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Full text of "Zentralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde"

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THE  UNIVERSITY 
OF  ILLINOIS 
LIBRARY 


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Centralblatt 

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Bakteriologie,  Parasitenkunde 
und  Infektionskrankheiten 


In  Verbindung  mit 

Prof.  Dr.  R.  Abel,  Prof.  Dr.  M.  Braun,  Prof.  Dr.  R.  Pfeiffer, 

Geh.  Obermed.-Rat,  Jena  Geh.  Reg.-Rat,  Königsberg  i.  Pr.  Geh.  Med.-Rat,  Breslau 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  0.  Uhlworm,  Präsident  Dr.  A.  Weber, 

Geh.  Reg.-Rat,  Bamberg,  Geh.  Reg.-Rat,  Dresden-N.  6, 

Kunigundendamm  6111  Wilhelmplatz  4 

Prof.  Dr.  E.  Gildemeister, 

Ober-Reg.-Rat,  Berlin- Lichterfelde  W,  Victoriastr.  7 

Erste  Abteilung 

Medizinisch-hygienische  Bakteriologie 
und  tierische  Parasitenkunde 

Referate.  Band  78 


Jena 

Verlag  von  Gustav  Fischer 
1925  /v^ 


Alle  Rechte  Vorbehalten. 


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*  vA  c.op.'a. 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Alt.  Referate. 

=====  Bd.  78.  No.  1/2.  .  "  ' 

Ausgegeben  am  2.  Dezember  1924. 


Immunitätsforschung.  —  Fermentforschung.  — 
d’Herellesches  Phänomen. 

Killian,  Hans,  Über  die  Umwandlung  pathogener 
v  Bakterien  beim  Durchtritt  durch  die  Schleimhaut 
der  Verdauungswege.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  102,  S.  262.) 

Virulente  Diphtheriebazillen,  Strepto-  und  Pneumokokken  ver¬ 
schwinden  bei  Versuchstieren  nach  der  Fütterung  schnell  aus  dem 
Rachen,  am  schnellsten  die  Pneumokokken,  relativ  am  langsamsten 
die  Diphtheriebazillen,  und  zwar  letztere  beim  Meerschweinchen 
deutlich  langsamer  als  bei  der  Maus.  Das  verschiedene  Verhalten 
der  beiden  Tierarten  steht  vielleicht  in  ihrer  verschiedenen  Empfind¬ 
lichkeit  gegen  Diphtheriebazillen  im  Zusammenhang.  —  Alle  drei 
Bakterienarten  vermögen  in  gewissem  Umfang  durch  die  Schleimhaut 
der  Verdauungswege  in  den  Körper  einzudringen,  ließen  sich  aber 
nur  in  einem  kleinen  Teil  der  untersuchten  Fälle  und  in  spärlicher 
Zahl  in  den  Hals-  bzw.  Mesenterialdrüsen  wieder  finden,  und  zwar 
fast  immer  in  stark  verändertem  Zustand:  sie  zeigten  Degenerations¬ 
formen,  Virulenz  Verlust,  stark  verzögertes  Wachstum  sowie  allgemeine 
Herabsetzung  der  Lebensfähigkeit;  sie  ließen  sich,  soweit  sie  stark 
verändert  waren,  in  der  Regel  auf  Nährböden  nicht  fortzüchten. 
Ferner  traten  Veränderungen  im  serologischen  Verhalten  sowie  in 
der  antigenen  Wirkung  der  Bakterien  auf.  —  In  dieser  degenerativen 
Umwandlung  der  Erreger  sieht  Verf.  ein  wichtiges  Verteidigungs¬ 
mittel  des  Organismus  gegen  das  Eindringen  virulenter  Keime  auf 
dem  natürlichen  Wege  durch  die  Schleimhäute.  Schill  [Dresden). 

Reitler,  Rud.,  Zur  Kenntnis  der  Immunkörperbildung  im 
Organismus.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  458.) 

Verf.  injizierte  Kaninchen  in  die  Ohrspitze  eine  Öse  von  Coli- 
bazillen  resp.  eines  Bazillus  der  Mesenterikusgruppe  und  amputierte 
sofort,  binnen  3  Sekunden,  das  Ohr.  Ein  Übertritt  von  Bakterien  in 
den  Kreislauf  konnte  in  dieser  Zeit  noch  nicht  erfolgt  sein,  wie 
Kontrollversuche  mit  einem  hochvirulenten  Milzbrandstamm  zeigten. 
Trotzdem  wurden  Agglutinine  und  komplementbindende  Antikörper 
gebildet.  Diese  Antikörperbildung  erfolgt  gleichsam  als  Reflex  auf 
den  peripheren  Antigenreiz,  Zur  Entscheidung  der  Frage,  auf  welchem 
Wege  die  Fortleitung  des  Reizes  erfolgt,  wurden  die  Kaninchen  vor 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  1/2.  1 

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Immunitätsforschung. 


•  • 

der  Injektion  lokal  am  Ohr  mit  Kokain  und  Äther  anästhesiert 

Kokain  war  ohne  Einfluß,  so  daß  die  sensiblen  Nerven  für  die  Reiz- 

_  •  • 

Übertragung  nicht  in  Frage  kommen.  Dagegen  hatte  die  Ather- 
behandlung  eine  starke  Verminderung  der  Antikörperbildung  zur 
Folge.  Hieraus  ist  zu  schließen,  daß  die  Zellen  der  Kutis  und  Sub- 
kutis  den  spezifischen  Antigenreiz  perzipieren  und  weiterleiten.  Da 
die  Ätherinjektion  leicht  narkotisch  wirkte,  so  kommt  eine  Beteiligung 
der  nervösen  Zentren  nicht  in  Betracht.  Atropin  bewirkte  nur  eine 
geringe  Herabsetzung  der  Antikörperbildung  und  zwar  in  gleicherweise 
bei  lokaler  wie  bei  subkutaner  Injektion  am  Bauch,  so  daß  auch  das 
autonome  Nervensystem  für  die  Reizperzeption  und  -fortleitung  nicht 
in  Frage  kommt.  —  In  weiteren  Versuchen  wurde  festgestellt,  daß 
bei  Kaninchen,  die  mit  zwei  verschiedenen  Bakterienarten  immuni¬ 
siert  waren,  eine  im  Stadium  der  Antikörperabnahme  gegebene  Re- 
injektion  des  einen  Antigens  eine  längerdauernde  Steigerung  des 
Agglutinintiters  auch  für  die  andere  Bakterienart  hervorrief,  die  sich 
von  den  kurzdauernden  Titersteigerungen  nach  unspezifischer  Protein¬ 
körperwirkung  wesentlich  unterschied.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Eastwood,  Arthur,  The  capillary  endothelium  in  relation 
t  o  a  n  t  i  b  o  d  i  e  s.  (J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  355.) 

Manche  Beobachtungen,  welche  mit  den  herrschenden  Antigen- 
Antikörper- Auffassungen  schwer  zu  erklären  sind,  glaubt  Verf. 
durch  seine  Hypothese  verständlicher  zu  machen.  Das  Kapillar- 
endothelium  ist  danach  nicht  nur  der  Ort  des  Ablaufs  der  anaphy¬ 
laktischen  Reaktion,  sondern  auch  die  Bildungsstätte  der  Antikörper. 
Es  wirkt  wie  ein  Filter,  das  artfremde  Proteinkörper  adsorbiert,  und 
wird  dabei  irgendwie  abgewandelt.  Infolgedessen  ändert  sich  auch 
die  Natur  der  das  Filter  passierenden  Flüssigkeiten:  die  Bestandteile 
des  Plasmas  werden  besser  geeignet,  lockere  Bindungen  mit  dem  art¬ 
fremden  Protein  einzugehen  bzw.,  wenn  das  Antigen  ein  lebender 
Mikrobe  ist,  in  seine  Lebenstätigkeit  einzugreifen.  Diese  Antikörper¬ 
wirkung  ist  also  nur  eine  Verstärkung  eines  natürlichen  Mechanismus. 
Die  so  entstehenden  „Antikörper“  sind  noch  „labil“  und  brauchen  im 
Serum  nicht  nachweisbar  zu  sein.  Allmählich  wird  aber  die  Um¬ 
stimmung  des  Plasmas  stabiler,  die  Affinität  der  Plasmabestandteile 
für  das  Antigen  wird  dann  auch  im  Serum  nachweisbar  (z.  B.  Prä¬ 
zipitine).  —  Bei  Reinjektion  des  Antigens  kann  eine  Störung  dieses 
Filtrationsmechanismus  eintreten,  die  sich  z.  B.  in  der  von  M  a  d  s  e  n 
bei  der  Diphtherietoxin-Immunisierung  beobachteten  negativen  Phase 
äußern  kann:  hierbei  soll  nach  Verf.  nur  die  Menge  der  kreisenden 
„stabilen“,  nicht  aber  die  Gesamtmenge  der  (labilen  und  stabilen) 
Antikörper  vermindert  werden.  Ist  nach  einigen  Tagen  infolge  Ver¬ 
festigung  der  Bindung  des  Toxins  an  das  Endothelfilter  diese  Störung 


Immunitätsforschung. 


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überwunden,  so  steigt  wieder  der  Gehalt  des  Plasmas  an  stabilen 
Antikörpern.  Nach  dem  10.  Tag  beginnt  der  Abbau  des  an  die 
Zellen  adsorbierten  Antigens,  und  Hand  in  Hand  damit  nimmt  die 
Menge  der  stabilen  Antikörper  wieder  ab.  Spritzt  man'  aber  jetzt 
nach  dem  Vorgang  Wal  bums  einen  Katalysator  wie  MnCl2  ein,  so 
kann  dies  Stadium  aufgehoben  und  die  Menge  der  stabilen  Antikörper 
wieder  gesteigert  werden.  —  Auch  die  schwer  verständliche  Inku¬ 
bationszeit  der  passiven  Anaphylaxie  ist  auf  Grund  entsprechender 
Gedankengänge  denkbar:  das  eingeführte  Antiserum  wird  von  den 
empfindlichen  Zellen  zwar  sofort  adsorbiert,  aber  erst  nach  der  Ver¬ 
festigung  dieser  Bindung  kann  das  Antigen  zur  Wirkung  auf  die 
empfindlichen  Zellen  kommen.  Ähnlich  erklärt  sich  die  von  Fried¬ 
berger  und  Hjelt  als  „Auslöschphänomen“  beschriebene  Erscheinung, 
wo  passiv  sensibilisierte  Tiere  durch  Injektion  von  Normalkaninchen¬ 
serum  gegen  den  anaphylaktischen  Schock  geschützt  werden.  —  Ein 
fruchtbares  Feld  findet  die  Hypothese  bei  der  Erklärung  der  lokalen 
Infektionsempfindlichkeit  und  der  lokalen  Immunität,  insbesondere  bei 
der  Beobachtung  von  Gay  (dies.  Zentralbl.  Abt.  I.  Bef.  Bd.  76,  S.  495), 
daß  Kaninchen  durch  intrakutane  Behandlung  mit  Erysipelstrepto¬ 
kokken  nur  gegen  intrakutane,  nicht  gegen  intravenöse  Neuinfektion 
geschützt  werden  und  umgekehrt;  ebenso  für  die  Feststellung  von 
Ce  eil  und  Blake,  daß  Affen  durch  subkutane  Pneumokokken¬ 
impfung  nur  gegen  Pneumokokkenseptikämie,  nicht  gegen  die  auf 
intratracheale  Infektion  folgende  Pneumonie  geschützt  werden:  Verf. 
nimmt  an,  daß  zwischen  der  dem  Lumen  und  der  dem  Gewebe  zu¬ 
gekehrten  Fläche  des  Endothelfilters  Verschiedenheiten  bestehen.  — 
Die  Einzelheiten  dieser  geistvollen  „physiologischen  Antikörper¬ 
theorie“  müssen  im  Original  eingesehen  werden.  c.  Prausnitz. 

Weyrauch,  F.  und  Herzfeld,  E.,  Beitrag  zur  Frage  der  Be¬ 
einflussung  der  Antikörp erbildung  durch  die  Schild¬ 
drüse.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  936.) 

Die  Versuche  ergaben,  daß  künstliche  Zufuhr  von  Schilddrüsen¬ 
substanz,  sei  es  per  os  oder  parenteral,  bei  Kaninchen  ohne  Einfluß 
auf  die  Hämolysinbildung  ist.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Maximova  Takö,  N.,  The  effect  of  tyreoidectomy,  eon- 
trolled  by  respiratory  exchange  measurements,  on 
antibody  formation  in  rabbits.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32, 
p.  138.) 

Die  widersprechenden  Mitteilungen  früherer  Untersucher  über 
die  Wirkung  der  Schilddrüseninsuffizienz  auf  die  Antikörperbildung 
veranlaßte  den  Verf.  zu  dieser  Arbeit,  bei  der  besondere  Aufmerk¬ 
samkeit  auf  die  totale  Entfernung  der  Schilddrüse  wie  auch  auf  die 

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Immunitätsforschung. 


Schonung  der  außerhalb  der  Schilddrüse  gelegenen  Glandulae  para- 
thyreoideae  gelenkt  wurde;  ferner  wurde  auch  durch  Weglassen  des 
Jodes  zur  Hautdesinfektion  eine  wichtige  Fehlerquelle  ausgeschaltet. 
Die  Schilddrüseninsuffizienz,  bestimmt  durch  Wärmeproduktions¬ 
messungen,  vermindert  beim  Kaninchen  nicht  die  Bildung  der  Hämo¬ 
lysine  und  Typhusagglutinine,  die  bei  Kontrollkaninchen  den  gleichen 
Titer  zeigten.  W.  Worms  {Berlin). 

Königsfeld,  H.,  Über  Beeinflussung  der  Immunkörper¬ 
bildung  durch  Höhensonnebestrahlungen.  (Zschr.  f.  d. 
ges.  exper.  M.  1923,  38,  S.  410.) 

Ein  Einfluß  der  Höhensonnenbestrahlung  auf  den  Komplement¬ 
gehalt  des  Blutes  von  Meerschweinchen  und  auf  die  Tetanusanti¬ 
toxinbildung  bei  Kaninchen  war  nicht  festzustellen.  Der  Agglutina¬ 
tionstiter  gegen  Typhusbazillen  stieg  vom  6.  Tage  an  bei  den  be¬ 
strahlten  Tieren  in  höherem  Maße  an  als  bei  den  Kontrollieren. 
Ebenso  war  die  Hämolysin-  und  Präzipitinbildung  bei  den  bestrahlten 
Tieren  erheblich  gesteigert.  Nach  Mäusekrebsimpfung  waren  die 
Tumoren  bei  den  Kontrollieren  2 — 3  mal  so  groß  als  bei  den  be¬ 
strahlten  Tieren;  bei  letzteren  waren  auch  Rückbildungserscheinungen 
zu  beobachten.  Nach  der  Impfung  vorgenommene  Bestrahlungen 
übten  einen  wachstumshemmenden  Einfluß  aus.  Die  Beeinflussung 
der  Immunkörper  ist  auf  eine  allgemeine  unspezifische  Resistenz¬ 
steigerung  des  ganzen  Organismus  zurückzuführen.  Ob  diese  bei  der 
Bestrahlung  durch  Vermittlung  des  Blutes  zustandekommt  (Ziegler, 
Königsfeld),  oder  ob  die  Haut  eine  besondere  Rolle  spielt  (H off¬ 
mann),  oder  ob  beide  Faktoren  gemeinsam  wirken,  ist  noch  unent¬ 
schieden.  H et  sch  ( Frankfurt  a.  M.). 

Neufeld,  F.,  Über  einige  grundsätzliche  Fragen  der 
aktiven  Immunisierung.  Nach  gemeinsamen  Versuchen  mit 
Dr.  Hans  Landau.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  466.) 

Die  Versuche  des  Verf.  ergaben,  daß  es  schwierig,  aber  doch 
möglich  ist.  Mäuse  gegen  eine  subkutane,  sicher  tödliche  Infektion 
mit  Mäusetyphus  zu  immunisieren  und  zwar  sowohl  durch  subkutane 
Einspritzung  abgetöteten,  als  durch  Verftitterung  lebender  Kultur. 
In  beiden  Fällen  wurde  nur  bei  einzelnen  Tieren  ein  vollkommener 
Schutz  erzielt.  Am  besten  schienen  diejenigen  Tiere  geschützt  zu 
sein,  die  eine  Fütterung  mit  möglichst  großer  Menge  lebender  Bakterien 
überstanden  hatten;  diese  hat  also  eine  allgemeine,  nicht  ausschlie߬ 
lich  eine  örtliche  Immunität  zur  Folge.  Auch  die  Tiere,  die  zuerst 
abgetötete  Bakterien  subkutan,  danach  lebende  per  os,  wenn  auch  in 
kleineren  Mengen,  erhalten  hatten,  waren  verhältnismäßig  hoch 
immun,  während  die  nur  einmal  mit  kleinen  Mengen  lebender  Kultur 


Immmiitätsforschung. 


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gefütterten  Tiere  nur  zum  Teil  eine  geringe  Verzögerung  des  Todes 
aufwiesen.  In  dieser  Hinsicht  war  der  Erfolg  hei  den  subkutan  mit 
toter  Kultur  vorbehandelten  Tieren  besser;  diese  zeigten  sämtlich 
eine  deutliche,  zum  Teil  erhebliche  Lebensverlängerung.  Die  Ver¬ 
suchsergebnisse  sprechen  dafür,  daß  die  lebenden  Erreger  grundsätz¬ 
lich  nicht  anders  wirken  als  die  abgetöteten  und  daß  sie  nur  dann 
eine  stärkere  Immunität  bewirken,  wenn  sie  in  großer  Menge  einge¬ 
führt  werden,  so  daß  große  Mengen  von  Antigen  resorbiert  werden. 
Bei  der  Hühnerspirochäte  gelingt  durch  intramuskuläre  Vorbehandlung 
mit  abgetötetem  Material  ein  Schutz  sowohl  gegen  die  intramuskuläre 
Infektion  als  auch  gegen  die  Infektion  durch  Fütterung  leicht  und 
sicher.  —  Alle  Versuche,  durch  Antigenzufuhr  per  os  eine  besondere 
örtliche  Immunität  des  Darms  zu  erzielen,  gehen,  wie  Verf.  darlegt, 
von  falschen  Voraussetzungen  aus.  —  Der  wesentliche  Grund,  wes¬ 
halb  bei  manchen  Infektionen  gute,  bei  anderen  schlechte  Immuni¬ 
sierungserfolge  erzielt  werden,  liegt  in  der  biochemischen  Ver¬ 
schiedenheit  der  einzelnen  Antigene.  Diese  setzt  unseren  Bestre¬ 
bungen  bis  jetzt  unüberwindbare  Schranken.  Schill  {Dresden). 

Ferry,  N.  S.  and  Fisher,  L.  W.,  Studies  on  the  immunizing 
properties  of  bacterial  antigens  prepared  after 
various  methods.  I.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  185.) 

Verff.  suchten  ein  Urteil  zu  gewinnen  über  die  immunisierenden 
Eigenschaften  nach  verschiedenen  Methoden  hergestellter  bakterieller 
Antigene.  Kaninchen  erhielten  intravenös  in  Abständen  von  drei 
Tagen  drei  Injektionen  einander  entsprechender  Mengen  der  ver¬ 
schiedenen  Präparate.  Fünf  Tage  nach  der  letzten  Injektion  wurde 
Blut  entnommen  und  auf  Agglutinine  und  komplementbindende  Anti¬ 
körper,  bei  Pneumokokkenversuchen  auch  im  Mäuseschutzversuch  ge¬ 
prüft.  Das  Ergebnis  war  folgendes :  Behandlung  von  Typhus-Bouillon¬ 
kulturen  mit  Natriumhydroxyd,  Antiformin  oder  Phenol  erhöhte  deren 
antigene  Wirkung  nicht,  vielmehr  wirkte  das  Alkali  schädigend.  Die 
aus  Bouillonkulturen  abzentrifugierten  Bakterien  waren  weniger 
wirksam  als  die  klare  Flüssigkeit.  Durch  wenige  Minuten  dauerndes 
Schütteln  von  Typhusagarkulturabschwemmungen  mit  Kochsalz  und 
Zentrifugieren  gewonnene  Flüssigkeiten  erwiesen  sich  als  wirksamer 
als  die  Aufschwemmung  selbst  sowie  als  Bouillonkulturen  und 
-zentrifugate.  Die  in  den  Bouillonfiltraten  und  Agarbouillonzentrifu- 
gaten  enthaltenen  Antigene  scheinen  weder  Endo-  noch  Exotoxine 
zu  sein,  sondern  vom  Ektoplasma  der  Bazillen  herzustammen.  Verff. 
bezeichnen  sie  daher  als  Ekto-Antigene.  Bei  Pneumokokken  waren 
Bouillonkulturen,  Bouillonzentrifugate  und  Agarwaschwässer  bezüglich 
der  Agglutininbildung  ziemlich  gleichwertig,  während  im  Mäuseschutz¬ 
versuch  die  mit  phenolisierten  Bouillonzentrifugaten  erzeugten  Sera 


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Immunitätsforschung. 


am  wirksamsten  waren.  Bei  Streptokokken  waren  Agarbazillen¬ 
aufschwemmungen  und  -zentrifugate  gleichwertig  und  den  Bouillon- 
zentrifugaten  überlegen,  die  ihrerseits  bessere  Resultate  gaben  als 
Bouillon vollkulturen.  Von  Gonokokken  gaben  Agarzentrifugate  die 
besten  Resultate,  es  folgten  Agarabschwemmungen  und  einander 
gleichwertig  Bouillonfiltrate  und  Bouillonkulturen.  Bei  Keuchhusten¬ 
bazillen  waren  hinsichtlich  der  Agglutininbildung  Agaraufschwem¬ 
mungen  selbst  den  Zentrifugaten  überlegen,  während  bezüglich  der 
komplementbindenden  Antikörper  das  Umgekehrte  der  Fall  war.  Bei 
der  Bildung  polyvalenter  Antikörper  gegen  die  Typhus-Paratyphus¬ 
gruppe  waren  Agarzentrifugate  den  gebräuchlichen  Vaccinen  über¬ 
legen.  Dasselbe  war  bei  den  Gonokokkenagarzentrifugaten  der  Fall. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Bacher,  Stephan  und  Kosian,  Maria,  Der  Eiweißaufbau,  ins¬ 
besondere  das  Globulin- Albuminverhältnis  (Eiwei߬ 
quotient)  in  Immunseris.  (Bioch.  Zschr.  1924,  145,  S.  324.) 

In  dem  Globulin- Albuminquotient  des  Pferdeserums  bestehen  so 
große  individuelle  Unterschiede,  daß  nur  Durchschnittswerte  ver¬ 
gleichbar  sind.  In  alten  Normalseren  ist  der  Quotient  wesentlich 
höher  als  in  frischen  als  Ausdruck  einer  erhöhten  Labilität  ihres 
Eiweißes.  In  Diphtherieseren  ist  das  Gesamteiweiß  vermehrt,  die 
Globuline,  besonders  die  Pseudoglobuline,  absolut  und  relativ  vermehrt, 
die  Albumine  relativ  und  absolut  vermindert.  Diese  Veränderung  ist 
aber  keineswegs  Voraussetzung  der  Antitoxinbildung,  da  sie  in  keiner 
Weise  mit  dem  Antitoxingehalt  der  Sera  im  Zusammenhang  steht. 
Dagegen  scheint  ein  hoher  Quotient  beim  normalen  Pferde  eine 
Disposition  für  gute  Antitoxinbildung  anzuzeigen.  Das  Ausmaß  der 
charakteristischen  Veränderungen  ist  abhängig  von  der  Dauer  der 
Immunisierung  und  der  Anzahl  der  Aderlässe,  nicht  aber  von  den 
einverleibten  Toxinmengen.  Bei  Immunisierung  von  Pferden  gegen 
Cholera,  Meningokokken,  Dysenterie,  Gasbrand,  Tetanus  fehlen  analoge 
Veränderungen.  Der  Eiweißaufbau  der  normalen  Sera  verschiedener 
Tierarten  weist  starke  artcharakteristische  Unterschiede  auf,  ohne 
daß  Beziehungen  zur  Antitoxinbildungsfähigkeit  erkennbar  wären. 
Bei  Rindern  tritt  nach  Diphtherieimmunisierung  keine  analoge  Ver¬ 
änderung  der  Eiweißfällbarkeit  auf  wie  bei  Pferden.  Der  Titer¬ 
rückgang  bei  alten  Diphtherieseren  steht  in  keinem  Zusammenhang 
mit  der  beim  Altern  eintretenden  erhöhten  Eiweißlabilität.  Der  Ver¬ 
schiebung  der  Aussalzbarkeit  der  Eiweißkörper  beim  Altern  der  Sera 
entspricht  eine  solche  der  Antitoxine.  In  alten  Seris  werden  alle 
Antitoxine  schon  bei  höchstens  48  Proz.  Ammonsulfat  ausgefällt. 
Die  Euglobulinfraktion  enthält  schon  bei  frischen,  mehr  aber  noch 
bei  alten  Seren  nennenswerte  Mengen  Antitoxin.  Kurt  Meyer. 


Immunitätsforschung. 


7 


Utenkow,  M.  D.  und  Kalinin,  W.  S.,  Mikroimmunisierung. 
(Ergeb.  d.  Inst.  f.  Infekt.Krkh.  Elias  Metschnikoff  des  Moskauer 
Gesundheitsamtes  1924,  p.  25.) 

Die  Mikroimmunisierung  (beginnende  Impfung  mit  minimalster 


Dosis  =  2PQ15  Öse  des  Erregers)  hat  theoretische  wie  praktische 

Bedeutung.  Sie  nähert  sich  der  Norm  physiologischen  Reizes,  indem 
sie  keine  augenfälligen  klinischen  Symptome  erzeugt.  Sie  erzeugt 
spezifische  Antikörper  (z.  B.  Agglutinine  hohen  Titers).  Diese  Anti¬ 
körper  steigen  rapid  (schnelle  Immunisierung).  Die  Mikroimmuni¬ 
sierung  weist  auf  die  Möglichkeit  hin,  eine  Immunisierung  mit 
lebenden  Erregern  zu  beginnen.  e.  Gildemeister  {Berlin), 


Carbonei,  M.  V.  et  Mayer,  E.,  Nouvelle  methode  de  prepara- 
tion  des  vaccins  bacteriens.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  322.)  , 

VertF.  verwenden  zur  Herstellung  von  Impfstoffen  an  Stelle  der 
Vincentschen  Technik  Ätherdämpfe.  Prigge  {. Frankfurt  a.  M.). 


Combiesco,  D.  et  Popesco,  C.,  Recherches  sur  le  mecanisme 
de  l’immunite  dans  la  vaccination  par  la  voie  cutanee 
chez  le  cobaye.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  484.) 

Nach  Besredka  ist  die  bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen 
durch  Kutanimpfung  erzeugte  Immunität  ausschließlich  eine  Funktion 
der  Haut  und  bedarf  zu  ihrem  Zustandekommen  keiner  humoralen 
Faktoren.  Verff.  haben  jetzt  nachgewiesen,  daß  die  Leukocyten  der 
immunisierten  Tiere  außerordentlich  viel  höhere  phagocytäre  Eigen¬ 
schaften  gegenüber  den  verschiedenen  Variationen  der  Milzbrand¬ 
bazillen  (Vaccin  I  und  II  usw.)  haben  als  die  von  Normaltieren.  Es 
handelt  sich  somit  nicht  um  eine  ausschließlich  lokale  Immunität 
der  Haut,  vielmehr  sind  andere  organische  Faktoren,  z.  B.  Opsonine, 
mitbeteiligt,  unter  deren  Einfluß  die  Aktivität  der  Phagocyten  steigt. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Weichardt,  W.,  Über  die  theoretischen  Grundlagen  der 
Proteinkörpertherapie.  (W.  kl.  W.  1924  S.  709  u.  732.) 

Zusammenfassende  Darstellung.  Bei  der  Wirkung  parenteral 
einverleibter  Proteinkörper  haben  wir  es  nicht  mit  einem  einheit¬ 
lichen  Vorgänge  zu  tun,  chemische  und  physikalische  Prozesse  greifen 
in  sehr  komplizierter  Weise  ineinander.  Diese  Erkenntnis  vermindert 
allerdings  die  Aussicht,  eine  möglichst  eng  umschriebene  originelle 
Ursache  zu  finden,  sie  enthält  vorläufig  lediglich  die  Aufforderung  zu 
exakt  experimenteller  Kleinarbeit  nach  den  verschiedensten  Richtungen. 
Nur  eine  fortgesetzte  Kontrolle  der  eintretenden  Reaktion  seitens  des 


8 


Immunitätsforschung. 


klinisch  Erfahrenen  ist  für  die  richtige  Dosierung  der  einzelnen 
Präparate  maßgebend.  Die  Aktivierung  des  Organismus,  die  Reaktions¬ 
änderung  der  Zellen  im  Sinne  der  Leistungssteigerung  ist  das  Ziel. 
Für  die  Proteinkörpertherapie  ist  durch  diese  Auffassung  eine  ein¬ 
heitliche  Grundlage  gegeben,  auf  der  ein  jeder  nach  seinen  Er¬ 
fahrungen  und  den  Bedürfnissen  der  Praxis  bauen  kann.  He t sch. 

Much,  Hans,  Die  Probleme  der  Lipoidtherapie  und  der 
Organreiztherapie.  (M.  m.  W.  1924  S.  1010.) 

Zusammenfassender  Vortrag  über  die  Aufgaben  und  Aussichten 
der  Lipoidtherapie  und  der  Organreiztherapie.  w.  Gaehtgens. 

Danysz-Michel  et  Laskownicki,  St.,  Variations  du  taux  de 
Cholesterine  dans  le  sang  sous  l’action  de  certains 
antiseptiques  et  de  certains  vaccins.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  632.) 

Bei  Kaninchen,  die  mit  Lugolscher  Lösung,  Jodwasser  oder 
Terpentin  (tägliche  Injektionen  bzw.  1 — 3  tägige  Intervalle)  behandelt 
wurden,  konnte  nach  Abschluß  der  Behandlung  regelmäßig  ein  be¬ 
trächtlicher  Anstieg  des  Cholesteringehaltes  im  Blut  festgestellt 
werden  (Blutentnahme  vor  Beginn  der  Behandlung  und  24  Stunden 
nach  der  letzten  Injektion).  Das  gleiche  Phänomen  konnte  bei  Ka¬ 
ninchen  beobachtet  werden,  die  gegen  Paratyphus-B-Bazillen  immuni¬ 
siert  wurden.  Jedesmal,  wenn  der  Cholesterintiter  gestiegen  war, 
ergab  sich  auch  ein  Anstieg  des  Agglutinintiters.  War  jedoch  eine 
Cholesterinzunahme  nicht  nachweisbar,  so  war  auch  keine  Vermehrung 
der  Agglutinine  festzustellen.  Der  Cholesteringehalt  des  Blutes,  der 
im  Verlauf  von  Immunisation  und  Krankheit  stark  zu  wechseln 
pflegt,  scheint  also  immer  dann  zuzunehmen,  wenn  die  Abwehrkräfte 
des  Organismus  steigen.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Bechhold,  H.,  Tierexperimentelle  Studien  über  Kolloid¬ 
therapie.  II.  (M.  m.  W.  1924  S.  932.) 

Verf.  hat  in  Fortsetzung  früherer  Untersuchungen  über  die  thera¬ 
peutische  Wirkung  von  Kolloiden  auf  die  Suiseptikusinfektion  der 
Maus  (M.  m.  W.  1922  No.  41)  eine  Reihe  von  weiteren  Kolloiden 
einer  Prüfung  unterzogen.  Als  Infektionserreger  diente  wieder  vor¬ 
wiegend  der  B.  suisepticus,  in  einigen  Fällen  auch  ein  mäuseviru¬ 
lenter  Paratyphus  und  der  Pneumococcus  mucosus.  Die  stärkste 
therapeutische  Wirksamkeit  äußerte  von  den  geprüften  Präparaten 
das  Terpentinöl,  welches  mindestens  50  Proz.  der  infizierten  Tiere 
vor  dem  Exitus  zu  schützen  vermochte.  Eine  schwächere,  wenn  auch 
immer  noch  deutliche  Wirkung  hatten  Hämoglobin,  Lezithin,  nuklein¬ 
saures  Natrium,  Stärkekleister  usw.;  noch  schwächer  wirkten  un- 


Immunitätsforschung. 


9 


geschütztes  kolloides  Silber,  Methylkasein,  Pepton  (Witte)  usw.,  und 
als  wirkungslos  erwiesen  sich  schließlich  kolloide  Kieselsäure,  Meer¬ 
schweinchengalle,  Eisenalbumin  usw.  Die  Annahme,  daß  die  Heil¬ 
wirkung  gewisser  Kolloide  vielleicht  auf  die  Entstehung  einer  Leuko- 
cytose  zurückzuführen  sei,  ließ  sich  nicht  bestätigen. 

Derselbe,  Ti  er  experimentelle  Studien  über  Kolloid¬ 
therapie.  III.  (M.  m.  W.  1924  S.  971.) 

Verf.  konnte  an  künstlich  infizierten  Mäusen  feststellen,  daß  die 
Krankheit  einen  viel  rascheren  Verlauf  nahm,  wenn  die  Tiere  im 
Brutschrank  gehalten  wurden.  Weiter  ergab  sich,  daß  Mäuse,  die 
eine  Suiseptikusinfektion  überstanden  hatten  und  als  vollkommen  ge¬ 
heilt  anzusehen  waren,  noch  nach  Wochen  fast  ausnahmslos  in 
1 — 2  Tagen  unter  den  typischen  Erscheinungen  der  Suiseptikus¬ 
infektion  eingingen,  wenn  sie  in  den  Brutschrank  gesetzt  wurden. 
Ebenso  erlagen  infizierte  Tiere,  die  scheinbar  durch  Kolloidtherapie 
geheilt  worden  waren  und  keine  Spur  einer  Infektion  mehr  erkennen 
ließen,  der  Suiseptikusinfektion,  wenn  sie  Brutschranktemperatur 
ausgesetzt  wurden.  Weiter  ließ  sich  zeigen,  daß  die  Virulenz  der 
Bakterien  von  Tieren,  die  mit  untertödlichen  Dosen  infiziert  und  zu 
Bazillenträgern  geworden  waren,  eine  bedeutende  Abschwächung  im 
Tierkörper  erfahren  hatte.  Die  Wirkung  der  Kolloidtherapie  wäre 
demnach  in  der  Weise  zu  deuten,  daß  sie*  den  Organismus  befähigt, 
aus  dem  virulenten  Erreger  einen  wenig  virulenten  oder  avirulenten 
zu  machen.  Die  Tiere,  die  einer  Kolloidbehandlung  unterzogen  sind, 
bleiben  Träger  des  Erregers,  der  unter  normalen  Bedingungen  nicht 
weiter  in  Erscheinung  tritt,  seine  verderbliche  Wirkung  aber  zur 
Geltung  bringt,  sobald  die  Tiere  einer  höheren  Temperatur  aus¬ 
gesetzt  werden.  W.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Oguni,  H.,  Comparative  studies  on  the  methods  for  pre- 
p  a  r  i  n  g  s  e  r  u  m.  (J.  of  the  Japan.  Soc.  of  vet.  Science.  1924,  3,  p.  81.) 

Verf.  suchte  festzustellen,  nach  welchen  Methoden,  mit  welchen 
Apparaten  und  unter  welchen  Bedingungen  sich  am  meisten  Serum 
aus  dem  Blut  gewinnen  ließe.  Nach  seinen  Untersuchungsergebnissen 
ist  die  Serummenge  abhängig  in  erster  Linie  von  dem  blutspendenden 
Individuum.  Läßt  man  das  Blut  auf  gewöhnliche  Weise  gerinnen, 
so  beträgt  die  erzielte  Gesamtserummenge  41 — 64  Proz.  des  ent¬ 
zogenen  Gesamtblutes.  Der  Serumertrag  beim  ersten  Aderlaß  (4  1) 
war  um  6,5  Proz.  kleiner  als  der  beim  zweiten,  wenn  dieser  in  gleicher 
Menge  2  Tage  später  gemacht  wurde.  Luftdruck  und  Hungernlassen 
vor  der  Blutentnahme  hatten  auf  die  Gesamtserummenge  keinen  Ein¬ 
fluß.  Die  günstigste  Temperatur  für  die  Serumabscheidung  liegt  etwa 
bei  20°  C.  Der  Serumertrag  ist  proportional  der  Höhe  der  verwen¬ 
deten  Glasgefäße.  Die  vom  Veterinärlaboratorium  in  Buitenzorg  ge- 


10 


Immunitätsforschung. 


übte  Auspreßmethode  eignet  sich  besonders  für  Pferde-  und  Schweine¬ 
blut,  während  die  Methode  des  Indischen  Zivil-Veterinärlaboratoriums 
für  Rinderblut  brauchbarer  zu  sein  scheint.  Zeller  (Berlin). 

Nageotte,  J.,  Sur  la  solubilite  des  colorants  lipo-solubles 
dansle  serum.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  539.) 

Studien  über  die  Färbbarkeit  des  Serums  mit  fettlöslichen  Sub¬ 
stanzen.  Technik  der  Färbung.  Prig ge  (Frankfurt  a.  M.). 

Galke,  K.,  Stalagmometrische  Untersuchung  des  Pferde¬ 
serums  unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Trächtigkeit.  (Arch.  f.  wiss.  Tierhlk.  1924,  50,  S.  468.) 

Der  Untersuchungsbefund  zeigte,  daß  die  Normaltropfenzahl  des 
Serums  der  tragenden  Tiere  vom  6.  Monat  der  Trächtigkeit  an  bis 
zum  Abfohlen  zwischen  110,97  und  112,96,  bei  den  im  1.— 6.  Monat 
tragenden  Stuten  zwischen  111,70  und  113,70  schwankte,  während 
die  Normaltropfenzahl  bei  den  Konfrontieren  zwischen  110,97  und 
112,70,  also  innerhalb  der  Schwankungsbreite  des  Serums  gravider 
Stuten  lag.  Die  Werte,  welche  bei  den  in  der  Laktation  befindlichen 
Pferden  gefunden  wurden,  betrugen  111,28 — 113,70  Normaltropfen.  — 
Verf.  ist  auf  Grund  der  von  ihm  gefundenen  Zahlen  der  Ansicht, 
daß  die  Oberflächenspannung  des  Pferdeserums  durch  die  Trächtigkeit 
kaum  oder  nicht  derartig  beeinflußt  wird,  daß  letztere  durch  die 
stalagmometrische  Untersuchung  nachzuweisen  wäre,  da  in  jedem 
Stadium  der  Trächtigkeit  Oberflächenspannungswerte  des  Serums 
auftreten,  die  gleich  oder  nahezu  gleichwertig  auch  bei  nichttragenden 
Tieren  gefunden  werden.  Giese  (Berlin). 

Went,  Stefan,  Über  die  agglutinier enden  und  phagocytose- 
fördernden  Stoffe  von  Normalseris.  (Zschr.  f.  Immun. 
Forsch.  1924,  40,  S.  509.) 

Die  agglutinierende  und  phagocy tosefördernde  Wirkung  der 
Normalsera  ist  ein  streng  spezifischer  Vorgang.  Bei  Behandlung  mit 
einer  Bakterienart  verschwindet  nur  die  Wirkung  gegenüber  dieser. 
Die  agglutinierende  und  phagocytosefördernde  Wirkung  der  normalen 
Sera  wird  durch  komplexe  Körper  verursacht,  deren  Wärmeempfind¬ 
lichkeit  aber  ebenso  keine  absolute  ist  wie  die  der  agglutinierenden 
und  bakteriotropen  Stoffe  der  Immunsera.  Da  bei  den  Normalseren 
dasselbe  Verhältnis  von  agglutinierender  zu  phagocytosefördernder 
Wirkung  besteht,  das  Verf.  früher  für  Immunsera  festgestellt  hat, 
so  sind  die  entsprechenden  Antikörper  in  Normal-  und  Immunseren 
als  gleich  anzusehen  und  die  Normalagglutinine  mit  den  Normal¬ 
opsoninen  identisch,  wie  dies  Verf.  früher  für  die  Immunantikörper 
nachgewiesen  hat.  Kurt  Meyer  (Berlin). 


Immunitätsforschung. 


11 


Sierakowski,  S.  et  Milejkowska,  F.,  Agglutination  alcaline, 
hom  ogeneisation  et  eclaircissement  des  cultures 
bacteriennes  dans  des  Solutions  alcaline s.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  91,  p.  716.) 

Untersuchungen  über  Agglutination  in  stark  alkalischen  Medien 
an  26  verschiedenen  Bakterienarten.  Das  Aussehen  der  alkalischen 
Agglutination  unterscheidet  sich  in  charakteristischer  Weise  von 
der  spezifischen  und  der  sauren;  es  stimmt  weitgehend  mit  der  von 
Bordet,  Strong  u.  a.  beschriebenen  Konglutination  überein  (inak¬ 
tives  Rinderserum  präzipitiert  bei  Anwesenheit  von  Komplement 
sensibilisierte  Bakterien  und  Blutkörperchen).  Während  die  saure 
Agglutination  auf  einer  elektrischen  Umladung  der  Bakterien  beruht, 
handelt  es  sich  bei  der  alkalischen  Agglutination  wahrscheinlich 
nicht  um  einen  Wechsel  der  elektrischen  Ladung,  sondern  um  Ver¬ 
änderungen  in*  der  Adhäsivität  der  Bakterien  (Untersuchungen  mit 
sauren  und  basischen  Farbstoffen).  Die  saure  Agglutination  ist 
reversibel,  die  alkalische  irreversibel.  —  Der  Agglutination  voran 
geht  eine  Aufhellung  der  Bakterienemulsionen.  Die  beschriebenen 
Phänomene  sind  —  mit  Ausnahme  der  Sporenbildner  —  erst  bei 
tödlichen  Konzentrationen  der  Hydroxylionen  zu  beobachten,  betreffen 
also  abgetötete  Bakterien.  Bei  niedrigeren  pn- Werten  war  eine  Homo¬ 
genisierung  der  Bakterienemulsionen  zu  beobachten,  die  bei  neutraler 
Reaktion  nicht  homogen  gewesen  wären.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Landsteiner,  Karl  and  van  der  Scheer,  James,  Serological 
examination  of  a  species  hybrid.  I.  On  the  inheritation 
of  species-specific  qualities.  ( J. of Immunol.  1924, 9, p. 213.) 

Die  Blutkörperchen  des  Maultiers  lassen  sich  durch  Immun¬ 
agglutination  leicht  von  Pferde-  und  Eselblutkörperchen  unterscheiden. 
Sie  werden  sowohl  von  Antipferde-  wie  von  Antieselserum  agglutiniert 
und  zwar  von  letzteren  bis  zur  Titergrenze.  Gegenüber  Antipferde¬ 
serum,  das  mit  Eselblutkörperchen  erschöpft  ist,  verhalten  sie  sich 
wie  Pferdeblutkörperchen,  gegenüber  mit  Pferdeblut  erschöpftem 
Antieselserum  wie  Eselblutkörperchen.  Mit  Maultierblut  erzeugte 
Immunsera  verhielten  sich  bezüglich  des  Titers  wie  bei  Absorptions¬ 
versuchen  ganz  wie  Antipferdeblutsera.  Versuche  mit  Präzipitinen 
gegen  Pferde-,  Esel-  und  Maultierserum  gaben  bisher  noch  keine 
eindeutigen  Resultate. 

Dieselben,  Serological  examination  of  a  species  hybrid. 
II.  Tests  with  normal  agglutinins.  (Ibid.  p.  221.) 

Bei  der  wechselseitigen  Prüfung  von  Pferde-,  Esel-  und  Maultier¬ 
seren  und  -blutkörperchen  auf  Isoagglutination  ergab  sich,  daß  zwei 
Eselsera  alle  Pferde-  und  bis  auf  eine  Ausnahme  auch  alle  Maultier- 


12 


Immunitätsforschung. 


blutkörperchen  agglutinierten.  Es  handelte  sich  hier  also  wohl  um  eine 
artspezifische  Heteroagglutination.  Pferde-  und  Maultierblutkörperchen 
und  -seren  verhielten  sich  sehr  ähnlich.  Das  Blut  der  meisten 
Maultiere  ähnelte  dem  Pferdebluttypus,  dessen  Serum  Isoagglutinine 
enthält,  und  dessen  Blutkörperchen  nicht  oder  nur  schwach  agglutinabel 
sind.  Es  scheinen  also  auf  das  Maultierblut  isoagglutinable  Elemente 
sowie  die  durch  Eselserum  heteroagglutinablen  Substanzen  vererbt 
zu  werden.  Wenn,  wie  es  scheint,  Eselblut  nicht  oder  nur  selten 
isoagglutinable  Elemente  enthält,  so  ist  es  verständlich,  daß  Maul¬ 
tierblut  weniger  häufig  agglutinabel  ist  als  Pferdeblut. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Snyder,  Laurence  H.,  Iso-hemagglutinins  in  rabbits.  (J.  of 
Immunol.  1924,  9,  p.  45.) 

Bei  der  wechselseitigen  Prüfung  von  Blutkörperchen  und  Serum 
von  80  Kaninchen  aus  10  verschiedenen  Rassen  in  nahezu  2000  Kombi¬ 
nationen  wurde  nur  5  mal  Agglutination  beobachtet,  die  bei  Wieder¬ 
holung  ausblieb.  Auch  bei  der  Prüfung  der  Blutkörperchen  mit  art¬ 
fremdem  Meerschweinchen-  und  Schweineserum  wurde  stets  gleich¬ 
mäßige  Agglutination  gefunden.  Es  bestehen  also  keine  Anhalts¬ 
punkte  für  das  Vorkommen  verschiedener  Blutgruppen  beim  Kaninchen. 

Walsh,  L.  S.  N.,  The  blood  interrelationship  of  horses, 
asses  and  mules.  (Ibid.  p.  49.) 

Eselserum  agglutiniert  Pferdeblutkörperchen  zu  81  Proz.,  dagegen 
niemals  Mauleselblutkörperchen.  Es  hämolysiert  Pferdeblutkörperchen 
in  78  Proz.  und  Mauleselblutkörperchen  in  50  Proz.  Mauleselserum 
agglutiniert  weder  noch  hämolysiert  Pferdeblutkörperchen.  Das  Maul¬ 
eselblut  zeigt  somit  Charaktere  sowohl  vom  Pferd  wie  vom  Esel,  in¬ 
dem  sein  Serum  sich  ähnlich  wie  Pferdeserum  verhält,  während  seine 
Blutkörperchen  denen  des  Esels  näher  stehen. 

Derselbe,  Hemagglutination  in  horses.  (Ibid.  p.  57.) 

Pferdeblut  zeigt  vor  der  Gerinnung  konstant  eine  Autohämaggluti¬ 
nation.  Das  Pferdeserum  .agglutiniert  in  gleicher  Weise  eigene 
wie  fremde  Pferdeblutkörperchen.  Weder  die  Auto-  noch  die  Iso¬ 
agglutinine  werden  von  den  Blutkörperchen  gebunden.  Beim  Stehen 
nimmt  sowohl  die  Agglutinationswirkung  des  Serums  wie  die  Agglu- 
tinabilität  der  Blutkörperchen  ab.  Dabei  treten  Unregelmäßigkeiten 
bei  der  wechselseitigen  Agglutination  auf,  die  auf  eine  Art  Gruppen¬ 
bildung  hindeuten.  Durch  kleine  Mengen  Calciumchlorid  werden  Auto- 
und  Isoagglutination  verstärkt,  während  größere  Mengen  hemmend 
wirken  oder  die  Agglutination  ganz  aufheben.  Dekalzifikation  des 
Blutes  durch  Ammoniumoxalat  hemmt  die  Autoagglutination  nicht;  da¬ 
gegen  übt  Citrat  einen  leicht  hemmenden  Einfluß  aus.  Kurt  Meyer. 


Immunitätsforschung. 


13 


Liang,  B.,  Neue  Untersuchungen  über  Isohämagglutinine 
bei  den  Chinesen,  insbesondere  die  geographische 
Änderung  des  Hämagglutinationsindex  (biochemischen 
Rassenindex).  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  93.) 

Die  Landsteinersche  Einteilung  in  4  Blutgruppen  läßt  sich 
nicht  aufrecht  erhalten.  Es  gibt  vielmehr  eine  Reihe  von  Zwischen¬ 
formen,  die  man  namentlich  dann  feststellen  kann,  wenn  man  bei  der 
Identifizierung  nicht  nur  wie  bisher  mit  den  Testseris  die  Blut¬ 
körperchen,  sondern  außerdem  mit  den  beiden,  die  zwei  verschiedenen 
agglutinablen  Substanzen  aufweisenden  Arten  von  Blutkörperchen 
das  Serum  der  zu  untersuchenden  Person  prüft.  Die  bisher  gebräuch¬ 
liche  Bezeichnung:  „biochemischer  Rassenindex41  ist  unzweckmäßig, 
da  schon  die  Untersuchungen  von  Düngern  und  Hirschfeld  ge¬ 
zeigt  haben,  daß  die  verschiedenen  Phänotypen  der  Isoagglutination 
nichts  mit  den  Rassen  im  gewöhnlichen  Sinne  zu  tun  haben,  nicht 

an  die  anthropologischen  Rassen  gebunden  sind.  Alle  bisher  nach- 
•• 

gewiesenen  Ähnlichkeiten  und  Unterschiede  beziehen  sich  auf  rassisch 
sehr  verschiedenartig  gemischte  Populationen,  daher  spricht  man 
besser  von  Hämagglutinationsindex  oder  biochemischem  Populations- 
index.  —  Die  einzelnen  an  Chinesen  gewonnenen  Ergebnisse  sind 
nur  im  ausführlichen  Zusammenhang  verständlich.  Noetel. 

•  • 

Mino,  Prospero,  Uber  die  angebliche  Existenz  von  mehr 
als  zwei  Isoagglutininen  im  menschlichen  Blute. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1129.) 

Verf.  kommt  in  Ablehnung  der  Ansichten  von  Guthrie  und 
Huck  sowie  Coca  und  Klein  zum  Schluß,  daß  sich  bisher  nur 
zwei  verschiedene  Isoagglutinine  und  zwei  Agglutinogene  haben 
nachweisen  lassen.  Demgemäß  sind  auch  nur  vier  menschliche  Blut¬ 
gruppen  ZU  unterscheiden.  w.  Gaethgens  [Hamburg). 

Schiff,  F.  und  Adelsberger,  L.,  Über  blutgruppenspezifische 
Antikörper  und  Antigene.  I.  Mitteilung.  (Zschr.  f. 
Immun.Forsch.  1924,  90,  S.  335.) 

Unter  34  normalen  Menschenseren,  die  das  Isoagglutinin  a  ent¬ 
hielten,  war  bei  24  auch  das  entsprechende  Isolysin  nachweisbar. 
Bei  14  von  diesen  ließ  sich  das  Lysin  nach  Inaktivierung  durch 
Meerschweinchenserum  reaktivieren.  Von  40  Seren  mit  dem  Agglu¬ 
tinin  b  enthielten  30  das  entsprechende  Lysin,  das  in  8  Fällen 
durch  Meerschweinchenserum  reaktivierbar  war.  Ein  Komplement¬ 
verbrauch  fand  bei  der  Isolyse  in  der  Regel  nicht  statt.  In  ein¬ 
zelnen  Seren  waren  auch  komplementablenkende  Isoantikörper  nach¬ 
weisbar.  Diese  reagierten  nicht  nur  mit  frischen,  sondern  auch  mit 
gekochten  und  mit  Alkohol  behandelten  Blutkörperchen  sowie  mit 


14 


Immunitätsforschung. 


Stromata,  erwiesen  sich  also,  wie  dies  für  andere  Normalantikörper 
bekannt  ist,  als  „stabilotrop“.  In  seltenen  Fällen  wirkt  normales  Meer¬ 
schweinchenserum  auf  Schaf  blutkörperchen  und  elektiv  auf  Menschen¬ 
blutkörperchen  der  Gruppen  2  und  4  hämolytisch.  Durch  Ausfüllung 
mit  Menschenblutkörperchen  der  Gruppen  2  und  4,  nicht  aber  1  und  3 
wird  das  Lysin  aus  dem  Serum  entfernt.  Immunisierung  von  Kaninchen 
mit  frischen  und  gekochten  Menschenblutkörperchen  der  Gruppe  2 
lieferte  in  einigen,  nicht  allen,  Fällen  eine  Schafblutlysin,  welches  in 
seinen  Eigenschaften  dem  Forsmanschen  Lysin  entsprach:  Rinderblut 
wurde  nicht  gelöst,  Schaf blut  nicht  agglutiniert ;  alkoholische  Ex¬ 
trakte  aus  Meerschweinchenlunge,  nicht  aber  solche  aus  Rinderherz 
wurden  ausgeflockt.  Das  Lysin  wurde  gebunden  durch  Schafblut, 
Menschenblutkörperchen  der  Gruppen  2  und  4,  durch  Hühnerblut¬ 
körperchen  sowie  durch  Meerschweinchen-  und  Pferdeniere.  In  einem 
iso-  und  zwei  heterogenetischen  schafblutlösenden  Kaninchenseren 
fanden  sich  Agglutinine  gegen  Menschenblutkörperchen  der  Gruppen 
2  und  4;  in  5  anderen  schaf blutlösenden  Immunseren  sowie  in  14 
nichtschafblutlösenden  Kontrollseren  waren  solche  Agglutinine  nicht 
nachweisbar.  Das  Agglutinin  wurde  durch  Menschenblutkörperchen 
nur  der  Gruppen  2  und  4,  ferner  durch  Schafblutkörperchen  und 
Organe  des  heterogenetischen  Typus  aus  dem  Serum  gebunden. 
Diese  Beobachtungen  weisen  auf  eine  Rezeptorengemeinschaft  zwischen 
Schafblutkörperchen  und  Menschenblutkörperchen  der  Gruppen  2 
und  4.  ln  normalen  Menschenseren,  auch  solchen,  die  Schafblut¬ 
hämolysine  enthielten,  ließen  sich  keine  Antikörper  nachweisen,  die 
mit  dem  Schaf-  und  Menschenblut  gemeinsamen  Rezeptor  reagierten. 
Ein  Widerspruch  zu  den  übrigen  Ergebnissen  liegt  hierin  nicht,  da 
negativen  Versuchen  bei  einer  Rezeptorenanalyse  keine  Beweiskraft 
zukommt.  Absättigungsversuche  sprechen  dafür,  daß  die  Agglutinine 
des  Kaninchenimmunserums  und  die  Isoagglutinine  des  normalen 
Menschenserums  an  denselben  Rezeptoren  der  Blutkörperchen  an¬ 
greifen  und  daß  diese  außerdem  Rezeptoren  besitzen,  die  nur  mit 
den  Agglutininen  der  Immunsera  reagieren.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Isaac,  Raphael,  A  quantitative  analysis  of  hemaggluti- 
nation  and  hemolysis.  (J.  of  Immunol.  1924,  9  p.  95.) 

Eine  genaue  quantitative  Verfolgung  von  Hämagglutination  und 
Hämolyse  ist  möglich,  indem  man  sie  in  der  Blutkörperchenzähl¬ 
kammer  vor  sich  gehen  läßt  und  jeweils  die  Zahl  der  nicht  aggluti- 
nierten  Blutkörperchen  bestimmt.  Das  Maximum  der  Isoagglutination 
wird  bei  18—20°  bei  Hundeblut  in  2—4  Stunden,  bei  Menschenblut 
in  etwa  26  Stunden  erreicht.  Bei  sehr  geringer  und  sehr  großer 
Zahl  der  Blutkörperchen  erfolgt  Hämolyse,  bevor  das  Maximum  der 
Agglutination  erreicht  ist.  Je  höher  die  Temperatur,  um  so  schneller 


Immunitätaforschung. 


15 


verlaufen  Agglutination  und  Hämolyse.  Die  sekundäre  Trennung  der 
Blutkörperchen  bei  höheren  Temperaturen  täuscht  eine  stärkere 
Agglutination  bei  niederer  Temperatur  vor.  ln  Serum  erfolgt  die 
Agglutination  etwas  langsamer  als  in  Kochsalz-Citratlösung.  Die 
H-Ionenkonzentration  ist  von  geringem  Einfluß  auf  die  Agglutination. 
Saure  Reaktion  beschleunigt  die  Hämolyse.  Die  Defibrinierung  und 
das  Waschen  des  Blutes  verändern  die  Zusammensetzung  der  Blut¬ 
körperchen,  so  daß  ein  größerer  Teil  nicht  agglutiniert  wird.  Stech¬ 
apfelbildung  verzögert  die  Agglutination  etwas,  doch  bleibt  das  Maxi¬ 
mum  der  Agglutination  das  gleiche.  Die  Kerne,  retikuläre  Substanz, 
Heintzsche,  Jollysche  Körperchen  enthaltende  Blutkörperchen,  sind 
am  resistentesten  gegen  Hämolyse.  Becherförmige  Blutkörperchen  ent¬ 
stehen  durch  Auflösung  des  einen  von  zwei  aneinander  liegenden 
Blutkörperchen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Moritsch,  P.  und  Neumüller,  H.,  Ein  praktischer  Behelf  zur 
Aufbewahrung  der  Testsera  für  die  Blutgruppen¬ 
bestimmung  nach  Moß.  (W.  kl.  W.  1924  S.  691.) 

Zur  Verhütung  von  Transfusionsschäden  empfehlen  die  Verff.  die 
von  Moß  angegebene  Agglutinationsprobe,  die  auf  der  sog.  Gruppen¬ 
einteilung  des  Menschenblutes  beruht  und  in  wenigen  Minuten  aus¬ 
zuführen  ist.  Es  wird  ein  einfaches  Verfahren  geschildert,  das  die 
Veränderung  der  Testsera  bei  der  Aufbewahrung  verhindert.  Die 
unveränderte  spezifische  Wirksamkeit  der  Testsera  ist  für  die  Brauch¬ 
barkeit  der  Reaktion  von  größter  Bedeutung.  Hetsch  {Frankfurt  a.  M.). 

Damboviceanu,  A.,  Quelques  recherches  sur  les  proprietes 
agglutinantes  et  precipitantes  du  sang  d’Anodonta 
cyanea.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  736.) 

Untersuchungen  über  Spontanflockung  im  Blut  von  Anodonta 
cyanea.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Oliver,  Jean  and  Barnard,  L.,  Electric  charges  and  stabi- 
lity  in  suspensions  of  red  blood  cells.  (Proc.  Soc.  for 
exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  529.) 

Untersuchungen  mittelst  der  kataphoretischen  Zelle  von  Micha¬ 
elis  ergaben,  daß  die  negative  Ladung  roter  Blutkörperchen 
in  reiner  Rohrzuckerlösung  in  wenigen  Minuten  auf  einen  Punkt 
dicht  bei  Null  sinkt.  Dabei  tritt  Agglutination  ein.  Elektro- 
lyte  beeinflussen  die  Ladung  der  Blutzellen  in  derselben  Weise 
wie  die  anderer  suspendierten  Partikel:  sie  bewirken  Sinken 
der  ursprünglich  negativen  Ladung  auf  den  isoelektrischen  Punkt, 
einige  unter  ihnen  ein  Positivwerden.  Der  Grad  der  Änderung 
richtet  sich  nach  der  Valenz  der  Kationen.  Dabei  kommt  aber  die 


16 


Immunitätsforschung. 


Wirkung  der  Zellen  als  ampliothere  Elektrolyte  mit  in  Betracht,  so 
daß  infolge  von  Hydrolyse  das  Salz  eines  zweiwertigen  Metalls 
stärkere  Änderungen  hervorbringt  als  bei  weniger  Hydrolyse  das 
eines  dreiwertigen.  Umwandlung  der  negativen  Ladung  in  positive 
durch  alle  dreiwertigen  Ionen  und  durch  zweiwertige  mit  stark 
hydrolytischen  Salzen.  Diese  positiven  Ladungen  sind  beständig. 
Stabilität  der  Blutkörperchensuspensionen  besteht  bei  positiver  wie 
bei  negativer  Ladung  oberhalb  eines  gewissen  kritischen  Potentials, 
aber  bei  allen  Elektrolyten  von  sehr  hoher  Konzentration  auch  ohne 
Potential.  Unregelmäßige  Reihen  mit  einer  stabilen  Zone  zwischen 
unstabilen  werden  durch  dreiwertige  sowie  durch  zweiwertige  stark 
hydrolysierte  Metalle  bewirkt,  bei  Überschreitung  des  kritischen 
Potentials  durch  die  stark  positiv  gewordene  Ladung.  „Prozonen“, 
bei  denen  eine  Stabilitätszone  bei  höchsten  Konzentrationen  des 
Elektrolyten,  von  einer  Unstabilitätszone  gefolgt  wird,  sind  nicht 
Folge  von  Zellenladungen.  Eine  Suspension  von  Blutkörperchen  in 
Rohrzuckerlösung  gleicht  daher  einem  lyophoben  Kolloid  in  der 
Empfindlichkeit  gegen  Ausflockung  durch  Elektrolyte.  Außer  bei 
höchster  Konzentration  derselben  hängt  die  Stabilität  von  dem 
Potential  der  elektrischen  Doppelschicht  auf  der  Zelloberfläche  ab. 
In  der  chemischen  Natur  der  Teilchen,  in  deren  amphotheren  Reaktion 
gegenüber  H-  und  OH-Ionen  gleicht  sie  einem  lyophilen  Kolloid 
(Proteinen,  Gelatine).  Eine  Suspension  von  Teilchen  von  der  Be¬ 
schaffenheit  des  Protoplasmas  roter  Blutkörperchen  würde  nicht  auf 
Elektrolyte  durch  Ausflockung  reagieren,  wie  es  bei  der  Blutkörperchen¬ 
suspension  geschieht.  Zur  Erklärung  solchen  Verhaltens  wird  die 
Annahme  gemacht,  daß  die  Oberfläche  der  Zellen  von  einem  un¬ 
löslichen  amphotheren  Häutchen  bedeckt  ist.  Denaturalisiertes 
Protein  verliert  seine  lyophilen  Eigenschaften.  Bei  Häutchenbildung 
findet  Denaturalisierung  statt  (Ramsden).  Mit  dünner  Schicht  von 
Eialbumin  überzogene  Kollodiumpartikel  (Loeb)  verhalten  sich  in 
Suspension  ähnlich  wie  rote  Blutkörperchen.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Kürten,  H.,  Cholesteringehalt  und  Suspensionsstabilität 
des  Blutes  während  Gravidität  und  Puerperium.  (Klin. 
Wschr.  1924  S.  1216.) 

Unter  Hinweis  auf  frühere  Untersuchungen  wird  gezeigt,  daß 

der  Cholesterinvermehrung  im  Blute  eine  senkungsbeschleunigende 

Wirkung  zukommt.  Besonders  auffallend  ist  der  Parallelismus  zwischen 

Cholesteringehalt  und  Suspensionsstabilität  in  der  Schwangerschaft 

und  im  Wochenbett.  Aus  diesem  Zusammenhang  ergeben  sich  neue 

Gesichtspunkte  für  ein  Verständnis  des  Stoffaustausches  zwischen 

•  • 

Mutter  und  Kind,  sowie  für  eine  bestimmte  Art  der  Odementstehung. 

Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 


Immunitätsforschung. 


17 


Wegievko,  J.,  Recherchessurlafloculation.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  91,  p.  717.) 

Die  Methode  verwendet  geringe  Serummengen.  Man  entnimmt 
an  der  Fingerbeere  0,2  ccm  Blut,  die  man  mit  0,4  ccm  2proz.  Natrium¬ 
citratlösung  gemischt  in  ein  Zentrifugenröhrchen  gibt.  Nach  Ab¬ 
setzen  der  Blutkörperchen  bringt  man  die  überstehende  Flüssigkeit 
sowohl  konzentriert  als  in  1I2-,  Vs’  und  V4*^eri dünnung  mit  physio¬ 
logischer  Kochsalzlösung  (Volumen:  0,2  ccm)  in  4  Röhrchen.  Dann 
überträgt  man  die  Röhrchen  für  3  Minuten  in  ein  Wasserbad  von 
52°  und  schüttelt  die  Röhrchen  jede  Minute  auf,  um  beginnende 
Flockung  festzustellen.  Bei  verzögerter  Flockung  darf  man  die 
Röhrchen  3—4  Minuten  in  ein  Wasserbad  von  54°  einstellen.  Die 
Temperatur  muß  aufs  sorgsamste  überwacht  werden ,  da  es  bei 
Temperaturen  über  54°  nicht  zur  Flockung  kommt.  Die  Flockungs¬ 
reaktion  (bloße  Trübung  ist  nichtssagend)  ist  bei  Normalen,  bei 
Diabetes  und  bei  Lebererkrankungen  negativ,  bei  vorgeschrittener 
Lungentuberkulose,  Pneumonie,  Polyarthritis  acuta  und  Nephrose 
p08itiv.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Saxl,  P.,  Eine  Trypsin  fl  ockungsreaktion  im  Serum  und 
in  anderen  Körper  fl  üssigkeiten.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper. 
M.  1924,  42,  S.  89.) 

Es  wird  eine  Flockungsreaktion  von  Serum  mit  einer  zugesetzten 
Trypsiniösung  beschrieben.  Diese  Reaktion  fällt  nur  bei  Gegenwart 
einer  bestimmten  Menge  von  Chloraihydrat  positiv  aus.  Die  quanti¬ 
tative  Auswertung  dieser  Reaktion,  die  sowohl  mit  einer  Verdünnung 
des  Serums  als  auch  mit  einer  Verdünnung  der  Trypsinlösung 
geschah,  ergab,  daß  beim  normalen  Menschen  annähernd  konstante 
Werte  vorhanden  sind,  die  bei  einer  Serumverdünnung  von  1 : 800 
und  einer  Trypsinverdünnung  von  1 :  400  liegen.  Unter  krankhaften 
Verhältnissen  kommt  es  zu  einer  sehr  starken  Steigerung  der  Trypsin¬ 
flockungsreaktion,  doch  ließen  sich  keine  bestimmten  Krankheits¬ 
gruppen  ausfindig  machen,  für  welche  eine  Steigerung  der  genannten 
Reaktion  charakteristisch  wäre.  Ein  Parallel  gehen  dieser  Trypsin¬ 
flockungsreaktion  mit  der  bisher  angestellten  Antitrypsinreaktion,  bei 
der  ein  tryptisches  System  durch  Serumzusatz  gehemmt  wird,  ließ 
sich  bisher  nicht  sicher  feststellen.  Auch  im  Harn,  im  Liquor,  in 
Trans-  und  Exsudaten  ist  die  Reaktion,  wenn  auch  schwächer,  im 
allgemeinen  nachweisbar.  H  et  sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Heubner,  W.,  Eiweißfällung  und  Gewebsdichtung.  (Klin. 
Wschr.  1924  S.  824.) 

Die  Ergebnisse  von  Versuchen  an  Blutkörperchen,  Colibazillen 
und  Algenzellen  drängen  zu  der  Vermutung,  daß  „adstringierende“ 

Erste  Abt.  Ret.  Bd.  78.  No.  1/2.  2 


18 


Immunitätsforschung. 


Substanzen,  wie  Tannin  oder  Alaun,  die  Fähigkeit  besitzen,  den 
kolloidalen  Zustand  von  Zellen  in  ihrem  Inneren  zu  beeinflussen,  ob¬ 
wohl  sie  selbst  auf  der  Oberfläche  haften  bleiben.  Schuster. 

Bruynoghe,  R.  et  Baivy,  A.,  Le  serum  formole.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  91,  p.  381.) 

Zusatz  von  Formol  zum  Serum  macht  es  häufig  ungerinnbar,  so 
daß  selbst  Temperaturen  von  120°  unwirksam  sind.  Ein  Teil  der 
Sera  bleibt  jedoch  auch  nachFormolzusatz  hitzekoagulabel,  insbesondere 
diejenigen  Sera,  die  bei  der  Reaktion  von  Gate  und  Papacostas 
spontane  Formol gerinnung  aufweisen. 

Bruynoghe,  R.,  L’identification  du  serum  chauffe.  (Ibid. 
p.  384.) 

Die  Substanzen,  die  bei  einem  Überschuß  von  präzipitablem  Serum 
die  Präzipitatbildung  inhibieren,  sind  thermostabil  (bis  120°).  Diese 
Eigenschaft  läßt  sich  zur  Identifizierung  erhitzter  Sera  verwenden. 

Derselbe,  Le  precipitinogene  du  serum  chauffe.  (Ibid.  p. 386.) 

Erhitzung  auf  100—120°  zerstört  das  Präzipitinogen  des  Serums 
nicht,  verändert  jedoch  seine  Eigenschaften.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Beger,  H.,  Beobachtungen  über  herabgesetzte  Haltbar¬ 
keit  präzipitierender  Antisera.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  92,  S.  308.) 

Minderwertige  Glassorten  sind  zur  Aufbewahrung  präzipitierender 
Antisera  ungeeignet,  da  infolge  der  Alkaliabgabe  innerhalb  einiger 
Jahre  ein  erhebliches  Absinken  des  Titers  eintreten  kann.  Die  Nach¬ 
teile  werden  vermieden  durch  Verwendung  von  Röhrchen  aus  Fiolax- 
glas  der  Firma  Schott  und  Genossen,  Jena.  Noetel  ( Landsberg  a.  w.). 

Hektoen,  Lud vig  and  Manley,  S.  Leonard,  Specific  precipitin 
reaction  of  semen.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  167.) 

Die  Injektion  von  Kaninchen  mit  menschlichem  Samen,  mit 
Samenflüssigkeit  (durch  Zentrifugieren  des  Samens  gewonnen),  oder 
mit  Extrakt  von  menschlichen  Spermatozoen  veranlaßt  die  Bildung 
von  Präzipitinen,  die  für  die  Samenproteine  des  Menschen  spezifisch 
sind.  Die  Samenpräzipitinreaktion  verspricht  von  Wert  zu  sein  für 
die  Beurteilung  verdächtiger  Samenflecke.  Schweine-,  Rinder-  und 
Pferde-Samenflüssigkeit  veranlassen,  dem  Kaninchen  injiziert,  eben¬ 
falls  die  Bildung  von  art-  und  samenspezifischen  Präzipitinen.  Der 
Serumpräzipitinanteil  im  Samenantiserum  kann  durch  selektive  Ab¬ 
sorption  mit  dem  Eigenserum  (in  einer  Verdünnung  von  1:200)  ent¬ 
fernt  werden.  Die  Präzipitinreaktion  kann  beim  Studium  der  Be¬ 
standteile  der  Geschlechtszellen  von  Wert  sein.  w.  Worms  {Berlin). 


Imnmnitätsforschimg. 


19 


Kernbach,  M.,  Sur  l’organospecificite  de  la  substance 
albuminoide  des  os.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  213.) 

Die  Eiweißsubstanz  der  Knochen  ist  organspezifisch,  nicht  art¬ 
spezifisch.  Die  Fäulnis  verändert  nach  einigen  Jahren  ihre  antigenen 
Eigenschaften.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Zinsser,  Hans,  On  antigenic  properties  of  horse  serum 
and  egg  albumin  after  heat  coagulation.  (J.  of  Immunol. 
1924,  9,  p.  227.) 

Nach  40  Minuten  langem  Kochen  von  Pferdeserum  bei  der  für 
die  Coagulation  optimalen  pH  =  5,0  gab  das  Filtrat,  das  negative 
Biuret-,  Millon-  und  Heller-Reaktion  zeigte,  mit  einem  Antipferde¬ 
serum  eine  Fällung,  die  etwa  einer  Antigenkonzentration  1:10000 
entsprach.  Alkoholzusatz  erzeugte  einen  Niederschlag,  der  sich  zum 
größten  Teil  in  Kochsalzlösung  wieder  löste.  Die  Lösung  gab  wiederum 
ein  Präzipitat  mit  dem  Antipferdeserum.  Ganz  analog  fiel  ein  Ver¬ 
such  mit  kristallisiertem  Eieralbumin  aus.  Die  Versuche  zeigen,  daß 
es  unmöglich  ist,  eine  Lösung  durch  Kochen  völlig  eiweißfrei  zu 
erhalten  und  weiter,  daß  koagulable  Antigene  durch  Kochen  bei 
saurer  Reaktion  ihre  Fähigkeit,  mit  Antikörpern  zu  reagieren,  nicht 
völlig  verlieren.  Wenn  die  Reaktionsfähigkeit  der  Antigene  durch 
Kochen  herabgesetzt  wird,  so  beruht  dies  nur  auf  ihrem  Unlöslich¬ 
werden,  nicht  auf  tiefgreifender  Veränderung  des  Moleküls. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Ottensooser,  F.,  Die  Löslichkeit  des  spezifischen  Ov- 
albuminpräzipita ts  und  seine  Beeinflussung  durch 
wechselnde  Kochsalzkonzentrationen.  (Zschr.  f.  Immun. 
Forsch.  1924,  40,  S.  469.) 

Das  Volumen  des  spezifischen  Ovalbuminpräzipitats  steht  in 
linearer  Abhängigkeit  vom  Stickstoffgehalt  und  somit  von  der  Menge 
des  Präzipitats.  Seine  Löslichkeit  in  0,85  proz.  NaCl-Lösung  bleibt 
unterhalb  der  Grenze  der  Nachweisbarkeit.  Die  Ar rheniussche 
Formel  der  Präzipitinreaktion  ist  daher  ungültig.  Mit  Ausnahme 
einer  breiten  indifferenten  Mittelzone  steigt  die  Präzipitatgrenze 
innerhalb  des  Gebietes  von  x/8 — 9fach  physiologischer  NaCl-Lösung 
mit  fallender  und  fällt  mit  steigender  NaCl- Konzentration.  In  ge¬ 
nügend  konzentrierten  Elektrolytlösungen  lösen  sich  auch  gealterte 
Präzipitate.  Im  Zentrifugat  sind  die  Komponenten  im  Gleichgewicht, 
die  Reaktion  ist  im  Vergleich  zu  gewöhnlichen  Antigenlösungen 
gleicher  Konzentration  verstärkt.  Der  Nachweis  des  Antikörpers 
wird  in  der  Nähe  des  Präzipitatmaximums  schon  durch  geringe  Ver¬ 
dünnung  mit  0,85  proz.  NaCl-Lösung  gelöst.  Bei  Herabsetzung  des 
Salzgehalts  im  Reaktionsgemisch  werden  die  ins  Zentrifugat  über¬ 
gehenden  Immunserumbestandteile  labiler.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

2* 


20 


Immunitätsforschung. 


Mazza,  Salvador,  Sur  l’action  des  venins  de  vipere  et  de 
cobra  sur  les  chenilles  de  Galle ria  mellonella.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  669.) 

Während  bakterielle  Toxine  unwirksam  sind  (ebenso  Abrin),  ist 
das  Ottern-  und  Cobragift  für  die  Raupen  von  Galleria  mellonella 
(Bienenmotte)  toxisch.  Mit  spezifischen  Antiseris  läßt  sich  ein  — 
allerdings  nicht  regelmäßiger  —  Schutz  gegen  tödliche  Giftmengen 
erzielen.  Injektion  neutralisierter  Cobragift-Serumgemische  wird 
glatt  vertragen.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Kraus,  R.,  Über  biologische  Schlangenforschung.  (M.  Kl. 
1924  S.  771.) 

Nach  biologischer  Einteilung  und  Differenzierung  der  Schlangen 
werden  die  Fortschritte  auf  den  Gebieten  der  Schlangengiftforschung, 
der  antitoxischen  Sera  gegen  Schlangengifte  und  deren  Auswertung 
besprochen.  Weiterhin  behandelt  Verf.  die  Fragen  der  natürlichen 
Immunität  gewisser  Säugetiere  gegen  Schlangengift  in  Verbindung 
mit  Beobachtungen  über  giftschlangenfressende  Säugetiere,  die  natür¬ 
liche  Immunität  giftiger  und  ungiftiger  Schlangen  gegenüber  dem 
Schlangengift  und  der  Ernährungsweise  der  Schlangen.  Erich  Hesse. 

Madsen,  Thorvald,  Antitoxinbildung  und  Antitoxintherapie. 
(M.  Kl.  1924  S.  991.) 

Theoretische  Erörterung  der  Fragen  unter  besonderer  Berück¬ 
sichtigung  des  Zustandekommens  der  Antitoxinbildung,  ihrer  Beein¬ 
flussung  durch  Metallsalzinjektionen  (Mangan)  und  der  Antitoxin¬ 
therapie  mit  großen  Dosen,  die  empfohlen  werden.  Erich  Hesse. 

Gernez,  Ch.  et  Razemon,  P.,  Intradermoreactions  ä  l’ente r  o  - 
coque  et  anticorps  enterococciques.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  301.) 

Injektion  von  Enterokokken  in  die  Haut  bedingt  lokal  ein  toxisches 
Entzündungsphänomen;  das  Toxin  wird  neutralisiert,  d.  h.  die  Reaktion 
fällt  negativ  aus,  wenn  der  Organismus  gegen  diesen  Erreger  im¬ 
munisiert  ist.  Positive  Komplementbindungsreaktion  geht  parallel 
mit  negativer  Hautreaktion  und  umgekehrt.  —  Wichtige  klinische 
Hinweise  (Lungenkomplikationen  nach  Magenoperationen).  Prigge. 

Otto,  R.  und  Sukieimikowa,  N.,  Zur  Toxizität  der  Hammel¬ 
blutsera.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  398.) 

Bei  den  isogenetischen  Antihammelblutseren  vom  Kaninchen  geht 
der  hämolytische  Titer  nicht  immer  mit  der  Toxizität  des  Serums 
für  Meerschweinchen  (bei  intravenöser  Injektion)  parallel,  auch  dann 
nicht,  wenn  man  der  Bestimmung  der  hämolytischen  Titer  der  Sera 


Immunitätsforschung. 


21 


einen  gleichen  (mittels  Standardambozeptors  festgestellten)  Kom- 
plementmaßstab  zugrunde  legt.  —  Bei  der  elektroosmotischen  Spaltung 
der  isogenetischen  Antihammelblutsera  war  das  toxische  Prinzip  (bei 
frischen  Serumproben)  nur  an  die  Pseudoglobulin-,  nicht  an  die 
Albuminfraktion  gebunden.  Der  hämolytische  Ambozeptor  fand  sich 
in  beiden  Globulinfraktionen,  in  der  Hauptsache  in  den  Euglobulinen. 

Schill  (Dresden). 

Schmidt,  Hans,  Die  heterogenetischen  Hammelblutanti¬ 
körper  und  ihre  Antigene.  (Moderne  Biologie  Heft  6.)  Leipzig 
(Curt  Kabitzsch)  1924. 

Die  Forssmanschen  heterogenetischen  Hammelbluthämolysine  haben 
zu  einer  umfangreichen  Literatur  Veranlassung  gegeben.  Verf.  hat 
sich  der  Aufgabe  unterzogen,  diese  zu  sammeln  und  an  ihrer  Hand 
die  vielfachen  Probleme,  die  sich  im  Laufe  der  Jahre  ergeben  haben, 
kritisch  zu  erörtern.  Die  kleine  Schrift  gibt  somit  die  Möglichkeit, 
sich  über  dieses  Gebiet  schnell  und  eingehend  zu  informieren.  Die 
Literatur  ist  bis  Ende  1923  berücksichtigt.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Gernez,  Ch.,  Production  d’hemolysines  par  voie  epider- 
mique  (panse ment  aux  globules  rouges  sur  la  peau 
rasee).  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  299.) 

Bringt  man  bei  Kaninchen  auf  die  rasierte  Haut  Ziegenblut¬ 
körperchen,  so  werden  spezifische  Hämolysine  gebildet;  der  Titer  ist 
niedrig  bei  nur  einmaliger  Applikation,  steigt  jedoch  bei  Wieder¬ 
holungen.  Bei  einem  frülier  mit  intrakutanen  Injektionen  behandelten 
Tier  bewirkt  die  Applikation  der  Blutkörper  eine  „anamnestische“ 
Reaktion,  derzufolge  der  Titer  sehr  viel  höher  steigt  als  bei  einem 
nicht  vorbehandelten  Tier.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Rosen,  P.,  Ub  er  antagonistische  Stoffe  bei  derHämolyse. 
(Ergebn.  d.  Inst.  f.  Infekt.Krkh.  Elias  MetschnikofF  des  Moskauer 
Gesundheitsamtes.  1924,  p.  56.) 

Bei  der  durch  Proteus  vulg.,  Hämotoxin  von  choleraähnlichen 
Vibrionen,  Acid.  acetic.,  Saponin  und  Aqu.  dest.  bewirkten  Hämolyse 
entstehen  Zerfallsprodukte,  welche  die  Immunserumhämolyse  hemmen. 
Bei  der  Zerstörung  der  Erythrocyten  im  Tierkörper  (Kaninchen)  ge¬ 
langen  diese  Zerfallsprodukte  in  das  Blutserum,  das  auch  hemmende 
Eigenschaften  erhält.  Die  hemmende  Wirkung  der  Zerfallsprodukte 
ist  spezifisch;  nur  die  Hämolyse  der  Erythrocyten  derselben  Gattung 
wird  gehemmt.  Die  älteren  Beobachtungen  von  Friedberger  und 
Pfeiffer  und  Sachs  über  die  antagonistischen  Eigenschaften  der 
mit  Erythrocyten  und  Bakterien  bearbeiteten  Normalsera  bekommen 
dadurch  eine  neue  Erklärung:  die  hemmende  Eigenschaft  der  Zerfalls- 


22 


Immunitätsforschung. 


Produkte  ist  ein  wichtiger  Faktor  der  genannten  antagonistischen 
Wirkungen.  E.  Qildemeister  (Berlin). 

Wollmann,  E,  et  Graves,  J.-A.,  Hemolyse  bacterienne  et 
proteolyse.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  50.) 

Der  Colibazillus  wächst  in  eiweißhaltigen  Medien,  ohne  Indol 
zu  bilden;  wird  Indol  nachweisbar,  so  ist  dies  ein  Anzeichen  dafür, 
daß  eine  Spaltung  der  Proteine  stattgefunden  hat.  Proteolyse  läßt 
sich  also  nachweisen,  indem  man  nach  Beimpfung  des  betr.  Milieus 
mit  B.  Coli  auf  Indolbildung  prüft.  Voraussetzung  für  die  Beurteilung 
der  Reaktion  ist,  daß  die  fraglichen  Eiweißkörper  Tryptophan  ent¬ 
halten.  Es  gelang  mit  dieser  Methode  zu  zeigen,  daß  die  bakterielle 
Hämolyse  (Streptokokkus  und  Proteus)  nicht  mit  einem  Angriff  auf 
die  Proteine  der  roten  Blutkörperchen  einhergeht.  Prigge. 

Zerkowitz,  A.,  Versuche  zum  Nachweis  organspezifischer 
Cytolysine.  (Vorläufige  Mitteilung.)  (Fermentforschung. 
1923,  7,  S.  223.) 

Verf.  untersuchte  die  Abbauvorgänge,  die  bei  der  Einwirkung  des 
Serums  kastrierter  Kaninchen  auf  aus  Hoden*,  Muskel-,  Leber-  und 
Gehirnsubstanzen  gewonnenen  Substraten  vor  sich  gehen.  Nach  den 
nur  wenigen,  aber  positiven  Versuchen  scheint  die  Annahme  organ¬ 
spezifischer  Cytolysine  berechtigt.  Wedemann  (Berlin). 

Friese,  V.  und  Silber,  L.,  Untersuchungen  über  individuelle 
Eigenschaften  des  Komplements.  1.  Mitteilung.  (Zschr. 
f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  383.) 

Bei  Bestimmung  der  antikomplementären  Wirkung  von  Seren, 
kolloidalem  Eisen  und  Paraffinsuspensionen  gegenüber  der  gleichen 
hämolytischen  Komplementdosis  ergeben  sich  erhebliche  Unterschiede 
bei  verschiedenen  Komplementseren.  Ein  Parallelismus  im  Verhalten 
der  Seren  einerseits,  von  kolloidalem  Eisen  und  Paraffinsuspension 
andererseits  in  ihrer  Wirkung  auf  verschiedene  Komplemente 
ist  nicht  nachweisbar.  Auch  das  Verhältnis  der  antikomple¬ 
mentären  Wirkung  verschiedener  Sera  gegenüber  den  einzelnen 
Komplementen  ist  kein  konstantes.  Zwischen  dem  hämolytischen 
Titer  des  Komplements  und  seinem  Verhalten  gegenüber  antikomple¬ 
mentär  wirkenden  Agentien  besteht  kein  Zusammenhang.  Wahr¬ 
scheinlich  handelt  es  sich  bei  der  antikomplementären  Wirkung  um 
einen  Adsorptionsprozeß,  nicht  um  eine  Schutzwirkung  gegenüber 
dem  Komplement.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Hyde,  Roscoe  R.,  Corpuscle  counts  on  normal  and  comple- 
ment  deficient  guineapigs.  (Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4, 
p.  169.) 


Immunitätsforschung. 


23 


An  komplementarmen  Meerschweinchen  hatten  Nice,  Neill 
und  Moore  Verringerung  der  roten  und  Vermehrung  der  weißen 
Blutkörperchen  beschrieben  und  hieraus  die  angeblich  erhöhte 
Empfänglichkeit  solcher  Tiere  für  Infektionen  zu  erklären  versucht. 
Im  Gegensatz  dazu  liegen  nach  den  vom  Verf.  an  177  Meer¬ 
schweinchen  ausgeführten  Zählungen  die  Unterschiede  zwischen 
komplementarmen  und  normalen  Tieren  noch  innerhalb  der  —  recht 
erheblichen  —  Variationsbreite  der  normalen.  Damit  werden  die 
oben  angeführten  weiteren  Schlußfolgerungen  hinfällig,  c.  Prausnitz. 

ßachmann,  W.,  Trockenkomplement  und  Trockenlysin. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1128.) 

Ein  mit  Hilfe  der  Straubschen  Trocknungsmethode  aus  frischem 
Meerschweinchenserum  gewonnenes  Trockenkomplement  behielt  in 
aufgelöstem  Zustande  bis  zum  7.  Tage  seine  volle  Wirksamkeit.  Auch 
für  ein  Colilysin  ließ  sich  die  genannte  Trocknungsmethode  mit  Er¬ 
folg  verwenden.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Schmidt,  Hans,  Über  das  künstliche  Komplement  bei  der 
Immunhämolyse.  (Zschr.  f.  lmmun.Forsch.  1924,  40,  S.  369.) 

Weder  das  ursprüngliche  von  v.  Lieb  ermann  angegebene 
künstliche  Komplement  —  Kaninchenserum  -f-  methylalkoholischer 
Natriumoleinat-  und  methyl  alkoholischer  Calciumchloridlösung  — 
noch  die  von  Freund  angegebene  Modifikation  desselben  ließ  einen 
Unterschied  in  der  Wirkung  auf  sensibilisierte  und  nichtsensibili- 
sierte  Blutkörperchen  erkennen.  Es  liegt  demnach  bei  der  durch 
das  künstliche  Komplement  bewirkten  Hämolyse  keine  echte  Komple¬ 
mentwirkung  VOr.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Klopstock,  Felix,  Komplementadsorption  durch  Farb¬ 
stoffe.  (Bioch.  Zschr.  1924,  149,  S.  331.) 

Zahlreiche  Farbstoffe,  wie  Eosin,  Kongorot,  Lichtgrün,  Magenta¬ 
rot,  Methylen-,  Nacht-  und  Wasserblau,  Nigrosin,  Rivanol,  Trypa- 
flavin,  Trypanrot  und  -blau,  also  sowohl  elektropositive  wie  elektro- 
negative,  adsorbieren  Komplement,  meist  noch  in  0,lproz.  Lösung, 
Kongorot,  Trypanrot  und  Trypanblau  sogar  noch  in  0,02  proz.  Lösung. 
Daß  es  sich  um  eine  Adsorption,  nicht  um  eine  durch  die  chemische 
Konstitution  des  Farbstoffs  bewirkte  Inaktivierung  des  Komplements 
handelt,  ergibt  sich  daraus,  daß  die  wirksamen  Farbstoffe  den  ver¬ 
schiedensten  chemischen  Gruppen  angehören,  und  daß  die  Adsorption 
durch  inaktives  Serum  gehemmt  wird.  Bemerkenswert  ist,  daß  sich 
unter  den  komplementbindenden  Farbstoffen  gerade  die  therapeutisch 
wirksamen  befinden.  Einzelne  Farbstoffe  wie  Nacht-  und  Wasserblau, 
Brillant-  und  Malachitgrün  werden  durch  das  Serum  allmählich  ent- 


24 


Immunitätsforschung. 


färbt,  schneller  in  der  Wärme;  mit  der  Komplementadsorption  steht 
dieser  Prozeß  nicht  in  Zusammenhang,  da  er  auch  mit  inaktivem 
Serum  erfolgt.  Wahrscheinlich  wirkt  das  Serumeiweiß  den  Farb¬ 
stoffen  gegenüber  als  schwache  Base.  Gemische  verschieden  geladener 
Farbstoffe  (Kongorot,  Nachtblau)  zeigen  je  nach  den  quantitativen 
Verhältnissen  Schwankungen  im  Grade  der  Komplementbindung,  bis¬ 
weilen  tritt  die  Kongorotwirkung  ganz  zurück.  Durch  Zusatz  von 
Lipoiden  in  Gestalt  des  Wassermann-Antigens  wird  die  Komplement¬ 
adsorption  um  ein  Vielfaches  gesteigert.  Dieses  Verhalten  erinnert 
an  die  Sensibilisierung  der  Eiweißflockung  durch  Lezithin  sowie  an 
die  Steigerung  des  Komplementbindungsvermögens  der  Tuberkel¬ 
bazillen  durch  Lezithinzusatz.  Es  ist  auch  wichtig  für  das  Ver¬ 
ständnis  der  WaR.,  da  es  zeigt,  daß  in  einem  Elektrolyten  als 
Dispersionsmittel  die  Vereinigung  eines  Lipoidsols  mit  einem  Suspen- 
soid,  mag  es  positiv  oder  negativ  geladen  sein,  die  zur  Komplement¬ 
bindung  führende  kolloidale  Zustandsänderung  entstehen  läßt.  Die 
Schutzwirkung  des  Serumeiweißes  tritt  bei  den  mit  Lipoid  gekoppelten 
Farbstoffen  um  ein  Vielfaches  deutlicher  zutage,  so  daß  sie  die  sensi¬ 
bilisierende  Wirkung  des  Lipoids  aufheben  kann.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Renaud,  Maurice,  Principes  serologiques  pour  une  theorie 
des  reactions  base es  sur  la  deviation  du  complement. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  741.) 

Die  Verwirrung  unter  den  verschiedenen  Theorien  zur  Erklärung 
der  Komplementablenkung  ist  nur  durch  den  Glauben  an  die  strenge 
Spezifizität  dieses  Phänomens  bedingt;  sie  kann  behoben  werden, 
wenn  man  sich  entschließt,  die  Komplementablenkung  in  Gegenwart 
von  Antigenen  als  Sonderfall  eines  allgemeineren  Phänomens  und 
ihre  Spezifizität  als  nur  relativ  zu  betrachten.  Jeder  Erklärungs¬ 
versuch  muß  folgende  Prinzipien  berücksichtigen.  1.  Der  Reichtum 
des  Serums  an  freiem  Komplement  nimmt  von  dem  Augenblick  der 
Entnahme  des  Blutes  aus  dem  Gefäßsystem  progressiv  ab.  2.  Die 
Inaktivierung  des  Serums  läßt  sich  stets,  wie  sie  auch  im  einzelnen 
zustande  kommt,  auf  eine  Adsorption  des  freien  Komplements  an 
kolloidale  Komplexe  zurückzuführen ;  es  macht  hierfür  keinen  Unter¬ 
schied,  ob  sie  spontan,  durch  Hitze,  oder  in  Gegenwart  von  Anti¬ 
genen  zustande  kommt:  Zeit,  Wärme  und  Lipoide  haben  nur  die 
Funktion,  die  Komplementbindung  zu  begünstigen  und  vor  allem  zu 
beschleunigen.  3.  Das  antikomplementäre  Vermögen  des  Serums 
wird  durch  die  Komplementmenge  gemessen,  die  es  inaktivieren 
kann.  Es  ist  an  sich  gleichgültig,  zu  welcher  Zeit  man  diese  Messung 
vornimmt.  Natürlich  binden  die  kolloidalen  Komplexe  des  Serums 
zunächst  die  in  ihm  selbst  enthaltenen  Komplementmengen,  die  nicht 
zerstört,  sondern  fixiert  sind :  sie  sättigen  einen  variablen  Anteil  des 


Immunitätsforschung. 


25 


antikomplementären  Vermögens  ab.  4.  In  einem  Hämolyseversnch 
kann  man  nur  das  freie  Komplement  messen.  5.  Bestimmte  Faktoren 
erhöhen  das  antikomplementäre  Vermögen  und  beschleunigen  die 
Schnelligkeit  der  Komplementbindung  unter  verschiedenen  Bedingungen 
und  in  verschiedener  Intensität.  Der  wirksamste  Faktor  ist  die 
Erhitzung,  die  so  energisch  wirkt,  daß  danach  niemals  Komplement 
in  einem  Serum  frei  bleibt.  Bestimmte  Antigene,  vor  allem  lipoid¬ 
reiche,  üben  eine  mehr  oder  weniger  energische  Wirkung  in  gleicher 
Richtung  aus.  6.  Die  auf  dem  Bordet- Gengouschen  Prinzip  auf¬ 
gebauten  Methoden  sind  letzten  Endes  nur  Messungen  der  Reaktions¬ 
geschwindigkeit;  die  Antigene  verhalten  sich  wie  Katalysatoren. 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Nasta,  A.,  Sur  quelques  particu  larites  da  ns  l’apparition 
des  accidents  seriques.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  745.) 
Untersuchungen  am  Menschen  über  das  Verhältnis  von  Allgemein- 
und  Lokalsymptomen  bei  wiederholten  Seruminjektionen.  Prigge. 

Brokman,  H.  et  Prokopowicz,  M.,  Sensibilte  de  l’epiderme 
au  serum  d’une  espece  differente  (maladie  du  serum). 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  719.) 

Untersuchungen  über  Seramkrankheit.  Das  wirksamste  Agens 
ist  durch  die  Pseudoglobuline  dargestellt.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Busson,  B.  und  Ogata,  N.,  Gibt  es  Beziehungen  zwischen 
den  menschlichen  Idiosynkrasien  und  der  tier¬ 
experimentellen  Anaphylaxie?  (W.  kl.  W.  1924  S.  820.) 
Die  Autoren  wiesen  durch  ihre  Versuche  nach,  daß  durch  ein 
die  Idiosynkrasie  beim  Menschen  auslösendes  Antigen  (Pferdeschuppen) 

Meerschweinchen  anaphylaktisch  gemacht  werden  können,  so  daß  das 

•  • 

bloße  Einatmen  dieses  Antigens  alle  Erscheinungen  der  Uberempfind¬ 
lichkeit  bis  zum  exitus  hervorrufen  kann.  Diese  Sensibilisierung  und 
Reaktionsbereitschaft  kann  auch  vom  Respirationstraktus  aus  durch 
Einatmen  des  Antigens  verursacht  werden.  Es  steht  also  nichts 
mehr  der  Auffassung  entgegen,  daß  das  durch  Einatmung  von  Haut¬ 
schuppen  des  Pferdes  beim  Menschen  hervorgerufene  Asthma  wesens¬ 
gleich  ist  mit  der  experimentell  erzeugten  Anaphylaxie  des  Meer¬ 
schweinchens.  Hetsch  (Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Hajos,  K.,  Beiträge  zur  Ätiologie  der  anaphylaktischen 
Erkrankungen.  (W.  kl.  W.  1924  S.  595.) 

Man  kann  annehmen,  daß  bei  den  sog.  anaphylaktischen  Er¬ 
krankungen  (Urtikaria,  Migräne,  Asthma  bronchiale  usw.)  zum  Zu¬ 
standekommen  der  alimentären  Überempfindlichkeit  eine  konstitutionell 


26 


Imnmnitätsforschung. 


minderwertige  Magendarmschleimhaut  oder  eine  Neigung  zur  Dys¬ 
pepsie,  Enteritis  usw.  nötig  ist,  da  das  Eindringen  unveränderter 
Proteine  sonst  schwer  zu  denken  wäre.  Die  rektale  Auslösung  einer 
Urtikaria  und  eines  Asthmaanfalles  in  zwei  näher  beschriebenen 
Krankheitsfällen  zeigt,  daß  eine  Umgehung  der  Leber  in  manchen 
Fällen  leichter  zum  Anfall  führt.  Therapeutisch  leistete  die  Tier¬ 
kohle  Gutes.  Die  Wirkung  des  per  os  gegebenen  Witte-Peptons 
scheint  in  vielen  Fällen  sehr  problematisch  zu  sein,  da  das  Pepton 
per  os  nur  dann  desensibilisierend  wirken  kann,  wenn  es  unverändert 
in  die  Blutbahn  gelangt.  Von  der  nicht  spezifischen  Desensibili¬ 
sierung  käme  nur  der  parenterale  Weg  in  Betracht.  Die  aktive 
Immunisierung  ist  mit  flüssigen  Proteinextrakten  möglich,  ein  Weg¬ 
lassen  der  in  Frage  kommenden  Nahrungsmittel  aus  der  Kost  ist  oft 
schwer  und  belästigt  auch  überflüssigerweise  den  Patienten,  ohne 
daß  man  den  richtigen  Erfolg  erreichen  könnte.  Hetsch  {Frankfurt a.  M.). 

Storm  van  Leeuwen,  W.,  Bien,  Z.  und  Yarekamp,  H.,  Experi¬ 
mentelle  allergische  Krankheiten  (Asthma  bronchiale, 
Rhinitis  vasomotoria).  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40, 
S.  552.) 

Im  Anschluß  an  Beobachtungen  von  Ancona  fanden  Verf.  in 
milbenhaltigem  Getreide  ein  Material,  das  für  8  Proz.  der  holländischen 
Asthmatiker  „asthmogen“  wirkt.  Inhalation  verursacht  Anfälle  von 
Asthma  und  Rhinitis.  Ein  wässeriger  Extrakt  bewirkt  auf  der 
skarifizierten  Haut  Quaddelbildung.  Bei  normalen  Menschen  ruft 
das  Material  keinerlei  Erscheinungen  hervor.  Nach  kurzem  Aufent¬ 
halt  in  einem  Käfig,  der  dieses  Material  enthält,  zeigen  ganz  junge 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  meistens,  ältere  Tiere  nur  bisweilen, 
Jucken,  Niesen  und  Dyspnoe.  Alle  Tiere  aber  zeigen  diese  Er¬ 
scheinungen  nach  einigen  Tagen,  wenn  sie  täglich  3  Tage  im  Käfig 
gehalten  werden.  Die  Intensität  der  Symptome  nimmt  anfangs  zu,  dann 
wieder  ab.  Einige  Tiere  sterben  in  Shock  oder  an  einer  Infektions¬ 
krankheit,  da  anscheinend  in  dieser  Periode  erhöhte  Empfindlichkeit 
gegen  Infektionen  besteht,  die  mit  Gewichtsabnahme  verbunden  ist. 
Intrakutaninjektion  löste  bei  den  durch  Aufenthalt  im  Käfig  vor¬ 
behandelten  Tieren  keine  lokale  Reaktion,  dagegen  meist  Allgemein¬ 
erscheinungen  aus.  Intrakutane  Vorbehandlung  hatte  keine  sichere 
Wirkung.  Bei  intraperitoneal  mit  Extrakt  vorbehandelten  Tieren 
rief  intravenöse  Reinjektion  keine  Erscheinungen  hervor.  Zwischen 
den  Tierversuchen  und  dem  Asthma  beim  Menschen  besteht  der 
Unterschied,  daß  nur  ein  kleiner  Teil  der  Menschen  bei  Berührung 
mit  dem  Material  Asthma  bekommt,  für  die  man  daher  eine  be¬ 
stimmte  Disposition  annehmen  muß.  Nur  mit  stark  allergenen  Sub¬ 
stanzen,  die  wahrscheinlich  noch  eine  primär  reizende  Substanz  ent- 


Immunitätsforschung. 


27 


halten,  sensibilisieren  sich  praktisch  alle  Menschen,  sonst  nur  solche 
mit  besonderer  Disposition.  Diese  besteht  wahrscheinlich  teilweise 
in  einer  mangelhaften  Immunisierungsfähigkeit,  hauptsächlich  aber 
in  einer  leichteren  Lädierbarkeit  und  Durchgängigkeit  von  Haut 
und  Schleimhäuten.  Damit  steht  in  Einklang,  daß  sich  unter  300 
Asthmatikern,  die  Verff.  beobachteten,  50  Proz.  an  Ekzem,  30  Proz. 
an  Bronchitis ,  andere  an  Darmerkrankungen  vor  Auftreten  des 
Asthmas  gelitten  hatten.  Die  Sensibilisierung  erfolgt  in  erster 
Linie  gegen  Substanzen,  die  in  der  Luft  enthalten  sind  wie  verun¬ 
reinigtes  Getreide.  Deshalb  ist  die  Mehrzahl  der  Asthmatiker  über¬ 
empfindlich  gegen  Miasmen,  es  sind  Klimatiker.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Alexander,  M.  E.,  Über  Pollenanaphylaxie.  (Klin.  Wschr. 
1924  S.  583.) 

Es  gelang  dem  Verf.,  mit  Roggenpollenextrakten  mit  absoluter 
Regelmäßigkeit  eine  echte  Anaphylaxie  gegen  Pollen  mit  allen 
charakteristischen  Merkmalen  (Spezifizität,  passive  Übertragbarkeit, 
Antianaphylaxie)  zu  erzeugen.  Allerdings  war  die  Überempfindlichkeit 
im  Vergleich  zur  Serumanaphylaxie  nicht  sehr  hoch.  —  Bezüglich 
der  Deutung  des  Heufiebers  als  anaphylaktisches  Syndrom  möchte 
Verf.  aus  seinen  Versuchen  keine  Schlüsse  ziehen.  Schuster. 

Lehner,  Emerich  und  Rajka,  Edmund,  Klinische  und  experi¬ 
mentelle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Rolle  der  Über¬ 
empfindlichkeit  bei  der  Entstehung  der  Hautent¬ 
zündung.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  146,  S.  253.) 

Aus  den  Beobachtungen  der  Verff.  an  12  Fällen  von  Hautent¬ 
zündung  geht  hervor,  daß  sich  die  Überempfindlichkeitsreaktion  der 
Haut  in  exogener  oder  endogener  (hämatogener)  Entzündung  äußert, 
deren  klinische  Erscheinungsformen  verschieden  sind.  Die  auf  hämato¬ 
genem  Wege  entstandenen  Entzündungen  treten  zumeist  als  um¬ 
schriebene  oder  diffuse  Erytheme  oder  Urticaria  auf,  während  die 
exogenen  Entzündungen  gewöhnlich  ekzematiform  sind;  nur  aus¬ 
nahmsweise  kann  auch  auf  endogenem  Wege  eine  ekzematiforme 

Entzündung  entstehen.  Die  entzündliche  Reaktion  kann  sowohl  auf 

•  • 

den  ersten  Reiz  der  pathogenen  Substanz  (angeborene  Uberempfind¬ 
lichkeit)  auftreten,  als  auch  erst  nach  wiederholter  Einwirkung  der- 

•  • 

selben  entstehen  (erworbene  Uberempfindlichkeit);  in  beiden  Fällen 
sind  die  klinischen  Erscheinungen  dieselben.  Die  klinische  Form  der 
Überempfindlichkeitsreaktionen  läßt  mit  einer  gewissen  Wahrschein¬ 
lichkeit  auf  ihren  Entstehungsmechanismus  schließen,  dagegen  läßt 
sie  es  unentschieden,  ob  es  sich  um  eine  durch  Eiweißstoffe  mit 
Antigencharakter  bedingte  „echte“  Anaphylaxie  (Eiweißidiosynkrasie) 
handelt  oder  um  eine  durch  chemisch  wohl  definierte  Substanzen 


28 


immunitätsforschung. 


verursachte  „echte“  Idiosynkrasie.  Beide  Formen  der  Überempfind¬ 
lichkeit  zeigen  darin  Übereinstimmung,  daß  sich  im  Anschluß  an  die 
experimentelle  Applikation  der  pathogenen  Substanz  Herdreaktionen 
entwickeln,  welche  dem  spontan  entstandenen  klinischen  Bilde 
gleichen.  Allgemeine  Reaktionen  treten  bei  beiden  Formen  auf  und 
äußern  sich  in  einem  Symptomenkomplex,  der  als  „anaphylaktoid“ 
bezeichnet  wird.  Bei  hämatogenen  Hautentzündungen  ist  der  An¬ 
griffspunkt  der  Entzündung  gewöhnlich  nur  die  Gefäßwand  (vaskuläre 
Überempfindlichkeit),  bei  den  exogenen  auch  die  Epidermis  (Epi- 
dermisüberempfindlichkeit).  Die  passive  Übertragung  der  Über¬ 
empfindlichkeit  ist  den  Verff.  nicht  gelungen.  Die  ekzematöse  Haut¬ 
entzündung  ist  in  der  Regel  auf  eine  äußere  direkte  Einwirkung 
zurückzuführen,  ausnahmsweise  kann  sie  auch  durch  die  Wirkung 
von  Substanzen,  welche  in  die  Blutbahn  geraten  sind,  entstehen. 
Vermutlich  können  sich  beide  Entstehungsmechanismen  bei  den 
chronisch  verlaufenden  ekzematösen  Hautentzündungen  miteinander 
kombinieren  (Depotbildung).  Die  Identität  der  klinischen  Erschei¬ 
nungen  und  die  Gleichförmigkeit  der  experimentellen  Reaktionen  bei 
allen  Arten  der  Überempfindlichkeit  weisen  auf  einen  gleichen  bio¬ 
logischen  und  pathologischen  Prozeß  hin,  nämlich  auf  die  Anaphylaxie. 
Die  scharfe  Trennung  der  Idiosynkrasie  von  den  durch  Antigen- 
Antikörperwirkung  bedingten  anaphylaktischen  Prozessen  ist  nicht 
möglich.  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Hayaishi,  J.,  Die  Beziehungen  zwischen  d  er  Üb  er  empfind- 
lichkeit  der  Bakterien  und  derjenigen  bei  höher¬ 
stehenden  Organismen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  59.) 

Die  zahlreichen  negativen  Resultate  bei  Versuchen,  den  tierischen 
Organismus  gegen  wirksame,  chemisch  definierte  Substanzen  über¬ 
empfindlich  zu  machen,  beweisen  noch  nicht,  daß  eine  derartige  aller¬ 
gische  Umstimmung  tatsächlich  nicht  eintritt.  Es  wäre  ja  möglich, 
daß  verschiedene  Zellterritorien  durch  Vorbehandlung  eine  Allergie 
erlangen,  die  aber  bei  der  üblichen  Prüfung  durch  Feststellung 
klinischer  Erscheinungen  von  abnorm  gesteigerter  Reaktivität  nicht 
zum  Ausdruck  kommt.  Verf.  verlegte  daher  die  Untersuchung  auf 
Allergie  in  die  Organe  selbst  und  benutzte  dazu  das  von  Schnabel 
zur  Feststellung  der  Überempfindlichkeit  bei  Bakterien  angewandte 
Methylenblauverfahren,  da  dieses  sich  für  alle  Organe  und  gleich¬ 
zeitig  zur  Untersuchung  der  Überempfindlichkeit  der  Bakterien  im 
infizierten  tierischen  Organismus  eignet.  Um  Anhaltspunkte  über 
die  Brauchbarkeit  des  Verfahrens  zu  gewinnen,  wurden  die  Ver¬ 
suche  auch  auf  sicher  überempfindliche  und  zwar  anaphylaktische 
Tiere  ausgedehnt.  Die  steril  entnommenen  Organe  der  vorbehandelten 
Tiere  wurden  in  Kochsalz-  oder  Ringer- Lösung  verrieben  und  auf  ihr 


Immuiiitätsforachang. 


29 


Methylenblaureduktionsvermögen  im  Vergleich  mit  normalen  Organen 
untersucht.  Bei  Prüfung  des  Verhaltens  der  Organe  von  Tieren,  die 
mit  primär  wirksamen  Substanzen  behandelt  wurden,  wurde  der 
Konzentration  der  einwirkenden  Substanz  und  der  Einwirkungsdauer 
besondere  Beachtung  geschenkt.  Zur  Präparierung  von  Meerschwein¬ 
chen  wurde  Optochin  in  den  Konzentrationen  1:1000,  1:5000  und 
1:10000  angewandt.  Die  Zeitintervalle  von  der  Präparierung  bis  zur 
Prüfung  der  Empfindlichkeit  des  Organs  gegen  Optochin  im  Methylen¬ 
blauversuch  wurde  zwischen  1  und  16  Tagen  gewählt.  Während  bei 
den  mehrmals  mit  dem  Alkaloid  vorbehandelten  Tieren  keine  aller¬ 
gische  Umstimmung  der  Organe  nachweisbar  war,  zeigten  einzelne  der 
mit  dünnen  Optochinkonzentrationen  (1:10000)  einmal  präparierten 
Meerschweinchen  eine  erhöhte  Empfindlichkeit  ihrer  Organe  gegen 
Optochin  im  Methylenblauversuch.  Auch  ein  mit  Optochin  1:1000 
vorbehandeltes  und  nach  16  Tagen  im  Reduktionsversuch  untersuchtes 
Tier  erwies  sich  als  etwas  allergisch.  —  Mit  Serumoptochin  vorbe¬ 
handelte  Meerschweinchen  erlangten  keine  im  Methylenblauversuch 
nachweisbare  Überempfindlichkeit  gegen  Optochin.  Wohl  aber  kam 
bei  dieser  Versuchsanordnung  eine  Anaphylaxie  gegen  Serumoptochin 
zustande.  Die  mit  Serumoptochin  präparierten  Tiere  wiesen  nach  einer 
anfänglich  gleich  stark  ausgebildeten  Anaphylaxie  gegen  Serum¬ 
optochin  bzw.  natives  Serum  später  eine  quantitativ  höhere  Empfind¬ 
lichkeit  gegen  Serumoptochin  auf.  Die  Annahme  einer  wesentlichen 
Modifikation  des  Serums  durch  Optochin  mußte  aber  erst  durch  aus¬ 
gedehntere  Versuchsreihen  erhärtet  werden.  —  Zur  Prüfung  des 
Verhaltens  der  tierischen  Zellen  beim  experimentellen  Überempfind- 
lichmachen  von  Bakterien  im  infizierten  Organismus  wurden  Meer¬ 
schweinchen  und  Mäuse  mit  Pneumokokken  infiziert  und  mit  ver¬ 
schiedenen  Optochinkonzentrationen  behandelt ;  hierauf  wurden  einer¬ 
seits  die  aus  dem  Tierkörper  gezüchteten  Mikroorganismen,  anderer¬ 
seits  die  tierischen  Organe  auf  ihre  Empfindlichkeit  gegen  Optochin 

•  • 

im  Methylenblauversuch  untersucht.  Während  es  in  Übereinstimmung 
mit  Schnabel  und  Kasarnowsky  leicht  gelang,  die  im  Tier¬ 
körper  kreisenden  Pneumokokken  mit  dünnen  Optochinkonzentrationen 
gegen  dieses  Alkaloid  überempfindlich  zu  machen,  war  es  kein  einziges 
mal  möglich,  eine  Hypersensibilität  der  tierischen  Zellen  gegen  Optochin 
mittels  des  Methylenblauverfahrens  nachzuweisen;  allerdings  betrug 
die  längste  Beobachtungsdauer  beim  infizierten  Tier  nur  3  Tage. 

Schill  {Dresden). 

K  ritsche  wsky,  I.  L.,  Zur  Auffassung  des  anaphylaktischen 

Shocks  als  eines  physikalisch-chemischen  Phänomens. 

Begründung  der  Metaballodisperstheorie.  (Zbl.  f.  Bakt. 

Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  277.) 


30 


Immunitätsforschung. 


Aus  der  Zusammenfassung  der  Arbeit,  deren  größten  Teil  Aus¬ 
einandersetzungen  mit  den  bekannten  Theorien  einnehmen,  seien 
folgende  Ideen  des  Verfassers  erwähnt:  Die  Ursache  des  anaphylak¬ 
tischen  Symptomenkomplexes  sind  die  im  lebenden  Organismus  ent¬ 
stehenden  Veränderungen  des  Dispersionsgrades  der  Kolloide,  teils  im 
Blute,  hauptsächlich  aber  im  Zellprotoplasma  (Metaballodisperstheorie). 
Der  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Theorie  wird  gegründet  auf 
die  Feststellung  des  Komplementtiters  vor  und  nach  dem  Anfall,  den 
histologischen  Nachweis  der  Veränderungen  des  Dispersionsgrades 
der  Blutkolloide  und  der  Abnahme  oder  Steigerung  des  Dispersions¬ 
grades  des  Zellprotoplasmas.  In  jeder  Zelle  eines  einen  anaphylak¬ 
tischen  Shock  erleidenden  Organismus  entsteht  eine  Veränderung  der 
räumlichen  Anordnung  der  Kolloidagregate  mit  nachfolgender  Zell¬ 
destruktion,  wie  sie  im  Reagenzglas  beim  Reagieren  mit  entsprechen¬ 
den  Antigenen  als  Präzipitation,  Agglutination,  Hämolyse  usw.  in 
Erscheinung  tritt.  Das  Antigen  im  sensibilisierten  Organismus,  als 
physikalisch- chemisches  Agens  aufzufassen,  wirkt  unmittelbar  auf  das 
Gewebe,  nicht  etwa  Produkte  oder  Zustände,  die  durch  das  Ein¬ 
dringen  des  Antigens  im  Körper  entstanden  sind.  Der  anaphylak¬ 
tische  Shock  ist  als  eine  Toxikose  aufzufassen,  unterscheidet  sich 
aber  von  allen  anderen  Vergiftungen  dadurch,  daß  der  Stoff,  der  die 
Dispersionsgradveränderung  verursacht,  ein  Produkt  der  Immunisierung 
des  Organismus  ist.  N o et el  (Landsberg  a.  W.). 


•  • 

Peyrer,  K.,  Zur  Theorie  der  U  b  e  r  e  m  p  f  i  n  d  1  i  c  h  k  e  i  t.  ( W.  kl. 
W.  1924  S.  760.) 

Die  Fried  b  erg  ersehe  und  die  Pfeiffersche  Theorie  der 

Überempfindlichkeit  schließen  sich  nicht  absolut  aus.  Es  könnte 

wohl  sein,  daß  in  manchen  Fällen  Abbauprodukte  des  Antigens 

•  • 

und  der  Körpersubstanz  zusammen  die  Uberempfindlichkeit  bedingen, 
doch  scheint  dies  unwahrscheinlich.  In  der  Hauptsache  scheint  die 
Pfeiffersche  Theorie  das  Richtige  zu  treffen,  die  in  ihrer  Er¬ 
weiterung  folgendes  besagt:  Bei  jeder  Antigen- Antikörperwirkung  ist 
das  Primäre  die  Verbindung  der  beiden  Komponenten,  ev.  unter  Zu¬ 
hilfenahme  des  Komplements.  Werden  dabei  die  Antikörper  aus 
großen  Molekülgruppen  körpereigener  Substanz  bezogen  und  so  viel 
Körpersubstanz  frei,  so  kommt  es  zu  Allgemeinerscheinungen.  Werden 
infolge  der  Sitze  der  Rezeptoren  in  wichtigen  Organen  diese  Organe 
geschädigt,  dann  treten  Herderscheinungen  auf.  Die  Friedberger- 
sche  Theorie  erklärt  ferner  wohl  die  Anergie,  nicht  aber  die  Über¬ 
empfindlichkeit.  Man  ersieht  dies  besonders  aus  den  Schwierigkeiten 
Sahlis,  der  annehmen  muß,  daß  auch  gegen  die  Abbauprodukte  des 
Tuberkulins  Sensibilisierung  eintreten  muß.  Die  Pfeiffersche 


Immunitätsforschung. 


31 


Theorie  löst  diese  Schwierigkeiten  und  scheint  andererseits  mit  keiner 
gefundenen  Tatsache  absolut  im  Widerspruch  zu  stehen.  Hetsch. 

Rodet,  A.,  Contribution  au  mecanisme  du  choc  anapliy- 
lactique.  Quelques  conditions  susceptibles  de  faire 
varier  la  sensibilite.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  682.) 

Verf.  ging  von  der  Theorie  aus,  daß  beim  anaphylaktischen 
Shock  des  Meerschweinchens  die  Leukocyten  eine  erhebliche  Rolle 
spielen ;  er  nahm  an,  daß  sie  im  Kapillarsystem  der  Lunge  mechanische 
Zirkulationsstörungen  verursachen.  Tatsächlich  fand  er  während  des 
Shocks  stets  beträchtlich  weniger  Leukocyten  im  Blut  des  linken 
Herzens  als  im  rechten!  Er  konnte  ferner  feststellen,  daß  durch  Er¬ 
zeugung  eines  leukocytenreichen  peritonealen  Exsudates  eine  beträcht¬ 
liche  Sensibilitätsverminderung  gegenüber  der  shockauslösenden  In¬ 
jektion  erzielt  werden  kann.  Jedoch  gelang  es  weder  durch  Re- 
injektion  des  gesamten  Exsudates,  noch  seiner  Bestandteile  (ge¬ 
waschene  Leukocyten  oder  Exsudatflüssigkeit  nach  Abzentrifugieren 
der  Leukocyten)  den  Tieren  ihre  Sensibilität  zurückzugeben.  Analoge 
Feststellungen  wurden  gemacht,  wenn  die  Leukocyten  dem  Blut  mit 
Hilfe  von  Aderlässen  entzogen  wurden.  Durch  Reinjektion  bestimmter 
Teile  des  Blutes  gelang  es  unter  gewissen  Umständen,  die  verloren 
gegangene  bzw.  herabgesetzte  Shocksensibilität  der  Meerschweinchen 
wiederherzustellen.  Allerdings  konnte  der  gleiche  Effekt  erzielt 
werden,  wenn  an  Stelle  des  Blutes  physiologische  Kochsalzlösung  re- 
injiziert  wurde.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Schmidt,  P.  und  Barth,  E.,  Neue  experimentelle  Studien 
zur  Frage  der  Entstehung  des  anaphylaktischen 
Shocks  beim  Meerschweinchen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101, 
S.  388.) 

Verff.  bringen  neue  Argumente  für  ihre  Annahme  einer  primären 

Wirkung  des  Giftes  von  den  Lungenkapillaren  nach  Adsorption  des 

Giftes  und  zwar  in  der  Hauptsache  in  den  Bronchiolenkapillaren. 

Als  Folge  der  Wirkung  auf  die  Gefäße  tritt  ein  Verschluß  der 

Bronchiolen  ein,  und  zwar  nicht  durch  Spasmus  der  glatten 

•  • 

Muskeln,  sondern  höchstwahrscheinlich  durch  Odembildung  und  viel¬ 
leicht  auch  Quellung  der  Bronchiolen  wand.  Dieser  Verschluß  ver¬ 
ursacht  dem  Tiere  Dyspnoe,  es  macht  gewöhnlich  gewaltige  Inspi¬ 
rationsanstrengungen,  in  der  Lunge  ein  Vakuum  bildend.  Dieses 
Vakuum  saugt  Ödemflüssigkeit  in  die  Alveolen  und  vermehrt  den 
Verschluß  der  Bronchiolen;  es  wird  mehr  Luft  gewaltsam  inspiriert 
als  exspiriert  werden  kanD,  da  bei  der  Exspiration  die  Bronchiolen- 
Öffnung  ventilartig  komprimiert  wird.  So  entsteht  das  Emphysem. 


32 


Immunitätsforschung. 


Dieses  wird  zum  Strömungshindernis  durch  Kompression  der  Lungen¬ 
kapillaren;  im  Anschluß  hieran  tritt  allgemeines  Lungenödem  ein. 

Schill  {Dresden). 

Flaum,  A.,  Anaphylaxie  renverse.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  473.) 

Die  Natur  der  von  Friedberger  festgestellten  Toxizität  des 
hammelblutkörperlösendenKaninchenimmunserumsfür  Meerschweinchen 
ist  noch  umstritten.  Verf.  gibt  nunmehr  eine  Erklärung  auf  Grund 
der  Forssmanschen  Lehre  von  den  heterogenetischen  Antikörpern. 
Forssman  und  Forssman  u.  Hintze  haben  gezeigt,  daß  man 
durch  Injektion  von  Meerschweinchenorganen  Kaninchen  gegen  rote 
Hammelblutkörperchen  immunisieren  kann  und  daß  die  Sera  dieser 
Kaninchen  nicht  nur  Erythrocyten  hämolysieren,  sondern  auch  für 
Meerschweinchen  toxisch  sind,  ferner  daß  ihre  Toxizität  nach  der 
Einwirkung  auf  Erythrocyten  abnimmt  bzw.  erlischt.  Höchstwahr¬ 
scheinlich  handelt  es  sich  bei  der  Toxizität  der  hämolytischen 
Kaninchensera  um  eine  anaphylaktische  Reaktion  zwischen  dem  im 
Kaninchenserum  enthaltenen  Antikörper  und  dem  in  den  Meer¬ 
schweinchenorganen  vorhandenen  Antigen  („umgekehrte  Anaphylaxie“). 
Die  pathohistologischen  Befunde  der  gestorbenen  Tiere  stimmen  weit¬ 
gehend  mit  den  bei  der  klassischen  Anaphylaxie  beobachteten  über¬ 
ein.  Außerdem  gelingt  es,  auch  bei  der  „umgekehrten  Anaphylaxie“ 
Antianaphylaxie  zu  erzeugen,  indem  man  zunächst  eine  nicht  tödliche 
Dosis  des  toxischen  Serums  injiziert  (Friedberger  u.  Castelli). 
Der  gegen  die  Erklärung  der  letzteren  Tatsache  als  Antianaphylaxie 
erhobene  Einwand,  daß  man  auch  mit  Normal-Kaninchenserum  eine 
Schutzwirkung  erzielen  kann,  ist  hinfällig,  da  auch  im  Normal- 
Kaninchenserum  häufig  schon  Hammelbluthämolysine  enthalten  sind 
und  schon  ganz  geringe  Mengen  hämolytischen  Immunserums  (also 
geringe  Mengen  von  Hämolysinen;  der  tödl.  Dosis)  zur  Erzielung 
des  Schutzeffektes  ausreichen.  Aus  den  Versuchen  des  Verf.  geht  her¬ 
vor,  daß  der  antianaphylaktische  Zustand  in  15  Minuten  zustande 
kommt.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Otto,  R.  und  Shirakawa,  T.,  Zur  Kenntnis  des  „anaphylak¬ 
tischen  Reaktionskörpers“.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103, 
S.  426.) 

Die  Versuche  der  Verff.  ergaben  die  wichtige  Tatsache,  daß  der 
anaphylaktische  Reaktionskörper  und  das  Präzipitin  bei  den  elektro¬ 
osmotisch  gespaltenen  Antiseren  von  Kaninchen  an  verschiedene 
Eiweißfraktionen  gebunden  waren.  Durch  dieses  Ergebnis  wird  nach 
Ansicht  der  Verff.  der  Streit  über  die  Beziehungen  des  anaphylak¬ 
tischen  Reaktionskörpers  zu  den  Präzipitinen  dahin  entschieden,  daß 


Immunitätsforschung.  —  Fermentforschung. 


33 


beide  Antikörper  —  entsprechend  den  Anschauungen  von  R.  Otto, 
die  später  auch  Kraus  und  Biedl,  Asmit,  v.  Düngern  und 
Hirschfeld,  R.  Weil  u.  a.  vertreten  haben  —  nicht  als  identisch 
anzusehen  sind.  Der  „anaphylaktische  Reaktionskörper“  ist  vielmehr 
ein  besonderer  Antikörper.  Schill  [Dresden). 

Hajos,  K.,  Über  den  Einfluß  der  Röntgenbestrahlung  auf 
den  anaphylaktischen  Shock,  zugleich  eine  Er¬ 
klärung  der  Röntgenbehandlung  des  Asthma  bronchiale. 
(Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1923,  38,  S.  229.) 

Man  kann  durch  Röntgenbestrahlung  den  anaphylaktischen  Shock 
verhindern  oder  seinen  stürmischen  Ablauf  verzögern.  Die  Röntgen¬ 
strahlen  wirken  auf  die  Leber  in  der  Weise,  daß  sie  eine  vorüber¬ 
gehende  Läsion  verursachen.  Als  Erklärung  der  desensibilisierenden 
Wirkung  der  Röntgenstrahlen  wird  im  Sinne  Widals  angenommen, 
daß  durch  die  Leberläsion  in  die  Blutbahn  Eiweißkörper  gelangen, 
die  die  Desensibilisierung  verursachen.  Die  Röntgentherapie  des 
Asthma  bronchiale  ist  in  erster  Linie  bei  den  anaphylaktischen 
Asthmafällen  wirksam,  wo  der  therapeutische  Effekt  den  desensibili¬ 
sierenden  Eiweißkörpern  oder  deren  Produkten  zukommt.  He t sch. 

Löhr,  H.,  Die  Reduktion  aromatischer  Nitrogruppen 
durch  Meerschweinchengewebe  nach  Vorbehandlung 
mit  Proteinkörpern  und  während  des  anaphylaktischen 
Shocks.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1923,  37,  S.  442.) 

Die  Fähigkeit  isolierter  Zellen,  Nitrogruppen  zu  reduzieren,  kann 
nach  Vorbehandlung  der  Tiere  (Meerschweinchen)  durch  Milch  und 
Serum  gesteigert  werden.  Die  „Aktivierung“  geht  in  der  Reihenfolge 
Niere,  Muskulatur,  Gehirn ;  die  Leber  bleibt  fast  unverändert.  Durch 
Peptoninjektionen  wird  die  Reduktionsfähigkeit  stark  herabgesetzt; 
auch  hier  wird  das  Lebergewebe  nur  in  geringem  Grade  beeinflußt. 
Peptonzusatz  zu  Muskelzellen  in  vitro  hemmt  entsprechend  seiner 
Konzentration  die  Reduktionsfähigkeit.  Im  anaphylaktischen  Shock 
ist  die  Reduktionsfähigkeit  sehr  stark  beeinträchtigt.  Die  Leberzellen 
zeigen  auch  hier  keine  wesentliche  Veränderung.  Hetsch  [Frankfurt). 

Kupelwieser,  Ernst,  Versuche  über  Nachweisbarkeit  im¬ 
munisatorisch  bedingter  Fermentprozesse.  I.  (Bioch. 
Zschr.  1924,  145,  S.  492.) 

Mittels  des  refraktometrischen  Mikroverfahrens  zum  Nachweis 
von  Abwehrfermenten  von  Pregl  und  de  Crinis  konnte  bei 
13  Schwangerenseren  aus  dem  7. — 9.  Monat  kein  Abbau  von  Plazenta¬ 
gewebe  nachgewiesen  werden.  Der  Widerspruch  zu  den  günstigen 
Erfahrungen  Pregls  und  de  Crinis  mit  dem  serologischen 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  1/2.  3 


34 


Fermentforschung. 


Schwangerschaftsnachweis  erklärt  sich  entweder  durch  mangelhafte 
Reproduzierbarkeit  der  Methode  oder  durch  das  Fehlen  der  auf 
Plazenta  eingestellten  Fermente  in  den  späteren  Schwangerschafts¬ 
monaten. 

Kupelwieser,  Ernst  und  Wastl,  H.,  Versuche  über  die  Nach¬ 
weisbarkeit  immunisatorisch  bedingter  Ferment¬ 
prozesse.  II.  (Ebenda  S.  505.) 

Das  Serum  von  12  Meerschweinchen,  die  durch  Vorbehandlung 
mit  inaktiviertem  Rinderserum  in  den  Zustand  der  Antianaphylaxie 
überführt  waren,  zeigte,  mit  der  refraktometrischen  Mikro- Abderhalden- 
Reaktion  untersucht,  keinerlei  proteolytische  Wirkung  gegenüber  dem 
Antigen  der  Vorbehandlung.  Die  entgegenstehende  Beobachtung 
H.  Pfeiffers,  der  starke  Proteolyse  beim  Zusammentreffen  von 
Immunserum  und  Antigen  fand,  ist  vielleicht  im  Sinne  von  H.  Sachs 
als  durch  die  Antigen-Antikörperreaktion  ausgelöste  unspezifische 
Serumautolyse  zu  deuten.  Bei  der  Versuchsanordnung  der  Abder¬ 
halden-Reaktion,  Verwendung  des  zu  einem  Trocken präparat  ver¬ 
arbeiteten  Antigens,  dürfte  eine  solche  Autolyse  ausgeschlossen  sein. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Bachmann,  Werner,  Serologische  Studien  mit  Hilfe  des 
Zeißschen  Flüssigkeitsinterferometers.  II.  Mittei¬ 
lung  (Schluß).  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  325.) 

Während  die  interferometrische  Untersuchung  echter  fermen¬ 
tativer  Vorgänge,  die  mit  hydrolytischen  Spaltungsprozessen  einher¬ 
gehen,  eine  deutlich  meßbare  Zunahme  der  optischen  Dichte  des 
Reaktionsgemischs  ergibt,  ist  eine  solche  bei  der  spezifischen  Immun¬ 
präzipitation,  der  Bakterienanaphylaxie,  der  Agglutination  von 
Bakterien,  der  Toxin- Antitoxinbindung,  der  spezifischen  Komplement¬ 
bindungsreaktion  und  dem  Bakterizidieversuche  nicht  nachweisbar. 
Dasselbe  gilt  für  die  erste  Phase  der  Wassermann-Reaktion,  die 
Flockungsreaktionen  von  Sachs-Georgi  und  M einicke  sowie  die 
Dold-Trübungsreaktion.  Hierdurch  ist  der  Beweis  erbracht,  daß 
sowohl  bei  den  spezifischen  Immunitätsreaktionen  wie  bei  den  Lues¬ 
reaktionen  chemische  Umsetzungen  im  Sinne  einer  Synthese  oder 
Abbauvorgänge  fermentativer  Natur  keine  Rolle  spielen.  Allen 
spezifischen  Immunitätsreaktionen  scheint  somit  ein  gleichartiger 
Mechanismus  zugrunde  zu  liegen,  was  zugunsten  der  Annahme 
sprechen  würde,  daß  die  für  die  verschiedenen  Reaktionen  ange¬ 
nommenen  Antikörper  wesensgleich  sind.  Die  Spezifizität  der  Immun¬ 
reaktionen  wird  durch  diese  Auffassung  nicht  berührt.  Sie  dient  viel¬ 
mehr  dazu,  die  dem  Verständnis  so  schwierige  Vorstellung  von  der 
Vielheit  der  Antikörper  zu  beseitigen,  und  bewahrt  davor,  sie  auch 


F  ermentforschung. 


35 


auf  die  im  lebenden  Körper  sich  abspielenden  Immunitätsvorgänge 
zu  übertragen,  als  deren  Träger  in  erster  Linie  die  lebenden  Zellen 
des  Organismus  anzusehen  sind.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Simon,  H.,  Über  rote  Blutkörperchen  und  Serumlipase. 
(Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  39,  S.  407.) 

Die  Lipase  der  roten  Blutkörperchen  ist  gegen  Chinin  und 
Atoxyl  resistent.  Sie  unterscheidet  sich  dadurch  von  der  gegen  diese 
Gifte  empfindlichen  Serumlipase.  Bei  hämolytischen  Vorgängen  im 
Organismus  ist  deshalb  mit  einem  Übertreten  chinin-  und  atoxyl- 
resistenter  Lipase  in  die  Blutflüssigkeit  zu  rechnen.  Ketsch. 

Brockmeyer,  J.,  Neue  Eigenschaften  der  Serum-  und 
Leberlipase.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  874.) 

Die  Blutserumlipase  wird  durch  kleine  Dosen  Cokain  hydrochlor. 
maximal  gehemmt.  Gegen  Strychnin  ist  die  Serumlipase  weniger 
empfindlich.  Die  Leberlipase  ist  kokain-  und  strychninfest,  auch  in 
der  Mischung  mit  Serum.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Stapp,  C.,  Weitere  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bakterien¬ 
fermente.  Über  Katalase  und  Peroxydase  bei  Bak¬ 
terien.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  161.) 

In  angetrockneten  Bakterien  ist  die  Katalase  bis  zu  10  Jahren 
nachweisbar.  Ihre  Aktivität  nimmt  mit  dem  Alter  der  Kultur  ab. 
Nur  bei  einer  angetrockneten  Staphylokokkenart  konnte  eine  Beschleuni¬ 
gung  der  Wirksamkeit  der  Katalase  nach  3  x/2 jähriger  Antrocknung 
festgestellt  werden.  Die  Wirksamkeit  ist  also  unabhängig  vom  „Leben“ 
der  Zellen,  doch  geht  sie  zugrunde,  wenn  die  Bakterien  vor  dem  Ein¬ 
trocknen  abgetötet  werden.  Die  Wirksamkeit  der  Peroxydase  ist 
wiederum  unabhängig  von  der  der  Katalase  und  anscheinend  in  ab¬ 
gestorbenen  Bakterienkulturen  noch  länger  vorhanden.  Nitrat  in  einer 
Stärke  von  0,5  Proz.  wirkt  hemmend,  bei  einer  Stärke  von  0,15  Proz. 
dagegen  entgegengesetzt.  Im  allgemeinen  dürfte  bei  der  Bakterien¬ 
katalase  keine  so  strenge  Gesetzmäßigkeit  bezüglich  der  Beeinflussung 
durch  Salze  bestehen,  wie  für  gereinigte  Katalase  anderer  Herkunft. 
Die  Wirksamkeit  der  Katalase  wird  durch  Gase:  N,  0,  H,  wenn  sie  1 — 2 
Stunden  durchgeleitet  werden,  nicht  beeinflußt.  Temperatureinfluß: 
Bei  nicht  sporenbildenden  Bakterien  reicht  eine  viertelstündige  Er¬ 
hitzung  auf  80°  aus,  um  den  Verlust  der  Katalasebildung  herbeizuführen, 
bei  den  sporenbildenden  dagegen  hält  die  Katalase  eine  Temperatur 
von  100°  aus.  Bedeutend  resistenter  gegen  Hitze  als  die  Katalase,  erwies 
sich  die  Peroxydase  der  Bakterien,  die  auch  in  den  nicht  sporen¬ 
bildenden  Bakterien  thermostabil  war,  auch  erhöhte  sich  im  Gegensatz 
zur  Katalase  durch  Eintrocknung  der  Bakterienkultur  die  Wider- 

3* 


36 


Fermentforschung. 


standskraft  der  Peroxydase  gegen  die  Kochtemperatnr.  Anaerob  ge¬ 
züchtete  Bakterien  sind  wesentlich  ärmer  an  Katalase  als  Bakterien 
gleicher  Art,  die  bei  ungehindertem  Sauerstoffzutritt  wuchsen.  Das 
Minium  der  Wasserstoffionenkonzentrationen  für  die  Wirksamkeit  der 
Katalase  lag  bei  den  geprüften  Bakterienstämmen  B.  prodig.  Staph. 
alb  und  au.  in  allen  Fällen  unterhalb  ph.  =  9,1.  Das  Optimum  war 
übereinstimmend  zwischen  ph.  =  8  und  ph.  =  7,5  erreicht  und  hielt 
sich  auf  dieser  Höhe  bis  zu  einem  ph.,  der  zwischen  7,0  und  6,5  lag. 
Bei  der  Vorbehandlung  der  Katalase  der  verschiedenen  Bakterien¬ 
arten  mit  n/100 — nl1  Salzsäure  waren  Gesetzmäßigkeiten  nicht  zu  er¬ 
kennen,  ähnlich  waren  die  Verschiedenheiten  nach  Vorbehandlung 
mit  Alkali.  Gegen  Jod  zeigte  sich  die  Bakterienkatalase  sehr 
empfindlich.  Schwefelkohlenstoff  wirkt  je  nach  der  Bakterienart  ver- 
schiedengradig  hemmend,  ebenso  hemmt  Chloroform  bzw.  ein  Gemisch 
von  Chloroform  und  Aceton  bei  längerer  Einwirkung  verschieden 
stark.  Stets  aber  ist  die  Resistenz  der  Bakterienkatalase  unabhängig 
von  der  vitalen  Widerstandsfähigkeit  der  betreffenden  Bakterienart 
gegen  die  genannten  Stoffe,  man  kann  z.  B.  mit  Säure  die  Katalase  voll¬ 
ständig  inaktivieren,  ohne  die  Lebensfähigkeit  der  Kultur  zu  zerstören. 
Die  Peroxydase,  nachweisbar  durch  Benzidin-Eisessig  und  Hydro- 
peroxyd,  ist  bei  allen  Bakterien  mit  Ausnahme  der  Streptokokken 
vorhanden,  sie  ist  im  Gegensatz  zur  Katalase  gegen  Neutralsalze, 
Säure,  Lauge,  Jod,  Schwefelkohlenstoff  und  Narkotika  indifferent  und 
in  Äther,  Essigäther,  Chloroform,  Benzol,  Toluol  und  Xylol,  auch 
Alkohol  löslich.  Irgendwelche  Beziehungen  zwischen  Katalase  und 
Peroxydase  innerhalb  der  Bakterienzelle  waren  nicht  festzustellen. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Schlunk,  S.,  Der  Zweck  der  Katalase  bei  den  Bakterien 
und  ihre  Bewertung  als  Ferment.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I 
Orig.  1924,  92,  S.  116.) 

Verf.  sucht  die  Frage  zu  lösen,  ob  die  nach  seinen  Ergebnissen 
nicht  allgemein  unter  den  Bakterien  verbreitete  Katalase  den  Zweck 
haben  könne,  schädliche  Stoffe,  die  die  Bakterien  selbst  bilden,  oder 
die  sich  in  ihren  Nährmitteln  finden,  zu  zersetzen  und  dadurch 
schädliche  Einwirkungen  zu  beseitigen.  Er  brachte  die  bekannten 
pathogenen  Bakterien  mit  H202  zusammen  und  fand,  daß  diejenigen 
Bakterienstämme  das  beste  Wachstum  zeigen,  die  am  stärksten  H202 
zersetzen,  und  daß  Nichtkatalasenbildner  nur  mäßig  gedeihen.  Das 
Alter  der  Kultur  ist  bei  den  einzelnen  Stämmen  nicht  ohne  Einfluß 
auf  die  Katalasebildung.  Diese  muß  also  eine  Funktion  sein,  die 
aufs  innigste  mit  den  Lebens-  und  Entwicklungsmöglichkeiten  der 
Bakterien  verknüpft  ist.  Der  Begriff  des  Ferments  ist  für  die  Ekto- 
katalase,  d.  h.  die  von  den  Bakterien  in  die  Umgebung  abgegebenen 


Fermentforschung.  —  d’Herellesches  Phänomen. 


37 


Stoffe  abzulehnen,  vielmehr  ist  sie  in  die  Reihe  der  Aggressine  ein¬ 
zustellen.  Noetel  ( Landsberg  a.  W). 

Bansi,  H.  W.,  Die  Kinetik  der  Peroxydasen.  (Vorläufige 
Mitteilung.)  (Klin.  Wschr.  1924  S.  927.) 

Die  chemische  Kinetik  der  Peroxydasereaktion  wird  an  einem 
Meerrettichpreßsaft  untersucht.  Die  Reaktion  verläuft  nach  der 
Gleichung  der  bimolekularen  Reaktion  mit  äquimolekularen  Mengen. 
Das  Optimum  der  H-Konzentration  der  Peroxydase  liegt  zwischen 
4,5  und  4,75.  Die  Geschwindigkeitskonstante  ist  innerhalb  enger 
Grenzen  der  Fermentkonzentration  annähernd  proportional.  Die 
Blutoxydase  zeigt  dieselbe  Kinetik  und  optimale  Wasserstoffionen¬ 
konzentration.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Knorr,  M.  und  Gehlen,  W.,  Die  Leistungsfähigkeit  der 
Benzidinprobe  zum  Nachweis  der  Blutperoxydasen 
in  bakteriologischen  Nährmitteln.  (Arch.  f.  Hyg.  1924, 
94,  S.  136.) 

Bei  Benzidinreaktionen  muß  das  Mengenverhältnis  der  zu  unter¬ 
suchenden  Flüssigkeit  und -des  Reagens  beachtet  werden,  da  erstere 
eine  so  starke  Verdünnung  bedingen  kann,  daß  die  Reaktion  nicht 
mehr  eintritt.  Die  Abhängigkeit  der  Reaktion  von  der  Temperatur 
findet  darin  ihren  Ausdruck,  daß  Kochen  sowie  Behandeln  des  peroxy¬ 
dasenhaltigen  Materials  im  Autoklaven  sie  abschwächt  oder  aufhebt. 
Kälte  bis  zu  8°  ist  ohne  Einfluß.  Schon  der  Zusatz  von  0,6  Proz. 
NaCl  zu  Hämoglobinlösungen  schwächt  die  Reaktion  erheblich  ab  und 
somit  auch  die  in  den  gebräuchlichen  Nährböden  vorhandenen  Salz¬ 
mengen,  während  Agar  an  und  für  sich  keine  wesentliche  Herab¬ 
setzung  bedingt.  Verdünnte  Säuren,  Laugen,  destilliertes  Wasser  ver¬ 
ändern  die  Reaktion  gleichfalls  nach  der  negativen  Seite.  Noetel. 

Bürgers  und  Bachmann,  W.,  Bakteriophagenstudien.  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  101,  S.  350.) 

Versuche  mit  grampositiven  Mikroorganismen  ergaben,  daß  es 
gelingt,  durch  Säureaufschließung,  durch  Extraktion  mit  destilliertem 
Wasser  und  physiologischer  Kochsalzlösung,  in  einzelnen  Fällen  auch 
durch  Bouillonzüchtung  (Schweinerotlauf)  und  im  Hundekot  wirksame 
Filtrate  gegen  Grampositive  zu  erhalten.  Die  Wirksamkeit  solcher 
Lysate  geht  durch  8stündiges  Erhitzen  bei  56°  nicht  verloren. 
Weil  es  nur  in  beschränktem  Maße  möglich  ist,  die  aus  Grampositiven 
gewonnene  Ly  sine  in  Passagen  fortzuzüchten,  so  ist  es  möglich,  daß 
die  gegen  Grampositive  gerichteten  Filtrate  der  Verff.  nicht  mit  dem 
d’Herelleschen  Bakteriophagen  identisch  sind.  —  Versuche  mit  gram¬ 
negativen  Mikroorganismen  ergaben,  daß  beim  d’Herelleschen  Phä- 


38 


d’Herellesches  Phänomen. 


nomen  nur  lebende  Mikroorganismen  Träger  des  wirksamen  Prinzips 
sein  können.  —  Um  über  den  Ablauf  der  Lysinbildung  Aufschluß 
zu  gewinnen,  machten  Verff.  Messungen  der  Refraktion  einer  mit 
aktivem  Lysin  beimpften  Bouillonkultur  zu  verschiedenen  Zeiten 
mittels  des  Zeißschen  Flüssigkeitsinterferometers.  Die  interfero- 
metrische  Methode  erwies  sich  als  gut  geeignet,  den  von  Doerr 
und  Grüninger  mit  anderen  Mitteln  nachgewiesenem  Anstieg  des 
Lysingehaltes  einer  Bouillonkultur  bis  zum  Maximum  der  Wirkung 
ZU  verfolgen.  Schill  (Dresden). 

Matsumoto,  Takima,  Über  das  Verhalten  konzentrierter 
Bakteriophagen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  214.) 

Bakteriophagen  mit  empfindlichen  Bakterien  zusammen  erfahren 
in  Bouillon  unter  günstigen  Bedingungen  eine  schnelle  Zunahme  bis 
zu  einer  bestimmten,  der  ^-Konzentration,  die  nicht  überschritten 
wird.  Auch  durch  Zufuhr  in  lebhafter  Vermehrung  begriffener 
Bakterien  aus  einer  anderen  Kultur  wird  die  Z-Konzentration  nicht 
erhöht,  obwohl  die  Bakterien  durch  die  vorhandenen  Bakteriophagen 
-  aufgelöst  werden.  Hierin  scheint  ein  Widerspruch  gegen  die  An¬ 
nahme  zu  liegen,  daß  Bakteriophagenvermehrung  und  Bakteriophagen- 
wirkung  Zusammenhängen  müssen.  Er  erklärt  sich  dadurch,  daß  in 
der  ^-Konzentration  frisch  eingebrachte  normale  Bakterien  vollständig 
zugrunde  gehen  oder  an  der  Vermehrung  gehindert  sind,  so  daß  sie 
nicht  mehr  zur  Bakteriophagenbildung  Anlaß  geben  können.  Dies 
ergibt  sich  daraus,  daß  in  der  ^-Konzentration  eines  Bakteriophagen 
ein  zweiter  nicht  zuzunehmen  vermag,  sobald  normale  Bazillen  einge¬ 
sät  werden.  Dagegen  ist  die  Zunahme  möglich,  wenn  in  eine  solche 
Bakteriophagenmischung  Bazillen  eingeimpft  werden,  die  gegen  den 
Bakteriophagen  der  ^-Konzentration  fest  sind.  Die  Ausbildung 
bakteriophagenfester  Bakterien  scheint  nicht  in  der  Zeit  der  Bak¬ 
teriophagenvermehrung  zu  erfolgen,  sondern  erst  mit  Beginn  des 
Stillstandes  derselben,  d.  h.  der  Erreichung  der  ^-Konzentration. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Osumi,  Simpachi,  Serologische  Studien  mit  einem  Bak¬ 
teriophagen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  261.) 

Kaninchen  wurden  mit  einem  Coli-Bakteriophagen,  dem  zugehörigen 
bakteriophagenfreien  Colistamm  und  einem  durch  48stündige  Digestion 
in  destilliertem  Wasser  bei  37°  gewonnenen  Coliautolysat  immunisiert. 
Nur  das  Antiphagenserum  neutralisierte  die  Wirkung  des  Bakterio¬ 
phagen.  Die  Wirkung  des  Serums  wurde  durch  halbstündiges  Er¬ 
wärmen  auf  55°  aufgehoben,  durch  Zusatz  von  frischem  Meer¬ 
schweinchenserum  aber  reaktiviert.  Allerdings  gelang  diese  Reakti¬ 
vierung  nur  in  zwei  Versuchen.  Das  Antiphagenserum  wäre  hiernach 


d’Herellesches  Phänomen. 


39 


in  die  Klasse  der  komplexen  Antikörper  vom  Typus  der  Bakterio¬ 
lysin  e  einzureihen.  Im  Komplementbindungs  versuch  reagierte  das 
Antiphagenserum  am  stärksten  mit  dem  homologen  Antigen,  deutlich 
aber  auch  mit  den  Bazillen  selbst  und  dem  Autolysat.  Das  Anti¬ 
bakterienserum  und  das  Antiautolysatserum  wirkten  noch  weniger 
spezifisch.  Jedenfalls  enthält  das  Bakteriophagenlysat  einen  Anteil, 
der  in  dem  Autolysat  nicht  enthalten  ist.  Durch  Absorption  mit 
Bazillen  wurde  dem  Antiphagenserum  der  mit  diesen  reagierende 
Bestandteil  nicht  entzogen,  während  dies  sowohl  beim  Antibakterien¬ 
serum  wie  beim  Antiautolysatserum  der  Fall  war.  Kurt  Meyer. 

Bail,  0.,  Untersuchungen  über  die  M-Konzentration  von 
Bakterien  und  Bakteriophagen.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S. 54.) 

M-  oder  ^-Konzentration  von  Bakterien  bedeutet,  daß  letztere 
in  jeweils  gegebenen  Mengen  Nährlösung  je  nach  den  Umständen 
und  besonders  je  nach  der  Einsaatgröße  mehr  oder  minder  schnell 
eine  Höchstzahl  erreichen,  die  nicht  mehr  überschritten  wird.  Diese 
Zahl  ändert  sich  auch  nicht,  wenn  man  nach  Zentrifugieren  die  über¬ 
stehende  Nährflüssigkeit  abgießt  und  durch  neue  ersetzt.  Trägt  man 
in  eine  bestimmte  Menge  Fleischbrühe,  die  der  M-Konzentration  ent¬ 
sprechende  Menge  Bakterien  ein,  so  bemerkt  man  gleichfalls  nichts 
von  einer  zahlenmäßigen  Zunahme,  sät  man  eine  höhere  Zahl  von 
Bakterien  ein,  so  tritt  statt  Zunahme  Abnahme  bis  zum  Niveau  der 
M-Konzentration  ein.  In  der  M-Konzentration  hört  trotz  der  fehlenden 
Zahlenzunahme  die  Teilung  der  Bakterienzellen  nicht  etwa  auf,  die 
Vermehrung  geht  weiter,  doch  muß  nach  Erreichung  der  M-Konzen- 
tration  eine  nahezu  ebenso  große  Zahl  von  Bakterien  absterben  als 
neu  entstehen.  Die  Tatsache  der  Vermehrung  wird  bewiesen  durch 
Zusammenbringen  mit  Bakteriophagen,  die  sich  bekanntermaßen  nur 
in  Gegenwart  lebender  Bakterien  vermehren  können.  Bisher  können 
aus  den  im  Original  nachzulesenden  Experimenten  folgende  Schlüsse 
gezogen  werden :  Bringt  man  in  eine  M-Konzentration  geeignete 
Bakteriophagen,  so  gelangen  diese  zur  Vermehrung,  die  schließlich 
zu  einer  hohen  Konzentration  führt.  Impft  man  in  eine  M-Konzen- 
tration  einer  Rasse  einen  anderen  Stamm  der  gleichen  Rasse,  so  zeigt 
letzterer  keine  Zunahme.  Ist  letzterer  bakteriophagenfest  und  sät 
man  den  entsprechenden  Bakteriophagen  ein,  so  vermehrt  sich  dieser 
auf  Kosten  des  normalen  Bakteriums.  Die  bakteriophagenfeste  Rasse 
erfährt  aber  auch  unter  diesen  Umständen  keine  Zunahme.  Die 
Frage,  ob  bei  den  fremden  Stämmen  der  gleichen  Rasse,  wenn  sie 
in  eine  M-Konzentration  eingesät  werden,  die  zahlenmäßige  Konstanz 
auch  auf  Gleichgewicht  zwischen  Vermehrung  und  Absterben  beruht, 
läßt  sich  gleichfalls  mit  Hilfe  von  Bakteriophagen  lösen.  Setzt  man 
zu  einer  M-Konzentration  eines  bakteriophagenfesten  Stammes  den 


40 


d’Herellesches  Phänomen. 


zugehörigen  Bakteriophagen,  so  vermehrt  er  sich  nicht.  Impft  man 
nun  aber  einen  anderen  nicht  bakteriophagenfesten  Stamm  der  gleichen 
Rasse  ein,  so  vermehrt  sich  der  Bakteriophage.  Dies  ist  aber  nur 
möglich,  wenn  sich  die  neu  eingeimpften  Bakterien  vermehren  können, 
also  muß  auch  bei  den  in  eine  M-Konzentration  eingesäten  Bakterien 
Vermehrung  und  Absterben  sich  das  Gleichgewicht  halten.  Also  mit 
der  Erreichung  der  M-Konzentration  hört  die  Bakterienvermehrung 
durch  Teilung  nicht  auf,  es  sterben  nur  ebensoviel  ab  als  neu  ent¬ 
stehen.  —  Dieser  eigenartige  erst  mit  Hilfe  von  Bakteriophagen 
erweisbare  Vermehrungstypus  besteht  nicht  nur  für  die  Bakterien 
der  M-Konzentration  selbst,  er  wird  auch  anderen  Rassen  aufge¬ 
zwungen,  welche  man  einer  derartigen  Konzentration  künstlich  zu¬ 
setzt.  Ähnlich  wie  für  Bakterien  besteht  übrigens  auch  die  Tat¬ 
sache  der  M-Konzentration  für  Bakteriophagen.  Allgemeine  Ver¬ 
breitung  dieser  Gesetzmäßigkeit  vorausgesetzt,  wäre  damit  endlich 
ein  fester  Punkt  für  die  zahlenmäßig  gesetzliche  also  exakte  Bear¬ 
beitung  einer  Seite  des  Bakterienlebens,  der  Vermehrung,  gewonnen, 
auch  ergibt  sich  praktisch  eine  Möglichkeit  genaueren  Arbeitens  mit 
Bakterien  als  bisher.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Busson,  B.  und  Ogata,  N.,  Untersuchungen  über  sekundäre 
und  bakteriophagenresistente  Dysenteriestämme  und 
ihre  Beziehung  zu  den  sog.  Schmitzstämmen.  (W.  kl. 
W.  1924  S.  665.) 

Nach  den  mitgeteilten  Versuchsergebnissen  scheint  die  Annahme 
berechtigt  zu  sein,  daß  die  zuerst  von  Schmitz  beschriebenen, 
später  von  verschiedenen  Bakteriologen  gelegentlich  von  Dysenterie¬ 
epidemien  gezüchteten  Ruhrstämme  mit  jenem  eigenen  Gepräge,  das 
die  Untergruppe  der  Schmitz-Stämme  ausmacht,  möglicherweise  unter 
dem  Einfluß  des  Bakteriophagen  umgewandelte  sekundäre,  wahr¬ 
scheinlich  aber  sog.  bakteriophagen-resistente  Stämme  darstellen. 
Die  resistenten  Stämme  scheinen  auch  gewisse  vom  normalen  Typus 
abweichende  Eigenschaften  dauernder  festzuhalten  als  die  sekun¬ 
dären  Stämme.  Hetsch  (. Frankfurt  a.  M.). 

Eguchi.  Churoku,  Studien  über  das  d’Herellesche  Phä- 
•  • 

nomen.  Uber  Dysenteriebazillenbakteriophagen.  (Sai- 
kingaku-Zashi.  1923  No.  332.) 

Nicht  nur  aus  dysenterieverdächtigen  Stühlen,  sondern  auch  aus 
Shiga-Bazillenreinkulturen  konnte  Verf.  Bakteriophagenstämme  ge¬ 
winnen.  Die  Wirkung  der  Bakteriophagen  war  dabei  verschieden  stark. 
Die  anfangs  schwach  wirkenden  Stämme  verstärkten  späterhin  ihre 
Wirkung.  Mit  lebenden  Dysenteriebazillen  konnte  Verf.  durch  viele 
Generationen  die  Bakteriophagen  fortführen.  Während  die  Bakterio- 


d’Herellesches  Phänomen. 


41 


phagen  erst  durch  eine  10  Minuten  lange  Erwärmung  auf  75°  C 
vollkommen  zerstört  wurden,  starben  die  Bakterien  selbst  bereits 
nach  einer  10  Minuten  langen  Erwärmung  auf  60°  C  ab.  x4uch 
gegen  Chemikalien  hatten  Bakteriophagen  eine  größere  Resistenz  als 
Bakterien.  Verf.  gelang  es,  mit  Bakteriophagen  bei  Kaninchen  ein 
Antibakteriophagenserum  zu  erzeugen.  Unter  den  Dysenteriebazillen 
fanden  sich  auch  gegen  Bakteriophagen  resistente  Stämme,  die 
selbständig  ihre  eigenen  Bakteriophagen  bildeten.  Mit  Hilfe  von 
Azeton  oder  Abdampfung  bei  niederer  Temperatur  gelang  es,  die 
Bakteriophagen  in  einen  Trockenzustand  überzuführen,  wodurch  jedoch 
der  Wirkungsgrad  der  Bakteriophagen  herabgesetzt  wurde.  Verf. 
wusch  zentrifugierte,  durch  Bakteriophagen  fast  vollständig  abgetötete 
Bakterienbouillonkulturen  teils  mit  Bouillon,  teils  mit  physiologischer 
Kochsalzlösung.  Nur  durch  Bouillon  wurden  aus  dem  Sediment 
Bakteriophagen,  sogar  in  großen  Mengen,  ausgewaschen.  Diese  Ver¬ 
schiedenheiten  bei  den  Auswaschungsversuchen  waren  nicht  durch 
die  verschiedenen  pH -Ionenkonzentrationen,  auch  nicht  durch  die  ver¬ 
schiedene  Resistenz  der  Bakteriophagen  in  beiden  Flüssigkeiten 
bedingt.  Auch  bei  Abwaschungsversuchen,  die  Verf.  mit  verschiedenen 
anderen  Flüssigkeiten  (Fleischwasser  und  Peptonwasser)  anstellte, 
konnte  er  Bakteriophagen  feststellen,  die  meisten  aber  bei  Bouillon. 
Verf.  legte  auch  Kulturen  der  gegen  Bakteriophagen  resistenten 
Stämme  auf  verschiedenen  Nährböden,  z.  B.  eiweißfreien  und  Nähr¬ 
böden  von  verschieden  starkem  Eiweißgehalt  an  und  konnte  kon¬ 
statieren,  daß  die  Bakteriophagenmengen  dem  Eiweißgehalt  pro¬ 
portional  waren.  Auf  eiweißfreiem  Nährboden  (Uschinsky  ohne 
Asparagin)  bildeten  sich  keine  Bakteriophagen.  In  Bakterien¬ 
kochsalzaufschwemmungen  zeigten  die  Bakteriophagen  keine  Wirkung 
und  Vermehrung,  sondern  eine  Verminderung.  Alle  diese  Erschei¬ 
nungen  führt  Verf.  auf  das  Fehlen  von  Eiweiß  zurück.  Die  An¬ 
wesenheit  von  gespaltenem  Eiweiß  ist  auf  die  Bakteriophagenwirkung 
von  günstigerem  Einfluß  als  die  von  genuinem  Eiweiß.  Von  ver¬ 
schiedenen  Eiweißspaltprodukten  beeinflussen  die  Bakteriophagen- 
bildung  am  günstigsten  (natürlich  nicht  so  stark  wie  Albumosen  und 
Peptone)  das  Taurin,  Asparagin-  und  Nukleinsäure,  weniger  günstig 
Tyrosin  und  Glutaminsäure,  noch  weniger  günstig  Leuzin  und 
Tryptophan.  Bei  der  Abwaschung  mit  Bouillon  handelt  es  sich  nicht 
nur  um  eine  Extraktion  der  Bakteriophagen,  sondern  auch  um  eine 
teilweise  Neubildung  letzterer,  die  durch  Bouillon  begünstigt  wird. 
Bei  Zusatz  von  Antibakteriophagenserum  zu  einer  durch  Bakterio¬ 
phagen  fast  ganz  abgetöteten  Bakterienaufschwemmung  zeigte  sich 
eine  Neuentwicklung  der  Bakterien.  Die  Bakteriophagen  entfalten 
also  gegen  die  Bakterien  nicht  nur  eine  lösende  und  „abtötende“, 
sondern  auch  eine  hemmende  Wirkung,  die  der  desinfizierenden 


42 


d’Herellesches  Phänomen. 


Wirkung  des  Sublimats  gegen  Bakterien  ähnlich  zu  setzen  ist.  Verf. 
hatte  bei  Versuchen  über  die  Schutzwirkung  der  Bakteriophagen  in 
vivo  einen  ziemlich  guten  Erfolg  bei  Anwendung  der  min.  let.  Dosis. 
Bei  stärkeren  Dosen  war  kein  Erfolg  festzustellen.  Auch  thera¬ 
peutische  Versuche  hatten  keinen  guten  Erfolg.  Als  eine  der  Ur¬ 
sachen,  daß  Bakteriophagen  in  vivo  anders  wirken  als  in  vitro, 
führt  Verf.  die  Verschiedenheit  der  Tierbakterien  und  der  Kultur¬ 
bakterien  an. 

Derselbe,  ÜberStaphylokokkenbakteriophagen.  (Namman- 
igakai-Zashi.  1924,  12,  Heft  5.) 

Verf.  konnte  diese  Bakteriophagen  aus  Staphylokokkeneiterkultur 
gewinnen.  Die  Eigenschaften  der  Staphylokokkenbakteriophagen  sind 
im  wesentlichen  nicht  von  denen  der  Dysenteriebazillenbakteriophagen 
verschieden.  Auch  die  Wirkung  dieser  Bakteriophagen  ist  spezifisch, 
sie  wirken  aber  nicht  gegen  alle  Staphylokokkenstämme.  Einen 
Unterschied  zwischen  den  beeinflußten  und  den  nicht  beeinflußten 
Stämmen  konnte  Verf.  nicht  feststellen.  Die  Resistenz  dieser 
Bakteriophagen  gegen  Wärme  ist  sehr  gering;  schon  nach  einer 
10  Minuten  langen  Erwärmung  auf  58°  C  waren  sie  vollkommen 
zerstört.  Die  Resistenz  der  Staphylokokken  gegen  Wärme  ist  also 
größer  als  die  der  Bakteriophagen,  doch  waren  letztere  wieder 
resistenter  gegen  Chemikalien.  Auch  hier  begünstigte  die  Anwesen¬ 
heit  von  Eiweiß  die  Wirkung  und  Vermehrung  der  Bakteriophagen. 
In  10  Minuten  lang  auf  58  0  C  erwärmten  Gemischen  von  Bakterio¬ 
phagen  und  Kokken  waren  alle  Bakteriophagen  sicher  zerstört.  Nach 
eintägigem  Aufenthalt  im  Brutschrank  konnte  Verf.  eine  erneute 
Bakteriophagenbildung  feststellen,  die  wahrscheinlich  von  den  gegen 
Wärme  resistenten  Bakterienstämmen  stammte.  Im  Anschluß  hieran 
stellte  Verf.  Untersuchungen  an  über  den  Einfluß  von  Eiweiß  auf  die 
Lebensdauer  der  Staphylokokken.  Geringe  Dosen  von  Staphylokokken 
in  Kochsalzlösung  gehen  bald  zugrunde,  hier  entfalten  die  Bakterio¬ 
phagen  auch  keine  Wirkung,  in  stärkeren  Dosen  behalten  sie  lange 
ihre  Lebensfähigkeit  bei,  in  diesen  Konzentrationen  zeigen  die 
Bakteriophagen  bereits  eine  schwächere  Wirkung.  Hier  ist  durch 
die  größere  Anzahl  von  Bakterienleibern  ein  stärkerer  Eiweißgehalt 
(Bakterieneiweiß  in  und  Nährbodeneiweiß  an  den  Bakterienleibern) 
bedingt.  In  Bakterienkochsalzaufschwemmungen  mit  verschieden 
großen  Bouillonzusätzen  war  die  Lebensfähigkeit  der  Staphylokokken 
proportional  der  Bouillonmenge.  Verf.  wusch  konzentrierte  Staphylo¬ 
kokkenkochsalzaufschwemmung  mit  Kochsalzlösung  aus  und  verkürzte 
dadurch  die  Lebensdauer  der  Staphylokokken,  weil  durch  die  Aus¬ 
waschungen  Eiweißmengen  verloren  gingen.  Ähnliche  Versuche  hatte 
Verf.  früher  mit  Cholera  Vibrionen  angestellt.  Diese  Versuche  unter- 


d’Herellesches  Phänomen. 


43 


stützen  auch  die  Behauptung,  daß  die  Bakteriophagenwirkung  und 
-Vermehrung  von  dem  Eiweißgehalt  abhängig  ist. 

•  • 

Derselbe,  Uber  Pyocyaneusbakteriophagen  mit  ver¬ 
gleich  endenUntersuch  ungen  der  Pyocyanase.  (Ebenda. 
1924,  12,  Heft  4.) 

Während  andere  Autoren  behaupteten,  daß  man  Pyocyaneus¬ 
bakteriophagen  nur  aus  den  lochbildenden,  silberglänzenden  und 
dunkelfarbstoffbildenden  Pyocyaneuskulturen  entnehmen  könne,  konnte 
Verf.  auch  aus  anderen  grünen  Pyocyaneuseiterkulturen  und  Pyocyaneus- 
reinkulturen  Bakteriophagen  gewinnen.  Die  Eigenschaften  der  Pyo¬ 
cyaneusbakteriophagen  sind  im  allgemeinen  ähnlich  den  Eigenschaften 
der  Dysenteriebazillenbakteriophagen  und  der  Staphylokokken¬ 
bakteriophagen.  Nach  ihren  Eigenschaften  stehen  sie  zwischen 
Dysenteriebazillenbakteriophagen  und  Staphylokokkenbakteriophagen. 
Auch  hier  ließ  sich  der  Einfluß  des  Eiweiß  auf  Wirkung  und  Ver¬ 
mehrung  der  Bakteriophagen  feststellen,  ebenfalls  zeigten  auch  hier 
die  Bakteriophagen  im  Trockenzustand  einen  etwas  geringeren 
Wirkungsgrad.  Während  die  Pyocyaneusbakteriophagen  eine  deut¬ 
liche  Spezifizität  zeigten,  besaß  die  Pyocyanase  diese  Eigenschaft 
nicht,  sie  wirkte  nicht  gegen  Pyocyaneusbakterien,  sondern  nur  gegen 
Ruhrbazillen,  Meningo-,  Gonokokken  u.  a.  Die  Pyocyanase  ist  ferner¬ 
hin  in  Alkohol  vollkommen  löslich.  Während  die  Pyocyaneusbakterio¬ 
phagen  bei  Erwärmung  auf  75°  C  vollkommen  zerstört  wurden,  war 
die  Wirkung  der  Pyocyanase  nach  einer  30  Minuten  langen  Erwärmung 
auf  100 0  C  wesentlich  erhöht.  Eine  Antikörperbildung  wie  bei  Pyo¬ 
cyaneusbakteriophagen  konnte  Verf.  bei  der  Pyocyanase  nicht  erzielen. 
Die  bakterizide  Kraft  der  Pyocyaneusbakteriophagen  war  größer  als 
die  der  Pyocyanase.  Verf.  konstatierte  zwei  Arten  von  gegen  Pyo¬ 
cyaneusbakteriophagen  resistenten  Stämmen.  Die  eine  Art  bildete 
anfangs  keinen  Farbstoff  (färbte  sich  später  jedoch  rot  und  braun), 
zeigte  fast  keine  Eigenbewegung,  auch  keine  Gelatinelösungsfähigkeit, 
die  andere  Art  war  stark  pyocyaninbildend,  hatte  deutliche  Eigen¬ 
bewegung  und  starke  Gelatinelösungsfähigkeit.  Während  die  erste 
Art  von  Resistenzstämmen  nur  eine  schwache  Bakteriophagenbildung 
zeigte,  konnte  Verf.  bei  der  zweiten  Art  eine  starke  Bakteriophagen¬ 
bildung  nachweisen.  Im  Gegensatz  zu  den  Pyocyaneusbakteriophagen 
zeigte  die  Pyocyanase  keine  Bildung  von  Resistenzstämmen  und  auch 
keinen  Generationswechsel.  In  eiweißfreien  Lösungen  konnte  Verf. 
dagegen  bessere  Wirkung  der  Pyocyanase  konstatieren.  Mit  Azeton 
(japanisches  Präparat)  gelang  die  Ausflockung  der  Pyocyaneus¬ 
bakteriophagen,  während  die  der  Pyocyanase  negativ  ausfiel.  Durch 
Methylalkohol  wurden  die  Pyocyaneusbakteriophagen  ausgeflockt  und 
vollkommen  zerstört,  während  die  Pyocyanase  in  Methylalkohol  in 


44 


d’Herellesches  Phänomen. 


Lösung  blieb  und  ihre  bakterizide  Wirkung  beibehielt.  Bei  weiteren 
vergleichenden  Untersuchungen  konnte  Verf.  aus  fünf  verschiedenen 
Pyocyaneusstämmen  nur  einen  Pyocyaneusbakteriophagenstamm  ge¬ 
winnen,  während  alle  Stämme,  wenn  auch  in  geringem  Grade,  Pyo- 
cyanase  bildeten.  Verf.  konnte  feststellen,  daß  ein  gegen  Pyocyaneus- 
bakteriophagen  resistenter  Pyocyaneusstamm  schon  innerhalb  eines 
Tages  Pyocyaneusbakteriophagen  bildete,  während  erst  nach  acht 
Tagen  eine  schwache  Pyocyanasebildung  wahrnehmbar  war.  Verf. 
kommt  zu  dem  Schluß,  daß  Pyocyaneusbakteriophagen  und  Pyocyanase 
nicht  identisch  sind.  Während  die  Pyocyanase  lipoidige  Eigenschaften 
hat,  zeigen  die  Pyocyaneusbakteriophagen  keine  lipoidigen,  sondern 
fermentative  Eigenschaften.  {Autoreferat.) 

Hadley,  Philip,  The  Variation  in  size  of  lytic  areas  and 
its  significance.  (J.  of.  Bact.  1924,  9,  p.  397.) 

Ein  Shiga- Dysenterie -Bakteriophage  zeigte  zwei  Typen  von 
lytischen  „Kolonien“  (lytischen  Bezirken) :  große  von  ungefähr  5  mm, 
kleine  von  ungefähr  1  mm  Durchmesser,  dazwischen  keine  Übergänge. 
Im  Laufe  eines  Jahres,  nach  zahlreichen  Passagen  durch  Kulturen, 
verlor  er  die  Fähigkeit,  große  „Kolonien“  zu  erzeugen,  dagegen  fand 
sie  sich  in  versiegelten,  bei  Zimmertemperatur  aufbewahrten  Röhrchen 
mit  lytischer  Kultur  nach  einem  und  nach  2  Jahren  unvermindert 
erhalten.  Die  Fähigkeit,  große  Plaques  zu  erzeugen,  kann  dem 
Bakteriophagen,  wenn  sie  einmal  verloren  ist,  weder  durch  Änderung 
des  Nährbodens,  seiner  Reaktion,  der  Bakteriendichtigkeit  noch  durch 
Passage  durch  neue  Shiga-Stämme  oder  Dysenteriestämme  eines 
anderen  Typus  wiedergegeben  werden.  Durch  Abimpfung  von  einer 
kleinen  lytischen  „Kolonie“  erhält  man  die  reine  Linie  eines  nur 
kleine  „Kolonien“  hervorrufenden  „kleinen“  Agens,  durch  Abimpfung 
von  einer  großen  „Kolonie“  das  „große“,  kleine  und  große  Kolonien 
hervorrufende  lytische  Agens.  Analogie  zwischen  dem  Verhalten  der 
„großen“  und  „kleinen“  lytischen  Kulturen  und  den  vom  Verf.  be¬ 
obachteten  lytischen  (lysogenen)  und  nicht  lytischen  (resistenten) 
B.  pyocyaneus-Kolonien.  Die  resistenten  geben  bei  Fortimpfung  nur 
resistente,  die  lysogenen  sowohl  lysogene  als  resistente  Kolonien. 
Das  lytische  Agens  erhielt  sich  in  alten  versiegelten  Pyocyaneus- 
kulturen  länger  als  1  Jahr  unverändert,  während  es  im  Passage¬ 
stamm  allmählich  schwand.  Eine  bei  Gleichbleiben  des  Nährbodens 
und  der  Bakterienkultur  in  charakteristischen  lytischen  Bezirken 
zum  Ausdruck  kommende  Änderung  der  lytischen  Wirkung  muß  einer 
Variation  des  lytischen  Agens  zugeschrieben  werden,  wie  sie  sonst 
bei  lebendem  Protoplasma  beobachtet  wird. 

Derselbe,  A  method  of  staining  lytic  areas  produced 
by  the  bacteriophage.  (Ibid.  p.  405.) 


d’Herellesches  Phänomen. 


45 


Kleine  Bakteriopliagenkolonien  können  durch  Färbung  leichter 
kenntlich  gemacht  werden.  Auch  Unterscheidung  im  lytischen  Be¬ 
zirk  entstandener  sekundärer  Bakterienkolonien  wird  dadurch  er¬ 
möglicht.  Mit  der  Pipette  bringt  man  1  ccm  polychromes  Loeffler- 
Methylenblau  auf  die  Schrägagarkultur,  läßt  es  1  Minute  einwirken, 
wäscht  dann  ebenfalls  mittels  Pipette  mit  destilliertem  Wasser  und 
gießt  das  erste  Waschwasser  schnell  weg,  bringt  Sublimatlösung 
1 : 1000  darauf  und  läßt  trocknen.  Die  Bezirke  mit  Lysis  erscheinen 
rot  oder  rötlich,  die  ohne  Lysis  ungefärbt  oder  schwach  grünlich¬ 
blau.  Bei  durchfallendem  Lichte  sind  die  lytischen  Bezirke  deutlicher 
als  in  ungefärbten  Kulturen  und  die  sekundären  Kolonien  in  ihnen  als 
bläuliche  oder  bläulich-purpurne  Punkte  auf  rotem  Grunde  erkennbar. 
Sie  bleiben  beim  Waschen  fest  an  ihrer  Unterlage  haften.  Die 
Färbung  ist  mit  auf  60°  erhitzter  Farblösung  intensiver  und  das 
Ergebnis  24  Stunden,  nachdem  die  lytischen  Bezirke  ihre  maximale 
Größe  erreicht  haben,  am  besten.  Die  Farblösung  darf  nicht  seitlich 
zwischen  Agar  und  Röhrchenwand  eindringen.  Um  dieses  zu  ver¬ 
hindern,  erhitzt  man  die  Berührungslinie  von  Agar  und  Glas  und 
läßt  sie  dann  wieder  abkühlen.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Petrovanu,  Guntza,  Sur  la  presence  du  principe  lytique 
dans  l’exsudat  amygdalien  de  diverses  angines.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  502.) 

Das  Tonsillenexsudat  enthält  bei  manchen  Formen  von  Angina, 
speziell  bei  Scharlach,  ein  bakteriophages  Lysin  für  B.  coli,  trotzdem 
das  B.  coli  nicht  zur  Flora  dieser  Anginen  gehört.  Prigge. 

Petrovanu,  Guntza,  Recherches  sur  l’existence  du  principe 
lytique  dans  la  peritonite  cholerique  experimentale. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  735.) 

Im  Peritonealexsudat  von  mit  Choleravibrionen  infizierten 
Kaninchen  konnte  kein  bakteriophages  Choleralysin  nachgewiesen 
Werden.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Petro  van  u,  Guntza,  Recherches  sur  la  presence  du  prin¬ 
cipe  lytique  vis-ä-vis  du  vibrion  cholerique  dans  la 
paroi  de  l’intestin  grele.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  754.) 

Auf  das  Vorhandensein  von  bakteriophagem  Choleralysin  wurden 
untersucht  wässerige  Extrakte  (Filtrate)  der  Dünndarmwand  von 
1.  normalen  Kaninchen,  2.  und  3.  von  mit  dem  zu  den  Versuchen 
benützten  Stamm  (Briceag)  und  von  mit  einem  anderen  Stamm 
(Pasteur)  immunisierten  Kaninchen,  4.  von  einem  an  experimenteller 
Cholerainfektion  gestorbenen  Kaninchen.  5.  Außerdem  wurde  das 
Filtrat  des  diarrhoischen  Darminhaltes  des  an  Cholera  gestorbenen 


46 


d’Herellesches  Phänomen. 


Kaninchens  untersucht.  Geprüft  wurde  gegenüber  A.  dem  Ausgangs¬ 
stamm  (Stamm  Briceag)  und  gegenüber  Kulturen,  die  zu  verschie¬ 
denen  Zeiten  der  Krankheit  aus  B.  dem  Herzblut,  C.  dem  Peri¬ 
tonealexsudat  und  D.  dem  Darminhalt  von  Kaninchen  gezüchtet 
wurden,  denen  eine  tödliche  Dosis  Choleravibrionen  (Stamm  Briceag) 
injiziert  worden  war.  A.  Die  Filtrate  blieben  ohne  jede  Wirkung 
gegenüber  dem  Ausgangsstamm.  B.  Dagegen  wurden  die  aus  dem 
Herz  gezüchteten  Vibrionen,  sogar  die  bereits  1  Stunde  nach  der 
Infektion  isolierten,  von  Filtrat  2  und  3  in  typischer  Weise  lysiert. 
Der  1  Stunde  nach  der  Infektion  aus  dem  Herzblut  gezüchtete 
Stamm  wurde  auch  von  dem  Filtrat  aus  normalem  Darm  (1.)  lysiert; 
gegenüber  allen  später  gezüchteten  Stämmen  war  dieses  dagegen 
unwirksam.  Extrakt  4  und  der  Extrakt  aus  Darminhalt  (5.)  übten 
keinerlei  Wirkung  auf  die  aus  dem  Blut  wiedergewonnenen  Stämme 
aus.  C.  Die  1  und  2  Stunden  nach  der  Infektion  aus  dem  Peritoneum 
gezüchteten  Stämme  wurden  von  Extrakt  1,  2  und  3  lysiert  (partiell). 
Die  später  gewonnenen  Stämme  waren  lysoresistent.  Extrakt  2  und 
3  übten  sogar  eine  außerordentlich  auffallende  Wachstumsbeschleu¬ 
nigung  auf  sie  aus.  Filtrat  4  und  5  waren  stets  unwirksam.  D.  Die 
aus  dem  Dünndarminhalt  gezüchteten  Stämme  verhielten  sich  genau 
umgekehrt  wie  die  aus  dem  Blut  gezüchteten  Stämme:  sie  wurden 
von  Filtrat  2  und  3  niemals  lysiert;  diese  Filtrate  begünstigten  ihr 
Wachstum  vielmehr  in  auffallender  Weise.  Extrakt  1,  4  und  5 
waren  unwirksam.  —  Der  zur  Infektion  verwandte  Stamm  erleidet 
somit  im  erkrankten  Organismus  innerhalb  kürzester  Frist  eine  Um¬ 
wandlung  in  mindestens  zwei  voneinander  und  vom  Ausgangsstamm 
Völlig  verschiedene  Rassen.  Prigge  (. Frankfurt  a.M.). 

Zoller,  Chr.  et  Manoussakis,  Keratoconjonctivite  experi¬ 
mentale  ä  bacille  pyocyanique.  De  l’action  d’un 
bacteriophage  antipyocyanique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  548.) 

Nach  vorheriger  Sensibilisierung  mit  Galle  konnten  Verff.  am 
Meerschweinchenauge  mit  Pyocyaneusbazillen  eine  spezifische  Kerato- 
konjunktivitis  erzeugen,  die  eine  streng  lokale  Immunität  (nicht  für 
das  andere  Auge)  zurückließ.  Präventive  und  therapeutische  Ver¬ 
suche  mit  einem  Pyocyaneusbakteriophagen  blieben  ergebnislos. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M .). 

Zdansky,  Erich,  Kritische  und  experimentelle  Beiträge 
zur  Frage  der  Wirkungsmöglichkeit  der  Bakterio¬ 
phagen  im  Warmblüterorganismus  und  in  der  freien 
Natur.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  164.) 

Die  bisher  durch  Einverleibung  von  Bakteriophagen  erzielten 
immunisatorischen  und  therapeutischen  Effekte  sind  nach  den  Er- 


d’Herellesches  Phänomen. 


47 


örterungen  des  Verf.  nicht  mit  Sicherheit  als  spezifische  Bakterio- 
phagenwirkung  zu  deuten.  —  Der  Ablauf  des  d’Herelleschen  Phänomens 
in  der  freien  Natur  ist  unwahrscheinlich;  experimentelle  Unter¬ 
suchungen  sprechen  dafür,  daß  den  Bakteriophagen  bei  der  Selbst¬ 
reinigung  der  Wässer  keine  Bolle  zufällt.  —  In  fäkal  verunreinigten 
Wässern  scheint  sich  mit  zunehmender  Entfernung  vom  Orte  der 
fäkalen  Zufuhr  das  zahlenmäßige  Verhältnis  zwischen  lysosensiblen 
und  lysorefraktären  Coli  zuungunsten  der  ersteren  zu  verschieben. 
Dasselbe  scheint  beim  Altern  der  Wässer  in  vitro  der  Fall  zu  sein.  — 
Diese  Verschiebung  ist  höchstwahrscheinlich  darauf  zurückzuführen, 
daß  die  saprophytischen,  im  Wasser  vorkommenden  coliähnlichen 
Mikroben  ihrer  Natur  nach  lysorefraktär,  die  in  der  Außenwelt  an 
Zahl  rascher  abnehmenden  Darmcoli  dagegen  lysosensibel  sind.  — 
Die  Sensibilität  gegen  Bakteriophagen  erlaubt  vielleicht  eine  Unter¬ 
scheidung  zwischen  Darmcoli  und  saprophytischen  Keimen  der  Coli- 
gruppe.  Schill  {Dresden). 

Marcuse,  Kurt,  Untersuchungen  über  das  d’Herellesche 
Phänomen.  I.  Mitteil.  Zur  Methodik  der  Konservierung 
des  Lysins.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  375.) 

Konservierung  des  bakteriophagen  Prinzips  gelingt  durch  Schräg¬ 
agarkulturen  von  Flatterformen,  durch  Antrocknen  von  lebenden  oder 
toten  Flatterformen  an  Seidenfäden,  Granatkristallen,  Seesand,  durch 
Adsorption  an  Bolus  und  Tierkohle.  Nicht  nur  Flatterformen,  sondern 
auch  Filtratlysin  läßt  sich  durch  Antrocknen  und  Adsorption  in  der¬ 
selben  Weise  konservieren.  Besonders  günstig  gestaltet  sich  die 
Konservierung  durch  Behandlung  der  Flatterformen  und  des  Filtrats 
mit  gesättigter  Kochsalzlösung.  Die  so  gewonnenen  Salzkristalle 
enthalten  sehr  große  Mengen  des  bakteriophagen  Prinzips  und  er¬ 
scheinen  für  das  Arbeiten  mit  möglichst  reinem  Lysin  besonders 
geeignet.  Schill  {Dresden). 

Keller,  W.,  Über  Lysin  und  Trypsin.  (Ein  Beitrag  zur 
Biologie  des  Twort-d’Her elleschen  Phänomens.)  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  103,  S.  177.) 

Verf.  weist  durch  Untersuchungen  am  Duodenalextrakt  und 
Pankreasextrakt  einer  Katze  nach,  daß  die  scheinbar  durch  den 
aktivierten  Pankreasextrakt  erzeugten  Lysine  bereits  im  Duodenal¬ 
extrakt  allein  vorhanden  waren.  —  Bei  einem  weiteren  Katzenver¬ 
such  gelang  es  nicht,  trotz  nachgewiesener  starker  tryptischer  Fähig¬ 
keit  des  aktivierten  Pankreassaftes  und  unter  Innehaltung  aller  dazu 
notwendigen  Bedingungen,  Lysine  zu  erzeugen.  —  In  dem  Darmsaft 
eines  durch  längere  Zeit  hindurch  beobachteten  Duodenalfistelhundes 
findet  sich  eine  Unabhängigkeit  im  Verhalten  der  Lysine  und  des 


48 


d’Herellesches  Phänomen. 


Trypsins,  die  eine  ursächliche  Beziehung  beider  Körper  zueinander 
nicht  möglich  erscheinen  läßt.  —  Sekundär  erzeugtes  Lysin  und 
Trypsin  sind  nicht  identisch.  —  Die  bei  einzelnen  Handelspräparaten 
auftretende  Lysinbildung  beruht  wahrscheinlich  auf  einer  „Verun¬ 
reinigung“  mit  dem  lytischen  Agens.  Schill  {Dresden). 

•  • 

Schnabel,  A.,  Die  Übertragung  allergischer  Zustände 
bei  Bakterien.  Ein  neuer  Gesichtspunkt  für  das 
Twort-d’Herellesche  Phänomen.  (Klin.  W sehr.  1924  S.  566.) 

Aus  den  Versuchen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  es  tatsächlich 
möglich  ist,  normale  Bakterien  durch  Züchtung  in  Filtraten  ge¬ 
festigter,  vom  gleichen  Ausgangsstamm  erhaltener  Kulturen  so  zu 
verändern,  daß  sie  nun  auch  einen  relativen  Festigkeitsgrad  gegen 
die  zur  Vorbehandlung  angewandte  Substanz  (Optochin,  Sublimat) 
erlangen.  Diese  Ergebnisse  legen  den  Gedanken  nahe,  die  Versuchs¬ 
anordnung  in  gleicher  Weise  auf  die  zweite  Form  der  Bakterien¬ 
allergie,  nämlich  die  Überempfindlichkeitserscheinung  auszudehnen, 
d.  h.  zu  prüfen,  ob  sich  jene  Zustandsänderung,  die  sich  als  will¬ 
kürlich  hervorgerufene  Überempfindlichkeit  gegen  bestimmte  primär 
wirksame  Substanzen  äußert,  auf  normale  Bakterien  übertragen  läßt. 
Über  die  Ergebnisse  diesbezüglicher  Versuche  soll  später  berichtet 
werden.  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Gougerot  et  Peyre,  E.,  Le  bacteriophage  dans  le  traite- 
ment  des  affections  cutanees.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  452.) 

Bericht  über  die  Erfolge  der  Bakteriophagentherapie  bei  chro¬ 
nischen  Staphylokokkeninfektionen  der  Haut.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Allison,  Y.  Douglas,  The  effect  of  the  administration  of 
vaccines  o n  the  lysozyme  content  of  tissues  and 
secretions.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  165.) 

Tränen  und  Serum  von  Kaninchen,  die  mit  Kulturen  des  Micro- 
coccus  lysodeicticus  immunisiert  waren,  zeigten  keine  stärkere  Lyso¬ 
zymwirkung  gegenüber  diesem  Kokkus  als  bei  normalen  Tieren. 
Ebenso  zeigten  Serum  und  Tränen  eines  Menschen,  der  von  einer 
Streptococcus  faecalis- Vaccine  mehrfache  Inj ektion  von  10—250  Millionen 
Keimen  erhalten  hatte,  keine  gesteigerte  Lysozymwirkung  gegenüber 
diesem  der  Lysozymwirkung  zugänglichen  Organismus.  Endlich  war 
bei  Kaninchen,  die  mit  Typhus-  und  Paratyphusbazillen  immunisiert 
waren,  keinerlei  Lysozymwirkung  gegenüber  diesen  unempfänglichen 
Bakterien  und  keine  Steigerung  derselben  gegen  M.  lysodeicticus  und 
gegenüber  dem  Str.  faecalis-Stamm  nachweisbar.  Kurt  Meyer  {Berlin). 


Centralblatt  für  Bakteriologie  ein.  I.  Abt.  Referate. 

-  Bd.  78.  No.  3/4.  - 

Ausgegeben  am  12.  Dezember  1924. 


Pneumo-,  Staphylo-,  Streptokokken,  Entzündung  und  Eiterung.  — 

Tierische  Parasiten.  —  Verschiedenes. 

•  • 

Adler,  Hugo,  Uber  Pneumokokkentypen  und  Pneumo¬ 
kokkenimmunität.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  140.) 

Die  Verhältniszahlen,  die  aus  der  Bearbeitung  des  Materials  an 
kroupösen  Pneumonien  in  Prag  gewonnen  wurden,  stimmen  bezüglich 
Typeneinteilung  der  Pneumokokken,  Verlaufsform  und  Mortalität  mit 
denen  der  meisten  anderen  Beobachter  überein.  —  Für  die  Klinik 
hat  die  Typeneinteilung  der  Pneumokokken  besonders  im  Hinblick 
auf  die  Prognosenstellung  eine  besondere  Bedeutung.  —  Die  strenge 
Spezifizität  der  einzelnen  Pneumokokkentypen  bestätigt  Verf.,  im 
Immunserum  des  Typus  III  fand  er  keine  Schutzstoffe.  —  In  Leuko- 
cytenv ersuchen  wurde  die  strenge  Spezifizität  der  bakteriotropen 
Wirkung  der  Immunsera  gegenüber  den  einzelnen  Pneumokokkentypen 
nachgewiesen.  Das  Immunserum  des  Typus  III  enthält  auch  keine 
bakteriotropen  Stoffe.  —  Zur  Zeit  der  Krise  zeigt  das  Serum  der 
Pneumoniekranken  den  stärksten  Gehalt  an  bakteriotropen  Substanzen, 
denen  wohl  der  Hauptanteil  an  dem  Zustandekommen  der  Krise  zuzu¬ 
schreiben  ist.  Schill  {Dresden). 

Truche,  0.  et  Cotoni,  L.,  Germe  d’aspect  pneum ococcique 
liquefiant  la  gelatine,  rencontre  chez  des  oiseaux. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  52.) 

Bericht  über  morphologisches,  kulturelles  und  serologisches  Ver¬ 
halten  eines  pneumokokkenähnlichen  Keimes,  der  während  einer 
schweren  Epidemie  dreimal  im  Blut  von  Kanarienvögeln  gefunden 
wurde.  Dei  Keim  verflüssigte  Gelatine,  durch  Antipneumokokkensera 
war  er  nicht  agglutinabel.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

L6vy-Bruhl,  M.,  Virulence  marquee  pour  le  cobaye  de 
quelques  echantillons  de  pneumocoque  III  (Pneumo- 
coccus  mucosus)  peu  virulents  pour  le  lapin.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  1446.) 

Während  die  für  Kaninchen  schwachvirulenten  Pneumokokken¬ 
stämme  für  Meerschweinchen  meist  noch  weniger  virulent  zu  sein 
pflegen,  fand  Verf.  4  Stämme  von  Pneumococcus  mucosus  (Pnc.  III), 

Erst«  Abt.  Ref.  Bd.  78.  ^0.  8/4.  4 


50 


Pneumokokken. 


die  bei  schwacher  Kaninchenvirulenz  im  Gegensatz  zum  gewöhnlichen 
Verhalten  für  Meerschweinchen  stark  pathogen  waren.  Prigge. 


Zinsser,  Hans  and  Mallory,  Tracy  B.,  Observations  on  bac- 
terial  anaphylaxis  with  pneumococcus.  (J.  of  ImmunoL 
1924,  9,  p.  75.) 

Es  gelingt,  bei  Meerschweinchen  eine  mittels  der  Dal  eschen 
Versuchsanordnung  am  isolierten  Uterus  nachweisbare  aktive  und 
passive  Bakterienanaphylaxie  —  Verff.  arbeiteten  mit  Pneumokokken 
—  zu  erzeugen.  Allerdings  ist  für  die  aktive  Sensibilisierung,  wahr¬ 
scheinlich  wegen  des  geringen  Gehalts  der  Bakterienleiber  an  ko¬ 
agulierbarem  Eiweiß,  eine  sehr  intensive  und  langdauernde  Vor¬ 
behandlung  erforderlich,  und  die  passive  Anaphylaxie  ist  nur  schwach 
und  oft  gar  nicht  zu  erzielen.  Der  Unterschied  zwischen  den  Antigen¬ 
mengen,  die  einerseits  beim  normalen,  andererseits  beim  sensibilisierten 
Uterus  Kontraktionen  auslösen,  ist  weit  geringer  als  bei  der  Eiwei߬ 
anaphylaxie.  Die  Empfindlichkeit  ist  nur  auf  das  Doppelte  bis  Fünf¬ 
fache  gesteigert.  Wahrscheinlich  beruht  dies  auf  der  unvermeidbaren 
Beimischung  primär  toxischer  Substanzen  zu  den  Bakterienextrakten. 
Desensibilisierungsversuche  waren  erfolgreich.  Kurt  Meyer  (Berlin). 


Tani,  T.,  Beiträge  zur  aktiven  Immunisierung  gegen 
Pneumokokken  und  zur  Veränderlichkeit  derPneumo- 
kokken.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  204.) 

Ein  2V2  Stunden  lang  auf  45°  erhitzter,  nicht  völlig  abgetöteter 
Pneumokokkenimpfstoff  hatte  schlechte  immunisierende  Wirkung. 
Ein  anderer  Pneumokokkenimpfstoff,  der  ebenfalls  2 J/2  Stunden  auf 
45°  erhitzt,  dabei  aber  vollständig  abgetötet  und  dann  nachträglich 
noch  1/2  Stunde  auf  56°  erhitzt  war,  war  von  guter  Schutzwirkung. 
Hiernach  sind  durch  schonende  Abtötung  bei  niedrigen  Temperaturen 
gewonnene  Pneumokokkenimpfstoffe  zum  mindesten  in  ihrer  Wirkung 
unzuverlässig  und  daher  für  die  Praxis  zu  widerraten.  —  Bei  100° 
10  Minuten  bis  4  Stunden  lang  erhitzte  Pneumokokken  ergaben  stets 
einen  guten  Impfstoff.  14  Tage  lang  täglich  1  Stunde  auf  100°  er¬ 
hitzte  Pneumokokken  ergaben  nur  schlechte  immunisierende  Wirkung. 
—  Bei  längerer  Züchtung  typischer  Pneumokokkenstämme  bei  39 0 
wurden  verschiedenartige  Veränderungen  beobachtet,  darunter  Virulenz- 
abschwächung.  Derart  avirulente  Pneumokokken  ergaben  auch  lebend 
meist  schlechten  Immunisierungserfolg,  doch  kamen  Ausnahmen  vor. 
Ein  solcher  vollkommen  avirulenter,  aber  noch  gallelöslicher  Pneumo¬ 
kokkus  wirkte  sowohl  lebend  als  auch  nach  Abtötung  bei  100°  gut 
antigen.  Schill  (Dresden). 


Pneumokokken.  —  Staphylokokken. 


51 


Brotzu,  Giuseppe,  Über  die  Herstellung  einer  poly¬ 
valenten  Pneumokokkenvaccine.  (Experimentelle 
Untersuchungen.)  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  139.) 

Von  in  großer  Menge  auf  einem  spezifischen  Nährboden  ge¬ 
züchteten  Pneumokokken  ausgehend  konnte  Verf.  verschiedene  Typen 
von  Pneumokokkenvaccinen  hersteilen,  von  denen  —  beim  Kaninchen 

—  sich  die  am  wirksamsten  erwiesen,  welche  Verf.  dadurch  erhielt, 
daß  er  die  Bakterienemulsion  mit  Kalilauge  (0,75  proz.)  bei  45°  und 
dann  mit  verdünnter  Salzsäure  bis  etwa  zur  Neutralisierung  be¬ 
handelte.  Diese  Vaccine,  die  sich  auch  trivalent  hersteilen  läßt,  in¬ 
dem"  man  die  Typen  Rokefeller  No.  1,  2  und  3  des  Pneumokokkus 
verwendet,  veranlaßt  beim  Kaninchen  einen  genügend  beständigen 
Immunisationszustand  gleichzeitig  gegen  alle  diese  Pneumokokken¬ 
typen.  —  Die  Vaccination  kann  beim  Kaninchen  mit  bestem  Resultat 
in  nur  3  Tagen  durch  3  tägliche  aufeinanderfolgende  Injektionen  er¬ 
folgen.  Die  gesamten  Vaccinedosen,  die  in  den  3  Tagen  injiziert 
werden,  müssen  genau  festgestellt  werden;  sie  gleichen  etwa  der, 
welche  man  ohne  bemerkenswerte  Schädigung  beim  Kaninchen  auf 
einmal  injizieren  kann.  —  Diese  Vaccine  hält  sich  getrocknet 
mindestens  2  Monate  lang  wirksam.  —  Aus  dem  Pneumokokkus  stellte 
Verf.  das  Nukleoprotein  nach  Lustig  und  Galeotti  zum  ersten¬ 
mal  her;  dieses  erwies  sich  als  Vaccinationsmittel  hinlänglich  aktiv. 

—  Es  wurde  festgestellt,  daß  bei  den  Kaninchen  die  Immunität  gegen 
den  Pneumokokkus  nicht  notwendigerweise  begleitet  ist  von  dem  Auf¬ 
treten  agglutinierender  Eigenschaften  im  Serum.  —  Vor  allem  er¬ 
wiesen  sich,  im  Einklang  mit  den  Beobachtungen  von  Ottolenghi, 
als  wenig  aktiv  die,  um  das  Auftreten  von  Agglutininen  zu  erzeugen, 
mit  Kalilauge  hergestellten  Bakterienhäutchen.  Schill  {Dresden). 

Weill,  E.  et  Dufourt,  Andre,  Essais  de  vaccinotherapie 
dans  la  broncho-pneumonie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  687.) 

Bericht  über  die  therapeutischen  Effekte,  die  bei  Broncho¬ 
pneumonie  mit  einem  aus  Pneumokokken  (I,  II  u.  III),  Enterokokken, 
Staphylokokken  und  Tetragenes  hergestellten  Impfstoff  erzielt  wurden. 

Drigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Hudson,  Paul,  The  incidence  and  Classification  of 
staphylococci  in  the  throats  of  normal  persons  and 
of  persons  with  common  colds.  Influenza  studies  XII. 
(J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  297.) 

Staphylokokken  kommen  häufiger  bei  Erkältungen  im  Naso- 
pharyngealraum  und  in  der  Trachea  als  unter  normalen  Verhält¬ 
nissen  vor.  Bei  gesunden  Menschen  wurde  der  Staphylococcus  aureus 

4* 


52 


Staphylokokken. 


verhältnismäßig  häufiger  gefunden  als  bei  erkälteten  Personen.  In 
den  biochemischen  Reaktionen  bestand  kein  Unterschied  zwischen 
den  von  erkälteten  und  den  von  normalen  Menschen  gewonnenen 
Staphylokokken,  ausgenommen,  daß  Mannit  durch  Stämme  von  nor¬ 
malen  Quellen  gewöhnlich  mehr  vergoren  wurde.  Bei  dem  Versuch 
einer  Klassifizierung  der  in  den  oberen  Luftwegen  vorkommenden 
Staphylokokken  erschien  die  Chromogenese  noch  als  bestes  Merkmal  ; 
es  werden  unterschieden  die  Gruppen  der  goldenen,  weißen,  zitronen¬ 
gelben  und  farblosen  Staphylokokken.  Diese  Reihenfolge  entspricht 
der  allmählich  immer  geringer  werdenden  Fähigkeit,  biochemische 
Veränderungen  hervorzurufen.  Bei  Kultivierung  in  Peptonbouillon 
(3 — 5  Tage)  bildete  kein  Stamm  Indol.  Spezifische  Antisera  konnten 
durch  die  Immunisierung  von  Kaninchen  gewonnen  werden,  die  in 
Verdünnungen  von  1:800  bis  1:  1600  konstant  den  homologen  Stamm 
agglutinierten,  nicht  aber  regelmäßig  heterologe  Stämme.  Der  Verf. 
kommt  auf  Grund  seiner  Versuche  zu  dem  Schluß,  daß  die  Staphylo¬ 
kokken  einer  Gattungsgruppe  angehören,  daß  sie  auf  der  Grundlage 
der  farbstoff bildenden  Kraft  eingeteilt  werden  können,  und  daß  der 
Staphylococcus  aureus  die  Hauptgruppe  repräsentiert,  von  der  der 
Staphylococcus  albus  und  citreus  in  chromogener  und  kultureller  Be¬ 
ziehung  Varianten  darstellen.  w.  Worms  (Berlin). 

Kligler,  I.  J.  and  Krause,  E.,  Th e  relationship  of  the  orange 
and  white  pyogenic  staphylococci  with  special  refe- 
rence  to  vaccine  therapy.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  133.) 

Der  Schwierigkeit,  zur  Behandlung  der  Staphylokokken-Erkran- 
kungen  eine  Autovaccinetherapie  bei  der  Landbevölkerung  in  Palästina 
durchzuführen,  wird  durch  die  Herstellung  möglichst  polyvalenter 
Impfstoffe  zu  begegnen  gesucht.  Von  33  aus  verschiedenen  Fällen 
gezüchtete  Staphylokokken  gehörten  26  dem  Aureus-,  7  dem  Albus- 
typ  an.  Letzterer  verflüssigte  im  Gegensatz  zum  Aureus  nicht 
Gelatine  und  versagte  auch  zumeist  bei  der  Mannitvergärung. 
Serologisch  zeigte  sich  eine  bestimmte  Gruppenverwandtschaft  zwischen 
den  beiden  Arten,  aber  das  Aureusserum  schien  spezifischer  und 
agglutinierte  nicht  so  weit  die  Albusstämme  wie  die  letzteren  die 
Aureusstaphylokokken.  Serum- Absorptionsversuche  ergaben,  daß  beide 
Typen  Gruppenagglutinine  für  Aureus  und  weiße  Staphylokokken  pro¬ 
duzieren,  daß  aber  eine  deutliche  spezifische  Differenz  zwischen  ihnen 
besteht,  da  die  Aureusstaphylokokken  den  gleichartigeren  und  mehr 
umgrenzten  Typ  darstellen,  ln  dieser  Verbindung  ist  von  Interesse, 
daß  der  Staphyl.  aureus  so  viel  häufiger  gefunden  wird  als  der  Albus. 
Es  wurden  je  zwei  typische  Stämme  von  Aureus  und  Albus  aus  den 
übrigen  ausgewählt  und  mit  diesen  Vaccine  hergestellt,  die  sich 
therapeutisch  als  ebenso  wirksam  erwies  wie  Autovaccine.  Worms. 


Staphylokokken. 


53 


Tobler,  W.,  Zur  Frage  der  Leukocidinproduktion  durch 
die  pyogenen  Staphylokokken  und  über  den  Anti- 
leukocidingehalt  des  Säuglings-  und  Mutterserums. 
(Zschr.  f.  Kindhlk.  1924,  37,  S.  354.) 

Zur  Untersuchung  wurde  die  Methodik  von  Neisser  und 
Wechsberg  angewendet,  bei  der  sich  der  Zustand  der  Leukocyten 
nach  der  Fähigkeit,  zu  reduzieren,  bestimmen  läßt.  Bei  einem 
11  Monate  alten  Säugling,  der  an  Pyodermie  litt,  besaßen  die  Er¬ 
reger  (Staphylococcus  aureus)  nicht  die  Fähigkeit,  Leukocidin  zu 
bilden.  Dies  ist  also  nicht  ein  konstantes  Merkmal  pyogener  Staphylo¬ 
kokken.  Die  starke  Eiterung,  die  bei  Säuglingen  mit  multiplen 
Abszessen  gelegentlich  beobachtet  werden  kann,  steht  in  keiner  Be¬ 
ziehung  zum  Antileukocidingehalt  des  Patientenserums.  Im  mütter¬ 
lichen  und  kindlichen  Serum  besteht  kein  Unterschied  im  Antileuko¬ 
cidingehalt.  v.  Bernuth  (Jena). 

Tobler,  W.,  Phagocytosestudien  bei  Säuglingen  und 
ihren  Müttern.  Über  den  Einfluß  von  kindlichem  und 
mütterlichem  Serum  auf  die  Phagocytose  von  Staphylo¬ 
coccus  aureus  durch  Meerschwein  chenleukocyten. 
(Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  41,  S.  550.) 

Heterologe  Leukocyten,  speziell  Meerschweinchenleukocyten,  eignen 
sich  nicht  zu  Phagocytoseversuchen  mit  dem  Zweck,  die  opsonische 
Kraft  mütterlicher  und  kindlicher  Seren  miteinander  zu  vergleichen, 
weil  das  mütterliche  konzentrierte  Serum,  aber  meistens  auch  das 
10  fach  verdünnte  die  Phagocytose  durch  Leukocytenschädigung  fast 
regelmäßig  mehr  oder  weniger  stark  hemmt,  während  durch  das 
kindliche  Serum  der  Ablauf  der  Phagocytose  nur  wenig  beeinflußt 
wird.  Wenn  man  verhindert,  daß  das  Serum  direkt  auf  die  Leuko¬ 
cyten  wirkt  (Neufeldscher  Bindungsversuch),  so  läßt  sich  die  Hemmung 
verhüten;  aber  auch  die  auf  diese  Weise  gewonnenen  Resultate  er¬ 
lauben  keinen  einwandfreien  Vergleich  der  opsonischen  Kraft  mütter¬ 
licher  und  kindlicher  Seren.  Hetsch  (Frankfurt  a.  M.). 

Löwenfeld,  W.,  Über  den  opsonischen  Index  für  Staphylo¬ 
kokken  im  Blutserum  bei  juckenden  Dermatosen. 
(W.  kl.  W.  1924  S.  826.) 

Der  opsonische  Index  für  Staphylokokken  weicht  nach  den  mit¬ 
geteilten  Untersuchungen  bei  einer  Anzahl  von  juckenden  Derma¬ 
tosen,  die  auch  bei  längerem  Bestände  des  Kratzens  nicht  zur  In¬ 
fektion  mit  Eitererregern  führen  (Urticaria  chronica,  Pruritus  senilis, 
Ekzem,  Lichen  chronicus  simplex,  Lichen  ruber  planus,  Psoriasis 
vulgaris)  von  der  Norm  ab.  Wenn  auch  irgendwelche  Gesetzmäßig¬ 
keiten  zwischen  dem  Verhalten  des  opsonischen  Index  und  der  In- 


54 


Staphylokokken.  —  Streptokokken. 


fektionsmöglichkeit  mit  Eitererregern  einstweilen  nicht  festgestellt 
sind,  verdienen  solche  Beobachtungen  doch  insofern  Beachtung,  als 
sie  eine  weitere  Stütze  für  unsere  Vorstellungen  bezüglich  der  eigen¬ 
artigen  Funktion  der  Haut  in  immunisatorischer  Beziehung  bilden 
und  die  Möglichkeit  einer  unspezifischen  Beeinflussung  bestimmter 
serologischer  Reaktionen  erkennen  lassen.  Kommt  ihnen,  ebenso  wie 
der  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten  Blutkörperchen,  auch  keinerlei 
diagnostische  Bedeutung  zu,  und  ist  aus  dem  Verhalten  des  opsonischen 
Index  allein  auch  keine  allgemeingültige  Erklärung  für  die  wechselnde 
Anfälligkeit  gegen  Eiterinfektionen  abzuleiten,  so  sind  sie  doch  vom 
wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  interessant,  weil  solche  Ver¬ 
änderungen  des  opsonischen  Index  als  Teilerscheinung  einer  krank¬ 
haft  veränderten  Hautfunktion  in  ihren  Wechselbeziehungen  zum 
Gesamtorganismus  aufzufassen  sind.  Het sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Besredka,  A.,  Pansements  specifiques.  (Ann.  de Tlnst. Pasteur. 
1924,  38,  p.  565.) 

Subkutane  Injektion  von  abgetöteten  Staphylokokkenkulturen 
verleiht  eine  gewisse  Immunität  gegenüber  kutanen  Infektionen  mit 
Staphylokokken.  Intrakutane  Injektion  übt  sehr  viel  höhere  Schutz¬ 
wirkung  aus.  Filtrate  von  Staphylokokkenkulturen  wirken  analog, 
bzw.  ihre  Wirkung  ist  noch  wesentlich  ausgesprochener  als  die  der 
Gesamtkulturen,  und  zwar  ist  die  Wirkung  um  so  besser,  je  direkter 
der  Kontakt  mit  der  Haut  ist:  bringt  man  Kompressen,  die  mit 
Kulturfiltrat  durchtränkt  sind,  auf  die  Haut,  so  sind  die  Versuchs¬ 
tiere  binnen  sehr  kurzer  Frist  (1 — 2  Tage)  gegen  subkutane  Appli¬ 
kation  einer  tödlichen  Dosis  des  Virus  geschützt.  —  Abgetötete 
Streptokokkenkulturen  wirken  bei  subkutaner  und  intrakutaner  In¬ 
jektion  weniger  deutlich.  Dagegen  verleiht  die  kutane  Imprägnierung 
der  Haut  mit  Filtraten  (Verbände  mit  getränkten  Kompressen) 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  soliden  Schutz  gegen  die  lokale 
und  subkutane  Applikation  tödlicher  Virusmengen.  —  Der  Schutz  ist 
in  beiden  Fällen  nicht  durch  Antikörper  bedingt.  Prigge. 

Combiesco,  D.  et  Calalb,  G.,  De  l’immunisation  contre  le 
s taphylocoque  pyogene  par  voie  buccale,  chez  le  lapin. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  734.) 

Nach  vorheriger  Sensibilisierung  mit  Galle  gelingt  es,  Kaninchen 
oral  gegen  Staphylokokken  zu  immunisieren.  Der  so  erworbene 
Schutz  ist  ebenso  wirksam  wie  der  durch  subkutane,  kutane  und 
intrakutane  Impfung  erworbene.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Jungmann,  Paul,  Über  chronische  Streptokokken  in  fek- 
tion.  (D.  m.  W.  1924  S.  71.) 


Streptokokken. 


55 


Man  muß  an  scharfer  klinischer  Umgrenzung  der  Endocarditis 

lenta  festhalten.  Die  Veränderlichkeit  im  Krankheitsbilde,  im  Bak- 

•  • 

terienbefunde,  im  Zusammenhänge  mit  gleichsinnigen  Änderungen 
der  Immunitätsverhältnisse,  die  Verf.  u.  a.  an  der  quantitaven  Bak- 
terizidie  prüfte,  erweist,  daß  dem  Leiden  ein  bestimmtes,  auch  im 
anatomischen  Befunde  sich  ausdrückendes  Infektionsverhältnis  zu¬ 
grunde  liegt,  das  ihm  eine  Sonderstellung  gegenüber  den  anderen 
Streptokokkenendokarditiden  gibt  und  auch  die  typischen  Komplika¬ 
tionen  im  Verlaufe,  besonders  die  Infarktbildung  erklärt.  Vorkrank¬ 
heiten  schaffen  eine  eigentümliche  Immunitätslage.  Alles,  was  den 
Allgemeinzustand  dann  schädigt,  facht  die  ruhende  Infektion  an  oder 
verwandelt  schleichenden  Verlauf  in  akuten.  Der  Ausgang  ist  immer 
tödlich,  selbst  wenn  die  Bakterien  von  selbst  an  den  Herzklappen 
und  in  den  Organen  verschwinden.  Das  Auftreten  auch  einer  akuten 
Endokarditis  setzt  eine  bestimmte,  anatomisch  und  bakteriologisch 
umrissene  Infektionslage  voraus.  Ebenso  wie  bei  Tuberkulose  und  bei 
Syphilis  liegt  auch  bei  den  Streptokokkeninfektionen  ein  latenter  Mikro- 

bismus  vor.  Zwischen  der  rückfälligen  verrukösen  Endokarditis  und 

•  • 

der  Lentasepsis  gibt  es  fließende  Übergänge.  Daß  auch  der  Gelenk¬ 
rheumatismus  durch  Streptokokken  hervorgerufen  wird,  ist  unsicher; 

die  bakteriologischen  Befunde  sind  nicht  einheitlich  und  nicht  regel- 

•  • 

mäßig  genug.  Die  Überwindung  der  Infektion  fällt  vor  allem  dem 

Endothel  zu.  So  gehört  Glomerulonephritis  zu  jeder  Endocarditis 

lenta,  derjenigen  Streptokokkeninfektion,  die  die  lebhaftesten  zellulären 

Abwehrerscheinungen  aufweist.  Die  Trennung  von  herdförmiger  und 

diffuser  Glomerulonephritis  und  ihre  pathogenetische  Scheidung  in 

bakteriell- infektiöse  und  in  toxische  Formen  ist  in  vollem  Umfange 

nicht  mehr  aufrecht  zu  erhalten.  Nierenentzündungen  sind  in  ihrer 

überwiegenden  Mehrzahl  durch  Streptokokken  verursacht.  Die  Lenta- 

•  • 

sepsis  ist  nur  ein  Sonderfall  der  verschiedenen  Äußerungen  der  Strep¬ 
tokokkeninfektionen,  der  Endokarditiden  und  Nephritiden,  und  ist,  wie 
diese,  nicht  aus  der  Anwesenheit  der  Erreger  im  Körper,  sondern 
aus  den  besonderen  Bedingungen  seiner  Abwehrleistungen  zu  erklären. 

Georg  Schmidt  {München). 

Pilot,  I.  and  Brams,  J.,  Incidence  of  hemolytic  Strepto¬ 
cocci  in  normal  preputial  secretions  of  men.  (J.  of 
inf.  Dis.  1923,  32,  p.  172.) 

Bei  9  von  100  gesunden  Männern  konnten  aus  dem  Vorhaut - 
sekret  hämolytische  Streptokokken  isoliert  werden,  die  zwar  nur  in 
geringer  Menge  Vorkommen.  Diese  Streptokokken  stimmen  in  Ge¬ 
stalt,  kulturellem  Verhalten  und  Gärungsreaktionen  mit  dem  Strepto¬ 
coccus  pyogenes  überein.  Sie  scheinen  etwas  weniger  pathogen  zu 
sein  als  ähnliche,  an  den  Tonsillen  befindliche  Streptokokken.  Das 


56 


Streptokokken. 


Vorkommen  der  Streptokokken  im  Vorhautsack  ist  vermutlich  un¬ 
gewöhnlich,  besonders  da  hier  Leute  untersucht  wurden,  mit  deren 
Körperpflege  es  schlecht  bestellt  war.  Konstant  scheint  in  großer 
Zahl  der  Staphylokokkus,  speziell  vom  Albus-Typ,  vorzukommen. 

W.  Worms  {Berlin). 

Tsuda,  Seiji,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die 
Abwehrleistungen  der  Niere  und  ihre  Kokkenaus¬ 
scheidungen.  (Virch.  Arch.  1924,  250,  S.  136.) 

Bei  milzexstirpierten  Mäusen  führt  die  subkutane  Einspritzung 
lebender  Streptokokken  unter  gewissen  Voraussetzungen  (Höhe  der 
Immunität,  Virulenz  der  Keime)  häufiger  zu  Nierenabszessen  als  beim 
Normaltier,  wahrscheinlich  weil  der  Fortfall  des  wichtigen  retikulo- 
endothelialen  Systems  der  Milz  den  Verlauf  der  Immunisierung  un¬ 
günstig  beeinflußt.  Die  im  Verlauf  der  Immunisierung  vorgenommene 
nochmalige  Einspritzung  von  Lipoiden  (Lezithinemulsion)  begünstigt 
ebenfalls  die  Abszeßbildung,  ohne  daß  die  Art  der  dadurch  bedingten 
Schädigung  schon  angegeben  werden  kann.  —  Unter  den  angegebenen 
Bedingungen  ist  das  Auftreten  von  Abszessen  in  der  Niere  wesent¬ 
lich  häufiger  als  in  den  anderen  Organen.  Dies  hängt  mit  der  Auf¬ 
gabe  der  Niere  als  Ausscheidungsorgan  zusammen,  sowie  möglicher¬ 
weise  mit  dem  Mangel  an  (abwehrtüchtigem)  retikulo-endothelialem 
System  in  der  Niere,  wie  es  Leber  und  Milz  besitzen.  Nach  Durch¬ 
tritt  durch  die  Glomeruli  kommt  es  leicht  zu  einer  Stauung  in  den 
Harnkanälchen  und  enormer  Vermehrung  der  Keime  daselbst.  —  Der 
Durchtritt  der  Keime  findet  in  den  Glomeruli  statt  und  ist  an  eine 
oft  sehr  geringfügige,  aber  doch  nachweisbare  Schädigung  der 
Schlingenwand  gebunden.  Durch  intakte  Schlingenwände  treten  keine 
Kokken  hindurch.  —  Bisweilen  findet  man  auch  in  der  Niere  als 
Zeichen  einer  besonders  hohen  Immunitätslage  eine  schnell  einsetzende 
und  weit  um  sich  greifende  Reaktion  des  Bindegewebsapparates,  die 
sich  in  Form  einer  Makrophagenwucherung  in  unmittelbarer  Um¬ 
gebung  des  Abszesses  äußert,  einer  sog.  allergischen  Reaktion,  wie 
sie  vom  Verf.  in  genau  der  gleichen  Verlaufsart  für  die  Subcutis 
nachgewiesen  wurde.  E.  Gildemeister  (Berlin). 

Schottmüller,  Über  die  Artverschiederiheit  der  Strepto¬ 
kokken.  (M.  m.  W.  1924  S.  1009.) 

Gegenüber  Gotschlich,  Kuczynski  u.  a.,  welche  den  Stand¬ 
punkt  vertreten ,  daß  die  Differenzierung  der  Streptokokken  in 
mehrere  Arten  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden  könne,  tritt 
Verf.  für  die  unbedingte  Beibehaltung  der  Trennung  in  mehrere 
Arten  ein.  Abgesehen  vom  Streptococcus  putrificus,  dessen  Eigenart 
und  Bedeutung  für  die  Pathogenese  vieler  Krankheiten  des  Menschen 


Streptokokken. 


57 


durch  zahlreiche  Beobachtungen  hinreichend  sichergestellt  ist,  muß 
die  Unterscheidung  verschiedener  Arten  auch  für  die  aeroben  Strepto¬ 
kokken,  insbesondere  den  Streptococcus  pyogenes  haemolyticus  und 
den  Streptococcus  viridans  seu  mitior  beibehalten  werden..  Die 
Überführung  des  Streptococcus  viridans  in  eine  hämolytische  Form 
ist  nicht  zu  bestreiten,  wie  schon  frühere  Untersuchungen  des  Verf. 
gezeigt  haben,  sie  gelingt  im  allgemeinen  aber  nur  in  geringem 
Grade  und  nur  ausnahmsweise  in  stärkerem  Maße.  Umgekehrt  läßt 
sich  die  Umwandlung  hämolytischer  Streptokokken  in  eine  „ver¬ 
grünende“  Form  in  der  Regel  nur  bei  den  „saprophytären“  oder 
schwach  virulenten  Kokken  nachweisen,  während  sich  gerade  die 
hochpathogenen  Streptokokken  in  diesem  Sinne  negativ  verhalten. 
Das  sicherste  Unterscheidungsmerkmal  zwischen  dem  Streptococcus 
haemolyticus  und  dem  Streptococcus  viridans  ist  ihr  verschiedenes 
Verhalten  gegenüber  Menschenblut.  Der  Versuch  wird  in  der  Weise 
ausgeführt,  daß  in  6  oder  mehr  Kubikzentimeter  defibrinierten 
Menschenblutes  etwa  100  Kokken  pro  1  ccm  eingeimpft  werden; 
darauf  werden  die  Röhrchen  bei  37°  gehalten.  Eine  Kulturprobe 
nach  etwa  3  Stunden  ergibt  eine  Wachstumshemmung  des  Strepto¬ 
coccus  haemolyticus,  nach  weiteren  Stunden  indes  eine  Vermehrung 
ins  Unendliche.  Demgegenüber  wird  der  Streptococcus  viridans  in 
wenigen,  spätestens  24  Stunden  abgetötet.  Vor  allem  aber  sprechen 
die  Beobachtungen  am  kranken  Menschen  dafür,  daß  der  einwand¬ 
freie  Übergang  einer  Streptokokkenart  in  die  andere  bisher  nicht 
nachgewiesen  ist.  Namentlich  hat  sich  bisher  immer  gezeigt,  daß 
die  akute  Endokarditis  lediglich  durch  hämolytische  Streptokokken 
verursacht  wird,  während  die  chronische  Endokarditis  durch  den 
Streptococcus  viridans  hervorgerufen  wird.  Die  Möglichkeit,  auf 
Grund  des  Bakterizidieversuches  die  Prognose  einer  Streptokokken¬ 
infektion  zu  stellen,  weist  Verf.  entschieden  zurück.  Nicht  die  mehr 
oder  weniger  ausgesprochene  Bakterizidie  des  Blutes  gegenüber  dem 
infizierenden  Keim  ist  im  allgemeinen  bestimmend  für  den  Verlauf  der 
Krankheit,  sondern  vielmehr  der  Sitz  der  Infektion,  w.  Gaehtgens. 

Philipp,  E.,  Zur  Arteinheit  der  Streptokokken.  (Arch.  f. 
Gyn.  1924,  121,  S.  320.) 

Verf.  berichtet  über  eine  Anzahl  von  puerperalen  Erkrankungen, 
bei  denen  er  einen  Übergang  von  grünen  in  hämolytische  Strepto¬ 
kokken  sah,  und  kommt  zu  dem  Ergebnis,  daß  zwischen  hämolytischen, 
grünen  und  anhämolytischen  Streptokokken  fließende  Übergänge  be¬ 
stehen.  Er  untersucht  ferner  den  Zusammenhang  zwischen  Hämolyse 
Und  Virulenz.  E.  Philipp  {Berlin). 

Buge  II,  C.,  Studien  zur  Virulenzprüfung  der  Strepto¬ 
kokken.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  121,  S.  363.) 


58 


Streptokokken. 


Die  ausführliche,  mit  zahlreichen  klinischen  Belegen  versehene 
Arbeit,  in  der  Verf.  ein  eigenes  Verfahren  für  die  Virulenzbestimmung 
der  Streptokokken  angibt,  ist  im  Original  nachzulesen.  Seine  Methode 
besteht  kurz  darin,  Vaginalsekret  in  das  defibrinierte  Blut  der  betr. 
Patientin  zu  verimpfen.  Diese  Blutsekretmischung  wird  mehrere 
Stunden  lang  im  Mikroskop  im  Heizschrank  beobachtet.  Eine  sicht¬ 
bare  Vermehrung  der  Keime  in  den  ersten  Stunden  spricht  für  ihre 
Pathogenität,  während  die  Verhinderung  oder  die  Vernichtung  des 
Keimwachstums  ihre  Ungefährlichkeit  anzeigt,  e.  Philipp  (Berlin). 

Meleney,  Frank  L.  and  Zan,  Zung-Dan,  The  viability  of  hemo- 
lytic  Streptococcus  in  certain  Solutions  containing 
gelatin.  (J.  of  exper.  M.  1924,  39,  p.  811.) 

Hämolytische  Streptokokken  bleiben  in  0,2proz.  Natriumcitrat¬ 
lösung,  in  Lockescher  Lösung  und  in  einer  lproz.  NaCl-  und  0,05  proz. 
CaCl2-Lösung  mit  Zusatz  von  0,1  Proz.  Gelatine  bei  Zimmertempe¬ 
ratur  3  Tage  und  bei  Brutschranktemperatur  12  Stunden  länger  am 
Leben  als  in  den  gleichen  Lösungen  ohne  Gelatine,  und  zwar  selbst 
in  Verdünnungen  von  100  Kokken  pro  1  ccm.  Ihre  Zahl  bleibt 
15—24  Stunden  unverändert,  so  daß  solche  Flüssigkeiten  für  be¬ 
stimmte  biologische  Zwecke  verwendet  werden  können.  Da  schon  bei 
wenig  größerer  Gelatinekonzentration  aktive  Vermehrung  der  Kokken 
eintritt,  so  ist  anzunehmen,  daß  diese  auch  bei  einer  Konzentration  von 
0,1  Proz.  als  Nährstoff  wirkt.  Außerdem  übt  sie  einen  Schutz  gegen 
die  mechanische  Schädigung  bei  der  Verdünnung  aus.  Die  toxische 
Wirkung  unausgeglichener  Salzlösungen,  die  gleiche  Wirkung  von 
Wasser  und  die  Autolyseprozesse  der  Bakterien  selbst  werden  durch 
die  Gelatine  gehemmt.  In  den  Gelatinelösungen  bleiben  die  Strepto¬ 
kokken  bei  einer  relativ  breiten  Zone  der  H-Ionenkonzentration  am 
Leben.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Ayers,  S.  Henry  and  Johnson,  Wm.  T.  jr.,  Studies  of  the 
Streptococci.  VII.  A  medium  for  stockcultures  of 
Streptococci  and  other  bacteria.  (J.  of  Bact.  1924,  9, 

p.  111.) 

Das  Herstellungsverfahren  für  einen  Nährboden  wird  angegeben, 
der  sich  für  Sammlungsstreptokokkenkulturen  bewährt  hat.  Die 
Streptokokken  brauchen  nur  alle  4  Monate,  Diplococcus  pneumoniae 
nur  alle  4  Wochen  überimpft  zu  werden.  Haemophilus  pertussis, 
Pasteurelia  bovis,  Erysipelothrix  porci,  Tuberkelbazillen  wachsen  auf 
ihm.  Zur  Herstellung  von  1  Liter  Nährboden  werden  5  g  reines 
Kasein  (nachHammarsten  dargestellt)  in  150  ccm  destilliertem  Wasser 
mit  2  g  Na2HP04  +  2  H20  (Sörensens  Phosphat)  durch  Erhitzen  gelöst 
und  dann  zu  500  ccm  Fleischbouillon,  die  10  g  Pepton  (Parke-Davis) 


Streptokokken. 


59 


und  2  g  Na2HP04  -f-  2  H20  gelöst  enthält  und  die  Reaktion  pH  7,8 
hat,  gegeben.  Zu  dem  Gemisch  kommen  10  g  Difco-Gelatine.  Dann 
kommt  alles  für  10  Minuten  in  den  Autoklaven  (15  Pfund  Druck). 
Zusatz  von  0,5  g  Glukose.  Die  Reaktion  soll  jetzt  pH  7,6  sein. 
Filtrieren  durch  Papier.  Zu  dem  Filtrat  gibt  man  250  ccm  3proz. 
verflüssigten  Agar,  in  dem  3  g  Natriumzitrat  gelöst  sind,  und  füllt 
dann  mit  destilliertem  Wasser  auf  1000  ccm  auf.  Abfüllen  in  Röhrchen. 
Sterilisieren,  20  Minuten  bei  15  Pfund.  Die  pH  muß  zuletzt  7,5  sein. 
Dieselben,  Studies  of  Streptococci.  VIII.  A  note  on 
hydrogen-sulphid  production  by  Streptococci.  (Ibid. 
p.  115.) 

Fünf  Arten  von  Streptokokken  (Str.  pyogenes,  mastitidis,  lactis, 
kefir  und  bovis)  und  daneben  Bact.  coli  wurden  in  einem  Bleiacetat¬ 
agarnährboden  mit  Zusatz  von  Schwefelverbindungen  auf  ihre  Fähig¬ 
keit  H2S  zu  bilden  geprüft.  Inkubation  bei  30°.  Aus  dem  Nährboden 
ohne  Zusatz  von  Schwefelverbindungen  erzeugte  nur  Bact.  coli  H2S; 
bei  Zusatz  von  Natriumthiosulfat  wurde  H2S  auch  von  den  Strepto¬ 
kokken  mit  Ausnahme  des  Streptococcus  kefir  gebildet.  Die  größte 
Menge  erzeugte  Str.  pyogenes,  der  auch  allein  unter  den  Strepto- 
kokken  eine  Spur  von  H2S  aus  oxydiertem  Schwefel  (Sulfat)  bildete. 
Zusatz  von  Glukose  schien  die  H2S-Erzeugung  bald  zu  verstärken, 
bald  zu  vermindern.  Diese  Beobachtungen  beziehen  sich  auf  Stich¬ 
kulturen  im  Röhrchen,  seitlich  zwischen  Nährboden  und  Röhrchen¬ 
wandung.  Wurden  Platten  geimpft,  indem  man  mit  der  Nadel  durch 
den  Nährboden  strich,  so  bildeten  unter  den  Streptokokken  nur 
Str.  pyogenes  und  Str.  mastiditis  H2S.  E.  Fit  sehen  {Weyarn). 

Sedallian,  P.,  Culture  du  streptocoque  dans  les  milieux 
äl’arbutine.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  686.) 

Untersuchungen  über  die  Wirkung  von  Streptokokken  auf 
Glukoside.  Arbutin  wird  von  zahlreichen  Stämmen  in  Glukose  und 
Hydrochinon  gespalten.  Die  Wasserstoffionenkonzentration  des  Nähr¬ 
bodens  ist  von  beträchtlichem  Einfluß  auf  die  Reaktion.  Prigge. 

Thompson,  William  P.  and  Meleny,  Frank  L.,  A  comparative 
method  for  testing  the  enzyms  of  living  hemolytic 
Streptococci.  I.  Lipase.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924, 
21,  p.  360.) 

Die  Methode  zur  Lipasebestimmung  bei  lebenden  hämolytischen 
Streptokokken  beruht  auf  der  Möglichkeit,  aus  der  Geschwindigkeit 
der  Reaktion  auf  die  Menge  des  Enzyms  zu  schließen  und  die  Ge¬ 
schwindigkeit  der  Reaktion  innerhalb  bestimmter  H-Ionenkonzen- 
trationen  zu  messen.  Es  wurden  Standardfarbenröhrchen  mit  durch 
Hitze  getöteten  Streptokokken  in  derselben  Konzentration  hergestellt, 


60 


Streptokokken. 


wie  in  den  Test-Suspensionen,  mit  Clarks  Pufferlösungen  bei  pH  8,0, 
7,6  und  7,2,  mit  Phenolrot  als  Indikator.  Dann  ließ  man  unter 
variierenden  Bedingungen  Suspensionen  von  lebenden  Streptokokken 
in  „indifferenten“  Flüssigkeiten  auf  Äthylbutyrat  einwirken.  In  den 
aktiven  Röhrchen  rief  Bildung  von  Buttersäure  einen  mehr  oder 
weniger  schnellen  Farbenwechsel  von  pH  8,0  bis  7,2  hervor.  Die 
Schnelligkeit  des  Farbenwechsels  diente  als  Indikator  für  die  Aktivität 
des  lipolytischen  Ferments.  Die  Ergebnisse  waren:  1.  Die  Säure¬ 
erzeugung  ist  in  jungen  Kulturen  lebhafter  als  in  alten.  2.  Die 
Reaktionsgeschwindigkeit  und  die  Konzentration  der  Organismen 
laufen  fast  parallel.  3.  Die  optimale  Temperatur  für  die  Reaktion 
ist  ungefähr  37,5°.  4.  Bei  62°  hört  die  Aktivität  auf.  5.  Erhitzen 
auf  60°  vernichtet  das  Ferment  in  10  Minuten.  6.  Die  optimale 
H-Ionenkonzentration  ist  etwa  pH  7,8.  7.  Die  Aktivität  steigt  nicht 
mit  durch  Kaninchenpassagen  gesteigerter  Virulenz.  8.  Streptokokken 
von  den  früher  beschriebenen  Fällen  mit  Auflösung  des  subkutanen 
Fettgewebes  haben  kein  lipolytisches  Ferment  von  besonderer  Aktivität. 

E.  Fitzchen  (Weyarn). 

Rochaix,  A.,  Milieux  ä  l’esculine  pour  le  diagnostic 
differentiel  des  bacteries  du  groupe  strepto- entero- 
pneumocoque.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  771.) 

Auf  Aesculinagar  wächst  der  Enterokokkus  unter  Schwärzung 
des  Nährbodens;  der  Streptokokkus  wächst  ebenfalls  auf  ihm,  jedoch 
ohne  Schwarzfärbung.  Der  Pneumokokkus  wächst  nicht  darauf.  Dieser 
Nährboden  läßt  sich  somit  zur  Differenzierung  der  drei  Bakterien¬ 
arten  verwenden.  Prig ge  (Frankfurt  a.M.). 

Mackenzie,  George  M.  and  Hanger  jr.,  Franklin  M.,  A  study  of 
hypersensitiveness  to  derivatives  of  hemolytic  and 
non-hemolytic  Streptococci.  (Preliminary  report.) 
(Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  442.) 

Intrakutane  Impfungen  mit  sterilen  Filtraten  von  hämolytischen 
und  nichthämolytischen  Streptokokkenkulturen  aus  dem  Innern  von 
Tonsillen.  Fast  alle  erwachsenen  Versuchspersonen  reagierten  auf 
0,01 — 0,04  ccm  Filtrat  von  junger  Bouillonkultur  in  verschiedenem 
Grade  positiv.  Reaktion  schwächeren  Grades:  zentrale  rote  Er¬ 
hebung,  umgeben  von  leichter  Schwellung  und  Erythem.  Durch¬ 
messer:  1,5— 2,5  cm.  Die  Mitte  konnte  sich  aber  auch  als  Pustel 
mit  sterilem  Inhalt  erheben,  umgeben  von  indurierter,  roter,  heißer 
Zone,  außerhalb  dieser  von  Erythem,  der  Reaktionsbezirk  einen 
Durchmesser  von  12  cm  erreichen,  Lymphangitis  sich  anschließen. 
Latenzperiode  8—12  Stunden.  Höhepunkt  nach  24 — 48  Stunden;  Ver¬ 
schwinden  in  2 — 10  Tagen.  Zuletzt  Pigmentation  und  feine  Schuppung. 


Streptokokken.  —  Erysipel. 


61 


Kinder  unter  6  Monaten  reagierten  negativ.  Es  handelt  sich  also 
um  erworbene  Überempfindlichkeit.  Nicht  hämolytische  Strepto¬ 
kokken  aus  dem  Rachen  bei  nicht  akut  infektiösen  Fällen  besitzen 
die  Fähigkeit,  die  aktive  Substanz  zu  bilden,  seltener  oder  in  viel 
geringerem  Grade  als  nicht  hämolytische  aus  exzidierten  Tonsillen. 
Bei  gewissen  nichthämolytischen  Streptokokken  geht  diese  Fähigkeit 
bei  Kultur  auf  künstlichen  Nährböden  sehr  bald  verloren.  Die  ak¬ 
tive  Substanz  in  24-Stunden-Filtraten  ist  sowohl  bei  hämolytischen 
wie  bei  nichthämolytischen  Streptokokken  hitzebeständig,  bei  Eis¬ 
schranktemperatur  lange  Zeit  haltbar.  Bei  Wiederholung  der  In¬ 
jektion  an  einer  vorher  geimpften  Hautstelle  oft  Abkürzung  der 
Latenzperiode,  schnelleres  Verschwinden  der  Reaktion.  Diese  Modi¬ 
fikation  der  Reaktion  kann  auch  dann  eintreten,  wenn  das  zuerst 
injizierte  Filtrat  von  nichthämolytischen  Streptokokken,  das  folgende 
von  hämolytischen  herrührt,  ist  also  nicht  streng  spezifisch.  Während 
manche  Personen  auf  Filtrate  stärker  reagieren,  ist  bei  anderen  die 
Reaktion  auf  ganze  abgetötete  Kokkenzellen  oder  auf  alkalische 
Extrakte  der  zerriebenen  Kokken  eine  stärkere.  e.  Fit  sehen. 

Rakusin,  M.  A.  und  Nesmejanow,  A.  N.,  Über  die  Adsorptions¬ 
verhältnisse  und  einige  andere  Eigenschaften  des 
Streptokokken-,  Scharlach-  und  Tetanusheilserums. 
(Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  70,  S.  330.) 

Die  Farbenreaktionen  und  das  Drehungsvermögen  des  Strepto¬ 
kokken-,  Scharlach-  und  Tetanusserums  beweisen  deren  Protein¬ 
charakter.  Al(OH)8  wirkt  auf  die  Lösungen  der  Sera  spaltend  und 
nicht  adsorbierend,  wodurch  ebenfalls  der  Proteincharakter  der  Sera 
bewiesen  wird.  Die  Natur  der  abgespaltenen  Komponenten  bedarf 
weiterer  Untersuchung.  Wahrscheinlich  wird  sich  durch  Behandlung 
des  Tetanusserums  mit  Talkum  die  Isolierung  des  reinen  Antitoxins 
erreichen  lassen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Laskownicki ,  St.,  L’ actio n  curative  des  antiseptiques 
chez  les  souris  in oc ul  es  avec  le  streptocoque.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  631.) 

Bei  der  Prüfung  der  tiefenantiseptischen  Eignung  verschiedener 
Stoffe,  unter  anderem  Jodwasser  (Tinct.  iod.  5  Proz.  1,0,  Aqu.  100.0) 
und  Rivanol,  bewirkte  lediglich  das  Jodwasser  gegenüber  der  sub¬ 
kutanen  Streptokokkeninfektion  der  Maus  eine  erkennbare  Ab¬ 
schwächung  von  Mortalität  und  Morbidität.  Prigge  [Frankfurt  a.M.). 

* 

Crendiropoulo,  Milton,  Some  experiments  on  erysipelas. 
(J.  of  trop.  M.  a.  Hyg.  1924,  27,  p.  97.) 


62 


Puerperalfieber.  —  Sepsis. 


Gasbrand. 


Verf.  sucht  an  der  Hand  einiger  Tierversuche  nachzuweisen,  daß 
das  Erysipel  durch  ein  filtrierbares  Virus  hervorgerufen  wird.  Die 
Streptokokken  sollen  nur  die  Rolle  von  Begleitbakterien  spielen. 

Janizen  (Hamburg). 

•  • 

Mayer,  A.,  Uber  metastatische  Puerperalerkrankungen, 
insbesondere  nach  Grippe.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  122,  S.  168.) 

Verf.  weist  auf  die  Gefahren  der  Grippe  für  das  Wochenbett 
hin.  Er  führt  eine  Anzahl  interessanter  Fälle  an,  wo  es  auf  dem 
Blut-  oder  Lymphweg  sekundär  zur  Infektion  des  puerperalen 
Genitale  kam.  Die  Diagnose  der  metastatischen  Erkrankung  ist 
nicht  leicht  zu  stellen.  Das  Freisein  des  Endometriums  läßt  zwar 
darauf  schließen,  doch  spricht  die  Infektion  des  Endometriums  nicht 
gegen  den  endogenen  Entstehungsmodus.  e.  Philipp  (Berlin). 

Philipp,  E.  und  Fuß,  E.  M.,  Morphologische  Blutverände¬ 
rungen  in  ihrem  Zusammenhang  mit  dem  bakterio¬ 
logischen  Befund  bei  puerperalen  Erkrankungen. 
(Arch.  f.  Gyn.  1924,  122,  S.  239.) 

Es  wurden  65  fieberhafte  Aborte,  fieberhafte  Frühgeburten  und 
Geburten  vergleichend  hämatologisch  und  bakteriologisch  (Virulenz¬ 
probe)  untersucht.  Ein  Zusammenhang  zwischen  Blutbildschädigung 
und  Infektion  wurde  insofern  gefunden,  als  das  Eindringen  von 
Keimen  in  die  Blutbahn  i.  a.  eine  sehr  hohe  Verschiebung  nach 
links  innerhalb  des  neutrophilen  Systems  hervorruft  mit  meist  vor¬ 
handenem  ausgesprochenem  Lymphocytensturz,  Verminderung  der 
Monocyten  und  Verschwundensein  der  Eosinophilen.  Dabei  besteht 
aber  kein  Zusammenhang  zwischen  Höhe  der  Verschiebung  und  Art 
oder  Virulenz  der  Infektionserreger.  Es  wird  besonders  auf  die 
hochgradigen  Blutveränderungen  bei  den  Aborten  mit  kurzdauerndem 
Keimeinbruch  in  die  Blutbahn  hingewiesen.  Man  darf  daraus  keine 
prognostisch  ungünstigen  Schlüsse  ziehen.  e.  Philipp  (Berlin). 

Stransky,  Eugen,  Die  Nasenschleimhaut  als  Eingangs¬ 
pforte  septischer  Infektionen  im  Säuglingsalter. 
(M.  Kl.  1924  S.  824.) 

Beschreibung  von  2  Fällen  (eiterige  Rhinitis  und  Phlebitis  der 
Sinus  cavernosi),  in  denen  die  Nasenschleimhaut  die  sichere  Eingangs¬ 
pforte  und  der  primäre  Herd  der  Infektion  war.  Erich  Hesse. 

Heim,  K.,  Zwei  Fälle  von  Physometra.  (Zschr.  f.  Geburtsh. 
1924,  87,  S.  156.) 

Verf.  liefert  einen  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Gasbranderkrankungen 
des  Uterus.  Er  weist  besonders  auf  das  eigenartige  hämotoxische 


Gasbrand.  —  Wundinfektion. 


63 


Blutbild  hin,  das  bis  zu  einem  gewissen  Grade  als  pathognostisch 
für  den  gynäkologischen  Gasbrand  gelten  dürfe.  e.  Philipp. 

Reddish,  George  F.  and  Rettger,  Leo  F.,  A  morphological , 
cultural  and  biochemical  study  of  representative 
spore-forming  anaerobic  bacteria.  (J.of Bact.  1924,  9,  p.  13.) 

Verff.  unterzogen  12  sporenbildende  Anaerobier,  die  als  Wundinfektionserreger 
in  Frage  kommen,  nämlich  Clostridium  septicum,  oedematiens,  Welchii,  tertium, 
aerofoetidum,  sporogenes,  bifermentans,  histolyticum,  tetanoides,  chauvei,  tetani  und 
putrificum  einer  eingehenden  Untersuchung.  Bestimmt  wurden  Morphologie,  Form 
von  Oberflächen-  und  Tiefenkolonien,  Verhalten  auf  Ei-Fleischnährboden,  Milch, 
Bouillon,  Gelatine,  Loeffler-Serum,  das  Spaltungsvermögen  gegenüber  26  Zuckerarten 
und  Alkohol,  der  Traubenzuckerverbrauch  nach  bestimmten  Zeiten,  das  peptolytische 
Vermögen  mittels  quantitativer  Biuretprobe,  Bestimmung  des  Formolstickstoffs,  des 
Ammoniak-  und  Aminostickstoffs,  endlich  die  Pathogenität  bei  weißen  Mäusen.  Die 
Methoden  werden  im  einzelnen  genau  beschrieben.  Eine  H-Ionenkonzentration  pH  7,0 
ermöglichte  für  alle  Stämme  gutes  Wachstum.  Zur  Herstellung  der  Anaerobiose  be¬ 
währte  sich  am  besten  ein  Anaerobengefäß  und  für  flüssige  Nährböden  Überschichtung 
mit  verflüssigtem  und  dann  erstarrendem  Paraffin.  Für  jede  Art  werden  die  so  be¬ 
stimmten  Eigenschaften  genau  angegeben.  Verff.  glauben,  daß  sich  mittels  dieser 
Methoden  die  verschiedenen  Arten  genau  bestimmen  lassen,  vorausgesetzt,  daß  die 
Bedingungen  stets  genau  die  gleichen  sind.  Für  die  Klassifizierung  sind  Lage  und 
Gestalt  der  Sporen,  Form  der  Kolonien,  besonders  der  oberflächlichen,  Wirkung  auf 
natives  Eiweiß,  Grad  des  Traubenzuckerverbrauchs,  Verhalten  gegenüber  Kohlehydrate, 
peptolytische  Eigenschaften  und  Pathogenität  von  größter  Bedeutung.  Dagegen  sind 
Unterschiede  im  Gelatineverflüssigungsvermögen  und  in  der  Beweglichkeit  von  ge¬ 
ringem  Wert.  Die  Gelatine  Verflüssigung  gibt  keinen  Anhalt  für  die  proteolytischen 
Eigenschaften.  Die  untersuchten  Arten  lassen  sich  nach  ihrem  biochemischen  Ver¬ 
halten  in  5  Klassen  einteilen.  1.  Saccharolytische,  aber  nicht  proteolytische  und  nur 
schwach  peptolytische  Arten;  C.  septicum,  chauvei  und  oedematiens.  2.  Saccharo¬ 
lytische  und  peptolytische,  aber  nur  schwach  proteolytische  Arten:  C.  Welchii  und 
tertium.  3.  Saccharo-,  proteo-  und  peptolytische  Arten:  C.  aerofoetidum,  sporogenes, 
bifermentans  und  histolyticum.  4.  Schwach  saccharo-  und  peptolytische  und  sehr 
schwach  proteolytische  Arten:  C.  tetanoides  und  tetani.  5.  Sehr  schwach  saccharo- 
ly tisch,  aber  stark  proteo-  und  peptoly tisch  :  C.  putrificum.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Beckwith,  T.  D.  and  McKilop,  G.,  The  effects  produced  by 
injection  of  B.  his toly  t icus.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44, 

p.  811.) 

Die  durch  intramuskuläre  Einspritzung  von  B.  histolyticus  ge¬ 
setzten  Erscheinungen  beschränken  sich  nicht  auf  lokale  Läsionen. 
Sie  finden  sich  in  der  Leber,  Milz,  Niere,  Lunge  und  Herzmuskel, 

wo  sie  weitgehende  degenerative  Veränderungen  hervorrufen. 

Wedemann  (Berlin). 

Wolfsohn,  Georg,  Vaccine-  und  Reiztherapie  in  der 
modernen  Wundbehandlung.  (Ther.  d.  Gegen w.  1924  S.  259.) 

Gegenüber  früheren  nicht  eindeutigen  Beobachtungen  scheint  die 
Behandlung  mit  Autovaccine  (aus  dem  Körper  des  Kranken  selbst 


64 


Wundinfektion.  —  Tetanus. 


gezüchteter  Stämme),  der  Terpichin  oder  Yatren  zugesetzt  ist,  bei 
Umspritzung  oder  Unterspritzung  der  Wunde  von  erheblichem  Nutzen 
ZU  sein.  Erich  Hesse  (Berlin). 

Schwarz,  G.,  Bakterizidie  und  Temperatur.  (D.  m.  W.  1924 
S.  754.) 

Abgesaugtes  Wund-  oder  Lochialsekret  wurde  mit  frisch  ent¬ 
nommenem  defibrinierten  Eigenblute  gemischt.  Davon  Ausstrich  auf 
Platten.  Dann  Bebrütung  der  Mischung.  Nach  3  und  9  Stunden 
erneute  Ausstriche.  Es  handelte  sich  um  hämolytische  Staphylokokken 
und  Stäbchen.  Ihre  Zahl  hatte  nach  3  Stunden  deutlich  abgenommen. 
Der  Ausstrich  nach  9  Stunden  ergab  indessen  wieder  völlig  unge¬ 
hemmtes  Wachstum.  Mischungen  mit  Harn,  Frauenmilch,  Liquor 
cerebrospinalis  brachten  keine  Keimverminderung.  Die  Keimabnahme 
war  dieselbe,  ganz  gleich  ob  das  defibrinierte  Blut  im  ganzen  oder 
Blutkörperchen  oder  Blutserum  des  zentrifugierten  defibrinierten 
Blutes  angesetzt  wurden.  Wurde  Blut  bei  50°  inaktiviert,  so  erzielte 
die  Abimpfung  nach  1  Stunde  Keimverminderung,  nach  3  Stunden 
Keim  Vermehrung.  Auch  Zusätze  von  Elektrokollargol  oder  von 
frischem  Serum  zum  inaktivierten  Blute  wurden  erprobt.  Nun  wurde 
die  Brutwärme  von  37°  stufenweise  bis  50°  erhöht  und  nach  3  Stunden 
ausgestrichen.  Die  Zahl  der  Keime  nahm  ab  bei  42°,  wuchs  stark 
bei  43°  und  sank  wieder  bei  45°;  bei  50°  ging  nichts  mehr  an. 
Würde  man  allgemeine  Sterilisation  im  Körper  durch  Wärmeerhöhung 
versuchen,  so  würde  dadurch  das  Blut  mehr  geschädigt  werden  als 
die  Bakterien.  Immerhin  werden  schon  seit  Jahren  in  der  Marburger 
Frauenklinik  schwer  infizierte  Frauen,  besonders  während  der  Fieber¬ 
remissionen,  mit  Wärmezufuhr  behandelt;  die  Ergebnisse  sind  günstig. 

Georg  Schmidt  (München). 

Bratusch-Marrain,  A.,  Beobachtungen  über  den  Tetanus 
neonatorum.  (Arch.  f.  Kindhlk.  1924,  74,  S.  45.) 

Auffallend  oft  traten  in  Graz  Erkrankungen  in  Bezirken  mit 
sehr  alten  Häusern  auf.  Man  könnte  sich  vorstellen,  daß  die  Bazillen 
sich  besonders  reichlich  in  Räumen  finden,  die  seit  Jahrhunderten 
von  Menschen  bewohnt  werden.  Die  Behandlungserfolge  sind  seit 
Benutzung  von  Magnesium  wesentlich  besser  geworden. 

v.  Bernuth  (Jena). 

Simon,  Walter,  Über  Tetanus  puerperalis.  (Zbl.  f.  Gyn.  1923 
S.  545.) 

Krankengeschichten  und  kritische  Betrachtung  dreier  Fälle  von 
Tetanus  puerperalis  nach  kriminellem  Abort  sowie  Zusammenstellung 
der  über  diese  Erkrankung  veröffentlichten  Literatur.  Beger. 


Entzündung  und  Eiterung. 


65 


Warren,  S.  and  Lamb,  E.  M.,  A  fatal  infection  with  an 
organism  of  the  protens  group.  (J.  of  raed.  Research. 
1924,  44,  p.  B75.) 

Ein  Fall  tödlicher  Infektion  mit  einem  Organismus  aus  der  Pro¬ 
teusgruppe  wird  beschrieben,  der  aus  dem  Blut  des  Kranken  vor 
dem  Exitus  gezüchtet  wurde.  Er  scheint  dem  B.  vulgaris  nahe 
verwandt  und  ist  pathogen  für  Laboratorium tiere,  bei  denen  er 
Septikämie  und  Nekrose  der  Leber  des  Herzmuskels  und  der  Neben¬ 
nieren  setzt.  Das  Filtrat  frisch  gezüchteter  Kulturen  ist  toxisch 
und  hat  pathologische  Wirkungen.  Wedemann  {Berlin). 

Prevot,  A.-R.,  Diplococcus  constellatus  (n.  sp.).  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  91,  p.  426.) 

Morphologische  und  kulturelle  Eigenschaften  eines  bei  einem  Fall 
von  chronischer  Tonsillitis  gefundenen  streng  anaeroben  Diplokokkus. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Duthie,  G.-M.,  Presence  de  B.  fallax  (Weinberg  et  Seguin) 
dans  laflore  de  l’appendicite.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  327.) 

Bei  13  Appendektomierten  wurde  im  Appendix  außer  Colibazillen 
und  Streptokokken  ein  Stäbchen  gefunden,  das  kulturell  und  sero¬ 
logisch  als  B.  fallax  identifiziert  Wurde.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Weinberg,  M.  et  Gmsbourg,  B.,  T r a i t e m ent  des  infections 
putrides  par  la  cataxie,  ou  brisement  des  associa- 
tions  microbiennes.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  623.) 

Isoliert  man  aus  einem  Fall  von  Appendicitis  gangraenosa,  von 
Lungengangrän  oder  putrider  Gasphlegmone  die  Bakterien  und  findet 
pathogene  Erreger  unter  ihnen,  so  ist  im  allgemeinen  keiner  von 
ihnen  für  sich  allein  imstande,  putride  Läsionen  beim  Meerschweinchen 
zu  erzeugen.  Auch  die  frisch  vom  Kranken  entnommene  putride 
Flüssigkeit  reproduziert  am  Meerschweinchen  bei  subkutaner  oder 
intramuskulärer  Injektion  nur  selten  einen  fötiden  Prozeß.  Die 
putride  Zerstörung  des  Gewebes  ist  also  das  Ergebnis  einer  kom¬ 
binierten  Wirkung  von  zwei  oder  mehr  Mikroben.  Unter  diesen 
Umständen  ist  es  leicht  verständlich,  daß  es  genügt,  die  Wirkung 
einer  der  vereinigten  Bakterienarten  zu  hemmen,  um  den  Fäulnis¬ 
prozeß  zum  Stillstand  zu  bringen  („Kataxie“  =  Dissoziation).  Nach 
Injektion  eines  Gemisches  von  16  ständigen  Kulturen  von  B.  per- 
fringens  (0,25  ccm)  und  B.  bifermentans  (2  ccm)  starben  die  Kon¬ 
trollen  (Meerschweinchen)  in  16—36  Stunden  mit  den  klassischen 
Symptomen  der  putriden  Gasphlegmone.  Tiere,  die  6  Stunden  nach 
der  Infektion  eine  intravenöse  Injektion  von  monovalentem  Anti- 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  3/4.  5 


66 


Entzündung  und  Eiterung. 


Perfringens-Serum  erhielten,  blieben  dagegen  am  Leben.  Die  gleichen 
Resultate  konnten  gegenüber  einer  Mischinfektion  mit  B.  perfringens 
(0,1  ccm)  +  B.  sporogenes  (1  ccm)  mit  Anti- Perfringens-Serum  erzielt 
werden.  —  Sehr  wertvoll  ist  ein  Anti-Sporogenes-Serum  gegenüber 
Mischinfektionen  von  B.  sporogenes  mit  Proteus  oder  Coli.  Durch 
Entwicklungshemmung  des  B.  sporogenes  verhindert  man  die  be¬ 
trächtliche  Virulenzsteigerung,  die  die  beiden  Aerobier  in  Kombination 
mit  dem  hochproteolytischen,  aber  wenig  pathogenen  Anaerobier  er¬ 
fahren.  —  Bei  Lungengangrän  oder  fötider  Bronchitis  kann  man  die 
Kataxie  dureh  Injektion  eines  antigangränösen  Serums  oder  auf 
chemotherapeutischem  Wege,  durch  eine  gegen  die  Spirochäten  und 

den  B.  fusiformis  gerichtete  Arsenbehandlung,  erreichen.  Auch  bei 

•  • 

nicht  putriden  Infektionen  mit  multibakterieller  Ätiologie  kann  man 
durch  Kataxie  Heilungen  erzielen,  indem  man  die  Wirkung  des  oder 
der  dominanten  Erreger  bekämpft  (Serotherapie  oder  Vaccination). 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Bircher,  Eugen,  Über  putride  Infektion  des  Magens  und 
des  oberen  Dünndarms.  (D.  Zschr.  f.  Chir.  1924,  186,  S.  409.) 

Vorwiegend  klinische  Beobachtungen  (mit  Operationsbefund  und 
pathologisch- anatomischer  Operationspräparatuntersuchung)  bei  meh¬ 
reren  Fällen  von  Gastritis  phlegmonosa  und  von  Gastritis  putrida, 
dem  Vorläufer  der  ersteren.  Georg  Schmidt  {München). 


Nevermann,  H.,  Proteinkörpertherapie  entzündlicher 
Adnextumoren.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  122,  S.  273.) 

Es  wurden  208  Patienten  mit  entzündlichen  Adnextumoren  mit 
Proteinkörpern  (Arthigon,  Terpentin,  Aolan,  Caseosan,  Yatren)  und 
411  Patienten  vergleichsweise  in  der  üblichen  Weise  behandelt. 
Dabei  ergab  die  Proteinkörpertherapie  hinsichtlich  der  Endergebnisse 
keinen  besseren  Erfolg  als  die  sonst  übliche  physikalische  Methode. 
Sie  wird  aber  aus  psychischen  Gründen  und  wegen  ihrer  leichten 
Anwendbarkeit  außerhalb  der  Klinik  empfohlen.  E.  Philipp  {Berlin). 


Kayser,  K.,  Klinische  Erfahrungen  mit  Rivano  1.  (Mschr. 
f.  Geburtsh.  1924,  67,  S.  55.) 

Verf.  verwandte  Rivanol  mit  gutem  Erfolg  bei  Peritonitis,  ferner 
bei  Douglas-  und  parametranen  Exsudaten,  nachdem  der  Eiter  von 
der  Vagina  aus  aspiriert  war,  bei  Mastitiden  und  anderen  ober¬ 
flächlichen  Abszessen.  Er  hält  die  Behandlung  abgekapselter  Prozesse 
mit  Rivanol  für  aussichtsreich,  während  offene  Infektionsherde  sich 
weniger  dafür  eignen.  e.  Philipp  {Berlin). 


Entzündung  und  Eiterung.  67 

Kliewe  und  Koch,  Pyocyaneusmeningitis.  (M.  m.  W.  1924 
S.  867.) 

Beschreibung  eines  Falles.  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Gundermann,  Wilhelm,  Beitrag  zur  Klinik  der  Chole¬ 
cystitis  und  Cholangitis.  I.  Die  Staphylokokken  - 
cholecystitis.  II.  Die  Colicholecystitis.  (Mitt.  Grenzgeb. 
1924,  37,  S.  581.) 

Verf.  verfügt  an  der  Gießener  chirurgischen  Klinik  über  ein 
Material  von  245  bakteriologisch  untersuchten  Gallenkranken,  darunter 
sind  134  Fälle  von  Staphylokokken-  und  26  Fälle  von  Colichole¬ 
cystitis.  Die  Zahl  der  weiblichen  Kranken  überwog  auch  hier  in 
hohem  Grade.  Am  leichtesten  verlaufen  die  Staphylokokkenchole¬ 
cystitiden,  die  Infektion  scheint  meistens  schon  im  kindlichen  Alter 
zu  erfolgen,  die  Erkrankungen  verlaufen  gewöhnlich  ohne  Stein¬ 
bildung.  Die  Colicholecystitis  beginnt  offenbar  ebenfalls  schon  in 
frühem  Alter,  sie  kann  lange  Zeit  ohne  erhebliche  Beschwerden  ver¬ 
laufen,  wird  aber  in  der  Regel  bösartig,  sobald  Steinbildung  eintritt. 
Den  schwersten  Verlauf  nahmen  die  8  beobachteten  Paratyphus- 
Cholecystitiden,  während  die  Erfahrungen  an  9  Fällen  mit  Strepto¬ 
kokken  als  Erregern  ein  Krankheitsbild  darboten  ähnlich  dem  bei 
Staphylokokkeninfektion.  Bakterien  scheinen  jahrelang  in  inneren 
Organen,  z.  B.  der  Leber,  wie  gelegentliche  Entfernung  kleiner 
Leberstückchen  bei  beliebigen  Laparotomien  ergab,  symptomlos  sich 
aufhalten  zu  können.  Die  oben  genannten  Befunde  sind  durch 
Untersuchung  der  Gallenblasenwand  erhoben,  w.  v.  Brunn  [Rostock). 

Haupt,  W.,  Zur  Behandlung  der  Pyelitis.  (Mschr.  f.  Geburtsh. 
1924,  64,  S.  139.) 

Verf.  empfiehlt  gegen  Nierenbeckenentzündungen  intravenöse  In¬ 
jektionen  von  Trypaflavin.  E.  Philipp  [Berlin). 

Saatlioff,  L.,  Über  Behandlung  von  Infektionskrank¬ 
heiten,  insbesondere  der  Pyelitis,  mit  lebenden  Bak¬ 
terien.  (M.  m.  W.  1924  S.  392.) 

Verf.  hat  seit  12  Jahren  seine  Pyelitispatienten  mit  subkutanen, 
teilweise  auch  mit  intravenösen  Injektionen  von  lebenden  Kulturen 
behandelt,  zuerst  nur  mit  dem  Bacterium  coli,  später  auch  mit  anderen 
Erregern,  die  sich  bei  den  einzelnen  Fällen  züchten  ließen.  Die 
Erfolge  waren,  wenn  auch  nicht  in  allen  Fällen  absolut  erfolgreich, 
so  doch  recht  befriedigend  und  jedenfalls  wesentlich  besser  als  bei 
der  Vaccinebehandlung  nach  Wright.  Die  Injektion  der  Coli- 
bakterien  in  lebendem,  ungeschwächtem  Zustande  wurde  in  allen 
Fällen  glatt  vertragen.  Über  die  Dauer  der  Behandlung  und  die 


68 


Entzündung  und  Eiterung 


Zahl  der  Injektionen  entscheiden  die  klinischen  Kriterien  zusammen 
mit  dem  bakteriologischen  Urinbefund.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Kleinschmidt,  H.,  Zur  Bakteriologie  desHarns  beim  Säug¬ 
ling.  (Mschr.  f.  Kindhlk.  1924,  28,  S.  52.) 

Aus  dem  Katheterurin  des  gesunden  Säuglings  lassen  sich  viel¬ 
fach  Bakterien,  meist  Kokken,  auf  flüssigem  Nährboden  züchten. 
Dabei  handelt  es  sich  wahrscheinlich  um  bei  der  Entnahme  hinein¬ 
gelangte  Verunreinigungen.  Das  Überwiegen  der  Kokkenbefunde 
spricht  gegen  irgendwelchen  Zusammenhang  mit  der  Pyelocystitis. — 
Für  die  Pyelocystitis  kommen  3  Infektionsmöglichkeiten  in  Betracht: 
urogen,  hämatogen,  lymphogen.  Für  die  aszendierende  Infektion 
werden  mehrere  sichere  Fälle  angeführt.  Dafür  spricht  auch  die 
stärkere  Beteiligung  des  weiblichen  Geschlechts.  Die  aszendierende 
Pyelocystitis  trägt  meist  einen  gutartigen  Charakter.  Die  Erkrankung 
von  Knaben  spricht  gegen  die  Verallgemeinerung  des  aszendierenden 
Infektionsmodus.  Die  pathologisch-anatomischen  Befunde  sind  insofern 
in  gleichem  Sinne  zu  verwerten,  als  sie  die  überragende  Beteiligung 
der  Niere  meist  ohne  Beteiligung  der  Blase  dartun.  In  Beantwortung 
der  Frage,  woher  die  Colibakterien  kommen,  ist  darauf  hinzuweisen, 
daß  früher  allzu  einseitig  an  den  Darm  gedacht  wurde,  und  daß 
Bact.  coli  vielfach  auf  den  Tonsillen  und  im  Rachen  nachgewiesen 
wurde.  Es  liegt  nahe,  hiermit  die  Häufung  von  Pyurien  im  An¬ 
schluß  an  katarrhalische  Erkrankungen  im  Zusammenhang  zu  bringen. 

v.  Bernuth  [Jena). 

Ehrström,  R.,  Über  Polyarthritis  rheumatica.  (Zschr.  f. 
ärztl.  Fortb.  1924  S.  125.) 

Nach  Ansicht  des  Verf.  muß  die  Polyarthritis  rheumatica  als 
eine  chronische  Infektionskrankheit  aufgefaßt  werden,  die  in  ihrer 
Genese  und  ihrem  Verlauf  viel  Ähnlichkeit  mit  der  Lues  hat.  Die 
Eintrittspforte  des  noch  unbekannten  Virus  ist  oft  schwer  erkennt¬ 
lich,  aber  in  zahlreichen  Fällen  ist  die  erste  Manifestation  als  Angina 
deutlich  ausgesprochen.  Dieser  rheumatische  Primäreffekt  ist,  wie 
der  entsprechende  Primäreffekt  bei  Scharlach,  von  einer  Mischinfektion 
mit  banalen  Bakterien  begleitet,  aber  klinisch  weniger  charakteristisch 
als  die  Scharlachangina.  Einige  Zeit  nach  dem  „Primäraffekt“  — 
einige  Tage,  ein  paar  Wochen  später  —  hat  eine  Allgemeininfektion 
stattgefunden,  die,  wenn  sie  hinreichend  intensiv  ist,  allgemeine  In¬ 
toxikationssymptome  mit  Fieber  und  Prozessen  an  den  Gelenken 
hervortreten  läßt.  Dieses  Krankheitsbild  pflegen  wir  akute  Poly¬ 
arthritis  zu  nennen.  Wenn  diese  Erscheinungen  verklungen  sind, 
kann  eine  Selbstheilung  stattgefunden  haben,  aber  oft,  vielleicht 
meistens,  geht  die  Krankheit  in  ihr  chronisches  Stadium  über.  Das 


Entzündung  und  Eiterung. 


69 


Virus  bleibt  im  Körper  zurück  und  bleibt,  wie  die  Spirochäten  bei 
Lues,  längere  oder  kürzere  Zeit  liegen,  ohne  Symptome  zu  geben. 
Am  augenfälligsten  gibt  es  seine  Anwesenheit  zu  erkennen,  wenn 
—  vielleicht  erst  nach  mehreren  Jahren  —  eine  neue  Überschwem¬ 
mung  des  Organismus  mit  ihm  oder  seinen  Giften  mit  einem  be¬ 
gleitenden  sog.  Rezidiv  der  akuten  Polyarthritis  erfolgt.  Solche 
Anfälle  können  sich  in  Zwischenräumen  von  längerer  Dauer  auch 
wiederholen.  Das  Virus  kann  auch  zu  mehr  chronischen,  meist  afebril 
verlaufenden  Prozessen  führen,  die  im  Bindegewebe  oder  in  Muskeln 
lokalisiert  sind  und  im  allgemeinen  relativ  unbedeutende  und  klinisch 
unbestimmte  Zeichen  und  Beschwerden  ergeben.  Die  Lokalisation  des 
Virus  im  Herzen,  wo  wahrscheinlich  zu  jedem  beliebigen  Zeitpunkt 
der  chronischen  Infektion  eine  Myoendoperikarditis  hervorgerufen 
werden  kann,  und  im  Nervensystem  (Chorea  minor)  nehmen  mitunter 
einen  ausgeprägt  chronischen  Verlauf.  He t sch  (. Frankfurt  a.  M.). 

Andrewes,  C.  H.  and  Miller  jr.,  C.  Philip,  A  virus  probably 
of  rabbit  origin,  encountered  during  intratesticular 
transmission  experiments.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M. 
1924,  21,  p.  470.) 

Zwecks  Nachweis  eines  bei  akutem  Gelenkrheumatismus  etwa 
vorhandenen  Virus  wurde  Patientenblut  in  den  Hoden  eines  Kaninchens 
injiziert,  sodann  wurden  serienweise  intratestikulare  Übertragungen  vor¬ 
genommen.  Die  Kaninchen  in  den  ersten  Generationen  jeder  Serie  hatten 
zur  Herabsetzung  ihrer  Widerstandskraft  vorher  subkutan  Benzol  er¬ 
halten.  In  3  von  7  Versuchsreihen  kam  es  zwischen  der  3.  und 
7.  Übertragung  zu  Hodeninfektion,  Fieber,  Schwellung,  Kongestion, 
interstitieller  Anhäufung  von  Endothelzellen,  Lymphocyten,  Poly¬ 
morphen,  Störung  der  Spermatogenese.  In  den  Zellkernen  fanden 
sich  mit  Eosin  färbbare  Einschlußkörperchen,  nicht  unterscheidbar 
von  den  bei  Herpes  und  anderen  Virusinfektionen  gefundenen.  Das 
Virus  konnte  auf  Kaninchen  unbeschränkt  weiter  übertragen  werden, 
rief  bei  intradermaler  Impfung  ein  leicht  erhabenes  Erythem  hervor, 
bei  intrathorakaler  akute  fibrinöse  Perikarditis  und  Myokarditis. 
Einschlußkörperchen  in  Haut,  Perikard,  Myokard.  Serum  von  vor 
14  Tagen  geimpften  Tieren  neutralisierte  das  Virus  in  vitro,  Serum 
von  normalen  Kaninchen  und  v©n  Gelenkrheumatismusrekonvaleszenten 
nicht.  Die  Gleichheit  des  klinischen  und  histo-pathologischen  Bildes 
mit  dem  von  Rivers  und  Ti  11  et  bei  ihren  Varizellenstudien  be¬ 
obachteten  sprach  für  Identität  beider  Vira.  Bestätigung  durch  ge¬ 
kreuzte  Immunisierung.  Der  Ursprung  des  Virus  vom  Kaninchen 
wurde  durch  Kontroll versuche  mit  6  Serien  von  Kaninchen  wahr¬ 
scheinlich,  bei  denen  man  statt  von  Patientenblut  von  normalem 
Kaninchenblut  als  erstem  Inokulum  ausging  und  dennoch  Infektion 


70 


Entzündung  und  Eiterung. 


von  gleichem  Charakter  in  zwei  Serien  erfolgte.  Die  eine  positive 
Serie  hatte  Benzol  erhalten,  die  andere  keins.  Bei  zukünftigen 
Arbeiten  über  filtrierbares  Virus  wird  man  diese  Erfahrungen  nicht 
außer  acht  lassen  dürfen.  e.  Fit  sehen  {Weyarn). 

v.  Petkeö,  J.,  Uber  Exsudat-,  Liquor-  und  Blutbefunde 
beim  akuten  Gelenkrheumatismus  im  Kindesalter. 
(Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  141.) 

Bei  der  Untersuchung  von  Gelenkergüssen  bei  akuter  und 
chronischer  Polyarthritis  konnten  niemals  Erreger  nachgewiesen 
werden,  ebenso  nicht  bei  luetischen  und  tuberkulösen  Gelenkaffektionen. 
Die  im  Exsudat  der  Gelenke,  im  Blut  und  im  Liquor  bei  akutem 
Gelenkrheumatismus  angestellten  serologischen  Luesreaktionen  (Wasser¬ 
mann,  Sachs-Georgi  und  Meinicke)  fielen  ausnahmslos  stark  positiv 
aus.  Nach  Rückgang  der  Erkrankung  wurden  sie  wieder  negativ. 
In  Fällen  von  chronischer  Endokarditis,  denen  öfters  rezidivierende 
Polyarthritis  voraufging,  gaben  die  Sero-  und  Liquorreaktionen  eben¬ 
falls  stark  positive  Ergebnisse.  Diese  Fälle  wurden  auf  Salizyl- 
behandlung  negativ.  Anhaltspunkte  für  Lues  waren  in  all  diesen 
Fällen  niemals  vorhanden.  In  den  Gelenkergüssen  bei  tuberkulösen 
Affektionen  waren  die  entsprechenden  Reaktionen  negativ. 

v.  Bernuth  {Jena). 

Heidenhain,  L.  und  Fried,  C.,  Röntgenstrahlen  und  Ent¬ 
zündungen.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1121.) 

Bericht  über  Erfolg  der  Röntgenbestrahlung  bei  250  Fällen  von 
Entzündungen  verschiedenster  Art.  Bei  etwa  2/s  der  daraufhin 
untersuchten  Kranken  war  48  Stunden  nach  der  Bestrahlung  eine 
sehr  erhebliche  Steigerung  der  Bakterizidie  des  Blutserums  gegen¬ 
über  der  Zeit  vor  der  Bestrahlung  festzustellen.  Im  Verlauf  der 
ersten  Woche  sinkt  die  Bakterizidie  wieder.  Der  Wendepunkt  der 
klinischen  Erscheinungen  und  der  Höhepunkt  der  Bakterizidie  des 
Blutes  fallen  zusammen.  Es  handelt  sich  um  eine  Allgemeinwirkung, 
wahrscheinlich  um  eine  Einwirkung  auf  das  strömende  Blut.  Zuweilen 
wurde  48  Stunden  nach  der  Bestrahlung  der  aus  dem  Infektionsherde 
entleerte  Eiter  steril  gefunden.  Schuster  {Frankfurt  a.  0). 

Kanewskaja,  E.  J.,  Uber  entzündliche  Reaktion  isolierter 

Organe.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  41,  S.  374.) 

An  isolierten  Organen  läßt  sich  durch  Einführung*  von  Bakterien 

der  Symptomenkomplex  der  Entzündung  erzeugen.  Die  Gefäße 

solcher  Organe  geben  die  übliche  entzündliche  Reaktion:  kurzdauernde 

Verengerung  der  Gefäße,  nachfolgende  vorübergehende  Erweiterung 

•  •  _  • 

Neigung  zu  Stase  und  Odem.  Wie  auch  bei  der  am  lebenden  Organis- 


Entzündung  und  Eiterung. 


71 


mus  erzeugten  Entzündung  läßt  sich  unter  diesen  Bedingungen  eine 
Veränderung  der  Gefäßreaktion  auf  gefäßverengernde  Gifte  beobachten 
(Adrenalin).  Die  Reaktion  auf  das  Adrenalin  ist  aber  bei  der  Ent¬ 
zündung  isolierter  Organe  beträchtlich  abgeschwächt  und  fehlt  mit¬ 
unter  ganz.  Die  Reaktion  auf  Coffein  ist  dabei  erhalten,  manchmal 
sogar  gesteigert.  Man  muß  annehmen,  daß  in  den  Geweben  isolierter 
Organe  unter  den  genannten  Bedingungen  morphologische  Verände¬ 
rungen  von  reaktiv-entzüudlichem  Charakter  vorliegen.  Ketsch. 

Mclntosh,  James,  James,  W.  Warwick  and  Lazarus-Barlow,  P., 
An  investigation  into  the  aetiology  of  dental  caries. 
II.  The  biological  characteristics  and  distribution  of 
B.  acidophilus  odontolyticus.  III.  Further  experi- 
ments  on  the  production  of  artificial  caries.  (Brit  J. 
of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  175.) 

Verff.  haben  früher  einen  zur  Acidophilus-Gruppe  gehörigen  Or¬ 
ganismus  beschrieben,  dem  sie  wegen  seiner  ätiologischen  Rolle  bei 
der  Caries  den  Namen  B.  acidophilus  odontolyticus  gegeben  haben. 
Sie  unterschieden  2  Typen.  Typus  I  ist  ein  langer,  dünner,  einzeln 
oder  in  Fäden  vorkommender  Bazillus,  Typus  II  ist  kürzer  und  durch 
große  Pleomorphie  ausgezeichnet;  in  mehr  alkalischen  Medien  zeigt 
er  Kokkenform.  Typus  I  wurde  bei  allen  8  untersuchten  Fällen  von 
Caries  aus  dem  Speichel  durch  Kultur  in  Bouillon  von  pH  =  3,5  ge¬ 
züchtet.  Im  Boden  oder  Wasser  wurde  der  Bazillus  niemals  gefunden, 
dagegen  häufig  in  Milch,  die  daher  vielleicht  eine  wichtige  Infektions¬ 
quelle  darstellt.  Stämme  von  menschlicher  Herkunft  wurden  durch 
ein  Odontolyticus-Imm  unserum  schwach  agglutiniert ,  solche  von 
tierischer  Herkunft  gar  nicht.  Die  von  dem  B.  acidophilus  odonto¬ 
lyticus  gebildete  Säure  ist  hauptsächlich  Apfelsäure.  Für  Tiere  ist 
der  Bazillus  nicht  pathogen.  Er  bildet  keine  Kapseln.  Durch 
30  Minuten  langes  Erhitzen  auf  56°  wird  er  getötet.  In  alkalischer 
Bouillon  von  pH  9—9,5  wächst  er  nicht.  Die  zur  Abtötung  innerhalb 
5  Minuten  erforderliche  Konzentration  ist  bei  den  meisten  Desinfi- 
zientien  zu  groß,  um  praktisch  in  Frage  zu  kommen.  Nur  Thymol 
in  einer  Verdünnung  1 : 1200  ist  verwendbar.  An  Zähnen,  die  in 

Bouillonkulturen  ohne  Traubenzuckerzusatz  gehalten  werden,  und  bei 

•  • 

denen  durch  einen  Überzug  von  Celluloid  ein  Eiadringen  der  Bak¬ 
terien  vom  Pulpakanal  aus  unmöglich  gemacht  ist,  entwickeln  sich 
Veränderungen,  die  ganz  denen  der  natürlichen  Caries  entsprachen. 
In  Kulturen  von  Streptococcus  salivarius  wurde  zwar  ebenfalls  aus¬ 
gedehnte  Zerstörung  von  Schmelz  und  Dentin  beobachtet,  aber  nie¬ 
mals  fanden  sich  Kokken  in  den  Dentinkanälchen,  wie  es  beim 
B.  acidophilus  der  Fall  war.  Die  Zerstörung  war  anscheinend  nur 
durch  die  gebildete  Säure  hervorgerufen.  Infektionsversuche  am 


72  Entzündung  und  Eiterung. 

Kaninchen  verliefen  negativ,  ein  solcher  am  Alfen  hatte  ein  zweifel¬ 
haftes  Ergebnis.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Clarke,  J.  Kilian,  On  the  bacterial  factor  in  the  aetiology 
of  dental  caries.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  141.) 

Howe  und  Hatch  sowie  Mclntosh,  James  und  Lazarus 
Bar  low  haben  darauf  hingewiesen,  daß  B.  acidophilus  regelmäßig 
in  kariösen  Zähnen  gefunden  wird.  Die  letztgenannten  Autoren  haben 
auch  künstlich  an  normalen  Zähnen  durch  Aufbewahren  in  Trauben¬ 
zuckerbouillonkulturen  kariesähnliche  Veränderungen  erzeugt.  Verf. 
weist  darauf  hin,  daß  die  genannten  Autoren  Zähne  mit  weit  vor¬ 
geschrittener  Karies  untersucht  haben.  Das  in  den  Höhlen  sich  an¬ 
sammelnde,  schnell  in  saure  Zersetzung  übergehende  Material  muß 
naturgemäß  die  Entwicklung  von  B.  acidophilus  begünstigen.  Die 
Frage,  ob  er  tatsächlich  der  Erreger  der  Karies  oder  nur  ein  sekun¬ 
därer  Ansiedler  ist,  bleibt  daher  noch  zu  lösen.  Verf.  fand  den  B. 
acidophilus  keineswegs  regelmäßig  und  zwar  um  so  seltener,  um  je 
frühzeitigere  Prozesse  es  sich  handelte.  Dagegen  fand  sich  fast 
regelmäßig  (36  unter  50  Fällen),  auch  in  den  beginnenden  Fällen  mit 
unversehrter  Schmelzdecke  ein  Streptokokkus,  den  Verf.  als  Str.  mutans 
bezeichnet.  B.  acidophilus  wurde  nur  in  14  Fällen  gezüchtet;  bei  11 
von  diesen  war  auch  der  Str.  mutans  vorhanden.  Sonst  wuchsen 
noch  gelegentlich  Streptokokken  verschiedener  Art  und  Staphylokokken, 
offenbar  Verunreinigungen  von  der  Zahnoberfläche,  die  sich  trotz  sorg¬ 
fältigsten  Arbeitens  nicht  vermeiden  ließen.  Auf  Nährböden  von 
alkalischer  oder  neutraler  Reaktion  bildet  Str.  mutans  Ketten  von 
mittlerer  Länge.  Bei  saurer  Reaktion,  besonders  auf  festen  Nähr¬ 
böden,  nimmt  er  Stäbchenform  ao.  Er  wächst  bis  zu  einer  pH  =  5,6. 
Bei  22°  entwickelt  er  sich  nicht.  Er  bildet  auf  Traubenzucker agar 
kleine,  nicht  konfluierende,  stark  kohärente  Kolonien.  In  Trauben¬ 
zuckerbouillon  wird  schnell  Säure  gebildet,  bis  zu  einer  Azidität  von 
pH  =  4,2.  Auf  Blutagar  tritt  keine  Hämolyse  ein,  bisweilen  leicht 
grünliche  Verfärbung.  Gelatine  wird  nicht  verflüssigt.  Glukose, 
Lactose,  Raffinose,  Mannit,  Inulin  und  Salicin  werden  unter  Säure¬ 
bildung,  aber  ohne  Gasbildung  gespalten.  Dulcit  wird  nicht  ange¬ 
griffen.  Ein  mit  einem  Stamm  hergestelltes  Serum  agglutinierte  alle 
anderen  Stämme,  dagegen  nicht  Stämme  von  Str.  salivarius,  faecalis 
und  pyogenes  sowie  B.  acidophilus.  Infektionsversuche  wurden  in 
der  Weise  angestellt,  daß  3  Zähne,  deren  Apikalkanal  durch  Kaut¬ 
schuk  verschlossen  war,  in  neutrale  Traubenzuckerbouillonkulturen 
gelegt  und  7,  9  und  13^2  Wochen  darin  gehalten  wurden.  Täglich 
wurde  jedoch  das  Medium  gewechselt,  damit  die  Zähne  nicht  zu  lange 

der  sauren  Reaktion  ausgesetzt  blieben.  Es  bildete  sich  ein  dicker 
>  • 

Überzug  von  Kokken  auf  der  Oberfläche  der  Zähne,  der  sich  unschwer 


Entzündung  und  Eiterung.  —  Tierische  Parasiten. 


73 


abkratzen  ließ.  Darunter  zeigte  sich  eine  erhebliche  Entkalkung  des 
Schmelzes.  Am  Dentin  waren  beim  ersten  Zahn  mit  bloßem  Auge 
keine  Veränderungen  erkennbar,  dagegen  zeigten  sich  bei  den  beiden 
anderen  braune  Verfärbungen,  die  bei  mikroskopischer  Untersuchung 
Kokkenherde  erkennen  ließen  und  sich  in  keiner  Weise  von  natür¬ 
lichen  kariösen  Veränderungen  unterscheiden  ließen.  Ein  unter 
gleichen  Bedingungen  in  einer  Kultur  von  B.  acidophilus  gehaltener 
Zahn  zeigte  nach  13  Wochen  nur  eine  oberflächliche  Entkalkung  des 
Schmelzes,  dagegen  keine  Invasion  des  Dentins,  also  offenbar  nur 
eine  Säurewirkung.  Die  Beobachtungen  machen  es  sehr  wahrschein¬ 
lich,  daß  die  Karies  auf  einer  unter  bestimmten,  noch  näher  zu  er¬ 
forschenden  Bedingungen  zustandekommender  Infektion  der  Zähne 
durch  den  Str.  mutans  beruht.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Pilot,  I.  and  Kanter,  A.  E.,  Studies  of  fusiform  bacilli 
and  spirochetes:  III.  Occurrence  in  normal  women 
about  the  clitoris  and  significance  in  certain  genital 
infections.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  204.) 

Im  normalen  Clitoris-Smegma  wurden  bei  21  von  36  schwangeren 
Frauen  fusiforme  Bazillen  und  Spirochäten  gefunden,  die  morphologisch 
mit  ähnlichen  Organismen  aus  dem  Präputialsekret  männlicher  Indi¬ 
viduen  übereinstimmen.  Zusammen  mit  diesen  Bakterien  wurden 
pyogene,  Coli-  und  diphtheroide  Bazillen  wie  auch  Staphylo-  und 
Streptokokken  gefunden.  Das  schon  normale  Vorkommen  aller  dieser 
Keime  läßt  vermuten,  daß  dieselben  bei  verminderter  Gewebsresistenz 
pathogen  werden  können,  wo  sie  dann  auch  äußerst  zahlreich  in 
ulzerösen  und  gangränösen  Prozessen  beobachtet  werden,  w.  Worms. 

Wichels,  Paul,  Zur  Therapie  der  Plaut -Vincentschen  Er¬ 
krankungen  der  Mundhöhle.  (Therap.  d.  Gegen w.  1924 
S.  302.) 

Täglich  1 — 2  mal  ausgeführte  Pinselungen  mit  einer  lOproz. 
wässerigen  Pyoktaninlösung  haben  sich  hervorragend  gut  bewährt. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Koller,  W.  und  Sprehn,  K.,  Die  Entwicklung  des  Leber¬ 
egels  bis  zur  Zerkarie  in  Limnaea  stagnalis.  (B.  tier- 
ärztl.  Wschr.  1924  S.  369). 

Verff.  gelang  der  Nachweis,  daß  die  Mirazidien  des  Leberegels 
Fasciola  hepatica  L.  in  junge  Tiere  von  Limnaea  stagnalis  L.  ein- 
dringen  und  alle  Larvenstadien  bis  zur  Zerkarie  durchlaufen  können. 

Carl  {Karlsruhe). 

Kraneveld,  F.  C.,  Bijdrage  tot  de  therapie  der  distoma- 
tosis  in  Ned.  In  die.  (Ned.-Ind.  Blad,  voor  Diergeneesk.  1924, 
36,  p.  3.) 


74 


Tierische  Parasiten. 


Distol-Marek  hat  sich  auch  in  Niederländisch-Indien  als  wirk¬ 
samstes  Heilmittel  bei  Rinder-  und  Büffeldistomatose  bewährt.  Be¬ 
drohliche  Krankheitserscheinungen  sind  bei  Innehaltung  der  vor¬ 
geschriebenen  Dosen  nicht  aufgetreten.  Gegen  Paramphistomum 
explanatum,  das  bei  Rindern  und  Büffeln  ebenfalls  häufig  vorkommt, 
und  dessen  Eier  denen  des  Leberegels  sehr  ähnlich  sind,  hat  sich 
das  Distol  als  unwirksam  erwiesen.  Zeller  [Berlin). 

Anderson,  Charles  W.,  Enquete  et  reclierches  sur  la  bil- 
harziose  en  Tunisie.  (Arch.  de  l’Inst.  Pasteur  de  Tunis.  1923, 
12,  p.  3.) 

Die  für  die  Verbreitung  der  Bilharziose  so  wichtige,  als  Zwischen¬ 
wirt  fungierende  Schneckenart  Bullinus  findet  sich  über  ganz  Tunis 
herdweise  verteilt.  Angetroffen  werden  die  Unterarten  B.  contortus, 
B.  brochii  und  B.  dybowski.  Verf.  stellte  ausgedehnte  Zucht  versuche 
mit  verschiedenen  Bullinusarten  an.  Stilling  [Frankfurt  a.M.). 

Bettencourt,  A.,  Action  de  l’eau  savonneuse  sur  le  mira- 
cidium  et  la  cercaire  du  Schistosoma  haematobium. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  226.) 

Untersuchungen  über  die  Einwirkung  von  Seife  auf  Miracidium 

und  Cerkarie  von  Schistosoma  haematobium.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

% 

Petzetakis,  M.,  Essai  de  traitement  de  la  bilharziose  par 
le  chlorure  de  calcium  en  injections  in tr avein euses 
ou  son  association  avec  l’emetine  ou  le  tartre  s tibi 6. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  159.) 

In  der  Therapie  der  Bilharziose  kann  neben  Emetin  und  Brech¬ 
weinstein  das  Chlorcalcium  mit  gleichem  Effekt  Anwendung  finden, 
besonders  bei  Intoleranz  gegenüber  den  beiden  anderen  Medikamenten. 
Die  günstigsten  Resultate  hat  Verf.  jedoch  durch  simultane  intra¬ 
venöse  Zufuhr  von  Emetin  und  Chlorcalcium  erzielt;  er  bezeichnet 
dieses  Verfahren  als  die  Methode  der  Wahl  zur  Behandlung  der 
Bilharziose.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Skrjabin,  K.  J.,  Progy nopy lidium  nölleri  nov.  gen.,  nov. 
spec.,  ein  neuer  Bandwurm  der  Katze.  (B.  tierärztl. 
Ws  ehr.  1924  S.  420.) 

Entdeckung  des  Parasiten  in  Russisch-Turkestan  gelegentlich 
der  5.  Russischen  helminthologischen  Expedition.  Länge  desselben 
40—55  mm,  Maximalbreite  der  reifen  Glieder  0,85 — 1,1  mm.  Letztere 
durch  spezifisch  braune  Farbe  und  länglich  eliptische  Form  ausge¬ 
zeichnet.  Einzelheiten  der  inneren  Anatomie  im  Originale.  3  Ab¬ 
bildungen.  Carl  [Karlsruhe). 


Tierische  Parasiten. 


75 


Nitzulescu,  Virgile,  Contribution  ä  l’etude  des  anomalies 
du  bothriocephale.  Le  bothriocephale  d’apparence 
taenio'ide.  •  (C.  r.  8oc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  771.) 

Morphologische  Anomalien  bei  Botriocephalus.  Prigge. 

Dervis,  Themistocles,  Taenia  solium  als  Ursache  einer 
Anaemia  perniciosa.  (M.  m.  W.  1924  S.  942.) 

Beschreibung  eines  Falles,  der  nach  Erkennung  der  Ursache  zur 
Heilung  gebracht  wurde.  W.  Gaethgens  {Hamburg). 

Veenendaal,  H.,  Arecolinum  hydrobromicum,  ein  sehr 
gutes  Antitaenicum  beim  Hund.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924, 
30,  S.  293.) 

Verf.  stellt,  die  in  letzter  Zeit  von  amerikanischer  Seite  ge¬ 
machten  Mitteilungen  bestätigend,  fest,  daß  Arecolinum  hydrobromicum, 
per  os  gegeben,  ein  sehr  gutes  Mittel  gegen  Bandwürmer  beim  Hunde 
ist.  Es  wirkt  tänizid  und  laxierend  zugleich.  Die  Dosis  (Verf.  ver¬ 
wendete  das  Mercksche  Präparat)  beträgt  5—50  mg  je  nach  Größe 
des  Hundes.  Es  empfiehlt  sich,  die  Tiere  vor  Verabreichung  des 
Mittels,  das  in  5—10  ccm  Wasser  gelöst  wird,  1/2 — 1  Tag  fasten  zu 
lassen.  Vor  Anwendung  des  Arekolins  bei  Katzen  wird  gewarnt. 

Zeller  {Berlin). 

Koch,  J.,  Über  einen  Fall  von  Nierenechinokokkus.  (M. 
m.  W.  1924  S.  618.) 

Beschreibung  eines  Falles  von  Nierenechinokokkus,  der  durch 
Nephrektomie  geheilt  wurde.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Desoil,  P.,  Presentation  d’un  cas  d’echinococcose  alveo- 
laire  du  foie  observe  chez  l’homme  da  ns  ie  nord  de  la 
France.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  570.) 

Bericht  über  einen  Fall  von  Echinococcus  multilocularis  in  einer 
Gegend  Frankreichs,  wo  diese  Form  bisher  noch  nicht  beobachtet 
worden  war.  Prigge  {Frankfurt  a.  M). 

Stolpe,  Beobachtungen  über  die  Zunahme  von  Echino¬ 
kokken  bei  Schweinen.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924  S.  448.) 

Am  Schlachthofe  in  Hamburg  wurden  im  April  1924  16,08  Proz. 
und  im  Juni  23,28  Proz.  der  geschlachteten  Schweine  mit  den  Para¬ 
siten  behaftet  vorgefunden,  die  ihren  Sitz  fast  ausschließlich  in  der 
Leber  hatten.  Die  betr.  Schweine  stammten  zum  größten  Teil  aus 
den  Nachbargebieten  von  Hamburg.  Es  muß  daher  angenommen 
werden,  daß  dort  die  Hunde  stark  mit  der  Taenia  echinococcus  ver¬ 
seucht  sind,  was  auch  eine  Gefahr  für  den  Menschen  bedeutet.  Verf. 
macht  Vorschläge  zur  Abstellung  dieses  Mißstandes.  Carl. 


76 


Tierische  Parasiten 


Botteri,  J.  H.,  Über  Echinokokkenanaphylaxie.  (Zschr.  f. 
d.  ges.  exper.  M.  1923,  37,  S.  175.) 

Verf.  bemühte  sich,  die  biologisch  wirksamen  Substanzen  in  der 
Hydatidenflüssigkeit  festzustellen  und  die  Rolle  der  Lipoide  beim 
Zustandekommen  der  Intrakutanreaktion  näher  zu  studieren.  Es 
zeigte  sich,  daß  die  Echinokokkuslipoide  in  dem  von  ihm  dargestellten 
und  angewandten  Zustande  biologisch  unwirksam  waren.  Wenn  man 
die  Mitbeteiligung  der  Lipoide  ausschließt,  kann  man  die  Tatsache, 
daß  die  Hydatidenflüssigkeit,  auch  wenn  sie  frei  von  koagulierbarem 
Eiweiß  ist,  eine  positive  Intrakutanreaktion  gibt,  auf  zweierlei  Weise 
erklären.  Entweder  muß  man  an  minimale  Mengen  von  Proteinen 
denken,  die  wohl  serologisch,  aber  nicht  chemisch  reagieren,  oder  an 
anaphylaktogene  Eigenschaften  auch  anders  gebauter  Eiweißstoffe. 
Letztere  Annahme  ist  aber  bisher  nicht  genügend  gestützt. 

H  et  sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Martinaud,  G.,  Quelques  observations  sur  les  differentes 
methodes  de  traitement  des  vers  de  Guinee.  (Bull.  Soc. 
de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  146.) 

Verf.  konnte  mit  den  üblichen  Behandlungsmethoden  der 
Dracunculose  (Injektionen  von  Sublimatlösungen,  Auftropfen  von  salz¬ 
haltigem  Wasser  auf  die  Schwellungen,  Extraktion  des  Parasiten 
nach  Betäubung  mit  Chloroform)  keine  befriedigenden  Resultate  er¬ 
zielen.  Er  versuchte  Injektionen  von  Neosalvarsan  und  sah  bei 
2  Senegal-Schützen  in  kurzer  Zeit  vollkommene  Heilung  eintreten, 
mußte  aber  auch  dieses  Mittel  aufgeben,  da  2  andere  Soldaten  nach 
der  ersten  Spritze  schwerste  Shockerscheinungen  bekamen  (Rassen- 
überempfindlichkeit  gegen  As?).  Die  Methode  der  Eingeborenen, 
die  Würmer,  sobald  sie  sichtbar  werden,  selbst  aus  der  Haut  heraus¬ 
zuziehen,  ist  zu  gefährlich,  da  es  bei  Abreißen  des  Parasiten  zu 
schweren  Entzündungen  und  Gangrän  kommen  kann.  Verf.  empfiehlt 
die  Behandlung  mit  Antimonsulfid  und  Brechweinstein  abwechselnd 
und  zeigt  an  vier  Krankengeschichten,  daß  innerhalb  1  Woche 
Heilung  eintritt.  Elsa  Evers  {Frankfurt  a.  M.). 

Korke,  Yishnu  T.,  On  a  new  microfilaria  from  the  dog. 
Microfilaria  Lewisii.  (Ind.  J.  of  med.  Research.  1924,  11, 
p.  1231.) 

Die  Dirofilaria  immitis  und  das  Acanthocheilonema  dracunculoides 
sind  die  Filarien,  die  der  vom  Verf.  gefundenen  am  nächsten  stehen, 
wenigstens  was  die  Länge  anbelangt.  Dagegen  spricht  der  ganze 
innere  Bau  dafür,  daß  es  sich  um  eine  bis  jetzt  unbeschriebene 
Mikrofilarie  handelt.  Lewis  zu  Ehren  nennt  Verf.  die  Mikrofilaria 
M.  lewisii.  Dieterlen  {Rottweil). 


Tierische  Parasiten. 


77 


Müller,  J.,  Die  Lungenwurmseuche  des  Schweines:  Ein 
Beitrag  zur  Diagnose  und  Therapie.  (D.  tierärztl.  Wschr. 
1924  S.  427.) 

Klinik  der  Krankheit  und  Unterscheidungsmerkmale  der  nach 
der  Füllebornschen  Methode  zur  Anschauung  gebrachten  Parasiten¬ 
eier  im  Kote  des  Schweines.  Gute  therapeutische  Erfolge  mit  der 
Verabreichung  des  von  der  Gräfin  von  Linden  angegebenen  Kupfer¬ 
lecksalzes.  Carl  [Karlsruhe). 

Smit,  H.  J.,  Parasitologische  Studien  in  Niederländisch¬ 
indien.  IV.  15.  Einige  Strongyliden  des  Pferdes  auf 
Java.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  413.) 

Es  werden  folgende  Parasiten  unter  Beigabe  von  Abbildungen  genau  be¬ 
schrieben:  6.  Cylicostomum  (Cylicocercus)  catinatum  var.  pseudocatinatum  (Yorke 
and  Mache).  Cylicostomum  (Cylicocercus)  catinatum  var.  litoraureum  (Yorke  and 
Mache).  7.  Cylicostomum  (Cylicocyclus)  nassatum  (Loos)  var.  parvum  (Yorke  and 
Mache).  8.  Cylicostomum  (Cylicodontophorus)  bicoronatum  (Loos).  9.  Poteriostomum 
imparidentatum  Quil.  10.  Gyalocephalus  capitatus  (Loos).  11.  Cylicostomum  Bogo- 
riense  n.  s.  12.  Cylicostomum  elongatum.  13.  Cylicostomum  (Cylicocyclus)  insigne. 
14.  Cylicostomum  barbatum  n.  s.  15.  Cylicostomum  (Cylicostephanus)  poculatum. 
16.  Cylicostomum  labratum  (Loos).  17.  Cylicostomum  sagittatum  (Kotlän).  18.  Cy¬ 
licostomum  (Cylicocercus)  paleratum  (Yorke  and  Mache).  19.  Cylicostomum  (Cylico¬ 
cyclus)  radiatum  (Loos).  20.  Poteriostomum  Kätzin  (Kotlän).  Carl  [Karlsruhe). 

Thiroux,  A.,  Sur  un  procede  des t ine  ä  empecher  l’in- 
festation  du  sol  par  les  larves  ankylostomes  dans  les 
pays  chauds.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  303.) 

In  Indochina  sind  ca.  80  Proz.  der  barfuß  gehenden  Ein¬ 
geborenen  mit  Ankylostomum  infiziert.  Die  beste  Prophylaxe  gegen 
diese  Krankheit  sind  die  Behandlung  aller  Eingeborenen  und  die 
möglichst  vollständige  Vernichtung  der  mit  den  Fäces  ausgeschie¬ 
denen  Ankylostomeneier.  Das  Vergraben  der  Fäces  führt  nicht  zum 
Ziel,  da  die  Larven  wieder  an  die  Oberfläche  emporkommen  können. 
Verf.  empfiehlt  das  Abladen  der  Fäces  in  Zementgruben,  in  denen 
die  durch  die  Eigengärung  der  Fäces  erzeugte  Temperatur  die  Eier 
Und  Larven  abtötet.  Elsa  Evers  [Frankfurt  a.  M.). 

Peyre,  E.-L.,  Le  tetrachlorure  de  carbone  dans  le  traite- 
ment  de  V  anky  los  t  omiase.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924, 
17,  p.  145.) 

Verf.  schlägt  ein  neues  Heilmittel  zur  Behandlung  der  Ankylosto- 
miasis  vor,  den  Tetrachlorkohlenstoff.  Er  gibt  an  2—3  aufeinander¬ 
folgenden  Tagen  3 — 4  ccm  (4 — 6  g)  täglich  und  hat  bei  2  Injektionen 
41  Proz.,  bei  3  Inj.  76,4  Proz.  Heilungen.  Alle  Kranken  werden  im 
Verlauf  einer  Woche  frei  von  Parasiten.  Das  Mittel  wird  mit  wenigen 


78 


Tierische  Parasiten. 


Ausnahmen  gut  vertragen  und  hat  den  Vorteil,  daß  es  40  mal  billiger 
als  das  Chenopodium  ist.  Elsa  Evers  {Frankfurt  a.  M). 

Ackert,  James  E.,  Notes  on  the  longevity  and  infectiosity 
of  hookworm  larvae.  (Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  222.) 

