/v,  Tfjv  de  (mit 
Vatic.  363,  1650.  Vatic.  Reg.  179;  Zacagni:  T/Jr  T£)  rtZv  i^elmv  fia^- 
rvQioJp  tvajtüötxTOV  fci?(>t(j/r  r/fitli:  raxvoXoyTJöavrti:  aptxtg^a- 
XaioodfitO-a. 

Der  Gegensatz,  den  der  Sperrdruck  hervorhebt,  ist  unverkennbar. 
So  wird  auch  am  Schluss  des  Verzeichnisses  der  Lesestücke  nur  von 
der  Anordnung  derselben  mit  der  Zählung  von  je  50  Stichen  ge- 
sprochen (S.  541).  In  dem  Verzeichniss  der  Schriftcitate  bediente  sich 
Euthalios  hierin  offenbar  dem  Beispiele  des  Eusebios  von  Caesarea 
folgend,  schwarzer  und  rother  Tinte:  die  schwarze  Zahl  besage  bloss, 
wie  oft  ein  bestimmtes  Buch  citirt  wird:  die  rothe  (o  f)t  ötd  tov 
xiPi-aiidQtcüc)  bezeichne  zugleich  die  Nummer  des  Citates  in  dem  be- 
treffenden Bri<*fe:  dieser  entspreclu»  die  Zahl,  welche  in  dem  Text 
selbst  am  Rande  stehe  (S.  542j.  Zacagni  hat  diese  Stelle  missverstan- 
den,  wenn  er  behauptet,  die  2  Zahlen  kämen  am  Rande  des  Textes 
vor  (praef.  S.  LXXll),  was  ja  für  die  schwarze  Zahl,  welche  die  Fälle, 
in  welchen  dasselbe  Buch  citirt  wird,  zusammenaddirt,  ganz  undurch- 
ffthrbar  wäre.  Die  rothe  allein  stand  am  Rande  des  Textes,  wie  es 
die  Vorrede  zum  2.  Verzeichniss  klar  aussagt :  h'vQj'jottj:  Öl  T/}r  dta 
TOV  xiviHt^iaQio}^  iljraQiihfifjöiv  xarojrtCofiir^/r  rij  .T«>l/r  tvöor 
jiaQüXhtfiii'}]  avTolL:  xolc  Q7jToIq  tov  ajtooTokixov  rfi';for^  (S.  549). 
Nach  dem  Thatbestand  im  Cod.  Vat.  Reg.  nahm  Zacagni  an,  dass  En- 
thatios   im  Text   auch    alle  übrigen  Eintheilungen,    die  der  Lectionen, 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  393 

der  Kapitel  mit  ihren  Unterablheihingen  angezeigt  habe,  ja  die  Kapital 
selbst  theils  am  oberen  theils  am  unteren  Rand  ganz  wiederholt  habe. 
Enthai ios  sagt  das  nicht,  und  damit  fehlt  auch  jeder  Gi*und  zu  dieser 
Annahme. 

Wenn  wir  nun  den  Codex  H  mit  diesem  aus  den  Worten  des 
Euthalios  selbst  geschöpften  Bilde  seiner  Ausgabe  vergleichen,  so  muss 
leider  wegen  des  traurigen  Zustandes,  in  dem  er  auf  uns  kam,  auf 
die  Konstatii-ung  einer  Reihe  von  Einzelheiten  verzichtet  werden:  es 
hat  sich  kein  einziges  Fragment  des  Prologes  oder  der  verschiedenen 
Verzeichnisse  vorgefunden.  Was  jedoch  vorliegt,  steht  damit  in  der 
schönsten  Harmonie.  So  fehlen  im  Codex  H  die  oben  besprochenen 
und  verworfenen  Argumenta,  wie  S.  177  der  Ausgabe  von  Omont  zu 
ersehen  ist.  Darnach  begann  nach  der  Unterschrift  des  vorausgehen- 
den Briefes  gleich  das  Kapitelverzeichniss  des  folgenden  und  hierauf 
der  Text.  Bei  Zacagni  hat  dieses  Kapitelverzeichniss  jedesmal  eine 
doppelte  Form.  Zu  1  Tim.,  wo  ein  Vergleich  möglich  ist,  lautet  sie 
bei  ihm:  1)  txfhotg  xtg:aXcda)v  xad-oXixmv  rFjg  jtQ6(;  TifioO-tov 
jtQOjTfjC  ijriOToXfji:  txoi'Tciv  rivwi^  xal  fdtgixag  vjtodiaiQtötiq  raq 
dla  Tov  xn^va^aQtctjg  2)  xtgdXata  Tr/g  JtQo^j;  Tifioß-hOP  ijtiOToZrjc; 
jT(}on7iQ  (S.  688).  Im  Codex  H  finden  wir  nur  die  zweite:  xe^fdkaia 
T/}c  jr(>ou  Ttfiod-eov  a  kjnoxoXijQ  jtavXov  (H.  Omont  S.  177).  Nun 
braucht  nicht  lange  bewiesen  zu  werden ,  dass  die  letztere  sicher  die 
ursprüngliche  ist,  während  sich  die  erste  nur  als  eine  Wiederholung 
und  Anpassung  der  ersten  Ueberschrift  vor  Rom.  darstellt:  "Exd^töiq 
xt(faXaiixjv  xa^oXixcov  xaO-'  sxaöTfjV  IjtiOToXfjV  tov  djtooroXov 
tXi'n'TOJV  tivc5p  xal  litQixdq  vüroöiaigioeu  xäq  did  tov  xirvaßd' 
Qtcog  (S.  671),  und  somit  als  spätere  Einschaltung  zn  erkennen  giebt. 
I)er  hier  angektlndigte  Unterschied,  wonach  das  Kapitel  eine  schwarze 
Zahl  und  dessen  Unterabtheilungen  eine  rothe  haben  sollen,  wurde  im 
Codex  II  sorgföltig  beobachtet.  Die  Zahl  der  erhaltenen  Kapitel  des 
Hebräerbriefes  (Coisl.  202,  fol.  5;  H.  Omont  S.  169)  sind  schwarz, 
während  die  Unterabtheilungen  von  Kap.  7:  a  (f  y  und  Kap.  9:  ß' 
roth  geschrieben-  sind.  Diese  Abwechslung  in  den  Farben,  die  ich 
dem  Gesagten  zufolge  im  Cod.  H  vermuthete,  wurden  wir  von  H.  Omont, 
der  auf  meine  Bitte  die  Gtite  hatte,  die  Pariser  Fragmente  neuerdings 
zu  untei-suchen ,  bestätigt.  Wenn  nun  die  Kapitel  des  I  Timoth. ,  die 
uns  sänimtlich  erhalten  sind,  theils  schwarze  (im  Suppl.  1074,  fol.  6), 
theils  rothe  Zahlen  tragen  (Coisl.  202.  fol.  10;  H.  Omont  S.  177.  78), 
so  lässt  sicli  das  Ursprfingliche  leicht  erkennen.  Die  auch  erhaltenen 
Kap.  10 — 12  des  Galaterbriefes  stehen  auf  den  Athosfragmenten 
(H.  Omont  S.  158);  die  Farbe  der  Zahlen  konnte  ich  hier  nicht  verifi- 
circn  lassen ,  und  Duchesne  hat  in  seiner  Ausgabe  keine  Notiz  davon 
genommen:  nach  der  Analogie  mit  den  anderen  mtlssen  sie  aber  auch 
schwarz  sein.  Der  Text  dieser  Kapitel  in  Cod.  II  weisst  mehrere 
Varianten  auf  gegenüber  dem  Texte  von  Zacagni;  ausser  Galat.  Kap,  10 

()i(\  To  TOV  x^'  Jtakoc]  ('Od.  H  ötd  to  x^^  jrnOoc;  Kap.  12  vjto  JtVfV' 
ftuTtl  tv  jrvfvfiaTi  —  Hebr.  Kap.  10  jiavtTai .  .  .  ovöt  diu  rofiov] 


394        Der  Codex  H  ad  epistnlas  Pauli  nnd  „Euthalios  diaconos" 

Cod.  H  jtavotrai  ...  ov  dia  vofiov  I  Tim.  Kap.  4  navraxov]  ort 
jrat'raxov;  Kap.  9  acrov]  iavTOv ,  und  dem  Anfang  der  Unter- 
schriften: jravXov  itjtooroXov  tjnoToXt),  der  bei  Zacagni  fehlt,  sind 
es  bloss  orthographische  durch  den  Itacismus  hervorgerufene  Ab- 
weidiungen.  Auch  mag  bemerkt  werden,  dass  die  Kapitel  6  und  7 
£U  I  Tim.  im  Cod.  II  nicht  zerlegt  sind,  wie  in  den  späteren  Codd. 
(Zac.  8.  689),  wobei  aber  nur  eine  (höchst  unnütze)  Unterabtheilung 
gewonnen  wurde.  Nach  dem  Kapitel verzeichniss  folgt  in  Cod.  II  der 
Titel  des  Briefes  selbst,  wie  z.  B.  8.  158  llavXov  ajroöroXov  1  Ixi- 
OToh]  JtQiK  yixXara<;,  Da  Zacagni  den  Text  nicht  wiedergab,  so  lässt 
sich  bei  ihm  nicht  ersehen,  ob  die  späteren  Codd.  diesen  Titel  auch 
bieton. 

In  gleicher  Weise  sollen  sich  nach  Euthalios'  Angaben  die  Ord- 
nungszahlen der  Citate  am  Rand  des  Textes  bei  jedem  Briefe  und 
zwar  in  rother  Farbe  wiedoi-finden.  Auch  das  konnte  H.  Omont  auf 
meine  Bitte  hin  im  Cod.  II  constatiren.     So  trägt  das  Psalmencitat  (aus 

Ps.  23,  1)  zu  I  Cor.  10,  26  die  rothe  Nummer  M,  genau  diejenige, 
welche  ihr  nach  dem  ersten  Citatenverzeichniss  zukommt  (Zacagni 
8.  543;  Cod.  Coisl.  202,  fol.  1.  H.  Omont  S.  149).  Dasselbe  trifft  bei 
den   Citaten   des  Ilebräerbriefes   in  Coisl.  fol.  6  zu,  wo  die  Nummern 

fi  I  lA  zu  den  Citaten  aus  Ps.  21  und  Jesaias  ganz  in  Ordnung  sind. 
Auf  dem  Folium  in  Moskau,  welches  die  ersten  Verse  des  Hebräer- 
briefes enthält,  werden  am  Rand  5  Citate  aus  dem  A.  T.  angegeben, 
aber  ohne  Ordnungsnummer.  H.  Omont  konnte  auch  auf  der  Photo- 
graphie, die  ihm  zu  seiner  Ausgabe  diente,  keine  solche  bemerken: 
nach  der  Analogie  mit  dem  Coisl.  fol.  6  hatten  sie  ursprünglich  auch 
ihre  Ordnungszahl  und  zwar  nach  dem  allgemeinen  Yerzeichniss  die 
Nummern  A  B  F  A  E  (Zac.  S.  544  f.).  Das  Minium  hat  sich  offenbar 
«ibgelöst,  was  bei  griechischen  Handschriften  oft  vorkommt  und  hier 
uui  so  eher  anzunehmen  ist,  als  bei  dem  4.  Citat  (aus  Ps.  103,  4)  auch 
die  Psalmenzahl    nur  noch  durch  einige  Striche  angedeutet  ist.     Nach 

dem  Verzeichniss  ist  zu  ergänzen:  PF.  Von  der  schwarzen  Ordnungs- 
zahl iindet  sich  keine  Spur,  so  wie  auch  die  Citate  am  Rand  nicht 
wiederliolt  werden.  Das  Citat  auf  fol.  1  des  Coisl.  unten  am  Rande 
ist  von  späterer  Hand  beigeschrieben  (II.  Omont  S.  149).  Ebenso  ist 
im  Codex  II  keine  Spur  von  beigeschriebenem  Text  der  Kapitel  zu 
bemerken;  wohl  aber  ist  Zacagni's  Ansicht  in  so  fem  richtig,  als 
Euthalios  den  Anfang  der  Kapitel  im  Text  durch  ilire  Nummer  be- 
zeichnete,   was   noch    in    3  Fällen  sichtbar   ist:    zu  Col.  2,  1   (S.  163); 

3,  5  (S.  166),  wo  die  Zahlen  c;  6^  genau  am  Anfang  des  6.  und 
8.  euthatianischen  Kapitel  stehen,  endlich  zu  11  Tim.  2,  4  auf  dem 
Turiner  Fragment  (8.  185),  und  zwar  sind  die  Zahlen  in  schwarz,  wie 
Zacagni  es  angiebt  (praef.  8.  IjXXIH).  Bei  d(^n  übrigen  Anfängen  von 
Kapiteln  in  den  erhaltenen  Fragmenten  ist  keine  Zahl  mehr  zu  er- 
sehen; wenn  s<»dann  auch  die  Zählung  des  gosanimten  Textes  von  je 
50  zu  50  Stichen,  die  sich  z.  B.  in  dem  Cod.  Vatic.  Reg.  179  erhalten 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  395 

hat,  im  Cod.  H  nicht  mehr  wahrgenommen  werden  kann,  so  ist  das 
nach  Obigem  kein  Beweis  dafUr,  dass  diese  Zählungen  ursprünglich 
nicht  vorhanden  waren,  sondern  nur  eine  Folge  des  hohen  Alters  und 
der  schlechten  Behandlung,  die  ihm  zu  Tlieil  ward.  # 

Wenn  man  alle  diese  Einzelheiten  mit  der  oben  erwiesenen 
Autorschaft  des  Euthalios  für  die  Unterschrift  des  Cod.  H  in  Verbin- 
dung bringt,  so  wird  man  sich  dem  ersten  Ergebniss  unserer  Unter- 
suchung kaum  verschliessen  können,  dass  wir  im  Cod.  H  die  ursprüng- 
liche Gestalt  der  Ausgaben  der  Paulusbriefe  von  Euthalios  vor  uns 
haben  und  somit  nur  die  mit  seiner  Stichometric  übereinstimmende 
Schreibweise  auf  ihn  zurückgeführt  werden  kann.  Die  Textabtheilung 
in  den  erhaltenen  Fragmenten  wird  daher  die  Richtschnur  bilden 
müssen,  nach  welcher  constatirt  werden  kann,  ob  die  Behauptung 
Z'icagni's  zutrifft,  im  Cod.  Vat.  Heg.  179  sei  die  euthalianische  Sticho- 
metric noch  durch  Punkte  in  der  oberen  IlälAe  der  Linie  angezeigt 
(praef.  S.  LXXXVll),  sowie  auch,  ob  die  im  Codex  Boemerianus  durch 
Majuskeln  mitten  in  der  Linie  noch  angedeutete  Stichometric  (G  ad, 
epist.  Pauli.  Grt-gory,  Prolcg.  1,426)  euthalianisch  ist.  Leider  steht 
mir  die  Ausgabe  des  Codex  G.  von  Chr.  Fr.  Matthaei  (Misenae  1791) 
nicht  zur  Verfügung.  Jetzt  wird  man  auch  ein  Mittel  haben,  um  dar- 
zuthun ,  ob  in  anderen  Minuskelcodd.  der  Paulusbriefe  noch  eine  Spur 
der  besagten  Stichometric ,  die  jedenfalls  sehr  früh  wieder  verlassen 
und  in  den  Minuskelcodd.  mit  ihrer  Punctuation  und  Worttrennung 
eigentlich  unnütz  wurde,  sich  erhalten  hat. 

Doch  es  fragt  sich,  ob  wir  nicht  noch  einen  Schritt  weiter  gehen 
und  in  dem  Codex  H  die  Urschrift  des  Euthaljos  selbst  erkennen 
können.  Nach  der  obigen  Beweisfühi*ung  drängt  sich  diese  Frage  ge- 
wisscrmassen  auf.  Steht  einmal  fest,  dass  die  Unterschrift  unseres 
Cod.  von  Euthalios  herrührt,  so  steht  der  Annahme,  dass  der  Codex  H 
selbst  und  in  seinem  ganzen  Umfange  von  Euthalios  geschrieben  wurde, 
nur  noch  die  Möglichkeit  entgegen,  dass  ein  späterer  Abschreiber  die 
Unterschrift  stillschweigend  herübergenommen  habe.  Mit  Sicherheit 
lässt  sich  das  nicht  ausschliessen;  ist  es  doch  palaeographische  That- 
sache,  dass  die  Schreiber  sehr  oft  ihre  ganze  Vorlage  inclusive  deren 
Unterschrift  abj^^cschriehen  haben,  ohne  dies  auch  nur  im  Mindesten 
anzuzeigen.  Wir  könnten  hier  mehrere  Beispiele  namhaft  machen;  es 
wird  aber  genügen,  auf  den  wiederholt  genannten  Codex  Neapel,  hin- 
zuweisen, der  ja  gerade  die  in  Frage  stehende  Unterschrift  aus  seiner 
Vorlage  abgeschrieben  hat.  (icgen  diese  Möglichkeit  sprechen  jedoch 
mehrere  Erwägungen ,  die  sieh  vornehmlich  auf  das  Alter  des  Cod.  11 
stützen;  das  Alter  eint'r  Handschrift  lässt  ja  am  ehesten  eine  Unter- 
schrift als  eine  bloss  herübergenonimeiie  erkennen.  In  der  Alters- 
bestimnumg  dos  Cod.  II  sind  nun  die  Palaeographen  nicht  einig,  was 
bei  der  Schwierigkeit,  die  Uncialcodices  zu  datiren,  nicht  Wunder 
nehmen  kann.  Montfaucon  verlegt  ihn  in  das  VI.  Jahrhundert,  lässt 
aber  als  unterste  Zeitgrenze  noch  das  erste  Drittel  des  VII.  Jahrhun- 
derts zu  bis  zur  Zerstörung  der  Bibliothek  von  Caesarea,  vor  welcher 


396        9er  Ck>dex  H  ad  epistnias  Pauli  nnd  „Enthalios  diaconos" 

er  unbedingt  angesetzt  werden  muss.  Sabas  (Specimina  palaeograph. . . 
bibl.  Mosq.  Synod.  Moskau  1863  S.  3.  4)  und  Peyron  (Di  due  fram- 
menti  greci  delle  epistole  di  san  Paolo  del  V  o  VI  secolo  ....  in 
Atti  delkt  R.  Accademia  delle  scionze  di  Torino  XV.  1879  S.  493  ff.) 
gehen  hingegen  bis  ins  V.  hinauf.  Gregory  (Proleg.  1 ,  429)  nennt 
wiederum  das  VI.  H.  Omont  endlich  spricht  sich  für  die  zweite  Hälfte 
des  V.  Jahrhunderts  oder  Anfang  des  VI.  aus.  Wenn  wir  uns  nun 
der  gewöhnlichen  Datirung  der  Arbeit  des  Euthalios  auf  das  Jahr  458 
anschliessen,  so  führen  uns  die  letzten,  unabhängig  von  unserer  Hypo- 
these aufgestellten  Zeitbestimmungen  in  die  unmittelbarste  zeitliche 
Nähe  des  Euthalios.  Nun  steht  aber  auch  anderereeits  fest,  dass 
Euthalios  die  Paulusbriefe  selbst  geschrieben  und  nicht  etwa  einem 
Schreiber  dictirt  hat.  Das  bezeugt  seine  Unterschrift:  ^ygay^a  xal 
i^td^hfirir  und  noch  deutlicher  seine  Vorrede  zu  der  Apostelgeschichte, 
worin  es  ausdrücklich  heisst,  er  habe  die  Apostelbriefe  nach  Sinnversen 
abgetheilt  und  niedergeschrieben  und  das  Buch  unlängst  einem  seiner 
Väter  in  Christo  zugesandt:  rnv  ajtooToXixi}v  ^ißkov  oxoixidov 
diHtyvovi;  rt  xal  yQa\pac,  jtQoif/v  öitjci/Jipafitr  JtQog  rtra  tc5p  iv 
Xio  3taxiQ0)V  yfioiv  (Zac.  8.  404)  Man  beachte  ferner  folgendes: 
Wir  haben  noch  einige  Uncialhandschriften ,  worin  uns  ältere  Unter- 
schritten namentlich  aus  Handschriften  von  Caesarea  vorliegen.  Ich 
nenne  den  Codex  Marchalianus,  seit  1785  Vaticanus  (jüngst  von  Cozza- 
Luzi  facsimilirt  Rom  1890;  mir  noch  nicht  zugänglich)  aus  dem 
VIII.  Jahrhundert  (Montfauc,  Palaeogr.  gr.  S.  40f.;  226  f.;  Gardth. 
8.  373)  und  mehrere  Handschriften  der  syrisch-hexaplarischen  Bibel- 
übei*setzung  des  Paulus  von  Tela,  ebenfalls  aus  dem  VII— IX.  Jahr- 
hundert (Field,  Origenis  hexaplorum  quae  supersunt  I  8.  C.  767.  649  etc.) 
Hier  werden  Unterschriften  von  Eusebios  und  Pamphilos  in  späterer 
Abschrift  wiedergegeben,  jedesmal  jedoch  mit  der  Anmerkung  der  Vor- 
lage, aus  welcher  sie  herübergenommen  wurden.  Auch  der  Codex 
Friderico-Augustanus ,  ein  Theil  des  Sinaiticus  hat  eine  (gleichzeitige 
oder  spätere?)  Notiz,  worin  die  Unterschrift  einer  Handschrift  des 
Pamphilus  mit  derselben  8orgfalt  auf  ihre  Herkunft  zurückgeführt  wird 
(Vetus  Testam.  ed.  Tischendorf.  ed.  7  8.  63).  Der  Fall,  dass  ein  Ab- 
schreiber kurz  nach  dem  Tode  drs  Euthalios  oder  noch  zu  dessen 
Lebzeiten  die  Untei'schrift  aus  dem  Exemplar  des  Euthalios  herüber- 
genommen habe,  ohne  das  irgendwie  anzudeuten,  stände  demnach  ziem- 
lich vereinzelt  da  und  kann  keine  wahre  Probabilität  ftir  sich  in  An- 
spruch nehmen.  Ich  würde  daher  auch  die  Hypothese,  der  Codex  H 
sei  die  Urschrift  von  Euthalios,  als  berechtigt  ansehen,  wenn  nicht 
gerade  in  dem  Bestechenden  dieser  Vermuthung  eine  Mahnung  zur 
Vorsicht  läge.  Zur  Vorsicht  mahnt  auch  die  Aufstellung  von  Ch.  Graux 
(1.  c.  Revue  de  philologie  8.  121),  es  hätten  die  Ausgaben  des  Eutha- 
lios bald  nach  ihrem  Erscheinen  wegen  ihrer  praktischen  Anlage  eine 
weite  Verbreitung  gefunden,  jedoch  nicht  in  ihrer  vollständigen  Form, 
sondern  in  (Jestalt  von  editiones  minores,  worin  etwa  nur  die  Vorreden 
und  das  Kapitelverzeichniss  mit  den  argumenta  (!)  neben  dem  Text  ge- 


vou  Pmf  l>r.  Albert  Ehrhard.  397 

standen  hätte.  Wir  haben  bis  jetzt  kein  Mittel,  um  die  Vollständig- 
keit des  Euthalianischen  Apparates  im  Codex  II  nachzuweisen:  es  bleibt 
also  immer  die  Möglichkeit  bestehen,  dass  er  eines  der  frühesten  Exem- 
plare die^er  editio  minor  ist.  Doch  darf  auch  nicht  vergessen  werden, 
dass  die  Verrauthung  von  Ch.  Gniux  selbst  auf  schwachen  Füssen  steht. 
Man  braucht  nämlich  durchau>  nicht  alle  Handschriften,  worin  die 
euthalianischen  Kapitel  stehen,  auf  die  Ausgabe  von  Euthalios  zurück- 
zufiihren,  da  er  selbst  diese  Kapitel  von  einem  früheren  Verfasser 
entlich;  die  Argumenta  aber  haben  mit  Euthalios  gar  nichts  gemein. 
Doch  noch  andere  Gründe  mahnen  zur  Vorsicht.  Diese  ergeben 
sich  aus  einer  näheren  Untersuchung  über  die  Persönlichkeit  des 
Euthalios  Diaconos  selbst,  die  wir  schon  Eingangs  ankündigten.  Dort 
habe  ich  auch  die  gewöhnlichen  Angaben  über  Euthalios  zusammen- 
gestellt. Im  Verlaufe  der  Untersuchung  mehrten  sich  jedoch  immer 
mehr  meine  Zweifel  an  deren  Richtigkeit  und  filhrten  schliesslich  zur 
Frage,  ob  Euthalios  Diaconos  überhaupt  existirt  habe,  oder  nur  durch 
Missverständniss  zur  Rolle  gekommen,  die  er  bisher  in  der  Einleitung 
zum  N.  T.  gespielt  hat.  Den  ersten  Anstoss  zu  diesen  Zweifeln  gab 
die  Wahrnehmung  des  Namens  Evdy{)iOi;  an  der  Spitze  der  Unter- 
schrift des  Codex  H,  wie  sie  in  dem  (^dex  Neapolitan.  erhalten  ist: 
EvdyQiOQ  hyQaxfa  xcu  tgfi9^f////r  etc.  (Fabric.-IIarless  V,  789).  Im 
Codex  H  ist  die  erste  Linie  der  Unterschrift  so  verwischt,  dass  weder 
Montfaucon  noch  II.  Omont  einen  Versuch  machten,  sie  zu  lesen.  Ich 
konnte  jedoch   auf   dem  Facsimile   in  der  Ausgabe  des  letzteren  ganz 

deutlich  E}' JOC  wahrnehmen,  nicht   aber   die  mittleren  Huch- 

staben:  es  nmsste  also  in  Schwebe  bleiben,  ob  EviiyQiog  oder  Evfhd- 
Xlo^^  was  ja  nach  dem  ganzen  Sachverhalt  allein  möglich  war,  zu 
lesen  sei.  H.  Omont  constatirte  nun  auf  meine  Bitte,  dass  in  der  That 
am  Anfang  der  ausgemerzten  Linie  EvdyQiOi;  zu  stehen  scheine.  Eine 
erneute  Untersuchung  überzeugte  mich  von  der  alleinigen  Richtigkeit 
dieser  Lesart.  Der  dritte  Buchstabe  ist  nämlich  nur  noch  durch  eine 
Lücke  angedeutet;  diese  passt  aber  nicht  zu  den  Umrissen  des  runden 
^,  sondern  nur  zu  denen  des  A.  Desgleichen  ist  noch  die  herunter- 1 
hängende  Ilasta  des  Pin  einer  Lücke  zu  erblicken,  die,  ausgeftült  gedacht, 
dem  P  in  den  übrigen  Linien  ganz  genau  gleicht.  Zwischen  beiden 
Lettern  hat  nur  noch  eine  dritte  Raum:  diese  muss  also  F  gewesen 
sein.  Hiermit  ist  nun  zunächst  ausgeschlossen,  dass  EvdyQiOQ  in  dem 
Cod.  Neapol.  der  Name  des  Sclireibers  aus  dem  XI.  Jahrhundert  sei, 
wie  das  Fabric.-Harless ,  Cyrillus,  Gardthausen  und  C.  R.  Gregory  an- 
genommen haben.  Der  Schreiber  hat  vielmehr  den  Namen  EvuyQio^ 
in  seiner  Vorlage  vorgefunden  und  einfach  abgeschrieben.  Gardt- 
hausen's  Schreiberlisten  (Griech.  Palaeogr.  S.  320)  kennen  keinen  an- 
deren Euagrios:  einem  Schreiber  dieses  Namens  bin  ich  nur  im  Cod. 
Cryptoferr.  BiW  (Rocchi,  Codd.  Cryptens.  S.  145)  begegnet.  Ich 
zweifle  jedoch,  dass  dies  der  Abschreiber  des  Codex  war;  denn  er 
steht  am  Ende  der  Vita  Pancratii,  welche  nach  Vindob.  bist.  eccl.  gr. 
11    (Lambec-Koll.  VIII,    199)  u.  A.  einem  Euagrios    als  Verfasser   zu- 


398        Der  Codex  H  ad  epistuUs  Pauli  und  ^Kutlialiiis  diacouos" 

geHcliriebcn  wird.  Das  Fehlen  eines  weiteren  Euagrios  beweist  zu- 
l^leich,  da88  von  den  bekannten  Handschriften  nur  der  C'f»d.  Neapol. 
den  Namen  am  Anfanjr  der  Unterschrift  bewahrt  hat. 

Euagrios  hiess  also  der  Schreiber  der  Unterschrift  des  (-od.  H; 
£nagrios  mnsste  denn  auch  der  Veranstalter  der  Auserabe  selbst  heissen, 
»ollen  wir  nicht  die  Ersetzung  des  Euthalios  durch  Euapios  in  frühester 
Zeit  annehmen.  Das  Unwahrscheinliche  dieser  Annahme  lie^  auf  der 
Hand;  doch  sehen  wir  noch  näher  zu,  mit  welchem  Keclit  Euthalios 
als  der  Verfasser  der  besaj^ten  Schriftausgaben  gilt. 

Den  Titel  Ev^-iikioj:  tJtlöxojro^  Covkxjjc   fand  Zacagui  nur  in 
einer  der  6  Handschriften,    die  er  benutzte,    im  Cod.  Regio- Alexandr. 
=  Vatican.  Kegin.   179  (Catulog  v.  Stevenson,    Rom   1890,  S.  119  f.). 
Noch  muss  dabei  erinnert  werden,    dass  die  Handschrift  (saec.  X)  am 
Anfang  Ai^itvaoiov  und   fol.  13  ^ExIhaXlov  hat.     In  den  Codd.  Vatic. 
367  und   1761  fand  er  Ev(haXiov  öiaxorov  (Zac.  S.  403.  515),  wäli- 
rend    seine   übrigen  Codd.  gar   keinen  Namen   aufweisen.     Durch   den 
Catalog  der  nentestamentlichen  Handschriften  von  (.'.  R.  Gregory  (Proleg. 
2.    Lips.   1890)  sind   nun    wohl    mehr   als    80  euthalianische  Uodd.  zu 
der  Apostelgeschichte    und    den  NT.-Hriefen  bekannt   geworden.     Von 
diesen    ist   aber   nur   eine    kleine  Anzahl  eigentlich  euthalianisch:    die 
meisten  haben  nur  ein  oder  das  andere  Stück,  das  man  Euthalios  zu- 
zuschreiben   gewohnt  ist.     Da  nun  diese  Stücke,  so  viel  ich  aus  Gre- 
gory ersehen  kann,  meistens  nur  die  Argumenta  sind,  die  wir  oben  als 
unecht  erwiesen,  oder   die  llypotheses   zu   der  Apostelgeschichte  und 
den  Katholischen  Briefen,  sowie  die  djtodfjfiiai  llavjiov,  die  ich  mit 
Zacagni  (praef.  S.  LXVI)  auch  für  unecht  halte,    so  bleibt  schliesslich 
nur  eine  Anzahl  von  etwa  30 — 35  Handschriften  übrig,  die  speciHsch 
Euthalianisches  enthalten,  und  von  diesen  enthillt  auch  wiederum  nur  die 
weit  kleinere  Hälfte   den  ganzen  euthalianischen  Apparat.     Diese  Ab- 
schätzung ist  nur  eine  vorläufige:  es  war  mir  bei  dem  heutigen  Stande 
der  Catalogisirung   der   gi'iechischen  Handschriften   nicht  möglich,    die 
gerade  in  diesem  Punkte  selbst  sehr  knappen  Andeutungen  von, Gregory 
mit  der  wünschenswerthen  Vollständigkeit  zu  controliren  und  den  Inhalt 
der  Sigel :  Euth.  tiberall  zu  erkennen.*)  Von  den  eigentlich  euthaliani- 
schen Handschriften  bieten  nun  noch  4  den  Namen  Euthalios  mit  der 
Benennung  als  Bischof  von  Sulca.     Es  sind  dies  folgende :  Codd.  Oxon. 
aedis    Christi   12.  membr.  saec.  XI  (Gregory  Ac.   199  Paul.  256;    Kit- 
schin, Catalog.  etc.  Oxon.   1867  S.  11),    Cryptoferrat.  B^H  m.  saec.  X 
(Greg.  Ac.  317.    P.  423;    Rocchi,    Codices "  Crvpt.  S.  15),    Lond.  Brit. 
Mus.  add.  28.  816    m.    a  1111    (Greg.   Ac.  205.   P.  477:    Catalog    of 
Additions  VI ,    559  lässt  es  nicht  erkennen) ,   Thessalon,  gymn.  graec. 
16  m.  saec.  XI  (Greg.  Ac.  393.  P.  364).     Dazu  kommt  noch  die  Hand- 

1 )  lu  einer  freundliclien  Zuschrift  belehrt  mich  Hr.  Prof.  Griigory, 
dass  die  Sigel  Euth.  keinen  abgegrenzten  Werth  habe  und  nicht  andt*ute, 
dass  er  genannt  sei.  Der  Xanie  Koniuie  vielleicht  noch  in  einigen  Codd.  vor, 
wo  das  in  seinem  Cataloge  nicht  erwähnt  sei.  Hiermit  wird  die  obige  Dar- 
stellung der  Hauptsache  nach  von  competenter  Seite  bestätigt 


vou  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  399 

Schrift ,  welche  Turrianus  in  der  Vori'ede  seiner  Ausgabe  der  Aposto- 
lischen Constitutionen  Venet.  1563  erwähnt  (8.  15)  und  die  nach  Za- 
caf^ni  (praef.  LXIII)  sicher  von  dem  Cod.  Vatic.  Regin.  verschieden  ist. 
Es  war  mir  nicht  möglicli,  sie  zu  identificiren.  Die  Variante  EvO^a- 
kiov  ötaxovov  findet  sich  ausser  den  2  erwähnten  Codd.  in  folgenden 
Handschriften:  Codd.  Bodl.  Laudian.  31  m.  saec.  XIII  (Gregor.  Ac.  32. 
P.  38;  Coxe,  Catal.  codd.  graec.  S.  514),  Patmiac.  14  m.  a  1215 
(Greg.  Ac.  387.  Catalog  von  Sakkelion,  Athen  1890,  S.  6),  Londin. 
Ilighgate  Burdett.- Coutts  III  1  m.  saec.  XI  (nach  Scrivener,  A  piain 
introd.  S.  237;  Greg.  Ac.  223),  Escorial.  T  III.  17  m.  saec.  XII  (nach 
Catal.  von  Miller  S.  139),  wahrscheinlich  auch  der  Codex  Theodori  a. 
1295  (nach  Scrivener  1.  c.  S.  211  in  library  Duke  of  Sussex).  Diese 
Variante  stand  auch  in  dem  Codex,  welcher  fttr  die  Polyglotta  Com- 
plutensis  gebraucht  wurde  (V.  Bd.  vor  Act.  Apost.  =  Zacagni  S.  529 — 
36).  Montfaucon  kennt  in  seiner  Biblioth.  Bibliothecar.  nur  eine  ein- 
zige Handschrift  des  Euthalios,  die  er  in  folgender  höchst  ungenauer 
Weise  beschreibt:  Vatican.  n.  8  plut.  2"  Peregrinatio  Pauli  et  Euthalii 
diaconi.  (I,  98).  Allem  Anscheine  nacli  sind  es  die  schon  Öfters  er- 
wähnten jijrodrjiiicu  Ilavlov;  auch  ist  die  Handschrift  vielleicht 
identisch  mit  dem  von  Zacagni  benutzten  Codex  Vat.  367.  Diesen 
Handschriften  nun  steht  eine  viel  grössere  Anzahl  anderer  gegenüber, 
welche  den  Namen  des  Euthalios  nicht  haben.  Wie  schon  oben  be- 
merkt, schreibt  der  Cod.  Coisl.  25  (Mtfc.  8.  78)  die  kleine  Vorrede  zu 
der  Kapiteleintheilung  der  Apostelgeschichte  Pamphilos  zu.*)  Die  übri- 
gen sind  ganz  ohne  Namen :  so  Cod.  Vatic.  Pii  II  50  m.  saec.  X 
(Gregor.  Ac.  80;  Stevenson  1.  c.  S.  197),  Vat.  Reg.  29  m.  saec.  X 
(Stevenson  S.  22),  letzterer  ist  identisch  mit  dem  Codex  Boeclerianns 
(Zacagni  S.  515),  aus  welchem  B.  zuerst  die  ganze  Vorrede  zu  den 
Paulusbriefen  anonym  herausgab  (Nov.  Test.  Argentor.  1645),  so  auch 
Cod.  Coisl.  205  (Mtfc.  264),  Taurin.  285  (Catalog  von  Pasini  I,  384), 
Cod.  Sinaiticus  274  (Gardthausen ,  Codd.  Sinait.  S.  56),  Vindob.  gr. 
theol.  37  (Lamb.  Koll  111,  173).  Ich  nenne  hier  nur  diejenigen,  von 
denen  ich  mich  überzeugen  konnte,  dass  sie  specifisch  Euthalianisches 
enthalten.  Wollte  ich  hier  alle  Handschriften  nennen,  die  gewöhnlich 
fnr  euthalianisch  angesehen  werden,  so  müsste  ich  ausser  den  oben 
genannten  fast  alle  nennen,  bei  denen  Gregory  in  seinem  Catalog  die 
Sigel  Euth.  angebracht  hat.  Das  Fehlen  des  Namens  des  Euthalios 
ist  besonders  auffallend  bei  den  Handschriften,  welche  den  ganzen 
euthalianischen  Apparat  enthalten.  Hierher  rechne  ich  die  Codd. 
Mutin.  U  G.  3  (Gregory  Ac.  112;  Allen,  Notes  on  greek  Mss.  in  Italy, 
London  1890,  S.  19.  saec.  IX — X,  wie  ich  glaube,  der  älteste  der 
bisher  bekannten),  Neapol.  II  A.  7.  saec.  XI,  der  mehrfach  erwähnte 
mit  der  Unterschrift,  Neapol.  II  A.  8.  saec.  X  (Cyrill.  I,  25),  dem 
vorausgehenden  sehr  ähnlich,  aber  wahrscheinlich  nicht  so  vollständig, 
endlich    Patmiac.   15.     saec.  XI   (Sakkelion    15,    Grog.   Ac.    388),    16 


I )  Das  gleiche  thut  auch  der  Cod.  Barbermi  VI  2 1 ,  wie  loh  aus  meinen 
rümischeu  Aufzeichnungen  nachtniglieh  ersehe. 


400        Der  Codex  H  ad  cpistulas  Pauli  und  „Euthalios  diaconos** 

(Sakkel.  ibid.  Greg.  Ac.  389).  Hierher  gehören  nach  Gregory  auch 
die  Codd.  Athen.  64  (Ac.  301»)  und  Vatic.  1971  (Ac.  328),  bei  denen 
wir  das  Fehlen  des  Namens  als  das  Gewöhnlichere  annehmen  dürfen. 
Den  vollständigen  Apparat  des  Euthalios  enthält  endlich  auch  die 
obere  Schrift  des  Codex  P  ad  Act.  et  Epistul.  (Gregory  1 ,  417)  ans 
dem  Jahre  1301.  Die  Notiz,  die  Tischendorf  in  seiner  Ausgabe  des 
Cod.  Pörfirian.  Chiovens.  darüber  gibt  (Monum.  sacra  ined.  Nov.  Coli.  V 
S.  XII),  lässt  jedoch  nicht  erkennen,  ob  der  Name  des  Euthalios  darin 
steht;  am  Anfang  steht  er  nicht,  denn  das  erste  Folioblatt  fehlt.  Die 
Ausgabe  dieses  Euthaliostextes  ist  in  Bd.  VI  der  Monumenta,  wo  sie 
erscheinen  sollte,  nicht  erfolgt. 

Wenn  nun  diese  Inventarisirung  der  Ilandschriften  des  „Euthalios** 
auch  nicht  vollständig  ist,  so  darf  doch  daraus  geschlossen  werden, 
dass  die  palaeographische  Ueberlieferung  ftir  ihn  keineswegs  günstig 
ist.  Nach  den  Gründen,  warum  sein  Name  in  so  vielen  Handschriften 
unterdrückt  wurde,  wollen  wir  noch  nicht  forschen;  dies  geht  über 
die  rein  palaeographische  Seite  der  Frage  hinaus.  Suchen  wir  nach 
historischen  Nachrichten  über  ihn,  so  tritt  uns  wieder  die  eigenthüm- 
liche  Erscheinung  entgegen,  dass  keiner  der  älteren  Litterar-  und 
Kirchenhistoriker  etwas  von  ihm  weiss.  Zacagni  hat  alle  seine  An- 
gaben über  ihn  aus  seinen  Handschriften  und  aus  dem  Text  selbst 
geschöpft;  aus  jenen  namentlich  die  nähere  Bestimmung  seiner  Würden 
als  Diacon  und  als  Bischof  von  Sulca.  Er  identificirte  ihn  dann  mit 
dem  Euthalios,  Archidiaconos  von  Konstantinopel ,  der  in  den  iVcten 
der  Synode  von  Chalcedon  erwähnt  wird  (Mansi  VI,  1096).  Dazu 
konnte  er  sich  durch  die  Uebereiustimmung  der  Namen  und  der  Zeit 
berechtigt  glauben;  doch  diese  ergiebt  nur  einen  negativen  Beweis, 
ein  positiver  kann  darin  niclit  erblickt  werden.  Zacagni  übersah  selbst 
eine  Schwierigkeit  nicht.  In  der  Vorrede  zu  der  Apostelgeschichte 
wird  der  Bischof  Athanasios  von  Alexandrien  als  Adressat  der  Aus- 
gabe genannt.  Da  nun  dieser  erst  um  490  diesen  Bischofsitz  einnahm 
(Le  Quien,  Oriens  Christ.  II,  422),  so  konnte  diese  Ausgabe  nicht  frülier 
angesetzt  werden.  Damit  stimmte  nun  der  Hinweis  des  Autors  auf 
seine  Jugend  wenig  (S.  428),  wenn  er  schon  32  Jahre  vorher  die 
Paulusbriefe  herausgegeben  hatte  und  39  Jahre  vorher  dem  Concil 
von  Clialcedon  beiwohnte.  Zacagni  suchte  sich  zn  helfen,  indem 
er  den  Ausdruck  rioi  ;f()orri>r  in  bildlichem  Sinne  nahm.  Dem  steht 
jedoch  die  richtige  Wahrnehmung  von  Gallandi  (Bibl.  PP.  X,  XIII) 
und  Gregory  (Proleg.  1,  154)  entgegen,  wonach  die  beiden  Ausgaben 
kurz  nach  einander  fertiggestellt  wurden;  das  jtqcüt^Vj  avvixa  cf/yra, 
mit  welcher  die  eine  auf  die  andere  gefolgt  sei  (Zac.  405),  könne  doch 
unmöglich  einen  so  grossen  Zeitabstand  zulassen.  Ich  füge  hinzu,  dass 
die  ganze  Anordnung  der  2  Schriften,  sowie  ihr  Stil  so  ähnlieh  sind, 
dass  auch  aus  diesem  Grunde  jener  Abstand  als  ausgeschlossen  er- 
scheint. Ausserdem  sind  auch  die  Lebensumstände  des  Verfassers  noch 
durchaus  dieselben,  während  er  doch  inzwischen  Bischof  hat  werden 
sollen.     Der   einzige  Unterschied  ist,   dass  er  die  Paulusbrief  auf  den 


\ 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrbard.  401 

licfehl  „seines  Vaters",  die  Apostelg^escbichte  aber  aus  brüderlicher 
Liebe  zu  xVthanasios  herausgab:  beiderseits  spricht  er  aber  in  ähnlicher 
Weise  von  Vätern  und  Hrüdern,  von  einer  kleineu  Hrüdergemeinschaft, 
in  der  er  gelebt  haben  muss  (Zac.  S.  405).  An  die  vorgeschlagene 
Identificirung  ist  also  nicht  zu  denken.  Von  den  4  anderen  Euthalii, 
die  das  Dictionary  of  Christian  Biogi-aphy  von  Smith  und  Wace  kennt, 
II,  394.  kann  auch  keiner  in  Frage  kommen,  ebenso  wenig  als  der 
Euthalios  monachos,  an  den  ein  Brief  von  Nilos  adressirt  ist  (Migne, 
Patr.  gr.  79,  405).  Ein  weiterer  Euthalios  wird  als  Autor  eines 
Commentars  zur  Apostelgeschichte  von  Franc.  Tumanus  (Constitut. 
A  postol.  S.  1 7)  genannt.  Zacagni  (praef.  S.  LXX)  verweist  auch  auf  Luc. 
Holstein,  observat.  in  Stephan.  Byzant.  de  urbibus  (ed.  Dindorf  Lips. 
1825,  II,  124).  Die  blosse  Erwähnung  des  Namens  Euthalios  diaconos 
zu  lixTaXsia  (Act.  14,  25)  lässt  jedoch  in  keiner  Weise  erkennen,  woher 
L.  Holstein  diese  Notiz  schöpfte,  noch  ob  er  ihm  hiermit  einen  Com- 
mentar  zuschreiben  will.  Ersterer  that  es  auf  Grund  einer  Vorrede 
zu  der  Apostelgeschichte,  worin  der  Verfasser  u.  a.  ankündigt,  er  werde 
im  Verlaufe  des  Commentars  die  Apostolischen  Constitutionen  Öfters 
heranziehen.  Zacagni  konnte  nichts  weiteres  über  einen  derartigen 
Commentar  feststellen.  Die  Vorrede,  von  der  Turrianus  spricht,  glaube 
ich  nun  in  dem  Codex  Neapel.  II  A.  7  wiedererkennen  zu  müssen. 
Cyrillus  hat  in  seinem  Catalog  (I,  14)  eine  längere  Stelle  daraus  publi- 
cirt  und  eine  vollständige  Analyse  davon  gegeben,  worin  eben  die 
Stiele  vom  (Jebrauch  der  Apostolischen  Constitutionen  wiederkehrt. 
Wegen  dieser  üebereinstimmung  schrieb  er  sie  auch  Euthalios  zu.  Die 
Handschrift  selbst  aber  giebt  sie  «nnonym,  kann  also  als  positiver  Zeuge 
für  diesen  Euthalios  nicht  dienen;  sie  begünstigt  diese  Hypothese  im 
(Jegentheil  sehr  wenig.  Die  Vorrede  steht  unmittelbar  nach  derjenigen, 
die  man  Euthalios  zuzuschreiben  gewohnt  ist;  nun  wäre  e&  doch 
wenigstens  sehr  eigenthümlich,  wenn  derselbe  Verfasser  zwei  Vorreden 
neben  einander  gestellt  hätte,  statt  eine  einlieitliche  zu  bringen.  Dazu 
kommt,  dass  beide  einen  anderen  Adressaten  haben,  die  erstere,  wie 
bekannt,  einen  Bruder  Athanasios,  die  zweite  einen  Eusebios  episcopos, 
dessen  Identificirung  mir  noch  nicht  gelungen  ist.  Sodann  mtlsste  dem- 
selben Euthalios  auch  ein  Lucascommentar  zugeschrieben  werden,  wo- 
von wir  unter  dem  Namen  des  Euthalios  keine  Nachricht  haben;  ein 
solches  Commentar  wird  nämlich  am  Anfang  dieser  Vorrede  ausdrück- 
lich erwähnt.  Eine  besondere  Verwandtschaft  des  Stiles  zwischen  bei- 
den Vorreden  kann  ich  endlich  mit  Cyrillus  nicht  wahrnehmen.  Wir 
haben  demnach  nicht  einmal  einen  genügenden  Grund,  um  diesen 
Commentar  Überhaupt  einem  Euthalios  zuzuschreiben,  erst  recht  keinen 
aber,  um  diesen  Euthalios,  sollte  er  sich  auch  als  Autor  erweisen 
lassen,  mit  dem  „Euthalios"  Bischof  von  Sulca  zu  idcntificiren.  Einem 
Euthalios  begegnet  man  endlich  in  einigen  Catenen,  und  zwar  zunäclist 
in  der  (\itena  in  Acta  Apost.  des  Codex  Oxon.  Nov.  CoUeg.  58,  die 
Cramer  herausgegeben  hat  (Catenae  in  Nov.  Testam.  Oxon.  III.  VIII. 
1844)   und  worin   schon  Wolf  (Anecdota  gr.  III,  194)  eine  Stelle  aus 

vm.  9.  28 


402        Der  Codex  H  ad  opistulas  Pauli  iind  „Euthalios  diaconos" 

Euthalios  gefunden  haben  wollte.  Die  betreffende  Stelle  (Gramer  111, 
422)  stammt  aus  der  Vorrede  zu  den  Paulusbriefen,  steht  jedoch  be- 
zeichneter Weise  ohne  Namen  des  Verfassers,  obwohl  der  p:anze  Titel 
der  Vorrede  anp^egeben  wird.  Wir  gewinnen  also  hieraus  kein  Zeugniss 
fttr  die  Autorschaft  des  , Euthalios",  was  man  nach  Wolf  und  Gramer 
hätten  glauben  sollen,  die  sich  auf  Zacagni  stützten,  um  ^Euthalios" 
jene  Stelle  zuzuweisen.  In  den  übrigen  gedruckten  Gatenen  kommt 
ein  Euthalios  nur  noch  in  der  auch  von  Gramer  edirten  Gatena  in  ep. 
ad  Rom.  vor  (1-  c.  IV,  511.  516).  Die  2  Auszüge,  die  unter  diesem 
Namen  stehen,  stimmen  mit  dem,  was  Zacagni  publicirt  hat,  nicht  über- 
ein; da  auch  jede  nähere  Bezeichnung  fehlt,  so  darf  man  auch  hier 
unseren  „Euthalios"  nicht  ohne  Weiteres  wiedererkennen.  Von  den 
mir  bekannten  handschriftlichen  Gatenen  ist  es  auch  nur  eine  Gatena 
in  ep.  ad  Roman,  in  Wien  (cod.  theol.  gr.  46  Lambec.-Kollar.  III,  1 73), 
die  Auszüge  mit  der  Benennung  Euthalios  enthält.  Zacagni  vermuthete 
darin  Fragmente  aus  der  Vorrede  zu  den  Paul  usbriefen ,  was  sehr 
wahrscheinlich  ist,  da  diese  Auszüge  auf  Fol.  4  und  5  stehen  (praef. 
8.  LXX).  In  diesem  Falle  haben  wir  hier  nur  eine  weitere  Hand- 
schrift mit  der  Angabe  des  Euthalios  als  Autor  jener  Vorrede,  deren 
Richtigkeit  ja  gerade  in  Frage  steht.  Als  einziger  litterarhistorisclier 
Zeuge  bliebe  somit  Oecumenios,  Bischof  von  Tricca  in  Thessalien,  übrig. 
Dieser  Gompilator,  über  den  wir  noch  nicht  genügend  unterrichtet  sind, 
der  aber  gewöhnlich  um  die  Wende  des  XI.  Jahrhunderts  angesetzt  wird 
(Cave,  Oudin,  Geillier  etc.),  giebt  ein  Bnichstück  der  Vorrede  zu  den 
Apostelbriefen  unter  ausdrücklicher  Nennung  des  Euthalios  Diaconos 
(Migne,  Patr.  gr.  118,  307),  ohne  jedoch  irgendwie  auf  den  Autor 
einzugehen.  Dieser  letztere  Umstand  und  der  compilatorische  Cha- 
rakter seiner  Arbeiten  überhaupt,  giebt  zur  Genüge  zu  erkennen,  dass 
auch  dieses  Zeugniss  keinen  selbständigen  Werth  hat  neben  den  Hand- 
schriften, die  Euthalios  als  Autor  der  vielgenannten  Vorrede  nennen. 
Zu  dem  Mangel  an  einer  selbständigen  historischen  Nachricht 
über  „Euthalios'*  tritt  eine  weitere  Schwierigkeit  hinzu,  sobald  wir  den 
Bischofsitz  ins  Auge  fassen,  der  ihm  in  einigen  Handschriften  beigelegt 
wird.  Ich  habe  gegen  Zacagni  schon  oben  dargethan,  dass  es  unrichtig 
sei,  Euthalios  die  Paul  usbriefe  als  Diaconus,  die  Apostelgeschichte  aber 
mit  den  katholischen  Briefen  als  Bischof  herausgeben  zu  lassen.  Da- 
mit wird  die  nähere  Bestimmung  des  Adressaten  als  Bischof  von 
Alexandrien  auch  unhaltbar,  da  die  Ausgabe  erschienen  war,  lange 
bevor  dieser  Athanasios  den  Bischofstuhl  von  Alexandrien  bestieg. 
Doch  die  grösste  Schwierigkeit  bietet  die  Angabe  der  Bischofstadt 
Sulke  selbst.  Schon  Zacagni  konnte  sich  nur  dadurch  helfen,  dass 
er  aovXx?!  durch  xi^iXxfj  ersetzte  (praef.  S.  LXIV),  was  palaeographisch 
unzulässig  ist.  Eine  Kirche  mit  dem  Namen  Sulcis  ist  nur  in  Sardinien 
zu  finden,  woran  nicht  zu  denken  ist,  da  die  ganze  Beschaffenheit  der 
euthalianischen  Ausgabe  uns  nach  dem  Orient  weist.  Gave  (I,  446) 
überlässt  die  Lösung  dieser  Frage  Anderen;  Gallandi  (Bibl.  X,  XIII) 
hielt  sie   für  unlösbar.     Auch   P.  Garns   (Series   episcop.)    kennt   nnr 


von  Prof.  Dr.  Albort  Ehrbard.  403 

Snlcis  iD  Sardinien  und  Ed.  Kcuss  giebt  zu,  dass  Sulkn  nicht  mehr 
näher  bestimmbar  sei  (Real-Enc.  f.  prot.  Th.  ^  XIV,  701  art.  Stichom.). 
Hiernach  dürfen  wir  die  Richtigkeit  der  Ueberschrift  in  den  oben  ge- 
nannten Codd.  mit  Fug  und  Recht  anzweifeln,  namentlich  nachdem 
bereits  eine  Unrichtigkeit  in  derselben  erwiesen  ist,  die  Widmung 
nämlich  an  den  Rischof  Athanasios  von  Alexandrien,  und  ihre  ganze 
Fassung  dadurch  verdächtig  geworden.  Ein  anderweitiges  Zeugniss  fttr 
einen  Euthalios  als  Bischof  von  Sulka  existirt  aber  nicht. 

Keiner  der  Gründe,  auf  die  die  bisherige  Annahme  eines  „Entha- 
lios"  als  Verfasser  der  beiden  Schriftausgaben  sich  gestützt  hat,  kann 
somit  als  stichhaltig  angesehen  werden:  keiner  verbietet  es,  eine  nene 
Lösung  der  Frage  zu  versuchen.  Zu  diesem  Versuche  aber  drängt  die 
obige  Wahrnehmung  eines  Euagrios  in  der  Unterschrift  des  Codex  H 
gebieterisch  hin.  Von  den  17  Trägem  dieses  Namens,  die  das  Dictio- 
nary  of  Christian  Riography  (II,  419)  aufweist,  kann  nach  näherer 
Betrachtung  nur  einer  in  Betracht  kommen,  nämlich  Euagrios  PonticoB. 
Ein  positives  Zeugniss,  das  ihn  als  Veranstalter  von  Schriftausgaben 
nennt,  steht  mir  allerdings  nicht  zur  Verfügung;  es  weisen  aber  so 
manche  Einzelheiten  gerade  auf  ihn  hin,  und  seine  Autorschaft  erklärt 
hinwiederum  in  so  natürlicher  Weise  eine  Reihe  von  dunklen  Punkten, 
die  bisher  die  Euthaliosfrage  gekennzeichnet,  dass  man  man  wohl  der 
neuen  Aufstellung  einen  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  nicht  ab- 
sprechen wird. 

Ueber  diesen  Euagrios  sind  wir,  im  Gegensatz  zu  Euthalios,  durch 
eine  Reihe  von  Notizen  bei  den  alten  griechischen  Kirchcnhistorikem 
genugsam  unteiTichtet.  Danach  war  er  in  Pontus  geboren  und  wurde 
um  380  von  Gregor  v.  Nazianz,  nach  anderen  von  Gregor  v.  Nyssa, 
zum  Diakon  geweiht.  In  Folge  von  Schwierigkeiten,  die  ihm  in  der 
Verwaltung  seines  Amtes  in  Eonstantinopel  entgegentraten,  kam  er 
nach  Palästina  und  von  da  nach  Aegypten,  wo  er  zuerst  in  der  nitri- 
schen  Wüste,  dann  in  dem  grossen  Kloster  ra  xiXXta  dem  Einsiedler- 
leben sich  ergab.  Von  da  fehlen  alle  weiteren  Notizen  über  seine 
weiteren  Lebensumstände  mit  Ausnahme  der  Nachricht,  dass  er  einen 
ihm  angebotenen  Bischofstuhl  grossmüthig  ausschlug.  Hingegen  wissen 
wir,  dass  er  eine  rege  litterarische  Thätigkeit  entwickelte  und  nament- 
lich manches  zum  Gebrauch  der  Mönche  schrieb.  Von  seinen  Schriften 
sind  uns  jedoch  nur  sehr  wenige  erhalten  und  diese  grösstentheils  nur 
in  Bruchstücken  (Migne,  Patr.  Gr.  40,  1214;  daselbst  in  den  Proleg. 
von  (iallandi  die  Quellen).  Sie  erfuhren  frühzeitig  eine  Uebersetzong 
in's  Syrische:  in  dieser  Sprache  ist  uns  sogar  mehr  erhalten  als  in  der 
Originalsprache,  harrt  aber  noch  der  Veröffentlichung  (vgl.  Wright, 
Cat4ilogue  of  the  syriac  Mss.  in  the  Brit.  Museum  II,  445  cod.  567. 
saoc.  VI — VII;  568,  saec.  VI.  etc.  III,  1274).  In's  Lateinische  wurde 
manches  schon  von  Rufinus,  seinem  Zeitgenossen  übersetzt  (Hieronym. 
ep.  133  ad  Ctesiph.  M.  Patr.  lat.  22,  1151)  und  später  von  Gen- 
nadios,  dem  bekannten  Litterarhistoriker  (ed.  Herting  Lips.  1879  8.  75). 
Die  Sammlung   der  griechischen  Fragmente   bei  Migne   ist   nicht  voll- 

28* 


404        Der  Codex  II  ad  cpistulas  Pauli  uud  „Eutlialion  diacouos" 

ständig.  Nach  Ausweis  der  Ilandschriftencatalo^c  ist  nuch  cinif^es 
von  ihm  inedirt.  In  den  gedruckten  und  handschriftlichen  Catenen 
wird  er  öfters  genannt.  Zu  einer  kritischen  Ausgabe  seiner  Werke 
sind  in  den  bisherigen  l^blicationen  kaum  vorbereitende  Arbeiten  zu 
erblicken;  es  wtlrde  zu  weit  führen,  auf  das  Einzelne  hier  näher  ein- 
zugehen: ich  behalte  mir  vor,  es  andernorts  zu  thun.  Der  Verlust 
nun  der  meisten  seiner  Schriften  ist  kein  zufälliger,  sondern  hängt 
ursächlich  zusammen  mit  seiner  Verdammung  als  Origenist  auf  der  V. 
und  VI.  allgemeinen  Synode,  sowie  auf  dem  Lateranum  des  Jahres 
649  (Euagrios,  Ilist.  Eccl.  1.  4.  c.  38,  Migne,  Patr.  lat.  86.  2.  2772; 
Mansi,  Concil.  X,  1157;  XI,  631.  709  etc.).  Den  Ruf  eines  Origenisten 
genoss  er  schon  zu  seinen  Lebzeiten  und  dieser  zog  ihm  den  Uumuth 
von  Uieronymos  zu,  der  sich  wiederholt  sehr  ungünstig  über  ihn 
äusserte  (ep.  ad  Ctesiph.  1.  c;  adv.  Pelag.  1.  1.  M.  23,  496)  und  in 
seinen  Schriftstellercatalog  nicht  einmal  aufnahm.  Bald  nach  seinem 
Tode  wurde  sogar  seine  Zelle  sorgfältig  gemieden:  soll  doch  ein  Mönch, 
der  sie  wieder  bewohnen  wollte,  nach  der  Erzählung  von  Moschus 
(Prat.  spir.  c.  1 77  M.  P.  gr.  87.  3,  3048)  den  anderen  Morgen  darin  todt 
aufgefunden  worden  sein!  Man  darf  daher  den  Mangel  eines  bestimmten 
Hinweises  auf  eine  Schriftausgabe,  die  sich  unter  den  Schriften  von 
Euagrios  Ponticos  finden  sollte,  nicht  zu  sehr  urgiren,  theils  wegen 
der  bereits  betonten  .ungenügenden  Publication  des  noch  Erhaltenen, 
noch  mehr  aber  in  Erwägung  des  soeben  angedeut<)ten  für  Euagrius 
sehr  ungünstigen  Umstandes.  Einen  solchen  Hinweis  könnte  man  aller- 
dings in  den  lega  ßißkla  erblicken,  die  der  gleich  zu  nennende  Pal- 
ladius  unter  den  Schriften  des  Euagrius  aufzählt,  besonders  wenn  man 
den  specifischen  Gebrauch  dieses  Ausdruckes  für  die  Hl.  Schrift  be- 
achtet. Wegen  des  Mangels  einer  näheren  Beziehung  auf  die  hier 
in  Frage  kommenden  biblischen  Schriften,  will  ich  diese  Notiz  vor- 
läufig auf  sich  beruhen  lassen.  Ein  erstes  fassbares  Moment  für  seine 
Autorschaft  erblicke  ich  in  einer  weiteren  Notiz  seines  Biographen 
Palladios.  Dieser  Beschrciber  des  Mönchslebens  in  Aegypten  und 
Palästina  am  Ende  des  4.  Jahrhunderts  widmet  Euiigrios  seinem  geist- 
lichen Lehrer  ein  Kapitel  seiner  Historia  lausiaca,  worin  er  u.  A.  be- 
zeugt, Euagrios  habe  seinen  Lebensunterhalt  durch  Bücherabsch reiben 
gewonnen  und  sich  besonders  durch  eine  vorzügliche  Schriftart,  die  er 
o^vQvyxov  ;f«()axT/y(>a  nennt ,  ausgezeichnet  (Hist.  laus.  c.  86  Mignie, 
Patr.  gr.  35,  1188:  yQa(f.cov  xov  trov^  Ttjr  Tifi?)r  fiovov  wi»  iiod-itv 
iv^v(oc  yoQ  tyQatft  xov  o^vQvyxov  ;(«()«xt//()«.  Eine  alte  Ueber- 
setznng  des  Palladios  giebt:  pulchre  enim  scribebat  libralem  manum 
(Rosweid,  Vitae  patrum,  Antwerp.  1628,  S.  997),  was  mir  unverständ- 
lich ist.  Rosweid  selbst  missbilligte  mit  Recht  die  Uebersetzung  von 
Gentianus  Hervetus  mit  celerem  charact^rem  (ibid.  764),  war  sich  aber 
selbst  nicht  klar  über  deren  Bedeutung,  indem  er  sowohl  den  charac- 
terem  romanum  sive  rotundum  als  die  Cursive  zuliess  (S.  1045).  Der- 
selbe Ausdruck  (in  den  neueren  Palaeographien  und  in  Ducange  sucht 
man  ihn  vergeblich)  kehrt  wieder  bei  Philoponus,  Comment.  in  Analyt. 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  405 

Aristot.  in  der  Redensart:  rov  o^vQvyxov  rvnov  /(^a^rf^i^  (ed.  Schweigh. 
S.  3,  nach  Stephanu8,  Thesaurus  ling.  gr.  neue  Aufl.  s.  v.).  Der  Ver- 
anstalter der  Ausgabe  von  Paris  1543,  die  mir  allein  zur  Verfügung 
steht,  übersetzte  mit  aeuto  rostro  pingere.  Da  jedoch  der  Ausdruck 
liier  auf  die  Malerei  angewandt  wird,  so  lässt  sich  die  palaeographische 
Bedeutung  desselben  nicht  genau  bestimmen.  Ich  möchte  die  Ueber- 
sctzung  durch  „spitzschnabelige  Schriftletter"  vorschlagen  und  darin 
eine  Bezeichnung  der  griechischen  Majuskel  resp.  Ünciale  im  Gegen- 
satz zur  Cursive  erkennen.  Wahrscheinlich  ist  es  ein  neuer  Ausdruck 
für  jenen  eigenthümlichen  alexandrinischen  Ductus,  der  in  den  Acten 
der  IV.  Synode  von  Konstantinopel  erwähnt  wird  und  den  Gardthausen 
in  den  Lettern  des  Cod.  Sinaitic.  erblicken  zu  dürfen  glaubte  (Griech. 
Paläügr.  S.  408).  Euagrios  Ponticos  wird  also  ausdrücklich  als  Calli- 
graph  bezeugt  und  ein  Euagrios  hat  die  Unterschrift  des  Codex  IT  ge- 
schrieben. Wenn  unsere  Uebersetzung  richtig  ist,  passt  auch  die  Be- 
zeichnung der  von  ihm  vorgezogenen  Schriftlettem  auf  den  Codex  H. 
Die  ursprünglichen  Lettern  sind  allerdings  hier  fast  überall  von  einer 
späteren  Hand  mit  neuer  Tinte  überstrichen  worden:  glücklicherweise 
sind  sie  doch  wenigstens  an  einer  Stelle  erhalten,  welche  Montfaucon 
aus  diesem  Grunde  facsimilirt  hat  (Bibl.  Coisl.  S.  262).  Hier  sind  aber 
die  Lettern  viel  feiner  und  schärfer,  die  Striche  viel  dtlnner  und 
namentlich  die  Extremitäten  viel  spitzer,  als  dies  bei  den  renovirten 
Lettern  der  Fall  ist.  Zu  diesem  ersten  Momente  für  Euagrios  tritt  ein 
zweites  hinzu.  W^ie  oben  näher  dargethan,  ist  der  Codex  H  sticho- 
metrisch  geschrieben;  nun  berichtet  aber  Socrates  (H.  E.  4,  23.  ed. 
Bright  8.  195),  Euagrios  habe  6v6  ortxrjQcc  geschrieben,  worunter  wir 
nach  der  näheren  Erklärung  von  Gennadios  zwei  Abhandlungen  mora- 
lischen Inhalts,  die  er  an  Mönche  und  Nonnen  richtete,  zu  verstehen 
haben.  Die  Bezeichnung  von  Socrates  geht  auf  die  Form,  in  der  diese 
Abhandlungen  geschrieben  waren  und  ist  synonym  mit  ßlßXoi  örixfl' 
Qojc:  yeyQa/if^ivai ,  filßXoL  oxtx^}Qal  (Ch.  Graux,  Nouvelles  recherches 
sur  la  stichometrie  Revue  de  philol.  1878,  S.  130);  sie  bedeutet  somit 
die  Abtheilung  in  Sinnzeilen ,  welche  beim  Cod.  H  vorkommt.  Diese 
Schreibweise  war  Euagrios  sehr  geläufig,  wie  seine  übrigen  Schriften 
beweisen,  die  alle  in  kurzen  Absätzen  und  Sentenzen  geschrieben 
waren.  Er  konnte  daher  auf  die  natürlichste  Weise  auf  den  Gedanken 
kommen,  die  Apostelgeschichte  und  die  neutestamentlichen  Briefe  in 
solche  Absätze  zu  bringen  (Cod.  H:  syQatpa  . .  xara  Övvafiiv  CrBiXtj' 
Qolc).  Die  Beschäftigung  mit  der  hl.  Schrift  gehörte  zu  den  ersten 
und  häufigsten  der  aegyptischc^n  Einsiedler  und  wird  von  Euagrios  aus- 
drücklich und  mit  besonderer  Betonung  ausgesagt  (Rosweid  1.  c.  S.  987) 
sowie  auch  seine  Belesenheit  überhaupt  (ibid.  S.  598). 

Nehmen  wir  diese  neue  Identificirung  einmal  an,  so  erklären  sich 
mehrere  Eigenthümlichkeiten  im  „euthalianischen^  Texte  sehr  einfach. 
In  den  Vorreden  und  in  der  Unterschrift  des  Cod.  H  ist  die  Rede  von 
Brüdern  und  Vätern  {d6eXg}ovc  rt  xaX  naxtQac;  Zac.  S.  405  f.)  und 
zwar  in  beiden  Schriftausgaben.     Diese  Benennung  ftihrt  uns  aber  am 


406        Der  Codex  H  ad  epistolas  Pauli  und  „Euthalios  diaconos** 

ehesten  in  eine  klösterliche  Gemeinschaft,  wo  sie  a]]p:emein  üblich  war. 
£uagrios  aber  war  Mönch  und  Mitglied  der  grossen  Genossenschaft  der 
aegyptischen  Einsiedlerwelt:  er  konnte  daher  füglich  von  Brüdern  und 
Vätern  sprechen.  Auch  seine  übrigen  Schriften  sind  an  die  Mönche 
gerichtet  und  darunter  eine  an  den  Bruder  Anatolius  (Migne  40,  1220); 
gleichwie  die  „euthalianische"  Apostelgeschichte  an  den  Bruder  Atha- 
nasios  (Zac.  S.  409),  beide  sind  aber  für  alle  übrigen  Brüder  bestimmt. 
Fragen  wir  weiter,  warum  der  Name  des  Autors  der  Vorreden  in  so 
vielen  Handschriften  fehlt,  warum  selbst  in  denen,  die  ihn  nennen, 
ein  Schwanken  zwischen  Athanasios,  Pamphilos,  Kcthalios,  Euthalio.s 
diaconos  und  Euthalios  episcopos  besteht,  warum  namentlich  die  erste 
Zeile  der  Unterschrift  des  Cod.  II,  die  den  Namen  Euagrios  enthielt, 
ausgemerzt  und  von  der  spüteren  Renovirnng  nicht  berührt  wurde, 
80  finden  wir  dafür  in  der  Anathematisirung  des  Euthalios  als 
Origenist  eine  entsprechende  Erkläining.  F]s  ist  ja  bekannt,  wie  die 
häretischen  Schriften  im  kirchlichen  Alterthum  systematisch  vernichtet 
wurden.  Dabei  hatte  man  in  erster  Linie  diejenigen  im  Auge,  in 
denen  ihre  abweichenden  Lehren  zum  Ausdruck  kamen:  mit  den  übri- 
gen verfuhr  man  nach  dem  Ausspruche  des  Herrn  in  der  Parabel  vom 
Fischnetze,  dessen  Befolgung  der  Abt  Barsanuphios  auf  eine  Anfrage 
gerade  bezüglich  der  Schriften  des  Euagrios  am*ieth:  Man  sammle  die 
guten  Fische  in  Geschirre  zusammen,  die  schlechten  aber  werfe  man 
hinaus  (Migne,  P.  gr.  86  1,  896).  Da  nun  in  jenen  Von-eden  von 
Origenismus  nichts  zu  bemerken  war,  so  wurden  sie  durch  Abschriften 
weiter  verbreitet,  der  Name  aber  in  odium  auctoris  weggelassen.  Auch 
die  vandalische  Zerstörung  des  Cod.  II,  der  schon  vor  1218  aus- 
einandergerissen und  um  jenes  Jahr  für  nicht  besser  befunden  wurde, 
als  um  anderen  Handschriften  zum  Umschlag  zu  dienen,  wird  dadurch 
begreiflicher.  Ich  gebe  allerdings  zu,  dass  die  Annahme  eines  so 
eigenartigen  Umstandes  dafür  nicht  nothwendig  ist.  Jedenfalls  aber 
erklärt  jene  Ausmerzung  das  Ersetzen  des  N.*imens  EvicyQio^  durch 
Evd^itXtog,  mag  dies  nun  absichtlich  oder,  was  palaeographisch  dMrch- 
aus  zulässig  ist,  durch  Versehen  geschehen  sein.  Die  Absichtlichkeit 
der  Aenderung  darf  um  so  weniger  abgewiesen  werden,  als  ja  auch 
einige  Schriften  des  Euagrios  sich  unter  dem  Namen  des  Nilos  vor- 
finden (vgl.  Fabric.-Hari.  X,  10,  Fessler,  Instit.  Patrol.  11,  603).  In 
dem  Zusätze  ditixovoc  darf  nicht  nur  keine  Schwierigkeit  erblickt 
werden,  sondern  sogar  eine  neue  Bestätigung:  denn  gerade  von  Euagi-ios 
wissen  wir,  dass  er  Diacon  war,  und  Palladios  giebt  ihm  diesen  Bei- 
namen gleich  zu  Beginn  seiner  Lebensbeschreibung :  tu  xara  Kv- 
vLfQioVy  Tov  aoidtfioif  Aii(xo7*ür  1.  c.  Auch  die  nähere  Bezeichnung 
des  Adressaten  als  Bischof  von  Alexandrien  chnrakterisirt  sich  nach 
Obigem  nur  als  ein  Versuch,  den  in  der  Vorrede  genannten  xVthanasios 
zu  identificiren  ,  und  zwar  glaube  ich,  dass  man  ursprünglich  eher  an 
Athanasius  den  (Jrossen,  als  an  Athanasins  II.  gedacht  hat.  Es  bleibt 
also  nur  der  Zusatz  einiger  Handschriften :  ixioxojtd^  ooi'/xiyc  un- 
erklärt.    Dif  erste  Linie  der  l-nterschrift  ist  so  gründlieh  ausgemerzt. 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  407 

dass  nichts  mehr  davon  wahrgenommen  werden  kann  ausser  dem  ersten 
Worte.  Nach  dem  Facsimile  und  schriftlichen  Angaben  von  H.  Omont 
sind  nur  noch  Spuren  von  kleineren,  feineren  Schriftztlgen  einer  späteren 
Hand  zu  erkennen.  Jener  Zusatz  stand  sicher  nicht  dabei,  schon  weil 
nur  noch  für  10 — 11  Lettern  Raum  tibrig  bleibt  und  der  Autor  unter 
allen  Umständen  damals  noch  nicht  Bischof  gewesen  sein  kann.  Auf 
eine  Reconstruirung  muss  verzichtet  werden;  nach  der  Ueberschrift  der 
capitula  practica  des  Euagrios  würden  aber  die  Worte:  o  iv  öxr/TH 
oder  6  iv  xbXXloiQ  den  Raum  bequem  ausfüllen.  Die  Vorlage  des 
Cod.  Neapol.  A  11  7  hatte  den  ursprünglichen  Wortlaut  schon  nicht 
mehr,  da  er  bloss  EvayQiog  giebt.  Auf  die  Angabe  der  Bischofstadt 
selbst  wäre  ein  grösseres  Gewicht  zu  legen,  wenn  sie  nicht  an  sich 
uncontrolirbar  wäre.  Die  sprachlichen  Gründe  sodann,  auf  die  hier 
Zacagni  Aegypten  als  die  Heimath  des  Verfassers  annahm,  und  die 
auch  bei  Tischendorf  in  seinen  Monnmenta  sacra  inedita  immer  wieder 
zurückkehren,  um  Aegypten  als  die  Heimath  der  ältesten  Codd.  zu  er- 
weisen, stehen  unserer  Annahme  nicht  entgegen,  da  Euagrios  in 
Aegypten  lebte  und  dort  starb.  Dasselbe  gilt  von  der  alexandrinischen 
Stellung  des  llebräerbriefes  vor  den  sog.  Pastoralbriefen,  die  Euagrios 
die  geläufigste  sein  muss.  Was  weiterhin  die  Erwähnung  der  Biblio- 
thek von  Caesarea  angeht,  die  man  am  Ende  der  katholischen  Briefe 
liest  und  in  der  Unterschrift  des  Cod.  H  wiederkehrt,  so  hat  Zacagni 
angenommen,  „Euthalios"  sei  nach  Caesarea  gereist,  um  die  Hand- 
schrift von  Pamphilos  zu  vergleichen.  Diese  Meinung  theilt  auch 
Ch.  Graux  1.  c.  S.  121,  obgleich  er  den  gi-össten  Theil  der  Notiz  in 
Zacagni's  Ausgabe  für  einen  späteren  Zusatz  ansieht.  Durch  die 
Wiederholung  derselben  Collationsangabe  in  dem  Cod.  H  wird  das 
ausser  Zweifel  gestellt.  Nun  ist  es  aber  klar,  dass  für  Euagrios,  der 
bewiesenermassen  nach  dem  hl.  Land  kam  und  hiebei  sehr  leicht 
Caesarea  und  dessen  Bibliothek  kennen  lernen  konnte,  weit  weniger 
eine  Unmöglickeit  bestehen  konnte,  nach  Caesarea  zu  kommen  oder 
die  Bibliothek  von  Pamphilos  zu  benutzen,  als  ftlr  „Euthalios". 

Eine  ernstere  Schwierigkeit  bietet  nur  die  Chronologie.  Ich 
meine  damit  nicht  die  Datirung  des  Cod.  H.  Nachdem  zugegeben  ist, 
dass  er  Mitte  des  V.  Jahrhunderts  angesetzt  werden  kann,  so  kann 
auch  seine  Verlegung  an  den  Anfang  des  V.  oder  Ende  des  IV.  Jahr- 
hunderts aus  palaeographischen  Gründen  nicht  beanstandet  werden; 
iibrij^ens  kann  der  Cod.  H  auch  als  eine  der  ersten  Abschriften  des 
Autographen  von  Euagrios  angesehen  werden.  Ich  habe  vielmehr  die 
Zeitbestimmung  am  Ende  der  ftaQTVQoXoyiov  IlavXov  xov  ojt.,  wel- 
ches das  Jahr  458  angiebt  und  auf  Grund  derer  Zacagni  und  alle 
übrigen  bis  zur  Stunde  des  „Euthalios"  Arbeit  auf  dieses  Jahr  an- 
gesetzt haben.  Nun  ist  aber  Euagrios,  wenn  nicht  399,  wie  man  nach 
dem  Vorgange  von  Tillemont  (Memoires  X,  379,  796)  allgemein  an- 
nimmt, so  doch  Anfangs  des  IV.  Jahrhunderts  gestorben.  JBevor  man 
zur  Schlussfolgerung  schreitet,  beachte  man,  dass  2  Daten  am  Ende 
der  Vorrede  zu  den  Paulusbriefen  stehen,  zuerst  das  Jahr  396,  hierauf 


408        Der  Ck>dex  H  ad  epistulas  Pauli  und  „Euthalios  diaconos*' 

in  einem  Zusätze,    der   die  seit  jener  ersten  Datirung  verflossene  Zeit 
angiebt,   das   Jahr   458   (Zacap:ni  8.  536.  37).     Zacagni   hat   nun    den 
Abschnitt  mit   dem   Jahre  39(>    dem   illteren   Kirchcnschriftsteller   zu- 
gewiesen, von  dem   „Enthalios^  auch  seine  Kapiteleintheilung  entlehnt 
habe.     Letzteres  ist  richtig   und  wird  von  „Euthalios''  selbst  bezeugt; 
ersteres    ist   aber  rein   erfunden   und   nur   aus   dem   Bedürfnisse    ent- 
sprungen, die  unbequeme  doppelte  Datirung  zu  erklären.     Ein  Grund, 
auf  den  sich  Zacagni's  Ansicht  stützen  könnte,  ist  absolut  nicht  eriind- 
lich.     Sehen  wir   uns   die   Sache   selbst   an,   so  ist  es  doch  sehr  auf- 
fallend, dass  „Euthalios"  in  höchst  unnützer  Weise  eine  chronologische 
Angabe  hinschreibe,  um  sie  gleich  darauf  zu  corrigiren.   Das  darf  ohne 
Beweis  nicht  angenommen  worden;  Beweise  sind  aber  keine  dafür  da. 
Gerade   das  Gegentheil    halte   ich   für  richtig,   dass  niimlich  die  erste 
Datirung    dem   Verfasser    zugeschrieben    werden    muss,    während    die 
zweite   von    einem   späteren  Abschreiber   im   Jahre  458   herrührt  und 
dann  gedankenlos  weiter  tradirt  wurde,  dass  somit  Cave  sehr  unrecht 
gethan   hat,   seine   ursprüngliche  Ansetzung   des    „Euthalios"  auf  das 
Jahr  396  zu  verlassen,  um  die  von  Zacagni  anzunehmen  (1,  446,  edit. 
nov.  Oxon.  1740).     Für  diese  Ansicht  spricht  mehreres.     Zunächst  ist 
es  das  natürlichste,  nachdem  einmal  nichts  dazu  berechtigt,  die  erste 
Datirung   als    ein   früheres  Stück   anzunehmen,   in   der   zweiten  einen 
späteren  Zusatz   zu   erblicken.     Dann:    am   Ende   der  ersten  Datirung 
sind  die  orixoi  sorgfältig  aufgezählt,   wie  „Euthalios''  es  immer  thut, 
während  der  mit  'E07jfi£tcooafji7jv  beginnende  Zusatz  diese  Zählung  am 
^ndc   nicht  hat.     Weiterhin  aber  kommt  dieser  Zusatz  nur  in  einigen 
Handschriften   vor   und   zwar   unter   solchen   Umständen,   die    ihn  als 
einen  späteren  Zusatz  palaeographisch  erweisen.     Zacagni  hat  ihn  nur 
in  dreien  seiner  Handschriften  gefunden  (S.  536  not.  5);  mehr  Gewicht 
lege    ich   auf   folgendes:    der    Cod.   Neap.  I.  A.  7,    der   den   Namen 
Euagrios    bewahrt    und    im    ganzen    der    ursprünglichen    Gestalt    der 
„euthalianischen''    Arbeit  wohl  am  nächsten  steht,   hat  das  fiagrvQO^ 
Xoyiov  IlavXov  am  Ende  der  Paulusbriefe,  was  unstreitig  ein  besserer 
Platz  dafür  ist  und  die  Ausgabe  am  passendsten  abschloss;  den  Zusatz 
mit   der   zweiten    Datirung   aber   hat   er    nicht,    denn  Cyrill    hebt    die 
Gegenwart   desselben   im  Cod.  11.  A.  8  im  Gegensatz  zu  dem  vorigen 
ausdrücklich  hervor  (Catal.  1,  31).    Auch  in  der  Catena  zu  der  Apostel- 
geschichte   im    Cod.    Oxon.   Nov.  Colleg.  58    (Crnmer   III,    424)    steht 
am  Ende  des  Mart\  rologiunis  die  erste  Datining,  nicht  aber  die  zweite, 
obgleich  jene    ebensowenig   für    die    Zeit   des   Compilators    passtc    als 
diese.     Im  Cod.  Vatic.-lieg.  29,  den  Boeckler  benutzte,  stehen  nur  die 
ersten  Worte  des  Zusatzes  als  Abschluss  des  Mnrtyndogiums:  'fJofjfUria}- 
odfi7jV   uxQtßfOQ   TOi'  ;|r()oror   tov  //<r(>rr(>/oi'  riavhw  djtooroXov, 
Noch    mehr:    in    dem    (/od.  A  ß  VI    von  (irottnferratn  (Roechi,    Codd. 
Cryptenses    S.  22)    steht   an    Stelle    dieses  Zusatzes    ein   anderer,    den 
Uocchi  als  nicht  euthalianisch  bezeichnet  und  von  einem  anderen  Autor 
herübergenommen  glaubt:   „nisi  res  ipsius  callijrraphi  sit."    Die  Willkür, 
mit  der  handschriftliche  Stellen  behandelt  werden,  ist  aber  anerkannter- 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard.  409 

maesen  eines  der  besten  Merkmale  ihres  späteren  Ursprunges.  Verhält 
es  sich  aber  mit  den  zwei  Datirungen  in  dieser  Weise,  dann  bildet 
das  Jahr  39 H  nicht  nur  keine  Schwierigkeit  mehr,  sondern  passt  sehr 
gut  auf  Euagrios  Ponticos,  der  um  399  starb.  Nach  Tillemont,  der 
sich  auf  Palladius  stützt,  war  er  damals  54  Jahre  alt;  (Zacagni  S.  428), 
womit  auch  die  Worte  der  kleineren  Vorrede  zur  Apostelgeschichte 
nvioi  XQorcDV  Tt  xal  iiad^fjfiarojv'^^  die  ja  sicher  nicht  buchstäblich 
zu  fassen  sind,  zu  ihrem  Rechte  kommen. 

In  seinem,  vor  Jahresfrist  erschienenen  IL  Bande  der  Geschichte 
des  N.  T.  Kanons  (Leipz.  1890)  Fagt  Th.  Zahn  mit  Recht:  „Man 
braucht  nur  den  Namen  Euthalios  auszusprechen,  um  an  eine  Menge 
unerledigter  Fragen  zu  erinnern"  (S.  384).  Angesichts  dieses  Aus- 
spruches mag  CS  sich  lohnen,  die  Resultate,  zu  denen  ich  auf  palaeo- 
«!:raphisch-historischem  Wege  gelangt  bin,  kurz  zusammenzustellen: 

1.  Kin  Euthalios  diaconos,  der  mit  der  Frage  nach  der  neutestament- 
liehen  Stichometrie  und  den  sogen,  euthalianischen  Ausgaben  der 
Apostelgeschichte  und  der  neutestamentl.  Briefe  zusammenhänge, 
lässt  sich  historich  nicht  nachweisen. 

2.  Der  Veranstalter  dieser  Ausgaben  hiess  Euagrios. 

3.  Dieser  Euagrios  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  Euagrios  Pon- 
ticos, der  gegen  Ende  des  IV.  Jahrh.  in  Aegypten  lebte  und  von 
späteren  Kirchenversammlungen  als  Origenist  mit  dem  Bann  be- 
legt wurde.  Die  Identität  der  beiden  mit  Sicherheit  zu  behaupten, 
das  verbietet  der  Mangel  an  gentigenden  äusseren  Zeugnissen. 
Dieser  aber  wird  in  unserem  Falle  durch  innere  Grtlnde  nicht 
aufgewogen;  zwischen  den  Vorreden  der  „euthalianischen''  Schrift- 
ausgaben und  den  erhaltenen  Fragmenten  des  Euagilos  konnte 
ich  eine  auffallende  Aehnlichkeit  in  Stil  und  Wortschatz  nicht 
wahrnehmen.  Nur  einige  palaeographische  Ausdrücke,  wie  „t« 
xfffakaia  ditXtlP  (Euagr.  ad  Anatol.  M.  P.  gr.  40,  1221;  Za-i 
cagni,  prol.  ad  Act.  Apost.  S.  413),  dvdyvcDOig  für  Lesung  der 
hl.  Schrift  (Euagr.  ibid.  S.  1240;  Zacagn.  passim.)  finden  sich 
beiderseits  vor.  Doch  kann  dieser  Umstand  hinwiederum  auch 
die  Wahrscheinlichkeit,  die  aus  den  dargelegten  Momenten  ge- 
wonnen wurde,  nicht  aufheben,  namentlich  weil  die  Ausführungen 
über  den  Nutzen  der  hl.  Schrift  (Zacagni  S.  406),  über  den  Ge- 
horsam (ibid.  S.  516)  in  den  Capita  des  Euagrios  nicht  wieder- 
kehren, ebensowenig  als  Angaben  über  die  Apostelgeschichte  oder 
Paulus  und  dessen  Briefe.  Stellen  rein  palaeographischen  Inhalts 
aber  sind  überliaupt  nicht  geeignet,  für  innere  Oillnde  eine  Unter- 
lage zu  bieten.  Jedenfalls  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  dass  man 
als  Autor  unseri^r  Schriftausgabe  eine  besondere  Persönlichkeit 
annehmen  miiss,  des  Namens  Euagrios,  die  auch  Mönch  in 
Aegypten  war,  wie  das  übrigens  Rosweyd  durch  die  Vertheilung 
der  Naolirichten  der  Vitae  Patrum  auf  mehrere  Euagrii  (Index 
rerum  s.  v.)  schon  gethan  zu  haben  scheint. 


410        Der  Codex  H  ad  epistulas  Pauli  und  „Enthalios  diaconos*' 

4.  In  dem  Cod.  II  haben  wir  vielleicht  sein  Autograph,  sicher  aber 
eine  der  ersten  Abschriften  desselben  zu  erkennen. 

5.  Die  Arbeit  des  Euagrios  war  in  erster  Linie  eine  palaeographi&che 
und  bezog  sich  hauptsfichlich  auf  die  Abtheilung  des  Textes  in 
Sinnesverse,  in  welcher  Schreibweise  er  ausdrücklich  behauptet, 
keinen  Vorgänger  zu  haben  (Zac.  S.  404).  Damit  ist  die  Ver- 
muthung  von  J.  Hendel  Harris  (Stichometry  in  American  Journal 
of  Philology  Baltimore  IV  1883  S.  313  ff!),  dass  er  hierin  Ori- 
gencs  nachgeahmt  habe,  von  selbst  hinfallig. 

6.  In  der  Ausgabe  von  Zacagni  befinden  sich  mehrere  spätere  Zu- 
sätze. Als  ursprünglich  dürfen  nur  gelten:  die  ersten  Vorreden 
am  Eingang  der  Apostelgeschichte  und  den  2  Briefabtheilungen, 
das  Verzeichniss  der  liturgischen  Lesestücke,  dasjenige  der  alt- 
testamentlichen  Citate,  und  endlich  das  der  Kapitel  mit  ihren 
kleineren  Programmen;  endlich  das  Martyrologium  Pauli  und  die 
Unterschrift  mit  der  jtQo^g>o)V?jOtg. 

7.  Von  diesen  Stücken  selbst  ist  die  Eintheilung  der  Lesestücke, 
sowie  der  Kapitel  der  Paul  usbriefe ,  die  er  beide  einem  Alteren 
Kirchenvater  zuschreibt,  nicht  als  das  Werk  des  Euagrios  anzu- 
erkennen, sondern  nur  das  Verzeichniss  der  Schriftcitate ,  das  er 
dieses  als  eigene  Arbeit  (rtxi^oXoytjOixvTtc)  jenen  gegenüberstellt. 

8.  Bei  der  Apostelgeschichte  und  den  katholischen  Briefen  scheint 
die  Angabe  der  Lesestücke  und  die  Kapiteleintheilung  auf  £uagrius 
selbst  zurückgeführt  werden  zu  müssen.  Hier  wird  eine  Herüber- 
nahme nicht  erwähnt,  was  man  bei  seiner  sorgfältigen  Sehreibart 
erwarten  könnte;  in  der  Vorrede  zu  den  katholichen  Briefen 
stellt  er  die  Kapiteleintheilung  auf  dieselbe  Linie  mit  dem  Citaten- 
verzeichniss,  das  ihn  sicher  zum  Autor  hat  (T/}r  ToS5r  xeq)aXalQ)r 
Ixd^toiv  lifia  xal  d^ttcov  fiaQTVQicor  fitxQtw^  iv^ivöt  jtoiov- 
(itvoc  Zacagn.  S.  477).  In  der  Vorrede  zu  der  Kapiteleinthei- 
lung der  Apostelgeschichte  scheint  er  diese  durchaus  als  selbst- 
ständige Arbeit  hinzustellen,  die  er  nach  dem  Beispiel  der  Väter 
und  nach  dem  Massstabe  der  Erzählung  des  hl.  Lucas  selbst  in 
Angriff  genommen  habe  (iyx^tQovfnv  fitXQloyg  Ti/dt  tcjv  xstfa- 
jLuUüv  ixihtoti,  aiTOvtTfrc,  öryyrfofojr  jr{iOJttTtiag  Zac.  S.  428). 
Auch  urgirt  er  hier  seine  Unzulängliclikeit  viel  mehr  als  in  der 
Vorrede  zu  den  Paulusbricfeu.  Vielleicht  ist  die  Angabe  der 
Lesestücke  hier  auch  auszuschliessen;  in  der  Ausschliessung  der 
Kapiteleintheilung  kann  ich  aber  Gregory,  Proleg.  1,  15G.  57 
nicht  folgen.  Die  interessante  Wahrnehmung  von  J.  Keudel 
Harris  (Johns  Hopkins  University  Cireulars  111.  n.  29),  dass  die 
von  Euagrios  (Zacagni  S.  438)  aufg<'Zählt(*n  30  Kapitel  der  Apostel- 
geschichte identisch  sind  mit  denen  des  Cod.  Vaticanus  (Cod. 
Vatican.  photntyp.  von  C(>zza-Luzi,  Koni  1889,  fol.  I.'382  ff.),  be- 
stätigt diese  Meinulig,  welche  übrigens  auch  von  Gebhardt  ge- 
theilt  wird  (K.  E.  f.  prot.  Th.  2  II,  401).  Vom  4.  Kapitel  an 
gehen  nämlich  die  beiden  Eintheilungen ,    die   des  Vaticanus  nnd 


von  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard:  411 

die  eigene  des  Enagrios  conscquent  anseinander.  Letztere  zählt 
überdies  40  Kapitel.  Bei  den  katholischen  Briefen  ist  die  beider- 
Reitige  Kapiteleinthcilung  ganz  verschieden. 
9.  Es  ist  kein  genügender  Grund  vorhanden,  um  als  Autor  der  ano- 
nymen Kapiteleintheilung  der  Paulusbricfe  mit  Mill,  Swete  und 
Gregory  (Proleg.  1,  159)  Theodor  von  Mopsuestia  anzuerkennen. 
Wir  haben  vielmehr  an  einen  aegyptischen  Kirchenschriftsteller 
zu  denken^  der  wahrscheinlich  dem  Mönchstande  angehörte  und 
des  Euagrios  Zeitgenosse  war,  wenn  wir  ihn  nicht  schon  früher 
anzusetzen  haben. 

Für  diese  Resultate  nehme  ich  keine  absolute  Gewissheit  in  An- 
spruch. Um  zu  dieser  zu  gelangen,  sind  zwei  Vorbedingungen  bis  zur 
Stunde  unerftlllt:  Zunächst  fehlt  sowohl  für  Pseudo-Enthalios  als  für 
Euagrios  Ponticos  eine  kritische  den  heutigen  Forderungen  der  Wissen- 
schaft genügende  Ausgabe;  sodann  müssten  noch  weitere  Fragmente 
des  Cod.  II  aufgefunden  werden,  namentlich  solche,  wodurch  unsere 
Aufstellungen  direkt  bestätigt  werden  könnten.  Duchesne  (Mission  au 
Mont  Athos  S.  420)  und  H.  Omont  (S.  143  not.  3)  lassen  die  Möglich- 
keit zu,  dass  eine  genaue  Untersucliung  der  Athoshand Schriften  noch 
weitere  Fragmente  an  den  Tag  fördern  würde.  Die  Erfüllung  dieser 
Hoffnung  und  damit  zugleich  die  volle  Bestätigung  der  gewonnenen 
Resultate  muss  der  Zukunft  überlassen  bleiben. 

Strassburg.  Prof.  Dr.  Albert  Ehrhard. 


Bibliographische  Miscellen. 

(Fortsetzung.) 
5. 

Die  älteste  gedruckte  Bücheranzeige  in  deutscher  Sprache, 
welche  wir  kennen,  ist  die  im  Allgem.  Liter.  Anzeiger  Bd.  111  für  1798 
(Leij)zig)  Kol.  1889  f.  von  Am  Ende  veröffentlichte.*)  Abgedruckt 
ist  sie  bei  E.  Kelchner,  Verlagskat,  deutsch.  Buchdr.  vor  1500,  in 
der  Deutsch  Buchhändler-Akademie  1.  (1884)  8.  571  (nach  W*  Meyer's 
Citat)  und  kurz  besprochen  in  Wilh.  Mever^s  Bücheranzeigen  des 
15.  Jahrb.  (Centr.  f.  Bibl.  11  [1885J  S.  448  f.  »nter  No.  10.  Das  Ori- 
ginal gilt  für  verloren  (vgl.  Fr.  Kapp,  Gesch.  d.  d.  BIl.  8.  765  Anm.) 
Ich  hatte  das  Glück,  es  in  der  Culemann'schen  Sammlung  von  Einblatt- 
drucken, welche  jetzt  zum  K estner-Museum  in  Hannover  gehört,  anfzu- 

I)  Eboada  (Kol.  1891  f.)  hat  unabhängig  von  Am  Ende  auch  Gco. 
Wilh.  Zapf  Bemerkungen  zu  der  {gleichen  Anzeige,  die  er  gleichfalls  zu 
schon  lu'kani.  vcröffonthcht.  Nach  diesem  hatte  der  P.  Bibliothekar  Riemens 
Bruun  in  K(>thenbneh  die  Anzeige  im  J.  I7t»7  am  Deckel  eines  alten  liandes 
gt^tundeu. 


> 


412  BibliographiBche  Miscellen 

fioden,  und  zwar  offenbar  gerade  das  Exemplar,  welcbes  dem  bezeich- 
neten Abdnick  zu  Grunde  liept.  Es  träjrt  dort  die  (provisorisclie  V) 
Nummer  51»Ü  (trüber  323),  ist  ein  fast  quadratisclies  Stück  Papier  v^n 
13  Cent.  Breite  und  etwa  13,6  Cent.  Höbe  und  so  stark  bescliuitten. 
dass  der  Druck  fast  auf  allen  vier  Seiten  bis  pinz  nabe  an  den  Hand 
rcicbtJ)  besonders  unten,  wo  von  eini^m  lanjren  f  sogar  die  änsserste 
Spitze  feblt.  Wenn  vor  der  ersten  Zeile  nocli  etwas  gedruckt  war, 
muss  ibr  zunäcbst  ein  leerer  Zwischenraum  vorausgegangen  sein,  wäli- 
rcnd  von  dem,  was  auf  die  unterste  Zeile  folgte,  sieb  nicbt  das  Gleiche 
mit  Siclierbeit  behaupten  lässt.  Vom  Wasserzeichen  ist  nur  ein  Theil 
sichtbar,  in  der  Mitte  der  oberen  7  Zeilen:  das  vierblätterige  Klee- 
blatt mit  daran  sich  anschliessendem  Haiken:  am  Ende  von  diesem 
sieht  man  auf  einer  Seite  noch  deutlich  die  Spitze  eines  Ilornes,  so 
dass  im  oberen  fehlenden  Theile  höchstwahrscheinlich  der  bekannte 
Ochsenkopf  zu  seben  war.^)  Nach  der  Richtung  des  W\'i8serzeichens 
war  das  Ganze  ein  Blatt  in  Folio. 

Die  Typen  sind,  wie  gleich  der  erste  Herausgeber  richtig  er- 
kannt hat,  die  des  Jobann  Bämler  in  Augsburg.  Es  sind  genau  die- 
selben wie  in  den  mir  vorliegenden,  vollstündig  datirten  Drucken  der 
Summa  Johannis  (1472:  s.  unten  N.  1)  und  der  Historie  von  den  sieben 
weisen  Meistern  (1473:  s.  unten  N.  4).  Der  Text  lautet  in  genauer 
Kopie,  mit  Beibehaltung  der  Absätze  und  mit  Angabe  des  Zeilen- 
endes •') : 

SB4r  ^emawt  bcr  fölic^er  gefjllrifft^)  tcmtft^c  (so!)  bücket  fauf|| 
fen  m&It  9!&mlic^  @u///mQm  So^o^znid  |  bie  oug  bem  ^e^Ii- 1|  gen  2)ecret 
biic^  gejogen  ift  2)annne  ift  begriffen  Siecht  ||  lic^e  orbnung  geifilic^ei 
Dnb  tueltlic^ex  fachen' 

Stem  mer  bie  merunbjtueincjtg  gulbin  ^arpffen  3)ie  ||  burc^ 
einen  ^oc^gelerten  boctor  aJteqfter  ^anfen  9liber  ||  oug  SoQationib/tf 
pQtru//'  I  bad  ift  Qug  ber  6ei)Iigen  oltudi-^)  ||  ier  büc^  gebogen  feinb. 

3tem  ein  fc^&n  buc^  ^on  bem  groffen  Sde^onber  |  mit  ||  feinen 
figur^n. 

Stern  bie  fqben  meifen  meqfter  mit  XV  ^^bfc^en  beq-  ||  ^pxUn 
Qug  ben  gefeitesten  bei  SRomer^n. 

Stem  bon  miberften  fc^nöber  Hebin^)  |  aU  bod  ^apa  ||  $iud  ge- 
fc^riben  f^at 

3tem  gute  morolia  |  bad  ift  ein  buc^Iin  bon  guten  (so!)  ft^^  || 
ten  aJtelibeud  genant. 

I)  Das  glciclK*  Imbt  Am  Ende  a.  0.  Ko\.  ISSO  borvor. 
'2)  Vergloil'licn  lässt  sirh  z.B.  bei  Sotboby,  Princ.  typogr.  vol.  111 
pl.  V  die  Nummer  4  aus  einem  Druck  des  (Günther  Zainor. 

li)  Abkürzungen  sind  dureh  cursiven  Dniek  wiedergegeben. 

4)  Ein  kleines  Loch  im  Papier. 

5)  Einfaehe  und  doppelt«'  Hindestrielie  weelisebi. 

fl)  Dies  iVw  Uebersi'tzmig  von  l>c  rcmvilin  omnris  (Vom  Widerstehen 
sehn.  L.j. 


von  K.  Dziatzko.  413 

ajtet  ein  gut  biic^  S3eltal  genant  |  mit  feinen  figuren  ic  \\ 
SKer  ein  biic^Iin  ^roceff?^^  juriiS  genant  |  baS  roeigt  mie  ||  man 
fic^  in  ein  rec^t  fc^icfen  fülle*)  [ohne  Pnnkt] 

Dass  am  Ende  melir  Hüclicr  auf  dem  vollständigen  Blatte  aufgezählt 
waren,  ist  zweifelhaft.  Dagegen  fehlt  sicher,  was  Am  Ende  über- 
sehen hat,  syntaktisch  der  Nachsatz  zu  den  Eingangsworten.  Ver- 
muthlich  enthielt  er  die  übliche  Aufforderung  an  die  Kauflustigen, 
sich  in  ein  unten  (handschriftlich)  bezeichnetes  Gasthaus  zu  begeben, 
wo  sie  einen  billigen  Verkäufer  finden  würden. 

Der  Druck  der  Anzeige  wird  richtig  ins  Jahr  1473  angesetzt. 
Dies  ist  daraus  zu  schliessen,  dass  mindestens  sieben  Drucke,  nicht 
bloss  sechs,  wie  W.  Meyer  S.  449  annimmt,  sich  aus  den  Jahren  1472 
oder  1473  nachweisen  lassen/-^)  Zu  N.  1  [1472]  und  4  [1473)  s.  oben; 
zu  N.  2  [1472J  8.  Hain  n.  *11847  (und  *1184^);  zu  N.  3  [1472  und 
1473]  Hain  n.  784  (s.  auch  Panzer's  Ann.  d.  dtsch.  Litt.  I  S.  70)  und 
*785;  zu  N.  5  [1473]  (ausser  Ilain  n.  186)  s.  Panzer  a.  0.  S.  75  f. 
und  Denis,  Suppl.  Maitt.  I  S.  20;  zu  N.  6  [1473]  s.  Hain  n.  »11048; 
zu  N.  7  [1473]  s.  Panzer  a.  0.  8.  70;  (?)  zu  N.  8  [1473]  s.  Hain 
u.  12070  (vergl.  n.  12066.  *12068)  und  Panzer  a.  0.  8.  34.  —  Die 
Titel  der  Drucke  waren  hiemach  chronologisch  geordnet.  Mehrere 
von  Panzer  aus  jenen  beiden  Jahren  angefahrten  Drucke  fehlen 
übrigens:  vergl.  daselbst  8.  66  f.  (N.  15  aus  1472);  S.  69  (N.  20  und 
21  aus   1472);  S.  74  (N.  32  aus  1473  Jn  der  ersten  vastwochen '). 

Ungefähr  die  Hälfte  des  Folioblattes  fehlt,  wie  angedeutet  wurde, 
nach  oben.  Dass  diese  zu  einem  zweiten  Drucke  der  gleichen  voll- 
ständigen Anzeige  mit  oberem  und  unterem  Rande  ausgereicht  und  zu- 
gleich den  oberen  Rand  des  beschriebenen  Exemplares  enthalten  habe, 
ist  nicht  wahrscheinlich.  Andererseits  wird  dieses  keinen  leeren  Rand 
von  fast  der  Hälfte  eines  Blattes  gehabt  haben.  Daher  vermuthe  ich, 
dass  an  der  Spitze  des  Einblattes  ein  Verzeichniss  lateinischer  Bücher 
oder  eine  allgemeine  Empfehlung  des  Verlags,  seiner  Typen  und  Holz- 
schnitte, vorausging,  woran  sich  dann,  mit  einigem  Zwischenraum  (s. 
oben),  das  Verzeichniss  deutscher  Drucke  anschloss. 

6. 

Gleichwie  die  mittelalterlichen  Universitäten  und  anderen  Stndien- 
anstalten  die  für  sie  beschäftigten  librarii  und  stationär ii  in  Eid  und 
Pflicht  nahmen,  tauchen  auch  bald  nach  Ei'findung  und  Ausbreitung 
der  Buchdruckerkunst  *iurati  impressores^  auf  im  Dienste  einzelner 
Machthaber:  z.  B.  Georg  Reyser  in  dem  des  Bischofs  Rudolf  und  des 
Kapitels  von  Würzburg  (s.  Speciale  miss.  eccl.  Herbipol.  v.  1495 
Bl.  12';   bei  Panzer  I  S.  461).     In  solchen  Fällen  entsprechen  die  an 


V 

Abdruck. 


1)  Von  dem  Zeichen  über  dem  u  kam  nur  ein  klemes  Thcilchen  zimi 


2)  Dies   thnt  fUr  N.  1—7  bereits  Am  Ende,  z.  Th.  mit  Beruf^g  auf 
andere,  ältere  Litteratur. 


414  Bibliographi.sc1ie  Miäcellen 

den  einzelnen  Hnchdrucker  von  einer  Hehürdc  in  Bezug:  auf  treue  Er- 
gebenheit gestellten  Anfurderunjj^en  unmittelbar  einer  Ciefrcnleistung 
dieser  an  Schutz  und  lohnender  Arbeit.  Anders  laji:  die  Sache,  wenn 
die  regierende  Behörde  einen  Ortes  principiell  alle  Drucker  desselben, 
auch  ohne  dass  das  VerhUltniss  des  Arbeitgebers  und  Arbeitnehmers 
zwischen  Uinen  bestand,  eidlieh  zur  Vermeidung  jedes  Anstosses  in 
den  von  ihnen  gedruckten  oder  vertriebenen  Schriften  verpflichtete. 
Das  war  der  Ausfluss  einer  von  der  Behörde  ausgeübten  Präventiv- 
Censur,  wie  sie  !m  2.  Decennium  des  16.  Jahrhunderts  —  vermuthlich 
infolge  der  Bulle  Pabst  Leo's  X.  vom  4.  Mai  [nicht  März]  1515  — 
aufkam,  nachdem  schon  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  die  Straf- 
Censur  gegen  begangene  Pressdelicte  ihren  Anfang  genommen  hatte. i) 
Ein  sehr  frühes,  vielleicht  das  früheste  Beispiel  jener  Form  der  Prä- 
ventiv-Censur  bin  ich  in  der  Lage  nachzuweisen  in  einer  M:issregel 
des  Käthes  der  Stadt  Nürnberg.  Von  ihm  wurde  am  15.  Januar  1518 
beschlossen,  den  Buchdruckern  Nürnbergs  insgesanmit  eine  Verpflich- 
tung des  bezeichneten  Inhalts  aufzuerlegen.  Der  Wortlaut  des  Be- 
schlusses und  mittelbar  des  Nürnberger  Buchdruckereides  findet  sich 
in  einem  Original-Aktenstücke  des  Kgl.  Staats- Archivs  zu  Königsberg 
V.  a.  72  fol.  31*.  Dort  liegt  es  ohne  weiteren  Zusammenhang  zwi- 
schen Blättern  des  Jahres  1524  und  scheint,  wie  Herr  Dr.  Adolf 
Wrede,2)  welcher  es  mir  gütigst  in  Abschrift  mittheilte,  wohl  mit 
Recht  vermuthet  hat,  bei  den  Reichstagsverhandlungen  zu  Nürnberg 
1524,  die  sich  ja  auch  mit  den  gegen  die  Presse  zu  ergreifenden 
Massregeln  beschäftigten,^)  mit  vorgelegt  worden  zu  sein.  Das  Akten- 
stück enthält  im  ersten  Abschnitt  den  Inhalt  der  Massregel,  im  zweiten 
den  Beschluss  über  seine  Ausführung.  Es  lautet  mit  der  jetzt  üblichenVer- 
einfachung  der  Orthographie  und  Verbesserung  der  Interpunction  also : 

Ein  itlicher  buchtnicker ,  der  einem  erbern  rate  und  iren  gebieten 
und  oberkeiteu  wonhaftig  ist,  soll  sein  treu  geben  und  darauf  zu  got  und 
den  heiligen  schwern,  das  er  ainieli  werk  gedieht  sehriften  geselmiten 
fonn  oder  fuguren,  die  zu  a])brueh  sclmiaelie  oder  nach  teil  der  gaist- 
licheit,  des  heiligen  reich.sstenden  verwanten  oder  sondern  personeu  und 
ei>nnuun(;n  vennutlich  raichen,  oder  daranss  einem  erbern  rate  den  iren 
oder  andern  versehenlich  irrun^  nachrede  oder  schad<*n  ervolgeu  mocht 
oder  wurde,  durch  sieh  selbst,  ire  kuecht  oder  andere  von  irentwegen  uit 
trucken,  zn  trueken  annenien  oder  ausgoen  hissen  welle,  sondern  wo  der- 
gleichen an  sie  gelangen  oder  inen  zu  trueken  zu  praeht  wurde,  das  sie 
des  "nlspsild  den  ratsdireibern  in  die  canzlei  überantworten  und  dau  eins 
erberu  rats  besehaid  darin  envarten,  aueh  wider  solichen  iren  besehaid 
und  bevelich  herinnen  nichtzit  handln  wolln  getreulich  luid  ungeverlieh. 

Item  am  niitwoeh  nach  Erhardi  den  15.  januarii  anno  etc.  151 S  ist 
bei  einem  erbem  rathe  verlassen,  den  puchtruckern  zusampt  obvermelter 


1)  Näheres  s.  bei  Fr.  Kapp.  Gesch.  d.  d.  BH.   S.  525tf.;  vergl.  auch 
Arch.  f.  Gesch.  d.  dtsch.  BH.  XHI  (ISlHij  8.  245  f. 

2)  Herr  Dr.  W.,  welcher  unter  Leitung  des  Herrn  Professor  v.  Khick- 
kohn  hier  in  Güttingen  an  der  Herausgabe  der  deutsehen  Reiclistagsakteu 

V.  arbeitet,  stless  dabei  auf  die  hier  abgedruckte  Urkunde. 
8)  Vergl.  den  Abschied  vom  IS.  April  1524  i§  28  in  der  Samml.  d.  R.- 
(Frankfurt  a.  M.  1747)  S.  25b  und  bei  Kapp  a.  0.  S.  775. 


von  K.  Dziatzko.  415 

ordiuiu^cn  iu  ir  pfliclit  zu  pinden,  das  sie  hiiifiir  koinerloi  neu  werk  gross 
oder  dein  unangesagt  und  on  erlaubnus  als  obstet  nit  tnieken  oder  aus- 
geen  lassen  sollen. 

{Unten  von  mulerer  Hand:  Buclidruckeraid  zu  Nürnberg). 