Reife  Larven  von  Necator  americanus  blieben  in  Zisternenwasser 
bei  Zimmertemperatur  bis  zu  18  Monaten  am  Leben;  doch  war  ihr 
Darm  leer,  die  Larven  bewegten  sich  nur  noch  schwach  und  träge 
und  konnten  nicht  mehr  in  die  Haut  von  Ratten  eindringen  (In- 
anitionsfolge?).  C.  Frausnitz  {Greifswald). 

Davis,  Nelson  C.,  Experiences  with  the  Stoll  egg  counting 
method.in  an  area  lightly  infected  with  hookworm. 
(Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  226.) 

Nach  dem  St  oll  sehen  Verfahren  der  Auszählung  der  Eier  und 
der  Auswertung  ihres  Verhältnisses  zu  den  Weibchen  in  1  Gramm 
geformten  Stuhls  wurden  in  Rio  Grande  do  Sul  wesentlich  höhere 
Zahlen  gefunden  als  in  Trinidad.  Auch  schienen  die-  Fehlerquellen 
der  Methode  nicht  im  Verhältnis  zum  Zeitaufwand  zu  stehen.  Für 
Routineuntersuchungen  soll  eine  Kombinierung  des  Ausstrichverfahrens 
mit  der  Willis  sehen  „Salz- Auftriebmethode“  genügen. 

C.  Prausnitz  {Greifswald). 

Cort,  William  H.,  Investigations  on  the  control  of  hook¬ 
worm  disease.  XXXII.  Methods  of  measuring  human 
infestation.  (Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  213.) 

Trotz  klinischer  Heilung  persistieren  die  Hakenwürmer  (Necator 
americanus)  oft,  aber  in  geringerer  Zahl  im  Darm.  Verf.  unter¬ 
scheidet  daher  zwischen  echter  Infektion  und  „Infestation“  =  Dauer¬ 
ausscheidung.  Die  Zählung  der  Eier  im  Gramm  geformten  Stuhls 
erfolgt  nach  Stoll  (Homogenisierung,  Zentrifugierung,  Auszählung 
der  in  0,15  ccm  Sediment  vorhandenen  Eier).  Als  Indikator  für  den 
Erfolg  der  Wurmbekämpfung,  wie  sie  seit  einigen  Jahren  in  Amerika 
geübt  wird,  will  Verf.  nicht  die  Zahl  der  absoluten  Sterilisierungen, 
sondern  den  Grad  der  Abnahme  in  der  Parasiteneierausscheidung 
gelten  lassen.  (Nach  x4nsicht  des  Ref.  wird  hier  die  klinische  Be¬ 
trachtung  auf  Kosten  der  epidemiologischen  zu  sehr  in  den  Vorder¬ 
grund  geschoben.)  c.  Prausnitz  {Greifswald). 

Hage,  Soll  und  kann  eine  Verwurmung  von  Schulkindern 
bekämpft  werden?  Ausgeführt  an  einem  Beispiel  aus  Thü¬ 
ringen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1923,  89,  S.  272.) 

In  einer  Thüringer  Gemeinde  waren  von  300  Schulkindern 
52  Proz.  infiziert,  und  zwar  zu  40  Proz.  mit  Askaris-,  zu  3,7  Proz. 


Tierische  Parasiten. 


79 


mit  Trichocephalus-,  zu  8  Proz.  mit  Oxyuren-,  zu  0,8  Proz.  mit 
Taeuia  saginata- Eiern.  Das  einfache  mikroskopische  Präparat 
genügt  zur  Feststellung,  Anreicherungsverfahren  ergeben  kaum 
bessere  Resultate.  Trotz  dringender  Empfehlung  einer  Behandlung 
fand  diese  knapp  in  einem  Drittel  der  Fälle  statt.  Neben  der  Be¬ 
handlung  der  Kinder  muß  die  Desinfektion  der  Abortgruben  der 
Schulen  und  auch  der  verwurmten  Familien  und  Häuser  gefordert 
werden,  denn  von  den  verwurmten  Landkindern  findet  Infektion  der 
Gemüse  statt,  die  die  Stadtbevölkerung  konsumiert;  auf  diesem  Wege 
ist  die  Verwurmung  allgemein  geworden.  Wirksame  Bekämpfung 
ist  ohne  Stuhluntersuchung  unmöglich,  letztere  können  weder  Schul¬ 
ärzte,  noch  die  Medizinaluntersuchungsanstalten  bewältigen,  folglich 
muß  die  Schule,  und  zwar  das  Lehrpersonal  —  womöglich  in  den 
.  Ferien  —  nach  Anleitung  durch  Sachverständige  die  Untersuchungen 
vornehmen.  —  Literaturzusammenstellung  über  die  Wirkung  der 
Parasiten  auf  den  menschlichen  Körper.  Noetel  (. Landsberga .  w.). 

Levin,  J.  J.  and  Porter,  A.,  Surgical  and  parasitological 
notes  on  four  cases  of  intestinal  obstruction  due  to 
accumulation  of  very  large  numbers  of  round  worms 
(Ascaris  lumbricoides).  (Brit.  J.  of  Surgery.  1924,  11,  p.  482.) 

4  Fälle  von  Infektion  mit  Ascaris  lumbricoides,  die  infolge  von 
Verstopfung  des  Darmkanals  durch  Würmer  operativ  angegangen 
werden  mußten.  Die  Fälle  bieten  parasitologisch  nichts  Neues. 

Dieterlen  {Mottweil). 

Ginsburg,  S.  und  Strachowa,  L.,  Okkulte  Blutungen  bei 
Würmern.  (Ergeb.  d.  Inst.  f.  Infekt.Krkh.  Elias  MetschnikolF 
des  Moskauer  Gesundheitsamtes.  1924  p.  52.) 

Mit  Hilfe  der  Gregersen-Reaktion  wurden  117  Fäces  auf  okkulte 
Blutung  untersucht,  von  denen  67  positive  Resultate  ergaben.  In 
47  Stühlen  fanden  sich  Eier  von  Würmern,  und  zwar  30  mal  Triclio- 
cephalus-Eier  und  17  mal  Askaris-Eier.  Von  diesen  47  Stühlen  mit 
Parasiteneiern  gaben  41  positive  Gregersen-Reaktion  auf  okkulte 
Blutung.  Daraus  ist  zu  folgern,  daß  die  erwähnten  Darmparasiten, 
besonders  Trichocephalus  dispar,  sehr  häufig  zu  okkulten  Blutungen 
führen  können,  was  bei  Verdacht  auf  geschwürige  Darmläsionen  von 
großem  differentialdiagnostischem  Wert  ist.  Bei  jedem  positiven 
Befunde  auf  okkulte  Darmblutung  sollte  daher  nach  Parasiteneiern 
gefahndet  werden.  Die  Verff.  halten  die  Gregersen- Reaktion  für  die 
vollkommenste  zum  Nachweis  von  Blut  im  Stuhl,  e.  Gildemeister. 

Sigalas,  R.  et  Pörot,  E.,  Un  nouveau  procede  d’enrichisse- 
ment  en  coprologie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  755.) 


80 


Tierische  Parasiten. 


Anreicherungsverfahren  zum  Nachweis  von  Wurmeiern  in  den 
Fäces.  Pr  ig ge  (Frankfurt  a.  M.). 

Fischer,  Walther,  Oxyuren  und  Appendicitis.  (D.  Zschr.  f. 
Chir.  1924,  183,  S.  224.) 

Von  110  in  der  Rostocker  chirurgischen  Klinik  entfernten  Wurm¬ 
fortsätzen  enthielten  46  (=  42  Proz.)  Madenwürmer.  Frauen  waren 
doppelt  so  häufig  beteiligt  als  Männer.  Aus  Leichen  wurden 
105  Wurmfortsätze  entnommen;  darunter  waren  29  (=28  Proz.) 
wurmhaltig;  28  Proz.  der  Männer,  27  Proz.  der  Frauen  wiesen  die 
Würmer  auf.  Die  Madenwürmer  sind  zwar  nicht  die  wesentliche 
Ursache  der  akuten  eiterigen  Appendicitis;  aber  sie  sind  doch  auch 
nicht  harmlos,  sondern  bedingen  eine  Appendicopathia.  Freilich  sind 
beide  Krankheitsbilder  nicht  leicht  voneinander  abzugienzen. 

Georg  Schmidt  (München). 

Krimer,  M.,  „Vermitacet  “,  gegen  Oxyuris  vermicularis. 
(D.  m.  W.  1924  S.  803.) 

Bei  7  jungen  und  älteren  Kranken  bewährt.  Es  sind  die  In¬ 
haltsstoffe  des  Rainfarns,  die  auf  einem  Adsorbens  niedergeschlagen 
und  mit  abführendem  Fruchtmus  verbunden  sind.  Georg  Schmidt. 

Blanc,  G.  et  Caminopetr os,  J.,  La  Tick  paralysis  observee 
sur  les  moutons  de  la  regio n  de  Sitia  (Crete).  (Bull. 
Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  378.) 

Verff.  haben  die  Zeckenparalyse  in  Sitia  auf  Kreta  beobachtet. 
Die  Hirten  geben  an,  daß  im  Anfangsstadium  oft  Heilungen  Vor¬ 
kommen,  wenn  man  die  hinter  den  Ohren  und  am  Nacken  der  kranken 
Tiere  befindlichen  Zecken  entfernt.  Die  Untersuchung  der  Zecken, 
die  von  normalen  Tieren  abgenommen  worden  waren,  ergab,  daß  es 
sich  um  2  Arten,  Ixodes  ricinus  und  Haemaphysalis  punctata,  handelt. 

Elsa  Evers  (Frankfurt  a.  M.). 

Lenz,  A.,  Über  die  Beseitigung  tierischer  Hautpara¬ 
siten  mit  Schwefeldioxyd.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145, 
S.  220.) 

Empfehlung  des  Schwefeldioxydes  für  die  Beseitigung  tierischer 
Hautparasiten  und  für  die  Behandlung  der  oberflächlichen  parasitären 
Dermatosen.  W.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Galli-Valerio,  B.,  Beobachtungen  über  Culiciden  nebst 
Bemerkungen  über  Tabaniden  und  Simuliden.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  101.) 

Kurze  Bemerkungen  über  Biologie,  Brutplätze,  erstes  Auftreten 
im  Jahre,  Vermehrung  dieser  Insekten  usw.,  Bekämpfung  der  An- 


Tierische  Parasiten. 


81 


schauung,  daß  Viehhaltung  eine  wichtige  Rolle  in  der  Bekämpfung 
der  Malaria  spielt.  Der  Vorschlag  der  Viehhaltung  zu  diesem  Zweck 
geht  aus  von  der  an  und  für  sich  tatsächlich  gemachten  Beobachtungr 
daß  durch  Viehzucht  „misanthrope“  Rassen  von  Anophelen  entstehen, 
d.  h.  Rassen,  die  den  Menschen  meiden,  weil  sie  sich  gewöhnt  haben, 
Tiere  zu  stechen;  er  berücksichtigt  aber  nicht,  daß  Viehställe  die 
besten  Schutzplätze  für  diese  Insekten  bieten.  Noetel. 

Charrier,  H.,  Le  Stegomya  fasciata  da  ns  la  region  de 
Tanger  (Maroc).  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  187.) 

Die  Stegomya  fasciata  findet  sich  massenhaft  in  Tanger,  vor 
allem  in  dem  Stadtviertel,  das  an  der  Meeresbucht  liegt.  Sie  macht 
im  Sommer  50  Proz.  aller  Insekten  aus,  im  Herbst  bei  ca.  16°  bis 
zu  95  Proz.  Bei  noch  niederen  Temperaturen  kommt  sie  seltener 
vor,  unter  13°  verschwindet  sie  beinahe  ganz.  Die  Angabe  von 
Marchoux,  daß  sie  bei  einer  Temperatur  von  unter  18°  den 
Menschen  nicht  mehr  sticht,  trifft  hier  nicht  zu.  Verf.  hat  noch  bei 
14°  Bisse  der  Steg,  gesehen.  Ebenso  findet  auch  bei  17 — 15°  noch  eine 
Paarung  statt,  die  Verf.  häufig  beobachten  konnte.  Elsa  Evers. 

Greenleaf,  William  E.,  The  influence  of  volume  of  culture 
medium  and  cell  proximity  on  the  rate  of  reproduction 
of  protozoa.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  405.) 

Der  Einfluß  des  Volumens  der  Kulturflüssigkeit  und  der  Nähe  anderer  Zellen 
auf  die  Teilungsrate  bei  Infusorien  sollte  bestimmt  werden.  Eine  Versuchsreihe 
wurde  mit  Paramaecium  aurelia,  caudatum  und  Pleuratricha  lanceolata  in  Heuinfusen 
ausgeführt.  Jede  der  Arten  wurde  in  2,  5,  20,  40  Tropfen  gezüchtet.  Die  nach 
Verlauf  von  5  Tagen  berechnete  durchschnittliche  tägliche  Teilungsrate  war  in  den 
größeren  Flüssigkeitsvolumen  eine  höhere:  Tiere  in  2  Tropfen  0,92  Teilung,  in  5 
Tropfen  1,03  Teilungen,  in  20  Tropfen  1,20  Teilungen,  in  40  Tropfen  1,27  Teilungen. 
In  einer  zweiten  Versuchsreihe  mit  einem  hypotrichen  Infusorium  wurde  untersucht, 
ob  die  tägliche  Teilungsrate  pro  Infusorium  größer  oder  kleiner  ist,  wenn  2  Infusorien 
statt  eines  auf  den  Objektträger  gebracht  werden.  Die  erhaltenen  täglichen  Teilungs¬ 
raten  waren:  1  Tier  in  2  Tropfen  1,35  Teilungen,  2  Tiere  in  2  Tropfen  je  1,03 
Teilungen,  1  Tier  in  5  Tropfen  1,81  Teilungen,  2  Tiere  in  5  Tropfen  je  1,54  Teilungen. 
Also  keine  Bestätigung  der  Behauptung,  daß  Zellen  einen  Autokatalysator,  eine  die 
Teilung  beschleunigende  Substanz,  bilden.  E.  Fit  sehen  {Weyarn). 

Kessel,  John  F.,  The  application  of  the  eosin-criterion 
for  the  viability  of  protozoan  cysts  of  Hartmanelia 
hyalina  treated  with  chlorine  water.  (Proc.  Soc.  for 

exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  577.) 

Cysten  von  Hartmanella  hyalina  wurden  in  Chlorwasser  von 
verschiedenem  Gehalt  an  freiem  Chlor  und  nach  Zählung  und  Fest¬ 
stellung  ihres  Verhaltens  zu  Donaldsons  Jod-Eosin  nach  10  Minuten 
in  einen  geeigneten  Nährboden  gebracht.  2  Proz.  freies  Chlor  im 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  3/4.  '  6 


•82 


Tierische  Parasiten. 


Wasser  (32  g  Chlorkalk  auf  eine  Pinte  Wasser  entsprechend)  war  die 
stärkste  Konzentration,  bei  der  nach  10  Minuten  langer  Einwirkung 
Auskapselung  und  Entwicklung  der  Cysten  noch  möglich  war.  Die 
sich  mit  Eosin  rotfärbenden  Cysten  und  die  plasmolysierten  Cysten 
sind  nicht  entwicklungsfähig.  Je  vorgeschrittener  die  Plasmolyse, 
um  so  schwieriger  dringt  Eosin  ein.  Normal  erscheinende,  sich  mit 
Jod  grünfärbende  Cysten  sind  nicht  lebensfähig,  aber  manche  von 
ihnen  färben  sich  später  mit  Eosin.  Die  Latenzperiode  variiert  je 
nach  der  Konzentration  des  Chlorwassers  und  wahrscheinlich  nach 
der  Spezies  und  der  individuellen  Widerstandsfähigkeit  e.  Filschen. 

Barret,  Harvey  P.  and  Smith,  Nannie  M.,  The  cultivation  of 
an  endamoeba  from  the  turtle,  Chelydra  Serpentin a. 
(Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  155.) 

Taliaferro,  W.  H.  and  Holmes,  F.  0.,  Endamoeba  Barreti, 
n.  sp.,  from  the  turtle,  Chelydra  serpentina,  a  de- 
scription  of  the  amoeba  from  the  vertebrate  host 
and  from  Barret  and  Smith’ s  cultures.  (Ibid.  p.  160.) 

Bei  1/3  der  untersuchten,  anscheinend  gesunden  Schildkröten 
waren  im  Darmschleim  Amöben  vorhanden,  deren  Züchtung  in  einem 
Gemisch  von  1  Teil  Menschen-,  Kaninchen-  oder  Schildkrötenserum 
und  9  Teilen  0,5  Proz.  NaCl-Lösung  (pH  8,0)  gelang.  Die  Flüssigkeit 
wurde  5  cm  hoch  in  Reagenzgläser  eingefüllt  und  mit  einem  Darm¬ 
schleimklümpchen  beimpft.  Nach  1 — 2 tägiger  Aufbewahrung  bei 
Eisschrank-  oder  Zimmertemperatur  Vermehrungsformen,  keine  Cysten. 
Weiterimpf ung  eines  Tröpfchens  vom  Boden  des  Röhrchens  in  die 
Tiefe  eines  neuen  Röhrchens  erfolgt  alle  2—3  Tage,  wenn  die  Kul¬ 
turen  im  Zimmer,  alle  7  Tage,  wenn  sie  im  Eisschrank  gehalten 
werden.  Drei  Stämme  wurden  mehrere  Monate  am  Leben  erhalten. 
Der  Parasit  steht  der  Endamoeba  histolytica  und  E.  coli  nahe. 

C.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Severtzoff,  L.  B.,  Method  of  countin g,  culture  medium  and 
pure  cultures  of  soil  Amoeba e.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1924,  92,  S.  151.) 

Als  Nährboden  nimmt  Verf.  Platten  von  2  proz.  Agar,  ohne 
sonstigen  Zusatz  mit  Leitungswasser  hergestellt.  Zwecks  Zählung 
werden  auf  jede  Platte  10  bis  15  kleine  Kreuze  von  Bact.  coli,  Pro- 
digiosus  u.  ä.  aufgetragen,  10  g  einer  Bodenprobe  werden  durch  ein 
Sieb  gesiebt,  mit  90  ccm  sterilem  Wasser  vermischt,  dann  Verdünnungen 
von  1:100  bis  1:150000  hergestellt  und  jeweilig  abgemessene 
kleinste  Mengen  mit  Kapillarpipetten  auf  die  Zentren  der  Colikreuze 
aufgetragen,  Bebrütung  6  bis  10  Tage  bei  22  °,  Auszählung  der  mit 
Amöben  bewachsenen  Colikreuze,  die  nach  Verf.  zahlenmäßigen  Rück- 


Tierische  Parasiten. 


83 


Schluß  auf  den  Gehalt  an  vegetativen  und  Cystenformen  in  1  g  Boden 
gestatten.  Zwecks  Trennung  bei  der  Abtötung  der  vegetativen 
Formen  durch  Erhitzen  obiger  Verdünnungen  auf  48°,  erneute 
Aussaat;  es  entwickeln  sich  nur  Kolonien  aus  den  nicht  abgetöteten 
Cysten.  Aus  der  Differenz  beider  Untersuchungsergebnisse  wird  ein 
Rückschluß  gemacht  auf  die  Anzahl  der  vegetativen  Amöbenformen 
in  1  g  Boden,  doch  gibt  Verf.  selbst  die  mangelnde  Präzision  der 
Ergebnisse  zu,  außerdem  sei  eine  nähere  Differenzierung  der  Arten 
unmöglich.  Reinkulturen  von  Bodenamöben  will  Verf.  dadurch  er¬ 
zielen,  daß  er  Bodenpartikel  auf  die  Zentren  der  Colikreuze  bringt 
und  von  den  Kreuzenden,  auf  denen  sich  nach  der  Bebrütung  die 
Amöben  fast  in  Reinkultur  befinden,  wieder  auf  die  Zentren  der 
Colikreuze  neuer  Platten  überimpft,  bis  sich  auf  diesen  nur  Amöben 
und  Bakt.  coli,  jedoch  keine  sonstigen  Protozoen  und  Bakterien  mehr 
befinden.  Abtötung  der  vegetativen  Formen  durch  Versetzen  der 
Abschwemmung  mit  3—5  Proz.  CaS.  Nach  dem  Verflüchtigen  des 
H2S  enthalten  dann  die  Kulturen  nur  noch  lebende  Amöbencysten. 
Diese  Kulturen  bezeichnet  Verf.  als  „Amoebae  cysts,  pure  culture“, 
obwohl  er  selbst  zugibt,  daß  Cysten  verschiedener  ilmöbenarten  bei¬ 
sammen  sind,  und  hinzufügt,  daß  ein  Verfahren  nach  Art  der  Ge¬ 
winnung  von  Reinkulturen  aus  Einzelkulturen  das  Erstrebenswerte 
Sein  müsse.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Chatton,  Edouard  et  Aubertot,  Maurice,  Sur  les  phases  et  les 
voies  d’extension  des  infections  ä  Leptomonas  i  n  - 
testinaux  des  drosophiles.  La  non  specificite  para- 
sitaire  du  Leptomonas  drosophilae.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  283.) 

Untersuchungen  über  Leptomonasinfektionen  bei  Insekten. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M). 

Delanoe,  P.,  De  la  frequence  des  trichomonas  dans  les 
selles  diarrhoiques  au  Maroc.  (Bull.  Soc.  de  Patli.  exot. 
1924,  17,  p.  128.) 

Verf.  hat  in  5  Monaten  8  Kranke  mit  Darmerscheinungen  be¬ 
obachtet,  von  denen  5  Trichomonas  intestinalis  im  Stuhl  hatten.  Er 
weist  darauf  hin,  daß  es  sehr  wichtig  ist,  bei  Darmerkrankungen  in 
Marokko  diese  Erreger  auszuschließen,  bevor  man  eine  Diagnose  auf 
Dysenterieamöben  oder  Balantidium  coli  stellt.  Elsa  Evers. 

Katsunuma,  S.,  Presence  de  Trichomonas  vaginalis  dans 
l’urine  d’un  jeune  gar^on.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924, 
17,  p.  216.) 

Bei  einem  3jährigen  Knaben  mit  Darmkatarrh  fand  Verf.  nach 
Zentrifugieren  des  Urins  massenhaft  Trichomonas  vaginalis  im  Sedi- 

6* 


84 


Tierische  Parasiten. 


ment,  andere  pathologische  Bestandteile  fehlten.  Der  Stuhl  des 
Kindes  enthielt  keine  Parasiten.  Spülungen  mit  2proz.  Na-bikarbonat 
führten  zu  vollkommener  Heilung.  Es  ist  anzunehmen,  daß  das  Kind 
von  einer  Wartefrau  infiziert  worden  ist.  Elsa  Evers. 

Liß,  Wilhelm,  Der  Einfluß  der  Trichomonadenkolpitis 
auf  die  Wochenbettsmorbidität.  (Mschr.  f.  Geburtsh.  1924, 
64,  S.  31.) 

Verf.  hält  die  Trichomonadenkolpitis  intra  graviditatem  für 
durchaus  nicht  gleichgültig,  da  besonders  die  dabei  durch  Kunsthilfe 
zu  Ende  geführten  Geburten  schlechtere  Resultate  ergaben  als  die 
Fälle  ohne  Trichomonas.  Es  würden  durch  die  Trichomonaden  wahr¬ 
scheinlich  Qualität  und  Virulenz  der  Scheidenkeime  geändert. 

E.  Philipp  (Berlin). 

Gragert,  Otto,  Wochenbettsmorbidität  bei  ante  partum 
nicht  behandelten  und  ante  partum  behandelten 
Fällen  von  Trichomonadenkolpitis.  (Mschr.  f.  Geburtsh. 
1924,  64,  S.  37.) 

Verf.  empfiehlt  zur  Beseitigung  der  Trichomonaden  Waschungen 
der  Vagina  mit  Sublimat,  wie  dies  von  Höhne  angegeben  ist.  Da¬ 
durch  werde  die  Wochenbettsmorbiditätsziffer  der  Trichomonadenfälle 
annähernd  die  gleiche  wie  bei  normalen  Fällen,  e.  Philipp  (Berlin). 

Kofoid,  Ch.  A.  and  Swezy,  0.,  Pentatrichomoniasis  in  man. 
(Americ.  J.  of  trop.  M.  1924,  4,  p.  33.) 

Pentatrichomonas  ardin  delteili  ist  ein  parasitischer  Flagellat 
des  Menschen,  der  in  seiner  vegetativen  Phase  5  vordere  Geißeln 
aufweist,  von  denen  4  nebeneinander  liegen  und  langsam  schlagen, 
während  eine  Geißel  unabhängig  von  den  anderen  synchron  mit  der 
ondulierenden  Membran  schneller  schlägt.  Der  Parasit  nährt  sich 
von  roten  Blutkörperchen  und  ruft  bei  den  befallenen  Individuen 
chronische  Diarrhoen  mit  fötiden  Stühlen  hervor.  Er  bleibt  in 
flüssigen  Stühlen  24  Tage,  in  Regen  und  Brackwasser  3  Tage,  in 
physiologischer  Kochsalzlösung  13  Tage  am  Leben.  Cystenbildung 
wurde  bei  P.  nicht  beobachtet.  Die  Infektion  erfolgt  wahrscheinlich 
durch  Trinkwasser  oder  Nahrungsmittel.  Pentatrichomonas  kann 
in  lOproz.  Kaninchen-,  Meerschweinchen-  oder  Menschenserum  in 
Lockescher  Lösung  bei  Zimmer-  und  Körpertemperatur  gezüchtet 
werden.  Dieterlen  (Kottweil). 

Hegner,  Robert  W.,  The  relations  between  a  carnivorous 
diet  and  mammalian  infections  with  intestinal 
protozoa.  (Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  393.) 


Tierische  Parasiten. 


85 


Während  im  Darm  normal  ernährter  Ratten  Flagellaten  meist 

reichlich  vorhanden  sind  (Giardia  muris,  Trichomonas  muris,  Hexa- 

mitus  muris),  nimmt  bei  ausschließlicher  Fleischnahrung  die  Zahl  der 

ersten  zwei  Parasitenarten  beträchtlich  ab.  Dies  scheint  mit  der 
•  • 

Änderung  der  Darmbakterienflora  zusammenzuhängen.  Im  Darm  von 
Fleischfressern  kommen  Flagellaten  normalerweise  viel  seltener  vor 
als  bei  Pflanzenfressern  und  Omnivoren.  Auch  die  künstliche  In¬ 
fektion  von  Fleischfressern  (Katzen)  mit  Flagellaten  gelingt  nur  schwer. 

C.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Barret, Harvey  P.,  A  method  for  the  cultivation  of  Blasto- 
cystis.  (J.  of  trop.  M.  a.  Hyg.  1923,  26,  p.  31.) 

Verf.  mischt  0,5proz.  sterile  Kochsalzlösung  mit  bei  55°  C  in¬ 
aktiviertem  menschlichen  Serum  und  bringt  diesen  Nährboden  in 
möglichst  enge  Reagenzgläser.  Die  tieferen  Schichten  der  mindestens 
10  cm  hohen  Flüssigkeitssäule  werden  dann  mit  einer  kleinen  Menge 
Stuhl  oder  Stuhlaufschwemmung  (in  phys.  Kochsalzlösung)  beimpft. 
Nach  24-  bzw.  48  ständigem  Aufenthalt  bei  Brutschranktemperatur 
wird  die  Kultur  geprüft  und  bei  gutem  Wachstum,  das  nur  in  den 

unteren  Partien  der  Röhrchen  stattfindet,  in  frische  Kulturflüssigkeit 

•  • 

übertragen,  um  eine  Uberwucherung  durch  Bakterien  zu  vermeiden. 

Jantzen  [Hamburg). 

v.  Rehren,  W.,  Beitrag  zur  Frage  der  Pathogenität  der 
Lamblia  intestinalis  bei  Erkrankungen  der  Gallen¬ 
wege  und  Leber.  (Klin.  Wschr.  .1924  S.  1079.) 

In  einem  Fall  von  Cholangitis  und  Cholecystitis  konnten  im 
Sediment  der  durch  Duodenalsondierung  gewonnenen  Galle  massen¬ 
haft  Flagellaten  nachgewiesen  werden.  Es  handelte  sich  um  Lamblia 
intestinalis.  Im  Stuhl  fanden  sich  ebenfalls  Lamblien.  Schuster. 

Schindera,  Maximilian,  Beiträge  zur  Biologie,  Agglome¬ 
ration  und  Züchtung  von  Try  pan  oplasma  helicis 
Leidy.  (Arch.  f.  Protistenkde.  1922,  45,  S.  200.) 

Bei  75Proz.  der  untersuchten,  geschlechtsreifen  Weinbergschnecken 
(Helix  pomatia  L.)  aus  der  Umgegend  von  Breslau  fand  der  Verf. 
zu  jeder  Jahreszeit  sehr  zahlreiche  Individuen  von  Trypanoplasma 
helicis  Leidy,  und  zwar  im  Receptaculum  seminis,  in  dessen  Stiel 
und  im  Penis.  Die  Übertragung  dieses  für  seinen  Wirt  unschädlichen 
Parasiten,  der  niemals  intracellulär  gefunden  wurde,  findet  bei  der 
Begattung  statt;  infolgedessen  sind,  da  Helix  pomatia  erst  im 
4.  Lebensjahr  fortpflanzungsfähig  wird,  junge,  noch  nicht  geschlechts- 
reife  Weinbergschnecken  niemals  mit  Trypanoplasma  helicis  infiziert. 
Es  kamen  einerseits  durch  Reize  ausgelöste  Kontraktionsbeweguugen, 


86 


Tierische  Parasiten. 


die  nur  geringe  Ortsbewegung  zur  Folge  haben,  und  andererseits  eine 
ruhige,  durch  2  Geißeln  und  die  undulierende  Membran  hervor¬ 
gerufene  Vorwärtsbewegung  zur  Beobachtung.  Am  Vorderende  der 
Trypanoplasmen  besteht  negative,  am  Hinterende  positive  Thigmo- 
taxis.  Ferner  zeigen  die  Trypanoplasmen  positive  Geo-  und  Rheo- 
taxis,  reagieren  aber  auf  den  Luftsauerstoff  und  auf  Licht  gar  nicht. 
Beim  Absterben  kugeln  sie  sich  ab,  Dauercystenbildung  wurde  nicht 
beobachtet.  Agglomeration  der  Trypanoplasmen,  die  der  Verf.  scharf 
von  der  Agglutination  der  Bakterien  unterscheidet,  tritt  in  Form  von 
Stern-  und  Rosettenbildung  in  normalem  Rinder-,  Pferde-,  Hunde-, 
Schweine-,  Ziegen-,  Hecht-,  Hammel-  und  Menschenserum  in  ver¬ 
schiedener  Stärke  auf,  nicht  dagegen  in  Anodonta-  (Teichmuschel-) 
und  Schneckenblut,  sowie  in  sterilem  und  faulendem  Hühnereiweiß. 
Voraussetzung  für  das  Zustandekommen  der  Agglomeration,  bei  welcher 
die  Trypanoplasmen  mit  den  Hinterenden  Zusammenhängen,  ist,  daß 
die  Parasiten  lebhaft  beweglich  und  zahlreich  vorhanden  sind.  Die 
Agglomerate  lösen  sich  nach  einiger  Zeit  wieder  auf.  Die  genannten 
Sera  enthalten  außer  der  agglomerierenden  auch  noch  eine  „para¬ 
lysierende“  Substanz,  die  durch  Erwärmen  auf  56°  C  zerstört  wird, 
während  die  erstere  thermostabil  ist  und  auch  durch  Eintrocknen 
und  Fäulnis  der  Sera  nicht  vernichtet  wird.  An  der  Sekretion  der 
agglomerierenden  Substanz  ist  nach  Ansicht  des  Verf.  der  Blepharo- 
plast  beteiligt.  In  physiologischer  Kochsalzlösung,  der  auf  1  ccm 
2  Tropfen  Hühnereiweiß  zugefügt  waren,  hielten  und  vermehrten 
sich  die  Parasiten  20 — 25  Tage  lang,  alle  sonstigen  mit  festen  und 
flüssigen  Nährböden  angestellten  Züchtungsversuche  mißlangen.  In 
physiologischer  Kochsalzlösung  ohne  Zusatz  gingen  die  Trypanoplasmen 
bei  Zimmertemperatur  binnen  längstens  4  Tagen  —  wohl  aus  Nahrungs¬ 
mangel  —  zugrunde,  während  sie  sich  im  Eisschrank  in  der  gleichen 
Lösung  bis  zu  20  Tage  lebend  erhielten.  Die  in  physiologischer 
Kochsalzlösung  mit  Eiweißzusatz  gezüchteten  Trypanoplasmen  zeigten 
in  ihrem  Inneren  Einschlüsse,  die  mit  Hilfe  der  Bestschen  Glykogen¬ 
färbung  und  durch  andere  chemische  Proben  als  Glykogen  erkannt 
wurden.  v.  Schuck  mann  {Berlin). 

Franchini,  G.,  Sur  les  c  ul  tu  res  anciennes  de  flagelies. 
(Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  32.) 

Bouillon  mit  Blut  und  Bouillon  mit  Milchsaft  von  Euphorbien 
sind  besonders  geeignete  Nährboden  für  Flagellaten.  Herpetomonas 
pyrrhocoridis  bleibt  in  solchen  Kulturen  4—6  Monate  beweglich. 

Elsa  Evers  [Frankfurt  a.  M.). 

Chatton,  Ed.,  Sur  un  leptomonas  d’un  nematode  marin  et 
la  question  de  l’origine  des  trypanosomides.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  780.) 


Tierische  Parasiten.  —  Verschiedenes. 


87 


Verf.  fand  im  Darm  eines  zur  Meerfauna  gehörenden  Spulwurms 
eine  Leptomonasform.  Theoretische  Bedenken  gegen  die  Annahme 
einer  marinen  Provenienz.  Prigge  [. Frankfurt  a.  M.). 

Joyet-Lavergne,  Ph.,  L’appareil  de  Golgi  dans  les  schizo- 
zo'ites  d’un  Aggregatide.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  680.) 
Untersuchungen  über  den  Golgischen  Apparat  in  den  Schizozoiten 
einer  Coccidienart.  Prigge  [ Frankfurt  a.M). 

Franchini,  G.,  Observations  sur  les  hem atozoairies  des 
oiseaux  d’Italie.  (Ann.  de  Tlnst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  470.) 
Untersuchungen  über  Blutparasiten  bei  zahlreichen  italienischen 
Vogelarten.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Solbrig,  Der  Seuchenstand  in  Deutschland  und  Preußen 
während  der  letzten  10  Jahre.  (Gesundheitsingenieur.  1924, 
47,  S.  209.) 

Selbst  in  den  Kriegszeiten  sind  es  ganz  überwiegend  die  ein¬ 
heimischen  Krankheiten,  darunter  auch  solche,  die  meist  als  harmlos 
gelten,  wie  Grippe,  Masern,  Keuchhusten,  die  die  Bevölkerung  heim¬ 
suchen,  während  die  „gemeingefährlichen“  Krankheiten  in  der  Regel 
nur  untergeordnete  Bedeutung  haben  und  infolgedessen  bei  der 
einheimischen  Bevölkerung  auch  nur  eine  verhältnismäßig  geringe 
Rolle  gespielt  haben.  Wenn  in  heutiger  Zeit  Sparsamkeit  Losung 
geworden  ist,  so  darf  auf  dem  Gebiete  der  Bekämpfung  der  In¬ 
fektionskrankheiten  am  wenigsten  gespart  werden.  Wed em ann. 

Dubrowinski,  S.,  Seuchenbekämpfung  in  Rußland.  (Des¬ 
infektion.  1924  S.  9,  51  u.  71.) 

Besprechung  der  auf  dem  7.  Kongreß  der  Epidemilogen,  Bakterio¬ 
logen  und  Hygieniker  in  Moskau  vom  22. — 23.  Mai  1923  auf  der 
Tagesordnung  stehenden  Krankheiten  nämlich  der  Cholera,  des  Typhus 
abdominalis,  Dysenterie,  Fleckfieber,  Rekurrens,  Lyssa,  Malaria, 
Diphtherie,  Scharlach,  Pocken,  Pest,  Skorbut  und  Encephalitis,  sowie 
allgemeine  Maßnahmen  zur  Verbesserung  der  hygienischen  Lage  des 
Landes.  Wedemann  [Berlin). 

Nitzulescu,  J.  et  Lazarescu,  Eug.,  La  resistance  globulaire 
osmotique  chez  les  trachomateux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  760.) 

Zwischen  normalen  Erythrocyten  und  denen  Trachomatöser  be¬ 
steht  kein  Unterschied  hinsichtlich  ihrer  Resistenz  gegenüber  hypo¬ 
tonischen  Lösungen.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 


88 


Mykosen. 


Epstein,  B.,  Studien  zur  Soorkrank  heit.  (Jhrb.  f.  Kindhlk. 
1924,  104,  S.  129.) 

Um  Soorpilze  auch  außerhalb  der  manifesten  Sooraffektion  als 
solche  zu  identifizieren,  wurde  neben  dem  morphologischen  und  biolo¬ 
gischen  Verhalten  des  Soor  noch  das  Komplementbindungsvermögen  • 
des  Serums  von  mit  Soorkeimen  vorbehandelten  Kaninchen  heran¬ 
gezogen.  Dies  hat  sich  zu  diagnostischen  Zwecken  gut  bewährt, 
indem  spezifische  Komplementfixation  gewöhnlich  im  Verhältnis  1:50, 
ausnahmsweise  1 : 100  erzielt  werden  konnte.  Die  Sera  soorkranker 
Kinder  und  Erwachsener  gaben  mit  Ausnahme  eines  Falles  von 
Diabetes  keine  Komplementablenkung  mit  Soorantigen.  Der  Soor 
ist  im  Munde  gesunder  Kinder  latent  ungemein  oft  vorhanden,  er  ist 
am  häufigsten  in  der  2.-6.  Lebenswoche  (54  Proz.),  nimmt  gegen 
Ende  des  ersten  Lebensjahres  an  Häufigkeit  ab  (46,5  Proz.),  ist  aber 
auch  noch  nach  dem  ersten  Lebensjahr  ziemlich  verbreitet  (35,8  Proz.). 
Im  Munde  der  Mutter  wurden  Soorpilze  latent  fast  ebensooft  nach¬ 
gewiesen,  am  häufigsten  in  der  Gravidität  und  im  ersten  Jahr  nach 
der  Geburt  des  Kindes.  Die  Infektion  geht  vom  Munde  der  Mutter 
auf  den  Mund  des  Säuglings  über.  Von  hier  aus  breitet  sich  der 
Soor  weiter  aus  auf  den  Darm  des  Kindes  und  die  Brust  der  Nährerin. 
Bei  Mutter  und  Kind  fand  sich  stets  dieselbe  Soorvarietät. 

v.  Bernuth  (Jena). 

Arzt,  Die  Mikrosporie.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  176.) 

Vorführung  der  wichtigsten  Hyphomykosen  (Trichophytie,  Favus 
und  Mikrosporie)  im  Film  auf  dem  13.  Kongreß  der  Deutschen 
dermatologischen  Gesellschaft  zu  München,  20.— 24.  Mai  1923. 

W.  Gaehtg ens  (Hamburg). 

Jeßner,  Max  und  Hoffmann,  Heinrich,  Der  Einfluß  des  Serums 
Allergischer  auf  Trichophytonpilze.  (Arch.  f.  Derm. 
1924,  145,  S.  187.) 

Aus  den  Untersuchungen  der  Verff.  geht  hervor,  daß  in  dem 
Serum  Trichophytie-Allergischer  Stoffe  enthalten  sind,  welche  an¬ 
scheinend  die  Virulenz  der  Pilze  herabmindern  und  das  Wachstum 
auf  künstlichen  Nährböden  schädigen  bzw.  aufzuheben  vermögen. 
Diese  Schädigung  kann  auch  nur  eine  vorübergehende  sein,  weil  ent¬ 
weder  sich  diese  Substanz  etwa  wie  das  Komplement  erschöpft,  oder 
weil  die  Pilzsporen  serumfest  werden,  bzw.  sich  gegen  die  Antikörper 
des  Serums  immunisieren.  W.  Gaehtg  ens  (Hamburg). 

da  Rocha-Lima,  Über  Blastomykose,  venerisches  Granu¬ 
lom  und  klimatische  Bubonen.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145 
S.  312.) 


Mykosen. 


89 


Kurze  Beschreibung  und  Demonstration  der  genannten  Krank¬ 
heiten  auf  dem  18.  Kongreß  der  Deutschen  dermatologischen  Gesell¬ 
schaft  ZU  München,  20.— 24.  Mai  1928.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

•  • 

Engelhardt,  Willy,  Ein  Beitrag  zur  Ätiologie  oberfläch¬ 
licher  Hautblastomykosen  und  Hautmykosen.  (Arch.  f. 
Derm.  1924,  146,  S.  313.) 

Verf.  hat  versucht  festzustellen,  ob  oberflächliche  Mykosen  sowohl 
durch  Soorpilze  als  auch  durch  echte  Hefen  hervorgerufen  werden 

können,  und  zu  diesem  Zwecke  die  von  16  Krankheitsfällen,  deren 

'  _  •  •  ' 

klinischer  Befund  an  eine  mykotische  Ätiologie  denken  ließ,  ge¬ 
züchteten  Kulturen  genauer  untersucht.  Eine  streng  botanische 
Systematisierung  der  untersuchten  Erreger  erwies  sich  als  unmöglich, 
besonders  da  keinerlei  Sporenbildung  mit  Ausnahme  der  Chlamydo- 
sporen  festgestellt  werden  konnte.  Die  Pilze  mußten  zu  den  Eumy- 
ceten  gerechnet  werden,  eine  sichere  Trennung  etwa  in  Blastomyceten 
und  Oidiomyceten  ließ  sich  nicht  durchführen.  Für  den  Gebrauch 
der  Klinik  konnten  jedoch  unterschieden  werden :  1.  Eumycetenstämme, 
die  den  echten  Hefen  nahe  verwandt  sind  und  in  der  Kultur  nur  in 
Hefeform  ohne  Fadenbilduug  wachsen,  aber  keine  Sporen  bilden.  Sie 
bilden  auch  nach  jahrelangem  Überimpfen  keine  Ausläufer  und  ver¬ 
gären  Saccharose  bei  Zimmertemperatur  bis  zur  Gasbildung,  Dextrose 
dagegen  nicht.  Lackmusmolke  wird  leicht  getrübt,  nach  24  Stunden 
wenig  gerötet  und  dann  gebläut,  Bierwürze  wird  getrübt  und  bleibt 
schwach  sauer.  Man  kann  eine  weiße  und  eine  gelbe  Form  unter¬ 
scheiden.  Impfversuche  gehen  beim  Menschen  verhältnismäßig  schwer 
an.  2.  Eumycetenstämme,  die  außer  in  Hefeform  auch  mit  Mycel- 
bildung  sowohl  sofort  nach  der  ersten  Züchtung  als  auch  nach 
Monaten  wachsen  können.  Saccharose  wird  nicht  vergoren,  Dextrose 
dagegen  bis  zur  Gasbildung.  Lackmusmolke  wird  nach  24  Stunden 
stark  rot  und  bleibt  klar,  Bierwürze  wird  leicht  alkalisiert.  Es  lassen 
sich  gelatineverflüssigende  und  nichtverflüssigende  Formen  unter¬ 
scheiden.  Die  Hautimpfung  beim  Menschen  erzeugt  mit  den  gelatine¬ 
verflüssigenden  Formen  verhältnismäßig  schwere  Krankheitsbilder, 
während  die  nichtverflüssigenden  Formen  nur  leichte  Krankheitsbilder 
hervorrufen.  Eine  Sporenbildung  —  außer  den  Chlamydosporen  — 
ließ  sich  nicht  feststellen.  Wird  die  erste  beschriebene  Form  als 
„Hefe“,  die  zweite  als  „Soor“  bezeichnet,  so  folgt  daraus,  daß  nicht 
nur  eine  Hefe  oder  ein  Soor  Krankheitserreger  sein  kann,  sondern 
daß  das  gleiche  Krankheitsbild  durch  verschiedene  Hefe-  und  Soor¬ 
formen  hervorgerufen  werden  kann.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Arzt,  Zur  Klinik  und  Pathologie  der  Sproßpilzerkran¬ 
kungen.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  311.) 


90 


Mykosen. 


Kurze  Beschreibung  eines  Falles  von  Blastomykose,  bei  dem  aus 
dem  Krankheitsherd  eine  Hefeart  von  außerordentlich  polymorpher 
Form  isoliert  wurde.  Auch  aus  dem  Blute  konnte  einmal  eine  Hefe¬ 
art  gezüchtet  werden,  die  aber  morphologisch  von  den  aus  dem  Haut¬ 
prozeß  isolierten  Hefestämmen  verschieden  war.  Der  Hautstamm 
zeigte  im  Tierversuch  eine  hohe  Pathogenität;  er  verursachte  in 
kurzer  Zeit  die  Bildung  von  mächtigen  Tumoren  und  Veränderungen 
der  regionären  Lymphknoten  und  lieferte  ein  dem  menschlichen 
Krankheitsprozeß  ähnliches  histologisches  Bild.  w.  Gaehtgens. 

Hagau,  William  A.,  The  reason  for  failure  to  obtain  growtli 
o f  an  obligatory  anaerobe  (Actinomyces  necrophorus) 
onplate  cultures  incubated  in  an  anaerobicjar.  (Proc. 
Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  568.) 

Das  spärliche,  nach  langer  Latenzzeit  eintretende  Wachstum  von 
Plattenkulturen  des  obligat  anaeroben  Actinomyces  necrophorus  im 
Brownschen  Anaerobengefäß  erklärt  sich  durch  den  Kontakt  der 
Mikroorganismen  mit  Luft  nach  der  Aussaat,  bevor  in  der  Kammer 
anaerobe  Bedingungen  hergestellt  sind.  Wurde  von  einer  in  dünner 
Schicht  der  Luft  ausgesetzten  Bouillonkultur  in  Nährboden  aus  ge¬ 
kochtem  Fleisch  geimpft,  so  erfolgte  nach  einer  mit  der  Einwirkungs¬ 
dauer  der  Luft  zunehmenden  Latenzperiode  gewöhnlich  Wachstum. 
Nach  Vorimpfung  von  0,1  ccm  30  Minuten  der  Luft  ausgesetzter 
Bouillonkultur  in  gewöhnliche  Fleischbouillon  nur  gelegentlich,  nach 
noch  längerer  Lufteinwirkung  in  der  Pegel  gar  kein  Wachstum.  Bei 
30  ccm  „Hormon“ agar  auf  die  Petrischale  war  das  Wachstum  in 
der  anaeroben  Kammer  nach  72  Stunden  gut.  Kolonien  nur  im 
unteren  Drittel  des  Agars.  Bei  12  ccm  desselben  Agars  auf  eine 
Schale  kein  Wachstum.  Bei  sofortigem  Schutz  der  „  Hormon“  agar- 
plattenkultur  durch  eine  Vaselinschicht  gutes  Wachstum  in  der 
Kammer,  während  die  Platten  ohne  Vaselin  in  der  Kammer  und  mit 
Vaselin  außerhalb  derselben  steril  blieben. 

Derselbe,  The  formation  of  hydrogen  peroxide  by  an 
obligatory  an  aerobe  (Actinomyces  necrophorus).  The 
tolerance  of  this  organism  for  peroxide.  (Ibid.  p.  570.) 

Durch  die  Benzidinprobe  mit  roher  Kartoffel  als  Oxydasequelle 
(nach  x4very)  wurde  festgestellt,  daß  Actinomyces  necrophorus  bei 
Berührung  mit  Luft  Wasserstoffperoxyd  bildet.  Bei  Kultur  im  Nähr¬ 
boden  aus  gekochtem  Fleisch  war  die  Probe  im  flüssigen  Teile  des 
Nährbodens  positiv.  Fleischpartikel  in  der  Flüssigkeit  hemmten  sie. 
Wenn  titrierte  Peroxydlösungen  in  sterile  Fleischnährböden  gebracht 
wurden,  wurde  das  Peroxyd  zerstört  oder  ging  nicht  reagierende  Ver¬ 
bindungen  ein.  Durch  Einführung  von  1  ccm  3proz.  Peroxydlösung 
durch  die  geschmolzene  und  dann  wieder  sofort  erstarrte  Vaselindecke 


Mykosen. 


91 


konnten  im  Fleischnährboden  kleine  Gasmengen  und  damit  eine  in 
gewöhnlicher  Bouillon  fehlende  oxydierende  Substanz  nachgewiesen 
werden.  Eine  ungefähre  Vorstellung  von  der  Menge  des  gebildeten 
Peroxyds  gab  der  Vergleich  der  in  der  Kultur  bei  der  Benzidinprobe 
erhaltenen  Farbenreaktion  mit  Farbenreaktionen  bei  mit  progressiven 
Verdünnungen  von  Peroxyd  versetzten  sterilen  Nährböden.  Die 
Reaktion  in  den  Kulturen  war  meistens  viel  stärker  als  bei  der  Ver¬ 
dünnung  1:100000,  schwächer  als  bei  1:10000.  In  Fleischnähr¬ 
bodenkultur  werden  Peroxydverdünnungen  von  1 : 1000  so  schnell 
zerstört,  daß  in  Subkulturen  keine  Wachstumshemmung  bemerkbar 
wird.  Enthalten  Bouillonkulturen  Peroxyd  in  Konzentrationen  von 
1:100000  und  1:10000,  so  treten  in  den  Subkulturen  mit  der 
Konzentration  des  Peroxyds  und  seiner  Einwirkungsdauer  zunehmende 

Latenzperioden  ein.  E.  Fitschen  (Weyarn). 

•  • 

Hellmuth,  U b e r  die  Heilbarkeit  der  Zungenaktinomykose 
beim  Rind  unter  Verwendung  desYatrens  und  Eugal- 
aktans.  (M.  tierärztl.  Wschr.  1924,  75,  S.  545.) 

Yatren  (5proz.  Lösung  in  Mengen  von  200—250  ccm  3  bis  4  mal 
intravenös  oder  subkutan  gegeben)  hat  sich  Verf.  in  zahlreichen 
Fällen  von  Zungenaktinomykose  beim  Rind  als  Heilmittel  gut  bewährt. 
In  leichteren  Fällen  kam  er  auch  mit  Eugalaktan  (je  50  ccm  2  bis 
3mal  gegeben)  zum  Ziel.  Rezidive  wurden  nicht  beobachtet.  Zeller. 

Lecheier,  J.,  Behandlung  der  Aktinomykose  des  Rindes 
mit  Jodipin- Emulsion  Merck.  (M.  tierärztl.  Wschr.  3924, 
75,  S.  689.) 

Die  Jodipin-Emulsion  wurde  bei  17  mit  Aktinomykose  behafteten 
Rindern  angewandt.  Die  Einspritzung  geschieht  am  zweckmäßigsten 
unmittelbar  in  den  Tumor.  Dosis  10—50  ccm.  Zur  Behandlung 
reichten  in  der  Regel  1—2  Einspritzungen  aus.  Der  Heilerfolg  war 
meist  vollständig;  die  Tumoren  gingen  teils  mit,  teils  ohne  Absze¬ 
dierung  in  wenigen  Wochen  völlig  zurück.  Nur  bei  alten  Knochen- 
aktinomykosen  des  Unterkiefers  war  die  Rückbildung  mit  2  Ein¬ 
spritzungen  nicht  völlig  zu  erreichen.  Zeller  (Berlin). 

Steele,  A.  E.,  A  streptothrix  Organismen  from  a  brain 
abscess.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44,  p.  305.) 

In  Ausstrichen  aus  einem  Groß-  und  Kleinhirnabszeß  wurde  ein 
verzweigter,  faseriger  Organismus  beobachtet.  Derselbe  Organismus 
wurde  in  den  äußeren  Schichten  dieser  Abszesse  beobachtet.  Er 
konnte  in  Reinkultur  gezüchtet  werden  (Abbildung).  Einspritzungen 
von  Reinkulturen  setzen  bei  Kaninchen  die  gleichen  Läsionen.  Der 
Organismus  wurde  in  der  Lunge  des  Kaninchens  gefunden. 

Wedemann  (Berlin). 


92 


Verschiedenes. 


Poenaru,  J.-I).,  Presence  du  Streptothrix  Nocardia  dans 
certains  abces  et  ulceres  sous-cutanes  c  h  e  z  le  chat. 
(C.  r.  Soc.  de  Bio!.  1924,  91,  p.  749.) 

Bericht  über  das  Vorkommen  einer  Streptothrixart  (Nocardia) 
bei  der  Katze.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Robertson,  K.  C.  and  l)ayis,  D.  J.,  Food  accessory  factors 
(vitamins)  in  bacterial  growth.  Observations  on 
the  ultimate  source  of  accessory  growth  substances 
for  yeast.  VII.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  153.) 

Die  Hefe  ist  nicht  imstande,  ihre  eigenen  wachstumfördernden 
Substanzen  oder  solche  Substanzen  aus  mit  chemisch  reinen  Stoffen 
zusammengesetzten  Nährboden  zu  bilden.  Rinderherz,  Mohrrüben, 
Kartoffel  und  Hefezellen  enthalten  eine  wasserlösliche  Substanz,  die, 
wenn  sie  dem  synthetischen  Nährboden  zugesetzt  wird,  noch  in  hohen 
Verdünnungen  (bis  zu  1 : 500)  üppiges  und  fortgesetztes  Wachstum 
der  Hefe  gestattet.  In  den  Verdünnungen,  in  denen  diese  Extrakte 
gebraucht  werden,  gestatten  sie  allein  kein  fortgesetztes  Wachstum. 
Diese  oder  ähnliche  wachstumfördernden  Substanzen  scheinen  daher 
für  ein  ungestörtes  über  viele  Passagen  fortsetzbares  Wachstum  der 
Hefe  wesentlich.  TV.  Worms  (Berlin). 

Rettger,  Leo  F.,  Reddish,  George  F.  and  Mc  Alpine,  James  G., 

The  fate  of  baker’s  yeast  in  the  in  testine  of  man  and 
of  the  white  rat.  (J.  of  Bact.  1924,  9,  p.  327.) 

Nach  Verabreichung  von  Bäckerhefe  per  os  wurden  die  Hefe¬ 
zellen  sowohl  beim  Menschen  wie  bei  weißen  Ratten  im  Verdauungs¬ 
kanal  schnell  abgetötet.  Weniger  als  1  Proz.  der  aufgenommenen 
Zellen  erschienen  nach  24  Stunden  lebend  in  den  Fäces.  Nanh  Auf¬ 
hören  der  Hefeaufnahme  verschwanden  sowohl  lebende  als  tote 
schnell  aus  dem  Darm.  Der  größte  Teil  der  ausgeschiedenen  Zellen 
war  tot,  ein  kleiner  Teil  gab  Wachstum  auf  Malzextraktagar.  Kein 
Einfluß  der  Hefeaufnahme  auf  den  Charakter  der  übrigen  Darmflora, 
insbesondere  auf  das  Auftreten  von  grampositiven  Stäbchen  vom 
Acidophilus-Typus  und  auf  die  Menge  des  in  hoher  Agarschicht  ge¬ 
bildeten  Gases.  Mit  Suspensionen  von  Reinkulturen  von  Saccharo¬ 
myces  cerevisiae  aus  Bäckerhefe  wurden  weiße  Mäuse,  Meerschweinchen 
und  Kaninchen  subkutan,  intraperitoneal  und  intravenös  injiziert, 
ohne  schädliche  Folgen,  abgesehen  von  der  Bildung  eines  kleinen, 
festen,  ohne  Eiterung  oder  Nekrose  verschwindenden  Knoten  bei  2 
unter  21  Tieren.  Die  Temperatur  der  Tiere  blieb  fast  oder  über¬ 
haupt  unverändert,  das  Gewicht  blieb  stationär  oder  stieg  in  der 
der  Injektion  folgenden  Zeit.  e.  Fitschen  (Weyarn). 


Verschiedenes. 


93 


Moody,  B.  Wilson  and  Irons,  Ernest  E.,  Invasion  of  body  by 

bacteria  from  intestinal  tract.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32, 

p.  226.) 

Bei  den  Versuchen  an  Hunden  konnten  nach  Einführung  von 
Aufschwemmungen  von  Bac.  pyocyaneus,  B.  prodigiosus  und  Strepto¬ 
coccus  haemolyticus  in  den  Magen  diese  Organismen  weder  im 
Chylus,  Blut  noch  in  den  Organen  nachgewiesen  werden.  Bei  Ein¬ 
führung  der  Bakterien  ins  Duodenum  durch  Punktion  konnte  bei 
einem  von  6  Hunden  des  Bac.  pyocyaneus  vom  Ductus  thoracicus 
aus  80  und  105  Minuten  nach  der  Injektion  nachgewiesen  werden, 
desgleichen  der  Bac.  prodigiosus  10  und  65  Minuten  nach  der  In¬ 
jektion  in  einem  von  2  Hunden.  Bei  diesen  Versuchen  ist  allerdings 
die  Möglichkeit,  daß  Bakterien  vom  Stichkanal  aus  durch  den  Lymph- 
weg  direkt  zum  Ductus  thoracicus  kommen,  nicht  ganz  auszuschließen, 
wenn  auch  bei  der  Athernarkose  die  Darmbewegungen  und  damit 
auch  der  Lymphstrom  vermindert  sind.  —  Fütterungsexperimente 
mit  den  verwendeten  Bakterien  sind  auch  nach  vorheriger  An¬ 
wendung  eines  Abführungsmittels  negativ  geblieben.  Verff.  glauben, 
daß  die  Möglichkeit  des  Durchgangs  von  resistenten  Bakterien  wie 
Tuberkel-  oder  Milzbrandbazillen  durch  die  intakte  Darmwand 
durchaus  gegeben  ist.  Weniger  widerstandsfähige  Bakterien  wie 
etwa  die  von  ihnen  verwendeten  können  die  gesunde  Darmschleim¬ 
haut  nur  selten  passieren,  nur  bei  verminderter  Resistenz  sei  dies 
dann  öfter  möglich.  W.  Worms  (Berlin). 


Gersbach,  A.,  Ü b e r  kleine  Bazillen  und  kleinste  Kolonien 
aus  Wasser.  Bacillus  balnearius.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  92,  S.  194.) 

Beschreibung  des  von  M.  Neißer  zum  erstenmal  im  Badewasser 
beobachteten  „Bacillus  balnearius“.  Anscheinend  2  Typen,  die  sich 
durch  Bildung  rosenroten  bzw.  gelben  Farbstoffs,  sowie  durch  Rötung 
bzw.  Violettfärbung  von  Lakmusmolke  unterscheiden.  Aus  dem 
Wasser  nur  auf  Heydenschen  Wasseragar  züchtbar,  erst  von  diesem 
Übertragung  auf  andere  Nährböden  möglich  mit  gleichzeitiger 
Änderung  der  Form  der  Kultur  und  des  einzelnen  Bakteriums:  Aus 
kleinen  tautropfenartigen  werden  saftig  und  üppig  wachsende  Kolonien, 
kokkenförmige  Bakterien  werden  zu  langen,  plumpen,  spiralig  ge¬ 
wundenen  Fäden.  Bei  Rückimpfung  im  Wasser  Auftreten  der  kleinen 
Formen,  aus  denen  dann  die  größeren  wieder  gezüchtet  werden  können. 
Pepton  hemmt  anscheinend  das  Wachstum.  Das  Vorkommen  in 
Schwimmbädern  deutet  auf  Herkunft  vom  Menschen,  jedoch  war  auf 
Menschenhaut  nur  der  Nachweis  des  gelben  Typs  möglich. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 


94 


Verwendungsstoffwechsel  pathogener  Bakterien. 


Braun,  H.  und  Cahn-Bronner,  C.  E.,  Der  Verwendungsstoff- 

Wechsel  pathogener  Bakterien.  I.  und  II.  Mitteilung. 

(Bioch.  Zschr.  1922,  131,  S.  226  u.  272.) 

Es  gibt  Typhusstämme,  die  wie  Paratyphus  B-Stämme  mit 
Ammoniak  als  einziger  Stickstoffquelle  sich  zu  vermehren  vermögen. 
Anderen  Stämmen  fehlt  diese  Eigenschaft.  Sie  stellen  aber  bezüglich 
der  Kohlenstoffquelle  höhere  Ansprüche  als  die  meisten  Paratyphus  B- 
Stämme,  obwohl  unter  diesen  sich  auch  sehr  anspruchsvolle  finden. 
Immerhin  fand  sich  kein  Paratyphus  B-Stamm,  der  wie  die  Typhus¬ 
bazillen  Bernsteinsäure  und  Arabinose  nicht  zu  verwerten  vermochte. 
Bezüglich  Virulenz,  Empfindlichkeit  gegenüber  Desinfektionsmitteln 
und  agglutinatorischem  Verhalten  besteht  kein  Unterschied  zwischen 
Ammoniak  assimilierenden  und  nicht  assimilierenden  Stämmen. 
Durch  Verimpfung  großer  Kulturmengen  auf  Ammoniaknährböden 
gelingt  es  auch,  aus  zunächst  nicht  assimilierenden  Stämmen  assimi¬ 
lierende  herauszuzüchten.  Anscheinend  enthalten  alle  Typhusstämme 
sowohl  nichtassimilierende  wie  mehr  oder  weniger  stark  assimilierende 
Individuen,  wobei  bald  mehr  die  einen,  bald  die  anderen  überwiegen. 
Offenbar  stammen  sie  voneinander  ab,  wobei  die  mit  größeren  synthe¬ 
tischen  Fähigkeiten  ausgestatteten  Individuen,  die  einfacheren  äußeren 
Verhältnissen  angepaßt  sind,  den  ursprünglicheren  Typus  darstellen. 
Unter  den  Paratyphus  A-Stämmen  gibt  es  ebenfalls  ammoniak¬ 
assimilierende  und  nichtassimilierende.  Letztere  lassen  sich  in 
erstere  überführen.  Wie  die  ammoniakassimilierenden  Typhusstämme 
vermögen  auch  die  entsprechenden  Paratyphus  A-Stämme  in  Arabinose- 
Ammoniaknährboden  nicht  zu  wachsen,  dagegen  nähern  sie  sich  dem 
Paratyphus  B,  indem  sie  meist  in  Milchsäure-Nitratnährboden  wachsen. 
Sehr  ähnlich  den  Typhusbazillen  verhalten  sich  auch  Shiga-Kruse- 
Bazillen,  doch  sind  sie  etwas  anspruchsvoller  als  jene.  Toxin  bilden 
sie  auch  in  einem  ganz  einfachen  Ammoniak- Milchsäurenährboden. 
Verschiedene  Stämme  der  Colitisbazillen  verhalten  sich  bezüglich  der 
Fähigkeit,  Ammoniak  zu  assimilieren,  ebenfalls  verschieden.  Von 
anderen  Bakterienarten  vermögen  Coli  faecalis  alcaligenes,  Pyocyaneus 
Friedländer,  Cholera  Ammoniak  zu  assimilieren,  während  Proteus 
hierzu  nicht  imstande  ist.  Besonders  anspruchslos  ist  Pyocyaneus, 
er  wächst  sogar  noch,  wenn  auch  kümmerlich,  in  einem  einfachen 
Ammoniumkarbonatnährboden.  Unter  an  aeroben  Verhältnissen  wird 
Ammoniak  von  keiner  Bakterienart  assimiliert.  Was  die  Verwertung 
der  Stoffwechselunterschiede  als  Artunterschiede  betrifft,  so  gibt  es 
einerseits  konstante  Eigenschaften,  die  auf  das  Vorhandensein  oder 
Fehlen  einer  Funktion  zurückgehen,  andererseits  schwankende  Eigen¬ 
schaften,  die  aber  ebenso  charakteristisch  für  die  Art  sein  können, 
wie  z.  B.  die  Fähigkeit  der  Ammoniakassimilation. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 


Verschiedenes. 


95 


Sierakowski,  S.  et  Milejkowska,  F.,  Sur  l’action  bactericide 
des  concentrations  en  ions  hydrog&ne  pour  les  diffe¬ 
rentes  especes  microbiennes.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  714.) 

Verff.  haben  die  oberen  und  unteren  tödlichen  Grenzwerte  der 
Wasserstoffionenkonzentration  für  26  Bakterienarten  festgestellt. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Romeis,  B.,  Taschenbuch  der  Mikroskopischen  Technik. 
11.  neubearbeitete  und  erweiterte  Auflage  des  gleichnamigen 
Taschenbuches  von  A.  A.  Böhm  und  A.  Oppel.  VIII  u.  568  S. 
München  und  Berlin  (R.  Oldenbourg)  1924.  Preis  geb.  M.  8,50. 

Die  schon  nach  3  Jahren  nötig  gewordene  neue  Auflage  des 
bewährten  Taschenbuches  ist  um  weitere  100  Seiten  vergrößert 
worden,  hat  aber  durchaus  den  Charakter  des  Taschenbuches  bewahrt. 
Es  bietet  dem  Anfänger  wie  dem  Geübten  eine  Fülle  wertvollen 
Materials  in  übersichtlicher  Anordnung  und  klarer  Darstellung.  Für 
den  Bakteriologen  sind  neben  den  ausgezeichneten  Kapiteln  über 
Fixation,  Einbettung  und  Färbung  besonders  wichtig  die  sehr  aktuellen 
Abschnitte  über  Zellzüchtung,  vitale  Färbung  und  Darstellung  der 
Plastosomen,  wo  überall  die  reichen  persönlichen  Erfahrungen  des 
Verfassers  verarbeitet  sind.  Ein  eingehendes  Literaturverzeichnis 
erhöht  den  wissenschaftlichen  Wert,  ein  genaues  Sach-  und  Autoren¬ 
register  die  praktische  Brauchbarkeit  des  Werkes.  c.  Prausnitz. 

Schilling,  V.,  Anleitung  zur  Diagnose  im  dicken  Blut¬ 
tropfen.  Dritte  verbesserte  Auflage.  36  S.  mit  5  Abb.  im  Text 
u.  2  färb.  Taf.  Jena  (Gustav  Fischer)  1924. 

Die  gegenwärtige  Auflage  unterscheidet  sich  von  der  1920  er¬ 
schienenen  2.  nicht  wesentlich.  (Vgl.  meine  Besprechung  in  Bd.  71, 
S.  110).  Der  Autor  vertritt  auch  hier  seine  bekannte  Ansicht,  daß 
die  Untersuchung  des  „dicken“  Bluttropfens  nicht  nur  bei  der  Diagnose 
der  Blutparasiten,  sondern  auch  bei  der  Erkennung  anderweitiger 
krankhafter  Störungen  des  Blutbildes  (latenten  Blutungen,  chronischen 
Anämisierungen  durch  Tuberkulose,  Lues  und  bösartige  Neubildung, 
Bleiintoxikation  u.  dgl.)  für  den  Praktiker  mehr  leistet  als  der 
Blutausstrich  und  deshalb  verdient,  bei  allen  Krankheitszuständen 
als  regelmäßige  Untersuchungsmethode  herangezogen  zu  werden. 

Manteufel  (Berlin). 

Fleming,  Alexander,  On  the  accuracy  of  measurement  of 
small  volumes  of  fluid  with  a  capillary  pipette.  In- 
corporating  a  description  of  a  graduated  pipette  for 
rapidly  and  accurately  making  a  series  of  dilutions 
of  a  fluid.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  148.) 


96 


Ultrafiltriergeräte. 


Mittels  gewöhnlicher  Kapillarpipetten  lassen  sich  Flüssigkeits¬ 
mengen  von  5  und  10  ccm  mit  genügender  Genauigkeit  abmessen. 
Der  durch  das  Zurückbleiben  von  Flüssigkeit  an  den  Wänden  der 
Pipette  bedingte  Fehler  beträgt  etwa  3  Proz.  Führt  man  mit  der¬ 
selben  Pipette  eine  Serie  von  Verdünnungen  aus,  so  wächst  der  Fehler 
mit  jeder  Verdünnung  um  etwa  1,5  Proz.  und  erreicht  so  bei  8facher 
Verdünnung  den  theoretischen  Wert  von  13  Proz.  Um  den  Fehler 
auszuschalten,  empfiehlt  Verf.  eine  Pipette  derart  zu  kalibrieren,  daß 
übereinander  wachsende  Flüssigkeitsvolumina  abgeteilt  werden.  In¬ 
dem  mit  dieser  Pipette  aus  einer  Reihe  von  Röhrchen,  die  die  gleiche 
Menge  Verdünnungsflüssigkeit  enthalten,  erst  steigende  Flüssigkeits¬ 
volumina  entnommen  und  beseitigt  und  dann  die  entsprechenden 
Mengen  der  zu  verdünnenden  Flüssigkeit  zugesetzt  werden,  wird  der 
Fehler  eliminiert,  da  er  jedes  Mal  in  der  gleichen  Richtung  sich 
bewegt.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Bechhold,  H.  und  Gutlohn,  L.,  Neue  Ultrafiltriergeräte. 

(Zschr.  f.  angew.  Chem.  1924  S.  494.) 

Im  Verein  mit  der  Staatlichen  Porzellanmanufaktur,  von  der  die 
Geräte  zu  beziehen  sind,  haben  die  Verff.  diese  in  verschiedenen 
Formen  als  Tiegel,  Schalen,  Büchnersche  Trichter,  Ballonfilter  usw. 
hergestellt.  Die  Masse  ist  sehr  porös,  hält  den  Druck  der  Wasser¬ 
strahlluftpumpe,  also  etwa  einer  Atmosphäre  aus  und  ist  gegen 
Temperaturen  unempfindlich.  Um  die  Filter  als  Ultrafilter  zu  ver¬ 
wenden,  werden  sie  in  bekannter  Weise  mit  einer  Kollodium-  oder 
Eisessigkollodiumschicht  überzogen  (Kollodiumwolle  gelöst  in  Eis¬ 
essig,  dazu  ein  Zusatz  von  25  g  Kaliumkarbonat  auf  100  g  Kollodium¬ 
wolle;  fertige  Lösung  von  Chem.  Fabrik  Schering-Berlin  N.)  oder  mit 
einer  Ultrafilterlös  ein g,  deren  Zusammensetzung  später  noch  bekannt 
gegeben  werden  soll.  Wie  bekannt,  ist  die  Dichte  und  Durchlaufs¬ 
geschwindigkeit  auch  dieser  Filter  von  der  Konzentration  des  Kollo¬ 
diums  usw.  abhängig.  Die  Reinigung  der  Filter  von  organischer 
Substanz  geschieht  am  zweckentsprechendsten  durch  Einlegen  in 
Chromschwefelsäure.  Wedemann  {Berlin). 


Centraiblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Akt.  Referate. 

-  Bd.  78.  No.  5/6. 

Ausgeyeben  am  30.  Dezember  1924. 


Pocken,  Pest,  Cholera,  Fleckfieber,  Spirochätosen,  Maltafieber.  — 

Zoouosen  und  Tierkrankheiten. 

•  • 

Tifcche,  Uber  die  mit  der  kutanen  Allergie -Methode 
gewonnenen  diagnostischen  Resultate  während  der 
Pocke nepidemie  1921  — 1923.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924 
S.  361.) 

Im  Jahre  1911  hat  Verf.  eine  biologische  Methode  angegeben, 
die  darin  besteht,  daß  es  Personen  gibt,  die  durch  Sukzessivimpfungen 
gegen  Vaccine,  Variolamaterial  und  alle  Erkrankungen  dieser  Krank¬ 
heitsgruppe  überempfindlich  gemacht  werden  können,  und  deren  kutane 
Allergie  so  geringe  Schwankungen  zeigt,  daß  sich  an  der  Impfstelle 
immer  wieder  in  Form,  Intensität  und  zeitlichem  Eintritt  eine  typische 
Reaktion  zeigt,  die  bei  Varizellen- Inokulationen  vollkommen  ausbleibt. 
Verf.  hat  seine  eigene  kutane  Allergie  schon  seit  15  Jahren  studiert 
und  hat  sich  ca.  3000 mal  mit  Vaccine-  und  Variolamaterial  geimpft, 
anfangs  aus  rein  theoretischem  Interesse,  später  zu  vorwiegend 
praktisch  diagnostischen  Zwecken.  Da  es  sich  zeigte,  daß  der  zeit¬ 
liche  Eintritt  der  Konfluenz  der  Erytheme  für  praktisch- diagnostische 
Zwecke  von  großer  Bedeutung  ist,  hat  Verf.  seine  Impftechnik  so 
gestaltet,  daß  man  den  Eintritt  derselben  gut  beobachten  kann.  Aus 
diesem  Grunde  hat  Verf.  immer  3  möglichst  oberflächlich  geführte 
Impfstriche  gesetzt,  etwa  in  V2— 2/s  cm  Entfernung,  und  den  Ein¬ 
tritt  der  Konfluenz  der  Erytheme  sowohl  zeitlich  wie  auch  durch  Zeich¬ 
nung  sich  notiert.  Verf.  konnte  nun  während  eines  Zeitraumes  von 
15  Jahren  beobachten,  daß  sich  der  Zeitpunkt  des  Eintritts  der 
Erytheme  langsam,  aber  ganz  wesentlich  verschob.  Während  1911 
vor  10—12  Stunden  keine  Konfluenz  der  Erytheme  eintrat,  bestand 
schon  1914/15  nach  6  Stunden  vollständige  Konfluenz.  Auch  1921 
reagierte  Verf.  anfangs  in  zeitlicher  Hinsicht  noch  ähnlich,  und  erst 
die  folgenden  Massenimpfungen  mit  Vaccine  und  Variola  führten  zu 
einer  weiteren  Verkürzung  des  zeitlichen  Eintritts  der  Konfluenz  auf 
ca.  4—5  Stunden.  Trotz  dieser  Massenimpfungen  gelang  Verf.  aber 
eine  weitere  Beschleunigung  des  Eintrittes  der  Reaktion  nicht  mehr. 
Ganz  parallel  mit  dem  Phänomen  der  zeitlichen  Verkürzung  des 
Eintritts  des  Erythems  vollzog  sich  auch  eine  merkliche  Verkleinerung 
der  Reaktionsgrößen  derselben.  Während  also  die  Erytheme  in  zeit¬ 
licher  und  qualitativer  Richtung,  virulente  Lymphe  vorausgesetzt, 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  5/6.  7 


98 


Pocken. 


•  • 

deutliche,  aber  gesetzmäßige  Änderungen  aufweisen,  zeigte  das  Aus¬ 
sehen  bei  allen  Sukzessivimpfungen,  d.  h.  deren  klinische  Merkmale, 
keinerlei  Veränderungen.  Diese  Feststellungen  sind  in  praktischer 
Beziehung  von  wesentlicher  Bedeutung;  denn  die  eigenartige  Art 
der  Abschwächung  der  Reaktionsfähigkeit  bei  jahrelangen  Sukzessiv¬ 
impfungen,  das  Fehlen  jeglicher  negativer  Perioden  waren  Vorbedin¬ 
gungen  für  eine  praktische  Verwertung  der  kutanen  Allergie.  Des 
ferneren  konnte  Verf.  feststellen,  daß,  wenn  man  mehrere  Impfungen 
zu  verschiedenen  Zeiten  des  Tages  vornimmt,  die  Reaktionen  unbe¬ 
einflußt  voneinander,  ganz  nach  den  zuvor  erwähnten  zeitlichen 
Prinzipien  verlaufen,  sofern  es  sich  um  virulente  Lymphen  handelte. 
Hautstellen,  die  früher  schon  einmal  geimpft  worden  waren,  verhielten 
sich  nach  Abheilung  der  Reaktionen  nicht  anders  wie  noch  nie  durch¬ 
geimpfte  Körperstellen.  Während  der  Pockenepidemien  1921/23  in 
der  Schweiz  hat  Verf.  Gelegenheit  gehabt,  seine  Methode  an 
515  Patienten  zu  prüfen,  und  zwar  an  421  Pockenkranken,  78  Vari¬ 
zellenfällen  und  16  außerordentlich  pockenverdächtigen  Personen. 
Seine  Methode,  die  in  98,5  Proz.  der  Pockenfälle  bei  der  1.  Prüfung 
ein  positives  Resultat  und  bei  Windpocken  stets  negative  Resultate 
ergab,  hat  den  außerordentlichen  Vorteil  der  frühzeitigen  Sicherung 
der  Diagnose  im  Frühstadium  der  Krankheit.  Der  Wert  der  Methode 
wäre  aber  ein  sehr  problematischer,  wenn  die  Reaktionsweise  der 
Haut,  wie  Verf.  sie  aufweist,  eine  große  Seltenheit  gewesen  wäre. 
Das  ist  aber  nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  nicht  der  Fall,  da 
es  ihm  nicht  schwer  fiel,  mehrere  Personen  mit  gleicher  Reaktionsart 
zu  ermitteln.  Zweifellos  verdienen  die  vom  Verf.  mitgeteilten  Tat¬ 
sachen  unser  vollstes  Interesse.  E.  Gildemeister  {Berlin). 

Gins ,  H.  A. ,  Vergleichende  Untersuchungen  über  den 

Einfluß  einiger  Desinfektionsmittel  auf  die  Vaccine. 

(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  339.) 

Die  Glyzerinlymphe  wird  bezüglich  ihrer  Virulenz  und  Haltbarkeit 
von  keinem  der  neueren  Verfahren  übertroffen.  Allerdings  ist  sie 
insofern  unbefriedigend,  als  die  Begleitbakterien  erst  im  Lauf  mehrerer 
Wochen  erheblich  vermindert  werden.  Steht  man  auf  dem  Stand¬ 
punkt,  daß  eine  hochvirulente  Lymphe  wertvoller  für  die  Pocken¬ 
immunität  ist  als  eine  lange  konservierbare,  so  tritt  die  Forderung 
einer  Methode  heran,  welche  innerhalb  weniger  Tage  die  Begleit¬ 
bakterien  wesentlich  vermindert,  ohne  die  Virulenz  merklich  zu 
schädigen.  Man  hat  da  die  Wahl  zwischen  mehreren  Verfahren. 
Chinosolzusatz  1 : 1000  ergab  noch  gute  Resultate.  Von  den  neueren 
Verfahren  verdient  die  Phenolbehandlung  weiter  ausgeprobt  zu 
werden.  Die  Rivanolbehandlung  ergab  dem  Verf.  zu  ungleichmäßige 
Resultate  bei  der  Virulenzprüfung;  über  die  optimalen  Bedingungen 


Pocken. 


99 


mit  diesem  Mittel  müssen  weitere  experimentelle  Erfahrungen  ge¬ 
sammelt  werden.  Trypaflavinbehandlung  kommt  für  die  Praxis  nicht 
in  Frage.  Ein  Mittel,  das  alle  Wünsche  restlos  erfüllt,  ist  noch 
nicht  gefunden.  Schill  (Dresden). 

Gins,  H.  A.,  Neuere  Gesichtspunkte  zur  Epidemiologie 
der  Pocken.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  281.) 

Nach  den  Ausführungen  des  Verf.  ist  bei  Bekämpfung  der 
Pockenseuche  die  Absonderung  der  Kranken  zwar  nur  ein  unter¬ 
stützendes,  aber  unentbehrliches  Mittel.  Vollwertigen  Ersatz  für  die 
allgemein  durchgeführte  aktive  Immunisierung  vermag  sie  nicht  zu 
bieten.  —  Auftreten  milder  Pockenausbrüche  darf  nicht  zur  Vernach¬ 
lässigung  der  Bekämpfungsmaßnahmen  führen.  Abnahme  des  durch¬ 
schnittlichen  Impfschutzes  der  ganzen  Bevölkerung  muß  die  Regene¬ 
ration  des  Variolavirus  notwendig  beschleunigen.  —  Regeneration 
des  abgeschwächten  Virus  kann  ohne  erkennbare  Ursache  jederzeit 
eintreten.  Schill  (Dresden). 

Watanabe,  N.,  Über  Verhalten  und  Verteilung  des  intra¬ 
venös  ein  verleibt en  Vaccineerregers  im  Körper  des 
normalen  und  immunen  Kaninchens.  (Arch.  f.  Hyg.  1924, 
92,  S.  359.) 

Vaccinevirus:  4 — 5  ccm  lOfach  verdünnter  Lymphe,  intravenös 
normalen  Kaninchen  einverleibt,  entzieht  sich  zunächst  dem  Nach¬ 
weis  in  Blut  und  Organen,  später  aber,  zwischen  dem  4.  und  9.  Tage 
nach  der  Injektion,  läßt  es  sich  mittels  Verimpfung  in  verschiedenen 
makroskopisch  intakten  Organen  nachweisen,  und  zwar  findet  sich  in 
einer  Beobachtungszeit  von  12  Stunden  bis  8  Tagen  das  Virus  im 
Blut,  Knochenmark,  Herzmuskel,  Gehirn  bzw.  Rückenmark  niemals, 
in  Leber,  Milz,  Niere  nur  gelegentlich  und  in  geringer  Menge,  in 
Haut  und  Schleimhaut  dagegen  häufig  und  in  größeren  Mengen, 
nachzuweisen  am  geimpften  Tier.  In  der  Regel  tritt  am  3. — 4.  Tage 
nach  der  Injektion  ein  Exanthem  teils  gleichzeitig  auf  Haut  (Rücken- 
Bauchhaut)  und  Schleimhaut  (Lippen,  Zunge  und  Gaumen)  teils  nur 

auf  Haut  oder  nur  auf  Schleimhaut  auf,  ersteres  meist  in  kleinen 

•  • 

Papeln,  letzteres  aus  Bläschen  und  Pusteln  mit  Übergang  zu  Ulzera- 
tionen  bestehend.  Auf  Grund  vergleichender  histologischer  Unter¬ 
suchungen  sind  diese  Haut-  und  Schleimhautexantheme  als  echte 
vaccinale  Veränderungen  verschiedenen  Grades  zu  betrachten.  Die 
in  analoger  Weise  bei  Immunkaninchen  nach  intravenöser  Einspritzung 
von  Vaccinevirus  vorgenommenen  Untersuchungen  verliefen  sämtlich 
nach  jeder  Richtung  negativ.  Die  Nachprüfung  des  Calmette-Guörin- 
schen  Versuches:  Auftreten  typischer  Pockenpusteln  bei  intravenös 
infizierten  Tieren  an  Hautstellen,  die  grob  gereizt  werden,  verlief 


100 


Pocken. 


ergebnislos,  auch  gelang  es  nicht,  mit  dem  verimpften  Harnsediment 

intravenös  injizierter  Kaninchen  positive  Impfreaktionen  zu  erzielen. 

Noetel  (. Landsberg  a.  TT.). 

Matsuda,  T.,  Über  die  Verstärkung  der  Virulizidie  des 
Blutes  bei  der  Vaccineimmunität  durch  unspezifischen 
Reiz.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  43.) 

Durch  Nachbehandlung  vaccineimmuner  Kaninchen,  bei  denen 
die  virulenten  Antikörper  im  Serum  bereits  im  Schwinden  begriffen 
sind,  mit  Deuteroalbumose  wird  deren  Menge  wieder  vermehrt.  Es 
wird  somit  auch  bei  der  Vaccineimmunität  wie  bei  der  Immunität 
gegen  andere  Infektionskrankheiten  durch  einen  unspezifischen  Reiz 
die  Antikörperbildung  erneuert  und  verstärkt.  Wahrscheinlich  beruht 
die  von  Jeki  beobachtete  Verstärkung  der  Virulizidie  des  B!utes 
durch  Revaccination  mit  abgetöteter  Vaccine  auf  solcher  unspezifischen 
Reizwirkung.  Dagegen  ist  die  viel  intensivere  Verstärkung  nach 
Revaccination  virulenter  Vaccine  offenbar  die  Folge  eines  von  dem 
lebenden  Virus  ausgehenden  spezifischen  Reizes. 

Nodake,  R.?  Beitrag  zur  Frage  der  Filtrierbarkeit  des 
Vaccinevirus,  nebst  Beobachtungen  über  die  Gene¬ 
ralisierung  des  Virus  im  Kaninchen  Organismus. 
(Ebenda.  S.  52.) 

Die  durch  Berkefeldkerzen  gewonnenen  Filtrate  von  Glyzerin¬ 
lymphe.  Kornea-  und  Hodenvaccine  vom  Kaninchen  waren  an  der 
Kaninchenkornea  geprüft  durchweg  schwächer  wirksam  als  das  Aus¬ 
gangsmaterial  und  zwar  weitgehend  abhängig  von  dessen  mehr  oder 
weniger  gründlichen  Aufschließung.  Die  Versuche  weisen  darauf  hin, 
daß  der  Vaccineerreger  sowohl  in  einer  direkt  filtrierbaren  wie  in  einer 
Form  vorkommt,  die  erst  nach  Zertrümmerung  des  Zellmaterials  frei 
wird.  Durch  Hodenimpfung  läßt  sich  ein  Passagevirus  gewinnen, 
das  entsprechend  den  Angaben  Noguchis  unter  Umständen  bakterien¬ 
frei  ist.  Die  in  den  Hoden  geimpften  Kaninchen  zeigten,  auch  wenn 
die  Kastration  am  4.  Tage  erfolgte,  nach  kurzer  Zeit  eine  starke 
Haut-  und  Korneaimmunität. 

Okawachi,  M.>  Experimentelle  Untersuchungen  über  die 
Schutzkraft  des  Variola-  und  Vaccineserums.  (Ebenda. 
S.  62.) 

Die  Sera  von  16  Pockenrekonvaleszenten  und  -genesenen  übte, 
in  Mengen  von  4 — 7  ccm  Kaninchen  intravenös  injiziert,  ausge¬ 
sprochenen  und  zum  Teil  vollkommenen  Schutz  gegen  eine  nach 
1—5  Stunden  vorgenommene  Hautimpfung  aus.  Zwischen  dem  Schutz¬ 
wert  der  Sera  und  ihrem  Gehalt  an  viruliziden  Antikörpern  schien 


Pocken. 


101 


ein  gewisser  Zusammenhang  zu  bestehen.  Immunsera  vaccinierter 
Kaninchen  zeigten  die  gleiche  Eigenschaft.  Auch  sie  schützten  in 
Mengen  von  5 — 10  ccm  vollständig  oder  nahezu  vollständig  gegen 
eine  Kutaninfektion.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Murata*  Hidetaro,  Beitrag  zum  Problem  der  Vaccine- 
immun  ität.  Immunisierung  mit  abgetötetem  Virus. 
(Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  278.) 

Vorbehandlung  von  Kaninchen  mit  einer  durch  1  ständiges  Er¬ 
hitzen  auf  60°  abgetöteten  Vaccine  erzeugt  in  ihrem  Blut  virulizide 
Antikörper,  die  sich  noch  in  einer  Serumverdünnung  1 : 20  nach- 
weisen  lassen,  wobei  ein  deutlicher  Unterschied  zwischen  kutaner, 
subkutaner  und  intraperitonealer  Vorbehandlung  nicht  erkennbar  ist. 
Die  Immunität  der  Tiere  ist  jedoch  nur  schwach  und  sicher  nur  bei 
Infektion  mit  verdünnter  Lymphe  (1 : 10 — 1 :  50)  nachweisbar.  Auch 
hierauf  bleibt  die  Reaktion  niemals  ganz  aus.  Zwischen  Virulizidie 
des  Blutes  und  Immunität  der  Versuchstiere  besteht  also  nur  ein 
beschränkter  Parallelismus.  Korneale  Verimpfung  der  erhitzten 
Vaccine  hat  keine  lokale  Immunität  zur  Folge.  Eine  nach  längerer 
Aufbewahrung  spontan  abgeschwächte  Glyzerinlymphe,  die  an  der 
Haut  keine,  an  der  Kornea  nur  unbedeutende  Reaktion  auslöste,  be¬ 
wirkte  nach  kutaner,  subkutaner  und  am  stärksten  nach  intraperi¬ 
tonealer  Verimpfung  Antikörperbildung  und  starke  Immunität  sowohl 
der  Haut  wie  der  Kornea.  Das  lebende  Virus  übertrifft  somit  selbst 
in  stärkst  abgeschwächtem  Zustande  das  abgetötete  Virus  deutlich 
an  immunisierender  Kraft.  Dies  spricht  für  die  Bedeutung  vitaler 
Eigenschaften  der  Vaccine  für  den  Immunisierungsprozeß,  doch  ist 
auch  an  eine  Schädigung  der  antigenen  Stoffe  durch  das  Erhitzen 
ZU  denken.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Yonezawa,  T.,  Einfluß  der  Revaccination  auf  die  viru¬ 
lizide  Kraft  des  Blutes  beim  vaccineimmunen  Ka¬ 
ninchen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  131.) 

Das  Ergebnis  der  Satoschen  Tierexperimente,  wonach  auch  bei 
erfolglos  verlaufender  Revaccination  eine  Vermehrung  der  viruliziden 
Antikörper  stattfand,  also  wahrscheinlich  auch  eine  Verstärkung 
der  Immunität  stattfindet,  kann  deshalb  schlecht  auf  den  Menschen 
übertragen  werden,  weil  bei  den  Versuchen  am  Kaninchen  im  Ver¬ 
hältnis  sehr  viel  größere  Impfmengen  zur  Verwendung  kamen,  als 
dies  beim  Menschen  der  Fall  ist.  Verf.  untersucht,  ob  bei  Verimpfung 
kleiner  Vaccinemengen  bei  Vaccination  und  Revaccination  der  gleiche 
Effekt  eintritt  und  so  dem  Tierexperiment  größere  Beweiskraft  bei¬ 
gelegt  werden  könnte.  Von  seinen  Versuchstieren  blieben  schließlich 
4  übrig,  von  denen  2  zeigten,  daß  die  verstärkte  virulizide  Wirkung 


102 


Pocken.  —  Windpocken. 


des  Blutserums  auch  daun  auftrittt,  wenn  die  Revaccination  der 
Tiere  mit  sehr  geringen  Mengen  vorgenommen  wird.  Noetel. 

Jeki,  Sliintetsu,  Experimentelle  Untersuchungen  über 
die  Revaccination  des  Kaninchens  mit  abgetötetem 
(erhitztem)  Vaccinevirus.  (Zschr.  f.  Immun. Forsch.  1924, 
40,  S.  296.) 

Bei  6  Kaninchen,  die  die  nach  einmaliger  Kutaninfektion  ge¬ 
bildeten  viruliziden  Antikörper  des  Serums  fast  vollständig  wieder 
eingebüßt  hatten,  ließ  sich  durch  kutane  und  subkutane  Nachimpfung 
mit  durch  Erhitzen  abgetötetem  Virus  die  Virulizidie  des  Blutes 
wieder  erheblich  verstärken.  Möglicherweise  ist  diese  Steigerung 
nur  als  unspezifische  Reizwirkung  aufzufassen.  Jedenfalls  bleibt  sie 
aber  erheblich  hinter  der  Antikörpersteigerung  zurück,  die  durch 
Nachimpfung  mit  lebendem  Virus  bei  gleichfalls  reaktionslosem  Ver¬ 
lauf  hervorgerufen  wird.  Diese  dürfte  also  nicht  einfach  auf  Ein¬ 
verleibung  des  fertigen  Antigens  beruhen,  sondern  in  der  Hauptsache 
an  die  Lebenstätigkeit  des  Infektionserregers  gebunden  sein. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Wieland,  E,,  Über  larvierte  Varizellen.  (Jhrb.  f.  Kindhlk. 
1924,  105,  S.  367.) 

Beschreibung  einer  sehr  leicht  verlaufenden  Varizellenepidemie, 

bei  der  bei  fast  allen  Fällen  nur  die  behaarte  Kopfhaut  ergriffen 

•  • 

war.  Es  besteht  darin  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  dem  Herpes 
zoster  varicellosus.  V.  Bernuth  {Jena). 

v.  Niedner,  0.,  Zur  Frage  der  kutanen  Varizellenin¬ 
fektion.  (D.  m.  W.  1924  S.  804.) 

Ein  13 jähriger,  der  sich  vor  35  Tagen  eine  Kniequetschwunde 
zugezogen  hatte,  erkrankte  an  Windpocken.  Sie  saßen  besonders 
zahlreich  unter  dem  Knieverbande,  blieben  hier  aber  kleiner  als  am 
übrigen  Körper.  Ansteckung  durch  die  Kniewunde  hindurch  wird 
abgelehnt.  Wärme  und  Druck  des  Knieverbandes  machten  dort  die 
Kapillarwände  für  das  Gift  durchlässiger.  Georg  Schmidt  {München). 

Meder,  E.,  Varizellen  bei  Erwachsenen  Pocken?  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  103,  S.  275.) 

Varizellen  sind  bei  Erwachsenen  nicht  ganz  selten.  In  seuchen¬ 
polizeilicher  Beziehung  bedürfen  sie  ernster  Beachtung.  In  nicht 
ganz  klaren  Fällen  ist  Krankenhausbeobachtung  angezeigt.  Die  Dia¬ 
gnose  muß  sich  mehr  auf  die  Verteilung  des  Ausschlags  als  auf 
dessen  Erscheinungsformen  stützen.  Wertvolle  Hilfe  können  die 
Fieberkurve,  das  Blutbild  und  die  Hornhautimpfung  nach  Paul 


Windpocken.  —  Pest. 


103 


bringen.  Der  Nachweis  der  Paschenschen  Körperchen  bei  Pocken 
und  der  Riesenzellen  im  Boden  der  Varizelle  dürften  bei  weiterer 
Bewährung  in  bezug  auf  Schnelligkeit  und  Sicherheit  der  Diagnose 
vor  allen  anderen  Proben  den  Vorzug  verdienen.  Schill  [Dresden). 

Schmidt,  Waldemar,  Erfahrungen  mit  Rekonvaleszenten¬ 
serum  bei  Varizellen.  (M.  Kl.  1924  S.  642.) 

Von  11  der  Infektion  mit  Varizellen  in  gleicher  Weise  aus- 
gesetzten  Kindern  im  1.  Lebensjahre  wurden  6  mit  1,5—8  ccm  Re¬ 
konvaleszentenblut  gespritzt,  5  wurden  nicht  behandelt.  Die  ge¬ 
spritzten  Kinder  erkrankten  sämtlich  zu  gleicher  Zeit  und  unter  den 
gleichen  klinischen  Erscheinungen  wie  die  nicht  gespritzten. 

Erich  Hesse  [Berlin). 

Weech,  A.  A.,  The  prophylaxis  of  varicella  with  conva- 
lescents  serum.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1245.) 
Neun  Kinder,  welche  der  Ansteckung  mit  Varizellen  ausgesetzt 
waren,  erhielten  3 — 4,5  ccm  Rekonvaleszentenserum  intramuskulär 
1—6  Tage  nach  der  Exposition.  Acht  der  Kinder  erkrankten  nicht; 
das  neunte  Kind  erkrankte  nach  ungewöhnlich  langer  Inkubations¬ 
zeit  (22  Tagen)  nur  sehr  leicht.  Das  benutzte  Serum  stammte  von 
Kindern,  welche  die  Krankheit  10 — 20  Tage  vorher  überstanden  hatten. 

Möllers  [Berlin). 

Jahresberichte  1923 — 1924  des  Nord-Mandschurischen 
Pestverhütungsdienstes,  herausgegeben  von  Wu  Lien  Teh. 

Während  der  2  Berichtsjahre  waren  die  Nord-Mandschurei  und 

die  angrenzenden  Gebiete  frei  von  nennenswerten  Ausbrüchen  von 

Pest  und  anderen  Infektionskrankheiten.  Das  Bestehen  von  Pest- 

epizootien  unter  den  sibirischen  Steppenmurmeltieren  (Tarabaganen) 

konnte  in  endgültiger  Weise  bestätigt  werden.  Von  den  in  dem 

•  • 

Berichte  enthaltenen  Arbeiten  der  Arzte  des  Dienstes  seien  die 
folgenden  besprochen: 

I.  Historische  Übersicht  der  Lungenpestausbrüche 
in  allen  Teilen  der  Welt  (WuLien  Teh,  J.  W.  H.  Chun  und 
R.  Pollitzer).  Diese  110  Druckseiten  umfassende  und  über  400 
Literaturnachweise  bringende  Arbeit  stellt  den  Versuch  einer  Samm¬ 
lung  der  in  der  Literatur  verstreuten  Angaben  dar.  Während  für 
alle  Einzelheiten  auf  das  Original  verwiesen  werden  muß,  scheinen 
einige  der  Schlußfolgerungen  hier  besonders  erwähnenswert :  a)  Eine 
vollkommene  Übersicht  über  die  Pestausbrüche  in  Transbaikalien 
und  den  angrenzenden  Gebieten,  welche  sich  durch  ihre  besondere 
Tendenz,  in  Lungenpest  umzuschlagen,  auszeichnen,  zeigt,  daß  die 
unter  den  Tarabanen  endemische  Pest  durch  direkten  Kontakt  oder 


104 


Pest 


durch  Vermittlung  der  Murmeltierparasiten  auf  den  Menschen  über¬ 
tragen  wird.  Auf  Grund  aller  bisherigen  Untersuchungen  scheint 
es,  daß  die  in  der  Nähe  des  Menschen  lebenden  Nager,  die  bisher 
noch  nie  infiziert  gefunden  wurden,  keine  Rolle  in  der  Weiter¬ 
verbreitung  der  Pest  in  Transbaikalien  und  den  Nachbarländern 
spielen.  Es  muß  daher  angenommen  werden,  daß  die  hier  wiederholt 
beobachtete  Weiterverbreitung  der  Beulenpest  von  Mensch  zu  Mensch 
durch  menschliche  Parasiten  vermittelt  wird,  b)  Die  an  früherer 
Stelle  gegebene  Beschreibung  der  Lungenpestepidemie  der  Jahre  1920 
und  1921  konnte  durch  Berücksichtigung  des  nachträglich  erschie¬ 
nenen  Berichtes  über  die  Heimsuchung  von  Wladiwostok  (russische 
Küstenprovinz)  ergänzt  werden.  Ebenso  wie  in  Harbin  waren  die 
meisten  gegen  das  Ende  des  Ausbruchs  in  Wladiwostok  gesehenen 
Fälle  solche  von  septikämischer  Pest,  während  allem  Anschein  nach 
diese  Krankheitsform  während  der  ersten  Wochen  des  Ausbruchs 
nicht  häufig  war.  Diese  bildet  eine  Bestätigung  der  Ansicht  der 
VerfF.,  daß  das  Überwiegen  solcher  Fälle  am  Ende  der  Ausbrüche 
möglicherweise  eine  wesentliche  Rolle  in  der  „Selbstbegrenzung“ 
von  Lungenpestausbrüchen  spielt;  denn  diese  Kranken,  obwohl 
zweifellos  mit  sehr  virulenten  Bazillen  infiziert,  sind  dennoch  gewiß 
weit  weniger  ansteckend  als  jene  mit  „offener“  Lungenpest,  c)  Eine 
der  interessanten  Fragen  der  Lungenpest  ist,  ob  es  „originale“  Aus¬ 
brüche  dieser  Erkrankung  gibt,  d.  h.  solche,  wo  schon  der  erste 
Kranke  an  primärer  Pneumonie  leidet.  Eine  Erwägung  dieses 
Problems  von  einem  epidemiologisch-klinischen  Standpunkt  zeigt,  daß 
solche  Ausbrüche  unter  normalen  Bedingungen  nur  sehr  selten,  wenn 
überhaupt,  Vorkommen;  sie  wurden  jedoch  zweifellos  unter  besonderen 
Umständen  gesehen  (ein  Schiffsfall,  einige  der  Laboratoriumsaus¬ 
brüche).  d)  In  den  Schlußfolgerungen  der  Arbeit  ist  ausgeführt,  daß 
es  nicht  mehr  möglich  ist,  den  Umschlag  der  Ausbrüche  in  Lungen¬ 
pest  allein  mit  meteorologischen  Einflüssen  (absolut  oder  relativ 
niedrige  Temperatur)  zu  erklären.  Diese  ungünstigen  Witterungs¬ 
verhältnisse  spielen  zweifellos  eine,  wichtige  Rolle,  doch  sind  sie 
nicht  in  allen  Ausbrüchen  zu  verzeichnen.  Es  könnte  gesagt  werden, 
daß  sie  ein  Glied  in  einer  Kette  von  äußeren  Umständen  bilden,  die 
die  Verbreitung  der  Lungenpest  begünstigen.  Es  scheint  eine  noch 
offene  Frage  zu  sein,  ob  diese  Summe  von  äußeren  Einflüssen  allein 
auch  die  Entstehung  der  Lungenpestausbrüche  zu  erklären  vermag, 
oder  ob  vielmehr  hierfür  auch  tieferliegende  Ursachen,  wie  die  Arten 
der  für  die  Ausbrüche  verantwortlichen  Nager  und  deren  Parasiten, 
Änderungen  in  der  Natur  des  Pestbazillus  usw.,  maßgebend  .sind. 
Der  Einfluß  dieser  zweiten  Art  von  Ursachen  scheint  bedeutungsvoll 
und  erklärt  vielleicht,  warum  nur  in  gewissen  Pestgebieten  Lungen - 
pest  eine  ständige  Erscheinung  ist. 


Pest. 


105 


II.  Pest  der  wilden  Nagetiere  mit  Berücksichtigung 
der  letzten  Forschungsergebnisse  der  Tarabaganpest 
(Wu  Lien  Teil).  Dieser  Artikel  behandelt  vorerst  die  Pest  unter 
den  wilden  Nagern  im  allgemeinen  und  bringt  eine  vielleicht  voll¬ 
ständige  Liste  der  in  Betracht  kommenden  Arten.  Nach  einer 
historischen  Einleitung  werden  dann  die  jüngst  in  Sibirien  und  der 
Mandschurei  angestellten  Erforschungen  der  Murmeltierpest  besprochen. 
Sukneff  und  seine  Mitarbeiter  fanden  im  Herbst  1921  eine  örtlich 
begrenzte  Epizootie  unter  diesen  Nagern  in  Sibirien  nahe  der 
chinesischen  Grenze.  Die  Pestnatur  dieser  Epizootie  wurde  in  1923 
durch  eine  in  demselben  Gebiete  arbeitende  russisch-chinesische  Ex¬ 
pedition  vollkommen  bestätigt.  Die  von  den  in  1923  in  den  Steppen 
tot  aufgefundenen  Murmeltieren  isolierten  Kulturen  zeigten  alle  für 
den  Pestbazillus  charakteristischen  Eigenschaften.  Obwohl  es  keinem 
Zweifel  zu  unterliegen  scheint,  daß  für  die  Verbreitung  der  Pest 
von  Tarabagan  zu  Tarabagan  und  von  dem  Tiere  auf  den  Menschen 
in  erster  Linie  die  Tarabaganparasiten  verantwortlich  sind,  gelang 
es  bisher  nicht,  Pest  von  einem  infizierten  auf  ein  gesundes  Tier 
durch  lebende  Flöhe  des  ersteren  zu  übertragen.  Doch  hatte  Suk¬ 
neff  positive  Ergebnisse,  wenn  er  eine  Emulsion  von  Flöhen  subkutan 
in  Versuchstiere  injizierte;  das  gleiche  Resultat  erzielte  die  Kommission 
mit  einer  Emulsion  von  Läusen.  Experimente  früherer  Beobachter 
hatten  bewiesen,  daß  die  Murmeltiere  im  allgemeinen  während  ihres 
Winterschlafes  weniger  empfänglich  gegen  verschiedene  Infektionen 
sind;  einige  wenige  dieser  Versuche  betrafen  Pestinfektion  des  Tara- 
bagans.  Eine  Reihe  von  Experimenten,  die  in  größerem  Maßstabe 
im  Winter  1922 — 1923  ausgeführt  wurden,  bestätigten  diese  vor¬ 
läufigen  Mitteilungen  der  früheren  Autoren. 

III.  Vorläufige  Mitteilung  über  mit  der  Tarabagan- 
laus  an  gestellte  Experimente  (H.  Jettmar).  Während  be¬ 
treffs  aller  Einzelheiten  dieser  systematischen  Studie  auf  die  dem¬ 
nächst  in  einer  deutschen  Zeitschrift  erscheinende  Originalarbeit 
verwiesen  werden  muß,  sei  hier  hervorgehoben,  daß  es  dem  Verf. 
gelang,  einen  transbaikalischen  Ziesel  mit  von  einem  pestinfizierten 
Tarabagan  stammenden  lebenden  Läusen  zu  infizieren  —  das  erste 
und  bisher  einzige  mit  lebenden  Tarabaganparasiten  erzielte  der¬ 
artige  Resultat. 

IV.  Pathologisch- histologische  Untersuchungen  der 
Lungenpest  anläßlich  der  Epidemie  in  der  Man¬ 
dschurei  im  Jahre  1921  (Akira  Fujinami,  Kyoto  und 
Wu  Lien  Teh).  Nur  einige  der  Schlußergebnisse  dieser  Arbeit 
können  gebracht  werden.  Die  vorliegenden  Untersuchungen  be¬ 
stätigen  die  Meinung  der  Mehrheit  der  Mitglieder  der  in  Mukden 
nach  der  ersten  mandschurischen  Pestepidemie  abgehaltenen  inter- 


106 


Pe8t. 


nationalen  Konferenz  (1911),  daß  Lungenpest  das  Resultat  einer 
direkten  Inhalation  in  die  Luftwege  und  nicht  etwa  das  Resultat 
einer  Infektion  der  Tonsillen  mit  sekundärer  Pneumonie  ist.  Wie 
die  Verff.  jedoch  darlegen,  müssen  die  Pestbazillen  nicht  notwendiger¬ 
weise  direkt  die  Alveolen  erreichen.  Es  könnte  sein,  daß  die  Bazillen 
sich  an  irgendeiner  Stelle  der  Luftwege,  besonders  an  oder  nahe 
der  Bifurkation  ablagern  und  dann  —  nachdem  sie  sich  vermehrt 
haben  und  in  die  umgebenden  Gewebe  eingedrungen  sind  —  durch 
die  Lymphwege  weiterverschleppt  werden.  In  anderen  Fällen  jedoch 
mag  die  Vermehrung  der  Bazillen  in  den  Bronchien  stattfinden,  und 
die  Bazillen  würden  dann  durch  Inhalation  in  die  Bronchiolen  und 
Alveolen  gelangen.  Verff.  kommen  zu  dem  Schlüsse,  daß  dies  die 
beiden  für  das  Zustandekommen  der  Lungenpest  wichtigsten  In¬ 
fektionsarten  sind.  Natürlich  ist  eine  primäre  Infektion  der  Ton¬ 
sillen  oder  anderer  Rachengebilde  möglich,  aber  in  solchen  Fällen 
ist  die  Bildung  eines  Halsbubo  zu  erwarten.  Fujinami  sah  einen 
derartigen  Fall  im  Jahre  1911. 

V.  Histologische  Veränderungen  in  n atürlicher  Pest 
erlegenen  Tarabaganen  (Wu  Lien  Teh  und  Lin  Chia-Swee). 
Die  mikroskopischen  Veränderungen  in  den  7  der  Arbeit  zugrunde¬ 
liegenden  Fällen  stimmten  im  allgemeinen  mit  den  in  Ratten  gesehenen 
Veränderungen  überein.  Auffallend  war  jedoch  der  Befund  einer 
akuten  Bronchopneumonie  in  mindestens  4  der  Fälle.  Obwohl  die 
bis  jetzt  beobachteten  Lungenveränderungen  sekundärer  Natur  waren 
und  nicht  dafür  sprechen,  daß  die  Tiere  einander  durch  Inhalation 
anstecken,  scheint  diese  besondere  Neigung  zu  Lungenprozessen  be¬ 
merkenswert,  wenn  erwogen  wird,  in  welch  nahen  Beziehungen  der 
Tarabagan  zu  menschlicher  Lungenpest  steht.  Es  ist  interessant, 
daß  M  c  C  o  y  in  den  kalifornischen  Erdhörnchen  eine  ähnliche 
Tendenz  zu  Lungenaffektionen  fand,  und  daß  der  einzige  Lungen¬ 
pestausbruch  in  den  Vereinigten  Staaten  von  diesen  Nagern  ausging. 

VI.  Die  ursprüngliche  Heimat  der  Pest  (WuLienThe). 
Eine  kritische  Betrachtung  der  Literatur  und  der  Ergebnisse  aus 
Laboratoriumsforschungen  und  Naturbeobachtungen  an  den  wilden 
Nagetieren  Asiens  zeigt,  daß  die  ursprüngliche  Heimat  der  Pest  in 
Zentralasien  zu  suchen  ist,  und  daß  die  wilden  Nagetiere  wohl  die 
ursprünglichen  Wirte  des  Pestbazillus  waren. 

VII.  u.  VIII.  Die  Häufigkeit  gewisser  Erkrankungen 
unter  Chinesen  und  Europäern  (J.  W.  H.  Chun).  Schar¬ 
lach  in  China  (Yang  Ting-Kuang  und  W.  H.  S h i h).  Die 
erstgenannte  Arbeit  betont  die  Häufigkeit  gewisser  Erkrankungen 
(wie  Analfistel  und  syphilitischer  Gelenksaffektionen)  und  die  Selten¬ 
heit  anderer  (insbesondere  Tabes  und  progressive  Paralyse)  unter 
den  Chinesen.  Verhältnismäßig  selten  sind  Appendizitis  und  Kar- 


Pest. 


107 


zinom.  Tuberkulose  ist  häufig,  doch  überwiegen  Drüsen-,  Haut-  und 
Knochenaffektionen  gegenüber  den  Lungenprozessen.  Scharlach, 
bis  1873  in  China  unbekannt,  tritt  hauptsächlich  in  einer  sehr  viru¬ 
lenten  Form  auf.  Einer  besonderen  Besprechung  der  letztgenannten 
Erkrankung  ist  der  zweite  Artikel  gewidmet,  der  durch  eigene 
Untersuchungen  und  Literaturstudium  wie  auch  durch  eine  besondere 
Umfrage  vorbereitet  wurde.  Es  kann  gezeigt  werden,  daß  die 
Krankheit  in  Südchina  nicht  oder  nur  in  milder  Form  auftritt, 
nicht  ungewöhnlich  bösartig  in  Mittelchina  ist,  sehr  bösartig  hin¬ 
gegen  in  Nordchina.  Europäer  werden  anscheinend  häufiger,  aber 
weniger  heftig  ergriffen  als  Chinesen.  Die  Scharlachsterblichkeit 
der  Europäer  in  China  ist  höher  als  in  ihrer  Heimat. 

IX.  Vergleichende  Studie  der  Serodiagnose  der 
Syphilis  (Li  An).  Verf.  setzte  es  sich  zur  Aufgabe  zu  be¬ 
stimmen,  inwieweit  die  Präzipitations-  und  ähnliche  vereinfachte 
Methoden  imstande  sind,  die  nur  durch  Spezialisten  ausführbare 
Wassermann-Reaktion  zu  ersetzen.  Die  mit  der  Ringreaktion 
(Kobayashi-Taoka-Nishimura)  erhaltenen  Resultate  stimmen  recht 
gut  mit  jenen  der  klassischen  Wassermann-Reaktion  überein,  da 
sich  nur  3  Proz.  Unstimmigkeiten  ergaben.  Fast  gleich  günstige 
Erfahrungen  machte  Verf.  mit  der  Sachs- Georgi- Reaktion  (94  Proz. 
übereinstimmende  Resultate).  —  Der  Rest  des  Bandes  enthält 
administrativ-hygienische  Arbeiten  und  Statistiken.  (Autoreferat.) 

Wu  Lien-Teh  (G.  L.  Tuck),  A  further  note  on  natural  and 
experimental  plague  in  tarabagans.  (J.  of  Hyg.  1924,  22, 
p.  329.) 

Die  häufigsten  Ektoparasiten  des  Tarabagans  sind  Flöhe  (Cerato- 
phyllus  silantievi),  Läuse  (Polyplax)  und  Zecken  (Rhipicephalus). 
Sowohl  die  Flöhe  wie  die  Läuse  beißen  auch  den  Menschen.  Im 
Frühjahr  waren  die  Tarabagane  meist  frei  von  Flöhen,  im  Herbst 
waren  sie  durchschnittlich  mit  10,  im  Maximum  mit  94  Flöhen  be¬ 
haftet.  Auch  die  menschliche  Pest  tritt  in  Sibirien  vorwiegend  im 
Spätsommer  und  Herbst  auf,  zur  Zeit  der  Tarabaganjagd  und  der 
Ernte,  wenn  also  die  beste  Gelegenheit  zur  Berührung  mit  diesen 
Tieren  besteht.  Ob  unter  den  Tarabaganen  die  Pest  durch  die  Flöhe 
übertragen  wird,  konnte  nicht  experimentell  entschieden  werden,  doch 
scheint  dem  Verf.  das  häufige  Vorkommen  zervikaler,  axillarer  und 
inguinaler  Bubonen  bei  natürlich  pestkranken  Tieren  dafür  zu  sprechen. 

C.  Prausnitz  (Greifswald). 

Petrie,  G.  F.,  A  commentary  on  recent  plague  investiga- 
tions  in  Transbaikalia  and  Southern  Russia.  (J.  of 
Hyg.  1924,  22,  p.  397.) 


108 


Pest.  —  Cholera. 


Kurze  Übersicht  über  die  neueren  Untersuchungen  zur  Pest¬ 
ätiologie  in  diesen  Ländern.  Erwiesen  scheint,  daß  in  Transbaikalien 

•  • 

die  Tarabagane  natürlich  an  Pest  leiden,  und  daß  die  Übertragung 
der  Krankheit  unter  ihnen  und  von  ihnen  auf  den  Menschen  durch 
den  Tarabaganfloh,  Ceratophylla  silantievi,  erfolgt.  Die  ersten  mensch¬ 
lichen  Fälle  sollen  stets  Bubonenpest  sein,  die  Lungenpestepidemien 
sollen  sich  erst  sekundär  aus  diesen  entwickeln.  Nach  den  letzten 
Untersuchungen  Zabolotnys  kommt  in  Südrußland  als  Überträger 
der  Spermophilus  in  Frage.  Der  Verfasser  geht  nicht  auf  das 
Problem  ein,  weshalb  die  Krankheit  in  diesen  Ländern  vorzugsweise 
in  der  pneumonischen  Form  auftritt.  c.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Bacteriological  Labor atory,  Bombay.  Handbook  1924. 

Unter  den  im  vorstehenden  Handbuch  aufgeführten  Arbeiten  ist 
namentlich  die  erste  von  Belang,  die  über  die  Gewinnung  und  den 
Gebrauch  des  Pestimpfstoffs  spricht.  Die  Herstellung  des  Pestimpf¬ 
stoffs  wurde  von  dem  ersten  Direktor  des  Bombayer  Bakteriologischen 
Instituts,  Prof.  W.  M.  Haffkine,  entdeckt.  Die  Pestimpfung  weist 
ganz  bedeutende  Erfolge  auf.  Die  Mortalitätsziffern  der  geimpften 
und  ungeimpften  Fälle  sind  sehr  unterschiedlich,  je  nach  Lage  des 
Distrikts,  ob  Land  oder  Stadt,  bessere  oder  schlechtere  hygienische 
Verhältnisse  usw.;  im  allgemeinen  läßt  sich  jedoch  sagen,  daß  der 
Hundertsatz  der  ungeimpften  Pesttoten  mindestens  zwanzigmal  so 
groß  ist  als  der  der  geimpften  Toten.  Je  früher  geimpft  wird,  desto 
größer  sind  die  Heilungsaussichten.  Die  durch  Impfung  erreichte 
Immunität  hält  1j2  bis  1  Jahr  an.  Die  Impfung  ist  ungefährlich, 
wie  an  Tausenden  von  Impfungen  nachgewiesen  werden  konnte.  Die 
Herstellung  des  Impfstoffes  ist  interessant,  weicht  aber  von  derjenigen 
unserer  gebräuchlichen  Vaccine  nur  unwesentlich  ab.  Es  sind  bei 
55°  abgetötete  Pestbouillonkulturen.  Selbstverständlich  wird  der 
Impfstoff,  bevor  die  Ampullen  zugeschmolzen  werden,  auf  seine  Rein¬ 
heit  geprüft.  Dieterlen  (Rottweil). 

Stevenson,  W.  D.  H.  and  Kapadia,  R.  J.,  Experiments  on  the 
toxicity  and  i mm unising  value  of  Haffkine’s  an  ti- 
plague-vaccine.  (Ind.  J.  of  med.  Research.  1924,  12,  p.  199.) 

Je  frischer  der  Haffkinesche  Impfstoff  ist,  desto  stärker  ist  seine 
Toxizität.  ViooccmeinesfrisckenVaccines  ruft  eine  bestimmte  Immunität 
bei  Ratten  hervor.  Je  älter  das  Vaccin,  desto  geringer  die  Immunität, 
die  dadurch  erzielt  wird.  Im  allgemeinen  sind  zwei  Monate  alte 
Vaccine  zur  Verwendung  am  besten  zu  gebrauchen.  Dieterlen. 

liarikiu,  W.  und Zacharoff,  A.,  Die  Epidemiologie  der  gegen¬ 
wärtigen  Cholera  in  Rußland.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1924,  92,  S.  201.) 


Cholera. 


109 


Die  Eigentümlichkeiten  der  Cholera  in  Rußland  in  den  letzten 
Jahren:  Verwischung  der  Grenzen  zwischen  der  kontagiösen  und  der 
Wasserepidemie,  endemisch  über  1  Jahr  sich  hinziehende  Erkrankungen, 
Exazerbationen  im  Frühling  nach  sommerlichem  und  herbstlichem 
Maximum,  Aufflackern  und  schnelles  Verschwinden  im  Winter  liegen 
begründet,  1.  in  den  veränderten  Eigenschaften  des  Choleravibrio 
selbst:  Abnahme  der  Virulenz,  leichte  Veränderlichkeit  der  aus  dem 
menschlichen  Körper  gezüchteten  Kulturen,  Einbuße  der  Agglutina- 
bilität,  Zunahme  der  Neigung  der  Saprophytose,  2.  in  der  Zunahme 
der  Immunität  in  der  Bevölkerung  mit  Zunahme  der  gesunden 
Bazillenträger,  die  zweifellos  die  Bazillen  sehr  lange  im  Darm  be¬ 
herbergen,  daher  leichtes  Aufflackern  bei  Personen,  deren  Darmwand 
geschädigt  ist,  wie  bei  Fleckfieber,  Rückfallfieber  und  Aufnahme  un¬ 
geeigneter  Nahnmgsersatzmittel  bei  Hungersnot,  3.  in  der  Ver¬ 
schleppung  der  Cholera  aus  den  von  Hunger  heimgesuchten  Gegenden, 
besonders  durch  Kinder,  die  in  noch  höherem  Prozentsatz  als  die 
Erwachsenen  gesunde  Keimträger  darstellen.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Kollath,  W.  und  Lnbinski,  H.,  Zur  Differentialdiagnose 
zwischen  Vibrionen  und  Bacillus  faecalis  alkaligenes. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  91,  S.  455.) 

Aus  dem  Stuhl  einer  unter  choleraähnlichen  Erscheinungen  er¬ 
krankten  und  gestorbenen  Frau  wurden  i.  v.  u.  p.  m.  auf  Dieudonne-Agar 
und  in  Peptonwasser  in  Kulturen  und  Einzelformen  (Krümmung)  dem 
Choleravibrio  ähnliche  Bakterien  gezüchtet  und  auch  direkt  mikro¬ 
skopisch  im  Stuhl  nachgewiesen.  Völlig  negativer  Ausfall  der  Aggluti¬ 
nation  und  Feststellung  doppelter  Begeißlung  schlossen  Choleraverdacht 
aus.  Klärung  brachten  die  DifFerenziernährböden  mit  Nutrose  und  ver¬ 
schiedenen  Zuckerarten,  auf  denen  die  fraglichen  Stämme  Bläuung 
hervorriefen,  also  als  zur  Alkaligenesgruppe  gehörig  anzusprechen 
waren,  wenngleich  sie  auf  Kaninchen-Blutplatten  keine  Hämolyse 
zeigten.  Erst  nach  mehreren  Wochen  der  Weiterzüchtung  auf  Cholera¬ 
agar  zeigten  die  Kolonien  grünlichen  Schimmer  und  Trübung,  sehr 
starke  Agglutination  mit  homologem,  dagegen  nicht  mit  Choleraserum. 
Diese  vibrioähnlichen  Formen  des  Alkaligenes  kommen  nicht  allzu 
selten  vor,  die  Frage  der  ätiologischen  Bedeutung  des  Bac.  faec.  alk. 
muß,  wie  überhaupt,  so  auch  im  vorliegendem  Falle  offen  bleiben. 

Noetel  (. Landsberga .  W.). 

Popescu,  C.,  Sur  les  proprietes  antivibrioniennes  des 
plaquettes  du  sang.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  750.) 

Versetzt  man  Choleravibrionen  mit  einer  Emulsion  normaler 
Blutplättchen  von  Kaninchen,  so  bilden  sich  nach  VaStünd igem 
Brütschrankaufenthalt  (37  °)  kleine  Anhäufungen  von  agglutinierten 


110 


Fleckfieber. 


Blutplättchen  und  Choleravibrionen;  die  Mehrzahl  beider  Formelemente 
bleibt  jedoch  dispers  in  Suspension.  Das  gleiche  Phänomen  beob¬ 
achtet  man  bei  Verwendung  von  Blutplättchen,  die  von  einem  gegen 
Cholera  immunisierten  Kaninchen  stammen.  Durch  Oxalatzusatz  wird 
hieran  nichts  geändert.  Bei  Zusatz  eines  Choleravibrionen  mit 
Sicherheit  nicht  spontan  lysierenden  Kaninchen-Normalserums  besteht 
dagegen  ein  auffallender  Unterschied  je  nachdem,  ob  man  Normal- 
Blutplättchen  oder  solche  von  immunisierten  Tieren  verwendet.  Im 
ersteren  Fall  liegen  die  Blutplättchen  in  großen  Haufen  zusammen 
und  agglutinieren  in  großer  Menge  Choleravibrionen;  ein  Teil  Blut¬ 
plättchen  und  Vibrionen  bleibt  jedoch  frei.  Die  Vibrionen  bleiben 
im  Innern  der  Agglutinate  unverändert.  Bei  Verwendung  der  Blut¬ 
plättchen  eines  Immuntieres  beobachtet  man  dagegen  eine  Total¬ 
agglutination  und  außerdem  im  Innern  der  Agglomerate  eine  sehr 
rasche  Umwandlung  der  Vibrionen  in  Pfeiffersche  Granula;  die 
Blutplättchen  selbst  lösen  sich  auf,  zuerst  im  Zentrum  der  Häufchen, 
dann  an  der  Peripherie.  Verwendet  man  inaktiviertes  Normalserum, 
so  bleiben  die  beschriebenen  Phänomene  aus.  —  Es  erhebt  sich  die 
Frage,  ob  die  lytische  Wirkung  der  Blutplättchen  (die  selbstverständ¬ 
lich  stets  aufs  sorgfältigste  gewaschen  wurden)  etwa  auf  ihrer  Ober¬ 
fläche  anhaftende  Spuren  von  spezifischem  Choleraambozeptor  zurück¬ 
zuführen  sind.  Antwort:  nein.  Denn  1.  findet  man  bereits  nach  der 
dritten  Waschung  im  Waschwasser  keine  Spur  von  Choleraambozeptor 
mehr,  und  2.  üben  normale  Blutplättchen,  die  man  1  Stunde  mit 
Choleraimmunserum  zusammengebracht  und  alsdann  sorgfältig  ge¬ 
waschen  hat,  keinerlei  lytische  Wirkung  aus,  enthalten  also  somit 
keinen  Choleraambozeptor  mehr.  Prig ge  {Frankfurt  a.  M.). 

Mutussis,  Constantin,  Untersuchungen  über  Fleckfieber. 

(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  227.) 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  ergeben:  Der  Flecktyphus  wird 
durch  Kleiderläuse  und  höchstwahrscheinlich  auch  durch  Kopfläuse 
übertragen.  Die  scheinbar  geringe  Empfänglichkeit  der  Frauen  für 
Flecktyphus  dürfte  in  dem  verminderten  Kontakt  mit  der  Außenwelt 
begründet  sein.  Die  erworbene  Immunität  nach  Flecktyphus  ist 
keine  dauernde;  sie  scheint  jedoch  milderen  Verlauf  einer  später 
akquirierten  Erkrankung  zu  bedingen.  Durch  die  leichteren  Er¬ 
krankungen  in  den  Sommermonaten  ist  das  Bestehenbleiben  der  In¬ 
fektion  erklärlich.  Der  mildere  Krankheitsverlauf  bei  den  Kindern 
ist  epidemiologisch  von  großer  Bedeutung.  Das  Antiexanthematikus- 
serum  scheint  prophylaktisch  von  Wert  zu  sein.  Die  Weil-Felix- 
Reaktion  ist  unter  Berücksichtigung  ihrer  Fehlerquellen  von  größter 
diagnostischer  Wichtigkeit.  Bakteriologische  Befunde  des  Verf. 
sprechen  dafür,  daß  es  sich  um  eine  Paragglutination  handelt.  Dem 


Fleckfieber. 


111 


Antiexanthematikusserum  wie  auch  der  Vaccinebehandlung  mit 
Proteus  X19  kommen  therapeutische  Erfolge  nicht  zu.  Schill 

Seliwanoff,  Erna,  Le  virus  du  typhus  exanthematique 
dans  l’organisme  des  oiseaux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  703.) 

Das  Fleckfiebervirus  produziert  im  Vogelorganismus  Agglutinine 
für  Rickettsia  Prow.  und  X190.  Das  Virus  wird  nicht  zerstört,  sondern 
vermehrt  sich  sogar.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Dychno,  M.,  Das  Blutbild  beim  Flecktyphus.  (Zschr.  f.  Hyg. 
1924,  101,  S.  203.) 

Bei  Flecktyphus  fand  Verf.  im  Blut  auf  der  Höhe  der  Krankheit, 
im  Gegensatz  zum  Normalblut  eines  erwachsenen  Mannes,  Vorwiegen 
größerer  Lymphocyten;  je  mehr  die  Krankheit  sich  einem  günstigen 
Ablauf  näherte,  um  so  mehr  änderte  sich  das  Verhältnis  zwischen 
großen  und  kleinen  Lymphocyten  zugunsten  der  letzteren.  —  Reizungs¬ 
zellen  fand  Verf.  in  allen  untersuchten  Fällen  und  zwar  am  häufigsten 
im  Verhältnis  von  4:5.  Er  wagt  zwar  nicht,  auf  Grund  Türkscher 
Reizungszellen  eine  hämatologische  Diagnose  des  Flecktyphus  zu  stellen, 
erachtet  aber  Vorhandensein  der  Zellen  als  eine  schätzbare,  die 
Diagnose  bestätigende  Ergänzung.  Schill  {Dresden). 

Hertig,  M.  and  Wolbach,  S.  B.,  Studies  on  rickettsia-like 
microorganisms  in  insects.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44, 
p.  329.) 

Die  ausführliche  Arbeit  hat  den  Zweck,  das  Vorkommen  von 
Rickettsien-ähnlichen  Organismen  in  Insekten  zu  bestimmen  und  das 
Genus  Rickettsia  zu  begrenzen.  Die  Abhandlung  enthält  zahlreiche 
Abbildungen  und  registriert  die  bisher  gefundenen  Rickettsien. 

W edemann  {Berlin). 

Käthe,  Der  Wert  der  Weil- Fel  ix  sehen  Reaktion  mit 
aktivem  und  inaktivem  Serum  in  sanitätspolizeilicher 
Hinsicht.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  420.) 

Die  Weil-Felix-Reaktion  hat  sich  in  der  Fleckfieberdiagnostik 
bewährt.  Gelegentliche  Versager  nach  der  positiven  Seite  können 
durch  Proteus  vulgaris-Infektionen  und  auch  ohne  solche  Vorkommen.  — 
Die  Bestätigungsreaktion  zur  Unterscheidung  von  Fleckfieber  und 
Proteusinfektionen,  aufgebaut  auf  der  Voraussetzung,  daß  die  1  ständige 
Erhitzung  des  Fleckfieberserums  auf  56°  C  die  agglutinierende  Sub¬ 
stanz  zerstört  bzw.  in  ihrer  Wirksamkeit  schwächt,  arbeitet  unzu¬ 
verlässig  und  ist  daher  sanitätspolizeilich  unbrauchbar.  —  Sanitäts¬ 
polizeilich  ist  nach  wie  vor  ein  positiver  Weil-Felix  im  Sinne  der 


112 


Fleckfieber. 


Fleckfieberfeststellung  zu  verwerten,  falls  nicht  epidemiologische  und 
klinische,  gegebenenfalls  auch  bakteriologische  Tatsachen  (Nachweis 
einer  Proteusinfektion)  mit  völliger  Sicherheit  gegen  Fleckfieber 
sprechen.  Schill  {Dresden). 

Sonnenschein,  K.,  Pseudo-Weil-Felixsche  Reaktion  bei 
Proteusinfektion.  (W.  kl.  W.  1924  S.  757.) 

Das  aktive  Serum  eines  4jährigen  Kindes  mit  postoperativer 
Proteusinfektion  eines  Streptokokkenpleuraempyems  ergab  eine 
starke  Agglutination  der  Weil-Felixschen  Proteus  X- Stämme  noch 
in  einer  200  fachen  und  höheren  Serum  Verdünnung,  also  einen  posi¬ 
tiven  Ausfall  der  Weil-Felixschen  Agglutinationsprobe,  der  als  für 
Fleckfieber  beweisend  gilt.  Es  lag  aber  keine  echte  WFR.  vor,  bei 
der  ja  durch  1  ständiges  Erhitzen  des  Serums  auf  56°  dessen  agglu¬ 
tinierende  Eigenschaft  fast  oder  ganz  verloren  geht,  die  demnach 
thermolabil  ist  und  also  nicht  auch  mit  inaktiviertem  Serum  positiv 
ausfallen  darf.  Es  handelte  sich  um  eine  Pseudo-WFR.,  d.  h.  eine 
thermostabile  Proteus-X19- Agglutination  beim  Proteusinfizierten.  Das 
inaktivierte  Serum  ergab  gegenüber  dem  aktivem  teilweise  einen  in 
der  Flockung  sogar  stärkeren  und  bis  zu  einer  höheren  Serum¬ 
verdünnung  positiven  Ausfall  (OX19  bis  1:1600  -)-).  Eine  Fleck¬ 
fiebererkrankung  war  hier  ausgeschlossen,  zumal  die  Dauer  der  An¬ 
wesenheit  des  Bacterium  proteus  vulgare  im  Körper,  fast  wie  in 
einem  Experiment,  annähernd  genau  bekannt  war  und  die  Proteus¬ 
infektion  zur  Zeit  der  Serumuntersuchung  höchstens  8  Wochen  be¬ 
stand.  Daraus  geht  hervor,  daß  bei  gewissen  Infektionen  mit  ge¬ 
wöhnlichen  Proteusbakterien  in  kurzer  Zeit  thermostabile  Agglu- 
tinine  für  Proteus  X19  beim  Menschen  auftreten  können.  Der  infi¬ 
zierende  Proteusstamm  selbst  wurde  von  dem  Krankenserum  nicht 
agglutiniert.  Die  zur  Frühdiagnose  des  Fleckfiebers  von  Friedberger 
und  van  der  Reis  angegebene  Hautreaktion  ergab  nicht  die  für 
Fleckfieberfreie  als  charakteristisch  hingestellte  starke  Lokalreaktion. 

H  et  sch  {. Frankfurt  a.  M.). 

Weigl,  R.,  Über  aktive  Fleckfieberimmunität.  (M.K1. 1924 
S.  1046.) 

Sowohl  Tierversuche  als  auch  Beobachtungen  am  Menschen 
(Laboratoriumsinfektionen)  lassen  darauf  schließen,  daß  das  Über¬ 
stehen  des  Fleckfiebers  nur  eine  bedingte  Immunität  schafft  —  ent¬ 
gegen  den  bisherigen  Ansichten  — ,  die  unter  gewissen  Umständen 
(ungünstige  Ernährungsbedingungen)  gebrochen  werden  kann.  Es 
kommt  dann  zu  atypischen,  vielleicht  auch  abortiven  Erkrankungen. 
Der  vermeintlich  Fleckfieberimmune  kann  daher  auch  zum  Virusträger 
und  als  solcher  besonders  gefährlich  werden.  Erich  Hesse  {Berlin). 


Fleckfieber. 


113 


Breinl,  F.,  Immunisierungsversuche  gegen  Fleckfieber 
mit  künstlich  infizierten  Kleiderläusen.  (Zschr.  f. 
Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  97.) 

Durch  karbolisierte  Darmemulsion  künstlich  infizierter  Läuse 
können  beim  Kaninchen  Agglutinine  gegenüber  Proteus  X19  hervor¬ 
gerufen  werden.  Sie  erreichen  in  der  Regel  am  7.  Tage  nach  der 
Injektion  ihren  Höhepunkt  und  sinken  im  Laufe  weniger  Wochen 
wieder  ab.  Der  Serumtiter  ist  bis  zu  einem  gewissen  Grade  von 
der  erstinjizierten  Antigenmenge  abhängig  und  kann  durch  wieder¬ 
holte  Injektion  nicht  gesteigert  werden.  Auch  Nachinfektion  des 
Kaninchens  mit  lebendem  Virus  ruft  keine  neuerliche  Titersteigerung 
hervor.  Der  Kaninchenorganismus  wird  durch  das  abgetötete  Läuse- 
virus  in  der  Weise  umgestimmt,  daß  er  eine  Vermehrung  des  Fleck¬ 
fiebervirus  nicht  mehr  zuläßt,  er  erwirbt  absolute  Immunität.  Nach 
Injektion  sehr  geringer  Mengen  von  Läusevirus  bleibt  bisweilen  jede 
Agglutininbildung  aus;  trotzdem  wird  das  Tier  gegen  nachträgliche 
Infektion  mit  lebendem  Virus  unempfänglich.  Das  Meerschweinchen 
erwirbt  durch  Vorbehandlung  mit  totem  Läusevirus  einen  relativen 
Schutz  gegen  die  Infektion,  der  in  verlängerter  Inkubationszeit,  in 
abgeschwächtem  Fieber  oder  in  fieberlosem  Infektionsverlauf  zum 
Ausdruck  kommt.  Der  Impfschutz  ist  der  injizierten  Antigenmenge 
proportional.  Am  deutlichsten  war  der  Erfolg,  wenn  die  Infektion 
8  Wochen  nach  der  letzten  Antigeninjektion  vorgenommen  wurde. 
Das  Serum  vorbehandelter,  aber  nicht  infizierter  Meerschweinchen 
enthält  keinen  Schutzkörper,  dagegen  bilden  mit  lebendem  Virus 
infizierte  vorbehandelte  Tiere  Schutzkörper  auch  bei  fieberlosem  Ver¬ 
lauf  der  Infektion.  Nachimpfung  verändert  den  Immunkörpergehalt 
des  Serums  nicht.  Das  Serum  vorbehandelter  Kaninchen  hat  keinen 

Einfluß  auf  den  Infektionsverlauf  des  Meerschweinchens. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Kraus,  R.,  Zur  Frage  der  Immunität  bei  experimen¬ 
tellem  Flecktyphus  der  Meerschweinchen.  (Zschr.  f. 
Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  316.) 

Verf.  ist  bezüglich  der  Fleckfieberimmunität  schon  vor  längerer 
Zeit  zu  Ergebnissen  gelangt,  die  im  Widerspruch  zu  den  Arbeiten 
der  meisten  anderen  Autoren  stehen,  aber  sich  mit  den  kürzlich  von 
Zironi  mitgeteilten  decken.  Wiederholt  fand  er  ganz  typische 
Fieberkurven  nach  Reinfektion  bei  Meerschweinchen,  die  auch  auf 
die  erste  Infektion  mit  typischem  Fieber  reagiert  hatten.  Ferner 
beobachtete  er,  daß  nach  einmaliger  Infektion  nach  Ablauf  der  ersten 
Fieberattacke  spontan  eine  zweite  folgen  kann,  so  daß  das  Ausbleiben 
oder  Auftreten  des  Fiebers  nach  Reinfektion  als  einziges  Kriterium 
für  oder  gegen  Immunität  mit  Vorsicht  zu  beurteilen  sein  dürfte. 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  5/6.  8 


114 


FlecMeber. 


Um  zu  einem  Urteil  über  aktive  Immunität  des  Meerschweinchens 
nach  experimenteller  Typhusinfektion  zu  gelangen,  muß  man  daher 
noch  nach  anderen  Kriterien  suchen,  z.  B.  die  Infektiosität  des 
Blutes  oder  des  Gehirns  prüfen  oder  virulizide  Antikörper  im  Blute 
nachzuweisen  suchen.  Verf.  fand,  daß  nach  der  Reinfektion  das  Virus 
nicht  zerstört  wird,  sondern  noch  längere  Zeit  im  Organismus  nach¬ 
gewiesen  werden  kann.  Die  Infektiosität  der  Organe  schließt  natürlich 
einen  Immunitätszustand  nicht  aus.  Jedenfalls  bietet  der  Meer¬ 
schweinchenversuch  keine  Sicherheit,  um  die  Frage  der  Immunität 
bei  Flecktyphus  und  der  aktiven  Immunisierung  zu  lösen.  Verf. 
sah  bei  Meerschweinchen,  die  mit  Gehirnemulsionen  vorbehandelt 
waren  und  17  Tage  nach  der  letzten  Injektion  mit  einer  Gehirn¬ 
emulsion  infiziert  wurden,  nach  7  oder  8  Tagen  Fieber,  was  nach 
der  bisherigen  Auffassung  für  Fehlen  einer  Immunität  sprechen 
würde.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Wolbach,  S.  B.  and  Schlesinger,  M.  J.,  The  cultivation  of  the 
micro-organisms  of  rocky  mountain  spotted  fever 
(Dermacentro  xenus  rickettsi)  and  of  typhus  (Rickett¬ 
sia  prowazek i)  in  tissue  plasma  cultures.  (J.  of  med. 
Research.  1923,  44,  p.  231.) 

Die  genannten  Mikroorganismen  bleiben  in  Gewebsplasma- 
kulturen  solange  am  Leben,  als  sich  die  endothelen  Zellen  in  den 
Kulturen  vermehren.  Das  Virus  kann  durch  Subkulturen  weiter¬ 
gezüchtet  werden ,  indem  Kulturen  mit  Ringerscher  Lösung  aus¬ 
gewaschen  werden  und  frisches  Plasma  zugefügt  wird.  Wedemann. 

Conuor,  L.  C.,  Quantitative  pecularities  of  mixtures  of 
the  virus  and  immune  serum  of  rocky  mountain 
spotted  fever.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44,  p.  317.) 

Eine  paradoxe  Reaktion  tritt  auf,  wenn  die  schützende  Wirkung 
eines  Immunserums  gegen  das  Virus  des  Rocky-Mountain-Fleckfiebers 
austitriert  wird,  nämlich  ein  kleiner  Überschuß  an  Serum  schützt, 
während  ein  größerer  es  nicht  tut.  Es  zeigt  sich  ein  „Zonen“- 
Phänomen;  denn  bei  weiterer  Zunahme  des  Serums  tritt  wieder 
Schutz  auf.  Das  Phänomen  wird  mit  Immunserum,  das  während  der 
Krankheit  gewonnen  ist,  oder  kurz  nach  der  Wiederimpfung  eines 
immunen  Tieres  mit  Virus  beobachtet.  Es  findet  sich  auch  im  normalen 
Kaninchenserum.  Die  Reaktion  tritt  nur  auf  in  mit  Kochsalz  ver¬ 
dünntem  Virus  und  Serum.  Fraglich  ist,  wie  die  Spezifizität  entsteht. 
Die  Reaktion  ist  unabhängig  von  der  Gegenwart  des  Komplements, 
das  Immunserum  zeigt  keine  agglutinierende  oder  präzipitierende 
Eigenschaft.  Verf.  schreibt  dieser  Beobachtung  große  praktische 
Bedeutung  ZU.  Wedemann  {Berlin). 


Fleckfieber.  —  Rückfallfieber. 


115 


Connor,  Charles  L.,  Immunity  in  rocky  mountain  spotted 
fever.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  269.) 

Das  Virus  des  Rocky  Mountain-Fleckfiebers,  Dermacentroxenus 
rickettsi,  bleibt  in  der  hungernden  Zecke  mindestens  18  Monate  am 
Leben.  Es  widersteht  Eintrocknen  und  Abkühlung  unter  0°.  Es 
wirkt  bei  Meerschweinchen  bei  der  ersten  Berührung  nicht  infektiös; 
werden  aber  die  Zecken  gefüttert,  so  wird  das  Virus  reaktiviert. 
In  der  hungernden  Zecke  und  ihren  getrockneten  Eiern  ist  das 
Virus  abgeschwächt  oder  so  an  Zahl  vermindert,  daß  es  nicht 
mehr  infektiös  wirkt,  aber  noch  Immunität  hervorruft.  Infiziertes 
Meerschweinchenblut  wirkt  entweder  infektiös  oder,  wenn  die  Dosis 
geringer,  auch  nicht  immunisierend.  Wahrscheinlich  hängt  das  mit 
der  sehr  geringen  Zahl  von  Organismen,  die  im  Blut  enthalten  sind, 
zusammen.  In  getrocknetem,  5 — 30  Tage  bei  —  5 0  auf  bewahrten 
Meerschweinchenorganen  ist  das  Virus  so  abgeschwächt,  daß  es  nicht 
mehr  infektiös,  sondern  nur  immunisierend  wirkt.  Von  Kaninchen, 
Meerschweinchen  und  Pferd  lassen  sich  Sera  mit  sicherer  Schutz¬ 
wirkung,  besonders  wirksame  vom  Kaninchen,  gewinnen.  Durch 
Kombination  von  Virus-  und  Seruminjektion  läßt  sich  beim  Meer¬ 
schweinchen  Immunität  erzeugen.  Die  wirksamste  Methode  scheint 
zu  sein,  zunächst  eine  ziemlich  große  Virusdosis  und  24  Stunden 
später  eine  ausreichende  Serummenge  zu  geben.  Auch  gleichzeitige 
Injektion  großer  Virus-  und  Serummengen  ist  erfolgreich.  Nach  20' 
langer  Erhitzung  auf  60°  sind  solche  Gemische  unwirksam.  Ob  die 
Serummengen,  die  das  Meerschweinchen  gegen  eine  bestimmte  Virus¬ 
menge  schützen,  und  die  Virusmenge,  die  Immunität  erzeugt,  auch 
für  größere  Tiere  gelten,  ist  fraglich.  Zunächst  ist  es  erforderlich, 
die  minimale  infizierende  Dosis  eines  Virus  mit  Sicherheit  zu  be¬ 
stimmen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Buschke  und  Kroö,  Experimentelle  Analogieversuche 
zwischen  Rekurrens  und  Syphilis.  (Arch.  f.  Derm.  1924, 
145,  S.  236.) 

Um  die  Frage  zu  beantworten,  ob  bei  Spirochäten  überhaupt 
und  nach  Salvarsanbehandlung  im  besonderen  eine  Superinfektion  zu 
erweisen  ist,  haben  die  VerfF.  die  experimentelle  Infektion  der  Mäuse 
mit  Rekurrens  herangezogen,  bei  denen  sich  klare  und  einwandfreie 
Immunitätsbedingungen  finden.  'Daß  sich  die  experimentelle  Mäuse- 
rekurrens  besonders  für  solche  Analogieversuche  mit  Lues  eignet, 
ergab  sich  auch  aus  der  Beobachtung,  daß  bei  dieser  Infektion  die 
Spirochäten  regelmäßig  und  frühzeitig  in  das  Parenchym  des  Zentral¬ 
nervensystems  eindringen,  und  daß  nach  einer  zur  scheinbaren  Heilung 
ausreichenden  Neosalvarsandosis  die  Gehirne  dieser  Tiere  noch  in 
etwa  70  Proz.  virulentes  Kontagium  enthielten.  Es  ließ  sich  zeigen, 

8* 


116 


Rückfallfieber. 


daß  die  Rekurrensspirochäten  nicht  reine  Blutparasiten  sind,  sondern 
daß  sie  schon  in  der  allerfrühesten  Zeit  der  Infektion  durch  die 
Wandungen  der  Kapillaren  in  das  Parenchym  des  Gehirns  eindringen. 
Ferner  ergaben  sich  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  Anhaltspunkte 
dafür,  daß  die  Spirochäten  in  den  Rekurrenstiergehirnen  in  einen 
Ruhezustand  übergehen,  in  dem  sie  entweder  zugrunde  gehen  oder 
durch  irgendwelche  Reizvorgänge  im  Organismus,  besonders  aber 
durch  Abflauen  der  Immunität,  sich  von  neuem  in  die  vegetative 
Form  verwandeln,  stark  vermehren  und  krankmachend  wirken  können. 
Die  Möglichkeit-  der  Superinfektion  bei  der  Rekurrensspirochäte 
wurde  dadurch  festgestellt,  daß  nach  scheinbarer  Heilung  durch 
Salvarsan  eine  neue  Infektion  sogar  mit  demselben  Stamme,  wenn 
auch  mit  längerer  Inkubationszeit  und  in  etwas  abgeschwächter  Form 
haftete.  Schließlich  ließ  sich  dartun,  daß  die  immunen  Tiere  noch 
verimpfbares  und  im  neuen  Tiere  Virulenz  zeigendes  Kontagium 
beherbergen.  Wenn  auch  eine  völlige  Analogie  mit  den  Verhältnissen 
bei  Syphilis  nicht  besteht,  so  liegt  doch  die  Bedeutung  obiger  Fest¬ 
stellungen  im  Hinblick  auf  die  Spirochätenbefunde  bei  Paralyse  und 
Tabes  auf  der  Hand.  w.  G-aehtgens  [Hamburg). 


Schotter,  Hans,  200  Fälle  von  Salvarsanbehandlung  des 
Rückfallfiebers.  (Ergeb.  d.  Inst.  f.  Infektionskrkh.  Elias  Metsch- 
nikoff  des  Moskauer  Gesundheitsamtes.  1924,  S.  83.) 

In  200  Fällen  von  mit  Salvarsan  behandelten  Rekurrenskranken 
kam  es  28mal  zu  Rezidiven;  dieselben  sind  bedingt  durch  Mängel 
der  angewendeten  Salvarsanpräparate,  falsche  Dosierung  und  un¬ 
passende  Anwendungstermine.  —  Das  russische  „Novarsol“  versagte 
in  Vs  der  Anwendungsfälle.  Auch  das  deutsche  Neosalvarsan  gab 
in  9  Proz.  der  Fälle  trotz  richtiger  zeitlicher  Anwendung  und  Do¬ 
sierung  Rezidive  und  zeigte  toxische  Nebenwirkungen.  —  Die  optimale 
Dosis  des  Neosalvarsans  bei  Rekurrens  liegt  jedenfalls  unter  0,6  und 
wahrscheinlich  bei  viel  kleineren  Dosen  als  die  üblich  angewandten. 
Überdosierung  setzt  den  therapeutischen  Effekt  herab  und  steigert 
die  toxischen  Nebenwirkungen.  —  Die  zweckmäßigsten  Anwendungs¬ 
termine  sind:  1. — 5.  Tag  des  1.  Anfalles;  4.  und  5.  Tag  der  Apyrexie; 
1. — 3.  Tag  des  2.  Anfalls.  —  Diese  Termine  sollten  nur  in  bedroh¬ 
lichen  Fällen  überschritten  werden,  wo  ohne  Rücksicht  auf  die  Mög¬ 
lichkeit  späterer  Rezidive  zu  rascher  Entfieberung  geschritten  werden 
muß.  —  Die  Krisis  nach  Salvarsan  ist  immer  sanfter,  die  Rezidive 
sind  immer  leichter  und  kürzer  als  ohne  dasselbe.  Kontraindikationen 
gibt  es  nicht,  ausgenommen  total  hoffnungsloser  Allgemeiuzustand. — 
In  13  Fällen  mit  perivenösen  Salvarsan-Infiltraten  kam  es  trotz 
minimalster  zur  Wirkung  gelangter  Dosis  zu  rascher  Entfieberung 


Weilsche  Krankheit. 


117 


und  in  keinem  Falle  zu  Rezidiven.  —  Die  Salvarsantlierapie  des 
Rekurrensfiebers  bedarf  noch  weiteren  Ausbaues,  e.  Gildemeister. 

Bonne,  C.,  Sur  le  Spirochaeta  icterohemorragiae  des 
rats  d’egout.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  668.) 

Eine  in  Amsterdam  in  den  Nieren  von  Ratten  gefundene  Spiro¬ 
chäte  konnte  im  Meerschweinchenversuch  mit  der  Sp.  icterogenes 
identifiziert  werden.  Gelegentlich  fanden  sich  ungewöhnliche  Formen: 
2 — 12  Spirochäten  bilden  eine  Kette,  die  bis  über  100  /.i  lang  wird; 
am  Ende  der  Spirochätenleiber  bilden  sich  dünnere,  nicht  spiralige 
Teile,  die  wie  Gelenke  funktionieren.  Übrigens  können  die  in  Ketten 
angeordneten  Individuen  so  ihren  Platz  verändern,  daß  z.  B.  das 
Endglied  an  den  Anfang  wandert.  —  Die  Identität  der  Ratten¬ 
spirochäte  mit  der  Sp.  icterogenes  konnte  auch  serologisch  erwiesen 
werden:  sie  wurde  durch  Rekonvaleszentenserum  von  Patienten  mit 
Weilscher  Krankheit  und  durch  ein  von  Pferden  gewonnenes  Immun¬ 
serum  neutralisiert  und  zeigte  gleiches  agglutinatorisches  Verhalten 
wie  Sp.  icterogenes.  Meerschweinchen,  die  mit  der  Rattenspirochäte 
immunisiert  waren,  waren  gegen  eine  tödliche  Dosis  Sp.  icterogenes 
geschützt.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Robinson,  George  H.,  Occurrence  of  Leptospira  ictero- 
haemorrhagiae  in  wild  rats  of  Baltimore.  (Americ.  J.  of 
Hyg.  1924,  4,  p.  327.) 

Von  100  eingefangenen  wilden  Ratten  (Mus  norvegicus)  wurden 
Stücke  der  Nieren  und  Leber  aseptisch  entnommen,  mit  Kochsalz¬ 
lösung  zerrieben,  im  Dunkelfeld  untersucht  und  Meerschweinchen 
intraperitoneal  eingespritzt.  Die  mikroskopische  Untersuchung  war 
7mal  positiv;  nur  in  4  von  diesen  Fällen,  aber  in  keinem  mikro¬ 
skopisch  negativen  gelang  der  Tierversuch.  Die  Spirochäten  kommen 
vorwiegend  bei  kräftigen,  erwachsenen  und  anscheinend  gesunden 
Tieren  vor;  sie  finden  sich  in  dichten  Massen  in  einzelnen  Nieren¬ 
kanälchen  und  im  Harn.  Ihre  Pathogenität  für  Meerschweinchen 
wechselt  sehr.  Bei  künstlich  infizierten  wilden  Ratten  traten  die 
Spirochäten  nach  14  Tagen  im  Harn  auf  und  waren  noch  nach 
4  Monaten  in  den  Nieren  nachweisbar.  c.  Prausnitz  ( Greifswald ) 

Etchegoin,  Eugenio,  Sur  un  spirochetide  de  la  vase.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  682.) 

Während  des  Sommers  und  Herbstes  der  letzten  Jahre  konnten 
in  der  Gegend  von  Reims  einige  kleine  Epidemieen  von  Weilscher 
Krankheit  beobachtet  werden.  Da  unter  den  Erkrankten  eine  Anzahl 
junger  Leute  waren,  die  in  der  Vesle  gebadet  hatten,  wurde  das 
Wasser  und  der  Schlamm  untersucht.  Es  fand  sich  auch  eine  bisher 


118 


Spirochätosen.  —  Maltafieber. 


nicht  beschriebene  Spirochäteuart,  die  jedoch  mit  der  Sp.  icterogenes 
nicht  identisch  und  für  Meerschweinchen  nicht  pathogen  war.  Als 
ätiologischer  Faktor  der.  Erkrankung  spielte  diese  Spirochäte  somit 
keine  Bolle.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Waldorp,  C.-P.,  Spirochetose  intestinale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  322.) 

Bericht  über  3  Fälle  von  chronischen  Darmerkrankungen,  bei 
denen  im  Stuhl  ausschließlich  Spirochäten  (angeblich  Sp.  buccalis) 
gefunden  wurden.  Die  Symptome  und  die  Parasiten  schwanden  nach 
Behandlung  mit  spirochätoziden  Mitteln  (Stovarsol,  Wismut). 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Domingo,  Pierre,  Etudes  sur  la  fievre  de  Malte.  Action 
de  la  bile  sur  l’agglutinabilite  du  Micrococcus  meli- 
t  e  n  s  i  s.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  824.) 

Durch  Behandlung  mit  Rindergalle  gewinnen  inagglutinabel 
gewordene  Stämme  von  Micrococcus  melitensis  ihre  Agglutinabilität 
wieder.  Es  handelt  sich  hierbei  wahrscheinlich  um  die  Auflösung 
von  Stoffwechselprodukten,  die  an  die  Oberfläche  der  Bakterienzelle 
adsorbiert  waren  und  sie  für  die  Agglutinine  impermeabel  gemacht 
hatten.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Burnet,  Et.,  Rapport  du  Micrococcus  melitensis  et  du 
B.  abortus  de  Bang.  (Arch.  de  l’Inst.  Pasteur  de  Tunis.  1923, 
12,  p.  48.) 

Der  Bac.  abortus  und  der  Micrococcus  melitensis  gehören  der 
gleichen  Bakterien art  an.  Beider  äußere  Form,  kulturelle  und  bio¬ 
logische  Eigenschaften  gleichen  einander.  Durch  die  Agglutinations¬ 
reaktion  sind  sie  nicht  sicher  voneinander  zu  unterscheiden.  Auf 
Meerschweinchen  wirken  beide  gleich  pathogen,  doch  scheint  der 
B.  abortus  im  allgemeinen  virulenter  zu  sein.  Beim  Affen  wirkt  der 
M.  melitensis  stärker  pathogen  als  der  B.  abortus.  Ein  Beweis  für 
Pathogenität  des  B.»  abortus  beim  Menschen  ist  nicht  erbracht. 
Kulturfiltrate  beider  Bakterien  wirken  gleich  bei  Meerschweinchen 
und  Mensch.  Beide  Bakterien  sind  einander  viel  näher  verwandt, 
als  B.  typhi,  paratyphi,  B.  dysenteriae  Shiga  und  Flexner  und  sogar 
als  der  Typus  humanus  und  bovinus  des  Tuberkelbazillus.  Sie 
unterscheiden  sich  nur  durch  ihre  verschieden  große  Pathogenität 
beim  Affen  und  wahrscheinlich  (was  noch  zu  erweisen  wäre)  beim 
Menschen.  Stillin g  (. Frankfurt  a.  M.). 

Futamura,  H.,  On  the  serological  differenciation  of 
B.  abortus  and  B.  melitensis.  (J.  of  Japan.  Soc.  of  vet. 
Science.  1924,  3,  p.  127.) 


Maltafieber. 


119 


Es  ist  schwierig,  B.  abortus  und  B.  melitensis  morphologisch 
oder  biochemisch  voneinander  zu  unterscheiden.  Die  mit  beiden 
Organismen  hergestellten  Antiseren  haben  für  die  beiden  lebenden 
Erreger  einen  identischen  Agglutinationstiter.  Wenn  ein  1  Stunde 
auf  60  oder  100  0  C  erhitztes  Antigen  benutzt  wird,  dann  agglutiniert 
das  Antiabortusserum  den  B.  abortus  stärker  als  den  B.  melitensis. 
Absorptionsversuche  ergaben,  daß  die  Agglutinine  im  Immunserum 
etwa  in  folgenden  Mengen  vorhanden  sind: 

.  ,  (gemeinsames  Agglutinin  (AM). 

( spezifisches  „  (A)  . 


Antimelitensisserum 


I 


gemeinsames  Agglutinin  (AM) 

I  (M) 

”  \  (AO 


|  spezifisches 


89  Proz. 
11 
88 
10,5 
1,5 


n 


Die  Agglutinogene  für  AM,  und  A  erwiesen  sich  als  hitzebeständig, 
während  diejenigen  für  M  und  A'  ihr  antigenes  Vermögen  durch 
Erhitzung  zum  großen  Teil  verloren.  Bei  der  Komplementablenkung 
ergab  sich  im  allgemeinen  kein  Unterschied  zwischen  den  beiden 
Organismen,  doch  schien  das  antigene  Vermögen  des  B.  abortus  etwas 
kräftiger  zu  sein.  Mittels  der  Präzipitation  waren  keine  Unterschiede 
festzustellen.  Zwischen  Rinder-  und  Schweineabortusstämmen  fehlten 
solche  ebenfalls.  Nach  seinen  Untersuchungen  ist  Verf.  geneigt,  den 
B.  melitensis  als  einen  heterogenetischen  Abortusstamm  anzusehen. 


Zeller  {Berlin). 


Sdrodowski,  P.  F.,  Lindtrop  und  Brenn,  Experimentelle  Be¬ 
wertung  der  subkutanen  und  enteralen  Vaccination 
bei  Maltafieber,  Mäusetyphus  und  Cholera.  (Vortrag, 
gehalten  auf  dem  Russischen  Bakteriologen-Kongreß  1924.) 

1.  Maltafieber.  Die  an  25  Meerschweinchen  ausgeführten 
Versuche  ergaben,  daß  weder  eine  subkutane  noch  eine  enterale 
Vaccination  die  Versuchstiere  vor  einer  künstlichen  Infektion  mit 
dem  Maltafiebererreger  (Stamm  aus  Aserbeidshan)  zu  schützen  ver¬ 
mochte.  Die  günstigen  Ergebnisse,  welche  Nicolle  und  Conseil 
(1922)  sowohl  bei  subkutaner,  als  auch  bei  enteraler  Vaccination  in 
4  Fällen  an  Menschen  sahen,  konnten  im  Tierversuch  an  Meer¬ 
schweinchen  nicht  bestätigt  werden  (Verschiedenheit  in  der  Virulenz 
der  Stämme?  Nichtbeachtung  einer  latenten  Infektion?).  Überein¬ 
stimmend  mit  späteren  Angaben  von  Mar  ich,  Saltan  und 
Mitsud  (1921)  und  Zammit  (1922)  wurde  die  Wirksamkeit  der 

nach  der  Methode  von  Vincent  bereiteten  Vaccine  (Ausschütteln 
•  • 

mit  Äther)  bei  subkutaner  Anwendung  nicht  erwiesen. 

2.  Mäusetyphus.  Die  verschiedenen  Versuche,  die  im  ganzen 
an  105  Ratten  angestellt  wurden,  erwiesen  die  Überlegenheit  der 
subkutanen  Vaccination  gegenüber  der  enteralen;  bei  Anwendung 


120 


Maltafieber.  —  Milzbrand. 


der  letzteren  Methode  gelang  eine  Schutzwirkung  nur  unter  be¬ 
sonders  rigorosen  Bedingungen:  die  Versuchstiere  erhielten  an  3  Tagen 
mit  4  tägigen  Pausen  im  ganzen  5  Fütterungen,  jedesmal  innerhalb 
24  Stunden  5,0  g  getrocknetes  Brot  mit  50  Milliarden  abgetöteter 
Keime.  Die  Gesamtmenge  der  einer  Ratte  von  150 — 160  g  Gewicht 
zugeführten  Bakterienmenge  belief  sich  in  diesen  Fällen  auf 
750  Milliarden  Keime.  Soweit  man  aus  den  vorgenommenen  Ver¬ 
suchen  über  passive  Immunisierung  schließen  kann,  handelt  es  sich 
bei  Mäusetyphus  um  eine  allgemeine,  nicht  um  örtliche  oder  speziell 
im  Darm  lokalisierte  Immunität. 

3.  Cholera.  Bei  Kaninchen  läßt  sich  sowohl  durch  subkutane 
als  auch  durch  enterale  Vaccination  eine  ausgesprochene  Immunität 
erzeugen.  Der  Mechanismus  der  Immunitätsbildung  ist  in  beiden 
Fällen  der  gleiche  und  ist  durch  eine  allgemeine  Resorption  des 
Antigens  bedingt.  Das  Endergebnis  ist  in  jedem  Falle  eine  all¬ 
gemeine  Immunisierung  des  Gesamtorganismus  —  für  eine  isolierte 
Darmimmunität  finden  sich  keine  experimentellen  Beweise.  Die  sub¬ 
kutane  Methode  erwies  sich  als  zuverlässiger  und  sicherer.  Die 
enterale  Vaccination  ist  häufig  von  einer  Aktivierung  der  Coli- 
bazillen  im  Darm  des  behandelten  Tieres  begleitet;  diese  kann 
durch  subkutane  Impfung  stets  vermieden  werden.  Autoreferat. 

Khaled,  Z,,  A  c  omparative  b acteriological  study  of  bovine 
abortion  and  undulant  fever.  (J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  335.) 

In  weiteren  Versuchen  an  Makaken  und  Ziegen  (vgl.  d.  Zentralbl. 
Abt.  I,  Bd.  73,  S.  405)  wurde  durch  Vorbehandlung  mit  lebenden  Ab- 
ortusbazillen  ein  wirksamer  Schutz  gegen  intravenöse  Injektion  großer 
Dosen  von  Melitensis-Kulturen  erzielt  (%  Agarkultur  bei  2  Affen, 
3  Agarkulturen  bei  2  Ziegen).  Abgetötete  Abortuskulturen  sind  für 
den  Menschen  weniger  giftig  als  Melitensisvaccins  und  wurden  in 
3  mittelschweren  Fällen  von  Maltafieber  ohne  wesentliche  Störungen 
und  anscheinend  mit  gutem  Erfolg  zur  Behandlung  verwendet. 

C.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Bundt  und  Barth,  Ein  seltener  Weg  der  Milzbrand¬ 
infektion.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  253.) 

Bei  einem  nach  einer  4  tägigen  schweren  Magendarmerkrankung 
verstorbenen  Arbeiter  einer  Drogenhandlung  ergab  die  Leichen¬ 
öffnung  im  oberen  Teil  des  Jejunums  in  einer  Ausdehnung  von  etwa 
80  cm  40  Milzbrandkarbunkel;  die  zu  diesem  Darmabschnitt  ge¬ 
hörigen  Gekrösdrüsen  waren  hochgradig  geschwollen,  blutig  durch¬ 
setzt  und  zum  Teil  kohlenschwarz.  Die  Milz  war  ziemlich  stark 
vergrößert,  blutreich.  Die  übrigen  Organe  waren  makroskopisch  frei 
von  Milzbrand.  Kultur  und  Tierimpfung  ergab  unzweifelhafte  Milz- 


Milzbrand. 


121 


brandbazillen.  —  Erörterungen  ergaben,  daß  der  Verstorbene  wenige 
Tage  vor  seiner  Erkrankung  mittels  einer  Schneidemaschine  ungarische 
Stechapfelblätter  zerkleinert  hatte,  an  denen  Kultur  und  Tierimpfung 
zweifellose  Milzbrandbazillen  ergaben.  Schill  {Dresden). 

Boquet,  A.,  Sur  l’infection  charbonneuse  du  cobaye  par 
inoculation  sous-muqueuse  de  bacteridies.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  72.) 

Durch  Impfung  unter  die  Mundschleimhaut  und  die  Konjunktiva 
läßt  sich  beim  Meerschweinchen  regelmäßig  Milzbrand  erzeugen. 
Während  die  Milzbrandbazillen  die  unversehrte  Schleimhaut  nur 
schwer  durchdringen  oder  durch  die  Körperflüssigkeit  rasch  zerstört 
werden,  können  sie  also,  wie  schon  Pasteur  annahm,  durch  die 
verletzte  Schleimhaut  sehr  wohl  in  den  Organismus  eindringen  und 
charakteristischen  lokalen  und  septikämischen  Milzbrand  erzeugen. 

Drigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Combiesco,  I).,  Sur  la  receptivite  pulmonaire  ä  l’infection 
charbonneuse.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  752.) 

Gegenüber  den  Mitteilungen  von  Brocq-Rousseu  und  Ur- 
bain,  die  die  Haut  als  das  einzige  für  Milzbrand  rezeptive  Organ 
betrachten,  hält  Verf.  seine  Ansicht  aufrecht,  daß  die  Lunge  von 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  für  Milzbrandinfektion  empfänglich 
ist.  Durch  intratracheale  Zufuhr  des  Virus  läßt  sich  eine  Infektion 
allerdings  nicht  regelmäßig  realisieren,  sondern  nur  durch  direkte 
Injektion  ins  Lungenparenchym.  —  Das  Fehlen  von  Antikörpern  bei 
durch  Kutanimpfung  gegen  Milzbrand  immunisierten  Tieren  läßt 
sich  nicht  durch  eine  unüberschreitbare  Schranke  zwischen  der  Haut 
und  dem  übrigen  Organismus  erklären.  Auch  gegenüber  der  Typhus¬ 
infektion  gibt  es  Immunität  ohne  nachweisbare  Antikörperbildung. 
Verf.  immunisierte  Kaninchen  auf  verschiedenen  Wegen  gegenüber 
Typhusbazillen  (ebenso  Paratyphus  B);  bei  einem  Teil  der  Tiere 
wurden  die  Bazillen  ohne  Vorbehandlung  verwandt,  bei  einem  anderen 
Teil  wurden  sie  dagegen  mit  Oxalatblut  von  Kaninchen  vorbehandelt. 
Bei  ersteren  konnten  stets  Agglutinine  und  Präzipitine  nachgewiesen 
werden;  bei  letzteren  fehlten  sie.  Trotzdem  waren  sämtliche  Tiere 
in  gleicher  Weise  gegen  die  intravenöse  Injektion  einer  sicher  töd¬ 
lichen  Dosis  Typhusbazillen  geschützt.  Drigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Combiesco,  D.,  Le  röle  de  la  peau  dans  l’infection  char¬ 
bonneuse  chez  le  lapin.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  486.) 

Nicht  nur  die  Haut  ist,  wie  die  Besredkasche  Schule  annimmt, 
für  die  Milzbrandinfektion  empfänglich.  Auch  die  Versuche  von 
Plotz  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur.  1924,  39,  p.  169)  sind  nicht  be- 


122 


Milzbrand. 


weisend,  da  die  in  Glaskapseln  eingeschossenen  Bazillen  relativ 
rasch  ihre  Virulenz  verlieren.  —  Läßt  man  Milzbrandbazillen  20  Stunden 
bei  37°  a)  in  defibriniertem  Blut,  b)  in  aktivem  Serum,  c)  in  inakti¬ 
viertem  Serum  wachsen  und  verimpft  die  drei  Kulturen  intravenös 
auf  Kaninchen  unter  Vermeidung  jeglicher  Hautinfektion,  so  sterben 
die  mit  a)  und  c)  geimpften  Tiere,  während  die  mit  b)  geimpften 
am  Leben  bleiben:  in  a)  und  c)  ließen  sich  nach  20 ständigem 
Brütschrankaufenthalt  zahlreiche  Kapselformen  nachweisen,  während 
in  b)  überhaupt  keine  vegetativen  Formen  zu  finden  waren  (0,1  ccm 
der  Kultur  b)  ergab  auf  Agar  mehr  als  300  Kolonien  Milzbrandbazillen). 
Aus  dem  Fehlen  der  vegetativen  Formen  in  b)  scheint  hervor- 
zugehen,  daß  das  aktive  Serum  die  Eigenschaft  besitzt,  diese  Formen 
aufzulösen  bei  gleichzeitiger  Schonung  der  Sporen.  Die  mit  dem 
Serum  verimpften  Sporen  wurden  vor  der  Kapselbildung  phagocytiert; 
selbst  einige  etwa  übrig  gebliebene  vegetative  Formen  werden  in¬ 
folge  Unterdrückung  der  Kapselbildung  leichter  phagocytiert.  Somit 
scheint  die  Rolle  der  Haut  bei  der  Milzbrandinfektion  in  einer  An¬ 
passung  des  Bakteriums  an  den  Organismus  zu  bestehen  (Kapsel¬ 
bildung);  dagegen  ist  sie  für  das  Zustandekommen  der  Infektion 
keineswegs  unentbehrlich.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M). 

Bold,  H.  und  Weyrauch,  Über  die  praktische  Brauchbar¬ 
keit  des  Harnstoffverfahrens  nach  Dold  zur  Iso¬ 
lierung  von  Bakteriensporen,  insbesondere  zum 
Nachweis  von  Milzbrandsporen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924, 
103,  S.  150.) 

Alle  Verfahren,  die  eine  Isolierung  von  Bakteriensporen  aus 
Bakteriengemischen  bezwecken,  schädigen  nach  den  Untersuchungen 
der  Verff.  mehr  oder  weniger  auch  die  in  dem  Gemisch  enthaltenen 
Sporen.  D*as  Harnstoff  verfahren  von  Dold  aber  schädigt  in  ge¬ 
ringerem  Grade  die  Bakteriensporen  als  das  Erhitzungs verfahren  und 
das  Antiformin  verfahren.  —  In  vergleichenden  Untersuchungen  über 
die  Brauchbarkeit  der  3  Verfahren  zur  Isolierung  von  Milzbrand¬ 
sporen  war  das  Harnstoffverfahren  sowohl  unter  willkürlich  ge¬ 
wählten  als  auch  unter  natürlichen  Bedingungen  der  beiden  anderen 
Verfahren  überlegen.  Es  bietet  den  Vorteil  einer  klaren,  bestimmten, 
für  jedes  Untersuchungsmaterial  passenden  Vorschrift,  während  die 
'Angaben  bei  den  beiden  anderen  Verfahren  innerhalb  weiter  Grenzen 
schwanken,  so  daß  eigentlich  in  jedem  Falle  die  vorherige  Ermittlung 
der  optimalen  Bedingungen  nötig  wäre.  Schill  (Dresden). 

Matsumoto,  Takima,  Versuche  über  Herstellung  und  Wir¬ 
kung  antiaggressiven  Milzbrandserums.  (Zschr.  f.  Immun. 
Forsch.  1924,  40,  S.  402.) 


Milzbrand.  —  Rotz. 


123 


Kaninchen  lassen  sich  mittels  sterilen  Hautödems  infizierter 
Kaninchen  aktiv  gegen  Milzbrand  immunisieren  und  liefern  bei 
längerer,  besonders  durch  Injektion  nicht  völlig  steriler  Ödeme  unter¬ 
stützter  Vorbehandlung  passiv  schützende  Sera.  Die  Schutzwirkung 
der  Sera  wird  durch  Behandlung  mit  abgetöteten  sowie  mit  lebenden 
Bazillen  aus  dem  Meerschweinchenkörper  nicht  aufgehoben,  ebenso¬ 
wenig  durch  Wachsenlassen  von  Bazillen  im  Serum.  Dagegen  neu- 
•  • 

tralisiert  Odemflüssigkeit  von  Kaninchen  schon  in  verhältnismäßig 
geringer  Menge  (der  3— 4  fachen  des  Serums)  die  Schutzwirkung. 
Es  müssen  also  im  Ödem  die  für  die  Ausbildung  der  Immunität 
maßgebenden  Aggressine  enthalten  sein.  Meerschweinchen  lassen 
sich  sowohl  aktiv  wie  passiv  schwerer  schützen  als  Kaninchen,  was 
mit  den  Erfahrungen  bei  anderen  Immunisierungsmethoden  über¬ 
einstimmt.  Die  Körperflüssigkeiten  infizierter  Meerschweinchen  be¬ 
sitzen  nur  geringen  Aggressinwert.  Die  subkutane  Anwendung  des 
Milzbrandserums  ist  jeder  anderen  überlegen.  Vielleicht  besteht  hier 
ein  Zusammenhang  mit  der  von  Besredka  behaupteten  dermotropen 
Natur  des  Milzbrandes.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Combiesco,  D.  et  Dumitresco,  Nestor,  Reche rch es  sur  la 
vaccination  anticharbonneuse  chez  le  lapin.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  3924,  91,  p.  489.) 

Die  Versuche  der  VerfF.  lassen  annehmen,  daß  die  Milzbrand¬ 
brandbazillen  bei  kutaner  Verimpfung  sich  an  den  Organismus  an¬ 
passen,  bevor  sie  in  die  Zirkulation  eindringen;  findet  eine  solche 
Anpassung  schon  vorher  statt  (Züchtung  im  Oxalatblut),  so  kann 
man  durch  subkutane  Applikation  ebenso  Immunität  erzeugen  wie  mit 
Kutauimpfling.  '  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Yelu,  H.,  Essai  d’intradermovaccination  du  mouton 
contre  le  charbon.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  746.) 

Beim  Hammel  kann  man  durch  eine  einzige  intrakutane  Impfung 
aktive  Immunität  gegen  Milzbrand  erzeugen.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Toyoda,  H.  und  Tsuru,  K.,  Weitere  Untersuchungen  zur 
Bakterizidiefestigkeit  des  Rotzbazillus.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  64.) 

Die  Bakterizidiefestigkeit  des  Rotzbazillus  verliert  sich  leicht 
durch  Überimpfung  auf  künstlichem  Nährboden,  scheint  aber  davon 
abhängig  zu  sein,  wie  oft  die  Bazillen,  bevor  sie  auf  den  künstlichen 
Nährboden  kamen,  von  Tier  zu  Tier  überimpft  worden  sind.  Dagegen 
verschwindet  die  Bakterizidiefestigkeit  nicht  nach  Tierpassagen. 
Die  Versuche  wurden  bis  zur  37.  Passage  fortgeführt.  Der  bakteri- 


124 


Wut. 


zidiefeste  Rotzbazillus  bildet  im  Tierkörper  Agglutinine  gegen  die 
Kulturbazillen  fast  ebenso  wie  der  nicht  bakterizidiefeste. 

Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Sawatejev,  A.  I).,  Das  Blutbild  bei  Lyssa  humana.  (Ergeb. 
a.  Inst.  f.  Infekt.Krkh.  Elias  Metschnikoff  des  Moskauer  Gesund¬ 
heitsamtes.  1924,  S.  77.) 

Es  wurde  das  Blut  von  6  Tollwutkranken,  die  weder  Morphium 
noch  andere  Narkotika  erhalten  hatten,  untersucht.  Das  Blut  wurde 
aus  der  Fingerspitze  während  der  letzten  beiden  Krankheitstage 
(47  —  1  Stunde  ante  mortem)  entnommen.  Gegen  Ende  der  Krank¬ 
heit  steigt  die  Leukocytose  bis  zu  30—35000,  die  absolute  Neutro- 
philie  erreicht  88  Proz.  Die  Lymphocyten  sind  relativ  vermindert, 
ihre  absolute  Menge  ist  jedoch  beinahe  normal.  Absolute  Mononukleose, 
Aneosinophilie,  keine  Kernverschiebung.  Die  Leukocytose  ist  wahr¬ 
scheinlich  als  Folge  des  Krampfzustandes  anzusehen.  Die  Ver¬ 
mehrung  der  Erythrocyten  —  in  einem  Falle  bis  zu  7  Millionen  — 
geschieht  wahrscheinlich  infolge  der  Atemstörungen  und  der  An¬ 
reicherung  von  C02  im  Blute.  E.  Gildemeister  {Berlin). 

Levaditi,  C.,  Nicolau,  S.  et  Schoen,  R.,  La  nature  microspori- 
dienne  du  virus  rabique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  398.) 

Die  auffallenden  Analogien  zwischen  dem  Encephalitozoon  cuni- 
culi  und  anderen  im  Cytoplasma  der  Neuronen  bei  manchen  Wirbel¬ 
tieren  beobachteten  pathogenen  Mikrosporidien  (z.  B.  Glugea  lophii 
Doflein)  einerseits  und  dem  Wutvirus  andererseits  haben  die  Verff. 
zur  Annahme  der  Mikrosporidiennatur  des  Wutvirus  gebracht.  Nach 
ihrer  Hypothese  ist  der  Rabieskeim,  die  mikrobiologische  Einheit, 
also  das  die  Infektion  tatsächlich  auslösende  Agens  ein  ultravisibles, 
filtrables  Virus.  Dieser  Keim  macht  einen  Entwicklungszyklus  durch, 
dessen  letzte  Phase  —  Phase  der  Pansporoblasten  und  Cysten  —  das 
Negrisclie  Körperchen  ist.  Dringt  der  Keim  in  hypersensible  Neurone 
ein,  so  degenerieren  diese  und  eignen  sich  infolgedessen  nicht  mehr 
für  den  Abschluß  des  Entwicklungszyklus:  die  Pansporoblasten- 
bildung  bleibt  aus.  Bleibt  die  Zelle  dagegen  intakt,  so  kann  der 
Parasit  seine  ganze  Entwicklung  absolvieren,  mit  anderen  Worten: 
Negrische  Körperchen  bilden.  Tatsächlich  findet  man  diese  nur  in 
Zellen  von  normalem  Aussehen,  und  zwar  in  der  Hirnrinde,  im  Am¬ 
monshorn  und  im  Hippocampus.  Nie  dagegen  wurden  sie  in  den 
stark  degenerierten  Neuronen  der  gleichen  Regionen,  des  Rücken¬ 
marks,  der  Spinalganglien,  des  Bulbns  oder  des  Mesencephalons  ge¬ 
funden.  Die  Negrischen  Körperchen  bestehen  aus  einer  Kapsel,  in 
deren  Innerem  man  bei  guten  Präparaten  Flecke  findet,  die  sich 
nach  G  i  e  m  s  a  dunkelblau  färben.  Die  Flecke  sind  von  verschiedener 


Wut. 


125 


Größe  und  Form.  Manche  Körperchen  enthalten  einen  großen  zen¬ 
tralen  Fleck,  der  von  kleineren  Korpuskeln  umgeben  ist;  in  anderen 
findet  man  eine  Unzahl  kleiner,  nahezu  gleichgroßer  Flecke.  Irgend¬ 
welche  strukturelle  Einzelheiten  kann  man  an  diesen  Flecken  selbst 
mit  schärfsten  Vergrößerungen  nicht  wahrnehmen;  man  hat  sie  jedoch 
als  Aggregat  von  Mikrosporidiensporen  anzusehen.  Die  Flecke  sind 
Pansporoblasten,  die  voneinander  durch  ein  Stütznetz  getrennt  sind, 
welches  von  der  Wirtszelle  herrührt.  Diese  sezerniert  eine  hyaline 
Substanz,  die  rings  um  die  Pansporoblasten  abgelagert  wird,  die 
Kapsel  bildet  und  so  die  Parasitenkolonie  vorm  Zerplatzen  schützt 
und  gegen  die  übrige  Zelle  abgrenzt.  Je  nach  der  Menge  der  in 
ihnen  enthaltenen  Pansporoblasten  und  dem  Reichtum  an  Kapsel¬ 
substanz  sind  die  Negrischen  Körperchen  größer  oder  kleiner.  Das 
Fehlen  der  Negrischen  Körperchen  beim  Virus  fixe  erklärt  sich  da¬ 
durch,  daß  das  Virus  zu  schnell  den  Tod  des  Versuchstiers  herbei¬ 
führt,  um  den  Entwicklungszyklns  ganz  zu  absolvieren.  Bei  der 
Straßenwut  verläuft  der  Krankheitsprozeß  langsam  genug,  um  das 
charakteristische  Erscheinen  der  Pansporoblasten  zu  ermöglichen.  — 
Es  ist  besonders  interessant,  daß  die  Pansporoblasten  sich  nur  in 
Neuronen  entwickeln,  die  zu  solchen  Segmenten  des  Zentralnerven¬ 
systems  gehören,  welch  ihrem  embryonalen  Ursprung  nach  jünger 
sind  (Vorderhirn).  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Levaditi,  0.,  Nicolau,  S.  et  Schoeu,  R.,  Antagonisme  ent  re  le 
virus  rabique  et  le  virus  des  rues;  mecanisme  de  la 
mutation  du  virus  des  rues  en  virus  fixe.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  91,  p.  423.) 

Bringt  man  fixes  Wutvirus  oder  Straßenvirus  auf  die  epilierte 
und  skarifizierte  Haut  von  Kaninchen,  so  entwickelt  sich  Wut  ohne 
makro-  oder  mikroskopische  Lokalreaktion.  Bei  subkutaner  Injektion 
verschwindet  das  Virus  gleichfalls  rasch  von  der  Injektionsstelle,  da¬ 
gegen  ist  unter  diesen  Bedingungen  nur  das  Straßenvirus  pathogen, 
während  von  10  mit  Virus  fixe  infizierten  Tieren  nur  eines  erkrankt. 
—  Mischt  man  Virus  fixe  zu  gleichen  Teilen  mit  Straßenvirus  und 
injiziert  das  Gemisch  ins  Gehirn  von  Kaninchen,  so  fehlen  bei  den 
an  Wut  gestorbenen  Tieren  die  Negrischen  Körperchen  vollständig, 
während  sie  sich  bei  den  nur  mit  dem  gleichen  Stamm  Straßenvirus 
infizierten  Tieren  reichlich  entwickeln.  Infiziert  man  die  Kaninchen 
zunächst  mit  Straßenvirus  und  dann  erst  —  in  verschiedenen  Ab¬ 
ständen  —  mit  Virus  fixe,  so  sind  die  Negrischen  Körperchen  um  so 
spärlicher,  je  eher  die  Injektion  des  Virus  fixe  nach  der  Infektion 
mit  Straßenvirus  vorgenommen  wurde.  Die  stärker  neurotrope 
Varietät  des  Wutvirus  blockiert  anscheinend  die  nervösen  Zellen  des 
Ammonshorns  und  der  Rinde  und  widersetzt  sich  der  Entwicklung 


126 


Wut. 


der  pansporoblastischen  Phase  des  Straßenvirus.  Es  besteht  also  ein 
echter  Antagonismus  zwischen  beiden  Virusvarietäten.  —  Verff.  haben 
Untersuchungen  über  die  Umwandlung  des  Straßenvirus  in  Virus  fixe 
unternommen  und  konnten  feststellen,  daß  die  verschiedenen  Stämme 
sich  von  vornherein  in  der  Eignung  zur  Bildung  von  Pansporoblasten 
(Negrischen  Körperchen)  unterscheiden;  manche  sind  und  bleiben 
sehr  arm,  andere  dagegen  sind  sehr  reich  an  Pansporoblasten  und 
bleiben  es  im  Lauf  der  Passagen  lange  Zeit.  Die  von  vornherein 
armen  Stämme  verlieren  die  Fähigkeit  zur  Ausbildung  des  pan¬ 
sporoblastischen  Stadiums  viel  rascher  und  bilden  sich  leichter  in 
Virus  fixe  um;  die  Inkubation  wird  zusehends  kürzer,  die  Läsionen 
nehmen  den  für  Virus  fixe  typischen  Charakter  an.  Die  reichen 
Stämme  verhalten  sich  gerade  umgekehrt  und  schließlich  beobachtet 

man  geradezu  Oszillationen  in  der  Richtung  auf  eine  Verarmung  an 

•  • 

Negrischen  Körperchen.  Überhaupt  verläuft  der  ganze  Mutations¬ 
prozeß  nicht  brüsk,  sondern  oszillierend;  er  ist  einerseits  durch  die 
Verschiedenheit  der  Stämme  bedingt,  andererseits  aber  auch  durch 
die  Sensibilität  der  Tiere:  wenn  man  im  Lauf  der  Passagen  Kaninchen 
infiziert,  die  empfindlicher  sind  als  die  anderen,  so  verläuft  die  In¬ 
fektion  viel  rascher.  —  Ein  sicherer  Nexus  zwischen  der  Inkubations¬ 
zeit  und  dem  von  vornherein  bestehenden  Reichtum  der  Stämme  an 
Pansporoblasten  besteht  nicht;  dagegen  geht  die  Abnahme  der  Pan¬ 
sporoblasten  mit  der  Verkürzung  der  Inkubation  parallel.  Prigge. 

David,  H.,  Zur  Haltbarkeit  des  fixen  Wutvirus.  (Tierärztl. 
Rdsch.  1924,  30,  S.  565.) 

Die  Virulenz  des  vom  Verf.  verwendeten  Virus  fixe  hielt  sich  im 
unzerriebenen  Kaninchen*  Gehirn  und  -Rückenmark  in  konzentriertem 
Glyzerin  einen  Monat  lang  ungeschwächt,  nach  dieser  Zeit  trat  ge¬ 
wöhnlich  eine  Verlängerung  der  Inkubationszeit  ein.  21/ 2  Monate 
altes  Virus  fixe  („Wien“)  war  avirulent;  andererseits  hatte  ein  Virus 
mit  4tägiger  Inkubation  („Nisch“)  noch  nach  3*/2  Monaten  seine 
Ansteckungsfähigkeit  bewahrt.  Eine  öproz.  mit  Glyzerin-Kochsalz¬ 
lösung  (2:1)  hergestellte  Wutmarkverreibung  war  länger  als  2  Wochen, 
aber  kürzer  als  4  Wochen  haltbar.  0,lproz.  Karbolsäure  zerstörte 
die  Virulenz  einer  öproz.  Wutmarkemulsion  zwischen  5  und  8  Tagen. 
Versuche,  das  Virus  fixe  in  Gelatine  zu  konservieren,  hatten  keinen 
Erfolg.  Ebenso  war  das  im  „Faust-Heim“  getrocknete  Wutmaterial 
bereits  nach  24  Stunden  unwirksam.  Zeller  {Berlin). 

Remlinger,  P.,  Contribution  ä  l’etude  de  Uaction  de  la 
glycerine  sur  le  virus  rabique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  70.) 

Das  Gehirn  von  Kaninchen,  die  der  Infektion  mit  fixem  Wut- 


Wut. 


127 


yirus  erlegen  waren,  verliert  bei  Aufbewahrung  in  Glyzerin  seine 
Virulenz  von  der  Peripherie  nach  dem  Zentrum;  und  zwar  hält  sich 
das  Virus  in  den  zentralen  Partien  um  so  länger,  je  größer  das 
Gehirn  ist  (240  Tage  oder  länger).  Gehirnsubstanz  bleibt  —  ceteris 
paribus  —  länger  virulent  als  Marksubstanz,  und  Straßen virus  hält 
sich  länger  als  Virus  fixe.  Durch  vorheriges  Trocknen  wird  die 
Konservierungsdauer  abgekürzt. 

Derselbe,  Une  nouvelle  methode  de  traitement  anti- 
rabique.  Des  moelles  glycerinees  fraiches.  (Ibid.  p.  272.) 
Verf.  empfiehlt  völlige  Ausschaltung  der  Trocknung  bei  der 
Herstellung  des  Tollwutimpfstoffes.  Bringt  man  das  Mark  eines  dem 
Virus  fixe  erlegenen  Kaninchens  sofort  nach  der  Entnahme  in  Gly¬ 
zerin,  so  bewahrt  es  24—25  Tage  lang  seine  Virulenz;  diese  ver¬ 
schwindet  zwischen  dem  24.  und  27.  Tag  brüsk,  also  ohne  vorher 
wahrzunehmende  Abschwächung  (trotz  seines  Virulenzverlustes  ver¬ 
liert  das  Mark  jedoch  keineswegs  völlig  seine  immunisierenden 
Fähigkeiten;  man  kann  bei  Tieren  einen  beträchtlichen  Grad  von 
Immunität  damit  erzielen).  Die  Behandlung  wird  dann  so  geleitet, 
daß  zur  Vorsicht  —  trotz  der  Unschädlichkeit  des  Virus  fixe  für  den 
Menschen  —  mit  einigen  Infektionen  von  Mark  begonnen  wird,  das 
länger  als  25  Tage  in  Glyzerin  war.  Alsdann  fährt  man  mit  viru¬ 
lentem,  d.  h.  für  die  Dura  mater  des  Kaninchens  virulenten  Mark 
fort,  das  also  weniger  als  25  Tage  in  Glyzerin  war.  Prigge. 

Remlinger,  P.,  L’huile  d’ oliv  es  peut-elle  remplacer  la 
glycerine  pour  la  Conservation  du  virus  rabique? 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  59.) 

Der  von  Botafogo  Gonsalves  gemachte  Vorschlag,  das 
Glyzerin  bei  der  Konservierung  von  Wutvirus  durch  Olivenöl  zu  er¬ 
setzen,  wird  energisch  zurückgewiesen.  Außer  über  ältere  Erfahrungen 

berichtet  Verf.  jetzt  über  neue  Versuche,  aus  denen  hervorgeht,  daß 

•  •  • 

in  den  in  sterilisiertem  01  auf  bewahrten  Gehirnen  trotz  vorsichtigster 
aseptischer  Kautelen  bei  der  Organentnahme  reichliches  Bakterien¬ 
wachstum  stattfindet  (Coli,  Staphylokokken).  Bei  Aufbewahrung  in 
dem  antiseptisch  wirkenden  Glyzerin  ist  dies  nie  der  Fall. 

Derselbe,  Conservation  du  virus  rabique  dans  l’huile 
camphree.  (Ibid.  p.  350.) 

Nachdem  Verf.  bereits  früher  die  mangelnde  Eignung  des  Oliven¬ 
öls  für  die  Konservierung  des  Wutvirus  nachgewiesen  hatte,  versuchte 
er,  die  bestehenden  Nachteile  durch  Zusatz  von  20  Proz.  Kampfer 
zu  beseitigen.  Jedoch  war  es  auch  mit  Kampferöl  nicht  möglich,  das 
Glyzerin  zu  ersetzen,  da  der  Kampfer  nur  eine  Verlangsamung,  nicht 

eine  Verhinderung  bakterieller  Entwicklung  zu  bewirken  vermochte. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 


128 


Wut. 


Viala,  Jules,  Les  vaccinations  antirabiques  ä  1 'Institut 
Pasteur  en  1923.  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur.  1923,  38,  p.  648.) 

Statistisches  Material  über  die  Tollwut-Schutzimpfungen  im  In¬ 
stitut  Pasteur  während  des  Jahres  1923.  Mortalität  0  Proz. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Kraus,  R.,  Über  eine  ökonomische  Methode  der  Schutz¬ 
impfung  gegen  Hundswut.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924, 
41,  S.  92.) 

Yerf.  hat  während  seiner  Tätigkeit  in  Argentinien  nach  dem 
Vorgang  von  Calmette  das  verschieden  lange  Zeit  getrocknete 
Wutmark  in  Glyzerin  aufbewahrt  und  es  in  dieser  Form  an  die 
Ärzte  im  Lande  verschickt,  die  ihrerseits  die  zur  Injektion  bestimmte 
Verreibung  daraus  herstellten.  Es  wurden  an  800  Personen  geimpft, 
ohne  daß  Schädigungen  mitgeteilt  wurden.  Postvaccinale  Lähmungen 
wurden  niemals  beobachtet.  Wegen  der  großen  Ersparnisse  empfiehlt 
Verf.  das  Verfahren  auch  in  Europa  einzuführen.  Kurt  Meyer. 

Schweinburg,  Fr.,  Klinische  und  experimentelle  Beob¬ 
achtungen  über  Lähmungen  nach  Wutschutzimpfung. 
(W.  kl.  W.  1924  S.  797.) 

In  der  Wiener  Wutschutzstation  wurde  bei  6814  in  den  Jahren 
1894—1915  geimpften  Personen  kein  einziger  Fall  von  Myelitis  be¬ 
obachtet,  bei  den  7875  Geimpften  der  Jahre  1915 — 1923  aber  35  Fälle, 
obwohl  von  1896  bis  Mitte  1923  stets  das  gleiche  Virus  fixe  und  die 
gleiche  Impfmethode  angewendet  wurde.  Verf.  hat  über  2000  Per¬ 
sonen,  die  in  den  Jahren  1919 — 1921  der  Schutzimpfung  unterzogen 
waren,  nachuntersucht  und  stellte  bei  fast  der  Hälfte  allerhand  sub¬ 
jektive  nervöse  Beschwerden  fest,  die  als  Folge  der  Impfungen  an¬ 
zusehen  waren.  Von  etwa  200  Geimpften  wurde  über  Parästhesien 
der  Extremitäten,  Schwere  der  Beine,  mühsames  Gehen,  Schwierig¬ 
keiten  beim  Urinieren  usw.  geklagt.  Bei  ca.  40  Personen  waren 
auch  objektive  neurologische  Krankheitserscheinungen  feststellbar, 
so  daß  hier  wohl  fließende  Übergänge  zu  den  ausgesprochenen  Mye¬ 
litisfällen  vorliegen.  Die  Ursache  der  Lähmungen  ist  noch  unbekannt. 
J.  Kochs  Annahme,  daß  eine  Infektion  mit  abgeschwächtem  Straßen¬ 
virus  in  Betracht  komme,  ist  abzulehnen,  weil  die  Lähmungen  auch 
bei  Geimpften  beobachtet  wurden,  die  überhaupt  nicht  gebissen  waren, 
oder  bei  denen  sich  nachträglich  das  beißende  Tier  als  gesund  erwies. 
Ebenso  spricht  das  Fehlen  von  Negrischen  Körperchen  in  allen  darauf¬ 
hin  untersuchten  Fällen  gegen  K ochs  Theorie.  Verf.  ist  auf  Grund 
seiner  Versuche  der  Ansicht,  daß  ausschließlich  die  Menge  der  ein¬ 
gespritzten  Kaninchenrückenmarksubstanz  schuld  an  dem  Entstehen 
der  Paralysen  ist.  Es  zeigte  sich  bei  daraufhin  angestellten  Prüfungen, 


Wut. 


129 


daß  durch  14  Tage  fortgesetzte  subkutane  Impfungen  mit  normaler 
Nervensubstanz  nach  der  Methode  Pasteurs  und  Babes  bei  Kaninchen 
gelegentlich  Krankheitsbilder  hervorrufen,  die  nach  Inkubation, 
klinischem  Verlauf  und  histologischem  Befund  den  postvaccinellen 
Paralysen,  die  beim  Menschen  nach  Pasteurscher  Schutzimpfung  auf- 
treten,  vollkommen  entsprechen.  Von  56  Kaninchen  aber,  die  mit 
Rückenmark  genau  so  geimpft  wurden,  wie  es  die  Methode  von  Högyes 
bei  der  menschlichen  Schutzimpfung  verwendet,  erkrankte  kein  ein¬ 
ziges.  Das  findet  sein  x4nalogon  in  der  Statistik  der  menschlichen 
Lähmungsfälle,  wo  ein  Fall  von  Lähmung  beim  klassischen  Pasteur 
auf  5446,  bei  der  intensiven  Pasteurmethode  auf  541,  bei  der  Pus- 
kariumethode  auf  482,  dagegen  bei  der  Högyesmethode  erst  auf 
17139  Impflinge  entfällt.  Der  Unterschied  der  letztgenannten  Methode 
gegenüber  allen  anderen  liegt  nicht  in  der  Zahl  oder  Virulenz  der 
eingespritzten  Erreger  oder  Toxine,  sondern  ausschließlich  in  der 
stark  verminderten  Menge  der  injizierten  Nervensubstanz.  Es  werden 
nämlich  auf  einen  Patienten  während  einer  ganzen  Kur  bei  dem  ge¬ 
wöhnlichen  Pasteurverfahren  1,17  g  Nervensubstanz  verimpft,  beim 
verstärkten  Pasteur  1,95  g,  beim  3  wöchigen  Pasteur  2,93  g,  dagegen 
beim  Högyesverfahren  0,2375  g.  Welcher  Art  die  lähmungerzeugen¬ 
den  Giftstoffe  sind,  muß  erst  erforscht  werden.  Vielleicht  spielen 
die  Fette  und  Lipoide  des  Nervensystems  eine  Rolle.  Dies  könnte 
daraus  geschlossen  werden,  daß  bei  der  verstärkten  Schutzimpfung 
nach  Avilisatos,  bei  der  trotz  der  besonders  hohen  injizierten  Nerven- 
substanzmenge  (6,2375  g!)  bisher  keine  Lähmungen  beobachtet  sind, 
der  Impfstoff  vor  seiner  Verwendung  durch  72  Stunden  gründlich  mit 
Äther  vorbehandelt  wird.  Die  allgemeine  Einführung  der  Högyes- 
schen  Methode,  bei  der  nur  sehr  wenig  Nervensubstanz  injiziert  und 
doch  die  Intensität  der  Behandlung  nicht  verringert  wird,  erscheint 
ratsam.  H et  sch  ( Frankfurt  a.  M.). 

Hata,  S.,  The  protection  of  dogs  against  rabies  by 
Umeno’s  method  of  preventive  inoculation.  (J.  of  Im- 
munol.  1924,  9,  p.  89.) 

Umeno  hat  ein  Verfahren  zur  prophylaktischen  Wutschutz¬ 
impfung  der  Hunde  eingeführt.  Der  von  ihm  angegebene  Impfstoff 
wird  in  folgender  Weise  hergestellt.  Kaninchen  werden  mit  Virus 
fixe  infiziert  und,  sobald  sie  Symptome  zeigen,  getötet.  Gehirn  und 
Rückenmark  werden  mit  5  Teilen  eines  Gemisches  von  60  Teilen 
Glyzerin  und  40  Teilen  1,25  proz.  Phenollösung  verrieben.  Nach  Fil¬ 
tration  durch  Tuch  bleibt  das  Filtrat  zur  Abschwächung  des  Virus 
2  Wochen  bei  etwa  20°.  Der  Impfstoff  tötet  dann  noch  Kaninchen, 
ruft  aber  bei  Hunden  nur  gelegentlich  leichte  Krankheitserscheinungen 
hervor.  Er  hält  sich  kühl  und  dunkel  auf  bewahrt  2  Monate.  Einem 

No.  5/6.  9 


Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


180 


Maal-  und  Klauenseuche. 


ausgewachsenen  Hunde  werden  davon  subkutan  an  Brust  und  Rücken 
je  3  ccm  injiziert.  Junge  Hunde  von  weniger  als  4  kg  Gewicht  erhalten 
im  ganzen  3  ccm  oder  noch  weniger.  Hunde  unter  4  Monaten  eignen 
sich  zur  Impfung  nicht.  Bei  gebissenen  Hunden  wird  die  Injektion 
möglichst  bald  gegeben  und  am  folgenden  Tag  wiederholt.  Mit  der 
Schutzimpfung  wurden  in  Tokio  und  Jokohama  mit  Umgebung  sehr 
gute  Resultate  erzielt.  Von  104629  geimpften  Hunden  erkrankten 
seit  Einführung  der  Impfung  nur  49  an  Wut,  während  unter  den  un- 
geimpften  Hunden,  deren  Zahl  nur  etwa  ein  Drittel  der  Gesamt¬ 
hundezahl  ausmachten,  1699  Wutfälle  vorkamen.  Kurt  Meyer . 

Pfeiler,  W.,  D er  heutige  Stand  der  Maul-  und  Klauenseuche- 
Forschungsfrage.  (D.  landw.  Presse.  1924,  51,  S.  273.) 

Verf.  glaubt  nach  Besprechung  der  diesbezüglichen  neueren  Ar 
beiten,  daß  ein  Teil  der  von  Dahmen  und  Frosch  gezogenen 
Schlüsse  über  die  Züchtung  und  Morphologie  des  Erregers  der  Maul¬ 
und  Klauenseuche  sehr  vorzeitig  sind.  Die  Behandlung  der  genannten 
Seuche  mit  chemotherapeutischen  Mitteln  zeigt  gewisse  Ansätze.  Erst 
wenn  die  Züchtung  in  voll  virulenter  Form  gelungen  ist,  dann  wird 
auch  die  Herstellung  von  Impfstoffen  gegen  diese  gefährliche  Krank¬ 
heit  keine  Schwierigkeiten  mehr  machen.  Wedemann  {Berlin). 

Jacob,  E.,  Die  Verschleppung  der  Maul-  und  Klauen¬ 
seuche  durch  den  W  ander  fl  ug  der  Vögel.  (Tierärztl. 
Rdsch.  1924,  30,  S.  567.) 

In  den  Jahren  1900 — 1921  ist  nach  den  Angaben  von  Stock- 
man  die  Maul-  und  Klauenseuche  79 mal  an  oft  weit  auseinander¬ 
liegenden  Stellen  in  England  ausgebrochen.  Da  Wiederkäuer,  Heu 
und  Stroh  aus  verseuchten  Ländern  nicht  eingeführt  werden  dürfen,- 
andererseits  Menschen  und  Sachen  als  Überträger  nicht  zu  ermitteln 
waren,  vermutet  Stockman,  daß  Zugvögel  das  Virus  nach  Eng¬ 
land  gebracht  hätten.  Verf.  unterzieht  die  Stockmanschen  Ver¬ 
mutungen  einer  kritischen  Würdigung  und  kommt  zu  dem  Schluß, 
daß  Stockman  den  Wahrscheinlichkeitsbeweis  für  seine  Ver¬ 
mutungen  nicht  zu  erbringen  vermochte,  und  daß  die  Art  seiner  Be¬ 
weisführung  durchaus  unzureichend  sei.  Zeller  [Berlin). 

Krause,  Kurt,  Zur  Infektion,  Blutmorphologie  und  Super¬ 
infektion  bei  der  experimentellen  Maul-  und  Klauen¬ 
seuche  der  Meerschweinchen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101, 
S.  212.) 

Aus  Versuchen  des  Verf.  ergibt  sich,  daß  die  Theorie  von  der 
örtlichen  Virusentwicklung  nicht  überspannt  werden  darf.  In  der 
von  Behla  aufgestellten  Fassung  erachtet  sie  K.  für  falsch.  Die 


Maul-  und  Klauenseuche.  —  Rotlauf. 


131 


Inkubation,  soweit  sie  sich  auf  die  allgemeine  Erkrankung  erstreckt, 
fällt  nicht  mit  der  örtlichen  Virusentwicklung  allein  zusammen, 
sondern  ebensosehr  mit  der  Entwicklung  des  Virus  im  Blut  (erste 
Fieberzacke!).  —  Was  das  Blutbild  angeht,  so  ist  eine  zeitweilige, 
innige,  vitale  Gemeinschaft  von  Virus  und  roten  Blutkörperchen  nicht 
zu  leugnen,  doch  dürfte  die  Gegenwart  des  Erregers  keine  wesent¬ 
liche  degenerative  Wirkung  ausüben.  —  Die  Versuche  über  Super¬ 
infektion  lassen  erkennen,  daß  diese  mit  der  Lymphe  aus  den  Aphthen 
eines  anderen  Tieres  meist  eine  zum  Tode  führende  Verschlimmerung 
der  Erkrankung  verursacht,  dagegen  die  Superinfektion  mit  dem 
Aphtheninhalt  desselben  Meerschweinchens  gerade  die  umgekehrte 
Wirkung,  abgekürzten,  gutartigen  Verlauf  zeitigte.  Schill  (Dresden). 

Gins,  H.  A.,  Chemotherapeutische  Versuche  über  Maul¬ 
und  Klauenseuche.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  167.) 

Die  Möglichkeit  einer  Beeinflussung  des  Virus  der  Maul-  und 
Klauenseuche  durch  komplexe  Wismutverbindungen  wird  erwiesen 
durch  Versuche  des  Verf.  an  Meerschweinchen.  Als  wirksam  er¬ 
wiesen  sich  Heyden  531,  564  b  und  590.  Es  ergab  sich,  daß  es  mög¬ 
lich  ist,  durch  prophylaktische  Verabreichung  von  Heyden  „590“, 
Einfluß  auf  die  nachfolgende  Infektion  zu  gewinnen.  Dieser  Einfluß 
äußerte  sich  durch  erhebliche  Abschwächung  und  Verzögerung  der 
künstlichen  Infektion;  er  kann  sogar  zu  einer  vollständigen  Unter¬ 
drückung  der  Infektion  führen.  Inwieweit  die  Ergebnisse  bei  Meer¬ 
schweinchen  an  großen  Tieren  bestätigt  werden  können,  bleibt  ab¬ 
zuwarten.  Schill  (Dresden). 

Meyer,  F.,  Rotlauf  und  Virusschweinepest.  (Tierärztl. 
Rdsch.  1924  S.  418.) 

Enthält  Angaben  über  die  Dosierung  des  Serums  und  der  Kultur 
bei  der  Rotlaufschutzimpfung,  über  Haltbarkeit  der  Kultur,  über 
Dauer  des  Impfschutzes,  über  Klinik  und  Bekämpfung  der  Virus- 
Schweinepest.  Ca  r  l  (Karlsruhe). 

Brasie,  G.,  Sur  un  echantillon  de  bacille  du  rouget  con- 
serve  10  ans  in  vitro.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  520.) 

Morphologische,  kulturelle  und  tierexperimentelle  Untersuchungen 
an  einem  10  Jahre  lang  in  vitro  gehaltenen  Schweinerotlauf- 
Bazillenstamm.  Drigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Panisset,  L.  et  Verge,  J.,  Contribution  au  diagnostic  du 
rouget  du  porc.  Les  formes  longues  du  bacille.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  62.) 

In  den  Organen  von  an  Schweinerotlauf  gestorbenen  Tieren  kann 

9* 


132 


Rotlauf.  —  Krankheiten  der  Pferde. 


der  spezifische  Bazillus  lange,  feine,  verknäulte  Fäden  bilden,  deren 
Anwesenheit  die  bakterioskopische  Diagnose  bei  Fehlen  typischer 
Formen  des  Erregers  sichern  kann.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Schmidt,  W.,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die 
Immunitätsverhältnisse  nach  der  Rotlaufsimultan¬ 
impfung  unter  besonderer  Berücksichtigung  der 
Empfänglichkeit.  (Arch.  f.  wiss.  Tierhlk.  1924,  50,  S.  341.) 

Verf.  folgert  aus  seinen  an  weißen  Mäusen  an  gestellten  Ver¬ 
suchen  für  die  Praxis  der  Rotlaufschutzimpfung  beim  Schwein,  daß 
von  einer  zweiten  Kulturinjektion  unbedingt  dann  Gebrauch  gemacht 
werden  muß,  wenn  hochgezüchtete,  also  wenig  resistente  Rassen 
gegen  Rotlauf  zu  immunisieren  sind.  Bei  resistenten  Landrassen 
dagegen  kann  die  allgemein  gebräuchliche,  einfache  Schutzimpfung 
genügen,  wenn  Serum  und  Kultur  gut  aufeinander  abgestimmt  sind. 

Griese.  {Berlin). 

Fujimura,  S.,  On  the  jodized  swine  erysipelas  vaccine. 
(J.  of  Japan.  Soc.  of  vet.  Science.  1924,  3,  p.  17.) 

In  einigen  Schweinezuchtgebieten  Japans  sind  nach  Anwendung 
der  Simultanimpfung  gegen  Schweinerotlauf  mehrfach  schwere  Impf¬ 
reaktionen  und  Impf  Verluste  aufgetreten.  Sie  waren  für  den  Verf. 
der  Anlaß,  die  Herstellung  eines  neuen,  sicher  wirksamen  Impfstoffes 
auf  anderem  Wege  zu  versuchen.  Er  mischte  Abschwemmungen  von 
28—48  Stunden  gewachsenen  Rotlaufagarkulturen  mit  Bouillonkulturen 
desselben  Erregers  und  versetzte  die  Mischung  mit  Lugolscher 
Lösung  im  Verhältnis  1:5.  Nachdem  die  Wirksamkeit  dieser  jodierten 
Vaccine  an  kleinen  Laboratoriums  Versuchstieren  sowie  an  einigen 
Schweinen  festgestellt  war,  wurde  sie  praktisch  an  einer  größeren 
Anzahl  von  Schweinen  in  einem  Rotlaufdistrikt  geprüft.  Die  Tiere 
erhielten  1  ccm  Vaccine  auf  10  kg  Körpergewicht;  lokale  und  all¬ 
gemeine  Reaktionen  sind  im  Anschluß  an  die  Impfung  nicht  auf¬ 
getreten.  Im  letzten  Jahr  wurden  insgesamt  1693  Schweine  nach 
der  neuen  Methode  geimpft.  Die  Impfergebnisse  sollen  so  günstig 
gewesen  sein,  daß  die  japanischen  Schweinezüchter  das  neue  Ver¬ 
fahren  der  früheren  Simultanimpfung  durchweg  vorzogen.  Die  Dauer 
der  Immunität,  welche  durch  die  Jodvaccine  verliehen  wird,  ist  noch 
nicht  festgestellt.  Bei  sachgemäßer  Aufbewahrung  soll  der  Impfstoff 
etwa  1  Monat  lang  wirksam  bleiben.  Zeller  {Berlin). 

de  Kock,  0.  W.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  infektiösen 
Anämie  der  Pferde,  wie  sie  in  Südafrika  beobachtet 
wird.  (Zschr.  f.  Infekt.Krkh.  d.  Haustiere.  1924,  27,  S.  30.) 

In  Südafrika  ist  die  infektiöse  Anämie  bei  Pferden  nie  in  epizooti- 


Krankheiten  der  Pferde. 


133 


scher  Ausbreitung  beobachtet  worden.  Ein  natürlicher  Ausbruch  der 
Krankheit  bei  Eseln  ereignete  sich  in  Natal  und  nahm  einen  ernsten 
Charakter  an;  die  Identität  dieser  Krankheit  mit  der  infektiösen 
Anämie  der  Pferde  wurde  erwiesen.  Mit  Ausnahme  des  Schweines 
ist  die  Krankheit  auf  keine  anderen  Tiere  als  auf  Equiden  übertragen 
worden.  Die  Verbreitung  der  Krankheit  in  den  verschiedenen  Pro¬ 
vinzen  Südafrikas  ist  unbekannt,  wohl  deshalb,  weil  sie  vereinzelt 
auftritt  und  leicht  mit  Piroplasmose  verwechselt  wird.  Mit  einer  be¬ 
sonderen  Umgebung  kann  die  Krankheit  nicht  in  Zusammenhang  ge¬ 
bracht  werden,  auch  zeigt  sie  kein  Vorherrschen  zu  bestimmten 
Jahreszeiten.  Die  Einspritzung  von  infiziertem  Blut  und  Serum  bei 
empfänglichen  Pferden  hat  zeitweise  unregelmäßige  Ergebnisse  ge¬ 
liefert.  Diese  können  die  Folge  einer  ungleichmäßigen  Verteilung 
des  Virus  im  Organismus  oder  der  Anwesenheit  in  zu  geringer  Menge 
oder  des  Absterbens  des  Virus  in  einzelnen  Virus-  und  Serumproben 
sein.  Angesichts  dieser  unregelmäßigen  Ergebnisse  verliert  die  Blut¬ 
verimpfung  als  diagnostische  Methode  sehr  an  Wert.  Alle  Versuche, 
verschiedene  Virusstämme  nachzuweisen,  sind  fehlgeschlagen.  Ge¬ 
wöhnlich  lassen  sich  3  Typen  der  Krankheit  unterscheiden:  eine 
akute,  subakute  und  chronische  Form;  ob  eine  latente  Form  vor¬ 
kommt,  ist  zweifelhaft.  Sämtliche  klinisch  genesenen  Tiere,  die  in 
Onderstepoort  unter  Beobachtung  standen,  haben  ihre  Infektiosität 
bewahrt;  in  einem  Fall  war  das  Blut  noch  7  Jahre  nach  dem  letzten 
Anfall  virulent.  Ein  Rückgang  in  der  Virulenz  des  Virus  wurde 
nicht  beobachtet.  Alle  Versuche,  bei  klinisch  genesenen  Tieren  einen 
frischen  Anfall  hervorzurufen,  sind  fehlgeschlagen.  Zeller  [Berlin). 

Nagao,  M.,  Beiträge  zur  Kenntnis  von  der  pathologischen 
Veränderung  der  roten  Blutkörperchen  bei  der  in¬ 
fektiösen  Blutarmut  der  Pferde.  (J.  of  Japan.  Soc.  of  vet. 
Science.  1924,  3,  p.  99.) 

Die  Untersuchungen  wurden  ausgeführt  an  10  mit  virushaltigem 
Blut  künstlich  infizierten,  12  latent  kranken  und  35  gesunden  Kontroll- 
Pferdeu.  Die  Verminderung  der  roten  Blutkörperchen  begann  im 
Anfangsstadium  der  Erkrankung  und  zwar  meist  am  1. — 4.,  seltener 
am  6 — 13.  Krankheitstag;  sie  war  um  so  stärker,  je  höher  die  Körper¬ 
temperatur  war  und  je  länger  der  Fieberanfall  dauerte.  Die  Re¬ 
sistenz  der  roten  Blutkörperchen  während  des  Krankheitsverlaufs 
schwankte;  die  maximale  Resistenz  trat  verhältnismäßig  früh  auf. 
Kernhaltige  rote  Blutkörperchen  sind  bei  allen  10  künstlich  infizierten 
Pferden  beobachtet  worden  und  zwar  stets  während  des  Vorhanden¬ 
seins  der  maximalen  Resistenz.  Ihre  Zahl  war  gering  (0,2  bis 
höchstens  3  auf  100  weiße  Blutkörperchen).  Erytlirocyten  mit  Jolly- 
schen  Körperchen  fanden  sich  ziemlich  reichlich,  basophile  kernhaltige 


134 


Krankheiten  der  Pferde. 


rote  Blutkörperchen  dagegen  sehr  selten.  Ebenso  war  die  Zahl  der 
polychromatophilen  Degenerationsformen  von  Erythrocyten  im  all¬ 
gemeinen  sehr  gering.  Junge  rote  Blutkörperchen  sind  während  des 
Verlaufs  der  Krankheit  stets  nachgewiesen  worden,  während  sie  bei 
den  Kontrollpferden  nicht  festzustellen  waren.  Zeller  {Berlin). 

Ernst,  D.,  Untersuchungen  über  den  Virusgehalt  der 
Fäces,  des  Harnes  und  des  Speichels  von  mit  infek¬ 
tiöser  Anämie  behafteten  Pferden.  (D.  tierärztl.  Wschr. 
1924  S.  357.) 

Übertragungsversuche  auf  stomachikalem  und  parenteralen  Wege 
mit  obigem  Materiale  an  Kaninchen.  Ergebnis:  Fäces  stomachikal 
fraglich,  Harn  und  Speichel  desgleichen  negativ.  Kot  und  Speichel 
subkutan  positiv,  Harn  desgleichen  negativ.  Carl  {Karlsruhe). 

Jaede  und  Groth,  Der  Kaninchenversuch  bei  der  infekti¬ 
ösen  Anämie  der  Pferde.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  342.) 

Bei  genauer  Ausführung  der  Methodik  eignet  sich  das  Kaninchen 
vorzüglich  für  die  Anämiediagnose,  wobei  eine  akut  auftretende  Ver¬ 
armung  des  Blutes  an  Erythrocyten  als  Kriterium  zu  gelten  hat. 
Dabei  müssen  jedoch  die  physiologischen  Schwankungen  des  Erythro- 
cytengehaltes  genau  berücksichtigt  werden.  Letztere  sind  teils  indi¬ 
viduell  (3,8 — 8  Millionen),  teils  hängen  sie  mit  dem  Alter,  Geschlecht, 
der  Fütterung,  Haltung  und  mit  der  Trächtigkeit  zusammen.  Auch 
ist  eine  peinliche  Durchführung  der  Technik  durchaus  notwendig,  die 
erst  durch  wochenlange  Übung  zu  erreichen  ist.  Carl  {Karlsruhe). 

Patzewitsch,  B.  und  Klutscharew,  W.,  Meningitis  cerebro¬ 
spinalis  bei  Pferden.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
92,  S.  97.) 

Morphologische  und  biologische  Beschreibung  von  Kokken,  die 
aus  Gehirn  und  Rückenmark  von  4  an  Meningitis  verstorbenen 
Pferden  gezüchtet  wurden.  Die  Autoren  lassen  indes  die  Frage 
offen,  ob  sie  nicht  zweierlei  Mikroben  vor  sich  gehabt  haben,  unter 
denen  der  tatsächliche  Erreger  erst  noch  durch  besondere  Versuche 
ermittelt  werden  muß.  Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Dimock,  W.  W.  and  Caslick,  E.  A.,  Sterility  in  mar  es.  (J.  of 
Americ.  vet.-med.  Ass.  1924,  65,  p.  141.) 

Während  die  Sterilität  und  das  Verfohlen  der  Stuten,  die  Zucht¬ 
untauglichkeit  der  Hengste  und  die  Fohlenkrankheiten  in  Kentucky 
früher  unbekannt  waren,  haben  sie  heute  dort  eine  große  Bedeutung 
erlangt.  Verff.  haben  420  Stuten  klinisch  untersucht;  bei  309  von 
ihnen  wurde  die  Bakterienflora  der  Cervix  und  des  Uterus  fest- 


Krankheiten  der  Pferde. 


135 


gestellt.  Von  den  420  Stuten  waren  28  tragend,  bei  77  lagen  an¬ 
scheinend  normale  Verhältnisse  vor,  bei  76  bestand  eine  allgemeine 
Atonie  des  Geschlechtsapparates,  74  hatten  zu  kleine  Ovarien, 
14  Ovarialcysten  und  151  Uterusinfektionen.  Bei  den  Untersuchungen 
auf  Sterilität  wurden  am  Genitalapparat  folgende  Entzündungsformen 
festgestellt:  Vulvitis,  Vaginitis,  Cystitis,  akute  Endocervicitis  und 
Endometritis,  chronische  Cervicitis  und  Metritis,  Pyometra,  cystische 
Degeneration  der  Uteruswand,  Salpingitis,  Ovaritis  und  Ovarial¬ 
tumoren;  sie  werden  nacheinander  kurz  beschrieben.  Unter  den 
151  Stuten  mit  Infektion  des  Genitaltraktus  waren  71,  bei  denen 
durch  die  bakteriologische  Untersuchung  Bakterien  verschiedener 
Art  festgestellt  wurden ;  6  mal  fand  sich  der  B.  pyocyaneus  (darunter 
5 mal  in  Beinkultur);  bei  80  Stuten,  insbesondere  solchen  mit 
schwerer  Cervicitis  und  Metritis,  lag  eine  Infektion  mit  dem  Strepto¬ 
coccus  genitalium  vor.  Er  fand  sich  auch  im  Samen  bei  34  (von 
36  untersuchten)  Hengsten.  Im  Hinblick  auf  die  einzuleitende  Be¬ 
handlung  sollte  in  jedem  Fall  von  Genitalinfektion  der  Stute  zur 
Ergänzung  der  klinischen  Diagnose  eine  bakteriologische  Unter¬ 
suchung  stattfinden.  Mit  der  sog.  Hefetherapie  wurde  bei  Uterus- 
infektioneu  gelegentlich  Besserung  erzielt.  Mischbakterienpräparate 
(hergestellt  aus  Streptokokken,  B.  coli  commune,  verschiedenen  Mikro¬ 
kokken  und  Stäbchen  der  Typhus- Coligruppe),  die  in  Verbindung  mit 
anderen  Behandlungsmethoden  angewandt  wurden,  wirkten  bei  Misch¬ 
infektionen  nicht  ungünstig.  Dagegen  haben  sich  Streptokokken¬ 
präparate  und  Antistreptokokkenserum  in  Fällen  von  Streptokokken- 
metritis  als  wenig  wertvoll  oder  wertlos  erwiesen.  Am  Schluß  der 
Abhandlung  wird  noch  kurz  auf  das  ansteckende  Verfohlen  und  seine 
Beziehungen  zur  Sterilität  eingegangen.  Zeller  [Berlin). 

Kirner,  P.,  Die  spezifische  Impftherapie  bei  Para¬ 
typhusinfektion  des  Pferdes.  (M.  tierärztl.  Wschr.  1924, 
75,  S.  668.) 

Gute  Impferfolge  mit  Parabortin  bei  Hengsten,  güsten  und  früh¬ 
tragenden  Stuten,  mit  Paraserum  bei  hochtragenden  Stuten  und 
neugeborenen  Fohlen.  Infizierte  Tiere  reagierten  auf  die  Parabortin¬ 
impfung  mit  erheblicher  lokaler  Schwellung.  Zur  Erzielung  von 
Erfolgen  ist  neben  der  Impftherapie  eine  lokale  Uterusbehandlung 
bei  infizierten  Stuten  sowie  die  Durchführung  von  hygienischen 
Maßnahmen  in  den  infizierten  Beständen  unerläßlich.  Zeller  [Berlin). 

Brocq-Rousseu ,  Forgeot  et  Urbain,  Ach.,  Vaccination  du 
cobaye  contre  le  streptocoque  gourmeux  au  moyen 
de  microbes  tu  es  par  l’alcool-ether.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  435.) 


136 


Krankheiten  der  Pferde  und  Rinder. 


Mit  alkohol-äther  getöteten  Keimen  zweier  Stämme  von  Strepto¬ 
coccus  equi  (Streptocoque  gourmeux  =  Erreger  der  Pferdedruse),  die 
keine  Meerschweinchenpassagen  durchgemacht  hatten,  war  es  möglich, 
Meerschweinchen  gegen  die  Infektion  mit  einem  direkt  aus  dem 
Pferd  herrührenden  Streptokokkus  zu  vaccinieren.  Dagegen  verlieh 
ein  Stamm,  der  22  Meerschweinchenpassagen  durchgemacht  hatte, 
keinerlei  Schutz  gegen  die  gleiche  Infektion,  ein  Beweis  für  die 
Umwandlung  des  Streptococcus  equi  in  einem  „Passagestrepto¬ 
kokkus“.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M). 

Golaszewski,  F.,  Beitrag  zur  Schmiedhofferschen  Strepto¬ 
kokkenpneumonie  der  Saugfohlen.  (W.  tierärztl.  Mschr. 
1924,  11,  S.  385.) 

Beschreibung  der  Seuche  aus  einem  rumänischen  Gestüt,  wo  ihr 
in  3  Seuchengängen  65,  33  und  22  Proz.  der  Fohlen  im  Alter  von 
6—8  Wochen  erlagen.  Behandlungsversuche  mit  Neosalvarsan,  Anti- 
Streptokokkenserum  und  Mutterblut  hatten  keinen  Erfolg,  dagegen 
hörte  das  Fohlensterben  alsbald  auf,  nachdem  die  Stuten  zum  Ab¬ 
fohlen  vom  Muttergestüt  weg  in  einen  entfernt  liegenden  seuchefreien 
Stall  verbracht  worden  waren.  Zeller  {Berlin). 

Gentner,  Beitrag  zur  Behandlung  der  Fohlenlähme 
durch  parenterale  Zufuhr  von  Eiweißstoffen.  (Tier¬ 
ärztl.  Rdsch.  1924,  30,  S.  399.) 

Die  Todesfälle,  welche  die  Fohlenlähme  vielerorts  bedingt,  lassen 
sich  vermindern  durch  Belehrung  der  Züchter  über  das  Wesen  der 
Krankheit,  durch  sorgfältige  Ausführung  der  Nabelpflege,  durch 
prophylaktische  Impfungen  unmittelbar  nach  der  Geburt  sowie  durch 
frühzeitige  parenterale  Anwendung  verschiedener  Eiweißstoffe.  Von 
solchen  hat  Verf.  augewandt:  Blut  und  Blutserum  von  Müttern  und 
von  früher  an  Fohlenlähme  erkrankt  gewesenen  Pferden,  Stuten¬ 
muttermilch,  Rinderblutserum,  Kuhmilch,  Aolan  und  das  Fohlen- 
lähmeserum  „Bram“.  Seine  Versuchsergebnisse  haben  ihn  zu  der 
Überzeugung  geführt,  daß  die  Proteinkörpertherapie  bei  der  Fohlen¬ 
lähme  Erfolg  verspricht,  abgesehen  von  den  Fällen,  in  denen  eine 
intrauterine  Infektion  und  bereits  weit  vorgeschrittene  anatomische 
Veränderungen  vorliegen.  Einzelne  Fehlschläge  sollen  nicht  zum 
Aufgeben  der  Methode,  sondern  vielmehr  zur  Erforschung  der  Ur¬ 
sachen  des  Mißerfolgs  führen,  der  häufig  in  Überdosierung  zu 
suchen  ist.  Zeller  {Berlin). 

Smith,  Theobald,  Some  cultural  characteristics  of  Ba¬ 
cillus  abortus  (Bang)  with  special  reference  to  C02 
requiremen ts.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  219.) 


Krankheiten  der  Rinder. 


137 


Während  alte  Laboratoriumsstämme  von  B.  abortus  sich  unter 
den  gewöhnlichen  Kulturbedingungen  entwickeln,  bedürfen  frisch  ge¬ 
züchtete  zu  ihrer  Entwicklung  einer  bestimmten  C02'Menge,  die 
mindestens  0,25  Proz.  betragen  muß.  In  versiegelten,  mit  Luft  ge¬ 
füllten  Schrägagarröhren  ist  das  Wachstum  mehr  oder  minder,  bis  zu 
17  Tagen  verzögert.  Wenn  nicht  mindestens  100000  Keime  pro 
Kubikzentimeter  verimpft  werden,  tritt  überhaupt  keine  Entwicklung 
ein.  Je  größer  die  Zahl  der  überimpften  Bakterien,  um  so  geringer 
die  Verzögerung.  Wahrscheinlich  genügt  die  mit  den  Bakterien  ein- 
gebrachte  oder  die  durch  ihre  Atmung  allmählich  erzeugte  C02-Menge, 
um  die  Vermehrung  in  Gang  zu  bringen.  Häufig  verihehren  sich 
zunächst  nur  ganz  wenige  Individuen,  es  bilden  sich  vereinzelte 
Kolonien,  bis  plötzlich  ein  die  ganze  Agarfläche  überziehender  Belag 
entsteht.  Bei  einem  C02-Gehalt  von  über  10  Proz.,  ist  das  Wachstum 
verlangsamt,  in  reiner  C02  findet  überhaupt  keine  Entwicklung  statt. 
Ob  das  C02  als  Katalysator  oder  als  Coenzym  wirkt  oder  ob  es  als 
Kohlenstoffquelle  dient,  bedarf  weiterer  Untersuchung.  Kurt  Meyer. 

Hopfengärtner,  M.,  Der  kombinierte  Tierversuch  zum 
Nachweis  des  Bac.  abortus  Bang  in  Föten  und  Ei¬ 
häuten.  (M.  tierärztl.  Wschr.  1924,  75,  S.  691.) 

Die  intraperitoneale  Einspritzung  einer  Emulsion  des  fötalen 
Labmagen-  oder  Panseninhaltes,  der  Leber,  Lunge,  Milz  und  Niere, 
des  Herzblutes  oder  Trachealschleimes  und  der  Eihüllen  führte  bei 
Meerschweinchen,  sofern  das  Material  von  einem  mit  Bangschen 
Abortusbazillen  infizierten  Tier  stammte,  zur  Bildung  spezifischer 
Agglutinine.  Durch  Agglutination  der  Meerschweinchenseren  konnte 
die  erfolgte  Antikörperbildung  mit  Sicherheit  frühestens  am  4.  Tag, 
spätestens  am  28.  Tag  nach  der  Impfung  fest'gestellt  werden.  Die 
Antikörperreaktion  kann  bis  zum  200.  Tag  nach  der  Impfung  erhalten 
bleiben.  Unspezifische,  körperfremde  Stoffe  führten  nicht  zur  An¬ 
reicherung  der  spezifischen  Antikörper.  Zeller  [Berlin). 

Januschke,  E.,  Zur  Impfbehandlung  des  infektiösen  Ver- 
werfens  der  Rinder  mit  Abortin  und  virulenten  Ab¬ 
ortus  Bang-Bazillen.  (Prager  tierärztl.  Arch.  Teil  B.  1924, 
S.  112.) 

Für  die  Praxis  der  Abortusimpfung  in  stärker  verseuchten  Be¬ 
ständen  empfiehlt  sich  die  kombinierte  Anwendung  von  Abortin 
(trächtige  und  nichtansteckungsverdächtige  Tiere)  und  lebender 
Bazillenkultur  (nichtträchtige  infizierte  Tiere).  Im  Verein  mit  stall¬ 
hygienischen  Maßnahmen  ist  diese  kombinierte  Impfmethode  geeignet, 
die  Seuche  zu  unterdrücken.  Zeller  [Berlin). 


138 


Krankheiten  der  Rinder. 


Williams,  W.  L.,  A  study  of  Hart’s  article  entitled  „Con- 
trolled  vaccination  experiments  on  cattle  with  Bac- 
terium  abortum“.  (J.  of  Americ.  vet.-med.  Ass.  1924,  65, 
p.  189.) 

Die  Schlüsse,  die  Hart  (J.  of  Americ.  vet.-med.  Ass.  1923,  64, 
p.  37)  aus  den  Ergebnissen  seiner  Impfungen  gegen  das  ansteckende 
Verkalben  zieht,  sind  in  verschiedener  Hinsicht  anfechtbar.  Die 
Einwände,  die  Verf.  im  einzelnen  gegen  die  Hartschen  Schlu߬ 
folgerungen  erhebt,  müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Zeller. 

Roller,  W.  und  Seelemann,  M.,  Befunde  des  Fränkelschen 
Gasbazillus  bei  Fällen  von  Dürener  Binderseuche. 
(B.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  296.) 

Verf.  konnte  in  5  Fällen  der  erst  neuerdings  im  Rheinland  auf¬ 
tretenden  Krankheit  aus  den  Herdnekrosen  der  Leber  durch  Impfung 
von  Meerschweinchen  (Krankheitsbild  I  nach  Zeißler)  und  nachfolgende 
Züchtung  auf  der  Traubenzucker-Blutagarplatte  den  Fränkelschen 
Gasbazillus  nachweisen.  Übertragungsversuche  mit  Kultur  per  os 
und  subkutan  an  zwei  Jungrindern  verliefen  vollständig  negativ. 
Eine  vollständige  ätiologische  Klärung  der  rätselhaften  Krankheit 
wäre  dadurch  allerdings  noch  nicht  erzielt.  Carl  {Karlsruhe). 

Frenkel,  H.  S.,  Die  Rinde rkrankheit  in  Limburg  und 
N  or  d- Br  ab  an  t.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  355.) 

Autopsie:  Blutungen  in  allen  Schleimhäuten  und  Organen,  par- 
enchimatöse  Degeneration  der  Leber,  der  Nieren  und  des  Herzens. 
Aus  den  veränderten  Organen  ein  fakultativ  nach  Gram  färbbarer, 
polymorpher  Mikroorganismus  durch  Züchtung  auf  Agar  isolierbar. 
Form:  Stäbchen  mit  Polfärbung  an  den  Enden,  Streptobazillen, 
kokkusartige  und  kolbenförmige  Körper.  Milch  nicht  geronnen, 
Trauben-  und  Milchzucker  nicht  vergoren.  Impfversuch  mit  Kultur 
an  einem  Kaninchen  positiv.  Carl  {Karlsruhe). 

Nieberle,  Über  die  histologische  Diagnose  der  Lungen¬ 
seuche  und  die  Bedeutung  der  sog.  „parabronchiti- 
schen  Herde“.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924,  30,  S.  479.) 

Die  differentialdiagnostische  Bedeutung  der  parabronchitischen 
Herde  bei  der  Lungenseuche  ist  sehr  bedingter  Natur.  Die  bloße 
Tatsache  des  Vorliegens  solcher  Herde  genügt  nicht,  um  die  Ent¬ 
zündung  für  spezifisch  zu  erklären.  Zur  Entwicklung  parabronchi- 
tischer  Herde  kommt  es  allgemein  dann,  wenn  ein  bronchitischer 
Entzündungsprozeß  vorwiegend  peribronchial  vorschreitet,  das  um¬ 
gebende  Lungenparenchym  selbst  mit  erfaßt,  und  wenn  der  Charakter 
dieses  entzündlichen  Prozesses  nekrotisierend  ist.  Zeller  {Berlin). 


Krankheiten  der  Rinder. 


139 


Hasenkamp  und  Fürstenau,  Streptokokkenpneumonie  beim 
Rinde.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924  S.  497.) 

Gelegentlich  der  Untersuchung  von  Bronchialschleim  auf  Tuberkel¬ 
bazillen  konnten  Verff.  zahlreiche  in  kürzeren  oder  längeren  Ketten 
angeordnete  Streptokokken  nach  weisen,  während  die  ersteren  Erreger 
vollständig  fehlten.  Aus  dem  fraglichen  Materiale  konnten  die  Strepto¬ 
kokken  auf  schrägem  Agar  gezüchtet  werden.  Pathologisch-anato¬ 
misch  wurde  bei  den  erkrankten  Rindern  eine  umschriebene  Broncho¬ 
pneumonie  festgestellt.  Weitere  Untersuchungen  über  das  Vorhanden¬ 
sein  einer  primären  Streptokokkenpneumonie  beim  Rinde  sind  not¬ 
wendig.  Carl  {Karlsruhe). 

Weber,  Beobachtungen  über  Osteomalazie  beim  Rind. 
(Tierärztl.  Rdsch.  1924,  30,  S.  563.) 

In  einem  größeren  Rinderbestand,  in  dem  typische  Osteomalazie 
herrschte,  waren  auf  Grund  mehrjähriger  ständiger  Beobachtung 
Kalkarmut  des  Bodens  und  des  Futters,  Vitaminmangel  und  andere 
in  der  Futterzusammensetzung  liegende  Besonderheiten  sowie  Er¬ 
kältung  infolge  schlechter  Beschaffenheit  des  Stalles  als  ursächliche 
Momente  der  Krankheit  auszuschließen,  eher  schienen  Verf.  als  solche 
eine  Infektion  (Joseph  Koch)  oder  eine  Dysbiose  der  Darmflora 
(Scheunert)  in  Frage  zu  kommen.  Der  Verlauf  der  Krankheit  am 
einzelnen  Tier  war  ausgesprochen  chronisch,  die  Prognose  verhältnis¬ 
mäßig  günstig.  Jahrelange  Verabreichung  von  Chlorkalzium  blieb 
ohne  Nutzen.  Grünfütterung  wirkte  günstig,  während  übermäßige 
Rübenblattfütterung  auf  den  Verlauf  der  Krankheit  von  ungünstiger 
Einwirkung  war.  Zeller  {Berlin). 

Pfenninger,  VV.,  Our  present  knowledge  regarding  white 
scours  and  similar  diseases  in  calves.  (J.  of  Americ. 
vet.-med.  Ass.  1924,  65,  p.  168.) 

Überblick  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Kälberruhrfrage, 
die  für  den  Züchter  in  Europa  wie  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
gleichgroßer  Bedeutung  ist.  In  allen  Fällen  von  Kälberruhr  mit 
enzootischem  Charakter  sollte  im  Hinblick  auf  die  verschiedenen  in 
Frage  kommenden  Krankheitserreger  eine  sorgfältige  bakteriologische 
Untersuchung  stattfinden;  nur  auf  Grund  einer  sicheren  bakterio¬ 
logischen  Diagnose  kann  jeweils  die  geeignete  spezifische  Therapie 
eingeleitet  werden.  Die  Serumbehandlung  verspricht  im  allgemeinen 
nur  dann  Erfolg,  wenn  ein  Serum  zur  Verfügung  steht,  das  gerade 
mit  dem  Erreger  hergestellt  wurde,  der  durch  die  bakteriologische 
Untersuchung  in  dem  betreffenden  Fall  als  ursächlicher  ermittelt 
worden  ist.  Weder  auf  biochemischem  noch  auf  serologischem  Wege 
noch  durch  Schutzimpfung  mit  Immunseren  ist  es  möglich,  die  zahl- 


140 


Kauschbrand. 


reichen  Colistämme  zu  unterscheiden,  die  einerseits  aus  Eingeweiden 
normaler  Kälber  und  andererseits  aus  Fällen  von  Colibazillose  ge¬ 
züchtet  werden.  Bei  künftigen  Untersuchungen  sollte  auch  die  bisher 
wenig  beachtete  Anaerobenflora  des  gesunden  und  kranken  Kälber¬ 
darmes  eingehend  studiert  werden.  In  therapeutischer  Hinsicht 
wären  Versuche  darüber  anzustellen,  ob  es  möglich  ist,  durch  eine 
bestimmte  Ernährung  der  Kälber  auf  die  Entwicklung  ihrer  Darm¬ 
flora  (Art  und  Zahl  der  Bakterien  und  Art  ihrer  Stoftwechselprodukte) 
in  ähnlicher  Weise  einzu wirken,  wie  man  dies  in  neuerer  Zeit  beim 
menschlichen  Kinde  versucht  hat.  Die  Verabreichung  der  Colostral- 
milch  an  die  neugeborenen  Kälber  ist,  wie  Smith  kürzlich  experi¬ 
mentell  nachwies,  unbedingt  notwendig,  wenn  man  die  Tiere  vor 
Ruhr  schützen  will;  daneben  müssen  die  allgemeinen  hygienischen 
Maßnahmen  (Reinigung  und  Desinfektion  des  Muttertiers  und  seiner 
Umgebung,  Desinfektion  des  Nabels,  Anlegen  eines  Maulkorbes  und 
Isolierung  des  Kalbes  alsbald  nach  der  Geburt)  in  jedem  Falle  sorg¬ 
fältig  zur  Durchführung  gelangen.  Die  von  Smith  beschriebenen 
weißlichen  sklerotischen  Herde  in  den  Nieren,  deren  Entstehung  er 
auf  Coli-  oder  coliähnliche  Bakterien  zurückführt,  sind  zweifellos 
identisch  mit  der  in  europäischen  Schlachthöfen  nicht  selten  beob¬ 
achteten  Fleckniere  der  Kälber.  Bei  Kaninchen,  denen  man  intra¬ 
venös  Colibazillen  einspritzt,  lassen  sich  ganz  ähnliche  Nieren¬ 
veränderungen  experimentell  erzeugen.  Zeller  [Berlin). 

•  • 

Manninger,  R.,  Beitrag  zur  Ätiologie  und  Prophylaxe  des 
Rauschbrandes  und  des  malignen  Ödems  der  Wieder¬ 
käuer.  (Zbl.  f,  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  418.) 

Rauschbrandbazillen  und  Bazillen  des  malignen  Ödems  unter¬ 
scheiden  sich  dadurch,  daß  nur  letztere  auf  gewöhnlichem  Agar 
wachsen  und  im  Tierkadaver  Fäden  bilden.  Wie  Untersuchungen 
an  frischem  Material  ergaben,  werden  rauschbrandartige  Erkrankungen, 
deren  klinische  Diagnose  vorwiegend  von  Tierärzten,  nicht  durch 
eigene  Feststellung  erhoben  wurde,  bei  Rindern,  soweit  sie  spontan 
auftreten,  in  der  überwiegenden  Zahl  der  Fälle  durch  den  Rausch- 
brandbazillus  verursacht,  in  seltenen  Fällen  ruft  der  Ödembazillus 
ähnliche  Erkrankungen  hervor.  Bei  Schafen  fand  sich  bei  Spontan¬ 
fällen  stets  der  Rauschbrand,  in  rauschbrandähnlichen  Fällen  im 
Anschluß  an  Verletzungen  dagegen  bald  echter  Rauschbrand,  bald 
malignes  Odem  vor.  Auch  die  antigenen  Eigenschaften  der  Rauschbrand- 
und  der  Ödembazillen  sind  voneinander  verschieden.  Bivalente 
Impfstoffe,  aus  einem  Gemisch  von  Rauschbrand  und  Ödemkultur¬ 
filtraten  gewähren  so  guten  Schutz,  daß  von  Herden,  die  auf  infi¬ 
zierten  Gebieten  weideten,  unter  Rindern  nur  0,28  Proz.  Verluste, 
unter  Schafen  gar  keine  Todesfälle  vorkamen.  Noetel  [Landsberg  a.  W.). 


Rauschbrand.  —  Krankheiten  der  Schweine. 


141 


Kawamura,  Y.,  Contributions  to  the  experimental  study 
on  the  preparation  of  the  blackleg  precipitin  serura. 
(J.  of  Japan.  Soc.  of  vet.  Science.  1924,  3,  p.  121.) 

Beschreibung  einer  Methode  zur  Gewinnung  präzipitierender 
Rauschbrandseren,  mit  denen  sich  Rauschbrand  von  malignem  Ödem, 
Gasbrand,  Tetanus  usw.  unterscheiden  läßt.  Die  zur  Kaninchen¬ 
immunisierung  dienenden  Kulturen  werden  in  einem  rindereiwei߬ 
freien  Nährmedium  gezüchtet.  Zeller  (Berlin). 

Karmann,  P.  und  Seifried,  0.,  DerFränkelsche  Gasbazillus 
als  selbständiger  Erreger  von  Gasödeme n  beim  Rind 
und  Schaf.  (B.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  203.) 

Das  Ausgangsmaterial  bestand  in  getrockneten  Muskelfleisch¬ 
proben  (2  unter  rauschbrandartigen  Erscheinungen  eingegangene 
Rinder)  und  in  Muskulatur  sowie  dem  eine  hämorrhagische  Gastritis 
mit  Gasentwicklung  aufweisenden  Labmagen  zweier  Schafe.  Mittels 
Züchtung  in  Gehirnbrei  und  nachfolgender  Differenzierung  durch  die 
Zeißlerplatte  konnte  der  angegebene  Erreger  als  die  alleinige  Krank¬ 
heitsursache  nachgewiesen  werden.  Carl  (Karlsruhe). 

Eick  mann,  H.  und  Thumm,  H.,  Seuchenhaftes  Auftreten 
der  Sterilität  unter  den  Sauen  eines  Schweine¬ 
bestandes.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924  S.  447.) 

In  einem  größeren  Bestände  von  Zuchtsauen  waren  Störungen 
in  der  Konzeption  eingetreten.  Das  Blutserum  dreier  Sauen  agglu- 
tinierte  den  Bac.  paratyph.  abort.  equi  bis  zur  Verdünnung  1 : 5000, 
wodurch  eine  Infektion  des  Bestandes  mit  diesem  Erreger  nach¬ 
gewiesen  war.  Die  Mutterschweine  nahmen  nach  Behandlung  mit 
Extrakten  aus  dem  Bazillus  wieder  auf.  Carl  (Karlsruhe). 

Lütje,  Vorkommen  des  Bacterium  pyosepticum  viscosum 
equi  bei  einem  Ferkel.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  339.) 

Nach  kurzer  Krankheit  verendetes  Ferkel.  Haut  an  der  Unter¬ 
seite  des  Körpers  leuchtend  kupferrot,  Enteritis,  Nephritis,  Schwellung 
der  Milz.  In  den  veränderten  Organen  ein  coliähnlicher  Erreger 
nachweisbar.  Kulturell  erwies  sich  letzteres  identisch  mit  dem  in 
der  Überschrift  angegebenen.  Weitere  Versuche  müssen  die  Empfäng¬ 
lichkeit  der  Suiden  gegenüber  dem  B.  pyosepticum  beweisen. 
Derselbe,  Vorkommen  des  Bacterium  pyosepticum  equi 
bei  einem  Ferkel.  (Ebenda.  S.  373.) 

Beschreibung  eines  weiteren  derartigen  Falles  aus  einem  anderen 
Bestände.  Carl  (Karlsruhe). 


142 


Krankheiten  der  Schafe  und  der  Hunde. 


Pfeiler,  Beitrag  zur  Bekämpfung  der  Euterentzündungen 
beim  Schaf.  (Der  Praktische  Landwirt  1924  No.  20.) 

Im  Winter  1922—23  hatte  Verf.  Gelegenheit,  in  3  Schafherden  neue  Erfahrungen 
bei  der  Bekämpfung  von  Euterentzündungen  zu  sammeln.  In  2  von  den  Beständen 
wurde  versucht,  dem  Weiterumsichgreifen  der  Erkrankungen  durch  verschiedene 
Maßnahmen  entgegenzutreten.  In  dem  einen  Bestand  sind  die  angeordneten  Des¬ 
infektionsmaßnahmen,  die  Trennung  der  Mütter  mit  den  größeren  Lämmern  usw. 
sorgfältig  durchgeführt  worden;  außerdem  wurden  neben  intravenöser  Impfung  mit 
Presojodlösung  die  Mäuler  der  Lämmer  (Maulgrind!)  mit  5 — lOproz.  Yatrensalbe 
eingerieben.  Nach  der  Durchführung  dieser  Maßnahmen  sollen  wesentliche  Er¬ 
krankungen  in  der  betreffenden  Herde  nicht  mehr  vorgekommen  sein.  Ähnlich 
wurde  in  einem  zweiten  Bestand,  der  350  Mutterschafe  mit  teilweise  sehr  stark  zer¬ 
bissenen  Eutern  zählte,  vorgegangen :  Absonderung  der  erkrankten  Mütter  mit  ihren 
Lämmern  (jede  Mutter  mit  ihrem  Lamm  getrennt  gehalten),  Desinfektionen  mit 
Caporit,  Presojod  intravenös  (75 — 100  ccm),  Einschmieren  der  Euter  mit  Yatrensalbe. 
Außerdem  sind  mit  den  jeweils  isolierten  Bakterienstämmen  Präparate  nach  dem 
Prinzip  der  spezifisch-nichtspezifischen  Therapie  auf  der  Grundlage  des  Yatrens  her¬ 
gestellt  worden:  Mastitis- Yatren  I— III,  die  in  Mengen  von  10 — 15  ccm  intramuskulär 
eingespritzt  wurden.  Zu  einer  Weiterausbreitung  der  Erkrankungen  ist  es  nach 
Durchführung  dieser  therapeutischen  Maßnahmen  nicht  gekommen.  Verf.  ist  der 
Ausicht,  daß  insbesondere  die  Mastitis- Yatrenbehandlung  von  günstiger  Wirkung 
gewesen  sei.  Zeller  {Berlin). 

Panisset,  L.  et  Yerge,  J.,  Vaccinotherapie  des  pyodermites 
du  chien  par  la  voie  cutanee.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  652.) 

In  Verfolg  der  Angaben  von  Besredka  über  die  Hautimmunität 
gegenüber  Staphylokokken  haben  Verff.  versucht,  eine  größere  An¬ 
zahl  von  Staphylokokkenerkrankungen  der  Haut  beim  Hund  durch 
intrakutane  Injektion  von  polyvalenten  Staphylokokkenemulsionen 
(abgetötet)  und  durch  „spezifische  Verbände“  (mit  abgetöteter 
Bouillonkultur  getränkte  Kompressen)  zu  behandeln.  Die  Erfolge 
waren  sehr  wechselnd,  meist  negativ.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Panisset,  L,  et  Yerge,  J.,  La  flore  microbienne  des  suppu- 
rations  cutanees  chez  le  chien.  (Ibid.  91,  p.  653.) 

Bericht  über  die  bei  verschiedenen  eitrigen  Hauterkrankungen 
des  Hundes  gefundenen  Bakterienarten. 

Lukes,  Jean,  Sur  la  presence  de  spirochötes  chez  les 
chiens  atteints  de  gastroenterite  et  sur  le  röle 
pathogene  possible  de  ces  micro-organismes.  (Ann.  de 
l’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  523.) 

Untersuchungen  über  die  Bedeutung  einer  Spirochäte  (8p.  melano- 
genes  canis)  für  die  Ätiologie  einer  Gastroenteritis  beim  Hund. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M). 


Krankheiten  der  Meerschweinchen. 


143 


Webster,  Leslie  T.,  The  epidemiology  ofa  rabbit  respira¬ 
tory  infection.  I.  Introduction.  (J.  of  exp.  M.  1924,  39, 
p.  837.) 

Nachdem  durch  die  experimentellen  Arbeiten  des  Verf.  sowie  die 
von  Topley  mit  Mäusetyphusbazillen  wertvolle  Aufschlüsse  über  die 
Epidemiologie  der  Darminfektionen  gewonnen  waren,  hat  Verf.  nun¬ 
mehr  das  experimentelle  Studium  der  Bedingungen  der  Infektionen 
des  Respirationstraktus  in  Angriff  genommen.  Seine  Untersuchungen 
beziehen  sich  auf  den  Kaninchen  Vorrat  des  Rockefeiler-  Instituts. 
Unter  den  Tieren  herrschen  ständig  Infektionen  der  Atemwege.  Die 
häufigste  Form  ist  der  „Schnupfen“,  dessen  Häufigkeit  von  Monat  zu 
Monat  wechselt.  Sie  beträgt  im  Sommer  nur  20  Proz.,  steigt  im  Sep¬ 
tember  und  Oktober  schnell  auf  50 — 60  Proz.,  sinkt  langsam,  steigt 
dann  im  März  und  April  wieder  auf  50  Proz.,  um  darauf  auf  20  Proz. 
abzusinken.  Als  Komplikationen  werden  während  des  ganzen  Jahres 
chronische  Abszesse,  tödliche  Pleuropneumonien,  Otitis  media, 
Meningitis  und  Sepsis  beobachtet.  Die  Verhältnisse  liegen  also  ganz 
ähnlich,  wie  beim  Menschen,  und  es  ergeben  sich  dieselben  Probleme, 
deren  Lösung  Verf.  auf  experimentellem  Wege  zu  versuchen  beab¬ 
sichtigt. 

Derselbe,  The  epidemiology  of  a  rabbit  respiratory  in¬ 
fection.  II.  Clinical,  pathological  and  bacteriological 
s’tudy  of  snuffles.  (Ibid.  p.  843.) 

Von  100  wahllos  untersuchten  Kaninchen  hatten  58  Schnupfen. 
Bei  55  von  diesen  Tieren  wurde  im  Nasensekret  Bacterium  lepisepti- 
cum  als  überwiegender  Organismus  gefunden.  Auch  in  der  Nase  von 
8  normalen  Tieren  fand  sich  dieses  Bacterium.  Bacillus  bronchisep- 
ticus  fand  sich  neben  B.  lepisepticum  bei  8  Kaninchen  mit  Schnupfen, 
ferner  bei  22  normalen  Tieren.  15  normale  Kaninchen  waren  frei 
von  B.  lepisepticum  und  B.  bronchisepticus. 

Derselbe,  The  epidemiology  of  a  rab'bit  respiratory  infec¬ 
tion.  III.  Nas  al  flor  a  of  labor  atory  rabbi  ts.  (Ibid.  p.  857.) 

In  der  Nasenflora  der  Kaninchen  des  Rockefeller-Instituts  findet 
sich  Micrococcus  catarrhalis  in  80  Proz.,  Bacterium  lepisepticum  in 
70  Proz.,  andere  gramnegative  Kokken  mit  B.  bronchisepticus  in 
40  Proz.,  Staphylokokken,  Streptokokken  und  verschiedene  Darm¬ 
bakterien  in  10  Proz.  Bei  Tieren  mit  Schnupfen  ist  B.  lepisepticum 
der  vorherrschende  Organismus. 

Derselbe,  The  epidemiology  of  a  rabbit  respiratory 
intection.  IV.  Susceptibility  of  rabbits  to  sponta- 
neous  snuffles.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  109.) 

Dem  Auftreten  von  Schnupfen  pflegt  bei  den  Kaninchen  des 
Rockefeller-Instituts  das  Erscheinen  des  Bacterium  lepisepticum  in 


144 


Krankheiten  des  Meerschweinchens  und  des  Geflügels. 


der  Nase  voraufzugehen.  Während  des  Schnupfens  findet  sich  dieses 
Bakterium  in  großen  Mengen  im  Nasensekret,  um  nach  spontaner 
Heilung  an  Zahl  abzunehmen  oder  ganz  zu  verschwinden.  Nach  der 
Empfänglichkeit  lassen  sich  die  Kaninchen  in  3  Gruppen  einteilen. 
Bei  den  resistentesten  20  Proz.  siedelt  sich  das  Bakterium  überhaupt 
nicht  an,  40  Proz.  werden  zu  Bazillenträgern,  ohne  zu  erkranken, 
während  sich  bei  40  Proz.  ein  Schnupfen  entwickelt.  Experimentelle 
Eingriffe  der  verschiedensten  Art  setzen  die  Resistenz  der  Tiere 
herab. 

Derselbe,  The  epidemiology  of  a  rabbit  respiratory  in- 
fection.  V.  Experimental  snuffles.  (Ibid.  p.  117.) 

Kaninchen,  die  sorgfältig  geschützt  gegen  eine  Infektion  mit 
B.  lepisepticum  aufgezogen  waren,  wurden  mit  einer  bestimmten 
Kulturmenge  dieses  Bakteriums  intranasal  infiziert.  Je  nach 
ihrer  Empfänglichkeit  wurden  sie  für  kürzere  oder  längere  Zeit 
zu  Bazillenträgern,  erkrankten  an  kürzer  oder  länger  dauerndem 
Schnupfen,  der  endlich  auch  mehr  oder  weniger  bald  zu  Pneumonie 
und  Allgemeininfektion  führte.  Für  das  Ergebnis  ist  auch  die  Viru¬ 
lenz  des  betreffenden  Stammes  von  großer  Bedeutung,  die  bei  den 
einzelnen  Stämmen  sehr  verschieden  sein  kann.  Kurt  Meyer. 

Baudette,  F.  R.  and  Bushneil,  L.  D.,  Study  of  an  organ ism 
resembling  Bact.  pullorum  from  unabsorbed  yolk*of 
chicks  „dead  in  Shell“.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  124.) 

Die  außergewöhnlichen  hohen  Verluste  durch  absterbende  Eier 
in  einer  Brutanstalt  trotz  bester  Brutbedingungen  gegenüber  früheren 
Jahren  veranlaßte  im  Hinblick  auf  Untersuchungen  von  Per  not  die 
Verff.  zu  einer  entsprechenden  bakteriologischen  Untersuchung.  Es 
wurde  ein  der  Coli-Typhusgruppe  sehr  nahestehender  Organismus 
gefunden,  der  von  dem  Bact.  pullorum  durch  die  Gärungsproben  nicht 
unterschieden  werden  konnte,  ausgenommen  durch  seine  inkonstante 
Reaktion  auf  Maltose  und  Xylose.  Der  konstante  Befund  des  Bakte¬ 
rium  in  Eiern  ein  und  derselben  Henne  läßt  die  Henne  als  chronische 
Trägerin  der  Infektion  vermuten.  Der  Bazillus  wie  auch  andere 
Vertreter  der  Typhus-Coligruppe  sind  pathogen  für  Hühnerembryos. 

•  W.  Worms  (Berlin). 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  1.  Abt.  Referate. 

-  Bd.  78.  No.  7/8.  =--  - 


Ausgegeben  am  5.  Januar  1925. 


Original-Referate  aus  den  Sitzungen  gelehrter  Gesellschaften. 


Nachdruck  verboten. 

Bericht  über  die  Verhandlungen  der  Abteilung  33 
„Veterinärmedizin“  auf  der  88.  Versammlung 
Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Innsbruck 
vom  24.-26.  September  1924. 

Unter  Benützung  der  für  die  Fachpresse  ausgegebenen  Auszüge 

zusammengestellt 

von  H.  Zeller -Dahlem. 

Einführender:  Hofrat  Dr.  J.  Hummel -Innsbruck. 

Schriftführer:  Prof.  Dr.  Wirth-  und  Dr.  Pühringer- Wien. 

Als  Vorsitzende  wurden  gewählt  die  Herren:  Bongert  (Berlin),  Mießner 
(Hannover),  N oller  (Berlin),  v.  Ostertag  (Stuttgart),  Zwick  (Gießen),  Foth 
(Münster),  Günther  (Wien),  Schnürer  (Wien),  Ernst  (Schleißheim)  und  Lührs 
(Berlin). 

Für  die  Verhandlungen  waren  4  Hauptthemata  aufgestellt: 

1.  Tierzucht  einschließlich  Bekämpfung  der  Sterilität  und  der 
Jungtierkrankheiten. 

2.  Veterinärpolizei:  Rauschbrand  und  Tollwut. 

3.  Fleisch-  und  Milchhygiene. 

4.  Tierische  Parasiten  als  Krankheitserreger  bei  Tieren. 

Es  waren  47  Vorträge  angemeldet,  von  denen  37  gehalten  wurden.  Besucht 
waren  die  Sitzungen,  die  in  der  Neuen  Universität  stattfanden,  von  154  Tierärzten. 
Von  diesen  stammten  aus  Deutschland  96,  aus  Österreich  45,  aus  der  Tschecho¬ 
slowakischen  Republik  6,  aus  der  Schweiz  2,  aus  Ungarn,  Bulgarien,  Rumänien, 
Esthland  und  Dänemark  je  1. 

Beginn  der  Sitzungen  am  24.  September  1924,  723  Uhr  nachmittags. 

I.  Eröffnungsrede  des  Einführenden:  Hofrat  Dr.  J.  Hu  mm  el  (Innsbruck). 

II.  Begrüßungsrede  des  Vertreters  des  österreichischen  Bundesministeriums 
für  Land-  und  Forstwirtschaft,  Hofrat  Dr.  E.  Hauptmann  (Wien). 

Vor  dem  Eintritt  in  die  Tagesordnung  sprach  Mießner  (Hannover)  über  die 
Organisation  der  Abteilung  33  Veterinärmedizin.  Damit  nicht,  wie 
bisher,  Themata  ganz  verschiedener  Gebiete  der  Veterinärmedizin  in  einer  Abteilung 
besprochen  werden  müssen,  empfahl  er  namens  des  Vorbereitungsausschusses  der 
Versammlung,  für  die  künftigen  Tagungen  die  bisherige  Abteilung  33  in  mehrere 
koordinierte  Abteilungen  aufzuspalten,  die  nebeneinander  tagen  sollen.  Um  aber  den 
Zusammenhalt  der  Abteilung  doch  äußerlich  zu  dokumentieren,  soll  eine  gemeinsame 
Hauptsitzung  der  gesamten  Veterinärmedizin  stattfinden  mit  einem  aktuellen,  all« 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  7/8.  10 


146 


Sitzungsbericht. 


gemein  interessierenden  Thema.  Die  Neueinrichtung  möge  dem  Ausschuß  überlassen 
werden.  Um  die  Sitzungen  gut  vorzubereiten,  ist  unbedingt  ein  ständiger  Ausschuß, 
wie  er  schon  1922  in  Leipzig  zusammengestellt  wurde,  notwendig.  In  der  ver¬ 
gangenen  Periode  haben  die  Herren  Schmidt  (Leipzig)  und  Schnürer  (Wien) 
die  erforderliche  Arbeit  geleistet.  Hierbei  hat  sich  ergeben,  daß  dem  Ausschuß  auch 
von  der  Versammlung  neben  den  Pflichten  gewisse  Hechte  zugesprochen  werden 
müssen,  da  er  sonst  nicht  genügend  arbeitsfähig  ist.  Daher  hat  der  ständige  Aus¬ 
schuß,  der  gegenwärtig  besteht  aus  den  Herren  Mayr  (München),  Mießner 
(Hannover),  Nölle r  (Berlin),  v.  Ostertag  (Stuttgart),  Schmidt  (Leipzig), 
Schnürer  (Wien)  und  Zwick  (Gießen),  folgende  Vorschläge  zur  Annahme 
empfohlen : 

1.  Die  Vorbereitung  der  Tagesordnung,  Wahl  der  Vorträge,  Gewinnung  von 
Hauptberichterstattern  obliegt  einem  Ausschuß.  Als  Vorsitzender  gilt  das  dem 
künftigen  Versammlungsorte  zunächst  wohnende  Ausschußmitglied. 

2.  Ein  Jahr  vor  der  Tagung  beruft  der  Vorsitzende  die  übrigen  Ausschu߬ 
mitglieder  zu  einer  Besprechung  an  einem  Orte  ein,  der  möglichst  im  Mittelpunkt 
der  Berufsorte  der  einzelnen  Mitglieder  gelegen  sein  soll. 

3.  Der  Ausschuß  bestimmt  die  Vortragsthemen;  die  einlangenden  Anmeldungen 
sammelt  der  Vorsitzende. 

4.  Der  Ausschuß  (Vorsitzender?)  ist  berechtigt,  Anmeldungen  zu  Vorträgen 
zurückzuweisen,  falls  sie  nicht  den  ausgewählten  Themen  entsprechen  oder  wegen 
der  Fülle  der  Anmeldungen  in  der  zur  Verfügung  stehenden  Zeit  nicht  unter¬ 
gebracht  werden  können. 

Diese  Vorschläge  wurden  von  der  Versammlung  einstimmig  angenommen. 

Im  Jahre  1926  tagt  die  Naturforscherversammlung  in  Düsseldorf;  als  Vor¬ 
sitzender  des  Ausschusses  ist  deshalb  Mießner  (Hannover)  vorgesehen. 


Hauptthema  1: 

Tierzucht  einschließlich  Bekämpfung  der  Sterilität  und  der 

Jungtierkrankheiten, 

Das  Hauptreferat  zu  diesem  Thema  fiel  wegen  Erkrankung  des 
Hauptreferenten  Keller  (Wien)  aus. 

Richter  (Dorpat):  Die  3  Virchowschen  Lebenstätig¬ 
keiten  der  Zelle  und  ihre  Auswirkung  in  der  Tierzucht. 
Die  3  fundamentalen  Lebensäußerungen  —  Nutrition,  Funktion  und 
Formation  —  und  ihre  Beziehungen  zueinander  wurden  an  der  Hand 
des  „biologischen  Dreiecks“  besprochen.  Nutrition  und  Funktion 
müssen  in  richtigem  Verhältnis  zueinander  gehalten  werden.  Bei 
breiter  Formationsbasis,  also  bei  Inzucht,  kommen  Nutrition  und 
Funktion  leicht  zu  kurz.  Gute  Ernährung  mit  starker  funktioneller 
Inanspruchnahme  vermindern  die  schädlichen  Folgen  der  Inzeßzucht. 
Bei  variabler  Durchkreuzung  (schmale  Formationsbasis)  werden  kleinere 
Abweichungen  in  Nutrition  und  Funktion,  die  direkt  vom  Milieu 
abhängen,  schon  eine  starke  Unausgeglichenheit  des  Zuchtproduktes 
hervorrufen.  2  Dritteile  der  Gesamtheit  der  Einflußfaktoren  sind, 
durch  Nutrition  und  Funktion  gegeben,  also  vom  Milieu,  von  der 
Scholle  abhängig.  Nur  1  Dritteil  wird  durch  Vererbung  („Blut“) 


Sitzungsbericht. 


147 


gegeben.  Daraus  gellt  hervor,  daß  bei  Anstrebung  guter  Dauer¬ 
produkte  in  der  Tierzucht  eine  konsequent  durchgeführte  Ver¬ 
edelungszucht  einer  schollenständigen  Kasse  den  Importzuchten  vor¬ 
zuziehen  ist.  Bei  letzteren  dürften  hervortretende  Schäden  oft  der 
Inzucht  zugeschrieben  werden,  welche  aber  eher  auf  das  Konto  des 
veränderten  Milieus  zu  setzen  sind. 

Pschorr  (Traunstein) :  Einfluß  des  Alpganges  auf  Körper 

und  Leistung  unserer  Haustiere.  Von  den  3  Komponenten 

des  Alpganges  —  alpines  Klima,  Bewegung  und  Nahrung  —  werden 

die  beiden  ersteren  in  ihren  Wirkungen  auf  Körper  und  Leistung 

der  Alptiere  eingehend  besprochen.  Der  Referent  erläutert  den 
••  _ 

Einfluß  der  Älpung  auf  Blut,  Blutkreislauf,  Stromgeschwindigkeit, 
anatomische  Abänderung  des  Herzens,  Gasgehalt  und  Blutdruck. 
Hinsichtlich  der  Verdauung  nebst  Eiweißum-  und  -ansatz  wird  der 
Einfluß  der  Bewegung  behandelt  mit  dem  Ergebnis,  daß  der  Alp¬ 
gang  einen  nicht  unerheblichen  Ansatz  von  Organeiweiß  auslöst,  daß 
nach  Rückverbringung  ins  Tal  die  Verbrennungsprozesse  im  Körper 
oft  längere  Zeit  unter  die  Norm  herabsinken,  so  daß  der  Körper 
spart  und  es  oft  erst  nach  der  Älpung  zu  erhöhtem  Gewichtsansatz 
kommt.  Auch  der  Einfluß  der  Sonnenbestrahlung  auf  Haut  und 
Hautatmung  wird  erörtert.  Die  Atemgröße  nimmt  im  Gebirge  zu, 
die  Vitalkapazität  ab.  Geschlechtssystem  und  Milchleistung  werden 
durch  den  Alpgang  ebenfalls  beeinflußt.  Als  Haupterkenntnis  wird 
festgestellt,  daß  der  Alpgang  nicht  nur  eine  wichtige  Konstitutions¬ 
verbesserung,  sondern  auch  erhöhte  Leistungsfähigkeit  der  Haustiere 
bedeutet  und  daß  bereits  früher  geälpte  oder  auf  Alpgang  vor¬ 
bereitete  Tiere  dieser  Verbesserungen  in  erhöhtem  Maße  teilhaftig 
werden. 

Mießner  (Hannover) :  Die  Organisation  zur  Bekämpfung 
der  Aufzuchtkrankheiten  in  Deutschland.  Die  unter  dem 
Sammelbegriff  „Aufzuchtkrankheiten“  zusammengefaßten  Erkran¬ 
kungen  (Sterilität,  Verwerfen  und  Krankheiten  der  Neugeborenen) 
bringen  dem  Tierzüchter  vielerorts  schwere  Verluste.  Sie  betragen 
z.  B.  in  der  Pferdezucht  nach  den  Erfahrungen  der  letzten  5  Jahre 
bis  zu  50  Proz. ;  davon  bedingen  die  Sterilität  bis  zu  10  Proz.,  das 
Verwerfen  bis  zu  25  Proz.  und  die  Fohlenkrankheiten  bis  zu  15  Proz. 
Ausfälle.  Für  Deutschland  kann  mit  einem  jährlichen  Ausfall  von 
rund  450000  Fohlen  und  rund  2  Millionen  Kälbern  infolge  Herrschens 
der  Aufzuchtkrankheiten  gerechnet  werden,  d.  i.  mit  einem  jährlichen 
Schaden  von  über  x/4  Millarde  Mark.  Zu  diesem  direkten  Verlust 
muß  noch  hinzugerechnet  werden  der  Schaden,  der  später  durch 
Ausfall  der  Arbeits-,  Zucht-,  Fleisch-  und  Milchnutzung  entsteht. 
Zur  Bekämpfung  der  Aufzuchtkrankheiten  erschienen  veterinärpolL 
zeiliche  Maßnahmen  ungeeignet,  weil  sie  entsprechend  der  großen 

10* 


148 


Sitzungsbericht. 


Verbreitung  dieser  Krankheiten  praktisch  nicht  durchführbar  waren. 
Dem  Züchter  blieb  nur  die  Selbsthilfe  übrig.  In  Deutschland  hat 
man  deshalb  versucht,  durch  einen  freiwilligen  Zusammenschluß 
aller  Beteiligten,  durch  enges  Zusammenarbeiten  mit  den  Tierärzten 
und  veterinärbakteriologischen  Instituten  eine  planmäßige  Bekämpfung 
der  Aufzuchtkrankheiten  in  die  Wege  zu  leiten.  Preußen  ging  da¬ 
bei  voran.  Da  in  Rücksicht  auf  die  ungünstige  wirtschaftliche  Lage 
des  Staates  von  kostspieligen  Neueinrichtungen  abzusehen,  vielmehr 
die  Organisation  auf  bereits  vorhandene  Institute  aufzubauen  war, 
wurden  die  staatlichen  veterinärbakteriologischen  Institute  und  die 
bakteriologischen  Institute  der  preußischen  Landwirtschaftskammern 
innerhalb  ihrer  Tätigkeitsbereiche  zu  den  Mittelpunkten,  von  denen 
aus  entsprechend  den  jeweiligen  örtlichen  Sonderverhältnissen  die 
Bekämpfung  der  Aufzuchtkrankheiten  geleitet  und  organisiert  wird. 
Zunächst  wird  durch  rege  Propagandatätigkeit  bei  den  Züchtern 
und  Tierärzten  des  Bezirkes  das  Interesse  für  die  Sache  geweckt. 
Durch  Vorträge  in  landwirtschaftlichen  Vereinen,  durch  aufklärende 
Artikel  in  der  landwirtschaftlichen  Presse,  durch  gemeinverständlich 
abgefaßte  Merkblätter  werden  die  Züchter  über  Wesen,  Zweck  und 
Ziel  der  Organisationen  orientiert  und  zur  Mitarbeit  aufgefordert. 
Sie  müssen  davon  überzeugt  werden,  daß  die  Aufzuchtkrankheiten 
nur  durch  Zusammenarbeiten  von  Züchtern,  Tierärzten  und  veterinär¬ 
bakteriologischen  Instituten  erfolgreich  bekämpft  werden  können. 
Die  praktischen  Tierärzte  werden  durch  die  Fachpresse,  durch  Vor¬ 
träge  gelegentlich  von  Versammlungen,  durch  Fortbildungskurse  an 
den  Hochschulen  und  Instituten  über  die  neuesten  wissenschaftlichen 
Forschungen  auf  dem  Laufenden  gehalten  und  mit  den  Bekämpfungs¬ 
maßnahmen  vertraut  gemacht.  Die  notwendigen  bakteriologischen 
und  serologischen  Untersuchungen  werden  von  den  Instituten  aus¬ 
geführt;  sie  klären  die  Besitzer  bzw.  die  Tierärzte  über  die  Ursache 
der  Erkrankungen  auf  und  empfehlen  die  geeigneten  Bekämpfungs¬ 
maßnahmen.  Die  Sterilitätsbekämpfung  bei  Pferd  und  Rind  wird 
zur  Zeit  von  den  meisten  Instituten  durch  besondere  Fachtierärzte 
durchgeführt,  die  an  Ort  und  Stelle  unter  Assistenz  der  örtlichen 
Tierärzte  die  Untersuchung  und  eventuell  erste  Behandlung  vor¬ 
nehmen.  Alljährlich  haben  die  Institute  einen  ausführlichen  Bericht 
über  das  Vorkommen  und  den  Stand  der  Aufzuchtkrankheiten  in 
ihrem  Bezirk  zusammenzustellen  und  der  Landeszentrale  zu  über¬ 
mitteln,  als  welche  für  Preußen  das  Hygienische  Institut  der  Tier¬ 
ärztlichen  Hochschule  in  Hannover  bestimmt  worden  ist.  Als  Unter¬ 
lage  für  diese  Aufstellungen  haben  sich  Fragebogen  bewährt,  die  von 
den  Instituten  an  die  Tierärzte  und  Züchter  ausgegeben  und  von 
diesen  nach  Ausfüllung  an  die  Institute  zurückgereicht  werden.  Die 
Berichte  der  einzelnen  Institute  werden  von  der  Landeszentrale 


Sitzungsbericht. 


149 


gesichtet,  ansgewertet  und  zu  einem  Gesamtbericht  über  das  Vor¬ 
kommen  und  den  Stand  der  Bekämpfung  der  Aufzuchtkrankheiten 
im  ganzen  Lande  verarbeitet.  Die  Verbindung  mit  den  großen 
landwirtschaftlichen  Organisationen  wird  durch  alljährlich  statt¬ 
findende  sog.  Interessentenversammlungen  zur  Bekämpfung  der  Auf¬ 
zuchtkrankheiten  aufrecht  erhalten.  Die  letzte  Versammlung  dieser 
Art  am  21.  Februar  1924  brachte  die  von  Anfang  an  erstrebte 
Ausdehnung  der  Bekämpfungsorganisation  über  das  ganze  Reichs¬ 
gebiet.  Als  Reichszentrale  ist  aus  Zweckmäßigkeitsgründen  die 
peußische  Landeszentrale  gewählt  worden.  Zur  Förderung  der  Or¬ 
ganisation  beruft  die  Zentrale  alljährlich  eine  Tagung  aller  auf  dem 
Gebiete  der  Aufzuchtkrankheiten  tätigen  Fachtierärzte  ein,  auf 
welcher  wissenschaftliche  und  organisatorische  Beobachtungen  und 
Erfahrungen  ausgetauscht,  der  Gesamtbericht  erstattet  und  neue 
Richtlinien  für  das  nächste  Jahr  festgelegt  werden.  Die  Fachtier¬ 
ärztetagung  wird  an  wechselnden  Orten,  die  möglichst  in  einem 
Hochzuchtgebiet  liegen  sollen,  abgehalten,  damit  die  Teilnehmer  Ge¬ 
legenheit  haben,  nach  und  nach  alle  wichtigeren  deutschen  Zucht¬ 
gebiete  persönlich  kennen  zu  lernen. 

Werner  (Graz):  Zur  Bakteriologie  der  seuchenhaften 
Fohlen-  und  Kälberkrankheiten  in  Österreich  und 
deren  Bekämpfung  mit  spezifischen  Impfstoffen.  Bei 
Fohlenerkrankungen  wurden  im  Alpenländischen  Impfstolfwerk  in 
Graz,  an  dem  Referent  tätig  ist,  ermittelt :  Streptokokken  in  23,30  Proz., 
Paratyphusinfektionen  in  19,42  Proz.,  Mischinfektionen  von  Strepto¬ 
kokken  mit  Paratyphusbakterien  in  19,42  Proz.,  Mischinfektionen  von 
Streptokokken  mit  Colibakterien  in  11,65  Proz.,  Viscosusinfektionen 
in  3,80  Proz.,  reine  Coliinfektionen  in  2,91  Proz.  der  Fälle.  Die  in 
Österreich  bisher  nur  selten  beobachteten  Infektionen  mit  dem  Bact. 
pyoseptic.  viscos.  equi  scheinen  an  Niederungsgebiet  gebunden  zu 
sein.  Auffallend  war,  daß  die  Pyosepticumstämme  österreichischer 
Herkunft  mit  den  aus  reichsdeutschen  Instituten  stammenden  nur 
wenig  gemeinsame  Merkmale  aufwiesen.  Heil-  und  Schutzimpfungen 
gegen  Fohlenerkrankungen  versagen  häufig;  die  besten  Ergebnisse 
wurden  mit  der  Mutterschutzimpfung  erzielt.  —  Bei  den  Kälber¬ 
krankheiten  unterschied  Referent  zwischen  Kälberlähme,  Kälberruhr 
und  Kälberpneumonie.  Bei  Kälberlähme  wurden  am  häufigsten 
Streptokokken,  weniger  häufig  Paratyphusbazillen  sowie  Mischinfek¬ 
tionen  beider  ermittelt;  Coliinfektionen  waren  selten.  Bei  Kälber¬ 
ruhr  waren  die  meisten  Fälle  Coliinfektionen,  seltener  wurden  Strepto¬ 
kokken  sowie  Mischinfektionen  von  Streptokokken  mit  Paratyphus- 
und  Colibakterien  ermittelt;  eine  reine  Paratyphusinfektion  ist  bisher 
nur  einmal  festgestellt  worden.  Bei  Kälberpneumonie  fand  sich  am 
häufigsten  der  Bac.  vitulisepticus ;  außerdem  wurden  Streptokokken, 


150 


Sitzungsbericht. 


Diplokokken  und  Colibakterien  gefunden.  Gegen  Kälberlähme  und 
Kälberruhr  wurde  die  Mutterschutzimpfung  mit  Erfolg  angewandt; 
Heil-  und  Schutzimpfungen  mit  spezifischen  Seren  versagen  häufig. 
Zur  Bekämpfung  der  Kälberpneumonie  verwendet  Ref.  ein  Doppel¬ 
serum,  das  Antikörper  sowohl  gegen  die  Erreger  der  hämorrhagischen 
Septikämie  als  auch  gegen  die  Bakterien  der  Coli -Paratyphus¬ 
gruppe  enthält. 

Poppe  (Rostock):  Neue  Erfahrungen  in  der  Erforschung 
und  Bekämpfung  der  Kälber  krank  h  eiten.  Die  als  Kälber¬ 
ruhr,  Kälberpneumonie,  Kälberlähme  usw.  bezeichneten  Infektionen 

•  • 

sind  zweckmäßiger  nach  ihrer  Ätiologie  zu  benennen:  Colibazillose 
(einschließlich  Aerogenes-  und  Isocolibazillose),  Diplokokkeninfektion, 
Gärtnerinfektion  (Paracolibazillose  Jensen,  Paratyphus  0.  Müller, 
Karsten),  Paratyphus  B-Infektion,  Pyocyaneus-,  Proteus-, Vitulisepticus- 
Infektion,  Nekrobazillose,  pyogene  Nabelinfektionen  (Streptokokken, 
Staphylokokken,  Pyogenes).  Referent  gibt  eine  Übersicht  über  die 
Verbreitung  der  einzelnen  Infektionen  in  den  verschiedenen  Ländern 
unter  Zugrundelegung  der  bakteriologischen  Befunde  und  erörtert 
dann  die  für  die  verschiedenen  Infektionen  wichtigen  Gesichtspunkte 
bei  der  klinischen  und  pathologisch-anatomischen  Diagnose  sowie  bei 
der  Bekämpfung.  Den  nichtinfektiösen  Schädlichkeiten  ist  als  Ursache 
für  gehäuftes  Kälbersterben  mehr  als  bisher  Beachtung  zu  schenken. 
Auch  auf  Bazillenträger  ist  zu  achten.  Eine  genaue  bakteriologische 
Diagnose  ist  in  jedem  Fall  und  für  jeden  Bestand  unerläßlich,  sonst 
kommt  die  Impfbehandlung  in  Mißkredit.  Die  hygienischen  Ma߬ 
nahmen  stehen  für  die  Bekämpfung  der  Kälberkrankheiten  auch 
heute  noch  an  erster  Stelle.  Die  Serumbehandlung  hat  bisher,  falls 
brauchbare  Seren  verwendet  wurden,  manchmal  gute  Ergebnisse  ge¬ 
liefert,  allgemeine  Anwendung  aber  noch  nicht  gefunden.  Die  arznei¬ 
liche  Behandlung  bringt  nur  in  gewissen  Fällen  Erfolg.  Die  von 
C.  0.  Jensen  bei  Isocolibazillose  vorgeschlagene  antagonistische 
Behandlung,  bei  der  zur  Herbeiführung  einer  Umstimmung  der  Darm¬ 
flora  dem  frisch  geborenen  Kalb  per  os  eine  apathogene  Colikultur 
und  gleichzeitig  intravenös  eine  große  Dosis  Coliserum  verabreicht 
wird,  wäre  nachzuprüfen. 

Tliurner  (Innsbruck):  Über  die  Bekämpfung  der  Fohlen¬ 
lähme  durch  Impfungen.  Der  beim  Landesstallmeisteramt  in 
Innsbruck  tätige  Referent  legt  bei  der  Fohlenlähmebehandlung  das 
Hauptgewicht  auf  die  Schutzimpfungen  und  auf  die  gleichzeitig 
durchzuführende  Prophylaxe.  Nach  seinen  Erfahrungen  im  Salzburg- 
Tirol- Vorarlberger  Zuchtgebiet  hat  sich  die  Mutterschutzimpfung  mit 
spezifischer  Vaccine  gut  bewährt  (durchschnittlicher  Erfolg  94  Proz.). 
Auch  die  Fohlenschutzimpfung  mit  spezifischen  Seren  zeitigte  günstige 
Ergebnisse  (86  Proz.).  Bereits  an  Lähme  erkrankte  Fohlen  wurden 


Sitzungsbericht* ' 


151 


der  Heilimpfung  teils  mit  spezifischem  Serum  teils  mit  Normalserum 
unterzogen;  der  Heilerfolg  betrug  58,9  bzw.  68,8  Proz.  Durch  Ein¬ 
spritzung  von  Mutterblut  wurde  bei  erkrankten  Fohlen  ein  Heileffekt 
von  66,6  Proz.,  durch  verschiedene  andere  Impfstoffe  ein  solcher  von 
rund  60  Proz.  erzielt. 

Kalchschmidt  (Gastein):  Zur  Bekämpfung  der  Fohle n- 
lähm  e.  Im  Praxisgebiet  des  Referenten  sind  als  Erreger  der  Fohlen¬ 
lähme  fast  ausnahmslos  Paratyphusbazillen  nachgewiesen  worden; 
Ref.  schließt  hieraus  auf  einen  engen  Zusammenhang  zwischen  Fohlen¬ 
lähme  und  Stutenabort.  Nach  seinen  Erfahrungen  ist  bei  Behandlung 
des  Fohlenparatyphus  die  unspezifische  Therapie  der  spezifischen 
Impfung  vorzuziehen.  Als  geeignetes  unspezifisches  Mittel  hat  sich 
das  Pferdenormalserum  erwiesen. 

Pröscholdt  (Stettin):  Die  Bedeutung  des  Hengstes  für 
die  Übertragung  desBacterium  para typhi  abortus  equi. 
Ref.  berichtet  über  einen  seltenen,  von  ihm  selbst  beobachteten  und 
längere  Zeit  hindurch  verfolgten  Fall,  in  dem  ein  Hengst  Dauer¬ 
ausscheider  des  Bact.  paratyphi  abortus  equi  mit  seinem  Sperma  war. 
Die  Übertragung  des  Paratyphusabortus  durch  den  Hengst  beim 
Deckakte,  sei  es  als  Bazillenausscheider  oder  als  Zwischenträger,  ist 
für  die  Weiterverbreitung  der  Seuche  offenbar  nicht  von  sehr  erheb¬ 
licher  Bedeutung.  Die  Möglichkeit  einer  Übertragung  der  Infektion 
auf  diesem  Wege  muß  indessen  anerkannt  werden,  weshalb  die  Ma߬ 
nahmen  zur  Verhinderung  einer  solchen  Ansteckung  nicht  verabsäumt 
werden  dürfen. 

Reisinger  (Wien):  Die  Bekämpfung  des  infektiösen 
Abortus  der  Rinder  durch  Impfungen.  Mit  Impfstoffen  aus 
abgetöteten  Abortusbazillenkulturen  lassen  sich  in  der  Regel  nur  in 
solchen  Beständen  Erfolge  erzielen,  in  denen  vor  der  Impfung  relativ 
viele  Tiere  verworfen  haben  und  wo  deshalb  anzunehmen  ist,  daß  bei 
den  meisten  Impflingen  schon  vorher  eine  gewisse  natürliche  Im¬ 
munität  vorhanden  war.  Wenig  oder  ganz  unwirksam  sind  Impfungen 
mit  avirulentem  Bakterienmaterial  häufig  in  frisch  verseuchten  Rinder¬ 
beständen  und  in  solchen,  wo  öfters  Neueinstellungen  von  Vieh  vor¬ 
genommen  werden.  Die  Impfstoffe  aus  lebenden  Kulturen  sind  bei 
der  Immunisierung  bedeutend  wirksamer  als  solche  aus  abgetöteten 
und  lassen  auch  in  Beständen,  wo  letztere  erfahrungsgemäß  häufig 
versagen,  gute  Ergebnisse  erzielen.  Die  Impfungen  mit  lebenden 
Kulturen  müssen  jedoch,  sofern  Immunserum  für  die  Vornahme  von 
Simultanimpfungen  nicht  zur  Verfügung  steht,  auf  nichtträchtige 
Rinder  beschränkt  bleiben,  weil  Versuche  ergeben  haben,  daß  bei  der 
Impfung  trächtiger  Rinder  die  Gefahr  einer  Ansteckung  besteht,  die 
auch  dann  nicht  sicher  vermieden  wird,  wenn  die  Impflinge  durch 
subkutane  Einspritzung  großer  Dosen  von  abgetöteten  Kulturen  vor- 


152 


Sitzungsbericht. 


immunisiert  worden  sind.  Im  Hinblick  auf  diese  Erfahrungen  empfiehlt 
es  sich,  in  einem  verseuchten  Bestand  alle  nichtträchtigen  Rinder 
6 — 8  Wochen  vor  dem  Decken  mit  lebender  Kultur  und  die  trächtigen 
Rinder  in  Zwischenräumen  von  3—4  Monaten  mit  etwa  20  ccm  ab¬ 
getöteter  Kultur  zu  impfen. 

Zwick  (Gießen):  Impfungen  gegen  den  infektiösen 
Abortus  des  Rindes.  Zwick  prüfte  die  Frage,  ob  es  nicht 
möglich  wäre,  die  Schutzimpfung  mit  lebenden  Abortuskulturen  auch 
bei  tragenden  Tieren  vorzunehmen.  Zunächst  wurden  serologisch 
positiv  reagierende  tragende  Tiere  mit  lebender  Kultur  subkutan 
geimpft,  da  bei  diesen  Tieren  die  Abortusbazillen  auf  die  gesteigerten 
Abwehrkräfte  des  Körpers  treffen,  wenn  man  die  positive  Reaktion 
als  Ausdruck  einer  Immunkörperbildung  auffaßt.  Eine  schädliche 
Wirkung  wird  darum  nicht  entfaltet  werden  können,  dagegen  erfolgt 
eine  Steigerung  der  Immunkörperbildung.  Bei  bereits  bestehender 
Infektion  des  Uterus  kann  eine  weitere  Zufuhr  von  Bakterien  kaum 
schädlich  sein.  Es  besteht  aber  die  Möglichkeit,  daß  infolge  des 
erneuten  Reizes  eine  Vermehrung  der  Schutzkörper  stattfindet  und 
der  in  den  Anfängen  befindliche  Krankheitsprozeß  aufgehalten  wird. 
Insgesamt  wurden  bisher  37  tragende  Tiere  mit  lebender  Kultur  ge¬ 
impft,  von  denen  3  verkalbten.  Soweit  die  bisherigen  Versuche  eine 
Beurteilung  zulassen,  scheint  es,  daß  lebende  Kulturen  bei  tragenden 
Kühen  subkutan  angewendet  werden  können  und  gute  Erfolge  er¬ 
möglichen.  Ehe  weitere  Erfahrungen  vorliegen,  sollten  jedoch  lebende 
Kulturen  nur  bei  serologisch  positiv  reagierenden  tragenden  Kühen 
und  Färsen  angewandt  werden,  während  die  negativ  reagierenden 
mit  abgetöteter  Kultur  zu  impfen  sind.  Kann  eine  individuelle  Be¬ 
handlung  des  ganzen  Bestandes  an  Hand  der  Blutuntersuchung  nicht 
vorgenommen  werden,  so  hat  der  Impfung  mit  lebender  Kultur  zweck¬ 
mäßig  eine  solche  mit  abgetöteter  voranzugehen. 

Wechselrede  zu  Hauptthema  1. 

Zwick  (Gießen):  Ich  habe  es  besonders  begrüßt,  daß  Herr  Poppe  die  Not¬ 
wendigkeit  der  Durchführung  hygienischer  Maßnahmen  bei  der  Bekämpfung  der 
Kälberkrankheiten  besonders  betont  bat.  Mehr  als  bisher  sollte  diese  Notwendigkeit 
in  den  Vordergrund  gerückt  und  entsprechend  verfahren  werden.  Unterstreichen 
möchte  ich  außerdem  die  größere  Beachtung  der  nichtinfektiösen  Schädlichkeiten  als 
Ursache  des  gehäuften  Auftretens.  Eine  Lücke  besteht  noch  bei  den  Forschungen 
über  die  primären  Ursachen  der  Kälberruhr  insofern,  als  die  Beziehungen  der  Kälber¬ 
ruhr  zum  infektiösen  Abort  in  ihrem  Umfang  und  in  ihrer  Bedeutung  noch  nicht 
genügend  erforscht  sind.  In  dieser  Richtung  sollten  noch  weitere  Untersuchungen 
angestellt  werden. 

Büchltnann  (Mittersill) :  Die  sog.  klassische  Fohlenlähme  ist  eine  durch  Zutritt 
von  Eiterungen  verdeckte  Paratyphose,  die  den  Namen  Fohlenparatyphus  verdient. 
175  Fälle  sog.  Fohlenlähme  zeigten  zeitlichen  Zusammenhang  mit  Pferdeabortus- 
seuchengängen.  Neonato-pathogene  primäre  Paratyphuskeime  werden  von  den  Eiter- 


Sitzungsbericht. 


153 


kokken  der  Scheiden-  und  Stallflora  derart  überwuchert,  daß  sie  bei  Spätformen  in 
der  Regel  nicht  mehr  nachgewiesen  werden  können.  Lähmemütter  sind  Paratyphus¬ 
ausscheider.  Soweit  das  ursprüngliche  klinische  Bild  nicht  schon  durch  Eiterungen 
verschleiert  ist,  ergibt  sich  eine  auffallende  Ähnlichkeit  mit  dem  Kälberparatyphus 
in  Form  von  Diarrhoen,  serösen  Gelenkentzündungen,  nekrotisierenden  Lungen-  und 
Leberentzündungen.  Nabeliufektionen  entstehen  nicht  aufsteigend,  sondern  absteigend. 

Gminder  (Stuttgart):  Das  von  Herrn  Poppe  erwähnte  Jensensche  Behand¬ 
lungsverfahren  ist  vom  württembergischen  Tierärztlichen  Landesuntersuchungsamt 
bisher  in  2  größeren  Rinderbeständen  angewandt  worden.  In  beiden  Beständen  starb 
vorher  jedes  Kalb  innerhalb  48  Stunden  nach  der  Geburt  an  Coliruhr.  Nach  An¬ 
wendung  des  Verfahrens  —  es  wurden  25—50  ccm  Coliserum  subkutan  und  die 
Abschwemmung  von  2  Agarkulturen  mit  etwas  frischer,  aseptisch  gewonnener 
Kolostralmilch  des  Muttertieres  per  os  gegeben  —  kam  ein  Fall  von  Kälberruhr 
nicht  mehr  vor. 

Karsten  (Hannover):  Die  Diplokokkeninfektion  der  Kälber  kommt  auch  schon 
in  der  ersten  Lebenswoche  vor;  sie  kann  ohne  Ruhrerscheinungen  unter  dem  Bilde 
einer  reinen  Septikämie  verlaufen  oder  durch  Lungenentzündungen  kompliziert 
werden.  Die  von  Herrn  P  o  p  p  e  als  Paratyphus  B-Infektion  geschilderte  Erkrankung 
ist  bisher  aus  Deutschland  nicht  beschrieben  worden,  sondern  nur  aus  Dänemark 
(Christiansen).  Es  liegt  kein  Grund  vor,  eine  Änderung  der  Nomenklatur  vor¬ 
zunehmen  und  statt  von  Paratyphus  der  Kälber  von  einer  Gärtner- Infektion  zu 
sprechen,  zumal  das  Studium  der  Paratyphosen  noch  im  Flusse  ist  und  eine  spätere 
grundlegende  neue  Bezeichnung  der  Paratyphuserkrankungen  nicht  zu  umgehen  sein 
wird.  Die  immer  wieder  betonte  Unmöglichkeit,  die  Kälberkrankheiten  klinisch  oder 
pathologisch- anatomisch  zu  erkennen,  trifft  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu, 
da  der  Kälberparatyphus  und  die  Diplokokkeninfektion  an  den  Milz-  und  Leber¬ 
veränderungen  wohl  diagnostiziert  werden  können.  Bei  Vaccinationen  gegen  den 
Kälberparatyphus  treten  nicht  ganz  selten  schwere  und  schwerste  Intoxikationen 
auf;  jede  Vaccine  ist  daher  vor  ihrer  Abgabe  auf  ihre  Ungefährlichkeit  zu  prüfen. 
Im  Süden  des  deutschen  Sprachgebietes  wird  auffallenderweise  die  „Kälberlähme“ 
noch  recht  oft  festgestellt,  während  in  Norddeutschland  dieser  Krankheitsbegriff 
ätiologisch  bereits  aufgeteilt  ist. 

Nußhag  (Perleberg):  Betont  die  entscheidende  Bedeutung  der  hygienischen 
Maßnahmen.  Auf  ihre  Durchführung  sind  ohne  Zweifel  die  zum  Teil  vorzüglichen 
Erfolge  auch  mit  abgetöteten  Kulturen  bei  der  Bekämpfung  des  Rinderabortus  zu 
beziehen.  Was  die  Frage,  der  Impfung  gegen  diese  Seuche  betrifft,  so  ist  der 
„Lebendkultur“  besondere  Beachtung  zu  schenken.  Nicht  Dosis,  Applikationsweise 
oder  Grad  der  Trächtigkeit  ist  maßgebend,  sondern  Virulenz  bzw.  antigene  Fähig¬ 
keit  der  Kultur. 

Poppe  (Rostock):  macht  Mitteilung  zur  Frage  der  Ausscheidung  von  Para¬ 
typhusbazillen  in  einem  Bestände  mit  endemischer  Paratyphusinfektion,  in  dem 
innerhalb  eines  Jahres  von  35  Pferden  9  eingegangen  sind.  Der  Frage  der  Bazillen¬ 
träger  und  -ausscheider  sowie  dem  Vorkommen  von  endemischen  Paratyphus¬ 
infektionen  bei  Pferden,  die  nicht  im  Zusammenhang  mit  Erkrankungen  der  Ge¬ 
schlechtsorgane  oder  mit  Fohlenkrankheiten  stehen,  ist  besondere  Aufmerksamkeit 
zuzuwenden. 

Gminder  (Stuttgart) :  Die  Impfung  mit  lebender  Abortuskultur  bewirkt  zweifel¬ 
los  das  Zustandekommen  einer  stärkeren  Immunität  als  die  Impfung  mit  abgetöteter 
Kultur  oder  Extrakt.  In  Württemberg  wurden  versuchsweise  auch  trächtige  Tiere 
bis  zum  4.  Monat  mit  lebender  Kultur  geimpft.  Ich  stimme  der  Anregung  von 
Zwick  zu,  von  der  Anwendung  lebender  Abortuskultur  einen  weitergehenderen  Ge¬ 
brauch  als  bisher  zu  machen,  glaube  aber,  man  muß  dabei  doch  sehr  vorsichtig  sein. 
Die  bisher  vorgenommenen  Versuche  genügen  jedenfalls  noch  nicht,  um  Abände- 


154 


Sitzungsbericht. 


rungen  des  zurzeit  üblichen  Impfverfahrens  nach  dieser  Richtung  hin  allgemein  zu 
empfehlen.  Wenn  bei  mit  lebender  Kultur  geimpften  trächtigen  Rindern  später  ein 
Abortusfall  vorkommt,  wird  ein  etwaiger  Einwand  des  Besitzers,  sein  Tier  habe 
infolge  der  Impfung  verkalbt,  nicht  widerlegt  werden  können.  Nach  allem,  was  wir 
bis  jetzt  über  den  Wert  der  Abortusimpfungen  wissen,  dürfen  wir  alle  üblichen 
Impfverfahren  nicht  überschätzen.  Die  hygienischen  Maßnahmen  dürfen  als  wert¬ 
volles  Hilfsmittel  im  Kampfe  gegen  den  infektiösen  Abort  nach  wie  vor  nicht  ver¬ 
nachlässigt  werden. 

Schlußworte  zu  Hauptthema  1. 

Mießner  (Hannover):  Die  Verhältnisse  der  Aufzuchtkrankheiten  scheinen  in 
Österreich  wesentlich  anders  zu  liegen  als  in  Deutschland  und  in  den  nordischen 
Ländern,  da  man  in  der  Hauptsache  Paratyphus,  Colibakterien  und  Streptokokken, 
aber  keine  Pyoseptikumbakterien  nachgewiesen  hat.  Nicht  zu  folgen  vermag  ich 
der  Auffassung,  daß  die  Fohlenlähme  meist  mit  dem  durch  Paratyphusbakterien 
veranlaßten  Abort  in  Zusammenhang  steht.  Nur  soweit  ist  das  zuzugeben,  als  es 
sich  um  einen  Spätabort  noch  lebender  aber  schwer  kranker  Fohlen  handelt.  Bei 
gesund  geborenen  Fohlen,  die  erst  am  2.  Tage  erkranken,  gehört  der  Paratyphus 
zu  den  Seltenheiten.  Gegen  den  Zusammenhang  von  Verwerfen  und  Fohlenlähme 
spricht  auch  der  Umstand,  daß  in  Schweden  und  Dänemark  Paratyphusabort  selten, 
die  Fohlenlähme  aber  häufig  ist.  Auch  in  Deutschland  sind  zahllose  Fälle  bekannt, 
in  denen  niemals  Abort  aufgetreten  ist,  trotzdem  aber  die  Fohlenkrankheiten  in 
größtem  Umfange  Vorkommen.  Den  Mutter-Impfungen  stehe  ich  sehr  skeptisch 
gegenüber,  da  einmal  die  Vaccination  hochtragender  Tiere  nicht  unbedenklich  ist 
und  es  weiterhin  mehr  als  fraglich  erscheint,  ob  wirklich  erhebliche  Schutzstoff¬ 
mengen  auf  den  Fötus  übergehen. 

Werner  (Graz):  In  Salzburg,  einem  notorisch  mit  Pferdeabort  verseuchten 
Lande,  scheinen  die  mit  Paratyphusbakterien  infizierten  Fohlen  Infektionen  anderer 
Erreger  leichter  zu  unterliegen.  Der  hohe  Prozentsatz  an  Paratyphusinfektionen 
liegt  in  der  Tatsache  begründet,  daß  der  größte  Teil  des  Untersuchungsmaterials 
aus  Salzburg  eingesandt  wurde.  Die  aus  anderen  Gegenden  untersuchten  Fälle 
waren  auf  Streptokokkeninfektionen  zurückzuführen.  Vereinzelte  Viskosusinfektionen 
waren  nur  auf  Flachland  beschränkt. 


Hauptthema  2: 

Veterinärpolizei:  Rauschbrand  und  Tollwut. 

a)  Rauschhrand. 

Hauptreferat:  Mießner  (Hannover):  Die  Anaerobier  in  der 
Veterinärmedizin.  Ref.  gab  einen  Gesamtüberblick  über  die  Ent¬ 
wicklung  sowie  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Frage  und  faßte 
seine  Ausführungen  dahin  zusammen,  daß  wir  heute  in  der  Veterinär¬ 
medizin  zwischen  Rauschbrand,  Pararauschbrand  und  Gasbrand  unter¬ 
scheiden  müßten,  die  durch  den  Bac.  sarcophysematos,  Bac.  parasarco- 
physematos  und  Bac.  phlegmones  emphysematosae  Fraenkel  verursacht 
würden.  Als  Sammelnamen  für  die  3  genannten  Anaerobeninfektionen 
schlägt  Ref.  die  Bezeichnung  „Gasödeme“  vor.  In  der  Frage  der 
Gasödeme  bei  unseren  Haustieren  nimmt  er  folgenden  Standpunkt 


Sitzungsbericht. 


155 


ein:  Als  Rauschbrand  bezeichnen  wir  die  durch  den  Bac.  sarco- 
physematos  hervorgerufenen  Erkrankungen,  ohne  Rücksicht  auf  Art 
und  Ort  der  Infektion.  Erkrankt  sind  bisher  Rind,  Schaf,  Pferd  und 
Schwein.  Für  das  Rind  fällt  damit  die  Frage  des  ausschließlichen 
Weiderauschbrandes  fort,  da  in  ungefähr  6  Proz.  der  Fälle  Stall¬ 
infektionen  mit  Rauschbrandbazillen  vorliegen.  Die  Frage  des  Schaf¬ 
rauschbrandes  ist  insofern  geklärt,  als  nachgewiesen  werden  konnte, 
daß  es  sich  bei  den  meisten  Gasödemfällen  des  Schafes  auch  nach 
vorangegangener  Geburt  wenigstens  im  Bereich  der  daraufhin  bisher 
untersuchten  Bezirke  (Prov.  Sachsen)  um  Rauschbrand  handelt.  In 
den  sog.  Rauschbranddistrikten  ist  Schafrauschbrand  bisher  nicht 
beobachtet  worden,  andererseits  ist  der  Rinderrauschbrand  in  den 
Schafrauschbrandgebieten  unbekannt.  Rauschbrand  bei  Pferd  und 
Schwein  ist  bisher  erst  in  Einzelfällen  sichergestellt.  Der  P  ara¬ 
rauschbrand  ist  als  Wundinfektionskrankheit  bei  allen  Haustier¬ 
arten  auch  durch  die  neuen  Untersuchungen  bestätigt  worden.  Da¬ 
neben  verdienen  aber  Fälle  von  Pararauschbrand  Beachtung,  die 
spontan  im  Stall  sowohl  wie  auf  der  Weide  auch  in  Rauschbrand¬ 
distrikten  Vorkommen  und  als  Beweis  für  die  Ubiquität  des  Erregers 
dienen  können,  den  Zeißler  bei  sein'en  Erduntersuchungen  in  20  Proz. 
der  Fälle  nachweisen  konnte.  Der  Gasbrand  soll  nach  den  neuesten 
Ergebnissen  von  Zwick  als  selbständige  Erkrankung  bei  Rindern 
aufgetreten  sein.  Bisher  war  das  Vorkommen  des  Gasbrandbazillus 
nur  bei  Mischinfektionen  mit  Rauschbrand  bzw.  Pararauschbrand 
beim  Rind  in  Einzelfällen,  beim  Schaf  in  größerer  Zahl  beobachtet 
worden.  Nach  Warringsholz  soll  der  genannte  Bazillus  in  50  Proz. 
aller  Muskulaturproben  von  an  Gasödemerkrankungen  eingegangenen 
Rindern  nachzuweisen  sein.  In  der  Erde  ist  er  nach  Zeißler  in 
jeder  Probe  vorhanden.  —  Mit  Rücksicht  darauf,  daß  unter  den  auf 
der  Weide  spontan  auftretenden  Gasödemfällen  sich  auch  echte  Para¬ 
rauschbrandfälle  befinden,  erscheint  es  nicht  mehr  gerechtfertigt,  nur 
die  durch  den  Rauschbrandbazillus  veranlaßten  Todesfälle  zu  ent¬ 
schädigen.  Da  der  Pararauschbrand  anatomisch  und  epidemiologisch 
genau  so  wie  der  Rauschbrand  auftreten  kann  und  nur  eine  genaue 
bakteriologische  Untersuchung  die  Entscheidung  zu  bringen  vermag, 
würde  für  den  zuständigen  beamteten  Tierarzt  die  Unsicherheit  in  der 
Diagnose  und  der  Entschädigungsfrage  ständig  zunehmen.  Auch 
würde  es  für  den  Landwirt  unverständlich  sein,  weshalb  2  für  ihn 
gleichartige  Krankheiten  das  eine  Mal  entschädigt  werden,  das  andere 
Mal  nicht.  Es  kommen  ferner  auch  Rauschbrand-  und  Pararausch¬ 
brandfälle  im  Stalle  vor,  für  die  eine  Entschädigung  sinngemäß  ge¬ 
währt  werden  muß,  sofern  eine  fahrlässige  Handlung  des  Besitzers 
für  die  Entstehung  der  Erkrankung  nicht  verantwortlich  gemacht 
werden  kann.  Es  müßten  infolgedessen  alle  Fälle  rauschbrandartiger 


156 


Sitzungsbericht. 


Erkrankungen  von  der  Entschädigung  auszuschließen  sein,  die  inner¬ 
halb  von  8  Tagen  nach  dem  Kalben  auftreten.  Zweckmäßig  wären 
hierher  noch  zu  rechnen  die  Operationen  und  äußerlich  sichtbaren 
Verletzungen,  sofern  sie  in  ursächlichen  Zusammenhang  mit  der  Er¬ 
krankung  zu  bringen  sind.  Endlich  ist  man  durch  eine  geeignete 
prophylaktische  Impfung  imstande,  eine  Verbreitung  der  Gasödemfälle 
zu  verhindern.  Es  kann  daher  als  zweckmäßig  empfohlen  werden, 
die  Entschädigung  von  einer  Schutzimpfung  abhängig  zu  machen. 
Zur  Impfung  käme  ein  bivalenter,  aus  dem  Bac.  sarcophysematos  und 
dem  Bac.  parasarcophysematos  hergestellter  Impfstoff  in  Frage.  Nach 
Ansicht  des  Ref.  sollten  demnach  entschädigt  werden  alle*  Gasödem¬ 
fälle  der  Einhufer  und  Rinder,  sobald  die  Tiere  geimpft  und  nicht 
innerhalb  von  8  Tagen  nach  einer  Geburt,  Operation  oder  äußerlich 
erkennbaren  Verletzungen  erkrankt  sind. 

Zeißler  (Altona)  r  Die  bakteriologische  Diagnose  des 
Rauschbrandes.  Vortr.  demonstrierte  an  einer  großen  Serie  von 
Mikrophotogrammen  die  Unmöglichkeit,  die  ätiologische  Diagnose  des 
Rauschbrandes  auf  bakterioskopischem  Wege  zu  stellen.  Auch  der 
Tierversuch  reiche  zu  einer  sicheren  Diagnose  nicht  aus.  Für  die 
exakte  Untersuchung  von  Rauschbrandfleisch  käme  heute  allein  die 
von  Zeißler  vor  4  Jahren  zuerst  genauer  beschriebene  bakteriolo¬ 
gische  Methodik  in  Frage,  deren  wesentlichen  Bestandteil  die  unter 
Sauerstoffabschluß  bebrütete  Traubenzuckerblutagarplatte  bildet.  — 
Bezüglich  der  Entschädigung  könne  man  verschiedener  Ansicht  sein: 
entweder  entschädige  man  nur  den  echten  Rauschbrand  bei  Pferd 
und  Rind,  dann  sei  eine  exakte  ätiologische  Diagnose  unerläßlich, 
oder  man  entschädige  alle  Gasödeme  mit  Ausnahme  der  nachweislich 
im  Anschluß  an  eine  Geburt  oder  ein  Trauma  entstandenen  Fälle, 
dann  könne  die  bakteriologische  Untersuchung  überhaupt  gespart 
werden. 

Foth (Münster):  Rauschbrand  und  Rauschbrandschutz¬ 
impfungen.  Ref.  ging  davon  aus,  daß  die  neuerdings  von  ver¬ 
schiedenen  Seiten  angeregte  Aufhebung  der  Entschädigung  für  Rausch¬ 
brandverluste  vor  allem  ein  zuverlässiges  Schutzimpfungsverfahren 
voraussetze,  denn  die  Anzeigepflicht  würde  dann  nur  mangelhaft  er¬ 
füllt  werden,  die  veterinärpolizeiliche  Bekämpfung  würde  zurück¬ 
gehen  und  die  Seuche  würde  wieder  an  Ausbreitung  gewinnen.  Die 
bisherigen  Erfolge  der  Schutzimpfungen  seien  aber  weit  fragwürdiger, 
als  es  nach  den  Impfstatistiken  erscheinen  könnte.  Im  Mittelpunkt 
des  tierärztlichen  Interesses  stünden  zurzeit  die  Impfungen  mit  Rausch¬ 
brandkulturfiltraten.  Nach  den  Untersuchungen  des  Ref.  gelingt  es 
piit  allen  Hilfsmitteln  der  modernen  Technik  überhaupt  nicht,  völlig 
keimfreie  Filtrate  aus  Rauschbrandkulturen  zu  gewinnen.  Die  Filtrate 
sind  nur  sehr  keimarm.  Kleinste  Vorstufen  der  Bakterien  oder  Sporen 


Sitzungsbericht. 


157 


passieren  die  Filter.  Sie  sind  weder  mikroskopisch  noch  kulturell 
nachzuweisen,  wohl  aber  durch  Meerschweinchenimpfung,  wenn  die 
Ausgangskultur  zufällig  oder  durch  besondere  Leitung  der  Kultur¬ 
bedingungen  reich  an  Toxinen  war.  Dann  entwickeln  sich  unter  dem 
zellähmenden  Einfluß  des  miteingespritzten  Toxins  die  genannten 
kleinen  Sporenvorstufen  und  töten  das  Meerschweinchen  an  bakte¬ 
riellem  Rauschbrand.  Die  Giftbildung  in  den  Kulturen  hängt  von 
Umständen  ab,  die  nur  wenig  bekannt  sind.  Ferner  zeigt  sich,  daß 
die  Giftbildung  keineswegs  der  Bildung  von  Rauschbrandschutzstoffen 
parallel  geht.  Giftige  Filtrate  können  bald  sehr,  bald  nur  wenig 
schutzkräftig  sein  und  ebenso  können  ungiftige  Filtrate  gelegentlich 
auch  nur  wenig  Schutzkraft  besitzen.  Auf  der  Nichtbeachtung  dieser 
Tatsachen  beruhen  die  besonders  aus  Nordamerika  berichteten  viel¬ 
fachen  Mißerfolge.  Sicher  ist,  daß  die  Filtrate  vielfach  eine  kräftige 
Schutzwirkung  haben.  Es  ist  notwendig,  daß  sie  vor  der  Abgabe 
auf  ihre  Gift-  und  auf  ihre  Schutzwirkung  geprüft  werden  nach  einem 
Verfahren,  das  ausreichende  Gewähr  für  Gefahrlosigkeit  und  für  ge¬ 
nügende  Schutzwirkung  der  Filtratimpfung  bietet.  Voraussetzung 
dafür  sei  eine  staatliche  Prüfung  der  für  Impfzwecke  hergestellten 
Rauschbr  andkulturfil  träte. 

Zwick  (Gießen) :  ÜberRauschbrand.  Als  Erreger  des  echten 
Rauschbrandes  ist  einzig  der  Chauveausche  oder  Fothsche  Bazillus 
anzusehen;  der  Kittsche  Bazillus  muß  den  Pararauschbrandbazillen 
zugerechnet  werden.  Die  Zeißlersche  Traubenzuckerblutagarplatte 
hat  sich  für  diagnostische  Zwecke  gut  bewährt,  doch  ist  es  unter 
Umständen  zweckmäßig,  daneben  noch  den  Meerschweinchenimpfversuch 
durchzuführen.  Von  60  aus  typischen  Rauschbranddistrikten  stammen¬ 
den  Muskelproben  von  Rindern  enthielten:  45  Proz.  den  Fothschen, 
38,5  Proz.  den  Kittschen,  5  Proz.  den  Fothschen  und  Kittschen, 
8,3  Proz.  den  Fothschen  und  Fraenkel sehen,  1,7  Proz.  den  Kittschen 
und  Fraenkelschen,  1,7  Proz.  nur  den  Fraenkelschen  Bazillus.  In 
34  Fleischproben  von  Rindern  aus  fraglichen  und  Nichtrauschbrand¬ 
gebieten  fanden  sich  in  29,4  Proz.  der  Fälle  Fothsche,  in  58,8  Proz. 
der  Fälle  Kittsche,  in  8,8  Proz.  der  Fälle  Fothsche  und  Kittsche,  in 
3  Proz.  der  Fälle  Fraenkelsche  Bazillen.  Da  in  Rauschbranddistrikten 
eine  nicht  geringe  Zahl  der  spontan  und  seuchenhaft  auftretenden 
Gasödemfälle  durch  den  Kittschen  Bazillus  verursacht  wird,  ist  es 
erwünscht,  daß,  von  Reichs-  oder  Landeswegen,  in  Rauschbrand¬ 
distrikten  außer  den  durch  den  Fothschen  Bazillus  hervorgerufenen 
Gasödemfällen  auch  diejenigen  entschädigt  werden,  bei  denen  der 
Kittsche  Bazillus  als  Erreger  nachgewiesen  wird.  Von  der  Ent¬ 
schädigung  auszuschließen  wären  die  im  Anschluß  an  eine  Geburt 
oder  ein  Trauma  entstandenen  Gasödeme.  Im  übrigen  weist  Ref.  auf 
das  in  der  Schweiz  geltende  Entschädigungsverfahren  hin :  dort  greift 


158 


Sitzungsbericht. 


die  Entschädigung  nur  in  denjenigen  Fällen  Platz,  in  denen  eine 
Schutzimpfung  vorhergegangen  ist.  Bezüglich  der  Nomenklatur 
empfiehlt  Ref.,  als  Sammelnamen  die  Bezeichnung  „Gasödeme“  ein¬ 
zuführen  und  eine  weitere  Gruppierung  in  dem  Sinne  vorzunehmen, 
daß  ein  Gasödem  A  (=  echter  Rauschbrand),  Gasödem  B  (=  Para¬ 
rauschbrand)  und  Gasödem  C  (=  Fraenkelinfektionen)  unterschieden 
wird. 


Wechselrede  zum  Thema  Rausch brand. 

Nöller  (Berlin):  Die  große  Unsicherheit  und  Verschiedenheit  bei  der  Beur¬ 
teilung  der  Frage,  was  als  echter  und  was  als  nichtechter  (Para-)Rauschbrand  an¬ 
zusehen  ist,  rührt  her  von  der  ungenügenden  Auseinanderhaltung  der  pathologisch- 
anatomischen  und  der  ätiologischen  Begriffe.  Nachdem  es  nun  durch  die  Fort¬ 
schritte  in  der  Bazillendifferenzierung  (Zeißler)  auch  beim  Rauschbrand  und  ihm 
ähnlichen  Krankheiten  möglich  geworden  ist,  zu  ätiologisch  einheitlichen  Krankheits¬ 
bildern  zu  kommen,  sollten  die  international  gültigen  Nomenklaturgesetze  künftig 
in  den  bakteriologischen  Laboratorien  ebenso  berücksichtigt  werden,  wie  dies  bereits 
in  den  vorwiegend  botanisch-zoologischen  Versuchsinstituten  der  Fall  ist. 

Zeller  (Berlin):  Das  in  der  Veterinärabteilung  des  Reichsgesundheitsamtes 
bisher  untersuchte  Rauschbrandmaterial  ergab  beim  Rind  den  Typus  Foth  in 
66,7  Proz.,  den  Typus  Kitt  in  12,5  Proz ,  den  Typus  Foth  und  Kitt  in  16,6  Proz. 
der  Fälle,  beim  Schaf  den  Typus  Foth  in  71,4  Proz.,  den  Typus  Kitt  in  28,6  Proz. 
der  Fälle.  Die  direkte  Züchtung  auf  der  Zeißler-Platte  (Schafblut)  gelang  in 
87,1  Proz.  der  Fälle,  während  der  stets  gleichzeitig  durchgeführte  Meerschweinchen¬ 
impfversuch  bei  98,5  Proz.  der  untersuchten  Proben  zum  Ziel  führte  (Züchtung  der 
Gasödembazillen  meist  in  Reinkulturen  aus  Herzblut  oder  Knochenmark).  Das  Zeiß- 
lersche  Plattenkulturverfahren  hat  sich  bei  der  bakteriologischen  Rauschbranddiagnose 
bewährt,  doch  empfiehlt  es  sich,  daneben  den  primären  Meerschweinchenversuch  bei¬ 
zubehalten.  Foth-  und  Kittstämme  lassen  sich  auf  verschiedene  Weise  unterscheiden. 
Eine  sichere  Trennung  der  Kittstämme  von  den  verschiedenen  Vertretern  der  Para¬ 
rauschbrandgruppe  ist  dagegen  nicht  möglich.  Als  Erreger  des  echten  Rauschbrandes 
kann  nur  der  Fothsche  Bazillus  gelten. 

v.  Ostertag  (Stuttgart):  Das  Vorkommen  von  Schafrauschbrand  ist  nicht  er¬ 
wiesen  trotz  des  Nachweises  von  Fothschen  Bazillen  in  Fällen  von  Gasödem  beim 
Schaf.  Auch  in  der  Paratyphusgruppe  gibt  es  Bakterien,  die  sich  bakteriologisch 
nicht  unterscheiden  lassen,  aber  trotzdem  Erreger  ganz  verschiedener  Krankheiten 
sind.  Man  sollte  zunächst  versuchen,  mit  Fothschen  Bazillen  vom  Schaf  Rinder  zu 
infizieren.  Die  epizoologischen  Tatsachen  (Fehlen  von  Schafrauschbrand  in  Rinder¬ 
rauschbranddistrikten  und  umgekehrt)  sprechen  gegen  das  Vorkommen  von  echtem 
Schafrauschbrand.  Veterinärpolizeilich  kann  als  Rauschbrand  beim  Rinde  nur  die 
durch  den  Fothschen  Bazillus  verursachte  Krankheit  bezeichnet  werden.  Sache  der 
Länder  ist  es,  zu  prüfen,  ob  neben  dem  echten  Rauschbrand  auch  die  durch  den 
Kittschen  Bazillus  bedingte  rauschbrandähnliche  Krankheit  wirtschaftlich  diejenige 
Verbreitung  und  Bedeutung  besitzt,  daß  sie  durch  veterinärpolizeiliche  Maßregeln 
unter  Gewährung  einer  Entschädigung  bekämpft  werden  muß.  Entschädigt  werden 
müssen  auch  der  Stallrauschbrand  und  der  Rauschbrand  ohne  vorangegangene 
Impfung.  In  Zweifelsfällen  muß  aus  veterinärpolizeilichen  Gründen  für  den  Ent¬ 
schädigungsfall  Rauschbrand  angenommen  werden.  Die  Bezeichnung  „Bac.  sarco- 
physematos“  wäre  durch  „Bac,  sarcemphysematos“  zu  ersetzen. 

Schnürer  (Wien) :  Der  Vorschlag  Mießners,  die  Entschädigung  auf  alle  Gasbrand¬ 
ödeme  mit  gewissen  Einschränkungen  auszudehnen,  entspricht  dem  von  mir  bereits 


Sitzungsbericht. 


159 


früher  eingenommenen  Standpunkt.  Zur  Kulturbesichtigung  kann  an  Stelle  des 
Plattenkulturmikroskopes  auch  der  Stereoskopaufsatz  von  der  Firma  Zeiß  oder 
Reichert  verwendet  werden. 

Manninger  (Budapest):  fand  in  Ungarn  bei  Untersuchung  frischen  Materials 
von  spontanem  Rinderrauschhrand  fast  nur  den  echten  Rauschbrandbazillus.  Bei 
Schafen  kommt  auf  für  Rinder  gefährlichen  Weiden  echter  Rauschbrand  vor.  Fil¬ 
trate  von  Rauschbrand-  und  Ödembazillen  schützen  im  Meerschweinchenversuch  nur 
gegen  die  homologen  Bakterien.  Der  von  Manninger  hergestellte  und  angewandte 
bivalente  Filtratimpfstoff  hat  sich  in  der  Praxis  (Ungarn)  bei  Rindern  und  Schafen 
bewährt. 

Gräub  (Bern):  weist  auf  die  in  der  Schweiz  erzielten  guten  Ergebnisse  mit 
der  Filtratimpfung  hin.  Während  vor  1920  die  Verluste  4 — 5  Prom.  betrugen,  sind 
sie  nach  Einführung  der  Filtratimpfung  auf  1  Prom.  zurückgegangen.  Künstliche 
Aggressine  (Kulturfiltrate)  und  natürliche  Aggressine  (keimfrei  filtrierter  Rausch¬ 
brandmuskelsaft)  entfalten  etwa  dieselbe  Schutzwirkung. 

Kitt  (München):  Die  Aufstellung  eines  Rauschbrandbazillus  „Kitt“  ist  über¬ 
flüssig  geworden.  Sie  ist  dadurch  entstanden,  daß  unter  dem  von  mir  an  Zeißler 
übermittelten  Rauschbrandmaterial  auch  solches  war,  das  Anaerobier  enthielt,  die 
mit  den  früheren  Untersuchungsmethoden  nicht  präzis  vom  Rauschbrand  abgetrennt 
werden  konnten.  Für  die  in  Bayern  ausgeführten  und  gut  bewährten  Schutz¬ 
impfungen,  wurde  stets  ein  polyvalenter  Impfstoff  hinausgegeben:  Fleischpulver  von 
vielerlei  Rauschbrandfällen  und  Reinkulturen  mehrerer  Stämme  zusammengemischt. 
Filtrate  sind  von  Kitt  schon  1893  in  Versuch  genommen  und  immunisierend  befunden 
worden.  Da  man  durch  Impfungen  die  Rauschbranderkrankungen  entschieden  zu 
verringern  imstande  ist,  würde  man  am  besten  tun,  die  Entschädigungen  für  Rausch¬ 
brandfälle  ganz  wegfallen  zu  lassen. 

Ernst  (Schleißheim):  Als  Rauschbrand  ist  nur  die  durch  den  Chauveauschen 
oder  Fothschen  Bazillus  hervorgerufene  Erkrankung  anzusehen,  für  die  allein  die 
Entschädigung  in  Frage  kommt.  Diese  auf  den  Pararauschbrand  auszudehnen,  ist 
nach  den  Erfahrungen  in  Bayern  vorerst  weder  wirtschaftlich  notwendig  noch  vete¬ 
rinärpolizeilich  begründet.  Eine  Schutzimpfung  gegen  Pararauschbrand  in  der 
großen  Praxis  ist  vorläufig  nicht  zu  empfehlen,  so  günstig  die  Erfolge  bei  Rausch¬ 
brandimpfungen  sind.  Diese  erfolgen  in  Bayern  durch  Muskelpulverimpfstoffe,  die 
sich  trotz  der  Möglichkeit  des  Impfrauschbrandes  billiger  stellen  wie  Filtrat¬ 
impfungen. 

Mießner  (Hannover) :  hält  es  nicht  für  zweckmäßig,  die  Regeln  der  botanischen 
und  zoologischen  Nomenklatur  ohne  weiteres  auf  die  verwirrten  Nomenklaturverhält¬ 
nisse  in  der  Bakteriologie  zu  übertragen.  Die  rauschbrandigen  Erkrankungen  des 
Schafes,  die  durch  einen  vom  Bac.  sarcophysematos  weder  morphologisch,  kulturell 
noch  biochemisch  zu  unterscheidenden  Erreger  veranlaßt  werden  und  die  sich  patho¬ 
logisch-anatomisch ‘in  nichts  vom  Rinderrauschbrand  unterscheiden,  müssen  vorläufig 
trotz  der  eigenartigen  epidemiologischen  Verhältnisse  dem  Rauschbrand  gleich¬ 
gesetzt  werden. 

Zeißler  (Altona):  Rauschbrandbazillenstämme  vom  Rind  und  vom  Schaf  lassen 
sich  weder  auf  biochemischem  noch  auf  serologischem  Wege  unterscheiden.  Für  die 
Traubenzuckeragarblutplatte  eigenen  sich  Rinder-  und  Menschenblut  erheblich  besser 
als  Schafblut. 

Foth  (Münster):  wies  in  seinem  Schlußwort  darauf  hin,  daß  die  neuen  bak¬ 
teriologischen  Forschungen  unsere  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  des  Rauschbrandes 
und  der  ihm  verwandten  Krankheiten  zwar  bedeutend  gefördert  hätten,  daß  wir 
aber  von  einer  Lösung  aller  in  Betracht  kommenden  bakteriologischen  und  veterinär¬ 
polizeilichen  Fragen  doch  noch  recht  weit  entfernt  seien. 


160 


Sitzungsbericht. 


b)  Tollwut. 

Schnürer  (Wien):  Wutschutzimpfung  bei  Hunden.  Die 
gegenwärtig  bei  Menschen  angewendeten  Verfahren  der  postinfektio¬ 
neilen  Wutfestigung  kommen  für  Massenimpfungen  von  Hunden  nicht 
in  Frage,  da  10 — 30  Einzelimpfungen  bei  jedem  Tiere  vorgenommen 
werden  müßten.  Für  die  Impfung  von  Hunden  gilt  es,  ein  einfaches 
Verfahren  mit  einer  oder  höchstens  zwei  Injektionen  zu  finden,  das 
wirksam  und  zugleich  ungefährlich  sein  muß.  Die  Begründung  eines 
solchen  Verfahrens  im  Tierversuch  ist  deswegen  außerordentlich 
schwierig,  weil  bisher  zur  Prüfung  der  erzielten  Wutfestigung  eine 
Art  der  Ansteckung,  wie  sie  den  natürlichen  Verhältnissen  des  Hunde¬ 
bisses  entspricht,  nicht  gefunden  werden  konnte.  Die  sicheren  Ver¬ 
fahren  der  subduralen,  intraokulären,  kornealen  und  intramuskulären 
Ansteckung  stellen  an  die  Immunität  zu  hohe,  durch  die  Praxis 
meist  nicht  gerechtfertigte  Ansprüche  und  verdecken  eine  für  prak¬ 
tische  Zwecke  wahrscheinlich  ausreichende  Immunität.  Trotzdem 
haben  die  bisherigen  Versuche  ergeben,  daß  mit  1 — 2  Injektionen 
von  unabgeschwächtem  Virus  fixe  in  größeren  Dosen  (0,5 — 6  g)  eine 
Immunität  in  zahlreichen  Fällen  auch  gegen  subdurale  Infektion 
erzielt  werden  kann  und  daß  die  Gefahr  von  Impftollwut  bei  Ver¬ 
wendung  eines  bestimmten  Virus  fixe  (z.  B.  Wiener  Virus)  kaum  zu 
befürchten  ist. *)  Über  die  Wirksamkeit  der  bisher  in  Österreich 
ausgeführten  präinfektioneilen  Impfungen  kann  ein  sicheres  Urteil 
nicht  gefällt  werden,  da  über  die  Ansteckungsgefahr  der  geimpften 
Hunde  keinerlei  Beobachtungen  vorliegen.  Man  sollte  versuchen,  die 
präinfektionelle  Schutzimpfung  der  Hunde,  selbstverständlich  unter 
den  gebotenen  Vorsichtsmaßregeln,  nunmehr  in  der* Praxis  auf  mög¬ 
lichst  breiter  Basis  zu  prüfen,  da  nur  auf  diesem  Wege  ein  ma߬ 
gebendes  Urteil  über  Unschädlichkeit  und  Wirksamkeit  der  Impfung 
zu  erlangen  ist.  Vorbedingung  zur  Durchführung  von  Massen¬ 
impfungen  wäre  allerdings  zunächst  die  Herstellung  eines  haltbaren 
und  versandfähigen  Impfstoffes. 

Wechselrede  zum  Thema  Tollwut. 

Kitt  (München),  der  eben  von  einer  Italienreise  zurückgekehrt  war,  berichtete, 
daß  man  in  den  Wutimpfungsinstituten  zu  Kom  und  Bologna  sehr  gute  Erfolge  mit 
einem  durch  Karbolzusatz  abgetöteten  Virus  hei  Hunden  als  Prophylaktikum  habe. 
Durch  3  malige  subkutane  ImpfuDg  (am  1.,  8.  und  15.  Tage)  von  5  ccm  Emulsion 
sei  es  gelungen,  Hunde  sogar  gegen  die  starke  intraokuläre  Infektion  von  Straßen¬ 
virus  zu  schützen.  Sollten  sich  diese  Ergebnisse  bestätigen,  so  müßten  derartige 
Impfungen  in  Gegenden,  wo  die  Wut  ungewöhnlich  stark  auftritt,  doch  in  Erwägung 
gezogen  werden.  Das  in  Japan  geübte  und  von  dort  als  sehr  wirksam  empfohlene 

l)  Japanische  und  amerikanische  Autoren  haben  durch  Karbolsäure-Glyzerin¬ 
zusatz  einen  Impfstoff  hergestellt,  der  mit  einmaliger  Injektion  von  6  ccm  (1  g  Mark) 
Immunität  gegen  natürliche  Infektion  zu  verleihen  scheint. 


Sitzungsbericht. 


161 


Schutzimpfungsverfahren  hat  bei  einer  Nachprüfung  in  Italien  versagt,  wenn  nach 
der  japanischen  Vorschrift  das  phenolisierte  Virus  nur  einmal  eingespritzt  wurde; 
bei  3  maliger  Vorbehandlung  wurde  dagegen  ein  wirksamer  Schutz  erzielt. 

v.  Ostertag  (Stuttgart):  Die  allgemeine  Durchführung  der  Schutzimpfung  im 
Binnenlande  ist  undurchführbar  wegen  der  großen  Zahl  der  Hunde  und  wegen  der 
Unmöglichkeit,  Hundekataster  anzulegen.  Die  freiwillige  Einzelimpfung  würde  sich 
einbürgern,  wenn  Sicherheit  bestände,  daß  die  Impfung  Impftollwut  nicht  zur  Folge 
hätte,  so  daß  veterinärpolizeiliche  Maßnahmen  entfallen  könnten.  Durchführbar  ist 
die  Impfung  in  den  Einbruchsgebieten  der  Tollwut  an  der  Grenze:  hier  sollte  von 
ihr  Gebrauch  gemacht  werden,  sobald  feststeht,  daß  sie  tatsächlich  ungefährlich  ist. 

Mießner  (Hannover):  Die  Veterinärpolizei  sollte  nunmehr  auch  in  Deutschland 
ihr  Interesse  der  Impfung  gegen  Tollwut  zuwenden,  und  in  gefährdeten  Bezirken 
zonenweise  solche  Impfungen  in  die  Wege  leiten.  Ich  habe  bereits  in  der  Vorkriegs¬ 
zeit  gezeigt,  daß  eine  Immunisierung  von  Hunden  gegen  Tollwut  durch  intraabdo¬ 
minale  Einverleibung  größerer  Mengen  von  Virus  fixe  möglich  ist;  man  darf  aber 
nicht  eine  subdurale  Infektion  mit  Straßenvirus  zur  Kontrolle  vornehmen,  der  die 
Impflinge  nicht  widerstehen;  nur  intramuskuläre  Prüfungen  kommen  in  Frage.  Zur 
Impfung  habe  ich  seinerzeit  ein  im  Heimschen  Trockenapparat  bei  etwa  20°  schnell  ge¬ 
trocknetes  Rückenmark  (Lyssin)  verwendet,  das  noch  nach  52  tägiger  Aufbewahrung 
bei  sub duraler  Einverleibung  eine  wirksame  Infektion  ermöglichte.  Die  Gefahr,  die 
Impflinge  tollwutkrank  zu  machen,  ist  nur  sehr  gering. 

Detre  (Budapest):  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  die  in  Ungarn  auftretende 
Pseudowut  (Aujeszkysche  Krankheit).  Er  beobachtete  eine  Epizootie  bei  Schweinen. 
Die  Seuche  brach  zuerst  unter  Hunden  aus  (4  Fälle)  und  ging  dann  auf  die  Schweine 
über.  Ein  Tier  verendete,  die  übrigen  9  Stück  genasen.  Mit  dem  Bulbus  des  ge¬ 
fallenen  Tieres  wurde  die  Krankheit  auf  Kaninchen  übertragen;  mit  dem  Gehirn 
des  ersteingegangenen  Kaninchens  gelang  die  weitere  Übertragung  auf  Kaninchen. 
Mit  karbolisierter  Rückenmarksemulsion  von  Pseudowut-Kaninchen  gelang  es  bisher 
nicht,  eine  Immunität  gegen  die  Aujeszkysche  Krankheit  zu  erzielen. 

Zwick  (Gießen):  hält  nach  wie  vor  die  straffe  Handhabung  der  bewährten 
veterinärpolizeilichen  Maßnahmen  für  das  beste  und  sicherste  Mittel  zur  Verhütung 
der  Tollwutgefahr.  Einer  Einführung  der  Wutschutzimpfung  steht  er  vorläufig  noch 
skeptisch  gegenüber,  da  er  unter  ihrem  Einfluß  eine  Lockerung  der  staatlichen 
Autorität  bei  der  Durchführung  veterinärpolizeilicher  Maßnahmen  befürchtet.  Auch 
seien  wichtige  Vorfragen  z.  B.  über  den  Beginn  der  wirksamen  Immunität,  über 
die  Dauer  des  Schutzes  usw.  noch  nicht  genügend  geklärt,  so  daß  die  ganze  Frage 
der  Wutschutzimpfung  bei  Tieren  noch  keineswegs  spruchreif  erscheine. 

Schnürer  (Wien)  Schlußwort:  Abgetötetes  Virus  wurde  von  mir  bisher  nur 
bei  wenigen  Hunden  verwendet  und  hat  bei  intramuskulärer  Infektion  Immunität 
erwiesen.  In  Italien  werden  verschiedene  Impfverfahren  angewandt;  das  Virus  fixe 
in  Italien  ist  ein  anderes  als  in  Japan.  An  eine  Lockerung  der  veterinärpolizeilichen 
Maßnahmen  kann  jetzt  nicht  gedacht  werden;  allerdings  bedeutet  dies,  daß  nur 
wenige  Besitzer  ihre  Hunde  freiwillig  impfen  lassen.  Es  ist  die  zukünftige  Aufgabe, 
die  Interessen  der  Veterinärpolizei  und  die  Gewinnung  eines  möglichst  großen 
Materials  zu  vereinigen. 


Hauptthema  3: 

Fleisch-  und  Milchhygiene. 

Hauptreferat  y.  Ostertag  (Stuttgart) :  Allgemeines  über 
Fleisch-  und  Milchhygiene.  Die  Fleischbeschau  ist  heute 
in  Deutschland  befriedigend  geregelt.  Wir  verfügen  jetzt  in  den 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  7/8.  11 


162 


Sitzungsbericht. 


meisten  Fleischbeschanfragen  über  festbegründete  Grundsätze  der 
Untersuchung  und  der  Beurteilung  des  Fleisches  kranker  Tiere. 
Von  der  großen  Bedeutung  der  Fleischbeschau  zeugen  die  Erfolge  in 
der  Zurückdämmung  der  gesundheitsschädlichen  Parasiten  der 
schlachtbaren  Haustiere :  Schweine-  und  Rinderfinne,  Trichine,  Hülsen¬ 
wurm.  Die  Schweinefinnen  sind  von  0,324  Proz.  im  Jahre  1876  auf 
0,008  Proz.,  die  Rinderfinnen  von  0,5  Proz.  im  Jahre  1892  auf 
0,226  Proz.  und  die  Trichinen  von  0,061  Proz.  im  Jahre  1878  auf 
0,004  Proz.  in  den  Jahren  1913 — 1918  zurückgegangen.  Der  Hülseu- 
wurm  könnte  ausgerottet  werden,  wenn  die  Länder  sich  entschließen 
würden,  die  Fleischbeschau  auf  alle  Hausschlachtungen  auszudehnen. 
Eine  wichtige  Aufgabe  ist  die  Verhütung  der  sogenannten  Fleisch¬ 
vergiftungen,  die  durch  den  Genuß  des  Fleisches  von  Tieren  ent¬ 
stehen,  welche  wegen  Blutvergiftung  oder  anderer  bestimmter  Krank¬ 
heiten  notgeschlachtet  werden.  Das  Mittel  zur  Verhütung  ist  die 
Anwendung  der  sogenannten  bakteriologischen  Fleischuntersuchung, 
von  der  in  Deutschland  in  immer  stärkerem  Umfang  Gebrauch  ge¬ 
macht  wird.  Schwerer  verliütbar  sind  die  sogenannten  Hackfleisch- 
und  Wurst-  und  andere  Nahrungsmittelvergiftungen,  die  infolge  Ver¬ 
unreinigung  des  gesunden  Fleisches  durch  Paratyphus-Bazillenträger 
oder  -Dauerausscheider  entstehen  und  deren  Verhütung  den  Ausschluß 
derjenigen  Personen  vom  Hantieren  mit  Nahrungsmitteln  erfordert, 
welche  die  genannten  Bakterien  ausscheiden.  —  Weniger  befriedigend 
als  die  Fleischbeschau  ist  die  Kontrolle  des  Milchverkehrs  ge¬ 
regelt,  bei  welcher  der  Tierarzt  die  Milch  solcher  milchliefernden 
Tiere  vom  Verkehr  fernzuhalten  hat,  die  geeignet  ist,  die  mensch¬ 
liche  Gesundheit  zu  schädigen.  Dies  geschieht  durch  die  Stallkontrolle 
und  durch  die  tierärztliche  Milchkontrolle,  bei  der  die  Milch  auf 
Krankheitserreger  und  ihre  sonstige  Verwendbarkeit  vom  hygienischen 
Standpunkt  aus  zu  untersuchen  ist.  Im  Interesse  der  öffentlichen 
Gesundheitspflege  ist  der  Weiterausbau  dieser  Kontrolle  dringend  zu 
wünschen. 

Standfaß  (Potsdam):  Einzelfragen  aus  dem  Gebiete  der 
bakteriologischen  Fleischbeschau.  Zur  besseren  Erfassung 
ganz  spärlich  vorhandener  Keime  von  Fleischvergiftern  wird  die 
Gewinnung  von  etwa  20  ccm  Preßsaft  aus  100—125  g  Fleisch,  Aus¬ 
schleudern  dieses  Saftes  und  Anlegung  von  Plattenkulturen  aus  dem 
Bodensatz  empfohlen.  —  Zur  Frage,  ob  der  Nachweis  von  Fleisch¬ 
vergiftern  in  Röhrenknochen  beweisend  für  eine  intravitale  Ansteckung 
sei,  wird  mitgeteilt,  daß  es  Ref.  gelungen  ist,  unter  günstigen  Be¬ 
dingungen  auch  ein  nachträgliches  Eindringen  von  Fleischvergiftern 
in  das  Knochenmark  zu  erzielen.  —  Bei  der  Beurteilung  des  Keim¬ 
gehaltes  von  Fleisch  ist  es  notwendig,  zwischen  die  in  der  Anweisung 
des  Reichsgesundheitsamtes  vorgesehenen  Möglichkeiten  „stark  keim- 


Sitzungsbericht. 


163 


haltig“  und  „keimfrei  bzw.  vereinzelte  Keime“  noch  eine  Mittelstufe 
einzuschalten,  welche  für  die  bei  weitem  überwiegende  Mehrzahl  der 
Fälle  zutrifft.  —  Schließlich  macht  Ref.  noch  die  Krankheitsfälle 
namhaft,  in  denen  seines  Erachtens  die  bakteriologische  Fleisch¬ 
beschau  einzuleiten  ist. 

Standfuß  (Potsdam):  Erfahrungen  über  das  Vorkommen 
von  Keimen  aus  der  Par atyphus- En teritisgruppe  bei 
notgeschlachteten  Tieren.  Im  Veterinäruntersuchungsamt  in 
Potsdam  sind  seit  seinem  Bestehen  (Ende  1921  bis  Mitte  1924) 
2700  bakteriologische  Untersuchungen  vorgenommen  worden,  die  meist 
Notschlachtungen  aus  ländlichen  Bezirken  betrafen.  Hierbei  wurden 
64  mal  Keime  aus  der  Paratyphusgruppe  ermittelt.  Den  Hauptanteil 
an  diesen  Fleischvergifterfunden  hatten  Erkrankungen  des  Magens 
und  Darmes  (27  Fälle,  zu  einem  großen  Teil  Kolikfälle  beim  Pferd), 
dann  kamen  Erkrankungen  im  Zusammenhang  mit  der  Geburt  (7  Fälle) 
sowie  eitrig-jauchige  Entzündungskrankheiten  (7  Fälle).  Auch  bei 
zahlreichen  Fällen,  in  denen  Fleischvergifter  von  vornherein  nicht 
vermutet  wurden,  fanden  sich  solche,  z.  B.  bei  Lungenentzündungen, 
Nierenentzündungen,  Parese  der  Nachhand,  Rotlauf,  Schweinepest, 
Leukämie.  Keime  aus  der  Fleischvergiftergruppe,  die  vorher  im 
Darm  als  harmlose  Schmarotzer  lebten,  können  besonders  dann  in  die 
Saftbahn  des  Körpers  eindringen,  wenn  eine  allgemeine  Schädigung 
und  als  deren  Folge  eine  Verminderung  der  Widerstandsfähigkeit 
des  Tierkörpers  eingetreten  ist.  Selbst  wenn  die  Keime  zunächst 
nur  in  ganz  geringer  Anzahl  vorhanden  sind,  können  sie  durch  spätere 
Anreicherung  die  Ursache  von  Fleischvergiftungen  werden.  Besonders 
günstige  Bedingungen  hierfür  bietet  die  Herstellung  von  Hackfleisch. 
Die  Annahme,  daß  solche  aus  dem  Darm  kranker  Tiere  in  das  Fleisch 
eingedrungene  und  dort  später  angereicherte  Keime  die  Ursache  von 
Hackfleischvergiftungen  werden  können,  ist  viel  wahrscheinlicher  als 
die,  daß  eine  nachträgliche  Verunreinigung  des  Fleisches  durch 
menschliche  Bazillenträger  stattgefunden  hat. 

Bahr  (Kopenhagen):  Das  Schicksal  eines  Paratyphus¬ 
bazillus  im  tierischen  Organismus.  Zu  seinen  Versuchen 
benutzte  Referent  einen  Paratyphusbazillus  menschlicher  Herkunft. 
Untersuchungsanordnung,  Resistenzunterschiede  des  Tiermaterials 
(weiße  und  graubraune  Ratten)  und  Virulenzvariationen  der  Bakterien¬ 
kultur  wurden  eingehend  besprochen.  Das  Studium  der  Virulenz¬ 
variationen  der  Kulturen  erfolgte  an  mehr  als  50  Versuchsreihen  mit 
über  6000  Ratten.  Es  ergab  sich,  daß  Virulenzabänderungen  nach 
oben  und  unten  auch  bei  Passagen  durch  Individuen  derselben  Art 
Vorkommen  können.  Referent  knüpfte  an  seine  Untersuchungsbefunde 
verschiedene  Betrachtungen,  die  seiner  Meinung  nach  geeignet  sein 
könnten,  die  oft  unerklärliche  zunehmende  Infektionsintensität  und 

ll* 


164  Sitzungsbericht. 

wachsende  Bösartigkeit  bei  gewissen  infektiösen  Krankheiten  leichter 
verständlich  zu  machen. 

Zaribnicky  (Wien):  Die  Untersuchung  und  Beurteilung 
von  Einzelgemelken.  Durch  die  Untersuchung  von  Einzel- 
gemelken  ist  es  möglich,  für  die  Beurteilung  von  Eutererkrankungen 
wichtige  Anhaltspunkte  zu  gewinnen  (z.  B.  frühzeitiges  Erkennen 
von  abnormaler  Sekretion,  Unterstützung  der  klinischen  Diagnose, 
Kontrolle  der  Wirksamkeit  der  eingeschlagenen  Therapie  usw.).  Zur 
Erreichung  dieses  Zweckes  erscheint  die  Anwendung  einheitlicher 
Methoden  notwendig.  Kef.  bringt  Methoden  für  Chlor-  und  Milch¬ 
zuckerbestimmung  in  Vorschlag,  die  sich  besonders  bei  pathologischen 
Gemelken  bewährten.  Für  die  kolorimetrische  Bestimmung  des  Milch¬ 
zuckers  wird  die  Methode  von  E.  Salkowski  in  eiweißfreiem  Serum 
vorgeschlagen.  Für  die  übrigen  Bestandteile  erscheint  die  Heran¬ 
ziehung  des  Ultrafiltrates  empfehlenswert.  Vorläufig  sollten  die  er¬ 
wähnten  Methoden  nur  bei  exakter  Diagnosestellung  unter  Heran¬ 
ziehung  des  mikroskopischen  und  bakteriologischen  Befundes  ange¬ 
wandt  werden. 

Henneberg  (Wien):  Über  die  Kontrolle  von  Wurstwaren. 

Foth  (Münster):  Das  Problem  der  Fleischversorgung. 

Wechselrede  zu  Hauptthema  3. 

y.  Ostertag  (Stuttgart)  anerkennt  die  Einführung  des  Gaßner-Nährbodens  in 
die  bakteriologische  Fleischbeschau  sowie  die  Haltbarkeitsprobe  als  Mittel  zur  Ver¬ 
ringerung  der  Beanstandungen  bei  starkem  Keimgehalt.  Alles  Fleisch,  in  dem  bei 
der  bakteriologischen  Fleischuntersuchung  Bakterien  mit  den  Eigenschaften  der 
Paratyphus  B-  oder  Enteritisbakterien  gefunden  werden,  ist  dem  Verkehr  unbedingt 
zu  entziehen;  es  geht  nicht  an,  solches  Fleisch  als  minderwertig  mit  dem  Hinweis 
auf  Kochung  in  den  Verkehr  geben  zu  wollen.  Bei  Eotlanf  und  Schweinepest  ist 
die  bakteriologische  Fleischbeschau  nicht  nötig,  weil  die  Erfahrung  die  Unschädlich¬ 
keit  des  Fleisches  bei  diesen  Krankheiten  einwandfrei  gelehrt  hat. 

Richter  (Dorpat):  Das  Pferdefleisch  enthält,  wie  schon  Pflüger  gezeigt  hat, 
schädigende  extrahierbare  Stoffe.  Diese  Stoffe  könnten  vielleicht  auch  beim  Menschen 
auf  den  Darm  einwirken  und  eine  Infektion  mit  Fleischvergiftern  begünstigen. 
Daraus  würde  sich  die  Häufigkeit  der  Fleischvergiftungen  gerade  durch  Pferdefleisch 
teilweise  erklären. 

Poppe  (Rostock) :  Bei  Beurteilung  der  Ergebnisse  der  bakteriologischen  Fleisch¬ 
beschau  kann  hinsichtlich  der  Fleischproben  mit  zahlreichen  Keimen,  wenn  Fleisch¬ 
vergifter  nicht  vorliegen,  in  manchen  Fällen  milder  verfahren  werden,  als  der  §  33 
und  18  es  vorsieht  (Untauglich  zum  Genuß  für  Menschen).  Einer  milderen  Beur¬ 
teilung  von  Fleisch,  das  Fleischvergifter  nur  spärlich  enthält,  ist  zur  Zeit  nicht  zu¬ 
zustimmen.  Die  Forderung  von  Ostertags  auf  Einführung  der  obligatorischen  Fleisch¬ 
beschau  auch  bei  Hausschlachtungen  von  Schafen  wird  befürwortet.  In  der  Rostocker 
chirurgischen  Universitätsklinik  (Prof.  Lehmann)  wurden  bei  0,27  Proz.  aller  Laparo- 
tomierten  Echinokokken  als  Zufallsbefund  ermittelt. 

Bongert  (Berlin):  Die  von  Standfuß  befürwortete  weitere  Zentralisation  der 
bakteriologischen  Fleischbeschau  in  staatlichen  Instituten  halte  ich  nicht  für 
empfehlenswert.  Es  ist  vielmehr  dahin  zu  wirken,  daß  auch  kleinere  Schlachthof- 


Sitzungsbericht. 


165 


gemeinden  durch  Errichtung  von  Schlachthoflaboratorien  die  Möglichkeit  zur  Aus¬ 
führung  dieser  wichtigen  Spezialuntersuchung  in  der  Fleischbeschau  schaffen.  Die 
von  Standfuß  vorgeschlagene  Gewinnung  von  Fleischpreßsaft  halte  ich  für  un¬ 
praktisch  wegen  der  dabei  gegebenen  großen  Verunreinigungsmöglichkeit.  Es 
empfiehlt  sich  dagegen,  zwecks  Anreicherung  größere  Fleischstückchen  in  Bouillon 
zu  bringen  oder  große  Fleischwürfel  abzubrennen  und  dann  12  Stunden  in  den 
Brutschrank  zu  legen.  In  das  Knochenmark  wandern  Fleischvergifter  erst  vom 
3.  Tage  ab  ein.  Die  Feststellung  von  Standfuß,  daß  Fleischvergifter  am  häufigsten 
bei  intestinalen  Infektionen  nachgewiesen  werden,  kann  ich  bestätigen. 


Hauptthema  4. 

Tierische  Parasiten  als  Krankheitserreger  hei  Tieren. 

Hauptreferat:  Nöller  (Berlin):  Die  Bedeutung  der  Para¬ 
sitenkunde  für  die  Zoologie,  die  Menschen-  und  die 
Tierheilkunde  und  für  die  Volkswirtschaft.  Im  ersten 
Teil  seiner  Ausführungen  spricht  Bef.  die  Fortschritte  durch,  die 
unsere  Erkenntnis  in  den  letzten  8 — 10  Jahren  bei  den  tierischen 
Parasiten  oder  Gruppen,  die  ihnen  teilweise  zugezählt  werden,  ge¬ 
macht  hat.  Bei  den  Spirochäten,  die  jetzt  immer  sicherer  den 
Bakterien  anzunähern  sind,  wird  die  Entdeckung  der  Spirochäte  der 
Weilschen  Krankheit,  des  Gelbfiebers  und  der  Kaninchensyphilis, 
letztere  auch  in  ihren  angeblichen  Beziehungen  zur  Syphilis  des 
Menschen,  behandelt,  ebenso  die  Auffindung  ganzer  Gruppen  von 
ähnlichen  Spirochäten  in  der  Außenwelt  (Zuelzer),  während  die 
Lukessche  Spirochäte  der  Stuttgarter  Hundeseuche  wahrscheinlich 
ein  Kunstprodukt  darstellt.  Bei  der  Geflügelspirochäte  und  der 
Rückfallfieberspirochäte  werden  die  neueren  Erfahrungen  über  die 
Überträgerrolle  verschiedener  Arthropoden  (Milben,  Läuse)  gestreift. 
Bei  den  Urtieren  zeigt  von  den  Amöben  Iodamoeba  Bütschli  als 
Parasit  des  Schweines  durch  ihre  Zunahme  beim  Menschen  während 
des  Krieges  die  engen  Beziehungen  zwischen  Parasiten  der  Haustiere 
und  denen  des  Menschen.  Die  Fortschritte  in  der  Züchtung  para¬ 
sitischer  Amöben  (Entamöben)  werden  gestreift.  Von  Geißeltieren 
bespricht  Ref.  die  Beziehungen  des  Trypanosoma  rhodesiense  zu  den 
Trypanosomen  der  Haustiere  und  schildert  die  Versuche  von  Taute 
und  Huber  am  Menschen.  Die  Aufdeckung  der  Übertragungsweise 
ist  ihm,  wie  1912  beim  Rattentrypanosoma,  auch  beim  Rinder¬ 
trypanosoma  und  bei  dem  ebenso  weit  verbreiteten  Schaftrypanosoma 
gelungen,  wobei  die  Erfolge  zum  großen  Teil  auf  die  bei  diesen  Ver¬ 
suchen  weit  ausgebauten  Züchtungsmethoden  zurückzuführen  sind 
(Plattenzüchtung),  die  es  gestatten,  manche  Trypanosomen  schon  mit 
bloßem  Auge  an  ihrer  Wuchsform  zu  erkennen.  Die  Fortschritte  in 
unseren  Kenntnissen  von  der  Übertragung  der  Surra  werden  be¬ 
sprochen  (Ornithodoruszecken,  Flöhe).  Bei  den  Leishmanien  wird 


166 


Sitzungsbericht. 


gezeigt,  wie  sich  unsere  Kenntnisse  über  die  Verbreitung  der  Hunde¬ 
leishmaniose  erweitert  haben.  Von  Amöbosporidien  bespricht  Ref. 
die  Arbeiten  über  die  durch  das  Encephalitozoon  cuniculi  verursachte 
Kaninchenencephalitis  und  deren  Rolle  in  der  Encephalitis  lethargica-, 
sowie  in  der  Tollwut-Forschung.  Bei  den  Sporozoen  werden  die 
Fortschritte  in  der  Erkenntnis  der  Haustier-Coccidien  besprochen 
sowie  die  Aufklärung  über  die  Ableitung  der  Malariaparasiten  von 
Darmcoccidien  durch  die  Arbeiten  von  Reichenow  über  Schellackia 
und  die  eigenen  Arbeiten  über  Lankesterella.  Bei  den  Bandwürmern 
ist  der  verwickelte  Zeugungskreis  von  Botriocephalus  sowie  von 
Sparganum  mansoni  geklärt  worden,  bei  den  Saugwürmern  ist  die 
Aufdeckung  der  Entwicklung  von  Bilharzia,  Clonorchis  und  Para- 
gonimus  von  Mensch  und  Haustieren  gelungen.  Alle  diese  Arbeiten 
erfordern  viel  Geduld  und  Glück,  da  zu  dem  ersten  Zwischenwirt 
oft  ein  zweiter  (bzw.  ein  Transportwirt  im  Sinne  Fülleborns)  hinzu¬ 
tritt.  Hier  sind  ferner  zu  erwähnen  Arbeiten  über  die  Entwicklung 
des  Leberegels  und  verwandter  Arten  in  Südafrika  und  Nordamerika 
in  dort  heimischen  Schnecken.  Auch  bei  uns  sind  die  Akten  über 
die  Leberegel  noch  nicht  geschlossen,  wie  der  Nachweis  der  Ent¬ 
wicklung  bis  zur  Cercarie  in  Limnaea  stagnalis  durch  Nöller  und 
Sprehn  und  neue  noch  nicht  abgeschlossene  Versuche  bei  Limnaea 
palustris  beweisen,  beides  Feststellungen,  die  für  die  praktische  Be¬ 
kämpfung  von  Wert  sind.  Auf  Fülleborns  Cercarienversuche  und 
Ausführungen  über  das  Wirtsproblem  wird  hingewiesen.  Bei  den 
Rundwürmern  steht  die  neue  Forschung  unter  dem  Eindruck  der  in 
Anlehnung  an  Looß  auch  bei  den  Spulwürmern  der  Gattung  Ascaris 
nachgewiesenen  Wanderungen  und  der  Möglichkeit  der  Einkapselung  - 
der  Larven.  Wülker  gebührt  das  Verdienst,  eine  handliche  Dar¬ 
stellung  unserer  Kenntnis  der  Rundwürmer  für  weitere  Kreise  ge¬ 
geben  zu  haben.  Bei  Milben  und  Zecken  stellen  sich  immer  mehr 
die  Vogelmilben  als  wirtschaftlich  hochbedeutende  Geflügelschädlinge 
heraus,  bei  Ornithodorus  ist  der  Verdacht  der  Surra-Übertragung 
geäußert  worden.  Bei  allen  Zecken,  selbst  bei  den  schwerzüchtbaren 
einwirtigen  tropischen  Boophilusarten  ist  das  Züchtungsverfahren  im 
Laboratorium  durch  die  vom  Ref.  benutzte  einfache  Haltung  der 
Zecken  am  Hoden  eines  Ziegenbocks,  Schafbocks  oder  Bullen  in 
übergebundenen  Säckchen  zur  sicheren  Laboratoriumsmethode  ge¬ 
worden.  Bei  den  Insekten  sind  die  großen  Fortschritte  in  der  Er¬ 
kenntnis  unserer  heimischen  Stechmücken  hervorzuheben,  die  sich  in 
Martinis  Monographie  widerspiegeln.  Die  Bremsen  sind  als  Rinder¬ 
trypanosomenüberträger  erwiesen  worden.  Die  Kriebelmückenfrage 
ist  in  Deutschland  in  umfassender,  großzügiger  Weise  gefördert  worden 
dank  der  tatkräftigen  Unterstütznng  Nevermanns  und  der  Arbeiten 
von  Friederich,  Enderlein,  Wilhelmi  u.  a.  Die  Schaflausfliege  wurde 


Sitzungsbericht. 


167 


als  Überträger  des  Schaftrypanosomas  erwiesen  (Nöller  1919).  Im 
Anschluß  an  diese  Ausführungen  wurde  die  Bedeutung  der  Fortschritte 
in  der  Parasitenkunde  für  die  Menschen-  und  Tierheilkunde,  sowie 
für  die  Staats-  und  Volkswirtschaft  besprochen.  Aufgezeigt  wurden 
dann  die  großen  Aufgaben  für  den  Arzt  und  Tierarzt  auf  dem  großen 
und  wichtigen  Gebiete  der  Parasitenkunde,  das  in  den  letzten  Jahr¬ 
zehnten  infolge  Aufblühens  der  Bakteriologie  bei  uns  stark  in  den 
Hintergrund  gedrängt  worden  ist.  Es  muß  angestrebt  werden,  daß 
die  Parasitenkunde,  die  für  ein  Nebenfach  zu  groß  ist,  durch  besondere 
Ordinarien,  insbesondere  an  den  Tierärztlichen  Hochschulen,  vertreten 
wird,  denen  Abteilungsvorsteher,  Protozoologen,  Helminthologen  und 
Entomologen,  zur  Seite  stehen  und  deren  Assistentenstellen  für  junge 
Fachkräfte  die  Möglichkeit  der  Anstellung  bieten,  so  daß  für  Nach¬ 
wuchs  stets  gesorgt  ist.  Das  Ausland,  insbesondere  Amerika,  England, 
Südafrika  u.  a.  sind  uns  in  dieser  Hinsicht  bereits  weit  voraus  und 
wir  sind  in  Gefahr,  auf  einem  wissenschaftlich  wie  praktisch  hoch¬ 
wichtigen  Gebiete  ins  Hintertreffen  zu  geraten. 

Reisinger  (Wien) :  Die  Dochmiasis  des  Rindes.  Es  handelt 

sich  um  eine  durch  den  Rundwurm  Bunostomum  radiatum  aus  der 

Familie  der  Strongyliden  hervorgerufene  Invasionskrankheit,  die  in 

Österreich  eine  ziemlich  weitverbreitete  Stallseuche  ist  und  einen 

nicht  unbedeutenden  wirtschaftlichen  Schaden  verursacht.  Im  Laufe 

•  • 

der  letzten  11  Jahre  sind  in  Österreich  33  mit  Dochmiasis  verseuchte 
Höfe  aufgedeckt  worden,  von  denen  sich  18  in  2  Bezirken  des  Landes 
Salzburg  befinden.  In  allen  Fällen  ist  die  Dochmiasis  nur  während 
der  Stallhaltung  (im  Winter  und  Frühjahr)  aufgetreten  und  hat  aus¬ 
schließlich  das  Jungvieh  ergriffen.  Als  Wurmbrutstätten  waren  in  allen 
Dochmiasishöfen  die  Stallungen,  namentlich  solche  mit  Dauerstreu  an¬ 
zusehen,  aus  denen  der  Dünger  Wochen-  und  monatelang  nicht  aus¬ 
geführt  wird.  Die  Bekämpfung  der  Krankheit  bereitet  in  der  Regel  keine 
Schwierigkeiten,  weil  einerseits  die  Heilung  der  kranken  Tiere  durch 
anthelminthische  Kuren  möglich  ist  und  andererseits  die  Reinfektion 
durch  einfache  stallhygienische  Maßnahmen  verhütet  werden  kann. 

Wechselrede  zu  Haupt thema  4. 

Beller  (Hohenheim)  wies  auf  eine  beim  Schaf  unter  den  Erscheinungen  der 
hydrämischen  Kachexie  auftretende,,  durch  Hakenwürmer  verursachte  Erkrankung 
hin,  die  vorwiegend  Lämmer  und  Jährlinge  befällt  und  deren  Erreger  mit  Buno¬ 
stomum  trigonocephalum  K.  weitgehend  übereinstimmt.  Schon  eine  geringe  Zahl 
der  Parasiten  kann  durch  Blutentziehung  und  gleichzeitige  Toxinwirkung  tödliche 
Schädigungen  verursachen.  Die  als  ausgesprochene  Stallseuche  auftretende  Er¬ 
krankung  ist  der  Dochmiasis  des  Rindes  an  die  Seite  zu  stellen  und  unter  die  Auf¬ 
zuchtkrankheiten  einzureihen. 

Nöller  (Berlin)  teilt  seine  Erfahrungen  bei  der  Dochmiasis  der  Ziege  mit  und 
weist  auf  die  guten  Erfolge  mit  Thymol  und  Tetrachlorkohlenstoff  bei  ähnlichen 
Wurmerkrankungen  des  Menschen  hin. 


168 


Sitzungsbericht. 


5.  Verschiedene  Themen. 

Waldmann  (Greifswald):  Die  ätiologische  Bekämpfung 
der  Maul-  und  Klauenseuche.  Die  derzeitigen  ätiologischen 
Bekämpfungsmethoden  beruhen  auf  der  Anwendung  des  Immunserums. 
Die  passive  Schutzimpfung  ist  nur  am  Platze,  wo  es  gilt,  Tiere 
vor  einer  kurzfristigen  Ansteckungsgefahr  zu  schützen,  da  der  Impf¬ 
schutz  nur  10 — 14  Tage  dauert.  Voraussetzung  für  den  Erfolg  ist, 
daß  die  dabei  üblichen  veterinärpolizeilichen  Maßnahmen  gewissen¬ 
haft  durchgeführt  werden.  Die  Simultanimpfung  der  gesunden 
Tiere  in  frischverseuchten  Gehöften  hält  Ref.  für  die  wirtschaftlich 
wirksamste  Form  der  ätiologischen  Bekämpfung.  Voraussetzung  für 
den  Erfolg  ist  hier  die  genaue  klinische  Untersuchung  (Thermo- 
metrierung)  zur  Trennung  der  gesunden  von  den  bereits  kranken 
Tieren.  Die  Simultanimpfung  verleiht  dem  gesunden  Tier  einen 
partiellen  Serumschutz,  unter  dem  die  gleichzeitig  gesetzte  künstliche 
Infektion  einen  milden  Verlauf  nimmt.  Todesfälle  werden  vermieden, 
der  Fleisch-  und  Milchverlust  auf  ein  Minimum  herabgesetzt.  Die 
bereits  fiebernden  und  offensichtlich  kranken  Tiere  werden  der  Heil- 
impfung  unterzogen.  Der  Erfolg  ist  zu  Beginn  der  Infektion  nur 
bei  fiebernden  Tieren  günstig,  bei  den  bereits  offensichtlich  d.  h. 
generalisiert  erkrankten  immer  zweifelhaft.  Bei  den  Serumimpfungen 
ist  ausschließlich  die  subkutane  Applikation  des  Serums  anzuwenden. 
Die  intravenöse  Injektion  ist  unnötig,  die  intraperitoneale  ist  ein 
Kunstfehler,  solange  die  Sterilität  der  veterinären  Sera  nicht  gesetz¬ 
lich  vorgeschrieben  ist.  Die  künstliche  Infektion  mit  virulentem 
Material  ist  mit  dem  Impfmesser  vorzunehmen. 

Böhme  (Dresden):  Über  neue  Wege  der  aktiven  Im¬ 
munisierung  menschlicher  und  tierischer  Infektions¬ 
krankheiten.  Ref.  hat  versucht,  unter  strenger  Befolgung  der 
originalen  Jenner  sehen  Methodik  die  lokalisierte  Schutzinfektion 
der  gesunden  Haut  gegen  verschiedene  akute  und  chronische  In¬ 
fektionen  anzuwenden.  Er  wählte  für  seine  Versuche  zunächst  den 
Schweinerotlauf.  Wie  bei  anderen  Infektionen,  wird  man  auch  bei 
dieser  mit  gesunden  Bazillenträgern  rechnen  müssen.  Mit  dem  Ver¬ 
fahren  der  Hautimpfung  des  Ref.  (,,Emphyton“-Verfahren)  wurden 
nach  umfassenden  Vorarbeiten  und  nach  dem  günstigen  Ergebnis 
amtlich  geleiteter  Nachprüfungen  in  einem  engeren  Bezirk  bisher 
rund  76000  Schweine  schutzgeimpft;  hierauf  erfolgten  nur  29  Mel¬ 
dungen  von  Komplikationen;  bei  9  von  ihnen  lag  bestimmt  kein 
Rotlauf  vor.  Auch  vom  Schweizerischen  Veterinäramt  ist  das 
Emphy ton- Verfahren  mit  günstigem  Endergebnis  nachgeprüft  worden. 
Ref.  glaubt,  auf  Grund  der  bisherigen  Unterlagen  sagen  zu  können, 
daß  das  Emphy  ton- Verfahren  die  Benutzung  von  Rotlaufserum  zur 


Sitzungsbericht. 


169 


Schutzimpfung  überflüssig  macht,  zumindest  dasselbe  leistet  wie  die 
bisherige  Simultanimpfung,  dabei  aber  durch  Wegfall  von  Impfspritzen 
technisch  einfacher  zu  vollziehen  ist  und  die  Übertragung  anderer 
Seuchen,  insbesondere  Schweinepest,  durch  die  Technik  sicher  aus¬ 
schließen  läßt.  Außer  bei  Schweinerotlauf  wurde  die  aktive  Haut¬ 
immunisierung  bereits  auch  bei  Diphtherie  und  bei  Tuberkulose  ver¬ 
sucht.  Ref.  ist  der  Ansicht,  daß  es  nach  der  von  ihm  geübten  Methode 
der  Inunktion  schwach  virulenter,  lebender,  boviner  Tuberkelbazillen, 
die  in  ihrem  eigenen  Tuberkulin  suspendiert  werden,  gelingt,  eine 
den  regionären  Hautlymphknoten  nicht  überschreitende,  höchst  ein¬ 
druckslose  oder  auch  zur  chronischen  Abkapselung  kommende  lokali¬ 
sierte  Impftuberkulose  zu  erzeugen,  die  nach  unseren  heutigen  An¬ 
schauungen  der  Ausgang  einer  allgemeinen  Immunität  ist. 

Joseph  (Höchst  a.  M.):  Die  Wirkung  eines  Antikörper¬ 
überschusses  bei  der  Lorenzschen  Simultanimpfung. 
Zur  Prüfung  der  Frage,  ob  es  notwendig  und  ratsam  sei,  die  jetzt 
übliche  Lorenzsche  Schweinerotlaufschutzimpfung  abzuändern,  hat 
Ref.  experimentelle  Untersuchungen  an  Schweinen,  Schafen  und 
Kaninchen  angestellt,  die  zu  folgenden  Ergebnissen  führten.  Bei 
jeder  Immunisierungsart,  ob  viel  oder  wenig  Serum  oder  nur  Kultur 
injiziert  wurde,  konnte  ein  individuelles  Schwanken  des  Entstehens 
der  Antikörper  beobachtet  werden.  Mit  der  üblichen  Serovaccination 
nach  Lorenz  gelang  es  bei  allen  Versuchstieren,  nachweisbare  Anti¬ 
körper  zu  erzeugen.  Es  konnte  nicht  festgestellt  werden,  daß  durch 
die  Kulturimpfung  ohne  Serum  eine  höhere  Antikörperproduktion 
eintrat.  Auch  Tiere,  die  mit  erhöhter  Serumdosis  serovacciniert 
wurden,  haben  reichlich  Antikörper  gebildet.  Die  Verminderung  der 
Serumdosis  bietet  offenbar  keine  immunisatorischen  Vorteile.  Es  liegt 
kein  Grund  vor,  die  Serummenge  bei  der  Lorenzschen  Impfung  herab¬ 
zusetzen.  Die  antigene  Wirkung  der  Kultur  läßt  sich  durch  20  fachen 
Serumüberschuß  paralysieren,  aber  geringere,  wie  z.  B.  5  fache  Serum¬ 
überschüsse  vermögen  das  Entstehen  der  aktiven  Immunität  nicht 
zu  verhindern.  Durch  Erhöhung  der  Kulturdosen  kann  man  keine 
intensivere  aktive  Immunität  erzielen,  wohl  aber  würde  man  dadurch 
die  Zahl  der  Impfrotlauffälle  erheblich  vermehren.  Nicht  die  Quantität, 
sondern  die  Qualität  der  Kultur  —  ihre  Virulenz  und  antigene 
Wirkung  —  sind  maßgebend  für  die  Erzielung  einer  hohen  Immunität. 
Eine  geringere  Qualität  läßt  sich  durch  eine  große  Quantität  nicht 
korrigieren.  Bei  aktiv  immunisierten  Tieren  konnte  bereits  im 
4.  Monat  eine  deutliche  Abnahme  der  Antikörper  beobachtet  werden. 
Der  Rückgang  der  Immunstoffe  ist  individuell  sehr  verschieden.  Eine 
Wiederholung  der  Kulturgabe  (Nachimpfung)  bewirkt  nicht  allein  eine 
Vertiefung,  sondern  auch  eine  Verlängerung  des  Impfschutzes:  bei 
auf  diese  Weise  immunisierten  Tieren  konnte  im  4.  Monat  noch  keine 


170 


Sitzungsbericht. 


Abnahme  der  Immunkörper  beobachtet  werden.  Soll  in  praxi  die 
Immunität  3  Monate  überdauern,  so  muß  von  der  Kulturnachimpfung 
Gebrauch  gemacht  werden. 

Wechselrede  zum  Thema:  Immunisierung. 

Nußhag  (Perleberg)  betont  den  Wert  der  Simultanimpfung  und  bedauert,  daß 
man  an  einer  bewährten  Methode  rüttelt.  Entscheidend  bleibt,  daß  die  Kultur  wirk¬ 
sam  ist.  Auch  die  Böhmesche  Methode  ist  eine  reine  Kulturimpfung  mit  allen 
Mängeln  einer  solchen.  Das  vorliegende  Material  reicht  noch  nicht  aus,  um  über 
den  Wert  oder  Unwert  der  Methode  zu  entscheiden.  Halten  wir  also  vorläufig  am 
Alten  fest! 

Böhme  (Dresden):  Pietät  gegenüber  alten  Methoden  ist  verständlich.  Die 
Unterlagen  meines  Verfahrens  sind  hinreichend,  da  bereits  etwa  80000  Impfungen 
in  der  Praxis  mit  durchaus  günstigem  Resultat  vollzogen  sind.  Die  Frage  des 
Eintritts  von  Rotlaufkeimen  in  den  Kreislauf  wurde  für  meine  Methode  gründlich 
geprüft,  wobei  sich  die  Tatsache  ergab,  daß  die  Hautinunktion  unbedingt  lokalisiert 
blieb.  Die  Entscheidung  über  den  Wert  oder  Unwert  meiner  Methode  wird  durch 
die  Praxis  erbracht  werden. 

Göhre  (Großenhain):  Ausgedehnte  Versuche  in  der  Praxis  haben  ergeben,  daß 
das  Emphyton  völlig  unschädlich  ist.  Die  Emphytonimpfungen  sind  auch  in  bereits 
infizierten  Beständen  vollzogen  worden  und  auffallend  günstig  verlaufen.  Die 
günstigen  Beobachtungen  in  mit  chronischer  Schweineseuche  und  Schweinepest  ver¬ 
seuchten  Beständen  müssen  als  prominente  Resultate  gebucht  werden.  Der  Nach¬ 
weis  des  Schutz  wertes  der  Vaccination  mit  Emphyton  gegenüber  natürlicher  In¬ 
fektion  ist  eindeutig  erbracht.  Die  Böhmesche  Methode  ist  ein  einfaches,  billiges 
und  harmloses  Verfahren  zur  Erzielung  eines  weitgehenden  Schutzes  gegen  die 
natürliche  Rotlaufinfektion  und  zu  ausgedehnter  Anwendung  und  weiterer  Nach¬ 
prüfung  zu  empfehlen. 

Joseph  (Höchst  a.  M.):  Gegen  das  Böhmesche  Verfahren  habe  ich  keinerlei 
Stellung  genommen,  da  ich  persönliche  Erfahrung  über  diese  Methode  nicht  habe. 
Erst  die  Zukunft  wird  über  diese  Immunisierungsart  das  Urteil  fällen  können.  Ich 
hatte  mir  die  Aufgabe  gestellt,  die  Lorenzsche  Schutzimpfung,  die  in  Gefahr  ist, 
auf  Abwege  geführt  zu  werden,  durch  experimentelle  Versuche  zu  stützen  oder  Ab¬ 
änderungen  vorzuschlagen.  Abänderungen  sind  nach  meinen  Untersuchungen  z.  Z.  nicht 
erforderlich  und  ratsam. 

Oppermann  (Hannover):  Zur  Diagnose  der  infektiösen 
Anämie  des  Pferdes.  Das  Pferd  kommt  als  teures  Versuchstier 
kaum  in  Frage,  überdies  ist  der  Pferdeversuch  vorsichtig  zu  bewerten. 
Das  als  empfänglich  zu  erachtende  Schwein  erkrankt  nicht  in 
pathognomonischer  Weise.  Als  bisher  brauchbarstes  Versuchstier  muß 
das  Kaninchen  gelten.  Während  durch  Injektion  von  Serum  gesunder 
oder  sonstwie  kranker  Pferde  das  Blutbild  des  Kaninchens  nicht  be¬ 
einflußt  wird,  bewirkt  die  Applikation  von  Virusmaterial  eine  Senkung 
der  Erythrocytenzahl,  sowie  einen  Anstieg  oder  ein  Stehenbleiben 
oder  einen  nur  geringen  Rückgang  des  Hämoglobingehaltes,  so  daß 
in  jedem  Falle  der  Blut  wert  ansteigt.  Im  roten  Blutbild  macht  sich 
ein  vermehrtes  Auftreten  von  polychromatischen  Zellen,  von  Jugend¬ 
formen  und  Abnahme  der  Resistenz  der  Erythrocyten  gegen  hypo- 


Sitzungsbericht. 


171 


tonische  Tyrodelösung  bemerkbar.  Der  klinische  Befund  ist  wenig 
ins  Gewicht  fallend.  Auf  der  Höhe  der  Reaktion  oder  kurz  nachher 
getötete  Kaninchen  zeigen  eine  deutliche  Milzschwellung,  zuweilen 
rauchgraue  Farbe  der  Leber.  Mikroskopischer  Befund:  In  der  Milz 
mit  Kernfragmenten  angefüllte  Makrophagen  sowie  reichlich  phago- 
cytierte  rote  Blutkörperchen;  in  der  Leberzellen  dunkelbraune  Pigment¬ 
körperchen.  Rückübertragungsversuche  der  Krankheit  vom  infizierten 
Kaninchen  auf  2  Pferde  fielen  positiv  aus.  Die  Zahl  der  negativen 
oder  zweifelhaften  Ergebnisse  am  Kaninchen  beläuft  sich  nach  den 
Erfahrungen  des  Referenten  auf  rund  9  Proz.  —  Dem  zeitraubenden 
Kaninchenversuch  wird  neuerdings  die  Sefodiagnostik  angefügt,  die 
sich  darauf  gründet,  daß  das  Serum  anämiekranker  Pferde  Erythro- 

cyten  vom  Anämiekaninchen  agglutiniert  (=  -| - Serum),  in  den 

meisten  Fällen  daneben  auch  Erythrocyten  vom  gesunden  Kaninchen 

(=  +  +  Serum).  Ref.  nimmt  an,  daß  die  -\ - Seren  nur  Agglutinine, 

die  -\ — (-  Seren  daneben  auch  Virus  enthalten  und  erachtet  diese 
Reaktion  als  spezifisch  für  infektiöse  Anämie. 

Nörr  (Leipzig):  Graphische  Pulsbefunde  bei  infektiöser 
Anämie  der  Pferde.  Bei  4  untersuchten  Fällen  von  infektiöser 
Anämie  fand  Ref.  entgegen  den  meisten  Angaben  den  Puls  kräftig, 
schnellend,  mittelgroß  und  dabei  weich,  was  aus  dem  vergrößerten 
Schlagvolumen  durch  die  Herzdilatation  und  besonders  aus  der 
Alteration  der  Gefäßwand  durch  das  Virus  erklärt  werden  kann.  In 
den  erhaltenen  Aortensphygmogrammen  sieht  man  demzufolge  einen 
ziemlich  wuchtigen  Anstieg  und  raschen  Abfall  der  Vorschwingung, 
einen  mittelgroßen  Flutwellengipfel,  eine  mäßig  ausgeprägte  dikrote 
Welle  und  wenig  deutlich  hervortretende  Nachschwingungen;  bei 
Pferden  mit  einfachen  alimentären  oder  parasitären  Anämien  dagegen, 
bei  denen  die  spezifische  Wirkung  eines  infektiösen  Giftes  in  Fort¬ 
fall  kommt,  findet  man  einen  kleinen,  schwachen,  nicht  hüpfenden, 
mäßig  gespannten  Puls.  In  2  Fällen  von  infektiöser  Anämie  konnte 
auch  typische  respiratorische  Sinusarythmie  beobachtet  werden. 

Wechsel  rede  zum  Thema:  Infektiöse  Anämie. 

Zeller  (Berlin):  Die  in  der  Veterinärabteilung  des  Reichsgesundheitsamtes 
ausgeführten  Untersuchungen  bezüglich  der  Übertragung  der  ansteckenden  Blut¬ 
armut  auf  kleine  Versuchstiere  haben  zu  folgenden  Ergebnissen  geführt:  Hühner 
erwiesen  sich  als  nicht  empfänglich;  bei  Meerschweinchen  gelang  die  Übertragung 
durch  intraperitoneale  Einspritzung  virushaltigen  Blutes  (anämische  Veränderungen 
im  gefärbten  Blutausstrich);  bei  Kaninchen  gelang  sie  ebenfalls,  doch  konnten  die 
Oppermannschen  Befunde  (Sinken  der  Erythrocytenzahl  und  Steigen  des  Blutwertes) 
nur  in  wenigen  Fällen  bestätigt  werden. 

Lührs  (Berlin):  Die  Erfahrungen  des  Heeresveterinäruntersuchungsamtes  be¬ 
stätigen  die  diagnostischen  Versuche  Oppermanns  nicht,  da  unbehandelte  Kaninchen 
zuweilen  gleiche  Blutwerte  zeigen  wie  infizierte. 


172 


Sitzungsbericht. 


Nöller  (Berlin):  berichtet  in  vorläufiger  Weise  über  seine  Befunde  bei  der 
histologischen  Untersuchung  der  Lebern  von  Pferden,  die  ihm  aus  Preußen  ein- 
gesandt  werden,  wenn  die  Tötung  auf  Grund  eines  diagnostischen  Verfahrens  vor¬ 
genommen  wird.  Von  den  Einsendungen  läßt  sich  bis  jetzt  sagen,  daß  bei  experi¬ 
mentell  infizierten  Pferden  die  Prozentsätze  der  Leberherde  etwas  höher  sind  als  in 
dem  eingesandten  Material  von  jetzt  über  400  Pferden.  Auffällig  waren  die  bereits 
mehrfach  (ca.  2  Proz.  der  Fälle)  vorgekommenen  Einsendungen  mit  tuberkulösen 
Leberveränderungen,  die  dazu  geführt  haben,  die  Tuberkulinprobe  zur  Einführung 
vor  der  Tötung  vorzuschlagen.  Bei  Piroplasmose  (Nuttallia  equi)  fanden  sich  eben¬ 
falls  Andeutungen  von  Leberherdchen. 

Oppermann  (Hannover):  hält  den  Meerschweinchenversuch  noch  nicht  für  ge¬ 
klärt.  Die  histologischen  Leberveränderungen  führt  er  auf  den  chronischen  stär¬ 
keren  Hämoglobinabbau  zurück.* 

Lührs (Berlin):  Infektionsversnche  und  Immunität  bei 
Rotz.  Ref.  gibt  eine  Reihe  von  Versuchen  bekannt,  in  denen  In¬ 
fektionen  mit  Rotzbazillen  durch  die  unverletzte  Haut  des  Meer¬ 
schweinchens  und  eines  Pferdes  gelungen  sind.  Das  erste  Auftreten 
klinischer  Erscheinungen  an  der  Impfstelle  war  nach  1 — 3  Tagen 
beim  Meerschweinchen  und  Pferde  festzustellen.  Die  Hautgeschwüre 
der  Meerschweinchen  heilten  in  1 — 4  Wochen  unter  Narbenbildung 
ab  und  verursachten  keine  Allgemeinerkrankung.  Beim  Pferde  war 
das  talergroße  Impfgeschwür  unter  Narbenbildung  nach  7  Wochen 
abgeheilt.  17  Tage  nach  der  Infektion  traten  Rotzknoten  in  der 
Haut  des  Pferdes  auf,  die  ebenfalls  restlos  abheilten.  Bei  der  Sektion 
des  Pferdes  3  Monate  nach  der  Infektion  waren  die  Hautveränderungen 
nicht  mehr  nachweisbar.  Auf  der  Nasenscheidewand,  der  rechten 
unteren  Nasenmuschel  und  der  Deckklappe  der  rechten  eustachischen 
Röhre  wurden  Rotzgeschwüre  und  Rotznarben  festgestellt.  Weiter 
wurde  ein  Rotzknoten  in  einem  bronchialen  Lymphknoten  und  eine 
Bronchopneumonie  vorgefunden.  Die  Gewährfrist  von  14  Tagen  beim 
Rotz  ist  nicht  haltbar,  da  innerhalb  dieser  Zeit  das  Pferd  sich  in¬ 
fizieren  und  klinisch  nachweisbar  erkranken  kann.  Eine  Infektion 
mit  Rotzbazillen  per  os  gelang  beim  Meerschweinchen  nicht;  Agglu¬ 
tination  und  Malleinaugenprobe  beim  Meerschweinchen  angewandt, 
verliefen  resultatlos.  Weiterhin  wurde  festgestellt,  daß  fast  jede 
Nachinfektion  eines  rotzigen  und  vom  Rotz  geheilten  Meerschweinchens 
angeht,  eine  Immunität  demnach  nicht  besteht.  Der  Zwischenraum 

zwischen  Erst-  und  Nachinfektion  betrug  1 — 10  Monate. 

•  • 

Zwick  (Gießen):  Uber  die  Beziehungen  der  Stomatitis 
pustulosa  contagiosa  des  Pferdes  zu  den  Pocken  der 
Haustiere  und  des  Menschen.  Der  Vortragende  berichtet 
über  künstliche  Ansteckungsversnche,  die  er  mit  Material  anstellte, 
das  von  der  erkrankten  Maulschleimhaut  eines  mit  Stomatitis  pustulosa 
contagiosa  behafteten  Pferdes  abgeschabt  worden  war.  Die  Über* 
tragung  gelang  auf  das  Pferd,  das  Kalb,  das  Schaf,  das  Schwein, 


Gonorrhoe. 


173 


den  Hund,  das  Kaninchen,  das  Huhn  und  auf  den  Menschen.  Bei 
sämtlichen  Impftieren  kam  das  typische  Bild  der  Pocken  zum  Aus¬ 
druck.  Die  Pockennatur  der  künstlich  erzeugten  Effloreszenzen  wurde 
durch  den  Nachweis  der  Guarnierischen  Körperchen  gesichert,  sowie 
durch  Prüfung  der  Immunität  der  mit  Stomatitisvirus  vorgeimpften 
Versuchstiere.  Letzteres  geschah  durch  Nachimpfung  der  Versuchs¬ 
tiere  mit  Vaccine,  wobei  sich  diese  refraktär  verhielten.  Ref.  kam 
zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Stomatitis  pustulosa  contagiosa  des  Pferdes 
als  Pocke  aufzufassen  sei  und  daß  ein  inniger  Zusammenhang  zwischen 
der  Stomatitis  pustulosa  contagiosa  des  Pferdes  und  den  Kuhpocken 
sowie  den  Pocken  der  übrigen  Haustiere  und  des  Menschen  bestehe. 
Die  Pocken  der  verschiedenen  Haustiere,  einschließlich  der  Pocken 
und  der  Diphtherie  des  Geflügels,  seien  als  Standortsvarietäten 
eines  Pockenvirus  aufzufassen,  das  wahrscheinlich  vom  Menschen 
seinen  Ausgang  genommen  habe. 

Richter  (Dorpat) :  Einige  grundlegende  Gedanken  über 
die  Sch w eilen reiztherapie. 

Stoß  (München):  Die  Trächtigkeitsdiagnose  mittels 
des  Interferometers. 

Lichtenstern  (Rottalmünster):  Über  Zweinörner-  oder 
quer  verlaufende  Trächtigkeit  beim  Pferde. 

Westhues  (Gießen):  Das  Wundsaugverfahren  in  der 
Veterinärchirurgie. 

Kranich  (Darmstadt) :  Demonstration  eines  neuen  Reise- 
Epidiaskops  (von  Leitz-Wetzlar). 

Mießner  (Hannover):  Schlußworte  in  der  Abteilung  33. 

Ende  der  Sitzungen  am  26.  September  1924,  6  Uhr  nachmittags. 


Referate. 

Geschlechtskrankheiten. 

Klausner,  E.,  Paraurethritis  non  gonorrhoica.  (Denn. 
Wschr.  1924,  79,  S.  905.) 

Krankengeschichte  eines  Falles  von  Paraurethritis  non  gonor¬ 
rhoica,  bei  dem  bakteriell  Pseudodiphtheriebazillen  nachgewiesen 
wurden.  Der  Fall  bestätigt  die  von  Waelsch  betonte  Tatsache  der 
Möglichkeit  einer  nicht  gonorrhoischen  Erkrankung  paraurethraler 
Gänge.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Remenovsky,  Franz,  Zur  Frage  der  gonorrhoischen  Lyrnph- 
angitis.  (Arch.  f.  Denn.  1924,  146,  S.  415.) 


174 


Gonorrhoe. 


Beschreibung  zweier  Fälle  von  gonorrhoischer  Lymphangitis. 
Die  Ursache  für  den  besonderen  Verlauf  mußte  in  beiden  Fällen 
nicht  in  dem  Organismus,  sondern  in  einer  Besonderheit  der  Erreger 
selbst  (lympliotrope  Gonokokken)  gesucht  werden,  die  in  einer  er¬ 
höhten  Fähigkeit  zur  Ansiedlung  und  Wucherung  in  den  Lymph- 
bahnen  bestehen  Würde.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Martin,  Jean  et  Romieu,  Marc.,  Sur  l’existence  d’inclusions 
dans  les  cellules  epitheliales  pavimenteuses  de  l’ure- 
trite  chronique  et  sur  la  nature  de  ces  inclusions. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  166.) 

Die  bei  chronischer  Urethritis  gelegentlich  vorkommenden  Ein¬ 
schlüsse  der  Pflasterepithelzellen  sind  pseudoparasitärer  Natur. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Leboenf,  F.,  Sur  les  milieux  de  culture  du  gonocoque.  (C. 
r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  768.) 

Verf.  empfiehlt  zur  Züchtung  des  Gonokokkus  einen  mit  Pferde¬ 
oder  Rinderleberbouillon  und  mit  Eiereiweißextrakt  präparierten  Agar. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Kloeppel,  F.  W.,  Uber  serodiagnostische  und  therapeu¬ 
tische  Versuche  bei  Gonorrhoe.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147, 
S.  477.) 

Die  Komplementbindungsreaktion  ist  nach  den  Erfahrungen  des 
Verf.  ein  wertvolles  Hilfsmittel  für  die  Diagnose  älterer  Gonorrhoe¬ 
fälle,  bei  denen  sie  in  92  Proz.  der  Fälle  positiv  ausfällt.  Von  aus¬ 
schlaggebender  Bedeutung  für  den  Erfolg  der  Serodiagnostik  ist  die 
Verwendung  eines  möglichst  polyvalenten  Mischvaccins  als  Antigen. 
Für  die  Behandlung  der  Gonorrhoe  hat  sich  die  Verwendung  von 
Autovaccine  sehr  bewährt,  für  besonders  resistente  Fälle  ist  die  Im¬ 
munserumtherapie  ZU  empfehlen.  W.  Gaehtgens  {Hamburg.) 

Orlowski,  Die  Vaccinationsbeh andlung  der  Gonorrhoe. 
(M.  Kl.  1924  S.  1079.) 

Theoretische  Betrachtungen  über  das  Zustandekommen  der  Im¬ 
munität  bei  verschiedener  Infektionstechnik  (wenige  große  Dosen 
intravenös  oder  zahlreiche  kleine  Dosen  intramuskulär)  und  Er¬ 
örterung  der  Anwendungsgebiete  der  beiden  Modifikationen. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Hitzelberger,  Erfahrungen  bei  gonorrhoischer  Neben¬ 
hodenentzündung  mit  der  Methode  Zirn.  (Arch.  f.  Derm. 
1924,  145,  S.  169.) 


Gonorrhoe.  —  Ulcus  molle. 


175 


Günstige  Erfahrungen  mit  der  Methode  von  Zirn,  die  gonor¬ 
rhoische  Epididymitis  mit  Injektionen  von  Epididymitisrekonvales- 
zentenserum  ZU  behandeln.  •  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Scholtz,  Neue  Wege  zur  Abortivbehandlung  der  Gonor¬ 
rhoe.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  173.) 

Heilung  von  frischer  Gonorrhoe  in  etwa  8  Tagen  durch  Behand¬ 
lung  mit  Neosilbersalvarsan.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Lamprecht,  H.,  Erfahrungen  mit  Reargon.  (W.  kl.  W.  1924 
S.  742.) 

Abgesehen  von  der  Reizlosigkeit  und  der  anästhesierenden 
Wirkung  bot  das  Reargon  keine  besonderen  Vorteile  vor  den  bisher 
gebräuchlichen  Mitteln.  Es  ließ  sich  weder  eine  Verkürzung  der 
Behandlungszeit  noch  eine  Verhütung  von  Komplikationen  erreichen. 

H  et  sch  [Frankfurt  a.  M.). 

Kolm,  G.,  Versuche  mit  Reargon.  (W.  kl.  W.  1924  S.  699.) 

Das  Reargon  kürzt  die  Behandlungsdauer  der  Gonorrhoe  nicht 
ab,  wie  Klausner  behauptet.  Wesentliche  Vorteile  gegenüber  den 
bisher  gebräuchlichen  Silberpräparaten  waren  nicht  festzustellen. 

H  et  sch  [Frankfurt  a.  M.). 

Schiller,  R.,  Zur  Frage  der  Verbreitung  des  weichen 
Schankers.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  146,  S.  509.) 

Aus  den  Beobachtungen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  die  Erkran¬ 
kungen  an  weichem  Schanker  seit  dem  Kriegsschluß,  wohl  infolge 
Besserung  der  hygienischen  Verhältnisse,  ganz  bedeutend  zurück¬ 
gegangen  sind.  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Brams,  Julius,  Isolation  of  Ducrey  bacillus  from  the 
smegma  of  thirty  men.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82, 

p.  1166.) 

Verf.  konnte  einen  gramnegativen  Streptobazillus,  der  die  morpho¬ 
logischen  und  kulturellen  charakteristischen  Eigenschaften  des  Ducrey- 
Bazillus  zeigte,  in  Reinkultur  aus  dem  Smegma  von  gesunden  Menschen 
züchten.  Unter  30  gesunden  Menschen  fanden  sich  diese  Bazillen 
bei  5  Männern.  Die  meisten  Untersuchten  waren  Farbige. 

Möllers  [Berlin). 

Reenstierna,  J.,  Untersuchungen  über  den  Bacillus  Ducrey. 
I.  Herstellung  und  Eigenschaften  eines  Antistrepto- 
bacillenserums.  II.  Cutireaktion  beim  Ulcus  molle. 
Ihre  Verwertung  zur  Diagnose.  (Arch.  f.  Derm.  1924,147, 
S.  362.) 


176 


Syphilis. 


I.  Verf.  konnte  durch  eine  relativ  lange  fortgesetzte  Behandlung 
von  Schafböcken  mit  intravenösen  Injektionen  von  Ducreyschen 
Bazillen  ein  Immunserum  gewinnen,  das  komplementbindende  Anti¬ 
körper  enthielt.  Agglutinine  ließen  sich  nicht  genau  bestimmen,  da 
die  Streptobazillen  schon  normalerweise  zur  Zusammenballung  neigen. 
Das  Immunserum  war  imstande,  die  durch  den  Ducreyschen  Bazillus 
hervorgerufenen  entzündlichen  Prozesse  günstig  zu  beeinflussen,  ver¬ 
mochte  aber  nicht,  die  Bazillen  sicher  abzutöten.  Das  beim  Anti¬ 
gonokokkenserum  vom  Verf.  als  wirksam  gefundene  Prinzip,  die 
Serumbehandlung  durch  eine  Erhöhung  der  Temperatur  des  Patienten 
zu  unterstützen,  hat  sich  auch  bei  der  Behandlung  von  Schanker¬ 
bubonen  mit  Antistreptobazillenserum  bewährt.  Es  zeigte  sich,  daß 
fast  alle  geschlossenen  Bubonen  in  durchschnittlich  etwas  über  einer 
Woche  vollständig  heilten.  In  8  Fällen  schien  das  Verfahren  zu  ver¬ 
sagen,  indes  ergab  in  7  Fällen  die  Kultur  des  Eiters  Staphylokokken, 
während  im  8.  Falle  der  Bubo  ein  syphilitischer  war.  Auch  auf  den 
Schanker  übt  das  Antistreptobazillenserum  bei  gleichzeitiger  An¬ 
wendung  lokaler  Methoden  eine  sehr  günstige  Wirkung  aus;  eine 
Mittelstellung  nimmt  der  vorher  inzidierte  oder  vereiterte  Bubo 
ein.  Die  Nachteile  der  Serumbehandlung  sind  Schüttelfrost,  Tem¬ 
peraturerhöhung  nach  der  Injektion,  Schmerzen  an  der  Impfstelle 
durch  einige  Tage  und  Empfindlichkeit  der  regionären  Lymph- 
drüsen.  —  II.  Von  142  Fällen  mit  Bubonen  gaben  134  nach  In¬ 
jektion  von  Streptobazillenemulsion  eine  positive  Cutireaktion;  bei 
den  übrigen  handelte  es  sich  in  7  Fällen  um  Staphylokokken  und  in 
1  Falle  um  primäre  Syphilis.  Von  31  Fällen  weichen  Schankers 
ohne  Bubonen  reagierten  28  deutlich  positiv  und  3  negativ.  Von 
27  Personen,  die  früher  eine  streptobazilläre  Infektion  durchgemacht 
hatten,  zur  Zeit  der  Untersuchung  aber  keinen  Schanker  zeigten, 
reagierten  23  positiv,  3  zweifelhaft  und  1  negativ.  Von  249  Kontroll- 
personen  zeigten  240  eine  deutlich  negative  Reaktion,  4  eine  zweifel¬ 
hafte  (wahrscheinlich  negative)  und  5  eine  deutlich  positive.  Bei 
farbigen  Individuen  ließ  sich  der  Ausfall  der  Reaktion  mitunter  schwer 
beurteilen.  Der  Cutireaktion  kommt  mithin  ein  großer  Wert  für  die 
Diagnose  des  weichen  Schankers  zu.  Eine  negative  Reaktion  spricht, 
wenigstens  bei  Patienten  mit  Bubonen  und  großen  oder  zahlreichen 
Geschwüren,  gegen  das  derzeitige  Bestehen  einer  streptobazillären 
Infektion.  Die  positive  Reaktion  hingegen  beweist,  daß  der  Kranke 
Träger  einer  streptobazillären  Infektion  ist  oder  es  früher  war. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Martin,  Alfred,  Die  ersten  Nachrichten  über  die  Syphilis 
in  derSchweiz  und  ihre  Bedeutung  für  die  allgemeine 
Geschichte  der  Syphilis.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  178.) 


Syphilis. 


177 


Die  erste  Nachricht  über  das  Auftreten  der  Syphilis  nordwärts 
der  Alpen  stammt  aus  dem  Jahre  1495.  Die  Kriegsknechte  brachten 
die  Krankheit  aus  Italien.  E.  Gildemeister  (Berlin). 

Bacaloglu,  0.  et  Tudoran,  G.,  L’anemiepernicieuse  plastique 
et  aplastique  d’origine  syphilitique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  759.) 

Die  perniziöse  Anämie  ist  nur  ein  hämatologisches  Syndrom 
zahlreicher  toxisch-infektiöser  Ursachen.  Unter  ihnen  steht  die 
Syphilis  mit  an  erster  Stelle,  eine  Erkenntnis,  die  theoretisch  und 
therapeutisch  gleich  wichtig  ist.  Prigge  (Frankfurt  a.M.). 

Neuberger,  Hans,  Luetische  Pseudotumoren  (1.  Tumor 
ventriculi;  2.  Tumor  musculorum  abdominis;  3.  Tumor 
retrobulbaris).  (Mitt.  Grenzgeb.  1924,  38,  S.  71.) 

Verf.  ist  Chirurg  am  Militärhospital  in  Palembang  in  Sumatra.  — 
In  Indien  ist,  wie  er  mitteilt,  die  Syphilis  „eine  wahre  Volksseuche“ 
geworden.  Da  sie  meist  gar  nicht  oder  unvollkommen  behandelt 
wird,  bekommt  man  sie  in  vielgestaltiger  Form  zu  sehen.  Zunächst 
beschreibt  er  einen  über  faustgroßen  Tumor  des  Magens,  mit  dem 
Colon,  Jejunum  und  sonst  mehrfach  verwachsen,  wie  die  Operation 
zeigte.  Probeexzision  ergab  entzündliches  Gewebe,  Wassermann 
positiv;  Heilung  auf  antisyphilitische  Kur.  Ebenso  erwies  sich  ein 
mächtiger  Tumor  der  Bauch-  und  Beckenmuskulatur  bei  Probe¬ 
exzision  als  syphilitisch  und  ein  retrobulbärer  Tumor  der  linken 
Orbita;  beide  schwanden  schnell  auf  geeignete  Behandlung,  doch  war 
im  letzteren  Fall  das  Sehvermögen  nicht  zu  retten.  —  Man  soll  in 
den  Tropen  in  jedem  Fall  nicht  vergessen,  die  Möglichkeit  be¬ 
stehender  Syphilis  ZU  erwägen.  W.  v.  Brunn  (Rostock). 

Wittgenstein,  Annelise  und  Brodnitz,  Friedrich,  Zur  Häufig¬ 
keit  der  syphilitischen  Herz-  und  Gefäßerkran¬ 
kungen.  (Statistische  Erhebungen  aus  den  Jahren 
1911—1923.)  (M.  m.  W.  1924  S.  1351.) 

Aus  den  statistischen  Erhebungen  der  Verff.  an  einem  Material 
von  40553  Kranken  der  Poliklinik  der  III.  med.  Univ.- Klinik  zu 
Berlin  geht  hervor,  daß  7,54  Proz.  der  Kranken  eine  interne  Lues 
hatten.  Von  8,09  Proz.,  die  wegen  Herz-  und  Gefäßerkrankungen  in 
Behandlung  waren,  war  etwa  1jb  syphilitischen  Ursprungs.  Die 
syphilitischen  Herz-  und  Gefäßerkrankungen  betragen  etwa  1/6  aller 
internen  syphilitischen  Erkrankungen,  die  luetischen  Nervenerkran¬ 
kungen  ebenfalls  %.  Luetischen  Ursprungs  sind  etwa  3/4  aller  Aorten¬ 
insuffizienzen  und  */4  aller  Nephrosklerosen.  Die  durchschnittliche 
Inkubationsdauer  betrug  etwa  20  Jahre,  das  Durchschnittsalter  zu 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  7/8.  12 


178 


Syphilis. 


Beginn  der  Erkrankung  48—  52  Jahre.  56  Proz.  der  Kranken  hatte 
eine  positive  Luesanamnese,  11  Proz.  eine  Vorbehandlung  durch¬ 
gemacht.  Von  allen  Kranken  hatten  4,64  Proz.  eine  positive  WaR., 
von  den  syphilitischen  Herz-  und  Gefäßerkrankungen  66,6  Proz.  =  2/3. 

„  W.  Gaethgens  (Hamburg). 

Scholz-Sadebeck,  Wolfgang,  Zur  Statistik  der  tertiären 
Syphilis.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  537.) 

Die  statistischen  Untersuchungen  des  Verf.  lassen  erkennen,  daß 
die  tertiäre  Syphilis,  insbesondere  der  Haut,  Schleimhaut  usw.,  im 
Verhältnis  zur  Frühlues  und  zu  den  vom  Kriege  unabhängigen  Haut¬ 
krankheiten  seltener  geworden  ist,  während  die  „unvermittelte  Spät¬ 
syphilis“  zugenommen  hat.  Unter  den  Tertiärgewordenen  sind  die 
einigermaßen  reichlich  mit  Quecksilber  Behandelten  relativ  selten, 
besonders  gering  ist  die  Zahl  der  mit  Salvarsan  Behandelten.  Die 
Inkubationszeit  der  tertiären  Lues  ist  relativ  kürzer,  als  früher  im 
allgemeinen  angenommen  wurde.  Bei  nicht  und  schlecht  mit  Queck¬ 
silber  Behandelten  ist  sie  kürzer  als  bei  relativ  gut  Behandelten, 
am  kürzesten  bei  den  unzureichend  mit  Salvarsan  behandelten 
Patienten.  Diese  Ergebnisse  bedürfen  der  Bestätigung  durch  Unter¬ 
suchung  eines  größeren  Materials.  W.  Gaethgens  (Haynburg). 

Mestschersky,  G.,  Was  lehren  uns  die  Fälle  von  Reinfectio 
syphilitica?  (Deim.  Wschr.  1924,  79,  S.  901.) 

Verf.  zeigt  an  Hand  der  einschlägigen  Literatur,  daß  die  Mög¬ 
lichkeit  einer  Reinfektion  mit  Syphilis  zu  jeder  Zeit  vorliegt,  von 
einigen  Monaten  bis  zu  einigen  Jahrzehnten  nach  der  ersten  Infektion. 
Am  häufigsten  wird  sie  beobachtet  bei  Personen,  welche  während 
der  seronegativen  Periode  ihrer  ersten  Infektion  in  Behandlung 
traten.  Je  energischer  die  Behandlung,  desto  früher  im  allgemeinen 
die  Reinfektion.  Die  Kuren,  die  zu  einer  Abortierung  der  ersten 
Infektion  führten,  sind  hinsichtlich  der  Stärke  so  verschieden,  daß 
sich  irgend  eine  Gesetzmäßigkeit  oder  ein  allgemein  gültiges  Schema 
daraus  nicht  ableiten  läßt.  Anscheinend  spielt  bei  den  einzelnen 
Personen  die  individuelle  Widerstandskraft  eine  führende  Rolle. 
Die  Reinfektion  ist  nicht  in  jedem  Falle  ein  unbedingter  Beweis  für 
die  völlige  Ausheilung  der  früheren  Syphilis.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Warthin,  Aldred  Scott,  Buffin  gton,  Estella  and  Wanstrom,  Ruth  C., 
A  study  of  rabbit  spiroclietosis.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32, 
p.  315.) 

Die  Arbeit  enthält  einen  Bericht  über  die  klinischen  Erschei¬ 
nungen  der  Kaninchenspirvochätose,  bei  denen  die  VerfF.  die  Ober¬ 
flächlichkeit  der  Affektionen  im  Gegensatz  zur  experimentellen 


Syphilis. 


179 


(anthropogenen)  Kaninchensyphilis  hervorheben.  Obwohl  die  Verff. 
in  Blutausstrichen  (Blutstropfen  vom  Ohr  abgenommen  unter  Bedin¬ 
gungen,  die  ein  Berühren  mit  den  an  der  äußeren  Haut  vielleicht 
befindlichen  Spirochäten  ausschlossen)  sechsmal  die  Spirochaeta  cuniculi 
nachweisen  konnten,  lehnen  sie  die  Auffassung,  daß  die  Kaninchen- 
spirochätose  eine  Allgemeininfektion  sei,  dennoch  ab,  weil  sie  in  den 
inneren  Organen  keine  spirochätenhaltigen  Läsionen  gefunden  hätten. 
Die  Wassermann-Reaktion  war  stets  negativ,  eine  allgemeine  Immu¬ 
nität  bestand  nicht.  Bei  der  Warthin-Starry- Silber- Agar-Deckglas- 
Ausstrich-Färbemethode  seien  die  morphologischen  Eigenarten  der 
Spirochaeta  cuniculi  besser  als  mit  anderen  Färbemethoden  oder  im 
Dunkelfeld  zu  sehen.  Histologisch  sei  charakteristisch  im  Gegensatz 
zur  anthropogenen,  experimentellen  Kaninchensyphilis,  daß  die  Lokali¬ 
sation  der  Spirochaeta  cuniculi  nur  eine  epitheliale,  nicht  eine  vas¬ 
kuläre  sei.  Die  spontane  Kaninchenerkrankung  kann  leicht  von 
Pallida- Infektionen  abgegrenzt  werden  durch  die  Morphologie  der 
Spir.  cuniculi  (Silber- Agar-Deckglas- Ausstriche)  und  durch  die  Patho¬ 
logie  der  durch  sie  bedingten  Erscheinungen.  Die  Arbeit  enthält 
sonst  durch  die  bisherigen  Publikationen  bekannte  Tatsachen  über 
Infektionsart-  und  Verlauf;  außerdem  ist  aber  eine  größere  Reihe 
guter  Photogramme  beigegeben.  w.  Worms  {Berlin). 


Mulzer,  Neuere  Ergebnisse  der  experimentellen  Syphilis¬ 
forschung.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  243.) 

Verf.  hat  für  seine  gemeinsam  mit  Plaut  ausgeführten  Unter¬ 
suchungen  2  Spirochätenstämme  verwandt,  die  ein  ganz  verschiedenes 
Verhalten  hinsichtlich  der  Liquorbefunde  zeigten.  Der  eine  Stamm 
(Mulzerstamm)  machte  etwa  80  Proz.  der  geimpften  Kaninchen  liquor¬ 
krank,  während  der  andere  (Kollestamm)  das  Nervensystem  fast  immer 
verschonte.  Die  Sera  alter  Kolletiere  scheinen  die  Spirochäten  in 
Hodenaufschwemmungen  von  solchen  Tieren  schnell  und  stark  zu 
agglutinieren,  während  sie  die  Spirochäten  des  Mulzerstammes  nicht 
beeinflussen.  Mit  dem  Mulzervirus  geimpfte  Kaninchen  reagieren 
klinisch  anscheinend  am  schlechtesten  von  allen  Tieren  auf  Neo- 
salvarsan,  bei  den  Kolletieren  dagegen  schwinden  sowohl  die  Spiro¬ 
chäten  als  auch  die  klinischen  Erscheinungen  am  schnellsten. 
Weitere  Versuche  zeigten,  daß  das  Kolle virus  infolge  Unterbehandlung 
eines  damit  geimpften  Kaninchens  neurotrop  und  virulenter  geworden 
war.  Der  Wert  des  Kaninchens  für  die  tierexperimentelle  Syphilis¬ 
forschung  wird  durch  die  originäre  Kaninchensyphilis  in  keiner  Weise 
beeinträchtigt,  überdies  konnte  diese  Krankheit  seit  1V2  Jahren  vom 

Verf.  bei  seinen  Tieren  nicht  mehr  festgestellt  werden. 

W.  Gaehtg ens  {Hamburg). 

12* 


180 


Syphilis. 


Neubürger,  a)  Histologische  Befunde  bei  experimenteller 
Syphilis,  insbesondere  des  Nervensystems,  b)  Histo¬ 
logische  Demonstrationen  der  experimentellen  Ka¬ 
ninchensyphilis.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  253.) 

Vorwiegend  histologisch.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Clodi,  E.  und  Matuschka,  J.,  Das  verschiedene  Verhalten 
der  weißen  Blutkörperchen  bei  Lues  und  ihrer  The¬ 
rapie.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  459.) 

Von  klinischem  Interesse.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Oelze,  F.  W.,  Über  die  praktische  Brauchbarkeit  der 
neuen  Spirochätenfärbung  mit  Spirzil.  (D.  m.  W.  1924 
S.  1151.) 

Bei  der  praktischen  Erprobung  in  der  Leipziger  dermatologischen 
Klinik  (Rille)  erwies  sich  das  Färbeverfahren  durchaus  als  brauch¬ 
bar.  Es  liefert  gute  Bilder  und  ist  einfacher  als  die  übrigen  Färbe¬ 
verfahren  des  Praktikers.  Es  übertrifft  insbesondere  das  Tuschever¬ 
fahren.  Im  übrigen  bleibt  zur  mikroskopischen  Syphilisdiagnose  die 
Dunkelfelduntersuchung  Methode  der  Wahl;  sie  ist  ergiebiger  und 
sicherer  als  jede  Färbung  und  bringt  vor  allem  lebende  Spirochäten 
zur  Anschauung.  Georg  Schmidt  {München). 

Blum,  Kurt,  Versuche  über  Agglutination  der  Spiro- 
chaete  pallida.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  491.) 

Verf.  untersuchte  das  Serum  von  syphilitisch  infizierten  Kaninchen 
auf  Spirochätenagglutination.  Er  verwandte  zur  Agglutination  den 
Gewebssaft  von  Kaninchenhodensyphilomen.  Es  ergab  sich ,  daß 
Agglutinine  nur  langsam  und  in  geringer  Menge  auftreten  und  zwar 
abhängig  von  dem  Grad  der  klinischen  Erscheinungen  und  der  Gene¬ 
ralisierung  des  Virus.  Eine  Agglutination  in  einer  Verdünnung  von 
über  1:10  ist  als  spezifisch  anzusehen.  Werte  über  1:100  wurden 
nicht  beobachtet.  Bisweilen  scheint  der  homologe  Stamm  stärker 
agglutiniert  zu  werden  als  fremde.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Grütz,  0.,  Beiträge  zur  Reinkultur  der  Spirochaeta 
pallida.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  337.) 

Es  ist  dem  Verf.  gelungen,  aus  exzidiertem  luetischen  Papel¬ 
gewebe  gleich  in  der  ersten  Generation  zwei  Reinkulturen  der 
Spirochaeta  pallida  auf  halbstarrem  Menschenserum  zu  gewinnen. 
Die  Kulturen  waren  makroskopisch  nicht  erkennbar,  nur  mikroskopisch 
ließ  sich  das  Wachstum  feststellen.  Die  Weiterimpfung  gelang  nur 
#  auf  halbstarrem  Serum  durch  4  bzw.  5  Generationen  unter  anaeroben 
Bedingungen.  Auf  verschiedenen  flüssigen  Nährböden  konnte  kein 


Syphilis. 


181 


nennenswertes  Wachstum  erzielt  werden.  Im  festen  Medium  zeigten 
die  reingezüchteten  Spirochäten  eigenartige  Bewegungen  (Kriech¬ 
bewegung).  In  mikroskopischen  Serienschnitten  ganzer  Kulturen 
waren  die  Spirochäten  teils  diffus,  teils  in  bienenschwarmähnlichen 
Vermehrungszentren  gelagert,  ähnlich  wie  im  Paralytikergehirn. 
Die  an  den  Kulturen  gemachten  Beobachtungen  lassen  an  die  Mög¬ 
lichkeit  von  zwei  verschiedenen  Formkreisen  der  Spirochaeta  pallida 
denken,  eines  vegetativen,  in  dem  die  Spirochäten  lediglich  durch 
Querteilung  in  die  Länge  wachsender  Spirochäten  sich  vermehren, 
und  .eines  fruktifizierenden,  bei  welchem  aus  „Knospen“  neue  Spiro¬ 
chäten  hervorgehen.  *  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Krantz,  W.,  Über  feste  und  flüssige  Nährböden  zur 
Kultivierung  der  Spirochaeta  pallida.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  216.) 

Beim  Wachstum  auf  festen  Nährböden  müssen  anaerobe  Verhält¬ 
nisse  gegeben  sein,  wie  sie  durch  die  reduzierenden  Kräfte  des 
Serums  und  die  Begleitbakterien  geschaffen  werden.  Im  Ausgangs¬ 
material  sind  begünstigend  und  schädigend  wirkende  Begleitbakterien 
enthalten.  Die  Spir.  pallida  verlangt  nicht  unbedingt  serumhaltige 
Nährböden,  sondern  gedeiht  z.  B.  auch  auf  Pepton-Bouillonagar.  Die 
Reaktion  des  Nährmediums  muß  genau  eingestellt  und  während  des 
Wachstums  der  Kultur  konstant  gehalten  werden.  Diese  Konstanz 
muß  u.  a.  durch  Hinzufügen  von  Puffersubstanz  gewährleistet  sein. 
In  flüssigen  Nährböden  ist  die  Forderung  der  anaeroben  Bedingungen 
am  besten  erfüllt  durch  Benutzung  der  an  sich  reduzierend  wirkenden 
Eiweißlösungen  und  Überschichtungen  mit  Vaseline.  Ein  brauchbarer 
flüssiger  Nährboden  besteht  aus  2  ccm  sterilen  Serums,  aufgegossen 
auf  0,5  ccm  harten,  gekochten  in  Röhrchen  mit  8  ccm  Kochsalzlösung 
im  Dampf  sterilisierten  Eiweiß,  Einstellung  der  Reaktion  nicht  nötig, 
dagegen  erforderlich,  wenn  statt  Eiereiweiß  Ascites  oder  Hydrozelen- 
flüssigkeit  verwandt  wird.  Einzelvorschriften  im  Original  nachlesen. 
Auf  flüssigen  Nährhöden  kann  bereits  nach  3  Tagen  kräftiges  Wachstum 
einsetzen.  Übertragung  von  festen  auf  flüssigen  Nährböden  nach 
der  Abtrennung  der  schädlich  wirkenden  Begleitbakterien  (besondere 
Methode  des  Verf.)  und  wiederum  Rückübertragung  auf  feste  Nähr¬ 
böden  ergibt  eine  für  die  Reinzüchtung  wertvolle  Anreicherung. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Plaut,  A.  Liquor  entnähme  und  Liquoruntersuchung  bei 
syphilitischen  Kaninchen.  B.  Experimentelle  Syphilis 
des  Nervensystems.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  250.) 

Kurze  Beschreibung  der  vom  Verf.  geübten'  suboccipitalen 
Punktionstechnik  und  Liquoruntersuchung.  Der  Mulzerstamm  läßt 


182 


Syphilis. 


sich  als  eine  biologische  Varietät  der  Pallida  mit  ausgesprochen  früh- 
nenrotropen  Eigenschaften  bezeichnen,  die  sich  gegenüber  der  Indi¬ 
vidualität  des  infizierten  Organismus  durchzusetzen  vermag.  Die 
Möglichkeit  ist  nicht  von  der  Hand  zu  weisen,  daß  auch  beim 
Menschen  Spirochätenstämme  mit  verschiedener  Avidität  zum  Nerven¬ 
system  eine  Rolle  spielen  können.  Durch  Gberimpfung  von  Para¬ 
lytiker-Hirnrinde  in  die  Hoden  von  Kaninchen  konnten  Liquorver¬ 
änderungen  erzeugt  werden,  als  deren  Grundlage  eine  in  vielem  an 
die  menschliche  Paralyse  erinnernde  Erkrankung  des  Nervensystems 
ermittelt  wurde.  Überimpfung  des  Nervensystems  der  erkrankten 
Tiere  auf  gesunde  Kaninchen  ließ  mit  große*  Regelmäßigkeit  die 
Krankheit  von  neuem  entstehen.  Bei  diesen  „Paralysekaninchen“ 
traten  niemals  äußere  Zeichen  der  Syphilis  auf.  w.  Gaehtgens. 

Golant-Ratner,  Rai’ssa,  Die  Goldsolreaktion  bei  Dementia 
praecox.  (M.  m.  W.  1924  S.  1128.) 

Verf.  konnte  feststellen,  daß  bei  12  Fällen  von  Dementia  praecox 
die  Goldsolreaktion  positiv  ausfiel.  Die  Reaktion  erreichte  nie  so 
hohe  Grade  wie  bei  der  progressiven  Paralyse,  sondern  zeigte  mitt¬ 
lere  Stärke.  Die  WaR.  war  dabei  in  allen  Fällen  sowohl  im  Blut, 
als  auch  im  Liquor  negativ.  In  der  Hälfte  der  Fälle,  und  zwar  dort, 
wo  die  Goldsolreaktion  besonders  intensiv  war,  fiel  auch  die  Pändysche 
Reaktion  positiv  aus.  W.  Gaehtgens  [Hamburg.) 

v.  Wassermann,  A.,  Zur  Frage  der  Spaltbarkeit  des  syphi¬ 
litischen  Antigenserumaggregates.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  92,  S.  370.) 

Die  von  Prausnitz  und  M.  Stern  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1923,  90,  S.  246)  auf  Grund  ihrer  Experimente  aufgestellte  Behauptung, 
daß  die  Spaltbarkeit  des  syphilitischen  Aggregates  durch  Versuche  des 
Verf.  nicht  nachgewiesen  sei,  trifft  nicht  zu,  da  Verf.  den  durch  Aus¬ 
fällung  gewonnenen  Niederschlag  mehrmals  gewaschen  und  so  von  jedem 
Serumrest  mit  etwa  anhaftenden  Reaginen  befreit  hat.  Noetel. 

Finkener,  E.  und  Neugarten,  L.,  Über  die  Wassermannsche 
Reaktion  unter  der  Geburt  und  ihre  Bedeutung  zur 
Erkennung  der  Syphilis  bei  Müttern  und  Neu¬ 
geborenen.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  122,  S.  341.) 

Umfassende  Arbeit,  die  sich  auf  großes  Material  von  11  Jahren 
stützt.  Es  wird  die  systematische  Untersuchung  aller  Gebärenden 
mit  Hilfe  der  WaR.  verlangt.  Das  frische  Retroplazentarblut  kann 
benutzt  werden,  sofern  bei  positivem  Ausfall  in  zweifelhaften  Fällen 
eine  Kontrolle  mit  dem  Armvenenblut  gemacht  wird.  Der  positive 
Ausfall  des  Armvenenblutes  im  Wochenbett  bei  vorheriger  positiver 


Syphilis. 


183 


Reaktion  des  Retroplazentarblutes  ist  sicher  für  Lnes  zu  verwerten. 
Gelegentlich  ist  bei  sicheren  Luesfällen  ein  Abklingen  oder  Schwinden 
der  WaR.  im  Wochenbett  zu  konstatieren.  Aus  dem  Vorkommen 
oder  dem  Ausbleiben  der  WaR.  im  Nabelvenenblut  der  Neugeborenen 
kann  man  keine  sicheren  prognostischen  Schlüsse  ziehen. 

E.  Philipp  {Berlin). 

Lloyd,  R.  B.,  Muir,  E.  and  Mitra,  R.  G.  C.,  The  effect  of  anti- 
syphilitic  treatment  on  the  Wassermann  reaction  in 
leprosy.  (Ind.  J.  of  med.  Research  1924,  12,  p.  213.) 

Antisyphilitische  Behandlung  vermag  die  positive  WaR.  bei 
Fällen  von  nervöser  Lepra  in  einem  bemerkenswerten  Prozent¬ 
satz  umzuwandeln,  in  den  Fällen  von  Hautlepra  ist  der  Prozentsatz 
etwas  geringer.  Verff.  schließen  daraus,  daß  die  Syphilis  ein  wich¬ 
tiger  komplizierender  Faktor  in  beiden  Lepraformen  ist,  und  daß 
eine  antisyphilitische  Behandlung  in  allen  Fällen  von  primärer 
Nervenlepra  stattfinden  soll,  die  positive  WaR.  auf  weisen,  ferner  in 
allen  denjenigen  Hautleprafällen  mit  positiver  WaR.,  die  nach  der 
Vorgeschichte  an  Syphilis  denken  lassen  und  einer  anderen  Behand¬ 
lung  trotzen.  Dieter  len  {Bottweil). 


Yamanioto,  Yoshizo,  Beitrag  zur  Wassermannschen  Re¬ 
aktion.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  395.) 

Bei  Meerschweinchensera,  die  möglichst  bald  vom  Blutkuchen  ge¬ 
trennt  und  im  Eisschrank  aufbewahrt  werden,  ist  die  hämolytische 
Wirkung  und  auch  die  Fixierbarkeit  des  Komplementes  größer,  als 
wenn  sie  zusammen  mit  dem  Blutkuchen  gelassen  werden.  Wieder¬ 
holt  wurde  gefunden,  daß  das  nüchtern  entnommene  Serum  einen 
schwächeren  Komplementgehalt  aufwies  und  eine  stärkere  WaR.  gab 
als  das  3  Stunden  nach  Verabreichung  von  V2  1  Zitronenlimonade 
entnommene.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

•  • 

Blum,  Kurt,  Uber  die  Wassermannsche  Reaktion  im 
Serum  normaler  und  syphilitischer  Kaninchen.  (Zschr. 
f.  Immun.Forsch.  1924,  40,  S.  195.) 

Durch  Salzsäur evorbehandlung  des  Serums  nach  Sachs  und 
F.  Georgi  werden  die  unspezifischen  Wassermann-Reaktionen  bei 
normalen  Kaninchen  ausgeschaltet.  Bei  syphilitischen  Kaninchen 
sind  Parallelen  zwischen  dem  klinischen  Verlauf  und  dem  Ausfall 
der  Reaktion  mit  dem  gefällten  Serum  unverkennbar,  wenigstens  bei 
der  lokalen  Impfsyphilis.  Dagegen  scheint  die  Reaktion  bei  Rezi¬ 
diven  zu  versagen,  so  daß  ein  negativer  Ausfall  nichts  gegen  das 
Bestehen  einer  Syphilis  besagt.  Kurt  Meyer  {Berlin). 


184 


Syphilis. 


Heinemaim,  H.,  Untersuchungen  über  den  Liquor  cere¬ 
brospinalis.  II.  Mitteilung.  (Arch.  f.  SchiffsHyg.  1924  S.  187.) 

In  einer  früheren  Mitteilung  berichtete  Verf.  über  auf  Sumatra 
ausgeführte  Untersuchungen  an  dem  Liquor  cerebrospinalis  von 
150  Malariakranken;  in  keinem  der  untersuchten  Fälle  fand  sich  im 
Liquor  positive  Reaktion  nach  Wassermann  oder  Meinicke  (D.M.). 
Nunmehr  erfolgt  Bericht  über  weitere  100  Fälle,  bei  denen  außerdem 
die  von  Meinicke  angegebene  Trübungsreaktion  zur  Anwendung 
gelangte.  Auch  hier  war  das  Ergebnis  negativ.  Unspezifische,  malarisch 
bedingte  positive  Umstimmung  des  Liquors  bei  Javanen  scheint  dem¬ 
nach  nicht  vorzukommen.  Weiterhin  wurde  die  Feststellung  gemacht, 
daß  der  Liquor  von  8  Malariakranken,  wenn  er  zur  Verdünnung  des 
Patientenserums  verwendet  wird,  imstande  war,  in  einer  Reihe  von 
Fällen  die  Komplementbindung  zu  verhindern.  e.  Gildemeister. 


Förtig,  Hermann,  Über  den  Ausfall  der  Wassermannschen 
Reaktion  im  aktiv  und  inaktiviert  untersuchten 
Liquor  in  den  einzelnen  Syphilisstadien.  (Arch. f. Denn. 
1924,  147,  S.  246.) 

In  Übereinstimmung  mit  Eicke  und  Löwenberg  (Med.  Klin. 
1921  S.  414)  konnte  Verf.  feststellen,  daß  Unterschiede  im  Reaktions¬ 
ausfall  bei  der  Untersuchung  von  aktivem  und  inaktivem  Liquor 
hauptsächlich  bei  Fällen  von  Frühsyphilis  Vorkommen.  Der  in¬ 
aktivierte  Liquor  reagiert  schwächer  und  weniger  häufig  positiv  als 
der  aktive.  Die  Reaktion  mit  dem  inaktivierten  Liquor  wird  oft  im 
Laufe  der  Behandlung  zuerst  schwächer  und  verschwindet  früher. 
Diese  Unterschiede  nehmen  mit  dem  Alter  der  Infektion,  namentlich 
bei  vernachlässigter  Behandlung,  ab  und  verschwinden  fast  ganz  bei 
den  späteren  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems,  vor  allem  bei 
der  progressiven  Paralyse.  Die  Beobachtung  Eick  es  (Med.  Klin. 
1921  S.  1269),  daß  progressive  Paralysen  mit  negativer  WaR.  im 
Blute  nur  im  aktiven  Liquor  eine  positive  WaR.  geben,  mit  dem  in¬ 
aktivierten  dagegen  negativ  oder  wesentlich  abgeschwächt  reagieren, 
konnte  in  2  derartigen  Fällen  nicht  bestätigt  werden.  Bei  der 
aktiven  Untersuchung  von  140  Kontrollfällen,  darunter  auch  solche 
mit  stärkster  Eiweißvermehrung,  konnten  unspezifische  Reaktionen 
nicht  festgestellt  werden.  Die  Gefahr  falscher  Diagnosen  bei  der 
aktiven  Untersuchung  ist  darum  nicht  so  hoch  zu  veranschlagen, 
um  der  inaktiven  Untersuchung  den  Vorzug  vor  der  aktiven  zu  geben. 
Immerhin  empfiehlt  es  sich,  bis  zur  weiteren  Klärung  der  Frage 
jeden  Liquor  aktiv  und  inaktiv  zu  untersuchen  und  bei  geringer 
Liquormenge  wegen  der  größeren  Empfindlichkeit  die  aktive  Unter¬ 
suchung  anzuwenden.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 


Syphilis. 


185 


Benaud,  Maurice,  Pouvoir  anticomplömentaire  des  serums 
humains  et  reaction  de  Bordet-Wassermann.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  280.) 

Während  die  meisten  Autoren  die  Eigenhemmung  der  Sera  als 
einen  störenden  Versuchsfehler  ansehen,  der  nach  Möglichkeit  zu  be¬ 
seitigen  ist,  sieht  Verf.  im  antikomplementären  Vermögen  der  Sera 
geradezu  einen  wesentlichen  Faktor  der  WaR.  Er  verweist  darauf, 
daß  die  Serumkolloide  sich  untereinander  oder  mit  fremden  Kolloiden 
(Antigen)  vereinigen  und  Komplexe  bilden  können,  an  die  das  Kom¬ 
plement  fixiert  wird  (im  ersteren  Fall  findet  dies  seinen  Ausdruck  in 
der  sog.  Eigenhemmung).  Ein  prinzipieller  Unterschied  zwischen 
beiden  Phänomenen  besteht  jedoch  nicht.  Zusatz  von  Antigen  ver¬ 
ändert  immer,  auch  bei  nicht  luetischen  Seris,  das  Komplement¬ 
bindungsvermögen  des  Serums,  nur  die  Intensität  dieser  Veränderung 
ist  verschieden.  Im  Verhältnis  der  Hemmungsstärke  des  Serums 
allein  zur  Hemmungsstärke  des  Serums  mit  Antigenzusatz  bestehen 
fließende  Übergänge  ohne  jede  scharfe  Grenze.  Ausschlaggebend  ist 
der  Grad  der  Vermehrung,  die  das  antikomplementäre  Vermögen  des 
Serums  durch  den  Antigenzusatz  erfährt.  Die  WaR.  ist  lediglich 
quantitativ,  sie  besitzt  keine  spezifische  Schwelle  und  ist  nicht 
spezifisch  und  notwendig  an  die  Lues  gebunden.  Der  Serologe  muß 
das  antikomplementäre  Vermögen  des  Serums  aufs  genaueste  ohne 
und  mit  Antigen  auswerten ;  dem  Kliniker  bleibt  es  dann  Vorbehalten, 
diese  Daten  im  Rahmen  der  klinischen  Erscheinungen  zu  bewerten. 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M). 

Molnär,  Tibor,  Über  Selbsthemmung  der  aktiven  Sera. 
(Zsch.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  148.) 

Während  von  Wassermann-negativen  Seren  90  Proz.  in  aktivem 
Zustand  das  hämolytische  System  lösen,  bleibt  bei  78  Proz.  der 
Wassermann-positiven  Sera  die  Lösung  aus.  Die  Ursache  ist  der 
Komplementmangel  dieser  Sera,  während  eine  antikomplementäre 
Wirkung  nicht  nachweisbar  ist.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Kabelfk,  J.,  Physikochemische  Verfolgung  der  Wasser¬ 
mann-Reaktion.  (Biol.  L.  1924,  H.  1  [tschechisch].) 

Verf.  trachtete  aus  theoretischen  und  praktischen  Gründen  (quanti¬ 
tative  Messung),  die  eigentliche  Reaktion  zwischen  Luesserum  und 

Antigen  mit  Hilfe  physiko-cheraischer  Methoden  isoliert  zu  erfassen; 

•  • 

doch  ließ  sich  in  L-Serum  +  L- Antigen-Mischungen  keine  Änderung 
der  Kapillaritäts-,  Diflusions-  und  Koagulationsverhältnisse  nach- 
weisen.  Es  versagte  da  auch,  was  sehr  auffällig  ist,  die  Nephelo¬ 
metrie  (mit  dem  Kleinmannschen  Nephelometer)  gänzlich.  Mit  Ab¬ 
sicht  wurde  bei  diesen  Versuchen  ein  Antigen  verwendet,  welches 


186 


Syphilis. 


überhaupt  keine  Spontantrübung  zeigt,  nämlich  das  von  Bordet- 
Ruelens.  (Das  negative  Versuchsergebnis  deutet  an,  daß  die 
Trübungsreaktionen  wie  SG-.,  MTR.  usw.  sekundäre  Vorgänge  sind. 
Primär  ist  eine  Alteration  des  Antigens  als  Schutzkolloid.  Die  Chol¬ 
esterin-  resp.  Balsamkerne  der  SG.-  und  MTR.-Antigene  werden  nach 
Beraubung  ihrer  Schutzhüllen  zu  Indikatoren,  indem  sie  sich  zu¬ 
sammenballen  und  makroskopische  Flocken  bilden.)  —  Die  weiter¬ 
hin  vorgenommene  Prüfung  des  Einflusses  Wa-positiver  und  Wa- 
negativer  Sera  auf  eine  Benzoeharzsuspension  erstreckte  sich  auf 
reine  Suspensionen  und  auch  auf  solche,  die  mit  spezifischem  Antigen 
sensibilisiert  waren.  Hierbei  war  die  Anordnung  der  Versuche  ähn¬ 
lich,  wie  sie  in  der  später  erschienenen  Arbeit  von  Dujarric  de 
la  Ri  viere  und  L.  Gail  er  an  d  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1923,  89,  p.  1198) 
beschrieben  wurde.  Größere  Abweichungen,  die  für  positive  Lues¬ 
sera  charakteristisch  wären,  konnten  von  keiner  Seite  festgestellt 
werden.  (Eine  Reaktion,  welche  Dujarric  und  Gallerand  als 
spezifisch  hinstellten,  erwies  sich  bei  einer  Nachprüfung  als  nicht 
genügend  spezifisch.)  Kleinere  Unterschiede  konnten  aber  doch  kon¬ 
statiert  werden.  Wenn  nämlich  zum  Serum,  das  auf  1  :  10  bis 
1:160  000  mit  0,01  Proz.  NaCl  verdünnt  war,  eine  Benzoeharz¬ 
suspension  hinzugefügt  wurde,  bildeten  sich  2  Fällungszonen,  eine 
bei  Verdünnungen  von  1 : 10  bis  1 : 40,  die  zweite  bei  1 : 610  bis 
1:10  000.  Wurde  aber  dabei  ein  Luesserum  verwendet,  das  vorher 
mit  dem  L-Antigen  vermischt  und  24  Stunden  im  Eisschrank  ge¬ 
halten  wurde,  war  eine  Verbreiterung  und  Verstärkung  beider  Fällungs¬ 
zonen  nachweisbar,  zum  Zeichen,  daß  hier  tatsächlich  auch  eine 
Alteration  der  Serumproteine  stattgefunden  hat.  —  Einige  Beobach¬ 
tungen  betreffend  die  physikochemischen  Eigenschaften  der  Benzoe¬ 
harzsuspension  und  der  Schutzkolloide  der  L-Antigene  beschließen 
die  mit  einem  kurzen  Referate  nicht  erschöpfbare  Arbeit. 

Gellner  ( Olmütz ). 

Klopstock,  Alfred,  Über  den  Einfluß  von  Komplement¬ 
funktion  und  Deviabilität  auf  die  Intensität  der 
Komplementbindung.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41, 
S.  126.) 

Die  Deviabilität  des  Komplementes  spielt  bei  der  WaR.  eine 
wesentliche  Rolle.  Sie  kann  derart  dominieren,  daß  trotz  Verwendung 
einer,  nach  der  hämolytischen  Wirkung  zu  urteilen,  geringen  Komple¬ 
mentmenge  von  dieser  weniger  gebunden  wird  als  von  einem  stark 
wirksamen  Komplement.  Dieser  Parallelismus  zwischen  hämolytischer 
Wirkung  und  Deviabilität,  der  allerdings  nicht  immer  ausgesprochen 
ist,  findet  seine  Erklärung  durch  die  Annahme,  daß  beide  Ausdrucks¬ 
formen  Funktionen  der  Labilität  der  Serumglobuline  sind.  Die  La- 


Syphilis. 


187 


bilität  des  Serams  wird  herabgesetzt  durch  Lagern,  durch  Erwärmen 
und  durch  Säureeinwirkung.  Gewöhnlich  erfährt  dabei  zugleich  mit 
eine  Verminderung  der  hämolytischen  Wirksamkeit  die  Eignung  des 
Komplements  zur  WaR.  eine  Abschwächung.  Dagegen  scheint  Schütteln 
des  verdünnten  Komplements  eine  Steigerung  der  Serumlabilität  zu 
bewirken,  so  daß  das  Komplement  leichter  deviabel  wird.  Bei  Aus¬ 
führung  der  ersten  Phase  der  WaR.  bei  niedriger  Temperatur  scheinen 
sich  die  Unterschiede  in  der  Deviabilität  verschiedener  Komplemente 
zu  vermindern,  wenn  auch  nicht  ganz  auszugleichen.  Ganz  frisches 
Meerschweinchenserum  zeigt  bisweilen  eine  zu  starke  Stabilität,  die 
sowohl  der  Komplementfunktion  wie  der  Deviabilität  hinderlich  sein 
kann.  Bei  der  durch  spezifische  Antigen- Antikörperreaktion  bedingten 
Komplementbindung  bestehen  ähnliche  Verhältnisse  wie  bei  der  WaR., 
wenn  auch  die  Deviabilitätsunterschiede  hier  gewöhnlich  nicht  so 
stark  hervortreten.  Für  die  Praxis  der  WaR.  ergibt  sich,  daß  Meer¬ 
schweinchensera  mit  starkem  Komplementtiter  im  allgemeinen  besser 
geeignet  sind,  als  schwach  wirksame.  Eine  Vortitration  des  Komple¬ 
ments  dürfte  daher  keineswegs  immer  gleichmäßige  Bedingungen  ge¬ 
währleisten.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Blumenthal,  Georg,  Zur  Extraktfrage  bei  der  Wasser- 
mannschen  Reaktion.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  291.) 

Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  haben  aus  Lueslebern  be¬ 
reitete  und  mit  Meerschweinchenextrakt  zu  gleichen  Teilen  versetzte 
Extrakte,  wenn  sie  in  der  vom  Verf.  geschilderten  Weise  scharf  ein¬ 
gestellt  sind,  bei  der  Wassermann-Reaktion  die  besten  Resultate 
ergeben.  Schill  {Dresden). 

Stern,  Margarete,  Über  die  Brucksche  Ausflockungs¬ 
reaktion  bei  Syphilis.  (Arch.  f.  Derm.  1923,  146,  S.  78.) 

Die  Brucksche  Ausflockungsreaktion  ist  eine  klinisch  brauchbare 
Methode  und  eignet  sich  infolge  der  Einfachheit  ihrer  Ausführung 
insbesondere  zur  schnellen  Orientierung.  Die  mit  ihr  erhaltenen 
positiven  Resultate  entsprechen  stets  der  Diagnose,  wenn  nur  die 
starken  Ausfällungen  bei  klar  bleibendem  Medium  als  positiv  an¬ 
gesprochen  werden.  Als  Ersatz  für  die  WaR.  und  die  SGR.  kommt 
die  Brucksche  Reaktion  nicht  in  Frage,  da  sie  in  einer  Reihe  von 
Luesfällen  im  Gegensatz  zu  den  beiden  genannten  Reaktionen  versagt. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Neuber,  Eduard,  Über  die  Unspezifizität  der  Antisyphi- 
,  litica.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  489). 

Die  Wirkungen  der  unspezifischen  Stoffe  und  der  Antisyphilitica 
weisen  große  Ähnlichkeiten  auf.  Durch  die  Wirkungen  der  Anti- 


188 


Syphilis. 


syphilitica  auf  die  Spirochäten  „in  vitro“  lassen  sich  die  klinisch 
bewährten  Heilerfolge  nicht  erklären,  die  Möglichkeit  ihrer  desinfi¬ 
zierenden  Wirkung  „in  vivo“  muß  demnach  verneint  werden.  Eine 
durch  Antisyphilitica  bedingte  katalytische  Wirkung  in  vivo  ließ  sich 
weder  verneinen  noch  beweisen,  bei  den  in  vitro  angestellten  Sero¬ 
reaktionen  konnte  eine  solche  Wirkung  nicht  nachgewiesen  werden. 
Für  die  Dosierung  der  Antisyphilitica  und  unspezifischen  Stoffe  haben 
die  gleichen  Prinzipien  Gültigkeit.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Kolle,  W.,  Über  die  Schutzwirkung  der  An tisyphilitika 
(Arsenderivate,  Quecksilber  und  Wismut)  gegenüber 
der  experimentellen  Syphilisinfektion.  (D.  m.  W.  1924 
S.  1074.) 

Azetylaminooxyphenylarsinsäure  hatte  bereits  Ehrlich  1908 
und  1909  in  Händen,  und  zwar,  wie  sich  durch  nunmehrige  Prüfung 
des  noch  vorhandenen  Präparates  (No.  594)  ergab,  kristallisiert, 
chemisch  rein  und  gegen  Trypanosomen  gleich  wirksam  wie  das 
Fourneausche  Stovarsol.  Obige  sowie  nicht  azetylische  Arsinsäure 
(593,  Metaaminoparaoxyphenylarsinsäure)  wirken  aber  gegen  Trypano¬ 
somen,  Rekurrens-  und  Luesspirochäten  erheblich  geringer  als  die 
Arsinoxyde  und  Arsenoverbindungen,  nach  Einspritzung  unter  die 
Haut  oder  in  die  Venen  experimentell  syphilitischer  Kaninchen  erst 
in  Gaben,  die  den  tödlichen  nahe  liegen.  Daher  eben  schritt 
Ehrlich  von  ihnen  aus  zum  Salvarsan  fort;  vor  allem  aber  auch 
deshalb,  weil  die  meisten  Arsinsäuren  recht  bedenkliche  Neben¬ 
wirkungen  haben.  Ihre  starke  Neuro-  und  Organotropie  hängt  mit 
ihrem  Aufbaue  und  damit  mit  ihrem  physikalisch-chemischen  Ver¬ 
halten  zusammen.  Die  meisten  Kaninchen,  die  Stovarsol  geschluckt 
hatten,  starben  nach  Gaben  (S chloß berger ,  Leupold,  Collier, 
Evers),  mit  denen  Le vaditi  syphilitisch  infizierte  sicher  geschützt 
hatte.  Daß  die  Arsinsäure  dabei  im  Darmrohr,  in  der  Darmwand, 
in  der  Leber  zu  Arsinoxyd  reduziert  wird,  ist  wahrscheinlich,  zumal 
Stovarsol,  vom  Munde  aus  verabfolgt,  in  kleineren  Gaben  die  Spiro¬ 
chäten  beeinflußt,  als  unter  die  Haut  oder  in  die  Venen  gespritzt 
Sicherer  als  Stovarsolverabreichung  an  sich  syphilitischer  Infektion 
Aussetzende  wären  ein  oder  zwei  Salvarsaneinspritzungen.  Eine 
Versuchstabelle  (Leupold)  zeigt  den  gesetzmäßigen  Schutz  gegen 
die  arzneilich  schwer  beeinflußbare  Rekurrensinfektion  der  weißen 
Maus  durch  Salvarsaneinspritzung  in  die  Vene.  Zu  prüfen  bleibt, 
ob  durch  Schlucken  von  Arsinsäuren  nur  ein  scheinbarer  Schutz 
erreicht  wird,  während  in  Wirklichkeit  die  Infektion  ohne  Ausbildung 
typischer  Schanker  abläuft.  Quecksilbermittel  schützen  Kaninchen, 
infolge  ihrer  sehr  geringen  mittelbaren  Wirkung  auf  Syphilisspiro¬ 
chäten,  wenn  überhaupt,  nur  verhältnismäßig  kurze  Zeit  gegen  nach- 


Syphilis. 


189 


folgende  experimentelle  Infektion.  Ebensowenig  solche  Wismut¬ 
erzeugnisse,  die  leicht  aufsaugbar  und  diffusibel  sind.  Dagegen  ent¬ 
wickelten  sich  —  im  Gegensätze  zu  94  Proz.  von  68  Tieren  der 
Gegenprobe  —  bei  keinem  der  26  Kaninchen,  in  deren  Muskeln  un¬ 
lösliche  Wismutabkömmlinge  abgelagert  worden,  auf  die  nach  2 — 15 
Wochen  folgende  mäßige  Hodeninfektion  Schanker.  Die  Verwendung 
solcher  Wismutniederlagen  als  Schutz  bedarf  aber  ebenso  erst  noch 
viel  breiterer  Klärung  wie  die  des  Stovarsols,  an  dessen  Stelle  man 
dabei  das  in  Deutschland  (Höchster  Farbwerke)  hergestellte  Spirozid 
(Ehrlich  594)  benutzen  sollte.  Georg  Schmidt  {München). 

Klopfer,  Eugen,  Zur  Behandlung  der  Lues  mit  Sulfoxyl- 
salvarsan  2203.  (Ärch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  383.) 

Das  Sulfoxylsalvarsan  2203  ist  ein  bequem  zu  handhabendes, 
stets  gebrauchsfertiges,  recht  gut  verträgliches  Präparat,  das  die 
Etappenbehandlung  der  Lues  in  hohem  Maße  ermöglicht. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Holfmann,  Erich  und  Strempel,  R.,  Unzulänglichkeit  der 
Mischspritzenbehandlung  mittels  einzeitiger  intra¬ 
venöser  Hg-  oder  Bi-Salvarsaneinspritzungen.  (M.  m. 
W.  1924  S.  1320.) 

Nach  den  Erfahrungen  der  Verff.  ist  die  Mischspritzenbehand¬ 
lung  weniger  wirksam  und  gefährlicher  als  die  zweizeitige  Wismut- 
salvarsantherapie.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Köndgen,  Fritz  und  Meißner,  Kurt,  Ein  neues  Prinzip  in  der 
Chemotherapie  der  Syphilis.  (M.  m.  W.  1924  S.  1429.) 
Verlf.  haben  mit  einem  neuen  Präparat,  das  in  1  ccm  40  mg 
Wismut  und  5  mg  Arsen  enthält  und  von  der  chemischen  Fabrik 
Imhausen  &  Co.  in  Witten-Ruhr  unter  dem  Namen  „Saluen“  in  den 
Handel  gebracht  wird,  Heilversuche  bei  Syphilis  angestellt.  Es  zeigte 
sich,  daß  sämtliche  Erscheinungen  der  Syphilis  einschließlich  der 
Seroreaktionen  günstig  beeinflußt  wurden,  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Krakauer,  Paul,  Ist  es  wahrscheinlich,  daß  die  Syphilis¬ 
spirochäte  gegen  Quecksilber  und  Arsen  fest  werden 
kann?  (Arch.  f.  Derm.  1923,  146,  S.  1.) 

Da  das  Quecksilber  die  Syphilisspirochäte  nicht  beeinflußt,  ist 
es  ausgeschlossen,  daß  die  Spirochäten  Hg-fest  werden  können.  Auch 
eine  Arsenfestigkeit  der  Spirochaeta  pallida  ist  bisher  nicht  bewiesen, 
kann  aber  auf  Grund  der  tierexperimentellen  Erfahrungen  an  anderen 
Spirochäten  nicht  als  unmöglich  bezeichnet  werden.  Da  diese  Arsen- 


190 


Syphilis. 


festigkeit  indes  nicht  durch  die  übliche  Salvarsantherapie  erzielt 
werden  kann,  ist  sie  praktisch  ohne  Bedeutung.  w.  Gaehtgens. 

Brünauer,  Stefan  Robert,  Spezifisch-unspezifische  Queck¬ 
silbertherapie  der  Lues.  Experimentelle  und  klinisch¬ 
experimentelle  Untersuchungen.  (Arch.  f.  Derm.  1923, 
146,  S.  135.) 

Von  klinischem  Interesse.  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Stühmer,  Die  Verwendung  quecksilberhaltiger  Farb¬ 
stoffverbindungen  in  der  Therapie  der  Syphilis. 
(Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  368.) 

Verf.  konnte  bei  der  Behandlung  von  syphilitisch  infizierten 
Kaninchen  mit  quecksilberhaltigen  Farbstoffverbindungen  bei  zwei 
Präparaten,  Tachysan  S  (Fluorescin-Hg-Präparat)  und  Tachysan  P 
(Pellidol-Hg-Verbindung),  eine  Beeinflussung  des  Krankheitsverlaufes 
feststellen,  die  als  Heilung  angesprochen  werden  konnte,  und  zwar 
in  Dosen,  welche  in  beiden  Fällen  ziemlich  weit  unter  der  toxischen 
lagen.  Klinisch  wurde  nur  das  Tachysan  S  mit  befriedigendem 
Erfolge  erprobt.  W.  Gaehtgens  [Hamburg). 


Krösl,  Hans,  Über  Syphilisheil  versuche  mit  „Northovan“- 
Einspritzungen  in  die  Blutbahn.  (Arch.  f.  Derm.  1924, 
147,  S.  394.) 

Günstige  Erfahrungen.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Bieder,  Hermann,  Zur  Wismutbehandlung  der  Syphilis. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1275.) 

Wismut  ist  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  ein  brauchbares 
symptomatisches  Syphilisheilmittel,  dessen  klinische  Wirksamkeit, 
Wirkung  auf  die  Spirochäten  und  die  Seroreaktionen  ungefähr  der 
Wirkung  des  Quecksilbers  entspricht.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Heuck,  Erfahrungen  über  Wismuttherapie.  (Arch.  f.  Derm. 
1924,  145,  S.  338.) 

Nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  sind  die  deutschen  Wismut¬ 
präparate  als  überaus  wertvolle  Antisyphilitika  zu  bezeichnen.  Das 
Abklingen  der  serologischen  Reaktionen  erfolgt  langsamer  und  pro¬ 
zentual  ungenügender  als  bei  der  Anwendung  starker  Hg-Depot- 
präparate,  die  bei  frischer,  unbehandelter  Syphilis,  namentlich  in 
Kombination  mit  Salvarsan,  fast  ausnahmslos  ein  negatives  sero¬ 
logisches  Ergebnis  zeitigen.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

•  • 

Smechula,  Uber  unsere  Erfahrungen  mit  der  Wismut¬ 
behandlung  der  Syphilis.  (M.  Kl.  1924  S.  821  u.  860.) 


Syphilis.  191 

Das  Wismut  ist  ein  wirksames  Antiluetikum  und  steht  in  bezug 
auf  seine  Heilkraft  zwischen  dem  Salvarsan  und  dem  Quecksilber. 
Die  Nebenwirkungen  sind  im  allgemeinen  relativ  gering.  Sorgfältige 
Urinkontrollen  und  Beobachtungen  des  Mundes  sind  notwenig. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Sei,  S.,  Über  das  Verhalten  von  Lösungen  einiger  Bis- 
mutyltartarate  bzw.  deren  Mischungen  mit  Blut¬ 
serum  bei  der  Ultra filtration.  (Arch.  f.  Derm.  1928, 
146,  S.  48.) 

Verf.  hat  Ultrafiltrationsversuche  mit  wässerigen  Lösungen  dreier 
komplexer  Wismuttartarate  bzw.  mit  Gemischen  dieser  Lösungen 
mit  Rinderserum  ausgeführt.  Die  benutzten  Präparate  enthielten 
1,2  bzw.  3  Bi  0- Gruppen  im  Molekül.  Werden  die  wässerigen  Lösungen 
für  sich  allein  ultrafiltriert,  so  erscheinen  alle  Substanzen  nahezu 
quantitativ  im  Filtrat  wieder.  Sie  diffundieren  auch  durch  Pergament, 
sind  also  molekular  gelöst.  Werden  dagegen  ihre  Mischungen  mit 
Serum  ultrafiltriert,  so  gehen  nur  Teile  der  Substanzen  in  das  Filtrat 
über,  und  zwar  um  so  weniger,  je  wismutreicher  die  Präparate 
sind.  Es  gehen  also  Teile  der  gelösten  Substanzen  mit  dem  Serum¬ 
eiweiß  Bindungen  ein  nach  Übergang  vom  molekularen  Zustand 
in  den  kolloidalen.  Die  wismutreichste  Substanz,  „Bi  5“  genannt, 
geht  nahezu  restlos  in  diesen  Zustand  über.  Tierversuche  zeigten 
weiter,  daß  für  die  Giftwirkung  der  Präparate  bei  parenteral  be¬ 
handelten  Tieren  in  erster  Linie  das  molekular  gelöste  Wismut  ver¬ 
antwortlich  zu  machen  ist.  Der  Übergang  in  den  Kolloidzustand,  der 
auch  im  tierischen  Organismus  vor  sich  geht,  scheint  somit  physio¬ 
logisch  einer  Entgiftung  gleichzukommen.  Dadurch  wird  es  möglich, 
dem  Körper  weit  mehr  Bi  in  Form  des  wismutreichsten  Präparates 
zuzuführen  als  in  Form  der  wismutärmeren.  Für  die  Therapie  ist 
dieses  Verhalten  von  Bedeutung.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Kyrie ,  Malariabehandlung  frischer  Syphilis.  (Arch.  f. 
Derm.  1924,  145,  S.  359.) 

Verf.  hat  die  von  Wagner -Jauregg  inaugurierte  Malaria¬ 
behandlung  der  syphilogenen  Spätnervenerkrankungen  auch  bei 
100  Fällen  von  alter  und  frischer  Syphilis  in  Anwendung  gebracht. 
Die  bisherigen  Erfolge  waren  sehr  befriedigend,  mit  keiner  der 
übrigen  Behandlungsmethoden  wurden  so  gleichmäßig  gute  und 
sichere  Ergebnisse  hinsichtlich  der  Wirkung  auf  den  pathologischen 
Liquor  erzielt  wie  mit  diesem  Verfahren,  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Keese,  H.  und  Peter,  K.,  Die  Einwirkung  der  Malaria  ter¬ 
tiana  auf  die  progressive  Paralyse.  (M.  Kl.  1924  S.  372 
u.  410.) 


192  Syphilis. 

Durch  die  Malariabehandlung  wird  die  progressive  Paralyse 
zweifellos  günstig  beeinflußt.  Man  darf  annehmen,  daß  die  Methode 
der  richtige  Weg  zu  einer  erfolgversprechenden  Paralysetherapie 
der  Wahl  ist.  Erich  Resse  {Berlin). 

Graf,  I.,  Beitrag  zur  Malariabehandlung  der  pro¬ 
gressiven  Paralyse.  (Zschr.  f.  d.  ges.  Neurol.  1924,  91,  S.  131.) 

Es  kommen  in  Betracht  13  Kranke,  davon  6  im  Jahre  1921  und 
7  im  Jahre  1923  behandelt.  Im  ganzen  9  Remissionen,  bei  3  der 
ersteren  Gruppe  bis  jetzt  anhaltend,  in  2  Fällen  1  bzw.  %  Jahr 
dauernd.  In  2  Fällen  wurde  der  Wassermann  im  Blut  negativ,  in 
einem  im  Liquor,  in  den  anderen  Fällen  blieb  der  serologische  Befund 
unverändert.  Bei  den  1923  behandelten  Fällen  3  sichere  Remissionen 
mit  unverändertem  Blut-  und  Liquorbefund,  in  5  Fällen  kein  Einfluß 
der  Behandlung,  die  anderen  Fälle  lassen  ein  einigermaßen  ab¬ 
schließendes  Urteil  noch  nicht  zu.  Noetel  {Landsberg  a.  TV.). 

Kaltenbach,  H.,  Über  einige  prognostische  Schlüsse  aus 
den  Liquoranalysen  bei  malariabehandelten  Para¬ 
lytikern.  (Arch.  t.  Psych.  1924,  71,  S.  384.) 

In  sehr  vielen  Fällen  ist  der  deutliche  Einfluß  der  Malaria¬ 
behandlung  auf  die  WaR.,  Phase  1  und  Zellenmenge  nachzuweisen, 
von  welchen  Reaktionen  sich  die  WaR.  im  Liquor  am  spätesten  im 
günstigen  Sinne  ändert.  Gute  Remissionen  zeigen  eine  stärkere  und 
anhaltendere  Abschwächung  der  drei  Reaktionen,  die  Normomastix- 
reaktion  bleibt  allerdings  öfters  positiv.  Vorübergehend  psychisch 
gebesserte  Kranke  zeigen  öfters  damit  parallel  gehend  eine  vorüber¬ 
gehende  Abschwächung  der  Liquorreaktionen.  Bei  Wiederver¬ 
schlechterung  des  psychischen  Befindens  ist  es  hauptsächlich  die 
WaR.,  die  wieder  stärker  wird.  Die  Normomastixreaktion  ist  bei 
diesen  Untersuchungen  besonders  wichtig,  da  ihr  Kurvenbild,  die  die 
Besserung  anzeigende  „Links“-Kurve  enthält.  Die  große  Anzahl  der 
guten  Remissionen  im  Verhältnis  zu  den  mäßigen  Remissionen  und 
den  unveränderten  Fällen  liegt  links,  zum  Teil  auch  rechts  von  der 
Verdünnung  1:4.  Die  Normomasiixreaktion  gibt  wichtige  Stützen 
für  die  Prognose,  unter  Umständen  schon  vor  der  Behandlung,  wenn 
sie  nämlich  Linkslage  aufweist,  auch  wurde  in  günstigen  Fällen 
mehrfach  Wanderung  der  Kurve  von  der  Mitte  nach  links  beobachtet. 

Noetel  {Landsberg  a.  TV.). 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Abt.  Referate. 

-  Bd.  78.  No.  9/10.  —  ■ 

Ausgegeben  am  12.  Januar  1925. 


Tuberkulose.  —  Desinfektion. 

Neumann,  Wilhelm,  Die  Klinik  der  beginnenden  Tuber¬ 
kulose  Erwachsener.  II.  Der  Formenkreis  der  Tuber¬ 
kulose.  265  S.  Wien  (J.  Springer)  1924.  Pr.  brosch.  GM.  8,40. 

Das  vorliegende  Buch  stellt  den  2.  Teil  der  „Klinik  der  be¬ 
ginnenden  Tuberkulose  Erwachsener“  dar.  Der  erste  im  Jahre  1923 
erschienene  Teil  schilderte  den  „Gang  der  Untersuchung“,  während 
noch  ein  3.  Teil  in  Vorbereitung  ist,  welcher  „das  Heer  der  un¬ 
spezifischen  und  der  fälschlich  sog.  Apizitiden“  behandeln  soll.  Verf. 
bespricht  im  1.  Kapitel  die  Einteilung  der  Tuberkulose,  im  2.  die 
beginnende  Lungentuberkulose  mit  positivem  Befund  über  den  Lungen¬ 
spitzen:  den  Lungenspitzenkatarrh,  die  Apicitis.  Das  3.  Kapitel  be¬ 
handelt  die  beginnende  Lungentuberkulose  mit  pathologischem  Befund 
über  den  Lungenbasen,  das  4.  Kapitel  die  beginnende  Lungentuber¬ 
kulose  mit  diffusem  Befund  über  den  Lungen.  Im  5.  Kapitel  be¬ 
spricht  Verf.  die  beginnende  Lungentuberkulose,  die  sich  unter  anderen 
Krankheitsbildern  verbirgt :  Tuberkulosemasken  oder  larvierte  Tuber¬ 
kulosen,  während  das  6.  Kapitel  eine  systematische  Übersicht  über 
die  verschiedenen  Tuberkuloseformen  gibt.  Im  Text  werden  eine 
große  Zahl  von  eigenen  klinischen  Beobachtungen  des  Verf.  ge¬ 
schildert.  Das  Studium  des  Buches  wird  durch  das  Fehlen  eines 
Inhaltsverzeichnisses  erschwert.  Möllers  [Berlin). 

Möllers,  B.,  Der  heutige  Stand  der  Tuberkulose  in  Deutsch¬ 
land.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  259.) 

Während  in  den  18  Vorkriegsjahren  (bis  1913)  die  Tuberkulose¬ 
sterblichkeit  um  42,6  Proz.  fortschreitend  gesunken  war,  stieg  die¬ 
selbe  während  des  Kriegs  wieder  an  und  erreichte  den  Höhepunkt 
1917 — 1919,  um  dann  rasch  abzusinken,  so  daß  1921  bereits  ein 
Minimum  von  13,7  auf  je  10000  Lebende  erreicht  war.  —  Von 
43000  Anstaltsbetten  in  Deutschland  sind  noch  nicht  20000  von 
Kranken  mit  ansteckenden  Formen  der  Tuberkulose  besetzt,  so  daß 
bei  einer  geschätzten  Zahl  von  200000  offenen  Tuberkulosen  nur  der 
zehnte  Teil  dieser  Kranken  der  Segnungen  einer  geordneten  Anstalts¬ 
pflege  teilhaftig  wird.  Die  Zahl  der  Anstaltsbetten  muß  deshalb 
vermehrt  werden.  Da  jedoch  die  gegenwärtige  Wirtschaftslage  Er¬ 
richtung  neuer  Tuberkuloseanstalten  ausschließt,  muß  heute  der 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  9/10.  13 


194 


Tuberkulose. 


Schwerpunkt  der  deutschen  Tuberkulosebekämpfung  in  dem  Ausbau 
des  Fürsorgestellenwesens  liegen.  Schill  {Dresden). 


Heymann,  Bruno  und  Freudenberg,  Karl,  Die  Tuberkulose¬ 
sterblichkeit  der  Bergarbeiter  imRuhrgebiet  vor,  in 
und  nach  dem  Kriege.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  245.) 

1.  Die  Tuberkulosenmortalität  der  Bergarbeiter  im  Ruhrgebiet 
hielt  sich  vor  dem  Kriege  niedriger  als  bei  fast  allen  anderen  Be¬ 
rufen,  inbesondere  solchen  mit  ähnlichen  wirtschaftlichen  und  sozialen 
Lebensbedingungen  und  weit  niedriger  als  bei  anderen  ähnlichen, 
gleichfalls  unter  Staubentwicklung  leidenden  Berufen.  —  Als  Ur¬ 
sachen  für  diese  günstige  Ausnahmestellung  kommen  in  Betracht: 
a)  die  freiwillige  oder  durch  die  ärztliche  Voruntersuchung  bedingte 
gründliche  Fernhaltung  körperlich  Minderwertiger  vom  Bergbau  und 
die  schnelle  Ausscheidung  etwa  doch  zugelassener,  minder  Leistungs¬ 
fähiger  nach  der  Einstellung;  b)  die  frühe  Invalidisierungsmöglich¬ 
keit  im  Bergbau;  c)  die  bei  der  Arbeit  unter  Tage  im  Vergleich  zu 
anderen  Berufen  relativ  geringe  Gelegenheit  zu  Tröpfchen-,  Staub¬ 
oder  Kontaktinfektionen;  d)  die  relativ  geringe  Schädlichkeit  des 
Kohlenstaubes  für  das  Lungengewebe  und  vielleicht  ein  gewisser,  die 
Tuberkelbazillen  unmittelbar  schädigender  Einfluß  derselben.  2.  Die 
Tuberkulosesterblichkeit  der  Bergarbeiter  im  Ruhrgebiet  hat  während 
des  Kriegs  nur  scheinbar  eine  große  Steigerung  erfahren.  Dieselbe 
betrifft  nämlich  nur  zum  kleinen  Teil  die  Friedensbelegschaft  und 
ist  statistisch  durch  folgende  Kriegsverhältnisse  erklärbar:  a)  Ein¬ 
ziehung  der  Kräftigsten  zum  Militär;  b)  Einstellung  minderwertigen 
deutschen  Ersatzes,  besonders  junger  und  alter  Leute,  mit  weniger 
scharfer  Auslese;  c)  Einstellung  von  Russen,  d)  Verzögerung  der  In¬ 
validisierungen.  —  Unter  Berücksichtigung  dieser  Faktoren,  welche 
eine  scheinbare  Erhöhung  der  Tuberkulosemortalität  hervorrufen 
mußten,  erweist  sich  die  Tuberkulosesterblichkeit  der  entsprechend 
umgerechneten  Belegschaft  für  1914 — 16  nicht  höher  als  in  den  letzten 
günstigsten  Friedensjahren.  Für  1917—1920  ergibt  sich  eine  mäßige 
Steigerung,  die  jedoch  hinter  der  Erhebung  der  Tuberkulosemortalität 
der  Gesamtbevölkerung  bedeutend  zurückbleibt  und  wohl,  wie  in  der 
Gesamtbevölkerung,  auf  die  schlechtere  Ernährung  und  größere  Ar¬ 
beitsleistung  während  des  Krieges  bezogen  werden  kann.  3.  Die 
Tuberkulosenmortalität  der  Bergarbeiter  im  Ruhrgebiet  hält  sich 
nach  dem  Kriege  weit  niedriger  als  während  desselben,  ist  aber  nicht 
wieder  auf  die  Friedensziffer  gesunken.  Ursachen  sind:  a)  die  aus 
der  Kriegszeit  noch  tätigen,  weniger  widerstandsfähigen  Elemente 
deutscher  Arbeiter;  b)  die  durch  die  7-Stundenschicht  nötig  gewordene 
Neueinstellung  von  Arbeitern,  bei  denen  wegen  des  größeren  Bedarfs, 


Tuberkulose. 


195 


besonders  an  Ubertagearbeitern,  die  ärztliche  Auslese  nicht  so  streng 
gehandhabt  werden  kann  wie  früher.  Schill  (Dresden). 

Mayrhofer-Grünbiihel,  J.,  Beitrag  zur  Statistik  der  Tuber¬ 
kuloseinfektion.  (W.  kl.  W.  1924  S.  803.) 

Kleinere  Tuberkulinstatistik  aus  einer  norwegischen  Dorfschule. 
Von  88  mit  Tuberkulin  geprüften  Kindern  reagierten  positiv  nur  14 
(=  15  Proz.),  und  zwar  im  Alter  von  7 — 10  Jahren  von  29,2  (=  6  Proz.), 
im  Alter  von  11 — 14  Jahren  von  59,12  (=  20  Proz.).  In  dem  Ge¬ 
meindebereiche  standen  in  den  letzten  3  Jahren  11  Tuberkulosefälle 
in  ärztlicher  Behandlung,  ein  Tuberkulosetodesfall  kam  nicht  vor. 
11  (=  80  Proz.)  der  infizierten  Kinder  reagierten  schon  auf  die 
erste  perkutane  Anwendung  der  Hamburgerschen  Salbe.  Die  zweite 
Einreibung  führte  in  keinem  Falle  zu  einem  positiven  Ergebnis,  bei 
dem  die  erste  negativ  verlief.  Nur  3  Kinder  (=  20  Proz.)  reagierten 
erst  auf  die  subkutane  Anwendung  von  1  mg  Alttuberkulin. 

Hetseh  (Frankfurt  a.  M.). 

Sussig,  L.?  Zur  Frage  der  Genese  und  Ausbreitung  der 
männlichen  Genitaltuberkulose.  (D.  Zschr.  f.  Chir.  1924, 
185,  S.  145.) 

Früheren  pathologisch-anatomischen  Untersuchungen  fügt  Verf. 
nunmehr  87  Krankenbeobachtungen  der  Hocheneggschen  Klinik 
an.  Simmonds  Ausscheidungstuberkulose  wird  nicht  bestätigt. 
Anderswo  bricht  ein  Herd  in  die  Blutbahn  ein,  worauf  sich  Genital¬ 
tuberkulose  um  die  Gefäße  herum  entwickelt  mit  Berstung  und 
Bazillenentleerung  in  deren  Lichtung.  Es  gibt  keinen  „genito- 
primären“  Herd;  alle  Geschlechtsorgane  werden  einzeln  oder  zu 
mehreren  befallen.  Infektion  über  das  Vas  deferens  spielt  keine 
große  Rolle.  Rückfälle  kommen  auch  noch  weit  über  3  Jahre  hinaus 
vor,  solange  nämlich  noch  ein  zu  hämatogener  Aussaat  fähiger  Herd 
im  Körper  vorhanden  ist.  Man  soll  von  der  einheitlichen  gesamten 
Erkrankung  „männliche  Genitaltuberkulose“  und  nicht  von  der  eines 
Geschlechtsorganes  reden.  Georg  Schmidt  (München). 

Thinius,  Beitrag  zur  Frage  der  tuberkulösen  Durch¬ 
seuchung  im  Kindesalter.  (M.  Kl.  1924  S.  781.) 

Auf  breiter  Grundlage  ausgeführte  diagnostische  Impfungen  an 
Schulkindern  in  Stolp  ergaben,  daß  die  höheren  Schulen  keine 
günstigeren  Verhältnisse  bieten,  und  daß  die  Hilfsschule  für  geistig 
Zurückgebliebene  eine  höhere  Belastung  erkennen  läßt.  Die  Alters¬ 
stufen  von  6—8  Jahren  sind  am  meisten  befallen;  man  darf  an¬ 
nehmen,  daß  im  Alter  von  10 — 14  Jahren  etwa  72  Proz.  der  Kinder 

als  Tb-Verseucht  ZU  gelten  haben.  Erich  Resse  (Berlin). 

13* 


196 


Tuberkulose. 


Pach,  Heinrich,  Besteht  ein  Unterschied  zwischen  der 
Ansteckungshäufigkeit  mit  Tuberkulose  der  Knaben 
und  Mädchen?  (D.  m.  W.  1924  S.  1157.) 

Verf.  prüfte  die  Tuberkulosesterblichkeit  der  Budapester  Kinder 
in  den  Altersstufen  von  0—5,  5—10,  10—15  Jahren  während  1911 
bis  1922  und  fand  in  der  mittleren  Stufe  40,5  v.  H.  Todesfälle  bei 
Knaben,  59,5  v.  H.  bei  Mädchen,  in  der  Stufe  von  10—15  Jahren 
28,7  y.  H.  bei  Knaben,  71,8  Proz.  bei  Mädchen.  Ursache:  Die  Knaben 
kommen  früher  und  häufiger  aus  den  dürftigen  und  überfüllten  Woh¬ 
nungen  und  damit  aus  der  Gefahr  der  Ansteckung  durch  Bazillen¬ 
streuer  heraus  als  die  Mädchen.  Frauen  haben  unter  20  Jahren 
eine  Übersterblichkeit  von  0,29,  zwischen  20  und  39  Jahren  eine 
solche  von  2,37  auf  1000  Erwerbstätige  und  werden  hauptsächlich 
von  Lungentuberkulose  dahingerafft,  namentlich  als  Taglöhnerinnen 
und  Dienstboten,  also  längstens  gefesselt  an  unhygienisch  gebaute 
und  unterhaltene,  überfüllte  Wohnungen.  Georg  Schmidt  {München). 

Brinckmann,  E.,  Intra-  und  extrafamiliäre  Infektion  als 
Ursache  manifester  Tuberkulose  im  Kindesalter. 
(Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924  S.  215.) 

Aus  den  statistischen  Ergebnissen  geht  hervor,  daß  speziell  die 
Lungentuberkulose  der  älteren  Kinder  meist  auf  eine  in  den  frühen 
Kinderjahren  erfolgte  intrafamiliäre  Infektion  zurückzuführen  ist, 
während  die  im  frühen  Kindesalter  am  häufigsten  vorkommende 
Meningitis  im  größten  Bruchteil  der  Fälle  durch  eine  extrafamiliäre 
Infektion  zustandekommt.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Lundberg,  Erik,  Diabete,  tuberculose  et  formation  extra- 
pancreatique  d’insuline.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  418.) 

Die  auffallende  Intoleranz  von  tuberkulösen  Diabetikern  gegen¬ 
über  Insulin,  die  Neigung  zur  Progredienz  der  Tuberkulose  beim 
Diabetes  und  die  häufige  Beobachtung,  daß  ein  bestehender  Diabetes 
durch  eine  hinzukommende  Tuberkulose  gebessert  wird,  ließen  den 
Verf.  in  Organen  tuberkulöser  Tiere  nach  einer  insulinartigen  Sub¬ 
stanz  suchen.  Verf.  konnte  tatsächlich  aus  tuberkulösen  Lungen  und 
Drüsen  ein  Agens  isolieren,  das  sich  im  Tierversuch  wie  Insulin 
verhielt.  Aus  Tuberkelbazillenkulturen  und  aus  Tuberkulin  war  eine 
Insulingewinnung  nicht  möglich.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

•• 

Reiche,  F.,  Uber  Konstitution  und  Vererbung  bei  der 
Lungenschwindsucht.  (M.  Kl.  1924  S.  812.) 

Die  Vererbung  einer  Disposition  zur  manifesten  Lungentuberkulose 
ist  an  sich  nicht  durch  die  Abstammung  von  tuberkulösen  Eltern 


Tuberkulose. 


197 


bedingt  oder  in  der  Regel  mit  ihr  verknüpft;  die  Konstitution  gegen¬ 
über  der  Tuberkulose  ist  bei  den  elterlich  Belasteten  genau  die  gleiche 
wie  bei  den  Unbelasteten.  Erich  Resse  {Berlin). 

Igersheimer,  J.,  Über  Tuberkuloseprobleme  (nach  Unter¬ 
suchungen  am  Auge).  (Klin.  Wschr.  1924  S.  668.) 

Verf.  gibt  eine  zusammenfassende  Übersicht  über  eigene,  lang¬ 
jährige  Untersuchungen,  die  die  verschiedensten  Gebiete  der  Tuber¬ 
kulosepathologie  betreffen.  Erörtert  werden  zunächst  Ergebnisse 
von  Impfversuchen  mit  den  verschiedensten  Ausgangsstämmen, 
u.  a.  den  „Passagestämmen“  des  Georg- Speyer-Hauses  in  Frank¬ 
furt  a.  M.  und  Friedmannschen  Bazillen,  dann  allgemein  die  Immuni¬ 
tätserscheinungen  bei  der  Tuberkulose,  Tuberkulinwirkung  u.  a.  m. 
Einzelheiten  müssen  im  Original  nachgelesen  werden.  Schuster. 

Schultz,  W.,  P  i  gmentation  und  Lungentuberkulose.  (Beitr. 
z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  65.) 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  in  Überein¬ 
stimmung  mit  Lenz  zum  Schluß,  daß  die  hellen  Individuen  im  all¬ 
gemeinen  eine  bessere  spezifische  Widerstandsfähigkeit  haben,  während 
die  stärker  Pigmentierten  viel  mehr  zu  ungünstigen  Krankheits¬ 
prozessen  neigen.  Eine  besondere  Rolle  spielen  die  Kranken  mit 
gestörter  Farbenkorrelation,  die  ebenfalls  mehr  oder  weniger  schwer 
ZU  erkranken  pflegen.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Wichmann,  P.,  Über  den  Anteil  des  bovinen  und  humanen 
Typus  des  Tuberkelbazillus  an  der  Entstehung  der 
Hauttuberkulose.  (Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  773.) 

Verf.  faßt  die  Ergebnisse  der  bisherigen  klinischen,  bakterio¬ 
logischen  und  experimentellen  Untersuchungen  über  den  Anteil  des 
bovinen  und  humanen  Typus  der  Tuberkelbazillen  an  der  Entstehung 
der  Hauttuberkulose  folgendermaßen  zusammen:  Die  Hauttuberkulose 
ist  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  durch  den  Typus  humanus  bedingt. 
Ein  Krankheitsbild,  das  für  den  Typus  bovinus  oder  humanus  als 
solches  charakteristisch  wäre,  gibt  es  nicht.  Beide  Typen  können 
an  der  Entstehung  der  exogenen  und  endogenen  Hauttuberkulose 
mitwirken.  Die  Pathogenese  läßt  einen  bestimmten  Rückschluß  auf 
das  Vorliegen  des  einen  oder  anderen  Typus  nicht  zu.  Die  im  An¬ 
schluß  an  R.  Koch  aufgestellte  Behauptung,  daß  der  maligne  Verlauf 
der  Infektion  mit  humanem  Typus  gegen  den  Verlauf  der  Infektion 
mit  bovinem  Typus  auffalle  und  der  Perlsucht  nur  eine  geringe 
Pathogenität  zukomme,  kann  am  dermatologischen  Material  als  noch 
nicht  erwiesen  gelten.  Um  die  Pathogenität  des  bovinen  Typus  bei 
der  Hauttuberkulose  zu  studieren,  sollte  man  von  der  Beobachtung 


198 


Tuberkulose. 


ansgehen,  daß  die  bösartig  verlaufenen  Fälle  des  bovinen  Typus  ge¬ 
wöhnlich  unter  dem  Bilde  der  Fütterungstuberkulose  des  Kindesalters 
aufgetreten  sind.  Man  müßte  daher  vor  allem  diejenigen  Hauttuber¬ 
kulosen  analysieren  und  beobachten,  die  im  Kindesalter  entstehen. 
Es  sind  dies  vornehmlich  der  Lupus  und  das  Skrofuloderma. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Peters,  Rudolf  und  Brock,  Walter,  Die  Hauttuberkulose  im 
Rahmen  der  neueren  pathogenetischen  und  patho¬ 
logisch-biologischen  Forschung.  (Arch.  f.  Derm.  1924, 
146,  S.  111.) 

Aus  den  Beobachtungen  der  Verif.  geht  hervor,  daß,  abgesehen 
von  ganz  bestimmten  Ausnahmen,  der  Infektionsweg  bei  den  Haut¬ 
tuberkulosen  endogener  Natur  ist.  Die  Hauttuberkulose  ist  keine 
selbständig  für  sich  allein  bestehende  Dermatose,  sondern  steht  regel¬ 
mäßig  in  unmittelbarem  Zusammenhang  mit  sonstigen  tuberkulösen 
Organerkrankungen.  Das  Schicksal  einer  Hauttuberkulose  wird  eben¬ 
sosehr  von  dem  histologischen  Verhalten  der  gleichzeitig  an  Tuber¬ 
lose  erkrankten  Organe,  insbesondere  der  Drüsen,  beeinflußt,  denn 
diese  sind  ebenso  wichtig  für  die  immunbiologische  Kampfkraft 
des  Gesamtorganismus  wie  die  Hautherde,  w.  Gaehtgens  (Hamburg). 

•  • 

Tanimura,  Chuho,  Uber  papulonekrotische  Tuberkulide 
und  über  den  positiven  Befund  von  Tuberkelbazillen. 
(Arch.  f.  Derm.  1924,  146,  S.  335.) 

Beschreibung  eines  Falles  mit  positivem  Tuberkelbazillenbefund 
in  Schnittpräparaten.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

•  • 

Tanimura,  Chuho,  Uber  Lupus  miliaris  disseminatus 
faciei,  insbesondere  über  den  positiven  Nachweis 
von  Tuberkelbazillen  und  die  Beziehung  dieser  Er¬ 
krankung  zu  Lupus  vulgaris.  (Ebenda.  S.  330.) 

Beschreibung  zweier  Fälle.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Ramel,  Zur  Pathogenese  des  Lupus  erythematodes. 
(Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  286.) 

Wird  der  Lupus  erythematodes  als  eine  Dermatose  tuber¬ 
kulöser  Natur  aufgefaßt,  so  kann  seine  histologische,  von  den 
sicheren  Tuberkulosen  so  verschiedene  Struktur  nicht  auf  eine  be¬ 
sondere  Umstimmung  der  Haut  zurückgeführt  werden.  Vielmehr 
muß  man  die  Ursache  dieser  histologischen  Eigenart  in  einer  Be¬ 
sonderheit  des  Virus  selbst  suchen.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Birnbaum,  Die  Beziehungen  des  Lupus  erythematodes 
zur  Tuberkulose.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  292.) 


Tuberkulose. 


199 


Die  Beobachtungen  des  Verf.  sprechen  gegen  die  tuberkulöse 
Ätiologie  der  von  ihm  untersuchten  Fälle  von  Lupus  erythematodes. 

W.  G  aehtgens  {Hamburg). 

Faerber,  E.  und  Boddin,  M.,  Erythema  nodosum  und  Tuber¬ 
kulose.  Spontane  Rückbildung  von  Lungeninfiltraten 
bei  Erythema  nodosum.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  293.) 
Im  Gegensatz  zu  anderen  Untersuchern  konnte  ein  ungünstiger 
Einfluß  des  Erythema  nodosum  auf  eine  tuberkulöse  Infektion  nicht 
festgestellt  werden.  Meist  sind  die  an  Erythema  nodosum  erkranken¬ 
den  Kinder  tuberkulös  infiziert,  es  gibt  aber  auch  völlig  tuberkulose¬ 
freie.  v.  Bernuth  {Jena). 

Martenstein,  Hans,  Sarkoid  Boeck  und  Lupus  pernio. 

(Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  70.) 

Die  positiven  Bazillenbefunde  in  Schnittpräparaten,  die  positiven 

Tierexperimente  sowie  der  Nachweis  von  Pro-  und  Antikutinen  im 

Serum  von  Sarkoid-  und  Lupus  pernio-Kranken,  also  der  gleichen,  die 

Tuberkulin  Wirkung  beeinflussenden  Stoffe,  wie  sie  bei  anerkannten 

Tuberkuloseformen,  bei  tuberkulinempfindlichen  und  positiv-anergischen 

•  • 

Patienten  festgestellt  worden  sind,  lassen  die  Ätiologie  des  Sarkoid 
und  des  Lupus  pernio  zum  großen  Teil  als  geklärt  erscheinen.  Bei 
beiden  handelt  es  sich  um  besondere  Formen  der  Reaktion  auf  die 
tuberkulöse  Infektion.  Von  besonderer  Wichtigkeit  für  das  Entstehen 
dieser  Reaktionsformen  scheinen  die  eigenartigen  Allergieverhältnisse 
zu  sein,  die  im  häufig  negativen  Ausfall  der  Tuberkulinproben  zum 
Ausdruck  kommen.  Bei  beiden  Krankheitsformen  stehen  sie  einander 
sehr  nahe,  sind  aber  nicht  miteinander  identisch.  Die  positive 
Anergie  scheint  beim  Lupus  pernio  stärker  ausgeprägt  zu  sein.  Die 
nahe  Verwandtschaft  beider  Krankheiten  ergibt  sich  auch  beim 
Vergleich  von  150  in  der  Literatur  beschriebenen  Sarkoid-  und 
74  Lupus  pernio-Fällen,  die  im  wesentlichen  nur  Differenzen  in  der 
Häufigkeit  der  einzelnen,  an  sich  gleichartigen  Befunde  an  den  ein¬ 
zelnen  Organen  erkennen  lassen.  w.  G aehtgens  {Hamburg). 

Tanimura,  Chuho,  Beitrag  zur  Klinik  und  Histologie  des 
Angiolupoids  Brocq-Pautrier.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147, 
S.  242.) 

Auf  Grund  klinischer  und  histologischer  Untersuchungen  hält 
Verf.  das  Angiolupoid  für  nahe  verwandt  mit  dem  Lupus  vulgaris 
disseminatus  postexanthematicus.  Das  Angiolupoid  dürfte  als  eine 
eigenartige  hämatogene  Tuberkulose  der  Haut  aufzufassen  sein, 

obwohl  Tuberkelbazillen  bisher  noch  nicht  nachgewiesen  worden  sind. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 


200 


Tuberkulose. 


Fraenkel,  Eugen,  Über  Psendotnberkulose  des  Menschen. 
(Zschr.  f.  Hy g.  1924,  101,  S.  406.) 

Unter  Pseudotuberkulose  versteht  man  eine  bei  Nagern,  Mäusen, 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  spontan  auftretende,  die  Tierbestände 
zuweilen  dezimierende,  durch  Auftreten  submiliarer  und  miliarer 
Knötchen  in  Lunge,  Milz,  Nieren,  besonders  aber  Leber  charakteri¬ 
sierte  Erkrankung,  die  durch  bestimmte,  in  keiner  Beziehung  zu 
echten  Tuberkelbazillen  stehende  Bazillen  hervorgerufen  wird,  die 
sich  schon  dadurch  vom  Kochschen  Bazillus  unterscheiden,  daß  sie 
nicht  säurebeständig  sind.  Sie  sind  deshalb  auch  nicht  als  Pseudo¬ 
tuberkel-,  sondern  nach  Wredes  Vorschlag  als  Pseudotuberkulose¬ 
bazillen  zu  benennen.  Auch  die  von  ihnen  bewirkten  Krankheits¬ 
produkte  haben  in  ihrem  histologischen  Bau  nicht  das  geringste  mit 
echten  Tuberkeln  zu  tun,  sie  erinnern  nur  makroskopisch  an  Bilder, 
wie  man  sie  bei  echter  Tuberkulose  sieht.  Verf.  erörtert  die  Frage, 
ob  die  als  ausgesprochene  Schädlinge  der  Nagetiere  sich  erweisenden 
Bazillen  eine  pathogene  Bedeutung  für  den  Menschen  besitzen  und 
bejaht  sie  auf  Grund  von  Untersuchungen  an  3  eigenen  und  2  in  der 
Literatur  gefundenen  Fällen.  Diese  5,  sämtlich  Kinder  der  ersten 
Lebenstage  bzw.  -wochen  betreffenden,  untereinander  die  allergrößte 
Übereinstimmung  in  bezug  auf  autoptische,  mikroskopische  und  bak¬ 
teriologische  Befunde  aufweisenden  Fälle  hatten  ausschließlich  gram¬ 
positive  Bazillen,  die  bei  Nagetieren  nach  jeder  Art  der  Einverleibung 
zu  einer  auf  die  inneren  Organe  beschränkten  Knötcheneruption 
führten,  die  an  der  Leber  besonders  ausgesprochen  war.  Die  Krank¬ 
heitserreger  sind  trotz  ihrer  Grampositivität  wahre  Pseudotuberkulose¬ 
bazillen.  —  Diesen  5,  ausschließlich  bei  Kindern  des  frühesten  Säug¬ 
lingsalters  beobachteten  Fällen  stehen  4  andere  gegenüber,  in  denen 
tödlich  endende  Erkrankungen  Erwachsener  durch  gramnegative 
Erreger  veranlaßt  wurden.  Die  Erkrankung  war  von  hohem  Fieber, 
ev.  auch  leichtem  Ikterus  begleitet  und  führte  unter  typhusartigen 
Erscheinungen  in  10 — 12  Tagen  zum  Tode.  Verf.  nimmt  an,  daß  die 
Pseudotuberkulosebazillen  von  den  Verdauungswegen  aus  ihren  Einzug 
in  den  Körper  halten.  Meist  geschieht  das  unter  Hinterlassung  von 
Spuren,  die  sich  bald  als  diffuse  Entzündung,  bald  als  umschriebene 
Nekrosen  und  Geschwülste  bemerkbar  machen,  bald  als  miliare 
Knötchen  schon  in  den  oberen  Verdauungsorganen,  Schlund  und 
Speiseröhre  auftreten.  Es  kann  aber  die  Eingangspforte  auch  frei 
von  Veränderungen  erscheinen.  —  Für  die  menschliche  Pseudotuber¬ 
kulose  kommen  mindestens  2  scharf  voneinander  auseinanderzuhaltende 
Typen  von  Pseudotuberkulosebazillen  in  Betracht.  Schill  [Dresden). 

Couland;  E.,  La  tuberculose  par  contamination  naturelle 
chez  le  lapin.  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  581.) 


Tuberkulose. 


201 


Im  Gegensatz  zur  üblichen  Ansicht  können  junge  Kaninchen  sehr 
wohl  eine  humane  oder  bovine  Tuberkulose  akquirieren.  Und  zwar 
handelt  es  sich  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  nicht  um  Inhalations¬ 
infektionen,  sondern  um  Erkrankungen  vom  Intestinalkanal  aus. 
Die  vom  Verf.  bei  experimenteller,  durch  Fütterung  erzeugter  Ka¬ 
ninchentuberkulose  beobachteten  pathologisch- anatomischen  Formen 
sind  den  bei  Spontaninfektion  erscheinenden  Veränderungen  äußerst 
ähnlich.  Da  bei  Kaninchen  die  Latenzperiode  sehr  lang  und  die 
Tuberkulinreaktion  unzuverlässig  ist,  und  da  andererseits  die  in 
Laboratoriumzüchtereien  geborenen  Tiere  meist  bald  für  andere 
Zwecke  verbraucht  werden,  besteht  nur  selten  Gelegenheit  zur  Be¬ 
obachtung  der  Spontaninfektionen.  P rig ge  [Frankfurt  a.  M.). 

Bieling,  R.,  Tuberkulose  und  Ernährung.  I.  Mitteilung. 
(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  442.) 

Die  Widerstandsfähigkeit  auch  kräftiger,  wohlgenährter  Meer¬ 
schweinchen  mit  chronischer  tuberkulöser  Infektion  ohne  progredienten 
Charakter  gegen  eine  Ernährungsweise,  welche  zwar  kalorisch  ge¬ 
nügt,  jedoch  ihres  antiskorbutischen  Vitamins  (C)  beraubt  ist,  ist 
durchschnittlich  erheblich  geringer  als  diejenige  normaler  Tiere  ver¬ 
schiedenen  Lebensalters.  Dann  allerdings,  wenn  die  Tuberkulose 
praktisch  ausgeheilt  ist,  wenn  insbesondere  die  inneren  Organe  gesund 
sind  oder  nur  noch  Reste  einer  alten  auch  früher  nicht  erheblichen 
Erkrankung  zeigen,  dann  kann  die  Resistenz  des  Tieres  gegen  die 
Ernährungsschädigung  normal  sein,  muß  es  jedoch  nicht.  Der  relativ 
frühzeitige  Tod  der  Meerschweinchen  tritt  auch  dann  ein,  wenn  die 
Tiere  in  ihrem  Gewicht  konstant  bleiben.  Nicht  die  Unterernährung 
als  solche  ist  also  Ursache  des  frühzeitigen  Todes  der  tuberkulösen 
Tiere,  sondern  das  Fehlen  eines  wesentlichen  Nahrungsteils,  des 
C-Vitamins  trotz  ausreichender  Ernährung.  Das  chronischtuberkulöse 
Meerschweinchen  ist  also  durchschnittlich  empfindlicher  gegen  Mangel 
an  C- Vitamin  als  das  normale  Tier.  Schill  {Dresden). 

Mouriquand,  G.,  Rochaix,  A.  et  Michel,  Paul,  Action  reci- 
proque  du  terrain  scorbutique  et  de  l’infection 
experimentale  par  une  tuberculose  virulente.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  205.) 

Bei  ihren  Untersuchungen  mit  einem  Tuberkulosestamm  von  ab¬ 
geschwächter  Virulenz  hatten  Verff.  gefunden,  daß  die  Tuberkulose 
keinen  Einfluß  auf  die  Entwicklung  des  experimentellen  Meer¬ 
schweinchenskorbuts  ausübt.  Umgekehrt  verändert  das  Skorbut¬ 
terrain  auch  die  anatomische  Entwicklung  der  Tuberkulose  nicht, 
jedoch  leben  die  normal  ernährten  Tiere  —  ceteris  paribus  — -  sehr 
viel  länger  als  die  Karenztiere  oder  die  Tiere  mit  beschränkt  aus- 


202 


Tuberkulose 


geglichener  Ernährung  (Gerste,  Heu,  ungekochter  Zitronensaft).  Die 
Versuche  wurden  nunmehr  mit  einem  hochvirulenten  bovinen  Stamm 
wiederholt.  Die  Infektion  hatte  auch  diesmal  keinen  Einfluß  auf 
den  Skorbut.  18  Meerschweinchen,  die  seit  142  Tagen  chronische 
Skorbutdiät  erhielten  (Gerste,  Heu,  1 1/2  Stunden  bei  120°  sterilisierten 
Zitronensaft),  und  24  normal  ernährte  Tiere  wurden  mit  0,5  g 
Bazillen  infiziert.  Während  der  ersten  3  Wochen  zeigten  die  Karenz¬ 
tiere  erheblich  größere  Resistenz  gegen  die  Infektion;  während  von 
den  24  Kontrollen  12  starben,  starben  von  den  18  Karenztieren  nur  3. 
Bei  der  Autopsie  zeigte  die  Milz  große  Unterschiede:  während  sie 
bei  den  Kontrollen  mit  Knötchen  geradezu  gestopft  war,  zeigte  sie 
bei  den  Karenztieren  gewaltige  Hypertrophie  (Gewicht  bis  zu  206); 
manchmal  waren  ein  paar  Knötchen  zu  finden,  bei  den  meisten  Tieren 
überhaupt  keine,  die  Milz  war  weich  wie  bei  akuten  Infektions¬ 
krankheiten.  In  der  2.  Phase  (von  der  4.  Woche  ab)  zeigte  sich  das 
völlig  umgekehrte  Verhalten:  bei  den  Karenztieren  schritt  die 
Tuberkulose  sehr  viel  rascher  vor,  die  Tiere  starben  früher;  be¬ 
sonders  die  Lungen  wiesen  zahlreiche,  entwickelte  Tuberkel  auf;  nur 
die  Milz  blieb  im  allgemeinen  freier  als  bei  den  Kontrollen.  Die 
Entwicklung  der  Tuberkulose  beim  Meerschweinchen  ist  also  deutlich 
durch  das  Terrain  verändert,  das  die  chronische  Karenz  den  Tuberkel¬ 
bazillen  bereitet.  —  18  Tiere  in  chronischer  Karenz  (wie  oben)  und 
12  Kontrollen  wurden  19  Tage  nach  der  Infektion  mit  der  gleichen 
Dosis  reinfiziert.  Die  Hälfte  der  Kontrollen  starb  am  6.  Tag,  von 
den  Karenztieren  starben  2  am  2.  und  3  am  7.  Tag.  In  der  Folge 
war  die  Entwicklung  der  Tuberkulose  bei  den  Karenztieren  viel 
rascher  als  bei  den  Kontrollen,  ohne  daß  man  das  Resultat  mit 
Sicherheit  auf  die  Wiederimpfung  oder  die  oben  beschriebene  zweite 
Phase  schieben  könnte.  —  Wiederholung  der  gleichen  Experimente 
an  Tieren  in  akuter  Karenz  (Gerste  +  Heu)  ergab  keine  eindeutigen 
Resultate.  Soweit  dies  bei  der  infolge  der  Ernährung  zu  kurzen 
Beobachtungszeit  möglich  war,  konnte  man  zwar  ähnliche  Erschei¬ 
nungen  beobachten;  insbesondere  waren  die  tuberkulösen  Verände¬ 
rungen  der  Milz  viel  weniger  ausgesprochen  als  bei  den  Kontrollen; 
jedoch  bestand  keine  so  gewaltige  Hypertrophie. 

Dieselben,  Intoxication  tuberculinique  et  scorbut  ex¬ 
perimental.  (Ibid.  p.  208.) 

Eine  akute  massive  Tuberkulinvergiftung  (5  ccm  unverdünntes 
Tuberkulin)  ist  bei  Karenztieren  (Gerste  -j-  Heu)  nicht  wesentlich 
schwerer  als  bei  normal  ernährten  Kontrollen  (von  30  Karenztieren 
starben  17,  von  30  normal  ernährten  12);  sie  hat  auch  keinen  Ein¬ 
fluß  auf  die  Entwicklung  des  Skorbut.  —  Chronische  Tuberkulin¬ 
vergiftung  (3  Monate  lang  jeden  2.  Tag  0,5  ccm  unverdünntes 


Tuberkulose. 


203 


Tuberkulin  subkutan)  wirkt  auf  Karenztiere  (akute  und  chronische 
C-Avitaminose)  nicht  anders  als  auf  normale  Kontrollen.  Prigge. 

Lange,  Bruno,  Untersuchungen  über  orale,  konj unktivale 
und  nasale  Infektion  mit  Tuberkelbazillen.  (Zschr.  f. 
Hyg.  1924,  103,  S.  1.) 

Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  trifft  die  weitverbreitete 
Anschauung,  daß  Tiere  vom  Verdauungstraktus  aus  nur  durch  sehr 
große  Mengen  von  Tuberkelbazillen  zu  infizieren  sind,  nicht  zu.  Die 
Infektion  von  Meerschweinchen  ist  Verf.  sowohl  von  der  Mundhöhle 
wie  von  der  Nasenhöhle  und  der  Augenbindehaut  aus  noch  mit  sehr 
kleinen  Bazillenmengen  (Viooooo — Viooooooo  m&)  gelungen.  Nach  Ver¬ 
impfung  kleiner  Bazillenmengen  tritt  die  Infektion  nur  bei  einem 
Teil  der  Tiere  ein.  —  Es  spricht  nichts  gegen  die  Annahme,  daß 
beim  Menschen  ähnliche  Verhältnisse  vorliegen  wie  beim  Meer¬ 
schweinchen,  und  daß  zum  mindesten  beim  Kinde  Kontakt-  und 
Nahrungsmittelinfektionen  sehr  häufig  Vorkommen.  —  Unter  Bedin¬ 
gungen  des  Experiments,  die  der  natürlichen  Infektion  des  Menschen 
entsprechen,  verlaufen  derartige  Infektionen  beim  Meerschweinchen  in 
der  Regel,  ohne  einen  Primäraffekt  an  der  Eintrittsstelle  des  Virus 
zu  setzen.  Auch  als  primäre  Tuberkulose  erkennbare  Veränderungen 
der  regionären  Lymphdrüsen  fehlen  unter  Umständen. —  Wenn  auch 
in  dieser  Hinsicht,  wie  Verf.  annehmen  möchte,  die  Dinge  beim 
Menschen  ähnlich  liegen,  können  pathologisch-anatomische  Erfahrungen, 
im  besonderen  solche  über  die  erste  Lokalisation  der  Tuberkulose  im 
kindlichen  Organismus  für  die  Frage  der  Häufigkeit  von  Nahrungs¬ 
mittel-  und  Kontaktinfektionen  nur  mit  großer  Vorsicht  verwertet 
werden.  Schill  {Dresden). 

Bruckner,  Z.,  Versuche  zur  Frage  der  Durchlässigkeit 
der  unverletzten  Bindehaut  für  Tuberkelbazillen. 
(Cas.  lek.  ces.  1924,  p.  1053  [tschechisch].) 

Die  Versuche  des  Verf.  liefern  den  Beweis,  daß  bei  Kaninchen 
und  Meerschweinchen,  mit  vor  mehreren  Wochen  obliterierten  tränen- 
ableitenden  Wegen,  in  den  Bindehautsack  massig  eingebrachte  Tuberkel¬ 
bazillen  durch  die  Bindehaut  in  den  Körper  einzudringen  vermögen, 
wo  sie  dann  entweder  nur  eine  Erkrankung  der  regionären  und  der 
diesen  nächstliegenden  Lymphdrüsen  oder  aber  bei  allgemeiner 
Disseminierung  eine  Erkrankung  auch  der  tracheobronchialen  Lymph¬ 
drüsen,  seltener  eine  Miliartuberkulose  hervorrufen  können.  Gellner. 

Finnoff,  Wm.  C.,  Changes  in  eyes  of  rabbits  following  in- 
jection  of  dead  tubercle  bacilli  into  common  carotid 
artery.  (Americ.  J.  of  Ophthalmol.  1914,  7,  p.  365.) 


204 


Tuberkulose. 


Die  Einspritzung  abgetöteter  Tuberkelbazillen  in  die  Carotis 
communis  des  Kaninchens  verursacht  ähnliche  Augenveränderungen 
wie  diejenige  lebender  Bazillen,  der  Unterschied  besteht  jedoch  darin, 
daß  die  Augenveränderungen  durchweg  geringer  sind,  die  Tiere  am 
Leben  bleiben  und  deshalb  die  Augenveränderungen  ausheilen  können. 
Verf.  benutzte  bovine  Stämme,  die  durch  Aufkochen  während  einer 
Stunde  getötet  wurden.  Er  injizierte  klumpige  Emulsionen  von  0,2 
bis  10,0  mg.  Die  Größe  der  Dosis  hatte  jedoch  keinen  Einfluß  auf 
die  Entwicklung  der  Augenveränderungen.  70  Proz.  der  geimpften 
Tiere  bekamen  eine  Augentuberkulose  und  zwar  innerhalb  eines  Zeit¬ 
raums  von  2  Tagen  bis  zu  9  Wochen.  In  fast  allen  Fällen  trat  zwei 
Tage  nach  der  Impfung  eine  Pupillenverengerung  an  der  Seite  der 
Impfung  ein.  Sie  ist  nicht  spezifisch.  Diffuse  Iritis  mit  gelegentlichen 
Hämorrhagien  trat  ebenso  häufig  auf,  wie  nach  Impfung  lebender 
Bazillen,  dagegen  wurde  das  klinische  Bild  der  Falteniritis  ent¬ 
schieden  weniger  häufig  beobachtet.  Die  Iris  ging  bald  in  Atrophie 
über.  Tuberkulöse  Knötchen  traten  ebenfalls  häufig  auf,  sie  waren 
jedoch  weiß,  statt  gelb  und  brachen  oft  in  die  Vorderkammer  durch. 
Die  kleineren  wurden  gelegentlich  auch  resorbiert  und  hinterließen 
dann  eine  schiefergraue  atrophische  Stelle.  3  mal  trat  als  einzige 
Veränderung  nur  eine  milde  diffuse  Iritis  auf,  die  rasch  wieder  ver¬ 
schwand.  Als  Regel  galt,  daß  Irisveränderungen  nur  auf  der  der 
Impfung  entsprechenden  Seite  auftraten.  Ein  Tier  machte  eine  Aus¬ 
nahme,  hier  trat  auf  der  Seite  der  Impfung  eine  schwere  konglo- 
merierende  Tuberkulose  der  ganzen  vorderen  Kammer  auf,  während 
sich  in  der  Iris  der  anderen  Seite  zahlreiche  Tuberkel  entwickelten 
und  auch  Herde  in  der  Chorioidea  auftraten,  die  später  in  Atrophie 
übergingen.  In  der  Hornhaut  traten  frühe  und  späte  Veränderungen 
auf,  während  erstere,  wie  bei  der  Impfung  mit  lebenden  Bazillen,  in 
einer  mehr  oder  weniger  ausgedehnten  parenchymatösen  Keratitis 
bestanden,  dokumentierten  sich  die  letzteren  als  kleinere  tiefe  In¬ 
filtrate,  Beschläge  an  der  Hinterwand  und  sklerosierende  Keratitis. 
Solche  Läsionen  wurden  bei  Impfung  lebender  Bazillen  nie  beobachtet. 
Mäßige,  in  10  Tagen  geheilte  Konjunktivitis  wurde  10  mal  beobachtet. 
Schwere  Entzündung  der  Bindehaut  mit  völliger  Trübung  der  Horn¬ 
haut  in  3  Fällen,  Bindehautgeschwüre  traten  nicht  auf,  wohl  aber 
einmal  eine  Phlyktäne.  An  den  Lidern  bildeten  sich  bei  10  Tieren 
typische  Tuberkel  an  den  Rändern,  die  in  einem  Fall  auch  auf  die 
Substanz  der  Lider  Übergriffen.  Die  Geschwüre  hinterließen  Narben 
und  oft  sekundäre  Verwachsungen  bzw.  Stellungsanomalien.  Epi- 
skleritis  trat  einmal  auf.  Veränderungen  in  der  Chorioidea  waren 
nicht  vor  dem  14.  Tage  zu  sehen.  Sie  begannen  als  zarte  runde 
gelbliche  Infiltrationen,  aus  denen  allmählich  scharf  umschriebene 
Tuberkel  wurden.  Nach  6 — 9  Wochen  erschienen  Pigmentfleckchen, 


Tuberkulose. 


205 


später  gingen  die  Herde  in  Atrophie  über  und  hinterließen  glänzende 
weiße,  oft  von  einem  Pigmentringe  umgebene  runde  exkavierte 
Stellen.  In  einem  Falle  wurde  eine  Tuberkulose  der  Papille  fest¬ 
gestellt,  und  in  2  weiteren  Fällen  wurde  gelegentlich  der  histologi¬ 
schen  Untersuchung  noch  ein  typischer  Tuberkel  des  Sehnervenkopfes 
gefunden.  Tuberkulöse  Veränderungen  an  den  Netzhautgefäßen 
fanden  sich  nicht.  In  der  Netzhaut  wurde  einmal  ein  isolierter 
Tuberkel  entdeckt.  Bei  einem  Tier  entwickelte  sich  eine  schwere 
allgemeine  Uveitis  mit  Keratitis  und  Konjunktivitis,  4  Wochen  nach 
der  Impfung  rupturierte  das  Auge  und  verwandelte  sich  in  ein  Gra¬ 
nulom.  Bei  2  Tieren  mit  Konglomerattuberkeln  der  Iris,  welche  die 
ganze  Vorderkammer  ausfüllten,  gingen  die  Augen  5  Monate  nach 
der  Impfung  in  Phthise  über.  c.  Brons  {Dortmund). 

Boquet,  A.  et  Nögre,  S.,  Action  des  divers  constituants 
du  bacille  de  Koch  sur  l’evolution  de  la  tuberculose 
experimentale  du  lapin  et  du  cobaye.  (C.  r.  Acad.  des 
Sciences.  1924,  178,  p.  891.) 

Die  einzelnen  Bestandteile  des  Tuberkelbazillus  beeinflussen  den 
Verlauf  der  experimentellen  Tuberkulose  in  ganz  verschiedener  Weise. 
Methylalkoholischer  Extrakt  aus  Tuberkelbazillen,  die  Lipoide  ent¬ 
haltend,  bedingt,  wenn  er  tuberkulösen  Meerschweinchen  und  Kaninchen 
in  einer  Menge  von  1  ccm  subkutan  injiziert  wird,  einen  verlang¬ 
samten  und  gutartigeren  Verlauf  der  Infektion.  Die  mit  Extrakt 
behandelten  Tiere  überlebten  die  Kontrollen  in  einzelnen  Fällen  um 
5  Monate  und  zeigten  regelmäßig  bei  der  Sektion  wenig  ausgedehnte 
Prozesse,  die  häufig  schon  im  Zustand  der  Sklerose  waren.  Tuber¬ 
kulin  und  entfettete  Tuberkelbazillen  hatten  keinen  Einfluß  auf  Ver¬ 
lauf  und  Form  der  experimentellen  Tuberkulose.  Dagegen  wirken 
die  azetonlöslichen  Fette  und  Wachse  der  Bazillenleiber  sehr  un¬ 
günstig  auf  die  Infektion,  insofern  als  sie  eine  Dissemination  der 
Tuberkulose  in  alle  Organe  bedingen.  Mosel  Goldschmidt. 

Kettle,  E.  H.,  The  demonstration  by  the  fixation  abscess 
of  the  influence  of  silica  in  determining  B.  tuber- 
culosis  infections.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  158.) 

Wenn  bei  Mäusen  oder  Kaninchen  durch  subkutane  Injektion 
von  Calciumchlorid,  Terpentinöl  oder  Kieselsäure  lokale  Entzündungs¬ 
herde  gesetzt  und  den  Tieren  dann  intravenös  Tuberkelbazillen  in¬ 
jiziert  werden,  so  lokalisieren  sich  diese  vorzugsweise  in  den  Ent¬ 
zündungsherden  infolge  deren  stärkerer  Durchblutung.  Zu  einer 
eigentlichen  Infektion  mit  Bildung  des  charakteristischen  tuberkulösen 
Gewebes  kommt  es  aber  nur  in  den  durch  Kieselsäure  erzeugten 
Herden.  Die  Kieselsäure  scheint  also  einen  besonderen  begünstigen- 


206 


Tuberkulose. 


den  Einfluß  auf  das  Wachstum  der  Tuberkelbazillen  in  den  Geweben 
auszuüben,  was  für  die  Frage  der  Beziehungen  zwischen  Pneumo¬ 
koniose  und  Lungentuberkulose  von  Bedeutung  erscheint. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Nasta,  M.  et  Jonescu,  Y.,  Recherches  sur  la  reinfection 
intraperitonealeducobayetuberculeux.  Dissociation 
dans  le  temps  de  l’immunite  et  de  l’hypersensibilite. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  507.) 

Bei  der  Entwicklung  der  Meerschweinchentuberkulose  gibt  es 
eine  Periode,  während  deren  die  Immunität  die  Hypersensibilität 
gegenüber  Tuberkelbazillen  bei  weitem  überwiegt.  Die  Tiere  ver¬ 
tragen  große  Bazillenmengen,  die  völlig  resorbiert  werden,  bevor  die 
Sensibilität  des  Organismus  gegenüber  den  Bazillen  oder  ihren  Auf¬ 
lösungsprodukten  groß  genug  ist,  um  den  Tod  herbeizuführen.  Die 
Hypersensibilität  erscheint  bzw.  erreicht  ihren  Höhepunkt  erst  sehr 
viel  später.  Tiere,  die  eine  erste  Reinfektion  anstandslos  vertragen, 
sind  gegen  die  toxischen  Folgen  einer  zu  späterer  Zeit  wiederholten 
Reinfektion  nicht  geschützt;  die  Hypersensibilität  entwickelt  sich 
vielmehr  auch  bei  ihnen  und  bewirkt  den  Tod  der  Versuchstiere  im 
Anschluß  an  die  Zufuhr  entsprechender  Bazillenmengen. 

Dieselben,  Recherches  sur  la  reinfection  intraperitoneale 
du  cobaye  tüberculeux.  Reaction  de  fixation,  reaction 
ä  la  tuberculine,  phenomene  de  Koch  et  immunite  et 
hypersensibilite  ä  la  reinfection  intraperitoneale. 
(Ibid.  p.  508.) 

Beim  tuberkulösen  Meerschweinchen  erscheinen  die  komplement- 

•• 

bindenden  Antikörper  in  Übereinstimmung  mit  dem  Beginn  der  Im¬ 
munität  schon  vor  der  Phase  der  Hypersensibilität. 

Dieselben,  Recherches  sur  la  reinfection  intraperitoneale 
du  cobaye.  La  reinfection  tuberculeuse  chez  le  cobaye 
ayant  subi  un  traitement  io  de.  (Ibid.  p.  509.) 

Injektion  von  0,1  g  Jodnatrium  bewirkt  bei  tuberkulösen  Meer¬ 
schweinchen  Tod  unter  ähnlichen  Symptomen,  wie  sie  bei  Reinfektion 
mit  Tuberkelbazillen  beobachtet  werden.  Gewöhnt  man  die  Tiere  an 
die  Jodinjektionen,  so  sind  sie  jedoch  nicht  gegen  die  toxischen 
Wirkungen  einer  Reinfektion  geschützt.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Prospert,  Elisabeth,  Sur  la  presence  de  bacilles  tuber- 
culeux  dans  les  ganglions  lymphatiques  d’enfants 
non  cliniquement  tuberculeux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  542.) 

Bei  100  Sektionen  von  Kindern  wurden  in  15  Fällen  tuberkulöse 
Veränderungen  festgestellt.  Bei  den  übrigen  85  wurden  keinerlei 


Tuberkulose. 


207 


tuberkulöse  Erscheinungen  konstatiert,  trotzdem  wurden  6mal  Tuberkel¬ 
bazillen  in  den  anscheinend  gesunden  Mesenterialdrüsen  und  3  mal 
in  den  Tracheobronchialdrüsen  festgestellt.  —  Bei  den  15  Fällen  mit 
entwickelter  Tuberkulose  waren  10  mal  trotz  anderweitiger  tuber¬ 
kulöser  Läsionen  die  Mesenterialdrüsen  pathologisch-anatomisch  intakt, 
enthielten  jedoch  Tb-Bazillen;  in  den  übrigen  5  Fällen  waren  sie 
käsig.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Gersbach,  Alfons,  Die  Tuberkelbazillenuntersuchung  in 
zentralen  Untersuchungsstellen.  (M.  Kl.  1924  S.  787.) 

Die  zweckmäßigste  Sputumuntersuchung  ist  die  Färbung  des 
dünnen  Ausstrichpräparates  nach  Kon  rieh  mit  Methylenblaunach¬ 
färbung,  bei  negativem  Ausfall  Anreicherung  nach  der  Caporitmethode 
und  möglichst  häufige  Wiederholung  der  Untersuchung.  Die  An¬ 
wendung  des  Leuchtbildes  (E.  Hoffmann)  empfiehlt  sich  nur  in  be¬ 
sonders  gearteten  Fällen,  die  Untersuchung  auf  elastische  Fasern 
nur  bei  ausdrücklichem  Verlangen  des  einsendenden  Arztes. 

Erich  Hesse  [Berlin). 

Mirone,  G.,  Weitere  Anwendungen  des  Entfärbungsver- 
mögens  der  chinesischen  Tusche  in  der  bakterio¬ 
logischen  Technik.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  91,  S. 300.) 

Präparate  von  Tuberkelbazillen,  gleichgültig  ob  von  Kultur  oder  Sputum  her¬ 
rührend,  nach  Ziehl  gefärbt  und  an  Stelle  des  Säurealkohols  mit  chinesischer  Tusche 
behandelt,  geben  ebenso  wie  Sporen  die  Farbe  nicht  ab,  dagegen  entfärben  sich  die 
nach  Ziehl  gefärbten  Pseudotuberkelbazillen  (Smegma-  und  Butterbazillen)  völlig, 
Streptotricheen  behalten  einige  gefärbte  Punkte  in  den  keulenförmigen  Anschwel¬ 
lungen,  ähnlich  verhalten  sich  Diphtherie-  und  Pseudodiphtheriebazillen.  Die  sehr 
schnell  einsetzende  entfärbende  Wirkung  ist  nur  zum  Teil  auf  die  absorbierenden 
Eigenschaften  der  kleinsten  Kohleteilchen  zurückzuführen.  Noetel. 

Gessard,  C.  et  Vaudremer,  A.,  Recherches  sur  la  culture  du 
bacille  tuberculeux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  732.) 

Technik  der  raschen  Züchtung  üppiger  Tuberkelbazillenkulturen. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M). 

Sumiyoshi,  Yataro,  Beitrag  zur  Reinzüchtung  der  Tu¬ 
berkelbazillen  aus  dem  Sputum.  II.  Mitt.  (Zschr.  f.  Tbc. 
1924,  40,  S.  338.) 

Verf.  züchtete  30  Tuberkelbazillenstämme  auf  Glyzerinkartoffel, 
Glyzerinagar,  Glyzerinbouillon,  Eiernährboden  und  Gehirnnährboden 
und  kommt  zu  dem  Schluß,  daß  man  nicht  alle  Tuberkelbazillen,  die 
man  beim  Menschen  vorfindet,  als  Typus  humanus  bezeichnen  darf, 
sondern  die  gewonnenen  Reinkulturen  weiter  auf  ihre  Stellung  inner¬ 
halb  der  Gattung  der  Tuberkulose  präzisieren  muß.  Innerhalb  des 


208 


Tuberkulose. 


Typus  humanus  zeigten  sich  noch  große  Unterschiede  in  kultureller, 
morphologischer  und  biologischer  Hinsicht.  Möllers  (Berlin). 

Frouin,  A.  et  Guilleaumie,  Maylis,  Influence  de  la  concen- 
tration  de  la  glycerine  dans  les  milieux  de  culture 
sur  le  r endement  en  poids  du  bacille  tuberculeux. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  731.) 

Auf  sauren  Nährböden  steigt  die  Ausbeute  an  Tuberkelbazillen 
(nach  20 tägigem  Wachstum)  mit  der  Glyzerinkonzentration;  über 
2  Proz.  ist  die  Zunahme  jedoch  nur  gering.  In  alkalischem  Milieu 
(pH  =  8,5)  ist  dagegen  bei  Konzentrationen  von  1  Proz.  Glyzerin  ab 
keine  weitere  Zunahme  der  Ausbeute  zu  beobachten.  Prigye. 

Manceaux,  L.-H.,  ßacilles  tuberculeux  et  Sulfate  de  mag- 
nesie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  255.) 

Untersuchungen  über  den  Einfluß  von  Magnesiumsulfat  auf  den 
Stoffwechsel  des  Tuberkelbazillus.  Prigye  (. Frankfurt  a.  M.). 

Toyoda,  H.  und  Yang,  Y.,  2.  Mitteilung  über  die  Bakteri- 
zidiefes tigkei t  des  Tuberkelbazillus.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  271.) 

Tuberkelbazilleu,  aus  dem  Gewebe  des  infizierten  Tieres  stammend 
und  von  dessen  Bestandteilen  nach  Möglichkeit  befreit,  setzen  bei 
bereits  tuberkulösen  Tieren  erneute  Infektion,  superinfizieren  also.  Diese 
Eigenschaft  ist  demnach  nicht  auf  Beimengung  von  Gewebe,  sondern 
auf  die  Bakterizidiefestigkeit  der  Tuberkelbazillen  zurückzuführen. 
Diese  erwerben  Tuberkelbazillen  bereits  nach  2 — 3  wöchigem  Ver¬ 
weilen  im  Tierkörper  und  verlieren  sie  bereits  nach  erstmaliger 
Züchtung  auf  künstlichen  Nährböden.  Die  Bakterizidiefestigkeit 
bleibt  erhalten  nach  mehrmaligen  Tierpassagen  und  schwindet  bei 
siebenmaliger  Tierpassage  erst  nach  mehrfacher  Kultivierung  auf 
künstlichen  Nährböden.  Auch  die  Tuberkelbazillen  des  Sputums 
besitzen  Bakterizidiefestigkeit,  verlieren  sie  gleichfalls  nach  ein¬ 
maliger  Überimpfung.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Isabolinsky,  M.  und  Gitowitsch,  W.,  Zur  Frage  über  die 
Bakteriolyse  der  Tuberkelbazillen.  (Zschr.  f.  Immun. 
Forsch.  1924,  40,  S.  303.) 

Unter  langdauernder  Einwirkung  lipoider  Stoffe  erleiden  Tuberkel¬ 
bazillen  alle  Stadien  der  Lipolyse,  zunächst  Verlust  der  Säurefestig¬ 
keit,  schließlich  völlige  Auflösung.  Dabei  verlieren  sie  ihre  Über- 
impfbarkeit  und  ihre  Pathogenität  für  Meerschweinchen.  Am  stärksten 
wirkten  Lezithin  ur.d  grüne  Seife,  etwas  schwächer  Olivenöl;  fast 
unwirksam  war  Lanolin  und  ganz  wirkungslos  Cholesterin  und  Glyzerin. 


Tuberkulose. 


209 


Ebenso  besitzen  K-  und  Na-Salze  sowie  Alkalien  keine  bakterioly- 
tischen  Eigenschaften.  Die  Erscheinungen  der  Bakteriolyse  der 
Tuberkelbazillen  unter  der  Wirkung  der  lipoiden  Stoffe  eröffnen  neue 
Wege  auf  dem  Gebiete  der  Tuberkuloseimmunität  und  -therapie. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Row,  R.,  Further  observations  on  tubercle  bacilli  sub- 
jected  to  autolysis,  with  special  reference  to  the 
antigenic  value  of  their  lipased  products.  (Ind.  J.  of 
med.  Research.  1924,  12,  p.  195.) 

Durch  mehrere  Wochen  dauernde  Einwirkungen  einer  Salzlösung 
auf  Tuberkelbazillenkulturen  und  Auswaschen  mit  Petroläther  teilt 
sich  die  Masse  in  3  Schichten,  von  denen  die  oberste  bernsteingelbe 
Schicht  die  Fettsubstanzen  der  Tuberkelbazillen  gelöst  in  Petroläther 
enthält,  während  die  mittlere  Schicht,  eine  weißliche  Masse,  die  nicht 
säurefesten  Bestandteile  der  Tuberkelbazillen  enthält.  Diese  Sub¬ 
stanz  benutzte  Verf.  als  Antigen  und  bekam  bei  der  Komplement¬ 
bindung  mit  Seren  tuberkulöser  Tiere  und  Menschen  positive  Re¬ 
sultate.  Verf.  prüfte  auch  die  Heilwirkung  dieser  Substanz  an  3  Ver¬ 
suchsreihen  von  tuberkulös  infizierten  Meerschweinchen  und  erzielte 
bei  den  geimpften  Tieren  ziemlich  einwandfreie  Heilresultate.  In 
einigen  Fällen  von  sicherer  Tuberkulose,  sowohl  Drüsen-  als  Lungen¬ 
fällen,  wurde  die  Substanz  ebenfalls  geprüft.  Die  8  Drüsenfälle 
zeigten  sowohl  lokal  wie  allgemein  eine  offensichtliche  Besserung,  die 
Kranken  nahmen  an  Gewicht  zu,  und  die  Drüsen  schrumpften  zu 
harten  Knoten  zusammen.  Von  den  Lungenfällen  zeigten  3  Per¬ 
sonen,  die  wochenlang  gespritzt  worden  waren,  dauernde  und  be¬ 
merkenswerte  Besserung,  die  sich  in  der  Temperatur,  Gewichtszunahme, 
in  den  physikalischen  Symptomen  und  im  subjektiven  Allgemein¬ 
befinden  äußerte.  Verf.  beginnt  mit  ganz  niederen  Dosen  von 
0,01—0,02  mg  und  steigt  bis  auf  0,25  mg.  Weitere  Versuche  sind  im 
Gange.  Dieterlen  {Rottioeil). 

Valtis,  J.,  Sur  la  filtration  ä  travers  la  bougie  Chamber¬ 
land  L2  du  bacille  de  Koch  provenant  d’un  pus  tuber- 
culeux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  74.) 

Der  Eiter  aus  einem  käsigen  Mesenterialganglion  eines  Affen 
wurde  durch  Chamberlandkerze  L2  filtriert.  Von  2  Meerschweinchen, 
die  mit  dem  Eiter  infiziert  wurden,  starb  das  eine  interkurrent,  das 
andere  starb  mit  charakteristischen  tuberkulösen  Veränderungen, 
auch  in  der  Lunge,  und  typischem  Tuberkelbazillenbefund. 

Valtis,  J.,  Sur  la  filtrabilite  du  bacille  tuberculeux  ä 
travers  les  bougies  Chamberland.  (Ann.  de  Flnst.  Pasteur. 
1924,  38,  p.  453.) 

Krste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


No.  9/10. 


14 


210 


Taberkulose. 


Im  tuberkulösen  Sputum  und  Eiter  findet  man  nach  Autolyse 
bei  37°,  ebenso  in  3 — 8  Wochen  alten  Glyzerinbouillonkulturen  durch 
Chamberlandkerzen  L3  filtrable  Formen  des  Tuberkelbazillus.  Inji¬ 
ziert  man  die  Filtrate  unter  die  Haut  von  Meerschweinchen,  so  be¬ 
wirken  sie  regelmäßig:  eine  kurzdauernde  Hypertrophie  der  regionären 
Lymphdrüsen,  Vergrößerung  der  tracheobronchialen  Lymphdrüsen  und 
Hepatisationserscheinungen  der  Lungen,  in  denen  man  Tuberkel¬ 
bazillen  findet.  Der  charakteristische  tuberkulöse  Impfschanker 
wurde  nie  beobachtet.  Nach  Verimpfung  der  Filtrate  auf  die  üb¬ 
lichen  Nährböden  blieben  diese  stets  steril.  Prigge. 

Bezan^on,  Fernand,  Philibert,  Andre  et  Hauduroy,  Paul,  Sur  la 
strueture  des  voiles  jeunes  des  cultures  de  bacilles 
tuberculeux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  475.) 

Vaudremer  und  Hauduroy  konnten  in  Filtraten  von  Tu¬ 
berkelbazillenkulturen  (Glyzerin-Kartoffel  und  Kartoffelbouillon)  das 
Erscheinen  von  Kulturen  beobachten,  die  aus  Fäden  von  mycelartigem 
Aussehen  bestanden  und  nicht  säurefest  waren.  Verff.  schlossen  den 
auf  Glyzerinbouillon  gewachsenen  Tuberkelbazillenrasen  in  Paraffin 
ein  und  konnten  in  den  Schnitten  feststellen,  daß  der  größte  Teil  des 
Rasens  nicht  aus  säurefesten  Bazillen,  sondern  aus  einer  nicht  säure¬ 
festen  fibrillären  Substanz  bestand,  die  in  anastomosierenden  Fächern 
angeordnet  war  und  Alveolen  von  verschiedenen  Größen  einschloß 
und  in  der  nur  an  einigen  Stellen  säurefeste  Bazillen  eingeschlossen 
waren,  und  zwar  am  reichlichsten  in  den  älteren  Partien,  während 
sie  in  den  peripheren  jüngeren  Teilen  fast  ganz  fehlten.  Die  gleiche 
Methode  wurde  zum  Studium  von  auf  bereits  einmal  bewachsener 
Bouillon  sich  entwickelnden  Sekundärkulturen  verwandt  (nachdem 
der  erste  Rasen  auf  den  Boden  des  Kölbchens  gefallen  ist,  entwickeln 
sich  die  Sekundärkulturen  aus  einigen  Fragmenten,  die  sich  an  der 
Oberfläche  schwimmend  erhalten  haben).  Man  konnte  so  vorzüglich 
die  aus  den  Überresten  der  alten  Kultur  zuerst  sich  entwickelnden 
Elemente  untersuchen.  Hier  fanden  sich  in  einem  gewissen  Abstand 
von  dem  zentralen  Fragment  (ähnlich  wie  bei  den  Untersuchungen 
von  Vaudremer  und  Hauduroy)  nicht  säurefeste,  netzartig  an¬ 
geordnete  lange  Fasern.  Diese  Partie  ist  mit  dem  Zentrum  durch 
eine  nicht  säurefeste  Substanz  verbunden,  die  in  dickeren  oder 
dünneren  Streifen  wie  die  Speichen  eines  Rades  angeordnet  ist. 
Zwischen  allen  drei  Formelementen  (Zentrum,  Speichen,  äußere 
Partie)  ist  eine  Art  Mycelium  mit  kleinen  Maschen  zu  sehen. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Moureau,  M.  et  Touchais,  J.,  Etudes  experimentales  sur  la 
vitalite  du  bacille  tuberculeux  dans  les  livres.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  560.) 


Tuberkulose. 


211 


Schulhygienische  Untersuchungen  über  die  Konservierung  von 
Tuberkelbazillen  in  Büchern. 

Dieselben,  Etudes  experimentales  de  trois  procedes  de 
desinfection  des  livres  souilles  par  les  bacilles 
tuberculeux.  (Ibid.  p.  562.) 

Untersuchungen  über  die  Desinfektion  von  mit  Tuberkelbazillen 
verunreinigten  Büchern.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Courmont,  P.,  Gate  et  Papacostas,  Conservation  de  l’acido- 
resistence  des  bacilles  apres  actio n  de  l’extrait  de 
J  a  v  e  1.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  223.) 

Die  Säurefestigkeit  von  Tuberkelbazillen  und  säurefesten  Sapro- 
phyten  wird  durch  Eau  de  Javel  nicht  zerstört.  Prigge. 

Twort,  C.  C.,  Todd,  E.  W.  and  Perkins,  Rowland  J.,  Studies  on 
the  group  specifity  of  some  antigens  derived  from 
acid-fast  bacilli.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  171.) 

Getrocknete  Timotheebazillen  wurden  in  verschiedener  Weise 
mit  Antiformin  behandelt:  30  Minuten  mit  25proz.  Antiformin  auf 
65°  erwärmt,  5  Minuten  mit  50proz.  Antiformin  auf  100°  erhitzt 
und  8  Stunden  mit  reinem  Antiformin  gekocht.  Ferner  wurden  sie 
nach  der  Dreyerschen  Formalin- Azetonmethode  entfettet  und  der 
trockenen  Destillation  unterworfen.  Mit  allen  diesen  Produkten, 
ferner  mit  unbehandelten  Bazillen  wurden  Kaninchen  immunisiert. 
Andere  Tiere  wurden  mit  getrockneten  sowie  mit  nach  Dreyer 
entfetteten  humanen  Tuberkelbazillen  immunisiert.  Die  verschie¬ 
denen  Sera  und  Antigene  wurden  im  Komplementbindungs-  und 
Agglutinationsversuch  gegenseitig  ausgewertet.  Die  mit  reinem 
Antiformin  gekochten  Bazillen  sowie  die  Produkte  der  trockenen 
Destillation  hatten  alle  antigene  Wirkung  verloren.  Sonst  zeigten 
die  Sera  annähernd  gleiche  Titer.  Gegenüber  hochwertigen  Seren 
erwiesen  sich  die  entfetteten  Bazillen  den  Vollbazillen  als  etwas 
überlegen  bei  der  Komplementbindung  und  als  bedeutend  überlegen 
bei  der  Agglutination,  da  sie  langsamer  spontan  ausflockten.  Für 
die  Diagnose  der  menschlichen  Tuberkulose  mittels  Komplement¬ 
bindung  schienen  die  entfetteten  Bazillen  den  Vollbazillen  bedeutend 
überlegen  zu  sein,  ebenso  gegenüber  Tierseren  von  niedrigem  Titer. 
Die  antikomplementäre  Wirkung  der  entfetteten  Bazillen  war  wesentlich 
geringer  als  die  der  Vollbazillen,  in  gleichem  Maße  aber  auch  ihr 
spezifisches  Bindungsvermögen.  Eine  Typenspezifizität  von  Tuberkel¬ 
bazillen  einerseits,  Timotheebazillen  andererseits  war  nicht  nach¬ 
weisbar.  Bei  tuberkulösen  Meerschweinchen  zeigen  entfettete  Thimotee- 
bazillen  keine  merkbare  therapeutische  Wirkung.  Alle  Antigene, 

14* 


212 


Tuberkulose. 


besonders  auch  die  Vollbazillen,  riefen  an  der  Injektionsstelle  Ver¬ 
käsung  hervor.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Junker,  F.,  Über  die  klinische  Bedeutung  der  Bestim¬ 
mung  der  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten  Blut¬ 
körperchen  bei  der  chronischen  Lungentuberkulose. 
(Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  123.) 

Die  Bestimmung  der  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten  Blut¬ 
körperchen  ist  für  die  Klinik  der  Lungentuberkulose  eine  wertvolle 
Untersuchungsmethode,  ihre  Ergebnisse  dürfen  indes  niemals  für  sich 
allein,  sondern  immer  nur  in  kritischem  Vergleich  mit  den  übrigen 
Untersuchungsmethoden  verwertet  werden.  Für  die  Diagnose  der 
Aktivität  und  beginnender  Prozesse  sowie  deren  Behandlungsbedürftig¬ 
keit  ist  insbesondere  der  negative  Ausfall  nur  mit  Vorsicht  zu  ver¬ 
werten,  da  er  sich  verhältnismäßig  häufig  bei  zweifellos  aktiven  Er¬ 
krankungen  findet.  Auch  geringe  Erhöhungen  sind  für  die  Diagnose 
nur  von  geringer  Bedeutung.  Für  die  manifeste  Tuberkulose  ist  die 
S.-R.  besonders  in  der  Form  der  Reihenuntersuchung  von  größerem 
Wert,  sie  gibt  im  allgemeinen  ein  gutes  Bild  der  Heilungstendenz. 
Auch  für  die  Prognose  lassen  sich  in  größeren  Abständen  ausgeführte 
Reihenuntersuchungen  gut  verwerten.  w.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Geschke,  F.,  Die  Blutkörperchensenkungsreaktion  und 
ihre  Bedeutung  für  den  diagostischen  Tierversuch 
bei  Tuberkulose.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  237.) 

Verf.  schließt  aus  seinen  Versuchen  an  Meerschweinchen  auf  die 
Verwertbarkeit  der  Blutkörperchensenkungsreaktion  für  den  diagnosti¬ 
schen  Tierversuch  bei  Tuberkulose.  Geht  die  Infektion  beim  Tier 
an,  so  läßt  sich  mitunter  schon  nach  14  Tagen  eine  deutliche 
Senkungsbeschleunigung  nachweisen,  nie  jedoch  darf  auf  die  Werte 
einer  einzelnen  Senkungsreaktion  hin  ein  Urteil  über  erfolgte  oder 
nicht  erfolgte  tuberkulöse  Infektion  gegründet  werden.  Erst  wenn 
die  Beschleunigung  konstant  bleibt  oder  andernfalls,  wenn  die  Werte 
in  der  physiologischen  Breite  bleiben,  kann  die  dringliche  Wahr- 
scheinlichkeitsdiagüose  „positiv“  oder  „negativ“  ausgesprochen  werden, 
die  dann  durch  den  Sektionsbefund  erhärtet  werden  muß. 

Noetel  (Landsberg  a.  W.). 

v.  Torday,  A.,  Die  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten 
Blutkörperchen  bei  Lungentuberkulose.  (W.  kl.  W. 
1924  S.  723.) 

Bei  den  gutartigen  Anfangsformen  der  Lungentuberkulose,  bei 
denen  der  Prozeß  mehr  begrenzt  ist  und  stärkere  Entzündung  und 
Gewebszerfall  fehlen,  ist  die  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten 


Tuberkulose. 


213 


Blutkörperchen  eine  langsame,  hingegen  ist  sie  bei  den  progredienten, 
mit  Gewebszerfall  oder  Entzündung  und  Resorption  einhergehenden 
Fällen  entsprechend  der  Form  und  Ausdehnung  des  Prozesses  mäßig 
oder  stark  beschleunigt.  Unter  Umständen  kann  sie  allerdings  sowohl 
bei  den  Anfangsformen  als  auch  bei  den  als  stationär  anzusprechenden 
gutartigen  Formen  einmal  größer  sein,  als  man  erwartet.  Das 
Senkungsverfahren  kann  sich  für  die  Beurteilung  der  klinischen 
Prozesse  bei  Berücksichtigung  dieser  Umstände  als  nützliches,  be¬ 
scheidenes  Hilfsmittel  erweisen,  das  natürlich  nur  auf  den  momen¬ 
tanen  Zustand  hinweist.  Hetscli  {. Frankfurt  a.  M.). 

Treu,  R.  und  Leffmann,  R.,  Kurzer  Beitrag  zur  Frage  der 
praktischen  Verwertbarkeit  der  Blutkörperchen - 
Senkungsreaktion  für  die  Tuberkulosediagnostik. 
(Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  311.) 

Verif.  halten  die  Blutkörperchensenkungsreaktion  für  sehr  ge¬ 
eignet  zur  Anwendung  auch  in  der  Allgemeinpraxis.  Alle  Fälle  mit 
sicher  aktivem  Befunde  gaben  erheblich  herabgesetzte  Senkungs¬ 
werte;  bei  schwindender  Aktivität  des  Prozesses  beginnt  im  allge¬ 
meinen  die  Senkungsgeschwindigkeit  zu  fallen.  Bei  initialen  Fällen 
mit  stark  erhöhter  Senkungsgeschwindigkeit  ist  große  Vorsicht  am 
Platze.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Grube,  Frida,  Kurze  Mitteilung  über  unsere  Erfah¬ 
rungen  mit  der  Erythroeyten-Sedimentierung  in 
Kombination  mit  derlnjektion  kleiner,  unterschwel¬ 
liger  Tuberkulindosen.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  35.) 

Verf.  hat  das  von  Grafe  empfohlene  Verfahren,  die  Erythro- 
cyten-Sedimentierung  in  Kombination  mit  der  Injektion  unterschwel¬ 
liger  Tuberkulindosen  zu  verwerten,  nachgeprüft  und  ist  dabei  zu 
ähnlichen  Resultaten  wie  Grafe  gekommen.  Ob  der  Grafe  sehen 
Blutsenkungsprobe  auch  ein  prognostischer  Wert  zukomme,  konnte 
nicht  enschieden  werden.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

•  • 

Gaehtgens,  W.  und  Göckel,  Martha,  Uber  die  Bedeutung  der 
Blutkörper  chen-Senkungsreaktion,  der  Fällungs¬ 
reaktion  nach  Mätefy  und  der  Komplement  bindungs- 
reaktion  mit  Wassermann-Antigen  für  die  Diagnose 
der  aktiven  Lungentuberkulose.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc. 
1924,  59,  S.  36.) 

Die  Blutkörperchensenkungsreaktion  hat  nach  den  Beobachtungen 
der  Verif.  an  über  200  Fällen  von  Lungentuberkulose  für  die  Trennung 
von  aktiver  und  inaktiver  Tuberkulose  nur  geringe  Bedeutung. 
Diagnostisch  zu  verwerten  ist  nur  eine  positive  Reaktion,  aber  auch 


214 


Tuberkulose. 


nur  dann,  wenn  andere  mit  Gewebszerfall  einhergehende  Erkrankungen 
mit  Sicherheit  ausgeschlossen  werden  können.  Größerer  Wert  kommt 
der  Senkungsprobe  für  die  Prognose  insofern  zu,  als  starke  Reaktionen 
vorwiegend  bei  Fällen  mit  schlechter  Prognose  gefunden  werden.  Die 
Fällungsreaktion  nach  Mätefy  ist  zwar  empfindlicher  als  die 
Senkungsprobe,  für  die  Diagnose  aber  trotzdem  nur  von  recht  geringer 
Bedeutung,  da  auch  sie  nicht  die  sichere  Trennung  von  aktiver  und 
inaktiver  Tuberkulose  ermöglicht;  insbesondere  schließen  negative 
Reaktionen  eine  aktive  Lungentuberkulose  keineswegs  immer  aus. 
Auch  für  die  Prognose  hat  die  Mätefy-Reaktion  nur  geringen  Wert, 
wenngleich  auch  bei  ihr  ein  Überwiegen  starker  Reaktionen  bei 
prognostisch  ungünstigen  Fällen  unverkennbar  ist.  Schließlich  kann 
auch  die  Komplementbindungsreaktion  mit  dem  Lezithin-Tuberkulose¬ 
antigen  in  ihrer  heutigen  Form  noch  keinen  Anspruch  auf  größere 
Bedeutung  für  die  Diagnose  der  aktiven  Lungentuberkulose  erheben. 
In  den  fortgeschritteneren  Fällen  gibt  das  Verfahren  zwar  häufiger 
positive  Resultate,  versagt  aber  im  Anfangsstadium  in  der  über¬ 
wiegenden  Mehrzahl  der  Fälle.  Größere  Bedeutung  scheint  ihm  für 
die  Prognose  zuzukommen,  indem  eine  positive,  und  zwar  namentlich 
eine  stark  positive  Reaktion  vorwiegend  bei  prognostisch  ungünstigen 
Fällen  gefunden  wird.  Die  Spezifizität  des  Antigens  ist  zwar  nicht 
absolut,  aber  doch  recht  weitgehend.  Unspezifische  Reaktionen  treten 
nur  gelegentlich  auf,  namentlich  bei  Syphiliskranken  mit  stark  posi¬ 
tiver  WaR.,  sie  sind  z.  T.  durch  Unbeständigkeit  ausgezeichnet  und 
treten  bei  Wiederholung  der  Untersuchung  nicht  wieder  auf.  Chole¬ 
sterin  steigert  zwar  die  Empfindlichkeit  des  Wassennannschen  Antigens, 
erhöht  aber  zugleich  auch  die  Gefahr  unspezifischer  Reaktionen.  Die 
Kombination  der  Senkungs-,  Fällungs-  und  Komplementbindungs¬ 
reaktion  bietet  keine  besonderen  Vorteile  für  die  Diagnose  und 
Prognose  der  aktiven  Lungentuberkulose.  Der  übereinstimmend 
positive  Ausfall  aller  3  Methoden  wird  vorwiegend  bei  fortge¬ 
schritteneren  Fällen  gefunden,  und  zwar  namentlich  bei  solchen  mit 
ungünstiger  Prognose,  während  übereinstimmend  negative  Reaktionen 
sich  nur  bei  Patienten  mit  guter  oder  zweifelhafter  Prognose  fest¬ 
stellen  ließen.  w.  Gaehtg ens  [Hamburg). 

Ritter ,  J. ,  Über  aktive  und  behandlungsbedürftige 
Tuberkulose.  Bemerkungen  zu  der  vorstehenden 
Arbeit  von  Gaehtgens  und  Göckel.  (Ebenda.  S.  57.) 

Nach  Ansicht  des  Verf.  ist  der  Begriff  der  aktiven  und  der  in¬ 
aktiven  Tuberkulose  weder  klinisch  noch  serologisch  klar  zu  be¬ 
stimmen  und  daher  als  wissenschaftlicher  Begriff  abzulehnen.  Die 
Behandlungsbedürftigkeit  einer  Tuberkulose  hängt  nicht  von  dem 
Bestehen  einer  „aktiven“  Tuberkulose  ab,  sondern  von  dem  klinischen 


Tuberkulose. 


215 


Zustande,  in  den  der  Körper  durch  die  Tuberkulose  versetzt  wird, 
und  auch  von  einer  Reihe  anderer,  insbesondere  sozialer  Gesichts¬ 
punkte.  Die  Blutkörperchensenkungsprobe,  die  Mätefy-Reaktion  und 
die  Komplementbindungsreaktion  mit  dem  Wassermann- Antigen  sind, 
besonders  bei  positivem  Ausfall,  wertvolle  Hilfsmittel,  um  die 
Prognose  und  damit  die  Behandlungsbedürftigkeit  festzustellen.  Für 
die  Diagnose  einer  Tuberkulose  kommen  alle  drei  Reaktionen  klinisch 
nicht  in  Betracht.  w.  Gaehtg ens  {Hamburg). 

Waltner,  K.,  Liquoruntersuchungen  bei  Kindern.  (Klin. 
Wschr.  1924  S.  1271.) 

Beschreibung  einer  neuen  Liquorreaktion,  die  zum  Nachweis  von 
Fibrin  in  frischem,  klarem  Liquor  dienen  und  dadurch  die  Fest¬ 
stellung  eines  wichtigen  Symptoms  der  Meningitis  tuberculosa  un¬ 
mittelbar  nach  der  Lumbalpunktion  ermöglichen  soll.  Beim  leichten 
Aufschütteln  des  mit  Lauge  versetzten,  fibrinhaltigen,  klaren,  frischen 
Liquor  bleiben  die  darin  entstehenden  Luftblasen  schwebend  und 
steigen  nur  langsam  an  die  Oberfläche.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Montank,  J.  A.,  Thereaction  of  tubercular  serums  to 
phenols.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  547.) 

Bei  Überschichtung  von  tuberkulösem  Serum  mit  einer  schwachen 
Lösung  von  Thymol,  Toluol,  Phenol  oder  Tricresol  bildet  sich  infolge 
von  Präzipitation  an  der  Berührungsfläche  der  beiden  Flüssigkeiten 
eine  Wolke.  Tricresol  wurde  in  einer  Konzentration  von  0,2  Proz. 
in  NaCl-Lösung  angewandt.  Das  überschichtete  Serum  kommt  für 
2  Stunden  in  den  Brutschrank,  doch  zeigt  sich  die  Reaktion  oft  schon 
nach  wenigen  Minuten.  Bei  sehr  vorgeschrittener  Tuberkulose  tritt 
sie  langsamer  ein  oder  bleibt  aus.  Normales  Meerschweinchen-,  Schaf-, 
Kaninchenserum  reagieren  negativ.  Unter  2286  Seren  von  Studenten 
waren  7  positiv.  In  2  dieser  Fälle,  zur  Zeit  der  Prüfung  ohne  sonstige 
tuberkulöse  Symptome,  ist  die  Krankheit  inzwischen  manifest  ge¬ 
worden.  Unter  488  nicht  als  tuberkulös  erkannten  Patienten  gaben 
61  positive  Reaktionen.  Bei  11  unter  diesen  Fällen  wurde  nach¬ 
träglich  Tuberkulose  diagnostiziert.  Unter  256  sicher  Tuberkulösen 
waren  18  mit  negativer  Reaktion,  darunter  11  zum  Stillstand  ge¬ 
kommene  oder  geheilte,  4  Knochen-,  2  Lungentuberkulosen,  1  Fall  in 
weit  fortgeschrittenem  Stadium.  Seren  von  Kaninchen,  die  gegen 
Typhus,  Staphylokokken  und  mit  einer  polyvalenten,  Strepto-,  Sta¬ 
phylo-,  Pneumokokken,  Micrococcus  tetragenes  und  Pneumobazillen 
enthaltenden  Vaccine  geimpft  waren,  reagierten  negativ,  Seren  von 
scheinbar  normalen,  akut  „erkälteten“  Individuen  auf  der  Höhe  der 
„Erkältung“  positiv.  Bei  beginnender  Tuberkulose  war  die  Reaktion 
deutlich,  aber  weniger  stark  als  bei  mehr  fortgeschrittener. 

E.  Fitschen  (Weyarn). 


216 


Tuberkulose. 


Bachmann,  W.,  Über  die  Brauchbarkeit  serodiagnosti¬ 
scher  Methoden  zum  Nachweis  der  Tuberkulose. 
(Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  228.) 

Kurzes  kritisches  Referat  der  bisher  angegebenen  serologischen 
Methoden  zum  Nachweis  der  Tuberkulose,  experimentelle  Nach¬ 
prüfung  der  Besredka-  und  Wassermann-Methode.  Erstere  gestattet 
die  Diagnose  der  Tuberkulose  zu  stellen,  jedoch  nur  unter  Berück¬ 
sichtigung  aller  übrigen  klinischen  Anhaltspunkte,  sie  gibt  aber 
nicht  Auskunft,  ob  ein  aktiver  Prozeß  vorliegt,  und  ist  auch  un¬ 
spezifisch.  Auch  die  Wassermann-Reaktion  macht  in  der  bisherigen 
Anordnung  nur  einen  Teil  der  Tuberkulosefälle  kenntlich,  sie  ist 
kein  Indikator  für  die  Aktivität  eines  tuberkulösen  Prozesses,  auch 
sie  arbeitet  nicht  völlig  spezifisch.  Eine  Verfeinerung  wäre  vielleicht 
dadurch  zu  erzielen,  daß  mit  abgestuften  Antigen-  und  Komplement¬ 
mengen  gearbeitet  würde.  Die  Wahl  des  passenden  Antigens:  „der 
geeigneten  Präparate  des  Tuberkelbazillus  oder  der  einzelnen  Be¬ 
standteile  desselben“,  ist  aber  nicht  die  einzige  Schwierigkeit,  die 
bei  der  Serodiagnostik  der  Tuberkulose  zu  überwinden  ist,  sondern 
die  eigenartigen  pathologisch- anatomischen  Veränderungen,  die  diese 
Krankheit  begleiten,  bilden  wohl  das  Haupthindernis  für  die  sero¬ 
logische  Erforschung  tuberkulöser  Krankheitsvorgänge,  bei  denen  ja 
aktive  und  nichtaktive  Prozesse  häufig  nebeneinander  und  sich  ab¬ 
lösend  bestehen  können,  so  daß  die  Fragestellung :  aktive  oder  nicht¬ 
aktive  Tuberkulose  in  vielen  Fällen  von  vornherein  als  verfehlt 
angesehen  werden  muß.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Winkler,  W.  F.  und  Gerth,  H.,  Wie  weit  sind  die  Reaktionen 
von  Bonacorsi,  v.  Wassermann  und  Mätefy  zur  Sero¬ 
diagnostik  der  aktiven  Tuberkulose  praktisch  ver¬ 
wendbar?  (M.  Kl.  1924  S.  1080). 

Die  gesteckten  Ziele  sind  bisher  von  keiner  der  Reaktionen  er¬ 
reicht.  Die  von  Bonacorsi  angegebene  ist  wahllos  positiv  bei 
Gesunden  wie  bei  Kranken,  die  von  Mätefy  ist  für  Tuberkulose  be¬ 
dingt  brauchbar,  gibt  aber  gelegentlich  Fehlresultate,  die  Wasser- 
m  annsche  versagte  bei  1/i  der  sicheren  Tbc-Fälle.  Unspezifisch  positiv 
war  sie  aber  nur  bei  einzelnen  seropositiven  Luetikern,  so  daß  ein 
positiver  Ausfall  mit  großer  Wahrscheinlichkeit  für  Tuberkulose  spricht. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Wiese,  Otto,  Ist  die  neue  Wassermannsche  Reaktion 
(TbWaR.)  geeignet  zur  Trennung  aktiver  und  inak¬ 
tiver  Tuberkulose  beim  Kinde?  (M.  m.  W.  1924  S.  1240.) 

Verf.  hält  die  Komplementbindungsreaktion  mit  dem  Wasser¬ 
mann-Antigen  in  ihrer  heutigen  Form  nicht  für  ein  brauchbares 


Tuberkulose. 


217 


Hilfsmittel  für  die  Diagnostik  aktiver  tuberkulöser  Prozesse  beim 
Kinde.  W.  G  aehtg  ens  (Hamburg). 

Kalcher,  Herta  und  Soimenfeld,  Arthur,  Zur  Diagnostik  der 
aktiven  Tuberkulose  mit  besonderer  Berücksichti¬ 
gung  der  Wasser mannschen  Serum reaktion.  (Zschr.  f. 
Tbc.  1924,  40,  S.  420.) 

Die  Untersuchungen  mit  dem  Wassermann-Tuberkuloseantigen 
ergaben  als  Resultat  in  60  Proz.  der  Fälle  Übereinstimmung  von 
serologischem  und  klinischem  Befund,  nämlich  27  Proz.  aktive  Tuber¬ 
kulosen  mit  positivem  Wassermann,  11  Proz.  inaktive  Tuberkulosen 
mit  negativem  Wassermann  und  22  Proz.  negative  Kontrollfälle.  Die 
klinische  Brauchbarkeit  der  Reaktion  wird  durch  die  40  Proz.  Ver¬ 
sager  erheblich  beeinträchtigt.  Bei  einigen  Grenzfällen,  die  klinisch, 
röntgenologisch  und  hämatologisch  nicht  sicher  als  aktive  Tuber¬ 
kulosen  angesehen  werden  konnten,  zeigte  der  positive  Wassermann 
die  später  bestätigte  Aktivität  des  Prozesses  an.  Möllers  (Berlin). 

Friedrich,  H.,  Erlaubt  eine  positive  Komplementbindung 
der  neuen  v.  Wassermann  sehen  Reaktion  die  sichere 
Diagnose  „Aktive  Tuberkulose“?  (M.  m.  W.  1924  S.  li21.) 

Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  kann  die  Komplementbindungs¬ 
reaktion  mit  dem  Wassermannschen  Tuberkuloseantigen  gegenüber 
anderen  biologischen  Methoden  keine  prinzipielle  Sonderstellung  be¬ 
anspruchen.  Entgegen  der  Behauptung  v.  Wassermanns  ist  die  neue 
Reaktion  nicht  immer  streng  spezifisch  für  aktives  tuberkulöses  Gewebe. 

W.  Ga elitg ens  (Hamburg). 


Osumi,  Simpachi,  Über  die  Spezi fizität  der  Komplement¬ 
ablenkungsreaktionen  bei  Tuberkulose.  (Zschr. f. Immun. 
Forsch.  1924,  40,  S.  237.) 

Serum  von  sicher  Lungentuberkulosen  gibt  in  76  Proz.  der  Fälle 
Komplementbindung  mit  Tuberkelbazillen.  Bei  der  Tbc.-Komplement- 
bindungsreaktion  und  der  WaR.  handelt  es  sich  um  ganz  verschiedene 
Antigene  und  Antikörper.  Alkoholischer  Tuberkelbazillenextrakt 
enthält  kein  Wa.- Antigen.  Der  Wa.- Antikörper  wird  nicht  durch 
Tuberkelbazillen  gebunden.  Ebenso  spielen  heterogenetische  Anti¬ 
körper  bei  der  Tbc.-Komplementbindung  keine  Rolle,  und  alkoholische 
Tuberkelbazillenextrakte  enthalten  kein  heterogenetisches  Antigen. 
Tuberkulosesera  geben  in  einer  großen  Zahl  der  Fälle  Komplement¬ 
bindung  mit  Influenzabazillen,  während  Sera  tuberkulöser  Meer¬ 
schweinchen  diese  Eigenschaft  nicht  haben.  Die  Antikörper  gegen 
Tuberkelbazillen  und  gegen  Influenzabazillen  lassen  sich  durch 
spezifische  Absorption  trennen.  Pneumokokken  und  Proteus  X19 


218 


Tuberkulose. 


geben  keine  Komplementbindung  mit  Serum  Tuberkulöser.  Bovine 
Tuberkelbazillen  binden  mit  Tbc.-Serum  etwas  schwächer  Komplement 
als  humane. ,  Im  Absorptionsversuch  verhalten  sich  beide  Typen 
gleich.  Vogeltuberkelbazillen  geben  nur  schwache  Komplement¬ 
bindung  mit  Tbc.-Krankenserum,  binden  aber  die  Antikörper.  Ebenso 
verhalten  sich  säurefeste  Saprophyten.  Lepraserum  gibt  mit  Tuberkel¬ 
bazillen  Komplementbindung  und  diese  binden  die  Antikörper.  Alt¬ 
tuberkulin,  Alkoholextrakt  und  entfettete  Bakterienleiber  können  in 
gleicher  Weise  als  Antigen  bei  der  Komplementbindungsreaktion 
verwendet  werden.  Auch  die  entfetteten  Bazillen  binden  die  Anti¬ 
körper.  Die  alkoholunlösliche,  ätherlösliche  Substanz  der  Tuberkel¬ 
bazillen  gibt  keine  Komplementbindung  mit  Tbc.-Serum.  Die  kom¬ 
plementbindenden  Antikörper  werden  durch  halbstündiges  Erhitzen 
auf  60°  zerstört.  Sie  passieren  zum  Teil  Silberschmidt-Filter. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 


Iüillmanu,  P.,  Reaction  de  fixation  dans  la  tuberculose 
humaine  par  l’antigene  de  Besredka;  methode  de 
Goldenberg.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  368.) 

Die  von  Goldenberg  angegebene  „direkte“  Komplementbindungs¬ 
reaktion  zur  Diagnose  der  Tuberkulose  mittels  des  Besredkaschen 
Antigens  verwendet  im  Hauptversuch  diejenige  Dosis  5proz.  Ziegen- 
erythrocyten,  die  unmittelbar  unter  derjenigen  liegt,  welche  von 
0,1  ccm  Patientenserum  komplett  gelöst  wird.  Diese  Dosis  wird  im 
Vorversuch  durch  Titration  von  steigenden  Erythrocytendosen  gegen¬ 
über  0,1  ccm  Serum  ermittelt.  Die  im  Hauptversuch  zu  verwendende 
Dosis  Erythrocyten  darf  nicht  unter  0,2  ccm  liegen.  Es  ergibt  sich 
hieraus,  daß  mindestens0,3  ccm  Erythrocyten  imVorversuch  gelöst  werden 
müssen.  Selbst  bei  sorgsamster  Beobachtung  der  Orginalvorschrift 
findet  man  jedoch  manchmal  Sera,  die  keine  0,3  ccm,  ja  nicht  einmal 
0,2  oder  0,1  ccm  Blutkörperchen  lösen.  Im  allgemeinen  ist  dies  auf 
ein  Defizit  an  Komplement  zurückzuführen.  Denn  Zusatz  von  hämo¬ 
lytischen  Ambozeptor  verbessert  das  Resultat  nicht,  während  nach 
Zufügung  von  Komplement  meist  Hämolyse  eintritt.  Verf.  gibt  daher 
in  solchen  Fällen  nach  der  ersten  Ablesung  des  Vorversuchs  je  ein 
Tropfen  ^-Komplement  in  jedes  Röhrchen  und  liest  nach  !/a  Stunde 
(37°)  nochmals  ab.  Von  18  Sera  mit  ungenügendem  Lösungsvermögen 
gaben  15  hiernach  genügende  Lösung  und  konnten  nach  Zusatz  der 
gleichen  Komplementmenge  im  Hauptversuch  weiterverwandt  werden. 
Fügte  man  statt  des  reinen  Komplements  eine  Mischung  von  Komple¬ 
ment  und  hämolytischem  Ambozeptor  zu  (1  Tropfen  Ambozeptor  auf 
1  ccm  ^-Komplement),  so  konnte  man  in  einer  anderen  Versuchs¬ 
reihe  von  32  untauglichen  Seris  noch  31  weiterverwenden. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 


Tuberkulose. 


219 


Hurmuzachi,  E.  et  Nicodini,  E.,  Reaction  de  fixation  dans 
la  t über cul ose.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  527.) 

Ergebnisse  der  Komplementbindungsreaktion  bei  Tuberkulose 
mit  Besredkas  Antigen  (74  Patientensera).  Prigge  ( Frankfurt  a.M.). 

Kabelik,  J.  und  Gellner,  GL,  Eine  aktive  Modifikation  der 
Seroreaktion  auf  Tuberkulose.  (Cas.  lek.  ces.  1924,  23, 
p.  878  [tschechisch].) 

Die  Methode  der  Verff.  ist  der  Hecht  sehen  Modifikation  in  der 
Anordnung  Rubinsteins  bei  Lues  analog.  Verwendet  wurde  das 
Antigen  Boquet-Negre,  welches  nach  Vorschrift  zunächst  mit  phys. 
NaCl  1 : 20  verdünnt,  dann  noch  mit  gleichen  Teilen  Kochsalzlösung 
auf  ein  größeres  Volumen  gebracht  wurde.  Von  diesem  Antigen 
wurde  in  3  Röhrchen  von  8— 10  mm  Durchmesser  je  0,4  ccm,  in  eben¬ 
solche  3  Röhrchen  je  0,4  ccm  phys.  Kochsalzlösung,  dann  in  alle  6 
je  0,1  ccm  der  aktiven  frischen  Serumprobe  gegeben.  3/4— 1  Stunde 
Thermostat,  Hinzufügung  nicht  sensibilisierter  Erythrocyten  vom 
Schaf  in  2proz.  Suspension  in  steigenden  Dosen  von  0,25 — 1,0  ccm.  — 
In  jenen  Fällen,  wo  die  Hemmung  der  Hämolyse  in  den  mit  dem 
Antigen  beschickten  Röhrchen  zwar  merklich  stärker  als  in  den 
Kontrollröhrchen  ohne  Antigen  war,  aber  doch  nicht  so,  um  eine 
antikomplementäre  Wirkung  des  Antigens  auszuschließen,  weiterhin 
in  Fällen,  wo  die  parallele  Wassermann-Reaktion  positiv  ausfiel, 
ließen  die  Autoren  —  zur  Ausschaltung  der  antikomplementären 
Wirkung  des  Antigens,  resp.  der  unspezifischen  Komplementablenkung 
bei  niederer  Temperatur  (siehe  z.  B.  Sachs,  Klopstock  und 
Takenomata,  Klin.  Wschr.  1924,  21)  —  statt  im  Thermostaten  die 
Reaktion  im  Eisschrank  bei  4°  C  und  18 — 24  ständiger  Dauer  ab¬ 
laufen.  Sodann  Hinzufügung  der  Erythrocyten,  Thermostat.  —  Was 
die  Resultate  betrifft,  fiel  bei  den  tuberkulösen  nichtluetischen  Seren 
die  Reaktion  meist  übereinstimmend  positiv  aus,  ob  inaktiviert 
wurde  oder  nicht.  Dafür  gab  es  bei  nichttuberkulösen  nichtluetischen 
Seren  weit  mehr  unspezifische  Reaktionen  mit  inaktiviertem  als  mit 
aktivem  Serum  (Verhältnis  14:1).  Mit  luetischen  Seren  reagierte 
das  Antigen  Boquet-Negre  im  Thermostaten  fast  in  50  Proz.,  beim 
parallelen  Versuch  im  Eisschrank  ausschließlich  nur  bei  gleich¬ 
zeitiger  (klinischer)  Tuberkulose  positiv.  Zwischen  der  Menge  des 
Komplements  resp.  der  hämolytischen  Fähigkeit  des  Serums  einer¬ 
seits  und  der  Schwere  der  Affektion  andererseits,  scheint  kein 
Parallelismus  zu  bestehen  (konform  Weichhardts  Ergebnisse  VI., 
S.  145).  Komplett  gehemmt  wurde  die  Hämolyse  hauptsächlich  bei 
progredienten  Prozessen,  partiell  bei  beginnenden  und  stationären, 
nicht  oder  kaum  sowohl  bei  rasch  destruktiven  als  auch  bei  sehr 
chronisch  verlaufenden  und  proliferativen  Formen,  dann  auch  bei 


220 


Tuberkulose. 


Pleuritiden  und  Peritonitiden,  endlich  bei  Tuberkulose,  die  mit 
Schwangerschaft  kompliziert  war  (konform  Stühmer  und  Deyer).  — 
Ausgesprochen  unspezifische  Reaktionen  waren  unter  den  geprüften 
105  Wassermann-negativen  Seren  nur  4  und  diese  hatten  ein  gemein¬ 
sames  Zeichen:  sie  stammten  alle  von  Greisen  (78,  75,  66 jährig)  mit 
fortgeschrittener  Arteriosklerose  und  Lungenblähung.  Der  jüngste, 
ein  alcoholicus  strenuus,  war  60  Jahre  alt.  Die  Abwesenheit  tuber¬ 
kulöser  Veränderungen  konnte  bei  einem  von  ihnen  auch  durch 
Autopsie  bestätigt  werden.  —  Besonders  wertvolle  Dienste  leistete 
die  Seroreaktion  bei  larvierten  Tuberkulosen  und  bei  anderen  Krank¬ 
heiten,  die  Tuberkulose  vortäuschten.  Eine  Inkonstanz  der  Resultate 
bei  Wiederholungen  der  Reaktion  an  gleichem  Serum,  aber  zu  ver¬ 
schiedenen  Zeitpunkten,  die  P.  A.  D  e  1  i  1 1  e ,  P.  H  i  1 1  e  m  a  n  d  und 
Ch.  Lessacquoy  gefunden  haben  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1922  S.  780), 
wurde  von  den  Autoren  nicht  bemerkt.  Doch  können  auf  den  Aus¬ 
fall  der  Reaktion  komplizierende  pathologische  und  physiologische 
Zustände  (z.  B.  Senium,  Menstruation,  Gravidität,  Partus),  dann  die 
Zeitdauer  von  der  Blutentnahme  bis  zur  Anstellung  der  Probe  (anti¬ 
komplementäre  Wirkung,  resp.  Komplementarmut  älterer  Sera)  von 
Einfluß  sein.  Gellner  ( Olmütz ). 

v.  Lukäcs,  J.,  Verwertung  der  Mätefyschen  Reaktion  im 
Kind  es  alt  er.  (M.  Kl.  1924  S.  788.) 

Beim  Kinde  lassen  schwächer  positive  Reaktionen  (+  und++) 
noch  keinen  Schluß  auf  bestehende  Tuberkulose  zu.  Ist  das  Serum 
jedoch  +  +  +  oder  +  +  +  -f,  so  besteht  bei  klinischem  Ausschluß 
anderer  Krankheiten  (Lues,  Vitium,  Sepsis,  akute  ansteckende  Krank¬ 
heiten,  chronische  Eiterungen)  dringender  Verdacht  auf  Tuberkulose. 
Eine  klinische  Diagnose  liefert  die  Reaktion  nicht,  sie  gibt  aber  gute 
Anhaltspunkte  für  allgemeine  Feststellung  der  Tuberkulose,  nament¬ 
lich  der  verborgenen  aktiven  Drüsentuberkulose.  Ein  feinerer  Ausbau 
der  Methode  ist  erwünscht.  Erich  Hesse  [Berlin). 

Heitmann,  W.,  Zur  Serodiagnostik  der  aktiven  Tuber¬ 
kulose.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  1.) 

Bei  Verwendung  des  Fornetschen  Diagnostikums  im  Kindesalter 
spricht  ein  Titer  von  1 : 100  und  darüber  für  aktive  Tuberkulose. 
Niedrigere  Werte  schließen  eine  aktive  Tuberkulose  nicht  aus,  sie 
kommen  vor  bei  Meningitis  tuberculosa  und  allgemeiner  Tuberkulose, 
aber  auch  bei  anderen  Fällen  von  aktiver  Tuberkulose. 

v.  Bernuth  (Jena). 

Szymanski,  Norbert,  Untersuchungen  mit  dem  Fornetschen 
Tuberkulosediagnostik  um  mit  besonderer  Berück- 


Tuberkulose. 


221 


sichtigung  tuberkulöser  Augenerkrankungen.  (Schweiz, 
m.  Wschr.  1924  S.  87.) 

In  45  Fällen  von  aktiver  Tuberkulose,  darunter  20  Fällen  von 
Augentuberkulose  mit  und  ohne  Lungenbefund,  fiel  die  Reaktion 
43  mal  positiv,  d.  h.  sie  ergab  einen  höheren  Titerwert  als  1 : 100. 
In  der  weitaus  größten  Mehrzahl  wurde  also  die  Frage,  ob  es  sich 
um  einen  aktiven  Prozeß  handelt,  richtig  beantwortet.  Bei  16  klinisch 
Gesunden  ergab  sich  2  mal  eine  positive  Reaktion  ohne  erkennbare 
Ursache.  E.  Gild  emeister  {Berlin). 

•  • 

Pitzen,  P.,  Uber  das  Tuberkulosediagnostikum  Fornet. 
(M.  Kl.  1924  S.  645.) 

Bei  30  Knochen-  und  Gelenktuberkulosen  waren  26,6  Proz.  der 
nach  Fornet  untersuchten  Fälle  negativ,  während  bei  20  Gesunden 
in  60  Proz.  eine  positive  Reaktion  erzielt  wurde.  Das  Verfahren 
kann  daher  nicht  empfohlen  werden.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Gännßlen,  M.  und  Maier,  0.,  Refraktometrische  und  visko- 
simetrische  Serien  untersuchun  gen  im  Blutserum 
Tuberkulöser.  (Zschr.  f.  Tbc.  1924,  40,  S.  321.) 

Verff.  haben  an  einem  Material  von  92  Kranken  viskosimetrische 
und  refra*ktometrische  Serienuntersuchungen  durchgeführt,  die  sich 
auf  einen  Zeitraum  von  mehreren  Monaten  bis  zu  einem  halben  Jahr 
erstreckten.  Mit  zunehmender  Verschlechterung  des  Allgemein¬ 
zustandes  sank  in  den  vorgeschrittenen  Stadien  der  Refraktionswert 
stark  ab.  Mit  dem  Fortschreiten  des  Lungenprozesses  ging  eine 
Abnahme  der  Globuline  Hand  in  Hand.  Stetige  Zunahme  der  Glo¬ 
buline  erwies  sich  als  ein  ungünstiges  Zeichen.  Bei  furibund  ver¬ 
laufenden  Krankheitsbildern  war  kein  deutliches  Ansteigen  der  Glo¬ 
bulinwerte  zu  beobachten,  während  der  Refraktionswert  stark  abfiel. 
Menses  und  therapeutische  Tuberkulininjektionen  verursachten  keinen 
deutlichen  Ausschlag.  Möllers  {Berlin). 

Bessau,  G.  und  Köhler,  0.,  Zur  Frage  der  Fellnerschen 
Papelsubstanzen.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  105,  S.  39.) 

Ein  Brei  von  exzidierten  Tuberkulinpapeln  verschiedenen  Alters 
wurde  mit  und  ohne  Alttuberkulin,  z.  T.  unter  Hinzufügen  von 
Komplement  tuberkulinempfindlichen  und  tuberkulinunempfindlichen, 
sicher  nicht  tuberkuloseinfizierten  Kindern  intrakutan  injiziert,  ferner 
normaler  Hautbrei  unter  den  gleichen  Bedingungen.  Eine  Beein¬ 
flussung  der  Tuberkulinreaktion  durch  Papel  Substanzen  ließ  sich  nie 
feststellen;  die  Fellnerschen  Prokutine  existieren  nicht.  Die  Fähig¬ 
keit,  mit  Tuberkulin  in  spezifischer  Weise  zu  reagieren,  ist  wahr¬ 
scheinlich  eine  Funktion  der  lebenden  spezifischen  Gewebselemente. 


222 


Tuberkulose, 


Der  tuberkuloseinfizierte  Organismus  gewinnt  die  Fähigkeit,  auf 
Tuberkulinreiz  hin  „Tuberkulocyten“  zu  entwickeln,  die  in  noch  nicht 
geklärter  Weise  als  lebende  Organismen  mit  der  Tuberkulinsubstanz 
reagieren.  Die  dabei  entstehenden  entzündungs-  und  fiebererregenden 
Stoffe  stehen  nach  Auffassung  der  Verff.  der  anaphylaktischen  Noxe 
sehr  nahe  oder  sind  mit  ihr  zu  identifizieren.  Tuberkulinempfindlich¬ 
keit  und  Tuberkuloseschutz  sind  eine  Funktion  der  lebenden  Tuber¬ 
kulocyten.  v.  ßernuth  {Jena). 

Pockels,  Walter,  Einwirkung  von  Tuberkulin  und  anderen 
Eiweißarten  auf  den  Wasserhaushalt  tuberkulöser 
Kinder.  (Zschr.  f.  klin.  M.  1924,  100,  S.  595.) 

Im  Gegensatz  zu  Meyer -Bi  sch  ist  Verf.  der  Ansicht,  daß  die 
Beeinflussung  des  Wasserhaushaltes  bei  tuberkulösen  Kindern  nach 
Tuberkulingaben  nicht  auf  einer  spezifischen  Tuberkulinwirkung  be¬ 
ruhe.  Er  konnte  nämlich  nachweisen,  daß  die  Veränderung  des 
Eiweißgehaltes  im  Blute  sowohl  hinsichtlich  der  Tagesschwankungs¬ 
kurve  als  auch  der  Konzentration  nicht  eine  spezifische  Wirkung  des 
Tuberkulins  ist  und  auch  nicht  in  Beziehung  zur  Intensität  der 
Hautreaktion  steht,  sondern  lediglich  durch  die  Menge  des  einge¬ 
führten  Eiweißes  verursacht  wird.  Nicht  die  Art  des  injizierten 
Eiweißpräparates  ist  von  Bedeutung,  sondern  die  Konzentration  des 
darin  enthaltenen  Eiweißes.  Subkutan  verabfolgte  größere  Mengen 
konzentrierten  Eiweißes  bewirken  bei  jedem  Kinde  eine  Änderung 
des  Wasserhaushaltes,  perkutan  oder  kutan  eingeführte  kleine  Mengen 
dagegen  nur  beim  tuberkulös  infizierten  Kinde.  Tuberkulöse  besitzen 
also  neben  der  spezifischen  Tuberkulinempfindlichkeit  eine  charakte¬ 
ristische  Empfindlichkeit  des  Wasserhaushaltes  gegenüber  der  Zufuhr 
selbst  kleiner  Eiweißmengen.  Die  Serumeiweißkurve  und  ihre  Re¬ 
aktion  ermöglichte  eine  bestimmte  Diagnose  wiederholt  schon  zu 
einer  Zeit,  als  mit  anderen  Mitteln  eine  Klärung  noch  nicht  möglich 
war.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Günther,  Franz  und  Meyer-Bisch,  Robert,  Über  den  Einfluß 
des  Tuberkulins  auf  den  Schwefelstoffwechsel  Tuber¬ 
kulöser  und  Nichttuberkulöser.  Schwefelstoffwechsel 
beim  Amyloid.  (Bioch.  Zschr.  1923,  150,  S.  224.) 

Tuberkulininjektionen  bewirken  beim  Tuberkulösen  Vermehrung 
oder  Verminderung  der  Neutralschwefelausscheidung  im  Harn.  Hierin 
zeigt  sich  in  objektiv  faßbarer  Weise  die  wechselnde  Empfindlichkeit 
gegenüber  dem  Tuberkulin.  Auch  bei  Normalen  wirkt  es  in  gleicher 
Weise.  Es  handelt  sich  also  um  eine  unspezifische  Komponente  der 
Tuberkulinwirkung.  Bei  Amyloid  findet  sich  eine  starke  Steigerung 
der  Neutralschwefelausscheidung,  also  spontan  eine  Veränderung,  wie 


Tuberkulose. 


223 


sie  durch  Tuberkulin  experimentell  erzeugt  werden  kann.  Vielleicht 
ist  eine  Erhöhung  des  Neutralschwefels  diagnostisch  verwertbar. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Schneider,  Albert,  Beiträge  zur  Krysolganbehandlung 
und  kutanen  Tuberkulinbehandlung  bei  Lungen¬ 
tuberkulose.  (M.  Kl.  1924  S.  639.) 

Krysolgan  hat  sich  bei  Behandlung  der  Lungentuberkulose  sehr 
gut  bewährt;  Schädigungen  wurden  nie  beobachtet.  Die  Ponndorfsche 
Tuberkulinbehandluog  ist  bei  gutartigen  Lungentuberkulosen  des 
öfteren  von  Nutzen,  jedoch  kommen  schädliche  Tuberkulinreaktionen 
gelegentlich  vor.  Ektebin  ist  bei  vorsichtiger  Dosierung  ein  günstiges 
Heilmittel,  die  kombinierte  Krysolgan-Ektebinbehandlung  sehr  aus¬ 
sichtsreich.  Erich  Hesse  [Berlin). 

Richet,  Charles,  Le  jus  de  viande  cru,  pur,  sec  et  total 
dans  le  traitement  de  la  tuberculose  humaine  et  la 
reconstruction  des  muscles.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924, 
1 78,  p.  1660.) 

Auf  Grund  tierexperimenteller  Beobachtungen  hat  Verf.  den 
Fleischpreßsaft  in  die  Behandlung  der  Tuberkulose  eingeführt;  er 
nennt  diese  neue  Heilmethode  „Zomotherapie“.  Schon  im  Jahre  1902 
war  aufgefallen,  daß  tuberkelbazilleninfizierte  Hunde,  die  ausschließlich 
mit  rohem  Fleisch  ernährt  waren,  nicht  an  Tuberkulose  erkrankten, 
während  Kontrolliere,  denen  gemischte  Kost  verfüttert  wurde,  aus¬ 
nahmslos  der  Infektion  erlagen.  Im  Anschluß  an  diese  Erfahrungen 
war  es  naheliegend,  auch  klinische  Versuche  mit  Fleischsaft  aus¬ 
zuführen.  Die  Durchführung  der  Behandlungsmethode  in  größerem 
Maßstabe  am  Krankenbett  wurde  erst  möglich,  als  es  gelang,  den 
Preßsaft  des  rohen  Fleisches  zu  trocknen,  und  das  Pulver  in  Fleisch¬ 
brühe  gelöst  den  Kranken  zu  verabreichen.  In  dieser  Form  konnten 
die  Patienten  pro  Tag  80  g  getrockneten  Preßsaft,  zu  dessen  Her¬ 
stellung  2700  g  frischen  Fleisches  notwendig  waren,  ohne  Schwierig¬ 
keiten  nehmen.  Verf.  sammelte  seine  klinischen  Erfahrungen  an 
annähernd  350  tuberkulösen  Soldaten.  Von  diesen  waren  260  Kranke 
1  bis  3  Monate  lang  mit  Fleischsaft  behandelt  worden.  Die  Patienten 
befanden  sich  im  Anfangsstadium  der  tuberkulösen  Erkrankung, 
zeigten  jedoch  alle  deutlich  nachweisbare  klinische  Erscheinungen 
und  hatten  Tuberkelbazillen  im  Auswurf.  Als  ein  objektiver  Ma߬ 
stab  des  Einflusses  der  Therapie  auf  den  Verlauf  der  Erkrankung 
wurden  die  Änderungen  des  Körpergewichts  der  Patienten  heran¬ 
gezogen.  Bei  den  mit  Preßsaft  behandelten  Lungenkranken  konnte 
durchschnittlich  eine  tägliche  Gewichtszunahme  von  23  g  beobachtet 
werden;  einzelne  besonders  gut  reagierende  Kranke  nahmen  121  bis 


224 


Tuberkulose. 


162  g  pro  Tag  zu.  Mit  dieser  Zunahme  des  Körpergewichts  war 
ein  beträchtlicher  Muskelansatz  verbunden,  der  einerseits  bei  der 
Stoffwechselbilanz  in  einer  Retention  von  Stickstoff  und  Phosphor 
zum  Ausdruck  kam,  andererseits  sich  durch  Messungen  der  Muskel¬ 
kraft  mit  Hilfe  der  Ergographie  und  Dynamometrie  zahlenmäßig 
verfolgen  ließ.  Da  Verf.  den  Standpunkt  vertritt,  daß  die  Gewichts¬ 
zunahme  des  Tuberkulösen  immer  mit  einer  Besserung  der  Erkran¬ 
kung  verknüpft  ist,  umgekehrt  aber  die  Gewichtsabnahme  eine  Ver¬ 
schlimmerung  des  Leidens  bedeutet,  so  zieht  er  aus  seinen  klinischen 
Beobachtungen  den  Schluß,  daß  die  Zomotherapie  eine  neue  aussichts¬ 
reiche  Methode  in  der  Behandlung  der  Tuberkulose  darstellt. 

Mosel  G oldschmidt  {Frankfurt  a.  M.). 

» 

Ladek,  E.,  Zur  Behandlung  der  Lungentuberkulose  mit 
„Angioly  mphe“.  (W.  kl.  W.  1924  S.  739.) 

Das  als  „Heilmittel  gegen  alle  Formen  der  Tuberkulose“  bezeichnete  Präparat 
„Angiolymphe“,  ein  Pflanzenextrakt,  ließ  in  keinem  der  damit  behandelten  Fälle 
irgendeine  günstige  Wirkung  auf  die  Krankheit  erkennen.  Der  Preis  dieses  fran¬ 
zösischen  Präparates  ist  enorm  hoch.  Hetsch  {. Frankfurt  a.  M.). 

Rychlo,  J.,  Beobachtungen  über  die  Wirksamkeit  der 
„Angiolymphe“  bei  Lungentuberkulose.  (M.  Kl.  1924 
S.  451.) 

Das  Präparat,  ein  sehr  teurer  Orchideenextrakt,  wurde  bei 
10  Kranken  ohne  sichtbaren  Erfolg  angewandt.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Eber,  A.,  Die  Tuberkulose  des  Hausgeflügels.  (Zschr.  f. 
Infekt.Krkh.  d.  Haustiere  1924,  25,  S.  145  u.  27,  S.  1.) 

Während  eines  Zeitraums  von  24  Jahren  (1899 — 1922)  sind  im 
Leipziger  Veterinärinstitut  7267  Geflügelstücke  seziert  worden,  von 
denen  sich  379  =  5,2  Proz.  als  tuberkulös  erwiesen  und  zwar  waren 
von  5360  Hühnervögeln  tuberkulös  364  —  6,8  Proz.,  von  887  Stück 
Wassergeflügel  1  =  0,1  Proz.  Im  einzelnen  sind  mit  Tuberkulose  be¬ 
haftet  gewesen  von  4988  sezierten  Haushühnern  346  =  6,9  Proz.,  von 
1020  Tauben  14  =  1,4  Proz.,  von  257  Puten  10  =  3,9  Proz.,  von  10  Perl¬ 
hühnern  0,  von  20  Pfauen  2  =  10  Proz.,  von  79  Fasanen  6  ==  7,6  Proz., 
von  6  Rebhühnern  0,  von  460  Enten  1  =  0,2  Proz.,  von  412  Gänsen 
0  und  von  15  Schwänen  0.  Geflügelstücke  derselben  Art  aus  dem 
gleichen  Bestände  sind  nur  eiomal  gezählt,  so  daß  die  errechneten 
Prozentzahlen  annähernd  auch  für  die  verseuchten  Geflügelbestände 
als  solche  gelten  können.  Verf.  gibt  dann  eine  Übersicht  über  die 
Beteiligung  der  einzelnen  Organe  an  der  tuberkulösen  Erkrankung  bei 
sämtlichen  tuberkulös  befundenen  Tieren,  schließt  daran  auf  Grund 
der  erhobenen  pathologisch-anatomischen  Befunde  eine  allgemeine 
Charakteristik  der  Geflügeltuberkulose,  macht  einige  Bemerkungen 


Tuberkulose. 


225 


über  die  Erscheinungen  der  Krankheit,  bespricht  ferner  die  Frage 
der  Entstehung  von  Tuberkulose  beim  Geflügel  durch  Aufnahme 
menschlichen  tuberkulösen  Sputums  oder  von  tuberkulösen  Rindern 
stammender  Abfälle  und  führt  schließlich  38  bemerkenswerte  Einzel¬ 
falle  von  Geflügeltuberkulose  auf,  die  entweder  als  besonders  typisch 
für  den  einzelnen  Krankheitsfall  gelten  oder  als  seltene  Vorkomm¬ 
nisse  ein  größeres  Interesse  in  Anspruch  nehmen.  Zeller  {Berlin). 

Dunkel,  Über  die  Verbreitung  der  Tuberkulose  durch 
die  aus  den  Sammelmolkereien  stammende  Magermilch 
und  ihre  Verhütung.  (B.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  296.) 

Infolge  Verfütterung  der  nichterhitzten  Magermilch  der  Sammel¬ 
molkereien  an  Schweinen  hat  sich  der  Prozentsatz  derartiger  tuber¬ 
kulöser  Tiere  am  Schlachthofe  in  Stendal  von  0,73  Proz.  im  Jahre 
1894  auf  16,25  Proz.  im  Jahre  1923  erhöht.  Abhilfe  ist  nur  von  der 
strengen  Durchführung  der  gesetzlich  vorgeschriebenen  Magermilch¬ 
erhitzung  ZU  erwarten.  Carl  {Karlsruhe). 

Panisset,  L.  et  Verge,  J.,  Orig  ine  humaine  du  bacille  de 
Koch  dans  deux  cas  de  tuberculose  canine.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  341.) 

In  zwei  Fällen  von  Lungentuberkulose  beim  Hund  konnten 
Tuberkelbazillen  vom  Typus  humanus  nachgewiesen  werden. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Teipel,  H.,  Vergleichende  Untersuchungen  über  den  dia¬ 
gnostischen  Wert  der  Kon j unktival-  und  der  Palpe- 
bralreaktion  bei  der  Rindertuberkulose.  (Arch.  f. 
wiss.  Tierhlk.  1924,  50,  S.  551.) 

Konj unktival-  und  Palpebralprobe  stehen  bei  richtiger  Aus¬ 
führung  und  Kontrolle  hinsichtlich  Genauigkeit  einander  nicht  nach. 
Die  Vorteile  der  Palpebralprobe  bestehen  darin,  daß  die  Ergebnisse 
der  Reaktion  nicht  verwischt  werden  können;  die  palpebrale  Tuber¬ 
kulinprobe  eignet  sich  daher  für  solche  Fälle,  bei  denen  mit  der 
Möglichkeit  gerechnet  werden  muß,  daß  etwa  bei  einer  Reaktion 
nach  außen  zutage  tretendes  Sekret  absichtlich  beseitigt  wird 
(Handel,  forensische  Fälle).  In  allen  übrigen  Fällen  ist  in  der 
Praxis  die  Konjunktivalprobe  vorzuziehen.  Giese  {Berlin). 

Kuester,  E.  und  Heß,  A.,  Die  Diagnose  der  Rindertuber¬ 
kulose  durch  Nachweis  der  Abderhaldenschen  Abbau¬ 
fermente  (Abderhalden-Reaktion)  mittels  des  Zeiß- 
schen  Flüssigkeit-Interferometers.  (Fermentforschung. 
1923  S.  211.) 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


No.  9/10. 


15 


226 


Tuberkulose. 


Im  Sinne  Abderhaldens  besteht  eine  Organspezifität.  Bei  Tuber¬ 
kulose  finden  sich  im  Blut  der  Rinder  Abwehrfermente,  die,  nach  der 
interferometrischen  Methode  gemessen,  zu  diagnostischen  und  prognosti¬ 
schen  Schlüssen  verwendet  werden  können.  Die  Menge  der  Abwehr¬ 
fermente  ist  in  verschiedenen  Stadien  der  Krankheit  verschieden 
groß.  Kachektiker  haben  wahrscheinlich  keine  Abwehrfermente. 

Wedemann  {Berlin). 

Leonhardt,  W.,  Klinische  Studien  über  Ponndorf-Impfungen 
bei  Rindern.  (Arch.  f.  wiss.  Tierhlk.  1924,  50,  S.  399.) 

Es  werden  die  Ergebnisse  mit  Ponndorf-Impfungen,  die  an  etwa 
4000  Rindern  ausgeführt  wurden,  mitgeteilt.  Der  vom  Sächsischen 
Serumwerk  Dresden  (Dr.  Böhme)  hergestellte  Impfstoff  stellt  kombi¬ 
nierte  Hautimpfstoffe  aus  bovinem  Alttuberkulin  und  bovinem  Tuberkel¬ 
bazilleneiweiß  für  das  Rind  dar.  Die  Impfungen  fielen  günstig  aus. 
Die  Hautimpfstoffe,  besonders  in  der  von  Böhme  vorgeschlagenen  Er¬ 
weiterung,  erzeugen  nicht  nur  Resistenz  und  Immunität  gegen  Tuber¬ 
kulose,  sondern  wirken  auch  auf  die  Milch-  und  Fleischproduktion 
tuberkulöser  Rinder,  deren  völlige  Heilung  ausgeschlossen  ist,  im 
günstigen  Sinne  ein.  Giese  {Berlin). 

Yallee,  H.,  Bacille  tuberculeux  et  excipient  irresorbable. 
(C.  r.  Acad.  des  Scienses.  1924,  178,  p.  152.) 

Rinder,  die  nach  Behring  gegen  Tuberkulose  schutzgeimpft  sind,  verlieren 
ihre  Resistenz  entsprechend  der  Ausscheidung  der  einverleibten  Tuberkelbazillen. 
Will  man  einen  langdauernden  Schutz  der  Tiere  gegen  die  Infektion  erzielen,  so 
kommt  es  darauf  an,  die  Resorption  und  Elimination  des  Impfstoffes  möglichst  lang¬ 
sam  und  schwierig  zu  gestalten.  Dies  gelingt,  wenn  man  statt  der  gebräuchlichen 
wässerigen  Bazillenaufschwemmungen  einen  Impfstoff  benutzt,  der  die  Bakterien  zu¬ 
sammen  mit  Talkum  oder  fein  zerriebenem  Sand  in  öliger  Suspension  enthält. 
Während  Rinder,  die  in  üblicher  Weise  schutzgeimpft  wurden,  schon  nach  3  Monaten 
den  Impfstoff  ausgeschieden  hatten  und  nach  6  Monaten  nicht  mehr  geschützt 
waren,  verhielten  sich  die  Tiere,  die  man  mit  schwer  resorbierbarem  Vakzin  vor¬ 
behandelt  hatte,  ganz  anders.  An  der  Impfstelle  fanden  sich  noch  nach  3  Jahren 
reichlich  Tuberkelbazillen,  die  sich  in  dem  käsig  veränderten  Gewebe  vermehrt 
hatten.  Tiere  mit  derartigen  Tuberkelbazillendepots  waren  noch  2  Jahre  nach  der 
Schutzimpfung  gegen  tödliche  Infektionen  geschützt.  Eine  Propagation  der  Tuberkel¬ 
bazillen  von  den  Impfdepots  aus  wurde  nicht  beobachtet. 

Rosel  Goldschmidt  {Frankfurt  a.  M.). 

Casparius,  Die  Bekämpfung  der  Tuberkulose  und  der 
Aktinomykose  der  Haustiere  durch  Prof.  F.  F.  Fried¬ 
manns  Heil-  und  Schutzmittel.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924 
S.  415.) 

Verf.  berichtet  über  seine  Beobachtungen  an  über  2000  Stück 
Rindvieh  und  über  2000  Hühnern,  wobei  die  humanen  Verhältnisse 
unter  Benutzung  der  Literatur  mit  herangezogen  werden.  Als  Gesamt- 


Desinfektion. 


227 


resultat  ergibt  sich,  daß  sämtliche  Bestände,  die  vor  der  Friedmann- 
Durchimpfung  mehr  oder  weniger  tuberkuloseverseucht  waren,  jetzt 
zum  allergrößten  Teile  saniert,  d.  h.  tuberkulosefrei  sind.  Bei  der 
Schlachtung  konnte  Verf.  häufig  feststellen,  daß  einerseits  dissemi- 
nierte  Miliartuberkel  in  den  Lungen  stehen  geblieben  und  zu  stein¬ 
harten  Gebilden  verkalkt  waren,  und  daß  andererseits  ursprünglich 
verkäste  Lungen-  und  Drüsenherde  mit  einer  dicken  Bindegewebs- 
scliicht  sich  umgeben  hatten,  während  der  Inhalt  eine  steinharte 
Masse  darstellte.  Klinisch  äußerte  sich  die  Heilung  zunächst  im 
besseren  Gedeihen  und  Lebhafterwerden  der  Tiere,  sodann  in  der 
Abnahme  des  Hustens  und  der  Schleimabsonderung.  Die  auffallend 
günstige  Wirkung  des  Friedmann-Mittels  bei  der  Aktinomykose- 
behandlung  illustriert  Verf.  durch  eine  Kasuistik  von  8  Fällen. 

Carl  ( Karlsruhe ). 

Kersten,  H.  E.,  Über  neuere  Arbeiten  auf  dem  Gebiete 
der  Sterilisation  mittels  Chemikalien.  (Desinfektion. 
1924  S.  67.) 

Zusammenstellung  der  von  Ende  1922  bis  Herbst  1923  er¬ 
schienenen  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete.  Wedemann  {Berlin). 

Jiznka,  A.  and  Watanuki,  T.,  On  the  disinfection  of  animal 
bones.  (J.  of  Japan.  Soc.  of  vet.  Science.  1924,  3,  p.  1.) 

Tierische  Knochen,  die  als  Rohware  zu  Düngerzwecken  nach 
Japan  eingeführt  werden,  stammen  hauptsächlich  aus  China  und  sind 
gelegentlich  milzbrandsporenhaltig.  Verschiedene  Milzbrandfälle  bei 
Mensch  und  Tier  (Rind  und  Pferd)  müssen  der  Verwendung  solchen 
Knochendüngers  zugeschrieben  werden.  Es  war  deshalb  sehr  wichtig, 
eine  praktisch  brauchbare  Methode  für  die  Desinfektion  derartig 
infizierter  Knochen  ausfindig  zu  machen.  Verff.  haben  Versuche  in 
dieser  Richtung  angestellt  und  vor  allem  die  Frage  geprüft,  ob  das 
zur  Entfettung  der  Knochen  dienende  Petroleumbenzin  nicht  auch 
für  die  Vernichtung  der  Milzbrandsporen  brauchbar  sei.  Die  Ver¬ 
suche  ergaben,  daß  das  Petrolbenzin  des  Handels  die  in  Knochen 
enthaltenen  Milzbrandsporen  nicht  abzutöten  vermochte.  Dagegen 
war  es  möglich,  mit  Petrolbenzin,  dem  Paraformaldehyd  zugegeben 
war,  eine  sichere  Abtötung  der  in  infizierten  Knochen  vorhandenen 
Milzbrandsporen  zu  erreichen.  Zeller  {Berlin). 

v.  Linden,  Bedeutung  des  Bakterie idols  für  die  Ent¬ 
keimung  der  Luft.  (Delbag-Mitteilungen.  1924  S.  17.) 

Durch  mit  Baktericidol,  einem  Kupfer  enthaltendem  Öl  bestimmter 
Viskosität  getränkte  Filter,  die  zur  Filtrierung  von  Luft  dienen, 
werden  Krankheitserreger  und  an  erster  Stelle  Tuberkelbazillen, 

15* 


228 


Desinfektion. 


•  • 

deren  Wachsmantel  von  dem  Ol  leicht  durchdrungen  wird,  abgetötet. 
Die  Filter  machen  die  Luft  weitgehend  staub-  und  keimfrei  und  sind 
deshalb  für  Zwecke  der  Nahrungsmittelindustrie,  Arzneimittelfabriken 
USW.  geeignet.  w edemann  (Berlin). 

Frieber,  Ist  der  Milchschaum  eine  Gefahr  für  die  Dauer¬ 
pasteurisierung?  (Molkerei-Ztg.  Hildesheim.  1924  S.  1226.) 

Bei  der  Prüfung  der  Leistungsfähigkeit  von  zwei  modernen 
4  Zellendauerwannen  mit  1000  Liter  Stundenleistung,  in  denen  Milch 
1I2  Stunde  lang  auf  60—65 0  erhitzt  wurde,  bildete  sich  Schaum,  der 
auch  im  Verlauf  der  Heißhaltung  nicht  zerging.  Die  Temperatur 
des  Schaumes  war  wesentlich  geringer  als  die  der  Milch.  Es  zeigte 
sich,  daß  der  zu  pasteurisierenden  Milch  zugesetzte  Colibazillen  und 
Hefezellen  wohl  in  der  Milch,  aber  nicht  im  Schaum  abgetötet  waren. 
Der  Forderung  des  Viehseuchengesetzes  kann  somit  eine  Dauer  - 
erhitzung  nicht  genügen,  bei  der  nicht  jedes  Teilchen  die  notwendigen 
Temperaturen  erhält,  d.  h.  bei  der  die  Schaumgefahr  nicht  beseitigt 
ist.  Vom  bakteriologischen  und  hygienischen  Standpunkt  aus  ist  an 
der  Forderung  „Vermeidung  der  Schauminfektion“  streng  festzuhalten. 
Ob  sich  in  den  neuerdings  in  den  Handel  gebrachten  Doppelröhren¬ 
erhitzer  der  Firma  Ahlborn  in  Hildesheim  und  in  Metallflaschen  mit 
Metallkappe  die  Schaumbildung  verhüten  läßt,  müssen  weitere  Ver¬ 
suche  ergeben.  W edemann  (Berlin). 

Ishiwara,  Fusao,  Bakterizide  Kraft  und  chemische  Struktur. 
(Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  14,  S.  429.) 

Verf.  prüfte  die  bakterizide  Wirkung  einer  großen  Zahl  von 
chemischen  Verbindungen  gegenüber  13  verschiedenen  Bakterien¬ 
stämmen  (Typhus,  Paratyphus  A  und  B,  Dysenterie  Shiga  und  Flexner, 
Cholera,  Pneumobazillen ,  Staphylokokken,  Streptokokken,  Pneumo¬ 
kokken,  Meningokokken,  Gonokokken  und  Diphtherie).  Im  allgemeinen 
ging  die  Wirkung  gegenüber  den  verschiedenen  Arten  parallel.  Am 
empfindlichsten  erwiesen  sich  Gonokokken,  dann  Cholera  Vibrionen ; 
etwas  weniger  empfindlich  waren  Paratyphus  A  und  B,  Dysenterie 
und  Diphtherie,  dann  Typhus;  Pneumo-  und  Meningokokken  waren 
etwas  empfindlicher  als  Typhus.  Streptokokken  waren  unempfind¬ 
licher,  am  resistentesten  Staphylokokken.  Bisweilen  waren  elek- 
tive  Wirkungen  auf  bestimmte  Arten  nachweisbar.  Im  einzelnen 
wurde  über  den  Einfluß  der  Struktur  folgendes  festgestellt.  Die 
Amido-  und  Alkylderivate  von  Benzol  haben  keine  bakterizide  Kraft. 
Sitzen  aber  beide  Reste  an  verschiedenen  C-Atomen  des  Benzols,  wie 
beim  Toluidin,  so  ist  die  Wirkung  sehr  stark.  Die  Nitrogruppe  wirkt 
genau  so  wie  die  Alkylgruppe.  Alkylderivate  haben  keine  Wirkung. 
Wenn  also  ein  Phenol  mit  dem  Alkyl  substituiert  wird,  so  erhöht  sich 


Desinfektion. 


229 


•• 

seine  Wirkung  3— 10 fach,  und  zwar  wirkt  die  Athylgruppe  2  mal  so 
stark  wie  die  Methylgruppe,  und  jede  neue  C-Vermehrung  bewirkt 
Verdoppelung  der  Wirkung.  Bei  Fettsäuren  dagegen  vermindert  sich 
bei  C-Vermehrung  die  Wirkung  um  die  Hälfte.  Normale  Fettsäuren 
und  Alkohole  wirken  2  fach  stärker  als  die  entsprechenden  Isover¬ 
bindungen.  Unter  den  ein-,  zwei-  und  dreiwertigen  Phenolen  wirkt 
Hydrochinon  am  stärksten,  Resorcin  am  schwächsten.  Die  Aldehyd¬ 
gruppe  wirkt  stärker  als  die  Hydroxyl-,  aber  schwächer  als  die  Carb- 
oxylgruppe.  Bei  Karbon-  und  Sulfosäuren  ist  die  Wirkung  sowohl  in 
der  Methan-  wie  in  der  Benzolreihe  10 — 100  fach  erhöht.  Bikarbon- 
säure  wirkt  doppelt  so  stark  wie  Monokarbonsäure.  Ketone  und  un¬ 
gesättigte  Verbindungen  wirken  meist  schwach,  ebenso  Cyan-  und 
Rhodanverbindungen,  während  Thioverbindungen  sehr  stark  wirken. 
Kondensationsprodukte  von  aliphatischen  und  aromatischen  Verbin¬ 
dungen  wirken  schwach  oder  nicht,  stark  dagegen  solche  von  zwei 
aromatischen  Verbindungen,  besonders  wenn  diese  selbst  bakterizide 
Kraft  haben.  Im  Gegensatz  zu  den  freien  Halogenen  wirkt  in  Ver¬ 
bindungen  Chlor  am  schwächsten,  Jod  am  stärksten.  Dieses  bewirkt 
eine  durchschnittlich  50  fache  Steigerung  der  bakteriziden  Wirkung, 
gleichzeitig  aber  auch  eine  Erhöhung  der  organotropen  Wirkung. 
Die  Steigerung  der  bakteriziden  Wirkung  durch  wirksame  Radikale 
findet  nur  bei  den  ersten  Substitutionen  statt.  Eine  weitere  Ein¬ 
führung  von  gleichen  Radikalen  erhöht  die  Wirkung  nicht  mehr. 
Wird  aber  noch  ein  ganz  anderes  Radikal,  z.  B.  Metall,  Halogen  oder 
Schwefel,  eingeführt,  so  wird  die  bakterizide  Kraft  in  sehr  verschie¬ 
denem  Grade  gesteigert.  Von  metallorganischen  Verbindungen  spielen 
Blei-,  Wismuth-  und  Calciumderivate  keine  Rolle.  Dagegen  sind 
Aluminium-,  Eisen-,  Zink-,  Silber-  und  Quecksilberverbindungen,  be¬ 
sonders  die  letzten,  sehr  wirksam,  ohne  daß  die  Organotropie  ent¬ 
sprechend  steigt.  Die  bakterizide  Wirkung  der  anorganischen  Hg- 
Verbindungen  ist  der  der  organischen  meist  gleich,  doch  haben  einige 
von  letzteren  eine  bedeutend  geringere  organotrope  Wirkung.  Eine 
elektive  Wirkung  bestimmter  Radikale  für  bestimmte  Bakterien  ließ 
sich  nicht  nach  weisen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Bergin,  E.,  Untersuchungen  über  Chloramin  Heyden. 

(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  465.) 

Folgende  Konzentrationen  des  Chloramins  erscheinen  ausreichend: 
Für  Händedesinfektion  1/4 — */«,  proz.  Lösung,  für  Stuhldesinfektionen 
(dünne  Stühle,  Ref.)  lproz.  Lösungen,  für  Fußbodendesinfektion  lproz. 
Lösungen.  Seine  bakterizide  Kraft  ist  um  etwa  das  20  fache  stärker 
wie  die  der  Kresolseifenlösung.  Lösungen  von  Rein-  und  Rohchloramin, 
im  Dunkeln  auf  bewahrt,  haltbar,  entfalten  annähernd  die  gleiche 
Wirksamkeit.  Lösungen,  in  denen  50  Proz.  Serum  enthalten  ist, 


230 


Desinfektion. 


haben  eine  10  mal  schwächere  Wirkung  als  solche  ohne  Serumzusatz. 
Die  Chloramin  seife  Heyden  entfaltet  eine  erhebliche  bakterizide 
Wirkung  anscheinend  ohne  Schädigung  der  Hände.  Noetel. 

Lockemann,  E.  und  Ulrich,  W.,  Zur  Kenntnis  des  p- Toluol- 
sulfochlor amidnatriums  (Chloramin  T,  Chloramin, 
Mi  anin,  Aktivin).  (Desinfektion.  1924  S.  81.) 