Dass  der  Beschluss  des  Ratlies  auch  ausgeführt  wurde,  haben 
wir  keinen  Grund  zu  bezweifeln.  Die  Rathsprotokolle  der  Stadt 
dürften  zuverlässige  Auskunft  darüber  geben.  Wem  die  freie  Reichs- 
stadt zunächst  zu  Danke  handeln  wollte,  zeigt  die  Vorausschickung  der 
^  gaistlicheit '  unter  den  durch  jene  Massregel  zu  Beschützenden. 

Göttingen.  K.  Dziatzko. 


Recensionen  und  Anzeigen. 

Opisi  Russkieh  Ribliotek  i  Bibliografice8ki|a  Isdanija  nahodjaStSijajsja  v 
latoriceakoj  i  Archeologiceskoj  Biblioteke  N.  Bokaceva. 

|Bi'schrei])ungen  russischer  Bibliotheken  und  Bibliographischer  Werke,  welche 
H\v]\  in  der  Historischen  und  Archäologischen  Bibliothek  von  N[ikolajJ 
Bokatschef  befinden.    S.  Petersburg  1890.] 

Es  liegt  uns  in  diesem  Buche  der  Katah)g  der  bibliographischen  Ab- 
theilung der  Bibliothek  eines  fussischen  Privatmannes  gednicKt  vor.  Der- 
selbe ist  von  besonderem  fachwissenschaftlichen  Interesse,  nicht  wegen  des 
Systems,  das  sieht  nicht  gerade  durch  Klarheit  und  Neuheit  der  Prineipien 
auszeichnet  —  ein  Schema  des  ganzen  Katalogs  ist  im  Anhange  mitgetheitt  — 
sondern  weil  der  Besitzer  dersell)en  und  Verfasser  des  Katalogs  in  den  Noten 
zu  den  Katalogen  der  (»ffentlichen  und  privaten  Sammlungen  buchst  dankens- 
werthe  Nachnchten  über  die  Geschichte  und  Schicksale  russischer  Biblio- 
theken bietet. 

Der  Katalog  ist  ehi  höchst  nützliches  Handbuch,  nicht  nur  tlir  uns 
wichtig,  sondern  auch  wohl  in  der  Heimath  des  Verfassers  als  solches  empfim- 
den.  in  der  Einleitung  zeigt  Bokatschef  uns  die  Mittel  und  Wege,,  aie  er 
benutzt,  um  zu  seinem  Ziele  zu  gelangen,  nämlich  alles,  was  über  Russland, 
seine  Geschichte  und  namentlich  über  seine  Kultur  im  Inlandc  imd  „hinter 
der  Grenze"  geschrieben  ist,  in  einer  Sammlung  zu  vereüiigen.  Wir  sehen 
daraus,  dass  ein  russischer  Bibliophile  —  wenn  wir  diesen  Ausdruck  für 
einen  mit  Plan  und  Vernunft  sammelnden  Mann  gelten  lassen  wollen  —  weit 
grössere  Schwierigkeiten  zu  überwinden  hat,  als  sein  westeuropäischer  College, 
der  sein  Börsenblatt  und  die  Fluth  der  Antiquariatskataloge  hat.  So  kl^ 
unser  Sammler  über  einen  seit  1H8()  anhaltendem  Stillstand  im  russischen 
Bücherhandel,  der  ganz  selten  nur  durch  bedeutende  Auctionen  imterbrochen 
würde. 

Im  Jahre  I8H8  enwacht  sein  Sammeleifer,  entzündet  an  dem  AnbUek 
der  Bibliothek  ('ertkotfs  in  Moskau,  auch  eines  reichen  Privatmanns,  dessen 
sorgfältige  Kataloge  ihm  bei  der  Zusammenstellung  der  eigenen  Sammlnng 
als  Leittäden  dienten.  Im  Jahre  1890  hatte  er  schliesslich  eine  Sammlnng 
von  800  Bänden,  isoo  Broschüren  und  Ausschnitten,  3müO  Kupferstichen, 
Lithographien  und  Chromolithographien,  700  Photographien  und  500  Karten 
und  Plänen  zusammen  gebracht. 

Au»  der  (beschichte  der  einzelnen  russischen  Sammlimgen  tritt  auch 
das  hervor,  dass  sie  ans  Deutschland  einen  grossen  Theil  ihrer  Bücherschätse 
bezogen  haben,  namentlich  durch  die  deutschen  Professoren  an  der  Peters- 


416  RecenflioiKui  und  Anzeigen. 

burger  Akademie  und  andersw().  deren  IJibliotlieken  oft  an  den  Staat  ver- 
kauft wurd(4i. 

Erwähn enswertii  ist,  diiss  eine  der  ältesten  profanen  Hil)Ii(»theken  in 
Kus.sland,  die  des  Zaren  Wasilij  IV.  Iwanovvitseh ,  aus  lu^bräiseheii ,  grieoiü- 
schen  und  lateiniselien  ScliritUMi  l)estehend,  den  l*:ist()r  Westeniiaiin  aiw 
I)t)rpat,  der  15(15  aus  seiner  Ileimath  mit  vielen  (ienieindeinitgliedern  von  den 
Russen  enttlllirt  wurde,  zum  Bibliothekar  liatte  (p.  1 1 7). 

Von  den  ()sts(^eländern  geht  der  eine  Stnmi  der  Kultur  aus,  der  sich  über 
Kussland  ergiesst.  während  der  andere  von  Kleinrussland-Polen  her  eindringt. 

Das  vorliegende  Buch  lilsst  die  Veröftentlichung  des  ganzen  Katalogs 
als  sehr  wiinschensvverth  erscheinen,  als  eines  willkommenen  bibliographi- 
schen Handbuches  filr  Hussica.  namentlich  fiir  die  Kulturgeschichto  des 
Czarenreiches.  die  seit  llerberstein  und  Olearius  durch  so  viele  Beiträge  ai!S 
deutscher  Feder  gepflegt  worden  ist.  F.  S. 


Nentwig,  Heinrich,  Die  Wiegendrucke  in  der  Stadtbibliothek  zu  Braun- 
schweijr.  Im  Aultrage  der  städtischen  Behörden  bearbeitet  von  II.  Is. 
Wolfenbiittel  1S91.    Verlag  von  J.  Zwissler.    24«  S.  in  S'\ 

Es  ist  schon  zu  oft  ausgespn»chen  worden,  als  dass  wir  es  wiederholen 
möchten,  dass  eine  gründliche  Geschichte  der  BuchdruckiTkunst  und  deren 
Verbreitung  nicht  eher  gesehrieben  werden  kann,  als  bis  noch  zahlreiche 
Incunabelverzeichnisse  der  verschiedenen  Bibliotheken  gedruckt  sind.  Des- 
halb ist  man  heutigen  'l'agcs  auch  iibenill  am  Werke ,  um  derartige  Ver- 
zeichnisse zusammenzustellen  mid  zu  verölTentlichen.  Das  Land,  iu  wel- 
chem bisher  am  Meisten  für  Herstellung  von  llandschriftenverzeielinissen 
geschehen  ist,  das  klassische  I^nd  der  Biblioohilie ,  Frankreich,  wird  wohl 
auch  auf  diesem  (Gebiete  allen  andern  demnäcnst  den  liang  ablaufen.  Doch 
auch  in  Deutschland  nigt  man  sieh.  Dass  eine  Stadt  wie  Braunschweig  eintiu 
so  gründlich  gearbeiteten  und  trelTliehst  bei  Drugulin  gedruckten  Katalog 
der  Wiegendrucke  ihrer  Bibliothek  hat  erscheinen  lassen,  gereicht  deshalb 
gewiss  (Ten  Vätern  der  Stadt,  die  das  (leid  zu  dieser  Verijtfentlichunfi:  her- 
gegeben haben,  zur  grossen  Ehre.  Nur  wenn  die  andern  grossen  Bibliotbekeu 
Deutschlands  in  ähnlicher  Weise  durchforscht  werden,  wie  die  relativ  kleine 
Bniunschweiger  Sammlung,  wird  man  zu  einem  einigermassen  abschliessenden 
Kesultate  gelangen.  Denn  wenn  auch  die  Braunschweiger  Sammlung  einige 
sehr  werthvolle  Ineunabeln  besitzt,  so  kann  sie  sich  doch  nicht  mit  ihrer 
Nachbarin,  der  Wolfenbiitteler,  messen,  geschweige  denn  mit  München,  Wien. 
Und  doch  kann  Dr.  Nentwig  sagen,  -dass  von  den  hier  verzeichneten  Werken 
(401)  nicht  weniger  als  IfiO  in  den  gangbarsten  Kepertorien  entweder  gar 
nicht  oder  nur  ungenügend  vermerkt  sind.  Bei  mehr  als  2U  ergab  die  Ver- 
gleichung  erhebliclu>  Ungenauigkeiten  unter  der  Beschreibung.  41  sind  von 
Hain  nur  aufgetlihrt,  nicht  auch  beschrieben  worden,  92  kennt  Hain,  50  auch 
Brunet,  ('ampl)ell,  Ebert  und  Panzer  überhaupt  nicht."  Dieses  Ergebniss  ist 
wohl  der  beste  Beweis,  wie  sehr  sich  die  Drucklegung  dieses  Katalogs  ge- 
lohnt hat.  Und  dass  die  Beschreibung  der  Wiegendrucke  eine  sorgfältige 
und  zuverlässige  und  dämm  allein  brauchbare  ist,  davon  überzeugt  man  sich 
auf  den  ersten  Blick.  Herr  Dr.  Nentwig  ist  bei  ihr  dem  Winke  des  Herrn 
Dr.  (t.  Milchsack  im  Serapeum  1Ö82  gefolgt.  —  Durch  ein  vierfaches  Ili*- 
gister  ist  fiir  die  Nutzbarmachung  des  Buches  aufs  Beste  gesorgt.  Denn  es 
sind  nicht  nur  die  Drucker,  die  Druckorte  und  Druckjahre  verzeichnet,  son- 
dern Herr  Dr.  N.  hat  auch  noch,  so  weit  es  seine  Vorlagen  gestatteten,  die 
Vorbesitzer  der  Bücher  in  alphabetischer  Ordnung  aufgetlihrt  imd  dadurch 
einen  Beitrag  zur  (beschichte  des  Buchwesens  des  ausgehenden  Mittelalters 
gegeben.  Die  Bibliothek  (ierwins  von  Hameln  hat  relativ  die  meisten  Ineu- 
nabeln fUr  unsere  Sammlung  beigesteuert,  habe  ich  recht  gezählt,  nicht  weniger 
als  74  Nummern.  0.  H. 


V 


Mitthcllungcn  aus  und  über  Bibliotheken.  417 

ürundriss  zur  Gescliichtc  der  deutscheu  Dichtung.  Aus  den 
Quellen  von  Karl  Goedeke.  Zweite  ganz  neu  bearbeitete  Auflage.  Nach 
dem  Tode  des  Verfassers  in  Verbindung  mit  D.  Jacoby,  Karl  Justi,  Max 
Koch,  C.  Miiller-Fraureuth,  Franz  Muncker,  Carl  Christian  Redlich,  Aug. 
Sauer,  Hernh.  Seulfert,  Beruh.  Suphan,  Karl  Vorländer  u.  a.  fortgeführt 
von  Edmund  (loetze.  lieft  M  lo  (==  Band  IV.  S.  145—560.)  Dresden, 
Verlag  von  L.  Ehlermann.     1890.  91. 

In  sehr  erwünschter  Weise  schreitet  die  zweite  Auflage  von  Goedekes 
Muster>verk  auch  unter  der  neuen  Liiitung  fort.  Welch  eine  Riesenarbeit  in 
dem  Buche  steckt,  das  weiss  wohl  jeder,  ohne  dass  wir  es  besonders  zu  be- 
tonen nöthig  hätten.  Um  zu  zeigen,  wie  der  Gnmdriss  in  seinem  neuen 
(iewande  gegenüber  der  ersten  Auflage  an  Vollständigkeit  und  iZuverlässig- 
keit  gewonnen  hat.  seien  ebenso,  wie  bei  unserer  Besprechung  des  achten 
Heftes  (Centralbl.  f.  B.  VII.  S.  385)  einige  Zahlen  anffcführt.  Den  41  f.  Seiten 
der  Neubearbeitung  entsprechen  241)  in  der  ersten  Auflage;  oder  wenn  wir  von 
<lem  so  gut  wie  intact  gebliebenen  Kapitel  über  Goethe  absehen,  so  kommen 
sogar  274  Seiten  der  zweiten  auf  92  der  ersten  Auflage.  Den  9  Seiten,  die 
das  9.  Heft  noch  auf  Lessing  verwendet,  stehen  dort  nur  3  g(?genüber.  Der 
Abschnitt  über  Moses  Mendelssohn  ist  von  l  auf  4V»  Seiten,  der  über  Herder 
von  5  auf  25,  der  über  Wieland  von  4  auf  27  Seiten  gewachsen.  Der  Paragraph 
über  die  Romanscliriftsteller  des  18.  Jahrhunderts  verzeichnete  früher  6.5,  jetzt 
VM\  Nuuunemrder  über  die  Musenalmanache  zählte  früher  28,  jetzt  Gl  Sum- 
mern auf.  Die  neue  Auflage  reicht  nun  schon  bis  zu  Goethe,  dessen  Bio- 
graphie den  ^riissten  Theil  des  zehnten  Heftes  tllllt;  hier  ist  nichts 
wesentüches  hinzugekommen  und  auch  nur  wenig  geändert,  letzteres  eben 
nnr,  wo  es  neuer  Forschungen  wegen  unl)edingt  erforderlich  war.  Weitere 
Wi)rte  zum  Lobe  des  (irundrisses,  der  längst  jedem  Germanisten  und  Biblio- 
graphen ein  unentbehrliches  Rüstzeug  geworden  ist,  sind  wold  überflüssig: 
wir  haben  in  ihm  und  speciell  in  seiner  zweiten  Auflage  in  der  That  ein 
Kiesenwerk  deutschen  Fleisses  und  ein  xxvfia  eiq  del    vor  uns. 

W.  Seh. 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken. 

Bekanntlich  werden  in  Preu.ssen  ietzt  die  sonst  dem  Kgl.  Unterrichts- 
ministerium erstattt^ten  Jahresberichte  über  die  Verwaltung  der  Universitlits- 
bildiotheken  in  den  Chroniken  der  betreffenden  Universitäten  veröffentlicht. 
Da  die  Organisation  der  Kgl.  Universitätsbibliothek  zu  Berlin  im 
letzten  Etat.sjahre  eine  einsclmeidende  Verändenmg  erlitten  hat,  weisen  wir 
im  allgemeinen  Interesse  auf  den  vom  Direktor  Dr.  Erman  erstatteten  Jahres- 
bericht, der  auch  separat  gedruckt  erschienen  ist,  hiermit  besonders  hin. 

Die  Vaticanische  Bibliothek  wird  nächstens  eine  bedeutende 
Vergrösserung  erfahren.  Der  gegenwärtige  Bibliothekssaal,  im  ersten  Stock- 
werk des  Vaticans  zwischen  dem  Hofe  des  Belvedere  und  dem  Garten  della 
Pigna  gelegen,  von  Sixtus  V.  erbaut  und  daher  Sala  Sistina  genannt,  liegt 
über  einem  Arsenale ,  in  welchem  sich  bis  letzt  mehrere  Tausende  alter  Ge- 
wehre befanden.  Diese  wurden  in  die  Dacukammer  hinaufgeschaff't ,  um  den 
gedruckten  Büchern  Platz  zu  machen,  die  bisher  zum  Theil  in  dem  Apparta- 
nicnto  Borgia  aufgestellt  waren,  das  daim  nach  vorhergegangener  Restauration 
wie(l(»r  Platz  tllr  die  Aufnahme  von  Kunstwerken  Dieten  wird.  Der  neue 
Bibliothekssaal  ist  der  Länge  nach  durch  eine  Mauer  in  zwei  Gallerien  ge- 
theilt,  die  durch  Durchgänge  unter  sich  verbunden  sind.  Der  Fussboden  ist 
ein  Venezianischer  Estrich;  die  Deckengewölbe  sind  verstärkt  und  reich 
bemalt.    Die  Ornamentik  wurde  von  Giuseppe  Aloisi  ausgeführt,  die  Figuren 

Vin.    9.  29 


418  Mitthoiluugcn  aw»  iiiid  UbiT  Bibliotlieken. 

von  Tit<»  Troja.  Die  Rostauration  des  Siuiles  und  die  Einrichtung?  desselben 
leitete  der  (iraf  Franz  Vespignani.  Architekt  der  ApostoHselu'n  l*aIUste.  Am 
Ende  der  (Jallerie  zur  Keeliten  ist  eine  Nisclie  von  verschieden  jrefiirbteni 
Marnuir,  bestimmt  ein  l>enknial  von  l'homas  von  Aiiuin  aut'zunehnu^n .  eine 
Arbeit  des  Cavaliere  Aureli.  Länpt  den  Wänden  sind  die  Biielierpestelle  an- 
gebracht; sie  sind  von  Eisen  wie  auch  die  Kahmen  der  Fenster.  Jedes 
i)Uchor{>:(^stell  hat  13  (Tescliosse.  und  man  scliätzt  <len  neuen  Kaum  fi^ross 
jjenuc:  ^'tir  »i*'hr  ab*  ."iüoouo  Bünde.  Eine  Treppe,  am  Emb'  der  (iallerie  zur 
Linken,  llilirt  zur  Bibliothek  im  ersten  Stockwerk,  der  Sala  Sistina.  Der 
neue  Saal  wird  seinem  Erl)auer  zu  Eliren  Leonina  f^enannt  und  mit  dessen 
Wappen  und  einer  entsprechenden  Inschrift  versehen  werden.  Ich  flige  nocli 
aus  Autopsie  hinzu,  dass,  wiUirend  durch  die  Pulv<'rexpU)sit>n  vom  23.  April 
auch  die  Fenster  der  Bibliothek  stark  mitgenonunen  wurden,  diejenigen  des 
Vaticunischen  Archivs  gjinz  geblieben  sind.  (Wir  werden  über  die  Umgestal- 
tung der  V.  B.  demnächst  einen  Bericht  des  P.  Ehrle  bringen.    Die  Red.) 

J".  G.  M. 

Von  dem  Catalogue  des  livres  manuscrits  et  imprimes  eomposant  la 
bibliothecpie  de  M.  Horace  de  Landau  ist  im  vorigen  .lahre  der  zweite 
Band,  614  S.  in  S",  erschienen.  Da  im  Jahrgang  II,  S.  104  u.  f.  dieser  Zeitschrift 
ausführlicher  über  diese  Bibliothek  und  den  ersten  Band  des  Katalogs  der- 
selben berichtet  worden  ist,  so  gehen  wir  hier  auf  Einzelheiten  nicht  näher 
ein  und  heben  nur  Folgendes  lu^rvor.  Waren  im  ersten  Bande  nur  33  Hand- 
schriften verzeichnet,  so  sind  in  diesem  neuen  Bande  <li<^  genauen  Besehrei- 
bungen von  2(>3  meist  ziemlich  jungen  Manuscripten  allen  möglichen  Inhalts 
hinzugekonmien.  Sie  sind  nicht  nacJu  Materien  geordnet.  Dagegen  sind  jt^tzt 
die  J^ücher  (Imprimes),  deren  Verzeichniss  S.  147—513  den  Hauptbestand- 
theil  des  Bandes  bildet,  in  5  Hauptabtheilungen  geschieden.  Es  sind  dieses: 
Tlu'.ologie,  Jurispnulence,  Science  et  Arts,  Belles-Lettres  und  (Geographie  et 
Ilistoire.  Die  werthvollste  Abtheilung  der  Bibliothek,  die  mancherlei  werth- 
V(dle  Seltenheit  in  sich  einschliesst ,  dürfte  wohl  die  der  Belles-Lettres  sein. 
Ein  sorgfältig  gearbeiteter  alphabetischer  Index  zu  den  beiden  ersten  Bänden 
des  Katiilogs  schliesst  S.  545— (i  14  das  auch  dieses  Mal  wieder  trefflich  aus- 
gestattete Werk. 

Von  den  neuerdings  erschienenen  Pub licatit» neu  amerikanischer 
Bibliotheken  (vgl.  ('bl.  f.  B.  VII.  S.  491)  ist  besonders  werthvoll  die 
Nr.  48  (=  VI.  4)  des  Bulletin  der  Library  of  Harvard  University,  die  ein 
Verzeichniss  der  in  den  Jahren  ISSS — 1890  in  Zeitschriften.  Sammelwerken, 
Büchern  u.  s.  w.  veröffentlichten  Specialbibliographien  über  einzelne  Gegen 
8tän<le  bietet;  angefertigt  ist  die  Zusammtmstellung  vcm  William  Coolidge 
Laue.  --  Die  Nr.  39  der  BibliographicÄl  Contributions  derselben  Bibliothek 
enthält  die  bereits  in  Nr.  40  des  Bulletin  zum  Abdruck  gelangte  Bibliographie 
der  Werke  Beaumont^s  und  Fletchers.  -  Die  Nrr.  III  17  und  18  des  Quarterly 
Index  of  additions  der  Milwaukee  public  library  enthalten  lediglich  ein  Ver- 
zeichniss der  neuen  Accessioneu.  W.  Seh; 

Die  OxfordcT  University  (iazette  vom  5.  Mai  1891,  Supplement  zu  Nr.  70s, 
veröffentlicht  den  Jahresbericht  der  Bodleiana  für  1890.  Danach  betrug  der 
Zuwachs  an  Drucksachen  oder  Handschriften 

L  Geschenk  oder  Tausch  7377 

2.  Pflichtexemplare  34880 

3.  Neue  Erwerbungen  (>009 

4.  Antiquarische  Erwerb  ungeii8I0 

4908^ 
(davon  4483  aus  Deutschland,  2822  aus  Frankreich).     Der  Dispositionsfond 
zum  Ankauf  von  Uss.  belief  sich  laut  Decret  vom  11.  Februar  auf  5oou  £; 
erworben  wurden  178  Hss.,  darunter  viele  durch  Schenkung;  z.  B.  ein  zweites 


V 


Vermischte  Notizen.  419 

Exemplar  dos  Zeud  Yasiia  von  Dastur  Dr.  Jamaspji  Minocliolieni,  Hohem 
Prioster  der  Parei  zu  Bombay.  Die  IIs.  enthält  den  Äeudtext  mit  m^ryosenf^hs 
SanskritUbersctzun^  zwischen  den  Zeilen  und  dürfte  eine  der  ältesten  existi- 
renden  Hss.  dieser  Uebersetzun^  sein.  V^on  den  zehn  griechischen  Hss.  sind 
neun  moderne  ('Dilationen  von  Odysseehandschriften.  Die  zehnte,  welche  für 
5  £  anp^kauft  worden  ist,  ist  ein  Blatt  einer  alten  llolzschreibtafel,  vielleicht  aus 
dem  2.  Jahrhundert  n.  Chr.  Auf  der  einen  Seite  derselben  befindet  sich  das 
^iechische  Alphalx't,  auf  der  anderen  von  einer  viel  schlechteren  Hand  die 
Abschrift  eE()(  ()YJANhPS2n\'H)C0\MHP0t ,  zv,eiuia\  auf  zwei  aufeinander- 
f(»ljpenden  Linit'u  geschrieben.  Beidemal  misslang  es  dem  Schüler,  den  Satz 
auf  einer  Linie  unterzubringen;  er  hat  deshalb  die  restirenden  Buchstaben 
darüber  geschrieben,  und  zwar  stehen  drei  über  der  ersten,  einer  über  der 
zweiten  Linie.  Von  den  45  hebräischen  Hss.  sind  MS  Bände  von  Fragmenten 
aus  den  Ruinen  einer  alten  Synagoge  zu  Cairo;  die  seltensten  sind  einige 
Fragnu'ute  des  babylonischen  'lalmud,  geschrieben  1128  und  spmit  älter  als 
irgend  eine  bekannte  IIs.  desselben.  Vcm  alten  Druckwerken  ist  bemerkens- 
werth:  „Kegime  Sanitatis  zu  tefitsch  das  buch  von  der  ojdnii  der  gesunt- 
h(^yt  .  .  .  ."  Nuriiiwerg,  Fridzich  CrewfzntT,  fol.,  undatirt,  aber  aus  dem 
15.  .lahrh.,    vermutlich  editio  princeps;    von   antiken  Schriftstellerausgaben: 

Tullius  de  Officijs  cum  conientarijs  I*etri  Marsi,  15.— 16.  Jahrb.;  Od^'ssee 

durch  Maister  Sunon  Schaidenreisser  ....  trahszferiert ....  Aug.  Vuul.,  1337; 
Iloraz,  London  1592;  Tacitus,  London  1508.  Hinzugekommen  ist  auch  die 
Autographensammlung  des  verstorbenen  Herzogs  von  Albany,  sowie  30  Hss. 
des  Ilertfonl  (^dlege.  Ein  sununarischer  Katalog,  ähnlich  dem  der  griech. 
Hss.  zu  Paris  v<m  Omont,  ist  in  Aussicht  genommen  und  dessen  Bearbeitung 
M.Madan  übertragen.  Eine  grosse  Anzahl  griechischer  Hss.  ist  ohnc^  jeden 
litterarischen  oder  linguistisclien  Werth ;  dieselben  bieten  jedoch  für  paläo- 
graphisehe  Studien  werthvolles  Material.  Von  den  „Annais  of  the  Bodleian 
Library"  von  Maeray,  welcher  sein  50 jähriges  Amtsjubiläum  feierte,  ist  eine 
zweite  Auflage  erschienc^n  (s.  oben  S.  ioH).  Die  Totaleinnahme  der  Bodleiana 
belief  sich  auf  7080  £  II  s.  3  d.,  die  Ausgabe  auf  7840  £  Ss.  10  d. 

Hbrhi. 


Vermischte  Notizen. 

Nach  einer  Mittheilung  des  KgL  Preussischen  Ministeriums  der  Geist- 
lichen, Unterrichts-  und  Medizinal- Angelegenheiten  haben  bis  zum  Juli  d.  J. 
die  Bibliotheken  Deutschlands,  Oesterreich-Ungams,  Dänemarks,  der  Schweiz, 
Hollands,  sowie  die  Königliche  Bibliothek  zu  Stockholm  und  die  Bibliothek 
des  (ionville  und  Cajus  College  zu  Cambridge  sich  zu  dem  direkten  Verkehr 
von  Bibliothek  zu  Bibliothek  und  zur  Versendung  von  Handschriften  imd 
Dnu'ksachen  bereit  erklärt. 


Unter  den  Publicationen  der  „Historischen  Commission  bei  der  König- 
lichen Akademie  der  Wissenschaften"  zu  München  ragt  die  neueste:  „Vati- 
kanische Akten  zur  deutschen  Geschichte  in  der  Zeit  Ludwig 
des  Bayern"  hervor.  Dieselben  von  Herrn  S.  Riezler  vortrefflich  heraus- 
gegeben füllen  einen  starken  Band  von  02fi  Seiten  in  gr.  8°,  kosten  aber  auch 
'M)  M.  Da  die  genannte  Commission  gutem  Vernehmen  nach  über  nicht  im- 
l)edeutende  (icldmittel  verfügt,  liegt  die  Frage  nahe,  ob  sie  ihre  Veröflfent- 
lii^hungen  nicht  billiger  im  Preise  stellen  sollte,  damit  auch  weniger  gut 
dotirte  Bibliotheken  sie  sich  anschaffen  können.  Die  staatsseitig  oder  sonst 
wie  unterstützten  Publicationen  des  Auslandes  pflegen  billiger  zu  sein  als 
diese  deutschen,  sind  daher  weiter  verbreitet  uud  erfüllen  ihre  Aufgabe  besser. 

29* 


420  Vcrmiflchtc  Notizen. 

Dass  die  Biblioplülic  in  Amerika  jt^tzt  diesel])en  Dimensionen  anjre- 
uommen  liat  wie  in  rrankreieli  nnd  England,  l)eweist  nnter  anderem  die 
Anction  der  Jiibliotliek  von  Brav  ton  Jves,  die  in  New  York  am  ö.  März 
und  den  folj^enden  'l'agen  stattfand.  Wir  nennen  folgende  Preise :  ein  eigen- 
händiger Brief  des  Colnmbus  4.Hno  Dollars,  drei  anden^  Cohnnbusbriefe  IHOO. 
1500  und  155  D.;  drei  Briefe  des  Cortez  Ihm),  yoo  und  Soo  D.:  die  Guten- 
bergbibel  1480n  D.;  John  Eliot's  Indian  Bible.  Cambridge  nu»:^,  1050  D.; 
Baibus  Catholicon  (1451))  170()  D.;  De  Bry  Voyages  Moo  D.;  folgende  vier 
Boce^ccioausgaben,  Venedig  1472,  Paris  15(»y,  Amsterdam  HiDT,  London  1757 
60,  135,  54  und  155  D.  W.  Seh. 

Am  1 .  August  feierte  die  J.  C  H  i  u  r  i  e  h  s  's  e h  e  15  u  e  h  h  a  n  d  1  u  n  g  in 
Leipzig,  weltbekannt  durch  ihren  wissensehaftliehen  ägyi)toh)gisehen  imd 
assyrimogischen  Verlag,  sowie  nieht  minder  besonders  den  Lesern  dieses 
Blattes  bekannt  durch  die  grundlegenden  und  mustergültigen  bibliographi- 
schen Katah)ge,  das  Fest  ihres  loojährigen  Bestehens.  Die  Anwesenheit 
zahlreicher  Autoren  und  die  allerorten  her  einlauf^'uden  (Jlückwünsehe  geben 
beredtes  und  ehrendes  Zeugniss  tllr  die  Achtung,  deren  sieh  die  Firma  in 
Gelehrten-  wie  in  Buchhiindilerkreisen  erfreut.  K. 


Im  März  d.  J.  fand  in  London  die  Versteigerung  einer  BUehersaium- 
lung  statt,  welche  in  mehr  als  einer  Hinsieht  von  Interesse  ist.  Die  etwa 
3400  Werke  umfassende  Bibliothek  war  von  einem  als  Blieherliebhaber  fast 
ganz  unbekannten  reichen  Bierbrauer,  W.  U.  Crawford,  hinterlassen,  wel- 
cher eines  Morgens  auf  seinem  Landsitz  in  Cork  inmitten  seiner  völlig  un- 
geordneten BUeherschätze  todt  aufgefunden  worden  war.  Die  Bibliothek 
enthielt  fast  nur  ältere  Werke  und  zwar  besonders  Ineunabeln;  sie  war  erst 
in  den  letzten  Jahrzehnten  zusammengestellt  worden,  und  es  ist  stauneus- 
werth,  welchen  grossen  Schatz  kostbarer  Bücher  der  verstorbene  Besitzer 
in  verhältnissmilssig  kurzer  Zeit  verehiipt  hatte.  (Crosse  Vorliebe  zeigti^  er 
ftlr  die  Editit)nes  prineipes  der  griechischen  und  lateinischen  Autoren, 
und  da  es  filr  die  Leser  des  „Centralblattes  tlir  Bibliothekswesen"  von  Inter- 
esse sein  dürfte,  die  ungetliliren  jetzigen  Marktpreise  dieser  Ausgaben  zu 
kennen,  geben  wir  nachstehend  kurä  die  Titel  der  auf  genannter  Anction  ver- 
steigerten Editiones  prineipes  mit  den  erzielten  Preisen: 

Aelian.    Variae  historiae.    Romae  1545.     18  sh. 
Aeschylus.    lYagoediae.    Venetiis,  Aldus,  151S.    3  C  14  sh. 
Ammianns  Marcell.    Historiae.   Romae,  ().  Sachsel  et  B.  (iolseh,  1474.    5  i. 
Anacreon.    Odae.    Lutetiae,  H.  Stephanus,  1554.    2  .C  2  sh. 
Anthologia  graeca.    Florentiae,  de  Alopa,  1400.     (>  £  17\/3sh. 
Antouinus.    Itinerarium.    Parrhisiis,  H.  Stephanus,  1512.    2  t  10  sh. 
Apicius.    De  re  coquiuaria.    Mediolani,  (t.  Signerre,  149s.    3  i. 
Apollodonis.    Bibliotheca.    Romae,  A.  Bladus,  1555.    1  i:  7  sh. 
ApoUouius  Rhod.  Argonautica.  Florentiae,  (F.  de  Alopa).  1400.    7  £   10  sh. 
Appianus.    De  civil.  Roman,  bellis.    Venetiis.  Vindelinus  de  Spira,    1472. 

2  12  »h. 
Appianus.    Romanae  historiae.    Lutetiae,  C.  Stephanus.  1551.     1  i. 
Apuleius.   Metamorphoses.   Romae,  in  domo  P.  de  Maximo,  1409.   3  i  3  sh. 
Archimedes.    Opera.    Basileae  1544.     Ibsh. 
Aristaenetus.    Epistolae.    Antveri)iae,  C.  Plantuius,  150H.    7  sh. 
Aristides.    Orationes.    Florentiae,  P.  Junta,  1517.     15  sh. 
Aristophanes.    Comoediae.    Venetiis,  Aldus,  140b.    0  X. 
Aristoteles.    Politica  et  Oeconomica.    S.  1.  et  a.  (Argentorati ,  J.  Mentelin, 

circa  1470.)    3  t  7>/i  sh. 
Aristoteles  Opera  et  Theophrastus,  de  historia  plantarum.    0  vol.    Venetiis, 

Aldus,  1495— 9S.     14i^  5  sh. 
i'ijrrianus  et  Hanno.    Periplus,  Etc.    Basileae  1533.    4  sh. 


Vermischte  Notizen.  421 

Arrianus.    Anabasis.    Venetiis  1535.    2  sh. 

Artemidonis.    Üe  somnionim  interpretat.    Venetiis,  Aldns,  1518.     II  sh. 
Athenaeiis.    Venetiis^  Aldus,  1514  etc.    2  £  5  sh. 
Caesar.    Commentarii.    Roinae,  in  domo  P.  de  Maximis,  UOU.    23  £. 
Celsus.    De  Medicina.    Florentiae  a  Nicolao  impressus,  1478.    8  £  15  sh. 
Chalcondvlas.    Erotemata.    S.  u.  n.    (Mediolani  ca.  1493.)    4  .t. 
Cicero.    De  officiis.    Mofcuntiae,  J.  Fust,  1465.    SO  i^ 
Claudiaims.    Opera.    Vicentiae,  Jacobus  Ducensis,  14S2.    iy  £  10  sh. 
Demosthenes,    Orationes  IAH.    Venetiis,  Aldus,  1504.    4  t  5  sh. 
Dioscorides.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  1 499.    4  L  5  sh. 
Dio.    Komanaruni  liistoriarum  11.  XXXVI— LVIII.    Lutetiae,  R.  Stephanus, 

1548.     1  sh. 
Diodonis  Sic.    Historiarum  11.  XVI— XX.    Basilcae  1539.    4  sh. 
Diogenes  Laertius.    Vitac.    Latine.    Venetiis,  M.  Jenson,  1475.    5i  15  sh. 
Diogenes  Laertius.    De  vitis.    Oraece.    Basileae  15.H3.     1  £  1  sh. 
Dionysius  Ealic.    Antiquitates  rom.    Latine.    Tarvisii  per  B.  Celerinum  de 

Luere,  1480.    2  ;e  17  sh. 
Idem.    Graece.    Lutetiae,  R.  Stephanus,  1546 — 47.    2  sh. 
Dionysius.    De  situ  orbis.    Ferrariae  1512.    ^£  3  sh. 
Epictetus.     Enchiridion.    Venetiis  1528.     l£  2  sh. 

Etymologieuni  Magnum,  Graece.    Venetiis,  Z.  Calliergus,  1499.    4  ^'  4  sh. 
Euelides.  Geometriae  eleraenta,  c,  Campani  comment.  Venetiis,  E.  Ratdolt, 

1482.     8  15  sh. 
Euripides.    Tragoediae.    Francof.  s.a.    7  i  1 5  sh. 

Euripides.    Meaea  etc.  cura  Lascaris.    S.  1.  et  a.    (Florentiae  per  L.  de 

Alopa,  ante  InOO.)    2o  X  lOsh. 
Eutropius.    Historia  romana.    Roma  (G.  Laver),  1471.    5jiC7Vash. 
Florus.    Epitome  in  Tituni  Livium.    S.  1.  et  a.    (Venetiis,  F.  de  Ilailbnm 

od.  N.  Jenson  ca.  1470.)  3  1  14  sh. 
Galenus.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  1525.     1  £. 
lIero<lotus.    Libri  novem.    Venetiis,  Aldus,  1502.    8  X'  9  sh. 
Ilesychius.    Lexicon.    Venetiis,  Aldus,  1514.    5  sh. 

Uieroeles.    In  aureos  versus  Pythagorae  opusculum.    Patavii,  B.  de  Val 

de  Zoecho,  1474.     1  X'  13  sh. 
llippocrates.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  152H.    1  i'  1  sh. 
Ilistoriae  Augustae  scriptores.    Mediolani,  P.  de  Lavagna,  1475.   \  £  17  sh. 
Ilomerus.    Opera.    Florentiae,  Sumptibus  B.  et  N.  Neriorum,  148S.    99  i?. 
llomerus.    Ilias  et  Odyssea.  (Edente  Majorano.)  Roniae,  A.  Bladus  (Typis 

Aldinis),  1542—50.    9  X^  5  sh. 
Ilomems.    Batrachomiomachia.    Pisani,  H.  Soncinus,  1509.    15  sh. 
Ilonitius.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  1501.    9X  5  sh. 

Isocrates.    Oraticmes.    Mediolani,  Ilenricus  Gennanus  et  S.  de  Pontremulo, 

1493.     10  X  10  sh. 
Jamblichus.    De  mysteriis.    Venetiis,  Aldus,  1497.     IX  2  sh. 
Josephus.    Antiquitates  Judaicae.    Latine.    Aug.  Vind.,  J.  Schttszler,  1470. 

b£  15  sh. 
Josei)hus.    Opera.    Graece.    Basileae,  Frohen,  1 544.    3  sh. 
Justinus.    Ilistoriae.    Venetiis,  N.Jenson,  1470.    7X  15  sh. 
Laotantius.    Opera.    In  Monasterio  Sublacensi,  1465.     135  X'. 
Li])anius.    Orationes  et  Eephrasis.    Ferrariae  1517.    5  X  5  sh. 
Livius.    Ilistoriae.    Venetiis,  Joannes  de  Spira,  1469.     I6X'  10  sh. 
Longiniis.    De  Sublinütate.    Basileae,  Oporinus,  1554.    2  X. 
Luc^nus.    Pharsalia..    Romae,  C.  Sweynheym  et  A.  Pannartz,  1469.     18Ä. 
Lucianiis.     Diulogi.    Florentiae  1496.     2  X  2  sh. 
Mehl,  Pomp.    Cosmographia.    Mediolani  1471.     10  X  10  sh. 
Musaeus.    Opuse.  de  Ilerom;  et  Leandro.    Venetiis,  Aldus,  (1494).^    \1  £, 
Nonnus.    Ditmvsiaea.    Antver])iai^,  C.  Plantimis,  1569.     1  C  (and.  Ex.  4  8h.) 
Nonius  Marei^llus.    De  proprietate    semionis.    Finito    libro    laus  et  gloria  . 

Christo,  1471.     IX  28h. 


422  Yennischte  Notizen. 

OppianuB.    Halieutica.    Florentiae,  P.  Junta,  1515.    2  £  7  sh. 
Orusius.    Ilist.  adv.  paganos.    Aug.  Vind.,  J.  Schliszler,  1471.     58h. 
()r])heus  Arf^onautica  et  liymni.  Flori'utiao,  hnpeuHa  V.  Juntae,  looo.  fiü  n sh. 
Paiiegyrici  veteres.    S.  1.  et  a.    (Modiolani  ea.  14b2).    5  X. 
Pausanias.    Venctiis,  Aldus,  15](>.    2£  6  sh. 
Pindarus.    Canuiua.    Venctiis,  Aldus,  1513.     11  sh. 
Plato.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  1513.    5  i  5  sh. 

Plautus.    Comoodiae    Venetiis,  Joannes  de  Colonia  et  Vindeliniis  de  Spira, 

1472.     3.t   rzsh. 
Plinius.     Historia   natur.,    trad.   p.   I^ndino.     Venetiis,   N.  Jenson,    I47r». 

2  i.    1  (i  sh. 
Plinius.    Epistolae.    (Venetiis,  C.  Valdarfar),  1471.     \'M  10  sh. 
Plotinus.    Opera.    Florentiae  1492.    U  sh. 
Plutarchus.    Moralia.    Venetiis,  Aldus,  15U9.    4  X. 
"Plutarchus.    Vitae.    Florentiae,  P.  Junta,  1517.     14  sh. 
PoUux.  Onomastieon  etStephanus,  de  urbibus.    Venetiis,  Aldus.  1502.    5  sh. 
Polybius.    Ilistoriae.    Ilagenoae  1530.     1  t  1  sh. 
Porphyrius.    Hoinerieae  quaestiones.    Komae  1518.    (>  X  15  sh. 
Priscianus.    Opera.    (Venetiis,  Vindelinus  de  Spira),  1470.     11  ife. 
Prudentius.    Opera.    S.  1.  et  a.    (Daventria,  K.  Pfaffroedea,  1492.)     2  X. 
Ptolemaeus.    (ieomphia.    liasileae  1538.     1  X  19  sh. 
Quintus  Calabr.    Derolicta  ab  Homero.    Venetiis,  Aldus,  (1505).     2  X'  2  sh. 
Quintilianus.    Institutiones  oratoriae.    Kouiae  1470.    5  X  5  sli. 
Quintus  Curtius.    De  rebus  j^estis  Alexaiidri  Magni.    Komae,  G.  Lavcr,  ea. 

1470.     4X. 
Kusticao  rei  scriptores  lat.    Venetiis,  N.Jenson,  1472.     11  X. 
Seneea.  Opera  moralia  et  epistolae.  Neapoli,  M.  Moravus,  1475.   13  X  10  sh. 
Sencea.    Ox>era  onmia.    Ibid.     1475.    »>  X. 

Seneea.    Epistolae  ad  Lueilium.    8.  1.  et  a.    (Argentorati,  J.  Menteliu,  ea. 

1470.)     2X  s  sh. 
Seneea.    Epistolae.    Romae,  A.  Pannartz,  1475.     1  X  7  sh. 
Seneea.  Tragoediae.  (Ferrariae)^  Andreas  (Tallieus,  s.a.  ca.  14S4.    1  X  1  sh. 
Solinus.    De  situ  orbis.    Venetiis,  N.  Jenson,  1473.     7  X  10  sh. 
Sophoeles.    Tragoediae.    Venetiis,  Aldus,  1502.     ICH  sh. 
Sophoeles.    Seholia.    Komae  151b.     1X1  sli. 
Stobaeus.    Eelogae.    Antverpiae,  ('.  Plantüius,  1575.     1  sh. 
Strabo.    (icographia.    Kcmiae,  V.  Sweynheym  et  A.  Pannartz  in   domo  P. 

et  F.  de  Ma-\nnis  s.  a.  ea.  14H9.    9  X  10  sh. 
Strabo.    De  situ  orbis.    Venetiis,  Aldus,  1510.     1  t   11  sh. 
Suetonius.     De  Xll   eaesaribus.     Komae,    C.  Sweynheym  et  A.  Pannartz, 

1470.     l0X5sh. 
Suidas.    Lexiccm.    Mediolani  1499.     1  X  1  .sli. 

Symmachus.     Ei>istolae  familiäres.    Venetiis,  s.  a.  ea/  150S.     2  X  i  sh. 
laeitus.    Opera.    Komae  1515.     17  sh. 

Theo  Khetor.    Prt)gymnasmata.     Komae,  A.  IJarbatus.  152(K    2  t   1  sh, 
Theocritus  Eelogae  XXX.    V'enetiis,  Aldus,  1495.    5  1  losh. 
Thueydides.    Venetiis,  Aldus,  1502.     5  x. 

Valerius  Maximus.   Facta  et  dieta.  Moguntiae,  P.  Srlioyffer,  1471.  10  t  15sh. 
Velleius  Paterculus.    Historia  romana.    IJasileae,  .1.  Frobenius,  1520.    15  sh. 

(and.  Ex.  8  sh.) 
Vergilius.    Opera.    Venetiis,  Aldus,  150l.    30  x. 

Vitruvius.    De  arehitectura,  cura  Suljiitii.    Siiu-  iilla  iiota  (Komae,  cä.  148(»). 

4  X  12  sh. 
Vitruvius.    De  arehitectura  et  Frontiims,  de  acpiis.    S.  1.  et  a.    (Komae, 

(i.  Ilerolt,  ea.  14SG.)     28*. 
Zenobius.    Epitome  proverl)it)rnm  Tarrael  et  Didvmi.    Florentiae,  impensis 

ae  eiira  P.  de  Junta.  1497.     12  X  5  sh. 


Nene  Erscheinungen  anf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.      423 

Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*) 

f  Book  worin.  June  1891.  No.  43:  Bookwonns  of  to-day.  W.  Roberts.  — 
Tho  English  Mercurie,  15S&.  II.  —  An  extraordinary  bioliographical  dis- 
covery.  —  Arehbishop  Cranmer's  library  and  its  recovery,  E.  Burbidge. 
—  Sir  Robert  Walpole  as  a  collector  of  paniphlets  (1700—1733).  III. 

—  July  lb91.    No.  44:   Bookwonns  ol'  to-day,  W.  Roberts.  —  The  Caxton 

press,  Liverpool.   IL    J.  Coopcr  Morley.  —  Woodcuts  in  early  printed 
works.  —  Book-collecting. 

—  August  1S91.    No.  45:  Cur  note-book.  —  Foreiffners,  wh(»  have  written 

in  English,  H.  S.  Aslibee.  —  Reading  niakes  a  aull  man.  —  Bookbinding 
at  tln'.  Burlington  fine  arts  club. 

The  Library.  July  ISIH.  No.  XXXI:  Exhibition  of  Bookbindings  at  the 
Burlington  fine  arts  club.  —  'l'he  charters  and  other  muniments  of  the 
Corporation  of  reading,  J.  M.  Guilding.  —  Reynard  the  Fox.  —  Notes 
on  signatures.  —  Additional-notes  to  Blades'  „Bioliographical  niiscellanies." 
III— V. 

The  Library  Journal.  June  1&9L  Vol.  IH,  No.  6:  Notes  on  the  Americui 
and  States  Library  As.sociation ,  Melw.  Dewey.  —  Registration  and  col- 
lection  of  fines.  III.  —  Ilistory  of  the  Boston  Public  Library,  S.  A.  B. 
Abbott.  —  New  Ilaven  Public  Libraries  and  the  New  Haven  Historical 
Society.  —  Libraries  and  education  in  IJveq)ool.  —  The  Minneapolis 
Public  Library. 

—  July  1S9I.    Vol.  IH,  No.  7  :  The  Library  of  the  State  Historical  Society  of 

Wisconsin,  R.  G.  Thwaites.  —  How  to  prevent  fines,  S.  H.  Berry.  —  Book 
revicwing  systematized.  (t.  lies.  —  Kansas  State  Historical  Society, 
le  Li  vre  moderne.  Juillet  1S9L  No.  XIX:  Remarques  sur  quelques  ex- 
libris  contemporains.  —  Un  n6vros6  au  XVIII«  siecle,  E.  Asse.  —  Petito 
bibliotheque  des  chemins  de  fer.  Guide  des  variöt^s  litteraires  pour 
villegiature  et  voyages.  —  L'histoirc  de  l'imprimerie  en  Angleterre. 

Revue  des  bibliotheques.  Mai  1S91.  No.  2:  Inventaire  des  archives  de  la 
nation  d'Allemagne  en  1721.  —  Quelnues  epaves  de  la  bibliotheciue  de 
Kenelme  Digby,  E.  Chatelain.  —  Catalogue  des  manuscrits  de  Jean  et 
Pierre  Bourdelot,  m^decins  Parisiens,  H.  Omont. 


Acland,  A.  IL  D.  A  guide  to  the  choice  of  books  for  students  and  general 
readers.    London,  Stanford.    136  p.    8«.    2»/2  ab.  and  3Va  sb. 

Adressbuch  der  deutschen  Zeitschriften  und  der  hervorragenden  politi- 
schen Tageblätter.  (Begründet  von  (;.  A.  Haendel.)  Hand-  und  Jahrbuch 
der  deutschen  Presse.  Mit  Angabe  der  Adressen  der  Redacteuro  imd 
Verleger,  der  Ersclu'inungsweise,  Bezugs-,  Anzeigen-  und  Beilagenproise 
der  Blätter  und  anderen  Nachweisen.  :r2.  Jahrgang  1891.  Bearbeitet  von 
IL  ().  Sperling.  Leipzig,  Expedition  des  Zeitschriften-Adressbaohs.  JV. 
2(12.  *nO.  114  S.    gr.  >>".    Gebdn.  M.  4. 

Annuaire  de  la  presse  fran^aise  pour  1891.    (Annöe  12.)  Paris,  libr.  Maj 
Motteroz.    CCaXL  10(57  p.  avec  gravures  et  portrait. 


*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind   nur  die  Artikel  biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 

Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
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l.'«-ri<-r^i''hr  <l<:r  aiit'<U-iji  ^ti-riii-'i-  iji-r  ••!;i»'.i»'-"f..i.  riji-i'i«i^ni  Ki:t\  Ai:irnini<- 
wi--«-/i.««''hÄtf.  «juwii-  'l'-r  N»-ii|iliii*i!..,ri.-  !.•:  I»i;ii:Hf}ilüL«l  nvA  -l«  :ii  Au<lau«lr 
iii.ii  ••r-rhi'-fj'-rjt-fi  >fiirit'Ti-ji  iiinl  /♦•ir'.r'i.rjfrt  •■-Aj;i''*ii;Z'..  H«nra>i:ei:r:.ii.-u 
von  AiiiT.  ];l;iu      .Fah.vai:/  4i  'S»u--  Ki»L'i-  .lai.rL*.  Vi.     Im».-  iiTttrarix-i.fn 

'i  Jinjinrij'-  V-rl.     .'i.'i  S     y\     M.  —  .»^n. 

.Ia)ir;.^:iii;r   II    'Ni-inr  KmI^T"  Jahr^r  VIi.    II».-1t   1:    I'i.-  im  .hiniiar.   Fo- 
Nniar.  Miir/  iv»l  «r-rljirn.ii.-  I.irti-ratiir.     >.  1— ».!'.     *»  .     M    1. — . 
li  i  Mi  (i  t  }i<'r-a   p  )i  il  ij]  o;;ira  ''la-si'-a.     \'i-r/.«i<'liiii>'«   «li-r  :üii  ilroj  <M-liU'tc 
iicT  '•la'*-i*»<rh«fi   Alti-rThniiiswi^-j-n^-rhair   ir*rl,i.iM;iii':i   I)ii«-li«.'r  i-tr.     Jahr- 
trutili  !*•:    l*»?*!.     M    llrfn-j     ll<tT    1      Inrliii.    .<.  «alvarv    a:    Co.     «.m  s 
jrr.  v.    .lälirlirh  M.  ».. 
*)ii}ili(>t  licra  rhcMl  M<:ifra  «»dt-r  vi<rTrliälirli<'lii-  *»y>riiiiaTi>clii'  UiMin^rraiiliii.' 
iilU'T  mit  (\t'Ui  (u'\ih-u:  <|iT  'vvi-^i.'ii.-cliarflirlMin  i'vanjrrliM-lim  Thi-i»lugio 
fii  l^'iir^rlilanri  iiinI  ilmi  Aii>laii(|i'  uiii  i-rxltiriuinii  >rliritreii  uihi  wirliti- 
lii-rt-At  Zi-ir».*-liriti«ii-Aiif-iit/.«'.     II«Tuu<iri-;rrlM-ii  vi»ii  «Jii^r.  liimn-rlit.    .Talir- 
jraiij?  n  (.N<ii«-  K<il^<-  .lalir;:.  VI;.  Ifiir   I:  hii-  im  .Ijniiar.  l*  i^niar.  .März 
IVM    rrfrliii'in'iH'    Litti-ratiir.      <MptTiiiLnn .    VamltiilMM'tk    ä:    Kiiprri'lit's 
ViirlafT.    S.  I     :j.i.    s".    M.  -   .*»•». 
Iilbliot}i('(|  rics  iiiiini('ifialt;s.     I.isti*  <l<->  oitvra^n's  pnuvniir  tnrmcr  Ic  prfiuior 
^^^  foiirlM  d'iin«*  liililiotlirniii-  m  tormatiidi.     Taris.  impr.  Uarn''.     *J4  p.     h'\ 
'jdra{?iMi  tr»t  d«'  p-M!liiiM|«iii>  van  «Im  iii-«lrrla?nl>cli»'n  luM-kliamlt»!.     l.'it- 
f'-K*-v«'n    dnor   «h-  pVcrfi'iil;riii;?    tcr    Jn-vonliTinj?   van    «l«-  hrlanp'ii    dfs 
iockliamU'ls.    Ih-A'.'.:  Krn  vrtTti^jari;.'«' iiitjr<vrr.sl(M>j»liaan.   A.  AV.  Sijthoflf 


Nene  Encheinangen  aaf  dem  Goblote  dee  Bibllothekaweaens.      435 

te  Leiden.    1^51  —  1  Januari  —  ISttl.    Naar  bescheiden  uit  hct  archlef 

der  laak   geachfitst  door   R.  vau  der  Meiilen.    AmstPTdam ,   P.  N.  van 

Kampen  &  Zoon.    VIII.  961)  pa^.    rr.  tf".    Fl.  V.5I>. 
Bliittor,  Dtiutsch-cvaDgL'lisclie.    ZeitHcLrift  fllr  den  Eoaammten  Burclch  des 

deutschen  Protestantismus,  lieransKegoben  von  W.  Bcysclilag.    Genenl- 

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Erscheint  alle  14  Tage  u.  ist  für  4  M.  jährlich  erhältjich. 
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.luly,    1,    1884— June  SO,    1890.    New  York,   Office   of  tbe   I'nbiisbera' 

Weekly.    32  p,    fol.    D.  1. 

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Brocokaert,    J.     Dcndenuondsche    dnikpers.     Dendermondo,    Du    Cain. 

210  p.    s".    Vr.  3. 

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nebst  Kritik  der  neuen  Ersehe inungea.  Jahrgang  I:  April  IStll— Mürz 
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("Liuilln,  A.    Les  origincs  de  rimprimprie  ä  Iloadin-en-Artois  (läii— 1518), 

Chäteaudim.    Paris,  Claudin.     Itt  p.    8°. 
Extiail  du  Bulle Ith  du  bibliophile. 
Ulaiidot,   c:.    Tables  alphabäticucs  des  matiüres  et   des  nuiDS  d'antcttrs 

uunteiuis  dans  les  ouvräges  piiDlii-s  jtar  la  8oci£te  dY'iunlUion  des  Vosgos 

de  1825  H  18511.    Paria,  «um.    72  p.    S". 
l'losel.    Blblliigrophic  dea  ouvrages  rclatifs  ii  la  8en6gamb]e  et  au  Soadu 

UecldcntaL    (Bevne  de  geographie.    Janvier— Avril  189IJ 
Comptc-rentlu  de«  travanx  <le  la  ehanibre  de  commerce  de  8aiut->'aci 

penduiit  les  Huii^ca  IS81)  et  IStlu.    Uenseigneinents  gän^ranx,  statiatlqi 

commercinles  et   maritimes,   budget.    bibllotln^fine.    Vol.  '      "' 

Naxniro,  iiiip.  Frouteaii.    2&4  p.    gr.  8*. 
Dahlgreii,   E.W.    Sverigcs  olTi^ntlii^a  bibliiitek:  Stockholm,  Vp-^ 

liiiteborg.    AecessiuiiB-KalaloK  t:  I8UI).    Stoukholui,  Kong    I 

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K's  doeiinn'iits  publies  daiis  le  eartulaire  de  rimiversite  de  i':ii 

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426      Nene  Enoheinimgeii  auf  dem  Gebiete  des  BlbliotheksweBens. 

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VIII.    Hamburg.    8«. 
Enthält:  Lissabon  im  Jahre  1732.     16  S.  —  Severetta  Zalugi.     90  S. 
Favaro,  A.    Barita  bibliografiche  Galileane:  appunti  V.    (I.a  scieuza  mec- 
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Friede  1,  E.    Zur  Geschichte  der  Nicolaischen  Buchhandlung  und  des  Hauses 
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Funiagalli,  Gius.    La  questione  di  Pauifilo  Castaldi.    Milano,  U.  Hoepli. 

127  p.     16".    L.  3. 
Gonetta,  G.  Bibliografia  statutaria  delle  corporazioni  d'arti  e  mestieri  dltalia 
cou  saggio  di  bibliogratia  estera.    Roma,  frat.  Boeca.    M9  p.    8°.    L.  5. 
Tiratu  a  solo  250  esemplari  numerati. 
Griffis,  W.  Eliiot.    Bibliography  of  Japanese  travel  and  history.   (Christian 

Union.  May  1801.) 
Ilandlingar,  K.  bibliotekets.  13.  Arsbeiüttelse  fiir  ar  1S90.  Berättelser  om 
SverigeaKrig,  3,  1700—1814.  Stockholm,  Kongl.  biblioteket.  XII.  P.  219 
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Die  Handschriften-Verzeichnisse  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin. 
Band  9:  Verzeichniss  der  arabischen  Handschriften  von  W.  Ahlwardt. 
Bd.  3.  Berlin,  A.  Asher  &  Co.  VIII.  62s  S.  4".  Cart.  M.  2^. 
♦Harvard  University  Bulletin.  No.  49,  or  vol.  VI.  Ni>.  5.  Edited  bv 
Justin  Winsor.    Cambridge,  Mass.    P.  223—276.    4". 

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Herold,  IL    Jugendlektilre  und  Schüler-Bibliotheken  unter  Berücksichtigung 
der  Zeitverhältnisse.     Mit   Auswahl    und    Inhaltsangabe   guter  .Jugend- 
schriften und  einem  V(»rworte  von  L.  Kellner.    Münster,   H.  Schöningh. 
V.  146  S.    V.    M.  1.20;  geb.  M.  1.60. 
II über,   .1.   Ch.      Bibliographie    der    klinischen    Helminthologie.      Heft    1: 
Echinococcus  cysticus  bes.  von  1877—1890.    München,  .1.  F.  Lehniann's 
Veriag.    39  S.    gr.  8".    Subscript.  M.  1.50.  Einzelpreis  M.  l.SO. 
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et   la   fonnation   de    la   bibliotheque    |)ublique.      Keims,    Matot-Braine. 
42  p.    gr.  S". 

Tire  ;\  lOO  exemplaires. 
Jahrbuch,  Neues,  tllr  Minerah»gie,   (leologie  und  Palaeontoh>gie.    Heraus- 
fcgi^ben  von  M.  Bauer,  W.  Dames,  Th.  Liebi.sch.    Jahrgang  1891.     Band 
Heft  1.    Stuttgart,  E.  Schweizeri>arfs  Verlag.    *n".    Pro  cpt.  M.  20. 
Neue  Literatur,  S.  210—222. 
♦Jahrbücher  für  Nationahikonomie  und  Statistik.   Gegründet  von  Br.  Hilde- 
brand,   herausgegeben  von  .1.  Conrad  und  L.  Elster.    .H.Folge,  Band  I 
u.  Band  II,  Heft  1.    Jena,  (L  Fischer,    gr.  8^ 

Jedes  Heft   enthält  am  Schluss  eine  „Uebersicht  über  die  neuesten  Publi- 
kationen Deutschlands  und  des  Auslandes'*. 
Jahresbericht,  Theologischer.     Unter    Mitwirkung   von  Baur,  Böhringer, 
Domer  etc.  herausgegeben  von  K.  A.  Lipsius.    Band  10,  enthaltend  die 
Literatur  des  Jahres  1890.    (In  4  Abtheilungen.)    2.  Abtheilung.    liisto- 


fi? 


Keoe  EtBebelnungen  auf  dem  Gebiete  dei  Blbliotbekaweseni.       437 

rische  Theologie  beirbeitet  von  LQdvinuiD,  Kril([cr,  BöhriQKar,  Loesche, 
Werner,  Kobt,  Scbtnidt  und  Furrer.  Braonschwcig,  C.  A.  Schwetachke  & 
Sohn.    S.  117— 324.     S".     Einzelpreis  5  M. 

Jalirusbericbt  über  die  Fortscliritte  der  ChemEe  und  verwandter  llieile 
andertT  WlssenavIuifteD.  Begründet  von  .1.  Liobig  und  11.  Koiip,  beraiu- 
gogeben  von  F.  Fittica.  FUr  IS8S.  Heft  3.  BraiiDscbwcifc,  r  r.  Vicwog 
&  .Solm.    S.  öfil— 1440.    gr,  8°.    M.  in. 

*Jaliresbcrivlit  über  die  Leistungen  und  Fortscbrilte  in  der  gesuuuiten 
Kledicin.  Unter  Mitwirkung  zablreicber  Gelehrten  herausgegeben  von 
ßud.  Virchow  und  Aug.  liirseh.  Jahrgang  XV:  Bericht  für  das  Jahr 
lt)»().  I.Band,  l.Abtheiluni;.  Berlin,  Ä.  llirschwald.  S.  1—231.  gr.U". 
Pro  cpt.    M.  ST, 

MahrcHbericbt  Über  die  Fortacliiitte  der  Pharmakognosie,  Phannacle  nnd 
Toxikologie  herausgegeben  von  II.  Beckurts.  Neue  Folge  des  mit  Ende 
1865  abgeselilosseneu  L'anstatt'sehen  pharmac.  Jahresberichts.  Jahrg.  24: 
ISSQ.  1.  IlUlfte.  (iftttingen,  Vandenhoeck  &  Rnprecht's  Verl.  K.  t  — 
2S&.     H".     M.  6.60. 

'Jersey  City,  N.J.:  Butes  and  regulations  of  the  Free  Public  Library. 
Jersey  City.    19  p.    S'. 

ludlcl  e  eataloghi  IV:  I  codici  Palatlnl  delhi  Biblloteca  Naziouale  Centrale 
di  Firenze.  Volume  II  fa»e.  A.  Roma,  presso  i  priuclpali  Ubrai.  P.  341 
—320.    h".    L.  1. 

*JD8t'B  Botaniseher  Jahresbericht.  Systematisch  geordnetes  Repertorium 
der  butanisehen  Literatur  aller  l^der.  Begrilndet  1873.  Vom  11.  Jahr- 
gang ab  fortgeführt  und  lieransgeeeben  vou  E.  Kocline.  Jahrgang  XVII: 
Ib^V.  1.  Abthellung,  1.  lieft:  Physiologie.  Anatomie.  Krj'ptogamen. 
Morphologie,  Bioloj^e  und  Systematik  der  Phancrogamcn.  Berlin,  Gebr. 
Uomträgcr.    S.  1— S2U.    gr.  8".    M.  lü. 

*Kayser's,  Chr.  Gottl-,  Vollstilndigcs  Bllcher-Lexicon  entlialtend  die  vom 
Jalirc  1750  bis  Ende  des  Jahres  1S90  im  deutschen  Buchhandel  cr- 
schieuenen  Bllclior.  Der  ganzen  Boihe  XXV.  und  XXVI.  Band,  oder  X. 
iSupplem entband,  I.  u.  2.  Hallte.  Enthaltend  die  vom  Jaliru  l%8T  bto 
Endit  des  Jalires  181IU  erschienenen  Werke  und  I.andkarlen,  sowie  Nach- 
träge und  Berichtigungen  zu  den  früheren  Tlieilen.  Baud  XXVI,  Liefer.  I. 
Leipzig,  T.  0.  Weigol  Kachf.    S.  1-liiü.    4".    M.  7.50. 

Kcyssur,  A,    Zur  gt-scliiehtlichen  und  landeskundliehen  Bibliographie  der 
Itheinprovinz.    Kitin,  Du  Mout  Schauberg.    VI.  4r.  S.    gr.  8°     hi  l.GO. 
VcTÖlTemlkhunt'En  .ler  Su-Ilbibliolhek  in  Köln.     Heft  4. 

Kolon  lal-Liti erat ur,  Ües  Deutschen  Reiches,  der  letzten  10  Jahre.  Fest- 
schrift zur  Hauptversammlung  der  Dentschi^n  Kolon iaigesellschaft  In 
Nürnberg  IMH.  Silrnberg,  J.  Ph.  Haw'sche  Buchh.  48  S.  ni.  3  Illnslra- 
lionen.     b". 

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Wfitlitteratiir  lieselirii'benen  Fülle  v(m  Vergiftungen  von  Menseheii  durch 
Blutgifte.    Itoniat,  E.  J.  Karow.     H14  S.    gr.  8".    M.  :t. 

Ladies'  ('omuiission  011  sunday  si-hool  books.  Amiual  list  of  books  for 
Sunday-schiiol  aiid  nther  libraries.  Boston,  American  Unitar.  Association. 
15  p.    s".    I),  -.:,  c. 

La  Fontaine.  .1.  de,    lleuvris  diipres  les  textes  originaiu,  buIvIcb  d'iinc 

notiee  sur  .sa  vie  et  ses  iiiivrages,  d'un  essai  liiblinKmplii'ii"-',   ili    ' ■ 

de  variautes  et  d'un  lexii|ue  par  Alph.  Panly.    'I'ome  1;  Noüci-,  bi  1::" 
aphii',  uotcK  et  Variante»,  lexique.    Pari«,  LomcRU.    C>._>^1  p     "^  , 

.   10. 

di^uiic  des  seifiii-eH,  ius<Ti|)li< 
tome  2,  p.  2UII— 212.) 
Lasteyrie,  lt.  de    et   K,  Lef 
historiijiieii   et   an'lir<il»gii|i 


K." 


428      Nene  Enehelnaniten  »nf  At'm  (<ohIrtc  Ae»  Rlbltothekaweseiifl. 

Fnnc«,  drees^f  sons  lue  aiu|)icc«  du  niinistoTp  de  rinntmcHon  publiqn«. 

Tome  II,  livr.  2.    Paris.  Ilathette'ft  Cic.    P.  ISS— Sf.s  ü  2  col.   4".    Fr.  J. 

Luyiioldt'H,  F.,  Amuriran  uataloKuc.    limikK  ncunli-d  (Includin^  n-prints 

and  IiniKirtatioiiit).  .luly  1l>>(4  tu  Juuo.'lO,  IMHI,  cuiupilcd  by  H.  lt.  Buwkt-r 

»Dd  A..I.  AppIptDii.    I'art  2.    (Dill    K.)    Kcw  York.  Office  of  ihc  Piibli- 

shcrs"  Wi-i'kly.    P.  24l^5b2.    4".    For  w>mplct.'  wurk  n.  12.5». 

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Hilaou,  (7.  llocpil.    444  p.    v.    L.  :t. 
•Li)biiieyer,    Kdw.     VcrzcU-liiiiSJi  iii-utr  IlessisdiiT  I.ittt-ratiir.      Jahrgang 
isSOiifbat  Nwhträjri'n  «mSM(— ISB».    Kasm'l,  M,  Bninin-nijinM.    XLS.    V. 
Son<lertlruck  aus  den  Mit l heil uni-rn  <lcs  Vereins  für  Hessische  Ge-ichtcbte. 
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PontoiNc  et  dn  Vesiii.    Talile,  IS77— J>>»il.    roDtoiHc,  iiup.  Psri».     XX. 
172  p.    8". 
MoyiT,   F.     Notiec  siir   i|uclqiif)t  ntautisi'rits  fran^ais   dt-   la   liibltutbci^ne 
Phlliipps  li  < ')ielt(.^nliaiu.    PariH,  iiiipr.  natioDalv.     1I-)  p.    4". 

Tili  uleü  Nuiices   el  Kxlraiu  des  manuaCTila  de  la  Bibliolb^que  Naliiinale. 
Michlelotto,  V,    Ordinanumto  dd  protucolln  e  doH'ardilvio  dolFuffido  di 

Urabinutto  pri'nso  Ic  prcfcttiiri'.    Forli,  tip.  Ili-morratiM.    14.  23  p.     1". 
*HllIiibrücht,   II.     I)i>nkitcbrift    betroffciid    diu   Krricbtunit   eines    C'entral- 
bUreaiiH  zum  Suhntzi'  dus  Urlieber-  und  de»  Vi'rlaitsri'uhli's.    Herll».  Piitt- 
kammer  &  Nllldbredit.    :il  S.    b". 
Xunigkoiten,    Tecliiiische.      Littcrariscli  -  ti-clmiadier    Monataberiebt    iind 
Cuntral- Anzeiger  flir  Kiuist-  und  Baiifi;ewerbe ,    Muschrncii-    und   Metall- 
Industrie,   Ingenieur -Wiiiseuscliaften    etc.     Jahrgang  1:   Mai  ^  Deeeniber 
18!ll.    (S  Hm.)    Frankflirt  a.M.,  (lebr.  Kiiauer.    hoeb  4".    F'Ur  !ü  Munate 
40  Pfg. 
Nuticea  et  cxtralta  des  manuscrits  de  la  Bibtiuth^<|iie  Nationale  et  autres 
bibliothi-ijues,  publiea  i>ar  l'Institut  natienal  de  Fnuic<:.   Tuuie  2'.i.    I'aris, 
Iinpriiuene  nationale.    Slli  p.  avee  figg.  et  planebea.    4'. 
•Oinont,  11.    Invuutaire  de»  uianuseriis  de  In  collci-lion  Morcau,     Paris,  A. 

Pii-Ärd.    XIV.  2S2  p.    gr.  S". 
Oinont,  II.    1^8  nianuserila  el  les  üvres  annot^  de  Fabri  de  Peireac.    Twu- 
loUHC,  Privat.    27  p.    •>". 
Exlrail  des  Annales  du  Midi. 
Oesterlein,  X.    Besdireibendeg  Veru^iebnisa  des  Itiuliard-Wagner-Museiims 
in  Wien.    Kin  bibliographlRclies  Cesamnitbild   der  kultiirgeseliieht liehen 
Kr^-lieiiiung  IL  WaguecH  von  den  Aut^iiigeti  »eines  Wirkens  bis  r.n  seinem 
Todestage,   dem    i:!.  Fcliruar    1SS3.    111.    (Des  Kaialoges  einer  Hiehard 
Watnier-Ilibliothek  :i.  Kand.)    Leipzig,  Breitkopf  &  lliirtd.    XXXI.  5I7S. 
mit  BildnlsB.    Lex,  y.    M.  iri.— ,  geb.  M.  17.50. 
Panna,  (Jiov.    Biblingralia  atoriett  degli  Abmzzi.    IWtzo  su[)plenionto  atla 
Blulloteea  storico-toiiogRifieo  degli  Abriizzl  di  Cani.  Min.  Itteeiu.     Ijui- 
ctano.  K.  Carabba.    VII.  4»B  p.    h".    L.  b. 
Panaa,  (tiov.    I.«  tipugmfia  in  Abruzzu  dal  seeolo  XV  :il  Will,   Lnneiano. 
ILUmW».     1'I2  11.    v:    L.  3.5«. 

"-  riecirilli.    Kiene.»  enmologieo   delle    perganieue    e 

pertiiienli  aHareliivio  della  pia  eana  di'tla  .-'s.  Anniinzjata 

l-aneiaiio,  It.  t'aralilia     X.MI.  I7r>  p.    >>".    L.  lo. 

r,  ('rist.    llibliiigrafia  MiidriU-na  <>  deM'np<'ii'in  de  lax  uhrae 

Madrid  (aigli)  XVI).    (Ibra  preuiiadii  por  l:i  liiblioteiii  ua<-ioual. 

Murillo.    XlVIU.  4a-  p.  eoii  gralKidiis.    lul.    IV^..  lo. 

-~   "t  F    Lareler.    Bibliutrnpliie  gi-m'-ntle  et  nii.<imiiee  du  droit 

iBbIuv6  de  toutes  Ins  iiiibbeatiuns  jnridii|iieN  panies   depuie   la 

pa  de  La  Betgiiiue  ft  de  la  Fraiiee  (IsH)  jusqu'  au   1  ijrtobro 


Neue  Erschciniugen  aiit  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.      429 

16'>U,  rfimii's,  luisus  i-n  ordre  et  aiuiutCcs  jiuiir  k  riidiietiun  des  l'&iidectes 
bdgcti.  Tome  V:  table  alplial)^tii|ue  des  uutiereH,  Bnixelles,  V"-' Lurcier. 
|:!l  p.    h".    Fr.  J. 

*lieperl(>riiim,  (.'lieiiiiscli  -  t<!elitiiselieN.  Uebeniclitlicli  freürdii(>h'  Hll- 
tbi'iluiigi'ii  der  iicueateii  Erfiiiilun^eii ,  Fortxebritte  und  VerbeKseniiigeu 
aiif  dem  lietiiete  der  teelmtselien  imd  indiiMtrielleii  l'lieinie  mit  Iliiiiveis 
auf  MascUiueii,  Apparate  luid  Literatur.  lleraiisKCKeben  von  Emil 
.laeobseu.  IWu.  1-  llalbjalit.  2,  Iliiltte.  Berlin,  K,  «Srtncra  Verlag. 
S.  145— :)48.    S".    W..ViiP. 

'Kepertoriuiti  van  de  iiederlaudsehe  jtirispnulentii;  en  rechtsliteratunr. 
isiio.  XUI.  jaarguiig.  's  Kertogenboseli,  W.  C.  van  lienadun.  P.  405— 
5S3.    gr.  8".    Fl,  3. 

Kequiii.    Urigines  de  l'imprimerie  cn  Fmiiee  (Avignon  (444).    l'aris.  Oercle 
de  la  librairie.    4ii  p,  iivec  fae-siuiiles,    S".    Fr.  i. 
Tnt  ä  IDO  excmpbiics. 

Review  of  reviews.  Annual  index  of  periudicals  and  pbotof^raplis  for  ISOO. 
Loudun,  Office.     145  |i.    4".    Hh.  2. 

Itevae  Ijibltographique  et  eritiiiue  des  langnes  et  litteratnrcB  roi 

Fnblii^c  sons  la  dircction  de  0.  lluet,  G.  Zaunuui  et  K.  Kbcriug. 
II,  fasc.  1.    Paria,  E.  Bouillun.    Fr.  m. 

Biclimond,  Ind..  MoniHon  Library,  Catalotnic.    Ricliwond.    99.  4SU  p.    S". 

Itonzou,  Ant.  Proeetto  per  la  fiiD<lazImie  in  Cadore  di  nn  arcbivio  stnrie» 
eadorino.  una  hibliutee^i  cadurina,  ima  bibüoteca  universale.  Ludi,  V. 
dell'Avo.    'S  p.    4'. 

Hooaevelt,  H.  lt.  f'atalojriie  of  the  works  of  Gratins  and  of  book»  relating 
to  him  presented  to  tlie  Holland  Soeiet_y  of  New  York.   isa«.    28  p.   S". 

Ruwell,  G.  P.  and  Co.  Book  für  advertisers ;  containin^  lists  of  the  bent 
newsiiapcrs  in  tbe  United  States  and  Canada ;  witli  a  eoni^ileti^  list  of  all 
tlie  eUi«  and  tra<le  junrnals:  a  compilation  from  tlie  Amencau  newspaper 
directory,  witb  tlie  cireidatioii ,  ratings  and  sonie  adverti.sing  rates,  witli 
n  Statement  of  tlie  best  wiiy  tu  ulaee  uewspaner  advertislng.  17S>''  ed. 
New  York,  G.  P.  RowetI  &  Co.    StiS  p,    8".    D.  l. 

Salvioni,  ('.  Niitixia  intonni  ad  nu  endicc  visconteo-sforzeseo  della  biblio- 
t;pca  di  S.  M.  ü  Re  in  'I'orino.    Belliusona,  C.  Salvioni.    20  p.    8°. 

äcardavi,  Ett.  Metodo  per  teuere  gli  arcliivt  comnnali.  Foligno,  F.  »al- 
vati.    48  p.    8«. 

Simonin,  J.  Bihliotlieqne  dotiaisienne  des  ecrivains  de  In  Cnmpugnle  de 
Jesus.     Douai,  impr.  Deeliriste.     12.  ;i4ll  p,     S". 

äocard  E.  Calalogne  de  lii  bibliotheiine  de  Im  villo  di^  Troves,  Revn  et 
piiblie  par  A.  S.  i>et.  Tome  XVIU:  Thi'ologie,  tomo  2.  Troyes,  Mar- 
telet.    fiii2  p.    8". 

Stein,  H.  I.'atelier  typograpliii|ue  de  Wcjifgang  Hopyl  i"i  l'aris.  Fontidne- 
bleau,  Imp.  Bourges,    M  p.  et  pl,    4". 

•T'aschenberg,  0.  Bibliotbeen  zoologieu.  11.  Verzeiebniss  der  Selirifteu 
über  Zooliigi(>,  welelie  in  den  ]>eriodiscbun  Werken  enthalten  nud  vom 
Jidirc  18r>l— l!)8(l  selbständig  erschienen  sind,  mit  Elnsehhiss  der  all- 
gemein -  niitnrgeschichtllchen ,  periodischen  und  patncontulogiaclieD 
Sehriften.  Liclemng  !).  Loipiig.  W.  Engelmaun.  S.  2011  —  2B28.  " 
M.  7. 

*Tavaffniitti,  M.  S.    Kalboliscb-tlH-nlogiselie  illlckerknmU,    V. 
catlloliea  Sneietatis  Jesn.    VoRH'lehniw  der  wichtigsten  über 
und   ein/.elne    MitKli<'der  der  Rnstilliiehaft  Jesu  von  is:tn— II 
apologelisebeji ,  biu^phischun  und  litotorischeii ,  als  auch  die  ^ 
sehe  und  die  HissKins-TItätigkeit  umfassenden,  von  katholisel 
erschienenen  Werke,  Fredigten  und  Audaehtsbticber.  Mit  i'iuem 
imd  einem  Stiuhwurt-Kegister  versehen.  Wien,  Anstria,  Dreseber 
44  S.    gr.  8".    M.  — .6U, 

Thisnceurt,  C.  Les  bibllothiques  uuivcrailaires  et  municipales  de  9tru 
bourg  et  de  Nancy.    (Annales  de  l'Est,  Jauvier  1801.    P.  äö— &i.} 


430  ADtiqiiarische  Kataloge. 

Tuekermaii,  Alfr.  Hibliofi^phy  of  thc  clieniical  infliience  of  lijrht. 
Washington.  Siiiithsonian  Institute.    22  p.    h". 

*Verz4»i(*hnis  <U*r  neu  erschienenen  und  neu  aufgelegten  Bücher,  I.And- 
karten,  Zeitsehriften  etc..  iSiU.  liand  I.  Mit  Angabe  der  Seiteuzalden, 
der  Verleger,  der  Preise,  litterarischen  Nach  Weisungen,  einer  wissenschaft- 
lichen Uehersieht  und  einem  Stichwort- Register.  TIerausßfcgehen  und 
verlegt  von  der  J.  (?.  Hinrichs'schen  Huclihandlung  in  Leipzig.  ISO.  Fort- 
setzung.    liMJ.  r.5r>  S.     S«.     M.  5.— ;  geb.  M.  6. 

Verzeichnis  von  .higi^nd-  und  Volk.ssehriften,  nebst  Beurteilung  derselben. 
Unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Bedlirfni.««se  katholischer  Schulen 
und  Familien  herausgegeben  vom  Verein  katholisclier  Lehrer  Breslaus. 
Heft  2.  2.  Auflage.  Breslau,  O.  V.  Aderholz'  Buchh.  XVI.  9«  S.  S*». 
M.  1.20. 

Vitale,  Ant.  Opere  edite  ed  ineditc  di  autori  nati  nel  Laiigronegrese. 
Potenza,  Pomarica.     ISU«.     15.  9»  p.    S«.    L.  1. 

Weir,  R.  and  <»thers.    Riding.    lllustrated  by  G.  D.  (Mies,   Frank  Dodd  and 
F.Stuart  Allan.     Boston.  Little,  Brown  &  Co.    11   4-  423  p.     S«.     cUith. 
1>.  :\Ml 
,,An  appendix  jjives  a  bibliojjraphy  of  ridinjj." 

Zanotti-P>ianco,  Pier  Fr.  Elenco  degli  scritti  relativi  alla  storia  delle 
guerre  e  battaglie,  degli  assedt  e  eombattimenti  di  terra  e  di  iiiare,  che  si 
ctuLservano  eoi  rispettivi  piani  nella  biblioteca  di  S.  A.  li.  il  principe 
Tonmiaso  di  Bavoia,  duea  di  (»enova.  Torino,  tip.  lit.  C'amilla  e  Bertolen». 

:m}  p.    s". 

Rdi/ionc  di  soU   1^0  e.semplari. 

*Zeitschrift.  Archivalische.  Herausgegeben  durch  das  bayerische  allgemeine 
Reiehsarchiv  in  München.  Neue  Folge  Band  II.  München,  Tli.  Acker- 
mann.    3S.H  S.     Lex.  8'\     M.  12. 

•Zeitschrift  für  nmiani.sehe  Philohigie.  Herausgegeben  von  (Jiu^tav  Gröber. 
IhSS.  Sup|)lementheft  XIl  (XII.  Band,  Heft  5):  Bibliographie  ISS7,  von 
Kurt  Schmidt.    Halle,  M.  Niemeyer.    IV.  139  S.    gr.  s«. 

Zeki-Bey,  Ahmed.  Klmevsonfit.  (Bibliographische  Studie  Über  die  arabi- 
schen Kncyklopädien.)    Bukk.    1>9  S.    S^  —  Arabisch. 

Zugangsverzeichnisse  der  Stadtbibliothek  in  Köln.  No.  l — 5.  Köln, 
Du  M.mt  Schauberg'sche  Buchh.  IV  S.  u.  81  BU.  gr.  S«.  Für  No.  1—6 
M.  —.90. 


Antiquarische  Kaitaloge. 

Ackermann,  Th.,  München.    Nr.  .'ill :   Zooh)gie.     S.3.3  N«>«-  —  No.  n\2:  Ile- 

braica  u.  Jutlaica.    :y;\2  N"»    —   No.  313:  Vidksthümliclies    aus    alter   u. 

neuer  Zeit.     1497  N«»«- 
Antiquariat  ,,zu  den  Musen*  Graz.    No.  2:  Vermischtes.     7Hr>  N'>«- 
Baer   &   Co.    Frankfurt.     No.  2S(>:   Handbüclier   d.   Malerei   u.  Kiipferstich- 

kunde  etc.    (Bibl.  v.  .T.  C.  D.  Hebieli.  Hamburg.)    4H3  N«>»-  —   Anz.  No. 

413:  Miseellanca.  No.  S820 -909«.  —  Kunstgewerbliche  Mittlieilj^n.    No.  3: 

Gold-  u.  Silberschmiedekunst  etc     39»  N"« 
Bauer  Zürich.    No.  I9.S:  Vermi.schtes.     1S<»4  N«»- 
Beck 8 che  Bh.  Nördlingen.    No.  291:  Protestant.  Theologie.     (Bibl.    d.  Dr. 

V.  Andreae  in  Frankfurt  a.  M.)    3873  N«»- 
Böse  Leipzig.    No.  16:  Rechts-  u.  Staatawissensehafteu.     16(57  N»» 
Brill  Leiden.    Mai:  Miscellanea.    33(^  N««-  —   Juni:  Theologie,    bio^raphie, 

histoirc.    778  N«^»»- 
Btichholz  München.     No.  23  :  Orientalia.     1597  N»« 
Carlebach  Heidelberg.     N<».  183:  (Tcschichte  u.  Oeoffraphie.     SOG  N««- 
CUnsen  Turin.    No.  89;  Letterature  neolatine.    388  Nos. 
Grentzer  Aachen.    No.  28:  Vermischtes.    462  N«"- 


Antiquarische  Kataloge.  431 

Dietz  Altenburff.    Anz.  No.  2:  Biographien.    Memoiren.    418  N*>»- 

Dittui ersehe  JBh.  Lübeck.    No.  4:  Kunst,  Litteratur,  (iesehichte.    1551  N"»- 

Dobrowsky  Budapest.    No.  40:  Miseellanea.    44  S. 

Freie  sieben 's  Nf.  Strassburg.    No.  10:  Protaugeschichte.     154S  N""- 

Fritzsche   Hamburg.      No.   I5  IG:   Geschichte,    Geographie   u.   HUlfswiss. 

2S84  N«». 
Gerschel  Stuttgart.    No.  13:  Philosophie,  Geschichte,  etc.    27H9  No». 
Gilhofer  &  Ranschburg  Wien.  Anz.  No.  15:  Miseellanea.  No.  548 — 1109. 
n au gg  Augsburg.    No.  US:  Philosophie,  Theoh)gie  etc.    (Nachtrag  zu  Kat. 

117.)    518  No». 
Heinrich  &  Kenike   Berlin.    No.  22:   Roman.,   slav.  Sprachen  u.  kleinere 

Sprach gruppen.    No.  2107—4252.  ■—  No.  23:  Örientalia,  vergleich.  Sprach- 

wiss.     1234  No»-  —  No.  25:  Rechts-  u.  Staatswiss.     1018  No».  —  No.  20: 

Nationalökonomie  u.  Statistik.    430  No». 
Hess   Ellwangen.    No,  33 :   Incunabeln ,  alte  Holzschnittwerke.    26b  No«.  — 

Livres  retoromans.    421  No». 
Hiersemann  Leipzig.    No.  78:  Numismatik.    377  N»».  —  No.  80:  Genealogie 

u.  Heraldik.    437  N»».  —  No.  82:  Amerik.  Sprachen.    209  No»    —  No.  83: 

Altclass.    Kunstarchaeologie.      (Bibl.   v.    Prof.    K.  Boetticher,    Berlin.) 

1206  No»- 
Hoepli  Mailand.    No.  72:  Bibliografia,  arte  tipografica.     14<»8  No». 
Jacobsohu  &  Co.  Breslau.    No.  105:  Venuischtes.    4b  S. 
Kampffnieyer  Berlin.    No.  320:  Naturwissenschaften,  Technologie.    96  S. 

—  No.  327 :  Rechts-  u.  Staatswiss.    42  S. 
K  a  u  f  ni  a  n  n  Stuttgart.    No.  51) :  Varia.     No.  1 1 S7 —  1 53 1 . 
Kerl  er  Uhu.     No.  109:  Naturwissenschaften      1840  No«. 
Kirchhoff  &    Wigand    Leipzig.     No.  878:  Kunst,  Curiosa,  Vermischtt^s. 

1()«)4  No».  —  No.  sT9:  Mathemat.- astron.- phvsikal.  Wissensch.    (Bibl.  d. 

Hofrath  Dr.  Kunze,  Weimar.)     1023  No».  —  ^No.  880:  Class.  Philologie  u. 

Alterthumswiss.    3144  No». 
Lama,  C.  v.,  Regensburg.    Kathol.  Theologie  u.  christl.  Kunst.    423  N«*«- 
L  i  e  p  m  a  n  n  s  s  o  h  n  Berlin.    No.  88 :  Musikliteratur.    293  No». 
Li e schlug  &  Co.  Stuttgart.    No.  .50:  Geschichte  u.  Hilfswiss.    70  S. 
Lippertsche    Bh.    Halle.      No.  27:    Theologie,   Philosophie,    Paedagogik. 

3201  N<J«. 
List  &  Francke  Leipzig.    No.  228:  Schriften  Über  d.  Frauen.    412  No». 
Mayer  &  Müller  Berlin.    No.  113:  Griech.  u.  latein.  Autoren.    Zeitschriften. 

5457  No». 
Mira u er  &  Salinger  Berlin.    No.  12:  Neurologie.    Psychiatrie.    795  No». 
Mos  er  sehe   Bh.   Tübingen.     No.  153:   Allgem.    Chirurgie.     4791    No».    — 

No.  1.54:   Geschwülste.     1954  No».   —   No.  168:  Das  Ohr  u.  s.   Krankh. 

942  No». 
Neubner  Köln.    No.  32:  Deutschland  im  Mittelalter.    No.  0811—8021. 
Nijhoff  Haag.    No.  224,  225:  Dem.  acq^uisitions.    220.  231  No«. 
Raunecker  Klagenfurt.    No.  5 1 :  Vermischtes.     1 004  No». 
Rick  ersehe    Bh.    Giessen.       No.   13:     Linguistik.       Litteratnrgeschichte. 

1382  No«. 
Rosenthal  München.    No.  70:  Biblioth.  evangel.-theol.   IV:  Clagett-Efferen. 

No.  5158-0977.  —  V:  Eiferen-Funk.  No.  0978—8774.  —  No.  72:  Erasmiu 

Roterod.     No.  7227—7755. 
Schack  Leipzig.    No.  57:  Staatswissensch.     1289  No». 
Scheible  Stuttgart.    No.  82:  Miseellanea.    Alte  Kupferst.     1000  N«^  "• 
Schergens  Bonn.    Evangel.  Theologie.    301  N"«-  ^] 

Tan  SS  ig  Prag.    No.  SO:  Archaeologie,  Culturgesch.  etc.    20  S. 
Vülcker  Frankfurt.    No.  180:  Kunst.   1922  No».  —  No.  ISl :  Städ 

1999  No».  * 

We  1 1 e  r  Paris.    No.  52 :  Miseellanea.    2713  No». 


432 


II  1      •  •  • 


Per»iinsilnarhricht»-n. 

I»  :   I:;  ■:■.•  .--^i:    i..    ■:   :   K  ..  j.    I;'  ..;  ■•..-:^    ..   i-:.:;      l  r  ■:  --•!.•" 
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SmtMMulbibliütiirii.  >■  JaL.v  L:  --    -  -  --k_u    ^n    .^^^ 


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Centralblatt 


für 


Bibliothekswesen. 


Vm.  Jahrgang.         10.  u.  U.  Heft.     Ootober-Novbr.  1891. 


Zur  Eenntniss  altdeutscher  Handschriften 
und  zur  Geschichte  altdeutscher  Litteratur  und  Kunst. 

Die  Kanzlei  und  die  Anfänge  der  Renaissance.    (Schlnss.) 

Vorbelialtlosere  Anerkennung  als  in  der  Seele  Karls  IV.  fanden 
die  neuen  Gedanken,  die  neue  Schriftstellerei  der  Humanisten  im 
Kreise  der  böhmischen  Kanzleien,  zumal  in  der  Reichskanzlei 
Von  hier  aus  gewinnen  sie,  was  uns  am  meisten  interessirt,  zuerst 
in  grösserem  Umfange  Einfluss  auf  die  deutsche  Litteratur.  Hier 
bereitet  sich  zuerst  die  entscheidende  Wendung  vor,  welche  der  hand- 
schriftlichen üeberlieferung  der  mittelhochdeutschen  Poesie  die  Kehle 
zuschnürt.  Insbesondere  die  alte  didaktische  Dichtung  als  Trägerin 
der  weltlichen  Moral  des  Mittelalters  wird  von  hier  aus  verdrängt  oder 
doch  gründlich  umgestaltet. 

Hier  zuerst  in  Deutschland  tritt  das  Gefühl  für  den  Stil  der 
Prosa,  für  die  Eleganz  des  Ausdrucks,  ftir  die  Eloquenz  im  Sinne 
der  Renaissance  hervor  als  eine  wirksame  Macht;  hier  beobachten  wir 
die  ersten  Versuche  einer  Theorie  der  Epistolographie  und  Rhe- 
torik; hier  werden  die  neuen  litterarischen  Gattungen:  der  Brief, 
die  Rede,  der  Dialog,  die  Novelle,  alle  in  ungebundener  Rede,  und 
die  Ode,  die  Elegie  in  poetischer  Form  zuerst  bewundert,  verbreitet, 
theilweise  nachgeahmt;  hier  entwickelt  sich  zuerst  der  Sinn  für  das 
künstlerisch  geschmückte  Leben,  wie  er  sich  besonders  in  den 
prachtvollen  Miniaturen  äussert,  die  für  diese  Kreise  und  in  ihnen  ent- 
stehen; hier  spielt  zuerst,  nach  dem  Vorbild  von  Frankreich  und  Italien 
die  Landessprache  eine  neue  litterarische  Rolle,  indem  auch  sie 
fortan  unter  das  Gesetz  des  neuen  Stilbegriffs,  der  neuen  K 
ungen  gestellt  wird. 

Bekanntlich    ist    auch  eine   grosse   Zahl    der   hervo 
italienischen  und  französischen  Humanisten  im  Kanzleidienst 
Wesen.     Er  war   damals   und   blieb  lange  Zeit  in  allen  Ländern 
bequemste   Mittelposten   zwischen  weltlichem    und   geistlichem 
Petrarca,   dem  fünfmal  ein  apostolisches  Secretariat  angeboten  wüwU 

VIIL    IG.  u.U.  SO 


4 


434  Zar  Kenntiiüis  altdi^utsclier  nandschriften  etc. 

lebte  als  eine  Art  vap'render  Diplcimat.  Zanobi  da  Strada  war  er^t 
Schul meiäter  in  Florenz ,  dann  köni«;] icher  Sfcretär  in  Neapel ,  znletzt 
Prntonotar  bei  der  Curie;  desjrleichen  waren  Francesco  Hmni,  Colaccio 
Salutati,  Leonardo  Bnini,  Pof^o  in  der  Kanzlei  der  Curie  zu  Avignon 
und  Rom  angestellt.  Von  Franzosen  hatten  ähnliche  Stellangen,  im 
Dienst  der  päbstliclien  Curie  oder  französischer  Fürsten :  Laurent  de 
Premierfait,  der  Uebersetzer  von  Ciceros  "De  senectute'  (1405),  Boc- 
caccios Buch  von  den  berühmten  Männern  (1410)  und  Decameron  (1411): 
der  Ciceronianer,  Verehrer  Petrarcas  nnd  Salutatis  und  Freund  Leonardo 
Brunis,  Jean  de  Montreuil  und  Andere  (Voijrt,  Wiederbelebung*  2, 
2  ff.  344.  347  ff.). 

Demnach  ist  es  gewiss  nicht  zuföllig,  wenn  auch  gerade  ans  den 
deutschen  Kanzleien  die  ersten  Sendboten  der  humanistischen  Bildung 
hervorgingen,  zunächst  ans  den  königlichen  und  anderen  Kanzleien 
Böhmens,  im  15.  Jahrhundert  auch  aus  denen  des  dentschen  Süd- 
westeoH  und  schliesslich  des  ganzen  Ueiches.  Die  gleiche  sociale 
Stellung,  aber  auch  unmittelbarer  Verkehr  verband  sie  alle  miteinander, 
und  zumal  die  königliche  Kanzlei  der  Luxemburger  war  durch  viele 
geschäftliche  Beziehungen  den  französisch-italienischen  Kanzleien,  ins- 
besondere der  päbstlichen  nahe  gebracht. 

Die  Kanzlei  Karls  IV.  hatte  schon  durch  einzelne  ihrer  Mit- 
glieder unmittelbare  persönliche  Verbindung  mit  Frankreich  nnd 
Itali(*n:  die  Notare  Andreas  Paynellus  (de  Pavnellis)  aus  Goito  am 
Mincio  nordwestlich  von  Mantua  (1354 — 1366),  Johannes  ans  Arezzo 
(1354),  Angelus  aus  Arezzo  (1354 — 1355),  Nicolaus  Probst  von  Cam- 
brai(1356 — 1379).  (lewiss  kam  durch  sie  Tradition  und  Technik  der 
romanischen  Kanzleien,  besonders  aber  die  Kunst  der  französisch-italie- 
nischen Kalligraphie  und  Illumination  nach  Böhmen.')  Von  Karls  Proto- 
notar  Nico  laus  von  Krenisier  wissen  wir,  dass  er  in  Avignon  Iland- 
Hchriftcn  sammelte  (s.  oben  S.  331),  der  Notar  Jacob  von  Kremsier, 
vielleicht  sein  Bruder,  ging  im  Auftrage  Johanns  von  Neumarkt  mit 
einer  diplomatischen  Sendung  dahin  ab  (Cancellaria  Joh.  Novifor.  Arch. 
f.  Österreich.  (Jesch.  68,  S.  83,  Nr.  90). 

Die  Seele  der  Bewegung  zu  CJunsten  der  französisch-italienischen 
Bildung  im  Schosse  der  Keichskanzlei  ist  Karls  Kanzler  Johann  von 
Neu  markt.  Ueber  den  Stil  der  von  ihm  verfassten  und  gesammelten 
Urkunden  und  Briefe  haben  sich  Höfler  (CJermania  9,  152  nnd  Aus 
Avignon.  Abhandlungen  der  königl.  böhm.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften. 6.  Folge.  2,  46),  Friedjung  (a.a.O.  111),  Voigt  (Wieder- 
belebung^ 2,  271  ff.)  ausgesprochen,  ohne  ihm  gerecht  zu  werden. 
Selbst  Voigt,  der  noch  am  meisten  die  Bedeutung  des  Mannes  in  der 
Geschichte    des    deutschen    llumanismus   heransgeftlhlt  hat,     beurtheilt 

1)  Im  Gegensatz  zu  dem  imschönon,  damals  in  Deutschland  üblichen 
Zuge,  wie  er  in  den  Urkunden  Ludwigs  des  Baiern  herrscht,  erscheinen  in 
den  Urkunden  der  Kanzlei  Karls  aucli  Schriften,  die  den  Können  der  päbst- 
Bdien  Kanxlei  nahe  stehen  und  sich  durcli  Deutlichkeit,  theilweise  durch 
QOhDiiheit  «anoiehnon  (Lüidner,  Lrkuudcuwcseu  Karls  IV.  S.  4). 


k..* 


Tun  KonTad  Burducb.  435 

seine  Latinit&t,  wie  mir  Bcheint,  mit  einem  fnlschen  Massstab.  Auch 
Petrarca,  der  Eich  an  Seneca  und  Cicero  gcBchnlt  hatt«,  weicht  in 
seinem  latciniechen  Stil,  der  eine  gewisse  schöpferische  Frische  nnd 
Freiheit  bewahrt  nnd  noch  mancherlei  mittelalterliche  Gewohnheiten  fest- 
hält, weit  ab  von  der  sogenannten  Classicitttt  spfiterer  Latinieten,  d.  h. 
der  Ciceronianer  des  15.  Jahrhunderts.  Aber  an  seinen  vollendetsten 
Episteln  darf  man  freilich  Johanns  verechnörkeltes  Latein  nicht  messen. 
Neben  dem  Colas  di  Rienzo  hingegen,  das  Gregorovins  (Geschichte  , 
der  Stadt  ßom  6,  668)  treffend  „halb  notaril  halb  kirchlich"  nannte, 
neben  dem  Richard  Anngervilles ,  der  in  seinem  Philobiblon  dnrch 
eine  preciöse  Manier,  dnrch  Sucht  nach  Wortspielen  uns  oft  genng 
abstösst,  nnd  vielleicht  anch  neben  dem  Boccaccios  mag  es  sich  wohl 
sehen  lassen.  Nnr  mnss  man  bertlck sichtige n ,  dass  bevor  über  Jo- 
hanns Leistungen  als  Latinist  genrtheilt  werden  kann,  die  Kritik  der 
Texte  noch  viel  zu  thnn  hat:  man  muss  die  erstaunlich  schlechte, 
.  dnrcli  angebildete  Schreiber  verscbnldete  Ueberliefernng  in  Rechnung 
bringen  und  ihr  durch  methodische  Emendation  aofholfen,  ausserdem 
aber  sein  wirkliches  Eigenthnm  von  den  unter  seinem  Namen  laufen- 
den Schriftstücken  seiner  Kanzleibeamten  sondern.') 

Eine  Charakteristik  kann  ich  hier  im  Vorbeigehen  nicht  liefern, 
Andeutungen  einer  solchen  werden  unten  folgen;  noch  weniger  vermag 
ich  die  verlangte  kritische  Sichtnng  zu  unternehmen  nnd  möclite  nur 
auf  die  Notliwundigkeit  hinweisen,  doss  diese  ganze  lateinische  Kanzlei- 
littcratur  im  Zusammenhange  aucli  einmal  vom  philologisciien,  stilistisch- 
grammatisciien  Standpunkt  aus  nntersuclit  werde.  Die  Historiker  haben 
sich  bislier  damit  nur  unter  dem  einseitigen  Gesichtspunkt  dos  Gehaltes 
an  sicher  datirbarem,  autlientischem  Urkundcnmaterial  befasst  und 
bei  ihren  Ausgaben  wohl  gar  die  Arengen,  welche  doch  für  die  litte- 
rarische  Betrachtung   am   ergiebigsten  sind,   fortgelassen.')     Die   Stil- 

1)  Leider  ist  das  Hauptwerk  Johanna,  die  Cancellaria  Caroll  IV.,  ganz 
ungenllgeud  heraus gegebeu.  Der  viel  bcnulzte  Abdruck  der  Görlitzcr  Hand- 
schrift voD  Ttieodor  NeumauD  (Neues  I.ausitiiscbes  Magazin  '23,  2,  UTff.) 
bii'tet  ciiieu  geradezu  scheusstichen,  durcli  Fehler  der  UtiberlieferunR  und  des 
Herausgebers  entstellten  'l'ext.  Eine  Leipziger  Handschrift  giebt  Metieke, 
Scriptorca  rcnim  gemianicarum  3,  lUOStT.,  eine  Hclmstädter  Mader,  Gcrvasil 
'i'ilheriensis  couimcntatio  de  imperio  Romano,  Helmstsdii  1ßT3,  S.  8fi  ff.; 
andere  Handschriften  verzciclmet  Unbcr,  Regesten  des  Ktüaerreichs  lutcr 
Karl  IV.,  ä.LVnf..  Hntsslau,  Urkundcnleliro  I,  643 f.  Eine  neue  kriHsche 
Auagabc  thiito  noth.  Nicht  viel  besser  steht  es  mit  der  Sammlung  seiner 
Briefe,  von  denen  einige  durch  Ücbus,  l'elzel,  I'aponcordt,  Hortis  herauB- 
gegebeii  sind.  VkL  Voigt,  Wiederhelebnng''  i,  iTl  Amn.,  der  aber  vlelbcli 
irrtjilindiclie  Angaben  macht:  Mehua  hat  nicht  sechs  Brii'fc  JoIiiiuiih,  soi.  '  ~ 
fllnf  publiclrt,  der  secliste  ist  vom  Kaiser;  im  Namen  des  Kiselintä  vtin  UI 
(Juluuni  Oi-ko?)  hat  Joliann  nie  Briefe  gcsebriubeni  >!ii^  beidtin  Bileli^i 
l'elzel  sind  identlacb  mit  zwei  der  von  Mehus  abgedriic'kdn  und  nW"  ''' 
davon  hat  Johann  zum  Verfasser;  die  von  Neumann  vfr:itrfiilliehten  _ 
stehen  bereits  bei  Mebus.  Voigt  kann  unmilglich  Johitnii?  Itriefe  gouT' 
prüft  haben. 

2)  Tadra  bekennt  z.  B.  in  der  Einleitung  zu  seiznT  Anügihe  de 
cellaria  Juhannis  Noviforensis  (Archiv  f  Usterr.  Gesolj.  *'•>.  U)  ganz  . 

30» 


436  2ur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

vergleichung  ist  bislier  nur  in  selir  bescheidenen  Anfängen  ftlr  die 
Urkundensprache  geübt  worden  (s.  Bresslau,  Urkundenlehre  1,  583  ff.), 
aber  sie  verspricht  gerade  für  die  Zeit,  wo  die  Kanzlei  deutsch  zu 
reden  beginnt  und  einen  unermesslichen,  Jahrhunderte  dauernden  Ein- 
fluss  auf  die  deutsche  Schriftsprache,  Gemeinsprache  und  Litteratiir- 
sprache  erringt,  reiclien  Gewinn,  wird  treilich  dadurch  zugleich  auch 
Aufgabe  und  Ehrenpflicht  der  deutschen  Philologen.  Zunächst  harrt 
der,  Erledigung  die  Frage  nach  dem  Verhältniss  der  lateinischen 
*  Kanzleisprache  nnter  den  Luxemburgern  zu  der  Sprache  und  Einrich- 
tung der  päbstlichen  Kanzlei  in  Avignon,  über  die  jetzt  durch  die 
Arbeiten  von  E.  v.  Ottenthai  (Regulae  cancellariae  apostolicae.  Inns- 
bruck 1882)  und  Erler  (Der  Liber  cancellariae  apostolicae  von  1380. 
Leipzig  1888  und  Dietrich  von  Nieheim.  Leipzig  1887,  dazu  Bern- 
hardi,  Histor.  Zeitschr.  61,  425  ff.)  Licht  verbreitet  ist.  Sodann  be- 
dtlrfte  die  Correspondenz  Johanns  von  Neumarkt  mit  Cola  di  Rienzoi) 
und  beider  Verkehr  einer  erneuten,  auf  vollständigeres  Material  ge- 
gründeten Untersuchung.  Femer  mttsste  auf  das  genaueste  die  ^Summa 
dictaminum'  des  Pier  della  Vigna  verglichen  werden,  deren  prunkende 
Rhetorik  die  grösste  Wirkung  gehabt  hat  (Gaspary,  Geschichte  der 
italienischen  Literatur  1,57  f.;  Bresslau,  Urkundenlehre  S.  640).  End- 
lich wäre  der  stilistische  Einfluss  Petrarcas  im  Einzelnen  aufzuweisen. 

Wälirend  seiner  letzten  Lebenszeit,  als  er  nach  Niederlegung 
der  Kanzlergeschäfte  in  Olmtttz  sein  Bisthum  verwaltete  (1374 — 1380) 
scheint  Johann  von  Nenmarkt  besonders  ftlr  die  neue  französisch-italie- 
nische Cultur  Propaganda  gemacht  zu  haben.  Die  aus  jenen  Jahren 
stammende  Klagenfurter  llandsclirift,  welche  Tadra  herausgegeben  hat 
(Archiv  für  Österreich.  Gesch.  68 ,  1  ff.)  führt  das  am  meisten  vor 
Augen. 

Da  sehen  wir  ihn  in  seinem  behaglichen  Privatleben,  umgeben 
von  vielfachen  freundschaftlichen  Beziehungen  zu  Collegon  in  der 
Kanzlei,  denen  er  ein  wohlwollender  Gönner  bleibt.  Er  schenkt  Jo- 
hannes von  Glatz  (Registrator  1348,  Notar  1353 — 1358),  seinem 
*  consanguineus  carissimus'  ein  Landgut  (Cancellaria  Johannis  Novifor. 
Nr.  3,  vgl.  Nr.  134);  er  nennt  Jacob  von  Kremsier  (1382 — 1384 
in  Wenzels  Kanzlei,  s.  oben  8.  169)  seinen  ^familiarissimus  commen- 
salis  domesticus,  quem  a  sue  iuventutis  primordiis  enutrivi^  (ebd. 
Nr.  90) ,  woraus  wir  sehen ,  dass  er  auch  noch  auf  die  Besetzung  der 
Stellen  in  Wenzels  Kanzlei  Einfluss  hatte;  er  scherzt  einmal  in  einem 


er  hdbe  „die  in  dem  bekauuten  schwulstigen  Style  geschriebenen  Einleitungen 
und  Arengen  zu  den  Briefen  grossentheils  ausgeliussen"  und  nur  „das  eigent- 
lich Wesentliclie  aufgenommen'*,  als  ob  nicht  gerade  jene  mindestens  ebenso 
, eigentlich  wesentlich"  als  der  iiistorische  Inlialt  der  Briefe  wären! 

1)  Ausser  Papencordt,  Cola  di  Kienzo  und  seine  Zeit.  Hamburg  und 
Gotha  1841,  (jlregorovius,  Geschichte  der  Stadt  Rom  (>,  231  ff.  u.  ö.  vgl  jetat 
Gabrielli,  Epistolario  di  Cola  di  Kienzo.  Kunia  1890  (Fonti  per  la  storia 
d'Italia  V.  Epistolari  secolo  XIV),  dazu  Gabrieliis  Aufsatz  'L'epistole  di 
Cola  di  Kienzo  e  Tepistolograiia  medievalc':  Archivio  della  Societa  romana 
di  storia  patria  11,  381  ff. 


von  Konrad  Bardach.  437 

nicht  ^anz  verständlichen  Brief,  wie  es  scheint,  über  Wilhelm  von 
Körte  langen,  der  voi\  1366  — 1382  in  Karls  und  Wenzels  Kanzlei 
amtirte  (ebd.  Nr.  172).  In  einer  andern  jocosen  Epistel,  die  behnfs 
komischer  Wirkung  Lateinisch  und  Deutsch  mischt,  warnt  er  den 
Henricus  Thesauri  (d.h.  Schatzmeister),  der  1348  bis  1361  Notar 
in  der  Reichskanzlei  ist  (Lindner  a.  a.  0.  S.  21^  s.  oben  8.  167),  nach 
Ungarn  zu  gehen  und  entwirft  von  dem  Lande  eine  karikirende  Schil- 
derung, die  freilich  in  dem  von  Neumann  (N.  Laus.  Magaz.  23,  S.  165) 
gegebenen  Text  nahezu  unverständlich  bleibt  Aber  was  wichtiger 
ist,  er  wusste  diese  Genossen  für  seine  litterarischen  Interessen  zu  ge- 
winnen. Von  dem  Collegen  Theodorich  Damerow,  der  in  Karls 
Kanzlei  von  1372  bis  1376  als  Notar  wirkte,  hatte  er  sich  die 
^Quaestiones*  des  bekannten  Pariser  Philosophen  Johannes  Buridan 
über  die  Nikomachische  Ethik  des  Aristoteles  entliehen,  um  sie  ab- 
schreiben zu  lassen ,  i)  und  bittet  nun  den  Magister  Hermann  (doch 
wohl  in  Prag),  ihm  einen  gebildeten  Schreiber  zu  senden  (ebd.  Nr.  1 14). 
Buridan  war  freilich  ein  hartgesottener  Scholastiker,  dem  Petrarca 
sicher  verächtlich  den  Rücken  kehrte,  aber  man  darf  ihn  nicht  nach 
dem  legendarischen  Esel  zwischen  den  beiden  Heubündeln  beurtheilen, 
der  bekanntlich  eine  gegnerische  Parodie  seiner  Lehre  vom  freien 
W^illen  ist.  Er  war  ohne  Frage  einer  der  populärsten  Professoren  des 
Zeitaltei*s,  dafür  spricht  z.  B. ,  dass  man  von  Albertus  Magnus  auf  ihn 
die  Sage  übertrug,  er  habe  die  ihre  Buhlen  mordende  ehebrecherische 
Königin  von  Frankreich  tiberlistet  (T^eyser,  Zs.  für  deutsches  Alterthum 
2,  362  fif.) :  in  der  ihm  dabei  in  den  Mund  gelegten  doppelsinnigen 
Aufforderung,  die  Königin  zu  töten,  wird  gleichfalls  auf  seine  spitzfindige 
Begründung  der  Willensfreiheit  angespielt.  Er  gehörte  seiner  Zeit  zur 
scholastischen  Fortschrittspartei,  zu  den  ersten  einflussreichen  Vertretern 
des  Occamismus,  zur  Partei  der  sogenannten  *Moderni'  oder  Termi- 
nisten  (s.  Ritter,  Die  christliche  Philosophie.  Göttingen  1858,  1,  734  ff.; 
Prantl ,  Geschichte  der  Logik  im  Abendlande.  Bd.  4.  Leipzig  1870, 
S.  14  ff.  150.  183  ff;  E.  Erdmann,  Grundriss^  1,  204,  3).  Er  war  der 
Lehrer  des  Gerrit  Groote,  des  Stifters  der  Brüderschaft  vom  gemeinen 
Leben,  und  an  seine  Formulirung  des  Problems  der  Willensfreiheit 
knüpft  Descartes  an,  der  Vater  der  modernen  Philosophie.  Hat  ja 
doch  der  Nominal ismus  überhaupt  fiir  die  Vorbereitung  des  modernen 
Denkens  mancherlei  geleistet.  Ich  sehe  ganz  ab  von. dem,  was  viel- 
leicht das  Wichtigste  ist:  den  staatsrechtlichen  zum  Theil  direct  anti- 
kirchlichen Lehren,   die   sich   an  ihn  hefteten  und  durch  ihn  gestützt 

1 )  Nach  Tadra  a.  a.  O.  S.  97  Amn.  besitzt  die  Prager  Universitätsbiblio- 
thek eine   Handschrift  derselben.    Hand.scliriften  von  zwei  andern  WerkflA 
Buridans  aus  dem  Jahre  1419  weist  in  der  Prager  Universitätsbibliothek 
Loewe,   Der  Kampf  zwischen  dem   Realismus  und  Nominalismus  im  ~ 
alter.     Prag    18"0    (Abhandlungen    der  kgl.  böhm.  Ge^ellsch.  d.  W' 
r».  Folge,  Bd.  S).    In   dem   Prager   'Registrum  librorum'   vom  Ende  des  1 
Jahrhunderts  (s.  oben  S.  :iS4)  erscheinen  H^uaestionis  ethicorum  quüiaue  UbnH 
runi  in  papiris',  wohl  auch  von  Buridan  (Serapenm  a.  a.  0.  S.  76,  Üansllk  tb 
a.  0.  S.  22). 