Die  bakterizide  Wirkung  von  p-Toluolsulfochloramidnatrium  ist 
bei  kürzerer  Einwirkungsdauer  annähernd  dieselbe  wie  die  von 
Natriumhypochloritlösungen  gleichen  Normalgehaltes.  Mitzunehmender 
Einwirkungsdauer  steigert  sich  die  bakterizide  Wirkung  des  p-Toluol- 
sulfochloramidnatriums  sowohl  im  Vergleich  zu  der  Wirkung  von 
Natriumhypochlorit  wie  auch  zu  der  von  Phenol.  Im  Verhältnis  zu 
Phenol  ergaben  sich  für  die  Einwirkungsdauer  von  5  und  60  Minuten 
folgende  Vielfache  der  Werte  für  die  Wirkungsgrade: 

gegenüber  Paratyphus  B  30,120 
„  Coli  40,200 

„  Staphyl.  alb.  50,250 

Lösungen  von  p-Toluolsulfamidnatrium  wirken  gegenüber  Paratyphus  B, 
Coli  und  Staphylok.  alb.  ungefähr  in  gleicher  Weise  entwicklungs¬ 
hemmend  wie  Natriumhypochloritlösungen  von  demselben  Normal¬ 
gehalt.  Dem  Phenol  ist  das  p-Toluolsulfochloramidnatrium  in  der 
entwicklungshemmenden  Wirkung  mehrfach  überlegen  und  zwar 
gegenüber  Paratyphus  B  und  Coli  4— 5  mal,  gegenüber  Staphylok.  alb. 
11— 12  mal.  Beim  Auf  bewahren  in  wässeriger  Lösung  erwies  sich 
das  p-Toluolsulfochloramidnatrium  unter  den  verschiedensten  Be¬ 
dingungen  in  den  meisten  Fällen  haltbarer  als  Natriumhypochlorit¬ 
lösungen  und  als  Chlorwasser.  Im  Dunkeln  sind  die  schwächeren 
Lösungen  (0,016  n)  haltbarer  als  die  stärkeren  (0,16  n),  im  Hellen  ist 
es  umgekehrt.  Wedeniann  {Berlin). 

Lockemann,  G.  und  Ulrich,  W.,  Über  die  Desinfektions¬ 
wirkungeiniger  Tetralinderivate.  (Desinfektion.  1924 S.  1.) 

Die  Stammsubstanz  dieser  Derivate  ist  das  Tetrahydronaphthalin 
(Cj0  H12)  und  Dekahydronaphthalin  (C10H18),  die  mit  dem  abgekürzten 
Namen  Tetralin  und  Dekalin  bezeichnet  werden.  Diese  nach 
G.  Schroeter  im  großen  Umfange  herstellbaren  Körper  haben 
industriell  eine  große  Bedeutung  gewonnen.  Schroeter  hat  auch 
schon  einige  Tetralinabkömmlinge  auf  ihre  Wirksamkeit  gegenüber 
Bakterien  untersuchen  lassen.  2-Tetralol,  1  Brom-2-Tetralol  und 
1,3  Dibrom-2-Tetralol  wirkten  auf  Bact.  coli,  Staphyloc.  pyog.  alb. 
und  Milzbrandsporen  noch  in  Verdünnungen  entwickelungshemmend, 
die  weit  größer  waren  als  die  hierzu  erforderlichen  Verdünnungen 
von  Phenol  und  Lysol.  Die  Verff.  haben  1-  und  2-Tetralol,  1  Brom- 


Desinfektion. 


231 


Tetralol,  1,3  Dibrom-2-tetralol,  tetralinsulfosaures  Natrium  und  okto- 
hydranthracensulfosaures  Natrium  auf  ihre  Wirksamkeit  gegenüber 
an  Batistläppchen  haftenden  Typhusbazillen,  Staphyl.  pyog.  aureus, 
Paratyphus  B  und  Coli,  teils  in  wässeriger,  teils  in  durch 
Seife  oder  Alkali  löslich  gemachten  Flüssigkeiten  untersucht.  Als 
Vergleichsdesinfektionslösungen  wurden  Phenol-  und  Naphtholseifen- 
lösungen  verwendet.  Durch  die  Aufnahme  von  4  Wasserstoffatomen 
in  den  einen  Ring  des  Naphthalinkernes  wird  die  desinfizierende 
Wirkung  der  Naphthole  gegenüber  Typhus  und  Paratyphus  B-Bazillen 
ganz  erheblich  gesteigert.  Während  von  Bechhold  und  Ehrlich 
durch  Austausch  von  Wasserstoffatomen  gegen  Brom  beim  Phenol 
bis  zur  Höchstzahl  5  eine  ganz  bedeutende  Steigerung,  beim  Naphthol 
bis  zu  2  und  3  Atomen  auch  noch  eine  teils  nicht  unerhebliche 
Steigerung,  von  da  ab  dann  eine  Verminderung  der  bakteriziden 
Kraft  festgestellt  wurde,  ergibt  sich  aus  den  Versuchen  der  Verff., 
daß  beim  4  fach  hydrierten  2-Naphthol,  dem  2-Tetralol,  durch  Eintritt 
von  einem  Bromatom  gegenüber  Staphylokokken  zwar  eine  Steigerung, 
gegenüber  Paratyphus  ß  schon  eine  Herabsetzung,  durch  Eintritt 
von  2  Bromatomen  beiden  Bakterienarten  gegenüber  eine  erhebliche 
Verminderung  der  bakteriziden  Kraft  bewirkt  wurde.  Die  Versuche 
mit  den  Sulfosäuren  des  4fach  hydrierten  Naphthalins  und  des  Sfach 
hydrierten  Anthracens  zeigen  noch  besonders,  da  die  Sulfosäuregruppe 
an  und  für  sich  schädigend  auf  die  bakterizide  Eigenschaft  wirkt, 
wie  sehr  durch  die  Aufnahme  von  Wasserstoffatomen  in  diese  kon¬ 
densierten  Benzolkerne  deren  bakterizide  Wirkung  gesteigert  wird. 

We  de  mann  {Berlin). 

•  • 

Lockemann,  0.  und  Ulrich,  W.,  Uber  „Seethol“  und  über 
die  desinfizierende  Wirkung  von  Estern.  (Desinfektion. 
1924  S.  103.) 

Die  chemische  Untersuchung  ergab,  daß  das  gegen  Maul-  und 
Klauenseuche  angepriesene  Mittel  Seethol  mit  einem  grünen  Farb¬ 
stoff  versetzter  Essigsäureäthylester  ist.  Die  bakterizide  Wirkung 
des  Essigsäureäthylesters  ist  nicht  unerheblich.  7proz.  wässerige 
Lösungen  des  Esters  (in  Wasser  etwa  bis  8  Proz.  löslich)  töten  Para- 
typhus-B-Bazillen  bereits  nach  5  Minuten,  Coli  und  Staphylokokken 
nach  60  Minuten  ab.  Dieses  relativ  gute  Ergebnis  veranlaßte,  auch 
noch  den  ebenfalls  wasserlöslichen  Ameisensäureäthylester  zu  prüfen, 
der  noch  viel  wirksamer  war.  Eine  3  proz.  Lösung  tötet  Paratyphus  B- 
Bazillen  schon  in  5  Minuten.  Staphyl.  alb.  wird  von  einer  2  proz. 
Lösung  schon  in  2  Minuten  vernichtet,  während  Coli  von  3  proz. 
Lösung  erst  nach  2  Stunden  abgetötet  wird.  Die  Prüfung  der  ent¬ 
wicklungshemmenden  Wirkung  in  Bouillon  im  Vergleich  zum  Phenol 
und  Methylalkohol  ergab,  daß  Essigester  bis  zu  einer  Lösungsstärke 


232 


Desinfektion. 


von  3  Proz.  (weiter  hinaufzugehen  verbieten  die  Lösungsverhältnisse) 
die  Entwicklung  von  Paratyphus,  Coli  und  Staphylokokken  nicht 
hindert,  während  Ameisensäureäthylester  in  3-  und  2  proz.  Lösung 
entwicklungshemmend  wirkte.  Die  Versuche  wurden  noch  auf  andere 
wasserlösliche  Ester  ausgedehnt,  über  die  später  berichtet  werden  soll. 

Wedemann  {Berlin). 

Glaser,  Eduard  und  Wulwek,  Wilhelm,  Über  neue  synthetisch 
dargestellte  Nitrophenolglukoside  nebst  Beiträgen 
zur  Desinfektionskraft  und  Giftigkeit  der  Nitro- 
phenole.  (Bioch.  Zschr.  1924,  145,  S.  514.) 

Durch  Einwirkung  von  Azetobromglukose  in  Azetonlösung  auf 
alkalische  Nitrophenollösung  lassen  sich  über  die  Tetraazetate  Nitro¬ 
phenolglukoside  unschwer  darstellen.  Die  Nitrophenole  wirken  be¬ 
deutend  stärker  bakterizid  als  Phenol,  und  zwar,  ähnlich  wie  bei  den 
Kresolen,  am  stärksten  die  Metaverbindung,  doch  kommt  deren 
Wirkung  der  des  Metakresols  nicht  gleich.  Die  Glukoside  besitzen 
keine  desinfizierende  Wirkung,  wirken  vielmehr,  solange  sie  unge¬ 
spalten  sind,  wachstumsfördernd.  Da  die  Nitrophenole  in  Wasser 
nur  wenig  über  1  Proz.  löslich  sind,  so  kommen  sie  für  Desinfektions¬ 
zwecke  nur  dort  in  Betracht,  wo  eine  längere  Einwirkungsdauer 
möglich  ist.  Die  Giftigkeit  der  Nitrophenole  übersteigt  die  des 
Phenols.  Auch  hier  wieder  wie  bei  den  Kresolen  ist  die  am  stärksten 
bakterizid  wirkende  Metaverbindung  weniger  giftig  als  die  Para¬ 
verbindung.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Brinkmann, J.,  ExperimentelleStudien  zur  keimwidrigen 
Wirksamkeit  des  Hexals  und  Neohexals  im  lebenden 
Organismus.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  39,  S.  495.) 

Der  Übertritt  des  aus  dem  Hexal  (Neohexal)  abgespaltenen 
Formaldehyds  in  den  Harn  äußert  sich  in  einer  weitgehenden 
Hemmung  des  Bakterienwachstums.  1  g  Hexal  (Neohexal)  bewirkt 
für  6—10  Stunden  bei  Prüfung -im  Harn  Bakterienhemmung.  Form¬ 
aldehyd  läßt  sich  nach  einmaliger  Gabe  von  Hexal  (Neohexal)  per  os 
erstmals  nach  30  Minuten  im  Harn  nachweisen.  Nach  stomachaler 
und  namentlich  auch  nach  intravenöser  Darreichung  erhält  das  Blut 
deutliche  entwicklungshemmende  Wirkung.  Von  einer  intravenösen 
Applikation  des  Hexals  wird  wegen  stärkerer  eiweißfällender  und 
zustandsändernder  Wirkung  vorderhand  abgeraten.  Im  ßeagenzglas- 
wie  im  Tierversuch  zeigt  sich  eine  Diphtherietoxin -schädigende 
Wirkung  durch  die  Sulfosalizylsäurekomponente.  H  et  sch. 

Sartory,  A.  et  Sartory,  R.,  Sur  le  pouvoir  antiseptique  du 
bichromate  de  potasse  et  du  bichromate  de  cuivre. 
(C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  1334.) 


Desinfektion. 


233 


Kaliumbichromat  und  Kupferbichrom at  wirken  in  1-  bzw.  2prom. 
Konzentration  entwicklungshemmend  auf  Fadenpilze  (Penicillium 
glaucum,  Mucor  racemosus,  Rhizopus  niger,  Phycomyces  splendens, 
Sterigmatocystis  nigra).  Dabei  ist  das  Kupfersalz  immer  wirksamer 
als  die  Kalium  Verbindung,  was  auch  darin  zum  Ausdruck  kommt, 
daß  die  morphologischen  Veränderungen  der  Mycelien  gerade  in 
Kupferbichromatbouillon  besonders  ausgeprägt  sind.  Hier  finden  sich 
neben  schlanken,  dünnen  Fäden  solche  mit  knotigen  Verdickungen 
und  zahlreichen  Zwischenwänden.  Rosel  Goldschmidt. 

van  der  Lingen,  J.  Steph.,  Über  die  bakterientötende  Wir¬ 
kung  des  sichtbaren  Spektrums.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924 
S.  437.) 

Um  festzustellen,  ob  es  eine  unterschiedliche  Wirkung  im  sicht¬ 
baren  Spektrum  gibt,  hat  Verf.  eine  neue  Technik  zur  Untersuchung 
der  Wirkungen  verschiedener  Teile  des  Spektrums  erdacht,  die  an¬ 
gewandt  werden  kann,  während  die  Bakterien  wachsen.  Die  alte 
Technik  bestand  darin,  entweder  eine  Kultur  während  einer  ge¬ 
gebenen  Zeit  der  Wirkung  einiger  besonderer  Strahlungen  aus¬ 
zusetzen,  sie  dann  auf  den  Nährboden  zu  impfen  und  diesen  24  Stunden 
lang  der  für  den  Organismus  günstigsten  Temperatur  auszusetzen; 
oder  die  Impfung  auf  den  Nährboden  vorzunehmen,  diesen  eine  ge¬ 
wisse  Zeit  zu  bestrahlen  und  dann  24  Stunden  oder  länger  zu  be¬ 
brüten.  Schill  {Dresden). 

Schmidt,  Ludwig  und  Lee,  Song  Yung,  Über  das  Verhalten 
der  durch  Desinfizien tien  geschädigten  Bakterien 
gegenüber  den  Abwehrkräften  des  Körpers.  (Zschr.  f. 
Hyg.  1924,  101,  S.  175.) 

Die  durch  Sublimat  und  Trypaflavin  geschädigten,  aber  nicht 
abgetöteten  Staphylokokken  zeigen  auf  festen  Nährböden  nur  äußerst 
geringe  Wachstumstendenz,  während  in  Traubenzuckerbouillon  reich¬ 
liche  Vermehrung  erfolgt.  Dieses  spricht  in  Bestätigung  früherer 
Angaben  entschieden  gegen  die  noch  vielfach  übliche  Benutzung 
fester  Nährböden  für  Desinfektionsversuche  und  namentlich  gegen 
die  Verwertung  des  Platten  Versuchs  zu  quantitativen  Ergebnissen. 
Dagegen  erweist  sich  die  alte  Pasteursche  Verdünnungsmethode  für 
eine  annähernde  Feststellung  der  Keimzahl  beim  Desinfektions¬ 
versuch  als  brauchbarer  und  sollte  daher  für  diese  Zwecke  eingehend 
geprüft  werden.  —  Der  bakteriellen  Wirkung  frischen  Kaninchen¬ 
serums  gegenüber  zeigen  die  mit  Sublimat  und  Trypaflavin  vor¬ 
behandelten  Staphylokokken  das  gleiche  Verhalten  wie  unvor- 
behandelte  im  Reagenzglasversuch,  wenn  bei  der  Beurteilung  die 
Zahl  der  wirklich  noch  lebenden  Keime  in  Betracht  gezogen  wird. 


234 


Desinfektion. 


Der  bakterizide  Reagenzglasversuch  erscheint  vorläufig  zur  Ent¬ 
scheidung  der  Frage,  ob  mit  Desinfizientien  behandelte  Bakterien 
der  bakteriziden  Wirkung  des  Serums  gegenüber  weniger  wider¬ 
standsfähig  Sind,  wenig  geeignet.  Schill  {Dresden). 

Meier,  August,  Über  die  hemmende  Wirkung  von  Zucker 
und  Kochsalz  auf  verschiedene  Krankheitserreger  in 
„vitro“  und  in  „vivo“.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  480  u.  506.) 

Die  mitgeteilten  Versuche  beweisen  die  bakterizide  Wirkung  von 
Kochsalz  und  Zucker  in  konzentrierter  Lösung  in  vitro.  Bei  der 
vom  Verf.  gewählten  Versuchsanordnung  ist  auch  eine  deutliche 
Wirkung  von  Kochsalz  gegenüber  Milzbrand-  und  Diphtheriebazillen 
beim  Meerschweinchen  in  vivo  bewiesen  worden.  Die  Resultate  lassen 
sich  jedoch  nicht  ohne  weiteres  auf  die  Menschen  übertragen;  Verf. 
verfolgte  vielmehr  den  Zweck,  eine  orientierende  Grundlage  für  den 
eventuellen  weiteren  Ausbau  der  Wundbehandlung  mit  den  geprüften 
Mitteln,  Zucker  und  Kochsalz,  zu  liefern,  e.  Gildemeister  {Berlin). 

Fischer,  M.,  Über  das  Wesen  der  Oligodynamie  und  ähn¬ 
liche  Reizerscheinungen.  (Vorläufige  Mitteilung.) 
(Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  214.) 

„Durchsichtig  und  eindeutig  sind  unsere  Kenntnisse  vorläufig 
noch  nicht,  denn  selbst  Versuche,  die  die  gleiche  Anordnung  haben, 
liefern  nicht  immer  gleichsinnige  Ergebnisse.“  —  Mitteilung  mehrerer 
Beobachtungen  und  Versuche  u.  a.:  Bei  der  oligodynamischen  Wirkung 
des  Silbernitrats,  die  niemals  versagt,  könnte  die  naszierende  Salpeter¬ 
säure,  welche  diffundiert  und  sehr  bald  neutralisiert  wird,  für  die 
eigentümliche  Wachstumsart  der  eingesäten  Bakterien  mit  ausschlag¬ 
gebend  sein.  —  Beim  Auflegen  von  Metallplättchen  auf  besäte  Agar¬ 
platten  treten  Erscheinungen  ein,  die  den  oligodynamischen  sehr 
ähnlich  sehen,  nämlich  Wachstumshemmung  unter  dem  Plättchen, 
Wallbildung  an  deren  Rändern,  diese  aber  sind  nicht  oligodynamischer 
Natur.  Erstere  ist  bedingt  durch  Sauerstoffmangel,  die  Wallbildung 
kommt  dadurch  zustande,  daß  nach  den  Rändern  der  Platte  ein  ge¬ 
wisser  Flüssigkeitsstrom  mit  gelösten  Nährsalzen,  einhergehend  mit 
einer  durch  die  Feuchtigkeit  bedingten  Sauerstoffsättigung,  sich  be¬ 
wegt.  —  Die  Wirkung  von  Säuren  gleicht  qualitativ  der  Silber¬ 
wirkung,  die  Größe  des  keimfreien  Hofes  ist  abhängig  von  dem  Säure¬ 
grad,  so  daß  man  mit  äquivalent  eingestellten  Säuren  übereinstimmende 
Ergebnisse  erzielt.  Bei  der  Bildung  des  Walles  spielt  die  Ionen¬ 
konzentration  zweifellos  eine  erhebliche  Rolle.  Auch  Basen  wurden 
geprüft.  Die  gleichen  Bilder  wie  bei  Versuchen  mit  Säuren  und 
Basen  entstehen  auf  einer  bakteriellbeschickten  Lakmusplatte  beim 
Auflegen  von  2  Metallplättchen,  die  man  durch  einen  elektrischen 
Strom  zu  Elektroden,  Anode  und  Katode  macht.  Noetel. 


Desinfektion. 


235 


Hardt,  Anna,  Studien  zum  Arndt-Schulzsclien  Gesetz. 
(Zschr.  f.  Immun.Forsch.  Orig.  1924,  38,  S.  544.) 

Während  Trypsin  und  Hepin  durch  Reizmittel  (HgCl2,  KCK,  Milchsäure,  Yatren) 
nicht  wesentlich  beeinflußt  werden,  wirken  diese  auf  Hefepilze  und  Staphylokokken 
im  Sinne  des  Arndt-Schulzschen  Gesetzes,  d.  h.  schwache  Reize  regen  an,  mittlere 
fördern,  starke  hemmen,  stärkste  heben  die  Entwicklung  völlig  auf.  Das  biologische 
Grundgesetz  ist  also  an  das  Vorhandensein  lebender  Zellen  gebunden.  Hefekolonien 
zeigen  auf  Agar  mit  schwachem  HgCl2-Zusatz  (1 : 1500)  Dach  einigen  Tagen  Braun¬ 
färbung  vom  Rande  her.  Bei  stärkerem  HgCl2-Gehalt  gedeihen  nur  noch  einzelne 
Kolonien.  Hochgezüchtete  Hefe  ist  widerstandsfähiger  gegen  chemische  Reizmittel, 
neigt  aber  mehr  zur  Bildung  von  Degenerationsformen  als  unvorbehandelte.  Dem 
lebenden  Körper  gegenüber  besitzt  sie  größere  Resistenz,  indem  sie  einerseits  bei 
intrakutaner  Injektion  eine  stärkere  Reaktion  hervorruft,  andererseits  bei  intra- 
peritonealer  Injektion  beim  Meerschweinchen  sich  länger  gegen  Auflösung  und 
Phagocytose  wehrt.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Eisenbach,  A.,  Antiseptische  Behandlung  infizierter 
Wunden.  (Beitr.  z.  klin.  Chir.  1924,  131,  S.  656.) 

Auf  Grund  praktischer  Erfahrungen  werden  zur  Verhütung  des 
Weitergreifens  der  Infektion  frischer  Zufalls  wunden  Wundausschnei¬ 
dung  und  sofortige  Naht  verbunden  mit  Wundsäuberung  durch  5proz. 
Jodalkohol  empfohlen.  Es  ist  nicht  richtig,  daß  letzterer  die  Gewebe 
SO  schädigt,  daß  Sie  ZU  Infektion  neigen.  Georg  Schmidt  [München). 

Bachem,  C.,  Über  einige  neue  Wundantiseptika  (Alber- 
tanderivate).  (M.  m.  W.  1924  S.  677.) 

Von  den  untersuchten  Derivaten  des  Albertans  (alkyliertes 
Aluminiumpolyphenylat)  erwiesen  sich  Chlor-  und  Bromalbertan  als 
die  besten  Wundantiseptika.  Mit  geringer  Giftigkeit  verbinden  sie 
eine  starke  antiseptische  Kraft,  Geruchlosigkeit  und  sekretions¬ 
hemmende  Wirkung.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Ritter,  A.,  Experimentelles  und  Klinisches  zur  chirur¬ 
gischen  Antisepsis  mit  spez.  Berücksichtigung  des 
Pantosepts.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  372.) 

Pantosept  ist  ein  von  einer  Schweizerfirma  empfohlenes  Chlor¬ 
präparat,  das  als  Ersatz  der  Dakinlösung  in  0,2  und  lproz.  Lösung 
sowie  in  Pulverform  angewendet  werden  soll.  Das  Präparat  ist  relativ 
unschädlich,  regt  das  Wundzelleben  an,  so  daß  eine  rasche  Wund¬ 
heilung  erfolgt.  Die  bakteriologischen  Versuche  mit  diesem  Präparat 
Sind  noch  nicht  abgeschlossen.  E.  Gildemeister  [Berlin). 

Tappert,  L.,  Die  Verwendung  des  Yatrens  in  der  Chirurgie. 
(D.  m.  W.  1924  S.  438.) 

Yatrenpulver  ist  ein  ungiftiges,  geruchloses,  sehr  brauchbares  Wunddesinfiziens, 
z.  B.  bei  eröffneten  Karbunkeln,  Furunkeln,  Krampfader-Beingeschwüren,  überhaupt 
bei  allen  sich  schlecht  reinigenden  Wunden.  Bei  Furunkulosen,  Bubonen,  Panaritien 


236 


Desinfektion. 


bewährte  es  sich,  durch  Einstich  den  Eiter  zu  entleeren  und  am  gleichen  sowie  an 
jedem  2.  Tage  2,5—3  ccm  Staphylo- Yatren  als  spezifisch-unspezifisches  Mittel  in  die 
Vene  zu  spritzen.  Es  wurde  sehr  gut  vertragen.  Georg  Schmidt  {München). 

Morgenroth,  J.,  Über  innere  Desinfektion.  (Desinfektion.  1924 
S.  37.) 

Zusammenfassende  Übersicht  anläßlich  der  70.  Geburtstage  von 
Paul  Ehrlich  und  Emil  v.  Behring  (12.  und  14.  März  1924). 

W edemann  {Berlin). 

Ishimori,  K.,  Über  den  Einfluß  von  Säure  und  Alkali  auf 
die  Toxizität  und  therapeutische  Wirksamkeit  ver¬ 
schiedener  chemotherapeutischer  Substanzen.  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  102,  S.  323.) 

In  Verfolg  von  Reagenzglasversuchen  prüft  Verf.  die  Frage,  ob 
überhaupt  und  zutreffendenfalls  inwieweit  im  lebenden  Organismus 
eine  Beeinflussung  der  parasitiziden  und  toxischen  Eigenschaften 
chemotherapeutisch  wirksamer  Substanzen  durch  gleichzeitige  Alkali¬ 
oder  Säurezufuhr  möglich  ist.  Zu  seinen  Untersuchungen  benutzte 
Verf.  neben  Neosalvarsan  das  neue  Trypanosomenheilmittel  „Bayer  205“ 
sowie  den  von  Ehrlich  auf  seine  trypanozide  Wirksamkeit  ge¬ 
prüften  Triphenylmethanfarbstoff  Tryparosan  (Orthochlorparafuchsin). 
Zum  Vergleich  wurden  zu  den  Toxizitätsprüfungen  (an  Mäusen)  noch 
einige  Substanzen  herangezogen.  Kurz  vor  der  intraperitonealen 
oder  intravenösen  Injektion  des  chemotherapeutischen  Mittels  erhielten 
die  Tiere  je  0,5  ccm  einer  D/50-Natronlauge  oder  Natriumkarbonat¬ 
lösung  bzw.  je  0,5  ccm  einer  n/50-Salzsäure-  oder  Phosphorsäurelösung 
intraperitoneal  eingespritzt.  Diese  Alkali-  und  Säuremengen  riefen 
bei  den  Tieren  keinerlei  toxische  Symptome  hervor.  Bei  den  mit 
Alkali  oder  Säure  vorbehandelten  Tieren  konnten  bei  Toxizitäts¬ 
prüfungen  nur  geringe  Differenzen  im  Vergleich  mit  normalen  Mäusen 
festgestellt  werden.  Während  bei  Bayer  205  überhaupt  keine  Unter¬ 
schiede  hinsichtlich  der  Giftigkeit  nachzuweisen  waren,  zeigten  Neo¬ 
salvarsan,  Trypaflavin  und  Kristallviolett  bei  den  mit  Säure  vor¬ 
behandelten  Tieren  eine  geringe  Herabsetzung  und  bei  den  Alkali- 
Mäusen  eine  leichte  Steigerung  des  Toxizitätswertes.  Umgekehrtes 
Verhalten  war  beim  Formol  festzustellen;  Karbolsäure  und  Tryparosan 
wiesen  bei  den  mit  Säure  wie  mit  Alkali  vorbehandelten  Tieren  ge¬ 
steigerte  Giftigkeit  auf.  Bei  Neosalvarsan  versuchen  an  Mäusen  war 
•  • 

in  Übereinstimmung  mit  Reagenzglasversuchen  von  Bonacorsi 
mit  Schweinerotlauf  und  Milzbrandbazillen  eine  gewisse  Steigerung 
der  parasitiziden  Wirksamkeit  durch  die  Säurezufuhr  nachzuweisen.  — 
Die  Wirkung  von  Säure-  und  Alkalivorbehandlung  auf  die  thera¬ 
peutischen  Eigenschaften  von  Tryparosan  und  Bayer  205  wurde  an 
trypanosomeninfizierten  Mäusen  studiert.  Große  Unterschiede  zwischen 


Schädlingsbekämpfung. 


237 


vorbehandelten  und  nichtvorbehandelten  Mäusen  waren  hier  nicht 
festzustellen,  doch  bewirkte  Vorbehandlung  mit  Säure  eine  geringe 
Verstärkung  der  trypanoziden  Wirksamkeit,  erkennbar  an  der  Ver¬ 
zögerung  des  Infektionsablaufs  und  der  dadurch  bedingten  Lebens¬ 
verlängerung.  —  Eine  befriedigende  Erklärung  der  beobachteten 
Phänomene  vermag  Verf.  nicht  zu  geben.  Schill  [Dresden). 

Koller- Aeby,  H.,  Zur  Therapie  mit  kolloidalem  Silber. 

(Mitt.  Grenzgeb.  1924,  38,  S.  16.) 

Verf.  ist  der  eigenartig  wechselnden  Wirkung  eingespritzten 
kolloidalen  Silbers  im  Experiment  nachgegangen.  —  Vollkommen 
reine  Präparate  machen  beim  Menschen  so  gut  wie  keine  Allgemein¬ 
reaktion;  die  Präparate  sind  aber  recht  schwer  wirklich  rein  dar¬ 
zustellen.  Das  Präparat  verändert  sich  in  der  Blutbahn  wesentlich. 
Seine  Wirkung  scheint  abhängig  davon  zu  sein,  daß  in  den  Geweben 
Eigenschaften  sich  entwickeln,  die  man  als  „klebrig“  bezeichnen 
muß ;  es  bilden  sich  dabei  Silbersalzverbindungen  mit  den  zerfallenden 
Gerinnungsprodukten,  und  diese  Silbersalze  spielen  die  eigentlich 
aktive  Rolle,  und  zwar  um  so  stärker,  je  löslicher  sie  sind.  Diese 
Wirkung  findet  lokal  statt,  nicht  im  Blute;  der  Erfolg  bei  Bak¬ 
teriämien  beruht  auf  der  Einwirkung  auf  den  Ausgangsherd.  Außer 
der  Tuberkulose  reagieren  wohl  alle  Infektionen  auf  kolloidales 
Silber,  auch  die  Syphilis.  —  Diese  Auffassung  stützt  sich  allein  auf 
die  Tatsachen  der  Kolloidchemie  und  lehnt  sich  an  die  Tr  au  besehen 
Versuche  mit  kolloidalen  Farbstoffen  an.  w.  v.  Brunn  [Rostock). 

Gubin,  W.^  Zur  Frage  der  Petrolisation  der  Gewässer. 

(Russian  J.  of  trop.  M.  1924  p.  53.) 

Im  Wasser  wie  im  Schlamm  der  vom  Verf.  untersuchten  stehenden 
oder  langsam  fließenden  Gewässer  sind  kohlenwasserstoffverdauende 
Bakterien  sehr  verbreitet.  Die  Verdauung  der  Kohlenwasserstoffe 
durch  Bakterien  ist  wahrscheinlich  eine  der  Ursachen  der  Zersetzung 
des  Petroleumhäutchens  auf  der  Oberfläche  des  Wassers.  Verf.  hält 
es  für  wünschenswert,  unter  Hinzufügung  bakterizider  Stoffe  zu  den 
Petroleumprodukten  Versuche  anzustellen,  wie  auch  die  Wirkung  des 
Gehaltes  an  organischen  Stoffen  und  Bakterien  auf  das  Verschwinden 
des  Petroleumhäutchens  zu  untersuchen,  e.  Gildemeister  [Berlin). 

Green,  Howard  Whipple,  The  effect  of  oil  upon  anopheles 

mosquito  larvae.  (Americ.  J.  of  Hyg.  1924,  4,  p.  12.) 

Verschiedene  Handelspräparate  von  Rohölen  und  Petroleum  wirken  auf  die 
Larven  qualitativ  und  quantitativ  different:  durch  Abschluß  der  Wasseroberfläche 
von  der  atmosphärischen  Luft;  durch  Verstopfung  der  Atemröhre;  durch  Eintritt  in 
die  Tracheen  und  Vergiftung  des  Tieres.  Die  Geschwindigkeit  der  Abtötung  hängt 
ab  von  der  Flüchtigkeit  und  Toxizität  des  Öles;  die  zur  Aufnahme  einer  tödlichen 


238 


Schädlingsbekämpfung. 


Dosis  nötige  Zeit  schwankt  für  die  verschiedenen  untersuchten  Präparate  zwischen 
1  und  60  Sekunden.  Öle,  die  nur  durch  Erstickung  wirken,  töten  erst  nach 
22  Minuten.  Bei  Culexlarven  sind  die  Zeiten  etwa  6— 8 mal  so  lang  als  bei  Ano¬ 
pheleslarven.  Die  Eigenschaften  eines  jeden  Öles  sollten  im  praktischen  Versuch 
an  Larven  im  Freien  sorgfältig  geprüft  werden,  ehe  es  zur  Verwendung  kommt. 

C.  Prausnitz  [Breslau). 

Koegel,  Stall  fl  iegenvertilgung  mit  Strombolyt  2.  (M. 

tierärztl.  Wschr.  1924,  75,  S.  568.) 

Strombolyt  2  der  Chemischen  Fabrik  A.  Mittermeier-Miinchen, 
dessen  wirksame  Substanz  Schwefeldioxyd  ist,  wird  auf  Grund  prak¬ 
tischer  Versuche  vom  Verf.  als  billiges,  einfach  anzuwendendes,  wirk¬ 
sames  und  bei  einiger  Achtsamkeit  vollkommen  unschädliches  Mittel 
zur  Fliegenbekämpfung  empfohlen.  Zeller  [Berlin). 

Schüler,  0.,  Über  die  Wirkung  des  neuen  Merckschen 
Ungeziefer  mittels  „Cuprex“  auf  die  Ektoparasiten 
des  Hundes  und  des  Huhnes.  (Mh.  f.  prakt.  Tierhlk.  1924, 
34,  S.  309.) 

Das  Endergebnis  sämtlicher  Untersuchungen  des  Verf.  über  die  Wirksamkeit 
des  Merckschen  Ungeziefermittels  „Cuprex“,  einer  in  organischen  Lösungsmitteln  ge¬ 
lösten  Kupferverbindung,  gipfelt  in  der  Feststellung,  daß  mit  diesem  Präparat  ein 
brauchbares  Mittel  zur  raschen  Vertilgung  von  Läusen,  Haarlingen,  Federlingen 
und  Flöhen,  sowie,  bei  entsprechender  Anwendung,  auch  der  Nissen  dieser  Parasiten 
geboten  wird.  Das  Mittel  entspricht  den  Anforderungen,  die  an  ein  brauchbares 
Antiparasitikum  gestellt  werden  müssen,  und  darf  als  erfolgversprechende  Bereicherung 
des  Arzneischatzes  der  Veterinärtherapie  begrüßt  werden.  Zeller  [Berlin). 


Nachdruck  verboten. 

Berliner  Gesellschaft  für  Mikrobiologie, 

Sitzung  vom  20.  Oktober  1924. 

I. 

Schnabel,  A.  und  Ninomya,  Über  den  Mechanismus  der  Met- 
hämoglobinbildung  durch  Pneumokokken. 

Pneumokokken  verändern  in  spezifischer  Weise  den  Blutfarbstoff  durch  Bildung 
von  Methämoglobin.  Die  Bildung,  abhängig  von  Keimzahl  und  Zeit,  geht  schneller 
vor  sich  bei  gelöstem  Blutfarbstoff  als  bei  Blutkörperchen.  Der  Nachweis  geschieht 
makroskopisch  und  spektroskopisch.  Der  Prozeß  ist  reversibel;  unter  geeigneten 
Umständen  kann  das  Methämoglobin  wieder  in  Oxy-  bzw.  reduziertes  Hämoglobin 
zurückgeführt  werden.  Die  Methämoglobinbildung  geht  nicht  gleichmäßig  mit  der 
Entwicklungshemmung  und  Desinfektionswirkung  verschiedener  Agenzien  zurück. 
Sublimat  wirkt  in  geringer  Konzentration  sogar  als  Katalysator.  Auch  wenn  das 
Wachstum  gehemmt  erscheint,  z.  B.  durch  Sublimat,  Chloroform  oder  Phenol,  so 


Sitzungsbericht. 


239 


wird  noch  Methämoglobin  gebildet.  Auch  keimfreie  Filtrate  wirken,  wenn  auch 
schwächer  und  unbeständiger  und  erst  in  größeren  Mengen  und  in  längeren  Zeit¬ 
räumen.  Durch  Beigabe  von  reduzierenden  Keimen  (Staphylokokken,  Colibazillen) 
wird  die  Wirkung  der  Filtrate  verstärkt.  Auffallenderweise  ist  das  Methämoglobin 
im  frischen  Blut  von  Mäusen,  die  an  Pneumokokkensepsis  erkrankt  sind,  nicht  nach¬ 
zuweisen.  Der  Grund  liegt  in  der  Alkaleszenz  des  Blutes  und  im  Antagonismus  der 
Organe.  Im  lebenden  Organismus  wirkt  das  Methämoglobin  schädlich  durch  Herab¬ 
setzung  der  Sauerstoffkapazität  des  Blutes. 

Diskussion: 

K.  Erdmann:  Mir  ist  es  aufgefallen,  daß  sehr  häufig  Ratten,  welche  längere 
Zeit  von  dem  Flexner-Joblingschen  Karzinom  befallen  sind,  eine  braune  Verfärbung 
der  Niere  zeigen.  Es  würde  mich  interessieren,  zu  wissen,  ob  diese  Umfärbung 
durch  das  Auftreten  von  Methämoglobin  veranlaßt  ist. 

Schnabel:  (Schlußwort). 


II. 

Taskio  Abe,  Zur  Kenntnis  des  Maul-  und  Klauenseuche- 
yirus.1) 

Die  bisherigen  Kenntnisse  über  die  Eigenschaften  des  Maul-  und  Klauenseuche¬ 
virus  bedürfen  nach  den  verschiedensten  Richtungen  der  Erweiterung.  Ebensowenig 
wie  über  die  Natur  des  Virus  etwas  ausgesagt  werden  kann,  sind  die  physikalisch¬ 
chemischen  Eigenschaften  näher  bekannt.  Die  hier  vorzutragenden  Versuche  sind 
sämtlich  mit  Meerschweinchenvirus  durchgeführt  worden,  das  nach  den  vielfältigen 
Erfahrungen  der  letzten  Jahre  in  seinen  wesentlichen  Eigenschaften  mit  dem  Virus 
der  natürlichen  Infektion  übereinstimmt. 

Besonderer  Wert  wurde  auf  quantitative  Bestimmung  der  Virulenz  bei  allen 
Versuchsanordnungen  gelegt,  weil  hierdurch  noch  am  ehesten  ein  Einblick  in  den 
Ablauf  der  unter  den  verschiedenen  Bedingungen  geprüften  Vorgänge  gewährleistet  war. 

Die  Abnahme  der  Virulenz  der  Aphthenlymphe  einige  Tage  nach  der 
Infektion  ist  bekannt.  Jedoch  liegen  quantitative  Untersuchungen  hierüber  nur  in 
beschränktem  Maße  vor.  Die  Lymphe  zur  Zeit  ihrer  höchsten  Virulenz,  d.  h.  24—48 
Stunden  nach  der  plantaren  Infektion  konnte  bis  1  : 72800  verdünnt  werden,  ohne 
ihre  Wirksamkeit  zu  verlieren.  Bei  der  dreitägigen  Lymphe,  die  im  Tierversuch 
noch  nicht  den  Eindruck  stärkerer  Abschwächung  machte,  mußten  schon  stärkere 
Konzentrationen  angewendet  werden,  um  eine  sichere  Infektion  von  der  Planta  aus 
zu  erzielen.  1 : 8100  stellte  hier  schon  ungefähr  die  Grenze  dar.  Am  4.  oder  5.  Tag 
war  der  Rest  der  Aphthenlymphe  oder  die  Wandung  der  schon  vertrocknenden 
Aphthe  unwirksam. 

Durch  Behandlung  verdünnten  Citratblutes  mit  dem  4— 5  fachen  Volumen 
Äthylalkohols  konnte  das  Virus  zusammen  mit  dem  Eiweiß  aus  dem  infektiösen  Blut 
ausgefällt  werden.  Nach  dem  Sedimentieren  war  die  überstehende  Flüssigkeit  frei 
von  Virus,  während  das  Sediment  das  Virus  enthielt.  Nach  dem  Trocknen  des 
Sedimentes  konnte  das  Virus  noch  3 — 5  Tage  lang  infektiös  erhalten  werden,  wenn 
es  mit  Kochsalzlösung  aufgeschwemmt  worden  war.  Wurde  es  in  50proz.  Glyzerin- 
Kochsalzlösung  gleich  nach  dem  Trocknen  eingebracht,  so  blieb  es  etwa  10  Tage 
lang  virulent. 

Virus,  welches  nach  dieser  Alkoholbehandlung  seine  Infektiosität  verloren  hatte, 


*)  Vorgetragen  von  H.  A.  Gins. 


240 


Sitzungsbericht. 


wurde  verwendet,  um  Tiere  zu  immunisieren.  Auch  bei  mehrmaliger  Vorbehandlung 
mit  großen  Dosen  konnte  bei  Meerschweinchen  niemals  Immunität  erzielt  werden. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  die  Beurteilung  der  Größe  des  Maul-  und 
Klauenseuchevirus  erschien  der  Zentrifugier  versuch.  Nach  der  bisherigen  allgemeinen 
Annahme  lassen  sich  korpuskulare  Elemente  durch  Zentrifugieren  mindestens  im 
Sediment  anreichern.  Um  bezüglich  des  Maul-  und  Klauenseuchevirus  einige  Auf¬ 
schlüsse  zu  bekommen,  wurde  bei  jedem  Zentrifugierversuch  die  Virulenz  der  oberen 
und  unteren  Schichten  ausgewertet.  Es  stellte  sich  heraus,  daß  selbst  bei  mehr¬ 
stündigem  Zentrifugieren  kein  Unterschied  zwischen  oben  und  unten  bestand.  Selbst 
die  Verdünnung  1:24300  gab  bei  einem  Versuch  in  beiden  geprüften  Schichten 
gleichmäßige  Infektionsresultate.  Das  spezifische  Gewicht  des  Virus  scheint  daher 
genau  mit  dem  des  Wassers  übereinzustimmen. 

Die  außerordentliche  Kleinheit  des  Virus  mußte  weiterhin  aus  dem  Ergebnis 
von  Filtrier  versuchen  erschlossen  werden.  Bei  der  Verwendung  von  Berkefeld- 
Kerzen  ergaben  sich  außerdem  recht  beträchtliche  Unterschiede  in  der  Ausbeute  an 
Virus  im  Filtrat,  je  nach  dem  Druck,  welcher  für  die  Filtration  angewendet  worden 
war.  Bei  Filtration  ohne  Druck  ging  kein  Virus  durch,  bei  — 10  mm  Hg  sehr 
wenig,  dagegen  bei  —  80  mm  Hg  die  größte  Menge  der  in  der  ursprünglichen  Auf¬ 
schwemmung  vorhandenen.  Solche  Filtrate  wurden  noch  in  der  Verdünnung  1 :  24300 
infektiös  gefunden.  Bei  Verwendung  der  de  Haenschen  Membranfilter  konnte  festgestellt 
werden,  daß  das  Filtrat  durch  Nummer  20  regelmäßig  positiv  am  Meerschweinchen 
war,  daß  durch  die  Filternummer  50  das  Virus  unregelmäßig  durchging,  und  daß 
selbst  bei  Verwendung  der  Filternummer  100  noch  ein  positives  Impfresultat  erreicht 
werden  konnte. 

Versuche,  das  Virus  zu  adsorbieren,  wurden  derart  angesetzt,  daß  zu  der  Sus¬ 
pension,  welche  das  Virus  enthielt,  Kaolin  bis  zu  einem  Drittel  des  Volumens  zu¬ 
gesetzt  wurde.  Nach  kräftigem  Schütteln  wurde  zentrifugiert  und  die  überstehende 
Flüssigkeit  am  Meerschweinchen  geprüft.  Sie  erwies  sich  stets  frei  von  Virus. 
Frühere  Versuche  von  C.  Krause  ergaben  keine  einheitlichen  Resultate,  wahr¬ 
scheinlich,  weil  die  Menge  des  verwendeten  Adsorbens  zu  klein  war.  Bei  Ver¬ 
wendung  von  Tierkohle  gelang  die  Adsorption  des  Virus  ebenfalls  sehr  gut. 

Nach  der  Anschauung  von  Ernst  sollen  die  Tropine  der  Leukocyten  von 
wesentlichem  Einfluß  auf  die  Abtötung  des  Virus  im  Tierkörper  sein.  Reagensglas¬ 
versuche,  bei  welchen  Immunserum  mit  Virus  in  Kontakt  gebracht  wurde,  ergaben 
keine  experimentelle  Stütze  für  diese  Auffassung.  Die  Wirkung  des  Immunserums 
blieb  die  gleiche,  unabhängig  von  der  Beigabe  von  lebenden  oder  abgetöteten 
Leukocyten. 

Die  mitgeteilten  Versuche  bringen  weitere  Stützen  für  die  Vermutung,  daß 
das  Maul-  und  Klauenseuchevirus  ganz  außerordentlich  klein  sei.  Einige  Versuchs¬ 
ergebnisse  gehen  parallel  mit  neueren  Befunden  über  das  bakteriophage  Lysin. 
Hieraus  darf  natürlich  nicht  geschlossen  werden,  daß  das  Virus  der  Maul-  und 
Klauenseuche  ein  fermentartiger  Körper  sei.  Höchstens  wird  man  von  der  Möglich¬ 
keit  sprechen  dürfen,  daß  dieses  Virus  vermöge  seiner  Kleinheit  in  mancher  Hinsicht 
ein  ähnliches  Verhalten  zeigt  wie  feinste  disperse  kolloidale  Körper. 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Akt.  Referate. 

=■— . .  Bd.  78.  No.  11/12.  =====  -  ===== 

Ausgegeben  am  22.  Januar  1925. 


Tropenkrankheiten,  Krebs,  Verschiedenes. 

Mayer,  M.,  Exotische  Krankheiten.  Ein  kurzes  Lehrbuch  für 
die  Praxis.  304  S.  mit  210  z.  gr.  T.  färb.  Textabb.  u.  2  Taf. 
Berlin  (J.  Springer)  1924.  Pr.  24  M.,  geb.  25  M. 

Das  vorliegende  Buch  soll  dem  tatsächlichen  Bedürfnis  nach 
einem  kurzgefaßten  Lehrbuch  der  in  den  warmen  Ländern  vor¬ 
wiegenden  Krankheiten  entgegenkommen,  wie  es  sich  für  Praktiker, 
beispielsweise  auch  Schilfsärzte  und  Expeditionsärzte,  ergibt.  Dem¬ 
entsprechend  wurde  der  Haupt  wert  auf  die  Diagnose  und  Therapie 
der  einzelnen  Krankheiten  gelegt  und  theoretischer  Ballast  sowie 
die  Angabe  der  Quelle  fortgelassen.  Eigene  langjährige  Erfahrungen 
des  Autors  am  Hamburger  Institut  für  Tropenkrankheiten  sowie  die 
Möglichkeit,  das  vorzügliche  Lehrmaterial  dieses  Instituts  benutzen 
zu  können,  lassen  den  Verf.  als  besonders  geeignet  für  die  Darstellung 
einer  derartigen  kurzen  Zusammenfassung  des  wichtigen  Tatsachen¬ 
materials  erscheinen.  Die  Bezeichnung  „exotische  Krankheiten“ 
wurde  gewählt,  weil  die  Begriffsbestimmung  „tropische  Krankheiten“ 
zu  eng  gefaßt  ist.  Dementsprechend  wurden  aber  sog.  ubiquitäre 
Krankheiten  wie  Bazillenruhr,  Typhus  und  Paratyphus,  die  in  Über¬ 
see  auch  eine  große  Rolle  spielen,  fortgelassen.  Dagegen  werden  u.  a. 
die  ubiquitäre  Variola,  das  Fleckfieber,  das  Rückfallfieber  und  die 
Weilsche  Krankheit  besprochen,  ebenso  die  durch  Würmer  ver¬ 
ursachten  Krankheiten,  woraus  man  ersieht,  daß  auch  die  Definition 
exotische  Krankheiten  keine  scharfe  Trennung  der  Begriffe  ermög¬ 
licht.  Die  erschöpfende  und  dabei  knappe  Darstellung  des  großen 
Gebietes  und  das  vorzügliche  Abbildungsmaterial  sind  die  anerkennens¬ 
werten  Vorzüge  dieses  Grundrisses.  Manteufel  {Berlin). 

Zlemann,  Hans,  Malaria  und  Schwarzwasserfieber.  (Menses 
Handbuch  der  Tropenkrankheiten.  III.  Aufl.  III.  Bd.  592  S.  mit 
152  Abb.  im  Text  u.  7  färb.  Taf.  Leipzig  (Johann  Ambrosius  Barth) 
1924.  Pr.  36  M.,  geb.  40  M. 

Verf.,  einer  unserer  besten  Malariakenner  und  -forscher,  hat  sich 
in  der  dritten  Auflage  seines  Werkes  wieder  als  Meister  gezeigt. 
Unter  sorgfältiger  Berücksichtigung  der  besonders  in  den  Kriegsjahren 
gewaltig  angeschwollenen  Weltliteratur  gibt  er  in  klarer,  übersicht¬ 
licher  Darstellung  ein  anschauliches  Bild  von  dem  gegenwärtigen 
Erst«  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  11/12.  16 


242 


Malaria. 


Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Malaria  (und  das  Schwarzwasser¬ 
fieber),  eine  Krankheit,  die  heute  nicht  nur  den  Tropenarzt,  sondern 
wegen  ihres  infolge  des  Krieges  gehäuften  Vorkommens  auch  in 
Deutschland  jeden  praktischen  Arzt  aufs  lebhafteste  interessieren 
muß.  Trotz  erheblicher  Vermehrung  sehr  instruktiver  Abbildungen 
und  weitgehender  Umarbeitung  zahlreicher  Kapitel  über  Mücken, 
Epidemiologie,  Therapie,  Prophylaxe,  Provokationsmethoden,  Chinin, 
Kriegsmalaria  und  Schwarzwasserfieber  ist  unter  Weglassung  alles 
Entbehrlichen  der  Umfang  der  dritten  Auflage  nicht  größer  geworden. 
Es  ist  im  Rahmen  eines  kurzen  Referats  nicht  möglich,  auf  das  un¬ 
geheure,  in  31  Kapiteln  lückenlos  zusammengetragene  Material  aus¬ 
führlich  einzugehen.  Was  die  Lektüre  des  Buches  so  reizvoll  macht, 
ist,  wie  gesagt,  die  Tatsache,  daß  Verf.  persönlich  über  außerordent¬ 
lich  reiche,  praktische  Erfahrungen  und  Kenntnisse  auf  diesem  Ge¬ 
biete  verfügt,  die  er  als  langjähriger  Tropenarzt  und  im  Weltkriege 
als  beratender  Hygieniker  in  Syrien  und  Palästina  gesammelt  hat, 
und  die  sich  wie  ein  roter  Faden  durch  das  ganze  Werk  hindurch¬ 
ziehen.  Ich  erwähne  vor  allem  seine  Methode  der  Chinintherapie 
und  Prophylaxe,  seine  Studien  über  die  Malariamücken  und  Malaria¬ 
parasiten.  Verf.  war  es  auch,  der  die  alte,  praktisch  unbrauchbare 
und  vergessene  Rom  an  owsky- Methode  der  Färbung  der  Malaria¬ 
parasiten  durch  äußerst  mühsame  Versuche  erst  praktisch  brauchbar 
gemacht  hat,  so  daß  die  Methode  gerechterweise  als  Romanowsky- 
Ziemannsche  Methode  zu  bezeichnen  wäre.  Empfehlen  möchte  ich 
das  Kapitel:  „Immunität“,  über  die  wir  allerdings  bei  der  Malaria 
ja  noch  nicht  allzuviel  wissen,  bei  einer  Neuauflage  einer  Revision 
zu  unterziehen;  ich  würde  mich  da  nur  auf  wirklich  positiv  fest¬ 
gestellte  Tatsachen  beschränken  und  alles  andere  fortlassen.  Die 
Ausstattung  des  Buches  ist  eine  vorzügliche.  Einer  weiteren 
Empfehlung  des  Buches  bedarf  es  nicht,  das  Buch  empfiehlt  sich  selbst. 

Uhlenhnth  (. Freiburg  i.  B.). 

Charrier,  H.,  Le  paludisme  dans  la  regio n  de  Tanger 
(Maroc).  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  355.) 

Genaue  Beschreibung  der  Stadt  Tanger  und  der  dort  befindlichen 
Malariaherde.  Elsa  Evers  (Frankfurt  a.  M.). 

Langer,  Joseph,  Autochthone  Malaria  und  Schwarzwasser¬ 
fieber  bei  der  6j  ähr igen  Tochter  eines  Prager  Kriegs¬ 
malarikers.  (M.  Kl.  1924  S.  636.) 

Beschreibung  eines  unter  den  Erscheinungen  einer  Malaria- 
kachexie  tödlich  verlaufenen  Falles.  Die  Infektion  dürfte  auf  Über¬ 
tragung  durch  den  Vater  zurückzuführen  sein,  zumal  in  Prag  das 
Vorkommen  von  Anopheles  festgestellt  ist.  Erich  Hesse  {Berlin). 


Malaria. 


243 


Grassi,  B.,  Nach  fünfundzwanzig  Jahren.  Chronologische 
Übersicht  der  Entdeckung  der  menschlichen  Malaria- 
übertragung.  (Zbl.  f.  ßakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  392.) 

Verf.  begründet  seine  Prioritätsansprüche  gegenüber  Roß  be¬ 
züglich  der  Entdeckung  von  der  Rolle  der  Stechmücken  speziell  bei 
der  Übertragung  der  Malaria.  Noetel  ( Landsberg  a.  W). 

Barzilai-Vivaldi,  G.  und  Kauders,  0.,  Die  Impfmalaria  experi¬ 
mentell  durch  Anophelen  nicht  übertragbar.  (W. kl.W. 
1924  S.  1055.) 

Das  von  Wagner-Jauregg  auf  Grund  theoretischer  Er¬ 
wägungen  über  die  besondere  nosologische  Stellung  der  Impfmalaria 
angeregte,  unter  den  optimalsten  Versuchsbedingungen  durchgeführte 
Experiment  hat,  wie  erwartet,  die  Nichtübertragbarkeit  der  Impf¬ 
malaria  durch  Anophelen  ergeben.  Die  beiden  bei  dem  Experiment 
verwendeten  Malariastämme  waren  praktisch  so  gut  wie  gametenfrei. 
Die  Anwendung  der  Malariatherapie  ist  sowohl  in  Ländern  unseres 
Klimas  als  auch  in  den  südlichen,  mit  Malaria  endemisch  verseuchten 
Ländern  —  in  letzteren  unter  Voraussetzung  von  praktisch  so  gut 
wie  gametenfreien  Malariastämmen  —  in  epidemiologischer  Beziehung 
als  Völlig  gefahrlos  ZU  bezeichnen.  Heisch  (Frankfurt  a.M). 

Dieselben,  Unübertragbarkeit  alter  Impfmalariastämme 
durch  Anophelen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  744.) 

120  Anophelen  haben  während  14  Tagen  an  11  malariafiebernden 
Kranken  in  insgesamt  150  Stichen  Blut  gesogen  und  dann  weiter, 
nur  mehr  66  an  der  Zahl,  innerhalb  13  Tagen  6  malariafreien  Per¬ 
sonen  insgesamt  127  Stiche  beigebracht.  Trotz  eines  21  Tage  langen 
Inkubationsspielraums  und  wiederholter  Fieberprovokation  ist  bei 
den  6  gestochenen  Personen  das  Malariafieber  nicht  zum  Ausbruch 
gekommen.  Bei  denselben  Personen  ging  die  Impfung  mit  Malaria¬ 
blut  in  normaler  Weise  an.  Die  Sektion  der  Anophelen  ergab  in 
bezug  auf  Malariainfektion  ein  negatives  Resultat.  Schill  (Dresden). 

Holm,  K.,  Über  einen  Fall  von  Infektion  mit  Malaria 
tropica  an  der  Leiche.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1633.) 
Krankengeschichte  eines  Falles  von  Malaria  tropica,  bei  dem  die 
Infektion  beim  Zunähen  der  Leiche  eines  mit  Malaria  geimpften 
Paralytikers  erfolgt  war.  Die  Erkrankung  begann  15  Tage  nach 
der  Infektion.  Schuster  (Frankfurt  a.  0 .). 

Horowitz-Wlassowa, L.,  Experimentelle  Beiträge  zur  Frage 
der  Malariaimmunität.  (Spezifische  Komplement¬ 
ablenkungsreaktion  bei  Malaria).  (Zschr. f.  Immun.Forsch. 
1924,  40,  S.  268.) 


16* 


244 


Malaria. 


Zu  Komplementbindungszwecken  stellte  Verf.  aus  der  zahlreiche 
Parasiten  enthaltenden  Plazenta  einer  malariakranken  Wöchnerin 
einen  Extrakt  in  der  Weise  her,  daß  100  g  feinst  zerkleinerte  Plazenta 
mit  160  ccm  destilliertem  Wasser  verrieben  und  unter  Zusatz  von 
Thymol  und  0,1  g  Chinin,  muriat.  24  Stunden  bei  Zimmertemperatur 
gehalten  wurde.  Die  abgepreßte  Flüssigkeit  diente  als  Antigen. 
Mit  ihm  wurden  200  Sera  untersucht.  Von  73  Fällen  ohne  Malaria¬ 
anamnese  reagierten  nur  6  positiv,  die  aber  in  den  letzten  5  Jahren 
an  verschiedenen  Fiebererkrankungen  gelitten  hatten.  Von  127  sicheren 
Malariafällen  gaben  78  =  61,41  eine  positive  Reaktion.  Unter  den 
negativ  Reagierenden  waren  4,  bei  denen  der  letzte  Anfall  mehr  als 
5  Jahre  zurücklag  und  6,  bei  denen  die  Erkrankung  erst  1 — 3  Tage 
bestand.  Während  der  Reinfektion  oder  der  Rezidive,  ferner  in  Fällen, 
wo  große  Mengen  Gameten  im  Blute  kreisten,  fiel  die  Reaktion,  wahr¬ 
scheinlich  infolge  Antikörperverbrauchs  negativ  aus.  Malariafreie 
Syphilitiker  mit  positiver  WaR.  und  Tuberkulöse  mit  positiver 
Besredka- Reaktion  reagierten  mit  dem  Malariaantigen  negativ.  Die 
WaR.  fiel  bei  sicher  luesfreien  Malariakranken  negativ  aus. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Ziemanii,  Hans,  Einige  Richtlinien  zur  Malariatherapie. 

’  (D.  m.  W.  1924  S.  1329.) 

Vorschriften  für  die  Behandlung  der  gewöhnlichen,  nicht  resistenten 
Tertiana  und  Quartana  sowie  der  Perniziosa,  für^  die  Nachbehandlung 
bei  diesen  Formen  und  bei  chininresistenter  Malaria,  für  vorbeugende 
Kuren,  für  die  Behandlung  von  Begleiterscheinungen  usw. 

Georg  Schmidt  (München). 

Goresco,  C.  et  Popesco,  C.,  Le  röle  du  neosalvarsan  dans  le 
paludisme.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  500.) 

Neosalvarsan  besitzt  keine  parasitoziden  Eigenschaften  gegenüber 
Plasmodium  praecox.  Dagegen  spielt  es  eine  Rolle  für  die  Mobili¬ 
sierung  der  Parasiten,  die  es  dadurch  der  Chinintherapie  zugäng- 
icher  macht.  Kleine  Neosalvarsandosen  bieten  somit  nicht  nur  ein 
Hilfsmittel  zur  Konstatierung  der  Heilung,  sondern  gestatten  auch 
die  Diagnose  in  zweifelhaften  Fällen  mit  negativem  Blutbefund. 

Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Detre,  Ladislaus,  Der  plötzliche  Tod  eines  mit  Neo¬ 
salvarsan  behandelten  Malariakranken  unter  Addi¬ 
sons  chen  Erscheinungen.  (M.  Kl.  1924  S.  1001.) 

Der  Todesfall  wird  in  Zusammenhang  gebracht  mit  der  durch 
die  Malaria  oder  durch  einen  tuberkulösen  Prozeß  lädierten  und 
daher  gegen  Neosalvarsan  besonders  empfindlichen  Nebenniere. 

Erich  Hesse  (Berlin). 


Schwarzwasserfieber.  —  Trypanosomiasen. 


245 


van  Hoof,  L.,  Spirochötes  dans  des  accös  de  bilieuse 
hömoglobinurique  ehez  des  Europeens  au  Congo  beige. 
(Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  291.) 

Verf.  bestätigt  die  Angaben  von  Blanchard  und  Lefrou, 
daß  bei  einzelnen  Fällen  von  Schwarzwasserfieber  im  Blut  der 
Patienten  kleine  Spirochäten  nachzuweisen  sind,  die  bei  Verimpfung 
auf  Meerschweinchen  dieselbe  Krankheit  hervorrufen  sollen.  Verf. 
beschreibt  3  solche  Fälle.  Er  fand  die  beschriebenen  Spirochäten 
im  Blut,  dagegen  niemals  im  Urin.  Tierimpfungen  konnten  aus 
praktischen  Gründen  nicht  gemacht  werden.  Bemerkenswert  ist  der 
Umstand,  daß  diese  3  Patienten  in  denselben  Gebieten  („Chenal“  et 
„Couloir“)  infiziert  zu  sein  scheinen,  wie  die  Kranken  von  Blanchard 
lind  Lefrou.  Elsa  Evers  (Frankfurt  a.  M.). 

Compte  rendu  du  travail  de  la  Mission  medicale  anti- 
trypanosomique  du  Kwango-Kasai  durant  les  trois 
Premier  es  annees  de  son  fonctionnement  (1920/23). 
(Ann.  Soc.  beige  de  Med.  trop.  1924,  IV,  p.  1.) 

Bericht  über  die  belgische  Schlafkrankheitsexpedition  im  Gebiet 
zwischen  den  Flüssen  Kwango  und  Kasai,  südlichen  Nebenflüssen  des 
Kongo  während  der  Jahre  1920/23.  Es  ergab  sich,  daß  in  dieser 
Gegend  bis  zu  20  Proz.  der  Bevölkerung  unter  der  Schlafkrankheit 
zu  leiden  hatten.  Klinisch,  therapeutisch  und  parasitologisch  bietet 
der  Bericht  nichts  wesentlich  Neues.  Dieter  len  (Rottweil). 

Blanchard,  M.  et  Laigret,  J.,  Sur  quelques  cas  de  guerison 
de  la  trypanosomiase  humaine  äla  deuxieme  pöriode. 
(Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  368.) 

Verff.  berichten  über  Heilung  von  4  Patienten,  bei  denen  auf 
Grund  klinischer  Symptome  oder  Vorhandensein  von  Trypanosomen 
im  Lumbalpunktat  die  2.  Periode  der  Schlafkrankheit  diagnostiziert 
wurde.  Einer  der  Patienten  ist  seit  3  Jahren  rezidivfrei.  Die  Be¬ 
handlung  wurde  bei  einem  Kinde  mit  hohen  Dosen  Neosalvarsan, 
bei  den  anderen  Patienten  mit  gebräuchlichen  Dosen  Atoxyl  (ca.  1  g 
pro  Injektion)  oder  Atoxyl-Emetique  durchgeführt.  Elsa  Evers. 

•  • 

Heymann,  B.,  Uber  chemotherapeutisch  wirksame  or¬ 
ganische  Verbindungen,  insbesondere  „Bayer  205“. 
(Zschr.  f.  angew.  Chem.  1924  S.  585.) 

Zusammenfassende  Besprechung  des  mit  der  Herstellung  von 
Bayer  205  vertrauten  Verfassers.  We dem  ann  (Berlin). 

Uhlenhuth,  Paul,  Kuhn,  Philalethes  und  Schmidt,  Hans,  Über 
ein  neues  trypanozides  Antimonkomplexsalz  (Hevden 
661).  (D.  m.  W.  1924  S.  1288.) 


246 


Trypanosomiasen. 


Darstellung  und  Prüfung  von  Antimonkomplexsalzen.  Das 
Antimonoxyd  wurde  hauptsächlich  mit  Komplexbildnern  aus  der 
aromatischen  Reihe  verbunden.  So  entstanden  neutrallösliche  Komplex¬ 
salze.  Die  Verff.  fanden  bei  der  Auswertung  im  Mäuseversuche  nach 
ihrer  Methodik  sehr  große  Wirkungsunterschiede.  Besonders  erfolg¬ 
reich  war  das  fast  farblose,  sich  sehr  leicht  im  Wasser  lösende,  dann 
neutral  reagierende,  durch  Ammoniak  oder  Natronlauge  nicht  aus¬ 
fällbare  Erzeugnis  Heyden  661  (dreiwertiges,  komplex  gebundenes 
Antimon).  Als  Komplementbildner  wurde  ein  Brenzkatechinabkömmling 
verwendet.  Durch  eine  Einspritzung  von  2  mg  wurden  dourine- 
kranke  Mäuse  geheilt.  Vorgeschrittenere  Infektion  erfordert  noch¬ 
malige  Einspritzung.  Man  kann  mikroskopisch  das  schnelle  Ver¬ 
schwinden  der  Trypanosomen  aus  der  Blutbahn  und  auch  in  vitro 
ihre  rasche  Abtötung  verfolgen.  In  Form  des  661  ist  eine  viel 
kleinere  absolute  Antimonmenge  für  toxische  und  Heilwirkung  nötig 
als  in  dem  Mittel  471  oder  gar  im  Stibenyl  (beides:  fünfwertiges, 
an  Kohlenstoff  gebundenes  Antimon).  Gegenüber  dem  Tartarus 
stibiatus  sind  mit  661  Herabsetzung  der  Antimongiftigkeit  auf  % 
und  die  Möglichkeit  von  Dauerheilungen  erreicht,  während  ersteres 
nie  Rückfälle  verhindert.  Nunmehr  sind  Heilversuche  bei  mensch¬ 
licher  Schlafkrankheit  und  bei  der  Tsetsekrankheit  der  Rinder  an¬ 
gezeigt.  Bei  der  von  Kleine  für  diese  Leiden  empfohlenen  Misch¬ 
behandlung  mit  „Bayer  205“  und  Antimon  wäre  an  Stelle  von  Tar¬ 
tarus  stibiatus  auch  661  heranzuziehen,  das  bis  zu  0,25  g  von 
Menschen  gut  vertragen  wird.  Heilversuche  bei  anderen  Krank¬ 
heiten  sind  eingeleitet.  Vielleicht  wird  man  am  besten  661,  471  und 
Stibenyl  nebeneinander  verwenden.  Georg  Schmidt  {München). 

•• 

Kudicke,  R.  und  Evers,  E.,  Uber  den  Einfluß  von  Zucker¬ 
arten  und  Alkoholen  der  Zuckerreihe  auf  die  Be¬ 
weglichkeit  der  Trypanosomen  in  vitro.  (Zschr.  f.  Hyg. 
1924,  101,  S.  317.) 

Von  einer  Reihe  von  Autoren  ist  festgestellt,  daß  Traubenzucker 
eine  günstige  Wirkung  für  die  Beweglichkeit  der  Rattentrypano¬ 
somen  hat.  Verff.  setzten  sich  zum  Ziel,  festzustellen,  ob  die  günstige 
Wirkung  nur  dem  Traubenzucker  zukommt  oder  auch  anderen  Zucker¬ 
arten  und  Verwandten  des  Zuckers.  Glyzerin  förderte  in  mittleren 
Konzentrationen  wie  Traubenzucker  die  Beweglichkeit  der  Trypano¬ 
somen  (Tryp.  brucei).  Oxydation  zum  Aldehyd  und  weitere  Oxydation 
zur  Säure  hebt  die  bewegungssteigernde  Wirkung  auf.  Von  den 
Verbindungen  mit  41* Atomen  wurde  nur  Erythrit  geprüft;  es  ver¬ 
mag  nicht  die  Beweglichkeit  der  Trypanosomen  zu  steigern.  Von 
Pentosan  untersuchten  Verff.  Xylose,  Arabinose  und  eine  Methyl- 
pentose,  die  Rhamnose,  von  den  zugehörigen  Alkoholen  den  Arabit. 


Trypanosomiasen. 


247 


Keine  der  Verbindungen  hob  den  ungünstigen  Einfluß  der  Salz¬ 
lösungen  auf.  In  den  Hexosen:  Glukose,  Mannose  und,  Lävulose 
blieben  die  Trypanosomen  stundenlang  beweglich;  wesentlich  geringere 
Wirkung  aber  zeigte  Galaktose.  Von  den  Alkoholen  der  Hexosen 
waren  Mannit  und  Dulzit  wirkungslos,  dagegen  zeigte  Sorbit  einen 
geringen  Einfluß.  Die  Säuren  —  die  einbasische  Glukose-  und  die 
zweibasische  Zucker-  und  Schleimsäure  —  erhöhten  die  Beweglichkeit 
nicht.  Von  den  Disacchariden  prüften  VerfF.  Rohr-,  Milch-  und 
Malzzucker:  Nur  Maltose  vermochte  die  Salzwirkung  zu  hemmen. 
Von  den  Polysaccariden  zeigte  weder  Stärke  noch  Brulin  einen  die 
Salzwirkung  hemmenden  Einfluß.  Schill  (Dresden). 

Rosenthal,  F.,  Die  trypanoziden  Stoffe  des  menschlichen 

Serums,  ihre  biologische  und  klinische  Bedeutung. 

(Klin.  Ws  ehr.  1924  S.  1657.) 

Die  Lehre  von  der  Serumtrypanozidie  als  Grundlage  der  Immunität 
des  Menschen  und  der  menschenähnlichen  Affen  gegen  bestimmte 
tierpathogene  Trypanosomen  befindet  sich  noch  auf  schwankendem 
Boden.  Das  menschliche  Serum  und  das  der  höheren  Affen  vermag 
die  Trypanosomen  nicht  unmittelbar  abzutöten,  die  trypanozide 
Wirkung  dieser  Sera  kommt  erst  bei  ihrer  Einführung  in  einen  art¬ 
fremden  Organismus  zustande.  Immerhin  darf  die  Tatsache,  daß  das 
Serum  des,  Menschen  und  der  höheren  Affen  gegenüber  allen  anderen 
Tieren  allein  durch  physiologische  Substanzen  mit  trypanosomen¬ 
tötender  Kraft  gekennzeichnet  ist,  ein  besonderes  stammesgeschicht¬ 
liches  Interesse  beanspruchen.  Die  Sonderheit  gilt  auch  für  die 
serologische  Struktur  der  trypanoziden  Serumsubstanzen,  die  keine 
Parallelen  zu  der  Konstitution  der  bekannten  normalen  Antikörper 
des  Serums  aufweist.  Das  Vorhandensein  der  trypanoziden  Sub¬ 
stanzen  scheint  eng  an  die  Funktionstüchtigkeit  der  Leber  gebunden 
zu  sein.  Ein  Trypanozidieschwund  bedeutet  in  biologischer  und 
physiologischer  Hinsicht  einen  Zusammenbruch  einer  normalen  Partial¬ 
funktion  der  Leber.  Das  Phänomen  des  Absturzes  des  trypanoziden 
Titers  im  Menschenserum  ist  nicht  ein  „Plusphänomen“,  das  sich 
aus  dem  Auftreten  von  neuen,  die  trypanoziden  Serumsubstanzen  be¬ 
einträchtigenden  Stoffen  erklärt,  sondern  ein  „Minusphänomen“,  das 
auf  einer  Störung  des  Bildungsprozesses  der  trypanoziden  Serum¬ 
substanzen  beruht.  Der  Mangel  an  trypanoziden  Stoffen  im  Serum 
der  Neugeborenen  spricht  dafür,  daß  die  Leber  des  Menschen  zur 
Zeit  der  Geburt  ein  noch  nicht  ausgereiftes,  funktionell  unterwertiges 
Organ  darstellt.  —  Durch  protrahierte  Vorbehandlung  mit  großen 
Menschenserummengen  kann  eine  Aufhebung  der  trypanoziden  Wir¬ 
kung  einer  später  erfolgenden  Menschenserumbehandlung  in  vivo  bei 
der  Maus  erzielt  werden.  Es  kommt  hier  ein  Erschöpfungsphänomen 


248 


Trypanosomiasen. 


des  behandelten  Organismus  zum  Ausdruck.  Nach  Milzexstirpation 
und  gleichzeitiger  Eisenstapelung  des  Reticuloendothels  wird  die 
trypanozide  Heilwirkung  des  Menschenserums  hochgradig  vermindert, 
oft  sogar  völlig  aufgehoben.  Die  Funktionstüchtigkeit  des  reticulo- 
endothelialen  Apparates  entscheidet  über  den  therapeutischen  Wert 
des  zunächst  unwirksamen  Menschenserums,  das  erst  durch  das  Ein¬ 
greifen  dieses  Zellsystems  seine  Umformung  zum  Heilmittel  erfährt. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  O.). 

Rosenthal,  F.  und  Spitzer,  Fr.,  Weitere  Untersuchungen 
über  die  trypanoziden  Substanzen  des  menschlichen 
Serums.  V.  Mitteilung.  Die  Bedeutung  des  Reticulo¬ 
endothels  für  den  Mechanismus  der  trypanoziden 
Wirkung  des  Menschenserums.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch. 
1924,  40,  S.  529.) 

Bei  Mäusen,  die  durch  Thorium  X-Injektionen  leukocytenfrei 
gemacht  sind,  ist  die  trypanozide  Wirkung  des  Menschenserums 
nicht  vermindert.  Eisenstapelung  der  Reticuloendothelien  durch  In¬ 
jektion  einer  50proz.  Lösung  von  Ferr.  oxyd.  saccharat.  ruft  schon 
für  sich  allein  bisweilen  eine  deutliche  Abschwächung  der  trypano¬ 
ziden  Wirkung  des  menschlichen  Serums  hervor.  Wesentlich  stärker 
wirkt  in  dieser  Beziehung  Milzexstirpation.  Kombination  von  Milz¬ 
exstirpation  und  Eisenfüllung  der  Reticuloendothelien  dämpft  die 
trypanozide  Wirkung  des  Menschenserums  in  ausgesprochener  Weise. 
Aus  den  Versuchen  ergibt  sich,  daß  das  Makrophagensystem  in 
wichtiger  Weise  in  den  Entstehungsmechanismus  der  trypanoziden 
Menschenserumwirkung  eingreift  und  daß  das  in  vitro  den  Trypano¬ 
somen  gegenüber  unwirksame  menschliche  Serum  erst  unter  der 
Wirkung  des  reticuloendothelialen  Gewebes  trypanozide  Eigenschaften 
im  Mäuseorganismus  gewinnt.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Kudicke,  R.,  Strauß,  Ed.  und  Collier,  W.  A.,  Versuche  zur 
Gewinnung  von  trypanoziden  Substanzen  durch 
Hydrolyse  von  Eiweißkörpern.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103, 
S.  622.) 

Aus  den  Versuchen  der  Verff.  ergibt  sich:  In  dem  durch  milde 
Hydrolyse  von  Eiweißkörpern  entstehendem  Gemisch  von  „Albumosen“ 
und  „Peptonen“  sind  Anteile  enthalten,  die  imstande  sind,  Trypano¬ 
somen  in  vitro  abzutöten.  —  Möglicherweise  wirken  in  ähnlicher 
Form  auch  Produkte  des  tieferen  Eiweißabbaues,  deren  Charakte¬ 
risierung  bisher  nicht  gelungen  ist.  —  Es  liegt  die  Vermutung  nahe, 
daß  ähnliche  Substanzen  auch  im  infizierten  Tierkörper  gebildet 
werden  und  die  ihn  in  seinem  Abwehrkampf  gegen  die  Krankheits¬ 
erreger  unterstützen.  Schill  {Dresden). 


Trypanosomiasen.  —  Leishmaniosen. 


249 


Stiihmer,  Studien  über  Primäraffektbild ung  beim  Try- 
panosomen-Kaninchen  (Primär  komplex,  lnfection 
d’emblee,  relativer  Schutz  des  Erregers  im  Primär¬ 
affekt).  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  254.) 

In  früheren  Versuchen  hat  Verf.  zeigen  können,  wie  exakt  sich 
beim  Nagana-Kaninchen  die  Entwicklung  eines  typischen  Primär- 
affektes  mit  starkem  lokalen  Ödem,  mit  Drüsenschwellung  und  Blut¬ 
infektion  verfolgen  läßt.  In  neueren  Versuchen  hat  er  festzustellen 
gesucht,  welche  Rolle  der  Primäraffekt  im  biologischen  Ablauf  der 
Gesamterkrankung  spielt.  Aus  den  Ergebnissen  dieser  Unter¬ 
suchungen  geht  hervor,  daß  bei  der  Trypanosomiasis  des  Kaninchens 
der  eingedrungene  Erreger  im  Primäraffekt  einen  gewissen  Schutz 
genießt  gegenüber  den  Antikörpern,  die  alsbald  auftreten,  wenn  die 
ersten  Trypanosomen  von  der  Infektionsstelle  her  in  die  Blutbahn 
eindringen.  Die  bei  der  Trypanosomiasis  des  Kaninchens  ermittelten 
Tatsachen  stimmen  in  so  wesentlichen  Punkten  mit  den  für  die 
Syphilis  bekannten  Tatsachen  überein,  daß  ein  Analogieschluß  auf 
ähnliche  Vorgänge  bei  der  menschlichen  Syphilis  zumindest  als 
fruchtbare  Arbeitshypothese  berechtigt  erscheint.  w.  Gaehtgens. 

Velu,  H.,  Barotte,  J.  et  Balozet,  Notes  sur  la  valeur  de  la 
ponction  du  testicule  dans  le  diagnostic  de  la  dou- 
rine.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  298.) 

Nachprüfung  der  Arbeit  von  Neumann,  K.  und  D  ah  men,  H. , 
die  behaupten,  daß  die  Dourine  aus  dem  Hodenpunktat  des  Tieres 
diagnostiziert  werden  könne.  Verff.  fanden  bei  zwei  dourinekranken 
Pferden  und  einem  dourinekranken  Esel  im  vorgeschrittenen  Stadium 
der  Krankheit  weder  Trypanosomen  noch  Spermatozoen  im  Punktat. 
Bei  experimentell  mit  Dourine  infizierten  Kaninchen  konnten  dagegen 
Trypanosomen  im  Hodenpunktat  nachgewiesen  werden,  sobald  die 
klinischen  Symptome  voll  ausgebildet  und  die  Zahl  der  Spermatozoen 
stark  vermindert  waren.  Elsa  Evers  {Frankfurt  a.  M.). 

Rincones,  G.,  La  leishmaniosis  en  Venezuela.  (Cronica 
med.-quirurg.  Habana  1924,  50,  p.  19.) 

Die  Leishmaniose  ist  in  Venezuela  nicht  selten  zu  finden.  Sie 
wird  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  durch  Insekten  übertragen, 
von  denen  einzelne  aufgeführt  werden,  in  deren  Darminhalt  sich 
Leishmanien  fanden.  Biet  er  len  {Rottweil). 

Bonne,  C.,  La  leishmaniose  cutanöe  dans  la  Guyane 
hollandaise.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17,  p.  293.) 

Die  Leishmaniose  der  Haut  kann  in  6  verschiedenen  Formen 
auftreten:  als  papulöse-,  ulzeröse-,  ekzematöse-  und  hypertrophische 


250 


Leishmaniosen. 


Form,  lokalisiert  auf  Schleimhäuten  und  im  Verlauf  eines  Lymph- 
stranges.  Die  ulzeröse  Form  ist  die  häufigste.  Heilung  innerhalb 
3—6  Wochen  (nur  die  hypertrophische  Form  erfordert  eine  monate¬ 
lange  Behandlung)  durch  intravenöse  Injektionen  von  Emetine.  An¬ 
legen  von  Kulturen  auf  NNN-Agar  gelingt  leicht,  wenn  man  aus 
frischen,  nicht  ulzerierten  Knötchen  abimpft.  Das  Blut  der  Patienten 
ist  immer  negativ.  Infektionsversuch  mit  Phlebotomen  ergibt  nega¬ 
tive  Resultate.  Elsa  Evers  ( Frankfurt  a.  M.). 

Montenegro,  J.,  The  inoculability  of  leishmania.  (Americ. 
J.  of  trop.  M.  1924,  4,  p.  331.) 

Die  brasilianische  Leishmaniose  läßt  sich  bei  ein  und  demselben 
Patienten  von  der  kranken  auf  die  gesunde  Haut  verimpfen.  Sie  ist 
eine  ansteckende  Krankheit.  Die  Impf-Leishmaniose  bietet  patholo¬ 
gisch-anatomisch  andere  Bilder  dar  als  die  spontane  Krankheit. 
Übertragung  von  Infektionsmaterial  vom  Kranken  auf  den  gesunden 
Menschen  gelingt,  nicht  dagegen  gelingt  eine  Infektion  mit  Leish¬ 
maniakulturen.  Die  Inkubationsdauer  beträgt  3  Wochen. 

Dieterlen  {Rottweil). 

Smyly,  H.  Jocelyn  and  Young,  Charles  W.,  The  experimental 
transmission  of  leishmaniasis  to  animal s.  (Proc.  Soc. 
for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  354.) 

Leishmania  donovani  wurde  von  Kala- Azar- Todesfällen  durch 
Injektion  von  Milz-  oder  Lebersuspension  auf  Hunde,  schwarze 
Mäuse  und  Hamster  (Cricetulus  griseus,  eine  Art  Feldmäuse)  über¬ 
tragen.  Letztere  waren  sogar  in  einem  Falle  empfänglich,  als  L.  dono¬ 
vani  weder  direkt  noch  kulturell  in  der  zur  intraperitonealen  Impfung 
verwendeten  Leber  und  Milz  nachweisbar  war  und  die  geimpften 
Hunde  gesund  blieben.  In  diesem  Falle  erkrankten  die  Hamster 
chronisch  mit  enormer  Lebervergrößerung. 

Young,  Charles  W.,  Smyly,  H.  Jocelyn  and  Brown,  Cabot,  Ex¬ 
perimental  kala-azar  in  a  hamster.  (Ibid.  p.  357.) 

Da  Affe,  Hund,  weiße  Maus  und  weiße  Ratte  für  L.  donovani 
nicht  regelmäßig  empfänglich  sind,  ist  die  Entdeckung  eines  sehr 
empfänglichen  Versuchstieres  im  Cricetulus  griseus  für  das  experi¬ 
mentelle  Studium  dieser  Krankheit  sehr  wichtig.  Der  chinesische 
Hamster  ist  für  intraperitoneale,  intrapleurale  und  zuweilen  auch 
für  subkutane  Infektion  empfänglich.  Fütterungsversuche  waren  er¬ 
folglos.  Ob  Infektion  tatsächlich  erfolgt  war,  konnte  am  lebenden 
Tier  durch  Punktion  der  Leber  festgestellt  werden.  In  keinem  Falle, 
in  dem  eine  frühe  Leberpunktion  positiv  war,  gab  die  Autopsie  einen 
negativen  Befund.  Die  Hamster  zeigten  keine  Tendenz  zu  spontaner 


Leishmaniosen.  —  Piroplasmosen. 


251 


Genesung.  Die  Versuche  wurden  mit  einer  geißellosen  Form  von 
L.  donovani  gemacht.  E.  Fitschen  {Weyarn). 

Kligler,  J.  J.,  On  the  cultivation  and  biological 
characters  of  Leishmania  tropica.  (Americ.  J.  of  trop.  M. 
1924,  4,  p.  69.) 

Die  Züchtung  der  Leishmania,  des  Erregers  der  Orientbeule, 
gelang  Verf.  auf  einem  Nährboden,  der  ähnlich  dem  von  Noguchi 
für  die  Züchtung  der  Leptospira  icteroides  benutzten  ist.  Der  Nähr¬ 
boden  wird  hergestellt,  indem  man  10  Teile  1  proz.  Dextroseagar  mit 
90  Teilen  Kochsalzlösung  mischt.  Die  halbfeste  Masse  kommt  in 
Röhrchen  und  wird  sterilisiert.  Zu  jedem  Röhrchen  werden  0,3  bis 
0,5  ccm  frischen  Kaninchenserums  zugefügt.  Die  Kulturen  erhalten 
sich  2%— 37a  Monate  lebensfähig.  Di  et  er  len  {Rottweil). 


•  • 

Lenz,  Wilhelm,  Ärztliche  Erfahrungen  beim  Bahnbau  in 
'Deutsch-Ostafrika  1909 — 1914.  (D.  m.  W.  1924  S.  1417.) 

Vorbeugung  und  Behandlung  bei  Ruhr,  Pocken,  Wechsel-,  Rück¬ 
fallfieber,  durch  fusiforme  Bakterien  und  Spirochäten  verursachte 
Unterschenkelgeschwüre  usw.,  besonders  der  einheimischen  Arbeiter, 
aber  auch  der  Europäer.  Schlafkrankheit  kam  nicht  in  Betracht. 
Sonstiger  Gesundheits-  und  Krankendienst.  Georg  Schmidt  {München). 

Panisset,  L.  et  Verge,  J.,  La  piroplasmose  equine  en  France. 
(Rev.  gen.  de  med.  vet.  1924,  33,  p.  557.) 

Die  Piroplasmose  des  Pferdes  wurde  bisher  in  Frankreich  wenig 
beachtet.  Es  handelt  sich  hierbei  um  2  durch  verschiedene  Parasiten 
hervorgerufene  Krankheiten.  Beide  sind  in  Frankreich  vorhanden. 
Infektionen  bei  Pferden  mit  Piroplasma  caballi  wurden  in  der  Gegend 
von  Saint-Nazaire,  solche  bei  Maultieren  mit  Nuttallia  equi  in  Poitou 
festgestellt.  Beide  Krankheiten  werden  kurz  beschrieben.  Zeller. 

Donatien,  A.,  Lestoquard,  F.  et  Sausseau,  L.,  Piroplasmes  et 
jaunisse  des  muletons  du  Poitou.  (Rev.  vet.  1924,  76, 
p.  529.) 

Die  klinischen  Symptome  (Ikterus  und  Hämoglobinurie),  die 
pathologisch-anatomischen  Befunde  (Milzhypertrophie)  und  das  Er¬ 
gebnis  der  hämatologischen  Untersuchung  (Piroplasmen  vom  Aussehen 
der  Nuttallia  equi)  berechtigen  zu  dem  Schluß,  daß  die  Gelbsucht 
der  jungen  Maultiere,  über  die  Sausseau  (Rev.  vet.  1924,  76,  p.  5) 
unlängst  berichtete,  eine  Piroplasmose  ist.  Da  die  Piroplasmen  auch 
bei  den  Müttern  der  Jungtiere  gefunden  wurden,  ist  anzunehmen, 
daß  die  Parasiten  bereits  im  Mutterleibe  auf  die  Jungtiere  übergehen. 

Zeller  {Berlin). 


252 


Piroplasmosen.  —  Anaplasmosen.  —  Amöbenruhr. 


Bßdier,  E.,  Piroplasme  de  la  Mangouste  d’Afrique  Her- 
pestes  calera  Erxleben.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  415.) 

Bericht  über  eine  im  Blut  von  Herpestes  calera  gefundene  Piro- 
SOmenart.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Sergent,  Edin.,  Donatien,  A.,  Parrot,  L.,  Lestoquard,  F.,  Plan- 
tureux,  Edm.  et  Rougebief,  H.,  Inoculation  au  möuton  de 
l’anaplasme  du  boeuf.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17, 
p.  295.) 

Mit  dem  Blut  eines  an  Anaplasmose  erkrankten  Kalbes  wurden 
2  Schafe  intravenös  infiziert  und  nach  1  Monat  das  Blut  eines  solchen 
Schafes  auf  15  Rinder,  nach  2  Monaten  auf  1  Rind  überimpft.  Nur 
2  mal  gelang  die  Infektion,  verlief  aber  gutartig.  Die  Überimpfungen 
von  Schaf  auf  Schaf  fielen  dagegen  alle  negativ  aus.  Elsa  Evers. 

Petzetakis,  Beobachtungen  über  eine  durch  lebende 
Entamöben  im  Anschluß  an  Amöbenruhr  verursachte 
Bronchitis.  Nachweis  von  lebenden  Entamöben  im 
Sputum  und  Harn.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1026.) 

In  10  Fällen  von  Brqnchitis,  die  im  Anschluß  an  Amöbendysenterie, 
aber  auch  ohne  eine  solche  auftraten,  konnte  Verf.  in  dem  oft  blutigen 
Auswurf  Entamöben  nachweisen.  Untersuchungen  an  34  Dysenterie¬ 
kranken  ergaben  in  3  Fällen  lebende  Amöben  im  Sputum  und  im 
Harn,  in  7  Fällen  fanden  sich  Amöben  nur  im  Sputum,  einmal  nur 
im  Harn.  In  einigen  Fällen  wurden  gleichzeitig  Entamöben  und 
Tuberkelbazillen  nachgewiesen.  Die  im  Sputum  gefundenen  Entamöben 
waren  morphologisch  identisch  mit  den  im  Harn  gefundenen. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Panayotatan,  A.,  Die  extraintestinale  Amöbenerkrankung 
und  Tuberkulose.  (W.  kl.  W.  1924  S.  801.) 

Beschreibung  zweier  mit  Amöbiasis  komplizierter  Tuberkulose¬ 
fälle.  Im  ersten  Falle  hatte  die  Amöbenerkrankung  (Am,  histolytica) 
einen  hartnäckigen  chronischen  Katarrh  der  Luftwege  hervorgerufen 
und  den  Boden  für  eine  leichtere  Vermehrung  des  Tuberkelbazillus 
vorbereitet.  Durch  die  Befreiung  des  Organismus  von  der  Amöben¬ 
infektion  durch  Emetin  wurde  der  Gesamtzustand  der  Kranken  ge¬ 
bessert  und  ihr  der  Kampf  gegen  den  anderen  Krankheitserreger 
erleichtert.  Im  zweiten  Fall  befiel  die  Amöbenerkrankung  ein  durch 
den  Tuberkelbazillus  geschwächtes  Terrain,  verschlimmerte  den  All¬ 
gemeinzustand  und  rief  durch  Förderung  der  deletären  Wirkung  des 
Tuberkelbazillus  (nach  vorübergehender  Besserung  der  klinischen 
Erscheinungen  durch  die  spezifische  Behandlung  der  Amöbenerkran¬ 
kung)  eine  Generalisierung  der  Tuberkulose  hervor,  die  den  Tod 
zur  Folge  hatte.  H  et  sch  (. Frankfurt  a.  M.). 


Amöbenruhr.  —  Sprue. 


253 


Barrow,  J.  F.,  A  clinical  study  of  the  intestinal  protozoa, 
based  on  seven  hundred  and  twenty-five  cases.  (Americ. 
J.  of  trop.  M.  1924,  4,  p.  23.) 

Protozoeninfektionen  des  Magendarmkanals,  die  für  gewöhnlich 
unter  dem  Bild  einer  Dysenterie  verlaufen,  haben  nach  den  Unter¬ 
suchungen  häufig  Arthritis  deformans  im  Gefolge.  Die  einzelnen 
arthritischen  Attacken  zeigen  ein  gewisses  periodisches  Auftreten,  das 
zeitlich  genau  mit  dem  jeweiligen  Eindringen  von  Protozoen  in  den 
Darmkanal  zusammenhängt.  Protozoen  wurden  in  sämtlichen  unter¬ 
suchten  Fällen  von  Arthritis  nachgewiesen.  In  11  Prozent  der  unter¬ 
suchten  Protozoeninfektionen  konnten  arthritische  Veränderungen 
nachgewiesen  werden.  Bei  weitem  am  häufigsten  wurde  Chilomastix 
gefunden.  In  12  Proz.  wurden  Dysenterieamöben,  in  8  Proz.  Tricho¬ 
monas,  in  je  6  Proz.  Waskia  und  Craigia  und  in  3  Proz.  Giardia 
nachgewiesen.  Die  Behandlung  der  Fälle  geschah  hauptsächlich  mit 
Emetin.  In  den  Fällen,  die  mit  Arthritis  einhergingen,  sah  Verf.  mit 
direkten  Einspritzungen  von  Emetin  in  die  Gelenkhöhle  gute  Erfolge. 

Dieterlen  (Rottweil). 

Dekester,  M.  et  Melnotte,  P.,  Au  sujet  de  la  frequence  dans 
les  selles  diarrheiques  au  Maroc  des  Trichomonas  et 
autres  protozoaires.  (Bull.  Soc.  de  Path.  exot.  1924,  17, 
p.  301.) 

Verff.  untersuchten  innerhalb  6  Monaten  663  Patienten  und 
fanden  bei  45  Trichomonas  im  Stuhl,  davon  25  mal  zusammen  mit 
Dysenterieamöben,  5  mal  mit  anderen  Protozoen,  vor  allem  Spirochäten. 

Elsa,  Evers  (Frankfurt  a.  M.). 

Sellards,  A.  W.  and  Theiler,  M.,  Investigations  concerning 
amoebic  dysenter y.  (Americ.  J.  of  trop.  M.  1924,  4,  p.  309.) 

Infektionsversuche  mit  Entamoeba  histolytica  bei  jungen  Katzen, 
ergaben,  daß  die  Infektion  nie  im  Dünndarm,  sondern  nur  im  Dick¬ 
darm  angeht.  Es  rührt  dies  von  den  für  die  Entwicklung  der 
Amöben  ungünstigen  Umgebungsbedingungen  im  Dünndarm  ab. 

Dieterlen  (Rottweil). 

Harmsen,  E.,  Sprue  (Aphthae  tropica e).  (Therap.  d.  Gegenw. 
1924  S.  447.) 

An  der  Hand  eines  ausführlich  beschriebenen,  wahrscheinlich 
aus  Shanghai  ein  geschleppten  und  auf  dem  Boden  einer  Shiga-Kruse- 
Ruhr  entstandenen  Falles,  der  in  seinen  eigentlichen  Erscheinungen 
aber  erst  nach  der  Rückkehr  nach  Deutschland  zum  Ausbruch  kam, 
wird  die  Krankheit  (Vorkommen,  Symptomatologie  und  Verlauf, 
Diagnose,  Prognose,  Behandlung)  eingehend  besprochen. 

Erich  Hesse  (Berlin). 


254 


Maduraerkrankung.  —  Lepra. 


Catsaras,  Joh.,  Über  einen  Fall  von  indischem  Maduraarm 
(Mycetoma  brach iuri).  (Virch.  Arch.  1924,  250,  S.  244.) 

Bericht  über  einen  indischen  Fall  von  „Maduraerkrankung“  des 
linken  Armes  mit  besonderer  Lokalisation  der  Ellbogengegend.  Vor¬ 
nehmlich  von  pathologisch-anatomischemlnteresse.  E.  Gildemeister. 

Paldrock,  A.,  Leprastudien.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  450.) 

Verf.  konnte  in  seinen  Untersuchungen  über  die  Morphologie  des 
Leprabazillus  nachweisen,  daß  die  sich  dunkler  färbenden  Stellen  in 
den  Stäbchenformen  chromatin-  und  nukleinsäurehaltige  Körnchen 
sind,  die  nach  wandständiger  Anordnung  zu  Knospen  werden  und 
sich  dann  durch  die  Stäbchenwand  hinausdrängen.  Nach  Abtrennung 
vom  Stäbchen  finden  sie  sich  reichlich  als  Körnchen  mit  oder  ohne 
Stiel.  Auch  Doldenbildung  und  Verzweigung  konnten  festgestellt 
werden.  Auf  Grund  dieser  Beobachtungen  ist  Verf.  geneigt,  den 
Lepraerreger  nicht  zu  den  echten  Bazillen,  sondern  zu  den  Faden¬ 
pilzen  zu  zählen.  Wahrscheinlich  stellen  die  Körnchen  die  Repro¬ 
duktionszentren  für  die  Fortentwicklung  des  Keimes  dar.  In  den 
Lepraerregern  kommt  freie  Nukleinsäure  vornehmlich  in  den  Körnchen 
vor,  während  in  der  sie  umgebenden  und  stäbchenbildenden  Hülle 
Nukleide  und  Nukleoproteide  vorherrschen.  Die  freie  Nukleinsäure 
läßt  sich  durch  Kochen  extrahieren  und  ist  dann  durch  Färbung 
nicht  mehr  nachweisbar.  Lufttrockene,  nichtfixierte  Ausstriche  zeigen 
nach  Extraktion  der  freien  Nukleinsäure  und  Behandlung  mit  Karbol- 
Methylenblau-Chinin-Eosin-Tannin,  außer  rosa,  gelben  und  braunen 
auch  noch  blaugraue  Stäbchen,  was  auf  das  Vorhandensein  noch  un¬ 
bekannter  Substanzen  in  den  Lepraerregern  hinweisen  würde.  Durch 
das  Fixieren  der  Ausstrichpräparate  über  der  Flamme  wird  die 
Zusammensetzung  der  Nukleinsäurebestandteile  beeinflußt.  Durch 
die  Kohlensäureschneebehandlung,  welche  die  klinischen  Erscheinungen 
günstig  zu  beeinflussen  vermag,  werden  die  Lepraerreger  derart 
verändert,  daß  der  Organismus  sie  aufzuschließen  imstande  ist.  Die 
freiwerdenden  Abbauprodukte  wirken  nun  als  Antigen  und  geben 
zur  Bildung  von  Antitoxinen  Anlaß,  die  im  Verein  mit  den  gleich¬ 
zeitig  gebildeten  Lysinen  die  Rückbildung  der  mit  dem  Kohlen¬ 
säureschnee  nicht  in  Berührung  gekommenen  Knoten  bedingen. 

W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Salvador,  MazzaM.,  Phagocytose  des  bacilles  de  Stefansky 
dans  le  peritoine  des  rats  et  des  cobayes.  (Bull.  Soc.  de 
Path.  exot.  1924,  17,  p.  208.) 

Injiziert  man  einem  Tier  intraperitoneal  eine  Aufschwemmung 
von  Leprabazillen,  so  werden  diese  nach  kurzer  Zeit  vor  allem  von 
den  polynukleären  Leukocyten,  in  geringer  Anzahl  von  großen  Mono- 


Lepra.  —  Tumoren. 


255 


nukleären  aufgenommen.  Die  Leukocyten  zerstören  nur  einen  Teil 
der  aufgenommenen  Bazillen,  bis  ihr  eigener  Kern  zerfällt  und  sie 
nun  ihrerseits  der  Phagocytose  durch  die  Mononukleären  verfallen. 
Das  Phänomen  der  Kernauflösung  der  polynukleären  Leukocyten  und 
anschließender  Aufnahme  durch  die  Makrophagen  kann  auch  durch 
Injektion  von  steriler  Bouillon  oder  physiologischer  Kochsalzlösung 
in  das  Peritoneum  hervorgerufen  werden.  Es  scheint  also,  als  ob 
alle  auf  irgendeinen  Beiz  in  das  Peritoneum  eingediungenen  Leuko¬ 
cyten  dort  durch  die  Makrophagen  zerstört  wurden.  Elsa  Evers. 

Taylor,  J.  and  Malone,  R.  H.,  Complement  fixation  in 
leprosy  with  „defatted“  B.  tuberculosis  antigen.  (Ind. 
J.  of  med.  Research.  1924,  12,  p.  127.) 

Verff.  machten  bei  100  Leprafällen  Komplementbindungsversuche 
mit  einem  Antigen,  das  aus  entfetteten  Tuberkelbazillen  hergestellt 
war.  Das  Antigen  wurde  nach  der  Dreyerschen  Methode  (Brit.  Journ. 
Exp.  Path.  1923,  IV,  146)  gewonnen.  Von  den  100  Leprafällen  rea¬ 
gierten  positiv:  Die  Fälle  von  knotiger  Lepra  in  100  Proz.,  diejenigen 
von  Nervenlepra  in  96  Proz.  und  die  gemischten  Fälle  in  92  Proz. 
Es  wurde  vom  Komplement  mindestens  die  doppelte  lösende  Dosis, 
in  vielen  Fällen  auch  die  6  fach  lösende  Dosis  genommen.  14  nor¬ 
male  und  23  Wassermann* positive  syphilitische  Kontrollen  ergaben 
mit  dem  Antigen  vollkommen  negative  Resultate.  Wenn  das  Antigen 
von  säurefesten  und  Lipoidsubstanzen  befreit  ist,  besteht  keine  Ge¬ 
fahr,  daß  man  nicht  spezifische  Reaktionen  erhält,  die  ihrerseits  auf 
diesen  Substanzen  beruhen.  Das  Antigen  hat  den  Vorteil,  daß  es 
in  steriler  Form  als  trockenes  Pulver  aufbewahrt  werden  kann  und 
trotzdem  stets  gleichmäßige  Resultate  ergibt.  Es  gibt  sehr  feine 
Aufschwemmungen  und  ist  frei  von  jeder  antikomplementären  Wir¬ 
kung.  Die  vollständig  negativen  Resultate  mit  syphilitischen  Seris 
sind  von  Wichtigkeit,  insofern  als  syphilitische  Sera  mit  unvor- 
behandelten  säurefesten  Bazillenemulsionen  positiv  reagieren,  anderer¬ 
seits  Lepraseren  mit  Wassermann- Antigenen  ebenfalls  positive  Re¬ 
sultate  ergeben.  Das  neue  Antigen  leistet  somit  zusammen  mit  der 
gewöhnlichen  Wassermann-Reaktion  wertvolle  Dienste  in  der  Differen¬ 
tialdiagnose  zwischen  Lepra  und  Syphilis  ausgenommen,  wenn  beide 
Proben  positiv  sind.  Mit  Seren  von  30  Tuberkulosefällen  bekamen 
Verff.  nur  in  20  Proz.  positive  Ergebnisse,  nur  wenn  teilweise  positive 
Reaktionen  mit  doppelt  lösender  Komplementdosis  mit  eingerechnet 
werden,  erhöht  sich  der  Prozentsatz  auf  40  Proz.  Dieter  len  (Bottweil). 

Borst,  Max,  Allgemeine  Pathologie  der  malignen  Ge¬ 
schwülste.  Mit  21  Abb.  u.  6  Taf.  Leipzig  (S.  Hirzel)  1924. 
Pr.  geh.  14  M.,  geb.  16  M. 


256 


Tumoren. 


Das  Buch  ist  eine  erweiterte  Sonderausgabe  des  Beitrages  von 
Verf.  zum  Handbuch  der  bösartigen  Geschwülste  von  Zweifel- 
Payr  und  verfolgt  die  Absicht,  weiteren  ärztlichen  Kreisen  eine 
knappe  Darstellung  über  die  allgemeine  Pathologie  der  bösartigen 
Geschwülste  unter  Berücksichtigung  der  neuen  experimentellen  Er¬ 
gebnisse  zu  geben.  Die  11  Kapitel  umfassen:  die  allgemeine 
Morphologie,  die  allgemeine  Biologie,  die  Histogenese  (formale 
Genese),  die  Einteilung,  die  Benennung  und  die  Ätiologie  (kausale 
Genese)  der  malignen  Geschwülste;  die  experimentelle  Geschwulst¬ 
forschung;  die  Sarkome  und  Karzinome;  besondere  Formen  maligner 
Geschwülste  und  die  bösartigen  Mischgeschwülste.  Die  Lehre  über 
die  Geschwülste  ist  eine  besondere  Disziplin  geworden,  die  auch 
ein  besonderes  Studium  erfordert.  Das  Buch  gibt  die  Möglichkeit, 
den  heutigen  wissenschaftlichen  Standpunkt  über  die  allgemeinen 
Fragen  der  bösartigen  Geschwülste  in  klarer  Form  kennen  zu  lernen. 
Besonders  lehrreich  ist  die  dem  Buche  beigegebene  Tabelle  über 
die  Einteilung  der  Geschwülste  auf  histogenetischer  Grundlage,  die 
auch  die  geschwulstartigen  Hyperplasien  und  die  geschwulst¬ 
ähnlichen  örtlichen  Fehl-  und  Mißbildungen  berücksichtigt.  Die 
einigen  Kapiteln  angeschlossenen  Anmerkungen  und  die  umfang¬ 
reiche  Zusammenstellung  der  neuen  Literatur  werden  auch  dem 
Fachmanne  willkommen  sein.  Druck  und  Ausstattung  entspricht 
allen  Anforderungen.  a.  Ghon  {Prag). 

Greil,  A.,  Warum  stagniert  die  Krebsforschung?  (W.  kl. 
W.  1924  S.  1083.) 

Verf.  schildert  die  Schwierigkeiten,  die  in  der  Krebsforschung 
durch  eine  nicht  streng  exakt  naturwissenschaftliche  Fragestellung 
entstanden  sind.  Er  entwickelt  entwicklungsdynamische  Prinzipien 
der  Erforschung  der  Ontogenie  und  knüpft  daran  allgemeine  Richt¬ 
linien  für  die  Behandlung  der  Gewächskranken.  He t sch. 

Sambon,  Louis  Westeura,  The  elucidationof  cancer.  (J.  of 
trop.  M.  a.  Hyg.  1924,  27,  p.  124.) 

Verf.  tritt  auf  Grund  von  in  Italien  angestellten  Beobachtungen 
und  Untersuchungen  für  die  parasitäre  Entstehung  des  Karzinoms 
ein.  Näheres  muß  im  Original  nachgelesen  werden.  Jantzen  {Hamburg). 

Mertens.  V.  E.,  Auf  der  Suche  nach  dem  Gesch wulstgift. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1128.) 

Verf.  konnte  aus  zwei  bösartigen  Geschwülsten  (Sarkom,  Mamma¬ 
karzinom)  Stoffe  gewinnen,  die  in  bestimmten  Mengen  auf  Meer¬ 
schweinchen  und  Mäuse  tödlich  wirkten.  Der  mit  ungesäuertem 
Alkohol  gewonnene  Stoff  erwies  sich  als  thermolabil.  Durch  weitere 


Tumoren. 


257 


Untersuchungen  wird  festzustellen  sein,  ob  derart  gewonnene  Stoffe 
geschwulsteigen  sind.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Freund,  Ernst  und  Kammer,  Gisa,  Über  die  Quellen  des 
Wachstumsmaterials  der  bösartigen  Geschwülste. 
(Bioch.  Zschr.  1924,  149,  S.  295.) 

Im  normalen  Darminhalt  entsteht  bei  der  Verdauung,  besonders 
von  Fetten,  eine  gesättigte  Dikarbonsäure —  „Normaldarmsäure“  — , 
die  ein  ähnliches  Zerstörungsvermögen  für  Karzinomzellen  besitzt 
wie  die  Normalsäure  des  Serums.  Im  Darminhalt  von  Karzinomatösen 
entsteht  dagegen  unter  gleichen  Bedingungen  eine  ungesättigte 
Dikarbonsäure,  die  gleich  dem  Karzinomserum  die  Karzinomzellen 
vor  der  Zerstörung  durch  das  Normalserum  zu  schützen  vermag. 
Diese  Eigenschaft  des  Karzinomdarms  ist  spezifisch:  Karzinomdarm 
schützt  nicht  Sarkomzellen  und  umgekehrt.  Auch  in  vitro  entstehen 
bei  der  Einwirkung  von  karzinomatösem  Darminhalt  auf  Fette  solche 
Karzinomzellen  schützende  Stoffe,  während  Eiweiß-  und  Pepton¬ 
reichtum  dem  entgegenwirken.  Hiermit  ist  im  Darm  des  Karzinoma¬ 
tösen  eine  Anomalie  nachgewiesen,  die  unabhängig  von  der  Existenz 
des  Karzinoms  eine  Lipoidsubstanz,  die  als  Grenzschutz  der  normalen 
Zelle  angesehen  werden  muß,  an  ihrer  Entstehung  verhindert  und 
statt  derer  eine  pathologische  Substanz  erzeugt,  die  erstens  die 
Wirkung  der  normalen  Säure  neutralisiert  und  zweitens  als  unge¬ 
sättigte  Fettsäure  sich  mit  Globulinen  verbindet,  die  mit  Kohle¬ 
hydraten  Materialkomplexe  für  das  Wachstum  des  Karzinoms  auf¬ 
bauen.  Diese  Tatsachen  bilden  eine  Analogie  zu  der  wesentlichen 
klinischen  Erscheinung  des  Karzinoms,  daß  die  normalen  Zellen  zu¬ 
grunde  gehen  und  pathologische  Zellen  zu  gleicher  Zeit  wuchern,  in¬ 
sofern  als  durch  die  pathologische  Darmverdauung  das  Material  für 
die  normale  Zelle  vernichtet  und  gleichzeitig  pathologisches  Zell¬ 
ersatzmaterial  geschaffen  wird.  Hiermit  scheint  eine  faßbare  Grund¬ 
lage  für  die  Karzinomdisposition  gegeben  zu  sein.  Allerdings  ist  es 
bisher  noch  nicht  gelungen,  diesen  Zustand  experimentell  als  Vor¬ 
bedingung  für  die  Entstehung  des  Karzinoms  zu  erweisen. 

Kurt  Meyer  [Berlin). 

Lavedan,  J.,  Du  röle  de  l’infection  secondaire  dans  la 
production,  chez  certains  cancereux,  d’une  leuco- 
cytose  sanguine  avec  polynucleose.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  619.) 

Die  bei  Karzinomatösen  öfters  beobachtete  Leukocytose  ist  durch 
eine  Sekundärinfektion  der  ulzerierten  Neoplasmen  bedingt  und  ver¬ 
schwindet  bei  geeigneter  Therapie  gleichzeitig  mit  der  Infektion. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  11/12.  17 


258 


Tumoren. 


Sokoloff,  B.  et  Weckowski,  C.,  Lymphocytose  et  curie- 
therapie  des  tumeurs  malignes.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  60.) 

In  der  Karzinomtherapie  bewirkt  die  Anwendung  starker  Radium- 
dosen  gelegentlich  eine  Verminderung  des  lymphocytären  Index  und 
der  Erythrocytenmenge  und  infolge  hiervon  eine  Resistenzverminderung 
des  Organismus;  dies  trifft  besonders  bei  langer  und  energischer 
Bestrahlung  des  lymphatischen  Systems  zu.  Es  erklären  sich  so  die 
Rezidive  und  verallgemeinerten  Metastasierungen,  die  nach  Radium¬ 
tiefentherapie  bisweilen  beobachtet  wurden.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Roosen,  R.,  Isam inblau  gegen  bösartige  Geschwülste. 
(Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  348.) 

Beobachtungen  bei  Versuchen  über  die  Wirkung  von  Isamin- 
blauVIB  mit  Neosalvarsan  auf  Tumoren  ließen  eine  gleiche  Wir¬ 
kung  auch  mit  Isaminblau  allein  erwarten.  Die  reine  Isamintherapie 
will  durch  Änderung  des  physikalischen  Milieus  den  Krebszellen  die 
Existenzbedingungen  entziehen  unter  Verzicht  auf  eine  unmittelbare 
Schädigung  der  Krebszellen  oder  Erhöhung  der  Abwehrkräfte.  Die 
Eigenschaft  des  Isaminblaus,  an  der  Tumorperipherie  anzugreifen 
und  schnell  zur  Verkleinerung  zu  führen,  empfiehlt  seine  Anwendung 
auch  in  vorgeschrittenen  Fällen,  vor  allem  dann,  wenn  der  Kranke 

infolge  des  Druckes  durch  den  Tumor  auf  Nervenstämme  sehr  leidet. 

A.  Ghon  {Prag). 

Soukup,  E.,  Elektroselenium  in  der  Therapie  bösartiger 
Rachentumoren.  (Cas.  lek.  ces.  1924  p.  1243  [tschechisch].) 
Sehr  günstige  therapeutische  Erfahrungen  mit  Elektroselenium 
bei  Tonsillensarkomen  und  Carcinoma  cylindrocellulare  laryngis.  Die 
Behandlung  wurde  mit  Röntgenbestrahlungen  kombiniert.  Gellner. 

Büttner,  H.  E.,  Der  serologische  Krebsnachweis  nach 
Kahn.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1720.) 

Untersucht  wurden  mit  der  Kahnschen  Reaktion  113  Fälle.  Bei 
den  malignen  Tumoren  waren  die  Ergebnisse  nicht  so  gut,  wie 
Kahn  sie  angibt.  Der  Wert  der  Reaktion  wird  durch  das  Mit¬ 
reagieren  mehrerer,  von  Kahn  bereits  angegebener  Krankheits¬ 
zustände,  deren  Zahl  sich  vielleicht  bei  weiteren  Untersuchungen 
noch  erheblich  vermehren  läßt,  beeinträchtigt.  Bedauerlicherweise 
sind  unter  diesen  Krankheitszuständen  gerade  solche,  die  bei  der 
Differentialdiagnose  häufig  in  Frage  kommen.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0). 

Tiesenhausen,  K.,  Serologische  Karzinomstudien.  (Ferment¬ 
forschung.  1923,  7,  S.  195.) 


Tumoren. 


259 


Mit  der  Mikro-Abderhalden-Methode  nach  Pr egl- de  Cri nis 
wurde  das  Serum  von  Karzinomkranken  auf  seine  Abbaufähigkeit 
gegenüber  Eiweißpräparaten  von  Karzinomtumor,  Keimdrüsen,  Neben¬ 
nieren  usw.  untersucht.  Mit  dieser  Methode  konnte  der  Abbau  von 
Darm wandeiweiß  bei  Karzinom  des  Verdauungstraktus  bei  Männern 
Hodenabbau,  bei  Frauen  Ovarabbau  bei  Dementia  praecox  usw.  nach¬ 
gewiesen  werden.  Jedoch  kann  ein  endgültiges  Urteil  wegen  der 
geringen  Zahl  der  Untersuchungen  noch  nicht  abgegeben  werden. 

W edemann  (Berlin). 

Yamauchi,  Masao,  Studien  zur  Geschwulstimmunität. 
IV.  Mitteilung.  Immunisierungsversuche  mit  Tho¬ 
rium  X.  (Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  230.) 

Die  Angaben  von  Caspari  über  die  Bedeutung  des  Zell¬ 
zerfalls  für  die  Immunitätsvorgänge  veranlaßten  Verf.,  das- Thorium  X 
als  starkes  zellzerstörendes  Mittel  in  diese  Untersuchungen  einzu¬ 
beziehen.  Die  Versuche,  die  bei  weißen  Mäusen  unternommen 
wurden,  um  die  Wirkung  einer  Vorbehandlung  mit  Thorium  X  auf 
das  Wachstum  von  Impftumoren  zu  studieren,  ergaben,  daß  das 
Thorium  X  in  den  verwendeten  Dosen  zwar  eine  deutliche  Wirkung 
auf  die  Immunitätsverhältnisse  habe,  die  aber  hinter  dem  Effekt 
anderer  Maßnahmen  entschieden  zurückbleibt.  Dafür  werden  einer¬ 
seits  die  schweren  Schädigungen  des  Gesamtorganismus  verant¬ 
wortlich  gemacht,  die  schon  von  geringeu  Dosen  ausgelöst  werden, 
andererseits  die  bessere  Blutversorgung  der  Tumoren  durch  die  ver¬ 
ursachte  Gefäßerweiterung.  Auffallend  gering  war  dabei  die  Zahl 
der  relativ  immunen  Tiere  und  wenig  ausgesprochen  die  relative 
Immunität,  während  für  die  absolute  Immunität  ein  deutlicher  Effekt 
der  intravenösen  Vorbehandlung  mit  Thorium  X  zutage  tritt.  — 
Elektiv  scheint  das  Thorium  X  die  neutrophilen  Leukocyten  zu 
zerstören.  A.  Glion  (Prag). 

Borst,  31.,  I.  Krebserzeugung  durch  lokale  Reize  bei 
gleichzeitigerCholesterinfütterung.  (Nach  Versuchen 
an  Kaninchen.)  (Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  337.) 

Versuche,  die  lokalen  Reize  mit  Rohparaffinöl,  Teer  und  ß-Naph- 
thylamin  am  Ohr  mit  Cholesterinfütterung  zu  verbinden,  hatten 
folgendes  Ergebnis:  Die  Tiere  zeigten  ausgedehnte  Lipoid ablagerungen 
in  verschiedenen  Organen,  während  sich  lokal  weiche  geschwulstartige 
Wucherungen  bildeten,  die  sich  als  Xanthelasmen  erwiesen,  und  an 
Stelle  der  Metallmarken,  die  die  Tiere  bekamen,  Fibrome,  zum  Teil 
auch  mit  Lipoidinfiltration.  Bei  einem  Tier,  das  12  Monate  unter 
Versuch  stand,  erreichten  die  Fibrome  einen  besonderen  Umfang  und 
ließen  schließlich  die  Entstehung  eines  Karzinoms  über  ein  papillo- 
matöses  Stadium  verfolgen. 


17* 


260 


Tumoren. 


Derselbe,  II.  Über  Teerkarzinoide.  (Ebenda,  S.  340.) 

In  einer  Versuchsreihe,  bei  der  normal  und  mit  Cholesterin  ge¬ 
fütterte  Kaninchen  mit  einer  Mischung  von  Teer  und  Rohparaffinöl 
am  Ohr  gepinselt  wurden,  traten  neben  den  gewöhnlichen  warzigen 
Hypertrophien  zahlreiche  umschriebene  knotige  Infiltrate  auch  außer¬ 
halb  der  Reizstellen  schon  sehr  frühzeitig  nach  der  Teerung  auf,  die 
rasch  an  Größe  Zunahmen  und  ulzerierten.  Bei  den  Cholesterintieren 
stellten  sich  diese  Infiltrate  rascher  und  reichlicher  ein  als  bei  den 
normal  gefütterten.  Mikroskopisch  zeigten  sie  das  Bild  des  Platten¬ 
epithelkrebses,  in  einem  Falle  schon  4  Wochen  nach  der  Teerung. 
Die  Infiltrate  verschwanden  nach  Probeexzision  und  spontan  fast 
spurlos,  parallel  mit  dem  Rückgang  der  allgemeinen  entzündlichen 
Veränderungen  am  Ohr.  Ursächlich  konnte  ein  Zusammenhang  mit 
der  Änderung  in  der  Ernährung  nicht  ausgeschlossen  werden.  Die 
Rückbildung  der  Infiltrate  kennzeichnet  sie  demnach  nur  als  Kar¬ 
zinoide.  Diese  Feststellung  ermahnt  zur  Vorsicht  in  der  Diagnose 
auf  Krebs,  nicht  nur  bei  Kaninchen,  sondern  auch  bei  weißen  Mäusen. 
Wenn  ein  echtes  Karzinom  anerkannt  werden  soll,  so  ist  bei  Ab¬ 
wesenheit  von  Metastasen  wenigstens  der  Nachweis  einer  „lokal 
fortschreitenden  autodestruktiven  Heterotopie  des  Epithels“  zu  fordern. 
Augenscheinlich  spielen  bei  der  Entstehung  des  Karzinoms  die  Ent¬ 
zündung  und  die  örtliche  Störung  des  Bindegewebsepithelgleich- 
gewichtes  neben  allgemeinen  Faktoren  eine  große  Rolle. 

Derselbe,  III.  Über  die  Entstehung  des  bindegewebigen 
Stromas  in  Teerkarzinoiden.  (Ebenda.  S.  344.) 

Das  Stroma  der  Karzinoide,  die  bei  Kaninchen  nach  Pinselung 
mit  einer  Mischung  von  Rohparaffinöl  und  Teer  entstanden,  hatte 
den  Charakter  eines  neugebildeten,  der  epithelialen  Wucherung  zu¬ 
gehörigen  Stützgerüstes.  Daraus  zieht  Verf.  die  Möglichkeit  in  Er¬ 
wägung,  daß  sich  auch  postembryonal  die  Vorgänge  wiederholen,  die 
im  Embryo  zur  Entstehung  von  Stützgeweben  aus  Verbänden  epi¬ 
thelialer  Natur  führen.  Jedenfalls  stellen  Stroma  und  Parenchym 
dieser  Teerkarzinoide  in  gewissen  Phasen  ihrer  Entwicklung  ein 
einheitliches  protoplasmatisches  Synzytium  dar,  das  erst  bei  fort¬ 
schreitender  Differenzierung  zu  unterscheidbaren  Grenzen  führt. 

A.  Ghon  {Prag). 

Deelman,  H.  T.,  Die  Entstehung  des  experimentellen 
Teerkrebses  und  die  Bedeutung  der  Zellenregene¬ 
ration.  (Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  220.) 

Beobachtungen  mit  der  Skarifikationsmethode  beim  Erzeugen  des 
experimentellen  Teerkrebses  zeigten,  daß  das  erste  Auswachsen  des 
Epithels  zu  Krebs  gerade  in  den  Wundrändern  erfolgt,  die  sich  auf 
dem  Wege  der  Heilung  befinden.  Zellenregeneratorische  Prozesse, 


Tumoren. 


261 


die  in  einem  weit  fortgeschrittenen  Verlauf  der  Teerbehandlung  an 
der  Haut  eingeleitet  werden,  haben  danach  eine  große  Bedeutung 
für  das  Entstehen  des  bösartigen  Zellenwachstums.  Neben  der  in¬ 
direkten  Einwirkung  des  Teers  auf  die  lebenden  Epithelzellen  scheint 
also  noch  ein  indifferenter  Zellenreiz  imstande  zu  sein,  die  durch  die 
Teerwirkung  präparierten  Zellen  zu  atypischem  Wachstum  anzuregen. 

A.  Ghon  [Frag). 


•  • 

Händel,  M.  und  Kenji,  Tadenuma,  Uber  den  Gaswechsel  kar- 
zinomatöser  Ratten  und  seine  Beeinflussung  durch 
Röntgenbestrahlung  des  Tumors.  (Ebenda.  S.  197.) 
Untersuchungen  bei  15  karzinomatösen  Ratten  mit  nicht  ulze- 
rierten  Geschwülsten  verschiedener  Größe  und  bei  20  gesunden  Ratten 
ergaben,  daß  der  respiratorische  Gaswechsel  der  Karzinomratten  im 
Durchschnitt  um  ca.  10  Proz.  gegenüber  den  gesunden  Ratten  herab¬ 
gesetzt  war.  Der  Befund  wird  in  dem  Sinne  gedeutet,  daß  durch 
Stoffe  des  Tumors  der  Stoffwechsel  des  Körpers  beeinflußt  wird, 
zumal  bei  Ratten  mit  großen  Tumoren  die  Herabsetzung  eine  größere 
war.  Es  wird  dabei  angenommen,  daß  es  sich  um  eine  Störung  in 
den  oxydativen  Vorgängen  der  Zellen  handelt,  die  neben  anderen 
noch  unbekannten  Vorgängen  das  Wesentliche  der  Krebskachexie 
ausmachen  dürfte.  Nach  Bestrahlung  der  Geschwülste,  und  zwar 
nach  intensiver  Tiefenbestrahlung,  stieg  bei  allen  untersuchten  Ratten 

mit  großen  Geschwülsten  der  Gaswechsel  wieder  an.  während  bei 

•  • 

gesunden  Ratten  unter  gleichen  Umständen  entweder  keine  Änderung 
oder  eine  Herabsetzung  des  Gaswechsels  erfolgte  und  Ratten  mit 
kleinen  Tumoren  darauf  nicht  konstant  reagierten.  Wahrscheinlich 
gelangen  während  und  nach  der  Bestrahlung  vom  Tumor  umsatz¬ 
steigernde  Stoffe  in  den  Kreislauf.  A.  Ghon  {Prag). 

Karczag,  L.,  Teschler,  L.  und  Barok,  L.,  Über  die  Beein¬ 
flussung  der  experimentellen  malignen  Geschwülste 
mit  elektropen  Substanzen.  I.  (Ebenda.  S.  281.)  • 

Es  gelang  der  Nachweis,  daß  elektrope  Substanzen  durch  die 

elektrostatische  Attraktion  der  nekrotischen  Tumorteile  elektiv  fixiert 

♦ 

und  angehäuft  werden.  Als  elektrope  Substanzen  werden  chemische 
Verbindungen  bezeichnet,  die  sich  unter  Einwirkung  von  elektro¬ 
statischen  Ladungen  intramolekular  einlagern.  Wirksam  erwiesen 
sich  dabei  die  Karbinole  der  Triphenylmethansulfosäureverbindungen 
Fuchsin-  S.,  Lichtgrün  und  Wasserblau.  Die  Karzinomzellen  selbst 
besitzen  keine  elektrostatische  Karbonolophylie.  Bei  diesen  neuen 
tumoraffinen  Verbindungen  sind  demnach  nicht  chemische,  sondern 
elektrophysikalische  Attraktionsvorgänge  maßgebend. 

A.  Ghon  {Prag). 


262 


Tumoren. 


Nakahara,  Waro,  Effect  of  fatty  acids  on  the  resistance 
of  mice  to  transplanted  cancer.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40, 
p.  363.) 

•  • 

Durch  intraperitoneale  Injektion  von  Natriuraoleat,  Olsäure,  Linol- 
und  Linolensäure  wird  bei  Mäusen  eine  deutliche  Immunität  gegen 
eine  10  Tage  später  erfolgende  Impfung  mit  Mäusekarzinom  erzeugt. 
Natriumpalmitat  und  -stearat  haben  diese  Wirkung  nicht.  Ob  engere 
Beziehungen  zwischen  Jodzahl  und  Immunisierungswirkung  bestehen, 
bleibt  noch  zu  untersuchen.  Vielleicht  spielen  die  ungesättigten 
Fettsäuren  auch  eine  Rolle  bei  der  durch  andere  Mittel  erzeugten 
Immunität.  So  rufen  vielleicht  Röntgenbestrahlung  und  trockene 
Hitze,  die  Immunität  erzeugen,  Veränderungen  der  ungesättigten 
Fettsäuren  hervor.  Auch  die  Beziehungen  zwischen  Fettstoffwechsel 
und  lymphoidem  Gewebe  einerseits  und  die  sicher  nachgewiesene 
lymphoide  Reizung  bei  der  Krebsimmunität  andererseits  sprechen  in 
diesem  Sinne.  In  der  Tat  bewirken  Injektionen  von  Natriumoleat, 
die  Immunität  erzeugen,  eine  deutliche  Vermehrung  der  Mitosen  im 
lymphoiden  Gewebe,  die  auf  eine  gesteigerte  proliferative  Tätigkeit 

dieses  Gewebes  schließen  läßt.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

* 

Ishiwara,  Fusao,  Beitrag  zur  Chemotherapie  des  Krebses. 
I.  Mitteilung.  (Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  268.) 

Mit  einer  Verbindung  von  Antimon  oder  Wismut  mit  der 
aliphatischen  Karbonsäure,  die  als  No.  10  bezeichnet  und  über  deren 
Zusammensetzung  und  Darstellung  später  berichtet  wird,  gelingt  es, 
Rattenkarzinom  hemmend  zu  beeinflussen.  Durch  wiederholte  sub¬ 
kutane  Infektion  möglichst  kleiner  Mengen  werden  die  Zellen  des 
Rattenkarzinoms  zerstört,  durch  eine  einmalige  Injektion  von  1,0  ccm 
einer  lproz.  Lösung  kann  das  Wachstum  des  Tumors  zum  Stillstand 
gebracht  werden.  a.  Ghon  [Prag). 

« • 

Händel,  Marcel,  Uber  die  Beziehungen  des  Geschwulst¬ 
wachstums  zur  Ernährung  und  zum  Stoffwechsel. 
I.  Mitteilung.  Über  den  Einfluß  der  Salze  auf  das 
Wachstum  des  Mäusekarzinoms.  (Ebenda.  S.  281.) 

Die  Versuche  ergaben,  daß  eine  zellsalzarme,  nur  Kochsalz  ent¬ 
haltende  Ernährung,  bei  der  also  Kalium,  Kalk,  Eisen,  Phosphat 
fehlen,  kaum  einen  Einfluß  auf  die  Impfausbeute  und  Metastasen¬ 
bildung  des  übertragbaren  Mäusekarzinoms  habe;  daß  Kalifütterung 
die  Impfausbeute  verbessere  und  das  Wachstum  befördere,  aber  die 
Metastasenbildung  nicht  beeinflusse;  daß  bei  Calciumfütterung  die 
Impfausbeute  sinke  und  die  Geschwindigkeit  des  Wachstums  ab¬ 
nehme;  und  daß  Phosphatfütterung  keinen  Einfluß  auf  das  Wachstum 
besitze. 


Tumoren. 


263 


Händel,  Marcel,  und  Kenji,  Tadenuma,  Über  die  Beziehungen 
des  Geschwulstwachstums  zur  Ernährung  und  zum 
Stoffwechsel.  II.  Mitteilung.  Versuche  zur  Frage  der 
Bedeutung  der  Kohlehydrate  für  das  Wachstum  des 
Ratte nkarzinoms.  (Ebenda.  S.  228.) 

Kohlehydratreiche  Ernährung  hat  einen  ausgesprochen  fördernden 
Einfluß  auf  das  Tumorwachstum,  während  einseitige  Eiweiß-  und 
einseitige  Fetternährung  das  Geschwulstwachstum  bedeutend  ver¬ 
langsamt.  Die  kohlehydratreiche  Nahrung  bestand  aus  Traubenzucker 
und  Hafer,  die  eiweißreiche  aus  Weizeneiweiß  (Präparat  von  Klopfer) 
und  Hafer,  die  fettreiche  aus  Butter  und  Hafer.  Durch  Insulin¬ 
injektionen  wird  bei  den  kohlehydratreich  ernährten  Tieren  eine  ge¬ 
ringe  Beschleunigung  des  Tumorwachstums  hervorgerufen,  während 
Phorrhizin  eine  Änderung  im  Wachstum  nicht  erkennen  ließ.  Die 
Versuche  wurden  mit  übertragbarem  Rattenkarzinom  ausgeführt. 

A.  Ghon  {Prag). 

Blumenthal,  F.  und  Meyer,  Paula,  Über  durch  Acidum  lac- 
ticum  erzeugte  Tumoren  auf  Mohrrübe  lisch  eiben. 
(Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  250.) 

Versuche,  auf  Mohrrübenscheiben  Tumoren  mit  Milchsäure  zu 
erzeugen,  waren  in  zwei  Fällen  erfolgreich.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  ergab  das  gleiche  Bild  wie  bei  den  bekannten  Tume- 
facienstumoren.  Damit  ist  gezeigt,  daß  auch  bei  Pflanzen  experi¬ 
mentell  ohne  die  Lebenstätigkeit  eines  Parasiten  Tumorwachstum 
erzeugt  werden  kann.  Die  Versuche  sprechen  zugleich  für  die  An¬ 
schauung  von  E.  Smith,  daß  es  bestimmte  Stoffwechselprodukte 
des  Bact.  tumefaciens  sind,  wovon  der  Tumorreiz  ausgeht.  —  Das 
Wachstum  der  sog.  Callustumoren  konnte  bisher  nie  zu  der  Größe 
gebracht  werden  wie  bei  Tumefaciens-  und  Milchsäuretumoren  und 
unterscheidet  sich  davon  auch  qualitativ.  A.  Ghon  {Prag). 

Blumenthal,  E.,  Auler,  H.  und  Meyer,  Paula,  Über  das  Vor¬ 
kommen  neoplastischer  Bakterien  in  menschlichen 
Krebsgeschwülsten.  (Zschr.  f.  Krebsf.  1924,  21,  S.  387.) 

Bei  12  Fällen  unter  30  gelang  es,  aus  menschlichen  malignen 
Tumoren  Parasiten  in  Reinkultur  zu  züchten,  womit  an  Tieren 
wieder  maligne  Tumoren  erzeugt  werden  konnten,  die  sich  in  vielen 
Generationen  fortzüchten  ließen.  Histologisch  waren  es  Karzinome 
und  Sarkome,  die  bis  zur  halben  Größe  des  Tieres  heranwuchsen 
und  Metastasen  bildeten.  Auch  an  Pflanzen  ließ  sich  mit  den 
Kulturen  ohne  Zusatz  eines  Reizmittels  Tumorbildung  hervorrufen, 
die  der  durch  B.  tumefaciens  erzeugten  glich.  Die  neoplastischen 
Bazillenstämme  stehen  anscheinend  dem  B.  tumefaciens  nahe  und 


264 


Tumoren. 


bilden  mit  ihm  eine  Gruppe,  die  als  „neoplastische  Gruppe“  be¬ 
zeichnet  wird.  —  Solche  neoplastische  Bazillen  fanden  sich  in 
4  Fällen  von  Mammakarzinom,  in  je  einem  Falle  von  Rectumkarzinom, 

Kankroid  der  Wange,  Vulvakarzinom,  Lupuskankroid  und  Uterus- 

•  • 

karzinom,  einmal  in  der  Odemflüssigkeit  des  Armes  bei  einem  Mamma¬ 
karzinom,  sowie  in  je  einem  Falle  von  Sarkom  der  Schulter  und  des 
Oberschenkels.  Zurzeit  läßt  sich  noch  nicht  sagen,  welche  Bedeutung 
diese  Feststellungen  für  die  Lehre  von  der  parasitären  Entstehung 
der  bösartigen  Geschwülste  erlangen  werden.  Die  neoplastischen 
Bazillen  können  an  sich  als  Krebserreger  in  Betracht  kommen  oder 
nur  Träger  eines  unsichtbaren  Virus  sein.  Bei  dem  Umstande,  daß 
die  Krebsforschung  in  den  beiden  letzten  Jahrzehnten  immer  mehr 
die  Bedeutung  der  Reizwirkung  für  die  Tumorentstehung  erkannt 
hat,  wobei  bald  die  belebten,  bald  die  unbelebten  Reize  in  den 
Vordergrund  traten,  erscheint  es  am  besten,  weitere  Ergebnisse  ab¬ 
zuwarten,  umsomehr  als  die  nicht  parasitäre  Krebsentstehung  durch 
Teer  und  Röntgen  eine  gesicherte  Tatsache  ist.  —  Zwei  Fest¬ 
stellungen  erscheinen  den  Verff.  aus  ihren  Ergebnissen  jedoch  heute 
schon  wichtig,  die,  daß  für  die  Erzeugung  transplantabler  maligner 
Tumoren  Kieselgur  notwendig  war,  ohne  welches  die  Tumoren  wieder 
zurückgingen,  woraus  die  Bedeutung  eines  zweiten  Faktors  für  die 
Krebsentstehung  erhellt;  und  die,  daß  der  Organismus  über  nicht 
unbeträchtliche  Fähigkeiten  verfügt,  begonnene  Krebsbildung  wieder 
rückgängig  zu  machen.  A.  Ghon  {Prag). 

Gosset,  A.,  Gutman,  A.,  Lakliovsky,  G.  et  Magrou,  J.,  Essais  de 
therapeutique  du  „cancer  experimental  des  plant  es“. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  626.) 

Bei  gewissen  Pflanzen  (Pelargonium)  gelingt  es,  durch  Inokulation 
von  Bacterium  tumefaciens  Tumoren  zu  erzeugen,  die  mit  den  Kar¬ 
zinomen  der  Tiere  vergleichbar  sind.  Durch  Einwirkung  von  hoch¬ 
frequenten  magnetischen  Wellen  gelang  es,  Pflanzen,  bei  denen  der 
chirurgische  Eingriff  das  Erscheinen  eines  Rezidivs  nicht  hatte  ver¬ 
hindern  können,  zu  heilen.  P rig ge  [Frankfurt  a.  M.). 

Mertens,  Y.  E.,  Pigm entver änderungen  an  einem  Melanom¬ 
schimmel.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  199.) 

Eine  14jährige  Schimmelstute,  die  an  einem  großen,  knolligen 
Melanosarkom  an  der  Schweifrübe  und  um  den  After  litt,  wurde 
mit  einer  Aufschwemmung  der  Geschwulstzellen  subkutan  behandelt. 
Der  Erfolg  der  Behandlung  zeigte  sich  im  Aufhören  der  stinkenden 
Absonderung,  in  einer  Überhäutung  der  schmierigen  Flächen  und  im 
Kleinerwerden  der  Geschwulstmassen.  Gleichzeitig  traten  in  dem 
ursprünglich  gleichmäßig  weißen  Fell  über  den  ganzen  Körper  ver- 


Tumoren. 


265 


streut  unregelmäßige  Flecken  auf,  die  durch  das  Auftreten  von 
pigmentlosen  Stellen  in  der  dunklen  Haut  hervorgerufen  waren.  Auch 
an  den  normalerweise  schwarzgrauen,  unbehaarten  Stellen  der  Haut 
(Maul,  Damm  usw.)  entstanden  weiße  Flecken  von  teilweise  beträcht¬ 
licher  Größe,  die  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  einen 
Schwund  des  Pigmentes  aus  der  Epidermis  erkennen  ließen. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Kammer,  Fr.,  Über  die  Metastasenverteilung  bei  primärem 
Schilddrüsenkarzinom  beim  Hund.  Vet.-med.Diss.Bernl924. 
Das  Schilddrüsenkarzinom  des  Hundes  ist  verhältnismäßig  häufig. 
Es  kommt  ausschließlich  bei  alten  Hunden  vor  (8  Jahre  und  darüber). 
Unter  55  vom  Verf.  aufgeführten  Fällen  war  das  Schilddrüsenkarzinom 
37  mal  doppelseitig.  Bei  40  von  den  55  Fällen  kam  es  zur  Metasta¬ 
sierung  und  zwar  fanden  sich  Metastasen  34 mal  in  den  Lungen, 
7  mal  in  den  Nieren,  5  mal  in  der  Leber,  4 mal  in  der  Milz,  3  mal  im 
Herzen,  2  mal  im  Hoden,  lmal  in  der  Lymphdrüse.  Skelettmetastasen 
sind  in  keinem  Falle  beobachtet  worden.  Zeller  {Berlin). 

Llambias,  J.  et  Brachetto-Brian,  D.,  Evolution  et  symptömes 
du  sarcome  infectieux  des  poules.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  90,  p.  247.) 

Untersuchungen  über  das  infektiöse  Hühnersarkom.  Die  Metasta¬ 
sierung  beginnt  in  der  letzten  Woche  und  fällt  mit  dem  Erscheinen 
der  Kachexie  zusammen.  Prigge  {Frankfurt  a.  MX 

Erdmann,  R.,  Die  Eigenschaften  in  vitro  gezüchteter 
Stromazellen  des  Flexner-Jobling-Karzinoms.  (Zbl. 
f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  194*.) 

Sarkomzellen  in  Plasma  und  Extrakt  des  erkrankten  Tieres  ge¬ 
züchtet,  wachsen  implantiert,  wieder  zu  Tumoren  an.  Karzinomzellen 
unter  gleichen  Bedingungen  rein  gezüchtet,  ergeben  keinen  Tumor. 
Stroma-  und  Karzinomzellen  in  Tumorplasma  zusammengezüchtet, 
ergeben  Tumor,  jedoch  nicht  bei  Züchtung  in  normalem  Plasma. 
Stromazellen  allein  kommen  zur  Entwicklung  im  Plasma  eines  Tieres, 
das  mit  embryonalem  Gewebe  intraperitoneal  vorbehandelt  ist,  sie 
bilden  keinen  Tumor.  Das  Bindegewebe  muß  also  im  Experiment 
verändert  sein,  wenn  ein  Tumor  entstehen  soll.  Es  wird  verändert 
durch  Einimpfung  des  organisierten  Tumorplasmas  (nicht  zu  lange 
gezüchtetes  Karzinom  oder  Sarkom  in  Tumorplasma).  Spontan¬ 
tumoren  beruhen  auf  einer  Erkrankung  des  Grundgewebes,  also  des 
Gesamtkörpers,  indem  das  Gleichgewicht  zwischen  Grund-  und  Deck¬ 
gewebe  gestört  ist.  Noetel  {Landsberga.  W.). 


266 


Ge  webszüchtung. 


Posener,K.,  Atmung  und  Milchsäurebildung  überlebender 
Gewebe.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1490.) 

Verf.  benutzte  für  seine  Versuche  als  Material  Blasenpapillome, 
ein  Fibroadenom,  hyperplastische  Gaumen-  und  Rachenmandeln  und 
einen  Nasenpolypen.  Es  ergab  sich,  daß  diese  Gewebe  reichlich 
Milchsäure  bilden,  daß  aber  diese  Milchsäurebildung,  bezogen  auf 
die  Sauerstoffatmung,  kleiner  ist  als  beim  Karzinom.  Hinsichtlich  des 
Verhältnisses  Kohlenhydrat  Spaltung:  Kohlenhydratoxydation  nehmen 
die  untersuchten  Gewebe  eine  Mittelstellung  zwischen  normalem 
wachsenden  Gewebe  und  Karzinomgewebe  ein.  Die  Einzelergebnisse 
sind  in  einer  Tabelle  zusammengestellt.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Bruman,  F.,  Ein  Beitrag  zur  Methodik  der  Gewebe¬ 
kultur.  (Zschr.  f.  wiss.  Mikrosk.  1924,  40,  S.  374.) 

Um  die  bei  Gewebekulturen  störende  alkalische  Wirkung  des 
Glases  auszuschalten,  überzieht  Verf.  die  Deckgläser,  auf  denen  die 
Kulturen  angelegt  werden,  mit  einer  dünnen  Schicht  Zelloidin,  das 
auf  die  Kultur  nicht  einwirkt.  Technik  im  Original  angegeben. 

Wedemann  (Berlin) . 

Baitsell,  George  A.,  Observations  on  the  cellular  activity 
in  a  culture  of  amphibian  liver  tissue.  (Proc.  Soc.  for 
exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  434.) 

In  einer  Lebergewebekultur  von  erwachsener  Rana  pipiens  sah 
man  in  der  6.  Woche  zwei  auffallend  große  amöboide  Zellen  in  den 
Nährboden  wandern.  Infolge  der  fließenden  Bewegung  des  Cytoplasmas 
beständig  wechselnde  Form,  Aussenden  von  Fortsätzen  von  allen 
Teilen  der  Peripherie.  Mit  dem  Cytoplasma  strömten  Granula  von 
verschiedener  Größe  in  die  Fortsätze  und  aus  ihnen  heraus.  Im 
Verlauf  von  5  Tagen  beständiger  Bewegung  nahmen  die  Zellen  an 
Größe  zu,  die  eine  von  ungefähr  0,33  mm  bis  0,5  mm,  nahmen  dann 
Kugelgestalt  an,  verloren  die  Beweglichkeit.  Weder  in  einer  der 
übrigen  24  Kulturen  der  gleichen  Serie  noch  in  anderen  Kulturen 
oder  Präparaten  von  erwachsenem  Amphibiengewebe  fanden  sich 
Zellen  dieses  Typus,  jedoch  später  ähnliche  in  Kulturen  von  Kaul¬ 
quappengewebe.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Carrel,  Alexis,  A  method  for  the  physiological  study  of 
tissues  in  vitro.  (J.  of  exper.  Med.  1923,  38,  p.  407.) 

Verf.  hat  eine  Methode  ausgearbeitet,  um  Gewebskulturen  lange  Zeit  in  ununter¬ 
brochenem  Wachstum  zu  halten,  indem  die  Kulturflüssigkeit  ständig  erneuert  wird. 
Er  benutzt  zur  Kultur  flache  Flaschen,  die  einen  oder  mehrere  seitliche  Ansätze 
tragen,  durch  die  Pipetten  zwecks  Erneuerung  der  Flüssigkeit  eingeführt  werden 
können.  Das  Nährsubstrat  besteht  aus  einem  festen  und  flüssigen  Anteil.  Jener 
besteht  aus  einem  Fibringerinnsel,  das  durch  Gerinnung  von  0,5  ccm  Plasma  oder 


Gewebsziichtung. 


267 


Fibrinogenlösung  mittels  Zusatz  von  embryonalem  Gewebssaft  erzeugt  wird.  Das 
Gerinnsel  soll  einen  Durchmesser  von  etwa  2  cm  haben.  Die  Menge  des  flüssigen 
Anteils  beträgt  1  ccm.  Kurz  vor  der  Gerinnung  werden  die  Gewebsstückchen  ein¬ 
geführt.  Die  Flüssigkeit  wird  jeden  2.,  3.,  4.  oder  5.  Tag  erneuert.  Enthält  die 
Flüssigkeit  Nährmaterial,  so  tritt  eine  tatsächliche  Zunahme  des  Gewebes  ein.  Wirkt 
sie  nur  lebenserhaltend,  so  hält  das  Wachstum,  je  nach  der  „Residualenergie“,  nur 
wenige  Tage  an.  Sonst  kann  es  mehrere  Wochen  andauern.  Unterbrochen  wird  es 
bei  bakterieller  Verunreinigung,  bei  Veränderung  der  H-Ionenkonzentration  und  bei 
Verdauung  des  Gerinnsels.  Die  Methode  ermöglicht  das  Studium  des  Einflusses  der 
verschiedensten  Faktoren  auf  die  Zellvermehrung. 

Carrel,  Alexis  and  Ebeling,  Albert  H.,  Antagonistic  growth 
principles  of  serum  and  their  relation  to  old  age. 
(Ibid.  p.  419.) 

Die  Hemmungswirkung  des  Serums  junger  Tiere  auf  homologe  Fibroblasten¬ 
kulturen  nimmt  beim  Erhitzen  stärker  zu  als  die  des  Serums  alter  Tiere.  Aber  auch 
nach  dem  Erhitzen  hemmt  dieses  noch  stärker  als  jenes.  Das  C02-Präzipitat  aus 
Serum  junger  Tiere  wirkt  wachstumssteigernd,  das  aus  Serum  alter  Tiere  hat  keine 
aktivierende  Wirkung.  Nach  Entfernung  des  C02-Niederschlages  ist  die  Hemmungs¬ 
wirkung  des  Serums  junger  Tiere  gesteigert,  die  des  Serums  alter  Tiere  unverändert. 
Die  gesteigerte  Hemmungswirkung  des  Serums  im  Alter  beruht  teils  auf  dem  Ver¬ 
schwinden  wachstumsfördernder  Substanzen,  teils  auf  der  erhöhten  Wirksamkeit  de3 
wachstumshemmenden  Prinzips. 

Dieselben,  Survival  and  growth  of  fibroblasts  in  vitro. 
(Ibid.  p.  487.) 

Wenn  Fibroblasten  sich  in  reinem  Serum  vermehren,  so  befinden  sie  sich  im 
Zustand  des  Überlebens,  nicht  eigentlicher  Kultur,  da  sie  kein  neues  Protoplasma 
aufbauen,  sondern  nur  das  in  den  Geweben  gespeicherte  Stickstoffmaterial  verwerten. 
Die  Lebensdauer  der  Kulturen  in  einem  N-freien  Medium  beträgt  etwa  8  Tage.  Man 
kann  nur  dann  sagen,  daß  ein  Medium  einen  Nährboden  darstellt,  wenn  die  Masse 
des  Gewebes  unbeschränkt  zunimmt.  In  diesem  Sinne  werden  Eiweiß,  Eidotter, 
weißes  Eieralbumin  und  Bouillon  nicht  verwertet.  Dagegen  kommt  bei  Zusatz  von 
embryonalem  Gewebssaft  aktive  Vermehrung  zustande. 

Dieselben,  Action ‘on  fibroblasts  of  extracts  of  homo- 
logons  and  heterologous  tissues.  (Ibid.  p.  499.) 

Kulturen  von  Hühnerfibroblasten  nehmen  unter  dem  Einfluß  von  Extrakten  aus 
ausgewachsenen  homologen  Geweben  zunächst  an  Masse  zu,  sterben  aber  schließlich 
doch  ab,  während  in  embryonalem  Gewebssaft  gezüchtete  Kulturen  unbeschränkte 
Zeit  am  Leben  bleiben.  Die  Vermehrung  der  Hühnerfibroblasten  in  embryonalem 
Gewebssaft  von  Maus,  Meerschweinchen,  Kaninchen  und  Huhn  ist  ziemlich  die  gleiche. 
Hühnerfibroblasten  aus  Kulturen  mit  Zusatz  von  Gewebssaft  aus  Kaninchenembryonen 
sind  weniger  empfindlich  gegen  die  HemmmungswirkuDg  von  Kaninchenserum  als 
gewöhnliche  Hühnerfibroblasten.  Kulturen  von  Hühnerfibroblasten  in  Gewebsextrakten 
von  ausgewachsenen  Mäusen,  Meerschweinchen  und  Kaninchen  nehmen  zunächst 
etwas  an  Masse  zu,  sterben  aber  nach  einigen  Passagen  ab. 

Dieselben,  Action  of  serum  on  lymphocytes  in  vitro. 
(Ibid.  p.  513.) 

Lymphocyten  und  große  mononukleäre  Zellen  vermögen  sich  in  reinem  Serum 
zu  vermehren,  während  Fibroblasten  nicht  dazu  imstande  sind.  In  Gegenwart  von 
Lymphocyten  zeigen  auch  Fibroblasten  aktive  Vermehrung.  Die  Leukocyten  sezer- 
nieren  also  Stoffe  von  ähnlich  wachstumsaktivierenden  Eigenschaften,  wie  sie  im 


268 


Gewebszüchtung.  —  Bücherbesprechungen. 


embryonalen  Gewebssaft  enthalten  sind.  Sie  scheinen  also  eine  Funktion  auszuüben, 
die  von  größter  Bedeutung  für  die  Ernährung  der  Gewebe  ist. 

Carrel,  Alexis,  Measurement  of  the  inherent  growth 
energy  of  tissues.  (Ibid.  p.  521.) 

Die  einem  Gewebe  innewohnende  Wachstumsenergie  ist  wahrscheinlich  pro¬ 
portional  der  Kesidualwachstumsenergie,  d.  h.  derjenigen,  die  das  Gewebe  in  einem 
keine  Nährstoffe  enthaltenden  Medium  bis  zum  Eintritt  des  Todes  entwickelt.  Ver¬ 
änderungen  der  inhärenten  Energie  lassen  sich  durch  Messung  der  Residualenergie 
bestimmen.  So  ist  die  Residualenergie  der  Gewebe  junger  Embryonen  größer  als  die 
älterer,  die  von  Fibroblasten  aus  24  Stunden  alten  Kulturen  größer  als  die  aus 
72  Stunden  alten,  die  aus  Kulturen  mit  50  Proz.  Geb  alt  an  embryonalem  Gewebssaft 
größer  als  die  aus  solchen  mit  nur  5  Proz.  embryonalem  Gewebssaft. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Rubner,  v.  Gruber,  Ficker,  Handbuch  der  Hygiene.  II.  Bd., 
2.  Abt.  1.  Hälfte.  2.  Aufl.  Spittau.  Reichte,  W asserversorgung. 
Leipzig  (S.  Hirzel)  1924.  Pr.  geh.  11  G.-M. 

1911  war  im  Rahmen  desselben  Handbuches  die  1.  Aufl.  der 
Wasserversorgung  bearbeitet  von  Spitta  erschienen,  bei  der  Be¬ 
arbeitung  der  vorliegenden  2.  Aufl.  ist  dem  Hygieniker  Prof. 
Spitta  vom  Reichsgesundheitsamt  als  technischer  Mitarbeiter  Prof. 
Reichle  von  der  Preuß.  Landesanstalt  für  Wasser-,  Boden-  und 
Lufthygiene  an  die  Seite  getreten.  Die  neue  Auflage  ist  aber  nicht 
nur  nach  der  technischen  Seite  hin  ergänzt,  sondern  auch  in  hygieni¬ 
scher  Richtung  neu  durchgearbeitet  und  stofflich  nicht  unerheblich 
erweitert  worden;  sie  wird  ihrer  Aufgabe,  für  Medizinal-  und  Ver¬ 
waltungsbeamte,  für  Techniker  und  Studierende  ein  Führer  in  den 
oft  verwickelten  Fragen  der  Trinkwasserversorgung  zu  sein,  voll¬ 
kommen  gerecht.  Weber  {Dresden). 

Betk^e,  Hans,  Gewerbehygiene.  Sammlung  Göschen.  Berlin 
und  Leipzig  (Walter  de  Gruyter  &  Co.)  1924.  Pr.  1,25  M. 

Das  von  dem  preußischen  Landesgewerbearzt  und  Gewerbe-Med.- 
Rat  des  Aufsichtsbezirkes  Wiesbaden  verfaßte  Büchlein  tritt  an 
Stelle  der  früheren  Bearbeitung  von  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Roth- 
Potsdam  und  gibt  einen  Überblick  über  den  derzeitigen  Stand  der 
Gewerbehygiene.  Jeder  Mediziner  sollte  bei  den  engen  Beziehungen 
zwischen  Gewerbehygiene  und  Volks  Wohlfahrt  über  die  Grundzüge 
der  Gewerbehygiene  unterrichtet  sein  und  die  hauptsächlichsten  Ge¬ 
setzesbestimmungen  kennen.  An  der  Hand  des  vorliegenden  Büch¬ 
leins  wird  er  sich  leicht  und  in  kurzer  Zeit  mit  diesem  Gebiet  be¬ 
kannt  machen  können.  Weber  {Dresden). 

Morgulis,  Sergius,  Hunger  und  Unterernährung.  Eine  bio¬ 
logische  und  soziologische  Studie.  321  S.  mit  19  Abb.  im  Text. 
Berlin  (J.  Springer)  1923.  Pr.  12,60  M.,  geb.  14,40. 


Bücherbesprechungen.  —  Verschiedenes. 


269 


Vielfach  hat  es  sich  in  den  Kriegs-  und  Nachkriegszeiten  als 
bedenklicher  Mangel  herausgestellt,  daß  wir  über  Hanger  und  Unter¬ 
ernährung  nicht  genügend  unterrichtet  waren.  Es  ist  daher  ein 
Verdienst  des  Verf.,  Professor  an  der  Universität  Nebraska,  daß  er  alle 
tatsächlichen  Befunde  über  Hunger  und  Unterernährung  gesammelt 
und  geordnet  hat.  Besondere  Mühe  wurde  dabei  auf  die  Voll¬ 
ständigkeit  des  Schriftenverzeichnisses,  das  Schriften  aller  Sprachen 
umfaßt,  gelegt.  Ein  Abschnitt  des  Buches  ist  auch  der  Frage,  wie 

sich  der  hungernde  Organismus  gegen  Infektionen  verhält,  gewidmet. 

Weber  {Dresden). 

Liesegang,  Raphael  Ed.,  Chemische  Reaktionen  in  Gallerten. 
Dresden-Leipzig  (Theodor  Steinkopff)  1924.  Pr.  3,50  M. 

Vor  einem  Vierteljahrhundert,  als  Verf.  die  erste  Auflage  dieses 
Werkes  erscheinen  ließ,  befand  sich  die  Kolloidwissenschaft  noch  in 
ihren  ersten  Anfängen.  Er  selbst  hat  offenbar  frühzeitig  ihre  Be¬ 
deutung  erkannt  und  erfolgreich  an  ihren  Fortschritten  mitgearbeitet. 
Besonders  hat  er  eingehende  Studien  dem  chemischen  und  physi¬ 
kalischen  Geschehen  in  den  Gallerten  gewidmet.  Die  Ergebnisse 
seiner  Forschungen  sind  in  der  Neuauflage  zusammenfassend  nieder¬ 
gelegt;  dabei  sind  auch  die  Untersuchungen  anderer  Forscher  voll 
berücksichtigt.  Wenngleich  der  Inhalt  des  Bandes  hauptsächlich 
auf  physikalisch-chemischem  Gebiete  liegt,  so  kann  doch  auch  der 
Biologe,  der  es  ja  in  den  lebenden  Organismen  ständig  mit  Gallerten 
zu  tun  hat,  aus  ihm  mannigfaltige  Anregungen  schöpfen. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Kuhn,  Philalethes  und  Soele,  Walter,  Die  Beziehungen 
zwischen  Ärzten  und  bakteriologischer  Unter¬ 
suchungsanstalt.  (M.  Kl.  1924  S.  1131.) 

Unter  Aufzählung  der  verschiedenen  Krankheiten  und  Unter- 

•  • 

suchungsmethoden  werden  die  Arzte  darauf  hingewiesen,  wie  sie  die 
Untersuchungsergebnisse  zu  beurteilen  haben  und  wie  sie  das  Material 
zwecks  einwandfreier  Ergebnisse  und  zwecks  Vermeidung  von  In¬ 
fektionsgefahren  für  das  untersuchende  Personal  zu  entnehmen  und 
einzusenden  haben.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Warschauer,  Fritz,  Bakteriologie  und  Patentrecht.  (Natur¬ 
forscher-Versammlung  1924  in  Innsbruck.) 

Vortr.  behandelte  zum  ersten  Male  die  Bakteriologie  ausführlich 
im  Lichte  des  Patentrechts.  An  Hand  zahlreicher  Patentschriften 
wies  er  nach,  daß  das  Patentamt  sich  allmählich  der  berechtigten 
Forderung,  auch  bakteriologische  Verfahren  zu  patentieren,  nicht 
habe  verschließen  können.  Nach  früheren  Entscheidungen  war  eine 


270 


Systematik  der  Bakterien. 


Erfindung  nur  dann  patentfähig,  wenn  es  sich  bei  ihr  um  eine 
mechanische  oder  chemische  Bearbeitung  oder  Verarbeitung  von  Roh¬ 
stoffen  handelte,  wenn  also  durch  ein  technisches  Mittel  ein  tech¬ 
nischer  Erfolg  herbeigeführt  wurde.  In  der  Praxis  hat  jedoch  das 
Patentamt,  wohl  mit  Rücksicht  auf  die  Entwicklung  der  bakterio¬ 
logischen  Forschung,  diesen  Standpunkt  verlassen,  und  in  einer 
neueren  Entscheidung  hat  es  ausdrücklich  auch  solche  Verfahren  als 
patentfähig  anerkannt,  die  sich  der  Lebensvorgänge  der  lebenden 
Natur  bedienen.  Aus  einer  vom  Vortr.  zusammengestellten  Liste 
konnte  man  dann  ersehen,  daß  bedeutende  Forscher  und  führende 
chemische  Fabriken  Erfinder  und  Inhaber  der  bakteriologischen 
Patente  sind.  Der  Vortr.  gab  schließlich  die  Anregung,  auch  die 
Mediziner  mögen  bei  den  jetzigen  Arbeiten  der  Reform  des  Patent¬ 
gesetzes  mitwirken,  um  die  auf  ihrem  Gebiete  strittigen  Fragen  zu 
klären,  ähnlich,  wie  dies  beispielsweise  die  Chemiker  von  ihrem 
Standpunkte  aus  tun.  Autoreferat. 

Kabellk,  J.,  Ein  Referat  mit  Allgemeinbetrachtungen 
über  Bergeys  Systematik  der  Bakterien.  (Biol.  L.  1924, 
p.  264  [tschechisch].) 

Ein  detailliertes  Referat  über  das  amerikanische  Buch:  Manual 
of  determinative  bacteriology,  Baltimore  1923,  mit  kritischen  Be¬ 
merkungen  und  Direktiven  zum  vollkommeneren  Aufbau  der  bakterio¬ 
logischen  Systematik.  Für  den  Autor  ist  es  unzweifelhaft,  daß  man 
zu  einer  genauen  Klassifikation  nur  bei  Mitarbeit  möglichst  vieler 
bakteriologischer  Laboratorien  gelangen  kann.  Wenn  jeder  von  den 
zahlreichen  amerikanischen  Forschern  eine  Gruppe  der  Mikroben, 
nicht  nur  auf  Grund  der  Literaturangaben,  sondern  auch  praktisch 
bearbeitet,  soweit  möglich  alle  erreichbaren  hierher  gehörigen  Stämme 
gesammelt,  dieselben  durchgeprüft  und  dann  erst  in  das  Sammelwerk 
eingereiht  hätte,  hätten  solche  faux  pas  wie  z.  B.  beim  Genus  des 
Encapsulatus  und  andere  Fehler  vermieden  werden  können.  Der 
Autor  demonstriert  an  der  Koligruppe,  wie  eine  solche  Bearbeitung 
einer  Gruppe  gemacht  werden  könnte.  Die  Berichterstattung  dieses 
an  sich  interessanten  Versuches  einer  Gruppensystematik  übersteigt 
aber  das  Ausmaß  eines  kurzen  Referates.  Gellner  ( oimütz ). 

Pescli,  Karl  L.,  Untersuchungen  über  Systematik  und 
Biologie  der  Coryneb akterien.  (D.  m.  W.  1924  S.  1298.) 

Zusammenfassende  Übersicht  über  die  4  Unterscheidungsmerkmale 
(Bakterienform  auf  Loeffler-Serum,  Neigung  zur  Polkörnchenbildung, 
Wachstumsart  und  -stärke  auf  Blutagar,  Zuckervergärung  in  Pepton¬ 
zuckerlösungen),  die  sich  dem  Verf.  bei  Corynebakterien  bewährt 


Verschiedenes. 


271 


haben.  Deren  Einteilung  in  6  Gruppen.  —  Einzelheiten:  dieses  Zbl. 
Abt.  I.  Orig.,  Bd.  92,  S.  27  u.  208;  weiteres  in  diesem  Zbl.  im  Drucke. 

Georg  Schmidt  {München). 

Pani sm ey er,  H.,  Die  Beziehungen  des  Diplob acterium 
capsulatum  zu  der  Kapselbakterien  gruppe.  (D.  tier- 
ärztl.  Wschr.  1924  S.  536.) 

Vergleichende  Untersuchung  folgender  6  Diplobakterienstämme: 
Stamm  1  Fischmehl;  Stamm  2  Ruhr,  Mensch;  Stamm  3  Ferkelruhr; 
Stamm  4  Lämmerruhr;  Stamm  5  Fohlenruhr;  Stamm  6  Kälberruhr. 
Zum  Vergleich  wurde  je  ein  Stamm  des  Bact.  pneumoniae  Friedländer, 
Bact.  ozaenae  Abel  und  Bact.  lactis  aerogenes  herangezogen.  Sämt¬ 
liche  6  Stämme  zeigten  die  typischen  Eigenschaften  der  Kapsel¬ 
bakterien  :  kurze,  plumpe  Stäbchenform,  Kapselbildung,  Unbeweglich¬ 
keit,  keine  Sporenbildung,  labiles,  meist  negatives  Verhalten  gegen¬ 
über  der  Gramfärbung,  auf  festen  Nährböden  Wachstum  in  üppigen 
schleimigen  Auflagerungen,  keine  Verflüssigung  der  Gelatine.  Kon¬ 
stante  charakteristische  Unterscheidungsmerkmale  zwischen  den 
einzelnen  Stämmen  nicht  vorhanden,  daher  keine  Abtrennung  der 
letzteren  voneinander  möglich.  Als  Gesamtbezeichnung  schlägt  Verf. 
namentlich  im  Hinblick  auf  das  agglutinatorische  Verhalten  der 
6  Stämme  Bact.  lactis  aerogenes  Escherich  vor.  Carl  ( Karlsruhe ). 

Bail,  Oskar,  Versuche  an  Bakterienpopulationen.  (D.  m. 
W.  1924  S.  1289.) 

Genaue  Untersuchungen,  insbesondere  an  Ruhrbazillen,  ergaben, 
daß  Bakterien,  die  in  einer  Nährlösung  sich  vermehren,  immer  nur 
eine  ganz  bestimmte  Höchstzahl  (die  „M-Konzentration“)  erreichen, 
selbst  wenn  der  Nährboden  verbessert  wird.  Dabei  vergrößert  sich 
nur  die  Bakteriensubstanz,  nicht  das  Bakterienleben.  Für  eine 
Fleischbrühebakterienzucht  als  eine  Vielheit  von  Lebewesen  (Popu¬ 
lation)  ist  also  nur  eine  ganz  bestimmte  Höchstgrenze  gegeben.  Da 
diese  bei  Verwendung  des  gleichen  Nährbodens  bei  verschiedenen 
Bakterien  verschieden  ist,  muß  sie  durch  deren  Eigenart  bedingt 
sein.  Ursache  der  Populationsgrenze  ist  nicht  Verbrauch  von  Nähr¬ 
stoffen  oder  Speicherung  von  Stoffwechselerzeugnissen,  wie  durch 
Versuche  dargetan  wird.  Jede  Zelle  bedarf  eines  gewissen  „Lebens¬ 
raumes“,  der  durch  die  M-Einheit  einer  Nährlösung  gegeben  ist. 
Diese  enthält  soviele  M-Einheiten,  als  sich  Bakterien  in  ihr  ent¬ 
wickeln  können.  Nach  Erfüllung  aller  M-Einheiten  mit  je  einer 
lebenden  Zelle  könnte  jede  weitere  Vermehrung  auf  hören,  oder  es 
erfolgen  zwar  noch  Neubildungen  durch  Teilung,  aber  ebensoviele 
Zellen  sterben  jetzt  ab.  Mikroskopisch  erkennt  man  nun  Teilungs¬ 
vorgänge.  Durch  Benutzung  von  Bakteriophagen  sind  Zählungen 


272 


Bakterienstoffwechsel.  —  Bakteriententwicklung-. 


möglich.  Die  Bakterienvermehrung  steht  also  nicht  still.  Wohl  aber 
ist  die  Vermehrungsweise  verändert.  In  der  Population  sind  der 
Jugendzustand  —  bis  zur  Vollendung  der  M-Konzentration  — ,  der 
Reifezustand  —  mit  dem  Gleichgewichte  in  Vermehrung  und  Ab¬ 
sterben  —  und  der  Greisenzustand  —  Stillstand  der  Vermehrung, 
allmähliches  Absterben  der  meisten  Zellen  —  zu  unterscheiden.  Die 
erreichbare  Dichte  hängt  nicht  allein  von  Außenumständen  ab,  son¬ 
dern  vor  allem  fest  mit  der  Art  des  Bakteriums  oder  des  Lebe¬ 
wesens  zusammen.  Noch  weiter  geprüft  werden  weiterhin  Über¬ 
völkerung,  Vereinigung  mehrerer  Arten  zu  einer  gemischten  Popu¬ 
lation,  Populationsgrenzen  für  Ansiedlungen  auf  festen  Nährböden  usw. 

Georg  Schmidt  {München). 

Braun,  H.,  Allgemeines  über  den  Verwendungs Stoff¬ 
wechsel  pathogener  Bakterien.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1924,  93,  S.  183*) 

Verwendungsstolfwechsel-Frage,  aus  welchen  Stoffen  und  unter 
welchen  Bedingungen  können  Bakterien  dauernd  ihre  Lebenssubstanz 
auf  bauen?  Methodik :  1.  Verwendung  flüssiger  Nährböden  aus  reinsten 
Substanzen  und  reinstem  Aqua,  dest.,  2.  Züchtung  mehrerer  hinter¬ 
einander  angelegter  Passagen  im  gleichen  Nährboden,  3.  peinliche 
Einhaltung  der  Reaktion,  4.  vermehrte  O-Zufuhr,  5.  Beimpfung  in 
quantitativ  größerer  Menge,  als  sonst  üblich.  Vor  Beginn  der  eigent¬ 
lichen  Versuche  Anpassung  der  Bakterien  an  geeigneten  künstlichen 
Nährboden  und  von  da  aus  Beimpfung  der  in  Frage  kommenden 
Nährböden.  Es  gibt  hinsichtlich  des  Stoffwechsels  nicht  nur  Art¬ 
sondern  auch  Stammes-,  sogar  individuelle  Differenzen.  Es  kommen 
also  bei  den  einzelligen  Lebewesen  ebenso  individuelle  Besonderheiten 
vor,  wie  bei  den  Metazoen,  ohne  daß  der  Artcharakter  verloren  geht. 
Zu  diesen  letzteren  Differenzen  gehören  z.  B.  Fähigkeit  oder  Unver¬ 
mögen  einzelner  Kolistämme,  Zitronensäure  bei  Ammoniak  als  Stick¬ 
stoffquelle  zu  verwenden.  Gerade  beim  Stickstoffwechsel  sind  die 
individuellen  Differenzen  besonders  deutlich,  jedoch  schwanken  keines¬ 
wegs  alle  Stoffwechseleigenschaften  einer  Art,  so  daß  ihre  systema¬ 
tische  Verwendung  ins  Wanken  geraten  könnte,  sondern  nur  einzelne. 

Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Berdnikow,  A.,  Limite  du  developpement  des  microbes 
dans  les  milieux  artificiels.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  1305.) 

Filtriert  man  eine  flüssige  Bakterienkultur  durch  Chamberland¬ 
kerzen,  so  gelingt  es  nur  schwer,  in  dem  Filtrat  den  gleichen  Stamm 
nochmals  zu  züchten  (Marmoreksches  Phänomen).  Besredka  und 
seine  Schüler  wiesen  nach,  daß  diese  „Immunität“  des  Nährbodens 


Vitaminstudien. 


273 


im  ersten  Filtrat  noch  nicht  zu  erscheinen  braucht,  daß  ein  Wachstum 
des  betreffenden  Bakteriums  jedoch  nicht  mehr  zu  beobachten  ist, 
wenn  man  das  Filtrat  nach  zwei-  oder  dreimaligem  Wachstum  des 
Stammes  und  jeweilig  nachfolgender  Filtration  nochmals  beimpft. 
Verf.  hat  diese  Erscheinungen  an  Hefen  nachgeprüft,  die  er  in  Kollo¬ 
diumsäcken  wachsen  ließ.  Bei  dieser  Versuchsanordnung  konnten 
die  Bakterien  nicht  durch  die  Kollodiumschicht  nach  außen  treten, 
während  bestimmte  Bakterienprodukte  sehr  wohl  in  die  sterile 
äußere  Nährflüssigkeit  gelangen  konnte.  Andererseits  konnte  das 
frische  Nährmedium  in  die  Kollodiumsäcke  eindringen.  Das  Dialysat 
verhielt  sich  analog  den  Kerzenfiltraten.  Im  ersten  Dialysat  ließ 
sich  im  allgemeinen  nochmals  eine  Kultur  züchten,  die  allerdings 
weniger  üppig  war.  Nach  zwei-  oder  dreimaliger  Dialyse  wuchsen 
die  untersuchten  Stämme  im  Dialysat  nicht  mehr.  Eine  strenge 
Spezifizität  bestand  nicht,  d.  h.  die  Dialysate,  die  von  einem  be¬ 
stimmten  Hefestamm  herrührten,  waren  auch  für  einen  anderen  Stamm 
als  Nährboden  nicht  mehr  geeignet.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Davidsolm,  Heinrich,  Vitaminstudien.  (Die  wasserlös¬ 
lichen  wachstumsfördernden  Faktoren.  I.  Die  quan¬ 
titative  Messung  des  bakterien wachstumsfördernden 
Faktors.)  (Bioch.  Zschr.  1924,  150,  S.  304.) 

Die  nähere  Untersuchung  der  das  Bakterienwachstum  fördernden 
Vitamine  dürfte  Aufschlüsse  bringen  über  das  Wesen  der  wachstums¬ 
fördernden  Vitamine  überhaupt.  Verf.  hat  sich  daher  bemüht  ein 
Verfahren  zur  quantitativen  Messung  der  wachstumsfördernden  Wir¬ 
kung  auszuarbeiten.  Als  geeignetste  Bakterienart  erwies  sich  in 
Vorversuchen  der  Colibazillus.  Als  Nährmedium  wurde  Bouillon  ge¬ 
wählt.  Zur  Bestimmung  der  Bakterienvermehrung  wurden  direkte 
und  indirekte  Methoden  herangezogen.  Das  Plattenzählverfahren 
erwies  sich  als  zu  umständlich,  die  Zählung  in  der  Zählkammer  gab 
hinreichend  befriedigende  Resultate,  auch  das  Sedimentierverfahren 
erschien  verwendbar.  Am  besten  bewährte  sich  jedoch  die  Bestimmung 
des  Trübungsgrades  durch  Vergleich  mit  einer  Standardaufschwemmung. 
Von  den  indirekten  Methoden  erwiesen  sich  Messung  von  Säuerung 
und  Gärung  als  unbrauchbar,  während  die  Messung  der  Reduktion 
von  Nitroanthrachinon  brauchbare  Resultate  gab.  Es  wurden  nun 
mit  diesen  Methoden  eine  Reihe  von  Frucht-  und  Gemüsepreßsäften 
auf  ihre  wachstumsfördernde  Wirkung  untersucht.  Bestimmt  wurde 
die  Menge,  die  innerhalb  4  Stunden  eine  Verdoppelung  der  Bak¬ 
terienzahl  gegenüber  den  Kontrollen  bewirkte.  Die  Wirksamkeit  der 
Säfte  erwies  sich  gegenüber  chemischen  und  physikalischen  Ein¬ 
griffe  als  sehr  resistent.  Durch  Erhitzen  im  Autoklaven,  Oxydation  mit 
Ha02,  Ätherextraktion,  Filtration  und  Adsorption  an  Kaolin  wurde 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  11/12.  18 


274 


Bakterienfiltration. 


sie  nicht  beeinträchtigt,  nur  Erhitzen  mit  Alkali  wirkte  schädigend. 
Daß  die  Wirkung  auf  ein  Vitamin  zu  beziehen  ist,  ergibt  sich  aus 
der  zur  Leistung  erforderlichen  Kleinheit  der  Menge.  Was  die  Be¬ 
ziehung  zu  anderen  Vitaminen  betrifft,  so  bestehen  gegenüber  dem 
antiskorbutischen  und  antineuritischen  Vitamine  grundlegende  Unter¬ 
schiede.  Nähere  Verwandtschaft  besteht  mit  dem  das  Hefewachstum 
fördernden  Vitamin.  Ebenso  dürften  engere  Beziehungen  zu  den  das 
tierische  und  menschliche  Wachstum  fördernden  B- Vitaminen  bestehen. 
Diese  Verwandtschaft  kann  praktisch  von  Bedeutung  werden,  wenn 
sich  der  Bakterienwachstumsversuch  als  Modell  für  die  Wirkung  der 
Vitamine  beim  Tier  verwenden  ließe.  Die  bisher  vorliegenden  experi¬ 
mentellen  Ergebnisse  lassen  noch  kein  Urteil  darüber  zu,  wie  weit 
die  Verwandtschaft  der  einzelnen  wachstumsfördernden  Vitamine  geht. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Warren,  Shields  and  Mudd,  Stuart,  The  penetration  of  bac- 
teria  througli  capillary  spaces.  II.  Migration  through 
sand.  (J.  of  Bact.  1924,  9,  p.  143.) 

Zum  Vergleich  der  Beweglichkeit  von  V.  percolans  mit  der  von  V.  comma  und 
von  Erytbrobacillus  prodigiosus  wurde  die  Zeit  festgestellt,  die  sie  brauchten,  um  in 
einer  U-Röhre  durch  eine  10  cm  hohe  Quarzsandschicht  von  einem  Arm  in  den 
anderen  zu  gelangen.  B.  prodigiosus  passierte  die  Sandschicht  überhaupt  nicht.  In 
dem  einen  Arm  befand  sich  der  Sand,  über  ihm  nur  eine  1  cm  hohe  Nährflüssigkeits¬ 
schicht,  in  dem  anderen  Arm  nur  Nährflüssigkeit.  Wenn  die  Mikroorganismen  in 
die  kleine  Flüssigkeitsmenge  über  dem  Sande  geimpft  wurden,  so  gelangten  sie 
viel  schneller  in  den  anderen  Arm,  als  wenn  die  Impfung  in  der  größeren  Flüssig¬ 
keitsmenge  im  sandfreien  Arm  stattfand.  Verff.  erklären  diesen  Unterschied  durch 
eine  chemotaktische  Wirkung  der  reichlicheren  Nährstoffmenge  auf  die  im  bald  er¬ 
schöpften  beschränkten  Nährboden  über  dem  Sand  befindlichen  Vibrionen.  Durch 
Benutzung  der  am  schnellsten  hinübergelangenden  Vibrionen  zu  Subkulturen,  gelang 
es,  Kulturen  von  maximaler  Beweglichkeit  zu  erhalten,  für  den  Cholerastamm 
0,55  cm,  für  V.  percolans  0,43  cm  pro  Stunde.  Die  Beweglichkeit  blieb  nur  bei  fort¬ 
gesetzter  schneller  Überimpfung  auf  der  Höhe.  Das  Verfahren  kann  zur  Trennung 
beweglicher  Arten  von  unbeweglichen  benutzt  werden. 

Mudd,  Stuart  and  Mudd,  Emily  B.  H.,  The  penetration  of 
bacteria  through  capillary  spaces.  III.  Transport 
through  Berkef eidfilter s  by  electroen dosmotic  Strea¬ 
ming.  (Ibid.  p.  151.) 

In  den  mitgeteilten  Versuchen  gelang  es,  V.  percolans  durch  electro-endosmotische 
Strömung  durch  Berkefeld-„V“-Kerzen  zu  führen.  Die  Dicke  der  Filterwandung 
war  0,4  mm.  Ihre  Poren  waren  gewunden,  von  unregelmäßiger  Weite,  stellenweise 
nur  0,4  y  im  Durchmesser.  Die  Potentialdifferenz  auf  der  Strecke  durch  die  Filter¬ 
wand  hindurch  variierte  sehr,  im  dichtesten  Teile  des  elektrischen  Feldes  ungefähr 
zwischen  10  und  70  Volt.  Die  Stromstärke  variierte  zwischen  0,02  und  0,1  Ampere. 
Die  Geschwindigkeit  der  Bewegung  der  Flüssigkeit  durch  das  Filter  betrug  2  3  cm 
in  der  Minute.  Da  V.  percolans  negativ  geladen  war  und  die  Tendenz  hatte,  sich 
auf  die  Anode  zu  zu  bewegen,  war  die  unter  gleichzeitiger  Wirkung  der  Kataphorese 


Symbiose.  — -Bac.  pyocyaneus. 


275 


und  Endosmose  erfolgende  Bewegung  zwar  auf  die  Kathode  zugerichtet,  aber  ent¬ 
sprechend  verlangsamt.  Die  Vibrionen  erschienen  im  Filtrat  viel  früher,  als  wenn 
sie  durch  eigene  Beweglichkeit  hingelangt  wären,  aber  später  als  beim  Filtrieren 
durch  Ansaugung.  Verff.  weisen  auf  die  Möglichkeit  hin,  daß  Vorgänge  im 
lebenden  Organismus  wie  Eindringen  von  Bakterien  in  Epithelien,  Sekretions-  und 
Kesorptions Vorgänge  in  Elektroendosmose  und  Kataphorese  als  Bewegungsursachen 
eine  Erklärung  finden  könnten.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Sears,  H.  J.  and  Putnam,  J.  J.,  Gas  production  by  bacteria 
in  symbiosis.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  270.) 

Verff.  berichten  über  eine  merkwürdige  Erscheinung,  daß  nämlich 
zwei  in  Symbiose  wachsende  Mikroorganismen  zusammen  Gas  bilden 
können,  während  sie  jeder  für  sich  gezüchtet,  kein  Gas  produzieren. 
Es  kann  dies  Phänomen  von  Bedeutung  sein  bei  der  Differential¬ 
diagnose  von  Wasser-  und  Abwasserbakterien.  Dieterlen  (. Rottweil ). 

Oehler,  R.,  Symbiose  und  kommende  Zelltheorie.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  1.  Orig.  1924,  93,  S.  216*.) 

Nach  Faminicyns  Symbiontentheorie  besteht  die  Zelle  aus 
vielen  selbständigen,  sich  teilenden,  wachsenden  und  arbeitenden 
Teilen,  die  experimentell  getrennt  und  umgeordnet  werden  können. 
Sie  „ist  somit  ein  unglaubliches  Gewimmel  von  mikroskopischen  und 
ultramikroskopischen  Symbionten“.  Der  Leitsatz:  „es  gibt  kein  all¬ 
gemeines  Vorbild  für  den  Bau  der  Zelle“  darf  man  heute  auf  die 
Lehre  von  der  allgemeinen  Protoplasmamasse  wohl  schon  übertragen, 
ferner  liegen  heute  schon  gewichtige  Tatsachen  vor  für  die  Auf¬ 
fassung  der  Zelle  als  Symbiontengefüge.  Anhaltspunkte  für  die 
Richtigkeit  geben  die  im  Plasma  liegenden  und  hier  selbständig 
wachsenden,  sich  teilenden  und  vermehrenden  Körner  und  Fäden  der 
Plasten  und  Mitochondrien,  welche  durchaus  Symbiontencharakter 
zeigen  und  somit  das  Plasma  der  Zelle  als  ein  Symbiontengefüge 
erscheinen  lassen,  wenn  auch  noch  Widersprüche  bestehen,  die  alle 
die  fraglichen  Gebilde  für  aufgespeicherte  Eiweißabsonderungen  er¬ 
klären,  dagegen  stehen  der  dritten  Behauptung  Faminicyns,  daß 
der  Sexualakt  als  Symbiontenvereinigung  aufzufassen  sei,  nichts 
entgegen.  Noetel  ( Landsberga .  W.). 

Wrede,  F.  und  Strack,  E.,  Über  das  Pyocyanin,  den  blauen 
Farbstoff  des  Bacillus  pyocyaneus  I.  (Zschr.  f.  physiol. 
Chem.  1924,  144,  S.  1.) 

In ,  der  vorläufigen  Mitteilung  wird  außer  den  Analysen  einiger 
Salze  des  Pyocyanins  nichts  wesentlich  Neues  gegenüber  der  Arbeit 
von  Ledderhose  gebracht.  Eine  Molekulargewichtsbestimmung 
des  Farbstoffes  von  der  Formel  C26  H24  N4  02  =  424  scheint  den  Verf. 
nicht  überzeugend.  Die  Analyse  des  Pyocyanins  bereitet  Schwierig¬ 
keiten.  Wedemann  (Berlin). 

18* 


276 


Bac.  pyocvaneus.  —  Bac.  mucosus.  —  Pathogene  Hefen. 


Gessard,  C.,  Sur  l’odeur  des  cultures  pyocyaniques.  (C.  r. 
Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  1857.) 

Die  Kulturen  des  Bazillus  pyocyaneus  haben  meist  einen  charak¬ 
teristischen  Geruch,  dessen  Intensität  bei  verschiedenen  Stämmen 
verschieden  ist  und  in  Zusammenhang-  steht  mit  dem  Farbstoff¬ 
bildungsvermögen  der  Bakterien.  Außerdem  hängt  die  Bildung  der 
Riechstoffe  von  dem  Nährmilieu  ab,  in  dem  sich  die  Keime  befinden. 
Züchtungen  in  Pepton wasser  haben  einen  wesentlich  intensiveren 
Geruch  als  Bouillonkulturen  oder  Proben  von  „blauem  Eiter“.  Durch 
Züchtung  in  künstlichen  Nährböden  bekannter  chemischer  Zusammen¬ 
setzung  hat  der  Autor  versucht,  festzustellen,  welche  Substanzen  die 
Bildung  der  Riechstoffe  bedingen  oder  wesentlich  fördern.  In  einem 
Nährboden,  der  Phosphate,  Magnesium-  und  Calciumsalze  als  Mineral¬ 
stoffe  enthielt,  und  in  dem  Kohlenstoff  und  Stickstoff  als  bernstein¬ 
saures  Ammoniak  vorhanden  waren,  entwickelte  sich  der  Geruch  der 
Kulturen  nur  sehr  langsam  und  unregelmäßig.  Andere  organische 
Ammoniaksalze  und  die  Mehrzahl  der  Aminosäuren  förderten  die 
Riechstoffbildung  nicht  wesentlich.  Dagegen  waren  in  einem  tryp¬ 
tophanhaltigen  Nährboden  sehr  reichlich  Riechstoffe  vorhanden. 

Rosel  Goldschmidt  {. Frankfurt  a.  M.). 

Small,  J.  C.  and  Julianelle,  L.  A.,  Biologie  and  Serologie 
studies  of  bacillus  mucosus  group.  (J.  of  inf.  Dis.  1923, 
32,  p.  456.) 

Verff.  haben  Stämme  von  B.  mucosus,  die  aus  venerischen  Granu¬ 
lomen  stammten  mit  Stämmen,  die  aus  den  Luftwegen  gezüchtet 
waren,  miteinander  verglichen.  Beide  Stammarten  verhielten  sich 
auf  den  Nährböden  gleich,  ein  durchgreifender  Unterschied  zwischen 
beiden  Arten  wurde  nicht  gefunden.  Di  et  er  len  {Kottweil). 

Komaya,  Ginji,  Beiträge  zur  Morphologie  der  pathogenen 
Hefen  im  tierischen  Gewebe.  (Derm.  Wschr.  1924,  79, 
S.  873.) 

Es  wurde  zunächst  eine  als  Greifswalder  Hefe  bezeichnete 
Hefekultur  untersucht,  für  die  Verf.  den  Namen  „Monilia  Buschke“ 
vorschlägt.  Die  Hefe  wächst  auf  künstlichen  Nährböden  in  runder 
oder  ovaler  Form,  bildet  in  den  hängenden  Tropfen kulturen  kleine 
Sproßbäumchen  und  zeigt  in  der  Riesenkultur  drei  Zonen,  in  deren 
zentraler  und  äußerer  Zone  Mycelien  zu  beobachten  sind.  Nach 
intraperitonealer,  intravenöser  und  subkutaner  Injektion  dieser  Hefe¬ 
emulsion  bei  weißen  Mäusen,  Meerschweinchen  und  Ratten  treten 
Mycelien  in  verschiedenen  Organen  auf.  Bei  Mischung  von  Pferde¬ 
serum  mit  Bierwürze  zeigte  sich  starkes  Mycelienwachstum.  — 
Weitere  Untersuchungen  verschiedener  anderer  Hefearten  hinsichtlich 


Moniliaarten.  —  Oidium  albicans. 


277 


ihres  Verhaltens  im  Tierkörper  zeigten,  daß  man  die  asporogenen 
Hefen  in  2  Arten  teilen  kann,  eine  Hefe,  die  im  Tierkörper  akzi¬ 
dentelle  Membran,  aber  weder  Mycelien  noch  Sproßbäumchen  bildet 
und  zur  Gattung  Kryptokokkus  gehört,  und  eine  Hefeart,  die  Spro߬ 
bäumchen  und  Mycelien,  aber  keine  akzidentelle  Membran  bildet 
und  zur  Gattung  Mycelorrhizodes  oder  Monilia  gehört.  Schuster. 

Redaeli,  Pierro,  Experimental  moniliasis.  (J.  of  trop.  M.  a. 
Hyg.  1924,  27,  p.  211.) 

Versuche  an  Kaninchen,  Meerschweinchen,  Ratten  und  Hunden  mit 
verschiedenen  Moniliaarten,  die  aus  Soorbelägen  oder  aus  Sputum  von 
Pneumonien  und  ßronchomykosen  gezüchtet  waren.  Infiziert  wurden 
die  Tiere  durch  intravenöse,  intraarterielle,  intraperitoneale,  intra¬ 
pleurale,  subkutane,  subdurale  und  korneale  Injektion.  Monilia  tropi¬ 
calis  Castellani  1909  war  für  Kaninchen  (Tod  5—6  Tage  nach  intra¬ 
venöser  Injektion)  und  für  Meerschweinchen  und  Ratten  (Tod  nach 
4 — 5  Tagen)  pathogen,  Hunde  vertrugen  selbst  hohe  Dosen  ohne 
Erscheinungen.  Monilia  macedoniensis  Castellani  1917  war  für  keine 
Tierart  pathogen.  Nach  Beimpfung  der  serösen  Höhlen  entstanden 
nicht  nur  Pseudomembranen  und  Knötchen  im  Bereich  der  Impfung, 
sondern  es  fand  häufig  eine  Allgemeininfektion  statt.  Von  den  inneren 
Organen  werden  bei  jeder  Infektionsart  vor  allen  Dingen  die  Nieren 
betroffen,  die  mit  kleinen,  makroskopisch  sichtbaren,  weißen  Knötchen 
teilweise  wie  übersät  waren,  während  andere  Organe,  wie  z.  B.  die 
Leber  nur  wenige  Knötchen  zeigten.  Verf.  bringt  die  Vorliebe  der 
Monilia  für  die  Nieren  nicht  nur  mit  ihrer  Tätigkeit  als  Ausschei¬ 
dungsorgan,  sondern  mit  der  leicht  sauren  Reaktion  des  Nierengewebes 
zusammen.  Die  in  die  Zirkulation  gebrachten  Parasiten  wirken  als 
Emboli.  Die  entstehenden  Knötchen  bestehen  im  Zentrum  aus  dem 
Parasit,  polynukleären  Leukocyten,  Fibroblasten,  Epitheloidzellen  und 
Riesenzellen.  Das  umgebende  Gewebe  zeigt  Degenerationserschei¬ 
nungen  mit  einer  Ansammlung  von  Fibroblasten  und  Plasmazellen. 
Der  Herzmuskel  und  die  Leber  waren  fettig  degeneriert.  Die  intra¬ 
venöse  Injektion  von  Monilia  krusei  Castellani  1909  führte  nur  zu 
einer  Aussaat  in  den  Lungen.  Um  die  typisch  gebauten  Knötchen 
ordneten  sich  in  einem  Falle  pneumonische  Herde  an.  Jantzen. 

Urechia,  C.-J.  et  Zugravu,  G.,  Inoculation  de  1’ oidium  albi¬ 
cans  par  la  voie  sous-durale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  540.) 

Durch  subdurale  Verimpfung  von  Oidium  albicans  erzeugt  man 
beim  Kaninchen  eine  Encephalitis  mit  charakteristischem  histo¬ 
logischem  Befund  (Knötchen,  vor  allem  in  der  weißen  Substanz). 

Prigge  {Frankfurt  a.  M). 


278 


Verschiedenes. 


Knowles,  R.  and  Das  Gupta,  B.  M.,  On  the  nature  of  Blast o- 
cystis  hominis.  (Ind.  J.  of  med.  Research.  1924,  12,  p.  31.) 

Verff.  betrachten  den  Blastocystis  als  eine  höhere  Art  von  Spalt¬ 
pilz  nahe  verwandt  den  Schizosaccharomyceten,  der  wahrscheinlich 
mehrere  verschiedene  Arten  umfaßt,  die  von  der  Art  des  Wirtes  ab¬ 
hängig  sind.  Die  Fortpflanzung  geschieht  durch  zwei-  und  vielfache 
Spaltung,  durch  exogene  Knospung  und  durch  endogene  Sporenbildung. 
Blastocystis  hominis  ist  sicher  ein  höherer  Spaltpilz,  der  im  Darm 
der  meisten  Menschen  schmarotzt.  Dieterlen  {Bottweil). 

Kendall,  A.  J.,  Bacterial  parasitism,  bacterial  patho- 
genism  and  resistance  to  bacterial  infection.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  32,  p.  341.) 

Die  Arbeit,  die  sich  mit  der  Theorie  der  Infektion  beschäftigt, 
muß  im  Original  nachgelesen  werden.  Sie  eignet  sich  nicht  zu  einem 
kurzen  Referat.  Dieterlen  {Bottweil). 

Taylor  Terry,  Benjamin,  Provisorische  mikroskopische 
Diagnose  in  weniger  als  60  Sekunden  ohne  Mikrotom. 
(M.  Kl.  1924  S.  1179.) 

Die  in  Formalin  fixierten  Gewebe  werden  mit  dem  Rasiermesser 
in  planparallele,  nicht  sehr  dünne  Scheiben  geschnitten,  mit  saurem 
polychromen  Methylenblau  gefärbt  und  im  feuchten  Zustande  bei 
schräg  auffallendem  Lichte  mit  schwacher  Vergrößerung  untersucht. 
Maligne  Entartungen  fallen  infolge  intensiver  Färbung  sofort  ins 
Auge.  Erich  Hesse  {Berlin). 

•  Nageotte,  J.,  Sur  la  solubilite  des  colorants  lipo-solubles 
dans  l’albumine  et  dans  les  constituants  morpho- 
logiques  de  la  cellule.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  693.) 

Die  Färbung  überlebender  Gewebe  mit  fettlöslichen  Farbstoffen 
läßt  sich  nicht  durch  die  interstitielle  Flüssigkeit  erklären;  diese 
bewirkt  lediglich  den  Transport,  der  Farbstoff  wird  jedoch  auch  im 
Gewebe  selbst  gelöst  und  akkumuliert.  Auch  die  intensiv  gefärbten 
Fettenklaven  der  Gewebe  reichen  nicht  zur  Erklärung  des  Phäno¬ 
mens  aus:  außerhalb  dieser  Enklaven  besteht  diffuse  Färbung  der 
gesamten  Substanz.  Die  Gewebslipoide  spielen  bei  der  Färbung  zwar 
eine  gewisse  Rolle;  aber  nachdem  Verf.  beim  Serum  den  Nachweis 
erbracht  hat,  daß  die  Färbung  zu  intensiv  ist,  um  allein  durch  die 
in  ihm  enthaltenen  Lipoide  bedingt  zu  sein,  muß  auch  für  die  Ge¬ 
webe  angenommen  werden,  daß  ihre  Färbbarkeit  noch  auf  einem 
anderen  Prinzip  beruht.  Verf.  bringt  nunmehr  den  experimentellen 
Nachweis,  daß  das  Albumin  fettlösliche  Farbstoffe  (z.  B.  Sudan  III, 
Grübler)  löst.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 


Mikrobiologische  Technik. 


279 


Malone,  R.  H.,  A  simple  metliod  of  preparing  collodion 
capsules  for  use  in  the  study  ofbiological  problems. 
(Ind.  J.  of  med.  Research.  1924,  11,  p.  1227.) 

Eine  sinnreiche  Methode  zur  Herstellung  von  Kollodiumkapseln 
für  biologische  Arbeiten.  Die  Methode  muß  im  Original  nach  gelesen 
werden.  Di  et  er  len  (Rottweil). 

Oerskov,  I.,  Über  Bakterienreinzüchtung.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  312.) 

Verf.  erwähnt  kurz  seine  (J.  of  Bact.  Vol.  7,  p.  53)  beschriebene 
Methode  zur  Reinzüchtung  einzelner  Bakterien:  Musterung  von 
Agarstückchen,  aus  der  Platte  ausgeschnitten  und  auf  dem  Objekt¬ 
träger  aufgelegt  mit  dem  Trockensystem,  das  die  einzelnen  Bakterien 
deutlich  erkennen  läßt.  In  Bakteriengemischen  sehen  junge  Kolonien 
viel  charakteristischer  aus  als  ausgewachsene.  Abimpfungen  mit 
einer  Harpune,  bestehend  aus  Platindraht,  festgeschmolzen  in  einer 
Kapillare,  die  mit  Plastilin  an  dem  Ende  eines  Objektivs  befestigt 
wird  und  vermittels  eines  quadrierten  Okularmikrometers  genau 
eingestellt  wird.  Das  Verfahren  eignet  sich  gleichermaßen  für 
aerobe  wie  für  anaerobe  Bakterien.  Noetel  (Landsberg  a.  W.). 

Epstein,  H.,  Mikrotechnische  Notizen.  (Ergeb.  d.  Inst.  f. 
Infekt.Krkh.  Elias  Metschnikoff.  1924  p.  68.) 

I.  Zur  Spirochätendiagnostik  nach  Burri  wurde  anstatt  Tusche 
eine  wässerige  lOproz.  Opalblaulösung  angewandt.  Die  Zuverlässigkeit 
der  auf  diese  Weise  erzielten  Resultate  entspricht  derjenigen  der 
Dunkelfelduntersuchung.  —  II.  Zur  vital-supravitalen  Untersuchung 
von  Darmprotozoen  sowie  von  zellhaltigen  Exsudaten  usw.  empfiehlt 
sich  die  Untersuchung  des  betreffenden  Materials  mit  Zusatz  einer 
Spur  von  lproz.  Brillantkresylblaulösung.  Die  darin  enthaltenen 
Protozoen  und  Zellen  färben  sich  elektiv  intensiv  blau.  —  Bei  der 
Untersuchung  in  einer  solchen  Lösung  von  Klatschpräparaten  aus 
wutverdächtigem  Gehirnmaterial  erscheinen  die  Negrischen  Körperchen 
als  ungefärbte  Gebilde  mitten  in  den  intensiv  blau  gefärbten  Gan¬ 
glienzellen.  E.  Gildemeister  (Berlin). 

Eckmann,  A.,  Bedeutung  und  Bestimmung  der  Wasser¬ 
stoffionenkonzentration.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  266.) 

Besprechung  der  im  Titel  genannten  Frage;  nichts  wesentlich 
Neues.  E.  Gildemeister  (Berlin). 

Sierakowsky,  Stanislaw,  Über  Veränderungen  der  H-Ionen- 
konzentration  in  denBakterienkulturen  und  ihrEnt- 
stehungsmechanismus.  (Bioch.  Zschr.  1924,  151,  p.  15.) 


280 


Mikrobiologische  Technik. 


Die  Veränderungen  der  pH- Konzentration,  die  in  zuckerfreier 
Bouillon  eintreten,  lassen  sich  in  zwei  Phasen  einteilen.  In  der 
ersten,  1—3  Tage  dauernden  Periode,  erreichen  alle  Kulturen  unab¬ 
hängig  vom  Anfangs-pn  einen  pH  von  etwa  7,  von  Stamm  zu  Stamm 
verschieden.  In  der  zweiten  Phase  werden  alle  Kulturen  alkalisch 
und  erreichen  einen  Wert  von  pH  =  etwa  9.  Die  Entwicklung  erfolgt 
am  schnellsten,  wenn  der  pH  des  Nährbodens  sich  in  der  Nähe  des 
Punktes  befindet,  den  die  Bakterien  in  der  ersten  Phase  zu  erreichen 
„suchen“.  Je  weiter  der  primäre  pH  von  diesem  Punkte  entfernt  ist, 
um  so  langsamer  ist  das  Wachtum  und  um  so  später  wird  das 
Maximum  erreicht.  Das  Wachstum  ist  in  neutralen  Nährböden  üppiger 
als  in  alkalischen  und  in  sauren  üppiger  als  in  neutralen.  Die  Re¬ 
gulation  der  Reaktion  erfolgt  einerseits  durch  Alkali-  andererseits 
durch  C02-Bildung.  Die  Kulturen  werden  um  so  schneller  alkalisch, 
je  leichter  die  C02  entweichen  kann.  Hermetisch  verschlossene 
Kulturen  werden  überhaupt  nicht  alkalisch.  In  anfangs  alkalischen 
Nälirmedien  erfolgt  durch  die  C02-Bildung  Neutralisation.  In  sauren 
Nährböden  entweicht  die  C02.  Die  infolge  des  Bakterienwachstums 
auftretenden  alkalischen  Stoffwechselprodukte  bewirken  den  Eintritt 
der  neutralen  Reaktion.  Wie  im  Blute  des  Menschen  und  der  höheren 
Tiere  erfolgt  die  Regulation  der  H- Ionenkonzentration  durch  Bindung 
und  Ausscheidung  von  C02.  In  älteren  Kulturen,  wo  das  Absterben 
der  Bakterien  beginnt,  hört  die  C02-Bildung  auf,  was  die  Alkalisierung 
des  Nährbodens  zur  Folge  hat.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Winslow,  C.-E.  A.  and  Shaughnessy,  H.  J.?  The  alkaline  iso¬ 
potential  point  of  the  bacterial  cell.  Preliminary 
note.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  437.) 

Für  die  Bakterienzelle  wurde,  nahe  bei  pn  13,5  ein  zweiter 
isopotentialer  Punkt  nachgewiesen.  Für  B.  cereus  ungefähr  bei 
13,3 — 13,4,  für  Bact.  coli  bei  13,6  —  13,8.  Oberhalb  dieses  Punktes  wird 
die  Zelladung  positiv  und  erreicht  mit  weiterer  Zunahme  der  Al¬ 
kalität  hohe  Werte.  Störender  Einfluß  der  Pufferwirkung  der  Bak¬ 
terien  in  der  sie  unmittelbar  umgebenden  Zone  auf  die  Regelmäßig¬ 
keit  des  Ergebnisses  kann  durch  5  Minuten  langes  Schütteln  der 
Suspension  vor  Einbringung  in  die  elektrophoretische  Zelle  be¬ 
seitigt  werden.  E.  Fit  sehen  {Weyarn). 

Sierakowski  S.  et  Milejkowska,  F.,  Ca,pacitedeneutralisation 
des  acides  et  des  bases  par  les  milieux  bacterienset 
par  les  liquides  physiologiques.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  704.) 

Untersuchungen  über  die  „Pufferung“  von  Bakteriennährböden 
und  Körperflüssigkeiten.  Prigge  {Frankfurt  a.M). 


Mikrobiologische  Technik. 


281 


•  • 

Kabellk,  J.,  Uber  die  Messang  der  Reaktion  des  Milieus 
in  der  Biologie.  (Biol.  L.  1924,  p.  221  [tschechisch].) 

Eine  Übersicht  und  Anleitung  zum  Gebrauch  der  Indikatoren 
in  der  Biologie.  Etwas  Neues  ist  eine  Modifikation  des  Michaelis- 
Walpoleschen  Komparators.  Infolge  radiärer  Anordnung  der  Röhrchen¬ 
paare  ist  es  ermöglicht,  ohne  Verschiebung  des  Auges  durch  alle 
3  Öffnungen  hindurchsehen  zu  können.  Neu  ist  auch  die  Einrichtung 
zum  Messen  der  pn  bei  minimaler  Menge  der  zu  untersuchenden 
Flüssigkeiten.  Der  Autor  benützt  Kapillarröhrchen,  die  in  der 
optischen  Achse  von  2,  durch  den  Zeißschen  Komparator  unter¬ 
einander  verbundenen,  Mikroskopen  mit  schwacher  Vergrößerung 
eingestellt  sind.  Gellner  ( Olmütz ). 

Collier,  W.  A.,  Ausschaltung  des  Wasser  fehl  er  s  bei  der 
Giern sa- Färbung  durch  Phosphat pufferung.  (D.  in.  W. 
1924  S.  1324.) 

Ziel:  ohne  zeitraubende  Untersuchungen  das  zur  Giemsa-Färbung 
zu  verwendende  Wasser  auf  eine  geeignete  Alkaleszenz  zu  bringen. 
Hilfsmittel  dazu:  eine  Phosphatpufferung.  Für  gute  Normal-Giemsa- 
Färbungist  eine  Wasserstoffionenkonzentration  von  Ph  =  7,1  brauchbar. 
Man  kann  durch  Zusatz  von  Natronlauge  die  alkalische,  durch  solche 
von  Phosphorsäure  die  saure  Giemsa-Färbung  vornehmen.  Die  molare 
Konzentration  der  Pufferlösung  soll  m/20  nicht  übersteigen ;  m/50  er¬ 
gibt  in  der  Regel  Gutes. 

1.  Ein  m/5  Phosphatgemisch  mit  der  Wasserstoffionenkonzentration 
PH  =  7,1  wird  angefertigt  durch  Mischen  von 

1  m  =  3n-Phosphorsäure  (Merck)  20  ccm 
n-Natronlauge  33,6  „ 

destilliertes  Wasser  46,4  „ 

Diese  haltbare  Pufferlösung  wird  vor  Gebrauch  mit  destilliertem 
oder  Leitungswasser  auf  Vio  verdünnt. 

2.  Azur  II  0,08  Proz.  in  Aq.  dest.  20,8  ccm 

Eosin  BA  extra  0,08  „  „  „  „  4,0  „ 

Diese  Farbmischung,  deren  Mengenverhältnisse  abgewandelt 
werden,  wenn  der  Schüttelschaum  keinen  deutlichen  Violetton  gibt, 
wird  im  Meßzylinder  mit  der  verdünnten  Pufferlösung  auf  100  ccm 
aufgefüllt  und  im  Farbtroge  auf  die  Präparate  für  1 — 3  Stunden 
verbracht.  Färbung  von  Trypanosomen  und  Malariaparasiten.  Luft¬ 
trocknung.  Fixierung  in  Methylalkohol.  Bei  Phosphatpufferung  ist 
man  also  überall  unabhängig  vom  Wasser  und  kommt  mit  jedem 
beliebigen  käuflichen  destilliertem  wie  auch  mit  Leitungswasser, 
z.  B.  dem  Frankfurts  a.  M.,  aus,  das  ungepuffert  versagte. 

Georg  Schmidt  (München), 


282 


Mikrobiologische  Technik. 


Show,  Frederick  W.,  The  Ostwald  viscosimeter  for  the 
determination  of  the  liquefaction  of  gelatin  by 
bacteria.  (J.  of  Bact.  1924,  9,  p.  315.) 

In  Anbetracht  der  vielen  für  die  Beschaffenheit  der  Gelatine  in 
Frage  kommenden  Faktoren  sollte  der  Gelatinegehaltstandard  durch 
einen  Viskositätsstandard  ersetzt  werden.  Ein  bestimmter  Prozent¬ 
gehalt  an  Gelatine  verbürgt  nicht  ein  gleiches  Verhalten  in  bezug 
auf  Viskosität.  Um  die  Viskositätsablesung  bei  Gelatinekulturen  im 
Ostwaldschen  Viskosimeter  bei  40°  ohne  Verunreinigung  der  Kultur 
und  bei  derselben  Kultur  mehrmals  machen  zu  können,  wird  die  Be¬ 
nutzung  des  Viskosimeters  als  Kulturröhrchen  empfohlen.  Wegen 
sonst  leicht  möglicher  Verstopfung  darf  das  Viskosimeter  nicht  von 
zu  kleinem  Kaliber  sein,  ungefähr  25  Sekunden  für  Wasser.  4  ccm 
2proz.  Gelatine  werden  hineingegossen,  die  beiden  Öffnungen  mit 
nicht  hygroskopischer  Watte  2  cm  tief,  nicht  zu  fest  verstopft. 
Sterilisieren.  Ablesen  nach  Abkühlung  auf  40°,  sobald  die  Viskosität 
konstant  geworden  ist.  Impfung  von  der  Reservoirseite  aus.  Die 
Watte  muß  für  Luft  durchgängig,  daher  trocken  bleiben.  Kulturen 
bei  39°  oder  mehr  brauchen  vor  der  Ablesung  nicht  10  oder  15  Minuten 
auf  50°  erhitzt  zu  werden,  was  nur  bei  Kulturen  von  niedrigerer 
Temperatur  geschieht.  Sie  kommen  direkt  aus  dem  Brutschrank  in 
das  Wasserbad  von  40°  und  geben  in  weniger  als  15  Minuten  kon¬ 
stante  Ablesungen.  Luftblasen  über  der  Gelatine  müssen  durch 
sanftes  Blasen  in  die  Kapillare  entfernt  werden.  In  der  Kapillare 
darf  es  bei  der  Ablesung  keine  Luftblasen  geben.  e.  Fit  sehen. 

DeGodoy,  Aleides  et  Pacheco,  Genesio,  Nouveau  mode  de 
preparation  du  petit-lait  de  Petrus chky.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  90,  p.  243.) 

Modifikation  der  Petruschkyschen  Lackmusmolke.  Prigge. 

Dupray,  Martin,  Coagulation  and  Sterilisation  of 
Loeffler’s  medium  in  the  autoclave.  (J.  of  Bact.  1924,9, 
p.  179.) 

Eine  seit  Jahren  in  mehreren  Laboratorien  bewährte  Methode, 
Loeffler- Nährboden  im  Autoklaven  zum  Erstarren  zu  bringen  und  zu 
sterilisieren.  Ohne  besondere  Kautelen  behandeltes,  mit  Chloroform 
versetztes,  im  Eisschrank  aufbewahrtes,  trotzdem  nicht  steriles 
Rinderserum  wird  nach  Austreibung  des  Chloroforms  in  der  üblichen 
Weise  mit  Bouillon  gemischt,  das  Serumbouillongemisch  kommt 
dann  in  Kulturröhrchen  mit  Wattepfropfen,  schräg  gelagert  oder  in 
Petrischalen  in  den  Autoklaven.  Es  kommt  dabei  darauf  an,  daß  das 
Ventil  zum  Herauslassen  der  kalten  Luft  geschlossen  bleibt.  Diese 
Luft  darf  nicht  entweichen.  Den  Druck  läßt  man  allmählich  auf  5  Pfund 


Mikrobiologische  Technik. 


283 


ansteigen  und  hält  ihn  2  Stunden  auf  dieser  Höhe.  Dann  allmähliche 
Steigerung  auf  10  Pfund.  Das  Luftventil  wird  jetzt  ein  wenig  ge¬ 
öffnet,  bis  Dampf  austritt,  und  wieder  geschlossen.  Nach  20—30  Mi¬ 
nuten  bei  10  Pfund  Druck  wird  die  Wärmezufuhr  abgestellt.  Man 
läßt  den  Druck  langsam  auf  Null  fallen  und  die  Abkühlung  langsam 
vor  sich  gehen.  Sinkt  der  Druck  schneller  als  die  Temperatur  des 
Nährbodens,  so  gerät  dieser  ins  Kochen.  Der  Autoklav  darf  nicht 
leck  sein.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

le  Clerc,  R.  et  Bendam,  R.,  Apareillage  simple  pour  prati- 
quer,  avec  une  asepsie  absolue,  un  prelevement  de 
sang  eil  vue  d’une  hemoculture.  Meme  apareillage 
pour  pratiquer  la  transfusion  de  sang  citrate.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  550.) 

Beschreibung  einer  Apparatur,  die  es  gestattet,  Blut  zur  bak¬ 
teriologischen  Untersuchung  unter  sicherer  Vermeidung  der  sonst  so 
häufigen  Verunreinigung  mit  akzidentellen  Keimen  zu  entnehmen. 
Die  Apparatur  ist  auch  zur  Bluttransfusion  geeignet.  Prigge. 

Delater  et  Merle,  „Milieux  voyageurs“  pour  hemocultures. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  1458.) 

Da  Blutkulturen  infolge  des  Transports  häufig  negativ  ausfallen, 
schlagen  Verff.  einen  Gelatinenährboden  vor,  der  nur  erhitzt  zu 
werden  braucht  und  sofort  am  Krankenbett  vom  Praktiker  beimpft 
werden  kann.  Im  Gegensatz  zu  Bouillon  usw.  können  diese  Nähr¬ 
böden  in  beliebiger  Lage  transportiert  werden.  Prigge. 

Schulten,  Hans,  Hochprozentige  Peptonbouillon  als  halb¬ 
starrer  Nährboden  zur  Blutkultur.  (M.  m.  W.  1924 
S.  1362.) 

Als  halbstarren  Nährboden  zur  Blutkultur  empfiehlt  Verf.  folgende 
Peptonbouillon:  1  Liter  Fleischwasser  wird  mit  10  Proz.  Witte- Pepton 
und  0,5  Proz.  Kochsalz  1/2  Stunde  gekocht,  neutralisiert  und  schwach 
alkalisiert.  Hierauf  wird  abermals  bis  zum  möglichst  völligen  Klar¬ 
werden  gekocht  und  filtriert.  Da  die  verschiedenen  Peptonpräparate 
nicht  immer  die  gleiche  gerinnungshemmende  Wirkung  haben,  wird 
zunächst  folgender  Vorversuch  gemacht.  Man  gibt  in  4  Reagenz¬ 
gläser  je  2,  4,  6  und  7  ccm  der  Peptonbouillon  und  füllt  die  ersten 
3  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  auf  7  ccm  auf.  Dann  fügt  man 
zu  jedem  Röhrchen  1  ccm  10  proz.  Gummi  arabieum-Lösung  und  0,3  ccm 
10  proz.  Calciumchloridlösung,  sterilisiert  und  versetzt  die  Röhrchen 
in  der  unten  angegebenen  Weise  mit  Blut.  Dasjenige  Röhrchen,  das 
nach  24  Stunden  die  beste  Gallertbildung  aufweist,  zeigt  die  brauch¬ 
barste  Verdünnung  an  und  dementsprechend  wird  die  Peptonbouillon 


284 


Blutuntersuchungen. 


mit  physiologischer  Kochsalzlösung  verdünnt.  Das  Gesamtgemisch 
erhält  schließlich  einen  Zusatz  von  13  Proz.  lOproz.  Gummi  arabicum- 
Lösung  und  4  Proz.  lOproz.  Calciumchloridlösung,  wird  in  Reagenz¬ 
gläser  zu  je  8  ccm  abgefüllt  und  sterilisiert.  Zur  Anlegung  der 
Kultur  werden  2—3  ccm  frisch  aus  der  Vene  entnommenen  Blutes  in 
die  Peptonbouillon  gebracht,  vorsichtig  gemischt  und  möglichst  senk¬ 
recht  in  einen  Brutschrank  von  37 0  gestellt.  Bei  richtigem  Arbeiten 
ist  nach  spätestens  12  Stunden  die  Flüssigkeit  über  der  Blut¬ 
körperchenkuppe  zu  einer  völlig  klaren,  weichen  Gallerte  erstarrt, 
in  der  nach  weiteren  12—48  Stunden  oder  auch  später  etwaige 
Kolonien  von  aeroben  und  anaeroben  Keimen  als  kleine  Flocken  sicht¬ 
bar  werden.  W.  Gaehtg ens  (Hamburg). 

Boez,  L.,  Technique  d  ’  h  emoculture  en  milieu  solide.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  909.) 

Da  bei  der  bakteriologischen  Untersuchung  des  Blutes  in  flüssigen 
Nährböden  die  pathogenen  Erreger  leicht  durch  Verunreinigungen 
maskiert  werden  können,  und  da  vor  allem,  wenn  es  sich  um  fakul¬ 
tativ  pathogene  Bakterien  handelt  (Staphylokokken,  B.  coli  usw.)  die 
Frage  nach  der  Herkunft  des  gezüchteten  Keimes  (aus  dem  Blut  oder 
von  einer  Verunreinigung  herrührend)  oft  schwer  zu  entscheiden  ist, 
empfiehlt  Verf.  die  Aussaat  des  Blutes  mit  verflüssigtem  Agar  auf 
Rouxschen  Schalen.  Außerdem  ist  es  mit  dieser  Methode  möglich, 
die  Zahl  der  im  Blut  enthaltenen  Keime  zu  zählen.  Prigge. 

Neser,  C.  P.,  The  b  1  o  o  d  o  f  e  q  u  i  n  e  s.  (9.  and  10.  Rep.  of  the  Dir. 
of  Vet.  Res.  Union  of  South  Africa.  Pretoria  1924  p.  479.) 

Wertvolle  umfangreiche  Arbeit  über  das  Blut  bei  gesunden 
Pferden,  Mauleseln  und  Eseln  (Morphologie,  zahlenmäßige  Verteilung 
der  einzelnen  Formelemente,  Einfluß  verschiedener  Faktoren  auf  die 
Blutzusammensetzung)  mit  zahlreichen  Kurven  und  Tabellen  sowie 
2  Farbtafeln.  Zeller  (Berlin). 

v.  Liebensteiu,  A.,  Über  die  Veränderungen  der  Leuko- 
cytenzahlen  unter  verschiedenen  Versuchsbedin- 
g  u  n  g  e  n.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1482.) 

Untersucht  wurden  43  möglichst  gesunde  Personen  zwischen 
15  und  40  Jahren.  Die  Untersuchungen  zeigten  das  Gesamtergebnis, 
daß  die  Zahl  der  Gesamtleukocyten  bei  Ruhe  und  völlig  gleich¬ 
bleibenden  Versuchsbedingungen  in  großem  Ausmaß  schwankend  ist. 
Sie  betrug  bei  11  Gesunden  3300—10100.  Sie  schwankt  aber  auch 
bei  den  gleichen  Personen  in  kurzen  Zeiträumen  nach  oben  und  unten 
um  ein  Beträchtliches,  in  den  untersuchten  Fällen  bis  2900  Leuko- 
cyten  nach  oben  und  1200  nach  unten.  Die  gleichen  Schwankungen 


Verschiedenes. 


285 


wurden  bei  Wechsel  von  Stehen  und  Liegen,  nach  lokaler  Ein¬ 
wirkung  des  faradischen  Stromes  und  bei  künstlicher  Hyperämie 
beobachtet.  Diese  Schwankungen  entsprechen  nur  der  Tatsache,  daß 
die  Leukocytenzahlen  stets  in  weitem  Ausmaße  um  einen  Mittelwert 
nach  oben  und  unten  schwanken.  Diese  Zahlenunterschiede  müssen 
durch  den  wechselnden  Zufluß  von  weißen  Blutzellen  zum  Herzen 
und  weiter  durch  den  wechselnden  Gehalt  des  den  Kapillaren  zu¬ 
fließenden  Blutes  an  Leukocyten  bedingt  sein.  Es  ist  anzunehmen, 
daß  hierfür  Retentionen  und  Mobilisierungen  von  Zellen  in  den  ver¬ 
schiedensten  Kapillargebieten  maßgebend  sind.  Schuster. 

Sabrazes,  J.,  A  propos  du  bleu  de  toluidine  phenique  en 
coloration  post- vitale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  563.) 

Studien  über  die  Färbung  von  Blutparasiten  (und  Blutkörperchen) 
mit  Toluidillblau.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M). 

Kinmra,  K.,  Zur  Artbestimmung  der  Putrificus-Bazillen. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  342.) 

Es  werden  3  aus  Fisch-  und  Fleischkonserven  gezüchtete  anaerobe 
Fäulniserreger  beschrieben  und  mit  den  bekannten  Vertretern  der 
Putrificusgruppe :  B.  p.  Bienstock,  B.  p.  verruc.  Zeißler,  B.  Uhrzeiger 
Pfeiffer-Bessau  verglichen.  Die  Unterschiede  der  sämtlichen  6  Stämme 
sind  nicht  so  bedeutend,  als  daß  eine  Zerlegung  in  Unterarten  be¬ 
rechtigt  erschiene.  Insbesondere  dürften  die  von  Bienstock  kon¬ 
struierten  Unterschiede  zwischen  seinem  Bacillus  putrificus  und  Para- 
Putrificus,  fußend  auf  der  zeitlichen  Aufeinanderfolge  von  Milch¬ 
gerinnung  und  Peptonisierung,  auf  Beobachtungsfehler  zurückzuführen 
sein.  Die  von  Zeißler  beschriebenen  Feinheiten  der  Wachstums¬ 
unterschiede  konnten  vom  Verf.,  wie  er  zugibt,  wohl  infolge  Unvoll¬ 
kommenheit  seiner  technischen  Hilfsmittel  nicht  bestätigt  werden. 
Die  Agglutinationsreaktion  hat  sich  zur  Zusammenfassung  der 
6  untersuchten  Fäulnisstämme  in  eine  gemeinsame  Gruppe  und  zur 
Abgrenzung  derselben  von  der  im  System  nahestehenden  Tetanus¬ 
gruppe  nicht  brauchbar  erwiesen.  —  Hinweis  auf  die  starken 
Widersprüche  im  Schrifttum  bezüglich  der  Artmerkmale  des  Putrificus. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Kämmerer,  H.,  Beiträge  zur  Bedeutung  des  bakteriellen 
Synergismus  für  die  Biologie.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  723.) 

Versuche  über  die  Urobilinbildung  ergaben,  daß  das  gleiche  wie 
für  die  Bienstocksche  Zerfallsfäulnis  auch  für  die  Urobilinbildung 
gilt.  Jener  stärkere  Grad  der  Fäulnis,  der  nicht  etwa  nur  zur 
Indolbildung  oder  zum  Fäulnisgestank,  sondern  zum  Detrituszerfall 
führt,  ist  dazu  nötig,  und  dieser  stärkere  Zerfall  ist  eine  synergistische 


286 


Mikrobiologische  Technik. 


Leistung  mehrerer  Bakterienarten,  Aerobier  und  Anaerobier.  — 
Weitere  Untersuchungen  zeigten,  daß  sich  in  vielen  Stuhlaufschwem¬ 
mungen  ein  Agens  befindet,  das  aus  Blutfarbstoff  ein  Porphyrin  ent¬ 
stehen  läßt.  Für  die  Porphyrinbildung  sind  Obligatanaerobier  not¬ 
wendig,  es  müssen  aber  stets  Aerobier  ähnlich  wie  bei  der  Zerfalls- 
fäulnis  mithelfen.  Meist  scheinen  Subtilisarten,  aber  nicht  aus¬ 
schließlich,  in  Betracht  zu  kommen.  Offenbar  kommt  es  auf  eine 
genaue  qualitative  und  quantitative  Abstimmung  und  vielleicht  auf 
ein  gewisses  Entwicklungsstadium  der  Anaerobier  an.  —  Bakterielle 
Synergismen  sind  also  auch  für  die  menschliche  und  tierische  Patho¬ 
logie  nicht  ohne  Bedeutung,  vor  allem  für  die  Pathologie  des  Darmes, 
dann  auch  für  Eiterungsprozesse  mit  gemischter  Bakterienflora.  Für 
alle  entsprechenden  Krankheitszustände  könnte  die  Stärke  des  Por¬ 
phyrinbildungsvermögens  bakterienhaltiger  Produkte  ein  vorläufiger 
Anhaltspunkt  sein.  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Rühle,  ß.,  Über  eine  neue  Züchtungsmethode  des  B.  bi- 
fidus  und  acidophilus  bei  anaerobem  Oberflächen¬ 
wachstum.  (Jahrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  21.) 

Ausgehend  von  der  weitgehenden  morphologischen  und  färberischen 
•  •  _ 

Ähnlichkeit  zwischen  B.  bifidus  und  Diphtheriebazillus  wurden  zur 
Züchtung  des  ersteren  Loefflerplatten  versucht.  Unter  streng  an  aeroben 
Bedingungen  gelang  es  fast  stets,  auf  diese  Weise  in  4  Tagen  sowohl 
Reinkulturen  von  B.  bifidus  als  auch  von  B.  acidophilus  zu  erzielen. 
Der  B.  bifidus  ist  unter  allen  Umständen  ein  obligater  Anaerobier. 

v.  Bernuth  {Jena). 

•  • 

Kovacs,  N.,  Uber  einen  Dimethyl-p-Phenylendiamin- 
nährboden  zur  Züchtung  anaerober  Bakterien  und 
über  das  Verhalten  einiger  Aeroben  auf  diesem  Nähr¬ 
boden.  I.  Mitteilung.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
92,  S.  315.) 

5  ccm  einer  lproz.  Lösung  von  Dm.  erhältlich  bei  Merck  als 
„Dimethyl-p-Phenylendiaminbase  zur  Oxydasereaktion  nach  Prof. 
W.  H.  Schulze“  auf  100  ccm  Agarnährboden  gegeben,  erweist  sich 
als  optimale  Konzentration  für  die  verschiedenen  Anaerobenstämme. 
Aerobe  Stämme  zeigen  gegenüber  Dm.  verschiedene  Resistenz,  die  zur 
Differenzierung  und  Reinzüchtung  benutzt  werden  kann.  Noetel. 

De  Sniidt,  F.  P.  0.,  An  apparatus  for  anaerobic  plate 
cultivation  in  hydrogen  for  separate  petri  capsule s. 
(J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  325.) 

Blechdeckel  von  Marmeladeeimern,  die  auf  8  cm  Petrischalen¬ 
böden  passen,  werden  an  2  Stellen  der  Oberfläche  angebohrt  und 


Anaerobe  Bakterien. 


287 


mit  aiigelöteten  Rohransätzen  für  Wasserstoffdurchleitung  versehen. 
In  den  ableitenden  Ansatz  kommt  eine  in  Kupferdrahtnetz  eingerollte 
Patrone  von  Palladium-Asbestwatte  zur  Entfernung  der  letzten  Sauer- 
stoffreste  nach  Mein to sh  und  Fildes.  Die  Abdichtung  von  Deckel 
und  Boden  erfolgt  durch  Plastilin.  Hiermit  können  strenge  An¬ 
aerobier  gezüchtet  werden.  Die  einzelnen  Kolonien  sind  von  der 
Glasseite  gegen  den  schwarz  lackierten  Blechdeckel  gut  sichtbar. 

C.  Pr ausnilz  ( Greifswald ). 

Hall,  Ivan  0.  and  Petersou,  Emelia,  The  discoloration  of 
brain  medium  by  anaerobic  bacteria.  (J.  of  Bact.  1924. 
9,  p.  211.) 

Schwarzfärbung  von  Pepton  enthaltendem  Hirnnährboden  erlaubt 
nur  dann  Schlüsse  auf  die  auf  ihm  wachsenden  Anaerobierarten, 
wenn  der  Eisengehalt  des  benutzten  Peptons  bekannt  ist,  denn  die 
Schwärzung  beruht  auf  Ausfällung  von  Schwefeleisen  durch  Ein¬ 
wirkung  von  Schwefelwasserstoff  auf  Eisen.  Versuche  mit  7  Bazillext- 
arten,  die  eine  Mannigfaltigkeit  von  proteolytischen  Wirkungen  re¬ 
präsentierten,  zeigten,  daß  Difcopeptonzusatz  zum  Nährboden  im  all¬ 
gemeinen  gleichen  Einfluß  auf  den  Eintritt  der  Schwärzung  hatte 
wie  Eisenzusatz,  und  durch  chemische  Analyse  konnte  im  Difcopepton 
ein  viel  größerer  Eisengehalt  nachgewiesen  werden  als  in  den  vor¬ 
liegenden  anderen  Sorten,  deren  Eisengehalt  aber  auch  verschieden 
war.  Zu  Hirnnährböden  benutze  man  möglichst  eisenfreies  Pepton. 
Schwärzung  eines  Hirnnährbodens  ohne  Pepton  oder  Eisenzusatz  in¬ 
folge  von  Wachstum  von  Fäulniserregern  beruht  nicht  auf  dem  Eisen¬ 
gehalt  des  Hämoglobins,  denn,  wenn  das  der  Fall  wäre,  müßte  Zusatz 
von  Blut  die  Schwärzung  befördern,  was  nicht  geschieht.  Das  an 
Hirnsubstanz  gebundene  Eisen  wird  von  aktiven  Fäulniserregern 
freigemacht,  die  Bindung  des  Eisens  im  Hämoglobin  ist  auch  für 
diese  nicht  lösbar.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Tomioka,  Y.,  Bakteriologische  und  serologische  Unter¬ 
suchungen  bei  einer  neuen  Art  von  anaeroben  Fäulnis¬ 
bazillen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I,  Orig.  1924,  92,  S.  321.) 

Eingehende  im  Original  nachzulesende  morphologische  und  biolo¬ 
gische  Beschreibung  eines  aus  einer  Sardinenkonserve  gelegentlich 
einer  Vergiftung  gezüchteten,  jedoch  mit  dieser  nicht  im  Zusammen¬ 
hang  stehenden  anaeroben  Fäulniserregers,  den  Verf.  als  neue  Art 
ansieht.  Er  steht  den  von  Pfeiffer  und  Bes  sau  gefundenen  Uhr¬ 
zeigerbazillen  am  nächsten,  läßt  sich  aber  von  diesem  wie  vom 
B.  cad.  spor.  Klein,  B.  spor.,  B.  paraspor.,  B.  putrif,  B.  putrif.  tenuis, 
B.  putrif.  verruc.  teils  morphologisch,  teils  biologisch  unterscheiden, 
wie  im  einzelnen  ausgeführt  wird.  Hinsichtlich  der  Bedingungen, 


288 


Clostridium  putrificum.  —  Darmflora. 


von  denen  die  Kolonieform  der  Anaerobier  abhängt,  spielt  Beweglich¬ 
keit,  Plastizität,  Stoffwechselprodukte,  Beschaffenheit  der  Bazillen¬ 
oberfläche  und  deren  Klebrigkeit  eine  wichtige  Rolle,  Temperatur, 
Reaktion,  Bestandteile,  Härte,  Höhe  des  Nährbodens,  Alter  und  Menge 
der  verimpften  Bazillen  verändern  die  Beweglichkeit,  die  Stoffwechsel¬ 
produkte  und  die  Klebrigkeit  der  Bazillen  derart,  daß  atypische 
Kolonien  entstehen.  Die  Blähformen,  die  der  Bazillus  bildet,  kommen 
in  erster  Linie  auf  Nährböden  zustande,  deren  Reaktionen  und  Be¬ 
standteile  für  sein  Wachstum  günstig  sind,  sie  können  also  keine 
Entartungsformen  darstellen,  sie  enthalten  auch  nicht  Granulöse, 
sondern  eine  säurefeste  Substanz.  Immerhin  dürften  sie  eine  patho¬ 
logische  Form  bei  anormaler  Sporenbildung  darstellen.  Noetel. 

Reddisli,  George  F.,  Clostridium  putrificum.  III.  A  com- 
parison  of  strains  obtained  from  collections  in  this 
country  and  abroad.  (J.  of  Bact.  1924,  9,  p.  321.) 

Ein  Vergleich  der  unter  dem  Namen  Clostridium  putrificum  in 
namhaften  Sammlungen  Amerikas  und  Europas  geführten  Bakterien¬ 
stämme  ergab  2  Gruppen,  eine  der  von  Bienstock  beschriebenen 
Clostridium  entsprechende  und  eine  in  wesentlichen  Eigenschaften 
mit  C.  sporogenes  übereinstimmende.  Die  1.  Gruppe:  runde  end¬ 
ständige  Sporen,  langsame  Eiweißverdauung,  keine  Gasbildung  aus 
Zucker.  2.  Gruppe:  ovale,  subterminale  Sporen,  schnelle  Eiwei߬ 
zersetzung,  Vergärung  verschiedener  Zucker  unter  Gas-  und  Säure¬ 
erzeugung.  Erkennt  man  Bienstocks  Clostridium  als  Spezies  an, 
so  müssen  die  mit  dem  Originalstamme  nicht  übereinstimmenden 
Stämme  aus  ihr  ausgeschlossen  werden.  E.  Fit  sehen  {Weyarn). 

Aznar,  P.,  Bacilles  aerobies  ä  spores  terminales  dela 
fl ore  intestinale  de  l’homme.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  674.) 

Beschreibung  eines  zur  menschlichen  Darmflora  gehörenden 

•  • 

aeroben  Bazillus  mit  endständigen  Sporen,  der  gewisse  Ähnlichkeiten 
mit  dem  B.  pseudotetanicus  aufweist,  sich  von  ihm  jedoch  dadurch 
unterscheidet,  daß  er  fakultativer  Anaerobier  ist,  Glukose  und  andere 
Zucker  vergärt  und  keine  proteolytischen  Eigenschaften  besitzt. 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M). 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Akt.  Referate. 

.  '  '  '  Bd.  78.  No.  13/14.  ■ 


Ausgegeben  am  27.  Januar  1925. 


Immunitätsforschung.  —  d’Herellesches  Phänomen. 

Zironi,  A.,  Sulla  natura  della  immunitä.  (Bollet.  Istit.  siero- 
terap.  Milan.  1924,  3,  p.  249.) 

In  einer  kritischen  Beleuchtung  der  bei  erworbener  Immunität 
gegen  verschiedene  Infektionskrankheiten  sich  abspielenden  Prozesse 
hebt  Verf.  hervor,  daß  dabei  neben  Immunitäts-  beständig  auch  Über¬ 
empfindlichkeitserscheinungen  an  den  Tag  treten.  Diese  Beobachtung 
führt  ihn  zur  Annahme,  die  beiden  Grundmanifestationen  der  Allergie 
seien  nicht  unabhängig  voneinander,  sondern  die  Immunität  im 
weiteren  Sinne  erheische  die  harmonische  Beteiligung  folgender  zwei 
Faktoren:  1.  eine  ausgesprochene  Steigerung  der  Sensibilität  der 
Zellen  den  Mikroorganismen  und  ihren  Stoffwechselprodukten  gegen¬ 
über,  2.  eine  Zunahme  der  Reaktionsfähigkeit  gegen  solche  bakterielle 
Produkte.  Auch  die  auftretenden  Reaktionen  sind  von  zweierlei  Art, 
nämlich  1.  Bildung  spezifischer  Verteidigungsprodukte  (Antikörper), 
die  über  die  Norm  gesteigert  ist,  2.  außergewöhnlich  rasche  und 
intensive  Ansammlung  der  normalen  Verteidigungskräfte  um  die 

Keime  herum.  Die  erhöhte  Reaktionsenergie  hat  wenigstens  zum  Teil 

•  • 

ihren  Grund  in  einer  intensiveren  Übertragung  des  Reizes:  die 
Überempfindlichkeit  ist  somit  der  ursprüngliche  Faktor  der  Immunität. 
Durch  die  Gegenwart  von  Antikörpern,  die  imstande  sind  die  Reiz¬ 
wirkungen  zu  zerstören  oder  zu  vermindern,  kann  natürlich  der 
Überempfindlichkeitsprozeß  verschleiert  werden.  Auf  Grund  seiner 
Beobachtungen  über  das  Zustandekommen  der  antitoxischen  Immunität, 
namentlich  der  Immunität  bei  Tetanus  glaubt  Verf.  behaupten  zu 

können,  daß  auch  letztere  sich  nach  allgemeinen  Regeln  abspielt,  daß 

•  • 

nämlich  der  Bildung  des  Antitoxins  ein  Zustand  von  Uberempfind¬ 
lichkeit  gewisser  Zellgruppen  vorausgeht;  letztere  erwerben  die 
Fähigkeit,  das  Toxin  mit  einer  außergewöhnlich  starken  Avidität  zu 
binden,  die  sogar  jene  des  Nervensystems  übersteigt,"  und  sie  er¬ 
widern  diese  Bindung  durch  Erzeugung  von  Antitoxin.  Dieterlen. 

Turek,  V.,  Beitrag  zum  Studium  der  Vererbung  der 
Immunität  resp.  der  Uberempfindlichkeit  gegenüber 
von  Toxinen.  (Revue  v  neuropsych.  1924  p.  213  [tschechisch].) 
Ergebnis  der  Nachprüfung  der  bekannten  Versuche  Ottos, 
wonach  Tiere  überempfindlich  gegen  diejenigen  Toxine  sein  sollen, 

Erste  Abt,  Ref.  Bd.  78.  13/14.  19 


290 


Immanitätsforschung. 


gegen  welche  ihre  Väter  immun  waren.  Der  Autor  benutzte  bei 
seinen  Versuchen  als  Ausgangsobjekte  Kaninchenmännchen,  die  gegen 
Diphtherietoxin  resp.  Rizin  hochimmunisiert  waren,  fand  aber,  daß 
sich  Belege  oder  Hinweise,  die  für  eine  Allgemeingültigkeit  der  Otto- 
schen  Auffassung  der  Immunitätsvererbung  sprächen,  nicht  erkennen 
lassen.  Die  Immunität  als  erworbene  Eigenschaft  eignet  sich  nicht 
zum  Studium  der  Vererbungsgesetze.  Gellner  ( Olmütz ). 

Neufeld,  F.  und  Meyer,  Hans,  Über  die  Bedeutung  des  Reti- 
kuloendothels  für  die  Immunität.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924, 
103,  S.  595.) 

Bei  Mäusen,  bei  denen  nach  Bielings  Vorgang  durch  Ent¬ 
fernung  der  Milz  und  intravenöse  Einspritzung  von  Eisenzucker  das 
Retikuloendothel  zum  großen  Teil  ausgeschaltet  ist,  mißlingt  die 
aktive  Immunisierung  gegen  Pneumokokken  häufig,  und  zwar  auch 
dann,  wenn  sowohl  die  Schutzimpfung  wie  die  Infektion  intraperi¬ 
toneal  ausgeführt  wird.  —  Ebenso  vorbehandelte  Mäuse  lassen  sich 
dagegen  passiv  ohne  weiteres  gegen  Pneumokokken  immunisieren.  — 
Die  von  Bieling  begründete  Anschauung,  wonach  das  Retikulo¬ 
endothel  seiner  Funktion  nach  ein  endokrines  Drüsengewebe  und 
die  Antikörperbildung  eine  von  diesem  Gewebe  ausgehende  innere 
Sekretion  ist,  erfährt  durch  die  Versuche  der  Verff.  eine  weitere 
Stütze.  Wahrscheinlich  sind  das  Retikuloendothel,  bzw.  im  weiteren 
Sinne  die  Zellen  des  Gefäßbindegewebsapparates  die  einzige  Bildungs¬ 
stelle  der  Antikörper.  —  Aktiv  gegen  Pneumokokken  immunisierte 
Mäuse  zeigen  dieselbe  spezifische  Phagocytose  wie  passiv  immuni¬ 
sierte,  haben  aber  fast  niemals  nachweisbare  Mengen  von  Schutz¬ 
stoffen  im  Blut.  Nach  intravenöser  Einspritzung  von  Mangansalzen 
treten  solche  reichlich  auf:  sie  sind  also  zellständig  vorhanden.  — 
Die  Versuche  der  Verff.  sprechen  dafür,  daß  die  erworbene  aktive 
Immunität  ausschließlich  auf  Antikörpern  beruht  und  daß  es  dem¬ 
zufolge  nur  eine  allgemeine,  nicht  aber  eine  örtliche  Gewebsimmunität 
in  dem  Sinne,  wie  sie  von  vielen  Autoren  angenommmen  wird,  gibt. 

Schill  [Dresden). 

Gil y  Gil,  Carlos,  Die  Immunität  im  Nierenepithelgewebe. 
(Beitr.  z.  path.  Anat.  u.  z.  allg.  Path.  1924,  72,  S.  621.) 

Die  Untersuchungen  von  Suzuki,  wonach  bestimmte  chemische 
Substanzen,  so  Sublimat  und  Urannitrat,  nur  auf  die  Epithelien  der 
Nierenhauptstücke,  bei  bestimmten  Mengen  nur  auf  gewisse  Ab¬ 
schnitte  derselben  wirken,  veranlaßte  Verf.  zu  Untersuchungen  über 
die  Frage,  ob  sich  das  Epithel  bei  wiederholter  Anwendung  solcher 
Mengen  der  genannten  Gifte,  die  keine  oder  nur  geringe  Verände¬ 
rungen  hervorrufen,  an  größere  an  sich  tödliche  Mengen  gewöhnen 


Immunitätsforschung. 


291 


würde.  —  Die  Versuche  wurden  an  Kaninchen  ausgeführt  und  er¬ 
gaben  zunächst,  daß  bei  einmaligen  Injektionen  von  Urannitrat  die 
Veränderungen  entsprechend  der  Menge  und  Zeitdauer  nach  der 
Einspritzung  Zunahmen,  daß  weiter  die  Kaninchen,  die  nach  voraus¬ 
gegangenen  Immunisierungsversuchen  zugrunde  gingen,  im  allgemeinen 
geringere  Veränderungen  zeigten  als  die,  die  von  vornherein  die  bei 
den  immunisierten  Tieren  zuletzt  verwendete  Dosis  erhielten.  Die 
am  stärksten  immunisierten  Kaninchen  zeigten  geringe  oder  gar 
keine  frischen  Veränderungen  des  epithelialen  Apparates.  Bei  einem 
offensichtlich  immunisierten  Kaninchen  gelang  auch  der  Nachweis, 
daß  sich  die  Ausscheidung  des  Urans  schnell  und  in  reichlicher 
Menge  vollzog,  woraus  eine  Gewöhnung  der  Nierenzellen  an  die 
Wirkung  des  konzentrierten  Urans  angenommen  werden  konnte. 
Demgegenüber  ergaben  Versuche  bei  Kaninchen,  die  nur  eine  einzige 
Uraneinspritzung  erhielten,  daß  das  Uran  nicht  ausgeschieden  wurde. 
Die  Versuche  mit  Sublimat  hatten  die  gleichen  Ergebnisse  wie  die 
mit  Uran.  Bei  vorsichtigem  Vorgehen  kann  auch  mit  Sublimat  eine 
auffällige  Resistenz  des  tubulären  Apparates  gegen  das  Gift  erzielt 
werden,  wobei  es  gegenüber  nicht  immunisierten  Tieren  in  erhöhtem 
und  beschleunigtem  Maße  ausgeschieden  wird.  Es  gelingt  danach, 
die  Niere  des  Kaninchens  gegen  Vergiftungen  mit  Uran  und  Sublimat 
erfolgreich  zu  immunisieren,  so  daß  nicht  nur  toxische  subkutane, 
sondern  auch  intravenöse  Dosen  glatt  vertragen  werden.  Die  Immuni¬ 
sierung  erstreckt  sich  bei  den  mit  Uran  behandelten  Tieren  auf  den 
glomerulären  sowie  tubulären  Apparat  und  kann  beim  tubulären 
schon  manifest  sein,  während  sich  der  glomeruläre  noch  als  empfindlich 
erweist.  Auch  die  Hauptstücke  selbst  werden  ungleichmäßig  immuni¬ 
siert:  am  leichtesten  die  zunächst  und  am  stärksten  betroffenen 
distalen  Abschnitte,  während  die  medialen  und  proximalen  Abschnitte 
noch  empfindlich  bleiben.  Die  Immunisierungen  gehen  vielfach  mit 
teil  weisem  Untergang  des  Nieren  gewebes  einher  und  führen  zu  den 
charakteristischen  Bildern  der  parenchymatösen  Uran-  und  Sublimat¬ 
schi  umpfnieren.  A.  Ghon  {Prag). 

Werkmail,  C.  H.,  Immunologie  significance  of  Vitamins. 
I.  Inf  lue  nee  of  the  lack  of  Vitamins  on  the  production 
of  specific  agglutinins,  precipitins,  hemolysins  and 
bacteriolysins  in  the  rat,  rabbit  and  pigeon.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  32,  p  247.) 

Ratten,  Kaninchen  und  Tauben  wurden  längere  Zeit  mit 
Nahrungsstoffen  gefüttert,  die  vollständig  vitaminfrei  (Vitamin  A 
oder  B)  waren.  Nach  bestimmten  Zeiträumen  zeigten  die  Tiere 
deutliche  Zeichen  der  veränderten  Ernährung.  Bei  Ratten  und 
Kaninchen,  die  so  vorbehandelt  waren,  konnte  keine  Abnahme  der 

19* 


292 


Immunitätsforschung. 


Fähigkeit,  Agglutinine,  Präzipitine,  Hämo-  oder  Bakteriolysine  zu 
produzieren,  festgestellt  werden,  ebenso  bildeten  derartig  vorbehandelte 
Tauben  Agglutinine  ebenso  wie  die  Kontrolltiere.  Man  darf  also 
aus  den  Versuchen  schließen,  daß  eine  Kataphylaxis  bei  Tieren,  die 
an  Vitaminmangel  leiden,  nicht  auf  eine  Zerstörung  oder  Lähmung 
des  antikörperbildenden  Systems  zurückzuführen  ist.  Dieterlen. 


Werkman,  0.  H.,  Immunologie  significance  of  Vitamins. 

II.  Influence  of  lack  of  Vitamins  on  resistance  of  rat, 
rabbit  and  pigeon  to  bacterial  infection.  (Ibid.  p.  255.) 

Ratten,  Kaninchen  und  Tauben,  die  einem  ausgesprochenen 
Vitaminmangel  unterworfen  worden  waren,  zeigten  einen  bemerkens¬ 
werten  Ausfall  ihrer  Resistenz  gegenüber  Infektionen.  Ratten  und 
Kaninchen,  die  nie  von  Vitamin  A-freiem  Futter  bekommen  hatten, 
verhielten  sich  einer  Milzbrand-  und  einer  Pneumokokkeninfektion 
gegenüber  weniger  widerstandsfähg.  Da  Ratten  bei  Entziehung  von 
Vitamin  B  gleicherweise  eine  Zunahme  der  Empfänglichkeit  für 
Milzbrand-  und  Pneumokokkeninfektion  zeigten,  so  ist  die  Kataphy¬ 
laxis  nicht  dem  Vitamin  A-Mangel  zuzuschreiben.  Die  Ergebnisse 
sind  den  bei  hungernden  Tieren  gewonnenen  ähnlich.  Tauben,  die 
mit  Vitamin  B-freiem  Futter  und  solche  Tiere,  die  mit  poliertem 
Reis  gefüttert  waren,  erlagen  prompt  einer  Milzbrand-  und  Pneumo¬ 
kokkeninfektion,  während  die  Kontrolltiere  am  Leben  blieben. 

Dieterlen  (Rottweil). 

Werknian,  C.  H.,  Immunologie  significance  of  Vitamins. 

III.  Influence  of  the  lack  of  Vitamins  on  the  leuco- 
cytes  and  on  phagocy tosis.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  263.) 

Der  normale  opsonische  Index  für  Typhusbazillen  und  Staphylo¬ 
kokken  bei  Ratten  und  Kaninchen,  die  Vitamin  A-frei  ernährt  waren, 
war  in  vitro  nicht  wesentlich  niedriger  als  der  der  Kontrollen. 
Ähnlich  verhielten  sich  Ratten,  die  Vitamin  B-frei  vorbehandelt 
waren,  gegen  Typhusbazillen  in  vitro.  Bei  Versuchen  in  vivo  da¬ 
gegen  waren  die  Ergebnisse  etwas  anders.  Die  Indices  waren  ein 
wenig  höher  bei  den  nichtimmunisierten  Kontrollratten  als  bei  nicht- 
immunLierten  Vitamin  A-  oder  B-frei  vorbehandelten  Ratten.  Zieht 
man  hierbei  die  in  vitro  erhaltenen  Resultate  in  Betracht,  so  gewinnt 
man  den  Eindruck,  daß  die  Verminderung  der  phagocytären  Kraft 
nicht  auf  einem  Mangel  des  Tieres  Opsonine  zu  bilden  beruht,  sondern 
daß  hierbei  ein  Faktor  mitwirkt,  der  den  phagocytären  Vorgang  un¬ 
günstig  beeinflußt.  Die  Umgebungstemperatur  kann  so  von  Bedeutung 
sein,  da  die  Körpertemperatur  während  des  Vitaminmangels  beträcht¬ 
lich  sinkt.  Dieterlen  (Rottweil). 


Immunitätsforschung. 


293 


Hoff,  Ferdinand,  Über  Hautfunktion  und  Intrakutan¬ 
injektion.  (M.  Kl.  1924  S.  1315.) 

Eine  Reihe  therapeutischer,  diagnostischer  und  immunisatorischer 
Beobachtungen  sprechen  dafür,  daß  der  Haut  besondere  Funktionen 
zukommen,  die  sich  bei  der  Intrakutaninjektion  geltend  machen. 
Wenngleich  die  Reaktionsfähigkeit  der  Haut  an  verschiedenen  Stellen 
verschieden  ist,  so  tritt  doch  im  Sinne  obiger  Feststellung  die  Haut 
in  ihrer  Gesamtheit  als  Organ  in  Funktion.  Sowohl  bei  spezifisch 
als  auch  bei  nicht  spezifisch  wirkenden  Arzneimitteln  und  Seren 
haben  sich  die  gleichen  Beobachtungen  ergeben.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Bommer,  S.,  Neutralreaktionen  an  der  Haut.  (Klin.  Wschr. 
1924  S.  1758.) 

Es  wurde  die  Rolle  der  einzelnen  Kationen  Na*,  K’,  Ca"  und 
Mg**  als  Reizfaktoren  in  ihrer  Wirkung  auf  die  Haut  untersucht. 
Bei  intrakutaner  Injektion  der  entsprechenden  Salze  (Chloride) 
wurden  „funktionelle  Derinoreaktionen“  hervorgerufen.  Typus  und 
Verlauf  der  Reaktion  war  für  jedes  der  untersuchten  Salze  eigen¬ 
tümlich  und  charakteristisch.  Da  bei  den  verschiedenen  Salzlösungen 
nur  das  Kation  gewechselt  wurde,  muß  angenommen  werden,  daß 
dieses  jeweils  die  Eigenart  der  Reaktion  bedingt  hat.  Die  einzelnen 
Kationen  vermögen  also  auch  an  der  Haut  ganz  spezifische  Wir¬ 
kungen  hervorzurufen,  die  in  Analogie  zu  setzen  sind  zum  Effekt 
pharmakologisch  differenter  Substanz.  Schuster  [Frankfurt  a.  0). 

Hizume,  K.  und  Vollmer,  H.,  Zur  Biologie  der  Haut.  Leu- 
kocytose  nach  Intrakutaninjektion  unspezifischer 
Stoffe  beim  Tier.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  42,  S.  555.) 

Bei  Meerschweinchen  und  Kaninchen,  denen  physiologische  Koch¬ 
salzlösung  oder  Caseosan  in  2 — 3  Quaddeln  intrakutan  in  die  rasierte 
Haut  injiziert  wurde,  zeigte  sich  im  peripheren  Blut  in  keinem  Falle 
ein  Leukocytensturz,  sondern  in  der  Regel  ein  Leukocytenanstieg, 
gelegentlich  um  mehr  als  100  Proz.  Es  besteht  die  Möglichkeit,  daß 
auch  beim  Tiere  die  Intrakutaninjektion  unspezifischer  Stoffe  zu  einer 
Vagusreizung  führt,  auf  die  der  tierische  Organismus  im  Gegensatz 
zum  menschlichen  mit  einer  Leukocytenvermehrung  im  peripheren 
Blut  reagiert.  Der  Mechanismus  der  Leukocyten Verschiebung  nach 
ektodermalen  Reizen  ist  noch  nicht  endgültig  geklärt.  Hetsch. 

Vollmer,  H.  und  Schmitz,  Anne,  Zum  Phänomen  des  Leuko- 
cytensturzes  nach  Intrakutaninjektion.  (Klin.  Wschr. 
1924  S.  1490.) 

Nach  Intrakutaninjektion  physiologischer  NaCl-Lösung  fanden 
Verff.  regelmäßig  einen  Leukocytensturz,  während  bei  Injektion  von 


294 


Immiinitätsforschung. 


Normosal  die  Leukocytenzahl  unverändert  blieb,  ebenso  bei  In¬ 
jektion  von  isotoniseher  CaCl2 -Lösung,  n/100-HCl  in  physiologischer 
Kochsalzlösung  und  hypertonischer  NaCl-Lösung.  Isotonische  KC1- 
Lösung,  n/100-NaOH  in  an  sich  nicht  zum  Leukocytensturz  führenden 
Lösungen  und  hypotonische  Lösungen  führten  dagegen  regelmäßig 
ZU  einer  Leukocytenseilkung.  Schuster  {. Frankfurt  a.  0 .). 

Kritchevsky,  J.  L.,  The  relation  of  immunity  reactions  to 
the  biogenetic  law.  Investigations  of  the  Chemical 
structure  of  the  protoplasm  of  animals  durin  g  e  m  - 
bryonic  development  by  means  of  heterogeneous 
hemolysins.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  192.) 

Während  Hühnerorgane  und  Hühnerblutkörperchen  heterogene 
Hammelantigene  enthalten,  konnte  Verf.  im  Hühnerei  und  im 
wachsenden  Dotter  keine  Antigene  nachweisen.  Auch  in  den  ersten 
Entwicklungsphasen  besitzt  das  Hühnerprotoplasma  kein  heterogenes 
Hammelantigen.  Das  heterogene,  gegen  rote  Hammelblutkörperchen 
hämolysinbildende  Hammelantigen  erscheint  lediglich  in  relativ  vor¬ 
gerückten  Entwicklungsperioden  des  Huhns,  d.  h.  nicht  vor  dem 
4.  Tage  nach  dem  Beginn  der  Eiteilung.  Man  kann  also  feststellen, 
daß  die  biochemischen  Eigenschaften  der  Tierzellen  einer  Umwand¬ 
lung  während  der  ontogenetischen  Entwicklung  unterworfen  sind. 

Dieterlen  {Rottweil). 

Eisler,  M.,  Über  das  Verhalten  des  an  Kohle  oder  Kaolin 
adsorbierten  Präzipitins  und  Agglutinins  zu  seinem 
Antigen.  (Bioch.  Zschr.  1924,  150,  S.  350.) 

Knochenkohle,  die  mit  präzipitierendem  Cholera-  oder  Typhus¬ 
immunserum  beladen  ist,  bindet  weder  das  homologe  noch  heterologe 
Präzipitinogen  aus  den  betreffenden  Bakterienextrakten,  im  Gegen¬ 
satz  zu  der  nur  mit  Kochsalz  vorbehandelten  Kohle,  die  eine  neuer¬ 
liche  Bindung  bewirkt.  Dagegen  vermag  die  mit  den  gleichen  Seren 
beladene  Kohle  und  auch  in  gleicher  Weise  behandeltes  Kaolin 
Typhus-  und  Cholerabazillen  an  sich  zu  reißen,  und  zwar  nur  in 
spezifischer  Weise.  Reine  Kohle  und  Kaolin  adsorbieren  zwar  Cholera¬ 
vibrionen,  aber  nicht  Typhusbazillen.  Pferdeserumpräzipitin  reagiert 
nach  der  Bindung  an  Kohle  ebenfalls  nicht  mehr  mit  reinem  Antigen. 
Eine  solche  Kohle  verhält  sich  Pferdeserum  gegenüber  wie  mit  un¬ 
spezifischem  Serum  vorbehandelte.  Kohle  und  Kaolin,  die  mit  einem 
Hammelblut  agglutinierenden  Serum  in  Berührung  waren,  haben  die 
Eigenschaft  erlangt,  Hammelblutkörperchen  an  ihrer  Oberfläche  zu 
konzentrieren.  Mit  andersartigem  Serum  behandeltes  Kaolin  und 
Kohle  waren  unter  gleichen  Bedingungen  wirkungslos.  Ohne  Serum¬ 
zusatz  lösten  beide,  Kohle  in  schwächerem,  Kaolin  in  stärkerem 
Grade,  das  zugesetzte  Blut  auf.  Kur t  Meyer  {Berlin). 


Immunitätsforschung. 


295 


Glusman,  Die  Beeinflussung  der  Antikörperbildung 
durch  Exstirpation  der  endokrinen  Drüsen.  (Wra- 
tschebnoje  Delo.  1924  No.  5.) 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Agglutinin-  und  Hämo¬ 
lysinbildung  bei  Kaninchen  und  Hunden,  denen  zu  verschieden  langer 
Zeit  vor  der  aktiven  Immunisierung  die  Hoden  bzw.  die  Schilddrüse 
entfernt  worden  waren,  zeigten,  daß  weder  die  Kastration  noch  die 
Thyreodektomie  auf  die  Antikörperbildung  von  Einfluß  sind.  Die 
operierten  Tiere  wiesen  meist  sogar  einen  höheren  Serumtiter  auf 
als  die  Kontrollen.  Auch  die  Kombination  von  Kastration  und 
Thyreodektomie  erwies  sich  bei  Kaninchen  für  die  Antikörperpro¬ 
duktion  als  indifferent.  0.  Hart  och  {Leningrad). 

Scholz,  Georg,  Spezifische  und  un spezifische  Therapie. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1274.) 

Schlüsse:  1.  Die  Proteinkörpertherapie  wurde  von  Weichardt 
als  Reiztherapie  charakterisiert.  2.  Durch  die  Bezeichnung  „Reiz“ 
allein  war  jedoch  das  Wesen  der  Proteinkörpertherapie  und  der  un- 
spezifischen  Therapie  überhaupt  nicht  zu  kennzeichnen.  3.  Mit  dem 
Ausdruck  Aktivierung  ist  eine  Umstimmung  der  Zellen  oder  ihrer 
Funktionseinheiten  zu  verstehen.  Sie  reagieren  dann  in  ausgesprochener 
Weise  auf  die  gleichen  Reize,  welche  sie  vorher  wenig  oder  gar  nicht 
beeinflußten.  4.  Es  ist  scharf  zwischen  spezifischer  Therapie  (Chemo- 
und  Immunotherapie)  und  unspezifischer  Proteinkörpertherapie  zu 
scheiden,  unklare  Vermengungen  sind  zu  vermeiden.  5.  Wenn  auch 
nicht  zu  verkennen  ist,  daß  in  den  früheren  Auffassungen  und  Aus¬ 
führungen  Hahnemanns,  Biers  und  anderer  vieles  intuitiv 
Richtige  enthalten  war,  das  Wesentliche  der  neuzeitlichen  natur¬ 
wissenschaftlichen  Bestrebungen  ist  die  exakt  experimentelle  Basis, 
auf  der  allein  eine  umfassende  Beurteilung  des  Gebietes  ermöglicht 
Wurde.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Buzello,  Arthur,  Über  die  Herstellung  und  praktische 
Anwendung  autogener  Impfstoffe  in  der  Chirurgie. 
(M.  Kl.  1924  S.  1218.) 

Sammelreferat.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Arloing,  Fernand  et  Dufourt,  A.,  Vaccination  cutanee, 
transcutanee  et  sous-cutanee  contre  l’infection  pyo- 
cyaniqueducobaye.  Resultats  comparatifs.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  477.) 

Bei  der  Immunisierung  des  Meerschweinchens  gegen  experi¬ 
mentelle  Pyocyaneus-Infektion  gab  die  subkutane  Impfung  bessere 
Resultate  als  die  transkutane  (Einreibung  in  die  epilierte  und  ober- 


296 


Immunitätsforschimg. 


flächlich  skarifizierte  Haut),  und  diese  bessere  als  die  kutane  (Ein¬ 
reibung  in  die  nur  epilierte  Haut).  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Reichmann,  W.,  Über  Omnadin  (Immun-Vollvaccine  Much). 

(D.  m.  W.  1924  S.  1221.) 

Das  völlig  unschädliche  und  gut  verträgliche  Gemisch  reaktiver 
Eiweißkörper,  das  auch  Lipoid  und  Fett  enthält,  bewährte  sich  bei 
38  Kranken,  vor  allem  bei  selbst  schwersten  Grippelungenentzün¬ 
dungen,  aber  auch  bei  Sepsis.  Die  Krankheitsdauer  wird  ab¬ 
gekürzt;  Mit-  und  Nachkrankheiten  werden  verhütet.  Kranken¬ 
geschichten.  Georg  Schmidt  {München). 

Kraus,  R.,  Studien  über  antitoxische  Schlangen-  und 

Antiskorpionensera.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924, 41,  S.  170.) 

Die  für  gewisse  Toxine  und  Antitoxine  festgestellten  Tatsachen 
über  Avidität  gelten  auch  für  die  Schlangengifte  und  ihre  Antisera. 
Man  muß  daher  auch  für  diese  Sera  den  Neutralisationswert  in  vitro 
und  den  Heilwert  (Aviditätswert)  im  Tierversuch  gesondert  bestimmen. 
Schlangenserum  neutralisiert  in  vitro  Skorpionen gift  und  umgekehrt 
Skorpionenserum  Schlangengift.  Diese  Neutralisation  erfolgt  aber 
sehr  langsam.  Im  Tiere  kommt  nicht  einmal  ein  Präventivschutz 
zustande.  Man  muß  hiernach  die  spezifischen  Hauptantitoxine,  die 
kurative  Eigenschaften  haben,  und  die  übergreifenden  Nebenantitoxine, 
die  nur  Neutralisationswirkung  besitzen,  unterscheiden.  Während 
Cobraantiserum  gegen  das  Gift  der  Viperiden  (Crotalinae)  völlig  un¬ 
wirksam  ist  und  umgekehrt,  neutralisiert  das  Anticrotalusserum  in 
allerdings  schwachem  Maße  das  Gift  der  ebenfalls  zu  den  Viperiden 
gehörenden  Lachesisarten.  Das  Antitoxin  wirkt  auch  bei  getrennter 
Einspritzung,  hat  also  die  gleiche  Avidität  wie  das  Hauptantitoxin 
gegenüber  dem  Crotalusgift.  Ein  monovalentes  Bathropsserum 
(Lachesis  Jararaca)  wirkt  außer  auf  das  Gift  der  gleichen  Art  in 
schwächerem  Grade  auch  auf  das  anderer  Lachesisarten.  Das  poly¬ 
valente  Antibothropsserum,  das  mit  verschiedenen  Lachesisgiften 
hergestellt  wird,  ist  gegenüber  den  einzelnen  Giften  verschieden 
wirksam.  Das  gleiche  gilt  für  das  antiophidische  Serum,  das  mit 
mehreren  Lachesisgiften  und  Crotalusgift  gewonnen  wird.  Zum 
Schluß  macht  Verf.  den  Vorschlag,  ein  internationales  biologisches 
Institut  und  versuchstechnisches  Prüfungsamt  zu  gründen,  dem  es 
obliegt,  alle  Probleme  der  Wertbestimmung  von  Seren,  Vaccinen  und 
biologischen  Produkten  zu  studieren,  internationale  Normen  hierfür 
und  für  biologisch- diagnostische  Methoden  auszuarbeiten  und  neue 
Präparate  auf  ihre  Wirksamkeit  zu  prüfen,  am  besten  in  Verbindung 
mit  einer  Klinik  für  Infektionskrankheiten.  KurtMeyer  {Berlin). 


Immunitätsforschung. 


297 


Scholz,  W.,  Nachweis  und  Austitrierung:  antitoxischer 
Sera  (insbesondere  des  Tetanustoxins)  im  Reagenz¬ 
glas.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  434.) 

Das  von  Ramon  in  die  Praxis  eingeführte  Verfahren  zum 
Nachweis  von  Diphtherietoxin  bzw.  -Antitoxin  im  Reagenzglas  läßt 
sich  nicht  zum  Nachweis  von  Tetanustoxin  bzw.  Antitoxin  anwenden, 
soweit  praktische  Zwecke  in  Frage  kommen.  Es  tritt  zwar  ein 
Ausflockungsoptimum  ein,  jedoch  ist  eine  genaue  Austitrierung  un¬ 
möglich,  da  in  Versuchsröhrchen  mit  fallenden  Serumwerten  die 
Flockung  ohne  meßbare  Zeitunterschiede  auftritt.  Bemerkenswert 
ist,  daß  man,  um  Diphtherietoxin  im  Reagenzglas  zur  Ausflockung 
zu  bringen,  gerade  doppelt  soviel  Antitoxin  benötigt,  wie  zur  Gift¬ 
neutralisierung  im  Meerschweinchen  erforderlich  ist.  Noetel. 

Jones,  F.  S.,  The  effects  of  intratracheal  administration 
of  foreign  serum.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  63.) 

Es  gelang,  Kaninchen  durch  intratracheale  Injektion  von  Pferde¬ 
oder  Rinderserum  anaphylaktisch  zu  machen.  Dagegen  war  es  nicht 
möglich,  bei  anaphylaktischen  Tieren  durch  intratracheale  Injektion 
von  Serumdosen  Shock  auszulösen,  die  bei  intraperitonealer  Injektion 
regelmäßig  shockauslösend  wirken.  Nur  bei  Injektion  von  2  ccm  trat 
ein  Anfall  ein,  doch  ist  bei  diesem  Versuche  mit  einer  Verletzung 
der  Gewebe  durch  den  Injektionsdruck  zu  rechnen.  Die  Resorption 
des  artfremden  Serums  erfolgt  von  den  Luftwegen  aus  sehr  langsam. 
Während  es  bei  intraperitonealer  Injektion  bereits  nach  1/2  Stunde 
mittels  der  .Präzipitinreaktion  im  Serum  nachweisbar  wird,  ist  dies 
bei  intratrachealer  Injektion  erst  nach  3  J/2 — 4 1/2  Stunden  der  Fall 
und  die  resorbierte  Menge  bleibt,  nach  der  Stärke  der  Präzipitin¬ 
reaktion  zu  urteilen,  gering. 

Derselbe,  The  permeability  of  the  lining  of  the  lower 
respiratory  tract  for  antibodies.  (Ibid.  p.  73.) 

Die  Antikörper  intratracheal  injizierter  agglutinierender  und 
hämolytischer  Sera  treten  beim  Kaninchen  nur  in  ganz  geringer 
Menge  ins  Blut  über.  Dabei  ist  ein  Unterschied  zwischen  arteigenen 
und  artfremden  Seren  nicht  erkennbar.  Besredkas  Empfehlung 
der  laryngotrachealen  Seruminjektionen  zu  therapeutischen  Zwecken 
findet  in  diesen  Versuchen  keine  Stütze.  Vielmehr  läßt  sich  sagen, 
daß  diese  Methode  eine  der  wenigst  wirksamsten  ist.  Kurt  Meyer. 

Plotz,  Harry  et  Schoen,  M.,  Quelques  observations  surles 
changements  de  la  reaction  des  serums.  (C.  r.  Acad.  des 
Sciences.  1924,  178,  p.  1927.) 

Die  Wasserstoffionenkonzentration  des  normalen  Pferdeserums, 
die  kurz  nach  der  Koagulation  zwischen  pH  7,255  und  7,345  liegt, 


298 


Immunitätsforscbiuig. 


kann  sich  beim  Aufbewahren  des  Serums  spontan  ändern.  Hält  man 
das  Serum  im  offenen  Reagenzröhrchen  bei  37  °,  so  steigt  die  pH  im 
Verlauf  von  10  Tagen  auf  8,725  an.  Dieses  Alkalischwerden  des 
Serums  hängt  ab  von  der  Temperatur,  der  Höhe  der  Flüssigkeits¬ 
schicht  und  der  Größe  der  Oberfläche,  die  der  Luft  dargeboten  wird. 
Je  größer  die  Oberfläche  und  je  kleiner  die  Schichthöhe  ist,  um  so 
rascher  vollzieht  sich  der  Reaktionsumschlag.  Das  sind  alles  Momente, 

die  die  Abspaltung  der  Kohlensäure  aus  den  Bikarbonaten  des  Serums 

_  •• 

begünstigen.  Es  ist  anzunehmen,  daß  die  Änderung  der  Reaktion 
durch  Kohlensäureabgabe  bedingt  ist.  Verhindert  man  das  Frei¬ 
werden  des  Gases,  indem  man  das  Serum  in  verschlossenen  Röhrchen 
verwahrt,  so  verschiebt  sich  die  Ph  nicht  nach  der  alkalischen,  sondern 
nach  der  sauren  Seite.  In  geschlossenen  Gefäßen  sinkt  z.  B.  die 
Anfangs-pn  7,33  innerhalb  von  51  Tagen  bei  37 0  auf  6,89  herab. 

Rosel  Goldschmidt  (. Frankfurt  a.  M.). 

Herz,  E.  und  Weichbrodt,  R.,  Die  Toxizität  des  Serums  und 
ihre  Deutung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1210.) 

1  ccm  Serum  von  an  endogenen  Geistesstörungen  Leidenden  er¬ 
wies  sich  bei  der  Einspritzung  in  die  Bauchhöhle  von  Mäusen  als 
giftig.  Epileptikerserum  war  giftig  kurz  vor  dem  oder  in  dem  An¬ 
falle,  ungiftig  nach  ihm  oder  während  postepileptischer  Ausnahme¬ 
zustände.  Nichttoxisches  Serum  wurde  durch  Quecksilber-,  Wismut-, 
Serum-,  Milch-  und  ähnliche  Einspritzungen,  vor  allem  aber  nach 
Verabfolgung  einer  Aufschwemmung  abgetöteter  X19-Bazillen  giftig. 
Toxisch  war  das  Serum  am  Tage  vor  und  am  ersten  Tage  der  Men¬ 
struation,  ferner  ungefähr  10  Tage  nach  einer  Geburt  und  bei  einer 
eklamptischen  Psychose,  schließlich  bei  Infektionsleiden,  besonders 
Grippe.  Ungefähr  das  Gleiche  ergab  sich,  als  die  Sera  an  Lupinen¬ 
keimlingen  nach  Macht  und  Lu  bin  geprüft  wurden.  Die  Serum¬ 
giftigkeit  beruht  wohl  auf  Eiweißabbauvorgängen. 

Georg  Schmidt  {München). 

Brücke,  E.  Th.,  Über  die  Geschwindigkeit  des  Flüssig¬ 
keitsaustausches  zwischen  Blut  und  Gewebe.  (W.  kl. 
W.  1924  S.  944.) 

Bei  normalen  Kröten  und  Fröschen  absolviert,  wie  experimentell 
festgestellt  wurde,  die  gesamte  Blutplasmaflüssigkeit  mindestens 
50  mal  am  Tage  den  Kreislauf  Blut — Gewebsflüssigkeit— Lymphe— Blut. 
Da  nach  Versuchen  von  Bancroft  und  Kato  an  tätigen  Hunde¬ 
muskeln  in  weniger  als  1  Stunde  ein  dem  Organvolumen  gleiches 
Lymphvolumen  aus  dem  Blute  austritt,  darf  man  wohl  die  Ergebnisse, 
die  an  Kaltblütern  gewonnen  wurden,  auch  auf  den  Warmblüter 
übertragen  und  annehmen,  daß  normalerweise  die  Gesamtmenge  der 


Immunitätsforscliung. 


299 


Flüssigkeit,  die  pro  die  aus  dem  Blut  in  die  Gewebe  austritt,  das 
gesamte  Körpergewicht  wesentlich  übersteigt.  Se t sch  (Frankfurt  a.M.). 

Handovsky,  H.,  Veränderungen  des  Blutserums  nach  In¬ 
jektionen  kleiner  Mengen  kristalloider  Substanzen. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1354.) 

Durch  intravenöse  Injektion  von  1  g  Traubenzucker  oder  0,35  g 
NaCl  kann  beim  Menschen  eine  Veränderung  des  Kolloid gefüges  des 
Blutes  hervorgerufen  werden;  sie  tritt  dann  auf,  wenn  diese  In¬ 
jektionen  auch  physiologische  Veränderungen  hervorrufen.  Nicht 
jede  kolloidklastische  Reaktion  muß  zu  einer  kolloidklastischen 
Therapie  führen;  die  Zusammenhänge  zwischen  beiden  sind  noch 
dunkel.  Wahrscheinlich  spielt  der  Zustand  des  Cholesterins  dabei 
eine  Rolle.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Kabellk,  J.  und  Lednicky,  A.,  Nephelometrie  des  Serums.  I. 
(Biol.  L.  1922  p.  212  [tschechisch].) 

Stosek,  K.,  Nephelometrie  tierischer  Sera.  (Spisy  lek.  fak. 
Mas.  univ.  1923  p.  9  [tschechisch].) 

Zäk,  Fr.,  Nephelometrie  des  Serums.  II.  (Spisy  lek.  fak.  Mas. 
univ.  1923/24  p.  2  [tschechisch].) 

Kabelik  fand  unter  anderem  bei  Verdünnung  des  Serums  mit 
phys.  Kochsalzlösung  mit  Hilfe  des  Kl  ein  mann  sehen  Nephelometers 
typische  Abweichungen  des  Tyndalleffektes,  als  Ausdruck  kolloidaler 
Veränderungen  des  Serums  und  zwar  vermutlich  abhängig  von  der 
veränderten  Dispersität  der  Teilchen.  Doch  sind  diese  Veränderungen, 
die  Stosek  nachwies,  je  nach  Tierart,  Alter  usw.  graduell  ver¬ 
schieden  und  überaus  charakteristisch.  Das  Serum  verhält  sich 
nicht  nach  der  K 1  ein m  an n sehen  Regel.  Ein  zweifach  verdünntes 
Serum  z.  B.  gibt  einen  nur  um  wenig  geringeren  Tyndalleffekt  als 
ein  Normalserum,  wogegen  nach  der  Kl  ein  m  an  n  -  Regel  er  halb  so 
groß  ausfallen  sollte.  Noch  auffälligere  Abweichungen  zeigten  die 
Sera  gravider  Tiere.  Hier  gaben  zweifach  verdünnte  Sera  sogar 

_  V 

einen  größeren  Tyndalleffekt  als  unverdünnte.  —  Zäk  versuchte 
in  Grundlage  und  Wesen  dieser  Anomalien  dadurch  einzudringen, 
daß  er  gleichzeitig  eine  Messung  des  Tyndalleffektes,  der  Refraktion 
und  der  Viskosität  an  (mit  phys.  Kochsalzlösung)  verdünnten  Tier¬ 
seren  vornahm.  Die  Messungen  ergaben,  daß  hierbei  kein  Paralle¬ 
lismus  der  Erscheinungen  existiert.  Die  Viskosität  ist  im  großen 
eine  lineare  Funktion  der  Konzentration.  Die  nephelometrischen  und 
die  refraktometrischen  Ergebnisse  sind  aber  ganz  inkongruent.  Ab¬ 
weichungen  der  Refraktion  des  Serums  scheinen  von  der  Dispersität 
nicht  abzuhängen;  die  Dispersitätsänderung  infolge  Verdünnung  des 


300 


Immunitätsforschung. 


Serums  ergibt  sich  nur  aus  der  Nephelometrie  allein.  Während 
nephelometrisch  sich  die  infolge  Inaktivierung  resp.  Erwärmung  des 
Serums  überhaupt  auftretenden  Veränderungen  ohne  weiteres  nach- 
weisen  lassen,  ist  dies  refraktometrisch  nicht  möglich.  Auch  die  Art, 
wie  die  Verdünnung  des  Serums  vorgenommen  wird,  ob  schnell,  ob 
langsam,  spiegelt  sich  deutlich  nur  im  nephelometrischen  Ergebnis, 
refraktometrisch  jedoch  höchstens  teilweise  wider.  Es  ist  also  sehr 
wahrscheinlich,  wie  dies  Becka  (Cas.  Lek.  Ces.  1923,  H.  3)  annimmt, 
daß  durch  die  Verdünnung  nicht  nur  physikalische,  sondern  auch 
chemische  Veränderungen  im  Serum  Platz  greifen.  Die  ersteren  zeigt 
uns  das  Nephelometer,  die  letzteren  das  Refraktometer  an. 

Gellner  {Olmütz). 

Krönieke,  Franz,  Über  die  Argentumreaktion  von  Lange 
und  Heuer.  (D.  m.  W.  1924  S.  1077.) 

Dieses  Verfahren  wird  praktisch  bedeutend  brauchbarer,  wenn 
man  statt  natürlichen  Lichtes  eine  Quarzlampe  (künstliche  Höhen¬ 
sonne)  benutzt  und  in  25  cm  Abstand  15  Minuten  bestrahlt.  Nach 
45  Minuten  wird  endgültig  abgelesen.  Die  Probe  beruht  im  wesent¬ 
lichen  auf  einfacher  Globulinfällung  nach  Art  der  Klausnerschen 
Reaktion,  ist  völlig  unspezifisch,  klärt,  \yie  die  übrigen  längst  be¬ 
kannten  Salzfällungsverfahren,  bei  feststehender  Diagnose  manchmal 
über  Aktivität  eines  mit  Gewebszerfall  und  Toxinbildung  einher¬ 
gehenden  Vorganges  auf,  ersetzt  aber  nicht  die  WaR.  Prüfung  u.  a. 
an  über  100  Lungentuberkulosen.  Georg  Schmidt  {München). 

Proca,  G.,  Sur  la  Separation  des  globulines  du  serum 
par  l’alcohol  ä  basse  temperatu  re.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  90,  p.  721.) 

Kühlt  man  ein  Gemisch  von  frischem  Serum  (Mensch,  Kalb, 
Pferd)  und  Alkohol  auf  0°  ab,  so  bildet  sich  ein  Niederschlag,  der 
die  Globuline  nahezu  quantitativ  enthält.  Die  Reaktion  ist  reversibel. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M). 

Pacheco,  Genesio,  Essais  experimentaux  sur  l’action  des 
colloides  sur  l’iramunite.  I.  Immunite  naturelle.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  298.) 

Nach  Injektion  kolloidaler  Substanzen  sinkt  der  Gehalt  des  Serums 
an  Normal- Agglutininen.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Krieger,  A.,  Der  Einfluß  der  Kultur  in  jektion  und  der 
Blutentnahme  auf  das  Blutbild  der  Serumtiere.  (D. 
tierärztl.  Wschr.  1924  S.  418.) 

Untersucht  wurden  25  Fälle  von  Blutentnahme  und  18  Fällen 
von  Kulturinjektionen  (12  Rotlauf-,  je  2  Geflügelcholera-,  Coli-,  Druse- 


Immumtätsforschung. 


301 


streptokokken-Bouillonkulturen).  Bezüglich  der  zahlreichen,  in  18 
Thesen  niedergelegten  Ergebnisse  sei  auf  das  Original  verwiesen. 

Carl  ( Karlsruhe ). 

MacConkey,  A.  T.,  On  the  concentr ation  of  serura  by  means 
of  so  di  um  sulphate.  (J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  413.) 

Die  im  Listerinstitut  hergestellten  Heilsera  wurden  vor  dem 
Krieg  durch  Ammonsulfatfällung  konzentriert.  Jetzt  wird  hierfür 
Natriumsulfat  verwendet,  das  sich  besser  bewährt  hat:  geringere 
Giftigkeit,  seltener  Unsterilität,  raschere  Dialysierbarkeit,  niederer 
Preis,  geringeres  Angriffs  vermögen  für  Metalle;  das  Endprodukt 
hat  geringere  Viszidität.  Das  Verfahren  der  Konzentration  wird 
wie  folgt  ausgeführt:  Plasma  oder  Serum,  auf  33—37°  erwärmt, 
mit  wasserfreiem  Na2S04  bis  zum  spez.  Gew.  1175  versetzt  (ent¬ 
sprechend  Zusatz  von  18,5  g  des  Salzes  auf  100  ccm  Plasma,  wodurch 
Eu-  und  Pseudoglobuline  gefällt  werden).  Der  Niederschlag  wird 
abfiltriert,  in  Wasser  von  33 — 37  0  gelöst,  erneut  gefällt  und  abfiltriert. 
Zur  Trennung  der  Pseudo-  von  den  Euglobulinen  wird  der  Nieder¬ 
schlag  im  doppelten  Volumen  kalten  Wassers  gelöst  und  NaCl  bis 
zur  Sättigung  eingetragen  (spez.  Gew.  1200 — 1205);  Filtration,  noch¬ 
malige  Lösung  und  NaCl- Aussalzung.  Die  beiden  Na- CI- Lösungen 
enthalten  die  Pseudoglobuline  mit  den  Immunstoffen;  sie  werden 
durch  0,3proz.  Eisessig  ausgefällt,  der  Niederschlag  wird  in  Filter¬ 
pressen  getrocknet  und  durch  Dialyse  gereinigt.  Die  Lösung  der 

Pseudoglobuline  wird  mit  0,7  Proz.  eines  Gemisches  von  Kresylsäure 
•  •  _  _ 

und  Äther  ana  konserviert.  Die  Antikörper  von  Diphtherie-,  Tetanus-, 
Ruhr-,  Pest-  und  Antiskorpionenserum  wurden  so  auf  mindestens  das 
4 lache  konzentriert.  c.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Caius,  J.  F.,  Iyengar,  K.  R.  K.  and  Anderson,  L.  A.  P.,  Notes 
on  the  concentration  of  anticobra  serum.  III.  Sepa¬ 
ration  of  the  proteins.  (Ind.  J.  of  med.  Research.  1924,  12, 
p.  153.) 

Im  Anticobraserum  ist  das  Gegengift  teilweise  im  freien  Zustand, 
teilweise  gebunden  an  den  Globulinteil  der  Eiweißkörper.  Das  in¬ 
aktive  Gegengiftglobulin  wird  leicht  durch  Hinzufügen  von  Wasser 
in  seine  Komponenten  gespalten.  Die  Stärke  des  Serums  wird  durch 
die  Höhe  des  freien  Gegengifts  in  der  Volumeneinheit  gemessen.  Die 
Zunahme  der  Stärke  wird  begrenzt  in  einer  Richtung  durch  die 
Bildung  eines  inaktiven  Gegengiftglobulins,  in  der  anderen  durch  die 
Auflösung  des  freien  Gegengifts.  Biet  er  len  {Rottweil). 

•  • 

Takenomata,  N.,  Uber  die  Erzeugung  heterogenetischer 
Antisera  durch  Vorbehandlung  mit  alkoholischem 


302 


Immunitätsforschnng. 


Pferdenierenextrakt  und  Schweineserum  und  über 
einige  Eigenschaften  der  derart  erhaltenen  Immun¬ 
sera.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  p.  190.) 

In  Bestätigung  der  Angaben  von  Landsteiner  und  Simms 
gelang  es,  durch  gleichzeitige  Injektion  von  alkoholischem  Pferde¬ 
nierenextrakt  und  Schweineserum  bei  Kaninchen  heterogenetische 
Hämolysine,  komplementbindende  Antikörper  und  Präzipitine  zu  er¬ 
zeugen.  Kaninchen,  die  nach  Injektion  von  alkoholischem  Pferde¬ 
nierenextrakt  allein  keine  Antikörper  gebildet  hatten,  reagierten  auf 
die  nachfolgende  Behandlung  mit  Gemischen  von  alkoholischem  Pferde¬ 
nierenextrakt  und  Schweineserum  prompt  mit  Bildung  von  hetero¬ 
genetischen  Antikörpern,  während  eine  nachfolgende  Injektion  von 
Schweineserum  allein  ohne  Wirkung  war.  Die  Bildung  von  Präzi¬ 
pitinen  und  komplementbindenden  Antikörpern  für  Schweineeiweiß 
war  bei  den  mit  Extraktserumgemisch  behandelten  Tieren  un¬ 
gewöhnlich  stark.  Vielleicht  steigert  die  gleichzeitige  Einwirkung 
der  alkoholischen  Extrakte  die  Erzeugung  der  Eiweißantikörper. 
Umgekehrt  führt  anscheinend  erst  der  durch  die  gleichzeitige  Eiwei߬ 
injektion  gesetzte  immunisatorische  Reiz  zur  Antikörperbildung  gegen 
die  alkohollöslichen  Extraktbestandteile.  Es  würden  sich  hieraus 
therapeutisch  wichtige  Folgerungen  ergeben.  Nach  Vorbehandlung 
mit  Hammelblutkörperchen  konnte  infolge  Entfernung  der  hetero¬ 
genetischen  Hämolysine  häufig  eine  positive  Wassermann-Reaktion 
bei  den  Kaninchen  zum  Nachweis  gebracht  werden.  Auch  die 
komplementbindenden  Antikörper  gegen  Schweineeiweiß  wurden  auf 
diese  Weise  erst  sicher  nachweisbar.  Aus  den  heterogenetischen 
Seren  scheinen,  besonders  nach  dem  Erwärmen  auf  65°,  die  Hammel¬ 
blutambozeptoren  vollständiger  durch  Hammelblut  gebunden  zu 
werden  als  aus  den  isogenetischen  Hammelblutantiseren.  Erst  nach 
Erhitzen  der  Antisera  auf  65°  tritt  infolge  Abschwächung  der  hämo¬ 
lytischen  Ambozeptoren  die  Komplementbindung  mit  Schweineserum 
in  voller  Stärke  in  Erscheinung.  Vielleicht  empfiehlt  sich  dieses 
Verfahren  überhaupt  für  manche  Komplementbindungsreaktionen,  be¬ 
sonders  wenn  das  Antiserum  verhältnismäßig  labile  hämolytische 
oder  Hämolyse  verstärkende  Stoffe  enthält.  Kurt  Meyer  (Berlin). 


Aufrecht,  Die  passive  Resistenz  zur  Verhütung  lebens¬ 
gefährlicher  Reaktionen.  (M.  Kl.  1924  S.  1351.) 

Bei  gewissen  infektiösen  und  nicht  infektiösen  Erkrankungen 
kann  es  von  Nutzen  sein,  durch  Verabreichung  von  Morphium  und 
anderen  Heilmitteln  die  Reaktion  des  Körpers  gegen  die  eingedrungenen 
Schädlichkeiten  herabzusetzen,  eine  „passive  Resistenz  der  erkrankten 
Organe“  herbeizuführen.  Erich  Hesse  (Berlin). 


Immunitätsf  orschung . 


303 


Korinek,  Jan,  An  sujet  des  agglutinines  specifiques  chez 
les  vegetaux.  (Spisy  yyd.  Pfir.  fak.  Karl.  uniy.  1924,  No.  10.) 

In  einer  früheren  Arbeit  (Intoxication  par  les  microbes  sapro- 
phytes  chez  les  vegetaux  [Preslia  1922])  untersuchte  der  Autor,  ob 
es  bei  Pflanzen  Erscheinungen  gibt,  welche  bei  Tieren  dem  Bilde 
der  Intoxikation  durch  saprophytische  Mikroben  entsprächen.  Gegen¬ 
wärtig  prüft  er  die  Verhältnisse  der  Immunität  und  der  Antikörper¬ 
bildung  bei  den  Pflanzen.  Zins  er  (1897)  ist  es  aufgefallen,  daß  das 
Bacterium  radicicola  nur  an  den  Wurzeln  vorkommt,  die  grünen,  der 
Luft  ausgesetzten,  Teile  aber  nie  befällt.  Wenn  man  es  künstlich 
in  die  Stengel  einbringt,  bildet  es  keine  Knollen,  sondern  stirbt  nach 
kurzer  Zeit  ab.  Zinser  erklärte  dies  durch  Sekretion  bakterizider 
Stoffe.  Nemec  machte  die  Beobachtung,  daß  das  B.  radicicola  vor¬ 
erst  in  den  befallenen  Zellen  gleichmäßig  verteilt  ist,  vor  seiner 
Auflösung  jedoch  sich  zu  Gruppen  zusammenschließt,  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  einer  Agglutination  im  Tierkörper,  und  daß  also  diese 
Agglutination  der  Lyse  vorangeht.  Die  Versuche  des  Autors  ergaben 
jedoch,  daß  die  Leguminosen  keine  Agglutinine  bilden.  Was  als 
Agglutination  imponiert,  beruht  auf  einer  Adsorption  der  Mikroben 
durch  die  flockenden  Saftteilchen  der  Knollenzellen.  —  Die  Pflanze 
geht  anders  als  das  Tier  vor,  wenn  es  sich  ihr  darum  handelt,  sich 
der  Parasiten  zu  entledigen.  Es  gibt  keine  Intoxikation  und  auch 
keine  Agglutinine  wie  bei  den  Tieren.  In  einem  gegebenen  Moment 
zwingen  die  Schmetterlingsblütler  das  B.  radicicola  die  atypische 
Form  von  Bakterioiden  anzunehmen.  Barthel  und  Zipfel  haben 
gezeigt,  daß  man  künstlich  die  Bildung  von  Bakterioiden  durch  Ein¬ 
wirkung  einiger  Alkaloide,  Koffein  beispielsweise,  provozieren  kann. 
Es  würden  hier  also  die  Alkaloide,  die  in  jeder  Pflanze  vorhanden 
sein  sollen,  in  gewissem  Sinne  die  Rolle  der  Antikörper  spielen. 
Der  Umstand,  daß  es,  trotz  größerer  Exposition,  bei  den  Pflanzen  viel 
weniger  Bakteriosen  gibt,  als  bei  den  Tieren  und  überhaupt  keine 
bakteriellen  Epidemien,  spricht  dafür,  daß  die  Pflanze  bessere  Schutz¬ 
vorrichtungen  besitzt  als  die  Tiere.  Es  gibt  zweifellos  eine  zelluläre 
Immunität  bei  den  Pflanzen,  wohl  kaum  bedingt  durch  Bildung  anti¬ 
körperartiger  Stoffe,  eher  durch  einfachere  Stoffe  wie  Alkaloide, 
Gerbstoffe,  Säuren  usw.  Die  Pflanze  besitzt  aber  noch  Mittel,  um 
die  Parasiten  von  den  Zellen  fernzuhalten.  Die  rigide  Zellmembran, 
die  leeren  Interzellularräume  und  die  Fähigkeit  Kork,  eine  Substanz, 
die  chemisch  und  mechanisch  resistenter  ist  als  Zellulose,  zu  bilden, 
vermitteln  bei  der  Pflanze  eine  zweite,  eine  mechanische  Immunität. 

Qellner  ( Olmütz ). 

Landsteiner,  K.  and  van  der  Scheer,  James,  Spe'cificity  of 
agglutinins  and  precipitins.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p. 91.) 


304 


Immunitätsforschung. 


Auf  Grund  von  Versuchen  mit  partieller  Absättigung  der  Prä¬ 
zipitine  durch  heterologe,  aber  verwandte  Antigene  läßt  sich  die 
Frage,  ob  die  Verwandtschaftsreaktionen  auf  der  Anwesenheit  ver¬ 
schiedener  Antikörper  beruhen,  oder  ob  ein  Antikörper  außer  mit 
dem  homologen  Antigen  auch  mit  verwandten  in  schwächerer  Weise 
reagiert,  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden.  Daß  die  Möglichkeit 
eines  solchen  Übergreifens  besteht,  ergeben  Versuche  mit  Präzipitinen 
gegen  Azoproteine  bekannter  chemischer  Struktur.  Aus  hämagglu¬ 
tinierenden  Seren  lassen  sich  durch  partielle  Absorption  mit  hetero- 
logen  Blutkörperchen  spezifische  Fraktionen  gewinnen,  und  es  kann 
auf  diese  Weise  die  Differenzierung  verwandter  Blutarten  auch  dann 
noch  gelingen,  wenn  die  Präzipitine  nur  geringe  Unterschiede  zeigen. 
Die  Differenzen  in  der  Spezifizität  der  Präzipitinogene  und  der 
Agglutinogene  lassen  einen  wesentlichen  Unterschied  in  den  chemischen 
Strukturen,  die  die  Spezifizität  dieser  beiden  Arten  von  Antigenen 
bestimmen,  vermuten.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Jacobitz,  E.,  Bakterienagglutination  in  Zuckerlösungen. 

(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  443.) 

Zusammenfassung:  „1.  Die  biologische  Säureagglutination  ist 
eine  besondere  Art  der  Säureagglutination  und  von  der  künstlichen 
Säureagglutination  nach  Michaelis  durch  die  Herkunft  der  Säure 
scharf  unterschieden.  Sie  besteht  darin,  daß  in  Lösungen  verschie¬ 
dener  Zuckerarten  durch  die  Lebenstätigkeit  eingeimpfter  Bakterien 
der  Zucker  zersetzt,  Säure  gebildet  und  eine  die  Agglutination  der 
Bakterien  bedingende  und  auslösende  Wasserstoff ionenkonzentration 
herbeigeführt  wird.  Diese  durch  ihre  eigene  Lebenstätigkeit  in  den 
Zuckerlösungen  selbst  geschaffene  Säure  bzw.  Wasserstoff  ionen¬ 
konzentration  ist  die  Vorbedingung  für  die  Ausflockung  der  Bak¬ 
terien,  daher  die  Bezeichnung  biologische  Säureagglutination  im 
Gegensatz  zur  Agglutination  der  Bakterien  in  künstlich  hergestellten 
Säurelösungen.  2.  Wie  bei  der  künstlichen  Säureagglutination,  so  ist 
auch  bei  der  biologischen  Säureagglutination  die  in  der  Agglutinations¬ 
flüssigkeit  entstehende  Wasserstoffionenkonzentration  der  ausschlag¬ 
gebende  Faktor  für  die  Bakterienagglutination,  während  bei  der 

•  •  • 

Serumagglutination  eine  irgendwie  nennenswerte  Änderung  der 
Wasserstoffionenkonzentration  des  Blutserums  nicht  eintritt  und  nicht 
entscheidend  ins  Gewicht  fällt.  Biologische  Säureagglutination  und 
Serumagglutination  sind  demnach  artverschieden.  3.  Die  zur  Aus¬ 
flockung  der  Bakterien  bei  der  biologischen  Säureagglutination  und 
bei  der  künstlichen  Säureagglutination  notwendigen  Wasserstoff ionen- 
konzentrationen  (Wasserstoffexponenten)  sind  nicht  gleich.  Sie  weisen 
bei  den  beiden* Säureagglutinationen  unter  sich  und  bei  jeder  wieder 
für  die  verschiedenen  Bakterien  erhebliche  Unterschiede  auf.  Im 


Immunitätsforschmig. 


305 


allgemeinen  ist  der  Wasserstoffexponent  der  stärksten  Agglutination 
bei  der  biologischen  Säureagglutination  höher  als  der  optimale 
Wasserstoffexponent  bei  der  künstlichen  Säureagglutination  der  be¬ 
treffenden  Mikroorganismen.  Bei  der  biologischen  Säureagglutination 
reicht  zur  Ausflockung  der  Bakterien  ein  Wasserstoffexponent  der 
gesäuerten  Zuckerlösung  aus,  der  in  einer  künstlichen  Säurelösung 
noch  keine  Ausflockung  desselben  Bakteriums  herbeiführt.“  Ein 
weiterer  Unterschied  beider  Säureagglutinationen  besteht  darin,  daß 
bei  der  biologischen  im  Gegensatz  zur  künstlichen  Aqua  dest.,  bei 
der  Abschwemmung  der  Kulturen  benutzt,  eine  Besserung  der  Aus¬ 
flockung  nicht  herbeiführt  und  NaCl  nicht  hemmend  auf  den  Eintritt 
der  Reaktion  wirkt.  „4.  In  künstlichen  Säurelösungen  sterben  die 
agglutinierten  Bakterien  alsbald  ab,  in  den  biologisch  selbst  ge¬ 
schaffenen  Säurelösungen  halten  sich  die  Mikroorganismen  längere 
Zeit  wachstumsfähig.  Die  Serumagglutination  übt  dagegen  keine 
entwicklungshemmende  Wirkung  auf  die  agglutinierten  Bakterien 
aus.“  Zu  differential  diagnostischen  Zwecken  läßt  sich  die  biologische 
Säurereaktion  nicht  verwenden.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Manuila,  S.  et  Popoviciu,  G.,  Recherches  sur  les  races 
roumaine  et  hongroise  en  Roumanie  par  l’isohem- 
agglutin ation.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  542.) 

Rassenbiologische  Untersuchungen  in  Rumänien  mit  Hilfe  der 
Isoagglutination  der  Blutkörperchen.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.\ 

Kruse,  Rasse  und  Blutzusammensetzung.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  170*.) 

Die  Methode  der  Untersuchung  der  Hämagglutinine  zwecks 
Feststellung  von  Rassenunterschieden  muß  namentlich  quantitativ 
ausgestaltet  werden.  Einwandfreie  Ergebnisse  sind  nur  an  sehr 
großem  Material  von  500  Menschen  aufwärts  zu  erzielen.  Zweck¬ 
mäßig  ist  es,  nicht  von  den  roten  Blutkörperchen,  sondern  von  den 
Hämagglutininen  des  Serums  auszugehen.  Auch  die  übrigen  Immun¬ 
körper  des  Blutes  müssen  nach  der  Richtung  der  Verwertung  zur 
Erkennung  der  Rassenunterschiede  erforscht  werden.  Noetel 

Plüß,  Hedwig,  Über  Isoagglutination  im  menschlichen 
Blute  und  ihre  Vererbung.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  544.) 

Die  an  543  Personen  unternommenen  Familienuntersuchungen 
werden  nach  der  Klassifizierung  von  Jansky  in  4  Gruppen  ein¬ 
geteilt  und  zeigen  ähnliche  Resultate  wie  die  Arbeiten  von  v.Dungern 
und  Hirschfeld  in  Süddeutschland  und  von  Calpepper  und  Ab¬ 
les  on  in  Amerika.  In  der  Schweiz  ist  wie  in  den  genannten  Ländern 
Gruppe  2  viel  häufiger  als  Gruppe  3.  —  Die  einfache  Technik,  das 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  13/14.  20 


306 


Immunitätsforschung. 


4 

Testserum  mit  den  Blutkörperchen  und  einem  Tropfen  physiologischer 
Kochsalzlösung  auf  den  Objektträger  zu  mischen,  erweist  sich  als 
praktisch  unsicher.  Das  Resultat  wird  makroskopisch  abgelesen. 
Lupen  Vergrößerung  läßt  Geldrollenbildung  der  roten  Blutkörperchen 
nicht  von  wirklicher  Agglutination  unterscheiden  und  ist  deshalb 
nicht  anzuwenden.  —  Die  Isoagglutinine  im  Serum  und  die  agglu- 
tinablen  Substanzen  der  roten  Blutkörperchen  sind  als  Erbfaktoren 
im  Keimplasma  vorhanden  und  vererben  sich  nach  dem  Mendelschen 
Gesetze.  —  Mit  a  und  b  werden  die  rezessiven  Merkmale  bezeichnet. 
Sie  sind  der  Gruppe  1  eigen,  sind  homocygot  und  vererben  sich  stets 
rein.  Ausnahmen  von  dieser  Regel  kamen  nicht  vor.  Die  Faktoren  A 
(Gruppe  2),  B  (Gruppe  3)  und  AB  (Gruppe  4)  bezeichnen  die  domi¬ 
nanten  Eigenschaften  des  Blutes.  Diese  können  homo-  oder  hetero- 
cygot  sein;  letztere  spalten  nach  dem  Mendelschen  Gesetz  wie  3:1, 
d.  h.  x/4  der  Dominanten  sind  reinrassig,  2/4  Bastarde,  und  das  letzte 
Viertel  trägt  das  rezessive  Merkmal.  In  den  Familien  mit  hetero- 
cygoter  Gruppe  2  konnte  bei  den  Nachkommen  dieses  Verhältnis 
nachgewiesen  werden.  Eltern  mit  Gruppe  1  und  2  sind  in  der  vor¬ 
liegenden  Arbeit  zahlreich  vertreten.  Sämtliche  Nachkommen  weisen 
eine  dieser  beiden  Gruppen  auf.  Die  Kinder  von  Eltern  mit  Gruppen  2 
und  3,  1  und  4,  2  und  4  können  jeder  beliebigen  Gruppe  angehören. 
Gruppe  4  besitzt  zwei  unabhängig  voneinander  mendelnde  Faktoren, 
die  entweder  beide  oder  einer  oder  keiner  auf  die  Kinder  übergehen. 
Die  Nachkommen  sind  demnach  in  allen  4  Gruppen  zu  suchen.  — 
Ein  Fall,  der  sich  in  das  System  nicht  einreihen  ließ,  und  bei  dem 
Illegitimität  nicht  nachgewiesen  werden  konnte,  wurde  durch  Gruppen¬ 
verschiebung  infolge  Behandlung  mit  elektrischem  Strom  erklärt.  — 
Die  Verwendung  der  Isoagglutination  in  der  gerichtlichen  Medizin 
hat  nach  Ansicht  des  Verf.  eine  gewisse  Bedeutung.  Haben  Mutter 
und  Kind  nicht  die  gleiche  agglutinable  Substanz,  so  ergibt  eine 
Prüfung  des  angeblichen  Vaters,  ob  dieser  mit  der  Gruppe  des 
Kindes  übereinstimmt  oder  nicht.  Nur  das  negative  Resultat  ist 
beweisend,  da  zufällig  Gruppen gleichheit  bestehen  kann.  Gruppe  1 
beim  Kinde  schließt  jede  Prüfung  aus,  da  sie  aus  jeder  Elterngruppe 
resultieren  kann.  Extrakte  von  Blutflecken,  die  sich  beim  An¬ 
geschuldigten  finden,  mit  dem  Blute  des  Opfers  zusammengebracht, 
können  den  Angeklagten  entlasten,  wenn  sich  keine  Gruppen¬ 
gleichheit  ergibt.  Einwandfreie  Technik  muß  bei  dieser  Prüfung 
gefordert  werden.  —  Autoagglutination,  beruhend  auf  Fällung  der 
Erythrocyten  mit  dem  Serum  des  gleichen  Individuums,  wird  ver¬ 
mieden  durch  Vornahme  der  Reaktion  bei  Zimmertemperatur.  Die 
Eigenfällung  tritt  namentlich  in  der  Kälte  auf.  In  verstärktem 
Maße  wird  sie  bei  perniziöser  Anämie,  hypertrophischer  Lebercirrhose, 
chronischen  Eiterungen  angetroffen ,  wo  sie  als  Anzeichen  einer 


Immunitätsforschung. 


307 


pathologischen  Veränderung  im  Organismus  zu  deuten  ist.  —  Es  er¬ 
geben  sich  keine  Anhaltspunkte  für  das  gehäufte  Auftreten  von 
Krankheiten  in  gewissen  Gruppen.  —  Die  Isoagglutination  wird 

durch  pathologische  Prozesse  in  ihrer  Stärke  nicht  beeinflußt. 
•• 

Außere  Merkmale  wie  Haut-  und  Augenfarbe  mendeln  vollständig 
unabhängig  von  den  Isoagglutininen  und  den  agglutinablen  Sub¬ 
stanzen  im  Blute.  E.  Gildemeister  {Berlin). 

Schütz,  Fr.  und  Wöhlisch,  Fr.,  Bedeutung  und  Wesen  von 
Hämagglutination  und  Blutgruppenbildung  beim 
Menschen.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1614.) 

Verff.  untersuchten  1679  Blutproben,  von  denen  die  meisten  aus 
Schleswig- Holstein  stammten,  auf  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  einzelnen 
Blutgruppen.  Sie  kommen  zu  dem  Schluß,  daß  die  Frage,  ob  die 
Gruppenhäufigkeit  tatsächlich  ein  Rassenmerkmal  ist,  nach  dem 
bisher  vorliegenden  Zahlenmaterial  noch  nicht  spruchreif  ist.  Es 
fehlen  vor  allem  auch  Stammbaumforschungen.  —  Untersuchungen 
über  die  physikalische  Chemie  der  Isohämagglutination  ergaben  bisher 
hauptsächlich  folgendes:  Das  Serumagglutinin  ist  relativ  thermostabil; 
auch  gegen  Alkoholeinwirkung  ist  es  ziemlich  resistent.  Wie  nicht 
anders  zu  erwarten,  erwies  sich  das  Agglutinin  als  kolloidaler  Körper. 
Versuche  über  die  Eigenschaften  der  „agglutinablen  Substanz“  führten 
bisher  noch  zu  keinem  endgültigen  Ergebnis.  —  Anscheinend  besteht 
der  Vorgang  der  Isohäm agglutination  in  der  Bildung  eines  die  nor¬ 
male  elektrische  Ladung  stark  herabsetzenden,  leicht  abwaschbaren 
Präzipitats  an  der  Oberfläche  der  Erythrocyten.  Schuster. 

Frei,  Carl  und  Alder,  Albert,  Einfluß  der  Röntgenstrahlen 
auf  Blut  und  Agglutininbildung.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924 
S.  670.) 

Verf.  hat  den  Einfluß  der  Röntgenstrahlen  in  starker  und 
schwacher  Dosierung  auf  die  Agglutininbildung  bei  Meerschweinchen 
geprüft.  Es  ergaben  sich  folgende  Resultate:  Immunisierung  und 
Nachbestrahlung:  Die  Röntgenstrahlen  beeinflussen  schon  gebildete 
Agglutinine  nicht.  2.  Bestrahlung  und  nachfolgende  Immunisierung: 
Bei  durch  Röntgenstrahlen  geschädigten  Tieren  tritt  die  Agglutinin¬ 
bildung  in  ungestörter  Weise  ein,  sowohl  beim  niedrigsten  Stande 
der  weißen  Blutkörperchen  als  auch  bei  der  stärksten  Schädigung 
des  gesamten  Blutsystems.  3.  Bei  gleichzeitiger  Bestrahlung  und 
Immunisierung  scheint  die  Bestrahlung  aktivierend  auf  die  Agglu¬ 
tininbildung  zu  wirken,  indem  diese  einmal  früher  einsetzt  und  auch 
höhere  Werte  erreicht  gegenüber  den  Immunisierungskontrollen.  Ein 
ungünstiger  Einfluß  konnte  in  keinem  Falle  nachgewiesen  werden. 
4.  Die  Bildungsstätte  der  Agglutinine  ist  wahrscheinlich  nicht  die 

20* 


308 


Immunitätsforschung. 


gleiche  wie  diejenige  der  Blutelemente,  da  trotz  schwerster  Schädi¬ 
gung  der  Blutelemente  die  Agglutininbildung  ihren  ungestörten  Ver¬ 
lauf  nimmt.  5.  In  bezug  auf  die  Blutveränderungen  nach  Bestrahlung 
ergaben  die  Untersuchungen  folgendes :  Der  Grad  der  Blutschädigung 
ist  von  der  Bestrahlungsdauer  abhängig.  Der  lymphatische  Apparat 
reagiert  auf  die  Bestrahlung  rasch,  der  myeloische  langsamer,  noch 
langsamer  der  erythropoetische.  Die  bald  eintretende  Verminderung 
der  weißen  Zellen  beruht  vielleicht  auch  in  einem  rascheren  Auf¬ 
brauch  der  zirkulierenden  Elemente.  e.  Gildemeister  (Berlin). 


Glans,  A.,  Über  die  Bedeutung  der  Se n ku n gsgeschwin dig- 
keit  der  roten  Blutkörperchen  in  der  Psychiatrie. 
(Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  260.) 

Die  bisherigen  Versuchsergebnisse  lassen  noch  nicht  mit  Sicher¬ 
heit  erkennen,  ob  die  Senkungsreaktion  in  der  Psychiatrie  praktisch 
verwendbar  sein  wird.  Weitere  Versuche  sind  erforderlich. 

E.  Gildemeister  (Berlin). 

Großmann,  H.,  Über  die  Rolle  des  Cholesterins  und  des 
Albumin-Globulin-Quotienten  bei  der  Senkungsge¬ 
schwindigkeit  der  roten  Blutkörperchen.  (Zschr.  f.  d. 
ges.  exper.  M.  1924,  42,  S.  496.) 

Nach  Zusatz  von  0,3  ccm  einer  lproz.  Cholesterinsuspension 
in  vitro  trat  bei  defibriniertem  Rinderblut,  Meerschweinchencitratblut 
und  Menschencitratblut  eine  deutliche  Beschleunigung  der  Senkungs¬ 
geschwindigkeit  der  roten  Blutkörperchen  ein.  Bei  Kaninchen,  die 
längere  Zeit  mit  Cholesterin  gefüttert  wurden,  trat  bei  bedeutender 
Erhöhung  des  Cholesterinspiegels  im  Serum  erhöhte  Senkungs¬ 
geschwindigkeit  ein,  während  der  Albumin-Globulin-Quotient  im 
Serum  sich  nicht  wesentlich  verändert  hatte,  n  et  sch  (Frankfurt*  a.  M.). 


Lasch, F.,  Der  Einfluß  des  Cholesterins  auf  die  Senkungs¬ 
geschwindigkeit  der  roten  Blutkörperchen.  (Zschr.  f. 
d.  ges.  exper.  M.  1924,  42,  S.  548.) 

Den  Lipoiden  und  von  diesen  dem  Cholesterin  scheint  ein  be¬ 
deutsamer  Einfluß  auf  die  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten  Blut¬ 
körperchen  zuzukommen.  Im  Tierversuch  macht  die  parenterale  Er¬ 
zeugung  einer  Cholesterinämie  durch  intravenöse  Saponininjektionen 
eine  deutliche,  beträchtliche  Herabsetzung  des  Senkungsmittelwertes. 
Bei  einer  Anzahl  von  Krankheitsfällen  wurde  bei  einem  normalen 
Bluteiweißbilde  und  starker  Herabsetzung  des  Senkungsmittelwertes 
eine  beträchtliche  Erhöhung  des  Cholesterinspiegels  im  Blute  nach¬ 
gewiesen.  Hetsch  (Frankfurt  a.  M). 


Immunitätsforschung. 


309 


Gouwens,  W.  E.,  Effect  of  temperatu  re  on  velocity  of 
reaction  in  hemolysis.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  421.) 

Die  Temperatur  hat  eine  zweifache  Wirkung  auf  die  Hämolyse, 

1.  sie  beschleunigt  die  Reaktion  bis  zum  Stand  des  Endgleichgewichts, 

2.  sie  hat  eine  hemmende  Wirkung,  die  mit  dem  Zunehmen  der  Tem¬ 

peratur  ansteigt  und  in  der  Zerstörung  bzw.  Inaktivierung  des  Kom¬ 
plements  ihren  Grund  findet.  Das  Temperaturoptimum  liegt  bei 
40—45°  C.  Das  Komplement  ist  vollständig  inaktiviert  in  weniger 
als  10  Minuten  bei  55°.  In  über  3/4  der  Fälle  ist  diese  Inaktivierung 
schon  in  der  ersten  Minute  vollständig.  Bei  50°  C  ist  die  Inaktivierung 
in  über  der  Hälfte  der  Fälle  schon  in  den  ersten  5  Minuten  voll¬ 
ständig.  Dieterlen  ( Rotticeil ). 

Meyerstein,  Albert,  Über  den  Einfluß  von  Temperatur  und 
Medium  auf  die  Bindung  und  Wirkung  hämolytischer 
Antikörper.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1923,  38,  S.  403.) 

In  Rohrzuckerlösung  werden  hämolytische  Ambozeptoren  in  der  Regel  in 
geringerem  Grade  gebunden  als  in  NaCl-Lösung.  Dabei  besteht  ein  Optimum  bei 
mittlerer  Temperatur,  während  bei  37°  die  Ambozeptorbindung  mehr  oder  weniger 
vermindert  ist.  Diese  Verminderung  beruht  nicht  allein  auf  antireaktiven  Einflüssen, 
sondern  ist  zum  Teil  durch  eine  Schädigung  des  Ambozeptorbindungsvermögens 
bedingt.  Beim  Erhitzen  auf  55°  erfahren  die  Blutkörperchen,  aber  wesentlich  nur 
dann,  wenn  sie  primär  in  Rohrzuckerlösung  aufgeschwemmt  sind,  eine  merkliche 
Abnahme  ihres  Bindungsvermögens.  Gegenüber  der  durch  Temperaturerhöhung  be¬ 
dingten  Hämolyse  erweisen  sich  die  Blutkörperchen  in  Rohrzuckerlösung  als  resi¬ 
stenter  als  in  Kochsalzlösung.  Die  Ablösung  gebundener  Ambozeptoren  folgt  im 
allgemeinen  denselben  Gesetzmäßigkeiten  wie  die  Ambozeptorbindung,  so  daß  sie 
optimal  bei  55°  in  Rohrzuckerlösung  erfolgt.  Heterogenetische  Meerschweinchen¬ 
nierenantisera  wirken  zuweilen  bei  55°  an  sich  ohne  Komplement  hämolytisch. 
Hammelblutantisera  zeigen  diese  Erscheinung  nicht  oder  nur  andeutungsweise.  Diese 
hämolytische  Wirkung  tritt  auch  in  Rohrzuckerlösung  ein  und  wird,  wie  Bindungs¬ 
versuche  zeigten,  durch  Antikörper  (Agglutinine?)  bedingt.  Kurt  Meyer. 

Klopstock,  F.,  Komplementadsorption  durch  Farbstoffe. 
Beitrag  zu  den  physikalisch-chemischen  Grundlagen 
der  Wassermannschen  Reaktion.  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  1448.) 

Unter  den  vom  Verf.  untersuchten  Farbstoffen  fanden  sich  zahl¬ 
reiche,  die  komplementadsorbierend  wirkten.  Kolloide  Farbstoffe  ver¬ 
mögen  durch  Vereinigung  mit  Lipoiden  noch  in  einer  Konzentration 
Komplement  zu  adsorbieren,  in  der  sie  für  sich  allein  Komplement 
nicht  zu  binden  imstande  sind.  Es  gelingt  auf  diese  Weise  den 
Nachweis  zu  erbringen,  daß  die  Kuppelung  Suspensoid-Lipoid  kom- 
plementadsorptiv  wirkt,  ohne  daß  zwischen  beiden  irgendwelche 
spezifischen  Affinitäten  bestehen.  Während  das  Lipoid  im  Sinne  der 
Sensibilisierung  der  Komplementbindung  wirkt,  löst  der  Serumzusatz 
eine  Schutzkolloidwirkung  aus.  Schutzkolloidwirkung  des  Serum- 


310 


Immunitätsforschung. 


eiweißes  und  Sensibilisierungsvermögen  des  Lipoids  heben  sich  gegen¬ 
seitig  auf.  —  Die  Versuche  lassen  also  ein  eigenartiges  Ineinander¬ 
spiel  von  Suspensoiden  (den  Farbstoffen),  den  Lipoiden  und  dem 
kolloidalen  System  des  Serumeiweißes  bei  dem  Phänomen  der  Kom- 
plementbindung  zutage  treten.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0). 

Schilf,  F.,  Erfahrungen  mit  dem  Trockenkomplement 
„Pharmagans“.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  438.) 

Ref.  bezweifelt,  ob,  wie  es  in  der  Zusammenfassung  heißt  „das 
Trockenkomplement“  —  nach  Straub  und  Gaede,  von  der  Firma 
Gans  in  den  Handel  gebracht  —  „bei  sorgfältiger  Einübung  der 
Technik  an  Stelle  des  frischen  Komplements  in  der  Komplement¬ 
bindungsreaktion  verwandt  werden  kann“,  da  in  der  Arbeit  ausdrück¬ 
lich  Unvollkommenheiten  seiner  Löslichkeit  erwähnt  werden,  außer¬ 
dem  bei  Verwendung  der  4  fachen  Ambozeptordosis  zuweilen  eine 
teilweise  Hämolyse  der  Wassermann-positiven  Sera  eintrat,  die  bei 
Verwendung  frischen  Komplements  auch  bei  öfacher  Ambozeptordosis 
ausblieb,  während  andererseits  Erschwerung  der  Hämolyse  bei 
Wassermann-negativen  Seren  beobachtet  wurde.  Noetel. 

Klopstock,  Felix,  Komplexe  Konstitution  des  Komplements 
und  kolloidchemische  Struktur  des  Serumeiweiß. 
(D.  m.  W.  1924  S.  1171.) 

Die  Komplementwirkung  ist  an  die  Unversehrtheit  des  kolloidalen 
Systemes  des  Serumeiweißes  gebunden.  Jede  Einwirkung  auf  die 
disperse  Phase  wie  auf  das  Dispersionsmittel  beeinflußt  in  wechsel¬ 
seitiger  Abhängigkeit  die  Funktion  des  sog.  Komplementes.  Durch 

getrenntes  Färben  der  Albumin-  und  der  Globulinfraktion  mit  Kontrast- 

•  • 

färben,  Mischen  der  beiden  Lösungen,  Uberwiegen  der  Färbung  der 
Albumine  erwies  sich,  daß  diese  die  gröber  dispersen  Globuline 
schutzkolloidartig  umhüllen,  und  daß  deren  Mittelstellung  eben  ihre 
Mittelstückwirkung  begründet.  Albumine,  Pseudoglobuline,  Euglobuline 
sind  also  nicht  regellos,  sondern  gesetzmäßig  in  dem  kolloidalen 
Systeme  des  Serumeiweißes  zueinander  gelagert.  Es  erübrigt  sich 
also  die  Zerlegung  der  Komplementwirkung  in  eine  Mittelstück-  und 
Endstückwirkung.  Die  vielen  Untersuchungen,  die  die  komplexe 
Zusammensetzung  des  Komplementes  zeigen  wollen,  decken  nur  den 
komplexen  Aufbau  des  Serumeiweißes  auf.  Alle  physikalischen  und 
chemischen  Einflüsse,  die  das  kolloidale  System  und  seine  Bestandteile 
schädigen,  zerstören  die  Komplementwirkung.  Sie  ist  nur  zugleich 
mit  dem  kolloidalen  Systeme  wiederherstellbar,  und  insbesondere 
durch  Wiedereinführung  einer  ausgefällten  Eiweißfraktion  nur  dann, 
wenn  dabei  der  erneute  Aufbau  des  Serumeiweißkomplexes  gewähr¬ 
leistet  wird.  Georg  Schmidt  {München). 


Immunitätsforschung. 


311 


Kritchevsky,  J.  L.  and  Douckowsky,  A.  J.,  Structure  of  com- 
plement.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  187.) 

Der  Saft  einer  Pflanze,  des  Cotelydon  scheideckeri,  hat  die  Fähig¬ 
keit,  Meerschweinchenkomplement  zu  inaktivieren.  Die  Ausfüllung 
im  Serum  ist  nicht  immer  gefolgt  von  der  Inaktivierung  des  Serums. 
Verff.  neigen  nicht  zu  der  Ansicht,  daß  das  Komplement  zerstört 
oder  chemisch  abgebaut  wird,  sondern  daß  das  Komplement  von  dem 
Niederschlag  absorbiert  wird.  Doch  sind  bestimmte  Bedingungen 
hierfür  notwendig,  eine  dieser  Bedingungen  ist  die  Anwesenheit  von 
hämolytischem  Serum.  Die  Anwesenheit  von  auf  54°  F  erhitztem 
Meerschweinchenserum  macht  die  Absorption  des  Komplements  durch 
den  Niederschlag  in  den  meisten  Fällen  unmöglich.  Bi  et  er  len. 

Braun,  H.  und  Nodake,  R.,  Über  die  Rolle  des  Ekto-  und 
Endoplasmas  der  Bakterien  für  dieSerumbakterizidie 
und  für  die  Phagocytose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
92,  S.  429.) 

Die  gegen  das  Ektoplasma  der  peritrich  begeißelten  Proteus¬ 
bakterien  gerichteten  bakteriziden  Antikörper  sind  qualitativ  ver¬ 
schieden  von  den  gegen  das  Endoplasma  wirksamen.  Ekto-  und 
Endoplasma  dieser  Bakterien  ist  also  in  bezug  auf  Bakterizidie 
serologisch  different.  Das  Ektoplasma  schützt,  wenn  im  Immunserum 
die  ektoplasmatischen  Antikörper  fehlen,  die  Vollbakterien  B  mit 
voll  entwickeltem  Ekto-  und  Endoplasma  gegenüber  der  Wirksamkeit 
der  endoplasmatischen  Antikörper.  Die  gegen  das  Ektoplasma  ge¬ 
richteten  Antikörper  genügen  bei  Vollbakterien  allein  zur  Vermittlung 
der  bakteriziden  Komplementwirkung.  Die  Wirksamkeit  von  Immun- 
seris,  die  sowohl  gegen  Ektoplasma  wie  gegen  Endoplasma  gerichtete 
Antikörper  enthalten,  ist  gegenüber  Vollbakterien  eine  stärkere  als 
solcher  Immunsera,  die  nur  ektoplasmatische  Antikörper  enthalten. 
Auf  nackte,  d.  h.  Bakterien  ohne  ektoplasmatischen  Geißelapparat 
wirken  nur  die  endoplasmatischen  Antikörper.  Die  Wirksamkeit 
eines  Immunserums,  das  ekto-  und  endoplasmatische  Antikörper  ent¬ 
hält,  kann  gegenüber  nackten  und  Vollbakterien  eine  graduell  ver¬ 
schiedene,  auch  vom  Gehalt  an  den  beiderlei  Antikörpern  abhängige, 
sein.  Für  die  Herstellung  der  bakteriziden  Sera  gegenüber  peritrich 
begeißelten  Bakterien,  sowie  für  die  Verwendung  von  Impfstoffen 
gegen  solche  Mikroorganismen  müssen  Stämme  mit  gut  entwickeltem 
Ektoplasma  verwendet  werden.  Für  die  Phagocytose  ist  allem  An¬ 
schein  nach  nicht  die  Beladung  des  Ektoplasmas,  sondern  die  des 
Endoplasmas  eines  Bakteriums  mit  Antikörpern  von  entscheidender 
Bedeutung.  Noetel  ( Landsberg  ci.  TP). 

Perelman,  Zur  Wirkung  der  Alkali-  und  Erdkali-Ionen 
auf  die  Phagocytose.  (Wratschebnoje  Delo.  1924  No.  8/9.) 


312 


Immunitätsforschung. 


In  Anlehnung  an  die  Arbeiten  von  Hamburger,  Hekma, 
de  Haan  u.  a.  untersuchte  Verf.  die  Wirkung  der  einzelnen  Ionen 
auf  die  Phagocytose  in  vitro.  Durch  Anstellen  von  Doppelreihen  mit 
hypertonischen  und  isotonischen  Lösungen  (in  letzteren  wird  das 
Kochsalz  partiell  durch  isoosmotische  entsprechende  Salzmengen  er¬ 
setzt)  konnte  Verf.  in  einer  größeren  Versuchsreihe  nachweisen,  daß 
Ca-,  Ba-  und  Sr-Ionen  hemmende  Phagocytosewirkung  ausüben, 
während  den  Mg-Ionen  eine  ausgesprochene  stimulierende  Wirkung 
zukommt.  K-Ionen  sind  nach  Verf.  indiiferent  für  die  Phagocytose- 
erscheinuilgen.  0.  Hart  och  {Leningrad). 

Kamiya,  Matsuhiko,  Zur  Frage  der  Spezi fizität  der 
zelligen  Bauchhöhlenexsudate.  (Beitr.  z.  path.  Anat.  u. 
allg.  Path.  1924,  72,  S.  261.) 

Die  Untersuchungen  bezweckten,  die  noch  offene  Frage  der  Be¬ 
teiligung  der  Lymphocyten  an  der  intraperitonealen  Fettverdauung 
einer  Nachprüfung  zu  unterziehen  und  festzustellen,  welche  Reize 
überhaupt  zur  Wanderung  von  Leukocyten  in  die  Bauchhöhle  Ver¬ 
anlassung  geben  und  wodurch  eigentlich  die  Leukocytenemigration 
bedingt  ist.  —  Zunächst  wurden  verschiedene  Tierarten  zu  den  Ver¬ 
suchen  herangezogen,  später  nur  mehr  Kaninchen,  für  die  auch  die 
Ergebnisse  gelten.  Verwendet  wurden:  Olivenöl,  Lezithin,  Eidotter, 
Milch,  Eiklar,  Peptonwasser,  eigenes  Serum,  Zucker,  Glykogen,  Aleu- 
ronat,  physiologische  Kochsalzlösung,  Thyrodsche  Lösung,  verschie¬ 
dene  mechanische  Reize.  —  Die  Versuche  ergaben,  daß  nach  mecha¬ 
nischen  und  chemischen  Reizen  verschiedener  Art  beim  Kaninchen 
eine  fast  gleichmäßige  Reaktion  der  Bauchhöhle  einsetzt.  Am 
frühesten  treten  die  Polynukleären  auf,  selbst  dort,  wo  sie  normaler¬ 
weise  fehlen,  wie  beim  Kaninchen.  Nach  der  6.  Stunde  p.  i.  ver¬ 
schwinden  die  Polynukleären  schnell,  die  an  der  Phagocytose  der 
eingebrachten  korpuskulären  Nahrungssubstanzen  (Fette)  nur  wenig 
beteiligt  sind.  Die  histiocytären  Elemente  spielen  schon  physio¬ 
logisch  eine  schwankende  Rolle,  ihre  Vermehrung  folgt  der  der 
Polynukleären,  dauert  aber  länger  an  und  geht  erst  nach  Tagen 
zurück.  Sie  sind  an  der  Phagocytose  korpuskulärer  Nahrungsbestand¬ 
teile  (Fette)  in  erster  Linie  und  so  gut  wie  ausschließlich  beteiligt; 
auch  die  Polynukleären  werden  von  ihnen  in  großer  Zahl  phago- 
cytiert.  —  Einen  nur  geringen  Bestandteil  der  normalen  Bauch¬ 
höhlenflüssigkeit  beim  Kaninchen  bilden  die  Lymphocyten ;  auch  ihre 
Vermehrung  ist  nur  sehr  gering;  ihre  Beteiligung  an  der  Phago- 
cytose  korpuskulärer  Nahrungsmittel  (Fette)  oder  zellulärer  Elemente 
(Polynukleäre)  konnte  nie  mit  Sicherheit  festgestellt  werden,  wo¬ 
durch  die  Hypothese  von  B  e  r  g  e  1  über  die  spezifische  fettverdauende 
phagocytierende  Tätigkeit  der  Lymphocyten  widerlegt  erscheint.  — 


Iinmunitätsforschung. 


313 


Übergänge  zwischen  Lymphocyten  und  Histiocyten  wurden  nicht  be¬ 
obachtet  und  in  keinem  Falle  eine  spezifische  Reaktion  der  Bauch¬ 
höhle  auf  die  verschiedenen  eingebrachten  Nahrungsmittel.  —  Es  ist 
möglich,  daß  gewisse  Beziehungen  zwischen  der  Leukocytenemigration, 
die  in  allen  Fällen  erst  nach  2  Stunden  einsetzt  und  bis  zur 
6.  Stunde  ihren  Höhepunkt  erreicht  und  der  H-Ionenkonzentration 
bestehen,  doch  konnte  ein  Nachweis  des  Bestehens  solcher  gesetz¬ 
mäßiger  Beziehungen  experimentell  nicht  erbracht  und  der  Einwand 
widerlegt  werden,  daß  die  Emigration  im  Gewebe  selbst  eine  engere 
Beziehung  zur  H-Ionenkonzentration  aufweisen  konnte.  A.  Ghon. 

Mackenzie,  George  M.,  Human  sensitization  after  large 
amounts  of  horse  serum.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  333.) 

Von  16  Personen,  die  2 — 8  Jahre  zuvor  Pferdeseruminjektionen 
von  100 — 1000  ccm  erhalten  hatten,  zeigten  14  auf  intrakutane 
Injektion  von  0,02  ccm  Pferdeserum  1 : 10  eine  positive  Lokalreaktion. 
Bei  4  von  ihnen  war  die  Reaktion  sehr  stark.  Die  Intensität  der 
Reaktion  ließ  keine  gesetzmäßige  Abhängigkeit  von  der  seit  der 
Erstinjektion  verflossenen  Zeit  noch  von  der  Größe  der  ersten  Serum¬ 
dosis  erkennen.  9  von  den  16  Personen  zeigten  eine  oder  mehrere 
unspezifische  Reaktionen  und  zwar  6  gegen  Schafserum  1:10,  5  gegen 
Kaninchenserum  1 : 10  und  5  gegen  Hühnerserum  1 : 10.  Diese  un¬ 
spezifischen  Reaktionen  fanden  sich  besonders  bei  den  Personen,  die 
auf  Pferdeserum  heftig  reagiert  hatten.  Die  Häufigkeit  dieser  un¬ 
spezifischen  Reaktionen  läßt  vermuten,  daß  sie  ebenfalls  durch  die 
Vorbehandlung  mit  Pferdeserum  bedingt  waren.  Da  klinische  Be¬ 
obachtungen  lehren,  daß  die  Intensität  der  Intrakutanreaktion 
Schlüsse  auf  die  allgemeine  Überempfindlichkeit  zuläßt,  so  mahnen 
die  Befunde  zur  Vorsicht  bei  der  Einleitung  einer  neuen  Serum¬ 
therapie  bei  solchen  Personen,  die  früher  große  Serumdosen  er¬ 
halten  haben.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Küstner,  H.,  Studien  über  die  Über  empfindlichkeit.  (Zbl. 
f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  428.) 

Verf.,  der  1921  auf  Grund  sehr  schwerer  Idiosynkrasie  gegen 
Fischeiweiß  nach  Injektion  von  Fischextrakten  zu  experimentellen 
Zwecken  bei  Verwendung  von  0,1  ccm  sehr  starke  Allgemeinreaktion 
bekam,  blieb  jetzt  nach  Injektion  von  0,15  ccm  eines  starken  Extrakts 
ohne  Allgemeinreaktion  und  wies  nur  eine  schwache  Lokalreaktion 
auf.  Grund  vielleicht  Umstimmung  des  Serums  durch  die  zahlreichen 
früheren  Injektionen.  Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Opie,  Eugene,  L.,  Inflammatory  reaction  of  t he  immune 
animal  to  antigen  (Arthus  phenomenon)  and  its  r  e  - 
lation  to  antibodies.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  231.) 


314 


Immunitätsforschung. 


Der  Ausfall  des  Arthusschen  Phänomens  steht  in  engen  Be¬ 
ziehungen  zum  Präzipitingehalt  des  Serums.  Es  fällt  besonders 
intensiv  aus  bei  den  guten  Präzipitinbildnern  Ziege  und  Kaninchen 
und  fehlt  bei  Hund  und  Ratte,  die  kein  Präzipitin  bilden.  Beim 
Kaninchen  geht  die  Stärke  der  Reaktion  der  Menge  der  Präzipitine 
ziemlich  parallel.  Die  Reaktion  ist  passiv  mit  dem  Serum  übertrag¬ 
bar  und  ihre  Intensität  auch  hierbei  von  dessen  Präzipitingehalt 
abhängig.  Gleichzeitige  Antigen- Antiseruminjektion  ruft  an  der 
Injektionsstelle  das  Arthussche  Phänomen  hervor.  Die  stärkste  Re¬ 
aktion  scheint  bei  einem  Mengenverhältnis  von  Serum  und  Antigen 
zu  erfolgen,  das  dem  Optimum  für  die  Präzipitinreaktion  entspricht. 

Derselbe,  Desensitization  to  local  action  of  antigen 
(Arth us  phenomenon).  (Ibid.  p.  247.) 

Bei  Kaninchen,  die  mit  einem  Eiweißgemisch  wie  Pferdeserum 
oder  Eiereiweiß  immunisiert  sind,  bewirkt  Injektion  großer  Mengen 
des  Antigens  weder  völliges  Verschwinden  der  Präzipitine  aus  dem 
Blut  nach  Aufhebung  der  lokalen  Überempfindlichkeit.  Dagegen 
tritt  diese  Wirkung  ein  bei  Tieren,  die  mit  einem  relativ  reinen 
Eiweißkörper,  wie  kristallisiertem  Eieralbumin  immunisiert  sind. 

Derselbe,  Acute  inflammation  caused  by  antibody  in  an 
animal  previously  treatedwith  antigen.  The  relation 
of  antigen  to  antibody  in  the  Arthus  phenomenon. 
(Ibid.  p.  255.) 

Bei  Kaninchen,  die  eine  intravenöse  Injektion  von  Pferdeserum 
erhalten  haben,  ruft  subkutane  Injektion  eines  spezifischen  Antiserums 
akute  Entzündung  an  der  Injektionsstelle  hervor.  Ein  Intervall 
zwischen  beiden  Injektionen  ist  nicht  erforderlich.  Eine  Sensibili¬ 
sierung  der  Gewebe  durch  Antigen  oder  Antikörper  ist  also  für  das 
Zustandekommen  des  Arthusschen  Phänomens  nicht  notwendig. 

Derselbe,  Pathogenesis  of  the  specific  inflammatory 
reaction  of  immunised  animales  (Arth usphenomenon). 
The  relation  of  local  „sensitization“  to  immunity. 
(Ibid.  p.  259.) 

Beschreibung  der  histologischen  Veränderungen  beim  Arthusschen 
Phänomen.  Im  Vordergrund  steht  eine  hyaline  Thrombose  der  Ge¬ 
fäße  und  besonders  der  Kapillaren  in  der  Umgebung  der  Injektions¬ 
stelle.  Injektion  eines  spezifischen  Präzipitats  hat  zunächst  ein  leb¬ 
haftes  Herbeiströmen  von  Leukocyten  zur  Folge.  Später  kommt  es 
zur  Fibroblastenwucherung  in  der  Umgebung  und  zum  Auftreten 
einzelner  mononukleärer  und  eosinophiler  Zellen.  Wahrscheinlich 
findet  auch  beim  Arthusschen  Phänomen  eine  Präzipitinbildung  statt. 
Diese  erfolgt  besonders  dort,  wo  das  injizierte  Antigen  mit  den 
Blutantikörpern  in  Berührung  kommt,  d.  h.  in  den  Gefäßwänden. 


Immunitätsforschung. 


315 


Daher  finden  sich  hier  die  stärksten  Veränderungen,  es  kommt  zur 
Thrombosierung  der  Gefäße  und  dadurch  zur  Nekrose.  Die  entzünd¬ 
liche  Reaktion  bewirkt  eine  Lokalisierung  des  Antigens  und  so  wird 
die  zunächst  paradoxe  Erscheinung  der  Überempfindlichkeit  des 
immunen  Organismus  verständlich.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Zolog,  M.,  La  du  ree  de  l’anaphylaxie  globulaire.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  90,  p.  146.) 

Nach  einer  früher  veröffentlichten  Hypothese  des  Verf.  kommt 
der  anaphylaktische  Shock  der  mit  Blutkörperchen  sensibilisierten 
Meerschweinchen  durch  die  im  Blut  enthaltenen  Antikörper  zustande, 
während  bei  der  Proteinkörperanaphylaxie  der  Sitz  der  Reaktion  in 
den  Zellen  des  Organismus  ist.  „Entweder  ist  das  Antigen  in  Lösung 
und  der  Antikörper  zellulär  fixiert  oder  das  Antigen  ist  an  die  Zelle 
gebunden  (im  vorliegenden  Fall  an  die  injizierten  Blutkörperchen) 
und  der  Antikörper  in  Lösung.“  Im  ersteren  Falle  bleibt  die  ana¬ 
phylaktische  Hypersensibilität  lange  bestehen  (bis  zu  1096  Tagen), 
im  letzteren  Fall  dagegen  müßte  sie  bald  verschwinden.  Verf.  konnte 
jetzt  tatsächlich  nachweisen,  daß  die  Blutkörperchenanaphylaxie  der 
Meerschweinchen  nach  45 — 60  Tagen  verschwindet.  Prigge. 

Fleisher,  Moyer  S.  and  Mayer,  Leo  L.,  The  influence  of  ana- 
phylactic  shock  on  fluid  in  the  peritoneal  cavity. 
I.  Influence  upon  quantity  of  fluid  absorbed  and 
upon  J  of  the  fluid.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  319.) 

Bei  dem  Ödem  der  lokalen  anaphylaktischen  Reaktion  spielen 
sicher  Veränderungen  der  Zellpermeabilität  eine  Rolle.  Um  Einblick 
in  diese  zu  gewinnen,  widmeten  Verff.  dem  Verhalten  der  Peritoneal¬ 
flüssigkeit  beim  anaphylaktischen  Shock  eingehende  Untersuchungen. 
Sie  arbeiteten  mit  Meerschweinchen,  die  mit  1  ccm  einer  50proz. 
Verdünnung  von  Eiereiweiß,  in  einigen  Fällen  auch  mit  0,5  ccm 
Pferdeserum  sensibilisiert  wurden.  Bei  der  Reinjektion  nach 
2—4  Wochen  erhielten  die  Tiere  1,5 — 6  ccm  Eiereiweiß  und  0,5 — 1  ccm 
Pferdeserum.  Sofort  oder  3  Minuten  nach  der  Antigeninjektion  er¬ 
hielten  die  Tiere  30  ccm  NaCl-Lösung  intraperitoneal.  Nach  ver¬ 
schieden  langer  Zeit,  15  Minuten  bis  19  Stunden,  wurden  sie  getötet, 
die  Peritonealflüssigkeit  gesammelt,  gemessen  und  untersucht.  Der 
osmotische  Druck  des  Blutes  wurde  durch  die  Reinjektion  nicht  be¬ 
einflußt.  Auch  die  Flüssigkeitsmenge  im  Peritoneum  war  bei  den 
Shocktieren  nicht  größer  als  bei  den  Kontrollen,  dagegen  war  der 
osmotische  Druck  deutlich  erhöht.  Diese  Erhöhung  war  noch  19  Stunden 
nach  der  Reinjektion  nachweisbar.  Die  Permeabilität  des  Peritoneal¬ 
endothels  wird  also  durch  den  Shock  merkbar  beeinflußt.  Ob  es  sich 
um  eine  verzögerte  Resorption  aus  der  Peritonealhöhle  oder  um  einen 


316 


Iminniiitätsforschung. 


vermehrten  Übertritt  von  Stoffen  in  sie  hinein  handelt,  müssen  weitere 
Untersuchungen  ergeben.  Möglicherweise  wird  die  Bewegung  der 
einzelnen  Stoffe  in  verschiedenem  Sinne  beeinflußt.  Es  ist  auch  noch 
nicht  festgestellt,  durch  welche  Substanzen  die  Erhöhung  des  osmo¬ 
tischen  Druckes  bedingt  ist.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Manwaring,  W.  H.,  Hoseplan,  T.  M.,  Enricht,  J.  ß.  and  Porter, 
Dorothy  F.,  Effects  of  dehepatization  on  the  reac- 
tions  of  the  urinary  bladder  in  canine  anaphylactic 
and  histamine  shock.  (Proc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21, 
p.  536.) 

Die  Kontraktion  der  Harnblase  in  den  ersten  2  Minuten  des 
anaphylaktischen  und  des  Histaminshocks  beim  Hunde  ist  nicht 
Folge  eines  Sinkens  des  arteriellen  Blutdrucks,  das  im  Gegenteil 
Abnahme  des  Blasentonus  bewirkt.  Nach  Entfernung  der  Leber 
tritt  sie  beim  anaphylaktischen  nicht  ein,  wohl  aber  beim  Histamin¬ 
shock.  Sie  beruht  beim  anaphylaktischen  Shock  wahrscheinlich  auf 
plötzlicher  Bildung  oder  Freiwerden  von  histaminähnlich  auf  die 
Blase  wirkenden  Leberanaphylatoxinen.  Bei  Perfusion  blutfreier 
anaphylaktischer  Leber  mit  dem  spezifischen  fremden  Eiweiß  in 
Lockescher  Flüssigkeit  wird  das  Perfusat  plötzlich  opaleszierend  oder 
milchig  trübe.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Popea,  A.  et  Constantinescii,  J.,  Sur  le  röle  de  la  glande 
thyroide  dans  1  ’ a n a p h y ]  a x i e.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  720.) 

Mit  Hilfe  der  Methodik  der  passiven  Anaphylaxie  (Übertragung 
des  Serums  „sensibilisierter“  Menschen  auf  Meerschweinchen)  konnte 
gezeigt  werden,  daß  die  Thyreoidea  beim  Zustandekommen  anaphy¬ 
laktischer  Phänomene  eine  beträchtliche  Rolle  spielt:  Patienten  mit 
Hypothyreoidismus  lassen  sich  nur  schwer  sensibilisieren,  während 
durch  das  Serum  von  solchen  mit  Hyperthyreoidismus  ein  sehr  heftiger 
Shock  zustande  gebracht  wird.  Prig ge  (Frankfurt  a.  M.). 

Kritehevsky,  J.  L.,  Heterogeneous  anaphylaxis.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  32,  p.  196.) 

Mit  roten  Hühnerblutkörperchen  immunisierte  Kaninchen  bilden 
anaphylaktische  Antikörper  gegen  rote  Hammelblutkörperchen.  Die 
Tiere,  die  das  Bild  einer  heterogenen  Anaphylaxis  darbieten,  besitzen 
immer  heterogene  Hämolysine  und  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  stehen 
die  anaphylaktischen  Erscheinungen  in  direktem  Zusammenhang  mit 
dem  Grad  des  hämolytischen  Titers.  Dieterlen  (Rottweil). 

Dold,  H.,  Bildung  von  Anaphylatoxin  (Serotoxin)  aus 
Trockenkomplement.  (Klin.  Wsclir.  1924  S.  1448.) 


Immunitätsforsch  UDg. 


317 


Aus  den  Versuchen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  das  Trocken¬ 
komplement  (Trockenserum)  noch  die  Fähigkeit  zur  Anaphylatoxin- 
bildung  besitzt.  Diese  Fähigkeit  erscheint  aber  verringert. 

Schuster  { Frankfurt  a.  0.). 

Arloing,  F.  et  Spassitch,  B.,  Choc  hemoclasique  digestif  et 
figure  d’Arneth;  variations  et  rapports  avec  la  leu* 
copenie  et  la  pression  arterielle.  (C.  r.  Soc.  de  Bio!. 
1924,  90,  p.  495.) 

Untersuchungen  über  die  Beziehungen  zwischen  hämoklasischer 
Krise,  Arnethscher  Formel  und  Blutdruck.  Prigge  {. Frankfurt  a.  M.). 

Dumas,  Antoine,  Pulsatilite  et  tension  arterielle  dans 
le  choc  vaccinal.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  499.) 

Untersuchungen  am  Gefäßsystem  über  die  Wirkungen  des  bei 
der  Vaccinationstherapie  der  Infektionskrankheiten  gelegentlich  zu 
beobachtenden  Shocks.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Kmietowicz,  F.  et  Koskowski,  W.,  Choc  colloidoclasique  et 
pression  du  sang.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  710.) 

Der  Sturz  des  Blutdrucks  während  des  kolloidoklasischen  Shocks 
ist  nicht  die  Ursache  der  charakteristischen  Shockphänomene  (Leuko¬ 
penie,  Inkoagulabilität  des  Blutes,  Lymphocytose,  Refraktionsänderung 
usw.);  diese  stellen  sich  vielmehr  auch  ein,  wenn  eine  Blutdruck¬ 
senkung  vermieden  oder  sogar  eine  Steigerung  des  Blutdrucks  erzeugt 
wird  (experimentelles  Material).  Ebenso  ist  die  zweite  Phase  des 
Shocks  (Leukocytose)  nicht  durch  Blutdrucksteigerung  bedingt. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M). 

Bigwood,  E.-J.,  Contribution  ä  l’etude  de  l’acidose  du 
choc  an a phylac ti que.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  375.) 

Untersuchungen  über  den  Mechanismus  der  Hyperacidität  des 
Blutes  beim  anaphylaktischen  Shock.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Zunz,  Edgard  et  La  Barre,  Jean,  Sur  les  modifications  de  la 
reaction  etdela  tension  superficielle  dans  U anaphy¬ 
laxiepassive.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  658.) 

•• 

Die  bei  passiver  Anaphylaxie  beobachteten  Änderungen  der 
Oberflächenspannung  und  der  Reaktion  des  Plasmas  sind  denen  bei 
aktiver  Anaphylaxie  beschriebenen  analog.  (Abnahme  der  Alkaleszenz 
und  der  Oberflächenspannung).  Prigge  {. Frankfurt  a.  M.). 

Da  Costa  Cruz,  J.,  Au  sujet  de  l’anaphylaxie.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  90,  p.  297.) 


318 


Immunitätsforschung. 


Verf.  erbringt  den  Nachweis,  daß  die  von  Vasconcellos 
erhaltenen  negativen  Resultate  bei  der  Erzeugung  der  Meer¬ 
schweinchenanaphylaxie  lediglich  auf  die  von  jenem  Autor  verwandte 
intracerebrale  Injektion  zurückzuführen  sind.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Moldovan,  J.  et  Zolog,  M.,  L’anaphylaxie  par  hematies  est 
une  reaction  humorale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  217.) 

Drei  Serien  Meerschweinchen  wurden  sensibilisiert,  die  ersten 
mit  Pferdeserum,  die  zweiten  mit  Pferdeerythrocyten,  die  dritten  mit 
gewaschenen  und  vollständig  von  anhaftendem  Serum  befreiten  Pferde¬ 
erythrocyten  (alles  subkutan;  mit  den  Erythrocyten  wurde  zweimal 
sensibilisiert,  Intervall  5  Tage).  19  Tage  nach  der  letzten  sensibili¬ 
sierenden  Injektion  wurde  reinjiziert  und  die  tödliche  Mindestmenge 
festgestellt.  Dann  wurde  durch  Transfusion  bei  einem  Teil  der 
sensibilisierten  Tiere  das  Blut  durch  das  Blut  normaler  Meer¬ 
schweinchen  ersetzt  und  hierauf  bei  ihnen  ebenfalls  die  tödliche 
Mindestmenge  festgelegt  Bei  den  Tieren,  die  mit  Pferdeserum 
sensibilisiert  waren,  blieb  die  Hypersensibilität  nach  der  Entfernung 
des  Blutes  genau  die  gleiche  wie  bei  den  nicht  entbluteten  Tieren. 
Bei  den  mit  Erythrocyten  sensibilisierten  Meerschweinchen  war  nach 
der  Blutsubstitution  zur  Auslösung  des  tödlichen  Shocks  eine  fünfmal 
so  große  Menge  erforderlich  als  bei  den  Kontrollen;  der  Rückgang 
der  Sensibilität  entsprach  der  Menge  des  entfernten  Blutes.  Die 
anaphylaktische  Reaktion  bei  Meerschweinchen,  die  mit  Zellen 
(Erythrocyten)  sensibilisiert  sind,  ist  also  humoraler  Natur.  Prigge . 

Zunz,  Edgard  et  la  Barre,  Jean,  A  propos  des  variations  du 
Sucre  libre,  du  Sucre  proteidique  et  de  l’acide  lactique 
lors  du  choc  anaphylactique  chez  le  cobaye.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  91,  p.  121.) 

Beim  anaphylaktischen  Shock  ist  eine  hyperglykämische  Phase 
mit  Zunahme  der  Milchsäure  und  eine  hypoglykämische  Phase  mit 
beträchtlicher  Vermehrung  der  Milchsäure  zu  beobachten. 

Dieselben,  S u r  les  modifications  de  l’alcalinite  sanguine 
au  cours  du  choc  anaphylactique.  (Ibid.  p.  126.) 

Während  des  akuten  anaphylaktischen  Shocks  des  Meerschweinchens 
nimmt  die  Alkalireserve  des  Plasmas,  sein  Gehalt  an  Phosphationen 
und  sein  Gesamtcalciumgehalt  ab;  diese  Veränderungen  erklären  zum 
Teil  die  Senkung  des  pH  im  Verlauf  des  Shocks.  Entsprechend  der 
Kugelmaß-Shohlschen  Formel,  derzufolge  der  ionisierte  Anteil  Calcium 
von  den  H-,  HC03-  und  HP04-Ionen  abhängt,  wäre  also  anzunehmen, 
daß  trotz  der  Verminderung  des  Gesamtcalciums  der  ionisierte  Anteil 
während  des  akuten  Shocks  zunimmt. 


Immunitätsforschung. 


319 


Dieselben,  A  propos  de  l’action  protective  de  l’atropine 
da  ns  le  choc  anaphylactique  du  cobaye.  (Ibid.  p.  132.) 

Untersuchungen  über  den  Einfluß  des  Atropins  auf  den  anaphy¬ 
laktischen  Shock  beim  Meerschweinchen,  insbesondere  auf  die  Ab¬ 
nahme  der  Oberflächenspannung  und  der  Alkaleszenz  des  Plasmas. 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Cluzet,  Kofman  et  Milhaud,  M.,  Des  modifications  de  la 
co  n  centration  du  sang  en  io  ns  hydrogene  au  cours  du 
choc  anaphylactique  experimental.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  669.) 

Übereinstimmend  mit  anderen  Autoren  finden  Verif.,  daß  das 
pH  des  Blutes  beim  anaphylaktischen  Shock  des  Meerschweinchens 
abnimmt.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Schmidt,  Paul,  Über  den  anaphylaktischen  Shock  beim 
Meerschweinchen.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924  S.  151.) 

Es  kann  heute  als  feststehend  angesehen  werden,  daß  der  an¬ 
aphylaktische  Shock  mit  völlig  eiweißfreien  Präparaten  (Stärkekleister- 
und  Agar- Agar-Präparate)  mit  gleicher  Regelmäßigkeit  sich  erzeugen 
läßt  wie  mit  Eiweißpräparaten.  Es  muß  danach  die  Noxe,  welche 
den  Shock  auslöst,  in  die  Gruppe  der  Fibrino- Globuline  gehören,  die 
sich  an  die  ultramikroskopischen  Kleister-  bzw.  Agarteilchen  anlegen 
oder  die  bei  der  Präzipitation  nach  Reinjektion  von  artfremdem 
Serum  gebildet  werden.  —  Was  den  Mechanismus  der  Wirkung  des 
Anaphylatoxins  beim  Meerschweinchen  anlangt,  so  vertritt  Verf.  den 
wohlbegründeten  Standpunkt,  daß  das  charakteristische  Emphysem 
der  im  Shock  zugrunde  gehenden  Tiere  durch  ein  Ödem  der 
Bronchiolenwand  und  Schleimhaut  selbst  bedingt  ist,  und  daß  die 
Bronchialarterien  bzw.  Bronchiolenkapillaren  der  Ort  der  Wirkung  der 
Noxe  sind.  E.  Gildemeister  [Berlin). 

•  • 

Schmidt,  P.  und  Barth,  E.,  Uber  die  Bedeutung  desLungen- 
ödems  beim  anaphylaktischen  Shock  des  Meer¬ 
schweinchens.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  209.) 

Beibringen  weiterer  Beweismomente  dafür,  daß  das  Ödem  der 
Bronchiolen  und  der  Lunge  die  wesentliche  Ursache  für  das  Symptom¬ 
bild  des  Shocks  ist.  Der  Bronchospasmus  ist  um  so  mehr  als  Ursache 
abzulehnen,  als  eine  durch  Shock  geblähte  Lunge  auch  nach  8  tägiger 
Lagerung,  innerhalb  deren  jede  Kontraktion  erschlafft  sein  müßte, 
nicht  exprimiert  werden  kann.  Die  Frage,  ob  die  Kapillaren  der 
Pulmonalis  oder  die  der  Bronchialarterien  der  Hauptort  des  Angriffs 
der  Noxe  sind,  die  nach  Ansicht  der  Verff.  die  Wandungen  für  das 
Plasma  durchgängig  macht,  läßt  sich  nicht  einwandfrei  klären  wegen 


320 


Immunitätsforschung. 


der  ausgedehnten  Anastomosenbildung  beider  Gefäßgebiete.  Wäre 
das  Ödem  Sekundärfolge  des  Erstickungsvorganges,  dann  müßte  es 
auch  bei  Erstickungsversuchen  mittels  Kompression  der  Trachea  ein- 
treten.  Die  Lungen  solcher  Art  erstickter  Tiere  sind  aber  kollabiert 
und  mit  Leichtigkeit  zu  exprimieren.  Noetel  ( Landsberga .  w.). 

Mendeleeff,  P.  et  Hannevart,  G.,  Anaphylaxie  et  immunite 
du  coeur  isole  du  cobaye.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  642.) 

Durchspült  man  das  überlebende  Herz  eines  normalen  Meer¬ 
schweinchens  mit  Lockescher  Lösung  unter  Zusatz  von  Glukose  und 
dauernder  Sauerstoffzufuhr,  so  kann  man  es  lange  Zeit  in  Tätigkeit 
erhalten.  Zusatz  von  Ziegenserum,  Agar  oder  Pepton  verringert  die 
Amplitude  und  die  Zahl  der  Kontraktionen  ein  wenig.  Verwendet 
man  das  Herz  von  Tieren,  die  zuvor  durch  eine  intraperitoneale 
Peptoninjektion  sensibilisiert  wurden,  so  beobachtet  man  vom  1.  bis 
zum  6.  Tag  nach  der  Injektion,  daß  der  Peptonzusatz  zur  Spülflüssig¬ 
keit  immer  giftiger  wirkt  (Herzstillstand  bis  zur  Wiederverwendung 
von  Lockescher  Lösung).  Ein  am  6.  Tag  nach  der  Injektion  iso¬ 
liertes  Herz  hört  bei  Verwendung  von  Peptonspülflüssigkeit  brüsk  zu 
schlagen  auf,  fängt  jedoch  —  wie  an  den  Tagen  vorher  —  bei  Ver¬ 
wendung  von  peptonfreier  Lockescher  Lösung  wieder  zu  schlagen  an. 
12  Tage  nach  der  sensibilisierenden  Injektion  ist  das  Herz  refraktär 
gegen  den  Peptonzusatz  geworden;  es  bleibt  nun  nicht  mehr  stehen, 
sondern  schlägt  sogar  mit  größerer  Amplitiide.  —  Behandelt  man  die 
Meerschweinchen  durch  mehrmalige  subkutane  oder  intraperitoneale 
Ziegenseruminjektionen  vor,  so  ist  das  Herz  3  Tage  nach  der  3.  In¬ 
jektion  noch  sehr  empfindlich  gegen  Zusatz  von  Ziegenserum  zur 
Spülflüssigkeit.  3  Tage  nach  der  4.  Injektion  ist  es  jedoch  schon 
refraktär;  3  Tage  nach  der  5.  Injektion  schlägt  das  Herz  bereits 
wesentlich  besser  in  Lösung  mit  Serumzusatz  als  in  serumfreier 
Spülflüssigkeit.  Nach  der  6.  und  7.  Injektion  sind  die  Resultate 
analog.  —  Verwendet  man  Agar,  so  bleibt  9  Tage  nach  intravenöser 
Injektion  einer  Agarlösung  das  Herz  bei  Verwendung  einer  Spül¬ 
flüssigkeit  mit  Agarzusatz  stehen,  und  zwar  definitiv:  wenn  man  mit 
agarfreier  Lösung  weiterspült,  so  beginnt  es  nicht  wieder  zu  schlagen. 
Verff.  sprechen  von  einem  anaphylaktischen  Shock  des  Herzens.  — 
Theoretische  Erwägungen.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Lumiere,  Auguste  et  Coijturier,  Henri,  Sensibilisation 
anaphylactique  parvoie  oculaire.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences. 
1924,  178,  p.  900.) 

Auf  Grund  der  Tatsache,  daß  es  gelingt,  Meerschweinchen  von 
der  Konjunktiva  aus  mit  Tuberkelbazillen  zu  infizieren,  haben  die 
Autoren  versucht,  Anaphylaxie  durch  Applikation  von  Eieralbumin 


Immuuitätsforschung. 


321 


auf  die  Bindehaut  des  Auges  zu  erzeugen.  Die  auf  diese  Weise 
sensibilisierten  Meerschweinchen  waren  nach  Verlauf  von  11  Tagen 
überempfindlich;  jedoch  gelang  es  nicht,  die  Tiere  so  regelmäßig 
umzustimmen,  als  es  bei  subkutaner  Einverleibung  des  Anaphylaktogens 
möglich  ist.  Rosel  Goldschmidt  {Frankfurt  a.  M.). 

Garofeano,  M.  et  Dörövici,  M.,  Sur  l’evolution  de  la  chole- 
sterinemie  au  cours  du  choc  peptonique.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  90,  p.  153.) 

Beim  Peptonshock  des  Hundes  (Wittepepton)  findet  man  eine 
leichte  Verminderung  des  Serumcholesterins,  bei  Reinjektion  der 
gleichen  Menge  jedoch  eine  geringe  Zunahme.  Verwendet  man 
Chapoteau-Pepton,  so  findet  man  dagegen  eine  häufig  recht  beträcht¬ 
liche  Cholesterin  Vermehrung.  Frigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Philippson,  Maurice,  Mendeleeff,  P.  et  Platounoff,  Constantin, 

Anaphylaxie  cellulaire  etudiee  par  la  resistance 
electrique  des  tissus.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  375.) 
Die  Konstanten  des  elektrischen  Widerstandes  der  Leberzelle 
erfahren  beim  Meerschweinchen  nach  intraperitonealer  Peptoninjektion 
beträchtliche  Veränderungen  (Senkung  mit  anschließendem  langsamem 
Wiederanstieg  bis  über  die  Norm)  und  zeigen  so  die  tiefgreifenden 
Einwirkungen  an,  deren  deutlichster  Ausdruck  der  anaphylaktische 
Shock  ist.  Frigge  {Frankfurt  a.  M). 

Kmietowicz,  F.  et  Koskowski,  W.,  Hemoclasie  et  pneumo- 
gastrique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  313.) 

Untersuchungen  am  Hund  über  den  Einfluß  der  Vagotomie  auf 
den  Peptonshock  und  die  hämoklasische  Krise.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Arloing,  Fernand  et  Dufourt,  A.,  Sectiondupneumogastrique 
et  choc  pleural  parinjectiond.ecaseine  chezlecobaye. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  219.) 

Einseitige  Vagotomie  schwächt  den  durch  Einbringung  von  Kasein 
in  die  gleichseitige  Pleurahöhle  hervorgebrachten  Shock  nicht  ab. 
Doppelseitige  Vagotomie  führt  in  25—60  Minuten  zum  Tod.  Die 
sofort  nach  dieser  Operation  ausgeführte  intrapleurale  Kaseininjektion 
löst  ebenfalls  typischen  Shock  aus.  Allerdings  wird  der  Shock  um  so 
schächer,  je  größer  der  zeitliche  Abstand  zwischen  der  Operation  und 
der  Injektion  ist.  Doch  handelt  es  sich  hierbei  wahrscheinlich  um 
eine  durch  den  herannahenden  Tod  bedingte  Maskierung  der  Shock- 
wirkung.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Parker,  J.  T.  and  Parker  jr.,  F.,  Anaphylaxis  in  the  white 
rat.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44,  p.  263.) 

Erste  Abt.  Ref.  Bd  78.  No.  13/14. 


21 


322 


Immunitätsforschung. 


Der  anaphylaktische  Shock  kann  bei  weißen  Ratten  sowohl  nach 
aktiver  als  passiver  Sensibilisierung  bewirkt  werden.  Das  typische 
Bild  des  anaphylaktischen  Shocks  bei  weißen  Ratten  ähnelt  nicht 
dem  beim  Meerschweinchen,  sondern  gleicht  in  manchen  Beziehungen 
dem  beim  Hund.  Wedemann  (Berlin). 

Weiss,  Nacif,  Anaphylaxie  par  les  venins  des  serpents 
sud- am ericains.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  92,  p.  24.) 

Man  kann  beim  Meerschweinchen  die  klassischen  Symptome  der 
Anaphylaxie  mit  Schlangengiften  erzeugen.  Die  Erscheinungen  sind 
in  hohem  Grade  spezifisch,  jedoch  kommt  man  zu  Reaktionen  auch, 
wenn  man  zur  Sensibilisierung  und  Auslösung  zwei  Gifte  nah  ver¬ 
wandter  Arten  verwendet.  Prig ge  (Frankfurt  a.  M.). 

Bold,  H.,  Anaphylaktoide  Erscheinungen  nach  intra¬ 
venöser  Einspritzung  geringer  Mengen  von  Form¬ 
aldehyd.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1405.) 

Kleine  Mengen  von  Formaldehyd,  intravenös  Meerschweinchen 
oder  Kaninchen  eingespritzt,  bewirken  Reizerscheinungen,  die  je 
nach  der  eingespritzten  Menge  in  Tränensekretion,  Jucken,  Niesen, 
Kauen,  Muskelzittern,  Urin-  und  Kotabgang,  Atemnot,  Krämpfen, 
Exitus  mit  Lungenblähung  bestehen.  Auffallend  und  charakteristisch 
ist,  besonders  bei  Meerschweinchen,  nach  Einspritzung  einer  größeren 
Dosis,  die  Auspressung  eines  milchigen  Sekrets  in  der  Lidspalte 
(Sekret  der  Meibomschen  Drüsen).  Dieser  Formaldehydshock  wird 
offenbar  durch  eine  direkte  Reizwirkung  des  Formaldehyds  auf  die 
Endothelien  der  Gefäße  hervorgerufen.  Längerer  Kontakt  des 
Formaldehyds  mit  Serum  bringt  infolge  Bindung  des  Formaldehyds 
an  die  Serumeiweißkörper  die  beschriebene  Giftwirkung  zum  Ver¬ 
schwinden.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Flaum,  A.,  Peut-on  provoquer  l’antianaphylaxie  chez  les 
cobayes,  en  faisant  des  injections  intracarotidiennes 
centripetes  de  serum  de  lapin  hemolytique  pour  les 
hematies  de  mouton?  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  476.) 

Forssman  hat  einen  charakteristischen,  besonders^durch  Gleich¬ 
gewichtsstörungen  ausgezeichneten,  zum  Tod  führenden  pathologischen 
Zustand  beschrieben,  der  durch  zentripetal  gerichtete,  intrakarotidiale 
Injektion  hammelblutlösender  Kaninchensera  beim  Meerschweinchen 
hervorgerufen  wird.  Die  beobachteten  Störungen  sind  wahrscheinlich 
durch  Läsionen  im  Cerebellum  und  in  der  Medulla  oblongata  bedingt, 
indem  bei  retrograder  Injektion  eine  wesentlich  höhere  Menge  der 
injizierten  Flüssigkeit  auf  dem  Weg  über  die  Arteria  vertebralis  zu 
den  bezeichneten  Organen  abfließt  als  bei  zentrifugaler  Injektion. 


Immnnitätsforschun  g. 


323 


Das  beschriebene  Phänomen  ist  nicht  hervorgerufen  durch  die  Hämo¬ 
lysine  des  Immunserums,  also  nicht  identisch  mit  der  „umgekehrten 
Anaphylaxie“.  Während  man  das  Tier  gegen  letztere  (intravenöse 
Injektion)  durch  doppelseitige  Nierenexstirpation  resistenter  machen 
kann,  ist  dies  bei  intrakarotidialer  Injektion  nicht  möglich.  Und 
während  man  durch  vorherige  Injektion  untertödlicher  Dosen  Anti¬ 
anaphylaxie,  also  Schutz  gegen  die  nachfolgende  intravenöse  Injektion 
tödlicher  Dosen  erzeugen  kann,  ist  diese  Vorbehandlung  gegen  intra- 
karotidiale  völlig  unwirksam.  Um  den  Einwand,  bei  intravenöser 
Injektion  werde  nur  eine  zu  kleine  Serummenge  im  Cerebellum  und 
in  der  Medulla  oblongata  fixiert,  während  man  durch  vorherige  intra- 
karotidiale  Injektion  Antianaphylaxie  erzeugen  könne,  zu  entkräften, 
hat  Verf.  Versuche  in  dieser  Richtung  angestellt.  Er  konnte  so  mit 
verschiedenen  hämolytischen  Seris  zeigen,  daß  man  durch  vorherige 
zentripetale  intracarotidiale  Injektion  nicht  tödlicher  Mengen  keine 
Antianaphylaxie  erzeugen  kann.  Der  zum  Tod  führende  Symptomen- 
komplex  erscheint  wie  bei  un vorbehandelten  Tieren.  Prigge. 

Arloing,  F.,  Langeron,  L.  et  Spassitch,  B.,  Desensibilisation 
dans  l’anaphylaxie  digestive  experimentale  du  co- 
baye.  Son  mecanisme:  skeptophylaxie  ou  desana- 
phylaxie  vraie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  70.) 

Methoden  zur  Desensibilisierung  von  Meerschweinchen,  die  — 
nach  Präparation  mit  Galle  —  auf  oralem  Wege  anaphylaktisiert 
waren.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Zolog,  M.,  Action  de  l’absence  de  Vitamine  C  sur 
l’anaphylaxie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  215.) 
Meerschweinchen,  die  ohne  Vitamin  C  ernährt  und  mit  Pferde¬ 
serum  sensibilisiert  werden,  sind  gegen  Reinjektionen  von  Pferde¬ 
serum  weniger  empfindlich  als  normal  ernährte  Kontrolltiere.  Die 
Hyposensibilität  ist  desto  größer,  je  länger  die  Tiere  vor  der  Sensibili¬ 
sierung  vitaminfrei  ernährt  werden  und  je  jünger  die  Tiere  sind. 

Prigge  {Frankfurt  a.M). 

Arloing,  Fernand,  Langeron,  L.  et  Ricard,  Action  des  pre- 
parations  de  soufre  colloidal  dans  les  phenomenes 
d’anaphylaxie  experimentale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  221.) 

Untersuchungen  über  die  abschwächende  Wirkung  von  kolloi¬ 
dalem  Schwefel  auf  die  Erscheinungen  des  anaphylaktischen  Shocks. 

Vergleich  mit  der  deutlicheren  Wirkung  einer  Schwefelquelle. 

Pr  igge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Cahn,  R.,  Über  die  antianaphylaktische  Wirkung  von 
Mineralwässern.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1857.) 


21* 


324 


Immunitätsforschung. 


Die  vom  Verf.  an  Meerschweinchen  angestellten  Versuche  über 
die  desensibilisierende  Wirkung  von  Mineralwässern  ergaben  haupt¬ 
sächlich  folgendes:  Sämtliche  mit  Vichy- Wasser  behandelten  Tiere 
wurden  vor  dem  anaphylaktischen  Schock  geschützt.  Bei  Versuchen 
mit  deutschen  Mineralwässern  gelang  die  Desensibilisierung  mit 
Fachinger  Wasser  nur  in  einem  Falle.  Mit  Emser  und  Wildunger 
Wasser  ließ  sich  eine  deutliche  Desensibilisierung  erreichen,  dieselbe 
war  aber  weniger  sicher  als  beim  Vichy- Wasser.  Lösungen  von  den 
Abdampfrückständen  des  natürlichen  Vichy-  und  Emsersalzes  übten 
bis  auf  eine  Ausnahme  (Vichy- Salz)  keine  desensibilisierende  Wirkung 
aus.  Das  Vorhandensein  von  Alkalien  kann  nach  Ansicht  des  Verf. 
nicht  als  Ursache  der  desensibilisierenden  Wirkung  angesehen  werden. 

Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Arloing,  F.  et  Langeron,  L.,  Action  preventive  du  choc 
anaphylactique  sur  l’intoxication  experimentale  par 
la  strychnine.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  73.) 

Nach  einem  anaphylaktischen  Shock  vertrugen  Kaninchen  und 
Meerschweinchen  unter  bestimmten  Umständen  eine  tödliche  Dosis 
Strychnin  oder  blieben  wenigstens  länger  am  Leben,  als  nach  dem 
Grad  der  Vergiftung  zu  erwarten  war.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Berger,  W.,  Neuere  Anschauungen  über  das  Wesen  und 
über  die  Behandlung  der  Pollenidiosynkrasie  (des 
sog.  Heufiebers).  (W.  kl.  W.  1924  S.  940.) 

Bei  der  Pollenidiosynkrasie  handelt  es  sich  um  eine  in  bestimmten 
überempfindlichen  Geweben  (Schleimhaut  der  Luftwege,  Bronchial¬ 
muskulatur)  ablaufende  Reaktion  zwischen  einem  dort  vorhandenen 
antikörperartigen  Reaktionskörper  mit  den  durch  Inhalation  zu¬ 
geführten  Pollen  und  dadurch  herbeigeführte  Zellreizung.  Unter  den 
therapeutischen  Maßnahmen  hat  sich  in  neuerer  Zeit  besonders  die 
spezifische  Herabsetzung  der  allergischen  Reaktivität  durch  spezi¬ 
fische  Desensibilisierung  mittels  fortgesetzter  parenteraler  Zufuhr 
kleiner  Mengen  der  auslösenden  Pollensubstanzen  bewährt.  Sie  ist 
jedenfalls  rationeller  als  das  Abfangen  der  Pollen  an  der  Eingangs-, 
pforte  durch  unspezifische  Salben  und  ihre  Neutralisation  durch 
Antiserum  (Pollantin  nach  Dunbar,  Graminol  nach  Weichardt).  Die 
desensibilisierende  Behandlung  ist  empirisch  wohl  begründet  und 
theoretisch  verständlich  besonders  durch  die  von  Doerr  angebahnte 
und  durchgeführte  Analogisierung  zwischen  Idiosynkrasie  und  Ana¬ 
phylaxie  und  bildet  zugleich  ein  Glied  in  der  Kette  der  Beweise 
für  eine  nahe  Verwandtschaft  des  Mechanismus  der  beiden.  Die 
desensibilisierende  Behandlung  ist  keine  kurative,  sondern  eine  pro¬ 
phylaktische  und  entspricht  insofern  der  Idealform  der  Therapie. 
Sie  ist  sicher  noch  verbesserungsbedürftig  im  Hinblick  auf  die  Er- 


(THerellesches  Phänomen. 


325 


zielung  einer  dauernden  Resistenz,  einer  Vereinfachung  der  Behand¬ 
lung  und  einer  Einbeziehung  der  bisher  refraktären  Fälle.  Bei  der 
Schwere  des  Leidens  und  bei  der  jeder  sonstigen  Behandlung  (mit 
Ausnahme  der  teuren  und  schwer  radikal  genug  durchführbaren 
Klimatotherapie)  trotzenden  Eigenart  der  meisten  Fälle  bedeutet  aber 
die  desensibilisierende  Behandlung  der  Pollen-Idiosynkrasie  schon  in 
ihrer  heutigen  Form  einen  bedeutenden  Fortschritt.  Hetsch. 

Borchardt,  W.,  Biologische  Beiträge  zum  d’He reileschen 
Phänomen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1923,  37,  S.  1.) 

Filtrate  von  Bakterien-Immunserumgemischen  lösen  das  d’Herelle- 
sche  Phänomen  nicht  aus.  Die  Serumantikörper  scheinen  also  keine 
Rolle  bei  diesem  zu  spielen.  Dagegen  tritt  bei  Kaninchen,  die  nach 
Abstumpfung  der  Magensalzsäure  mit  großen  Mengen  von  Ruhrbazillen 
infiziert  werden,  schon  nach  24  Stunden  zugleich  mit  den  Bazillen 
Bakteriophagenwirkung  auf.  In  vitro  sind  Speichel  und  Magensaft 
unwirksam,  dagegen  gelingt  es,  mit  Duodenalsaft  Von  Fistelhunden 
schon  nach  einer  Passage  mittelstark  wirksame,  später  in  ihrer 
Wirkung  sich  steigernde  Lysate  gegenüber  der  Coli-Typhus-Ruhr- 
gruppe  und  vielleicht  auch  gegenüber  Staphylokokken  zu  erzeugen. 
Darmabwärts  wird  die  Wirkung  des  Darminhalts  immer  schwächer. 
Am  leichtesten  beeinflußt  werden  Dysenterie  y  und  Flexner  und  Coli, 
es  folgen  Dysenterie  Sliiga,  Paratyphus  B  und  zuletzt  Typhusbazillen 
und  Staphylokokken.  Proteus,  Pyocyaneus,  Cholera,  Diphtherie,  Milz¬ 
brand,  Friedländer,  Strepto-  und  Pneumokokken  blieben  stets  unbe¬ 
einflußt.  Ebenso  verhalten  sich  die  Bakterienarten  gegenüber  einem 
Colilysat,  woraus  folgt,  daß  primär  und  sekundär  angreifendes  bakterio- 
lytisches  Prinzip  in  ihrer  Wirkung  identisch  sind.  Auch  hinsichtlich 
Thermo-  und  Chemoresistenz  sowie  ihrer  proteolytischen  Wirkung 
zeigen  beide  keine  Unterschiede.  Durch  Zusammenwirken  an  sich 
unwirksamer  Pankreas-  und  Dünndarmschleimhautextrakte  der  Katze 
ließ  sich  Bakteriophagenwirkung  erzielen.  Es  ist  demnach  anzu¬ 
nehmen,  daß  es  sich  bei  dem  d’Herelleschen  Phänomen  primär  um 
die  Wirkung  des  durch  Enterokinase  aktivierten  Trypsinogens,  also 
des  Trypsins  handelt,  das  bei  den  beeinflußbaren  Keimen  gewisser¬ 
maßen  zu  einer  Herausschälung  von  gleichartig  wirkendem  Ferment 
führt.  Mit  den  Handelspräparaten  von  Trypsin  scheint  sich  die 
Bakteriolyse  nicht  in  Gang  setzen  zu  lassen,  da  sie  meist  auch  pro¬ 
teolytisch  unwirksam  sind.  Das  Trypsin  stellt  otfenbar  ein  natür¬ 
liches  Immunitätsprinzip  dar,  das  eine  wichtige  Rolle  bei  der  Ent¬ 
keimung  und  damit  Gesundung  des  darminfektionskranken  Organismus 
spielen  dürfte.  Damit  stimmt  überein,  daß  sich  das  bakteriolytische 
Prinzip  hauptsächlich  im  Rekonvaleszenzstadium  aus  dem  Stuhl  ge¬ 
winnen  läßt.  Kurt  Meyer  (Berlin). 


326 


d’Herellesches  Phänomen.  —  Sitzungsbericht. 


Biemond,  A.  G.,  Einige  Bakt  eriophagenun  tersuchungen. 

(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  681.) 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  beschäftigen  sich  1.  mit  der  Größe 
des  Bakteriophagen,  durch  Ultrafiltration  bestimmt,  2.  seiner  Empfind¬ 
lichkeit  gegen  ultraviolettes  Licht  und  3.  seiner  Destillierbarkeit.  — 
Aus  seinen  Untersuchungsresultaten  glaubt  Verf.  die  Folgerung  ziehen 
zu  können,  daß  die  d’Her  eile  sehe  Auffassung  vom  Bakteriophagen 
als  einem  präformiert  korpuskularen  Element  als  richtig  anerkannt 
werden  muß  und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  1.  Die  Ultrafiltration 
hat  gezeigt,  daß  wir  es  mit  einem  korpuskulären  Etwas  zu  tun 
haben.  Die  Teilchen  sind  in  Größe  untereinander  verschieden,  sowie 
auch  die  Teilchen  zweier  verschiedener  Bakteriophagenstämme.  — 
2.  Gerade  wie  Bakterien  ist  auch  der  Bakteriophag  empfindlich 
gegen  ultraviolettes  Licht,  wenn  man  die  schützende  Wirkung  der 
Bouillon  ausschaltet.  —  3.  Der  Bakteriophag  ist  kein  flüchtiger 
Stoff.  Hiermit  entfällt  ein  starkes  Argument  der  Gegner  von 
d’Herelle.  *  Schill  [Dresden). 


Nachdruck  verboten. 

Berliner  Gesellschaft  für  Mikrobiologie. 

Sitzung  vom  17,  November  1924. 

I. 

Gins,  H.  A.,  Bericht  über  das  Ergebnis  der  Nachprüfung 
der  Frosch-Dahmenschen  Kulturversuche  des  Maul¬ 
und  Klauenseuchevirus. 

Nachdem  die  Mitglieder  der  Kommission  (Giese,  Gildemeister,  Gins, 
Kleine,  Lührs,  Richters)  durch  Herrn  Dahmen  die  Einzelheiten  seines 
Züchtungsverfahrens  erfahren  hatten,  wurden  die  Versuche  an  allen  drei  Arbeitsstellen 
aufgenommen,  mit  dem  Ziel,  aus  dem  Aphtheninhalt  infizierter  Meerschweinchen  zu 
Kulturen  des  Maul-  und  Klauenseuchevirus  zu  gelangen. 

Die  durch  Zentrifugieren  vorbereitete  Aufschwemmung  wurde  auf  die  Nähr¬ 
böden  übertragen,  aber  schon  hierbei  festgestellt,  daß  es  nicht  gelang,  eine  Anreiche¬ 
rung  des  Virus  im  Sediment  zu  erzielen.  Es  wurden  sogleich  eine  größere  Anzahl 
von  Nährbödenröhrchen  mit  dem  von  Dahmen  empfohlenen  Martin-ßouillon-Serum- 
agar  mit  Virus  beimpft  und  an  einzelnen  dieser  Röhrchen  die  Virulenz  des  Kondens- 
wassers  und  der  Nährbodenoberfläche  mit  der  Virulenz  des  Ausgangsmaterials  ver¬ 
glichen,  auch  wenn  noch  keine  sichtbaren  Veränderungen  auf  der  Agaroberfläche 
vorhanden  waren.  Hierbei  wurde  gefunden,  daß  bereits  nach  3 tägigem  Aufenthalt 
bei  37°  C  eine  Infektion  bei  Meerschweinchen  nicht  mehr  gelang.  Andererseits 
traten  kolonieähnliche  Veränderungen  auf  den  Nährböden  nach  der  von  Dahmen 
angegebenen  Zeit  auch  auf  Agarröhrchen  ein,  die  mit  Ausgangsmaterial  beschickt 
waren,  welches  sich  nicht  als  infektiös  erwiesen  hatte.  Gleichzeitig  wurden  auch 
andere  Ausgangsmaterialien  iu  die  Versuche  einbezogen.  Anfang  Juni  waren  Ver¬ 
änderungen  auf  den  Agarröhrchen  festgestellt,  die  sich  von  den  von  Dahmen  be- 


Sitzungsbericht. 


327 


schriebenen  Kulturen  nicht  unterscheiden  ließen,  wenn  die  Röhrchen  mit  Herpes-, 
Schweinepest-,  Lyssa-  und  Hundestaupevirus  beschickt  waren.  Diese  Versuche  waren 
teilweise  mit  Filtraten  durch  Berkefeld-  oder  Reichelkerzen  angesetzt. 

Gleichzeitig  wurden  Agarröhrchen  in  größerer  Zahl  mit  der  sterilen  Öse  be¬ 
strichen  und  auch  auf  diesen  zeigten  sich  nach  8 — 14  Tagen  Veränderungen,  welche 
identisch  waren  mit  den  von  D  ah  men  beschriebenen  und  mit  den  nach  Beimpfung 
mit  den  erwähnten  anderen  Virusarten. 

Die  Veränderungen  auf  den  Kontrollröhrchen  ließen  sich  passagenweise  fort¬ 
führen  und  ergaben  immer  wieder  das  gleiche  Bild,  wie  der  von  D  ah  men  be¬ 
schriebene  und  abgebildete  hauchfeine  Belag  entlang  dem  Impfstrich.  Die  Beläge 
auf  den  späteren  Abimpfungen  traten  oft  früher  auf  und  wurden  üppiger  als  in  den 
anderen  Röhrchen.  Auch  auf  Nährbodenröhrchen,  die  ohne  jede  Vorbehandlung  eine 
Reihe  von  Tagen  im  Brutschrank  gehalten  worden  waren,  fanden  sich  Gebilde,  die 
bei  Lupenbetrachtung  für  feinste  Kolonien  gehalten  werden  konnten.  Das  Auftreten 
dieses  feinen  Belages  oder  der  kleinen  kolonieähnlichen  Gebilde  zeigte  sich  abhängig 
von  dem  Nährboden.  Einzelne  Nährbodenportionen  blieben  ganz  unverändert,  gleich¬ 
gültig,  ob  sie  mit  Virus  oder  mit  der  sterilen  Öse  bestrichen  waren.  Und  auch  bei 
denjenigen  Nährböden,  welche  in  den  Schrägagarröhrchen  die  Beläge  und  kleinsten 
Kolonien  deutlich  zeigten,  konnten  diese  Veränderungen  auf  Agarplatten  niemals 
erzeugt  werden.  Der  Vergleich  der  feinen  Beläge  auf  den  Virusröhrchen  und  auf 
den  Kontrollen  wurde  mit  dem  unbewaffneten  Auge,  mit  der  Lupe  und  unter  dem 
Mikroskop  durchgeführt.  Das  Ergebnis  war  das  Fehlen  jeden  Unterschiedes  zwischen 
den  beiden  Nährbodenreihen.  Der  Austausch  der  in  den  einzelnen  Arbeitsstellen 
gewonnenen  Nährbodenveränderungen  brachte  ebenfalls  keine  Unterschiede  zutage. 

Die  Tierversuche  mit  den  mit  Virus  beschickten  Nährböden  blieben  alle 
negativ.  In  keinem  Fall,  auch  nicht  bei  Anwendung  der  von  D  ah  men  empfohlenen 
Serienimpfung  von  Tier  zu  Tier,  gelang  eine  Maul-  und  Klauenseucheinfektion  der 
Meerschweinchen. 

Auch  zwei  Kulturversuche,  die  Herr  D  ah  men  in  Gegenwart  von  Kommissions¬ 
mitgliedern  im  R.G.A.  angesetzt  hatte,  blieben  erfolglos. 

Auf  Grund  dieser  negativen  Ergebnisse  beschloß  die  Kommission,  die  Herren 
Frosch  und  D  ah  men  um  die  Überlassung  von  virulenten  typischen  Kulturen  und 
um  eine  abermalige  Demonstration  der  Unterschiede  zwischen  den  auf  den  Kulturen 
und  den  Kontrollen  erschienenen  Veränderungen  zu  ersuchen. 

In  einer  Besprechung  am  24.  Juli  1924  wurden  Herrn  D ah  men  eine  größere 
Zahl  von  Schrägagarröhrchen,  welche  teils  mit  Maul-  und  Klauenseuchevirus,  teils 
mit  steriler  Öse  bestrichen  waren,  vorgelegt,  mit  der  Bitte,  an  der  Hand  dieses 
Materials  die  typischen  Veränderungen  der  Maul-  und  Klauenseuchekultur  zu 
demonstrieren.  Hierbei  erwies  sich  ein  von  Herrn  D ahmen  als  typisch  bezeichnetes 
Röhrchen  als  Kontrolle.  An  dem  gleichen  Tage  übergab  Herr  D ahmen  der  Kom¬ 
mission  einige  Kulturen,  die  er  selbst  angelegt  hatte.  Diese  Kulturen  wurden  ein¬ 
gehend  auf  Virulenz  geprüft,  erwiesen  sich  aber  bei  keinem  von  mehr  als  70  damit 
oder  den  Subkulturen  beimpften  Meerschweinchen  als  infektiös. 

Insgesamt  sind  in  den  drei  Arbeitsstellen  über  150  Meerschweinchen  mit  dem 
nach  D  ah  mens  Methode  angelegten  Kulturen  infiziert  worden.  Eine  Maul-  und 
Klauenseucheerkrankung,  auch  nur  leichtester  Art,  wurde  in  keinem  Fall  beobachtet. 

Da  Geh. -Rat  Frosch  entgegen  der  Ansicht  der  Kommission  Unterschiede 
zwischen  den  Kulturen  und  den  Kontrollen  als  nachweisbar  erklärte,  wurden  gleich- 
alterige,  auf  gleichalterige  Nährböden  angelegte  Kulturen  und  Kontrollen  noch 
einigen  weiteren  Herren  bei  starker  mikroskopischer  Vergrößerung  (Immersion)  zur 
Begutachtung  vorgelegt.  Auch  die  Herren  Zettnow,  Boeker,  Schnabel,  Otto, 
Fortner,  Guth,  Herzberg,  Wedemann  konnten  sich  nicht  von  dem  Vor¬ 
handensein  von  Unterschieden  überzeugen.  Die  Untersuchungen  der  Kommission 


328 


Sitzungsbericht. 


haben  allerdings  ergeben,  daß  Unterschiede  bei  verschiedenen  Nährbodenportionen 
und  bei  verschieden  langer  Bebrütung  Vorkommen,  daß  sich  diese  aber  dann  in 
gleicher  Weise  bei  Kulturen  und  Kontrollen  zeigen.  Bei  der  photographischen 
Wiedergabe  ist  hierauf  besonders  Wert  zu  legen  und  zu  beachten,  daß  die  Größe 
der  kolonieähnlichen  Gebilde  sowohl  auf  der  mit  Virus  wie  auch  mit  steriler  Öse 
bestrichenen  Agaroberflächen  an  verschiedenen  Stellen  stark  differieren  kann. 

Da  Herr  D  ah  men  seit  11.  August  1924  noch  nicht  in  der  Lage  war,  der 
Kommission  virulente  Kulturen  zur  Verfügung  zu  stellen,  und  da  alle  Versuche  der 
Kommissionsmitglieder,  solche  Kulturen  zu  gewinnen,  ergebnislos  geblieben  sind,  ist 
die  Arbeit  der  Kommission  zum  Stillstand  gekommen. 


II. 

Frosch  und  Dahmen,  Erklärung  zu  dem  Bericht  der 
Kommission. 

Die  vorangängig  berichteten  Untersuchungsergebnisse  der  Kommission  können 
wir  weder  als  eine  ausreichende  noch  auch  in  wichtigen  Punkten  zutreffende  Nach¬ 
prüfung  unserer  Angaben  über  Kultur  und  Morphologie  des  Maul-  und  Klauenseuche¬ 
erregers  anerkennen.  Wesentliche  Differenzpunkte  sind  ungeklärt  geblieben,  und 
unsere  bei  den  gemeinschaftlichen  Arbeiten  geäußerte  abweichende  Meinung  finden 
wir  leider  nicht  in  dem  Maße  berücksichtigt,  auf  das  wir  Anspruch  zu  besitzen 
glauben. 

Im  einzelnen  sei  folgendes  hervorgehoben: 

I.  Zum  Auszentrifugieren  des  Virus.  Vor  Beginn  unserer  Züchtungs¬ 
versuche  haben  wir  uns  mehrfach  durch  die  Meerschweinchenimpfung  davon  über¬ 
zeugt,  daß  durch  das  Auszentrifugieren  des  Virus  der  Maul-  und  Klauenseuche  aus 
verdünnten  und  filtrierten  Aufschwemmungen  doch  eine  Anreicherung  des  Virus 
im  Bodensatz  gelingt.  Die  negativen  diesbezüglichen  Untersuchungsergebnisse  der 
Kommission  können  die  Tatsache  nicht  umstoßen,  sondern  müßten  Veranlassung 
geben,  diejenigen  Begleitumstände  zu  berücksichtigen,  auf  denen  das  Fehlschlagen 
oder  Gelingen  dieser  Operation  beruhen  kann.  Dazu  gehören  neben  der  Umdrehungs¬ 
geschwindigkeit  und  Zeit  das  spezifische  Gewicht  der  Aufschwemmung,  abhängig 
vom  Salz-  und  Eiweißgehalt,  die  Temperatur  und  die  innere  Beibung  der  Flüssigkeit 
(Viskosität).  Im  übrigen  sei  darauf  hingewiesen,  daß  es  auch  Prof.  Huppert1) 
gelungen  sein  muß,  der  bei  seinen  erfolgreichen,  uns  bestätigenden  Versuchen  nach 
unserer  Methode  gearbeitet  hat.  Das  Auszentrifugieren  des  Virus  ist  also  zweifellos 
möglich,  und  es  wird  nur  darauf  ankommen,  die  optimalen  Bedingungen  dafür  fest¬ 
zustellen. 

Dieser  Punkt  bleibt  also  noch  ungeklärt. 

II.  Zur  Infektiosität  der  Kulturen.  Schon  in  unserer  ersten,  damals 
noch  vorläufigen  Mitteilung  (Vortrag  in  dieser  Gesellschaft  vom  7.  4.  d.  J.)  haben 
wir  angegeben,  daß  die  Virulenz  unserer  Kulturen  auf  festen  Nährböden  abgeschwächt 
erscheine  und  sich  im  Verlaufe  der  Fortzüchtung  nachweisbar  weiter  abschwäche, 
wie  durch  den  Tierversuch  festgestellt.  Mit  dem  völligen  Verlust  der  Virulenz  bei  den 
Passagen  war  deshalb  von  vornherein  zu  rechnen.  Sie  ist  tatsächlich  im  Laufe 
des  Sommers  auch  eingetreten.  Wir  haben  aber  schon  damals  betont,  daß  nach 
unserer  Meinung  die  Kultur  auf  festen  Nährböden  überhaupt  nicht  der  geeignete  Weg  sei, 
um  virulente  Kulturen  zu  gewinnen.  Die  Lösung  dieses  besonderen  Problems  hatten 
wir  uns  für  spätere  Arbeit  aufgespart  gedacht.  Der  eigentliche  Zweck  der  Kultur 


1 )  Direktor  des  bakteriolog.  Instituts  der  Universität  in  La  Plata,  Vet.-med. 
Fakultät. 


Sitzungsbericht. 


329 


auf  festen  Nährböden  war  vielmehr,  die  Erzeugung  von  Kulturen  in  Kolonieform, 
als  der  einzig  sichere  Weg,  Aufschluß  über  die  Morphologie  des  Erregers  zu  erhalten. 
Es  wäre  deshalb  auch  das  völlige  Fehlen  dieser  Virulenz  kein  Punkt  von  ausschlag¬ 
gebender  Bedeutung,  um  so  weniger,  als  wir  genügend  Beispiele  in  der  Mikrobiologie 
kennen  dafür,  daß  Kulturen  wohl  charakterisierter  Krankheitserreger  selbst  bei  der 
Verimpfung  auf  die  natürlichen  Versuchsobjekte  völlig  versagen.  Unsere  Kulturen 
der  Maul-  und  Klauenseuche  waren  aber  virulent,  einmal  sogar  hochvirulent.  Der 
Infektionsversuch  ist  uns  mit  Material  verschiedener  Herkunft  9  mal  geglückt. 
Darunter  2  mal  im  Beisein  der  Kommissionsmitglieder.  Kautelen  gegen  eine  Spontan¬ 
infektion  der  Impfmeerschweinchen  wurden  beiderseits  nicht  verlangt,  weil  sie  für 
ausgeschlossen  galt.  Über  diese  letzteren  Versuche  hat  die  Kommission  in  der 
Diskussions-Sitzung  am  19.  5.  d.  J.  unter  dem  nötigen  Vorbehalt,  sonst  aber  be¬ 
stätigend  berichtet.  Dem  späterhin  von  der  Kommission  erhobenen  Einwand  einer 
Spontaninfektion  bei  unseren  positiven  Impfversuchen  sind  wir  dadurch  erfolgreich 
begegnet,  daß  wir  einen  unserer  —  von  der  Kommission  als  negativ  befundenen  — 
Kulturstämme  (K  8)  nicht  selbst,  sondern  an  anderer  Stelle,  im  Pathologischen  In¬ 
stitut  der  Tierärztlichen  Hochschule,  durch  den  Oberassistenten  Herrn  Dr.  C.  Krause, 
auf  Meerschweinchen  haben  verimpfen  lassen.  Von  dem  typisch  positiven  Ausfall 
des  Versuches  ist  die  Kommission  benachrichtigt  worden,  und  ihr  Mitglied,  Herr 
Richters  hat  sich  persönlich  davon  überzeugt. 

Auch  diesen  Punkt  halten  wir  für  ungeklärt  und  durch  die  negativen  Versuchs¬ 
ergebnisse  der  Kommission  nicht  endgültig  entschieden. 

III.  Zu  den  Kontrollen.  Von  dem  Bericht  der  Kommission  über  die  mit 
verschiedenem  unspezifischen  Material  angelegten  Kontrollkulturen  legen  wir  zunächst 
Wert  auf  die  Tatsache,  daß  diese  Pseudokulturen  nicht  immer  gelingen.  Das  können 
wir  bestätigen,  und  daraus  erklärt  es  sich,  daß  uns  diese  Erscheinung  bei  unseren 
anfänglichen  Züchtungsversuchen  entgangen  ist  und  überhaupt  so  lange,  wie  wir 
unsere  Nährböden  eigenhändig  herstellten.  Wir  haben  damals  bei  allen  Züchtungs¬ 
versuchen  entsprechende  Kontrollen  gehabt,  namentlich  den  Ausstrich  mit  der  trockenen 
Öse  wiederholt  ausgeführt  und  demonstriert.  Ferner  können  wir  die  Angaben  der 
Kommission  auch  darin  bestätigen,  daß  unter  Umständen  Gebilde,  die  dem  bloßen 
Auge  wie  winzige  Kolonien  erscheinen,  schon  spontan  vor  jeder  Impfung  auf  solchen 
Nährböden  auftreten  und  können  diese  Beobachtung  dahin  ergänzen,  daß  diese  Ge¬ 
bilde  auch  bei  den  beimpften  Kontrollen  außerhalb  des  Impfstriches  und  in  der  Tiefe 
des  Nährbodens,  unter  der  Oberfläche  vorhanden  sind.  Wir  sind  aus  Anlaß  der  be¬ 
treffenden  Kommissionsbeobachtung  dieser  Erscheinung  weiter  nachgegangen  und 
haben  in  der  Folge  bestimmte  Bedingungen  für  das  Gelingen  solcher  positiven 
Kontrollen  kennen  gelernt.  Dahin  gehören  Veränderungen  in  der  Konzentration  des 
Agars  und  in  seiner  Alkaleszenz,  ferner  das  Mischungsverhältnis  von  Serum  und 
Agar  und  endlich  die  Beschaffenheit  des  Serums  selbst.  So  ist  ein  in  der  Verdauung 
des  Tieres  entnommenes,  also  chylusreiches  Serum  besonders  geeignet,  derartige  Ge¬ 
bilde  in  verschiedener  Form  und  reichlich  zu  erzeugen.  Wir  sind  deshalb  in  der 
Lage,  diese  Fehlerquellen  nunmehr  auszuschließen  und  einen  Nährboden  herzustellen, 
auf  dem  diese  unspezifischen  Kontrollen  nicht  angehen,  während  der  Maul-  und 
Klauenseucheerreger  sein  typisches  Wachstumsbild  beibehält. 

Soweit  die  Kommissionsbefunde  bestätigend,  sind  wir  aber  durchaus  entgegen¬ 
gesetzter  Meinung  in  bezug  auf  folgenden  Punkt: 

Die  Kommission  behauptet,  daß  der  Vergleich  der  feinen  Beläge  auf  den  Virus¬ 
röhrchen  und  auf  den  Kontrollen  weder  mit  dem  unbewaffneten  Auge,  noch  mit  der 
Lupe,  noch  mit  dem  Mikroskop  irgendeinen  Unterschied  zwischen  den  beiden  Nähr¬ 
bodenreihen  ergeben  habe.  In  dieser  allgemeinen  Form  ist  das  Urteil  der  Kommission 
sicher  unrichtig.  Wir  haben  den  Kommissionsmitgliedern  selbst  wiederholt  gezeigt, 
daß  sich  eine  gewisse  Anzahl  der  Kontrollen  schon  mit  bloßem  Auge  oder  mit  der 


330 


Sitzungsbericht. 


Lupe  sicher  von  den  Kulturen  der  Maul-  und  Klauenseuche  unterscheiden  lasse,  weil 
die  betreffenden  Kulturbeläge  undurchsichtiger  und  gröber  sind.  Aber  wir  geben  zu, 
daß  es  auch  Kontrollen  gibt,  die  mit  dem  bloßen  Auge  oder  der  Lupe  nicht  mit 
Sicherheit  von  deD  feinen  Belägen  der  Maul-  und  Klauenseuchekulturen  unterschieden 
werden  können.  Und  Kulturen  dieser  Art  sind  es  gewesen,  die  den  von  der  Kom¬ 
mission  angeführten  Irrtum  des  Herrn  Prof.  D  a  h  m  e  n  verursacht  haben,  als  ihm 
diese  Tatsache  noch  weniger  geläufig  war.  Der  Behauptung  der  Kommission  aber, 
daß  die  makroskopisch  der  Maul-  und  Klauenseuche  sehr  ähnlichen  Pseudokulturen 
sich  auch  mikroskopisch  nicht  von  denen  der  Maul-  und  Klauenseuche  unterscheiden 
lassen,  müssen  wir  durchaus  widersprechen.  Wir  haben  diesem  wichtigen  Punkte 
begreiflicherweise  eine  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet  und  alle  uns  von  der 
Kommission  zur  Verfügung  gestellten  Kontrollen  dieser  Art  (im  ganzen  18.),  darunter 
auch  die  sog.  Subkulturen,  sowie  eine  Anzahl  eigener,  von  uns  mit  noch  anderem 
Material  hergestellten  Kontrollen  und  endlich  die  spontan  entstandenen  Gebilde 
dieser  Art,  als  den  wahrscheinlichen  Ausgangspunkt  der  Pseudokulturen  mit  allen 
Hilfsmitteln  der  mikroskopischen  Technik  eingehend  untersucht  mit  dem  Endergebnis, 
daß  die  Kolonien  der  Maul-  und  Klauenseuchekulturen  sich  in  Form,  Größe,  Struktur, 
Lichtbrechungsvermögen  und  Verteilung  auf  dem  Nährboden  ganz  unzweifelhaft  und 
deutlich  von  allen  ähnlichen  Bestandteilen  der  Pseudokulturen  unterscheiden.  Wenn 
die  Kommission  und  die  in  ihrem  Bericht  erwähnten  Mitglieder  des  Koch  sehen  In¬ 
stituts  sich  von  diesen  Unterschieden  nicht  haben  überzeugen  können,  so  haben  wir 
dafür  nur  die  Erklärung,  daß  entweder  der  Umfang  und  die  Zahl  ihrer  vergleichenden 
Untersuchungen  zu  gering  waren  oder  die  angewandte  Untersuchungstechnik  nicht  die¬ 
jenige  gewesen  ist,  deren  wir  uns  bedienen  und  die  wir  für  zweckmäßig  befunden 
haben.  Auch  haben  wir  unser  Material,  Präparate  und  mikrophotographische  Auf¬ 
nahmen,  verschiedenen  in-  und  ausländischen  Forschern  vorgelegt  und  regelmäßig 
die  Genugtuung  gehabt,  daß  diese  Herren,  erst  einmal  auf  die  Unterschiede  auf¬ 
merksam  gemacht,  sie  anerkannt  haben. 

Wir  können  der  Kommission  darin  nicht  beistimmen,  daß  für  solche  Vergleiche 
das  Alter  des  Nährbodens  oder  der  Kulturen  von  Bedeutung  sei.  Wir  haben  weder 
bei  unseren  Maul-  und  Klauenseuchestämmen,  noch  bei  den  uns  von  der  Kommission 
überlassenen  Kontroll-  oder  Pseudokulturen  selbst  bei  monatelanger  Aufbewahrung 
Formveränderungen  bemerkt.  Unterschiede  sind  vielmehr  lediglich  bedingt  durch 
die  Beschaffenheit  des  Nährbodens  und  dann  durch  die  Austrocknung,  wofür  auch 
das  von  der  Kommission  berichtete  Versagen  der  Pseudokultur  auf  Platten  spricht. 
Es  würde  zu  weit  führen  und  ohne  Anschauungsmaterial  wohl  auch  nutzlos  sein, 
hier  auf  die  charakteristischen  Einzelheiten  einzugehen.  Wir  beschränken  uns  des¬ 
halb  auf  die  summarische  Erklärung,  daß  die  Beläge  der  Pseudokulturen  mikro¬ 
skopisch  stets  ein  Durch-  und  Nebeneinander  von  ganz  verschiedenartigen  Bestand¬ 
teilen  ergeben,  die  am  besten  mit  Gerinnungs-  oder  Ausflockungserscheinungen  ver¬ 
glichen  werden,  während  die  Maul-  und  Klauenseuchekultur  stets  das  Bild  gleich¬ 
mäßig  großer  und  gleichmäßig  verteilter  isolierter  kolonieähnlicher  Gebilde  zeigt, 
also  durchaus  den  typischen  Habitus  einer  bakteriellen  Kultur  bietet. 

Da  der  Widerspruch  zwischen  der  Kommission  und  uns  in  diesem  prinzipiell 
wichtigen  Punkte  nicht  durch  eine  Diskussion  erledigt  werden  kann,  so  stellen  wir 
die  Besichtigung  unserer  Präparate  und  unseres  mikrophotographischen  Materials 
jedem  frei.  Wir  werden  außerdem  unsere  Untersuchungstechnik  unter  Beigabe  von 
Demonstrationsphotogrammen  binnen  kurzem  veröffentlichen,  so  daß  ein  jeder  wissen¬ 
schaftliche  Forscher  in  der  Lage  ist,  mit  den  üblichen  optischen  Hilfsmitteln  des 
Laboratoriums  einschließlich  der  Dunkelfeldbeleuchtung  unsere  Angaben  nachzuprüfen 
und  sich  sein  Urteil  selbst  zu  bilden. 

Aus  den  vorgetragenen  Gründen  halten  wir  unsere  Angaben  über  die  Züchtung 
des  Maul-  und  Klauenseucheerregers  und  seine  Morphologie  vollständig  aufrecht. 


Sitzungsbericht.  331 

Wir  sehen  in  den  bisherigen  Ergebnissen  der  Kommission  keinen  Grund  zu  einer  Ände¬ 
rung  unserer  Auffassung,  sondern  erwarten  gegenüber  den  negativen  Untersuchungs¬ 
ergebnissen  der  Kommission  die  Entscheidung  nunmehr  von  der  Nachprüfung  aller 
übrigen  beteiligten  oder  interessierten  Stellen  der  gesamten  wissenschaftlichen  Welt. 


III. 

Gildemeister,  E.  und  Herzberg,  Kurt,  Experimentelle  Unter¬ 
suchungen  über  Herpes.1) 

Es  ist  den  Verfassern  gelungen,  für  das  Herpesvirus  einen  neuen  Modus  der 
Passagezüchtung  im  Tierkörper  zu  finden.  Bisher  impfte  man  entweder  korneal 
oder  zerebral  mit  dem  Hirn  von  Tieren,  die  an  Encephalitis  herpetica  verendet 
waren  und  konnte  durch  die  stets  neue  Einschaltung  von  Hirnimpfmaterial  das  Ab¬ 
reißen  der  Infektion,  wie  es  bei  einer  Übertragung  des  Bläscheninhalts  von  Kornea 
zu  Kornea  oder  von  Haut  zu  Haut  leicht  eintritt,  meist  verhindern.  Es  erschien 
jedoch  wünschenswert,  zu  wissen,  ob  das  sehr  dermotrope  Herpesvirus  nicht  doch 
von  Haut  zu  Haut  übertragen  werden  könne,  und  ob  im  Falle  des  Gelingens  Ände¬ 
rungen  in  seinem  Verhalten  zum  Nervensystem  festzustellen  seien. 

Die  bisherigen  experimentellen  Versuche  haben  ergeben,  daß  das  Herpesvirus 
auf  der  Hornhaut  des  Meerschweinchens  haftet,  und  daß  es  auch  auf  der  äußeren 
Haut  der  Meerschweinchen  charakteristische  Veränderungen  —  Herpesblasen  —  her¬ 
vorzurufen  vermag.  Es  konnte  also  von  vornherein  als  wahrscheinlich  angesehen 
werden,  daß  das  Virus  auch  auf  den  Planten  des  Meerschweinchens  zura  Haften  zu 
bringen  sein  würde.  Und  in  der  Tat  haben  unsere  Versuche  diese  Annahme 
bestätigt. 

Wir  gingen  in  der  Weise  vor,  daß  wir  aus  möglichst  frischen  menschlichen 
Herpesblasen  Material  entnahmen.  Dieses  Material  wurde  entweder  zunächst  auf  die 
Kaninchenkornea  gebracht  und  von  hier,  nachdem  eine  typische  Keratokonjunktivitis 
eingetreten  war,  auf  die  Meerschweinchenplanta  verimpft;  oder  es  wurde  das  Virus 
vom  Menschen  sofort  auf  das  Meerschweinchen  übertragen.  Die  Impfung  am  Meer¬ 
schweinchen  erfolgte  kutan  durch  Skarifizierung  oder  intrakutan  bzw.  subkutan 
durch  Injektion.  Jeder  Impfmodus  führte  zum  Ziele;  die  besten  Resultate  lieferten 
jedoch  die  intrakutane  und  besonders  die  subkutane  Impfung.  Auch  die  Größe  des 
Tieres  ist  von  Einfluß  auf  den  Impferfolg:  je  schwerer  die  Tiere  (500 — 600  g),  um 
so  deutlicher  die  Veränderungen. 

Die  Erscheinungen,  die  sich  nach  Herpesimpfungen  an  den  Planten  von 
Meerschweinchen  zu  entwickeln  pflegen,  sind  folgende:  Bereits  nach  24  Stunden  be¬ 
stehen  deutliche  Rötung  und  Schwellung  der  Plantarhaut.  Nach  3—4  Tagen,  zu¬ 
weilen  auch  früher  —  in  vereinzelten  Fällen  bereits  nach  24  Stunden  — ,  kommt  es 
zu  ausgesprochener  Blasenbildung.  Nach  kutaner  Impfung  sind  die  Blasen  ober¬ 
flächlich  gelegen,  von  Hirsekorngröße  bis  zu  einer  Ausdehnung  fast  über  die  ganze 
Planta.  Sticht  man  eine  frisch  entstandene  Blase  mit  der  Kapillare  an,  so  tritt  zu¬ 
nächst  etwas  seröse  Flüssigkeit  aus,  der  bald  eitrige  Flüssigkeit  folgt.  Nicht  selten 
haben  die  Blasen  von  vornherein  rein  eitrigen  Inhalt,  der  im  allgemeinen  innerhalb 
weniger  Tage  einzutrocknen  pflegt.  Etwas  anders  gestaltet  sich  gewöhnlich  das 
Bild  nach  intrakutaner  oder  subkutaner  Verimpfung  von  Herpesvirus.  Hier  kommt 
es  häufig  zu  recht  schweren  Prozessen.  Mit  Vorliebe  entsteht  eine  Blase  an  der 
Einstichstelle;  daneben  entwickeln  sich  aus  der  Tiefe  heraus  eine  oder  mehrere 
Blasen,  die  schließlich  konfluieren  und  die  ganze  Fußsohle  unterminieren  können. 
Trägt  man  die  Blase  ab,  so  sieht  man,  daß  das  Virus  zur  Nekrose  des  unter  der 


*)  Vorgetragen  von  E.  Gildemeister. 


332 


Sitzungsbericht. 


Kutis  gelegenen  Gewebes  geführt  hat.  Infolgedessen  beansprucht  die  Heilung  dieser 
Prozesse  längere  Zeit  (4 — 6  Wochen). 

Nicht  jedes  Virus  gibt  in  gleicher  Weise  Erscheinungen  auf  den  Meer¬ 
schweinchenplanten.  Es  hängt  dies  von  den  aus  den  Versuchen  an  Kaninchen  her 
bekannten  Virulenzunterschieden  der  einzelnen  Herpesstämme  und  dem  Zeitpunkt 
der  Entnahme  beim  Menschen  (Alter  der  Herpesbläschen)  ab.  Bisher  haben  wir 
ausschließlich  örtliche  Symptome  an  den  Planten  der  Meerschweinchen  beobachtet; 
zu  einer  Generalisierung  der  Hauterscheinungen  ist  es  in  keinem  Falle  gekommen. 
Ebenso  wurden  nach  Plantarimpfung  in  keinem  Falle  cerebrale  Erscheinungen 
beobachtet. 

Die  Fortzüchtung  des  Herpesvirus  von  Meerschweinchen  bietet,  sofern  das 
Ausgangsmaterial  genügende  dermotrope  Virulenz  aufwies,  keinerlei  Schwierigkeiten. 
Sobald  die  Blasen  auf  der  Höhe  der  Entwicklung  sind,  was  im  allgemeinen  zwischen 
dem  4. — 6.  Tage  nach  der  Impfung  der  Fall  ist,  wird  aus  ihnen  der  eiterige  Inhalt 
entleert  und  entweder  unverdünnt  kutan  oder  nach  Verdünnung  mit  Kochsalzlösung 
oder  Glyzerin wasssr  intra-  bzw.  subkutan  auf  ein  neues  Meerschweinchen  verimpft. 
Wir  haben  auf  diese  Weise  unseren  ersten  Stamm  mühelos  bis  zur  14.  Passage 
gebracht. 

Das  von  der  Meerschweinchenplanta  auf  die  Kaninchenhornhaut  verimpfte 
Herpesvirus  verursacht  hier  wieder  eine  typische  Keratokonjunktivitis.  Da  wir  gleich 
im  Anfang  der  Versuche  über  ein  sehr  keratotropes  Virus  verfügten  (Stamm  Schöne¬ 
berg  I),  das  beim  Kaninchen  aber  zunächst  nur  lokale  Veränderungen  am  Auge 
und  keine  Allgemeinerscheinungen  hervorrief,  so  konnte  die  eingangs  aufgeworfene 
Frage  geprüft  werden,  ob  das  Virus  durch  die  Passagen  auf  der  Meerschweinchen¬ 
haut  dem  Kaninchen  gegenüber  Eigenschaften  verliert  oder  gewinnt.  Das  letztere 
war  der  Fall.  Von  der  7.  Meerschweinchenpassage  an  rief  Verimpfung  des  Virus 
auf  die  Kaninchenkornea  nunmehr  nicht  nur  örtliche,  sondern  auch  Allgemein¬ 
erscheinungen  hervor;  die  Kaninchen  starben  am  10. — 13.  Tage  unter  den  typischen 

4P 

Erscheinungen  der  Herpes-Encephalitis.  Die  Verimpfung  des  Hirns  dieser  Kaninchen 
rief  wiederum  bei  Kaninchen  Keratokonjunktivitis  und  Encephalitis  mit  Exitus 
(am  13.  Tage)  hervor.  Es  ist  hiermit  gezeigt,  daß  ein  ursprünglich  nicht  neuro- 
tropes  Virus  des  Herpes  febrilis  nicht  nur  durch  cerebrale  Passagen  (Levaditi  und 
H  a  r  v  i  e  r),  sondern  auch  durch  fortgesetzte  Hautpassagen  zu  einer  tödlich  wirkenden 
Infektiosität  gebracht  werden  kann. 

Was  die  Immunitätsverhältnisse  anbetrifft,  die  sich  nach  positiver  Herpesimpfung 
an  den  Planten  der  Meerschweinchen  zeigen,  so  haben  unsere  Versuche,  die  in 
dieser  Richtung  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  bisher  ergeben,  daß  eine  Immunität 
der  Plantarhaut  bei  einmaliger  Infektion  nach  Ablauf  von  4—6  Wochen  noch  nicht 
eingetreten  ist. 

Ausgesprochene  Herpeserscheinungen  an  den  Planten  von  Meerschweinchen 
sind  so  charakteristisch,  daß  sie  z.  B.  von  den  Blasenbildungen  bei  der  experimen¬ 
tellen  Maul-  und  Klauenseuche  ohne  weiteres  zu  unterscheiden  sind.  Außerdem 
treten  die  Herpesblasen  zeitlich  im  allgemeinen  später  auf  als  die  Blasen  der  Maul¬ 
und  Klauenseuche;  diese  haben  einen  serösen,  jene  einen  fast  rein  eiterigen  Inhalt. 
Ferner  kommt  es  beim  Herpes  der  Meerschweinchenplanten  in  keinem  Falle  zu  einer 
Generalisierung  der  Hauterscheinungen.  Wenn  dagegen  die  Erscheinungen  der 
Maul-  und  Klauenseuche  oder  des  Herpes  an  den  Meerschweinchenplanten  gering¬ 
fügig  und  uncharakteristisch  ausfallen,  dann  dürfte  ihre  Unterscheidung  unter  Um¬ 
ständen  recht  ernste  Schwierigkeiten  bereiten  können.  Wir  haben  geglaubt,  auf 
diesen  Punkt  noch  hinweisen  zu  sollen,  nachdem  kürzlich  von  F.  Gerlach  der 
Meerschweinchenversuch  zur  Sicherung  der  Diagnose  der  Stomatitis  epidemica  beim 
Menschen  empfohlen  worden  ist.  Klinisch  läßt  sich  die  Diagnose  einer  Stomatitis 
epidemica  bekanntlich  mit  Sicherheit  nicht  stellen.  Wenn  wir  nun  berücksichtigen, 


Sitzungsbericht. 


333 


daß  in  der  Mundhöhle  das  Herpesvirus  recht  häufig  anzutreffen  ist,  so  kaun  sehr 
wohl  der  Fall  eintreten,  daß  nicht  das  Virus  der  Maul-  und  Klauenseuche  auf  das 
Meerschweinchen  überimpft  wird,  sondern  das  Herpesvirus  oder  sogar  beide  Virus¬ 
arten  gleichzeitig.  Auch  aus  diesem  Grunde  erscheint  uns  die  Kenntnis  der  von 
uns  beschriebenen  Herpeserscheinungen  an  der  Meerschweinchenplanta  von  Wert. 

Von  großem  Interesse  wäre  es  naturgemäß  gewesen,  die  gleichen  Versuche  mit 
Encephalitisvirus  durchzuführen.  Leider  war  es  uns  bisher  nicht  möglich,  ein  ein¬ 
wandfreies  Encephalitisvirus  zu  beschaffen;  wir  hoffen  jedoch,  bald  in  den  Besitz 
eines  solchen  zu  gelangen  und  diese  Versuche  nachholen  zu  können.  Wohl  stand 
uns  das  aus  der  Literatur  bekannte  Virus  Koritschoner  zur  Verfügung,  das  uns  von 
den  Herren  Luger  und  Lauda  freundlichst  überlassen  worden  war.  Die  Natur 
dieses  Virus  steht  aber,  wie  uns  die  genannten  Autoren  mitteilten,  und  wie  u.  a. 
auch  aus  den  Arbeiten  von  Doerr  und  Zdansky  hervorgeht,  nicht  fest.  Mancherlei 
spricht  dafür,  daß  das  Virus  Koritschoner  kein  echtes  Encephalitisvirus  ist.  Dieses 
Virus  ergab  nun  nach  kutaner  und  subkutaner  Verimpfung  auf  die  Planten  von 
Meerschweinchen  stets  ein  negatives  Resultat.  In  keinem  Falle  trat  Blasenbildung 
oder  eine  sonstige  entzündliche  Reaktion  ein.  Dagegen  führte  die  subkutane  Ver¬ 
impfung  in  einem  Falle  nach  10  Tagen  zu  einer  tödlich  verlaufenden  Encephalitis. 
Das  Hirn  dieses  Meerschweinchens  tötete  Kaninchen  nach  kornealer  und  intracere¬ 
braler  Verimpfung  in  typischer  Weise.  Desgleichen  starb  wiederum  ein  plantar 
subkutan  infiziertes  Meerschweinchen.  Das  Gehirn  dieses  Meerschweinchens  infizierte 
zwar  wieder  Kaninchen  bei  kornealer  Infektion  tödlich  (Exitus  am  13.  Tage),  nicht 
aber  mehr  Meerschweinchen  bei  plantarer  Infektion.  Neuerdings  verzeichneten  wir 
übrigens  bei  einem  Meerschweinchen  nach  kornealer  Impfung  mit  Virus  Koritschoner 
am  12.  Tage  einen  typischen  Encephalitistod,  während  die  bisher  in  der  gleichen 
Weise  ausgeführten  Meerschweinchenversuche  stets  negativ  ausgefallen  waren. 

Als  bisheriges  Ergebnis  unserer  Herpesuntersuchungen  möchten  wir  folgendes 
hervorheben : 

Das  Herpesvirus  ruft  nach  Verimpfung  auf  die  Planten  von  Meerschweinchen 
charakteristische  Blasenbildungen  hervor. 

Das  Herpesvirus  läßt  sich  in  Passagen  auf  den  Meerschweinchenplanten  fortzüchten. 

Das  Herpesvirus  kann  hierbei  seine  Eigenschaften  so  ändern,  daß  es  —  ur¬ 
sprünglich  für  das  Kaninchen  avirulent  —  Kaninchen  nunmehr  unter  den  typischen 
Erscheinungen  der  Herpesencephalitis  zu  töten  vermag. 

IV. 

Schumacher,  Josef,  Über  die  chemische  Zusammensetzung 
des  Bakterienkerns  und  zur  Chemie  der  Desinfektion. 

Mit  den  bisherigen  Methoden  (Hämatoxylin,  Formolfuchsin)  gelangt  man  nicht 
bei  allen  Bakterien  zur  Darstellung  ihres  Kerns,  da  sich  in  vielen  Bakterien  mit 
dem  Kern  auch  ähnlich  gebaute  protoplasmatische  Bestandteile  der  Zelle  mitfärben 
(Hämatoxylinmethode)  und  daher  der  Kern,  je  nach  dem  vorhandenen  Entwicklungs¬ 
stadium  der  Zelle,  bei  der  nachfolgenden  Differenzierung  oft  mit  entfärbt  wird 
oder  die  Bestandteile  des  Protoplasmas  ebenfalls  noch  gefärbt  bleiben.  Ferner 
wurde  gefunden,  daß  die  Kerne  der  Bakterien  chemisch  sich  nicht  immer  aus  den¬ 
selben  Bestandteilen  zusammensetzen,  meist  nicht  wie  die  Zellkerne  der  tierischen 
Zellen  aus  Nukleoproteiden,  sondern  aus  Karyoproteiden  bestehen.  Nur  relativ 
selten  sind  Nukleoproteide  am  Aufbau  des  Bakterienkerns  beteiligt  (Gonokokkus), 
stets  dann,  wenn  man  keine  Karyoproteide  nachweisen  kann.  Diese  letzteren  sind 
Eiweißverbindungen  der  Karyouinsäure,  die  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  nach 
den  Säuren  des  Lezithins  nahe  steht.  Ihren  Reaktionen  nach  zu  urteilen  müssen 
wir  die  Karyoproteide  in  die  Gruppe  der  Lipoideiweißverbindungen  rechnen.  Dafür 


334 


Sitzungsbericht. 


spricht  nicht  nur  ihre  viel  schwerer  erfolgende  Hydrolysierung  durch  Mineralsäuren  und 
ihre  außerordentlich  schwere  Löslichkeit  in  Ammoniak,  wodurch  sie  sich  von  den 
Nukleoproteiden  unterscheiden,  sondern  vor  allem  die  Tatsache,  daß  sie  durch 
verdünnte  Salzsäure  sehr  schwer,  durch  Salzsäurealkohol  aber  leicht  zu  hydrolysieren 
sind.  Ihre  große  Affinität  gerade  für  die  eine  hohe  Lipoidlöslichkeit  zeigenden 
Farbstoffe  (Fuchsin,  Viktoriablau,  Gentianaviolett  und  auch  Methylenblau)  spricht 
weiterhin  in  diesem  Sinne.  Ferner  färbt  Methylenblau  Karyoproteide,  nicht  aber  Lipo- 
proteide.  Auf  ihrer  schwerer  eintretenden  Hydrolysierbarkeit  durch  verdünnte  Salz- 
und  Schwefelsäure,  die  die  Nukleoproteide  hydrolytisch  aufspalten,  beruhen  auch  die 
Methoden  der  Darstellung  der  Karyoproteide.  Je  nach  der  chemischen  Zusammen¬ 
setzung,  die  von  dem  Alter  der  Kultur  abhängt,  lassen  sich  durch  lOproz.  Schwefel¬ 
säure  bei  4—6  Stunden  langer  Einwirkung  beispielsweise  die  Hefenukleoproteide 
hydrolysieren,  während  die  Karyoproteide  dabei  erhalten  bleiben.  Eine  nachfolgende 
Methylenblaufärbung  stellt  alsdann  in  den  Hefe-  und  Oidium  lactiszellen  beispiels¬ 
weise  die  Kerne  elektiv  blau  gefärbt  dar,  da  aus  solchen  Zellen,  die  sich  sonst  mit¬ 
färbende  und  den  Kern  verdeckende  Nukleinsäure  jetzt  verschwunden  ist  und  die 
noch  vorhandenen  Lipoproteide  sich  nicht  mit  Methylenblau  färben.  Konzentriertes 
Ammoniak  löst  in  24  Stunden  die  Nukleoproteide,  erhält  aber  die  Karyoproteide,  wo¬ 
raus  eine  weitere  Methode  der  Darstellung  der  Karyoproteide  resultiert.  Auch  hier¬ 
nach  färben  sich  nur  die  Karyoproteide  mit  Methylenblau.  Der  übrige  Zellinhalt 
färbt  sich  manchmal  schwach  hellblau,  nämlich  dann,  wenn  die  Lösung  der  Nukleo¬ 
proteide  noch  keine  vollständige  ist.  Die  Darstellung  der  Kerne  in  den  nicht 
Karyoproteid  führenden  Mikroorganismen  gelingt  mit  den  bereits  früher  beschriebenen 
Silber-Pyrogallolmethoden. 

Für  die  eintretende  Desinfektionswirkung  wird  nicht  nur  mit  Krönig  und 
Paul  die  Dissoziation  der  Metallsalzlösungen  und  mit  Krähe  die  Lipoidlöslichkeit 
der  Metalle  für  wichtig  angesehen,  sondern  das  Entscheidende  der  Wirkung  gut 
desinfizierender  Mittel  darin  erblickt,  daß  diese  wasser-  und  lipoidlöslich  sein  müssen 
und  eine  größere  Lipoid-  als  Wasserlöslichkeit  besitzen  müssen,  damit  die  lipoid¬ 
haltigen  Kerne  der  Bakterien  dank  ihres  hohen  Lösungsvermögens  für  diese  Stoffe 
diese  auch  aus  hohen  Verdünnungen  elektiv  aufzunehmen  vermögen.  Mit  der 
Veränderung  der  chemischen  Konstitution  wird  bei  vielen  organischen  Substanzen 
gleichzeitig  auch  im  hohen  Grade  deren  physikalische  Eigenschaft  geändert, 
vor  allem  ihre  Lipoidlöslichkeit,  die  durch  Monosulfurierung  oder  Carboxylierung 
herabgesetzt  wird  (Beispiel:  Alkaliblau),  bei  mehrfacher  Sulfurierung  vernichtet  wird 
(Beispiel:  Wasserblau).  Hand  in  Hand  damit  wird  biologisch  die  Desinfektionskraft 
solcher  Körper  ebenfalls  herabgesetzt  oder  vernichtet.  Auf  histochemischem  Wege 
wurde  bereits  früher  gefunden,  daß  der  Lipoidfärber  kat  exochen  das  Viktoriablau 
ist,  was  auch  hier  wieder  makrochemisch  gezeigt  werden  konnte,  indem  Lezithin¬ 
äther  aus  einer  wässerigen  Viktoriablaulösung  fast  den  gesamten  Farbstoff  beim 
Schütteln  aus  dieser  aufnimmt.  Auch  die  Fuchsine  und  das  Nilblau  bilden  mit  dem 
Lezithin  Salze  und  gehen  größtenteils  in  den  Lezithinäther  über,  ebenso  Silbernitrat, 
Goldchlorid,  Osmium-  und  Rutheniumchlorid.  Bei  zunehmendem  Gehalt  an  Ammoniak  der 
verwendeten  Silbernitratlösung  sinkt  die  Aufnahmefähigkeit  des  Lezithinäthers  für  Silber. 

Daß  die  Desinfektionswirkung  eines  Stoffes  durch  die  Lipoidlöslichkeit  allein 
nicht  bedingt  sein  kann,  beweist  das  Salvarsan,  das  von  den  Lipoiden  (Lezithin¬ 
äther)  gespeichert  wird  und  dennoch  die  Spirochäten  in  vitro  nicht  abtötet,  wohl 
aber  in  vivo,  wobei  es  in  die  stärker  lipoproteid-  als  wasserlösliche  Salvarsan  base 
umgewandelt  wird,  wie  bewiesen  wird.  Die  vollkommen  wasserunlösliche ,  frisch 
ausgefällte  Salvarsanbase  wird  von  den  Mikroorganismen  elektiv  gespeichert  und 
chemisch  gebunden,  was  man  dadurch  nachweisen  kann,  daß  man  beispielsweise 
Hefezellen  mit  der  ausgefällten  Salvarsanbase  schüttelt,  einige  Zeit  stehen  läßt  und 
mit  ammon.  Silbernitratlösung  nachbehandelt.  Die  Metallsalze  dringen  ferner  in  die 


Sitzungsbericht. 


335 


lebende  Zelle  ein,  wie  das  am  Beispiel  des  Osmium-  und  Rutheniumchlorids  erläutert 
wird.  Der  Desinfektions  Vorgang  selbst  beruht  auf  einer  Salzbildung,  was  da¬ 
durch  bewiesen  wird,  daß  lebende  Hefezellen,  Milzbrandbazillen,  Gonokokken  und 
Spirochäten  beispielsweise  die  frisch  ausgefällte,  wasserunlösliche,  violettschwarze 
Viktoriablaubase  elektiv  zu  speichern  vermögen,  wobei  sich  die  Zellen  in  der  Farbe 
der  Viktoriablaubase  blau  färben,  während  die  Lösung  der  Viktoriablaublase  in 
Äther  oder  Lipoiden  (Cholestearin),  wo  keine  Salzbildung  stattfindet,  tief  rot  ist. 
Während  die  Membran  der  vegetativen  Hefezellen  bei  der  Vitalfärbung  mit  der 
Viktoriablaubase  farblos  erscheint,  umgeben  sich  die  Sporen,  auch  jene  des  Subtilis 
und  Milzbrandbazilins  mit  einer  blaugefärbten  Membran,  wobei  sich  der  Sporeninhalt 
nur  hellblau  oder  gar  nicht  färbt,  was  in  Übereinstimmung  mit  bereits  früher  histo- 
chemisch  au  abgetöteten  Sporen  erhobenen  Befunden  dafür  spricht,  daß  die  Sporen¬ 
membran  Lipoproteide  enthält,  diejenigen  der  vegetativen  Formen  (wenigstens  bei 
Hefe  und  Milzbrand)  dagegen  nicht,  womit  das  relativ  leichte  Eindringen  der  Des¬ 
infektionsmittel  und  Farbstoffe  in  die  vegetativen  Formen  dieser  Mikroorganismen 
und  ihr  schwereres  Eindringen  in  die  Sporen  erklärt  wird. 

Die  Erkenntnis,  daß  auch  praktisch  wasserunlösliche,  aber  stärker  lipoid-  und 
lipoproteidlösliche  Substanzen  von  den  Mikroorganismen  elektiv  gespeichert  werden, 
dürfte  für  die  weitere  Entwicklung  der  Chemotherapie  nicht  ganz  ohne  Bedeutung  sein. 

Diskussion: 

Gutstein:  Der  sehr  vorgerückten  Zeit  wegen  muß  ich  mich  auf  einige 
wichtige  Bemerkungen  beschränken,  behalte  mir  aber  vor,  demnächst  über  meine 
eingehenden  Untersuchungen  auf  diesem  Gebiet  ausführlich  zu  berichten. 

Was  den  Kern  der  Bakterien  betrifft,  so  bin  ich  seit  mehreren  Monaten  mit 
dessen  Darstellung  beschäftigt.  Sowohl  bei  der  Hefe  als  auch  bei  anderen  Bakterien 
konnte  nicht  nur  ein  Kern,  sondern  auch  ein  Nukleolus  (Kernkörperchen)  färberisch 
sichtbar  gemacht  und  deren  chemischer  Aufbau  näher  charakterisiert  werden.  Un¬ 
abhängig  vom  Herrn  Vortragenden  habe  ich  ebenfalls  nachweisen  können,  daß  der 
Kern  ein  gebundenes  Lipoid  enthält,  der  insbesondere  der  Behandlung  mit  10 — 25  Proz. 
Salzsäure  widersteht.  Auch  nach  24  ständiger  Behandlung  mit  Schweizers  Reagenz 
läßt  sich  der  Kern  mit  Fuchsin,  Methylviolett,  Karbolmetbylenblau  usw.  noch  nach¬ 
weisen.  Dagegen  wird  er  nach  kurzer  Behandlung  mit  heißer  verdünnter  Salzsäure 
und  nachheriger  Alkoholextraktion  zerstört  und  läßt  sich  dann  durch  basische  Farb¬ 
stoffe  nicht  mehr  färben.  Außerdem  kann  an  der  Hefe  ein  Nukleolus  nachgewiesen 
werden  (mit  basischen  Farbstoffen).  Dieser  Nukleolus  stellt  ein  sehr  kleines, 
exzentrisch  gelegenes  Granulum  dar,  das  nach  Zerstörung  des  Kernes  (durch  ver¬ 
dünnte  heiße  Salzsäure  und  nachheriger  Alkoholextraktion)  färberisch  dargestellt 
werden  kann.  Der  Nukleolus  färbt  sich  mit  Fuchsin,  Karbolmethylenblau  usw.  und 
ist  außerdem  gramfest.  Ferner  habe  ich  gefunden,  daß  das  Kernkörperchen 
mikrochemisch  nachweisbares  Eisen  enthält  (mit  Ferricyankalium  + 
Salzsäure).  Da  es  gramfest  ist  und  sich  auch  mit  anderen  basischen  Farbstoffen 
färben  läßt,  muß  es  einen  sauren  Körper,  wahrscheinlich  auch  ein  Lipoid  enthalten. 

Bezüglich  der  Bemerkung  des  Herrn  Vortragenden,  daß  alle  Desinfektions¬ 
mittel  lipoidlöslich  sind,  möchte  ich  betonen,  daß  diese  Tatsache  erklärlich  und  be¬ 
gründet  erscheint,  wenn  man  den  Bau  des  Ektoplasmas  berücksichtigt.  Es  leuchtet 
ohne  weiteres  ein,  daß  ein  keimtötendes  Mittel  nur  dann  wirksam  sein  kann,  wenn 
es  in  die  Bakterien  eindringen  kann,  d.  h.  es  muß  deren  äußere  Schutzhülle,  das 
Ektoplasma  durchdringen  können.  Die  Untersuchungen  über  das  Ektoplasma  der 
grampositiven  Bakterien,  über  die  zuerst  auf  dem  Göttinger  Kongreß  der  Deutschen 
Gesellschaft  für  Mikrobiologie  (12. — 14.  Juni  1924)  berichtet  werden  konnte,  haben 
nun  ergeben,  daß  das  Ektoplasma  dieser  Mikroben  ein  gebundenes,  gramfestes  saures 
Lipoid  enthält.  Auf  dem  oben  genannten  Kongreß  konnte  nämlich  gezeigt  werden, 


336 


Sitzungsbericht. 


daß  1.  das  Ektoplasma  der  Hefe  und  grampositiven  Bakterien  gramfest  ist,  und 
2.  daß  durch  Vorbehandlung  mit  verdünnter  heißer  Salzsäure  und  nachheriger  Alkohol¬ 
extraktion  die  Hefezellen  völlig  gramnegativ  gemacht  werden  können.  Die  Tatsache, 
daß  die  Hefezellen  nach  Vorbehandlung  mit  verdünnter  heißer  Salzsäure  noch  gram¬ 
positiv  sind,  und  erst  durch  nachheriger  Alkoholextraktion  gramnegativ  werden, 
beweist,  daß  das  Ektoplasma  ein  gebundenes  Lipoid  (daher  die  vorherige  Spaltung 
durch  Salzsäure  notwendig)  enthält.  Die  weiteren  Untersuchungen  haben  ferner  er¬ 
geben,  daß  auch  im  Zelleib  der  Hefezellen  ein  gebundenes  aber  gramnegatives 
Lipoid  enthalten  ist,  das  bei  der  nach  der  oben  erwähnten  Methode  gramnegativ 
gemachten  Hefe  sich  mit  Fuchsin  färben  läßt,  aber  durch  Behandlung  mit  lOproz. 
Salzsäure  —  Alkohol  entfernt  werden  kann.  An  dieser  so  vorbehandelten  Hefe  färbt 
Fuchsin  nur  noch  das  Kernkörperchen. 

Schumacher  (Schlußwort):  Wenn  Herr  Gutstein  glaubt,  daß  die  Gram- 
positivität  der  Mikroorganismen  auf  dem  Vorhandensein  von  Lipoiden  oder  Lipoproteiden 
in  der  Zell  m  e  m  b  r  a  n  beruht  und  nicht  auf  dem  Lipoproteidgehalt  des  Zell  i  n  h  a  1 1  e  s , 
so  müßte  er  in  der  Lage  sein,  uns  beispielsweise  nach  Gram  gefärbte  Hefezellen  zu 
zeigen,  bei  denen  nur  die  Membran  grampositiv  gefärbt  ist,  der  Inhalt  aber  nicht. 
Die  färberisch  zur  Darstellung  gebrachten  Stoffe  müßten  dann  auch  alle  die  chemischen 
Eigenschaften  der  Lipoproteide  zeigen.  Dann  erst  könnte  der  Beweis  als  geführt 
gelten,  daß  auch  die  Zellmembran  der  vegetativen  Bakterienformen  Lipoproteide 
enthält.  Das  Verhalten  der  Zellmembran  der  Hefe  wenigstens  bei  der  Vitalfärbung 
mit  der  elektiv  lipoproteidlöslichen  Viktoriablaubase  spricht  aber  absolut  dagegen. 
Das  Vorhandensein  eines  Lipoids  oder  Lipoproteids  im  Ektoplasma  ist  möglich, 
muß  aber  noch  bewiesen  werden.  Ebenfalls  muß  die  Grampositivität  des  Hefekerns, 
die  seines  Lipoidgehaltes  wegen  sehr  wahrscheinlich  ist,  noch  bewiesen  werden,  durch 
Methoden,  die  gestatten,  den  Hefekern  isoliert  nach  Gram  zu  färben.  Das  von 
Gutstein  beobachtete  Verhalten  der  Hefezellen  zu  Fuchsin  (schwerere  Abgabe  des 
Farbstoffes  gegenüber  Differenzierungsmittel)  beruht  auf  der  noch  nicht  bekannten 
Tatsache,  daß  die  Lipoproteide  der  Hefe  säurefest  sind,  was  man  mit  den  bisher 
gebräuchlichen  Methoden  nicht  gefunden  hat,  da  in  der  normalen  Hefezelle  stets 
noch  die  Nukleoproteide  zugegen  sind,  die  bei  der  üblichen  nachfolgenden  Methylen¬ 
blaubehandlung  sich  noch  färben  und  das  Kot  verdecken.  Das  Vorkommen  gram¬ 
negativer  Lipoproteide  in  der  Hefe  habe  ich  in  Göttingen  schon  nachgewiesen. 
Wenn  der  Diskussionsredner  annimmt,  daß  die  Lipoproteide  sich  auch  bei  den  vege¬ 
tativen  Formen  der  Bakterien  in  der  Zellmembran  vorfinden,  dann  würde  es  mich 
interessieren,  wie  er  das  verschiedene  Verhalten  der  vegetativen  Bakterienformen 
und  der  Sporen  gegenüber  Farbstoffen  und  Desinfektionsmitteln  erklärt.  Das  von 
Gutstein  erwähnte  Vorkommen  von  Eisen  im  Hefekern  würde  ferner  für  die  Kern¬ 
natur  des  beschriebenen  Gebildes  sprechen.  Dafür  steht  aber  der  exakte  Beweis 
ebenfalls  noch  aus.  Bestätigen  kann  ich  das  Vorkommen  von  Eisen  in  der  Hefe, 
das  man  stets  in  der  Asche  vorfindet,  woraus  man  natürlich  keinen  Schluß  auf  den 
Sitz  des  Eisens  ziehen  kann.  Die  von  ihm  betonte  Unabhängigkeit  seiner  Befunde 
eines  Lipoidgehaltes  im  Hefekern  kann  erst  durch  die  Bekanntgabe  seiner  eigenen 
Methoden  zur  Darstellung  der  Lipoide  bewiesen  werden. 


CentraMatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Akt.  Referate. 

ßd.  78.  NO.  15/16.  .:.v.:=^== 


Ausgegeben  am  4.  Februar  1925. 


Diphtherie,  Scharlach,  Masern,  Keuchhusten,  Genickstarre, 
Herpes,  Encephalitis  epidemica,  Influenza. 

Schmidt,  H.,  Zur  Epidemiologie  der  Diphtherie.  (M.m.  W. 
1924  S.  1575.) 

Verf.  hat  die  Diphtheriesterblichkeit  Preußens  während  der  Jahre 

1875—1914  unter  Berücksichtigung  der  Altersklassen  von  0  bis 

70  Jahren  bearbeitet.  Aus  der  Statistik  geht  hervor,  daß  sich  bis 

•  • 

in  die  Mitte  der  neunziger  Jahre  eine  Ubersterblichkeit  vorwiegend 
in  den  untersten  und  höchsten  Altersklassen  findet,  während  die 
mittleren  Altersklassen  Untersterblichkeit  zeigen.  Allmählich  ändert 
sich  aber  das  Bild.  Die  höchsten  Altersklassen  stellen  sich  allmäh¬ 
lich  besser,  so  daß  sie  am  Ende  der  neunziger  Jahre  hinter  der  er¬ 
warteten  Sterblichkeit  Zurückbleiben,  während  sich  die  mittleren  und 
unteren  Altersklassen  darüber  halten.  Später  weist  auch  das  Jugend¬ 
alter  eine  Untersterblichkeit  auf,  die  Übersterblichkeit  greift  mehr  und 
mehr  von  den  mittleren  Jahren  auf  die  höheren  über.  Diese  Fest¬ 
stellungen  bestätigen  die  schon  von  Gottstein  für  die  kindlichen 
Altersklassen  gefundene  Gesetzmäßigkeit  und  seine  Beobachtung,  daß 
die  Maxima  der  älteren  Altersklassen  die  gleiche  Generation  betreffen, 
wie  die  Maxima  der  frühesten  Altersklassen.  Die  einer  Generation 
anhaftende  stärkere  oder  geringere  Hinfälligkeit  gegenüber  der 
Diphtherie  läßt  sich  über  das  15.  Lebensjahr  hinaus  trotz  der 
niedrigen  Grundzahlen  bis  ins  höchste  Alter  statistisch  nachweisen. 
Außerdem  ergibt  sich  die  Beobachtung,  daß  einerseits  in  den  einzelnen 
Altersklassen  die  Perioden  der  Über-  bzw.  Untersterblichkeit  ca.  20 
bis  25  Jahre  dauern,  und  daß  andererseits  in  den  einzelnen  Kalender¬ 
jahren  die  Über-  bzw.  Untersterblichkeit  Altersklassen  von  ungefähr 
der  gleichen  Spannweite  umfaßt,  daß  also  die  periodischen  Schwan¬ 
kungen  der  Diphtheriesterblichkeit  der  einzelnen  Altersklassen  in 
ihrer  Dauer  ungefähr  dem  menschlichen  Generationswechsel  ent¬ 
sprechen.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Hanßen,  Neue  Beiträge  zur  Epidemiologie  der  Diph¬ 
therie.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  104,  S.  201.) 

Geschichtlicher  und  statistischer  Rückblick.  Die  Diphtherie 
tritt  in  bisher  unverseuchten  Gegenden  am  gefährlichsten  auf.  Sie 
ergreift  die  wohlhabenderen  Kreise  der  Bevölkerung  viel  seltener  als 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  Nö.  15/16.  22 


338 


Diphtherie. 


die  ärmeren.  Auffallend  ist  das  häufige  Auftreten  in  Neubauten. 
Deshalb  wird  vorgeschlagen,  jeden  Neubau  desinfizieren  zu  lassen. 
Schulen  sind  beim  ersten  Erkrankungsfall  sofort  zu  schließen  und 
nicht  eher  wieder  zu  eröffnen,  bis  sie  desinfiziert  und  alle  Kinder 
prophylaktisch  mit  kleinen  Dosen  Serum  geimpft  sind.  v.  Bemuth. 

Kißkalt,  Karl,  Epidemiologische  Untersuchungen.  I.  Die 
Diphtheriepandemie  des  19.  Jahrhunderts.  (Zschr.  f. 
Hyg.  1924,  103,  S.  483.) 

Nachdem  die  Diphtherie  fast  2  Jahrhunderte  lang  nur  eine  un¬ 
bedeutende  Rolle  in  der  Gesamtsterblichkeit  gespielt  hatte,  trat, 
1849  beginnend,  eine  Pandemie  auf,  die  sich  über  Europa  verbreitete. 
Um  1894  sank  die  Krankheit  wieder  zu  ihrer  früheren  Bedeutung 
herab.  Im  Gegensatz  zu  der  gewöhnlichen  Meinung  lag  der  Aus¬ 
gangspunkt  nicht  in  Frankreich,  sondern  im  Nordosten  Deutschlands 
oder  noch  weiter  östlich.  Je  weiter  die  Krankheit  nach  Westen  kam, 
desto  geringer  wurde  die  Sterblichkeit  daran.  Schill  {Dresden). 

Hirszfeld,  H.  u.  L.  und  Brokman,  H.,  Untersuchungen  über 
Vererbung  der  Disposition  bei  Infektionskrank¬ 
heiten,  speziell  bei  Diphtherie.  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  1308.) 

Es  wurden  insgesamt  50  Familien  mit  105  Kindern  mittels  der 
Schickschen  Probe  auf  Diphtheriedisposition  geprüft.  Die  Unter¬ 
suchungen  ergaben,  daß  die  Empfindlichkeit,  d.  h.  der  Mangel  der 
Antitoxine  bzw.  die  Unfähigkeit  ihrer  Produktion,  sich  nicht  unab¬ 
hängig  vererbt,  sondern  in  Korrelation  mit  der  Blutgruppe  steht. 
Wahrscheinlich  genügt  die  Untersuchung  einer  Generation  nicht,  um 
über  die  Dauer  des  individuell  erworbenen  Impfschutzes  Aufschluß 
zu  geben.  Dazu  gehören  Bestimmungen  der  Konstitution  von  min¬ 
destens  2  Generationen.  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Mayrhofer-Griinbühel,  J.,  Tröpfcheninfektion  bei  Diphtherie. 
(W.  kl.  W.  1924  S.  520.) 

Verf.  teilt  mit,  wie  bei  ihr  selbst  eine  Diphtherieinfektion  beim 
Anhusten  durch  ein  diphtheriekrankes  Kind  zweifellos  nur  durch 
Einatmen  bazillenbeladener  Hustentröpfchen  zustande  kam. 

He  t sch  {Frankfurt  a.  M.). 

9  9 

Mayr ,  J.  K. ,  Zur  Ätiologie  hautdiphtherischer  Ge¬ 
schwüre.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  327.) 

Beschreibung  eines  Falles  von  Geschwürsbildung  an  der  Haut, 
der  auf  Grund  der  klinischen  Erscheinungen  und  des  Diphtherie¬ 
bazillenbefundes  als  Hautdiphtherie  angesprochen  werden  mußte. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 


Diphtherie. 


339 


Pesch,  K.,  Über  experimentell  erzeugte  Wunddiphtherie. 
(Gleichzeitig  ein  Beitrag  zur  Variabilitätsfrage  der 
Corynebakterien.)  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  8.  261*.) 

Beweise  für  eine  Umwandlung  von  Corynebakterien  auf  Wunden 

konnten  nicht  erbracht  werden,  denn  der  Befund  anderer  Arten  auf 

Wunden  als  derjenigen,  mit  denen  sie  künstlich  infiziert  waren,  ist 

nicht  beweisend,  da  auch  auf  nicht  infizierten  Wunden  die  ver- 

•  • 

schiedenen  Arten  der  Corynebakterien  sich  finden.  Ubergangsformen, 
Verlust  irgendwelcher  biologischen  Eigenschaften,  Verstärkung  oder 
Abschwächung  der  Virulenz  wurden  nicht  beobachtet.  Klinische 
Wunddiphtherie,  also  Membranbildung  wurde  stets  durch  eine 
Mischinfektion  avirulenter  echter  Loefflerscher  Diphtheriebakterien 
mit  hämolytischen  Streptokokken,  unregelmäßig  durch  Infektion  von 
Wunden  mit  avirulenten  Loeffl ersehen  Diphtheriebakterien  allein  oder 
Lubinskischen  Wunddiphtheriebakterien  allein,  jedoch  niemals  durch 
Infektion  mit  echten  virulenten  LoetFlerschen  Diphtheriebakterien  mit 
und  ohne  gleichzeitige  Streptokokkeninfektion  oder  Hofmann- Wellen- 
hofschen  Pseudo-Diphtheriebazillen  erzielt.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Zoeller,  Chr.  et  Manoussakis,  De  la  conjonctivo-keratite 
diphterique  experimentale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  1399.) 

Mit  Hilfe  verdünnter  Galle  ist  es  möglich,  das  Meerschweinchen¬ 
auge  für  Diphtherie  zu  sensibilisieren.  Die  Galleinstillation 
wird  vormittags  an  beiden  Augen  vorgenommen,  das  linke  Auge 
dient  als  Kontrolle,  das  rechte  wird  nachmittags  mit  einer  Auf¬ 
schwemmung  einer  24  ständigen  Diphtheriekultur  auf  Loeffler-Serum 
bepinselt.  Nach  24  Stunden  ist  das  rechte  Auge  verklebt,  man  findet 
im  Konjunktivalsack  graues  Exsudat,  die  Kornea  hat  ihre  Transparenz 
verloren.  Kulturelle  Untersuchung  ergibt  einige  typische  Diphtherie¬ 
kolonien.  Nach  48  Stunden  ist  der  Prozeß  noch  ausgesprochener,  die 
Schwellung  intensiver,  die  Kornea  ist  völlig  opak.  Man  findet  im  Exsudat 
reichlich  Diphtheriebazillen  in  Reinkultur.  Injiziert  man  präventiv 
Diphtherieserum,  so  unterbleibt  die  Ausbildung  der  Erscheinungen. 

Dieselben,  Infection  diphterique  et  immunite  locale. 
(Ibid.  91,  p.  660.) 

Trotz  mehrfach  nach  Gallesensibilisierung  durchgeführter  Vor¬ 
behandlung  mit  abgetöteten  Diphtheriebazillen  gelang  es  nicht,  am 
Meerschweinchenauge  lokale  Immunität  gegen  eine  nachfolgende 
Infektion  mit  lebenden  Diphtheriebazillen  zu  erzeugen.  Auch  die 
Infektion  selbst  hinterließ  keine  Immunität  gegen  eine  zweite  Infektion 
des  Auges.  Nach  Abheilung  einer  Pyocyaneus-Keratokonjunktivitis 
war  das  Auge  für  die  Diphtherieinfektion  in  einem  Falle  vorüber- 

22* 


340 


Diphtherie. 


gehend  unempfänglich;  nach  Wiederholung  der  Infektion  entwickelte 
sich  jedoch  auch  hier  die  spezifische  Augendiphtherie.  —  Auch  nach 
wiederholtem  Kontakt  mit  Bazillenmaterial  und  nach  prolongierter 
Diphtherieinfektion  erwarben  Meerschweinchen  keine  Hypersensibilität 
gegen  die  Proteinkörper  des  Diphtheriebazillus:  die  beim  Menschen 
beobachtete,  von  Zoeller  beschriebene  „Anatoxinreaktion“  blieb 
stets  negativ. 

Gatö,  J.,  Papacostas,  G.  et  Billa,  M.,  Recherches  experimen¬ 
tales  sur  la  strepto-diphterie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  501.) 

Die  Virulenz  des  Diphtheriebazillus  steigt  beim  Wachstum  in 
einem  Milieu,  das  die  Sekretionsprodukte  von  Streptokokken  enthält. 
Diese  Virulenzsteigerung  verschwindet  wieder  bei  Uberimpfung  auf 
Nährböden,  die  diese  Streptokokkenstoflwechselprodnkte  nicht  ent¬ 
halten.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

van  Riemsdijk,  M.,  Uber  die  Lebensdauer  der  Diphtherie¬ 
bazillen  am  Wattetupfer  und  eine  einfache  Methode, 
die  Vitalität  derselben  zu  erhöhen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924, 
103,  S.  106.) 

Die  Versuche  des  Verf.  zeigen,  daß  1.  viele  Diphtheriebazillen 
durch  Austrocknung  am  Wattetupfer  zugrunde  gehen,  und  2.  daß  das 
erstarrte  Pferdeserum- Agar-Gel  die  Vitalität  der  Diphtheriebazillen 
erhöht,  daß  sie  darin  angereichert  werden,  und  daß  die  Zahl  der 
positiven  Bazillenbefunde  auf  der  Loeifler-Platte  eine  viel  größere 
ist,  als  wenn  das  „Gel“  nicht  benutzt  wurde.  —  Auf  Grund  dieser 
Versuche  empfiehlt  Verf.  das  Pferdeserum-Agar-Gel  in  die  Diph¬ 
theriediagnostik  einzubeziehen.  Er  erreicht  dies  auf  sehr  einfache 
Weise:  In  ein  schmales  Reagenzrohr  (15  cm  lang,  12  mm  Durchmesser) 
kommt  folgender  Nährboden:  1/>2  ccm  3 mal  1  Stunde  auf  59°  C  er¬ 
hitztes  Pferdeserum  und  %  ccm  5/1000  Wasser — Agar,  gut  gemischt, 
dann  im  mit  kaltem  Wasser  gefüllten  Wasserbad  sehr  langsam  bis 
93°  C  erhitzt  und  dann  ruhig  abkühlen  lassen.  Dieses  dünne  Rohr 
ist  mit  einem  Kautschukpfropfen  verschlossen.  Außer  dem  dünnen 
Reagenzrohr  nimmt  man  zu  dem  der  Diphtherie  Verdächtigen  noch 
ein  weiteres  Reagenzrohr  mit,  in  dem  an  einem  Kork  der  Tupfer 
befestigt  ist.  Nachdem  man  mittels  des  Tupfers  den  Abstrich  von 
der  Mandel  genommen  hat,  führt  man  ihn  in  das  schmale  Reagenz¬ 
rohr  und  befestigt  ihn  darin  mittels  des  Korken,  der  an  seinem 
untersten  Ende  so  dünn  ist,  daß  er  auf  das  schmale  Rohr  paßt. 
Das  Abimpfen  auf  die  Loeffler-Platte  muß  auf  besondere  Weise  ge¬ 
schehen,  damit  man  nicht  zu  viel  Bazillen  auf  die  Platte  bekommt: 
die  Platte  wird  in  eine  kleinere  und  eine  größere  Hälfte  geteilt. 
Auf  die  kleinere  wird  der  Tupfer  unter  beständigem  Drehen  ab- 


Diphtherie. 


341 


gestrichen.  Nach  Bearbeitung  mittels  ausgeglühter  und  abgekühlter 
Drigalski-Spatel  wird  dann  die  größere  Hälfte  zum  Ausstreichen  be¬ 
nutzt;  auf  ihr  bekommt  man  isolierte  Kolonien.  Schill  {Dresden). 

Pesch,  K.  L.,  Über  Natur  und  Bildung  der  Diphtherie¬ 
polkörnchen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  8.208.) 

Die  Annahme,  daß  die  als  Volutin  bezeichneten  Körner  aus 
Nukleinsäure  bestehen,  trifft  zu,  da  beim  Wachstum  auf  möglichst 
phosphorfrei  gehaltenen  Nährböden  die  Polkörnerbildung  ausbleibt. 
Durch  Zusatz  dagegen  von  Phosphor  oder  Nukleinsäureverbindungen 
wird  die  Bildung  des  Volutins  verstärkt,  sogar  bei  den  als  polkörner¬ 
frei  bezeichneten  Hoffmann-Wellenhofschen  Pseudo-Diphtheriebazillen 
tritt  sie  auf.  Zusatz  von  Ascites  hemmt  gleichfalls  die  Polkörner¬ 
bildung  trotz  üppigen  Wachstums,  auch  auf  anderen  Nährböden 
scheint  die  Polkörnerbildung  im  umgekehrten  Verhältnis  zur  Ver¬ 
mehrungsintensität  der  Bakterien  zu  stehen.  Diese  Erscheinung 
spricht  gegen  die  Deutung  der  Körner  als  Reservestoffe.  Die  Prüfung 
zahlreicher  Nährböden :  Kleinscher  Serum-Alkalialbuminatagar,  Ascites¬ 
agar,  Blutagar,  Levinthal-Agar,  verschieden  modifizierter  Blut-  und 
Bluttraubenzuckeragar  mit  verschiedenen  Zusätzen,  haben  ergeben, 
daß  der  alte  Loeffler-Nährboden  zurzeit  nicht  zu  ersetzen  ist. 

Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Martin,  Louis,  Loiseau,  Georges  et  Gidon,  Victor,  Production 
des  formes  ramifiees  du  bacille  diphterique.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  91,  p.  332.) 

Durch  Züchtung  unter  anaeroben  Bedingungen  gelang  es,  bei 
einem  amerikanischen  Diphtheriestamm  charakteristische  Bazillen¬ 
formen  zu  erzielen,  die  durch  lange,  verzweigte  Fadenbildungen  aus¬ 
gezeichnet  waren.  Mit  anderen  Stämmen  konnte  das  Phänomen  nicht 
beobachtet  werden.  Trotzdem  kann  die  Erscheinung  nicht  als  De¬ 
generationszeichen  gedeutet  werden,  da  die  Regelmäßigkeit  und  Reich¬ 
lichkeit  der  Entwicklung  und  die  gute  Färbbarkeit  der  verzweigten 
Formen  und  das  vorzügliche  Toxinbildungsvermögen  dem  widersprechen. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Leichtentritt,  B.  und  Zweig,  H.,  Serologische  Beobachtungen 
bei  ödematösen  Zuständen  im  Kindesalter.  (Jhrb.  f. 
Kindhlk.  1924,  106,  S.  65.) 

Auf  dem  Serum  von  Kindern,  die  aus  alimentärer  Ursache 

•  • 

(Vitaminmangel)  an  Odemen  erkrankt  sind,  wachsen  Diphtheriebazillen 
in  auffallenden  Degenerationsformen.  Auf  dem  Serum  bei  ödematöseu 
Zuständen  aus  anderer  Ursache  wachsen  normale  Diphtheriebazillen. 

v.  Bernuth  {Jena). 


342 


Diphtherie. 


Pesch,  K.  L.,  Untersuchung  zur  Einteilung  der  diph- 
theroiden  Bakterien.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
92,  S.  27.) 

Es  genügt  nicht,  bei  der  großen  Gruppe  der  diphtheroiden  Bak¬ 
terien  zwischen  echten  und  Pseudodiphtheriebazillen  zu  unterscheiden, 
es  besteht  eine  große  Zahl  mehr  oder  weniger  verschiedener  Arten, 
so  daß  eine  Vielheit  von  Untersuchungsmethoden  zu  ihrer  Differen¬ 
zierung  herangezogen  werden  muß.  Die  Verschiedenheit  der  Form 
auf  Loeff ler- Serum,  die  Wachstumsart  und  -Intensität  auf  Blutagar, 
die  Neigung  zur  Polkörnerbildung  sowie  hauptsächlich  die  Säure¬ 
bildung  in  Peptonlösung  mit  Zusatz  verschiedener  Zuckerarten  leistet 
gute  Dienste.  Ohne  Schwierigkeiten  lassen  sich  abtrennen  die 
echten  Loeff ler-Diphtheriebazillen  und  die  Hofmann- Wellenhofschen 
Pseudodiphtheriebazillen.  Eine  dritte,  ursprünglich  einheitlich  er¬ 
scheinende  Gruppe,  auf  Blutagar  üppig  wachsend,  Saccharose  ver¬ 
gärend  und  Rohrzucker  nicht  angreifend,  zerfällt  aber  zweifellos  in 
mehrere  Unterarten,  ebenso  verhält  sich  eine  vierte  von  der  dritten 
sich  zunächst  durch  ihre  sehr  geringe  Wachstumsintensität  auf  den 
verschiedenen  Nährböden  sich  unterscheidende  Gruppe,  die  gleichfalls 
auf  Grund  des  Verhaltens  gegenüber  Zuckerlösungen  in  verschie¬ 
dene  Untergruppen  aufgespalten  werden  muß.  Die  endgültigen  Re¬ 
sultate  für  beide  Gruppen  stehen  noch  aus.  Eine  fünfte  Gruppe 
umfaßt  die  von  Kißkalt  und  Berend  bereits  eingehend  unter¬ 
suchten  Farbstoffbildner.  Gleichwohl  bleibt  noch  eine  sechste  Gruppe 
übrig  für  diejenigen,  die  in  keiner  der  besprochenen  5  Gruppen  Platz 
finden  können.  —  Die  Bakkersche  Reaktion,  wonach  nur  echte  Diph¬ 
theriebazillen,  in  eine  kleine  Impftasche  der  Hornhaut  des  Meer¬ 
schweinchens  ein  gebracht,  Diphtherie  erzeugen  sollen,  Pseudodiph- 
theriebazillen  dagegen  nicht,  ist  nicht  zu  empfehlen,  da  auch  echte 
Diphtheriebazillen  diese  Reaktion  nicht  regelmäßig  hervorrufen. 

Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Megrail,  E.,  Modification  of  Klein  medium  forisolation 
of  the  diphtheria  bacillus.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  466.) 

Ein  verflüssigungsfähiger  Serumnährboden  nach  der  Methode  von 
Klein  mit  dem  Zusatz  einer  Kaliumtelluritlösung  in  der  Konzentration 
von  1:5000  bis  1:10000  gibt  gute  Resultate  für  die  Züchtung  des 
Diphtheriebazillus.  Das  Kaliumtellurit  hemmt  das  Wachstum  der 
Diphtheriekeime  wohl  etwas,  aber  dieser  Nachteil  wird  wettgemacht 
durch  die  typische  Form  der  Kolonien  und  die  strikte  Wachstums¬ 
hemmung  der  Staphylokokken  und  des  B.  subtilis.  Dieter  len. 

Scalfi,  A.,  Sul  valore  dei  terreni  Pergola  per  la  ricerca 
del  bacillo  difterico.  (Bollet.  Istit.  sieroterap.  Milan.  1924, 
3,  p.  281.) 


Diphtherie. 


343 


Der  Pergolasche  Einährboden  mit  Kaliumtellurit  hat  sich  dem 
Verf.  gut  bewährt  als  Elektivnährboden  für  Diphtherie.  Die  Her¬ 
stellung  des  Nährbodens  ist  nicht  schwierig  und  der  Gehalt  an 
Tellurit  derart  berechnet,  daß  das  Wachstum  der  gewöhnlichen 
Begleitbakterien  verzögert  wird,  der  Diphtheriebazillus  hingegen 
keinen  Schaden  erleidet.  Der  praktische  Wert  des  Verfahrens  wird 
noch  gesteigert  durch  die  Feststellung,  daß  Keime  aus  dem  Organismus 
dem  Tellurit  gegenüber  empfindlicher  sind  als  künstlich  gezüchtete 
Bakterien.  Dieter  len  ( Rottiveil ). 

Sierakowski,  Stanislav,  Micro-methode  rapide  pour  le  dia- 
gnostic  de  la  diphtörie.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  599.) 

Zur  Schnell  di  agnose  der  Diphtherie  verwendet  Verf.  Objekt¬ 
träger,  die  in  dünner  Schicht  mit  Nährsubstanz  bedeckt,  beimpft  und 
4—6  Stunden  in  feuchter  Kammer  bebrütet  werden.  Direkte  mikro¬ 
skopische  Untersuchungen  der  jungen  Kolonien  nach  geeigneter 
Färbung.  Prigye  (. Frankfurt  a.  M). 

d’Assis  Brito  Filho,  F.,  Sur  la  reaction  de  Schick.  (C.  r.  Soc. 
de  Biol.  1924,  91,  p.  230.) 

Statistisches  Material  über  die  Schicksche  Reaktion.  In  36  Fällen, 
in  denen  die  Reaktion  bei  Diphtheriekranken  x/2 — 24  Stunden  nach 
Injektion  von  Diphtherieantitoxin  vorgenommen  wurde,  war  sie  21  mal 
(=  58,3  Proz.)  positiv;  in  23  Fällen,  wo  sie  vor  der  Seruminjektion 
angestellt  wurde,  war  sie  22  mal  (—95,7  Proz.)  positiv.  Drigge. 

Korschun,  S.  und  Mauermann,  0.,  Über  die  Schicksche  Re¬ 
aktion  in  Moskauer  Kinderhäusern.  (Ergeb.  d.  Inst.  f. 
Infektionskrkh.  Elias  Metschnikoff  des  Moskauer  Gesundheitsamtes. 
1924  p.  10.  [russisch,  Schlußsätze  deutsch].) 

Zur  Anwendung  gelangte  ein  Diphtherietoxin,  welches  mit 
0,5  proz.  Phenol  durch  eine  Chamberland-Kerze  filtriert  und  5  Monate 
unter  einer  Schicht  von  Toluol  auf  bewahrt  war.  Seine  minimale 
tödliche  Dosis  (T)  betrug  zu  Anfang  0,004  ccm  und  stieg  im  Verlaufe 
der  Arbeit  auf  0,005  ccm  an.  L+  blieb  unverändert  gleich  0,25  ccm. 
—  Die  ersten  242  Versuche  mit  Veo  T  in  0,2  ccm  ergaben  65  mal 
positive  Reaktion  (=  27  Proz.).  Da  in  diesen  Versuchen  die  Reaktion 
nicht  genügend  stark  ausgeprägt  war,  wurde  in  den  weiteren  Ver¬ 
suchen  die  Toxindosis  vorsichtig  erhöht.  85  mal  wurden  x/41  T  und 
V8 1  T  angewandt,  darunter  10  positive  Reaktionen  (=  11,8  Proz.). 
In  weiteren  242  Fällen  wurde  1/2b  T  in  0,1  ccm  intrakutan  injiziert, 
wobei  75  positive  Reaktionen  erzielt  wurden  (=  31  Proz.).  Letztere 
Dosis  gab  stärkere  Reaktionen  und  in  höherem  Prozentsatz;  Nekrosen 
wurden  nie  beobachtet.  Temperatursteigerungen  bis  37,3 — 37,5 0 


344 


Diphtherie. 


kamen  nur  ausnahmsweise  vor;  Lymphdrüsenschwellungen  sowie 
irgendwelche  anderen  störenden  Komplikationen  kamen  nicht  zur 
Beobachtung.  Erwachsene  gaben  einen  ungewöhnlich  hohen  Prozent¬ 
satz  positiver  Reaktionen  (45,5  Proz.  bei  44  Versuchen).  Als  Kontrolle 
wurde  in  gleicher  Dosis  durch  30  Minuten  langes  Kochen  im  Wasser¬ 
bade  inaktiviertes  Diphtherietoxin  verwandt.  Zu  Anfang  der  Ver¬ 
suche  wurden  Kontrollen  nur  selten  angestellt.  Als  sich  jedoch  zeigte, 
daß  eine  Pseudoreaktion  von  einer  echten  nicht  immer  durch  äußere 
Erscheinung  und  Verlauf  zu  unterscheiden  ist,  wurde  hinfort  in  jedem 
Versuch  eine  Kontrollinjektion  mit  inaktiviertem  Diphtherietoxin  aus¬ 
geführt.  Alle  Injektionen  erfolgten  in  die  Mitte  des  Oberarmes.  Von 
269  Kontrollinjektionen  ergaben  26  eine  Pseudoreaktion  (=  9,6  Proz.). 
23  mal  war  die  Reaktion  an  beiden  Armen  gleich  stark  und  3  mal 
an  dem  Arme,  der  aktives  Toxin  erhielt,  stärker.  Die  Verff.  unter¬ 
scheiden  2  Grade  der  Reaktion:  der  1.  Grad  äußert  sich  durch  In¬ 
filtrat  und  Rötung  der  Haut  im  Durchmesser  bis  0,5  ccm;  das  Infiltrat 
schwindet  in  3—5  Tagen,  eine  schwache  Pigmentierung  hinterlassend; 
der  2.  Grad  äußert  sich  durch  Infiltrat  und  Rötung  der  Haut  im 
Durchmesser  von  0,5— 3  ccm,  selten  mehr;  das  Infiltrat  schwindet  in 
5 — 7  Tagen,  eine  dauernde  Pigmentierung  hinterlassend;  Schuppung 
vom  10.  Tage  an.  Von  26  Pseudoreaktionen  waren  7  zweiten  Grades. 

E.  Gildemeist er  {Berlin). 

Kassowitz ,  K. ,  Über  kutane  Hautreaktionen  mittels 
Diphtherietoxin  zum  Nachweis  der  Diphtherie¬ 
immunität.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1317.) 

Verf.  hat  die  von  R.  Kraus  angegebene  Methode  der  kutanen 
Impfung  mit  einer  konzentrierten  Diphtherietoxinbouillon  an  182 
Kindern  geprüft.  In  keinem  einzigen  Fall  ergab  die  kutane  Reaktion 
ein  negatives  Resultat  bei  positiver  Schick-Reaktion.  Verf.  empfiehlt 
die  Methode  überall  da,  wo  bei  größeren  Reihenuntersuchungen  in 
Schulen  oder  Kinderheimen  oder  in  der  Privatpraxis  die  Ausführung 
der  Reaktion  von  Ärzten  erfolgen  soll,  welche  mit  einfachster 
Methodik  einwandfreie  Resultate  erzielen  wollen.  Schuster. 


Prigge,  R.,  Über  den  Toxongehalt  des  Diphtheriegiftes. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  39.) 

Rein  mathematische  Entwicklung  der  Berechnung  des  Toxon- 
gehaltes,  daher  im  Original  nachzulesen.  Noetel  {Landsberga.  W.). 

Kraus,  R.,  Löwenstein,  E.  und  Rächer,  St.,  Die  Flockungs¬ 
reaktion  im  Diphtherie toxin.  (W.  kl.  W.  1924  S.  561.) 

Den  Bemühungen,  die  Bestimmung  der  antitoxischen  Heilsera 
am  Tiere  durch  Vitromethoden  zu  ersetzen,  stehen  in  der  Praxis 


Diphtherie. 


345 


große  Schwierigkeiten  entgegen.  Es  sind  durchaus  nicht  alle  Toxine 
in  gleicher  Weise  zur  Ausflockung  geeignet.  Man  müßte  außer  einem 
geeigneten  „Testtoxin“  auch  mehrere  Typen  der  Sera  als  „Testsera“ 
konservieren,  um  für  die  Einstellung  eines  neuen  Serums  Testwerte 
zu  besitzen,  denn  das  Präzipitationsvermögen  der  Toxine  scheint 
labiler  zu  sein  als  die  präzipitierende  Fähigkeit  der  Sera.  Die  anti¬ 
toxische  Fähigkeit  scheint  mindestens  in  frischen  Seris,  die  keinen 
desinfizierenden  Zusatz  enthalten  oder  sonstigen  Eingriffen  ausgesetzt 
waren,  in  der  Regel  mit  der  präzipitierenden  parallel  zu  gehen.  Die 
antitoxische  Fähigkeit  ist  jedoch  im  Diphtherieserum  mit  der  prä¬ 
zipitierenden  nicht  schlechthin  identisch.  Auch  beim  Toxin  ist  die 
Flockungsfähigkeit  nicht  identisch  mit  der  Giftbildung.  Aus  dem  oft 
entgegengesetzten  Verhalten  verschiedenen  Einwirkungen  (FormoL 
zusatz,  Erhitzung)  gegenüber  muß  man  schließen,  daß  die  beiden 
Eigenschaften  des  Toxins  voneinander  ganz  unabhängig  sind.  Die 
antigene'  Wirksamkeit  eines  (mit  Formol  versetzten)  Toxins  bei  der 
Immunisierung  ist  nicht  so  eng  an  seine  Flockungsfähigkeit  gebunden, 
wie  dies  Ramon  annimmt.  Der  Ausfall  der  Flockungsreaktion  bietet 
keinen  Maßstab  für  die  Verwendbarkeit  zur  Immunisierung,  die 
antigene  Wirksamkeit  muß  vielmehr,  wenn  die  völlige  Entgiftung 
durch  Formolein  Wirkung  erreicht  ist,  doch  noch  im  Tierversuch  ge¬ 
prüft  werden.  Hetsch  ( Frankfurt  a.  M.). 

Schmidt,  S.,  Remarques  sur  la  technique  de  titrage  du 
serum  antidiphtürique  d’apres  la  methode  de  Ramon. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  1178.) 

Da  die  Schnelligkeit  der  Ramonschen  Flockungsreaktion  (Titration 
der  Diphtheriesera)  an  erster  Stelle  vom  Flockungsvermögen  des  Toxins 
abhängig  ist,  müssen  die  zur  Prüfung  verwandten  Toxine  nach  diesem 
Gesichtspunkt  ausgesucht  werden.  Ein  Toxin  mit  einer  d.  1.  m.  von 
0,001  ccm  flockt  mit  einem  bestimmten  Serum  in  2—3  Stunden,  während 
ein  Toxin  mit  einer  d.  1.  m.  =  0,003—0,004  beim  gleichen  Serum  ca.  10 
bis  12  Stunden  benötigt.  Ganz  schwache  Toxine  sind  daher  als  Test¬ 
gifte  praktisch  nicht  verwendbar.  Man  kann  jedoch  schwache  Toxine 
mit  Ammoniumsulfat  und  Dialyse  konzentrieren,  muß  aber  auf  sorg¬ 
samste  Entfernung  der  die  Reaktion  behindernden  Elektrolyte  achten. 
—  Die  vom  Verf.  meist  verwandten  Testgifte  mit  einer  d.  1.  m.  von 
0,002—0,003  ccm  flocken  im  Mittel  in  etwa  8  Stunden  bei  Labora¬ 
toriumstemperatur.  Bei  Temperaturen  in  der  Nähe  von  0°  läuft  die 
Reaktion  sehr  langsam  ab,  die  Toxin-Antitoxinbindung  findet  zwar 
statt,  es  kommt  aber  erst  nach  etwa  60  Stunden  zu  einer  Nieder¬ 
schlagsbildung.  Bei  diesen  Temperaturen  besitzt  die  Mischung  ein 
gewisses  Gleichgewicht,  das  jedoch  durch  brüske  Temperaturänderungen 
aufgehoben  werden  kann;  die  Mischungen  verhalten  sich  ungefähr 


346 


Diphtherie. 


wie  übersättigte  Lösungen  oder  unterkühlte  Flüssigkeiten:  man  kann 
die  Flockung  in  einem  beliebigen  Zeitpunkt  hervorrufen.  Stellt  man 
die  Gift-Serum-Mischungen  am  Abend  her  und  bewahrt  sie  im  Eis¬ 
schrank  auf,  so  beobachtet  man  am  andern  Tag,  nach  12  — 20  Stunden, 
noch  keine  Flockung;  bringt  man  die  Röhrchen  aber  ins  Wasserbad 
(37°),  so  tritt  die  Flockung  auf  der  Stelle  ein  (bei  langsam  flockenden 
Seris  in  10 — 15  Minuten).  Da  die  lange  Beobachtungszeit  wegfällt, 
bedeutet  die  beschriebene  Modifikation  eine  erhebliche  Vereinfachung; 
nur  muß  man  die  Röhrchen  bei  schwachen  Toxinen  länger  im  Eis¬ 
schrank  lassen.  —  Ein  Toxin  von  Ramon  reagierte  mit  einem  Standard¬ 
serum  schneller  als  ein  Toxin  des  Verf.  von  gleicher  Toxizität  und 
gleichem  Flockungsvermögen ;  der  Unterschied  beruht  vielleicht  auf 
der  Verschiedenheit  der  zur  Giftbereitung  verwandten  Nährflüssigkeit. 
—  Bestimmt  man  das  Flockungsvermögen  der  Toxine  am  10.  bis 
11.  Wachstumstage,  so  gibt  es,  wie  der  parallele  Tierversuch  er¬ 
wiesen  hat,  einen  guten  Anhalt  für  die  Toxizitätsbestimmung;  die 
gleiche  Serummenge  neutralisiert  stets  die  gleiche  Menge  Toxin¬ 
einheiten;  dies  gilt  jedoch  nur  für  die  Zeit,  in  der  die  Toxizität  eines 
Giftes  ihr  Maximum  erreicht  hat;  nur  dann  ist  der  Toxingehalt 
zweier  Gifte  proportional  ihrem  Flockungsvermögen.  Prigge. 

Renaux,  E.,  Sur  la  floculation  de  la  toxine  diphterique 
par  la  serum  antidiphterique.  (Ibid.  p.  964.) 

Die  Ramon  sehe  Methode  der  Wertbemessung  von  Diphtheriesera 
in  vitro  versagt,  wenn  man  1 — 2  Jahre  alte  Sera  verwendet,  auch 
wenn  sie  in  vivo  keine  merkliche  Abschwächung  ihres  Antitoxin¬ 
gehaltes  zu  erkennen  geben.  Längeres  Erhitzen  auf  55 — 56°  und 
langdauernder  Kontakt  mit  Äther  wirken  ebenso  wie  das  Altern  der 
Sera.  Zusatz  von  verschiedenen  frischen  Sera  (Kaninchen,  Meer¬ 
schweinchen,  Pferd)  bewirkte  keine  Reaktivation  der  antitoxischen 
Sera.  Fügte  man  zu  einem  neutralen  Gemisch  von  Toxin  und  altem 
Diphtherieserum  frisches  antitoxisches  Serum  hinzu,  so  trat  ebenfalls 
keine  Flockung  auf.  Ist  das  Toxin- Antitoxingemisch  jedoch  nicht  neutral, 
sondern  unterneutralisiert,  also  toxisch,  so  ergibt  der  Zusatz  steigender 
Dosen  frischen  antitoxischen  Serums  Flockung  gerade  in  dem  Röhrchen, 
welches  infolge  des  Zusatzes  eine  neutrale  Mischung  enthält.  Verwendet 
man  z.  B.  zu  gleichen  Teilen  gemischt  ein  altes  Serum  mit  200  AE.  und 
ein  neues  mit  400  AE.,  so  flockt  die  Mischung  entsprechend  einem  Titer 
von  300  AE.  Mischt  man  also  frisches  Diphtherieserum  mit  einem 
alten,  so  kann  man  den  Titer  des  letzteren  mit  völliger  Genauigkeit 
in  vitro  bestimmen,  obwohl  es  an  sich  keine  Flockungsreaktion  gibt.  — 
Erhitzt  man  die  Hälfte  eines  Serums  von  300  AE.  eine  Stunde  lang 
auf  56°  und  mischt  dann  den  nicht  erhitzten  Teil  mit  dem  erhitzten, 
in  verschiedenem  Verhältnis,  1  Teil  frisches  Serum  -f-  3  Teile  er- 


Diphtherie. 


347 


hitztes  Serum,  2:2,  3:1  und  stellt  mit  diesen  Gemischen  und  außer¬ 
dem  mit  frischem  und  erhitztem  Serum  allein  neutrale  Toxin-Anti¬ 
toxingemische  her,  so  tritt  die  Flockung  in  allen  fünf  Versuchsreihen 
stets  in  dem  Röhrchen  mit  der  gleichen  absoluten  Serummenge  auf. 
Nur  die  Zeit  bis  zum  Eintritt  der  Flockung  ist  verschieden  lang: 
das  frische  Serum  flockt  am  schnellsten,  das  erhitzte  am  langsamsten ; 
und  die  gemischten  Sera  flocken  um  so  langsamer,  je  größer  der  Anteil 
erhitzten  Serums  ist,  den  sie  enthalten.  —  Der  Zusatz  der  beiden 
Serumarten  braucht  nicht  gleichzeitig  zu  erfolgen;  unabhängig  von 
der  zwischen  den  beiden  Operationen  verstrichenen  Zeit  flockt  zuerst 
immer  dasjenige  Röhrchen,  in  dem  die  beiden  Serumpartien  durch 
ihr  Zusammenwirken  das  Toxin  gerade  neutralisieren.  Selbstverständ¬ 
lich  ist  es  gerade  so,  wenn  ^nan  nur  frisches  Serum  verwendet  und 
es  in  Portionen  zusetzt.  Stellt  man  bei  einer  Flockungsdosis  von 
beispielsweise  0,14  ccm  eines  bestimmten  Serums  für  20  ccm  Toxin 
zwei  Versuchsreihen  von  je  6  Röhrchen  so  an,  daß  man  in  der  ersten 
zum  Toxin  zunächst  nur  je  0,08  ccm,  in  der  zweiten  nur  0,06  ccm 
hinzufügt,  und  läßt  man  die  Mischungen  dann  90  Minuten  bei  37° 
im  Wasserbad  und  fügt  hierauf  fallende  Serummengen  zu,  so  wird 
in  beiden  Reihen  die  Flockung  zuerst  in  demjenigen  Röhrchen  auf- 
treten,  in  dem  beide  Serummengen  sich  gerade  zu  0,14  ccm  ergänzen. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Adolf,  Mona,  Über  das  Verhalten  des  Diphtherieanti¬ 
toxins  bei  der  Elektrodialy se  und  seine  Beziehungen 
zum  sog.  Pseudoglobulin.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1214.) 

Mit  Hilfe  der  Schickschen  Intrakutanreaktion  konnte  die  Verf. 
den  Nachweis  erbringen,  daß  in  einem  bis  zur  Leitfähigkeit  des 
destillierten  Wassers  elektrodialysierten  Diphtherieimmunserum  der 
Antitoxingehalt  in  der  wasserlöslichen  Fraktion  vollständig  ver¬ 
schwunden  ist  und  sich  in  dem  ausgefallenen  Globulinanteil  fest¬ 
stellen  läßt.  Die  mit  fortschreitender  Elektrodialyse  zunehmende 
Verminderung  des  Antitoxingehaltes  in  der  wasserlöslichen  Fraktion 
des  Immunserums  verläuft  der  abnehmenden  Leitfähigkeit  desselben 
nicht  streng  parallel.  Vielmehr  ließ  sich  feststellen,  daß  die  stärkste 
Abnahme  des  Antitoxingehaltes  beim  Erreichen  jener  Leitfähigkeit 
erfolgt,  bei  welcher  nachweislich  die  gleiche  Menge  Globulin  aus¬ 
gefallen  ist,  welche  sonst  durch  Halbsättigung  mit  (NH4)2S04  fällbar  ist. 

Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Reyniann,  G.  C.,  Untersuchungen  über  die  Eiweiß frak- 
tionen  im  Serum  diphtherieimmunisierter  Pferde, 
nebst  anderen  die  Immunisierung  betreffenden  Ver¬ 
hältnissen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  39,  S.  15.) 


348 


Diphtherie. 


Bei  der  Durchprüfung  der  Sera  von  24  diphtherieimmunisierten  Pferden  auf  Gesamt¬ 
eiweiß,  Albumin,  Gesamtglobulin,  Eu-  und  Pseudoglobulin,  sowie  Antitoxin  und  zwar 
teils  vor  der  Immunisierung,  teils  bei  den  nachfolgenden  B — 4  großen  Aderlässen 
zwecks  Antitoxingewinnung  ergab  sich  eine  Vermehrung  der  Globuline  und  eine  Ab¬ 
nahme  des  Albumins.  Von  den  Globulinen  nehmen  die  in  NaCl  löslichen  und  das 
Pseudoglobulin  zu.  Beim  zweiten  Aderlaß,  d.  h.  nach  der  ersten  Reimmunisierung, 
fällt  der  Totaleiweißgehalt  etwas  und  steht  beim  dritten  Aderlaß  auf  demselben 
Wert  wie  beim  zweiten,  während  die  einzelnen  Fraktionen  sich  wenig  ändern.  Ein 
Parallelismus  zwischen  Antitoxin-  und  Globulinsteigerung  ist  nur  selten  angedeutet 
erkennbar.  Der  Aderlaß  bewirkt  eine  absolute  Eiweißzunahme,  bei  relativer  Albumin¬ 
vermehrung  und  Verminderung  der  Globuline,  besonders  der  in  NaCl  löslichen,  was 
durch  ein  Zuströmen  von  Lymphe  ins  Blut  sich  erklären  läßt.  Injektion  von  toxin¬ 
freier  Bouillon  in  analoger  Weise  wie  bei  der  Immunisierung  beeinflußt  die  Eiwei߬ 
körper  in  gleicher  Weise,  wenn  auch  weniger  ausgesprochen.  Nur  bezüglich  der 
Beeinflussung  der  antitoxischen  Globuline  ist  di§  Toxinwirkung  bedeutend  stärker. 
Einzelinjektionen  großer  Bouillondosen  und  intravenöse  Peptoninjektionen  sind  ohne 
Einfluß.  Bei  Ziegen  bewirken  intravenöse  Peptoninjektionen  eine  geringe  Ver¬ 
minderung  des  Gesamteiweißes.  Kleinere  steigende  Dosen  verursachen  Albumin¬ 
abnahme  und  Globulinzunahme,  während  größere  umgekehrt  wirken.  Bei  Stimulation 
der  Antitoxinbildung  durch  Mangansalze  erfolgt  gleichzeitig  mit  der  Antitoxin¬ 
steigerung  eine  prozentuale  und  absolute  Globulinzunahme  und  Albuminabnahme 
ohne  deutlichen  Parallelismus.  Die  Fraktionsverschiebungen  beginnen  bereits  in 
einem  recht  frühzeitigen  Stadium  der  Immunisierung.  Nach  den  großen  Toxin¬ 
injektionen  findet  eine  Leukocytose  statt.  Die  Erythrocyten  nehmen  im  Beginn  bis¬ 
weilen  an  Zahl  ab,  später  nehmen  sie  regelmäßig  zu.  Die  Abo  ahme  scheint  mit  der 
Globulinbildung  im  Zusammenhang  zu  stehen.  Der  Hämoglobingehalt  folgt  im  all¬ 
gemeinen  der  Erythrocytenzahl.  Die  relative  Viskosität  folgt  dem  Steigen  und 
Fallen  des  Gesamteiweißes  und  der  Albumin-Globulinverschiebungen,  während  die 
Oberflächenspannung  in  entgegengesetzter  Richtung  geht.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Ramon,  G.,  Des  anatoxines.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924, 
178,  p.  1436.) 

Das  Diphtherieanatoxin  ist  ein  durch  Hitze  und  Formaldehyd 
verändertes  Diphtheriegift.  Das  Anatoxin  ist  nicht  mehr  giftig, 
kann  jedoch  noch  aktiv  immunisierend  wirken  und  flockt  in  Gegen¬ 
wart  von  Diphtherieantitoxin  aus.  Es  lassen  sich  noch  andere  Toxine 
in  Anatoxine  umwandeln;  so  gehen  Tetanusgift,  Abrin  und  Cobra- 
gift  in  die  ungiftige  Modifikation  über.  Da  die  Anatoxine  die 
antigene  Funktion  der  Toxine  voll  bewahrt  haben,  sind  sie  zur 
raschen  und  ungestörten  Immunisierung  besonders  geeignet. 

Bo  sei  Goldschmidt  (Frankfurt  a.  M.). 

Jonescu-Mihaesti,  C.  et  Damboviceanu,  A.?  Soir  la  neutrali- 
sation  de  la  toxine  diphterique  par  l’antitoxine 
correspondante.  Influence  de  la  röaction  du  milieu. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  504.) 

Eine  Mischung  von  Diphtherie-Toxin  und  -Antitoxin  ist  nach 
zweistündigem  Stehen  noch  nicht  indifferent  für  Kaninchen  (intra¬ 
venöse  Injektion),  selbst  bei  neutraler  Reaktion.  Bei  einem  pH  von 


Diphtherie. 


349 


4,05  ist  das  Toxin  nach  gleicher  Zeit  merklich  abgeschwächt.  —  Die 
Absättigung  von  Diphtherietoxin  und  -Antitoxin  ist  nur  innerhalb 
enger  Grenzen  in  der  Nähe  des  Neutralpunktes  möglich.  Bei  einem 
Ph  von  6,61  oder  9,06  ist  sie  selbst  nach  24  ständigem  Brutschrank¬ 
aufenthalt  (37°)  noch  nicht  abgeschlossen.  Prig ge  (Frankfurt  a.  M). 

Fraser,  Donald  T.  and  Wigham,  H.  E.,  The  use  of  rabbits  for 
intracutaneous  virulence  tests  of  B.  diphtheriae  or 
titration  of  diphtheria  antitoxin:  preliminary  note. 
(J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1114.) 

Verff.  schlagen  vor,  bei  der  intrakutanen  Auswertung  der 
Mischungen  von  Diphtherietoxin  und  Antitoxin  sowie  von  Diphtherie¬ 
bazillenaufschwemmungen  an  Stelle  der  Meerschweinchen  Kaninchen 
im  Gewicht  von  mindestens  2  kg  zu  verwenden.  Die  Haut  der 
Kaninchen  scheint  viel  empfindlicher  für  Diphtherietoxin  zu  sein, 
wie  die  der  Meerschweinchen.  Die  Verwendung  der  Kaninchen  an 
Stelle  der  Meerschweinchen  spart  Zeit  und  Versuchstiere,  da  man 
eine  größere  Zahl  von  Reaktionen  an  dem  gleichen  Tier  vornehmen 
kann.  Möllers  {Berlin). 

White,  Benjamin  and  Robinson,  Elliot,  Effect  of  exposure  to 
low  temperatures  on  diphtheria  toxin-antitoxin 
mixture.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1675.) 

In  der  letzten  Januarwoche  1924  waren  in  2  Städten  in  Massachu¬ 
setts  2  verschiedene  Proben  von  Diphtherietoxin- Antitoxin-Mischungen, 
nachdem  sie  längere  Zeit  ungewöhnlich  niedrigen  Temperaturen 
ausgesetzt  waren,  bei  54  Kindern  zwecks  Immunisierung  gegen  Diph¬ 
therie  eingespritzt  worden  und  hatten  bei  42  Kindern  schwere  Reak¬ 
tionen  hervorgerufen.  Da  die  Krankheitserscheinungen  den  Typus 
einer  Diphtherieintoxikation  darboten,  wurde  angenommen,  daß  die 
Kälte  eine  Trennung  des  Antitoxins  von  dem  Toxin  hervorgerufen 
habe,  so  daß  das  Toxin  in  der  Mischung  frei  wurde.  VeriF.  ver¬ 
suchten  die  Frage  experimentell  zu  klären  und  stellten  fest,  daß 
tatsächlich  durch  das  Verbringen  des  Toxinantitoxingemisches  in 
Temperaturen  von  10°  F  und  weniger  während  eines  Zeitraumes  von 
6  Stunden  und  länger  eine  physikalische  Veränderung  mit  Anstieg 
der  Toxizität  infolge  freiwerdenden  Toxins  eintritt.  Möllers  {Berlin). 

Kirkbride,  Mary  B.  and  Dow,  Jessie  E.,  Observations  on  the 
effect  of  freezing  on  diphtheria  toxin-antitoxin 
mixtures.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1678.) 

Verff.  konnten  nach  den  üblichen  Methoden  der  Toxizitäts¬ 
bestimmung  keine  Zunahme  der  Toxizität  in  den  Mischungen  von 


350 


Diphtherie. 


Diphtherietoxin- Antitoxin  feststellen,  welche  durch  Trennung  des 
Toxins  von  dem  Antitoxin  beim  Einfrieren  bedingt  wäre.  Möllers. 

Anderson,  John  F.  and  Leonard,  George  F.,  Effect  of  freezing 
on  diphtheria  toxin-antitoxin  mixtu  res  as  regards 
toxicity.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1679.) 

In  einer  3  fach  tödlichen  Toxin- Antitoxin-Mischung,  welche 
0,3  Proz.  Trikresol  enthielt  und  mit  einem  ohne  Hitze  konzentrierten 
Antitoxin  hergestellt  war,  trat  nach  dem  Einfrieren  eine  Steigerung 
der  Toxizität  der  Mischung  ein.  Das  gleiche  trat  ein  bei  Verwen¬ 
dung  unkonzentrierten  Antitoxins  und  3  fach  tödlicher  Toxindosen. 
Wurden  solche  Mischungen  vor  dem  Einfrieren  mit  Chlorbutanol  oder 
Chloroform  als  Konservierungsmittel  versetzt  oder  überhaupt  kein 
Konservierungsmittel  verwendet,  so  trat  eine  Zunahme  der  Toxizität 
der  Mischung  nicht  ein.  Verff.  empfehlen,  daß  bei  den  Mischungen 
von  Diphtherietoxinantitoxin  nur  1/10  tödliche  Dosen  zugelassen 
werden  sollen.  .  Möllers  [Berlin). 

Kassowitz,  K.,  Die  Verteilung  des  Diphtherieschutz¬ 
körpers  zwischen  Gewebe  und  Blutserum  bei  aktiver 
und  passiver  Immunität.  I.  Teil:  Ein  Beitrag  zur 
Frage  der  echten  und  scheinbaren  Diphtherie¬ 
immunität.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exp.  M.  1924,  41,  S.  160.) 

Es  besteht  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der  quantitativen 
Verteilung  des  Diphtherieschutzkörpers  zwischen  den  zirkulierenden 
Körperflüssigkeiten,  Blut  und  Lymphe,  und  der  extravaskulären  Ge¬ 
websflüssigkeit  bei  aktiver  und  passiver  Immunität.  Der  Diphtherie¬ 
schutzkörper  normaler  Menschen,  gleichviel  ob  er  als  normaler 
Serumbestandteil  oder  als  postinfektiös  gebildetes  Antitoxin  aufgefaßt 
wird,  findet  sich  immer  auch  im  Gewebspreßsaft  blutfrei  gewaschener 
Tonsillen,  und  zwar  in  einer  Konzentration,  die  im  Serum  als  mit 
Sicherheit  schützend  angesehen  wird.  Die  Immunitätsprüfung  mittels 
intrakutaner  Toxininjektion  nach  Schick  ergibt  bei  der  aktiven 
Immunität  immer  übereinstimmende  Resultate  mit  der  Schutzkörper¬ 
auswertung  des  Gewebssaftes  der  Tonsillen  und  des  Blutserums. 
Der  Zustand  einer  bestehenden  zellulären  oder  Gewebsimmunität 
geht  demnach  immer  auch  mit  Schutzkörpergehalt  der  Körpersäfte, 
also  mit  humoraler  Immunität  einher,  während  die  bloße  Bereitschaft 
zu  zellulärer  Abwehrreaktion,  die  latente  Gewebsimmunität,  sich 
nicht  im  Vorhandensein  humoraler  Antikörper,  noch  in  der  kutanen 
Immunitätsreaktion  zur  Zeit  der  Prüfung  kundzugeben  braucht.  Bei 
passiver  Immunisierung  gegen  Diphtherie  findet  sich  im  Gewebs¬ 
preßsaft  blutfrei  gewaschener  Tonsillen  in  den  ersten  Tagen  nach 
der  Seruminjektion  immer  eine  hohe  Konzentration  von  Antitoxin,  die 


Diphtherie. 


351 


häufig  höher  ist  als  diejenige  bei  normaler  (aktiver)  Immunität. 
Demnach  ist  die  Ansicht  v.  Behrings,  daß  das  artfremde  Antitoxin 
ganz  allgemein  entweder  gar  nicht  oder  nur  in  so  geringer  Menge 
in  das  Gewebe  selbst  eindringt,  daß  die  Konzentration  des  Antitoxins 
in  der  Gewebsflüssigkeit  höchstens  3/100  der  Serumkonzentration  be¬ 
trägt,  dahin  richtigzustellen,  daß  dies  für  die  erste  Zeit  nach  der 
Seruminjektion  nicht  zu  Recht  besteht.  Schon  am  Ende  der  1.  Woche 
nach  der  Seruminjektion  sinkt  der  Schutzkörpergehalt  der  Gewebs¬ 
flüssigkeit  stark  ab  und  eilt  damit  dem  Schwinden  des  Antitoxins 
aus  dem  Blutserum  voraus.  Am  Ende  der  2.  Woche  ist  keine  als 
wirksam  noch  in  Betracht  kommende  Menge  Antitoxin  in  der  Ge¬ 
websflüssigkeit  der  Tonsillen  mehr  nachweisbar,  während  das  Blut¬ 
serum  zu  der  gleichen  Zeit  noch  Antikörperwerte  aufweist,  die  bei 
aktiver  Immunität  erfahrungsgemäß  mit  Sicherheit  Schutz  vor  Er¬ 
krankung  verleihen.  Die  Hautimmunität,  geprüft  mittels  der  Schick- 
schen  Reaktion,  kann  um  die  gleiche  Zeit,  also  gegen  Ende  der 
2.  und  Anfang  der  3.  Woche  nach  der  Seruminjektion,  ebenfalls  ver¬ 
loren  gehen,  trotz  Antitoxingehaltes  des  Blutserums.  Es  wird  die 
neue  Bezeichnung  „scheinbare  oder  virtuelle  Immunität“  vorge¬ 
schlagen  für  die  Fälle  mit  Antitoxingehalt  des  Blutserums  bei  Anti¬ 
toxinmangel  und  fehlendem  Erkrankungsschutz  der  Gewebe;  dem¬ 
gegenüber  wäre  der  Zustand  ausreichenden  Schutzkörpergehaltes  des 
Serums  und  der  Gewebe  bei  nachweisbarer  Toxinfestigkeit  des  Ge¬ 
samtorganismus  als  „echte  oder  reelle  Immunität“  zu  bezeichnen. 
Es  kommt  gelegentlich  schon  zu  Beginn  der  3.  Woche  nach  der 
Seruminjektion  zu  echten  Rezidiven  der  Diphtherieerkrankung  trotz 
nachweisbarem  Gehalt  des  Blutserums  an  Antitoxin;  in  diesen  Fällen 
ist  aber  die  Schicksche  Reaktion  stets  positiv.  Es  empfiehlt  sich 
daher,  in  schweren  Fällen  von  Diphtherie  eine  Reinjektion  vor¬ 
zunehmen,  aber  nicht  in  den  ersten  Tagen,  wo  der  Schutzkörpergehalt 
von  Gewebe  und  Serum  noch  ein  hoher  ist,  sondern  möglichst  spät, 
etwa  nach  1  Woche  (vor  Eintritt  der  Serumüberempfindlichkeit),  zu 
dem  Zwecke,  um  die  Konzentration  des  Antitoxins  auch  im  Gewebe 
möglichst  lange  auf  einer  wirksamen  Höhe  zu  erhalten.  Die  Prophylaxe 
der  Diphtherie  durch  passive  Immunisierung  ist  als  wenig  rationell  an¬ 
zusehen,  da  die  tatsächliche  Ge websimmunität  (echte  oder  reelle  Immuni¬ 
tät)  schon  nach  etwa  2  Wochen  verloren  geht  und  nur  der  Antitoxin¬ 
gehalt  des  Blutserums  (scheinbare  oder  virtuelle  Immunität)  noch  1 — 2 
Wochen  länger  nachweisbar  bleibt.  Die  Diphtherieimmunitätsprüfung 
der  Haut  ist  ein  verläßliches  Kriterium  des  Erkrankungsschutzes  oder 
der  reellen  Immunität.  Der  Gehalt  des  Blutserums  an  Schutzkörpern 

sagt  noch  nichts  über  die  Verteilung  desselben  zwischen  Gewebe  und 

•  • 

Serum  aus  und  kann  möglicherweise  nur  mehr  das  Überbleibsel  eines 
verloren  gegangenen  Krankheitsschutzes  sein.  h  et  sch. 


352 


Diphtherie. 


Freud,  P.,  Die  Verteilung  des  Diphtherieschutzkörpers 
zwischen  Gewebe  und  Blutserum  bei  aktiver  und 
passiver  Immunität.  II.  Mittig.:  Versuche  an  passiv 
immunisierten  Meerschweinchen.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper. 
M.  1924,  42,  S.  400.) 

Der  Preßsaft  der  blutfreien  Organe  des  Meerschweinchens  ent¬ 
hält  kurz  nach  der  Injektion  von  Diphtherieheilserum  beträchtliche 
Mengen  von  Antitoxin.  Erst  nach  einigen  Tagen  sinkt  der  Anti¬ 
toxingehalt  desselben  auf  Null,  während  er  sich  im  Blut  längere 
Zeit  auf  höheren  Werten  hält.  H  et  sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Wernicke,  E.,  Erinnerungen  an  die  Bekämpfung  der 
Diphtherie  in  Posen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  294.) 

Es  gibt  Erkrankungen,  bei  denen  durch  die  Färbung  des  Mandel¬ 
abstrichs,  die  klinische  Beobachtung,  den  weiteren  Verlauf  und  selbst 
durch  die  Sektion  als  sichere  Diphtherie  erkannt  werden,  die  Züch¬ 
tung  aber  nicht  gelingt.  In  einem  derartigen  Fall  vermochte  Verf. 
das  ausbleibende  Wachstum  der  Diphtheriebazillen  auf  gleichzeitiges 
Vorhandensein  eines  proteusartigen  Bazillus  zurückzuführen.  Den 
Beweis,  daß  Diphtherie  vorlag,  führte  Verf.  durch  Injektion  des 
klaren  Filtrats  von  Auslaugungsflüssigkeit  eines  ganzen  Lungen¬ 
lappens,  von  dem  ein  Meerschweinchen  5  ccm  subkutan  injiziert  er¬ 
hielt,  während  einem  zweiten  gleichfalls  5  ccm  des  Filtrats  aber 
versetzt  mit  1  ccm  Heilserum  (500  I.-E.)  subkutan  injiziert  wurden: 
das  erste  Meerschweinchen  ging  an  Diphtheriegift  zugrunde,  das 
zweite  blieb  gesund.  —  Verf.  befürwortet  nicht  nur  möglichst  früh 
(schon  beim  ersten  Verdacht),  aber  auch  in  anscheinend  leichteren 
Fällen  nicht  unter  3 — 6000  I.-E.  einzuspritzen  und  die  Dosis  zu 
wiederholen,  wenn  sich  nach  12  Stunden  das  Allgemeinbefinden  noch 
nicht  gebessert  hat.  Subkutan  wirkt  das  Diphtherieheilserum  im 
allgemeinen  rascher  als  vielfach  angenommen  wird.  —  Schwerere 
Erkrankungen  infolge  von  Seruminjektionen  oder  gar  Todesfälle  hat 
Verf.  in  20 jähriger  Tätigkeit  nicht  erlebt.  —  Zum  Schluß  wendet 
sich  Verf.  gegen  die  Ansicht,  der  Dienst  der  staatlichen  Unter¬ 
suchungsämter  bei  der  Seuchendiagnose  könne  den  Krankenhäusern 
überwiesen  werden;  nach  seinen  Erfahrungen  erfordert  eine  sorg¬ 
fältige  Seuchendiagnostik  langjährige  Übung,  die  den  Assistenten 
eines  Krankenhauses  fehlt.  Schill  {Dresden). 

Gehrke,  Diphtheriebekämpfungsmaßnahmen  in  Stettin 
während  des  Jahres  1920.  (Desinfektion.  1924,  9,  S.  21.) 

Starkes  Auftreten  der  Diphtherie  in  den  Vorjahren  hatte  das 
dortige  Gesundheitsamt  veranlaßt,  der  Regierung  den  Vorschlag  zu 
machen,  daß  der  §  6  der  Anweisung  des  Kultusministers  vom 


Diphtherie. 


353 


9.  Juni  1907  in  der  Weise  geändert  würde,  die  Wiederzulassung  an 
Diphtherie  erkrankt  gewesener  Lehrer  und  Schüler  zum  Schulbesuch 
von  dem  zweimaligen  3  Tage  auseinanderliegenden  negativen  bak¬ 
teriologischen  Befund  von  Schleimhautabstrichen  abhängig  zu  machen. 
In  der  vorliegenden  Mitteilung  werden  die  weiteren  Maßnahmen,  die 
durch  das  weitere  gehäufte  Auftreten  der  Diphtherie  erforderlich 
wurden,  geschildert.  Die  Zahl  der  Diphtheriefälle  betrug  im  Jahre 
1919  697  Erkrankungen  und  56  Todesfälle,  im  Jahre  1920  nur  noch 
403  Erkrankungen  und  26  Todesfälle.  Yerf.  läßt  es  noch  dahin¬ 
gestellt,  ob  die  stark  verringerte  Zahl  der  Erkrankungsfälle  bereits 
als  eine  Wirkung  der  getroffenen  Maßnahmen  angesehen  werden 
kann.  Jedenfalls  hat  das  Jahr  1921  einen  weiteren  sehr  erheblichen 
Abfall  gebracht,  da  nur  312  Erkrankungen  und  13  Todesfälle  be¬ 
kannt  wurden.  Diese  günstigen  Zahlen  berechtigen  jedenfalls  auf 
dem  bisher  beschrittenen  Wege  zu  bleiben  und  das  Verfahren  noch 
nach  Möglichkeit  weiter  auszubauen.  Wedemann  [Berlin). 

y.  Torday ,  F. ,  Infektionsverhütung  in  Anstalten  mit 
spezifischen  und  unspezifischen  Schutzimpfungen. 
(Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  103,  S.  307.) 

Die  passive  Immunisierung  gegen  Diphtherie  sowie  die  Masern¬ 
schutzimpfung  nach  Degkwitz  haben  sich  bewährt.  In  Fällen,  wo 
kein  Masernrekonvaleszentenserum  zur  Verfügung  steht,  ist  in  vielen 
Fällen  eine  voll  wirksame  Prophylaxe  oder  wenigstens  ein  leichter 
Verlauf  durch  Verwendung  von  Blut  oder  Milch  gemaserter  oder 
nicht  gemaserter  Mütter  zu  erzielen.  Die  Kutanimpfung  gegen  Vari¬ 
zellen  hat  in  Anstalten  wegen  der  Infektionstüchtigkeit  der  positiv 
geimpften  Kinder  keinen  großen  Wert.  Gegen  Keuchhusten  scheint 
besonders  Vaccine  Erfolg  zu  versprechen.  Die  Schutzimpfung  gegen 
Scharlach  mit  Streptokokkenvaccine  stößt  auf  Schwierigkeiten  wegen 
der  wiederholt  notwendigen  Injektionen.  Zusammenfassend  können 
die  verschiedenen  Schutzimpfungen  für  Anstalten  nur  empfohlen  werden. 

v.  Bernuth  [Jena). 

Glusman,  Experimentelle  Bestätigung  der  Unwirksam¬ 
keit  normalen  Serums  auf  die  Diphtherieintoxikation. 
(Zsehr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  526.) 

Aus  den  Versuchen  des  Verf.  ergibt  sich,  daß  das  Serum  von 
Kaninchen,  Meerschweinchen,  Rind,  Hund,  Pferd,  Ziege  und  Mensch, 
wenn  dasselbe  kein  Antitoxin  enthält,  die  Meerschweinchen  gegen 
die  3  fach  tödliche  Dosis  des  Toxins  oder  der  Diphtheriekultur  bei 
gleichzeitiger  Einspritzung  subkutaner  oder  intraperitoneal  in  ver¬ 
schiedener  Menge  nicht  zu  schützen  vermag.  Es  genügte  aber,  zu 
dem  normalen  Serum  eine  kleine  Menge  von  Antitoxin  zuzusetzen 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  15/16.  23 


354 


Diphtherie. 


oder  Antidiphtheriepferdeserum  bzw.  Serum  von  Tieren  der  einen 
oder  der  anderen  Gattung,  das  eigenes  Antitoxin  enthält,  zu  injizieren, 
um  die  mit  Toxin  behandelten  oder  mit  Kultur  infizierten  Meer¬ 
schweinchen  am  Leben  zu  erhalten.  Schill  {Dresden). 

Hooker,  Sanford  B.,  Human  hyp ersensi ti veness  induced 
by  very  small  amounts  of  horse  serum.  (J.  of  Immunol. 
1924,  9,  p.  7.) 

367  Personen,  die  mit  Diphtherietoxin-Antitoxingemischen  im¬ 
munisiert  worden  waren,  wurden  6  Monate  später  auf  Empfindlich¬ 
keit  gegenüber  einer  intrakutanen  Pferdeseruminjektion  geprüft. 
Während  vor  der  Immunisierung  nur  16,5  Proz.  eine  positive  Reaktion 
zeigten,  war  nach  dieser  der  Prozentsatz  auf  64,4  Proz.  gestiegen, 
und  zwar  trat  bei  27,1  Proz.  eine  Schnellreaktion  ein.  Unzweifelhaft 
hatten  also  die  minimalen  bei  der  Immunisierung  verwendeten  Serum¬ 
mengen  eine  Überempfindlichkeit  erzeugt.  Wegen  der  daraus  sich 
ergebenden  Gefahren  bei  einer  späteren  therapeutischen  Serum¬ 
injektion  schlägt  Verf.  vor,  für  die  aktive  Immunisierung  antitoxisches 
Serum  von  Ziegen  zu  verwenden. 

Park,  William  H.,  Human  hypersensitiveness  to  wliole 
horse  serum  or  serum  globulins  following  diphtheria 
toxin-antitoxin  injections  —  its  importance.  (Ibid.  p.  17.) 
Verf.  bestätigt  die  Befunde  Ho okers  insofern,  als  in  der  Tat 
Kinder  und  Erwachsene,  die  ein  Jahr  zuvor  mit  Diphtherietoxin- 
Antitoxingemischen  immunisiert  worden  waren,  häufiger  auf  intra¬ 
kutane  Injektion  von  Pferdeserum  und  Pferdeserumglobulinen  positiv 
reagierten  als  unvorbehandelte  Personen,  wobei  die  Reaktionen  gegen 

Vollserum  anscheinend  etwas  häufiger  waren  als  gegen  die  Globuline. 

•  • 

Er  hält  aber  die  Gefahr  der  hierdurch  angezeigten  Uberempfindlich¬ 
keit  für  unerheblich,  da  nach  seinen  Erfahrungen  auch  bei  diesen 
Personen  Seruminjektionen  zu  keinen  ernsteren  Störungen  führen, 
während  andererseits  gelegentlich  bei  Personen  mit  negativer  Pferde¬ 
serumintrakutanreaktion  intravenöse  Seruminjektion  schwerste  Er¬ 
scheinungen  hervorrufen  kann.  Trotzdem  steht  er  dem  Vorschlag 
von  Hooker  nicht  ablehnend  gegenüber.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Suniner,  F.  W.,  Sudden  death  from  anaphylactic  shock. 
(Brit.  med.  J.  1923,  II,  p.  465.) 

Ein  8 jähriges  Mädchen  ging  wenige  Minuten  nach  einer  sub¬ 
kutanen  Schutzimpfung  gegen  Diphtherie  unter  den  Erscheinungen 
stärkster  Schwellungen  und  Sekretion  der  Schleimhäute  des  Atmungs¬ 
weges  und  der  Augenbindehäute  zugrunde.  Eine  frühere  Serum¬ 
einspritzung  konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  Hingegen  ließ  sich 


Diphtherie. 


355 


einwandfrei  feststellen,  daß  das  Kind  stets  in  der  Nähe  von  Pferden 
von  Katarrh  der  oberen  Luftwege  und  von  Augenbindehautentzündung 
sehr  schnell  heimgesucht  worden  war.  Das  Diphtherieschutzserum 
war  Pferdeserum.  Eltern  und  Geschwister  des  verstorbenen  Kindes 
zeigten  keinerlei  Besonderheiten.  Kon  rieh  {Berlin). 

Lereboullet  et  Joannon,  Immunisation  spontanee  contre 
la  diphterie  en  milieu  hospitalier.  Importa  nee  du 
temps  de  sejour  (Premiere  note).  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  552.) 

Beobachtungen  über  Schicksche  Reaktion  und  Spontanimmunität 
gegen  Diphtherie  (ohne  klinisch  nachweisbare  Symptome)  bei  Kindern, 
die  längere  Zeit  im  Krankenhaus  zugebracht  hatten  (meistens  wegen 
Knochen-  und  Gelenktuberkulose).  Prigge  (. Frankfurt  a.M.). 

Lereboullet  et  Joannon,  Immunisation  spontanee  contre  la 
diphterie  en  milieu  hospitalier.  Influence  des  con- 
taminations  discretes.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  613.) 

Beobachtungen  an  Kindern,  die  in  der  Umgebung  von  Diph¬ 
theriekranken  (Krankenhausaufenthalt)  spontane  Diphtherieimmunität 
erwarben  (Schicksche  Reaktion  negativ).  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Hoffmann,  W.,  Zur  Diphtherieschutzimpfung.  (Schweiz,  m. 
W sehr.  1924  S.  420.) 

Verf.  bedauert,  daß  von  der  aktiven  Diphtherieimmunisierung 
noch  so  wenig  Gebrauch  gemacht  wird,  und  weist  darauf  hin,  daß 
wir  neuerdings  zwei  gebrauchsfertige  Diphtherieschutzmittel  zur 
subkutanen  Injektion  besitzen,  die  eine  aktive  Immunisierung  auf  die 
denkbar  einfachste  Art  möglich  machen.  Das  eine  Präparat,  das  von 
Bieber  modifizierte  Behringsche  Diphtherieschutzmittel  T  A,  wird 
von  den  Behring  werken  in  Marburg  a.  L.  hergestellt,  das  andere, 
Neutradita  genannt,  von  dem  Schweiz.  Serum-  und  Impfinstitut  in 
Bern.  E.  G-ild  em ei si er  {Berlin). 

Zingher,  Abraham  and  Park,  Wm.  H.,  Immunity  results  ob- 
tained  in  school  children  with  diphtheria  toxoid 
(modified  toxin)  and  with  Vio  L  +  mixtures  of  toxin- 
antitoxin.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  383.) 

Nach  in  4  Schulen  durchgeführten  Impfungen  mit  einem  Toxoid- 
präparat  reagierten  nach  3  Monaten  84 — 98,5  Proz.  der  geimpften 
Kinder  Schick-negativ.  Die  Immunisierung  war  bei  einem  Gehalt 
von  weniger  als  1/so  M.  L.  D.  an  freiem  Toxin  pro  Dosis  durch  das 
Toxoid  zustande  gekommen.  Die  lokale  Reaktion  nach  intramusku¬ 
lärer  Injektion  des  verdünnten  Toxoids  war  unbedeutend.  Leichte 
konstitutionelle  Reaktionen  erfolgten  bei  wenigen  Kindern.  Mit  1I10L+- 

23* 


356 


Diphtherie. 


Gemischen  von  Toxin- Antitoxin  wurde  bei  80 — 95  Proz.  der  injizierten 
Schulkinder  Immunität  erzielt.  Viele  dieser  Kinder  zeigten  eine 
Pseudoreaktion  nach  Schick.  Toxin- Antitoxingemische  mit  xl10  L  -f-  ver¬ 
lieren  durch  monatelange  Aufbewahrung  im  Eisschrank  etwas  an 
Wirksamkeit.  Bei  Beurteilung  des  Immunitätserfolges  nach  Injektion 
des  Toxin-Antitoxingemischs  muß  die  nach  der  Injektion  verflossene 
Zeit  in  Betracht  gezogen  werden.  Für  die  Nachprüfung  mit  der 
Schick-Reaktion  ist  der  Zeitfaktor  von  besonderer  Wichtigkeit.  Mehr 
als  50  Proz.  von  den  Kindern,  die  nach  3 — 6  Monaten  noch  empfäng¬ 
lich  erschienen,  reagierten  ein  Jahr  später  negativ  auf  Schick,  ohne 
inzwischen  weitere  Injektionen  erhalten  zu  haben.  e.  Fitschen . 

Zoeller,  Chr.,  La  vaccination  par  l’anatoxine  diphterique. 
Son  röle  preventif  ä  l’egard  de  la  eonjonctivo- 
keratite  diphterique  experimentale  du  cobaye.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  1400.) 

Injiziert  man  einem  Meerschweinchen  1  ccm  Diphtherie- Anatoxin 
(Ramon)  und  wiederholt  die  Injektion  nach  10  Tagen,  so  entwickelt 
sich  bei  dem  Tier  auf  eine  nach  weiteren  6  Tagen  im  Anschluß  an 
Gallesensibilisierung  vorgenommene  Bepinselung  des  Auges  mit 
Diphtheriebazillen  nicht  die  sonst  zu  beobachtende  typische  Kerato- 
konjunktivitis;  es  kommt  weder  zur  Schwellung  noch  zur  Pseudo¬ 
membranbildung,  sondern  lediglich  zu  einer  leichten  Trübung  der 
Kornea;  auch  die  Wiederholung  der  Infektion  des  gleichen  Auges 
mit  massiven  Dosen  führt  nicht  zu  den  spezifischen  Veränderungen. 
Verf.  verweist  darauf,  daß  in  dem  beschriebenen  Verfahren  erstmalig 
der  Nachweis  für  die  Wirksamkeit  einer  Diphtherieimpfung  mit 
Diphtherie- Anatoxin  in  direktem  Verfahren  erbracht  ist. 

Derselbe,  A  propos  de  l’action  curative  de  Fanatoxine 
diphterique  sur  les  lesions  de  diphterie  experimentale. 
(Ibid.  91,  p.  81.) 

Das  Ramonsche  Diphtherieanatoxin,  das  eine  ausgesprochene 
präventive  Wirkung  gegen  die  diphtherische  Keratokonjunktivitis 
ausübt,  ist  gegenüber  der  manifesten  Erkrankung  sowohl  bei  lokaler 
wie  bei  subkutaner  Injektion  unwirksam.  Es  zeigte  sich  jedoch,  daß 
Tiere,  die  außer  Diphtherieserum  gleichzeitig  noch  eine  Anatoxin¬ 
injektion  erhielten,  meist  etwas  schneller  heilten  als  die  bloß  mit 
Serum  behandelten  Kontrollen.  —  Die  klinisch  „geheilten“  Tiere 
schieden  noch  nach  15  Tagen  mit  dem  Konjunktival sekret  Diphtherie¬ 
bazillen  aus;  auch  Tiere,  die  mit  Anatoxin  geschützt  wurden,  schieden 
noch  3  Wochen  nach  dem  Infektionsversuch  Diphtheriebazillen  aus. 
Derselbe,  L’intradermoreaction  ä  l’anatoxine  diphtö- 
rique  ou  anatoxi-reaction.  La  notion  d’allergie  dans 
la  diphterie.  (Ibid.  91,  p.  165.) 


Diphtherie. 


357 


Die  „Anatoxinreaktion“  ist  eine  Kutanreaktion,  die  mit  Hilfe 
des  Ramonschen  Diphtherieanatoxins  vorgenommen  wird  (0,2  ccm 
einer  l/100  Verdünnung).  Positive  Reaktion  ist  durch  diffuse  Rötung 
gekennzeichnet,  die  nach  24  Stunden  auftritt,  einen  Tag  bestehen 
bleibt,  sich  dann  abschwächt  und  mehr  und  mehr  verschwindet;  das 
unter  der  Injektionsstelle  befindliche  Gewebe  ist  leicht  infiltriert. 
Es  handelt  sich  nicht  um  eine  Schicksche  Reaktion:  denn  abgesehen 
davon,  daß  das  Phänomen  noch  auftritt,  wenn  das  Anatoxin  auf  75° 
erhitzt  wird,  kann  die  Reaktion  bei  Personen  mit  negativer  Schick¬ 
scher  Reaktion  positiv  sein  und  umgekehrt.  Vielmehr  besteht  ein 
enger  Parallelismus  zwischen  der  Anatoxinreaktion  und  der  Schick- 
schen  Pseudoreaktion.  Es  handelt  sich  bei  der  Anatoxinreaktion 
auch  nicht  um  eine  allgemeine  Proteinhypersensibilität,  denn  die  zur 
Bereitung  des  Anatoxins  verwandte  Bouillon  ruft  bei  den  empfind¬ 
lichen  Personen  nicht  die  charakteristischen  Erscheinungen  hervor, 
ebensowenig  Pferdeserum  oder  Kulturfiltrate  von  Streptokokken  oder 
Typhusbazillen.  Dagegen  erzielt  man  eine  identische  Reaktion  durch 
intrakutane  Injektion  einer  sehr  verdünnten  Aufschwemmung  von 
V4  Stunde  auf  105°  erhitzten  Diphtheriebazillen.  Versetzt  man  das 
Anatoxin  zu  gleichen  Teilen  mit  dem  Serum  einer  Person,  die  vor 
6  Wochen  mit  Anatoxin  erfolgreich  immunisiert  wurde,  so  bewirkt 
man  durch  den  Serumzusatz  keine  Abschwächung  der  mit  einem 
derart  vorbehandelten  Anatoxin  bei  einer  anderen  Person  vor¬ 
genommenen  Reaktion.  Während  die  Zahl  der  bei  Rekonvaleszenten 
von  verschiedenen  Krankheiten  gefundenen  positiven  Reaktionen 
zwischen  20 — 36  Proz.  schwankte,  ist  sie  bei  Diphtherierekonvales¬ 
zenten  und  Bazillenträgern  in  78  Proz.  positiv.  Eine  positive 
Anatoxinreaktion  ist  somit  der  Ausdruck  dafür,  daß  die  Person  in 
ihrer  näheren  oder  ferneren  Vergangenheit  irgendwelchen  Infektionen 
mit  Diphtheriebazillen  ausgesetzt  war;  dabei  scheint  die  Wirkung 
dieser  Attacken  um  so  deutlicher  zu  sein,  je  weniger  zurückliegend 
sie  sind.  Personen  mit  1.  positiver  Anatoxin-  und  positiver  Schick¬ 
scher  Reaktion  sind  zwar  noch  empfänglich,  aber  sind  doch  schon 
mit  dem  Diphtheriebazillus  in  Berührung  gewesen,  da  sie  gegen  seine 
Proteine  sensibilisiert  sind.  Der  Antitoxintiter  ihres  Blutes  ist  zwar 
noch  nicht  für  eine  negative  Schicksche  Reaktion  ausreichend,  jedoch 
besteht  eine  gewisse  Immunität  von  dem  oder  den  ersten  Kontakten 
mit  dem  Di*Bazillus  her.  2.  Individuen  mit  positiver  Anatoxin-  und 
negativer  Schickscher  Reaktion  besitzen  einerseits  Diphtherie- 
Immunität,  andererseits  sind  sie  gegen  die  Bakterienproteine  sensi¬ 
bilisiert.  3.  Personen  mit  negativer  Anatoxinreaktion  und  positiver 
Schickscher  Reaktion  sind  solche,  die  überhaupt  nie  mit  dem 
Diphtheriebazillus  in  Berührung  gekommen  sind.  4.  Ist  bei  negativer 
Anatoxinreaktion  auch  die  Schicksche  Reaktion  negativ,  so  handelt 


358 


Scharlach. 


es  sich  dagegen  um  völlig  immunisierte  Individuen.  Zwischen  die 
beiden  extremen  Gruppen  3  und  4  schieben  sich  die  Personen  mit 
positiver  Anatoxinreaktion  ein;  ihre  Immunität  ist  mehr  oder  weniger 
deutlich,  je  nachdem,  ob  sie  den  Ausfall  der  Schickschen  Reaktion 
mit  der  einen  oder  anderen  Gruppe  teilen:  auf  dem  Weg  von  ab¬ 
soluter  Rezeptivität  zu  totaler  Immunität  überschreiten  sie  die 
allergische  Phase.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Hanser,  A.,  Zur  Schar  lach  frage.  (M.  Kl.  1924  S.  1200.) 

Ein  4 jähriges  Mädchen  war  im  Anschluß  an  eine  Holzsplitter¬ 
verletzung  an  Scharlach  erkrankt  und  hatte  zur  Erkrankung  ver¬ 
schiedener  Geschwister  Veranlassung  gegeben.  Es  wird  vermutet, 
daß  der  Holzsplitter  (aus  dem  Fußboden  stammend)  Infektionsstoff, 
von  einem  vor  30  Jahren  im  gleichen  Zimmer  behandelten  Scharlach¬ 
kranken  herrührend,  enthalten  hat!  Verf.  benutzt  diese  Familien¬ 
epidemie,  um  eine  Reihe  theoretischer  Streitfragen  über  das  Wesen 
und  die  Verbreitungsweise  des  Scharlachs  zu  erörtern. 

Erich  Hesse  (Berlin). 

Kuczynski,  M.  H.,  Beobachtungen  und  Versuche  über  die 
Pathogenese  der  Scarlatina.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1303.) 

Verf.  berichtet  zunächst  über  die  Befunde  bei  5  Sektionen  von 
Scharlachfällen.  Diese  waren  in  doppelter  Hinsicht  günstig,  weil  sie 
einmal  wirklich  wichtige  Krankheitsstadien  darstellten,  andererseits 
fast  unmittelbar  nach  dem  Tode  untersucht  werden  konnten.  Bei 
3  akuten  Fällen  mit  schwerer  Tonsillitis  bzw.  Tonsillopharyngitis 
streptogenes  ließen  sich  aus  den  Organen  Streptokokken  züchten. 
Pathologisch-anatomisch  zeigten  die  Nierenbefunde,  daß  auch  der 
akutesten  tubulären  Nephritis  ein  Vorgang  der  Giftausscheidung 
zugrunde  liegt,  nicht  unähnlich  den  Vorgängen  bei  der  Sublimat¬ 
vergiftung.  Entgegen  verbreiteten  Vorstellungen  kann  die  charakte¬ 
ristische  Form  der  Glomerulonephritis,  sofern  sie  nicht  von  sich  aus 
zum  Tode  führt,  ohne  Beteiligung  aller  Glomeruli  ablaufen.  Wahr¬ 
scheinlich  spricht  hier  eine  noch  näher  zu  erforschende  Stoffwechsel¬ 
ursache  mit.  Durchaus  als  Ergebnis  der  skarlatinösen  Stoffwechsel¬ 
störung  erscheinen  die  zelligen  Infiltrationen  in  Niere  und  Leber. 
Streptokokken  lassen  sich  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  innerhalb 
der  Infiltrate  niemals  nach  weisen.  Auch  das  Scharlachenanthem  und 
-exanthem  beruht  wahrscheinlich  gleicherweise  nicht  auf  einer  Meta¬ 
stase  irgendwelcher  Keime,  sondern  auf  einer  beim  Menschen  im 
Verlauf  der  Scarlatina  erfolgenden  Abscheidung  in  die  Hautspeicher.  — 
Tierversuche,  die  mit  Scharlachstreptokokken  an  Kaninchen  vor¬ 
genommen  wurden,  ergaben,  daß  es  gelingt,  in  bisher  unbekannter 
Weise  beim  Kaninchen  die  für  Scharlach  recht  charakteristische  In- 


Scharlach. 


359 


filtration  der  Leber  und  Nieren  zu  erzeugen.  Verf.  schließt  aus 
seinen  Befunden,  daß  die  infiltrativen  Prozesse  und  somit  die  inter¬ 
stitielle  Nephritis  beim  Menschen  lediglich  den  Scharlachstrepto¬ 
kokken  zuzuschreiben  ist.  Wahrscheinlich  liegt  hier  eine  Reaktion 
auf  toxische  Stoffe  vor.  Ob  es  sich  hier  um  echte  bakterielle  Toxine 
handelt,  ist  noch  gänzlich  unentschieden,  aber  durchaus  möglich. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Franconi,  0.,  Die  Reak tion sfähigkei t  der  Scharlachhaut 
auf  abgetötete  Streptokokken.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924, 
105,  S.  77.) 

Im  Anschluß  an  die  Feststellungen  von  Levaditi,  daß  man 
durch  intradermale  Einverleibung  abgetöteter  Streptokokken  die 
Widerstandskraft  bzw.  die  Empfänglichkeit  eines  Menschen  gegen 
Streptokokkeninfektion  prüfen  kann ,  wurde  diese  Reaktion  bei 
Scharlach  angestellt.  Die  Streptoreaktion  fällt  in  der  ersten  Woche 
des  Scharlachs  negativ  aus.  Das  bedeutet,  daß  dann  eine  Wider¬ 
standslosigkeit  gegen  Streptokokkeninfektionen  besteht.  Bald  nach 
dem  Verschwinden  des  Exanthems  wird  sie  wieder  positiv  und  er¬ 
reicht  allmählich,  unbeeinflußt  von  Nachkrankheiten,  normale,  oft 
auch  übernormale  Werte.  Auch  bei  vielen  anderen  schwer  infek¬ 
tiösen  oder  kachektischen  Zuständen  fällt  die  Reaktion  negativ  aus, 
unter  anderem  auch  bei  den  Masern.  Die  Reaktionsfähigkeit  der 
Haut  geht  beim  Scharlach  auch  gegen  andere  bakterielle  Gifte  ver¬ 
loren  (Tuberkulin,  Staphylovaccine),  aber  nicht  in  demselben  Maße. 
Trotz  der  Unspezifizität  der  Streptoreaktion  läßt  sich  ihr  Ausfall  unter 
gewissen  Umständen  diagnostisch  für  Scharlach  verwerten. 

v.  Bernuth  (Jena). 

•  • 

Bürgers  und  Bachmann,  Zur  Ätiologie  des  Scharlachs. 
(Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  153  u.  Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
93,  S.  220*.) 

Es  gelang  bei  33  frischen  Scharlachfällen  nicht,  die  von 
Di  Cristina  und  Caronia  beschriebenen  Gebilde  als  Erreger  des 
Scharlachs  nachzuweisen.  Kleinste  Gebilde  kokkoider  Natur,  den  als 
Erreger  angesprochenen  sehr  ähnlich,  finden  sich  zwar  in  beimpften 
Nährböden,  aber  auch  in  unbeimpften  Kontrollen.  Versuche,  unter 
den  Augen  des  Verf.  von  einer  Mitarbeiterin  Coronias  ausgeführt, 
lassen  der  Kritik  zu  weiten  Spielraum,  um  ein  entscheidendes  Urteil 
abzugeben.  Weitere  Versuche  des  Verf.  behandeln  die  Frage,  ob 
beim  Zustandekommen  des  Scharlachs  anaphylaktische  Vorgänge 
maßgebend  sein  können,  es  gelang  nach  genügend  langer  Vorbehand¬ 
lung  mit  Scharlachstreptokokken  bei  Wahl  eines  geeigneten  Strepto¬ 
kokkenstammes  und  Verwendung  von  jungen  Meerschweinchen,  nach 


360 


Scharlach. 


intravenöser  Einspritzung  von  Streptokokken  in  einzelnen  Fällen 
akuten  tödlichen  Shock  zu  erzeugen,  dagegen  gelang  es  weder, 
Meerschweinchen  mit  Scharlachserum  vorbehandelt,  für  die  intra¬ 
venöse  Nachspritzung  von  Scharlachstreptokokken  passiv  anaphy¬ 
laktisch  zu  machen,  ebensowenig  gleichartig  vorbehandelte  Tiere,  die 
mit  Scharlachstreptokokken  bzw.  Scharlachserum  intrakutan  nach¬ 
geimpft  wurden.  Mit  Scharlachstreptokokken  mehrere  Monate  vor¬ 
behandelte  Meerschweinchen  zeigen  auch  nach  intravenöser  Ein¬ 
spritzung  des  homologen  Scharlachserums  keine  anaphylaktische 
Reaktion,  dagegen  gelang  es,  bei  2  von  8  Tieren  nach  einer  erneuten 
Einspritzung  von  Scharlachserum  3  Monate  nach  der  ersten  Serum¬ 
gabe  akuten  tödlichen  Shock  zu  erzeugen.  Gegen  das  Vorliegen 
einer  reinen  Serumeiweißanaphylaxie  spricht,  daß  die  übrigen  Tiere 
und  ein  mit  Normalserum  reinjiziertes  Kontrolltier  ohne  jede  Reaktion 
blieben.  Ausgedehnte  Versuche  müssen  erweisen,  ob  hiermit  tat¬ 
sächlich  eine  Grundlage  geschaifen  ist,  das  Scharlachproblem  als  ana¬ 
phylaktisches  Phänomen  aufzufassen.  Noetel  [. Landsberg  a.  W.). 

Dick,  George  F.  and  Dick,  Gladys  Henry,  The  etiology  of 
scarlet  fever.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  301.) 

Die  hämolytischen  Streptokokken,  welche  bei  Scharlach  gefunden 
sind,  zerfallen  nach  den  Untersuchungen  der  Verff.  in  2  Gruppen, 
nämlich  solche  Stämme,  welche  Mannit  vergären,  und  solche,  welche 
dies  nicht  tun.  Im  Jahre  1923  züchteten  Verff.  einen  Mannit  ver¬ 
gärenden  hämolytischen  Streptokokkenstamm,  der  experimentell 
Scharlach  übertrug.  Verff.  wollten  feststellen,  ob  auch  diejenigen 
hämolytischen  Streptokokkenstämme,  welche  Mannit  nicht  vergären, 
eine  künstliche  Scharlachinfektion  verursachen  können,  und  infizierten 
mit  einem  derartigen  frisch  vom  Scharlachkranken  gezüchteten 
Stamm  2  Personen.  Die  eine  Versuchsperson,  welche  eine  negative 
Hautprobe  gegenüber  den  Streptokokken  gezeigt  hatte,  blieb  gesund; 
die  andere,  eine  22jährige  Frau,  erkrankte  an  Scharlach,  34  Stunden 
nach  der  Infektion,  die  an  den  Tonsillen  erfolgt  war.  Am  20.  Tage 
nach  der  Erkrankung  begann  die  typische  Abschuppung  an  den 
Händen  und  Füßen.  Verff.  sehen  daher  die  Streptokokken  als  die 
Erreger  des  Scharlachs  an.  Möllers  [Berlin). 

Dick,  Georg  F.  and  Dick,  Gladys  Henry,  Scarlet  fever  toxin 
in  preventiv  immunisation.  (Ibid.  p.  544.) 

Wenn  Personen  mit  positiver  Hautprobe  für  Empfindlichkeit 
gegenüber  Scharlach,  erhebliche  Mengen  Toxinfiltrat  eingespritzt  er¬ 
halten,  so  entwickelt  sich  ein  rascher  Scharlachausbruch  mit  Erbrechen, 

•• 

Temperaturanstieg  und  allgemeinem  Ubelbefinden.  Die  Krankheits¬ 
symptome  treten  wenige  Stunden  nach  der  Einspritzung  auf  und 


Scharlach. 


361 


verschwinden  nach  48  Stunden.  Nach  dieser  Reaktion  wird  die 
Hautprobe  negativ  oder  nur  schwach  positiv.  Die  Neutralisation  der 
toxischen  Substanz  des  Filtrats  durch  Blutserum  eines  Menschen,  der 
Einspritzungen  des  Filtrats  erhalten  hat,  zeigt  an,  daß  die  toxische 
Substanz  ein  echtes  Toxin  ist  und  Antitoxin  bilden  kann.  Möllers. 

Dick,  George  F.  and  Dick,  Gladys  Henry,  Ascarlet  fever  anti- 
toxin.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  1246.) 

Verff.  stellten  ein  Scharlach-Antitoxin  her,  indem  sie  ein  Pferd 
durch  subkutane  Einspritzungen  des  sterilen  Filtrats  von  Strepto¬ 
kokkenbouillonkulturen,  die  experimentell  Scharlach  hervorgerufen 
hatten,  immunisierten.  Das  Antitoxin  wurde  dann  nach  den  bei 
anderen  antitoxischen  Seren  üblichen  Verfahren  konzentriert.  Ein 
Urteil  über  den  therapeutischen  Wert  dieses  Antitoxins  läßt  sich 
erst  auf  Grund  von  umfangreichen  Serienuntersuchungen  abgeben. 

Möllers  {Berlin). 

Trask,  James  D.  and  Blake,  Francis  G.,  Observations  on  the 
presen ce  of  a  toxic  substance  in  the  blood  and  urine 
of  patients  with  scarlet  fever.  (J.  of  exper.  M.  1924,  90, 
p.  381.) 

Das  Serum  von  Scharlachkranken  ruft  bei  Personen,  die  keinen 
Scharlach  gehabt  haben,  und  deren  Serum  das  Auslöschphänomen  bei 
Scharlachkranken  nicht  zeigt,  bei  intrakutaner  Injektion  ein  hellrotes 
Erythem  von  2 — 7  ccm  Durchmesser  hervor,  das  1—4  Tage  andauert. 
Bei  heftigerer  Reaktion  ist  auch  mäßige  Infiltration  vorhanden,  und 
es  kommt  zu  Pigmentierung  und  Desquamation.  Bei  Personen,  deren 
Serum  Auslöschwirkung  hat,  bleibt  die  Reaktion  aus.  Die  toxische 
Substanz  wird  durch  menschliches  Serum  mit  Auslöschwirkung,  aber 
nicht  durch  normales  Serum  neutralisiert.  Ebenso  wird  es  nicht 
durch  Normal pferdeserum,  wohl  aber  durch  das  Scharlachstreptokokken¬ 
serum  von  Dochez  neutralisiert.  In  2  von  5  Fällen  enthielt  der 
Urin  von  Scharlachkranken  eine  ähnliche  toxische  Substanz.  Da  die 
Substanz  der  von  den  Dicks  in  Kulturen  von  Scharlachstreptokokken 
gefundenen  toxischen  Substanz  zu  ähneln  scheint  und  durch  das 
Scharlachstreptokokkenserum  neutralisiert  wird,  so  erscheint  die  Auf¬ 
fassung  gestützt,  daß  der  Scharlach  eine  lokale  Racheninfektion 
durch  einen  besonderen  Typus  des  Streptococcus  haemolyticus  ist,  der 
ein  Toxin  produziert,  das  die  Ursache  der  Allgemeinerscheinungen  ist. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Williams,  A.  W.,  Hussey,  H.  D.  and  Baüghaf,  £•  J«,  Culture 
filtrates  of  hemolytic  Streptococci  from  scarlet  fever: 
Intracutaneous  reactions  in  test  animals.  (Proc.  Soc. 
for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  291.) 


362 


Scharlach. 


Verif.  teilen  mit,  daß  sie  von  Streptokokkenkulturen  aus  Scharlach- 
fällen  toxische  Filtrate  gewonnen  haben,  welche  wie  die  Dickschen 
bei  intrakutaner  Injektion  eine  Reaktion  hervorrufen.  Serum  von 
Scharlachrekonvaleszenten  scheint  auch  sie  zu  neutralisieren.  Die 
Reaktion  war  beim  Meerschweinchen  weniger  deutlich  als  beim 
Kaninchen.  Am  wirksamsten  war  das  Filtrat  von  einer  zweitägigen 
Kultur.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Zingher,  Abraham,  Results  obtained  with  the  Dick  test  in 
normal  individuals  and  in  acute  and  convalescent 
cases  of  scarlet  fever.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924, 
21,  p.  293.) 

Nach  der  Dick-Reaktion  beurteilt,  verhält  sich  die  Empfänglich¬ 
keit  für  Scharlach  in  verschiedenen  Altersgruppen  prozentual  nahezu 
wie  die  Empfänglichkeit  für  Diphtherie  nach  der  Schick- Reaktion, 
ln  den  ersten  6  Monaten  nach  der  Geburt  reagiert  das  Kind  wie  die 
Mutter.  Serum  von  negativ  Reagierenden  bewirkt  Verblassen  des 
Scharlachausschlags  und  neutralisiert  Testtoxin.  Positiv  war  die 
Dick-Reaktion  in  der  Regel  in  den  ersten  4  Scharlachkrankheitstagen. 
Ihre  Intensität  nimmt  daun  ab,  bis  sie  zwischen  dem  10.  und  12.  Tage 
negativ  wird.  Quantitative  Versuche  mit  Dick-Toxinverdünnungen 
von  steigender  Konzentration  sind  unternommen  worden,  um  den 
Antitoxingehalt  im  Rekonvaleszentenblut,  im  Blut  von  negativ 
reagierenden  Gesunden  und  im  antitoxischen  Pferdeserum  von  Dochez 
zu  messen.  Die  positive  Reaktion  zeigt  sich  nach  6—12  Stunden, 
erreicht  ihren  Höhepunkt  in  24  Stunden,  verschwindet  ziemlich  schnell 
und  ist  von  Pigmentation  gefolgt,  die  eine  Woche  oder  länger  besteht. 
Autolysiertes  Bakterienprotein  oder  andere  Proteine  in  der  Test¬ 
flüssigkeit  können  eine  unspezifische  Pseudoreaktion  hervorrufen,  daher 
wurde  stets  eine  Kontrollprüfung  mit  durch  Serum  von  negativ 
Reagierenden  neutralisiertem  Testtoxin  gemacht.  Zu  der  Kontrolle 
wird  vielleicht  künftig  erhitztes  Toxin  verwandt  werden.  In  Ver¬ 
dünnung  von  1 : 100  wird  das  Toxin  durch  100 0  in  45  Minuten  zer¬ 
stört,  während  die  unspezifische  Wirksamkeit  der  Proteine  bestehen 
bleibt.  Eine  Pseudoreaktion  kann  auch  in  Kombination  mit  einer 
positiven  in  der  kombinierten  Reaktion  auftreten.  Dann  wird  die 
Reaktion  auf  das  Dick-Toxin  deutlich  intensiver  sein  als  auf  das 
neutralisierte  Kontrolltoxin.  Positive  und  kombinierte  Reaktionen 
sprechen  für,  negative  und  Pseudoreaktionen  gegen  Empfänglichkeit 
für  Scharlach.  Die  Dick-Reaktion  ist  auch  für  die  Diagnose  von 
Wert.  Ist  die  Reaktion  am  ersten  Tage  nach  Erscheinen  eines 
Exanthems  positiv  und  14  Tage  nach  seinem  Verschwinden  noch 
immer  positiv,  so  hatte  der  Patient  keinen  Scharlach.  Ferner  kann 
sie  für  die  Auswahl  von  für  die  aktive  oder  passive  Immunisierung 


Scharlach. 


363 


empfänglichen  Individuen  bestimmend  sein.  Bei  verschiedenen  Neben¬ 
höhlenerkrankungen  wird  jetzt  durch  sie  ein  eventueller  Zusammen¬ 
hang  mit  Scharlach  feststellbar  sein. 

Derselbe,  The  significance  of  the  pseudoreaction  in  the 
Dick  test  and  methods  used  for  its  identification, 
(Ibid.  p.  385.) 

Pseudoreaktionen  auf  Dick  wurden  bei  Untersuchungen  ganzer 
Schulen  bei  33,8  und  bei  41,4  Proz.  der  nicht  empfänglichen  Kinder 
beobachtet.  Bei  Kindern  unter  5  Jahren  kommen  Pseudo-  und  kom¬ 
binierte  Reaktionen  seltener  vor.  Die  unbedingt  notwendige  Kontroll¬ 
prüfung  wird  ausgeführt:  1.  entweder  mit  verdünntem  Toxin  mit 
einem  Zusatz  von  25  Proz.  3  Wochen  nach  Beginn  des  Scharlachs 
entnommenem  Rekonvaleszentenserum  oder  2.  mit  verdünntem  Toxin 
mit  Zusatz  von  25  Proz.  Serum  von  auf  Dick  negativ  reagierenden 
gesunden  Individuen  oder  3.  mit  im  Wasserbade  1  Stunde  auf  Siede¬ 
temperatur  erhitztem  Toxin.  Das  Toxin  wird  in  der  Verdünnung 
1 : 100  erhitzt  und  vor  Gebrauch  weiter  verdünnt.  Das  erhitzte  Toxin 
hat  sich  als  eine  weniger  vollkommene  Kontrolle  erwiesen  als  das 
neutralisierte,  da  es  bei  manchen  Individuen,  die  auf  das  neutralisierte 
nicht  reagierten,  leichte  Reaktionen  hervorrief.  Die  Toxinverdünnungen 
werden  mit  0,85  proz.  NaCl- Lösung  gemacht,  unter  Zusatz  von  0,25  Proz. 
Phenol,  wenn  sie  einige  Tage  aufbewahrt  werden  sollen.  Die  end¬ 
gültige  Verdünnung  ist  1 : 1000.  E.  Fitschen  (Weyarn). 

Zingher,  Abraham,  Furt  her  studies  with  the  Dick  test  and 
active  immunisation  with  scarlet  fever  Strepto¬ 
coccus  toxin.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  508.) 

Die  Dick-Reaktion  war  positiv  unter  320  den  wohlhabenden 
Klassen  angehörenden  Kindern  bei  83  Proz.,  unter  80  Krankenpflege¬ 
rinnen  bei  52,5  Proz.,  unter  20  Säuglingen  unter  3  Monaten  bei 
0,5  Proz.  Der  Prozentsatz  stieg  auf  52,7  bei  17  Säuglingen  zwischen 
3  und  6  Monaten,  auf  100  bei  11  von  6—12  Monaten,  sank  auf  80 
bei  25  Kindern  von  1 — 5  Jahren.  Unter  4570  Individuen  verschie¬ 
denen  Alters  bis  über  20  Jahren  reagierten  34,4  Proz.  positiv,  in 
dieser  Gruppe  im  Alter  bis  zu  6  Monaten  44,8  Proz.,  zwischen 
6  Monaten  und  3  Jahren  64—71  Proz.,  zwischen  3  und  5  Jahren 
46 — 56  Proz.,  zwischen  5  und  20  Jahren  24 — 37  Proz.,  über  20  Jahren 
18  Proz.  Kontrolle  der  Reaktion  am  besten  mit  in  seiner  endgültigen 
Verdünnung  1  Stunde  auf  Siedetemperatur  erhitztem  Toxin,  da  bei 
Kontrolle  mit  neutralisiertem  Toxin  infolge  der  Mitneutralisierung 
der  Wirkung  des  Streptokokkenproteins  durch  das  Rekonvaleszenten¬ 
serum  Pseudo-  und  kombinierte  Reaktionen  als  positive  erscheinen. 
Die  Unterdrückung  der  Pseudo-  und  kombinierten  Reaktion  in  der 
Kontrolle  ist  in  manchen  Fällen  nur  eine  temporäre.  Die  Mehrzahl 


364 


Scharlach. 


der  Scharlachrekonvaleszenten  reagiert  nach  dem  10.  Kranklieitstage 
negativ,  nur  ausnahmsweise  kommt  positive  Reaktion  während  der 
Rekonvaleszenz  vor.  Möglicherweise  existieren  mehrere  Scharlach¬ 
streptokokkenstämme]  verschieden  in  ihren  Toxinen  und  daher  Er¬ 
zeugung  mehrerer  Antitoxinarten.  Bei  einem  als  Scharlachfall  ins 
Krankenhaus  aufgenommenen  Kinde  starke  Dick-Reaktion  am  12.  und 
13.  Tage  des  vermeintlichen  Scharlachs;  am  15.  Erkrankung  an 
wirklichem  Scharlach.  Bei  3  jährigem  Mädchen  bis  zum  letzten  Tage 
seines  Aufenthalts  in  der  Scharlachabteilung  positive  Reaktion. 
Also  möglicherweise  kein  Scharlach.  Trotz  der  positiven  Reaktion 
erkrankte  es  nicht.  Beim  Fehlen  allgemeiner  Immunität  besitzt  lmr- 
male  Nasen-Rachenschleimhaut  vielleicht  durch  Trauma  vernichtbare 
lokale  Widerstandskraft.  Bei  zwei  Scharlachkranken  zeigten  die  vor 
der  Erkrankung  geimpften  Hautstellen  im  Vergleich  zur  übrigen 
Haut  auffallende  Blässe.  Vielleicht  lokale  zelluläre  Immunität.  Vier 
hämolytische  Streptokokkenstämme  erzeugten  durch  Scharlachrekon¬ 
valeszentenserum  neutralisierbare  Toxine.  Diese  Stämme  rührten 
her:  von  Osteomyelitis,  von  einer  Wunde,  von  Rachenabstrich  bei 
Masern,  aus  dem  Rachen  eines  Gesunden.  Unter  40  gegen  Scharlach 
prophylaktisch  geimpften,  vorher  Dick-positiven  Kindern  reagierten 
einen  Monat  nach  der  letzten  Injektion  18  negativ,  10  schwächer 
als  vor  den  Impfungen.  Sie  hatten  10,  25,  100  und  250  Hautreaktions¬ 
dosen  Toxin  in  wöchentlichen  Zwischenräumen  bekommen.  In  einer 
Gruppe  von  143  Kindern  waren  72,7  Proz.  Dick-negativ  geworden. 
Unter  diesen  Dick-negativen  gaben  94,6  Proz.  Pseudoreaktionen  und 
unter  den  noch  positiven  71,7  Proz.  kombinierte.  Durch  vollkommenere 
Reinigung  und  Konzentrierung  des  Toxins  w7ird  der  größte  Teil  der 
Proteinempfindlichkeit  hervorrufenden  Proteine  eliminiert  werden 
können.  Lokale  und  allgemeine  Reaktion  auf  die  immunisierenden 
Injektionen  ist  bei  verschiedenen  Personen  verschieden  stark.  Unter 
30  Kindern  zwischen  5  Monaten  und  5  Jahren  reagierten  6  auf  die 
Anfangsdosis  (100  Hauttestdosen)  mit  leichter  Temperatursteigerung, 
diffusem  scharlachähnlichem  Ausschlag  am  nächsten  Tage.  Auf  die 
zweite  Injektion  keine  Reaktion  mehr.  Jüngere  Kinder  reagieren 
schwächer  als  ältere  und  Erwachsene.  Dosierung  für  Kinder  unter 
12  Jahren:  100,  250  und  250  Hautreaktionsdosen.  Für  Kinder  über 
12  Jahren:  100,  250  und  500  Hautreaktionsdosen.  Für  Erwachsene 
kann  die  letzte  Gabe  1000  Hautreaktionsdosen  betragen.  Von  einer 
Toxinverdünnung  mit  500  Hautreaktionsdosen  pro  1,0  ccm  wird 
Kindern  unter  12  Jahren  0,2  ccm,  0,5  ccm  und  0,5  ccm  gegeben; 
Kindern  über  12  Jahren  0,2  ccm,  0,5  ccm  und  1,0  ccm.  Die  Injektion 
subkutan  oder  intramuskulär  in  der  Mitte  der  Außenfläche  des  Arms. 
Zwischenzeit  zwischen  den  einzelnen  Injektionen  7  Tage. 

E.  Fitschen  (Weyarn). 


Scharlach. 


365 


Huntoou,  F.  M.,  Properties  of  purified  Dick  scarlatinal 
toxin.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  513.) 

Das  Dick-Toxin  ist  ein  Bouillonkulturfiltrat  gewisser  aus  dem 
Rachen  von  Scharlachkranken  isolierter  Streptokokken.  Man  gewinnt 
es  am  besten  aus  7  tägigen  Kulturen.  Zusatz  von  Pferdeblut  zur 
Nährflüssigkeit  befördert  die  Toxinbildung.  Durch  Fällung  mit 
Ammoniumsulfat  gelingt  es,  Toxin  von  großer  Reinheit  zu  erhalten. 
Bei  60  Proz.  Sättigung  und  Zusatz  von  1  Proz.  Essigsäure  voluminöses 
Präzipitat  mit  wenig  Toxin.  Bei  weiterem  Ammoniumsulfatzusatz 
erst  bei  70  Proz.  Sättigung  erneute  bis  75  Proz.  noch  zunehmende 
Fällung.  Dieses  zweite,  die  toxische  Substanz  mit  sich  führende 
Präzipitat  wird  in  zur  Neutralisierung  der  Säure  einen  Zusatz  von 
NaOH  erhaltendem  Wasser  gelöst  und  durch  Dialyse  von  Salz  be¬ 
freit.  Das  so  erhaltene  Präparat  enthält  Stickstoff  in  kaum  nach¬ 
weisbarer  Menge  und  besitzt  3/4  der  ursprünglichen  Toxizität  (nach 
der  Hautprobe  bestimmt).  Ein  zweites  Reinigungsverfahren  besteht 
in  Zusatz  von  20  Proz.  NaCl,  1  Proz.  Essigsäure,  Filtrieren.  Das 
Filtrat  wird  dialysiert,  wobei  es  sein  Volumen  verdoppelt.  Es  besitzt 
dann  ungefähr  die  Hälfte  der  ursprünglichen  Toxizität  und  einen 
Stickstoffgehalt  von  50  mg  statt  850  mg  auf  100  ccm  im  ur¬ 
sprünglichen  Material.  Das  mittels  der  Ammoniumsulfatmethode  ge¬ 
reinigte  Toxin,  das  positive  Hautreaktion  noch  mit  7*o  ccm  einer 
Verdünnung  1 : 6000  gibt,  wird  durch  Trypsin  zerstört  oder  inakti¬ 
viert.  In  der  Verdünnung  1 : 1000  stark  aktives  Toxin  wird  durch 
lstündiges  Erhitzen  auf  90°  unwirksam.  In  der  Verdünnung  1:500, 
mit  einer  gleich  großen  Menge  Scharlachrekonvaleszentenserum  ge¬ 
mischt  und  30  Minuten  bei  37°  gehalten,  ruft  es  keine  Hautreaktion 
mehr  hervor.  Durch  normales  Pferdeserum  und  durch  Serum  von 
gegen  Scharlachstreptokokken  mit  nicht  toxischen  Emulsionen  immuni¬ 
sierten  Pferden  wurde  es  nicht  neutralisiert.  Die  toxische  Substanz 

•• 

ist  in  Azeton,  absolutem  Alkohol  und  Äther  unlöslich  und  wird  von 
diesen  nicht  inaktiviert,  kann  daher  nicht  den  Charakter  eines 
Lipoids  haben.  Sie  ist  ein  Protein,  nicht  ein  Globulin,  wird  aber 
zusammen  mit  den  höheren  Albuminfraktionen  gefällt,  e.  Fitschen. 

Dochez,  A.  R.  and  Sherman,  Lillian,  The  significance  of 
Streptococcus  hemolyticus  in  scarlet  fever  and  the 
preparation  of  a  specific  antiscarlatinal  serum  by 
immunization  of  the  liorse  to  Streptococcus  hemo- 
1  y  t  i  c  u  s  -  s  c  a  r  1  a  t  i  n  a  e.  ( J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924,  82,  p.  543 ) 
Nach  den  Untersuchungen  der  Verff.  findet  sich  der  Streptococcus 
hemolyticus  im  Verlauf  der  Krankheit  bei  jedem  Fall  von  Scharlach 
und  kommt  bei  keiner  anderen  septischen  Erkrankung  vor.  Durch 
Impfung  von  Meerschweinchen  mit  diesem  Streptokokkus  kann  eine 


366 


Scharlach.  —  Masern. 


scharlachartige  Erkrankung  hervorgerufen  werden.  Durch  Immuni¬ 
sierung  des  Pferdes  mit  dem  fraglichen  Streptokokkus  läßt  sich  ein 
Antiserum  gewinnen,  welches  bei  therapeutischer  Anwendung  ein 
deutliches  Verschwinden  aller  Krankheitssymptome  bewirkt.  In 
ähnlicher  Weise  wie  bei  der  Diphtherie  läßt  sich  die  Bildung  eines 
Antitoxins  in  vitro  annehmen.  Möllers  {Berlin). 

Blake,  Francis  GL,  Trask,  James  D.  and  Lynch,  John  F.,  Obser- 
vations  on  the  treatment  of  scarlet  fever  with  scar- 
latinal.antistreptococcic  serum.  (J.  of  Americ.  med.  Ass. 
1924,  82,  p.  712.) 

Die  Untersuchungen  der  Verff.  beziehen  sich  auf  das  von 
Dochez  durch  Immunisierung  von  Pferden  mit  Scharlachstrepto¬ 
kokken  hergestellte  Scharlachserum,  welches  sich  sowohl  in  dia¬ 
gnostischer  wie  in  therapeutischer  Beziehung  bewährte.  Das  spezi¬ 
fische  Scharlachserum  besitzt  die  Fähigkeit,  das  Scharlachexanthem 
zum  Abblassen  zu  bringen  in  Form  eines  lokalen  Hofes  an  der  Stelle 
der  intrakutanen  Serumeinspritzung  beim  Scharlachkranken.  Diese 
Reaktion  fällt  bei  normalem  Pferdeserum  sowie  bei  polyvalentem 
Streptokokkenserum  negativ  aus.  Therapeutisch  folgte  bei  12  Früh- 
fällen  von  Scharlach,  darunter  bei  5  schwer  toxischen  Fällen  auf  die 
Serumeinspritzung  eine  schnelle  und  völlige  Genesung  innerhalb 
12—36  Stunden.  Mit  Ausnahme  von  2  schwer  toxischen  Fällen  ge¬ 
nügte  eine  1  malige  intramuskuläre  Einspritzung  von  40 — 60  ccm 
Serum;  in  den  beiden  schweren  Fällen  wurden  ungefähr  200  ccm 
verabreicht.  Ob  das  Serum  auch  in  Spätfällen  mit  septischen  Kompli¬ 
kationen  wirksam  ist,  muß  abgewartet  werden.  In  einem  Falle 
dieser  Art  hatte  eine  einmalige  Einspritzung  von  40  ccm  nicht  den 
gewünschten  Einfluß  auf  die  Komplikationen,  obwohl  sie  vorüber¬ 
gehend  ein  Abblassen  des  Exanthems  bewirkte.  Möllers  {Berlin). 

Cafourek,  L.,  Günstiger  Erfolg  intr aglute aler  Injektionen 
von  polyvalentem  Streptokokkenserum  Tavel  bei 
Scharlach.  (Prakt.  lek.,  1924,  2,  p.  47  [tschechisch].) 

Kleinere  Kinder  bekamen  10  ccm  Serum  „Tavel“  intragluteal 
und  10  ccm  subkutan,  größere  Kinder  und  Erwachsene  je  10  ccm  in 
beide  Glutäen.  Über  50  so  behandelte  Fälle  genasen  durchweg,  bei 
Kontrolllällen  fand  sich  schwerer  Verlauf  und  tödlicher  Ausgang. 
Der  Autor,  der  selbst  an  schwerer  Scarlatina  erkrankt  war  und  nach 
Tavelinjektion  genesen  ist,  fordert  zur  Nachprüfung  des  Mittels  auf. 

Gellner  {Olmütz). 

Steinbrinck,  W.  und  Stukowski,  J.,  Über  klinische  Beob¬ 
achtungen  bei  akuten  Exanthemen  (Masern  und 
Scharlach)  und  ihre  Behandlung.  (M.  Kl.  1924  S.  779.) 


Masern. 


367 


18  Scharlachkranke  wurden  mit  Injektionen  von  Strepto-Yatren- 
Lösung  I — III  behandelt.  6  davon  entfieberten  kritisch  am  3.  bis 
4.  Tag,  die  übrigen  am  6.  Tag  lytisch.  Der  Verlauf  war  ausgesprochen 
leicht,  Nachkrankheiten  traten  nur  in  einem  Falle  auf.  Zur  Masern¬ 
behandlung  wird  ein  Rekonvaleszentenserum,  zur  Hälfte  mit  einer 
Pneumo-,  Strepto-  und  Staphylokokkenmisch vaccine  und  öproz.  Yatren- 
lösung  vermischt,  empfohlen.  Diese  Serum- Vaccinemischung  ist  halt¬ 
bar,  läßt  mit  den  geringen  verfügbaren  Mengen  an  Rekonvaleszenten¬ 
serum  besser  haushalten  und  steigert  die  Wirksamkeit. 

Erich  Hesse  [Berlin). 

Loos,  Kann  man  Masern  zweimal  bekommen?  (W.  kl.  W. 
1924  S.  981.) 

Verf.  vertritt  die  x4nsicht,  daß  man  Masern  nur  einmal  im  Leben 

bekommt  und  durch  das  Überstehen  eine  dauernde  Immunität  er- 
•  • 

wirbt.  Die  Ähnlichkeit  der  sichtbaren  Hautveränderungen  bei  dieser 
Krankheit  mit  denen  einer  Reihe  von  anderen  Infektionen  kann  be¬ 
sonders  leicht  zu  Irrtümern  und  zu  der  Ansicht  mehrmaliger  Masern¬ 
erkrankung  führen,  die  aber  bisher  nicht  als  bewiesen  gelten  kann. 

H  et  sch  [Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Caronia,  Gr.,  Untersuchungen  über  die  Ätiologie  der 
Masern.  (D.  m.  W.  1924  S.  232.) 

Untersuchungen  in  der  K.  Kinderklinik  in  Neapel  unter  Jemma 
und  in  der  Klinik  von  Rom.  Aus  dem  Blute,  dem  Knochenmarke, 
dem  Filtrate  der  Nasenrachenabsonderung,  der  Cerebrospinalflüssigkeit 
von  kindlichen  Masernkranken  des  Prodromal-  oder  Exanthemstadiums 
wurden  in  besonderen  katalytischen  Nährböden  anaerob  gezüchtet 
sehr  kleine,  rundliche,  zu  zwei  und  zwei  nach  Art  der  Diplokokken 
angeordnete  Wesen  gezüchtet.  Sie  machen  einen  ultramikroskopischen 
Lebensabschnitt  durch;  denn  sie  sind  aus  dem  Filtrate  der  Nasen¬ 
rachenabsonderung  vor  mikroskopischer  Darstellbarkeit  sowie  aus 

•  • 

dem  Filtrate  schon  entwickelter  Kulturen  züchtbar.  Ähnliche  Wesen 
finden  sich  mikroskopisch  im  Knochenmarke  der  Masernkranken  der 
exanthematischen  Zeit,  in  der  Absonderung  der  Augenbindehäute  und 
des  Nasenrachenraumes.  Das  Blutserum  Masernkranker  der  Aus¬ 
schlags-  und  der  Genesungszeit  enthält  reichlich  Agglutinine,  Ambo¬ 
zeptoren,  Opsonine,  die  für  die  gezüchteten  Keime  spezifisch  sind. 
Übertragungsversuche  auf  Hunde,  Meerschweinchen,  Ratten  schlugen 
fehl ;  Affen  waren  nicht  verfügbar.  Dagegen  erzielten  Einspritzungen 
von  5 — 6  ccm  Masernkrankenblut,  zumal  reichliche  und  wiederholte 
Gaben  gut  entwickelter  Kulturen,  in  die  Venen  junger  Kaninchen 
ein  den  menschlichen  Masern  morphologisch,  serologisch  und  kulturell 
ähnliches  Krankheitsbild,  das  manchmal  zum  Tode  führt.  Aus  dem 


368 


Masern. 


Blute  derart  erkrankter  Tiere  wuchs  derselbe  Keim,  der  von  Masern¬ 
kranken  gewonnen  war;  das  Blutserum  der  Tiere  wies  spezifische 
Antikörper  gegen  den  menschlichen  Masernkeim  auf.  Die  Einimpfung 
inaktivierter  oder  abgeschwächter  Kulturen  in  gesunde  Kinder  macht 
diese  nicht  masernkrank,  schützt  sie  vielmehr  dagegen,  wohl  aber 
rufen  starke  und  wiederholte  Gaben  reich  entwickelter  Kulturen  bei 
gesunden  Kindern  typische,  wenn  schon  abgeschwächte  Masern  hervor. 
Der  gefundene  Keim  ist  der  spezifische  Masernerreger. 

•• 

Caronia,  G.,  Nochmals  über  die  Ätiologie  der  Masern. 
(D.  m.  W.  1924  S.  712.) 

Verf.  hält  gegenüber  Degkwitz  seine  Priorität  aufrecht. 

Georg  Schmidt  (München). 

Arloing,  Fernand  et  Dufourt,  A.,  Reche rches  sur  l’etiologie 
de  la  rougeole.  Cult u re  du  microbe  de  Caronia.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  763.) 

Verff.  konnten  in  Bestätigung  der  Angaben  von  Caronia  und 
Sindoni  im  Blut  von  Masernkranken  einen  gramnegativen,  sehr 
kleinen  Mikrokokkus  nachweisen.  Unter  anaeroben  Bedingungen 
gelang  es,  ihn  auf  geeigneten  Nährboden  weiterzuzüchten.  —  Kritische 
Bemerkungen  von  A.  Lumiere:  die  von  Caronia  beschriebenen 
pathogenen  Wirkungen  des  Mikrokokkus  können  bereits  durch  die 
Proteinkörper  der  Bouillon  Zustandekommen.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Butten  wieser,  S.,  Die  Bekämpfung  der  Maserninfektion 
im  Säuglingsalter.  (Eine  Anregung  an  die  Gesund¬ 
heitsämter  zur  Organisation  der  Masernprophylaxe.) 
(D.  m.  W.  1924  S.  876.) 

Statistik  der  Saalinfektionen  an  Masern  seit  1912  in  der 
Kinderabteilung  des  Krankenhauses  am  Friedrichshain.  1922  entfiel 
1I6  der  Todesfälle  der  Abteilung  auf  Masern,  die  durch  den  Aufent¬ 
halt  im  Krankenhause  erworben  worden  waren.  Eine  Quarantäne¬ 
durchgangsstation  bei  der  Aufnahme  hatte  praktische  Erfolge. 
Ferner  bewährte  sich  Immunisierung  mit  Maserngenesendenserum 
nach  Degkwitz,  wie  an  Beispielen  gezeigt  wird.  Die  Gesundheits¬ 
ämter  sollen  die  Serumbeschaffung  und  die  Masernvorbeugung  in  die 
Hand  nehmen.  Praktische  Vorschläge  hierfür  wie  insbesondere  für 
die  Serumherrichtung  und  -entkeimung.  Georg  Schmidt  {München). 

Zoelch,  Ph.,  Spezifische  Masernprophylaxe.  (Zschr.  f.  ärztl. 
Fortb.  1924  S.  237.) 

Als  bisheriges  Ergebnis  der  spezifischen  Masernprophylaxe  mit 
Masernrekonvaleszentenserum  steht  fest,  daß  die  Möglichkeit  der 


Masern. 


369 


Verhinderung  der  Krankheit  mit  Sicherheit  für  Tausende  von  Fällen 
vorliegt,  und  daß  man  bei  einigermaßen  straffer  Organisation  imstande 
ist,  in  den  Zentren  der  Masernverbreitung,  in  großstädtischen  Krippen, 
Kindergärten,  Spielschulen,  Säuglings-  und  Kleinkinderheimen  jede 
Masernepidemie  im  Keime  zu  ersticken.  Ob  es  ganz  allgemein  mög¬ 
lich  sein  wird,  die  Erkrankung  bis  in  das  Schulalter  aufzuschieben 
und  damit  die  Masernmortalität  wesentlich  herabzudrücken,  müssen 
weitere  praktische  Erfahrungen  lehren.  Het sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Göbel,  F.,  Erfahrungen  mit  der  Degkwitzschen  Masern¬ 
prophylaxe.  (Zschr.  f.  ärztl.  Fortb.  1924  S.  358.) 

Wenn  irgend  angängig,  soll  man  sich  bei  der  Serumprophylaxe 
der  Masern  an  die  Degkwitzsche  Originalvorschrift  halten.  Säuglinge 
sind  als  Serumspender  ungeeignet.  Die  Immunisierung  vor  geschehener 
Infektion  gewährt  manchmal  einen  sehr  schnell  vorübergehenden 
Schutz.  Die  Erfolge  mit  Erwachsenenserum  sind  so  gut,  daß  man, 
wo  Rekonvaleszentenserum  nicht  zur  Verfügung  steht,  unter  allen 
Umständen  sich  dieses  Weges  der  Immunisierung  bedienen  soll.  Für 
die  Praxis  empfiehlt  sich  ihrer  Einfachheit  halber  die  Verwendung 
von  Zitratblut  anstatt  von  Serum.  Mit  der  bisherigen  Methode  von 
Degkwitz  ist  schon  Großes  geleistet.  Die  Erfolge  der  Masern¬ 
prophylaxe  werden  voraussichtlich  noch  weit  größer  werden  durch 
die  von  Degkwitz  in  Aussicht  gestellte  aktive  Immunisierung  mit 
dem  abgeschwächten  Masernerreger  und  die  Einführung  eines  tierischen 
Immunserums,  das  überall  und  in  beliebiger  Menge  zur  Verfügung 
Stehen  würde.  H  et  sch  (Frankfurt  a.  M.). 


Kuudratitz,  K.,  Die  Masernprophylaxe  mit  Masern¬ 
rekonvaleszentenserum.  (Seuchenbekämpfung.  1924  S.  76.) 

Auf  Grund  seiner  Erfahrungen  an  230  Fällen  bestätigt  Verf. 
die  guten  Erfolge  der  Degkwitzschen  Masernprophylaxe.  Als  Serum¬ 
spender  dienen  am  besten  Kinder  im  Alter  von  über  3  Jahren.  Wo¬ 
möglich  sollen  Mischsera  von  3  Rekonvaleszenten  verwendet  werden. 
Bei  Einzelseren  muß  man  4  ccm  (statt  3  ccm)  als  Schutzdosis  ein¬ 
spritzen.  FL  et  scli  {Frankfurt  a.  M.). 


Brügger,  Zur  M  a  s  e  r  n  b  e  k  ä  m  p  f  u  n  g.  (M.  m.  W.  1924  S.  858.) 

Nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  ist  bei  einem  Masernkinde  der 
Tag  des  Exanthemausbruches  nicht  immer  der  4.  Inkubationstag, 
sondern  manchmal  schon  der  5.  oder  6.,  vielleicht  sogar  schon  der 
7.  Inkubationstag.  Die  für  den  4.  Tag  empfohlene  Menge  von  3  ccm 
Masernrekonvaleszentenserum  ist  nicht  immer  ausreichend.  Der 
Masernschutz  kann  schon  nach  4  Wochen  erloschen  sein.  In  Erman¬ 
gelung  von  Rekonvaleszentenserum  ist  Erwachsenenblut  (mindestens 
30  ccm)  ZU  injizieren.  w.  Gaehtgens  (Hamburg). 


Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


24 


No.  15/16. 


370 


Masern.  —  Keuchhusten. 


Danilewitsch  und  Kolpakowa,  Masern  schütz  bedingt  durch 
Injektion  von  Rekonvaleszent en serum.  (Wratschebnaja 
Gaseta.  1924  No.  4.) 

Das  von  Degkwitz  ausgebaute  Veriahren  wurde  an  27  Kindern 
mit  verhältnismäßig  gutem  Erfolge  durchgeführt.  Verif.  bringen  in 
Vorschlag,  eine  Zentralisierung  der  Serumgewinnung-  und  -Verteilung 
in  die  Wege  zu  leiten.  0.  Hart  och  [Leningrad). 

Zingher,  Abraham,  Convalescent  wliole  blood,  plasma  and 
serum  in  prophylaxis  of  measles.  (J.  of  Americ.  med.  Ass. 
1924,  82,  p.  1180.) 

Die  ersten  Mitteilungen  über  die  Anwendung  von  Masernrekon- 
valeszentenserum  erfolgten  1918  durch  Nie  oll  und  Conseil.  Das 
Masernserum  (Plasma  oder  Vollblut),  hat  einen  deutlich  prophylak¬ 
tischen  Wert  bei  Masern.  Von  102  nicht  immunen  Kindern,  die  zu 
verschiedenen  Zeiten  nach  der  Masernansteckung  Serumeinspritzungen 
erhielten,  blieben  92  vollkommen  geschützt,  7  erkrankten  an  leichten 
und  4  an  typischen  Masern.  Von  58  weiteren  Kindern,  die  2  mal 
eingespritzt  waren,  bekamen  23  leichte  Masern  und  4  typische 
Masern;  von  37  ungeimpften  Kontrollkindern  erkrankten  7  an  typischen 
Masern  und  nur  3  an  einer  milderen  Form  der  Krankheit. 

Möllers  (Berlin). 

Hillenberg,  S.,  Beitrag  zur  Keuch hustenleukocytose. 
(Zschr.  f.  Kindhlk.  1924,  37,  S.  222.) 

Hustet  ein  Kind  keuchhustenverdächtig,  so  spricht  bei  fehlenden 
Komplikationen  hohe  Leukocytose  (Durchschnitt  33000)  mit  relativer 
Lymphocytose  absolut  für  Keuchhusten.  Hohe  Leukocytose  ohne 
Lymphocytose  ist  ein  verdächtiges  Symptom.  Fehlende  Leukocytose 
mit  Lymphocytose  spricht  nicht  gegen  Keuchhusten.  Dagegen  kann 
man  in  der  Praxis  bei  fehlender  Leuko-  und  Lymphocytose  Keuch¬ 
husten  ausschließen.  Die  Keuchhustenlymphocytose  ist  nicht  auf 
mechanische  Ursachen  analog  der  Schreilymphocytose  der  Säuglinge 
zurückzuführen,  denn  sie  besteht  schon  im  katarrhalischen  Stadium 
und  fällt  in  anfallsfreien  Zeiten  nicht  ab.  v.  Bemuth  (Jena). 

v.  Bokay,  Z.,  Keuchhustenprophylaxe  mit  Autogruppen¬ 
vaccine.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  301.) 

Die  aus  Bordet-Gengouschen  Bazillen  hergestellte  Vaccine  schützt 
nur  solche  Kinder  erfolgreich,  die  einer  Infektion  durch  Bordet- 
Gengousche  Bazillen  ausgesetzt  sind.  Der  Keuchhusten  hat  keine 
einheitliche  bakterielle  Ätiologie.  Wenn  sich  bei  einem  Keuchhusten¬ 
kinde  die  Bordet-Gengouschen  Bazillen  nicht  nachweisen  ließen,  dann 
wurde  eine  Vaccine  hergestellt  aus  Bakterien,  die  durch  Aushusten 


Genickstarre. 


371 


aus  dem  Respirationstrakt  des  betreffenden  Kindes  gewonnen  wurden. 
Mit  solcher  Vaccine  geimpfte  Kinder  konnten  meist  erfolgreich  ge¬ 
schützt  werden.  v.  Bernuth  {Jena). 

Weyrauch,  Friedrich,  Endemisches  Auftreten  der  über¬ 
tragbaren  Genickstarre  in  einem  Marburger  Kinder¬ 
heim.  Gelungener  Nachweis  der  Infektionsquelle. 
(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  197.) 

Ein  Herd  immer  wieder  vorkommender  Einzelerkrankungen  an 
übertragbarer  Genickstarre  mit  monatelanger  Pause  bestand  seit  1921 
im  Versorgungsheim  für  uneheliche  Kinder  in  Marburg.  Da  die 
ganze  Umgebung  genickstarrefrei  war  und  die  Kranken  sofort  aus 
dem  Versorgungsheim  genommen  wurden,  und  da  bei  der  geringen 
Resistenz  der  Meningokokken  eine  Rauminfektion  nicht  anzunehmen 
war,  so  mußten  die  Überträger  der  Krankheit  unter  den  Insassen 
und  dem  Pflegepersonal  des  Hauses  gesucht  werden.  Bei  der  bakte¬ 
riologischen  Untersuchung  von  Abstrichen  aus  dem  Nasenrachenraum 
von  4  Schwestern  und  24  Kindern  wurden  nur  bei  einem  Knaben, 
der  schon  seit  1921,  dem  Entstehungsjahr  der  Endemie  im  Ver¬ 
sorgungshaus  war,  Meningokokken  gefunden.  Während  Keimträger 
bei  Epidemien  sehr  zahlreich  sind,  bei  diesem  aber  die  Meningokokken 
bald  wieder  verschwinden,  können,  wie  der  vorliegende  Fall  beweist, 
einzelne  Dauerkeimträger  das  Virus  zur  Weiterverbreitung  lange 
konservieren.  —  Verf.  erörtert  eingehend  die  Frage  der  Disposition 
zur  übertragbaren  Genickstarre.  — Von  9  genickstarrekranken  Kindern 
genaß  nur  eins,  bei  dem  Serumtherapie  angewendet  worden  war. 

Schill  {Dresden). 

Fontanel,  P.  et  Le  Bourdielles,  B.,  Contribution  ä  l’etude  du 
diagnostic  bacteriologique  de  la  meningococcie.  Pre- 
sence  du  meningocoque  ä  l’examen  direct  du  sang  sur 
lames.  Constatation  post  mortem  du  meningocoque 
dans  les  elements  purpuriques.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  766.) 

•• 

Bericht  über  2  Fälle  unklarer  Ätiologie,  in  denen  der  Nachweis 

von  Meningokokken  aus  dem  Blut  gelang.  Bei  einer  foudroyant 

zum  Tode  führenden  Infektion  gelang  der  Nachweis  von  Meningo- 

•  • 

kokken  durch  Exzision  einer  Hauteffloreszenz  (Purpura)  und  Über¬ 
tragung  auf  Eieragar.  Drigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Jötten,  K.  W.,  Über  Meningokokkentypen.  I.  Mitteilung. 
(Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  174.) 

Die  Meningokokken  stellen  höchstwahrscheinlich  wie  Strepto¬ 
kokken,  Gonokokken  und  Pneumokokken  keine  einheitliche  Gruppe 

24* 


372 


Genickstarre. 


dar.  Kulturell  waren  bei  43  echten  Meningokokkenstämmen  zunächst 
nur  2  Gruppen  zu  unterscheiden,  doch  ergaben  Agglutination  und 
Komplementbindung  die  weitere  Trennung  in  2  häufigere  A  und  B 
und  2  seltener  vorkommende  Typen  C  und  D.  Gegenüber  der  Phago- 
cytose-fördernden  Kraft  und  der  bakteriziden  Wirkung  des  Normal¬ 
serums  erwiesen  sich  A  und  D  als  widerstandsfähiger;  gegenüber 
Mäusen  waren  A,  C,  D  toxischer  als  B.  Mit  aktiver  und  passiver 
Immunisierung  läßt  sich  keine  Differenzierung  erzielen.  Diese  Er¬ 
gebnisse  zwingen  dazu,  bei  jedem  Meningitisfall  Isolierung  und  Be¬ 
stimmung  der  Gruppenzugehörigkeit  des  krankmachenden  Stammes 
durchzuführen  und  zur  Anstellung  der  Agglutinationsprobe  mit  Me¬ 
ningitiskrankenserum  möglichst  Vertreter  aller  verschiedenen  Gruppen¬ 
stämme  heranzuziehen,  auch  von  dem  Gesichtspunkt  aus,  möglichst 
das  zugehörige  Immunserum  zu  finden.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Botafago,  Gonsalves,  Accidents  survenus  aux  animaux 

pendant  l’immunisation  anti-meningococcique.  (C.  r. 

Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  295.) 

Bericht  über  bei  der  Immunisierung  von  Pferden  mit  Meningo¬ 
kokken  beobachtete  Störungen  (Dyspnoe;  Exitus  durch  ausgedehnte 
viscerale  Hämorrhagien ;  Tod  unter  Konvulsionen  und  Gleichgewichts¬ 
störungen  nach  vorherigem  Absinken  des  Agglutinationstiters). 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Morch,  J.  R.,  Studies  on  anti-meningococcus  serum. 

I.  Production  ofthe  serum.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  25.) 

Verf.  teilt  die  Erfahrungen  des  Kopenhagener  Seruminstituts  bei 
der  Gewinnung  von  Meningokokkenserum  mit.  Zur  Immunisierung 
wird  jeweils  nur  ein  Stamm  benutzt.  Es  werden  lebende  Kokken 
intravenös  in  Abständen  von  5  Tagen  injiziert.  Die  verschiedenen 
Antikörper  entwickeln  sich  nicht  in  gleicher  Weise.  Die  Agglutinine 
steigen  nach  der  Antigeninjektion  nach  kurzer  negativer  Phase 
langsam  an  und  erreichen  ihr  Maximum  nach  5—7  Tagen,  um  dann 
langsam  wieder  abzusinken.  Die  Kurve  der  komplementbindenden 
Antikörper  zeigt  einen  ganz  ähnlichen  Verlauf,  doch  braucht  ihr 
Maximum  mit  dem  der  Agglutinine  nicht  zusammenzufallen.  Die 
Bakteriotropine  dagegen  erreichen  ihr  Maximum  schon  nach  2  bis 
3  Tagen  und  sinken  dann  ebenso  schnell  wieder  ab.  Die  Blut¬ 
entnahme  hat  danach,  je  nachdem  welche  Antikörper  man  im  Serum 
zu  haben  wünscht,  zu  verschiedenen  Zeiten  zu  erfolgen.  Da  es  nicht 
sicher  ist,  welche  Antikörper  die  therapeutisch .  wirksamsten  sind, 
schlägt  Verf.  vor,  sowohl  2  Tage,  wie  5 — 7  Tage  nach  der  letzten 
Antigeninjektion  eine  Blutentnahme  vorzunehmen  und  die  so  ge¬ 
wonnenen  Sera  zu  mischen.  Jedenfalls  ist  es  falsch,  später  als  am 


Genickstarre.  —  Herpes. 


373 


7*  Tage,  wie  es  von  einigen  Autoren  angegeben  wird,  die  Blut¬ 
entziehung  auszuführen.  Die  geringe  Giftigkeit  der  Meningokokken 
bei  Injektionen  in  kurzen  Intervallen  beruht  vielleicht  auf  einer 
Phagocytose  in  vivo  unter  dem  Einfluß  der  dann  in  größerer  Menge 
vorhandenen  Bakteriotropine.  Tägliche  Injektionen  von  Manganchlorid 
scheinen  die  Antikörperbildung  zu  steigern.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Blumenthal,  G.  und  Monferratos-FIoros,  Käthe,  Über  die  Halt¬ 
barkeit  der  Antikörper  im  Meningokokkenserum. 
(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  183.) 

In  6  Proben  über  10  Jahre  alter  Antimeningokokkensera  ver¬ 
schiedener  Herkunft  waren  Agglutinine  und  Bakteriotropine  (mit 
Ausnahme  eines  Serums)  nicht  mehr  in  nennenswertem  Grade  nach¬ 
weisbar,  dagegen  besaßen  die  Sera  noch  verhältnismäßig  reichlich 
komplementbindende  Antikörper,  deren  Menge  allerdings  bei  2  Seren 
deutlich  zurückgegangen  war.  Diese  Befunde  sprechen  u.  a.  dafür, 
daß  die  Agglutinine  und  Bakteriotropine  mit  den  komplement¬ 
bindenden  Antikörpern  nicht  identisch  sind.  Schill  (Dresden). 

Felix,  A.  and  Yuno wich,  R.,  The  importance  of  polyvalence 
in  the  use  of  therapeutic  antimeningococcus  serum. 
(J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  193.) 

Während  bei  einer  in  Jerusalem  während  der  Jahre  1909 — 1911 

herrschenden  Meningitisepidemie  die  Resultate  der  Serumbehandlung 

günstig  waren  (Mortalität  20  Proz.),  versagte  diese  während  und 

nach  dem  Kriege  völlig  (Mortalität  50  Proz.).  Dies  gab  Veranlassung, 

3  kürzlich  gezüchtete  Stämme  näher  serologisch  zu  untersuchen.  Es 

•• 

ergab  sich  keinerlei  Ähnlichkeit  mit  den  bekannten  englischen  und 
amerikanischen  Typen.  Auch  untereinander  zeigten  sie  keine  Ein¬ 
heitlichkeit.  Von  den  verschiedenen  therapeutischen  Meningokokken¬ 
seren  erwiesen  sich  das  des  Rockefeller-Instituts  und  das  des 
New  Yorker  Staats- Gesundheitsamts  bei  weitem  am  wirksamsten.  Es 
erscheint  hiernach  dringend  notwendig,  die  Wirksamkeit  der  Heilsera 
gegenüber  den  jeweils  in  den  verschiedenen  Ländern  und  bei  den 
verschiedenen  Epidemien  gezüchteten  Kulturen  zu  prüfen. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Schack,  Sero-  oder  Chemotherapie  der  epidemischen 
Meningitis?  (M.  m.  W.  1924  S.  1498.) 

Günstige  Erfahrungen  bei  der  Behandlung  von  epidemischer 
Meningitis  mit  Optochininjektionen.  w.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Grüter,  Wilhelm,  Das  Herpesvirus,  seine  ätiologische 
und  klinische  Bedeutung.  (M.  m.  W.  1924  S.  1058.) 

Verf.  hat  als  erster  bereits  in  den  Jahren  1912 — 14  die  grund- 


374 


Herpes. 


legenden  Tatsachen  über  die  Spezifizität  und  die  Biologie  des  Herpss- 
virus  sowie  seine  Bedeutung  für  die  Klinik  festgestellt.  In  neueren 
Untersuchungen  gelang  ihm  der  Nachweis,  daß  zwei  Modifikationen 
des  Herpesvirus,  eine  schwächere  und  eine  stärkere  am  Auge 
existieren.  Letztere  ergibt  an  der  Kaninchenkornea  das  Impfbild 
der  Keratitis  dendritica,  erstere  das  der  Keratitis  vesiculosa  s.  punctata. 
Das  schwächere  Virus  läßt  sich  durch  einige  Gehirnpassagen  in  das 
stärkere  vom  Typ  der  Keratitis  dendritica  überführen.  Stärkeres 
Virus  läßt  sich  wiederum  abschwächen  durch  längere  Aufbewahrung 
von  Gehirnglyzerinmaterial  im  Kühlschrank  oder  durch  mehrstündiges 
Erhitzen  einer  Kochsalzaufschwemmung  auf  36  °.  Das  morphologische 
Bild  der  verschiedenen  herpetischen  Erkrankungen  der  Haut  ermög¬ 
licht  kein  sicheres  Urteil  über  die  Art  der  Virusform;  erst  durch 
Impfung  der  Kaninchenkornea  läßt  sich  entscheiden,  welche  Virus¬ 
form  vorliegt.  Das  stärkere  Herpesvirus  ließ  sich  häufiger  beim 
Gesichtsherpes  nachweisen,  besonders  beim  Herpes  labialis,  ferner  bei 
der  Impetigo  contagiosa.  Schwaches  Virus  vom  Impftyp  der  Kera¬ 
titis  punctata  ließ  sich  feststellen  bei  3  Fällen  von  Herpes  zoster 
sowie  bei  der  durch  größere  flache  Einzelblasen  mit  geringer  Ent¬ 
zündungserscheinung  ausgezeichneten  Form  der  Impetigo  contagiosa. 
Letztere  wird  also  nicht  durch  Staphylokokken  und  Streptokokken 
hervorgerufen;  die  Beimischung  von  Kokken  gibt  dem  Krankheits¬ 
bild  nur  das  eigentümliche  Gepräge.  Das  Herpesvirus  ist  ein  bei 
Menschen  und  Tieren  sehr  weit  verbreitetes  Krankheitsgift,  das  durch 
besondere  Affinität  zu  den  ektodermalen  Gebilden  (Nerven  und  Haut) 
ausgezeichnet  ist.  Es  findet  sich  primär  meist  auf  den  Schleimhäuten 
des  Respirations-  und  Verdauungstraktus  und  wird  von  hier  auf  be¬ 
nachbarte  Schleimhäute  verschleppt.  Bei  Virusträgern  kann  es 
längere  Zeit  in  latentem  Zustande  bleiben  und  wird  erst  durch 
irgendeine  Schädigung  vermehrt  und  zur  klinischen  Erscheinung 
gebracht.  Nach  seinen  biologischen  Eigenschaften  und  der  eigen¬ 
artigen  Impfkeratitis  beim  Kaninchen  ist  das  Herpesvirus  mit  dem 
Variolavaccinevirus  verwandt,  unterscheidet  sich  von  diesem  aber 
durch  das  Fehlen  der  Immunitätsreaktion  und  durch  das  Fehlen  der 
Guarnierischen  Körperchen  im  Epithel  der  infizierten  Kaninchen¬ 
kornea.  Außerdem  hat  das  Variolavaccinevirus  bei  verhältnismäßig- 
hoher  Virulenz  eine  schwach  neurotrope,  aber  stark  dermotrope 
Wirkung,  das  Herpesvirus  dagegen  bei  verhältnismäßig  schwacher 
Virulenz  oft  eine  stärkere  neurotrope  und  schwächere  dermotrope 
W irkung.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Bastai,  P. und  Busacca,  A.,  Über  die  Pathogenese  des  Herpes 
febrilis:  Häufigkeit  der  Herpesinfektion  im  latenten 
Zustande  beim  Menschen.  (M.  m.  W.  1924  S.  1056.) 


Herpes. 


375 


Verff.  haben  gleichzeitig  Blut  und  Liquor  einer  größeren  Zahl 
von  Kranken,  die  längere  Zeit  hindurch  keine  Herpeseruptionen  auf¬ 
gewiesen  hatten,  geprüft.  Von  dem  Blut  bzw.  Liquor  wurden  in 
jedem  Falle  10  ccm  eingedampft,  der  Rückstand  zum  Teil  unter  Zu¬ 
fügung  von  ca.  11 2  ccm  Ringerscher  Flüssigkeit  wieder  aufgelöst  und 
auf  die  Hornhaut  von  mehreren  Kaninchen  überimpft.  In  einigen 
Fällen  wurde  die  eine  Hälfte  des  Materials  durch  eine  Berkefeld- 
Kerze  (L.  2)  filtriert  und  dann  eingetrocknet,  während  die  andere 
Hälfte  ohne  weiteres  zum  Eintrocknen  verwandt  wurde.  24  Stunden 
nach  der  Impfung  wurde  die  Hornhaut  abgeschabt  und  auf  die  Horn¬ 
haut  anderer  Kaninchen  übertragen.  Von  21  untersuchten  Fällen 
ergaben  18  ein  positives  Resultat  für  den  Liquor  und  14  ein  posi¬ 
tives  Resultat  für  Blut.  Als  Beweis  für  die  Demonstration  und 
Identifizierung  des  Herpesvirus  galten  das  Auftreten  von  amikro- 
bischer  und  übertragbarer  Keratitis  in  Serien,  die  akute  Encepha¬ 
litis,  die  Filtrierbarkeit  des  übertragbaren  Materials  und  die  Im¬ 
munität  gegen  die  folgende  Einimpfung  von  sicher  wirkendem 
Herpesvirus.  Aus  den  Resultaten  geht  hervor,  daß  die  Zahl  der 
Individuen  mit  latenter  Herpesinfektion  zweifellos  sehr  hoch  ist. 

W.  Gaehtg ens  [Hamburg). 

Nicolau,  S.  et  Banciu,  A.,  Herpes  recidivant  experimental 
chez  Thomm e.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  138.) 

Es  ist  beim  Menschen  möglich,  auf  experimentellem  Wege  einen 
Herpes  mit  rezidivierendem  Charakter  zu  erzeugen.  Es  kommt 
hierbei  ausschließlich  auf  das  betreffende  Virus  an,  und  zur  Er¬ 
klärung  des  Phänomens  braucht  man  keineswegs  eine  spezielle  Prä¬ 
disposition  anzunehmen,  durch  die  die  Rezidivierung  bedingt  wäre. 

Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 


Mariani,  Giuseppe,  Experimentelle  Untersuchungen  und 
kritische  Erwägungen  über  die  Ätiologie  der  Herpes¬ 
erkrankungen.  (Arch.  f.  Denn.  1924,  147,  S.  259.) 

Bericht  über  sehr  eingehende  experimentelle  Untersuchungen, 
deren  Einzelheiten  im  Original  nachgelesen  werden  müssen.  Zur 
Frage  der  Beziehungen  zwischen  den  verschiedenen  dermoneurotropen 
Virusformen  äußert  sich  Verf.  dahin,  daß  bestimmte  Schlüsse  über 
die  Identität  gewisser  Virusformen  nur  mit  großer  Vorsicht  zu 
ziehen  sind,  da  die  pathologisch-anatomischen  Angaben  und  die  bio¬ 
logischen  Charaktere  des  Virus  nur  einen  relativen  Wert  und  die 
durch  die  Immunitätsreaktionen  gelieferten  Beweise  keinen  Anspruch 
auf  absolute  Gültigkeit  haben.  Es  kann  sich  bei  letzteren  um 
Gruppenreaktionen  handeln,  die  dazu  berechtigen,  von  einer  Affinität, 
aber  nicht  von  einer  Identität  zn  sprechen.  Während  die  Ätiologie 


376 


Herpes. 


des  Zoster  auch  heute  noch  nicht  als  geklärt  zu  betrachten  ist,  ist 
die  kontagiöse  Natur  des  Herpes  febrilis  und  genitalis  und  seine 
Affinität  für  das  Nervensystem  bewiesen.  Zweifellos  handelt  es  sich 
bei  diesen  Krankheiten  um  eine  große  Gruppe  von  bei  Menschen 
und  Tieren  verbreiteten  neurodermotropen  Affektionen  mit  typischen 
spontanen  Veränderungen  und  Lokalisationen  und  mit  experimen¬ 
tellen  Veränderungen,  die  von  den  natürlichen  abweichen.  Innerhalb 
dieser  Gruppe  lassen  sich  schon  jetzt  wenigstens  folgende  4  Hauptgruppen 
unterscheiden:  1.  Herpetische  Affektionen,  wesentlich  vesikulär  mit 
gemischter  epithelialer  und  nervöser  Affinität;  2.  Vaccineaffektionen, 
wesentlich  pustulös,  fast  ausschließlich  epitheliotrop ;  3.  Affektionen 
vom  Typus  des  Epithelioma  contagiosum  und  Molluscum  contagiosum, 
wesentlich  vegetierend  und  degenerativ  und  vorwiegend  epitheliotrop; 
4.  eigentliche  Affektionen  des  Nervensystems,  Encephalitis,  Lyssa, 
Drusenkrankheit,  nur  ausnahmsweise  und  unter  künstlichen  Be¬ 
dingungen  epitheliotrop.  Die  ultramikroskopische  Natur  des  Virus 
und  das  Vorhandensein  intrazellulärer  Körperchen  (Einschlüsse)  ist 
für  einen  großen  Teil  dieser  Affektionen  nachgewiesen.  Die  drei 
Hauptcharaktere,  auf  denen  ihre  verwandtschaftlichen  Beziehungen 
beruhen,  sind  Neuro-Dermo-Tropismus,  Filtrabilität  des  Virus  und 
Zelleinschlüsse.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Teissier,  P.,  Gastinel,  P.  et  Reilly,  J.,  Sur  l’infection  herpe- 
tique  experimentale  du  lapin.  Etüde  comparative 
des  diverses  voies  d’inoculation.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
91,  p.  171.) 

Ausgedehntes  experimentelles  Material  über  die  Wirkung  der 
Inokulation  des  Herpesvirus  in  die  verschiedensten  Organe  beim 
Kaninchen.  Z.  B.  bewirkt  Injektion  in  die  Nebennieren  regelmäßig 
den  Tod  des  Tieres;  man  findet  das  Virus  im  Gehirn  und  in  den 
Nebennieren  Wieder.  Pr ig ge  [Frankfurt  a.  M.). 

Goodpasture,  E.  W.  and  Teague,  0.,  Experimental  production 
of  herpetic  lesions  in  organs  and  tissues  of  the  rabbit. 
(J.  of  med.  Research.  1923,  44,  p.  121.) 

Intranukleäre  Einschlüsse,  die  mit  den  von  Luger,  Lauda 
und  Lipschütz  beschriebenen  bei  experimenteller  flechtenartiger 
Keratitis  der  Kaninchen  identisch  waren,  konnten  bei  Verimpfung 
von  Herpes  febrilis- Virus  in  lokale  Läsionen  in  Konjunktiva,  Retina, 
Mundschleimhaut,  Haut,  Trachea,  Leber,  Nebenniere,  Ovarien,  Gehirn, 
Rückgrat  erzeugt  werden.  Verff.  glauben,  daß  das  Vorhandensein  dieser 
intranukleären  Körper  die  Gegenwart  des  Virus  beweist  und  daß  sie 
das  Wachstum  des  Virus  innerhalb  der  befallenen  Kerne  darstellen, 
wie  es  von  Lipschütz  verlangt  wird.  Das  Virus  des  Herpes  febrilis 


Herpes. 


377 


infiziert  lokal  Organe  und  Gewebe  des  Ektoderm,  Mesoderm  und  Endo¬ 
derm,  aber  Schädigung  der  Oberflächenzellen  scheint  eine  notwendige 
Vorbedingung  für  eine  lokale  Infektion  zu  sein. 

Dieselben,  Transmission  of  the  virus  of  herpes  febrilis 
along  nerves  in  experiment all y  infected  rabbits.  (Ibid. 
p.  139.) 

Das  Virus  des  Herpes  febrilis  gelangt  bei  experimentell  infizierten 
Kaninchen  in  das  Zentralnervensystem  auf  der  Nervenbahn  von  einer 
peripheren  Infektionsstelle  aus.  Innerhalb  des  Gehirns  und  des 
Rückenmarks  erzeugt  das  Virus  eine  charakteristische  akute  flechten¬ 
artige  Läsion,  die  in  bestimmter  Beziehung  zu  den  Nerven  steht, 
durch  den  es  eingedrungen  ist.  Das  Virus  geht  entlang  den  sen¬ 
siblen,  motorischen  oder  sympathischen  Nerven  zum  Gehirn  oder 

Rückenmark,  die  den  Nerven  der  peripher  infizierten  Oberfläche  zu- 

•  • 

gehören.  VerlF.  glauben,  daß  die  Art  des  Übergangs  des  Virus  auf 
dem  Weg  über  die  Achsenzylinder,  eher  als  über  die  perineuralen 
Zwischenräume  und  nicht  durch  passiven  Transport,  sondern  durch 
„invasive  proliferation“  geschieht.  Wedemann  (Berlin). 

•  • 

v.  Bokay,  Uber  die  Herpes  zoster- Varizellenfrage.  (Jhrb. 
f.  Kindhlk.  1924,  105,  S.  8.) 

Es  steht  nunmehr  fest,  daß  ein  Teil  von  Herpes  zoster-Fällen 

•  • 

eine  varizellogene  Ätiologie  haben,  daß  von  manchen  Herpes  zoster- 
Fällen  Varizellenepidemien  ausgehen  können,  und  daß  umgekehrt 
manchmal  Varizellen  von  Herpes  zoster  gefolgt  sein  können.  Der 
in  der  dermatologischen  Literatur  mehrfach  beschriebene  Herpes  zoster 
generalisatus  wird  z.  T.  ein  Herpes  zoster  varicellosus  mit  generali¬ 
sierter  Varizelleneruption  sein.  Komplementbindungsversuche  zwischen 
Varizellenkrusten  und  Zosterserum  fielen  z.  T.  positiv  aus,  wobei  in¬ 
aktiviertes  Serum  geeigneter  ist.  Übertragungsversuche  auf  die 
Hornhaut  von  Kaninchen  zeitigten  noch  keine  verwertbaren  Ergebnisse. 

v.  Bernuth  (Jena). 

Teague,  0.  and  Goodpasture,  E.  W.,  Experimental  herpes 
zoster.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44,  p.  185.) 

Bei  Meerschweinchen  und  Kaninchen  konnte  eine  Krankheit  er¬ 
zeugt  werden,  die  klinisch  und  pathologisch  dem  menschlichen  Herpes 
zoster  glich,  indem  die  verletzte  Haut  mit  dem  Virus  des  Herpes 
simplex  geimpft  wurde.  Es  gibt  Zwischenformen  von  menschlichem 
Herpes,  deren  Ausbruch  neural  in  der  Verteilung  ist,  veranlaßt  durch 
ein  für  Kaninchen  stark  pathogenes  Virus.  Das  Virus  eines  solchen 
Falles  hat  bei  erstmaliger  Verimpfung  in  die  verletzte  Haut  einen 
typischen  experimentellen  Herpes  zoster  erzeugt.  Verf.  glauben,  daß 
Herpes  zoster  beim  Menschen  durch  einen  Virusstamm  hervorgebracht 


378 


Herpes. 


wird,  der  sich  von  dem  Virus  des  Herpes  Simplex  nur  in  der  Virulenz 
unterscheidet  oder  durch  ein  dem  Herpes  Simplex  nahe  verwandtes 
Virus.  Wedemcinn  [Berlin). 

Netter,  Arnold,  Urbain  et  Weismann -Netter,  Antigenes  et 
anticorps  dans  le  zona.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  75.) 

Unter  Verwendung  des  Bläscheninhalts  und  der  Krusten  konnte 
ein  Antigen  hergestellt  werden,  das  mit  dem  Serum  von  Patienten, 
die  an  Herpes  zoster  litten,  Komplementbindung  gab;  im  Serum 
Gesunder  fanden  sich  diese  komplementbindenden  Körper  nicht. 

Netter,  Arnold  et  Urbain,  Achille,  Nouvelles  recherches  sur 
la  deviation  du  complement  dans  le  zona.  L’anti- 
gene  du  zona  n’exerce  aucune  action  sur  le  serum  des 
sujets  atteints  d’herpes.  (Ibid.  p.  461.) 

Verff.  bringen  neues  experimentelles  Material  für  das  Vorhanden¬ 
sein  spezifischer  komplementbindender  Antikörper  im  Serum  von 
Patienten  mit  Herpes  zoster.  Diese  Antikörper  sind  auch  mit  Vari¬ 
cellaantigen  nachweisbar  und  mit  den  im  Serum  von  Varicella¬ 
kranken  vorhandenen  Antikörpern  identisch.  Dagegen  üben  das 
Varicella-  und  das  Herpes  zoster-Antigen  keinerlei  Einfluß  auf  das 
Serum  von  Gesunden  und  auf  das  von  Patienten  mit  Encephalitis 
und  mit  verschiedenen  Herpesformen  (labialis,  genitalis)  aus.  Es 
war  auch  nicht  möglich,  mit  dem  Inhalt  von  Herpes  zoster-Bläschen 
die  mit  anderen  Herpesvirus  so  leicht  erzeugbare  experimentelle 
Keratitis  bzw.  Encephalitis  zu  erzielen.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Rose,  Gerhard,  Uber  die  spontane,  experimentell  über¬ 
tragbare  Keratokonjunktivitis  der  Kaninchen.  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  101,  S.  327.) 

Bei  mehreren  Kaninchen  wurden  spontan  entstandene  Horn-  und 
Bindehautentzündungen  beobachtet,  die  sich  mit  dem  eitrigen  Sekret 
auf  die  Augen  anderer  Kaninchen  übertragen  ließen.  Auch  durch 
den  Eiter  einer  Phlegmone,  welche  bei  einem  der  Tiere  neben  der 
Augenaffektion  bestand,  konnte  ein  ähnlicher  Prozeß  hervorgerufen 
werden.  —  Aus  dem  infektiösen  Sekret  der  kranken  Tiere  wurden 
2  Arten  gramnegativer,  für  das  Kaninchenauge  in  gleicher  Weise 
pathogener  Bakterien  gezüchtet.  Sie  behielten  ihre  Pathogenität  in 
vitro  lange  Zeit  ohne  erkennbare  Abschwächung.  —  Das  klinische 
Bild  der  spontanen,  experimentell  übertragbaren  Keratokonjunktivitis 
gleicht  in  hohem  Grade  der  kornealen  Herpes-  und  Encephalitis¬ 
infektion.  —  Der  Nachweis  von  für  das  Kaninchenauge  stark  patho¬ 
genen  Bakterien  genügt  nicht,  um  sicheren  Aufschluß  über  die  primäre 
Ätiologie  einer  zweifelhaften  Keratokonjunktivitis  zu  erhalten.  Solche 


Herpes.  —  Encephalitis  epidemica. 