438  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Ilandflchriften  etc. 

wurden.  Aber  er  hat  fflr  das  Recht  des  Concreten  gegenüber  leerer 
Abstraction  und  Speculation  gekämpft;  er  hat  den  theologischen  Fragen 
femer  bleibend  die  Philosophie  mehr  für  sich  als  eine  selbständige 
Wissenschaft  behandelt;  er  hat  in  sie  kriticistisehe  und  individualistische 
Elemente  eingeführt;  er  ist  in  der  Psychologie  durch  Betonung  der 
Persönlichkeit  und  des  Willens  den  Spuren  des  Scotismus  gefolgt, 
dessen  Bedeutung  fUr  die  Anfänge  der  modernen  Psychologie  jüngst 
Siebeck  (Zeitschrift  fUr  Philosophie  und  philosophische  Kritik  94,  161  ff. 
245  ff.)  darlegte,  und  hat  dadurch  wahrhaft  überraschend  der  späteren 
£ntwickelung  vorgearbeitet.^)  Die  Humanisten  von  der  strengsten  Obser- 
vanz wollten  freilich  mit  Cicero  und  dem  mehr  geahnten  als  gekannten 
Plato  Aristoteles  und  die  vor  allem  gehassten  arabischen  Commentare, 
die  ganze  dürre  Hchulphilosophie  der  Universitäten  aus  dem  Felde 
schlagen.  Und  ebenso  bekannten  sich  die  drei  grossen  Reformatoren 
des  14.  Jahrhunderts ,  Thomas  von  Bradwardin,  Wiclif  und  Hus,  zum 
Realismus  und  Piatonismus.  In  Prag  spalteten  sich  die  Professoren 
geradezu  nach  der  Nationalitüt  in  die  beiden  wissenschaftlichen  £iager*) : 
die  Deutschen  hingen  am  Nominalismus ,  ^)  und  zu  ihrer  Partei  dürfen 
wir  seiner  Herkunft  und  gesammten  Wirksamkeit  zufolge  wohl  auch 
Johann  von  Neumarkt  zählen;  die  Cechen  huldigten  dem  Realismus. 
Aber  später  traten  vielfache  Schwankungen  und  Mischungen  ein; 
keineswegs  blieben  die  Reformparteien,  die  Anhänger  der  humanistischen 
Bewegung  durchaus  Platoniker  und  Realisten.  Gerade  solche  Männer, 
die  sonst  willig  genug  von  der  antiken  Rhetorik  lernen  wollten,  vor 
allem  in  Frankreich,  standen  den  *Moderui\  d.  h.  den  Nominalisten, 
nahe ,  z.  B.  der  milde ,  aufgeklärte ,  versöhnlicher  Reform  geneigte  Jo- 
hann Oerson.  Desgleichen  bekannten  sich  die  Brüder  vom  gemeinen 
Leben  zum  Nominalismus  (Delprat,  Verhandeling  over  de  Broederschap 
van  G.  Groote.  Tweede  vermeerderde  en  verbeterde  druk.  Te  Arn- 
hem  1856,  8.  276 ff.),  und  doch  waren  sie  die  ersten,  die  den  klassi- 
schen Studien  mit  der  That  Unterstützung  liehen,  und  nirgends  ge- 
nossen Augnstin  und  Plato,  die  mächtigen  Verbündeten  im  Kampfe  der 
Reformpartei(^n  und  des  Humanismus  gegen  den  scholastischen  Aristo- 
telismus,*)   höheres   Ansehen,    wurden    sie    eifriger   gelesen    und    ab- 


1)  Die  Verwandtschaft  zwischen  Oecaui  luul  Ilobbes  in  erkenntniss- 
theoretiseher  Ilinsidit  betont  Loewe,  Der  Kampf  des  Uoalismus  und  Nomina- 
lisnius  im  Mittelalter  S.  b'A  f. 

2)  Ich  will  jedoch  nicht  verschweigen,  dass  tiber  die  Entwickelung 
und  den  Zeitpunkt  dieses  Zwiespalts  im  Schosse  der  Präger  Hochsehule  be- 
friedigende Untersuchungen  nocji  ausstehen.  Die  Bemerkungen  Loewes  a. 
a.  0.  §.  84  sind  viel  zu  wenig  eingehend. 

3)  In  dem  oben  (S.  3:i4)  genannten  'Registrum  librorum'  aus  dem  Ende 
des  14.  Jahrhunderts  findet  sich  *Loyca  Otkani  (d.  i.  Occami)  in  papiro' 
(Serapeum  a.  a.  0.  S.  75,  Hanslik  a.  a.  6.  8.  21). 

4)  üeber  die  Bedeutung  der  Enieuerung  des  Augustinismus  vgl.  jetzt 
Adolf  Ilamack,  Lehrbuch  der  Dogmengeschichte.  Bd.  3.  Freiburg  1800, 
8. 434  ff.  Mit  besonderer  Rücksicht  auf  den  älteren  Humanismus:  Voigt, 
Wiederbelebung«  1,  SOff.  132  ff.  462.    2,  41.  59. 


von  Konrad  Burdach.  439 

gescliriebcn    als   in   den   niederländischen   und   westdentschen  Frater- 
häusem  (Delprat  a.  a.  0.  S.  262)  *). 

Joliann  von  Nenmarkt,  der  ja  kein  Bemfstlicolo^  und  an  den 
Parteikämpfen  religiöser  und  wissenschaftlicher  Art  nicht  betheiligt  war, 
müssen  wir  gleichfalls  als  eine  vermittelnde  Erscheinung  betrachten. 
Er  kommt  dem  Humanismus  entgegen,  aber  das  wird  ihn  nicht  ge- 
hindert haben,  mit  der  nominalistiscJien  Scliolastik  auf  gutem  Fusse  zu 
stehen ,  und  damit  wieder  vereinigt  er  einen  Cultns  «Augustins ,  ^)  wie 
er  dem  ganzen  Karolinischen  Kreise  eigen  war.  Diese  Auffassung  be- 
stätigt sich,  wenn  wir  beobachten,  wie  vielseitigen  künstlerisch-wissen- 
schaftlichen Neigungen  er  das  Heer  yon  Schreibern  und  Illumi- 
natoren, über  das  er  gleich  einem  General  gebietet,  dienstbar  macht. 

Dem  Magister  Gregovius,  Rector  der  Schule  in  Kremsier,  über- 
sendet er  das  *8peculum  stultorum  sive  fatuitatis'^);  später 
wünscht  er  ihm  Glück  zur  Abschrift  des  Horaz  (Cancellar.  Job.  Novi- 
for.  Nr.  37).^)  Das  Speculum  stultorum  ist  eine  in  das  Gewand  der 
Thierfabel  gekleidete  Satire  gegen  den  Clerus  und  die  Mönchsorden, 
gegen  die  Wissenscliaft  der  Aerzte,  gegen  das  Universitätsleben,  das 
eitle  Treiben  der  Scholaren  in  Salerno  und  Paris  von  dem  Präcentor 
an  der  Kathedrale  zu  Canterbury  Nigellus  Wireker,  der  in  der 
zweiten  Hälfte  des  12.  Jalirhunderts  lebte.-*»)  Auch  dies  Werk,  ein 
Vorläufer   von  Brants  Narrenschiflf,    auf  den  ich  später  zurückkomme, 

1)  Piatos  Schriften  natürlich  nur  in  Auszügen  aus  lateinischen  lieber- 
Setzungen. 

'I)  Die  Vertreter  des  Augustinismus,  die  italienischen  Eremiten,  denen 
er,  wie  ich  unten  darlegen  werde,  nahe  stand,  hielten  treu  zum  päbstlichen 
Stuhl  und  bekämpften  den  Noniinalisraus  eifrigst  (Werner,  Scholastik  8,  S.  14 
Anm.  3  und  S.  15). 

:<)  Eine  Handschrift  desselben  enthält  das  oben  (S.  334)  erwähnte  'Re- 
gistruni  librorum\  Serapeum  a.  a.  0.  S.  70,  llanslik  a.  a.  0.  S.  22.  Die 
Sainnielhandschrift  der  Wiener  Ilofbibliothek  (Nr.  12531)  aus  dem  15.  Jahr- 
liundert,  in  welcher  des  Nigellus  Werk  neben  Novus  Cato,  Nicolaus  von 
Bibra  und  Petrarcas  Uebersetzimg  von  Boccaccios  Griseldis  steht^  stammt  aus 
Ohiilltz:  ihr  erster  Besitzer,  vielleicht  auch  der  Schreiber  und  Sammler  war 
We n c 0 s  1  a u 8  de  1  g  1  a v i a  notarius  Olomucensis,  also  ein  Colle|fe  Johanns 
von  Ni'uinarkt  (s.  Tabulae  codicum  nianuscr.  in  bibliotheca  Palatma  Vindo- 
buueusi  asservat.  7,  S.  109;  Jos.  Haupt,  Petzoldts  Neuer  Anzeiger  für  Biblio- 
graphie und  Bibliothekswissenschaft  1870,  S.  4). 

4)  Der  Brief  ist  in  der  überlieferten  Fassung  seinem  genaueren  Zu- 
sauunonhange  nach  nicht  klar.  Es  scheint,  dass  von  vier  verschiedeneu 
Werken,  die  Gregor  abgeschrieben  hat  oder  abschreiben  soll,  die  Rede  ist: 
'Speculum  stultonun';  'ipse  liber  adveniens'  (oder  ist  das  eben  das  Specu- 
lum V);  'labor  quem  mmc  geritis';  'Oracius'.  Ist  im  Anfang  'nobis*  statt 
'Vobis'  zu  lesen? 

5)  Herausgegeben  von  Thomas  Wright,    Herum  britamiioai«% 
aevi  scriptores.    Nr.  59  (The  anglo-latin  satirieal  poets  and  epignn     " 
the  tweltth  Century.    L(mdon  lb72).     1,  S.  3  fr.;  vgl.  dazu  Th.  Wl 
gra])liia  hritaunica'  literaria.    Anglo-nonnan  penod.    London  1846» 
E.  Voigt,    Kleinere  lateinisclie  Denkmäler  der  Thiersage.     Strassl 
(Quollen  und  Forschungen  25) ,  S.  2S  f.  32 ;  K.  Francke ,  Zur  Geschl 
lateinischen  Schulpoesie  des  12.  und  13.  Jahrhunderts.  München  187tf| 


440  Zur  Kenntniss  altdeutscher  üandschriften  etc. 

stand  mit  seinen  Grundgedanken  und  seiner  allegoriscben  Form  den 
Keformtendenzen  wie  dem  Gesehmacke  des  ausgehenden  14.  Jalirhun- 
derts  nahe:  Abneigung  gegen  die  Mönchsorden  erfüllte  damals  die 
gesammte  Weltgeistlichkeit  Böhmens  und  zur  Verspottung  der  Aerzte 
wie  der  unfruchtbaren  Schul  gel  ehrsamkeit  hatte  Petrarca  das  8ignal 
gegeben,  dem  zu  folgen  seine  Schüler  nicht  säumten. 

Seinem  Nachfolger  auf  dem  Bischofsstuhl  von  Leitomisclil  Albert 
von  Sternberg  (seit  1364),  dem  Gönner  des  Geschichtschreibers 
Neplach  von  Opatowic  (Frind,  Kirchengeschichte  von  Böhmen  2, 
114  f.),  demselben,  dessen  Pontificalbuch ,  eine  der  bedeutendsten 
Leistungen  der  Prager  Miniatorenschule,  oben  (S.  331)  erwähnt  wurde, 
kündigt  Johann  seinen  Besuch  an,  zu  dem  er  die  Legende  des 
heiligen  Victorinus  und  einen  ^gemmatus  liber',  vielleicht  jenes 
Prachtwerk,  mitbringen  will  (ebd.  Nr.  38);  er  beauftragt  den  schon 
genannten  Schulrector  Gregor  zu  wachen,  dass  die  in  Arbeit  gegebene 
Abschrift  von  Büchern,  offenbar  kirchlich-liturgischen,  *decore  pontifi- 
cale'  von  Statten  gehe  und  genau  corrigirt  werde  (ebd.  Nr.  169); 
einen  ungenannten  Freund  bittet  er,  in  seiner  Abwesenheit  seinen 
Schreiber  Johannes,  der  an  einem  Exemplar  des  Tractats  'De  regi- 
mine  principum^  von  dem  oben  (S.  326)  genannten  Aegidius  (Ro- 
manus, Columna)  arbeitet,  nach  Prüfung  der  Richtigkeit  seiner  Abschrift 
für  je  ein  Quatem  22  Groschen  zu  bezahlen.  Das  zuletzt  genannte 
Werk  gehört  in  die  Klasse  der  Litteratur,  welche  der  Ilumanismns 
vom  Mittelalter  übernommen  hat,  der  Fürstenspiegel.  Thomas  von 
Aquino  und  sein  Schüler  Tolomeo  von  Lucca  (Walter,  Naturrecht  und 
Politik  im  Lichte  der  Gegenwart.  Bonn  1863,  S.  54.  523  ff".;  C(»ntzen, 
Geschichte  der  volkswirthschaftlichen  Litteratur  im  Mittelalter  ^.  Berlin 
1872,  S.  63ff.;  Lorenz,  Deutschlands  Geschichtsqucllen 3  2,  337  f.), 
Vincenz  von  Beauvais  (Kämmel  in  Schmids  Encyclopädie  des  Erzieh- 
ungswesens. 2.  Ausgabe.  9,  740  f.),  Engelbert  von  Admont  (Walter  a. 
a.  0.  S.  535;  Contzen  a.  a.  0.  S.  103  f.;  Lorenz,  Deutschlands  Ge- 
schichtsquellen 3  2,  345)  und  viele  andere  haben  dies  Thema  behandelt, 
freilich  in  verschiedenartifcer  Weise.  Des  Aegidius  Romanus  Schrift  ist 
eine  christliche  Umformung  der  Ethik  und  Politik  des  Aristoteles  und 
von  ihm  als  Erzieher  Philipps  des  Schönen  verfasst  (Walter  a.  a.  0. 
S.  531fr.;  Werner,  Scholastik  3,  213 ff.;  Lorenz,  Deutschlands  Geschichts- 
quellen'* 2,  339).  0  Sie  benutzte  neben  dem  Schachbuch  des  Jaeobus 
de  Cessolis  und  dem  'Secretum  Secretorum'  der  Schüler  Chaucere  Thomas 
Occleve,    ein  Mann  der  Kauzlei  gleich  Johann  von  Neumarkt,    1411 

1)  Schon  zu  des  Aegidius  Lebzeiten  wurde  sie  von  Henri  de  Gauchi 
in  dits  Französische  tibersetzt  (Krauss,  Oestfrreifli.  Viertoljahrsschr.  f.  kathol. 


deutendsten  (lelehrten,  welche  tiber  Politik  schrieben,  vielfach  aus  ihm  ge- 
schöpft, vielleicht  auch  l^ossuet. 


TOD  Ronrad  Burdach.  441 

«dt-r  1412  fUr  sein  Gedicht  'Tlie  Governail  of  Prioces',  das  zum 
Ikfilen  lies  Prinzen  von  Wales,  des  späteren  Ileinricli  V.,  geecliriehen 
wnr  (Aster,  Dae  VerliiLltuiSB  düs  altenglisc)i<'n  Gedichtes  'De  regiroine 
principum'  von  Thumas  Hoccleve  zn  seinen  Quellen.  Leipz.  Dissert. 
1888;  ten  ürink,  Geschiehtc  der  engliechen  Litteratur  2,  1,  325). 
Auch  Enca  Silvio  hat  dann  einen  Tractat  Über  FUrgtcnerziehuug  ver- 
fasst:  er  schöpft  gleich  seincin  Vorgänger  aus  Ariatototcs,  aber  anch 
schon  aus  Plutarcli,  Quiotilian,  Plalo  und  Rtellt  die  humanistische  Bil- 
dung in  den  Vorilergrand  (Voigt,  Enea  Silvio.  Itd.  3.  Bcriiu  1862, 
S.  290f.;  Gervinua,  Geschiclife  der  deutschen  Dichtung*  2,  3tiOf.). 
Seine  wie  die  pädagogischen  Schriften  anderer  Humanisten,  des  Iieo- 
nardo  Itruui,  Pier  Paolo  Vergerio,  Gnarino,  Filelfo,  Maffeo  Vegio,  ver- 
dienten wülil  genauer  im  Zusammen)iang  gewflrdigt  und  mit  der  mittel- 
alterlichen verwandten  Litteratur  verglielien  zu  werden ,  i)  wobei  ins- 
besondere aucli  das  Vcrliaitniss  zur  Ethik  und  Psychologie  Angnstins 
ins  Auge  gefaxt  werden  mflsste.  Der  Kern  dieser  ganzen  litterariechen 
Production  voll  dnrcliaus  aristokratisclier  Tendenz  ist  die  Filrsten- 
piidagugik:  sie  gewinnt  nun  einen  humanistisch- hofischen  Charakter. 
Und  wiederum  erweist  sich  der  neue  Stand  der  llofbeamtcu,  erweist 
sicli  die  Kanzlei  und  der  ihr  nahestehende  Kreis  als  Trftger  der  Ver- 
wandlung ;  der  Dienst  an  Ftirstcnliiifen  veranlasst  die  Humanisten,  sich 
mit  der  l*rinzenerzichang ,  dann  mit  der  Unterweisung  der  Kinder 
vornilimer  Familien  und  überhaupt  mit  theoretischer  Pädagogik  zu 
befassen.  Hier  liegen  die  Keime  zu  der  Theorie  und  Praxis  einer 
humanistischen  Erziehung,  die  dann  das  16.  Jahrhundert  ausgebildet 
hat.  So  rQckt  Johanns  von  Neumarkt  Interesse  fOr  des  Aegidins  Ro- 
manus Fürsten  Spiegel  in  einen  grossen  ge  schiel  itlichen  Zusammenhang 
und  gewinnt  symptomatische  Bedeutung:  er  erscheint,  wie  er  durch  sein 
Wirken  in  mehrfBcher  Hinsieht  llberhaupt  für  einen  Vorläufer  seines 
Collegcn  in  der  deutschen  Reichskanzlei,  Enea  Silvios  gellen  mnss, 
gleichsam  an  der  Schwelle  eines  neuen  Baues  der  sittlich- wissen  schaft- 
lichen Bildung,  der  sieh  auf  der  aus  dem  AJterthum  gewonnenen 
Grundlage,  auf  der  antiken  Moral philosophie  erhebt  und  zn  Anfang 
niehr  mit  Aristotelischem,  später  mit  Platonisch- Cicerontanisclicro  Material 
ausgeführt  wird,  jedenfalls  aber  grundverschieden  ist  von  jeuer  mittel- 
hochdeutschen poetischen  Pädagogik,  wie  sie  etwa  der  Welsche  Gast 
oder  (ItT  Windsbecke  enthält.  Aristokratisch  sind  sie  freilich  beide, 
aber  die  profane,  ritterliche  Bildung  des  Mittelalters  verwirklicht  dnrcb- 
ans  den  Gedanken  einer  corporativen  Erziehung,  sie  dient  dem 
Adel  als  einer  geschlossenen  social  und  politisch  selbständigen  Kaste. 
Die  neue  humanistische  Bildung  erstrebt  die  Entwickelung  der 
Individuen,   und   sie  beginnt  an  den  Stellen,   wo   die  gr^sate  ~ 


1)  Einstweilen  bleibt  man  aiigewiesou  auf  das,   was  Ubei  _ 
ist  von:  Voigt,  Wiederbelebung' '.i,  unS.;  Burkhardt  1,241;   FHml    iim 
Sehuiids   Eneyelopädic    des   Krzielmugswesens.    2.  Ausg.    0,  BT«)  ff.   TSfC.      ' 
llanfuldor  in  Sehmids  Geschichte  der  Erziehung.    Bd.  2.    AbthelL  2.    "^ 

gart  lbb\),  S.  15  ff. 


442  Zur  Eenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

heit,  ja  die  Souverainetät  der  Persönlichkeit  zuerst  in  die  Erscheinang 
trat:  in  den  Palästen  der  italienischen  Tyrannen.  Sie  inaagnrirt  in 
social-politischer  Hinsicht  das  Streberthum,  den  Servilismos ,  um  die 
Bewegungsfähigkeit  der  Einzelnen  unbeschränkt  zu  machen  nnd  einen 
anderen,  abstracteren  Adel  zu  schaffen. 

Gegen  nachlässige  und  dilettantische  Sclireiber  ging  Johann  von 
Neumarkt  unerbittlich  vor:  den  Scriptor  Elias,  welchen  er  für  die  Ab- 
schrift eines  Werkes  des  Simon  de  Cassia^)  engagirt  hatte,  liess  er 
wegen  seiner  Ifiderlichen  Arbeit  —  er  nennt  ihn  'für  et  falsarius'  — 
durch  die  Btti^er  von  Kremsier  ans  der  Stadt  jagen  (ebd.  Nr.  190), 
und  die  Gründer  von  Winkelschreibschulen  bedroht  er  gleiclifalls  mit 
Abschnb  und  Excommunication  (ebd.  Nr.  207).  Wir  sind  sogar  in  der 
Lage,  die  Entstehung  seiner  Uebersetzung  des  Lebens  des  h.  Hiero- 
nymus  genau  zu  verfolgen:  um  diese  fUr  die  Markgräfin  Elisabeth, 
die  Gemahlin  Josts  von  Mähren,  zu  beenden,  begiebt  er  sich  von 
Olmütz  nach  Prag  (s.  Tadra  in  der  Einleitung  zur  Cancellaria  Joh. 
Novifor.  S.  14  Anm.);  er  beauftragt  den  Notar  Peter  mit  der  Ab- 
schrift des  Werkes;  er  lässt  durch  seinen  Schreiber  Johannes  ein  an- 
deres Exemplar,  das  flir  die  Herzöge  von  Oesterreich  bestimmt  ist, 
herstellen  sowie  sonstige  von  ihm  verfasste  Schriften  illuminiren  und 
ist  ungeduldig  über  das  langsame  Fortschreiten  der  Arbeit  (ebd. 
Nr.  67.  119.  130). 

Man  blickt  in  eine  vollkommen  organisirte,  nach  bestimmten 
litterarischen  Interessen  geleitete  SchreibtJiätigkeit  hinein.  Nun  ge- 
winnen schon  früher  bekannte  Nachrichten  über  Johanns  von  Neu- 
markt Wirksamkeit  an  Werth.  Kurz  nach  seinem  Tode  schreibt  (Januar 
1381)  Johann  von  Jenzenstein,  Erzbischof  von  Prag,  sein  begeisterter 
Schüler,  an  den  Magister  Nicolaus  in  Prag,  ein  Trost  sei  ihm  ^quod 
libros  suos  hinc  inde  legatos  quam  plura  habent  monasteria';  er  selbst 
will  sie  theils  kaufen,  theils  abschreiben  lassen  (Loserth,  Archiv  fQr 
Österreich.  Geschichte  55,  315).  Johann  von  Neumarkt  hatte  eine  ver- 
besserte Ausgabe  des  Policraticus  von  Johann  von  Salesbury 
'ad  utilitatem  publicam  promovendam'  veranstaltet,  von  der  die  Kirche 
S.  Peter  und  Paul    zu  Liegnitz  eine   1394  angefertigte  Handschrift  be- 


n  Simon  Fidatus,  geboren  in  Cassia.  Augustinor-Eremit  in  Florenz, 
asketisclior  Prediger,  ein  Geistesverwandter  des  oben  genannten  Milic  von 
Kremsier,  der  gleich  diesem  gefallene  Frauen  bekehrte  und  für  sie  Bilsseriunen- 
klüster  gründete,  1348  gestorben.  Unter  seinen  Schriften  (Fabricius ,  Biblio- 
theea  mediae  et  intimae  Latinitatis.  Florentiae  1S50.  <>,  4SI  f.,  Keller  in 
Wetzers  nnd  Weites  Kirchenlexieon.  2.  Aufl.  4,  1482)  verdienen  zwei  wegen 
ähnlicher  litterarischer  Erscheinungen  in  Böhmen  hier  Er^viihnung;  *  De  gestis 
Doraini',  worin  die  evangelische  Geschichte  in  ein  (lanzes  zusaramengefasst 
nnd  nach  dem  mystischen  Sinn  in  einfacher  Darstell uug  erklärt  ist,  luid  ein 
italienisch  abgefasster  Tractat  über  d'ui  Fehler  im  geistliclien  Leben  (oder 
Über  das  christliche  Leben).  Das  erstgenannte  Werk  war,  wie  ich  vennutheu 
möchte,  dasjenige,  welches  Johaim  von  Neumarkt  dem  Elias  zur  Abschrift  gab. 
-  üebrigens  haben  Simons  Schriften  auf  Milic,  der  sie  kannte  (Loserth,  Hns 
und  Wiclif  S.  70),  gewirkt. 


Li/.- 


TOD  Koarsd  Bardfteh.  448 

sitzt  (Benedict,  Das  Leben  des  h.  Hieronynms  n.  b.  w.  S.  XSI).  Wir 
sehen  ilin  hier  schon  als  eine  Art  Philolof!;en  th&tig  und  spOren  etwas 
voD  dem  ncn  erwachten  Sinn  für  Testkritik,  von  jener  8ar)^alt,  mit 
der  Petrarca  znerst  nnd  seine  Sclinle  der  stumpfsinnigen  Schinderei 
der  tnünchisclien  Lohnaclireiber  entgegentraten.  Besonders  die  Ver- 
glciclinng  mit  zwei  Zeitgenossen  nnd  Collegen  von  der  Kanzlei  drängt 
sich  auf:  mit  dem  Florentiner  Stsatekanzler  Coluccio  Salntati,  der 
wie  Johann  von  Nenmarkt  über  die  Falirläeaigkeit  und  die  BetrOge- 
reicn  der  Copisten  eich  ereifert,  der  Ciceros  Briefe  redigirt  nnd  Schriften 
Angnetins  durch  Vergleiclinng  verschiedener  Exemplare  verbessort 
(Voigt,  Wiederbelebung''  1,  313)  und  mit  dem  Kanzler  König  Karls  VI. 
von  Frankreich  Jean  de  Montrenil,  der  zwei  Monate  darauf  ver- 
wendete, sein  Kiemplar  von  Petrarcas  'De  remediis  utrinsqne  fortunae' 
mit  anderen  zn  collationircn  und  zn  Tcrbessem  (Voigt  ebd.  3,  349). 
Der  Gegenstand  von  Johanns  von  Neumarkt  philologischer  Bemtthnng, 
der  Policraticns  des  englischen  SchBlers  Abälards  stammt  nun  freilüih 
nufi  dem  holien  Mittelalter,  aber  er  ist  auch  in  den  Tagen  der  Renaiseanco 
noch  iiehr  beliebt  geblieben  nnd  bis  tief  ins  17.  Jahrhundert  hinein 
wiederholt  abgedruckt  worden  (s.  Scbaarschmidt,  Johannes  Saresbcriensis. 
I^'ipzig  1862,  S.  283  ff.)  und  si-in  Vei-fast-er  war  nach  mehreren  Seiten 
Ilin  ein  Vorläufer  des  Humanismus:  als  Gegner  der  einseitigen  Sohol- 
logik  und  Schultlicologiu ,  als  einer  der  frühesten  Vertheidiger  klassi- 
scher Studien,  als  eleganter  Latinist  nnd  einer  der  ersten  Verehrer  nnd 
Nachahmer  von  Ciceros  Stil,  als  pHnciploser  Eklektiker  nnd  Nach- 
trctur  der  Ciceronianisclien  Moral phil oaoph ie ,  die  ja  gerade  von  den 
Humanisten  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  auf  den  Schild  erhoben  wurde, 
als  Bewunderer  Piatos,  als  tttchtiger  Kenner  des  römischen  Civilrechta 
(Scbaarschmidt  S.  81  fl;  Prantl,  Geschichte  der  Logik  2,  232).  Wenn  er 
in  Begleitung  des  Pabstes  Adrian  IV.  (1154 — 1159),  seines  Landsmannes, 
während  eines  mehrmonatlichen  Aufenthalts  zn  Benevent  in  Verkehr 
tritt  mit  einem  ävs  Lateins  knndigen,  gebildeten  Griechen  nnd  unter 
dessen  Anleitung  einen  Theil  des  Aristotelischen  Organon  in  der 
Ursprache  liest  (Sclioarscbmidt  a.a.O.  S.  112 f.),  ao  wirkt  er  dadurch 
mit  in  dem  Vorspiel  zu  der  späteren  völligen  Anferetebung  hellcniBcher 
iSprachc  und  Littcratur  im  ausgehenden  Trecento:  der  Belebung  griechi- 
scher Studien  in  Süditalien  während  des  normanniech-stanfi sehen  Zeit- 
alters. 

Johann  von  Neumurkt  folgte,  indem  er  eine  Schreiberthitigkelt 
planmäasig  leitete,  seinem  grossen  Metropoliten  Ernst  von  Pardn- 
bitz,  den  er,  wie  ich  oben  (S-  160)  bemerkte,  auch  in  der  Vcinallung 
seines  Bisthums  und  der  dazu  vorgenommenen  Gesetzgebung  ^ich  zun 
Muster  <;ew.Hhlt  hatte.  Aber  während  Ernst,  wie  uns  bericbret  wtrd^ 
nur  liturgische  Bücher  (Missaliji,  Missarum  canones,  Chorales  Hbrq 
Ornduiilia,  Antiplionaria)    neu    binden,    oder  durch  zwei  bis  drc' 

.li-s  wii. 


444  Zur  Kenntniss  altdeutAcher  Handschriften  etc. 

beschäftige  Schreiber  abschreiben  liess  and  an  die  Klöster  und  Kirchea 
verschickte,  dehnte  Johann  die  gleichartifi^o  Organisation  aus  auf  weitere 
litterarische  Interessen  humanistischer  oder  doch  den  Unmanismns  vor- 
bereitender Art. 

Beinahe  von  selbst  verstellt  es  sich  nach  dem  Gesagten,  dass  er 
eine  ansehnliche  Bibliothek  im  Laufe  seines  Ijebens  gesammelt  hat 
Möglich  sogar,  dass  man  heute  noch  Einzelnes  von  ihrem  Bestände 
wird  ermitteln  können.  Nach  der  Angabe  d'Elverts ')  vermachte  er 
seinen  Bücher -Vorrath  dem  von  ihm  gestifteten  Augustinerkloster  in 
Leitomischl ,  von  wo  er  dann  in  das  Augustinerkloster  bei  8.  Thomas 
zu  Prag  kam.2)  Während  die  Verheerungen  der  Hussitenkriege  diesem 
Kloster  verbal tnissmässig  wenig  geschadet  hatten,  suchten  1648  die 
Schweden,  welche  alle  übrigen  Klöster  der  Kleinseite  geplündert  hatten, 
auch  seine  Bibliothek  heim,  liessen  aber,  wenn  anders  einer  legenden- 
haften Notiz  in  llormayrs  Archiv  für  (Geographie,  Historie  u.  8.  w.  (1822) 
13,  768  zu  glauben  ist,  die  schon  eingepackten  Haudschnften  und 
Bücher  für  sechs  silberne  Löffel  und  einen  vergoldeten  Becher  zurück, 
darunter  auch  Johanns  Sammlung.^)  Erhalten  hat  sich  ein  Inventar  der 
Klosterbibliothek  in  dem  wichtigen  Schatz verzeichniss  des  Stiftes,  dem 
sogenannten  ^Liber  Thomäus',  und  zwar  in  dem  achten  Theile  desselben, 
der  von  Frater  Johannes  de  Dobrowyss  1419,  aber  auf  Grund  eines 
älteren  Katalogs  (*juxta  tenoreni  antiqui  rogistri*),  verfasst  ist  (s.  Skrej- 
HovskX'  in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central commission  zur  Erhaltung 
der  Baudenkmale.    Neue  Folge  Bd.  4.    Wien  1878,   S.  26).    Ott  (Bei- 

1)  Die  Bibliotheken  und  andern  wissenschaftlichen,  Kunst-  und  Alter- 
thunis-Sannnlungen  in  Mähren  und  österreichisch  Schlesien:  Schriften  d.  histor.- 
statistischen  Section  der  niährisch-schlcs.  Gcsellschatt  usw.  3,  S.  93. 

2)  Kine  andere  nicht  damit  vcroinhare  Nachricht  bei  liirsehing,  Versuch 
einer  Beschreibung  sehenswürdiger  Bibliotheken  Teutschlands.  Erlangen  178S. 
3,  1,  S.  379.  Danach  hätte  Joliann  von  Neuniarkt  als  Bischof  von  Olmütz  vor 
seiner  Keise  nach  Italien  dem  Convent  von  St.  Tliomas  seine  Bücher  ver- 
macht. Damit  könnte  nur  die  zweite  Italienfahrt  (1308)  gemeint  sein;  denn 
bei  der  ersten  (1354)  war  er  noch  Bischof  von  Leitomisciil.  Die  Jahreszahl 
1360,  welche  llirschinjiC  im  Text  gieht,  kann  Angesichts  des  klaren  Wortlauts 
der  von  ihm  abgedruckten  Notiz  aus  dem  'Liber  memorabiliiun  couventus' 
nur  auf  Druckfehler  oder  Versehen  beruhen. 

3^  Dem  wi<lersi)richt  freilich  llirschings  Angabe  a,  a.  0.  S.  381 ,  lfi4S 
seien  alle  Handschriften  aus  der  Bibliothek  entwendet  und  nach  Stock- 
lK)lm  jreschlcppt  worden.  AIkt  deren  Unrlehtit^keit  haben  Dudiks  Uiiter- 
snchungen  über  die  böhmisch-mühriseheu  IlandscTiriften  in  Schweden  und  in 
Bora  enviesen:  Forschungen  in  Schweden  für  Mährens  (ieschichte.  Briiim 
1>>*>2,  S.  31  ff.  unil  Iter  Uomanum.  Wien  ISöo.  1,  \>\  ff.  Ks  wurde  zwar  bei 
der  ErstUrmunj?  der  Kleinseite  der  Prior  von  S.  Thomas  sammt  dem  ^nzen 
Oonvent  gefangen  genommen  (Dudik,  Schweden  in  Böhmen  und  Mähren. 
Wien  IbTy,  S.  421).  aber  die  Eroberer  trachteten  huT  wie  frilher  in  Mähren 
durchaus  mehr  nach  Kostbarkeiten  und  nach  «redruekten  Büchern  als  nach 
alten  Manuscripten.  Kein  einziger  der  von  Dudik  nachg<'wiesenen  geraubten 
Codices  stammt  aus  der  Bibliothek  von  S.  Thomas  in  Tra^.  nur  wenige  aus 
der  Sammlung  der  Kathedralkirehe  in  Olmütz,  weitaus  das  Meiste  aus  der 
viel  jüngeren  Bibliothek  zu  Nicolalmrj?  und  aus  derjenigen  der  Herren  von 
Rosenberg  (später  königliche  Bibliothek  in  Prag). 


vou  Konrad  Burdach.  445 

träge  zur  Rcceptionsgeschichte  S.  94)  hat  daraus  interessante,  leider 
nur  zu  knappe  Mittheilungen  gemacht.  Ob  die  dort  verzeichnete  cano- 
nisch-römische Rechtslitteratur  (Decretum,  Decretalen,  Digestum  vetus) 
auf  Johanns  Besitz  zurückgehe,  bleibt  zweifelhaft.  Glauben  könnte 
man  das  von  dem  ^Speculum  humanae  salvationis  cum  Clementinis  et 
aliis  pluribus  annexis',  sowie  von  den  lateinischen  Klassikern  (Livius, 
Seneca).  Bestimmt  in  den  Gesichtskreis  Johanns  von  Neumarkt  führt 
aber  der  *Liber  Egidii  de  regimine  principum  in  pergameno*  (vgl.  oben 
S.  440),  *)  und  er  mag  vielleicht  ihm  gehört  haben.  Doch  bedürfte 
das  näherer  Untersuchung,  die  Zeitpunkt  und  Art  des  vorher  erwähnten 
Testaments  genauer  feststellen  müsste.  Vielleicht  geben  diese  Zeilen 
dazu  die  Anregung. 

Nicht  minder  als  für  seine  Privatbibliothek  scheint  Johann  von 
Neumarkt  für  die  Vermehrung  der  Bibliothek  des  Metropolitan- 
capitels  in  Olmtitz  besorgt  gewesen  zu  sein  (d'Elvert  a.  a.  0.  S.  92). 
Auch  hier  lassen  sich  noch  Spuren  seiner  Wirksamkeit  aufßnden.^) 

Wann  er  Petrarcas  Schriften  kennen  gelernt  hat,  kann  man  ziem- 
lich bestimmt  sagen.     Jedenfalls  geschah  es  vor  der  persönlichen  Be- 


1)  In  dem  Inventar  von  1418  über  die  in  das  Knimauer  Schloss  ge- 
flüchteten Reliquien.  Kleinodien,  Kirebenornate  und  Handschriften  (l'ontes 
rerum  austriacarum.  Diplomataria  et  Acta  Bd.  37,  Nr.  166a)  werden  (S.  391)  aus 
dem  Besitz  der  Herren  von  Rosenberg  unter  andern  folgende  Codices  ver- 
zeichnet, über  die  Ulrich  II.  von  Rosenberg  (14o3 — 1462)  zu  Gunsten  seines 

Vormunds  tcnek  von  Wesely,  genannt  von  Wartenberg,  verfügt :  'Augustinus 
de  civitate  dei';  'speculum  humanae  salvationis  cum  ima^inibus 
in  seq[uenti  columpna  notatum'.  Ferner  (ebd^  mit  anderer  Provenienz;  *de 
regimine  principum'  (vielleicht  von  Aegidius  Komanus)  aus  dem  Besitz  des 

Oenek;  'scrmones  Augustini',  'speculum  humanae  salvationis  cum  ymaginibus', 
'sex  Volumina  Theutunicalia  in  pergameno  et  asseribus  cum  aliquot 
aliis  in  coopertoriis',  dies,  wie  mehrere  Missalia,  Gradualia,  Psalteria,  Viatici 
wohl  aus  verschiedenem  Besitz  (der  Klöster  Goldcnkron,  Hohenfurt,  Wit- 
tingau  usw.). 

2)  Aus  dem  von  Wolny  (Archiv  für  Kunde  Österreich.  Geschicbtsquellen. 
1852.  Notizcnblatt,  S.  145  ff.)  abgedruckten  Inventar  des  Schatzes  der  OlmUtzer 
Domkirche  von  1413  hebe  ich  folgende  Schenkungen  Johanns  hervor:  'Item 
Moustraucia  pulcra  sancti  Jeronimi  superius  canceUata  donata  per  dominum 
Jolianncm  Noviforcnsem  Cancellarium  domini  Imperatoris  et  Episcopura  Olo- 
mucensem.  Item  über  Pontificalis  datus  per  dommum  Johannem  Cancellarium 
Noviforcnsem  et  ille  in  antiquo  inventario  non  est  scriptus.  Item  curvatura 
argentea  deaurata  cum  baculo  ar^enteo  per  eundem  dominum  Episcopum  Novi- 
foreusem  donata'  (S.  148).  In  dem  ausführlicheren  Inventar  von  1435  wird 
das  Pontificale  verzeichnet  mit  dem  Zusatz  'cum  clausuris  argenteis  deauratis' 
(S.  169).  Die  Bibliothek  erhielt  im  14.  Jahrhundert  reichen  Zuwachs  oano» 
nistischer,  in  Italien  gefertigter  Handschriften,  theilweise  mit  M 
Möglich,  dass  manches  davon  unter  Johaim  von  Neumarkt  erworben 
Aut  seine  Veranlassung  hergestellt  ist  die  'Rubrica  ecclesie  Olomu 
(Pergamenthandschrift  von  1376),  fiir  den  Chordienst,  die  heilige  Messe 
verschiedene  kirchliche  Functionen  besthnuit  (s.  Dudik,  v.  Loehers  Arohivil^ 
Zeitsehr.  5,  126  if.).  Die  Handschrift  Nr.  177  des  Domcapitels  aus  dem  11. 
Jahrhundert  enthält  hinter  den  'Epistolae  Bernardi*  und  'Sermo  beati  An* 
sheluii  episcopi'  eine  ' Expositio  sex  versiculorum  per  cancellarium  miasi^ 


voD  Konrad  Burdach.  447 

war  die  hüfticlic  Antwort  des  Dichters.  >)  Darin  wird  des  Apothekers 
mit  einer  Wttrme  gedacht,  die  auf  persönliche,  vertrauliclie  Bekaoat- 
schafi  dcntet.  ^)  Dnreh  die  höchst  intereesanten  Mittheilaagen  Pierre 
de  Nolhaes  (Giornale  storico  delJu  letteratnra  italiuna  9,  404  ff.)  ans 
den  Notizen  Petrarcas  in  dem  ihm  gehörigea  Apnle ins- Codex  (Vati- 
canus  Nr.  3193)  kennen  wir  ihn  als  einen  eifrigen  GSrtner,  der  sich 
anf  seinem  Landsitz  bei  Parma,  im  Ambrosianischen  Garten  zu  Mai- 
land, in  Padua  und  Arqna  mit  {gleicher  Liebe  der  Pflege  der  Bäuine 
und  Wein  Pflanzungen  widmet.  Eine  sprechendere  Urkunde  fär  den 
Anbruch  der  neuen  Zeit  giebt  es  schwerlich  als  diese  Handschrift  der 
Vaticana  mit  ihrem  bunten  Inhalt,-')  in  der  Petrarca«  Finger  so  oft  ge- 
blättert haben  mögen  und  der  er  sein  gärtnerisches  Tagebuch  anvertrant 
hat.  Diese  Aufzeichnungen,  die  genau  datirt  über  seinen  täglichen 
Verkehr  mit  der  Natur  berichten  and  vom  November  1348  bis  zum 
December  1369  führen,  zeigen  nns  iliren  Verfasser  Sonnabend  den 
16.  Harz  1359  mit  dem  grossen  Oeßthrten  Boccaccio  zusammen  im 
Garten  Sanctae  Valeriae  zu  Mailand  nmherwandelnd  und  bedentsame 
Gespräche  führend.  Und  dieselbe  Ilundschrift  enthält  auch  jene  origi- 
nellen Illustrationen  zn  der  Schrift  des  Palladina,  welche  in  Initialen 
i'ingefUgt  die  zwölf  Honale  durch  einzelne  Personen  in  charakteristi- 
sclien  Beschäftigungen  realistisch  zur  Darstellung  bringen  und,  soweit 
man  aus  der  von  P.  de  Noihac  (Gazette  archcolugiquo  15)  gegebenen 
Probe*)  in  Heliogravüre  nrtheilen  kann,  durch  die  natürliche  Iteband- 
lung  des  Costtims  nnd  der  Körperhaltung  als  eine  Glanzleistnng  der 
junt;en  Renaissance -Kunst  erscheinen,  in  der  kaum  noch  ein  Rest  von 
zn  grosser  Schlankheit  der  Formen  an  die  stilisircnde  Gothik  erinnert. 
Wem  fiele  da  nicht  aus  späterer  Zeit  der  analoge  Vorgang  ein? 
Auch  im  18.  Jahrhnndert  spielt  bei  der  Uebcrwindung  des  abgestor- 
benen Pseudo-Ktassicisniua,  des  Banickstils  die  Horticultur  eine  wich- 
tige Kotle.     Ancli  bei  dieser  zweiten  Wiederentdeckung  des  Menschen 

I)  In  der  italienischen  Uebersetzmig  Fracaasettia  (Lettere  di  Fnuiceaco 
Petrarca  delle  cose  familiari.  Firenze  lHti4.  i,  bmtl.)  nnd  der  dazu  go- 
hörig(-u  Anmerkung  ebenso  wie  in  seinem  postumen,  von  Antona-Travord 
und  Itafaelli  hcraiisgegcbciien  Adnotstiones  (Finni  I8!)a,  S.  I76f.)  herrscht 
dit<  griisste  Verwirrung,  ludeni  Johann  von  Nouuiarkt  mit  Joliaun  Ufko  ver- 
weciiselt  ist,  vgl.  Friedjuug  a.  a.  0,  !S.  313  Anm.  I.  Ancb  Voigt,  Wieder- 
Itflebung'  i,  iCiii  ulmnit  an  dieser  Vcrwochselung  'l'heil.  Die  LiiiirUeurede 
Joliann  (k'kos  auf  Karl  IV.,  von  der  er  ebd.  spricht,  hat  er  wohl  niemals  ge- 
lesen, da  er  Anm.  1  auf  einen  augublichen  Abdruck  bei  Pelzel  verweist,  wAb- 
reud  sie  bei  Frclicr,  Runmt  hohomicamm  aDtiqui  scriptores.  Ilauoviae  1603, 
S.  107—111,  bei  Italbin,  MIseellauea  decaa  1,  tili,  4,  pars  2,  S.  SSff.  nnd  1b 
Fontes  nirum  bohemicanim.    Prag  \bS2.    3,  429  ff.  steht. 

'i)  Die  nahen  Beziehungen  der  Florentiner  Apotheker 
klürtm  sielj  daraus,  dass  mit  ihrer  Zunft  bis  zur  Mitte  des  M.  Jahrl 
die  Maler  vereinigt  waren  (Sehuaase,  Geschichte  der  bildenden  Ki 

S)  Hi-ivii  Seliriflen   des  Apuleius  Ciceros  Reden  'PTti  Marcello' 


des  Juli. 


I.igario',  Froutins  Ktrategemata,  Vegetius,  Palladius  >Di^  agricultuml^ 
4)  Ein  ijchnitter  mit  beiden  Ilünden  dt^n  Dreschflegel  fllhrend  tl»H 


41'. 


tii"  iiTii>-;i*ji'Lrr  HujiiM-i-r:^ci 


tüiii.l'rltaft      iiri<l  «.lir.f  Zmi^.-I   »»r   ,-.  tiL    liiliriitT.    d*-r  Um  luii  Kf- 
w uii'li-riiiiif    XU     ilirii    •-rrulltf    und    ilie    .Kanüftiuis    Ttnantiu-  ie 
A|...H,'k"r  Apii-.  1.,  ;>F.- Kl.  r.f,z.   .l*rr  ii.   I'rs.-   I-bl^.   J'.n  nifh  Scbl- |     ,<,.^ 
'II.-..   .1,.   i|,..|,i.    Jj.,|,ji,.-r,.  -    >   L"i'..  uii.i   Fii^JintL-  .K:.rl  IV 
Aiirii  .   'Im   •i-Ii-ii  )>'<I;i(il-c)i.'i,  liarii'ii  IifiiUclil.-iii(i-  i't-asr.    am '2'^- 'Um 
i:r,.l    ,..(1   Krtil   IV.  !,\.    -In   H..tVi-.in'Jt-    du.!   naH«:i-n..-s*  Krls-rtoJ  c.i/j, 
M.-iii(ii    iiikI    Alifal..«    trliiilt  «llüt.tr.    llisir^U-n   Nr.  .'.1«H.  nn.I  13*1 
J-'lMt      üiil'-lxl    ntii    J.  X"vijiil«-r   IHHf*    al-    'l-oiibuI   ci  jnr.iiBS  riiir' b    /aiiij 
l-i^l'   iiikiii><lli<-)>   -Uli   i>;i<hH<-i-ri   lü-:.|  iJJI.ri    frecti-iimii   2.440.^11 
.1    :jMfp,       Auf   -lii-   A«-;.^'«-    «Imx-   n..niitiu'R    Wroft  sich  .l..|iJDn  ■    Uil,,-,. 
ili'iii    i-i-Kii    Si'liirilM'ii.    ■hl'-    i-r   ;iii    l'i-tr.trc»    richtet    unil    io   itm  it 
■l.iNiitlilf    i»ri    i'iiini   ItrUr  l.itti-t  ihui   l-'rii-iljuiiK  Ileili^ren  .S.  3ä9r.i.  k   <(a[f< 
lipur   Wiiw.    ilic    zi-ij;!,    il:i-s    er    iius  cif.tinT  Aiiarhautmp-  diuuai- *  l»f.        j 
K-Iiiift.'ii    iiiiil   ili'N   Slil   .1»  lt<niJiiil<Tt<.ii  ni.eh  nidil   kannte.    Ibj  |^Tk . -f, 
r-hiili    /II  Kiiilr   .1.-»  .l:,l,ir-   I :tr,a   .I.1.T   in   .U;r  or>ti"n    HSlfte    de.  M|* 
diu  <i     Dil-.   n-U-  Srhrifl^-lürk  aii:^  l't-1nir<-:is  tVder,    das  Julunu  dM 
nnli   itiiil  nrlrlii-  Ant:i->  wurde  KU  iinhiTtT  Ki-DtilniiJA  seiner  ProdotttH 


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448  Zar  Kenntniss  altdeutscher  Handsohriften  etc. 

und  der  Natnr,  bei  dieser  zweiten  Auflehnung  gegen  den  Zwang  des 
Schulwissens,  der  Systeme  und  Kegeln,  der  tödtendeu  Abstraction  liegt 
den  Führern  des  Widerstandes,  in  England  Pope  nnd  Addison,  in 
Frankreich  Rousseau ,  die  Umgestaltung  der  Landschaftsgftrtnerei  am 
Herzen,  und  von  den  Lorbeerbäumen,  die  Petrarca  mit  Boccaccio  im 
Garten  der  heiligen  Valeria  einsetzt  und  deren  Fortgang  er  mit  leb- 
hafter Sorge  vor  der  Ungunst  der  Witterung  beobachtet,  gleitet  der 
Blick  wie  von  selbst  auf  einen  Grösseren,  der  im  Umgang  mit  ^Vald  nnd 
Garten  Thüringens  die  Stürme  seiner  Seele  beschwichtigt,  im  stillen 
Thal  der  lim  mit  seinem  fürstlichen  Freunde  einen  englischen  Park 
anlegt.  Bäume  pflanzt  und  aufzieht,  dem  die  Heranwachsenden  gleich 
seinen  poetischen  Gestalten  lieb  sind  als  seine  Kinder,  deren  Alter  er 
vergleichend  an  einander  abmisst,  dem  aus  dieser  ani^lnglichen  Lieb- 
haberei dann  ernsthafte  botanische  und  meteorologische  Studien  hervor- 
gehen. Auch  Petrarca  hat,  gleich  Goethe,  eine  Aufmerksamkeit  ftr 
die  atmosphärischen  Vorgänge,  die  über  das  bloss  Gelegentliche,  Zu- 
fällige hinausreicht;  auch  er  hat  jener  exacten  Beobachtung  des  Püanzen- 
lebens  gehuldigt  und  sie  selber  geübt,  welche  die  Grundlage  botani- 
scher Wissenschaft  ist^  Botanische  Neigungen  ohne  Zweifel  brachten 
ihm  Angelo  aus  Florenz  nahe,  der  aber  auch  für  seine  poetisch-wissen- 
schaftlichen Bestrebungen  Verständniss  besessen  haben  muss.  Er  ist 
es  auch,  der  im  Jahre  1350  den  gestürzten  Tribunen  Roms  Cola  di 
Kienzo  in  Prag  bei  dem  Kaiser  eingeführt  haben  soll  (Papencordt, 
Cola  di  Rienzo  S.  217  Anm.;  Friedjung  a.  a.  O.  S.  286). 

Wie  gut  oder  schlecht  diese  letzte  Nachricht  nun  beglaubigt  sei, 
die  Ankunft  Colas  in  Prag  darf  als  der  eigentliche  Anfang  der 
Kenaissancebewegnng  in  Deutschland  gelten,  und  das  Jahr  1350 
bewährt  wiederum  seinen  Charakter:  es  macht  Epoche.  Cola  war  der 
feurigste  Vertreter  der  politischen  Renaissance,  ein  Sinnesgenosse  Pe- 
trarcas, der  glühendste  Verfechter  der  Restauration  Roms  in  seiner 
antiken  Weltmacht,  Kenner  der  alten  römischen  Schriftsteller,  der  erste 
Erforscher  der  Inschriften,  Statuen  und  Ruinen  des  Alterthums ,^)  ein 
Phantast,  ein  moralisch  haltloser  Mensch,  aber  einer  der  grossen  Magier, 
die  in  den  Zeiten  innerer  (lährung,  wo  neue  Mächte  mit  den  alten 
ringen,  immer  wieder  auf  die  Massen  unwiderstehlich  wirken.  Als  er 
nach  Prag  kam,  nach  dem  gewaltigen  Umschwung  seines  Glücks,  und 
mit  den  sibyllinischen  Weissagungen  seines  Freundes,  des  Franciscaner- 


1)  Vgl.  über  Botanik  und  (Gärtner  iui  Zeitalter  der  Renaissance  Kauf- 
mann, Picks  Monatsschrift  filr  die  Gcsclüchte  W Ostdeutschlands  7,  144.  Den 
mittelalterlichen  deutschen  Gartenbau,  der  im  Wesentlichen  den  von  Karl  dem 
Grossen  gegebeneu  Bestiunimngeu  in  soineui  'Capitulare  de  villis'  folgt  und 
noch  heute  in  den  Bauenigärten  Deutschlands  fortlebt,  schildert  0.  Zingerle, 
Der  Paradiesgarten  der  altdeutschen  Genesis.  Wien  lhb6  (Sitzuiigsb.  d.  Wien. 
Akademie,  l'hil.-hist.  Cl.  11*2,  785  ff.),  und  auf  Grund  einer  Besehreibung  in 
der  Kindheit  Jesu  des  Konrad  von  Fussesbrunnen  sowie  einiger  anderer 
Zeugnisse  Kaufmann  a.  a.  0.  8.  134  ff. 

2)  Ueber  sein  epigraphisches  Werk  s.  Rossi,  Bullettino  delF  instituto 
di  corrispondenza  archeologica  per  Tanno  1S71  S.  11  ff. 


von  Konrad  Bnrdach.  449 

Spirilualen  Frate  Angelo  vom  Apenain  den  Kaiser  beetimmea  wollte, 
die  Welt  aue  den  Angeln  za  heben,  hat  er  anf  dea  Kreis  des  Hofes 
die  tiefste  Wirkimg  geflbt.  Karl,  Erzbischof  Ernst,  Johann  von 
Neumarkt,  alle  empfangen  und  erwidern  die  Itriefe,  die  er  aus  seiner 
UefaDgeuschaft  in  Randnitz  anf  dem  erzbischöflicben  Scliloas  an  sie 
richtet.  Und  diese  Briefe  mit  ihrem  seltsam  orakelhaften  Stil,  die  sich 
stets  zum  Tractat,  zur  Prophezeiung,  zur  Vision  erweitern,  wurden  in 
jenen  Kreisen  (gesammelt,  mit  den  Antworten  zusammengestellt. 

Zu  jener  Zeit  ist  in  Böhmen  die  von  Pelzel  (Kaiser  Karl  IV. 
Itd.  1.  Vorbericht  Nr.  11)  benutzte  Handschrift  entstanden,  welche  in 
der  Hauptsachü  die  während  Colas  Untersuchung  von  ihm  mit  dem 
Karoliuischen  Kreis  und  dem  Pabst  gewechselten  Briefe  nebst  zum 
l'nicesse  geliörigen  Urkunden  vereinigt  (Papencordt  a.  a.  0.  8.  325). 
Ftlr  den  Veranstalter  dieser  Sammlung,  deren  Original  leider,  so  viel  ich 
weiss,  nicht  wieder  anfgefanden  worden  ist,  möchte  ich  keinen  anderen 
als  den  königlichen  Hüfkanzler  Johann  von  Neumarkt  halten.  Nie- 
mund trat  dem  Gefangenen  so  nalie  als  er.  Erzbischof  Ernst  bewahrte 
bei  aller  milden  Frenndlichkeit  ihm  gegenüber  doch  eine  gewisse  vor- 
sichtige Zurückhaltung.  Aber  Johann  beranscht  sich  nur  in  der  Wort- 
flille  und  künstlichen  Ithetorik  des  Tribunen  und  sucht  sie  nachzu- 
ahmen, zu  Überbieten.')  Ja  er  tritt,  wie  Voigt  gezeigt  hat,  sein  Amt 
an  ihn  selbst  ab,  läset  ihn  statt  seiner  die  Antwort  Karls  IV.  an  Pe- 
trarca aust^hren  (s.  oben  H.  340)  und  nimmt  diese  dann  anf  in  seine 
Sammlung  von  Musteiistttcken  aus  der  Cnncellaria  Oaroli  IV.  (Hand- 
schrill  der  iiibliothek  des  Präger  Domcupitels,  Pelzel  1,  Urkundenb. 
8.  1<>0).  In  dem  Formelbncb  des  Stiftes  Ussek  ans  dem  14.  Jahr- 
hundert ,  welches  Briefe  und  Urkunden  Karls  IV. ,  Johanns  von  Neu- 
markt, seines  Bruders  Matthias,  'episcopus  Tribuniensis',  Emsts  von 
Pardubitz  enthält  und  mit  seinen  datirbaren  Stücken  nicht  Aber  das 
dritte  Viertel  des  Jahrhunderts  hinabgeht,  stehen  anch  drei  Briefe 
Colas  von  den  aus  der  Pelzelschen  Handschrift  bekannten  und  ausser- 
dem noch  zwei  unbekannte  (Palocky,  Ueber  Formelbücher.  Abhandl. 
der  böhm.  (lesellsch.  der  Wissenschaften.  5.  Folge.  Bd.  3,  245  ff.). 
Audi  zu  diesem  Cistercienserstift  hatte  Johann  von  Neumarkt  mannig- 
fache Beziehungen,  1)  und  so  mag  anch  dies  Formelbuch   in  der  Au8- 

1)  In  dem  bei  I'apeiiuordt  a.  a.  II.  Urkunde  Kr.  15.  S.  XLI  abKedmckten 
Brief  vom  August  I3äu  spielt  Cola  mit  dem  Wort  'Angustus'  als  Ki^r-  und 
Moiiatsuauic  sowie  mit  'augiistus'  und  'angustus'.  Das  hat  offenbar  dem 
Kaiizh>r  aussen irdt-uHiuli  Kcmlleu;  denn  in  dem  oben  (3.  163)  ugefUhrt«! 
Briefe  der  Klaj(eufurter  llandBcliritt  ahmt  er  Colas  'siispecto  August!  jun 
tciupiiru'  siditlivh  uach.  Dies  Beispiel  zeigt,  wie  die  Briefe  des  I'riboüML 
von  llini  als  Stilmustur  benutzt  werden.  DcrAnnakiiü  eines  muKekoti  ~  ~^ 
ViTliältiiisscs,  wouach  Cola  den  Stil  Johaun^  copirt  hütte  (Beuediol, 
Iri-beu  des  heiligt-u  Uiuronymus'  S.  XI),  kanu  ich  nicht  hi'ipflichtea. 

2)  Ussek  gehürtu  zur  Diücese  I.eitomiscbl  und  znar  uls  ciaea 
ItiHcliof  zugewiesenen  Stiftsgliter  (Frind,  Kirche ageschiditf  Biiiimeua  2,  tllj 
daher   neunt  i-s  Johann  vou  Neumarkt  im  Uaseker  FuruiiObuub  (S.  (IT.  > 
'vllla  aiia'.    Jubauns  Bruder   Uattbias,   Bischof  üi  p!trtiL>us  von    ""    *~* 


k 


450  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

wähl  der  Mosterstficke  seinen  Anregrangen  wenigstens  mittelbar  folgen. 
Eine  Sammlung  'dictamina  tribnni'  besa:^  auch  die  Bibliothek  jenes 
Prager  CoUeginm,  deren  Katalog  (lland.<chrift  des  14.  J all rli änderte)  im 
Serapenm  1850.  Bd.  II.  Intelligenzblatt  und  von  Uanslik.  Geschichte 
und  Beschreibung  der  Prager  Iniversitätsbibliothek.  Prag  1851,  S.  18 ff. 
abgedruckt  ist  (daselbst  S.  67.    S.  20). 

Mochten  Angelo  und  Cola  di  Kienzo  des  Johann  von  Neumarkt 
Gemflth  f&r  die  humanistische  Bewegung  empfanglich  gemacht  haben, 
gewonnen  hat  ihn  dafür  doch  erst  sein  Aufenthalt  in   Italien. 

Karl  IV.  trat  seine  Romfahrt  im  Herbst  1354  an;  er  trifft  im 
October  in  Udine  ein  (Huber,  Rege>ten  Nachtr.  Xr.  6791a),  doch  wohl 
schon  von  seinem  Kanzler  begleitet:  denn  dieser  ist  am  31.  October 
bei  ihm  und  wirkt  als  Zeuge  einer  Urkunde  (Huber.  Regesten  Nr.  1940k 
In  der  nächsten  Zeit  vollzieht  er  dann  viele  Urkunden  des  Königs  als 
Kanzler  (Huber,  Regesten  S  156  ff. k  und  befindet  sich  bei  dem  Hofe 
sicher  am  19.  December  1354  zu  Mantua  (Huber,  Kegesten  Nr.  1955i. 
Dort  hat  er  Petrarca  zuerst  von  Angesicht  gesehen,  dort  hat  er  ohne 
Zweifel  auch  an  den  Gesprächen  zwischen  ihm  und  dem  König  Theil 
genommen  (s.  oben  8.  339).>)  Zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  wird  er 
in  Pisa  den  *doctor  legum'  Giovanni  Landulfi  kennen  gelernt  haben, 
den  der  König  am  25.  Januar  1355  dort  zu  seinem  Richter,  Rath  und 
Hofgesinde  ernannte  (lluber,  Regesten  Nr.  6133.  Xachtr.  Nr.  6794. 
vgl.  auch  6810.  6815.  6824).  Auch  die  beiden  andern  einflnsareichsten 
Männer  des  königlichen  Hofes.  Ernst  von  Pardubitz.  EIrzbischof  von 
Prag  und  Johann  Ucko  von  Wlaschim.  Bischof  von  Ol  mutz,  waren 
Karl  IV.  nach  Italien  gefolgt.-»  Sie  alle  und  Johann  von  Neumarkt 
verweilen  dann  nach  der  Kaiserkrönung  (5.  April  1355)  in  Siena,  wo 
eine  Menge  vornehmer  Italiener  in  den  persönlichen  Verkehr  des  Hofes 
aufgenommen  werden  (Huber,  Regesten  Nr.  2061—76.  2079 — 86.  2091. 
2098 — 2102j,  zu  Pisa  im  Umgang  mit  dem  Doctor  der  Rechte  (I^ges) 

(in  Bosnien^,  nicht  von  Tibur.  wie  Heyuo.  Friud,  Benedict  das  überlieferte 
*Tribuniensis'  autlösen  (s.  Huber.  Kt'g^^steu  Nr.  2471»)  und  Weihbischof 
von  Breslau,  der  tlir  ihn,  den  als  llotk;iiizK'r  dauernd  von  seiurui  Bischofs- 
sitz Abwesenden,  die  bisehüfliclieu  WeiLoakte  besorgte  (Frind  a.  a.  <  >.  2,  113). 
war  selbst  C'istercieuser  und  wurde  iu  dem  schlesiseheu  Cistorclenserstift 
Leubus  begraben  { Heyne.  Uescbiehte  des  Bistbums  Breslau  2.  «»II  f.).  Briefe 
Johanns  an  ihn  in  der  C;meellaria  C'aroli  IV.  (Neuiiianu  Nr.  1**2.  l«Js.)  —  In 
dem  Satz  *consensum  praebet  Aruestus  ei>iscoj)Us  Frag.  1.1^5,  VII  kal.  Febr.* 
(S.  09,  bei  Pahicky  S.  242>  muss  die  «lalireszahl  verdruckt  sein^  da  Ernst 
schon  13G4  starb.    Es  soll  wohl  liJö'j  heissen. 

1)  Danach  berichtigt  sich  Friedjungs  Angabe:  «eine  Frucht  des  Aufent- 
halts Petrarcas  in  Pra^  war  die  Bekanntschaft  mit  dem  Erzbiscliof  Ernst  von 
Prag,  mit  dem  Bischot  Johann  Oeko  von  (Umiitz  imd  mit  dem  Kanzler  Johann 
von  Neumarkt,  der  damals  (1353—1304)  Bischof  von  Leitmeritz  (!)  war*  (a. 
a.0.  8.311). 

2)  Am  22.  Januar  1355  schreibt  Karl  IV.  noch  an  Ernst  nach  Prag 
einen  Brief  (Huber,  Kegesten  Nr.  1974).  aber  am  21.  Februar  fuugirt  der  Erz- 
bischof bereits  iu  Pisa  als  Zeuge  einer  Urkunde  (Huber.  Keeesten  Nr.  11W5). 
Johann  O^ko  als  Zeuge  zuerst  am  2o.  März  1355  zu  Pisa  (Huber,  Resresten 
Nachtr.  Nr.  6S03). 


von  Konrad  Burdach.  451 

■ 

nnd  Bürj^er  von  Mailand  Erasmus  de  Liprandis,  der  am  15.  Mai  die 
Würde  eines  kaiserlichen  Pfalzfcrafen  erhält  (Huber,  Regesten  Nr.  2120), 
dem  Humanisten,  Schüler  und  Freunde  Petrarcas  Zanobi  da  Strada  aus 
Florenz  (s.  oben  8.339),  den  der  Kaiser  am  14.  oder  24.  Mai  zum 
Dichter  krönt,')  mit  Bartolus  de  Saxoferrato  (s.  oben  8.  148),  dem 
fi^rossen  Legiston,  der  am  19.  Mai  vom  Kaiser  zu  seinem  Rath,  Hof- 
fcesinde  und  Tischgenossen  gemacht  wird  (Iluber,  Regesten  Nr.  2129). 
Tags  darauf  bricht  der  Aufstand  los,  der  dem  Kaiser  sammt  seiner 
(iemahlin  Anna  von  Schweidnitz  auf  ein  Haar  das  Leben  gekostet 
hätte  und  ihm  nebst  allen  Verstätidigen  seines  Hofes  abermals  ein- 
dringlich lehren  musste,  wie  unmöglich  und  verhängnissvoll  jeder  Ver- 
*iucli  S(;i ,  etwa  gar  Petrarcas  politisches  Programm  zu  verwirklichen 
und  die  Kaiserherrschaft  in  Italien  zu  restauriren.  Der  feurige  Rath- 
geber  selbst  war  weislich  den  Orten  der  Entscheidung  und  der  Gefahr 
fern  geblieben. 

Von  all  den  Italienern,  mit  denen  Johann  von  Neumarkt  in  jenen 
Monaten  verkehrte,  musste  nächst  Petrarca  sicherlich  Zanobi  da 
Strada  auf  ihn  den  grössten  Eindruck  machen.  Die  prankhafte  Rede 
über  den  Ruhm  mit  dem  ganzen  humanistischen  Apparat  von  Citaten 
*aus  antiken  Schriftstellern,  deren  Anfang  und  Ende  er  während  der 
Dichterkrönung  sprach  und  deren  Rest  er  dann  nach  einem  Frühstück 
bei  dem  Cardinalbischof  von  Ostia,  an  dem  jedenfalls  auch  der  deutsche 
Hofkanzler  Theil  nahm,  absolvirte,  fand  jenseits  der  Alpen  mehrfach 
handscliriftliche  Verbreitung  (Friedjung  a.  a.  O.  8.  308  f ;  Voigt,  Wieder- 
belebung ^  i^  458),  woraus  der  ihr  gespendete  Beifall  genugsam  her- 
vorgeht. Mit  Zanobi  hat  Johann  vielleicht  auch  in  Briefaustausch  ge- 
standen. Falls  nämlich  jener  demüthig  bewundernde  Brief,  der  in  der 
von  Melius  (Ambrogio  Traversari  S.  CCXXI)  benutzten  Leipziger  Hand- 
schrift an  Petrarca  adressirt  ist,  in  der  (Jörlitzer  Handschrift  der  Can- 
cellaria  (^aroli  IV.  (Neumann,  N.  Laus.  Magazin  23,  153  f.)  mit  Recht 
die  Aufschrift  trägt  'Cancellario  regis  Siciliae',  kann  damit  kaum  sonst 
Jemand  gemeint  sein  als  Zanobi.^)  Doch  ist  mir  nach  dem  Ton  des 
Briefes  wahrscheinlicher,  dass  er  für  Petrarca  bestimmt  war. 

1)  Nicht  in  Siena,  wie  Körting,  Boccaccios  Leben  und  Werke.  Leipzig 
isbo,  S.  2()<>  annimmt,  vgl.  Voigt,  Wederbelebung»  1,  4.58  Anm. 

2)  Freilicli  war  Zanobi  eigentlich  wohl  niur  Secretär  des  Grossseneschalls 
des  KiMiigreichs  Sicilien  Acciaiuoli,  der  unter  der  Kimigin  Johanna  als  leitender 
Mini.ster  waltete,  und  man  könnte  daher  jene  Adresse  auch  auf  Marco  Barbato 
von  Suhnona  (f  130;;)  beziehen,  gleichfalls  Petrarcas  Freund,  den  „zweiten 
Ovidius'S  der  sdion  Köniff  Roberts  Kanzler  gewesen  war  und  dann  nach 
seinem  Tode  ebenfalls  dem  (irossseneschall  als  Secretär  diente  (Voigt, 
Wiederbelebung"^  I,  45o;  Körting,  Petrarca  S.  lG4f).  Doch  liegt  es  näher, 
zwiscluMi  .loliann  und  Zanobi  von  der  Dichterkrönung  her  eine  Verbindung 

anzunehmen.    Denn  die  Ueberschrifteu  der  einzelnen  Briefe  sind  vif*^'* 

genau   und  späteren  niclit   autlieutischen  Ursi)runp;    kleine  Um 
in  den  Titulaturen  konnnen  in  ihnen  öfter  vor;   die  Ausdrücke  U 
und    seeretarius'  insbesondere  w^erden  übrigens  auch  anderwärts 
für   einander   gesetzt.    Die   Ueberschrift   emes   Briefs   Petrarcas 
lautet  in  einer  Handschrift  der  Marcusbibliothek:  'Ingenioso  et  faoi 

31« 


452  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Johann  von  Neumarkt  ist  dann  noch  einmal  nacli  Italien  §re- 
kommen.  Bei  Karls  IV.  zweitem  Römerzuge  eilte  er  ihm  8og:ar  voraus 
und  langte  in  Tdine  am  24.  April  1368  an,  während  der  Kaiser  erst 
am  27.  April  eintraf.  Hier  begrüsste  sie  Petrarca,  der  inzwischen 
(1356)  selbst  den  Kaiser  und  seinen  Hof  in  Prag  besucht  und  dort 
die  alten  Beziehungen  fester  geknüpft  hatte  (Huber,  Kegesten  Nachtr. 
Nr.  7271b).  Wiederum  werden  italienische  Juristen  an  den  Ilof  ge- 
zogen: am  23.  Juli  1368  wird  der  Doctor  Ludovicus  de  Kizzolo  ans 
Piacenza  zum  Pfalzgrafen  und  'familiaris  atque  domesticus  advocatos 
imperialis  fisci  in  Italia'  ernannt  (Huber,  Regesten  Nr.  4669);  die  Würde 
des  ^comes  palatii'  fällt  bei  der  Rückkehr  am  12.  August  1369  in 
Udinc  auch  den  Doctoren  der  Leges  Azolin  und  Elias  zu.  Söhnen  des 
GumbertinuB  von  Cremona,  ebenso  ihren  Brüdern  Buninns  und  Paul 
(Huber,  Regesten  Nachtr.  Nr.  7290);  am  24.  Februar  1369  wird  in 
Ijucca  der  Notar  Petrus  de  Beatis  aus  Bologna  zum  Rath,  Hofgesinde 
und  Tischgenossen  erhoben  (Huber,  Regesten  Nr.  4716).  Das  wichtigste 
Ereigniss  war  indessen  die  Einfahrung  Pabst  Urbans  V. ,  der  Avignon 
verlassen  hatte,  in  die  »Stadt  Rom  und  die  Krönung  von  Karls  \ierter 
Gemahlin  Elisabeth  von  Pommern  (October- November  1368).  Iki 
diesen  Festtagen  war  auch  der  Florentiner  Coluccio  Sulutati,  der 
Freund  Petrarcas  und  Boccaccios,  anwesend,  damals  Secretär  bei  der 
päbstlichen  Curie  (Pelzel,  Karl  IV.  2,  808  f.),  und  mit  ihm  ist  jeden- 
falls auch  Johann  von  Neamarkt,  sein  College,  zusammengetroffen. 

Von  Petrarcas  Freunden  hat  Johann  von  Neumarkt  —  ausser 
Laelius^  den  er  wohl  beim  Kaiser  gesehen  haben  wird  (s.  oben  S.  339)  — 
auch  den  Franzosen  Sacramore  di  Pommiers  persönlich  gekannt 
Ja  er,  der  als  Mailänder  Geschäftsträger  zwischen  Böhmen  und  Italien 
bisweilen  siebenmal  in  einem  Jahr  hin  und  her  reiste ,  war  geradezu 
der  Vermittler  des  brieflichen  Verkehrs  Petrarcas  mit  Deutschland. 
Im  December  1354  hatte  er  dem  Dichter  die  Einladung  Karls  IV.  nach 
Mantua  zugestellt;  er  hatte  ihn  Sommer  1356  auf  der  Reise  nach 
Deutschland  begleitet;  er  überbrachte  die  Urkunde  über  seine  Ernen- 
nung zum  kaiserlichen  Pfalzgrafen  (1357)  und  nahm  auch  das  Dank- 
schreiben Petrarcas  mit  nach  Prag.  Er  erwarb  sich  allmählich  des 
Dichters  Freundschaft,  und  dass  auch  Johann  von  Neumarkt  ihm  nahe 
stand,  zeigt  der  an  ihn  gerichtete  humoristische  Brief  in  der  Cancel- 
laria   Caroli  IV.    (bei   Neumann  a.  a.  0.    S.  198). ')     Einen    Reflex    des 

magistro  Zenobio  do  Florentia  Siculi  rogis  Secretario'  (Fnicassctti ,  Adno- 
tationes,  ad  Variar.  cp.  2,  8.  'M)0  f.,  vgl.  S.  207  f.).  Der  König  von  Sicilien  ist 
Ludwig  von  'iareut  (I34H— 1H02),  Johannas  zweiter  Gemahl.  Ob  der  Brief 
an  Petrarca  oder  an  Zanobi  geschrieben  worden  ist.  ktinnt^^  nur  genaue  kri- 
tische Untersuchung  seiner  handschriftlichen  Ueböriietcrung ,  die  ich  oben 
(S.  435)  forderte,  entscheiden. 

1)  Ein  zweiter  Brief  an  ihn  bei  Neuniann  a.a.O.  S.  103.  Er  wurde 
später  Cistercienser  (nach  Ki3rtüig  Karthäuser),  wozu  ihn  Petrarca   Litterae 


zu  lib.  21,  ep.  7). 


von  Konrad  Burdach.  453 

Verkehrs  zwischen  Petrarca,  Sacramore  und  Johann  von  Neumarkt 
giebt  vielleicht  eine  Handschrift  des  Cistercienserklost^rs  Ossek :  Tran- 
cisci  de  Petrarca  poetae  laureati  psalmi  sept^m  ad  Segumor,  quondam 
secularem  militem ,  tunc  vero  monachum  de  Pomeriis  ordinis  Cister- 
ciensis',  welche  nach  Mikowec,  Malerisch  -  Historische  Skizzen  aus 
Böhmen.  Wien  1864,  8.  311  im  Jahre  153'8  vollendet  worden  ist. 
Nach  Baibin,  Bohemia  docta  3,  209  ist  oder  war  dieser  Codex  mit 
einem  ''Psalterium  Davidis\  Tsalmi  Septem  contra  mortalia  peccata' 
und  'Petrarchae  orationes  contra  aereas  potestates*  zu  einem  Erbauungs- 
buch vereinigt,  das  dem  Prager  Probst  Hanns  de  Kolowrat  gehörte 
und  für  welches  er  1588  als  Entstehnngsjahf  angiebt.  Ist  dies  nun 
ein  Lese-  oder  Druckfehler  statt  1438  und  Mikowecs  Datum  richtig, 
so  möchte  man  vermuthen,  dass  durch  ^Johanns  von  Neumarkt  Ver- 
mittlung jene  vorauszusetzende  ältere  Handschrift  der  Sacramore  ge- 
widmeten ßusspsalmen  Petrarcas,  auf  die  der  Osseker  Codex  zurück- 
geht, nach  Böhmen,  vielleicht  sogar  nach  Ossek  gekommen  sei,  zu  dem 
ja  Johann  Beziehungen  hatte  (vgl.  o.  S.  449  A.  2).  Und  immerhin  wäre 
die  Frage  aiifzuwerfen,  ob  auch  ein  anderer  Besitz  desselben  Klosters, 
ein  französisches  Gebetbuch  aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
mit  prächtigen  Miniaturen  und  bizarren  Drolerien  (Mikrowec  a.  a.  0.) 
aus  einer  Sacramore  gehörigen  Vorlage  stamme. 

Auch  sonst  lassen  sich  allerlei  französische  Beziehungen  Jo- 
hanns von  Neumarkt  nachweisen,  wie  ja  nicht  anders  zu  erwarten  ist. 
Eine  Supplik  des  Dauphins  von  Frankreich  an  den  päbstlichen  Stuhl 
um  seine  Translation  von  Leitomischl  auf  den  Bischofssitz  von  Bam- 
berg enthält  Johanns  von  Gelnhausen  Formelbucb  (J.  W.  Hoffmann, 
Sammlung  ungedruckter  Urkunden  2,  258  Nr.  269);  die  Bittschrift 
Johanns  an  den  Dauphin  in  der  Cancellaria  Caroli  IV.  (Neumann  a. 
a.  0.  S.  182,  Nr.  129)  *)  bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  jene  Empfeh- 
lung. 2)  Als  seinen  Gönner  bezeichnet  er  in  einem  Schreiben  voll  ge- 
suchtester Höflichkeit  den  Cardinal  Guido  von  Boulogne,^)  einen  nahen 

1)  Da  Johann  von  Neumarkt  Bischof  von  Leitomischl  genannt  wird, 
was  er  l.^ö.i  ffeworden  war,  und  noch  nicht  Bischof  von  Olmiitz,  wozu  er  am 
12.  Juli  i;-i()4  Defördert  wurde,  da  er  Uberdioss  'caucellarius  imperialis'  heisst, 
was  auf  dW.  Zeit  nach  Karls  Kaiserkrönung  weist,  kann  das  Gesuch  sich  nur 
auf  die  Krlcdigung  des  Baniberger  Kpiscopats  durch  den  Tod  Leopolds  von 
Bebenburg  beziehen  (f  1.  November  IHfi,'^}.  Der  Dauphin  ist  danach  Karl  V., 
der  l;{(»4  König  wurde,  der  Nefl'e  des  deutscheu  Kaisers.  Er  war  auch  Weih- 
nachten i;J5(5  mit  Joliann  vim  Neuniarkt  auf  dem  grossen  Keichshof  in  Metz 
zusaunnengetrotTen  (lluber,  Begesten  Nr.  25:n.   255:ia.   2555 ab). 

•J)  Das  ergeben  die  Worte  'super  provisione  sibi  facta',  s.  Du  Cange- 
llensclu'l  ed.  Favre,  (Hossariuni  niediae  et  infimae  aetatis  s.  v.  provisio  2. 

:\)  Nach  (iams  Series  e])isc()ponnu  8.  IX.  r>71  und  Mas  Latrie,  Tresor 
de  clironologie  (rhi.stoire  et  <le  geograpliie.  Paris  Isb9  wurde  er  i:i42  Car- 
dinal und  starb  am  25.  November  liiTil.  P>  war  ein  Sohn  Boberts  VIl  (1314 
—  l.M2r.),  (Jrafen  von  Bouh)gne  und  Auvergue.  —  Nach  der  Daratelhmg  von 
Lindner,  (lescbichte  des  deutschen  Reiches  unter  Wenzel  1,  75.  77.  109.  110. 
402  (vgl.  auch  da»s  I{egister  2,  S.  5.H:<a),  die  Froissart  folgt,  hätte  er  noch 
KJSo  gelebt.  Irrig  bezeichnet  i'adra  in  der  Ausgabe  der  Cancellaria  Johann. 
Novifor.*(lnhaltsverzeichniss  S.  2o)  als  Adressaten  des  Briefes  Guido  von  Bo- 
logna, den  es  gar  nicht  giebt. 


454  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Verwandten  des  französischen  Königshauses,  den  er  an  der  päbstlichen 
Curie  kennen  gelernt  und  mit  dem  er  in  Briefwechsel  gestanden  zu 
haben  scheint  (Cancellaria  Johannis  Novifor.  Nr.  81). 

Wie  ich  glaube,  kann  man  aber  auch  ohne  äussere  Zeugnisse 
aus  inneren  Gründen  noch  eine  Verbindung  des  deutschen  Hofkanzlers 
mit  jenem  Florentiner  Humanistenkreis  erschliessen,  der  vielleicht 
ftlr  die  Propaganda  der  neuen  Ideen  mehr  gethan  hat  als  die  grossen 
Häupter  selbst:  ich  meine  die  Augustiner-Eremiten  von  S.  Spirito. 

Die  Augustiner-Eremiten  waren,  wie  oben  (S.  326  f.)  bereits  aus- 
gesprochen wurde,  die  eigentlichen  Erneuerer  des  Augastinismns.  Die 
'Doctrina  Aegydiana*,  die  Lehrweise  des  Aegidius  Romanus,  des 
4)octor  fundatissimus  \  zeichnete  ihnen  im  Allgemeinen  die  Bahn 
vor,  auf  welcher  sie  sich  von  der  peripatetischen  Psychologie  der 
scholastischen  Schulwissenschaft  lossagten  und  der  PI  atonisch- Augnsti- 
nischen  wieder  zustrebten.  *  Der  Orden  hatte  seine  Haupstützponktc 
an  den  Universitäten  Paris,  Padua,  Toulouse,  Bologna;  er  bldhte 
in  Italien  und  Frankreich.  Bald  nach  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts 
vom  Rhein,  laut  glaubhafter  Ueberlieferung  von  Cöln  und  Mecheln 
aus,  in  Deutschland  sich  niederlassend  fassen  die  schwarzen  Brttder 
früh  und  überwiegend  gerade  im  östlichen  und  nordöstlichen  Theil 
des  Reiches  Fuss:  in  Thüringen,  Meisseu,  Sachsen,  der  Neamark,^) 
und  besonders  auch  in  Böhmen  (Frind,  Kirchengeschichte  Böhmens  2, 
303  ff.;  Böhm,  Archiv  f.  Kunde  Österreich.  Gesch.  1852.  Notizenblatt 
S.  232  ff.).  Hier  war  zuerst  das  Kloster  Stockau,  dann  1262  S.  Benigna 
(oder  Insula),  ^)  1263  Schopka,  1285  S.  Thomas  auf  der  Prager  Klein- 
seite, 1288  Tauss,  1339  Schüttenhofen  entstanden.  Einen  bedeutenden 
Aufschwung  nahm  die  Congregation  in  Böhmen  seit  Karls  IV.  Regie- 
rung, der  gleich  seinen  geistlichen  Würdenträgem  sie  auf  alle  Weise 
förderte   und   ausbreitete.     Die  vornehme  Adelsfamilie   der   Hasenbnrg 


1)  Ucbor  dio  Ausbreitung  des  Ordens  vgl.  Kolde,  Die  dontsche 
Augiistinereongregatioii  und  Joliaim  von  Staunitz.  Gotha  1879,  $.  40  ff. 
41Hf. :  Krfiirt  125«>,  Gotha  IJoS,  Grinmia  12SU,  Saiigerhausen  vor  isoo,  Nonl- 


zum  Kr/bistliuni  Prag  in  näclistor  ]>ülitisfluT  und  kirfhliolier  Abhängigkoit 
stand,  ist  ohne  Frage  von  jenen  übergangenen  KliKstern  beeiutlusst  worden. 
Auch  hätte  die  rniversität  Tnig  besondere  lieriieksichtigung  verdient,  da  sie 
früher  und  uu;hr  als  Erfurt  für  dW  Bildung  der  Augustiner  gesorgt  hat:  ein 
Beispiel  der  von  hier  ausgehenden  Beziehungen  gewährt  der  Entwicklungs- 
gang des  Angelus  Dobelin  (oben  S.  Ki.'i,  unten  S.  45.')  f.).  Ueber  die  IJedeutung 
des  Augustiner-Chorherrn  Konrad  von  Waldhausen  und  den  weitreiehonden 
Einfluss  seiner  Predigt  s.  unten  S.  löO. 

2)  Ueber  seine  Bibliothek.  <lie  1421  von  den  Ilussiten  verbrannt  wurde 
s.  Ungar,  Abhandlungen  der  böhni.  (iesellsehaft  der  Wissenschaften  17S5  2 
257;  (füttlieb,  iMittelaherliche  Bibliotheken  S.  :Jb2,  Nr.  S'si  und  Auni/         '      ' 


von  Ronrad  BurdacL  455 

stellte  eine  ganze  Reibe  ausgezeichneter  Mitglieder,  die  in  die  höchsten 
f^oistlichen  Stellen  berufen  wurden  und  das  Vertrauen  des  Kaisers  und 
der  Prager  Erzbischöfe  gewannen.  1347  eröffnete  Nicolaus  von  Luna, 
der  aus  dem  Thomaskloster  hervorgegangen  war,  die  Vorlesungen  der 
im  folgenden  Jahre  bestätigten  Prager  Universität  als  Lehrer  der  Theo- 
logie; am  14.  Juni  1351  schenkte  Karl  IV.  dem  Thomaskloster  wegen 
der  vielen  Verdienste  seines  Notars  und  Secretärs  Johanns  von  Neu- 
markt, d.  h.  weil  dieser  Um  darum  gebeten  hatte,  und  aus  eigener 
Liebe  für  den  Orden  einen  Hof  (Pelzel,  Karl  IV.  ürkundenbuch  1, 
S.  111).  Wiederholt  gestattet  er  den  Augustiner-Eremiten  durch  ganz 
Deutschland,  bewegliche  und  unbewegliche  Güter  zu  erwerben  und  zu 
behalten  (26.  Januar  1353,  4.  Juni  1354,  7.  October  1360  und  öfter: 
lluber,  Regesten  Nr.  1538.  1863.  3352.  3510.  3729.  3930.  3931);  am 
18.  August  1353  erweist  er  den  Conventen  in  Böhmen  die  Gnade  der 
Exemtion  vom  königlichen  Gericht  ausser  in  dem  Falle,  dass  ihr  Pro- 
curator  Rechtsprechung  verweigert  und  in  schweren  Criminalverbrechen 
(lluber,  Regesten  Nr.  1576).  Johann  von  Neumarkt  gründete  als 
Bischof  von  Lcitomischl  dort  ein  Augustinerkloster  mit  Zustimmung 
seines  Capitels,  der  Stadt,  des  apostolischen  Stuhles  und  des  Kaisers 
am  5.  Februar  1356,  erlangte  für  seine  Stiftung  1359  vom  französi- 
schen König  Karl  einen  Theil  des  heiligen  Kreuzes  Christi  und  schenkte 
ihm  1360.  1364  und  später  als  Bischof  von  Olmütz  einige  Häuser, 
Gärten,  einen  Hof,  ein  Dorf  und  beträchtliche  J^hreseinkünfte.  Von 
der  fortdauernden  Theilnahme,  mit  der  er  seine  Stiftung  auch  als 
Bischof  von  Olmütz  begleitete,  legen  mehrere  Empfehlungsschreiben  in 
der  Cancellaria  Johannis  Noviforensis  (Archiv  60,  Nr.  91.  1'40.  157. 
2 1 6)  Zeugniss  ab.  Ob  er  seine  Bibliothek  diesem  oder  dem  Augustiner- 
kloster bei  S.  Thomas  in  Prag  vermacht  hat,  musste  ich  oben  (8.  444) 
dahin  gestellt  lassen.  Begraben  wurde  er  in  dem  Augustinerkloster 
zu  Leitomischl.')  Nicht  minder  nahe  stand  er  dem  Augustinerkloster 
bei  Brunn  (Altbrünn):  er  bittet  zusammen  mit  dem  Markgrafen  von 
Mähren  um  Indulgenzen  für  dasselbe  (Cancellaria  Johann.  Novifor. 
Nr.  78);  er  ersucht  den  Cardinal  von  Florenz,  wohl  Petrus  Corsini 
(Cardinal  1370,  t  1405,  s.  Gams,  Series  episcoporum  S.  748;  Lindner, 
(leschichte  des  deutschen  Reiches  unter  König  Wenzel  1,  73.  78),  den 
Bruder  Eb(*rhard,  Lector  in  Brunn,  zu  seinem  Suifragan  zu  befördern 
(el)d.  Nr.  87);  er  empfiehlt  dem  Bischof  von  Leitomischl,  Albert  von 
Sternberg,  den  Prior  Augustinus  (ebd.  Nr.  91):  er  schreibt  wiederholt 
an  den  Prior  wie  an  den  Convent  des  Brünner  Klosters  (ebd.  Nr.  140. 
14  L  145.  150).  Der  Augustiner  Angelus  Dobelin  aus  dem  Kloster  zu 
(Jrimina  (Kolde,  Die  deutsche  Augustiner-Congregation  S.  51)  erwarb 
sieh  als  Prager  Baccalarius  auf  die  freundschaftliche  Empfehlung 
.lolianns  von  Neumarkt  an  den  Cardinal  Aimericus,  Bischof  von  Paris, 
der   sich    1372    in  Prag   als    königlicher  Gesandter   aufgehalten  hatte, 

1)  Ein  Dankschreiben  von  ihm  an  die  Bilrger  einer  ungenannten  Stadt 
(l.eitoniiselily)  dafilr,  dass  sie  die  Brüder  des  Augiistinerordens  gut  behan- 
delten, in  der  Cancellaria  Caroli  IV.  (Neumann  S.  193,  Nr.  193). 


456  Zur  Kcnntniss  altdeutscher  Ilaiidschrift«*"  ^ 


hatte.      Und    zur    Erfränzunp    jrleichsam      rrncm^^^     ^^^    i>if*» 
Frauenkli>tit<*r   drr   Kremitenrcjrel    aus  Aiila^^^   j^'^**      '  . 

denen  Lebensjrefahr.  lirten  A"?^*''.  ,Vic\i 

Den  Aujnistiner-Eremiten  mns>  man  dif    ri-g"/|'     ,^   WcUir^*^^^"  . 

Chorherren    Höhmens   jresellrn,    obwohl      >h^    *^^  .,.   ^on  ienon  «^ ' 

durch  die  leichtere  Kepl.  die  ^vita  oanonic-a  re«^^"»ari>  f ranz»»^!^*^ \ 

schieden.     Sie  haben  noch  bestimmter  ihr  A  <»rnuu   ^   ^^^en    (^-     f      J 

Orden.     Aus  Avijrnon  hatte  Johann  von  1  >ri»>-ic-  "^"^'^^^  ^,^^^^   beni«>^  ^ 

8ap:t  wurde,  die  ersten  l^rüder  nach  Uaudiiitz    »'^  ^A  .«  <^pript<»^^*!^/^, 

ihnen  'libros 

bohemicarum 

liehen 

llauptci 

in    der 

(Huber,    Hefresten  Nr.  t)«>5y),    dem  er  dann      ^\^^  o958     68B0.    '^^^*^ 

vielfache  (iunst  erwies  (vgl.  IJuber.  Keßesten      ^^-  "^    '^  proP-^tei    zu   1 

linnen'  Nr.  5).M     Filialen  vnn   Knrlshof  wiii-*!^"    ^"^ 


U.).  .H2V  ;n-2)  vnn  i:iSü:  rr(Mlif;tciMlr>  Milii'  von     l-^^r^'^'-^HT   ts,  ohrii    ■  •      ■ 
Konrad  von  Waldhausen  (s.  u.  S.  |:.1L\.  1 ):  llnniilieii     «y*«;"r.s.  J;«;#Ims.  -'^"-I': 
Honaventnni  'Itinmiriuui  nirntis  in  I)i'uni':  Aujrii.-^  ^'""^    *^'«'     rivftafr    «tri 
*I)e   conseientia';   (ire^^ors    Diah»^'    und    Morali.i:       *'"'    >  ita     «it's_  Joliaiin 
Jenzenstein;   Schnitten   jjrj^^m   <lii'   Wirlititi-n   und     ^  ^  •»^«•ii.srr:     rin    i»riff 
Andreas  von  liriMl  (s.  L<»srrtli.  Uns  nn«l  Wiclit  S.  f*  ^'    ""   'i,    ö. ). 

:s>    Karlshot*  «rriindrtr    Karl  1\'.   zu   Klm-n  K  -«/'•**   ilc.s    <  t'ri»sst'ii .    iin' 
Ehren  aucli  in  drsst'n  (ichurTsort.  zu  Ni«'diT-Injr»'lb« ''Hj.    /;;;,  |    ,|;|s5    KJiJStff 
Augustiner-ChnrluTnn.   Sriir  f:ut  hi')»t  Ib>n'irka  ii.  a.^  ''.  s.  27  h«*rvc>r.    «I;i?*.s 


von  Konrad  Bnrdach.  457 

und  (1389)  der  Convent  zn  Lissa.  Im  Jahre  1362  ward  Sadska  in 
ein  Augnstinerstift  umgewandelt,  1367  das  dritte  Hauptcapitel  in 
Wittingau  gegrründet.  Andere  weniger  bedeutende  Niederlassungen 
folgten  (Frind,  Kirchengesch.  Böhmens  2,  318  ff.)') 

Die  böhmischen  Augustiner  standen  ohne  Zweifel  in  Verbindung 
mit  ihren  italienischen  und  französischen  Bindern.  Und  wenn  wir  uns 
erinnern,  dass  Johann,  wie  sich  oben  (8.  440.  442)  zeigte,  Werke  zweier 
italienischer  Augustiner,  des  Aegidius  Romanus  und  des  Simon  Fidatus  — 
und  zwar  das  erstere  unter  Aufsicht  des  Brünner  Augustiner  -  Priors 
—  vervielfältigen  Hess,  dass  er  wahrscheinlich  die  unechten, 
Augustin  beigelegten  Meditationen  (Mttnch.  Ilandschr.  Cod.  german. 
70,  s.  Benedict  a.  a.  0.  8.  XXIV  f.  XXVII),  ausserdem,  wie  sicher 
feststeht,  auf  Karls  IV.  Geheiss  die  pseudo - Augustinischen ,  da- 
mals aber  allgemein  als  echt  anerkannten  8oliloquia  und  auf  Wunsch 
der  Markgi'äfin  Elisabeth  von  Mähren  das  Leben  des  h.  Hieronymus  in 
Cgieichfalls  unechten)  Briefen  des  h.  Eusebius,  Augustinus  und  Cyrillus 
(s.  Benedict  a.  a.  0.  8.  XXVI  ff.)  übersetzte,  so  müssen  wir  in  ihm 
einen  wenn  auch  unbeholfenen  und  kritiklosen 2)  litterarischen  Vertreter 
des  Augustinismus  erkennen  und  dürfen  ohne  Bedenken  sagen :  er  wird 
in  Italien  bei  seinem  zweimaligen  Aufenthalt,  bei  seinem  dortigen  Ver- 
Icehr  mit  Petrarca,  Zanobi  da  8trada,  seinem  Zusammentreffen  mit  Co- 
luccio  Salutati  auch  persönliche  Beziehungen  zu  dem  Petrarca  befreun- 

Tirächtige  Keliauiare ;  daselbst  am  30.  December  1 362  einen  Altar  zu  Ehren  des 
Iieiligen  Wenzel,  dessen  Kaplan  böhmisch  verstehen  imd  den  zahlreich  dorthin 
i:)ilgiTnden  Böhmen  die  Beichte  abnehmen  sollte.  Am  15.  Januar  1357,  dem 
<  «edächtnisstage  Karls  des  Grossen,  wohnte  er  in  der  Aachener  Kapelle  einem 
Ciottesdienste  bei,  sitzend  auf  dem  Stuhle  des  Gefeierten,  mit  den  kaiser- 
lichen Abzeichen  und  der  Krone  des  Gewaltigen  angethan.  In  diesem  Cultus 
Karls  des  Grossen  liegt  vielleicht  der  Schlüssel  zum  Verständniss  von 
Karh3  IV.  Wirken:  gleich  ienem  wollte  er  ein  Zusammenfasser,  ein  Orffani- 
sator ,  ein  König  des  Hechts  und  der  Einheit  sein ,  wenn  er  auch  die  Idee 
des  römischen  Imperiums  hatte  fallen  lassen. 

1)  Auch   an  den  Augustinerchorherren  zeigt  sich  der  enge  kirchlich- 
2)oliti8che  Zusammenhang  Scnlesiens  mit  Böhmen.    Erzbischof  Ernst  von  Prag 
"führte  sie  nach  (jlatz,  indem  er  dort,  wo  er  seine  erste  Bildung  empfangen 
liatte,  1350  ein  Collegiatcapitel  errichtete,  das  er  mit  Kandnitzer  Chorherren 
l)esctzto.     Es  zi'ichnete  sich  durch  strenge  Kirchenzucht  und  wissenschaft- 
lichen Sinn  aus,  stand  während  der  Versuche  Iler/og  Albrechts  V.  von  Oester- 
reich,   die  Klöster  zu  refomiiren,  in  lebhaftem  Verkehr  und  wechselseitigem 
Austauscii  der  Brüder  mit  Wittingau  und  d(;u  österreichischen  Stiftern  Dürren- 
stein und  St.  Dorotheen  in  Wien,  und  brachte  eine  nicht  unwichtige  Kloster- 
chnmik  hervor  (Lorenz,  (Jeschichtsquellen^  2,237.  Wattenbach,  Jahrbuch  ftir 
vaterlüntllsche  (Jeschichti^  1,  215  ff.).    Von  dem  ganz  und  par  im  Banne  der 
^leutschen  Bihlung  des  Karolinischen  Kreises  stehenden  Ludolf,  dem  Abt  des 
Augustiners tittes  zu  Sagan  war  oben  S.  33r>f.  die  Rede;  Beziehungen  dieses 
Klosters   zu  .Johann  von  Neuuiarkt  erweist  die  aus  <ler  dortigen  Hibliothek 
^tiunnlen(le  Handschrift  seines  Fonnelbuchs  von  1301  (jetzt  in  der  Breslauer 
rniversitätshibliothek),  über  die  Pahn,  Wagners  Archiv  filr  Geschichte  deut- 
scher Sj)rache  und  Dichtung  1,  2:»4  und  Benedict  a.a.O.  S.  XXIll  berichten. 

2)  Was  die  Kritiklosigkeit  betrifft,  so  <larf  man  nicht  zu  streng  darilber 
urtheilen.  Auch  Petrarca  hat  es  nicht  verschmäht,  die  unechten  Excerpta 
>5euecae  in  seinem  Buch  *I)e  remediis  iitriusque  fortunae'  uachziiahuien. 


458  Zur  Konntiii.ss  jiltaiMitschor  Ilaiulscliriftcn  etc. 

(leten  Kreise    italienischer  Aupistiner-Eremiten    f;ehnht  haben.    1^^^ 
umtasste  Dionijri  da  Horj^^o  S.  Sopolcro  (s.  oben   S.  326),    ei>t  in    ^^ 
dann  am  Hofe  Roberto  von  N«*apel.  Bonaventura   Padiiariu!».  sei     •^- 
in  Holo^nia.    Hunt^emblantes  l*aduarius, ')    vor    allem  Lui^i   de     »-^ 
sij^li,  das  Haupt  der  Akademie  zu  Florenz  im  Kloster  '";•  ^P\"^''^^ 
siji^li    versammelte    hier    eine    Sehaar    humanistisch    gebildeter   -      - 
um  sich  zu  freundsehatTtlichem  Verkehr,  zu  lebhaften  Disputationen^  '^ 
bestimmte,    vorher    anjrezeijrte    wi>senschaftliche    Themata,   **^^V^ 
schwiirmerischer  Cultus  der  drei  prussen  Florentiner  ^  ^^^*^ '  ,    i -. ., 
Boccaccio  die  Weihe  ^ab.^)    Auch  Boccaccios  nächster  Freund,  dem  > 
8eine    Hflchersamnilunjr    vermachte,   der  Au«::ustiner    Martmo   "     ^ 
(Körting:.   Hoceaccio    8.  354  ff.),    Coluccio  8alutati,    Roberto   de  ^»  ■'^ 
Niccolü  Nicci.li  nahmen  daran  Theil.     Seim-  Lebensstellung,  ^ein    ^^ 
hilltniss    zu  Kirche  und  Humanismus,  seine  litterarische  'r"**!*^    L^ 
alles  rückt  «r(.rade  Marsijrlj  dicht  nel»en  Johann   von  ^^'^™*f ,    ..^^^ 
sind  überwiejrend  theolopsch  gelnldet;  beide  vereinigen   die  kla:»M.  ^^^ 
Studien   mit    tMuem   innijren  Verhältniss   zum  Christenthum;    "^*^*^ .  ^, 
ehren  den   Au-ustin.    bi'ide    sind    einer  Kef<>rm    des    ^^^^^**''^^*p,  !,rit 
prcnei^-t;    beide    le^^n    das    j^-rösste    (iewicht    auf    kunstvolle    ^^y''^ 
beide    bewundern    Petrarca    auf  das    höchste;    beide    bedienen    mc 
ihren  Schriften  nicht  allein  der  lateinischen,  sondern   ^^^^*^^^    "f  jj.ni 
sprachen.     Wenn  Boccaccio  l)estimmt,  dass  seine    Bibliothek  nac 
Tode  Martin(»s  dem  Aujrustinerkloster  S.  Spiritt»   zufallen.^*)  t  ^\er- 

weder  dort  oder  in  dem  Au«j:ustinerkloster   zu   Certaldo    ^^^^^^"^     .,. 
den  sulle,    >o  <*rinnert  auch  "das  drin«rend  an   die   gleichen   testame 
rischen  Anordnunj^en  Johanns  von  Neumarkt. 

Für  die  Geschichte  der  «ceistijren  und  relipösen  Bildunp:  im  ^^^^^ 
alter   der    Reformation    erhellt    sich    hier,    wie   mir   scheint,    eme  n 
Auficalxs     <ieren     Lösunfr     nicht     un])edeutenden      (Gewinn      vcrspnc 
Welcher    Art    ist    der    Antheil    der   deutschen    Augustiner    an   üe 
Einbürj^^erun-   der    klassisclien    Studien,    an    der  Vertiefung   des  kircn- 
lichen   Lebens,  an  der  Ptle^e  der  deutschen  Litteratur  ?  ••)     Gewiss  raus 

1)  Budiiiszkv,  Dio  Universität  Paris  S.  isi  f.    Werner,    Die    Scholastik 

des  spättTon  MittclaltiTs  .'{.  II   Anni.  „,        ^  , 

2)  W'hvT  M:irsi;rli  v^-1.  Mihiis.  Ainhrosii  TraviTsarii  Kpistolae.  1;  lorenna 
1759  an  den  im  IJc^n.strr  s.  v.  Marsilius  nacli^^'wicst'iirii  Stellen;  liraOOM;w. 
Storia  <U"lla  Icttrratiira  italiana.  Koma  IT^o.  .\  102.  14-111*.  retnirea,  l>P.»si- 
S«Miil.  i:>.  r».  7  (TrarasM'tti  hrttm-  s.Miili  2.  417  tV.,  l>o.**iHnlers  427  ft.);  >  oiP; 
WitMlorbrh'lmiijr-  I,  UM  tV.  'AWlW:  Zauil»rini.  Kc  opore  vol^rari  :i  stanipaufi 
sec(.li  Xlll  (•  \iV.  Kdi/ioiH'  (piarta.  lioln^rna  ls7s.  .^.  «;.M .  i;r.2;  L.  <^^;»P^^• 
KenaissaiuM'  uml  Himianisnms  in  Jraliin  um!  DrutscliIaiHl.  l^erlin  ?^^2,  >^-  •^• 
(Ja>i)ary  a.  a.  ().  2.  jm;  t*.  liöl:  KU'tto,  IW-iträp'  zur  (Jfsrhii-hto  und  J.ittemtur 
der  iraiitMiiseluMi  «Jflclirri'nreiiaissaiM'e  11.     (ircitswald  l^'^^^    S.   Id  ft'. 

:i)  UcbtT  i\vn  n-iclilialti^^i'n  Katalo^r  drrsi'UM'ii  v«)n  11.50  -1-ir>l  *•  ^•*^/'J" 
lieb.    Mittt'laltiTlicho   IJililiothrki'ii   S.  2o()ir.;   (iuldiiiaun.    Ctwitralblatt  4,    V^9. 

Hl  ir. 

•1)  l.'t'biT  den  Loop^dd,  Li'stiiitisttT  di*s  Anjrnstinerorileiii?  in  Wien,  drr 
unter  andt*rein  ilis.")  oin  Loliju'd  auf  Ilcr/i'jr  Albnclit  111.  von  Oesterreieh  ver- 
fasstf,  s.   Lorrnz.  (u'M-liii-lirs(imlK'n''  2,    lo'J. 


von  Konrad  Burdach.  459 

cian  mit  Kolde  früheren  Uebertreibungen  entgegentreten  und  sich  hüten, 
lic  Eremiten  ohne  weiteres  zu  Gesinnungsgenossen  Luthers  zu  stempeln, 
^ber  für  die  Ueberwindung  der  alten  Schultheologie  haben  diese  Con- 
^entc  der  Eremiten  wie  der  Chorherren,  denen  die  Abneigung  oder 
)pposition  gegen  die  Franciscaner  und  Dominicaner  gemein- 
am  war,  doch  mächtig  beigetragen:  die  Namen  Plato,  Augustin,  Pe- 
rarca  bezeichnen  deutlich  genug  die  neuen,  wirksamen  Elemente  ihrer 
rhätigl«it,  und  einem  Marsigli,  Konrad  von  Waldhausen,*)  Aegidius 
^on  Viterbo,^)  Staupitz  darf  ausserhalb  des  Ordens  in  einigem  Abstände 
luch  Karls  IV.  Kanzler  als  ein  mitstrebender  Genosse  an  die  Seite 
reten.  Wiedenim  also  werden  wir  gedrängt,  Johann  von  Neumarkt 
nit  Coluccio  Salutati  zu  vergleichen,  dem  Zögling  der  Augustiner  von 
h  Spirito,  dem  Kanzler  von  Florenz. 

Und  nach  Florenz  als  einer  Quelle  der  auf  ihn  wirkenden  Ein- 
iüpsc  führt  eine  andere  Erwägung.  Dort  in  der  mächtig  aufblühenden 
Vrnostadt  hatte  sich  zuerst  auf  italienischem  Boden  eine  lebhafte 
>chreibthätigkeit  humanistischer  gelehrter  Sammler  und  ein  selbständiger, 
ron  den  Universitäten  unabhängiger  Handschriftenhandel,  eine  fabrik- 
nässige  Handschriftenanfertigung  im  Dienste  humanistischer  Bestrebungen 
entwickelt  (Kirchhoff,  Uandschriftenhändler  2  S.  32  — 39.  44  ff. ;  Wat- 
enbach,  Schriftwesen ^  S.  410.  468  f.).  Das  Beispiel,  welches  hier 
n  grossem  Stil  gegeben  wurde,  hat  wohl  auch  die  von  Johann  von 
^Jeumarkt  planmässig  geleitete  Schreiberthätig^eit  angeregt,  die,  wie 
»vir  oben  (S.  437  ff.)  sahen,  den  neuen  wissenschaftlichen  Interessen 
vorarbeitete.  Doch  war  auch  hierin  besonders  sein  Meister  Petrarca 
/orangegangen,    der   sich   ganz  regelmässig   seine  Hausschreiber   hielt 


1)  Augustiner-Chorherr  aus  dem  Stift  Waldbausen  in  Gestenreich  ob 
der  Enns,  von  Karl  IV.  flir  die  Pfarre  an  der  St.  Galluskirche  in  Prag  ge- 
wonnen, dann  Pfarrer  der  Augustiner  in  Leitraeritz,  endlich  wieder  in  Prag 
(seit  135S)  als  Pfarrer  an  der  1  eynkirche,  einer  der  hervorragendsten  Kanzel- 
redner des  Zeitalters,  durch  seine  Bekämpfung  der  Bettelmünche ,  des  Reli- 
quiendienstos,  des  Luxus  und  Wuchers,  der  Verderbniss  des  Clerus  und  den 
ovangelisclieu  Cliarakter  seiner  auf  praktisches  Christenthum  zielenden  Pre- 
digten ein  wirksamer  Balinbrecher  der  Erneuerung  des  kirchlichen  Lebens 
(Linsenmayer.  Geschichte  der  Predigt  in  Deutschland  8.464  f.;  Loserth,  Hus 
und  AViclit'  S.  4o  ff.  *ii\{\  ff.).  Er  verdiente  eine  genauere,  monographische 
Würdigung.  Im  Jahre  l.M(;2  war  er  laut  Antrabe  in  einer  Abschrift  seines 
Briefes  an  den  Biscliof  von  PiLssau  Prediger  bei  der  'riiomaskirche  der  Prager 
Augustinereremiten  (Loserth  a.a.O.  »S.  *2(iO,  Anm.  a)  und  \'M)4  richtete  er  an 
deu  Vorsteller  dieses  (-onvcnts  ein  Sclireiben,  das  Meneik  in  einem  mir  un- 
ÄUgünglielien  Aufsatz  (Abhandlungen  der  k.  (iesellsohaft  der  Wissenschaften. 
BcL  n.  Prag  \bb'l)  abiLredruckt  hat.  Von  seinem  Angriff  gegen  die  Mendi- 
cauten  fiililten  sieh  aucii  die  Aui^ustiner-Kremiten  getroffen,  die  ilm  in  sechs 
Puneten  bei  dem  Erabiseliof  verklagtt^n  (Palacky,  Oesehiehte  von  Böhmen  A, 
103).  Seine  vor  Prager  Studenten  gehaltenen  Predigten  waren  handsclirift- 
lich  in  Br)lunen,  Mähren,  Oesterreieli,  Tirol,  Schlesien^  bis  nach  der  Schweiz 
verbreitet  (Loserth  a.  a.  0.  S.  42.  Anm.  .">);  seine  Postille  wurde  noch  im  16. 
Jahrhundert  abgesehrieben  (Friedjung,  Karl  IV.  S.  171,  Anm.  8). 

2)  Ueber  ilin  K.  Werner,  Seliolastik  des  späteren  Mittelalters  3,  17; 
(;othein.  Die  (^ulturentwicklung  Süd-Italiens.    Breslau  l*>s«,  S.  45:»  ff. 


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von  Kourad  Burdaclu  461 

Ihm  ist  an  Rienzos,  mehr  aber  noch  an  Petrarcas  lateinischer 
Schriftstellerei  ein  neues  Ideal  des  Stils  aufgegangen,  dem  er  mit 
demüthig  inbrünstiger  Verehrung  unter  Aufbietung  aller  seiner  unzu- 
reichenden Kräfte  nachstrebt.  Er  berauscht  sich  an  der  lateinischen 
Prosa  in  den  Episteln  und  Tractaten  seines  I-iehrers  Petrarca.  Gleich 
ihm  sieht  er  in  (Mcero  das  höchste  Vorbild:  als  er  Petrarca  seinen 
ersten  Brief  schickt,  wünscht  er,  dass  seine  Sprache  in  die  reine 
Flüssigkeit  der  (Kastalischen)  Quelle  des  Parnass  und  in  das  Nass  des 
von  Pegasus  erzeugten  Bachs  (Hippokrenc)  eintauchen  und  die  üppigen 
Früchte  des  Helikon  und  des  Delphischen  Apollo  liebliches  Räucher- 
werk kosten  möge.  Er  ruft  des  Phöbus  Uelligkeit  an,  dass  er  die 
dunkeln  Winkel  seines  Innern  mit  Klarheit  rein  mache,  Mercurs  Freund- 
lichkeit, dass  sie  das  Plectrum  seiner  Zunge  zu  angemessener  Bewegung 
leite.  Er  würde,  wenn  der  Tisch  des  Meisters  einen  Brief  spendete, 
sich  daran  entzücken  wie  an  einem  köstlichen  Gastmahl  unid  von  dem 
Nectar  seiner  poetischen  Beredtsamkeit  trunken  werden.  Dieser  'flos 
rhetoricus*,  diese  'poetalis'  oder  wie  er  auch  sagt,  ^Tnlliana  fa- 
cundia'  ist  es,  was  er  bei  Petrarca  sucht  und  findet.  In  immer  neuen 
Wendungen  rühmt  er  an  dessen  Briefen  und  Schriften  die  *verborum 
sublimium  mellica  dulcedo',  die  voll  nur  ein  Virgil,  Lucan  oder  Ovid 
würdigen  könne,  den  ^comptissimus  Stylus \  den  'sermo  cultus\  die 
'venustas',  den  ^locuticmis  lepor*.  Wiederholt  nennt  er  sich  seinen 
Schüler,  aber  er  fühlt  seine  tiefe  ünterlegenheit  lebhaft.  Stets  aufs 
neue  hebt  er  seine  Mncompta  grossities',  seinen  Mncomptissimus  Stylus^ 
seine  'humilitas',  seine  'rustica  barbaries*  hervor.  Von  den  üeber- 
irdischen  ('a  Superis')  scheint  ihm  Petrarca  besonders  begnadet  zu 
sein,  und  Angesichts  der  von  seinem  Munde  strömenden  Tiefe  des 
Wissens  ('in  profunditate  tam  sublimis  scientiae')  geräth  er  in  Verlegen- 
heit: auf  germanischem  Schnee  geboren  ('germanicis  nivibus  natns^ 
erröthet  er  über  seine  Plumpheit  und  verzweifelt,  dem  Meister  gleich- 
zukommend) Er  kommt  sich  dem  gekrönten  Poeten  gegenüber  wie  ein 
schäbiger  Schulmeister  ('scabiusus  grammaticus ')  vor:  jener,  der  sich 
am  Anblick  der  Matten  des  Parnass  und  der  Rosen,  Lilien  und  duften- 
den Blumen  des  Helikon  ergötzt,  den  die  aus  dem  Kastalischen  Quell 
sich  verjüngende  Schaar  der  Jungfrauen  (Musen)  umschmeichelt,  werde 
sich  von  seinen  Dornen  und  Unkraut  mit  Ekel  abwenden.  Den  heili- 
gen Dichter  ('sacer  poeta')  nennt  er  ihn  und  giebt  damit  als  Erster  in 
Deutschland  ein  Stichwort  aus,  das  den  Dichterbegriff  der  gesammten 
Renaissauce  bestimmt  hat,  das  im  17.  Jahrhundert  in  den  Lehrbüchern 
der  Poetik  zur  gravitätischen  Grimasse  erstarrte  und  dann  im  18.  Jahr- 
hundert durch  Klopstock  und  die  Originalgenies  mit  neuem  Leben  er- 
füllt wurde.  Bisher  habe  er  sich  zu  dem  Collegium  der  Notare  ge- 
rechnet, aber  jetzt,  da  er  Petrarcas  Briefe  gelesen,  könne  er  kaum 
unter  den  Elst^jrn  einen  Platz  behaupten;    denn   im  Vergleich  mit  des 

1)  Dieser  Satz  steht  in  dem  oben  (S.  451  Anm.)  erwähnten  Brief,  dessen 
Adresse  die  llaudschrifteu  verscbiedeu  augeben. 


462  Zar  KcnutnisH  altdeutHcher  IlAndschriften  ete. 

MoLsters  Stil   sei   der   seini^e  von  aller  menschlichen  Sprache  entf^ 
('ab  liumanac  vocis  eloquiu  alienus').  ^ 

Petrarca   selbst    hat   sich    über   diesen   KnthuÄiasmus    der  Selb* 
erniedri^nf;  ein  wenijic  lustij?  jremaclit  und  Johanna  allzustarkcn  K»» 
muth  zurück<?ewi<j8en')  (Kpistol.  de  rebus  famil.  lib.  23.  10,  hei  '"^ 
setti  3,  209  f.).     Aber   die   deutsche  Uenaissance    hat   h\»  ins  H^- J«' 
hundert  vor  lauter  Hewunderun«?  der  ausländischen  Muster  des  Kl» 
cisnius   an   dieser  tibertriebenen    Demuth,    diesem    Mangrel  des   ^^ 
vertrauen«  j^elitten.     Neben  den  üblichen  humanidtischen   Lnibredei  ii 
jede  Provinz   und   Stadt,  ja  jeden  Herrensitz   Deutschlands ,  in  dfi« 
ein  mumienhafter  Patriotismus  sein  Wesen  treibt,   rejrt   sich  immer  off 
lähmende.  Zweifel  an  der  Kraft,  mit  den  fremden  T^itteraturen  weneif« 
zu  können.     Es  war  der  alte  Dämon  des  deutschen   Uumanismu^.  a« 
Goethe    in  Italien   die  bittern  Worte   über  die    deutselie   Sprache,  «• 
schlechtesten  Stoff,  zuflüsterte  (Venetianisc-he  Epijrranime   29.  76i. 

Was  Johann  von  Neumarkt  so  reden  hiess,  war  der  flberwaii- 
jrende  Ein<lruck,  den  die  neue,  halb  bejcriffene  Welt  des  junjreu  Hm* 
nismus,  den  besonders  der  Schauplatz  seiner  Thaten .  Italien  aufi» 
machte. 

In  der  oft  «genannten  Klajrenfurter  Sammlunj?  findet  ^^^**  ?[ 
Brief,  den  er  bei  seinem  ersten  Besuch  Italiens  nach  Hause  schnw 
(Arch.  f.  Österreich.  (Jesch.  68,  S.  95  Nr.  111).  Ein  ühersehwänffhcbft 
Entzücken  athmet  darin.  Mit  einem  feierlichen  re«^elrechten  Hexameter 
leitet  er  seinen  Jubel  ein.  Das  j?oldene  Zeitalter,  das  Paradies,  d» 
llespendenj,'ärten  f^laubt  er  dort  kennen  «relernt  zu  haben.  Und  du 
tiefe  innere  Errejrunjr  sucht  er  durch  die  Fülle  der  Worte ,  in  der  « 
das  Wesen  antiker  Beredtsamkeit  erblickte,  durch  niiufunjr  vim  S)"» 
nymen  jCuszudrücken.  Dies  Schreiben  hat  eine  weit  «geschieht  liehe  B« 
deutunp'^):  zum  ei-sten  Mal  sieht  hier  ein  Deutscher  Italien  mit  a 
Aujcen  der  modernen  Zeit  und  redet  dav<»n  mit  jt'iiem  EnthusiafflBi 
aus  dem  die  deutsche  Renaissance  entsprunj^en  ist.  Johann  von  »< 
markt   ist    dadurch    der    «reistijre  Ahnherr   aller  der   Tausende,    die 


1)  Duell  darf*  man  das  nieht  zu  ernst  nelimen.  Zu  den  Hausmittelc 
der  Imnianistischeu  Epistoloj^apliit-  gelir»rte  von  vornlu»rt'in  das  Coiuplmi 
auf  eigi'iie  Kosten  d.  h.  die  Holohijrun^  des  Freundes  odtT  i;i>nners  und 
eigene  llerabsetzunjf,  und  dann  wieder  die  Zurüekwei.suug^  der  |2^1eiclien  Sei 
ankla*ren  des  Partners.     So  vertahrt  IV-trarca  selbst. 

2)  Als  eine  der  wirlitijrsten  Urkunden  tür  die  (ieschiclite  der  dent» 
Kenaissanee.  euhnrj;:esrhiehtlieli  und  stilj^eschiehtlieh  gleich  bedeutsam, 
der  Brief  liitT  toljft'n:  'Salve  tVsta  dits  toto  vi-nerabilis  evo,  qua  gK 
nieos  versus  tVliccm  Ytaliani  lineavi.  lelix  itaque  ista  liora,  qu:i  ad  ta 
divifias  seandere  didiei  ae  Sfdoni  nieani  in  altuni  ponere  iiou  verebar, 
nimiruni  felicis  teniporis  constellaeio  Jovialis.  quem  tantu  bouoruui  eop 
Ytalia  aspeetu  beatissimo  di'eomvit I   Nam  cum  prideni  gadt's    (Grenzen)  V 

•  ••  I...  wl-l  ..  -_-1  '• 


iuxta  arbitrium  voluntatis". 


von  Konrad  Burdach.  463 

auf  unsere  Taji^e  über  die  Alpen  jijestiegen  sind  und  ihre  Eindi-ticke 
entzückten  Briefen  in  die  Heimath  anvertraut  haben;  *)  ein  Ahnherr 
auch  jenes  Grössten,  der  mehr  als  vier  Jahrhunderte  später  der  p^eliebten 
Frau  in  Taj^ebüchern  und  Briefen  von  seiner  Erzieherin  Italien  be- 
richtete. Und  merkwürdige,  wie  unj^eheuer  der  Abstand  zwischen 
Karls  IV.  Hofkanzler  und  Goethe  auch  sein  mag:  um  den  Italien  ver- 
dankten inneren  Gewinn  zu  bezeichnen,  greifen  sie  beide  fast  zu  dem 
nämlichen  svmbolisclien  Bilde.  Der  Eine  will  auf  Lastthieren  Edel- 
steine,  Perlen  und  andere  Kleinodien  aus  dem  Lande  der  goldenen 
Aepfel  helmführen;  der  Andere  träumt,  von  einer  fruchtbaren,  reich 
bewachsenen  Insel  Fasanen,  Pfauen,  Paradiesvögel  auf  seinem  Kahn 
an  den  sicheren  Landungsplatz  zu  bringen  (Italien.  Reise,  Bologna 
19.  October  1786,  Hempel  24,  98;  vgl.  Reistjournal  an  Frau  von 
Stein.    Weimarische  Goethe- Ausgabe  III,  1,  S.  306). 

Wie  weit  auch  andere  Mitglieder  der  Reichskanzlei  von  dem 
Aufenthalt  in  Italien  innerlich  ergi'iffen  und  beeinflusst  worden  sind, 
lasse  ich  dahin  gestellt.  Von  einem  möchte  man  es  als  gewiss  an- 
nehmen, Johann  von  Gelnhausen  2)  (s.  oben  S.  156  ff.),  der  am  I.Juni 
1369  in  Lucca  am  kaiserlichen  Hof  war  (Huber,  Regesten  Nachtr. 
Nr.  4745),-*)  aber  doch  wohl  auch  von  Nicolaus  von  Kremsier  und 
Wilhelm  Kortelangen  (s.  die  Anmerkung),  die  beide  Johanns  von  Neu- 
markt litterarische  Neigungen  theilten  (oben  8.  331). 

Die  Wirkung  der  neuen  Cultur,  welche  dieser  aus  den  Schriften 
und  Gesprächen  Petrarcas,  Rienzos  und  ihrer  Landsleute  kennen  ge- 
lernt  und    die    er   dann  unter  südlichem  Himmel  mit  der  italienischen 


1 )  Schilderungen  Roms  von  Deutschen  rief  iui  1 5.  Jahrhundert  Fried- 
richs lll.  Kaiserkröüiing  hervor:  eine  von  dem  Stoiermärker  Andreas  von 
Lapitz,  eine  andere  von  dem  Oesterreicher  Caspar  Encukel  (Lorenz,  Geschichts- 
quellcn^  l,  227.     2,  30(5  f). 

2)  Sein  Formelbuch  zeigt  im  Stil  humanistische  Elemente;  seine  her- 
vorragende Kenntniss  des  römischen  Rechts  erwarb  er  sich  vermuthlich  an- 
geregt durcli  den  Umgang  mit  italienischen  Legisten  in  Italien.  Auch  die 
künstlerische  Ausschnuickung  des  von  ihm  hergestellten  Stadtbuchs  zeigt  ilm 
als  Schiller  des  Hofkanzlers.  Nähere  Untersuchung  der  Miniaturen  wäre  zu 
wünschen. 

3)  Am  28.  October  1354  ist  Rudolf  v(m  Friedberg  in  Feltro  (Ruber. 
Regesten  Nr.  1037,  Nachtrag  zur  Kanzlei  S.  829),  am  15.  December  Angelus 
von  Aretio  in  Mantua  (ebd.  Nr.  1954,  Nachtr.  S.  829),  am  28.  April  1355  der 
Registratur  Ilertwicus  in  Sieua  (ebd.  Nr.  (»809),  am  8.  Mai  der  Registrator 
Wolpertus  und  Johannes  Eystetensis  in  Pisa  (ebd.  Nr.  68 II),  am  19.  Mai  Nico- 
laus de  Kremsir  (s.  oben  S.  UM)  in  Pisa  (ebd.  Nr.  6*»17);  am  '29.  Juli  1368 
Johannes  de  Montabaur  und  Johannes  Lust  in  Mantua  (ebd.  Nr.  4(;70),  am 
12.  August  Nicolaus  de  Poznania  und  Johannes  Lust  in  Modeua  (ebd.  Nr.  4673), 
am  24.  August  Petrus  aus  Jauer  hi  Modena  (ebd.  Nr.  4680),  am  6.  Februar 
1369  Petrus  Scholasticus  von  Lebus  in  Lucca  (ebd.  Nr.  7277),  am  12.  März 
Registrator  Wilhelm  Kortelangen  in  Lucca  (ebd.  Nr.  7282).  Ausserdem  weilt 
der  kaiserliche  Notar  Theodor  Dechant  von  Breslau,  vielleicht  identisch  mit 
Theodorich  Damerow  (s.  oben  S.  437),  Februar  1361  in  diplomatischer  Mission 
zu  Rom  (ebd.  Nr.  7044). 


464  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Luft  bejnerif?  einpesofi^en  hatte,  suchte  er  in  der  Ileimath  zu  repri^s- 
ciren.     Ks  geschah,  soviel  ich  selie,  in  tilgender  Weise. 

ZuniicliHt  strebt  er  seineu  lateinischen  8til  immer  mehr  drm 
Ideal,  d.h.  dem  giHtlichen  Tullius  anzunähern.  Verschiedent*  Min«l 
sollen  ihn  dazu  führen:  vor  allem  die  Steigerung?  der  Wurtffllle.  der 
'copia  verborum'.  in  <ler  er  offenbar  den  Uauptschniiiek  der  „poetiächcB 
Beredtsamkeif  sucht.  Kr  bildet  die  Häufung  der  8 vnon vmen  is 
zwei-,  drei-  und  mehrgliedrigen  Verbindungen,  die  fortan  ein  dauernder 
Besitz  erst  der  lateinischen,  dann  der  deutschen  Kanzleisprache  wbt- 
d(*n  und  auch  von  da  aus  in  die  Prosa  des  16.  und  17.  Jabrhunderi: 
eindringen,  und  die  Umschreibung  eines  Begriffs  zur  festen  Manitr 
aus.  Beispiele  bietet  jede  Seite  der  Cancellaria  Caroli  IV.  und  Johaams 
Noviforensis  in  FtlUe,  auch  die  von  mir  ausgehobenen  Stellen.  Er 
sucht  durch  Verschrilnkung  der  Wortstellung  den  antiken  Numerus 
zu  erzeugen.  Er  trachtet  nach  complicirten  Perioden.  Er  bemüht 
sich,  die  Kleganz,  die  Urbanitüt  des  Ausdrucks  durch  Metaphern 
und  Wortspiele  zu  vermehren.  In  beidem  ei*scheiut  er  dem  moderaei 
Geschmack  besonders  barbarisch  und  mittelalterlich.  Aber  man  musei 
um  darüber  urtheilen  zu  dürfen,  Petrarcas  und  Kienzos  Latein  wirklick 
gelesen  haben.  Dann  erkennt  man,  dass  auch  hierin  Johann  nur  die^-s 
Mustern  folgt.')  Petrarca,  obwohl  im  Ganzen  nicht  so  schwülstig  al> 
Bienzo,  watet  doch  gelegentlich,  z.  B.  in  Dedicationen,  durch  eine  Flath 
von  Metapheru. 

Am  augenfiilligsten  tritt  der  humanistische  Charakter  von  Johanns 
lateinischem  Stil  hervor  in  der  Manier  der  gelehrten  Anspielung, 
sei  es  mit  Beziehung  auf  Personen  und  Ereignisse  der  antiken  Mvtbolu^V 
oder  (leschichte,  sei  es  in  der  Form  des  Citats  antiker  Schriftsteller. 
Proben  davon  enthalten  z.  B.  die  oben  (S.  4(31)  von  mir  analvsirteo 
Briefe  an  Petrarca.  Aber  nicht  minder  die  Cancellaria  J oh annisNovi- 
forensis.  in  welcher  besonders  der  Brief  an  den  König  von  Un^^am 
(Nr.  57)  und  an  den  Kaiser  (Nr.  60)  den  ganzen  humanistischen  Apparat 
in  Bewegung  setzt.  Da  wirbeln  denn  Prunkworte  durch  einander  wie 
*Musa  pyerides'  'pegazei  Huminis  dulci  nectare  aut  uobilibus  aquis  e 
fönte  castalio'  (castellio  Ils.)  'Lethei  tluminis',  ^montem  hymetium  thvmi 
fragrantem',  'nnisarum  eliconios  colles  seu  latices  parnstzei  bicipitis': 
da  werden  Julius  Caesar,  T*ompeius,  Cato,  Brutus,  Fabricius,  jeder  mit 
der  ihn  charakterisirenden  Eigenschaft,    als  Zeugen  vorgerufen.     Aber 

-,  von  .lohaini  naeligealiintes  Wortspiel  Kieuzos  führte  ich  bereits 

oben  (8.  449)  au.    Kin  anderes  knüpft  Petrarca  an  den  Namen  des  Sacramore 


1)  Kin 

di  l'ommiers  (s.  oben  8.  452  A.  1).  den  er  als  '.sacer  ann)r*  deutet:  sowohl  iu  dem 
Kuipfehlunfjssflireiben  llir  denselben  an  den  Kan/Jer  als  in  dem  au  den  Kaiser 
(De  rebus  tauiil.  Hb.  21,  en.  5.  7,  Fraeassetti  8,(14.  07)  schwelgt  er  geradezu  in 
dieser  Etymologie.  DjLsselbe  Wortsjiiel  tindet  sieh  in  der  Caucellaria  Caroli  IV. 
(Neumauu  Nr.  212)  in  einem  Briefe,  den  der  Kanzler  an  Sacramore  richtet 
sowie  in  einem  8ehreil)en  an  Petrarca  (Mehu.s  a.  a.  O.  ep.  6  am  Ende, 
S.  CCXXIII).  Ein  Wortspiel  mit  dem  Namen  des  Veuetianischen  Kanzlers 
Beninteudi  (beuo  iuteudens)  Epist.  senil.  3,1.    Vgl.  auch  Kürtinir    Petrarca 


*S.  5G»  Aum.  1. 


von  Konrad  Burdach.  465 

mit  diesen  Reminiscenzen  mischen  sich  friedlich  alttestamentliche. 
lu  dem  Brief  an  den  Kaiser  werden  neben  antiken  Namen  Saul,  David, 
Isaak,  Ismahel  genannt.  Anch  der  Eingang  zur  goldenen  Bulle  arbeitet 
mit  denselben  Mitteln:  das  Eröffnungsgedicht  in  Hexametern  bittet 
Gott,  sein  Volk  zu  bewahren  vor  einem  Hinabschreiten  in  das  Reich, 
wo  die  Erinnys  herrscht  und  Alecto  nach  den  Gesetzen  gebietet,  die 
Megaera  abfiisst.  In  der  für  Karls  IV.  Politik  so  ausserordentlich  lehr- 
reichen Betrachtung  über  das  Verderben  uneiniger  Reiche,  die  darauf 
folgt,  braut  Johann  von  Neumarkt  aus  christlichen  und  humanistischen 
Elementen  ein  Stück  gedankenvoller  Geschichtsphilosophie.  Die  dämo- 
nischen Mächte  der  christlichen  Auffassung  werden  apostrophirt :  die 
Superbia,  die  Lucifer  gesttlrzt,  Satan,  der  Adam  aus  dem  Paradies 
vertrieben,  die  Luxuria,  welche  Troia  zerstört  und  Helena  ihrem 
Gemahl  abtrünnig  gemacht,  die  Ira,  welche  Rom  durch  den  Btlrger- 
krieg  zwischen  Caesar  und  Pompeius  zerrüttet,  die  Invidia,  die  das 
christliche  römische  Reich  vergiftet  hat.  Daraus  wird  dann  die  Noth- 
wendigkeit  hergeleitet,  den  Gefahren  künftiger  Theilung  und  Uneinig- 
keit durch  die  Bestimmungen  der  goldenen  Bulle  entgegenzutreten. 
Jenes  Gedicht  ist  fast  ganz  entlehnt  aus  des  Sedulius  Paschale  Carmen 
(1,  53 — 61,  Migne  Patrolog.  latin.  19,  S.  558  f.  Recens.  Huemer,  Cor- 
pus scriptorum  ecclesiast.  latin.  10,  S.  19  f),  aber  gerade  die  antiki- 
sirenden  Verse  von  den  Erinnyen  fehlen  in  dem  Vorbild,  scheinen  also, 
falls  sie  nicht  anderswoher  entnommen  sind,  freie  Erfindung  des  huma- 
nistisch denkenden  Vorredners  der  goldenen  Bulle.  Die  Thatsache 
aber,  dass  ein  Dichter  des  5.  Jahrhunderts,  dass  gefade  jene  Dichtung 
benutzt  ist,  welche  die  Heilsgeschichte  nach  den  vier  Evangelien  zum 
Gegenstand  hat,  verdient  volle  Beachtung.  Wie  Petrarca  und  der 
älteste  Humanismus,  so  studiren  auch  Johann  von  Neumarkt  und  der 
Karolinische  Kreis  mit  Vorliebe  gerade  die  frühchristliche  Litteratur: 
Lactantius,  Hieronymus,  Augnstin,  Sedulius.  Und  sicherlich  haben 
diese  Studien,  die  dann  auch  auf  die  lateinischen  Autoren  des  karolin- 
gischen  Zeitalters  ausgedehnt  werden,  in  gewissen  archaischen  Ele- 
menten der  kaiserlichen  Kanzleisprache  unter  Karl  und  seinen  Nach- 
folgern ihren  Abglanz  gefunden,  i) 

Welche  antiken  Schriftsteller  Johann  von  Neumarkt  gekannt  hat, 
wird  sich  vielleicht  feststellen  lassen,  wenn  über  seine  Bibliothek 
Näheres  ermittelt  werden  sollte  (s.  oben  S.  445).  Aus  seinen  eigenen 
Erwähnungen  ergiebt  sich,  dass  er  Cicero,  Virgil,  Lucan,  Horaz  ge- 
lesen hatte.  Dazu  muss  man  ohne  Weiteres  aus  allgemeinen  Gründen 
Livius,  Valerius  Maximus,  Seneca  stellen,  die  dem  ganzen  Karolini- 
schen  Kreis  vertraut  waren.  Von  Petrarca  hat  er  ersichtlich  mehrere 
Werke  gekannt:  das  Buch  von  den  berühmten  Männern,    über  das  er 

1)  Das  im  Einzelnen  nachzuweisen,  bleibt  besonderer  Untersuchimg 
vorbehalten,  Archaisirender  Tendenz  und  zugleich  dem  oben  gekennzeich- 
netou  Streben  nach  Wortfiillo  entspricht  die  in  Karls  Kanzlei  seit  seiner 
Kaiserkrünnng  eingeführte  Formel  *divina  favente  clenieucia  Romanorum 
Imperator'  statt  des  vorher  üblichen  'de!  gratia'. 

Vm.    IG.  u.  II.  32 


466  Zur  Kenotniss  altdentscher  HandBchiiften  etc. 

in  Mantua   mit  Karl  IV.  nnd   dem  Dichter   iresprochen    hatte  (%  oks 
8.  339.  450)  und  um  dessen  Zusendung  er  dann  später  (1357)  im  Naaec 
des  Kaisers  und  im  eigenen  bittet  (Friedjung  a.  a.  O.  S.  323),  und  d« 
Tractat  'De  remcdiis  utriusque  fortunae'.   Ihn  nebst  einer  anderen  Kiste 
von  Heilmitteln  Calia  arca  grata  tua  pigmentaria'),   d.  h.   Handschrift^ 
bittet   er   den  Dichter   mitzubringen,    als    er   ihn,    eine  Einlidmig  di!$ 
Kaisers  unterstützend,  auffordert,  nach  Deutschland  zu  kommen.^  Das 
Johann  Theile    der    beiden   genannten    Schriften,    die    in  volbtindiecr 
Form    zur  Zeit  der  Abfassung  der  angefltthrten  Briefe  noch  nicht  tct- 
öifentlicht  waren,    wirklich  gelesen  habe,    kann  ich   nicht    beweiio. 
halte   es   aber   für   höchst   wahrscheinlich.     Fest  steht  hingegen  seiie 
directe  Kenntniss  der  Eklogen  Petrarcas,  die  dieser  ihm  1361  als  den 
Ersten,  der  sie  erhalten  habe,  tibersendet  (Epist  de  rebns  fam.  lib.  23. 
ep.  6,  Fracassetti  3,  203).    Den  Commentar,  ohne  den  diese  Dichtan«:« 
nach  Petrarcas  eigenem  Geständniss  ein  Käthsel  bleiben  (Variar.  ep  4i 
Fracassetti  3,  410  f.),  hielt  er  zurück  und  versprach  ihn  erst  zuliefen, 
wenn  Karl  IV.    seinen   politischen   Forderungen   nachgekommen   wiit 
Der  Kanzler  klagt  dann  in  einem  Briefe  (Mehus  a.  a.  O.  ep.  4,  S.  CCXXIli. 
dass   ihm  das  Verständniss  der  Idyllen  gänzlich  verschlossen  sei,  mi 
bittet   inständig   um    die   nuth wendige  Erläuterung,    was  wunderlicher- 
weise  Voigt,  Wiederbelebung ^  S.  2,  272   als   einen  Beweis    för  seine 
Unfähigkeit,  Petrarcas  Poesie  zu  würdigen,  aufgefasst  zu  haben  scheint 
Naiv   im   höchsten  Masse    und   zugleich   merkwürdig    als  Zeichen  de« 
riesig   steigenden  Werthes   der  Poesie  bleibt  jedenfalls  Petrarcas  Ver- 
such,  durch  Vorenthaltung  jenes   Commentars   auf  die  Entschliessnng 
des  Kaisers  einen  Zwang  ausüben  zu  wollen. 

Ohne  Zweifel  hat  Johann  von  Neumarkt  auch  Briefe  FetrarcÄS 
und  poetische  Episteln  sich  abschriftlich  zu  verschaffen  gewussL 
Fahndeten  doch  damals  alle  Freunde  der  neueren  Eloqnenz  geradezD 
mit  Leidenschaft  auf  die  Kundgebungen  der  Petrarcischen  Epistolo- 
graphie  und  sorgten  durch  Vervielfältigung  für  ihre  Verbreitung.^) 

1)  Friedjuiig  a.  a.  O.  S.  315  verlegt  dieses  Schreiben  in  den  März  1361 
und  meint ,  da.ss  die  gewülmlicbc  Annahme ,  Petrarca  habe  die  Kemedia  am 
5.  ()ct4)ber  i'M'A>  beendigt  (so  Körting,    Petrarca  S.  542,   Gaspary,    Gesch.  d. 


Vollendung  bereits  einzelne  Abschnitte,  die  ja  alle  in  sich  geschlossene  Ein 
lieitcn  sina,  näherstehenden  Personen  mittheilte. 

2)  Francesco  Nelli,  Petrarcas  Simonides,  berichtet,  wie  dessen  Briefe 
von  den  Empfangern  mit  grösster  Freude  aufgenommen,  an  Freunde  weiter- 
gegeben, sorgfältig  gesammelt  wurden,  (bleich  ilim  sammelten  Barbato  von 
Snlmona,  der  venetianische  Staatskanzler  Benintendi  de'Ravagnani  und  ein 
Anonymus,  Secretär  des";  Dogen  von  Venedig  und  vielleicht  mit  Paolo  di 
Hernardo  identisch,  Petrarcas  Briefe.  Die  beiden  Letzten  veranstalteten  die 
Sammlung  der  Epistolac  variae,  die  Petrarca  in  sein  Briefbuch  nicht  aufge- 
nommen hatte.  Sie  vereinigten  mit  ihnen  aber  auch  Briefe  aus  Petrarcaa 
Freundeskreise,  sowie  eine  Anzalil  von  Schriftstücken,  die  mit  Cola  di  Rienzo 
in  Verbindung  stehen,  und  ordneten  das  Ganze  in  der  Art  von  Formel- 
blichcrn  für  Kauzleizwecke,  indem  sie  die  Argumenta  über  den  Briefen  nach 


von  Konrail  Burdach.  467 

Was  wir  bisher  an  Versuchen  Johanns  von  Neumarkt  bemerkten,  Pe- 
trarcas wissenschaftlich-künstlerische  Leistungen  sich  anzueignen  und  für 
sie  Propaganda  zumachen,  beschränkte  sich  auf  das  rein  stilistische 
Gebiet.     Dies   ist   auch  das  wichtigste  ftir  die  Anfänge  des  deutschen 
Humanismus.     Nur  einmal   suchte  Karl  IV.  Petrarcas  Rath   für   einen 
bestimmten  Fall   und   nahm   ihn  an:   für  die  Prüfung  der  österreichi- 
schen Freiheitsbriefe,  und  deren  Unechtheit  erkannte  der  Dichter  aus 
der  Betrachtung   ihres  Stils.     In  Sachen   des  Stils  galt  Petrarca  dem 
Karolinischen  Kreis  als  unzweifelhafte  Autorität,  als  höchstes  Muster. 
Aber    seine   stilistische  Wirkung  wurde,  unmerklich  beinahe,  auch  zu 
einer  litterarischen.   Wenn  wir  die  epistolographischen  Sanmilungen 
seines  Schülers,  des  deutschen  Uofkanzlers,  mustern,  so  gewahren  wir, 
wie  hier  Versuche  gemacht  sind,  den  lateinischen  Brief  seines  trockenen 
geschäftlichen  Charakters   zu   entkleiden   und   ihn   aus   der  Form  der 
Urkunde  einerseits  zu  einem  rhetorischen  Tractat,   anderseits   zu  einer 
leichten,  durch  Scherz  gewürzten  Conversation  über  alitägliche  Dinge, 
ganz   persönliche    Angelegenheiten   zu   erheben.     Und   hierin,   in   der 
stilistischen  und  litter  arischen  Umgestaltung  des  Briefs,  liegt  vielleicht 
der  Kern   von   des  Johann  von  Neumarkt   bahnbrechender  Bedeutung 
für  die  Geschichte  der  deutschen  Renaissance:    gleich  ihm  macht  sein 
einflussreichster  Nachfolger,    der    Stadtschreiber    Nicolaus   von  Wyle, 
wiederum  die  Pflege  der  Epistolographie  zum  Mittelpunkt  seiner  Propa- 
ganda.    Wir  finden  da  neben  rein  juristischen  Bestätigungen,  Bekannt- 
machungen, Ernennungen,  Verleihungen,  Schenkungen  u.  s.  w.  aller  Art 
einerseits   feierliche  Bittschreiben,  Gratulationen,  Dankbriefe,  Empfeh- 
lungen, Condolenzen,  Entschuldigungen,  Beschwerden  an  hochgestellte 
Personen,  an  Könige,  Fürsten  und  Ftlrstinnen,  Cardinäle,  die  alle  mehr 
oder  minder  1)  dem  hohen  Stil,   der  ^eloquentia'  zustreben,   anderseits 
Episteln   leichteren  Tones   über  Verhältnisse   seines  Privatlebens.     Er 
bittet  die  Königinnen  von  Ungarn  bei  dem  Kaiser  für  Freilassung  seines 
Verwandten    Fürsprache    einzulegen   (Cancellaria  Joh.  Novif.  Nr.  30); 
er  selbst  verwendet  sich  bei  der  Gemahlin  des  Herrn  von  Holstein  für 
deren  Diener  (Nr.  47);  er  tröstet  seine  Schwester  wegen  des  Verlustes 
ihrer  Habe  (Nr.  115);  er  beauftragt  seinen  Diener,  seine  Schwester  gut 

der  Summa  der  Rhetorik  als  epistola  con^tulatoria,  consolatoria,  exhorta- 
toria,  reprehcnsoria,  laudatoria,  receptiva  m  amicitiam,  dissuasiva,  incitativa, 
postulativa  u.  s.  w.  bezeichneten.'  Vgl.  Voigt,  Abhandl.  d.  bayr.  Academie 
der  Wisscnsch.    Histor.  Ol.  16,  3^  1  ft. 

1)  Ich  wiederhole,  was  ich  oben  (S.  435)  sagte:  Die  Autorschaft  der 
in  Johanns  Sammlungen  vereinigten  Schriftstücke  bedarf  besonderer  Unter- 
sucliung.  Die  Stilunterschiede  sind  zu  bedeutend,  als  dass  sie  insgesammt 
einem  Verfasser  beigelegt  werden  könnten.  Freilich  muss  man  ein  gewisses 
Mass  davon  auf  Reclmung  der  Verschiedenheit  der  Anlässe  und  der  Adres- 
saten setzen.  An  Petrarca,  an  Cola  di  Rienzo,  an  italienische  Cardinäle,  an 
den  König  Ludwig  den  Grossen  von  Ungarn  und  an  dessen  Trau  und  Mutter, 
an  den  Markgrafen  Johann  Heinrich,  Karls  IV.  Bruder,  schreibt  er  mit  der 
siclitlichen  Absicht,  humanistisch  gebildet  zu  erscheinen.  Andern  gegenüber 
liisst  er  sich  gehen  und  verharrt  in  dem  hergebrachten  mittelalterlichen 
Kanzleistil. 

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von  Konrad  Burdach.  469 

nisches  Lied,  das  er  nebst  einer  Anslep:nng  anderer  Lieder  an  den  Präger 
Erzbischof  Ernst  schickte,  steht  in  einer  Prager  nnd  einer  Wiener  Hand- 
schrift der  Cancellaria  Caroli  IV.;  ein  lateinisches  Gedicht  von  ihm  zn 
Ehren  des  heiligen  Hieronymns,  dessen  Lebensgeschichte  er  übersetzte, 
findet  sich  in  einer  Olmützer  Handschrift  (Benedict,  Leben  d.  heil.  Hiero- 
mymns  S.  XXI).  Zum  Vergleiche  müsste  man  auch  Petrarcas  geistliche 
lateinische  Dichtung,  seine  Busspsalmen  und  seine  Gebete  heranziehen. 

Für  die  Kenntniss  der  lateinischen  Poesie  Johanns  von  Nenmarkt 
mind  seiner  Schule  fiiessen  nun  aber  Quellen,  die  bisher  von  allen,  die 
über  den  merkwürdigen  Mann  gehandelt  haben,  übersehen  worden  sind. 
Sie  zugänglich  gemacht  zn  haben  ist  das  Verdienst  des  Hymnologen 
Dreves.*) 

Als  eine  Folge  der  mächtigen  Entfaltung  kirchlichen  Lebens 
vnter  Karl  IV.,  insbesondere  der  grossartigen  Ausstattung  des  jungen 
lErzbisthums  Prag,  erwuchs  in  Böhmen,  wenn  nicht  früher,  so  doch  in 
ainsgedehnterem  Umfang  als  in  den  übrigen  Gegenden  Deutschlands 
eine  neue  geistliche  Liederdichtung  ausserliturgischen  Charakters. 
"Während  in  den  Klöstern  Süddeutschlands  im  14.  und  15.  Jahrhundert 
der  stillen  Privatandacht  dienende  Psalterien  und  Rosarien  von  ziem- 
lich beträchtlicher  Länge  massenhaft  entstehen,  bringt  Böhmen  damals 
Icurze,  vülksthümliche ,  sangbare  Lieder  hervor,  die  als  Vorläufer  des 
späteren  religiösen  Volksliedes  der  Landessprache  angesehen  werden 
müssen  und  später  nachweislich  auf  zwei  Wegen  in  die  deutschen 
Xiederbücher  übergegangen  sind  oder  doch  sie  beeinflusst  haben:  in 
die  katholischen  durch  Vermittelung  von  Leisentritts  Gesangbuch,  in 
die  protestantischen  durch  die  Gesangbücher  der  Böhmischen  Brüder 
(Dreves  1 ,  4 .  34  ff.).  Für  den  eigentlichen  Gottesdienst  waren  in 
l^öhmen  neben  den  alten  lateinischen  Hymnen  und  Sequenzen,  welche 
längst  das  Gemeingut  der  katholischen  Kirche  bildeten,  nur  ganz  wenige 
l)estimmte  Lieder  in  der  Landessprache  zugelassen.  Jene  volksmässi- 
{;jeren  Gesänge  dagegen  lösten  sich  von  den  kirchlichen  Formen, 
näherten  sich  dem  weltlichen  Liede  und  behaupteten  ihr  Recht  bei 
ausserliturgischen  Andachten,  Krippen-  und  Osterspielen,  der  Auf- 
crstehungsfeier,  kirchlichen  Umzügen,  unter  der  Stillmesse.  Erhalten 
sind  sie  uns  fast  nur  in  jüngeren  böhmischen  Handschriften,  von  denen 
einige  allerdings  bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  15.  Jahrhunderts 
zurückreichen,  eine  Prager  sogar  noch  aus  dem  14.  Jahrhundert  stammt. 
Dreves  hat  aber  den  Beweis  zu  führen  versucht  und  genauere  Unter- 
suchung muss  es  bestätigen,  djiss  ein  grosser  Theil  des  Inhalts  dieser 
<\Klices  auf  die  Zeit  des  ersten  Prager  Erzbischofs  zurückgeht.  Wollte 
man  Balbius  Zeugniss  glauben,  so  wäre  die  Prager  Handschrift  VH  C. 

1)  In  sc^iiieii  AnalectA  byuiuica  mcdii  aevi  Bd.  L  Cantiones  bohcmicae. 
Leiche,  liiedoT  und  Rufe  dos  13.  14.  1.').  Jahrhunderts  nach  Handschriften  aus 

86;   in  Bd.  2, 

Konrads  von 

Wcsso- 


-■:ii-r  /.  •-  i:]!-"    i:t':    -at^r  Iv.':%.iner   ?i.r^a^'ii:":t    i»--    1"5    .7:iiirnind-r.- 

i'-i'iii  r-  ji :  M.3Mrr--n  r''.:>r''-ai  A.ir  «mpü.  ia.-  a  iit-  3i'i  i'  ra»rk  i-rr 
•'  n  .lim   r-^rr.*'.--;  Ai-n.'^-ü'-r-  V  ^i'-rr-o^rr'*    a  ■ -l^rs  r^a  aini«^a  ••-:. 

I",y.V'^    ii:r:j-'.i;i:-    -i.T'-'n.  ...f^i'-r    •  n.  --ii.-  miri-'.i'ä»-!!!.    iam  Tlieil    r- 

-v5:kr,-^ir,-n.^    i:i.^    it-21  Aar'a.ij  i»*^  1'    .  liinm-i^-ri  ■?':i:iixii^-!i.    •'^ iciir  t  lir- 

■iii*i  .-.in  3i..i-ii--r.  V  [\.  i:ar.i*j'*  r  -i'.'li  nii-ji  -  a  J.  h:im  -Tifii^-iirer   «:■:: 

i-ih"-"'-  r:»**-^ -.  "T-v:  :.\^  7.[z*i7-j.S'n  'ii'2iAz.^rs*''2*'T  "^  r?re:I:ia:rva  i>; 
air.'.aa  .-•..'«■  :-:•  r  rr/.-r.  r.  :>  "..i"- z  .-•::-  r-i^"-!''Ii't  I.  r!v  D^^ai^ijiilaa'L«. 
In  -^•■-•*r.-.  .'-:-»>  y-  ■; :  x-'i-i  i!'.-  ^.^Tia  M:.vx  v  a  Z^l^**rp•^  "-ji-  Cmn!! 
ni.'  Ni?.:»*?:  i:i:r-^-.--»'C.  -im  ?7-..-'-  :-7  M.ira.  :>  r"j^:i  y^iuizxi:  T.r: 
v'h:  .1  -  r.rT.  .i.-'i-:—-  '—:.•:;'  M"::-7"i  \z:  ia,  >ll1*  üi--i  nii-h'  Ür 
T-in-r-i  T:..a-a.  il-  .'-'•*■.— 5  i  ••""'>: -r  >>■:■?' i^sinik-»:-.  L'u^^  r^rsiarii: 
jr.ir.2  :i.-  -^-ü  «T-'-i-i- v-i.i.*-'-  :-i  ii  z'jL.ir.z'.-tr^.  >:i  12.  -^run-^rn.  aa':ii 
Kc'.'i'.'-M    "irr  .*':i.-r;i.    t^     Vi  z:  azia  r7-i:m::':>    ;•:  ri"     >f-    l-^>    -j . 

f>''>  ~  r.:  Ti.-.i.-:.-.  r.  A^".-:  n  ii-i  PL>-r--h'  a  '"jl.  K.i.-'i  EL-n'.'iinTiii:: 
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J'.Ü'l'rr.i;.':- '■:,.-!:•    *  ,i..    ::         ■-;■:.■•  -i •■  .--1  ■..■•  ii'-'.-.^  -.i-vr  -ivr.!  NiüioiT  viV? 
J'»;..i.'.:.    /  •;.   ;..  ji.i.-r.'   ■..':.:.-     ■..'..  }i-L'  i!':"  .1.  ii  «•-  >.  \X!V  A:^u!.  !• 

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.J'.A  .•i/ii-'f.-a  rr'ir.'i;..!Ml:i-r.i.-!.-   Ai«;   "W.   'iLii?"   'z.  H.  Anaiveta  1     "\r  ••• 

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von  Konrad  Bnrdach.  471 

Einen  Schritt  weiter  in  der  Aneignung  hnmanistisclier  Elemente 
bedeutet  die  Hymnendichtung  Johanns  von  Jenzenstein,  der 
Johanns  von  Neumarkt  Schüler  und  Nachfolger  in  der  Reichskanzlei 
war  (s.  oben  8.  159).  Wie  dieser  in  seine  Formelsammlung  (Cancel- 
laria  Wenceslai  regis)  Schreiben  aufnahm,  die  sclavisch  den  huma- 
nistisch verbrflmten  Stil  Johanns  nachahmen,  i)  so  wandelt  er  auch  in 
seiner  lateinischen  Lvrik  auf  der  Bahn  seines  Lehrers. 

Seine  28  Hymnen,  die  Dreves  (Prag,  Verlag  der  Cyrillo-Method- 
schen  Buchdruckerei,  J.  Zeman  und  Comp.,  1886)  herausgegeben  hat, 
zeigen  auch  von  der  formalen  Seite  den  zwingenden  Einfluss  des 
Humanismus.  In  höchst  merkwürdiger  Weise  schwanken  sie  nämlich 
zwischen  dem  althergebrachten  accentuirenden  Princip  der  mittelalter- 
lichen Hymnenmetrik  und  dem  neuen,  humanistischen,  quantitirenden. 
Dabei  kommt  denn  meistens  eine  dritte  rein  syllabirende,  silbenzählende 
heraus,  die  modernen  Ohren  widerwärtig  genug  ist  (Dreve^  a.  a.  0. 
S.  44  f.).  Auf  demselben  Boden  bewegt  sich  dann  die  lateinische 
Ilymnendichtung  in  Böhmen  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  die  Poesie 
des  Joh«*inn  Hus  und  JacobeUus  von  Mies  (Dreves,  Analecta  1,  31  ff.). 

In  diesen  Zusammenhang  gehören  auch  einige  Lieder  der  merk- 
würdigen Handschrift  des  schlesischen  Franciscaners  Nicolaus  von 
Kosel  von  1417  (Breslauer  Universitätsbibliothek),  die  Feifalik  (Sitz- 
ungsberichte der  Wiener  Akademie  Phil.-hist.  Classe.  1861.  36,  158. 
178  f.  179  ff.)  und  Palm  (Abhandlungen  der  schlesischen  Gesellschaft 
fllr  vaterländische  Cultur.  Phil.-hist.  Abtheil.  1861,  8.78  f.  80  f.  88  f. 
94 f.)  mitgetheilt  haben.  Es  sind  Producte  fahrender  Scholaren, 
vagirender  Oleriker  und  zeigen  greifbar  die  innige  Berührung  zwi- 
schen Böhmens  und  Schlesiens  litterarischem  Leben,  die  erst  seit  dem 
dritten  Jahrzehnt  des  15.  Jahrhunderts  uachlässt.  Manche  davon  mögen 
nichts  weiter  als  stilistische  Uebungen,  Formulare  für  Bettelgedichte  sein. 
Das  älteste  richtet  sich  an  Karl  IV.,  ein  anderes  bezieht  sich  auf  die 
hussitischen  Wirren  unter  Wenzel.  Eine  zweite  etwa  gleichzeitige 
Handaschrift  aus  der  Bibliothek  der  Augustiner-Chorherren  zu  Sagan 
(Breslauer  Universitätsbibliothek)  bietet  ganz  ähnliche  Erzeugnisse  fahren- 
der Schüler,  *clericuli'  (bei  Palm  a.  a.  0.  Nr.  lU.  IV.  V).  Vgl.  auch 
Feifalik  a.  a.  0.  S.  151  ff.  Das  Saganer  Chorherrenstift  hatte,  wie  ich 
oben  (S.  336.  457  A.  1)  zeigte,  Beziehungen  zu  hervorragenden  Per- 
sonen des  Karolinischen  Kreises :  zu  Lndolf  von  Sagan  und  zu  Johann 
von  Neumarkt.  In  die  Sphäre  des  Letztgenannten  fahren  auch  die 
schlesisch-böh mischen  Vagantenliedcr. 

Am  höchsten  stehen  innerhalb  der  lateinischen  Lyrik  dieser 
(.1  eriker  des  Königreichs  Böhmen,  am  bedeutsamsten  für  das  geistige 
L(*ben  des  Zeitalters  bleiben  doch  immer  die  Marienlieder.  Und 
auch  bevor  Johanns  von  Neumarkt  Autorrecht  selbst  nur  für  eines  der 
erhaltenen  gesichert  ist,  wir  haben  in  seiner  fest  bezeugten  Theilnahme 


I)  Vgl.  den  von  Friedjung  a.  a.  0.  S.  324  f.  abgedruckten  Brief,  wo  alle 
obon  S.  401.  4Ü4  gekeunzeiülmctcu  StUblUthen  wiederkehren. 


472  ^nr  Kfnnfni?*  alfdrntjurhrr  Hin'i*ohrrftrrii  -^^ 

an  di«:rer  Pf>*r<jie,   in   den   anf  aa<)  gekommenen  Nai?luüiaiiX3i£"a.  ^Jr- 
.Schüler.-.  J'ihann.»  vi>n  JenzfU-^t^in  T'rknniien  ztnu-x.   am   •^•m   lao.  l-t 
die  richtige  .St^-Ile  in  der  litte rari'chen  Kntwicklocz'  amr-ri=«»a  ra  l'jh-z, 
lier  Marieneu  lt.  dem  *-r  iliente,  strht  im  Mlrrelp-i^xr  i«^  r*-- 
artiiren  kirfhlieh-kün-tl^ri-ohen  B*.**tre bimsen  de*  K^n- -->-^»=|i^  iT'i-i. 
Wand-.  Tafel-  und  Bnehmalerei  werd»-n  damals   nichr   silfi-» .    ät  L  ■ 
der  Madonna  mit  jen#*r  reliirio-en  Inbrnnst  zu  vertön^iea.   "Wrldbr  *2r 
BetflMterin   der   italieni-chen  Frührenair-ance    L?:.      Erst   --rs^riip  a 
die  Bedentnn^r   der  Marien verehmnir   für  die  Reaai«<iani!^    Tia'  »w;^  ti 
frothein  riehlis  betont  worden,  die  sowohl  ans  BurekhArit?  -r.r  T  ^r^ 
Darütelion?   zu    «■♦-nisr   hervortrat,   ond   mit    ricLrie^rm   c*rs?i.'?iil.i:i-a 
Pdick  hat  llenn  Thode  in  «einem  rchönen.  von  liebrrnswärdis'-rci  Erii- 
«iaÄmn«   tiV>*r^eh wellenden  Bnch   über  Franz  von   A ?.-:«;     E«rli^  '.?ä: 
die  Anfänge  der  Kon.it  d*-r  Kenai-sance  in  Italirn  an-   driz  xr-wiJzsA 
Aufschwang'  der    kath'di-chen    Devotion,   der    katholL-^ohen    E"i=jai:Ä 
während  (h-^,   13.  Jahrhunderts  hwire leitet,  wnloht-r  auf  dec  Gn:ii-r  > 
freien  Predigt   und   eine*    per-önliohen  Antheil«   an   BI>>»rI  ttui  I^-j 
ein  volk-thümlicherf-n  ^'hri-tenthum   «chuf.     K  i  n  Gf:Ul    a 


.Sonneniresanir  de-*  heili^rnn  Franci-cus,  in  den  Lird^rm  Ja«.{>  -rs.  z 
der  reliffiösen  .Malerei  Giottua  und  .Simone  Martinis :  das  erwa-cirs:- 
ütarke  individuelle  Oefiihl.  die  jrlfthende  tiefe  innerliehe  Llel^  rz  *»-.t* 
zur  Menschheit  und  zur  Natur.  Und  *Sch(iler  Giorro:^  wir  Marriä 
wenn  auch  unterjreordnete  «Thomas  von  Mutina  unii  Anderr--  art^ei^x 
in  Prat:,  in  Karl-tein  zur  Au»ehmtickun?  der  kai-^erlichen  Ear^t 
Zur  .Srite  treten  ihnen,  wetteifenuL  äie  übertreffend  ein  heim  isohr  Meir«^. 
deutschf-r  und  rechi.Tch*-r  Herkunft:  die  Wandbilder  der  EmaaskaKlI^ 
in  Prag",  die  Gemälde  der  Kr»:uzk:ipell»r  auf  Karlst».-iii  ?:ellrn  di» 
HMch*te  Vor  Au?»'n.  wa.s  böhmi-che  M»:irter  mitireri*>en  v.>xi  der  rt- 
waltiiren  Frh».-bunff  der  italit.-nisehen  Kun«t  her>-orb ringen  kvimTcB. 
Welche  Fülle  Marienbilder  *ind  damals  in  den  Kirchen  B*rihmen?  er- 
standen! Gmeber,  Die  Knn*t  in  Böhmen  3.  131  zählt  mehr  iL* 
hundert  einzelne  Mad««nn«nbilder  au«  di»-er  Zeit.  Dazn  ki.mTr?  ^'jtt 
entsprecht' ndl.-  Men;re  von  .Sculpturen.  Die  eni'^-te  WechselWziehimc 
zwischen  di-n  InipiiUen  der  reliffiö.-^-n  Ri-nai*"?ancemali.-rei  und  der 
Litteratur  zei',ren  die  Miniatunrn.  Da^  für  Hrzbi-thuf  Ernst  anffelecte 
r^rationale,  t-ine  .Sammlunir  von  G»rbeten  (im  b«dimi-elu-n  MiLWam  zi 
PraffK  di-ren  drri  Bilder  Chri-tn-  am  Knnz.  di».-  thr>.int*nde  Mad^tnni 
und  den  knieenden  Be>iTzer  dar-tellen.  enthält  vin  Marienlied  de? 
Karthäu*i:r-  K^nrad  v«ni  llaimburL'  iDreve^  Analr-cta  3.  Nr.  5».  der 
Vicar  in  Mauerbacli  in  Nit:drr'«:-t«'rrei'*h .  Pri«>r  in  Seitz  in  Sreit:nnark 
und  GaDiinu'  war  und  zt-iiweilii:  der  Prairer  Karthau-e  'zwi>ehen  1345 
und  r^5<'»f  ani:».'h'irte.  Er.  ♦•in«-r  drr  bebten  und  i:ele-en*tr-n  ireistliehen 
Dichter  der*  Mittelalter-.  vi:rfa--t«;  tlm  im  Auttrai'^f  KarU  IV.  nnd  des 
Erzbirchofr  eine  Sammlunir  von  Lecti«jnen  'ad  n';icturn«»s\  Denn  ftr 
jeden  Tajr  de^  Jahre-,  zur  Benutzunt:  d«-*  vnn  Erust  i:t-*Tifti-ton  Cidlecs 
von  Man-i«jnaren  am  W-it-dome.  welchtf  tiiirlich  da?  Votiv-nfficinm  de 
Vicata    herzu-atren    hatten.     Einen'  Au-szui:   daran-    -teilte    t.-r    1356    im 


von  KoDrad  Burdach.  473 

Auftrag  des  erwälilten  Bischofs  von  Trient  Meinhard  von  Neuhaas  her, 
der  unter  dem  Titel  *  Mariale'  oder  ^Lans  Mariae'  in  vielen  Hand- 
schriften vorkommt  (Dreves  a.  a.  0.  8.  7  f.).  Auch  das  *Psalterium  de 
laudibus  beatissimae  Virginis  sive  Expositio  nominum  eius'  im  böhmi- 
schen Museum  zu  Prag  ist  durch  zwei  ausgezeichnete  Bilder  geschmtlckt: 
Marias  Opfergang  und  Verkündigung  (Abbildung  bei  Woltmann,  Gesch. 
der  Malerei  1,  369,  besser  Repert.  f.  Kunstw.  2,  S.  8).^)  Ja  die  Sage 
fährt  sogar  auf  l^msts  eigene  Künstlerhand  zwei  Madonnafigureu  aus 
der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  in  Reichenau  und  Glatz  zurück  (Gmober, 
Die  Kunst  in  Böhmen  3,  111),  woraus  immerhin  gefolgert  werden  kann, 
dass  er  an  der  Stiftung  dieser  Sculpturen  betheiligt  war.  Die  Glanz- 
leistung der  böhmischen  Miniatorenschule ,  einer  der  Höhepunkte  der 
Karolinischen  Kunst  überhaupt,  sind  die  Illustrationen  zu  Johanns  von 
Neumarkt  Reisebrevier  (Liber  viaticus),  das  in  seiner  Leitomischler 
Bischofszeit  (1353 — 1364)  entstanden  ist  (Handschrift  des  böhmischen 
Museums  in  Prag),  und  eines  dieser  Bilder  zeigt  Johann  selbst,  mit 
dem  Streben  nach  Portraittreue  dargestellt,  kniend  vor  der  Krönung 
Mariens. 

Auch  Petrarca  war  ein  Liebhaber  kunstvoller  Miniaturen.  Wir 
können  eine  Anzahl  ihm  gehöriger  illustrirter  Handschriften  noch  nach- 
weisen. Die  berühmteste  ist  der  Virgil-Codex  der  Ambrosiana  in  Mai- 
land mit  Bildern  von  dem  grossen  Sienesen  Simone  Martini  (vgl.  E. 
Müntz,  Gazette  archeologique  1887  12.  S.  100  ff.  und  Planche  13).2) 
Von  einer  anderen  (Vatic.  lat.  2193)  habe  ich  oben  (S.  447)  gesprochen, 
betreffs  weiterer  genügt  es   auf  de  Nolhacs   Arbeiten  3)   zu   verweisen. 


1)  p]ine  alte  Tradition  schreibt  die  Abfassung  desselben  Erzbischof 
P>nst  zu,  es  wurde  als  'Marialc  sive  Liber  de.praecelleutibns  et  eximiis  dei 
genitricis  Mariao  ab  Ernesto  priuio  archiepiscopo  Prageusi  conscriptus'  (Praffae, 
T}'pis  Cacsareo-Academicis  1651)  von  der  uesellscnaft  Jesu  herausgegel)en 
(ich  benutze  ein  Exemplar  der  Universitätsbibliothek  zu  Breslau),  und  nach- 
dem Billbin,  Vita  Arnesti.  Pragae  lt)54,  S.  401  diese  Annahme  gegen  alle 
*Eijiwendungen  sicherzustellen  vorsucht  hatte,  geht  es  gewöhnlich  als  Mariale 
Ernsts.  Eriedjung  hat  (a.  a.  0.  S.  99  f )  die  Verfasserschaft  Ernsts  mit  Recht 
bezweifelt;  doch  wird  man  die  Handschrift  mit  Woltmann  (Repertor.  f.  Kunst- 
wissensch.  2 ,  9  f )  fUr  Böhmen  in  Anspnich  nehnu^n  müssen.  —  Die  Appro- 
bation Ernsts  für  die  oben  genannte  *Laus  Mariae*  Konrads  theilt  Baibin, 
Vita  Arnesti  S.  209  ff.  mit.  Auch  unter  den  zahlreichen  Büchern  liturgischen 
Inhalts ,  die  er  schreiben  und  binden  Hess  (s.  oben  S.  443) ,  sind  sicherlich 
viele  durch  künstlerischen  Schmuck  geziert  gewesen.  , 

2)  Das  von  Müntz  in  Reproduction  mitgetheilte  Frontispiz  des  Ambro- 
sianus ist  besonders  durch  die  symbolische  Darstellung  der  Georgica  und 
Kklogeu  auf  seiner  unteren  Hälfte  interessant:  zwei  Landleute,  einer  be- 
schäftigt einen  Baum  zurechtzustutzen,  der  andere  ein  Schaf  melkend,  sind 
mit  übernuscheudem  Realismus  wiedergegeben.  Man  erinnert  sich  dabei  der 
oben  (8.  447  A.  4)  envähnten  Abbildung  des  Landmannes  in  der  PaUadius- 
handschrift. 

3)  'Notes  sur  la  bibliotheque  de  Petrarque':  M^langcs  d'arch^ologio  et 
d'histoire  der  Ecole  frangaise  de  Rome  1887.  7,  3(»  ff.;  *Les  scholies  inedites 
de  Petrarque  sur  Homere'  (durch  die  Randnotizen  wichtig  ftir  Petrarcas 
Lecture):  Revue  de  phUologie  1887.  11,  97ff. ;  La  bibliotheque  de  Fulvio 
Orsini.  Paris  1887,  S.  279  ff.  'Mauuscrits  a  miniaturos  de  la  bibliotheque  de 
Petrarque':  Gazette  archeologique  1889.  15,  25 ff. 


474  Zur  Kenntniss  altdeutecher  Uiuidschriften  etc. 

Vielloicht  war  auch  jenes  von  Johann  von  Nemnarkt  för  re       ^_^^ 
gestellte    Pfalz-n-afenpatent .    das   vT   dem  Dieliter    mit    <***"  f ,     ^ 
fruhlemT  Bulle  Anfangs  1357  ührrsaudtts  mit  kflnstliclien   ininai^ 
Arabesken  luiniaturcnartijrrn  Charakters  -reziert.*)  ,rlänzr 

Die    Miniaturen    des  Liber  viaticus  Johauns    bekunden    r     ^ 
welehe  künstlerirtchen  Fortsehritte  das  Karolini^che  ^V^^       y.-^^.  in 
foljrenden  (Jeschlechtern  erniniren  hat:    es  waltet  in   i'J*|f^  ^^^*^  .^ 
verschie<lenen    Bildnissen    Karls  IV.   und    seiner  G^«**"!/"?''^"     ^ 
Darstellunjren  der  Kirchenväter,  Evan-relisten  und  z*^^^^*""'^*    s".i,«ie 
liehen  Würdenträjrer   durch  Meisti-r  Theodorieh    nnd   seine  ^c 
den  rurtraitbiisten    des  Trifc»riums    im  Prajrer  Dom   ^'"^   ™    ."-u 
nach    (iestaltunir   individuellen  Lebens,   nach    ^^''^^^^^^^^  ^^^^ 
liej^eu  die  Anfilnp*  des  modernen  deutschen  rortraits.     A  ^    .      i 
mehr.     Das    herrliche  Hildniss    des   heilijrcn  Aujcrustin   ^^*"       ..  , 
ans  der  Karlsteiner  Kreuzkapelle^)  brinjrt  jrleieh  jenem  1  ^^f""**^:^ 
der  Madonna    knienden    IIofkanzlerH   in    seinem   Keisebrevier   au 
heit   der  «^Tossen  rehViösen.  ktinstlerisehen  und  litterarischen  15e   i 
der  Zeit  in  en«;stem  Räume  eoncentrirt  beinahe  zauberhaft  vor  . 
die  Erneuerunj:  des  Aujrustinismns   und    die  Einkehr     in   die  beei 
Einzelnen,    der    enthusiastische  (^ultu>    der  junjrfräulichen   GotteM 
nnd  tlie  rtammende  Hej^eisterun-  für  die  mit  der  KeliKi<>w  verseil^ 
Schönheit,    die  Kunst    der    Portraitmalen-i    und    der   Dranj?    nact 
faltun;r   des    inneren    individuellen    Lebens,   nach     der    Ausbildun 
Humanität,  nach  Oewinnunp  eines  eiirenartijren  Stils   der  Rede 
nur  Strahlen    derselben  Sonne,    die    damals    der   modernen    Menä 
auf-eht.     Und  jrleiehzeitijr  und  mit  jrleicher  Enerj^ie    refft   sich  ei 
listischer    Sinn,    der    die   Krseheinunp:rn    der  Aussen  weit    kräft 
wÄlti^rt.     In    den  anmuthij^en  Kandverzierunjcen  des    Liber   viatici 
der    übriiren    liilderhandschriften    des    Pra^^er   Kreises     werden 
Seenen    des    täjrlichen   Lebens,    alle    möirlichen  Pflanzen     und    Bl 
Ranken    und    Heiser,    kleine    Knjrellij^iren ,    neckisch-phantastiscli 
stalten  mit  erstaunlicher  Naturtreue  und   bewundernswerther   Lei 
keit  des  Details  behandelt:  nicht  mehr  in  Federzeiclinung'smanier,   S' 
wirklieh     plastisch     modellirend.    mit    Streben     nach     Perspe 

t)  Petnin'as  Worte  in  soiiioiii  Daukbriefe  iKpist.  tU»  rebus  faiuil 
XXI.  «*i». '.i.  FRU'a.ssrtti  :\.  tHh  Tu  muims  Caesareuni  aii^ustum  ouiui 
adurn.'isti.  atque  aufrnstissiuiuiii  efl'eeisti'  scheinen  mir  mehr  al 
ein  L<»b  des  Stils  jeiur  Urkunde  zu  sein  und  sieh  aiit*  «ii«  Pnieht  dt 
fjfattunjr  /-n  be/.ielun.  Selmiuek  <ler  Urkunden  durrli  <M»ldsohrift.  Värbi 
PerpiuM'nt.s .     kunstvoll«'    Initialen.    Kandvorzierun^ron ,     Miniatiireii     k 


von  Konrad  Bardach.  475 

Hier  liegen  die  Anfinge  der  modernen  Genre-  und  Landschaftsmalerei. 
Beides,  die  realistische  Portraitkunst  wie  die  Genre-  und  Landschafts- 
malerei, in  Böhmen  geboren  findet  in  den  Niederlanden,  in  der  flandri- 
schen und  brabanter  Schule  seine  Ausbildung,  und  was  in  Prag  gesät 
ist ,  wird  in  Köln  geerntet.  Aufs  neue  beobachten  wir  hier  den  für 
die  Wende  des  14.  Jahrhunderts  charakteristischen  Sprung  der  deut- 
schen Cultur  von  der  östlichen  Peripherie  an  die  westliche. 

Beides  aber,  wie  der  Sinn  fQr  das  Individuelle  so  auch  der  fUr 
die  Reize  der  Natur  und  die  Landschaft,  ist  in  unserem  Johann  von 
Nenmarkt,  wenn  auch  erst  dunkel  und  verworren,  mächtig. 

Seine  Bnefe  zeigen  ihn  uns  in  vielfachem  Verkehr  mit  hoch- 
stehenden, gebildeten  Frauen:  mit  den  Königinnen  von  Ungarn,  mit 
der  Pfalzgräfin  bei  Rhein,  mit  verschiedenen  adlichen  Damen,  Aebtis- 
sinnen  und  Nonnen,  und  wir  erinnern  uns  unwillkürlich,  dass  die 
Renaissance  ja  auch  dem  weiblichen  Geschlecht  eine  neue  Rolle  in 
der  Gesellschaft  schuf,  und  dass  ein  späterer  einflussreicher  Herold 
der  deutschen  Renaissance,  Johanns  von  Neumarkt  College  in  der 
Kanzlei,  Nicolaus  von  Wvle  im  Kreise  vornehmer  Frauen  sein  dank- 
barstes  Publicum  fand.  Wir  sehen  Johann  während  seiner  Kanzlerzeit 
ein  heiteres,  lockeres  Leben  führen,  das  zu  seinem  geistlichen  Stande 
nicht  eben  passte,  und  wenn  er  einen  Kumpan,  den  Scholasticus  Uein- 
ricus  Thesauri  (s.  oben  S.  167)  aus  Prag  nach  Nürnberg  zu  sich  ein- 
ladet und  ihn  bittet,  sich  aus  dem  Anblick  der  schönen  Prager  Frauen, 
aus  den  Umschlingungen  ihrer  Schleier  und  Goldhaare  loszureissen, 
um  mit  ihm  an  ernsten  Staatsgeschäften  Theil  zu  nehmen,  gleich  dar- 
auf ihn  aber  damit  tröstet,  dass  auch  an  der  Pegnitz  wie  an  der  Moldau, 
wenn  auch  minderwerthige  Freuden  seiner  warten  (Cancellaria  Caroli  IV. 
Neumann  Nr.  5);  wenn  er  dem  Bischof  von  Freising,  Paul  von  Harrach, 
bethenert,  falls  er  seiner  vergesse,  solle  ihm  nie  mehr  vergönnt  sein, 
das  Antlitz  seiner  Geliebten  in  Nürnberg  zu  sehen,  und  er  in  dem 
lustigen  Spiel  der  Frauen  vergessen  werden  (ebd.  Nr.  10),  so  erinnern 
wir  uns  an  das  leichte  Leben,  das  später  Enea  Silvio  mit  seinen  Amts- 
genossen in  der  Kanzlei  geführt  hat.  Zu  den  Asketen  und  strengen 
Eiferern  hat  Johann  von  Neumarkt  auch  später  nie  gehört,  seinen  auf 
das  Humane  gestimmten  Charakter  hat  er  sich  bis  in's  Alter  erhalten 
und  nicht  wie  Enea  Silvio  die  Jugendsünden  mit  der  sauren  Schein- 
heilij^keit  des  reuigen  Greises  beklagt.  Allerdings  war  und  blieb  er 
stets  ein  kirchlich  gesinnter  Mann,  der  die  Dlscipliu  streng  handhabt 
und  einen  Olmützer  Probst  wegen  unziemlichen  Aufwandes  vom  Amte 


hing  der  Landschaft  gab  die  firanzösisclic  Buchmalerei  das  Vorbild,  s.  Kämmerer, 
Die  Landschaft  in  der  deutschen  Kunst  bis  zum  Tode  Albrechts  Dürers.  Bei- 
träge zur  Kunstgeschichte.  N.  F.  4.  Leipzig  1886,  S.  35  ff.  I^ndschaftsgrUnde, 
über  denen  sich  bald  der  natürliche,  bald  noch  ein  Goldhimmel  spannt,  z.  B. 
in  dem  aus  der  böhmischen  Schule  stammenden  Altarbild  in  der  Vituskirche 
zu  Mühlhausen  in  Sehwaben,  Kämmerer  ebd.  S.  42,  vgL  im  Uebrigen  die 
früher  genannten  Werke  über  die  böhmische  Malerei,  wo  auch  einige  Repro- 
ductionen  gegeben  sind. 


476 


Znr  Ki^miniL«.'«  2ltil»?ut.«cher  FlJU'ls^hriftrs  erc. 


•:in#rj?    ^i^:n<TaIvicar?   ••nt-i-tzt  'Cancell.  Johann.  Novifor.    Nr.  ^^/'.^  ' 
*#:ine  ytihchnfllf'.hf-n  Rt^nhXf:  in  «»Imötz  unter  •ehwierißstrn   \  erhÄltni.v-r«?a 
tapffrr  vertheidi'/t.  der.  al-  er  zum  Bre^lan-r  BL^hMi'  erwählt   Ut.  flch 
eifrijf  »lemüht,   die  Ketzerei    in  -rin^r  neii-n  hlOcr-^^  anszuronen  'ri)i 
Xr.  20S.    20fi>.    d»rr    rroresftionen    und    Fajt»^n    an.'nln*^^     weir^-n    der 
KlrftlienzTuLtraclit,  Pest  nn«I  Unni'ersnMth.  des  l'nwener?  nnd  -It^r  LetKr- 
-rhwemmunjf.    Aber  .-r  fiilirt  den  Krumm-tab  aN  ein   mxMe   •l.-nkender 
frei  und  ^rereclit  iirth^ilender  Mann :  ili»-  .itrenmächtiiren  L"trberhebung'*n 
d#rs  Inquisitor*  -einer  liioce?»-.  •l»j  I>.'mini<*anrr-  Al>»rrT,  der   im  Nonnen- 
kloHt.r  zu  Pn-tim*^r  -ich  un'/^hnrijr  betru.'  «ebd.  Nr.  1»>2».   sre^en  b^'lie 
Oeld.-iummen  für  Capital  verbrechen,  denn  Abjolutiun  drrm   apostolischt^n 
.Stuhl  re-s.rvirt  war.  Abla.^.s  irewährte.    einen  nach   ireineT   LeLntimatioii 
fragenden  I*farr«-r   von   Znaim   als    Krtzer   zu-ammen    mit    Dieben    unü 
lUnbem    einkerkern    Tu.--    und    durch    .inen    Helfershelfer    sretaUchie 
L'rknnden    des  Markin-afen  von  Mähren    zu    -einer    Decknnir    vt-röffent- 
lichte  lebd.  Nr.  32».    zieht  er  mit  :-charfen  Worten   vor   Jas   pahstliche 
Fonim.     Wiid»:rhoIt    tritt    er   als    Für-prerher   lin    für    Arme    oder  in 
l.'nuiin-t  fierathen«-  «?-.  oben  .S.  4»i7  f.  und  ranc»=-llar.  Job.  Novif.  Nr.  53. 
158»,  ein  ander  Mal  für  eiutrn  aus  «lern  Klo-ter  t-nttlMhenrn  Verwandten 
febd.  Nr.  90i.     Der  Kran  ik>  Wenzel  vi»n  Krawar  verspricbt   er  Abso- 
lution   für    ihrrn    Vi-rkehr    mit    Kx<*onimunicirten    «t-bil.     Nr.  153):    d^r 
Mark^üfin    von  .Mähnn    erlaubt    er.    während  des  Intt-rdicts   mit  ihrer 
Bepicirunjr   di«r    Mes.-ie    zu    hören    f ebd.  Nr.  205».     Auf    seinon    Ruinen 
Mödritz  und  Mürau  hält  er  Vill«-;:iaturen,  dit-  deni-n  PL-trarca?  in  Van- 
clu.-e   und  Arqua  nirht   so  ;ranz  unähnlich  .sind:    in    die    I-ectüre  inter- 
e*sant«'r  IJüehrr  vertieft,    mit  der  LtituuL'    der  .\b-ichrift     und   künstle- 
ri.-cheri  Au—chniüfkunj:  von  Iland-ch ritten  i»dfr  mit  Bauan«rL-le;ren heilen 
fv;rl.  Nr.  157.   175.  21»i;  be-chäftiu't.  umL^'eben  von  Sänirern    nnd    Spiel- 
leutfn ,    von  eim-r  i-rle-en^-n  <Je-rll-ehaft  irleich  streln-nder.    «rebildeter 
Männ*-r.    dii:    m^-i-ti-nn  der  Kanzlei  an^diörten,    bt-thätivrt    t;r   ein   fröh- 
liches Zu>amniffi\^irken  litterari-cher  und  ktin^tlerisclu-r  Interessen  und 
scheint    die  Flnn-ntiner  Tirk«-!  ein«-s  Mar-iirli    und  Salutati     bescheiden, 
unbeholfen  nachzuahnwn.      l'nd  die>  vererbt  ."ich  auf  Sfim*  XacLfolger. 
es  i«t  dem  iranzen  Zeitalter  d^-r  Kenais:.ance  uml  der  KrtV»rmation   eijren- 
thttmlich   jreblirbi-n.     L'ni   die  Mitte  de>  15.  Jahrhunderts    zuj^   die  Pfalz- 
^äfin  Mechthild.    'die  I/u-bhaberin  alh-r  Kunst*.*',    an   ihren    Huf  nach 
Kottenbur^  die  di-nt.schen  Jünjrer  di.'>  italienischen  Huuiauisnius :  Nieolaus 
von  Wyle  war  Maler  und  Sehriftst**lk-r.     Di»'  entseheidi-iideu    Schriften 

j ¥»_i». 4.: — ._    «A     I  .1  ._      A I.       1  ¥»..     t    •         ■■-■-  -      ..  1 


Es  wird  die  Aufgrabe  weiterer  rnter>ncliunjr  *)  sein,  ilu*  ich  mir 
Tienagen  nauss,  zu  ermitteln,  wie  au>  dem  entlejrenen  Winkel  der  deut- 

I)  WOnHclienswerth  wäre  os,  d:L<i.s  dit^  von  llonuanu  unil  Szanritcilski 
fc«tOigeg«beneSammlun>rlateiiiisrlHrLittfr.itiirdtnkiiiiilir  dfs  15.  und  li;  Jihr- 
-    -'         in  einem  Beihcifl  auch  des  14.  dalirhiiudirts  j^odächto  und  Johanns 


von  Ronrad  Bardach.  477 

sehen  Cnltur  die  Propaganda  für  die  neue  Bildung  nach  verschiedenen 
äeiten  ihre  Kreise  zog.  Johann  von  Nenmarkt  besass,  abgesehen  von 
seinen  Beziehungen  zu  den  Beamten  der  Kanzleien  des  Königreichs, 
die  ich  nachgewiesen  habe,  weitverzweigte  persönliche  Verbindungen, 
die  er  auch  in  litterarischen  Dingen  ausgenutzt  haben  wird:  nach 
Schlesien,  Oesterreich  und  Ungarn,  nach  Nürnberg,  Freising,  Augsburg, 
Mainz,  Heidelberg,  Magdeburg. i)  Besonders  müsste  wohl  der  Zusammen- 
hang mit  Oesterreich  und  Ungarn  ins  Auge  gefasst  werden.  Zu  den 
österreichischen  Herzögen  hatte  Johann  von  Neumarkt  (s.  oben  S.  442) 
wie  sein  Schüler  Johann  von  Gelnhausen  (s.  oben  S.  157)  ein  näheres 
litterarisches  Verhältniss  und  der  Einfluss  der  böhmischen  Miniatur- 
malerei auf  die  österreichische  ist  längst  festgestellt. 

In  nächster  Beziehung  zu  Johanns  von  Nenmarkt  philologisch- 
humanistischen Interessen  stehen  die  verwandten  seines  Herrn,  des 
Markgrafen  Jost  von  Mähren  (1375 — 1411),  eines  Neffen  Karls  IV., 
und  mehr  noch  die  von  dessen  Kanzler  Andreas  von  Wittingau.^) 
Schon  mit  Josts  Vater ,  Markgraf  Johann  Heinrich ,  Karls  IV.  Bruder, 
hatte  Johann  von  Neumarkt  persönliche  Verbindungen :  er  berichtet  an 
ihn  in  einem  Briefe  aus  Italien  (bei  Mader,  Gervas.  Tilber.  commentatio 


von  Neumarkt  litterarische  Leistungen  zum  Besten  des  Humanismus  vor  Augen 
führte,  indem  sie  die  Correspoudcnz  Petrarcas  und  Rienzos  mit  dem  Karoli- 
Dischcn  Kreis,  ferner  einige  andere  Briefe  des  Kanzlers,  z.  B.  den  Über  Italien, 
an  den  König  von  Ungarn,  an  Heinricus  lliesauri,  die  Ernennung  des  Narren- 
grafen, die  Einleitung  zur  goldenen  Bulle  und  zur  Maiestas  Carolina,  einiee 
Proben  von  seiner  und  seiner  Nachahmer  Marienlyrik  und  von  der  bölimiscn- 
schlesischen  Vagantenpoesie  kritisch  gereinigt  zusammenstellte. 

1)  Schlesien:  Herzog  Heinrich  von  Teschen.  General -Prior  des 
Malteserordens  vgl.  Friedjung  a.  a.  0.  S.  1U4  und  Cancellaria  Johann.  Novifor. 
Nr.  28.  ü2.  106—108;  Herzog  von  Münsterberg  ebd.  34;  Abt  von  Hemrichau 
ebd.  34.  99;  Domcustos  von  Breslau  Nicolaus  von  Panowicz  ebd.  41,  Bischof 
Przcczlaw  von  Breslau  ebd.  35.  46.  124;  Herzocr  von  Ratibor  ebd.  147; 
Mähren:  Burggraf  von  Znaim,  Andreas  von  Nechwalin  ebd.  177;  Böhmen: 
königlicher  Zinseinnehmer  (urborarius)  im  Bergwerk  zu  Kuttenberg  ebd.  45; 
Kichter  von  Saaz,  Verwandter,  ebd.  30;  Oesterreich:  Herzöge  130; 
Astronom  Magnus  Gallus  in  Wien  ebd.  175;  Ungarn:  König  Ludwig  (1342 — 
1382)  ebd.  57;  die  Königmnen  Elisabeth,  Ludw^s  Mutter  (f  1381)  und  Elisa- 
beth, Ludwigs  zweite  Gemahlin  (Tochter  des  Herzogs  Stephan  von  Bosnien) 
ebd.  30;  Kapellan  des  Königs  eod.  121;  Aufenthalt  daselost  (wohl  aus  An- 
las» der  Vermählung  Karls  IV.  mit  Anna  von  Schweidnitz,  Ludwies  Pflege- 
tochter, zu  Ofen  27.  Mai  1353)  Cancellaria  Caroli  IV.,  Neumann  Nr.  20,  vgl. 
auch  CanccUar.  Johann.  Novifor.  Nr.  119;  Nürnberg:  Frater  Rosa,  Domini- 
caner, Cancell.  Caroli  IV.,  Neumann  Nr.  1;  Aufenthalt  daselbst  ebd.  Nr.  5.  lO; 
Freisiug:  Bischof  Paul  von  Harrach  ebd.  Nr.  10.  203.  205.  206,  Cancell. 
Job.  Novifor.  Nr.  53;  Augsburg:  Bischof  von  Augsburg  CanceU.  Caroli  IV. 
Nr.  139;  Nonnen  zu  Kirchheim  Augsburger  Diöcese  ebd.  Nr.  12;  Mainz: 
Probst  Wilhelm  Pynczero  ebd.  Nr.  6.  17;  Heidelberg:  Pfakgräfin  bei  Rhein 
ebd.  Nr.  11;  Magdeburg:  Erzbischof  von  Magdeburg  ebd.  Nr.  2. 

2)  Er  erscneint  als  Protonotar  des  Markgrafen  z.B.  13.  Januar  1386 
(Codex  diplomaticus  Moraviae  II,  S.  344  Nr.  384);  als  Kanzler,  Dechant  von 
OhuUtz  und  'notarius  publicus'  z.B.  3.  Juli  1392  (ebd.  12,  Nr.  97),  15.  Juni 
1398  (ebd.  12,  Nr.  474,  S.  419).  Ueber  das  Augustinerchorherrenstift  Wittingau 
s.  oben  S.  457. 


478  Zur  Kenntuiss  altdeutscher  Handscliriftim  etc. 


-.*  «v«  päbstlicheii  Stuhl,  worio  er  um  die  Ernennung  •'""•""',. 't 
Neumarkt  zum  Hiscliof  von  Olmtitz  ersucht,  enthält  ^**J^^™*  v. 
Johanns  von  (Jelnhausen  (,I.  W.  Hoffmann,  Sammlung  un^mctier 


iicrBieiJun«;    ue«  pracnnpfen    'ijioer  poniincaii^      ^^^»mm^ 

bei  Neumann  a.  a.  <).  Nr.  209),  den  er  ihm  dann  zum  Dank  widmet 
Des  Markfcrafen  Joi>t  'darum  inj^enium'  rühmt  Joliann  von  ^^^^ 
selbst.  Er  trieb  Stu<lien  und  gelehrte  Leetüre,  Hess  sic^^^J^  J/*^, 
Aerzten  deutsehe  Keeepte  zusammenstellen  (Friedjung,  Karl  iv.  ^^^• 
Anm.  2),  entlieh  IJüeher  vom  Kloster  Strabow,  vom  Augustinerklo^« 
in  Praj,'  und  ward  von  einem  Zeitpjenossen  'principum  doctissimus  p 
nannt  (Hrandl,  Codc^x  <liplomaticu8  Moraviae    11,   ö.  V). 

Nach  dem  Tode  Johanns  von  Neumarkt  kaufte  Jost  die  GenOI 
und  Kleinode,  welche  er  seinem  Kämmerer  Jobann  von  Mtinsterbe 
vermacht  hatte,  diesem  ah  und  wies  ihm  dafür  eine  lebenslänglic 
Jahresrente  von  zehn  Mark  (=  220  Gulden)  an  (Brandl,  Codex  dip 
maticus  Moraviae  11,  S.  XVI).  Daraus  er^nebt  sich  einmal,  das»  < 
Mark},Taf  und  sein  Bischof  trotz  politischer  Zerwürfnisse  in  ihren  künst 
rischen  Neij^unj^^en  tibereinstimmten,  dass  Jost  die  Bestrebungen  Johai 
wie  ein  Vermächtniss  aufnahm  und  schützte;  sodann,  dass  Johann^ 
Neumarkt  seine  8ammlernei;:un«feu  über  Handschriften  hinaus  erstrec 
und  einen  sehr  kostbaren  Besitz  von  Kunstwerken  zusammenbrach 
denn  der  vom  Markjjn'afen  ^e*ct'bene  Entjü^elt  entspricht  einem  für 
mali^e  Zeit  recht  hohen  Capital. 

Jost«  Kanzler,  Andreas  von  Wittingau ,  Dechant  von  Olm 
musste  zu  Johann  von  Neuniarkt,  als  seinem  kirchlichen  Oberhii 
und  8cin<'m  früheren  Colle^en,  doppelte  Beziehungen    haben. 

Beide,  der  Markj^raf  wie  sein  Kanzler,  tlicilen  mit  dem  Kar 
nischen  Kreis  und  mit  Johann  von  Neumarkt  das  Interesse  für  Liv 
die  Verehrunjr  für  Petrarca.  Jost  liess  sich  in  Florenz  Petrarcas  Bi 
über  die  berühmten  Milnner  abschreiben;  er  fahndete  auf  alte  Ha 
Schriften  der  Klassiker,  bildete  sich  ein,  einen  voll  stund  igen  Li^ 
irgendwo  gesehen  zu  haben  und  schrieb  davon  an  Salutati.  Andn 
der  sich  »Salutati  zu  seinem  Vorbild  erkoren  und  ilim  in  Florenz  sc 
Bewunderung  zu  Füssen  gelegt  hatte,  bestärkte.  Hm  darin  und  wo 
für  eine  sorgHiltigtj  Abschrift  Sorge  tragen  (Voijrt  Wiederbelebui 
2,  274). 

Unterhielt  der  mährische  Hof  mit  dem  Humanistenkreise  in  Floi 
Beziehungen,  so  leiten  andere  Fäden,  wenn  auch  nur  vorüberirehi 
von  Brunn  nach  Mailand. 


Ton  Konrad  Bardach.  479 

Bei  Jost  lebte  in  ehrenvoller  Stellung,  als  sein  ^familiaris'  der  Bau- 
meister Heinrich  von  Gmtlnd,*)  der  Leiter  des  Bans  der  Brtlnner 
S.  Jacobskirche  (A.  Klemm,  Württembergische  Baumeister  und  Bildhauer 
bis  ums  Jahr  1750.  Stuttgart  1882,  8.51),  dessen  Frau  Gertrud  die 
Tochter  des  aus  Köln  stammenden,  in  Prag  thätigen  Dombaumeisters 
Michael  war,  ein  Mitglied  der  Ktlnstlerfamilie,  die  in  der  Kölner  Bau- 
hütte ihre  Ausbildung  empfangen  hatte  und  der  auch  Peter  Parier,  der 
grosse  Prager  Meister,  angehört.  Zur  Begutachtung  des  1386  von 
Giovanni  Galeazzo  Visconti  begonnenen  Mailänder  Dombanes  berufen, 
erscheint  Heinrich  am  28.  November  1391  in  Mailand  und  wird  von 
der  Baudeputation  als  Ersatz  für  den  eigentlich  erwarteten  Kölner 
Meister  am  11.  December  1391  auf  drei  Monate  als  Ingenieur  ange- 
stellt. Wir  gewahren  nun  den  oft  wiederkehrenden  Conflict  nordischer 
und  italienischer  Bauweise,  bei  welchem  die  Laien,  namentlich  die 
Fürsten  und  die  Hofbeamten,  auf  Seiten  der  fremden  Künstler  stehen, 
die  Fachleute  dagegen  mit  der  deutschen  Behandlung  der  Gothik  sich 
nicht  befreunden  können.  Heinrich  verwarf  das  bisher  Ausgeführte 
und  rieth,  alles  wieder  abzureissen  und  von  vom  anzufangen.  Eine 
in  Folge  dessen  am  1.  Mai  1392  zusammentretende  Commission  italie- 
nischer Deputirter  und  Baumeister  entschied  gegen  ihn.  Fortan  wurde 
er  auf  das  schlechteste  behandelt:  man  lohnte  ihn  ab  und  weigerte 
trotz  des  Herzogs  Verwendung  ihm  sogar  die  zugesicherten  Reisekosten. 


1)  Heinrich  von  Gmünd  erscheint  urkundlich  1381  (Codex  diplomaticus 
Moraviae  11,  Nr.  229);  zusammen  mit  seiner  Frau  1384  und  1387  (ebd. 
Nr.  333.  452).  Deren  Vater  heisst  'Michael  lapicida  ecclcsie  Coloniensis* 
(nachweisbar  seit  1364,  1368  Hausbesitzer  in  Köln,  s.  Ennen  bei  Schmitz.  Der 
Dom  zu  Köln.  Köln  1871,  8.  47  f.)  und  ist  nach  meiner  Ansicht  idcntiscn  mit 
dem  Schwicgersolm  de§  Prager  Dombaumeisters  Peter  Parier,  der  von  Köhi 
nach  Prag  gezogen,  dort  als  Mitglied  der  Bauhütte  nachweisbar  ist  und  in 
einer  Urkunde  von  1383  (Neuwirtn,  Die  Wochenrechnungen  und  der  Betrieb 
des  Prager  Dombaues  in  den  Jahren  1372—1378.  Prag  1890,  S.  4ül  f.  und 
Peter  Parier.  Prag  1891,  S.  126)  'Michael  lathomus  dictus  de  Colonia  Reuis' 
heisst.  Am  nächsten  liegt  doch  wohl,  dass  die  Gertrud  (Dnit^inis,  Drudekin) 
von  1384.  1387  die  Enkelin  Peter  Parlers  war  und  als  solche  den  Namen  ihrer 
Grossnmtter,  der  Tochter  des  aus  Hamm  stammenden  Kölner  Steinmetzen 
Barthülomaeus ,  trug.  Peter  Parier,  wie  Neuwirth  darlegt,  1330  geboren 
und  1353  nach  Böhmen  berufen,  führte  die  Kölnische  Baumeisterstochter 
gewiss  noch  vor  seiner  Gmiinder  Wirksamkeit  in  Köln  heim,  spätestens  1350. 
Seine  dem  Namen  nach  nicht  bekannte  Tochter  mag  etwa  1351  geboren  sein 
und  der  Sitte  jener  Zeit  durchaus  gemäss  sich  bereits  1865—1368  verheirathet 
haben,  sodass  ihr  Kind,  die  Enkelin  Peter  Parlers,  Gertrud  recht  gut  1384 
die  Frau  Heinrichs  von  Gmünd  sein  konnte.  Denkbar  freUich  wäre  auch, 
dass  unter  jenem  'Michael  lapicida  ecclesie  Coloniensis^  der  Bruder  Peter 
Parlers  zu  verstehen  sei,  der  ja  auch  früher  in  Köln  gearbeitet  hatte.  Klemm 
a.  a.  0.  S.  51  ff.  nimmt  drei  verschiedene  Baumeister  Namens  Michael  an: 
1)  den  Bruder  Peter  Parlers,  2)  den  Schwiegersohn  Michael  aus  Köln  und 
3)  Michael,  Vater  der  Drutginis,  gleichfalls  aus  Köln.  Derselben  Ansicht  ist 
auch  Neuwirth.  Mir  kommt  sie  nicht  glaublich  vor,  besonders  deswegen, 
weil  Neuwirths  Annahme,  Heinrich  von  Gmünd  sei  mit  Heinrich  Parier,  ueui 
Bruder  Peter  Parlers,  identisch  (Peter  Parier  S.  38),  unbewiesen  und  unwahr- 
scheinlich ist.  Heinrich  von  Gmünd  könnte  aber  em  entfernterer  Verwandter 
der  Parlerschen  Familie  gewesen  sein. 


480  Zur  Kenntniss  altdeutscher  Handschriften  etc. 

Erst  später  erkannten  unbefangenere  italienische  Künstler  die  TrefflicV 
keit  seiner  Pläne,  und  immer  anfa  neue  suchte  man  durch  Herbei- 
Ziehung  deutscher  Architekten  dem  Bau  Grösse  und  innere  Gonsequeu 
zu  greben  (Unger,  Zeitschrift  für  bildende  Kunst  6,  125  ff.).  Kein 
Zweifel,  dass  bei  Heinrichs  Berufung  auch  die  politischen  VeihiltiiL^ 
mitwirkten:  sein  Herr.  Markgraf  Jost  war  November  1387  und  dam 
nochmals  am  16.  September  1389  von  Wenzel  zum  General vicar  i& 
Italien  ernannt  worden.  Und  gerade  in  der  Zeit  seiner  Ankunft  n 
Mailand  war  des  Visconti  Triumph  entschieden  und  jede  kriegerische 
Unternehmung  seitens  des  deutschen  Königs  und  des  Generalvicars 
gegen  ihn  aufgegeben  ^Lindner.  Geschichte  des  deutschen  Reiches  unter 
König  Wenzel.    Bd.  2.    Braunschweig  1880,  8.  313.  32301).  >) 

Den  weiteren  Verlauf  der  humanistischen  Bewegung  in  Böhmen 
lehrte  am  besten  eine  Analyse  der  dort  vorhandenen  Handschriften- 
Sammlungen  kennen,  wäre  es  nur  immer  möglich,  fiber  deren  Gt- 
schichte,  namentlich  tiber  Ort  und  Zeit  der  ersten  Erwerbung,  ins  Klare 
zu  kommen.  Immerhin  wird  sich  hier,  dessen  bin  ich  sicher,  noch  viel 
aufhellen  lassen.  Das  älteste  Register  der  Bibliothek  eines 
Prager  Collegium  (s.  oben  8.  334)  enthält  im  Allgemeinen  nur  den 
gewöhnlichen  Bestand  einer  mittelalterlichen  Bibliothek.  Bmdwardins 
'Summa'  ward  schon  oben  genannt.  Etwas  von  dem  Hass  gegen  die  Bettel- 
mönche, der  damals  in  lk»hmen  zuerst  mit  voller  Gewalt  losbrach,  scheint 
her>'orzublitzen  in  dem  ^Tractatus  de  simonia  claustralium'.  Im  Uebrigen, 
ausser  den  biblischen  Schriften  und  ihren  Commentaren,  die  wichtigste 
patristische  Litteratur :  Werke  des  Origines,  Gregor,  Isidor,  Chr>'sostomo£; 
von  Augustin  'Libri\  *  super  Genesim*;  die  bedeutendsten  Schol^tiker: 
Anselm,  Bernhard  von  Clairvaux,  Richard  von  St.  Victor,  Petrus  Lom- 
bardus,  Bonaventura,  Thomas  von  Aquino,  Lyra,  Occam  und  andere. 
Die  canonistische  Litteratur  ziemlieh  vollständig:  Decretum,  Decretalien, 
Liber  sextus,  Clementinen,  Extravaganten,  Lectura  des  Archidiaconos 
super  sextum.  Johannes  Andreae,  Summa  des  Kaimund  von  Pennaforte. 
Summae  confessorum  u.  a.  (s.  Ott,  Beiträge  zur  Receptionsgeschichte 
S.  97).  Bemerkenswerth  is^t.  dass,  was  Ott  entgangen  zu  sein  scheint, 
die  Sententiae  des  Johannes  Klenkuk  gegen  den  Sachsenspiegel  (Sera- 
peum  S.  67,  llanslik  S.  20)  vorbanden  sind:  ein  Zeugniss  ftr  die  in  den 
Prager  Collegien  herrschende  Abneigung  gegen  das  nationale  Recht 
(vgl. oben  S.  155.  161  f.).  Von  römischem  Recht:  Codex  und  Institutionen 
(Serapeum  S.  68,  llanslik  S.  20).  Von  grammatischer  Litteratur:  Catho- 
licon,  Mammotrectus  (Mammotreptus).  Die  riesigen  Kncyclopädien  des 
Petrus  Comestor  und  Vincentius  Bellovaecnsis  fehlen  natürlich  nicht, 
ebensowenig  die  gross^e  Vorrathskammcr  poetisch  -  scholastischer  Alle- 
gorie,  des  Alanus  ab  Insulis  *Phinctus  uaturae'  und  Anticlaudian,  wie 

1)  Hierdurch  verliert  der  schon  an  sich  nicht  hinlUnglieh  begründete 
Zweifel  Neuwirths  (Peter  Parier  S.  11),  ob  der  Briinnor  markgrätliche  Ban- 
meister  Heinrich  von  (fmUnd  und  der  Mailänder  Architekt  eine  Person  sei, 
vollends  an  Kraft. 


von  Konrad  Burdach.  481 

einer   der  beliebten  Trojaromane  ('De  bello  Troiano').     An  Legenden 
erscheinen  Tassionale  sanctorum\  'Legenda  landis  sanetae  Mariae'  nnd 
die  Legende  des  heiligen  Franciscus,  gewiss  kein  Zufall  und  eine  will- 
kommene Bestätigung  der  oben  (S.  472)   vorgetragenen  Behauptungen: 
der  Cultuö  Mariens,   der  Geist   des   heiligen   Franciscus,   sie   sind   die 
Seele    des    religiösen    und    kUnstlerischen    Aufschwungs    im    Zeitalter 
Karls  IV.  Indessen  ist  doch  auch  die  antike  Litteratur  auffallend  reich 
vertreten :  abgesehen  von  des  Josephus  'Bellum  Judaicum*,  einigen  Aristo- 
telischen  und   pseudo -Aristotelischen    Schriften    finden   wir  Martianus 
Capella  'De  nuptiis  philologiae*,  Boethius  'De  consolatione  philosophiae', 
Cassiodors  'Epistolae\  weiter  Senecas  'Epistolae'  zweimal  und  ausserdem 
'Seneca  tabulatus',  'Seneca  parvus',  'Excerpta  Senecae  epistolarum',  von 
Ovid   die   Metamorphosen,    'De   remediis  amoris^   und    'De  imaginibus 
deorum  et  super  fabulis';   femer  'Palladii  Libri'  (doch  wohl  'De  agri- 
cultura*),   Vegetius  'De  re  militari',    Mäcrobius    'De   somno   Scipionis\ 
Sallust,  Avian,  'Expositio  Horacii',  Valerius  Maximus  und  noch  einmal 
'Valerius  Maximus  cum  (deutscher?)  glosa',  ja  auch  'Tullius  De  senec- 
tute  et  amicitia'.     Das  sind,  abgesehen  von  dem  fehlenden  Virgil,  im 
Wesentlichen    die  Autoren,   aus   denen   auch  Petrarca  seine  Kenntniss 
des  Alterthums   schöpfte.     Es   kommt   darauf  an,  Alter  und  Herkunft 
dieses  Katalogs   genauer  zu  bestimmen.     Die  Handschrift  ist  nach  den 
Angaben  der  Herausgeber  aus  dem  14.  Jahrhundert.     Der  Titel  'Biblia 
domini   archiepiscopi   in   qua  legitur  ad  mensam  magistrorum  coUegia- 
torum'  (Serapeum  S.  67,  Hanslik  S.  20)  zeigt,  dass  die  Bibliothek  den 
Magistern  eines  dem  Prager  Erzbischof  nahestehenden  CoUegs  gehörte. 
Erwägt  man,  dass  ausdrücklich  die  CoUegiaten  als  graduirt  bezeichnet 
werden,  bedenkt  man  femer  die  Grösse  der  Büchersammlung,  so  wird 
man   schwerlich    den  .Katalog   auf  ein   anderes  Oollegium  als  das  des 
Allerheiligencapitels  oder  das  Carolinnm  beziehen.     Das  Erstere  wurde 
1348   der  Universität   incorporirt  und  umfasste  nur  graduirte  Cleriker, 
die  an  der  Hochschule  lehrten.     Im  Jahre  1366  wurde  das  CoUegium 
Carolinum   gegründet   und  mit  dem  Allerheiligencolleg  verbunden,   so 
dass  immer   der   älteste  Magister  des  Carolinum  in  das  Allerheiligen- 
colleg  eintreten   musste    (Tomek,   Geschichte   der  Prager  Universität 
S.  22.  23). 

Ist  meine  Vermuthung  richtig,  so  wäre  zu  erwarten,  dass  einige 
der  in  dem  Registrum  genannten  antiken  Schriftsteller  sich  in  der 
heutigen  Prager  Universitätsbibliothek,  in  welche  die  Bibliothek  des 
Carolinum   aufgegangen   ist,    noch   nachweisen   lassen.^)     Finden   sich 

1)  In  Frage  stehen  etwa:  Cicero  'De  amicitia\  Mäcrobius  *Comment.  in 
soniDiuni  Scipionis\  Ovids  Metamorphosen,  Palladius  'De  agricultora',  Sallust, 
Seueca,  Valerius  Maximus,  s.  Ilirsching,  Vorsuch  einer  Beschreibung  sehens- 
würdiger Bibliotheken  3,  1 ,  2.07  f.  Hirsching  setzt  emigc  dieser  Handschriften 
allerdings  schon  in  das  15.  Jahrhundert.  In  Betracht  kämen  sonst  noch  als 
möglicherweise  alte  Erwerbungen  aus  der  Karolinischen  Zeit:  Frontlnus 
Stratcgemata.  Juvcnals  Satiren,  Horaz  Sermonen.  Ovids  Herolden,  Sednlius, 
Statius  Achilleis,  sUmmtlich  aus  dem  1 4.  Jahrhundert. 

VIII.    IG.  a.  II.  38 


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von  Konrad  Burdaoh.  483, 

a.  a.  0.  S.  605  f.).  Ohne  Zweifel  dürfen  wir  sie  als  die  bedentsamste 
Fracht  ans  der  Frülizeit  des  gelehrten  Humanismus  auf  deutschem 
Boden  betrachten.  Und  sie  bezeugt  selbst  durch  ihr  ferneres  Schicksal, 
dass  von  Böhmen  aus  die  Fäden  der  grossen  Geistesbewegnng  des 
ganzen  Zeitalters  ihren  Ui*sprung  nehmen:  1538  wurde  sie  auf  Melanch- 
thons  briefliches  Gesuch  den  Baseler  Buchdruckern  behufs  einer  neuen 
Ausgabe  geliehen  (Hanslik  a.  a.  0.  S.  36  und  Anm.). 

Von  der  Bibliothek  des  Carolinum  sind  damals  nach  einer  Notiz 
in  den  Statuta  Collegii  Carolini  (Handschrift  der  Prager  Universitäts- 
bibliothek), die  Hanslik  (a.  a.  0.  S.  24)  mittheilt,  ftir  nahe  und  entfernte 
Gelehrte  durch  beeidete  Scriptoren  und  Rubricatoren  als  correct  ver- 
bürgte Abschriften  angefertigt  worden.  Man  möchte  den  Wortlaut 
dieser  Angabe  kennen,  um  ihr  voll  zu  glauben.  Nahe  liegt  es,  gewisse 
in  Prager  Handschriften  vorkommende  Bemerkungen  damit  in  Verbin- 
dung zu  setzen.  1)  Jedenfalls  würde  diese  Sitte  ein  bemerkenswerthes 
Seitenstück  zu  Johanns  von  Neumarkt  oben  (S.  442  f.)  erwähnter  philo- 
logischer Bemühung  um  correcte  Texte  bilden  und  müsste  als  das 
gleiche  Symptom  einer  humanistischen  Strömung  gelten. 

Wichtig  wäre  es  auch,  genau  den  Bestand  der  alten  Kloster- 
und  Stiftsbibliotheken,  besonders  der  Augustiner,  Prämonstratenser, 
Cistercienser  und  Karthäuser  zu  erfahren.  Aber  freilich,  das  Geschick 
fast  aller  Klosterbibliotheken  Böhmens  war  dasselbe:  in  den  Jahren 
1419 — 1422  fielen  sie  der  bestialischen  Wuth  der  fanatisirten  Hussiten 
zum  Opfer,  und  was  damals  nicht  in  Flammen  aufgegangen  war,  ent- 
führten oder  vernichteten  im  1 7.  Jahrhundert  schwedische  und  spanische 
Soldaten.  Wir  hören  in  der  Zeit  vom  Ende  des  14.  Jahrhunderts  und 
in  den  ersten  Jahrzehnten  des  folgenden  viel  von  böhmischen  Bttcher- 
liebhabera,  die  ihre  beträchtlichen  Sammlungen  den  Bibliotheken  der 
Stiften  und  Kirchen  vermachen  oder  schenken.^)  Allein  an  Nach- 
richten über  Umfang  und  Inhalt  derselben  fehlt  es  unter  den  obwalten- 
den Umständen  gar  sehr. 

1)  Kirchhoif,  Die  Handschriftenhändler  des  Mittelalters  *  8.  112  verweist 
auf  zwei  Fälle:  eine  aus  der  Bibliothek  des  Cistercienserklosters  Alt-Zelle 
stammeude  Leipziger  Handschrift  (^Daniel  glosatus')  und  eine  sicher  in  Prag 
hergestellte  llaudschrift  von  Abhandlungen  des  Hus  und  Wiclifs  tragen  den 
Vermerk  am  Ende  *Correctus  est'.  Der  Verkehr  der  böhmischen  und 
thilringisch  -  obersächsischen  Cistercienserklöster  war  ein  sehr  reger  in  jener 
Zeit,  und  so  mag  auch  die  erstgenannte  Handschrift  böhmischen  Ursprungs 
sein.  Ueber  die  rliniushandschrift  mit  dem  Prädicat  'bis  correctus'  s.  unten. 
Kirchhoff  scheint  übrigens  an  der  Zuverlässigkeit  von  Hansliks  Angabe  zu 
zweifeln,  weil  nicht  näher  gesa^  sei,  worauf  diese  Andeutungen  sich  stützen. 
Aber  dieser  beruft  sich  ia  ausarücklich  auf  die  handschriftlicuen  Statuten  des 
C'oUegs,  und  man  darf  doch  nicht  von  vornherein  annehmen,  dass  er  dies  in 
unredlicher  oder  ganz  flüchtiger  Weise  gethan  habe.  Hängt  die  Einrichtung 
etwa  mit  der  Sitte  der  päbstlicheu  Correctoren  für  die  Urkundenherstellung 
zusammen  (Über  sie  Linaner,  Urkuudenwesen  S.  10.  91  ff.)? 

2)  V^l.  darüber  Ungar  a.  a.  0. ;  Hirsching,  Versuch  einer  Beschreibung 
sehenswürdiger  Bibliotheken  3,  1,  192  ff.  4,  2b4ff.;  Hanslik,  Geschichte  der 
Prager  Universitätsbibliothek  S.  22  ff. ;  Ott,  Beiträge  zur  Receptionsgeschichte 
S.  93  ff. 

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von  Konrad  Bnrdach.  485 

kirclie  (Inventar  von  1435,  Woln^,  ArcL.  f.  Österreich.  Gesch.  1852. 
Notizenblatt  S.  1 69).  Aas  der  darin  enthaltenen  reichhaltigen  patristisch- 
scholastisclien  Litteratnr  erwähne  ich:  4iber  sancti  Angnstini  ad  petrum 
diaconem  de  ßde  Et  idem  de  duodecim  abnsionibns\  ^Epistole  diverse 
beati  Jeronimi\  *liber  de  doctrina  Christiana  Augustini  ad  Entropium 
et  Pauluni  de  perfectione  iusticie'.  Sehr  stark  vertreten  ist  die  cano- 
nist isclie  und  auch  die  civilistische  Litteratnr  (letztere  überschrieben 
*Secuntur  libri  legum').  Eine  besondere  Rubrik  'Item  libri  Poetharum' 
bringt:  *Terencius*„  *Mareialis  (1.  Marcianus)  de  CapelHs',  'Platho  in 
Thimeo',  *Staciu8\  *Priscianus\  'ewangelia  theutunicalia'.  Von 
dem  fibrigen  Inhalt  der  Dombibliothek  nenne  ich  noch  4iber  confes- 
ßionum  Augustini \  *Alanus  de  planctu  nature\  'Lucanus',  'Über  feo- 
dorum  Juris  Magdeburgensis  in  vulgari  theutunico  scriptns  in  perga- 
meno  rubea  cute  circumdatus',  'alius  liber  ffeodorum  (so!)  Juris  Magde- 
burgensis in  theutunico  eciam  in  pargameno  in  asseribns  rubea  cute 
circumdatus*. 

Die  Sammelhandschrift  des  Olmtltzer  Notars  Wenzel  von  Iglau 
(Wien.  Ilofbibl.  12531)  kam.  bereits  oben  (S.  439  Anm.  3)  zur  Sprache. 
Sie  stellt  neben  den  'Novus  Cato\  ein  Buch  der  gewöhnlichen  mittel- 
alterlicher Schullitteratur,  die  moderne  Weltnovelle  von  Boccaccio  und 
Petrarca  'Griseldis'  und  bringt  dadurch  deutlich  genug  zur  Anschau- 
ung, wie  zu  Olmütz  \in  15.  Jahrhundert  *)  die  neue  geistige  Bewegung 
um  sich  gegriffen  hat. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  die  Aufmerksamkeit  lenken  auf  eine 
merkwürdige  Einzeichnung  in  einer  Statiushandschrift  des  Prager 
Domcapitels  aus  dem  13.  Jahrhundert  (L  96)  von  einer  Hand  des 
14.  Jahrhunderts.  Die  Rückseite  des  letzten  Blattes  enthält  in  33 
Zeilen  ein  Verzeichniss  antiker  Autoren  und  Titel,  das  R.  Förster  im 
Rheinischen  Museum  N.  F.  37,  489  abgednuskt  hat.     Da^)  finden  sich 


1)  Wichtig  wäre  eine  genauere  Zeitbestimmung.  Zum  Einband  der 
Ilaiidscbrift  ist  eine  Olmützer T rkundc  von  1427  benutzt  worden.  J.Haupt 
meint  (Neuer  Anzeiger  für  Bibliographie  1876,  S.  4),  das  könne  erst,  nacn- 
dem  diese  werthlos  geworden  sei,  geschehen  sein,  also  wenn  ich  ihn  recht 
verstelle,  erst  geraume  Zeit  nach  1427.  Aber  die  Sammlung  sowohl  als  die 
eiu7A»lnen  Stücke  derselben  können  bereits  vor  dem  Acte  des  pj'nbindens 
niedergeschrieben  worden  sein.  Alles  käme  darauf  an,  den  Notar  Wenzel 
von  Iglan  nachzuweisen  und  seine  Lebenszeit  zu  bestimmen. 