379 


Mikroben  können  sich  auch  sekundär  bei  Augenaffektionen  anderer 
Provenienz  einstellen.  —  Ob  bei  einer  zweifelhaften  Keratokonjunkti- 
vitis  das  Herpes-  bzw.  Encephalitisvirus  die  primäre  Ursache  bildete, 
muß  auf  Grund  des  Immunitätsversuchs  festgestellt  werden.  —  Die 
subdurale  Verimpfung  der  gezüchteten  Erreger  vermochte  akute  und 
chronische  Meningoencephalitiden  hervorzurufen.  Schill  {Dresden). 

Le  Fövre  de  Arric,  M.,  L ’ h e r p  ö s  chronique  du  1  a p i n.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  651.) 

Außer  der  bekannten  akuten  Form  kann  das  Herpesvirus  nach 
kornealer  Verimpfung  beim  Kaninchen  . auch  eine  chronisch  verlaufende 
Encephalitis  hervorrufen.  In  solchen  Fällen  kann  das  Virus  lange 
Zeit  im  Gehirn  erhalten  bleiben,  während  es  dort  sonst  zerstört 
wird,  wenn  es  nicht  zu  generalisierten  Erscheinungen  kommt.  Es 
ist  somit  notwendig,  herpesinfizierte  Tiere  einer  lang  fortgesetzten 
Beobachtung  ZU  unterziehen.  Drigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Mayer,  C.  und  Scharfetter,  K.,  Beitrag  zur  Klinik  der 
Encephalitis  epidemica,  besonders  hinsichtlich 
Schmerzen  und  Parästhesien.  ( W.  kl.  W.  1924  S.  1020.) 

Nur  von  klinischem  Interesse.  He  t sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Stiefler,  G.,  Weitere  Beobachtungen  über  die  Konta- 
giosität  der  Encephalitis  lethargica.  (W.  kl.  W.  1924 
S.  850.) 

Bei  Zusammenfassung  der  hier  mitgeteilten  Fälle  von  Ence¬ 
phalitis  lethargica  mit  den  früher  bekanntgegebenen  verfügt  Verf. 
über  12  Beobachtungen  (4,2  Proz.  des  ganzen  Materials  dieser  Krank¬ 
heit),  deren  Epidemiologie  für  die  Übertragbarkeit  dieser  Infektion 
von  Mensch  zu  Mensch  spricht.  Bei  6  von  diesen  Fällen  erfolgte 
die  Ansteckung  sehr  wahrscheinlich  durch  direkten  Kontakt,  wobei 
es  sich  je  3  mal  um  eine  familiäre  bzw.  eine  Hausinfektion,  hiervon 
einmal  um  eine  Spitalsinfektion  (Erkrankung  der  Pflegeschwester) 
handelte.  In  5  Fällen  war  die  Annahme  eines  indirekten  Kontaktes 
durch  dritte  Personen  als  klinisch  gesunde  Viruszwischenträger  nicht 
zu  umgehen,  wobei  Schulbesuch,  häuslicher  Unterricht,  Krankenbesuch 
oder  Besuch  von  Gehöft  zu  Gehöft  die  Ansteckung  vermittelten.  In 
1  Fall  blieb  die  Frage  des  direkten  oder  indirekten  Kontaktes  offen. 
Die  Grenzwerte  der  Inkubationszeit  konnten  in  den  für  die  Be¬ 
rechnung  geeigneten  6  Fällen  mit  6—21  Tagen  bemessen  werden. 
Von  den  infizierenden  Kranken  befanden  sich  8  in  der  akuten  Krank¬ 
heitsphase,  4  im  striären  Nachstadium,  hiervon  3  im  rezidivierenden 
akuten  Schub  eines  ausgesprochen  chronischen  Verlaufes.  Auch  bei 
der  der  Encephalitis  lethargica  klinisch  und  pathologisch-histologisch 


380 


Encephalitis  epidemica. 


nahestehenden  epidemischen  Kinderlähmung  ist  die  Kontagiosität  ja 
jetzt  allseits  anerkannt.  Prophylaktisch  ist  demgemäß  auf  Isolierung 
der  frischen  Fälle  und  auch  der  prolongierten  Formen,  wenn  sie 
akut  rezidivieren,  zu  dringen,  ferner  auf  Spülungen  des  Nasen¬ 
rachenraumes  mit  Kaliumpermanganatlösung  oder  Preglscher  Jod- 
lösung  und  auf  die  Desinfektion  der  Taschentücher,  Kissenbezüge  usw. 

He  t sch  (. Frankfurt  a.  M.). 

•  • 

Schnabel,  A.,  Weitere  Untersuchungen  über  die  Ätiologie 
der  Encephalitis  epidemica  (lethargia).  (Klin.  Wschr. 
1924  S.  1015.) 

Von  den  3  vom  Verf.  untersuchten  Virusarten  erwies  sich  das 
Leva  di  tische  als  mit  dem  Herpesvirus  nahe  verwandt  oder 
identisch,  während  das  ßastaische  und  dasjenige  von  Kling  aus 
dem  Wettbewerb  um  die  Anerkennung  als  Erreger  der  Encephalitis 
epidemica  ausscheiden.  Bei  der  Untersuchung  von  12  Fällen  klinisch 
einwandfreier  Encephalitis  epidemica  gelang  es  dem  Verf.  in  keinem 
Falle,  in  der  Cerebrospinalflüssigkeit  durch  intradurale  und  korneale 
Übertragung  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  das  Herpesvirus 
oder  ein  Virus  überhaupt  nachzuweisen.  Ebensowenig  erfolgreich 
war  die  Suche  nach  dem  Herpesvirus  bei  insgesamt  43  nicht- 
encephalitischen  Kranken,  die  einen  Herpesausschlag  auf  der  Haut 
aufwiesen.  —  Für  die  weitere  Forschung  werden  folgende  Richtlinien 
aufgestellt:  1.  Es  ist  wichtig,  in  akuten  Encephalitisfällen  beim 
Menschen  nach  dem  Virus  und  seinen  Beziehungen  zum  Herpesvirus 
zu  fahnden.  2.  Es  muß  untersucht  werden,  unter  welchen  Umständen 
das  Herpesvirus  in  Fällen  nicht  encephalitischer  Natur  in  den 
Kreislauf,  ins  Zentralnervensystem  und  in  den  Lumbalsack  gelangt. 
3.  Es  soll  versucht  werden,  das  Herpesvirus  in  Reinkultur  zu 
züchten  und  mit  dem  Kultursubstrat  etwaige  serologische  Beziehungen 
zum  Encephalitispatientenserum  festzustellen.  4.  Es  kann  geprüft 
werden,  unter  welchen  Bedingungen  das  Herpesvirus  seine  Virulenz 
steigert;  hier  können  kombinierte  Infektionen  unternommen  werden. 

Schuster  {Frankfurt  a.  O.). 

Roseuow,  E.  C.  and  Jackson,  G.  H.,  Microscopicdemonstration 
ofbacteria  in  the  lesions  of  epidemic  (lethargic)  e  n  - 
cephalitis.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  144.) 

Die  Anwesenheit  von  Mikroorganismen  in  oder  in  der  Nähe  von 
Gehirn  Veränderungen  in  einer  Reihe  von  Encephalitisfällen,  die  in 
großer  räumlicher  Entfernung  voneinander  beobachtet  wurden,  ihre 
Abwesenheit  in  normalem  Gewebe  und  in  Leichen,  die  an  anderen 
Krankheiten  gestorben  waren,  ließen  einen  ursächlichen  Zusammen¬ 
hang  vermuten.  Es  waren  Diplokokken,  die  jedoch  nicht  von  kon- 


Encephalitis  epidemica. 


381 


stanter  Form  waren  und  von  den  Verff.  als  Modifikationen  ein  und 
desselben  bestimmten  Mikroorganismus  aufgefaßt  werden.  Dieter  len. 

Parker,  F.  ji\,  The  lack  of  identity  between  the  viruses 
of  lierpes  and  encephalitis  lethargica.  (J.  of  med. 
Research.  1924,  44,  p.  289.) 

Verf.  glaubt,  daß  das  ätiologische  Agens  der  Encephalitis  lethar¬ 
gica  nicht  im  Gehirn  vorkommt,  sondern  an  anderer  Stelle,  z.  B.  dem 
gastro- intestinalen  Traktus  oder  dem  Nasopharynx,  ohne  dort  lokale 
Symptome  auszulösen,  aber  ein  Gift  erzeugt,  das  eine  ausgesprochene 
Affinität  zum  Zentralnervensystem  besitzt.  Es  sprechen  keine 
klinischen  oder  pathologischen  Beobachtungen  gegen  eine  solche 
Möglichkeit.  Analog  liegen  die  Verhältnisse  beim  Tetanus  und  weniger 
ähnlich  beim  Botulismus,  bei  denen  das  vorgebildete  Gift  von  dem 
gastro-intestinalen  Traktus  absorbiert  wird,  ohne  lokale  Symptome 
auszulösen.  W edemann  {Berlin). 

Lauda,  E.,  Zur  Kenntnis  der  experimentellen  Encepha¬ 
litis  epidemica.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  424.) 

Gemeinsam  mit  Lug  er  hat  Verf.  versucht,  im  Lumbalpunktat 
oder  im  Gehirn  von  Encephalitiskranken  oder  -leichen  ein  Ence¬ 
phalitisvirus  nachzuweisen.  In  einem  Falle  identifizierten  sie  das 
gezüchtete  Virus  (Stamm  Wien),  insbesondere  auf  Grund  seines  bio¬ 
logischen  Verhaltens,  seiner  Tierpathogenität,  seiner  Pathogenität 
für  die  geimpfte  Hornhaut  des  Kaninchens,  auf  Grund  des  histo¬ 
logischen  Befundes  der  geimpften  Cornea  und  der  Immunitätsversuche 
mit  dem  Herpesvirus.  Verf.  stellt  an  der  Hand  seiner  Untersuchungen 
fest,  daß  eine  Abtrennung  von  Virusarten  auf  Grund  histologischer 
Befunde,  wie  es  Kling  und  seine  Mitarbeiter  getan  haben,  nicht 
berechtigt  ist,  wenigstens  insoweit,  als  Verf.  mit  2  Fällen,  welche 
er  mit  dem  Herpes virus  identisch  erachtet,  Encephalitiden  ohne 
Leukocyteninfiltration  und  mit  vorzugsweiser  Lokalisation  der  ent¬ 
zündlichen  Herde  im  Mesencephalon  gefunden  hat.  Schill  {Dresden). 

Doerr,  R.  und  Zdansky,  C.,  Parasitologische  Befunde  im 
Gehirn  von  Kaninchen,  welche  zu  Encephalitisver¬ 
suchen  gedient  hatten.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  239.) 

In  Gehirnschnitten  von  Encephalitiskaninchen  fanden  Verf.  nach 

_  •  • 

Umfärben  von  van  Gieson-Präparaten  mit  Fuchsin  und  Athylenblau 
Körperchen,  welche  durch  das  Hämatoxylin  nicht  angefärbt  worden 
waren.  Sie  präsentierten  sich  als  violette,  ins  rötliche  spielende  Ge¬ 
bilde  von  oblonger  bis  ovoider,  zum  Teil  sichelförmiger  Gestalt  und 
wiesen  im  Innern  eine  kernartige  Differenzierung  auf.  Verff.  fanden 
sie  nur  in  den  aus  epitheloiden  und  lymphoiden  Zellen  aufgebauten 


382 


Encephalitis  epidemica. 


Knötchen,  die  Kling  als  charakteristisch  für  die  encephalitische 
Infektion  des  Kaninchens  erklärt  hat;  sie  lagen  in  Haufen  in  den 
zentralen  Nekrosen,  welche  die  Mehrzahl  der  Knötchen  zeigte.  — 
Ein  identischer  Befund  wurde  im  Gehirn  eines  Kaninchens  fest¬ 
gestellt,  welches  4  Monate  vor  der  Tötung  mit  Encephalitisvirus 
cerebral  geimpft  worden  war  und  nie  irgendwelche  klinische  Er¬ 
scheinungen  geboten  hatte.  VeriF.  haben  nun  224  Kaninchengehirne 
pathologisch-histologisch  durchuntersucht  und  in  nur  8  die  typischen 
Knötchen  und  unter  diesen  8  nur  6  gefunden,  in  denen  auch  die 
fraglichen  Körperchen  vorhanden  waren.  Nach  den  Beobachtungen 
der  Verff.  handelt  es  sich  nicht  um  Degenerationsprodukte  von 
Zellen,  sondern  wahrscheinlich  um  Mikroben.  Mit  dem  Erreger  der 
Encephalitis  lethargica  von  Economo  haben  sie  nichts  zu  tun.  Die 
beschriebenen  Parasiten  widerstanden  (in  Hirnsubstanz  eingeschlossen) 
monatelang  der  Einwirkung  von  Glyzerin,  und  der  durch  sie  hervor¬ 
gerufene  Prozeß  wies  einen  ausgesprochen  chronischen  und  gutartigen 
Charakter  auf.  Schill  {Dresden). 

Levaditi,  C.,  Nicolau,  S.  et  Schoen,  R.,  Virulence  de  l’Ence- 
phalitozoon  cuniculi  pour  la  souris.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  90,  p.  194.) 

Die  Affinität  des  Encephalitozoon  cuniculi  (des  Erregers  einer 
parasitären  Kaninchenencephalitis)  zum  Gehirn  ist  bei  der  Maus 
ausgesprochener  als  beim  Kaninchen.  Nach  vorübergehender  Ent¬ 
wickelung  in  Bauchhöhle  und  Leber  lokalisiert  sich  das  Mikrosporidium 
regelmäßig  im  Gehirn  der  Maus,  wo  es  sich  stark  vermehrt,  ohne 
dort  allerdings  so  schwere  Veränderungen  wie  beim  Kaninchen  hervor¬ 
zubringen.  Der  Parasit  entwickelt  sich  bei  der  Maus  nicht  in  der 
Niere;  er  konnte  ausschließlich  im  Zentralnervensystem  nachgewiesen 
werden.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Levaditi,  C.,  Nicolau,  S.  et  Schoen,  R.,  Nouvelles  recherches 
sur  P  Encephalitozoon  cuniculi.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924, 
90,  p.  662.) 

Die  Mikrosporidien  von  Encephalitozoon  cuniculi,  dem  Erreger 
der  parasitären  Kaninchenencephalitis,  sind  von  einer  Membran  um¬ 
geben,  die  für  die  meisten  Farbstoffe  impermeabel  ist.  Vorherige 
Behandlung  mit  Normalnatronlauge,  konzentrierter  Salzsäure  oder 
1/2  proz.  Schwefelsäure  verändert  ihre  Permeabilität,  so  daß  man  die 
Sporen  mit  Eisenhämatoxylin  färben  kann.  Mit  dieser  Methode  ge¬ 
lingt  der  Nachweis  von  Strukturdetails  in  verschiedenen  Stadien  der 
Entwicklung.  Kaninchen,  Hunde,  Ratten  und  Mäuse  sind  für  die 
experimentelle  Infektion  empfänglich;  bei  Mäusen  kommt  sie  —  im 
Gegensatz  zu  Ratten  —  spontan  zustande,  wenn  sie  mit  infizierten 


Encephalitis  epidemica. 


383 


•  • 

Tieren  zusammen  leben;  eine  erbliche  Übertragung  der  Infektion 
scheint  jedoch  nicht  stattzufinden.  Bei  einem  intracerebral  infizierten 
Macacus  cynomolgus  konnte  das  Encephalitozoon  nach  32  Tagen  im 
Gehirn  nicht  wiedergefunden  werden.  Prigge  (. Frankfurt  a.M.). 

Levaditi,  C.,  Nicolau,  S.  und  Schoen,  R.,  Eine  Mikrospor i die, 
Encephalitozoon  cuniculi,  als  Erreger  der  epizooti¬ 
schen  Encephalitis  des  Kaninchens.  (Schweiz. med.  Wschr. 
1924  S.  149.) 

Doerr,  R.  und  Zdansky,  E.,  Bemerkungen  zu  der  vorstehenden 
Mitteilung  von  C.  Levaditi,  S.  Nicolau  und  Frl.  R.  Schoen. 
(Ebenda.  S.  151.) 

Polemik.  E.  Gil  dem,  eist  er  {Berlin). 

Kling,  C.,  Davide,  H.  et  Liljenquist,  F«,  L  encephalite  e  p  i  - 
demique  experimentale  et  1’ encephalite  spontanee 
du  lapin.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  507.) 

In  der  Züchterei,  aus  der  die  im  Laboratorium  der  Verff.  ver¬ 
wandten  Kaninchen  stammten,  konnte  trotz  sorgfältigster  Unter¬ 
suchung  kein  einziger  Fall  von  spontaner  Encephalitis  (Oliver- 
Twortsche  Krankheit)  festgestellt  werden,  ebensowenig  bei  den 
Kontrollieren,  die  im  gleichen  Stall  wie  die  zu  Versuchen  über 
Encephalitis  epidemica  verwandten  Tiere  lebten  (Feststellungen  be¬ 
züglich  der  von  französischen  Autoren  ausgesprochenen  Annahme  der 
Identität  des  von  Kling  gewonnenen  Encephalitisvirus  mit  dem 
„Encephalitozoon  cuniculi“).  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Kling,  C.,  Davide,  H.  et  Liljenquist,  I»,  Sur  la  nature  du 
virus  encephalitique  isole  en  Suede.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  90,  p.  511.) 

Da  die  spontane  Kaninchenencephalitis  („Encephalitozoon  cuni¬ 
culi“)  in  den  Ställen  der  Yerff.  nicht  vorkommt,  ist  es  nicht  an¬ 
gängig,  die  von  ihnen  im  Verlauf  von  Untersuchungen  über  Ence¬ 
phalitis  epidemica  beschriebenen  Korpuskeln  mit  den  bei  der  Oliver- 
Twortschen  Krankheit  beobachteten  zu  identifizieren.  Prigge. 

Kling,  C.,  Davide,  H.  et  Liljenquist,  !F R echerches  sui  le 
virus  encephalitique  de  Levaditi-Harvier.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  90,  p.  514.) 

Das  „Encephalitis“- Virus  C  von  Levaditi  und  Har  vier  be¬ 
sitzt  die  typischen  Eigenschaften  des  Herpesvirus.  Seine  Herkunft 
gestattet  nicht,  es  als  Vergleichsobjekt  zu  verwenden,  wenn  es  sich 
darum  handelt,  festzustellen,  ob  Encephalitisvirus  und  Herpesvirus 
identisch  sind.  Levaditi  und  seine  Mitarbeiter  konnten  bisher 


384 


Encephalitis  epidemica.  —  Influenza. 


nicht  den  Beweis  erbringen,  daß  das  von  ihnen  gewonnene  Virus 
das  ätiologische  Agens  der  Encephalitis  epidemica  ist.  Prigge. 

Cowdry,  E.  V.  and  Nicholson,  F.  M.,  The  coexistence  of  pro- 
tozoan-like  parasites  and  meningoencephalitis  in 
mice.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  51.) 

Bei  25  von  132  Mäusen,  die  teils  unbenutzt  waren,  teils  zu  ver¬ 
schiedenen  Versuchen  gedient  hatten,  fanden  sich  Infiltrationsherde 
im  ganzen  Gehirn,  besonders  zahlreich  aber  in  der  Hirnrinde  und  den 
Stammganglien,  von  ganz  ähnlichem  Charakter  wie  sie  bei  normalen 
Kaninchen  McCartney  gefunden  hat.  Bei  20 Proz.  dieser  Tiere  fanden 
sich  auch  die  gleichen  oder  sehr  ähnliche  Parasiten,  wie  sie  beim 
Kaninchen  beschrieben  wurden.  Entweder  handelt  es  sich  um  die 
gleiche  oder  nahe  verwandte  Arten.  Die  Befunde  von  Herden  ohne 
Parasiten  erklären  sich  vielleicht  durch  nachträgliches  Verschwinden 
der  Parasiten,  wie  es  Th.  Smith  bei  Infektionen  mit  Klossiella 
muris  beobachtet  hat.  Der  auffällige  Umstand,  daß  die  leicht  sicht¬ 
baren  Parasiten  bisher  bei  den  Untersuchungen  der  Neurologen 
niemals  beobachtet  wurden,  erklärt  sich  vielleicht  dadurch,  daß  es 
sich  um  eine  neu  aufgetretene  Infektion  handelt.  Kurt  Meyer. 

Joachimovitz,  B.,  Beitrag  zur  Klinik  der  Grippe.  (W.  kl. 
W.  1924  S.  831.) 

Verfi.  ist  der  Ansicht,  daß  bei  den  meisten,  vielleicht  bei  allen 
Fällen  echter  Grippe  nach  Abklingen  der  akuten  Krankheitserschei¬ 
nungen  und  nach  einem  oft  wochenlangen  beschwerdefreien  Intervall 
eine  wenn  auch  oft  abgeblaßte  Wiederholung  des  ursprünglichen 
Krankheitsbildes  oder  andere  Grippeerscheinungen  auftreten,  die 
ihrerseits  wiederum  nach  längerer  Pause  des  Wohlbefindens  von  einer 
dritten  Attacke  gefolgt  sein  können.  In  dieser  Hinsicht  verhalte 
sich  die  Grippe  analog  dem  Scharlach,  dem  Rückfallfieber  und  dem 
periodischen  Auftreten  der  Ulcusbeschwerden.  H  et  sch. 

Reith,  A.  F.,  Growth  ofPfeifferbacillus  in  mixed  culture 
in  blood-free  medium.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  243.) 

Ein  typischer  indolbildender  Stamm  von  Bazillus  Pfeiffer  ließ 
sich  in  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Generationen  in  Mischkultur 
auf  einem  blutfreien  Nährboden  zusammen  mit  Staphylokokken  und 
B.  subtilis  züchten.  Die  für  das  Wachstum  notwendigen  Stoffe  liegen 
somit  außerhalb  des  Blutes.  Pflanzenextrakte  allein  sind  für  das 
Wachstum  des  Pfeifferbazillus  nicht  brauchbar,  weder  in  Reinkultur 
noch  in  Mischkultur  mit  Staphylokokkus.  Dieterlen  ( Rottweil ). 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Abt.  Referate. 

=  Bd,  78.  No.  17/18.  . 


Ausgegeben  am  20.  Februar  1925. 


Typhus,  Paratyphus,  Fleischvergiftung,  Coli,  Ruhr.  — 

Verschiedenes. 

Lode,  A.,  Über  eine  eindeutig  durch  Trinkwasser  her¬ 
vorgerufene  Typhusepidemie  in  Tirol.  (W.  kl.  W.  1924 
S.  980.) 

Schilderung  der  Entstehungsgeschichte  einer  1907  in  einem 
Kloster  aüfgetretenen  Typhusepidemie.  Die  Wasserleitung  des  Klosters 
wurde  durch  schlechte  Beschaffenheit  der  Brunnenstube  mit  Bach¬ 
wasser  verunreinigt,  in  das  bei  starken  Regengüssen  Abwässer  eines 
höhergelegenen  Wohnhauses  übertraten.  In  diesem  Hause  befand 
sich  eine  Typhuskranke.  Im  Kloster  erkrankten  von  den  16  Insassen  8, 
und  zwar  vorwiegend  jüngere.  Von  den  älteren  Priestern  erkrankte 
kein  einziger,  weil  sie  kein  Wasser  tranken.  He t sch. 

Bruns,  H.,  Typhusepidemien  und  Wasserleitungen.  (Zbl. 
f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  201*.) 

Die  durch  Verseuchung  von  Wasserleitungen  hervorgerufenen 
Typhusepidemien  können  atypisch  sein,  wenn  die  Infektion  der 
Wasserleitung  längere  Zeit  andauert,  oder  wenn  sich  die  Infektion 
mehrfach  hintereinander  wiederholt.  Es  kann  dann  sogar  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  chronische  Typhusanhäufung  die  Folge  sein. 
Findet  die  Infektion  nicht  mit  großen  Mengen,  sondern  mit  verhältnis¬ 
mäßig  geringem  Infektionsmaterial  statt,  so  ist  die  Folge,  daß  auch 
nur  ein  kleiner  Teil  der  Bevölkerung  (in  mehreren  Fällen  0,2  bis 
0,3  Prom.)  erkrankt.  Beispiele  für  solche  vom  Verf.  selbst  erforschte 
Epidemien  sind  im  Original  nachzulesen.  Noetel  (. Landsberg  a.  w.). 

Watt,  James  P.,  Typhoid  carriers  in  Aberdeenshire. 
(J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  417.) 

Eingehende  Schilderung  von  22  Ausbrüchen  von  Typhus,  die  von 
1908 — 1919  in  ländlichen  Gegenden  von  Nordschottland  durch  Typhus¬ 
träger  verursacht  wurden.  5  Träger  waren  Männer,  17  Frauen,  alle 
waren  Stuhlausscheider,  eine  Frau  gleichzeitig  Urinausscheiderin. 
Eine  53jährige  Frau,  Schwester  eines  Landwirtes,  hatte  in  31  Jahren 
26  Personen  auf  der  Farm  und  mindestens  ebensoviel  Personen  in 
Aberdeen  durch  die  dorthin  gelieferte  Milch  infiziert.  Die  Behörde 
gewährte  2  von  den  Trägerinnen  eine  Rente  unter  der  Bedingung, 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  17/18.  25 


386 


Typhus. 


daß  sie  sich  von  Nahrungsmittelbetrieben  fernhielten,  aber  die  eine 
gab  die  erzwungene  Untätigkeit  bald  wieder  auf  und  verursachte 
neue  Erkrankungen.  Verf.  fordert  1.  schärfere  gesetzliche  Handhaben 
für  die  zwangsweise  bakteriologische  Untersuchung  verdächtiger 
Personen,  2.  staatliche  Entschädigung  für  Bazillenträger,  deren  Lebens¬ 
unterhalt  durch  ihren  Zustand  gestört  wird.  c.  Prausnitz. 

Gottstein,  Werner,  Klinisches  und  Epidemiologisches 
über  den  Typhus  abdominalis.  (D.  m.  W.  1924  S.  1327.) 
Einzelerfahrungen  aus  der  Typhusseuche,  die  im  Jahre  1923 
Alfeld  a.  L.  befiel.  Bedeutung  von  Kontaktinfektion  und  Bazillen¬ 
trägern,  besonders  bei  der  Infektion  von  Kindern  und  Jugendlichen 
eines  heranwachsenden  neuen  Geschlechts.  Klinisches  über  Kinder¬ 
typhus,  schwere  Typhuserkrankungen,  Durchseuchung  bereits  im 
Kindesalter.  Untrennbare  Zusammenhänge  zwischen  Kindertyphus 
und  Epidemiologie  dieser  Seuche.  Georg  Schmidt  [München). 

Fraenkel,  Eugen,  Über  Roseola  typhosa  und  über  den  Wert 
der  histologischen  Roseola- Untersuchung  für  die 
klinische  Typhusdiagnose.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  581.) 

Histologisch.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Peiler,  Sigismund,  Über  Geschlechtsdisposition  bei  Typhus 
abdominalis.  (D.  m.  W.  1924  S.  1465.) 

91—94  Erkrankungen  des  Jahres  1920  an  Typhus  in  einem  Orte, 
wobei  sich  Exposition  und  Disposition  getrennt  gut  übersehen  ließen. 
Bei  gleicher  Exposition  erkrankten  Mädchen  des  Schulalters  2x/2  mal 
so  häufig  als  gleichaltenge  Knaben.  Auch  bei  Keuchhusten,  Masern, 
Röteln,  Mumps,  Scharlach,  Diphtherie,  asiatischer  Cholera  usw.  be¬ 
stehen  zwischen  den  Geschlechtern  deutliche  Häufigkeitsunterschiede. 
Für  diese  sind  nur  zum  geringen  Teile  und  in  geringem  Ausmaße 
Expositionsumstände  oder  Immunisierung  im  früheren  Alter  verant¬ 
wortlich.  Vielmehr  ist  die  Disposition  geschlechtsbedingt;  sie  ver¬ 
ändert  sich  mit  dem  Alter  zum  Teil  qualitativ,  zum  Teil  nur  quanti¬ 
tativ.  Georg  Schmidt  [München). 

Sedan,  Jean  et  Herrmann,  Renö,  Note  sur  l’infection  ex¬ 
perimentale  de  la  cor nee  par  le  bacille  d’Eberth. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  293.) 

Verff.  konnten  beim  Meerschweinchen  mit  Typhusbazillen  eine 
spezifische  Keratitis  erzeugen.  Das  Serum  der  rein  lokal  erkrankten 
Tiere  zeigte  nach  8—9  Tagen  positive  Agglutination.  Prigge. 

Sedan,  Jean  et  Herrmann,  Rene,  Parallele  de  l’infection 
eberthienne  experimentale,  chez  le  cobaye  sensi- 


Typhus. 


387 


bilise  par  l’ingestion  de  bile  et  le  cobaye  ayant 
j  eü ne  plnsieurs  jours.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  567.) 

Besredka  konnte  Meerschweinchen  durch  perorale  Zufuhr  von 
Rindergalle  für  eine  experimentelle  Infektion  mit  Typhusbazillen 
sensibilisieren.  Verff.  konnten  das  gleiche  durch  2 — 3  tägiges  Fasten¬ 
lassen  der  Tiere  erzielen.  Im  Anschluß  an  das  Fasten  erhielten  die 
Tiere  Injektionen  von  steigenden  Dosen  hochvirulenter  Typhusbazillen 
in  die  Lumbalgegend.  Bei  diesem  Infektionsmodus  waren  allerdings 
größere  Bazillenmengen  erforderlich  als  bei  der  Besredkaschen 
Methode.  Im  Prinzip  beruht  das  Verfahren  jedoch  auf  der  gleichen 
Grundlage.  Durch  Vergleich  mit  Kontrollieren,  die  lediglich  mit 
Galle  gefüttert  wurden,  ergab  sich  nämlich,  daß  sich  nach  70  stän¬ 
digem  Fasten  im  Darm  die  gleichen  anatomischen  Veränderungen 
entwickeln  wie  nach  Sensibilisierung  mit  Galle:  Desquamation  des 
Zylinderepithels  und  Blutextravasate  in  der  Mucosa.  Die  Verände¬ 
rungen  entstehen  wahrscheinlich  durch  die  Wirkung  der  eigenen 
Galle  der  Fasttiere.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Guyer,  M.  F.  and  Smith,  E.  A.,  Experiments  in  production 
of  typhoid  agglutinins  in  successive  generations  of 
rabbits.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  498.) 

Bei  Typhusimpfversuchen  über  mehrere  Kaninchengenerationen 
wurde  gefunden,  daß  beträchtliche  höhere  Agglutinationstiter  erreicht 
werden  konnten  bei  Tieren,  die  schon  seit  3  oder  4  Generationen 
unter  der  Immun  Wirkung  gestanden  hatten  im  Gegensatz  zu  frischen 
Tieren,  die  in  der  ersten  Generation  standen.  Die  Antikörper  ge¬ 
langen  von  der  Mutter  auf  das  Junge  durch  die  Plazenta  und  nicht 
auf  dem  Wege  der  Milch.  Dies  konnte  dadurch  festgestellt  werden, 

1.  daß  trächtige  Tiere  mit  Typhusbazillen  immunisiert  und  einige 
Tage  vor  dem  Werfen  getötet  wurden,  und  daß  dann  das  Blut  und 
die  Amnionflüssigkeit  der  Föten  auf  Agglutinine  untersucht  wurde, 

2.  daß  trächtige  Tiere  mit  Hammelserum  immunisiert  und  dann  der 
Präzipitinnachweis  im  fötalen  *Blut  erbracht  wurde.  Das  Junge  einer 
immunisierten  Mutter  kann  ohne  weitere  Immunisierung  die  Agglu¬ 
tinationsfähigkeit  auf  ihre  eigenen  Sprossen  übertragen.  Gerade 
wenn  dies  eine  rein  mehr  plazentare  als  eine  richtig  hereditäre 
Übertragung  darstellt,  kann  es  von  praktischer  Wichtigkeit  sein, 
weil  durch  solche  Mittel  eine  Bevölkerung  im  Lauf  der  Zeit  mehr 
oder  weniger  immun  gegen  eine  Krankheit  werden  kann.  Dieter  len. 

Burgess,  E.,  Some  living  aberrant  forms  of  bacillus 
typhosus.  (Ceylon  J.  of  Science.  1924,  1,  p.  33.) 

In  Salznährböden  gezüchtete  Typhusbazillen  wachsen  zu  ab¬ 
normen  Formen  aus,  die  beim  normalen  Mikroorganismus  niemals 

25* 


388 


Typhus. 


beobachtet  werden.  Die  Rückbildung  von  abnormen  Formen  zu 
normalen  Bazillen  erfolgt,  sobald  diese  Formen  auf  gewöhnliche 
Bouillon  gebracht  werden.  Der  Arbeit  sind  einige  instruktive  Tafeln 
beigegeben.  Dieterlen  {Rottweil). 

Combiesco,  D.,  Researches  on  the  antigenic  modifications 
ofbacillus  typhosus.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M.  1924, 
21,  p.  490.) 

Kontakt  von  Typhusbazillen  mit  Oxalatblut  hat  eine  Modifikation 
ihrer  antigenen  Eigenschaften  zur  Folge.  Eine  Anzahl  von  Kaninchen 
wurde  mit  Typhusbazillen  in  NaCl-Lösung  immunisiert;  ein  Teil  der 
Bazillensuspension  wurde  mit  Oxalatblut  gemischt,  5  Stunden  bei 
37°  gehalten  und  einer  anderen  Gruppe  von  Tieren  injiziert.  Die 
Bazillen  wurden  nach  Erhitzung  auf  60°  oder  lebend  eingespritzt. 
Das  Blut  für  die  initiale  Injektion  war  normales  Kaninchen blut,  für 
die  späteren  wandte  man  bei  einigen  Tieren  Blut  von  schon  partiell 
mit  Oxalatblutbazillen  behandelten  Kaninchen  an.  Kaninchen,  die 
gegen  mit  Oxalatblut  in  Kontakt  gekommene  Typhusbazillen  immuni¬ 
siert  worden  waren,  bildeten  fast  kein  Agglutinin  für  normale  Ba¬ 
zillen.  Das  Serum  eines  dieser  Tiere  agglutinierte  solche  10  Tage 
nach  der  letzten  Injektion  bei  1 : 100,  schwach,  dagegen  in  Citrat¬ 
plasma  oder  in  durch  Schütteln  defibriniertem  Plasma  suspendierte 
bis  1:10000.  Der  Agglutinationstiter  bei  dem  Kontrollkaninchen 
war  1:40000.  Normales  Kaninchenserum  und  physiologische  NaCl- 
Lösung  agglutinierten  dem  Plasma  ausgesetzte  Bazillen  nicht.  Das 
Serum  von  gegen  normale  Bazillen  immunisierten  Kaninchen  agglu¬ 
tinierte  sie,  jedoch  verhielten  sich  Seren  verschiedener  Kaninchen 
verschieden.  Einige  agglutinierten  besser  bei  einer  Plasmaverdünnung 
1 : 10  als  bei  unverdünntem.  Ein  Serum  agglutinierte  die  Suspension 
in  Oxalatplasma  gut,  in  defibriniertem  kaum  merklich.  Auch  bei 
Seren  von  gegen  Oxalatbluttyphusbazillen  immunisierten  Tieren  be¬ 
standen  Unterschiede  bezüglich  Art  und  Verdünnung  des  zur  Sus¬ 
pension  dienenden  Plasmas. 

Derselbe,  Researches  on  the  antigenic  modifications  of 
bacillus  paratyphosus  B.  (Ibid.  p.  493.) 

Bac.  paratyphosus  B  wurde  durch  Kontakt  mit  Oxalatblut  in 
der  gleichen  Weise  in  seinen  antigenen  Eigenschaften  modifiziert 
wie  Bac.  typhosus,  was  sich  nicht  allein  in  der  Agglutininbildung, 
sondern  bei  beiden,  wenn  auch  weniger  deutlich,  auch  bei  Komple- 
mentbindungsversuchen  zeigte.  Die  Präzipitinreaktion  war  sowohl  bei 
den  mit  Oxalatblutbazillen  injizierten  Kaninchen  wie  bei  den  Kontroll- 
tieren  negativ.  Beobachtungen  dieser  Art  machen  es  verständlich,  daß 
Bazillen  zuweilen  unmittelbar  nach  der  Isolierung  aus  dem  Körper,  ins¬ 
besondere  aus  dem  Blut  nicht  agglutinabel  sind.  E.  Fit  sehen. 


Typhus. 


389 


Cluzet,  Rochaix  et  Kofman,  Concentrations  optima  et  con- 
centrations  limites,  en  ions  hydrogenes,  des  cul- 
tures  microbiennes.  Variations  produites  par  les 
microbes  vers  les  concentrations  optima.  (C.  r.  Acad. 
des  Sciences.  1924,  178,  p;  1638.) 

Für  einige  Bakterien  der  Coli-Typhus-Ruhrgruppe  wurde  fest¬ 
gestellt,  welche  Wasserstoffionenkonzentration  ein  optimales  Wachs¬ 
tum  und  welche  pH- Werte  ein  Auf  hören  der  Vermehrung  der  Keime 
bedingen.  Die  Wasserstoffionenkonzentration,  die  mit  Hilfe  der 
elektrometrischen  Methode  von  Kling  und  Lassilow  gemessen 
wurde,  ließ  sich  durch  Zufügen  von  n/10  HCl  oder  n/10  NaOH  zu 
Peptonwasser  leicht  variieren.  Für  alle  untersuchten  Bakterien  war 
die  Breite  des  pn- Optimums  eine  relativ  große.  Sie  erstreckte  sich 
von  der  schwach  sauren  Seite  über  den  Neutralpunkt  bis  zu  deutlich 
alkalischen  Stufen.  Colibazillen  wuchsen  sehr  gut  bei  pn  5,2  bis  8,42, 
Paratyphus  B-Bazillen  bei  pn  3,9  bis  7,9,  Typhusbazillen  bei  pn  4,8 
bis  8,63  und  Flexner-Bazillen  bei  pn  4,7  bis  8,4.  Die  pH- Grenzwerte, 
bei  denen  eben  noch  ein  schwaches  Wachstum  feststellbar  war, 
schwankten  auch  je  nach  der  Bakterien art  in  relativ  weiten  Grenzen. 
So  hörte  das  Wachstum  der  Colibazillen  jenseits  pn  4,67  und  9,53 
auf,  während  Typhusbazillen  ihr  Wachstum  bei  pn  3,72  und  8,88  ein¬ 
schränkten.  Es  ist  nun  wichtig,  daß  in  solchen  Nährböden,  deren 
Ph  jenseits  des  Optimums  liegt,  die  Bakterien  durch  noch  unbekannte 
Regulationsmechanismen  das  Milieu  so  umzustimmen  suchen,  daß  im 
Laufe  des  Wachstums  die  Wasserstoffwerte  sich  immer  mehr  dem 
optimalen  Wert  nähern.  Geht  man  von  einer  sauren  Kultur  aus,  so 
wird  der  Säuregrad  der  Nährlösung  während  des  Wachstums  immer 
geringer;  umgekehrt  kann  das  gleiche  Bakterium  in  einem  Nährboden 
mit  alkalischer  Anfangsreaktion  die  Alkalität  bis  nahezu  zum  Optimal¬ 
punkt  herabsetzen.  Rosel  Goldschmidt  ( Frankfurt  a.  M.). 

Arloing,  Fernand  et  Sempe,  Proprietes  empechantes  des 
eaux  du  Rhone  et  de  la  Saöne  sur  le  developpement 
de  certaines  bacteries.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  667.) 

Verff.  haben  nachgewiesen,  daß  das  Wasser  der  Rhone  und  der 
Saöne  hemmende  Eigenschaften  gegenüber  den  Bakterien  der  Coli- 
Typhus-Dysenterie- Gruppe  besitzen.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Kabelik,  I.  und  Rosenzweig,  W.,  Versuche  zur  Unterschei¬ 
dung  der  Bakterien  aus  der  Typhus-Coli- Gruppe 
durch  Färbung.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  197.) 

Färbung  mit  modifizierter  Gramscher  Methode  und  Färbung  mit 
den  verschiedensten  Stoffen  ergaben,  daß  zwischen  den  nahe  ver¬ 
wandten  Mikroben  der  Typhus-Coli-Gruppe  gewisse,  aber  sehr  ge- 


390 


Typhus. 


ringe  und  schwankende  Unterschiede  vorhanden  sind,  die  keine 
praktische  Bedeutung  erlangen  können.  Noetel  (. Landsberg  a.  w.). 

•• 

Hartoch,  0.  und  Schloßberger,  H.,  Uber  einen  neuen  Nähr¬ 
boden  zur  Differenzierung  der  Typhus-  und  Para- 
typhusbazillen.  (D.  m.  W.  1924  S.  904.) 

4proz.  lackmusneutraler  Wasseragar,  der  5  Proz.  Kochsalz  ent¬ 
hält,  wird  vermischt  mit  gleicher  Menge  Voll-  oder  entfetteter  Milch, 
durch  Filterpapier  gefiltert,  fraktioniert,  sterilisiert  und  —  noch 
flüssig  —  auf  Röhrchen  abgefüllt,  die  schräg  gelegt  werden.  31 
Stämme  der  Typhus-Paratyphusgruppe  wurden  auf  diesem  Voll-  oder 
Magermilchagar  gezüchtet  (Tabelle),  im  Vergleiche  mit  gewöhnlichem 
Nähragar.  Typhusbazillen  einschließlich  der  Ferkeltyphusbakterien 
sowie  Paratyphus  A- Bazillen  zeigten  trotz  wochenlanger  Bebrütung 
kein  oder  höchstens  ein  ganz  spärliches,  hauchförmiges  Wachstum  auf 
dem  Milchagar.  Dagegen  entwickelten  sich  auf  ihm  —  wie  auf  dem 
gewöhnlichen  Nähragar  —  üppig  und  rasch  die  verschiedenen 
Stämme  der  Paratyphus  B- Enteritis-Gruppe.  Der  Nährboden  ist 
einfach,  mit  wenig  Mühe  und  Kosten  herzustellen.  Georg  Schmidt. 

Joffe,  W.,  Zur  Frage  der  kulturellen  Differentialdia¬ 
gnostik  der  Coli-Typhusgruppe.  (D.  m.  W.  1924  S.  905.) 

Verf.  prüfte  den  H  ar  t  och- Schloßb  erg  er  sehen  Milchagar. 
Milchfette  kommen  nicht  in  Betracht.  Auf  einem  2  proz.  Agar,  dem 
zu  0,7 — 0,8  Proz.  eine  Milchsalzmischung  (0,05  Proz.  KCl,  0,1  Proz. 
KH2PH4,  0,05  Proz.  MgCl2,  0,15  Proz.  Na.  citric.,  0,5  Proz.  NaCl.)  bei¬ 
gefügt  waren,  wuchs  weder  B.  typhi,  noch  B.  paratyphi  A  oder  B. 
Es  gediehen  nicht  Typhus-  oder  Paratyphus  A-Stämme,  wohl  aber 
kräftig  die  Stämme  der  Paratyphus  B- Gruppe  auf  Milchmolke,  der 
2  Proz.  Agar  zugesetzt  war,  sowie  auf  dem  eben  genannten  Salzagar, 
dem  man  zu  gleichen  Teilen  noch  Mereschkowskis  „Eiweißwasser“ 
beigegeben  hatte.  Das  gleiche  Ergebnis,  als  außerdem  noch  Milch¬ 
zucker  hinzutrat.  Nun  wurden  gemischt  Pepton  1  Proz.,  Milchsalze, 
Agar  2  Proz.  Hierauf  versagten  Typhusbazillen,  während  ausgiebig 
wuchsen  Paratyphus  A  und  B-Keime,  und  zwar  erheblich  besser  als 
auf  festem  Pepton-(l  Proz.)NaCl-(0,5  Proz.)Agar  (2  Proz.).  Die  oben 
erwähnten  Hemmungen  des  Wachstums  des  B.  paratyphi  A  ist  nicht 
auf  die  Milchsalze,  sondern  auf  Unmöglichkeit  der  Verwertung  der 
Albumine  und  Globuline  oder  ihrer  Spaltungsstoffe  zurückzuführen. 
Die  Milchsalze  fördern  vielmehr,  zumal  auch  der  Paratyphus  B-Erreger 
auf  dem  Peptonmilchsalzagar  unvergleichlich  üppiger  wuchert  als 
auf  einfachem  Peptonagar  mit  Kochsalzzusatz.  Typhusbazillen  werden 
einmal  gehemmt  durch  die  Milchsalze.  Spärliches  Wachstum  auf 
dem  Peptonkochsalznährboden  im  Gegensatz  zu  dem  Peptonmilch- 


Typhus. 


391 


salzagar.  Ferner  blieben  die  Typhusstämme  zurück  auf  Bouillonagar 
mit  1  Proz.  Natrium  citricum,  im  Gegensatz  zu  Paratyphus  A-  und 
B-Keimen.  Typhusbazillen  verwerten  ferner  nicht  die  Albumine  und 
Globuline.  Sie  gehen  nicht  an  auf  einem  Nährboden  aus  Eiwei߬ 
wasser,  Milchsalzen  —  ohne  Zitrate  —  und  2 proz.  Agar,  wachsen 
aber,  wenn  auch  spärlich,  auf  einem  Peptonnährboden,  der  die 
gleichen  Salze  und  2  proz.  Agar  aufweist.  Diiferentialdiagnose :  Man 
beimpft  ein  Röhrchen  mit  gewöhnlichem  Bouillonagar,  ein  zweites 
mit  Hartoch-Schloßbergers  Milchagar,  ein  drittes  mit  Peptonmilch¬ 
salzagar:  in  24  Stunden  sind  gewachsen  die  Typhusbazillen  nur  in 
Röhrchen  1,  die  A-Stämme  in  1  und  2,  die  B-Stämme  in  1,  2  und  3. 

Georg  Schmidt  {München). 

Müller,  L.,  Reche rches  sur  le  mecanisme  de  la  reaction 
d’Endo.  De  la  production,  par  certaines  bacteries,  de 
substances  ä  reaction  aldehydique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  90,  p.  653.) 

Die  Rotfärbung  des  Endoschen  Nährbodens  durch  Colibazillen 
wird  im  allgemeinen  durch  Säureproduktion  erklärt.  Streicht  man 
jedoch  eine  anorganische  Säure  oder  reine  Milchsäure  auf  einer 
Endoplatte  aus,  so  tritt  keineswegs  Rotfärbung  auf.  Fügt  man  je¬ 
doch  eine  Spur  Formalin  zur  Säure,  so  bekommt  man  sofort  die 
charakteristische  Rötung.  Die  Endosche  Reaktion  ist  somit  lediglich 
ein  Spezialfall  der  Schiffschen  Aldehydreaktion.  Das  Schiffsche 
Reagens  besteht  aus  einer  farblosen  Mischung  von  sehr  verdünntem 
Fuchsin  und  Natriumbisulfit.  Unter  dem  Einfluß  minimaler  Aldehyd¬ 
mengen  wird  es  lebhaft  rot.  Wichtig  ist  hierbei  die  saure  Reaktion; 
verwendet  man  Natriumsulfit  statt  Bisulfit,  so  ändert  der  Aldehyd¬ 
zusatz  die  Farbe  des  Reagens  nicht.  Die  Reaktion  beruht  also  auf 
dem  Zusammenwirken  von  Säure  und  Aldehyd.  Das  Destillat  von 
Colikulturen  (Bouillon  enthält  immer  geringe  Mengen  Glukose)  gibt 
die  klassischen  Aldehydreaktionen.  Beim  Endoschen  Nährboden  ent¬ 
stammt  der  Aldehyd  dem  Milchzucker.  Die  Aldehyd-  und  Säure¬ 
bildung  laufen  parallel,  sei  es  nun,  daß  die  Vergärung  des  Zuckers 
zum  Teil  bei  der  Aldehydstufe  stehen  bleibt,  oder  daß  Reduktions¬ 
phänomene  die  Säure  sekundär  in  Aldehyd  zurückverwandeln. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Barnewitz,  I.  und  Flecke,  H.,  Vergleichende  Untersuchungen 
über  den  Stoffwechsel  von  Bacterium  coli  und  typhi 
mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Endoschen 
Nährbodens.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  359.) 

Die  rötliche  Färbung  der  Typhuskulturen  auf  Endo* Agar  nach 
mehr  als  24  ständiger  Bebrütung  beruht  nicht  auf  Bildung  von 
Aldehyden,  da  solche  mittels  der  üblichen  Reaktionen  in  beimpfter 


392 


Typhus. 


Milchzuckerbouillon  nicht  nachzuweisen  sind,  dagegen  bilden  nicht 
nur  Coli-,  sondern  auch  Typhusbazillen  in  gewöhnlicher  Nährbouillon, 
wie  in  lOproz.  Milchzuckerbouillon  Säure  und  zwar  aus  den  in  der 
Bouillon  enthaltenen  Eiweißstoffen,  die  zu  Aminosäuren  umgewandelt 
und  titrimetrisch  gemessen  werden.  Die  ermittelten  Säuremengen, 
dem  Dissoziationsgrad  entsprechend  zu  Natriumsulfit  Fuchsingemisch 
hinzugesetzt,  rufen  die  beim  Aufträgen  von  Coli-  bzw.  Typhuskulturen 
auf  Endonährböden  eintretenden  Farbtöne  hervor.  Noetel. 

Süring,  Bruno,  Isolierung  pathogener  Darmkeime  aus 
mit  Proteus  überwucherten  Kulturen.  (Zschr.  f.  Hyg. 
1924,  103,  S.  162.) 

Verf.  beschreibt  ein  Verfahren  zur  Isolierung  pathogener  Darm¬ 
keime  aus  mit  Proteus  verunreinigten  Drigalski-Platten :  Das  Ver¬ 
fahren  besteht  in  der  Anwendung  von  Platten,  die  mit  fallenden 
Phenolmengen  versetzt  sind.  Schill  [Dresden). 

Swiatezky,  Zur  Methodik  der  Gewinnung  von  Blutkulturen 
beim  Typhus  abdominalis.  ( Wratschebnoje  Delo.  1924  No.  3.) 

Die  von  Gildemeister  eingeführte  Methode  der  Einsaat  von 
Blut  in  destilliertes  Wasser  wurde  vom  Verf.  an  der  Hand  von 
31  Typhusfällen  nachgeprüft.  In  28  Fällen  war  das  Besultat  positiv, 
und  nur  in  3  Fällen  mißlang  die  Blutkultur.  Von  den  negativen 
Fällen  sind  2  durch  Blutentnahme  nach  Entfieberung  bzw.  während 
des  amphibolen  Stadiums  gekennzeichnet,  und  der  3.  Fall,  der  wohl 
klinisch  durchaus  typisch  verlief,  ist  gekennzeichnet  durch  zu  spär¬ 
liche  Aussaat  und  durch  einen  fehlenden  Widal.  Verf.  kommt  zum 
Schluß,  daß  das  Verfahren  von  Gilde  me  ist  er  dem  Conradischen 
Gallenverfahren  nicht  nachsteht,  sofern  die  Blutentnahme  in  die 
1.  und  2.  Woche  fällt.  0.  Hart  och  ( Leningrad ). 

Remus,  A.,  Über  Duodenalsondierung  bei  Typhusbazillen¬ 
trägern.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1365.)  ' 

Verf.  hat  in  den  letzten  Jahren  bei  seinen  sämtlichen  Typhus¬ 
kranken  und  -verdächtigen  Untersuchungen  des  Gallenblaseninhalts 
auf  Typhusbazillen  mittels  mehrmaliger  Duodenalsondierung  vor¬ 
genommen.  Auf  Grund  seiner  Erfahrungen,  die  an  einem  Fall  er¬ 
läutert  werden,  kommt  er  zu  folgenden  Schlußfolgerungen :  Es  genügt 
nicht,  nach  überstandenem  Typhus  Bazillenfreiheit  von  Stuhl  und 
Urin  festzustellen.  Untersuchung  des  Gallenblaseninhalts  ist  zu 
fordern!  Die  bestehenden  Vorschriften  über  Typhusbazillenträger  und 
ihren  Nachweis  wären  zu  ergänzen.  Das  nach  Duodenalsondierungen 
beobachtete  Auftreten  von  Bazillen  im  Stuhl  zeigt  die  Gefährlichkeit 
dieser  Bazillenträger.  Mit  einer  gelegentlichen  Bazillenausscheidung 


Typhus. 


393 


im  Stuhl  ist  bei  „Gallenblasenbazillenträgern“  immer  zu  rechnen. 
Auch  durch  zahlreiche  Duodenalsondierungen  im  Verein  mit  Reizmitteln 
gelingt  es  nicht  immer,  die  Gallenblase  bazillenfrei  zu  machen, 
ebenso  nicht  durch  interne  und  intravenöse  Mittel.  Ist  die  Gallen¬ 
blase  als  ausschließlicher  Sitz  der  Typhusbazillen  einwandfrei  er¬ 
mittelt  und  durch  andere  Maßnahmen  Bazillenfreiheit  nicht  zu  er¬ 
zielen,  so  kommt  ihre  Entfernung  in  Betracht.  Schuster. 

Yu,  Ilchun,  Bakteriologisch-serologische  Unter¬ 
suchungen  an  Typhusbazillenträgern.  (Zschr.  f.  Immun. 
Forsch.  1924,  41,  S.  114.) 

Durch  intravenöse  Injektion  von  0,1  g  Deuteroalbumose  läßt 
sich  bei  Typhusbazillenträgern  die  Menge  sowohl  der  Agglutinine  wie 
der  komplementbindenden  Antikörper,  allerdings  nicht  regelmäßig, 
steigern,  wobei  beide  Antikörperarten  sich  nicht  immer  parallel  ver¬ 
mehren.  Die  aus  dem  Stuhl  der  Typhusbazillenträger  gezüchteten 
Stämme  gaben  bei  der  Prüfung  mit  Eselseren  Verwandtschafts¬ 
reaktionen  mit  Paratyphus  A  und  B  noch  in  so  hohen  Verdünnungen, 
daß  sich  eine  spezifische  Einordnung  auf  diese  Weise  nicht  er¬ 
möglichen  ließ.  Die  Agglutination  mit  Kaninchenseren  fiel  spezifischer 
aus,  doch  griffen  die  mit  den  Bazillenträgerstämmen  hergestellten 
Sera  auf  verwandte  Bakterien  stark  über.  Der  Versuch,  das  Über¬ 
greifen  der  agglutinierenden  Sera  durch  Verwendung  konzentrierter 
Kochsalzlösung  auszuschalten,  schlug  fehl.  Aus  einem  Bazillenträger¬ 
stuhl  wurde  eine  schwer  agglutinable  Variante  gezüchtet,  deren 
schwere  Agglutinabilität  anscheinend  auf  eine  Rezeptorenarmut 
gegenüber  den  Laboratoriumsstämmen  und  den  mit  ihnen  hergestellten 
Seris  zurückging.  Aus  einem  anderen  Bazillenträgerstuhl  wurde  ein 
kulturell  sich  durchaus  wie  Paratyphus  B  verhaltender  Stamm  ge¬ 
züchtet,  der  sich  serologisch  aber  in  keine  Paratyphus  B-Gruppe 
einreihen  ließ,  während  ein  mit  ihm  hergestelltes  Serum  nur  einen 
Paratyphus  abortus  equi-Stamm,  allerdings  nicht  bis  zur  Titerhöhe, 
agglutinierte.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Felix,  A.,  The  qualitative  receptor  analysis  in  its  appli- 
cation  to  typhoid  fever.  (J.  of.  Immunol.  1924,  9,  p.  115.) 

Die  von  Weil  und  Felix  an  experimentell  gewonnenen 
Kaninchenseren  gemachten  Feststellungen  über  den  Rezeptorenapparat 
der  Typhus-,  Paratyphus-  und  Gärtnerbazillen  gelten  auch  für  das 
Serum  von  menschlichen  Typhus-  und  Paratyphuskranken.  Es  zeigt 
also  grobflockige  Agglutination  bei  nicht  schutzgeimpften  Personen 
das  Hauptagglutinin  an.  Die  Differentialdiagnose  zwischen  Typhus 
und  den  Paratyphen  kann  so  in  den  meisten  Fällen  nach  dem  bloßen 
Aussehen  der  Agglutination  gestellt  werden,  und  eine  Titerbestimmung 


394 


Typhus. 


wird  überflüssig.  Die  Gruppenagglutinine  gehören  fast  ausschließlich 
zum  Typus  der  feinflockenden  Agglutinine.  Bei  Verwendung  des 
Typhusstammes  901,  der  sehr  empfindliche  thermostabile  Rezeptoren 
besitzt,  werden  sie  fast  niemals  im  Serum  Typhuskranker  vermißt. 
Wenn,  was  nur  selten  der  Fall  ist,  grobflockende  Agglutinine  fehlen, 
ist  die  „qualitative  Rezeptoranalyse“  nicht  möglich.  Typhusschutz¬ 
impfung  führt  nur  zur  Bildung  von  grobflockenden  Agglutininen. 
Ebenso  finden  sich  bei  der  anamnestischen  Reaktion  früher  Schutz¬ 
geimpfter  nur  grobflockende  Agglutinine.  Die  Widalsche  Reaktion 
als  Folge  der  Schutzimpfung  und  die  im  Verlauf  einer  Infektion 
lassen  sich  somit  unterscheiden.  Bei  mit  polyvalenter  Vaccine  Ge¬ 
impften  läßt  sich  auf  Grund  der  Agglutination  nur  die  allgemeine 
Diagnose  auf  Darminfektion  stellen.  Die  qualitative  Rezeptoranalyse 
ermöglicht  die  Differenzierung  der  Typhus-Paratyphusbakterien  bei 
Prüfung  mit  einer  einzigen  Verdünnung  der  Immunsera.  In-  und 
hypagglutinable  Typhus-  und  Paratyphusstämme  stellen  offenbar  nur 
feinflockende  O-Formen  dieser  Bakterien  dar.  Bei  ihnen  kann  wegen 
des  zeitweiligen  Fehlens  der  labilen  Rezeptoren  die  qualitative 
Rezeptoranalyse  auf  Schwierigkeiten  stoßen.  Zum  Ziel  führt  dann 
der  Castelianische  Versuch  oder  Weiterzüchtung  auf  Agar,  die  bald 
Bildung  der  labilen  Rezeptoren  zur  Folge  hat.  Während  grobflockende 
Agglutinine  keine  Beziehungen  zur  Bakteriämie  und  zum  klinischen 
Verlauf  erkennen  lassen,  ist  dies  bei  den  feinflockenden  Agglutininen 
der  Fall.  Bei  frühzeitigem  Auftreten  feinflockender  Agglutinine  ist 
eine  Bakteriämie  überhaupt  nicht  nachweisbar  oder  sie  besteht  nur 
kurze  Zeit  und  mit  geringer  Bazillenzahl.  Bei  tödlichen  und  schwersten 
Typhusfällen  treten  überhaupt  keine  oder  nur  sehr  spärliche  fein¬ 
flockende  Agglutinine  im  Blute  auf.  Leichteste  Fälle  bilden  entweder 
frühzeitig  große  Mengen  feinflockender  Agglutinine  oder  gar  keine  oder 
nur  ganz  geringe  Mengen.  Es  scheint  hiernach  auch  eine  Seroprognose 
bei  Typhus  möglich  zu  sein.  Die  Tatsache,  daß  nur  die  feinflockenden 
Agglutinine  Beziehungen  zum  Verlauf  der  Typhusinfektion  erkennen 
lassen,  und  daß  andererseits  die  Schutzimpfung  nur  das  Auftreten  grob¬ 
flockender  Agglutinine  zur  Folge  hat,  läßt  den  Wert  der  Schutz¬ 
impfung  sehr  zweifelhaft  erscheinen.  Verf.  hat  sich  dementsprechend 
bei  seinen  ausgedehnten  Erfahrungen  während  des  Krieges  und  jetzt 
in  Palästina  von  einer  Wirkung  der  Schutzimpfung  auf  den  Verlauf 
und  die  Mortalität  des  Typhus  nicht  überzeugen  können.  Es  ergibt 
sich  daher  die  Aufgabe,  ein  Schutzimpfungsverfahren  ausfindig  zu 
machen,  das  die  Bildung  von  Antikörpern  gegen  die  stabilen  Rezep¬ 
toren  zur  Folge  hat.  Kurt  Meyer  (Berlin). 


Beger,  H.?  Über  das  unterschiedliche  Verhalten  mehrerer 
mit  dem  gleichen  Antigen  bei  verschiedenen  Tier- 


Typhus. 


395 


arten  hergestellter  Typhus-  und  Gärtner -Immunsera 
beim  Absättigungs v ersuch  nach  Castellani.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  481.) 

Das  gleiche  Antigen  —  je  1  Gärtner-  und  1  Typhusstamm  — 
vermag  bei  verschiedenen  Serumtieren  —  Kaninchen  und  Esel  — 
ganz  verschiedene  Immunsera  zu  erzeugen.  Bei  Absättigung  des 
Typhus-  und  Gärtner-Bazillen  hoch  agglutinierenden  Gärtner-Kaninchen¬ 
serums  mit  Gärtner-Kulturen  blieb  unvermindert  deutliche  Agglutina¬ 
tion  für  Typhus  bestehen,  während  nach  Absättigung  mit  einem 
Typhusstamm  die  Agglutination  für  Gärtner  voll  erhalten  blieb. 
Bei  einem  mit  der  gleichen  Kultur  hergestellten,  Gärtner-  und  Typhus¬ 
bazillus  ebenfalls  ursprünglich  gleich  hoch  agglutinierendem  Esel¬ 
serum  wurden  von  einem  Typhusstamm  die  Agglutinine  für  Gärtner 
in  der  Mehrzahl  herausgezogen;  die  Agglutination  des  abgesättigten 
Serums  mit  Gärtner  ergab  äußerst  feinflockige,  in  Verdünnungen  keine 
Abstufungen  zeigende  Agglutinationen.  Derselbe  grundlegende  Unter¬ 
schied  zwischen  Kaninchen-  und  Eselserum  wurde  bei  einer  ver¬ 
gleichenden  Prüfung  eines  Typhus-Kaninchenserums  und  eines  Typhus- 
Eselserums  festgestellt.  Hammelserum,  bisher  nur  einmal  hergestellt, 
verhält  sich  wie  Kaninchenimmunserum.  Die  Beschaffenheit  der 
Immunagglutinine  ist  mithin  in  gewissem  Ausmaß  von  dem  Rezeptor¬ 
apparat  des  Antigens  unabhängig  und  wird  wesentlich  durch  den 
Tierkörper  mitbestimmt.  Der  grobe  und  feinflockige  Agglutinations¬ 
typus  kann  somit  nicht  lediglich  durch  den  Rezeptorapparat  des 
Antigens  erklärt  werden.  Gegenüber  den  Befunden  von  Weil  und 
Felix  ist  insofern  ein  Unterschied,  daß  die  gemeinsamen  Agglu¬ 
tinine  der  Eselimmunsera  als  grobflockig  und  die  für  beide  Stämme 
spezifischen  Agglutinine  als  feinflockig  zu  bezeichnen  sind.  Es  ist 
zum  mindesten  zweifelhaft,  ob  die  nach  Absättigung  des  Eselserums 
mit  Typhusbazillen  eintretende  kleinflockige  Agglutination  für  den 
homologen  Stamm  wirklich  das  spezifische  Agglutinationsphänomen 
darstellt.  —  Bei  jedem  für  den  Castelianischen  Versuch  verwandten 
Immunserum  muß  man  sich  durch  Auswertung  mit  geeigneten  Test¬ 
stämmen  überzeugen,  ob  es  für  diesen  Zweck  geeignet  ist.  Noetel. 

Wodtke,  A.,  Die  planmäßige  Bekämpfung  des  Typhus  in 
Mitteldeutschland  in  den  Jahren  1921  — 1923.  (Zschr. 
f.  Hyg.  1924,  103,  S.  304.) 

Die  in  Mitteldeutschland  auf  Veranlassung  des  Reichs  durch¬ 
geführte  verstärkte  Typhus-  und  Ruhrbekämpfung  hat  trotz  ihres 
nur  2  ^jäJhrigen  Bestehens  in  gleicher  Weise  wie  die  frühere  Typhus¬ 
bekämpfung  im  Südwesten  des  Reichs  zu  folgenden  Ergebnissen  ge¬ 
führt:  Die  Typhusmorbiditätsziffer,  welche  in  Mitteldeutschland  auf 
je  10000  Einwohner  1921  5,3  betragen  hatte,  sank  1922  auf  3,5  und 


396 


Typhus. 


1923  auf  3,8.  —  Die  eigentlichen  Typhusherde  sind  die  gesund  er¬ 
scheinenden  Dauerausscheider  von  Typhusbazillen  =  Bazillenträger.  — 
Für  die  Weiterverbreitung  des  Typhus  kommen  wesentlich  die 
leichten  und  die  atypischen  Typhuserkrankungen  namentlich  von 
Kindern  in  Betracht.  —  Die  leichten  und  die  atypischen  Fälle  bilden 
die  überwiegende  Mehrheit  .der  Typhuserkrankungen,  können  aber 
mittels  der  gesetzlichen  Anzeigepflicht  nur  zum  kleinsten  Teil  erfaßt 
und  müssen  daher  besonders  aufgesucht  werden.  Hierzu  sowie 
zu  der  gleichzeitigen  Aufspürung  der  Bazillenträger  sind  Unter¬ 
suchungen  erforderlich,  die  meistens  monatelang  systematisch  fort¬ 
geführt  werden  müssen.  —  Von  den  Typhuskranken  bleiben  1  Proz. 
dauernd  Bazillenträger.  —  Am  30.  Nov.  1923  standen  im  Bekämpfungs¬ 
gebiet  111  Bazillenträger  unter  der  Beobachtung  der  Untersuchungs¬ 
anstalten;  außerdem  waren  Untersuchungen  über  52  wahrscheinliche 
Bazillenträger  im  Gange.  Die  Anzahl  der  von  den  Bazillenträgern 
ausgegangenen  Infektionen  betrug  1922  139,  1923  94.  —  Verf.  be¬ 
klagt  es,  daß  infolge  der  Not  der  Zeit  die  vorbildliche  systematische 
Typhusbekämpfung  in  Mitteldeutschland  ein  frühes  Ende  finden  mußte. 

Schill  {Dresden). 

Hage,  Zur  Unterbrechung  der  verstärkten  Typhus¬ 
bekämpfung  in  Mitteldeutschland.  (D.  m.W.  1924  S.  1155.) 

Rückblick  auf  die  Leistungen  der  1903  eingerichteten,  1923  auf¬ 
gelassenen  verstärkten  Typhusbekämpfung.  Freilich  ist  die  Seuche 
nicht  völlig  ausgerottet  worden.  Man  soll  nicht  die  Hände  in  den 
Schoß  legen,  bis  eine  günstigere  Wirtschaftslage  die  Wiederaufnahme 
der  verstärkten  Typhusbekämpfung  gestattet,  sondern  vielmehr  die 
bei  dieser  gewonnenen  Erfahrungen  schon  jetzt  verallgemeinern. 
Hierfür  macht  Verf.  Vorschläge.  Es  kommt  vor  allem  auf  die  Bazillen¬ 
träger  an.  Ferner  Übertragung  des  Ermittlungsrechtes  der  ver¬ 
schwindenden  bakteriologischen  Untersuchungsanstalten  der  Typhus¬ 
bekämpfung  auf  die  übrigen  staatlichen  bakteriologischen  Unter¬ 
suchungsstellen.  Anzeigepflicht  auch  bei  typhusverdächtigen  Leiden. 
Dann  braucht  die  verstärkte  Typhusbekämpfung  zunächst  nicht  wieder 
ZU  erstehen.  Georg  Schmidt  {München). 

Bumke,  E.,  Zur  Frage  der  Typhusstatistik  und  Typhus¬ 
schutzimpfung  im  Weltkriege.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103, 
S.  551.) 

Der  Kriegstyphus  ist  durch  den  Typhus-,  Paratyphus  A  und  B- 
Bazillus  hervorgerufen  worden.  Eine  Statistik  ist  nur  zu  erwarten, 
wenn  sie  sich  auf  bakteriologisch  geklärte  Fälle  stützt.  Da  die 
Diagnose  Typhus  viel  zu  häufig  gestellt  worden  ist,  gibt  auch  die 
Typhusstatistik  von  Goldscheider  ein  falsches  Bild.  Die  Be- 


Typhus. 


397 


deutung  der  Typhusschutzimpfung  ist  viel  größer,  als  sie  zahlenmäßig 
anzngeben  ist.  Sie  hat  einen  glänzenden  Erfolg  gehabt.  Schill. 

Tsunekawa,  S.,  Beiträge  zur  aktiven  Immunisierung 
gegen  Typhus.  Nach  Versuchen  an  Mäusen.  (Zschr.  f. 
Hyg.  1924,  102,  S.  649.) 

Ebenso  wie  in  Webers  Versuchen  an  Meerschweinchen  ist  auch 
bei  Mäusen  die  Immunität  gegen  intraperitoneale  Infektion  mit  Typhus 
um  so  stärker,  je  größere  Mengen  von  Impfstoff  gegeben  wurden. 
In  dieser  Hinsicht  gilt  also  für  die  Immunisierung  gegen  Typhus 
dasselbe  wie  für  die  Immunisierung  gegen  Mäusetyphus,  aber  die 
Immunität  gegen  Typhus  läßt  sich  viel  leichter  und  ohne  Verluste 
schon  durch  einmalige  intraperitoneale  Einspritzung  abgetöteter 
Kultur  erreichen.  —  Verteilung  des  Impfstoffs  auf  mehrere,  in  be¬ 
stimmten  Zwischenräumen  wiederholte  Einspritzungen  verbesserte  — 
im  Gegensatz  zu  den  Erfahrungen  von  Yoshioka  und  Killian 
bei  Strepto-  und  Pneumokokken  —  das  Ergebnis  nicht  wesentlich.  — 
Auch  nach  J/2  ständigem  Kochen  im  Dampftopf  hat  der  Impfstoff  noch 
gute  immunisierende  Wirkung,  wenn  auch  wahrscheinlich  dabei  eine 
gewisse  Abschwächung  eintritt.  Dagegen  war  ein  6  Wochen  bei 
Zimmertemperatur  aufgehobener  Impfstoff  in  den  angewandten  Dosen 
unwirksam.  —  Subkutane  Einspritzung  des  Impfstoffs  wirkte  viel 
schlechter  als  intraperitoneal  und  eine  Immunisierung  per  os  gelang 
im  Gegensatz  zum  Mäusetyphus  überhaupt  nicht;  auch  ist  die  Gift¬ 
wirkung  des  Impfstoffes,  ebenso  wie  die  krankmachende  Wirkung 
lebender  Kulturen  von  der  Subcutis  viel  geringer  als  von  der  Bauch¬ 
höhle  aus.  Für  diese  Tatsachen  versucht  Verf.  eine  gemeinsame 
Erklärung.  —  Lebende  Kultur  ergab  sowohl  bei  intraperitonealer  wie 
bei  subkutaner  Einspritzung  deutlich  bessere  Immunisierungserfolge 
als  tote.  —  Im  Gegensatz  zum  Meerschweinchen  klingt  bei  der  Maus 
die  Immunität  auffallend  schnell  ab,  so  daß  sie  schon  nach  3 — 4  Wochen 
kaum  mehr  nachweisbar  war;  entsprechende  Beobachtungen  bei  der 
Immunisierung  von  Mäusen  gegen  Pneumokokken  machen  es  wahr¬ 
scheinlich,  daß  bei  dieser  Tierart  die  Immunität  überhaupt  schneller 
erlischt  als  bei  anderen  Arten.  Schill  [Dresden). 

Beckwith,  T.  D.,  II.  Chemotherapyof  experimental  typhoid 
carrier  condition.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  457.) 

Verf.  stellte  eine  Reihe  Versuche  an,  um  die  mögliche  Wir¬ 
kungsweise  gewisser  chemischer  Stoffe  auf  experimentell  erzeugte 
Typhusbazillenträger  im  Kaninchenversuch  festzustellen.  Er  ver¬ 
wandte  das  Arsphenamin,  das  Neoarsphenamin,  das  Jodin  und  ver¬ 
schiedene  saure  Farbstoffe  zu  seinen  Versuchen.  Keiner  dieser  Stoffe 
brachte  eine  entkeimende  Wirkung  hervor.  Durch  intravenöse  In- 


398 


Paratyphus. 


jektion  einzelner  Farbstoffe  wurde  lediglich  eine  vorübergehende 
Veränderung  des  Keimgehaltes  in  den  Organen  erzielt.  Dieterlen. 

Gottschalk,  S.,  Paratyphus.  (D.  m.  W.  1924  S.  1414.) 

In  8  durch  Paratyphusbazillenfund  in  Blut  und  Stuhl  gesicherten 
Erkrankungen  waren  die  rein  klinischen  Erscheinungen,  entsprechend 
der  Konstitution  des  Erkrankten,  sehr  verschieden  (akute  oder  ein¬ 
fache  Gastroenteritis,  leichter,  mittelschwerer  Typhus,  Meningismus). 
Man  sollte  bei  den  im  Juni  und  Juli  auftretenden  akuten  leicht 
fieberhaften  Gastritiden  bakteriologisch  Blut  und  Stuhl  prüfen. 

Georg  Schmidt  {München). 

Cordes,  Wilhelm  und  Nauck,  Ernst  Georg,  Beiträge  zur  Klinik 
und  Bakteriologie  des  Paratyphus.  (Arch.  f.  SchiffsHyg. 
1924  S.  248.) 

1.  Beschreibung  eines  Falles  von  spontaner  Milzruptur  mit 
nachfolgendem  subphrenischen  Abszeß  bei  Paratyphus  B-Erkrankung. 
2.  Beschreibung  eines  Stammes,  der  sich  kulturell  wie  Paratyphus  B 
verlief,  serologisch  aber  auf  kein  Serum  der  Paratyphusgruppe  re¬ 
agierte,  selbst  im  Kaninchen  keine  Agglutinine  bildete  und  in  Bouillon 
eigenartig  plumpe  Stäbchen  mit  zentraler  Vakuole  und  intensiver 
Färbung  der  etwas  abgestumpften  Enden  bildete.  E.  Gildemeister. 

Ändreewa,  A.  M.  und  Lesehtscli,  A.  M.,  Über  zwei  Fälle  von 
Paratyphus  N  im  Kindesalter.  (Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,104, 
S.  98.) 

Im  Kindesalter  sind  bisher  noch  keine  Fälle  von  Paratyphus  N 
beschrieben.  In  den  beiden  vorliegenden  Fällen  konnte  die  Diagnose 
durch  den  Sektionsbefund  bestätigt  werden.  Vielleicht  handelt  es 
sich  bei  dem  Bac.  Paratyphus  N  um  einen  besonderen  Colistamm, 
der  in  gewissen  Gegenden  heimisch  ist  und  unter  dem  Einfluß  der 
Rekurrensspirochäte  virulent  wird.  v.  Bemuth  {Jena). 

German,  S.  und  Bessonowa,  A.,  Bacterium  paratyphi  N2 
und  Bacterium  enteritidis  Gärtner.  (Westnik  Mikro- 
biologii  i  Epidemiologii.  1924,  3,  No.  1/2.) 

Vergleichende  serologische  Studien  haben  die  nahen  verwandt¬ 
schaftlichen  Beziehungen  erwiesen,  die  zwischen  B.  paratyphi  N2 
und  dem  B.  enteritidis  Gärtner  auf  Grund  des  Agglutinationsresultates 
zu  bestehen  scheinen.  (Vgl.  die  Arbeit  von  Sütterlin  im  Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  Bd.  90  H.  6.)  0.  Ha  rtoch  {Leningrad). 

Duncan,  J.  T.,  A  „new“  Salmonella  from  a  case  of  enteric 
fever.  (J.  of  Hyg.  1924,  22,  p.  402.) 


Paratyphus. 


399 


Bei  einer  klinisch  wie  leichter  Typhus  verlaufenden  Erkrankung 
eines  indischen  Seemanns  wurde  aus  dem  Blut  ein  Angehöriger  der 
„Salmonella“-(Paratyphus  B-)Gruppe  gezüchtet.  DerWidaldes  Kranken 
gegen  den  Eigenstamm  war  1 : 500,  gegen  Suipestifer  1 : 80,  gegen 
die  übrigen  Mitglieder  der  Typhus-Paratyphus-Gruppe  negativ.  Der 
Stamm  war  für  weiße  Ratten  nur  bei  intraperitonealer  Injektion, 
nicht  bei  Verfütterung  pathogen.  Durch  mehrere  Testsera  der  Para¬ 
typhus  B-Gruppe  wurde  er  mitagglutiniert,  absorbierte  aber  aus 
ihnen  kein  spezifisches  Agglutinin.  Ein  mit  ihm  gewonnenes  Ka¬ 
ninchenimmunserum  (Titer  1 : 20000)  agglutinierte  Paratyphus  A  kaum, 
die  meisten  Angehörigen  der  B-  und  C-Gruppe  mehr  oder  weniger 
hoch.  Nach  Absorptionsversuchen  scheint  er  mit  einem  1917  in 
London  aus  einem  interkurrent  erkrankten  Affen  gezüchteten  „G“- 
Stamm  identisch  zu  sein,  welcher  der  Hog-Cholera  nahesteht. 

C.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Beck,  A.  und  Huck,  W.,  Beitrag  zu  den  „Coli-Typhus“  - 
Erkrankungen  der  Haustiere.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1924,  92,  S.  397.) 

Morphologisch,  serologisch,  biologisch  mit  Paratyphus  B  identische 
Stämme  wurden  gezüchtet  aus  einem  sekundär  nach  Viruspest  infi¬ 
zierten  Schwein,  aus  einem  latent  mit  Paratyphus  B  infizierten,  durch 
anderweitige  Injektionen  geschwächten  Kaninchen,  aus  einem  spora¬ 
disch  erkrankten  Meerschweinchen  und  Stieglitz;  aus  2  Hühnern  ein 
echter  Hühnertyphus,  weiter  aus  Hühnern  und  Puten  atypischer 
Paratyphus,  sowie  2  Stämme  zwischen  Typhus  und  Hühnertyphus 
stehend.  Die  nachgewiesenen  Spontanerkrankungen  in  sonst  seuchen¬ 
freien  Beständen  (Kaninchen,  Meerschweinchen)  mahnen  zur  Vorsicht 
bei  Versuchsanstellung  mit  paratyphusverdächtigem  Material. 

Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Müller,  M.,  Wie  sind  Befunde  von  Paratyphusinfektionen 
der  Schlachttiere  in  der  Fleischbeschau  zu  werten, 
und  welche  Rolle  spielt  hierbei  die  Typenfrage? 
(D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  541.) 

So  lange  es  nicht  möglich  ist,  die  bei  der  bakteriologischen 
Fleischuntersuchung  gefundenen  Paratyphusbakterien  als  für  den 
Menschen  unschädlich  zu  erkennen,  tut  der  die  Verantwortung 
tragende  Praktiker  gut  daran,  bei  jeder  bakteriologisch  festgestellten 
Paratyphusinfektion  des  Fleisches  nach  der  Anweisung  des  Reichs¬ 
gesundheitsamtes  das  fragliche  Schlachttier  als  genußuntauglich  zu 
begutachten.  Aus  diesem  Grunde  spielt  auch  die  Typenfrage  in 
solchen  Fällen  keine  Rolle.  Verf.  legt  dagegen  Wert  auf  den  Grad 
der  Infektion  und  will  bei  hochgradigen  Infektionen  die  Gefährlichkeit 


400 


Paratyphus. 


für  den  Menschen  ausgesprochen  wissen,  womit  auch  die  sog.  bipatho- 
genen  Infektionen  erfaßt  werden  würden.  Bei  Beschränkung  der 
Infektion  auf  die  inneren  Organe  kann  das  Fleisch  nach  Sterili¬ 
sierung  im  Kochapparat  zum  menschlichen  Genüsse  zugelassen  werden. 

Carl  ( Karlsruhe ). 

Lange,  Bruno  und  Yoshioka,  M.,  Beobachtungen  über  In¬ 
fektion  und  Immunität  beim  Mäusetyphus.  (Zschr.  f. 
Hyg.  1924,  101,  S.  451.) 

Sowohl  bei  Mäusen,  die  eine  Infektion  überstanden  haben  bzw. 
chronisch  infiziert  waren,  als  auch  bei  solchen,  die  mit  abgetöteter 
Kultur  vorbehandelt  waren,  konnten  Verff.  eine  gewisse  Immunität 
beobachten.  Diese  Immunität  trat  aber  nicht  regelmäßig  auf;  da, 
wo  sie  vorhanden  war,  war  sie  meist  nur  von  geringem  Grade  und 
auch  zeitlich  begrenzt.  Wichtig  ist  aber,  daß  ein  Schutz  zu  erreichen 
ist  auf  parenteralem  Wege  gegen  die  Infektion  per  os  und  zwar 
auch  durch  Vorbehandlung  mit  abgetöteten  Kulturen.  Verff.  führen 
den  Schutz  auf  eine  spezifische  Umstimmung  des  Gesamtorganismus, 
nicht  auf  eine  lokale  Immunität  des  Darmes  zurück.  Schill  {Dresden). 

•  • 

Lange,  Bruno,  Uber  die  Infektion  von  weißen  Mäusen  auf 
den  natürlichen  Wegen  durch  die  Haut,  die  Mund- 
und  Darmschleimhaut,  sowie  die  Augenbindehaut. 
(Zschr.  f.  Hyg.  1924,  102,  S.  224.) 

Pathogene  Mikroorganismen,  die  bei  parenteraler  Verimpfung 
auf  Mäuse  sämtlich  in  gleicher  Weise  noch  in  kleinsten  Mengen  eine 
akute  Septikämie  erzeugen,  verhalten  sich  wesentlich  verschieden, 
wenn  sie  auf  den  natürlichen  Wegen  durch  die  Haut,  durch  die 
Schleimhäute  oder  von  der  Lunge  aus  in  den  Körper  eindringen.  — 
Die  stärkste  Wirkung  kommt  unter  den  vom  Verf.  untersuchten  Er¬ 
regern  hierbei  den  Mäusetyphusbazillen  zu ;  es  folgen  Hühnercholera- 
und  Rotlaufbazillen,  wesentlich  geringer  ist  die  Wirkung  von  Strepto¬ 
kokken,  am  geringsten  von  Pneumokokken.  —  Von  verschiedenen 
Kulturen  in  derselben  Bakterien art  wirken  diejenigen  am  stärksten, 
welche  auch  bei  subkutaner  und  intraperitonealer  Verimpfung  die 
höchste  Virulenz  besitzen.  „Tierische“  Bazillen  übertreffen  darin 
manchmal  selbst  maximal  virulente  Kulturbazillen.  —  Bei  natürlicher 
Infektion  können  hochvirulente  Bakterien  noch  in  kleinsten  Mengen 
wirken.  Aber  auch  mit  Keimen,  die  auf  den  natürlichen  Wegen 
sehr  schlecht  infizieren,  gelingt  die  Infektion,  wenn  sehr  große 
Mengen  der  Erreger  verimpft  werden.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade 
kann  also  die  Quantität  der  Erreger  ihre  Virulenz  ersetzen.  —  Die 
auf  den  natürlichen  Wegen  infizierenden  Erreger  infizieren  nicht  in 
gleicher  Weise  besser  auf  dem  einen  als  auf  dem  anderen  Wege, 


Paratyphus. 


401 


vielmehr  war  in  gewissem  Grade  eine  elektive  Befähigung  der  patho¬ 
genen  Keime  für  den  einen  oder  den  anderen  Infektionsweg  nachzu¬ 
weisen.  —  Die  Wiederholung  der  Infektion  erwies  sich  bei  den 
Mäusetyphusbazillen  als  wesentlich  stärker  wirksam  als  die  einmalige 
Infektion,  bei  den  übrigen  Erregern  war  sie  zwar  auch  wirksam, 
aber  bei  weitem  nicht  in  demselben  Grade.  —  Im  Verlauf  der  Er¬ 
krankung  nach  natürlicher  Infektion  ist  mit  dem  nach  parenteraler 
verglichen,  langsamer,  bei  manchen  Erregern  oft  ausgesprochen 
chronisch.  —  Bei  dem  Durchtritt  durch  die  Schleimhäute  bzw.  zu 
zugehörigen  Lymphdrüsen  erleiden  die  pathogenen  Keime  offenbar 
umfangreiche  und  tiefgehende  Veränderungen,  im  besonderen  eine 
Virulenzabschwächung.  Solche  Veränderungen  konnten  in  mehreren 
Fällen  durch  Kultur-  und  Tierversuch  nachgewiesen  werden.  —  Die 
volle  Entfaltung  seiner  Schutzkräfte  ist  dem  Organismus  nur  möglich, 
wenn  die  Keime  auf  den  natürlichen  Wegen  in  ihn  eindringen,  nicht 
bei  parenteraler  Infektion.  —  Aus  der  erfolgreichen  Wirkung  solcher 
Abwehrkräfte  und  den  hierdurch  verursachten  weitgehenden  Schädi¬ 
gungen  der  eindringenden  Keime  erklärt  sich  das  häufige  Nicht¬ 
angehen  von  Infektionen  sowie  der  vielfach  gutartige  und  chronische 
Verlauf  der  Erkrankung  nach  der  natürlichen  Infektion. 

Schill  {Dresden). 


Lange,  Bruno  und  Keschischian,  K.  H.,  Über  Versuche,  weiße 
Mäuse  durch  Einatmung  von  Krankheitserregern  zu 
infizieren.  I.  Mitteilung.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  569.) 

Bei  den  Inhalationsversuchen  der  Verff.  gelang  die  Infektion 
mit  Mäusetyphusbazillen  (auch  mit  kleinsten  Bazillenmengen)  regel¬ 
mäßig,  die  mit  Streptokokken  dagegen  nur  mit  mittleren  Keimmengen 
in  einem  Teil  der  Fälle,  die  mit  Pneumokokken  niemals.  —  Der 
Verlauf  der  Krankheit  bei  den  infizierten  Tieren  entspricht  im  all¬ 
gemeinen  demjenigen  nach  oraler,  kutaner  und  konjunktivaler  In¬ 
fektion  und  ist  in  dem  besonderen  Mechanismus  der  natürlichen  In¬ 
fektion  begründet.  Die  Keime  unterliegen  beim  Eindringen  in  den 
Körper  auf  den  natürlichen  Wegen  der  Wirkung  der  natürlichen 
Schutzkräfte,  hauptsächlich  wohl  der  Schleimhäute  selbst  und  der 
lymphatischen  Organe.  Hierdurch  ist  nicht  nur  eine  Verzögerung 
der  septischen  Erkrankung,  sondern  auch  das  völlige  Obsiegen  ein¬ 
zelner  Tiere  über  die  Infektion  vollkommen  erklärt.  —  Der  Erfolg 
der  Infektion  entsprach,  soweit  sich  hierüber  schon  jetzt  ein  Urteil 
gewinnen  läßt,  einerseits  durchaus  der  bei  parenteraler  Infektion 
ermittelten  Virulenz  und  der  inhalierten  Keimmenge  der  jeweils 
verwandten  Kulturen,  andererseits  der  Resistenz  der  einzelnen  Tiere, 
die  zum  Teil  nicht  unbeträchtliche  Schwankungen  erkennen  ließ. 

Schill  {Dresden). 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  17/18.  26 


402 


Paratyphus. 


Neufeld,  F.,  Experimentelle  Epidemiologie.  Kritischer 
Bericht  über  einige  neuere  Forschungsergebnisse. 
(Klin.  Ws  ehr.  1924  S.  1345.) 

Die  vom  Verf.  besprochenen  Untersuchungen  über  „Epidemien 
in  einem  , Mäusedorf  “  sind  unabhängig  voneinander  in  England  von 
Topley  und  seinen  Mitarbeitern  und  im  Rockefeller-Institut  durch¬ 
geführt  worden.  Verf.  erörtert  zunächst  die  Ergebnisse  dieser  Unter¬ 
suchungen,  dann  den  Einfluß  der  Schutzimpfung  auf  den  Verlauf  von 
Mäusetyphusepidemien,  sowie  den  Einfluß  der  Virulenz  und  der 
Quantität  des  Virus  beim  Mäusetyphus.  Als  Hauptergebnis  zeigt 
sich  eine  ausgezeichnete  Übereinstimmung  mit  den  bereits  vorliegenden 
historischen  und  statistischen  Kenntnissen.  Der  Verlauf  von  Seuchen 
wird  im  wesentlichen  von  4  Faktoren  beherrscht,  nämlich  von  der 
natürlichen  Empfindlichkeit  und  der  erworbenen  Immunität  der  In¬ 
dividuen,  sowie  von  der  Virulenz  und  der  Masse  der  Erreger.  Be¬ 
züglich  Einzelheiten  muß  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Webster,  Leslie  T.  and  Pritchett,  Ida  W.,  Microbic  virulence 
and  host  susceptibility  in  paratyphoid-enteritidis 
infection  of  white  mice.  I.  The  effect  of  diet  on  host 
resistance.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  397.) 

Weiße  Mäuse,  die  mit  einer  vollständigen  McCallum-Kost,  be¬ 
stehend  aus  67,5  Proz.  Weizen,  15  Proz.  Kasein,  10  Proz.  Milchpulver, 
1  Proz.  NaCl,  1,5  Proz.  CaC08  und  5  Proz.  Butterfett,  gefüttert  waren, 
erwiesen  sich  als  widerstandsfähiger  gegenüber  Mäusetyphusinfektion, 
Sublimat  und  Botulinustoxin  als  Mäuse,  die  mit  Brot  und  pasteurisierter 
Milch,  ergänzt  durch  ein  Hafermehl-Buchweizengemisch  und  Hunde¬ 
kuchen,  ernährt  waren.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Trawiriski,  A.,  Paratyphus  B-ähnliche  Bakterien  in  den 
Menschenfäces.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  356.) 

Verf.,  der  91  Stämme,  18  aus  den  Fäces  gesunder  und  73  als 
Begleitbakterien  aus  denen  typhus-  und  dysenteriekranker  Menschen 
bzw.  Rekonvaleszenten  gezüchtet  hat,  die  morphologisch  dem  Bazillus 
Schottmüller  gleichen,  jedoch  keine  Schleimwälle  bilden,  kommt  zu 
dem  Schluß,  daß  die  Entscheidung,  ob  ein  isoliertes  Stäbchen  als 
B.  parat.  B  Schottmüller  anzusprechen  sei,  erst  das  Ergebnis  der 
Kreuzagglutination  ermögliche.  Es  muß  das  mit  dem  fraglichen 
Stamme  gewonnene  Immunserum  außer  dem  homologen  Stamm  auch 
den  Kontrollstamm  in  ziemlich  starker  Verdünnung  ausflocken,  ge¬ 
schieht  dies  nicht,  so  ist  nur  an  eine  Mit-  bzw.  Paragglutination  zu 
denken.  Handelt  es  sich  aber  um  einen  echten  Paratyphus  B-Stamm, 
so  flockt  das  mit  diesem  hergestellte  Immunserum  den  zur  Kontrolle 


Paratyphus. 


403 


benutzten  Paratyphus  B  in  starker  Verdünnung  aus,  auch  wenn  es 
sich  um  einen  schwach  agglutinablen,  also  durch  das  Paratyphus  B- 
Immunserum  nur  in  niedriger  Verdünnung  ausflockbaren  Stamm 
handelt.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Szallies ,  E. ,  Wärmeresistenz  und  Abtötungstempera¬ 
turen  der  Paratyphus  B-Bakterien.  (D.  tierärztl.  Wschr. 
1924  S.  482.) 

Durch  Prüfung  von  32  in  der  Hauptsache  Sammlungsstämmen 
auf  Wärmeresistenz  konnte  Verf.  2  Gruppen  feststellen:  I.  Wenig 
resistente  Stämme,  a)  5  Gärtner-Stämme,  b)  2  Abortus  equi-Stämme, 
frisch  aus  dem  Tierkörper  gezüchtet,  c)  3  Suipestiferstämme.  II.  Re¬ 
sistente  Stämme:  a)  7  Suipestiferstämme,  b)  5  Breslau-Stämme, 
c)  6  Abortus  equi-Stämme,  d)  3  echte  Fleischvergifterstämme, 
e)  1  Ratinstamm.  Auf  Grund  dieser  Versuche  könnten  die  Gärtner- 
Bakterien  von  den  übrigen  eventuell  getrennt  werden.  Allerdings 
müßte  erst  festgestellt  werden,  ob  das  erwähnte  Verhalten  dieser 
Bakterien  ein  Kriterium  derselben  darstellt,  oder  ob  es  auf  andere 
Gründe,  z.  B.  Alter  der  Kultur,  Art  der  Züchtung  usw.  zurückzu¬ 
führen  ist.  Carl  ( Karlsruhe ). 

Combiesco,  Dv  Recherches  sur  les  modifications  anti- 
geniques  du  Bacille  paratyphique  B.  (C.  r.  Soc.  de  Biol. 
1924,  91,  p.  732.) 

Nachdem  Verf.  bereits  früher  nachgewiesen  hat,  daß  gewöhnliche 
Paratyphus  B-Bazillen  von  dem  Serum  eines  Kaninchens  nicht  agglu- 
tiniert  werden,  wenn  zur  Immunisierung  des  Tieres  mit  Kaninchen- 
Oxalatblut  vorbehandelte  Paratyphus  B-Bazillen  verwandt  werden, 
teilt  er  nunmehr  mit,  daß  es  unter  analogen  Bedingungen  bei  der 
überwiegenden  Mehrzahl  der  immunisierten  Tiere  auch  nicht  zur 
Bildung  komplementbindender  Antikörper  kommt.  Verf.  verwendet 
die  Ergebnisse  seiner  Experimente,  um  zu  erklären,  warum  frisch 
aus  dem  Organismus,  besonders  aus  dem  Blut  isolierte  Bakterien¬ 
stämme  häufig  noch  nicht  agglutinabel  sind.  Es  handelt  sich  nicht 
um  eine  Mutation,  da  die  gleichen  Veränderungen  des  Antigens 
auch  mit  auf  60°  erhitzten  Bakterien  zu  beobachten  sind.  Frigg e. 

Orcutt,  Marion  L.,  Flagellar  agglutinins.  (J.  of  exper.  M. 
1924,  40,  p.  43.) 

Ein  Hogcholerastamm  spaltete  auf  Agarplatten  Kolonien  von 
unbeweglichen,  geißellosen  Bazillen  ab.  Ein  mit  diesen  Bazillen  er¬ 
zeugtes  Serum  agglutinierte  beide  Typen  in  gleicher  Höhe,  während 
ein  mit  dem  beweglichen  Typus  hergestelltes  Serum  die  beweglichen 
Stäbchen  1:20480,  die  unbeweglichen  1:640  agglutinierte.  Die  un- 

26* 


404 


Paratyphus. 


beweglichen  Bazillen  bildeten  kleine  kompakte  Klumpen,  während  die 
beweglichen  zarte,  lockere  Klumpen  bildeten.  Die  mit  dem  „unbeweglichen 
Serum“  agglutinierten  beweglichen  Bazillen  zeigten  trotz  der  Haufen¬ 
bildung  noch  Eigenbewegung.  Der  Verlust  der  Geißeln  bewirkte 
also  eine  Änderung  im  serologischen  Verhalten  der  Bazillen,  woraus 
sich  das  Vorkommen  spezifischer  Geißelagglutinine  ergibt.  Diese 
konnten  rein  gewonnen  werden  durch  Immunisierung  von  Kaninchen 
mit  einer  Geißelsuspension,  die  durch  Schütteln  beweglicher  Bazillen 
mit  NaCl-Lösung  und  Entfernen  der  Bazillenleiber  durch  stunden¬ 
langes  Zentrifugieren  hergestellt  wurde.  Das  Geißelantiserum  agglu- 
tinierte  nur  die  beweglichen  Bazillen  und  rief  in  der  Geißelsuspension 
eine  lockere  Fällung  hervor,  während  es  die  unbeweglichen  Bazillen 
unbeeinflußt  ließ.  Damit  ist  bewiesen,  daß  die  Geißeln  ein  spezi¬ 
fisches  Antigen  enthalten.  Ihre  Sonderstellung  gegenüber  dem  Bak¬ 
terienleib  ergibt  sich  ja  schon  daraus,  daß  sie  sich  mit  den  ge¬ 
wöhnlichen  Farbstoffen  nicht  färben.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

♦ 

Seligmami,  E.,  Neues  aus  der  Enteritisgruppe.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  288*.) 

Kritischer  Versuch  des  Nachweises,  ob  ein  Gärtner-Stamm  sich 
in  einen  Typhusstamm  umwandeln  kann.  Ausgang  von  einem  Gärtner- 
Stamm,  der  kulturell  dem  echten  Typhusbazillus  glich  und  agglu- 
tinatorisch  von  Typhusserum  sehr  hoch  beeinflußt  wurde.  Die  Form 
der  Ausflockung  in  den  verschiedenen  Antiseren,  der  Versuch  der 
Differenzierung  thermostabiler  und  labiler  Rezeptoren  die  Bindungs¬ 
versuche  nach  C  a s  t  e  1 1  a  n  i  ergaben  jedoch  kein  eindeutiges  Resultat 
trotz  kulturell  und  serologisch  enger  Verwandtschaft  mit  den  Typhus¬ 
bazillen.  Bei  weiterer  Beobachtung  zeigte  sich  aber,  daß  eine  der 
Tochterkulturen  des  fraglichen  Stammes  das  Gasbildungsvermögen 
wiedergewonnen  hatte.  Gegenüber  allen  Artumwandlungen  ist  größte 
Zurückhaltung  der  Beurteilung  am  Platze.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Steinberg,  Ph.,  Zur  Differenzierung  der  Paratyphus¬ 
bakterien.  (D.  tierärzl.  Wschr.  1924  S.  343.) 

Das  Untersuchungsmaterial  bestand  in  11  Laboratoriumsstämmen 
menschlicher  Herkunft  (Kieler  Stämme),  31  aus  Schweinen  gezüch¬ 
teten  Laboratoriumsstämmen  und  3  frisch  aus  Schweinen  isolierten 
Stämmen.  Ergebnisse:  1.  Die  Gelatineschrägkultur  und  der  Kolonie¬ 
typus  leisten  als  Differenzierungsmittel  innerhalb  der  Paratyphus¬ 
gruppe  wertvolle  Dienste,  jedoch  kann  auch  mit  Hilfe  dieser  Methoden 
bei  Laboratoriumsstämmen  nicht  in  jedem  Falle  eine  sichere  Ent¬ 
scheidung  getroffen  werden.  Ob  bei  frisch  isolierten  Stämmen  eine 
restlose  Eingruppierung  möglich  ist,  soll  nicht  entschieden  werden, 
da  die  Zahl  der  frisch  isolierten  Stämme  zur  Entscheidung  dieser 


Paratyphus.  —  Fleischvergiftung. 


405 


Frage  zu  klein  ist.  Immerhin  war  es  mittels  dieser  Methoden 
möglich,  29  Proz.  der  Tierstämme  als  Paratyphus  B-  (Schottmüller), 
29  Proz.  als  Breslau-  und  38,5  Proz.  als  Gärtner- Stämme  zu  identi¬ 
fizieren.  2.  Der  Fütterungsversuch  zwecks  Abtrennung  der  Suipestifer- 
stämme  von  Paratyphus  B-(Schottmüller-)Stämmen  ist  bei  Labora¬ 
toriumsstämmen  nicht  zulässig.  Sein  Wert  bei  frisch  isolierten 
Stämmen  kann  hier  nicht  beurteilt  werden,  da  wegen  Mangels  an 
solchen  eine  Prüfung  nach  dieser  Richtung  hin  nicht  yorgenommen 
werden  konnte.  Carl  ( Karlsruhe ). 

Beck,  A.  und  Huck,  W.,  Zur  Typenfrage  in  der  Paratyphus- 
Enteritisgruppe.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924,  30,  S.  543.) 

Im  Gegensatz  zu  den  Angaben  von  Liitje  gelang  es  den  Verff. 
nicht,  mittels  der  Sternschen  Fuchsin-Glyzerinbouillon  eine  Trennung 
von  Breslau-  und  Gärtner-Stämmen  zu  erzielen.  Die  von  Bitter 
für  die  Trennung  von  Breslau-  und  Schottmüller-Stämmen  fest¬ 
gestellten  Unterscheidungsmerkmale  konnten  in  vollem  Umfang  nur 
bei  besonders  gut  differenzierten  Stämmen  ermittelt  werden;  andere 
Stämme  zeigten  mehr  oder  weniger  starke  Abweichungen  sowohl  in 
ihrem  biochemischen  und  kulturellen,  als  auch  in  ihrem  serologischen 
Verhalten.  Mit  der  Einschränkung,  daß  Abweichungen  von  dem 
seitens  der  Kieler  Schule  festgelegten  Normaltyp  Vorkommen  können, 
halten  Verff.  die  Kieler  Methode  für  eine  geeignete  Basis,  auf  deren 
Grundlage  es  zusammen  mit  einer  verbesserten  serologischen  Unter¬ 
suchungstechnik  möglich  sein  dürfte,  größere  Klarheit  in  das  noch 
verwickelte  Paratyphus-  und  Fleischvergiftungsproblem  zu  bringen. 

Zeller  [Berlin). 

Jordan,  E.  0.,  Bacilli  of  the  paratyphosus  B  group.  Differ¬ 
entiation  of  the  paratyphoid-enteritidis  group.  VII. 
(J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  567.) 

Verf.  möchte  die  beiden  Typen  der  Paratyphus-Enteritidis- 
Gruppe,  die  sich  nur  serologisch,  aber  nicht  kulturell  voneinander 
unterschieden,  als  Typus  Schottmüller  für  Paratyphus  B  im  engeren 
Sinne  und  Typus  Aertrycke  als  Enteritidis-Typ  benannt  wissen. 

Dieterlen  [Bottweil). 

Kuppelmayr,  Zur  Kasuistik  der  Fleisch  vergift  ungen. 
(Zschr.  f.  FleischHyg.  1924,  34,  S.  181,  195  u.  213.) 

Zusammenstellung  der  in  den  Jahren  1913 — 1922  zur  amtlichen 
Kenntnis  des  Reichsgesundheitsamtes  gekommenen  157  einzelnen 
Fleischvergiftungen  mit  etwa  12327  Erkrankungs-  und  96  Todes¬ 
fällen.  Die  meisten  Erkrankungen  sind  nach  dem  Genuß  von 
Pferdefleisch  entstanden  (5440  mit  63  Todesfällen).  Die  Erkran- 


406 


Fleischvergiftung.  —  Botulinus. 


kungen  nach  dem  Genuß  von  Rindfleisch  betragen  demgegenüber 
nur  ein  Drittel  (1948  mit  6  Todesfällen),  bei  Schweinefleisch  etwa 
nur  ein  Siebentel  (809  mit  10  Todesfällen),  bei  Kalbfleisch  nur  ein 
Sechsundzwanzigstel  der  Zahlen,  die  für  Pferdefleisch  in  Betracht 
kommen.  Über  die  Hälfte  aller  aufgeführten  Erkrankungen  (6243) 
sind  auf  Hackfleisch,  davon  allein  auf  Pferdehackfleisch  4388  Er¬ 
krankungen,  zurückzuführen.  Als  Ursache  der  Fleischvergiftungen 
wurden  in  61  Fällen  (40  Proz.)  mit  7208  Erkrankungen  (58  Proz.) 
der  Bac.  paratyphi  B,  in  19  Fällen  (12  Proz.)  mit  1660  Erkrankungen 
(13  Proz.)  der  Bac.  enteritidis  Gärtner,  ferner  Bac.  paratyphi  B  zu¬ 
sammen  mit  Bac.  enteritidis  Gärtner,  bzw.  B.  coli,  bzw.  Bac.  enteri¬ 
tidis  Breslau  nachgewiesen.  B.  coli  wurde  in  2  Fällen,  B.  enteritidis 
Breslau  in  3  Fällen,  B.  proteus  vulgare  in  5  Fällen  und  Pseudo¬ 
ruhrbazillen  in  1  Fall  als  Ursache  der  nach  Fleischgenuß  auf¬ 
getretenen  Erkrankungen  angesehen.  Die  Mehrzahl  der  Fälle  von 
Fleischvergiftungen  ereignete  sich  in  den  Monaten  Mai  bis  Ok¬ 
tober  (102),  insbesondere  im  Juli  und  August  (39).  Ein  Drittel  aller 
Fälle  war  auf  den  Genuß  des  Fleisches  notgeschlachteter  Tiere 
zurückzuführen  mit  6969  Krankheitsfällen  (56  Proz.).  Durch  Vor¬ 
nahme  der  bakteriologischen  Fleischuntersuchung  in  allen  Fällen  von 
Notschlachtungen  hätte  demnach  mehr  als  die  Hälfte  aller  mitge¬ 
teilten  Erkrankungen  an  Fleischvergiftungen  verhütet  werden  können. 

Poppe  (Rostock). 

Jordan,  E.  0.  and  Geiger,  J.  Two  „food  poisoning“  out- 
breaks  apparently  due  to  bacilli  of  the  paratyphoid 
enteritidis  group.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  32,  p.  471.) 

Bei  einer  Nahrungsmittelvergiftung  in  einem  College  im  Staate 
Illinois  konnte  eine  Cremesauce  als  Ursache  eruiert  werden.  Sowohl 
aus  dieser  Sauce  wie  aus  den  Dejekten  der  Kranken  konnten  Para¬ 
typhus  A-Bazillen  isoliert  werden.  Bei  einer  weiteren  Vergiftung 
in  einer  Schule  im  Staate  Alabama  konnte  aus  Fleischproben  ein 
Paratyphus  B-Stamm  isoliert  werden,  der  sich  auch  serologisch  als 
die  Ursache  der  Vergiftung  nachweisen  ließ.  Dieterlen  (Rottweil). 

de  Lavergne,  Y.,  Recherches  biologiques  ä  l’occasion 
d’un  cas  de  botulisme.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  689.) 

Die  bakteriologische  Diagnose  des  Botulismus  ist  oft  sehr 
schwierig,  da  bei  Feststellung  der  klinischen  Symptome  die  Kon¬ 
serven  meist  nicht  mehr  zu  finden  sind.  Die  vom  Verf.  angestellten 
Versuche  waren  von  der  Idee  geleitet,  daß  im  Serum  der  Patienten 
spezifisches  Antitoxin  zu  finden  sein  müßte.  Intrakutane  Injektion 
beim  Meerschweinchen  —  und  beim  Menschen  —  verursacht  aller¬ 
dings  keinerlei  Lokalreaktion.  Der  Versuch,  in  Analogie  zur  Schick- 


Botulinus. 


407 


sehen  Diphtheriereaktion  eine  Botulismusreaktion  bzw.  ihre  even¬ 
tuelle  Unterdrückung  durch  neutralisierendes  Antitoxin  nachzuweisen, 
war  somit  undurchführbar.  Ebenso  gelang  es  nicht,  mit  Patienten¬ 
serum  eine  nachweisbare  Abschwächung  von  Botulismustoxin  bei 
subkutaner  Prüfung  am  Meerschweinchen  festzustellen.  Auch  die 
intracerebrale  Prüfung  ergab  negative  Resultate,  obwohl  sich  die 
Wirkung  des  Toxins  hier  schon  bei  Verwendung  schwächerer  Dosen 
manifestiert.  Prigge  { Frankfurt  a.  M.). 

Burke,  G.  S.,  Studies  on  the  thermal  death  time  of  spores 
of  Clostridium  botulinum.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  274.) 
Die  Sporen  des  Botulinus  brauchen  zur  Sprossung  unter 
optimalen  Wachstumsbedingungen  verschieden  lange  Zeit.  Sie  können 
sich  im  Ruhezustand  bis  zu  144  Tagen  erhalten,  wachsen  dann  aber 
doch  noch  und  produzieren  ein  starkes  spezifisches  Gift.  Die  Ursache, 
warum  manche  Sporen  solange  im  Ruhezustand  bleiben,  vermutet  die 
Verf.  in  der  relativen  Durchlässigkeit  der  Sporenwand,  sowie  in  be¬ 
stimmten  Umgebungsbedingungen.  Dieterlen  {Kottweil). 

0 

Coleman,  G.  E.,  Germination  of  spores  ofB.  botulinus  in 
collodion  sacs  in  abdomen  of  guinea-pigs  and  rabbits. 
(J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  384.) 

Die  erhitzten  Sporen  von  B.  botulinus  entwickeln  sich  frei,  die 
entstehenden  Bazillen  vermehren  sich  und  bilden  Toxin,  wenn  sie  in 
Kollodiumsäcken  eingeschlossen  in  die  Bauchhöhle  von  Meerschwein¬ 
chen  und  Kaninchen  gebracht  werden.  Das  Botulinusgift  dialysiert 
nicht  in  vitro,  auch  dialysiert  das  in  den  Kollodiumsäcken  von  der 
Keimung  der  Sporen  stammende  Gift  nicht  in  die  Körperflüssigkeit 
der  Meerschweinchen  und  Kaninchen.  Dieterlen  {Rottweil). 

Weinberg,  M.  et  Goy,  P.,  Recherches  sur  la  toxine  botu- 

linique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  269.) 

Verff.  konnten  ein  hochaktives  Botulinustoxin  durch  Züchtung 

des  Bazillus  in  Fleischkonserven  (in  gewöhnlichen  Konservenbüchsen) 

gewinnen.  —  In  Verfolg  der  R  am  on  sehen  Arbeiten  über  das 

Diphtherie- Anatoxin  konnten  sie  ein  hochwertiges  Botulinustoxin 

durch  Formol-  und  Wärmeeinwirkung  zunächst  abschwächen  und 

•• 

schließlich  völlig  atoxisch  machen.  Ähnliche  Resultate  mit  den 
Anaerobiern  der  Gasphlegmone  (die  Anatoxinbildung  geht  liier 
schneller  vor  sich  als  beim  B.  botulinus).  Prigge  {Frankfurt  a.  M). 

Starin,  W.  A.  and  Dack,  G.  M.,  Agglutination  studies  of 
Clostridium  botulinum.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  167.) 

Die  Immunisierung  von  Kaninchen  durch  junge  vegetative  Zellen 
von  CI.  botulinum,  CI.  sporogenes  und  CI.  putrificum  bewirkt  eine 


408 


Coli. 


Bildung  von  spezifischen  Agglutininen ;  es  genügen  dabei  schon 
3  intraperitoneale  Injektionen,  um  beträchtliche  Agglutinin  werte 
hervorzurufen.  Injektion  von  Sporen  dieser  Stämme  bewirkt  keine 
Agglutininbildung.  Kaninchen  ertragen  auch  die  Behandlung  mit 
Sporen  schlecht  und  gehen  meist  nach  5—7  Injektionen  ein,  während 
sie  die  Behandlung  mit  vegetativen  Keimen  gut  ertragen.  Der  er¬ 
haltene  Titer  des  Serums  schwankt  zwischen  1 : 250  und  1 : 2000. 

Dieterlen  {Rottweil). 

Wichels,  Paul,  Über  das  Vorkommen  von  Bacterium  coli 
im  Inhalt  des  nüchternen  Magens  bei  perniziöser 
Anämie.  (Zschr.  f.  kl.  M.  1924,  100,  S.  535.) 

Verf.  hat  den  Magensaft  bei  verschiedenster  Acidität  und  bei 
den  verschiedensten  Krankheiten  an  einer  größeren  Zahl  von  Patienten 
bakteriologisch  untersucht.  Besonderer  Wert  wurde  auf  den  Nach¬ 
weis  des  dünndarmfremden  Bacterium  coli  gelegt.  Der  ausgeheberte 
Magensaft  wurde  zu  diesem  Zwecke  auf  Endoagar  und  meist  auch 
auf  Nähragar  verimpft,  nach  1 — 2  tägiger  Bebrütung  wurden  die  ge¬ 
wachsenen  Kolonien  mit  den  üblichen  Methoden  färberisch  und  kul¬ 
turell  untersucht.  Es  ergab  sich,  daß  der  Inhalt  des  nüchternen 
Magens  normalerweise,  bei  Ulcus  ventriculi,  Anacidität  und  Achylie 
ohne  Komplikationen  im  allgemeinen  steril  ist.  Dagegen  wurden 
bei  perniziöser  Anämie  und  Magenkarzinom  fast  regelmäßig  größere 
Mengen  von  Colibakterien  im  Safte  des  nüchternen  Magens  gefunden. 
Der  Regelmäßigkeit  des  Colibefundes  im  nüchternen  Magensafte  bei 
perniziöser  Anämie  kommt  anscheinend  differentialdiagnostische  Be¬ 
deutung  ZU.  W.  Gaehtg  ens  [Hamburg). 

Catel,  W.,  Zur  Pathogenese  der  akuten  alimentären  Er¬ 
nährungsstörungen.  13.  Mitteilung:  Über  Art  und 
Mengenverhältnis  der  Gärungssäuren  bei  Vergärung 
von  Magermilch  durch  Enterokokken  und  Colibak¬ 
terien.  (Jahrb.  f.  Kinderhlk.  1924,  106,  S.  145.) 

Colibakterien  bilden  bei  der  Vergärung  von  Kohlehydraten  vor¬ 
wiegend  flüchtige  Fettsäuren  und  wenig  Milchsäure,  Enterokokken 
dagegen  die  ersteren  nur  in  geringer  Menge,  letztere  hauptsächlich. 
Damit  findet  die  Anschauung  von  der  relativen  Harmlosigkeit  der 
Enterobakterien  und  der  Bedeutung  der  Colibakterien  für  das  Zustande¬ 
kommen  akuter  Dyspepsien  eine  neue  Stütze.  v.  Bemuth  [Jena). 

Bemaus,  T.  H.  C.,  Furth  er  experiments  with  fixation 
areas,  bearing  on  the  pathogenicity  of  Bacillus  coli 
in  peritoneal  infections.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924, 
5,  p.  123.) 


Coli.  —  Ruhr. 


409 


Das  Peritoneum  normaler  Kaninchen  hat  die  Fähigkeit,  eine 
große  Zahl  lebender  Colibazillen  in  kurzer  Zeit  abzutöten.  Die  Zer¬ 
störung  erfolgt  auf  dem  Wege  der  Lyse.  Phagocytose  spielt  keine 
Rolle.  Durch  Injektion  von  5  ccm  einer  öproz.  Traganthgummi- 
lösung  wird  die  Schutzeinrichtung  unwirksam  gemacht.  Die  Bak¬ 
terien  vermehren  sich,  treten  ins  Blut  über  und  töten  das  Tier  in 
wenigen  Stunden.  Bei  nicht  zu  schnellem  Verlauf  läßt  sich  eine 
besonders  starke  Hyperämie  des  Dickdarms  und  der  Tuben  feststellen. 
Wird  Gummi  in  die  Bauchhöhle  und  werden  Colibazillen  intravenös 
injiziert,  so  treten  diese  ins  Peritoneum  über,  aber  nicht  in  ge¬ 
nügender  Zahl,  um  eine  schwere  Infektion  zu  erzeugen.  Wird  gleich¬ 
zeitig  Galle  ins  Blut  oder  in  die  Bauchhöhle  injiziert,  so  erfolgt  ein 
•  • 

schneller  Übertritt  der  Colibazillen  in  das  Peritoneum,  und  es  kommt 
zur  tödlichen  Infektion.  Offenbar  verändert  die  Galle  die  Endothelien 
des  Peritoneums  in  einer  Weise,  daß  sie  für  Bakterien  permeabel 
werden.  Bei  intravenös  mit  Colibazillen  immunisierten  Kaninchen 
werden  ins  Blut  eingespritzte  Bazillen  viel  schneller  zerstört  als  bei 
un vorbehandelten  Tieren.  In  vitro  *zeigt  ihr  Serum  jedoch  keine 
erhöhte  bakterizide  Wirkung.  Bei  den  immunisierten  Tieren  bleibt 
die  infektionsbegünstigende  Wirkung  der  Injektion  von  Gummi  und 
Galle  aus.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Groetschel,  Negative  Eijkmansche  Probe  bei  positivem 
Colibefund  im  Wasser.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92, 
S.  470.) 

Bei  stark  colihaltigen  Wässern  kann  die  Eijkman-Probe  negativ 
ausfallen,  wenn  diese  Wässer  N205  in  größerer  Menge  enthalten. 
Allem  Anschein  nach  liegt  die  Grenze  bei  einem  Gehalt  von  100  mg 
im  Liter.  Der  bei  der  Gärung  entwickelte  Wasserstoff  reduziert  in 
statu  nascendi  die  Nitrate  zu  Nitriten.  Er  tritt  deshalb  als  Gas 
nicht  zutage,  die  Wirkung  ist  aber  daran  erkennbar,  daß  das 
nitrathaltige,  aber  vor  der  Bebrütung  nitritfreie  Wasser  nachher  einen 
starken  Nitritgehalt  aufweist.  Die  bei  dem  Gärungsprozeß  ent¬ 
stehende  C02  kann  sich  im  Wasser  lösen.  Dieser  Umstand  ist  neben 
den  bisher  bekannten  Gründen  für  negativen  Ausfall  der  Eijkman- 
Probe  —  zu  geringer  Keimgehalt  oder  mangelndes  Vermögen  der  Coli- 
bakterien,  bei  46°  zu  vergären  —  zu  berücksichtigen.  Noetel. 

Cunningham,  J.,  Theodore,  J.  H.  and  Krishnan,  K.  V.,  Furt  her 
observations  on  latent  dysenter y.  (Ind.  J.  of  med.  Re¬ 
search.  1924,  12,  p.  83.) 

Eine  latente  Form  der  Dysenterie  kommt  in  Indien  vor.  Die 
Träger  scheiden  zeitweise  Blut  und  Schleim  aus,  in  dem  unter  Um¬ 
ständen  Dysenteriebazillen  gefunden  werden,  befinden  sich  aber 


410 


Ruhr. 


sonst  leidlich  wohl  und  entgehen  so  leicht  der  Kontrolle.  Fälle  von 
längerer  Diarrhoe,  die  sich  sonst  nicht  erklären  läßt,  sollen  immer 
als  latente  Dysenterie  aufgefaßt  werden.  Die  makroskopische  Unter¬ 
suchung  der  Stühle  der  ganzen  Bevölkerung  ist  die  leichteste  und 
praktischste  Methode,  latente  Fälle  zu  entdecken.  Verff.  sprechen 
von  einem  Dysenterieindex,  der  Verhältniszahl  der  gefundenen  Fälle 
von  latenter  Dysenterie.  (Ref.  kann  aus  eigener  Erfahrung  in  Neu¬ 
guinea  die  Durchuntersuchung  der  Stühle  der  ganzen  Bevölkerung 
einer  Dorfschaft  oder  Pflanzung  zur  Bekämpfung  einzelner  Ruhr¬ 
epidemien  nur  empfehlen.  Die  ganze  Bevölkerung  einer  Dorfschaft 
oder  die  Belegschaft  einer  Pflanzung  bekam  1  Löffel  Rizinusöl  und 
mußte  ihre  Fäces  am  Strand  deponieren.  So  konnten  im  Verlauf  von 
kurzer  Zeit  die  Verdächtigen  isoliert  und  behandelt  werden.  Der 
Erfolg  war  jedesmal  gut:  eine  beginnende  Epidemie  konnte  so  im 
Keime  erstickt  werden.)  Di  et  er  len  {Rottweil). 

Müller,  J.,  Zur  Klinik  und  Therapie  der  Dysenterie  im 
Säuglings-  und  Kleinkindesalter.  (Arch.  f.  Kindhlk.  1924, 
74,  S.  115.) 

Die  Schwere  der  Erkrankung  hängt  nicht  allein  von  der  Art 
des  Dysenterieerregers  ab,  wenn  auch  die  schwersten  Erkrankungen 
meist  durch  Shiga-Kruse  verursacht  werden.  Der  Nachweis  der 
Erreger  im  Stuhl  ist  nicht  leicht  und  gelingt  höchstens  in  der 
Hälfte  der  Fälle.  Unbedingt  zuverlässig  ist  auch  die  Serumreaktion 
nach  Widal  nicht,  besonders  beim  Säugling,  der  noch  ein  schlechter 
Agglutininbildner  ist.  Bei  Säuglingen  unter  1/2  Jahr  ist  ein  positives 
Ergebnis  nicht  zu  erwarten,  bei  älteren  Säuglingen  tritt  die  Reaktion 
erst  nach  2 — 3  Wochen,  bei  Kleinkindern  nach  8—10  Tagen,  bei 
größeren  Kindern  nach  3—4  Tagen  ein.  Die  Mortalität  ist  im 
Säuglingsalter  am  größten  und  nimmt  dann  allmählich  ab.  Von 
großem  Einfluß  ist  die  Konstitution.  Auffallend  war,  daß  bei  der 
Hälfte  der  Todesfälle  schon  vorher  eins  oder  mehrere  Geschwister 
irgendeiner  Infektionskrankheit  in  gleich  kurzer  Zeit  erlegen  waren. 
Es  handelt  sich  dabei  anscheinend  um  eine  familiäre  Resistenzlosigkeit. 
In  der  Behandlung  wird  von  Laxantien  und  Darmspülungen  Abstand 
genommen  und  möglichst  bald  zu  ausreichender  Ernährung  über¬ 
gegangen,  wobei  Molkenzusatz  bevorzugt  wird.  v.  Bemuth  {Jena). 

•  • 

Gottschalk,  Charlotte,  Uber  Beobachtungen  am  Blutbilde 
bei  einer  Rühren  dem ie.  (M.  m.  W.  1924  S.  1358.) 

Verf.  stellte  bei  einer  Ruhrendemie  bei  61,1  Proz.  der  Kranken 
eine  Aneosinophilie,  bei  den  anderen  Kranken  eine  Verminderung 
der  eosinophilen  Zellen  fest.  Nach  Ablauf  der  Seuche  hob  sich 
durchweg  die  Eosinophilenzahl  zur  Norm  (2—4  Proz.),  in  einzelnen 


Ruhr. 


411 


Fällen  bildete  sich  eine  Eosinophilie  ans.  Bei  schweren  Durchfällen 
infolge  Darmtuberkulose,  Sublimatvergiftung,  Darmkrebs  fehlten  die 
Eosinophilen  ebenfalls,  bei  Kranken  mit  leichten  Durchfällen  anderer 
Art  war  ihre  Zahl  dagegen  nicht  herabgesetzt.  Als  Ursache  der 
Aneosinophilie  bei  Ruhr  ist  wohl  nicht  das  spezifische  Ruhrgift,  son¬ 
dern  die  toxisch-infektiöse  Darmerkrankung  als  solche  anzusehen. 

W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Pozerski,  E.,  Sur  l’excretion  de  composes  phosphores  par 
les  bacilles  de  Shiga.  Modification  de  cette  pro- 
priete  lorsque  les  microbes  ont  pousse  sur  un  milieu 
parti ellement  deshydrate.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 

p.  602.) 

Bringt  man  auf  festen  Nährböden  gewachsene  Shiga-Bazillen  in 
steriles  destilliertes  Wasser,  so  scheiden  sie,  solange  sie  lebend  sind, 
Phosphorverbindungen  aus.  Shiga-Bazillen  die  auf  wasserarmen 
Nährböden  gezüchtet  sind,  besitzen  —  abgesehen  von  anderen  Unter¬ 
schieden  —  die  Fähigkeit  zur  Phosphorausscheidung  in  sehr  viel 
höherem  Maße  als  normale  Bazillen.  Prigge  {Frankfurt  a.M.). 

Acel,  D.  und  Acel-Yeesei,  A.,  Über  die  „physiologische“ 
Agglutination  des  Y-Dysenteriebazillus.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  368.) 

Retroplazentarsera  agglutinieren  Y-Stämme  im  einzelnen  ver¬ 
schieden  stark,  im  allgemeinen  aber  in  viel  höherem  Prozentsatz 
und  stärkerer  Verdünnung  als  Nabelschnurblutsera,  und  zwar  können 
die  Bakterien  aus  dem  Retroplazentarserum  ungefähr  die  doppelte 
Menge  Agglutinin  binden  als  aus  dem  Nabelschnurblutserum.  Auch 
treten  die  Retroplazentaragglutinine  in  viel  festere  Bindung  zu  den 
Bazillen  und  verhalten  sich  wie  spezifische  Immunagglutinine.  Hin¬ 
gegen  sind  die  Agglutinine  des  Nabelschnurblutserums  mit  den  sog. 
normalen  Agglutininen  identisch.  Das  Agglutinin  des  mütterlichen 
Organismus  dringt  nie  durch  die  Plazenta  in  den  fötalen  Organismus 
ein.  Es  können  sich  also  unter  physiologischen  Umständen  ohne 
spezifischen  Reiz  Agglutinine  mit  den  Eigenschaften  der  spezifischen 
Immunagglutinine  bilden.  Noetel  {Landsberga.  W.). 

9  9 

Kondo,  Seigo,  Uber  die  Auswertung  der  antitoxischen 
Dysenteriesera  am  Kaninchen.  (M.  m.  W.  1924  S.  1360.) 

Verf.  hat  die  Angabe  von  Zangger,  daß  völlig  neutrale  Dysen¬ 
terietoxinserumgemenge  fast  sicher  weder  auf  weiße  Mäuse  noch  auf 
Kaninchen  zu  wirken  vermögen,  einer  Nachprüfung  unterzogen.  Zu 
diesem  Zwecke  hat  er  den  Antitoxingehalt  einiger  im  Mäuseversuch 
ausgewerteter  Dysenteriesera  mittels  verschiedener  Shiga-Kruse-Toxine 


412 


Kuhr. 


an  Kaninchen  bestimmt.  Die  Auswertung  des  Antitoxingehaltes  er¬ 
folgte  teils  im  Mischungsversuch,  teils  nach  der  von  Kraus  und 
Doerr  angegebenen  Getrenntmethode.  Von  den  Giften  wurde  ein 
Vielfaches  der  tödlichen  Minimaldosis  verwandt.  Bei  den  Mischungs¬ 
versuchen  wurde  diese  Giftmenge  mit  fallenden  Serummengen  ver¬ 
mischt  und  nach  %  stündigem  Digerieren  Kaninchen  intravenös  in¬ 
jiziert.  Bei  den  Getrenntversuchen  wurde  den  Tieren  das  Toxin  in 
die  eine  und  sofort  danach  das  Serum  in  die  andere  Ohrvene  ein¬ 
gespritzt.  Es  ergab  sich,  daß  die  im  Mischungsversuch  an  Kaninchen 
erhaltenen  Ergebnisse  mit  den  an  Mäusen  nach  derselben  Methode 
festgestellten  Antitoxinwerten  weitgehend  übereinstimmen.  Das 
Kaninchen  bietet  aber  als  Versuchstier,  abgesehen  von  den  höheren 
Tierkosten,  gegenüber  der  weißen  Maus  keine  Vorteile,  da  sich  bei 
ihm  die  individuellen  Resistenzunterschiede  in  hohem  Maße  bemerkbar 
machen,  so  daß  auch  bei  Verwendung  großer  Tierreihen  keine  so 
exakten  Werte  wie  beim  Mäuse  versuch  erhalten  werden.  Die  Ge¬ 
trenntmethode  ist  für  praktische  Zwecke  wegen  der  sehr  unregel¬ 
mäßigen  Resultate  nicht  zu  gebrauchen.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Lawson,  Wilkins  and  Wells,  H.  S.,  Immunizationof  children 
against  Flexner  dysenter y.  (J.  of  Americ.  med.  Ass.  1924, 
82,  p.  1599.) 

70  Kinder  einer  Anstalt,  in  der  Flexner-Dysenterie  endemisch 
herrschte,  wurden  mit  monovalenter  Flexner- Vaccine  geimpft,  deren 
Stamm  aus  einem  der  Patienten  isoliert  war.  Es  wurden  3  Dosen 
von  250,  500  und  1000  Millionen  subkutan  gegeben.  Unter  den 
70  Kindern  zeigten  nur  2  eine  Allgemeinreaktion,  die  Verff.  auf  un¬ 
saubere  Herstellung  des  Impfstoffes  zurückführt.  In  den  2  Monaten 
vor  der  Impfung  erkrankten  10  Kinder  an  Dysenterie,  ohne  daß  es 
mit  den  üblichen  Mitteln  gelang,  die  Ausbreitung  der  Krankheit  zu 
verhüten.  Nach  der  Impfung  erkrankte  nur  noch  1  Kind  an  Dys¬ 
enterie.  Definitive  Schlußfolgerungen  über  den  Wert  der  Impfung 
lassen  sich  aus  den  einzelnen  Fällen  noch  nicht  ziehen.  Möllers. 

Anglade,  Note  concernant  un  essai  de  vaccination  locale 
de  1’ intestin  contre  la  dysenterie,  d’apres  le  procede 
d  e  B  e  s  r  e  d  k  a.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  395.) 

Während  einer  Dysenterieepidemie  unter  der  Versailler  Gar¬ 
nison  wurden  in  größerem  Umfang  Immunisierungsversuche  auf  oralem 
Weg  nach  der  Besr edkaschen  Methode  vorgenommen.  Bei  den 
Truppenteilen,  an  denen  Impfversuche  angestellt  wurden,  erkrankten 
7,6  Proz.  der  Immunisierten  und  40,1  Proz.  der  Nichtimmunisierten. 
Bei  den  übrigen  Truppenteilen  erkrankten  26,8  Proz.  der  Gesamt¬ 
mannschaft.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 


Ruhr.  —  Augenkrankheiten. 


413 


Antonowsky,  A.,  Essai  de  vaccination  antidysenterique 
per  os,  d'apres  le  procede  de  Besredka.  (C.  r.  Soc.  de 
Biol.  1924,  90,  p.  564.) 

Verf.  berichtet  über  sehr  ermutigende  Resultate,  die  er  mit  der 
nach  Besredkas  Vorschlag  durchgeführten  peroralen  Immunisierung 
gegen  Dysenterie  erzielt  hat.  Prigge  {. Frankfurt  a.  M.). 

Ziemann,  Hans,  Zur  medikamentösen  Ruhrtherapie.  (D.  m. 
W.  1924  S.  1221.) 

Rizinusöl  entleert  den  Darm.  Dann  wird  er  mit  Karlsbader 
Salz  hyperämisiert,  hierauf  mit  Bismut.  subnitr.  desinfiziert  und 
adstringiert.  Mit  Koliken  und  Tenesmen'  schwinden  alsbald  Ruhr¬ 
bazillen  und  Amöben.  Praktische  Erfolge  an  der  Kriegswestfront 
in  Syrien  und  Palästina.  Die  Kur  macht  unabhängig  von  der  grund¬ 
sätzlich  allerdings  erstrebenswerten  bakteriologischen  Diagnose,  setzt 
sofort  ein,  ist  billig,  schafft  keinen  Widerwillen.  Georg  Schmidt. 

Jacobi,  Erich,  Erfolge  mit  Yatren  bei  Ruhr.  (D.  m.  W.  1924 
S.  1614.) 

Nach  Erschöpfung  sonstiger  Behandlung  bei  schwerer  Y-Bazillen- 
ruhr  hatte  Yatreneinnahme  Erfolg.  Das  Mittel  wirkt  spezifisch,  des¬ 
infizierend,  adstringierend,  chemotaktisch,  sowie  als  Reizkörper.  Es 
bewährte  sich  ferner  an  Ruhrbazillenträgern  und  ist  auch  für  Typhus¬ 
bazillenträger  ZU  empfehlen.  Georg  Schmidt  {München). 

Aubaret,  Rouslacroix  et  Herrmann,  Formes  evolutives  des 
lesions  trachomateuses.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  291.) 

Bei  der  histologischen  Untersuchung  eines  Trachomfalles  wurden 
dreierlei  verschiedene  korpuskuläre  Formelemente  fraglicher  Natur 
gefunden.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Knorr,  M.,  Untersuchungen  über  den  Erreger  der  ägyp¬ 
tischen  Augenentzündungen  (Koch-Weekssches  Bak¬ 
terium)  und  seine  Beziehungen  zum  Pfeifferschen 
Influenzabazillus.  I.  und  II.  Mitteilung.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  371  u.  385.) 

Der  Koch-Weeksbazillus  weist  3  den  3  des  Influenzabazillus 
entsprechende  Typen  auf,  und  zwar  kann  der  einzelne  Typ,  der  jedoch 
nicht  vom  anderen  als  eigene  Art  morphologisch  abgegrenzt  werden  kann, 
dauernd  oder  zeitweilig  in  den  anderen  Umschlagen.  Beide,  Koch-Weeks- 
und  Pfeiffer-Bazillen  zeigen  lebhafte  Molekularbewegung,  verhalten 
sich  färberisch  gleich  und  bilden  gleichgestaltete  Degenerations¬ 
und  Involutionsformen.  Die  Kolonieform  beider,  je  nach  dem  Nähr¬ 
boden  verschieden  aussehend,  ist  auf  dem  gleichen  Nährboden  für 


414 


Augenkrankheiten.  —  Kondylome. 


beide  stets  gleich.  Zum  Wachstum  sind  für  beide  Arten  die  in  den 
roten  Blutkörperchen  enthaltenen,  im  Schrifttum  mit  V  und  X  be- 
zeichneten  Stoffe  nötig.  Zerstörung  des  V-Körpers  durch  frisches 
aktives  Hammelserum  beeinträchtigt  und  hindert  das  Wachstum 
beider  in  gleicher  Weise.  Das  Agens  des  Hammelserums  wird  durch 
halbstündiges  Erwärmen  auf  60°  unwirksam  gemacht,  durch  keim¬ 
freie  Filtration  mehr  oder  weniger  zurückgehalten,  bleibt  jedoch  bei 
8 — 12  tägigem  Auf  bewahren  aktiven  frischen  Serums  bei  37  0  unver¬ 
ändert.  Dem  Y-Körper  der  roten  Blutkörperchen  gleichwertig  und 
auch  wohl  gleichartig  wird  ein  Körper  auch  von  Ammen  (Kokkenart) 
gebildet.  Ein  Übermaß  der  V-  und  X-Körper,  der  das  Wachstum 
vermindern  kann,  kann  durch  entsprechendes  Kochen  auf  die  günstigste 
Konzentration  zurückgeführt  werden.  Auch  ein  Mißverhältnis  beider 
kann  durch  Ammen  teilweise  behoben  werden,  so  daß  eine  2.  Funktion 
der  Ammen  neben  der  Spendung  der  V-Körper  angenommen  werden 
muß.  Bei  allen  diesen  fein  eingestellten  Versuchen  war  das  Verhalten 
beider  Bakterienarten  gleich,  sie  haben  also  eine  besondere  Bedeutung 
für  die  Feststellung  der  Richtigkeit  der  Annahme,  daß  Koch-Weeks- 
und  Pfeiffer-Bazillen  artgleich  sind.  Bei  beiden  Arten  kommt  Normal¬ 
agglutination,  weitgehend  vom  Alter  der  Kultur  abhängig,  vor.  Mit 
spezifischen  Kaninchenseris  war  weder  Unterscheidung  noch  Identi¬ 
fizierung  der  einzelnen  Typen  des  Koch-  W eeks-Bazillus  und  des  Influenza¬ 
bazillus  möglich.  Die  Sera  von  Kranken,  die  an  Koch-Weeks-Binde- 
hautkatarrh  litten,  agglutinierten  den  Eigenstamm  sehr  gut,  flockten 
aber  auch  andere  Koch-Weeks-  und  Influenzabazillenstämme  der  ver¬ 
schiedenen  Typen  aus,  ebenso  wie  von  den  Seris  Influenzakranker 
Koch-Weeks-  und  Influenzabazillen  agglutiniert  wurden.  Influenza¬ 
bazillenextrakte  wurden  von  Seris,  die  mit  Koch-Weeks-Bazillen  her¬ 
gestellt  waren,  häufig,  jedoch  nicht  immer,  präzipitiert.  Es  war  also 
weder  morphologisch  noch  serologisch  eine  Unterscheidung  der  Koch- 
Weeks-Bazillen  von  Influenzabazillen  möglich.  Noetel. 

Durand,  Paul,  Milieux  de  culture  pour  le  Bacille  de 
Weeks.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  77.) 

Beschreibung  eines  Blutagars  (eventuell  mit  Natriumoleatzusatz 
zur  Unterdrückung  des  Wachstums  von  Streptokokken),  der  sich  in 
hervorragender  Weise  zur  Züchtung  des  Weeksschen  Bazillus  eignet. 

Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Lipschütz,  B.,  Über  Chlamydozoa-Strongyloplasmen. 
IX.  Mitteilung.  Cytologische  Untersuchungen  über 
das  Condyloma  acuminatum.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  146, 
S.  427.) 

Verf.  konnte  in  cytologischen  Untersuchungen  bei  Condyloma 
acuminatum  eine  Reihe  von  charakteristischen  Zellveränderungen 


Kondylome.  —  Hautkrankheiten. 


415 


regelmäßig  feststellen.  Da  sich  die  Veränderungen  am  stärksten  an 
den  Kernen  nachweisen  ließen,  dürfte  die  Annahme  berechtigt  sein, 
daß  der  Angriffspunkt  des  spezifischen  Virus  in  den  Kernen  zu  suchen 
ist.  Vermutlich  löst  das  in  den  Kernen  lokalisierte  Virus  Reaktions¬ 
produkte  eigener  Art  seitens  der  Kernsubstanzen  aus,  die  das  für 
das  spitze  Kondylom  charakteristische  cytologische  Bild  erzeugen. 
Es  dürfte  sich  somit,  ähnlich  wie  bei  den  anderen  in  die  Karyooikon- 
gruppe  der  Chlamydozoen  und  Strongyloplasmen  gehörenden  Krank¬ 
heiten,  auch  beim  spitzen  Kondylom  wahrscheinlich  um  ein  nukleotropes 
Virus  handeln.  W.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Frey,  E.,  Zur  Frage  der  ätiologischen  Beziehungen  der 
Warzen  und  spitzen  Kondylome.  (Schweiz,  m.  Wschr.  1924 
S.  215  u.  239.) 

Die  vulgären  harten  Warzen  und  die  planen  zuweilen,  sowie 
die  spitzen  Kondylome  sind  übertragbar  und  bilden  wahrscheinlich 
eine  ätiologische  Einheit.  Die  verschiedene  Form  der  Warzen  ist 
offenbar  bedingt  hauptsächlich  durch  die  histologische  Struktur  des 
Standortes.  Das  abweichende  Verhalten  der  planen  Warzen  läßt 
sich  am  ehesten  durch  eine  veränderte  Reaktionsweise  des  Haut¬ 
organs  erklären  auf  Grund  einer  angeborenen  oder  erworbenen  Dis¬ 
position.  1 57.  Gildemeister  (Berlin). 

Poincloux,  P.,  La  dermatose  de  Dühring  n’est-elle  pas 
provoquee  par  un  virus  ectodermo-neurotrope?  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  79.) 

Die  Dühringsche  Krankheit  wird  wahrscheinlich  durch  ein  der 
Gruppe  der  ektodermo-neutropen  Virus  nahestehendes  Agens  ver¬ 
ursacht  (Versuche  am  Kaninchen).  Prigge  (Frankfurt  a.M.). 

Döczy,  Gedeon,  Beiträge  zur  Therapie  der  Acne  vulgaris. 
(Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  869.) 

Verf.  hält  bei  der  Akne  neben  der  Holländerschen  Thyreoid- 
toxikose  und  hypothyreoidalen  Akneart  noch  eine  dysfunktionelle 
oder  korrelative  Untergruppe  für  notwendig.  Bei  der  letzteren 
scheint,  je  nach  den  Symptomen,  Behandlung  mit  Thelygan,  Testogen, 
Hypophysin  und  Glanduovin  angezeigt.  Die  Erfolglosigkeit  einzelner 
organotherapeutischer  Behandlungen  kann  durch  Außerachtlassen 
der  Dysfunktion  erklärt  werden.  Die  parenteral  verabreichten,  un¬ 
spezifischen  Stoffe  können  bei  der  Aknetherapie  verwandt  werden, 
namentlich  das  Caseosan.  Ihre  Wirkung  ist  gut,  aber  vorübergehend. 
Von  den  Kombinationen  empfiehlt  Verf.  das  Staphyloyatren.  Bei 
pustulösen  Aknefällen  ist  die  Autovaccine  immer  ein  bewährtes 
Hilfsmittel.  Gute  Dienste  leisten  auch  Leukogen  und  Staphar, 
erreichen  aber  die  Auto vaccine  an  Wirksamkeit  nicht.  Schuster. 


416 


Hautkrankheiten.  —  Mykosen. 


Sachs,  0.,  Über  eine  neue  Behandlungsart  der  Impetigo 
contagiosa.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1116.) 

Die  Versuche  zeigen,  daß  man  mit  Extrakten  aus  Tunica  albu- 
ginea  der  Corpora  cavernosa  des  Rindes  pyogene  Dermatosen,  wie 
z.  B.  die  Impetigo  contagiosa,  durch  intrakutane  Injektionen  ohne 
anderweitige  Lokalbehandlung  zur  Heilung  bringen  kann.  Die  bio¬ 
logische  Wirkung  der  intrakutan  injizierten  Extrakte  besteht  wahr¬ 
scheinlich  in  einer  Steigerung  der  schon  normalerweise  in  der  Haut 
vorhandenen  Abwehrvorrichtungen  durch  unspezifische  Gewebsextrakte 
gegenüber  einer  bakteriellen  Hauterkrankung.  Die  Anwendung  von 
Gewebsextrakten  zur  Behandlung  von  Pyodermien  stellt  einen  weiteren 
Ausbau  der  Proteinkörpertherapie  dar.  He t sch  (Frankfurt  a.  M.). 

Grütz,  Über  Variabilität  pathogener  Hautpilze.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  268*.) 

Die  Beobachtung,  daß  bei  mehreren  Familienmitgliedern  nachein¬ 
ander  die  gleiche  Dermatomykose  auftrat,  jedoch  bei  der  mikrosko¬ 
pischen  und  kulturellen  Untersuchung  nicht  der  gleiche  Pilz,  sondern 
anscheinend  mehrere  Arten  derselben  Gattung  gefunden  wurden, 
legte  die  Vermutung  nahe,  daß  es  sich  um  Varietäten  ein  und  der¬ 
selben  Art  handeln  müsse.  Beweis  erbracht  durch  die  sehr  weit¬ 
gehenden,  die  Herkunft  nicht  immer  erkennen  lassenden,  im  Sinne 
des  Verlustes  und  des  Neuerwerbs  von  Eigenschaften  auftretenden 
Abänderungen,  die  Fadenpilze,  z.  B.  Trichophyton  violaceum,  auf 
Nährböden  mit  geringen  Verschiedenheiten  der  Zusammensetzung 
zeigen  und  die  konstant  bleiben,  auch  wenn  man  die  Pilze  in  die 
üblichen  Nährmedien  zurückversetzt.  Auch  bei  Mikrosporieerkran¬ 
kungen  des  Menschen  und  bei  echtem  Favus  sind  Abänderungen  zu 
beobachten.  Diese  Varietäten  werden  naturgemäß  am  häufigsten  auf 
dem  Grenzgebiet  zwischen  Tier-  und  humanen  Formen  gefunden,  so 
z.  B.  in  der  Landbevölkerung  Holsteins,  die  sich  mit  den  stark  mit 
Dermatomykosen  verseuchten  Viehbeständen  befassen  muß.  Sehr 
wertvoll  ist,  daß  Verf.,  wie  er  behauptet,  die  Nährbodendarstellung 
vom  S abour audschen  Milieu  unabhängig  gemacht  hat  durch  Ver¬ 
wendung  eines  deutschen  Maltosepräparates  (Nervinamalz  der  Fa. 
C.  C.  Christiansen,  Flensburg)  and  eines  bestimmten  Peptons  (des 
Peptons  Knoll,  Ludwigshafen).  Noetel  (Landsberg  a.  w.). 

•  • 

Bongert,  Die  Ätiologie  der  Aktinomykose  bei  Rindern 
und  Schweinen.  (Zschr.  f.  FleischHyg.  1924,  34,  S.  251.) 

Die  Spezifizität  des  „Aktinomyces“  ist  seit  längerer  Zeit 
zweifelhaft.  Die  Versuche  des  Verf.  haben  ergeben,  daß  die  Aktino- 
myceskeulen  nicht  pilzlicher  Natur  sind  und  durch  Vergallertung 
der  Scheiden  von  Pilzfäden  nicht  entstehen  können,  sondern  zeitige 


Mykosen.  —  ßhinosklerom. 


417 


Degenerationsprodukte  darstellen.  Die  Aktinomykose  ist  vielmehr 
eine  polybakterielle  Erkrankung,  deren  Erreger  nachgewiesenermaßen 
überhaupt  keine  Fäden  bilden.  Poppe  {Rostock). 

ßejsek,  B.,  Zwei  Fälle  von  Sporotrichose.  (Cas.  lek.  ces. 
1924  p.  951  [tschechisch].) 

Eine  genaue  klinische  Beschreibung  von  2  Sporotrichosefällen 
(einer  gummösen  und  einer  epidermodermalen  Form).  In  beiden 
Fällen  wurde  die  durch  Sporotrichum  Beurmanni  verursachte  Infektion 
durch  Kultur,  histologische  Untersuchung,  erhöhte  Eosinophilie,  bei 
einem  von  ihnen  auch  durch  Sporoagglutination  (1 : 200  -f-)  sicher¬ 
gestellt.  Die  Krankheit  reagierte  sehr  gut  auf  Jod.  Durch  Ver¬ 
impfung  einer  Emulsion  aus  jungen  Kulturen  des  Sporotrichum  auf 
weiße  Batten  ließ  sich  eine  der  Granulosis  sporotr.  generalis,  subacuta 
entsprechende  Affektion  hervorrufen.  Einige  beigeschlossene  Mikro¬ 
photographien  und  Photographien  von  Kulturen,  Präparaten  und 
hauptsächlich  histologischer  Bilder  der  experimentellen  Erkrankung 
ergänzen  vorteilhaft  den  Text.  In  den  Präparaten  fand  der  Autor 
außer  den  typischen  kurzen  und  länglichen  Formen,  in  welchen  das 
Sporotrichum  im  Gewebe  de  norma  auftritt,  auch  die  sonst  selten 
anzutreffenden  Mycelfäden.  Gellner  ( Olmütz ). 

de  Area  Leao,  A.-E.,  ßeactions  serologiques  dans  le  rhino- 
sclerome.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  693.) 

Bei  einem  Fall  von  ßhinosklerom  konnte  man  aus  dem  durch 
Punktion  eines  geschlossenen  Knotens  gewonnenen  Material  einen 
Keim  mit  den  morphologischen  und  kulturellen  Eigenschaften  des 
Frischschen  Bazillus  züchten.  Die  Agglutinations-  und  Präzipitations¬ 
reaktion  mit  dem  Serum  des  Patienten  war  wenig  charakteristisch, 
dagegen  in  hohem  Grade  die  Komplementbindung.  Selbst  in  Dosen 
von  0,005  ccm  gab  das  Patientenserum  mit  einer  Emulsion  von  Agar¬ 
kultur  noch  komplette  Hemmung.  Als  Antigen  eignen  sich  1  Stunde 
bei  60°  abgetötete  Bazillen  besser  als  Lebendkulturen,  da  letztere 
die  roten  Blutkörperchen  verändern.  Zur  ßeaktion  verwendet  man 
die  Hälfte  der  hemmenden  Antigenmenge.  Verwandte  Bakterien 
(B.  Friedländer,  Ozänabazillen,  B.  aerogenes)  ergeben  mit  dem  spezi¬ 
fischen  Patientenserum  ebenfalls  Komplementbindung,  jedoch  erst  bei 
Verwendung  sehr  viel  höherer  Serumdosen.  —  Die  Therapie  blieb 
ohne  Einfluß  auf  die  ßeaktion.  Vaccination  hatte  keinen  Effekt. 
Die  Wassermann-Beaktion  war  in  dem  beschriebenen  Fall  negativ. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Kraus,  Alfred,  Weitere  tierexperimentelle  Untersuchungen 
mit  Sklerom.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  230.) 

Krste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  17/18. 


27 


418 


Haffkrankheit.  —  Darmbakterien. 


In  Wiederholung  früherer  Untersuchungen  konnte  Verf.  aufs  neue 
bestätigen,  daß  es  gelingt,  mit  frischen,  aus  Skleromgewebe  gezüchteten 
Kulturen  an  der  Haut  weißer  Mäuse  die  spezifischen  strukturellen 
Merkmale  des  Skleroms  zu  erzeugen.  An  der  primären  Bedeutung 
der  verwendeten  Kapselbazillen  für  die  Entstehung  der  entzündlichen 
Geschwulstbildung  von  histologisch  spezifischem  Skleromcharakter 
kann  demnach  nicht  gezweifelt  werden.  w.  Gaehtgens  (Hamburg). 

Lawetzky,  Über  eine  neue  Krankheit:  die  Haffkrankheit. 
(Zschr.  f.  ärztl.  Fortb.  1924  S.  654.) 

In  den  Fischerdörfern  an  der  Ostseite  des  „Frischen  Haffes“  in 
Ostpreußen  hat  sich  eine  eigenartige  neue  Krankheit  ausgebreitet. 
Sie  setzt  ganz  plötzlich  mit  heftigen  Gliederschmerzen  und  all¬ 
gemeiner  Schwäche  ein  und  führt  in  den  meisten  Fällen  zu  einer 
völligen  sofortigen  Starre  der  Arme  und  Beine,  die  den  Patienten 
mitten  im  Beruf  die  Bewegungsfähigkeit  nimmt.  Fieber  besteht 
nicht,  dagegen  meist  Hämoglobinurie,  ferner  Kopf-  und  Kreuzschmerzen, 
Schmerzen  in  den  steifen  Gliedern,  mitunter  Übelkeit  und  Erbrechen. 
Die  Krankheit,  die  nur  wenige  Tage  anhält,  kann  denselben  Patienten 
mehrmals  befallen.  Inwieweit  die  3  bisher  vorgekommenen  Todes¬ 
fälle  durch  die  Haffkrankheit  verursacht  sind,  ist  noch  unklar.  Die 
Ätiologie  ist  vorläufig  dunkel.  Das  Wasser  und  die  von  der  Be¬ 
völkerung  angeschuldigten  Haffische  wurden  einwandfrei  befunden. 
Man  vermutet  die  Ursache  in  der  Wirkung  des  Blütenstaubes  gewisser 
Algen  und  Wasserpflanzen  oder  in  organischen  Selenverbindungen, 
die  aus  den  in  das  Haff  eingeleiteten  schwefelhaltigen  Zellstoff¬ 
fabrikabwässern  gebildet  werden  könnten.  Auch  die  Haffmücken 
werden  in  den  Kreis  der  Untersuchungen  gezogen.  Die  westliche 
Hälfte  des  Haffs  ist  bisher  verschont  geblieben.  H  et  sch. 

Hiues,  L.  E.,  Intestinal  flora  in  diarrhea.  (J.  of  inf.  Dis. 

1923,  32,  p.  280.) 

Die  Darmflora  in  8  Fällen  von  Diarrhoe,  die  mit  Darmverände¬ 
rung  einherging,  war  eiweißlösend,  während  in  2  Fällen  von  Gärungs¬ 
diarrhoe  die  Flora  säurebildend  war.  Sporen  von  B.  welchii  waren 
in  Stühlen  mit  eiweißlösender  Flora  zahlreich  zu  finden,  während  sie 
in  Stühlen  mit  säurebildender  Flora  fehlten.  Bieterlen  (Rottweil). 

Cunningham,  J.  and  Ragliavachari,  T.  N.  S.,  R  e  c  e  n  t  m  e  t  h  o  d  s 
of  differentiating  lactose  fermenting  organisms, 
as  applied  to-Indian  condition s.  (Ind.  J.  of  med.  Research. 

1924,  12,  p.  75.) 

Verff.  haben  die  Milchzucker- vergärenden  Mikroorganismen  in 
einer  großen  Zahl  von  menschlichen  Fäces  von  Vegetarianern  und 


Darmbakterieu. 


419 


Nichtvegetarianern,  von  Rinderfäces  und  von  verschiedenen  Ab¬ 
wässern  studiert.  Nachuntersuchungen  von  Rogers,  Clarke  und 
Davis  können  die  Milchzuckervergärer  in  zwei  scharf  differenzierte 
Gruppen  je  nach  der  Gärungszahl  für  Kohlensäure  und  Wasserstoff 
für  Zuckerarten  getrennt  werden.  Die  Gruppe  mit  hoher  Gärungs¬ 
zahl  produziert  C02:H  im  Verhältnis  von  über  1,5  und  enthält 
verhältnismäßig  wenig  indolbildende  Stämme,  während  die  Gruppe 
mit  niederer  Gärungszahl  C02 :  H  im  Verhältnis  von  etwa  1,06  pro¬ 
duziert  und  verhältnismäßig  viel  Indolbildner  enthält.  Der  Hundert¬ 
satz  der  Gruppe  mit  hoher  Gärungszahl  in  den  menschlichen  Fäces 
in  der  Präsidentschaft  von  Madras  ist  im  Durchschnitt  2,1.  Die 
Zahlen  für  Nichtvegetarianer  und  Vegetarianer  schwanken  zwischen 
0,4  und  4,6.  Für  Rinderfäces  weist  die  Gruppe  mit  hoher  Gärungs¬ 
zahl  nur  0,5  Proz.  auf.  In  unfiltrierten  Wässern  wurde  die  Gruppe 
mit  hoher  Gärungszahl  in  29,8  Proz.  gefunden.  Im  übrigen  stimmen 
die  Resultate  der  Verff.  mit  denen  anderer  Forscher  in  anderen 
Gegenden  der  Erde  überein.  Dieterlen  {Rottweil). 

Weinberg,  M.  Aznar,  P.  et  Duthie,  G.-M.,  Des  anaerobies  ä 
spores  terminales  de  la  flore  intestinale  de  Phomme. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  621.) 

Abgesehen  vom  Tetanusbazillus,  der  nur  außerordentlich  selten 
im  Darm  vorkummt,  findet  man  eine  Reihe  von  Anaerobiern  mit 
endständigen  Sporen  im  Intestinaltraktus  des  Menschen,  die  sich  vor 
allem  durch  ihre  Wirkung  auf  Proteinkörper  und  Kohlehydrate 
unterscheiden.  Außer  dem  typischen  B.  putrificus  handelt  es  sich 
um  eine  Reihe  von  Varietäten  desselben,  die  nicht  nur  proteolytische 
Eigenschaften  besitzen,  sondern  auch  Kohlehydrate  vergären,  im 
übrigen  sich  jedoch  serologisch  mit  dem  B.  putrificus  identifizieren 
lassen.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Schüßler,  E.,  Die  „Köpfchenbakterien“  des  Mekoniums. 
(Jahrb.  f.  Kindhlk.  1924,  106,  S.  33.) 

Die  Köpfchenbakterien  konnten  nur  in  4  von  112  Mekonium¬ 
stühlen  nachgewiesen  werden.  Die  Züchtung  gelang  nach  Adam 
auf  Hämatin-Zucker- Agar;  Reinkulturen  wurden  in  Röhrchen  mit 
verdauter  Bouillon  und  Leberstückchen  erzielt.  Die  Prüfung  der 
Eigenschaften  ergab,  daß  die  Köpfchenbakterien  Degenerationsformen 
des  Bacillus  amylobacter  sind.  v.  Bemuth  {Jena). 

Meyer,  L.  F.  und  Nassau,  E.,  Die  Behandlung  der  infektiösen 
Darmkatarrhe  im  Säuglings-  und  Kindes  alter.  (Therap. 
d.  Gegenw.  1924  S.  413  u.  460.) 

Therapeutische  Hinweise.  Erich  Hesse  {Berlin). 

27* 


420 


Verschiedenes. 


Rosenthal,  W.,  Demonstration  eines  neuen  Mikroorganis¬ 
mus  aus  der  Mundhöhle.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93, 
S.  247*.) 

Bandförmiger  Mikroorganismus,  einstweilen  von  dem  von  Ellis 
gefundenen,  als  Spirophyllum  ferrugineum  beschriebenen  Eisenbakte¬ 
rium  morphologisch  nicht  zu  unterscheiden.  Über  biologische  Eigen¬ 
schaften,  besonders  Vermehrung,  bisher  nichts  ermittelt.  Noetel. 

Nißle,  ZurBakteriologie  der  gesunden  und  kranken 
Mundhöhle.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  245*.) 

Kurze  Inhaltsangabe  von  Dissertationen,  1.  über  die  Technik  der 
Untersuchung  von  Fäulniserregern,  2.  über  die  Fähigkeit  der  Mund¬ 
flora,  in  Verbindung  mit  Luftsauerstoff  Eiweißabbauprodukte  in 
sauerstoffhaltige  Stickstoffverbindungen  überzuführen  analog  der 
Selbstreinigung  des  Bodens,  3.  über  Vergleich  der  aus  dem  Speichel 
gesunder  und  kariöser  Mundhöhlen  gewonnenen  Milchsäurebazillen. 
In  Mundhöhlen  mit  kariösen  Zähnen  zeigen  die  Bazillen  größere 
Wachstumsintensität  und  höhere  Säurebildung.  Sie  sind  aber  nicht 
als  besondere  Spezies,  sondern  nur  als  Modifikation  der  Milchsäure¬ 
bakterien  der  gesunden  Mundhöhle  aufzufassen,  4.  Prüfung  des  Gram¬ 
verhaltens  der  Bakterienflora  gesunder  und  kianker  Mundhöhlen.  In 
kranken  Mundhöhlen  überwiegen  die  grampositiven  Bakterien,  Art 
der  Ernährung  und  der  Mundpflege  sind  ohne  Einfluß  auf  das 
Grambild.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Mamlok,  H.  J.,  Moderne  Mundhygiene  auf  biologischer 
Grundlage.  (D.  m.  W.  1924  S.  879.) 

Statt  die  Mundbakterien  chemisch  abtöten  zu  wollen,  soll  man 
vor  allem  den  gesunden  Zustand  des  Zahnfleisches  und  der  Mund¬ 
höhlenorgane  erhalten  oder  wieder  hersteilen.  Grobe  Desinfektions¬ 
und  Zahnsteinlösungsmittel  sind  überflüssig,  sogar  schädlich.  Verf. 
empfiehlt  seine  radioaktive  „Doramad“*Zahncreme.  Sie  vertreibt 
abnorme  Mundbakterienflora.  Massenhafte  Mundspirochäten  waren 
nach  viermaligem  Gebrauche  der  Creme  verschwunden. 

Georg  Schmidt  {München). 

Apel,  R.,  Relation  der  Scheiden  fl  ora  zu  dem  Bakterien¬ 
gehalt  der  Lochien.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  122,  S.  663.) 

Es  wurde  bei  85  Frauen  das  Scheidensekret  vor  und  nach  der 
Geburt  auf  seinen  Reinheitsgrad  untersucht  und  kulturell  bearbeitet. 
Das  Ergebnis  war  folgendes:  Die  normalen  Scheidenbewohner,  die 
bei  Säuregehalt  der  Scheide  gefunden  werden,  sind  am  2.  Wochen¬ 
bettage  nur  noch  selten  zu  treffen,  was  aus  der  Alkaleszenz  des 
Wochenflusses  zu  erklären  ist.  Es  treten  dann  alle  möglichen 


Bac.  acidophilus.  —  Bac.  subtilis. 


421 


Mikroorganismen  auf,  gleichgültig,  ob  die  Frau  vor  der  Geburt  ein 
normales  oder  pathologisches  Scheidensekret  hatte.  Pathologischer 
Keimgehalt  der  Scheide  vor  der  Geburt  ist  aber  für  die  Morbidität 
im  Wochenbett  insofern  von  Bedeutung,  als  hierbei  die  Keime  viel 
früher  in  das  Cavum  uteri  und  an  die  Wundfläche  der  Plazenta  ge¬ 
langen,  die  zu  diesem  Zeitpunkt  noch  ungeschützt  ist.  Keime, 
die  sich  erst  nach  der  Geburt  im  Genitale  ansiedeln,  finden  hingegen 
an  der  Plazentarstelle  einen  nur  schwer  zu  durchdringenden  Schutzwall. 

Philipp  {Berlin). 

Torrey,  J.  0.  and  Kahn,  M.  C.,  The  inhibition  of  putre- 
factive  spore-bearing  anaerobes  by  Bacterium  acido¬ 
philus.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  482.) 

Verff.  konnten  nach  weisen,  daß,  wenn  B.  acidophilus  zusammen 
mit  einer  der  verschiedenen  Arten  von  eiweißlösenden,  sporentragenden 
Anaerobiern,  wie  B.  sporogenes,  B.  histolyticus  und  B.  botulinus  auf 
für  beide  günstigem  Nährboden  gezüchtet  werden,  die  Lösung  von 
festen  Eiereiweißwürfeln  für  einen  Zeitraum  von  10  Tagen  oder  mehr 
bei  Anwesenheit  von  0,5  Proz.  Traubenzucker  hintangehalten  wird. 
Die  Kontrollröhrchen  zeigten  noch  3 — 4  Tage  vorgeschrittene  Ver¬ 
dauung.  Beim  Zusammenzüchten  dieser  Mikroorganismen  in  Milch 
wird  die  Verdauung  des  Kaseins  gehemmt,  während  die  Kontrollen 
nach  2 — 3  Tagen  völlige  Verdauung  zeigen.  Die  Stämme  von 
B.  acidophilus  wiesen  beträchtliche  Unterschiede  in  ihrer  antieiter¬ 
bildenden  Wirkung  auf;  es  hängt  dies  von  der  Menge  der  gebildeten 
Säure  ab.  Dieterlen  {Rottweil). 

Pawloff,  P.,  Zur  Frage  der  pathogenen  Eigenschaften 
des  B.  subtilis.  (Westnik  Mikrobiologii  i  Epidemiologii.  1924, 
3,  No.  1/2.) 

Bei  Nachprüfung  der  Arbeiten  von  Much  und  Timm  über  den 
Erwerb  von  mäusepathogenen  Eigenschaften  von  Subtilisstämmen, 
die  auf  Milchsäurebouillon  gezüchtet  werden,  konnten  Befunde  er¬ 
hoben  werden,  die  in  einigen  Punkten  abweichend  waren.  Beim 
Heranziehen  mehrerer  Subtilisstämme  zu  analogen  Versuchen  stellte 
sich  heraus,  daß  keineswegs  alle  Subtilisstämme  in  gleicher  Weise 
befähigt  sind,  auf  der  Milchsäurebouillon  pathogene  Eigenschaften 
anzunehmen;  zwei  von  den  geprüften  Stämmen  blieben  auch  nach 
solcher  Nährbodenpassage  apathogen.  Paralleluntersuchungen  über 
die  Hämotoxinbildung  in  vitro  ergaben,  daß  die  Fähigkeit  pathogene 
Eigenschaften  anzunehmen  anscheinend  nur  bei  den  Stämmen  nach¬ 
gewiesen  wird,  die  auch  im  Sinne  der  Hämotoxinbildung  positiv 
reagieren.  Bei  Ausdehnung  der  Versuche  auf  den  Nachweis  von 
phagocytosehemmenden  Stoffen  konnte  Verf.  bei  denjenigen  Stämmen, 


422 


Verschiedenes. 


die  nach  der  Milchsäurebouillonpassage  mäusepathogen  werden,  die 
Anwesenheit  von  Antiphaginen  (Tschistowitsch-Jurewitsch) 
bzw.  Virulinen  (Roseno  w)  nachweisen.  Verf.  erblickt  in  diesen  Stoffen 
einen  der  Faktoren,  die  bei  Erklärung  des  Mechanismus  solcher  erwor¬ 
benen  Pathogenität  mitberücksichtigt  werden  muß.  (Die  von  Freund 
erhobenen  Befunde,  die  eine  ganz  andere  Deutung  der  Much  sehen 
Arbeit  zulassen,  sind  in  der  Arbeit  des  Verf.  kaum  berücksichtigt.  Ref.) 

0.  Hart  och  ( Leningrad ). 

Hall,  J.  C.  and  Stark,  N.,  Serologie  agglutination  of  ba- 
cillus  sporogenes.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  240.) 

Hochwertige  agglutinierende  Sera  für  B.  sporogenes  können  leicht 
durch  intravenöse  oder  subkutane  Injektion  von  Kaninchen  mit 
Traubenzuckerbouillonkulturen  hergestellt  werden.  Die  Kaninchen 
vertragen  die  Immunisierung  gut.  Die  Sporogenessera  sind  spezifisch, 
sie  agglutinieren  andere  Arten  nicht.  Dieter  len  {Rottweil). 

Sanarelli,  G.,  Apropos  du  mecanisme  d’aetiondes  microbes 
en tero tropes.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  357.) 

Prioritätsstreit.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Parr,  L.  W.,  Intestinal  spirochaetes.  (J.  of  inf.  Dis.  1923, 
33,  p.  369.) 

Darmspirochäten  sind  unter  gesunden  Personen  der  Gegend  von 
Chicago  weit  verbreitet;  in  fast  einem  Drittel  aller  untersuchten 
Personen  wurden  sie  gefunden.  Der  Prozentsatz  wird  wahrscheinlich 
noch  höher  sein  und  ist  schwer  zu  bestimmen,  denn  es  scheint,  daß 
die  Darmspirochäten  sich  im  Cöcum  und  aufsteigenden  Colon  auf¬ 
halten  und  selten,  jedenfalls  nicht  immer  im  Kot  erscheinen.  Darm¬ 
spirochäten  scheinen  bei  Erkrankungen  des  Darmtraktus  eine  sekun¬ 
däre  Rolle  ZU  spielen.  Dieterlen  {Rottweil). 

Singer,  E.  und  Hoder,  F.,  Über  die  physiologische  Grenze 
der  Bakterienvermehrung.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  353.) 

Aus  der  Gesamtheit  der  Versuche  läßt  sich  die  bereits  bekannte 
Tatsache,  daß  in  Bakterienkulturen  die  Zunahme  begrenzt  ist,  dahin 
ergänzen,  daß  bei  Verwendung  gleicher  Nährflüssigkeiten  Keime  ver¬ 
schiedener  Bakterienarten  an  Zahl  eine  bestimmte,  einheitliche  Höhe 
erreichen,  und  zwar  scheint  die  Zahl  lebender  Keime  selbst  bei  ver¬ 
schiedenen  Bakterien  unter  gleichen  Bedingungen  nahezu  überein¬ 
zustimmen  (M-Konzentration  nach  Bail).  Temperatur  hat  auf  die 
M-K.  keinen  Einfluß,  es  ändert  sich  lediglich  die  Zeit,  innerhalb 
deren  sie  erreicht  wird.  Durch  Zusätze,  die  als  wachstumsfördernd 
gelten,  erhöht  man  nicht  die  M-K.,  sondern  man  vermehrt  lediglich 


Variabilität. 


423 


die  Masse  der  Bakteriensubstanz.  Auch  die  Verschiedenheit  der 
eingesäten  Mengen  von  Bakterien  hat  lediglicli  auf  den  Zeitpunkt 
des  Eintritts  der  M-K.  Einfluß,  je  größer  die  Einsaat  ist,  um  so 
schneller  wird  die  M-K.  erreicht.  Eine  Zunahme  an  Bakterien  tritt 
nicht  mehr  ein,  wenn  die  eingesäte  Menge  die  für  die  betreffende 
Nährlösung  in  Betracht  kommende  M-K.  beträgt.  Diese  Tatsache, 
sowie  die  Erscheinung,  daß  Bakterienmengen,  die  über  die  M-K. 
hinaus  eingebracht  werden,  absterben,  bis  die  M-K.  wieder  erreicht 
ist,  sprechen  dagegen,  daß  es  Veränderungen  der  Nährlösungen  sind, 
die  der  Vermehrung  Schranken  setzen.  Auch  Raumbeschränkung 
kann  nicht  in  Frage  kommen,  da  Anhäufung  toter  Bakterien  in  der 
Bouillon  das  Wachstum  nicht  hindert.  Besondere  Hemmungsstotfe, 
wie  sie  Conradi-Kurpjuweit  und  Rahn  beschrieben  haben, 
konnten  auch  bei  Anwendung  außerordentlich  schonender  Abtötungs¬ 
methoden  nicht  nachgewiesen  werden,  sie  müssen  also  auch  aus¬ 
geschaltet  werden.  Vielleicht  ist  Hemmung  durch  Oberflächenkräfte 
beteiligt,  Viskositätsverhältnisse  kommen  jedoch  nicht  in  Frage.  Als 
sicheres  Ergebnis  bleibt  fürs  erste,  daß  die  M-K.- Verhältnisse  nur 
durch  lebende  Bakterien  geschaffen  werden  und  mit  deren  Absterben 
sofort  auf  hören.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Gotschlich,  E.,  Referat  1.  Die  Variabilität  der  Mikroorga¬ 
nismen  in  allgemein  biologischer  Hinsicht.  (Zbl.  f. 
Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  2*.  10.  Tagung  der  Deutschen  Ver¬ 
einigung  für  Mikrobiologie.) 

•• 

Historischer  Überblick  über  die  Etappen  der  Variabilitäts¬ 
forschung.  Bedeutung  für  allgemeine  Pathologie  und  Klinik,  für  The¬ 
rapie  und  Diagnostik,  Ursachen  der  Variabilität,  Erörterung  des 
Spezifizitätsbegriffs,  Wesen  der  Varianten,  strukturchemische  An¬ 
schauung  von  der  Variabilität. 

Jollos,  V.,  Referat  2.  Variabilität  und  Vererbung  bei 
Protisten.  (Ebenda.  S.  22*.) 

Anwendung  der  vererbungstheoretischen  Begriffe.  Trennung  der 
Mutationen  und  Modifikationen  auf  Grund  der  Beobachtungen  bei 
vegetativer  und  sexueller  Vermehrung.  Wesen  der  gewöhnlichen, 
der  Dauermodifikationen  und  der  echten  Mutationen. 

Neufeld,  F.,  Referat  3.  Die  Veränderlichkeit  der  Mikro¬ 
organismen  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Epidemio¬ 
logie.  (Ebenda.  S.  81*.) 

Erörterung  der  Krankheiten ,  deren  Epidemiologie  nicht  als 
durch  Veränderung  der  Erreger  beeinflußt  angesehen  werden  kann 
sowie  derer,  deren  Erreger  Veränderungen  mutativer  Art  unterliegen, 


424 


Variabilität. 


weiterhin  des  Punktes,  ob  auch  zur  Zeit  noch  Entstehung  von 
Krankheitserregern  aus  Saprophyten  anzunehmen  ist.  Schluß:  „So 
ist  Raum  nebeneinander  für  die  Lehren  von  der  Spezifizität  und  von 
der  Variabilität  der  Krankheitserreger,  beide  bilden  keine  unverein¬ 
baren  Gegensätze,  sondern  ergänzen  und  bedingen  sich  gegenseitig.“ 

Morgenroth,  J.,  Referat  4.  Die  Bedeutung  der  Variabilität 
der  Mikroorganismen  für  die  Therapie.  (Ebenda.  S.  94*.) 
Auswahl  von  Erscheinungen,  die  von  der  Mannigfaltigkeit  der 
Variationen  und  vor  allem  von  ihrer  Beherrschung  durch  das  Ex¬ 
periment  zeugen.  Dieses  gestattet,  auch  wenn  nur  die  für  den  medi¬ 
zinisch-therapeutischen  Gesichtspunkt  wichtigen  Merkmale  berück¬ 
sichtigt  werden,  die  Erzeugung  von  Veränderungen,  die  zur  Auf¬ 
stellung  einer  neuen  Spezies  genügen  würden.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Pribram,  Die  Bedeutung  der  Übergangsformen  für  die 
Systematik  der  Mikroorganismen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I 
Orig.  1924,  93,  S.  274*.) 

In  den  Naturwissenschaften  werden  bei  systematischer  Einteilung 

zunächst  große,  durch  auffallende  Merkmale  voneinander  getrennte 

Gruppen  unterschieden.  Diese  werden  so  lange  vermehrt  und  durch 

Unterabteilungen  erweitert,  bis  die  Beobachtungstatsachen  dazu 

zwingen,  die  scharfen  Grenzen  zwischen  den  einzelnen  Gruppen  wieder 

zu  beseitigen  und  allmähliche  Übergänge  herzustellen.  So  führen  in 

•  • 

der  Mikrobiologie  vom  Bac.  coli  zum  Bac.  typh.  die  Ubergangsformen 
Paratyphus  A  und  B.  Paratyphus  B  ist  seinerseits  durch  eine  Über¬ 
gangsform  B.  viride  Wolf,  das  Paratyphusepidemien  verursacht  hat, 
dabei  aber  die  Eigenschaften  des  B.  pyocyan.  hat,  mit  diesem  ver¬ 
bunden,  von  letzterem  geht  die  Verwandtschaft  über  B.  fluor.  und 
proteus  zu  den  Vibrionen.  Analog  sind  Übergänge  in  den  Gruppen 
der  Hefen  und  Pilze.  Diese  kommen  auf  zwei  Wegen  zustande,  der 

eine  führt  über  die  Oosporen;  insbesondere  bildet  eine  schwarze  Hefe 

•  • 

Monilia  nigra  Mahdihassan  einen  interessanten  Übergang  von  den 
oidienbildenden  Formen  zu  den  Schizosaccharomyceten.  Noetel. 

Kuhn,  Ph.,  Weitere  Einblicke  in  die  Entwicklung  der 
A-Formen  (Pettenkoferiaformen).  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  93,  S.  280*.) 

A-Formen  treten  als  kleinste  rundliche  Gebilde  in  oder  an  den 
Bakterien  auf,  während  diese  zerfallen  und,  wenn  überhaupt,  dann 
nur  schwächlich  sich  weiter  vermehren.  A-Formen  teilen  sich  in  2 
oder  mehr  ungleiche  Stücke  mit  lichtbrechendem  Innenkörper,  zeigen 
amöboide  Bewegungen,  nach  gewisser  Zeit  verschmelzen  je  2  Formen 
miteinander,  eine  kleine  stark  und  eine  größere  schwach  sich  färbende. 


Gramfärbmig. 


425 


In  den  kleinen  Formen  bilden  sich  Körnchen,  nach  Giemsa  färbbar, 
wahrscheinlich  gehen  die  kleinen  Formen  selbst  aus  diesen  Körnchen 
hervor.  Besonders  häufig  findet  man  A-Formen  «in  Bakterienkulturen 
mit  Knöpfen.  Bildung  und  Vermehrung  am  besten  auf  1-  bis  3proz. 
Lithiumagar  zu  verfolgen.  Sie  wachsen  auch  auf  gewöhnlichem  Agar, 
gedeihen  gut  bei  22 — 28°.  Ihr  Auftreten  ist  außerdem  von  gewissen 
klimatischen  Bedingungen  abhängig,  die  noch  nicht  aufgeklärt  sind, 
überhaupt  läßt  sich  eine  immer  gültige  Vorschrift  für  die  Gewinnung 
der  A-Formen  nicht  geben.  Die  Schädigungen  der  Bakterien,  die  bei 
Entwicklung  von  A-Formen  entstehen,  ist  auf  letztere  zurückzuführen, 
Ihre  Entstehung  begünstigt  die  Bildung  des  lytischen  Agens,  jeden¬ 
falls  kann  man  durch  Abschwemmung  des  Rasens  A-Formen-haltiger 
Kulturen  bakterienvernichtende  Filtrate  erhalten,  auch  lassen  sich, 
wie  von  anderer  Seite  beobachtet  und  vom  Verf.  bestätigt,  von  jeder 
Bakterienkultur  Stämme  abspalten,  die  gegen  das  Auftreten  von 
A-Formen  gefeit  sind.  Für  die  Annahme,  daß  die  A-Formen  nicht 
besondere  Formen  des  Bakteriums,  sondern  besondere  Lebewesen 
darstellen,  spricht  die  Tatsache,  daß  die  A-Formen  nicht  in  anderer 
Form  des  Bakteriums  zurückgeführt  werden  konnten.  Die  Beein¬ 
flussung  der  Vermehrungsfähigkeit  und  des  Vergehens  eines  Bakterien- 
stammes  durch  die  A-Formen  legt  den  Gedanken  nahe,  daß  sie  die 
Rolle  des  hypothetischen  Substrats  Y  von  Pettenkofer  spielen,  sie 
werden  deshalb  Pettenkofer-Formen  benannt.  Noetel. 

Schumacher,  J.,  Zur  Gramschen  Färbung.  (Mit  Demon¬ 
strationen.)  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  266*.) 

Die  Gramfärbung  der  Bakterienzelle  beruht  auf  deren  Lipoid¬ 
gehalt,  und  zwar  handelt  es  sich  um  ein  Lipoid,  das  chemisch  an 
das  Eiweiß  der  Zelle  gebunden  ist,  durch  Aufspaltung  und  Extraktion 
mit  Salzsäurealkohol  gewonnen  werden  kann  und  auskristallisiert  die 
Gramfärbung  annimmt.  Noetel  (. Landsberg  a.  W). 

•  • 

Gutstein,  M.,  Uber  die  färberische  Darstellung  des  Bak¬ 
terien  ektoplasm  as.  Zugleich  ein  Beitrag  zur  Theorie 
der  Gramschen  Färbung.  (Zbl/f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
93,  S.  233*.) 

Das  Ektoplasma  grampositiver  Bakterien  färbt  sich  isoliert  nach 
Vorbehandlung  des  fixierten  Ausstrichs  mit  einer  Tanninlösung  und 
nachfolgender  Einwirkung  eines  beliebigen  basischen  Farbstoffes. 
Anscheinend  wird  durch  das  Tannin  das  Ektoplasma  derart  verändert, 
daß  der  nachfolgende  basische  Farbstoff  nicht  in  das  Innere  des 
Bakteriums  eindringen  kann.  Vorfärbung  des  Bakterienleibes  eines 
grampositiven  Bakteriums  und  nachfolgende  Behandlung,  wie  vor¬ 
stehend  angedeutet,  gestattet  Bakterien  in  vielen  kontrastreichen 


426 


Silberpräparate. 


Bildern  darzustellen.  Das  Ektoplasma  gramnegativer  Bakterien 
unterscheidet  sich  stark  von  dem  der  grampositiven,  denn  die  Vor¬ 
behandlung  mit  Tannin  verwehrt  das  Eindringen  des  basischen  Farb¬ 
stoffes  in  den  Bakterienleib  nicht.  Bei  der  Gramfärbung  geht  das 
Ektoplasma  der  grampositiven  Bakterien  mit  Gentianaviolett-Jod 
eine  alkoholunlösliche  Verbindung  ein.  Die  Gramfärbung  fällt  nur 
so  lange  positiv  aus,  als,  wie  an  Hefe  gezeigt  wird,  das  hlktoplasma 
intakt  ist  und  sich  nach  der  Tanninmethode  darstellen  läßt.  Noetel 


Petroff,  J.  R.,  Zur  Frage  nach  der  Speicherung  des  kolloi¬ 
dalen  Silbers  im  retikuloendothelialen  System. 
(Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  42,  S.  242.) 

Die  Menge  des  sich  in  der  Milz  nach  intravenösen  Collargol- 
iijjektionen  ablagernden  Silbers  (im  Verhältnis  zur  eingeführten 
Metallmenge)  unterliegt  bei  einzelnen  Kaninchen  sehr  großen 
Schwankungen.  Das  allmähliche  Verschwinden  des  Silbers  aus  dem 
Leber-  und  Milzparenchym  nach  intravenösen  Collargolinjektionen 
geht  langsam,  und  zwar  im  Laufe  mehrerer  Monate  vor  sich,  ln 
der  Leber  geschieht  dabei  scheinbar  das  allmähliche  Übertreten  von 
Silberkörnchen  von  den  Kupfferschen  Zellen  in  die  Leberzellen. 
Die  Ausscheidung  des  Silbers  aus  dem  Organismus  geht  anscheinend 
durch  die  Darmwand  vor  sich.  Die  in  der  Gewichtseinheit  der 
Milzsubstanz  nach  intravenösen  Collargolinjektionen  gespeicherten 
Silbermengen  sind  größer  als  diejenigen,  die  in  der  Gewichtseinheit 
der  Lebersubstanz  bei  denselben  Tieren  abgelagert  werden.  Heisch. 


Schlee,  H.  und  Zweifel,  E.,  Über  das  Verhalten  von  Silber¬ 
präparaten,  insbesondere  von  Collargol  im  Organis¬ 
mus.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  102,  S.  454.) 

Bei  den  Versuchen  der  Verff.  am  Menschen  wurde  nach  Ablauf 
von  30 — 60  Min.  nach  der  intravenösen  Injektion  verschiedener  Silber¬ 
präparate  (Argochrom,  Elektrocollargol,  Collargol)  regelmäßig  Silber 
im  entnommenen  Blut  gefhnden.  Bei  Tieren  war  bereits  nach 
wenigen  Minuten  Silber  in  den  Organen  nachzuweisen.  —  Die  Silber¬ 
menge,  die  in  den  Organen  der  Tiere  gefunden  wurde,  war  so  groß, 
daß  das  Silber  nicht  nur  aus  dem  Blut  der  einzelnen  Organe  stammen 
konnte,  sondern  bereits  in  den  Organen  selbst  niedergeschlagen  ge¬ 
wesen  sein  muß.  —  Die  Konzentration  des  Silberions  im  defibrinierten 
Blut  bzw.  im  Serum  war  immer  annähernd  gleich  groß  und  unab¬ 
hängig  von  der  Menge  des  eingespritzten  Silbers  und  unabhängig 
von  der  im  Blutserum  vorhandenen  Silberkonzentration.  Sie  betrug 
etwa  3,10- 8rng- Ion Ag  in  1  1.  Schill  {Dresden). 


Mikrobiologische  Technik. 


427 


Manteufel,  Demonstrationen  eines  neuen  Seitz-Filters 
für  Laboratoriumszwecke.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
93,  S.  259* ) 

Demonstration  des  verbesserten,  ursprünglich  von  Uhlenhut h 
angegebenen  Filtrierapparates  mit  Asbestfilter,  ferner  von  Asbest¬ 
filtern,  die  lediglich  zum  Klären  getrübter  Lösungen  bestimmt  sind. 

Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Studnicka,  F.  K.,  Ein  Schrank  zum  Zeichnen  mikro¬ 
skopischer  Präparate.  (Zschr.  f.  wiss.  Mikrosk.  1924,  40, 
S.  353.) 

Beschreibung  der  Anfertigung  eines  improvisierten  Edingerschen 
Zeichen-  und  Projektionsapparates  mit  Abbildungen.  Wedemann. 


Reinsch,  Friedrich  Kurt,  Ein  Kleinmikroskop  mit  pan- 
kreatischem  Vergrößerungswechsel  zwischen  25  X 
und  600 X-  (D.  m.  W.  1924  S.  847.) 

Verf.  beschreibt,  bildet  ab  und  empfiehlt  das  Reisemikroskop 
„Metami“  (M.  Hensoldt  u,  Söhne- Wetzlar)  als  erstes  wirklich  leistungs¬ 
fähiges  Kleinmikroskop.  Georg  Schmidt  [München). 


Karmann,  P.,  Ein  neues  binokulares  Plattenkultur¬ 
mikroskop.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  475.) 

Empfehlung  eines  Mikroskopes,  das  die  Nachteile  des  Zeißler- 
Plattenkulturmikroskops  u.  a.  mangelnde  Scharfeinstellung  bei  seit¬ 
licher  Verschiebung  des  Tubus,  fehlende  Befestigungsvorrichtung 
für  Kulturplatten,  Kleinheit  des  Sehfeldes  vermeidet  (Hersteller 
Firma  Leitz,  Wetzlar).  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 


Studnicka,  F.  K.,  Eine  Lampe  zum  Mikroskopieren.  (Zschr. 
f.  wiss.  Mikrosk.  1924,  40,  S.  359.) 

Eine  elektrische  Glühlichtlampe  mit  halbkugelförmigem  Metall¬ 
schirm,  der  sich  durch  Herablassen  von  zwei  Faltschirmen  zu  einer 
Hohlkugel  ergänzen  läßt,  beleuchtet  im  offenen  Zustand  eine  breite 
Fläche  des  Arbeitstisches;  im  geschlossenen  Zustand  kann  das  Licht 
durch  eine  Öffnung  und  eine  Röhre,  in  der  sich  eine  Sammellinse 
befindet,  zum  Beleuchten  des  Mikroskopierspiegels  bzw.  von  Gegen¬ 
ständen  im  auffallenden  Licht  verwendet  werden.  Die  Lampe  läßt 
sich  in  jede  beliebige  Lage  bringen.  Wedemann  [Berlin). 


428 


Sitzungsbericht. 


Nachdruck  verboten. 

Berliner  Gesellschaft  für  Mikrobiologie. 

Sitzung  vom  15.  Dezember  1924. 

M.  Hahn,  Nachruf  auf  xAlfred  Schnabel. 

Hochverehrte  Anwesende !  Wir  stehen  noch  unter  dem  erschütternden  Eindruck 
des  Ereignisses,  das  uns  allen  einen  hochgeschätzten  Kollegen  und  vielen  von  uns 
einen  werten  Freund  geraubt  hat.  Alfred  Schnabel  ist  am  11.  Dezember  einer 
schweren  septischen  Infektion  erlegen,  nachdem  seine  Widerstandsfähigkeit  durch 
einen  Scharlach,  den  er  sich  im  Berufe  zugezogen  hatte,  und  höchstwahrscheinlich 
auch  durch  seine  letzte  anstrengende  Tätigkeit  bei  der  Erfoi  schung  der  Haffkrankheit 
erheblich  herabgesetzt  war.  Wir  haben  ihm  eben  erst  das  letzte  Geleite  gegeben 
und  haben  also  auch  noch  nicht  den  richtigen  Abstand  von  den  Ereignissen  ge¬ 
wonnen,  um  uns  über  die  Schwere  des  Verlustes  durch  eine  eingehende  Würdigung 
seiner  wissenschaftlichen  Tätigkeit  und  Persönlichkeit  vollkommen  klar  zu  werden. 
Aber  wir  wollen  uns  wenigstens  in  kurzem  ins  Gedächtnis  zurückrufen,  was  er 
geleistet  hat  und  wodurch  er  uns  allen  so  besonders  lieb  und  wert  geworden  ist. 
Nur  ein  Alter  von  33  Jahren  hat  er  erreicht;  in  Wien  geboren  und  aufgewachsen 
hat  er  dort  auch  sein  Hochschulstudium  1914  beendet,  hat  von  1915—17  als  Bakterio¬ 
loge  und  Hygieniker  auf  den  verschiedensten  Kriegsschauplätzen  hauptsächlich  in 
Südtirol  eine  ausgedehnte  Wirksamkeit  entfaltet.  Die  Folgen  einer  Verschüttung 
zwangen  ihn  1918  nach  Wien  zurückzukehren,  wo  er  zunächst  unter  Frankel 
chemisch,  unter  Pauli  biologisch  und  physikalisch-chemisch  arbeitete,  bis  er  bei 
Doerr  in  Wien  und  Basel  als  I.  Assistent  eintrat.  Ende  1921  übernahm  er  das 
Untersuchungsamt  im  Berliner  Institut  „Robert  Koch“.  Seine  Arbeitsgebiete  sind  Ihnen 
zum  großen  Teil  aus  den  Vorträgen  bekannt,  die  er  hier  in  dieser  Gesellschaft 
gehalten  hat.  Sie  wissen,  daß  er  in  den  letzten  Jahren  zuerst  mit  Doerr  zusammen, 
später  allein  sich  mit  Studien  über  das  Virus  der  Encephalitis  und  des  Herpes  Simplex 
befaßt  hat  und  durch  eine  Reihe  sehr  genial  angelegter  Versuche,  namentlich  über 
die  gekreuzte  Immunität,  die  Identität  der  beiden  Virusarten  sichern  konnte.  Als 
ein  äußerst  fruchtbarer  Gedanke  erwiesen  sich  seine  Überempfindlichkeitsversuche 
an  Bakterien,  aus  denen  sich  unzweideutig  ergab,  daß  es  möglich  ist,  Bakterien 
gegen  verschiedene  Substanzen  überempfindlich  zu  machen,  und  zwar  in  erster  Linie 
gegen  solche,  gegen  die  die  Bakterien  auch  gefestigt  werden  können.  Diesen  Nach¬ 
weis  hat  er  ‘nicht  nur  im  Reagenzglas,  sondern  auch  an  infizierten  Tieren  führen 
können.  Mit  einer  bewunderungswürdigen  Technik  sind  die  Fleckfieberversuche 
angestellt,  die  ihn  selbst  sicherlich  nicht  wenig  gefährdeten,  und  in  denen  er  unter 
anderem  zeigen  konnte,  daß  eine  als  fleckfieberimmun  geltende  Person,  die  ein 
schweres  Fleckfieber  3y2  Jahre  vorher  durchgemacht  hatte,  eine  positive  Weil-Felix- 
Reaktion  bekommt,  ohne  klinische  Krankheitserscheinungen,  wenn  man  sie  einer 
Neuinfektion  mit  künstlich  infizierten  Läusen  aussetzt.  Seine  Arbeiten  über  die 
Wirkungen  gediegener  Metalle  auf  Bakterien  beweisen  im  Gegensatz  zu  den  An¬ 
schauungen  anderer  Autoren,  daß  es  sich  um  reine  Lösungsvorgänge  handelt.  So 
hat  er  während  der  verhältnismäßig  kurzen  Zeit  seiner  Wirksamkeit  eine  Reihe  von 
wichtigen  Fragen  mit  einer  ausgezeichnet  durchgearbeiteten  Versuchstechnik  in 
Angriff  genommen.  Seine  hervorragende  physikalisch-chemische,  klinische,  patho¬ 
logisch-anatomische  Ausbildung  gestatteten  ihm  manche  Fragen  eingehender  und  von 
anderen  Gesichtspunkten  aus  zu  behandeln,  als  es  den  reinen  Bakteriologen  vielfach 
möglich  ist.  Dabei  war  er  auffallend  bescheiden  in  seinen  Schlußfolgerungen  und,  wie 
ich  hinzufügen  darf,  auch  in  seinem  persönlichen  Auftreten.  Gerade  dadurch  hat  er  sich 
so  rasch  viele  Freunde  hier  erworben.  Die  sorgfältige  Art  seines  Arbeitens,  die  Sachlich¬ 
keit  und  das  Streben  nach  Wahrheit  charakterisierten  ihn  als  den  wahren  Gelehrten. 


Sitzungsbericht. 


429 


Als  solchen  werden  wir  ihn  im  Gedächtnis  behalten  und  ihm  ein  treues  Andenken 
bewahren.  Aber  auch  als  zuverlässiger  Freund  wird  er  uns  immer  nahe  stehen  und 
trauernd  gedenken  wir  auch  des  kurzen  Eheglücks,  das  ihm  leider  nur  beschieden  war. 

Geschäftlicher  Teil. 

Zusammensetzung  des  Vorstandes  für  das  Geschäftsjahr  1925:  1.  Vorsitzender: 
Herr  R.  Otto,  2.  Vorsitzender:  Herr  Oettinger,  Schriftführer:  Herr  E.  Gilde- 
m e i s t e r ,  stellv.  Schriftführer :  Herr  E.  Seligmann,  Schatzmeister :  Herr W.  N ö  1 1  e r. 
Dem  Ausschuß  gehören  für  das  Geschäftsjahr  1925  an:  die  Herren  Beninde, 
Ziemann,  Schuberg,  Neufeld,  Zeller,  Lentz,  Hahn,  Schumacher, 
Lührs,  Gins. 

Wissenschaftlicher  Teil. 

I. 

•  • 

Neufeld,  Uber  einige  neuere  Untersuchungen  auf  dem 
Gebiet  der  Immunitätslehre. 

Im  Institut  „Robert  Koch“  hat  Dr.  Eguchi  erhebliche  Unterschiede  in  der 
Empfänglichkeit  junger  und  alter  Tiere  gegenüber  der  Fütterung  mit  Mäusetyphus 
festgestellt.  So  starben  nach  Fütterung  mit  kleiner  Dosis  (1  Hundertmillionstel  Öse) 
in  einem  Versuch  sämtliche  12  jungen  Mäuse  zwischen  dem  4.  und  9.  Tag,  während 
18  alte  Tiere  die  gleiche  Infektion  überlebten.  Besonders  auffallend  war,  daß  auch 
junge  Meerschweinchen  nach  Verfütterung  mäßiger  Dosen  von  Mäusetyphus 
(Vio — Vioo  Öse)  an  generalisierter  Infektion  eingingen,  während  alte  Tiere  10 fach 
größere  Dosen  überstanden. 

Bei  Verfütterung  von  Pneumokokken  fand  Eguchi  zum  mindesten  keinen 
starken  Unterschied  in  der  Empfänglichkeit  junger  und  alter  Mäuse,  dagegen  ließen 
sich  junge  Tiere  häutig  per  os  mit  abgetöteter  Pneumokokkenkultur  gegen  i.  per. 
Infektion  immunisieren,  während  das,  wie  schon  Killian  mitgeteilt  hat,  bei  er¬ 
wachsenen  Tieren  nur  ganz  ausnahmsweise  gelingt.  Es  liegt  vielleicht  nicht  ganz  außer 
dem  Bereich  der  Möglichkeit,  diese  Erfahrung  zur  Immunisierung  von  kleinen  Kindern, 
die  ja  diesen  Katarrherregern  gegenüber  besonders  hinfällig  sind,  praktisch  auszunützen. 

Im  Anschluß  an  die  von  Neufeld  und  Meyer  mitgeteilten  Versuche  über 
die  Bedeutung  des  Reticulo-Endothels  für  die  Immunität  wurde  weiterhin  bestätigt, 
daß  durch  Entmilzung  und  Blockade  mit  Eisenzucker,  der  dabei  auf  Grund  der 
Versuche  Rosenthals  in  50proz.  Lösung  benutzt  wurde,  sowie  mit  Tusche  zwar 
nicht  in  allen  Fällen,  aber  doch  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  die  immunisierende 
Wirkung  einer  Vorbehandlung  mit  abgetöteten  Pneumokokken  aufgehoben  werden 
kann.  Ferner  gelang  es,  durch  dieselben  Maßnahmen  bei  schon  immunisierten  Tieren 
in  einigen  Fällen  die  Immunität  aufzuheben.  Dieses  letztere  Ergebnis  entspricht 
einer  bereits  von  Singer  und  Adler  mitgeteilten  Beobachtung,  die  bei  pneumo¬ 
kokkenimmunisierten  Kaninchen  durch  nachträgliche  Blockade  mit  Tusche  die  Im- 
•  muuität  wenigstens  teilweise  aufheben  konnten. 

Dagegen  haben  die  weiteren  Versuche,  bei  pneumokokkenimmunisierten  Mäusen 
durch  Einspritzung  von  Mangansalzen  den  Übertritt  bis  dahin  zellständiger  Antikörper 
in  das  Blut  zu  veranlassen,  zu  einem  von  den  früheren  abweichenden  Ergebnis 
geführt,  indem  neuerdings  mehrfach  auch  bei  immunisierten  Mäusen  ohne  Mangan- 
behandlung  solche  Antikörper  und  zwar  zum  Teil  in  ziemlich  reichlicher  Menge  im 
Blut  gefunden  werden,  auch  wenn  die  Vorbehandlung  nur  mit  abgetöteten  Pneumo¬ 
kokken  in  mäßigen  Dosen  erfolgt  war. 

Weitere  Versuche  betrafen  die  Frage,  ob  auch  die  Entstehung  der  Überempfind¬ 
lichkeit  durch  Entmilzung  und  Blockade  mit  Eisenzucker  verhindert  werden  kann. 
Dies  gelang  weder  bei  Mäusen  noch  beim  Meerschweinchen,  wobei  jedoch  zu  be- 


430 


Sitzungsbericht. 


denken  ist,  daß  bei  Mäusen  zur  Sensibilisierung  recht  große  Mengen  von  Antigen 
(Pferdeserum)  nötig  sind,  während  beim  Meerschweinchen  die  Möglichkeit  einer  ge¬ 
nügenden  Blockade  noch  nicht  erwiesen  ist. 

Daß  man  dagegen  bei  schon  sensibilisierten  Tieren  durch  Blockade  den  Ein¬ 
tritt  des  Shocks  verhindern  kann,  ist  schon  aus  früheren  Versuchen  bekannt.  Das 
gelang  Petersen  beim  Hunde  durch  Einspritzung  von  Eisenzucker,  Duprez  bei 
Meerschweinchen  durch  Lipoideinspritzung,  sowie  vor  allem  M old o van  und  Zolog 
mittels  Tusche  beim  Meerschweinchen.  Letzteres  haben  wir  bei  Meerschweinchen, 
die  mit  Pferdeserum  sensibilisiert  und  20  Tage  danach  i.  v.  mit  Tusche  injiziert 
wurden,  bestätigt ;  24  Stunden  danach  vertrugen  die  Tiere  die  i.  v.  Einspritzung  der 
kleinsten  sicher  tötenden  Dosis  —  0,3  ccm,  nicht  aber  eine  größere  Dosis.  Auch  bei 
2  passiv  überempfindlich  gemachten  Meerschweinchen  konnten  wir  durch  i.  v.  Ein¬ 
spritzung  von  Eisenzucker  den  Ausbruch  des  Shocks  verhüten. 

II. 

Schumacher,  J.,  Ergebnisse  der  Syphilisforscliung. 

In  langjährigen  bis  1914  zurückliegenden  Untersuchungen  beschäftigte  sich 
Vortr.  mit  der  Frage,  welche  chemischen  Beaktionen  zwischen  den  Spirochäten  einer¬ 
seits  und  dem  Salvarsan  andererseits  bei  der  Syphilistherapie  sich  abspielen  und  auf 
der  Wirkung  welchen  Umwandlungsproduktes  des  Salvarsans  letzten  Endes  die 
Spirillozidie  beruht.  Die  Fragen  des  chemischen  Aufbaus  der  Spirochaeta  pallida 
sowie  der  Wirkungslosigkeit  des  Salvarsans  in  vitro  bei  guter  Wirkung  in  vivo 
waren  weiterhin  Gegenstand  seiner  Untersuchungen.  Diese  ergaben,  daß  das  intakte 
Salvarsan  wohl  mit  der  toten  Zelle  in  chemische  Reaktion  tritt,  nicht  aber  mit  der 
lebenden.  Eine  Fixierung  des  Salvarsans  im  Sinne  Ehrlichs,  daß  die  Arseno- 
gruppe  des  Salvarsans  die  Reaktion  mit  der  Zelle  vermittele,  finde  nicht  statt.  Es 
komme  chemisch  zur  Bildung  eines  additionellen  Salzes  und  zwar  entsteht  bei  der 
toten  Körperzelle  nukleinsaures  Salvarsan,  das  auch  makrochemisch  darstellbar  ist. 
Die  hohe  plötzliche  Reduktionskraft  verdankt  das  Salvarsan  je  einer  reduxophoren 
Gruppe,  worunter  je  eine  —OH-  und  — NH2-Gruppe  in  ihrer  Gesamtheit  verstanden 
werden,  wie  durch  Diazotierung  des  Salvarsans  bewiesen  wird.  Während  so  be¬ 
handeltes  Salvarsan  nicht  mehr  reduziert,  macht  sich  aber  im  Verlauf  von  24  Stunden 
weiterhin  eine  Reduktionskraft  der  Flüssigkeit  bemerkbar,  die  auf  der  inzwischen 
eintretenden  Oxydation  der  Arsenogruppen  beruht,  wodurch  diese  Sauerstoff  ent¬ 
ziehend  zu  wirken  vermögen.  Auch  die  reduxophoren  Gruppen  des  Salvarsans  sind 
bei  der  Bindung  an  die  Zelle  nicht  beteiligt,  wie  die  erhalten  gebliebene  Reduktions¬ 
kraft  des  Salvarsans  nach  der  Bindung  an  die  Zelle  beweist. 

Die  Untersuchungen  über  den  chemischen  Aufbau  der  Spirochaeta  pallida  er¬ 
gaben  weiterhin,  daß  diese  ein  nukleinsäurefreier,  daher  ein  sauerstoffarmer  Parasit 
ist,  dessen  Leibessubstauz  hauptsächlich  aus  einem  Lipoproteid  (Lipoideiweißverbindung) 
aufgebaut  wird. 

Bei  der  Oxydation  des  Salvarsans  entsteht  primär  nicht  das  p-Oxy-m-amino- 
phenylarsinoxyd,  sondern  die  stärker  lipoproteid-  als  wasserlösliche  Salvarsan  b  a  s  e. 
Aus  diesem  Grunde  binden  jetzt  auch  die  lipoproteidhaltigen  lebenden  Zellen 
(Hefe,  Milzbrand,  Spirochäten)  elektiv  die  Salvarsanbase.  Es  konnte  fernerhin  der 
Beweis  dafür  erbracht  werden,  daß  als  primäres  Umwandlungsprodukt  des  Salvarsans 
in  vivo  ebenfalls  nur  die  Salvarsanbase  in  Betracht  kommt.  Nach  erfolgter  Bindung 
der  Salvarsanbase  an  die  lebenden  Spirochäten,  wobei  spirochätenlipoidsaures  Di- 
oxy-di-aminoarsenobenzol  entsteht,  indem  zwei  Moleküle  Spirochätenlipoidsäure  mit 
einem  Molekül  Salvarsanbase  in  Reaktion  ti  ten,  setzt  sofort  die  Sauerstoff  raubende 
Kraft  der  Arsenogruppen  ein,  deren  Wirkung  im  Falle  des  Salvarsans  durch  die 
noch  vorhandenen  und  noch  intakten  reduxophoren  Gruppen  gesteigert  wird.  Unter 
Sprengung  des  Chromophors  As  =  As  zerfällt  das  spirochätenlipoidsaure  Di-oxy-di- 


Sitzungsbericht. 


431 


aminoarsenobenzol  alsdann  sekundär  in  zwei  Moleküle  des  entsprechenden  p-Oxy-m- 
aminophenylarsinoxyds.  Die  spezifisch  spirillozide  Wirkung  des  Sal¬ 
varsans  beruht  daher  darauf,  daß  durch  die  elektive  Bindung  der 
Salvarsanbase  durch  die  Parasiten  die  Oa -  Entziehung  in  erster 
Linie  an  diesen  erfolgt,  wodurch  diese  chemisch  gesprochen:  redu¬ 
ziert,  biologisch  gesprochen:  erstickt  werden.  Dieser  Wirkung  erliegen 
die  Spirochäten  als  sehr  sauerstoffarme  Mikroorganismen  rascher  als  die  sehr  viel 
sauerstoffreicheren  Körper-  und  Bakterienzellen. 

Das  wirksamste  Präparat  muß  nach  den  vorliegenden  Untersuchungen  das 
Altsalvarsan  sein,  von  dem  Neosalvarsan  müssen  zu  dem  gleichen  Effekt  sehr 
viel  höhere  Dosen  verwendet  werden,  was  auch  mit  den  Beobachtungen  einiger 
Kliniker  übereinstimmt.  Calciumgegenwart  beschleunigt  die  Ausfällung  der  Salvarsan¬ 
base  im  Blute  und  damit  ihre  Wirkung.  Gleichzeitig  sinkt  die  Toxizität  des  Salvarsans, 
da  der  Zeitraum,  in  welchem  das  wasserlösliche  Salvarsan  seiner  Wasserlöslichkeit 
wegen  seinen  Einfluß  auch  auf  die  Körperzellen  geltend  macht,  möglichst  verkürzt  wird. 

Irgendeine  Beeinflussung  der  im  Gehirn  und  Rückenmark  sitzenden  Spiro¬ 
chäten  ist  unter  normalen  Verhältnissen  ausgeschlossen,  da  das  Salvarsan  so  gut 
wie  nicht  in  diese  Organe  Übertritt.  Aber  auch  auf  dem  Wege  der  intralumbalen 
Injektion  ist  das  nicht  möglich,  da  auch  hier  die  Wirkung  auf  die  lipoproteidhaltige 
Spirochaeta  pallida  in  einem  ebenfalls  lipoproteidhaltigen  Medium  aus  rein  chemischen 
Gründen  nicht  möglich  ist,  womit  als  gegebener  Tatsache  zu  rechnen  ist.  Die 
Abortivkur  der  Syphilis  mißlingt  in  späteren  Stadien  auch  bei  Anwendung 
noch  so  hoher  Salvarsandosen,  sobald  die  Syphiliserreger  einmal  im  Gehirn  oder 
Rückenmark  sich  befinden.  Nicht  zu  kleine  Salvarsandosen  bei  möglichst  frühzeitiger 
Behandlung  ist  die  Behandlungsmethode  der  Wahl.  Nach  Vernichtung  aller  erreich¬ 
baren  Spirochäten  auf  direktem  Wege  durch  das  Salvarsan  muß  die  Vernichtung  der 
der  Einwirkung  des  Salvarsans  entgangenen  Parasiten  auf  indirektem  Wege  über 
die  Körperzelle  angestrebt  werden,  indem  wir,  um  eine  möglichst  nachhaltige  Wir¬ 
kung  zu  erzielen,  durch  Applikation  unlöslicher  Hg-Salze  die  natürlicherweise  bei 
einer  Syphilisinfektion  einsetzende  Antikörperproduktion  auf  katalytischem  Wege  zu 
beschleunigen  versuchen.  Dem  Wismut  kommt  eine  direkte  Beeinflussung  der  Spiro¬ 
chäten  in  vivo  nicht  zu,  als  Ersatz  des  Quecksilbers  kann  es  in  den  Fällen  hinzu¬ 
gezogen  werden,  wo  das  Hg  nicht  vertragen  wird.  (Erscheint  ausführlich  in  der 
Derm.  Wschr.  1925.) 


Diskussion: 

Unna1):  Ich  muß  Ihnen  sagen,  daß  die  letzten  Arbeiten  von  Schumacher 
über  das  Vorhandensein  und  die  Eigenschaften  der  Lipoproteide  mir  einen  großen 
Fortschritt  in  der  Kenntnis  der  Lebewesen  «zu  bedeuten  scheinen  und  eine  von  mir 
schon  lange  empfundene  Lücke  in  glücklichster  Weise  ausfüllen.  Schumacher 
steht  ganz  wie  ich  auf  dem  Boden  der  chemischen  Natur  der  Färbung  und  benutzte 
meine  Methode  der  Chromolyse,  die  er  auch  auf  in  der  Zelle  erst  synthetisierte  Ver¬ 
bindungen  und  die  hydrolytische  Spaltung  der  Zellinhaltsstoffe  ausdehnte,  in  durchaus 
origineller  Weise,  indem  er  ein  pflanzliches  Objekt,  die  Hefe,  zur  Erforschung  der 
auch  für  das  tierische  Gewebe  so  überaus  wichtigen  Nukleinsäure  herbeizog.  Ich 
hielt  zunächst  diese  Arbeiten  auf  einem  uns  fernliegenden  Gebiete  für  einen  Umweg. 
Aber  die  Erfolge  Schumachers  auf  diesem  Umwege  über  die  Pflanze  führten  uns 
bei  dem  starken  Gehalt  der  Hefe  an  reiner  Nukleinsäure  nicht  bloß  rasch  weiter, 
sondern  ergaben  auch  auf  dem  näher  verwandten  Gebiete  der  Bakterien  über¬ 
raschende  Ergebnisse,  welche  nicht  bloß  für  die  Tuberkel-  und  Leprabazillen,  sondern 
auch  für  die  Spirochaeta  pallida  schwer  ins  Gewicht  fallen.  Während  früher  in 


*)  Vorgetragen  von  Herrn  E.  Sklarz. 


432 


Sitzungsbericht. 


unseren  Köpfen  sich  der  chemische  Färbungsvorgang  nur  als  Salzbildung  in  wässerigen 
Lösungen  abspielte,  haben  wir  nach  Schumacher  nunmehr  auch  die  Möglichkeit 
chemischer  Verbindungen  mit  Farbbasen  in  öliger  Lösung  ins  Auge  zu  fassen.  Sie 
sehen  ja  ferner  aus  seinen  heutigen  Mitteilungen,  in  welcher  Weise  er  seine  Befunde 
verwerten  konnte. 

Ziemann:  Ich  möchte  aus  dem  Komplex  der  so  außerordentlich  wichtigen 
und  interessanten  Probleme,  die  Herr  Schumacher  in  seinem  schönen  Vortrage 
hier  aufgerollt  hat,  nur  einen  Punkt  herausgreifen,  der  mir  für  die  Praxis  von 
eventuell  außerordentlicher  Bedeutung  erscheint.  Herr  Schumacher  leitet  aus 
theoretischen  Gründen  die  Notwendigkeit  her,  bei  einer  Salvarsantherapie,  um  die 
Verträglichkeit  des  Salvarsans  und  damit  den  therapeutischen  Effekt  zu  steigern,  Kalk 
zu  geben.  Da  interessiert  vielleicht  der  Hinweis,  daß  ein  armenischer  Arzt,  dessen 
Namen  ich  mich  augenblicklich  nicht  erinnere,  in  einer  kürzlichen  Publikation  angibt, 
das  Salvarsan,  aufgelöst  in  Calciumharnstoff,  in  großen  Dosen  mit  glänzendem  Erfolge 
und  ohne  den  geringsten  Schaden  gegeben  zu  haben.  Es  sei  dadurch  möglich 
gewesen,  Dosen  von  sogar  0,9  Neosalvarsan,  auch  bei  Kindern  ohne  Schaden  zu 
geben  und  mit  größtem  Erfolge  selbst  bei  bisher  refraktären  Fällen.  Kritische 
Nachprüfungen  auf  weiterer  Basis  wären  daher  dringend  wünschenswert.  Herr 
Schumacher  hat  dann  noch  ein  Präparat  aufgestellt  von  Oidium  lactis  mit  Dar¬ 
stellung  der  Kernverhältnisse  bei  Färbung  mit  Methylen-Azur,  nach  Vorbehandlung 
des  Präparates  mit  5  proz.  Schwefelsäure.  Ich  darf  darauf  hinweisen,  daß  ich  bereits 
1898  in  einem  Aufsatz  im  Zentralblatt  f.  Bakteriologie  „Über  eine  Methode  der 
Doppelfärbung  bei  Flagellaten,  Pilzen,  Spirochäten,  Bakterien  usw.“,  worin  ich  die 
universale  Anwendbarkeit  der  damals  von  mir  erst  brauchbar  gemachten  Romanowsky- 
Methode  bewies,  ganz  ähnliche  Färbung  der  Kernsubstanzen  schon  damals  bei  Oidium 
lactis  beschrieben  habe. 

Gutstein:  Der  Herr  Vortr.  hat  aus  der  Tatsache,  daß  manche  Substrate  sich 
mit  der  Viktoriablaubase  (rot)  blau  färben,  den  Schluß  gezogen,  daß  eine  chemische 
Bindung  stattgefunden  haben  müsse.  Diese  Schlußfolgerung  ist  m.  E.  nicht  bindend. 
Vor  längerer  Zeit  habe  ich  mich  mit  den  freien  Basen  einiger  basischer  Farbstoffe 
beschäftigt,  insbesondere  des  Nilblausulfats.  Die  freie  Base  des  Nilblausulfats  löst 
sich  in  Alkohol  mit  roter  Farbe.  Die  Lösung  ist  jedoch  äußerst  unbeständig  und 
wird  schon  durch  Wasserzusatz  blau  gefärbt.  Ebenso  wird  ein  Gewebsschnitt,  der 
nach  Färbung  mit  alkoholischer  Nilblaubaselösung  rot  ist,  bei  Berührung  mit  Wasser 
momentan  blau.  Von  Interesse  ist  auch  folgende  Beobachtung:  löst  man  Palmitin¬ 
säure  in  heißem  Alkohol  und  setzt  die  Nilblaubase  zu,  so  färbt  sich  die  Lösung  rot; 
beim  Abkühlen  scheidet  sich  die  Palmitinsäure  an  den  Wänden  aus  und  färbt  sich 
langsam  blau.  Diese  Beobachtungen  zeigen,  daß  die  freien  Basen  der  basischen 
Farbstoffe  äußerst  unbeständig  sind,  so  daß  man  nicht  ohne  weiteres  von  einer 
chemischen  Verbindung  zwischen  freien  Base  und  Gewebe  sprechen  kann. 

Schumacher  (Schlußwort):  Es  ist  sehr  erfreulich,  von  anderer  Seite  festgestellt 
zu  sehen,  daß  auch  bezüglich  der  vorliegenden  klinischen  Erfahrungen  diese  in 
Übereinstimmung  mit  den  histochemisch  erhobenen  Befunden  stehen.  Dem  letzten 
Diskussionsredner  habe  ich  zu  erwidern,  daß  mir  selbstverständlich  die  Nachteile 
der  Nilblaubase  bekannt  waren,  ich  sie  daher  auch  zu  dem  beabsichtigten  Zweck 
des  Nachweises  der  Salzbildung  bei  der  Desinfektion  nicht  verwendet  habe.  Ich 
vermisse  aber  den  Einwand  da,  wo  er  eher  angebracht  gewesen  wäre:  Bei  der  Ver¬ 
wendung  der  Viktoriablaubase,  die  bekanntlich  zu  den  Imidbasen  gehört.  Diesem 
eventuell  zu  machenden  Einwand  bin  ich  aber  bereits  dadurch  zuvorgekommen,  daß  ich 
zu  jenem  Zweck  die  absolut  farblose  Karbinolbase  des  Neufuchsins  verwendet  habe. 
Auch  hierbei  färben  sich  die  Zellen  in  dem  Farbtone  der  Salze  dieser  Base:  rot.  Diese 
erwähnten  feineren  chemischen  Details  hat  Herr  Gut  st  ein  offenbar  überhört. 


Centralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Abt.  Referate. 

^  Bd.  78.  No.  19/20.  ===== . =  = 


Ausgegeben  am  5.  März  1925. 


Tuberkulose. 

Grau,  H.,  Über  eine  traumatische  örtliche  Sputum¬ 
in  Sektion.  (D.  m.  W.  1924  S.  716.) 

Das  Hausmädchen  einer  Heilstätte  ritzte  sich  am  linken  Zeige¬ 
finger  durch  Fall  in  die  Scherben  einer  Spuckflasche.  Hartnäckige 
tuberkulöse  Geschwürsbildung.  Erst  Röntgenbestrahlung  und  fort¬ 
gesetzte  Hitzebehandlung  nutzten.  Georg  Schmidt  {München). 

Ghon,  A.  und  Kudlich,  H.,  Ein  Beitrag  zur  Frage  des  mehr¬ 
fachen  Primärinfektes  bei  der  pulmonalen  Tuber¬ 
kuloseinfektion  im  Kindesalter.  (M.  Kl.  1924  S.  1282.) 

Beschreibung  eines  tödlich  verlaufenen  Falles,  bei  dem  die 
Obduktion  17  verkalkte  Herde  feststellen  ließ,  die  mit  großer  Wahr¬ 
scheinlichkeit  als  Primärinfekte  anzusehen  sind.  Erich  Hesse  [Berlin). 

Hofmann,  Anton,  Über  die  derzeitige  Verbreitung  der 
Tuberkulose  unter  der  Schuljugend  des  westfälischen 
Industriegebietes.  (D.  m.  W.  1924  S.  693.) 

Tuberkulosehautproben  an  6— 8jährigen  Volksschulkindern  einer 
westfälischen  Industriemittelstadt  aus  dem  Herbste  1921  (683  Kinder) 
und  dem  Januar  1924  (469  Kinder).  Es  reagierten  von  ersteren  21,4, 
von  letzteren  35,4  Proz.,  von  den  gut  genährten  36,  von  den  leicht 
unterernährten  34,2,  von  den  stark  unterernährten  45,8  Proz.  Im 
Durchschnitt  kein  Einfluß  des  Ernährungszustandes  der  Kinder  auf 
das  Erscheinen  der  positiven  Reaktion.  Die  Hauptschuld  an  der 
vermehrten  Zahl  frühzeitig  infizierter  Kinder  tragen  die  Wohnungs¬ 
not  und  leichtsinniger  Umgang  mit  Tuberkulösen.  1921  reagierten 
aber  doch  auch  36,7  Proz.  der  297  9 — 14jährigen  Angehörigen  der 
höheren  Schulen,  während  von  1116  gleichalterigen  Volksschulzöglingen 
36,3  Proz,  reagierten.  1921  und  1924  wurden  zusammen  1169  Knaben 
und  1144  Mädchen  untersucht;  von  ersteren  reagierten  384 
(=  32,8  Proz.),  von  letzteren  394  (—  34,4  Proz.).  Ge  org  Schmidt. 


Guerin,  F.-H.,  Lalung-Bonnaire  et  Nguyeu-Van  Khai,  Epidemio¬ 
logie  de  la  tuberculose  en  Coch inchine.  (Ann.  de  1’Inst. 
Pasteur.  1924,  38,  p.  915.) 

Epidemiologische  Studie  über  die  Tuberkulose  in  Cochinchina. 

Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 


28 


Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


No.  19/20. 


434 


Tuberkulose. 


Goldmann,  Fr.  und  Wolff,  G.,  Über  Tuberkulose  bei  alten 
Leuten.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1727.) 

Es  wurden  bei  339  alten  Leuten,  die  größtenteils  gewohnheits¬ 
mäßige  Huster  und  Spucker  waren,  Auswurfuntersuchungen  vor- 
genommen.  Bei  9  =  2,7  Proz.  wurden  Tuberkelbazillen  nachgewiesen, 
ohne  daß  vorher  die  richtige  Diagnose  gestellt  oder  auch  nur  ver¬ 
mutet  worden  war.  Aus  den  Ergebnissen  dieser  Untersuchungen  und 
der  Statistik  ziehen  die  Verff.  den  Schluß,  daß  die  alten  Huster  und 
Spucker  nicht  ungefährlich,  sondern  vielmehr  beachtenswerte  Quellen 
tuberkulöser  Infektion  sind.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 


Ickert,  Franz,  Staublunge  und  Tuberkulose  bei  den  Berg¬ 
leuten  des  Mansfelder  Kupferschieferbergbaues.  (D. 
m.  W.  1924  S.  832.) 

Durchschnittssterbealter  der  tuberkulösen  Kupferbergarbeiter 
sehr  hoch.  Sie  sind  vielfach  mehr  als  —  sich  oft  trotz  ihrer  Ba- 
zillose  sehr  wohl  fühlende  und  sehr  lange  arbeitsfähige  —  Bazillen¬ 
träger  denn  als  Kranke  anzusehen,  als  Aushuster  der  Tuberkel¬ 
bazillen  aber  gefährlich.  Durch  Komplementablenkungsproben  wurde 
eine  zweite  Gruppe,  die  der  atypischen  Bergmannstuberkulose  fest¬ 
gestellt,  bei  der  keine  Bazillen  gefunden  wurden.  Die  reine  Staub¬ 
lunge  hob  sich  von  den  schweren  bindegewebigen  Veränderungen 
der  Lungen  ab,  die  Tuberkelbazillen  aufwiesen.  Der  Kupferschiefer¬ 
staub  als  unspezifischer  Reiz  hilft  eindringenden  Tuberkelbazillen 
einen  Schutzwall  entgegenzusetzen.  Georg  Schmidt  {Berlin).- 


Kißkalt,  Karl  und  Schütz,  Franz,  Tuberkulose  und  Blei¬ 
vergiftung.  (D.  m.  W.  1924  S.  678  u.  Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103, 
S.  560.) 

Frisch  bereitete  Lösungen  von  Bleinitrat  wurden  fortlaufend  in 
die  Vene  oder  unter  die  Haut  von  Kaninchen  verbracht,  ausnahms¬ 
weise  auch  verfüttert.  Nach  3  Wochen  machte  sich  Bleivergiftung 
durch  das  Auftreten  von  Basophilen  bemerkbar.  Weitere  66  Tage 
später  wurde  in  die  Venen  der  Tiere  eine  gleichmäßige  Aufschwemmung 
boviner  Tuberkelbazillen  eingespritzt.  Am  58.  bis  103.  Tage  nach 
der  Einspritzung  Tötung  dieser  wie  der  Tiere  der  Gegenproben.  Bei 
beiden  Reihen  kein  Unterschied  in  der  Ausbreitung  der  Tuberkulose  oder 
in  der  Bleispeicherung  in  der  Lunge  oder  im  übrigen  Körper.  Aus 
diesem  Mißlingen  der  Erzeugung  einer  Tuberkulosebereitschaft  durch 
Bleivergiftung  bei  Tieren  ist  auch  zu  schließen,  daß  die  vermehrten 
Erkrankungen  der  Bleiberufsarbeiter  an  Tuberkulose  nicht  durch  das 
Blei  bedingt  sind.  Georg  Schmidt  [München). 


Tuberkulose. 


485 


Bienenfeld,  Bianca,  Lungentuberkulose  und  Schwanger¬ 
schaft.  (Mschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.  1924,  67,  S.  348.) 

Sammelbericht.  E.  Philipp  {Berlin). 

Leichten  tritt,  B.,  Tuberkulose  und  Ernährung.  I.  Mitt. 
Der  Ablauf  der  Tuberkulose  des  Meerschweinchens 
bei  Darreichung  von  akzessorischen  Nährstoffen. 
(D.  m.  W.  1924  S.  672.) 

Gewisse  Vitamine  stimmen  die  Körperzellen  um.  Auf  diesem 
Wege  kann  man  deren  Abwehrleistung  steigern,  insbesondere  gegen¬ 
über  dem  Tuberkelbazillus.  Der  das  Vitamin  C  enthaltende  Zitronen¬ 
saft  erreicht  das  und  regt  außerdem  mit  Hilfe  eines  Vitamines  D  zur 
Fettspeicherung  an.  5  Meerschweinchenreihen  wurden  tuberkulös 
infiziert.  Ein  Teil  der  Tiere  erhielt  Zitronensaftbeifutter.  Manchen 
wurde  dieses  bereits  vor  der  Infizierung  verabfolgt.  Alle  Tiere  der 
Gegenproben  starben  beträchtlich  früher  als  die  mit  Zitronen  gefütterten. 
Bei  diesen  war  pathologisch-anatomisch  die  Krankheit  eine  andere  ge¬ 
worden,  oder  der  Körper  hatte  gelernt,  ihr  anders  zu  begegnen. 
Durch  die  Vitamin-Vorfütterung  wurde  kein  anderer  Ablauf  der 
Tuberkulose  erreicht,  als  wenn  die  Zitronenfütterung  erst  vom 
Infektionstage  ab  erfolgte.  Der  das  Vitamin  A  enthaltende  Lebertran 
eignete  sich  in  größeren  Mengen  gar  nicht  für  tuberkulöse  Meer¬ 
schweinchen.  Georg  Schmidt  {München). 

Haudek,  M.,  Neue  Gesichtspunkte  zur  Beurteilung  der 
Entwicklungsstadien  und  der  Prognose  der  Lungen¬ 
tuberkulose.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1109.) 

Aus  einem  einzigen  Röntgenbilde  kann  für  die  Entscheidung 
über  den  anatomischen  Charakter  der  in  den  einzelnen  Lungen¬ 
bezirken  vorliegenden  Erkrankungsformen  nur  mit  großer  Reserve 
ein  Schluß  gezogen  werden,  dagegen  bietet  die  fortlaufende  Beob¬ 
achtung  in  Einzelfällen,  die  Anfertigung  von  Plattenserien  in  Inter¬ 
vallen  in  dieser  Richtung  sehr  wertvolle  diagnostische  Hilfsmittel. 
Die  Unterscheidung  zwischen  dem  sekundären  und  tertiären  Stadium 
der  Tuberkulose  erfährt  durch  das  Röntgenbild  vielerlei  Unterstützung, 
andererseits  aber  auch  bedeutende  Einschränkungen  hinsichtlich  ihrer 
Verläßlichkeit.  Die  beginnende  Tuberkulose  etabliert  sich  durchaus 
nicht  immer  in  den  Spitzen.  Es  kann  gelingen,  schon  bei  der  ersten 
Röntgenuntersuchung  rezente  Krankheitsschübe  an  den  durch  die 
perifokale  Entzündung  bewirkten  verwaschenen  Grenzen  der  Herde 
zu  erkennen.  So  kann  der  richtige  Zeitpunkt  erfaßt  werden,  um  die 
mit  Lungentuberkulose  behafteten  Kranken  in  einem  kritischen 
Stadium  der  kurativen  Therapie  zuzuführen.  H  et  sch. 

28* 


436 


Tuberkulose. 


Meinicke,  Ernst,  Über  Konstitution  und  Vererbung  bei 
der  Lungenschwindsucht.  (M.  Kl.  1924  S.  1215.) 
Entgegnung  auf  die  durch  Reiche  in  Nr.  24  der  gleichen 
Wochenschrift  gegen  den  Verf.  hinsichtlich  der  im  Titel  genannten 

Frage  erhobenen  Angriffe.  Anschließend  eine  Erwiderung  Reiches. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Winkler,  Alfons,  Über  die  Abgrenzung  der  ansteckungs¬ 
fähigen  Lungentuberkulosen  gegen  die  niclitan- 
s t eckungsfähigen.  (D.  m.  W.  1924  S.  689.) 

Klinische,  bakteriologische  und  pathologisch- anatomische  Ab¬ 
grenzung  von  1.  obligat  offenen,  2.  fakultativ  offenen,  3.  geschlossenen 

Tuberkulosen  sowie  der  entsprechenden  Anzeigepflicht. 

Georg  Schmidt  [München). 

Kayser-Petersen,  Noch  ein  Wort  zur  Frage  der  „an- 
s teckungsfähigen“  Tuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  1647.) 
Verf.  betont  gegenüber  Braeuning  die  Urteilsschwierigkeiten, 
wenn  man  sich  auf  das  Auffinden  von  Tuberkelbazillen  im  Auswurfe 
oder  ihr  Fehlen  stützt.  Man  unterscheide  statt  offene,  fakultativ 
offene  und  geschlossene  Tuberkulosen  vielmehr  ansteckungsfähige 
und  nichtansteckungsfähige.  Auf  Grund  wiederholter,  sorgfältigster 
klinischer  und  bakteriologischer  Untersuchungen  sind  die  ansteckungs¬ 
fähigen  Tuberkulosen  herauszufinden ;  sie  sind  so  genau  als  möglich 
zu  sanieren;  hierbei  sind  im  Einzelfalle  die  besonderen  Verhältnisse 
des  Kranken  (Bazillennachweis),  seiner  Umgebung  (Kinder)  und 
seines  Berufes  ZU  berücksichtigen.  Georg  Schmidt  {München). 

Lange,  B.,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Be¬ 
deutung  der  Tröpfchen-  und  Staubinfektion  bei  der 
Tuberkulose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  66*.) 

Der  Tröpfcheninfektion  ist  bei  der  Tuberkulose  nicht  die  über¬ 
ragende  Bedeutung  wie  bisher  beizumessen,  denn  es  kommen  nach 
den  Experimenten  des  Verf.  für  die  primäre  Infektion  des  Menschen 
nur  die  allerkleinsten  bazillenhaltigen  Tröpfchen  in  Frage,  da  nur 
solche  von  20  fif. i  höchstens  die  mannigfaltigen  Hindernisse  der  oberen 
Luftwege  überwinden  können.  Auch  sind  die  Chancen  für  den 
Bazillengehalt  solch  kleinster  Tröpfchen  außerordentlich  gering.  Die 
größere  Bedeutung  kommt  bei  der  aerogenen  Übertragung  der  Staub¬ 
infektion  zu,  denn  diese  gelingt,  wie  neuerdings  festgestellt,  mit 
größter  Sicherheit,  wenn  man  das  Trocknen  schonend  vornimmt. 
Ferner  können  nach  des  Verf.  Versuchen  bereits  einzelne  wenige 
der  in  die  Luft  übergehenden  ausgetrockneten  Bazillen  primäre 
Lungentuberkulose  erzeugen.  Das  Absterben  der  Bazillen  während 


Tuberkulose. 


437 


längerer  Trocknung  vermindert  zwar  die  Infektionsgefahr,  es  ist 
jedoch  zu  bedenken,  daß  sie  fortlaufend  durch  neue  lebenskräftige 
ersetzt  werden.  Nach  noch  nicht  abgeschlossenen  Versuchen  nimmt 
Verf.  an,  daß  Hustentröpfchen  ohne  Schädigung  der  Bazillen  schnell 
trocknen  und  daß  sie  leicht  von  der  Unterlage  sich  ablösen  lassen. 

Noetel  ( Landsberg  a.  TV.). 

Löwenstein,  Ernst  und  Moritsch,  M.,  Neue  Untersuchungen 
über  die  Verbreitungswege  des  Tuberkelbazilus. 
(D.  m.  W.  1924  S.  1290.) 

Bei  8  Meerschweinchen  wurden  Tuberkelbazillen  in  den  Zehen¬ 
ballen  des  Endgliedes  der  Hinterzehe  verimpft,  diese  nach  1 — 8  Tagen 
entfernt,  die  Tiere  mit  Tuberkulin  kutan  geprüft.  Alle  reagierten.  Die 
Zehenwegnahme  selbst  schon  nach  24  Stunden  konnte  also  die  Verbreitung 
der  Tuberkulose  nicht  mehr  verhindern.  Derselbe  Versuch  an  4  Meer¬ 
schweinchen;  Beseitigung  der  Zehe  nach  1j2 — 2  Stunden.  Alle  rea¬ 
gierten  auf  Tuberkulin;  die  Keaktion  trat  bei  nach  3/2  und  1  Stunde 
Amputierten  ziemlich  spät,  bei  den  später  Operierten  früher  auf. 
3  in  gleicher  Weise  geimpfte  Meerschweinchen  wurden  nach  3/2  bis 
24  Stunden  getötet  und  der  Milz  beraubt.  Diese  wurde  zerrieben 
und  in  die  Bauchhöhle  weiterer  Meerschweinchen  verbracht,  die 
wiederholt  mit  Tuberkulin  geprüft  wurden.  Die  Reaktion  war  positiv 
bei  Milzentnahme  von  der  6.  Stunde  ab,  wobei  die  Tuberkulose 
dieser  Tiere  um  so  milder  verlief,  je  früher  die  Milz  entfernt 
worden  war.  Experimentell  —  selbst  nur  intrakutan  —  einverleibte 
Tuberkelbazillen  geraten  also  rasch  in  die  Blutbahn  der  Meer¬ 
schweinchen,  sind  nach  24  Stunden  bereits  in  der  Milz,  also  bereits 
viel  früher  in  den  entferntesten  inneren  Organen,  als  die  Bezirks- 
lymphdrüsen  Zeichen  der  Infektion  aufweisen.  Georg  Schmidt. 

Kayser-Petersen,  J.  E.,  Die  Notwendigkeit,  einen  Tuber¬ 
kulösen  über  seine  Ansteckungsfähigkeit  aufzu¬ 
klären.  (D.  m.  W.  1924  S.  692.) 

Jeder  Tuberkulöse  ist  als  Gesellschaftswesen  anzusehen.  Über 
sein  Leiden  aufzuklären  ist  nicht  nur  jeder  offen  Tuberkulöse,  sondern 
überhaupt  jeder  Ansteckungsfähige.  Er  soll  die  erfolgte  Aufklärung 
Schriftlich  bestätigen.  Georg  Schmidt  [München). 

Salvioli,  G.,  Rapporti  fra  tuberculosi  sperimentale  e 
sistema  tireoparatireoideo.  (Boll.  dell  Ist.  sieroterap. 
Milan.  1924,  3,  p.  197.) 

Der  junge  Hund  eignet  sich  sehr  gut  zu  experimentellen  In¬ 
fektionsversuchen  mit  Tuberkulose.  Er  ist  sowohl  für  menschliche 
wie  Rindertuberkulose  empfänglich.  Die  Versuche  mit  teilweise 


438 


Tuberkulose. 


thyreoidektomierten  Hunden  haben  ergeben,  daß  die  operierten  Tiere 
sich  etwas  resistenter  gegenüber  der  tuberkulösen  Infektion  ver¬ 
halten,  die  experimentelle  Tuberkulose  scheint  etwas  leichter  zu 
verlaufen  als  bei  den  Kontrolltieren.  Dieterien  {Rottweil). 

Philibert,  Andre  et  Cordey,  Francois,  Action  de  l’infection 
pulmonaire  tuberculeuse  minime  du  lapin  jeune  sur 
la  reinfection  ä  l’äge  adulte.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91, 
p.  1321.) 

Bei  ausgewachsenen  Kaninchen  bedingt  die  zweimalige  pulmonäre 
Reinfektion  mit  Tuberkelbazillen  die  Entstehung  von  riesenhaften 
Kavernen,  bietet  also  in  keiner  Form  einen  Beweis  für  einen  durch 
die  primäre  Infektion  geschaffenen  Immunitätszustand.  —  14  zwei  Mo¬ 
nate  alte  Kaninchen  wurden  mit  Dosen  von  Viooooo — 1ho  Tuberkel¬ 

bazillen  intratracheal  infiziert.  7  von  den  Tieren  dienten  als  Kon¬ 
trollen  und  wurden  4,  6,  7,  8  und  12  Monate  nach  der  Infektion 
getötet.  6  zeigten  bei  der  Autopsie  trotz  sorgfältigster  Untersuchung 
keinerlei  makroskopisch  sichtbare  Lungenveränderungen;  nur  bei 
einem  Tier  fanden  sich  an  der  rechten  Lungenbasis  einige  kleine 
Tuberkel  ohne  Mitbeteiligung  der  Drüsen.  Die  anderen  7  Tiere 
wurden  4,  5,  7  und  8  Monate  nach  der  Erstinfektion  mit  Dosen  von 
Vioo — Vio  intratracheal  reinfiziert  und  in  Abständen  von  2 — 4  Mo¬ 

naten  nach  der  Reinfektion  (jeweils  gleichzeitig  mit  den  Kontrollen) 
getötet.  Alle  7  Tiere  zeigten  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Lungenveränderungen.  Aus  dieser  Untersuchungsreihe  wird  ge¬ 
folgert,  daß  die  minimale  Infektion  der  jungen  Tiere  heilen  kann; 
sie  hinterläßt  keine  Allergie  (wenigstens  zeigten  die  Tiere  keinerlei 
akute  Phänomene) ;  ferner  entsteht  durch  die  primäre  Infektion  keine 
Immunität  des  Lungengewebes ,  im  Gegenteil  wird  die  Lunge  für 
die  pathogene  Wirkung  der  Reinfektion  durch  sie  prädisponiert; 
z.  B.  hatte  eine  der  Kontrollen  100/10 00  mg  bekommen  und  war  ge¬ 
heilt,  während  4  reinfizierte  Tiere  jedes  insgesamt  nur  n/iooo 
erhalten  hatten  und  trotzdem  erkrankt  waren.  Eine  in  der  Jugend 
erworbene  tuberkulöse  Lungenaffektion  sensibilisiert  also  das  Kaninchen 
für  eine  Reinfektion  des  gleichen  Organs.  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Boquet,  A.  et  Nögre,  L.,  Sur  la  production  du  phenomene 
de  Koch.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  335.) 

Tuberkulöse  Meerschweinchen  verhalten  sich  gegenüber  Rein¬ 
fektionen  der  Haut  mit  virulentem  Material  so,  als  ob  sie  gleich¬ 
zeitig  hypersensibel  gegen  die  Tuberkelbazillen  und  refraktär  gegen 
ihre  pathogene  Wirkung  wären;  es  bildet  sich  ausschließlich  eine 
oberflächliche,  lokale  Läsion,  die  unter  Narbenbildung  ausheilt;  die 
Tuberkelbazillen  werden  mit  dem  nekrotisierten  Gewebe  eliminiert 


Tuberkulose. 


439 


oder  von  den  benachbarten  Lymphdrüsen  zurückgehalten  (Kochsches 
Phänomen).  Das  Phänomen  tritt  nach  Injektion  toter  Bazillen  ebenso 
wie  mit  lebenden  auf  (Koch);  jedoch  bedarf  es  zur  Erzielung  des 
gleichen  Effektes  mit  toten  Bazillen  etwa  der  doppelten  bis  drei¬ 
fachen  Menge.  Außerdem  bestehen  beträchtliche  Unterschiede  in  der 
Reaktion  je  nach  dem  zur  Verwendung  kommenden  Stamm;  beispiels¬ 
weise  sind  lebende  oder  tote  Bazillen  eines  sehr  virulenten  bovinen 
Stammes  viel  wirksamer  als  die  Bazillen  eines  abgeschwächten  oder 
avirulenten  (z.  B.  des  Calmette-Guerinschen  Gallebazillus)  Stammes. 
Während  alle  Tuberkelbazillenstämme  und  alle  säurefesten  Sapro- 
phyten  wirksam  sind,  erzielt  man  mit  10—20  mg  B.  subtilis  nur  ein 
geringfügiges,  rasch  verschwindendes  Ödem.  —  Timothee-  und  andere 
säurefeste  Bazillen  bewirken  zwar  charakteristisches  Kochsches 
Phänomen,  sind  aber  selbst  in  Mengen  von  100  mg,  ebenso  wie  ihr 
Paratuberkulin  (1  ccm),  nicht  toxisch  für  tuberkulöse  Meerschweinchen. 
Immerhin  wurde  durch  intravenöse  und  subkutane  Injektion  von 
200  —  600  mg  lebender  Timotheebazillen  bei  einem  tuberkulösen 
Hammel  eine  akut  einsetzende,  sich  über  3  Tage  erstreckende  hoch¬ 
fieberhafte  Allgemeinreaktion  ausgelöst;  Dauerschädigungen  waren 
nicht  zu  beobachten,  dagegen  stieg  der  Komplementbindungstiter 
immens  an.  Während  die  in  Azeton  unlöslichen,  in  Methylalkohol 
löslichen  Lipoide  des  Tuberkelbazillus  unwirksam  sind,  rufen  die  mit 
Azeton  und  Methylalkohol  entfetteten  Bazillenleiber  noch  typisches 
Kochsches  Phänomen  hervor.  —  Ebenso  wie  abgetötete  Tuberkel¬ 
bazillen  bei  tuberkulösen  Meerschweinchen  die  charakteristische 
Läsion  erzeugen,  sind  sie  auch  imstande,  nach  intraperitonealer  In¬ 
jektion  gesunde  Meerschweinchen  gegen  Bazillenleiber  und  Tuber¬ 
kulin  zu  sensibilisieren :  Tiere,  die  mit  5  mg  toten  humanen  Bazillen 
intraperitoneal  und  nach  6  Wochen  mit  der  gleichen  Dosis  intra¬ 
kutan  geimpft  werden,  reagieren  mit  Kochschem  Phänomen;  sie  sind 
gegen  intraperitoneale  Injektion  von  0,4  ccm  Tuberkulin  (4 — 8  fürs 
tuberkulöse  Meerschweinchen  tödliche  Dosen)  resistent,  jedoch  nicht 
gegen  noch  höhere  Dosen.  Die  mit  toten  Bazillen  sensibilisierten 
Tiere  acquirieren  durch  eine  Infektion  mit  lebendem  Material  eine 
Tuberkulose  und  sterben  ebenso  schnell  wie  die  Kontrollen.  Die  im 
Kochschen  Phänomen  sich  ausdrückende  Hypersensibilität  ist  bei 
den  mit  abgetöteten  Bazillen  präparierten  Meerschweinchen  also  nicht 
mit  Immunität  verknüpft,  während  sie  bei  tuberkulösen  Tieren  mit 
hochgradiger  Resistenz  gegen  exogene  Reinfektion  parallel  läuft. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Boquet,  A.  et  Negre,  L.,  Sur  les  proprietes  sensibilisantes 
des  bacilles  tuberculeux  avirulents  et  des  bacilles 
paratuberculeux.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  337.) 


440 


Tuberkulose. 


Ebenso  wie  die  avirulenten  Gallebazillen  (Calmette  u.  Guerin) 
und  Vogeltuberkelbazillen  bei  tuberkulösen  Meerschweinchen  Koch- 
sches  Phänomen  auslösen,  sind  sie  auch  imstande,  gesunde  Meer¬ 
schweinchen  gegen  nachfolgende  Impfung  mit  lebenden  oder  toten 
Tuberkelbazillen  zu  sensibilisieren,  freilich  in  sehr  viel  geringerem 
Maße  als  diese.  Zur  Erreichung  eindeutiger  Resultate  muß  man  die 
sensibilisierende  Injektion  entweder  mehrfach  wiederholen  oder  große 
Dosen  injizieren.  Das  Kochsche  Phänomen  tritt  nach  Sensibilisierung 
mit  avirulenten  Bazillen  auch  nach  Reinjektion  der  korrespon¬ 
dierenden  Bazillen  auf.  Die  gleichen  Tatsachen  gelten  —  nur  in 
noch  mehr  abgeschwächtem  Maße  —  für  die  säurefesten  Saprophyten. 
Dagegen  sind  die  so  sensibilisierten  Meerschweinchen  gegen  die  sub¬ 
kutane  oder  intraperitoneale  Injektion  von  0,1  ccm  Tuberkulin,  einer 
für  tuberkulöse  Meerschweinchen  tödlichen  Dosis,  resistent.  Analog 
liegen  die  Verhältnisse  bei  Kaninchen.  —  Die  mit  säurefesten  Sapro¬ 
phyten  sensibilisierten  Meerschweinchen  erliegen  stets  der  Reinfektion 
mit  Tuberkelbazillen  in  gleichen  Zeiten  und  mit  den  gleichen  Er¬ 
scheinungen  wie  die  Kontrollen.  —  Die  Phänomene  der  gekreuzten 
Hypersensibilität  einerseits,  der  Atoxizität  der  säurefesten  Sapro¬ 
phyten  für  tuberkulöse  Meerschweinchen  und  die  Tuberkulinunemp¬ 
findlichkeit  von  mit  säurefesten  Saprophyten  sensibilisierten  Kanin¬ 
chen  und  Meerschweinchen  andererseits  zeigen,  daß  die  Substanzen, 
aus  denen  die  verschiedenen  Tuberkelbazillen  und  säurefesten  Sapro¬ 
phyten  konstituiert  sind,  gemeinsame  antigene  Gruppen  von  Protein¬ 
charakter  besitzen,  auf  die  die  Hauthypersensibilität  zurückzuführen 
ist,  daß  diese  Antigene  aber  unabhängig  von  den  für  den  Tuberkel¬ 
bazillus  charakteristischen  toxischen  Gruppen  sind.  Pr  lg  ge. 

Haim,  Fettstudien.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  253*.) 

Es  gelingt,  bei  nicht  tuberkulösen  Tieren,  sowie  bei  solchen,  die 
nicht  mit  Teilstoffen  des  Tuberkels  vorbehandelt  sind,  durch  un- 
geformte  Bestandteile  des  Tuberkelbazillus  den  Fettsäurelipoid-  und 
den  Neutralfett anteil,  F  und  N  genannt,  einwandfreie  Tuberkel,  sowie 
Bilder,  die  den  spezifischen  Hautveränderungen  ähnlich  sind,  zu  er¬ 
zeugen.  Gleichzeitig  war  die  Reaktion  aller  Tiere  gegenüber  Tuber¬ 
kulin  und  den  Partigenen  eine  solche,  wie  sie  Tieren,  die  schon 
früher  mit  Tuberkulose  angesteckt  waren,  eigen  ist,  ohne  daß  jedoch 
irgendwelche  Tuberkulosespuren  nachweisbar  waren.  Noetel. 

Haim,  Arthur,  Neue  Funde  über  Tuberkelbildung  und 

Haut  reiz  antworten,  gewonnen  am  Schwein.  (Beitr.  z. 

Klin.  d.  Tbc.  1924,  60,  S.  1.) 

In  früheren  Untersuchungen  haben  Much  und  H.  Schmidt 
nachweisen  können,  daß  es  gelingt,  bei  klinisch  gesunden  Schweinen, 


Tuberkulose. 


441 


die  auch  bei  der  Sektion  keinerlei  Anzeichen  von  Tuberkulose  dar¬ 
boten,  durch  Einspritzung  von  ungeformten  Tuberkelbazillenteilstoffen 
(Partigenen)  in  die  Haut  Veränderungen  hervorzurufen,  die  den 
charakteristischen  Bildern  der  Tuberkuloseformen  entsprechen.  Bei 
Fortführung  dieser  Versuche  konnte  Verf.  diese  Befunde  bestätigen. 
Die  Untersuchung  der  Veränderungen  der  Blutimmunität  zeigte 
weiter,  daß  es  nicht  gelungen  war,  durch  Vorbehandlung  von 
Schweinen  mit  Partigenen,  Blindschleichentuberkelbazillen  Alttuber¬ 
kulin,  Cholesterin  und  Lezithin  Antikörper  zu  erzeugen,  die  durch 
die  Komplementbindungsreaktion  längere  Zeit  hindurch  nachweisbar 
wären.  Die  Agglutinationsprobe  ergab  ein  so  buntes  Bild,  daß  an 
die  Wirksamkeit  unabgestimmter  Kräfte  gedacht  werden  mußte,  um 
die  ziemlich  gleichsinnigen  Ausschläge  bei  den  einzelnen  Seren  zu 
erklären,  gleichgültig  ob  die  Tiere  mit  Tuberkelbazillen,  Partigenen 

oder  überhaupt  nicht  vorbehandelt  waren.  Bei  der  Prüfung  der 
•• 

Änderungen  der  Zellimmunität  wurden  starke  Tuberkulinreaktionen 
erhalten,  und  zwar  nicht  nur  mit  Alttuberkulin,  sondern  auch  mit 
den  verschiedenen  Bestandteilen  des  Tuberkelbazillus.  Es  bedarf 
also  anscheinend  keiner  abgestimmten  Vorbehandlung,  um  positive 
Tuberkulinreaktionen  hervorzurufen.  Eine  eigentliche  abgestimmte 
Allergie  kommt  nicht  in  Betracht,  da  die  Tiere  keine  Tuberkulose 
durchgemacht  hatten  und  gesund  waren,  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Koizumi,  Toru,  Über  Tuberkelbazillenbefunde  im  Knochen¬ 
mark  Tuberkulöser.  (D.  m.  W.  1924  S.  1506.) 

Bei  62  an  Tuberkulose,  darunter  8  an  Miliartuberkulose  Ver¬ 
storbenen  wurde  die  Gallenblase  auf  Gehalt  an  Tuberkelbazillen 
untersucht.  Sie  fanden  sich  in  46  Proz. 

26  tuberkulöse  Meerschweinchen.  In  ihrem  Knochenmarke  wurden 
mit  Ausstrich  in  53,8  Proz.,  mit  Züchtung  in  47,4  Proz.,  mit  Tier¬ 
impfung  in  72,7  Proz.  Tuberkelbazillen  festgestellt. 

30  an  Tuberkulose,  davon  6  an  Miliartuberkulose  gestorbene 
Menschen.  Das  Knochenmark  wies  bei  letzteren  in  50  Proz.,  bei  den 
übrigen  24  in  75  Proz.  Tuberkelbazillen  auf. 

Demnach  finden  sich  in  allen,  auch  den  keine  mit  bloßem  Auge 
erkennbare  Veränderungen  auf  weisenden  Organen  jedes  an  Tuber¬ 
kulose  verstorbenen  Menschen  Tuberkelbazillen.  Georg  Schmidt. 

Fürbringer,  Julius,  Die  klinische  Bedeutung  der  Aus¬ 
wurf  Untersuchung  und  ihre  Vornahme  in  der  Heil¬ 
stätte.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  341.) 

Zusammenfassendes  Referat,  gehalten  auf  der  Tagung  der  Ver¬ 
einigung  der  Lungenheilanstaltsärzte  in  Coburg  am  27.  Mai  1924. 

W.  Gaehtgens  [Hamburg). 


442 


Tuberkulose. 


Schilling,  Claus  und  Hackenthal,  H.,  Ein  neues  Verfahren 
zur  Unterscheidung  des  Typus  humanus  und  bovin u  j 
der  Tuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  668.) 

Extrakt  aus  humanen  Tuberkelbazillen  reagiert  fast  immer  (62  Ver¬ 
suche)  mit  human-tuberkulösem  Meerschweinchendarm;  andernfalls 
müssen  andere  Darmstücke  oder  auch  andere  Extrakte  verwendet  werden. 
Gleicher  Extrakt  beeinflußt  bovin-tuberkulösen  Meerschweinchendarm 
nicht  (11  Versuche)  oder  steigert  höchstens  mäßig  die  regelrechten 
Kontraktionen  (2  unter  11  Versuchen).  Boviner  Extrakt  reagiert  mit 
bovinem  Darme  meist  (11  unter  13)  voll,  mit  humanem  Darme 
häufiger  (16  unter  31)  negativ.  Man  infiziert  mit  dem  fraglichen 
Stamme  oder  tuberkulösen  Organe  mehrere  Meerschweinchen  und 
prüft  4  Wochen  später  die  Reaktion  mehrerer  Darmstücke  mit  mehreren 
wässerigen  Extrakten  von  Tuberkelbazillenstämmen,  die  aus  mensch¬ 
lichem  Auswurfe  gewonnen  sind.  Tritt  bei  allen  Tieren  volle  Reaktion 
ein,  so  liegt  Typus  humanus  vor.  Bleibt  sie  bei  allen  völlig  aus  oder 
geht  sie  nicht  über  Anregung  der  gewöhnlichen  Bewegungen  hinaus, 
so  handelt  es  sich  um  Typus  bovinus.  Ergänzung  durch  Versuche 
mit  bovinem  Extrakt.  Aber  negative  Ausfälle  bei  bovinem  Extrakt 
schließen  bovine,  positive  Ausfälle  humane  Infektion  nicht  aus.  Die 
Tiere  dürfen  nicht  vorbehandelt,  auch  nicht  mit  Tuberkulin  geprüft 
worden  sein.  Außerdem  ist  sorgfältigste  Technik  erforderlich. 

Georg  Schmidt  {München). 

Braun,  H.,  Stamatelakis,  A.  und  Kondo,  Seigo,  Der  Verwen¬ 
dungsstoffwechsel  säurefester  Bakterien.  I.  (Bioch. 
Zschr.  1924,  145,  S.  381.) 

Der  Timotheebazillus  zeigt  kümmerliches  Wachstum  auf  an¬ 
organischen  Nährböden,  die  entweder  keine  Stickstoff-  oder  keine 
Kohlenstoffverbindungen  enthalten.  Wahrscheinlich  verwertet  er  die 
geringen,  in  der  Brutschrankluft  enthaltenen  Mengen  von  kohlenstoff- 
und  stickstoffhaltigen  Substanzen.  Mit  Ammoniak  als  Stickstoffquelle 
verwertet  er  als  Kohlenstoffquelle  gut  Essigsäure,  Milchsäure, 

Bernsteinsäure  und  Apfelsäure,  weniger  gut  Oxal-  und  Weinsäure, 

•  • 

sehr  schlecht  Citronensäure,  von  Alkoholen  gut  Äthylalkohol,  Glyzerin 
und  Mannit,  nicht  dagegen  Methyl-  und  Amylalkohol.  Von  Kohle¬ 
hydraten  werden  Glukose  und  Lävulose,  dagegen  nicht  Laktose, 
Saccharose  und  Maltose  verwertet.  Als  Stickstoffquellen  können 
außer  Ammoniak  auch  Nitrate  und  Aminosäuren,  diese  gleichzeitig 
auch  als  Kohlenstoffquellen  dienen.  Harnstoff  wird  nicht,  Harnsäure 
sehr  mühsam  verwertet.  Von  Mineralstoffen  genügt  Kalium  oder 
Natrium  allein.  Phosphat  ist  unentbehrlich.  Andere  säurefeste 
Saprophyten  wie  Butterbazillen,  Trompetenbazillen  usw.  zeigen  ein 
ähnliches  Verhalten  wie  der  Timotheebazillus.  Kurt  Meyer  [Berlin). 


Tuberkulose. 


443 


Lemmens,  Karl,  Die  Dauer  der  Diazoreaktion  und  ihre 
Bedeutung  bei  der  Lungentuberkulose.  (D.  m.  W.  1924 
S.  1442.) 

24  Kranke  wurden  vom  Eintreten  der  Diazoreaktion  ab  be¬ 
obachtet,  23  davon  bis  zu  ihrem  Tode.  Mittlere  Dauer  dieser  Frist: 
3  Monate  und  eine  Woche.  Meist  fortschreitende,  exsudative  Tuber¬ 
kulose.  Einer  wurde  durch  künstlichen  Pneumothorax  gerettet.  Im 
übrigen  aber  kündet  Diazoreaktion  baldigen  Tod  an.  Heilstätten¬ 
aufnahme  nur,  wenn  Pneumothoraxkur  möglich.  Georg  Schmidt. 

DornOdden,  Hans,  Das  Hämogramm  in  der  Tuberkulose- 
begut  ach  tung.  (D.  m.  W.  1924  S.  678.) 

Hämatologische  Untersuchung  auch  bei  praktischer  Erprobung 
bewährt  zur  Erkennung  der  Stadien  der  akuten  und  der  chronischen 
Tuberkulose,  der  Schwere  der  Infektion,  der  Widerstandskraft  und 
der  Heilungsneigung  des  Körpers.  Georg  Schmidt  {München). 

Zimmermann,  W.,  Der  Serumkalkspiegel  bei  Lungen¬ 
tuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  686.) 

Das  Blutserum  von  100  Lungentuberkulosen  wurde  auf  Kalk 
analysiert,  im  Vergleiche  mit  dem  Blute  Gesunder.  Die  Ausdehnung 
des  tuberkulösen  Vorganges  beeinflußt  den  Kalkspiegel  nicht.  Er  ist 
unabhängig  von  der  Nahrung,  demnach  von  der  Tageszeit,  und  von 
Kalkzufuhr.  Bei  der  chronischen  Lungentuberkulose  ist  der  Körper 
ebenfalls  bestrebt,  den  Kalkspiegel  gleich  hoch  zu  erhalten.  Er  steigt 
oder  sinkt  vor  dem  Tode:  ein  Zeichen  des  Verfalles. 

Georg  Schmidt  {München). 

Wächter,  Rudolf,  Bedeutung  der  Senkungsreaktion  bei 
der  kindlichen  Tuberkulose  (1700  Reaktionen).  (D.  m. 
W.  1924  S.  687.) 

Im  ganzen  günstige  diagnostische,  prognostische,  therapeutische 
Erfahrungen.  Die  Prüfung  auf  Blutkörperchensenkungszeit  ist  aber 
nur  eine  Ergänzung  der  klinischen  und  der  Röntgenuntersuchung  und 
erfordert  zudem  gewisse  Vorsichtsmaßregeln.  Georg  Schmidt. 

Freund,  A.,  Blutkörperchensenkung  und  aktive  Lungen¬ 
tuberkulose.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  629.) 

Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  weisen  in  seltenen  Fällen 
auch  aktive  Lungentuberkulosen  eine  normale  Senkungszeit  auf. 

W.  Gaehtg ens  {Hamburg). 

Weicksel,  J.,  Blutsenkung  und  Blutdifferenzierung  bei 
Lungentuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  1603.) 


444 


Tuberkulose. 


Nachprüfung  in  der  Leipziger  medizinischen  Universitätspoliklinik. 
Die  Senkung  ist  in  keiner  Weise  spezifisch  für  aktive  Tuberkulose. 
Ebensowenig  ist  letztere  auszuschließen,  wenn  die  Senkungswerte 
regelrecht  sind.  Immerhin  haben  Tuberkulöse  mit  stets  sehr  be¬ 
schleunigter  Senkung  eine  sehr  ernste  Prognose.  Die  Blutbildwerte 
schwanken  nicht  so  stark  und  geben  sichereren  Anhalt  für  die  Vor¬ 
hersage.  Georg  Schmidt  [München). 

Weigeld,  Egon,  Die  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten 
Blutkörperchen  bei  Lungentuberkulose  und  „Vege¬ 
tative  Allergie“.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  60,  S.  73.) 

Die  Senkungsgeschwindigkeit  geht  ebenso  wie  die  Adrenalin¬ 
empfindlichkeit  der  Ausbreitung  des  Lungenprozesses  meist  parallel. 
Diese  Zusammenhänge  lassen  darauf  schließen,  daß  auch  die  erhöhte 
Senkungsgeschwindigkeit  der  Erythrocyten  Ausdruck  der  Verände¬ 
rungen  in  der  Reaktionsweise  des  vegetativen  Systems  ist,  die  auch 
in  der  Blutdruck-  und  Pulskurve  zum  Ausdruck  kommen  und  auf 
eine  zentrale  Regulation  hin  weisen.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Beckmann,  A. ,  Flockungsreaktion  im  Blutserum  nach 
Mätefy  und  Blutkörperchensenkungsprobe  bei  Lungen¬ 
tuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  1537.) 

Nach  Mätefy  flockt  */2  proz.  Aluminiumsulfat  bei  Krankheiten, 
die  mit  stärkerem  Gewebszerfall  oder  stärkerer  Toxinwirkung  ein¬ 
hergehen,  aus  dem  Blutserum  mehr  Globulin  aus  —  gegenüber  dem 
Albumin  —  als  gewöhnlich.  In  J/2  jähriger  Nachprüfung  hat  sich  das 
einfache  Verfahren  bewährt,  an  141  Kranken,  darunter  50  Lungen¬ 
tuberkulosen.  Dazu  wurde  die  Senkungsgeschwindigkeit  der  roten 
Blutkörperchen  festgestellt.  Letztere  erlaubt  nur  Wahrscheinlich¬ 
keitschlüsse  auf  Art  und  Ausgang  der  vorliegenden  Tuberkulose, 
wogegen  man  auf  Grund  der  verschiedenen  Zeitspannen,  innerhalb 
derer  Flockung  eintritt,  die  ausgesprochenen  Formen  der  Lungen¬ 
tuberkulose  scheiden  kann;  nur  über  die  Zuverlässigkeit  der  Flockungs¬ 
probe  bei  beginnender  Tuberkulose  steht  das  Urteil  noch  nicht  fest. 

Georg  Schmidt  [München). 

Brünecke,  K.,  Erwiderung  auf  die  Bemerkungen  von 
E.  Grafe  zu  meiner  Arbeit:  „Besitzen  wir  in  der 
Kombination  von  Erythrocyten-Senkungsgeschwin- 
digkeit  und  Injektion  von  Alttuberkulin  nach  Grafe 
und  Reinwein  eine  klinisch  brauchbare  Tuberkulose¬ 
reaktion?“  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  614.) 

Grafe,  E.,  Schlußwort  zu  der  Kritik  von  K.  Brünecke  an 
der  Arbeit  von  Rein  wein  und  mir:  „Zur  Verfeinerung 


Tuberkulose. 


445 


und  Verbesserung  der  biologischen  Diagnose  der 
Lungentuberkulose.“  (Ebenda.  S.  617.) 

Polemisch.  W.  Gaehtg ens  (Hamburg). 


•  • 

Kogan,  Leon,  Uber  Tuberkelbazillenagglutination  nach 
Fornet.  (D.  m.  W.  1924  S.  677.) 

46  Prüfungen  bei  32  Tuberkulösen.  Ferner  Erprobung  bei  26 
gesunden  und  bei  5  nichttuberkulösen  Kranken.  Die  Probe  fällt  bei 
Tuberkulösen  ganz  überwiegend  (76  Proz.)  positiv  aus,  bei  Ver¬ 
dünnung  1 : 200.  Die  Flockung  ist  nach  Untersuchungen  des  Verf. 
ein  gemischter  Vorgang,  an  dem  das  Phenol  des  Mittels,  wahrschein¬ 
lich  durch  Globulinfällung,  vielleicht  auch  eine  Agglutination  be¬ 
teiligt  ist.  Georg  Schmidt  (München). 


Mündel,  Fr.,  Zur  Serodiagnose  der  Tuberkulose.  (Klin. 
Ws  ehr.  1924  S.  1912.) 

Da  nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  die  Kolloidstabilität  des 
Blutserums,  die  sich  in  dem  Verhältnis  zwischen  Albumin  und  Globulin 
kundgibt,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  durch  die  Schwankungen  der 
Jahreszeit  eine  Veränderung  erfährt,  empfiehlt  er,  für  die  Ausführung 
der  von  ihm  angegebenen  Eeaktion  zur  Serodiagnose  der  Tuberkulose 
im  Kindesalter  je  eine  18,  18,5  und  19 proz.  Ammoniumsulfatlösung 
herzustellen.  Durch  Untersuchung  mit  einem  Standardserum  ist  dann 
festzustellen,  welche  Lösung  keinen  Umschlag  ergibt.  Schuster. 

Mündel,  Franz,  Zur  Serodiagnose  der  Tuberkulose  und 
ihre  Bedeutung  für  die  Prognose  und  Differential¬ 
diagnose.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  622.) 

Verf.  empfiehlt  für  die  Serodiagnose  der  Tuberkulose  eine  Glo¬ 
bulinfällungsreaktion  mittels  einer  18 — 19proz.  Ammoniumsulfatlösung. 
Die  bisherigen  Untersuchungen  des  Verf.  haben  ergeben,  daß  bei 
diesem  Verfahren  nur  Tuberkulose,  Lues  und  vereinzelt  mit  schwerer 
Kachexie  einhergehende  chronische  Pneumonie  im  Kindesalter  eine 
positive  Ausflockungsreaktion  liefern.  Dadurch  wird  nach  Ansicht 
des  Verf.  der  Wert  der  Reaktion  in  seiner  charakteristischen  Be¬ 
deutung  indes  kaum  eingeschränkt,  da  die  letzteren  beiden  Erkran¬ 
kungen  sich  mittels  anderer  Untersuchungsmethoden  meist  werden 
ausschließen  lassen.  Die  Methode  ist  geeignet,  einen  Aufschluß  über 
das  „Zustandsbild“  und  den  Intensitätsgrad  der  bestehenden  Tuber¬ 
kulose  zu  geben,  schafft  größere  Sicherheit  in  der  Diagnosen-  und 
Prognosenstellung  und  ist  schließlich  in  differentialdiagnostischer 
Hinsicht  oft  von  Wert.  W.  Gaehtgens  (Hamburg). 


446 


Tuberkulose. 


y.  Koväts,  F.,  Die  Diagnose  der  Tuberkulose  mittels 
Ausflockungsreaktion.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59, 
S.  645.) 

Die  Bonacorsische  Ausflockungsreaktion  ist  nicht  spezifisch,  da 
sie  nicht  durch  den  spezifischen  Tuberkelbazillenextrakt  entsteht, 
sondern  durch  Fällung  mittels  Cholesterin.  Zur  Diagnose  der  aktiven 
Tuberkulose  eignet  sie  sich  besser  als  die  auf  Kolloidlabilität  be¬ 
ruhenden  Reaktionen,  da  sie  mit  der  Saclis-Georgi-Reaktion  parallel 
eingestellt  eine  gewisse  Spezifizität  besitzt.  In  differentialdiagnostisch 
schwierigen  Fällen  versagt  sie.  Statt  des  Bonacorsischen  Antigens 
hat  Verf.  nach  dem  Vorgänge  von  Seiffert  auch  Bienenwachs  als 
Antigen  benutzt.  Der  Gebrauch  eines  solchen  Wachsantigens  ist 
vorteilhafter,  da  die  Herstellung  sehr  einfach  und  die  Resultate 
leichter  abzulesen  sind.  w.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Isabolinsky,  M.  und  Gitowitsch,  W.,  Zur  Serodiagnostik  der 
Tuberkulose  (Komplementbindung,  Präzipitation 
und  Agglutination).  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  385.) 

Von  27  Tuberkulosefällen  des  ersten  Stadiums  reagierten  23, 
von  22  des  zweiten  Stadiums  18,  von  9  des  dritten  Stadiums  6,  von 
17  Verdachtsfällen  8  positiv  nach  Besredka.  Von  40  Luetikern  mit 
positiver  WaR.  gaben  8  eine  positive  Besredka-Reaktion.  35  Gesunde 
reagierten  negativ.  Die  Komplementbindungsreaktion  stellt  somit 
ein  wesentliches  Hilfsmittel  für  die  Tuberkulosediagnostik  dar.  Die 
Präzipitationsreaktion  von  Bonacorsi  gibt  ganz  unspezifische  Resul¬ 
tate.  Dagegen  verdient  die  Agglutinationsreaktion  nach  Fornet  Auf¬ 
merksamkeit,  wenngleich  ein  sicheres  Urteil  erst  auf  Grund  weiterer 
Versuche  möglich  sein  wird.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Blumenthal,  G.,  Zur  Serodiagnostik  der  Tuberkulose. 
I.  Methodik  der  Komplementbindungsreaktion.  (D.  m. 
W.  1924  S.  673.) 

Zur  Herstellung  brauchbarer  Antigene  für  die  Serodiagnostik 
der  Tuberkulose  empfiehlt  es  sich,  die  Bazillen  mit  Azeton  aufzu¬ 
schließen  und  mit  destilliertem  Wasser  zu  extrahieren,  sowie  poly¬ 
valente  Extrakte  zu  verwenden,  die  aus  mindestens  je  6  humanen 
und  bovinen  Stämmen  bereitet  sind.  Bei  der  Titerbestimmung  der 
Antigene  liegt  der  Hauptwert  neben  der  Berücksichtigung  der  Selbst¬ 
hemmungsquote  mit  Kochsalzlösung  auf  der  Reaktion  mit  sicher 
tuberkulosepositiven  Seren.  Gebrauchsdosis  ist  die  obere  Grenze,  bei 
der  solche  Sera  positive  und  gleichzeitig  geprüfte  „Normalsera“  oder 
Syphilissera  glatt  negative  Ausfälle  zeigten.  Die  Technik  lehnt  sich 
eng  an  die  Originalmethodik  bei  Syphilis  an ;  nur  wird  als  Bindungs¬ 
zeit  1  Stunde  Brutschrank-  und  anschließend  1  Stunde  Zimmerwärme 


Tuberkulose. 


447 


empfohlen.  Da  hierbei  Syphilisseren  bisweilen  schwach  unspezifisch 
hemmen,  soll  bei  der  Prüfung  jedes  Serums  im  Hauptversuche 
neben  2  Tuberkuloseantigenen  stets  1  Syphilisleberextrakt  mitlaufen. 
91  Lungentuberkulose,  die  in  der  Münchener  chirurgischen  Klinik 
(Sauerbruch)  mit  Thorakoplastik  operiert  wurden,  wurden  auf 
Komplementbindung  untersucht.  Doch  stimmten  die  Ergebnisse  nicht 
völlig  mit  dem  klinischen  Befunde  überein,  selbst  bei  nach  Wochen 
und  Monaten  wiederholter  Untersuchung.  Vielleicht  bildeten  manche 
nicht  genügend  Antikörper.  Vielleicht  auch  reicht  die  Reaktions¬ 
breite  der  Antigene  noch  nicht  aus.  Das  Verfahren  muß  also  trotz 
seiner  Einfachheit  und  Empfindlichkeit  noch  mehr  ausgebaut  werden. 

Georg  Schmidt  {München). 


•  • 

Schloßberger,  H.,  Hartoch,  0.,  Lusena,  M.  und  Prigge,  R.,  Uber 
die  Brauchbarkeit  der  Komplementbindung  mit  ver¬ 
schiedenen  Antigenen  für  die  Diagnostik  der  Tuber¬ 
kulose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  59*.) 

Versuche  wurden  angestellt  mit  1.  Wassermannschen  Tetralin¬ 
antigen,  2.  Antigen  aus  Typus  humanus  nach  Besredka,  3.  aus  Butter¬ 
bazillen  nach  Rabinowitsch,  ferner  Antigenen  aus  2  und  3  mittels 
Extraktion  durch  Chloroform,  Azeton  und  Alkohol  gewonnen,  schließlich 
mit  Antiforminextrakt  aus  3,  der  auch  im  Flockungsversuch  erprobt 
wurde.  Die  Ergebnisse  konnten  nichts  an  der  prinzipiell  wichtigen 
Tatsache  ändern,  daß  den  bisher  angegebenen  serodiagnostischen 
Methoden  für  die  Erkennung  tuberkulöser  Prozesse  keine  inte¬ 
grierende  Bedeutung  beizumessen  ist.  Insbesondere  haben  sich  keine 
Anhaltspunkte  dafür  ergeben,  daß  die  von  Wassermann  angestrebte 
Trennung  der  sog.  aktiven  Tuberkulose  von  nicht  aktiven  Prozessen 
auf  serologischem  Wege  möglich  ist,  welche  Abgrenzung  übrigens 
auch  vom  pathologisch* anatomischen  und  vom  klinischen  Standpunkt 
aus  nicht  angängig  ist.  Die  praktisch  diagnostische  Brauchbarkeit 
der  Komplementbindungsmethode  wird  vielleicht  durch  Kombination 
mit  den  Flockungsreaktionen  erhöht.  Durch  Lezithinzusatz  wird 
zwar  die  Reaktionsfähigkeit  der  extrahierten  Bazillen  im  allgemeinen 
erhöht,  aber  gleichzeitig  nimmt  die  Zahl  der  unspezifischen  Ergebnisse 
ganz  erheblich  zu,  namentlich  die  der  luetischen  Sera.  Die  gleiche 
Störung  bewirkt  Zusatz  von  Lezithin  auch  bei  Flockungsreaktionen 
mit  Butterbazillen-Antiforminextrakt,  der  allein  schwache  Aus¬ 
flockungen  bewirkt.  Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Schloßberger,  H.,  Hartoch,  0.,  Lusena,  M.  und  Prigge,  R.,  Unter¬ 
suchungen  über  Serodiagnostik  der  Tuberkulose 
mittels  Komplementbindung.  (D.  m.  W.  1924  S.  869.) 

Prüfung  von  285  Seren,  die  von  134  Tuberkulösen  der  ver- 


448 


Tuberkulose. 


schiedensten  Stadien  stammten,  sowie  von  233  Seren  solcher  Menschen, 
die  andere  Leiden  hatten  oder  gesund  waren.  Es  wurden  verschieden¬ 
artige  Antigene  verwendet  und  teils  das  Komplement,  teils  das 
Antigen,  teils  das  Menschenserum  in  verschieden  abgestuften  Mengen 
zugesetzt.  Tabellen.  Ergebnisse:  Zur  Extraktion  der  verschiedenen 

Tuberkelbazillen  und  säurefesten  saprophytischen  Bakterien  eignen 

_  •  • 

sich  verschiedene  Lösungsmittel,  z.  B.  Äthylalkohol,  Azeton,  Chloro¬ 
form,  Tetralin.  Es  gelingt,  mit  diesen  organischen  Lipoidlösungs¬ 
mitteln  aus  säurefesten  Bakterien  im  Soxhletapparate  Antigene  her¬ 
zustellen,  die  für  Komplementablenkung  etwa  gleich  geeignet  sind. 
Während  für  die  Tetralinextraktion  nach  Wassermann  mehrere 

Wochen  oder  Monate  nötig  sein  sollen,  glückt  es  durch  kombinierte 

•  • 

Extraktion  mittels  Azeton,  Äthylalkohol  und  Chloroform,  die  säure¬ 
festen  Bakterien  im  Soxhletapparate  innerhalb  von  14  Tagen  ihrer 
Säurefestigkeit  größtenteils  zu  berauben,  sie  zu  Antigenen  umzu¬ 
wandeln.  Diese  sind  ebenso  brauchbar  wie  die  tetralinextrahierten 
Tuberkelbazillen.  Lezithinzusatz  erhöht  die  Wirksamkeit  der  Tuberkel¬ 
bazillenantigene  im  Komplementbindungsversuche  auf  Kosten  der 
Spezifizität.  Die  Komplementbindungsverfahren  versagen  bei  sicherer 
Tuberkulose  verhältnismäßig  so  oft,  daß  sie  in  ihrer  jetzigen  Form 
diagnostisch  wertlos  sind.  Aber  auch  positive  Reaktion  kommt  nicht 
selten  bei  Nichttuberkulösen  vor,  ist  daher  für  Diagnose  oder  Prognose 
nicht  sicher  verwendbar.  Die  Komplementbindungsprobe  gestattet 
nicht  die  —  übrigens  auch  klinisch  und  pathologisch-anatomisch  un¬ 
durchführbare  —  Unterscheidung  zwischen  „aktiver“  und  „nicht¬ 
aktiver“  Tuberkulose.  Georg  Schmidt  {München). 

Lange,  L.  und  Heuer,  G.,  Über  die  neue  Wassermannsche 
Tuberkulosereaktion.  (D.  m.  W.  1924  S.  832.) 

N achprüf ung  an  220  Seren  im  Reichsgesundheitsamte.  Die  Antigene 
stammten  aus  der  v.  Wassermannschen  Anstalt  oder  von  Riedel. 
Einige  stellten  die  Verff.  selbst  her.  Die  dabei  gemachten  Erfahrungen 
werden  geschildert.  —  Positiver  Ausfall  erwies  sich  als  für  Tuber¬ 
kulose  spezifisch.  Syphilissera  reagierten  nicht,  auch  wenn  sie  stärkste 
WaR.  boten.  Dagegen  voneinander  abweichende  Ergebnisse  bei 
dem  gleichen  Serum  mit  verschiedenem  Antigen,  ausnahmsweise 
selbst  mit  dem  gleichen  gleichbeladenen  Antigen  bei  gleichzeitiger 
Prüfung  an  verschiedenen  Untersuchungsstellen.  Für  zuverlässige 
klinische  Verwertbarkeit  Verbesserung  der  Reaktion  angezeigt, 
v.  Wassermann  hat  ein  wirksameres  und  gleichmäßigere  Aus¬ 
schläge  versprechendes  Antigen  hergestellt.  Es  wird  von  den  Verff. 

geprüft.  Georg  Schmidt  {München). 

•  • 

Förtig,  Hermann,  Uber  die  Wassermannsche  Komplement¬ 
bindungsreaktion  auf  aktive  Tuberkulose,  mit  be- 


Tuberkulose. 


449 


sonderer  Berücksichtigung  der  Haut  tub  erkulosen. 
(D.  m.  W.  1924  S.  1570.) 

Nachprüfung  vorzugsweise  an  Hauttuberkulosen  (76),  u.  a.  im 
Vergleiche  mit  Lungentuberkulosen  (89),  chirurgischen  Tuberkulosen 
(47),  Syphilis  (47)  sowie  tuberkulöse-  und  luesfreien  Zuständen.  Ta¬ 
bellen.  Das  Verfahren  genügt  serodiagnostisch  nicht.  Weder  liefert 
es  eine  entsprechende  Zahl  positiver  Ergebnisse  bei  sicheren  Tuber¬ 
kulosen,  noch  besitzt  es  die  nötige  Spezifizität  gegenüber  den  syphi¬ 
litischen  Serumveränderungen.  Georg  Schmidt  {München). 

Höland,  H.,  Ergebnisse  der  Serodiagnostik  auf  aktive 
Tuberkulose  nach  v.  Wassermann.  (D.  m.  W.  1924  S.  1 650.) 

180  Serumuntersuchungen  genau  nach  Wassermanns  Vor¬ 
schrift.  Darunter  81  klinisch  sichere  Tuberkulosen.  Aktive  Tuber¬ 
kulose  wurde  aber  durch  das  Verfahren  nicht  eindeutig  nachgewiesen. 
50  Proz.  serologisch  positive,  ebensoviele  klinisch  einwandfrei  positive, 
aber  serologisch  negative  Fälle.  Das  letzte  Wort  behält  die  klinische 
Untersuchung.  —  Das  Verfahren  von  H.  Sachs  und  A.  Klopstock 
wurde  20  mal  mit  herangezogen ,  ging  aber  sowohl  den  klinischen 
Befunden,  wie  den  WaR.-Ergebnissen  widersprechend  aus  und  wurde 
daher  aufgegeben.  Kein  positiver  Ausfall  dieser  Probe  bei  klinisch 
und  serologisch  positiver  Lues.  Georg  Schmidt  {München). 


Silberstein,  Siegfrid,  Serologischer  Nachweis  der  Tuber¬ 
kulose,  insbesondere  mit  dem  Verfahren  nach 
v.  Wassermann.  (M.  m.  W.  1924  S.  675.) 

375  Serumuntersuchungen  an  334  Menschen.  Davon  litten  66 
an  Lungen-  und  3  an  chirurgischer  Tuberkulose,  78  an  Lupus  und 
Skrofuloderma.  Frei  von  Tuberkulose  waren  116,  die  Syphilis,  5,  die 
ein  Karzinom,  42,  die  eine  nichtsyphilitische  Hautkrankheit  hatten, 
10,  die  schwanger  waren.  Dazu  kamen  noch  14  Gesunde.  Die  Probe 
befriedigte  technisch  nicht.  Es  fehlten  die  klar  abgestuften  Aus¬ 
schläge,  wie  sie  die  Syphilis-WaR.  gibt.  Ferner  versagte  das  Ver¬ 
fahren  bei  der  Unterscheidung  der  verschiedenen  Formen  der  Tuber¬ 
kulose.  Nicht  jede  Lungentuberkulose  reagierte  deutlich  genug 
positiv.  Hauttuberkulöse  reagierten  vereinzelt  und  schwach  positiv. 
Die  Probe  erwies  sich  auch  als  unspezifisch  gegenüber  syphilitischen 
Seren.  Mindestens  ein  Drittel  dieser  reagierte  positiv,  zum  Teil 
sogar  besonders  stark.  Die  Proben  nach  Matefy  und  Mindel 
zeigten  sich  ebenfalls  als  nicht  spezifisch  genug  für  die  Tuberkulose¬ 
diagnostik.  Auch  bei  Tuberkulose  scheinen  sich,  ähnlich  wie  bei 
Lues,  Globulin-  und  Albumingehalt  des  Serums  eigenartig  zu  ver¬ 


schieben. 


Georg  Schmidt  {München). 

29 


Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


No.  19/20. 


450 


Tuberkulose. 


Küster,  Interferometrische  Untersuchungen  nach 
P.  Hirsch  zum  Nachweis  der  Abderhalden-Reaktion 
auf  Tuberkulose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  294* ) 
Nach  Vorversuchen  über  den  Nachweis  von  Rindertuberkulose  an 
Schlachttieren  mit  dem  Hirsch  sehen  Verfahren  wurden  34  Fälle 
humaner  Tuberkulose  in  Paralleluntersuchung  mit  der  Wassermann¬ 
methode  geprüft.  Diese  Vergleiche  setzen  natürlich  voraus,  wie  noch 
im  einzelnen  zu  beweisen  wäre,  daß  „aktiv“  nach  der  Wassermann- 
Diagnose  ==  „positiv“  nach  dem  Interferometerbefund  gesetzt  wird. 

3  tuberkulosefreie  Fälle  wurden  nach  Hirsch  fälschlich  positiv,  nach 
Wassermann  als  nicht  aktiv  festgestellt.  Von  7  auf  klinische  Tuber¬ 
kulose  lediglich  verdächtig  erscheinenden  Fällen  wurden  nach  Hirsch 
5  positiv,  2  fraglich  befunden,  nach  Wassermann  3  aktiv,  3  zweifelhaft, 
2  negativ.  Es  ergibt  sich  also,  daß  bei  klinisch  sicher  negativ  oder 
zweifelhaften  Fällen  ein  deutlicher  Ausschlag  der  Interferometer¬ 
untersuchung  nach  der  positiven  Seite  besteht,  sie  empfindlicher  ist 
als  die  Wassermann-Methode.  24  klinisch  sichere  Fälle  erschienen 
nach  der  Interferometermethode  positiv,  nach  Wassermann  blieben 
9  zweifelhaft  und  9  negativ,  2  aktiv.  Von  2  offenen  Tuberkulosen 

wird  die  eine  nach  Wassermann  aktiv,  die  andere  nicht  aktiv  be- 

_  •  • 

funden.  In  9  von  diesen  letzteren  Fällen  Übereinstimmung  auch 
zwischen  klinischer  Diagnose,  Komplementbindungs-  und  Interfero¬ 
meterverfahren.  Immerhin  dürfte  Anlaß  zur  Nachprüfung  an  großem 
Material  vorliegen.  Noetel  ( Landsberg  a.  TT.). 

Rodenacker,  Eine  Tuberkulin  flockungsprobe.  (Beitrag 
zur  kolloid-chemischen  Erklärung  der  Tuberkulin¬ 
reaktionen.)  (D.  m.  W.  1924  S.  1211.) 

Blut  wird  durch  Schütteln  mit  Glasperlen  defibriniert.  Das 
Serum  wird  abzentrifugiert.  Die  roten  Blutkörperchen  werden  mit 
neutralem  Phosphatpuffer  zweimal  gewaschen.  Von  einer  5proz. 
Pn-Phosphatpuffer- Blutkörperchenaufschwemmung  bekommen  10  ccm 
2  Tropfen  Alttuberkulin  Höchst  aus  einer  1  ccm-Pipette.  Nach  einer 
Stunde  werden  H-Ionenkonzentrationsreihen,  die  um  0,2  pH  aufsteigen, 
mit  4  Tropfen  der  Blutkörperaufschwemmung  beschickt.  Eine  Reihe 
hat  die  mit  Tuberkulin  versetzten  Blutkörperchen,  die  andere  die  aus 
der  Originalaufschwemmung.  Nach  12  Stunden  werden  sie  in  ein 
Wasserbad  von  56°  gebracht  mit  Zusatz  von  1  ccm  0,9proz.  Koch¬ 
salzlösung.  In  den  Röhrchen  beginnt  eine  Ausflockung,  die  nach 
10 — 15  Minuten  abgelesen  wird.  So  vergleicht  Yerf.  die  Hitzeaus¬ 
flockung  in  Phosphatpuffer  aufgeschwemmter  roter  Blutkörperchen 
um  den  isoelektrischen  Punkt  mit  und  ohne  Tuberkulinzusatz.  Da 
nur  5  ccm  Blut  gebraucht  werden,  läßt  sich  die  Probe  fast  un¬ 
beschränkt  wiederholen.  Durch  Verwendung  von  Tuberkulinver- 


Tuberkulose. 


451 


dünnungen  ist  sie  quantitativ  auswertbar.  Mit  16  Blutproben  ge¬ 
sunder  Meerschweinchen  sowie  an  Blutproben  nach  Tuberkulose¬ 
infektion,  ferner  in  64  Untersuchungen  bei  61  Kranken  erwies  sich 
die  Reaktion,  die  zudem  für  den  Kranken  ungefährlich  ist  und  Zu¬ 
führung  körperfremden  Eiweißes  in  seinen  Körper  erspart,  als 
spezifisch.  Schließlich  klärt  sie  über  den  Begriff  der  zellulären 
Immunität  auf.  Tuberkulin  dehydratisiert  spezifisch  das  Flockungs¬ 
substrat.  Dieses  besteht  auf  der  sauren  Seite  der  H-Ionenkonzen- 
trationsreihen  aus  Blutkörperschatten.  Auf  der  alkalischen  Seite 
flockt  ein  zweites,  noch  näher  zu  bestimmendes  Kolloid  aus.  Bei  der 
Dehydratisation  des  tuberkulösen  Körpers  durch  Tuberkulin  ist  der 
Schwerpunkt  nicht  auf  das  Plasma,  sondern  auf  die  Zellen  zu  legen. 
Deren  Dehydratisation  ist  an  den  roten  Blutkörperchen  im  Reagenz¬ 
glase  sichtbar  zu  machen  durch  die  spezifische  Ausflockung  um  den 
isoelektrischen  Punkt.  Überempfindlichkeit  und  Immunität  sind  in 
kolloidalen  Umgestaltungen  der  Zelloberfläche  zu  suchen.  Die  Tuber¬ 
kuloseimmunität  setzt  eine  sorgfältig  begrenzte  Labilität  des  Zell¬ 
grenzschichtprotoplasmas  voraus.  Tuberkulin  braucht  nicht  selbst 
an  den  tuberkulösen  Herd  heranzukommen ;  die  kolloidalen  Zustands¬ 
veränderungen  können  sich  von  Stelle  zu  Stelle  fortpflanzen.  Die 
dazugehörigen  chemisch-physikalischen  und  nervösen  Regulations¬ 
mechanismen  müssen  sich  darauf  einstellen,  so  daß  Überempfindlichkeit 
bemerkbar  wird,  ohne  daß  Antikörperbildung  angenommen  werden 
müßte.  Der  Tuberkulöse  wird  gefährdet,  wenn  die  Entquellung  der 
Zellhaut  irreversibel  wird.  Was  die  Dehydratisation  fördert,  z.  B. 
Alkoholzufuhr,  schädigt  den  Tuberkulösen.  Daher  die  größere  Tuber¬ 
kulosesterblichkeit  im  Gast-  und  Schankgewerbe.  Die  in  der  Zell¬ 
grenzschicht  sitzende  Tuberkuloseimmunität  wird  auch  durch  Über¬ 
anstrengung  beeinträchtigt.  Georg  Schmidt  {München). 

Curschmann,  Hans,  Bemerkungen  zur  Frühdiagnose  der 
Lungentuberkulose  Erwachsener.  (M.  Kl.  1924  S.  1197.) 

Die  verschiedenen  Methoden  der  Tuberkulinimpfungen  haben  für 
die  Frühdiagnose  der  Lungentuberkulose  Erwachsener  keine  praktische 
Bedeutung;  auch  die  neuerdings  von  v.  Wassermann  angegebene 
Aktivitätsdiagnose  bedarf  bezüglich  ihrer  Sicherheit  weiterer  Nach¬ 
prüfung.  Dagegen  scheint  das  Fehlen  der  Senkungsgeschwindigkeits¬ 
steigerung  der  Erythrocyten  ein  brauchbares  Hilfsmittel  für  die  Früh¬ 
diagnose  aktiver  Lungentuberkulose  zu  sein.  Erich  Hesse  {Berlin). 

Czerny,  Ad.,  Der  Einfluß  der  Pädiatrie  auf  unsere 
jetzigen  Kenntnisse  von  der  Tuberkulose.  (D.  m.  W. 
1924  S.  1733.) 

Erst  mit  der  Tuberkulindiagnostik  ließ  sich  ermitteln,  wie  oft 

29* 


452 


Tuberkulose. 


und  wann  Tuberkuloseinfektion  der  Kinder  zustandekommt.  Bei 
Kindern  mit  nachgewiesener  latenter  Tuberkuloseinfektion  kann, 
auch  wenn  sie  nicht  behandelt  werden,  Tuberkuloseerkrankung  aus- 
bleiben.  Tropfeninfektion  hat  die  größte  Bedeutung  für  die  Aus¬ 
breitung  der  Tuberkulose.  Aus  den  durch  Röntgenlicht  häufig  in 
der  Lunge  auffindbaren  Schattenflecken  entwickelt  sich  aber  niemals 
Lungentuberkulose.  Diese  kommt,  abgesehen  von  Miliartuberkulose, 
bei  Kindern  verhältnismäßig  selten  vor.  Der  Ursprung  prognostisch 
ernster  Tuberkuloseinfekte  der  Lunge  liegt  außerhalb  des  Brust¬ 
korbes,  im  Bauche.  Es  ist  unbekannt,  welche  Krankheitszeichen  die 
Kinder  aufweisen,  die  als  Erwachsene  eine  Lungentuberkulose  be¬ 
kommen,  ob  es  bei  letzteren  einer  Gelegenheitsursache  bedarf,  oder 
ob  Vorbedingungen  in  der  Kindheit  nötig  sind.  Bei  Kindern  schließt 
eine  örtlich  begrenzte  Tuberkulose  weder  in  der  Latenzzeit  noch 
nach  Abheilung  das  Auftreten  neuer  Tuberkuloseherde  aus;  also  ist 
aktive  Immunisierung  ausgeschaltet.  Wir  vermögen  einen  ruhenden 
Tuberkuloseherd  von  einem  aktiv  fortschreitenden  beim  Kinde  nicht 
zu  unterscheiden.  Belehrung  des  Volkes  über  aerogene  und  intesti¬ 
nale  Infektion.  Fett-  und  vitaminreiche  Ernährung.  Reizkörper¬ 
behandlung.  Georg  Schmidt  {München). 

Schroeder,  Kurt,  Beitrag  zur  Diagnostik  der  okkulten 
Tuberkulose  im  Kindesalter.  (M.  Kl.  1924  S.  1035.) 

Bei  Intrakutanimpfung  von  Alttuberkulin  ergab  sich,  daß  etwa 
20  Proz.  der  Fälle  erst  auf  Verdünnungen  von  1 : 100 — 1 : 10  reagieren, 
nicht  jedoch  auf  die  zumeist  verwandte  Konzentration  von  1:1000. 

Erich  Resse  {Berlin). 

Decressac,  G.  et  Jacquelin,  A.,  Contribution  ä  l’etude  de  la 
cutireaction  ä  la  tuberculine  chez  les  operes.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  272.) 

Während  man  normalerweise  bei  96—98  Proz.  aller  untersuchten 
Individuen  positiven  Pirquet  findet,  fiel  bei  der  Untersuchung  Ope¬ 
rierter  die  Reaktion  in  27  Proz.  der  Fälle  negativ  aus.  Verff. 
sprechen  daher  von  einer  „postoperativen  Anergie“,  die  sie  mit 
Shockwirkungen  in  Verbindung  bringen.  Brigg  e  {Frankfurt  a.  M.). 

Schönfeld,  H.,  Über  den  Einfluß  der  Varizellen  auf  die 
kutane  Tuberkulinempfindlichkeit.  (Mschr.  f.  Kindhlk. 
1924,  27,  S.  602.) 

Wie  durch  die  Masern  wird  auch  durch  die  Varizellen  die  Tuber¬ 
kulinempfindlichkeit  beeinflußt,  allerdings  in  geringerem  Maße  und 
nicht  in  allen  Fällen.  Die  Herabsetzung  der  Tuberkulinempfindlich¬ 
keit  trat  ausnahmslos  nur  ganz  im  Anfang  der  Erkrankung  hervor, 


Tuberkulose. 


453 


mit  Abklingen  des  Exanthems  oder  wenige  Tage  nachher  war  die 
frühere  Reaktionsfähigkeit  wieder  hergestellt.  Die  Herabsetzung  der 
Tuberkulinempfindlichkeit  ging  im  allgemeinen  der  Schwere  der 
Varizellenerkrankung  parallel.  v.  Bernuth  [Jena). 


Selter,  H.,  Der  Einfluß  der  Menstruation  auf  die  Tuber¬ 
kulinempfindlichkeit.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  223.) 

An  8  weiblichen  (5  gesunden,  3  anderweitig  erkrankten)  Personen 
wird  nachgewiesen,  daß  die  Tuberkulinempfindlichkeit  während  der 
Menstruation  herabgesetzt,  2—3  Tage  nach  derselben  ihre  frühere 
Höhe  wieder  erreicht.  Es  muß  mit  der  Möglichkeit  gerechnet  werden, 
daß  diese  Vorgänge  bei  schwächlichen  Personen  den  Grund  zu  einer 
tuberkulösen  Erkrankung  legen  können.  Noetel  ( Landsberga .  W.). 

Schur,  M.,  Zur  Frage:  Menstruation  und  Tuberkulose¬ 
immunität.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1164.) 

Verf.  sah  bei  einer  an  tuberkulösen  Mastdarmfisteln  leidenden 
Kranken,  die  etwa  10  Tage  vor  der  Menstruation  auf  eine  Alttuber¬ 
kulininjektion  eine  reguläre  Stich-  und  Herdreaktion  gezeigt  hatte, 
während  der  Menstruation  außer  den  auch  bei  früheren  Menstrua¬ 
tionen  beobachteten  Erscheinungen  —  Fieber,  Entzündungserschei¬ 
nungen  und  verstärkte  Sekretion  am  Krankheitsherd  —  ein  mit 
lebhafter  Schwellung  und  Rötung  einhergehendes  Aufflackern  der 

bereits  abgeklungenen  Stichreaktion  auftreten.  Während  für  die 

•  • 

Temperatursteigerung  während  der  Menstruation  die  Änderung  der 
allgemeinen  Stoffwechsellage,  die  Blutung  usw.  zur  Erklärung  heran¬ 
zuziehen  ist  und  sich  die  Entzündungserscheinungen  am  Krankheits¬ 
herd  durch  Hyperämisierung  der  Beckenorgane  deuten  lassen,  kann 

das  Wiederaufflackern  der  alten  Stichreaktion  während  der  Menses 

•  • 

wohl  nur  durch  eine  Änderung  des  Immunitätszustandes  im  Sinne 
einer  Verschlechterung  desselben  erklärt  werden.  Die  Beobachtung 
spricht  also  im  Sinne  der  Annahme  Selters  dafür,  daß  die  Men¬ 
struation  die  Tuberkuloseimmunität  herabsetzt.  Hetsch. 

Schlegel,  Martin,  Über  die  Beeinflussung  der  intraku¬ 
tanen  T  uberkuli  nreaktion  durch  das  Blutserum 
Augentuberkulöser.  (D.  m.  W.  1924  S.  1446.) 

Mischungen  des  Serums,  das  von  12  schwereren  und  von 
7  leichteren  Augentuberkulösen  stammte,  und  mehrerer  Tuberkuline, 
wurden  in  die  Haut  von  36  und  21  Kranken  gespritzt.  Kein  gesetz¬ 
mäßiger  Unterschied  zwischen  Form  und  Schwere  der  Tuberkulose 
einerseits,  der  Wirkung  des  Serums  des  betreffenden  Augenkranken 
auf  die  Tuberkulinreaktion  bei  intrakutaner  Impfung  andererseits; 


454 


Tuberkulose. 


weder  schwächt  das  Serum  gutartig  Erkrankter  die  Tuberkulin¬ 
reaktion  ab,  noch  verstärkt  sie  das  Serum  Schwerleidender. 

Georg  Schmidt  [München). 

Haag,  F.  E.,  Die  Tuberkulinreaktion  bei  aktiver  und  in¬ 
aktiver  Tuberkulose.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  92,  S.  347.) 

Die  Ansichten  über  den  Wert  der  einzelnen  Methoden  gehen 
weit  auseinander,  weil  die  Einordnung  der  Krankheit  und  der 
klinischen  Begriffe  sehr  verschieden  ist,  die  Tuberkuline  in  ihrer 
Wirksamkeit  sehr  wechseln,  die  Technik  der  einzelnen  Untersucher 
sehr  voneinander  abweicht  und  die  Deutung  häufig  dem  subjektiven 
Ermessen  anheimgestellt  ist.  Die  intrakutane  Methode,  ausgeführt 
mit  Alttuberkulin,  kommt  den  zu  stellenden  Forderungen:  Ausschluß 
von  Schädigung,  Anzeigen  aller  aktiven  Tuberkulosen  und  Differen¬ 
zierung  der  aktiven  und  inaktiven  Tuberkulosen  durch  Ausfall  der 
Reaktion,  am  nächsten.  Zeit  des  Eintritts,  Stärke,  Dauer  und  Höhe¬ 
punkt  der  Reaktion  können  zwar  nicht  zur  Unterscheidung  dienen, 
vielmehr  muß  man  die  Verdünnung  soweit  treiben,  daß  nur  noch  der 
aktive  Herd  anspricht.  Der  erforderliche  Grad  wird  erreicht  durch 
Anwendung  von  0,01  Alttuberkulin.  Es  gelingt  alsdann  nach  den 
Ergebnissen  des  Verf.,  dem  362  Fälle  zur  Verfügung  standen,  den 
größten  Teil  latenter,  wenn  nicht  alle  latenten  Tuberkulosen  aus¬ 
zuschalten.  Versager  nur  bei  klinisch  ohne  weiteres  zu  diagnosti¬ 
zierenden  schwersten  Fällen  mit  durchbrochener  Durchseuchungs¬ 
resistenz.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Friedrich,  H.,  Grundsätzliche  Fragen  der  biologischen 
Tuberkulosediagnostik.  Erfahrungen  mit  dem  Tuber¬ 
kulös  eprot  ein  Toenniessen.  (Vorl.  Mitt.)  (D.  Zschr.  f. 
Chir.  1924,  185,  S.  93.) 

Selbst  wenn  klinischer  und  Röntgenbefund  einwandfrei  für 
Gelenktuberkulose  sprechen,  kann  doch  am  daraufhin  durch  Amputation 
oder  Resektion  gewonnenen  Präparate  nichts  davon  vorhanden  sein, 
wie  Erfahrungen  der  Erlanger  chirurgischen  Klinik  zeigen.  Ein 
andermal  lag  allen  Anzeichen  nach  Arthritis  deformans  vor;  durch 
Probeausschnitt  wurde  aber  mit  Tuberkeln  durchsetztes  Gewebe 
gewonnen.  Seit  vielen  Jahren  fand  Kochs  Alttuberkulin  diagnostische 
Anwendung.  Da  es  nicht  voll  befriedigte,  wurde  seit  2  Jahren 
Tuberkuloprotein  benutzt.  Verf.  erprobte  an  etwa  300  Menschen 
eine  einmalige  Einspritzung  und  gibt  genaue  Vorschriften  hierfür. 
Das  Mittel  bewährte  sich  und  war  unschädlich.  Unter  49  histologisch 
erwiesenen  Tuberkulosen  6  Versager.  42  als  wahrscheinlich  tuber¬ 
kulös  Angesehene  erwiesen  sich  als  tuberkulosefrei;  davon  hatten 
40  auf  die  Einspritzung  hin  nicht  gefiebert.  Alle  31  als  sicher 
tuberkulös  Erachteten  bekamen  dagegen  Fieber.  Georg  Schmidt. 


Tuberkulose. 