2)  Vau  grösseren  Bequemlichkeit  wiederhole  ich  das  Verzeichniss,  in- 
dem ich  nur  Zahlen  hinzufüge :  I .  Valerins  maximus  2.  Vergilius  georgiconim 
.'i.  Claudiauus  in  rut'ünum  4.  Oracius  odanmi  senuonum  Epodcmi  5.  Magnus 
allexander  (doch  wohl  des  Curtius  Rnfus  Historiae  Alexandri  magni,  viel- 
leicht aber  auch  einer  der  mittelalterlichen  Alexanderromane)  r».  Tragedie 
Scnece  7.  Varro  S.  Philippica  (schwerlich,  wie  Förster  vermuthet,  Justins 
E])itonie  der  historiae  Philippicae  des  Pomponius  Trogus,  vielmehr  Ciceros 
riiilippica  gegen  M.  Antonius)  0.  Terencius  m  delphis  (^l  Adelphis)  in  eunucho 
in  coniediis  1o.  ffrontinus  (so!)  de  re  uiilicari  (1.  militari)  11.  Syndonianus 
(Sidonius  Apnllinaris  oder  Synödicus  des  Warnerius ,  s.  Bonian.  Forschungen 
i\,  315  ff.?)  12.  Lactancius  IH.  Palponista  (Fnmcke,  Lat.  Sclml]M)esie  S.  75if.) 
14.  Knnius  15.  Aurelius  maximus  IK.  Affrica  petrarche  et  de  vita  solitaria 
17.  Salustius     18.  Paradoxe  Tulii    \\).  Tulius  tusüul[anjanim  disputationum 


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von  Konrad  Bardach.  487 

Bchnlten  und  erfahrenen  Auge  der  Dnetns  der  Schrift  eine  Entschei- 
dung über  die  Heimath  liefert.  Innere  Grttnde,  auf  die  ich  mich  bei 
mangelnder  Autopsie  stützen  muss,  scheinen  mir  nicht  dafQr  zu  sprechen, 
dass  ein  Italiener  diese  Aufzeichnungen  machte.  Ein  solcher  würde 
nicht  nöthig  gehabt  haben,  sich  die  Titel  der  bekanntesten  Werke  Pe- 
trarcas erst  schriftlich  anzumerken.  Was  vielleicht  nicht  aus  Petrarca 
stammt,  Sidonius  Apollinaris  (11),  Palponista  (13),  Platearius  (27), 
Nennius  (32),  die  sieben  weisen  Meister  (20),  fahrt  eher  nach 
Böhmen-Mähren  als  nach  Italien.  Die  sieben  weisen  Meister  werden 
bekanntlich  während  des  15.  Jahrhunderts  in  Deutschland  die  Haupt- 
quelle der  aufstrebenden  Prosaerzählungslitteratur,  und  Sidonius  Apolli- 
naris wird  z.  B.  in  einem  Brief  der  aus  Wenzels  Kanzlei  stammenden 
Formelsammlung  (bei  Friedjung  a.  a.  0.  S.  324)  angefahrt.  Alles  in 
Allem  genommen  i)  neige  ich  mich  dazu ,  den  Verfasser  der  Notizen 
in  Prag  oder  Ol  mutz  zu  suchen  und  ihn  fUr  einen  Zeitgenossen 
des  Johann  von  Jenzenstein,  Wenzels  Kanzlers,  und  für  einen  Mann 
der  Kanzlei  oder  doch  ftlr  einen  durch  sie  Gebildeten  zu  halten. 
Dann  würde  auch  diese  scheinbar  so  leere  Liste  von  Autoren  und 
Titeln  zu  einem  bedeutungsvollen  Zeugniss  fttr  die  von  dem  Hofkanzler 
Karls  IV.  ausgehenden  humanistischen  Anregungen.  Sollte  erneute 
Untersuchung  des  Statiuscodex  för  jenes  Verzeichniss  eine  spätere  Ent- 
stehungszeit ergeben,  so  käme,  falls  es  bis  über  das  Jahr  1430  hinab- 
gei*ückt  würde,  auch  der  Einfluss  eines  anderen,  schon  oft  genannten 
Mannes  in  Betracht:  Enea  Silvios. 

Er,  der  dem  Humanismus  in  Deutschland  erst  voll  die  Thore 
geöffnet  hat,  fand  seine  ersten  und  ergebensten  Anhänger  in  Böhmen, 
in  den  Kreisen  der  Kanzlei.^)  Der  Böhme  Caspar  Schlick,  Sohn 
des  Egerer  Kaufmanns  Heinrich  Schlick,  der  auch  in  Italien  Geschäfts- 
verbindungen besass  und  von  dort  sich  seine  Frau  geholt  hatte,  unter 
Siegmund,  Albrecht  und  Friedrich  Leiter  der  deutschen  Reichskanzlei 
und  als  solcher  durch  sein  Amt  wie  in  seinen  humanistischen  Neigungen 
Erbe  und  Nachfolger  Johanns  von  Neumarkt,  hatte  Enea  auf  dem  Baseler 
Concil  in  sein  Bureau  gezogen  und  ihm  dann  später  (1443)  ein  Secre- 
tariat  in  der  Reichskanzlei  Friedrichs  lU.  verschafft.  Seine  Collegen 
waren   dort   die   Böhmen  Wenzel  von  Buchau,   von   dem  ein  Brief 


1)  Auch  das  möchte  ich  in  Betracht  ziehen,  dass  die  Bibliothek  des 
Präger  Domcapitels ,  die  im  Wesentlichen  den  alten  Bestand  des  14.  und 
1.5.  Jahrhunderts  noch  jetzt  rcpräsentirt,  Petrarcas  Africa  und  von  den  übrigen 
WiTken  des  Verzeichnisses  die  folffendon  besitzt:  Valerius  Maximus,  Virgilii 
Bucolica,  Lactautius,  Horatii  EpistoTac  und  Canuina,  SenecA,  Statius,  Sallustiiis 
in  Catiliuam  (liirsching,  Versuch  einer  Beschreibung  sehenswürdiger  Biblio- 
theken Teutsclilands  3,  1,  2oy  fl'..  wo  aber  nur  Auszüge  gegeben  smd). 

2)  Vgl.  Voigt,  Archiv  f.'  Österreich.  Gesch.  lü,  ;J28  flf.  337  f.  Enea 
Silvio  1,  2S4.  2,  353.  Wiederbelebung*  2,  295  f.;  Ott,  Beiträge  zur  Receptions- 
geschichte  S.  22i»  Anm.  'A.  —  Es  wäre  hier  auch  Pier  Paolo  Vergerio  als 
ein  Bahnbrecher  des  Humanismus  in  Deutschland  zu  nennen ,  der  ja  in  die 
Kanzlei  Siegniuuds  eintrat  und  ihm  als  „llofdiehter  und  Lateinsecretär" 
(Voigt,  Wiederbelebung«  2,  275)  diente.  Aber  seine  Wirksamkeit  hat  sich 
kaum  in  Böhmen  geltend  gemacht. 


488       Zur  KfiatBiB»  a2td?vr«^ber  HAcdscfaiftn  mc«  K.  Bmrdftek 


§ieh  in  df:T  Sammliuif  ä^  Epifteln  Ene«F  findet,  «iid   der  ZBei«:  ^^' 
Ifhfrfe    aVtfchrie^.    «AmicelTe    und    mi:   ibnen   ein   kJeiztes  BncblüBd!-:*- 
^i^hkft  Tri*:b.  Frvkvp  vvn  Kab«te:n.  der  fp&ier  «1453   Kanzkr^i 
h'/hxD'rD  wurde    cnd    d»-**^n  Brudrr    Johann  Ton   Kat-fTein.   Qei  i 
Kom  cekbt    und    ii^h   lanre  Z^i:  den  Wi^gienfe haften  r»e'»ida)r:  txit 
d*rT  mit  Cic»-r«.» .    Ovid .  Trrenz .  H-  raz  renraut   nnd   ein  AxJiiiurer  if 
rfa»'U•ri^<-h«:n  Kün?ie  srevordt-n  var.    dann  nach    I>-:*hiDen  zvnbckkrk^L 
dort  .in  der  clückücLen  Mu^se    der  Wii>ensehaften*    sein  Leihen  ^r:- 
brachte  und  in  «einem  kircb^np*.*]  irischen  £»ial*ie  Enea  al»  seinem  V>:- 
bild  narh-trebie.     I»er  Kanzlei  ^iejaonnd?  •1-I3«> — 1437*   und  Al>»r^^"s 
tliH>)i  ::rL«>r:e  auch  J'.'Lanne^  To^ek  ans   Paixan   an.  der  1441  i)? 
Hfir^er    vvn  I'rat'   auftren-mmen   1  üb— 1451    I*n:iX->noiar    der  Alt=uä: 
war  und  mit  Enea  in  Hriefw*rch'^rl  «tand.    ftlr    ihn   in   B*>hmrn  liittn- 
riftche  Propaganda  machte,  indem  er  ?ich  -^^ine   neu  T-erfassten  Schriftrii 
aoabat.    und  ihm  b*-i  der  Au^arbeituns:  feiner  Iii<>u*ria  b«*heniica  Uilfc 
lei-tete.    Auch  am  ll-'fe  de»  K^niz  ljidi*lan*  hane   £lnea  Silvi«-  per5«''ii- 
liche  Beziehungen  und  der  Proti.'Lytar  der  Herren  Ton   RoaenWir,  ü«t 
liäupter   der    katholischen    Partei.    Wenzel  v^.in   Crom  low,    an  dri 
llnea   1453  einen  freun«l*chaft liehen  Brirf  richtete  und  der  1454 — l4oif 
Administrator  de?  Krzbi>thums  Präs  war.  hatte  seine  Epis^teln  in  einer 
Handschrift  un  der  Prairer  rniver*itätshibIiothek »  rnsanunemretrairen.'' 
Kl*  herrschte  in  d»-r  That,  wie  »imr  vun  Enea*  Verehrern  an  ihn  schrieb 
in  IVthmen  da.-  lebhafteste  Interesj^e  für  *»-ine  Person  und  seine  Schriftr». 
l'nd    auch    in    Ulmütz    fanden   Johann?  von   Neomarkt    Bestrebunc» 
Kort^etzunir  durch  den  Bi?chof  Pri»ta*iu*  von  Czernahora  il4o7— 
1481;.->   der    in  Italit-n   gebildet,    ein    Freund     des    Janus    Pannonioj. 
<;uarino>  Schüler,  ein   Bewunderer  von  Vallas   Elegantien   sich   aU  eia 
ij^nner  und  Förderer  der  humanistischen  Studien  bewies.*! 

\}  lii  den  rM'>itz  di«-*ts  Mannt>  jrrUnjrt»'  iibri^ons  auch  die  «»Wa 
<S  :;:',<»,  erwülmte  HaiHUriiritt  d«-^  >«  ripTuiii  mi|kt  apiK:al\-jisinr  «Wolnuaim. 
i^urll«nM-hriüi  11  zur  Kuii>tp-^rlj.  l».    i:»«.  i-r  v%ar  «»ffenliar  t-in  Kiiehertn»uiKi. 


luaf'ht'ii  >»if  •bn  Kindnuk .  ;iN  M-i.  n  «-i«-  fir  •■in«-!!  M»««*«-ii  «ipens   he>tellt  p? 
ui->.'n.     hN  niiid :  .lu^tiii'*  K|»iii»uii-  zu  «b«- 1'« 'inj  »-ir.^l  n^ini*»  Historien,  f'urriiL» 
KulU!*.    raiit  jryriri  diwr^nniin  au«tHnini .  <  ir.  n»^  V»Trinoii.  Macn.>l»ius  •LiWr 
de  saturaalibus'  (Dudik.  her  Koiiiaimiu   I.   r»«»  iV  «. 

Halle  a.  S.  K.»nrad  Burdach. 


*)  DerSchluss  dieser  Arbeit  ^\i^d  in  r»uelifi»nii  im  Verlag*!»  von  O.  Ilar- 
itz  in  Leiijzit;  erseheineu.  1  *  i  e  K  e  d  a  e  t  i  u  u. 


raasowitz  m  Leipzig 


Les  manoscrits  grecs  de  Y^rooe  par  H.  Omont.  489 

Les  manuscrits  grecs  de  1a  biblloth^qne  eapltulaire 
et  de  1a  blblloth^que  communale  de  Y^rone. 

La  biblioth^que  capitnlaire  de  V^rone,  justement  cdlöbre  par  ses 
antiques  manuscrits  latins  et  ses  pr^cieux  palimpsestesXO  possede  dix- 
neuf  manuscrits  grec8.(^)  La  plupart  de  ces  volumes  proviennent  de 
la  collection  de  manuscrits  legu^e  en  1755  au  chapitre  par  Tauteur 
de  la  Verona  illustrata,  Scipion  Maffei.  On  n'y  trouvera  aucun 
des  manuscrits  de  G.  Saibante,  dont  Maffei  a  public  une  liste  sommaire 
(Verona  illustrata,  III,  241-244).('*)  Cette  collection,  apres  avoir 
pass^  dans  les  mains  d'un  autre  V^ronais,  P.  de*  Gianfilippi,  a  dte 
malheureusement  dispersee  en  1843,  en  ventc  publique  ä  Paris.('*) 

L'histoire  de  la  bibliothöque  capitulaire  de  Vdrone,  depuis  ses 
oripnes  jusqu'ä  nos  jours,  a  ete  savamment  traitee  en  ses  moindres 
details  par  le  bibliothecaire,  M.  le  chanoine  comte  Carlo  Giuliari,  dans 
une  Serie  de  mcmoires  publids,  depuis  1874,  par  TArchivio  Veneto 
et  rennis  en  un  volume  intitule:  la  Capitolare  biblioteca  di  Ve- 
rona. Parte  prima,  lib.  I  e  U.  (Verona,  1888,  in-8<^,  396 -XCI  pages; 
tirc    ä    part   ä    60   exemplaires.)     Ce    premier   volume,    qui    contient 

(1)  Voy.  Blume,  Iter  italieum,  I,  247-271;  IV,  187-191;  mais  parti- 
cnliorement  1 ,  254-264.  Cf.  les  diff^rentcs  publications  de  Mommsen,  Studo- 
muiid,  Kniegcr,  Sickel,  Chatelain,  etc. 

(2)  Kn  dehors  du  Psautier  grec-latin,  en  onciales,  publik  par  Bianchini 
(n^  1),  la  bibliotheque  capitulaire  de  V6ronc  a  po8sed6  ancieunemcnt  au  moins 
im  niunuscrit  grcc.  Parmi  les  manuscrits  que  Hurault  de  Boistaill^,  anibassa- 
deur  de  France  a  Venise,  avait  recueillis  en  Italie,  au  milieu  du  XVI«^  siecle, 
et  qui  sont  entr^s  au  d^but  du  XVII»  siecle  dans  la  Bibliotheque  du  roi,  sc 
trouve  un  petit  volume  grec  des  quatre  Evangiles,  du  Xllb  siecle,  a  la  fin 
duquel  on  lit  cctte  uote  (Hibl.  nat.,  ms.  grec  91,  fol.  275): 

„lloc  Volumen  quatuor  evangelistarum  grecis  transcriptum  literis 
vencnibilis  in  Christo  pater  dominus  Dorotheus,  nationc  grecus,  archi- 
opiscopus  MetcHinensis,  reliquit  in  hac  bibliotheca  ad  usum  canonicorum 
regulariuni  anno  Domini  MCCCCXXX Villi:  quo  tempore  impcrator  Con- 
stantino])olitunus  et  patriarca  ac  reliqui  orientales  prelati  in  Italiam  naviga- 
runt  sancte  unioni.s  conficicnde  gratia:  divisi  onim  fucrant  a  Komaua  ec- 
t'lcsia  per  longissima  tempora  detenti  multis  erroribus.  Que  nuidem  unio 
IVliritcr  t'uit  celebrata  sub  Romano  pontüicc  Kugcnio  papa  11  ll. 

D.  Timotlunis,  Veronensis  canonicus." 
CS)  Edition  in-folio  (1732). 

(4)  Catalogue  de  niss.  provenant  des  collections  Saibante 
et  (1  ianfilippi,  de  V6rone.  (Paris,  1842,  in-8".)  Lavente  eut  Heu  le 
2:i  janvior  1813  et  jours  suivants.  Sur  le  sort  de  la  plupart  des  manuscrits 
(iiantilippi  il  laut  consulter  la  Notice  sur  des  mss.  du  fonds  Libri 
conserves  a  la  Laurentienne  a  Florence,  par  L.  Delisle,  dans  les 
Notiees  et  extraits  des  mss.,  t.  XXXII.  I,  114-120.  —  Le  n»  1  des  hlss. 
de  Saibiuite  (Evang61iaire,  copie  par  Theodore  en  1292),  qui  n'etait  pas 
pa.'^se  dans  la  collection  de  Gianfilippi,  est  aujourd*hui  au  Bntish  Museum, 
ms.  Burney  21.  Le  n"78,  „S.  Agostmo  de  Trinitate  tradotto  in  greco," 
est  conserve  a  la  bibliotlit^que  connnunale  de  Verone.  —  11  y  a  a  la  uiblio- 
theijue  capitulaire  un  catalogue  tres  detaille  des  mss.  de  Saibante,  sous  le 
n"  „nX'Vll  (282).  Oct.  Alecchi  Veronensis  catalogus  mss.  bibliothecae  Jo. 
de  Saibantis,  patricii  Veronensis."  (XVII«  siecle,  papier,  280  feuillcts,  in-fol.). 


■1  i:-j1  it   M  -izi.  •tili    rirs.    a^c  ^tt.. 

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par  H.  Omont.  491 

t.  LXIX,    col.  717.     (Le   fac-simile   de  Mai,   reproduit  par  Migne,  est 
trfeß  inexaet.)     Cf.  Ginliari,  p.  197-198. 

VIP -VHP  si^cle.  Onciale.  Parchemin.  1  feuillet.  144  sur  85 
millimetres.     Peintures.     Reliure  en  parchemin.     (Maffei,  n^  1.) 

CXX  (110*).    Sticherarium. 

Musique  notde.  —  Palimpseste. 

XV®  si^cle.  Parchemin.  111  feuillets.  205  sur  140  millimetres. 
Reliure  en  parchemin. 

CXXI  (110).    Leonis  Sapientis  imperatoris  orationes  XXXIII.  in  diversas 
festivitates. 

XVP  siöcle.  Papier.  458  feuillets.  210  sur  145  millimötres. 
Reliure  ancienne.     (Maffei,  n®  4.) 

CXXII  (111).     Nicephori  BlemmidaB  commentarius  in  Psalmos. 

Au  fol.  283,  on  lit  cet  ex-libris:  j[  To  jtagov  VaXxtjQiov  Ion 
Ifiov  olxovofiov  rfjg  ayKDTaxrjq  firjTQOJtoXicog  Äiov  (corr.  na(i(pov) 
UQtcjg  MixccfjX  [laXaioXoyov  KvjtqIov  (ces  deux  derniers  mots  sur  un 
grattapje). 

XW  si^cle.  Parchemin.  283  feuillets.  198  sur  140  millimetres. 
Cartonnd.     (Maffei,  n*^  2.) 

CXXIII  (112).     Nicephori  BlemmidaB  commentarius  in  Psalmos. 

XVP  siöcle.  Papier.  136  feuillets.  195  sur  145  millimetres. 
Reliure  en  parchemin.     (Maffei,  n^  3.) 

CXXIV  (113).     Nicephori  BlemmidaB  commentarius  in  Psalmos. 

On  lit,  ä  la  fin,  cette  souscription :  MtxByQd<f;d^ri  ^  JtaQOvda 
cvvojiTixfi  tQfAfjvtla  tcöv  VaXficüv,  ij  Jtaga  Nixt^q^OQOv  rov  BXefi- 
filöov  jrot7]d-ttoa ,  cbto  rivog  xaXalov  avTiyQa(pov  trjg  ßißXiod^ij- 
X7}q  rov    FtQüOl/iov  BXdxov,   aQxieJttoxojiov  Jiore  x&v  VqalxAv 


xaxd  ni]vd  avyovOTOv  reXetcod-eloa, 

XVllP  siecle.     Papier.    163  feuillets.     300  sur  220  millimetres. 
Cartonnd.     (Maffei.) 

CXXV  (114).     loannis  Xiphilini,    Oonstantinopolitani  archiepiscopi ,  ho- 
milue  LIU.  in  Evangelia  Dominicamm. 

Incomplet  du  debut  de  la  premiöre  homdlie:  .  .  .  xF.olac:  Bajiv- 
Xoiro,:,  dtlxrv(i  on  ovxo^  ion  ...  —  A  la  fin,  les  quatre  vers: 

Or  N(oaaix(ijg  jtQog  oxiäv  (lovov  ßXtJiti  .  .  . 

XVP  siecle.     Papier.     371   feuillets.     300   sur   215  millimetres. 
Reliure  ancienne.     (Maffei,  n"  5.) 


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par  H  Omunt.  493 

CXXX  (119).    SS.  Basilii;  Joannis  Damasceni  et  AndresB  Hierosolymi- 
tani  opuscula. 

1.  S.  Basilii  cpistolu  I.  canonica  ad  Amphilochiam. 

2.  S.  Joannis  I)amasceni  homilia  I.  in  Dormitionem  beatse  Maria'. 

3.  8.  Andreas  Hierosolymitani ,  seu  potins  Cretensis ,  homilia  II. 
in  Exaltationen!  S*^-  Crucis. 

XVF  siecle.  Papier.  48  feuillets.  235  sur  165  millimfetres. 
Kelinre  en  parcliemin. 

CXXXI  (120).     Aristophanis  comopdia3  tres:  Plutus,  Nebula^   et  Ramr, 
cum  scholiiä;  pnecedit  Aristophanis  vita. 

C'est  le  ms.  III.  c.  5  de  la  biblioth^que  de  Modene ,  rendn  par 
errenr,  en  1816,  a  la  bibliothöque  capitnlaire  de  Vörone,  an  lieu  d'nn 
autre  ms.  qui  contenait  seulement  denx  com^ies  d'Aristophane,  Plntus 
et  les  Nudes.     (Cf.  Giuliari,  p.  103,  262  et  346.) 

XV«  siöcle.  Papier.  131  feuillets.  230  suf  168  millimetres. 
Keliure  en  vean,  aux  armes  d'Este. 

CXXXII  (121).    Graecorum  recentiorum  epistolsB  variae. 

Voy.  sur  ce  ms.  une  longue  notice  de  Lami,  dans  les  Delicia? 
eruditorum  (Florentia?,  1740,  in- 12®),  t.  IX,  p.  XIII  et  suivantes;  cf. 
aussi,  t.  VII  (1739),  h  la  fin,  et  t  XV  (1744).  Nous  en  extraierons 
seulement  la  liste  des  auteurs  des  lettres  comprises  dans  ce  recueil 
(t.  IX,  p.  XIV- XVI),  qui  doit  faire  Tobjet  d'une  pnblication  proehainc 
de  M.  Em.  Legrand: 

„Griccorum  quorumdam,  qui  sa^culo  XVI.  et  XVII.  vixerunt, 
cpistola>  numero  0X0.  Nomina  eornm,  qui  eas  scripsere,  sunt  qua; 
sequuntur:  Andreas  Londanus,  eques  D.  Stephan!,  Andreas  Spiras, 
Anonymus,  Antonius  Eparchus,  Arsenius,  archiepiscopus  Monembasio?!, 
Athanasius,  patriarcha  Alexandrinus ,  Ohius,  Gonstantinus  Lucaris, 
Oonstantinus  Patricius,  Da^monioannes,  Dionysius,  Dionysius  Gate- 
lianus,  Emmanuel  Margunius,  Emmanuel  Pegas,  Franciscus  Goccus, 
Franciscus  Daportus ,  Gabriel  Severus,  Georgius  Balsamon,  Georgius 
Carophiles,  Georgius  Lampadarius  magna)  Ecclesia),  Gerasimus  hie- 
romonaclius,  Hermodorus,  Hierotheus,  metropolita  Monembasia?,  Hippo- 
lytus,  metropolita  Chii,  Jacobus,  patriarcha  Oonstantinopolitanus, 
Jeremias  IL,  patriarcha  OP.,  Jeremias  Tzancarelos  hieromonachus, 
Joannes,  Joannes  Bonapheus,  Joannes  Nathanael  sacerdos,  Joannes 
Sozomcnus  Cyprius,  Leontius  Cyprius  hieromonachus,  Leontius  hiero- 
monachus, Manuel,  Marcus  Morezenus  sacerdos,  Maximus,  archidiaco- 
nus  Alexandria?,  Maximus  hieromonachus,  Maximus  Margunius,  epi- 
scopus  Cytherorum,  Meletius  monachus,  Meletius  Pegas,  patriarcha 
Alexandrinus,  Metrophanes  hieromonachus,  Metrophanes,  pontifex 
Monembasia),  Metrophanes  Rhacendytorum  et  Melenici,  Michael 
Blastus,  Michael  Parastates,  Nathanael  Grasos  hieromonachus,  Nice- 
phorus  hieromachus  chartophylax,  Nicephorus  Parasches  hierodiaconus, 


par  n.  Omont.  495 

christiauaß  fidei,  cai  adjuncta  est  gemina  censnra  svnodalis. 
(8.  1.,  1645,  iii-80.) 

XP — XVIII®  si^cles.     Parchemin  et  papier.     Cartonnd. 

CXXXIV  (123).    Paracleticon. 

lucomplet  du  commenccment  et  de  la  ßn.  —  Palimpseste. 

XIV»  siöcle.    Parchemin.    78  feuillets,    280  sur  220  millimfetres. 
Reliure  en  parchemin. 


Biblioteoa  Comiinale. 

1  (560).     Aristotelis  de  anima  libri  UI. 

En  hant  du  premier  feaillet  de  garde,  Tex-libris:  rov  Bixav- 
Tcor/ov  rgsfiloov. 

XVI»  siöcle.  Papier.  81  feuillets.  240  sur  180  millimötres. 
Relinre  en  parchemin.     (,Collegii  Veronensis  Soc[ietati8]  J[e8u].*) 

2  (569).     S.  Augustini    de  Trinitate   libri  XV.  (cap.  1-220) ,  a  Maximo 

Planude  griece  versi. 

Copie  en  1715  par  Panagiotes,  de  Sinope.  Papier.  138  feuil- 
lets. 230  sur  170  millimetres.  Reliure  en  parchemin.  (Provient  des 
bibliothcques  de  Saibante  et  P.  de*  Gianfilippi,  de  V^rone,  1847.) 


Appendice. 
Manuscrits  grecs  de  Scipion  Maffei. 

(Maffei,  Verona  illustrata,  1732,  in-fol.,  parte  III,  col.  273.)(») 

1.  Prima  tra'  Greci,  Commentarj  sopra  i  Salmi,  da'  quali  fu  tratto 
giä  un  Frammento  di  Nestorio  nella  Lettera  sopra  alcuni  frammenti, 
pretesi  di  Sant'  Ireneo.  Carta  che  si  conosce  tagliata  giä  da  codice 
in  earattere  majuscolo,  contenente  un'esposizione  di  Cirillo  Alessan- 
drino  sopra  i  Salmi,  qual  esposizione  sarebbe  non  solamente  inedita, 
ma  finora  incognita,  e  innominata.     [N®  109.]  (<) 

2-3.  Copie  dne  della  interpretazion  de'  Salmi  di  Niceforö  Blem- 
mida;  inedita.     [N««  122-123.] 

4.  Omilie  trentatre  di  Leon  Sapiente,  delle  quali  dieciotto  in- 
edite.     [N«  121.] 

5.  Omilie  di  Sifilino  sopra  gli  Evangelj  delle  Domeniche  di  tutto 
Tanno:  manca  il  principio;  inedite.     [N^  125.] 


( 1 )  Les  uum^ros,  entre  crochets,  ä  la  fin  de  chaque  article  donnent  les 
cotes  actuelles  des  manuscrits  dans  la  bibliotheque  oapitulaire  de  V6rone. 


496 


Les  nuwuacritB  grecs  de  V^rone 


6.  Asciepiu   sopra   la   Metafisica  d'AristotcIe ,    secondo  li  mc 
•  d'Aininonio;  incditü.     [N°  128.| 

7.  David  filosofo  Hopra  Aristotcle.  e  sopra  Porfirio:  ineil 
[N«  129.) 

8.  Tattica  del  Turfirugenito  intera,  avendola  il  Menrsio  d 
fiiori  dimezata.     [N°  127.J 

9.  Epistolc  di  modern!  <ircci:  ana  di  Margunio  ne  puhlicas 
nella  sopramentovata  lettcra.     [N**  132.] 

10.  Catal(»K<>  d'aniplisKima  librcria  greca,  che  mostra  non  ^ 
l»iii  antico  di  dugenf  anni,  e  purt?  molte  (»pere  reg-istra  al  pr» 
perdutc,  e  di  non  poche  delle  quali  notizia  nun  abbiainu  älci 
IN"  117.] 

Concordance 

den  num<irn8  actnels  des  manuscrits  grecs  de   la   bibliothe« 
du  chapitre  de  Verono  et  des  niimeros  de  la  liste  prcctfde 

des  inanuscritd  de  Scipion  Maffei. 


Chapitre 


Maffei 


Chapitre 


Maffei 


N 


im 


117 
119 
121 
122 
1 23 
124 


N 


OH 


10 

1 

4 
2 
3 


N 


Oh 


125 
126 
127 
128 
129 
132 


8 
6 


9 


Index  alphab^tique. 


AminoniuH.    Scliolia   in   Aristotolis 

motuphysica,  (!XXV1I1. 
Andreas  IlitTo.solvniitaiuis,  vol  Cre- 

tcnsis  (S.).  Moniifia  II.  in  Kxaltafio- 

nem  Si.  ('nicis,  ('XXX. 
AriHtophant's.    ('Dnurdia*:  l'lutus, 

Nebulj«*,  \<iiuiv,  CXXXl. 
AriHtutdes.  Deaninia,  Bibl.  com., 

500.  —  Schidia  in  nictapliysica ,  ab 

As(depii)  ex  von;  Anmituiii  llcrni:!'!, 

CXXVllL    —    Davidis    i)hilo.sopbi 

expoHitio  dccem  catcgoriaruiu,  etc.. 

CXXIX. 
Asclcpius.     Scholia   in    Aristotclis 

metaphysica,  CXXVIII. 
Astronomie.      Fnurment    d'uu    traitc 

astronomique,  CXXXUl. 


oan« 


CO] 


Athanasc  (Tablo  «Vune  odition 

oMivres  do  S.),  CXXXII. 
Augustinus  (S.).     De    Triuitat 

Maxinio  rianiide  ji^nt^fo  vrrs.,  1 

com.,  509. 
Hasilius  (S.).     Epistola  I. 

ad  Amphilochium,  C'XXX. 
IJcuihnencs     (Kinniaauor)' 

(XV^s.)  du  ms.  rXXlX. 
IMblia.  —  Voy.  Psaltoriuiii. 
lU»>mmidcs  (NicophoriisV  Com 

tarius  in  Psalmos,    CXXIl-CX 
('atalt)guc  alphabctir|uc  dos  inss  ' 

de  Fontainebleau,  CXVII.        ' 
Concile».   Actes  des   C-oiiciles  de 

et   de  .Jassv  eoutre   Cvrille   L 

patriarche  de  Cl\,  CXXXIII 


pBT  H.  Omont. 


49*/ 


1 1  i  n  u  s  Porphyrogenitiis  imp. 

s  Alexandrinus  (S.)-      Pro- 
explanationis    in    Psalmos, 

Lacar.  Actes  des  concües 
.  et  de  Jassy  contre  lui, 
111. 

philosophus.  Prolegomena 
iphifle,  expositio  quinque  vo- 
orphyrii  et  decem  categoria- 
ristotelis,  CXXIX. 
Table  d*un  recueil  de), 
111. 

el  Bembrsenes,  copiste  (XVI« 
ms.  CXXIX. 

f  epitaphia  et  epimmmata 
rum  recentiorum,  CXXXll. 
iiius  [Eumathius].    De  Is- 
et      Ismenes      amoribus, 
111. 

bleau.  Catalogue  alpbab^ti- 
es  mss.  grecs  de  Fontaine- 
CXVll. 

pi  (Ms.  pruvcnant  de  P.  de*), 
com.,  569. 

m   recentiorum    epistolsB    et 
mmata,  CXXXll. 
i;     (Ms.     Tov    BixavtvDviov), 
com.,  560. 

ides.    De  politicis   Atheni- 
1  (gr.-lat),  CXXXll. 
dorus.    Epistola  ad   Theo- 
m   xbv  AeaßovXxov   xov  Be- 
fiv,  CXXXll. 

tles.  Commentarius  in  Pytlia- 
carmina  aorea,  CXXIX. 

de  V6rone  (Ms.  provenant 
Bibl.  com.,  560. 
s  Damasccniis  (SA  Homilia 
onuitionem  S»-  Manae,  CXXX. 
s  Xi  philin  US.  Homiliae  53. 
HDf^eÜa  Dominicarum,  CXXV. 
piens  imp.  Orationes  33.  in 
«8  festivitates,  CXXl. 
.  Voy.  Paracleticon,  et  Stiche- 
I. 

(Cyrille).  Actes  des  conciles 
P.   et   de    Jassy  contre  lui, 

an. 

(Scipion).  Mss.  provenant 
coilection,  noi  CXVIl,  CXIX, 
—  CXXIX,  CXXXll. 

^aris. 


Maximus  Planades.  S.  Augustini 
de  IVinitate,  graece,  B  i  b  1.  c  o  m.,  569. 

Meletius.  De  natura  hominis, 
CXXIX. 

Michel  Pal^ologue,  de  Chypre,  posses- 
seur  du  ms.  CXXII. 

Modöne  (Ms.  de  la  biblioth^que  de), 
CXXXl. 

Musique  not^e,  CXX. 

Nicephorus  Blemmides.  Commen- 
tarius in  Psalmos .  CXXII  -  CXXI V. 

Orpheus.  Index  Orphei  Argonauti- 
corum,  CXXXIII. 

Pal^ologue     (Michel),     de     Chypre, 

Sossessenr  du  ms.  CXXII. 
Impsestes,  CXX,  CXXXIV. 
Panagiotes,  de  Sinope,  copiste  (1417- 

1715)   des   mss.   CXXIV    et  Bibl. 

com.,  569. 
Paracleticon,  CXXXIV. 
Photius,   CP.   patriarcha.    Epistola 

ad  AmphUochium,  CXXXIII. 
Pindarus.   Opera  (ed.  1515),  CXXVl. 
Planudes  (Haximus^.    S.  Augustini 

de  Trinitate,  grsece,  B i  b  1.  c  o  m.,  569. 
Plato.    nooriXeia  avfifiixta  eiq  tcv 

nXaxoiva,  CXXIX. 
Porphyrius.        Davidis     expositio 

quinque  vocum  Porphvrii,  CäXIX. 
Porphyrogenitus     (Constantinus) 

imp.  Tactica,  CXXVll. 
Psalterium,  cum  Canticis,  ffr.-lat  (onc), 

I.  —  Catena  variorum  PP.  in  Psal- 
terium, CXVm.  —  S.  Cyrilli  Alex. 
Srooemium  in  Psalmos,  CXIX.  — 
[icephori  Blemmidae   comment.  in 

Psalmos,  CXXII -CXXIV. 
Pythagoras.    Carmina  aurea,  cum 

Ilieroclis  commentario,  CXXIX. 
Saibante  (Ms.  provenant  de),   Bibl. 

com.,  569. 
Severos  (Gabriel),  possesscur  d'une 

partie  du  ms.  CXXXIU. 
Slavon  (Note  en  vieux),  1. 
Sticherarium,  CXX. 
Theodorus    Studita.      Poenitentiae 

commnnes,  CXXXIII. 
V6rone  (Ms.  provenant  des  J6suites 

de),  B ib l.  com.,  560.  —  Voy.  Gian- 

filippi,  Maffei,  Saibante. 
Xipnllin US  (Joannes).    Homilise  53. 

in  Evangelia  Dominicarum,  CXXV. 


H.  Omont 


/in.    la  o.  II. 


34 


49B  Recensionen  und  Anzeigen. 


Recensionen  und  Anzeigen. 

Ehrle,  Fr.  S.  I.,  lliHtoria  bibliotliecae  Ronianorum  Poutificum  tum  Boni- 
fatianae  tum  Aveuioncnsis  enarrata  et  antiquis  earuin  indicibus  aliisqne 
documentis  illustrata.  Vulffata  suniptu  Academiae  historico  -  iuridica^. 
Tomus  1.   Ruuiae,  typis  Vaticanis.   l^DO.  —  4".  XII,  786  pp.    8  tab.   30  Fr. 

Ueber  die  älteste  (beschichte  der  vaticanischen  Bibliothek   g'ebcn  nnr 
einzelne   fragmentarische  Notizen   Auskunft,   die   der   berühmte    Archäologe 
Rossi  zusammengestellt  hat.     Vgl.   Ontralbl.  II  (1S85)   S.  333 — 334.     Papst 
Bonifaz  VIII.  ist  der  erste,  weicher  1295  ein  Verzeichniss  anfertigen  Hess: 
luventarium  de  omnibus  rebus  iuventis  in  thesauro  sedis  apostolicae,  g-edruckt 
bei  Denifle  und  Ehrle,  Archiv,  I,  24—41.    Damit  beginnt  eine  neue,  die  zweite, 
Epoche  in   der  (icschichte  der  päpstlichen  Bibliotliek,  welche  von   1295  bis 
1417,  bis  auf  Martin  V.  reicht.    Nur  diese  Zeit  will  F,  Ehrle  darstellen,  indem 
die  frühere  bereits  mit  den  erwähnten  Notizen  Rossis  erschöpft  ist  und  das 
15.  Jahrhundert  bereits  eine  Darstellung  gefunden  hat  durch  Mtintz  und  Fahre, 
Iji  Bibliotheque  du  Vatican  au  XV^  siecle  d'apres  des  docuuieuts  in^its, 
Paris  18S7.    Dazu  kommt  noch  Müutz,  La  Bibliotheque  du  Vatic-an  au  XVI« 
siecle,  notes  et  documents,  Paris  1886.    Das  Buch  von  Maurice  Faueon,  I^ 
Librairie  des  papes  d'Avignon,  l^aris  188« — 87,  2  Bde.,  dessen  Inhalt  sich 
theilweise  mit  demjenigen  Ehrles  deckt,  ist  weit  entfernt  den  Gegenstand  zu 
erschöpfen,  und  was  es  bietet  ist  so  mangelhaft,  dass  die  Krankheit  des  Ver- 
fassers keine  genügende  Entschuldi^mg  dafUr  gewälirt.    P.  Ehrle  hat  sein 
reiches  Material  nicht  nur  im  vaticanischen,  ehemals  Avignonischen  Archive, 
sondern  auch  in  Avignon  selbst,  in  Paris,  Assisi  und  Toulouse  gesammelt 
und  daiieben  das  bereits  (ledruckte  tleissig  benutzt.    Der  vorliegende  erste 
Band  umfasst  die  Zeit  von  1295  bis  etwa  um  1380,  der  folgende  wird  den 
Schluss  und  die  Register  über  das  ganze  Werk  bringen.    Da  nnr  Wenige  das 
dickleibige  Buch  lesen  werden,  dUrtte  eine  eingehendere  Inhaltsangabe  v  ielen 
willkommen  sein. 

Erst  im  1 3.  Jahrhundert  begann  mau  von  einem  Schatze  der  römischen 
Kirche  zu  reden,  der  bis  dahin  von  demjenigen  der  hateranensischeu  Basilica 
nicht  getrennt  gewesen  war.  Zu  diesem  Sehatze  gehörten  auch  das  Archiv 
und  die  Bibliothek  des  heiligen  Stuhles,  die  auch  noch  in  viel  späterer  Zeit 
vereinigt.  ))lieben.  Die  BUchersammlung  Bonifaz  VI II.  war  wohl  die  grösste 
ihrer  Zeit  und  eine  der  grössten  des  Mittelalters,  wenngleich  erst  im  Verlaufe 
des  13.  Jahrhunderts,  etwa  seit  der  Zeit  lunocenz  Hl.  zusammengebracht. 
Sie  entliielt  nur  wenige  Handschriften  aus  früheren  Jahrhunderten,  deren 
Schriftzüge  bereits  nicht  mehr  geläufig  waren,  so  dass  v\n  Regestenband 
Johannes  VI II.  in  longobardischer  Schrift  aus  dem  1 1 .  Jahrhundert  im  Jahre 
1311  bereite  sehr  alt  (multum  antiquum)  heisst. 

Papst  Benedikt  XI.  verlegte  13()4  seinen  Wohnsitz  nach  Perugia  und 
Hess  den  päpstlichen  Schatz,  also  auch  Archiv  und  Bibliothek,  gleichfalls 
dorthin  bringen,  starb  aber  bald  darauf.  Das  Conclave  ward  zu  Perugia  ge- 
halten und  130;")  Bertrand  de  (iot,  Erzbischof  von  Bordeaux,  zum  Papste  ge- 
wählt, der  sich  zu  Lyon  als  Clemens  V.  krönen  Hess.  Mit  ihm  begann  die 
7oiährige  Residenz  der  Päpste  in  Frankreich,  obgleich  er  die  Absicht  hatte, 
sobald  es  die  Umstände  erlaubten,  nach  Italien  zu  gehen  und  deswegen  auch 
nur  einen  Theil  des  Schatzes  nach  Avignon  bringen  Hess,  während  der  andere 
Theil,  wozu  auch  die  Bücher  gehörten,  in  Perugia  zurückblieb.  Zwei  Cleriker 
der  päpstlichen  ('apelle  fassten  in  der  Zeit  vom  28.  Februar  bis  4.  Juni  1311 
ein  Inventar  ab,  worin  die  Bücher  ohne  irgend  welche  Ordnung,  wie  sie 
durcheinander  liegen  mochten,  aufgezählt  werden.  Nur  die  33  griechischen 
Handschriften  bilden  eine  eigene  Abtheilung  für  sich.  Bald  darauf  wurden 
die  Bücher  und  Archivalien  nach  Assisi  gebracht,  welche  Stadt  sich  durch 
welfisehe  Oesinnung  empfahl.  FreiHeh  täuschte  die  hierauf  gebaute  Rech- 
nung; in  einem  ghiDeUinischen  Aufstande  wurde  die  gesammte  grosse  Baar- 


Kecensionen  and  Anzeigen.  499 

Schaft  nebst  dem  grösseren  Theile  an  edlen  Metallen  geraubt,  während  die 
Hauptmasse  der  in  der  Sacristei  von  St.  Francesco  verwahrten  Bücher  un- 
versehrt blieb,  aber  in  Avignou  vergessen  worden  zu  sein  scheint.  Zwei 
Inventare  aus  den  Jahren  1327  und  1339,  schon  früher  von  P,  Ehrle  ver- 
ölTentlicht,  geben  willkommene  Ergänzungen  zu  dem  Verzeichnisse  von  1311. 
Leider  aber  ist  diese  Sammlung  gänzlich  verschwunden,  ohne  dass  man  weiss, 
was  aus  ihr  geworden  ist.  Mit  Sicherheit  lässt  sich  nicht  ein  Blatt  nach- 
weisen, das  daraus  erhalten  wäre. 

Noch  Johann  XXII.  (1316—1334)  hatte  die  Absicht,  in  Rom  seine 
Residenz  aufzuschlagen,  und  erst  Benedikt  XII.  (1334 — 1342)  gab  diesen  Ge- 
danken auf  und  begann  den  prächtigen  Felsenpalast  von  Avignon  zu  bauen, 
der  einer  Festung  vergleichbar  ist.  Zahlreiche  Notizen  aller  Art  sind  vor- 
handen, welche  sich  auf  die  päpstliche  Bibliothek  in  Avignon  beziehen,  ihre 
Bildung,  Vermehrung,  Benutzung  u.  s.  w.  Die  Rechnungsbücher  erwähnen 
eine  Masse  Schreiber,  Illuminatoren,  Buchbinder  u.  A.  Ansehnlichen  Zuwachs 
brachte  das  Spolienrecht,  gemäss  welchem  der  Nachlass  der  an  der  Curie 
verstorbenen  Prälaten  in  den  päpstlichen  Schatz  gelangte.  Auf  diesem  Wege 
ist  aus  dem  Besitze  des  Erzbischofs  Johannes  Grand  von  Bremen  (1308—27) 
die  Handschrift  Nr.  86  in  die  Bibliothek  Borghesi  gekommen.  40  verschie- 
dene Inventare  werden  aufgeführt,  worin  Bücher,  die  in  den  päpstlichen 
Schatz  kamen,  erwähnt  werden.  Nur  in  den  Jahren  1343— 1350  oetrug  der 
daherige  Zuwachs  1200  Bände.  Wichtiger  ist  das  grosse  Generalinventar 
sämmtlicher  Mobilien  des  päpstlichen  Palastes  in  Avignon  vom  Jahre  1369, 
abgefasst  während  dem  Papst  Urban  V.  kurze  Zeit  in  Rom  war,  mit  2108 
Büchern  und  Regesten,  und  femer  das  Verzeichniss  der  Bücher  der  grossen 
Bibliothek  vom  Jahre  1375.  Letzteres  ist  darum  werthvoll,  weil  bis  vor 
wenigen  Jahren  davon  nur  die  Spur  eines  Exemplars  bekannt  war,  das  sich 
einst  in  der  Handschriftensammlung  des  Gabriel  Naud6  befand.  Vgl.  Delisle, 
Cabinet  des  MSS.  de  la  Bibl.  nat.  I.  489.  Denifle  und  Ehrle,  Archiv,  I.  14. 
Der  Spürsinn  P.  Denifle*s  hat  dann  auch  dieses  Dokument  aus  dem  Vatica- 
nischen  Archive  zu  Tage  gefl^rdert,  freilich  in  einem  jämmerlichen  Zustande. 
Zwei  Blätter  einer  anderen  Abschrift  hat  dann  noch  P,  Ehrle  aufgefunden. 
Dieses  Verzeichniss  ist  ursprünglich  mit  grosser  Sorgfalt  und  Genauigkeit 
gemacht  worden,  aber  die  vorhandenen  Abschriften  stemmen  von  einem  un- 
geschickten Schreiber,  daher  die  Mühe  des  Herausgebers  um  so  dankens- 
werther  ist,  welcher  zahlreiche  Fehler  corriprt.  Klarheit  in  die  Namen  der 
Autoren  gebracht  und  die  Schicksale  der  emzelnen  Handschriften  im  Laufe 
der  Jahre  verfolgt  hat.  Er  fügte  auch  den  beiden  eben  erwähnten  Katalogen 
alphabetische  Register  bei,  wodurch  dieselben  leichter  zu  benutzen  sind, 
endlich  noch  eingehende  Untersuchungen  über  den  päpstlichen  Palast  in 
Avignon,  die  Bibliothekare,  die  Einrichtung  der  Bibliothek  u.  s.  w.  Den 
Sehluss  des  Bandes  bildet  eine  Erklärung  der  acht  phototypischen  Tafeln, 
welche  Ansichten  von  Assisi  und  dem  päpstlichen  Palaste  in  Avignon  wieder- 
geben. 

Die  Avignoner  Päpste  haben  mehrentheUs  grosses  Interesse  an  der 
Wissenschaft  bewiesen.  Es  genügt,  auf  ihre  Beziehungen  zu  Petrarca  hinzu- 
weisen. (S.  143  u.  139.)  Clemens  VI.  entlehnte  vom  Bischof  von  Valence 
die  Werke  Ciceros  auf  einige  Tage  (S.  139)  und  Gregor  XI.  lässt  bei  der 
Sorbonne  nach  Schriften  Ciceros  forschen  und  in  Vercelli  über  Pompejus 
Trogus  nachfragen.  In  seiner  Bibliothek  befanden  sich  zwei  Bände  (Nr.  1344 
und  1345),  die  Ciceros  Schriften  in  einer  für  jene  Zeit  seltenen  Vollständigkeit 
enthielten.  Clemens  VI.  hatte  bereits  auch  Ex-libris  mit  seinem  Wappen 
^cedulas  cum  dipinctione  armorum  domini  nostri  in  posteriori  parte  omnium 
librorum'^.  (S.  105.)  Ein  solches,  wohl  das  älteste  von  allen,  nat  sich  noch 
in  der  Pariser  Bibliothek  erhalten.  S.  Delisle,  Cabinet  des  MSS.  I.  488.  — 
Ein  besonderes  Interesse  erhalten  die  mitgetheilten  Bücherverzeichnisse  durch 
den  Uuistaud,  dass  zahlreiche  in  denselben  aufgeführte  Handschriften  sich 
in  verschiedenen  Bibliotheken  nachweisen  lassen,  dank  der  genauen  Angabe 

34* 


&00  Recensionen  und  Anzeigen. 

der  Anfangsworte  des  zweiten  und  der  Schlussworte  des  vorletzten  Blattes. 
So  haben  sich  von  den  lö  Bänden  der  Werke  des  hl.  Thomas  von  Aqoio, 
welche  gleichförmig,  littera  grossa,  geschrieben,  einst  einen  Bestandtheil  der 
Avinioneser  Bibliothek  bildeten,  14  Bände  in  der  vaticanischen  Bibliothek 
wiedergefunden.  —  lieber  die  Ordnung  der  Bibliothek  werden  interessante 
Details  beigebracht.  Mau  darf  nicht  meinen,  dass  eine  mittelalterliche  Biblio- 
thek nur  ein  Haufen  Bücher  ohne  bestimmtes  System  gewesen  sei.  Die 
meisten  Bibliotheken  waren  doppelt,  eine  grössere,  welche  den  Grundstock 
wissenschaftlicher  Werke  enthielt,  und  eine  kleinere  mit  den  am  häufigsten 
gebrauchten  Büchern.  Vgl.  Gottlicb,  Mittelalter!.  Bibliotheken  S.  305.  307  ff. 
Was  übrigens  P.  Ehrle  S.  711  if.  hierüber  beibringt,  vermag  nicht  eine  deut- 
liche Vorstellung  von  diesen  beiden  Bibliotheken  zu  geben.  Von  der  grossen 
Bibliothek  waren  übrigens  viele  Bücher  zum  Verschenken*)  bestimmt,  wohl 
auch  zum  Verkauf.  Die  Sammlung  war  ihrem  Zwecke  entsprechend,  ja  reich 
ausgestattet.  Natürlich  hatte  sie  den  Charakter  einer  Privatbibliothek,  wie 
denn  überhaupt  vor  dem  15.  Jahrhundert  von  öftentlichen  Bibliotheken  im 
heutigen  Sinne  die  Rede  nicht  war.  Doch  wurden  zeitweilig  Bficher  auch 
an  Andere  zum  Gebrauch  überlassen,  wie  ein  solches  Beispiel  von  Petrarca 
bekannt  ist.  Die  hebräischen  Handschriften  waren  nicht  zum  »tudium  da,  son- 
dern um  sie  unter  Verschluss  zu  bewahren.  Griechische  Handscliriften  besass 
die  Bibliothek  Gregors  XI.  nur  6,  ein  Beweis,  wie  im  14.  Jahrhundert  das 
Studium  des  Griechischen  im  Vergleich  zum  vorhergehenden  zurückgegangen 
ist.  Dagegen  weisen  andere  Anzeichen,  wie  die  oben  erwähnten  Hand- 
schriften Ciceros,  auf  einen  Au&chwung  im  Studium  der  lateinischen  Clas- 
siker  hin. 

Auch  in  der  Wissenschaft  und  in  den  Büchern  übt  die  Mode  ihre 
Herrschaft,  und  aus  dem  Katalog  einer  Bibliothek  lässt  sich  erkennen,  zu 
welcher  Zeit  dieselbe  zusammeni^ebracht  wurde.  Stets  hat  man  die  schrift- 
stellerischen Erzeugnisse  der  Zeitgenossen  gesammelt  und  von  Vorgängern 
diejenigen,  welche  noch  im  Curs  waren,  von  den  letzteren  gab  man  den 
neueren,  weil  lesbareren  Abschriften  den  Vorzug.  Die  alten  aber  correkteren 
waren  zumal  in  festen  Händen  und  von  den  Handschrifteuhändlem  nicht  zu 
bekommen.  Wälu'end  die  Fürsten  jener  Zeit  romanische')  BUcber  sam- 
melten, d.  h.  solche,  die  in  der  Vulgärsprache  geschrieben  waren,  und  andere 
leichteren  Gehaltes,  sind  solche  aus  den  Bibliotheken  der  Geistlichen  ver- 
bannt So  wird  1335  zu  Florenz  auf  einem  Capitel  der  Dominikaner  den 
Brüdern  verboten  den  Dante  zu  lesen:  qui  Dante  nominatur  .  .  .  nee  teuere 
nee  in  eis  studere.  S.  747.  Dafür  findet  man  hier  viele  Scholastiker  und 
Juristen  und  als  Spezialität  Werke  über  das  heilige  I^Aud,  die  Kircbengewalt, 
die  Liturgie  und  cfie  Irrthümer  der  Häretiker.  Em  Vergleich  mit  der  Biblio- 
thek der  Sorbonne,  welche  sich  an  Umfang  einzig  mit  der  päpstlichen  messen 
konnte,  zeigt  überraschende  Analogien. 

Damit  ist  der  reiche  Inhalt  des  Bandes  noch  nicht  erschöpft.  £s 
finden  sich  durch  denselben  zerstreut  noch  zahlreiche  Notizen,  die  man  als 
Nacliträge  und  Berichtigungen  zur  Litteratur-  und  Kirchen^eschichte  des 
Mittelalters  bezeichnen  Könnte,  z.  B.  zu  Ducange's  Glossarium  latinitatis 
(S.  597--60()),  zur  Gallia  cbristiana,  zu  Quetif  und  Echard  u.  A.  —  Ein  ab- 
schliessendes Urtheil  über  das  ganze  Werk  wird  erst  mOglich  sein,  wenn 
auch  der  zweite  Band  vorliegt.  Gründliche  Forschung,  ausgedehnte  Litteratur- 
kenntniss,  correktes  Latein  kann  man  dem  Verfasser  nicht  absprechen.  Re- 
zensent ist  nicht  in  der  Lage,  erhebliche  Ausstellungen  zu  macnen,  etwa  mit 

1)  Seit  dem  Erscheinen  von  P.  Ehrle's  Buch  hat  Marcel  Foumier  in  der 
Bibliothöque  de  TEcole  des  Charles  LI  (1890)  pp.  444  u.  453  eine  Bücher- 
schenkuDg  Urban's  V.  vom  Jahre  1369  bekannt  gegeben. 

2)  Isabella  von  Bayern,  Gemahlin  König  Karls  VI.  von  Frankreich,  hatte 
in  ihrer  Bibliothek  zwei  Abtheilungen  „Livres"  und  „Romans**.  Edwards» 
Libraries  102. 


Recensionen  and  Anzeigen.  501 

Ausnahme  einiger  Druckfehler.  Dennoch  hat  das  Werk  einen  Mangel,  den 
<ler  Verfasser  wohl  selbst  am  Besten  geAlhlt  hat  Er  hat  sich  die  doppelte 
Aufgabe  gestellt,  das  Quellenmaterial  zum  ersten  Mal  an's  Licht  zu  bringen 
und  daraus  eine  darstellende  Geschichte  zu  bearbeiten.  Aber  einerseits  ist 
das  Material  hier  nicht  vollständig  beisammen,  indem  Einiges  bereits  in 
Denifle  und  Ehrle^s  Archiv  gedruckt  ist,  andererseits  ist  eine  Darstellung  zu 
wenig  lesbar,  welche  von  langen  Bücherverzeichnissen  oder  tabellarischen 
Zusammenstellungen  unterbrochen  wird.  Wahrscheinlich  würde  auch  der 
Verfasser  selbst  es  vorgezogen  haben,  die  Quellen  gesondert,  etwa  mit  dem 
Titel  „Mouumenta''  herauszugeben  und  daneben  in  deutscher  Sprache  eine 
kürzere  „Geschichte  der  Vatikanischen  Bibliothek"  mit  den  etwa  nöthigen 
Exkursen  zu  bearbeiten,  und  es  sind  wohl  nur  äussere  Verhältnisse,  die  zu- 
sammengewirkt haben,  dem  Werke  seine  gegenwärtige  Gestalt  zu  geben,  die 
ein  rühmliches  Denkmal  deutschen  Fleisses  ist. 

P,  Gabriel  Meier. 


Carta,  Francesco.  Codici  corali  e  libri  a  stanipa  miniati  della  Biblioteca 
Nazionale  dl  Milano.  Catalogo  descrittivo  di  Fr.  C.  Roma  1891.  112  S. 
in  8". 

Dieses  Heft  bildet  den  XIII.  Band  der  von  dem  K.  Italienischen 
Unterrichtsministerium  herausgegebenen  Indici  e  Cataloghi,  von  denen  hier 
schon  öfters  gesprochen  worden  ist.  Der  Herr  Herausgeber,  letzt  Vorstand 
der  Nationalbibliothek  zu  Turin,  war  früher  an  der  Nationalbibliothek  zu 
Mailand  (Brers^  angestellt  und  liat  diesen  beschreibenden  Katalog  der  Hand- 
schriften und  Dnickwerke  jener  Bibliothek,  welche  Miniaturmalereien  ent- 
halten, schon  vor  einiger  Zeit  angefertigt.  In  einem  an  den  früheren  Unterrichts- 
minister R.  Bonghi  gerichteten  Vorworte  behandelt  der  Herr  Herausgeber 
die  Frage,  ob  es  angezeigt  sei,  bei  Publikation  von  Katalogen  derartiger  mit 
Miniaturen  versehenen  Werke  Abbildungen  und  Erläuterungen  beizufügen 
oder  nur  exakte  Beschreibungen  zu  geben,  und  entscheidet  sich  für  den 
ersten  Theil  der  Alternative.  Wir  glauben  mit  Recht.  Wenn  man  die  Ent- 
wicklung der  Verzeichnisse  und  Inventare  der  Kunstgegenstände  in  Deutsch- 
land, welche  zuerst  von  Lotz  für  die  Provinz  Hessen-Nassau  ausgearbeitet 
sind,  jetzt  aber  für  einen  grossen  Theil  von  Deutschland  in  Angriff  genommen 
worden  sind,  verfolg,  so  wird  man  an  den  alten  Satz,  dass  das  Beste  des 
Guten  Feind  ist,  ennnert.  Denn  diese  Beschreibungen  wachsen  geradezu 
zu  Bilderwerken  und  kunstgeschichtlichen  Monographien  aus.  die  schon 
kleinere  Bibliotheken  nicht  mehr  anschaffen  können  und  zum  Tneil  wirklich 
weit  über  ihre  Aufgabe  hinaus  schiessen.  Der  Zweck,  den  man  mit  solchen 
Zusammenstellungen  verbindet,  Forschern  in  der  Kunstgeschichte  eine  Ueber- 
sicht  über  das  von  ihnen  zu  bearbeitende  Material  zu  liefern,  wird  damit  ver- 
fehlt. Aus  ähnlichen  Griinden  entscheidet  sich  auch  Herr  Carta  für  die 
Lösung  seiner  Aufgabe  in  beschränkteren  Grenzen.  Mit  Recht  hebt  er  her- 
vor, dass  filr  eine  Geschichte  der  Miniaturmalerei  die  Zeit  noch  nicht  ge- 
konnnen  sei  und  deshalb  jede  Auseinandersetzung  über  den  Charakter  usw. 
vorliegender  Miniaturmalereien  etwas  Provisorisches  haben  werde,  während 
es  die  Aufgabe  bibliographischer  Arbeiten  sei,  nur  Vorhandenes  sicher  und 
für  alle  Zeiten  festzustellen  und  zu  beschreiben.  Kunsthistoriker  soUten  dann 
auf  Grund  dieser  Beschreibungen  die  Bilder  der  verzeichneten  Handschriften 
Studiren;  das  entspreche  auch  mehr  den  heutigen  Principien  in  Betreff  der 
Arbeitstheilung. 

Herr  Carta  hat  deshalb  um  so  mehr  Fleiss  auf  die  exakte  Beschreibung 
der  von  ihm  bearbeiteten  Bilderhandschriften  verwendet.  Jede  Beschreibung 
zerfällt  in  ftinf  Theile :  Titolo  e  signatura ,  Caratteri  estemi  (Material ,  Alter, 
Umfang  etc.  der  Handschrift),  Caratteri  interni  (Art  der  Schrift,  Anfangswort 
und  Endzeile,  Beschreibung  der  Miniaturen  u.  s.  w.),  Bibliografia.    (Nach- 


502  Recensionen  und  Anzeigen. 

weise  über  die  Litteratiir,  die  die  Handsclirift  hervorgerufen)  nnd  Note 
(Einzelbemerkuuffen  im  Anschluss  an  die  Beschreibung.)  Die  älteste  illostrirte 
llaiidschrift,  die  hier  besclirieben  wird,  stammt  aus  uem  J  3.  Jahrhundert.  Sie 
ist  ein  Benedictiner  Missale.  Die  zweite  ist  auch  noch  im  i:i.  JahrfauDdeit 
geschrieben  und  enthält  die  berühmte  gereimte  Geschichte  des  Alten  oihI 
Keuen  Testaments  im  Mailänder  Dialekte.  Fast  noch  interessanter  ist  die 
unter  No.  7  beschriebene  Handschrift  der  Divina  Comniedia,  welche  mit  dem 
Wappen  der  Familie  Dante  geschmückt  ist.  Sie  repräsentirt  eine  Text- 
gest&ltung.  die  nach  dem  Schreiber  Francesco  di  Nardo  die  Rarberino  ge- 
nannt wird  und  dürfte,  da  sie  wohl  für  ein  Mitglied  der  Familie  Dante  an- 
gefertigt  ist,  dem  Urtext  von  allen  am  nächsten  kommen. 

Im  (ranzen  sind  auf  diese  Weise  59  illustrirte  Werke  beschrieben. 
Drei&ohe  sorgrältige  Indices  erleichtem  den  Gebrauch  des  trefflichen  Werkes^, 
dem  noch  1 8  nicht  herausgegebene  Urkunden  über  Lombardische  lUastrationeD 
des  15.  und  16.  Jahrhunderts  beigefügt  sind.  (Eme  Anzahl  von  Bilder- 
handschriften hat  Herr  C.  separat  in  Photographien  erscheinen  lassen.)     x.  x. 


Catalogus  codicum  manu  scriptorum  musei  nrincipum  Czartoryski  Craco- 
viensis  edidit  Dr.  Josophus  Korzeniowski.  Fasciculus  I — III.  Cracoviae 
1887— I8U1.    ex  ofhcina  universitatis  Jagellonioae  p.  1 — 272.     (M.  9.) 

Die   Sammlungen  des  Fürsten  Czartoryski  haben  nach    wechselnden 
Schicksalen  vor  andc^rthalb  Jahrzehnten  endlich  in  Krakau  eine  feste  Stätte 
erlangt,  wo  sie  in  der  Nähe  des  Florianerthors  in  dem  ehemaligen  I^iaristen- 
kloster  einen  passenden  Aufbewahrungsort  gefunden  haben.   Von  dem  Fürsten 
Adam  Czartoryski,  dem  Freunde  und  herather  Alexanders  I.  von  Russland,  ge- 
pHpgt,  waren  die  Sammlungen  während  des  polnischen   Krieges   1830  von 
Pulawy  an  der  Weichsel,  der  Residenz  der  fürstlichen  Familie,  zum  kleineren 
Theil  von  den  Russen  nach  Petersburg  entführt,  zum  grösseren  Theil  auf  die 
Besitzimgen  des  Fürsten  in  Galizien,  und  nach  Paris  gerettet,  wo  sie  bLs  IbTl 
blieben;  von  1871  bis  187B  gewährte  ihnen  die  Gräflich  Dzialyliski'sche  Biblio- 
thek in  Kumik  bei  Posen  Unterkunft,  bis  sie  im  Jahre  1876  in  Krakau  em 
eigenes  Heim  erhielten.    Die  Bibliothek  besitzt  Über  3000  Handschriften  und 
etwa  1 200  Originalurkunden,  von  denen  ein  Theil  aus  dem  polnischen  Iteiclis- 
archiv  stammt  und  demselben  wahrscheinlich   durch  Tliadeus  Czacki  0705— 
181;^),   den  Krmig  Stanislaus  Augustus  mit  der  Ordnung  des  Archivs  Dctraut 
hatte,  entfremdet  sind;  seine  Sammlungen  envarb  1813  Fürst  Adam  Czartor}'ski. 
Während  diese  Urkunden  in  der  neueren  polnischen  historischen  Litteratur 
bereits  reichlich  Beachtung  gefunden  haben,  ist  über  die  Handschriften  bisher 
nur  einzelnes  bekannt  geworden:  Dr.  W.  v  K^trzvriski  hat  in  der  altpreussi- 
schen  Monatsschrift,  noch  während  die  Bibliothek  sieh  in  Paris  befand,  im 
y.  Bande  1872  S.  113—127   über  5  Codices  und  4:<  Briefsammlungen  zur  Ge- 
schichte der  Provinz  Preussen  berichtet,  Ilipler  nach  Mittheilungen  K^trzynski 
in    der    Zeitschrift   fiir    die    Geschichte    und    Alterthuniskunde    Ermlands  V 
S.  469— 47(»  die  Warmiensia  aufgezälilt.    Um  so  dankbarer  wird  man  es  an- 
erkennen, dass  die  Verwaltung  der  Bibliothek  sich  jetzt  entschlossen  hat,  ein 
vollständiges  Verzeichniss  der  Handschriften  zu  veröffentlichen.     Dr.  J.  Kor- 
zeniowski,  ein  jüngerer  polnischer  Historiker,  hat  bis  Jetzt  in  drei  Heften  730 
Handschriften,   etwa   den   vierten   Theil   der   »Sammlung,    beschrieben.     Der 
häufige  Aufenthaltswechsel  hat  leider  zur  Folge  gehabt,  dass  zahlreiche  Hand- 
schriften der  Bibliothek   entfremdet  sind:   K.  verzeichnet  imt^r  den  730  Co- 
dices 65  als  fehlend.    Den  llauptbcstandtheil  bilden  Brief-  und  Actensamm- 
lungen,  von  denen  die  meisten  dem   1 8.  Jahrhundert  (326  Nrn.)  angehören. 
Das    ganze    3.  lieft    füllt    der    Anfang    des    sogenannten    Poniatowski'schen 
Archivs,  einer  Sammlung  von  Briefen  und  Acten  aus  der  Kanzlei  des  letzten 
Künigs  von  Polen.    Im  2.  Heft  bildet  die  Szembek'sche  Sammlung  aus  der 
Zeit  August  11.  (Nr.  446—520)  den  Hauptbestandtheil,  in  Heft  1.  nehmen  die 


Recensionen  und  Anzeigen.  503 

Papiere  des  Bischofs  und  Historikers  Naruszewicz  (Nr.  1— 217  b)  und  die 
Acta  Tomiciana  (Briefe  und  Actenstücke  zur  Geschichte  König  Sigismunds  1.) 
Nr.  '250 — 286,  den  meisten  Raum  ein. 

Die  Beschreibung  der  oinzeUien  Codices  ist  im  ersten  Fascikel  wohl 
etwas  zu  summarisch  ausgefallen:  einen  darauf  bezüglichen  'J'adel  in  der 
leitenden  historischen  Zeitschrift  in  polnischer  Sprache,  dem  Kwartalnik  histo- 
rycznv,  des  kürzlich  verstorbenen  Lemberger  Professors  Liske  (lhb7,  I  309) 
liat  der  Verfasser  in  den  beiden  folgenden  Heften  durch  grössere  Ausführ- 
lichkeit berücksichtigt,  indem  er  zwar  nicht,  wie  es  K^trzyiiski  in  seinem 
Katalog  der  Ossoliilskischen  Handschriften  in  Lemberg  getlian  hat,  jeden 
Brief  einzeln  mit  Datum  und  Adressaten  verzeichnet,  doch  die  an  dieselben 
Personen  gerichteten  Schreiben  einer  Handschrift  übersichtlich  zusammenstellt. 
Neben  jenen  oben  erwähnten  Sammlungen  sind  in  den  ersten  drei  Heften, 
die  bis  jetzt  vorliegen,  nur  78  Manuscripte  des  17.,  4  des  15.  (Verhandlungen 
Polens  mit  dem  deutschen  Orden)  und  1  des  1 9.  Jalirhunderts  beschrieben. 
Die  lateinische  Sprache,  in  welcher  der  Katalog  abgefasst  ist,  dürfte  dem- 
selben eine  leichtere  Verbreitung  im  Auslande  verschaffen,  als  den  polnisch 
geschriebenen  der  Ossoliiiskischen  und  Jagelionischen  Bibliotheken.  Möge 
die  Fortsetzung  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen.         M.  Perlbach. 


Sprawozdanie  z  czynnosci  zaküdu^narodowego  imienia  Ossoliriskich  za  rok 
\>y\H)  we  Lwowie  nakladem  zakladu   naroa()wego  im.  Ossolitiskich  1890 

(OS  S.)  S". 

Der  Jahresbericht  des  Ossolinskischen  Instituts  in  Lemberg  für  das 
Jahr  IS90  ergiebt  einen  Bestand  von  87  530  Druckwerken  (1889:  S«150),  1845 
Karten  (1784),  3371  Handschriften  (3317),  2782  Autographen  (2779)  und  992 
Urkunden  (932).  Der  Lesesaal  für  das  grosse  Publikum  wurde  von  October 
1889  bis  September  1890  von  12880  (11800)  Personen  an  229  Tagen  besucht, 
zu  wissenschaftlichen  Zwecken  wurden  an  3335  Leser  (2904)  851  Handschriften 
(59.5)  und  8084  Druckwerke  (8174)  in  18410  Bänden  {\\)H\\)  verabfolgt,  aus- 
geliehen an  171  Personen  (154)  4059  Druckwerke  (4090)  und  55  Hand- 
schriften (45).  Geschenke  erhielt  die  Bibliothek  von  220  Gesellschaften  und 
Personen  (231).  Einnahmen  und  Ausgaben  stellen  sich  auf  32  420  fl.  (32023). 
Dem  .lahrosberieht  ist  eine  Denkschrift  J.  N.  Kamiriski's  aus  dem  Jahre  1829 
Über  das  polnische  The.ater  in  Lemberg  beigegeben,  welcher  der  Seriptor  der 
Bibliothek,  Dr.  Bronislaw  Czarnik,  eine  Einleitung  vorausgeschickt  hat. 

Theodorus  Wierzbowski,  Bibliographia  Polonica  XV  ac  XVI  ss.  Vo- 
lumen 11,  eontinens  numeros  801—2000.  Varsoviae.  in  officina  typo- 
graphica  C.  Kowalewski  1891.  8^  XVI,  352  S.  M.  12,50.  (in  Commission 
bei  0.  llarrassowitz,  Leipzig). 

Dem  ersten  Bande  der  polnischen  BiblioCTaphie  des  15.  und  16.  Jahr- 
hunderts Th.  Wier/bowskis,  den  Reterent  im  Jahrgang  VI  dieser  Zeitschrift 
S.  320—321  besprochen  hat,  ist  binnen  zwei  Jahren  der  zweite,  an  Umfang 
etwas  stärkere ,  gefolgt.  Während  jener  in  800  Nummern  die  in  <ler  War- 
schauer Universitätsbibliothek  enthaltenen  Bücher  <les  15.  und  10.  Jahrhunderts 
verzeichnete,  bringt  dieser  Ergänzungen  aus  90  anderen  Bibliotheken,  sowohl 
des  ehemaligen  Polens  nissischen,  preussischen  und  österreichischen  Antheils, 
als  auch  anderer  Länder.  Die  Einrichtung  ist  natürlich  genau  die  des  ersten 
TheUes.  S.  1—229  sind  die  Titel  bibliographisch  genau  in  chronologischer 
Reihenfolge  (alphabetisch  innerhalb  eines  Jahres)  mitgetheilt,  wobei  unter 
jeder  Nummer  bemerkt  ist,  in  welchen  Bibliotheken  sich  das  betreffende 
Stück  befindet.  Die  96  Bibliotheken  sind  durch  ein  sinnreich  erdachtes 
System  von  grossen  und  kleinen  lateinischen  und  griechischen  Buchstaben 
bezeichnet,  zu  dessen  Darlegung  die  S.  IX — XIII  verwandt  werden :  sich  bei 


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•.•-•1  :#•■"  1  Älor.ur. i;i  *  ".'i  ,'..K-nji:rt-'i  imi  vr  j.  Kirä  Ax^igj^rsurx  !>*•« 
i.ifi'.r**-'!  V-Tvn  .':.i.>  i.  •  :*•••  H-tl  « imidirrfi  Zar  •■'•ratfiui'äri?  t»^ 
.Vr*^i:.-  : --  •.■.ir;i  -  .V.t-^  •,»*ji.ix-i  •*»  Ta«i  ii'«rjisrwTiirs«:iii'miit?a  i» 
>.  r . .  TTU}  a  !i -.11    !  -^   1 .1  *.•- <.i.i . :  -r- 1 .   la.-*  F  .nj  m  r-.tvi  «laamiH ai t»- a  V-»täw*«ir«.   !■*- 

i.i*f  ihr'ii'nt-n  ."-"■.■.r-jr.ni»- «i  i.'-»*.  r.Ti'.ii?'*^  iii"  z»*\zLit^^:*z^r  Sirr^r  "«n  ■t'-m  .3 
;.  M : ; t . yfä^.i»** n »-•:  AI .— •.^•'  1  :  l ."  •  :i  «^t :i ••  A .""•-•'- 1  i "'f  r  - -rKi i« L  Tili t  »'•  1  iuailT^  •  '31; - 
••■,••  V. «11. i.j     »;■■.."••  ^x:/!'" :    •••  it-'!!.'^*  i»*i    ■--j-'ir*.-a    *«i     T<7il2«Tüa*Uir    ~i^*'    *•''" 

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■  -^  - 1  '/n-:  •! ;.  •  ; '. . :  .'  i..!**«, ttic  *; . »-  .»-^^iir  a - 1  ?.-•**  '  *: n"T3x*?a  u •  i  KirrärCaiix^a 

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Mittheilungen  aa>  und  über  Bibliotheken. 

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Mittheilungen  aus  und  Über  Bibliotheken.  505 

In  diesen  Gemächern  war  seit  Gregor  XVI.*)  die  Abtheilung  der  ge- 
druckten Bücher  untergebracht,  wodurch  jene  Prachtwerke  Pinturicchios  den 
Kiuistkennem  so  gut  wie  unzugänglich  gemacht  waren. 

Um  dieselben  in  würdiger  Ausstattung  allen  Besuchern  der  ewigen 
Stadt  eröffnen  zu  können  und  zugleich  die  Masse  der  gedruckten  BUder 
dem  öffentlichen  Arbeitssaal  der  Bibliothek  näher  zu  bringen,  bcschloss 
Leo  XIII.  im  Jahre  1889,  für  diese  Abtheilung  seiner  berühmten  Bücherei 
neue  Räume  einrichten  zu  lassen. 

Unter  dem  grossen  von  Sixtus  V.  erbauten  Bibliothekssaal,  in  welchem 
der  grösste  Theif  der  Handschriftensammlung  aufgestellt  ist,  liegen  drei 
grosse  Säle.  Ihre  Ausdehnung  und  Lage  ist  durch  die  Reihen  der  massiven 
Pfeiler  des  oberen  sixtinischen  Saales  bezeichnet.  Nach  dem  Hofe  der 
Druckerei  (cortile  della  stamperia)  bilden  diese  Räume  das  Erdgeschoss, 
nach  dem  Hofe  des  Belvedere  das  erste  Stockwerk.  Bisher  dienten  dieselben 
als  Waffenkammer  (armeria),  in  welcher  neben  einigen  Prachtstücken  von 
historischem  Interesse  die  nun  veralteten  Gewehre  der  ehemaligen  päpst- 
lichen Armee  die  Hauptmasse  bilden. 

Diese  drei  Säle  wurden  ausgeräumt  und  zur  Aufnahme  der  gedruckten 
Bücher  eingerichtet.  Bei  der  Anordnung  der  Büchergestelle  und  der  Aus- 
schmückung der  Räume  gaben,  so  viel  ich  sehe,  ästhetische  und  künstlerische 
Rücksichten  den  Ausschlag,  die  Anforderungen  der  Bibliothcksverwaltun^ 
fanden  erst  in  zweiter  Linie  Beachtung.  Es  wurde  also  der  in  dem  sixtini- 
schen Handschriftensaal,  in  fast  allen  römischen,  ia  überhaupt  in  allen  älteren 
seit  der  Renaissance  erbauten  Bibliotheken  vorherrschende  Stil  beibehalten. 
Und  dies  wohl  mit  Recht,  wenn  den  Bedürfnissen  des  Bibliotheksdienstes  in 
anderer  Weise  Rechnung  getragen  werden  kann.  Die  nun  übliche  Anordnung 
mit  ihren  niedrigen,  den  vollen  Raum  ausnützenden  Büchergestellen  ent- 
sprechen den  Anforderungen  des  fast  ausschliesslich  im  öffentlichen  Arbeits- 
saal die  litterarischen  Schätze  ausnützenden  Publicums  aufs  Beste.  Im  Vatican 
jedoch .  in  nächster  Nähe  des  herrlichen  sixtinischen  Bibliotheki^saales  hätte 
ein  solches  modernes  Bücherma^in  einen  schreienden  Gegensatz  gebildet. 

Trotz  aller  ihm  durch  die  jetzige  La^e  des  hl.  Stuhles  auferlegte 
Rücksichten  hat  es  der  Architect  Conte  Vespignani  verstanden,  die  Räume 
zu  einem  gefälligen  Gegenstück  des  sixtiniscnen  Saales  umzugestalten.  Die 
beiden  längeren,  unter  sich  parallel  laufenden  Hauptsäle  sind  durch  Bücher- 
gestelle in  je  drei  Räume  zerlegt,  welche  durch  grosse  Thüren  unter  ein- 
ander verbunden  sind.  Es  bleiot  daher  die  ganze  Länge  der  stattlichen 
Räume  mit  ihren  das  Auge  befriedigenden  architectonischen  Linien  und  Farben 
dem  Beschauer  offen.  Zumal  in  dem  viel  freundlicheren,  gegen  Morgen  ge- 
legenen Saal  bildet  eine  treffliche  lebensgrosse  Marmorstatue  des  hl.  Thomas 
von  Aquin  in  einer  mit  farbenreichem  Mosaik  geschmückten  Nische  einen 
prächtigen  Abschluss  und  Glanzpunkt. 

Die  4,50  Meter  hohen  Büchergestelle  sind  von  Eisen;  nur  die  verschieb- 
baren Tafeln,  auf  welchen  die  Bücher  unmittelbar  ruhen,  sind  von  russischem 
Fichtenholz  (legno  di  Moscovia).  Sie  ruhen,  wie  in  allen  älteren  Bibliotheken, 
auf  einem  in  zwei  sägefurmig  ausgeschnittenen  Leisten  eingezwängten  Hölz- 
chen, das  verschoben  werden  kann.  Es  bieten  also  leider  die  Gestelle  ausser 
dem  Eisen  Nichts  von  den  verschiedenen  fortschrittlichen  Einrichtungen 
moderner  Bibliotheken.  Mit  dreizehn  Bücherreihen  in  jedem  Gestell  können  die 
drei  Räume  c.  3000  Meter  Bücher,  also  ISO  bis  185  000  Bände  beherbergen. 

i)  Pius  VII.  soll  diese  Räume,  nachdem  sie  längere  Zeit  verödet  gestan- 
den, erneuert  haben.  Sicher  bestand  damals  dort  ein  Museum  'della  pittura 
del  rinascimento'.  Das  Verzeichniss  der  hier  angesammelten  Gemälde  findet  sich 
im  Elenco  degli  oggetti  esistenti  nel  Museo  Vaticano.  Parte  i>.  Roma  1821, 
pp.  4 — 62.  Später  finden  wir  hier  eine  Sammlang  antiker  Statuen.  Eine  Be- 
schreibung derselben  siehe  in  'Beschreibung  der  Stadt  Rom^  Bd.  2,  Abth.  2, 
SS.  I — 29. 


506  Mitthcilungcn  aiui  und  über  Bibliotheken. 

Die  Hcchs  Appartaincnti  Borfdft  niit  drei  anderen  an  sie  anstossendtn 
Sälen,  von  welchen  der  äiLssersti*  auch  das  Miinzeabinet  vt^m-ahrt.  enthielten 
bi»  j(;tzt  etwas  mehr  als  jene  MasHe  von  BUehem ,  fiir  welche  in  diT  leoni- 
niMcfien  Bibli(»thek  der  nüthiee  Kaum  geschaffen  wurde.  Es  bleibt  daher  vor- 
erst die  Bibli(»thek  des  berühmten  Kunsthist(»rikers  Cicognara  in  dem  zunärlisi 
fieim  Miinzeabinet  gelegenen  Saale.  Ebendaselbst  ist  vorläufig  auch  die  in 
Koni  nur  durch  die  corsinische  ilbertr(»tfene  Knpferstirhsauimlung  unter- 
gf*bracht.  Später  nach  der  nüthigen  Keparatur  soll  dieselbe  im  fUnften  und 
sechsten')  des  Appartamento  I^rgia  aufgestellt  werden,  welche,  so  viel  bis 
jetzt  bestimmt,  der  Bibliothek  verbleiben.  Für  das  neu  i'iozurichtende  Museum 
sind  zunächst  nur  die  ersten  vier  dieser  berühmten  Käuuie  bestimmt.  IH<r 
Verwaltung  derselben  ist  bereits  von  der  Bibliothek  an  das  Ma^giordoiuitu 
überg(*gangen .  wo  folglich  nun  die  Erlaubniss  zum  Besuche  derselben  ein- 
zuholen ist.  Na(*.li  Entfernung  der  geleerten  Büchergestelle  wird  zunächst 
der  Ftissboden  wie  ehedem  mit  den  kleinen  glacirten  Zie>reln  fireselimückt, 
wotllr  als  Muster  die  spärlich  in  einigen  der  sechs  Säleu,  reicluieh  aber  in 
der  unter  ihnen  gelegenen  berühmten  Bibliothek  Sixtus  IV.  (jetzt  Floreriai 
erhaltenen  Bruchstücke  des  ursprüuglichen  Fussbodens  dienen.  —  IH)rh 
kehren  wir  zu  den  Bücheni  zurück. 

Als  ich  mit  der  Leitung  ihres  Transportes  betraut,  an  die  Fest- 
stellung der  nüthigen  Massnahmen  trat,  kamen  mir  die  Beschreibungen  einiger 
anderer  Opt'nitioiien  dieser  Art  trefflich  zu  statten.*)  Da  Ueberfiihnmgen 
grüsserer  Bibliotheken  nicht  alltägliche  Ereignisse  sin<l.  so  war  es  ein  glück- 
Rcher  (icdanke,  die  bei  denselben  gemachten  Erfahningen  zum  Genieingot 
Aller  zu  machen.  Ich  werdt*  im  Nai'hstehenden  mein  Si*herfiein  zu  dem  noch 
nicht  allzu  reichen  Schatze  solcher  Beobachtungen  beitragen. 

Da  bei  Unternehmen  «lieser  Art  der  Arbeitslohn  st«»ts  die  bedeutendste 
Ziffer  bildet,  so  sind  selbst  im  finanziellen  Interesse  bedeutendere  Ausgaben 
ftlr  geeignete.  Werkzeuge  und  Vorrichtungen  geboten,  falls  durch  dieselben 
durch  B(>schleunigung  <ler  Arbeit  die  Dauer  derselben  in  entsprechendem 
Ma.Hse  verkürzt  wird.  Es  galt  mir  daher  in()glichste  Beschleunigung  der 
ganzen  Opt^mtion  und  ihrer  einzelnen  Functionen  ab  oberster  Canon  bei  Fest- 
stellung des  Arbeitsplanes.  Nur  durch  eine  Kücksichtnabnie  erlitt  diese 
«»berste  Kegel  «'ine  gewiss«'  Beschränkung.  Obgleich  nämlich  ein  I>rittel  «ler 
Büch«T  gar  nicht  und  selbst  «ler  übrig«^  Theil  in  ungenügender  Weise  ge- 
«)rdnet  un«i  «*ine  d«*finitive  N«'uordnung  «ler  ganzen  Masse  in  den  neuen 
KäuuKMi  beschlossene  Sache  war,  so  schien  es  «loch  geratheil,  die  Bücher  in 
d«'rs«'lben  Ordnung  zu  übertragen  un«l  in  der  neuen  Bibliothek  aufzustellen, 
in  welcher  sie  in  «lein  Appartamento  Borgia  standen.  Sie  blieben  alstlann 
vennittelst  «ler  alten  ullenlings  sehr  mangelhaften  Kataloge  n«>cb  einige  Zeit 
l«'i<'liter  >)enutzbar.  Auf  diese  Bestimmung  iniisstc  natürlich  beim  Arbeitsplan 
Kiieksicht  genommen  wenlen. 

Oie  Arbeit  selbst  umfasste  «Irei  Operationen:  das  Ilerabuehmen  der 
Bü<'h«T,  ihre  rebertlihrung  nach  d«'n  neuen  Bäumen  und  ihre  Aufstellung  hi 
di«'sen  letzten'n. 

Die  erste  und  letzte  «lieser  Operati«)nen  b«)t  bei  der  ungewöhnlichen 
Ilüh«'  der  Bü«'h«Tg«'stelle  nicht  g«'nnge  Schwierigkeiten.^  Zur  Ueberwiodung 
derscllM'n  l«Msteten  uns  zw«m  im  Vatican  inan«'herorts  yerw«'ndung  fiiidentie 
V«)rrichtuiigen  tretTli«'lie  Dienste.  Ks  siml  «lies  vieri'ckige,  thurniartige ,  auf 
Kii«lern  ruhen«!«'  (lerüst«'.  Zwei  einan«l«'r  gegenüber  li«;gende  Seiten  derselben 
haben  die  F«»nn  v«»n  breiten,  si'iikreclit  stehenden  Leitern,  während  die  bei- 
«ien  an«lerii  Seiten  fr«'i  und  nur  «lur«'h  zwei  bis  «irei  (Querbalken  durchkreuzt 
sind,   welch«'   die  b«'i«len  leitenirtigen  Seiten  zusammenhalteu.     Durch  diese 

1)  Ich  nehme  bei  dieser  Zählung;  stets  die  erste  Loggia  des  Daroasushofes 
zum  Ausjjancspunkl ,    von  welcher    aus  man  den  ersten  dieser  sechs  Säle  betritt. 

2)  Vgl.  diese  Zeilsch.  II  (1885),  pp.  59  65.  312—21,  Sleffenhagcn. 
Xormalhöhcn  für  Büchergeschosse  S.  34  f.  und  Fumagalli,  Della  collocazione  dci 
libri  nelle  publichc  biblioteche.     Firenxc  1890,  p.  88  s. 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  507 

letzteren  kann  in  beliebiger  Höhe  durch  einige  von  einer  Sprosse  zur  andern 
eingeschobene  Bretter  selbst  fllr  zwei  Arbeiter  ein  ebenso  sicherer  als  be- 
quemer und  leicht  verschiebbarer  Stehraum  gewonnen  werden. 

Eine  der  freien  Seiten  wurde  gegen  das  zu  leerende  Blichergestell  ge- 
kehrt und  unter  die  andere,  ihr  gegenüber  liegende  die  zu  füllende  Bücher- 
kiste gestellt.  An  der  Spitze  eines  der  vier  Gertist balken  war  ein  Rollenzug 
angebracht.  Von  den  beiden  hier  oben  aufgestellten  Arbeitern  hob  der  eine 
ein  nach  dem  Format  wechselndes  Quantum  von  Büchern  aus  dem  Gestelle 
aus  und  legte  dasselbe  auf  eine  breite  Gurt,  welche  ihm  sein  Arbeitsgenosso 
auf  einem  auf  halber  Manneshühe  durch  die  leiterartigen  Seiten  durch- 
geschobenen Brett  bereit  gelegt  hatte.  Dieser  letztere  schnürte  das  Packet 
zusammen,  hängte  es  an  den  Haken  des  RoUznges,  worauf  dasselbe  durch 
einen  dritten,  am  Fusse  des  Gerüstes  mit  dem  Füllen  der  Kisten  beauftragten 
Arbeiter  herabgelassen,  mit  einer  auf  einen  Streifen  steifen  Papieres  ge- 
schriebenen, in  die  Gurt  eingeschobenene  Nummer  verschen  und  in  die  bereit- 
stehende Kiste  gelegt  wurde. 

Die  Gurten  mit  ihrer  in  jeder  Kiste  mit  Eins  beginnenden  Zählung 
waren  nicht  nur  unerlässlich ,  um  die  Ordnung  zu  bestimmen,  in  der  die 
Bücher  wieder  aufzustellen  waren,  sondern  sie  beschleunigten  und  erleichterten 
auch  ausserordentlich  das  Auf-  und  Abheben  der  Bücher  an  den  hohen  Ge- 
stellen. Bei  der  Uebertragung  der  Wiener  Universitätsbibliothek  wurden  die 
Bücherpackete  direkt  in  verschliessbare  Postwagen  gelegt.  Da  uns  solche 
Wagen  nicht  zu  Gebote  standen  und  ausserdem  die  Bücher  durch  ein  Fenster 
aus  Deträchtlicher  Höhe  in  einen  freien  Hofraum  herabgelassen  werden  mussten, 
so  waren  fllr  uns  verschliessbare  Kisten  eine  Nothwendigkeit. 

Um  jede  der  drei  oben  erwähnten  Abtheilungen  gleichzeitig  beschäftigt 
zu  halten,  versahen  wir  uns  mit  27  Kisten,  jede  80  Centimeter  lang,  55  hoch 
und  45  breit,  genau  der  Umfang  der  grüssten  Folianten,  welche  in  bedeuten- 
der Zahl  zu  übertragen  waren.  In  Anbetracht  der  in  unserer  Sammlung  be- 
sonders zahlreichen  werthvollen  Einbände,  Hess  ich  die  Kisten,  allerdings  in 
der  einfachsten  Weise,  auspolstern.  Sehr  praktisch  erwies  es  sich,  dass  wir 
jede  Kiste  mit  zwei  kräftigen  SeiLstücken  versahen,  welche  am  untern  Theil 
der  Kiste  längs  zweier  Leisten  angelegt,  auf  den  beiden  Seiten  in  halber 
Höhe  in  vier  Schlaufen  ausliefen,  oie  seitlich  an  der  Kiste  befestigt  waren. 
Diese  Schlaufen  dienten  nicht  nur  besser  als  andere  sonst  üblichen  Vor- 
richtungen zur  leichteren  Handhabung  selbst  der  gefüllten  Kisten,  sondern  er- 
leichterten auch  merklich  das  Auf-  und  Ablassen  derselben  am  grossen  Roll- 
zug im  Cortile  della  Torre. 

Die  IbO  Gurten  genügten  kaum,  da  bei  Büchern  kleineren  Formats  bis 
fünfzehn  Packete  in  einer  Kiste  Platz  fanden.  Wir  stellten  daher  in  der 
Regel  die  leicliter  zu  ordnenden  Foliobände  frei  in  die  Kisten  ein. 

Die  gefüllten  Kisten  wurden  von  einem  Bibliotheksassistenten  ver- 
schlossen und  von  einem  vierten  und  fünften  Arbeiter  auf  einem  jener 
niedrigen,  in  den  Waarenhäusern  gebräuchlichen  Karren  durch  die  folgenden 
Säle  zum  Fenster  des  fünften  Saales  geschafft,  vor  welchem  in  einem  be- 
quemen und  bedeckten  Gerüste  der  grosse  Rollzug  angebracht  war.  Die 
zwischen  einigen  Sälen  befindlichen  Stufen  sowie  das  Gesimse  des  eben  er- 
wähnten Fensters  waren  durch  sanft  ansteigende  Gerüste  so  überbriickt,  dass 
die  Kisten  durch  zwei  Mann  in  raschem  Laufe  mit  Leichtigkeit  zum  Fenster 
hinaus  auf  die  Plattform  des  Aufzuges  geschafft  werden  konnten.  Hier  nahm 
ein  sechster  und  siebenter  Arbeiter  die  Kisten  in  Empfang,  ergriffen  das  in 
vier,  mit  kräftigun  Haken  versehene  Theile  auslaufende  Ende  des  Rollseiles, 
fügten  die  Ilaken  in  die  vier  oben  erwähnten,  an  den  Kisten  seitlich  an- 
gel) rächten  Schlaufen  ein  und  Hessen  dieselbe ,  als  Gegengewicht  eine  leere 
Kiste  heraufziehend,  c.  2o  Meter  tief  in  das  Cortile  della  Torre  auf  die  untere 
Plattform  herab.  Diese  hatte  genau  die  H(>he  des  für  den  Transport  be- 
stimmten, mit  zwei  kräftigen  Mauleseln  bespannten  Wagens,  so  dass  ein 
achter  und  neunter  Arbeiter  das  Auf-  und  Abladen  der  Kisten  leicht  besorgen 


506 


MittheHaDp'D  aus  and  3ber  BibliodiekeB. 


konnten.  Ih-r  Dvrnnte  Arbrittrr  H»:{rleitete  «tft*  den  Wahren  znr  llii^aen  ERb&TtB*V 
fH-r  Wap»-n  fTr'lanjrte  na<rh  eint-r  Fahrt  von  4—5  V  innren  dnnrh  das  Ow 
d^-lla  S-ntinrlJa.  da*  hintert^  Si-hweizt-rthnr.  an  dt-r  Mönz*»  Tort>eL  dif  hn:-! 
zvL-<'h»'n  <  vartrn  and  I'aLi»c  zn  ilf  n  Skalpnir»'n  fnhivntie  >tra&•d4^  enths::  v' 
d^n  •'h*rm2ii$:*'n  [iä|i^tlieh*'n  Ki-misf  n  an  drn  Ein^rac^r  za  den  n^i^aes  BiMiifdbrkr 
rinmrn.  vo  »-r  an  vinrT  zwt:itifn.  scüif  r  H"'he  ^nan  entsprechenden  I^iant^>:E 

Ilitfr  rrfniffV-n  ein  ztrhntvr  nnd  eLo  rlfter  Arbeiter  die  Risten  ud 
führtrn  «if  anf  eint-m  alle  Stufrn  tihierbrück enden  Gerüste  berzab  im  Lutt 
znm  ff  •'«teile,  an  velrhem  dirs^Ibt-n  von  einem  zweiten  Biblii.>thr^kjiaBiä«teiiT^ 
ir*-<iffnt-t.  ditr  I'ackfte  diireh  einen  zwölften.  dr«>-i2ehntea  nnd  TieneiaK 
Ar\»*'\t*:T  h»rran.«j?enoininf n .  zu  dem  sie  tn-ffendrn  Bueh»^r;pe«telle  biniai' 
irrzoiren.  ireliUt  untl  die  Bücher  in  ihrti-n  neuen  Scaiidiirt  einireäctelh  «iiid''L 
—  I»a  di*-  «iestellf  in  d»n  neiit-n  Kätinit-n  vnn  verschiedener  •.»rT^Äse  sind  mi 
wie  ich  brTeif-  bemerkte,  bedeutende  Massen  der  Bücher  le^Erlicher  EtÄqs«- 
timn^r  entU-hrten .  «o  war  es  nieht  niM^lieh .  die  einzelnen  büoherbretter  dr! 
^Trir-se  der  >ie  treffenden  Hiieher  zum  Vnraos  anzul>ei]uemen:  ein  Unemd. 
»e Icher  nn*  nieht  i|r»'rinee  Sehwierijrkeiten  und  mancherlei  Atüfenthalt  t* 
nroachte.  Ks  war  daher  die  Auf^be  eines  tuntzehnten  Arbeiters.  s«>baM  du 
f»effnen  der  Ki<ten  das  Funnat  der  einzustellenden  Bücher  erkennen  li«. 
einijre  d*-r  närf-lL-^tf Mixenden  BiifhiTbnf*tter  zunnrhtzus teilen. 

Iier  auf  die.-te  Weise  fest  «restellte  Ar^>eitspLfcn  l'kewihrte  sich  in  dt? 
Praxis  anfs  Hesti\  Mit  Hilfe  von  tlinfzehn  AH»eitem  anil  zwei  Biblluthekr 
as^i^tenten  wurden  bei  ai-htstündi^er  Arbeitszeit  c.  l>5iH»ii  Bände  in  vierwii 
Arb*-itsta?en'i  in  ihrer  bL«heri]fen  Onlnun^  an  ihren  nearn  BestimmunjCV'n 
übertrajren  und  in  ihm  anf>r«-steUt.  Der  Wa^*n.  welcher  $tets  nur  «tfc 
Ki«ten  mit  sich  fiihrte.  übertnig  täirlicb  in  1>  bis  2**  Fahrtt-n  in  der  fiep:- 
l»»*»  bis  120  Bücherkisten.  Bei  d»-r  UebertÜhninp  der  Wiener  Universiii»- 
bibliritbek  waren  ül  Arbeiter  thi-iti^  nnd  überführten  35'mhni  wohlge%»xdiii't< 
Bände  in  zwiilf  Tajrt-n  in  die  neue  Bibliothek-=i  Allerdins^  war  ilie  Eä- 
femuni:  der  alten  und  neuen  Räume  so  bedeutemi.  dass  die  Wa^en  sie  osr 
in  zwanzig  Minuten  zurückb*gten. 

Wie  ich  bereits  oben  bi'm»Tkte.  handelt  es  sieh  nun  na^^h  der  Ueb«^ 
tra^un^  noch  um  die  definitive  Neiinrdnun^  «ier  ^resAmmten  Abcheitw 
der  ;rednirktcn  Bücher.  IVr  weitaus  p^'sstc  Theil  derselben,  die  oben  ff- 
wähnten  1>5ij«mi  Bände,  findet  sich  nun  in  der  leoninischtu  Bibliothek  vö- 
einigt.  Duch  sind  immerhin  nm-b  c.  tV»  •»•'••  Bände  theils  nnter  diT  Saladelk 
Nozze  Aldobraiidini^ .  thelN  beim  Münzca^iinet  Biblinteca  t'ieojnuirai.  tbeib 
in  e,  rjo  tur  die  Hainlschriften  bestimmten  Wamlschränktm  .  zanial  in  d« 
>lch  zu  den  .Skulpturen  hinziehenden  Flü;r»'l  unterjrebracbt. 

Aus  vielen  iiriinden  wird  und  kann  die  Vaticana  nur  als  HaJldschrifte^ 
*ammlunir  und  nicht  als  Bibliothek  ^retlnickter  Bücher  breiten  und  fiinotit^nireiL 
Was  also  die  praktische  Venverthuns:  der  Abtheiliimr  ihrer  ^redniokten  Bächer 
betrifft .  sti  wird  dieselbe  in  erster  Linie  uml  Im  Weseutlieheii  sich  auf  & 
Erleichtenmir    des  Studiums  iler  Handschriften    beschränken    müssen.     P« 


in   ilie  ehemaiijrcn  päp>tlicht^n  Remisen   in  die  nächste  Nähe  des   •'•dfeutlichfi 
Saales  de?  .\rchives  verleg   und  die  Nachschlai:cbibliotht-k  in  tlem  Queisttl 


n  Vom    2;.  Mai   bis 


II.  Juni  Abend».     Der    26.  und     28.    Mai 


waren  is 


Rom  Fcstta{jc. 

2i  In  Siuitgart  wurden  c.  300 öOO  Bände  und  i«^'"»^  K.apsel>chriftcn  duick 
c.  40  Arbeiter  in  4  Wochen,  in  Kiel  c.  190000  Bände  in  24  Tagen,  in  Köh 
85000  Bände  ohne  Unterbrechung  der  Benuuung  in  30  Tagen  übertragen 


Mittheüungen  aus  und  Über  Bibliotheken.  509 

der  leonmischen  Locale,  zwischen  jenen  beiden  Arbeitssälen,  also  sowohl  den 
Besuchern  des  Archivs  als  denen  der  Bibliothek  leicht  zugänglich,  aufgestellt 
werden  könnte.    Leider  schwand  diese  Hoffnung  bald. 

Immerhin  ist  nun  die  Bildung  einer  solchen  Bibliothek  bereits  be- 
gonnen. Der  zunächst  bei  der  Statue  des  hl.  Thomas  gelegene  Saal,  zu  dem 
man  vom  bisherigen  Arbeitssaal  durch  eine  kleine  bequeme  Treppe  gelangt, 
wurde  bei  der  Aufstellung  der  Bücher  leer  gelassen,  und  in  ihn  werden  nun 
die  den  Benutzern  der  Vaticana  erwünschten  Werke  zusammengetragen. 
Selbstverständlich  wird  ihnen  diese  Nachschlagebibliothek  offenstehen  und 
es  ihnen  erlaubt  sein,  die  Bücher  in  den  Arbeitssaal  mitzunehmen.  Auf  diese 
Weise  erhalten  zumal  die  grossen  historischen  Quellensammlungen  für  die 
Besucher  doppelten  Werth  und  es  wird  die  Vaticana  ernsten  Arbeitern  Vor- 
theile  bieten,  welche  sie  in  keiner  andern  römischen  Bibliothek  finden. 

Grössere  Aufmerksamkeit  und  mehr  Raum  als  es  sonst  in  Bibliotheken 
dieser  Art  zu  geschehen  pflegt,  wird,  dem  internationalen  Charakter  der 
Vaticana  und  ihrer  Eigenthümer  entsprechend,  den  zahlreichen  von  den  ver- 
schiedenen Regierungen,  Academien  und  gelehrten  Gesellschaften  mit  seltener 
Freigebigkeit  eingesandten  Veröffentlichungen  zugewandt  werden.  Sie  wer- 
den den  Absichten  der  Geber  entsprechend  den  die  päpstlichen  Handschriften- 
sammlung besuchenden  Landsleuten  zur  freien  und  möglichst  bequemen  Be- 
nützung zur  Verfügung  stehen.  Ausserdem  gebührt  diesen  Geschenken  eine 
Ehrenstelle,  sind  sie  doch  ein  Tribut  der  Dankbarkeit,  durch  welchen  die 
gelehrten  Körperschaften  die  erleuchtete  Liberalität  lohnen,  mit  der  die 
Päpste  die  Schätze  ihrer  privaten  Bibliothek  den  wissenschaftlichen  Forschern 
ohne  Unterschied  der  Nationalitäten  und  Confessionen  erschlossen  haben 
und  mit  bedeutendem  Aufwand  ihrerseits  zugänglich  erhalten. 

W^enn  durch  eine  solche  Nachschlagebibliothek  den  praktischen  Be- 
dürfnissen des  Arbeitssaales  im  Wesentlichen  Genüge  geleistet  wird,  ist 
selbstverständlich  der  die  gedruckten  Bücher  betreffende  Theil  des  Bibliotheks- 
dienstes, welcher  sonst  bei  der  ausserordentlichen  Höhe  der  Büchergestelle 
luid  den  theilweise  bedeutenden  Entfernungen  sehr  ermüdend  und  schleppend 
gewesen  sein  würde,  auf  ein  sehr  geringes  Mass  zurückgeführt.  Es  be- 
ansprucht daher  dieser  Punkt  bei  der  Anordnung  der  übrigen  Masse  keine 
besondere  Rücksicht. 

Selbstverständlich  ist  in  dieser  letzten  Beziehimg  die  Bildung  einer  die 
besonders  werthvollen  Drucke  enthaltenden  Reserve  und  gewisser  Special- 
sammlungen ins  Auge  gefasst.  Bei  der  Feststellung  des  Hauptplanes  der 
Neuordnung  jedoch  waren  folgende  Erwägungen  massgebend: 

Nach  Fächern  oder  Formaten  in  der  nun  üblichen  Weise  geordnet, 
würde  die  vaticanische  Sammlung  mit  ihren  240—250000  Bänden  nicht  etwa 
nur  neben  den  zwei  Millionen  Nummern  der  Pariser  Nationalbibliothek  und 
der  wohl  noch  grösseren  Masse  des  Britischen  Museums,  sondern  auch  neben 
einer  Reihe  anderer  römischer  Bibliotheken  eine  untergeordnete  Stelle  ein- 
nehmen, und  was  noch  viel  mehr  ins  Gewicht  fällt,  es  würden  der  specifische 
Charakter  und  die  besonderen  Vorzüge  dieser  Sammlung  gar  nicht  zur  Gel- 
tung kommen.    Dies  Letztere  musste  vor  Allem  angestrebt  werden. 

Es  ging  daher  mein  Vorschlag  dahin,  die  verschiedenen  historischen 
Sammlungen,  aus  welchen  sich  diese  ganze  Abtheilung  zusammensetzt,  nach 
Möglichkeit  wieder  herzustellen  und  so  diese  letztere  nach  Art  eines  litterar- 
historischen  Monumentes  sich  darstellen  zu  lassen.  Von  jenen  Sammlungen 
wird  olme  Zweifel  die  alte  päpstliche  die  zahlreichste  und  interessan- 
teste sein.  Einmal  aus  der  Masse  der  übrigen  Bücher  ausgeschieden,  wird 
ihr  eine  solche  Anordnung  zu  geben  sein,  dass  nach  Möglichkeit  ihr  all- 
mähliches Anwachsen  verfolgt  werden  kann.  Nächst  ihr  wird  die  alte  Heidel- 
berger Sammlung  besonderes  Interesse  beanspruchen.  Klein  aber  wichtig 
für  die  Geschichte  der  classischen  Studien  ist  die  Bibliotliek  Fulvio  Orsinis, 
nach  deren  Wiederherstellung  sich  ihr  Historiker  de  Nolhac  längst  sehnt.  Es 
folgen  die  werthvollen  Sammlimgen  Zelada,   Capponi,   Colonna,   Cicognara, 


610  MittheiluDfiten  ans  und  ttber  BibUotheken. 

Mai  blB  zur  letsten  Schenkung  jttngsten  Datnms,  der  Bibliothek  Rnkod.  Ja 
vielleicht  wird  eine  oder  die  andere  bisher  in  der  grossen  Masse  verbon^ 
Suiimlung  erst  bei  der  bereits  begonnenen  Sortirung*  der  Bücher  »i  Tigf 
treten  und  sich  herausschälen  lassen.  Sicher  wird  sich  erst  im  Yeriuf 
dieser  Operation  der  Charakter,  die  Ausdelmnng  und  der  besondere  Wertb 
der  einzelnen  Sammlungen  erkennen  lassen.  Ich  hege  daher  die  Absteht 
später  auf  diesen  Gegenstand  gelegentlich  zurückzukommen. 

Selbstverständlich  wird  den  Anforderungen  der  praktischen  Benütznng 
der  so  gruppirten  Sammlungen  durch  einen  doppelten  Zettelkatalog  ent- 
sprochen werden,  durch  einen  alphabetischen,  die  ganze  Abtheilung  umnssen- 
den,  und  einen  zweiten  den  einzelnen  Sammlungen  entsprechenden. 

Was  nach  Wiederherstellung  dieser  historischen  Samminngen  fibrig 
bleibt,  also  vorzüglich  die  seit  Ausgang  des  vorigen  Jahrhunderts  in 
die  Bibliothek  gelangten  BUcher,  wird  m  einer  'allgemeinen*  Bibliothek 
zusammengestellt  und  mögliclist  nach  der  Zeit  ihres  Eintreffens  geordnet 
werden. 

So  viel  für  heute  über  die  begonnene  Neuordnung  der  gedruckten 
Bücher  der  Vaticana.  Franz  Ehrle  8.  J. 

Die  Katalogisirungsarbeiten  an  den  beiden  grossen  Florentiner 
Handschriftensammlungen  schreiten  langsam  aber  stetig  fort.  Von  der 
Beschreibung  der  Codici  Ashbumhamiani  der  Laurenziana  ist  das  S.  Heft  des 
ersten  Bandes  erschienen,  und  von  dem  Kataloff  der  Codici  PalatinI  in  der 
Biblioteea  Nazionale  Centrale  das  2.  und  S.  Heft  des  zweiten  Bandes.  In  der 
Laurenziana  liat  der  neue  Präfekt,  Dr.  Biagi,  zweckmässige  Erweiterungs- 
bauten vorgenommen,  durch  welche  die  so  vollgepfropften  Räume,  in  denen  die 
Ashbumhamer  Sammlung  und  die  nicht  zur  alten  Mediccerbibliothek  gehöri- 
gen Handschriften  aufgestellt  waren,  entlastet  worden  sind.  Auch  soll  ein 
neuer  Raum  für  die  Schaustücke .  Missalien  u.  s.  w.,  welche  zur  Zelt  der 
franzilsischen  Occupation  hierhergebracht  worden  sind,  hergestellt  werden. 
Zwei  Zimmer  des  Erdgeschosses  sind  zum  Zwecke  photographischer  Auf- 
nahme von  Handschriften  eingerichtet  worden. 

Wie  „The  Athenaeum"  vom  S.August  1691  berichtet,  hat  der  Kaiser 
von  (!hiiia  in  En^'idenmg  auf  eine  Denkschrift  ein  Decret  erlassen,  welchem 
die  Bearbeitung  einer  neuen  Ausgabe  des  berühmten  Kataloges  der  Kaiser- 
liehen Bibliothek  zu  Peking  anordnet.  Derselbe  bestand  bisher  aus  200 
Bänden  und  war  zwischen  den  .lahren  1772  imd  1790  zusammengestellt  wor- 
den. Um  ein  getreues  und  vollständiges  Bild  von  der  vorhandenen  Litteratur 
zu  liefern,  maclite  man  die  eifrigsten  Anstrengungen  zur  Anschaffung  seltener 
Werke  aus  privaten  und  anderen  Bibliotheken.  Der  Katalog  zerfiel  in  vier 
Sectionen  und  enthielt  ein  allgemeines  (-ompendium  der  chinesischen  Litte- 
ratur während  euies  Zeitraums  v(m  über  3(M)(i  Jahren.  Da  die  letzten  hundert 
Jahre,  wie  die  Förderer  des  gegenwärtigen  Unternehmens  ausführten,  sehr 
productiv  waren  und  <lurcli  Handel ssohitfe  eine  grosse  Anzahl  BHcher, 
die  früher  für  verloren  galten,  in  das  Land  zurückgebracht  worden  sind,  so 
werden  erhebli<'he  Zusätze  zu  der  ersten  Ausgabe  des  Katalogs  erfordciiich 
sein.  Interessant  ist  besonders  die  Mutivinuig  iler  hochconservativen  Ver- 
fasser der  Denksehrift,  die  zu  der  Erkenntniss  gelangt  sind,  „dass  w^ährend 
der  letzten  dreissig  .Jahre  der  Unterricht  auf  neue  und  gefährliche  Abwege 
gerathen  und  der  ernste  und  einfaeh  denkende  frühere  Lerneifer  allmählich 
durch  modenui,  seltsame  Doetrinen  verdrängt  ist,  welche  gegenwärtig  überall 
auftauchten.  Daher  sei  es  um  so  wiehtiger,  dass  ein  Werk,  wie  das  In  Aus- 
sicht genommene,  welches  die  Kenntniss  unzähliger  Generationen  umfasse, 
als  ein  Ganzes  verüffentlieht  wenle,  damit  der  Flut  von  verderblicher  Litte- 
ratur, welche  8i<*h  über  das  Land  verbreite,  Eiulialt  geschälie  und  die  von 
Confucius  und  Mencius  verkündeten  Lehren  intact  bewahrt  würden."     Hbrln. 

In  seinen  „Notes  from  Athens"  (The  Athenaeum  vom  1.  Aug.  1S91) 
handelt  Spyr.  P.  Lambros  über  die  verbrannte  Bibliothek  des   Athos- 


Mittheilungen  ans  und  über  Bibliotheken.  Sil 

klosters  Simopetra.  Das  Kloster,  welches  1363  errichtet  sein  soll,  war 
bereits  früher,  15b0  und  1726,  von  Bränden  heimgesucht  worden,  die  jedoch 
nicht  solche  Dimensionen  annahmen,  wie  der  letzte.  Lambros  hat  im  Jahre 
18b0  die  Handschriften  katalogisirt ,  im  Ganzen  244  Stück,  meist  kirchliche 
Littcratur  enthaltend,  darunter  43  Pergamenthss.,  197  auf  Papier,  4  aut  Seiden- 


enthielt;  die  darunter  befindliche  Schrift  war  aoer  nicht  Griechisch,  sondern 
Georgisch.  Ausserdem  ist  noch  der  Verlust  von  750  gedruckten  Büchern, 
worunter  viele  alte  Ausgaben,  zu  beklagen,  besonders  der  deslAvi^og  rwv 
Xa^iTwv  von  Scliannikios  Kartanos,  gedruckt  zu  Venedig  von  Francesco 
Guiliano  1594.  Am  Schluss  giebt  Lambros  ein  alpluibetisches  Verzeichniss 
von  Schreibemamen  der  Mss.  von  Simopetra  (meist  Müuche  vom  Athos)  zur 
Ergänzung  der  Liste  m  Gardthausens  Palaeographie.  Hbrln. 


Es  mag  für  Bibliotheken  unangenehm  sein  Pflichtexemplare, 
namentlich  Zeitungen,  aufliebcu  zu  müssen.  Geschieht  das  aber  niciit  von 
ihnen,  so  sind  penodische  Schriften,  die  doch  höchst  wichtig  werden  können, 
wenn  auch  zumeist  nur  in  einzelnen  Fällen,  zu  häufig  dem  gänzlichen 
Verschwinden  anheimgegeben.  Wer  sich  für  ein  bestimmtes  kleineres  Gebiet 
von  der  Richtigkeit  dieser  Behauptung,  selbst  für  die  neueste  Zeit,  Über- 
zeugen will,  mag  nur  die  Anfn^en  nachlesen,  die  Herr  J.  Nebelthau  in 
No.  17  der  Zeitschrift  „Hessenlana"  vom  Jahre  1891  in  Betreff  „Hessischer 
Zeitungen*^  erlässt.  Die  praktischen  Engländer,  bei  denen  doch  sonst  die 
Ideen  von  Staatsomnipotenz  nicht  allzu  stark  entwickelt  sind,  denken  daher 
in  diesem  Punkte  ganz  anders,  als  vielfach  bei  uns  der  Fall  ist.  Weist 
doch  der  Verwaltungsbericht  der  Oxforder  Universitätsbibliothek  (Bodleiana) 
aus  dem  Jahre  1890  einen  Zuwachs  von  34  886  Nummern  aus  Pflichtexemplaren 
auf.    Und  welche  Anschaffungsfonds  hat  diese  Bibliothek! 


Von  dem  von  Dr.  0.  Grulich  bearbeiteten  Katalog  der  Bibliothek 
der  Kaiserlichen  Leopoldinisch  -  Carolinischen  Deutschen 
Akademie  der  Naturforscher  ist  jetzt  Lieferung  3  erschienen  (S.  417— 
732)  und  damit  der  erste  Band  des  im  Ganzen  auf  drei  Bände  berechneten 
Katalogs  dieser  Sammlung  abgeschlossen.  Dieses  Heft  enthält  schon  zahl- 
reiche Nachträge  zu  den  beiden  ersten  Heften  (S.  527 — 579).  Würde  der 
Herr  Bearbeiter  nicht  durch  gute  Register  nachgeholfen  haben,  so  würden 
die  Mängel,  welche  sich  bei  jedem  gedruckten  Kataloge  geltend  machen 
müssen,  noch  viel  stärker  hervortreten.  Für  die  Schriften  zahlreicher  ge- 
lehrten naturwissenschaftlichen  Gesellschaften  der  ganzen  Erde  ist  der  sehr 
sorgfältig  gearbeitete  Katalog  recht  interessant  und  branchbar. 

Das  erste  Heft  der  Mittheilungen  aus  der  Stadtbibliothek  zu 
Hamburg  ist  erschienen.  Es  enthält  ausser  dem  Bericht  der  Bibliothek 
über  das  Verwaltungsjahr  1890,  der  auch  über  die  Neuordnung  des 
Bibliothekspersonals  berichtet,  den  Abdruck  eines  Erkenntnisses  des  h. 
Officiums  zu  Lissabon  von  1732  in  portugiesischer  Sprache  und  einen  Bericht 
einer  Severetta  Zalugi  an  ihren  Beichtvater  aus  dem  Jahre  1 624,  die  wirklich 
für  das  religiöse  Leben  dieser  Zeit  sehr  interessant  sind.  Der  Herr  Heraus- 
geber, Oberbibliothekar  Dr.  F.  Eyssenhardt,  vermuthet,  dass  diese  Bekennt- 
nisse von  A.  Manzoni  für  seine  Erzählung  die  Nonne  von  Monza  (La  Monaca 
di  Monza)  verwerthet  worden  seien.  Die  Hamburger  Handschrift  ist  nur  eine 
Abschrift.  —  Wer  an  curiosen  Versehen  in  Bibliothekskatalogen  Spass  findet, 
mag  S.  86  und  87  nachlesen. 


512 


Mittheflongen  aas  und  über  Bibliotheken. 


Nach  dem  von  Dr.  C.  P.  Burger  Jr.  verfiiLBsten  Beriebt  Aber  die  Uni- 
versitätsbibliothek von  Amsterdam  flir  1890  (VersUig  omtrent  den  stau 
van  de  Bibliotheek  der  Universiteit  van  Amsterdam,  over  het  jaar  18%)  war 
das  abgelaufene  Jahr  reich  an  grossen  Veränderungen.  Gleich  beim  Beginn 
des  Jahres  wurde  der  Bibliothekar  Dr.  H.  C.  Rogge  zum  Professor  an  der 
Universität  ernannt,  wodurch  derselbe  sich  genöthigt  sah,  nm  seine  Entlassung 
aus  dem  Bibliotheksdienste  einzukommen.  An  seiner  Stelle  wnrde  (vom 
15.  Juli  ab)  der  Assistent  Dr.  Burger  zum  Bibliothekar  ernannt  Die 
Assistentenstelle  wurde  Hrn.  E.  W.  Moes  übertragen,  welcher  am  1.  December 
sein  Amt  antrat.  Da  gegen  Ende  des  Jahres  aucn  Herr  H.  C.  Delsman  ans 
dem  Beamtenkreise  der  Bibliothek  ausschied,  wurde  Hr.  A.  J.  SchuunnaB 
zum  ersten  Hibliotheksbeamten  befordert  und  Hr.  F.  Z.  Mehler  als  zweiter 
angestellt.  Mit  diesem  ungewöhnlich  starken  Personal  Wechsel  ^ngen  belang- 
reiche Veriinderungen  in  der  Einrichtung  der  Bibliothek  zusammen.  Die 
bisher  vom  Bibliothekar  bewohnten  Localitäten  wurden  mit  Ausnahme  weniger 
Gemächer,  die  als  Wohnung  für  den  ersten  Amanuensis  und  Hausverwalter. 
P.  A.  8midt,  reservirt  blieben,  zur  Bibliothek  gezogen.  In  den  neuen  unteren 
Sälen  wurde  nun  flir  die  Kunst-  und  Kupferwerke  lud  Karten,  welche  vorher 
in  zwei  grossen  Sälen  des  Obergeschosses  untergebracht  waren,  genügend 
Platz  gefimden.  Einer  dieser  beiden  Säle  konnte  infolgedessen  zum  Studien- 
saal eingerichtet  werden;  in  dem  anderen  wurden  Nachschlagewerke 
aufj^estellt.  Das  Handschriftenzimmer,  in  welchem  der  Ehrenconservator 
J.  N.  Scheltenia  mit  Ordnen  und  Katalogisiren  der  Briefe  und  Hss.  be- 
scliäftigt  war,  wurde  heizbar  gemacht.  —  Mit  diesen  Veränderungen,  vor 
allem  mit  den  längereu  Vacanzen  in  dem  nicht  eben  zahlreichen  Personal, 
hängt  es  zusammen,  dass  die  Katalogisirung  nicht  den  wünschens- 
werthen  Fortgang  nahm.  Ausser  der  gewöhnlichen  Jahresiiste  der  neuen 
Erwerbungen  wurde  ein  Verzeichniss  derjenigen  Bücher  gedruckt,  welche 
der  Koninglijk  Aardrjiskundig  Genootschap  gehören;  auch  der  Drack 
des  Katalogs  der  paedagogischen  Bibliothek  der  Nederl.  Onderwijzers-Genoot- 
schap  ziemlich  zu  Ende  geführt.  Diese  beiden  Büchersammlungen  bilden 
seit  einigen  Jahren  einen  Theil  der  Universitätsbibliothek.  Gegen  Ende  des 
Jahres  wurde  auch  der  Druck  des  Katalogs  der  früher  geschenkten  Sammlung 
medicinischer  Werke  begonnen.  Ausser  dem  Ehrenconservator  Dr.  E.  H.  G. 
Thijssen  hatte  Prof.  Dr.  J.  W.  R.  Thilanus  sich  zur  Hülfe  dabei  bereit  erklärt 
Wenngleich  die  Erwerbungen  von  1890  an  Zahl  nicht  so  bedeutend  waren 
wie  friiher,  so  wurde  die  Bibliothek  doch  durch  eine  Anzahl  Geschenke  an 
Drucksachen  und  Handschriften  bereichert.  Die  Statistik  der  Bibliothek  vom 
1.  Januar  bis  ultimo  December  1890  ergiebt  folgende  Ziffern: 


Anzahl  der  Be- 
sucher 

Eingesehene  Bücher       ^'^ß^^,^''^ 

Handschriften 

Lese  -     und 
Kuustsaal 

3280 

1 

1 
Lesesaal             G448  In  der  Stadt     3905 

Eingesehen         35 

Studiensaal 

3187 

Studiensaal        5863 

Nach    aus- 
wärts                467 

Ausgeliehen       28 

Bibl.  Kosen- 

flisi.lisi.n5L 

Tk^^A 

Bihl    Rosnnth       ^41 

Bibl.  Rosenth.    456 
Total                 4828 

Abends 

In    Summa 
(incl.  Bureau) 

288 
12950 

Totalsumme     13225 

Karten. 
Eingesehen       189 

Höchste 
Tagesziffer 

93 

Höchste 
Tagesziffer        1 1 1 

Höchste 
Tagesziffer         61 

Ausgeliehen         7 

>                                 1 

Hbrln. 

Mittheilangen  aus  und  Über  Bibliotheken.  513 

Die  Verwaltung  der  Nationalbibliothek  zu  Paris  hat  seit  einiger 
Zeit  am  Eingange  des  Lesesaales  ilurer  Anstalt  ein  Buch  auflegen  lassen,  in 
dem  Besuclier  der  Bibliothek  litterarische  Angebote  und  Anfragen  aller  Art 
niederlegen  können.  Dieselben  stehen  nicht  unter  der  Verantwortlichkeit  der 
Bibliotheksverwaltung,  sondern  sollen  nur  den  Verkehr  der  mit  wissenschaft- 
lichen, künstlerischen  etc.  Arbeiten  Beschäftigten  untereinander  erleichtern. 
Dieses  Buch  soll  zu  sehr  vielen,  wenn  auch  mitunter  höchst  curiosen  Mit- 
theilungen benutzt  werden.  Der  Erfolg  muss  zeigen,  ob  diese  Einrichtung 
nicht  uiirch  Missbrauch  unmöglich  gemacht  wird. 


Die  Freiherrlich  Carl  von  Rothschild'sche  öffentliche 
Bibliothek.')  Dem  am  1 6.  October  1 886  verstorbenen  Freiherm  Carl  von 
Kothschild  hätte  von  seiner  Tochter,  dem  Freifräulem  Louise  von  Rothschild 
kein  schöneres  Denkmal  gesetzt  werden  können,  als  die  im  Jahre  18S7  ge- 
gründete, seinen  Namen  tragemle  öffentliche  Bibliothek  zu  Frankfurt  a.  M. 
(lerade  in  den  grossen  Städten  macht  sich,  wenn  sie  nur  über  eine  Stadt- 
bibliothek verfügen,  welche  neben  ihrer  Aufgabe  einer  möglichst  vollständi- 
gen Sammlung  der  localen  Litteratur  in  den  seltensten  Fällen  im  Stande 
sein  wird,  (larUber  hinausgehenden  Bedürfnissen  in  grösserem  Umfange 
zu  genügen,  der  Mangel  an  Bibliotheken  fühlbar,  die  nicht  sowohl  dem  In- 
teresse von  Fachgelehrten  als  dem  eines  weiteren  Publikums  in  geeigneter 
Weise  entgegenkommen,  ohne  dabei  die  Aufgaben  und  Ziele  eines  wissen- 
schaftlichen Bildungsinstitutes  ausser  Acht  zu  lassen.  Als  Muster  einer  sol- 
chen Bibliothek  kann  die  Rothschild'sche  bezeichnet  werden.  Kürzlich  ist  der 
von  ihrem  Bibliothekar  verfasste  Verwaltungsbericht  Über  die  vier  ersten 
Jahre  ihres  Bestehens  erschienen  *)  und  ich  glaube  auf  all^emeinere^s  Interesse 
rechnen  zu  dürfen,  wenn  ich  an  der  Hand  desselben  sowie  auf  Grund  meiner 
auf  Autopsie  beruhenden  Kenntniss  der  Bibliothek  über  dieses  noch  so  junge, 
aber  schon  so  segensreich  wirkende  Institut  einige  Mittheilungen  mache. 

Die  Bibliotnek  ist  im  belebtesten  StadttheU  gelegen,  sie  befindet  sich 
in  dem  Eckhause  der  Bethmannstrasse  und  des  Grossen  Hirschgrabens.  (le- 
öffnet  ist  sie  Mittwochs  und  Sonnabends  von  4 — 8,  an  den  übrigen  Wochen- 
tagen ausserdem  Morgens  von  11 — 1  und  Sonntags  von  9 — 1  Uhr.  Im  Par- 
terre ist  eine  mit  der  Bibliothek  dauernd  verbundene  kostbare  und  dem 
Publikum  zugängliche  Sammlung  japanesischer  und  chinesischer  Vasen  auf- 
gestellt. Die  Bibliothek  selbst  ist  im  Entresol  untergebracht.  Darüber  liegen 
in  der  ersten  Etage,  zu  der  eine  breite  Marmortreppe  hinauffülui;,  die  Ge- 
schäfts- und  Leseräume.  Die  letzteren  umfassen  fünf  hohe  und  geräumige 
Zimmer,  die  in  ihrer  gediegenen  Eleganz  einen  äusserst  behaglichen  und 
einladenden  Eindruck  machen.  Wie  aber  die  Bibliothek  hierin  den  durch- 
gängig in  dieser  Beziehung  höchst  mangelhaften  Benutzungslocalitäten  vor- 
nehmlich unserer  Stadtbibliotheken  gegenüber  in  glänzender  Weise  hervor- 
ragt und  überhaupt  in  ihrer  ganzen  äusseren  Einrichtung  die  Unbeschränkt- 
lieit  der  dazu  aufgewandten  Mittel  verräth,  so  erweist  sich  auch  ihre  innere 
Organisation  als  eine  höchst  planvolle  und  zweckentsprechende. 

Die  Bibliothek  zählt  jetzt  etwas  über  liooo  Bände.  Ihre  Hauptfächer 
sind  die  bildenden  Künste,  die  deutsche,  französische  und  englische  Philo- 
logie, die  jüdische  Theologie  und  die  Handelswissenschaft.  Daneben  werden 
die  diesen  Wissenschaften  verwandten  Disciplinen  zunächst   berücksichtigt, 


1)  Wir  bringen  diesen  im  Verhältniss  zu  dem  Gegenstande  zu  ausfuhr- 
lichen Bericht,  weil  er  die  erste  neuerdings  von  einer  Privatperson  in  Deutsch- 
land gegründete  und  erhaltene  öffentliche  Bibliothek  betrifft.     Vlvat  sequens! 

Die  Red. 

2)  Die  Einrichtung  und  Verwaltung  der  Freiherrlich  Carl  von  Rothschild- 
schen  öffentlichen  Bibliothek  während  der  Jahre  1887  bis  1890.  Von  Dr.  Christ. 
Wilh.  Berghoeffer.    Frankfurt  a.  M.    Veriag  von  Joseph  Baer  Sc  Co.     38  S.    S^, 

VIII.     IG.  u.  II.  35 


514  Mittheihin^on  ans  und  über  Bibliotheken. 

während  alle  anderen  Wissenschaftszweige  hauptsächlich   nnr  in  znnmoeih 
fassenden  Werken  Vertretung  finden. 

Die  beiden  dem  Publikum  zur  Verfügung  stehenden  Kataloge  —  «c 
alphabetisohrr  und  ein  systematischer  -  sind  gedruckte  Zettelkataloge,  dlt? 
nach  holländischer  Art  in  Buchform  zusammengeschnürt  sind.  Die  Vortheik 
eines  Buch-  im<l  Zcttelkataloges  sind  freilich  auch  hier  nicht  vereinigt,  sie 
lassen  sich  eben  nicht  vereinigen,  allein  flir  eine  Bibliothek  wie  die  T^r- 
liegende,  deren  Bestände  rcsp.  Katah)ge  nicht  mit  einem  Ballast  unzähli^r 
entweder  nie  oder  doch  last  nie  gebrauchter  Büelier  resp.  Titelc4»pieen  be- 
schwert werden,  wird  man  den  Hauptvortheil  der  Mügrlicnkeit  einer  schnel- 
leren Uebersicht,  welche  der  Buchkatah)g  bietet,  so  lan^e  eben  nicht  bei 
seiner  Erweitenuigsbeschränktheit  dieser  Vorzug  in  das  Gi»p^entheil  umschlajrt. 
gern  entbehren  gegenüber  den  Vorzügen  dieser,  so  weit  meine  Kenntnl^s 
reicht,  vollkommensten  Art  eines  Zcttelkataloges. 

Was  die  Ordnung  der  Zi'ttel  des  alphabetischen  Katalo^es  betrifft,  siiisi 
dabei  nicht  eine  Fülle  besonderer  Regeln  zur  Anwendung  gekommen,  sondern 
mir  die  eine  jediMu  Laien  s«>gleich  verständliche,  dass  als  erstes  Oninungswort 
«ler  Name  des  Autors  oder  bei  Sachnamen  das  erste  Hauptwort  bezw.  das  erst«» 
Wort  des  Satzes  gilt,  und  bei  gleichen  Ordnungswiirtern  zimUchst  alles  vor 
dem  Ordnungswort  Befindliche  mit  Kinschluss  auch  des  Artikels  und  S(»danii. 
so  weit  erforderlich,  dii'  nachfolgenden  WiJrter  der  Reibe  nach  fiir  die 
weitere  Ordnung  massgebend  sincl.  Man  mag  über  die  allg^emeinere  Ver- 
wendbarkeit dieser  Ordnungsprincipien  denken  wie  man  will,  für  das  Publi- 
kinn,  welches  sich  hier  durchweg  die  Signaturen  selbst  aufscbläfTt ,  ist  diese 
Anordnung  die  ])raktischste ,  weil  sie  die  einfachste  ist.  Man  braucht  nur 
einmal  gt^sehen  zu  haben,  mit  welcher  Leichtigkeit  die  den  verschiedensten 
Bildungsstufen  angelu'JrigiMi  B«'sucher  sich  im  Kataloge  zurecht  linden,  nm 
sich  davon  überzeugen  zu  müssen.  Hinzu  kommt,  dass  der  Druck  de* 
Kataloges  es  erm(>glicht,  statt  der  Verweise  jedes  Mal  vollständige  Titel- 
copieen  und  zwar  im  reichsten  Masse  zu  geben. 

Auch  der  systematische  Katah^g  ist  entsprechend  einfach  und  über- 
sichtlich geordnet.  Er  zerfällt  in  :il  llanptabtheilungen.  Es  sei  nur  erwähnt, 
dass  die  Zeitschriften,  gesannnelte  und  vermischte  Schriften  und  die  Gram- 
matiken Je  ein  besonderes  Fach  bilden ,  eine  zwar  nicht  sehr  systematische, 
aber  fiir  eine  Bibliothek  wie  dii'se  um  so  ])niktischcre  Einrichtung. 

Die  Aufstellung  der  Bücher  selbst  ist  zwar  nach  Fächern  getn'nnt, 
innerhalb  derselben  ist  aber  die  alphabetische  Anordnung  gewälilt  worden, 
und  sicherlich  mit  Recht,  da  das  Heraussuchen  der  Bücher  ausschliesslich 
Sache  der  Diener  ist. 

Die  verlangten  Werke  müssen  zunächst  auf  je  einen  gedruckten 
'Bestellzetter  geschrieben  werden,  welcher,  nachdem  das  Buch  zur  Stelle 
geschaflft,  zurückbehalten  wird,  um  an  Stelle  des  anderswo  so  viel  Mühe  nnd 
Zeit  kostenden  Ausleihejournals  verwandt  zu  werden.  Für  nach  Hause  zu 
entleiiiende  Bücher  ist  deshalb  noch  eine  besondere  von  dem  Bestellzettel 
schon  durch  die  Farbe  unterschiedene  Empfangsbescheinigung  auszufiilleu. 

Die  Bestellzettel  dienen  zugleich  als  Gmndlage  für  die  Statistik, 
welche,  wie  der  Verwaltungsbericht  zeigt,  —  die  Mittheilung^en  darüber  uni- 
fjissen  ein  ganzes  Drittel  desselben  —  eine  äusserst  detaillirte  ist.  Aus  den 
nach  drei  Gesichtspunkten,  nämlich  nach  Perioden.  Fächern  und  Bemfsklassen 
l)is  ins  Einzelne  ermittelten  Zahlen  wird  man  in  Anbetracht  des  kurzen  Zeit- 
raums und  der  während  dieser  ersten  Jahre  noch  sc»  im  Flnss  begrifFenen 
Einrichtungen  der  jungen  Anstalt  mit  Recht  noch  keine  weitergehenden 
Schlüsse  ziehen  dürfen,  jedenfalls  aber  veranschaulichen  sie  die  fortwährend 
sich  steigernde  Zunahme  der  Benutzung  in  der  erschöpfendsten  Weise. 
Während  im  Jahre  lb^S  die  Zahl  der  benutzt.cn  Bände  629:*  beträgt,  steigt 
diese  für  das  Jahr  1890  auf  20122  und  ebenso  die  Zahl  der  Benutzer  fUr 
diese  Jahre  von  1470  auf  1734.  Unter  den  Fächern  weisen  abgesehen  von 
den  gesanunelten  und  vermischten  Werken  und  den  Zeitschrinen  für  das 
Jahr  ibOO  die  Geschichte,   die  Aesthetik  und  Kunstgeschichte,  die  deutsche 


Mittheilungen  aus  und  über  Bibliotheken.  515 

und  englische  Philologie  die  stärkste  Benutzung  auf.  Die  Benutzer  selbst 
sind  nach  ihrem  Beruf  in  1 5  Klassen  getheilt,  welche  der  Höhe  der  Benutzer- 
zahl <les  letzten  Jahres  nach  geordnet  folgende  sind:  Kaufleute,  Damen, 
Lehrer,  Schüler  und  Schülerinnen,  Beamte,  Handwerker,  Künstler,  Privatiers, 
Studenten,  Lehrerinnen,  Aerzte,  Schriftsteller,  Geistliche,  Offiziere  und  Schrift- 
stellerinnen. 

Diese  Mittheilungen  mögen  genügen,  um  zu  zeigen,  dass  wir  es  hier 
mit  einer  frisch  emporblUhenden  Anstalt  zu  thun  haben,  deren  Verwaltung 
sich  in  den  besten  Händen  befindet.  Wir  sind  weit  davon  entfernt,  die  hier 
getrogenen  Einrichtungen  als  allgemein  mustergültig  hinstellen  zu  wollen; 
jede  Bibliothek  hat  eben  ihre  besonderen  Aufgaben  und  dementsprechend 
auch  ihre  besonderen  Einrichtungen  zu  treffen.  Dass  dies  hier  aber  in 
mustergültiger  Weise  geschehen,  das  stehen  wir  nicht  an  zu  behaupten.  Im 
Uebrigen  verweisen  wir  auf  den  Verwaltungsbericht,  dem  ausser  drei  Licht- 
drucken, welche  das  Gebäude  selbst,  das  Portal  desselben  und  das  im 
l'reppenhaus  befindliche  Denkmal  des  Freiherm  Carl  von  Rothschild  dar- 
stellen, auch  ein  Grundriss  des  Parterre-Raumes  und  der  ersten  Etage  bei- 
gegeben sind.  Zu  bedauern  ist  nur  das  Fehlen  jeglicher  Angabe  Über  den 
Etat.  Jedem  aber,  dem  sich  die  Gelegenheit  bietet,  empfehlen  wir  die  Biblio- 
thek selbst  in  Augenschein  zu  nehmen.  G.  Zedier. 


Im  Rhein.  Museum  fiir  Philologie  Bd.  XLVI ,  Heft  2,  veröffentiicht  A. 
Papadop  uhis-Kerameus  unter  dem  Titel  „Apollodori  bibliothecae  frag- 
ni  e  u  t  a  S  a b  b a  i  t  i  ca "  werthvoUe  Ergänzungen  der  Apollodorischen  Bibliothek 
aus  einer  von  ihm  entdeckten  Jerusalemer  Handschrift  und  giebt  zugleich 
einige  Notizen  über  die  Bibliothek  des  Patriarcheums  zu  Jerusalem. 
Von  Nikodemos  I.,  dem  apostolischen  Patriarchen,  welcher  unbenutzte  Bücher- 
schätze gesammelt  und  dadurch  den  Grund  zu  jener  Bibliothek  gelegt  hatte, 
wurde  Papadopulos  als  Secretär  aus  Konstantinopel  nach  Jerusäem  berufen 
und  mit  der  Ordnung  der  Bibliothek  beauftragt.  Er  begann  mit  der  bis 
dahin  höchst  armseligen  Patriarcheums  -  Bibliothek ,  in  weicher  ausser  den 
Drucksachen  auch  einige  hundert  Handschriften  nachlässig  und  ungeordnet 
aufbewahrt  wurden.  Kurz  nach  Beginn  der  Arbeit  Hess  jedoch  der  Patriarch 
auch  die  übrigen  iu  den  ihm  unterstehenden  Klöstern  befindlichen  Hss.  nach 
Jerusalem  schaffen.  Auf  diese  Weise  vermehrte  er  den  alten  Bestand  auf  644  Nrn. 
In  besonderen  Fächern  wurden  die  aus  der  I^ura  S.  Sabae  imd  dem  Kloster 
Venerabilis  Crucis  stammenden  Werke  verwahrt.  Im  ganzen  wurden  gesam- 
melt: 1460  griechische  Handschriften,  177  arabische  und  türkische,  143  iberische 
(georgianische),  50  syrische,  22  slavische,  19  aethiopische.  Gleichfalls  wur- 
den 800  griechische  Jerusalemer  Codices  aus  Konstantinopel  nebst  Heiligen- 
bildern imd  anderen  Denkmälern  in  die  Bibliothek  hinübergeführt.  Der 
Patriarch  selbst  musste  wegen  schwerer  Krankheit  seinen  Sitz  aufgeben  und 
in  Konstantinopel  in  den  Ruhestand  treten.  Zimächst  sollte  Papadopulos 
einen  Katalog  und  ein  Spicile^ium  der  unedirten  Autoren  verfassen,  welche 
Arbeit  einen  Zeitraum  von  zwei  Jahren  in  Anspruch  nahm.  Katalog  und  Spici- 
legium  nebst  anderen  Abhandlungen  werden  der  Presse  übergeben  werden.  Auch 
die  vorliegende  Ausgabe  unbekannter  Reste  der  ApoUodorischen  Bibliothek 
ist  ein  Resultat  jener  Arbeit.  Dieselben  stammen  aus  einem  theologischen 
Codex  des  Corpus  S.  Sabae  (Nr.  366  des  Katalogs).  Der  Codex  beginnt 
mit  einer  unedirten,  merkwüraigen ,  aber  lückenhaften  Vita  Konstantins  des 
(»rossen  und  seiner  Mutter  Helena;  er  schliesst  mit:  Xdyoi  doy/uaTixo!  Sia- 
tpoQwv  naxi(}Q)v  nsQl  tfji;  ivav^gwnrjastog  tov  KvqLov.  Hiervon  hat  der  Her- 
ausgeber dem  Druck  Übergeben:  Xoyov  tov  fisydkov  ßaaiXiwg  xvqov 
kXt^ioi^  TOV  Ko/uvtjvot  ixöod^ivta  nao  avtov  tiqoq  kgfxBvlovg  do^dtovvaQ 
xaxwg  juiav  ipvaiv  inl  XqkTtov  und  den  dem  Photios  unbekannten  Sermon 
S.  abbatis  Marci  Eremitae,  welcher  im  Codex  Sabbaiticus  den  übrigen,  dem 
Photios  bekaimten,  Schriften  angehängt  ist:  xov  aviov  MaQxov  ngbq^  xovq 
Xiyovzag  fjiti  tjvwa&ai  t^v  aylav  auQxa  to€  KvqIov  fista  xoH  Xoyov  dXX*wQ 

36* 


:  A 


J^rrii-irt::^--:    sTi-   Ti'».    ■*:— -  }i^•2f*vilr&L.-^. 


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I'       ..;     },;.'-    i'-r/*;;.- :.•;.-     :r..-    vr>  ::..-i-irL    ircLAr-'>^     Ar.v^j-.*  -- ,^^^ 


/.-.ji  .'.'J.  ^  M-:..  ."fi;/*  .1  J  f:*!  .--Tä  j  •  S-riij'I'-T.  u-'lchr-T»  »i^-r  ÜrTc>\r  dt-* 
> '#.'.*.'4'  o'i.i;'  ■■•  i  I;!»  Ar'i-i*  i-r  v;;*.  .lai.rr  liltt-r  al*  ilrr  «Itrönirive  Tr\i. 
</.  >»4Mi  •  ••).'.•  fi  >.ifir»]i':fc  i.'i  'l-.'i  K;j- 'Alf k'-!ri;i;r-?tiit jf  •l»->  Philo*. iphtrn  und  klön 
iff;«/i"Ji<  f )m  VVi'J'.r^pr  i':/i«'  in  -.•ini-ii  \Vi-rk»rii  auf. 

In  lUh  -itzunjrj-NirK-hT^ii  *|.-r  Kai-i-rl.  Ak-vlt-ini»?  ilf  r  WLssenschaf^en  n 
yV/i  ri  p)»!)'/-.  hiy  K  U'^ir.  I^il.  1 2  j .  Nr  '♦  li'-friiint  HvinriWi  Schenk!  mit  der  VeKiffent- 
lifhiifi/  *hi*r  hihliof  h(f%  parriMfi  laririoriirij  Hritannica.  «lie  das  Er^b- 
iii»-/.-  v'»ii  VHT  run\U'tir*-i<*i'u  iJ«'-  Virrfassirrs  in  Knjfland  IS>I,  S 4. S 7. S 9 bildet.  Dis 
\'*'r/yn'Uii'm'  iiiiifaM.Ht  aWf  ili*-  l'/ihlioth»rk<-ii  (odrV  Th»'ihr  <K'rs«-U.ienL  von  denen 
kt'.mt'.  tnU-r  iiuif,t'n\\u^*:tt*U:  is<'*\riit:kU'  If:iii<l.s<^hriir*;iikatali»«rt-  vorhanden  oder  deren 
üntiiUiu^f  ^r.U'Aft'r  /.n'^.'iw^VirU  ,iinl,   vvii,»   z.  15.  ilio   Katahijfo  der   Bibliotheken 


Mittheilnngen  ans  und  über  Bibliotheken. 


517 


von  Cheltenham,  Ashbnmham  n.  A.  Nicht  aufgenommen  in  das  Verzeichniss 
sind  dagegen  die  Handschriften  der  Universitätsbibliothek  in  Cambridge,  der 
Bodleiana  und  der  College-Bibliotheken  in  Oxford,  soweit  sie  in  Coxe's  u.  A. 
Katalogen  bereits  enthalten  sind,  mit  Ausschluss  der  Sammlungen  D'Orville 
und  (.'larke,  und  endlich  des  Britischen  Museums  in  London.  Die  patristische 
Litteratur  ist  bis  zum  10.  Jahrh.  einschl.  vollständig  aufgenommen,  desgl.  alle 
lateinischen  Klassiker,  die  griechischen  llandschriften  und  von  der  mittel- 
alterlichen Litteratur  die  poetischen  Stücke,  dagegen  sind  die  prosaischen 
Werke  vom  IL  Jahrh.  an,  namentlich  die  zur  histor.  Litteratur  gehörenden 
meist  nicht  aufgenommen.  Bei  Beschreibung  der  einzelnen  c.  4000  Hand- 
schriften hat  eine  feste  Norm  nicht  befolgt  werden  können,  da  die  Hülfsmittel 
und  die  für  die  Arbeit  an  den  einzelnen  Bibliotheken  zu  Gebote  stehende 
Zeit  zu  ungleich  waren.  Format,  Schreibmaterial,  Blätter-  oder  Seitenzahl, 
Columnenzahl,  Alter  und  Charakter  der  Schrift,  sowie  etwa  vorhandene  Zeug- 
nisse über  die  Herkunft  des  Codex  sind  angegeoen,  und  zwar  das  Format  ,nach 
Augenmass"  in  6  Gruppen,  ct.  ft)l.,  fol.,  kl.  foL,  4«,  kl.  4»,  S",  kl.  8«,  12",  16"; 
bei  der  Bestimmung  des  Alters  der  Handschriften  ist  ,mit  so  grosser  Vor- 
sicht, als  es  möglich  war"  verfahren ,  doch  soll  z.  B.  die  Bezeichnung  s,  XU 
nicht  andeuten,  dass  die  Handschrift  innerhalb  der  Jahre  liOti— 99  geschrieben 
sein  müsse,  sondern  dass  ihre  Schrift  den  Charakter  der  betreffenden 
Epoche  trage.  Die  Siglen  und  Abkürzungen  der  Handschrilten  sind  durch- 
weg aufgelöst.  Der  vorliegende  erste  Autsatz  verzeichnet  die  llandschriften 
der  Bodleianischen  Bibliothek  in  Oxford  (s.  o.).  Es  werden  folgen  die  Biblio- 
tiieken  von  Chelteuhani,  Trinity  College  in  Cambridge,  die  übrigen  College- 
Bibliotheken  daselbst,  die  schottischen  und  irischen  Bibliotlieken ,  die 
Cathedralbibliotheken  Englands,  die  kleinereu  englischen  Bibliotheken.  In- 
dices  werden  die  werthvoUe  Arbeit  abschliessen  und  nutzbar  machen. 

W. 


Den  „Proceedings  of  the  Tnistees  of  the  Newberry  Library  for 
tlie  year  ending  Januar}'  5,  1891  *",  Chicago,  entnehmen  wir  folgende  Statistik. 
Der  Zuwachs  betrug 


an  Büchern 

an  Broschüren 

Jä^^"^^  gelammt 

jährlich 

ins- 
gesammt 

in  f)  Monaten  bis  5. 

Januar  1885 

6457 

6457 

4907 

4907 

in  1  Jahre   „ 

„    1889 

14682 

21139 

5539 

10446 

n     n        n                n 

1890 

16492 

37375 

1810 

12349 

n     n        n                » 

1891 

23239 

60614 

11610 

23958 

1er  Vit  Jahre  seit  ihrer  Gründung  hat  sich  die  Bibliothek  in  jedem 
chschnittlich   um    17315  Bücher,   6820   Broschüren   vermehrt.    Die 


Während  der 
Jahre   durc 

Schenkungen  an  die  medicinische  Abtheilung  beliefen  sich  1890  insgesammt 
auf  S816  Bücher,  8339  Broschüren.  Die  Ausgaben  für  Bücher  u.  s.  w.  be- 
betrugen S  84258.46,  die  Verwaltimgskosten,  Gehälter  u.  dergl.  $  16447.43.  Es 
benutzten  die  Bibliothek  am  Tage  im  November  971,  im  December  865  Per- 
sonen beiderlei  Geschlechts;  der  Abenddienst  im  Lesezimmer  weist  für  die 
Zeit  vom  20.  October  bis  I.Januar  1099  (954  männliche,  145  weibliche)  Be- 
sucher auf.  Von  den  neuen  Erwerbungen  sind  hervorzuheben  diejenigen 
aus  den  Privatbibliotheken  von  Henry  rrobasco  und  S.  L.  M.  Barlow ,  von 
welchen  die  letztere  besonders  für  aie  friihere  Geschichte  Amerikas  von 
Werth  ist  und  sich  nebenbei  durch  eine  stattliche  Anzahl  von  Kunstbänden 
von  Grolier  an  bis  auf  die  Gegenwart  auszeichnet.  Nunmehr  enthält  die 
Newberry  Library  8*:^  seltene  alte  Bibelausgaben  z.  B.  Venedig  1476,  1480 


.)L^  tfittiunlnssm  uu  nui   Iber  Bibliorheken. 

.Tiif  \f:niarjin-n     in    1^^.   ir.rp^r   ir.iirrr.    •  Z::»mpiÄn»     irr   3rn;ia  "rurm  Liräa 
ui.*    !f-r  .Vir    -i»r  .■'.Tir.iiiir;^    ii-r    .~Ji!i-:uir:rA-r\:;z."-r.     .    Z^.-rDr.iian*    ir«?  in;'* 

ind    J«.-    .«ml     »•T.fr'*i-r.>^V'-r*Ji      .üii^r^r*.  :•   M »•?"-'  'iv-ii     ir>      -    ..':xiiniiin«ii"r5 

n   ■iiiii«   wir   '.*  -r'jair.r-n:    .\.'r'»-r^:>  '■!;i*jr.'>  '••lUinLi    u-    -^«.•:lIl^!.'-^:it-   TjurruE'-'i:'-. 

♦'*      ""r.i    ■••i.    Ainr.rr»^!!    ■—■ v.::ii;:m    .  ii;::::i;::i.       -"j-       -"    A^'-i-XAniL?    i»-   .V-* 

"^nj-ra  i..innA.  ;"-;  ■  .irn.  3i''ur'-r.r::n  ."il:-iia.  vinr-nin.  .4^«»  ■-.  r»*n*j': 
r^Arinn»!**  tirnnrixn  •TSi':»«rnxii.  -  Z.l*»-  lO?  ir>ar.  Iii*r4ir:a  -.".•iiv^ia?6'x 
:  i'n-  nirni«'!i-^  A.r.'i^uiiirni:.*  •nimrürar;!.*  n  1' — iiit:'»ra«r  uin-i  •amma. 
:  »Ti  7  .' ••T:ir'*:i:i  Z.i(>«'»'!a  ul  ■Miuuiiir:u  /'i-r-arimiiii.  ir  Ulirnna  ■-^:^«■:♦t■I• 
••a.  :  T"  /'iirar^niL'»  '^"rat*  iliL-Tiiirn  "n'mm.  t""  ^mit-rifii  rn*— iinm  ^.r> 
jiinun.i*'  i"  "  r'inmiL'*  A>iiiiiia>  ^'la^'^ni'H'-s  ir  ill  iinnili'nt*:"  i' 
rHirfiAH  i  Ai-nirj»>  ')»*m  --  .i'iir  ~'rai'.  t:'+  .  '*  »r'rJiii?  '.■•inmtriirar'.i  jram- 
.iiarir;  ii-  rr^in'^mufu:!  tii-ni-iKim  '""  .  i»*  *•"  »rurTiif  V  ir^-a  Ifj-aiia. 
.  \^'l  r"'r*  :iii:V-niii*  r.isri*  ti*r  n»'»iii*!iii.-'f:ii-:i  1"  •r:«'ii:i':i  'iiriuiir  l' »  >' luim«-"'. 
"•in  fi-nm  "  »i  n  li-n  V  -p'fnuT'-n  ^»"aa:»';!  •r«»*:i»-\':i'V..  '^sir  ""iriiiia^nr  >* 
•lii*  !-4Tr*»nir.ir    iii^r  •  ■MiimruL*!    um  -»-iiif  ?L.*i«*^M-     1  »-r   u  A-iirmf  ^-nuninir". 

Im  ?ir  IV  ii-r  j  »-ynn  A  iminbmrii'fi  3.'pi»irs-  rir  "  ^*'.«  ]st  -in 
P.t'ri»hr  it-s  P.ir^iii^riies.ir'  7  H.  M.  '  -lO»-'  :'>f  r  üi-  uir.-r  -j^-inrr  A  ir*j'-j" 
^rehj-mli*  ?.:'■>.:  «■.i  •%  t  •  -  i.''  iu"i  •  \!  i  -  •  i  ii  *nr:iairi'n.  E»?k*  :j>nnr. 
iiiH  'li'H   "  T'iniiTf n   '•nnimiiiu;! -n    i»-r  •  ■'^•".mi  2niir:i  i\.  A.  **.      * "■- ^-?nai»' -' 

.-•-iirjraniHir    in»i    r-r^nri*jir    mr.-r    vn»-r  r..Mnn:f     -rii*    ^ii*    uu*    licm  Bt-r>::*r 
ins   ■*nrjr'*Tr*nr7:rr     -int*    {it    it-sr.-n    Pi'Mii'Oivi.-a    w^    Brns4."hfn  Ia^i:^:•c<  :u 

"^'»ir  -i»»m  !  Aprl  >'?.'.  "lar  inrii  »t^viin  -»«-in  Fdii.'hr«*x^'mpiarz"**^i 
r^r  .»'ihn  Mirilii'^h  -viiiiir.»  -sii-ii  -^4  i;i  isui  •  •)aiiri-  it^^  Mii^rani  iiir  irii: 
•1r!nör?ni1i-n  r.nni'ii»*:!.  tir  -iiMi-ini-^t-iit-  .ii  -*ia;r:ix.t^>i.'*«'at^r  Spnurae  i-);r*:''lt**- 
r.i".>nnir  aii'hr  r.irr**rii'k.*ii';i-::r"  i^i  ;:u*s.-!i.  luii  "^■t-*  inf  .i.-n  j..ii.-a  W-rä 
•1i»r  hist.irHfhf^n  I.irvmr.ir  ♦  ••vii-as.  •»•■^»-  in:  -ifü  ■irr:c«*a  L'nca  .i»*r  ii'-iüir^a 
B'S«*hi>r  hin  —  'it^nn  :u»'r  t:i-  in  I.niit-n  ■:i-'-i:'>n  -ii»*  -•••iiärze  .ir-r  rML::rl':s^r.  -j:'! 
pr>rAn»»n  r.irrt>nr7ir  :a  "ülia'-n  Ai^jrirr-a  i:i:ai»-r  3i«*iir  '^^rbr*^izr:Z.  X*i^  r •  Irr 
'lit-i^-r  A  ifrVjr-l-^rinz  Tir  iif  '.•rl;-n;i::r-  V  ■.  1   -  u  l?^-'/.  •iin'   '"'r^riiiimTr.  .'Ili: 

Lim»*.  *nS  pamphi'*-  '.?.  1:17  ■anz^iiur-   mit  -^-r*  'ii »-»-?•  ''r  lu'i:*;^     n>ap.    .^..ir 
or  pian-*/  ««^pararr-iT  prir.*»*!!    -r  ".:*a.  -mt-^r-it  1:1  «.r-vloQ  -joüU  b»^  -irifv-jr^ii  -.■ 

rmr^r.  'ilr-^*^'*  (r^<*'''7.  .i-in^n  r.-.a  >^.': — *>  ;".t:  in  *!Vvl.iri  iri-.ir-x'i-, 
BiJrhr-r  in  'lii-  .-^anv-iilT-z.  /'■•^•r  ^ ->:!.-  A''i:t-^>i«-a'-ii  «irr  Ir-irr^c-i.-  Br-l;  --h-kir 
fVriohr  /r.   .-r^'arrr-.-.   \-r*\r.'-\' .    -x-ts.   -i:-  F:i!i;jrk-i"rn   srir-cr  Br-:imri:z  :iz.i 

Kiirna  «-nfsfri'*-.'.  z^in^-ri .  in  »l-:.  I.'.i:;;..  1.  ■:  "^  t  .iy.:ii-...  Mn.'«r.*nni.  Iv-r  Lnril: 
t\c.r  ♦i.VMi  t «liio-hür.«!''.  ^l^r  «li»-  irir./.»- «t^-..- •/:,;. -r-  tl-r  l^.s^•l  imtr-r  hi^lüintli^or.«-: 
ffftTTft^.haff  Viff.  U. ti- -  IT'-M  :;niT-i"".  -«■ü  «u:::;  n.Vi.':i  [.ml  nach  in  ilor  Wri^ 
(Ur  Mvlra^  I;.-'/;r<l*  ht:k;inn^  :.'-n!.i.':i*  'a-  r«l'n. 

Aus  fUr  .*Tari-rik  (U-^  L»  *-j:i>'Iik:;hj^  i^r  zu  r  riTr.ohuit  u .  liass  auch  dii- 
Hnhfimi.^'h^n  Kp-i-r.  vor  aü-ni  ili'-  H!:il«lhN^i>i*i:»*n  t'rir»iTfr  ihr  l'«»ntin;r«:*nt 
rlMii  »t^rlU-n.  nrif'-r  ihn»-n  aurh  iHr-  J;ip:in«-*»'!i.  «lit;'  am  Vitivuilaya  fVilK-irc  in 
i'.oUnn\Hf  hnfUWiii^tiuf'h*'  'Ihrol-ifri-  :in»l  F'ali  >rii«iirin. 

Für  t\x^  .'^amin^ln  von  M:ir;n-i-rifittn  un«l  <ia.s  r«»i»iri:-n  vun  si>lehi'n  aus 
di^n  TfTnpftlNiWiothfkj-n  ist  j-in»-  SiiniiiH-  im  Fiml^ri-r  vor;rf sehen. 

IfU'  /\nH\n'.»U' .  sowohl  an  Klu-  wii«  an  Paliwrrki-n.  Ist  eine  reiche  zn 
DeoAen.    Uoti^r  dfn  J'aliwerkf n  ngi  ein  Work  hervur  mit  dem  Titel  Sähassa- 


r\ 


Mittheilangen  ans  und  über  Bibliotheken. 


519 


watthnppakarana,  eine  Sammlung  buddhistischer  Erzählungen,  die  Corbet  ftir 
eine  jüngere  Version  des  Werkes  mit  demselben  Titel  von  Katthapäla  Thera 
hält,  der  die  Fülle  singhalesischer  Legenden  in  das  Pali  übersetzte.  Dieses 
Werk  war  fast  in  Vergessenheit  gerathen  und  stark  defect,  bis  Vedeha 
Thcra  ans  ihm  seine  Kasavähini  compilirte,  von  der  es  dann  ganz  in  Schatten 
gestellt  wurde. 

Auch  dieses  Werk  ist  von  Birmah  wieder  in  die  alte  Ileimath  erst 
zuriickgelührt,  wie  es  mit  so  vielen  buddhistischen  Werken  ^ng.  Bemerkens- 
werth  ist  noch  die  singhalesische  unter  dem  Namen  Vitti-pota  zusammen- 
gefasste  Litteratur,  eine  Art  Dorfchroniken  von  grossem  historischen  Werthe. 

Die  Appendix  enthält  einen  Bericht  des  Assistant  Librarian  de  Zilva 
Vickremasinghe  über  eine  Reise  zur  Inspection  der  Tempelschätze  und  Biblio- 
theken. Unter  den  Schätzen  des  Hanguranketatempels  findet  er  SUberplatten 
mit  Stücken  aus  dem  Vinaya  Pitaka  und  dem  Abhidharma  Pitaka  elngravirt. 
mehrere  heilige  Bücher,  wie  Satipatthäua  und  Pratimoksha  auf  Gold  una 
Jätaka  Atuwäwa  auf  900  Kupferplatten.  F.  S. 

Zur  Geschichte  der  Bibliothek  von  Saint-Germain-des-Pr68  veröffent- 
licht Herr  11.  Umont  in  dem  Bulletin  de  la  Soci6te  de  Thistoiro  de  Paris 
IblM.  S.  b8  u.  f.  einen  Beitrag  aus  der  Revolutionszeit.  Auf  S.  35  u.  f.  hat 
derselbe  Gelehrte  einen  Autisatz  über  L'iniprimerie  du  Cabinet  du  Roi  au 
chateau  des  'i'uileries  sous  Louis  XV  gebracht.  Ludwig  XV.  hatte  in  seiner 
Jugend  das  Buchdrucken  gelernt.  Kine  Reihe  von  Publikationen,  die  aus  der 
Cabinetsdruckerei  dieses  Königs  hervorgingen,  werden  mitgetheiit.  An  der 
Spitze  derselben  stand  ein  Jacques  Collombat. 

Ueber  die  ehemalige  Dombibliothek  zu  Münster  i.  W.  handelt 
eingehend  Herr  Dr.  P.  BaJilmann  in  Nr.  4  u.  5  des  , Korrespondenzblattes 
der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  (beschichte  und  Kunst**  von  1891. 

Die  Januarnummer  des  vorzüglich  redigirten  „The  Library  Journal"  bringt 
eine  statistische  Uebersicht  über  11  kleinere  amerikanische 
Bibliotheken,  die  wir  hier  mittheilen,  weil  sich  aus  ihr  interessante  Folge- 
rungen ziehen  lassen  über  die  Bedeutung,  die  in  den  Vereinigten  Staaten  die 
freien  Bibliotheken  für  die  Bevölkerung  und  deren  geistiges  Bildungsbedürf- 
niss  besitzen: 


Bibliothek 

Einwohner- 
zahl 

Zuschuss 

der  Stadt 

Dollars 

Gesammt- 

einkommen 

Dollars 

Gehälter 
Dollars 

Bridgeport,  Conn.  1&S8 

50000 

7400.61 

7717.00 

3719.00 

Lawrence,  Mass. 

3886:i 

7427.40 

8908.00 

3629.00 

Lowell,  Mass.  1887 

64107 

14820.96 

15423.00 

6192.00 

Lynn,  Mass.  1888 

45867 

6390.40 

7557.00 

3184.00 

Newton,  Mass.  1888 

10750 

10170.00 

10616.00 

3518.00 

Paterson,  N.  .1.  1880 

80000 

8127.00 

8522.49 

8003.00 

Providence,  R.  J.  18SS 

1 26000 

0 

18321.00 

5837.00 

Springfield,  Mass.  1887 

37575 

15044.48 

18000.00 

0188.00 

Waterbury,  Conn. 

40000 

0 

10542.27 

3460.00 

Worcester,  Mass.   1880 

08380 

18507.00 

21305.00 

8845.00 

New  Haven,  Conn.  1888 

80000 

10000.00 

10664.29 

3340.00 

520 


Mittheiltuigeii  ans  und  Über  Bibliotheken. 


Bibliothek 


VerhiUt- 
niss  der 
Gehälter 
zum    Ein- 
kommen 


Ausgaben 

für 

Bücher 

Dollars 


A  usgaben  '■  Jährl  ich  er 
I      für      I  Umsatz 
'  Binden  der 


Dollars 


Biiclier 


I    Gehalts- 
kosten für 
1000  be- 
natzte 
BUcher 
Dollars 


Bridgeport,  Conn.  1888 
I^wrence,  Mass. 
Lowell,  Mass.  1887 
Lynn,  Mass.  18S8 
Newton,  Mass.  1888 
Paterson,  N.J.  1889 
Providence,  R.  J.  1888 
Springfield,  Mass.  1887 
Waterbury,  Conn. 
Worcester,  Mass.   1889 
New  Haven.  Conn.  1888 


48 
40 
40 
42 
33 
35 


33 
41 
32 


2208 

1005* 

4900 

2344 

2919 

1825 

2170 

9418 

4341 

8734 

2748 


I 


30 
682 
266 
601 
243 
206 
442 

493 
999 
955 


85000 

43.75 

104846 

34.61 

100887 

61.37 

99268 

32.08 

104700 

33.60 

76673 

39.16 

72191 

80.85 

145164 

42.52 

52496 

66.36 

142449 

62.09 

138574 

24.10 

W. 

Seh. 

Im  Feuilleton  der  „Darmstädter  Zeitung"  Nr.  189  n.  91  findet  sich 
eine  eingehende  Anzeige  der  in  unserem  Beihefte  5  veröffentlichten  Geschichte 
der  Grossherzogl.  Universitätsbibliothek  von  Giessen  von  Dr. 
£.  Heuser.  Es  sind  hier  auch  einige  unbedeutende  Zusätze  und  Berichti- 
gungen zu  der  überaus  fleissigen  Arbeit  gebracht. 


In  der  Sitzung  der  R.  Accademia  dei  Lincei  vom   1.  März  d.  J.  hat 
Herr  Enrico  Narducci  Nachricht  von  der  Auffindung  einer  Handschritlt  des 


Werkes   zu 

sein  scheint,  ist  von  Herrn  Professor  Constantin  Maas,  der  im  Auftrage  des 
Bibliothekars  Kttore  Novelli  die  Katalogisirung  der  griechischen  Ilaudsclaiften 
der  Angeliea  in  Kom  besorgt,  aufgefunden  worden.  Herr  Narducci  g^ebt 
auf  Gnmd  dieser  Aufnahme  eine  Beschreibung  der  Handschrift  und  knüpft 
litterargeschichtliche  Betrachtungen  daran. 


In  dem  Feuilleton  dor  „Frankfurter  Zeitnjig"  vom  26.  Mai  d.  J.  hat 
der  Professor  für  englische  Philologie  an  der  Universität  Freiburg  i.  B..  Horr 
Dr.  A.  8chroer,  sich  sehr  eingehend  über  die  Mängel  der  deutschen 
Bibliotheken  ausgesprochen.  Gewiss  sind  die  Anschaifun^fonds  vieler 
UniversitätÄ-Bibliotheken  in  Deutsehland  ungenügend,  aber  manche  I>esiderien 
des  Herrn  Verfassers  sind  auch  undurchführbar.  Die  Vorführung  der  Bibliothek 
des  British  Museums  wirkt  hier  etwas  komisch.  Denn  gerade  manche  Wünsche 
des  Herrn  Verfassers  werden  von  dieser  Bibli(»thek  am  wenigsten  berilck- 
sichtigt.  Oder  wünsrht  er,  dass  alle  deutschen  Bibliotheken  kein  Buch  ausser 
dem  Hause  verleihen  möchten?  Diu-eh  übertriebene  und  unausführbare 
Forderungen  schadet  man  wie  immer  der  guten  Sache  mehr  als  man  ihr  nützt. 


Vermischte  Notizen.  521 


Vermischte  Notizen. 

Die  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  und  preussischen  Provinzial- 
gcschichte  ausserordentlich  reiche  Bibliothek  des  f  Professors  Dr.  Bujak 
in  Kcini^berg  ist  in  den  Besitz  des  Koch'schen  Antiquariats  ebendaselbst 
übergegangen.  —  Die  J.  A.  Stargardtsche  Buchhandlung  in  Berlin  hat  ein 
grosses  Circular  versendet,  durch  welches  sie  die  Originale  der  Briefe  J.  W. 
von  Goethes  an  Charlotte  von  Stein  und  einen  Theil  der  Stein-Kochbergschen 
Familienbibliothek  zum  Verkauf  ausbietet. 


Der  von  0.  Lorenz  begonnene  Catalogue  g6n6ral  de  la  li- 
brairie  fran^aise  depuis  1840  wird  von  Herrn  D.  Jordell  fortgesetzt 
werden  und  demnächst  Band  XII  erscheinen. 


In  der  wissenschaftlichen  Beilage  der  Leipziger  Zeitung  vom  28.  Juli 
1891  befindet  sich  ein  Aufsatz  von  Dr.  Chr.  Ruepprecht  über  Central-  und 
Specialbibliotheken.  Im  Gegensatze  zu  Ruepprecht,  der  die  Gleichberechti- 
gung von  Central-  und  Specialbibliotheken  verficht,  steht  ein  anonymer  Auf- 
satz in  der  Vossischen  Zeitung  1891  Nr.  423  vom  11.  September,  ^Gesammt- 
Schul-  oder  PMnzelbibliothek?*.  der  eine  Vereinigung  der  zahlreichen  „Lehr- 
biichereien'^  (d.  h.  Schulbibliotlieken)  in  Berlin  zu  einer  einzigen  Bibliothek 
empfiehlt.  Das  Factum  soll  hier  allerdings,  von  nnserm  Standpunkte  aus, 
nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  Specialbibliotheken  (besonders  Vereinsbiblio- 
thekeu)  zumeist  schliesslich  docn  dem  Geschick  verfallen,  in  die  Central- 
bibliotneken  einverleibt  zu  werden,  und  dass  ihre  Leitung,  die  selten  in  den 
Händen  bibliothekarisch  geschulter  Kräfte  lic^t,  subjectiv  und  einseitig  zu 
sein  pflegt.  Wenn  die  Bücherbestände  der  kleineren  Fachsammlungen  und 
die  dafilr  aufgewendeten  Mittel  in  ihrer  Gesammtheit  den  Centralbibliotheken 
zu  gute  kämen,  dann  würden  diese  in  ganz  anderer  Weise  als  jetzt  für  Neu- 
anschaffungen im  Detail  sorgen  können.  Nur  Handbücher  und  Nachschlage- 
werke brauchten  filr  Institute  und  Vereine  reservirt  zu  bleiben. 

Hbrln. 

In  dem  neuesten  Hefte  des  Journals  Le  Livre  moderne  (No.  20^  findet 
sich  ein  wahrer  Schmerzensschrei  in  Betreff  der  über  den  französischen 
Buchhandel  hereingebrochenen  Krisis.  Ein  Morbus  litterarius  sei  jetzt 
nach  den  fetten  Jahren  von  1874 — 84  ausgebrochen,  die  antique  Bibliopolis 
(Paris)  prit  Tallure  de  Sodome  et  de  Gomorrhe  u.  s.  w.  Die  Ursachen  dieses 
Rückgangs  des  französischen  Buchhandels  und  der  Litteratur  werden  in  sehr  leb- 
haften Farben  und  zum  Theil  recht  spasshaft  geschildert,  die  scribomanie 
S^uerale  sehr  lebhaft  beklagt  imd  die  Frage  aufgeworfen :  Les  soldes  d'habits 
emod^s    vont   vetir    les   negres    d'Afrique    et  d'Oceanie.    Mais  les   livres! 

oü  vout-ils?  ou  stagnent-ils?  oü  se  eachent-ils  les  milliards  et  milliards 

d'exeniplaires ,  qiii  eirculent  et  s*agglom6rent  depuis  des  siecles  de  produc- 
tionV  Dazu  wird  die  Behauptung  liinzu^efiigt :  £n  France,  la  masse  du 
public  est  indifferente  a  la  lecture;  c'est  ind^uiablement  un  des  pays  ou  on 
lisc  le  moins— les  peuples  du  Midi  ayant  au  point  de  vue  du  plaisir  de  s'in- 
struire  par  le  livre ,  nne  iiiferiorit6  complete  sur  les  peuples  du  Nord  u.  s.  w. 
u.  s.  w.  Wir  emi)fehlen  die  Lecture  dieses  Artikels  überhaupt  den  deut- 
schen Schrift  steuern  und  Buchhändleni ,  die  nicht  müde  werden,  über  die 
geringe  Kauflust  des  deutschen  Publikums  zu  klagen.  Die  Masse  der  un- 
brauchbaren und  schlechten  Bücher,  die  diesseits  und  jenseits  der  Vogesen 
erscheinen,  verdirbt  natürlich  den  Markt  für  gute  und  ausgereifte  Waare. 
Die  „lassitude  generale"  ist  nur  zu  erklärlich. 


In   den   Sitzungsberichten 
Wiener  Akademie  soll  demnächst 


der    philosophisch -historischen  Classe  der 
zur  Veröffentlichung  gelangen  eine  Abhmd- 


522  Vcrmischto  Notizen. 

lung:  Rudolf  Beers  •Ilandschriftcnscliätzo  Spaniens.  Beriebt  ttbor 
eine  im  Auftraj»e  der  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in  den  Jahren 
li*Mi— IShb  durcligefilhrte  Forscliiinji^sreise '.  Den  llau]>ttheil  der  Arbeit  bildet 
eine  alphabetisch  geordnete  Zusaninienstellun^  über  (.lescbicbte  und  Bestand 
von  mehr  als  50()  Ilandschriftensaunnlungen  Spaniens  im  Mittelalter  und  der 
Neuzeit,  die  eine  werth volle  Vorarbeit  tlir  ein  Corpus  codicum  manuscripto- 
rnm  Ilispaniensium  me<lii  a<^vi  ist.  Der  Verf.  hat  während  seiner  Foreehnngs- 
roisü  etwa  2oU()  Handschriften  in  nahezu  SO  Bibliotheken  und  Archiveu 
untersucht.  W.  Seh. 

Unter  den  urkundlichen  Beilagen  zu  dem  Aufsatze  Ludw.  Müllers: 
-Beiträg:c  zur  (reschichte  des  Bauernkriegs  im  Kiess  und  seinen 
Ümlanden''  (Zeitschrift  des  Historischen  Vereins  tlir  Schwaben  und  Augsburg. 
Jg.  17.  1890)  lautet  2,  4:  ,Der  Schad  und  nmtwillig  Frevel,  so  die  treulosen 
Bauren  zu  Ahausen  geübt  haben,  Sabatho  et  Dominica  Voeeui  Joeunditatis 
Anno  25."  (S.  274).  Kin  Absatz  dieser  Schadenberechnung  bezieht  sieh  auf 
die  Bibliothek  der  Abtei  Ahausen  mit  folgenden  Worten: 

„Ein  kostlich  Liberei  ob  1*200  Bücheni  in  allen  Faeulteten,  welche  der 
sei  Dechant  v<m  Kistat  und  der  Abt  ob  15i»o  (II.  gestanden.  <),  Teufels 
Kinder  haben  der  iMerernteyl  zerrissen,  zerstochen  und  zerhauen,  verbrent 
und  in  die  Prunnen  geworfen,  (iot  erbarms,  wo  es  nit  solt  gestraft  werden. 
Vindica  domiue,  et  noli  tardare  in  seculum  alterum." 

Ferner  S.  27.5:  „Was  hernach  volgt,  hat  den  treulosen  Buben  Nutzen 
ertragen:  .... 

32  grosse  Pulbret  in  der  Liberei  mit  Ketten  und  Schlössen, 
und  die  Band,  Ketten  und  Schir>sser  alles  geraubt  und  zer- 
schlagen 100  gl." 

W. 

Im  Anschluss  an  eine  kurze  Notiz  über  das  Leben  des  am  19.  Januar 
d.  .1.  verstorbenen  Collegen  Jul.  Petzhol  dt  veröffentlicht  die  Eivista  delle 
biblioteche  Anno  111.  No.  28  —  30,  S.  *»3  u.  f  ein  sorgfältig  gearbeitetes 
Schriften verzeichniss  des  fleissigen  Mannes,  das  noch  fortgesetzt  werden  wird. 

In  der  Bibliothejiue  de  l'Kcole  des  chartes  Bd.  LH  (IS9I)  S.  i:i4  u.  f 
beitpricht  L.  Delisle  mit  grosser  Anerkennung  das  Ehrlesche  monumentale 
Werk  zur  Geschichte  der  Vaticanischen  Bibliothek.  O.  H. 


#  

In  dem  Sammelwerke:  Etudes  Romaines,  welches  am  2i».  December 
1890  die  ehemaligen  Schüler  des  beriihmten  Romanisten  Gaston  Paris  ihrem 
Lehrer  zur  Feier  von  dessen  fünfundzwanzifriUhriger  Doktorj>romotion  über- 
reicht haben,  hat  auch  unser  Mitar)>eitcr  Herr  IL  Omont  einen  Beitrag  beige- 
steuert, der  von  den  Manuscrits  Franc^ais  des  rois  d'Angleterre  au 
chateau  Richmond  handelt.  Die  Büchersammlungen  der  Könige  v(m 
England  können  sich  niclit  im  Entfenitesten  mit  denen  der  französischen 
Herrscher  messen.  Doch  haben  auch  ein  Eduard  IV.  (1401 — 83)  und  seine 
Nachfolger  der  Richtunc:  der  Zeit  gehuldigt  und  besonders  sehime  iÜustrirte 
und  kostbar  gebundene  Bilderhandschriften  in  ihrem  Schlosse  gesammelt.  Sie 
bilden  jetzt  den  werthvollsten  Be.standtheil  der  alten  königlicJien  Sammlung, 
di<^  in  die  Bibliothek  des  British  Museum  einverleibt  ist.  Den  alten,  sehr 
summarisch  abgefassten  Katalog  dieser  im  SchU»sse  zu  Richmond  meist  auf- 
gestellten Bücher  (und  eine  Buehbinderreehnung  aus  dem  Jahre  14^0)  hat 
Herr  Omont  mit  erläuternden  Anmerkungen  hier  abdrucken  lassen. 


In  Belgien  erscheint  seit  dem  Ende  des  vorigen  .lalires  eine  nem»  biblio- 
graphische Monat.sschrift :  Critique  encyclopedique  internationale 
(Mouvement  bibliographique  universel).   Bru.\elles,  3,5o  fr.  jährlich.    Hinsieht- 


Vennischte  Notizen.  523 

lieh  der  Anordnung  erklärt  die  Redaktion,  dasB  sie  a  cru  bien  faire  en  adop- 
tant  commo  m6thode  la  classificalion  des  branchcs  universelles  des  connais- 
sajices  hinuaines  par  ordre  alpliab6tique.  Wir  glauben  nicht,  dass  dies  wirk- 
lich gutgcthan  ist.  W.  Seh. 

Von  der  Bibliographie  des  militärischen  Unterrichtsweseus  der  Nieder- 
lande und  Niederländiscli-Indiens,  die  wir  auf  S.  498  des  vorigen  Bandes 
dieser  Zeitschrift  besprachen,  ist  eine  erste  Fortsetzung  erschienen:  Mili- 
tair  Onderwijs  in  Nederland  en  Nederlandsch-Indie.  Biblio- 
graphisch Overzicht  door  J.  P.  .1.  W.  Korndörffer.  Eerste  Vervolg.  1891. 
T6  Nrn.  auf  7  Seiten,  überwiegend  die  Litteratur  des  Jahres  1890  enthaltend. 

W.  Seh. 

W.  R.  Morfill  bespricht  in  „The  Academy"  vom  18.  April  d.  J.  die  zu 
London  HJtiO,  richtiger  lö63,  gedruckte ,  jedoch  nur  bis  Psalm  40  reichende 
liitthauische  Bibel,  von  der  sammtliche  Exemplare  verschwunden  sind.  Die 


Uebersetzung  wurde  Samuel  Chyliilski  zugeschrieben,  aber  mit  unrecht;  vjjl. 
J.  lianusz'  Besprechung  von  Stankiewicz  Studya  bibliograficzne  etc.   1.   im 


nimiruni  plus  centum  Unguis,  versiouibus  aut  characteribus  reddita  et  ex- 
pressa"  (London  17üO)  eine  litthauische  Uebersetzung  des  Vaterunser,  die  er 
m  Umsclmft  wiedergiebt,  mit  der  Randbemerkung  „Conf  Bibl.  Lituan.  Lond. 
1()()0"  und  schliesst  daraus,  dass  um  1700  melu*  oder  weniger  complete  Exem- 
plare dieser  Bibel  noch  zu  haben  waren.  Ubrln. 

In  dem  Maihefte  des  Journals  „Pr^cis  historiques^*  findet  sich  eine 
sehr  ausführliche  Anzeige  der  neuen  Auflage  der  bekannten  „Biblio- 
graphie de  la  Compagnie  de  J6sus."  von  Alb.  Poncelct,  einem  Mit- 
glied des  Jesuitenordens.  Das  besprocliene  Werk  soll  9  —  I  u  Bände  stark 
werden,  von  denen  jeder  3ü  Fr.  im  Subscriptionspreise  und  40  Fr.  im  Buch- 
handel kostet. 

The  Bookworm  No.  41,  April  1891,  enthält  u.  a.  eine  Notiz  über  den 
Bibelhandcl  der  Britischen  Bibel-Gesellschaft,  welche  seit  1804  bis  1890 
nicht  weniger  als  1 23  929  044  Exemplare  hergestellt  hat  und  gegenwärtig 
gegen  vier  Millionen  frischer  Abdrücke  jälirlich  herausgiebt,  sowie  die 
Nachricht,  dass  der  russischen  Presscensur  jetzt  auch  13  Verse  des  Koran  zum 
Opfer  gefallen  sind.  Ubrln. 

Unser  geehrter  Mitarbeiter  Dr.  Henri  Stein  in  Paris  hat  „per  le  nozze" 
v(ui  Herrn  Paul  Bergmans  und  Louise  Clars  in  Gent  eine  sehr  schön  aus- 
gestattete Abhandlung  über  den  Pariser  Drucker  Wolf  gang  Hopyl 
in  hundert  Exemphiren  erscheinen  lassen.  Hopyl,  der  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  derDiöcCiSe  Utrecht  entstammt,  hat  nachweislich  von  1489  bis  1523  in 
Paris  sein  Gewerbe  getrieben  und  min<le8tens  Oti  verschiedene  Werke  ge- 
druckt. Es  sind  darunter  besonders  zalilreich  gottesdienstliche  Schriften, 
Missalien  u.  dergl.  vertreten.  Unter  ihnen  befinden  sich  aber  auch  die  beiden 
ältesten  Pariser  Drucke  in  flämischer  Sprache.  Das  eine  ist  ein  Orarium: 
„Getijden  van  onser  lieven  Vrouw**  mit  sehr  guten  Illustrati(men  und  ist  vor- 
treflflich  gedruckt,  wie  denn  alle  Drucke  Hopyl's  sich  durch  treffliche  Aus- 
stattung auszeichnen.  Das  andere  ist  eine  flämische  Uebersetzung  der 
Legenda  aurea  des  Joliannes  von  Voragine.  Diese  beiden  jetzt  sehr  seltenen 
Drucke  hat  Herr  Stein  ausführlicher  beschrieben  und  aus  der  L.  a.  auch 
einen  Holzschnitt  nachbilden  lassen.  Die  vortreffliche  Arbeit  ist  ein  werth- 
voller  Beitrag  zur  Pariser  Buchdruckergeschiehte.  0.  H. 


524  VermiBchte  Notizen. 

Antobibliofcraphie  de  Pierre  Joseph  de  Ilaitze.(')  Comme 
je  KiiiH  redevable  ä  la  Pmvence  nia  patrie  dn  pen  de  savoir  que  j'ai  acqnis. 
ce  «eroit  ojecterisicjune  iiiodestie  ä  contretemps  de  ne  pas  grossir  eo  catsüo^c 
de  la  desipiatiun  de  nies  petita  ouvrages  dnmies  au  publie.  Je  dois»  d'autaat 
niieux  le  t'aire  qne  D*ayant  pas  tous  parus  sous  iut>ii  noui  ditferoutiel,  on  en 
a  deja  attribue  quelques* niis  ä  des  etran^ers  de  cette  proviuce.  Ce  sera  donc 
pour  consen'er  a  la  Provence  et  ä  la  verite  leurs  dn»it8  que  j'en  ferai  ici  le 
denonibreiueot. 

107..    Les  Ciiriosit^  de  la  ville  d'Aix,  publiees  en  ItiT. . 

1687.    La  relation  generale  des  fetes  de  la  ville  d'Aix  pour  Tbeureiix  retour 

de  la  sante  tant  d^sir^e  de  Louis  le  grand  en  i6b7. 
löSy.    L'Etat  de  l'ueuvre  pour  le  seeours  des  pauvres  prisonniers   de  la 

conciergerie  d'Aix  en  16yj. 
UilK.    Les   Moines   emprunt^s,   iuip.   en  109..    Ouvrage    donne    a    Tabbe 

Faydit. 
Kill..    Les  Muines  travestis,  edition  de  16U.  Ouvrage  qni  a  eii  le  nieme  sort. 
17ul.    Lettre  de  Sextius  le  Salyeu  a  Kuxenes  le  Marseillois  siir   les  ares 

triompliaux  dresses  dans  Aix  ä  l'arrivee  des  due«  de  Bourgogne  et 

de  Berr}'  en  17  .  .  .  . 
17M2.    Dissertation  sur  divers  points  celebres  de  THistoire  de  Provenee. 
170b.    La  vie  de  8.  Benezet,  lundateur  de  l'ordre  des  IIo.<«pitaliers  pontifes 

ou  faiseurs   de  ponts  pour  le  soulageiueiit  des  pauvres  passants  et 

la   siirete  des   voyageurs  au  passage  des  rivieres,  uatit    de  Merat, 

que  j*ai  publiee  sous  le  noni  de  Magno  Agricol. 
170S.    L'esprit   du   ceremonial  «l'Aix   en   la  eelebratiun    de  la  Fete-Dieu, 

donne  en  170b. 
170U.    L'Ktat  de  l'Hospital  la  Miserieorde  des  Pauvres  malades  et  honteux 

prupre  et  distinetit'  a  la  ville  d'Aix  et  veritablement  son  hospital, 

puisqu'il  n'est  compose  que  de  ses  liabitants. 
1711.    Apologetique  de  la  religion  <les  Provenyaux  au  sujet  de  Salute  Made- 
leine leur  patrunne  avec  une  dissertation  sur  le  Symbole   de  »Salute 

Martlie,  la  patronne  de  la  \'ille  de  Taraseon;  edition  de  171  L 
1711.    La  vie  de  Nostradamus,  auteur  des  fameuses  centuries  prophetiques. 
1713.    De  la  r6tbrmation  des  asiles  propres  de  leglise  metropolitaiue  d'Aix; 

dissertation  de  17 IS. 
1710.    La  vie  du  grand  philosophe  et  medecin  Aniaud  de  Villeueuve. 
1720.    La  vie  de  Sainte  Kossoline,  de  la  maison  de  Villeneuve,  la  premiere 

Sainte  de  Tordre  des  Cliartreux. 
1720.    Etat  chronologique  et  heraldique  des  consuls  d'Aix,  procureurs  du 

paYs  de  Provenee. 
1720.    Dissertaticm  sur  l'etat  chronolo^i<iue  et  heraldique  de  Tillustre  et  sin- 

gulier  consulat  de  la  ville  d'Aix. 
1727.    Portraits  ou  eloges  historiques  des  premiers  presidents  du  Parlomeut 

d'Aix,  donnes  en  1727. 
IT.'iO.    La  vie  du  bienheureux  (Jerard  Tenque,  foudateur  de  l'ordre  de  Saint 

Jean  de  Jerusalem,  natif  du  Martigues. 

Maiutenaiit  par  la  di»signation  (|Ue  je  vieiis  de  faire  des  ouvrages  donnes 
au  ^)ublic,  c)n  iie  sauruit  ne  pas  comj)ren(lre  qu',  A  l'exeeption  de  <leux,  leur 
niatuTe  etant  tonte  proven^ale,  e'aurait  ete  sous  pretexte  de  modestie  un 
double  deehet  pour  la  Provence  litteraire  (jue  de  ne  les  y  faire  pas  paraitre. 
II  en  auroit  ete  de  mtMue  des  d(;ux  ecrivains  sui)erieurs  Oes  (iaufridi),  a  eause 
du  lien  de  parente  qui  urunit  avec  eux.  Comme  on  voit,  de  plus  Ibrtes  rai- 
sons  m'obligent  de  ne  regarder  que  la  verite  et  Tinteret  de  ma  patrie;   aussi 

(l)  Pierre  Joseph  de  Plaitze,  historien  provcn^al,  connu  pour  soa  Ilistoire 
de  la.  ville  d'Aix  qu'il  a  lai^öe  in^dite  et  que  la  Revue  Sextienne  publie 
en  ce  moment.  Le  document  ici  imprim6  est  h  Aix,  Bibliothöque  Möjanes,  Ms. 
803.     fol.   141.     (Communication  du  prof.  L.  G.  P^lissier.) 


Nene  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       525 

cette  r^serve  ne  sera  que  pour  le  catalogne  qui  n'est  que  pour  moi,  et  le 
total  ira  de  file  dans  le  corps  des  annales  de  nos  ^crivains. 


Erklärung.  Im  Einverständnisse  mit  meinem  Herrn  Verleger  wendete 
ich  mich  im  Sommer  1 800  wegen  alter  Bibliothekskataloge  vor  1 500  an  Herrn 
P.  Gabriel  Meier  in  Einsiedeln.  Mit  seiner  bekannten  Bereitwilligkeit 
theilte  mir  derselbe  hierauf  eine  Reihe  von  solchen  mittelalterlichen  Bücher- 
verzeichnissen mit,  von  denen  mir  bis  auf  seclis  Stück  alle  bekannt  waren. 
Ich  hatte  in  dem  sogleich  zurückgesendeten  Mscr.  zu  den  einzelnen  Ver- 
zeichnissen, sofern  sie  in  mein  Buch  „Ueber  mittelalterliche  Bibliotheken" 
schon  aufgenommen  waren,  die  entsprechenden  Nummern  desselben  bei- 
gesetzt, jedoch  fenier  bemerkt,  dass  es  mir  aus  mehreren  Gründen, 
nämlich  einerseits  in  Folge  meiner  Verbindlichkeiten  gegen  die  Kaiserl. 
Academie  in  Wien,  andererseits  gegen  meinen  Verleger,  femer  aber  wegen 
der  ganzen  Anordnung  des  Buches  nicht  möglich  sei,  alle  weiteren,  mir  noch 
vor  Fertigstellung  des  Buches  bekannt  gewordenen  Kataloge  in  der  zum 
Ganzen  passenden  Art  imd  Weise  unterzubringen.  Ich  verwies  schon  da- 
mals ,  wie  ich  es  auch  in  der  Einleitung  des  Buches  pg.  X  gethan ,  auf  die 
„Kritischen  Beiträge  zu  älteren  Bibliotheksverzeichnissen",  die  zur  Ergänzung 
des  erstgenannten  Buches  dienen  sollten.  Da  nun  Herr  P.  Gabriel  Meier 
in  seiner  sehr  freundlichen  Anzeige  meines  Buches  in  No.  4  der  Göttiuger 
gelehrten  Anzeigen  (1801)  eine  Anzahl  mir  schon  bekannter*)  Verzeichnisse 
aufgeführt  hat,  so  möchte  ich  nach  obigem  Sachverhalt  bemerken,  dass  man 
nicht  Anstoss  daran  nehmen  möge,  wenn  ich  in  den  „Kritischen  Beiträgen" 
die  Mehrzahl  dieser  Nachträge  nicht  mit  der  Namens- Chiffre  des  Herrn  P. 
G.  Meier  versehe,  wie  ich  dies  sonst  thun  würde.  Im  Verhältniss  zum  In- 
teresse an  der  Sache  steht  die  Frage  nach  den  sie  fordernden  Personen, 
wie  ich  nu^ine,  überhau])t  in  zweiter  Linie.  Um  jedoch  etwaigen  Miss- 
deutungen zu  begegnen ,  ghuibe  ich  auf  diesen  Sachverhalt  hier  auftnerksam 
machen  zu  sollen.  Auch  in  diesen  Dingen  erhält  richtige  Rechnimg  gute 
Freundschaft. 

Wien.  Theodor  Gottlieb. 


Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*) 

fThe  Bookworm.   No.  40,  Sept.  1891:  „Chants  et  chansons  populaires",  an 

undescribed  edition,  Jas.  Hayes.  —  The  Ex-Libris  society.  —  Ancient 

manuscripts.  —  Some  quaint  book  titles. 
The  Library.    No.  32:  August  Iftfll:  The  library  at  San  Marino,  H.  Vivian. 

—  The  exhibition  of  bookbindings  at  the  Burlington  Fine  Arts  Club.  — 

Book-speech  and  folk-speech. 
The  Library  Journal.    Vol.  ir»,  No.  8  August  1891 :  The  new  president  of 

the  American  Library  Association.  —  Patent  Office  indexing,  How.  L. 

Prince.  —  Notes  on  the  library  exhibit  of  the  Columbian  exposition ,   J. 

Schwartz.  —  A  brief  list  in  history,  selected  by  W.  A.  Bardwell. 
Le  Li  vre  moderne.    No.  20.    Aoüt  1891:  Le   marchS  litt^raire.    Notes  sur 

la  crise  de  la  librairie  contemporaine.  —  Ja  bibliophilie   aux   champs. 

Lettre  d'un  bibliographe  au  repos ,  B.  H.  Gausseron.  —  Quelques  livres 

de  luxe  retardataires. 
—  No.  21.    Sept.  1891 :  Portraits  curieux,  in^dits  ou  mconnus  de  Honor6  de 

Balzac.  —  Amusettes  bibliographiques ,  F.  Drujon.  —   ün  nid  d'auto- 

I)  Eine  Andeutung  in  diesem  Sinne  steht  a.  a.  O.  pg.  139. 
♦)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind  nur  die  Artikel  biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 


vä  i-^m  *>5>w^ 


*.'a**^-».    -r     ilf-Alf»"^       :4r&.    -i-l-    '.-^i^r    «tf  •»•*      Ait- <IL- •   <    ETI  JrtJiT .   ^^^J^ 


BiMi'ftrir'ja-   pqMif{a-   •!•?  K^im.*     TAa^-^tur  4«?^  iin|:*iiiiir*  da  rai«iiiei 

d^    K^iift«      1'/uir-  I:    'Ilt«V#I'^|rir .  jorispniJeiicr-.     R^rim«.  hap.  JostiiiÄn. 

XVI    il»,  p     'sV     Fr   7. 
*Boll«t'iD'f  4«?IU  hihlhpi*:*^  Nirii^nale  di  Pilenoo.  Ahiim  III.    N.j.  I.     «»ru- 

naio     Marz-f  IVil.     P.  I~^*.     4-. 
f$ow«loin  Tifll-r*-  I-ibran-  bollrtin.    No.  I.    Bniiswirk.  Me.     «1  p-     >^ 
i:aifih*:r«  <;ll  l'uhUt:  Librarirs.    ratilogn<>  of  the  bo*^ks  in  the  Ihilwifh 

l>rn«lin{r  Librtrj'.    l^finhtn.    24 ^  p.    >*. 
*C'ata!ojfii*-.  Th«-'Kn||^i>h.   i»f  b<Ki)ü.     An  alphaFi«rtic:&2  list  of  w«trk<  publi- 

hh«-«l    in    th«;  l'iiitwi   KiDjfdoni  aod  nf  thr-  priocipaü  wurks  pabli^hetl  in 

Awt-nt'Z,  wtth  'lat«^  of  puMication.  iiHlk-an«»n  of  size.  piii-v.  edition  ao«! 

piihliAh<'r'fi  laifi»-.     Vol.  IV:  Jaumarr  !>>!   to   Deceniber    1SS9.     Ix>nUun. 

rf.  I>#u,  Mai>ti>ri  Jk  TouiifiDy.    IV/ti«  pa^.    gr.  >•      Cloth.  5i"  j  Sh. 
i'otferfzvi',  A.    A  !M'l»-ction  of  p»«iidonvii»;   nr  firtitious    names  used  by 

w4rllknown  authorH.  witb  tbt-  r^al  namV:»  pTen.     Als«>  sl  nnniber  «>f  aDiH 

iiyifiouM  work»  witb  tb«rautbors  ^Ton.    I»ndon.  .T.  Haie  anil  S«»ns.    24  p.   ^^ 
i'roydou  Fr«M*  Public  Libraries.    (*ata](»^e  of  books  in  the  Tbumton 

lli-atb  Librar\'.    Croydon.    'Mi  p.    ♦**. 
Dfrlobr«%   F.    Troiffi«>iue  table  decenoale  du  Journal  de  jurispnidence  coui- 

iiK'rfriale  et  maritiuie,  fonde  ;i  Marseille  en  1>20.  ISSI  — IVJO.      Marseille, 

iinpriiii.  nianufillaiKe.    ris?{  pa^.    S". 
Uor.nun'itiH  Hur  la  veiite  des  uianusc^riti»  du  eolle^irt'  de  Clemiont  ä  Paris. 

(l'i'tt.)    Xoj^enMe-Kotrou,  imp.  I>aupeley-<iouvemeur.     9  p.     *>**. 
Kxtrait  du  HiiUctin  de  la  Societe  de  Phi^toire  de  Pari& 
liruiiiniond.  II.   Wbat  w  a  cbrLstianV  A  talk  on  books;  ^itb  a  bio^rapbieal 

Hkei(;b  Ol  the  author  by  Ja.  MacArthur.    New  York.  J.  Knox  &  Co.     3. 

y.t  p.    s«.    D.  —  .:j5. 

„A   talk    on    books"    contains  wise   counsel   on   the    subject    of   forming  a 
library  and    on    choosing  the  best  books  essential  to  self-education  and 
relaxation  of  the  mind. 
(froHeli,   II.     Katalofi:  ov(*r  kunstindiistrimuseets   bibli(»tliek    o^    dets    saiu- 

liii>(«;r  oj?  niöiiHt4*rbla<b'.  KriKtiania.  IM»  S.  S**.  Kr.  —.50. 
♦Jahre.Mbe richte  der  (ie.schirht8wi8.HeiLSchaft  im  Auftrage  der  Hi8t4>riscbeD 
(ieHellHchaft  zu  Uerliu  heniusgegeben  von  J.  Jastrow.  Jahrgang  XII: 
ISH».  Herlin,  U.  (Jaertners  Verlag.  XVIII.  I,  170.  II,  454.  III,  320. 
IV,  201  S.  S».  80  M. 
JahreHberi  cht  über  die  Fortschritte  der  classtschen  Altertbiimswissen- 
Mclmft.  begründet  von  C.  Bursian,  herausgegeben  von  J.  v.  Müller.  Supple- 
ment-Hand  (25.  Iknd),  5.  (Schluss-)lleft:  Jahresbericht  über  die  Mytho- 
logie aus  den  Jahren  1870— I8S5,  von  A.  Preuner.  Berlin,  S.  Calvary 
&  Co.    IV.  u.  S.  3S5— 512.    &".    Subscr.  M.  1.80;  Einzelpreis  M.  3.60. 

Die  Titel  der  Werke,  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,   sind   durch 
*  bezeichnet. 


Antiquarische  Kataloge.  527 

Dass.  (26.  Band)  Supplement-Band  zur  Neuen  Folge,  Heft  1  — S :  Jahres- 
bericht über  die  griechischen  Inschriften,  von  W.  Larfeld.  —  Jahres- 
bericht über  die  Mythologie  aus  den  Jahren  18S6— 1890.  Von  F.  Back. 
Ebenda.    256  S.    8".    Subscr.  a  M.  2.4();  Einzelpreis  a  M.  3.60. 

*Jastrow,  J.  Handbuch  zu  Litteraturberichten.  Im  Anschluss  an  die 
„Jaliresberichte  der  Geschichtswissenschaft".  Berlin,  R.  Gaertner's  Verl. 
VIII.  285  S.    8".    M.  8. 

Jersey  City  (N.  J.):  Free  Public  Library.  Title  lists  of  fiction.  Jersey 
('ity.    4.  35  pag.    8«. 

Indici  e  C atalog hi  VII.  I  codici  Panciatichiani  della  r.  Bibliot«ca  Nazio- 
nale  di  Firenze.  Vol.  I,  fasc.  3.  Roma,  presso  i  principali  librai.  P.  l(»l 
—240.    8".    L.  1. 

Invcntaire  sommaire  des  archives  departementales  anterieures  :i  1790, 
redige  par  L.  Redet  et  A.  Richard.  Vienne.  Archives  civiles.  S6ries 
A,  B,  C,  D.  Tome  1.  Poitiers,  impr.  Blais,  Roy  &  Co.  CLXI.  281  p. 
a  2  col.    4«. 

Landor,  W.  Sav.  Imaginary  conversations:  with  bibliographical  and  cx- 
planator}'  notes  by  C.  <t.  Crunip.  Vol.  I.  New  York,  Macmillan  &  Co. 
27.  382  p.     12».     cloth.  D.  1.25. 

Loiseleur,  J.  Les  bibliotheques  communales  historiques  de  leur  formation, 
examcn  des  droits  resi)ectifs  de  l'etat  et  des  villes  sur  ces  colleetions. 
Orleans,  Herluison. 

*Milwaukee  Public  Library.  Quarterly  index  ofadditions,  April— June 
1S91.    Milwaukee,  Board  of  tnistees.    P.  117—140.    4«. 

N  e  w  c  a  s  1 1  e  -  u  n  d  e  r -  L y  m  e :  Free  Library.  Index-catalogue  of  the  books  in 
the  lending  luid  referiiice  departments.  Newcsistle-under-Lyme.   122  p.  s^ 

N(»rwich  Free  Library.  Sui>plementary  catalogue.  Lendiug  department, 
Jan.  188S  to  Mar.  IH'.il.    Norwieh.    Vlll.  88  p. 

Richardsou,  (\  F.  American  literature,  1607  —  1885.  Populär  edition. 
2  vol.    London,  Putnam\s  Sons.    8".    Sh.  12.6. 

S  am  Ungar,  Ur  nägra  antecknares.  (värd  af  tat^ksamliet  och  viinskap  tili 
mjlstaren  i  svensk  bokkunskap  G.  E.  Klemming.  Stockhohn,  II.  Bu- 
kowski.     150  S.  u.  Portr.    4". 

Nur  in  einer  Auflage  von  so  Exx.  ßjedruckt  und  nicht  im  Handel. 

Sargant,  E.  B.  and  B.  Whishaw.  A  guide  book  to  books.  Oxford, 
c:iarendon  Press.    3rt2  p.    8".    Sh.  3.6. 

*Vierteljahrs-Catalog  der  neuen  Erscheinungen  des  deutschen  Buch- 
handels. Nach  den  Wissenschaften  geordnet.  Mit  alphabetischem  Re- 
gister. Jahrgang  1891.  Heft  2:  April— Juni.  Leipzig,  J.  C.  Ilinrichs'sche 
Buchh.    X\T  -h  S.  135-282.    s". 

Vismara,  A.  Materiali  per  una  bibliograüa  del  generale  Giuseppe  Garibaldi, 
premessevi  le  date  cronologiche  degli  avvenimenti  principali  della  sua 
vita.    Como,  IIb.  Franchi  di  A.  Vismara.     104  p.    8".    L.  3.60. 

Zeitschrift  für  wissenscliaftliche  Theologie.  General-Register  (Namen-  und 
Sachregister)  zu  Jahrgang  1-XXXIII  (I85s— 90),  bearbeitet  von  F.  (iörres. 
Leipzig,  0.  R.  Reislaud.    63  S.    gr.  8'».    M.  5. 


Antiquarische  Kataloi^e. 

Beij ers 'sehe  Bh.  Utrecht.  No.  13S:  Theologie.  Philosophie.  1?i67  No«.  — 
*No.  1 39 :  Theologie  en  philosophie  (nederlandsche  gcschriften).   1 520  N««- 

Conrad's  Bh.    Berlin.    Vermischtes.     1291  N»«. 

Engelcke  Gent.    No.  2:  Zoologie.  Anatomie  comparee  etc.    592  No«- 

Fritzsche  Hamburg.    No.  17:  Theologie.    3376  N'>«- 

Harrach  Kreuznach.  No.  10:  Schöne  Litteratur.  Vermischtes.  2032  N»«-  — 
No.  11:  Geschichte  m.  Hilfswiss.     1328  N««- 

Kende  Wien.    1891.    No.  7 :  Seltene  Werke.    353  N<«» 


528  Porsonalnachrichteii. 

Kirchhoff  &  Wigand  Leipzig.    No.  881 :  Musikwissenscbaft     1190  N« 

Lau  &  Cic.  München.    No.  17:  Werke  aus  allen  Wissenschaften.     751  !s« 

Roth  er  Leipzig.    No.  21 :  Theologie.  I.  A— Lange.    (Bibl.  v.  Prof.  CTiristHa. 

in  Bonn  u.  l'ast.  Ilennes  in  Quedlinburg.)    2083  N««- 

Spirgatis  Leipzig.    No.  2:  Ilainit.  u.  afrikan.  Spraeben.     r»3r>  N»»"- 

-       591  Nos. 


Suiro  Posen.    No.  4:  Philologie  u.  Pädagogik.    59 1 
W  i  e  e  h  ni  ii  n  u  Oldenburg.     No.  1 1 :  Vennischtes. 
Wesley  &  Son  London.    Bibliotheca  botanica.     17 


b.  Xll  pa^. 


Personalnachrichten. 

Der  l)isherige  Bibliothekar  an  der  Königlichen  Univcrsitats-Bibliotbek 
zu  Marburg,  Dr.  Karl  Boysen,  ist  untenn  8.  September  d.  Js.  zum  Bihluh 
tht^kar  an  der  Königlichen 'Bibliothek  zu  Berlin  ernannt  worden. 

Der  bisherige  Hülfskustos  an  der  Königlichen  Bil»lii»tliek  zu  Berlin. 
Dr.  Münzel,  ist  untenn  8.  September  d.  Js.  zum  Kustos  an  der  Königliclu'ii 
Universitäts-Bibliothek  zu  Marburg  ernannt  worden. 

Der  bisherige  Assistent  an  der  Königliehen  Bibliothek  zu  Berlin,  I»r. 
Nörrenberg,  ist  untenn  W.  September  d.  Js.  zum  Kustos  an  der  Könij:- 
licheu  Universität-Bibliothek  zu  Kiel  ernannt  worden. 

Der  bisherige  Assistent  an  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin,  Dr. 
P  reu  MS,  ist  unterm  s.  September  d.  Js.  zum  IlUlfskustos  an  derselbon 
Bibliothek  ernannt  worden. 

Derbisherige  IlUlfskustos  an  der Kgl.  Bibliothek  zu  Herlhi,  Dr.  G aed erti. 

ist  untenn  12.  Sept.  d.  J.  zum  Kustos  an  derselben  Bibliothek  ernannt  wordt-n. 

Der   bisherige   Bibliotheks-Ilülfsarbeiter    Dr.    Richard    Schröder  in 

(iöttingen   ist   untenn    10.  September  d.  J.  zum  Kustos   au    der  Königlicbeu 

Universitiit.s-Bibliothek  daselbst  ernannt  worden. 

Der  zum  Kustos  an  der  Königl.  Bibliothek  zu  Berlin    ernannte  Dr.  Fr. 

Ileincke  ist  zumDirector  des  biologischen  Instituts  auf  Helgoland  auserseheu. 

Der   Bibliothekar   Francesco   Carta   von   der    Biblioteea    Estense  zu 

Modena  ist  zum  Prefetto  der  Biblioteea  Nazionalt^  zu  Turin  ernannt  worden. 

Der  Journalist  (^yalui  ist  zum  Bibliothekar  der  L'niversität  Klauseu- 

burg  eniannt  worden. 

Am  '2\K  August  starb  in  Cannstadt  bei  Stuttgart  der  frühere  Secrctär 
an  der  Königl.  Bibliothek  zu  llaimover,  Uath  Dr.  Heinrich  J^öttger  im  fast 
vollendeten  90.  Lebensjahre. 

(Sestorben  ist  der  Stadtbibliothekar  von  Aix,  M.  Gant,  ehemaliger 
Redacteur  der  Zelttmg  „la  Provence". 

Am  0.  September  starb  in  Graz  der  Kefrierungsrath  a.  D.  Dr.  Faust 
Pachlcr,  ehemaliger  Kustos  der  Wiener  Hofbibliothek. 

Am  12.  September  starb  zu  Freiberg  der  Professor  und  Bibliothekar 
an  der  dortigen  Bergakademie,  Bergrath  Karl  Gustav  Kreisch  er. 

B  c  r  i  c  h  t  i  g  u  n  g  zu  S.  4iJ2 .  11  err  Dr.  F  a  1  c  k  e  n  h  e  i  u  e  r  ist  nicht  zum 
Bibliothekskustos  in  Kiel,  sondern  in  (iöttingen  ernannt  worden.  (Das 
Versehen  wäre  nicht  7)a.ssirt,  wenn  die  betreffenden  Herren,  wenigstens  aus 
Deutschland,  der  Bed.  des  ('.  f.  B.  im  allgemeinen  Interesse  ihre  Enien- 
nungcn  u.  s.  w.  mittheilen  wollten.  Als  das  vorige  Heft  mir  zur  Correktur 
vorgelegt  wurde,  widerspraclicn  sich  die  mir  zu  Gebote  stehenden  Quellen 
in  Betreff  der  Kniennung  des  Herrn  Dr.  F..  ich  musste  also,  da  der  Dnick 
nicht  aufzuhalten  war,  die  Ernennung  weglassen  oder  das  mir  Wahrschein- 
lichere wählen.  Ich  gestehe,  dass  ich  mich  geirrt  habe.  Den  Herren  Collegen, 
welche  mich  durch  'Mittheilung  der  an  fiircn  Bibliotheken  stattgehabten 
Personalveränderungen  unterstützt  haben,  sage  ich  auf  diesem  Wege  meinen 
besten  Dank  und  bitte  sie,  mir  auch  ferner  zu  Hillfe  zu  kommen.  Die  Elr- 
neimungen  an  den  Königl.  Preussischen  Staatsbibliotheken  rechtzeitig  und 
fehlerfrei  zu  bringen,  sind  wir  jetzt  giitigst  in  den  Stand  gesetzt.)       O.  H. 

Vorlag  Ton  Otto  ÜMTMaowiti.  Loipgig.  —  Dmok  von  Khrh^rdt  Karr»«^  M»^^!». 


Centralblatt 


fOr 


Bibliothekswesen. 


Vni.  Jahrgang.  12.  Heft.  December  1891. 


lieber  Tariflrnng  von  Bucheinbänden. 

Die  Tariffrage  im  Buchbindergewerbe  der  Kundschaft  gegenüber 
ist  so  alt  wie  das  Gewerbe  selbst :  immer  wiederholen  sich  die  Ansätze 
einen  umfassenden  und  erschöpfenden  Normaltarif  auszuarbeiten.  Dem 
Erfolge  stehen  eben  eine  Fülle  von  verschiedenen  Bedingungen  ent- 
gegen, die  sich  nicht  sowohl  in  der  Lohnfrage  verschiedener  Gegenden 
und  Länder,  nicht  nur  in  den  örtlichen  Geschäftsspesen  äussern,  son- 
dern auch  in  der  unendlichen  Mannigfaltigkeit  des  aufgewendeten 
Materials  wie  des  im  Einzelfalle  gar  nicht  festzustellenden  Arbeits- 
aufwandes. Eine  Calculation  der  gesammten  Geschäftsunkosten  und 
eine  genaue  Preisaufstellung  für  Partienarbeit  macht  ohnehin  jeder 
Buchbinder,  durch  die  Concurrenz  genöthigt.  Aber  man  wird  nicht 
fehl  gehen  mit  der  Annahme,  dass  ein  hohes  Procent  der  Buchbinder 
überhaupt  nicht  genügend  calculiren  —  Grossbetrieb  natürlich  aus- 
genommen. 

Für  den  Buchbinder  ist  zwar  der  Vortheil  der  Praxis  nicht  zu 
unterschätzen.  Die  Preise,  welche  er  in  Einzelarbeit  berechnet,  werden 
der  Leistung  an  Material  und  dem  Zeitaufwand  plus  billigem  Verdienst 
ungefähr  entsprechen,  üebeiforderungen  würden  sich  im  Geschäfts- 
betrieb bald  rächen.  Eine  Sicherheit  und  Gleichmässigkeit  der  Preise 
ist  jedoch  nicht  vorhanden,  und  es  ist  ein  gutes  Recht  der  Auftrag- 
geber, zu  wissen,  dass  gewisse  Nonnen  existiren.  Für  amtliche  Stellen 
ist  es  sogar  nothwendig,  Normen  zu  kennen,  da  jene  in  der  Lage  sein 
müssen,  ihre  Auslagen  vor  der  Uechnungsinstanz  zu  vertreten.  Und 
es  ist  schlechterdings  nicht  einzusehen ,  wanim  sich  nicht  ähnlich  wie 
für  andere  Handwerke  gewisse  Grundlagen  fUr  die  PreLsansetzung  wer- 
den feststellen  lassen,  welche  ohne  grossen  Zeitverlust  unter  Zulassung 
eines  bei  Calculationswerthen  nach  oben  oder  unten  zu  erwartenden 
Ausschlags  eine  Controle  ermöglichen.  Der  Verfasser  des  umfäng- 
lichen und  guten  Handbuches  der  Buchbinderei,  Adam,  ist  freilich  der 
resignirten  Ansicht,  dass  man  die  dahin  zielenden  Versuche  für  Detail- 
arbeit aufgeben  müsse. 

VUI.    12.  36 


530  Ucbcr  Tarifirunfi^  von  BuchcinbäDden 

In  der  Praxis  scheidet  sich  schon  heute  scharf  Partienarbeit  und 
Einzelarbeit  rtieksichtlich  der  Preisberechnung?.  Die  Manipulationen 
des  Falzens  und  Heschneidens ,  der  Vorbereitunj?  der  Decken ,  des 
lleftens  —  sojrar  des  Fadenheftens  auf  der  Heftlade  —  des  Einlejrens, 
Pressens,  Ueberziehens,  Schilddruckes  u.  s.  w.  u.  s.  w.  werden  jjjleich- 
mässip:  nutzbrin<render,  wenn  sie  auf  1000  oder  mehr  Exemplare  eiue^ 
Werkes  zu  erstrecken  sind.  Die  Ausnutzung  der  kostbaren  Maschinen, 
ohne  welche  ein  moderner  Buehbinderbetrieb  jrar  nicht  mehr  auskommen 
kann,  ist  erst  in  diesem  Falle  m()glich. 

In  f^ewissem  Sinne  wird  freilich  jede  Buchbinderarbeit  Partien- 
arbeit S(»in,  indem  das  zur  Behandlung;  kommende  Material  vr»n  dem 
] Buchbinder  nach  Format  und  vorjj:eschriebener  Behandlun^s weise  mö;;- 
lichst  gleichartig  zusammengestellt  werden  wird.  Auf  die  Heftlade 
werden  stets  eine  Anzahl  Bände  hintereinander  geheftet.  Im  Ganzen  aber 
hat  fUr  den  Mehraufwand  an  Zeit  bei  Einzelarbeit  der  Buchbinder 
andere  Ansprtlche,  welche  sich  noch  erhöhen,  weil  trotz  aller  Umsiebt 
die  Vortheile  der  Partienarbeit  in  weit  geringerem  Grade  greltend  ge- 
macht werden  können.  Trotzdem  muss  es  auch  hierfür  mög'lich  sein, 
Durchschnittspreise  zu  linden. 

Wenn  nun  Bibliotheken  Bachbinderarbeit  abgeben,  so  sind  sie 
allerdings  änsserlich  für  die  Preisberechnung  dem  Einzelpreise  zu- 
gewiesen. Partienarbeit  im  landläufigen  Sinne  weisen  sie  nicht  zu. 
Dennoch  lässt  sich  statistisch  ein  Durchschnitts  verbrauch  an  Bnch- 
binderarbeit  feststellen,  ebenso  ein  Durchschnittsmass  der  zur  Ab- 
lieferung kommenden  Bände.  Eine  Normalisirung  wird  sich  erreichen 
lassen,  wenn  wir  eine  aufsteigende  Preisscala  ftlr  die  Grö8.sen-  und 
Materialverhältnisse  ermitteln,  im  Uebrigen  die  Manipulationen  des 
Heftens,  Collationirens ,  Planirens,  Pressens,  Beschneidens  und  Schild- 
druckes mit  Durchschnittssätzen  verrechnen.  Sind  diese  richtig  gewählt, 
so  wird  das  Mehr  auf  der  einen  das  Weniger  auf  der  andern  Seite,, 
welches  der  Buchbinder  verrechnet,  balanciren,  wenn  nicht  auflieben. 
Nothwendig  ist  dabei  eine  mögliehst  gleichmässige  Behandlung:  nicht 
sowohl  der  grösseren  Sicherheit  und  Solidität  wegen,  welche  dadurch 
gefördert  w^erden  dtlrfte,  als  auch  der  besseren  Ausntitzung  des  Ma- 
terials von  Seiten  des  Buchbinders  im  Sinne  der  Partienarbeit.  Von 
den  22  und  mehr  Einbandarten ,  deren  es  in  der  Buchbinderei  giebt, 
darf  in  Bibliotheken  keine  Rede  sein.  Es  werden  im  Gegentheil  drei 
(inindlagen  nach  Muster  in  Pappe.  lialbleinwand ,  Halbfranz  genügen, 
insofern  in  der  Kegel  die  Mittel  ötfentl icher  und  amtlicher  Biblio- 
theken gering  sind.  Die  Ansicht  Stockbauers  (Monatschr.  f  Buch- 
binderei 1890,  p.  161  f),  dass  Bibliotheken  dazu  da  seien,  auch  die 
buchbinderische  kunstgewerbliche  Technik  durch  Ertheiluiig  vielseitiger 
auch  repräsentativer  Einband -Aufträge  zu  fördern,  vermögen  wir  nicht 
zu  theilen.  Geschmackvoll  —  das  sollen  Bibliothekseinbände  sein, 
aber  ebenso  einfach,  schon  in  Rücksicht  auf  das  benutzende  Publikum. 
Auch  dem  Besten  gegenüber  ist  Haltbarkeit  das  erste,  worauf  der 
Bibliothekar  zu  denken  hat.   Bei  Prachtwerken,  die  nicht  ausser  Hause 


von  Paul  Ladewig.  531 

kommen,   wird   ohnehin   ein  besonderes  Verhalten  beobachtet  werden, 
das  trauen  wir  auch  dem  sparsamen  Bibliothekar  zu. 

Die  grundlegende  Scheidung  der  aufsteigenden  Material fordemng 
(Schale  des  Buches)  von  der  durchschnittlich  anzusetzenden  eigent- 
lichen Arbeits-  und  sonstigen  Leistung  ist  so  weitgehend  wie  oben 
noch  nicht  aufgestellt  worden.  Die  Praxis  und  genaue  längere  Beob- 
achtung bei  den  Buchbinderarbeiten,  welche  die  Grossherzogl.  Hof- 
und  Landesbibliothek  zu  Karlsruhe  vergeben  hat,  scheint  ihr  jedoch 
einen  sichtbaren  Vorzug  vor  jeder  anderen  Berechnungsart  zu  ge- 
währen. Und  umgekehrt  wird  man  es  erklärlich  linden,  wenn  die. 
bisherigen  Versuche  zu  tarifiren,  wenn  überhaupt,  sich  nur  eines  ört- 
lichen Erfolges  zu  erfreuen  hatten.  Der  Normalarbeitslohn  muss  auf 
den  Preis  der  Einzel  lieferung  einen  Einfluss  haben,  um  so  mehr,  als 
schon  bei  verhältnissmässig  geringen  Summen  bei  diesem  Gewerbe 
Aufrnndung  auf  5  resp.  10  Pfg.  übungsmässig  erfolgt.  In  der  Lohn- 
frage den  Arbeitern  gegenüber  ist  die  Verhandlung  schon  in  leb- 
haftem Flnss.  Es  sind  besonders  von  Leipzig  und  Berlin  aus  Principal- 
tarife  in  Tage-  wie  in  Stücklohn  ausgearbeitet  worden,  die  sich  in  der 
Anwendung  bewähren  dürften.  Der  Leipziger  von  1887,  der  mir  vor- 
liegt, ist  indessen  trotz  umsichtiger  Aufstellung  zu  hoch,  wenngleich 
er  sich  als  „Universal-Tarif"  bezeichnet,  und  zu  verwundern,  weswegen 
die  Leipziger  Gehilfen  seine  Annahme  s.  Z.  verweigert  haben.  *) 
Uebrigens  kann  man  durch  procentualen  Zu-  oder  Abschlag  jederzeit 
die  örtlich  passende  Grundlage  erreichen.  Aussergewöhnliche  Ver- 
hältnisse, wo  der  dem  lieben  Nächsten  überall  gewidmete  Brodneid 
ein  erfolgreiches  Vorschreiten  behindert  und  die  erlaubte  Grenze  durch 
Unterbieten  der  Concurrenten  tiberschreitet,  sind  mir  eigentlich  nur  aus 
Breslau  bekannt  geworden.  Ein  sehr  missvei*standenes  Interesse  lässt 
die  Auftraggeber  aus  solchen  Verhältnissen  einen  scheinbaren  Vortheil 
schlagen.  Hier  wie  überall  im  gewerblichem  Leben  muss  der  Grund- 
satz gelten,  dass  nur  fUr  gutes  Geld  gute  Waare  zu  haben  ist,  dass 
man  nur  an  demjenigen  verdienen  kann,  dem  man  zu  verdienen  giebt. 
Die  Wenigsten,  welche  Bticher  vom  Buchbinder  in  Empfang  nehmen, 
sind  in  der  Lage,  den  Werth  des  Materials  oder  der  geleisteten  Arbeit 
irgend  sachgemäss  zu  beurtheilen.  Ein  Buch  kann  noch  so  schön  ge- 
schlagen und  gepresst  aussehen,  so  wird  schon  bei  verhältnissmässig 
geringem  (Jebrauch  ein  minderes  Material  Reparaturkosten  bedingen, 
welche  der  ersten  Arbeit  zugeschlagen  einen  soliden  Einband  erlaubt 
hätten.  Dies  trifft  übrigens  auf  ein  hohes  Procent  der  im  Buchhandel 
—  Verlag  und  Sortiment  —  gelieferten  Einbände  zu. 

■ 

1)  Manche  Seltsamkeit,  wie  verschiedene  Bezahlung  der  nämlichen 
Arbeit  an  Mäd(5lien  oder  Gehilfen,  ist  inzwischen  schon  von  Seiten  der  tariii- 
renden  Partei  fallen  gelassen  worden.  Die  Preise  sind  so  hoch,  dass  ich  aus 
Süddentscblimd  einen  Fall  kenne,  wo  eine  nur  auf  die  Löhne  dieses  Minimal- 
tarifs ohne  jeden  Zuschlag  für  Unteruehmergewinu  und  olme  Anrechnung 
des  Materials  basirte  Submission  noch  um  5  Pfg.  pro  Band  unterboten  wor- 
den ist. 

86* 


532  üeber  Tarifinmg  von  Bncheinbindeii 

Schwieri^r  slU  Principaltarife .  die  jede  Einzelarbeit  in  Pirtieii 
Dormireo.  sind  Bochbindertarife  dem  Pablikam  ^egenfiher  herzostelleB. 
8ie  sind,  soweit  sie  hii>torisch  verfulgt  werden  krinnen.  >Tetf  nnkr 
Zaginndele^ng  der  grl eichen  da>  Sachliche  nicht  grenfifrend  fassenden 
Systematik  entworfen  werden  nnd  stets  ohne  Eint wickel ans:  ?eb1irV«ea. 
Wir  können  von  ihnen  «cänzlich  absehen.  Anch  die  neaesten  der  .Vrt 
haben  keinen  Werth.  So  haben  z.  I^  die  Heide lber]?er  BuchV»iiider 
1872  einen  PreL^conrant  anfj^estellt.  Da  finden  sich  Preisansitze  f&r 
.Bände  wie  Brockhaas  Konversationslexikon"  —  natürlich  ist  auf  die 
genaue  Stürke  an  Bo<ren,  auf  HeAart.  auf  Material  ]?ar  keine  Rück- 
Hiebt  genommen  — ,  fär  .Klassikerbände".  Für  eini<re  bekannte 
F'amilienblätter  ^ Gartenlaube "  etc.:  die  Materialien  unterschied  drr 
Tarif  kurz  und  bündig  in  •fein''  nnd  ^ordinär",  brochirt  in  Pappe.  Halb- 
franz oder  Halbleinwand.  AusfQhrlicher  wenn  auch  ausser  Verhältniss 
ansteig^end.  waren  die  Einbände  fQr  SchreibheAe  verschiedener  Formate 
berechnet.  Schon  die  verschiedene  Auffassung  der  Xormalhezeich- 
nungen  «Klassiker -Bände"  n.  s.  w.  hätte  mit  ganzer  Sicherheit  zu 
tausend  Differenzen  führen  müssen,  sobald  der  „Preis-Courant*  wirk- 
lich angewendet  worden  wäre.  Kr  ist  es  thatsächlich  niemals.  v)f 
gleich  sich  die  Heidelberger  Buchbinder  für  seine  Einhaltung  S4:«]i- 
darisch  erklärt  hatten. 