455 


Seidl,  H.,  Ein  Beitrag  zur  biologischen  Diagnostik  der 
Tuberkulose.  (M.  m.  W.  1924  S.  1355.) 

Aus  den  Untersuchungen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  das  weiße  Blut¬ 
bild  beim  tuberkulösen  Individuum  nach  Injektion  von  Tebeprotin 
Toenniessen  ganz  charakteristische  Veränderungen  zeigt,  die  in  Leuko- 
cytose,  Lymphocytensturz  und  Neutrophilie  bestehen. 

W.  Gaehtg ens  [Hamburg). 

Wallgren,  Arvid,  Hamburgers  per  kutane  Tuberkulin¬ 
reaktion.  (M.  m.  W.  1924  S.  1017.) 

Hamburgers  Tuberkulinreaktion  ist  leicht  auszuführen,  auch  für 
Massenuntersuchungen  geeignet,  hat  keine  Nachteile  und  kommt  an 
Zuverlässigkeit  der  Pirquetschen  Reaktion  gleich,  w.  Gaehtg  ens. 

Löwenstein,  E.,  Über  Tuberkulin  in  Salbenform  und  seine 
Verwendung  für  die  Diagnose  der  Tuberkulose  in 
der  Praxis.  (Seuchenbekämpfung.  1924  S.  80.) 

Die  vom  Verf.  hergestellte  Tuberkulinsalbe,  das  „Dermotubin“ 
(Serotherap.  Institut,  Wien),  besteht  einfach  aus  eingedickter  Glyzerin¬ 
bouillonkultur  der  Tuberkelbazillen,  wobei  keine  andere  Salbe  als 
Vehikel  benutzt  wird,  als  das  in  der  Glyzerinbouillon  enthaltene 
Glyzerin.  Sie  enthält  also  konzentriertes  Tuberkulin  und  abgetötete 
Tuberkelbazillen.  Die  Einreibungstechnik  ist  sehr  einfach.  Dia¬ 
gnostisch  liefert  diese  Salbe  ganz  ausgezeichnete  Resultate,  sie  scheint 
auch  für  die  Therapie  mit  gutem  Erfolge  benutzbar  zu  sein.  Man 
unterscheidet  bei  der  Salbenreaktion  drei  Grade:  1.  das  Entstehen 
einzelner  diffuser  blaßroter  Knötchen,  2.  das  Konfluieren  dieser 
Knötchen  zu  einem  ungefähr  5  ccm  im  Durchmesser  betragenden 
Erythem  und  3.  Bläschenbildung.  Fieber  wurde  bisher  noch  nicht 
beschrieben,  doch  ist  es  nicht  ratsam,  bei  fiebernden  Patienten  die 
Tuberkulinsalbe  anzuwenden.  Het sch  [Frankfurt  a.  M.). 

Melion,  F.,  Der  diagnostische  Wert  der  Applikation  von 
Tuberkulinsalbenpräparaten.  (W.  kl.  W.  1924  S.  764.) 

Um  die  Unterschiede  kennen  zu  lernen,  die  sich  bei  diagnostischer 
Verwendung  desselben  Tuberkulinpräparates  ergeben  einerseits,  wenn 
es  in  Salbenform  eingerieben,  und  andererseits,  wenn  es  zur  Impfung 
nach  Pirquet  benutzt  wird,  und  um  festzustellen,  ob  die  Salben¬ 
reaktion  auf  beiden  Seiten  einen  Unterschied  zeigt  bei  einseitigen 
oder  wenigstens  überwiegend  einseitigen  Prozessen,  führte  Verf.  bei 
45  Kranken  mit  Dermotubin  am  Vorderarme  die  Impfung  nach 
Pirquet  aus  und  rieb  gleichzeitig  das  Präparat  in  beiden  Infra- 

klavikulargruben  ein.  In  30  Fällen  ergab  sich  eine  vollkommene 
•  •  _ 

Übereinstimmung  der  Salben-  und  Impfungsreaktion,  in  11  Fällen 


456 


Tuberkulose. 


war  die  Salbenreaktion  deutlicher,  in  4  Fällen  die  Impfungsreaktion. 
Unter  den  45  Fällen  war  bei  24  der  tuberkulöse  Krankheitsprozeß 
vorwiegend  auf  einer  Seite  lokalisiert.  Davon  war  die  Salben¬ 
reaktion  in  19  Fällen  auf  der  stärker  befallenen  Seite  bedeutend 
deutlicher  ausgeprägt  als  auf  der  anderen.  In  4  Fällen  war  es 
allerdings  gerade  umgekehrt,  in  1  Fall  war  die  Reaktion  beiderseits 
gleich  Stark.  He t sch  {Frankfurt  a.  M). 


Goodwin,  E.  S.  and  Guy,  R.  A.,  Preliminary  report  on  human 
skin  reactions  to  the  „residue  antigen“  of  the  tubercle 
bacillus  and  to  purified  allied  substances.  (Proc.  Soc. 
for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  440.) 

Mit  Lösungen  von  dem  nach  der  Methode  von  Zinsser  aus 
getrockneten  Tuberkelbazillen  hergestellten,  die  gewöhnlichen  Farben¬ 
reaktionen  für  Eiweiß  nicht  gebenden  „Rückstandantigen“  wurden 
spezifische  Hautreaktionen  bei  gegenüber  Tuberkelbazillen  allergischen 
Individuen  erzielt.  Die  Empfindlichkeit  stieg  und  sank  mit  der 
gegenüber  Alt-Tuberkulin.  Ungefähr  0,0007  mg  „Rückstandantigen“ 
waren  äquivalent  0,01  Alt-Tuberkulin.  Eine  Beziehung  zwischen 
Intensität  der  Reaktion  und  Ausbreitung  und  Aktivität  der  Infektion 
wurde  nicht  festgestellt.  Positive  Reaktion  bei  erwachsenen  Tuber¬ 
kulösen  auf  kleine  Mengen  des  Antigens :  ein  scharf  umgrenzter  deut¬ 
licher  Bezirk  ohne  starke  Schwellung  oder  Rötung.  Mit  3  Nuklein¬ 
säurederivaten  von  Tuberkelbazillen,  Uracil,  Thymin  und  Hydro-Uracil 
wurde  nach  intrakutaner  Injektion  von  20  mg  bei  auf  0,1  mg  Alt- 
Tuberkulin  reagierenden  Individuen  keine  Reaktion  erreicht.  Von 
Abspaltung  dieser  einfachen  Derivate  kann  die  beobachtete  Reaktion 
also  nicht  herrühren.  E.  Fit  sehen  {Weyarn). 

Bethoux,  Louis,  „Anticorps“  tuberculeux  et  cutireaction 
ä  la  tuberculine  au  cours  des  tuberculoses  cutanees 
humaines.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  329.) 

Das  Serum  von  Patienten  mit  Hauttuberkulose  (speziell  Lupus) 
enthält  sehr  wenig  tuberkulöse  „Antikörper“,  häufig  überhaupt  keine. 
Lokale  Behandlung  scheint  die  Antikörperbildung  zu  unterdrücken, 
da  die  Mehrzahl  der  behandelten  Lupusfälle  negative  Komplement¬ 
bindung  ergibt.  —  Mit  einer  einzigen  Ausnahme  (nicht  völlig  sicherer 
Ätiologie)  war  die  Tuberkulinhautreaktion  stets  positiv,  allerdings 
von  wechselnder  Intensität.  Es  besteht  keinerlei  Parallelismus 
zwischen  der  Intensität  der  Hautreaktion  und  dem  Antikörper¬ 
gehalt  des  Serums;  die  beiden  Phänomene  scheinen  völlig  unabhängig 
voneinander  ZU  sein.  Frigge  {Frankfurt  a.  M.). 


Tuberkulose. 


457 


Hornung,  P.,  Spezifische  Kutanreaktionen.  (Beitr.  z.  Klin. 
d.  Tbc.  1924,  59,  S.  74.) 

Da  die  bisherigen  Untersuchungen  keine  genügende  Übereinstim¬ 
mung  über  den  Impfwert  der  verschiedenen  Tuberkuline  ergeben 
haben,  hat  Verf.  eine  Reihe  von  Tuberkulinen  miteinander  verglichen. 
Es  zeigt  sich,  daß  das  Perlsucht-Tbk.  Höchst  an  Reaktionsfähigkeit 
bei  weitem  das  AT  Ruete-Enoch  übertrifft,  welch  letzteres,  da  zu 
milde,  als  Tuberkulosediagnostikum  nicht  zu  empfehlen  ist.  Haut¬ 
impfstoff  A  nach  Ponndorf  eignet  sich  gut  zur  Anstellung  von  Tbc.- 
Reaktionen,  während  Hautimpfstoff  B  nach  Ponndorf,  da  auf  Misch¬ 
infektionen  eingestellt,  nicht  als  reines  Tbc.-Diagnostikum  zu  ver¬ 
wenden  ist.  Bei  der  Pirquet  sehen  Bohrung  erhöht  Einreiben  des 
Tuberkulins  statt  des  Eintrocknens  nicht  die  Reaktionsstärke,  letztere 
ist  vor  allem  von  der  Beschaffenheit  des  Hautabschnittes  abhängig. 
Skarifikationen  nach  Petruschky  geben  kein  wesentlich  anderes 
Resultat  als  die  Pirquet  sehe  Bohrung.  Differentialdiagnostisch  ist 
die  positive  Perlsucht- R.  nur  mit  Vorsicht  zu  verwerten.  Für  die 
Prognose  kommt  der  Kutanreaktion  nur  ein  beschränkter  Wert  zu; 
über  den  Grad  der  Aktivität  gibt  die  Kutanreaktion  keine  Auskunft, 
sie  ist  lediglich  als  Hilfsmittel  neben  den  klinischen  Untersuchungs¬ 
methoden  zu  verwenden.  Die  Begriffe  aktiv  und  inaktiv  sind  an 
sich  praktisch  nicht  brauchbar;  es  empfiehlt  sich,  zwischen  „aktiv 
mit  Nutzen“  und  „aktiv  mit  Schaden“  zu  unterscheiden.  Die  Aus¬ 
wertung  durch  Kutanreaktion  für  therapeutische  Verwendung  erscheint 
möglich.  W.  G-aehtg ens  [Hamburg). 

Stukowski,  Joseph,  Zur  Sonderfunktion  der  Haut,  ins¬ 
besondere  bei  Tuberkulose.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924, 
59,  S.  252.) 

Im  Gegensatz  zu  Thomas  und  Arnold  gelang  es  dem  Verf. 
nicht,  in  den  über  Pirquet-Reaktionen  mit  Cantharidenpflaster  ge¬ 
zogenen  Blasen  Tuberkulin  verstärkende  Substanzen  nachzuweisen. 
Trotzdem  glaubt  Verf.,  im  Hinblick  auf  die  Befunde  anderer  Autoren, 
daß  der  Haut  eine  Art  Sonderstellung  bei  gewissen  Krankheiten  — 
darunter  auch  der  Tuberkulose  —  zukomme.  Auch  die  negativen 
Ausschläge  der  Blutkörperchensenkungsreaktion,  welche  er  nach 
kutaner,  perkutaner  und  intrakutaner  Tuberkulinapplikation  bei 
aktiven  Tuberkulosen  erhielt,  lassen  auf  eine  Sonderfunktion  der 
Haut  schließen.  W.  Gaehtg  ens  [Hamburg). 

Perutz,  Alfred  und  Kaiser,  Hans,  Über  Reaktionsfähigkeit 
der  Haut  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  per¬ 
kutanen  Tuberkulinreaktion.  DieAnalyse  der  Moro- 
schen  Salbenreaktion.  (Arch.  f.  Denn.  1924,  146,  S.  481.) 


458 


Tuberkulose. 


Die  Moro-Reaktion  setzt  sich  nach  den  Untersuchungen  der  Verff. 
aus  zwei  Komponenten  zusammen,  einer  spezifischen  und  einer  un¬ 
spezifischen.  Sie  ist  ein  Gruppenreagens  auf  Überempfindlichkeit  der 
Haut  gegenüber  Reizen,  welche  durch  diese  zwei  Komponenten  her¬ 
vorgerufen  werden.  Der  normale  Organismus  reagiert  nicht  auf  per¬ 
kutan  injiziertes  Eiweiß.  Beim  erkrankten,  antikörperbildenden 
Körper  verursachen  exogene  Reize  eine  Störung  der  „Neutralreaktion 
zwischen  Antigen  und  Antikörper“,  die  in  der  positiven  Reaktion  an 
der  Applikationsstelle  ihren  sichtbaren  Ausdruck  findet.  Sowohl 
Eiweiß  im  allgemeinen,  als  auch  speziell  Tuberkulin  vermögen  diese 
Störung  hervorzurufen.  Zwischen  der  Einverleibung  von  spezifischen 

und  unspezifischen  Reizkörpern  bestehen  nur  quantitative  Unter- 

•  • 

schiede,  d.  h.  Änderungen  in  der  Reaktionsbreite.  Nicht  nur  beim 
tuberkulösen,  sondern  auch  beim  syphilitischen  Organismus  führt  die 
Einverleibung  der  Moro- Salbe  zu  Hauterscheinungen  infolge  der 
Störung  des  Antikörpergleichgewichtszustandes.  Auch  Pferdeserunl 
und  Diphtherieantitoxin  vermögen  ähnliche  Reaktionen  auszulösen, 
die  sich  nur  histologisch  von  den  spezifischen  unterscheiden  lassen. 
Die  Moro-Reaktion  kann  beim  Tuberkulösen  den  histologischen  Auf¬ 
bau  manifester  Krankheitserscheinungen  nachahmen. 

W.  Gaehtg ens  [Hamburg). 

Zinsser,  Hans  and  PetrofF,  S.  A.,  Tuberculin  hypersensi- 
tiveness  without  infection  in  guinea  pigs.  (J.  of  Im- 
munol.  1924,  9,  p.  85.) 

Durch  Injektion  abgetöteter  Tuberkel bazillen  läßt  sich  bei  Meer¬ 
schweinchen  eine  Hautüberempfindlichkeit  sowohl  gegen  Alttuber¬ 
kulin  wie  gegen  das  Tuberkelbazillenresidualantigen  erzeugen.  Er¬ 
hitzen  der  Bazillen  auf  100°  hebt  ihre  Wirkung  nicht  auf.  Wenn 
genügende  Mengen  Bazillen  injiziert  werden,  treten  die  Haut¬ 
reaktionen  ebenso  schnell  und  ebenso  intensiv  ein  wie  nach  Injektion 
lebender  Bazillen.  Anscheinend  besteht  Parallelismus  zwischen  Aus¬ 
dehnung  der  lokalen  Reaktion  gegenüber  den  injizierten  toten  Ba¬ 
zillen  und  dem  Grad  der  sich  entwickelnden  Tuberkulinüberempfind- 
lichkeit.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Lange,  L.  B.,  Cutaneous  hypersensitiveness  to  tuber¬ 
culin  in  guinea  pigs.  (J.  of  med.  Research.  1924,  44,  p.  293.) 

Tuberkulöse  Meerschweinchen,  intraperitoneal  mit  filtrierten 
Extrakten  von  tuberkulösen  Organen  gespritzt,  geben  eine  heftigere 
Reaktion  als  Kontrollen,  die  intrakutan  mit  einem  wässerigen  Extrakt 
von  Tuberkelbazillen  behandelt  sind.  Normale  Meerschweinchen,  mit 
filtrierten  Extrakten  von  tuberkulösen  Organen  oder  sterilen  Ent¬ 
zündungsherden  intraperitoneal  behandelt,  zeigen  bei  der  Tuberkulin- 


Tuberkulose. 


459 


reaktion  mit  Wasserextrakten  von  Tuberkelbazillen  Hauttiber- 
empfindlichkeit.  Die  kutane  Tuberkulinreaktion  infizierter  Tiere 
und  Filtrate  von  Entzündungsherden  sensibilisierter  Tiere  können 
ununterscheidbar  sein.  Sie  zeigen  eine  ziemliche  Reaktionsbreite, 
aber  niemals  Hämorrhagie  oder  Nekrose.  Ob  dieser  Unterschied 
unabhängig  oder  ausschaltbar  ist  durch  besondere  Dosierung,  ist 
nicht  bestimmt  worden.  Tiere  mit  sterilen  Entzündungsherden  geben 
keine  kutane  Tuberkulinreaktion.  Gewebszerstörung,  die  sich  in 
histologischen  Schnitten  von  einer  Reihe  tuberkulöser  Meerschweinchen 
zeigt,  erfolgt  eher,  als  daß  die  Erscheinung  der  kutanen  Tuberkulin- 
überempfindlichkeit  yorausgeht.  Fokale  Gewebsbildung  kann  der 
Überempfindlichkeit  vorausgehen.  Wedemann  {Berlin). 

PetrofF,  S.  A.,  Immunological  s  tu  dies  in  tuberculosis. 
II.  Further  observations  on  skin  hypersensitiveness 
in  experimental  tuberculosis.  (J.  of  Immunol.  1924,  9, 
p.  309.) 

Durch  Vorbehandlung  mit  Tuberkelbazillen,  die  durch  1  ständiges 
Erhitzen  auf  100°  abgetötet  sind,  läßt  sich  bei  gesunden  Meer¬ 
schweinchen  spezifische  Tuberkulinüberempfindlichkeit,  nachweisbar 
durch  intrakutane  Injektion  von  5proz.  Alttuberkulin  oder  des 
Tuberkelbazillenresidualantigens,  erzeugen.  Es  genügen  hierfür 
3  intraperitoneale  Injektionen  von  je  1,25  mg  in  Abständen  von 
3 — 4  Tagen.  Die  Überempfindlichkeit  ist  noch  nach  mehr  als  einem 
Jahr  nachweisbar.  Die  sensibilisierende  Wirkung  der  Bazillen  scheint 
selbst  durch  ^2  sündige  Erhitzung  auf  121°  nicht  aufgehoben  zu 
werden.  Vorbedingung  des  Erfolges  ist,  daß  die  Bazillen  sehr  gut  ver¬ 
rieben  und  bei  einer  pn  von  6,9  oder  7,0  erhitzt  werden.  Die  Meer¬ 
schweinchen  müssen  mindestens  400  g  wiegen  und  sehr  gut  ernährt 
werden.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Goresco,  C.,  Reaction  tuberculinique  cutanee  chez  le 
cobaye  normal.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  744.) 

Reibt  man  normalen  Meerschweinchen  die  rasierte  Haut  wieder¬ 
holt  mit  Tuberkulin  ein,  so  bleibt  die  behandelte  Stelle  bei  den 
ersten  Einreibungen  reaktionslos.  24  Stunden  nach  der  vierten  der¬ 
artigen  Behandlung  bildet  sich  jedoch  meist  eine  oberflächliche, 
schwärzliche  Kruste,  die  sich  abstößt,  ohne  einen  Schorf  zu  hinter¬ 
lassen.  Bei  weiterer  Fortsetzung  der  Einreibungen  erscheint  diese 
Reaktion  nicht  wieder.  Es  kommt  dann  nur  noch  zu  einer  leichten, 
rasch  verschwindenden  Hautinfiltration.  Die  gleiche  Beobachtung 
konnte  —  schon  nach  der  ersten  Einreibung  —  bei  Meerschweinchen 
gemacht  werden,  die  zuvor  32  Tage  lang  tägliche  Tuberkulin¬ 
instillationen  in  den  Konjunktivalsack  erhalten  hatten.  Dagegen 


460 


Tuberkulose. 


erschien  das  Phänomen  nicht  nach  der  ersten  Einreibung,  wenn  die 
Tiere  vorher  16  subkutane  Tuberkulininjektionen  mit  2  tägigem 
Intervall  erhalten  hatten.  Prigge  [Frankfurt  a.  M). 

v.  Frisch,  A.  V.,  Studien  zum  Tuberkulinproblem.  V.  Mitt. 
Über  die  intravenöse  Tuberkulininjektion.  (Beitr.  z. 
Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  306.) 

Verf.  hat  den  Ausfall  der  Tuberkulinreaktion  bei  Ausschaltung 
der  lokalen  Komponente,  also  bei  schnellster  Verteilung  des  Tuber¬ 
kulins  im  ganzen  Organismus,  wie  sie  am  einfachsten  durch  die 
intravenöse  Injektion  zu  erreichen  ist,  untersucht.  In  Überein¬ 
stimmung  mit  R.  Koch  konnte  er  feststellen,  daß  ungefähr  die  zehn¬ 
fache  Menge  des  intravenös  ein  verleibten  Tuberkulins  zur  Erzielung 
einer  deutlichen  Fieberreaktion  auf  subkutanem  Wege  nötig  ist. 
Ein  Unterschied  in  der  Reaktionszeit,  d.  h.  der  Dauer  von  der  Ein¬ 
spritzung  bis  zur  Erreichung  des  Gipfelpunktes  der  Temperatur¬ 
kurve,  ließ  sich  zwischen  subkutaner  und  intravenöser  Injektion  nicht 
nachweisen.  Ebensowenig  konnte  ein  besonderer  Verlauf  der  Reaktion 
bei  intravenöser  Injektion  festgestellt  werden.  w.  Gaehtgens. 

Rondoni,  P.,  Über  den  Einfluß  des  Tuberkulins  auf  die 
Gewebsatmung.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  42,  S.  380.) 

Die  Tuberkelbazillenstoffe,  die  sich  in  Kulturfiltraten  und  im 
Alttuberkulin  vorfinden,  haben  gewöhnlich  eine  steigernde  Wirkung 
in  vitro  auf  die  Gewebsatmung,  nach  der  Reduktion  der  aromatischen 
Nitrogruppen  gemessen.  Diese  Wirkung  ist  stärker  auf  tuberkulöses 
Gewebe  als  auf  normales.  Die  Bestandteile  der  sterilen  Kultur¬ 
flüssigkeit  haben  an  und  für  sich  immer  eine  leichtere  Wirkung. 
Die  Verabreichung  des  Alttuberkulins  bei  lebenden  (infizierten)  Tieren 
bringt  gewöhnlich  eine  Schwankung  der  nachher  geprüften  Atmungs¬ 
intensität  mit  sich,  die  nicht  immer  eine  Steigerung  bedeutet. 
Diese  Untersuchungen  bestätigen  die  Auffassung  des  Tuberkulins 
als  eines  bis  zu  einem  gewissen  Punkte  spezifisch  abgestimmten 
Reizkörpers.  PL  et  sch  [Frankfurt  a.  M.). 

Schubert,  Johann,  Tuberkulin  und  vegetatives  Nerven¬ 
system.  (D.  m.  W.  1924  S.  1830.) 

Leukocytensenkung  tritt  ein,  wenn  man  0,2  ccm  irgendeiner  Flüssig¬ 
keit  intrakutan  spritzt,  bleibt  aber  an  den  meisten  Körperstellen, 
besonders  an  den  üblichen  Einspritzungsstellen  des  Oberarmes  und 
des  Oberschenkels  aus,  wenn  die  gleiche  Menge  unter  die  Haut  verab¬ 
folgt  wird,  da  die  Masse  dann  auf  ganz  andere  Volumen-,  Spannungs¬ 
und  Schmerzverhältnisse  trifft.  Von  dem  Einspritzungsherde  geht 
der  Reiz  auf  vegetativen  Nervenbahnen  nach  innen.  Antikörper- 


Tuberkulose. 


461 


oder  überhaupt  Allgemeinreaktionen  des  Körpers  kommen  nicht  nur 
durch  Resorption  eines  Antigens  in  den  Kreislauf,  sondern  auch  auf 
irgendeinem  noch  unbekannten  Reizwege  zustande.  Daß  vom  Tuber¬ 
kulinspeicher  Reize  über  das  vegetative  Nervensystem  nach  innen 
gehen,  war  bisher  noch  nicht  erwiesen.  Verf.  erreichte  nun  oft 
schon  nach  10,  meistens  aber  nach  30  Minuten  in  der  Mehrzahl  be¬ 
deutende  Leukocytensenkung,  -  wenn  er  0,5  mg  Alttuberkulin  in 
kleinstem  Volumen  (1f20  ccm)  intra-,  besser  noch  subkutan  solchen 
Kranken  einspritzte,  deren  Haut  auf  Tuberkulin  eingestellt  war,  wie 
bei  Lupus.  Klinisch  tuberkulosefreie  Menschen  bekamen  diesen  Leu- 
kocytensturz  nur  selten,  und  dann  ging  er  ausnahmslos  mit  sehr 
starker  Kutanreaktion  einher.  Technik  dieser  Einspritzungsversuche 
im  einzelnen.  Gegenproben  und  Grenzen  der  Zulässigkeit  der  An¬ 
wendung.  Georg  Schmidt  [München). 

Guth,  Ernst,  Vegetative  Allergie.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924, 
60,  S.  39.) 

Nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  ruft  die  Tuberkuloseer¬ 
krankung  abnorme  Erregungen  des  vegetativen  Nervensystems  her¬ 
vor,  die  einen  gesetzmäßigen  Verlauf  zeigen  und  in  bestimmten 
Beziehungen  zu  anderen  vegetativen  Funktionen  stehen.  Die  in 
dieser  Weise  krankhaft  bedingten  Erregbarkeitsänderungen  werden 
als  „vegetative  Allergie“  bezeichnet.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Halir,  Otto  und  Kettner,  Anton,  Blutbild  bei  Tuberkulose 
in  Beziehung  zur  vegetativen  Allergie.  (Beitr.  z.  Klinik 
d.  Tbc.  1924,  60,  S.  62.) 

Tuberkulöse  mit  geringer  Ausdehnung  des  Krankheitsprozesses 
weisen  meist  eine  Lymphocytose  auf,  die  um  so  seltener  angetroffen 
wird,  je  ausgebreiteter  der  Herd  ist.  Fortgeschrittene  Fälle  zeigen 
vorwiegend  Leukocytose,  leichte  Fälle  dagegen  meist  normale  Leuko- 
cytenwerte.  Die  Zahl  der  mit  Leukocytose  beginnenden  Fälle  wird 
um  so  größer,  je  geringer  die  an  der  Adrenalinempfindlichkeit  ge¬ 
messene  Reaktivität  des  vegetativen  Nervensystems  ist.  Die  Zunahme 
der  Lymphocyten  unter  Adrenalinwirkung  läßt  weder  auf  Schwere 
und  Ausdehnung  des  'Prozesses  noch  auf  die  vegetative  Allergie 
schließen,  ihre  Abnahme  dagegen  wächst  mit  der  Schwere  des  Pro¬ 
zesses  und  der  verminderten  Anspmchsfähigkeit  des  vegetativen 
Nervensystems  und  der  Korrelation  seiner  „Antagonisten“.  Eine 
einmalige  Blutuntersuchung  läßt  Schlüsse  auf  den  Krankheitszustand 
oder  die  Reaktionsfähigkeit  des  vegetativen  Nervensystems  nicht  zu, 
erst  Reihenuntersuchungen  zeigen,  daß  eine  Besserung  der  vegetativen 
Allergie  meist  mit  einem  Lymphocytenanstieg  Hand  in  Hand  geht, 
Verschlechterung  mit  einem  Absinken.  Eine  direkte  Abhängigkeit 


462 


Tuberkulose. 


der  Blutbildveränderung  von  Erregungszuständen  des  vegetativen 
Nervensystems  besteht  aber  nicht.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Moral,  Helmuth  und  Sarbadhikary,  S.,  Ist  die  Tuberkulin¬ 
reaktion  eine  Antigen  - Antikörperreaktion?  (D.  m.  W. 
1924  S.  1408.) 

Nach  Römer  und  Hofe  schwächt  das  Serum  der  an  prognostisch 
günstiger  Augentuberkulose  Leidenden  Tuberkulin  ab;  dagegen  läßt 
das  Serum  der  an  prognostisch  ungünstiger  Augentuberkulose  Lei¬ 
denden  die  intrakutane  Tuberkulinwirkung  unverändert  oder  es  ver¬ 
stärkt  sie.  Diese  Beobachtungen  wurden  bei  Prüfung  an  12  leicht 
und  48  schwerkranken  Lungentuberkulosen  nicht  bestätigt.  Die  Er¬ 
gebnisse  waren  gesetzlos  und  stützten  die  Annahme  spezifischer 
Antikörperbildung  und  -reaktion  bei  Tuberkulose  nicht.  Nach 
Jadassohn  reagiert  mit  Tuberkulin  gemischtes  Serum  tuberkulöser 
oder  nichttuberkulöser  Menschen,  das  24  Stunden  stand,  stärker,  als 
dem  Tuberkulininhalte  entspricht.  Das  trifft  zu.  Jadassohns 
Schluß  auf  Anwesenheit  spezifischer  Antikörper  im  Serum  und  spezi¬ 
fischen  Abbau  des  Tuberkulins  ist  jedoch  unbegründet.  Denn  auch 
bei  Verwendung  verschiedener  Eiweißlösungen  ohne  oder  mit  Tuber¬ 
kulin,  die  24  Stunden  standen,  verstärkte  sich  die  intrakutane  Re¬ 
aktion  ebenso.  Georg  Schmidt  {München). 

Mayer  und  Böhme,  W.,  Die  „exakte  Dosierbarkeit“  des 
Alttuberkulins.  (M.  m.  W.  1924  S.  1123.) 

Das  Alttuberkulin  stellt  ein  heterogenes,  in  seinen  wirksamen 
Komponenten  kolloidales  Gemisch  organischer,  völlig  unbekannter 
Verbindungen  dar.  Deshalb  kann  nicht  von  einer  „exakten  Dosierung 
des  Alttuberkulins“  gesprochen  werden.  Diese  schwankt  vielmehr 
innerhalb  so  weiter  Grenzen,  daß  hier  vielleicht  die  letzte  Ursache 
aller  Unstimmigkeiten  und  Schwierigkeiten  der  Tuberkulintherapie 
überhaupt  zu  suchen  ist.  Da  die  Vergleichswerte  der  unverdünnten 
Muttersubstanz  immer  die  kleinsten  Fehlermöglichkeiten  ergeben, 
läßt  sich  annehmen,  daß  die  Anhänger  der  Kutan-  und  Perkutan¬ 
methoden  zumindest  keinem  größeren  Irrtum  unterliegen  als  diejenigen 
der  subkutanen  „exakten“  Dosierungsmethode,  sofern  jene  die  Mutter¬ 
substanz  als  relativen  Wert  betrachten  und  ihre  durch  die  Methodik 
vorgeschriebenen  Messungen  und  Individualisierungen  unter  genauer 
Berücksichtigung  des  klinischen  Bildes  vornehmen,  w.  Gaehtgens. 

Jesionek,  A.,  Ektotuberkulin.  (Zschr.  f.  Tbc.  1924,  40,  S.  1.) 

Unter  Ektotuberkulin  versteht  Verf.  die  bazillenfreie  Kultur¬ 
flüssigkeit  von  jungen  Bouillonkulturen  der  Tuberkelbazillen.  Zur 
Gewinnung  eines  reinen  Präparats  werden  Kulturen  von  3—4  Wochen 


Tuberkulose. 


463 


benutzt,  die  in  kleinen  Kölbchen  auf  nicht  mehr  als  20—30  ccm 
Nährflüssigkeit  herangezüchtet  werden.  Die  Flüssigkeit  wird  abge¬ 
nommen,  sobald  8/4  der  Flüssigkeitsoberfläche  von  dem  Kulturrasen 
bedeckt  ist.  Von  einer  Einengung  der  abgezapften  und  filtrierten 
Flüssigkeit  durch  Eindampfen  wurde  abgesehen.  Der  Herstellung 
des  Ektotuberkulinpräparats  lag  der  Gedanke  zugrunde,  bei  Lupus¬ 
kranken  an  den  kutanen  Injektionsstellen  „abazilläre,  ektotoxin¬ 
bewirkte  Krankheitsherde“  zu  erzeugen,  von  denen  aus  „Ektorefraktär- 
stoffe“  zur  Resorption  gelangen  sollten.  Den  Ausfall  der  Reaktion 
bestimmt  nicht  der  Konzentrationsgrad  des  Ektotuberkulins,  diese 
wird  vielmehr  in  ihren  Eigenschaften  bestimmt  durch  die  Reaktions¬ 
fähigkeit  des  Individuums,  an  ein  und  demselben  Individuum  durch 
die  verschieden  hochgradige  Reaktionsfähigkeit  des  Gewebes  an  den 
verschiedenen  Körperstellen.  Im  Gefolge  der  Ektotuberkulineinver- 
leibung  können  Lokal-,  Herd-  und  Allgemeinreaktionen  auftreten. 
Verf.  glaubt  durch  das  Ektotuberkulin  an  der  Stelle  der  Intrakutan¬ 
injektion  einen  Krankheitsherd  der  Haut  erzeugen  zu  können,  der  als 
tuberkulös  bzw.  ektotuberkulös  und  als  abazillär  bezeichnet  werden 
dürfe.  Die  mit  Nekrose  oder  mit  einer  Steigerung  vorhandener  Nekrose 
einhergehende  ektotuberkulinbewirkte  Herdreaktion  beruht  seiner 
Auffassung  nach  darauf,  daß  im  Gefolge  der  Einverleibung  das 
Ektotuberkulin  als  solches  unter  anderem  auch  in  die  tuberkulösen 
Krankheitsherde  gelangt,  und  daß  es  hierselbst  nekrotisierend  und 
zellauflösend  zu  wirken  imstande  ist,  vorausgesetzt,  daß  die  spezi¬ 
fische  Empfindlichkeit  des  Bindegewebes  noch  so  hohen  Grades  ist, 
daß  die  vom  tuberkulösen  Gift  erzeugten  embryonalen  Bindegewebs¬ 
zellen  durch  das  tuberkulöse  Gift,  wie  das  Ektotuberkulin  ein  solches 
darstellt,  auch  getötet  und  aufgelöst  werden  können.  Möllers. 

Bieling,  R.,  Über  das  Wesen  des  Tuberkulins.  (Zbl.  f.  Bakt. 

Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  56*.) 

Es  ist  sehr  unwahrscheinlich,  daß  die  sog.  Ekto-  und  Endo- 
tuberkuline  chemisch  verschiedene  Substanzen  sind,  wahrscheinlicher 
ist,  daß  sie  die  gleiche  wirksame  Substanz  an  verschiedenartig  und 
auch  vielleicht  klinisch  verschieden  wirksame  Trägersubstanzen  ge¬ 
bunden  erhalten.  Denn  es  widerspricht  einmal  aller  Erfahrung,  daß 
chemisch  sehr  differente  Substanzen,  wie  sie  die  Tuberkuline  dar¬ 
stellen,  gleiche  biologische  Wirkung  haben  sollen.  Es  zeigt  sich 
vielmehr,  daß  man  die  Tuberkulinwirkung  von  den  verschiedenen 
Substanzen  durch  physikalische  Einwirkung  abtrennen  kann,  auch 
oberflächenaktive  Substanzen  können  das  Tuberkulin  an  sich  reißen. 
Rein  ist  die  Substanz  noch  nicht  dargestellt,  doch  ist  als  sicher 
anzusehen,  daß  nicht  einmal  einfache,  durch  die  Ninhydrinreaktion 
nachzuweisende  Eiweißspaltprodukte  in  ihm  enthalten  sind.  Die 


464 


Tuberkulose. 


biologische  Reinheit  ist,  wenn  auch  noch  nicht  einwandfrei,  so  doch 
bereits  sehr  weitgehend  und  wird  dadurch  nachgewiesen,  daß  sie  nur 
am  tuberkulinliberempfindlichen,  d.  h.  am  tuberkulösen  Tier  Gefä߬ 
kontraktion  hervorruft.  Noelel  ( Landsberg  a.  W.). 

lsrnet,  Arif,  Abgestimmte  Reizsteigerung  durch  Lipoide. 
(Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  660.) 

•  • 

Durch  Verbindung  mit  einem  unabgestimmten  Lipoid  (Ather- 
auszug  aus  getrocknetem  Menschenhirn)  konnte  Verf.  eine  Reaktivi¬ 
tätserhöhung  von  Alttuberkulin  und  den  Partigenen  erzielen,  die  in 
besonders  hohem  Maße  den  Neutralfettbestandteil  betraf.  Die  Stei¬ 
gerung  ist  nicht  als  Summation  der  Reizwirkungen  aufzufassen. 
Alle  Patienten,  die  gegen  Tuberkulin  und  die  Partigene  eine  beson¬ 
dere  Empfindlichkeit  haben,  weisen  auch  eine  stärkere  Reaktivität 
auf  das  Lipoid  allein  auf.  Die  reizsteigernde  Kraft  der  Lipoide 
kann  durch  Sonnenbestrahlung  der  Antigengemische  vor  der  Ein¬ 
spritzung  noch  weiter  gesteigert  werden.  Noch  stärker  wirkt  in 
dieser  Hinsicht  die  vorherige  Röntgenbestrahlung,  w.  Gaehtgens. 

Schmidt,  P.,  Soll  die  Prophylaxe  der  Lungenfiir sorge¬ 
stellen  mehr  nach  klinischer  oder  bakterioskopischer 
Auslese  der  Patienten  geschehen?  (D.  m.  W.  1924  S.  693.) 

Wir  vermögen  zurzeit  nicht  die  ungeheuren  Mengen  klinisch 
erkannter  Tuberkulöser  ausreichend  vorbeugend  zu  versorgen,  ge¬ 
schweige  denn  zu  behandeln.  Daher  sollten  wir  lieber  genauer  die 
Bevölkerung  auf  die  gefährlichen  Bazillenstreuer  durchsuchen  und 
diese  unschädlich  machen.  Es  muß  freilich  wirklicher  Bronchial- 
auswurf,  nötigenfalls  wiederholt  mikroskopisch  geprüft  werden. 

Georg  Schmidt  {München). 

Walter,  Die  Resultate  der  Untersuchungen  Ferrans 
über  Tuberkulose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93, 
S.  49*.) 

Der  säurefeste  Kochsche  Tuberkelbazillus  verliert  nach  wieder¬ 
holter  Reihenkultur  seine  Säurefestigkeit.  Es  geht  schließlich  eine 
neue  Gattung  hervor,  deren  Haupteigenschaften  mit  denen  der  Typhus- 
Ooligruppe  übereinstimmen.  Die  Bedingungen  für  diese  Umwand¬ 
lungen  sind  noch  nicht  bekannt,  ihr  Auftreten  läßt  sich  durch  be¬ 
sondere  Beschaffenheit  der  Nährböden  und  dergleichen  bisher  nicht 
beeinflussen.  Die  neuerworbenen  Eigenschaften  sind  konstant,  nur 
beim  Einbringen  in  lebendes,  für  Tuberkulose  empfängliches  Gewebe 
kann  Rückbildung  zur  Ausgangsform  eintreten.  Im  Tierversuch  be¬ 
wirken  die  umgewandelten  Stämme  entweder  nur  örtlich  schnell 
vorübergehende  Reaktion  oder  Tod  an  gewöhnlichen,  nicht  spezi- 


Tuberkulose. 


465 


fischen  Entzündungserscheinungen  oder  aber  es  bildet  sich  ein 
Tuberkel,  an  den  sich  andere  anschließen,  in  denen  man  bereits  die 
alten  säurefesten  Kochschen  Bazillen  findet.  Überimpfung  aus  solchem 
Tuberkel  auf  ein  zweites  Meerschweinchen  ruft  typische  Tuberkulose 
hervor.  Aber  nicht  nur  die  vom  Kochschen  Tuberkelbazillus  ab¬ 
stammenden  Bazillen  sind  imstande,  Tuberkulose  zu  erzeugen,  „es 
gibt  in  der  Natur  zahlreiche  Bazillen,  die  Tuberkulose  erzeugen,  die 
dem  säurefesten  Kochschen  Bazillus  das  Leben  geben“.  Nach  Ferr  an 
steht  das  Krankheitsbild  der  Tuberkulose  zunächst  unter  der  Wir¬ 
kung  der  nicht  säurefesten  Bazillen,  die  gewöhnliche  Entzündungs¬ 
erscheinungen  hervorbringen.  Die  Widerstandsfähigkeit  des  Körpers 
veranlaßt  diese  Bazillen,  sich  allmählich  in  säurefeste  Kochsche 
Bazillen  umzuwandeln.  Es  genügt,  wenn  man  gegen  die  durch 
die  nicht  säurefesten  Bazillen  verursachten,  nicht  spezifischen  Pro¬ 
zesse  immunisiert,  um  gegen  die  2.  Etappe  dieses  Prozesses,  die 
eigentliche  Tuberkulose  geschützt  zu  sein,  und  zu  diesem  Zweck 
wird  eine  aus  den  nicht  säurefesten  Bazillen  hergestellte  Vaccine 
mit  sehr  gutem  Erfolge  verwandt,  auch  bei  Krankheiten,  die  mit 
Tuberkulose  keinen  Zusammenhang  zu  haben  scheinen.  Noetel. 

Langer,  H.,  Tuberkuloseschutzimpfung  mit  abgetöteten 
Tuberkelbazillen.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1944.) 

Bei  Verwendung  eines  aus  abgetöteten  Tuberkelbazillen  ge¬ 
wonnenen  Impfstoffes  gelingt  es  mit  Regelmäßigkeit,  tuberkulosefreie 
Meerschweinchen  tuberkulinempfindlich  zu  machen.  Es  handelt  sich 
um  eine  echte  Allergie,  die  der  Umstimmung  der  Allergie  des  tuber¬ 
kulösen  Organismus  entspricht.  Nachbehandlung  mit  Alttuberkulin 
kann  diese  künstliche  Allergie  ebenso  steigern  wie  die  Allergie  des 
tuberkulösen  Organismus.  Mit  dieser  Umstimmung  ist  bei  Ver¬ 
wendung  geeigneter  Impfstoffe  beim  Tier  eine  deutliche  Schutz¬ 
wirkung  gegen  die  Infektion  verbunden.  —  Auch  bei  Säuglingen 
gelang  es  dem  Verf.,  durch  eine  einmalige  intrakutane  Injektion  des 
Impfstoffes  147  eine  viele  Monate  anhaltende  Tuberkulinempfindlich¬ 
keit  mit  Sicherheit  hervorzurufen.  Damit  ist  zum  ersten  Male  die 
künstliche  Sensibilisierung  mit  abgetöteten  Tuberkelbazillen  beim 
Menschen  gelungen.  Die  intrakutane  Impfung  gefährdeter  Säuglinge 
mit  einem  solchen  aus  abgetöteten  Tuberkelbazillen  bestehenden  wirk¬ 
samen  Impfstoff  eröffnet  die  Möglichkeit  einer  Schutzimpfung  (ins¬ 
besondere  der  Säuglinge  in  tuberkulösen  Familien)  gegen  Tuberkulose. 

Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Selter,  H.,  Ist  eine  Schutzimpfung  des  Menschen  gegen 
Tuberkulose  mit  abgetöteten  oder  avirulenten  Tu¬ 
berkelbazillen  möglich?  (D.  m.  W.  1924  S.  1825.) 

Erste  Abt,  Ref.  Bd.  78.  ?fo.  19/20.  30 


466 


Tuberkulose. 


Verf.  glaubt,  daß  es  Calmette  nicht  gelang,  Rinder  und  andere 
Tiere  gegen  Tuberkulose  wirksam  zu  immunisieren.  Die  Tuberkel¬ 
bazillenkulturen  sind  hierfür  bereits  zu  avirulent  geworden.  Die 
Tuberkuloseimmunität  ist  an  ein  durch  die  Wirkung  lebender  viru¬ 
lenter  Tuberkelbazillen  biologisch  verändertes  Gewebe  gebunden  und 
ohne  ein  solches  nicht  denkbar.  Das  Auftreten  der  Tuberkulin¬ 
empfindlichkeit  zeigt  zuerst  die  erfolgte  Immunisierung  an.  Ein  Ver¬ 
fahren,  das  Impflinge  nicht  tuberkulinempfindlich  macht,  muß  un¬ 
wirksam  sein.  Auf  Grund  eigener  und,  unabhängig  davon,  durch 
Uhlenhut h  angestellter  Immunisierungsversuche  mit  lebenden 
avirulenten  Tuberkelbazillen  hält  Verf.  die  von  Calmette  erstrebte 
Tuberkuloseschutzimpfung  des  Menschen  mit  derartigen  avirulenten 
Tuberkelbazillen  für  unmöglich,  den  Versuch  dazu  für  zwecklos,  ja 
für  bedenklich,  weil  falsche  Hoffnungen  erweckt  und  notwendige 
Vorsichtsmaßregeln  außer  acht  gelassen  werden.  Verf.  bestreitet, 
daß  Langer  beim  Meerschweinchen  und  beim  Säugling  nach  Ein¬ 
verleibung  abgetöteter  Tuberkelbazillen  echte  Tuberkulinempfindlich¬ 
keit  erreicht  habe;  es  ist  nur  Anaphylaktisierung  gegen  Tuberkel- 
bazilleneiweiß  erfolgt.  Verf.  eigene  Einspritzungsversuche  an  tuber¬ 
kulosefreien  Kindern  sprechen  gegen  Langer,  dessen  Tierversuchs- 
reihen  viel  zu  klein  sind.  Mit  Hilfe  der  Reinfektion  von  Meer¬ 
schweinchen  zeigten  Uhlenhuth  und  Jötten  sowie  Verf.,  daß 
durch  abgetötete  Tuberkelbazillen  Immunisierung  nicht  erreicht  wird. 
Tuberkuloseschutzimpfung  des  Menschen  wird  schließlich  doch  gelingen. 
Man  braucht  hierfür  lebende,  genügend  virulente,  am  besten  arteigene, 
also  humane  Tuberkelbazillen  in  richtiger  Abmessung.  Seit  Mai  1923 
ist  hierüber  ein  Versuch  an  40  Kälbern  im  Gange,  der  Aussichten 
bietet.  Georg  Schmidt  {München). 

Arima,  R.,  Aoyama,  K.  und  Ohnawa*  Über  ein  neues  spezi¬ 
fisches  Tuberkuloseschutz-  und  -heilmittel.  —  Unter¬ 
suchungen  über  die  Tuberkuloseimmunität.  I.  Mitt. 
(D.  m.  W.  1924  S.  666.) 

Das  Haupthindernis  einer  Immunisierung  gegen  Tuberkulose  ist 
in  den  Fetten  und  Lipoiden  des  Tuberkelbazillus  zu  suchen.  Es  gilt, 
sie  chemisch  zu  zersetzen  oder  physikalisch  aufzulösen,  ohne  dabei 
die  Lebensfähigkeit  und  die  Eigenart  der  Eiweißkörper  der  Stäbchen 
zu  schädigen.  Ein  geeignetes  Mittel  fanden  die  Verff.  schließlich  in 
einer  Saponinart.  Es  wird  dem  albumosefreien  Nährboden  hinzu¬ 
gefügt,  am  besten  in  Verbindung  mit  einer  Lipase.  Wachstums-  und 
färberische  Eigenschaften  der  damit  gezüchteten  fett-  und  lipoid¬ 
befreiten  Tuberkelstäbchen.  Sie  wandeln  sich,  auf  Glyzerinagar 
zurückgeimpft,  wieder  in  gewöhnliche  Tuberkelbazillen  um.  Die  ver¬ 
schiedenen  Stämme  (50)  verlieren  ihre  Alkohol-  und  Säurefestigkeit 


Tuberkulose. 


467 


verschieden  leicht  oder  schwer.  Saponinbehandlung  führte  stets  zu 
Virulenzabschwächung.  Man  kann  so  eine  kleinste  Menge  von 
Tuberkelbazillen  gewinnen,  die  gerade  noch  keine  Tuberkulose  beim 
Meerschweinchen  auslöst.  (Die  Saponinkulturaufschwemmung  heißt 
in  Japan  „AO“.)  Jahrelange  Tierversuche.  Darunter  nach  jahre¬ 
langer  Vorbereitung  je  eine  Reihe  an  101  Kaninchen  und  an  79  Meer¬ 
schweinchen;  es  gelang  durch  Vorbehandlung  mit  AO  No.  25  alle 
Tiere  gegen  eine  sich  steigernde  Infektion  in  hohem  Grade,  oft  sogar 
völlig  zu  schützen.  Den  Erfolgen  am  Tier  entsprach  die  gute 
klinische  Verwendbarkeit  und  Brauchbarkeit,  vor  allem  in  der  vor¬ 
beugenden  Immunisierung.  Das  therapeutische  Anzeigengebiet  da¬ 
gegen  ist  begrenzt  (latente  Formen,  beginnende  Organtuberkulose  bis 
höchstens  zur  Mitte  des  2.  Stadiums  der  Lungentuberkulose).  Das 
Mittel  ist  klinisch  völlig  unschädlich  und  reizlos.  Es  bessert  das 
Allgemeinbefinden,  die  Eßlust,  das  Körpergewicht  sowie  dauernd  die 
Euphorie,  vertreibt  die  Hautkachexie,  schränkt  den  Krankheitsherd 
ein  oder  löst  ihn  ganz  auf,  steigert  die  Pirquet-Reaktion  oder  ruft 
sie  wieder  hervor.  Georg  Schmidt  {München). 

Eberson,  Frederick,  Studies  in  tuberculosis  immunity. 

I.  Diagnostic  and  sensitizing  properties  of  some  new 

derivatives  of  tuberculin.  (Proc.  Soc.  for  exper.  Biol.  a.  M. 

1924,  21,  p.  539.) 

Aus  humanem  Alttuberkulin  wurden  drei  Derivate  hergestellt, 
die  für  spätere  Injektionen  mit  der  gleichen  Substanz  und  mit  un¬ 
verändertem  Tuberkulin  zu  sensibilisieren  vermögen.  Es  sind  ein 
Azetyl,  ein  Benzoylderivat  und  eine  alkohollösliche,  ätherpräzipitable 
Substanz,  das  „ätherunlösliche  X“.  Sie  rufen  die  Hautreaktion  in  den 
gleichen  Fällen  hervor  wie  humanes  Alttuberkulin,  außerdem  auch 
bei  boviner  Tuberkulose  und  zu  einer  Zeit  nach  der  Infektion  (bei 
Meerschweinchen  nach  3  Tagen,  nach  7  Tagen  intensiver),  wo  man 
mit  Tuberkulin  noch  keine  erhält.  Ätherunlösliches  X  gab  die  besten 
Reaktionen.  Mit  menschlichen  oder  bovinen  Tuberkelbazillen  infizierte 
Meerschweinchen  reagierten  im  Verlauf  der  Krankheit  zu  wieder¬ 
holten  Malen,  Kontrolliere  stets  negativ.  Vorhergehende  intrakutane 
Impfung  mit  den  beiden  anderen  Derivaten  hinderte  lokale  Reaktion 
auf  „ätherunlösliches  X“  bei  infizierten  Tieren  nicht,  wohl  aber  bei 
gesunden.  Gesunde  Tiere  reagierten  nach  wiederholten  subkutanen 
Injektionen  der  verschiedenen  Derivate  auf  Hautproben  mit  homo¬ 
logen  und  heterologen  Derivaten  und  mit  unverändertem  Tuberkulin 
intensiv  positiv.  Die  Reaktion  trat  nach  24  Stunden  ein,  erreichte 
nach  48—72  Stunden  den  Höhepunkt  und  dauerte  5 — 21  Tage.  Bei 
3  Meerschweinchen  rief,  55 — 66  Tage  nach  der  ersten  Injektion  eines 
der  anderen  Derivate,  „ätherunlösliches  X“,  keine  Hautreaktion  her- 

30* 


468 


Tuberkulose. 


vor,  ein  durch  die  zahlreichen  vorhergehenden  Injektionen  geschaffener 
Immunitätszustand.  Bei  5  gesunden  Tieren  führten  wiederholte  sub¬ 
kutane  Injektionen  des  Azetylderivats  zu  deutlichen  Symptomen  von 
Proteinintoxikation.  Erholung  innerhalb  12  Stunden.  10  nach  In¬ 
fektion  mit  humanen  oder  bovinen  Tuberkelbazillen  subkutan  mit 
dem  Azetylderivat  injizierte  Meerschweinchen  zeigten  nach  jeder 
Injektion  diffuse  Rötung  des  Abdomens,  Rötung  der  Haut  über  kalten 
Abszessen,  erneute  Reaktion  alter  Impfstellen,  aber  nach  der  4.  und 
letzten  lokale  Infiltration  und  Ödem  in  der  Ausdehnung  von  1, 0X2,0  cm 
bis  3.0X3, 5  cm  mit  purpurrotem  Zentrum  von  1,0 — 1,5  cm  Durch¬ 
messer.  Bei  einem  Tiere  ein  typischer  anaphylaktischer  Anfall. 
Bei  Meerschweinchen  mit  boviner  Infektion  im  allgemeinen  weniger 
intensive  Reaktionen,  selten  von  mehr  als  1,0  cm  Ausdehnung. 

E.  Fitschen  (Weyarn). 

v.  Hayek,  H.,  Die  spezifische  Abwehrkraft  im  Kindes¬ 
alter.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  488.) 

Bei  der  spezifischen  Behandlung  der  Kindertuberkulose  ist  der 
Beobachtung  der  Reaktionsverhältnisse  und  des  sonstigen  klinischen 
Verhaltens  besondere  Beachtung  zuzuwenden.  Die  vielen  Spontan¬ 
heilungen  sollten  dazu  Anlaß  geben,  die  therapeutischen  Bestrebungen 
zur  günstigen  Beeinflussung  der  spezifischen  Abwehrkräfte  zielbewußt 
weiter  zu  verfolgen,  weil  gerade  sie  am  besten  zeigen,  wie  wichtig 
jede  günstige  reaktive  Beeinflussung  des  tuberkulösen  Organismus 
werden  kann,  wenn  die  spontanen  Abwehrkräfte  an  der  Grenze  ihrer 
Leistungsfähigkeit  angelangt  sind.  Die  Vorstellung,  daß  es  sich  bei 
den  Bestrebungen  der  spezifischen  Therapie  um  eine  künstliche 
Immunisierung  handelt,  die  dem  kindlichen  Organismus  unnatürliche, 
schädliche  Reaktionen  zumutet,  ist  abzulehnen.  Diese  Gefahr  ist 
nur  dann  vorhanden,  wenn  mit  hochreaktiven  Präparaten  ohne  ent¬ 
sprechende  Indikationsstellung  schematisch  gearbeitet  wird,  während 
die  richtig  durchgeführte  spezifische  Behandlung  vielmehr  eine  Unter¬ 
stützung  der  notwendigen  Ab  wehr  Vorgänge  darstellt,  w.  Gaehtgens. 

Sahli,  H.,  Vergangenheit  und  Zukunft  der  Tuberkulin- 
behandlung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1714.) 

Das  Tuberkulin  hat  zweifellos  spezifisch  tuberkulöse  Antigen- 
'  natur.  Man  ist  grundsätzlich  berechtigt,  das  Tuberkulin  aktiv 
immuntherapeutisch  anzuwenden,  aber  nicht  auf  dem  Wege  möglichst 
raschen  Ansteigens  bis  zu  tunlichst  hohen  Tuberkulingaben.  Bei 
richtig  geleiteter  Tuberkulinbehandlung  geht  die  Tuberkulinempfind¬ 
lichkeit  nur  allmählich  zurück.  Es  werden  die  immunisatorischen 
Heilkräfte  unterstützt,  die  auch  bei  dem  natürlichen  günstigen  Ver¬ 
laufe  der  Tuberkulose  entscheidend  sind  und  dennoch  bloß  mit  rela- 


Tuberkulose. 


469 


tiven  Immunitätserscheinungen  verbunden  zu  sein  brauchen.  Man 
soll  nicht  abgeschwächtes,  abgeändertes,  sondern  vollkräftiges,  voll¬ 
ständiges,  bis  in  die  kleinste  Einzelheit  spezifisches,  nicht  ver¬ 
unreinigtes  Antigen  anwenden,  und  zwar  mit  richtiger  Technik,  wofür 
Verf.  das  klare,  übersichtliche,  genau  abmeßbare,  völlig  ungefährliche, 
allgemein  zugängliche  Subepidermalverfahren  dem  Anstalts-  und  dem 
Hausarzte  warm  empfiehlt.  So  hat  die  Tuberkulinbehandlung  eine 
große  Zukunft.  .  Georg  Schmidt  {München). 

Ulrici,  H.,  Indikationen  und  Kontra indikationen  der 
Tuberkulintherapie.  (Therap.  d.  Gegen w.  1924  S.  433.) 

Bei  der  Verschiedenheit  der  Einwirkung  auf  den  tuberkulösen 
Organismus  und  der  in  diesem  ausgelösten  Reaktionen  ist  es  außer¬ 
ordentlich  schwierig,  bestimmte  Richtlinien  zu  geben.  Anhaltspunkte 
nach  dieser  Richtung  hin  lassen  sich  gewinnen  unter  Berücksichtigung 
der  Rankeschen  Einteilung  in  die  verschiedenen  Phasen  der  Tuber¬ 
kulose.  Sehr  schwierig  ist  ferner  die  Dosierungs-  und  Applikations¬ 
frage.  Von  den  einzelnen  Präparaten  dürfte  die  Bazillenemulsion 
für  therapeutische  Zwecke  am  meisten  zu  empfehlen  sein. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Raffauf,  Carl  J.,  Über  die  Veränderung  des  weißen  Blut¬ 
bildes  im  Verlauf  der  therapeutischen  Tuberkulin¬ 
anwendung  bei  Lungentuberkulose.  (Beitr.  z.  Klin.  d. 
Tbc.  1924,  60,  S.  31.) 

Die  Änderung  des  Blutbildes  im  Anschluß  an  Tuberkulininjektionen 
ist  oft  das  einzige  Zeichen  eines  stattgefundenen  Reizes.  Die  quanti¬ 
tative  Würdigung  und  laufende  Beobachtung  des  Blutbildes  zeigt  Über¬ 
empfindlichkeit  und  drohende  Überdosierung  an  und  erleichtert  die 
Erzielung  günstiger  Reizwirkungen,  ohne  schädliche  Reaktionen  aus¬ 
zulösen.  W.  G  aehtgens  {Hamburg). 

Schilling,  Claus,  Über  spezifische  Behandlung  der  Lungen¬ 
tuberkulose.  (D.  m.  W.  1924  S.  681.) 

Von  1380  untersuchten  Kranken  der  arbeitenden  Großstadt¬ 
bevölkerung  (12.  Mai  1920  bis  31.  Juli  1922)  wurden  422  ambulant 
spezifisch  behandelt,  ganz  überwiegend  mit  Kochs  Alttuberkulin,  und 
zwar  190  des  Gerhardt-Turbanschen  I.  Stadiums  (gebessert  63,7,  un¬ 
verändert  29,5,  verschlechtert  6,8Proz.),  87  des  II.  Stadiums  (ge¬ 
bessert  24,1,  unverändert  54,  verschlechtert  21,9  Proz.),  13  des 
III.  Stadiums  (unverändert  23,  verschlechtert  77  Proz.).  Demnach 
möglichst  frühzeitige  Diagnose  und  Behandlung!  Bei  44  unter  359, 
fast  ausschließlich  des  I.  und  II.  Stadiums,  fiel  die  Pirquet* Probe 
negativ  aus,  mindestens  bei  Verdacht  auf  Lungentuberkulose  auf 


470 


Tuberkulose. 


Grund  des  klinischen  und  des  Röntgenbefundes.  Von  224  sicher 
Tuberkulösen  sprachen  auf  die  einmalige  Pirquet-Probe  nur  181 
(85  Proz.),  4  noch  auf  die  innerhalb  von  14  Tagen  wiederholte  an. 
Wenn  vorher  Tuberkulin  unter  die  Haut  gespritzt  worden  war,  so 
wurde  dadurch  der  Ausfall  der  Pirquet-Probe  ganz  unberechenbar 
beeinflußt.  Es  reagierten  positiv  in  der  warmen  Jahreszeit  von  123 
Pirquet- Erstimpflingen  (Kranken  und  Verdächtigen)  65  Proz.,  in  der 
kalten  von  128  nur  44  Proz.  Tuberkulinreaktionen  zu  Beginn  der 
Kur  waren  zum  mindesten  nicht  schädlich.  Man  ist  also  berechtigt, 
die  ersten  Tuberkuiingaben  bis  zur  Allgemeinreaktion,  bis  zum  Ein¬ 
tritt  von  Fieber  zu  steigern,  sofern  nicht  Allgemeinschwäche,  frühere 
Hämoptoennephritis,  Diabetes  usw.  jede  Reizbehandlung  verbieten. 
Gesteigerte  Tuberkulinempfindlichkeit  ist  prognostisch  ungünstig, 
stark  herabgesetzte  günstig.  Bei  Bazillenausscheidern  auch  des 
II.  Stadiums  wechseln  Zeiten  des  Ausscheidens  mit  solchen,  in  denen 
sie  keine  Bazillen  entleeren.  Die  spezifische  Behandlung  ist  eine 
wichtige  Waffe  im  Kampfe  gegen  die  Tuberkulose.  Georg  Schmidt. 

Skutetzky,  A.,  Zur  spezifischen  Therapie  der  Lungen¬ 
tuberkulose.  (M.  Kl.  1924  S.  1357.) 

Das  Tuberkulomucin  Weleminsky  ist,  namentlich  für  die  ambu¬ 
lante  Behandlung  des  Arztes,  als  ein  mildes  und  sehr  wirksames 
Präparat  für  die  Behandlung  der  Lungentuberkulose  zu  empfehlen. 
Unangenehme  Begleiterscheinungen  oder  schwerere  Herdreaktionen 
sind  nicht  zu  befürchten.  Die  Behandlung  eignet  sich  nicht  für  alle 
Fälle  der  Lungentuberkulose.  Erich  Hesse  [Berlin). 

Karfunkel,  Hans,  Zur  Behandlung  der  Kindertuberkulose. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1166.) 

Es  ist  dem  Verf.  gelungen,  die  positive  Kutanreaktion  bei  etwa 
200  an  den  verschiedensten  Formen  der  Tuberkulose  erkrankten 
Kindern  in  eine  dauernd  negative  umzuwandeln  durch  subkutane 
Behandlung  mit  einer  Vaccine,  die  aus  einem  völlig  avirulenten, 
saphrophytischen,  nicht  mit  dem  Tuberkelbazillus  verwandten  Bazillus 
aus  der  Gruppe  der  Wurzelbazillen  hergestellt  worden  war.  Nicht 
nur  bei  Kindern,  sondern  auch  bei  tuberkulösen  Erwachsenen  ließen 
sich  die  günstigen  Wirkungen  der  Behandlung  feststellen.  Von 
Wichtigkeit  ist  die  richtige  Dosierung  des  Mittels,  da  zu  große 
Dosen  ein  nicht  ungefährliches  Reizmittel  darstellen.  Das  Haupt¬ 
anwendungsgebiet  dieser  Vaccinetherapie  ist  die  Kindertuberkulose, 
und  zwar  die  große  Zahl  der  noch  nicht  tuberkulosekranken,  aber 
schon  infizierten  Kinder.  Einen  Schutz  vor  der  Infektion  gewährt 
das  Mittel  nicht,  es  vermag  aber  eine  Infektion,  besonders  in  ihren 


Tuberkulose. 


471 


Anfängen,  zu  beseitigen.  Die  Vaccine  wird  von  der  chemischen 
Fabrik  Dr.  Gauff  G.m.b.H.  in  Stettin  hergestellt.  w.  Gaehtgens. 

Lieschke,  Gottfried,  Die  Behandlung  von  Haut-,  Schleim¬ 
hauttuberkulose  und  Lupus  mit  kutaner  Impfung. 
(D.  m.  W.  1924  S.  685.) 

35  Kranke  mit  Lupus,  Nasen-,  Rachentuberkulose.  Meist  8  und  9, 
ja  bis  zu  12  Hautimpfungen,  während  21/ 2  Jahren.  Bei  7  ungeeig¬ 
neten  wurde  die  Kur  bald  abgebrochen;  5  geheilt;  14  gebessert; 
9  unbeeinflußt  oder  verschlechtert.  Es  ist  vorteilhaft,  daß  sich  die 
Herdreaktion  deutlich  beobachten  läßt.  Die  Hautimpfungen  bei  Haut- 
und  Schleimhauttuberkulose  können  allen  Kranken  mit  positiver  Herd¬ 
reaktion  nützlich  sein,  zum  mindesten  aber  sehr  oft  Verschlechterung 
verhindern.  Als  „exakt“  darf  man  freilich  die  Dosierung  nicht  an- 
selien.  Keine  Impfschäden.  Georg  Schmidt  {München). 

Toenniessen,  E.,  Die  spezifische  Erkennung  und  Behand¬ 
lung  derTuberkulose  mit  einem  aus  Tuberkelbazillen 
gewonnenen  Eiweißkörper  (Tebeprotin).  II.  Mittei¬ 
lung.  Darstellung,  chemische  Eigenschaften  und 
biologische  Wirkung  des  Tebeprotin s.  Seine  Unter¬ 
schiede  gegenüber  den  bisherigen  Tuberkulinpräpa¬ 
raten.  (D.  m.  W.  1924  S.  629.) 

Virulente  Glyzerinbouillontuberkelbazillen  des  Typus  humanus 
werden  kurze  Zeit  in  verdünnter  Mineralsäure  erhitzt,  in  Kalilauge 
extrahiert  und  abgeschleudert.  Der  alkalische  Extrakt  geht  durch 
Berkefeld-Kerzen ;  das  Filtrat  wird  mit  Essigsäure  gefällt,  das  Aus¬ 
gefallene  gereinigt.  Das  Tebeprotin  ist  ein  eiweißartiger  chemisch¬ 
einheitlicher,  daher  abwägbarer  Körper  und  frei  von  Tuberkulotoxin 
(das  die  spezifische  Behandlung  sehr  oft  stört),  von  den  Lipoid-  und 
Fettstoffen  der  ganzen  Bazillen.  Chemisch  aus  deren  Leibern  extra¬ 
hiert  wird  es  unter  die  Haut  des  Körpers  in  echter  Lösung,  also  in 
wirksamer  Form  eingeführt.  Es  ist  nicht  in  Wasser,  nur  in  Alkali 
löslich,  enthält  keine  Purinbasen,  keinen  Phosphor.  (Den  Alttuber¬ 
kulinen  fehlen  die  sehr  günstig  wirkenden  Eiweißstoffe  des  Tuberkel¬ 
bazillus;  bei  den  Neutuberkulinen  sind  diese  innerhalb  der  Bazillen¬ 
leiber  oder  -splitter  eingeschlossen  und  daher  nur  mangelhaft  wirk¬ 
sam.)  —  Die  biologische  Leistung  des  Tebeprotins  besteht  in  stark 
ausgesprochener  Spezifität  beim  tuberkulösen  Menschen  (zuverlässige, 
dem  Alttuberkulin  überlegene  Diagnostik)  bei  geringer  Giftigkeit. 

Georg  Schmidt  {München). 

Toenniessen,  E.,  Die  spezifische  Erkennung  und  Behand¬ 
lung  der  Tuberkulose  mit  einem  aus  Tuberkelbazillen 


472 


Tuberkulose. 


gewonnenen  Eiweißkörper  (Tebeprotin).  III.  Mittei¬ 
lung.  Die  therapeutische  Wirkung  des  Tebeprotin s. 
(D.  m.  W.  1924  S.  659.) 

Als  artfremder  Eiweißkörper  ruft  das  Antigen  Tebeprotin  im 
Säugetierkörper  Antistoffe  hervor.  Es  ist  vielfach  anderen,  an  tuber¬ 
kulöse  Menschen  verabfolgten  Tuberkulinerzeugnissen  überlegen  und 
wirkt  nicht  nur  durch  Herdreaktion,  sondern  beeinflußt  auch  das 
gesunde  Gewebe.  Dessen  zelluläre  Umstimmung  ist  für  Abgrenzung 
und  Vernarbung  einer  Tuberkulose  wichtiger  als  die  Herdreaktion. 
Aus  der  genau  beschriebenen  Behandlungstechnik:  Die  erreichte 
Höchstgabe  ist  längere  Zeit,  auf  jeden  Fall  während  der  Dauer  des 
Bazillenbefundes  im  Auswurfe,  in  14  tägigen  Fristen  dem  Ambulanten 
weiterzugeben.  Nur  dann  Dauererfolg.  Vorzeitiger  Kurabbruch 
schützt  selbst  nach  ausgezeichnetem  Anfangsergebnis  (in  den  ersten 
3 — 4  Monaten)  nicht  vor  schweren  Rückfällen.  Das  Mittel  hat  bei  allen 
Formen  der  Lungentuberkulose  Erfolg,  soweit  sie  nicht  zu  weit 
vorgeschritten  ist  (schwerer  Zerfall,  septisches  Fieber).  6  Kranken¬ 
geschichten:  An  vorwiegend  cirrhotischer,  langsam  fortschreitender 
Tuberkulose  leidende  und  jahrelang  andersartig  erfolglos  behandelte 
Kranke  erlangten  erst  durch  Tebeprotinkur  Stillstand,  klinische 
Heilung,  Arbeitsfähigkeit;  Rückfällen  ist  dabei  durch  Weiterverab¬ 
reichung  des  Mittels  monate-,  ja  jahrelang  vorzubeugen.  5  Kranken¬ 
geschichten:  Entfieberung  wurde  nicht  durch  mehrmonatige  Bettruhe, 
wohl  aber  durch  Tebeprotin  erzielt.  5  Krankengeschichten :  Bei 
mittelschwerer  oder  schwerer  offener  Tuberkulose  auffällige  Besse¬ 
rungen,  die  aber  nicht  sicher  auf  die  spezifische  Behandlung  zurück¬ 
zuführen  waren,  da  nicht  längere  Zeit  allein  hygienisch-diätetische 
Kur  vorausgegangen  war.  3  Krankengeschichten :  Durch  bestimmte 
Komplikationen  erklärliche  Fehlschläge.  —  Im  ganzen  in  den  letzten 
3  Jahren  148  behandelt,  davon  81  mindestens  3  Monate  lang. 

Georg  Schmidt  [München). 


•  • 

Baumann,  Fritz,  UberBehandlung  derLungentuberkulose 
mit  Tebeprotin  und  Ektebin.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924, 

59,  S.  13.) 

Das  Tebeprotin  ist  ein  brauchbares  Diagnostikum  und  dem  Alt¬ 
tuberkulin  in  mancher  Hinsicht  überlegen.  Als  besondere  Vorzüge 
führt  Verf.  die  genaue  Dosierbarkeit  des  Präparates  an,  ferner  seine 
geringe  Wirkungsbreite  bei  der  Diagnose  und  die  Schnelligkeit  des 
Abklingens  der  Reaktion  gegenüber  dem  Alttuberkulin.  Die  Pro- 
gnosenstellung  scheint  die  Methode  im  Verein  mit  anderen  Verfahren 
wesentlich  unterstützen  zu  können.  Auch  ein  therapeutischer  Wert 
ist  dem  Präparat  trotz  einiger  Schädigungen  bei  streng  individuali¬ 
sierender  Behandlung  nicht  abzusprechen.  Auch  das  Ektebin  ist  ein 


Tuberkulose. 


473 


brauchbares  Unterstützungsmittel  der  Allgemeinbehandlung,  das  in 
vielen  Fällen  unverkennbar  einen  günstigen  Einfluß  auf  den  erzielten 
Erfolg  hatte.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Schröder,  G.,  Erfahrungen  mit  dem  Tebeprotin  Toen- 
niessens.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  378.) 

Das  Tebeprotin  Toenniessens  besitzt  den  Vorzug  genauer  Dosier¬ 
barkeit,  unterscheidet  sich  aber  in  seiner  Wirkung  auf  den  tuber¬ 
kulösen  Menschen  nicht  wesentlich  von  den  bisher  benutzten  spezi¬ 
fischen  Präparaten.  Die  exsudativen  Formen  der  Tuberkulose  eignen 
sich  nicht  für  die  Behandlung  mit  Tebeprotin.  w.  Gaehtgens. 

Klotz,  M.,  Tuberkulin  per  os.  (M.  m.  W.  1924  S.  1347.) 

Verf.  hat  bei  einer  größeren  Anzahl  tuberkulöser  und  gesunder 
Kinder  den  Wasserhaushalt  refraktometrisch  untersuchen  lassen  und 
ist  dabei  zu  folgenden  Ergebnissen  gelangt.  Die  Verabreichung  von 
Tuberkulin  per  os  bewirkt  eine  Umkehr  der  Serumeiweißkurve  und 
zwar  in  der  völlig  gleichen  Form  wie  nach  subkutaner  oder  per¬ 
kutaner  Anwendung.  Von  den  benutzten  Tuberkulinpräparaten  erwies 
sich  das  MTbR.  (Deycke-Much)  als  das  reaktivste.  Aber  auch  das 
Alt-  und  Perlsuchttuberkulin  sowie  das  Edovaccin-Fornet  werden 
resorbiert  und  bewirken  die  gleichen  Veränderungen  der  Serumeiwei߬ 
kurve  wie  MTbR.,  wenn  auch  erst  in  stärkeren  Konzentrationen. 
Bei  Verwendung  der  alkohol-  und  ätherlöslichen  Partigene  F  und  N 
konnte  auf  refraktometrischen  Wege  niemals  eine  Reaktion  ausgelöst 
werden.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Fornet,  W.,  Spezifische  Tuberkulosebehandlung  per  os. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1539.) 

Gegenüber  Klotz  (M.  m.  W.  1924  No.  39),  nach  dessen  Ansicht 
das  Edovaccin  nur  eine  schwache  Tuberkulinwirkung  entfalte,  weist 
Verf.  daraufhin,  daß  diese  Annahme  nur  für  die  von  Klotz  benutzte 
schwächste  Edovaccinkonzentration  zutreffe,  während  die  übrigen 
Konzentrationen,  Stärke  II  bis  VI,  jeweils  die  doppelte  Menge  ent¬ 
fetteter  Tuberkelbazillen  wie  die  vorhergehende  Nummer  enthalten. 
Verf.  empfiehlt  für  die  Behandlung  die  Verwendung  möglichst  kleiner 
Edovaccindosen.  Er  beginnt  jede  Kur  mit  einer  Pille  Stärke  I  pro  die 
und  steigert  die  Dosis  von  Woche  zu  Woche  um  eine  Pille  pro  Tag, 
bis  eine  milde  spezifische  lokale  und  allgemeine  Reaktion  auftritt. 
Dann  wird  die  Behandlung  für  3 — 4  Wochen  unterbrochen  und 
hierauf  in  derselben  vorsichtigen  Weise  fortgeführt.  In  der  von 
Klotz  bemängelten  langsamen  Resorption  des  oral  aufgenommenen 
Impfstoffes  sieht  Verf.  einen  besonderen  Vorteil,  da  diese  Behänd- 


474 


Tuberkulose. 


lungsweise  die  physiologischen  Vorgänge  besser  nachahmt  als  die 
plötzliche  Zufuhr  durch  Injektion.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Aßmann,  Georg  und  Gruber,  Georg,  Über  perorale  Behand¬ 
lung  der  Lungenphthise  mit  „Tuberkulin-Antigen- 
Scheitlin“.  (D.  m.  W.  1924  S.  1241.) 

„Tasch“  (Tuberkulose  -  Antigen -S  ch  ei  tlin)  der  Studiengesell¬ 
schaft  Basel,  Tuberkulotoxin  und  -antitoxin  durch  Sulfo-Guajakolsäure. 
gebunden  enthaltende  Organpräparattabletten,  wurde  in  der  Lungen¬ 
heilstätte  Beelitz  der  Landesversicherungsanstalt  Berlin  an  12  Lungen¬ 
schwindsüchtige  (Krankengeschichten)  vom  Munde  her  verabfolgt. 
Schwerer  Erkrankte  werden  dabei  durch  Herd-  und  Allgemein¬ 
reaktionen  gefährdet,  sollen  daher  nur  in  der  Anstalt  behandelt 
werden.  Bei  genügender  Vorsicht  gute  Ergebnisse.  Es  wird  an¬ 
scheinend  im  Wege  der  Herdreaktion  hochvirulenter  kavernöser 
Krankheitsstoff  abgestoßen,  ohne  daß  sich  Weiterausbreitung  der 
Tuberkulose  anzuschließen  braucht.  Unkomplizierte,  nicht  zum  Fort¬ 
schreiten  neigende  Erkrankungen  können  auch  durch  ambulante 
„Tasch“-Kuren  günstig  beeinflußt  werden.  Georg  Schmidt  [München). 

Gruber,  Georg,  Über  die  ambulatorische  Anwendung  von 
„Tasch“  und  die  Veränderung  der  Senkungsgeschwin¬ 
digkeit  der  roten  Blutkörperchen  durch  die  Behand¬ 
lung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1572.) 

Die  ambulatorische  „ Tasch  “-Kur  („Tasch“  =  Tuberkulin- Antigen- 

Scheitlin)  ist  nur  zulässig  bei  Erkrankungen  des  1.  und  des 

beginnenden  2.  Stadiums,  bei  denen  die  Widerstandsfähigkeit  des 

Körpers  noch  nicht  gefährdet  ist,  und  hat  dann  schöne  Erfolge,  ohne 
•  • 

Änderung  der  Lebensweise,  ohne  Liegekur,  ohne  Heilstättenkost. 
Krankengeschichten.  Herdreaktion  zeigt  Steigerung  der  Lebens¬ 
vorgänge  in  den  Zellen  des  erkrankten  Gewebes  an.  Der  dabei  ver¬ 
mehrte  Eiweißzerfall  beschleunigt  die  Blutkörperchensenkung.  Durch 
eine  solche  Beschleunigung  verraten  sich  selbst  geringe,  sonst  nicht 
nachweisbare  Herdreaktionen.  Fortlaufende  Blutkörpersenkungsprüfung 
während  der  Kuren.  Kurven  in  3  Typen  und  ihre  Deutungen;  Nutz 
anwendung  auf  die  Gestaltung  der  einzelnen  ambulatorischen  Tasch- 
Kuren;  Belege  für  die  spezifische  Wirkung  des  Mittels. 

Georg  Schmidt  [München). 

Gödde,  H.,  Klinische  und  cytologische  Beobachtungen 
bei  der  Kutanbehandlung  der  Lungentuberkulose 
nach  Ponndorf.  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  116.) 

Aus  den  Untersuchungen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  das  Ponn- 
dorfsche  Verfahren  nicht  als  harmlos  anzusehen  ist.  w.  Gaehtgens. 


Tuberkulose. 


475 


Eicke,  Otto,  Ist  die  Ponndorf- Impfung“  bei  der  Lungen¬ 
tuberkulose  eine  brauchbare  Tuberkulintherapie  und 
unterscheidet  sie  sich  in  ihrer  Wirkung  von  der  sub¬ 
kutanen  Methode?  (Beitr.  z.  Klin.  d.  Tbc.  1924,  59,  S.  204.) 
Das  Ponndorf- Verfahren  ist  eine  durchaus  brauchbare  Tuber¬ 
kulintherapie,  die  sich  indes  von  der  subkutanen  Behandlung  nicht 
unterscheidet.  Die  Ponndorf-Methode  ist  nicht  eine  unspezifische 
Proteintherapie,  sondern  eine  spezifische  Reiztherapie,  deren  Nachteil 
in  dem  Mangel  einer  exakten  Dosierungsmöglichkeit  besteht.  Der 
Hautimpfstoff  A  bietet  gegenüber  dem  Alttuberkulin  keine  Vorteile 
dar.  Eine  Sonderfunktion  der  Haut  bei  der  Ponndorf-Methode  ist 
nicht  erwiesen.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Kraemer,  C.,  Beitrag  zur  Wirkung  des  Tuberkuloseserums. 
(Jhrb.  f.  Kindhlk.  1924,  104,  S.  304.) 

Bericht  über  einen  vor  20  Jahren  vorgenommenen  Versuch  mit 
Tuberkuloseserum  mit  günstigem  Ausgang.  Die  Wirkung  wird  auf 
den  Gehalt  von  Antikörpern  zurückgeführt  und  dadurch  der  Erfolg 
gerade  bei  exsudativen  Formen  erklärt.  v.  Bemuth  {Jena). 

• 

Poindecker,  H.,  Gegen  die  Tuberkulose-Behandlungs¬ 
methode  nach  Dr.  J.  B.  Andreatti.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1143.) 
Das  Präparat  Tualum  hat  sich  weder  für  diagnostische  noch 
für  therapeutische  Zwecke  als  verwendbar  erwiesen.  Der  Verwendung 
der  Vakuna  polyvalente  Andreatti  können  vielleicht  einige  der  er¬ 
zielten  Besserungen  zugeschrieben  werden.  Diese  gehen  aber  in 
keiner  Weise  über  die  bisher  gewohnten  Behandlungserfolge  hinaus. 
Die  Einführung  der  Andreattischen  Behandlungsmethode  ist  abzu¬ 
lehnen.  H et scli  {Frankfurt  a.  M.). 

Rüscher, E.,  Reiztherapie  bei  chirurgischer  Tuberkulose. 
(D.  m.  W.  1924  S.  684.) 

Bei  den  Tuberkulösen,  deren  Mesenchymgewebe  überhaupt 
reaktions-  und  leistungsfähig  ist,  sind  Einspritzungen  von  Yatren 
aussichtsreich,  das  besonders  das  Bindegewebe  reizt.  Außer  örtlicher 
Anwendung  auch  noch  Einspritzungen  in  die  Muskeln.  Hierfür 
Lipatren  A  (Mischung  von  Yatren  und  Lipoid)  sowie  B  (das  noch 
Strepto-  und  Staphylokokkenvaccine  gegen  Mischinfektion  enthält). 
Günstige  klinische  Ergebnisse;  keine  Schädigungen.  Georg  Schmidt. 

Rickmann,  L.,  Beitrag  zur  Goldbehandlung  der  Tuber¬ 
kulose.  (M.  m.  W.  1924  S.  1609.) 

Günstige  Erfahrungen  mit  dem  von  den  Höchster  Farbwerken 
hergestellten  Goldpräparat  „Triphai“.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 


476 


Tuberkulose. 


Stuhl,  Carl,  Krysolganer  fahr  ungen.  (D.  m.  W.  1924  S.  1243.) 

2*/4  jährige  Erfahrungen  an  73  Tuberkulösen.  Das  Mittel  kann 
Gebärmutterblutungen,  Aborte  liervorrufen.  Schwangerschaft  ist 
strenge  Gegenanzeige.  Tuberkulinverabfolgung  bei  50  vor  der  Gold¬ 
kur,  bei  53  während  dieser.  Beide  Mittel  ergänzen  sich  gut.  Nur 
6 mal  alleinige  Gaben  von  Krysolgan.  Es  hat  bei  manchen  Tuber¬ 
kuloseformen  auch  in  der  Ambulanz  Erfolg.  Bei  64  Proz.  der  Kranken 
mit  offener  Lungentuberkulose  verschwanden  die  Bazillen  aus  dem 
Auswurf.  Manchmal  rief  Krysolgan  zu  starke  Reaktion  hervor. 

Georg  Schmidt  {München). 

Stuhl,  C.,  Offene  Lungentuberkulosen  unter  Krysolgan- 
behandlung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1443.) 

In  2  x/2  Jahren  wurden  91  Tuberkulöse  mit  Krysolgan  behandelt. 
Dabei  verloren  7  (=  41  Proz.),  deren  Krankengeschichten  mitgeteilt 
werden,  von  17  mit  offener  Lungentuberkulose  ihre  Auswurf  bazillen. 
Einzelnes  über  die  zweckmäßigste  Krysolganverabfolgung.  Die 
sonstigen  Kurmittel  sind  mit  heranzuziehen.  Georg  Schmidt. 

Martenstein,  H.,  Cliloramin -Heyden  zur  Behandlung  der 
Hauttuberkulose.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  1912.) 

Verf.  empfiehlt  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  das  Chloramin- 
Heyden  als  sehr  brauchbares  Mittel  zur  Behandlung  des  Lupus 
vulgaris,  namentlich  für  die  Fälle  von  planem  squamösen  Lupus,  die 
der  Behandlung  am  meisten  trotzen.  Gegenüber  dem  Chlornatrium 
hat  das  Chloramin  gewisse  ^Vorteile.  Schuster  {Frankfurt  a.  0). 

Baeuchlen, E.,  Unsere  neuen  Erfahrungen  mit  der  Röntgen¬ 
tiefentherapie  der  Lungentuberkulose.  (Experimen¬ 
telle  und  klinische  Studie.)  (D.  m.  W.  1924  S.  682.) 

Mit  Röntgentiefenbestrahlung  gelang  es  nicht,  die  Tuberkulose 
der  Kaninchen  zu  beeinflussen.  Sie  hatte  sich  anscheinend  bei  den 
bestrahlten  Tieren  sogar  noch  mehr  ausgebreitet  als  bei  den  un¬ 
behandelten.  Tuberkulöse  Menschen  dagegen  hatten  von  der  Fern¬ 
feldbestrahlung  des  ganzen  Brustkorbes  in  einem  Felde  mit  Stephan- 
schen  Reizgaben  und  großen  zeitlichen  Zwischenräumen  Nutzen,  auch 
in  Verbindung  mit  spezifischer  Reizbehandlung  und  künstlichem 
Pneumothorax.  Georg  Schmidt  {München). 

Ball,  V.  et  Auger,  L.,  Osteopathie  hypertrophiante  apneu- 
mique.  (Rev.  gen.  de  Med.  vet.  1924,  33,  p.  5.) 

Mitteilung  eines  seltenen  Falles  von  primärer  tuberkulöser 
„Osteopathie  hypertrophiante“  bei  einer  Henne.  Lungen  und  Bauch¬ 
eingeweide  waren  tuberkulosefrei  mit  Ausnahme  der  Leber,  in  der 


Tuberkulose. 


477 


sich  ein  kleines  tuberkulöses  Herdchen  (sekundär)  vorfand.  Die 
hauptsächlichsten  Veränderungen  (Hyperostose)  fanden  sich  an  den 
Tibien  und  Metatarsalknochen;  sie  werden  eingehend  an  der  Hand 
von  Abbildungen,  auch  histologisch,  beschrieben.  Zeller  [Berlin). 

Panisset,  L.  et  Verge,  J.,  L’osteo-arthropathie  hypertro- 
phiante  d’ origine  tuberculeuse  chez  le  chien.  (Rev. 
gen.  de  Med.  vet.  1924,  33,  p.  165.) 

Verff.  berichten  über  5  Fälle  von  „osteo-arthropathie  hyper- 
trophiante“  beim  Hund,  die  sie  innerhalb  weniger  Monate  zu  unter¬ 
suchen  Gelegenheit  hatten.  In  allen  5  Fällen  waren  gleichzeitig 
tuberkulöse,  mehrfach  mit  Kavernenbildung  einhergehende  Lungen¬ 
veränderungen  vorhanden.  Die  subkutane  Tuberkulinprobe  und  die 
Komplementablenkung  fielen  teils  positiv,  teils  negativ  aus;  die  Meer¬ 
schweinchenimpfung  war  stets  positiv.  Im  Blut  und  Knochenmark 
sind  die  Tuberkelbazillen  anscheinend  nur  zeitweise  vorhanden. 
Durch  den  hohen  Tuberkelbazillengehalt  des  Eiters  in  den  Lungen¬ 
kavernen  sind  die  erkrankten  Hunde  für  andere  Tiere  sowie  für  den 
Menschen  sehr  gefährlich;  ihre  schleunigste  Tötung  ist  deshalb  an¬ 
gezeigt.  Bei  2  Hunden  wurde  das  Vorhandensein  von  Tuberkelbazillen 
des  Typus  humanus  festgestellt.  Bei  7  gesunden  Hunden,  denen 
Tuberkelbazillen  intravenös  einverleibt  wurden,  ist  es  nicht  gelungen, 
die  Knochenveränderungen  experimentell  zu  erzeugen.  Diese  ent¬ 
stehen  nach  Mutmaßung  der  Verff.  wahrscheinlich  durch  Auto-Re¬ 
infektion  im  Anschluß  an  eine  primäre  tuberkulöse  Pleuropneumonie. 

Zeller  [Berlin). 

Völker,  R.,  Ein  Fall  von  Ententuberkulose.  (D.  tierärztl. 
Ws  ehr.  1924  S.  594.) 

Kasuistischer  Bericht  über  die  beim  Wassergeflügel  sehr  seltene 
Krankheit.  Durch  Impfversuch  an  einem  Meerschweinchen  und  nach¬ 
folgende  Züchtung  des  Erregers  konnte  der  Geflügeltuberkelbazillus 
nachgewiesen  werden.  Carl  [Karlsruhe). 

van  Es,  L.,  Bovine  tuberculosis.  (Univ.  of  Nebraska,  Coli,  of 
Agric.,  Exp.  Stat.  Lincoln,  Circular  23,  Febr.  1924.) 

Kurze  umfassende  Abhandlung  über  die  Tuberkulose  des  Rindes 
in  einem  mit  11  schwarzen  Tafeln  ausgestatteten  Heft  von  66  Seiten. 
Nach  einer  historischen  Einleitung  wird  die  geographische  Ver¬ 
breitung  der  Rindertuberkulose  sowie  ihre  Morbidität  in  den  größeren 
europäischen  Ländern  und  in  Amerika  besprochen.  Die  folgenden 
Abschnitte  behandeln  den  Tuberkelbazillus,  das  virulente  Material, 
Vehikel  und  Wege  der  Infektion,  prädisponierende  Faktoren,  tuber¬ 
kulöse  Veränderungen,  Krankheitssymptome,  Diagnose,  Herstellung 


478 


Tuberkulose. 


und  Anwendungsarten  des  Tuberkulins  sowie  die  ökonomische  Be¬ 
deutung  der  Rindertuberkulose  und  die  allgemeinen  und  besonderen 
Methoden  der  Prophylaxe  samt  den  mit  ihnen  zu  erzielenden  Er¬ 
gebnissen.  In  den  Schlußabschnitten  wird  des  Vorkommens  der 
bovinen  Tuberkulose  bei  anderen  Haustieren  und  beim  Menschen 
Erwähnung  getan  und  endlich  die  Rindertuberkulose  in  bezug  auf 
die  Fleisch-  und  Milchhygiene  abgehandelt.  Zeller  [Berlin). 

Dürbeck  und  Kaller,  Die  offene  Tuberkulose  der  Rinder 
und  die  Tuberkulosebekämpfung.  (B.  tierärztl.  Wschr. 
1924  S.  641.) 

Nach  der  seitherigen  Annahme  leiden  2 — 3  Proz.  der  Rinder  an 
offener  Tuberkulose.  Die  Verff.  haben  durch  Untersuchung  des 
Trachealschleimes  nach  der  Schlachtung  tuberkulös  befundener  Lungen 
festgestellt,  daß  46  Proz.  dieser  Organe  mit  offener  Tuberkulose  be¬ 
haftet  waren.  Das  ergibt  bei  Berücksichtigung  der  Gesamtschlacht¬ 
zahl  am  Nürnberger  Schlachthofe  einen  Prozentsatz  von  10 — 12  Proz. 
aller  Rinder.  Diese  Tatsache  bringen  die  Verff.  damit  in  Zusammen¬ 
hang,  daß  durch  die  seitherigen  klinischen  Untersuchungsmethoden 
nicht  alle  an  offener  Lungentuberkulose  leidenden  Rinder  erfaßt 
wurden.  Sie  konstruierten  daher  ein  neues  Instrument  (Tracheotom), 
durch  das  es  gelingt,  eine  Öffnung  in  der  Trachea  anzubringen. 
Beim  Eingehen  mit  einem  am  Ende  mit  einem  Wattebäuschchen 
versehenen  starken  Messingdraht  wird  ein  kräftiges  Abstreifen  des 
Lungenschleims  bis  in  die  Bronchien  hinein  ermöglicht.  Durch  An¬ 
wendung  dieser  Methode,  außerdem  durch  Feststellung  tuberkulöser 
Rinderbestände  an  der  Hand  der  Untersuchungsbefunde  der  Schlacht¬ 
höfe  glauben  die  Verff.  in  der  Tuberkulosebekämpfung  ein  Stück 
weiter  ZU  kommen.  Carl  [Karlsruhe). 

Lichtenstern ,  Die  natürliche  Infektion  der  Haushuhn¬ 
tuberkulose.  (Münch,  tierärztl.  Wschr.  1924,  75,  S.  1117.) 

Hinweis  auf  die  Möglichkeit  der  Übertragung  der  Haushuhn¬ 
tuberkulose  durch  den  Hahn  beim  Geschlechtsakt.  Zeller  [Berlin). 

Rathge,  M.,  Über  das  Vorkommen  von  Tuberkelbakterien 
im  Harne  tuberkulöser  Schlachtrinder  unter  beson¬ 
derer  Berücksichtigung  der  Nierentuberkulose.  (D. 
tierärztl.  Wschr.  1924  S.  549.) 

Ergebnisse  (im  Auszuge):  Im  Harne  tuberkulöser  Schlachtrinder 
lassen  sich  mikroskopisch  in  den  seltensten  Fällen  Tuberkelbazillen 
nachweisen.  Letztere  finden  sich  nur,  wenn  die  Nieren  tuberkulös 
erkrankt  sind.  Jedoch  kann  auch  bei  vorhandener  Tuberkulose  dieser 
Organe  der  Harn  von  Bazillen  frei  sein.  Zum  Nachweis  des  Er- 


Tuberkulose. 


479 


regers  genügt  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Bodensatzes 
nicht,  sondern  es  muß  auch  der  Tierversuch  mit  herangezogen  werden. 
Praktisch  hat  die  Untersuchung  des  Harns  auf  Tuberkelbazillen 
keinen  Wert,  weil  die  Krankheit  durch  Untersuchung  anderer  meist 
gleichzeitig  stark  tuberkulöser  Organe  leichter  festgestellt  werden 
kann.  Aus  diesem  Grunde  kommt  der  Harnuntersuchung  bei  der 
Bekämpfung  der  Tuberkulose  keine  Bedeutung  zu.  Carl  {Karlsruhe). 

Scharr  und  Lentz,  Weitere  Forschungsergebnisse  auf  dem 
Gebiete  der  Feststellung  der  offenen  Lungentuber¬ 
kulose  beim  Rinde.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  495.) 

Verff.  machten  die  wichtige  Beobachtung,  daß  die  mit  dem  Luft¬ 
röhrenpinsel  entnommenen  tuberkelbazillenhaltigen  Untersuchungs¬ 
proben  beim  Verbringen  in  abgekochtes,  destilliertes  2proz.  Glyzerin¬ 
wasser  nach  24  Stunden  bei  Bruttemperatur  eine  derartige  Ver¬ 
mehrung  zeigen,  daß  der  Nachweis  der  Tuberkulose  schon  auf  mikro¬ 
skopischem  Wege  unter  Ausschluß  des  Tierversuchs  in  etwa  95  Proz. 
der  Fälle  und  darüber  möglich  ist.  Bei  Bestätigung  dieser  Fest¬ 
stellungen  erscheint  die  allgemeine  Anwendung  dieses  Verfahrens  in 
den  Untersuchungsstellen  erforderlich.  Carl  {Karlsruhe). 

Schumann,  P.,  Die  Feststellung  der  Gebärmuttertuber¬ 
kulose  bei  Rindern.  (D.  tierärztl.  Wschr.  1924  S.  775.) 

Genaue  Darstellung  der  hier  in  Betracht  kommenden  klinischen 
Untersuchungsmethoden.  Carl  { Karlsruhe ). 

Karmann,  P.,  Die  Agglutination  mit  dem  Tuberkulose- 
diagnostikum  nach  Fornet  zur  Erkennung  der  Rinder¬ 
tuberkulose.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  368.) 

Das  bovine  Tuberkulosediagnostikum  nach  Fornet  ist  in  seiner 
jetzigen  Zusammensetzung  zur  Diagnose  der  Rindertuberkulose  nicht 
geeignet,  da  bei  11  Seren  tuberkulöser  und  9  Seren  gesunder  Rinder 
die  ersteren,  den  von  einem  normalen  Serum  erreichten  Titer  1 : 640 
nur  in  4  Fällen,  also  in  36  Proz.  überschritten.  Die  Ausdehnung 
des  tuberkulösen  Prozesses  ist  anscheinend  für  das  Ergebnis  der 
Agglutination  belanglos.  *  Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Auclair,  Jules,  La  cause  probable  de  l’immunite  naturelle 
des  oiseaux  contre  1  a  tuberculose  humaine  et  son 
application  ä  la  digestion  du  bacille  de  Koch  dans 
l’organisme  du  cobaye.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  179, 
p.  85.) 

Bei  verschiedenen  Vögeln  (Taube,  Huhn,  Ente,  Gans,  Pute)  läßt 
sich  eine  Substanz  nachweisen,  die  imstande  ist,  menschliche  Tuberkel- 


480 


Tuberkulose. 


bazillen  für  Meerschweinchen  avirulent  zu  machen.  So  sind  Tuberkel¬ 
bazillen,  die  im  Reagenzglas  mit  dieser  Substanz  behandelt  wurden, 
nicht  mehr  pathogen.  Meerschweinchen,  die  gleichzeitig  mit  dieser 
Substanz  und  virulenten  Tuberkelbazillen  gespritzt  werden,  bleiben 
gesund.  Die  natürliche  Immunität  der  Vögel  gegenüber  dem  Typus 
humanus  wird  auf  diese  Substanz,  über  deren  Vorkommen,  Gewinnung 
und  Wirkungsweise  noch  keine  Angaben  vorliegen,  zurückgeführt. 

Mosel  Goldschmidt  ( Frankfurt  a.  M.). 

Mecklenburg,  Die  neueren  Untersuchungen  von  Calmette 
und  Guerin  über  Impfung  des  Rindes  gegen  Tuber¬ 
kulose.  (Therap.  d.  Gegenw.  1924  S.  419.) 

Calmette  und  Guerin  haben  für  ihre  Versuche  einen  von 
Natur  sehr  virulenten  bovinen  Bazillus  verwandt,  der  nach  13jähriger 
Fortzüchtung  (230  Generationen)  auf  stark  alkalischem  Boden  (5  proz. 
Glyzerin-Galle-Bouillon)  seine  pathogenen  Eigenschaften  verloren  hatte 
und  bei  Impfungen  keine  Tuberkel,  sondern  nur  noch  kleine,  spontan 
heilende  Abszesse  verursachte,  dagegen  Toxine  zu  produzieren  ver¬ 
mag.  Durch  subkutane  Injektion  von  50 — 100  mg  dieser  „BCG- 
Vaccine“  wurde  bei  neugeborenen  Rindern  eine  bis  zu  15  Monaten 
wirkende  absolute  Immunität  gegen  eine  Infektion  mit  virulenten 
bovinen  Bazillen  erreicht;  während  der  ganzen  Dauer  der  Immunität 
reagiert  das  Tier  positiv  auf  Tuberkulin,  das  Verschwinden  der 
positiven  Reaktion  ist  ein  Anzeichen  für  das  Nachlassen  der  Im¬ 
munität,  und  die  Impfung  muß  wiederholt  werden.  Die  Impfung  ist 
für  das  nichttuberkulöse  Tier  völlig  ungefährlich,  der  BCG- Bazillus 
ist  aber  toxisch  für  das  bereits  tuberkulös  infizierte.  Das  Verfahren 
ist  bedeutungsvoll  für  die  Prophylaxe  der  tierischen,  voraussichtlich 
aber  auch  für  die  der  menschlichen  Tuberkulose.  Erich  Hesse. 

Böhme,  W.,  Einige  Bemerkungen  zur  Arbeit  von  Dr. 
Casparius  über  das  Friedman n-Mittel  in  No.  26  dieser 
Wochenschrift.  (Tierärztl.  Rdsch.  1924  S.  511.) 

Polemischen  Inhalts.  Carl  {Karlsruhe). 


CentralMatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Akt.  Referate. 

-  Bd.  78.  No.  21/22.  ======== 

Ausgegeben  am  14.  März  1925. 


Immunitätsforschung.  —  Fermentforschung.  —  d’Herellesches 

Phänomen.  —  Desinfektion. 

Abderhalden,  Emil,  Handbuch  der  biologischen  Arbeits¬ 
methoden.  Abt.  XIII.  Methoden  der  Immunitäts¬ 
forschung  und  der  experimentellen  Therapie,  Teil  2, 
Heft  3,  Lief.  137.  Berlin- Wien  (Urban  u.  Schwarzenberg)  1924. 
Pr.  10,65  M. 

Die  vorliegende  Lieferung  enthält  folgende  Beiträge:  Franz 
v.  Gröer,  Die  Dermoreaktionen ;  Bela  Schick,  Franz  v.  Gröer 
und  Karl  Kassowitz,  Methodik  und  Technik  der  Erforschung  der 
normalen  antitoxischen  Diphtherieimmunität  des  Menschen;  Karl 
Landsteiner,  Darstellungsmethoden  von  Antigenen  und  Anti¬ 
körpern  für  immunchemische  Untersuchungen;  Enrique  Paschen, 
Technik  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  Pockenvirus.  Die 
Namen  der  Autoren  bürgen  für  den  hervorragenden  Wert  ihrer 
Beiträge.  E.  Gildemeister  [Berlin). 

Sachs,  H.,  Von  einigen  alten  und  neuen  Fragen  der 
Serumforschung.  (D.  m.  W.  1925  S.  16.) 

Die  Antikörperreaktion  ist  Ausdruck  der  Differenzierung  der 
Arten.  Der  Rezeptorenbegriff  ist  auch  heute  noch  Führer  in  dem 
Getriebe  der  Antikörperwirkungen.  Nachweis  ätiologisch- spezifischer 
Antikörper  zeigt  retrospektiv  stattgehabte  Infektion,  an  und  für  sich 
aber  noch  nicht  augenblickliches  krankhaftes  Geschehen  an.  Da¬ 
gegen  ist  positive  WaR.  Ausdruck  syphilitischen  Krankheitsvorganges 
und  nicht  stattgehabter  Infektion.  Organextrakte,  die  zur  Sero¬ 
diagnostik  der  Syphilis  dienen,  können  aber  mit  kolloidlabilen  Seren, 
bei  akuten  Infektionsleiden,  bei  bösartigen  Geschwülsten,  bei 
Schwangerschaft,  WaR.  oder  Ausflockung  geben.  Man  muß  daher 
die  für  Lues  bezeichnende  Reaktionsbreite  einstellen,  besonders  bei 
Flockungs-  und  Trübungsproben.  Bei  der  WaR.  dagegen  wirkt  das 
Meerschweinchenserum  als  Regulator;  es  verstärkt  eher  für  Syphilis 
bezeichnende  Ausschläge  und  hebt  einfache  Labilitätsreaktionen  auf 
(Hilpert).  Zahlreiche  serodiagnostische  Proben  bei  Tuberkulose, 
Schwangerschaft,  Geschwülsten  erwiesen  sich  als  unspezifische  La¬ 
bilitätsreaktionen.  Bei  der  Tuberkulose  liegt  immerhin  eine  einheit¬ 
liche  Ursache,  der  Tuberkelbazillus,  vor,  weshalb  auch  krankheit- 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  21/22.  31 


482 


Immunitätsforschung. 


spezifische  Serumveränderung  denkbar  wäre.  Aber  gerade  die  Tu¬ 
berkelbazillen  und  die  aus  ihnen  gewonnenen  Stoffe  verändern  ohne 
Mitwirkung  von  Antikörpern  das  bereits  durch  den  Krankheits¬ 
vorgang  labilisierte  Eiweiß  weiter  und  können  derart  zu  positiver 
Ausfiockungs-  oder  Komplementbindungsreaktion  führen  (Pseudo- 
antigene).  Gerade  bei  der  aktiven  Tuberkulose  ist  die  Labilität  der 
Körpersäfte  mehr  oder  weniger  gesteigert.  In  der  Spezifizität  der 
neuen  WaR.  auf  aktive  Tuberkulose  bedarf  die  Rolle  des  Lezithins 
besonderer  Betrachtung.  Bei  den  unspezifischen  Serumveränderungen 
gibt  es  aber  vielleicht  doch  qualitative  Unterschiede.  Abweichungen 
von  der  normalen  physikochemischen  Beschaffenheit  spielen  bei  spezi¬ 
fischen  und  unspezifischen  serologischen  Vorgängen  eine  wichtige 
Rolle.  Man  treibt  mit  jeder  Serumbehandlung  auch  unspezifische 
Reizbehandlung,  kann  aber  beide  voneinander  nicht  abgrenzen,  vor 
allem  nicht  experimentell,  da  die  experimentellen  Grundlagen  der 
unspezifischen  Reiztherapie  bei  Infektionsleiden  nicht  gesichert  sind. 

Georg  Schmidt  {München). 

Busson,  Bruno,  Sero-,  Vaccine-  und  Proteinkörperthera¬ 
pie.  70  S.  Wien  (J.  Springer)  1924.  Pr.  2,50. 

Ursprünglich  als  Einführung  in  die  Proteinkörpertherapie  ge¬ 
dacht,  gibt  die  vorliegende  Monographie  zui  Erleichterung  des  Ver¬ 
ständnisses  zunächst  eine  Darstellung  der  Vaccine-  und  Serotherapie, 
um  sich  erst  dann  ihrem  eigentlichen  Gegenstand  zuzuwenden.  In 
allen  drei  Kapiteln  werden  zunächst  die  theoretischen  Grundlagen 
gegeben  und  dann  die  praktischen  Anwendungen  besprochen.  Es  ist 
Verf.  in  ganz  ausgezeichneter  Weise  gelungen,  in  kurzer  Form  alles 
Wesentliche  zu  bringen,  so  daß  das  Werk  jedem  Arzt  zur  Orien¬ 
tierung  auf  diesem  ebenso  theoretisch  interessanten  wie  praktisch 
wichtigen  Gebiete  ohne  Einschränkung  empfohlen  werden  kann. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Belonovsky,  G.  D.,  Zur  Kombination  von  Vaccine-Chemo¬ 
therapie.  (D.  m.  W.  1924  S.  1646.) 

Fortsetzung  früherer  Versuche,  deren  Ergebnisse  folgende  waren: 
Wenn  man  in  die  Bauchhöhle  Kollodiumsäckchen  einnäht,  die  Bak¬ 
terienbouillonkulturen  enthalten,  kann  man  eine  chronische  Erkankung 
hervorrufen.  Doch  kehren  Art  und  Zahl  der  Zellen  im  Bauchhöhlen¬ 
erguß  zur  Norm  zurück;  Körper  und  Bakterien  gewöhnen  sich  an¬ 
einander.  Spritzt  man  dann  die  entsprechende  Vaccine  unter  die 
Haut,  so  setzt  schon  nach  3  Stunden  eine  streng  spezifische  starke 
Herdreaktion  ein:  der  Erguß  wird  viel  reichlicher  und  ändert  sich 
mikroskopisch  (Lymphocytose).  Der  Krankheitsherd  in  der  Bauch¬ 
höhle  enthält  bedeutend  mehr  bakterizide  Antikörper  als  das  Blut. 


Immunitätsforschung. 


483 


Es  wurden  nun  nicht  abgetötete  Vaccinen  verwendet.  Stets  schon 
nach  3  Stunden  waren  die  eingespritzten  Bakterien  in  der  Bauch¬ 
höhle  der  Tiere.  Die  Vaccine  dringt  also  nach  der  vom  Infektions¬ 
stoffe  sensibilisierten  Stelle  der  Bauchhöhle;  so  entsteht  die  Herd¬ 
reaktion.  Jetzt  wurde  Vaccine  benutzt,  deren  Keime  mit  Eisen  be¬ 
laden  waren.  Auch  dieses  gelangt  mit  letzteren  an  die  sensibili¬ 
sierte  Stelle.  Verf.  versuchte,  auf  diese  Weise  auch  chemothera¬ 
peutische  Stoffe  heranzubefördern.  Von  Gonokokkenvaccinen,  die 
mit  Optochin,  Sublimat,  Urotropin  belastet  waren,  glückte  das  am 
besten  mit  letzterem.  Die  größte  Zahl  von  Antikörpern  gegen 
Gonokokken  wies  das  mit  Urotropingonokokkenvaccine  immunisierte 
Kaninchen  aus.  Georg  Schmidt  {München). 

Arnoldi,  W.,  Die  biologischen  Grundlagen  der  paren¬ 
teralen  Eiweißtherapie.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924, 
42,  S.  502.) 

Durch  die  parenterale  Eiweißzufuhr  (intrakutan,  subkutan,  intra¬ 
muskulär,  intravenös,  intraperitoneal)  werden  in  erster  Linie  die 
Elekrolyte,  einschließlich  der  Wasserstoffionen,  sowie  das  vegetative 
Nervensystem  bzw.  das  vegetative  System  beeinflußt.  Es  kommt 

dann  besonders  zu  einer  Veränderung  in  der  Flüssigkeitsbewegung. 

_  •  • 

Davon  hängen  folgende  Reaktionen  ab:  Änderungen  des  Blutdruckes, 
der  Leukocyten,  des  Kochsalzgehaltes  des  Blutes,  des  Gasaustausches 
bzw.  Stoffumsatzes,  Änderungen  der  Temperatur,  ferner  Abweichungen 
der  alveolaren  Kohlensäurespannung,  der  Alkalireserve  des  Blut¬ 
plasmas,  der  Puffersubstanzen  des  Blutes  (relative  Acidosis  und  Al- 
kalinosis),  der  Urin-  und  Molenausschwemmung,  Gewichtsverände¬ 
rungen  und  sicherlich  noch  eine  Reihe  anderer  Faktoren.  Insbesondere 
werden  Wasser-  und  Stoffbewegung  und  dann  auch  der  Stoffumsatz 
in  erkrankten  Organen  durch  Elektrolytbeeinflussungen  getroffen. 
So  ist  zu  verstehen,  daß  das  injizierte  Eiweiß  in  erkrankten  Organen 
Herdreaktionen  auslöst  und  Heilvorgänge,  eine  Heilentzündung  im 
Sinne  Biers,  anregt.  Der  heilende  Reiz  darf  eine  gewisse  Schwelle 
nicht  überschreiten.  Die  Folgezustände  hängen  nicht  nur  von  der 
Dosis  der  Injektionen,  sondern  auch  von  der  jeweiligen  individuellen 
Grundeinstellung  ab;  letztere  veranlaßt,  daß  die  Reaktionen  ein 
charakteristisches  individuelles  Gepräge  aufweisen.  Die  individuelle 
Grundeinstellung  kann  jedoch  durch  vorausgegangene  Einwirkungen 
abgeändert  werden;  dann  wird  die  Reaktionsweise  und  die  Reaktions¬ 
empfindlichkeit  eine  andere.  Zufuhren  von  Elektrolyten  sind  imstande, 
die  individuelle  Grundeinstellung  vollständig  zu  ändern.  Auf  der 
gleichen  Grundlage  beruhen  zum  großen  Teil  auch  die  als  Um¬ 
stimmung  oder  Allergie  (Pirquet)  bezeichneten  Veränderungen  des 

Organismus.  Durch  die  parenteralen  Eiweißinjektionen  wird  be- 

31* 


484 


Immnnitätsforschung. 


sonders  auch  die  Leberfunktion  beeinflußt.  Wenn  die  Nachwirkungen 
auch  recht  lange  dauern  können,  ist  die  Wirkungsdauer  der  Injek¬ 
tionen  doch  zeitlich  begrenzt;  es  ist  deshalb  nicht  verwunderlich, 
daß  selbst  ein  günstiger  therapeutischer  Effekt  keineswegs  immer 
anhält.  Zum  Dauererfolg  ist  es  notwendig,  daß  während  der  Zeit 
der  Umstimmung  in  der  gewünschten  Richtung  die  Heilung  der  er¬ 
krankten  Organe  erfolgt.  H  et  sch  {Frankfurt  a.  M.). 

Giesemann,  Über  perkutane  unspezifische  Reizbehand¬ 
lung.  (M.  m.  W.  1924  S.  1505.) 

Verf.  berichtet  über  gute  Erfolge,  die  er  bei  Verwendung  eines 
aus  Kasein,  ätherischen  Ölen  und  Bakterieneiweißstoffen  hergestellten 
Emulsionsgemisches  (Dermaprotin)  auf  allen  Gebieten  der  Protein¬ 
körpertherapie  erzielt  hat.  W.  Qaehtgens  {Hamburg). 

Ishimori,  N.  et  Metalnikov,  S.,  Immunisation  de  la  chenille 
de  Galleria  mellonella  par  des  substances  non  spöci- 
fiques.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  2136.) 

Die  Raupe  der  Galleria  mellonella  läßt  sich  sehr  leicht  gegen 
Choleravibrionen  immunisieren.  Es  eignen  sich  dazu  nicht  nur 
spezifische  Antigene,  sondern  auch  Bakterienaufschwemmungen  und 
Bakterienextrakte  von  Colibazillen,  Milzbrandbazillen,  Dysenterie¬ 
bazillen,  Micrococcus  galleriae  und  Bacterium  galleriae.  Interessanter¬ 
weise  hat  sich  auch  die  chinesische  Tusche  als  sehr  gutes  resistenz¬ 
steigendes  Mittel  bewährt.  Die  erworbene  Immunität  manifestiert 
sich  schon  24  Stunden  nach  der  spezifischen  oder  unspezifischen  Vor¬ 
behandlung  und  ist  eine  lebenslängliche.  Rosel  Goldschmidt. 

Shinoda,  Tadasu,  Über  die  serochemischen  Veränderungen 
während  Schwangerschaft,  Geburt  und  Wochenbett. 
(Bioch.  Zschr.  1924,  152,  S.  426.) 

Beim  Kaninchen  ist  während  der  Gravidität  der  Reststickstoff 
des  Serums  nicht  erhöht.  Erst  1  oder  2  Tage  vor  dem  Wurf  nimmt 
er  etwas  zu  und  erfährt  während  der  Geburt  und  nach  dieser  eine 
wesentliche  Vermehrung,  die  in  etwa  1  Woche  sich  wieder  aus¬ 
gleicht.  Die  antitryptische  Wirkung  des  Serums  nimmt  erst  wenige 
Tage  vor  dem  Wurf  etwas  zu  und  erreicht  nach  diesem  den  höchsten 
Punkt,  um  nach  etwa  7  Tagen  wieder  zur  Norm  zurückzukehren. 
Zwar  gehen  Schwankungen  der  antitryptischen  Kraft  und  des  Rest¬ 
stickstoffs  meist  parallel,  doch  ist  bisweilen  ein  solcher  Zusammen¬ 
hang  nicht  erkennbar.  Der  Blutzucker  ist  in  der  Gravidität  nicht 
vermehrt,  doch  ist  im  frühen  Puerperium  meist  eine  geringe  Hyper¬ 
glykämie  vorhanden.  Das  freie  Cholesterin  ist  während  der  Gra¬ 
vidität  beträchtlich  vermindert,  kehrt  aber  einige  Tage  nach  dem 


Immunitätsforschung. 


485 


Wurf  wieder  zur  Norm  zurück.  Die  Resistenz  trächtiger  Kaninchen 
gegen  Coli-Endotoxin  ist  im  allgemeinen  geringer  als  die  nicht 
trächtiger.  Bezüglich  der  bakteriziden  Serumwirkung  und  dem 
Komplementgehalt  ist  kein  wesentlicher  Unterschied  nachweisbar. 
Erst  3--4  Tage  vor  der  Geburt  kommt  bisweilen  leichte  Komple¬ 
mentverarmung  vor.  Die  Regeneration  des  Komplements  wird  durch 
Gravidität  und  Puerperium  etwas  verzögert.  Die  Präzipitin-  und 
Hämolysinbildung  ist  gegen  Ende  der  Gravidität  und  im  Puerperium 
bedeutend  herabgesetzt:  die  Inkubationsdauer  ist  verlängert,  die 
Menge  der  Antikörper  ist  drei  bis  viermal  geringer  als  bei  normalen 
Tieren,  und  in  kurzer  Zeit  verschwinden  sie  ganz.  Dagegen  ist  die 
Agglutininbildung  gegen  Colibazillen  bei  trächtigen  und  puerperalen 
Tieren  gesteigert;  allerdings  sinkt  der  Titer  auch  schneller  ab  als 
bei  normalen  Tieren.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Samson,  Kurt,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Serum¬ 
globuline  des  Menschen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41, 
S.  311.) 

Das  Serumglobulin  hat  seinen  isoelektrischen  Punkt  im  Neutral¬ 
punkt  (pH  =  7,0).  Da  es  isolabil  ist,  ist  es  in  destilliertem  Wasser 
unlöslich.  Als  amphoterer  Eiweißkörper  geht  er  mit  Salzionen  Ver¬ 
bindungen  ein,  die  in  Wasser  löslich  sind,  da  sie  einen  anderen  iso¬ 
elektrischen  Punkt  haben.  Auch  mit  verdünnten  Säuren  und  Basen 
bildet  das  Globulin  wasserlösliche  Verbindungen.  Die  Verschieden¬ 
heiten  der  einzelnen  Globulinfraktionen  des  Serums  beruhen  auf  der 
verschiedenen  Bindung  des  Globulins.  An  einen  Teil  des  Globulins 
sind  Salze,  an  einen  anderen  verschiedenartigste,  teils  ätherlösliche 
Körper  gebunden.  So  ist  der  jeweilige  Zustand  des  Globulins  im 
Serum  abhängig  von  H-  und  OH-Ionenkonzentration  sowie  von  Art 
und  Menge  der  übrigen  neben  ihm  vorhandenen  Stoffe.  Eine  mit 
verschiedenen  starken  Säureverdünnungen  angesetzte  Serumreihe 
gestattet  bei  der  Fällung  mit  Ammonsulfat  einen  Einblick  in  die 
Salzfällungsverhältnisse  des  Globulins.  Für  die  Menge  der  Fällung 
ist  von  wesentlicher  Bedeutung  die  Reaktion  der  Flüssigkeit,  die 
Art  und  Menge  des  Ionenzusatzes  sowie  das  Gesamtvolumen.  Für 
die  Praxis  ist  wichtig,  daß  bei  vergleichenden  Untersuchungen  der 
Fällungsverhältnisse  im  Serum  immer  die  gleiche  Reaktion  herrscht. 
Vor  allem  ist  auf  Verwendung  einer  gegen  Lackmus  vollkommen 
neutral  reagierenden  Amonsulfatlösung  zu  achten.  Eine  Neutral¬ 
reihe  gestattet  mit  ziemlicher  Genauigkeit  die  Alkaleszenz  eines 
Serums  zu  bestimmen.  Das  maximal  ausfallende  Röhrchen  zeigt  den 
Neutralpunkt  an;  das  Globulin  wird  hierbei  als  natürlicher  Indikator 
benutzt.  Die  Alkaleszenz  bestimmt  sich  auf  diese  Weise  zu  etwa 
190 — 200  mg  Proz.  NaOH.  Kurt  Meyer  {Berlin). 


486 


Immunitätsforschung. 


Marie,  A.  C.,  Recherches  sur  la  cholesterinemie.  (Ann.  de 
l’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  945.) 

Zahlreiche  Cholesterinbestimmungen  im  Serum  von  hyperimmuni- 
sierten  Pferden,  welche  vorzügliches  Antitoxin  lieferten,  zeigten,  daß 
diese  Substanz  dort  in  einer  Menge  enthalten  ist,  welche  dem 
Durchschnitt  bei  nichtimmunisierten  Pferden  entspricht  (0,031  Proz.). 
Dagegen  fand  sich  bei  schlechten  Antitoxinbildnern  im  allgemeinen 
eine  erhebliche  Vermehrung  des  Cholesterins  über  die  Norm  (bis 
zum  Dreifachen).  —  Beim  Kaninchen  bedingt  intravenöse  Cholesterin¬ 
injektion  (in  Olivenöl  gelöst)  einen  Anstieg  des  Cholesterins.  Außer¬ 
dem  gewinnt  das  Serum  ein  schwaches  Agglutinationsvermögen,  das 
man  besonders  bei  seiner  Verwendung  als  Kulturmedium  fest¬ 
stellen  kann.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Asher,  Leon  und  Masuno,  Inusuke,  Beiträge  zur  Physiologie 
der  Drüsen.  Nr.  69.  Fortgesetzte  Untersuchungen 
über  die  Abhängigkeit  der  Phagocytose  von  inneren 
Sekreten.  (Bioch.  Zschr.  1924,  152,  S.  302.) 

Das  phagocytäre  Vermögen  normaler  Exsudatleukocyten  in  Be¬ 
rührung  mit  normalem  Serum  ist  ein  ziemlich  konstantes,  ein  Be¬ 
weis,  daß  die  früher  von  Furuya  und  jetzt  von  Verff.  angewandte 
Versuchsmethodik  von  Hamburger  und  Radsma  —  Bestimmung 
des  Prozentsatzes  der  Kohle-  oder  Reismehlkörnchen  phagocy tierenden 
Leukocyten  —  zuverlässige  Resultate  gibt.  Nach  Exstirpation  der 
Milz  und  besonders  der  Schilddrüse  ist  die  Konstitution  des  Blut¬ 
plasmas  so  verändert,  daß  normale  Leukocyten  in  ihm  ein  tief 
herabgesetztes  Phagocytosevermögen  aufweisen.  Gleichzeitige  Exstir¬ 
pation  von  Milz  und  Schilddrüse  wirkt  nicht  stärker  als  Schilddrüsen¬ 
exstirpation  allein,  da  diese  schon  die  maximale  Wirkung  herbeiführt. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Seitz,  A.,  Endokrine  Drüsen  und  Abwehr.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  227*.) 

Zwecks  Feststellung  von  Zusammenhängen  zwischen  endokrinen 
Drüsen  und  Immunitätsvorgängen  wird  zunächst  der  Einfluß  der 
Exstirpation  der  Nebennieren  bei  Ratten  auf  die  an  Abwehrvorgängen 
beteiligten  Blutbestandteile  geprüft.  Es  zeigte  sich,  daß  neben  einer 
deutlichen  Herabsetzung  der  phagocytischen  Kraft  der  Leukocyten 
bei  solchen  Ratten  eine  Schwächung  der  keimtötenden  Kräfte  des 
Serums  einhergeht.  Noetel  {Landsberga.  W). 

Paschkis,  K.,  Zur  Biologie  des  retikuloendothelialen 
Apparates.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924,  43,  S.  175.) 

Die  mitgeteilten  Versuche  zeigen,  daß  eine  Funktionsausschaltung 
des  Retikuloendothels  tatsächlich  möglich  ist  und  daß  sie  wahr- 


Immunitätsforschimg. 


487 


scheinlich  in  vielen  Fällen  nicht  durch  rein  mechanische  Verstopfung, 
wahrscheinlich  auch  nicht  durch  Lähmung  infolge  Überfunktion  der 
Zellen,  sondern  durch  Vergiftung  zustandekommt.  Welcher  Art  da¬ 
bei  die  physikalisch-chemischen  Strukturänderungen  sind,  ist  völlig 
unbekannt.  Weiterhin  gaben  die  Versuchsresultate  eine  neue  Stütze 
für  die  Bedeutung  des  Retikuloendothels  im  allgemeinen  und  dem 
der  Milz  im  besonderen  für  die  Immunkörperbildung.  Man  ist  wohl 
berechtigt,  das  Retikuloendothel  als  das  Immunkörper  bildende  Ge¬ 
webe  zu  bezeichnen  und  darin  eine  seiner  wichtigsten  Funktionen 
zu  erblicken.  Es  kann  sich  aber  nicht  nur  der  retikuloendotheliale 
Apparat  im  engeren  Sinne,  sondern  unter  Umständen  da§  gesamte 
histiocytäre  System  an  diesen  Vorgängen  beteiligen.  Physiologischer¬ 
weise  steht  jedoch  das  Milzretikuloendothel  weitaus  im  Vordergrund. 
Damit  ist  auch  ein  neuer  Beleg  für  die  Ansicht  erbracht,  daß  die 
einzelnen  Anteile  des  Retikuloendothels  eine  gewisse  funktionelle 
Differenzierung  besitzen,  die  sich  zumindest  in  quantitativer  Be¬ 
ziehung,  also  im  Ausmaß  der  Beteiligung  an  einzelnen  Funktionen 
äußert.  H  et  sch  ( Frankfurt  a.  M.). 

Pickof,  F.  L.,  Studies  in  comparative  immunity.  II.  Re¬ 
lative  importance  of  the  liver  and  spieen  in  d  e  - 
struction  of  foreign  blood  cells  in  rabbits.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  33,  p.  230.) 

Bei  Kaninchen,  denen  intravenös  Hühnerblutkörperchen  ein¬ 
verleibt  werden,  verschwinden  diese  rasch  aus  dem  allgemeinen 
Kreislauf.  Die  große  Mehrzahl  der  injizierten  roten  Blutzellen 
häuft  sich  inmitten  der  Leberkapillaren  an,  der  Rest  in  den 
Kapillaren  der  Milz  und  des  Knochenmarks,  wo  sie  zerstört  werden. 
Die  Zerstörung  der  injizierten  Blutzellen  erfolgt  bestimmt  extra¬ 
zellulär,  jedoch  in  den  Organkapillaren  und  nicht  im  allgemeinen 
Kreislauf.  Nur  in  wenigen  Kupfferschen  Sternzellen  der  Leber 
wurden  Überreste  von  verdauten  roten  Blutkörperchen  gefunden. 
Die  Splenektomie  verzögert  weder  das  Verschwinden  der  injizierten 
Blutzellen  aus  dem  Kreislauf,  noch  ihren  Untergang  in  den  Organen. 

Dieterlen  (Rottweil). 

v.  Hayek,  H.,  Die  immun  biologische  Erfassung  der  In¬ 
fektionskrankheiten  und  ihre  praktische  Bedeutung. 
(W.  kl.  W.  1924  S.  965.) 

Krankheit  und  Immunität  sind  zwei  verschiedene,  oft  durchaus 
nicht  leicht  trennbare  Erscheinungsformen  ein  und  desselben  bio¬ 
logischen  Geschehens.  Es  gibt  viel  häufiger  Überwindung  einer  In¬ 
fektion  ohne  Erkrankung  als  mit  Erkrankung.  Diese  ganze  angeblich 
neue  Forschungsrichtung  besteht  in  nichts  anderem  als  in  dem  Be- 


488 


Immunitätsforschung. 


streben,  das  Wesen  einer  Infektionskrankheit  eben  in  ihrer  ganzen 
Entwicklung,  von  der  Erstinfektion  angefangen,  als  krankhafte 
Lebensvorgänge  zu  erfassen  und  nicht  nur  als  krankhafte  Zustands¬ 
änderung  des  infizierten  Körpers,  die  uns  in  irgendeinem  Stadium 
der  Krankheitsentwicklung  besonders  sinnfällig  vor  Augen  treten. 
Verf.  schildert  die  praktische  Bedeutung  dieser  immunbiologischen 
Auffassung.  „Wo  immer  wir  bei  einer  Infektionskrankheit  über  rein 
empirisch  gewonnene  Erfahrungen  in  diagnostischer  und  therapeutischer 
Richtung  hinausstreben,  werden  wir  auf  die  umfassende  Vorstellung 
vielartiger  Wechselwirkungen  zwischen  Erreger  und  infiziertem 
Körper  zurückgreifen  müssen.  Das  praktische  Ziel  muß  es  dabei 
sein,  für  die  große  Gesamtresultierende,  das  immunbiologische  Kräfte¬ 
verhältnis,  durch  die  Gesetzmäßigkeiten  praktisch  faßbarer  Reak¬ 
tionsvorgänge  einen  brauchbaren  Maßstab  zu  finden.“  Hetsch. 

Cramer,  W.  and  Kingsburg,  A.  Neave,  Local  and  general 
defences  against  infections,  and  the  effect  of  them  of 
vitamin-deficiency.  (Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  300.) 

Unter  7  mit  Vitamin  A-freier  Kost  ernährten  Ratten  wurden 
bei  4  Bakterien  im  Blut  nachgewiesen  (je  lmal  Staphylococcus  aureus 
und  albus,  Streptokokken  und  Pneumokokken),  unter  5  Kon  troll  tieren 
nur  lmal  Staphylococcus  albus.  Außerdem  traten  in  ihrem  Serum 
Coli-Agglutinine  auf,  woraus  zu  schließen  ist,  daß  Colibazillen  durch 
die  Darmwand  traten.  Sie  entzogen  sich  dem  Nachweis  im  Blut 
offenbar  eben  wegen  dessen  Gehalts  an  Antikörpern.  Die  Agglu¬ 
tininbildung  gegen  Typhusbazillen  war  bei  den  vitaminfrei  ernährten 
Tieren  ebenfalls  nicht  beeinträchtigt  und  der  Gehalt  des  Serums  an 
hämolytischem  Komplement  war  nicht  vermindert.  Auch  die  Fra¬ 
gilität  der  roten  Blutkörperchen  war  nicht  erhöht,  so  daß  eine  solche 
für  die  Anämie  nicht  verantwortlich  zu  machen  ist.  Gegen  Infektion 
mit  Milzbrandbazillen,  Streptokokken  und  Colibazillen  zeigten  die 
vitaminfrei  ernährten  Ratten  keine  herabgesetzte  Resistenz,  nur  für 
eine  Infektion  mit  bovinen  Tuberkelbazillen  zeigten  sie  im  Gegen¬ 
satz  zu  den  Kontrollieren  eine  gewisse  Empfänglichkeit.  Dieses 
Erhaltenbleiben  der  allgemeinen  Abwehrkräfte  macht  es  verständlich, 
daß  die  Infektionen  bei  vitaminarmer  Ernährung  meist  lokalisiert 
sind  und  stets  die  gleichen  Organe  betreffen  (Xerophthalmie,  bak¬ 
terielle  Darminfektionen  und  Helminthiasis,  Pneumonie).  Anscheinend 
spielt  hierbei  die  Herabsetzung  der  Drüsentätigkeit  eine  Rolle,  durch 
die  der  mechanische  Schutz  der  Schleimbedeckung  vermindert  wird. 

Kurt  Meyer  [Berlin). 

Bacher, Stephan,  Das  Verhalten  derlmmunsera  bei  einigen 
„Labilitätsreaktionen“.  II.  Mitt.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch. 
1924,  41,  S.  361.) 


Immunitätsforschung. 


489 


Verf.  suchte  festzustellen,  inwieweit  einige  sog.  Labilitäts¬ 
reaktionen  die  bei  der  Immunisierung  eintretenden  spezifischen  Ver¬ 
änderungen  zum  Ausdruck  bringen.  Er  untersuchte  das  Verhalten 
einer  Reihe  von  Fferdeimmunsera  bei  der  Meinickeschen  Reaktion, 
bei  der  Formolgelatinierung  und  ihre  Schutzwirkung  bei  der  Fällung 
von  Mastixemulsion  und  von  Kongorubinsol  durch  Elektrolyte.  Keine 
der  Reaktionen  vermochte  die  für  Immunsera  charakteristischen  Ver¬ 
schiebungen  im  Eiweißaufbau  sichtbar  zu  machen.  Noch  viel  weniger 
natürlich  vermochten  sie,  entgegen  den  Behauptungen  einiger  Autoren, 
den  Gehalt  der  Sera  an  Antikörpern  anzuzeigen.  Der  Ausfall  dieser 
übrigens  ihrer  Natur  nach  ganz  verschiedenartigen  Reaktionen  scheint 
zum  Teil  oder  völlig  durch  andere  Momente  bedingt  zu  sein  als 
durch  das  relative  Verhältnis  der  Eiweißfraktionen.  Es  scheint,  daß 
der  Begriff*  „Labilität“  der  Kolloide  bei  so  komplex  gebauten  Sub¬ 
stanzen  wie  dem  Serum  einer  kritischen  Einschränkung  bedarf.  Es 
hängt  von  der  angewendeten  Reaktion  ab,  welches  Serum  oder  Kolloid 
überhaupt  „labiler“  erscheint.  Der  Versuch,  mit  irgendeiner  solchen 
Reaktion  den  Eiweißaufbau  allgemein  zu  charakterisieren,  erscheint 
aussichtslos.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Klopstock,  F.,  Ser umfarbstoff phänomene.  (Zbl.  f.  Bakt. 
Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  572.) 

Die  von  Dold  beschriebenen  Serumfarbstoffphänomene,  nämlich 
die  Entfärbung  gewisser  Oxazin-  und  Thiazinfarbstoffe  bei  Zusatz 
von  Serum  wird  vom  Verf.  nicht  wie  von  Dold  als  auf  Einwirkung 
von  Reduktasen  des  Serums,  sondern  als  auf  der  Eigenschaft  des 
Eiweiß,  wie  eine  schwache  Base  zu  wirken,  beruhend  angesehen,  da 
auch  Ei-  und  Bakterieneiweiß,  Exsudate  usw.,  Organgewebe  dieses 
Phänomene  auslösen.  —  Praktische  Bedeutung  kommt  ihm  nicht  zu. 

Noetel  (Landsberg  a.  TP.). 

Wells,  H.  Gideon,  The  Chemical  basis  of  immunological 
specificity.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  291.) 

Die  immunologischen  Unterschiede  zwischen  Bakterien,  Pflanzen, 
Blut  und  Geweben  verschiedener  Tiere  beruhen  auf  Unterschieden 
in  der  Zusammensetzung  ihrer  Proteine.  Immunologisch  identische 
Proteine  sind  auch  chemisch  nicht  zu  unterscheiden  und  mit  einer 
dieser  Methoden  leicht  unterscheidbare  sind  auch  mit  der  anderen 
gut  differenzierbar.  Biologische  Spezifizität  hängt  offenbar  ab  von 
der  chemischen  Individualität  der  Proteine,  und  biologische  Verwandt¬ 
schaft  beruht  auf  der  Anwesenheit  chemisch  ähnlicher  Proteine. 
Eine  Tierart  und  selbst  ein  einzelnes  Tier  enthält  viele  verschiedene 
Proteine,  die  chemisch  und  immunologisch  unterschieden  werden 
können.  Ein  Protein  kann  unter  vielen  Arten  weit  verbreitet  sein, 


490 


Immunitätsforschung. 


wobei  sich  seine  Identität  sowohl  immunologisch  wie,  wenn  auch 
weniger  einfach,  chemisch  nachweisen  läßt.  Obgleich  die  antigene 
Fähigkeit  eines  Proteins  von  seinem  ganzen  großen  kolloidalen 
Molekül  abhängt,  so  scheint  doch  die  Spezifizität  nur  auf  bestimmten 
Radikalen  zu  beruhen.  Infolge  des  Besitzes  mehrerer  solcher  Radi¬ 
kale  kann  ein  Protein  mehrere  spezifische  immunologische  Reaktionen 
aufweisen.  Gruppenreaktionen  zwischen  komplexen  Antigenen  ver¬ 
wandter  Arten  können  daher  durch  das  gleichzeitige  Vorhandensein 
gemeinsamer  und  spezifischer  Proteine  oder  durch  die  Anwesenheit 
gemeinsamer  und  spezifischer  Gruppen  in  verschiedenen  Proteinen 
bedingt  sein.  Die  immunologische  Spezifizität  der  Proteine  kann 
durch  Einführung  verschiedener  Radikale  verändert  werden,  wobei 
diese  Radikale  das  immunologische  Verhalten  des  ganzen  Moleküls 
bestimmen.  Auch  die  Stellung  des  Radikals  im  Molekül  ist  von  Be¬ 
deutung.  Anscheinend  kann  ein  Antikörper  mit  verschiedenen  ver¬ 
wandten,  aber  nicht  identischen  Antigenen  reagieren,  da  die  Spezi¬ 
fizität  immer  etwas  Quantitatives  ist,  das  sein  Maximum  erreicht, 
wenn  das  Antigen  mit  einem  durch  das  gleiche  Antigen  erzeugten 
Antikörper  reagiert.  Ob  physikalische  Veränderungen  antigener  Pro¬ 
teine  mit  Veränderungen  der  Spezifizität  verbunden  sind,  ist  noch 
nicht  entschieden,  da  das  Proteinmolekül  so  labil  ist,  daß  wahr¬ 
scheinlich  physikalische  Veränderungen  stets  mit  chemischen  ein¬ 
hergehen.  Bewiesen  ist  jedenfalls  noch  kein  Fall  von  immuno¬ 
logischer  Spezifizität,  die  durch  rein  physikalische  Eigenschaften 
bedingt  ist.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Ferry,  N.  S.,  Studies  on  the  immunizing  properties  of 
bacterial  antigens  prepared  after  various  methods.  II. 
(Brit.  J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  205.) 

Kresolkochsalzextrakte  aus  Typhusbazillen,  Pneumokokken  und 
Gonokokken,  durch  15  Minuten  langes  Schütteln  hergestellt,  sowie 
Pneumokokkenbouillonzentrifugate  waren  für  Meerschweinchen  nicht 
toxischer  als  die  Kresolkochsalzlösung.  Hiernach  dürfte  die  immuni¬ 
sierende  Wirkung  diese  Flüssigkeiten  nicht  auf  einem  Gehalte  an 
Endotoxinen  oder  Autolysaten  beruhen.  In  verschiedener  Weise  aus 
einem  Typhusstamm  hergestellte  Präparate  zeigten  folgende  Reihen¬ 
folge  bezüglich  ihrer  Fähigkeit,  die  Bildung  von  Agglutininen  und 
komplementbindenden  Antikörpern  hervorzurufen:  Agarwaschflüssig¬ 
keit  (15  Minuten  langes  Schütteln  von  Agarabschwemmungen),  Bouillon- 
zentrifugat,  Autolysate  von  Bouillonzentrifugat,  Autolysat  von  nicht 
extrahierter  Agarkultur,  24stündige  Agarschüttelextrakte  (Aggressine), 
Autolysat  von  Agarwaschflüssigkeit,  Autolysat  von  Aggressinrückstand. 
Langes  Schütteln  scheint  also  die  antigene  Wirkung  zu  beein¬ 
trächtigen.  Filtration  durch  Asbestfilter  und  Berkefeld-Filter  setzt 


Immunitätsforschung. 


491 


die  antigene  Wirkung  der  Agarwaschflüssigkeit  und  des  Bouillon¬ 
zen  trifugats  herab.  Ausfüllung  des  Eiweißes  aus  der  Waschflüssig¬ 
keit  und  dem  Bouillonzentrifugat  durch  Uranylazetat,  Phosphor¬ 
wolframsäure  und  Azeton  setzt  ihre  antigene  Wirkung  so  stark 
herab,  daß  man  die  Eiweißnatur  des  Antigens  annehmen  muß. 
Bouillonkulturen  besitzen  nach  24  Stunden  die  stärkste  antigene 
Wirkung;  später  nimmt  diese  wieder  ab.  Sie  ist  wesentlich  vom 
Peptongehalt  abhängig,  während  der  Salzgehalt  keine  Rolle  zu  spielen 
scheint.  Verschiedene  Peptonpräparate  erwiesen  sich  als  nicht  gleich¬ 
wertig.  Für  die  Komplementbindungsreaktion  scheinen  Bouillon- 
zentrifugate  am  geeignetsten  zu  sein,  doch  sind  Agarwaschflüssigkeiten 
nur  unbedeutend  weniger  wirksam.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Shibley,  Gerard  S.,  S  tu  dies  in  agglutination.  II.  The  re- 
lationship  of  reduction  of  electrical  Charge  to  spe¬ 
cific  bacterial  agglutination.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40, 
p.  453.) 

Verf.  untersuchte  den  Einfluß  von  Immunseren  auf  die  elektrische 
Ladung  von  Bakterien.  Diese  wurde  bestimmt  durch  Messung  der 
Wanderungsgeschwindigkeit  in  der  Mikro-Kataphoresekammer  von 
Northrop  bei  einem  Potentialgefälle  von  4,23  Volt  pro  cm.  Agglu¬ 
tinierende  Immunsera  setzen  die  Ladung  proportional  ihrem  Agglu¬ 
tinationstiter  herab.  Die  Wirkung  verschwindet,  wenn  dem  Serum 
durch  Behandlung  mit  homologen  Bakterien  die  Agglutinine  entzogen 
werden,  während  Behandlung  mit  heterologen  Bakterien  ohne  Einfluß  ist. 
Ein  im  Schutzversuch  hoch  wirksames,  aber  nicht  agglutinierendes 
Pneumokokkenserum  vom  Meerschweinchen  hatte  keine  Wirkung  auf 
die  Ladung.  Die  Reaktion  kann  diagnostisch  verwertbar  sein,  wenn* 
die  Agglutination  wegen  Spontanagglutination  oder  Inagglutinabilität 
der  Bakterien  nicht  möglich  ist.  Die  Beobachtung  von  Northrop 
und  De  Kruif,  daß  sensibilisierte  wie  unsensibilisierte  Bakterien 
nur  agglutinieren,  wenn  die  Ladung  auf  eine  kritische  Potentialzone 
zwischen  -f- 15  und  — 15  Millivolt  reduziert  ist,  konnte  für  NaCl-, 
NaS04-  und  CeCl3-Lösungen  bestätigt  werden.  In  Na2HP04 -Lösung 
oder  Phosphatpuffergemischen  tritt  die  spezifische  Agglutination  auch 
bei  negativen  Ladungen  von  mehr  als  — 15  Millivolt  ein  und  er¬ 
folgt  in  starken  Serum  Verdünnungen  ohne  merkbare  Verminderung 
der  Ladung.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Mellon,  Ralph  R.,  Hastings,  W.  S.  and  Anastasia,  C.,  On  the 
nature  of  the  „cohesive  factor“  in  spontaneous  agglu¬ 
tination  of  bacteria.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  365.) 

Das  hohe  Kohäsionsvermögen  mancher  Bakterien,  das  zum  großen 
Teil  die  Ursache  der  Spontanagglutination  ist,  kann  durch  Sub- 


492 


Immunitätsforschung. 


stanzen,  die  die  Oberflächenspannung  zwischen  dem  Bakterium  und 
den  umgebenden  Flüssigkeiten  herabsetzen,  vermindert  werden.  Bei 
zwei  von  Verff.  untersuchten  Pseudodiphtheriestämmen  hatte  Natrium- 
oleat  in  ausgesprochenem  Maße  und  noch  in  großer  Verdünnung  diese 
Wirkung.  Wahrscheinlich  war  die  lipoide  Oberfläche  dieser  Stämme 
dabei  von  Bedeutung.  Bei  einem  Alkaligenesstamme  blieb  diese 
Wirkung  auf  die  Spontanagglutination  aus.  Auch  Salze,  besonders 
anorganische  Elektrolyte,  üben  eine  ähnliche  Wirkung  allerdings 
erst  in  höheren  Konzentrationen  aus.  Vielleicht  wirken  diese  in  der 
Weise,  daß  sie  das  Protein- Lipoid-Salzsystem  in  der  Bakterien¬ 
membran  beeinflussen.  Diese  Vermutung  begründet  sich  darauf,  daß 
Na-,  Ca-  und  Mg-Ionen  antagonistisch  wirken.  Mit  hoch  konzen¬ 
trierten  Salzlösungen  hergestellte  Emulsionen  bleiben  bei  der  Ver¬ 
dünnung  noch  homogen  bei  einer  Salzkonzentration,  in  der  die 
Bakterien  bei  direkter  Verreibung  spontan  agglutinieren  würden. 
Dieses  Verhalten  dürfte  beim  Arbeiten  mit  Spontanagglutination 
zeigenden  Bakterienstämmen  praktisch  nutzbar  gemacht  werden  können. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Orcntt,  Marion  L.,  The  effect  of  heat  on  flagellar  and 
somatic  agglutination.  (J.  of  exper.  M.  1924,  40,  p.  627.) 

Erhitzen  auf  70°  zerstört  die  Form  der  Bakteriengeißeln  und 
ihre  Fähigkeit  mit  Geißelagglutininen  zu  reagieren,  vernichtet  aber 
nicht  ihre  antigene  Natur,  so  daß  sie  im  Tierkörper  noch  Bildung 
von  Geißelagglutininen  hervorrufen  können.  Die  Form  der  Bazillen¬ 
leiber  und  ihre  Fähigkeit,  agglutiniert  zu  werden  und  Agglutinine 
zu  binden,  wird  selbst  bei  Erhitzen  im  Autoklaven  auf  120°  nicht 
,  aufgehoben.  Die  somatischen  Agglutinine  werden  durch  Erhitzen 
auf  70°  stark  geschädigt  und  bei  75°  vollständig  zerstört.  Die  Geißel- 
agglutinine  werden  bei  70°  nur  wenig  geschädigt,  dagegen  bei  75° 
so  verändert,  daß  sie  langsamer  und  schwächer,  mit  einer  Hemmungs¬ 
zone  in  den  stärkeren  Verdünnungen,  reagieren.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Northrop,  John  H.  and  Freund,  Jnles,  The  agglutination  of 
r  e  d  b  1  o  o  d  c  e  1 1  s.  (J.  of  gener.  Physiol.  1924,  6,  p.  603.) 

In  Zuckerlösungen  suspendierte  unsensibilisierte  Hammelblut¬ 
körperchen  werden  agglutiniert,  sobald  ihr  Potential  durch  Elektrolyte 
auf  6  Millivolt  oder  darunter  herabgedrückt  ist.  Nur  in  Gegenwart 
von  MgCl2  und  CaCl2  tritt  keine  Agglutination  ein,  selbst  wenn  das 
Potential  praktisch  verschwunden  ist.  Diese  Salze  verhindern  auch 
die  Säureagglutination.  Wahrscheinlich  beruht  dies  auf  einer  Ver¬ 
minderung  der  „Kohäsion“  zwischen  den  Zellen.  Blutkörperchen,  die 
mit  spezifischem  Antikörper,  Rizin,  kolloidalem  Zinnhydroxyd  oder 
Paraffinöl  sensibilisiert  sind,  werden  schon  agglutiniert,  wenn  da s- 


Immunitätsforschung. 


493 


Potential  unter  12  Millivolt  sinkt.  Die  Agglutination  durch  Elektro- 
lyte  ist  demnach  primär  durch  eine  Abnahme  des  Potentials  bedingt, 
während  die  Agglutination  durch  Immunserum,  Rizin  usw.  auf  einem 
Ansteigen  des  kritischen  Potentials  beruht.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Lattes,  Leone  et  Cavazzuti,  Alfonso,  Sur  l’existence  d’un 
troisiörae  e  lern  ent  d’isoagglutination.  (J.  of  Immunol. 
1924,  9,  p.  407.) 

Verff.  prüften  die  Angabe  von  Guthrie  und  seinen  Mitarbeitern 
sowie  von  Coca  und  Klein,  daß  außer  den  bisher  bekannten  vier 
isoagglutinatorischen  Gruppen  des  Menschen  noch  weitere  infolge 
des  Vorkommens  eines  weiteren  Agglutinogen-Agglutininpaars  (C,  y) 
aufzustellen  seien,  nach.  Die  tatsächlichen  Befunde  konnten  sie  be¬ 
stätigen,  gelangen  aber  zu  einer  anderen  Deutung.  Die  meisten 
Tatsachen  lassen  sich  erklären  durch  quantitative  Unterschiede  in 
der  Agglutinabilität,  der  Avidität  zum  Agglutinin  und  der  antigenen 
Stärke  der  Blutkörperchen  einerseits  und  in  der  Agglutinations¬ 
wirkung  andererseits,  wie  sich  durch  geeignete  Absorptionsversuche 
beweisen  läßt.  Einige  Fälle  lassen  sich  auf  diese  Weise  jedoch  nicht 
erklären,  so  z.  B.  eine  Beobachtung  der  Verff.,  daß  das  Serum  eines 
Blutes,  das  nach  der  Agglutinabilität  seiner  Blutkörperchen  in 
Gruppe  IV  einzureihen  war,  Blutkörperchen  der  Gruppe  II  agglu- 
tinierte.  In  diesem  Falle  handelte  es  sich  jedoch  nicht  um  echte 
Agglutinationswirkung,  sondern  um  Pseudoagglutination,  wie  sich 
daraus  ergab,  daß  die  Agglutination  schon  bei  geringer  Verdünnung 
des  Serums  ausblieb,  und  daß  das  agglutinierende  Prinzip  von  den 
Blutkörperchen  nicht  gebunden  wurde.  Die  Erscheinung  entsprach 
also  der  Autoagglutination,  nur  daß  die  eigenen  Blutkörperchen  nicht 
agglutiniert  wurden.  Offenbar  ist  für  das  Zustandekommen  des 
Phänomens  die  Agglutinabilität  der  Blutkörperchen  von  Bedeutung. 
In  dieser  Hinischt  ist  es  bemerkenswert,  daß  die  Blutkörperchen, 
die  nach  Guthrie  das  Antigen  C  enthalten  und  deswegen  durch 
mehr  Sera  als  die  gewöhnlichen  Blutkörperchen  der  Gruppe  II  agglu¬ 
tiniert  werden  sollen,  auch  besonders  leicht  der  Pseudoagglutination 
unterliegen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Hirszfeld,  L.,  Krankheitsdisposition  und  Gruppenzu¬ 
gehörigkeit.  Rassenbiologische  Betrachtungen  über 
die  verschiedene  Empfänglichkeit  der  Menschen  für 
Krankheitserreger.  (Klin.  Wschr.  1924  S.  2084.) 

Verf.  geht  von  folgenden  Forschungsergebnissen  aus:  a)  daß  die 
gegenwärtige  Verteilung  der  Gruppen  eine  Folge  von  Völkerwande¬ 
rungen  ist ;  b)  daß  die  Diphtheriedisposition  (und  auch  wahrscheinlich 
manche  andere  Krankheitsanlagen)  nicht  unabhängig,  sondern  mehr 


494 


ImmunitätsforschuDg. 


oder  weniger  mit  der  Blutgruppe  gekoppelt  vererbt  werden,  mag 
auch  der  Korrelationskoeffizient  für  verschiedene  Anlagen  verschieden 
sein;  c)  daß  das  Vorhandensein  von  empfindlichen  und  unempfind¬ 
lichen  Individuen  nicht  nur  auf  normaler  Variationsbreite  der  Emp¬ 
findlichkeit  beruhen  kann,  sondern  daß  Differenzen  dadurch  ver¬ 
stärkt  werden,  daß  Bevölkerungsgruppen,  die  aus  einer  verseuchten 
Gegend  kommen,  eine  Auslese  von  relativ  immunen  Individuen  dar¬ 
stellen.  —  Es  ergibt  sich  daraus  die  Möglichkeit,  daß  der  Zusammen¬ 
hang  zwischen  der  Blutgruppe  oder  auch  anderer  anthropologischer 
Struktur  und  einer  Krankheitsdisposition  davon  abhängen  kann,  ob 
die  betreffende  Blutgruppe  aus  einem  Gebiet  von  einer  größeren 
epidemiologischen  Intensität  in  ein  weniger  verseuchtes  Gebiet  oder 
auch  umgekehrt  wanderte.  Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Bais,  W.  J.  and  Verhoef,  A.  W.,  On  the  biochemical  index  of 
various  races  in  the  east  indian  archipelago.  (J.  of 
Immunol.  1924,  9,  p.  383.) 

Verff.  untersuchten  1346  Javanesen,  546  Eingeborene  von  Sumatra 
und  592  aus  Südchina  stammende  Chinesen  auf  ihre  Blutgruppen¬ 
zugehörigkeit.  Die  Verteilung  war  folgende: 


I 

II 

III 

IV 

Javanesen 

39,9 

25,4 

29,0 

7,4  Proz. 

Sumatraner 

49,7 

27,0 

29,0 

6,7  „ 

Chinesen 

40,2 

25,0 

27,6 

6,9  „ 

Hieraus  berechnet  sich  ein  Rassenindex  für  die  Javaner  von  0,9,  für 
die  Sumatraner  von  0,82,  für  die  Chinesen  von  0,92.  Es  folgt  daraus, 
daß  der  Rassenindex  von  Britisch-Indien  (0,56)  nach  Osten  zu  zu¬ 
nimmt,  im  Einklang  mit  der  Annahme  von  L.  und  H.  Hirschfeld, 
daß  das  agglutinable  Element  B  in  Zentralasien  entstanden  ist. 

Kurt  Meyer  (Berlin). 

Löwenberg,  K.,  Über  den  Einfluß  der  Temperatur  auf  die 
Senkungsgeschwindigkeit  der  roten  Blutkörperchen 
bei  Geisteskranken.  (Zschr.  f.  d.  ges.  Neurol.  1924,  93, 
S.  541.) 

Während  das  Blut  normaler  Menschen  nur  geringe  Schwankungen 
der  Senkungshöhe  zeigt,  je  nachdem  man  bei  etwa  8°  (leichte  Ver¬ 
langsamung),  bei  37°  (leichte  Beschleunigung)  bei  Zimmertemperatur 
(Mitte)  die  Proben  ansetzt,  zeigen  stationäre  Paralysen  bei  37° 
starke  Beschleunigung,  das  gleiche  kann  im  Anfangsstadium  des 
Leidens  der  Fall  sein,  doch  kann  in  diesem  auch  die  anormale  Be¬ 
schleunigung  lediglich  in  der  Kälte  auftreten.  Große  Schwankungen 
können  auch  nach  einer  Malariabehandlung  sich  einstellen.  Bei 
Dementia  praecox  ist  Einfluß  der  Temperatur  deutlich  erkennbar, 


Immunitätsforschung. 


495 


bei  37°  stärkste,  meist  über  die  Norm  hinansgehende  Beschleunigung, 
weder  körperlicher  noch  psychischer  Zustand  ist  für  die  Höhe  der 
Sedimentierung  bestimmend.  Puerperalpsychosen  haben  hohe  Senltungs- 
geschwindigkeit  entsprechend  dem  schlechten  körperlichen  Zustand 
der  Krankheit.  Bei  Epilepsie  deutliche  Beeinflussung  im  Sinne  einer 
Beschleunigung.  Zwischen  Schwere  der  Erkrankung,  Ernährungs¬ 
zustand  und  Höhe  der  Sedimentierung  keine  Parallele.  Weitere 
Untersuchungen  erforderlich.  Noetel  (. Landsberg  a.  W.). 

Baumecker,  Walter,  Der  Einfluß  der  Narkotika  auf  die 
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit.  (Bioch. Zschr. 
1924,  152,  S.  69.) 

Methyl-,  Äthyl-,  Propyl-,  Butyl-  und  Amylalkohol  sowie  Äthyl- 
urethran  bewirken  eine  Hemmung,  Chloralhydrat  und  Äther  eine 
Beschleunigung  der  Senkungsgeschwindigkeit  von  Citratblut.  Dabei 
steigt  die  Wirksamkeit  der  Alkohole  innerhalb  der  Beihe  im  all¬ 
gemeinen  an.  Die  Hemmung  der  Senkungsgeschwindigkeit  beginnt 
bereits  bei  viel  geringeren  Konzentrationen  als  die  Narkose  des 
isolierten  Muskels.  Sie  erreicht  ihr  Maximum  ungefähr  bei  narkotisch 
wirkender  Konzentration.  Bei  Chloralhydratzusatz  ist  auch  in  nar¬ 
kotisch  wirksamen  Konzentrationen  nur  eine  Beschleunigung  der 
Senkungsgeschwindigkeit  festzustellen.  Wahrscheinlich  kommt  bei 
den  Alkoholen  diese  Beschleunigung  in  narkotisch  wirksamen  Kon¬ 
zentrationen  infolge  eintretender  Hämolyse,  die  an  und  für  sich  eine 
Hemmung  der  Senkungsgeschwindigkeit  verursacht,  nicht  zustande. 
Wie  aus  Viskositätsmessungen  und  Flockungsversuchen  hervorgeht, 
ist  eine  Erklärung  der  Senkungshemmung  durch  Alkohole  und  Urethan 
darin  zu  suchen,  daß  diese  auf  Plasma  in  bestimmter  Konzentration 

stabilisierend  wirken,  während  die  Beschleunigung  der  Senkungs- 

•  • 

geschwindigkeit  durch  Chloralhydrat  und  Äther  auf  einer  leichteren 
Ausflockbarkeit  des  Plasmas  beruht.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Berczeller,  L.  und  Wastl,  H.,  Über  die  Senkung  der  roten 
Blutkörperchen  im  fließenden  Blute.  (Bioch.  Zschr.  1924, 
153,  S.  100.) 

Langsame  gleichmäßige  Bewegung  des  Blutes,  ganz  unabhängig, 
in  welcher  Richtung  sie  zur  Senkungsrichtung  steht,  und  wie  die 
Stellung  der  Röhrchen  ist,  bewirkt  eine  starke  Beschleunigung  der 
Blutkörperchensenkung.  Schon  eine  geringe  Zunahme  der  Flu߬ 
geschwindigkeit  kann  aber  eine  vollkommene  Aufhebung  der  Senkung 
verursachen.  Wenn  die  schnell  fließende  Blutsäule  gestoppt  wird, 
findet  die  Senkung  in  der  nun  stehenden  Blutsäule  viel  schneller 
statt,  als  wenn  sie  in  von  Anfang  an  unbewegter  Blutsäule  beob¬ 
achtet  wird.  Während  die  meisten  Blutarten  sich  in  dieser  Weise 


496 


Immunitätsforschung. 


verhalten,  bildet  Hundeblut  eine  Ausnahme,  indem  bei  ihm  ein  Einfluß 
der  Bewegung  auf  die  Senkungsgeschwindigkeit  nicht  erkennbar  ist. 
Daraus  folgt  schon,  daß  dieser  nicht  eine  allgemeine  Eigenschaft  von 
Suspensionen  ist.  In  der  Tat  ist  er  auch  bei  Hefesuspensionen  nicht 
nachweisbar.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Hektoen,  L.  and  Schulhof,  K.,  On  specific  ery thropr eci- 
pitins  (hemoglobinprecipitins?).  II.  Hemoglobin  preci- 
pitins  in  Identification  of  blood.  (J.  of  inf.  Dis.  1923, 
33,  p.  224.) 

Das  Präzipitinogen  in  Extrakten  von  roten  Blutkörperchen  und 
in  gereinigtem  Hämoglobin  unterscheidet  sich  von  den  Antigenen 
im  Stroma.  Die  Hämoglobinpräzipitine  können  bei  der  Identifizierung 
von  Blut  von  Wert  sein.  Die  Präzipitinreaktion  für  Hämoglobin  ist 
völlig  ebenso  spezifisch  und  empfindlich  wie  die  Serumpräzipitin¬ 
reaktion,  wenn  nicht  noch  mehr.  Dies  möglicherweise  vorhandene 
Überragen  der  Reaktion  in  den  verwandten  Arten  verdient  Be¬ 
achtung  und  weitere  Untersuchungen;  natürlich  müssen  in  allen 
Fällen  peinliche  Kontrollversuche  angestellt  werden.  Der  Vorzug 
der  Hämoglobinreaktion  soll  sein,  daß  sie  eine  direkte  Reaktion 
für  Blut  allein  ist.  Die  Serumpräzipitinreaktion  ist  eine  Reaktion 
für  Arteiweiß  im  allgemeinen;  ob  Blut  vorhanden  ist,  wird  durch 
andere  und  nicht  spezifische  Reaktionen  bestimmt.  Jetzt  ist  es 
möglich,  daß  ein  Blutfleck,  der  die  Präzipitinreaktion  für  menschliches 
Eiweiß  und  folglich  offenbar  menschliches  Blut  gibt,  hervorgerufen 
sein  könnte  auch  nur  in  der  Behauptung  durch  Tierblut,  das  auf 
einen  Punkt  gefallen  ist,  der  vorher  mit  menschlichem  Eiweiß  (Aus¬ 
wurf  oder  eiweißhaltigen  Urin  oder  sonstige  blutfreie  Körperflüssigkeit) 
in  Berührung  gekommen  ist.  In  diesem  Fall  kann  die  Präzipitin¬ 
reaktion  für  Hämoglobin  von  entscheidender  Bedeutung  sein. 

Dieterlen  {Rottweil). 

Shirosaki,  T.,  Über  die  präzipitierende  Wirkung  des 
Rinderserums.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  480.) 

Aktives  Rinderserum  gibt,  entsprechend  den  Angaben  von  Jau- 
main,  eine  Präzipitation  mit  Meerschweinchenserum.  Die  Reaktion 
bleibt  aus  mit  inaktiviertem  Rinderserum  und  ist  häufig,  aber  nicht 
immer,  abgeschwächt  bei  Verwendung  inaktivierten  Meerschweinchen¬ 
serums.  Auch  gegenüber  Menschenserum  ließ  sich  die  präzipitierende 
Wirkung  des  Rinderserums  feststellen;  es  ergaben  sich  aber  dabei 
erhebliche  individuelle  Unterschiede,  die  darauf  hinweisen,  daß  eine 
erhöhte  Labilität  der  Bluteiweißkörper,  wie  sie  besonders  unter  dem 
Einflüsse  der  Tuberkulose  zutage  -tritt,  für  den  Vorgang  verantwort¬ 
lich  zu  machen  ist.  Kurt  Meyer  {Berlin). 


Immunitätsforschung. 


497 


Mueller,  J.  Howard  and  Tomcsik,  Joseph,  The  Chemical  na- 
ture  of  residue  antigen  prepared  from  yeast.  (J.  of 
exper.  M.  1924,  40,  p.  343.) 

Um  die  Natur  des  von  Zinsser  früher  aus  verschiedenen  Bak¬ 
terien  dargestellten  Residualantigens,  das  mit  homologem  Antiserum 
unter  spezifischer  Präzipitatbildung  reagiert,  genauer  zu  erforschen, 
wandten  Verff.  die  Methode  auf  Hefe  an,  von  der  leicht  große  Mengen 
verarbeitet  werden  konnten.  Es  gelang  auch  hier  die  Gewinnung 
einer  entsprechenden  Substanz,  die  niedrigen  N-Gehalt  aufwies  und 
starke  Molischsche  Reaktion  gab.  Von  der  Vermutung  ausgehend, 
daß  diese  kohlehydratreiche  Substanz  mit  Hefegummi  identisch  sei, 
stellen  sie  diesen  nach  dem  Verfahren  von  Salkowski  sowie  nach 
einer  modifizierten  Methode  dar.  Es  gelang  so  die  Gewinnung  eines 
Präparates,  das  noch  in  einer  Verdünnung  1:400000  mit  Antiserum 
eine  deutliche  Ringbildung  zeigte.  Mit  fortschreitender  Reinigung 
nahmen  P-  und  N-Gehalt  ab.  Immunisierungsversuche  an  Kaninchen 
mit  dem  reinen  Präparat  sowie,  nach  dem  Vorgänge  von  Land- 
steiner  und  Simms,  in  Kombination  mit  Pferdeserum  führten 
nicht  zur  Präzipitinbildung.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Haussen,  Finn  S.,  The  bactericidal  property  of  milk.  (Brit. 
J.  of  exper.  Pathol.  1924,  5,  p.  271.) 

Frische  Milch  zeigt  bakterizide  Eigenschaften  gegenüber  Typhus- 
und  Paratyphus  B-Bazillen.  Diese  Wirkung  ist  aber  bei  37°  nur 
durch  eine  in  den  ersten  4  Stunden  eintretende  Keimverminderung 
nachweisbar,  nach  24  Stunden  ist  sie  völlig  verwischt.  Bei  Zimmer¬ 
temperatur  tritt  die  Verminderung  der  Bakterien  langsamer  ein, 
dauert  aber  länger  an.  Die  bakterizide  Wirkung  der  Milch  schwankt 
bei  derselben  Kuh  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten  in  weiten 
Grenzen.  Sie  wird  durch  15  Minuten  langes  Erhitzen  auf  70°  nicht 
zerstört,  unterscheidet  sich  dadurch  also  völlig  von  den  Serumalexinen. 
Erst  bei  15  Minuten  langem  Erhitzen  auf  75°  wird  sie  vernichtet. 
Dieses  thermische  Verhalten  legt  die  Vermutung  nahe,  daß  sie  auf 
die  Oxydasen  und  Peroxydasen  zurückzuführen  ist,  die  ebenfalls  erst 
bei  75°  unwirksam  werden.  Mit  dieser  Annahme  würden  sich  auch 
die  jahreszeitlichen  Unterschiede  erklären:  im  Sommer  zur  Zeit  der 
Fütterung  mit  oxydasereichem  Grünfutter  starke,  im  Winter  bei 
Fütterung  mit  eingesäuertem  Futter,  in  dem  wahrscheinlich  ein  großer 
Teil  der  oxydierenden  Fermente  zerstört  ist,  geringere  oder  ganz 
fehlende  bakterizide  Wirkung  der  Milch.  Kurt  Meyer  {Berlin). 


Nodake,  R.,  Über  die  Rolle  des  Ekto-  und  Endoplasmas 
der  Bakterien  für  die  Serumbakterizidie  und  für  die 
Phagocytose.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  336.) 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  21/22.  32 


498 


Immanitätsforsclrang. 


Die  gegen  das  Ektoplasma  der  Proteusbakterien  gerichteten 
bakteriziden  Antikörper  sind  qualitativ  verschieden  von  den  gegen 
das  Endoplasma  wirksamen.  Wie  bei  der  Agglutination  ist  auch 
für  die  Bakterizidie  Ekto-  und  Endoplasma  dieser  peritrisch  be- 
geißelten  Bakterien  serologisch  different.  Der  ektoplasmatische 
Geißelapparat  schützt,  wenn  im  Immunserum  die  gegen  das  Ekto¬ 
plasma  gerichteten  Antikörper  fehlen,  die  Vollbakterien  gegen  die 
bakterizide  Wirksamkeit  der  endoplasmatischen  Antikörper.  Die 
gegen  das  Ektoplasma  gerichteten  Antikörper  genügen  bei  Vollbak¬ 
terien  zur  Vermittlung  der  bakteriziden  Komplementwirkung.  Auf 
nakte  Bakterien  wirken  nur  die  endoplasmatischen  Antikörper.  Das 
Neißer-Wechsbergsche  Komplementablenkungsphänomen  wird  nur  bei 
nackten  Bakterien  beobachtet.  Berücksichtigt  man  nach  Weil  und 
Felix,  daß  nur  die  endoplasmatischen  Antigene  mit  komplement¬ 
bindenden  Antikörpern  reagieren,  und  weiter,  daß  bei  Vollbakterien 
die  Bakteriolyse  schon  durch  die  ektoplasmatischen  Antikörper  allein 
in  Gang  kommen  kann,  während  bei  nackten  Bakterien  die  komple¬ 
mentbindenden  Antikörper  mit  den  bakteriziden  Ambozeptoren  kon¬ 
kurrieren,  so  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  die  Erscheinung  der 
Komplementablenkung  ein  Komplementbindungsphänomen  ist.  Die 
Wirksamkeit  eines  Immunserums,  das  ekto-  und  endoplasmatische 
Antikörper  enthält,  kann  gegenüber  nackten  und  Vollbakterien 
graduell  verschieden  sein.  Bei  der  Wertbestimmung  bakterizider 
Sera  mußte  daher  der  Gehalt  an  beiden  Antikörpern  gesondert  be¬ 
stimmt  werden.  Für  die  Bereitung  von  Impfstoffen  wird  man  die 
serologische  Verschiedenheit  des  Ekto-  und  Endoplasmas  ebenfalls 
berücksichtigen  müssen.  Es  scheint,  daß  die  gewöhnlichen  Impfstoffe 
hauptsächlich  die  Bildung  gegen  das  Ektoplasma  gerichteter  Anti¬ 
körper  hervorrufen,  während  die  Bakterien  im  Organismus  das  Ekto¬ 
plasma  vielleicht  nur  mangelhaft  ausbilden.  Wenn  sich  die  Heil¬ 
wirkung  aber  hauptsächlich  gegen  das  Endoplasma  wenden  soll,  so 
muß  man  bei  der  Impfstoffherstellung  Zuchtbedingungen  wählen,  bei 
denen  das  Ektoplasma  fehlt.  —  Für  die  Phagocytose  sind  die  endo¬ 
plasmatischen  Antikörper  von  wesentlicher  Bedeutung,  während  die 
ektoplasmatischen  auch  die  Phagocytose  der  Vollbakterien  in  wesentlich 
geringerem  Maße  fördern.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Mittermeier,  R.,  Phagocytose  und  Zellimmunität.  (Zbl.  f. 

Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  240*.) 

Infiziert  man  Kaninchen  mit  lebenden  virulenten  Staphylokokken 
oder  deren  Stoffwechselprodukten:  Leukozidin-  und  hämolysinhaltigen 
Kulturfiltrat,  so  werden  die  Blutzellen  der  behandelten  Tiere  gegen 
Leukozidin  bzw.  Hämolysin  im  erheblichen  Maße  resistent,  so  daß 
sie  gegenüber  normalen  etwa  die  10  fache  Konzentration  der  be- 


Immunitätsforschung. 


499 


treffenden  Filtrate  vertragen.  Neben  der  Leukozidinresistenz  der 
Leukocyten  besteht  ein  gesteigertes  Phagocytosevermögen  für  Sta¬ 
phylokokken  in  physiologischer  Kochsalzlösung.  Nach  der  Versuchs¬ 
anordnung  ist  die  Beteiligung  freier  Antikörper  des  Serums  aus¬ 
geschlossen,  jedoch  konnte  bisher  nicht  entschieden  werden,  ob  die 
Zellen  von  sich  aus  immun  geworden  sind,  oder  ob  sie  lediglich 
andererorts  entstandene  Antikörper  aus  dem  Blut  adsorbiert  haben. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Metalnikow,  S.,  Phagocytose  et  reactions  des  cellules 
dans  Pimmunite.  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  787.) 

Untersuchungen  über  die  immunbiologische  Bedeutung  der 
Phagocytose  bei  den  Raupen  von  Galleria  mellonella.  Prigge.  m 

Herzog,  F.,  Endothelien  der  Froschzunge  als  Phago- 
cyten  und  Wanderzellen.  (Zschr.  f.  d.  ges.  exper.  M.  1924, 
43,  S.  79.) 

Nach  intravenöser  Tuscheinjektion  erfolgt  fast  augenblicklich 
eine  Aufnahme  der  Tusche  durch  Endothelien  der  Zungenkapillaren. 
Endothelien,  die  stark  phagocytiert  haben,  stoßen  sich  bisweilen  in 
das  Lumen  der  Gefäße  ab  und  sind  in  der  Blutbahn,  zum  Teil  sogar 
in  Verbänden,  nachweisbar.  Neben  diesem  Vorgang  erfolgt  auch 
nach  längerer  Zeit  eine  Abwanderung  der  Endothelien  ins  Gewebe. 
Es  läßt  sich  nachweisen,  daß  es  sich  dabei  nicht  um  Adventitiazellen 
handelt.  Nicht  nur  die  Retikuloendothelien  von  Milz  und  Leber, 
sondern  auch  andere  Endothelien  haben  beim  Frosch  phagocytäre 
Eigenschaften.  Hetsch  (. Frankfurt  a.  M.). 

Okuneff,  N.,  Weitere  Untersuchungen  über  die  Wirkung 
intravenöser  Injektionen  von  Lipoidsubstanzen  auf 
den  Leukocytengehalt  des  Blutes.  (Zschr.  f.  d.  ges. 
exper.  M.  1924,  43,  S.  1.) 

Die  am  zweiten  (bzw.  dritten)  Tage  nach  intravenöser  Injektion 
von  Lipoiden  beobachtete  Leukocytose  kommt  in  erster  Linie  auf 
Kosten  der  polymorphkernigen  Leukocyten  zustande.  Einige  Lipoide 
können  dabei  aber  auch  eine  geringe  Vermehrung  der  Lymphocyten 
bewirken.  Die  Lymphocytenvermehrung  in  späterer  Zeit  nach  der 
Injektion  einiger  Lipoide  kann  durchaus  nicht  als  „spezifisch-charakte¬ 
ristische“  Erscheinung  aufgefaßt  werden,  da  sie  auch  nach  Injektion 
einiger  Eiweißstoffe  (Kasein)  beobachtet  wird.  Auf  die  Einführung 
fettartiger  Substanzen  reagieren  am  meisten  gerade  diejenigen  Zell¬ 
formen,  die  auch  sonst  bei  Leukocytosen  das  mobilste  Element  dar¬ 
stellen,  nämlich  die  mehrkernigen  Leukocyten.  Werden  Wachslipoide 
der  Tuberkelbazillen  ins  Blut  eingeführt,  so  entsteht  eine  charakte- 

32* 


500 


Immunitätsforschung. 


ristische  allgemeine  Leukopenie  und  polymorphkernige  Leukocytose, 
und  zwar  sowohl  nach  Verwendung  kleinerer  wie  größerer  Dosen. 
Auch  in  späterer  Zeit  tritt  nach  Injektion  dieser  Lipoide  keine 
Lymphocytose  auf.  Die  Einführung  von  Lipoidsubstanzen  ins  Blut 
hat  eine  schwächere  leukocytäre  Reaktion  zur  Folge  als  die  Ein¬ 
führung  von  Eiweißstoffen.  Besonders  ist  in  diesem  Falle  die  Ver¬ 
mehrung  der  mehrkernigen  Leukocyten  geringer.  He t sch. 

Mutermilcli,  S.,  La  nature  des  hemolysines  heterologues 
(Forssman).  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  2134.) 

Die  Identität  der  heterologen  Hämolysine  Forssmans  und  der 
#  Normalhämolysine  des  Blutes  ist  noch  immer  umstritten.  Verf.  unter¬ 
suchte  Hammelerythrocyten,  die  von  normalem  Menschen-,  Kaninchen- 
und  Rattenserum  nicht  aufgelöst  wurden,  auf  ihre  Sensibilität  gegen¬ 
über  den  heterogenetischen  Hämolysinen,  die  durch  Vorbehandlung 
eines  Kaninchens  mit  Meerschweinchennieren  gewonnen  waren.  Auch 
gegenüber  diesen  Antikörpern  waren  die  Erythrocyten  resistent.  Da¬ 
gegen  wurden  sie  von  den  homologen  Immunhämolysinen  aufgelöst. 
Es  verhielten  sich  in  diesem  Fall  die  heterologen  Hämolysine  wie 
die  Normalhämolysine.  Rosel  Goldschmidt  {Frankfurt  a.  M.). 

Mutermilcli,  S.,  Hemolysines  normales  et  hemolysines 
artifi cielles.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  2285.) 

Durch  Adsorptionsversuche  läßt  sich  feststellen,  daß  Hammelblut¬ 
körperchen  neben  Rezeptoren  für  Immunhämolysine  auch  solche  für 
Normalhämolysine  besitzen.  Erythrocyten,  die  mit  Immunambozeptoren 
beladen  sind,  können  noch  Normalhämolysine  und  die  Forssmanschen 
heterologen  Hämolysine,  die  zur  Gruppe  der  Normalantikörper  gehören, 
binden.  Andererseits  verhalten  sich  Hammelblutkörperchen,  die  mit 
Normalhämolysinen  sensibilisiert  sind,  gegenüber  den  Immunanti¬ 
körpern  wie  normale,  nicht  vorbehandelte  Erythrocyten.  Sie  können 
quantitativ  genau  so  viel  Immunambozeptoren  binden  wie  diejenigen 
Zellen,  deren  Rezeptoren  noch  alle  unbesetzt  sind.  Hammelerythro¬ 
cyten,  denen  von  Natur  aus  Rezeptoren  für  Normalhämolysine  fehlen, 
sind  wohl  imstande,  aus  einem  homologen  Immunserum,  das  auch 
Normalantikörper  enthält,  die  Immunantikörper  elektiv  zu  adsorbieren. 
In  hämolytischen  Immunsera  finden  sich  neben  Immunantikörpern 
auch  Normalantikörper,  denen  in  dem  homologen  Antigen  zwei  ver¬ 
schiedene  Rezeptoren  typen  entsprechen.  Rosel  Goldschmidt. 

Bogendörfer,  L.  und  Halle,  Über  reversible  Hämolyse.  (Klin. 
Wschr.  1924  S.  2102.) 

Verff.  konnten  zunächst  die  von  Brinkman  und  v.  Szent- 
Györgyi  beschriebene  Reversibilität  der  Hämolyse  in  gleicher  Weise 


Immunitätsforschung. 


501 


beobachten.  Es  gelang  dann  weiter,  an  durch  Hämolyse  gewonnene 
Blutkörperchen-Stromata  aus  fremdem  Blute  stammendes  Hämoglobin, 
und  zwar  sowohl  arteigenes  wie  artfremdes,  heranzubringen. 

Schuster  [. Frankfurt  a.  0.). 

Dulaney,  Anna  Dean  and  Jennett,  James  Harvey,  A  study  of 
the  sera  of  rabbits  immunized  against  globulins 
from  human  sera.  (J.  of  Immunol.  1924,  4,  p.  427.) 

Das  Serum  von  zwei  Kaninchen,  die  vier  intravenöse  Injektionen 
der  Globuline  aus  menschlichen  Seren  in  Abständen  von  4  Tagen 
erhalten  hatten,  zeigte  nach  J/2  ständigem  Erhitzen  auf  56°  starke 
antikomplementäre  Wirkung  bei  der  Hammelbluthämolyse.  In  frischem 
Zustande  zeigte  es  diese  Wirkung  nicht,  wohl  aber  nach  Entfernung 
des  Komplements  durch  Berkefeld* Filtration  oder  durch  Behandlung 
mit  Fullererde.  Die  hemmende  Substanz  vertrug  20  Minuten  langes 
Erhitzen  auf  62°,  wurde  aber  bei  Erhitzen  auf  90°  zerstört.  Sie 
verhinderte  die  Ambozeptorbindung  an  die  Blutkörperchen  nicht  und 
beeinflußte  diese  auch  sonst  nicht.  Das  Serum  der  Kaninchen  ent¬ 
hielt  außerdem  Präzipitine  für  Menschenserum  sowie  Agglutinine 
und  Lysine  für  menschliche  Erythrocyten,  dagegen  keine  Antikörper 
für  Meerschweinchen  und  Kaninchenserum  und  -blutkörperchen. 
Außer  den  Präzipitinen  enthielten  die  Sera  auch  Antigen,  wie 
wechselseitige  Prüfung  ergab.  Verff.  tragen  aber  Bedenken,  die 
antihämolytische  Wirkung  auf  das  gleichzeitige  Vorhandensein  von 
Antigen  und  Antikörper  zurückzuführen,  da  sie  bei  einem  Tier  26, 
bei  dem  anderen  33  Tage  nachweisbar  blieb,  also  weit  länger  als 
die  Anwesenheit  von  Antigenresten  anzunehnien  ist.  Sie  können 
daher  eine  Erklärung  für  die  Natur  der  antihämolytischen  Substanzen 
nicht  geben.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Takö,  N.  M.  and  Marine,  D.,  The  effect  of  suprarenalectomy 
in  rabbits  on  hemolysin  formation.  (J.  of  inf.  Dis.  1923, 
33,  p.  217.) 

Kaninchen,  denen  die  Nebennieren  entfernt  sind,  bekommen  einen 
Hämolysin titer,  der  mehr  als  doppelt  so  hoch  ist,  als  der  normaler 
Kontrolliere.  Verff.  sind  der  Ansicht,  daß  das  Ansteigen  der  Anti¬ 
körperbildung  auf  dem  Verlust  einer  regulierenden  und  hemmenden 
Wirkung  beruht,  welche  die  Nebennieren  normalerweise  auf  die 
Erregbarkeit  und  Empfänglichkeit  der  Körperzellen  ausübt.  Diese 
Wirkung  kann  physikalische  und  chemische  Veränderungen  in  ihrem 
Lipoidmechanismus  bedingen.  Dieter  len  [Rottweil). 

Gernez,  Charles,  Contribution  ä  l’etude  de  la  cuti-immuni- 
sation.  Production  d’anticorps  par  inoculation  cuta- 
nee.  (Ann.  de  1’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  892.) 


502 


Immunitätsforschung. 


Die  intrakutane  Verimpfung  von  Erythrocyten,  ja  schon  die 
bloße  Applikation  auf  die  rasierte  Haut  bedingt  das  Erscheinen  von 
Hämolysinen  im  Blut.  Bei  intrakutaner  Injektion  geht  die  Anti¬ 
körperbildung  wie  bei  subkutaner  Zufuhr  vor  sich;  exzidiert  man 
die  betreffende  Hautstelle  alsbald  nach  der  Verimpfung,  so  bleibt 
die  Antikörperbildung  aus.  —  Die  Applikation  des  Antigens  auf  die 
Haut  bedingt  eine  zwar  nur  geringe  und  vorübergehende,  aber  doch 
nachweisbare  Reaktion  des  Organismus.  —  Zwischen  der  subkutanen 
Zufuhr  einerseits,  der  intrakutanen  oder  perkutanen  Applikation 
andererseits  bestehen  somit  keine  prinzipiellen,  sondern  nur  graduelle 
Unterschiede.  Das  von  einigen  Autoren  beschriebene  Fehlen  der 
Antikörper  nach  kutaner  Impfung  ist  also  nur  dadurch  bedingt,  daß 
sie  mit  den  verwendeten  Untersuchungsmethoden  nicht  nachgewiesen 
werden  konnten.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 

Lewis,  Paul  A.  and  Loomis,  Dorothy,  Allergie  irritability. 
The  formation  of  anti-sheep  hemolytic  amboceptor 
in  the  normal  and  tuberculous  guinea  pigs.  (J.  of 
exper.  M.  1924,  40,  p.  503.) 

Die  Hämolysinbildung  nach  Injektion  von  Hammelblutkörperchen 
nimmt  beim  Meerschweinchen  einen  etwas  anderen  Verlauf  als  bei 
anderen  Tieren.  Die  Kurve  erreicht  einen  ersten  Gipfel  nach  etwa 
9  Tagen,  sinkt  dann  scharf;  gegen  den  12.  Tag  beginnt  ein  neuer 
Anstieg,  und  etwa  am  22.  Tage  wird  ein  zweites  Maximum  erreicht, 
worauf  wieder  ein  scharfer  Abfall  erfolgt.  Bei  tuberkulösen  Meer¬ 
schweinchen  zeigt  die  Antikörperkurve  den  gleichen  Verlauf,  die 
Menge  der  gebildeten  Hämolysine  ist  aber  ganz  wesentlich,  bis  aufs 
Zwanzigfache  gesteigert.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Takenomata,  N.,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  hämolytischen 
Komplements  und  seiner  Komponenten.  (Zschr. f. Immun. 
Forsch.  1924,  41,  S.  431.) 

Die  sog.  3.  Komponente  des  Komplements  ist  im  aktiven  Meer¬ 
schweinchenserum,  entsprechend  den  Angaben  von  Ritz,  im  wesent¬ 
lichen  an  die  Globulinfraktion  gebunden.  Sie  kann  aus  aktivem 
Serum  auch  durch  Alkoholfällung  gewonnen  werden.  Bei  Einwirkung 
von  HCl  auf  das  frische  Serum  gewinnt  die  3.  Komponente  erhöhte 
Thermolabilität,  obwohl  die  Komplementwirkung  dadurch  nicht 
wesentlich  beeinflußt  wird.  Nach  vorheriger  Wärmeinaktivierung  und 
nachfolgender  HCl-Einwirkung  erweist  sich  die  3.  Komponente  als 
normal  resistent.  Sie  ist  in  verdünntem  Serum  thermoresistenter  als 
im  unverdünnten.  Die  gleiche  Abhängigkeit  der  Inaktivierung  von 
der  Serumverdünnung  zeigt  sich  auch  bei  Prüfung  des  Gesamt¬ 
komplements.  Auch  das  Mittelstück  ist  meist  in  verdünntem  Zu- 


Immunitätsforschung. 


503 


stand  thermoresistenter.  Häufig  bewirkt  kurzdauerndes  Erhitzen 
oder  geringere  Temperatureinwirkung  stärkere  Inaktivierung  als 
höhere  Wärmeeinwirkung.  Je  nach  den  Bedingungen  weist  die 
Thermoresistenz  der  Mittelstücksfunktion  mannigfache  Variationen 
auf.  Die  Endstückfunktion  zeigt  eine  mit  fortschreitender  Wärme¬ 
einwirkung  zunehmende  Labilität.  Die  Wirkung  des  durch  Cobra- 
gift  inaktivierten  Meerschweinchenserums  ist  ebenso  labil  wie  die 
Endstückfunktion,  dagegen  zeigt  auch  sie  eine  Zunahme  der  Thermo¬ 
resistenz  bei  Verdünnung.  In  salzfreiem  Medium  (Rohrzuckerlösung) 
ergab  sich  aus  dem  Zusammenwirken  von  Cobragift  und  Meer¬ 
schweinchenserum  eine  erheblich  stärkere  hämolytische  Wirkung  als 
in  NaCl-Lösung.  Dafür,  daß  hierbei  das  Meerschweinchenserum  als 
Komplement  wirkt,  spricht  die  Thermolabilität  der  Wirkung,  ihre 
Spaltung  in  zwei  Komponenten  bei  der  Trennung  in  Globulin  und 
Albumin  und  die  antikomplementäre  Wirkung,  die  Cobragift  auch  in 
Rohrzuckerlösung  ausübt.  Die  Gesamtheit  der  Ergebnisse  spricht 
erneut  für  die  Bedeutung,  die  den  Globulinveränderungen  für  die 
Einleitung  der  Komplementwirkung  zukommt.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Huddleson ,  J.  F. ,  Anticomplementary  action  of  fresh 
bovine  serum.  (J.  of  inf.  Dis.  1923,  33,  p.  184.) 

Aktives  Rinderserum  besitzt  eine  antikomplementäre  Eigen¬ 
schaft,  die  durch  Inaktivierung  (l/4  Stunde  bei  56°)  zerstört  werden 
kann.  Bei  Komplementbindungsversuchen  mit  Bacterium  abortus  ist 
dies  zu  beachten.  Die  Entfernung  des  Komplements  scheint  durch 
die  Zwischenwirkung  von  Rinder-  und  Meerschweinchenserum  bedingt 
zu  sein;  die  Menge  des  durch  die  Rinder-Meerschweinchenmischung 
zum  Verschwinden  gebrachten  Komplement  ist  annähernd  konstant. 
Die  komplementbindende  Eigenschaft  des  aktiven  Rinderserums  steht 
nicht  mit  seinem  Gehalt  an  Hammelblutkörperchen-Agglutininen  in 
Zusammenhang.  Dieterlen  {Rottweil). 


Klopstock,  Felix,  Über  das  Wesen  des  sog.  Komplements. 

(D.  m.  W.  1924  S.  1790.) 

Die  strukturchemische  Betrachtungsweise  Ehrl ichs  klärt  nicht 
das  Wesen  der  sog.  Komplementwirkung.  Es  gelang  nicht,  das 
Komplement  chemisch  zu  umschreiben.  Dagegen  sind,  wenn  die 
Komplementwirkung  an  eine  kolloidale  Zustandsform  geknüpft  ist, 
verständlich  die  Inaktivierung  durch  Altern,  Hitze,  Schütteln,  die 
Aufhebung  der  Komplementbetätigung  durch  chemische  Einflüsse 
sowie  Einführung  kolloidgelöster  Körper  usw.,  schließlich  auch  die 
Wirkungsweise  der  Bakterio-  und  Hämolysine.  Diese  fermentartigen 
Körper  bedürfen  zur  Akti vierung  nicht  nur  einer  bestimmten  Wasser¬ 
stoffionenkonzentration  ,  sondern  auch  eines  kolloidalen  Systems, 


504 


Immunitätsforschung. 


nämlich  des  Serums  (Komplement-Serokinase),  mit  einer  bestimmten 
Teilchengröße.  Sinn  und  Stärke  der  elektrischen  Ladung  der  Teilchen, 
Oberflächenspannung,  Viskosität  usw.  Eine  Art  Fermentwirkung 
geht  von  einem  kolloidalen  Komplex  aus.  Der  Begriff  Komplement 
für  das  frische  unveränderte  Serum  bleibt  in  dem  Sinne  bestehen, 
das  es  Fermente  durch  seine  unversehrte  kolloidale  Zustandsform  zu 
aktivieren  imstande  ist.  Die  Ambozeptoren  sind  teils  Fermente,  die 
eine  Aktivierung  durch  das  unveränderte  Serum  erfahren,  teils 
kolloidgelöste  Stoffe  (Antikörper,  Lipoide),  die  durck  Aggregatbildung 
mit  Bestandteilen  des  Serums  dessen  kolloidale  Zustandsform  ändern 
und  hierdurch  die  Komplementfunktion  auf  heben.  Georg  Schmidt. 

Lumiöre,  Auguste  et  Couturier,  Henri,  Sur  la  toxi  eite  des 
serums  normaux.  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  179,  p.  218.) 

Normales  Menschenserum  ist  bei  intravenöser  oder  intrakardialer 
Injektion  sehr  häufig,  normales  Rinderserum  immer  für  Meerschweinchen 
sehr  giftig.  Die  Tiere  zeigen  nach  der  Serumapplikation  Symptome, 
die  hauptsächlich  auf  Störungen  im  Gebiet  des  Sympathikus  hin- 
weisen.  Es  treten  neben  Zuckungen,  Kontrakturen  und  Lähmungen 
auch  vasomotorische  und  sekretorische  Anomalien  auf.  In  ihren  patho¬ 
genen  Eigenschaften  sind  die  Menschensera  sehr  verschieden;  einige 
führen  unter  schweren  motorischen  Störungen  rasch  den  Tod  herbei, 
andere  verursachen  ein  protrahiertes  Krankheitsbild,  das  sich  in 
Hyperthermie  und  intraperitonealen  Blutungen  äußert.  Beim  Lagern 
verlieren  die  Sera  nach  einigen  Tagen  ihre  Toxizität;  auch  */2  stän¬ 
diges  Erhitzen  auf  56°  zerstört  die  toxischen  Funktionen.  Noch 
rascher  und  intensiver  werden  die  Sera  im  Vakuum  entgiftet;  dabei 
treten  feinste  Flocken  auf,  die  sich  zusammenballen  und  in  größeren 
Konglomeraten  sedimentieren.  Leitet  man  in  solche  ausgeflockten, 
atoxischen  Sera  Kohlensäure  unter  hohem  Druck  ein,  so  lösen  sich 
die  Flocken  wieder  auf,  und  die  Sera  gewinnen  ihre  ursprüngliche 
Giftigkeit  zurück.  Rosel  Goldschmidt  ( Frankfurt  a.  M.). 

Pentimalli,  F.,  Über  die  chronische  Protein  Vergiftung. 
(Klin.  Wsclir.  1924  S.  2090.) 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  erstreckten  sich  darauf,  wie  sich 
der  Organismus  gegenüber  einer  stärkeren  oder  schwächeren,  jedoch 
lange  anhaltenden,  chronischen  Protei nvergiftung  verhält.  Die  Ver¬ 
suche  wurden  an  insgesamt  164  Kaninchen  angestellt.  Die  bei  den 
verschiedenen  Proteinsubstanzen,  Eialbumin,  Eigelb,  Milch  und  deren 
Abbauprodukte  sowie  bei  Typhusbazillenprotein  beobachteten  Ver¬ 
änderungen  werden  ausführlich  beschrieben.  Als  Endergebnis  der 
gesamten,  seit  einem  Jahrzehnt  durchgeführten  Untersuchungen  wurde 
festgestellt,  daß  die  chronische  Proteinvergiftung  den  Organismus  zu 


Immunitätsforschung. 


505 


einem  Zustand  von  Hämopathie  mit  Anämie  und  in  gewissen  Fällen 
zu  einer  Form  von  teils  aleukämischer,  teils  leukämischer  Lympho- 
adenie  und  Myeloadenie  führt.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Polano,  0.  und  Dietl,  K.,  Die  Einwirkung  der  Hautabsonde¬ 
rung  bei  der  Menstruierenden  auf  die  Hefegärung. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1385.) 

Verff.  haben  die  vielfach  mit  so  widersprechenden  Ergebnissen 
bearbeitete  Frage  der  Giftigkeit  der  Menstruierenden  einer  experi¬ 
mentellen  Prüfung  unterzogen.  Bei  diesen  Versuchen  gingen  sie  von 
der  häufig  gemachten  Beobachtung  aus,  daß  Menstruierenden  Hefe¬ 
gebackenes  auffallend  oft  mißlingt.  Da  der  Vorgang  beim  Backen 
eines  Hefeteiges  ungemein  kompliziert  ist,  haben  sie,  um  alle  mög¬ 
lichen  Fehlerquellen  und  Unklarheiten  auszuschalten,  den  Einfluß 
derselben  Frau  während  und  außerhalb  der  Menstruation  auf  die 
Gärung  einer  bestimmten  Hefeart  zu  bestimmen  gesucht.  Als  Test¬ 
objekt  diente  lediglich  die  Absonderung  an  den  Fingerbeeren,  zum 
Teil  auch  an  der  Hohlhand,  die  beide  frei  von  Talgdrüsen  sind.  Die 
Versuche  wurden  in  der  Weise  ausgeführt,  daß  die  Versuchsperson 
nach  sorgfältiger  Reinigung  der  Hände  mit  den  Endgliedern  der 
ersten  3  Finger  ein  Stück  frischer  untergäriger  Münchener  Braunbier¬ 
hefe  etwa  10  Minuten  lang  knetete.  Bei  jedem  Versuch  wurde 
gleichzeitig  eine  gleichgroße  Hefemenge  von  immer  derselben  Kontroll- 
person  gleichlange  mit  Gummihandschuhen  mitgeknetet.  Von  der 
gekneteten  Versuchs-  und  Kontrollhefe  wurde  je  nach  dem  Me߬ 
verfahren  1I2 — lg  abgewogen  und  in  1 — 6  proz.  Traubenzuckerlösung 
als  Gärlösung  gebracht.  Zur  Bestimmung  der  Gärkraft  diente  vor 
allem  die  von  Slator  angegebene  Vorrichtung,  deren  Einzelheiten 
eingehend  beschrieben  werden.  Es  zeigte  sich,  daß  zur  Zeit  der 
Menstruation  das  Hautsekret  der  Hand  in  allen  Fällen  eine  Beein¬ 
flussung  der  Hefegärung  bewirkt.  Die  Frage,  ob  diese  Beeinflussung 
auf  einen  während  der  Menstruation  neugebildeten  Stoff,  ein  wirk¬ 
liches  Menotoxin,  zurückzuführen  ist,  ließ  sich  dahin  beantworten, 
daß  keine  Veranlassung  vorliegt,  ein  besonderes  Menotoxin  anzunehmen. 
Vielmehr  genügt  die  während  der  Periode  vorhandene  stärkere  Ab¬ 
sonderung  von  Stoffen,  die  schon  normalerweise  im  Hautsekret  vor¬ 
handen  sind,  allein,  um  den  Einfluß  der  Menstruierenden  auf  die 
Hefegärung  ZU  erklären.  W.  Gaelitgcns  [Hamburg). 

Low,  R.  Cranstow,  Anaphylaxis  and  sensitisation  with 
special  reference  to  the  skin  and  its  diseases.  384  S. 
Edinburgh  (W.  Green  &  Son)  1924. 

Das  vorliegende,  von  einem  Dermatologen  verfaßte  Werk  gibt 
zunächst  eine  theoretische  Einleitung,  in  der  die  wichtigsten  Tat- 


506 


Immunitätsforschung. 


Sachen  über  die  Anaphylaxie  kurz,  aber  vollständig  behandelt 

werden.  Daran  schließt  sich  ein  Kapitel  über  die  beim  Menschen 

beobachteten  anaphylaktischen  Erscheinungen.  Dann  folgt  der 

•  • 

Hauptteil,  in  dem  die  zahlreichen  als  Uberempfindlichkeitsphänomene 
aufzufassenden  oder  gedeuteten  Dermatosen  besprochen  werden.  Die 
internationale  Literatur  ist  in  weitgehendem  Maße  berücksichtigt. 
Zu  strittigen  Fragen  nimmt  Verf.  in  objektiver  Weise  Stellung. 
Eine  größere  Zahl  ausgezeichneter  farbiger  und  schwarzer  Tafeln, 
die  charakteristisch  Hautaffektionen  zur  Darstellung  bringen,  bilden 
eine  wertvolle  Beigabe  des  Werkes.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
daß  die  Lehre  von  der  Überempfindlichkeit  das  Verständnis  zahl¬ 
reicher  Dermatosen  wesentlich  gefördert  hat  und  auch  in  Zukunft 
noch  wertvolle  Dienste  in  dieser  Richtung  leisten  wird.  Zur  Orien¬ 
tierung  auf  diesem  Gebiete  erscheint  das  vorliegende  Werk  besonders 
geeignet,  zumal  es  ein  75  Seiten  enthaltendes  Literaturverzeichnis 
enthält.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Bordet,  J.,  Les  theories  actuelles  de  l’anaphylaxie.  (C.  r. 
Acad.  des  Sciences.  1924,  179,  p.  24B.) 

Neben  der  cellulären  Theorie  der  Anaphylaxie,  die  den  Stand¬ 
punkt  vertritt,  daß  außer  dem  Antigen  und  dem  Antikörper  die 

•  • 

Körperzellen  an  dem  Zustandekommen  der  Uberempfindlichkeit  be¬ 
teiligt  sind,  hat  sich  die  humorale  Theorie  wohl  behauptet.  Die 
wesentlichste  Stütze  der  letzteren  bildet  die  Darstellung  des  Ana- 
phylatoxins  in  vitro.  Da  es  gelingt,  das  Anaphylatoxin  nicht  nur 
durch  Antigen-Antikörperwirkung  zu  gewinnen,  sondern  auch  durch 
Behandlung  des  Meerschweinchenserums  mit  Substraten  bestimmter 
physikalischer  Beschaffenheit  (Agar,  Kaolin,  Inulin,  Bakterien),  so 
wird  von  vielen  Autoren  eine  rein  physikalische  Betrachtungsweise 
vertreten.  Eine  physikalische  Veränderung  des  Serums  nehmen  auch 
diejenigen  an,  die  der  Ausflockung  der  Kolloide  des  Plasmas  die 
entscheidende  Rolle  bei  der  Anaphylatoxinbildung  zuschreiben.  Diesen 
älteren  Theorien  fügt  Verf.  eine  neue  hinzu.  Er  nimmt  an,  daß  das 
Serum  dadurch  giftig  wird,  daß  das  Alexin  sich  mit  den  Antigen- 
Antikörperkomplexen  oder  dem  Agar  zu  sehr  oberflächenaktiven  Ver¬ 
bindungen  vereinigt.  Rosel  Goldschmidt  [Frankfurt  a.  M.). 

Kritehevsky,  J.  L.  and  Birger,  0.  G.,  A  contribution  to  the 
cellular  and  humoral  theories  of  anaphylaxis  and 
similar  processes.  (J.  of  Immunol.  1924,  9,  p.  339.) 

Nach  Kritehevsky  liegt  dem  anaphylaktischen  Shock  und 
verwandten  Prozessen  wie  der  Vergiftung  durch  artfremdes  Serum, 
Schlangen-  und  bestimmte  vegetabilische  Gifte,  Salvarsan  usw.  eine 
Dispersitätsverminderung  der  Kolloide,  sei  es  des  Plasmas,  sei  es  der 


Imimmitätsforschung. 


507 


Zellen,  zugrunde.  Um  diese  Frage  zu  entscheiden,  prüften  Verff.  die 
Wirkung  der  Gifte  bei  „Salzfröschen“,  d.  h.  Fröschen,  bei  denen  das 
Blut  durch  Ringersche  Lösung  ersetzt  war.  Bei  diesen  Tieren  kam 
die  Vergiftung  durch  Warmblüterserum,  durch  den  Saft  von  Cotyledon 
Scheideckeri  und  durch  Salvarsan  in  gleicher  Weise  zustande  wie 
bei  normalen  Fröschen,  nur  trat  der  Tod  noch  schneller  ein  als  bei 
den  Kontrolltieren.  Diesen  Unterschied  erklären  Verff.  damit,  daß 
bei  diesen  ein  Teil  der  Gifte  an  die  Plasmakolloide  gebunden  wird. 
Die  Vergiftungserscheinungen  spielen  sich  jedenfalls  an  den  Gewebs¬ 
zellen  ab.  Trotzdem  lehnen  Verff.  eine  rein  zelluläre  Theorie  der 
Anaphylaxie  und  der  anderen  auf  Dispersionsveränderung  der  Kolloide 
beruhenden  Phänomene  ab.  Unzweifelhaft  werden  beim  normalen 
Tier  auch  die  Plasmakolloide  in  den  Prozeß  einbezogen,  so  daß  eine 
eklektische  Theorie  den  Tatsachen  am  besten  gerecht  werden  dürfte, 
zumal  auch  zwischen  den  einzelnen  Tierarten  Unterschiede  zu  be¬ 
stehen  scheinen.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Drucker,  Cecil  K.  and  Bronfenbrenner,  Jacques,  The  pulmonary 
circulation  in  anaphylactic  shock.  (J.  of  Immunol.  1924, 
9,  p.  387.) 

Bei  Kaninchen  ist  das  Hauptsymptom  des  anaphylaktischen  Shocks 
eine  Konstriktion  der  Lungenblutgefäße,  deren  Grad  individuell  ver¬ 
schieden  stark  ist.  Sie  kann  sich  über  eine  Stunde  hinziehen  und 
andererseits  blitzartig  zum  Tode  führen.  Auch  bei  Katzen  besteht 
eine  Konstriktion  der  Lungengefäße  während  des  anaphylaktischen 
Shocks,  ist  aber  nur  geringen  Grades,  wobei  zu  berücksichtigen  ist, 
daß  auch  normale  Katzen  gegenüber  intravenösen  Injektionen  art¬ 
fremden  Eiweißes  sehr  empfindlich  sind.  Bei  Hunden  fehlen  Er¬ 
scheinungen  von  seiten  der  Lungengefäße  im  Shock  ganz.  Weder 
ist  eine  Gefäßkonstriktion  noch  eine  Steigerung  der  Kapillarpermea¬ 
bilität  nachweisbar.  Affen,  die  sich  nicht  anaphylaktisch  machen 
lassen,  zeigen  auch  keinerlei  Beeinflussung  des  Lungenkreislaufes  bei 
der  Reinjektion  des  Antigens.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Otto,  R.,  Zur  Kenntnis  des  anaphylaktischen  Reaktions¬ 
körpers.  (Nach  Versuchen  mit  Prof.  Shirakawa, 
Tai h oku.)  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  220*.) 

Die  elektroosmotische  Spaltung  von  Seren  mit  anaphylakti- 
sierender  Wirkung  ergab,  daß  der  anaphylaktische  Reaktionskörper 
in  der  Pseudoglobulinfraktion  sitzt,  daß  dagegen  die  Präzipitine  nur 
in  der  Euglobulinfraktion  enthalten  sind;  beide  Körper  sind  somit 
nicht  identisch,  sondern  der  anaphylaktische  Reaktionskörper  ist  ein 
besonderer  Antikörper.  Noete  ( Landsberg  a.  W.). 


508 


Immunitätsforschuiig.  —  Fermentforschung. 


Biberstein,  H.  und  Lubinski,  H.,  Untersuchungen  über  Or¬ 
gan-  und  Artspezifizität.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924, 
93,  S.  222*.) 

Untersuchungen  dahingehend,  ob  man  das  Auftreten  der  Über¬ 
empfindlichkeit  bei  der  Injektion  arthomologer  und  heterologer  Stoffe 
zeitlich  dadurch  differenzieren  kann,  daß  man  die  Reinjektionen  aller 
Stoffe  unter  Zugrundelegung  des  Behandlungsbeginns  an  verschie¬ 
denen  Tagen  bei  verschiedenen  Menschen  vornimmt.  Es  ergab  sich 
dabei  in  der  Tat,  daß  sich  am  3.  bis  5.  Behandlungstage  eine  organ¬ 
spezifische  Reaktion  feststellen  ließ,  daß  vom  6.  Tage  an  auf  keines 
der  intrakutan  injizierten  arthomologen  Antigene  nach  24  Stunden 
die  Reaktion  ausblieb,  und  daß  nur  ganz  vereinzelt  das  spezielle 
homologe  Organ  hervortrat.  Wie  bei  den  Organextrakten  traten 
auch  beim  Serum  vom  3.  Tage  an  die  ersten  Reaktionen  auf.  Vom 
5.  Tage  an  reagierten  alle  27  Individuen  auf  Serum.  Die  an  diesem 
Tage  noch  bestehende,  von  der  Tierart  unabhängige  Organspezifizität 
tritt  vom  6.  Tage  an  zurück,  damit  ist  die  Gesetzmäßigkeit  des 
Ablaufs  dieser  Art  hervorgerufener  Intrakutanreaktionen  erwiesen. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Bruhns,  C.,  Ein  Fall  von  hochgradiger  Idiosynkrasie 
gegen  Krysolgan:  Letaler  Ausgang  nach  einer 
Dosis  von  0,001g.  (Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  945.) 

Bei  einer  61jährigen  Patientin  mit  Lupus  erythematodes,  deren 
innere  Organe  bei  der  Untersuchung  keine  wesentlicheren  Verände¬ 
rungen  erkennen  ließen,  trat  nach  Injektion  von  0,001  mg  Krysolgan, 
der  für  Lupus  erythematodes  acutus  empfohlenen  Anfangsdosis,  eine 
außerordentlich  heftige  Reaktion  ein,  die  nach  etwa  44  Stunden 
zum  Exitus  führte.  Pathologisch- anatomisch  fand  sich  sehr  starkes 
Ödem  des  weichen  Gaumens,  des  Pharynx,  des  Kehlkopfes,  sowie  des 
gesamten  mediastinalen  Bindegewebes,  braunes  Herz,  an  den  Nieren 
zahlreiche  ältere  Schrumpfungsherdchen  neben  frischer  ausgedehnter 
entzündlicher  Infiltration  des  perivaskulären  Gewebes,  zahlreiche 
hyaline  Zylinder  in  den  Kanälchen  der  Rinden-  und  Marksubstanz.  — 
Nach  Ansicht  des  Verf.  handelte  es  sich  zweifellos  um  eine  starke 
Überempfindlichkeit  gegen  Krysolgan.  Er  empfiehlt  Herabsetzung 
der  Anfangsdosis.  Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Serejski,  Mark,  Gibt  es  spezifische  Abwehrfermente? 
(Bioch.  Zschr.  1924,  152,  S.  79.) 

Verf.  unternahm  eine  Nachprüfung  der  „Mikro-Abderhalden- 
Reaktion“  nach  Pregl-Crinis  unter  Einhaltung  aller  Kautelen 
moderner  Enzymologie.  Er  stellte  fest,  daß  sowohl  aktives  wie  in¬ 
aktives  Serum  schon  ohne  Substrat  eine  bedeutende  Veränderung 


F  ermentforschung. 


509 


des  Brechungsindex  —  0,4— 0,6  der  Refraktometerskala  —  beim 
Aufbewahren  aufweisen  können.  Diese  hängt  teils  von  autolytischen 
Prozessen,  teils  von  unkontrollierbaren  Verschiedenheiten  der  Ver¬ 
suchsbedingungen  ab.  ln  den  Versuchen  „Serum -j- Organ“  kommen 
noch  Adsorptionserscheinungen  hinzu.  Die  Reaktion  selbst  ist  keines¬ 
wegs  spezifisch.  Wie  auch  immer  man  die  Grenze  des  Refrakto¬ 
meterausschlags  zwischen  positiven  und  negativen  Reaktionen  wählt, 
ein  Unterschied  zwischen  dem  Ausfall  der  Reaktion  bei  Schwangeren 
und  Nichtschwangeren  ist  nicht  festzustellen.  Da  bei  der  optischen 
Untersuchungsmethode  eine  völlige  Inaktivierung  durch  Kochen  un¬ 
möglich  ist,  so  bleibt  der  fermentative  Charakter  der  beobachteten 
Veränderungen  des  Brechungsindex  unbewiesen.  Auch  die  Anwendung 
einer  von  Bach  ausgearbeiteten  Methode,  die  gestattet,  die  Eiwei߬ 
abbauprodukte  neben  unverändertem  Eiweiß  auf  chemischem  Wege 
zu  bestimmen,  ergab  keine  Anhaltspunkte  für  die  Annahme  des 
fermentativen  Carakters  der  bei  der  Abderhaldenschen  Reaktion  sich 
abspielenden  Prozesse.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Barikine,  W.  et  Zdrodovsky,  P.,  Recherches  experimentales 
sur  la  reaction  d’ Abderhalden.  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur. 
1924,  38,  p.  909.) 

Verff.  haben  mit  Abderhaldens  Hülsenmethode  unbefriedigende 
Resultate  erreicht.  Ausgezeichnet  bewährt  haben  sich  ihnen  dagegen 
zwei  Modifikationen.  1.  In  das  Röhrchen  A  kommen  2  ccm  des  zu 
untersuchenden  Serums,  in  Röhrchen  B  1,0  g  Organ  (das  nach  den 
Abderhaldenschen  Vorschriften  vorzubereiten  ist)  und  2  ccm 
0,85  proz.  NaCl-Lösung,  in  Röhrchen  C  2  ccm  Serum  und  1,0  g  Organ. 
16  Stunden  37°.  Dann  verdünnt  man  den  Inhalt  der  Röhrchen  auf 
20  ccm  mit  0,85  proz.  NaCl-Lösung  und  titriert  dann  jedes  Röhrchen 
mit  Ninhydrin  bis  zum  Verschwinden  der  Reaktion.  Die  Flüssigkeit 
in  Röhrchen  A  möge  die  Grenzreaktion  bei  einer  Verdünnung  1 : 200' 
ergeben;  die  in  Röhrchen  B  darf  bei  genügender  Vorbereitung  über¬ 
haupt  keine  Reaktion  ergeben,  und  die  in  Röhrchen  C  möge  bis  zu 
einer  Verdünnung  von  1 :  300  reagieren.  Der  Koeffizient  der  Reaktion 

würde  dann  durch  ~  ^  —  1,5  dargestellt.  Fehlen  eines  Abbaus  wäre 

LJ  UU 

durch  den  Koeffizienten  1,0  dargestellt.  —  2.  Bei  Verwendung  ge¬ 
lösten  Antigens  kommen  in  Röhrchen  A  2  ccm  Serum  und  2  ccm 
0,85  proz.  nNaCl-Lösung,  in  B  2  ccm  Albuminlösung  und  2  ccm  NaCl- 
Lösung,  in  C  2  ccm  Serum  und  2  ccm  Albumin.  Dann  verdünnt  man 
Röhrchen  A  und  B  auf  10  ccm,  Röhrchen  C  auf  20  ccm  und  titriert 
wieder  mit  Ninhydrin.  Hierbei  wird  der  Reaktionskoeffizient  durch 
den  Quotienten  aus  dem  Titer  von  C  und  der  Summe  der  Titer  von 
A  und  B  dargestellt.  Der  Titer  von  C  möge  z.  B.  1 : 1000,  der 


510 


Fermentforschung.  —  d’Herellesches  Phänomen. 


Titer  von  B  1 : 200,  von  B  1 : 300  sein.  Der  Koeffizient  ist  dann 

oooToaä"  =  2,0.  —  Mit  Hilfe  der  ersten  Modifikation  gelangten 
ZOO  -j-  oUU 

Verff.  zu  guten  Resultaten  in  der  Schwangerschaftsdiagnose.  Mit 
dem  Serum  von  Männern,  nicht  schwangeren  Frauen  und  Virgines 
wurden  nie  positive  Resultate  erzielt.  Freilich  stiegen  während  der 
Menstruation  die  fermentativen  Fähigkeiten  der  Sera  von  Frauen 
und  Mädchen  gegenüber  Plazenta  ein  wenig  an.  Auch  die  zweite 
Modifikation  bewährte  sich  gut,  besonders  bei  der  Immunisierung 
mit  löslichem  Eiweiß  (Serum,  Eiereiweiß  usw.).  Die  Abwehrfermente 
existieren  also;  aber  sie  sind  nicht  streng  spezifisch  und  können  für 
die  Diagnose  nur  bei  quantitativer  Auswertung  verwandt  werden. 

Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 


d’Herelle,  F.,  Sur  la  constance  des  proprietes  du  bac- 
teriophage.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  481.) 

Kritische  Zusammenfassung  der  Untersuchungen  über  die  Kon¬ 
stanz  der  Eigenschaften  des  Bakteriophagen  (Unabhängigkeit  vom 
lysablen  Bazillus,  gekreuzte  Neutralisation  durch  antibakteriophage 
Sera  USW.).  Prigge  (. Frankfurt  a.  M.). 


Prausnitz,  C.  und  Firle,  E.,  Neuere  Untersuchungen  über 
das  Wesen  des  Bakteriophagen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig. 
1924,  93,  S.  148*.) 

Die  Angaben  Jöttens,  daß  der  Bakteriophage  im  Agar  diffun¬ 
diere,  konnte  nicht  bestätigt  werden.  —  Es  scheint,  als  ob  Bakterio¬ 
phagen  bei  Temperaturen,  die  die  Grenze  für  die  Vermehrung  von 
Bazillen  darstellen,  noch  eine  Zunahme  erfahren.  Es  wird  dies  mit 
der  geringfügigen  Vermehrung  einiger  besonders  resistenter  Bakterien 
zu  erklären  versucht.  Die  Tatsache  der  Adsorbierbarkeit  des  Bak¬ 
teriophagen  an  elektronegative  Kolloide  spricht  für  seine  positive 
Ladung,  die  also  derjenigen  der  Bakterien  entspricht.  Es  gelingt 
jedoch  nicht,  durch  Adsorption  mit  nachherigem  Auswachsen  den 
Bakteriophagen  rein  zu  erhalten.  Die  Adsorbierbarkeit  durch  Kolloide 
und  die  spezifische  Bindung  durch  die  homologen  lysosensiblen  Bak¬ 
terien  könnte  für  die  Fermentnatur  des  Bakteriophagen  sprechen. 
Es  gelingt  indessen  durch  länger  fortgesetzte  Passagen  im  anti- 
bakteriophagen  Serum,  sowohl  wie  im  Phenol,  Sublimat  und  Chloramin 
gewisse  Modifikationen  mit  höherer  Resistenz  gegenüber  diesen 
Stoffen  zu  erzielen,  als  die  in  reiner  Bouillon  fortgezüchteten  Aus¬ 
gangsstämme.  Teilbakteriophagen  können  dabei  nicht  im  Spiele  sein, 
da  auch  Versuche  mit  einem  reinen  Teilbakteriophagen  das  gleiche 
Ergebnis  hatten.  Durch  Abimpfung  von  Platten  solcher  Versuche 
gewinnt  man  Bakteriophagenstämme,  die  weitgehende  Verschiedenheit 


d’Herellesches  Phänomen. 


511 


ihrer  Resistenz  gegen  Serum  und  Chemikalien  zeigen.  Diese  Varia¬ 
bilitätserscheinungen  werden  als  wichtiger  Beweisgrund  für  die  be¬ 
lebte  N at ur  des  Bakteriophagen  angesprochen.  Noetel  (. Landsberg a.  w.). 

Meißner,  G.,  Versuche  über  die  Flüchtigkeit  und  Kocli- 
beständigkeit  des  d’Herelleschen  Bakteriophagen. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  424.) 

Verf.  widerlegt  experimentell,  wie  dies  bereits  von  Gilde¬ 
meister  und  Herzberg  u.  a.  geschehen,  die  Behauptung  von 
Olsen  und  Yasaki,  daß  das  d’Herellesche  Virus  destillierbar  und 
flüchtig  sei.  Ebensowenig  konnten  die  Angaben  Seifferts  über 
die  Kochbeständigkeit  der  Lysine  bestätigt  werden.  Noetel. 

Bordet,  J.,  Apparition  spontanee  du  pouyoir  lysogene 
dans  les  cultures  pures.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  96.) 

Lisbonne  und  Carrere  haben  gezeigt,  daß  sich  in  Shiga-Kul- 
turen  ein  serienweise  übertragbares  Lysin  entwickelt,  wenn  sie  mit  Coli- 
bazillen  zusammengebracht  werden.  Verf.  konnte  nachweisen,  daß 
das  lytische  Agens  von  vornherein  in  den  Colikulturen  vorhanden 
war,  sein  Entstehen  also  nicht  dem  von  Lisbonne  und  Carrere 
als  Ursache  supponierten  Antagonismus  zwischen  den  beiden  Bazillen¬ 
arten  verdankte.  Mit  Hilfe  der  Isoliertechnik  konnte  Verf.  Kolonien 
gewinnen,  die  bei  der  Fortzüchtung  —  im  scharfen  Gegensatz  zum 
Ausgangsstamm  —  keinerlei  lysogenes  Vermögen  mehr  besaßen. 
Nach  8  Monaten  hatten  von  den  so  gewonnenen  4  Stämmen  3  die 
Fähigkeit  wiedergewonnen,  beim  Shigabazillus  übertragbare  Lyse 
zu  erzeugen;  in  dieser  Fähigkeit  zeigten  die  betreffenden  Stämme 
übrigens  beachtenswerte  Unterschiede:  das  von  einem  Stamm  ge¬ 
lieferte  Lysin  gestattete  nur  eine  sehr  kurze  Vermehrung  der 
Shiga-Bazillen,  auf  die  eine  rasche  Klärung  folgte,  während  das  von 
den  beiden  anderen  Kulturen  stammende  Lysin  zunächst  ein  üppiges 
Wachstum  ermöglichte,  wonach  Klärung  erst  nach  einem  Tag  oder 
mehr  erfolgte.  —  Verf.  konnte  ferner  aus  dem  Coliausgangsstamm 
Keime  isolieren,  die  eine  zwar  schwache,  aber  immerhin  deutlich 
wahrnehmbare  Sensibilität  gegenüber  dem  in  der  Kultur  enthaltenen 
Lysin  aufwiesen;  d.  h.  also:  nicht  nur  am  Shigabazillus  —  als  In¬ 
dikator  —  sondern  auch  am  Colibazillus  selbst,  von  dem  das  wirk¬ 
same  Prinzip  stammte,  war  die  Anwesenheit  des  Lysins  nach¬ 
weisbar.  —  Aus  den  ursprünglich  nicht  lytischen,  nach  8  Monaten 
wieder  lysogen  gewordenen  Stämmen  versuchte  Verf.  zum  zweiten 
Male  Stämme  ohne  lytisches  Vermögen  zu  züchten;  dies  gelang 
jedoch  nicht.  Die  lytische  Potenz  war  also  beim  ersten  Isolier¬ 
versuch  nur  an  sehr  wenige  Individuen  gebunden,  so  daß  es  leicht 


512 


d’Herellesches  Phänomen. 


gelang,  inaktive  Stämme  zn  gewinnen;  beim  zweiten  Mal  war  sie 
dagegen  offenbar  der  Majorität  der  vorhandenen  Keime  gemeinsam. 

Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Lisbonne,  M.  et  Carrere,  S.,  Sur  l’apparition  spontanee  du 
pouvoir  lysogene  dans  les  cultures  pures.  A  propos 
d’une  note  de  J.  Bordet.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  265.) 

Die  Parallelbeobachtung  von  Bakterienstämmen  gleichen  Ur¬ 
sprungs,  die  in  Brüssel  und  in  Montpellier  aufbewahrt  wurden,  er¬ 
gaben,  1.  daß  ein  Colistamm,  der  in  einem  Laboratorium  nicht  lysogen 
war,  nach  1  jähriger  Aufbewahrung  im  anderen  Laboratorium  lysogen 
wurde,  2.  daß  ein  nach  seiner  Züchtung  aus  Wasser  nicht  lysogener 
Coli  nachher  lysogen  wurde;  daß  die  aus  dem  Ausgangsstamm  durch 
Isolierung  gewonnenen  Kolonien  diese  Eigenschaften  verloren;  daß 
dann  nur  die  in  Brüssel  8  Monate  lang  weitergezüchteten  Kolonien 
ihr  lytisches  Vermögen  wiederfanden,  während  es  sich  bei  den  nach 
Montpellier  gesandten  Proben  nicht  wiedereinstellte.  Die  näheren 
Bedingungen  für  das  Zustandekommen  dieser  Divergenzen  werden 
weiter  untersucht.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Ogata,  N.,  Zur  Entstehung  des  Bakteriophagen  in  alten 
Kulturen.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  329.) 

Bouillonkulturen  von  Shiga-Stämmen,  die  Bakteriophagen  bilden, 
bei  Brutschranktemperatur  langsam  verdunstend  und  während  der 
Verdunstung  wiederholt  mit  dem  gleichen  Stamme  nachgeimpft, 
bilden  thermoresistente  Bakteriophagen  mit  Ausnahme  von  Stämmen, 
die  an  und  für  sich  bakteriophagenresistent  sind,  das  gleiche  gelingt 
mit  Flexner-  und  Y-Stämmen,  jedoch  nicht  mit  Schmitz-Stämmen. 
Die  Bakteriophagen  der  Flexner-  und  Y-Stämme  sind  wirksam  auch  gegen 
Shiga.  Es  besteht  also  Einheitlichkeit  dieser  Bakteriophagen.  Werden 
die  Kulturröhrchen  der  Bakteriophagen  bildenden  Stämme  vor  dem 
Verdunsten  geschützt,  dann  tritt  keine  Bakteriophagenbildung  ein, 
ebensowenig,  wenn  man  die  Verdunstung  künstlich  beschleunigt. 
Der  Bakteriophage  kann  also,  wie  bereits  von  anderer  Seite  nach¬ 
gewiesen,  in  alten  Bakterienkulturen  aus  diesen  entstehen.  Luft¬ 
zutritt,  also  Oxydations Vorgänge  scheinen  für  seine  Entstehung  von 
wesentlicher  Bedeutung  zu  sein.  Das  lytische  Agens  stammt  wahr¬ 
scheinlich  aus  der  Bakterienzelle  selbst  und  nicht  aus  Abbauprodukten 
der  Nährböden,  wie  daraus  hervorgeht,  daß  nur  bakteriophagen- 
empfindliche  Bakterien  bei  dieser  Versuchsanordnung  Lysine  erzeugen. 

Noetel  (Landsberg  a.  W.). 

Bail,  Oskar,  Versuche  über  die  Vielheit  von  Bakterio¬ 
phagen.  (Zschr.  f.  Immmun.Forsch.  1923,  38,  S.  57.) 


d’Herellesches  Phänomen. 


513 


Zusammenfassung:  Natürlich  vorkommende  Bakteriophagen  (Stuhl¬ 
filtrate)  stellen  sehr  oft  ein  Gemisch  aus  mehreren  Teilbakteriophagen 
dar,  welche  sich  rein  gewinnen  und  nach  ihren  Eigenschaften  kenn¬ 
zeichnen  lassen.  Daher  ist  zu  beachten:  1.  Die  Wirkung  derselben 
auf  die  zugehörigen  Bakterien  auf  Agar  und  in  Bouillon;  2.  die 
Wirkungs-  und  Vermehrungsbreite  derselben;  3.  die  Vermehrungs¬ 
fähigkeit  und  -geschwindigkeit  mit  verschiedenen  Bakterien;  4.  die 
Bildung  der  gegen  sie  gerichteten  bakteriophagenfesten  Stämme. 
Da  die  letzteren  ausgesprochen  spezifisch  fest  sind,  so  liegt  ein  sehr 
wichtiger  Behelf  für  die  Diagnostik  von  Bakteriophagen  vor.  — 
Außer  dieser  echten  und  erblichen  Festigkeit  gibt  es  noch  eine 
zweite,  nicht  spezifische  Bakteriophagenfestigkeit;  sie  tritt  bei 
schleimbildenden  Bakterienstämmen  auf,  wobei  der  Schleim  wie 
andere  organische  Kolloide  die  Bakteriophagenwirkung  hemmt.  An 
einem  Beispiele  wird  die  Art  der  Analyse  eines  verwickelt  zusammen¬ 
gesetzten  natürlichen  Bakteriophagen  ausführlich  geschildert.  Dabei 
werden  Beobachtungen  mitgeteilt,  bei  denen  ein  gegen  einen  be¬ 
stimmten  Bakteriophagen  fest  gewordener  Bakterienstamm  empfindlich 
gegen  die  Wirkung  anderer,  ganz  fremder  Bakteriophagen  wurde, 
welche  den  normalen  Ausgangsstamm  kaum  zu  beeinflussen  vermochten. 

E.  Gildemeister  (Berlin). 

Bail,  Oskar,  Der  Stand  und  die  Ergebnisse  der  Bakterio- 
phagenfor schung.  (D.  m.  W.  1925  S.  13.) 

Die  bisherigen  Bakteriophagenbeobachtungen  und  ihre  Deutungen 
sowie  weitere  daraus  sich  ergebende  Fragestellungen.  Reagens  auf 
die  Bakteriophagen  sind  nicht  einfach  Krankheitserscheinungen, 
sondern  Bakterien  selbst.  Diese  neue  Bearbeitungsmöglichkeit  führt 
nicht  notwendig  zu  dem  Schluß,  daß  die  unbegrenzt  mögliche,  offen¬ 
sichtlich  mit  Vermehrung  eines  Agens  einhergehende  Wirkungs- 
Übertragung  auf  einem  eigenen  belebten  Wesen  beruhe.  Krankheits¬ 
erscheinungen  offenbar  ansteckender  Art  müssen  nicht  notwendig 
exogen  hereingebracht  werden,  sondern  können  auch  endogen  ent¬ 
stehen.  Vielleicht  handelt  es  sich  bei  der  bakteriophagen  Wirkung 
um  Entartung,  abweichende  Beeinflussung  der  Konstitution  in  erb¬ 
licher  Weise.  Georg  Schmidt  (München). 

Matsumoto,  Takima,  Bestimmungsversuche  von  Bakterio¬ 
phagen.  (Zschr.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  1.) 

An  dem  Beispiel  eines  sehr  vielseitig  wirksamen  Stuhlfiltrates 
wird  eine  genaue  Analyse  der  vorhandenen  Bakteriophagen  gegeben. 
Nachdem  die  Wirkungen  gegen  einzelne  Bakterien  bei  der  Fort¬ 
züchtung  erloschen  waren,  blieben  12  Bakteriophagen  übrig,  die  durch 
über  150  Generationen  immer  mit  den  gleichen  Bakterien  weiter- 
Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  21/22.  33 


514 


d’Herellesöhes  Phänomen. 


gezüchtet  wurden.  Sie  zerfielen  in  mehrere  Gruppen.  Die  erste  um¬ 
faßte  3  Dysenteriebakteriophagen,  die  auf  dem  Bakterienrasen  große 
Löcher  erzeugten.  Durch  Anwendung  der  bekannten  Bestimmungs¬ 
mittel  (Wirkungs-  und  Vermehrungsbreite,  Festigkeit  und  serologische 
Prüfung)  ließen  sich  2  von  ihnen  als  identisch  erweisen,  obwohl  der 
eine  ständig  mit  Flexner-,  der  andere  mit  y-Dysenterie  weitergeführt 
war.  Die  zweite  Gruppe  bildeten  5  Bakteriophagen,  die  kleine  bis 
sehr  kleine  Löcher  bildeten  und  ebenfalls  trotz  langer  Fortzüchtung 
mit  verschiedenen  Arten  als  identisch,  d.  h.  als  einziger  Bakterio¬ 
phage  erkannt  wurden.  Aus  diesen  Befunden  ergab  sich  somit  kein 
sicherer  Anhaltspunkt  für  die  Anpassung  eines  Bakteriophagen  an 
die  Bakterienart,  mit  der  er  ständig  vermehrt  wird,  womit  aber  die 
Möglichkeit  einer  solchen  Anpassung  nicht  bestritten  werden  soll. 
Außer  diesen  Bakteriophagen  wurden  noch  4  andere  als  selbständig 
erkannt,  darunter  ein  Mischbakteriophage,  dessen  Zerlegung  in 
2  Teilbakteriophagen  gelang,  ohne  daß  sich  aber  seine  Eigenschaften 
ganz  aus  denen  der  Teilbakteriophagen  erklären  ließen.  Im  Laufe 
der  Untersuchung  wurde  eine  Keihe  von  Fällen  von  Gruppen¬ 
koppelung  und  Gruppendeckung  aufgefunden.  Jene  ist  dadurch  ge¬ 
kennzeichnet,  daß  Festigung  eines  Bakteriums  gegen  einen  Bakterio¬ 
phagen  gleichzeitig  Unempfindlichkeit  gegen  einen  anderen  hervor¬ 
ruft,  diese  dadurch,  daß  ein  Bazillus  durch  Festigung  gegen  einen 
Bakteriophagen  erst  empfindlich  gegen  einen  anderen  wird.  Beides 
stellt  anscheinend  Ausnahmen  von  der  Spezifizitätsregel  der  Bakterien¬ 
festigkeit  dar,  läßt  sich  aber  bei  genauerer  Untersuchung  aufklären 
und  gewährt  interessante  Einblicke  in  das  neue,  durch  die  Bakterio- 
phagenforschung  erst  erschlossene  Gebiet  des  Gruppenaufbaues  der 
Bakterien  dar.  In  dieser  Hinsicht  haben  die  vorliegenden  Unter¬ 
suchungen  wahrscheinlich  gemacht,  daß  die  Colibakterien  in  bezug 
auf  die  Gruppen,  aus  denen  ihr  Leib  oder  besser  ihre  generative 
Substanz  besteht,  nicht  allzusehr  von  den  Dysenteriebakterien  ab¬ 
weichen,  daß  die  gegenseitigen  Beziehungen  dieser  Gruppen  aber  so 
vielseitige  und  verwickelte  sind,  daß  sie  die  Untersuchung  sehr 
erschweren.  Kurt  Meyer  {Berlin). 

Wollman,  E.,  Recherches  sur  le  phenomene  de  d’Herelle. 
Action  de  la  trypsine  sur  le  b acteri ophage  du  bacille 
d  e  S  h  i  g  a.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  59.) 

Verf.  arbeitete  mit  einem  Shiga-Bakteriophagen  (Bakteriolysat), 
der  so  verdünnt  war,  daß  sich  nach  Zusatz  von  einem  Tropfen  der 
Verdünnung  zu  einer  Emulsion  von  Shiga-Bazillen  und  nach  Aussaat 
auf  Schrägagar  ungefähr  20  „Löcher“  ergaben.  Ferner  wurde  eine 
0,5proz.  Trypsinlösung  verwandt,  von  der  ein  Tropfen  10  ccm  von 
einer  hitzesterilisierten  Vs -Verdünnung  Eiereiweiß  restlos  klärte;  in 


d’Herellesches  Phänomen. 


515 


dieser  Trypsinlösung  konnten  sich  Shiga-Bazillen  rasch  entwickeln. 
—  Von  3  Röhrchen  wurden  2  (I  und  II)  mit  je  2  ccm  der  be¬ 
schriebenen  Bakteriophagenverdünnung  und  eines  (III)  mit  2  ccm 
Bouillon  beschickt.  Zu  I  wurden  10  Tropfen  physiol.  Kochsalzlösung 
zugelügt-,  zu  II  und  III  dagegen  je  10  Tropfen  der  0,5  proz.  Trypsin¬ 
lösung.  24  stündiger  Brutschrankaufenthalt  (37  °).  Hiernach  wurden 
3  Röhrchen  (A,  B,  C)  mit  einer  frisch  bereiteten  Suspension  Shiga- 
Bazillen  beschickt  und  zu  A  2  Tropfen  aus  I,  zu  B  2  Tropfen  aus  II 
und  zu  C  2  Tjropfen  aus  III  zugesetzt.  Nach  Umschütteln  wurde 
auf  Schrägagar  überimpft.  Am  anderen  Tag  zeigten  sich  lediglich 
auf  dem  von  Ä  (resp.  I)  beimpften  Agarröhrchen  die  charakteristischen 
Löcher  (ca.  15);  dagegen  zeigte  das  mit  B  (II)  beimpfte  Röhrchen, 
das  also  den  mit  Trypsin  behandelten  Bakteriophagen  enthielt,  eine 
normale  Shiga-Kultur,  ebenso  wie  das  mit  C  (III)  beimpfte,  das  keinen 
Bakteriophagen  enthielt.  Der  Versuch  wurde  stets  mit  dem  gleichen 
Ergebnis  wiederholt,  auch  bei  Verwendung  einer  50  mal  so  konzen¬ 
trierten  Bakteriophagenverdünnung.  Außerdem  wurden  2  Röhrchen 
mit  inaktivem  Pepsin  und  Papain  angesetzt:  beide  lieferten,  wie  die 
Kochsalzkontrolle,  mehrere  hundert  Bakteriophagenlöcher,  während 
das  Röhrchen  mit  aktivem  Trypsin  eine  normale  Shiga-Kultur  ergab. 
Die  lysogene  Funktion  ist  somit  an  eine  albumino'ide  Substanz  ge¬ 
bunden  und  verschwindet,  wenn  diese  der  tryp tischen  Verdauung 
unterzogen  wird.  Prigge  [Frankfurt  a.  M.). 

Jonesco-Mihaiesti ,  C.,  Studies  on  the  Twort-d’ Herelle 
phenomenon.  (J.  of  exper.  Med.  1924,  40,  p.  317.) 

Im  Darminhalt  normaler  Laboratoriumskaninchen  scheinen  stets 
Bakteriophagen  vorhanden  zu  sein.  Verf.  arbeitete  mit  einem  Stuhl¬ 
filtrat,  das  anfangs  gegenüber  einem  Shiga-Stamm  in  einer  Ver¬ 
dünnung  1:1000000,  gegenüber  einem  Typhusstamm  bis  1:1000 
wirksam  war.  Nach  20  Passagen  mit  Shiga-Bazillen  war  seine 
Wirksamkeit  gegenüber  diesen  auf  1 : 10  Millarden  gestiegen,  während 
sie  gegenüber  Typhusbazillen  ganz  geschwunden  war.  Umgekehrt 
war  nach  20  Passagen  mit  Typhusbazillen  die  Wirkung  gegenüber 
diesen  ebenfalls  auf  1 : 100  Milliarden  gestiegen,  während  sie  für 
Shiga-Bazillen  nur  noch  gering  war.  Das  lytische  Prinzip  dialy- 
sierte  nicht  durch  Kollodiummembranen.  Es  wurde  durch  Cholesterin 
und  Lezithin  nicht  beeinflußt.  Dagegen  wurde  durch  abgetötete 
Bazillen  seine  Wirksamkeit  stark  vermindert.  Formoltitration  der 
gelösten  Kulturen  führte  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Auflösung  der 
Bazillen  auf  einfacher  Plasmolyse  der  Bakterienzelle,  nicht  auf  Auf¬ 
spaltung  des  Eiweißmoleküls  beruht.  Mit  den  Leukocyten  immuner 
Tiere  wurden  entgegen  den  Angaben  von  Lisbonne  niemals  wirk¬ 
same  Filtrate  erhalten.  Immunisierung  von  Kaninchen  mit  dem 

33* 


516 


d’Herellesches  Phänomen. 


lytischen  Prinzip  scheint  die  Bakteriophagen  aus  dem  Darm  zum 
Verschwinden  zu  bringen.  Die  Sera  von  Kaninchen,  die  mit  Typhus- 
und  Shiga  -  Lysaten  immunisiert  waren,  agglutinierten  die  ent¬ 
sprechenden  Bazillen  und  gaben  mit  ihnen  Komplementbindung. 
Diese  war  mit  dem  homologen  Antigen  5— 6  mal  stärker  als  mit  dem 
heterologen.  Alle  Immunsera  wirkten  mehr  oder  weniger  stark 
antilytisch,  doch  war  die  antilytische  Wirkung  niemals  streng 
spezifisch.  Kurt  Meyer  [Berlin). 

Gratia,  Andre  et  Rhodos,  Bernice,  De  l’action  lytique  des 
staphylocoques  viyants  sur  les  staphylocoques  tu  es. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  640.) 

Fügt  man  einen  Staphylokokkenbakteriophagen  zu  einer  Emulsion 
bei  60°  abgetöteter  Staphylokokken,  so  zeigt  sich  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  nach  einigen  Wochen  eine  deutliche  Aufhellung.  Diese 
sehr  langsame  (übrigens  nicht  konstante)  'Wirkung  wird  viel  rascher, 
wenn  man  eine  Spur  lebender  Staphylokokken  zufügt,  auf  deren 
Kosten  der  Bakteriophage  sich  regeneriert.  Bei  genauer  Prüfung  ist 
unter  diesen  Bedingungen  jedoch  gar  nicht  der  Bakteriophage  das 
Agens,  welches  die  getöteten  Bakterien  auflöst.  Wenn  man  eine 
Emulsion  in  Bouillon  verwendet,  ist  das  Lysin  allerdings  notwendig, 
damit  man  die  Auflösung  der  getöteten  durch  die  lebenden  Bakterien 
nachweisen  kann.  Denn  ohne  es  würde  die  Vermehrung  der  lebenden 
Staphylokokken  die  Auflösung  der  abgetöteten  maskieren.  Verwendet 
man  statt  Bouillon  jedoch  physiologische  Kochsalzlösung,  so  wird 
das  Lysin  überflüssig,  und  es  genügt  dann  der  bloße  Zusatz  einer 
Spur  lebender  Staphylokokken,  um  selbst  eine  sehr  dichte  Emulsion 
abgetöteter  Staphylokokken  zu  lysieren.  —  Übrigens  kann  man  das 
Phänomen  auch  in  Bouillon  beobachten,  wenn  man  an  Stelle  des 
Bakteriophagen  ein  anderes  Agens  zusetzt,  das  die  Entwicklung  der 
lebenden  Keime  hemmt,  und  vor  allem  auch,  wenn  man  mit  Wachs  . 
verschlossene  Röhrchen  verwendet:  bei  Luftabschluß  vermehren  sich 
die  Staphylokokken  zwar  nicht,  lösen  die  abgetöteten  jedoch  trotzdem 
sehr  energisch  auf.  —  Nicht  alle  Stämme  eignen  sich  zur  Demon¬ 
stration  des  Phänomens;  manche  lysieren  schlecht  oder  gar  nicht, 
andere  lassen  sich  nicht  lysieren.  —  Die  Lyse  ist  zwar  sehr  in¬ 
tensiv,  aber  nie  komplett  und  zwar  nicht,  weil  es  —  wie  bei  der 
Bakteriophagenwirkung  —  resistente  Individuen  gäbe,  sondern  weil 
die  Auflösung  nur  ein  gewisses  Stadium  erreicht.  Das  mikro¬ 
skopische  Bild  einer  geklärten  Emulsion  zeigt,  daß  die  Staphylo¬ 
kokken  in  kleine  Granula  umgewandelt  sind,  die  seltsamerweise 
nicht  mehr  grampositiv  sind:  es  bleibt  nur  ein  gramnegatives,  für 
die  lebenden  Mikroben  unlösliches  Skelett  über.  Zentrifugiert  man 
und  stellt  aus  dem  Sediment  eine  dichte  Emulsion  in  physiologischer 


d’Herellesches  Phänomen. 


517 


Kochsalzlösung  her,  so  bewirkt  der  Zusatz  lebender  Staphylokokken 
keine  Klärung.  —  Zur  Erzielung  der  Lyse  einer  sehr  dichten 
Emulsion  genügt  bereits  eine  minimale  Menge  lebender  Keime. 
Bringt  man  Viooooo  Bouillonkultur  in  a)  ein  Röhrchen  mit  5 ccm 
physiologischer  Kochsalzlösung,  b)  mit  5  ccm  einer  dichten  Emulsion 
abgetöteter  Staphylokokken  in  physiologische  Kochsalzlösung,  so  ist 
b  nach  4—5  Tagen  geklärt.  Impft  man  dann  von  a  und  b  auf  Agar 
ab  (A  und  B),  so  bleibt  A  steril,  während  B  üppig  wächst.  Die 
lebenden  Staphylokokken  fanden  also  in  den  abgetöteten  einen  Nähr¬ 
boden,  auf  dem  sie  sich  unter  Auflösung  der  toten  Bakterien  ent¬ 
wickeln  konnten.  Die  toten  Staphylokokken  haben  bei  dieser  Auf¬ 
lösung  nur  eine  passive  Rolle,  sie  liefern  kein  Coferment:  das  Phä¬ 
nomen  spielt  sich  ganz  gleich  ab,  ob  die  Staphylokokken  durch  Kochen 
oder  durch  Erhitzen  auf  60°  abgetötet  werden.  Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Fabry,  Paul  et  van  Beneden,  Jean,  A  propos  de  l’obtention 
de  l’autolyse  transmissible  par  antagonisme.  (C.  r. 
Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  109.) 

Aus  der  Prostata  eines  Patienten  mit  chronischer  Prostatitis 
wurde  ein  Staphylococcus  albus  isoliert;  sein  Urin  enthielt  einen 
Colibakteriophagen.  Es  schien  möglich,  daß  der  Antagonismus 
zwischen  den  Staphylokokken  und  den  durch  Katheterisiernng  usw. 
eingebrachten  Colibazillen  das  lytische  Phänomen  ausgelöst  hatte. 
Denn  wenn  man  in  vitro  zu  einer  4  tägigen  Coli- Bouillonkultur  5  ccm 
einer  Bouillonemulsion  von  einer  24  ständigen  Agarkultur  des  er¬ 
wähnten  Staphylokokkus  zusetzte  und  nach  48  ständigem  Brutschrank¬ 
aufenthalt  filtrierte,  so  rief  das  Filtrat  die  übertragbare  Lyse  des 
Colibazillus  hervor.  Es  bestand  jedoch  auch  die  Möglichkeit,  daß 
das  Lysin  im  Staphylokokkus  enthalten  war  und  bei  Anwesenheit 
des  lysablen  Colibazillus  in  Erscheinung  trat.  In  der  Tat  muß  der 
Bazillenantagonismus  entweder  immer  die  übertragbare  Lyse  bedingen 
oder  man  hat  nach  einer  anderen  Ursache  zu  suchen.  Die  Tatsache, 
daß  ein  beträchtlicher  Teil  der  Versuche  negativ  ausfiel,  schien  mehr 
für  das  letztere  zu  sprechen.  Wenn  nur  ein  Teil  der  Bakterien  vom 
Bakteriophagen  paraöitiert  ist,  besteht  ohne  weiteres  die  Möglichkeit, 
daß  diese  bei  der  Verimpfung  nicht  mit  übertragen  werden  und  der 
Bakteriophage  gar  nicht  in  das  Milieu  übertragen  wird,  in  dem  sich 
der  „Bakterien antagonismus“  abspielt.  Von  105  Versuchen  fielen 
jedenfalls  nur  43  positiv,  die  übrigen  62  völlig  negativ  aus.  Anderer¬ 
seits  konnte  weder  durch  bloße  Filtration  des  Staphylokokkus  noch 
eines  der  verwandten  Colistämme  ein  Lysin  gewonnen  werden.  Der 
Staphylokokkus  ergab  auf  manchen  Agarkulturen  einige  Kolonien, 
die  weniger  erhaben  und  vorstehend  als  die  übrigen  waren.  Wenn 
man  diese  zum  Antagonismusversuch  verwandte,  so  fiel  er  häufiger 


518 


d’Herellesches  Phänomen. 


positiv  aus  als  mit  den  regulären  Kolonien,  so  daß  man  die  atypischen 
Kolonien  als  Bakteriophagenträger  ansprechen  konnte.  Verff.  emul¬ 
gierten  eine  Agarkultur  eines  anderen  Staphylokokkus  in  einem 
filtrierten  Colilysat,  um  die  Staphylokokken  mit  Lysin  zu  beladen. 
Die  Staphylokokken  wurden  dann  wieder  auf  Agar  überimpft  und 
alle  Tage  weitergezüchtet,  die  Kultur  wurde  jeden  Tag  in  Bouillon 
emulgiert,  5  ccm  der  Emulsion  mit  lysablen  Colibazillen  versetzt 
und  nach  48  stündigem  Brutschrankaufenthalt  filtriert.  Während  der 
ersten  6—8  Tage  erhielt  man  so  ein  übertragbares  Lysin.  Der  Rest 
der  Staphylokokkenemulsion  wurde  jedesmal  direkt  filtriert,  und  auch 
hier  fand  man  6—8  Tage  lang  das  Lysin.  Nach  Ablauf  dieser  Frist 
verschwand  das  Phänomen  jedoch.  Man  fand  auch  nie  atypische 
Kolonien.  Der  Bakteriophage  war  also  höchstwahrscheinlich  nur 
mechanisch  mit  der  Platinöse  übertragen  worden,  was  schließlich  bei 
allzu  großer  Dispersion  nicht  mehr  möglich  war.  Es  ist  also  nicht 
möglich,  Parasitiertheit  von  Staphylokokken  durch  Bakteriophagen 
zu  erzielen.  Da  jedoch  der  bazilläre  Antagonismus  allein  zur  Aus¬ 
lösung  des  Phänomens  nicht  ausreichend  ist,  nehmen  Verff.  trotzdem 
an,  daß  das  Lysin  vielleicht  manchmal  von  dem  Staphylokokkus  oder 
aber  von  resistenten  Colibazillen  herrührt.  Die  Verff.  konnten  ein 
Colilysin  auch  durch  Antagonismus  mit  einem  B.  prodigiosus  erzeugen, 
der  vor  mehr  als  einem  Jahr  aus  Wasser  gezüchtet  war.  Da  sich 
der  Bakteriophage  schwerlich  so  lange  in  dem  Prodigiosus,  den  er 
übrigens  nicht  lysierte,  gehalten  haben  konnte,  so  mußte  er  also  aus 
dem  Coli  stammen.  —  Aus  der  Gesamtheit  ihrer  Ergebnisse  ziehen 
Verff.  den  Schluß,  daß  beim  Zustandekommen  des  Phänomens  zwei 
Ursachen  Zusammenwirken:  der  bakterielle  Antagonismus  ist  ein 
Adjuvans,  das  die  Freiwerdung  des  von  vornherein  vorhandenen 
Lysins  ermöglicht.  Prig ge  (Frankfurt  a.  M.). 

da  Costa  Cruz,  J.,  Sur  l’influence  des  electrolytes  dans  la 
lyse  par  le  bacteriophage.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 
p.  236.) 

In  ein  Kölbchen  mit  100  ccm  Aqu.  dest.  und  in  eins  mit  100  ccm 
physiol.  Kochsalzlösung  werden  je  0,5  ccm  eines  hoch  aktiven  Bak¬ 
teriophagen  eingebracht.  Nach  3  stündigem  Brutschrankaufenthalt 
(37  °)  wird  bei  beiden  Flüssigkeiten  der  bakteriophage  Titer  nach 
der  Appelmansschen  Methode  bestimmt;  er  ist  in  beiden  Viooooo- 
Dann  wird  durch  Chamberlandkerze  F  filtriert  und  werden  abermals  beide 
Flüssigkeiten  nach  Appelmans  austitriert.  Jetzt  findet  sich  im  ersten 
Filtrat  (Aqu.  dest.)  ein  Titer  von  1I10,  im  zweiten  (physiol.  Kochsalz¬ 
lösung)  ein  unveränderter  Titer  von  Viooooo-  Was  im  ersten  Fall 
durch  die  Kerze  zurückgehalten  wird,  ist  nicht  etwa  bloß  das  „Toxin“ 
des  Bakteriophagen,  sondern  er  selbst,  denn  das  lytische  Agens  läßt 


d’Herellesches  Phänomen. 


519 


sich  aus  einer  Viooo-  oder  1/i0  000-Verdünnung  des  ersten  Filtrats 
nicht  mehr  regenerieren.  Die  Präzipitation  des  Bakteriophagen,  die 
übrigens  unsichtbar  ist,  ist  nicht  etwa  so  zu  erklären,  daß  der  Bak¬ 
teriophage  durch  präzipitierte  Bakterienproteine  mitgerissen  würde; 
denn  bei  Zusatz  einer  für  den  Bakteriophagen  lysablen  Bazillen¬ 
emulsion,  an  die  er  spezifisch  adsorbiert  wird,  ändert  sich  das 
Phänomen  nicht,  außerdem  wird  nur  sehr  wenig  oder  gar  kein  Lysin 
mitgerissen,  wenn  man  die  Bakterienproteine  durch  ein  spezifisches 
Serum  präzipitiert.  Man  muß  also  annehmen,  daß  der  Bakteriophage 
selbst  im  destillierten  Wasser  ausflockt,  da  das  Fehlen  der  Elektro- 
lyte  auch  keinen  Einfluß  auf  die  Adhäsionsverhältnisse  in  der  Kerze 
hat.  Verf.  schließt  aus  seinen  Versuchen,  daß  ein  filtrables  Virus 
nicht  notwendig  ein  lebendes  Wesen  sein  müsse.  Prigge. 

da  Costa  Cruz,  J.,  Sur  la  nature  du  bacteriophage.  A  propos 
d’une  note  de  F.  d’Herelle.  (Ibid.  p.  694.) 

Polemik.  Frigg  e  {Frankfurt  a.  M.). 

Ciuca,  M.,  Lyse  transmissible  en  absence  d’electrolytes 
libres.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  521.) 

Von  mehreren  Autoren  wurde  das  Vorhandensein  freier  Elektro- 
lyte  für  das  Zustandekommen  der  bakteriophagen  Lyse  als  unerlä߬ 
lich  bezeichnet,  von  anderen  wurde  dies  bestritten.  Auch  Verf. 
schließt  sich,  ebenso  wie  d’Herelle,  der  letzteren  Ansicht  an. 
Ausschlaggebend  ist  dagegen  das  Alter  der  Bakterienkulturen;  das 
Phänomen  läßt  sich  an  jungen  Kulturen  am  leichtesten  demonstrieren. 
(Von  erheblicher  Bedeutung  ist  ferner  der  Reichtum  der  Nährböden 
an  Nährsubstanz.)  Prigge  {Frankfurt  a.  M.). 

Brutsaert,  Paul,  Les  bacteriophages  et  les  microbes  dans 
le  bouillon  hypersale.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  646.) 
In  Bouillon  mit  stark  erhöhtem  Kochsalzgehalt  entwickeln  sich 
die  Bakteriophagen  wie  in  gewöhnlicher  Peptonbouillon  und  erleiden 
keinerlei  Virulenzverminderung.  Staphylokokken  werden  in  solchen 
Medien  empfindlicher  gegenüber  der  Bakteriophagenwirkung;  außerdem 
sind  bei  manchen  Stämmen  Modifikationen  in  der  Entwicklung  der 
Resistenten  zu  beobachten  (keine  homogene  Trübung,  sondern  Wachs¬ 
tum  in  Kolonien  längs  der  Wand  des  Reagensglases).  Prigge. 

Ordelt,  VL,  Der  Einfluß  der  Reaktion  auf  das  Bacterio- 
phagum  intestinale  und  andere  Versuche.  (Biol.  L. 
1924  p.  157  [tschechisch].) 

In  Fortführung  der  Versuche  Loren  cs,  der  durch  Änderung  der 
H- Ionenkonzentration  der  Nährböden  eine  Aufhebung  der  lytischen 


520 


d’Herellesches  Phänomen. 


Wirkung  des  Colibakteriophagen  auf  das  Bphg.  coli  herbeiführen  konnte, 
prüfte  der  Autor  speziell  den  Einfluß  der  Salzsäure  und  der  Natron¬ 
lauge  auf  Bphg.  coli  und  Bphg.  Shiga-Kruse.  Er  fand,  daß  Bphg.  coli 
empfindlicher  ist  gegen  Säure,  das  Bphg.  Shiga-Kruse  gegen  Lauge. 
Schwache  Alkalität  schädigt  Bphg.  coli  mehr  als  eine  starke.  — 
Die  allmähliche  Gewöhnung  an  Säure,  im  Sinne  von  d’ Herelle, 
Prausnitz,  ist  nur  bei  Bphg.  Shiga-Kruse  möglich,  bei  Bphg.  coli 
nicht.  —  Bayer  205  ist  ebenso  wie  Chinin,  Yatren,  Trypaflavin, 
Rivanol,  Malachitgrün  usw.  ohne  dauernd  schädigende  Wirkung  auf 
das  lytische  Agens,  wogegen  in  saurer  Bouillon  die  Abtötung  des 
Bphg.  coli  sicher  und  rasch  eintritt.  —  Die  Befunde  ßordets  und 
Ciucas  resp.  Gratias  konnte  der  Autor  nicht  bestätigen.  Die 
Vergärung  der  Saccharose  und  die  Entfärbung  des  Neutralrots  finden 
annähernd  gleich  beim  immunen  wie  beim  nichtimmunen  Bphg.  coli 
statt.  —  Manche  lysoimmune  Colikolonien  sind  viskos- schleimig  und 
ähneln  den  Kulturen  des  B.  lactis  aerogenes.  Die  Bildung  ihrer 
Schleimhüllen  ist  an  die  Gegenwart  von  Kohlehydraten  (Glykose, 
Laktose)  gebunden.  Gellner  ( Olmütz ). 

Fabry,  Paul  et  van  Beneden,  Jean,  Serum  antilytique  et 
antiserum  anti-antily tique.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90, 

p.  111.) 

Injiziert  man  einem  Kaninchen  bakteriophages  Lysin,  so  findet 
man  im  Serum  des  Tieres  nach  einiger  Zeit  Stoffe,  die  das  Lysin 
neutralisieren.  Bordet  hat  bereits  1899  gezeigt,  daß  man  Tiere 
gegen  die  Antikörper  anderer  Tiere  immunisieren  und  so  ein  Anti¬ 
serum  herstellen  kann.  Injiziert  man  nun  Hunden  subkutan  und  dann 
intraperitoneal  antibakteriophages  Kaninchenserum,  so  kann  man 
nach  Ablauf  eines  Monats  (also  nach  der  Zeit,  die  zum  Verschwinden 
der  passiven  Immunität  erforderlich  ist!)  feststellen,  daß  das  Hunde¬ 
serum  ein  anti-antibakteriophages  Antiserum  geworden  ist.  Mit 
anderen  Worten:  fügt  man  das  Hundeserum  zu  dem  antibakteriophagen 
Kaninchenserum  hinzu,  so  wird  die  Fähigkeit  des  letzteren,  die 
Wirkung  eines  Bakteriophagen  aufzuheben,  neutralisiert.  Kaninchen 
und  Meerschweinchen  eignen  sich  nicht  zur  Herstellung  eines  Anti¬ 
serums.  Prigge  ( Frankfurt  a.  M.). 

Weiß,  E.  and  Arnold,  L.,  A  study  of  antigenic  properties 
ofbacteriophage.  (J.  of  inf.  Dis.  1924,  84,  p.  317.) 

d’Herelles  Bakteriophage  vermehrt  die  phagocytäre  Kraft  der 
Leukocyten.  Sie  steht  in  unmittelbarem  Zusammenhang  mit  der 
Kraft  des  Bakteriophagen.  Die  Antilysine  sind  die  Antikörper  des 
Bakteriophagen,  ihre  Wirkung  ist  spezifisch.  Das  nach  d’Herelles 
Methode  hergestellte  antibakteriophage  Serum  gibt  einen  höheren 


d’Herellesches  Phänomen. 


521 


Agglutinationstiter,  wenn  es  nach  der  Bodenschichtagarmethode  her¬ 
gestellt  ist.  Wenn  die  Agglutinine  aus  dem  antibakteriophagen 
Serum  absorbiert  sind,  gibt  dieses  Serum  nicht  mehr  eine  Präzi¬ 
pitation  oder  Komplementbindung  mit  dem  Bakteriophagen  und  hat 
keinerlei  Einfluß  mehr  auf  die  phagocytäre  Wirkung  der  Leukocyten. 
Die  antilytischen  Eigenschaften  sind  nicht  abgeschwächt.  Eine  nicht¬ 
spezifische  Präzipitation,  Komplementbindung  oder  ein  Anwachsen  der 
phagocytären  Kraft  konnte  nicht  erhalten  werden.  Der  Bakterio¬ 
phage  reagiert  antigenartig  wie  ein  Ferment.  Di  et  er  len  (Rottweil). 

Brutsaert,  Paul,  L’agglutination  des  microbes  resistants. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  645.) 

Manche  Bakterienarten,  die  gegenüber  ihrem  Bakteriophagen 
resistent  geworden  sind,  bleiben  für  das  mit  dem  Ausgangsstamm 
hergestellte  Serum  agglutinabel.  Bei  anderen  geht  dagegen  die 
Agglutinabilität  verloren.  Prigge  (Frankfurt  a.M.). 

Hauduroy,  Paul,  Sensibilisation  d’animaux  ä  certaines 
infections  par  une  vaccination  anti-bacteriophage. 
(C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  290.) 

Schon  d’ Herelle  konnte  Mäuse  durch  Impfung  mit  spezi¬ 
fischem  bakteriophagen  Lysin  für  Shiga-Bazillen  sensibilisieren.  — 
Verf.  benützte  Kaninchen  und  Staphylokokkenbakteriophagen.  Die 
Injektionen  wurden  7  mal  mit  5 — 6  tägigen  Abständen  vorgenommen 
(je  2  ccm  eines  hochaktiven  Lysins  subkutan).  Andere  Kaninchen, 
die  als  Kontrollen  dienten,  wurden  mit  gewöhnlicher  Bouillon  vor¬ 
behandelt.  Ein  Teil  der  mit  Bakteriophagen  behandelten  Tiere 
nahm  rasch  ab  und  starb  vor  Abschluß  der  Impfungen.  Bei  der 
Autopsie  fand  man  niemals  Organläsionen,  die  von  Staphylokokken 
herrührten,  dagegen  stets  multiple  subkutane  Staphylokokkenabszesse. 
Die  anderen  Tiere  verhielten  sich  völlig  normal.  Wenn  man  ihnen 
aber  eine  für  die  Kontrollen  nicht  tödliche  Staphylokokkenmenge  in¬ 
jizierte,  so  starben  sie  in  24  Stunden  mit  einer  Beinkultur  von 
Staphylokokken  im  Blut.  Die  mit  Bouillon  behandelten  Kontrollen 
bekamen  keine  Abszesse  und  vertrugen  die  infizierte  Staphylokokken¬ 
menge  anstandslos.  Durch  Impfung  mit  Staphylokokkenbakterio¬ 
phagen  kann  man  also  Kaninchen  für  Staphylokokken  sensibilisieren. 

Prigge  (Frankfurt  a.  M.). 

Hadley,  Ph.,  Transmissible  lysis  of  Bacillus  pyocyaneus. 
(J.  of  inf.  Dis.  1924,  34,  p.  260.) 

Aus  einer  Kultur  von  B.  pyocyaneus,  der  aus  einer  eiterigen 
Stirnwunde  bei  einem  Privatpatienten  gewonnen  wurde,  ließen  sich 
durch  das  Agarplattenverfahren  zwei  differente  Stämme  züchten,  ein 


522 


d’Herellesches  Phänomen. 


lytischer  oder  lysogener  Stamm  (L-Typ)  und  ein  widerstandsfähiger 
nicht  lytischer  Stamm  (R-Typ).  Der  L-Stamm  kennzeichnete  sich 
folgendermaßen:  blattähnliche,  ausgedehnte  Kolonien  mit  fimbrien¬ 
artigen  Rändern,  stark  pyocyanin-,  auch  fluoreszeinbildend;  sie  ent¬ 
hielten  eine  oder  mehrere  etwas  kreisförmige,  zerfressene  oder  aus¬ 
gebuchtete  Flächen,  die  1 — 5  mm  im  Durchmesser  hatten,  in  denen 
die  Bakterien  vollständig  verschwunden  waren  und  eine  bronze- 
farbene  iridisierende  Oberfläche  zurückgelassen  hatten.  Der  Stamm 
war  stark  proteolytisch  und  bildete  Indol,  war  für  Meerschweinchen 
mittelgradig  virulent.  Der  R-Stamm  bildete  runde  scharf  begrenzte, 
massive  klebrige  Kolonien,  bildete  nur  gelbes  Pigment,  kein  Pyo¬ 
cyanin,  wirkte  gering  proteolytisch  und  war  für  Meerschweinchen 
stärker  virulent.  Die  Filtrate  beider  Stämme  hatten  ein  gewisses 
Lösungsvermögen  für  sensitive  Pyocyaneuskulturen,  doch  zeichnete 
sich  der  L-Stamm  durch  ein  bedeutend  höheres  Lösungsvermögen 
aus.  Das  L-Filtrat  hatte  auch  eine  gewisse  inhibierende  Wirkung 
auf  B.  anthracis  und  B.  fluorescens,  dagegen  nicht  auf  Shiga-  oder 
Colibazillen.  Der  d’Herellesche  Antishiga  und  Anticolibakteriophage 
zeigte  keine  lösende  Wirkung  auf  die  Pyocyaneuskulturen.  Verf. 
nimmt  an,  daß  das  Twortsche  und  das  d’Herellesche  Phänomen  und 
die  Pyocyaneuslösung  alle  auf  einer  Grundursache  beruhen.  Bei  der 
Pyocyaneuslösung  in  Agarkulturen  kann  man  2  Stadien  unterscheiden: 
1.  die  schrittweise  Annäherung  der  Masse  der  Mikroben,  die  das 
lytische  Agens  beherbergen  %  die  Schwelle  der  Lösung  und  2.  die 
Auslösung  der  lytischen  Wirkung  durch  einen  unbekannten  Faktor 
der  Umgebung  mit  Bildung  der  umschriebenen  lytischen  Stellen  und 
breite  Erosionen.  Verf.  schließt  aus  seinen  Untersuchungen,  daß  der 
Stoff,  welcher  schließlich  die  Lösung  herbeiführt,  kein  der  Bakterien¬ 
zelle  fremder  Körper  ist,  sondern  ein  regelrechter  Bestandteil  des 
Zellaufbaus,  der  zu  intensiver  Wirkung  angeregt  wird  unter  dem 
Einfluß  eines  noch  unbekannten  Faktors  der  Umgebung;  das  Bak¬ 
terium  ist  selbstzerstörend.  Da  die  Pyocyaneuslösung  eine  wenig 
rasche  Reaktion  darstellt,  bei  der  die  einzelnen  Stadien  näher  ver¬ 
folgt  werden  können  als  bei  der  Lösung  der  Shiga-  und  Coli-Kulturen 
durch  den  d’Herelleschen  Bakteriophagen,  so  bietet  sie  ein  günstiges 
Objekt  zum  Studium  der  einzelnen  Stadien  der  übertragbaren  bak¬ 
teriellen  Autolyse.  Di  et  er  len  {Rottweil). 

Andervont,  H.  and  Simon,  Charles  E.,  On  the  origin  of  the 
so-called  pellucid  areas  which  develop  on  agar  eul- 
tures  of  certain  spore-bearing  bacteria.  (Americ.  J.  of 
Hyg.  1924,  4,  p.  386.) 

In  einem  bei  Cholecystitis  aus  dem  Duodenalinhalt  gezüchteten 
Sporenbildner,  B.  cereus,  wurden  auf  der  Agaroberflächenkultur  regel- 


Mycoides-Lysin.  —  Antagonisten.  —  Desinfektion. 


523 


•  • 

mäßig  kleine  Vertiefungen  beobachtet,  die  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  den  hellen  Zonen  des  d’Herelleschen  Phänomens  zeigten.  Dem 
Erscheinen  dieser  Vertiefungen  ging  die  Bildung  von  Knopfformen 
voran,  die  sich  unter  dem  sporulierenden  Bakterienrasen  entwickelten; 
sie  bestehen  aus  sporenfreien  ötäbchen  von  unregelmäßiger  Ober¬ 
fläche  und  schlechter  Färbbarkeit,  Granula  verschiedener  Größe 
liegen  teils  innerhalb  dieser  degenerierten  Stäbchen,  teils  frei.  Da¬ 
her  erscheint  die  Entstehung  der  Vertiefungen  als  Folge  des  granu¬ 
lären  Zerfalls  der  Bakterien.  Wurden  die  frisch  beimpften  Schräg¬ 
agarkulturen  mit  steriler  verflüssigter  Vaseline  überschichtet,  so 
blieb  die  Bildung  der  Sporen  sowie  der  Vertiefungen  aus.  Es  gelang 
weder,  ein  bakteriophages  Lysin  durch  Filtration  zu  erhalten,  noch 
durch  Erhitzen  oder  Waschen  der  sporenhaltigen  Aufschwemmungen 
Kulturen  zu  gewinnen,  die  diese  Degenerationsformen  nicht  aufwiesen. 

C.  Prausnitz  ( Greifswald ). 

Sartorius ,  Neuartige  Lysine  bei  Mycoidesbakterien. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  162*) 

Gewisse  Stämme  der  in  Bouillon  ein  Häutchen  bildenden  Myco¬ 
idesbakterien  können  verschiedenartige  pathogene  Keime  angreifen 
und  völlig  auflösen  und  zwar  nicht  infolge  reiner  Fermentwirkung, 
da  Erhitzung  auf  100°  diese  Eigenschaft  nicht  beeinflußt,  vielmehr 
kommen  abgesonderte  Lysine  in  Frage,  da  man  mit  dem  Filtrat  der 
geklärten  Kultur  die  gleiche  Wirkung  an  Kulturen  gleicher  und 
anderer  Arten  hervorbringen  kann.  Auch  Bakteriophagenwirkung 
liegt  nicht  vor,  denn  die  Wirkung  läßt  sich  nur  im  beschränkten 
Maße  weitertragen,  außerdem  kann  der  wirksame  Stamm  auf  dem 
Filtrat  neu  zum  Wachstum  gebracht  werden.  In  der  geklärten 
Flüssigkeit  sind  die  antikörperbildenden  Stoffe  der  aufgelösten  Bak¬ 
terien  in  wirksamer  Form  enthalten.  —  Therapeutischer  Ausblick. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W). 

Schiller,  I.,  Über  erzwungene  Antagonisten.  2.  Mit¬ 
teilung.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  92,  S.  124.) 

Verf.  schließt  aus  seiner  Versuchsanordnung,  daß  Bier-  oder 
Weinhefen,  wenn  sie  mit  Bakterien  zusammen  in  einem  zucker¬ 
haltigen  aber  stickstofffreien  Nährmedium  sich  befinden,  zu  Antago¬ 
nisten  der  letzteren  werden,  und  zwar  erfolgt  die  Verdauung  der 
letzteren  durch  Ausscheidung  einer  bakteriolytischen,  auch  außerhalb 
der  Hefen  wirksamen,  bei  60°  zugrunde  gehenden,  nicht  streng  spezi¬ 
fischen  Substanz.  Noetel  (. Landsberga .  W.). 

Deußeu,  E.,  Die  theoretischen  und  praktischen  Grund¬ 
lagen  der  Sterilisation  im  Apothekenbetriebe.  Ein 


524 


Desinfektion. 


Leitfaden  für  die  Sterilisationsübungen  der  Phar- 
maciestndierenden.  58  S.  3  Fig.  Leipzig  (Selbstverlag  des 
Laboratoriums  für  angewandte  Chemie  und  Pharmazie)  1924. 
Preis  geh.  2  M. 

Der  vorliegende  Leitfaden  bringt  in  gedrängter  Form  eine  klare 
Übersicht  über  die  Theorie  und  Praxis  der  Sterilisation  im  Apo¬ 
thekenbetriebe.  Die  verschiedenen  Verfahren  der  Herstellung  steriler 
Verbandstoffe  und  Arzneien,  Sterilisation,  keimfreie  Filtration  und 
Abfüllung  in  Ampullen  sind  leichtfaßlich  dargestellt.  Vielleicht  wäre 
die  Einfügung  einiger  Schemata  und  Zeichnungen  der  gebräuchlichen 
Apparate  erwünscht  gewesen.  Besondere  Kapitel  behandeln  die  für 
den  Apotheker  gelegentlich  in  Frage  kommenden  Färbeverfahren 
für  Tuberkelbazillen,  Gonokokken  usw.,  die  Theorie  des  Mikroskops, 
Richtlinien  für  die  Desinfektion  von  Räumen  und  Gegenständen.  In 
einer  späteren  Auflage  wäre  zweckmäßig  noch  ein  Abschnitt  über 
die  Wertbemessung  und  richtige  Lagerung  der  bakteriellen  Präparate 
(Tuberkulin !)  und  Heilsera  einzufügen.  Das  Buch  kann  dem  Pharma¬ 
ziestudierenden,  der  sich  rasch  und  ohne  große  Kosten  über  das 
Gebiet  orientieren  will,  durchaus  empfohlen  werden,  c.  Fransnitz. 

•• 

Hofmaim,  P.,  Übersicht  über  Neuerscheinungen  auf  dem 
Gebiete  der  Desinfektion  in  der  Veterinärmedizin 
im  Jahre  1923.  (Desinfektion.  1924  S.  113.) 

Wedemann  {Berlin). 

Kliewe,  H.,  Über  die  Bedingungen  der  Widerstands¬ 
fähigkeit  von  Bakteriensporen  gegen  Erhitzung. 
(Ein  Beitrag  zum  Wesen  der  Hitzedesinfektions¬ 
wirkung.)  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  733.) 

Die  Widerstandsfähigkeit  einer  Sporenemulsion  (Heubazillen¬ 
sporen)  wird,  wenn  auch  in  weit  geringerem  Maße  wie  bei  den 
vegetativen  Keimen  durch  Begleitstoffe  der  Kultur  beeinflußt.  Diese 
Tatsache  wurde  durch  3  mechanische  Mittel  nachgewiesen:  durch 
Absetzen  der  Sporen  von  den  Begleitstoffen  (Zentrifugierversuch) 
durch  Entfernen  (Waschen)  und  durch  Verdünnen  derselben  (Ver¬ 
dünnungsversuch).  —  Die  Wirkung  der  Erhitzung  erweist  sich  je 
nach  der  verschiedenen  Dauer  als  ein  verschiedener  Vorgang;  es 
wirken  zwei  Momente  zusammen,  vorwiegend  thermische  bei  kurz¬ 
dauernder  und  hochgradiger  Erhitzung,  vorwiegend  biologische  Fak¬ 
toren  bei  langdauernder  Erhitzung  und  niedrigeren  Erhitzungs¬ 
graden.  —  Diese  Befunde  haben  insofern  praktische  Bedeutung,  als 
Sporen  in  schonender  Form  abgetötet  werden,  wovon  bereits  in  der 
Praxis  Gebrauch  gemacht  wird  in  der  Anwendung  der  Pickelflüssig¬ 
keit  bei  Desinfektion  milzbrandiger  Häute.  Schill  {Dresden). 


Desinfektion. 


525 


Brüning,  Fritz,  Über  die  Desinfektio*n  der  chirurgischen 
schneidenden  Instrumente,  insbesondere  über  die 
Unzuverlässigkeit  des  Alkohols.  (D.  m.  W.  1924  S.  717.) 

Anschließend  an  die  von  Nye  und  Tracy  aus  Boston  berichteten 
zwei  Todesfälle  an  Gasinfektion,  die  durch  keimbeladene  Messer  und 
Scheren  bei  Operationen  verursacht  waren,  verwirft  Verf.  völlig  den 
Alkohol  als  Instrumentendesinfiziens.  Zur  Erhaltung  der  Schärfe 
der  schneidenden  Instrumente  darf  man  sie  in  antiseptische  Lösungen 
verbringen,  aber  diesen  doch  nicht  soweit  vertrauen,  daß  man  auf  das 
Auskochen  nach  dem  Gebräuche,  zumal  an  infizierten  Kranken  ver¬ 
zichtet.  Nach  dem  Auskochen,  Abziehen  und  Schleifen  vor  der 
Wiederverwendung  mindestens  1  Stunde  lang  Einlegen  in  Sublamin-, 
Karbol-,  Lysol-  Oder  Sagrotanlösung.  Georg  Schmidt  (München). 

Schirokauer,  Hans,  Ein  neuer  Kathetersterilisator  für 
Ureter  und  Blase.  (D.  m.  W.  1924  S.  1803.) 

Durch  Elektrizität  oder  Spiritusflamme  wird  in  einem  Wasser¬ 
behälter  Dampf  erzeugt,  der  oben  winklig  in  ein  die  Katheter  ent¬ 
haltendes,  schräg  abwärts  gestelltes  Metallrohr  Übertritt.  Sehr  hand¬ 
liche  zerlegbare  Vorrichtung.  Georg  Schmidt  (München). 

Hellenbrand,  W.  und  Joachim oglu,  G.,  Über  die  antiseptische 
Wirkung  des  Sublimats  in  Lösungsmitteln  verschie¬ 
dener  Dielektrizitätskonstante.  (Bioch.  Zschr.  1924, 
153,  S.  131.) 

Sublimat  entfaltet  in  Lösungsmitteln  von  niedriger  Dielektrizi¬ 
tätskonstante  (Chloroform,  Äther,  Benzol)  keine  antiseptische  Wirkung 
auf  Milzbrandsporen,  während  in  Lösungsmitteln  mit  hoher  Dielektrizi¬ 
tätskonstante  (Nitrobenzol,  Glyzerin,  Wasser)  eine  solche  vorhanden 
ist.  Da  zwischen  elektrolytischer  Dissoziation  und  Dielektrizitäts¬ 
konstante  ein  Parallelismus  besteht  und  die  antiseptische  Wirkung 
der  Dissoziation  parallel  geht,  so  entspricht  das  Versuchsergebnis 
den  Erwartungen. 

Joachimoglu,  G.  und  Klissiunis,  N.,  Weiteres  über  die  anti¬ 
septische  Wirkung  einiger  Quecksilberverbindungen. 
(Ebenda.  S.  136.) 

Wie  beim  Sublimat  sind  auch  beim  Quecksilbercyanid  die 
Wasserstoffionen  von  großem  Einfluß  auf  die  antiseptische  Wirkung. 
Bei  saurer  Reaktion  nimmt  die  antiseptische  Wirkung  zu.  Durch 
Zusatz  von  Natriumbromid  resp.  Kaliumcyanid  wird  die  antiseptische 
Wirkung  des  Quecksilberbromids  und  -cyanids  herabgesetzt.  In 
Benzol  und  Äther,  zwei  Lösungsmitteln  von  niedriger  Dielektrizitäts¬ 
konstante  wirkt  Quecksilberbromid  nicht  antiseptisch,  dagegen  wohl 


526 


Desinfektion. 


in  Nitrobenzol  und  Glyzerin  als  Flüssigkeiten  mit  hoher  Dielektrizi¬ 
tätskonstante.  Auffallenderweise  läßt  aber  Chloroform  trotz  seiner 
niedrigen  Dielektrizitätskonstante  die  antiseptische  Wirkung  des 
Qaecksilberbromids  ebenfalls  hervortreten.  Kurt  Meyer  (Berlin). 

Fetscher,  11.,  Über  Chloramin  Heyden.  (M.  Kl.  1924  S.  1113.) 

Staphylokokken  werden  in  wässerigem  Medium  von  1  proz.  Chlor¬ 
aminlösung  nach  2  Minuten,  von  3  proz.  in  30  Sekunden,  von  5  proz. 
in  10  Sekunden  abgetötet.  3  proz.  Chloraminlösung  ist  demnach 
bezüglich  der  Desinfektionskraft  lpron;.  Sublimat  gleichzustellen. 
Bei  50  proz.  Serumzusatz  tötet  lproz.  Chloraminlösung  Staphylo¬ 
kokken  nach  2  Stunden,  3  proz.  nach  1  Stunde,  5  proz.  nach  30  Mi¬ 
nuten.  Chloramin  tötet  in  der  Verdünnung  von  1:50000  noch  Sta¬ 
phylokokken  in  20  Minuten,  Karbolsäure  nur  in  der  Verdünnung  von 
1 : 1000.  Zur  behelfsmäßigen  Trinkwasserdesinfektion  kann  Chloramin 
(5  mg  auf  1  1  Wasser)  verwandt  werden.  5  proz.  Chloraminstreupuder 
sind  5 proz.  Borsäure  überlegen,  lproz.  Ag.  nitricum-Puder  gleich¬ 
wertig.  5  proz.  Chloraminlösungen  töten  angetrocknete  Milzbrand¬ 
sporen  bei  Zimmertemperatur  in  10  Stunden,  bei  40°  in  8  Stunden. 
Milzbrandsporen  sind  nach  6  ständiger  Behandlung  mit  5  proz.  Chlor¬ 
aminlösung  bei  40°  für  Mäuse  nicht  mehr  pathogen.  Die  tödliche 
Dosis  für  Mäuse  von  15  g  Gewicht  liegt  zwischen  1/10  und  x/2  mg. 

Erich  Hesse  (Berlin). 

Lenz,  Chlor a min  anstatt  Sublimat.  (D.  m.  W.  1924  S.  1337.) 

Bewährung  für  die  Geburtshelferhand.  Mängel  in  der  Keim¬ 
freiheit  nicht  bemerkbar.  Das  Mittel  koaguliert  und  ätzt  selbst 
empfindliche  Haut  nicht,  ist  sehr  wenig  giftig.  Georg  Schmidt. 

Wedemann,  W.,  Desinfektionsversuche  mit  Rohcaporit. 
(Desinfektion.  1924  S.  129.) 

In  2,5  proz.  wässeriger  Lösung  ist  Rohcaporit,  ein  bis  80  Proz. 
wirksames  Chlor  enthaltendes  Chlorkalkpräparat,  das  verschiedene 
Vorzüge  gegenüber  dem  Handelschlorkalk  D.A.B.  besitzt,  für  Des¬ 
infektionen  bei  Viehseuchen,  z.  B.  bei  der  verschärften  Desinfektion 
von  Eisenbahnviehtransportwagen  geeignetes  Präparat,  das  in  seiner 
Wirkung  z.  B.  der  3  proz.  Kresolschwefelsäure  gleichkommt  bzw.  über¬ 
legen  ist.  Wedemann  (Berlin). 

Nakamura,  Sunco,  Vergleichende  Versuche  über  die  ab¬ 
tötende  Wirkung  von  Trypaflavin  auf  Streptokokken 
in  vitro  und  in  vivo.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  103,  S.  640.) 
Trypaflavinlösungen  1 : 800  bis  1 :  6000  bewirken  bei  37°  schnelle 
Abtötung  von  großen  Streptokokkenmengen  im  Reagensglas.  —  Eine 


Desinfektion. 


527 


Trypaflavinlösung  1:25000  vermag  in  15,  30  und  60  Minuten  nur 
einen  Teil  der  großen  Einsaat  abzutöten,  die  übrigbleibenden  Keime 
sind  aber  nicht  fähig,  eine  Maus  von  der  Wunde  aus  zu  infizieren. 
Ähnlich,  nur  langsamer  (erst  in  1  Stunde)  wirkt  eine  schwache 
Sublimatlösung  (1:12500).  —  Diese  Erfolge  beruhen  ebenso  wie  die 
Wirkung  derselben  Mittel  als  Wunddesinfizientien  nur  zum  Teil  auf 
Abtötung  der  Erreger,  zum  anderen  Teil  auf  Entwicklungshemmung 
.  und  vor  allem  auf  Virulenzabschwächung.  Letztere  ist  beim  Trypa- 
flavin  viel  stärker  ausgesprochen  als  beim  Sublimat.  Schill  [Dresden). 

Braafladt,  L.  H.,  The  effect  of  Kaolin  on  the  intestinal 
flora  in  normal  and  pathologic  conditio  ns.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  33,  p.  434.) 

Kaolin  wirkt  nicht  als  Antiseptikum,  aber  es  reißt  große  Mengen 
Bakterien  in  flüssigen  Medien  mit  sich  zu  Boden,  wenn  es  mit  ihnen 
vermischt  und  2 — 3  Stunden  in  Bewegung  gehalten  wird.  Ob  dies 
eine  rein  mechanische  Wirkung  ist,  oder  ob  d#s  Kaolin  eine  spezi¬ 
fische  Affinität  für  Bakterien  besitzt,  ist  nicht  klar.  Es  bindet 
Toxin  und  toxische  Produkte  von  Vibr.  cholerae,  B.  dysenteriae  (Shiga), 
B.  enteritidis,  diphtheriae,  botulinus,  typhi,  paratyphi  B,  vielleicht 
auch  von  eiterbildenden  und  eiweißlösenden  Bakterien,  indem  es 
diese  unschädlich  macht.  Wenn  es  per  os  10—30  Tage  lang  in  ge¬ 
nügenden  Mengen  gegeben  wird,  verhandelt  es  die  Darmflora  von 
Ratten,  Hunden  und  Menschen  aus  einem  vorwiegend  eiweißlösenden 
Typ  in  einen  sauren.  Kaolin  wird  erfolgreich  verwendet  bei  der 
asiatischen  Cholera,  bazillären  Dysenterie,  chronischen  geschwürigen 
Dickdarmkatarrhen  und  akuter  Enteritis.  Dieterlen  ( Rottweil ). 

Richet,  Charles  et  Le  Ber,  A.,  De  la  relation  entre  la  duree 
et  la  concentration  d’une  substance  sterilisante  (eau 
oxygenee).  (C.  r.  Acad.  des  Sciences.  1924,  178,  p.  2022.) 

Mit  H202  ausgeführte  Desinfektionsversuche,  die  sowohl  in  bezug 
auf  die  Dauer  der  Desinfektionswirkung  als  auch  durch  die  Wahl 
verschiedener  Konzentrationen  des  Desinfektionsmittels  variiert 
waren,  ließen  Gesetzmäßigkeiten  zwischen  Konzentration  und  Wir¬ 
kungsdauer  erkennen.  Trägt  man  die  Werte  für  Verdünnung  und 
Zeit  in  ein  Ordinatensystem  ein,  so  erhält  man  eine  ziemlich  regel¬ 
mäßige  Kurve,  die  zeigt,  daß  die  zur  Abtötung  notwendige  Konzen¬ 
tration  doppelt  so  schnell  sinkt  als  die  dazugehörige  Einwirkungs¬ 
zeit  Wächst.  Mosel  Goldschmidt  (Frankfurt  a.  M.). 

Baur,  M.,  Studien  über  chemische  Konstitution  und 
Wirkung.  Die  Wirkung  einiger  a,a-Diaryl-/?-amino- 
äthanen  auf  Bakterien  und  Protozoen.  (Zschr.  f.  d.  ges. 
exper.  M.  1924,  42,  S.  651.) 


528 


Desinfektion. 


Verf.  prüfte  das  dem  Adrenalin  nahestehende  Diphenoläthanamin 
und  einige  seiner  Substitutionsprodukte  (stets  in  Form  des  Chlor¬ 
hydrats)  auf  ihre  abtötende  Wirkung  gegenüber  Colibazillen,  Staphylo¬ 
kokken  und  Colpidien.  Die  Ergebnisse  gewähren  einen  gewissen 
Einblick  in  die  zwischen  chemischer  Konstitution  und  desinfektorischen 
Eigenschaften  bestehenden  Beziehungen.  Das  Gesetz  von  Bechhold 
und  Ehrlich,  nach  welchem  die  Verbindung  von  Phenolgruppen  zu 
Biphenolen  zu  einer  Steigerung  der  desinfizierenden  Kraft  führt,  hat 
nicht  unbedingte  Gültigkeit.  Das  Verhalten  der  Diyerbindungen  im 
Vergleich  zu  den  Ausgangsverbindungen  ist  vor  allem  von  dem 
Charakter  und  der  Stellung  der  Substituenten  abhängig.  H  et  sch. 

Bechhold,  H.,  Ein  neuer  Nachweis  der  Aufnahme  von 

Substanzen  durch  die  lebende  Schleimhaut.  (M.  m.  W. 

1924  S.  1391.) 

Verf.  hat  den  Nachweis  für  die  Aufnahme  eines  Stoffes  durch 
lebendes  Gewebe  in  der  Weise  zu  führen  gesucht,  daß  er  die  auf¬ 
genommene  Substanz  nicht  in  dem  Gewebe  suchte,  sondern  die  Kon¬ 
zentrationsverminderung  in  der  einwirkenden  Lösung  bestimmte. 
Um  den  Nachweis  der  Konzentrationsverminderung  zu  führen,  stellte 
er  die  Abnahme  der  Desinfektionswirkung  einiger  mehr  oder  weniger 
bakterizider  Stoffe  fest.  Als  Desinfektionsflüssigkeiten  dienten  Kar¬ 
bolsäure,  Tribromnaphthol  und  Inspirol,  ein  Gemisch  verschiedener 
ätherischer  Öle.  Die  Versuche  wurden  in  der  Weise  durchgeführt, 
daß  die  zu  prüfende  Lösung  in  2  Portionen  geteilt  wurde;  die 
eine  (I)  diente  zur  Kontrolle,  die  andere  (II)  zur  Spülung  der  Mund¬ 
höhle.  Als  zweite  Kontrolle  (III)  wurde  noch  die  Spülung  mit 
sterilem  Wasser  ausgeführt.  Mit  je  25  ccm  von  II  und  III  wurde 
der  Mund  verschiedener  Versuchspersonen  je  5  Minuten  lang  gründlich 
gespült  und  hierauf  alle  3  Flüssigkeiten  durch  Zusatz  von  sterilem 
Wasser  auf  gleiches  Volumen  gebracht.  In  diese  Lösungen  wurden 
dann  je  0,5  ccm  der  Abschwemmung  einer  24stündigen  Agarkultur 
von  Colibakterien  bzw.  von  Staphylococcus  aureus  in  20  ccm  physio¬ 
logischer  Kochsalzlösung  gebracht  und  durch  in  bestimmten  Zeitab¬ 
ständen  wiederholte  Abimpfungen  auf  Schrägagar  das  Wachstum 
verfolgt.  Es  zeigte  sich,  daß  den  zur  Spülung  benutzten  Lösungen  (II) 
ein  Teil  der  gelösten  Substanz  durch  die  Schleimhaut  entzogen 
worden  war  und  ihr  Desinfektionsvermögen  demgemäß  geringer  als 
dasjenige  der  Originallösungen  (I)  war.  Durch  quantitative  Unter¬ 
suchungen  ließ  sich  schließlich  feststellen,  daß  die  Schleimhaut  an¬ 
nähernd  die  Hälfte  bis  Dreiviertel  der  gelösten  Substanz  den  ge¬ 
prüften  Lösungen  zu  entziehen  vermochte,  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 


ßentralblatt  für  Bakteriologie  etc.  I.  Abt.  Referate. 

v  .  Bd.  78.  No.  23/24.  ====^^ 


Ausgegeben  am  25.  März  1925. 


Geschlechtskrankheiten. 

Anderson,  R.  A.,  Schultz,  0.  T.  and  Stein,  J.  F.,  A  bacterio- 
logical  stndy  of  Vulvovaginitis  of  children.  (J.  of  inf. 
Dis.  1923,  32,  p.  444.) 

In  42  Fällen  von  Vulvovaginitis  bei  Kindern  waren  35,7  Proz. 
g<yiorrhoischer  Natur  und  64,3  Proz.  nicht  spezifisch.  In  mehr  als 
der  Hälfte  der  spezifischen  Fälle  konnten  die  Gonokokken  in  Rein¬ 
kultur  gezüchtet  werden.  Dieterlen  ( Rottiueil ). 

Hirsch,  Hans,  Die  Lebensdauer  der  Gonokokken  im 
menschlichen  Körper.  (D.  m.  W.  1924  S.  1613.) 

Ein  Mann  machte  vor  10  Jahren  einen  Tripper  durch.  Dabei 
ein  paraurethraler  Gang  am  Hoden.  Heilung.  Nach  Motorradfahren 
jetzt  Wiederaufbruch  des  Ganges;  in  der  Absonderung  Gonokokken, 
während  die  übrigen  Harnwege  frei  davon  waren.  Die  Tripperkeime 
hatten  10  Jahre  im  Gange  geschlummert  und  waren  durch  die 
mechanische  Reizung  jetzt  wiedererweckt  worden.  Georg  Schmidt. 

Ipsen,C.,  Über  Formbeständigkeit  und  Wachstumsdauer 
der  Gonokokken.  (Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  1045  u.  1097.) 
Verf.  konnte  in  angetrockneten  Eitermassen  noch  nach  5  J/2  und 
mehr  als  10  Jahren  Gonokokken  in  typischer  Lagerung  nachweisen. 
Gonokokkenhaltiger  Eiter  erwies  sich  in  sterilem  Brunnenwasser  und 
auf  sterilen  Badeschwämmchen  aufbewahrt  bis  zu  62  Stunden  als 
Wachstums-  und  auf  künstlichen  Nährböden  auch  als  züchtungsfähig. 
Gegen  das  Eintrocknen  waren  die  Gonokokken  dagegen  sehr  empfindlich. 
Aus  angetrocknetem  Sekret  gelang  die  Reinzüchtung  schon  nach 
3/4  Stunden  nicht  mehr.  Schuster  (Frankfurt  a.O.). 

Strempel,  Rudolf,  Zur  Kultur  des  Gonokokkus.  (D.  m.  W. 
1924  S.  1574.) 

Bei  der  verschiedenen  biologischen  Eigenart  der  Trippererreger 
verspricht  am  meisten  Erfolg  Impf  kur  mit  den  vom  Kranken  selbst 
gewonnenen  Keimen.  Regelmäßige  Herstellung  des  Impfstoffes  setzt 
empfindliche  Nährböden  voraus.  Empfehlung  des  Levinthalschen 
Nährbodens  mit  einzelnen  Abänderungen.  Verf.  erzielt  dabei  mit 
Menschenblut  weit  größere  Einzelkolonien.  Technik  im  einzelnen 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  23/24.  34 


530 


Gonorrhoe. 


geschildert.  Der  so  bereitete,  völlig  klare  Kochblutagar  sagt  den 
Gonokokken  vorzüglich  zu.  Er  besitzt  weit  bessere  Sterilität  als  der 
Ascitesagar.  Man  arbeitet  auch  unter  gleich  bleibenden  Bedingungen; 
was  bei  vergleichenden  biologischen  Gonokokkenuntersuchungen  nütz¬ 
lich  ist.  Die  Ansiedlungen  entwickeln  sich  voll  in  48 — 72  Stunden. 
Spärliches  Begleitbakterienwachstum.  So  gelingt,  zumal  bei  frischem 
Tripper,  die  Reinzüchtung  leicht,  aber  der  Nachweis  selbst  dann  noch, 
wenn  andere  Verfahren  versagten.  Vorschriften  für  die  Abimpfung 
aus  Harnröhre  und  Cervix.  Georg  Schmidt  (München). 

Glingar,  Alois,  Zur  Diagnose  der  weiblichen  Gonorrhoe. 

(M.  Kl.  1924  S.  1208.) 

Trotz  der  modernen  Hilfsmittel  des  bakteriologischen  Labora¬ 
toriums  kann  die  Diagnose  der  weiblichen  Gonorrhoe  recht  schwierig 
sein.  Die  Provokationsverfahren,  als  deren  bestes  die  Menstruation 
bezeichnet  wird,  können  der  Diagnosestellung  sehr  förderlich  sein. 
Häufig  ist  auch  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Rektalsekrets, 
das  nach  wiedergegebener  Vorschrift  leicht  zu  gewinnen  ist,  von 
großem  Nutzen.  Erich  Hesse  (Berlin). 

Cohn, Alfred,  Moderne  Gonorrhoediagnostik  und  -therapie. 

(Therap.  d.  Gegenw.  1924  S.  496.) 

Für  die  Diagnose  sind  die  mikroskopischen  Befunde  ausschlag¬ 
gebend,  wichtig  jedoch  auch  die  Züchtungsergebnisse  (Levinthalscher 
Influenzaagar).  Die  serologische  Diagnostik  (Komplementfixation) 
ist  von  größerer  Bedeutung  bei  den  postgonorrhoischen  Adnexent¬ 
zündungen  der  Frau  sowie  zur  Aufklärung  arthritischer  Prozesse, 
aber  auch  für  die  Beurteilung  latenter  Entzündungsherde.  Die 
moderne,  recht  erfolgreiche  Chemotherapie  der  Gonorrhoe  wird  in 
wertvoller  Weise  ergänzt  durch  die  Vaccine-  und  Serotherapie. 
Gono-Yatren,  Frischvaccine  und  Autovaccine  können  besonders  günstig 
wirken.  Erich  Hesse  (Berlin). 

Patzschke,  W.,  Über  eine  neue  Dosierungsmethode  un¬ 
spezifischer  Mittel.  (D.  m.  W.  1924  S.  1412.) 

Bei  Epididymitis  gonorrhoica  waren  Milcheinspritzungen  in  die 
Muskeln  besonders  wirksam.  Das  ist  vermutlich  auch  den  Bakterien 
der  Milch  zu  danken.  Daher  Verabfolgung  von  Vaccinen  verschie¬ 
dener  Milchbakterien.  Vaccine  von  Bact.  lactis  aerogenes  (Febrigen) 
war  ebenso  erfolgreich  wie  Milch.  Im  allgemeinen  heilte  akute 
gonorrhoische  Nebenhodenentzündung  nach  Febrigeneinspritzung  in 
die  Vene  ab.  Für  die  Dosierung  war  die  Prüfung  der  Blutkörperchen¬ 
senkungsgeschwindigkeit  bei  frischer  Epididymitis  gonorrhoica  am 
brauchbarsten.  Mit  steigender  Senkungsgeschwindigkeit  wird  der 


Gonorrhoe. 


531 


Körper  empfindlicher  gegen  unspezifische  Mittel.  Bei  hoher  spricht 
er  schlechter  auf  die  Vaccine  an.  Bei  niedriger  sind  von  dieser 
kräftigere  Gaben  zulässig.  Die  Fieber  erzeugenden  Milch-  oder 
Vaccinegaben  wirken  hier  besser  als  andere  Mittel ;  aber  das  Fieber 
ist  nicht  immer  ein  Heilmittel.  Georg  Schmidt  {München). 

Jacobsolm,  F.  und  Langer,  E.,  Experimentelle  Unter¬ 
suchungen  über  antigonorrhoische  Silberpräparate. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1760.) 

Die  von  y.  Neergard  aufgestellte  Skala  des  Ionisierungsgrades 
der  gebräuchlichen  Silberlösungen  stimmt  überein  mit  den  von  den 
Verff.  in  histologischen  Präparaten  gefundenen  Bildern  der  mit 
Silberlösungen  behandelten  Harnröhren  männlicher  Leichen.  Ebenso 
stimmt  mit  dieser  Skala  die  Stärke  der  oligodynamischen  Wirkung 
der  untersuchten  Präparate  überein.  Für  die  kolloidalen  Präparate, 
Targesin  und  Reargon,  konnten  die  Verff.  nachweisen,  daß  eine  irgend¬ 
wie  erhebliche  Ionisierung  als  Erklärung  ihrer  guten  bakteriziden 
Wirkung,  die  wenigstens  für  das  Targesin  experimentell  erwiesen 
ist,  nicht  in  Frage  kommen  kann.  Es  muß  sich  hier  um  eine  poten¬ 
zierte  Wirkung  eines  schwach  ionisierten  Silberpräparates  durch 
komplexe  Verbindung  mit  Tannin  handeln,  ähnlich  den  komplexen 
Verbindungen  Ichthargan  und  Argentamin,  die  aber  keine  Nährboden- 
verschlechterung  garantierenden,  kolloidalen  Präparate  sind.  Durch 
ihre  Tierversuche  glauben  die  Verff.  eine  Reizlosigkeit  der  kolloidalen 
Präparate  nachgewiesen  zu  haben,  die  sich  durch  klinische  Versuche 
von  Langer  und  Peiser  beim  Targesin  bestätigt  haben,  beim 

Reargon  jedoch  nicht.  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

•  • 

Langer,  Erich  und  Peiser,  Bruno,  Uber  neuere  kolloidale 
Silberpräparate  zur  Behandlung  der  Gonorrhoe.  (D. 
m.  W.  1924  S.  1439.) 

Beobachtungen  an  Kranken  unter  Herbeiziehung  der  Endoskopie. 
In  die  Harnröhre  eingespritztes  Reargon  oder  Targesin  dringt  auch 
in  die  Littreschen  Drüsen  ein  und  entfaltet  dort,  wie  auf  der 
Harnröhrenschleimhaut,  eine  gewisse  Tiefenwirkung.  Die  Mittel 
werden  im  allgemeinen  von  der  Schleimhaut  gut  vertragen,  besonders 
das  Targesin.  Hauptanzeige:  Früh-  und  Abortivbehandlung,  vordere 
Gonorrhoe.  Darüber  hinaus  reichliche  Versager.  Georg  Schmidt. 

Nagel,  V.,  Bedeutet  die  Behandlung  mit  Reargon  einen 
Fortschritt  in  der  Gonorrhoetherapie?  (D.  m.  W.  1924 
S.  1181.) 

Mißerfolge  bei  älterem,  bei  weiblichem,  bei  kindlichem  Tripper 
und  mit  Abortivkurversuchen.  Zudem  ist  das  Mittel  teuer. 

Georg  Schmidt  {München). 

34* 


532 


Gonorrhoe.  —  Syphilis. 


Portner, E.,  Bedeutet  die  Behandlung  mit  Reargon  einen 
Fortschritt  in  der  Gonorrhoetherapie?  (D.  m.  W.  1924 
S.  1615.) 

Reargon  reizt  häufig.  Der  Tripper  greift  oft  auf  hintere  Harn-  -j 
röhre,  Vorsteherdrüse  und  Nebenhoden  über.  Auch  der  frische  Tripper 
wird  nicht  abortiv  geheilt.  Nach  Reargonanwendung  waren  mehr¬ 
fach  die  Gonokokken  durch  andere  Silbermittel  schwerer  zu  beseitigen  i 
als  sonst.  Georg  Schmidt  [München). 

Koehler,  Georg-Dietrich,  Zur  Reargonbehandlung.  (D.  m.  W. 
1924,  S.  1802.) 

Das  Mittel  befriedigt  in  der  Abtötung  von  Tripperkokken  nicht 
(je  7  Männer  und  Mädchen).  Es  wird  bei  Gonorrhoe  der  Weiber 
und  chronischer  der  Männer  nicht  mehr  angewendet  werden. 

Georg  Schmidt  [München). 

Riem,  Hans,  Reargon  bei  der  akuten  Harnröhrengonorrhoe 
des  Mannes.  (D.  m.  W.  1924  S.  1514.) 