Warum  ein  in  der  Bad.  Gewerbezeitung  von  1868  (II.  Beil.  ^5t 
enthaltener  Aufsatz  von  Engel  ^Ueber  eine  einfache  und  sichere 
Methode,  den  Preis  der  Büchereinbände  zu  berechnen**  als  Grundlage, 
wenn  man  eigene  Aufstellungen  machen  wollte,  von  den  Heidelbergern 
nicht  verwendet  wurde,  ist  schwer  zu  sagen.  Es  ist  doch  kaum  möir- 
lich,  dass  er  den  betheiligten  Kreisen  gänzlich  entgangen  sein  sollte. 
Schon  der  Umstand,  dass  Engel  vieljährige  Erfahrungen  in  der  Biblio- 
thek des  statistischen  Bureaus  zu  Berlin  zur  Seite  standen,  hätte  zur 
Prüfung  seint^r  Tabellen  veranlassen  müssen. 

Als  Grundlage  nimmt  er,  von  dem  damaligen  Steuersystem  för 
Zeitschriften  in  Preussen  ausgehend,  den  ungebrochenen  Bogen  zu  400 
Quadratzoll,  den  er  um  je  100  Quadratzoll  nach  aufwärts  und  abwärts 
vorschreitend  durch  Theilung  auf  die  Grundlage  für  Folio,  Quart 
Octav,  Duodez  und  Sedez  zurückführt.  Bezeichnender  als  die  übungs- 
mässigeu  Benennungen  Elefant,  imperial  u.  s.  w.,  welche  noch  heute 
im  Handel  und  Buchbindergewerbe  gebräuchlich  sind .  waren  diese 
Ziffern  schon,  aber  in  Folge  der  Umständlichkeit,  welche  die  Hand- 
habung <?ines  Zoll>toekes  in  Länge  und  Breite  bei  den  erscheinenden 
Bruchtheilen  der  Formate  im  (iefolge  haben  musste,  nicht  recht  praktisch: 
wenigstens  nicht  für  umfangreicheren  Verkehr.  Als  Material  der  Schale 
nimmt  Engel  Brochur,  Pappe,  Halblein  wand,  Ganzleinwand,  Halbleder, 
Ganzleder  (Schaf-).  Auf  diese  hat  er  für  seine  Grnndformate  eine 
Tabelle  eingerichtet,  welche  allerdings  das  Bestreben  zeigt,  zu  syste- 
matischem Aufstieg  sowohl  in  Bezug  auf  Format  als  Material  zu  ge- 
langen. Es  sind  aber  noch  Verhältnisse,  welche  die  leichte  und  be- 
queme Berechnung  erschweren:     Dazu  kommt,  dass  er  von  jedem  100 


von  Paul  Lad  ewig.  533 

Quadratzoll  ±  400  Quadratzoll  des  zur  Bearbeitung  kommenden  Bogens, 
procentuale  Steigung:  um  25%  von  400  auf  500  Quadratzoll,  um 
50 "/o  von  500  bis  600  Quadratzoll,  umgekehrt  Sinken  um  25'*/o  bei 
Bogen  von  300—200  Quadratzoll,  um  50%  bei  Sinken  unter  200 
Quadratzoll  ansetzte.  Es  gehört  der  Kopf  eines  Statistikers  dazu,  um 
ohne  wirklichen  Zeitverlust  der  aus  diesen  an  sich  sehr  logischen  An- 
ordnungen sich  ergebenden  Schwierigkeiten  Herr  zu  werden.  Der 
Buchbinder  wird  es  nicht  und  wird  es  auch  nicht  wollen.  Also  muss 
man  ihm  einen  einfacheren  Weg  zeigen. 

Engel  erstellte  dann  eine  Schlusstabelle,  in  welcher  den  oben 
besprochenen  Schalenpreisen  für  jedes  Grundformat  und  fQr  jedes 
Material  ein  Zusatz  fQr  Goldtitel  nach  Format  zwischen  1  und  2  Silber- 
groschen variirend,  sowie  ein  fttr  alle  Formate  gleicher  Preis  für 
„Binden"  von  30  Bogen  zugesetzt  wird.  Unter  letzterem  begreift  E. 
also  CoUationiren,  Heften,  Beschneiden  etc.  Dies  birgt  einen  wesentlichen 
Fehler.  Der  Preis  des  Bindens  hängt  in  erster  Linie  auch  von  der  Anzahl 
der  verwendeten  Btlnde  ab,  die  durchaus  nicht  nur  mit  dem  Format  zu 
wachsen  brauchen,  sofern  ein  kleines  Buch  der  Haltbarkeit  wegen 
mitunter  auf  mehr  Bünde  geheftet  werden  muss  als  ein  grösseres;  in 
zweiter  Linie  wechselt  der  Preis  des  Bindens  mit  der  Art  der  Heftung 
ob  Auf-  und  Abheften,  Durchausheften,  Bandheften.  Vom  Holländern, 
das  nur  ftir  brochirte  Bücher  in  Betracht  kommt,  ganz  abgesehen. 

Für  jedes  Buch  musste  nun  aber  durch  Multiplication  mit  einem 
Corrections  -  Coefficienten  rücksichtlich  der  Grösse  der  verwendeten 
Bogen  der  wirkliche  Preis  ermittelt  werden.  Engels  der  Faltung  sach- 
gemäss  entsprechende  Formate  von  Folio  bis  Duodez  konnten,  je  nach 
dem  ungebrochene  Bogen  von  200  bis  600  Quadratzoll  in  den  Druck 
genommen  waren,  verschiedene  Grössen  und  entsprechend  verschiedene 
Preisverhältnisse  bekommen.  Da  der  Normalbogen  400  Quadratzoll 
betrug,  mussten  Grössen  darunter  und  darüber  procentualen  Abschlag 
oder  Zuschlag  erhalten.  Diesen  benutzte  Engel  als  „Con'ections-Coeffi- 
cient'^.  Mit  diesem  multiplicirto  er  den  Gesammtpreis  des  Bandes,  der 
sich  nach  der  Zahl  der  Bogen  veränderte.  Da  30  Bogen  3  Groschen 
kosteten,  war  eine  sofort  zu  findende  Zahl  leicht  für  jeden  Preis  ein- 
zusetzen: der  zehnte  Theil  der  gebundeneu  Bogen  gab  die  Zahl  der 
Groschen  für  das   „Binden"  an. 

Die  Zulänglichkeit  und  Brauchbarkeit  dieser  Aufstellung  zu- 
gegeben, ist  doch  zunächst  zu  erinnern,  dass  eine  ganze  Reihe  von 
Bedingungen  überhaupt  keine  Behandlung  gefunden  hat,  welche  der 
Buchbinder  dem  Kunden  gegenüber  einhalten  sollte :  alles,  was  das  im 
einzelnen  zur  Verwendung  kommende  Material  in  Bezug  auf  Qualität 
anlangt,  sowie  eine  Reihe  von  Punkten  der  Behandlung  in  technischer 
Beziehung.  Von  gewissen  Neuerungen  und  Fortschritten  der  seit  Engels 
Arbeit  verflossenen  Zeit  gar  nicht  zu  reden,  welchen  gegenüber  der 
Abnehmer  heute  Stellung  zu  nehmen  genöthigt  ist,  wie  z.  B.  die  Draht- 
heftra aschine,  auf  welche  wir  unten  zu  sprechen  kommen.  Aber  eine 
frühere  Nachfolge  und  ernsteres  Studium  hätte  dieser  Versuch  verdient, 


534  Ueber  Tarifirang  von  Bnoheinbänden 

als  ihm  zn  Theil  geworden  ist.  Vor  wenigen  Jahren  erst  ist  ein 
weiterer  wirklicher  Fortschritt  dnrch  Meidingers  Unterauchunjren 
,  Berechnung  von  Hncheinbfinden*'  (Badische  Gewerbezeitung  XXIL 
1889.  S.  29.  39.  47.  54.  64.  70.  80.  89.  101.  113.  123)  zn  ver- 
zeichnen. 

Merkwtirdig  bleibt  es,  dass  Meidinger,  welcher  selbst  vor  21 
Jahren  Engels  Tabelle  veröffentlichte,  erst  jetzt  nach  einem  beilänfig 
zubilligen  äusseren  Anlass  die  Gelegenheit  wahrnahm,  jenen  frtiheren 
Versucli  zu  entwickeln.  Seine  Kritik  der  Eintheilnng  Kngels  in  Hin- 
sicht auf  die  ßogenfalzung  als  nicht  einfach  und  übersichtlich  genug, 
mag  man  zugeben.  Sie  ist  auch  sachlich  nicht  notb wendig:,  aber  sie 
entspricht  doch  derjenigen  Tarifgrundlage,  die  bis  auf  Meidinger  bei 
dem  gesammten  Gewerbe  in  Anwendung  gekommen  war  (s.  z.  li. 
Bucher,  Frankfurter  Buchbinder-Ordnungen  vom  XVI.  bis  zum  XIX. 
Jahrhundert  in  Archiv  f.  Frankfurter  Geschichte  111.  1  (1888)  224— 
297).  Noch  heute  werden  die  Formate  in  Deutschland  von  Pandekten- 
format  aufwiirts  bis  zu  Elefant  eingetheilt  in  Grössen  Verhältnissen  von 
33:42  bis  57/78  cm.  Diese  Noimalformate  sind  jedoch  noch  nicht 
einmal  in  Deutschland  allgemein,  viel  weniger  in  anderen  Lündern. 
angenommen.  Für  den  Buchbinder  kann  auf  ihrer  Grundlage  kein 
Calcul  gemacht  werden,  der  seine  Arbeiten  auf  Grund  des  Formates 
qua  Buch  vornimmt.  Andererseits  genügt  für  ihn  auch  nicht  die  vom 
Londoner  Schulkollegium  1886  vorgenommene  Behandlung  der  Frage: 
Die  Londoner  normal isiren  die  Arbeitsleistung  auf  Grund lapre  des 
Falzens  und  für  Partienarbeit.  Complicirtere  Verhältnisse  betreffs  des 
Materials  kommen  bei  ihnen  nicht  in  Frage,  so  mögen  sie  für  ihren 
Bedarf  genügend  vorgesehen  sein,  den  sie  sehr  umsichtig  bestimmt 
haben.     (Journal  f.  Buchbind.  1886,   117.) 

Meidinger  stellt  zunächst  fest,  dass  die  Material  preise  der  Schale 
mit  Höhe  und  Breite  des  Buches  wachsen.  Diese  müssen  also  wo- 
möglich normirt  werden.  Die  Pappe  des  Deckels  kommt  da  zuerst  in 
Betracht,  für  deren  Dicke  er  unter  Voraussetzung  des  besten  Materials. 
Stoff  oder  Lederpappc,  eine  Tabelle  entwirft.  Diese  führt  er  später 
in  eine  Schlu8stab<;lle  über,  aus  welcher  auch  für  die  ansteigende 
Dicke  des  Huclies  sofort  die  Pappeudicke  abzuleiten  ist. 

Es  wird  sich  empfehlen ,  diese  Aeusserliehkeit  zu  beachten .  um 
nöthigenfalls  einen  berechtigten  Anspruch  dem  Buehbiud(?r  gegentil>or 
begründen  zu  können.  Im  Allgemeinen  aber  liat  diese  Tabelle  nn^ir 
Werth  für  den  Buchbinder  als  für  den  Auftraggeber.  Mit  ihr  kann 
man  die  Auswahl  der  Erfahrung  des  Buchbinders  in  der  Hegel  über- 
lassen. Abgesehen  von  der  xVeusserlichkeit  ist  eine  wirksame  Controle 
ohnehin  nicht  möglich  und  muss  den  staatlichen  Organen  überlassen 
bleiben,  welche  die  Fabrikation  in  Papieren  und  Pappen  zu  überwachen 
haben.  Kohproducte,  Füllung  und  in  der  Folge  Widerstand  gegen 
Zerknittern ,  Heisslänge  u.  a.  m.  kommen  da  gleichmässig  in  Betracht, 
und  sind,  seit  man  den  Naehtheil  mangelnder  Controle  in  dieser  Hin- 
sicht erkannt  hat,  von  Staat^wegen  thunlichst  bestimmt  und  beobachtet. 


von  Paul  Ladewig.  535 

Der  Verbrancher  kann  daneben  nur  ungefähre  Festigkeitsproben  mit 
der  Hand  anstellen,  mit  Einwirkung  von  Wasser  nnd  Sonne,  mittelst 
Abnutzungsproben  durch  Himstein  und  Zerknittern.  Von  dem  auf  diese 
Weise  als  wünschenswerth  ermittelten  Material  nehme  man  ein  Muster 
ein  für  allemal. 

Zu  der  Pappe  tritt  ein  üeberzug  aus  gemustertem  Papier.  Dafür 
hat  Meidinger  eine  Auswahl  nicht  getroffen.  Nach  Anstellung  von 
Versuchen  scheint  sich  auch  für  vielgebrauchte  Bücher  Gustavmarmor 
zu  empfehlen.  Ledermarmor,  das  kostbarste  Ueberzugspapier ,  ist  zu 
stark  für  Bände  kleineren  Formates  und  wird  gerne  brüchig.  — 

Im  Uebrigen  arbeitet  M.  dann  nur  noch  mit  Kaliko  und  Leder, 
welches  letztere  in  erster  Linie  für  den  Rücken  des  Buches  in  Betracht 
kommt.  Mit  Unrecht  schliesst  er  aber  Pappbände  ganz  aus,  „weil  sie 
kaum  noch  hergestellt  werden*';  das  neueste  und  beste  Handbuch  der 
Buchbinderei  von  Adam  (p.  22)  hat  eine  entsprechende  Ansicht.  Adam 
hält  den  Pappband  für  den  verwerflichsten  von  allen.  Richtig  ist  seine 
Entstehung  erst  im  vorigen  Jahrhundert,  aber  dass  er  „den  Stempel 
des  Verfalles  an  sich  trägt",  vermögen  die  in  allen  Bibliotheken  be- 
findlichen trefflich  erhaltenen  Pappbände  nicht  zu  erweisen.  Höchstens 
in  Bezug  auf  die  kunstgewerbliche  Ausübung  der  Buchbinderei.  Wenn 
man  einerseits  Meidinger  noch  nicht  zuzugeben  braucht,  dass  der 
Rücken  wesentlich  Schönheitszweck  habe,  so  braucht  man  andererseits 
noch  Adam  nicht  glauben,  dass  ein  Pappband  wirklich  so  unsolid  sei  wie  er 
ausführt;  sobald  nämlich  die  sonstige  Buchbinderarbeit  vorschriftsmässig 
geliefert  worden  ist.  Meidinger  führt  seine  sogleich  zu  besprechenden 
Tarifirungen  mindestens  mit  Halbleinwand  aus,  womit  er  seinen 
„  Schönheitszweck  *  zu  Gunsten  grösserer  Haltbarkeit  wieder  einzu- 
schränken scheint. 

Der  Zuwachs  einer  grösseren  Bibliothek  hat  stets  eine  nicht  un- 
erhebliche Menge  von  Brochuren  und  muthmasslich  wenig  in  den  Ge- 
brauch kommenden  Büchern,  so  dass  die  Ersparniss  an  einem  Pappbande 
in  der  Summe  für  den  Etat  schon  merkbar  wird.  Der  Preisunterschied 
mit  Halbkaliko  ist  zwar  gering,  aber  entgegen  den  Ausführungen 
Meidingers  doch  vorhanden.  Die  gemachten  Versuche  haben  ergeben, 
dass  falls  nicht  aus  Rücksicht  auf  Abnutzung  ein  widerstandsfähigeres 
Material  erforderlich  ist,  Pappbände  in  Büchern  bis  zu  10  Druckbogen 
(oder  ca.  160  Seiten)  mit  Erfolg  angewendet  werden  können.  Dann 
aber  muss  der  Stoffrttcken  an  die  Stelle  treten. 

Auch  hier  dürfte  sich  die  Wahl  eines  Musters  empfehlen,  was 
Meidinger  nicht  hervorhebt.  Die  Zahl  der  verwendeten  Kalikos  ist 
sehr  gioss  und  verschieden  ihre  Haltbarkeit.  Starkes  geköpertes  oder 
chagrinirtes  Doppelkaliko  von  schwarzer  Farbe,  da  andere  verschiessen, 
sollte  man  unbedingt  verlangen.  Wie  weit  in  Bezug  auf  den  Umfang 
der  Bücher  zu  gehen  ist,  muss  von  den  Mitteln  der  Bibliothek  ab- 
hängen. Bände  bis  zu  400  Druckseiten  ertragen  schon  eine  längere 
nnd  intensive  Benutzung.  Doch  müssen  Handbücher  womöglich  in  dem 
solidesten  Buchbindermaterial :   dem   Leder ,   gebunden  werden.     Fort- 


536  Ueber  Tarifining  von  Bncheinbänden 

setzungswerke ,  wenn  ihre  Benützung  wahrscheinlich  ist,  desgleichen, 
schon  weil  man  über  den  Umfang  zukünftiger  Bände  nichts  voraus 
weiss.  —  Saffian  nnd  Kalbleder  sind  am  meisten  vorzuziehen,  sind 
aber  theiier,  nnd  für  die  Rficksiehtslosigkeit,  deren  sich  das  Publikem 
bei  der  Benutzung  oft  genug  befleissigt,  meist  auch  zu  theuer.  Ein- 
fache und  geschmackvolle  Einblinde  liefert  ungespaltenes  Schafleder. 
Mit  Recht  warnt  Meidinger  vor  gespaltenem  Leder,  —  dieses  sollte 
nur  zu  farbigen  Rtickenschildem  verwendet  werden  —  es  ist  zum 
Einband  fast  werthlos.^)  Nicht  beachtet  aber  hat  M. ,  dass  möglichst 
Färbung  des  Leders  durch  Beizen  von  Seiten  des  Buchbinders  aus- 
zuschliessen  ist.  Der  Buchbinder  pflegt  ungefärbte  Leder  in  allen 
Tönungen  dunkler  zu  färben,  nnd  zwar  der  Bequemlichkeit  we^en 
mittelst  Pottaschelösung,  welche  das  Leder  rasch  brüchig  und  ver- 
gänglich macht.  Wer  sich  die  Ausgabe  für  dauerhaft«  und  ohne  dass 
das  Leder  angegriflen  wird  gefärbte  Leder  gestatten  kann,  mag  es 
thun,  jederzeit  aber  wird  der  Abnehmer  ein  einheitliches  Material 
sicherer  beurtheilen  lernen  als  ein  wechselndes.  Die  Gleichheit  des 
Einbandes  ist  auch  sehr  hübsch,  vermöge  deren  man  schon  von  aussen 
den  Büchern  anzusehen  vermag,  welcher  grossen  Bibliothek  sie  zu- 
gehören.  Mit  ungefärbtem  Schaf leder  haben  angestellte  Versuche  ein 
günstiges  Resultat  ergeben;  sie  sind  wohl  anfangs  hell,  dunkeln  jedoch 
ohne  Einwirkung  der  Sonne  in  kurzer  Zeit  in  schön  goldig  branner 
Färbung  nach. 

Die  Material  Unkosten  berechnet  M.  sodann  in  einer  Tabelle  für 
Halbkaliko.  Im  Verhältniss  der  Grösse  steigt  der  Material werth  der 
Buchschale,  für  den  sich  durch  ein  Rechenexempel  der  Einzelpreis 
finden  lässt;  die  mit  der  Grösse  zunehmende  Pappen  dicke  bleibt 
unberücksicht  mit  Rücksicht  auf  die  in  geringerem  Verhältniss  wachsen- 
den Kosten  des  Kalikorückens,  dem  die  Zunahme  der  Dicke  fehlt. 
Die  zuschläglichen  Arbeitskosten  sind  durch  Experiment  an  einer  An- 
zahl von  Formaten  zu  gewinnen,  wachsen  natürlich  nicht  im  gleichen 
Verhältniss  mit  der  Grösse  der  Schale.  Für  die  daraufliin  berechnete 
Tabelle  im  Grössenverhältniss  von  9:6,  mit  dem  Mindestformat 
90  :  60  mm.,  welches  je  um  eine  solche  volle  Höhe  und  Breit<j  steigt, 
stellt  sich  nach  M.  die  Schale  im  geringsten  auf  10  Pfg.;  die  Preis- 
differenzen der  ferneren  folgenden  Formate,  beginnend  mit  20  Pfg.. 
steigen  für  jedes  folgende  um  10  Pfg.  höher  (also  um  30,  40,  50  Pfg.). 
Hierbei  sind  die  Mehrarbeiten,  welche  bei  Anwendung  von  llalbkaliko 
erwachsen,  und  das  Kapital  schon  einbegriffen.  Der  Schild-  und 
liückendruck  wird  an  seiner  Stelle  besonders  behandelt. 

Diese  Tabelle  gewährt  nun  insofern  praktischen  Nutzen,  als  mit 
ihrer  Hilfe  es  möglich  sein  muss,  den  Preis  eines  , Normalbandes"  zu 
berechnen.     Die   Werthe    entsprechen,    wie    Proben   bei  verschiedenen 

1)  Es  tindft  brsoiHlers  bei  Partienarbdt  im  Auftrage  von  BuehliUndk'rn 
Verwendung,  welche  den  Buchbinder  durch  unglaublicli  geringe  Zahlungen 
dazu  zwingen,  um  dennoch  einen  unverhältnissmässig  höhereu  Preis  im  Sorti- 
ment fiir  „Halbfranz"  zu  erzielen. 


von  Panl  Ladewi^.  537 

Buchbindern  Karlsrnhes  ergeben  haben,  den  Anforderungen,  welche 
der  Buchbinder  in  Einzelarbeit  stellen  muss.  Selbst  die  veränderte 
Rechnungslage  fflr  Buchdimensionen  in  Länge  und  Breite,  die  M.  im 
Verfolg  seiner  Abhandlung  statt  9  :  6  wählt,  ändert  in  Anbetracht  der 
ausserordentlich  geringen  Preise  des  Materials  nicht  viel  an  den  Ziffern. 
Aus  den  Differenzen  in  Quadratcentimetem ,  welche  die  Verhältniss- 
zahlen aus  9  :  6  ergeben,  und  den  entsprechenden  Preisdifferenzen 
seiner  Tabelle  lassen  sich  für  jeden  Quadratinhalt  für  Bttcherschalen 
entsprechende  Preise  ermitteln.  M.  wählt  schliesslich,  weil  es  den 
vorkommenden  Buchformaten  mehr  entspreche,  das  Verhältniss  von 
5:3,  eine  im  ganzen  sich  bewährende  Ziffer.  Bevor  wir  jedoch  die 
Anwendung  selbst  versuchen,  bleiben  noch  einige  andere  Manipulationen 
zu  bewerthen. 

Der  Goldtitel  oder  überhaupt  der  durch  Satz  und  Druck  aus- 
zuffihrende  Rttckentitel  nebst  etwaiger  Verzierung  wird  von  M.  für  seine 
sämmtlichen  Formate  besonderer  Berechnung  unterzogen.  Schon  des- 
wegen, weil  man  nicht  jeden  Band  vom  Buchbinder  betiteln  lässt;  das 
Ideal  bleibt  auch  der  besten  Handschrift  gegenüber  der  Druck.  Hier 
scheint  eine  von  M.  sehr  weitgehende  Differenzirung  vorgenommen, 
wenn  er  von  seinem  kleinsten  bis  zu  seinem  g^össten  Format,  das 
80  cm.  hoch  ist,  den  Titel  von  10  bis  35  Pfg.  steigen  lässt.  Das 
Bezahlte  ist  hierbei  wesentlich  der  Satz  und  die  Arbeit,  deswegen 
schon  an  sich  ein  Steigen  des  Preises  nach  Buchgrösse  nicht  richtig. 
Das  Wärmen  der  Fileten,  das  Goldblättchen  und  das  Stückchen  ge- 
spaltenes Schafleder  —  nur  letzteres  sollte  Verwendung  finden,  kein 
Papier,  falls  nicht  auf  den  Band  direct  gedruckt  wird  —  kommen 
weniger  in  Betracht.  Ein  Durchschnittssatz  von  20 — 30  Pfg.,  zu  wel- 
chem auch  mehr  als  zweizeilige  Titel  hergestellt  werden  müssen,  genügt 
unter  allen  Umständen. 

Nimmt  man  nun  noch  in  Rücksicht,  dass  die  Decke  von  Halb- 
lederbänden, welche  letztere  grundsätzlich  in  Büchern  über  400  Druck- 
seiten Verwendung  finden  sollten,  Pergameutecken,  am  besten  aus  Ab- 
fällen von  Trommelfellen,  erhalten  muss,  so  hätten  wir  den  Bedarf 
der  Schale  erschöpft.  Von  nicht  normalen  Arbeiten,  z.  B.  dem  Füttern 
der  Deckel  o.  ä.  abgesehen.  Wir  kommen  nun  zu  dem  eigentlichen 
„Buch*". 

Meidingcr  zerlegt  die  Heftarbeit  bezüglich  der  Manipulation,  des 
Zweckes  und  des  Erfolges  auf  das  genaueste,  soweit  es  für  das  Ver- 
ständniss  und  die  folgenden  Rechnungsstellungen  nöthig  ist.  Für  das 
reiche  Dctai]  des  Betriebes  mit  allem,  was  dazu  gehört,  ist  Adams 
Handbuch  ergänzend  und  sehr  instructiv.  Festgehalten  werden  muss, 
dass  die  Drahtheftmaschine  von  Bibliotheksbüchern  fernzuhalten  ist, 
soweit  ihr  nicht  gebunden  bezogene  Werke  Eingang  verschaffen.  M.'s 
und  auch  Adam^s  günstiges  Urtheil  über  sie  vermag  ich  nicht  ganz  zu 
nntei'schreiben.  Selbst  das  beste  zur  Verwendung  kommende  Material 
rostet  und  gi'eift  das  Papier  an.  Jeder  Kundige  weiss,  was  das  bei 
den   noch   so   viel   in  Verwendung   kommenden   übermässig  gefüllten, 


538  üeber  Tarifirnng  von  Bucheinbänden 

ans  minderwerthigen  Surrogaten  hergestellten  Papieren  zn  bedeuten  bat. 
Zeitungen  einigermassen  haltbar  auf  Draht  zu  heften,  ist  ein  I)in<r  der 
Unmöglichkeit.  Von  vornherein  zweckwidrig  sind  seitlich  heftende 
Maschinen. 

Man  ist  jetzt  zwar  auf  dem  Wege,  Fadenheftmaschinen  einzu- 
fuhren. Der  Grundigsche  Fadenheftapparat,  welcher  eine  Art  Heftlade 
vorstellt,  mit  welcher  es  möglich  ist,  auf  beliebig  vielen  Bänden  zn- 
gleich  zu  arbeiten,  bewährt  sich  nicht;  was  an  Zeit  hier  gewonnen 
wird,  geht  dadurch  verloren,  dass  wenn  ein  Buch  fertig  «reheftet  ist, 
es  abgehoben  werden  muss  und  die  Bundnadeln  neu  gestellt  werden 
mtlssen.  Die  eigentlichen  Zwimheftmaschinen,  tiber  deren  bis  jetzt  ein- 
geführte Constructionen  Adams  Handbuch  p.  117  f.  nachzulesen  ist 
haben  den,  wie  es  scheint,  bei  Fadenheftung  mit  Maschinen  nicht  zu 
vermeidenden  Fehler,  dass  jeder  Bogen  bis  zum  Fitzbund  oben  resp. 
unten  eingeschnitten  werden  muss.  Das  merkt  zwar,  wenn  die  Fitz- 
bfinde  sehr  nahe  am  Bande  angelegt  sind,  nur  ein  Kundiger,  aber 
auch  sonst  soll  sowohl  die  Tlieine'sche  wie  die  Smvth'sche  Faden- 
hcftmaschine  in  Bezug  auf  praktische  Ausnutzung  zu  wtinschen  übri^ 
lassen,  von  anderen,  wie  der  Oerlach'schen,  der  Wheelfr  und  Wilson.«, 
der  Singers  zu  schweigen.  Der  hohe  Preis  der  Maschinen  hält  vor- 
läufig die  Buchbinder  von  ihrem  Ankaufe  ab.  So  lange  dies  Problem 
nicht  besser  gelöst  ist,  sind  Bibliotheken  auf  die  Heftung  durch  Hand- 
arbeit angewiesen,  die  auch  von  geflbten  Arbeitern  mit  Benutzung  des 
Hägeschnittes  ungemein  schnell  von  statten  geht. 

Meidinger  tariert  nun  die  Heftarbeit  mit  Zubehör  in  regelmässigem 
Aufstieg  seinen  Formaten  entsprechend.  Hier  aber  wird  gerade  der- 
jenige, welcher  Partienarbeit  giebt,  oder  auch  nur  sehr  umfängliche 
Aufträge,  einen  Durchschnittsheftpreis  pro  Bogen  ein  für  allemal  kennen 
mögen.  Richtig  ist,  dass  die  Arbeit  für  kleine  Formate  und  ftir  2 — 3 
Bünde  einfacher  als  für  grosse  mit  5  und  mehr  Bünden  ist.  Diese 
aber  in  die  gesammtcn  Formate  zu  zerfasern  und  mit  jedem  cm.  Höhe 
steigen  zu  lassen,  scheint  zu  weit  gegangen.  Die  Ilantirung  wächst 
hier  niessbar  nur  mit  der  Zahl  der  Bünde,  der  Art  der  f^ünde  und 
der  Anzahl  der  Bogen.  Demgemäss  wird  es  sich  empfehlen,  unter 
Zusammenrechnung  der  von  M.  ermittelten  Preisaufstiege  —  die  etwas 
hoch  gerathen  sind  —  innerhalb  der  Formate,  welche  hauptsächlich 
in  den  betreffenden  Bibliotheken  zur  Verwendung  kommen,  den  Durch- 
schnitt zu  suchen.  Auch  dieser  wird  bei  Ueberschreitung  einer  ge- 
wissen Bogenzahl  für  einen  Band  noch  weiterer  Ermässigung  imter- 
liegen  können.  Meidinger  lässt  solche  Ermässigung  schon  bei  40 
Bogen  eintreten,  wodurch  in  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Fällen 
eine  Berechnung  sich  compliciren  muss.  Voraussetzung  bleibt,  dass 
bei  Auf-  und  Abheften  3  Bünde  zur  Anwendung  kommen  sollten. 
Halblederbände  und  vielgebrauchte  Bücher  müssen  unter  allen  Um- 
ständen durchaus  geheftet  werden,  falls  nicht  die  Bogenlagen  eine  hohe 
Zitier    ausmachen.     In    diesem  Falle  trägt  der  Heftfaden  allzuviel  auf. 


von  Paul  Lad  ewig.  539 

nnd  wflrde    die  Behandlung  der   auf  tiefen  Falz  abgepressten  Bttcher 
schwierig  werden. 

Fttr  die  Haltbarkeit  des  Bandes  sind  die  Bfinde  wichtig.  Die 
aufgenähten  Cordein,  auch  als  Doppelbtinde ,  welche  in  der  Rtlcken- 
pressnng  wieder  zum  Vorschein  kommen,  verwendet  man  selten  seit 
Einfflhrang  des  Sägeschnittes,  wodurch  erst  das  glatte  Aufschlagen 
des  gebundenen  Buches  möglich  geworden  ist,  wie  es  heute  von  Jeder- 
mann verlangt  wird.  Wo  noch  bei  Rückenpressungen  sich  bandartige 
Erhöhungen  finden,  sind  sie  meist  zum  Zierrat  angebracht.  Als  Bfinde 
nimmt  man  entweder  starke  in  den  Sägeschnitt  einzulegende  Cordein, 
oder  bei  stärkeren  Bänden  aufzunähendes  Band.  Wenigstens  ftlr 
stärkere  Halblederbände  sollte  dies  letztere  Regel  sein. 

In  die  Heftarbeit  ist  inbegriffen  die  Collation  des  Buches,  Richten 
und  Ordnen  der  Bogen,  Sägeschnitt,  Heften,  Leimen  des  Rttckens,  Be- 
schneiden und  der  Schnitt  in  der  zur  Anwendung  kommenden  Art. 
Desgleichen  die  Einheftung  des  Falzes,  mit  welchem  das  Buch  in  die 
Decke  gehängt  und  über  welchen  das  Vorsatzblatt  geklebt  wird:  bei 
Halbleder  sollte  der  Falz  unbedingt  Leinwand  sein.  Älit  dem  für  diese 
Arbeiten  zu  Erreichenden  sind  die  Punkte,  welche  sich  normalisiren 
lassen,  zu  Ende.  Einen  Unterschied  zwischen  „etwas  sorgfältigerer" 
Heftung  für  Ganzleinen  und  Halbleder  mit  M.  aufzustellen  —  auch 
Adam  spricht  sich  ähnlich  aus  —  können  wir  nicht  billigen,  von 
Bibliotheken  müssen  wir  ihn  unter  allen  Umständen  fernhalten.  Es 
ist  nicht  rathsam,  dem  Buchbinder  auch  nur  ein  begrenztes  Recht  zu 
flüchtiger  Arbeit  einzuräumen.  Uebrigens  sind  M.*s  Preise  so  aus- 
reichend, dass  sich  sein  eigener  Vorschlag,  bei  Bänden  mit  Kalikofalz, 
Kapital  nnd  sorgfältigerer  Heftung  30^0  Zuschlag  zum  Heftpreis  zu 
gewähren,  für  grosse  Aufträge  ebenso  als  ein  Zuviel  darstellt,  wie  die 
Erhöhung  um  25<>/o  bei  Durchausheften  oder  gar  um  50%  bei  auf- 
genähtem Band  oder  erhabenen  Bünden.  Ein  Korrektiv  ist  anscheinend 
besser  zu  finden,  wenn  man  bei  M.'s  Preisen  ein  ftir  allemal  als  Grund- 
lage bleibt,  den  Heftpreis  aber  erst  von  100  Bogen  an  herabgehen 
lässt,  nnd  je  ftir  100  Bogen  eines  Bandes  einen  Durchschnittspreis  an- 
setzt, welcher  dem  Durchschnitt  der  zur  Ablieferung  kommenden  Buch- 
formate entspricht.  Auf  diese  Weise  gleicht  sich  ein  Mehr  für  Formate 
unter  einer  gewissen  Grösse  mit  dem  Zuwenig  für  Formate  über  einer 
gewissen  Grösse  ans,  jedenfalls  nicht  zum  Schaden  des  Buchbinders, 
da  die  Formate  unter  dem  Durchschnitt  an  Zahl  geringer  sein  werden 
als  die  über  dem  Durchschnitt.  Die  gleich  sorgfiiltige  Behandlung  ist 
unbedingt  zu  beanspruchen. 

Ein  guter  Theil  der  für  Heftarbeit  —  Bünde,  Leimen,  Beschnei- 
den —  wächst  auch  nicht  im  Verhältniss  zu  der  behandelten  Bogenzahl. 

Noch  einfacher  lässt  sich  die  Sache  an,  wenn  man  überhaupt  auf 
die  ins  W^eite  gehende  Einzelberechnung  verzichtet  und  etwa  ein  Vor- 
schrciten  von  10  zu  10  Bogen  für  die  Preiserhöhung  in  Ansatz  bringt: 
in  diesem  Falle  müsste  ein  Plus  von  4  Bogen  über  die  durch  10  theil- 
bare  Zahl   hinaus   noch  dem  vorhergehenden  Satz  zufallen.     M.  selbst 


540  Uebcr  Tarifirung  von  BuchcinbäDden 

kommt  dieser  Nothwendig^kcit  in  den  Anmerkungen  zu  seiner  Tabelle 
entgegen,  indem  er  die  Preise  von  5  Pfg.  an  fttr  je  5  Bogen  nm 
5  Pfg.  vorschreiten  lässt. 

In  die  ßogenheftung  lässt  sich  die  Tafelheftung  einbeziehen^  m- 
dem  die  Arbeit  und  das  Material  (Falze)  für  1  Tafel  der  Arbeit  eines 
Hogens  gleichgesetzt  wird.  Anch  hier  hat  Meidinger  in  gründlichster 
Weise  ausge.irbeitete  Special isirungen  nach  (»rosse  und  Material  (Papier- 
oder Leinenfälze)  vorgenommen.  Ftlr  normale  Verhältnisse  ist  jedoch 
seine  Aufstellung  zu  complicirt. 

Nun  ist  M.  im  Stande,  die  gcsammte  ßuchbinderarbeit  für  Formate 
von  5 — 80  cm.  Höhe  in  einer  einzigen  Tabelle  hinsichtlich  des  Preises 
zu  redigiren.  Neben  den  Formaten  von  1 — 16  nummerirt  steht  die 
Differenz  in  Qnadratcentimetern.  Es  folgt  die  Art  des  Einbandes,  die 
Preise  der  Schale,  fioldtitel,  endlich  die  Ileftpreise,  deren  Minimum 
von  ^4  P%-  ^^^  jedem  Format  um  das  vielfache  der  Nummer  des 
Formates  steigen.  Für  Tafelheftung  —  Grundlage  für  je  4  Tafeln 
angenommen  —  folgen  noch  4  Kolumnen,  wo  der  Preis  einerseits 
für  Ankleben,  andererseits  ftlr  den  Papierfalz  eventuell  für  Leinenfalze 
(einfach  oder  doppelt)  normirt  wird.  Der  Coefficient  für  die  Tafel- 
reihen ist  */4  Pfg.,  wie  für  Heften.  In  den  Erläuterungen  wird  dann 
in  20  Punkten  die  Anwendung  der  Tabelle  erklärt,  die  für  den  Ein- 
band zu  beobachtenden  Bedingungen  festgestellt,  desgleichen  die  Aus- 
nahmen. Es  ist  au^h  Vorsorge  getroffen,  dass  feine  Einbände  in  Halb- 
franz auf  Grundlage  des  bisherigen  berechnet  werden  können.  Je 
nach  dem  verwendeten  Material  für  Rücken,  Ueberzug,  Vorsatz,  Kapital, 
Schild,  Schnitt,  Falzung  um  */4 — ^'.^  höher.  Das  Ganze  entspricht  den 
geltenden  Detailpreisen,  auf  die  bei  wirklicher  Partienarbeit  Rabatt  zu 
gewähren  ist. 

Meidingers  Untersuchung  ist  in  der  That  die  erste  erschöpfende, 
soweit  eine  Tarifirung  des  Buchbindergewerbes  wünschenswerth  er- 
scheint. In  seinem  System,  welches  auf  die  gegenwärtigen  J^ohu- 
verhältnisse  begründet  ist,  wobei  sowohl  Materialkosten  wie  Arbeits- 
leistung entsprechend  berücksichtigt  worden  sind,  hat  alles  Raum,  was 
in  das  Buchbindergewerbe,  soweit  das  Buch  in  Betracht  kommt,  hin- 
einsehlägt. Durch  Voränderung  weniger  Zahlen  kann  einer  Verände- 
rung der  Lohn  Verhältnisse  oder  Materialien  Rechnung  getmgen  werden. 

M.  hat  selbst  solche  Umarbeitung  seiner  Tabellen  im  Laufe  der 
Arbeit  vorgenommen.  Hatte  er  anfänglieh  die  Preise  der  Schale  nach 
jedem  zweiten  seiner  (irundformate  um  5  Pfg.  vorschreiten  lassen  ,  so 
corrigirtc  er  die  zu  starke  Steigung,  welche  daraus  resultii-tc,  indem 
er  die  Steigerung  um  je  5  Pfg.  erst  nach  jedem  dritten  Formate  ein- 
treten Hess.  Der  Coefticient  des  Heftpreises  für  1  Bogen  (*, ,  Pfg.), 
welcher  mit  der  Nummer  des  Formates  (1 — 16)  zu  multipliciren  ist, 
kann  veränderten  Tjohnbedingungen  <Kler  Arbeitsverhältnissen  dadurch 
Rechnung  tragen,  dass  er  auf  '  ;,  erhciht  oder  auf  ^/s  erniedrigt  wird. 

Eine  Reihe  von  Buchbinderarbeiten,  welche  dieses  als  Kunst- 
gewerbe  angehen,   sind    von  M.  nicht   behandelt  worden.     Schon  alle 


von  Paul  Lad  ewig.  541 

Arbeiten  der  Handvergoldnng,  sogar  das  Marmoriren  des  Schnittes  mit 
Ocbsengalle  sind  Sachen  specieller  Technik,  für  welche  man  dem 
Buchbinder  seinen  Preis  zu  setzen  überlassen  muss.  Kunsteinbände 
sind  selbstverständlich  nicht  im  Preis  zu  normalisiren.  Die  gesammte 
Papeterie  und  Portefeuillertechnik  muss  hier  ausser  Betracht  bleiben; 
für  diese  Branchen  ist  Partienarbeit  ohnehin  Grundlage  und  der  Preis- 
courant  demgemäss  weit  leichter  herzustellen  als  für  ,das  Buch". 
Aehnliches  gilt  von  der  Herstellung  von  Contobüchern.  Kann  man 
sich  mit  der  Abnahme  von  Erzeugnissen  der  Grossindustrie  begnügen, 
so  zahlt  man  an  und  für  sich  den  entsprechenden  Detailpreis.  Ftir 
besondere  Aufträge  hat  jeder  Uebernehmer  seine  entsprechenden  Preise : 
für  Liniiren  von  je  100  Bogen,  Beschneiden,  Bandheften.  Die  Sprung- 
rücken sind  dann  Erzeugnisse  anderer  Industrie  und  werden  hoch- 
werthig,  wie  sie  sind,  besonders  verrechnet  werden  können.  Soweit 
jedoch  buchbinderische  Normalarbeit  in  Betracht  kommt,  gewährt 
Meidingers  Tabelle  ausreichenden  Anhalt. 

Seinen  Untersuchungen  gegenüber  muss  auch  der  in  Leo's  Buch- 
binderkalender für  1891  abgedruckte  Tarif  für  Bnchbinderarbeiten  trotz 
seiner  Ausführlichkeit  in  den  wesentlichen  Bedingungen  als  verfehlt 
bezeichnet  werden.  Der  praktischen  Anwendung  dürfte  die  ausser 
allem  Verhältniss  stehende  Preisberechnung  entgegenstehen.  Sollte 
sie  etwa  unter  zu  Grundelegung  eines  „Minimaltarifs",  wie  der  oben  er- 
wähnte Leipziger  einer  ist,  erfolgt  sein?  Das  Publikum  würde  sich 
so  exorbitanten  Forderungen  gegenüber,  wie  sie  hier  erhoben  werden, 
bald  ablehnend  verhalten.  Dass  Bibliotheken  sie  bezahlen  würden,  halten 
wir  für  gänzlich  ausgeschlossen.  Die  Bestimmung,  von  diesen  Preisen 
für  Partienarbeit  dem  Buchhändler  nur  10 — 15%  Rabatt  zu  gewähren, 
ist  ganz  besonders  utopisch.  Der  Buchhändler  fragt  den  Buchbinder 
gar  nicht,  was  er  für  Partieuarbeit  fordert,  sondern  stellt  diesem  ein- 
fach seine  Bedingungen.  Für  einen  sogenannten  Halbfranzband  (d.  h. 
gespaltenes  Schaf leder,  mit  Hückentitel  und  Kalikoecken,  auf  gross- 
maschigem  Canevas  mit  Draht  geheftet)  von  ca.  20  Bogen  zahlt  der 
Buchhändler  in  Partie  nicht  mehr  als  25  Pfg.  Unter  diesen  Umstän- 
den nimmt  sich  die  Versicherung  gut  aus,  dass  der  betr.  Tarif  der 
Arbeiterbewegung  noch  keine  Rechnung  getragen  habe. 

Die  Grundlage  bildet  noch  die  hergebrachte  Berechnung  nach 
Duodez-,  klein  Oktav-  etc.  Formaten  (11  an  Zahl),  denen  ganz  regellos 
aufsteigende  Längen-  und  Breitendimensionen  entsprechen.  Die  äussersten 
sind  32  :  45  cm.  In  welcher  Beziehung  sie  zu  den  Normalformateu 
der  deutschen  Papierfabrikanten  von  1883  stehen,  ist  uns  nicht  klar 
geworden.  Ganz  verkehrt  muss  es  bezeichnet  werden,  wenn  man  nach 
den  äusseren  Dimensionen  Duodez-  bis  Grossfolioformate  untei*scheidet, 
da  die  betreffenden  Bezeichnungen  nur  auf  die  Faltungsweise  un- 
gebrochener Bogen  zurückgehen. 

Für  Steifbrochur ,  Pappband,  Halbleinwand  (letztere  in  Unter- 
abtheilung mit  und  ohne  Titel  zerlegt),  femer  für  Ganzleinen  (mit  ein- 
fachem Rückontitel  und  blinder  Seitenpressung)  „oder"   für  Halbfranz- 


542  Uebor  Tarifirung  von  Bucheinbänden 

bände  (Halb-  oder  Saflianleder)  sind  die  Tabellen  an  sich  übersicht- 
lich; sie  sind  je  auf  Bände  von  20 — 60  Bo*ren  mit  je  10  Bogen 
Differenz  siufjjfcstellt.  Leider  ist  das  Princip  der  Ausarbeitung:  nud  die 
Systematik  des  Aufstieprs  undurchsichtig:,  während  wir  gerade  das 
Gegentheil  bei  Meidinj^er  rühmen  konnten.  Wer  sich  Tabellen  der 
erwähnten  Art  herstellen  will,  kann  es  mit  Meidinjicers  Aufstellungen 
ohne  Schwierigkeit;  das  ist  schon  ein  Weg,  seine  Tabelle  praktisch 
rascher  nutzbar  zu  machen. 

Die  Preise  der  Tabellen  in  Leo's  Kalender  werden  recht  hoch 
dadurch,  dass  je  nach  dem  Einband  15 — 50  Pfg.  für  je  weitere  10 
Bogen  aufwärts  von  20  Bogen  Aufschlag  berechnet  werden.  Die  fernere 
Steigerung  für  verschiedene  Formate  und  ausserdem  für  verschiedeneu 
Einband  wird  dadurch  bei  hohen  Bogenziffem  noch  erheblicber.  Ausser 
Verhältniss  sind  auch  die  Tafelheftpreise,  welche  zu  den  „Heftpreisen* 
in  gar  keine  Beziehung  gesetzt  worden  sind,  und  nur  bei  den  all- 
gemeinen Bestimmungen  einen  Platz  gefunden  haben.  Dabei  ist  wieder- 
um niclit  gesagt,  welche  Materialien  und  welche  Art  der  Fälze  Ver- 
wendung finden  soll. 

Die  Scheidung  in  die  beiden  Theile  des  Einbandes,  welche  mehr 
Material  und  weniger  Arbeit  enthalten  von  den  Theilen,  bei  denen  das 
Umgekehrte  der  Fall  ist,  ist  hier  nicht  vorgesehen.  In  der  Anlage 
der  Tabellen  sclieint  dem  vorher  bestrittenen  Grundsatze  in  Bezug  auf 
sorgfältige  Ileftung  besser  gebundener  Bücher  und  umgekehrt  nur  zu 
viel  liaum  gegeben  worden  zu  sein. 

Die  mangelhafte  einheitliclie  Durcharbeitung  des  Problems  er- 
weisen ausser  den  lückenhaften  allgemeinen  Bestimmungen  die  grosse 
Anzalil  Tabellen,  in  welchen  es  nothwendig  erschien,ge wisse  Arbeiten 
besonders  zu  berechnen,  liier  kehrt  die  fatale  Anordnung  wieder, 
welche  bei  der  Heidelberger  Tarifirung  von  1872  so  bedenklich  war, 
nämlich  Prachtwerke,  ^wie^*  Aegypten,  Germania.  Damit  ist  gar  nicht 
zu  tarifiren.  Von  den  anderen  Tabellen  gilt  durchweg,  dass  sie  über- 
flüssig sein  sollten,  bei  Meidinger  auch  überflüssig  werden.  Es  sind 
das  folgende:  „Notenbücher**,  „Schulatlanten'*,  „Atlanten  in  Decke  zu 
binden",  „Brochuren*,  , Kontobücher'*.  Meidingers  Erläuterungen  geben 
überall  die  genügende  Auskunft,  ausgenommen  vielleicht  über  Register- 
einschneiden bei  K(»ntobüchern  und  Paginiren:  der  Mangel  ist  jedoch 
leicht  zu  ersetzen,  durch  procentualen  Zusclilag  auf  die  lleftpreise  aus- 
zudrücken oder  besonderer  Berechnung  vorzubehalten.  Was  insbesondere 
Kontobücher  angelit,  haben  wir  schon  bemerkt.  So  müssen  wir  sagen, 
dass  der  Berliner  Tarif  das  grundsätzlich  Festzulegende  übersehen 
hat,  wodurch  erst  eine  Reihe  besonderer  Tarifirungen,  welche  zu  einem 
System  der  xVusnahmen  führen  würden,  überflüssig  werden. 

Ob  nun  Meidinger  als  Gnindlage  von  dem  Buchbindergeschäft  über- 
nommen werden  wird,  ist  bis  jetzt  nicht  abzusehen.  Wünschenswerth  wäre 
es  gewiss.    In  Karlsruhe  und  auch  sonst,  soweit  Nachrichten  zur  Disposi- 


von  Paul  Ladewig.  543 

tion  stehen,  ist  die  Stimmnn^  zunächst  nicht  daför.t)  Der  ßnchbinder- 
meister  der  Karlsruher  Landesgewerbehalle,  HeiT  Doblcr,  steht  sich 
gut  bei  Meidingers  Preisen,  wie  buchmässig  feststeht.  Was  sich  da- 
gegen einwenden  lässt,  ist  dass  die  Tabelle  für  den  Gebrauch  doch 
nicht  rasch  genug  Auskunft  giebt,  sowie  dass  die  Erläuterungen  nicht 
übersichtlich  redigirt  sind.  Hier  wird  man  noch  weiter  kommen  können. 
Es  ist  doch  für  die  Handhabung  zu  viel  verlangt,  für  ein  Buch  unter 
Umständen  einige  Minuten  aufwenden  zu  müssen,  nur  um  den  Preis- 
ansatz zu  controliren.  Der  Ertheiler  eines  Auftrags  nimmt  sich  die 
Mühe  nicht.  Bibliotheken  können  es  nicht  in  Rücksicht  auf  die  geringe 
Zahl  verfügbarer  Kräfte.    Partienarbeit  wird  ohnehin  einfacher  calculirt. 

Auf  der  Grossherzogl.  Hof-  und  Landesbibliothek  ist  seit  Ende 
1889  der  Versuch  gemacht  worden,  Meidingers  Berechnnngsweise  ein- 
fach zu  übernehmen,  musste  indessen  aufgegeben  werden,  weil  man 
hoffen  durfte,  für  die  Zwecke  der  Bibliothek  die  Sache  zu  vereinfachen. 
Es  sind  sodann  Versuche  angestellt  worden,  welche  zu  dem  im  Folgen- 
den niedergelegten  Resultat  geführt  haben. 

Die  Gesichtspunkte,  welche  für  die  Behandlung  des  Zuganges 
der  hiesigen  Bibliothek  in  Frage  kamen,  sind  bereits  im  Vorhergehen- 
den gelegentlicli  der  Kritik  von  Meidingers  Studien  gegeben  worden. 
Abgesehen  von  einem  Theil  der  Materialfragen  hinsichtlich  der  Schale 
werden  sie  übrigens  sich  den  Bedürfnissen  an  andern  Bibliotheken  nähern. 

In  der  Instruction,  welche  demgemäss  unter  Anleitung  und  steter 
Theilnahme  des  Oberbibliothekars  der  Hof-  und  Landesbibliothek  Hof- 
rath  Dr.  Brambach  für  den  Buchbinder  ausgearbeitet  wurde,  ist  zu- 
nächst ein  Normalband  von  10  Bogen  grundsätzlich  angenommen  wor- 
den. Dem  hauptsächlich  zur  Behandlung  kommenden  Bflcherzuwachs 
der  Bibliothek  entsprechend  wurden  aus  Meidingers  16  Formaten  6 
ausgewählt  (M.  2—8)  von  15—40  cm.  Höhe,  9—24  cm.  Breite.  Sie 
wurden  in  Rücksicht  auf  ihren  Quadratinhalt  —  dieser  allein  kann 
wirklich  geschätzt  werden  —  als  Grundformat  I — VI  bezeichnet.  Höhere 
Formate  sollten  in  gleichmässigem  weiterem  Höhenaufstieg  um  je 
5  cm.  nur  mit  der  Höhenangabe  bezeichnet  werden,  so  dass  einem 
Format  (VIU)  die  Höhenangabe  50  cm.  entspricht.  Die  Berechnung 
einer  Preistabelle  für  die  Normalbände  in  6  Formaten  erfolgte  in 
Summa  mit  18  Ziffern  auf  Grundlage  von  Meidingers  Tabelle  für  Hlw. 
und  Hfz.  Für  Pappbände  hatte  der  Buchbinder  seinen  Preis  im  Ver- 
hältniss  zu  M.  vorgeschlagen ;  die  Preise  für  Hlw.  und  Hfz.  waren  auf 
gleichen  Vorschlag  in  Einzelheiten  abgerundet  worden.  Alle  diese  Vor- 
schläge wurden  an  entsprechenden  Musterbänden  controlirt,  worauf 
endgültige  Abrundungen  in  2  Fällen  nach  unten,  in  4  Fällen  nach 
oben  hin  erfolgten,  so  dass  vor  allem  die  Brüche  in  den  Normalpreisen 
fortgeschafft  wurden.  Dementsprechend  entwickelte  sich  eine  Tabelle 
in  übersichtlichster  Form: 

I )  Freilich  beruht  sie,  wo  sie  besteht,  notorisch  auf  mangelnder  genauer 
Kenntuiss  der  nicht  gerade  ganz  leichten  Untersuchungen. 


544  Ueber  Tarifiriing  von  Buchemb&nden 

Pp.         fflw.  Hfz. 


I 

20 

30 

70 

11 

30 

40 

90 

III 

40 

50 

110 

IV 

50 

70 

130 

V 

70 

90 

160 

VI 

90 

110 

190 

Das  Gesetz  des  Preisanfstiegs  ist  klar.  Bis  zn  50  Pfg.  betritt 
der  Preisaufstieg  zu  jedem  folgenden  Format  10  Pfg.  (4  naal),  bis  zu 
130  Pfg.  je  20  Pfg.  (4  mal),  darüber  hinaus  je  30  Pfg.  (in  der  Tabelle 
2  mal),  und  das  in  jeder  Reihe.  Die  Preise  der  Reihen  correspondiren 
demgemäss,  indem  von  den  geringsten  Preisen  für  Format  I  ana- 
gehend, das  Gesetz  des  Aufstiegs  das  nämliche  bleibt  So  wird  über 
90  Pfg.  hinaus  fttr  höhere  Formate  der  Preis  des  Pappbandes  bis  zu 
190  Pfg.  für  je  folgende  5  cm.  Höhe  in  den  bereits  vorliegenden 
Preisen  der  Reihen  für  Hlw.  und  Hfz.  sich  ausgedrückt  finden;  ebenso 
der  Preis  von  Hlw.-Bänden  über  40  cm.  Höhe  in  den  über  110  Pfg. 
hinausgehenden  Preisen  für  Hfz.  Die  Höhendifferenzen  sind  je  5  cm. 
Eine  nochmalige  Erhöhung  der  Differenz  ftlr  2  aufeinander  folgende 
Formate  über  30  Pfg.  nehmen  wir  nicht  vor.  Sie  müsste  dem  Gesetz  des 
Aufstiegs  zufolge  über  250  Pfg.  hinaus  erfolgen.  So  hohe  Formate  — 
also  in  Hfz.  50  cm.  Höhe  entsprechend  —  kommen  so  selten  vor, 
dass  man  vorkommenden  Falls  eine  Mehrforderung  anzuerkennen  in 
der  Lage  ist.  Die  Preise  für  Hfz.  sind  zudem  sehr  zureichende. 
Wiederholt  zu  bemerken  ist  nur  noch,  dass  überall  ein  Hand  von  10 
Kogen  Stärke  als  Minimum  angenommen  ist.  Ferner,  das8  sich  hei 
Formaten  über  40  cm.  Höhe  in  der  Regel  Hlw.  empfehlen  wird. 

Da  es  nun  durch  Herstellung  eines  Schemas  der  Grundformate, 
an  welches  die  Rande  angestossen  werden,  möglich  ist,  mit  ziemlicher 
Sicherheit  den  Quadratinhalt  der  Decke,  das  „Grundformat"  zu  be- 
stimmen, so  gewinnen  wir  innerhalb  des  Schemas  Raum  für  alle  Ver- 
hältnisse. In  den  wenigsten  Fällen  freilich  decken  sich  die  Dimen- 
sionen völlig  mit  den  (irundformaten.  Darum  werden  alle  Zwischen- 
formate in  der  Weise  auf  die  Grundformate  reducirt,  dass  bis  zur 
Mittellinie  zwischen  zwei  Formaten  in  Höhe  und  Breite  resp.  ent- 
sprechendem Quadratinhalt  diese  Mittellinie  ausgeschlossen,  das  nächst 
niedere  Fnrmat    in  Rechnung    komuit.     Von  da  an  das  nächst  höhere. 

Zu  den  Normalpreisen  treten  dann  die  Preise  für  Heftung  umfang- 
reicherer Bücher.  Der  Buchbinder  hat  einen  Vortlieil  dadurch,  dass 
unter  10  Bogen  keine  Berechnung  erfolgt  (sein  Auftrag  an  Brochuren 
ist  an  der  Hof-  und  Landesbibliothek  ein  im  Verhältniss  recht  hoher). 
Dieser  Vortheil  verrechnet  sich  etwas  bei  dem  Mehrverbrauch  von  Material 
bei  dickeren  Büchern.  Eine  fernere  Correctur  zu  Gunsten  des  Buch- 
binders lässt  sich  vornehmen,  wenn  man  den  Heftpreis  entsprechend 
normirt.  Ging  Meidinger,  dessen  Systematik  ein  für  die  Höhe  der 
Bücher  zu  rasches  Steigen  bedingte,  schon  von  40  Bogen  an  durchweg 


von  Paul  Ladewig.  545 

nm  die  Hälfte  herunter,  so  stellen  wir,  sobald  das  Pins  über  die  durch 
10  theilbare  Zahl  mehr  als  4  Boji^en  beträ*i:t,  einen  weiteren  lleftpreis 
von  10  Pfg.  auf  10  Bocken  fest,  und  das  vom  11.  bis  zum  100.  Bogen. 
Von  100  bis  zu  200  Bogen  —  besonders  bei  Zeitungen  vorkommend  — 
werden  je  10  Bogen  mit  5  Pfg.  in  Ansatz  gebracht,  darüber  hinaus 
mit  3  Pfg.;  dies  Ist  nicht  zu  wenig,  da  der  Durchschnitt  für  die  ersten 
100  Bügen  ein  sehr  guter  ist.  Für  Zeitungen  dient  als  weitere  Correctur, 
dass  nur  nach  Nummern  gezählt  wird. 

Auch  für  Tafeln  und  Karten  billigen  wir  dem  Buchbinder  etwas 
mehr  zu  als  M.:  indem  wir  jede  hinsichtlich  der  Heftarbeit  als  gleich- 
werthig  mit  1  Bogen  annehmen,  die  Falz*  und  Klebearbeit,  die  Faltung 
und  selbst  die  Accuratesse  in  der  Behandlung  rechtfertigen  das. 
Andererseits  verzichten  wir  auf  die  complicirte  Berechnungsart,  be- 
sonders auch  für  verschiedene  Formate  und  Falzmaterial.  Bestimmen 
wir  dann  endlich  noch  den  Preis  des  Aufziehens  von  Karten  auf  Lein- 
wand (Kaliko)  1,5  Pfg.  pro  Quadratdecimeter  (unter  25  Quadratdecimeter 
2  Pfg.  pro  Quadratdecimeter),  endlich  den  Schilddruck  auf  20  bis 
30  Pfg.  —  je  nach  den  Umständen  ob  schwarz  auf  Papierschild  oder 
Goldtitel  auf  Leder  scheinbar  etwas  hoch,  aber  auf  Grund  der  Hei- 
din gerschen  Tafel  von  uns  angenommen  —  so  haben  wir  den  Bedarf 
an  Buchbinderarbeit  für  unsere  Bibliothek  genügend  rubricirt.  Alle 
diese  Preisnormen  lassen  sich  bequem  auf  dem  Schema,  welches  aus 
Pappe  mit  weissem  Ueberzug  und  dunklem  Rücken  des  Abgreifens 
wegen  hergestellt  ist,  unterbringen.  Auf  jedem  Format  steht  die 
römische  Bezeichnung  I(— VI),  sowie  die  Dimensionen  der  Grundformate, 
daneben  unter  den  Buchstaben  Pp.,  II Iw.,  Hfz.  (man  spricht  gewohnheits- 
mässig  von  Hfz.-Bänden  auch  statt  Hld.-Bänden)  die  entsprechenden 
Normalbandpreise.  In  der  rechten  Ecke  des  Formates  VI  finden  die 
Preise  für  Heften  von  Bogentafelu  und  Karten,  Aufziehen  von  Karten 
und  schliesslich  für  Schilddruck  Platz.  Die  gesammten  Bedürfnisse 
der  Lieferungen  haben  in  einer  unten  folgenden  Instruction  Platz  ge- 
funden. 

Diese  wie  der  ganze  Apparat  sind  den  Karlsruher  Verhält- 
nissen angepasst.  Wo  ähnliche  Bedingungen  vorliegen,  wird  sich  die 
Tabelle  einfach  übernehmen  lassen.  In  anderem  Falle  wird  das  Princip 
übernommen  werden  können.  Das  Feststehende  wird  Meidingers  scharfe 
Untersuchung  sicherlich  bleiben,  die  auch  im  Allgemeinen  Anzeiger  ftir 
Buchbindereien  1889  abgedruckt  worden  ist.  Sie  gestattet,  wie  seines 
Orts  gesagt  wurde,  die  Ausarbeitung  tabellarischer  Uebersichten  nach 
jeder  Richtung. 

Es  erübrigt  noch,  über  die  Handhabung  des  Apparates  ein  Wort 
zu  sagen,  bei  der  es  wieder  am  nächsten  liegt,  wenn  ich  mich  der 
Form  bediene,  die  sich  in  Karlsruhe  bewährt  hat.  Das  Buchbinder- 
journal hat  ausser  der  Titel-Kolumne  noch  6  schmale.  In  die  zweite 
(schmale)  kommt  die  laufende  Nummer,  welche  der  Buchbinder  auch 
auf  das  Vorsatz  am  Schluss  des  Bandes  einzutragen  hat.  In  der  dritten 
kurz   der  Titel  nebst   etwaiger  Anweisung.     In   der  vierten   Kolumne 

Vm.    12.  37 


546  Uebcr  Tarifirung  von  Bucheinbänden 

steht  das  Material  Pp.  Hlw.  Hfz.  Die  ftlnfte  und  sechste  bis  siebente 
bleiben  fttr  den  Eintrag  der  Rechnung  reservirt.  Die  erst«  Kolumne, 
früher  für  das  Datum  bestimmt,  das  sich  aber  ebenso  ^t  mitten  in 
der  Zeile,  sobald  neue  Ablieferung  —  allwöchentlich  Donnerstag  — 
erfolgt,  unterbringen  lässt,  nimmt  die  für  die  Controle  des  Preises 
nöthigen  Notizen  auf.  Die  Zahl  der  Bogen  und  Tafeln,  die  Hezeich- 
nung  des  Materials  wird  eingetragen,  sobald  die  Ablieferung  an  den 
Buchbinder  erfolgt.  Die  Einzeichnung  des  Formats  und  wo  nöthig  des 
Schilddrnckes  (S.),  sobald  Rücklieferung  erfolgt.  Ein  Zeitverlust  ist 
damit  nur  gering  verbunden.  Die  Rechnung  reioht  der  Buchbinder 
vierteljährlich  ein;  er  erhält  die  letzten  14  Tage  vor  Vierteljahrsschluss 
keine  Bücher  mehr,  um  entlastet  zu  werden. 

Die  Führung  eines  fortlaufenden  Buchbinderjournals  hat  sich  hier 
gut  bewährt.  Für  sehr  grosse  Bibliotheken  ist  es  vielleicht  rathsam, 
Buchbinderjoumale  mit  eingeschnittenem  Alphabet  zu  benutzen.  Auch 
Zetteljournale  sind  nicht  unpraktisch.  Es  scheint  jedoch,  solche  Zettel- 
journale machen  den  einfacheren  Weg  umständlicher,  da  fortlaufende 
Einträge  rascher  zu  übersehen  sind,  selbst  unter  Rücksicht  auf  den 
Zeitverlust,  der  gelegentlich  durch  Recherche  nach  einem  bei  dem 
Buchbinder  befindlichen  Bande  entstehen  könnte.  Ueber  4  Wochen 
nach  rückwärts  wird  eine  Verfolgung  nicht  abgelieferter  Bücher  kaum 
oder  selten  nöthig  sein.  Die  Ausfüllung  von  Zetteljournalen  vermittelst 
zwischengelegten  Pauspapiers  in  Duplo  hat  zwar  den  Vortheil ,  dass 
dem  Buchbinder  die  Verballhornung  der  Titel  in  seiner  Abschrift  nicht 
möglich  ist,  andererseits  wird  er  sie  in  seiner  Abrechnung  doch  vor- 
nehmen, und  zudem  wird  ihm  für  die  Bewahrung  der  Zettel  eine  Ver- 
antwortung auferlegt,  die  ihm  besser  erspart  bliebe.  So  nimmt  man 
lieber  mit  verdrehten  Titeln  der  Reclinung  vorlieb,  die  ja  im  Journal 
zu  controliren  sind.  Ferner  hat  die  Bibliothek  wohl  ein  Interesse,  die 
Nummemfolge  der  zum  Buchbinder  kommenden  Werke  zn  besitzen, 
was  mit  dem  Geschäftsgang  parallel  gehen  wird  und  unter  Umständen 
zu  wissen  wichtig  ist,  nicht  aber  die  Reihenfolge  der  Ablieferung 
Seitens  des  Buchbinders.  Durch  die  nothwendige  Führung  zweier 
gesonderter  Serien,  für  die  beim  Buchbinder  befindlichen  und  die  von 
demselben  abgelieferten  Bücher,  würde  sich  ganz  von  selbst  die  letztere 
entwickeln.  Eine  von  beiden  nach  der  Nummernfolge  wieder  herzu- 
stellen, kostet  aber  überflüssige  Arbeit.  Durch  unterstreichen  oder 
schriftliche  Anweisung  d<»r  auf  den  Rücken  zu  druckenden  Titel  auf 
dem  Umschlag  ist,  da  Fortsetzungen  ausser  Betracht  bleiben,  im  Ver- 
hältniss  zu  der  übrigen  im  Verkehr  mit  dem  Buchbinder  nöthigen  Arbeit 
kein  nennenswerther  Zeitverlust  verbunden.    Kürzte  ist  ohnehin  rathsam. 

Auch  für  die  künftige  Bewahrung  nehmen  Zetteljournale  mehr 
Raum  in  Anspruch  als  Bücher.  Wenn  aus  praktischen  Gründen  solche 
Buchungen  resp.  Contoführungen  sich  vor  festen  Büchern  bewähren 
würden,  so  hätte  man  im  geschäftlichen  Leben  wohl  längst  dieselben 
eingeführt.  Anders  würde  die  Sache  schon,  wenn  man  für  mehrere 
Buchbinder   verschiedene  Listen   zu   führen  vermeiden  will.     Da  wird 


von  Paul  Ladewig.  547 

sofort  ein  Zetteljonrnal  ttbersichtlicher.  Ist  aber,  was  sich  in  solchem 
Falle  der  Einheitlichkeit  halber  und  aus  Verwaltuugsrücksichten 
empfehlen  würde,  die  Vertheilunj;:  des  Materials  etwa  nach  Fächern  an 
die  Buchbinder  genau  abgejjrenzt,  so  ist  auch  dieser  Vortheil  ein  in 
Wirklichkeit  nicht  vorhandener.  Im  ganzen  genommen  können  sich 
bei  dem  Gebrauch  von  Zetteljournalen  für  den  l^uchbinder  Unzuträglich- 
keiten ergeben,  denen  man  gerne  aus  dem  Wege  geht,  wenn  die 
Möglichkeit  vorliegt,  jederzeit  auf  sicherem  Wege  durch  das  Journal 
oder  den  Stand  der  Katalogarbeit  den  Verbleib  des  etwa  gesuchten 
Buches  festzustellen. 

Die   entsprechenden  in   die   Instruction   über   den    Geschäftsgang 
eingetragenen  Bestimmungen  lauten: 

(3)  Eintrag  der  für  den  Buchbinder  bestimmten  Bücher  in  das 
Buchbinderjournal  unter  Angabe  von  Datum,  laufender  Nummer, 
Titel,  Einband,  Bogenzahl,  Karten,  Tafeln,  nöthigenfalls  Angabe  des 
Rückentitels. 

(5)  Rücklieferung  durch  den  Buchbinder  wird  unverzüglich 
mit  „z."  in  dem  Buchbinderjournal  bemerkt.  Desgleichen  hat  Ein- 
trag der  Grössen  Verhältnisse  des  Buches  laut  Schema  der  neugebun- 
deuen  Bücher  und  laut  Buchbinderinstruction  mit  I.  etc.  zu  erfolgen. 
Ebenso  Angabe  der  etwa  gedruckten  Rückenschilder  mit  S. 

Instruction  für  den  Buchbinder. 

I«  Behandlung. 
A.  Normalbände. 
a*  Allgemeines. 

I.  Pappbände  in  Werken  bis  zu  160  Seiten. 
II.  Halbleinwand  in  Werken  bis  zu  400  Seiten. 
III.  Ilalbleder  (-franz)  in  Werken  grösseren  Umfangs. 
Anm.  Bei  periodischen  Publicatioueu  wenigstens  Halblcinwaud. 
b.  Aeusseres  des  Buches. 
I.  Schale. 

1.  Pappbände:   Lederpappe.      Ueberzug:    Gustavmarmor 
nach  Muster.     Sprengschnitt. 

2.  Halbleinwandbände:  Lederpappe.    Ueberzug:  Gustav- 
marmor nach  Muster.     Sprengschnitt. 

Rücken:  Schwarze  Doppel leinwand  nach  Muster. 

3.  Halbfranzbände:  Lederpappe.  Ueberzug:  (iustavmarmor 
nach  Muster.     Rother  Schnitt. 

Rücken:  Ungefärbtes  und  ungespaltenes  Schafleder. 

Pergamentecken. 

U.  Schild. 

I.  a.  Mit  Benützung    des   an   brochirten   Büchern   etwa 

vorhandenen    gedruckten   Rückentitels    bei   Papp- 

und  Halbleinwand-Bänden. 

b.  Andernfalls   bei   schmalen    Bänden   leerer   grüner 

Schild. 

37* 


I 


548  Ueber  Tarifirung  von  Bncbirinbinden 

2.        Mit  TypendniclL  wenn  es  die  Breiter  de»  Rückens 
}re>tattet. 
JL  Schwarze  Typen  bei  Pappbänden  aaf  sTüDem  Papier- 

^child. 
b.  Goldene  Typen 

ii,  l>ei    lUlbleinwandbandeu :     auf     die      Leinwand 

direkt  zu  drucken. 
ß,  bei   Halbfranzbänden:   auf   mthem    Schild    (irt- 

spaltems^  I^der). 
Anui.     IVi  Ihippelschild  ist  obeu  nitlies.  iiiit«*n  ^rrüues  Lt-ilt-r 
zu    v«Tw enden.     Ih'T   l^niek    ist   nach    Vi»rsehrifr    des    Hiblint!n:k>- 
beauiten  au^iZUtVibren. 

i\  Innere-  de?«  Bnche>. 

1.  ili'ftunfr- 

1.  l>ie  nucher  sind  durchaus  zu  heften,  f:ill>  nicht  wegen 
zu  hidier  I^^enzahl  der  Auftrage  des  Heftfadens  zn 
^tark  werden  würde.    Drahtheftung  ist   aus«re>chlos-eu. 

2.  K?*  .-ind  starke  Bünde  zu  verwenden.  Bei  Büehem. 
deren  häufi<rer  Oebmuch  wahrsclieiulich  ist,  jedenfalN 
bei  Halbfranz  ist  das  Vurs:itz  mit  Leinwandfalzen  zu 
vifrsehen. 

H.  Sonstif^e  Behandlung. 

1.  Iteigaben  sind  mitzubinden. 

2.  Beschneiden  der  Bücher,  auch  bei  Fortsetzungen,  \<t 
auf  das  kleinste  Mass  zu  beschränken. 

3.  Einzelne  Karten,  soweit  von  Werth  oder  hei  viel- 
benutzten Büchern  (Keisebeschreibungeu)  sind  auf 
Leinwand  aufzuziehen  (verschnitten). 

Ainu.     FortttetzuDgeu  werden  nach  Muster  gebunden. 

B.  Ausnahmen. 

Au>nahmen  sind  mit  Rücksicht  auf  geringen  oder  häufigen 
(iebrauch,  dem  die  Bücher  erfahrungsm&ssig  unterliegen 
werden,  sowie  in  Bezug  auf  Kostbarkeit  des  Einbandes  ge- 
stattet. 

Zeitungen  werden  in  Schiefer  gebunden. 

Karten  werden  nach  Bedarf  auch  in  Rollen  bewahrt. 

II.  Berechnung. 

A.  Nnrmalbände. 

U.  Allgemeines. 

I.  Schema  mit  gleichmässigen  Höhen-  und  Breitenaufstieg 
(523)  in  6  Grundformaten,  deren  Quadratinhalt  für 
die  Berechnung  zu  Grunde  gelegt  wird.  Höhe  15 — 
40  cm.,  Breite  9 — 24  cm. 
II.  Grössere  Formate  werden  um  je  5  cm.  steigend  nur 
nach  der  Höhe  für  die  Berechnung  gebncht,  soweit 
nicht  die  Breite  ausserge wohnlich  ist. 


von  Paul  Ladewig.  549 


b«  Normalbftnde. 

I.  Band  von  10  Bogen  Stärke. 
1.  Grundformate. 


Pp. 

IIlw. 

Hfz. 

15  X    9 

I 

20 

30 

70 

20x12 

II 

30 

40 

90 

25x15 

m 

40 

50 

110 

30x18 

IV 

50 

70 

130 

35x21 

V 

70 

90 

160 

40x24 

VI 

90 

110 

190 

Pfe. 


2.  Zwischenformate. 

Formate,  deren  Flächeninhalt  zwischen  zwei  Grund- 
formate fällt,  werden  wie  das  nächstliegende 
Grundformat  berechnet,  d.  h.  aufwärts  bis  zur  Mittel- 
linie zwischen  den  Höhen  und  Breiten  zweier  Grund - 
formate,  diese  Mittellinie  ausgeschlossen,  kommt 
das  nächst  niedere  Format  in  Ansatz.  Weiterhin 
das  nächst  höhere. 

3.  Hochformate. 

Ueber  90  Pfg.  (resp.  40  cm.  Höhe)  hinaus  steigen  die 
Preise  für  je  5  cm.  Höhenaufstieg  bis  zu  130  Pfg. 
um  je  20  Pfg.;  darüber  hinaus  um  je  30  Pfg. 

H.  Schilddruck. 

1.  Schwarzdruck  auf  grünen  Papierschild  20  Pfg. 

2.  Golddruck  (dazu  einfache  Linienpressung) 

a.  auf  den  Buchrücken  bei  Hlw.  25  Pfg. 

b.  auf  gespaltenes  Leder  bei  Hfz.  30  Pfg. 

Anm.    Bei   Vordruck   fllr  Serienpublicationen    10   (bei   Illw. 
und  Ilfz.  20)  Pfg. 

C.  Preiszuwachs. 

I.  Heftung. 

Der  Preis  steigt,  ohne  Rücksicht  auf  Format,  Leinen- 
falze eingeschlossen 

1.  (Von  11)  bis  zu  100  Bogen  um  10  Pfg.  pro  10  Bogen. 

2.  n      n  200     „  „     5    „       „      10     „ 

3.  „     ,  300     ,  u.  m.  „    3    ,      ,      10     „ 

Aniii.    Ji.  Tafeln  und  Karten  werden  je  als  1  Bogen  gerechnet. 

b.  Die  Heftpreisc  worden  auf  5  resp.  10  Hg.  nach 
oben  hin  abgerundet.  Bei  Umfang  von  über  lo 
Bügen  wird  bis  zum  vierten  Bogen  einschliesslich 
die  nächst  niedere  durch  l«»  tlieilbare  Zahl  be- 
rechnet. 

c.  Bei  vielfach  unterbrochener  Paginining  oder  Signatur, 
sowie  bei  Serien  von  Bänden  kann  aus  RUcksicht 
auf  Zeitersi)arnis8  eine  Schätzung  der  Bogenzahl 
eintreten. 

Zeitungen  werden  nacli  Nummern  gebucht. 


550       ErUss,  betr.  die  Bibliotheken  der  ÜDiTersitäts-Anstmlten  etc. 

IT.  Karten  anf  Leinwand  anziehen. 
I*ro    Quadrstdecimeter    1.5   I*fe.      Bei    Karten     von    25 
Qoadratdecimeter  abwärt»  pro  Qoadratdecimeter  2  Ff::. 

B.  Au!*nahmen. 

Vorstehende  Bestimmungen  gelten  als  Recrel  filr  den  Anschla:: 
der  Einbandkosten.  Besonderheiten  der  Arbeit  odt*r  de-^ 
Material»  werden  för  den  einzelnen  Fall  festiresetzt  nml 
entsprechend  verrechnet. 

KarUnihe.  Paul  Ladewisr. 


Erlass,  betrelTend  die  Bibliotheken  der  üniversitSts- Anstalten 
und  deren  Beziehuncren  zu  den  Universitits-Bibliotheken 

(im  Königreich  Prenssen). 

§  1.  Die  Bibliotheken  der  Universitäts  -  Anstalten  (Seminare. 
Institute,  Laboratorien,  Kliniken.  Polikliniken.  Museen,  Sammlungen. 
Apparate  u.  s.  w.)  sind  Präsenzbibliotheken:  die  zo  denselben  gehörigen 
Bücher  sind  beständig  in  den  Anstaltsräuroen  zu  belassen  und  di'irfen 
insbesondere  auch  nicht  ausgeliehen  werden. 

indess  steht  es  den  Uni versitäts- Kuratoren  frei,  von  dieser  Kegel 
aus  gewichtigen  Gründen  Ausnahmen  unter  den  von  ihnen  festzusetzen- 
den Beschränkungen  zuzulassen.  Für  die  Universität  Berlin  bleibt 
diese  Befugniss  dem  Ministerium  vorbehalten. 

g  2.  Die  Direktoren  der  Universitäts-Anstalten  sind  verpflichtet, 
jedem  Lehrer  der  Universität  auf  dessen  Ersuchen  die  Benutzung  der 
Anstalts-Bibliothek  nach  Massgabe  der  für  dieselbe  bestehenden  Be- 
nutzungsordnung zu  vei-statten. 

§  3.  Die  gleiche  Verpflichtung  liegt  den  Direktoren  der  Uni- 
versitäts-Anstalten mit  Bezug  auf  diejenigen  Studirenden  der  Universität 
ob,  welche  die  Anstalts-Bibliothek  im  Interesse  einer  wissenschatV 
liehen  Arbeit  (Preisarbeit,  Dissertation,  Prüfungsarbeit  u.  s.  w.)  zu  be- 
nutzen wünschen  und  gegen  deren  Zulassung  besondere  Bedenken  nicht 
obwalten. 

§  4.  Die  Vorsteher  der  Universitäts-Bibliutheken  werden  beauf- 
tragt, von  der  Bibliothek  einer  jeden  Universitäts-Anstalt  einen  alpha- 
betischen Zettelkatalog  in  zwei  Exemplaren  aufzunehmen  und  durch 
jährliclie  Nachträge  auf  dem  Laufenden  zu  erlialten.  Dabei  ist  jede 
Anstalt  durch  ein  besonderes  Zeiclien  kenntlicli  zu  machen. 

Das  eine  Exemplar  des  Katalogs  verbleibt  der  Anstalt;  das  andere 
wird  auf  der  Universitäts  -  Bibliothek  aufbewahrt,  um  dort  mit  den 
Katalogen  der  übrigen  Anstalten  zu  einem  Gesammtkatalog  vereinigt 
zu  werden. 


Recensionen  und  Anzeigen.  551 

§  5.  Es  wird  erwartet,  dass  die  Leiter  der  Universitäts- Anstalten 
den  Vorstehern  der  Universitäts-Bibliotheken  bei  Erfttlhmg  ihres  Auf- 
trages in  bereitwilliger  Weise  entgegenkommen  werden. 

§  6.  Die  Vorsteher  der  Universitäts -Bibliotheken  werden  er- 
mächtigt, Bücher,  bezfiglich  deren  ihnen  dies  unbeschadet  der  Auf- 
gaben der  Bibliothek  zulässig  erscheint,  an  Universitäts-Anstaltcn  flber 
die  vorschriftsmässige  Benntzungszeit  hinaus,  jedoch  jedesmal  nur  bis 
zum  Schluss  des  nächstfolgenden  Semesters  zu  überlassen. 

Entbehrliche  Doubletten  können  auch  endgültig  an  diese  ab- 
gegeben werden. 

§  7.  Von  den  Universitäts-Anstalten  dürfen  Bücher  nicht  ver- 
äussert werden.  Vielmehr  sind  solche,  wenn  sie  entbehrlich  werden, 
endgültig  an  die  Universitäts-Bibliothek  abzugeben. 

§  8.  Vorstehende  Bestimmungen  finden  auch  auf  die  Königliche 
Akademie  zu  Münster  und  das  Lyzeum  Hosianum  zu  Braunsberg  An- 
wendung. 

Berlin,  den  15.  Oktober  1891. 

Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  u.  Medizinal-Angelegenheiten. 

gez.  Zedlitz. 


Reeensionen  und  Anzeigen. 

Karl  Faulinanu,  Die  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  nach  den  neuesten 
Forschungen.  Dem  deutschen  Volke  dargestellt.  Mit  'M\  in  den  Text 
gedruckten  Abblldimgcn  imd  einer  Stammtafel  der  Familie  Gänsfieisch- 
Uutenberg.  Wien,  Pest,  Leipzig,  A.  Ilartleben.  Ib91.  8*».  VIII,  156 
n.  2  SS. 

'Dichter  und  Kinder  mögen  sich  an  rilhrenden  Märchen  vergnügen, 
dem  gereiften  deutschen  Volke  gebürt  aber,  was  hier,  soweit  es  möglich  war, 
geboten  ist:  Klarheit  und  Wahrheit'.  So  schliesst  der  Verfasser  sein  Vor- 
wort. Hat  man  aber  sein  Buch  gelesen,  so  wird  man  eher  an  das  alte  Kecept 
denken  müssen: 

In  bunten  Bildern  wenig  Klarheit, 

Viel  Irrthum  und  ein  Fiinkchen  Wahrheit, 

So  wird  der  beste  Trank  gebraut, 

Der  alle  W^elt  erquickt  und  auferbaut. 

(legenilber  der  Auffassimg,  welche  in  der  Beweglichkeit  der 
Typen  den  Kern  der  Erfindung  erblickt,  betont  der  Verfasser  die  Bedeu- 
tung der  Presse.  Man  wird  ihm  soweit  beistimmen,  als  es  um  die  Iler- 
stelTung  einer  leistungsfähigen  Presse  keine  so  einfache  Sache  war.  Wenn 
er  aber  die  Verwendung  beweglicher  Typen  als  eine  'werthvolle  Bereiche- 
rung' der  Buchdruckerkunst  charakterisirt  (S.  15),  so  macht  er  das  Wesent- 
liche zum  Seeundären.  Eine  Hervorhebung  des  Drückens  will  er  auch  in 
der  bekannten  Schlussschrift  des  Catholicon  entdeckt  haben:  In  den  Worten 


552  BeeemfoDen  und  Anzein^n. 

denelbeD  nan  calami  stüi  aut  penne  suffragio,  sed  mira  patronarum 
formarumque  concardia  proportione  et  mddulo  impressuat  soll  fomka  die 
Drnckform,  patrona  Muster  oder  Druckvorlage  bedeuten  und  das 
gedruckte  Buch  als  vollständige»  Ebenbild  der  Vorlage  —  also  des  Mann- 
Bcriptes  —  bezeichnet  werden  (S.  4  f.).  Das  Verblüffende  liieser  Deutung 
will  überwunden  sein,  (iegen  Dziatzko's  Naehweisunp ,  dass  die  36zeilige 
Bibel  ein  Nachdruck  der  4'izeiligen ,  also  später  als  diese  ist ») ,  wird  S.  2^ 
gesagt:  'Dem  steht  jedoch  das  gewichtige  Bedenken  gegenüber,  dass  es  un- 
denkbar ist,  ein  Buchdnicker  habe  mit  der  ;^r»zeiligen  Bibel,  welche  ^vi 
Blätter  hat,  die  Concurrenz  mit  der  42zeiligen  Bibel  und  ihren  641  Blättern 
aufnehmen  wollen,  welche  ja  um  den  vierten  Theil  billiger  verkauft  werden 
konnte*.  Wer  wider  einen  so  glänzend  diu'chgetlihrten  Beweis  wie  den  von 
Dziatzko  erbrachten  ankämpfen  will ,  sollte  sdiwerer  gerlistet  sein .  als  mit 
einer  etwas  platten  Bemerkung,  welche  die  geregelten  Verhältnisse  des  spä- 
teren Buchhandels  auf  den  Absatz  der  ersten  Drucke  überträgt.  Was  noch 
weiter  vorgebracht  wird ,  ist  eiusdem  fariuae.  S.  :52  ist  zu  lesen :  *  Die  ge- 
druckten Aohissbriefe '  —  die  von  1454  und  14r»5  sind  gemeint  —  'imter- 
schieden  sich  von  den  geschriebenen  dadurch,  dass  der  Anfangsbachstabe, 
der  Name  FaulinuSj  sowie  die  Worte  Forma  —  v'ita  und  Forma  —  atticulo 
mit  Missalt vpen  gednickt  sind'.  So  schief  hier  der  Ausdniek  ist,  so  wenig 
entspricht  das,  was  gesagt  werden  soll,  der  Wahrheit,  ganz  abgesehen  davon, 
dass  nicht  einmal  die  in  grossen  Typen  gtdnickten  Stellen  der  Ablassbriefe 
richtig  angegeben  sind.  Der  Verfasser  i^iU  sagen,  dass  in  den  geschriebenen 
Exemplaren  jene  Stellen  nicht  durch  die  Schritt  hervorgehoben  worden  seien, 
wie  bei  den  gedruckten  diux»h  grössere  Typen.  Viele  noch  vorhandene  ge- 
schriebene Exemplare,  auch  solche  von  älterem  Datum  aLs  die  ersten  ge- 
druckten, weisen  jedoch  das  Gegentheil  aus.  Was  hat  denn  den  Drucker 
des  ersten  Ablassbriefes  veranUsst,  jene  Stellen  in  grösseren  T^-pen  zu  setzen, 
wenn  nicht  die  ihm  gegebene  liandschrift liehe  Vortage?  Der  \erfasser  aber 
baut  auf  Gmnd  seiner  irrigen  Behauptung  weiter:  /wischen  den  31  zeiligen 
und  den  ;iüzeiligen  Ablassbriefen  findet  er  ein  Abhängigkeitsverliältniss;  der 
Drucker  des  einen  habe  dem  Drucker  des  andern  nachgeahmt,  ^denn  es  kann 
nicht  Zufall  sein,  dass,  während  das  geschriebene  Exemplar  keine 
Auszeichnungsschrift  hatte,  die  gedruckten  dieselben  Aaszeichnungs- 
worte aufweisen'  (S.  33).  Wie  einfach,  im  Vergleich  zu  meinen  häkeligen 
Erwägrmgen  im  Centralblatt  VII,  41« f.! 

Zu  den  beiden  ältesten  Bibeln  zurilckkehrend,  lässt  der  Verfasser  nur 
die  Buchstaben  der  42zeiligen  als  gegossene  Metalllettern  gelten,  während  er 
die  der  36zeiligen  für  geschnittene    Ilolzbuchstaben    erklärt.      8.  :ib   hat    er 
vier  Zeilen  der   letzteren  Bibel  in  doppelter  Vergrössenmg  abbilden   lassen, 
wodurch  die  von  ihm  auf  Holzschnitt  gedeuteten  Abweichungen  in  verschie- 
denen Abdrilcken   einzelner  Buchstaben  augenscheinlicher  gemacht   werden 
sollen.    Hier  fällt  indessen  gegenüber  kleinen  Abweichimgen   die   absolute 
Gleichheit  der  meisten  Buchstaben  weit  mehr  auf,  eine  Gleichheit,  wie  sie 
der  Holzschnitt  nicht  hätte  erreichen  können.    Die  rngleichheiten  aber  er- 
klären  sich   zur  Genüge  aus   Mängeln   in   Schärfe   und  Sauberkeit    <les   Ab- 
dnickes,    aus   der    vom   Verf:usser   selbst  S.  47  in  anderem    Zusammenhang 
betonten    Schwierigkeit,    Buchstaben    in    dieser   (iriJsse    *roin    zu    giessen 
namentlich   aber  aus    dem    nicht  zu  verkennenden  Umstand,    dass   zur  Her- 
stellung einzelner  Buchstaben  mehr   als  je- eine   Matrize    verwandt  w^orden 
ist,  welche  Matrizen,  und  folglich  auch  die  danach  gegossenen  Lettern,  kleine 
Verschiedenheiten  aufwiesen.    Schon  Dziatzko,  Dniekerpraxis  S.  51  ff.  hat  von 
einzelnen  Buchstaben  ausser  den  besonderen  Zwecken  dienenden  Nebenformen 
verschiedene  Gnmdfonnen   nachgewiesen.    Djis  Gesagte  gilt    auch    von    den 
am    Zeilenschluss    venvandteu   Worttrennungszeichen  (=),    die    der   Verfasser 
(S.  39)   mit    besonderer   Bestimmtheit   für   geschnitzt   anspricht.     Von    ilinen 


I)  Vpl.  Centralblatt  VIT,  425  f\\ 


Recensionen  nnd  Anzeigen.  553 

lassen  die  Stücke  ans  der  36zeiligen  Bibel  bei  Dziatzko  Tafel  IV— VIT  zwei 
in  der  Entfernung  der  beiden  Striche  von  einander,  ansclieinend  auch  in  der 
Schrägstellung  verschiedene  Arten  erkennen.  Innerhalb  dieser  Arten  aber 
herrscht  völlige  Uebereinstimmung,  sofern  sie  sich  nicht  unvollkommen  dar- 
stellen in  Folge  von  Mängeln,  die  in  der  Schwärzung  oder  im  Druck  oder 
in  Typenbeschädipung  liegen.  Auch  die  lil zeiligen  Ablassbriefe  zeigen  in 
der  Textschrilt,  die  der  Verfasser  S.  37  selbst  ftir  gegossen  erklärt,  einzelne 
Buchstaben  in  mehr  als  einer  Form. 

Die  im  Hinblick  auf  die  Holztypentheorie  aufgeworfene  Frage ,  ob  es 
denn  überhaupt  müglich  sei,  hölzerne  Lettern  wie  die  der  atlzeiligen  Bibel 
so  herzustellen,  dass  sie  zu  Satz  und  Dnick  verwandt  werden  können,  glaubt 
der  Verfasser  praktisch  gelöst  zu  haben  (S.  43 1.^.  Bereits  Enschede  hatte 
den  Versuch  gemacht,  aber  gefunden,  dass  es  nicht  angehe,  die  Quadratur 
der  Holzbuchstaben  so  genau  herzustellen,  dass  sie  Linie  hielten.  Der  Ver- 
fasser Hess  durch  einen  geschickten  Holzschneider  zwei  auf  Holz  gezeichnete 
Zeilen  der  3t)zeiligen  Bibel  schneiden,  und  während  Ensched6  zur  Erleichte- 
rung der  Arbeit  zwischen  den  einzelnen  Buchstaben  einen  Sägeschnitt  Kaum 
gelassen  hatte,  schnitt  hier  der  Künstler  *  genau  nach  dem  Original  und 
sclmitt  die  Buchstaben  mit  dem  Messer  so  sicher  durch,  dass  keine  Ver- 
letzung zu  bemerken  ist'.  Der  Verfasser  hat  also  die  Buchstaben  in  der 
Ileihenfolge  des  Textes,  den  sie  im  Original  bilden  imd  in  der  Nachahmung 
wieder  bilden  sollten,  zeichnen,  schneiden  und  trennen  lassen.  Aber  das  ist 
keine  Lösung  des  Problems,  sondern,  mit  Verlaub  zu  sagen,  ein  blosses 
Taschenspielerkunststückchen.  Nämlich  indem  die  Buchstaben  im  Satz  in 
der  gleichen  Reihenfolge  wieder  zusammengefügt  werden,  wie  sie  von  ein- 
ander geschnitten  worden  sind,  wird  jede  etwaige  Unregelmässigkeit  in  den 
Trennungsschnitten  ausgeglichen  nnd  aufgehoben;  was  der  einen  Holztype 
fehlt,  hat  ihre  Nachbarin  zu  viel  und  ergänzt  damit  den  Defekt,  und  so  muss 
die  ganze  Reihe  nothwendig  wieder  den  früheren  geradlinigen  Holzstreifen 
geben.  Die  Schwierigkeit,  an  welcher  Ensched6  scheiterte,  ist  also  umgangen. 
Der  Verfasser  möge  emmal  seine  Holzlettern  anders  aneinander  reihen,  andere 
Worte  mit  ihnen  setzen.  Auch  wäre  es  erwünscht,  zu  wissen,  wie  hoch  die 
hölzernen  Typenstöcke  des  Verfassers  sind,  bezw.  wie  dick  die  benutzte 
Holzleiste  war,  denn  mit  der  Dicke  (Höhe)  nimmt  die  Schwierigkeit  der  ge- 
nauen Zertrennnng  zu.  Eine  gewisse  Höhe  aber  ist  zum  praktischen  Drucken 
ertbrderlich,  während  man  für  ein  Experiment  ^ine  dünne  Leiste  nehmen  und 
die  daraus  gefertigten  Typen  durch  Unterlegen  auf  das  Niveau  der  übrigen 
Schrift  bringen  kann.  S.  47  f.  mag  man  nachlesen,  wie  der  Verfasser  sich, 
nach  seinem  Ausdruck,  aus  Holztypen  Messingbuchstaben  hat  machen  lassen; 
und  er  '  gewann  die  Ueberzeugung,  dass  die  42zeilige  Bibel  mit  derlei 
Messingbuchstaben  hergestellt  ist'.  Ich  kann  mich  gleichen  Gewinnes  nicht 
rühmen. 

In  der  nun  folgenden  Zusammenstellung  von  älteren  Berichten  über 
die  Erfindung  bietet  dem  Verfasser  die  1474  zu  Rom  von  Johannes  Philippus 
de  Lignamine  veröffentlichte  Chronik  Anlass  zu  einer  eigenthümlichen  Aus- 
legung. Diese  Chronik  erwähnt  zum  Jahr  145*.)  den  Jakob  genannt  Guten- 
berg  aus  Strassburg  und  einen  Namens  Fust  als  Drucker  zu  Mainz.  Wir 
andern  sind  der  Meinung,  es  liege  ein  Versehen  vor,  wie  man  es  einer  der- 
artigen Compilation  wohl  zutrauen  mag;  Jakob  stehe  irrig  statt  Johann. 
Sintemal  von  einem  .lakob  Gutenberg  und  gar  von  einem  Mainzer  Drucker 
dieses  Namens  nicht  das  mindeste  bekannt  ist  und  der  weiter  genannte  Fust 
den  Weg  weist.  Der  Verfasser  aber  hält  an  dem  Jakob  fest;  er  identificirt 
diesen  Jakob  (^nteuberg  mit  Jakob  von  Sorgenloch  aus  dem  (jlesehlecht  der 
(tensHeiscli  und  zündet  noch  weitere  Lichter  an:  'Da  Jakob  von  Sorgenloch 
mit  Else  zu  Bechtermünze  verehelicht  war,  so  dürfte  der  hier  (in  der  Chronik) 
erwähnte  Jakob  Gutenberg  dieser  Jakob  von  Sorgenloch  gewesen  und  durch 
ihn  die  Buclidr uckerei  auf  die  Bechtermünze  übergegangen  sein'  (S.  63). 
Nur  Schade,  dass  besagter  Jakob  eben  nicht  Gutenberg  hiess. 

Aber  weiter:   'Nach   der  Erzählung  des  Faust  von  Aschaffenburg'  — 


»4  E«M»«D«»« 


:*.-  :.ii4  ■'    -^»iri ■;:>:*?"•  —     «'.•L  *>-i  •.•-.-:fr:>rr 

i'idtf.'«i»>  Ja.  •rt^'.iini.  hzzA^'    Ai*  •»-rri*r"i<^£  ix  ^iSr-*-rr  V*r*^ 

^/iBciMri.  »•^*^*-£.rt     fc^b-'E  OL  N  -Tarif  *ir*TrnD*ri.*  t..*   :*>>  i2>i  §•:«:«•':  i?:<i 

Inaklin  ^-iLi^iL  ^r]-ii^^T    rpL  .S^-baA^*  II.  4^4•  =j4  r'rr-ri   -il-t  ÜÄti-c 
^rix»*;*   v'/:,   Tic  cairii   Maiüz  r^r:<:i.irirn  Miii^ri-^ff^  «»»^rä'E.    des*-»  Zi- 
ß  •; :  L  i  r  it «:  i  T  r^*-#rcd  r*«:a^l^-    S'^Cra  wir  da*  Bo^i  iioci.  w  eher 
n'ir  k'^cnjTt  zo  4*i»  >"irr.ritht^n  Slitr  <U*  <ie**i!-r*it  d-er  • 
VI«  «-«rl/-h«:iij  dfT  ¥lnjA*rr  brn'/rir*iEin£pen  U:    .>:••"€...     Mh  Urr^ 
«-iii    ;.:'-<;   rtfrkißmm*-Ld*-T  H^iiXkr  rtr-!i«^*:i5<-h.   der  mh  rfc*r  Er» 
»»r,  mit   t'iDi'm   5>/*2  'rrwrh*:m*Dden  Hrnis«-  OüteLl^re  »S^-iuA*:-  11.   Nr  4! - 
u/id  NikU^  ^»«-ßkfl«*<lL  ?y^bn  d*-*  H'-de*:  UDd  drr  En.  ici:  Kli»  t.-c  «T^rs- 
f**-rjr.  d*-r  l.^'«?*  M-in*-  Ek^'fnn  KStz«-  «nkhi  Kstkuinai  T..tE  .>caarfra«tr4*   >:- 
«ittbnifir«;.  id^mificirt  ^S.  11^— li:ir.    Hinsichtlich  de*  Nikla»  benm  äca  d-r 
Wrfa^vrr  auf  dfii  I>:h<rBbrif-f  Ttfn  I4"I.  durch  welchen  Ad«.»!f  iind  ra.  Stssixi 
und  zu  I>iez  dem   W««heidenen  Minne  Johann  G«^n«d<:i«ch   T«>n  Mainz  drs 
jan;f<'h  atid  Mrinen  Eriken  di»r  Lehen  fszh.  welche  Kla.*  von  Omenbierg"  srlir. 
f^ein   Vaft'r   and   ^eiue   Eltern   Tun  ihm  <dem  finfen»  and  ««-inen    ElTen 
ireliabt  hatten.     Aber  '*»ein'.  '«eine*  geht  nicht,  wie  drr  Verfa**er  mein:,  asf 
Johann  Oeß*iflei.M:h,  Mindere  auf  Kl^  ron  Gatenberg.    Klas  ron  Gntenberr 
geb«"in<',  wif-  ^ein«*  Haasfrma  KQtze  ron  Scharfen<tein .  dem  Adel  an:  er  war 
d«'r  b  tzte   männliche  Sprosse   ^ines  Geschlechte«.    I^nrrh  seinrn  Tod  fielen 
Mrifie  liehen   beim  und  konnten  daher  anderweitig  rereeben   werden.    Der 
neu«*  I^rben*» träger.  Joliann  Genf«flei.«*cb,  war  bürgerlicher  Abkunft:  das  Wweis: 
Mfin<'  fVi^icbnung  aln  der  bescheidene  Mann.     Er  erhielt  auch  nicht  alle 
fyeb«n  de».  Klah  von  GutenlK*rg,  aufweiche  er  aU  dessen  ?sihn  di>ch  Anspruch 
ir<'b;ibt  liätte ,   «<;onden]  das  Hfnger  Marktscbiflf  wnrde  einem  andern  zu   IlteiL 
fläti'-  Jobann  G«n}*fl«'iwb  auf  den  Namen  fiutt-nberg.  oder  Klas  von  GuTeo- 
\H'rtc  auf  den  Namen  G«-nf*fleü*rb  ein  Recht  gehabt,  so  würde  der  Lt-henbrief 
iin%u<'if(f'lbaft  du'H4;r  l#ezi<-bung  Au<»dnick  gegeben  liaben:   unniii<rlieh  konnte 
i-r   in   di<'H<'ni    Falle   den    Vater    'von  <iutenberg\    den    Sohn    Mjenslleisch" 
nennen.     Aneb   nennt  Joliann  Gensfleiscb   der  junge  in   einer   rrkiinde   von 
Mo'i  a!.*i  H«'in«'n  Vater  Kla»  ^Jen »fleisch  ^Köhler,  Ehrenrettung  Job.  <imen- 
berjr^   ^4^     Kndlieb   kommt   der  Name   von   Gutenberg  im  <ie.selilecht   der 
Genr^HeiM-b  iiberbaupt  niemals   vor;   von  Gutenberg    und    i/ui   Guteubrrg 
ist    xuih-rlei.      Imt    Jobann    (vuteuberg    von    1:^92    und    Klas    von 
Giit<nberg    babiMi    weder    mit    einander    noch    mit    dem    Stamm 
Gensfleiseb    das    geringste     zu    schaffen.      I>er    Name    Gutenberg 
kommt  erst  dureb  die  Mutter  des  Erfinders  Johann  (Jutenberg,  Else  zu  (iuten- 
berg   Oiiebt   von  (Jutenberg,    wie    der  Verfasser  S.  li:^   sie   nennt),    in   die 
GensHeisebisebe   Familie.     Ibr  Ehemann,  Friele  GensHeiseh.   führt  ihn  nicht: 
nur  ibre  Söbne  Friele  und  Johann  fiibren  ihn  neben  dem  Namen  Gensfleisch; 
«ie  beissen,  bei  voller  Nanurnsnennung,  Gensfleiseh  genannt  Gutenberg.    Unter 
den  /ablnriebi'n  l'rkunden  über  das  vielverzweigte  Gesehlecbt  der  Gensfleiseh 
ist  niebt  <'lne.  in  welcher  ein  anderer  (Jensflei.seh  als  die  beiden  genannten 
den   Nanun  Gntenberg   trüge.     Else  zu   Gutenberg   war   eine    'roeliter   des 
Werner  Wirieb:  woImt  ibr  der  Name  zu  (futeiiberg,    der  sieh  ohne  Zweifel 
auf  das   gb'lebbenaiuite   Mainzer   Haus   tiexiebt.    gekoninien  sei,    wissen  wir 
niebt.     Der  .loliann  Gut«*n!)erg  von  \:VXI  mag  zu  ibr  verwan<ltscbaftliebe  Ke- 
zbfbungen  gebabt    haben,    doch  wissen  wir   nichts   darüber;   ein    Gensfleiseh 
war  er  nicht.    Indem  der  Verfasser  den  Beinamen  Gutenberg  nicht  auf  die 


Reoensionen  und  Anzeigen.  555 

wirklichen  Träger  desselben  beschränkt,  sondern  ihm  eine  viel  weitere  Aus- 
dehnung beimisst  und  ihn  auch  in  der  andern,  später  von  Sorgenloch  be- 
nannten Linie  der  Gensfleisch  voraussetzt,  verliert  er  ein  positives  Mittel  der 
Scheidung  und  bringt  die  ganze  Genealogie  des  Geschlechtes  in  heillose  Ver- 
wirrung. Daher  die  vermeinte  Möglichkeit  seines  'Jakob  Gutenberg'  =  Jakob 
von  Sorgenloch,  wovon  oben  die  Rede  war.  So  gelangt  er  dahin,  die  Stellen,  in 
welchen  von  Johann  (Gensfleisch  genannt)  Guteuoerg  —  und  danim  immer  von 
demselben  —  die  Rede  ist,  auf  verschiedene  Johann  Gensfleische  zu  vertheilen, 
so  dass  wir  fast  das  erbärmliche  Schauspiel  einer  Viertheilung  des  Erfinders 
haben.  Den  in  der  Rachtung  von  I4M0  als  nicht  inländig  bezeichneten 
Heuchln  zu  Gudenberg  identincirt  er  mit  Henne  Gensfleisch,  der  in  einem 
Verzeichniss  Mainzer  Patrizier  von  1411  mit  seinen  Söhnen  Peter,  Jakob  dem 
Pastor  und  Georg  aufgeführt  wird.  Warum?  Weil  die  Rachtung  keinen 
nenne,  der  nicht  auch  in  jenem  Verzeichniss  stehe.  Das  ist  eine  grundlose 
Behauptung;  eine  Beziehung  zwischen  der  Rachtung  und  dem  Verzeichniss 
besteht  nicht.  Dann  führt  er  uns  (S.  119  if.)  drei  gleichzeitig  lebende  Johann 
Gensfleisch ^)  vor,  deren  jeder,  nach  seiner  Ansicht,  der  Erfinder  gewesen 
sein  könnte:  1.  Joliann  Gensfleisch  den  Alten,  der  1443  den  Hof  zum  Jungen 
miethete;  2.  Johann  (tutenberg,  Frieles  Sohn  (den  richtigen);  3.  Johann  von 
Sorgenloch  genannt  Gensfleisch,  den  er  für  einen  Enkel  des  in  der  Rachtung 
genannten  iTenchen  zu  Gutenberg  (=  Nr.  2!)  hält.  Er  kann  sich  für  keinen 
mit  Sicherheit  entscheiden,  neigt  aber  doch  dem  dritten  zu,  mit  Rücksicht 
auf  den  uns  schon  bekannten  'Jakob  Gutenberg'  bei  de  Lignauiine,  indem 
er  in  diesem  Jakob* einen  Vetter  seines  Kandidaten,  den  Jakob  von  Sorgen- 
loch ,  wieder  zu  finden  wähnt.  Diese  Hinneigung  zu  Nr.  3 ,  dessen  Vater 
Georg  hiess,  hält  ihn  aber  nicht  ab,  S.  5.  36  für  den  'mutmasslichen  Vater  des 
Erfinders'  den  Friele  zu  erklären  und  aus  des  Friele  angeblicher  Eigen- 
schaft als  Münzerhausgenosse  dem  Sohne  Kenntniss  der  Münzprägepresse 
und  Verwerthunff  derselben  bei  Erfindung  der  Buchdruckerpresse  zuzuschreiben. 
Mit  der  Vaterscliaft  des  Hausgenossen  Friele  ist  es  nun  aber  freilich  auch 
nichts,  denn  der  (1421)  als  Hausgenosse  genannte  'Friele  Gensfleisch  der 
iunge'  war  Gutenbergs  Bruder,  nicht  sein  Vater.  Kurzum,  Confusion  und 
Kein  Ende! 

Es  folgt  ein  sehr  trauriger  Abschnitt  des  Buches:  Angriffe  auf  die 
Echtheit  so  ziemlich  aller  Gutenbergurkunden.  Gegenüber  der  nachgerade 
zur  Manie  gewordenen  Fälschungenjagd  der  auf  diesem  Gebiete  sich  regenden 
Geister  scheint  es  geboten,  näher  darauf  einzugehen.  Im  Allgemeinen  kann 
man  die  Beobachtung  machen,  dass  gerade  diejenigen  am  meisten  mit  an- 

geblichen  Fälschungen  um  sich  werfen,  die  am  wenigsten  davon  verstehen. 
>as  könnte  auffallend  erscheinen,  ist  aber  ganz  natürhch.  Solche  Beurtheiler 
stehen  der  echten  Urkunde  wie  dem  plumpesten  Falsum  gleich  fremd,  mit 
dem  gleichen  Gefühle  dumpfen  Misstrauens  gegenüber.  Mit  ungenügenden 
Kenntnissen,  oft  mit  vorgefassten  Meinungen  herantretend,  finden  sie  in  der 
unverdächtigsten  Ueberliefening  unschwer  dunkle  Punkte,  anscheinende  sach- 
liche Widersprüche,  die  eine  verständige  InteTpretation  gar  nicht  aufkommen 
lässt  oder  doch  leicht  beseitigt,  —  und  die  Fälschung  ist  entlarvt.  Andrer- 
seits nehmen  sie  von  Stücken,  in  welchen  sie  keine  Widersprüche  sehen  und 
eine  äusserliche  Alterthümlichkeit  sich  praesentirt,  mit  Befriedigung  Akt. 
So  hat  der  überall  Falsa  wittenide  Hesseis  (den  wir  im  übrigen  nicht  mit 
unserm  Autor  vergleichen  wollen)  über  die  naiv  fabricirten  Ablassbriefe  der 
Culemann'schen  Sammlung  ohne  weiteres  cjuittirt,  und  Faulmann  hält  in  einem 
schon  von  Schaab  als  Fälschung  Bodmanns  erkannten  Brief  Gntenbergs  an 
seine  Schwester  die  Sprache  des  15.  Jahrhunderts  für  'sehr  geschickt',  für 
'täuschend'  nachgeahmt  (S.  92.  127).  Nach  Schaab  habe  Budmann  auch  die 
Schrift  jener  Zeit  wunderbar  nachahmen  können.  'Welche  Bürgschaft',  fragt 
er  darum  elegisch,  'bleibt  somit  für  die  Echtheit  einer  Urkunde?'    Wer  das 

1)  Diese    ^gleichnamigen    Zeitgenossen    richtig    auseinander   zu    halten,    ist  I 

nicht  leicht.    Die  Sache  ist  ganz  anders,  als  man  bisher  angenommen  hat.  1 


556  Recensionon  nnd  Anzeigen. 

r>odniann\««che  Fabrikit  in  der  S^priche  geschickt  nnd  tänschend  findet,  dem 
kann  man  da  allerdin^  weni^  Hotfnung  gehen. 

Zunächst  werden  die  vi>n  Sohüpflin  verötTentlichten  Strass burger 
Urkunden  behandelt. 

14:<4  erklärte  Johann  Gensfleiscb  der  junge  genannt  Ontenberg.  daa 
er,  weil  ihm  die  .Stadt  Mainz  die  schuldigen  Zinsen  nicht  bezahlt,  sich  dw 
Mainzer  Stadtschreibers  Nik«>hius  bemächtigt  und  diesen  zu  dem  Versprechen 
bewogen  habe,  ihm  bis  Ptlngsten  Hlo^iuhion  gen  <  Oppenheim  i/i  den  hof  zum 
lAimpnrtt'n  miner  vtttn'n  ArtgM  Aii#.s  zu  verschaffen,  dass  er  jedoch  nim- 
mehr, dem  Strassburger  Kath  zu  Liebe,  den  befangenen  losgelassen  und  aof 
jene  Zusage  verzichtet  habt\  I>er  Verfasser  findet  (S.  12w)  die  Urkunde  aus 
folgenden  Gründen  verdächtig:  I )  Sie  beziehe  sich  nicht  auf  den  Ijfinder, 
alHT  sie  passe  ausgezeichnet  auf  '.lohaim  GensHeisch  den  jungen',  welcher 
1411  mit  seinen  Söhnen  Peter,  Jakob  dem  Pastor  und  Oeorg  Mainz  verlassen 
habe,  denn  dieser  liabe  in  der  That  gro.^^se  Einkünfte  'von  Mainz'  bezogen. 
Er  stellt  dann,  nach  dem  von  Schaab  gesammelten  Material  zusammen,  was 
'Johann  (iensfleisch'  14«» i  — 1411  an  den  Mainzer  Erzbischof  zu  fordern  hatte 
und  welche  Lehen  er  von  demselben  erhalten.  Aber  er  habe  1434  nicht 
mehr  gelebt.  2>  In  der  Mainzer  Chronik  jener  Jahre  «Städtechroniken,  Mainz  Ij 
kiunme  von  der  (gefangennähme  des  Stadtschreibers  nichts  vor.  3)  Den 
Namen  ArtiiM  habe  er  nicht  finden  können.  Ich  erwidere:  1)  Der  Johann 
(ienstieisch,  auf  welchen  der  Verfasser  hinwei.<t.  kann  für  die  Urkunde  von 
I4N1  nicht  in  Betracht  kommen,  denn  weder  hat  er  den  Heinamen  Gutenberg 
geführt,  noch  winl  er  an  den  angezogenen  Stellen  'der  junge'  genannt;  wo- 
her käme  ihm  U'U  die  Jugend,  die  ihm  früher  nicht  beisrele^  wird?  End- 
lich 'passt*  die  Stra.'^sburger  Urkunde  auf  ihn.  einen  Gläubiger  des  Erz- 
bischofs, keineswegs,  doim  die  Verptlichtun^en  des  Erzbiscbofs  gingen 
die  Mainzer  Stadtkasse  so  wenig  an.  wie  die  Schulden  Sir  John  FästiSB. 
2\  Vi\s  argumentum  e  silentio  ist  vollkommen  werthlos.  H)  liier  gehe  ich 
noch  einen  Schritt  weiter  als  der  Verfasser  und  behaupte:  der  Name  ^rf^M 
ist  ein  Undinjr.  Ich  schliesse  jedoch  daraus  nicht  auf  Unechtheit  der  Urkunde. 
In  genauer  Uebereinstimmuug  mit  seinem  deutschen  Text  sagt  Schoepflin 
iVind.  Tvp.,  Doc.  p.  4)  in  der  beigefiigten  lateinischen  Uebersetzung:  'Oppen- 
hemii  in  curia  ad  Leop;inlum  cognatorum  meorum  Artgeld  domo". 
Es  ist  jedoch  nicht  schwer  einzusehen.  d.ass  statt  miner  rettern  Artgeld  htiss 
gelesen  werden  muss  minrs  »yttem  Ort  Gfldhiunat.  Das  mit  den  Gensfleisch 
ver^vandte  «W^schlecht  der  Gelthns  ist  bekannt  genug,  und  Ort  Gelthus  zu 
Oppenheim  kein  Fabelwesen,  er  lässr  sich  urkimdlich  nachweisen  (Franck, 
Gesch.  V.  Oppenheim  S.  47*» i:  ebenso  der  Hof  zum  Lamparten,  d.  h.  zum 
Lombarden,  nur  wurde  der  später,  weil  man  das  alte  Wort  nicht  mehr 
verstand,  durch  Volksetymologie  zum  I^mpertus  genannt  ( Franck  a.  a.  0. 
S.  I2.»i.  l^ass  aber  dem  Sclioepflin  solche  Missverständnisse  begegnen 
konnten  <\\t>hin  auch  seine  Uehersetzun^  >vi  Leopattimn  gehört),  beweist  filr 
jeden .  der  sieh  im  Dran^  der  Zeit  noen  ein  Kestchen  Urtheilskraft  gerettet 
hat.  sonnenklar,  dass  er  die  Urkunde  nicht  eniichtet,  sondern  vor  sich  gehabt 
hat.  Denn  tlie  Erzeugnisse  des  eigenen  Kopfes  kann  man  nicht  missverstehen, 
man  kann  nicht  unluwusst  Sinnlose^  tingiren.  hinter  welchem,  wie  mit  leichtem 
Seliliier  verhüllt,  nichtiges  steckt. 

Mir  vnüer  Bi-^rinimtheit  winl  d:i.'i  Unheil  des  Stnissburger  Rathes  in 
dem  Prnze^sr  I Miltenbergs  mit  den  Erben  <eine^  (^enossen  Andreas  r)ritzeheu 
vt.ii  14:i'»  liir  eine  FäNehung  erklärt  iS.  131  ü\i.  Einmal  könne  das  darin  er- 
uäliüfi^  Steiuepoliren .  wozu  Gurt-nlK-rg  dem  Andreas  Dritzehen  Anweismi? 
gegt-beu.  keiur  gelieiuii'  Kunst  ::e\ve>en  itein.  denn  die  An  der  Betreibung 
>ehlit*<se  ilie  <»ehtiinhaliung  :uis.  Letzteres  soll  d:\nn  durch  Vortuhning  einer 
AeliatsehleiTiiiiihle  aus  dem  Idunhal  naehirew lesen  werden.  Aber  das  Unheil 
dt>  Rathes  bi  zeiehiiet  das  Steinepoliren  gar  niehr  :ds  geheime  Kunst,  deren 
Vrnahren  sorgtaltig  verborgen  gelullten  \\t^rden  wäre.  Es  w;ir  nur  nichts 
allgemein  Bekanntes,  daher  ein  Lehrgegenst,aud.  Ueber  die  An  des  Betriebes 
sagt  die  Urkunde  nichts,  und  wenn  der  Vert'asser  ohne  Weiteres  den  Mühlen- 


Hecensionen  und  Anzeigen.  557 

betrieb  unterschiebt,  so  mag  er  sich  belehren  lassen,  dass  derselbe  auf  das 
Birkenfelder  I^nd  (Oberstein,  Idar)  beschränkt  war  und  meist  noch  ist,  wäh- 
rend anderwärts  blosse  Hand  Vorrichtungen  im  Gebrauch  waren  imd  meist 
noch  sind  (Kluge,  Handbuch  der  Edelsteine,  Lpz.  1860  S.  409;  Rhein.  Anti- 
quarius  n^  17,  581).  Sein  zweites  Argument  ist  nicht  viel  stärker.  Gutenberg 
betrieb  mit  seinen  Genossen  eine  KuiLst  (Spiegelmacheu),  aus  welcher  sie  auf 
der  Aachener  Heilthumsfahrt  Gewinn  zu  ziehen  hofften.  Als  hettent  sie  alle 
vor  ineti,  (lafz  die  heilt itmsfart  uff  dis  jar  (14:50)  solte  sin^  und  dann  heisst 
es :  al/z  nu  die  heiltumbf'art  sich  eins  jares  lenger  verzogen  Jiette  u.  s.  w.  Ich 
selbst  habe  vor  Jahren  zuerst  auf  diese  Stellen  aufmerksam  gemacht  und 
nachgewiesen,  dass  die  betreffende  Aachenfahrt,  bei  deren  festliegendem 
siebenjährigen  Turnus  von  einer  Verschiebung  nicht  die  Rede  sein  kann, 
1440  statt  fand.  Aus  diesem  (scheinbaren)  Widerspruch  auf  Fälschung  zu 
schlie^sen  ist  mir  nicht  eingefallen.  Der  Verfasser  aber  ist  darauf  hin  mit 
der  Urkunde  fertig.  Und  doch  beseitigt  eine  sachgemässe  Interpretation  jede 
Schwierigkeit,  ^'le  hettent  vor  inen  heisst:  sie  hatten  im  Geiste  vor  sich, 
lebten  der  Vorstellung,  sie  hielten  dafür*).  Da  diese  ihre  Ansicht  eine  irrige 
war,  indem  die  Aachenfahrt  thatsächlich  ein  Jahr  später  fiel,  so  verzögerte 
sie  sich  damit  —  allerdings  nicht  in  Wirklichkeit,  wohl  aber  ftir  Gutenbcrg 
imd  seine  Genossen  —  um  ein  Jahr;  sie  mussten  ein  Jahr  länger  darauf  warten. 

Aber   auch    in  dem   dem  eben  besprochenen  Urtheil  vorausgehenden, 

Sieichfalls  von  Schoepflin  bekannt  gemachten  Zeugenverhör  will  der  Verfasser 
ie  Achillesferse  des  Fälschers  entdeckt  haben  (S.  1 37  ff.).  Ein  Zeuge  sagt 
nämlich,  dass  Andreas  Dritzehen  am  St.  Johannestag  zu  Weilmachten  (27.  De- 
cember  1438)  tödtlich  erkrankt  sei;  ein  anderer,  der  Drechsler  Konrad  Sahs- 
pach,  welcher  sieh  im  Auftrag  des  Andreas  Heilmann  nach  den  zu  der  be- 
triebenen Kunst  gehörigen  Geräthschaften  im  Nachlasse  des  verstorbenen 
Dritzehen  umthun  sollte  —  7iym  die  stücke  ufz  der  pressen  und  zerlege  sü 
von  einander,  so  weis  nyemand  was  es  ist,  lautete  der  Auftrag  — ,  will  das 
an  St.  Stephanstag  nächstver^angen  (26.  December)  gethan  liaben.  'Dieser 
Andreas  Dritzehen,  welcher  emen  Tag  friiher  stirbt,  bevor  er  krank  wird,  ist 
der  sicherste  Zeuge  gegen  die  Glaubwürdigkeit  dieses  Zeugenprotokolles ', 
meint  der  Verfasser  (§.  13S).  Wie  aber,  wenn  unter  dem  nächstver- 
gangenen Stephanstag  Stephanus  et  socii,  das  ist  der  31.  December,  zu 
verstehen  wäre?  Aber  wir  wollen  den  Verfasser  damit  nicht  quälen,  sondern 
ruhig  bei  Stephanus  protomartyr  (20.  Dec.)  stehen  bleiben  und  sagen:  ent- 
weder hat  der  Protokollist  sicii  geirrt  —  ich  denke  dabei  an  Wortausfall, 
etwa  uff  (mantag  nach)  sanct  Steffanns  tag  — ,  oder  der  Zeuge.  Die  Neimung 
des  Tages  ist  eine  beiläufige,  es  kam  für  die  Sache  nichts  darauf  an ;  um  so 
leichter  ist  ein  Irrthum  denkbar,  dessen  Alltäglichkeit  der  Verfasser  selbst 
sehr  wohl  einsieht,  wenn  er  beifügt:  *Es  geht  auch  nicht  an,  den  Drechsler 
Sahspach  eines  Irrthums  zu  zeihen,  denn  er  befindet  sich  in  Ueber- 
einstimmung  mit  Anton  Heilmann,  der  vor  Weihnachten  die 
Form  abholen  lässt'.  Diese  Behauptung  ist  in  der  That  stark.  Folgende 
Aussage  des  Anton  Heilmann  liegt  ihr  zu  Grunde:  Gutenberg  habe  unlang 
vor  Weihnachten  seinen  Knecht  zu  den  beiden  Andresen  (d.  h.  Andreas 
Heilmann  und  Andreas  Dritzehen)  gesandt,  alle  Formen  zu  holen,  die  dann 
eingeschmolzen  wurden.  Danach,  als  Andreas  Dritzehen  gestorben  war, 
habe  Gutenberg  seinen  Knecht  hingesandt,  die  Presse  zu  zerlegen,  weil  er 
fürchtete,  die  Leute  möchten  sie  sehen.  Wo  ist  hier  eine  Uebereinstimmung, 
die  einen  Irrthum  in  der  Nennung  des  26.  December  ausschlösse?  Die  Ab- 
holung der  Formen  bei  den  beiden  Andresen  (der  eine  war  der  noch  lebende 
Andreas  Dritzehen  I)  wird  genau  geschieden  von  der  zeitlich  späteren  und 
mit  jener  Abholung  in  keinerlei  Beziehung  stehenden  Sendung  nach  der 
Presse.  —  Der  Verfiisser  findet  die  Fälschung  der  Protokolle  so  ungeschickt, 


i)  Ueber  haben  im  Sinne  des  geisiigea  Dafürhaltens   s.  Grimm,  D.  W.  B. 
IV,  2,  54. 


558  Recensionen  und  Anzeigen. 

das»  man  staunen  müsse  tlber  den  (iianben .  dun  sie  gefunden :  die  Stn» 
bur>?er  rro7A'S8urkunden  bewiesen  nichts,  als  \iie  leieht  die  Welt  —  uiitAii«' 
nähme  des  Herrn  Fauhnann  natürlich  —  petäuseht  werden  könne.  Ich  fa 
mein  Theil  bin  d(»r  Meinung,  dass  di»*  angenommene  Erdichtung'  dieser  Ihykn- 
mente  bei  dem  Kiibicher  eine  V^rbiniiung  freischaffender  l'hautasie  nnd 
tiefster  (Jelehrsamkeit,  ja  melir  als  das,  einen  Seherblick  voraussetzt,  wif  ff 
einem  Sterblichen  nicht  beschieden  ist.  Keine  <ier  von  Sclioepf  lin  bekannt 
gemachten  Urkund<*n  giebt  den  mindesten  Anlass,  seine  oder  des  ihm  b»*- 
hilHich  gewesenen  Strassburger  Archivars  Wencker  litterarische  Ehrlichkeit 
in  Zweifel  zu  ziehen.  Dies  gilt  auch  von  seinen  Angaben  über  einen  Sm-h 
(iutenbergs  mit  einer  Anna  (zur  Eisenn'u  Thür);  nur  ist  hier  Vorsicht  uül 
des  willen  geboten,  weil  wir  nur  Schocpflin's  Aeusseniniifon  kennen,  nifhi 
aber  djis  ihnen  zu  (inmde  liegende  aktenmässige  Material  *),  unsere  Aufbssnnf 
also  keine  selbständige  sein  kann,  sondern  an  die  —  iuiiuerhin  dem  IrrthoiB 
unterworfene  —  Schocpflin's  gebunden  bleibt.  Anders  als  mit  der  boM 
fides  steht  es  mit  Schocpflin's  (ienauigkeit  als  Herausgeber,  wie  wir  ao  der 
Urkunde  von  l-i:U  gesehen  haben;  hier  hat,  soweit  die  Vorlagen  verlor« 
sind,  die  sachkundige  Kritik  einzusetzen. 

Beiläutig  (S.  i:v.»  Anm.)  werden  die  neuerdings  bekannt  geworden« 
Dokumente  über  die  typographische  Thätigkeit  Waldvogels  zu  Avignon  iL« 
'(leistesverwandte'  der  Strassburger  gleichfalls  abgelehnt!  Die  eingeschmol- 
zenen Formen  zu  Strassburg  I4;i8  und  die  Metallbuchstabeu  zu  Avignun 
1441  —  1440  pa.^sen  zu  schlecht  zu  des  Verfassers  Holzt vpen  der  3#»zeiHm 
Bibel. 

Zu  der  Urkunde  über  die  von  (lUtenberg  ('Johannes  dictus  (iensfleiscb 
alias  nuncupatus  (Jutenberg')  1441  gegen  das  Strassburger  Thouiasstift  über- 
nommene IMirgsehaft  stellt  der  Verfasser  (S.  141)  die  Kra^e  :  *  Welcher  Johann 
(ieusHeisch  befand  sich  1441  zu  Strassburg':*  Bei  Frieles  Sohn  lag  gar 
kein  (Jrund  vor,  Mainz  zu  verlassen,  und  Georgs  Sohn  war  seit  1437 
mit  .lostenhofers  Tochter  verheirathet.  Möglicher  Weise  war  er  zu  Strass- 
burg  auf  Besuch  .  .  .  .'  (ieorgs  Sohn,  über  den  der  Verfasser  in  starkem 
Irrtnum  befangen  ist,  hiess  nicht  (Jutenberg,  Ist  es  alst)  schon  aus  diesen 
Grunde  nicht  gewesen,  und  von  Frieles  Sohn  (das  ist  (Jutenberg)  weiss  der 
Verfasser,  da  er  die  Strassburger  Urkunden  verwirft,  aus  diesen  Jahren  rein 
gar  nichts;  und  dennoch  versetzt  er  ihn  mit  Hestimmtbeit  nach  Mainz,  ja 
er  weiss  sogar,  dass  er  nicht  veranlasst  war.  diese  Stadt  zu  verlassen !  Garn 
in  derselben  Manier  ist  es,  wenn  (S.  142)  die  Schuldurkunde  Gutenbergs  fiir 
(U\n  Stnissburger  Thnnia.sstift  von  1442  und  die  Eintniguugen  über  bezahlte 
Zinsen,  falls  sie  echt  seien,  folgendermas-sen  als  Argument  gegen  das 
ZeugenverliOr  von  \\'M)  benutzt  werden:  'Jener  (Jutenberg,  welcher  i4;i»5  auf 
lilnt  Jahre  eine  Aktiengesellschaft  für  Steinenoliren,  Spiegehnachen  und  andere 
derlei  g  e  w  i  n  n  b  r  i  n  g  e  n  d  e  Kunst  e  gebildet  hatte,  konnte  während  dieser 
fünf  .lalire  nicht  s»)  geldlos  geworden  sein,  um  ein  Darlehen  annehmen  za 
müssen '.  Was  weiss  denn  der  Verfasser  über  den  realisirten  Gewinn  jener 
l'nternelnnungenV  Kr,  der  überall  Fälschungen  sieht,  ist  nicht  im  Stande, 
aus  dem  Inhalt  einer  Urkunde  etwas  vorzutragen,  ohne  den  Sinn  in  der 
widrigsten  Weist;  zu  verfalseheu.  Wo  steht  etwjks  in  den  Strassburger  Doku- 
menten über  eine  fiintjälirige  Aktiengesells<*hat"t  für  Steinepoliren  und  »Spiegel- 
niachen?  Nur  der  letzte  Vertrag,  den  (Jutenberg  mit  seinen  (ieuossen  schlos.'» 
und  der  dem  I Jetrieb  einer  geheinu'U  Kunst  (der  Typographie)  galt,  war  auf 
fünf  .lahre  angesetzt-';.  Solehe  iJetnichtungen,  wie  sie  der  Verfjisser  mit  der 
Miene  der  Sicherheit  anstellt,  sind  nichts  wie  leeres  (Jerede  über  unbekannte 
Dinge;  sie  beweisen  nur  eines:  die  vollständige  Unfähigkeit  ihres  Urhebers 
zur  Auffassung  historischer  Ueberlieferungen,  geschweige  zu  deren  kritischer 


1)  Es    bestand    nicht    in    einer    Urkunde  {charta)  y    sondern    bloss    in  einer 
Notiz  (annotatto  qiiaedam\  •Randglosse'  sagt  Faulmann  S.  97  irrig), 

2)  Vgl.   meine   Ausführungen    in    den    Quartalblättern    des    hist.    Ver.  d.  C 
Grossh.  Hessen   1879  S.  ii — 14, 


Recensionen  und  Anzeigen.  559 

Combiuation.  Daneben  laufen  starke  Missverständnisse  elementarer  Natur. 
So  wird  Johann  Lcheimer  auf  Gnind  der  Strassbur^er  Schnldversclireibung 
von  1442,  die  ihn  als  avunculus  Gutenbergs  bezeichnet,  dessen  Gross- 
vater genannt  und  dann  nach  einer  auf  derselben  Urkunde  fussenden,  aber 
noch  weiteres  Material  zuziehenden  Angabe  Schenk's  gesagt,  Leheimer  sei 
*  somit  nichtGrossvater,  sondern  Stiefonkel'  Gutenbergs  gewesen,  was  dann 
wieder  ein  Mittel  zur  Verdächtigung  jener  Urkunde  abgeben  soll  (S.  Ulf.). 
Wir  müssen  also  den  Verfasser  belehren,  dass  avunculus  nicht  Gross - 
vater,  sondern  Oheim  bedeutet.  Auf  gleicher  Hohe  steht  die  Uebersetz- 
ung  von  dicaci  Ute  mit  'in  scherzhaftem  Streit'  (S.  77). 

*Die  glaubwürdigste  Nachricht  über  den  Erfinder  der  Buch- 
druckerkunst' erblickt  der  Verfasser  (S.  143)  in  —  einer  um  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  entstandenen  Compilation  des  Grafen  Wilhelm  Werner  von 
Zimmern,  wonach  Gutenberg  ein  reicher  Bürger  gewesen,  welcher  all  sein 
Hab  und  Gut  aufgewendet,  bis  ihm  die  Erfindung  gelungen  sei.  Auch  werde 
Gutenberg  als  reich  bezeiclmet  in  —  Specklin's  Strassburger  Chronik.  Das 
sind  dem  Verfasser  Quellen.  Mit  besagtem  Reichthum  des  Erfinders  er- 
scheinen ihm  dann  Strassburger  und  Mainzer  Urkunden,  welche  Gutenberg 
als  Geldborger  zeigen,  unvereinbar,  folglich  diese  Urkunden  verdächtig!    Es 

fiebt  Leute,  die  sich  ihren  Verstand  verkehrt  angezogen  haben.  —  'Wie 
onnte  ein  unbemittelter  Mann',  fragt  der  Verfasser  S.  144,  'sich  an  ein  so 
kostspieliges  Unternehmen,  wie  den  Druck  der  Bibel,  wagen?'  und  fährt 
dann  fort  (S.  145):  'Nun  erzählt  zwar  die  Legende,  der  geldarme  Guten- 
berg habe  einen  reichen  Bürger  Fust  zu  Mainz  gefunden,  welcher  ihm  das 
nöthige  Geld  lieh,  und  es  ist  wirklich  eine  Urkmide  vorhanden,  welche 
diese  Sage  bestätigt'. 

In  aieser  Weise  wird  das  bekannte  Notariatsinstrument  von  1455  aus 
dem  Prozess  zwischen  Gutenberg  und  Fust  eingeführt.  Eine  Quelle  ersten 
Ranges,  bei  welcher  die  Kritik  nichts  zu  leisten  hat  als  richtige  Interpretation, 
wird  uns  als  Bestätigung  einer  Sage  vorgestellt.  Natürlich  entdeckt  der 
Verfasser  auch  in  dieser  Urkunde  *  offenbare  Widersprüche ',  die  er ,  wie  ge- 
wöhnlich, selbst  hineinträgt,  um  sie  dann  triumphirend  vorzufinden.  Die 
unausbleibliche  Folge  davon  tritt  S.  14S  mit  komisch  wirkendem  Ernst 
an  uns  heran:  'Es  fragt  sich  nun:  ist  diese  Urkunde  echt?'  Sie  er- 
scheint ihm  'von  vornherein  bedenklich.'  Denn:  'Wenn  Johann  Guten- 
berg, wie  man  gewöhnlich  annimmt,  der  Sohn  Frieles  war,  so  konnte 
er  als  Sohn  eines  Hausgenossen  und   zu  jener  Zeit  vielleicht  selbst  Haus- 

gcnosse,  gar  nicht  geklagt  werden,  ausser  beim  Erzbischof  und  dem 
ericht,  welches  dieser  dazu  bestimmte,  oder  wenn  er  freiwillig  auf  sein  Vor- 
recht verzichtete.  Letzteres  ist  um  so  weniger  anzunehmen,  als  er  nach  der 
Urkunde  der  Eidesabiegung  trotzig  fern  blieb.  Eine  Delegirung  hätte  aber, 
um  die  Urkunde  nicht  ungiltig  erscheinen  zu  lassen,  in  dem  Notariatsinstru- 
ment ausdrücklich  bemerkt  werden  müssen'.  So  viel  Worte,  so  viel  Un- 
gereimtheiten !  Dass  Gutenberg  oder  sein  Vater  Hausgenosse  gewesen,  lässt 
sich  nicht  behaupten;  wir  wissen  nur,  dass  sein  Bruaer  Friele  1421  Haus- 
genosse war.  Aber  gesetzt,  er  wäre  es  gewesen,  so  heisst  es  doch  in  der 
Bestimmung  Erzbischof  Konrads  von  1433  über  den  Gerichtsstand  der  Haus- 
genossen ausdrücklich:  wenn  dem  Kläger  innerhalb  bestimmter  Frist  kein 
Recht  wird,  so  mag  er  den  beklagten  Hausgenossen  vor  das  geistliche  oder 
das  weltliche  Gericht  ziehen.  Aus  dem  Fernbleiben  Gutenbergs  von  Fusts 
Eidesabiegung  ist  auch  nicht  auf  Trotz  zu  schliessen,  da  er  sich  vertreten 
Hess,  wie  denn  überhaupt  nicht  das  geringste  Anzeichen  vorhanden  ist,  dass 
Gutenberg  mit  dem  Gericht  als  solchem  nicht  einverstanden  gewesen  wäre. 
Zugleich  findet  hier  ein  Cirkelschluss  statt:  Auf  Grund  der  Urkunde  wird 
der  Trotz  Gutenbergs  statuirt,  und  dieser  soll  die  Unmöglichkeit  des  Forums 
und  damit  der  Urkunde  selbst  beweisen.  Angenommen  endlich,  es  hätte 
eine  Ueberweisung  des  Falles  an  das  Mainzer  Stadtgericht  durch  den  Erz- 
bischof (Delegirung)  stattgefunden,  so  würde  ein  bezU^icher  Erlass  desselben 
die   Prozessakten   eröffnet  haben;   damit  war  dann  das  forum  iudicii   con- 


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MittlM'iluri^ifn   au>   und   über   Bibliotheken. 

N.ii;,  ii  r  rji;.'.ir  I.'- vn--  .Ij-  :i  !'•'■.■:.  <.  :•"•  lii- h  in  •!:..•.-  >i:/:ji.j  ■•.  : 
i-r-t.!i  Ki.i--'-  '1- r  I  ;./.ir  Ar.  i-i'-iiii--  «l-r  \Vi*M  »i-i-iiriTtm  il.-i^  Mi:."!;-.  •!  K'"- 
Majl/t*  '  iü'-ii  \'''rr.ij  .'',-:  *[]"  l;iMi..*l:ir;  li.-^  I»i'-iirir>  uml  Fii-liurr:.  i.r.i:':. 
Ni<-<»];i!i'  Zri.'j;.  i.  «Ii--  ii.i«m;  dt  m  Im, 2  \ .  ri"'-rTiL':»'ii  K:\Taln;rr  :ii;h  j  4  l»r-.;r^- 
wi-r*:«!»  "iii'l  !•■  II:i.'.'l-'':.ri:Tf]i  b«-".r:iijil.  >ji;i:i  r  iii  «l-;!  Ii«'*iTz  i\*t  irräri  Faii;!'.!. 
I.»;iiMi  -«Liii/T  lüj'l  ;iii!  •Ii-iij  b;tiiir>rji»ii  Srhln-^  /.  \  Vt'irtaii  aut'firu  ;i!in  .  i*»*»' 
nur  intt:\i  '1**2  I*rii«'kv, i-rl:«'  üijil  .'.  ILiiHl^rliriiTi-n  uiiiia^sir.  «vnii  wi.fljrr  «»!•■ 
jün/^t.  fuMir  «Ii«-  liiriiT-ri»'ij  ii::LMri-»i-JMM  F;u-r«»ri'ij  \"ii  diT  Fi'irr»ii.-tunir  K;!]:«!-- 
<Tlii<-lt«n.  in  i|i-ii  l;i-sit/.  f\ii><  Wii-inT  AijTi.|iur^  k;iiii.  der  il;i>  \W'n]ivi>iU;-- 
\vi:ifrr  VL-rkauti«.'."  W. 


Mittheilangen  aus  und  über  Bibliotheken.  561 

lieber  zwei  ^üssere  Bibliotheken  Deutschlands  hat  ein  eigener  Unstern 
gewaltet:  llber  die  Falatina  zu  Heidelberg  und  die  Strassburger  Stadt- 
bibiiothek.  Hätti^  der  Vorstand  von  dieser  nur  einige  Sorge  ftlr  ihre  werth- 
voUen  Schätze  getroffen,  so  wären  sie  nicht  verbrannt,  hätten  die  Räthe  des 
unglücklichen  Winterkonigs  zu  Heidelberg  etwas  mehr  Energie  entwickelt, 
so  wären  die  kostbaren  Ilandschriften  jener  nicht  nach  Rom  entführt  worden. 
Das  kurfürstliche  Archiv  hatte  man  nach  Frankfurt  gerettet.  Die  Bibliothek 
liatte  mau  „wegen  deren  grosse  und  menge  der  oUcher"  am  26.  Oktober 
1621  noch  nicht  bergen  können,  wie  die  Käthe  dem  besorgten  Kurfilrsten 
nacli  Amsterdam  berichteten.  Dass  diesem  nicht  allein  um  diese  Scliätze 
bangte,  ergiebt  sich  jetzt  aus  einem  bisher  ungedruckten  Briefe  eines  Ver- 
wandten, Freundes  und  Glaubensgenossen  des  Kurfürsten,  des  Herzogs  von 
Bouillon  und  Herren  der  starken  Feste  Sedan,  Henri's  de  la  Tour  d'Auvergne 
vom  II.  Februar  1622,  den  Herr  E.  Erdmannsdörffer  kürzlich  in  den  „Neuen 
Heidelberger  Jahrbüchern"  is'.H.  S.  390  veröffentlicht  hat.  Der  Vater  des 
Marschalls  Turenne  forderte  die  Kurfürstliche  Kanzlei  zu  Heidelberg  auf, 
„les  livres  manuscrits  les  plus  rares,  a  la  conservatiou  desquels  le  public  a 
grand  Interest"  aus  der  bedrohten  Stadt  zu  entfernen,  und  bot  ihnen  seine 
Feste  bis  auf  bessere  Zeiten  als  Zufluchtsstätte  an.  Man  weiss  nicht,  ob  und 
was  die  Räthe  Friedrichs  V.  dem  französischen  Huguenotten  geantwortet 
haben.  Das  Resultat  der  Unterlassung  seines  Vorschlags  war  die  Ueber- 
führung  der  Falatina  nach  Rom.  x.  x. 

In  der  Historisk  Tidskrift  utg.  af  Svenska  Histor.  Föreningen  genom 
E.  Hildebrand,  Arg.  10  berichtet  Elof  Tegn6r  über  italienische  (Archive 
und)  Bibliotheken  nach  Aufzeichnungen  von  einer  Reise  in  den  Jahren 
I8S0— 90  (S.  300— 12).  Tegn6r  hat  35  öffentliehe  Bibliotheken  —  deren  es 
in  Italien  2—300  giebt  —  besucht  und  berichtet  über  sie  nach  eigener 
Kenntnissnahme  —  zunächst  für  schwedische  Forscher.  Von  den  beiden 
grössten  Bibliotheken  Italiens,  der  Centralbibliothek  Vittorio  Emmanuele  in 
liom  mit  360  000  Bänden,  von  denen  ungefähr  200000  geordnet  und  zugäng- 
lich sind,  und  der  Nationalbibliothek  in  Florenz  hält  Tegn6r  die  erstere  für 
„eine  Art  Parvenü",  die  letztere  für  Italiens  „fornämsta  bibliotek".  Das  Ent- 
gegenkommen der  italienischen  Bibliotheksbeamten,  die  Ausstattung  und  Ein- 
richtung der  Lesesäle  u.  A.  hebt  T.  rühmend  hervor;  mit  Recht  bedauert  er 
aber  die  Unifonnität  in  der  Verwaltimg,  die  einseitig  bibliotheksteclmische 
AiLsbildung  der  höheren  Bibliotheksbeamten  u.  A.  Eine  systematische  An- 
ordnung und  Aufstellung  hat  er,  und  zwar  bis  ins  Detail  durchgeführt,  nur 
in  der  Biblioteca  comimale  zu  Bologna  gefunden,  überall  sonst  bestimmt  in 
der  Regel  das  Format  den  Platz  der  Bücher.  W. 


In  der  Stadtbibliothek  zu  Reims  bildet  das  Cabinet  de  Reims  eine 
eigene,  ausser  der  Incunabelsammliuig  wohl  die  werthvollste  Abtheilung.  Sie 
umftusst:  1)  alle  Werke  über  Reims  und  seine  Umgebung,  2)  alle  Werke  von 
Autoren,  die  aus  Reims  gebürtig  sind  oder  sich  dort  längere  Zeit  aufgehalten 
liaben,  3)  alle  von  1553  bis  zum  Ende  des  is.  Jahrhunderts  in  Reims  ge- 
dru(;kten  Sachen.  Von  dem  Katalog  dieser  für  nordfranzösische  Geschiente 
wielitigen  Sammlung  ist  der  erste  von  dem  Stadtbibliothekar  Courmeaux  unter 
Unterstützung  von  Duch<3Uoy  und  Jadart  bearbeitete  Band  erschienen,  der 
die  Abtheilungen  der  Theologie  und  Jurisprudenz  entliält,  doch  sind  die 
Handschriften,  die  einen  besonderen  Band  bilden  sollen,  ausgeschlossen.  Den 
Titeln  sind  häufig  weitere  Angaben  über  die  Verfasser  u.  dergl.  beigefügt. 
Vom  bibliographischen  Standpunkt  aus  lassen  freilich  die  Beschreibungen 
manchmal  zu  wünschen  übrig;  insbesondere  sind  bei  den  Sammelbänden  von 
kleinen  localhistorischen  Broschüren,  Edicten  u.s.w.  nicht  die  einzelnen  Stücke 
verzeichnet.  W.  Seh. 

Vm.     12.  38 


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)ji  1.«  ij    Vi-.Ml'!.  I;».'    ;m;./.    .'.  i  ■  «Mi'-«i,.»!'li«-h' Ii  <  iwirai.T<-r  7rat:«-ii   «Inj»  j:- L    1.-. 

/i' ■.<  fi  J.r .'. '  r'i:iij/Mi  '1' f  Mi)'A;i'iki«  J'uMic  l.ilfr;iry  iji  lit-n  Mn:,:."-: 
<^  »•/!»'  r  In-  1>'  •  1 11,1,1  /  i-'jM  :,f,i  r  w  •  l«ii-  tU-r  '^uartt-rly  Jinl^-x  <•?  a'iüiri":,»  "  ■ 
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iiiif    lr:iii/'.-i.-<  I.'    V\iii<  l>i«    IfJilt  .«.    :iij«l   IJ<  ;:ii)ati«»ns    i\\:f   I'r«*»'   fii^il^-.- 

|,jlii;iiV    *,\    Ai   i.-t    \    <    ily    <.Itr.iy   <  it>     l-'«Iy.    Wr|ilji:    aiJl   ^'»    Juli    d.   .1.    '  r- 

üllii«  1  wi]i«l<  I  iiili:iiri  ii  :i(i(-}i  lin  Vt-i'/i-iciuiis'.  ili  r  im  Ij"^i'/iiiiiii«T  aiislit-^"'  :.- 
<l<  II  ru  /<  n  «  liiili« /i  l'ii  tüMiotli«  i.  /.;i)ilt  i-a  Himimi  JSiindi*;  .SM-n-tär  uni 
ltlt»Ji<itlii  1  :ir   it   /.II/   /.«il    Ml    <i«-i»r;.n-   Watsoii  <  uir.  Ilbriii. 


In  Vi  r.  <-|ji< 'li  iH  II  in  (  j^^-i  i  iTsrlM-tiirnili-n  r»iii1tiTii.  z.  H.  i in  Ih's.s elllau «1 
is'M.  Ni  S,  lit  hnili-l  iili  <  in  .l.ihn  ■  iJirjrlii  üIht  di«'  M  urliardsclir  Stadt- 
hl  h  Jinl  Ili  l  /.Ii  (  .r  ••  I  :iii-  il<  in  .lalin*  l^!i '.!•].  ans  «lein  liiTvorp'lit .  dass 
ilif.xllii  im  Aul  liliilirn  lif^'rillt  n  i>t.  Sir  liat  In  dein  .lalirc  i'iiicn  Zuwachs 
lull  ii.itü  jiiiiid«  II  t  ilalinn.  vun  dtnrn  Mim  käiillirli  erworben  sind.  Wird  der 
Wiilh  ilti  <ii:wlniiKi  vMilil  virll'uli  ein  >rlir  fra^^wllrdltfer  sein,  so  »iiid  der 
liltiliiillii-U  diM-li  iiiii-li  i-im-  L'rilic  wrrthvnllcr  ViTinärlitiiissc  in  Aussiclit  ge- 
iHirlll  IMi-  SlailllHliliotlirK  mai-lit  ^^iurMMTmassi-n  drr  viel  liedinitcnd^reu 
iilitiiill-'<-li«-ii    LaiiiliMliibliniliil.    liiirlM'i  roncuncn/.,    wenn  auch   )>oide    Biblio- 


Vermischte  Notizen.  563 

theken  sich  über  einen  AnschafTungsplan  verständigt  haben.  Hätte  der 
Grtinder  der  Bibliothek  seine  Bamraliingen  und  das  bedeutende  Capital,  wo- 
mit er  die  Bibliothek  dotirt  hat,  der  grossen  Casseler  Bibliothek  vermacht, 
würde  er  den  wissenscliaftlichen  und  auch  localen  Interessen  der  Stadt  besser 
gedient  haben.  Denn  die  in  Cassel  vorhandenen  litterarischen  Schätze  sind 
nun  in  zwei  Sammlungen  getrennt  Daran  lässt  sich  nun  aber  Nichts  mehr 
ändern.  

In  den  Ostern  1891  zur  Ausgabe  gelangten  Schulprogrammen  veröffent- 
lichen folgende  Schulen  Kataloge  ihrer  Bibliotheken :  Kealgymnasinm  Brom- 
berg (Lehrer-Bibl.  von  E.  Hertel),  Realprogymuasium  Buxtehude  (SchUler- 
Bibl.  von  H.  SchlQter),  Königl.  Gymnasium  Erfurt  (Lelirer-Bibl.  2.  Abth.), 
Königl.  Friedrichs-Gjnnnasium  Frankfurt  a.  0.  (Schüler-Bibl.  von  R.  Schwarze), 
Künigl.  Gymnasium  Lissa  (Gymn.- Bibl).  Dem  Programm  des  Friedrichs- 
Gymnasiums  in  Altenburff  ist  ein  Verzeichniss  der  bis  zum  Jahre  1517  ein- 
schliesslich gedruckten  Werke  der  Gymnasial-Bibliothek  beigegeben. 

W. 

Der  „Quarterly  Index  of  additions  to  the  Milwaukee  Public  Li- 
brary", von  dessen  dritten  Bande  uns  Nr.  21  u.  22  (Januar— Juni  1891)  vor- 
liegen ,  bringt  dieses  Mal  S.  113  — 115  auch  eine  Bibliographie  über  die 
Shakspere-Bacon  Frage  und  zeigt  im  Uebrigen  aufs  Neue,  dass  sich  die 
amerikanischen  Bibliotheken  bei  Anschaffung  neuer  Werke  einen  gewissen 
Luxus  erlauben  dürfen,  der  unserm  Continent,  dem  alten,  versagt  bleiben 
muss.  Denselben  Eindruck  macht  auf  uns  die  vorzüglich  ausgestattete  und 
übersichtlich  angelegte,  478  Spalten  starke  „Alphabetical  Finding  List  of  the 
Free  Public  Library  of  Jersy  City,  N.  J."  vi»m  1.  August  1891.  Da 
diese  Bibliothek  erst  am  B.Juli  1H91  mit  15544  Bänden  und  325  Zeitschriften 
eröffnet  wurde,  so  verdient  die  Schnelligkeit  der  Arbeit,  zu  der  über  100  OOü 
Eintragungen  erforderlich  waren  und  in  welche  sich  der  Bibliothekar  Mr. 
George  Watson  Cole,  von  der  Chicagcier  Newberry  Library,  und  Miss  Esther 
E.  Burdick  als  „Head  Cataloguer"  theilten,  volle  Anerkennung.  —  Das  vom 
Universitätsbibliothekar  Justin  Winsor  herausgegebene  „Harvard  üni- 
versity  Bulletin"  Nr.  40  (Cambridge,  Mass.)  vom  Mai  1891  enthält  haupt- 
sächlich die  Aecessionen  zu  der  Bibliothek  sowie  zu  der  Sammlung  aer 
Dante-Gesellschafl.  Daran  schliesst  sich  die,  auch  separat  als  Bibliographical 
Contributions  Nr.  42  erschienene  Liste  von  Rednern  und  Dichtem  der  5»ßÄ- 
Gesellschaft  an  der  Harvard  üniversity  von  William  Hopkins  Tillinghast.  — 
Das  „Library  Bulletin  of  Cornell  Üniversity*  No.  28,  Ithaca,  Mai 
1891,  bringt  die  neuen  Erwerbungen  der  Bibliothek  vom  Dec.  1890  bis  März 
1891 ;  voraufgeschickt  ist  ein  Verzeichnis  der  zahlreichen  neuen  Publicationen 
der  Universität  und  ihrer  Beamten.  Hbrln. 


Vermischte   Notizen. 

Bekanntlich  bereitet  man  jetzt  in  Italien  mit  allen  Mitteln  der  modernen 
Kritik  eine  neue  Ausgabe  der  Divina  Comedia  vor.  Bei  der  grossen  Menge 
der  vorhandenen,  nicht  unbedeutend  von  einander  abweichenden  Hand- 
schriften, über  500  kommen  in  Betracht,  ist  die  Aufgabe,  dem  ursprüng- 
liche Texte  so  nahe  als  möglich  zu  kommen,  keine  einfache.  Jetzt  scheint 
man  aber  einen  bedeutenden  Schritt  vorwärts  gethan  zu  haben,  um  dem  Ziele 
näher  zu  kommen.  Man  hat  zwei  grosse  Gruppen  von  Handschriften  zu  bil- 
den begonnen  imd  die  eine  auf  Boccaccio ,  die  andere  auf  einen  Schreiber 
Francesco  di  Ser  Nardo  di  Barberino  im  Elsathale  bei  Florenz  zurückgeführt. 
Von  diesem  Francesco  di  Ser  Nardo  rühren  eine  ganze  Anzahl  Handscnriften, 

38* 


564  Venniscbte  Notizen. 

daranter  zwei  von  1 837  und  1 347  her.  Was  flir  eine  Vorla&re  hat  nun  diesen 
Abschritten  zu  Grunde  gelegen?  Üa  hat  nun  der  Herr  College  Carta  an  der 
Nationalbibliothek  zu  luriii  festgestellt,  dass  Ser  Francesco  eine  Hand- 
schrift, die  jetzt  in  der  l^ibliothek  der  Brera  zu  Mailand  liegt,  für  einen 
Angehörigen  der  Familie  Dante  geschrieben  liat.  Denn  es  betindet  sich  das 
Wappen  der  Familie  Dante  auf  der  Handschrift.  Es  liegt  nun  die  Annahme 
doch  nahe,  dass  die  Familie  Dante,  die  jedenfalb  einen  guten  Text  hat 
haben  wollen,  auch  dem  Schreiber  eine  gute  Unterlage  gegeben  haben  wird, 
oder  doch  wusste,  dass  der  Abschreiber  eine  solche  besass.  Das  nimmt  anch 
Herr  Professor  £.  Mtmaci  an,  der  hierüber  in  der  Sitzung  der  Accademia  dei 
Lincei  vom  19.  Mai  berichtet  hat.  (Neuerdings  sind  die  Ausführungen  C.'s 
wieder  bestritten.) 

Von  der  bekannten,  in  dieser  Zeitsclirift  auch  bereits  melirfaeh  be- 
sprochenen (vgl.  zuletzt  VI.  S.  321)  „Uebersicht  der  gesaniuiten  staats- 
und  rechtswissenschaftlichen  Literatur,  zusammengestellt  von  Otto 
MUhlbrecht**  ist  ims  der  23.  Jahrgang,  enthaltend  die  Litteratur  des  Jahres 
1890  (Berlin  ISUI.  Puttkamer  &  Mühlbrecht.  8».  XXVIII,  244  +  »  S.)  zn- 
ffeeangen.  Die  Zahl  der  auf^eftlhrten  Werke,  also  auch  die  juristische  Pro- 
auKtion,  hat  gegen  das  Vorjahr  abennals  eine  Abnahme  erfahren,  ist  von 
8796  auf  3623  gesunken;  gegenüber  dem  Höhepunkt  der  Produktion  im  Jahre 
18S4  mit  4394  ist  diese  Abnahme  schon  sehr  beträchtlich;  sie  zeigt  sich  be- 
sonders auf  dem  (iebietc  der  französischen  und  englischen,  weniger  auf  dem 
der  deutschen  und  italienischen  Litteratur.  Natürlich  entsprechen  die  Zahlen 
der  Mühlbrechtschen  Hibliographie ,  da  ja  bei  der  Aufnalnne  vieler  Werke 
eine  gewisse  Willkür  nicht  zu  vermeiden  ist,  nicht  genau  der  wirklichen 
Produktion ,  aber  im  allgemeinen  werden  sie  doch  die  Fluctnation  derselben 
richtig  wiedergeben.  Auf  die  einzelnen  Sprachen  vertheilen  sich  die  von 
Mühlbrecht  angeführten  Werke  und  Abhanulungen  wie  folpt:  Deutsch  ISIS 
Nummern,  Französisch  53s,  Englisch  5S2,  Italienisch  328,  Niederländisch  154, 
Skandinavisch  129,  Spanisch  74.  Die  Einrichtnng  ist  die  alte  geblieben,  der 
von  uns  wiederholt  ausgesprochene  Wunsch  nach  einer  systematischen  Inhalts- 
übersicht leider  noch  nnmer  nicht  erfüllt.  Auch  diesmal  findet  mau  unter 
den  aufgefülurten  Werken  so  manches,  von  dem  mau  schwer  einsieht,  wie  e^ 


^nig. 

Litteratur  zum  Entwurf  eines  bürgerlichen  Gesetzbuches  lUr   das   deutsche 
Reich.  W.  Seh. 

Die  Nr.  40  der  Bibliographical  Contributious  der  Library  of 
Harvard  University  enthält  die  willkommene  und  brauchbare  Uebersicht  über  alle 
im  .Tahre  1^90  erschienenen  Bibliographien,  ebenso  wie  in  den  Vorjahren  von 
William  Coolidge  Lane  bearbeitet.  Wenn  man  sieht,  dass  allein  diese  Ueber- 
sicht 25  zweispaltige  Seiten  umfasst,  bekommt  man  eine  Anschauung  davon, 


verzeichnet.  --   Die   Nr.  \\)  des  Quarterly  index  of  additions    to  tlie 
Milwaukee  public  library  enthält  lediglich  das  Zugangsverzeichniss. 

W.  Seh. 

Seit  dem  Anfang  dieses  .Jahres  hat  auch  in  Deutschland  die  jetzt  so 
vielfach  angebaute  Disciplin  der  Volkskunde  ein  eigenes  Centralorgan  er- 
halten in  der  'Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde.  Neue  Folge 
der  Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  und  Sprachwissenschaft  begiiludet  von 
M.  Lazarns  und  H.  Steinthal.  Im  Auftrage  des  Vereins  herausgegeben  von 
Karl  Wemhold.    Berim,  Verlag  von  A.  Asher  &  Co.    (Jähriich  4  Hefte;   15  — 


Vermischte  Notizen.  565 

16  Mk.V.  In  der  Einleitung  des  Heransgebers  stellt  sich  die  neue  Zeitschrift 
ein  selir  umfassendes  Programm  und  will  das  weit  ausgedehnte  Gebiet  der 
Volkskunde  in  seinem  ganzen  Umfange  berücksichtigen.  An  dieser  Stelle  sei 
besonders  hervorgehoben,  dass  die  Zeitschrift  des  Vereins  ftlr  Volkskunde 
auch  eine  ausführliche  Bibliographie  bietet,  die  um  so  dankenswerther  ist, 
als  ja  bekanntlich  die  Litt^ratur  des  folklore  sich  über  alle  Cultnrsprachen 
zerstreut  und  deshalb  eine  Uebersicht  sehr  erschwert.  W.  Scii. 

Für  die  spanische  Litteratur  ist  ein  werthvolles  Nachschlagobuch  das 
vor  kurzem  von  dem  Stadtbibliothekar  von  Burgos,  Martinez  Aäibarro  y 
River  veröffentlichte  Werk  Intento  de  un  diccionario  y  biblio- 
gratico  de  los  autores  de  la  proviucia  de  Burgos  (Madrid,  Murillo. 
b".  570  p.),  das  neben  den  gedruckten  Büchern  auch  die  noch  nicht  publi- 
cirten  Handschriften  berücksichtigt.  W.  Seh. 

In  einem  Supplementhefte  des  Bulletin  d*histoire  ecclösiastique  et 
d'arch6ologie  religieuse  des  dioceses  de  Valence  etc.  I  (».  Ann.  1 890.  veröflfent- 
licht  der  bekannte  Bibliograph  Ulysse  Chevalier  als  Introduction  aux 
Oeuvres  completes  ae  Saint  Avit  vollständig  imd  zuverlässig  alle 
Testimonia  über  diesen  Heiligen  und  ein  Verzeichuiss  der  Handschriften  und 
der  Ausgaben  seiner  Werke.  Die  Peipersche  Ausübe  (Alcimi  Ecdicii  Aviti, 
Vicnnensis  episcopi,  opera  in  den  Mon.  Germ.  hist.  Auct.  andquiss.  T.  6. 
1883)  ist  für  die  Arbeit  von  besonderem  Nutzen  gewesen.  W. 

Von  modernen  Bibliographien  und  Nachschlagewerken,  welche  in  der 
letzten  Zeit  in  Amerika  erschienen  sind,  enthält  die  Abtheilung  IIa  der 
Handy  Lists  of  technical  literature,  compiled  by  H.  E.  Haferkom, 
Milwaukee  1890,  die  Litteratur  über  Elektricität,  Magnetismus,  besonders 
auch  über  Gas-  und  Telegraphenwesen.  Da  der  Katsuog  nur  die  in  engli- 
scher Sprache  von  1880  bis  incl.  188«  gedruckten  Bücher  enthält,  so  ist  er, 
was  seine  Vollständigkeit  und  Genauigkeit  anlangt,  ftir  uns  nicht  gut  contro- 
lirbar.  —  Nicht  nur  die  Titel,  sondern  auch  kurze  charakteristiscne  Inhalts- 
augaben der  verzeichneten  Bücher  bietet  The  Readers  Guide  in  Eco- 
nomic, Social  and  Political  Science  being  a  classified  bibliography, 
american,  english,  french  and  gennan,  with  descriptive  notes,  author,  title 
and  subject  Index,  courses  of  reading,  coUege  courses,  etc.  edited  by  R.  R. 
Bowker  and  George  lies,  New  York  1891,  ein  sauber  ausgestatteter  Band 
von  109  Seiten,  dessen  Inhaltsverzeichniss  für  die  Anordnung  der  Abthei- 
hmgen  Nationalökonomie  und  Socialpolitik  in  den  Realkatalogen  amerikani- 
scher und  englischer  Bibliotheken  uuussgcbend  sein  könnte.  Die  deutsche 
Litteratur  verschwindet  auf  diesem  Gebi(jte  fast  ganz  vor  der  Reichhaltigkeit 
der  fremdländischen,  die  sich  übrigens  durch  die  verschiedenartige  P'nt- 
wickelung  der  einzelnen  Staatsverfassungen  und  ökonomischen  Verhältnisse 
genügend  erklären  lässt.  —  Alle  Altcrthumsforscher  werden  den  Index  zu 
den  Publikationen  des  Archaeological  Institute  of  America  vou 
1879— IS89,  bearbeitet  von  William  Stetson  Merrill  (Newberry  Library,  Chi- 
cago), Cambridge  1891,  willkommen  heissen.  Eine  praktisclie  Einnchtung 
desselben  besteht  darin,  dass  die  Siglcn  ftlr  die  einzelnen  Publikationen  am 
Fusse  jeder  Seite  angegeben  sind,  so  dass  man  nicht  nöthig  hat,  in  der  Vor- 
rede nach  der  Bedeutung  der  Abkürzungen  jedesmal  nachzuschlagen. 

itbrln. 

An  Geduld  und  Rührigkeit  in  der  Herstellung  von  ludices  zu  allen 
mi)glichen  Zeitschriften  dürfte  es  kaum  jemand  mit  dem  Assistenten- 
bibliothekar in  der  Verein.  Staaten-Nationalbibliothek  (Library  of  Congress) 
zu  Washinjjton,  Mr.  W.  M.  Griswold  (vgl.  C.  f.  B.  1  S.  2o5),  aufnehmen. 
Nicht  weniger  als  sechs  derartiger  Publikationen  in  den  verschiedensten 
Formaten,  von  welchen  allerdings  zwei  bereits  aus  dem  Jahre  1882  stammen, 


566  Vennlsohte  Kotizen. 

haben  wir  an  dieser  Stelle  zu  verzeichnen.    Zunächst  ein   „ General- Au tor- 
und  Sachregister  zu  Zeitschriften  meist  historischen  Inhalts,  und  zwar:  Die 
historische  Zeitschrift ,   unsere  Zeit,  Das  historische  Taschenbuch'*.     Indexes 
Nr.  IX.    Bangor,  Maine,  V.  St.  (Leipzig,  K.  F.  Koehler)    lb82;  ;54  S.  k  H  C'o- 
Inmnen,  ct.  b^    Dasselbe  umfasst  die  Jahre  183(i  bis  l&Sl.    Der  unmittelbar 
vorhergehende  Index  (Nr.  VIII) :  „Autoren-  imd  Sachregister  der  Deutschon 
Rundschau,  I.— XXIX.  Bd.,  Bangor  18^2,  (Beriin,  (iebr.  Paetel),  13  S.   gr.  S^ 
hatte  sich  nur  auf  diese  eine  Zeitschrift  beschränkt.    Nr.  XIII  umfasst  einen 
Index  to  articles  relating  to  history,  biografy,  literature,  society,  and  travel 
contained  in  collections   of  essays,   Bangor  \^b'S.    Von  Griswolds  neueren 
Arbeiten  zeichnet  sich  Nr.  IV  der  Cumulative  Indexes :   , Autoren-  und  Sach- 
register zu  den  bedeutendsten  deutschen  Zeitschriften  1  SbG —  1  Sb9  und  zu  ver- 
scuiedenen  Sammlungen*",  Cambridge  (Mass.)  189(t,  X,  4S  S.  a  3  Sp.  4"  durch 
sein  grösseres  Format  und  seine  Uebersichtlichkeit  aus.   Du*  darin  registrirtcu 
Zeitschriften  sind:  Deutsche  Revue,  D.  Rundschau,  Jahrbuch  f.  Gcsetzgi*bung, 
Nord  u.  Süd,  Preuss.  Jahrbücher,  üeber  Land  und  Meer,  Unsere  Zeit,  Vom 
Fels  z.  Meer,  Wcstermanns  Monatshefte,  Gesellschaft,  Russ.  Revue,  Schorers 
Familienblatt,  Oeflfentl.  Vorträge  geh.  in  der  Schweiz,  Sammlung?  gemoinvorst. 
wissensch.  Vorträge,  Deutsche  Zeit-  u.  Streitfragen.   Wie  ein  Zwerg  erscheint 
dagegen  in  seinem  kleinen  Oktavtonnat  der  „Continuous  Index^  zu  49  ameri- 
kanischen und   englischen  Periodica,   (Cambridge   ISDI).    Sehr  fraglich   er- 
scheint mir  der  Nutzen  der  „Descrintive  List  ot  international  novels*"  ((,'ani- 
bridge  18^)1)  mit  ihren  kurzen  Inhaltsangaben  mehr  oder  weniger  bekannter 
Novellen.    Solche  Eintagsfliegen  verdienen  die  mühselig  verfassten  Auszüge 
nicht.    Die  Vollständigkeit  und  Zuverlässigkeit  der  sämmtlichen  Indice«  nach- 
zuprüfen, ist  hier  natürlich  nicht  der  Ort;  aber  ein  Bedenken  gegen  einen 
schweren  Fehler  in  der  allgemeinen  Einrichtimg  derselben  soll  hier  nicht  ver- 
schwiegen werden:  es  durften  nicht  die  Zeitschriften  wissenschaftlicher  Art 
mit  denen,   die   der  blossen   Unterhaltung  dienen,  in  einen  Topf  geworfen 
werden.    Dadurch  kann  der  Nutzen  der  ludices,  wenigstens  filr  cus  deutsche 
Publikum,  leicht  illusorisch  werden.  Hbrlu. 

Von  dem  unermüdlichen  Mario  Sig.  Tavagnutti,  der  seit  15  Jahren 
das  Ziel  verfolgt,  „eine  den  Anforderungen  der  Gegenwart  entsprechende 
systematische  katliolisch- theologische  Bücherkundc  zu  bearbeiten",  ist  eine 
Bibliotheca  catholica  Societatis  Jesu  als  No.  VI  erschienen,  welche 
die  von  katholischer  Seite  über  den  Orden  und  einzelne  Mitglieder  desselben 
erschienenen  Werke  verzeichnet  (Wien  u.  Leipzig,  I8*.n.  Verlag  Austria, 
Drescher  &  Comp.  4a  S.  8").  Auch  die  ausländische  Litteratur  ist  dieses 
Mal  berücksichtigt,  dagegen  die  gegnerischen  Schriften  nach  Kräften  aus- 
geschieden. Letztere  konnten  wenigstens  in  einem  Anhange  untergebracht 
werden;  daftir  hätten  wir  gern  gesehen,  wenn  T.  auf  die  Mittheilung  von 
Novellen  und  Erzählungen  über  den  Orden  und  die  Wiedergabe  der  7  Seiten 
umfassenden  Urtheile  der  Presse  über  die  kathol.-theol.  Bücherkunde  ver- 
zichtet hätte.  llbrln. 

In  Lüttich  hat  sich  im  Februar  1^0!  eine  Societe  Liegeoise  de  Biblio- 
graphie unter  dem  Vorsitze  des  Herrn  Professor  (■.  Le  Paigc  gebildet.  Als 
Secretair  fungirt  Herr  Rechtsanwalt  Louis  Polaiu.  Der  Jahresbeitrag  ist  auf 
10  Francs  festgesetzt.  Als  erste  Schrift  dieser  (icsellsehaft  ist  ein  Essai 
bibliographique  sur  les  editions  imprinices  a  Anvers,  i)ar  (Juillaunie  Vorster- 
mann  demeurant  en  la  nie  de  la  Chanibre  a  Lenseigne  de  la  Lyconie  d'or 
erschienen,  in  der  UW»  Vorstennannsehe  Drucke  aufgezählt  und  kurz  be- 
s,chrieben  werden.  I>er  Herr  Verfasser  nennt  diese  Arbeit  bescheiden  eine 
Edition  preliniinaire ,  als  ob  nicht  alle  derartigen  bibliographischen  Arbeiten 
mit  UnVollständigkeiten  zu  kämpfen  hätten.  Iloft'entlit^i  erhält  Herr  Polaiu 
noch  von  Bibliophilen  Nachträge  zugesendet,  so  dass  er  eine  edition  defini- 
tive liefern  kann. 


Nene  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.      567 

Neue  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete 
des  Bibliothekswesens.*) 

fThe  Bookworm.  No.  47,  Oct.  1S91:  Our  note  book.  —  Early  London 
bookbindings.  —  Publishing  in  Gennany.  —  Binding  as  an  evidence  of 
date,  E.  Burbidgc.  —  A  note  on  Niagara  literature,  J.  Hayes.  —  The 
abuse  of  books.  —  The  entertainment  of  books. 
No.  48,  Nov.  1891:  John  Dennis:  a  sketch  by  the  editor.  —  On  book 
buyers.  —  The  romance  of  book-hunting.  —  Macmillan  and  their  books. 

The  Library.  September  1891:  A  Wardrobe  book  of  queen  Elizabeth,  H. 
G.  Hewlett.  —  Booksales  by  R.  H.  Evans  (1812—1845),  F.  Norgate. 
October  1891:  Address  delivered  at  the  opening  of  the  fourteenth  annnal 
meeting  of  the  Library  Association  Nottingham,  September  16,  1891,  by 
R.  Harrison.  —  Report  of  the  Library  Association  of  the  United  King- 
dom to  the  fourteenth  annual  meeting  held  at  Nottingham,  Sept.  10,  1891. 
—  Report  on  examination  scheme,  adopted  at  the  14.  annual  meeting  of 
the  Library  Association  of  the  Un.  Kingdom.  —  Report  on  library  ap- 
[»liances  prepared  by  reqnest  of  the  Council  and  presented  to  the  1-1. 
annual  meeting  of  the  L.  A.  U.  K.  —  Report  on  Public  Library  reports, 
prepared  by  request  of  the  Council  and  i)resented  to  the  14.  annual  mee- 
ting of  the  L.  A.  U.  K. 

The  Library  Journal.  Vol.  16,  No.  9:  Departmental  libraries.  IL,  by 
E.  E.  Clarke.  —  Access  to  the  shelves,  by  Th.  W.  Higginson.  —  The 
Information  desk  at  the  Providence  Public  Library,  by  \V.  E.  Foster.  — 
Library  work  for  women,  some  practical  suggestions  on  the  subject.  by 
C.  M.  llcwins.  —  The  world's  congress  auxiliary  of  the  world's  Colum- 
bian  Exposition.  —  The  most  populär  books,  by  F.  M.  Crunden.  ~ 
Programme  of  the  aiumal  meeting  of  the  American  Library  Association, 
Oct.  12—16,  1891. 

Le  Livre  moderne.    No.  22,  Oct.  1891:    La  presse  d'information  et  la  vie 

{)riv6e  des  ecrivains  au  debut  du  romanti8me,(1835).  Quelques  gens  de 
ettrcs  dans  leur  interieur.  —  Le  Chevalier  d'Eon,  bibliophile,  latiniste  et 
theologien,  R.  C.  Christic.  —  (frandeurs  et  decadences  de  la  librairio 
frangaise  au  XIX.  siecle.  Notes  de  statistiquc  anecdotique  pour  servir 
a  riiistoire  du  livre.  B.  IL  Gausseron.  —  Autopsycographies  ou  r6vela- 
tions  par  auto^raphes. 
Revue  des  bibliotheques.  No.  :5,  Juin  1891:  Les  archives  d'Aragon  et 
de  Navarre,  p.  IL  (Jourteault.  —  Une  liberalit6  de  la  bibliotheque  de 
l'universite  de  Bäle,  lettre  de  M.  Germain  ä  Du  Gange,  21.  juillet  1683. 
~  Inventaire  de  la  Bibliotheque  de  Guillaume  Pelicier,  evequc  de  Mont- 
pellier (1529-1568),  p.  IL  Omont. 
No.  1,  Juillet  1891:  La  bibliotheque  de  Tancien  College  d'  Ilarcourt, 
aujourd'hui  Lycee  St.-Louis,  p.  Bouquet.  —  Catalogue  des  manuscrits  de 
Panvini,  p.  L.  G.  Pelissier.  —  Le  papier,  p.  V.  Mortet.  —  Bibliographie 
des  musees  de  Proviuce,  p.  V.  Mortet. 

Adressbuch  fllr  den  Buch-,  Kunst-,  Musikalienhandel  imd  verwandte  Ge- 
schäftszweige der  österreichisch- ungarischen  Monarchie,  mit  einem  An- 
hang: Oesterreichisch-ungarisches  Zeitungs-Adressbuch.  Herausgegeben 
v(m  M.  Perles.  Jahrgang  XXVI:  1891.  Wien,  M.  Perles.  VIII.  304  S. 
mit  Bildniss  in  Photograv.  gr.  8".  Subscr.-Preis  M.  4.4o-,  Ladenpreis 
M.  5.60;  ohne  Bildniss  Subscr.-Preis  M.  3.80;  l^denpreis  M.  5. 

Andrieu,  J.  Bibliographie  generale  de  l'Agenais  et  des  parties  du  Con- 
domois  et    du   Bazadais  iucorporees    dans   le   departement  de  Lot-et- 

*)  Von  den  mit  f  bezeichneten  Zeitschriften  sind  nur  die  Artikel  biblio- 
graphischen oder  bibliothekarischen  Inhalts  angezeigt. 

Die  Titel  der  Werke»  welche  der  Redaktion  vorgelegen  haben,  sind  durch 
*  bezeichnet. 


( 


568      Xene  Erwheinrinir-n  vir  «ienx  •"►«Hi,.r*»  lies  Bibliothekuwesew. 

*'»ir«*na'*     K.  rt'r^'ir*'  ilriiAbt-r •:■:■■    V'  "  •:s  ><  livres.  bnvchnres,  jrHmac 

..  :c .    '•  >  \    \  "<   13'  ar**    :•■    a  "  ^'  n.    r^:  rinit-s    ilan?  oe   pays  «ju  la- 

:r^.»ssla"     ::?•  vr 'tu«  :i".     k"-f     : -i     ^i^-. -i    '.iTerairrs     rt    biofrnpliiijw. 

l  3!'.'  ■'.'     '^nit. !i.!i:«'n"     '.:•:  *    i:«-::- •:!;;-     Airen.    Paris.  Pioard.  VlE 

■»••"»  "    i  -   ."f..  *' 
Arlii.  L     l ''-::■  ::.ir»'    vS-'^m:"«*«       H  la:!'\  l"    H-t'pli.   1»>'>  p.  S.  L.  li" 
Avv-ae:    H      l  Jk  vr*-"*^«'  - Tnjc  r*^     ii::*    '.  A^-iüire    «le    Li    prosw  fran^ 

»>••        Vir-.  M IV  jt  M  ~.-:-\:.        :  r    '^     Fr.  2. 
'AvrVTi     A      A^'v.':^      :"    l'i:*    ^■'\:'  c^.i   •r.'iiM  ^    <^^'Z^rtn  «lelle    9€\mr 

6.'.*''<i.'ü*:'.w       l"  •r::«  .  •*■•    i. ^nitl!:!   »t   V-'-r  i'^ri>.     >!    p    **'".   L.  4. 
•Avt'*-i    A '.     l-i'W'l  ■•   -arjü- ;r'r     '    -:•'    I  ^  I^rvTiruri  e«i.   2»*p.  V'.  Li 
l*ib". : '»^"iV  -  ■  ■  '■^  Ä'^'   Aiz- •■    ■*  ••■    :  l->.  vl;-  Morri'i.    1:15  p.  ^'.  uMiiK 

W   ^*  ^  •    ■  W     •  ■■■•-••  ■  m  ><»  i'«  •»*•         <-••■  ■^-Ta* 

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•^»•r.t'ir».-*' Kr^olvi-'T?^  ;♦   i  :>    1.  •;:•.■  ■•;.-.'  .•  -  y^r^^xTicMtÜr.  Klekrroti'i'b.lk. 

'iv-S  •li«;  c"".ixT'^.i':i''i-*  ;rmr*ir    *  »  '. !-   ■.:•■  A  >*:u:«l''-i.     Franktun  a.  S 
*    A--    IV    '4:  <   r-   ^     V    : 

VAr   if**   r  1*    A  :i     ."    A!«'  >i  *-^.ii- v  r    -.M-o-.ir-    parrif:    Ili-iTi-ir^  |ff 

!'•  V    A  :^    i  An^    •■      N-vt^  «i"**.i"!  :-.\r  •  xr.  <  Si-mniervi^iT»-!.  \^v^sr 

i'iiT  ".a  Vt"V'''i*i' ■*■  H^- ':;•.:■:.•    r^:',-!  ;;-h:"i      '    »:•.  LI    F-»aIars'i-r  —  I»»*M^r 

l  ■' *  P  ••''■.■     "'♦     ;  i  •  «^  ■••■i-j\-.^\i.'-i  ■*■■   '.'ir'4     I"ir^    'i:]'?    M"iiill«»r.  **  p  jt-k 

■■»':i*:.      :•■'*' 
F.  i-.T*    "^      r».*   •*i.:-!-'«~s«.'"j«.'  '!'*ri:-:-  r -^.  ::•<*•"•.  Tri;«    :i::»l    tier  Vii.'h^'- 

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Hirj''i"r    Aj-^"--:-    •.  ■*  Ki:  ■  :    :'.  i->  *      '■  "   '.        ■■  «^    .7-    ^  ■     \(     •  h... 

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Neue  Erscbeinmigen  anf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.      569 

Gatalogo  degli  articoli  esistenti  nella  tipografia  Salani.  Firenze,  tip.  Adr. 
Salani.    98  p.    8«. 

^Catalogac  gcneral  de  la  librairie  fraD<;aise.  ContiDuation  de  ronvrago 
d'Otto  Lorenz.  (Periode  de  1840  a  I885:  11  voliimes.)  Tome  XU: 
Periode  de  1886  ä  1890.  RMig6  par  D.  Jordell.  Fascicule  1 :  A— Code. 
Paris,  libr.  Nilsson.    P.  I— 24(»  gr.  8°.    Fr.  11. 

Catalogue  of  the  General  Asscmbly  Library.  Annual  Supplement,  January 
1891.    Wellington.    4.30.  X.  8  p.  8°. 

Centralblatt  der  Bauverwaltung.  Herausgegeben  im  Ministerium  der 
öffentlichen  Arbeiten.  Inhalts- Verzeichniss  der  Jahrgänge  1881  bis  ein- 
schliesslich 1890  (I— X).  Bearbeitet  von  V.  Gillsch.  Berlin,  Ernst  & 
Sohn.     78  S.   Fol.    M.  5. 

♦Chicago  Public  Library:  Nineteenth  annual  report  of  the  board  of 
directors.    June  1891.    Chicago,  Public  Library  Rooms.  45  p.    8®. 

Claudin,  A.  Les  origines  de  Fimprimerie  a  Reims.  Les  trois  premiers 
imprimeurs:  Claude  Chaudiere,  Nicolas  Trumeau,  Nicolas  Blacquenois. 
Paris,  Claudin.    24  p.    8^ 

Extrait  du  Bulletin  du  bibliophile. 

Colombo,  G.     Manuale  deir  ingcgnere  civile  e   industriale.  12»  ediz.  Mi- 
lano,  U.  Hoepli.    470  p.  con  194  figure.    8**.   L.  5.50. 
„Con  una  biblioßrafia  dell'  inßepnere." 

Commenda,  H.  Materialien  zur  landeskundlichen  Bibliographie  Oberüster- 
reichs.    Linz,  F.  J.  Ebenhöch'sche  Buchh.    X.  VM)  S.    gr.  8«.   M.  8. 

Croydon  Free  Public  Libraries.  Catalogue  of  the  booUs  in  the  South 
Norwood  Librarv,  compiled  by  R.  C  Chapman.  Croydon  1890.   97  p.  8". 

Eckardt,  H.  Matthäus  Merian.  Eine  kulturhistorische  Studie.  2.  Ausgabe. 
Kiel,  H.  Eckardt's  Veri.  VIL  222  S.  mit  1  Lichtdruck-Bildniss.  gr.  b*».  M.  3. 

Eckart,  R.  Lexikon  der  niedersächsischen  Schriftsteller  von  den  ältesten 
Zeiten  bis  zur  Gegenwart.  Osterwicck,  A.  W.  Zickfeldt.  VIL  181  S. 
gr.  8^    M.  4. 

Estroi  eher,  K.  Polnische  Bibliographie.  (IIL  Abtheilung  1.  Band.)  Jahr- 
hundert XV— XVIIL  Alphabetisch  geordnet.  (Der  ganzen  Sammlung 
XIL  Bd.)  Krakau,  Buchh.  d.  poln.  Verlags-Gesellschaft.  XIX.  424  S. 
gr.  8".  M.  15. 

♦Ex-Hbris.  Zeitschrift  für  BUcherzeichen-,  Bibliothekenkunde  und  Ge- 
lehrtengeschiehte.  Organ  des  Ex-libris-Vereins  zu  Berlin.  Herausgeber: 
G.  A.  Seyler.  Jahrgang  I:  1891  92.  No.  1.  Görlitz,  C.  A.  Starke,  hoch 
4**  mit  Abbildungen.  FUr  Mitglieder  des  Vereins  jälirlich  M.  12.—  ;  ftlr 
Nichtmitglieder  M.  15. 

Fumagalli,  Gins.  II  primo  anno  del  corso  di  bibliografia  pratiea  per  i 
commessi  librai  aperto  in  Milano.    Milano,  tip.  Pagnoni.    8  p. 

Fumagalli,  G.  e  G.  Belli.  Catalogo  delle  odizioni  romane  di  Ant.  Blado 
:isolano  cd  eredi(l516 — 1593),  possodute  dalla  Biblioteca  Nazionale  Cen- 
trale Vittorio  Kmanuele  di  Roma.  Fase.  1.  Roma,  Ministero  della 
pubhlioa  istnizione.    80  p.  8".    L.  1. 

Gaudin,  L.  Catalogue  de  la  bibliothcque  de  la  ville  de  Montpellier  (dite 
du  Miisee  Fahre).  Sciences  et  arts.  Partie  IL  Montpellier,  impr. 
Grollier  pere.    XIV  -f  p.  543— llfi4.  8". 

Gaudot,  E.  ('.    Les   collectionneurs   et  Y  „Armorial   du   bibliophile",  avec 
des  reproductions  d'armoiries.    Besau^'on,  imp.  Jacquin.    21  p.  S". 
Tird  h  loo  exemplaires. 

Gilbert,  IL  M.  and  G.  N.  Godwin.  Bibliotheca  Ilantoniensis :  a  list  of 
books  relating  to  Hampshire,  including  magazine  refereuces  etc.  With  an 
additional  list  of  Hampshire  newspapers  by  F.  E.  Edwards.  Sout- 
hampton,  Gilbert.    59  p.  h^.  Sh.  3.ß. 

Griswold,  W.  M.  Descriptive  list  of  romantic  novels.  Cambridge,  Mass., 
W.  M.  Griswold.    318  p.    S". 

Giordaui,  Enr.  Indice  generale  in  ordine  alfabetico  di  sette  codici  esistenti 
nella  Biblioteca  Ambrosiana  di  Milano  contrasse^ati  Y  148—154,  parte 
superiore,   contenenti  lettere  autografe  di  diversi  celebri  scienziati  fra  i 


570       J^tmt  EneMaBBc^B  »=f  «i^m  C^-'-Mr^r  -ic« 


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XV.  .?:'.  o.  V.  rv,  >.  I^t  r'.  M    15 

'rniu-ry  ^Bßi  >'izk  -/t  ladühaL  :*"«^— '.-•.  ir^'^-ü^z  rri«-rr-i.'«-'r*  ■:..•  :i^  "ät^ 
•-*?*?.:> Lisi?  r'ar  T»iViU*  M'r  offirr*  ia«i  ii*rrTi.«a*.  xnd  i£  isdrx  t   ti-r 
oföriii  rtrpi'r*     Izdäu^ip»!}«  >•-•     ->  —   <  p..  ^  . 
II?x'i»=-r.    .1     •  i.     BiV.iotcrmptir   »irr    kliii*--ira    IMmisrh«'*! ••£!«.      H'-f:    ; 

^'  4!— •*.:      rv  ^r^T -Vrrji^  31.  15".  Eirzrlpr-»  M.   1^"^. 

I    Uiii'*:    K-^rfin.  R  i^arrzrr*  Verfahr    -«  >.  mit  Illa«tr    ^rr.  >*   31    Z4 
Ji'Jtr*    H      I>^  »cHriiL^   r.:&li»«rhr^4a»r»   dr  Krim«.    Irur  *-:in    rn   I7^>— -•: 
•-•  u  i*»rttAOt*i  dr   U   Nrr«B.>:ii«|a»'   pabli'iar-.    R^id^«.  Ma:«.»?  61*.    4-  ;•. 

J»r»r  •/«'■;,  .^V-,**,  f;r  3lii:»-.nl».»pr.  ^'i'^oU'zir  imd  ral»^>nTrtl«'»sir.  Rrp-rr- 
Xifputtj  fsT  dl«:  .lir.TfpBZZ''  !*^'> — i*v«  ond  dif  BriU^t^Bäsdr  III— VI 
hAsi  l'^ns^jTit-Ti'.  Sarrh-  nnd  <  TT.^Vrrarii-hnl**  fiir  dir  dL&rin  t-ntbAhrnrr 
.\^f't;xiAlr^f,'/fu.  Bri»-iV  nnd  flrt^nxr.  Za«ammvrfre»rrIlT  Tun  L.  v»: 
W^r. »■*:••.    ftfü?r;fan.  K  S-hm>'ii#rrt'*rt'«  Vr-ria^?.    HL  :5t,4  S.  ^.  <:   M.  ^ 

-J  *  h  r  ••  Ü  «:  h  •:  r  .    I>^?»Li*rf*hr.    für  >y«Tr-Il:ATik.    PfllAZrDirr'^fairhte     und    l^ß^HZxrJl- 

jr*-''jjr»phi*'.  K«-ran-if^sr»->'rn  vV.n  A.  Exi^rr.    Band  XIV  Heit  3.    LeipziiT- 

H'    I-li.jft-lHiarjri    >    Z2h—yyt..  Litt^ratnrbericht  4?»  und  BribUn  ?«' S. 

iiiif  I  II<»lzM:hn    u    2  Taf.     >rr  >-.    31.  '•. 
J  a  h  r  «•  •  b «-  r  i  <•  h  t .  Th^-t/Io^sch*-!.  II»*raü*jf»-sr«rhirn  Ton  R.  A.  Lipsios.  Band  X. 

^rir(»alr*'nd    dir    Lirt-ratur   A*-^   Jahr«:«    !>!*«•.    4.    «Schlus>-i    Abrheihu^: 

i'T%kt\fii:}.(r    TK*ri»l'ijfi*'    und    kircWichr   Kun5t.     btrarbeiiet     von    Ehirrs. 

Wi#lT»-r*dorf,  Kitd.  I»T^v»-r.  Ha^t-nclev^r  n.  ^pina.    Brannsehwtdir.  C.  A. 

.Srrhm«'f«>^hkir  Ä  .Suhn    X  u    S.  417— .'-vT.   jbt.  V.  M.  i>.— .   complet  31.  11 
J  a  h  r  #•  *  Jm*  r  i  tr  b  t  rib<-r   di»-  Ft»r«<*hritt»'   auf  d*-m  Gr>ammtgebiete   der  Aot- 

kuUnr-i  hfrtuif.     Niii.-   Fi.l^rr-.  XIII :    lr?^»«t.    Per  glänzen  Reihe  3-'*.  Jähr- 

jfanjf    1 1 fr ra II >(:•'):•- ^>«'ri  vf.n  A.  Ililp'r  und   Th.  IHrtrich.  Berlin.  P.  Parev. 

XXXVII.     w.  >.    ;rr.  >'     M.  2v 
Jahr*«bi:ri''hr   fib«'r   di«-  Fiirtschrirte   der  <ht-mie   nnd  verwandter  TbeiK- 

andf-nr  \Vi>«irii*r|,att#-ii.    I'»-jrrüii«l»-t  von  J.  Lirbi^  und  H.  Kofip.  herau«- 

jffjr«-b«'n   Von   F    Fitfi«*a.     Für  !>>»».     Ili-ft  4.    Braunschweig.   F.  Viewt-i: 

.V  Sohn.     S.  1111  — lirj'i.     jrr,  v».     M.  !'•. 

Jahr«:f|Mrir'ht  iib«T  dit-  F»irt.schritte  d^r  Phamiakösm«»sie.  Pbarmaeie  und 
Toxlk'iloiri»'.  h«-niii?ijj«jr»hi-ii  von  II.  Bi'ckiirts.  Neue  Fidjre  des  Tann- 
••fart"?i^-li»-n  plKinna«*.  .lahn-.-ibi'richts.  Jahrirau^  'li:  !•»>•.♦.  <I>er  ^nzen 
K«-ilie  »'.♦.  Jabrjranj:.;  2.  Hälfte,  (wüuin^vh.  Vandi-nhoeek  ä  Ruprechts 
Vt-rlatr.     VI  u.  S.  •>!•     U'/a.     p-.  y.     M.  '.i. 

*.hT.H«-y  rity,  N.  J.:  Alpliabetiml  findintr  Hst  i»f  the  Free  Public  Librarj". 
Aiijrii>t.l.  l**fj|.  JiTsey  rity.  Jrrsryi.ity  Printin jr  (ViUJi»any.  2:i9  p.  pr.  ^^ 
--    Kub-i  and  rc^ulation.s  of  the  Fr«'*-  Piiblie  Librar}'.  Ibid.'  P.»  p.  s^ 

Indi'M*  drnnnab*  dei  lavuri  pubblicuti  dalla  r.  atead«inia  mediea  di  Roma 
«lalla frMidaziont-  fino  a  tutto  lanno  l>*»4.  Roma,  tip   fnit. Ontenari.  r.l»  p.  S. 

J  oll  n  s  ton -La  vis.  IL  .F.  The  s(»uth  italian  voK-anoes.  bring  the  aecoimt 
•»f  an  cxcursion  fo  tlieni.  niade  by  en;rli'*h  and  other  geologists  in  IS^O 
iindiT  th«' au.*«pie4'S  of  th»' CJ«'olojrists'  A^^soeiatitm  of  London  with  papers 
on  the  different  localities.  incliidin^  thr  bibljotrraphy  of  thf  vol- 
f-anic  dist  riets.     Napoli.  Furchln'im.    >".    Witli  10  plätes.     L.  15. 

♦J4)sirnh8(»n,  A.  (».  S.  Bidnig  tili  en  torteckning  över  Sveriges  dramatur- 
gislca  litteratur.  Bibliografiskt  försök.  Uppsala.  Josephsons  Antikvariat. 
15  p.  S. 


Nene  Encbeinungen  auf  dem  Gebiete  des  Bibliothekswesens.       571 

'^'Joscphsonj  A.  G.  S.  Bibliografisk  üfversikt  af  svcnsk  periodisk  literatnr. 
1S9I:  1.    Upsala,  Almqvist  &  Wikselis  Boktr.    P.  1-21.    gr.  8«. 

Journal-Katalog,  Deutscher,  für  1892.  Zusanimenstelluug  von  über  2500 
Titeln  deutscher  Zeitschriften,  systematisch  in  3S  Rubriken  geordnet. 
Jahrgang  28.  Leipzig,  0.  Gracklauer.  fi4  S.  gr.  8".  M.  — .70,  cart.  M.  —.80. 

Kcuffer,  M.  Bcsclircibendcs  Verzeichniss  der  Handschriften  der  Stadt- 
bibliothek zu  Trier.  Heft  2:  Kirchenväter.  IMer,  Fr.  Lintz'sche  Ver- 
lagsh.    M.  3. 

Kenne.  Führer  durch  das  Provincialmuseum  von  Trier.  Nebst  einem  An- 
hang über  die  Stadtbibliothek.    Trier,  Fr.  Lintz'sche  Verlagsh.  M.  —.50. 

Krause,  E.  Johannes  Brahms  in  seinen  Werken.  Eine  Studie.  Mit  Ver- 
zeichnissen sämmtlicher  Instrumental-  und  Vokal-Kompositionen  des 
Meisters.    Hamburg,  L.  Gräfe  &  Sillem.    IIL  107  S.  gr.  b».  M.  1.80. 

Lane,  W.  C.  Additions  to  the  Dante  coUection  in  Harvard  College  Library, 
May,  I,  189(1  —  May,  1,  1891.    Cambridee.    S». 

Ledieu,  A.  Reliures  artistiques  et  armoiriees  de  la  Bibliotheoue  d'  Abbe- 
ville.  Abbeville,  imp.  Fourdrinicr.   113  p.  et  18  facsimil^s  heliograph.  4". 

Lohmeyer,  E.  Verzeichniss  neuer  hessischer  Litteratur.  Jahrgang  189«», 
neböt  Nachtlügen  v.  1886 — 1889.  Kassel,  M.  Brunnemann.  XLS,  gr. 
8«.    (S.-A.)    M.  l. 

Los  Angeles  (Calc.)  Public  Library.  Author  list  of  fiction.  Los  Angeles. 
19  p.  8". 

—  Author  list  of  iuvenile  books.    Ibidem.    17  p.  8°. 

—  Finding  list.    Ibidem.     177  p.  8". 

Manno,  A.  Bibliografia  di  Chambery.  Torino,  stamp.  reale  della  ditta 
G.  B.  Paravia  e  C.    55  p.  8«. 

Eüizione  privata  di  soll  150  esemplari. 

♦Milwaukee:  Public  Library.  Thirteenth  annual  report  of  the  board  of 
trustees.  October  1,  1S90.  Milwaukee,  Standard  Printmg  Company.  73  p.  8". 

*Milwaukee  Public  Library.     Quart erly   index   of  additions,  Jnly  to 
September  1891.    Vol.  3.   No.  23.    Milwaukee,    Board   of  trustees.    P. 
141-l(i5.   40. 

Monatsbericht,  Bibliographischer,  über  neuerschieneue  Schul-  und  Uni- 
versitätsschriften (Dissertationen,  Programmabhandlungen,  Habilitations- 
schriften etc.).  Jahrgang  3:  1891/92.  No.  1.  Leipzig,  G.  Fock.  16  S. 
gr.  8^    Jährlich  M.  2. 

♦Monatsbericht,  Wissenschaftlich  -  litterarischer.  Monatliche  Uebersicht 
aller  wichtigen  Neuersclieinungen  des  In-  und  Auslandes.  Jalirg.  I.  No.  l. 
Berlin,  H.  Bloch.     IG  S.    8^ 

*Müh  Ihre  cht,  0.  Die  Litteratur  des  Entwurfs  eines  bürgerlichen  Gesetz- 
buches fiir  das  Deutsche  Reich,  ausgearbeitet  durch  die  von  dem  Bundes- 
rathe  berufene  Kommission.  1.  Lesung.  Berlin,  Puttkammer  &  Mühl- 
brecht.    1892.    58  S.    gr.  8«.    M.  1. 

Nentwig,  H.  Die  Wiegendrucke  in  der  Stadtbibliothek  zu  Braimschweig. 
Im  Auftrage  der  städtischen  Behörden  bearbeitet.  Braunschweig,  J.Zwiss- 
ler.  IX.  246  S.  gr.  8'*.  Velin-Ausgabe  M.  7.50;  Handpapier-Ausgabe  M.  lo. 

Nottingham:  Free  Public  Libraries.  List  of  books  in  the  reference  library. 
No.  14,  Nottinghameshire  collection.    Nottingham  1899.    95  p.  b*». 

Omont,  H.    Inventaire  sommaire  de  la  collection  du  Parlement  conservee  a 
la  Bibliotheque  nationale.    Paris,  Larose  et  Forcel.    39  p.  8. 
Kxirail  de  la  Nouvelle  Revue  historique  de  droit  fran^ais. 

Omont,  II     Les  manuscrits  de  Pacius  chez  Peiresc  et  Holstenius  (1029  a 
1631).    Toulouse,  Privat.     24  p.  8^ 
Tire  ä  part  des  Annales  du  Midi. 

Othmer's  Vademocum  dos  Sortimenters.  Zusammenstellung  der  wissens- 
würdigston  ErsehtMnungon  auf  dem  Gebiete  der  sehönwissenschaftlichen 
Litteratur.  4.  Auflage,  bearbeitet  von  C.  Georg  und  L.  Ost  Abteilung 
2.  3.  Hannover,  L.  Ost  S.  129—808.  309—448.    gr.  8».    k  M.  2.65. 


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Autiquarischo  Kataloge.  573 

Schulz^  A.  Die  floristische  Litteratur  für  NordthUringen,  den  Harz  und 
den  provinzialsächsiscben  wie  anhaltisclien  Tbeil  an  der  norddeutschen 
Tiefeücne.  2.  durcli  einen  Nachtrag  vermehrte  Auflage.  Halle,  Tausch  & 
(irosse.    90.  22  S.  gr.  S«.    M.  2.—  ;  Nachtrag  apart  M.  —.50. 

Sydney,  New  South  Wales:  Free  Public  Librär}',  ly*»»  annual  report  from 
tnistees  for  I8»j0-9i».    Sydney.     13  p.  fol. 

♦Tokyo  I.ibrary,  cstablisiied  in  1872.  Ex tract  of  annual  report,  1S90.  6i).  b". 

Tuckeruian,  A.  iribliography  of  the  cheniical  influeuee  of  light.  Wasliing- 
ton,  Sniithsonian  Institute.    22  p.  S<^. 

Vierteljabresbe riebt.  Kritischer,  über  die  berg-  und  bilttenmännischc 
und  Verwandte  Literatur.  Jalirgang  10:  1*591.  No.  1.  Freiberg  i.  S., 
Cniz  &  Gerlach.    gr.  4".    Jährlieh  M.  2. 

Zugangsverzeichnisse  der  Stadtbibliothek  in  Köln.  No.  7  u.  8.  Köln, 
Du  Mont  Schaubergsche  Buehh.  29  Bl.  gr.  8».    Für  No.  7-18.    M.  1.80. 


Antiquarische  Kataloge. 

Ackermann,  Th.,  München.  No.  314—317:  Altclass.  l*hilologie.  I.  0 riech. 
Classiker.  1272  N"»-  —  11.  Lat.  Classiker.  1159  N"»-  —  III.  Mythologie,  Ge- 
schichte etc.  l(M»;i  No»-  —  IV.  Neulateiner,  Gninmiatik.*  766  N<»-  — 
No.  318:  Onomatologie.  503  N'»-  —  No.  319:  Mathematik.  795  N««-  — 
No.  320:  AUgem.  SprachwLss.  394  N«"- 

Antiquariat  f.  Litter.  u.  Kunst,  Karlsruhe.  No.  1:  Denkmäler  d.  deutsch. 
Sprache  u.  Litteratur.  954  N"«-  —  No.  2:  Sprachwlss.  Litteniturg(?sch. 
Französ.,  spun.  u.  portngies.  Sprache.  750  N«»- 

Anticiuariat,  Schweizer.,  Zürich.  General-Catalog.  Aiiswalil  v.  50000  au- 
tiquar.  Werken.    I.  No.  1  —  1937. 

Auer  Donauwörth.    No  111:  Kathol.  Theologie.    1387  N-»«- 

Bahr's  Bh.  Berlin.     Rechts-  u.  Staatswiss.  W.-S.  1891/92.    3454  N»"- 

Baer  &  Co.  Frankfurt.    No.  2s(i:  Sachsen  u.  Thüringen.     1026  N«»«- 

Beck 'sc  he  Bh.  Nördlingen.  No.  2<I0:  Auswahl  bedeut.  Werke  aus  allen 
Fächern     1574  N"»- 

Beijers'sche  Bh.  Utrecht.  No.  140:  Ge.schichte,  Literatur  u.  Kunst.  512 
^o».  _  Xo.  141:  ciass.  IMiilol.  u.  Alterthumsk.    671  N"»- 

Bertiin g  Danzig.  No.  83:  Prakt.  Theologie,  Predigten,  liymnologie.Sos  N«»«- 

Bertiin  g  Dresden.  Anz.  No.  3:  Medicin.  529  N"»-  —  No.  4:  Clas».  PhiloL 
441  N"«  —  No.  5:  Hechts-  u.  Staatswiss.  524  N«*-  —  No.  6:  Geschichte, 
Länder-  imd  Völkerkunde.    828  N»*. 

Bielefeldes  llofbh.  Karlsruhe.  No.  155:  Forstwissenschaften.  (Bibl.  d. 
Forstdir.  G.  Ilever.  I.)  1619  N^»-  —  No.  156:  Chirurgie,  Augen-  u.  Ohren- 
heilkunde.   1696  N'>-. 

Böse  Leipzig.    No.  17:  Class.  Philologie  u.  Alterthumsk.     1129  N»"- 

Brill  Leiden.  No.  44:  Biblioth.  Orientale.  I.  Linguistique.  (Bibl.  de  P.  de 
Jong  et  J.  Lugossy.)    3746  N««- 

Brockhaus  Ant.  Leipzi|2^.  No.  108:  R<mian.  Sprachen.  (Bibl.  v.  Prof.  Dr. 
IL  Körting  in  Leipzig.)  1577  N«"-  —  No.  109:  Astroncmiic,  Geodäsie. 
(Bibl.  V.  Prof.  Dr.  Ph.  Carl  in  München.  I.)  1195  N«".  -  No.  IIO: 
Physik,  Chemie,  Mathematik.  (Bibl.  v.  Prof.  Dr.  Ph.  Carl  in  München.  IL) 
1446  N'«  —  No.  11 1 :  Strafrecht.  (Bibl.  v.  Dr.  K.  Herzogin  Halle.)  959  N««- 

Carlebach  Heidelberg.  No.  184:  Ausländ.  Literatur.  827  N'^"  —  No.  185: 
Deutsche  Literatur  u.  Literaturgesch.  S93  N«>»-  —  No.  1S6:  Jurisprudenz 
u.  Staatswiss.  745  N'»«- 

Cohn,  Alb.,  Berlin.  No.  200:  Seltene  und  werthvoUe  Bücher.  IL  Jagd  — 
Protestanten.  No.  756  — 139S.  —  No.  201 :  Holzschnittwerke  d.  15.  u. 
16.  Jahrb.  Kostümkunde,  Exlibris.    301  N«"- 

Creutzer  Aachen.  No.  52:  Archaeologie  u.  Kunst.  I:  A-  Kupferstiche. 
2182  N««.  —  No.  56:  Botanik.    1691  N««- 


574  Antiquarische  Kataloge. 

Dieterich's  Ua.-Bh.  GDttingen.     No.  13:  Orientalia.  JudaicaL  Philo<opbie. 

1006  N«. 
Dietz  Alteabarg.    Anz.  Nt>.  3:  Aaswalil  a.  versch.  Wiss.     6«h»  X*» 
Dürliag   Ilambarg.     Xo.  45:    Deutsche   Literatur   u.    Sprache.       17  93  N< 

—  So.  46:  Staats-  u.  Rechtsw.  Si5  N**« 

Dorn 'sehe  Bh.  Ravensburg.    No.  :i:  Kath.  Theologie.    WU  X«»- 
Edelbeck  Münster.  No.  43 :  Kath.  Theologie.  Geschichte.  Belletristik.  At^t  N  « 
Eisenstein  &  Co.  Wien.    No.  10:  Austriaca  u.  Hungarica.     214  S. 
Freieslebens  Nf.   Strassburg.     No.   11:    Medicin.     1664  Xo«.    —   Nu.  12: 

Naturwiss.  635  N<»»- 
Geerinff  Basel.    No.  220:  Neuere  Medicin.  S!>2  N'>*^  —  Anz.  Xo.  loij.Ver- 

miscntes.    414  N»*- 
(;erschel  Stuttgart.    No.  14:  Chemie,  Phvsik.  Mechanik  etc.      IS69  N'>^- 
GiIhofer&  Ranschburg  Wien.  Anz.  No.'l6:  Vermischtes.  Xo.  lllo— I4«m». 
Graeger  Halle.    No.  253:  Naturwiss.  u.  Mathematik.     719  X«*-  —  Xo.  254: 

Jurisprudenz  u.  Staatswiss.    5:i2  N«>^ 
Uarrach    Kreuznach.     No.   12:  Theologie,   Philologie,  Sprachen.     712  N^- 

—  No.  13:  Staats-  u.  Rechtswiss..  Medizin.    »«4  N^- 
Harrassowitz  Leipzig.    No.  173:  llieologie,  Ilebraica,  Judaica.     iBibL  v. 

Prof.  Dr.  J.  Gildemeister  in  Bonn.)  3246  N^  —  No.  174:  <>riintalb 
(m.  Ausschluss  d.  semit.  Sprachen).  (Bibliothek  v.  Prof.  GUdemeister  in 
Bonn,  Prof.  Dr.  V.  Trenckner  Kopenh.,  Prof.  Dr.  E.  Forchhammer  Ran- 
goon,  Col.  G.  E.  Frver  l^ndon.)  2fi09  N«>«  —  No.  175:  Semit.  Sprachen. 
(Bibl.  V.  Prof.  Gildemeister.)  2002  N«« 

Harrwitz    Berlin.    Curiosa,  .locosa,  Erotica.    445  N^<- 

H  au  gg  Augsburg.  No.  119:  Incunabeln.  25i)  N««-  —  Xo.  120:  Xeuere 
Literatur  aus  allen  Fächern.    555  N"«- 

Hcberle  Köbi.    No.  90:  Französ.  Literatur.    2«»2S  N'«- 

Hiersemann  Leipzig.  No.  S4:  Kunst.  32S  N"«-  —  No.  S5:  Aus^wählte 
Kunst-Sammlung,  Manuscripte  u.  Miniaturen.  ti4  S.  —  Xo.  St» :  Aegj"pto- 
logie.  325  N"»-  —  No.  s>T :  Americana.  L  655  N^-  —  Xo.  SS :  Rnssland. 
1270  N"*- 

Hirsch  Dresden.  No.  21 :  Kupferstiche,  llandzeichnungen,  Kostümbilder. 
4S5  N^ 

Iloepli   Mailand.    No.  73:  Livrcs  fiancais.     Is35  N"»- 

JacobMohn  &  i'o.  BrcHlau.    No.  106:  Kathol.  Belletristik  u.  Theologie.  7^  S. 

Jolowicz  Posen.  No.  111  :  Deutsche  Literatur.  (Bibl.  v.  Dr.  R.  Boxberger) 
4573  N*»-- 

Jiirgensen  &  Becker  Hamburg.  No.  1:  Gesehichte,  Kunst,  Philologie  etc. 
>574  No« 

Kantorowicz  Milano.     No.  3:  Incunaboli,  bibliografia,  niiscellan.     ITo  N"- 

Kendo  Wien.  1891.  No.  S:  Autographen  u.  histor.  Urkunden.  Seltene 
Bücher.     577  N"". 

Kerler  Ulm.    No.  170:  Medicin.  7000  No«.  —  No.  171:  Judaica.    753  N«*- 

Kirchhoff  &  Wigand  Leipzig.  No.  S82:  Auswahl  bedeutender  Werke. 
5453  N««-  —  No.  S83:  I^and-,  Haus-  u.  Forstwissenschaft.  946  X«*-  — 
No.  <<S4:  Philosophie,  Pädagogik.  llOSNo"-  —  No.  SS5:  Medicin,  Homö- 
opathie.    7(15  N«"»- 

Kühner  Brcsku.     No.  211:  Class.  Philologie.     1845  No«- 

Koehler's  Aut.  Leipzig.  No.  507:  Vcrgl.  Anatomie.  Physiol.  u.  Enibr\ol. 
14S1  N"«-  —  No.  50b:  Arische  Völker  u.  Sprachen  nebst  d.  nichtarisclien 
Sprachen  Indiens.    206«»  No«.  —  No.  509:  Semitica  u.  Hamitica.  2231  N*»*- 

Koeliler^s  Ant.  Berlin.    No.  19:  Biblioth.  sinica  et  japon.     670  X««- 

Lau  &  Cie.  München.     No.  18:  Porträts  v.  Adligen.    935  No*. 

Laupp'sche  Bh.  Tübingen.    No.  7:  Medicin.    7115  N««- 

Liebisch  Leipzig.  No.  02:  Prakt.  Theologie.  (Bibl.  v.  Prof.  Delitzsch, 
Past.  Michaelis  in  Leipz.,  Cousistorialr.  Krummacher  in  Stettin  u.  Kirchenr. 
Fröhlich  in  Dresd.).  50<i0  N«*  —  No.  63:  Systemat.  Theologie.  No.  4341 
—0761. 


Antiquarische  Katalog^.  575 

Liepmannssobn  Berlin.    No.  89:  Mnsique  instrumentale.    550  N^*- 

L  i  s  s  a  Berlin.  No.  6 :  Manoscripte,  Literatur  d.  XV.  u.  XVI.  Jahrb.,  Bibliograph. 

600  N««- 
List  &  Francke   Leipzig.     No.  220:  Bibliotbeca  Hamburg.     (BibL  v.  Dr. 

O.  Beneke  in  Ilambg.)    572  N«*-  —  No.  230:  Musikwiss.  (Bibl.  d.  Musik- 

dir.  G.  Traiitermann  Werniger.)   3142  No<-  —  No.  231:  Aegypten  u.  d. 

Balkanländer.     (Bibl.  d.  Generalconsuls  A.  Frb.  v.  Warsberg  in  Wien.) 

720  N'»*-   —  No.  232:   Geologie,  Geoguosie,  Mineralogie.    1396  No»-  — 

No.  233:  Kultur-  u.  Sittengesch^  Volkskunde.    2221  N««- 
Loeschcr  &  Co.  Rom.    No.  29:  Teologia,  iilosofia.     1051  N«*- 
Luzac  &  Co.  London.    Col.  Yule's  library.    47  p. 
Maisonneuve   Paris.    Bibliotb.  Orient,  de  Pavet  de  Courteille  et  JameteL 

298  No»- 
Mayer  &  Müller   Berlin.     No.  114:    Physik,    Meteorologie,    Technologie. 

(Bibl.  V.  Prof.  Dr.  Clausius.)    29S2  Nob. 
Merkel  Erlangen.     No.  122:   Naturwissenschaften.     2053  N^«.   ~  No.  123: 

Class.  Philologie.    32:iS  No^   —  No.  124:  Protestant.  Theologie.  239S  No«. 
Mos  er' sehe  Bh.  Tübingen.    No.  155»:  Spec.  Chirurgie:  Kopf,  Hals,  Brust 

3311  No«. 
Muller  &  Co.  Amsterdam.    Droit  et  jurisprudence.    2t81  No*. 
Nauck  Berlin.    No.  52:   Wissenschaftl.  u.  prakt.  Theologie.    3500  No«. 
Neubner  Köln.    No.  :<8:   Bibliotb.  histor.-geograph.  VH.     No.  8622-10286. 

—  Flieg.  Blätter  f.  Culturhistoriker  u.  Etwas  für  Alle.    No.  1—7:  No. 

1—2644. 
Nijhoff  Uaag.    No.  226:  Beaux-arts.  Archeologie.  Arts  industriels.  1452  No«. 
Nutt  London..  No.  25:  Philosophy.    503  No«. 
Peppmüller  Güttingcn.    No.  16:  Geschichte  v.  Niedersachsen,  Rechts-  u. 

Staatswiss.    930  N'«- 
Quidings  Ant.  Lund.    No.  20:  Miscellanea.    501  No«. 
Kauuecker  Klagenfurt.    No.  52:  Vermischtes.    32o6  N««- 
116 vai,  L.,  Budapest.    Miscellanea.    840  No^. 
Roskoschny  Leipzig.    No.  1:  Bibliotbeca  slavica.    333  No«. 
Kother  Leipzig.    No.  22:  Prakt.  u.  wiss.  Theologie.    II:  Lange— Z.  No.  2084 

—421«. 
Sattler  Braunschweig.    No.  52:  Werke  aus  allen  Wissensch.    3047  No». 
Scheible  Stuttgart.   No.  226:  Werke  üb.  Russland,  Polen,  Türkei,  Griechen- 
land.   S61  N"«- 
Schmidt  Naumburg.    No.  3:  Geschichte,  Militaria.    599  N«»- 
Simmel  &  Co.  Leipzig.     No.  144:  Indogermanica.     2429  No«.  —  No.  145: 

Class.  Philol.  u.  Altertumskunde.    2628  No«. 
Spirgatis  Leipzig.    No.  3:  Sprache  u.  Liter,  d.  semit  Völker.  1010  No«. 
Steinkopf  Stuttgart.    No.  414:  Exegese.  Prakt.  Theol.    22  S.  —  No.  415: 

Systemat.  Theol.   14  S.  —  No.  416:  Liter,  u.  Gesch.  d.  Reformationszeit 

18  S.  —  No.  417:  Theologie.   26  S.  —  No.  418:  Prakt.  ITieolog.  18  S.  — 

No.  419:  Gebet-  u.  Erbauungsbücher.    24  S. 

Stern  Ileilbronn.  No.  6:  Werke  aus  versch.  Wissensch.  42  S.  —  No.  8: 
Philosophie  u.  Geheimwiss.     1421  No«. 

Völcker  Frankfurt.     No.   1S2:  Class.  Philologie.     (Bibl.  d.  G>Tmiasialdir. 

Dr.  P.  (irautoff  Minden.)     1524  N»"- 
Volckmann  &  Jerosch  Rostock.    No.  7:  Theologie.     1601  No«. 

Weg  Leipzig.  No.  12:  Astronomie.  (Bibl.  v.  Prof.  Dr.  E.  Schönfeld.) 
1492  No»-  —  No.  13:  Geologie,  PaOaeontologie.  (Bibl.  v.  Prof.  Dr. 
M.  Neuuiayr  in  Wien.)    2H53  No«. 

Weigel's  Ant.  Leipzig.  No.  51:  Cryptogamae.  1219  No«  —  No.  52: 
Anatomia  et  physiol.  plantar.  1363  N«*-  —  No.  53:  Phanerogamae. 
Florae,  Plantae  tos»..  2777  No*.  (Bibl.  v.  Hofrath  Prof  Dr.  A.  Schenk, 
Leipz.  u.  Dr.  C.  Sanio  in  Lyck.) 

Würzner  Leipzig.    No.  125:  Vermischtes.    24  S. 


576  Personal  nacbricLten. 

Personalnachrichten. 

lk*m  Oherliibliotlii'krir.  (lohiMuirii  Ilot'ratli  Prnfi-ssur  I»r.  Kri-Ll  in  1.oi|iDf 
IST  >rrli-jrt*iitllrh  dor  aui  24.  <»ktnlifr  t'rli»l;rtrii  KrütViiini^  «1er  iiriieri  Universitäi*- 
hihliütlit'k  <lasi'lhst  das  i'i»iiitliurkrruz  der  2.  Klu>Sf  d«*.*s  Kii^l.  »äcliÄiiM-Lri 
Alljrrrlitsnrdriis,  di'iii  <  »lKTbihlii»fhrkar  Ilolrath  1  »r.  K  ü  r s f  «•  in  a  u  ii  dais  liitti*r- 
kri'iiz  i.  Klassr  df>si'llM-n  nrdciis  viTlirlu-n  wurdni.  ZiMniiig-smiWirioliti-fl 
ziilol^«*  soll  tlii'  Hililiutlii'k  jetzt  Hihliotheca  Alhertina  Iiolsst-n. 

hvT  V(d«»ntiir  an  der  rniversitätsbililUnliek  zu  Hallt'.  l>r.  phil.  Kriu 
Selirader.  hat  einen  Kut*  als  Doemt  an  d;Ls  amerikiiuiseht*  KoiM-rt  («ilK-^r 
in  Kmnili  llissur  liei  Kon>tantin(»i>ei  erhalten. 

l»er  turstbisehüfliehe  ]»ihliothekar  in  Tra^i^,  l>r.  J.  i*;i  rli  fa .  ist  zum 
aussernrd entliehen  rrotVssi)r  tllr  l>o<;niarik  an  der  Tnivi-rsität  ernannt  wurd»-!!. 

Der  bislierij^e  liüllsarheiter  an  der  rniversitätshildiuthek  xu  iülniiiLviL 
Dr.  phil  An«;^.  lienter.  i.st  als  etatniässiLrer  Iliilf sarheiter  an  die  Tnivers- 
tät.sbihliothek  zn  Marbnr;r  versetzt  worden. 

l>er  bisherijre  Vohmtär  an  der  l'niversitätsbihlinthek  zn  <iiitTinf.VB. 
])r.  phil.  Joh.  Kenike.  ist  als  Hiiltsarheiter  an  die  Kiini^lieli«*  Uiblluthek  zu 
lierhn  versetzt  worden. 

her  bisherige  llillts;irbeiter  an  der  l'niversitätsbiMitiTliek  zu  Jiallr. 
I>r.  phil.  Wilhelm  1)  roxi  er.  ist  in  jrleieh«'r  Ei{(ensehatt  /nni  1.  Nnvemhrr 
an  die  Tniversitat-sliibliothek  zn  Kerlin  berufen  worden. 

lU'Ui  ersten  liibliutheksdiener  an  der  Iniversitätsbibliothek  zu  llalK'. 
Ernst  Traut  mann,  ist  das  allgemeine  Khrenzi'iehen  in  (imUI  verlieheu  wonlni 

IUt  bisherip'  llült>knstos  an  der  Köni^liehen  Hiblii»tLek  zu  l-ierÜD. 
l>r.  (laedertz.  ist  untenn  12.  September  d.  Js  zum  Kustos  au  derselhen 
Hibliiithek  ernannt  worden. 

An  der  (irossherzo^liehen  Ilot'bildintliek  zu  Parmstadt  wurde  der  M-ir- 
heri«re  Aeee.ssist  Dr.  Ludwig  Voltz  am  ;j.  Oktober  als  Sekretär  anp^steilf. 
—  ih'T  Kanzleirath  Christoph  Mendel,  weleluT  über  4o  Jahre  als  Kauzhi- 
insp<'ktor  an  der  Bibliothek  p'wirkt  hat,  trat  am  Mk  September  in  den  liuhf- 
staml.  -  Der  Ministerialkanzlist  Franz  Sch(»lz  wnnle  am  1.  (»ktober  zum 
Kanzleiin.spekt«>r  ernannt. 

Aus;r»'sehieden  ans  seiner  Stellung  ist  der  Arehivar  uu<l  Bibliothekar 
W  \V.  K.  K«»th. 

l>er  Vohmtär  an  der  Küni>i^l.  ruiversitäts-J>ibliothek  zu  Kiel.  Dr.  Karl 
Priese,  ist  zum  Hiiltsarheiter  an  der  Königl.  lÜbliothek  in  Herliu  i>niauijt 
worden. 

Der  bisherige  Hiiltsarheiter  an  der  Krmi^l.  liibliothek  zu  Derlin.  l>r. 
A.  H  ortzsehansk  v.  ist  zum  As.Mstenten  ernannt  worden. 

An  der  Köni^l.  rniversitUt.^j-Hiblicithek  zu  Halle  ist  am  1.  Oktober  l^yl 
als  Volontär  einjretreten  Dr.  iihil.  dotthtdd  Naetebus,  ev.,  ^ob.  am  2«;.  Dec. 
|s('i4  zu  Herlin.  stud.  in  Heidelberg  und  Berlin  neuere  Phikdogie,  prouiuv.  l^\f\ 
zu  Berlin. 

I»er  bisherijre  Assistent  an  der  Küni^l.  BibHothek  zu  Berlin  Dr.  IJoi- 
mann  und  der  bislieri^e  .Assistant  an  der  Küni^liehen  Pauliuischen  Bibliothek 
zu  Münster  i.  W.  Dr.  Peter  sind  unterm  lo.  November  d.  ,1.  zu  Hültskusiodou 
an  der  Ktini^lichen  Bibliothrk  zu  Berlin  ernannt  worden. 

Am  :n».  .luli  starl»  der  tcüliere  Bibliothekar  von  Patmos  und  Vorstelu-r 
der  hellenisehen  Nationall)ibliothek  .lohannes  Sukellion. 

Am  1.").  Okttiber  starb  in  Leip/ijr  Hoirath  Prof.  Dr.  Krietlrieh  Zarneki-, 
der  Beji:riiuder  und  Ilerausjreber  des  Literarischen  ( 'entralblatts,  weleher  luil 
.).  /aeher  im  .lalire  IMs  in  Baum<rartenbrüek  bei  Potsdam  die  für  die  Köni^I. 
Bibhothek  in  Berlin  angekaufte  Meusebaeirsehe  l>ibliothek  geordnet  hatte. 

Am  21.  Oktolur  starb,  5s*  .j  .Jahr  alt.  zu  Basel  ein  treuer  Freund  uud 
Mitarbeiter  dieses  Blattes,  der  Öberbibliüthekar  der  Universitätsbibliothek, 
Professor  Dr.  Ludwig  Sieb  er. 


Verlag  vuu  Otto  ilarraiMowiu,  Jjoiji^ig.  —  L>ruck  vüii  Khrhiirüt  Kanma,  ilall«. 


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