Da  nicht  selten  nach  Anfangserfolgen  der  Reargoneinspritzungen 
später  Gonokokken  wieder  auftraten,  empfiehlt  Verf.  als  bewährt,  das 
Mittel  nur  bis  zum  Verschwinden  der  Entzündungserscheinungen  zu 
verabfolgen  und  dann  3  Wochen  lang  Albargin  einzuspritzen. 

Georg  Schmidt  [München). 

Mergelsberg,  Otto,  Über  Reargon.  (D.  m.  W.  1925  S.  69.) 

Mißerfolge  bei  Tripper.  Die  keimtötende  Kraft  entspricht  nicht 
der  starken  Konzentration  des  Mittels.  Georg  Schmidt  [München). 

•  • 

v.  Heiner,  Ludwig,  Uber  die  Verhütung  von  Kompli¬ 
kationen  bei  männlicher  Gonorrhoe  mittels  Nov- 
atropin.  (D.  m.  W.  1924  S.  1373.) 

Daß  durch  antiperistaltische  Bewegungen  des  Ductus  deferens 
die  Gonokokken  aus  der  entzündeten  hinteren  Harnröhre  in  die 
Nebenhoden  befördert  werden,  soll  durch  Gaben  von  Atropin  ver¬ 
hindert  werden.  Da  dieses  aber  zu  giftig  ist,  verabfolgte  Verf.  Nov- 
atropin  an  226  Kranke  und  erlebte  danach  nur  noch  10  mal  (in 
4,5  Proz.)  NebenhodenentzÜDdung.  Georg  Schmidt  [München). 

Mattauschek,  E.,  Echte  Neurorezidive  und  deren  Bezie¬ 
hung  zur  „Metalues“.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1018.) 

Verf.  bespricht  unter  Mitteilung  von  Krankengeschichten  die 
scharf  abgrenzbare  Gruppe  von  Neurorezidiven,  die  sich  im  Früh¬ 
stadium  der  syphilitischen  Infektion  bei  vorher  liquorgesunden,  in 
Behandlung  befindlichen  Individuen,  meist  kurz  nach  einer  oft  un- 


Syphilis. 


533 


genügenden  ßehandlungsphase,  aber  auch  während  und  nach  aus¬ 
giebiger  Salvarsan-  oder  Salvarsan-Quecksilber-Behandlung  akut  mit 
deutlichen  meningitischen,  ausgesprochenen  Hirnnervensymptomen  und 
schwer  entzündlichen  Liquorerscheinungen  einstellen.  Er  ist  der 
Ansicht,  daß  Neurorezidive  dieser  Form,  mit  derart  intensiv  aus¬ 
gesprochenen  entzündlichen  Proliferationsvorgängen  die  spätere  Ent¬ 
wicklung  sog.  metaluetischer  Erkrankungen  nicht  annehmen  lassen, 
oder  umgekehrt,  daß  ein  durch  mangelhafte  Abwehrreaktionskraft 
auf  eine  biologisch  vielleicht  anders  geartete  Infektion  zur  Metalues 
disponiertes  Individuum  auf  Salvarsan  mit  einem  Neurorezidiv  dieser 
Art  gar  nicht  reagiert.  Neurorezidive  kommen  bei  Weibern  wesent¬ 
lich  häufiger  vor  als  bei  Männern.  Vielleicht  läßt  sich  diese  Tat¬ 
sache  in  Beziehung  bringen  mit  dem  Überwiegen  der  Disposition  der 
Männer  zur  progressiven  Paralyse  und  der  dadurch  bedingten  Un¬ 
fähigkeit  dieser  zu  Neurorezidiven.  Heisch  [Frankfurt  a.  M.). 

Reiter,  H.,  Beitrag  zur  Frage  der  Wiederinfektion  bei 
experimenteller  Kaninchensyphilis.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  92,  S.  534.) 

Nach  Infektionen  mit  positivem  Ergebnis  haften  spätere  In¬ 
fektionen  nicht,  die  Zeitdauer  dieses  Zustandes  scheint  jedoch  be¬ 
grenzt  zu  sein.  Dieser  Schutz  gegen  die  Reinfektion  ist  aber 
möglicherweise  nicht  durch  echte  Immunität  bedingt,  sondern  viel¬ 
leicht  lediglich  der  Ausdruck  einer  bestehenden  latenten  Infektion. 
Für  eine  Neuinfektion  sind  indessen  solche  Tiere  empfänglich,  bei 
denen  durch  rasche  Anwendung  therapeutisch  wirksamer  Substanzen 
alsbald  nach  der  Erstimpfung  der  Ausbruch  der  Infektion  verhütet 
worden  ist;  ja  auch  nachdem  die  Infektion  angegangen  ist,  kann  man 
durch  genügend  wirksame  Behandlung  die  erworbene  Immunität 
zerstören,  so  daß  Neuinfektionen  haften.  Empfänglichkeit  für  letztere 
dagegen  braucht  nicht  zu  bestehen,  wenn  eine  ungenügende  spezifische 
Behandlung  lediglich  die  äußeren  klinischen  Symptome  beseitigt  hat. 
Das  gleiche  ist  der  Fall,  wenn  die  Erstinfektion  sehr  weit  zurück¬ 
liegt  und  der  zur  Wiederimpfung  benützte  Stamm  biologisch  höher¬ 
wertig  ist,  als  der  bei  der  Erstinfektion  benützte.  Empfänglichkeit 
für  eine  Neuinfektion  braucht  dagegen  nicht  zu  bestehen,  wenn  eine 
ungenügende  spezifische  Behandlung  lediglich  die  äußeren  klinischen 
Symptome  zum  Abklingen  gebracht  hat.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Hofmann,  Edmund,  Beobachtungen  und  Messungen  an 
Syphilisspirochäten.  (D.  m.  W.  1924  S.  1648.) 

Verf.  untersuchte  die  in  zahlreichen  Generationen  fortgezüchteten 
und  zum  Teil  durch  positive  Kaninchenimpfungen  als  sicher  er¬ 
wiesenen  Pallid akulturen  von  v.  Wassermann  und  Ficker  morpho- 


534 


Syphilis. 


logisch.  Die  Spirochäten  sind  in  den  Kulturröhrchen  außerordentlich 

vielgestaltig.  Den  im  Menschen  vorkommenden  Formen  gleichen  sie 

am  meisten,  wenn  der  Nährboden  halbfest  ist.  Nur  typische  Gewebs- 

pallidae  dürfen  diagnostisch  verwertet  werden.  Weiteres  über  Teilungs- 

_  •• 

fähigkeit,  Haufenbildung,  Wärmeempfindlichkeit,  Änderung  der  Be¬ 
wegungsart,  Spirochätenlängen-  und  -dickenmessungen  in  Kulturen 
sowie  im  Gewebe  (Technik).  Der  Wassermann-Ficker-Stamm  B  36 
wies  eine  mittlere  Dicke  von  0,25  f.i,  auf  festeren  Nährböden  dagegen 
von  0,28—0,29  auf.  Die  Frage  der  Stammesunterschiede  bedarf 
jedenfalls  auf  Grund  genauer  Dickenmessungen  noch  weiterer  Klärung. 

Georg  Schmidt  {München). 

Armuzzi,  G.  und  Strempel,  R.,  Zur  Darstellung  der  Spiro- 
chaeta  pallida  in  Gefrierschnitten.  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  1534.) 

Mit  der  von  den  Verff.  angegebenen,  etwas  modifizierten  Jahnel- 
schen  Methode  gelang  ihnen  ziemlich  regelmäßig  und  schnell  der 
Nachweis  der  Spirochaeta  pallida  in  Gefrierschnitten  von  syphilitischem 
Material  (Papeln,  Primäraffekte,  Drüsen,  syphilitischen  Kaninchen¬ 
hoden).  Wichtig  ist,  daß  die  ganze  Prozedur  bequem  in  einem  Tage 
vollendet  und  daher  in  besonders  schwierigen  Fällen  zur  Diagnose 
herangezogen  werden  kann.  Schuster  (. Frankfurt  a.O .). 

Szilvasi,  Über  eine  neue  Spirochätenfärbung.  (Arch.  f. 
Derm.  1924,  145,  S.  265.) 

Verf.  hat  für  die  Spirochätenfärbung  einen  neuen  Farbstoff  aus 
der  Gruppe  der  Amidofarbstoffe  benutzt,  der  demnächst  der  Öffent¬ 
lichkeit  übergeben  werden  soll.  Die  sehr  dünnen  Ausstrichpräparate 
werden  mit  absolutem  Alkohol  fixiert,  mit  destilliertem  Wasser  ab¬ 
gewaschen,  ohne  Trocknen  8— 10  mal  gefärbt  und  durch  einfaches 
Eintauchen  in  gewöhnliches  Wasser  vom  Farbstoff  befreit.  Die  auf 
diese  Weise  gefärbten  Ausstriche  von  Primäraffekten  ließen  raket- 
bis  knotenförmige  charakteristische  Verzweigungen,  Sprossen,  Dolden 
und  spindelförmige  Auftreibungen  erkennen,  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Manteufel,  P.,  Bemerkungen  zu  dem  Ergebnis  der  bis¬ 
herigen  Untersuchungen  betreffend  Abänderung  der 
staatlichen  Anleitung  für  die  Ausführung  der  Wasser- 
mannschen  Reaktion.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93, 
S.  305*.) 

•  • 

Allgemeine  Übereinstimmung  herrscht  bezüglich  der  Ablehnung 
der  bisherigen  Methodik  der  Feststellung  der  Ambozeptorgebrauchs¬ 
dosis,  besonders  hinsichtlich  der  Feststellung  der  antikomplementären 
Extraktwirkung,  ebenso  wird  die  Auswertung  des  Komplements 


Syphilis. 


535 


lediglich  zur  Ermittlung,  ob  man  ein  stark  oder  schwach  wirksames 
Komplement  zur  Verfügung  hat,  beanstandet.  Die  parallele  Aus¬ 
wertung  der  Sera  mit  großen  und  kleinen  Komplementüberschüssen, 
nämlich  mit  5-  und  lOproz.  Komplementlösungen,  wird  teils  empfohlen, 
teils  abgelehnt.  Vereinfachung  des  Verfahrens  wäre  durch  Herab¬ 
setzung  der  Zahl  der  Extrakte  zu  erreichen,  doch  steht  im  Wege, 
daß  man  über  die  Gewinnung  möglichst  wirksamer  Extrakte  noch 
nicht  genügend  orientiert  ist.  Verfeinerung  ist  zu  erreichen,  1.  durch 
Auswertung  des  Komplements  zwecks  Arbeitens  mit  möglichst  ge¬ 
ringen  Mengen  Komplementüberschusses  und  2.  durch  scharfes  Ein¬ 
stellen  der  Extrakte  auf  eine  einheitliche  Komplementgebrauchs¬ 
dosis.  Voraussetzung  zu  1  ist,  daß  das  Komplement  sich  während 
der  Versuchsdauer  auf  stabiler  Höhe  hält,  also  24  Stunden  alt  ist. 
Haupthindernis  für  die  exakte  Auswertung  des  Komplements  sind 
die  erheblichen  Schwankungen,  denen  der  Komplementgehalt  des 
Meerschweinchenserums  unterliegt,  auf  der  anderen  Seite  die  sehr 
verschiedene  antikomplementäre  Wirkung  der  Extrakte.  Immerhin 
sind  aber  mit  der  Auswertung  des  Komplements  empfindlichere  Re¬ 
aktionen  erzielt  worden  als  beim  Arbeiten  mit  lOproz.  Einheitsdosis. 
Die  Fehlerquellen  der  amtlichen  Anleitung  sind  am  ersten  zu  ver¬ 
meiden,  wenn  man  den  Komplementtiter  unter  Berücksichtigung  von 
Extrakt  und  negativem  Serum  ermittelt  und  zwar,  indem  man  die 
Gebrauchsdosis  des  Extraktes  mit  einem  Mischserum  aus  negativen 
Seren  auf  fallende  Komplementdosen  einwirken  läßt.  Immerhin  wird 

man  gut  tun,  statt  des  einfachen  Komplementminimums  einen  kleinen 
•  • 

Uberschuß  im  Hauptversuch  zu  wählen,  damit  keine  uncharakte- 
.  ristischen  Hemmungen  auftreten.  Die  Extraktkontrolle  wird  bei 
geprüften  Extrakten  überflüssig.  Ob  auch  bei  Bindung  bei  niederer 
Temperatur  eine  größere  Empfindlichkeit  erzielt  werden  kann,  ist 
noch  nicht  einwandfrei  nachgeprüft.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Bohne,  Bemerkungen  über  äie  Wassermannsche  Reaktion. 

(D.  m.  W.  1924  S.  1584.) 

Im  Bergedorfer  Staatskrankenhause  werden  fast  alle  innerlich 
und  äußerlich  Kranken  der  ursprünglichen  WaR.  unterzogen.  Es 
werden  mindestens  zwei  alkoholische  Extrakte  verwendet,  von  denen 
sich  die  normalen  Menschenherzextrakte  noch  besser  bewähren  als  die 
von  fötalen  syphilitischen  Lebern  gewonnenen.  Wiederholt  wurde  so 
verborgene  Lues  aufgedeckt.  Bei  1541  Kranken  unabhängig  von  den 
eigenen  Untersuchungen  gleichzeitige  Serumprüfung  im  Hamburger 
Hygienischen  Institute,  mit  völliger  Übereinstimmung  bei  1523.  Der 
Rest  läßt  sich  zum  Teil  auch  noch  aufklären.  Daneben  bei  einer 
großen  Zahl  Bruck  sehe  Ausflockungsprobe.  Sie  ist  den  anderen 
Verfahren  mindestens  gleichwertig,  einfacher  als  die  meisten  von 


536 


Syphilis. 


ihnen  und  fiel  unter  793  Vergleichsuntersuchungen  in  fast  98  Proz. 
ebenso  aus  wie  die  WaR.  Man  kann  den  gesunkenen  Titer  eines 
zur  Hälfte  mit  Glyzerin  verdünnten  Ambozeptors  wieder  auf  die 
alte  Höhe  bringen ,  wenn  man  ihn  J/2  Stunde  auf  56°  erhitzt 
(Seemann).  Georg  Schmidt  {München). 

Nicolau,  S.  et  Banciu,  A.,  Sur  une  particularite  diffe¬ 
rentielle  de  la  reaction  de  Bordet-Wassermann  dans 
la  syphilis  et  la  lepre.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  1352.) 

Die  WaR.  fällt  bei  Lepra  häufig  positiv  aus.  Verff.  teilen  mit, 
daß  die  leprösen  Sera  noch  in  sehr  hohen  Verdünnungen  (1 : 70  bis 
1 :  280  bei  22  Sera)  Komplementbindung  ergeben,  während  bei  Syphilis 
das  Phänomen  schon  bei  Verdünnungen  über  1 : 40  verschwindet  und 
nur  ausnahmsweise  bis  1:50  noch  wahrzunehmen  ist.  Prigge. 

Rosenberg,  Walter,  Über  den  Einfluß  der  Extraktbereitung 
auf  den  serologischen  Luesnachweis.  (Arch.  f.  Derm. 
1924,  147,  S.  424.) 

Aus  den  Untersuchungen  des  Verf.  geht  hervor,  daß  bei  der 
Extraktion  feuchter  Organe  mit  Alkohol  die  Wirksamkeit  der  Extrakte 
von  dem  Mengenverhältnis  beider  Reagentien  abhängt.  Um  brauch¬ 
bare  Extrakte  zu  erhalten,  muß  ein  Gewichtsteil  Organ  mit  mindestens 
5  Volumteilen  Alkohol  behandelt  werden;  bei  einem  Verhältnis  von 
1 : 5  und  1 : 10  ergeben  sich  keine  wesentlichen  Unterschiede.  Zur 
Extraktbereitung  läßt  sich  grundsätzlich  auch  der  mit  Phtalsäure 
denaturierte  Alkohol  verwenden.  Indes  wirkt,  besonders  bei  der 
SGR.,  die  Ausflockung  störend,  die  der  Phtalsäureextrakt  beim  Ver¬ 
dünnen  mit  Kochsalzlösung  aufweist;  durch  stärkere  Verdünnung 
kann  der  Niederschlag  wieder  aufgelöst  werden.  Extrakte  aus  ge¬ 
faultem  Rinderherz  zeigen  starke  Neigung  zu  antikomplementärer 
Wirkung  und  sind  für  die  SGR.  nicht  brauchbar.  Ebenso  verwend¬ 
bar  wie  Feuchtextrakte  sind  die  aus  getrockneten  Organen  nach  den 
Methoden  von  Bordet-Roulens  und  M einicke  hergestellten 
Extrakte,  und  zwar  sowohl  für  die  WaR.  als  auch  bei  geeigneter 
Cholesterinierung  für  die  SGR.  Für  letztere  scheint  die  Azeton¬ 
vorbehandlung  nach  Bordet-Roulens  bessere  Extrakte  zu  zeitigen 
•  • 

als  die  Athervorbehandlung  nach  Me  in  icke.  Beide  Arten  der  Vor¬ 
behandlung  ergeben  scheinbar  für  die  WaR.  Extrakte  mit  geringerer 
Eigenhemmung.  Cholesterinzusatz  verstärkt  die  Empfindlichkeit  bei 
allen  Extrakten.  Steigender  Cholesterinzusatz  kann  unter  Umständen 
eine  Eigenflockung  beim  Verdünnen  mit  Kochsalzlösung  wieder  zum 
Schwinden  bringen.  w.  G acht  gen  8  {Hamburg). 

Tallo,  F.,  Sul  potere  anticomplementare  „autropo“  del 
siero  di  sangue  in  condizioni  varie  dell’  organismo  e 


Syphilis.  537 

in  rapporto  alla  reazione  di  Wassermann.  (Bollet.  Istit. 
sieroterap.  Milan.  1924,  3,  p.  129.) 

Im  Laufe  von  verschiedenen  Krankheitsprozessen,  sowie  auch 
schon  unter  der  Einwirkung  von  physiologischen  Beizen  auf  den 
Körper  kann  das  Blutserum  eine  antikomplementäre  „autotrope“ 
Wirkung  entfalten,  die  thermostabilen  Charakter  hat.  Das  Eintreten 
dieser  Wirkung  ist  keineswegs  konstant,  ist  vielmehr  von  den  ver¬ 
schiedensten  exogenen  und  endogenen  Momenten  abhängig. 

Dieterlen  {Rottweil). 

•  • 

Lode,  A.,  Uber  die  Verwendbarkeit  des  Binderblut¬ 
systems  für  die  Wasserm a nnsche  Beaktion.  (Derm. 
Wschr.  1924,  79,  S.  1037.) 

Auf  Grund  der  einschlägigen  Literatur  und  eigener  Erfahrungen 
empfiehlt  Verf.,  bei  der  WaB.  an  Stelle  des  Hammelblutsystems  das 
Binderblutsystem  zu  verwenden  und  dadurch  die  Beaktion  durch  den 
Fortfall  der  Hammelhaltung  zu  verbilligen.  Schuster  [Frankfurt  a.  0.). 

Hohn,  Joseph,  Ein  Pipettierapparat  zum  Einfüllen  der 
Beagentien  bei  der  WaB.  und  den  Ausflockungs¬ 
reaktionen.  (M.  m.  W.  1924  S.  1199.) 

Beschreibung  eines  von  der  Firma  F.  und  M.  Lautenschläger, 
Berlin,  nach  den  Angaben  des  Verf.  hergestellten  Pipettierapparates, 
der  es  ermöglicht,  mittels  einer  besonderen  Präzisionsabfüllvorrichtung 
die  für  die  WaB.  und  Ausflockungsreaktionen  nötigen  Verbrauchs¬ 
mengen  der  einzelnen  Beagentien  absolut  gleichmäßig  und  schnell 
abzugeben.  Die  Einzelheiten  sind  dem  Original  zu  entnehmen. 

W.  Gaehtg ens  {Hamburg). 

Klaften,  E.,  Die  Methodik  des  Syphilisnachweises  an 
Gebäranstalten.  (Arch.  f.  Gyn.  1924,  123,  S.  283.) 

Arbeit,  die  ausführlich  die  von  Peham  an  der  1.  Universitäts- 
Frauen-Klinik  zu  Wien  eingeführte  Methodik  zur  restlosen  Erfassung 
der  Syphilis  schildert.  Verf.  schreibt  der  MTB.  eine  besondere  Bolle 
in  der  Geburtshilfe  zu,  da  sie  in  Anbetracht  der  geringen  Neigung 
zu  unspezifischen  Ausfällen  als  die  geeignetste  Methode  für  die  Unter¬ 
suchung  des  Betroplacentarblutes  anzusehen  sei.  Er  verlangt  daher 
die  Untersuchung  des  Betroplacentarblutes  bei  jeder  Gebärenden  nach 
der  MTB.  Die  positiv  reagierenden  Fälle  seien  im  Wochenbett  min¬ 
destens  2  mal  nachzuuntersuchen,  wobei  neben  der  MTB.  in  jedem 
Fall  auch  die  WaB.  anzustellen  sei.  —  Bei  Schwangeren  müsse  in 
jedem  Stadium  der  Gravidität  das  Venenblut  nach  der  WaB.  und  der 
MTR.  untersucht  werden.  E.  Philipp  {Berlin). 


538 


Syphilis. 


Mutermilch,  S.,  La  technique  du  sero-diagnostic  de  la 
Syphilis  actuellement  employee  ä  1’ Institut  Pasteur 
a  Paris.  (Ann.  de  l’Inst.  Pasteur.  1924,  38,  p.  827.) 

Ausführliche  Schilderung  der  am  Institut  Pasteur  geübten  Modi¬ 
fikation  der  WaR.  (Aktivmethode;  bei  Fehlen  von  Komplement  oder 
Ambozeptor  Ersatz  derselben  mit  Hilfe  von  menschlichem  Normal¬ 
serum.  Antigen  von  Bordet  u.  Ruelens).  Prigge. 

Modimayr,  Ludwig,  Zur  Frage  der  Salvarsanprovokation 
der  Wassermannschen  Reaktion  bei  Nichtsyphili¬ 
tikern  mit  Berücksichtigung  der  Sachs  -  Georgischen 
und  M  ei  nickeschen  Reaktion.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  146, 
S.  513.) 

Die  positiven  Ergebnisse  der  WaR.  und  der  anderen  sero¬ 
diagnostischen  Verfahren  bei  Nichtsyphilitikern  im  Anschluß  an 
Salvarsaneinspritzungen  sind  auf  Salvarsanbeimengungen  zu  beziehen. 
Die  Blutentnahme  zur  WaR.  nach  einer  Salvarsaninjektion  darf  darum 
immer  erst  nach  gründlicher  Reinigung  der  verwendeten  Spritze  oder 
mit  einer  neuen  vorgenommen  werden,  da  sonst  fehlerhafte  positive 
Ausschläge  möglich  sind.  Die  Methode  der  Gennerichschen  Salvarsan¬ 
provokation  behält  also  auch  weiterhin  ihren  hohen  Wert  unvermindert. 

W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Boas,  Harald,  Mörch,  »J.  R.  und  Pontoppidan,  Borge,  Vergleichende 
Untersuchungen  über  die  Wassermannsche,  die  Mei- 
nickesche,  die  Sachs-Georgische  und  die  2*-Reaktion. 
(Arch.  f.  Derm.  1924,  146,  S.  443.) 

Verff.  konnten  bei  der  Untersuchung  von  2235  Serum-  und 
29  Liquorproben  hinsichtlich  der  WaR.  die  schon  früher  von  Boas 
und  Thomsen  gemachten  Beobachtungen  voll  bestätigen.  Die 
Meinicke-Reaktion  steht  der  WaR.  an  Empfindlichkeit  nach,  arbeitet 
aber  streng  spezifisch,  da  nur  ein  einziges  Kontrollserum  eine  un¬ 
geklärt  positive  Reaktion  gab.  Die  SGR.  ist  empfindlicher  als  die 
Meinicke-Reaktion,  aber  nicht  so  scharf  wie  die  WaR.  und  gibt  wahr¬ 
scheinlich  gelegentlich  unspezifische  Reaktionen.  Die  ^-Reaktion  ist 
bei  Syphilis  deutlich  empfindlicher  als  die  WaR.;  sie  gibt  ab  und  zu 
unspezifische  Reaktionen,  deren  Zahl  aber  so  klein  ist,  daß  es  sich 
vielleicht  doch  um  latente  Lues  gehandelt  haben  könnte. 

W.  Gaehtgens  [Hamburg). 

Martin,  Hans,  Über  vergleichende  Untersuchungen  zwi¬ 
schen  der  Meinicke-Trübungsreaktion  (MTR.),  der 
Sachs-Georgischen  Flockungsreaktion  (SGR.)  und  der 
Wassermannschen  Reaktion  (WaR.).  (D. m. W.  1924 S.  1536.) 


Syphilis. 


539 


500  Seren  bei  Syphilis,  Gonorrhoe,  Tuberkulose,  Hauterkrankungen 
wurden  der  WaR.,  der  SGR.  sowie  der  MTR.  unterzogen.  Die  im 
einzelnen  angewandte  Methodik  ist  beschrieben.  Spätablesung  der 
MTR.  als  Flockungsreaktion  ist  abzulehnen.  Positiv  oder  negativ 
übereinstimmende  Ergebnisse  aller  3  Proben  bei  364  (=  72,8  Proz.) 
Seren.  —  Innerhalb  der  restlichen  136  Seren  hatte  die  MTR.  durch¬ 
schnittlich  eine  größere  Reaktionsbreite  und  schlug  leichter  aus  als 
die  WaR.  und  die  SGR.  Weite  Übereinstimmung  der  WaR.  und  der 
SGR.  beim  Fehlen  unspezifischer  Ausgänge.  Die  MTR.,  als  labiles 
System  mit  vergrößerter  Reaktionsbreite,  bringt  erhöhte  Möglichkeit 
unspezifischer  Ergebnisse.  Im  übrigen  ist  sie  einfach  ausführbar  und 
spart  Zeit.  Georg  Schmidt  {München). 

Hilgers,  W.  E.,  Die  Verwertbarkeit  labiler  Sera  für  die 
Flockungsreaktion  nach  Sachs-Georgi,  Meinicke, 
DM.  und  MTR.  (Zsch.  f.  Immun.Forsch.  1924,  41,  S.  152.) 

.  Für  die  Untersuchung  sogenannter  labiler  Sera  (Gravidität,  Ma¬ 
laria,  Skarlatina)  sowie  hämolytischer  und  bakteriell  infizierter  Sera 
scheint  die  MTR.  den  anderen  Reaktionen  vielfach  überlegen  zu  sein. 

Kurt  Meyer  {Berlin). 

Sato,  Goro,  Zur  Serodiagnostik  der  Syphilis  beim  Ka¬ 
ninchen.  (Zschr.  f.  Hyg.  1924,  101,  S.  362.) 

Die  Untersuchungen  des  Verf.  ergaben,  daß  wir  neben  der  SGR. 
mit  aktivem  Serum  in  der  MTR8  eine  für  die  serologische  Diagnostik 
der  experimentellen  und  spontanen  Kaninchensyphilis  brauchbare  Re¬ 
aktionen  besitzen.  Schill  {Dresden). 

Szirmai,  F.,  Über  die  Bedeutung  der  neueren  serologi¬ 
schen  Untersuchungsmethoden  bei  Lues  congenita. 
(Jahrb.  f.  Kindhlk.  1924,  104,  S.  257.) 

Die  Ausflockungsreaktionen  sind  von  Wichtigkeit  bei  der  Lues 
congenita  als  Ergänzung  der  Wassermann- Reaktion.  Sie  verringern 
die  Zahl  unsicherer  Befunde.  v.  Bemuth  {Jena). 

Fleischer,  L.,  Über  die  quantitative  Ausgestaltung  der 
Flockungsreaktionen.  (Arch.  f.  Hyg.  1924,  94,  S.  254.) 

Die  Methode  fußt  darauf,  daß  bei  positiven  Seren  die  ausflocken¬ 
den  Substanzen  des  Serums  die  Bestandteile  des  Extrakts,  die  bei 
Vermischung  mit  der  Kochsalzlösung  deren  Trübung  hervorgerufen 
haben,  unter  Bildung  eines  Bodensatzes  und  Klärung  der  überstehen¬ 
den  Flüssigkeit  ausfällen,  und  daß  der  Eintritt  dieser  Klärung  — 
diese,  nicht  der  gleichzeitig  gebildete  Bodensatz  ist  maßgebend  — 
bei  gleichbleibenden  Extraktmengen  innerhalb  einer  Skala  abgestufter 


540 


Syphilis. 


Serummengen  —  praktisch  erprobt  sind  die  Abstufungen  von  0,4  bis 
0,05  —  bei  positiven  Seren  sich  bewegt.  Als  Extrakt  eignet  sich 
der  dünnere,  zur  Meinickeschen  Trübungsreaktion  verwandte  in  der 
üblichen  Kochsalzverdünnung.  Der  verschiedene  Gehalt  an  aus¬ 
flockenden  Substauzen  in  den  nach  Wassermann  stark  und  schwach 
reagierenden  positiven  Seren  kommt  in  der  quantitativen  Reaktion 
meist  entsprechend  zum  Ausdruck.  Selbst  bei  Verwendung  gleichen 
Extraktes  können  natürlich  die  Resultate  beider  Reaktionstypen 
nicht  verglichen  werden,  ein  absoluter  Parallelismus  besteht  nicht. 
Die  quantitative  Flockungsreaktion  erscheint  besonders  geeignet, 

den  Erfolg  einer  antiluetischen  Kur  fortlaufend  zu  kontrollieren. 

Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Schilling,  Erich,  Die  vereinfachte  Meinickesche  Trü¬ 
bungsreaktion  als  prinzipielle  Untersuchungs¬ 
methode  im  Krankenhaus.  (D.  m.  W.  1924  S.  844.) 

Von  1000  Kranken  reagierten  125.  Bei  3  kein  Anhalt  für 
Syphilis;  also  unspezifischer  Ausfall.  7  sicher  Syphilitische  reagierten 
nach  Meinicke,  dagegen  nicht  nach  Wassermann;  5 mal  war  dabei 
die  Sternsche  Abänderung  positiv,  2  mal  die  Sternsche  positiv  bei 
negativer  Meinicke-Probe.  Bei  tertiärer  Lues  ergab  sich  2  mal  nur 
nach  Meinicke,  dagegen  nicht  nach  Wassermann  und  Stern  ein  Aus¬ 
schlag.  —  Die  vereinfachte  MTR.  erfordert  wenig  Zeit  und  Kosten 
und  liefert  in  wenigen  Stunden  ein  Ergebnis.  Am  besten  wäre 
gleichzeitige  Anstellung  der  3  Proben.  Doch  kommt  man  in  der 
Praxis  —  bis  auf  besondere  Fälle  —  mit  Meinickes  Verfahren  aus. 

Georg  Schmidt  {München). 

zur  Linden,  W.,  Erfahrungen  mit  der  Meinickeschen 
Trübungsreaktion  (MTR.).  (D.  m.  W.  1924  S.  1149.) 

Die  MTR.  weist  in  ihrer  aktiven  Form  zurzeit  die  beste  Methodik 
auf;  sie  ist  einfach,  wohlfeil,  schnell  ausführbar,  gut  zu  beurteilen. 
Die  serodiagnostische  Zuverlässigkeit  wurde  an  510  Blutproben 
erforscht,  mit  denen  gleichzeitig  die  WaR.,  die  SGR.  und  die 
dritte  Modifikation  der  Meinickeschen  Flockungsreaktion  angestellt 
wurden.  In  91,4  Proz.  stimmten  MTR.  und  WaR.  überein.  18 mal 
(3,5  Proz.)  zeigte  MTR.  die  Lues  an,  während  WaR.  versagte.  Erstere 
wird  später  negativ,  hat  eine  größere  Reaktionsbreite  als  die  WaR., 
ferner  keine  unspezifischen  Ergebnisse.  Andererseits  blieb  bei 
16  klinisch  sicheren  Syphilitikern  mit  positiver  WaR.  die  Trübung 
bei  der  MTR.  aus  (=  3,1  Proz.).  Ein  weiterer  Mangel  der  MTR.  ist 
die  schwankende  Schärfe  der  Extrakte.  Sie  ist  auch  für  Liquor¬ 
untersuchung  ungeeignet.  Sie  ist  daher  nicht  reif  für  die  allgemeine 
Praxis  und  muß  immer  noch  durch  gleichzeitige  WaR.  ergänzt  werden. 

Georg  Schmidt  {München). 


Syphilis. 


541 


Beniasch,  M.  und  Lerner,  D.,  Methode  der  beschleunigten 
Ausflockungsreaktion  bei  Syphilis.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I. 
Orig.  1924,  93,  S.  352.) 

Ausgehend  vom  Gedanken,  daß  bei  der  Seroreaktion  die  gegen¬ 
seitige  Fällung  der  beiden  Kolloidkörper :  Globuline  des  Serums  und 
Lipoide  des  Extraktes  durch  die  Anwesenheit  des  lipoidlösenden 
Alkohols  gestört  wird,  wird  mit  einer  alkoholfreien  Emulsion  ge¬ 
arbeitet.  Diese  nimmt  ihren  Ausgang  von  einem  nach  M einicke 
hergestellten  alkoholischen  Extrakt,  jedoch  mit  der  Abweichung,  daß 
er  durch  die  Behandlung  mit  Äther  von  Fetten  möglichst  befreit 
wird,  und  wird  gewonnen  dadurch,  daß  der  Alkohol  der  jeweils  zum 
Versuch  benötigten  Extraktmenge  im  Brutschrank  verdunstet  und 
der  Rückstand  mit  Kochsalzlösung  ausgewaschen  und  nach  be¬ 
stimmtem  Titer,  gewonnen  an  sicher  positiven  und  negativen  Seren, 
verdünnt  wird.  0,6  Emulsion  wird  zu  0,2  inaktivem  Serum  +0,2 
Kochsalzlösung  zugesetzt,  das  Gemisch  5 — 6  Minuten  zentrifugiert. 
Für  den  Ausfall  ist  wie  bei  der  Bruckschen  Methode  die  Bildung 

einer  Membran  an  der  Oberfläche  des  Gemisches  maßgebend.  Bei 
•  • 

1184  Seren  Übereinstimmung  mit  Wassermann  in  96,6,  mit  DM  in 
95,6  Proz.  Genaues  Urteil  über  Spezifizität  jedoch  nicht  möglich,  da 
Resultate  nicht  durchweg  durch  klinische  Angaben  kontrolliert 
werden  konnten.  Noetel  (Landsberg  a.  W.). 

Untersteiner,  R.,  Weitere  Erfahrungen  über  die  verein¬ 
fachte  Meinickesche  Trübungsreaktion.  (Derm.  Wschr. 
1924,  79,  S.  1042.) 

Es  wurden  im  ganzen  an  1700  Seren  die  MTR.  und  WaR.  an¬ 
gestellt.  Übereinstimmung  beider  Reaktionen  ergab  sich  in  rund 
97  Proz.  der  Fälle.  Das  Verhältnis  der  unspezifischen  Reaktions¬ 
ausfälle  der  WR.  und  MTR.  war  ziemlich  gleich.  Schuster. 

Bruns,  Gudrun,  Erfahrungen  mit  der  Meinickeschen  Trü¬ 
bungsreaktion.  (M.  Kl.  1924  S.  1178.) 

Die  MTR.  scheint  empfindlicher,  vielleicht  aber  auch  weniger 
spezifisch  zu  sein  als  die  WaR.  Ein  Ersatz  der  WaR.  durch  die  sehr 
einfache  MTR  kommt  zurzeit  nicht  in  Frage,  jedoch  können  Parallel¬ 
untersuchungen  nach  beiden  Verfahren  von  erheblichem  Nutzen  sein. 

Erich  Hesse  (Berlin). 

Elkeles,  G.,  Erfahrungen  mit  der  Meinickeschen  Trü¬ 
bungsreaktion.  (D.  m.  W.  1924  S.  1256.) 

Man  soll  bei  der  vom  Verf.  angegebenen  „Lumbalpunktatreaktion 
mit  Meinickes  Balsamextrakten“  nicht  lediglich,  wie  es  irrtümlich 

Förtig  tat,  die  Trübung,  sondern  die  Flockung  ablesen. 

Georg  Schmidt  (München). 


542 


Syphilis. 


•  • 

Poschacher,  A.,  Uber  Meinickes  dritte  Trübungsreaktion 
(MTR.3).  (Denn.  Wschr.  1924,  79,  S.  950.) 

Verf.  faßt  seine  Erfahrungen  mit  der  MTR.3  folgendermaßen  zu¬ 
sammen:  Das  Ergebnis  wird  zweizeitig  abgelesen  und  zwar  nach 
1  und  nach  4  Stunden.  Das  Ergebnis  wird  abgestuft,  wobei  auch 
die  Flockung  berücksichtigt  wird.  Beim  Arbeiten  mit  nur  einer 
Extraktverdünnung  ist  der  16  fachen  der  Vorzug  zu  geben.  Mit  der 
WaR.  besteht  Übereinstimmung  in  91  Proz.  aller  Fälle.  Bei  Nicht¬ 
übereinstimmung  besteht  fast  sicher  keine  unspezifische  Reaktion, 

öfters  längere  Resistenz  bei  mit  Salvarsan  und  Hg  bzw.  Salvarsan 

•  • 

und  Bi  behandelten  Fällen  von  Lues  aller  Stadien,  starke  Uber- 

•  • 

legenheit  bei  Lues  latens,  Überlegenheit  bei  Lues  III  und  früheres 
Positivwerden  bei  Lues  I.  Bei  Unbrauchbarkeit  der  WaR.  infolge 
Eigenhemmung  ist  das  Resultat  der  MTR.  verwertbar.  Bei  der 
Untersuchung  von  Liquor  spielt  die  Trübung  keine  brauchbare  Rolle, 
anscheinend  aber  die  Flockung.  Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Niederwieser,  V.,  Unsere  Erfahrungen  über  die  Meinicke- 
Mikroreaktion.  (W.  kl.  W.  1924  S.  986.) 

Nach  den  Erfahrungen  der  Innsbrucker  Kinderklinik  ist  die 
Meinicke-Mikroreaktion  beim  Säugling  und  Kleinkind  mit  der  klini¬ 
schen  Diagnose  zusammen  eine  wertvolle  Stütze  und  kann  vielleicht 
die  WaR.  ersetzen.  Letzteres  aber  nur  dann,  wenn  nach  gewissen 
Erfahrungen  und  durch  stets  in  größeren  Serien  (mit  Kontrollproben) 
angelegte  Proben  und  die  dadurch  ermöglichten  Kontrollvergleiche 
eine  sachgemäße,  sichere  Beurteilung  ermöglicht  wird.  Wegen  der 
geringen  Menge  Blutes,  die  benötigt  wird,  und  der  bequemen  Mög¬ 
lichkeit  seiner  Gewinnung,  ferner  wegen  der  Möglichkeit,  fortlaufende 
Untersuchungen  zu  machen,  besitzt  die  Meinicke-Mikroreaktion  ge¬ 
rade  für  die  Kinderärzte  einen  besonderen  Wert.  He t sch. 

Hachla,  J.,  Luesnachweis  mit  Hilfe  der  Flockungsreak¬ 
tionen  nach  Meinickes  III.  Modifikation  und  nach 
Sachs-Georgi,  verglichen  mit  der  WaR.  (Öas.  lek.  öes. 
1924,  p.  1238  [tschechisch].) 

Verf.  vergleicht  auf  Grund  von  18148  Blut-  und  407  Liquor¬ 
untersuchungen  die  Wa.-,  DM.-  und  SG.-Reaktionen.  Übereinstim¬ 
mung  bestand  in  90,74  Proz.  DM.  erscheint  in  dieser  Statistik  als 
sehr  spezifisch,  SG.  zwar  empfindlicher,  aber  häufiger  unspezifisch. 
Bei  Liquoruntersuchungen  übertrifft  WaR.  die  beiden  anderen  Re¬ 
aktionen.  Zur  Diagnose  der  Lues  empfiehlt  aber  der  Verf.  keine  der 
3  Reaktionen  allein,  sondern  möglichst  immer  nur  eine  Kombination 
aller  3  Methoden  gleichzeitig.  Gellner  ( Olmütz ). 


Syphilis.  543 

Takenomata,  N.,  Zur  Frage  der  Serum-Inaktivierung  beim 
serologischen  Luesnachweis.  (M.  Kl.  1924  S.  865.) 

Eine  5  Minuten  dauernde  Erhitzung  auf  60 0  bietet  sowohl  für  die 
WaR.  als  auch  für  die  Sachs-Georgi-Ausflockungsreaktion  mindestens 
ebenso  günstige  Bedingungen  wie  eine  solche  von  30  Minuten  Dauer 
auf  55°.  Diesbezügliche  Nachprüfungen  werden  empfohlen. 

Erich  Hesse  (Berlin). 

Meinicke,  Ernst,  Zur  Frage  der  Serumaktivierung  beim 
serologischen  Luesnachweis.  (M.  Kl.  1924  S.  1217.) 
Ergänzende  Bemerkungen  zu  der  Arbeit  von  Takenomota  in 
No.  25  der  glichen  Wochenschrift.  Erich  Hesse  (Berlin). 

Tsakyroglu,  G.,  Über  die  Brauchbarkeit  der  Sachs- 
Georgischen  Reaktion  in  der  Schwangerschaft.  (Arch. 
f.  Gyn.  1924,  122,  S.  333.) 

Die  Sachs-Georgi-Reaktion  ist  in  der  Schwangerschaft  (unter¬ 
sucht  wurden  302  Fälle)  zur  Serodiagnostik  der  Lues  durchaus 
geeignet,  besonders  als  Ergänzungsreaktion  zur  WaR.  zwecks  Er¬ 
zielung  besserer  Resultate.  Das  Nabelschnurblut  ist  zur  Serodiagnose 
der  Lues  unbrauchbar,  sowohl  wegen  seiner  Neigung  zur  Hämolyse, 
als  auch  weil  das  kindliche  Blut  auch  bei  kongenital  luetischen  häufig 
erst  während  der  ersten  Monate  nach  der  Geburt  seropositiv  wird. 
Man  muß  das  Arm venenblut  der  Mutter  benutzen.  E.  Philipp. 

Gasiorowski,  N.  et  Legezynski,  St.,  Influence  de  la  dose  et 
du  temps  de  l’inactivation  du  serum,  ainsi  que  de  la 
duree  d’action  de  la  temperature  de  37°,  sur  la  reaction 
de  Sachs-Georgi.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  91,  p.  699.) 
Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Serumdosis,  der  Inakti¬ 
vierungsdauer  und  des  Brutschrankaufenthaltes  auf  die  Sachs- 
Georgi-Reaktion.  Die  besten  Resultate  wurden  mit  0,2  ccm  1/2  Stunde 
bei  56°  inaktivierten  Serums  erzielt;  Ablesung  nach  48 ständigem 
Brutschrankaufenthalt  (37°)!  Prigge  (Frankfurt  a.M.). 

Turcek,  R.,  Über  eine  Modifikation  der  SGR.  mit  be¬ 
deutend  erhöhter  und  ausgreifenderer  Sensibilität. 
(Öasop.  pro  zdrav.  1924  p.  95  [slovak.].) 

Beschreibung  einer  Modifikation  der  SGR.,  erprobt  an  566  Fällen 
mit  einer  Sensibilität,  die  um  45  Proz.  die  WaR.,  ohne  Einbuße  an 
Spezifität,  übertreffen  soll.  Die  Spannweite  der  Sensibilität  ver¬ 
längert  sich  angeblich  gegen  die  Primärperiode  und  andererseits  gegen 
die  Periode  der  vorgeschrittenen  Heilung  hin  zu.  Die  Modifikation 
besteht  in:  1.  einer  größeren  Konzentration  des  Antigens,  2.  einer 
Verlängerung  der  Reaktionszeit  bis  auf  36  Stunden.  Gcllner. 


544 


Syphilis. 


Sachs,  H.,  Klopstock,  A.  und  Ohashi,  T,,  Neuere  Versuche 
zur  Serodiagnostik  der  Syphilis  mittels  Ausflockung. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1363.) 

Bei  der  Frühablesung  der  SGR.  kommen  gelegentlich  unspezifische 
reversible  Frühflockungen  auf.  Diese  fallen  weg,  wenn  man  den 
Extrakt  rasch,  anstatt  zweizeitig  verdünnt.  Dabei  tritt  aber  eine 
erhebliche  Herabsetzung  der  Empfindlichkeit  ein,  die  Zusatz  ver¬ 
stärkender  Stoffe  notwendig  macht.  Die  Verff.  benutzen  bei  der  be- 
‘  schriebenen  Reaktion  als  Verstärker  Benzoeharz.  Neben  den  chole- 
sterinierten  Benzoeharzextrakten  wurden  auch  die  gleichen  Extrakte 
mit  einem  geeigneten  Lezithinzusatz  verwandt.  Die  bisherigen 
diagnostischen  Ergebnisse  sind  durchaus  ermutigend.  Das  Verfahren 
ist  sparsam  in  bezug  auf  Serummenge  und  Extraktverbrauch,  das 
Ergebnis  ist  rasch  makroskopisch  ablesbar.  Auch  für  die  Prüfung 
von  Lumbalflüssigkeiten  scheint  die  Methode  brauchbar  zu  sein. 

Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Sachs,  H.  und  Klopstock,  A.,  Zur  Serodiagnostik  mittels 
Ausflockung.  (Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  167*.) 

Ablesen  der  SGR.  sofort,  spätestens  nach  1  Stunde  Brutschrank¬ 
aufenthalt  möglich  durch  Versetzen  des  gebräuchlichen  Extraktes 
mit  Benzoeharz  und  Lezithin  und  längerem  Schütteln  des  Serum¬ 
extraktgemisches  im  Schüttelapparat.  Die  Reaktion  ist  Flockungs-, 
nicht  Trübungsreaktion.  Noetel  {Landsberg  a.  W.). 

Sachs,  H.  und  Klopstock,  A.,  Zur  Serodiagnostik  der  Syphilis 
mittels  „Benzocholextrakte n“.  (Klin.  Wschr.  1924  8.  1818.) 
Verff.  weisen  darauf  hin,  daß  für  die  Ausflockungsreaktion  mit 
„Benzocholextrakten“  nur  frisch  bereitete  oder  höchstens  bis  zu 
8  Tagen  alte  Gemische  von  cholesteriniertem  Rinderherzextrakt  und 
Benzoeharzlösung  ein  einwandfreies  Resultat  gewährleisten.  Aus¬ 
reichend  ist  das  Arbeiten  mit  Benzocholextrakten  ohne  Lezithin¬ 
zusatz,  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Holländer,  A.,  Nachprüfung  der  „Neueren  Versuche  von 
H.  Sachs,  A.  Klopstock  und  T.  Ohashi  zur  Sero¬ 
diagnostik  der  Syphilis  mittels  Ausflockung“.  (Derm. 
Wschr.  1924,  79,  S.  1008.) 

Verf.  hat  die  neuerdings  von  Sachs,  Klopstock  und  Ohashi 
angegebene  Schnellflockungsreaktion  (Schn.FR.)  an  330  Seren  nach¬ 
geprüft.  Aus  seinen  Untersuchungen  geht  hervor,  daß  die  Schn.FR., 
verglichen  mit  dem  Ausfall  der  WaR.,  bei  den  meisten  Fällen  gute 

und  brauchbare  Ergebnisse  liefert.  Einwandfreies  Arbeiten  und  gute 
•  • 

Übung  sind  unbedingt  notwendig.  Aber  auch  diese  Methode  kann  nur 
als  Ergänzungsreaktion  zur  WaR.  in  Frage  kommen.  Schuster. 


Syphilis. 


545 


Heyer,  E.,  Über  Erfahrungen  mit  der  neuen  Ausflockungs¬ 
reaktion  auf  Lues  nach  Sachs  und  Klopstock.  (Klin. 
Wschr.  1924  S.  2099.) 

Verf.  hat  die  Ausflockungsreaktion  nach  Sachs,  Klopstock 
und  Ohashi  an  572  Fällen  nachgeprüft.  Nach  seinen  Erfahrungen 
ist  die  neue  Reaktion  sehr  einfach  auszuführen,  sie  benötigt  wenig 
Material  und  ist  schnell  ablesbar.  Unspezifische  Reaktionen  sind 
selten.  Für  die  Laboratoriumsdiagnose  hat  die  Reaktion  den  Vorteil, 
daß  sie  am  gleichen  Tage  mit  der  WaR.  abgelesen  werden  kann. 
Nachteile  gegenüber  der  S.G.R.  scheint  sie  kaum  zu  haben.  Verf. 
ist  der  Ansicht,  daß  die  neue  Reaktion  den  Bedürfnissen  der  All¬ 
gemeinpraxis  am  nächsten  kommt,  und  daß  man  sie  der  Allgemein¬ 
praxis  nicht  vorenthalten  sollte,  wenn  durch  weitere  Untersuchungen 
die  Brauchbarkeit  bestätigt  wird.  Schuster  (Frankfurt  a.  0.). 

Klostermann,  M.  und  Weisbach,  W.,  Über  ein  konstantes 
Grundantigen  zur  Serodiagnose  der  Syphilis.  (Arch.  f. 
Hyg.  1924,  94,  S.  247.) 

Zunächst  Bekämpfung  der  von  Paul  und  Epstein  gegen 
frühere  Arbeiten  der  Verff.  gemachten  Ein  wände,  Aufrechterhaltung 
besonders  der  Behauptung,  daß  Globulin  ein  normaler  Bestandteil  des 
Sachs-Georgi-Niederschlags  ist,  Entwicklung  der  Gewinnung  eines 
Extrakts  aus  Pferdeherzpulver,  zunächst  mit  Petroläther,  und  dann 
mit  95  proz.  Alkohol  im  Verhältnis  1 : 10  behandelt,  dieser  ist  als 
Ausgangsmaterial  für  die  Antigenbereitung  für  alle  bisher  angegebenen 
Syphilisreaktionen,  auch  Trübungsreaktionen,  soweit  sie  mit  alkoholi¬ 
schen  Extrakten  arbeiten,  brauchbar.  Da  in  diesem  Extrakt  Fette, 
Phosphatide  und  Sterine  wegen  ihrer  Löslichkeit  in  Petroläther  nicht 
vorhanden  sind,  außerdem  Lezithin  und  Kephalin  in  Petroläther  lös¬ 
lich  sind,  so  kann  diesen  Phosphatiden  bei  der  Luesreaktion  keine 
ausschlaggebende  Bedeutung  beigemessen  werden,  und  damit  werden 
der  Lipoidbindungstheorie  (M einicke,  Epstein  und  Paul)  wesent¬ 
liche  Stützen  entzogen.  Ob  der  wirksame  Stoff  des  neuen  Extraktes, 
der  von  den  Verff.  früher  bereits  als  Lezithalbumin  angesprochene 

Körper  ist,  kann  erst  durch  weitere  Versuche  entschieden  werden. 

Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Weyrauch,  F.,  Weitere  Untersuchungen  über  die  Brauch¬ 
barkeit  der  Trübungsreaktion  nach  Dold  (DR.).  (M.  Kl. 
1924  S.  940.) 

Die  DR.  zeigte  in  95,2  Proz.  der  Untersuchungen  Übereinstim¬ 
mung  mit  der  WaR.,  die  Spätablesung  der  DR.  als  Flockung  in 
93,8  Proz.  Die  Versager  sind  bei  beiden  Reaktionen  ungefähr  gleich 
häufig.  Ein  Vorteil  der  DR.  ist  die  Möglichkeit  der  Ablesung  in  den 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No.  23/24.  35 


546 


Syphilis. 


zwei  typischen  Stadien  der  Trübung  und  Flockung;  eine  Vereinigung 
der  WaR.  und  der  DR.  bietet  größere  diagnostische  Sicherheiten  als 
eine  solche  der  MTR.  und  der  SGR.  Erich  Hesse  [Berlin). 

Griesbach,  R.,  Erfahrungen  mit  der  Kodamaschen  Aus¬ 
flockungsreaktion  an  1500  Sera.  (Klin.Wschr.  1924  S.  1680.) 

Auf  Grund  ihrer  Vorzüge,  der  hohen  Spezifizität  und  der  ein¬ 
fachen  Technik  mit  einmal  eingestellten  cholesterinierten  Extrakten 
ist  die  Überschichtungsprobe  für  die  Serodiagnose  der  Syphilis  zur 
vorläufigen  schnellen  Orientierung  selbst  für  den  Praktiker  als  ge¬ 
eignet  zu  erachten.  Die  Bestätigung  durch  die  WaR.  muß  jedoch 
in  jedem  Falle  nachgeholt  werden.  Schuster  [. Frankfurt  a.  0.). 

Hecht,  Hugo,  Zur  Technik  meiner  Aktivmethode  der 
Seroreaktion  bei  Syphilis.  (D.  m.  W.  1924  S.  1374.) 

Abänderungen  der  1922  beschriebenen  Technik :  1.  Die  Kochsalz¬ 
lösung,  mit  der  man  die  zur  Auswertung  verwendeten  Röhrchen  auf¬ 
füllt,  wird  im  selben  Verhältnisse  mit  96proz.  Alkohol  versetzt, 
wie  die  Antigenverdünnung  aufgestellt  wird.  2.  Einzeldosis:  0,1  ccm 
des  Menschenserums.  Zur  Auswertung  4  Röhrchen,  die  mit  0,1— 0,4 
des  5proz.  Hammelblutes  aufgefüllt  werden.  3.  Die  ganze  Versuchs¬ 
reihe  kommt  gleichzeitig  in  den  Brutschrank.  Es  wird  das  Hammel¬ 
blut  in  die  4  Auswertungsröhrchen  nach  25  Minuten  eingebracht, 
nach  weiteren  35  Minuten  die  durch  die  Auswertung  für  jedes 
Serum  festgestellte  Blutmenge  nachgefüllt.  Will  man  die  Bindung 
im  Eiskasten  vornehmen,  wodurch  das  Verfahren  viel  empfindlicher 
wird,  so  wird  der  gesamte  Versuch  in  ihm  gelassen  und  nachher 
sofort  das  Blut  in  die  Auswertungsröhrchen  gefüllt.  4.  Man  unter¬ 
sucht  mit  mindestens  2  Antigenen,  Rinderherz-  und  Cholesterin¬ 
extrakt,  bei  jedem  mit  einer  schwächeren  spezifischen  Gabe  und 
einer  stärkeren  empfindlicheren,  aber  nicht  so  spezifischen  Menge. 
Diese  Antigendosen  werden  durch  genaue  Titrierung  festgestellt,  die 
das  Wichtigste  ist.  Man  bestimmt  bei  normalen  und  bei  patho¬ 
logischen,  aber  nichtsyphilitischen  Seren  die  Extraktdosis,  die  gerade 
noch  hemmt,  wobei  man  in  die  Kontrollröhrchen  die  entsprechende 
Alkohol  menge  hinzufügt.  Von  der  so  ermittelten  Antigendosis  sind 
die  Hälfte  die  spezifische  und  3/4  die  empfindlichere,  aber  unspezi¬ 
fische  Dosis.  Vor  allgemeiner  Verwendung  prüft  man  an  Seren 
verschiedenen  Ursprungs,  auch  luetischen,  die  Empfindlichkeit  der 
Antigene.  Georg  Schmidt  [München). 

Rockstraw,  Elizabeth  W.  and  Hopkins,  J.  G.,  Zone  phenomena 
in  the  Kahn  precipitation  test  for  Syphilis.  (Proc.  Soc. 
for  exper.  Biol.  a.  M.  1924,  21,  p.  453.) 


Syphilis. 


547 


Die  Kahnsche  Präzipitationsmethode  für  Syphilis  sieht  bei  gleich¬ 
bleibenden  Serummengen  drei  Abstufungen  des  Antigengehalts  vor. 
Drei  Typen  positiver  Reaktion:  1.  Die  stärkste  Ausflockung  im  ersten 
Röhrchen  mit  dem  größten  Antigengehalt.  2.  Die  Reaktion  in  allen 
drei  Röhrchen  gleich  stark.  3.  Im  dritten  Röhrchen  am  stärksten. 
Die  Reaktion  des  ersten  Typus  sollte  als  stark,  die  des  zweiten  als 
mittelstark,  die  des  dritten  als  schwach  positiv  betrachtet  werden. 
Aus  einer  Zusammenstellung  von  Ergebnissen  bei  Prüfung  von  Seren 
in  steigenden  Verdünnungen  mit  Antigenen  in  steigenden  Verdünnungen 
ist  ersichtlich,  daß  ein  nur  mit  konzentrierterem  Antigen  Fällung 
gebendes  Serum  in  der  Regel  einen  höheren  Immunkörpergehalt  hat 
als  ein  mit  stark  verdünntem  Antigen  reagierendes,  und  daß  man 
durch  weitere  Verdünnung  eines  Serums  eine  im  ersten  Röhrchen 
stark  positive,  im  dritten  negative  Reaktion  in  eine  in  allen  drei 
Röhrchen  stark  positive  und  weiter  in  eine  im  ersten  Röhrchen 
negative  im  dritten  stark  positive  verwandeln  kann,  weil  ein  Maximum 
von  Fällung  erhalten  wird,  wenn  Verdünnung  des  Antigens  und  Ver¬ 
dünnung  des  Serums  und  damit  des  Immunkörpergehalts  sich  in  ge¬ 
wisser  Weise  entsprechen.  Bei  der  Wassermann-Reaktion  wurde  auch 
für  stark  verdünnte  Seren  keine  Zunahme  des  Bindungsvermögens  bei 
steigender  Antigenverdünnung  beobachtet.  Ein  Vergleich  der  Kahn- 
Reaktion  mit  Cholesterin- Wassermann-Reaktionen  bei  den  gleichen 
Seren  zeigt,  daß  der  positiven  Kahn-Reaktion  des  ersten  Typus  durch¬ 
schnittlich  der  Wassermann- Wert  3-)-  bis  4-(-  entspricht,  dem  zweiten 
Typus  1,5+  bis  3,5-)-,  und  dem  dritten  Typus  0,3+  bis  2,8+.  Die 
stärksten  Wassermann-Reaktionen  finden  sich  nur  bei  Seren  mit  dem 
ersten  Typus  der  positiven  Kahn-Reaktion.  E.  Fit  sehen  (Weyarn). 

Wüllen  weher,  G.,  Über  die  Frage  der  Verwendbarkeit  des 
Liquor  cerebrospinalis  zu  diagnostischen  Zwecken 
bei  artifizieller  Blutbeim engung;  zugleich  ein  Bei¬ 
trag  zur  Genese  der  Mastixkurve.  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  1756.) 

Verf.  hat  Reihenuntersuchungen  angestellt  einerseits  mit  Normal¬ 
liquor,  andererseits  mit  paralytischem  Liquor,  denen  abgestufte  Mengen 
von  Blutserum  zugesetzt  waren.  Die  Resultate  sind  in  einer  Tabelle 
zusammengestellt.  Bei  einem  Gesamteiweißgehalt  des  sanguinolenten 
Liquors  von  über  1,5  Prom.  bzw.  mit  einer  Erythrocytenzahl  von 
mehr  als  300  Erythrocyten  in  10  Kleinquadraten  der  Bür ker sehen 
Zählkammer  ließ  sich  die  Unterscheidung  des  normalen  vom  Para¬ 
lyseliquor  nicht  durchführen.  Nach  unten  schließt  die  Tabelle  mit 
einem  Gesamteiweißgehalt  von  0,37  Prom.  und  75  Erythrocyten  in 
10  Kleinquadraten  ab,  da  bei  noch  geringeren  Beimengungen  fast 
der  reine  Typ  des  Normal-  bzw.  Paralyseliquors  eintritt.  Die  Mastix- 

35* 


548 


Syphilis. 


reaktion  bietet  bei  0,75  Prom.  Gesamteiweißgehalt  und  150  Erythro- 
cyten  einen  Vorteil  gegenüber  den  anderen  Liquorreaktionen,  die  bei 
demselben  Grade  der  Liquorverunreinigung  mit  Blut  —  wenigstens 
schwach  —  positiv  ausfallen,  die  sichere  Bewertung  des  Liquors  für 
die  Frage  „Paralyse-  oder  Normalliquor“  also  ausschließen. 

Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Schoenfeld,  Neuere  Eiweißproben  in  der  Rückenmarks¬ 
flüssigkeit.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145,  S.  270.) 

Eine  bei  32°  gesättigte  Lösung  von  Natriumsulfat  eignet  sich 
in  den  vom  Verf.  angewandten  Mengenverhältnissen  im  Gegensatz 
zur  gesättigten  Ammonsulfatlösung  nicht  zum  Aussalzen  von  Eiweiß 
in  der  Rückenmarksflüssigkeit  bzw.  als  Eiweißprobe  für  praktische 
Zwecke.  Auch  Kaliumacetat  ist  ungeeignet.  Dagegen  kommt  den 
ein-  und  mehrwertigen  Phenolen  und  der  Gerbsäure  eine  eiwei߬ 
fällende  Wirkung  in  der  Rückenmarksflüssigkeit  zu.  Besonders  das 
Resorcin  in  12,5  proz.  Lösung  ist  für  die  Eiweißprobe  für  laufende 
Untersuchungen  zu  empfehlen.  Die  Resorcinprobe  steht  hinsichtlich 
der  Empfindlichkeit  in  der  Mitte  zwischen  der  Pändyschen  Karbolsäure¬ 
probe  und  der  Nonneschen  Ammoniumsulfatprobe.  Kresol  in  5  proz. 
Lösung  fällt  nur  bei  hochgradigen  Veränderungen.  Pyrogallol  (20  Proz.) 
ist  ebenfalls  verwendbar,  hat  aber  keine  Vorzüge  vor  der  Resorcin¬ 
probe.  Gerbsäure  (0,2  Proz.)  scheint  ebenfalls  für  den  Nachweis 
pathologischer  Eiweißmengen  brauchbar  zu  sein,  gibt  aber  nicht  so 
gute  Ausschläge  Wie  das  Resorcin.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Langer,  Erich,  Über  therapieresistente  Lues.  (M.  Kl.  1924 
S.  1171.) 

Verf.  erörtert  das  Problem  mit  besonderer  Berücksichtigung 
seiner  praktischen  Bedeutung  für  die  Chemotherapie  der  Lues. 

Erich  Hesse  {Berlin). 

Schumacher,  Josef,  Worauf  beruht  die  spezifisch  spirillo- 
zide  Wirkung  des  Salvarsans?  (Arch.  f.  Derm.  1924,  145, 
S.  364.) 

Die  spezifische  Wirkung  des  Arsens  ist  pharmakologischer 
Natur  und  wird  durch  die  Verschiedenheit  im  chemischen  Aufbau 
zwischen  Körper-  und  Spirochätenzellen  bedingt.  Die  Spirochaeta 
pallida  ist  ein  nukleinsäurefreier  und  damit  ein  sehr  sauerstoffarmer 
Parasit,  die  Körperzelle  dagegen  hat  als  sehr  sauerstoffreich  zu  gelten. 
Die  Wirkung  der  Arsenikalien  kommt  nun  dadurch  zustande,  daß  das 
Arsen  hemmend  auf  Oxydationen  und  oxydative  Synthesen  einwirkt, 
und  daß  bei  einer  gewissen  Konzentration  im  Blute  die  sauerstoff¬ 
armen  Spirochäten  dieser  Wirkung  bereits  zu  einer  Zeit  erliegen, 


Syphilis.  549 

wenn  die  sauerstoffreicheren  Körperzellen  noch  lange  nicht  in  gleichem 
Maße  geschädigt  werden.  W.  Gaelitgens  [Hamburg). 

Silberstein,  S.,  Zur  Frage  der  sal varsanresistenten  Lues. 
(Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  116.) 

Eine  Festigung  der  Spirochaeta  pallida  gegen  Salvarsan  hat  sich 
zwar  noch  nicht  exakt  beweisen  lassen,  indes  muß  mit  dieser  Mög¬ 
lichkeit  doch  gerechnet  werden,  da  es  gelungen  ist,  andere  Spiro- 
chaeten  gegen  Salvarsan  und  die  Pallida  gegen  Quecksilber  und 
Wismut  zu  festigen.  Neben  der  direkten  Salvarsanfestigung  kommt 
auch  eine  von  vornherein  verschiedene  Resistenz  der  einzelnen 
Syphilisspirochäten  in  Betracht.  Aus  den  Reihenbeobachtungen  des 
Verf.  geht  hervor,  daß  die  Salvarsanwirkung  im  allgemeinen  eine 
deutliche  Abnahme  erkennen  läßt.  Da  ein  Versagen  des  Organismus 
als  Ursache  dieser  Erscheinung  kaum  in  Frage  kommen  kann,  bleibt 
zur  Erklärung  nur  die  Annahme  einer  spezifischen  Festigung  der 
Spirochäten.  W.  Gaelitgens  {Hamburg). 

Kirch,  A.,  Ein  Fall  von  akuter  gelber  Leberatrophie 
und  Dermatitis  nach  Salvarsan.  (W.  kl.  W.  1924  S.  781.) 
Schilderung  des  klinischen  Verlaufes  und  des  Obduktionsbefundes 
bei  einem  Fall  von  akuter  gelber  Leberatrophie  und  Dermatitis  bei 
einer  Patientin  mit  Lues  im  Stadium  negativer  WaR.  im  Anschluß 
an  eine  Salvarsankur.  Lues  und  Salvarsan  sind  als  Koeffizienten  im 
Sinne  Herings  beim  Zustandekommen  der  Leberatrophie  anzusehen. 
Dabei  kann  jeder  der  beiden  =  0  sein  oder  zu  dem  nur  allein  in 
Betracht  kommenden  „Effizienten“  werden.  Im  vorliegenden  Falle 
wird  die  Hauptschuld  dem  Salvarsan  zugesprochen  im  Hinblick  auf 
den  negativen  Ausfall  der  WaR.  und  das  gleichzeitige  Auftreten  der 
Dermatitis.  Hetsch  {. Frankfurt  a.  M .). 

Kartamiscliew,  Anatol,  Der  Einfluß  des  Salvarsans  auf  die 
Leberfunktion.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  100.) 

Von  klinischem  Interesse.  W.  Gaelitgens  {Hamburg). 

Worms,  Experimentelle  Untersuchungen  mit  Stovarsol. 
(Zbl.  f.  Bakt.  Abt.  I.  Orig.  1924,  93,  S.  188*.) 

Die  günstigen  Erfolge  französischer  Autoren  mit  Stovarsol,  dem 
Acetylderivat  der  Oxyaminophenylarsinsäure,  als  internem  Syphilis- 
prophylaktikum,  in  prophylaktischer  und  kurativer  Hinsicht  konnten 
an  Kaninchen,  die  mit  Spirochaete  pallida  und  cunic.  infiziert  wurden, 
nicht  bestätigt  werden,  auch  mahnt  die  erhebliche  Giftigkeit  des 
Präparates  zur  Vorsicht.  Das  chemisch  dem  Stovarsol  entsprechende 
deutsche  Präparat  Spirocid  ist  mindestens  gleichwertig.  Noetel. 


550 


Syphilis. 


Arning,  E.,  Klinische  Erfahrungen  mit  einem  neuen 
Arsenobenzol-Präparat  „Albert  102“.  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  2135.) 

Verf.  hat  2  Jahre  hindurch  eine  größere  Anzahl  von  Luesfällen 
mit  einem  neuen  Arsenobenzolpräparat  „Albert  102“  behandelt.  Nach 
seiner  Erfahrung  ist  das  Präparat  dem  Salvarsan  nicht  nur  eben¬ 
bürtig,  sondern  sogar  in  mancher  Richtung  überlegen,  auch  von  rein 
klinischem  Standpunkte  aus,  und  zwar  in  dem  von  Ehrlich  immer 
angestrebten  Sinne ,  in  der  größeren  Stabilität  des  Moleküls  bei 
gleicher  spirochätozider  Kraft.  Diese  Stabilität  äußert  sich  darin, 
daß  bei  intravenöser  Darreichung  keine  Geruchs-  und  Geschmacks¬ 
wahrnehmungen  beobachtet  werden,  daß  das  Mittel  zu  keiner  Störung 
des  Opticus  führt,  daß  keine  Magen-  und  Darmstörungen,  keine  Fälle 
von  Ikterus,  Herpes  aufgetreten  sind,  ebenso  nie  ein  sog.  Neuro- 
rezidiv,  sowie  daß  es  vor  allem  bei  über  2000  Injektionen  bisher  nie 
zu  Encephalitiden  und  Erythemen  gekommen  ist.  Schuster. 

Mutschler,  Rudolf,  Zur  Frage  der  „Abortiv-  bzw.  Früh¬ 
behandlung“  der  Syphilis.  (Arch.  f.  Derm.  1924,  147,  S.  107.) 

Nach  den  Erfahrungen  des  Verf.  ist  eine  Frühheilung  der  Syphilis 
mit  1  bzw.  2  kräftigen  Kuren  bei  entsprechender  Berücksichtigung 
der  nötigen  Vorbedingungen  mit  fast  100  Proz.  Wahrscheinlichkeit  zu 
erwarten.  W.  Gaehtgens  {Hamburg). 

Meyer,  G.,  Bericht  über  das  Schicksal  ausgiebig  be- 
handelterSyphiliskinder.  (Arch.  f.  Kindhlk.  1924  74,  S.  172.) 

Die  Untersuchungen  erstrecken  sich  auf  158  Kinder,  von  denen 
59  Proz.  mehr  als  5  Jahre  in  Beobachtung  standen.  Die  Ergebnisse 
sind  bei  den  vollständig  zu  Ende  behandelten  Kindern  günstiger  als  bei 
den  vorzeitig  aus  der  Behandlung  genommenen.  Von  den  127  Kindern 
der  1.  Gruppe  sind  89,7  Proz.  als  sozial  brauchbar  anzusehen  und 
von  diesen  wieder  44,1  Proz.  als  vollwertig.  Aus  dieser  Gruppe 
hatten  nur  2  bei  der  letzten  Nachuntersuchung  eine  positive  WaR., 
2  weitere  eine  verdächtige.  Die  Resultate  waren  um  so  günstiger, 
je  früher  die  Behandlung  eingesetzt  hatte.  v.  Bemuth  {Jena). 

Giemsa,  E.,  Über  die  chemotherapeutische  Wirkung  des 
Arsens,  Antimons  und  Wismuts.  (Zschr.  f.  angew.  Chemie. 
1924  S.  765.) 

Zusammenfassende  Besprechung  gelegentlich  der  Hauptver¬ 
sammlung  des  Vereins  deutscher  Chemiker  in  Rostock.  Wedemann. 

•• 

Hübner,  Uber  die  Wirkung  der  Genußgifte,  besonders 
des  Nikotins,  bei  Salvarsankuren.  (Derm.  Wschr.  1924, 
79,  S.  1292.) 


Syphilis. 


551 


Verf.  glaubt  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  mit  Sicherheit 
annehmen  zu  dürfen,  daß  der  übermäßige  Nikotingenuß  vor  und 
während  der  Kur,  wie  ihn  der  übermäßige  Zigarettenkonsum  in  den 
Nachkriegsjahren  mit  sich  brachte,  die  natürlichen  Abwehrfunktionen 
des  Körpers  lähmt,  so  daß  sich  das  Salvarsan  nicht  voll  auswirken 
kann.  Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Mühlpfordt,  H.,  Das  Problem  der  Salvarsan  Wirkung  im 
Körper  auf  die  Syphilisspirochäte,  von  einer  neuen 
Seite  betrachtet.  (Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  1262.) 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  äußerst  ausführlichen  Erörterungen 
zu  folgenden  Schlußfolgerungen:  Die  Salvarsanwirkung  auf  die  Syphilis¬ 
spirochäte  ist  keine  Arsenwirkung.  Die  Tötung  der  Spirochäten  durch 
Salvarsan  ist  eine  Reduktionswirkung.  Der  Spirochätensauerstoff 
wird  durch  das  starke  Reduktionsmittel  Salvarsan  aus  den  dadurch 
zugrunde  gehenden  Spirochäten  herausgerissen.  Diese  Reduktions¬ 
wirkung  tritt  nur  bei  hohen  Salvarsandosen  ein.  Kleine  Salvarsan- 
dosen  wirken  noch  nicht  so  weit  reduzierend,  daß  eine  Abtötung  der 
Spirochäten  eintritt,  vielmehr  werden  sie  nur  geschädigt  und  damit 
salvarsanfest.  Kleine  Dosen  kommen  nicht  zur  Geltung,  akkumulieren 
und  provozieren  damit  Arsenvergiftungen.  Die  Syphilistherapie  mit 
Salvarsan  hat  also  die  kleinen  Salvarsandosen  unbedingt  zu  ver¬ 
meiden  und  muß  Ehrlichs  Anschauung  möglichst  nahekommen. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  0). 

Matuschka,  J.,  Erfahrungen  mit  der  kombinierten  Mirion- 
Neosalvarsanbehandlung  bei  Syphilis.  (W.  kl.  W.  1924 
S.  1063.) 

Kurze  Mitteilung  der  Erfahrungen,  die  in  4  Jahren  mit  der 
kombinierten  Mirion-Neosalvarsanbehandlung  gesammelt  wurden. 
Diese  Therapie  wurde  in  allen  Stadien  der  Lues  ohne  Rücksicht 
auf  das  Alter  der  Patienten  durchgeführt  und  ergab  im  allgemeinen 
günstige  Resultate.  Intensives  Vorgehen  ist  erforderlich,  d.  h.  An¬ 
wendung  größerer  und  oft  gegebener  Mengen  Mirion,  dazu  Neosal- 
varsanmengen  von  4,5 — 6,0  g.  Versager  gibt  es,  wie  bei  jeder 
schematischen  Behandlung,  auch  bei  dieser  Therapie.  Hetsch. 

Sirota,  L.,  Eine  Reinfectio  syphilitica  nach  Linsers 
Abortivbehandlung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1585.) 

Kasuistik.  Georg  Schmidt  [München). 

Hesse,  Max,  Behandlung  der  Säuglingssyphilis  mit  Mer- 
lusan.  (M.  Kl.  1924  S.  1361.) 

Das  bezeichnete  Quecksilberpräparat  wird  angelegentlich  emp¬ 
fohlen.  Erich  Hesse  (Berlin). 


552 


Syphilis. 


Bauer,  H.,  Über  Wismutverbindungen.  (Chem.  Ztg.  1924 
S.  468.) 

Wismut  zeigt  im  Vergleich  zu  Arsen  und  Antimon  metallischere 
Natur.  Seine  Variationsfähigkeit  ist,  wie  sie  bei  dem  an  Kohlenstoff 
gebundenen  Arsen,  in  schwächerem  Maße  dem  Antimon  eigen  ist,  nicht 
vorhanden.  Monoarylwismutverbindungen  sind  schwierig  darstellbar, 
organische  Bismutinsäuren  und  Bismutinoxyde  sind  noch  nicht  be¬ 
kannt.  Die  Fähigkeit  des  Wismuts  zur  Bildung  komplexer  Salze 
gibt  jedoch  die  Möglichkeit  zur  Darstellung  zahlreicher  Wismut¬ 
abkömmlinge  an  die  Hand.  In  der  Abhandlung  werden  die  in  der 
Chemotherapie  schon  eingeführten  Wismut  Verbindungen  und  die 
Möglichkeit  der  Herstellung  von  Arsen  und  Wismut  enthaltenden 
Verbindungen  besprochen,  z.  B.  der  Wismutverbindung  der  Dioxy- 
propyl-3-amino-4-oxyphenylarsinsäure.  Wedemann  (Berlin). 

Bauer,  Hugo,  Zur  Chemie  der  Wismutverbindungen.  (M. 
Kl.  1924  S.  1146.) 

Die  Ausführungen  dürfen  das  Interesse  desjenigen  Forschers 
beanspruchen,  der  sich  mit  dem  weiteren  Ausbau  der  chemothera¬ 
peutischen  Verwendung  der  Wismutpräparate  befaßt.  Erich  Hesse. 

Kollo,  W.,  Chemotherapeutische  Studien  über  Wismut. 
(M.  Kl.  1924  S.  1097.) 

In  einer  großen  Reihe  von  Kaninchenversuchen  hat  Verf.  die 
Einwirkung  verschiedener  Wismutpräparate  auf  die  Syphilisspirochäten 
geprüft.  Er  gelangt  zu  dem  Ergebnis,  daß  die  Wismut- Salze  er¬ 
heblich  langsamer  wirken  als  das  Salvarsan,  daß  ein  erheblich  ge¬ 
ringerer  chemotherapeutischer  Index  erzielt  wird,  daß  die  absolute 
Heildosis  bei  intravenöser  Injektion  bei  allen  bisher  bekannten  Bi- 
Verbindungen  fast  genau  die  gleiche  ist  wie  bei  intramuskulärer,  und 
daß  therapeutisch  gute  Wirkungen  sich  nur  bei  Anlage  eines  intra¬ 
muskulären  Depots  erzielen  lassen,  aus  denen  es  infolge  dauernder 
Resorption  entwicklungshemmend  auf  die  Spirochäten  wirkt.  Solange 
daher  kein  dem  Salvarsan  entsprechendes  Wismutpräparat  gefunden 
ist,  muß  sich  die  Wismut-Behandlung  auf  gewisse  näher  bezeichnete 
Fälle  beschränken.  Erich  Hesse  (Berlin). 

Jaffe,  Rudolf,  Über  Gewebsveränderungen  nach  Wismut¬ 
injektionen.  (M.  Kl.  1924  S.  1135.) 

Im  Gegensatz  zur  Salvarsan  Wirkung,  die  sich  in  Nekrosen  und 
Thrombosen  in  den  umgebenden  Geweben  äußert,  steht  bei  den 
Wismutinjektionen  Leukocytenansammlung  und  Neigung  zur  Absze߬ 
bildung  um  die  injizierten  Wismutmassen  im  Vordergründe. 

Erich  Hesse  (Berlin). 


Syphilis. 


553 


Vejdovsky,  V.,  Über  die  Wirkung  der  Wismutv erbin- 
dungen  auf  luetische  Augenkrankheiten.  (Cas.  lek.  ßes. 
1924  p.  1096  [tschechisch].) 

Die  Wirkung  der  Wismuthverbindungen  war  dem  Salvarsan  und 
Hg  bei  tiefen  Hornhautentzündungen  und  bei  Abducenslähmung 
gleichwertig,  besser  noch  bei  einem  zerfallenen  Gumma  des  inneren 
Augenwinkels,  bei  akuter  Iritis  und  bei  inneren  Ophthalmoplegien, 
sehr  gut  bei  luetischen  Erkrankungen  des  Augenhintergrundes.  Bei 
Tabes  leistete  es  nicht  mehr  als  die  anderen  antiluetischen  Mittel. 
Doch  konnte  eine  bedeutende  Verlängerung  der  Intervalle  zwischen 
den  Krisen  festgestellt  werden.  Gellner  ( Olmütz ). 

•  • 

Frank,  M.,  Uber  die  Behandlung  der  kongenitalen  Lues 
mit  Tarbis  (Bismutum  tartaricum  solubile).  (Arch.  f. 
Kindhlk.  1924,  74,  S.  106.) 

Die  Behandlung  der  kongenitalen  Lues  mit  Wismutpräparaten 
zeitigt  keine  besseren  Resultate  als  die  altbewährte  Quecksilber- 
Salvarsan-Therapie.  Dagegen  wurden  mehrmals  Nierenschädigungen 
festgestellt.  v.  Bernuth  [Jena). 

Stoye,  W.,  Über  Wismutbehandlung  der  Lues  congenita. 
(M.  m.  W.  1924  S.  1431.) 

Wismut  ist  ein  wertvolles  Mittel  zur  Behandlung  der  kongenitalen 

Lues  im  frühesten  Kindesalter.  w.  Gaehtgens  {Hamburg). 

* 

Hoffmann,  E.,  Über  die  Wismutbehandlung  der  Syphilis. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1541.) 

Eingehende  Besprechung  der  einschlägigen  Literatur  und  eigener 
Erfahrungen.  Wismut  hat  sich  als  ein  gutes  und  wirksames  Anti- 
syphiliticum  bewährt,  das  bezüglich  seiner  spirochätoziden  Kraft  dem 
Salvarsan  unterlegen  ist,  das  Hg  aber  übertrifft.  Auch  die  Dauer¬ 
wirkung  scheint  gut  zu  sein.  Die  Nebenerscheinungen  sind  äußerst 
gering.  Strenge  Überwachung  des  Patienten  während  der  Kur  ist 
stets  zur  Pflicht  zu  machen.  Nebenwirkungen  und  Schädigungen  sind 
fast  nie  gefährlich.  Intravenöse  Anwendung  sowie  „Mischspritzen¬ 
behandlung“  erscheint  nicht  empfehlenswert.  Zur  möglichsten  Er¬ 
reichung  der  Frühheilung  und  schnellsten  Herabsetzung  der  An¬ 
steckungsfähigkeit  sollte  bei  primärer  und  sekundärer  Lues  stets 
neben  Bismut  Salvarsan  angewandt  werden.  Wichtig  sind  hier 
maximale  kombinierte  Kuren.  Bei  älterer,  vor  allem  tertiärer  Lues 
genügt  im  allgemeinen  mildere  Behandlung.  Reine  Wismutkuren 
haben  sich  besonders  bei  älterer  und  visceraler  Syphilis  vielfach 
bewährt.  Aortitis  syphilitica  und  die  verschiedenen  Formen  der 
Neurolues  werden  oft  günstig  beeinflußt.  Bei  kongenitaler  Syphilis 


554 


Syphilis. 


lassen  sich  bei  Kombination  mit  Salvarsan  anscheinend  günstige 
Früherfolge  erzielen.  —  Angewandt  sollten  nur  solche  Präparate 
werden,  die  klinisch  bereits  längere  Zeit  erprobt  sind  und  sich 
bewährt  haben.  Schuster  {Frankfurt  a.  0.). 

Mras,  Fr.,  Zur  Klinik  der  intravenösen  Wismutbehand¬ 
lung.  (W.  kl.  W.  1924  S.  724.) 

Da  frühere  Versuche  mit  geringeren  Dosen  des  intravenös  ver¬ 
abreichten  Natriumtribismutyltartrats  (Bi  5)  eine  gute  Toleranz  und 
günstige  Heilwirkung  ergeben  hatten,  steigerte  Verf.  di  Finzeldosen 
und  injizierte  10  ccm  der  0,5proz.  Bi-Lösung  3  mal  wöcuentlich.  Auf 
diese  Weise  wurden  23  Fälle  behandelt,  von  ihnen  15  später  mit 
Neosalvarsan  kombiniert.  Bei  13  Fällen,  die  beim  Beginn  der  Kur 
reichlich  Spirochäten  aufwiesen,  verschwanden  diese  8  mal  nach  der 
ersten,  2  mal  nach  der  zweiten  und  je  lmal  nach  der  dritten,  vierten 
und  fünften  Injektion,  d.  h.  nach  50  ccm  Bi  5  oder  0,25  Substanz. 
Die  Exantheme  verhielten  sich  sehr  verschieden.  Die  makulösen 
verschwanden  zum  Teil  schon  nach  1  oder  2  Injektionen,  andere 
überstanden  sogar  13  Einspritzungen.  Die  Sklerosen-  und  Schleimhaut¬ 
papelinfiltrate  gingen  viel  prompter  zurück.  Die  Serum-WaR.,  die 
bei  der  früheren  Dosierung  auffallende  Schwankungen  gezeigt  hatte, 
sank  in  Form  einer  gleichmäßig  abfallenden  Kurve  ab  und  wurde  in 
manchen  Fällen  schon  in  der  ersten  Hälfte  der  Kur  negativ.  Die 
Verträglichkeit  des  Präparates  war  auch  in  dieser  stärkeren  Do¬ 
sierung  gut.  Das  intravenös  verabreichte  Wismut  entfaltet  eine 
annähernd  gleich  gute  Heilwirkung  wie  die  durchweg  höher  zu 
dosierenden  intramuskulär  anzuwendenden  Bi- Präparate.  H  et  sch. 

Strempel,  R.,  Erfahrungen  mit  der  Wismuttherapie  der 
Lues.  (Derm.  Wschr.  1924,  79,  S.  1205.) 

Übersicht  über  56  Fälle.  Die  Ergebnisse  der  Wismuttherapie 

der  Lues,  sei  es  allein,  sei  es  in  Verbindung  mit  Salvarsan,  sind 

um  so  aussichtsreicher,  je  frühzeitiger  die  Behandlung  beginnt.  Bei 

Frühlues  soll  neben  dem  Wismut  auf  Salvarsan  nicht  verzichtet 

werden.  Hohe  Einzeldosen  in  kurzen  Intervallen  und  genügend  hohe 

öesamtdosis  der  einzelnen  Kuren  sind  von  Wichtigkeit.  Genaue 
•  • 

Überwachung  ist  unerläßlich ;  auch  die  Spinalflüssigkeit  ist  genau  zu 
prüfen.  Schuster  ( Frankfurt  a.  0.). 

Nagel,  V.,  Therapeutische  Wirkung  des  Bismogenols  in 
der  Syphilisbehandlung.  (D.  m.  W.  1924  S.  1237.) 

Zweijährige  Erfahrungen  mit  Bismogenol.  Es  ist  sehr  gut  ver¬ 
träglich  und  beeinflußt  besonders  günstig  die  Lues  congenita  der 
Kinder,  sowie  Lues  III  und  Lues  cerebri.  Provokatorische  Wirkung 


Syphilis. 


555 


auf  WaR.  mehrfach  festgestellt.  Bei  klinisch  und  serologisch  hart¬ 
näckiger  Syphilis  gibt  man  parenteral  Reizkörper,  Terpichin,  Caseosan, 
und  mobilisiert  dadurch  die  Spirochäten,  die  dann  leichter  von  den 
antisyphilitischen  Mitteln  erfaßt  werden.  Bei  den  Kranken,  die  zu 
den  einzelnen  Kuren  pünktlich  erschienen,  blieben  klinische  Rück¬ 
fälle  aus.  Serologische  kamen  vor,  aber  nicht  annähernd  so  häufig, 
wie  bei  der  Kur  mit  Salvarsan-Hg.  salicyl.  Bevorzugt  wurde  die 
gemischte  Behandlung  mit  Salvarsan  und  Bismogenol. 

Georg  Schmidt  {München). 

Jähnke, Gust.  ;  und  Schäcker,  Erich,  Uber  Wismutbehandlung 
der  Syphilis  und  die  Aufnahme  des  Wismuts  in  den 
Liquor  cerebrospinalis.  (M.  Kl.  1924  S.  742.) 

Die  therapeutische  Wirkung  des  Wismuts  wird  sehr  günstig 
beurteilt.  Sie  ist  anscheinend  geringer  als  die  des  Salvarsans,  aber 
sicherer  als  die  der  Quecksilberpräparate.  Ernstere  Nebenerschei¬ 
nungen  sind  nicht  zu  befürchten.  Ein  Übertritt  des  Wismuts  in  den 
Liquor  scheint  nicht  leicht  zu  erfolgen.  Erich  Hesse  {Berlin). 

de  Moraes  Cardoso,  J.  A.,  Über  die  Einwirkung  von  Bismo¬ 
genol  und  Spirobismol  auf  die  Spirocliaeta  pallida 
mit  Bemerkungen  über  den  Bismutnachweis  im  Urin. 
(Klin.  Wschr.  1924  S.  1674.) 

Nach  den  praktisch  verwendeten  Dosen  von  Bismogenol  und 
Spirobismol  verschwinden  die  Spirochäten  aus  dem  Reizserum  schneller 
als  nach  entsprechenden  Dosen  von  Quecksilberpräparaten.  Nach 
beiden  Präparaten  tritt  eine  vorübergehende  Vermehrung  der  Spiro¬ 
chäten  auf,  und  zwar  nach  Spirobismol  sehr  schnell,  nach  Bismogenol 
wesentlich  langsamer.  Diese  Bismutpräparate  verhalten  sich  also 
in  dieser  Beziehung  wie  die  Salvarsanpräparate  im  Gegensatz  zu 
den  Hg- Präparaten.  Nach  Spirobismolinjektion  ist  Bismut  sehr  bald, 
nach  Bismogenol  wesentlich  später  im  Urin  nachzuweisen.  Schuster. 

Mras,  F.  und  Kohane,  R.,  Zur  Dosierungsfrage  der  Wismut¬ 
präparate.  (W.  kl.  W.  1924  S.  1285.) 

Verlf.  prüften,  inwieweit  die  Verträglichkeit  verschiedener 
Wismutpräparate  (Spirobismol,  Bismogenol,  Nadisan,  Trepol,  Bi  5  ölig, 
Casbis,  Mesurol)  an  der  Bi-Nephrose,  deren  Eintritt  bei  fortlaufender 
Sedimentuntersuchung  in  jedem  Falle  einfach  und  genau  festgestellt 
werden  kann,  meßbar  ist.  Soll  ein  Vergleich  möglich  sein,  so  müssen 
größere  Reihen  angelegt  werden,  innerhalb  deren  das  Wismut  in 
Form  verschiedener  Präparate,  aber  in  gleicher  Gesamt-  und  Einzel¬ 
dosis  und  mit  gleichen  Injektionsintervallen  verabreicht  wird. 

H  et  sch  {Frankfurt  a.  M.). 


556 


Syphilis. 


Kihn,  B.,  Über  einige  Erfahrungen  mit  der  Infektions- 

behandlung  der  progressiven  Paralyse.  (Arch.  f.  Psych. 

1924,  72,  S.  287.) 

Wenn  Rekurrensbehandlung  wirksam  sein  soll,  muß  etwa  alle 
5  Tage  eine  Neuimpfung  von  Mäusen  stattfinden.  —  Von  8  mit 
Rekurrens  geimpften  Patienten  waren  bei  2  gute  Remissionen,  ein 
Kranker  blieb  stationär,  2  wurden  mit  Malaria  weiter  behandelt, 
3  verstarben  während  der  Behandlung,  1  während  des  Fieberanstiegs 
an  Herzschwäche.  —  Das  Reichsgesundheitsamt  hält  Spirochäten¬ 
aufschwemmung  in  serumhaltiger  Flüssigkeit  zu  Injektionszwecken 
vorrätig.  —  Malariatherapie:  häufig  Quotidianatyp ,  auch  Doppel¬ 
gipfel  und  kontinuierliche  Fieberattacken.  Medikamentöse  Sicher¬ 
stellung  der  Herztätigkeit  erforderlich,  da  Hauptgefahr  bei  der  In¬ 
fektionsbehandlung  vom  Herzen  her  droht.  Bisher  16  Fälle,  darunter 
3  sofortige  und  gute  Remissionen,  5  Fälle  remittierten  mangelhaft, 
5  blieben  unverändert,  3  Fälle  starben.  Endogen  gemästete,  hin¬ 
fällige,  agitierte  und  galoppierende  Paralysen  sind  von  der  Behand¬ 
lung  auszuschließen.  Noetel  (. Landsberg  a.  TV.). 

Kyrie,  J.,  Die  Malariabehandlung  der  Syphilis.  (W.  kl. 

W.  1924  S.  1105.) 

Verf.  berichtet  auf  Grund  seiner  Erfahrungen  an  über  500  Fällen 
über  die  günstigen  Erfolge  der  Malariatherapie  der  Syphilis.  Bei 
etwa  250  Fällen  der  älteren  und  alten  Luesstadien  mit  Liquor¬ 
komplikationen  erreichte  die  Malaria -Neosalvarsanbehandlung  in 
relativ  kurzer  Zeit  und  ohne  Gefährdung  des  Kranken  mehr  als  alle 
anderen  Methoden.  Natürlich  kommen  gelegentlich  Versager  vor, 
d.  h.  Fälle,  bei  denen  die  Sanierung  nicht  voll  erreicht  wird,  wo 
biologische  Reaktionen,  die  wir  als  Ausdruck  für  das  Weiterbestehen 
der  Infektion  anzusehen  gewohnt  sind,  erhalten  bleiben.  Später 
wurden  alle  Fälle  sekundärer  Lues  überhaupt  dem  neuen  Behand¬ 
lungsverfahren  unterzogen  in  dem  Bestreben,  auf  diesem  Wege 
vielleicht  endgültig  über  die  Meningorezidive  hinwegzukommen.  Die 
Aussichten  für  eine  meningeale  Sterilisation  sind  um  so  größer,  je 
weniger  weit  vorgeschritten  die  Durchseuchung  dei  Meningen  bzw. 
die  Verankerung  des  Virus  gediehen  ist,  d.  h.  je  jünger  der  Fall  ist. 
Die  Resultate  bei  über  250  Fällen  dieser  Art  übertrafen  alles,  was 
mit  den  bisher  in  der  Klinik  geübten  Methoden  erreichbar  war.  Bei 
den  Fällen,  die  ihre  Kur  bis  zum  Schluß  durchgemacht  haben,  war 
trotz  allen  Suchens  niemals  ein  Rezidiv  festzustellen.  Und  diese 
schönen  Erfolge  wurden  durch  eine  nur  einmalige  Kur  erzielt.  Die 
Patienten  wurden  zuerst  mit  Salvarsan  behandelt  (in  der  Regel  bis 
zu  3  g  Gesamtmenge  innerhalb  4  Wochen)  und  dann  der  etwa 
3  Wochen  dauernden  Malariatherapie  entworfen.  Daran  schloß  sich 


Syphilis. 


557 


unmittelbar  eine  neue  Salvarsankur  mit  wieder  wenigstens  3  g  inner¬ 
halb  4  Wochen.  Gelegentlich  betrug  die  zweite  Dosis  Neosalvarsan 
auch  4,  5  und  6  g,  wodurch  die  gesamte  Behandlungszeit  natürlich 
etwas  verlängert  wurde.  Bestimmend  hierfür  war  das  Verhalten  der 
Serumreaktion,  die  gar  nicht  selten  hohe  Resistenz  zeigte.  Die  Kur 
ist  ein  einschneidendes  Verfahren,  die  Patienten  machen  eine  schwere 
Krankheit  durch,  vertragen  die  Behandlung  aber  auffallend  gut. 
Nur  Kranke,  die  einen  gewissen  Grad  von  Kachexie  darbieten  oder 
Zeichen  einer  Herzmuskelentartung,  sind  auszuschließen.  2  Todes¬ 
fälle,  die  in  dieser  Richtung  zur  Vorsicht  mahnen,  werden  mitgeteilt. 
Die  eingeimpfte  Malaria  war  stets  leicht  zu  heilen.  Malariarezidive 
wurden  nicht  beobachtet.  Verf.  ist  der  Ansicht,  daß  nach  dem  ge¬ 
schilderten  Verfahren  der  weitaus  überwiegende  Teil  der  Sekundär¬ 
syphilitischen,  vor  allem  der  im  ersten  Krankheitsjahre  stehenden, 
mit  einem  Schlage  von  der  Krankheit  befreit  werden  kann.  Hetsch. 

Gerstmann,  J.,  Zur  Frage  der  Umwandlung  des  klinischen 
Bildes  der  Paralyse  in  eine  halluzinatorisch-paranoide 
Erscheinungsform  im  Gefolge  der  Malariabehandlung. 
(Zschr.  f.  d.  ges.  Neur.  1924,  93,  S.  200.) 

Die  im  Gefolge  der  Malariabehandlung  der  Paralyse  nicht  selten 
eintretende  Umwandlung  des  typischen  klinischen  Bildes  in  eine 
halluzinatorisch-paranoide  Erscheinungsform  ist  als  Rückbildungs¬ 
manifestation  auf  dem  Wege  zu  einer  völligen  Remission  aufzufassen. 
Auch  bei  Behandlung  mit  Bakterienprodukten :  Tuberkulose*,  Typhus¬ 
vaccine  wird  diese  Umwandlung  in  ein  halluzinatorisches  Bild  ge¬ 
legentlich  beobachtet.  Der  klinischen  Umwandlung  geht  auch  sero¬ 
logisch  eine  Rückbildung  der  pathologischen  Serum-  und  Liquor¬ 
reaktionen  parallel.  Biologisch  dürfte  diesem  Umwandlungsprozeß 
eine  Verschiebung  der  Hauptkomponenten  des  paralytischen  Krank¬ 
heitsvorganges  nach  der  Seite  einer  einfachen  Hirnlues  zugrunde¬ 
liegen.  Noetel  ( Landsberg  a.  W.). 

Scherber,  G.  und  Albrecht,  0.,  Die  Wirkung  der  Malaria  in 
Verbindung  mit  spezieller  Behandlung  auf  die  syphi¬ 
litischen  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems 
und  der  Gehirnnerven,  wie  die  Beeinflussung  der 
liquorpositiven,  von  Nerven  Symptomen  freien  Fälle 
durch  diese  Therapie  im  präventiven  Sinne.  (M.  Kl. 
1924  S.  1285  u.  1326.) 

Die  Malariabehandlung  im  Verein  mit  entsprechender  spezifischer 
Therapie  ist  zur  Zeit  das  wirksamste  Behandlungsmittel  der  mani¬ 
festen  Nervensyphilis  und  beeinflußt  den  positiven  Liquorbefund  am 
günstigsten.  Erich  Hesse  (Berlin). 


558 


Syphilis. 


Kirschner,  L.  und  van  Loon,  H.  F.,  Zur  Malariabehandlung 
der  progressiven  Paralyse  in  den  Tropen.  (Zugleich 
ein  Beitrag  zur  Malariaimmunität.)  (Klin.  Wschr.  1924 
S.  2001.) 

Ein  großer  Prozentsatz  der  von  den  Verff.  mit  Malaria  tertiana 
wiederholt  intravenös  und  nachträglich  auch  subkutan  mit  relativ 
großen  Blutmengen  geimpften  Patienten,  die  von  Kindheit  an  in  den 
Tropen  lebten,  erwies  sich  als  absolut  immun;  andere  erkrankten 
zwar,  aber  ganz  leicht  und  sterilisierten  sich  nach  wenigen  Anfällen 
von  selbst.  Von  4  Patienten,  die  infiziert  werden  konnten,  zeigte 
einer,  mit  Malaria  tropica  behandelt,  eine  komplette  Remission  mit 
wiedererlangter  Berufstätigkeit,  2  mit  Tertiana  behandelte  sehr 
deutliche  Besserungen.  Infolge  der  Schwierigkeiten,  die  sich  durch 
die  Malariaimmunität  der  Bevölkerung  in  den  Tropen  dieser  Para¬ 
lysebehandlung  entgegenstellen,  wäre  die  Wahl  einer  anderen  fieber¬ 
haften  Erkrankung  zu  erwägen.  —  Aus  dem  histopathologischen  Be¬ 
fund  von  Gehirnpräparaten  eines  mit  der  klinischen  Diagnose  Dementia 
paralytica  sezierten  Chinesen  konnte  diese  Diagnose  bestätigt  werden. 

Schuster  (. Frankfurt  a.  0.). 

Bumke,  0.,  Paralyseprobleme.  (Zschr.  f.  ärztl.  Fortb.  1924 
S.  581,  610  u.  644.) 

Kritische  Besprechung  der  heutigen  Anschauungen  über  die 
Ätiologie,  die  Symptomerklärung,  den  Verlauf,  die  Häufigkeit  und 
die  Behandlung  der  Paralyse.  Von  einer  klaren  Einsicht  in  die 
Entstehungsbedingungen  sind  wir  noch  recht  weit  entfernt,  aber  die 
Beantwortung  der  Frage,  warum  nur  ein  Bruchteil  aller  Syphilitischen 
paralytisch  wird,  kann  auf  dem  von  Plaut  und  Mulzer  (Fest¬ 
stellung  besonderer  neurotroper  Wirkungen  der  infizierenden  Spiro¬ 
chätenstämme),  von  Hauptmann  (Einfluß  der  Konstitution  des  In¬ 
fizierten  hinsichtlich  der  Aufbringung  von  Abwehrkräften)  u.  a.  ge¬ 
wiesenen  Wege  erreicht  werden.  Die  in  diesen  neueren  Arbeiten 
entwickelten  Ideen  haben  sich  schon  jetzt  als  fruchtbar  erwiesen. 
Hinsichtlich  der  Symptomerklärung  ist  die  Auffassung  Haupt- 
manns  sehr  beachtenswert,  der  die  Paralyse  aus  dem  Zusammen¬ 
treffen  einer  lokalen  Spirochätenwirkung  und  eines  eiweißtoxischen 
Vorganges  erklärt.  Die  entzündlichen  Veränderungen  des  Gehirns 
werden  auf  die  spezifischen  Lebensäußerungen  der  Spirochäten,  die 
reinen  Parenchymdegenerationen  dagegen  darauf  zurückgeführt,  daß 
der  immunschwache  Paralytiker  nicht  imstande  ist,  die  Erreger  durch 
spezifische  Immunkörper  intrazellulär  (in  der  Haut)  zu  vernichten, 
und  daß  es  so  zu  einem  extrazellulären  fermentativen  Abbau  der 
Spirochäten  kommt,  bei  dem  dann  anaphylaktisch  wirkende  Stoffe 
entstehen.  Die  Zeit  zwischen  Infektion  und  Ende  der  Paralyse 


Syphilis.  —  Sitzungsbericht. 


559 


(der  Paralysebeginn  ist  ein  statistisch  zu  unsicher  verwertbarer 
Faktor)  verkürzt  sich  um  so  mehr,  je  später  die  Infektion  statt¬ 
gefunden  hat.  Der  Grund  hierfür  ist  wohl  in  einer  früh  (etwa 
schon  vom  30.  Jahre  an)  einsetzenden  Abnahme  der  Widerstands¬ 
kraft  zu  erblicken.  Anscheinend  werden  bei  der  Paralyse  neuer¬ 
dings  Heilungen  mit  Defekt  wie  ungewöhnlich  lange  Verlaufszeiten 
etwas  häufiger.  Möglicherweise  könnte  die  Einführung  zweckmäßigerer 
Behandlungsarten  und  ihre  energische  Durchführung  allmählich  einen 
milderen  Verlauf  bedingen.  Unter  den  im  einzelnen  kurz  geschil¬ 
derten  modernen  Behandlungsmethoden  wird  die  Malariatherapie  als 
die  zweifellos  aussichtsreichste  hingestellt.  Hetsch  ( Frankfurt  a.  M). 

Marinesco,  G.  et  Draganesco,  State,  Influence  nocive  du  neo- 
salvarsan  sur  les  sujets  atteints  de  Syphilis  et  de 
malaria;  contribution  ä  l’etude  des  lesions  histo- 
logiques  des  centres  nerveux  dans  la  malaria  coma- 
teuse.  (C.  r.  Soc.  de  Biol.  1924,  90,  p.  707.) 

Untersuchungen  über  Salvarsanschäden,  die  bei  Paralytikern  be¬ 
obachtet  wurden,  welche  nach  Wagner  v.  Jauregg  mit  Malaria 
behandelt  wurden.  Prigge  (. Frankfurt  a.  M). 

Herrmann,  G.,  Über  die  Malariabehandlung  der  juvenilen 
Paralyse.  (M.  Kl.  1924  S.  745.) 

Auf  Grund  eigener  Erfahrungen  wird  die  Malariabehandlung 
gerade  bei  der  juvenilen  Paralyse  als  gute  und  anderen  überlegene 
Methode  empfohlen.  Erich  Hesse  {Berlin). 


Nachdruck  verboten. 

Berliner  Gesellschaft  für  Mikrobiologie. 

Sitzung  vom  19.  Januar  1925. 

R.  Otto  (Vorsitzender),  Nachruf  auf  Julius  Morgenroth  und 
Carl  Titze. 

Leider  haben  die  letzten  Wochen  des  vergangenen  Jahres  unserer  Gesellschaft 
erneute  schwere  Verluste  gebracht.  Am  20.  Dezember  ist  der  Geheime  Medizinalrat 
und  Abteilungs-Direktor  im  Institut  „Robert  Koch“  Professor  Julius  Morgenroth 
an  einer  Anämie  nach  längerer  Krankheit  verstorben  und  am  gleichen  Tage  erlag 
der  Geheime  und  Oberregierungsrat  im  Reichsgesundbeitsamt  Dr.  Carl  Titze  den 
Folgen  eines  Schlaganfalles.  Beide  standen  noch  im  besten  Mannesalter,  Titze 
hatte  vor  kurzem  das  50.,  Morgenroth  das  53.  Lebensjahr  vollendet. 

Carl  Titzes  wissenschaftliche  Arbeiten  bewegten  sich  hauptsächlich  auf  dem 
Gebiete  der  Tierhygiene  und  der  experimentellen  Veterinärmedizin.  Nach  anfäng¬ 
licher  praktischer  Betätigung  trat  Titze  im  Jahre  1904  in  das  Hygienische  Institut 
der  Berliner  Tierärztlichen  Hochschule  (Prof.  Ostertag)  ein.  Nachdem  er  mit 


560 


Sitzungsbericht. 


einem  Beitrage  zur  Immunisierung  gegen  Geflügelcholera,  Schweineseuche  und 
Schweinepest  promoviert  hatte,  siedelte  er  1906  als  Hilfsarbeiter  in  die  Bakterio¬ 
logische  Abteilung  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamts  (Geheimrat  U hl enh uth)  über. 
Im  Gesundheitsamt  hat  er  hervorragenden  Anteil  an  den  dort  unter  Webers 
Leitung  ausgeführten  Tu b  er kulosear  beiten  genommen  und  bis  in  die  letzten 
Jahre  ist  gerade  die  Tuberkulose  der  Tiere,  besonders  die  Kindertuberkulose,  sein 
Hauptarbeitsgebiet  geblieben.  Von  ihm  sind  teils  mit  Weber,  teils  unter  v.  Oster¬ 
tags  Leitung,  später  selbständig  (1908  wurde  er  Regierungsrat  im  Gesundheitsamt) 
viele  wichtige  Tuberkulosefragen  bearbeitet  worden,  von  denen  hier  aufgeführt  seien : 
die  Untersuchungen  über  die  Immunisierung  der  Kinder  gegen  Tuberkulose,  In¬ 
halations-  und  Fütterungsversuche  mit  Perlsuchtbazillen  an  Kindern,  UntersuchuDgen 
über  die  Haltbarkeit  der  Tuberkelbazillen  im  Tierkörper,  über  die  Ausscheidung  der 
Tuberkelbazillen,  das  Tuberkulin  in  diagnostischer  und  therapeutischer  Hinsicht,  die 
Beurteilung  des  Fleisches  tuberkulöser  Kinder  usw.  Seine  mit  Ostertag  und 
Zwick  ausgeführten  Untersuchungen  über  die  Lage  und  Wurzel  gebiete  der  Fleisch¬ 
lymphknoten  bei  Kind  und  Schwein  sind  für  die  Fleischbeschau  von  größter  Wichtig¬ 
keit.  Neben  der  Erledigung  umfangreicher  amtlicher  Aufgaben  hat  sich  Titze 
experimentell  auch  mit  der  Ätiologie  der  Kälberruhr  und  der  Bradsot-Krankheit  der 
Schafe  und  zahlreichen  tierhygienischen  Fragen  beschäftigt. 

Der  Krieg  unterbrach  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten.  Titze  nahm  an  ihm 
als  Oberveterinär  bei  einem  Artillerieregiment  teil,  war  aber  später  Leiter  einer 
Blutuntersuchungsstelle  und  schließlich  Leiter  der  Tierseuchenforschungsstelle  West. 
Als  solcher  hatte  er  Gelegenheit,  die  Infektionskrankheiten  der  Pferde  und  des 
Schlachtviehes  im  Westheere  zu  studieren. 

Nach  dem  Kriege  ins  Gesundheitsamt  zurückgekehrt,  hat  sich  Titze  mit  seinen 
Mitarbeitern  zunächst  mit  serologischen  Untersuchungen  bei  der  Lungenseuche  des 
Kindes  beschäftigt  und  u.  a.  die  diagnostische  Brauchbarkeit  der  Komplement¬ 
ablenkung  bei  dieser  festgestellt.  Später  wandte  er  sich  ätiologischen  Unter¬ 
suchungen  zu.  Er  versuchte  im  besonderen  die  Differenzierung  und  die  Züchtung 
der  ultramikroskopischen  Seuchenerreger  bei  der  Lungenseuche,  sowie  bei  der  Maul¬ 
und  Klauenseuche.  Ein  endgültiges  Urteil,  inwieweit  die  Lösung  dieser  schwierigen 
Fragen  dem  unermüdlichen  Forscher  gelungen  ist,  steht  uns  heute  noch  nicht  zu. 
Ende  November  wurde  er  durch  seine  plötzliche  Erkrankung  aus  seiner  wissenschaft¬ 
lichen  Tätigkeit  herausgerissen. 

Carl  Titze  war  als  Mensch  ein  aufrechter  und  gesetzter  Charakter.  Unsere 
Gesellschaft  verliert  in  ihm  ein  reges  Mitglied,  das  an  unseren  Verhandlungen  stets 
lebhaften  Anteil  genommen  hat. 

Der  wissenschaftliche  Lebensgang  Julius  Morgenroths  begann 
nach  vorhergehendem  Studium  bei  W  e  i  g  e  r  t  und  Edinger  im  Ehrlich  sehen  Institut, 
in  das  er  1897  (als  es  noch  in  Steglitz  war)  eintrat  und  mit  dem  er  1899  nach 
Frankfurt  übersiedelte. 

Paul  Ehrlichs  Arbeiten  sind  für  Morgenroths  Forschungen  bestimmend 
gewesen.  Mit  Ehrlich  schrieb  er  die  bekannten  klassischen  Hämolysinarbeiten,  im 
Ehrlich  sehen  Geiste  verfaßte  er  eine  große  Anzahl  eigener  wissenschaftlich  bedeut¬ 
samer,  mit  scharfer  Intuition  durchgeführter  Arbeiten  auf  dem  Gebiet  der  Immunitäts¬ 
forschung,  deren  Ergebnisse,  wie  die  Feststellung  der  Überlegenheit  der  intra¬ 
muskulären  Serumapplikation,  auch  hohe  praktische  Wichtigkeit  hatten. 

Nach  kurzer  Betätigung  in  der  Zoologischen  Station  in  Neapel  trat  Morgen- 
roth  1907  in  das  pathologische  Universitätsinstitut  in  Berlin  ein.  Von  dort  wurde 
er  1919  an  das  Institut  „Robert  Koch“  berufen,  wo  er  die  Leitung  der  neu  ge¬ 
schaffenen  Abteilung  für  Chemotherapie  übernahm.  Auch  nach  seinem  Ausscheiden 
aus  dem  Frankfurter  Institut  trieb  er  zunächst  weiter  Immunitätsstudien;  so  ver¬ 
danken  wir  ihm  wichtige  Aufschlüsse  über  die  Beziehungen  zwischen  Toxin  und 


Sitzungsbericht. 


561 


Antitoxin,  über  die  Cobragift-  und  über  die  Ambozeptorhämolyse,  über  Streptokokken- 
immnnität,  ferner  die  Lehre  von  der  Depressionsimmunität,  Studien  über  die 
Zustandsänderungen  bei  den  Streptokokken,  die  Umwandlung  der  Pneumokokken  usw. 
Doch  treten  diese  für  Klinik  und  Pathologie  so  bedeutsamen  Arbeiten  später  gegenüber 
seinen  chemotherapeutischen  zurück.  Bei  diesen  war  es  ihm  vergönnt,  ganz 
besondere  Erfolge  auf  neuen  Wegen  zu  erreichen,  die  seinen  Namen  mit  dieser 
Wissenschaft  für  immer  eng  verknüpft  haben.  Ist  es  ihm  doch  als  ersten 
gelungen,  in  dem  aus  dem  Chinin  dargestellten  Optochin  eine  Substanz  zu  finden, 
die  nicht  nur  auf  bakterielle  Keime  im  Beagenzglas  wirkte,  sondern  auch  in  vivo 
hohe  prophylaktische  und  therapeutische  Wirkungen  ausübte.  Das  Eucupin,  Yucin 
und  Rivanol  bedeuten  erfolgreiche  Fortschritte  auf  dem  Wege  der  von  ihm  an¬ 
gestrebten  inneren  Desinfektion  und  modernen  chemotherapeutischen 
Antisepsis,  um  deren  Ausbau  er  sich,  unterstützt  von  ausgezeichneten  Mit¬ 
arbeitern,  in  den  letzten  Jahren  klar  und  zielbewußt  bemüht  hat.  Die  experimentelle 
Phlegmone,  die  Aufdeckung  der  für  die  Kombinationstherapie  so  wichtigen  anti- 
mutativen  Komponente  bestimmter  Präparate  und  der  Bedeutung  der  Variabilität 
der  Mikroorganismen  für  die  Chemotherapie  sind  bleibende  Marksteine  auf  diesem 
Wege.  Zweifellos  bedeuten  die  chemotherapeutischen  Arbeiten  bei 
Morgenroth  den  Höhepunkt  seines  wissenschaftlichen  Wirkens. 

So  steht  Julius  Morgenroth  als  der  gleich  erfolgreiche  Immunitätsforscher 
und  Chemotherapeut,  dessen  glänzende  Rednergabe  wir  noch  auf  dem  letzten 
Mikrobiologen-Kougreß  in  Göttingen  bewundern  konnten,  in  unserer  Erinnerung. 
Alle  aber,  die  ihm  näher  getreten  sind  (und  ich  selbst  habe  hierzu  vor  20  Jahren 
im  Ehrlichschen  Institut  und  jetzt  im  Institut  „Robert  Koch“  eine  glückliche 
Gelegenheit  gehabt),  werden  auch  die  menschlich  schönen  Eigenschaften  dieses  mit 
umfassendem  Wissen  und  feinsinnigem  Humor  begabten  Mannes  nicht  vergessen. 
Seine  Schüler  und  Mitarbeiter  verlieren  in  ihm  einen  väterlichen  Freund  und  wohl¬ 
wollenden  Lehrer,  unsere  Gesellschaft  eins  seiner  bedeutendsten  Mitglieder,  die 
deutsche  Wissenschaft  einen  Gelehrten  von  Weltruf,  von  dessen  Arbeiten  die  leidende 
Menschheit  noch  manches  erwarten  durfte. 

Meine  Damen  und  Herren!  Den  beiden,  ihren  Familien  und  uns  so  früh  ent¬ 
rissenen  Forschern  wird  in  unserer  Gesellschaft  stets  ein  treues  Andenken  bewahrt 
werden.  Ich  weiß,  daß  Sie  in  dieser  Hinsicht  einer  Ansicht  mit  mir  sind,  und 
bitte  Sie,  sich  zu  Ehren  unserer  verstorbenen  Mitglieder  von  Ihren  Sitzen  erheben 
zu  wollen. 


I. 

Gntstein,  Über  das  Ektoplasma  und  den  Kern  der  Bak¬ 
terien.  (Mit  Demonstrationen.) 

An  jeder  Bakterienzelle  läßt  sich  eine  äußere  Schutzhülle,  sog.  Ektoplasma 
nachweisen.  Die  äußere  Membran  dient  zum  Schutz  gegen  Verletzung  des  Bak¬ 
terienleibes,  Veränderung  seiner  äußeren  Form,  gegen  ungünstige  Einflüsse  der  Um¬ 
gebung.  Sie  regelt  wahrscheinlich  den  Gaswechsel  des  Bakteriums  und  bewirkt  die 
elektive  Aufnahme  bestimmter  Nährstoffe. 

An  den  grampositiven  Bakterien  läßt  sich  das  Ektoplasma  nach  Beizung 
mit  verdünnter  Tanninlösung  mit  basischen  Farbstoffen  färben.  Es  ist  der  Nachweis 
gelungen,  daß  das  Ektoplasma  der  grampositiven  Bakterien  gramfest  ist.  Die 
Gr  am  sehe  Färbung  ist  durch  das  Ektoplasma  bedingt  und  nur  solange  vorhanden, 
als  dieses  völlig  intakt  ist  (Bestätigung  des  Versuches  von  Benians). 

Morphologie:  An  der  Hefezelle  und  zum  Teil  auch  an  anderen  Bakterien 
(Milzbrand)  läßt  sich  nachweisen,  daß  das  Ektoplasma  aus  einer  scharf  begrenzten 
Innenmembran  und  einer  zarten  Außenschicht  besteht.  Darstellung  dieser  beiden 

No.  23/24.  36 


Erste  Abt.  ßef.  Bd.  78. 


562 


Sitzungsbericht. 


Schichten  mit  Hilfe  der  Ferrocyankalium-Victoriablau-Tanuin-Safranin-Methode  in 
zwei  Kontrastfarben. 

Chemischer  Aufbau  des  Ektoplasmas:  Das  Ektoplasma  enthält  eine 
basische  Grundsubstanz,  nachweisbar  durch  den  sauren  Farbstoff  Guineagrün 
und  ein  saures  Lipoid,  nachweisbar  durch  Färbung  mit  basischen  Farbstoffen 
(Victoriablau).  Dieses  Ektolipoid  ist  identisch  mit  der  gramfesten  Substanz:  an 
der  künstlich  gramnegativ  gemachten  Hefezelle  (kurze  Behandlung  mit  heißer  ver¬ 
dünnter  Salzsäure  und  nachfolgender  Alkoholextraktion)  läßt  sich  das  Ektoplasma 
mit  basischen  Farbstoffen  nicht  mehr  färben,  wohl  aber  durch  saure  Farbstoffe  und 
auch  mit  basischen  Farbstoffen,  wenn  mit  einer  sauren  Beize  vorbehandelt  worden 
ist.  Die  Tanninmethode  zur  Darstellung  des  Ektoplasmas  baruht  auf  der  Triple¬ 
verbindung:  basische  Grundsubstanz  des  Ektoplasmas-Tannin-basischer  Farbstoff. 
Ebenso  läßt  sich  das  saure  Ektolipoid  mit  sauren  Farbstoffen  färben, 
wenn  mit  einer  basischen  Beize  vorbehandelt  worden  ist  (Eisenchlorid).  Auch 
hier  beruht  die  Färbung  auf  der  Triple  Verbindung:  saures  Lipoid-basische  Beize¬ 
saurer  Farbstoff.  Auf  diesem  Prinzip  beruhen  die  Hämatoxylinfärbungen,  bei  denen 
Alaun  oder  Eisenchlorid  als  basische  Beize  dienen.  Durch  partiellen  Abbau  der 
Zellipoide  läßt  sich  an  der  Hefezelle  ein  im  Endoplasma  chemisch  gebundenes, 
gramnegatives,  durch  basische  Farbstoffe  darstellbares  Endolipoid  nachweisen. 

Denselben  Bau  wie  das  Ektoplasma  zeigen  auch  die  Kapsel  und  Membran  der 
Sporen  und  lassen  sich  einerseits  mit  sauren  Farbstoffen  (Guineagrün),  andererseits 
mit  basischen  Farbstoffen  (Safranin,  Gr  am  sehe  Färbung  usw.)  darstellen. 

Mit  den  gleichen  Methoden  läßt  sich  an  der  tierischen  Zelle  ein  „Membran¬ 
system“  zur  Darstellung  bringen,  bestehend  aus  Membran  der  Zelle,  des  Kernes 
und  des  Kernkörperchens.  Dieses  Membransystem  besteht  ebenfalls  aus  einer 
Lipoideiweiß  Verbindung. 

An  den  gramnegativen  Bakterien  läßt  sich  das  Ektoplasma 
nach  Vorbehandlung  mit  30p roz.  Tannin  und  Nachfärbung  mit  hasischen  Farb¬ 
stoffen  nachweisen.  Das  Ektoplasma  der  Gramnegativen  setzt  sich  zusammen 
aus  einem  gramnegativen  sauren  Lipoid,  das  an  eine  basische  Grund¬ 
substanz  chemisch  gebunden  ist. 

Nach  Vorbehandlung  mit  verdünnter  Salzsäure  läßt  sich  an  der  Hefezelle 
und  an  allen  Bakterien  ein  isolierter  Bestandteil  des  Zelleibes  besonders  nach¬ 
weisen  durch  Färbung  mit  basischen  Farbstoffen.  Dieser  Bestandteil  stellt  den 
Kern  dieser  Zellen  dar  und  besteht  aus  einem  sauren,  wahrscheinlich  grampositiven 
Lipoid  und  einer  basischen  Grundsubstanz.  Mit  den  gleichen  Methoden  läßt 
sich  auch  der  Kern  der  Amöben  zur  Darstellung  bringen.  Dieser  Kern  färbt 
sich  auch  mit  Sudan  und  ist  an  der  gramnegativen  Bakterienzelle  nicht  mehr  nach¬ 
zuweisen.  Nach  Entfernung  aller  Zellipoide  läßt  sich  an  der  Hefezelle  und  an  anderen 
Bakterien  noch  ein  Mikrogranulu m  durch  basische  Farbstoffe,  Sudan  und 
nach  Gram  färben  und  wird  als  das  Kernkörperchen  der  Bakterienzelle  auf¬ 
gefaßt.  Dieses  enthält  mikrochemisch  nachweisbares  Eisen,  das  wahr¬ 
scheinlich  bei  der  Versorgung  des  Bakteriums  mit  aktivem  Sauerstoff  eine 
Rolle  spielt. 

Reines  Lezithin,  auf  Objektträger  ausgestrichen,  zeigt  dieselben  färberischen 
Reaktionen  wie  der  Kern  der  Hefezelle;  es  ist  gram  fest,  wird  durch  Karbol¬ 
methylenblau-Phosphin  grün,  mit  Böhmers  Hämatoxylin  violett  gefärbt  usw. 
Im  alkoholischen  Extrakt  der  Hefezellen  läßt  sich  Lezithin  und  wahrscheinlich  auch 
Cholesterinester  nachweisen.  Die  Grünfärbung  des  Lezithins  durch  Karbol¬ 
methylenblau-Phosphin  beruht  wahrscheinlich  auf  seinem  Gehalt  an  Phosphor¬ 
säure,  die  in  vitro  durch  Karbolmethylenblau -f- Phosphin  grün  gefärbt  wird. 

Durch  eine  Reihe  von  Methoden  läßt  sich  beweisen,  daß  die  sauren  Lipoide  der 
Hefe-  und  Bakterienzellen  Schwermetalle  (Eisen,  Kupfer  usw.)  durch  chemische 


Sitzungsbericht.  5ß3 

Bindung  aufnehmen,  was  für  die  Theorie  der  Desinfektionswirkung  dieser  Zellgifte 
von  theoretischer  und  praktischer  Bedeutung  ist. 

Die  Auflösung  der  Pneumokokken  durch  gallensaure  Salze  (Neufeld) 
beruht  auf  der  Abspaltung  und  Entfernung  des  Ektolipoids.  Beweis:  so 
vorbehandelte  Pneumokokken  sind  gramnegativ  geworden,  lassen  sicher  aber 
mit  basischen  Farbstoffen  noch  nachweisen. 

Diskussion: 

Möller:  Die  Wichtigkeit  und  Bedeutung  der  Ausführungen  von  Herrn  Gut- 
stein  liegt  darin,  daß  es  ihm  gelungen  ist,  das  Ektoplasma  der  grampositiven 
Bakterien  als  den  eigentlichen  Träger  der  Festigkeit  nach  Gram  nachzu weisen. 
Ob  es  sich  bei  den  von  dem  dänischen  Forscher  Christian  Gram  1884  hier  in 
Berlin  gemachten  Entdeckung  um  eine  spezifische  Reaktion  handelt?  Es  gibt  ja 
manche  nicht  bakterielle  Substanzen,  welche  ebenfalls  grampositiv  sind ;  ich  erinnere 
an  die  Gramfestigkeit  der  Kernteilungsfiguren,  ferner  an  die  Festigkeit  der 
Fragmente  der  Haare,  der  Hornschicht  der  Epidermis,  sowie  an  die  Gram-Festigkeit 
der  Ehrlichschen  Mastzellkörner,  welche  im  normalen  wie  auch  im  patho¬ 
logischen  Gewebe  Vorkommen,  bei  denen  die  Kerne  nach  Gram  ungefärbt,  die 
Körner  gefärbt  erscheinen.  —  Ich  bitte  den  Vortragenden  um  Mitteilung  be¬ 
treffend  Ektoplasma  der  Tuberkelbazillen.  —  Eine  große  Bolle  spielt  bei  der 
Gram-Färbung  die  Dauer  der  Entfärbung  und  das  Alter  der  Kulturen;  so  sind 
z.  B.  meine  Timotheebazillen  und  auch  meine  Kaltblütertuberkelbazillen 
(Blindschleichentuberkulose)  in  jungen  Kulturen:  beweglich,  nicht  säurefest,  gram¬ 
negativ,  in  alten  Kulturen  unbeweglich,  säurefest  grampositiv.  Auch  die  Fluores¬ 
zierenden  sind  je  nach  dem  Alter  der  Kultur  grampositiv  resp.  gramnegativ.  Pepsin 
und  Trypsin  haben  keinen  Einfluß  auf  lebende  Bakterien,  bei  abgetöteten 
lösen  sie  die  gramnegativen  auf,  aber  nicht  die  grampositiven. 

J.  Schumacher:  Nach  den  von  dem  Herrn  Vortragenden  demonstrierten 
Bildern  zu  urteilen  ist  ihm  offenbar  ebenfalls  die  Darstellung  der  Bakterien¬ 
kerne  gelungen.  In  Übereinstimmung  mit  mir  glaubt  Herr  Gut  st  ein  ebenfalls, 
daß  im  Kern  der  Bakterien  ein  Lipoid  vorliegt.  Die  von  mir  vor  zwei  Monaten  in 
dieser  Gesellschaft  mitgeteilte  Tatsache,  daß  sich  der  Kern  der  Bakterien  nach 
Säurevorbehandlung  noch  färben  läßt,  nicht  mehr  aber  bei  Vorbehandlung  mit 
Salzsäure- Alkohol,  wird  durch  die  vorgetragenen  Befunde  bestätigt.  Dem  Herrn 
Vortragenden  glaube  ich  aber  nicht  beipflichten  zu  können,  wenn  er  aus  der  posi¬ 
tiven  Sudanfärbung  des  Bakterienkerns  auf  einen  Lipoidgehalt  desselben  schließen 
zu  müssen  glaubt,  da  Sudan  bekanntlich  auch  Neutralfette  zu  färben  vermag.  Aus 
der  Tatsache,  daß  sich  Objektträgerausstriche  von  Lezithin  färberisch  ebenso  ver¬ 
halten  wie  das  Bakterienlipoid,  kann  man,  glaube  ich,  noch  weniger  mit  Sicherheit 
daraut  schließen,  daß  Lezithin  am  Aufbau  des  Bakterienkerns  beteiligt  ist.  Außer 
dem  Verhalten  bei  der  Färbung  müßten  dazu  beide  Substanzen  auch  weitgehend  in 
ihren  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  übereinstimmen.  Das  ist  nun 
in  ziemlich  hohem  Grade  der  Fall.  Ich  habe  ja  vor  kurzem  hier  ebenfalls  die  Ver¬ 
mutung  ausgesprochen,  daß  der  saure  Anteil  des  Bakterienkernlipoids,  die  Karyonin- 
säure,  dem  Lezithin  nahe  stehen  dürfte,  da  sie  nicht  nur  viele  färberische  Eigen¬ 
schaften  des  Lezithins  zeige,  sondern  mit  diesem  besonders  die  Vorliebe  für  die 
stark  lipoidlöslichen  basischen  Farbstoffe  der  Fuchsinreihe  teile,  der  Einwirkung  von 
Säuren  und  Alkalien  widerstehe  und  durch  Salzsäure-Alkohol  hydrolysiert  werde. 
Mehr  als  eine  Vermutung  in  dieser  Hinsicht  glaube  ich,  können  wir  daraus  aber 
noch  nicht  ableiten.  Wenn  sich  die  Grünfärbung  des  Hefekerns  bei  der  Methylen¬ 
blau-Phosphinmethode  bestätigen  sollte,  so  hätte  Herr  Gutstein  damit  eine  Zweite 
Substanz  nachgewiesen,  die  sich  bei  dieser  Färbung  ebenso  wie  die  freie  Nuklein¬ 
säure  grün  färbt.  Beide  Substanzen  wären  aber  leicht  dadurch  zu  unterscheiden, 

36* 


564 


Sitzungsbericht. 


daß  sich  freie  Nukleinsäure  in  Alkalien  löst,  das  Hefekernlipoid  dagegen  nicht. 
Wir  haben  bisher  die  Grünfärbung  des  Hefekerns  bei  dieser  Methode  nicht  beobachten 
können,  haben  sie  möglicherweise  aber  übersehen. 

Aus  der  Blaufärbung  des  Hefekerns  bei  Behandlung  mit  Ferrocyankalium  -f-  Salz¬ 
säure  schließt  Herr  Gut  st  ein  auf  das  Vorhandensein  von  Eisen.  Dieser  Schluß  ist 
meiner  Ansicht  nach  ebenfalls  nicht  aufrecht  zu  erhalten.  Viele  Chemiker  dürften 
hier  gleicher  Ansicht  sein.  Bekanntlich  spaltet  sich  aus  einer  wässerigen  Lösung 
von  Ferrocyankalium  -}-  Salzsäure  sehr  rasch  Eisen  spontan  ab,  was  man  an  der  auf¬ 
tretenden  Blaufärbung  erkennen  kann,  die  langsam  an  Intensität  zunimmt.  Auch 
ist  es  sehr  unwahrscheinlich,  daß  das  Eisen  in  anorganischer  Form  Yorliegen  sollte, 
wenn  es  im  Hefekern  Vorkommen  sollte,  was  zu  erwarten  ist.  Beweisend  wäre  erst 
eine  positive  Schwefelammoniumprobe  mit  nachfolgender  Charakterisierung  des 
Eisensulfids. 

Was  das  Ektoplasma  der  Bakterien  anlangt,  so  glaube  ich,  müssen  wir  uns 
erst  einmal  darüber  einigen,  was  wir  unter  Ektoplasma  verstehen  wollen.  Be¬ 
kanntlich  bezeichnet  Eisenberg  die  äußere  Schicht  des  Cytoplasmas  als  Ekto¬ 

plasma,  Gutstein  versteht  darunter  die  Bakterienmembran,  ich  habe  kürzlich  von 
der  alleräußersten  Schicht  der  Bakterienzelle  als  vom  Ektoplasma  gesprochen,  die 
man  wohl  gelegentlich  auch  als  Schleimschicht  bezeichnet.  Heute  wollen  wir  also 
im  folgenden  unter  Ektoplasma  mit  Herrn  Gutstein  die  Membran  der  Bakterien¬ 
zelle  verstehen.  Daß  am  Aufbau  des  Ektoplasmas  der  Bakterien,  speziell  demjenigen 
der  Hefezelle,  basische  Substanzen  beteiligt  sind,  beweist  ja  allein  die  Tatsache, 
daß  das  Ektoplasma  Tannin  zu  fixieren  vermag.  In  der  Schlußfolgerung  aber,  daß 

das  Ektoplasma  der  Hefezelle  hauptsächlich  aus  einem  Lipoid  bestehe,  kann  ich 

Herrn  Gutstein  nicht  beipflichten.  Dagegen  spricht  vor  allem  das  Verhalten  der 
Hefezellmembran  bei  der  Vitalfärbung  mit  der  exquisit  lipoid-  und  lipoproteidlöslichen 
dunkelrotbraunen  Viktoriablaubase,  wobei  die  Zellmembran  absolut  ungefärbt  als 
doppelt  konturiertes  Gebilde  erscheint.  Wären  saure  Lipoide  in  der  Membran  vor¬ 
handen,  so  müßte  sie  bei  dieser  Behandlung  blau  werden,  lägen  neutrale  Lipoide 
vor,  so  müßte  sie  zumindest  rot  erscheinen,  in  welcher  Farbe  sich  die  Viktoriablau¬ 
base  beispielsweise  auch  in  Ölen  leicht  löst.  Daß  dagegen  die  Sporen  vieler  Mikro¬ 
organismen  in  ihren  Membranen  Lipoproteide  enthalten,  dafür  habe  ich  in  der  vor¬ 
letzten  Sitzung  ja  bereits  den  Beweis  erbracht.  Sicherlich  enthalten  auch  die  Mem¬ 
branen  einiger  vegetativer  Bakterienformen  Lipoproteide  (Sarcina  agilis),  die¬ 
jenige  der  Hefezellen  aber  nicht.  Dagegen  könnten  aber  in  der  Hefezellmembran 
Cholesterin  oder  Cholesterinverbindungen  Vorkommen,  deren  Gegenwart  aber  noch 
zu  beweisen  wäre.  Wenn  Herr  Gutstein  die  Hefezelle  mit  Salzsäure  und  Alkohol 
gramfrei  macht  und  dann  keine  Ektoplasmafärbung  mehr  findet,  so  kann  er  daraus 
doch  nicht  den  Schluß  ziehen,  daß  das  der  Gr  am  sehen  Färbung  zugrunde  liegende 
Lipoproteid  im  Ektoplasma  seinen  Sitz  haben  müsse  und  das  Ektoplasma  der 
Träger  der  Gramschen  Färbung  sein  müsse  und  diese  an  die  Intaktheit 
des  Ektoplasmas  gebunden  sei.  Bei  dieser  eingreifenden  Prozedur  können  doch 
sehr  gut  auch  wesentliche  Bestandteile  des  Ektoplasmas  mit  abgebaut  worden  sein, 
wie  das  in  der  Tat  der  Fall  ist.  Wir  können  beispielsweise  gerade  das  Gegenteil 
beweisen,  daß  nämlich  das  der  Gramschen  Färbung  zugrunde  liegende 
Lipoproteid  ein  Bestandteil  des  Endoplasmas,  des  Hefeproto¬ 
plasmas  ist  und  das  Ektoplasma  bei  dem  Zustandekommen  der 
Gramschen  Färbung  gar  keine  Rolle  spielt.  Wir  kommen  auf  diese  Ver¬ 
hältnisse  in  einer  besonderen  Arbeit  noch  zurück.  Schneidet  man  nämlich  Hefe  mit 
dem  Gefriermikrotom,  fängt  die  Schnitte  in  destilliertem  Wasser  auf,  zentrifugiert, 
wäscht  die  Schnitte  ordentlich  mit  Wasser  aus  und  fertigt  alsdann  Objektträger¬ 
ausstriche  an,  so  sind  die  dem  Schnitt  entgangenen  Exemplare  grampositiv,  die  an¬ 
geschnittenen  Zellen  gramnegativ,  oder  da,  wo  sie  noch  etwas  Zellprotoplasma  ent** 


Sitzungsbericht. 


565 


halten,  hell  violett  gefärbt  (Demonstration).  Ebenso  sind  die  Hefezellen  gramnegativ, 
wenn  man  Hefe  mit  Kieselgur  in  der  Reibschale  zerquetscht,  die  entstandene  Masse 
mit  Wasser  anrührt,  durch  Zentrifugieren  ordentlich  auswäscht  und  die  aus¬ 
gewaschenen  Zellrückstände  nach  Gram  färbt.  (Demonstration.)  Sowohl  in  dem 
Wasser,  in  dem  man  oben  die  Hefeschnitte  auffängt  als  auch  in  der  weißlich  opales¬ 
zierenden  Flüssigkeit,  die  man  nach  Abzentrifugieren  des  Hefezell-Kieselgurgemisches 
erhält,  kann  man  den  aus  den  Zellen  ausgetretenen  Zellinhalt  der  Hefe  sowohl  mit 
Ferrocyankalium  -f-  Essigsäure  als  auch  durch  Hitzekoagulation  als  Niederschlag  er¬ 
halten,  der  auf  Objektträger  ausgestrichen  in  beiden  Fällen  stark  grampositiv 
ist.  (Demonstration.) 

Gut  st  ein  (Schlußwort):  Die  Frage  des  Herrn  Professor  Moeller,  ob  au, 
dem  Tuberkelbazillus  auch  ein  Ektoplasma  sich  nachweisen  läßt,  muß  ich  verneinen. 
Mit  den  bisherigen  Methoden  ist  es  uns  bislang  nicht  gelungen,  eine  Hülle  an  diesen 
Bakterien  isoliert  zu  färben.  Was  die  Tatsache  betrifft,  daß  auch  eine  Reihe  anderer 
morphologischer  Elemente,  wie  Epidermis  usw.  gramfest  ist,  so  ist  darauf  zu  er¬ 
widern,  daß  auch  diese  Elemente  ein  gramfestes  Lipoid  enthalten  und  zwar  dürften 
sie  wahrscheinlich  aus  einer  Lezithineiweißverbindung  bestehen. 

Wenn  Herr  Schumacher  die  Tatsache  bezweifelt,  daß  man  mit  Sudan  imd 
anderen  Fettfarbstoffen  Lipoide  und  Fette  nachweisen  kann,  so  setzt  er  sich  in 
Widerspruch  mit  der  allgemein  anerkannten  Reaktion,  die  tagtäglich  von  allen 
Pathologen  der  Welt  zum  Nachweis  von  Lipoiden  benutzt  wird.  Außerdem  gelingt 
es  leicht,  zu  zeigen,  daß  Objektträgerausstriche  von  reinem  Lezithin  oder  Chole¬ 
sterinester  sich  mit  Sudan  rot  färben.  Daß  der  Bakterienkern  kein  Neutral - 
fett  enthält,  beweist  die  Tatsache,  daß  er  sich  mit  allen  basischen  Farbstoffen 
(nicht  nur  mit  denen  der  Fuchsinreihe)  färbt,  was  bekanntlich  Neutralfette  nicht 
tun.  Dagegen  spricht  auch  seine  Unlöslichkeit  in  Alkohol- Äther.  Zum  mikro¬ 
chemischen  Nachweis  des  Eisens  ist  das  von  Herrn  Schumacher  empfohlene 
Schwefel- Ammonium  völlig  ungeeignet,  da  es  nicht  nur  mit  Eisen,  sondern  auch 
mit  einer  ganzen  Reihe  anderer  Schwermetalle  wie  Kupfer,  Quecksilber, 
Silber,  mehr  oder  minder  schwarz  bis  braun  gefärbte  Niederschläge  bildet.  Zum 
spezifischen  Nachweis  des  Eisens  im  Nucleolus  wurde  selbstverständlich  eine 
frisch  bereitete  Blutl  augensalzlösung  verwendet,  die  während  des  Ver¬ 
suches  nicht  die  geringste  Spur  einer  Zersetzung  aufwies.  Der  mikrochemische 
Nachweis  des  Eisens  im  Nukleolus  wurde  nach  Vorbehandlung  der  Bakterienausstriche 
mit  Schwefelammonium  durch  Ferricyankalium  -f-  Salzsäure  geführt,  gelingt  aber  auch 
ohne  diese  Vorbehandlung  mit  Ferrocyankalium  -{-  HCl.  Wie  ich  nachträglich  aus  der 
Literatur  ersehen  habe,  hat  tatsächlich  Eisenberg  Tannin  zur  Darstellung  des  Ekto¬ 
plasma  bereits  verwandt.  Doch  hat  Eisenberg  die  Bakterienausstriche  mit  einer 
Tanninlösung  aufgekocht,  eine  Methode,  die  selbstverständlich  von  der  meinigen 
völlig  ab  weicht  und  außerdem  zu  Doppel-  und  Mehrfachfärbung  der  Bakterien 
nicht  verwandt  werden  kann.  Auch  muß  ich  betonen,  daß  der  Nachweis  des  Ekto¬ 
plasma  s  an  den  gramnegativen  Bakterien  bisher  noch  niemandem  gelungen 
ist.  Wenn  Herr  Schumacher  des  weiteren  behauptet,  daß  das  gramfeste  Lipoid  nicht 
im  Ekto-,  sondern  nur  im  Endoplasma  enthalten  ist,  so  muß  ich  darauf  erwidern, 
daß  er  gegen  die  zahlreichen  Beweise,  die  ich  für  meine  Behauptung  vorgebracht 
habe,  keinen  einzigen  stichhaltigen  Einwand  vorzubringen  gewußt  hat.  Dagegen 
glaubte  er,  seine  Behauptung  stützen  zu  können  durch  die  Bilder,  die  er  an  Ge¬ 
frierschnitten  von  Hefezellen  erhalten  hat.  Diese  Befunde  beweisen  aber  das  Gegen¬ 
teil  von  dem  was  Herr  Schumacher  behauptet.  Der  Herr  Diskussionsredner  hat 
völlig  übersehen,  daß  die  Hefezelle  nicht  ein  Kreis  ist  und  ihr  Ektoplasma  keine 
kreisförmige  Begrenzungslinie  darstellt,  vielmehr  ist  ja  die  Hefezelle  ein  drei¬ 
dimensionaler  Körper,  eine  Kugel,  ein  Ellipsoid,  oder,  allgemein  gesprochen, 
ein  sphärischer  Körper,  dessen  Ektoplasma  eine  dreifach  gekrümmte  Fläche 


566 


Sitzungsbericht. 


bildet.  Bei  Anfertigung  von  Gefrierschnitten  muß  also  ein  Teil  des  Ektoplasmas 
als  kalottenförmige  Fläche  im  Schnitt  enthalten  und  nach  Gram  färbbar  sein. 
Würde  der  Herr  Diskussionsredner  recht  haben,  d.  h.  würde  das  Gram  sehe  Lipoid 
im  Endoplasma  sitzen,  so  müßten  sämtliche  Zellendurchschnitte  bei  der  Gram- 
sehen  Färbung  total  violett  gefärbt  sein,  was  aber  —  wie  Herr  Schumacher 
selbst  zugibt  —  nicht  der  Fall  ist.  Daß  das  von  uns  nach  Gram  und  Viktoriablau 
isoliert  gefärbte  sauere  Ektolipoid  nicht,  oder  wenigstens  nicht  ausschließlich 
aus  Cholesterin  oder  Cholesterinestern  bestehen  kann,  beweist  seine  Färbbarkeit  mit 
basischen  Farbstoffen,  eine  Färbung,  die  neutrale  Lipoide  nicht  geben.  Daß  die 
Gramsche  Färbung  an  die  Intaktheit  des  Ektoplasmas  gebunden  ist,  beweist  ein¬ 
deutig  der  von  mir  wiederholte  Benianssche  Versuch.  Was  die  Definition  des 
Ektoplasmas  betrifft,  so  muß  ich  schließlich  noch  bemerken,  daß  an  der  Hefezelle 
sich  ein  Innen-  und  Außenmembran  nachweisen  läßt.  Ob  man  die  Innenmembran 
als  äußere  Begrenzung  des  Zelleibes  oder  als  ein  Teil  des  Ektoplasmas 
auffaßt  und  bezeichnet,  ist  völlig  belanglos,  und  ändert  an  den  feststehenden  Tat¬ 
sachen  nichts. 

Der  Nachweis  des  Kerns  an  allen  Bakterien  ist  von  uns  zuerst  geführt  worden, 
und  zwar  mittels  der  Karbolmetbylenblau-Tannin-Safranin-Methode. 

II. 

v.  Schuckmann,  W.,  Morphologische  und  bi olo gische  Unter¬ 
suchungen  an  Dictyostelium  mucoroides  Bref.1) 

Auf  der  im  Juni  1922  in  Würzburg  abgehaltenen  9.  Tagung  der  „Deutschen 
Vereinigung  für  Mikrobiologie“  demonstrierte  Herr  Sanitätsrat  Dr.  Oe  hl  er  aus 
Frankfurt  a.  M.  Plattenkulturen  von  Dictyostelium  mucoroides  Brefeld,  einer 
saprophy tischen  Amöbenart,  die  auf  Grund  ihrer  Fähigkeit,  gestielte,  Sporangien- 
ähnliche  Fruchtkörper  zu  bilden,  zu  den  Myxomyceten  oder  Mycetozoen  ge¬ 
rechnet,  häufig  aber  auch  als  „Pseudomy xomy cet“  bezeichnet  wird.  Durch 
Vermittlung  von  Herrn  Geheimrat  Haendel,  der  der  Würzburger  Tagung  bei¬ 
wohnte,  erhielt  ich  damals  eine  dieser  von  Oe  hl  er  demonstrierten  Kulturen  und 
züchtete,  von  ihr  ausgehend,  Dictyostelium  in  der  für  saprophy  tische  Amöben 
üblichen  Weise  auf  sog.  Amöbenagar  unter  Beigabe  von  Bacterium  coli  als 
Nahrungsbakterium  fort.  Im  Laufe  dieser  Fortzüchtung  traten  nun  andemDictyo- 
stelium -Stamm  auffallende  biologische  Veränderungen  auf,  die  mich  zu  einer 
näheren  Untersuchung  der  Biologie  dieses  in  mehrfacher  Hinsicht  interessanten 
Organismus  veranlaßten.  Über  einen  Teil  meiner  biologischen  Beobachtungen  an 
Dictyostelium  habe  ich  bereits  eine  kurze  Mitteilung  im  „Zentralblatt  für  Bak¬ 
teriologie“  Abt.  I.  Orig.  Bd.  91  Heft  5  vor  etwa  Jahresfrist  veröffentlicht.  Heute 
möchte  ich  Ihnen  nun  im  Zusammenhang  über  meine  bisher  an  Dictyostelium 
gemachten  biologischen  Beobachtungen,  sowie  über  einige  morphologische  Unter¬ 
suchungen,  deren  Hauptgegenstand  der  Kern  des  Amöbenstadiums  von  Dictyo¬ 
stelium  war,  berichten. 

Ehe  ich  jedoch  näher  auf  meine  eigenen  Untersuchungen  eingehe,  dürfte  es 
zweckmäßig  sein,  den  wohl  nicht  allgemein  genau  bekannten  Lebenszyklus  von 
Dictyostelium  kurz  zu  schildern. 

Dictyostelium  mucoroides  wurde  1869  von  Brefeld  entdeckt ;  es  kommt, 
ebenso  wie  das  ihm  nahe  verwandte,  ebenfalls  von  Brefeld  (1884)  aufgefundene 
Polysphondylium  violaceum,  in  der  Natur  auf  dem  Kot  verschiedener  Tiere, 


*)  Die  ausführliche  Arbeit,  der  eine  Tafel  und  mehrere  Textfiguren  beigegeben 
sind,  erscheint  im  Archiv  für  Protistenkunde. 


Sitzungsbericht. 


567 


namentlich  auf  Pferde-  und  Kaninchenmist  vor.  Wie  einige  Literaturangaben l) 
erkennen  lassen,  und  wie  ich  selbst  durch  Züchtungsversnche,  auf  die  ich  später 
noch  kurz  eingehen  werde,  nachweisen  konnte,  gehört  es  zu  den  sog.  Darm- 
passanten,  deren  Dauerstadien,  in  diesem  Falle  also  Sporen,  den  Darm  von 
Tieren  passieren  können,  ohne  in  ihrer  Lebensfähigkeit  irgendwie  geschädigt  zu 
werden. 

Der  Entwicklungszyklus  von  Di cty o ste lium  läßt  sich  sehr  genau  und 
bequem  verfolgen,  wenn  man  es  zusammen  mit  einem  Nahrungsbakterium  —  ich 
verwandte  als  solches  meist  Bacterium  coli  —  auf  Amöbenagarplatten  züchtet. 
Zu  diesem  Zweck  werden  die  Agarplatten  entweder  mittels  der  Platinöse  mit  einer 
Anzahl  vom  Plattenmittelpunkt  zum  Band  verlaufender  Bakterienradien  oder  aber 
durch  Übergießen  mit  einer  kleinen  Menge  einer  Bakterienaufschwemmung  mit  einer 
einheitlichen,  die  ganze  Platte  überziehenden  Bakterienschicht  vorbeimpft  und 
24  Stunden  bei  37°  C  bebrütet.  Dann  bringt  man  in  die  Mitte  der  Platten  in  einem 
Tropfen  Wasser  oder  physiologischer  Kochsalzlösung  etwas  Dictyostelium- 
Material  und  läßt  die  Platten  bei  Zimmertemperatur  stehen.  Es  setzt  dann  sofort 
eine  lebhafte  Vermehrung  der  Dicty ostelium- Amöben  durch  Zweiteilung  ein. 
In  ihrem  Aussehen  unterscheiden  sich  diese  vegetativen  Amöbenstadien  von  Dictyo- 
stelium  nicht  wesentlich  von  anderen  saprophy tischen  Kulturamöben;  sie  bewegen 
sich  in  amöboider  Weise  fort  und  ernähren  sich  auch  nach  Art  der  Amöben,  indem 
sie  Bakterien  aufnehmen,  diese  verdauen  und  deren  unverdauliche  Beste  wieder 
ausstoßen.  Die  lange  Zeit  herrschende,  schon  vonBrefeld  ausgesprochene  Ansicht, 
daß  die  Dicty  ostelium- Amöben  sich  ohne  Aufnahme  fester  Nahrungskörper 
auf  osmotischem  Wege  durch  Aufnahme  gelöster  Nährstoffe  ernähren  könnten, 
wurde  später  als  irrig  nach  gewiesen  und  völlig  aufgegeben.  Solange  die  Nahrungs¬ 
und  sonstigen  Lebensverhältnisse  in  den  Kulturen  für  die  Dicty  ostelium- Amöben 
günstig  sind,  fahren  diese  fort,  sich  zu  vermehren  und  allmählich  bis  zum  Band  der 
Kulturplatten  auszubreiten.  Diese  Ausbreitung  erfolgt,  wenn  die  Platten  mit 
Bakterienradien  in  der  oben  geschilderten  Weise  vorbeimpft  sind,  ausschließlich 
längs  dieser  Badien,  so  daß  also  die  zwischen  den  Badien  gelegenen  Teile  des  Nähr¬ 
bodens  völlig  frei  von  Amöben  bleiben.  Auf  Platten  mit  einer  einheitlichen 
Bakterienschicht  dagegen  breiten  sich  auch  die  Amöben  in  einer  einheitlichen, 
kreisrunden  Schicht  über  die  Platten  aus. 

Da  die  Amöben  bei  ihrer  Ausbreitung  die  vorhandenen  Nahrungsbakterien  auf¬ 
zehren,  so  tritt  infolge  ihrer  starken  Vermehrung  natürlich  sehr  bald  Nahrungs¬ 
mangel  für  sie  ein,  und  das  hat  zur  Folge,  daß  sie  aufhören,  sich  zu  vermehren, 
und  zur  Bildung  von  Fruchtkörpern  schreiten:  Nach  Ausstoßung  aller  unverdauten 
ßakterienreste  und  sonstigen  Fremdkörper  nehmen  sie  eine  langgestreckte,  meist 
spindelförmige  Gestalt  an  und  vereinigen  sich  zu  sog.  „Zügen“,  in  denen  sie  eng 
aneinander  gedrängt  liegen,  ohne  daß  jedoch  die  einzelnen  Amöben  mit¬ 
einander  verschmelzen.  Je  mehrere  derartige  „Amöbenzüge“  vereinigen  sich 
in  einem  Punkte,  nach  welchem  hin  die  in  den  Zügen  befindlichen  Amöben  sich 
langsam  bewegen.  Man  bezeichnet  dieses  sehr  charakteristische  Entwicklungsstadium 
von  Dictyostelium  meist  als  „Pseudoplasmodium“,  weil,  wie  schon  erwähnt, 
eine  Verschmelzung  der  Amöben,  wie  sie  in  den  echten  Plasmodien  der  typischen 
Myxomyceten  stets  stattfindet,  in  den  von  Dictyostelium  gebildeten  Amöben¬ 
zügen  niemals  eintritt;  auch  zeigt  dieses  Stadium,  ebenfalls  im  Gegensatz  zu  echten 


*)  Chatton,  E.,  Entamibe  (Loeschia  sp.)  et  Myxomycete  (Dictyostelium  mu- 
coroides  Brefeld)  d’un  singe.  Bull.  Soc.  Path.  Exot.  Vol.  5,  p.  180—183,  tab.  10, 
1912.  —  Krosz,  K.,  Die  Bhizopodenfauna  des  Pferdekotes.  Arch.  f.  Protistenk. 
Bd.  48,  S.  316-341,  1924. 


568 


Sitzungsbericht. 


Plasmodien,  keine  Vorwärtsbewegung  des  Ganzen  durch  Pseudopodien,  keine  rhyth¬ 
mische  Protoplasmaströmung  und  keine  Nahrungsaufnahme,  kurz  keine  Anzeichen 
vegetativen  Lebens,  es  scheint  vielmehr  nur  ein  notwendiger  Vorläufer  der  Frucht¬ 
körperbildung  zu  sein. 

Auf  den  mit  Bakterienradieu  vor  beimpften  Kultur  platten  bilden 
sich  Pseudoplasmodien  und  dementsprechend  auch  Pseudosporaugien  stets  innerhalb 
der  Bakterienradien  und  über  deren  ganze  Länge  gleichmäßig  verteilt;  auch  die 
Amöbenzüge  der  Pseudoplasmodien  verlaufen  stets  innerhalb  der  Bakterienradien  iu 
deren  Längsrichtung.  Auf  den  mit  einer  einheitlichen  Bakterienschicht 
bedeckten  Kulturplatten  dagegen  nimmt  die  Bildung  von  Amöbenzügen  in 
der  Regel  ihren  Ausgang  von  einer  Anzahl  von  Punkten,  die  rings  um  den  Impf¬ 
fleck  nahe  seinem  Rand  gelegen  sind.  Die  spätere  Bildung  von  Pseudosporaugien 
findet  fast  ausschließlich  an  diesen  Punkten  statt.  Mit  der  allmählichen  Ausbreitung 
der  Dicty o st elium- Amöben  über  die  Kulturplatten  verlängern  und  verzweigen 
sich  die  von  den  oben  erwähnten  Punkten  ausgehenden  Amöbenzüge  mehr  uud  mehr 
dadurch,  daß  sich  an  ihre  dem  Plattenrand  zugekehrten  Enden  immer  mehr  bis 
dahin  einzeln  gelegene  Amöben  anschließen.  Auf  diese  Weise  entsteht  zwischen  dem 
im  Plattenmittelpunkt  gelegenen  Impffleck  und  einer  ringförmigen,  aus  vegetativen 
Amöben  bestehenden  Außenzone  eine  dauernd  an  Breite  zunehmende  Zone,  in  welcher 
zahlreiche  Amöbenzüge  verlaufen,  die  nahe  dem  Rand  des  Impfflecks  entspringen 
und  von  hier  aus  unter  wiederholter  Verzweigung  gegen  den  Plattenrand  hin  aus¬ 
strahlen.  Innerhalb  dieser  Züge  bewegen  sich  die  in  ihnen  vorhandenen  Amöben 
langsam  nach  den  um  den  Impffleck  gelegenen  Ausgangspunkten  der  „Züge“  hin, 
wodurch  an  diesen  Punkten  anfangs  knöpf-,  dann  zapfen-  und  schließlich  keulen¬ 
förmige,  aus  Amöben  zusammengesetzte  Massen  entstehen.  Im  Innern  dieser 
Amöbenmassen  bildet  sich  durch  Umwandlung  der  dort  liegenden  Amöben  in  sog. 
Stielzellen  ein  allmählich  immer  länger  werdender  Stiel,  an  dem  die  Masse  der 
nicht  zur  Stielbildung  verbrauchten  Amöben  emporwandert.  Nach  Beendigung  des 
Stielwachstums  sammeln  sich  schließlich  die  übrig  gebliebenen  Amöben  in  einer 
kugelförmigen  Masse  am  oberen  Stielende  und  wandeln  sich,  in  einen  Flüssigkeits¬ 
tropfen  eingebettet,  in  Sporen  um.  Auf  diese  Weise  entstehen  charakteristische  ge¬ 
stielte  Fruchtkörper,  die  den  Sporangien  von  Schimmelpilzen  der  Gattung  Mucor 
sehr  ähnlich  sind  und  den  Artnamen  mucoroides  veranlaßt  haben;  sie  werden 
meist  als  „Pseudo sporangien“  bezeichnet,  weil  die  Sporenmasse  bei  ihnen 
nicht  wie  bei  den  echten  Sporangien  der  Schimmelpilze  und  der  typischen  Myxo¬ 
myzeten  von  einer  gemeinsamen  Hülle  umschlossen,  sondern  nur  von  einem  Tropfen 
Flüssigkeit  —  anscheinend  Wasser  —  zusammengehalten  wird.  Aus  den  Sporen 
schlüpfen  unter  bestimmten  Voraussetzungen  wieder  kleine  Amöben  aus,  und  damit 
beginnt  der  geschilderte  Entwicklungsgang  von  Dictyostelium,  der  im  Durch¬ 
schnitt  2 — 5  Tage  dauert,  von  neuem. 

Mit  Hilfe  des  oben  beschriebenen  Züchtungsverfahrens  gelang  es  mir  mehrfach, 
aus  dem  vor  einer  Infektion  durch  Luftkeime  geschützten  Kot  von  Meerschweinchen 
und  Mäusen  Dictyostelium  zu  züchten.  Ich  ließ  zu  diesem  Zweck  die  Versuchs¬ 
tiere  in  größeren  Glasgefäßen,  die  sterilisiert  und  mit  einem  Deckel  versehen  waren, 
Kot  absetzen,  den  ich  dann  sofort  auf  die  mit  Bacterium  coli  vorbeimpften 
Amöbenagarplatten  übertrug.  In  einem  Fall  mit  positivem  Ergebnis  entnahm  ich 
den  Kot  mit  sterilen  Instrumenten  dem  Darm  eines  verendeten  Meerschweinchens, 
dessen  Kot  schon  bei  seinen  Lebzeiten  mehrmals  ein  Wachstum  von  Dictyoste¬ 
lium  in  den  Kulturen  ergeben  hatte.  Die  Tatsache,  daß  auf  den  so  beimpften 
Kulturplatten  mehrfach  Dictyostelium  wuchs,  läßt  den  Schluß  zu,  daß  der 
Kot  der  zur  Untersuchung  gelangten  Meerschweinchen  und  Mäuse 
schon  vor  seiner  Ablage  Dauerstadien,  d.  h.  also  Sporen  von  Dic¬ 
tyostelium  enthielt,  deren  Lebensfähigkeit  durch  den  Aufenthalt  im  Darm 


Sitzungsbericht. 


569 


der  Versuchstiere  nicht  geschädigt  worden  war,  daß  also  mit  anderen  Worten, 
Dicty  ostelium  unter  die  sog.  Darmpassanten  zu  rechnen  ist. 

Für  die  von  mir  ausgeführten  morphologischen  Untersuchungen  an 
den  vegetativen  Amöbenstadien  von  Dictyostelium  fertigte  ich  in  der  Regel 
Deckglasklatschpräparate  an.  Da  sich  im  Verlauf  meiner  Untersuchungen  heraus¬ 
stellte,  daß  je  nach  der  bei  der  Anfertigung  der  Präparate  zur  Anwendung  kommenden 
Technik  die  äußere  Form  der  Amöben  in  den  gefärbten  Präparaten  wesentlich  ver¬ 
schieden  war,  so  will  ich  kurz  auf  die  von  mir  angewandte  Technik  und  ihren  Ein¬ 
fluß  auf  das  Aussehen  der  Amöben  in  den  fertigen  Präparaten  eingehen.  In  der 
Regel  verfuhr  ich  bei  der  Herstellung  von  Deckglasklatschpräparaten  nach  der  von 
v.  Wasielewski  und  Kühn  (1914)  angegebenen  Methode:  Ich  suchte  mir  unter 
dem  Mikroskop  mit  schwacher  Vergrößerung  eine  Stelle  der  Amöbenkulturen  auf,  die 
mir  als  geeignet  für  die  Herstellung  eines  Klatschpräparates  erschien.  Dann  schnitt 
ich  an  dieser  Stelle  ein  quadratisches  Agarstück  von  etwa  1 1/2  cm  Seitenlänge  aus 
der  Kulturplatte  heraus,  übertrug  es  in  eine  leere  Schale  und  legte  auf  seine  Ober¬ 
seite  ein  Deckglas  (18 : 18  mm).  Nachdem  ich  das  mit  dem  Deckglas  bedeckte  Stück 
etwa  1  Stunde  hatte  stehen  lassen,  goß  ich  in  die  Schale  langsam  und  vorsichtig 
eine  geringe  Menge  heißen  Sublimat-Alkohols,  die  gerade  den  Boden  der  Schale  be¬ 
deckte,  das  Deckglas  aber  nicht  berührte.  Durch  Diffussion  dringt  sodann  der 
Sublimat-Alkohol  durch  das  Agarstück  hindurch  und  bewirkt  eine  Fixierung 
der  Amöben,  die  sich  an  der  Unterseite  des  Deckglases  festgeheftet  haben.  Meist 
ließ  ich  das  Agarstück  mit  dem  Deckglas  bis  zum  nächsten  Tage  in  der 
Fixierungsflüssigkeit  liegen,  hob  dann  das  Deckglas  vorsichtig  ab,  wusch  mit  Jod¬ 
alkohol  aus  und  färbte  das  Präparat  nach  Giemsa  oder  mit  irgendeiner  anderen 
Farblösung.  Zuweilen  ließ  ich  bei  der  Herstellung  von  Deckglasklatschpräparaten 
das  Deckglas  aber  nur  kurze  Zeit,  etwa  l/4:  Minute,  auf  dem  Agar  liegen,  hob  es  dann 
rasch  und  vorsichtig  wieder  ab  und  ließ  es  mit  der  Unterseite  auf  heißen  Sublimat- 
Alkohol  fallen.  Schließlich  verfuhr  ich  manchmal  auch  so,  daß  ich  mit  der  Platiuöse 


Fig.  1. 


etwas  Amöbenmaterial  von  einer  gut  bewachsenen  Stelle  der  Kulturplatte  abnahm 
und  es  in  einem  Tropfen  Wasser  auf  einem  Deckglas  verrieb;  dann  ließ  ich  das 
Deckglas  mit  dem  Tropfen  etwa  1  Stunde  in  der  feuchten  Kammer  liegen,  damit 
die  Amöben  Zeit  fanden,  sich  an  der  Deckglasoberfläche  festzusetzen,  und  fixierte 
schließlich  das  Präparat  in  heißem  Sublimat-Alkohol  oder  mit  den  Dämpfen  von 
Osmiumsäure.  Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Präparate  fiel  es  mir  nun 
auf,  daß  in  den  nach  v.  Wasielewski  und  Kühn  fixierten  Klatschpräparaten  die 
Amöben  viel  größer  erschienen  als  in  den  Präparaten,  bei  deren  Herstellung  die 
letzte  der  drei  von  mir  erwähnten  Methoden,  d.  h.  die  Fixierung  der  Amöben  im 
Wassertropfen  zur  Anwendung  gelangt  war.  Sehr  deutlich  wird  dieser  scheinbare 
Größenunterschied,  wenn  man  die  Umrisse  der  zu  vergleichenden  Amöben  bei  gleicher 
mikroskopischer  Vergrößerung  nebeneinander  zeichnet:  Von  den  in  der  Abbildung  1 
wiedergegebenen  Amöben  sind  a  und  e  im  Wassertropfen  auf  dem  Deckglas,  b,  c 
uüd  d  dagegen  durch  den  Agar  hindurch,  d.  h.  nach  v.  Wasielewski  und  Kühn, 
fixiert  worden.  Alle  5  Umrißzeichnungen  sind  bei  der  gleichen  mikroskopischen 


570 


Sitzungsbericht. 


Vergrößerung  und  gleicher  Tubuslänge  auf  Objekttischhöhe  mit  Hilfe  des  Abbe- 
schen  Zeichenapparates  angefertigt  worden.  Ich  suchte  mir  für  diesen  Vergleich 
absichtlich  Amöben  mit  möglichst  regelmäßigem,  meist  ungefähr  kreisrundem  oder 
elliptischem  Umriß  aus,  um  auch  ihr  Volumen  möglichst  genau  berechnen  zu  können. 
Zu  diesem  Zweck  maß  ich  mit  Hilfe  des  Okularmikrometers  ihre  Längs-  und  Quer¬ 
achsen  und  mittels  der  Mikrometerschraube  am  Mikroskop  ihre  Dicke.  Bei  diesen 
Messungen  ergab  sich,  daß  die  Amöben  a  lind  e  annähernd  die  Form  von  Kotations- 
ellipsoiden  mit  den  Achsenlängen  10 :  6  :  4  bzw.  8  :  6  :  4  hatten.  Die  Amöben  b, 
c  und  d  dagegen  sind  platte  Scheiben  aus  Zylindern  mit  ungefähr  kreisrunder  bzw. 
elliptischer  Grundfläche,  deren  Dicke  ca.  1  (b  und  c)  bzw.  l(2  (i  (d)  beträgt.  Die 
Berechnung  des  Volumens  dieser  5  Amöben  unter  Zugrundelegung  obiger  Masse  er¬ 
gab,  daß  hinsichtlich  des  Volumens  die  Amöben  a,  b  und  c  annähernd,  die  Amöhen 
d  und  e  sogar  völlig  übereinstimmen.  Die  errechneten  Volumina  der  ö  Amöben 
waren:  a  ca.  126  c/x,  b  ca.  118  c ft,  c  ca.  129  c ft,  d  und  e  je  100  cft.  Die  so  er¬ 
rechneten  Volumina  der  Amöben  können  natürlich  nur  annähernd  richtig  sein,  trotz¬ 
dem  aber  zeigt  es  sich  bei  dieser  Berechnung,  daß  die  in  der  Umrißzeichnung  so 
verschieden  groß  erscheinenden  Amöben  in  Wirklichkeit  hinsichtlich  ihres  Volumens 
gar  keinen  oder  nur  einen  geringen  Unterschied  aufweisen.  Die  nur  scheinbar  vor¬ 
handenen  Größenunterschiede  zwischen  den  Amöben  dürften  zunächst  wohl  darauf 
zurückzuführen  sein,  daß  die  auf  dem  Agar  fixierten  Amöben  durch  die  sicherlich 
äußerst  geringe  Dicke  der  die  Kulturplatte  bedeckenden  Wasserschicht  gezwungen 
werden,  sich  als  möglichst  dünne,  platte  Scheiben  dem  Agar  anzuschmiegen,  während 
die  im  Wassertropfen  fixierten  Amöben  auch  bei  größerer  Dicke  nicht  Gefahr  laufen, 
mit  der  Luft  in  direkte  Berührung  zu  geraten.  Daß  dem  so  ist,  scheint  mir  auch 
aus  der  von  mir  beobachteten  Tatsache  hervorzugehen,  daß  die  Amöben  auch  in 
den  Klatschpräparaten,  bei  deren  Herstellung  das  Deckglas  nur  ganz  kurz  auf  dem 
Agar  belassen  wurde,  deutlich  größer  erscheinen  als  die  im  Wassertropfen  fixierten 
Amöben,  wenn  sie  auch  bei  weitem  nicht  die  scheinbare  Größe  der  nach  v.  Wasie- 
lewski  und  Kühn  fixierten  Amöben  erreichen.  Bei  diesem  letztgenannten  Ver¬ 
fahren  zur  Herstellung  von  Amöbenklatschpräparaten  dürfte  wohl  die  so  besonders 
stark  hervortretende  scheinbare  Vergrößerung  der  Amöben  zum  großen  Teil  auf  den 
während  einer  Stunde  auf  die  lebenden  Amöben  einwirkenden  Deckglasdruck  und 
auf  die  zwischen  Deckglas  und  Agaroberfläche  bestehende  Kapillaradhäsion  zurück¬ 
zuführen  sein,  durch  welche  die  auf  der  Agaroberfläche  ohnehin  schon  bestehende 
Abplattung  der  Amöben  noch  verstärkt  wird.  Man  wird  sich  also  bei  Anwendung 
des  im  übrigen  manche  Vorteile  aufweisenden  Verfahrens  nach  v.  Wasielewski 
und  Kühn  zur  Herstellung  von  Amöbenklatschpräparaten  stets  vergegenwärtigen 
müssen,  daß  dieses  Verfahren  unter  Umständen  eine,  allerdings  nur  scheinbare,  Ver¬ 
größerung  der  in  den  Präparaten  vorhandenen  Amöben  zur  Folge  haben  kann.  Von 
besonderem  Interesse  dürften  die  soeben  von  mir  geschilderten  Beobachtungen  wohl 
sein  im  Hinblick  auf  die  morphologischen  Studien  an  Bakterien,  welche  Kuhn  unter 
Anwendung  des  von  v.  Wasielewski  und  Kühn  angegebenen  Fixierungsver¬ 
fahrens  angestellt  hat,  da  immerhin  die  Möglichkeit  besteht,  daß  diese  Fixierungs¬ 
methode  auch  auf  das  Aussehen  der  von  Kuhn  untersuchten  Bakterien  nicht  ganz 
ohne  Einfluß  geblieben  ist. 

Hinsichtlich  ihrer  Form  und  der  Struktur  ihres  Protoplasmas  weichen 
die  fixierten  und  nach  Giern sa  gefärbten  vegetativen  Dicty ostelium- Amöben 
nicht  wesentlich  von  anderen  saprophytischen  Kulturamöben  ab.  Nur  die  in  den 
sog.  Amöbenzügen  vereinigten  Amöben  fallen  durch  ihre  sehr  langgestreckte,  meist 
spindelförmige  Gestalt  auf. 

Mit  dem  Studium  des  Baues  und  der  Teilung  des  Kernes  der  Dic¬ 
ty  ostelium -Amöben  haben  die  früheren  Untersucher  von  D.  mucoroides  sich 
mehrfach,  wenn  auch  nicht  sehr  eingehend  befaßt,  ohne  daß  es  ihnen  gelungen 


Sitzungsbericht. 


571 


wäre,  uns  ein  einigermaßen  klares  Bild  von  den  Kernverhältnissen  bei  Dicty o- 
stelium  zu  geben.  Bei  meinen  Untersuchungen  konnte  ich  feststellen,  daß  der 
Kuhekern  der  Dicty oste lium- Amöben  in  seinem  Bau  sehr  wesentlich  von  den 
Kernen  anderer  saprophytischer  Amöben  z.  B.  Valilkampfia,  Hart  mann  eil  a  usw., 
abweicht:  Während  nämlich  bei  Vahlkampfia  und  anderen  saprophy tischen 
Amöben,  deren  Kernbau  bisher  näher  untersucht  worden  ist,  eine  nach  Giern sa 
blau  färbbare  Substanz  als  sog.  Binnenkörper  (Karyosom)  im  Innern  des  Kernes 
liegt  und  von  einer  nach  Giern  sa  rot  gefärbten  Kandschicht  umgeben  ist,  weisen 
die  im  Kern  der  Dicty  ostelium- Amöben  ebenfalls  vorhandenen  beiden  nach 
Giemsa  blau  bzw.  rot  färbbaren  Bestandteile  genau  das  entgegengesetzte  Lage¬ 
verhältnis  auf:  Die  blau  färbbare  Kernkomponente  liegt  bei  den  Dictyostelium- 
Amöben  in  Form  eines  mehr  oder  weniger  vollständig  geschlossenen  Kinges  oder 
runder,  ovaler  oder  halbmondförmiger  Körper  an  der  Peripherie  des  Kernes,  während 
der  Innenraum  des  Kernes  von  rot  gefärbten  kleinen  Körnchen  oder  einem  ebenfalls 
rot  gefärbten  Netzwerk,  in  dessen  Knotenpunkten  kleine  rote  Körnchen  liegen,  er¬ 
füllt  ist.  Wie  bei  anderen  saprophytischen  Amöben,  so  färbt  sich  auch  bei  den 
Dicty  ostelium- Amöben  der  nach  Giemsa  blau  färbbare  Kernbestandteil  nach 
Heidenhain  tiefschwarz  und  mit  Saffranin-Liehtgrün  leuchtend  rot,  während  die 
nach  Giemsa  rot  färbbare  Kernsubstanz  nach  der  Heidenhain  sehen  Eisenhäma- 
toxylin-Lichtgrün-Färbung  je  nach  dem  Differenzierungsgrad  grau  bis  grün,  nach 
Saffranin-Liehtgrünfärbung  grün  gefärbt  erscheint.  Der  Kuhekern  der  Dicty o- 
stelium- Amöben  stimmt  also  hinsichtlich  seiner  Zusammensetzung  aus  2  verschieden 
färbbaren  Bestandteilen  mit  dem  Kern  anderer  saprophytischer  Amöben  überein, 
erinnert  in  seinem  Bau  aber  eher  an  den  Kern  der  parasitischen  Entamöben,  von 
dem  er  sich  jedoch  durch  das  Fehlen  eines  zentral  gelegenen  Binnenkörpers  (Karyosom) 
ebenfalls  deutlich  unterscheidet. 

Der  Kern  der  langgestreckten  Dicty  ostelium -Amöben,  die  in  den  Pseudo¬ 
plasmodien  zu  sog.  Zügen  vereinigt  sind,  zeigt  den  gleichen  Bau  wie  der  Kern  der 
vegetativen  Dicty  ostelium- Amöben.  Kernteilungen  konnte  ich,  ebenso  wie 
frühere  Untersucher  von  Dictyostelium,  in  den  zu  „Zügen“  angeordneten  Amöben 
niemals  finden;  eine  Vermehrung  der  Amöben  findet  also  in  den  Pseudo¬ 
plasmodien,  wie  bereits  oben  erwähnt,  augenscheinlich  nicht 
mehr  statt. 

Um  eventuell  die  Frage  entscheiden  zu  können,  welcher  der  beiden  Bestandteile 
des  Kernes  der  Dictyostelium- Amöben  als  „Chromatin“  anzusehen  ist,  habe  ich 
mich  bemüht,  auch  die  Vorgänge  während  der  Kernteilung,  die  ausschließlich 
bei  vegetativen,  in  der  äußersten  Kulturzone  gelegenen  Amöben  beobachtet  wurde, 
genauer  kennen  zu  lernen.  Leider  habe  ich  bisher  nur  einige  wenige  Kernteilungs¬ 
bilder  in  meinen  Präparaten  auffinden  können,  aus  denen  sich  ein  einigermaßen 
genaues  Bild  von  dem  Verlauf  der  Kernteilung  noch  nicht  gewinnen  läßt.  Eines 
der  von  mir  in  einem  Heidenhain -Präparat  aufgefundenen  Kernteilungsbilder 
läßt  2  polkappen-artige,  tiefschwarz  gefärbte  Körper  erkennen,  zwischen  denen  sich 
ein  spindelartiges  Gebilde  mit  einer  Anzahl  tiefschwarz  gefärbter  kleiner  Körnchen 
erstreckt.  Das  Stadium  zeigt  große  Ähnlichkeit  mit  einem  von  v.  Wasielewski 
und  Kühn  (1914)  abgebildeten  späten  Anaphasestadium  bei  Vahlkampfia  bi- 
stadialis,  doch  läßt  sich  aus  diesem  einen  Stadium  noch  nicht  der  Schluß  ziehen, 
daß  der  Verlauf  der  Kernteilung  bei  Dictyostelium  der  gleiche  oder  auch  nur 
ein  im  großen  und  ganzen  ähnlicher  ist,  wie  bei  der  genannten  Vahlkampfia- Art. 
Erst  wenn  die  von  mir  beabsichtigte  weitere  Untersuchung  der  Kernteilungsvorgänge 
bei  Dictyostelium  zu  dem  Ergebnis  führen  sollten,  daß  die  nach  Giemsa  rot 
bzw.  blau  färbbaren  Bestandteile  des  Dictyostelium-Kernes  nicht  nur  hinsichtlich 
ihrer.  Färbbarkeit,  sondern  auch  hinsichtlich  ihres  Verhaltens  während  der  Kern¬ 
teilung  mit  den  gleich  färbbaren  Bestandteilen  des  Kernes  anderer  saprophytischer 


572 


Sitzungsbericht. 


Amöben  übereinstimmen,  könnte  man  zu  dem  Schluß  gelangen,  daß  die  betreffenden 
gleich  färbbaren  Bestandteile  des  Dictyo st elium- Kernes  und  der  Kerne  anderer 
saprophytischer  Amöben  trotz  ihrer  verschiedenen  Anordnung  im  Kern  einander 
homolog  sind. 

Die  Bildung  der  Pseudosporangien,  die  bereits  von  Brefeld  und 
anderen  eingehend  untersucht  und  beschrieben  worden  ist,  habe  ich  im  Laufe  meiner 
Untersuchungen  nur  gelegentlich  einmal  genauer  beobachtet.  Dabei  konnte  ich 
feststellen,  daß  diese  Pseudosporangienbildung  innerhalb  verhältnismäßig  kurzer  Zeit 
vor  sich  geht,  so  daß  z.  B.  aus  einem  keulenförmigen  Anfangsstadium  der  Pseudo¬ 
sporangienbildung  schon  im  Laufe  von  etwa  4 1/2  Stunden  das  aus  einem  Stiel  und 
einem  kugeligen  Köpfchen  bestehende  Pseudosporangium  hervorgehen  kann. 

Wie  ich  iu  meiner  früheren  kurzen  Mitteilung  ausgeführt  habe,  kann  die 
Pseudosporangienbildung  in  einer  zunächst  in  normaler  Weise  Pseudosporangien 
bildenden  Die  tyost  elium -Kultur  ziemlich  plötzlich  ausbleibeu,  ohne  daß  es  mir 
bisher  möglich  war,  die  Ursache  für  diese  völlige  Einstellung  der  Pseudosporangien¬ 
bildung  ausfindig  zu  machen.  Wie  ich  ebenfalls  bereits  berichtet  habe,  gelang  es 
mir  mehrfach,  einen  Di ctyostelium- Stamm,  welcher  keine  Pseudosporangien 
mehr  bildete,  durch  Passage  über  sterilisierten  Pferdekot  wieder  zur  Pseudosporangien¬ 
bildung  zu  veranlassen.  Auf  Grund  meiner  Beobachtungen  kam  ich  zu  dem  Schluß, 
daß  Nahrungsmangel,  der  bei  der  Auslösung  der  Pseudosporangienbildung  zweifellos 
eine  gewisse  Rolle  spielt,  für  sich  allein  nicht  immer  imstande  ist,  die  Bildung 
von  Pseudosporangien  auszulösen,  sondern  daß  auch  noch  andere,  mir  zu¬ 
nächst  noch  unbekannte  Faktoren  für  die  Auslösung  der  Pseudo¬ 
sporangienbildung  in  Frage  kommen  müssen. 

Um  womöglich  über  die  Art  dieser  anderen  Faktoren  einige  Aufschlüsse  zu 
erhalten,  stellte  ich  eine  Reihe  von  Versuchen  an,  und  zwar  mit  einem  Dictyo- 
st elium -Stamm,  der  bereits  einmal  durch  Passage  über  Pferdekot  zu  erneuter 
Pseudosporangienbildung  gebracht  worden  war,  nach  einiger  Zeit  jedoch  wieder  fast 
völlig  aufgehört  hatte,  Pseudosporangien  zu  bilden.  Der  von  Nöller  (1922) x)  für 
die  Züchtung  von  Chlamydophrys  angegebene  „Pferdekotagar“  zeigte  keinerlei 
Einwirkung  auf  die  fast  erloschene  Pseudosporangienbildung.  Eine  lebhafte  Pseudo¬ 
sporangienbildung  trat  dagegen  ein,  als  ich  den  Dicty ostelium- Stamm  auf 
Platten  überimpfte,  die  sterilisierten  Pferdekot  von  einer  dünnen  Amöbenagar¬ 
schicht  überzogen  enthielten.  Diese  Platten  hatten  nicht,  wie  die  sonst  von  mir 
verwendeten,  eine  glatte  Oberfläche,  sondern  wiesen  zahlreiche  Erhöhungen  auf. 
Die  Pseudosporangien  standen  nun  auf  diesen  Platten  fast  ausschließlich  auf  den 
Erhöhungen  der  Agaroberfläche  in  größerer  Zahl  dicht  beieinander,  während  die 
ebenen,  glatten  Stellen  der  Platten  nur  spärlich  mit  Pseudosporangien  besetzt  waren. 
Auch  waren  die  auf  den  Erhöhungen  stehenden  Pseudosporangien  meist  von  normaler 
Größe,  während  die  anderen  auffallend  klein  blieben.  Da  somit  die  Beschaffen¬ 
heit  der  Oberfläche  des  Nährbodens,  auf  dem  Dicty  ostelium  ge¬ 
züchtet  wird,  augenscheinlich  von  Einfluß  auf  die  Pseudosporan¬ 
gienbildung  war,  so  stellte  ich  mir  weiterhin  Platten  her,  deren  Oberfläche 
gleichfalls  uneben  war,  die  aber  nicht  sterilisierten  Pferdekot,  sondern  sterilisierte 
Kokosfasern,  wie  sie  zur  Herstellung  von  Fußmatten  verwendet  werden,  unter 
einer  dünnen  Amöbenagarschicht  enthielten.  Auf  diesen  Platten,  die,  wie  alle  bei 
diesen  Versuchen  zur  Verwendung  kommenden  Platten,  mit  einer  einheitlichen  Schicht 
von  Bacterium  coli  überzogen  waren,  bildeten  sich  Pseudosporangien  von  nor¬ 
maler  Größe  fast  ausschließlich  auf  den  Erhöhungen  der  Agaroberfläche  und  auf 
einzelnen  über  die  Plattenoberfläche  hinausragenden,  von  einer  dünnen  Agarschicht 


l)  Nöller,  W.,  Die  wichtigsten  parasitischen  Protozoen  des  Menschen  und  der 
Tiere.  Berlin,  Rieh.  Schoetz,  1922. 


Sitzungsbericht. 


573 


überzogenen  Kokosfasern.  Um  einen  etwaigen  Einfluß  irgendwelcher  in  den  Kokos¬ 
fasern  vorhandenen  chemischen  Stoffe  nach  Möglichkeit  auszuschalten,  verwandte 
ich  bei  weiteren  derartigen  Versuchen  Kokosfasern,  die  vor  ihrer  Benutzung  längere 
Zeit  in  Wasser,  5proz.  Kalilauge  und  öproz.  Schwefelsäure  gekocht  und  dann  gründ¬ 
lich  ausgewaschen  worden  waren,  ohne  daß  das  Ergebnis  der  Versuche  eine  Ände¬ 
rung  erfuhr.  Goß  ich  in  die  Schalen,  welche  die  Kokosfasern  enthielten,  soviel  Agar, 
daß  die  Oberfläche  der  Platten  keine  durch  die  Fasern  verursachten  Erhöhungen 
aufwies,  sondern  glatt  und  eben  war,  so  war  trotz  der  Anwesenheit  der  Fasern  von 
einer  Verstärkung  der  Pseudosporangienbildung  und  von  einer  Ansammlung  der 
Pseudosporangien  an  bestimmten  Stellen  der  Platten  nichts  zu  bemerken.  Auch  der 
Zusatz  des  durch  Auskochen  der  Kokosfasern  in  Wasser  gewonnenen  Extraktes  zu 
dem  Amöbenagar  blieb  ohne  Einfluß  auf  die  Pseudosporangienbildung. 

Um  jede  Möglichkeit  einer  Beeinflussung  der  Pseudosporangienbildung  durch 
irgendwelche  chemische  Stoffe  vollständig  anszuschalten,  ersetzte  ich  bei  weiteren 
Versuchen  die  Kokosfasern  durch  sterilisierte  Glaswolle,  die  ebenfalls  mit  einer 
dünnen  Agarschicht  übergossen  wurde,  so  daß  Platten  mit  unebener  Oberfläche  ent¬ 
standen,  auf  denen  ebenfalls  Pseudosporangien  in  größerer  Zahl  und  von  durch¬ 
schnittlich  normaler  Größe  nur  an  den  durch  die  Glaswolle  emporgewölbten  Stellen 
entstanden.  Auf  Platten,  die  bei  sonst  glatter,  ebener  Oberfläche  einige  sterilisierte, 
von  einer  dünnen  Agarschicht  überzogene  und  die  Agaroberfläche  als  Buckel  über¬ 
ragende  Glaskugeln  enthielten,  fanden  sich  Pseudosporangien  normaler  Größe 
gleichfalls  fast  ausschließlich  auf  den  durch  die  Kugeln  gebildeten  Buckeln  und  an 
deren  Fuß,  während  auf  den  ebenen  Stellen  der  Platten  Pseudosporangien  nur  in 
verhältnismäßig  geringer  Zahl  und  Größe  auftraten. 

Schließlich  stellte  ich  noch  einen  Versuch  an,  bei  dem  ich  absichtlich  in  der 
Oberfläche  der  Amöbenagarplatten  neben  Erhöhungen  auch  einige  künstliche  Ver¬ 
tiefungen  anbrachte,  doch  konnte  ich  keinerlei  Einfluß  dieser  Vertiefungen  auf 
die  Zahl  und  Größe  der  Pseudosporangien  feststellen. 

Aus  den  von  mir  geschilderten  Versuchen  geht  hervor,  daß  ein  Dictyo- 
steli um- Stamm,  der  auf  normalen  Amöbenagarplatten  mit  vollständig  ebener  Ober¬ 
fläche  nur  verhältnismäßig  wenige,  kleine  Pseudosporangien  bildet,  auf  Agar- 
platten,  deren  Oberfläche  durch  Pferdekot,  Kokosfasern,  Glas¬ 
wolle  oder  Glaskugeln  uneben  gemacht  worden  ist,  zahlreiche, 
normal  große  Pseudosporangien  hervorbringt.  Diese  stehen  aber  nicht 
gleichmäßig  über  die  ganze  Platte  verteilt,  sondern  finden  sich  fast  aus¬ 
schließlich  an  denStellen,  an  denen  die  Agaroberfläche  Erhöhungen 
auf  weist,  während  die  ebenen  Stellen  der  Platten  nur  wenige,  verhältnismäßig 
kleine  Pseudosporangien  tragen.  Dieses  Verhalten  von  Dictyostelium  auf  Nähr¬ 
böden  mit  unebener  Oberfläche  ist  vielleicht  so  zu  erklären,  daß  die  Dictyo¬ 
stelium- Amöben,  sobald  der  infolge  ihrer  starken  Vermehrung  eintretende  Nah¬ 
rungsmangel  einen  gewissen  Grad  erreicht  hat,  durch  negativen  Hydrotro- 
pismus,  wie  er  auch  schon  bei  einer  anderen,  zur  näheren  Verwandtschaft  von 
Dictyostelium  gerechneten  Amöbenart  beobachtet  worden  ist  (Olive  1902) x), 
veranlaßt  werden,  sich  an  den  am  höchsten  gelegenen  Stellen  der  Nährbodenoberfläche 
zu  Pseudoplasmodien  zusammen  zu  finden  und  dort  dann  auch  Pseudosporangien  zu 
bilden. 

Die  fertig  ausgebildeten  Sporen  von  Dictyostelium  habe  ich,  technischer 
Schwierigkeiten  wegen,  bisher  nicht  genauer  morphologisch  untersucht,  doch  konnte 
ich  gelegentlich  feststellen,  daß  sie  in  ihrem  Bau,  d.  h.  in  der  Anordnung  des  Proto¬ 
plasmas,  stark  an  die  Sporen  von  Mikrosporidien  erinnern,  wenn  sie  auch  nicht 


*)  Olive,  E.  W.,  Monograph  of  the  Acrasieae.  Proc.  Boston  Soc.  Nat.  Hist. 
Vol.  30,  p.  451—513,  tab.  5—8,  1902. 


574 


Sitzungsbericht. 


wie  diese  einen  sog.  Polfaden  besitzen.  Das  Ausschlüpfen  des  Sporeninhaltes  findet, 
wie  ich  mehrfach  feststellen  konnte,  nur  bei  Anwesenheit  von  Bakterien  statt. 
Mikrocystenbildung,  wie  sie  Brefeld  von  Dicty ostelinm  beschrieben  hat, 
konnte  ich  in  meinen  Kulturen  niemals  beobachten.  Auch  Anzeichen  für  das  Auf¬ 
treten  einer  Kopulation,  die  Skupienski  (1918) r)  beschrieben  hat,  konnten  bis 
jetzt  von  mir  bei  Dictyostelinm  nicht  beobachtet  werden. 

Diskussion: 

E.  Gildemeister:  Die  Ausführungen  des  Herrn  Vortr.  haben  mich  besonders 
bezüglich  seiner  Angaben  über  die  Größenveränderungen,  die  durch  das  von 
v.  Wasielewski  und  Kühn  angegebene  Fixierungsverfahren  an  Amöben  hervor¬ 
gerufen  werden,  interessiert.  Diese  genannte  Fixierungsmethode  ist  von  Ph.  Kuhn 
zwar  nicht  mit  Sublimatalkohol,  sondern  mit  Chromsäurelösung  bei  seinen  morpho¬ 
logischen  Studien  an  Vibrionen,  über  die  er  uns  hier,  in  Würzburg  und  zuletzt  in 
Göttingen  berichtet  hat,  angewendet  und  als  diejenige  Methode  bezeichnet  worden, 
welche  die  natürliche  Form  der  Bakterien  am  sichersten  erhält.  Nachdem  wir  gehört 
haben,  daß  Amöben  eine  erhebliche  Gestaltsvergrößerung  und  wahrscheinlich  auch 
eine  Verzerrung  ihrer  Innengebilde  erfahren,  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  auch 
Bakterien  durch  die  Wasielewski-Kühnsche  Fixierungsmethode  Form  Veränderungen 
erleiden.  Dieses  Moment  wird  neben  anderen  bei  der  Beurteilung  der  von  Kuhn 
mitgeteilten  Beobachtungen  zu  berücksichtigen  sein. 

Nölle r:  betont,  daß  ihm  bei  der  Fixierungsmethode  von  Wasielewski  und 
Kühn  stets  Bedenken  gekommen  sind,  so  daß  sie  bei  ihm  nicht  Aufnahme  gefunden 
hat.  Denn  das  langsame  Durchdringen  der  Fixierungsflüssigkeit  durch  Nährboden¬ 
stücke  kann  keine  einwandfreie  Gestalterhaltung  schaffen,  wie  wir  sie  bei  cyto- 
logischen  Untersuchungen  verlangen,  und  wie  sie  am  besten  durch  schnelle  Berührung 
des  zu  behandelnden  Organismus  mit  der  Fixierungsflüssigkeit  gewährleistet  wird. 
Durch  die  Untersuchungen  von  Herrn  v.  Sc  huck  mann  ist  die  Berechtigung  dieser 
Bedenken  einwandfrei  gezeigt  worden.  Zur  Ergänzung  dieser  Messungsangabeu 
dürften  genaue  Photographien  und  Messungen  der  „Amöben“  wertvoll  sein. 

Es  ist  dem  Wecbselredner  eine  Freude,  die  weitere  Erforschung  der  Dictyo- 
stelien  durch  den  Herrn  Vortragenden  feststellen  zu  können,  jener  Organismen,  die 
wegen  ihrer  Kernverhältnisse  eine  praktische  Bedeutung  bei  der  Differentialdiagnose 
der  Entamöben  bei  Kotuntersuchungen  besitzen,  und  welche  zu  jener  Organismen¬ 
gruppe  gehören,  deren  Ökologie  und  Bedeutung  als  Pferdekotbewohner  und  Darm¬ 
passanten  des  Menschen  durch  die  Untersuchungen  von  Nöller,  Kroß  und  Arndt 
(1921,  Arch.  f.  Schiffs-  u.  Tropenhygiene,  Bd.  25,  S.  114 — 120)  und  Kroß  (1924, 
Arch.  f.  Protistenkunde,  Bd.  48,  S.  316—341)  aufgeklärt  worden  ist. 

v.  Schuckmann  (Schlußwort). 


III. 

Blumenthal,  Georg,  Zur  Siliquidreaktion. 

Als  Ergänzung  unserer  Veröffentlichung  in  Nr.  49  der  Medizinischen  Klinik 
vom  vorigen  Jahre  möchte  ich  mir  erlauben,  Ihnen  hier  kurz  die  dort  beschriebene 
Siliquidreaktion  zu  demonstrieren. 

Für  die  Liquordiagnostik  und  speziell  gerade  für  die  Aufdeckung  luetischer 
Erkrankungen  des  Zentralnervensystems  hat  immer  das  Bedürfnis  bestanden,  neben 
der  WaR.  eine  Untersuchungsmethode  in  die  Hand  zu  bekommen,  die  befähigt  ist, 

q  Skupienski,  F.  X.,  Sur  la  sexualite  chez  une  espece  de  Myxomycäte 
Acrasiee,  Dictyostelium  mucoroides.  C.  r.  Acad.  des  Sciences.  Paris,  Vol.  167,  p.  960 
—962,  1918. 


Sitzungsbericht.  575 

Aufschluß  über  Veränderungen  in  der  qualitativen  Zusammensetzung  des  Liquor¬ 
eiweißes  zu  liefern. 

Ein  normaler  Liquor  besitzt  einen  Gesamteiweißgehalt  von  ungefähr  0,2  Prom. 
Bei  pathologischen  Prozessen  beobachten  wir  inicht  nur  eine  absolute  Vermehrung 
dieses  Gehaltes,  sondern  es  tritt  eine  mehr  oder  minder  starke  Verschiebung  in  der 
Zusammensetzung  der  Eiweißkörper  ein,  der  Quotient  zwischen  ihrem  Globulin-  und 
Albumingehalt  wechselt,  und  zwar  ist  diese  Verschiedenheit  für  die  einzelnen  Er¬ 
krankungen  mit  einer  gewissen  Einschränkung  charakteristisch. 

Während  sich  nun  bei  der  Lues  der  Globulin-  und  Albuminanteil  ziemlich  die 
Wage  halten,  der  Quotient  also  ungefähr  um  1  herum  liegt,  tritt  bei  pathologischen 
Prozessen  anderer  Ätiologie,  wie  z.  B.  bei  tuberkulöser  oder  eiteriger  Meningitis,  bei 
Blutungen  und  Tumoren  in  der  Regel  eine  Vermehrung  der  Albumine  ein;  der 
Quotient  erreicht  den  Wert  von  x/5  und  darunter.  Schließlich  gibt  es  aber  noch 
mannigfache  Übergänge  bei  den  einzelnen  Krankheiten,  dazu  kommt,  daß  sich  die 
multiple  Sklerose,  bisweilen  aber  auch  die  Epilepsie,  Arteriosklerosis  cerebri,  sowie 
die  eben  erwähnten,  differentialdiagnostisch  gerade  besonders  wichtigen  Krank¬ 
heiten  ähnlich  oder  sogar  genau  wie  luetische  Affektionen  von  Gehirn  und  Rücken¬ 
mark  verhalten  können. 

So  bietet  der  Weg  der  Eiweißuntersuchung  des  Liquors  von  vornherein  wenig 
,  Aussicht  auf  eine  strikte  und  spezifische  Abgrenzung  der  syphilitischen  von  den 
sonstigen  Erkrankungen  des  Zentralnervensystems.  Er  besitzt  aber  große  praktische 
Bedeutung,  da  trotz  negativer  WaR.  bei  bestimmten  zentralen  Erkrankungen, 
z.  B.  bei  der  Lues  cerebri,  bereits  eine  ziemlich  beträchtliche  Eiweißveränderung  im 
Liquor  bestehen  kann. 

Die  Nonnesche  Reaktion  stellt  nun  ganz  allgemein  lediglich  eine  pathologische 
Eiweißvermehrung  gegenüber  der  Norm  (durch  Ausfällung  der  Globuline  vermittels 
Ammoniumsulfat)  fest  und  die  quantitative  Eiweißbestimmung  nach  Roberts- 
Brandberg-Stolnikow,  die  noch  dazu  sogar  in  der  Hand  des  Geübten  mit 
30  Proz.  Fehlern  arbeiten  soll,  gibt  ebenfalls  keinen  Aufschluß  über  die  uns  allein 
interessierende  qualitative  Eiweißverteilung. 

Einen  wesentlichen  Fortschritt  bedeuten  daher  in  dieser  Hinsicht  die  kolloid- 
chemischen  Methoden,  die  von  der  durch  C.  Lange  eingeführten  Reaktion 
mit  kolloidalem  Gold  ausgehend  mit  den  verschiedensten  Kolloiden  wie  Mastix, 
Kollargol,  Benzoe  usw.  versucht  worden  sind.  Allen  diesen  Reaktionen,  insbesondere 
aber  der  am  meisten  gebräuchlichen  Gold-  bezw.  Mastixreaktion,  haften  noch  be¬ 
stimmte  technische  Mängel  an.  Ihre  Ausführung  ist  ziemlich  umständlich,  da  für 
jeden  Liquor  das  Ansetzen  von  mindestens  10  Verdünnungsröhrchen  zu  ihrer  rich¬ 
tigen  Beurteilung  erforderlich  ist.  Dadurch  entstehen  zwar  sog.  Reaktionskurven, 
diese  sind  jedoch,  wie  bereits  erwähnt,  nicht  immer  für  Lues  charakteristisch.  Hinzu 
kommt  bei  der  Mastixreaktion  die  Notwendigkeit  eines  Vorversuches  zur  Bestimmung 
des  richtigen  Kochsalzgehaltes  und  bei  der  Goldreaktion  vor  allem  die  große 
Schwierigkeit  der  Herstellung  haltbaren  einwandfreien  Goldhydrosols. 

Diesen  Mängeln  sucht  die  Siliquidreaktion,  die  zuerst  von  Schwarz  und 
Grünewald  empfohlen  und  von  mir  mit  Shirakawa  weiter  ausgebaut  und  für 
die  Praxis  brauchbar  gemacht  wurde,  abzuhelfen.  Es  handelt  sich  dabei  um  ein 
fertig  im  Handel  erhältliches,  unbegrenzt  haltbares  Präparat  der  Firma  Boehringer 
und  Söhne  in  Mannheim,  das  klar  und  farblos  ist  und  kolloidale  Kieselsäure  darstellt. 
Da  wir  mit  der  ursprünglich  von  den  Autoren  angegebenen  Versuchsanordnung  keine 
eindeutigen  Unterschiede  zwischen  normalen  und  pathologischen  Liquoren  erzielen 
konnten,  haben  wir  eine  Verstärkung  der  Reaktion  herbeizuführen  gesucht  und  in 
dem  von  Meinicke  für  seine  Trübungsreaktion  empfohlenen  Ammoniumchlorid  in 
1,5  proz.  Lösung,  das  sich  lange  Zeit  hält,  einen  brauchbaren  Elektrolyten  gefunden. 
Dabei  haben  wir  aus  den  erwähnten  Gründen  von  vornherein  auf  eine  Kurven- 


576 


Sitzungsbericht. 


darstellung  verzichtet  und  benutzen  nur  1  Röhrchen  für  den  ganzen  Versuch.  Dem¬ 
nach  gestaltet  sich  unsere  Technik  in  einfacher  Weise  folgendermaßen: 

In  ein  Reagenzglas  fügen  wir  0.25  ccm  klar  zentrifugierten  Liquor,  setzen  das 
gleiche  Quantum,  also  0,25  ccm,  l,5proz.  Ammoniumchlorid  zu  und  lassen  darauf 
ebensoviel,  also  wiederum  0,25  ccm,  unverdünntes  Siliquid  am  Glase  herunterlaufen. 
Dann  wird  gut  durchgeschüttelt,  etwa  1  Minute  gewartet  und  das  Resultat 
abgelesen. 

Bei  negativem  Ausfall  bleibt  die  Flüssigkeit  klar  und  unverändert,  bei  posi¬ 
tivem  tritt  eine  schwache  (-}-)  oder  starke  Trübung  (-J — [-)  auf.  In  seltenen  Fällen 
kommen  nur  leichte  Spuren  einer  Opaleszenz  zur  Beobachtung,  zweifelhafte  Reaktion 
(i).  Ausflockungen  treten  nicht  auf,  jedoch  lassen  sich  die  Trübungsunterschiede 
mit  bloßem  Auge  bei  gewöhnlichem  Licht  gut  erkennen. 

Was  nun  unsere  Resultate  mit  der  Siliquidreaktion  betrifft,  so  haben  wir 
zunächst  durch  Vergleichsversuche  an  über  100  Liquoren  ihre  fast  völlige  Überein¬ 
stimmung  mit  der  Mastixreaktion  feststellen  können  und  sie  daher  in  letzter  Zeit 
ausschließlich  zur  Ergänzung  und  Vervollständigung  der  WaR.  benutzt.  Es  handelt 
sich  wiederum  um  weitere  ungefähr  100  Untersuchungen,  deren  Ausfall  unsere  be¬ 
reits  in  der  ersten  Arbeit  ausgesprochene  Ansicht  über  die  Brauchbarkeit  der 
Siliquidreaktion  für  die  Liquordiagnostik  bestätigt  hat. 

Die  Siliquidreaktion  gibt  also  in  der  von  uns  benutzten  Versuchsanordnung  , 
im  allgemeinen  genügenden  Aufschluß  über  Veränderungen  im  Liquor  —  Eiwei߬ 
spiegel,  dabei  rascher  und  bequemer  als  die  bereits  erwähnten  wesentlich  kompli¬ 
zierteren  und  keinesfalls  streng  spezifischen  kolloid* chemischen  Methoden.  Ihr  posi¬ 
tiver  Ausfall  zeigt  damit  ein  Befallensein  des  Zentralnervensystems  an.  Sie  erhält 
aber  erst  in  diagnostischer  Beziehung  ihre  richtige  Auswertung  und  Bedeutung 
durch  die  gleichzeitige  Berücksichtigung  der  mit  Originalluesleberextrakten  an¬ 
gesetzten  WaR. 

IV. 

Gins,  H.  A.  und  Fortner,  J.,  Über  Maul-  und  Klauenseuche 
beim  Kaninchen. 

Die  Übertragung  der  Maul-  und  Klauenseuche  auf  Kaninchen  ist  uns  in  letzter 
Zeit  unter  Entwicklung  typischer  klinischer  Symptome  einwandfrei  gelungen.  Zwar 
konnte  Hobmaier  seinerzeit  das  Virus  nach  der  Kaninchenpassage  noch  nach- 
weisen,  aber  dies  gelang  bei  intrakutaner  Injektion  und  ohne  Entwicklung  von 
Aphten.  Wir  fanden  als  günstigste  Impfstelle  die  Übergangsstelle  von  der  Lippen¬ 
haut  zur  Schleimhaut.  Als  Virus  wurde  unser  Meerschweinchenstamm  benutzt. 
Nach  24  Stunden  trat  beginnende  Aphtenbildung  auf,  die  sich  nach  weiteren 
24  Stunden  verstärkte.  Gelegentlich  entwickelten  sich  an  der  Umschlagsstelle  der 
Lippenschleimhaut  zum  Zahnfleisch  prall  gefüllte  Blasen,  deren  wasserheller  Inhalt 
mit  der  Kapillare  entnommen  werden  konnte.  Das  bisher  günstigste  Resultat  sahen 
wir  nach  einigen  Wechselpassagen  zwischen  Kaninchen  und  Meerschweinchen.  Im 
Anschluß  an  diese  gelang  aber  dann  die  Durchführung  durch  mehrere  Kaninchen 
unter  deutlicher  Aphtenbildung.  Das  Virus  konnte  im  Blut  nachgewiesen  werden 
und  wurde  von  jeder  Passage  durch  Rückübertragung  auf  das  Meerschweinchen 
identifiziert.  Mit  Rücksicht  auf  die  scharfen  veterinärpolizeilichen  Vorschriften 
mußten  wir  darauf  verzichten,  infizierte  Tiere  hier  zu  demonstrieren. 


Sn.öh 

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x£vä-  o.n 

Centralblatt  Ar  Bakteriologie  etc.  1.  Akt.  Referate. 

— .  Bd.  78.  No.  25/26.  ======= 

Ausgegeben  am  14.  April  1925. 

Inhaltsverzeichnis. 

Bearbeitet  von  Ober-Reg. -Med.-Rat  Dr.  E.  ßierotte  in  Berlin. 


Abderhalden,  Emil  481 
Acel,  D.  u.  Acel-Vecsei,  A. 

411 

— Vecsei,  A.  s.  Acel,  D. 
Ackert,  James  E.  78 
Adelsberger,  L.  s.  Schiff,  F. 
Adler,  Hugo  49 

Adolf,  Mona  347 

Albrecht,  0.  s.  Scherber,  G. 
Alder,  Albert  s.  Frei,  Carl. 
Alexander,  M.  E.  27 
Allison,  V.  Douglas  48 
McAlpine,  James  G.  s. 

Rettger,  Leo  F. 
Anastasia,  C.  s.  Mellon, 
Ralph  R. 

Anderson,  Charles  W.  74 
— ,  John  F.  u.  Leonard, 
George  F.  350 

— ,  L.  A.  P.  s.  Caius,  J.  F. 
— ,  R.  A.,  Schultz,  0.  T. 

u.  Stein,  J.  F.  529 
Andervont,  H.  u.  Simon, 
Charles  E.  522 

Andreewa,  A.  M.  u. 

Leschtsch,  A.  M.  398 
Andrewes,  C.  H.  u.  Miller 
jr.,  C.  Philip  69 

Anglade  412 

Antonowsky,  A.  413 
Aoyama,  K.  s.  Arima,  R. 
Apel,  R.  420 

de  Area  Leao,  A.-E.  417 

Arima,  R.,  Aoyama,  K.  u. 

Ohnawa,  J.  466 

Arloing,  F.  u.  Langeron,  L. 

324 

— ,  Langeron,  L.  u.  Spas- 
sitch,  B.  323 

—  u.  Spassitch,  B.  317 
— ,  Fernand  u.  Dufourt,  A. 

295,  321,  368 
— ,  Langeron,  L.  u.  Ricard 

323 

—  u.  Sempe  389 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78. 


I.  Autorenyerzeichnis. 

Armuzzi,  G.  u.  Strempel,  R. 

534 

Arning,  E.  550 

Arnold,  L.  s.  Weiß,  E. 
Arnoldi,  W.  483 

Arzt  88,  89 

Asher,  Leon  u.  Masuno, 
Inusuke  486 

d’ Assis  Brito  Filho,  F.  343 
Aßmann,  Georg  u.  Gruber, 
Georg  474 

Aubaret,  Rouslacroix  u. 

Herrmann  413 

Aubertot,  Maurice  s.  Chat¬ 
ton,  Edouard. 

Auclair,  Jules  479 

Aufrecht  302 

Auger,  L.  s.  Ball,  V. 

Auler,  H.  s.  Blumenthal, 

F. 

Ayers,  S.  Henry  u.  John¬ 
son,  Wm.  T.  jr.  58,  59 
Aznar,  P.  288 

—  s.  Weinberg,  M. 

Bacaloglu,  C.  u.  Tudoran, 

G.  177 

Bachem,  C.  235 

Bachmann  s.  Bürgers. 

— ,  W.  23,  216 

—  s.  Bürgers. 

— ,  Werner  34 

Bacher,  St.  s.  Kraus,  R. 

— ,  Stephan  488 

—  u.  Kosian,  Maria  6 

Baeuchlen,  E.  476 

Bail,  0.  39 

— ,  Oskar  271,  512,  513 
Bais,  W.  J.  u.  Verhoef, 

A.  W.  494 

Baitsell,  George  A.  266 
Baivy,  A.  s.  Bruynoghe,  R. 
Ball,  V.  u.  Auger,  L.  476 
Balozet.  s.  Velu,  H. 

Banciu,  A.  s.  Nicolau,  S. 

No.  25/26. 


Banghaf,  E.  J.  s.  Williams, 
A.  W. 

Bansi,  H.  W.  37 

Barikin,  W.  u.  Zacharoff, 
A.  108 

Barikine,W.  u.  Zdrodovsky, 
P.  509 

Barnard,  L.  s.  Oliver,  Jean. 
Barnewitz,  J.  u.  Flecke,  H. 

391 

Barok,  L.  s.  Karczag,  L. 
Barotte,  J.  s.  Velu,  H. 

La  Barre,  Jean  s.  Zunz, 
Edgard. 

Barret,  Harvey  P.  85 

—  u.  Smith,  Nannie  M.  82 

Barrow,  J.  F.  253 

Barth  s.  Bundt. 

— ,  E.  s.  Schmidt,  P. 
Barzilai-Vivaldi,  G.  u. 

Kauders,  0.  243 

Bastai,  P.  u.  Busacca,  A.  374 
Baudette,  F.R.  u.  Bushuell, 
L.  D.  144 

Bauer,  H.  552 

— ,  Hugo  552 

Baumann,  Fritz  472 
Baumecker,  Walter  495 
Baur,  M.  527 

Bechhold,  H.  8,  9,  528 

—  u.  Gutlohn,  L.  96 
Beck,  A.  u.  Huck,  W.  399, 

405 

Beckmann,  A.  444 

Beckwith,  T.  D.  397 

—  u.  McKilop,  G.  63 

Bedier,  E.  252 

Beger,  H.  18,  394 

Belonovsky,  G.  D.  482 
Bendam,  R.  s.  le  Clerc,  R. 
van  Beneden,  Jean  s.  Fabry, 

Paul. 

Benians,  T.  H.  C.  408 
Beniasch,  M.  u.  Lerner,  D. 

541 


37 


578 


Inhaltsverzeichnis. 


Le  Ber,  A.  s.  Richet,  Charles. 
Berczeller,  L.  n.  Wastl,  H. 

495 

Berdnikow,  A.  272 

Berger,  W.  324 

Bergin,  E.  229 

Besredka,  A.  54 

Bessau,  G.  u.  Köhler,  0. 

221 

Bessonowa,  A.  s.  German,  S. 
Bethoux,  Louis  456 

Betke,  Hans  268 

Bettencourt,  A.  74 

Bezangon,  Fernand,  Phili- 
bert,  Andre  u.  Hauduroy, 
Paul  210 

Biberstein,  H.  u.  Lubinski, 
H.  508 

Bieder,  Hermann  190 
Bieling,  R.  201,  463 

Biemond,  A.  G.  326 

Bien,  Z.  s.  Storm  van 
Leeuwen,  W. 

Bienenfeld,  Bianca  435 
Bigwood,  E.-J.  317 

Billa,  M.  s.  Gate,  J. 
Bircher,  Eugen  66 

Birger,  0.  G.  s.  Kritchevsky, 
J.  L. 

Birnbaum  198 

Blake,  Francis  G.  s.  Trask, 
James  D. 

— ,  Trask,  James  D.  u. 

Lynch,  John  F.  366 
Blanc,  G.  u.  Caminopetros, 
J.  80 

Blanchard,  M.  u.  Laigret, 
J.  245 

Blum,  Kurt  180,  183 

Blumenthal,  F.,  Auler,  H.  u. 
Meyer,  Paula  263 

—  u.  Meyer,  Paula  263 

— ,  G.  446 

—  u.  Monferratos  -  Floros, 

Käthe  373 

— ,  Georg  187,  574 

Boas,  Harald,  Mörch,  J.  R. 
u.  Pontoppidan,  Borge 

538 

Boddin,  M.  s.  Faerber,  E. 
Böhme,  W.  480 

—  s.  Mayer. 

Boez,  L.  284 

Bogendörfer,  L.  u.  Halle  500 
Bohne  635 

v.  Bokay  377 

— ,  Z.  370 

Bommer,  S.  293 

Bongert  416 

Bonne,  C.  117,  249 

Boquet,  A.  121 

—  u.  Nögre,  L.  205,  438, 

439 


Borchardt,  W.  325 

Bordet,  J.  506,  511 

Borst,  M.  259,  260 

— ,  Max  255 

Botafago,  Gonsalves  372 
Botteri,  J.  H.  76 

Le  Bourdelles,  B.  s.  Fon- 

■foripl  P 

Braafladt,  L.  H.  527 
Brachetto-Brian,D.  s.  Llam- 
bias,  J. 

Brams,  J.  s.  Pilot,  I. 

— ,  Julius  175 

Brasie,  G.  131 

Bratusch-Marrain,  A.  64 
Braun,  H.  272 

—  u.  Cahn-Bronner,  C.  E. 

94 

—  u.  Nodake,  R.  311 
— ,  Stamatelakis,  A.  u. 

Kondo,  Seigo  442 

Breinl,  F.  113 

Brenn  s.  Sdrodowski,  P.  F. 
Brinckmann,  E.  196 

Brinkmann,  J.  232 

Brock,  Walter  s.  Peters, 
Rudolf. 

Brockmeyer,  J.  35 

Brocq-Rousseu,  Forgeot  u. 

Urbain,  Ach.  135 

Brodnitz,  Friedrich  s. 

Wittgenstein,  Annelise. 
Brokman,  H.  s.  Hirszfeld,  H. 

—  u.  Prokopowicz,  M.  25 
Bronfenbrenner,  Jacques  s. 

Drucker,  Cecil  K. 
Brotzu,  Giuseppe  51 
Brown,  Cabot  s.  Young, 
Charles  W. 

Bruckner,  Z.  203 

Brücke,  E.  Th.  298 

Brügger  369 

Brünauer,  Stefan  Robert 

190 

Brünecke,  K.  444 

Brüning,  Fritz  525 

Bruhns,  C.  508 

Bruman,  F.  266 

Bruns,  Gudrun  541 

— ,  H.  385 

Brutsaert,  Paul  519,  521 
Bruynoghe,  R.  18 

—  u.  Baivy,  A.  18 

Bürgers  u.  Bachmann  359 

—  u.  Bachmann,  W.  37 

Büttner,  H.  E.  258 

Buffington,  Estella  s.  War¬ 
thin,  Aldred  Scott. 

Bumke,  E.  396 

— ,  0.  558 

Bundt  u.  Barth  120 
Burgess,  E.  387 

Burke,  G.  S.  407 


Burnet,  Et.  118 

Busacca,  A.  s.  Bastai,  P. 
Buschke  u.  Kroö  115 
Bushneil,  L.  D.  s.  Baudette, 

F.  R. 

Busson,  B.  u.  Ogata,  N.  25, 

40 

— ,  Bruno  482 

Buttenwieser,  S.  368 
Buzello,  Arthur  295 

Cafourek,  L.  366 

Cahn,  R.  323 

—  Bronner,  C.  E.  s.  Braun, 
H. 

Caius,  J.F.,  Iyengar,  K.R.K. 

u.  Anderson,  L.  A.  P.  301 
Calalb,  G.  s.  Combiesco,  D. 
Caminopetros,  J.  s.  Blanc, 

G. 

Carbonei,  M.  V.  u.  Mayer, 
E  7 

Caronia,  G.  367,  368 

Carrel,  Alexis  266,  268 

—  u.  Ebeling,  Albert  H.  267 
Carrere,  S.  s.  Lisbonne,  M. 
Caslick,  E.  A.  s.  Dimock, 

W.  W. 

Casparius  226 

Catel,  W.  408 

Catsaras,  Joh.  254 

Cavazzuti,  Alfonso  s.  Lattes, 
Leone. 

Charrier,  H.  81,  242 

Chatton,  Ed.  86 

— ,  Edouard  u.  Aubertot, 
Maurice  83 

Ciuca,  M.  519 

Clarke,  J.  Kilian  72 
le  Clerc,  R.  u.  Bendam,  R. 

283 

Clodi,  E.  u.  Matuschka,  J. 

180 

Cluzet,  Kofman  u.  Milhaud, 
M.  319 

— ,  Rochaix  u.  Kofman  389 
Cohn,  Alfred  530 

Coleman,  G.  E.  407 

Collier,  W.  A.  281 

—  s.  Kudicke,  R. 
Combiesco,  D.  121,  388,  403 

—  u.  Calalb,  G.  54 

—  u.  Dumitresco,  Nestor  123 

—  u.  Popesco,  C.  7 

MacConkey,  A.  T.  301 
Connor,  Charles  L.  115 
— ,  L.  C.  114 

Constantinescu,  J.  s.  Popea, 

A. 

Conturier,  Henri  s.  Lu- 
miöre,  Auguste. 

Cordes,  Wilhelm  u.  Nauck. 
Ernst  Georg  398 


Cordey,  Francois  s.  Phili- 
bert,  Andre. 

Cort,  William  H.  78 
Da’Costa  Cruz,  J.  317.  518, 

519 

Cotoni,  L.  s.  Truche,  C. 
Couland,  E.  200 

Courmont,  P.,  Gate  u. 

Papacostas  211 

Couturier,  Henris.  Lumiere, 
Auguste. 

Cowdry,  E.  V.  u.  Nicholson, 
F.  M.  384 

Cramer,  W.  u.  Kingsburg, 
A.  Neave  488 

Crendiropoulo,  Milton  61 
Cunningham,  J.  u.  Ragha- 
vachari,  T.  N.  S.  418 
— ,  Theodore,  J.  H.  u. 

Krishnan,  K.  V.  409 
Curschmann,  Hans  451 
Czerny,  Ad.  451 


Dack,  G.  M.  s.  Starin,  W.  A. 
Dahmen  s.  Frosch. 
Damboviceanu,  A.  15 
—  s.  Jonescu-Mihaesti,  C. 
Danilewitsch  u.  Kolpakowa 

370 

Danysz-Michel  u.  Lasko- 
wnicki,  St.  8 

David,  H.  126 

Davide,  H.  s.  Kling,  C. 
Davidsohn,  Heinrich  273 
Davis,  D.  J.  s.  Robert¬ 
son,  K.  C. 

— ,  Nelson  C.  78 

Decressac,  G.  u.  Jacquelin, 
A.  452 

Deelman,  H.  T.  260 

Dekester,  M.  u.  Melnotte,  P. 

253 

Delanoe,  P.  83 

Delater  u.  Merle  283 
Derevici,  M.  s.  Garofeano,M. 
Dervis,  Themistocles  75 
Desoil,  P.  75 

Detre,  Ladislaus  244 
Deußen,  E.  523 

Dick,  George  F.  u.  Dick, 
Gladys  Henry  360,  361 
— ,  Gladys  Henry  s.  Dick, 
George  F. 

Dietl,  K.  s.  Polano,  0. 
Dimock,  W.  W.  u.  Caslick, 
E.  A.  134 


Dochez,  A.  R.  u.  Sherman, 
Lillian  365 

Döczy,  Gedeon  415 

Doerr,  R.  u.  Zdansky,  E. 

381,  383 

Dold,  H.  316,  322 

—  u.  Weyrauch  122 


Inhaltsverzeichnis. 


579 


Domingo,  Pierre  118 
Donatien,  A.  s.  Sergent, 
Edm. 

— ,  Lestoquard,  F.  u. 

Sausseau,  L.  251 

Dornedden,  Hans  443 
Douchowsky,  A.  J.  s.  Kri- 
tchevsky,  J.  L. 

Dow,  Jessie  E.  s.  Kirkbride, 
Mary  B. 

Draganesco,  State  s.  Mari- 
nesco,  G. 

Drucker,  Cecil  K.  u.  Bron- 
fenbrenner,  Jacques  507 
Dubrowinski,  S.  87 

Dürbeck  u.  Kaller  478 
Dufourt,  A.  s.  Arloing, 
Fernand. 

— ,  Andre  s.  Weill,  E. 
Dulaney,  Anna  Dean  u. 
Jennett,  James  Harvey 

501 

Dumas,  Antoine  317 
Dumitresco,  Nestor  s.  Com- 
biesco,  D. 

Duncan,  J.  T.  398 

Dunkel  225 

Dupray,  Martin  282 

Durand,  Paul  414 

Duthie,  G.-M.  65 

—  s.  Weinberg,  M. 
Dychno,  M.  111 

Eastwood,  Arthur  2 

Ebeling,  Albert  H.  s.  Carrel, 
Alexis. 

Eber,  A.  224 

Eberson,  Frederick  467 
Eckmann,  A.  279 

Eguchi,  Churoku  40,  42,  43 
Ehrström,  R.  68 

Eicke,  Otto  475 

Eickmann,  H.  u.  Thumm, 
H.  141 

Eisenbach,  A.  235 

Eisler,  M.  294 

Elkeles,  G.  541 

Engelhardt,  Willy  89 
Enricht,  J.  R.  s.  Man- 
waring,  W.  H. 

Epstein,  B.  88 

— ,  H.  279 

Erdmann,  R.  265 

Ernst,  D.  134 

van  Es,  L.  477 

Etchegoin,  Eugenio  117 
Evers,  E.  s.  Kudicke,  R. 

Fabry ,  Paul  u.  van  Beneden, 
Jean  517,  520 

Faerber,  E.  u.  Boddin,  M. 

199 

Felix,  A.  393 


Felix,  A.  u.Yunowich,  R.  373 
Ferry,  N.  S.  490 

—  u.  Fisher,  L.  W.  5 
Fetscher,  R.  526 

Le  Fevre  de  Arric,  M.  379 
Ficker  s.  Rubner. 

Finkener,  E.  u.  Neugarten, 
L.  182 

Finnoff,  Wm.  C.  203 
Firle,  E.  s.  Prausnitz,  C. 
Fischer,  M.  234 

— ,  Walther  80 

Fisher,  L.  W.  s.  Ferry,  N.  S. 
Flaum,  A.  32,  322 

Flecke,  H.  s.  Barnewitz,  I. 
Fleischer,  L.  539 

Fleisher,  MoyerS.  u.  Mayer, 
Leo  L.  315 

Fleming,  Alexander  95 
Förtig,  Hermann  184,  448 
Fontanel,  P.  u.  Le  Bour- 
delles,  B.  371 

Fornet,  W.  473 

Fortner,  J.  s.  Gins,  H.  A. 
Fraenkel,  Eugen  200,  386 
Franchini,  G.  86,  87 
Franconi,  G.  359 

Frank,  M.  553 

Fraser,  Donald  T.  u.  Wig- 
ham,  H.  E.  349 

Frei,  Carl  u.  Alder,.  Albert 

307 

Frenkel,  H.  S.  138 

Freud,  P.  352 

Freudenberg,  Karl  s.  Hey¬ 
mann,  Bruno. 

Freund,  A.  443 

— ,  Ernst  u.  Kaminer,  Gisa 

257 

— ,  Jules  s.  Northrop,  John 
H. 

Frey,  E.  415 

Frieber  228 

Fried,  C.  s.  Heidenhain,  L. 
Friedrich,  H.  217,  454 
Friese,  V.  u.  Silber,  L.  22 
v.  Frisch,  A.  Y.  460 
Frosch  u.  Dahmen  328 
Frouin,  A.  u.  Guilleaumie, 
Maylis  208 

Fürbringer,  Julius  441 
Fürstenau  s.  Hasenkamp. 
Fujimura,  S.  132 

Fuß,  E.  M.  s.  Philipp,  E. 
Futamura,  H.  118 

Gaehtgens,  W.  u.  Gockel, 
Martha  213 

Gännßlen,M.  u.  Maier, 0. 221 
Galke,  K.  10 

Galli-Valerio,  B.  80 

Garofeano,  M.  u.  Derevici, M. 

321 


37* 


580 


Inhaltsverzeichnis. 


Gasiorowski,  N.  u.  Lege- 
zynski,  St.  543 

Gastinel,  P.  s.  Teissier,  P. 
Gate  s.  Courmont,  P. 

— ,  J.,  Papacostas,  G.  u. 

Billa,  M.  340 

Gehlen,  W.  s.  Knorr,  M. 
Gehrke  352 

Geiger,  J.  C.  s.  Jordan, 
E.  0. 

Gellner,  G.  s.  Kabelik,  J. 
Gentner  136 

German,  S.  u.  Bessonowa, 
A.  398 

Gemez,  Ch.  21 

—  u.  Razemon,  P.  20 

— ,  Charles  501 

Gersbach,  A.  93 

— ,  Alfons  207 

Gerstmann,  J.  557 

Gerth,  H.  s.  Winkler,  W.  P. 
Geschke,  F.  212 

Gessard,  C.  276 

—  u.  Vaudremer,  A.  207 
Ghon,  A.  u.  Kudlich,  H. 

433 

Gidon,  Victor  s.  Martin, 
Louis. 

Giemsa,  E.  550 

Giesemann  484 

Gildemeister,  E.  u.  Herz¬ 
berg,  Kurt  331 

Gil  y  Gil,  Carlos  290 
Gins,  H.  A.  98,  99,  131,  326 

—  u.  Fortner,  J.  576 
Ginsbourg,  B.  s.  Weinberg 

M. 

Ginsburg,  S.  u.  Stracbowa, 
L.  79 

Gitowitsch,  W.  s.  Isa- 
bolinsky,  M. 

Glaser,  Eduard  u.  Wulwek, 
Wilhelm.  232 

Glaus,  A.  308 

Glingar,  Alois  530 

Glusman  295,  353 

De  Godoy,  Alcides  u. 

Pacheco,  Genesio  282 
Göbel,  F.  369 

Gockel,  Martha  s.  Gaeht- 
gens,  W. 

Gödde,  H.  474 

Golant-Ratner,  Raissa  182 
Golaszewski,  F.  136 

Goldmann,  Fr.  u.  Wolff,  G. 

434 

Goodpasture.  E.  W.  s. 
Teague,  Ö. 

—  u.  Teague,  0.  376,  377 
Goodwin,  E.  S.  u.  Guy,  R.  A. 

456 

Goresco,  C.  459 

—  u.  Popesco,  C.  244 


Gosset,  A.,  Gutman,  A., 
Lakhovsky,  G.  u.  Magrou, 
J.  264 

Gotschlich,  E.  423 

Gottschalk,  Charlotte  410 

_  g  ggg 

Gottstein,  Werner  386 
Gougerot  u.  Peyre,  E.  48 
Gouwens,  W.  E.  309 
Goy,  P.  s.  Weinberg,  M. 
Graf,  I.  192 

Grafe,  E.  444 

Gragert,  Otto  84 

Gratia,  Andre  u.  Rhodes, 
Bernice  516 

Grau,  H.  433 

Graves,  J.-A.  s.  Wollmann, 
E. 

Grassi,  B.  243 

Green,  HowardWhipple  237 
Greenleaf,  William  E.  81 
Greil,  A.  256 

Griesbach,  R.  546 

Groetschel  409 

Großmann,  H.  308 

Groth  s.  Jaede, 

Grube,  Frida  213 

v.  Gruber  s.  Rubner. 
Gruber,  Georg  474 

—  s.  Aßmann,  Georg. 

Griiter,  Wilhelm  373 
Grütz  416 

— ,  0.  180 
Gubin,  W.  237 

Günther,  Franz  u.  Meyer- 

Bisch,  Robert  222 
Guerin,  F.-H.,  Lalung- 
Bonnaire  u.  Nguyen- 
Van  Khai  433 

Guilleaumie,  Maylis  s. 
Frouin,  A. 

Gundermann,  Wilhelm  67 
Das  Gupta,  B.  M.  s.  Know- 
les,  R. 

Guth,  Ernst  461 

Gutlohn,  L.  s.  Bechhold,  H. 
Gutman,  A.  s.  Gosset,  A. 
Gutstein  561 

— ,  M.  425 

Guy,  R.  A.  s.  Goodwin,  E.  S. 
Guy  er,  M.  F.  u.  Smith,  E.  A. 

387 

Haag,  F.  E.  454 

Hachla,  J.  542 

Hackenthal,  H.  s.  Schilling, 
Claus. 

Hadley,  Ph.  521 

— ,  Philip  44 

Händel,  M.  u.  Kenji,  Tade- 
nnma  261 

— ,  Marcel  262 

—  u.  Kenji,  Tadenuma  263 


Hagan,  William  A.  90 
Hage  78,  396 

Hahn,  M.  •  428 

Haim  440 

— ,  Arthur  440 

Hajos,  K.  25,  33 

Halir,  Otto  u.  Kettner, 
Anton  461 

Hall,  J.  C.  u.  Stark,  N.  422 
— ,  Ivan  C.  u.  Peterson, 
Emelia  287 

Halle  s.  Bogendörfer,  L. 
Handovsky,  H.  299 

Hanger  jr.,  Franklin  M.  s. 

Mackenzie,  George  M. 
Hannevart,  G.  s.  Mendeleeff, 
P. 

Hanser,  A.  358 

Hanßen  337 

Hanssen,  Finn  S.  497 
Hardt,  Anna  235 

Harmsen,  E.  253 

Hartoch,0.  s.  Schloßberger, 
H. 

—  u.  Schloßberger,  H.  390 
Hasenkamp  u.  Fürstenau 

139 

Hastings,  W.  S.  s.  Mellon, 
Ralph  R. 

Hata,  S.  129 

Haudek,  M.  435 

Hauduroy,  Paul  521 

—  s.  Bezangon,  Fernand. 

Haupt,  W.  67 

Hayaishi,  J.  28 

v.  Hayek,  H.  468,  487 
Hecht,  Hugo  546 

Hegner,  Robert  W.  84 
Heidenhain,  L.  u.  Fried,  C. 

70 

Heim,  K.  62 

Heinemann,  H.  184 

v.  Heiner,  Ludwig  532 
Hektoen,  L.  u.  Schulhof,  K. 

496 

— ,  Ludvig  u.  Manley,  S. 

Leonard  18 

Hellenbrand,  W.  u  Joachim- 
oglu,  G.  525 

Hellmann,  W.  220 

Hellmuth  91 

d’Herelle,  F.  510 

Herrmann  s.  Aubaret. 

— ,  G.  559 

— ,  Rene  s.  Sedan,  Jean. 
Hertig,  M.  u.  Wolbach,  S.  B. 

111 

Herz,  E.  u.  Weichbrodt,  R. 

298 

Herzberg,  Kurt  s.  Gilde¬ 
meister,  E. 

Herzfeld,  E.  s.Weyrauch,  F. 
Herzog,  F.  499 


Inhaltsverzeichnis. 


581 


Heß,  A.  s.  Kuester,  E. 


Hesse,  Max 

551 

Heubner,  W. 

17 

Heuck 

190 

Heuer,  G.  s.  Lange, 

L. 

Heyer,  E. 

545 

Hey  mann,  B. 

245 

— ,  Bruno  u.  Freudenberg, 

Karl 

194 

Hilgers,  W.  E. 

539 

Hillenberg,  S. 

370 

Hines,  L.  E. 

418 

Hirsch,  Hans 

529 

Hirszfeld,  H.  u.  L.  u.  Brok- 

man,  H. 

338 

L.  , 

493 

—  s.  Hirszfeld,  H. 

Hitzelberger 

174 

Hizume,  K.  u.  Vollmer,  H. 

293 

Hoder,  F.  s.  Singer, 

E. 

Höland,  H. 

449 

Hoff,  Ferdinand 

293 

Hoffmann,  E. 

553 

— ,  Erich  u.  Strempel,  R.  189 

— ,  Heinrich  s.  Jeßner,  Max. 

-,  W. 

355 

Hofmann,  Anton 

433 

— ,  Edmund 

533 

-  P. 

524 

Hohn,  Joseph 

537 

Holländer,  A. 

544 

Holm,  K. 

243 

Holmes,  F.  0.  s. 

Talia- 

ferro,  W  H. 

van  Hoof,  L. 

245 

Hooker,  Sanford  B. 

354 

Hopfengärtner,  M. 

137 

Hopkins,  J.  G.  s. 

Rock- 

straw,  Elizabeth  W. 

Hornung,  P. 

457 

Horowitz-Wlassowa,  L.  243 

Hoseplan,  V.  M.  s. 

Man- 

waring,  W.  H. 

Huck,  W.  s.  Beck,  A. 

Huddleson,  J.  F. 

503 

Hudson,  Paul 

51 

Hübner 

550 

Huntoon,  F.  M. 

365 

Hurmuzachi,  E.  u.  Nicodim, 

E. 

219 

Hussey,  H.  D.  s.  Williams, 

A.  W. 

Hyde,  Roscoe  R. 

22 

Ickert,  Franz  434 

Igersheimer,  J.  197 

Mclntosh,  James,  James, 
W.  Warwick  u.  Lazarus- 
Barlow,  P.  71 

Ipsen,  C.  529 


Irons,  Ernest  E.  s.  Moody, 
B.  Wilson. 


Isaac,  Raphael  14 

Isabolinsky,  M.  u.  Gito- 
witsch,  W.  203,  446 
Ishimori,  K.  236 

— ,  N.  u.  Metalnikov,  S.  484 
Ishiwara,  Fusao  228,  262 
Ismet,  Arif  464 

Iyengar,  K.  ß.  K.  s.  Caius, 
J.  F. 


Jackson,  G.  H. 

E.  C. 

Jacob,  E. 
Jacobi,  Erich 
Jacobitz,  E. 
Jacobsohn,  F.  i 


s.  ßosenow, 

130 

413 

304 

.  Langer,  E. 
531 


Jacquelin,  A.  s.  Decressac, 
G. 

Jaede  u.  Groth  134 

Jähnke, Gustav  u.  Schäcker, 
Erich  555 

Jaffe,  Rudolf  552 

James,  W.  Warwick  s. 

Mclntosh,  James. 
Januschke,  E.  137 

Jeki,  Shintetsu  102 

Jennett,  James  Harvey  s. 

Dulaney,  Anna  Dean. 
Jesionek,  A.  462 

Jeßner,  Max  u.  Hoffmann, 
Heinrich  88 

Jizuka,  A.  u.  Watanuki,  T. 

227 


Joachimoglu,  G.  s.  Hellen¬ 
brand,  W. 

—  u.  Klissiunis,  N.  525 

Joachimovitz,  B.  384 
Joannon  s.  Lereboullet. 
Jötten,  K.  W.  371 

Joffe,  W.  390 

Johnson,  Wm.  T.  jr.  s.  Ayers, 

S.  Henry. 

Jollos,  V.  423 

Jones,  F.  S.  297 

Jonescu,  V.  s.  Nasta,  M. 

—  Mihaesti,  C.  u.  Dambo- 

viceanu,  A.  348 

—  Mihaiesti,  C.  515 

Jordan,  E.  0.  405 

—  u.  Geiger,  J.  C.  406 
Joyet-Lavergne,  Ph.  87 
Julianelle,  L.  A.  s.  Small, 

J.  C. 

Jungmann,  Paul  54 

Junker,  F.  212 


Kabelik,  J.  185,  270,  281 

—  u.  Gellner,  G.  219 

—  u.  Lednicky,  A.  299 

—  u.  Rosenzweig,  W.  389 

Kämmerer,  H.  285 

Kahn,  M.  C.  s.  Torrey,  J.  C. 


Kaiser,  Hans  s.  Perutz, 
Alfred. 

Kalcher,  Herta  u.  Sonnen¬ 
feld,  Arthur  217 

Kalinin,  W.  S.  s.  Utenkow, 
M.  D. 


Kaller  s.  Dürbeck. 

Kaltenbach,  H. 

192 

Kammer,  Gisa  s.  Freund, 

Ernst. 

Kamiya,  Hatsuhiko 

312 

Kammer,  Fr. 

265 

Kanewskaja,  E.  J. 

70 

Kanter,  A.  E.  s.  Pilot,  I. 
Kapadia,  R.  J.  s.  Steven¬ 
son,  W.  D.  H. 

Karczag,  L.,  Teschler,  L. 


u.  Barok,  L.  261 

Karfunkel,  Hans  470 

Karmann,  P.  427,  479 

—  u.  Seifried,  0.  141 

Kartamischew,  Anatol  549 
Kassowitz,  K.  344,  350 
Käthe  111 

Katsunuma,  S.  83 

Kauders,  0.  s.  Barzilai- 

Vivaldi,  G. 

Kawamura,  Y.,  141 

Kayser,  K.  66 

—  Petersen  436 

— ,  J.  E.  437 

Keller,  W.  47 

Kendall,  A.  J.  278 


Kenji,Tadenuma  s.  Händel, 


—  s.  Händel,  Marcel. 


Kernbach,  M.  19 

Kersten,  H.  E.  227 

Keschischian,K.H.  s.  Lange, 
Bruno. 

Kessel,  John  F.  81 

Kettle,  E.  H.  205 

Kettner,  Anton  s.  Halir, 
Otto. 

Khaled,  Z.  120 

Kihn,  B.  556 

Killian,  Hans  1 

McKilop,  G.  s.  Beckwith, 
T.  D. 

Kimura,  K.  285 

Kingsburg,  A.  Neave  s. 
Cramer,  W. 

Kirch,  A.  549 

Kirkbride,  Mary  B.  u.  Dow, 
Jessie  E.  349 

Kirner,  P.  135 

Kirschner,  L.  u.  van  Loon, 
H.  F.  558 

Kißkalt,  Karl  338 

—  u.  Schütz,  Franz  434 
Klaften,  E.  537 

Klausner,  E.  173 

Kleinschmidt,  H.  68 


582 


Inhaltsverzeichnis . 


Kliewe  u.  Koch  67 

— ,  H.  524 

Kligler,  J.  J.  251 

—  u.  Krause,  E.  52 

Kling,  C.,  Davide,  H.  u. 

Liljenquist,  F.  383 
Klissiunis,  N.  s.  Joachim- 
oglu,  G. 

Kloeppel,  F.  W.  174 
Klopfer,  Eugen  189 

Klopstock,  A.  s.  Sachs,  H. 
— ,  Alfred  186 

— ,  F.  309,  489 

— ,  Felix  23,  310,  503 
Klostermann,  M.  u.  Weis¬ 
bach,  W.  545 

Klotz,  M.  473 

Klutscharew,  W.  s.  Patze- 
witsch,  B. 

Kmietowicz,  F.  u.  Kos- 
kowski,  W.  317,  321 

Knorr,  M.  413 

—  u.  Gehlen,  W.  37 
Knowles,  R.  u.  Das  Gupta, 

B.  M.  278 

Koch  s.  Kliewe. 

-,  J.  75 

de  Kock,  G.  W.  132 

Koegel  238 

Koehler, Georg-Dietrich  532 
Köhler,  0.  s.  Bessau,  G. 
Köndgen,  Fritz  u.  Meißner, 
Kurt  189 

Königsfeld,  H.  4 

Kofman  s.  Cluzet. 

Kofoid,  Ch.  A.  u.  Swezy,  0. 

84 

Kogan,  Leon  445 

Kohane,  R.  s.  Mras,  F. 
Kohn,  G.  175 

Koizumi,  Toru  441 

Kollath,  W.  u.  Lubinski,  H. 

109 

Kolle,  W.  188,  552 

Koller-Aeby,  H.  237 
Kolpakowa  s.  Danilewitsch. 
Komaya,  Ginji  276 

Kondo,  Seigo  411 

—  s.  Braun,  H. 

Könne  k.  Jan  303 

Korke,  Vishnu  T.  76 
Korschun,  S.  u.  Mauer¬ 
mann,  0.  343 

Kosian,  Maria  s.  Bächer, 
Stephan. 

Koskowski,  W.  s.  Kmieto¬ 
wicz,  F. 

Kovacs,  N.  286 

v.  Koväts,  F.  446 

Kraemer,  C.  475 

Krakauer,  Paul  189 

Kraneveld,  F.  C.  73 

Krantz,  W.  181 


Kraus,  Alfred  417 

— ,  R.  20,  113,  128,  296 
— ,  Löwenstein,  E.  u. 

Bächer,  St.  344 

Krause,  E.  s.  Kligler,  I.  J. 
— ,  Kurt  130 

Krieger,  A.  300 

Krim  er,  M.  80 

Krishnan,  K.  Y.  s.  Cun- 
ningham,  J. 

Kritchevsky,  J.  L.  294,  316 

—  u.  Birger,  0.  G.  506 

—  u.  Douchowsky,  A.  J. 

311 

Kritschewsky,  I.  L.  29 
Krömeke,  Franz  300 
Krösl,  Hans  190 

Kroo  s.  Buschke. 

Kruse  305 

Kuczynski,  M.  H.  358 
Kudicke,  R.  u.  Evers,  E. 

246 

— ,  Strauß,  Ed.  u.  Collier, 
W.  A.  248 

Kudlich,  H.  s.  Ghon,  A. 
Kürten,  H.  16 

Küster  450 

Kuester,  E.  u.  Heß,  A.  225 
Küstner,  H.  313 

Kuhn,  Ph.  424 

— ,  Philalethes  s.  Uhlen- 
huth,  Paul. 

—  u.  Soele,  Walter  269 

Kulimann,  P.  218 

Kundratitz,  K.  369 

Kupelwieser,  Ernst  33 

—  u.  Wastl,  H.  34 

Kuppelmayr  405 

Kyrie  191 

-,  J.  556 

Ladek,  E.  224 

Laigret,  J.  s.  Blanchard,  M. 
Lakhovsky,  G.  s.  Gosset,  A. 
Lalung-Bonnaire  s.  Guerin, 
F.-H. 

Lamb,  E.  M.  s.  Warren,  S. 
Lamprecht,  H.  175 

Landsteiner,  K.  u.  van  der 
Scheer,  James  303 
— ,  Karl  u.  van  der  Scheer, 
James  11 

Lange,  B.  436 

— ,  Bruno  203,  400 

—  u.  Keschischian,  K.  H. 

401 

—  u.  Yoshioka,  M.  400 

— ,  L.  u.  Heuer,  G.  448 
— ,  L.  B.  458 

Langer,  E.  s.  Jacobsohn,  F. 
— ,  Erich  548 

—  u.  Peiser,  Bruno  531 

— ,  H.  465 


Langer,  Joseph  242 

Langeron,  L.  s.  Arloing,  F. 

—  s.  Arloing,  Fernand. 

Lasch,  F.  308 

Laskownicki,  St.  61 

—  s.  Danysz-Michel. 


Lattes,  Leone  u.  Cavazzuti, 

Alfonso 

493 

Lauda,  E. 

381 

Lavedan,  J. 

257 

de  Lavergne,  Y. 

406 

Lawetzky 

418 

Lawson,  Wilkins 

u.  Wells, 

H.  S. 

412 

Lazarescu,  Eug.  s.  Mitzu- 
lescu,  J.  „ 
Lazarus-Barlow,P.  s.  Mcln- 
tosh,  James. 

Leboeuf,  F.  174 

Lecheier,  J.  91 

Lednicky’,  A.  s.  Kabelik,  J. 
Lee,  Song  Yung  s.  Schmidt, 
Ludwig. 

Leffmann,  R.  s.  Treu,  R. 
Legezynski,  St.  s.  Gasio- 
rowski,  N. 

Lehner,  Emerich  u.  Rajka, 
Edmund  27 

Leichtentritt,  B.  435 

—  u.  Zweig,  H.  341 

Lemmens,  Karl  443 

Lentz  s.  Scharr. 

Lenz  526 

— ,  A.  80 

— ,  Wilhelm  251 

Leonard, George  F.  s.  Ander¬ 
son,  John  F. 

Leoühardt,  W.  226 

Lereboullet  u.  Joannon  355 
Lerner,  D.  s.  Beniasch,  M. 
Leschtsch,  A.  M.  s.  An¬ 
dreewa,  A.  M. 
Lestoquard,  F.  s.  Donatien, 
A. 

—  s.  Sergent,  Edm. 
Levaditi,  C.,  Nicolau,  S.  u. 

Schoen,  R.  124  125,  382, 

383 

Levin,  J.  J.  u.  Porter,  A. 

79 

Levy-Bruhl,  M.  49 

Lewis,  Paul  A.  u.  Loomis, 
Dorothy  502 

Liang,  B.  13 

Lichtenste  rn  478 

v.  Liebenstein,  A.  284 
Lieschke,  Gottfried  471 
Liesegang,  Raphael  Ed.  269 
Lilienquist,  F.  s.  Kling,  C. 
v.  Linden  227 

zur  Linden,  W.  540 
Lindtrop  s.Sdrodowski,  P.F. 
van  der  Lingen,  J.Steph.  233 


Inhaltsverzeichnis. 


583 


Lipschütz,  B.  414 

Lisbonne,  M.  u.  Carrere,  S. 

512 

Liß,  Wilhelm  84 

Llambias,  J.  u.  Brachetto- 
Brian,  D.  265 

Lloyd,  R.  B.,  Muir,  E.  u. 

Mitra,  R.  G.  C.  183 

Lockemann,  G.  u.  Ulrich,  W. 

230,  231 

Lode,  A.  385,  537 

Löhr,  H.  33 

Löwenberg,  K.  494 

Löwenfeld,  W.  53 

Löwenstein,  E.  455 

—  s.  Kraus,  R. 

— ,  Ernst  u.  Moritsch,  M.  437 
Loiseau,  Georges  s.  Martin, 
Louis. 

Loomis,  Dorothy  s.  Lewis, 
Paul  A. 

van  Loon,  H.  F.  s.  Kirsch- 
ner,  L. 

Loos  367 

Low,  R.  Cranstow  505 

Lubinski,  H.  s.  Biberstein, 
H. 

—  s.  Kollath,  W. 

Lütje  141 

v.  Lukäcs,  J.  220 

Luke»,  Jean  142 

Lumiere,  Auguste  u.  Con- 
turier,  Henri  320,  504 
Lundberg.  Erik  196 

Lusena,  M-  s.  Schloßberger, 
H. 

Lynch,  John  F.  s.  Blake, 
Francis  G. 

Mackenzie,  George  M.  313 

—  u.  Hanger  jr.,  Franklin 

M.  60 

Madsen,  Thorvald  20 
Magrou,  J.  s.  Gosset,  A. 
Maier,  0.  s.  Gännßlen,  M. 
Mallory,  Tracy  B.  s.  Zinsser, 
Hans. 

Maloue,  R.  H.  279 

—  s.  Taylor,  J. 

Mamlok,  H.  J.  420 

Manceaux,  L.-H.  208 

Manley,  S.  Leonard  s.  Hek- 

toen,  Ludvig. 
Manninger,  R.  140 

Manoussakis  s.  Zöller,  Chr. 
Manteufel  427 

— ,  P.  534 

Manuila,  S.  u.  Popoviciu, 
G.  305 

Manwaring,  W.  H.,  Hose¬ 
plan,  V.  M.,  Enricht, 
J.  R.  u.  Porter,  Dorothy 
F.  316 


Marcuse,  Kurt  47 

Mariani,  Giuseppe  375 
Marie,  A.  C.  486 

Marine,  D.  s.  Take,  N.  M. 
Marinesco,  G.  u.  Draga- 
nesco,  State  559 

Martenstein,  H.  476 

— ,  Hans  199 

Martin,  Alfred  176 

— ,  Hans  538 

— ,  Jean  u.  Romieu,  Marc. 

174 

— ,  Louis,  Loiseau,  Georges 
u.  Gidon,  Victor  341 
Martinaud,  G.  76 

Masuno,  Inusuke  s.  Asher, 
Leon. 

Matsuda,  T.  100 

Matsumoto,  Takima  38, 122, 

513 

Mattauschek,  E.  532 
Matuschka,  J.  551 

—  s.  Clodi,  E. 

Mauermann,  0.  s.  Korschun, 

•  S. 

Maximova  Take,  N.  3 
Mayer  u.  Böhme,  W.  462 
— ,  A.  62 

— ,  C.  u.  Scharfetter,  K.  379 
— ,  E.  s.  Carbonei,  M.  V. 
— ,  Leo  L.  s.  Fleisher, 
Moyer  S. 

— ,  M.  241 

Mayr,  J.  K.  338 

Mayrhofer  -  Grünbühel,  J. 

195,  338 

Mazza,  Salvador  20 

Mecklenburg  480 

Meder,  E.  102 

Megrail,  E.  342 

Meier,  August  234 

Meinicke,  Ernst  436,  543 
Meißner,  G.  5ll 

— ,  Kurt  s.  Köndgen,  Fritz. 
Meleney,  Frank  L.  u.  Zan, 
Zung-Dan  58 

Meleny,  Frank  L.  s.  Thomp¬ 
son,  William  P. 

Melion,  F.  455 

Mellon,  Ralph  R.,  Hastings, 
W.  S.  u.  Anastasia,  C.  491 
Melnotte,  P.  s.  Dekester,  M. 
Mendeleeff,  P.  s.  Philippson, 
Maurice. 

—  u.  Hannevart,  G.  320 
Mergelsberg,  Otto  532 
Merle  s.  Delater. 

Mertens,  V.  E.  256,  264 
Mestschersky,  G.  178 
Metalnikov,S.  s.Ishimori,N. 
Metalnikow,  S.  499 

Meyer,  F.  131 

— ,  G.  550 


Meyer,  Hans  s.  Neufeld,  F. 
— ,  L.  F.  u.  Nassau,  E.  419 
— ,  Paula  s.  Blumenthal,  F. 

—  Bisch,  Robert  s.  Gün¬ 
ther,  Franz. 

Meyerstein,  Albert  309 
Michel,  Paul  s.  Mouriquand, 
G. 

Milejkowska,  F.  s.  Siera- 
kowski,  S. 

Milhaud,  M.  s.  Cluzet. 
Miller  jr.,  C.  Philip  s.  An¬ 
drewes,  C.  H. 

Mino,  Prospero  13 

Mirone,  G.  207 

Mitra,  R.  G.  C.  s.  Lloyd,  R.  B. 
Mittermaier,  R.  498 

Modimayr,  Ludwig  538 
Möllers,  B.  193 

Mörch,  J.  R.  s.  Boas,  Harald. 
Moldovan,  J.  u.  Zolog,  M. 

318 

Molnär,  Tibor  185 

Monferratos  -  Floros,  Käthe 
s.  Blumenthal,  G. 
Montank,  J.  A.  215 

Montenegro,  J.  250 

Moody,  B.  Wilson  u.  Irons, 
Ernest  E.  93 

de  Moraes  Cardoso,  J.  A. 

555 

Moral,  Helmuth  u.  Sarba- 
dhikary,  S.  462 

Morch,  J.  R.  372 

Morgenroth,  J.  236,  424 
Morgulis,  Sergius  268 
Moritsch,  M.  s.  Löwenstein, 
Ernst. 

— ,  P.  u.  Neumüller,  H.  15 
Moureau,  M.  u.  Touchais,  J. 

210,  211 

Mouriquand,  G.,  Rochaix,  A. 

n.  Michel,  Paul  201,  202 
Mras,  F.  u.  Kohane,  R.  555 
— ,  Fr.  554 

Much,  Hans  8 

Mudd,  Emily  B.  H.  s.  Mudd, 
Stuart. 

— ,  Stuart  s.  Warren, 
Shields. 

—  u.  Mudd,  Emily  B.  H. 

274 

Mühlpfordt,  H.  551 

Müller,  J.  77,  410 

Mueller,  J.  Howard  u. 

Tomcsik,  Joseph  497 
Müller,  L.  391 

— ,  M.  399 

Mündel,  Fr.  445 

— ,  Franz  445 

Muir,  E.  s.  Lloyd,  R.  B. 
Mulzer  179 

Murata,  Hidetaro  101 


584 


Inhaltsverzeichnis. 


Muter  milch,  S.  500,  538 
Mutschler,  .Rudolf  550 
Mutussis,  Constantin  110 

Nagao,  M.  133 

Nagel,  V.  531,  554 

Nageotte,  J.  10,  278 
Nakahara,  Waro  262 
Nakamura,  Sunco  526 
Nassau,  E.  s.  Meyer,  L.  F. 
Nasta,  A.  25 

— ,  M.  u.  Jonescu,  V.  206 
Nauck,  Ernst  Georg  s.  Cor¬ 
des,  Wilhelm. 

Negre,  L.  s.  Boquet,  A. 
Neser,  C.  P.  284 

Nesmejanow,  A.  N.  s.  Ra- 
kusin,  M.  A. 

Netter,  Arnold  u.  Urbain, 
Achille  378 

— ,  Urbain  u.  Weismann- 
Netter  378 

Neuber,  Eduard  187 

Neuberger,  Hans  177 
Neubürger  180 

Neufeld  429 

— ,  F.  4,  402,  423 

—  u.  Meyer,  Hans  290 
Neugarten,  L.  s.  Finkener, 

E 

Neumann,  Wilhelm  193 
Neumüller,  H.  s.  Moritsch,P. 
Nevermann,  H.  66 

Nguyen-Van  Khai  s. 

Guerin,  F.-H. 

Nicholson,  F.  M.  s.  Cowdry, 
E.  V. 

Nicodim,  E.  s.  Hurmuzachi, 
E. 

Nicolau,  S.  s.  Levaditi,  C. 

—  u.  Banciu,  A.  375,  536 

Nieberle  138 

Niederwieser,  V.  542 
v.  Niedner,  0.  102 

Ninomya  s.  Schnabel,  A. 
Nißle  420 

Nitzulescu,  J.  u.  Lazarescu, 

Eng.  87 

— ,  Virgile  75 

Nodake,  R.  100,  497 


Ohashi,  T.  s.  Sachs,  H. 
Ohnawa,  J.  s.  Arima,  R. 
Okawachi,  M.  100 

Okuneff,  N.  499 

Oliver,  Jean  u.  Barnard,  L. 

15 

Opie,  Eugene  L.  313,  314 
Orcutt,  Marion  L.  403,  492 
Ordelt,  VI.  519 

Orlowski  174 

Osumi,  Simpachi  38,  217 
Ottensooser,  F.  19 

Otto,  R.  507,  559 

—  u.  Shirakawa,  T.  32 

—  u.  Sukiennikowa,  N.  20 

Pach,  Heinrich  196 

Pacheco,  Genesio  300 

—  s.  De  Godoy,  Alcides. 

Paldrock,  A.  254 

Panayotatan,  A.  252 
Panisset,  L.  u.  Verge,  J.  131, 

142,  225,  251,  477 
Papacostas  s.  Courmont,  P. 
— ,  G.  s.  Gate,  J. 

Park,  Wm.  H.  s.  Zingher, 
Abraham. 

— ,  William  H.  354 

Parker,  F.  jr.  381 

—  jr.,  F.  s.  Parker,  J.  T. 
— ,  J.  T.  u.  Parker  jr.,  F. 

321 

Parr,  L.  W.  422 

Parrot,  L.  s.  Sergent,  Edm. 
Paschkis,  K.  486 

Patzewitsch,  B.  u.  Klut- 
scharew,  W.  134 

Patzschke,  W.  530 

Paulsmeyer,  H.  271 

Pawloff,  P.  421 

Peiser,  Bruno  s.  Langer, 
Erich. 

Peiler,  Sigismund  386 

Pentimalli,  F.  504 

Perelm  an  311 

Perkins,  Rowland  J.  s. 

Twort,  C.  C. 

Perot,  E.  s.  Sigalas,  R. 
Perutz,  Alfred  u.  Kaiser, 
Hans  457 


—  s.  Braun,  H. 

Pesch,  K. 

339 

Nöller,  W.  u.  Seelemann, 

— ,  K.  L.  341, 

342 

M. 

138 

— ,  Karl  L. 

270 

—  u.  Sprehn,  K. 

73 

Peter,  K.  s.  Reese,  H. 

Northrop,  John  H.u.  Freund, 

Peters,  Rudolf  u.  Brock, 

Jules 

492 

Walter 

198 

Peterson,  Emelia  s.  Hall, 

Oehler,  R. 

275 

Ivan  C. 

Oelze,  F.  W. 

180 

v.  Petheö,  J. 

70 

Oerskov,  I. 

279 

Petrie,  G.  F. 

107 

Ogata,  N. 

512 

Petroff,  J.  R. 

426 

—  s.  Busson,  B. 

S.  A. 

459 

Oguni,  H. 

9 

—  s.  Zinsser,  Hans. 

Petrovanu,  Guntza  45 
Petzetakis  252 

— ,  M.  74 

Peyre,  E.  s.  Gougerot. 

— ,  E.-L.  77 

Peyrer,  K.  30 

Pfeiler  142 

— ,  W.  130 

Pfenninger,  W.  139 

Philibert,  Andre  s.  Be- 
zanQon,  Fernand. 

—  u.  Cordey,  Frangois  438 

Philipp,  E.  57 

—  u.  Fuß,  E.  M.  62 
Philippson,  Maurice,  Men- 

deleeff,  P.  u.  Platounoff, 
Constantin  321 

Pickof,  F.  L.  487 

Pilot,  I.  u.  Brams,  J.  55 

—  u.  Kanter,  A.  E.  73 

Pitzen,  P.  221 


Platounoff,  Constantin  s. 
Philippson,  Maurice. 


Plantureux,Edm.  s. Sergent, 
Edm. 

Plaut  181 

Plotz,  Harry  u.  Schoen,  M. 

297 

Plüß,  Hedwig  305 

Pockels,  Walter  222 

Poenaru,  J.-D.  92 

Poincloux,  P.  415 

Poindecker,  H.  475 


Polano,  0.  u.  Dietl,  K.  505 
Pontoppidan,  Borge  s.  Boas, 
Harald. 

Popea,  A.  u.  Constantinescu, 
J.  316 

Popesco,  C.  s.  Combiesco,  D. 
—  s.  Goresco,  C. 

Popescu,  C.  109 

Popoviciu,  G.  s.  Manuila,  S. 
Porter,  A.  s.  Levin,  J.  J. 


— , '  Dorothy  F.  s.  Man- 
waring,  W.  H. 

Portner,  E.  532 

Poschacher,  A.  542 

Posener,  K.  266 

Pozerski,  E.  411 

Prausnitz,  C.  u.  Firle,  E. 

510 

Prevot,  A.-R.  65 

Pribram  424 

Prigge,  R.  344 

—  s.  Schloßberger,  H. 
Pritchett,  Ida  W.  s.  Web¬ 
ster,  Leslie  T. 

Proca,  G.  300 

Prokopowicz,  M.  s.  Brok- 
man,  H. 


Prospert,  Elisabeth  206 
Putnam,  J.  J.  s.  Sears, 
H.  J. 


Inhaltsverzeichnis. 


585 


Baffauf,  Carl  J.  469 
Raghavachari,  T.  N.  S.  s. 

Cunningham,  J. 

Rajka,  Edmund  s.  Lehner, 
Emerich. 

Rakusin,  M.  A.  u.  Nesme- 


janow,  A.  N.  61 

Ramel  198 

Ramon,  G.  348 

Rathge,  M.  478 

Razemon,  P.  s.  Gernez,  Ch. 
Redaeli,  Pierro  277 

Reddish,  George  F.  288 

—  s.  Rettger,  Leo  F. 

—  u.  Rettger,  Leo  F.  63 

Reenstierna,  J.  175 

Reese,  H.  u.  Peter,  K.  191 
v.  Rehren,  W.  85 

Reiche,  F.  196 

Reichmann,  W.  296 

Reilly,  J.  s.  Teissier,  P. 
Reinsch,  Friedrich  Kurt  427 
Reiter,  H.  533 

Reith,  A.  F.  384 

Reitler,  Rud.  1 

Rejsek,  B.  417 

Remenovsky,  Franz  173 
Remlinger,  P.  126,  127 
Remus,  A.  392 

Renaud,  Maurice  24,  185 
Renaux,  E.  346 


Rettger,  Leo  F.  s.  Reddish, 
George  F. 

— ,  Reddish,  George  F.  u. 


McAlpine,  James  G.  92 
Reymann,  G.  C.  347 
Rhodes,  Bernice  s.  Gratia, 
Andre. 

Ricard  s.  Arloing,  Fernand. 
Richet,  Charles  223 

—  u.  Le  Ber,  A.  527 
Rickmann,  L.  475 

Riem,  Hans  532 

van  Riemsdijk,  M.  340 
Rincones,  G.  249 

Ritter,  A.  235 

— ,  J.  214 

Robertson,  K.  C.  u.  Davis, 
D.  J.  92 


Robinson,  Elliot  s.  White, 


Benjamin. 

— ,  George  H.  117 

da  Rocha-Lima  88 

Rochaix  s.  Cluzet. 

— ,  A.  60 

—  s.  Mouriquand,  G. 
Rockstraw,  Elizabeth  W.  u. 

Hopkins,  J.  G.  546 

Rodenacker  450 

Rodet,  A.  31 

Romeis,  B.  95 


Romieu,  Marc.  s.  Martin, 
Jean. 


Rondoni,  P. 

460 

Roosen,  R. 

258 

Rose,  Gerhard 

378 

Rosen,  P. 

21 

Rosenberg,  Walter  536 

Rosenow,  E.  C.  u. 

Jackson, 

G.  H. 

380 

Rosenthal,  F. 

247 

—  u.  Spitzer,  Fr. 

248 

-,  W. 

420 

Rosenzweig,  W.  s. 
I. 

Kabelik, 

Rougebief,  H.  s. 

Sergent, 

Edm. 

Rouslacroix  s.  Aubaret. 

Row,  R. 

209 

Rubner,  v.  Gruber  u.  Ficker 

268 

Rühle,  R. 

286 

Rüscher,  E. 

475 

Rüge  II,  C. 

57 

Rychlo,  J. 

224 

Saathoff,  L. 

67 

Sabrazes,  J. 

285 

Sachs,  H. 

481 

—  u.  Klopstock, 

A.  544 

— ,  Klopstock,  A.  u.  Ohashi, 

T. 

544 

-  o. 

416 

Sahli,  H. 

468 

Salvador,  Mazza  M.  254 

Salvioli,  G. 

437 

Sambon,  Louis  Westeura 

256 

Samson,  Kurt 

485 

Sanarelli,  G. 

422 

Sarbadhikary,  S. 

s.  Moral, 

Helmuth. 

Sartorius 

523 

Sartory,  A.  u.  Sartory,  R. 

232 

— ,  R.  s.  Sartory,  A. 

Sato,  Goro  539 

Sausseau,  L.  s.  Donatien,  A. 
Saxl,  P.  17 

Scalfi,  A.  342 

Schack  373 

Schäcker,  Erich  s.  Jähnke, 
Gustav. 

Scharfetter,  K.  s.  Mayer,  C. 
Scharr  u.  Lentz  479 
van  der  Scheer,  James  s. 

Landsteiner,  K. 

—  s.  Landsteiner,  Karl. 
Scherber,  G.  u.  Albrecht,  0. 

557 


Schiff,  F.  u.  Adelsberger,  L. 


13 

Schilf,  F.  310 

Schiller,  I.  523 

— ,  R.  175 

Schilling,  Claus  469 


Schilling,  Claus  u.  Hacken¬ 


thal,  H.  442 

— ,  Erich  540 

— ,  V.  95 

Schindera,  Maximilian  85 
Schirokauer,  Hans  525 
Schlee,  H.  u.  Zweifel,  E.  426 
Schlegel,  Martin  453 


Schlesinger,  M.  J.  s.  Wol- 
bach,  S.  B. 

Schloßberger,  H.  s.  Hartoch, 
0. 


— ,  Hartoch,  0.,  Lusena,  M. 

u.  Prigge,  R.  447 

Schiunk,  S.  36 

Schmidt,  H.  337 

— ,  Hans  21,  23 

—  s.  Uhlenhuth,  Paul. 

— ,  Ludwig  u.  Lee,  Song 
Yung  233 

— ,  P.  464 

—  u.  Barth,  E.  31,  319 

— ,  Paul  319 

— ,  S.  345 

_  132 

— ,  Waldemar  103 

Schmitz,  Anne  s.  Vollmer,  H. 
Schnabel,  A.  48,  380 

—  u.  Ninomya  238 

Schneider,  Albert  223 
Schoen,  M.  s.  Plotz,  Harry. 
— ,  R.  s.  Levaditi,  C. 
Schoenfeld  548 

Schönfeld,  H.  452 

Scholtz  175 

Scholz,  Georg  295 

— ,  W.  297 


— Sadebeck, Wolfgang  178 


Schotter,  Hans  116 

Schottmüller  56 

Schröder,  G.  473 

Schroeder,  Kurt  452 

Schubert,  Johann  460 

v.  Schuckmann,  W.  566 

Schüßler,  E.  419 


Schütz,  Fr.  u.  Wöhlisch,  Fr. 

307 


— ,  Franz  s.  Kißkalt,  Karl. 
Schüler,  0.  238 

Schulhof,  K.  s.  Hektoen,  L. 
Schulten,  Hans  283 

Schultz,  0.  T.  s.  Anderson, 
R.  A. 

— ,  W.  197 

Schumacher,  J.  425,  430 
— ,  Josef  333,  548 

Schumacher,  Josef  548 
Schumann,  P.  479 

Schur,  M.  453 

Schwarz,  G.  64 

Schweinburg,  Fr.  128 
Sdrodowski,  P.  F.,  Lindtrop 
u.  Brenn  119 


586 


Inhaltsverzeichnis. 


Sears,  H.  J.  u.  Pntnam,  J.  J. 

275 

Sedallian,  P.  59 

Sedan,  Jean  u.  Herrmann, 
Rene  386 

Seelemann,  M.  s.  Nöller,  W. 
Sei,  S.  191 

Seidl,  H.  455 

Seifried,  0.  s.  Karmann,  P. 
Seitz,  A.  486 

Seligmann,  E.  404 

Seliwanoff,  Erna  111 
Sellards,  A.  W.  u.  Theiler, 
M.  253 

Selter,  H.  453,  465 

Sempe  s.  Arloing,  Fernand. 
Serejski,  Mark  508 

Sergent,  Edm.,  Donatien,  A., 
Parrot,  L.,  Lestoquard, F., 
Plantureux,  Edm.  u. 
Rougebief,  H.  252 
Severtzoff,  L.  B.  82 

Shaughnessy,  H.  J.  s.  Wins- 
low,  C.-E.  A. 

Sherman,  Lillian  s.  Dochez, 
A.  R. 

Shibley,  Gerard  S.  491 
Shinoda,  Tadasu  484 
Shirakawa,  T.  s.  Otto,  R. 
Shirosaki,  T.  496 

Show,  Frederick  W.  282 
Sierakowski,  S.  u.  Milej- 
kowska,  F.  11,  95,  280 
— ,  Stanislav  343 

Sierakowsky,  Stanislaw  279 
Sigalas,  R.  u.  Perot,  E.  79 
Silber,  L.  s.  Friese,  V. 
Silberstein,  S.  549 

— ,  Siegfrid  449 

Simon,  Charles  E.  8.  Ander- 
vont,  H. 

— ,  H.  35 

— ,  Walter  64 

Singer,  E.  u.  Hoder,  F.  422 
Sirota,  L.  551 

Skrjabin,  K.  J.  74 

Skutetzky,  A.  470 

Small.  J.  C.  u.  Juliauelle, 
L.  A.  276 

Smechula  190 

De  Smidt,  F.  P.  G.  286 
Smit,  H.  J.  77 

Smith,  E.  A.  s.  Guyer,  M.  F. 
— ,  Nannie  M.  s.  Barret, 
Harvey  P. 

— ,  Theobald  136 

Smyly,  H.  Jocelyn  s.  Young, 
Charles  W. 

—  u.  Young,  Charles  W. 

250 

Snyder,  Laurence  H.  12 
Soele,  Walter  s.  Kuhn, 
Philalethes. 


Sokoloff,  B.  u.  Weckowski, 
C.  258 

Solbrig  87 

Sonnenfeld,  Arthur  s.  Kal- 
cher,  Herta. 

Sonnenschein,  K.  112 
Soukup,  E.  258 

Spassitch,  B.  s.  Arloing,  F. 
Spitzer,  Fr.  s.  Rosenthal,  F. 
Sprehn,  K.  s.  Nöller,  W. 
Stamatelakis,  A.  s.  Braun,  H. 
Stapp,  C.  35 

Starin,  W.  A.  u.  Dack, 
G.  M.  407 

Stark,  N.  s.  Hall,  J.  C. 
Steele,  A.  E.  91 

Stein,  J.  F.  s.  Anderson, 

R.  A. 

Steinberg,  Ph.  404 

Steinbrinck,  W.  u.  Stu- 
kowski,  J.  366 

Stern,  Margarete  187 
Stevenson,  W.  D.  H.  u.  Ka- 
padia,  R.  J.  108 

Stiefler,  G.  379 

Stolpe  75 

Storm  van  Leeuwen,  W., 
Bien,  Z.  u.  Varekamp,  H. 

26 

Stosek,  K.  299 

Stoye,  W.  553 

Strachowa,  L.  s.  Ginsburg, 

S. 

Strack,  E.  s.  Wrede,  F. 
Stransky,  Eugen  62 

Strauß,  Ed.  s.  Kudicke,  R. 
Strempel,  R.  554 

—  s.  Armuzzi,  G. 

—  s.  Hoffmann,  Erich. 

— ,  Rudolf  529 

Studnicka,  F.  K.  427 
Stühmer  190,  249 

Stuhl,  C.  476 

— ,  Carl  476 

Stukowski,  J.  s.  Steinbrinck, 
W. 

— ,  Joseph  457 

Süring,  Bruno  392 

Sukiennikowa,  N.  s.  Otto,  R. 
Sumiyoshi,  Yataro  207 
Sumner,  F.  W.  354 

Sussig,  L.  195 

Swezy,  0.  s.  Kofoid,  Ch.  A. 
Swiatezky  392 

Szallies,  E.  403 

Szilvasi  534 

Szirmai,  F.  539 

Szymanski,  Norbert  220 

Take,  N.  M.  n.  Marine,  D. 

501 

Takenomata,  N.  301,  502, 

543 


Taliaferro,  W.  H.  u.  Hol¬ 
mes,  F.  0.  82 

Tallo,  F.  536 

Tani  T.  50 

Tanimura,  Chuho  198, 199 
Tappert,  L.  235 

Taskio  Abe  239 

Taylor,  J.  u.  Malone,  R.  H. 

255 

Taylor  Terry,  Benjamin  278 
Teague,  0.  s.  Goodpasture, 
E.  W. 

—  u.  Goodpasture,  E.W.  377 

Teipel,  H.  225 

Teissier,  P.,  Gastinel,  P.  u. 

Reilly,  J.  376 

Teschler,  L.  s.  Karczag,  L. 
Theiler,  M.  s.  Sellards,  A.  W. 
Theodore,  J.  H.  s.  Cun- 
ningham,  J. 

Thinius  195 

Thiroux,  A.  77 

Thompson,  William  P.  u. 

Meleny,  Frank  L.  59 
Thumm,  H.  s.  Eickmann,  H. 
Tieche  97 

Tiesenhausen,  K.  258 
Tobler,  W.  53 

Todd,  E.  W.  s.  Twort, 
C.  C. 

Toenniessen,  E.  471 

Tomcsik,  Joseph  s.  Mueller, 
J.  Howard. 

Tomioka,  Y.  287 

v.  Torday,  A.  212 

-,  F.  353 

Torrey,  J.  C.  u.  Kahn,  M.  C. 

421 

Touchais,  J.  s.  Moureau,  M. 
Toyoda,H.u.  Tsuru,K.  123 

—  u.  Yang,  Y.  208 

Trask,  James  D.  s.  Blake, 

Francis  G. 

—  u.  Blake,  Francis  G.  361 

Trawinski,  A.  402 

Treu,  R.  u.  Leffmann,  R. 

213 

Truche,  C.  u.  Cotoni,  L.  49 
Tsakyroglu,  G.  543 

Tsuda,  Seiji  56 

Tsunekawa,  S.  397 

Tsuru,  K.  s.  Toyoda,  H. 
Tudoran,  G.  s.  Bacaloglu,  C. 
Turcek,  R.  543 

Turek,  V.  289 

Twort,  C.  C.,  Todd,  E.  W. 
u.  Perkins,RowlandJ.211 

Uhlenhuth,  Paul,  Kuhn, 
Philalethes  u.  Schmidt, 
Hans  245 

Ulrich,  W.  s.  Lockemann,  G. 
Ulrici,  H.  469 


Inhaltsverzeichnis. 


587 


Untersteiner,  R.  541 
Urbain  s.  Netter,  Arnold. 
— ,  Ach.  s.  Brocq-Rousseu, 
Forgeot. 

— ,  Achille  s.  Netter,  Arnold. 
Urechia,  C.-J.  u.  Zugravu, 
G.  277 

Utenkow,  M.  D.  u.  Kalinin, 
W.  S.  7 


Valtee,  H.  226 

Valtis,  J.  209 

Varekamp,  H.  s.  Storm 
van  Leeuwen,  W. 
Vaudremer,  A.  s.  Gessard,  C. 
Veenendaal,  H.  75 

Vejdovsk^,  V.  553 

Velu,  H.  123 

— ,  Barotte,  J.  u.  Balozet 

249 

Verge,  J.  s.  Panisset,  L. 
Verhoef,  A.  W.  s.  Bais, 


W.  J. 

Viala,  Jules  128 

Völker,  R.  477 

Vollmer,  H.  s.  Hizume,  K. 
—  n.  Schmitz,  Anne  293 

Wächter,  Rudolf  443 

Waldorp,  C.-P.  118 

Wallgren,  Arvid  455 

Walsh,  L.  S.  N.  12 

Walter  464 

Waltner,  K.  215 


Wanstrom,  Ruth  C.  s.  War¬ 
thin,  Aldred  Scott. 
Warren,  S.  u.  Lamb,  E.  M. 

65 

— ,  Shields  u.  Mudd,  Stuart 

274 

Warschauer,  Fritz  269 
Warthin,  Aldred  Scott, 
Buffington,  Estella  u. 
Wanstrom,  Ruth  C.  178 
v.  Wassermann,  A.  182 
Wastl,  H.  s.  Berczeller,  L. 

—  s.  Kupelwieser,  Ernst. 

Watanabe,  N.  99 

Watanuki,  T.  s.  Jizuka,  A. 
Watt,  James  P.  385 
Weber  139 

Webster,  Leslie  T.  143, 144 

—  u.  Pritchett,  Ida  W.  402 


Weckowski,C.  s.  Sokoloff,  B. 
Wedemann,  W.  526 
Weech,  A.  A.  103 

Wegievko,  J.  .  17 

Weichardt,  W.  7 

Weichbrodt,  R.  s.  Herz,  E. 
Weicksel,  J.  443 

Weigeld,  Egon  444 

Weigl,  R.  112 

Weill,  E.  u.  Dufourt,  Andre 

51 

Weinberg,  M.,  Aznar,  P.  u. 
Duthie,  G.-M.  419 

—  u.  Ginsbourg,  B.  65 

—  u.  Goy,  P.  407 

Weisbach,  W.  s.  Kloster¬ 
mann,  M. 

Weismann-Netter  s.  Netter, 


Arnold. 

Weiß,  E.  u.  Arnold,  L.  520 
Weiss,  Nacif  322 

Wells,  H.  Gideon  489 
— ,  H.  S.  s.  Lawson,  Wilkins. 
Went,  Stefan  10 

Werkman,  C.  H.  291,  292 
Wernicke,  E.  352 

Weyrauch  s.  Dold,  H. 

— ,  F.  545 

—  u.  Herzfeld,  E.  3 
— ,  Friedrich  371 

White,  Benjamin  u,  Ro¬ 
binson,  Elliot  349 

Wichels,  Paul  73,  408 
Wichmann,  P.  197 

Wieland,  E.  102 

Wiese,  Otto  216 


Wigham,  H.  E.  s.  Fraser, 
Donald  T. 

Williams,  A.  W.,  Hussey, 
H.  D.  u.  Banghaf,  E.  J.  361 
— ,  W.  L.  138 

Winkler,  Alfons  436 
— ,  W.  F.  u.  Gerth,  H.  216 
Winslow,C.-E.A.  u.Shaugh- 
nessy,  H.  J.  280 

Wittgenstein,  Annelise  u. 

Brodnitz,  Friedrich  177 
Wodtke,  A.  395 

Wöhlisch,  Fr.  s.  Schütz,  Fr. 
Wolbach,  S.  B.  s.  Hertig,  M. 
—  u.  Schlesinger,  M.  J.  114 
Wolff,  G.  s.  Goldmann,  Fr. 
Wolf sohn,  Georg  63 


Wollman,  E.  514 

Wollmann,  E.  u.  Graves, 
J.-A.  22 

Worms  549 

Wrede,  F.  u.  Strack,  E.  275 
Wüllenweber,  G.  547 
Wu  Lien-Teh  (G.  L.  Tuck) 

107 

Wulwek,  Wilhelm  s.  Glaser, 
Eduard. 

Yamanioto,  Yoshizo  183 
Yamauchi,  Masao  259 
Yang,  Y.  s.  Toyoda,  H. 
Yonezawa,  T.  101 

Yoshioka,  M.  s.  Lange, 
Bruno. 

Young,  CharlesW.  s.  Smyly, 
H.  Jocelyn. 

— ,  Smyly,  H.  Jocelyn  u. 

Brown,  Cabot  250 
Yu,  Ilchun  393 

Yunowich,  R.  s.  Felix,  A. 

Zacharoff,  A.  s.  Barikin,  W. 

Zak,  Fr.  299 

Zan,  Zung-Dan  s.  Meleney, 
Frank  L. 

Zdansky,  E.  s.  Doerr,  R. 
— ,  Erich  •  46 

Zdrodovsky,  P.  s.  Barikine, 
W. 

Zeller,  H.  145 

Zerkowitz,  A.  22 

Ziemann,  Hans  241, 244, 413 
Zimmermann,  W.  443 
Zingher,  Abraham  362,363, 

370 

—  u.  Park,  Wm.  H.  355 

Zinsser,  Hans  19 

—  u.  Mallory,  Tracy  B.  50 

—  u.  Petroff,  S.  A.  458 

Zironi,  A.  289 

Zoelch,  Ph.  368 

Zoeller,  Chr.  356 

—  u.  Manoussakis  46,  339 

Zolog,  M.  315,  323 

—  s.  Moldovan,  J. 
Zugravu, G.  s.  Urechia,  C.-J. 
Zunz,  Edgard  u.  La  Barre, 

Jean  317,  318,  319 
Zweifel,  E.  s.  Schlee,  H. 
Zweig,  H.  s.  Leichtentritt,B. 


II.  Sachverzeichnis. 


Abderhalden-Reaktion  z.  Diagn.  d.  Rinder¬ 
tuberkulose.  225 

- ,  Modifikationen,  Ergebn.  509 

- auf  Tuberkulose,  Interferometer- 

Unters.  450 

Absättigungs versuch,  Castellanischer, Ver¬ 
halten  v.  Typhus-  u.  Gaertner-Immun- 
seren.  394 

Abwehrfermente,  Nachw.  b.  Schwangeren- 
seren.  33 

— ,  spezifische,  Experim.  508 

Ac.  lacticum,  Erzeugung  v.  Tumoren  auf 
Mohrrübenscheiben,  Experim.  263 
Acne  vulgaris,  Therapie.  415 

Actinomyces  necrophorus,  Züchtg.,  Biolog. 

90 

Adnextumoren,  entzündl.,  Proteinkörper¬ 
therapie,  Klin.  66 

Aerzte  u.  Untersuchungsanstalt,  bakte- 
riolog.,  Beziehg.  269 

Aesculinagar,  Differenzierg.  v.  Strepto-, 
Entero-,  Pneumokokken.  60 

Agglutination,  alkalische,  v.  Bakterien.  11 

—  v.  Bac.  tuberculosis  n.  Fornet,  Wert. 

445 

—  v.  Bac.  typhi.  394 

— ,  Bakterien-,  in  Zuckerlösungen.  304 

—  v.  Blutkörperchen,  roten,  Experim.  492 
— ,  Immun-,  Unterscheidg.  v.  Maultier-, 

Pferde-  u.  Eselblutkörperchen.  11 

—  v.  Microc.  melitensis  nach  Behandlg. 

m.  Rindergalle.  118 

— ,  „physiologische“,  d.Bac.  dysenteriae  Y. 

411 

—  v.  Serum  b.  Einhufern.  12 

—  d.  Spiroch.  pallida.  180 

—  z.  Tuberkulose-Diagn.  446 

Agglutininbildung,  Einfl.  v.  Röntgen¬ 
strahlen.  307 

— ,  Fleckfieber-,  im  Vogelorganismus, 
Experim.  111 

Agglutinine,  Geißel-,  b.  Hogcholerabac. 

403 

— ,  — ,  Wirkg.  v.  Hitze.  492 

— ,  Spezifizität.  303 

— ,  Typhus-,  Experim.  387 

Agglutinin,  an  Kohle  od.  Kaolin  adsor¬ 
biertes,  Verhalten  zu  s.  Antigen.  294 


Aktinomykose,  Haustier-,  Bekämpfg.  m. 
Friedmann-Mittel,  Ergebn.  226 

—  d.  Rinder  u.  Schweine,  Aetiolog.  416 
— ,  Rinder-,  Wirkg.  v.  Jodipin-Emulsion. 

91 

— ,  Zungen-,  b.  Rind,  Wirkg.  v.  Yatren 

u.  Eugalaktan.  91 

Albertanderivate  als  Wundantiseptika, 

Wirkg.  235 

Albumin,  Eier-,  Eigenschaften,  antigene, 
nach  Koagulation.  19 

—  Globulin  -  Quotient,  Rolle  b.  Blut¬ 
körperchen-Senkungsgeschwindigkeit. 

308 

Alkali,  Einfluß  auf  Toxizität  u.  Wirk¬ 
samkeit  chemotherap.  Substanzen.  236 
Alkohol,  Unzuverlässigkeit  f.  Desinfektion 

v.  Instrumenten,  schneidenden  Chirurg. 

525 

Alkohole  d.  Zuckerreihe,  Einfl.  auf  Try- 
panosomen-Beweglichkeit,  Experim.  246 
Allergie,  Trichophytie-,  Einfl.  d.  Serums 
auf  Trichophytonpilze.  88 

— ,  vegetative.  461 

— ,  — ,  u.  Blutbild  b.  Tuberkulose,  Beziehg. 

461 

Allergische  Krankheiten,  experim.  26 
Ameisensäureäthylester,  Wirkg.,  bakte¬ 
rizide.  231 

Amöben,  Boden-,  Methode  z.  Zählg., 
Züchtg.  82 

Amöbenerkrankg.  u.  Tuberkulose,  Klin. 

252 

Amöben,  Nachw.  b.  Schildkröten,  Züchtg. 

82 

Amöbenruhr.  252 — 253 

— ,  Nachw.  v.  Entamöben  im  Auswurf  u. 

Urin.  252 

Amyloid,  Schwefelstoffwechsel.  222 

Anaemia  perniciosa  durch  Taenia  solium, 
Klin.  75 

Anämie,  infektiöse,  d.  Pferde,  Diagn. 
durch  Kan.-Versuch,  Method.  134 

— ,  — , - ,  in  Südafrika.  132 

— ,  — , - ,  Veränderungen  d.  roten 

Blutkörperchen.  133 

— ,  — , - ,  Virusgehalt  v.  Faeces, 

Harn,  Speichel.  134 


Inhaltsverzeichnis. 


589 


Anämie,  perniziöse,  Nachw.  v.  Bact.  coli 
im  Inhalt  d.  nüchternen  Magens.  408 
— ,  — ,  u.  Syphilis,  Beziehg.  177 

Anaerobe  Bakterien,  Diagn.  durch  Schwär¬ 
zung  v.  Pepton  enthaltend.  Hirnnähr¬ 
boden.  287 

- ,  Fäulnis-,  Morph.,  Biolog.  287 

- ,  Züchtg.  auf  Dimethyl-p-Phenylen- 

diamin-Nährboden.  286 

Anaeroben-Züchtg.,  Methodik.  287 

Anaerobier  mit  endständig.  Sporen,  Vork. 
im  menschl.  Intestinaltraktus,  Eigensch. 

419 

— ,  sporenbildende,  als  Wundinfektions¬ 
erreger,  Morph  ,  Kult.,  Biol.,  Patho¬ 
genität.  63 

Anaphylaktoide  Erscheinungen  nach 
Formaldehydinjekt.,  intravenös.  322 
Anaphylaktische  Erkrankungen,  Aetiolog. 

25 


Anaphylaktischer  Keaktionskörper,  Ex- 
perim.  32 

- ,  Sitz,  Wesen.  507 

Anaphylatoxinbildung  aus  Trockenkom¬ 
plement,  Experim.  316 

Anaphylaxie  s.  a.  Ueberempfindlichkeit, 
Shock,  anaphylakt. 

— ,  Bakterien-,  Experim.  50 

— ,  Blutkörperchen-,  Dauer.  315 

—  und  Dermatosen,  Beziehg.  505 

— ,  Desensibilisierg.,  Experim.  323 

— ,  Echinokokken-,  Experim.  76 

— ,  Erzeugung  auf  okularem  Wege.  320 
— ,  heterogene.  316 

—  nach  intratrachealer  Injekt.  v.  Pferde¬ 
serum,  Experim.  297 

—  d.  isolierten  Herzens,  Experim.  320 
— ,  passive,  Aenderungen  d.  Oberflächen¬ 
spannung  u.  d.  Beaktion  d.  Plasmas. 


317 

— ,  Pollen-,  Experim.  27 

— ,  Bolle  d.  Schilddrüse,  Experim.  316 

—  b.  Scharlach,  Experim.  359 

—  durch  Schlangengifte,  Experim.  322 

— ,  Theorie.  506 

— ,  tierexperim.,  u.  Idiosynkrasie,  menschl., 

Beziehg.  25 

— ,  „umgekehrte“,  Theorie,  Experim.  32 

—  u.  Vitamin-C-Mangel,  Experim.  323 

— ,  Wirkg.  intracerebraler  Injekt.  317 
Anaplasmosen.  252 

Anaplasmose  b.  Kalb,  Uebertragung,  ex¬ 
perim.,  auf  Schafe  und  Binder.  252 

Anatoxin,  Diphtherie-,  Wirkg.  d.  Impfg., 
Experim.  356 

—  Beaktion,  Bedeutg.,  Wesen.  356 

Anergie,  postoperative.  452 

Angina,  Vorkommen  v.  bakteriophag. 

Lysin  f.  Bact.  coli.  45 

Angiolupoid  Brocq-Pautrier,  Klin.,  Histo- 
log.  199 

Angiolymphe  z.  Behandlg.  d.  Lungen¬ 
tuberkulose,  Ergehn.  224 


Ankylostomiasis,  Behandlg.  m.  Tetrachlor¬ 
kohlenstoff.  77 

Ankylostomum,  Verbreitg.  in  Indochina, 
Prophylaxe.  77 

Anodonta  cyanea,  Spontanflockg.  im  Blut. 

15 

Anopheleslarven,  Wirkg.  v.  Bohölen  u. 

Petroleum.  237 

Antagonisten,  erzwungene,  Experim.  523 
Antianaphylaktische  Wirkg.  v.  Mineral¬ 
wässern,  Experim.  323 

Antianaphylaxie,  Erzeugung  durch  zentri¬ 
petale,  intrakarotidiale  Injekt.,  Experim. 

322 


Antigene,  bakterielle,  Eigenschaften,  im¬ 
munisierende,  Experim.  5 

— ,  blutgruppenspezifische.  13 

Antigen,  Hammel-,  heterogenes,  Nachw. 

im  Hühnerprotoplasma.  294 

— ,  Besidual-,  Natur.  497 

— ,  Bückstand-,  Hautreaktionen  h.  Tuber¬ 
kulose.  456 

Antigenserumaggregat,  syphilit.,  Spalt¬ 
barkeit.  182 

Antikörperbildung ,  Beeinflussg.  durch 
Exstirpation  d.  endokrinen  Drüsen, 
Experim.  295 

— ,  Beeinfl.  durch  d.  Schilddrüse.  3 

—  u.  Kappillarendothelium,  Beziehg.  2 

—  b.  Pflanzen.  303 

— ,  Wirkg.  d.  Nebennierenentfernung.  501 
Antikörper,  blutgruppenspezifische.  13 
Antikörpergehalt  im  Serum  b.  Hauttuber¬ 
kulose  u.  Hautreaktion,  Beziehg.  456 

Antikörper,  hämolytische,  Einfl.  v.  Tem¬ 
peratur  u.  Medium  auf  Bindg.  u.  Wir¬ 
kung.  309 

— ,  Hammelblut-,  heterogenetische,  u. 

-Antigene,  Probl.  21 

— ,  komplementbindende,  b.  Meerschw., 
tuberkulösen,  Experim.  206 

— ,  Uebertritt  ins  Blut  nach  intratrachealer 
Injekt.,  Experim.  297 

— ,  virulizide,  Einfl.  d.  Bevaccination, 
Experim.  101 

Antileukocidingehalt  von  Säuglings-  und 
Mutterserum,  Uebereinstimmung.  53 
Antimonkomplexsalze,  trypanozide,  Wir¬ 
kung,  Darsfellg.  245 

Antimon,  Wirkg.,  chemotherap.  550 
Antisera,  heterogenetische,  Erzeugung 
durch  Vorbehandlg.  m.  alkobol.  Pferde¬ 
nierenextrakt  u.  Schweineserum,  Ex¬ 
perim.  301 

— ,  präzipitierende,  Wirkg.  y.  Glas, 
minderwertig.  .  18 

Antitoxin-Bildung  u.  -Therapie,  Theor.  20 
— ,  Botulismus-,  Nachw.  in  menschl. 

Serum,  Experim.  406 

Aphthae  tropicae  (Sprue),  Vorkommen, 
Diagn.,  Therap.  usw.  253 

Apotheken,  Sterilisation,  Theorie,  Praxis, 
Leitfaden.  523 


590 


Inhaltsverzeichnis. 


Appendicitis  gangraenosa,  Pathogenität 
d.  isolierten  Erreger,  Kataxie,  Experim. 

65 

— ,  Nachw.  v.  Bac.  fallax,  Kult.,  Serol.  65 
—  u.  Oxjnren,  Beziehg.,  Klin.  80 

Arbutin,  Wirkg.  v.  Streptokokken.  59 
Argentum-Reaktion  v.Lange-Heuer,  Wert, 
Ausführg.  300 

Arndt-Schulzsches  Gesetz,  Experim.  235 
Arnethsche  Formel,  hämoklasische  Krise 
u.  Blutdruck,  Beziehg.  317 

Arsenobenzolpräparat  „Albert  102“  z.  Be- 
handlg.  d.  Syphilis,  Wert.  550 

Arsen,  Wirkg.,  chemotherap.  550 

Arthritis  deformans,  Vorkommen  b.  Pro¬ 
tozoeninfektionen  d.  Magendarmkanals, 
Klin.,  Therap.  253 

Arthussches  Phänomen,  Beziehg.  z.  Prä¬ 
zipitingehalt  d.  Serums  usw.  313,  314 

- ,  histolog.  Veränderungen.  314 

Ascaris  lumbricoides,  Klin.  79 

Asthma  bronchiale,  Wirkg.  v.  Röntgen- 
hestrahlg.  33 

Atropin,  Einfl.  auf  Shock,  anaphylakt., 
Experim.  319 

Augenbindehaut,  Durchlässigkeit  f.  Bac. 

tuberculosis,  Experim.  203 

Augenerkrankungen,  tuberkulöse,  Diagn. 

m.  Fornet-Diagnostikum.  220 

Augenkrankheiten.  413 — 414 

— ,  luetische,  Wirkg.  v.  Wismut.  553 
Augentuberkulöse,  Beeinfl.  d.  Tuberkulin¬ 
reaktion,  intrakut.,  durch  Blutserum. 

453 

Augenveränderungen  nach  Injekt.  v.  Bac. 

tuberc.  in  d.  Carotis,  Experim.  203 
Ausflockungsreaktion  mit  Benzochol- 
extrakten,  Herstellg.  544 

— ,  Kodamasche,  Wert.  546 

Autovaccine  z.  Gonorrhoe-Behdlg.  174 
Autovaccinetherapie  b.  Staphylokokken- 
Erkrankungen,  Schwierigkeiten.  52 


Bacillen,  fusiforme,  u.  Spirochäten,  Nachw. 
im  normalen  Clitoris-Smegma,  Bedeutg. 

73 

Bacillenträger,  Ruhr-  bzw.  Typhus-, 
Wirkg.  v.  Yatren.  413 

— ,  Typhus-,  Bakt.,  Serolog.  393 

— ,  — ,  Duodenalsondierg.,  Wert.  392 
— ,  — ,  u.  Typhuserkrankungen,  Epi- 
demiol.  385 

Bacillen  d.  Typhus-Coli-Gruppe,  Differen- 
zierg. ,  kult. ,  durch  Hartoch-Schloß- 
bergerschen  Milchagar.  390 

—  — - ,  Unterscheidg.  durch 

Färbung.  389 

—  — - ,  wachstumshemmende 

Eigenschaften  v.  Rhone-  u.  Saöne- 
Wasser.  389 

Bac.  abortus  Bang,  Nachw.  durch  kom¬ 
binierten  Tierversuch.  137 

- ,  Wirkg.  v.  C02.  136 


Bac.  ahortus-Kulturen ,  abgetöt. ,  z.  Be- 
handlg.  d.  Maltafiebers.  120 

—  —  u.  Microc.  melitensis,  Verwandt¬ 
schaft.  118 

Bac.  acidophilus,  Verhalten  b.  Züchtg. 
m.  Bac.  sporogenes  u.  a.  gegenüber 
Eiweiß.  421 

- ,  Züchtg.  b.  anaerobem  Oberflächen¬ 
wachstum,  Techn.  286 

Bac.  acidophilus  odontolyticus ,  Biol., 
Nachw.  usw.,  Bedeutg.  f.  Zahncaries. 

71,  72 

Bacillus,  aerober,  aus  menschl.  Darm, 
Bac.  pseudotetanicus-ähnl. ,  Eigensch. 

288 


Bac.  amylobacter  u.  Köpfchenbakterien 
d.  Mekoniums,  Identität.  419 

Bac.  anthracis  s.  a.  Milzbrand. 

Bac.  balnearius,  Kult.,  Vorkommen.  93 
Bac.  bifidus,  Züchtung  b.  anaerobem  Ober¬ 
flächenwachstum,  Techn.  286 

Bac.  botulinus,  Immunisierg.,  experim.,  407 

- ,  Toxinbildg.  in  Kollodiumsäckchen, 

Experim.  407 

—  — ,  Toxinbildg.  durch  Züchtg.  in 
Fleischkonserven,  Experim.  407 

- ,  Wachstumsbedingungen  d.  Sporen. 


407 

Bac.  cereus,  Kultur  u.  Biolog.  522 

Bac.  diphtheriae,  Fadenbildg.  341 

- ,  Lebensdauer  am  Wattetupfer,  Er- 

höhg.  d.  Vitalität,  Experim.  340 

- ,  Natur  u.  Bildg.  d.  Polkörnchen.  341 

- ,  Virulenzsteigerung  b.  Anwesenheit 

v.  Streptokokkenstoffwechselprodukten, 
Experim.  340 

- ,  Wachstum  auf  Serum  von  ödem¬ 
kranken  Kindern.  341 

- ,  Züchtg.  auf  Kleinschem  Serum¬ 
nährboden.  342 

- ,  Züchtg.  auf  Pergolaschem  Einähr¬ 
boden.  343 

Bac.  Ducrey  s.  a.  Ulcus  molle. 

- ,  Herstellg.  e.  Antistreptobacillen- 

serums,  Eigensch.  175 

- ,  Züchtg.  aus  Smegma  Gesunder.  175 

Bac.dysenteriae-Bakteriophagen,  Experim. 

40,  44 

Bac.  dysenteriae  Flexner,  Optimum  d. 

Wasserstoffionenkonzentration.  389 
Bac.  dysenteriae  Shiga-Bakteriophagen, 
Experim.  44 

- ,  Lysinbildg.  511 

- ,  Phosphorausscheidg.  411 

Bac.  dysenteriae-Stämme ,  sekundäre  u. 
bakteriophagenresistente,  Beziehg.  zu 
Schmitz-Stämmen.  40 

Bac.  dysenteriae  Y,  Agglutination,  „phy- 
siolog.“  411 

Bac.  enteritidis  Gaertner  u.  Bac.  para- 
typhi  N2,  Serolog.,  Vergleiche.  398 

- ,  Umwandlg.  in  Typhusstamm, 

Experim.  404 


Inhaltsverzeichnis. 


591 


Bac.  faecalis  alcaligenes  u.  Vibrio  cholerae, 
Differentialdiagn.  109 

Bac.  fallax,  Nachw.  im  Appendix,  Kult., 
Serol.  65 

Bac.  Frisch,  Züchtg.  b.  Khinosklerom, 
Morph.,  Kult.,  Serolog.  417 

Bac.  histolyticus,  Organ  Veränderungen 
nach  Injekt.,  intramusk.  63 

Bac.  Hogcholera,  Bildg.  v.  Geißelagglu- 
tininen.  403 

Bac.  influenzae  Pfeiffer  u.  Bac.  Koch- 
Weeks,  Beziehg.  413 

- ,  Züchtg.  auf  blutfreiem  Nähr¬ 
boden  in  Mischkultur  m.  Staphylok.  u. 
Bac.  subtilis.  384 

Bac.  Koch-Weeks  u.  Bac.  influenzae 
Pfeiffer,  Beziehg.  413 

- ,  Züchtg.  auf  Blutagar.  414 

Bac.  lactis  aerogenes-Vaccine  b.  Epididy- 
mitis,  gonorrh.,  Wert.  530 

Bac.  leprae,  Morph.,  Biol.  254 

- ,  Phagocytose,  Experim.  254 

Bac.  mallei  s.  a.  Rotz. 

- ,  Baktericidiefestigkeit,  Experim.  123 

Bac.  mucosus,  Vergleiche,  biolog.  u. 

serolog.,  verschied.  Stämme.  276 

Bac.  paratyphi  abort.  equi  b.  Sauen, 
seuchenhaft.  Sterilitätsauftreten.  141 
Bac.  paratyphi,  Differenzierg.  404 

Bac.  paratyphi  A,  Nachw.  in  e.  Creme¬ 
sauce.  406 

Bac.  paratyphi  B,  Bildg.  v.  Antikörpern, 
komplementbindend.  403 

—  —  — ,  Eigenschaften,  antigene,  b. 

Kontakt  m.  Oxalatblut.  388 

- ,  Nachweis  in  Fleischproben.  406 

- ,  Optimum  d.  Wasserstoffionen¬ 
konzentration.  389 

—  —  — ,  Wärmeresistenz,  Abtötungs¬ 
temperatur,  Experim.  403 

Bac.  paratyphi  N2  u.  Bac.  enteritidis 
Gaertner,  Serolog.,  Vergleiche.  398 
Bac.  pestis  s.  a.  Pest. 

Bac.  pneumoniae  s.  a.  Pneumokokken. 
Bac.  proteus  vulgaris,  pathog.  Stamm, 
Klin.,  pathol.  Anat.  65 

Bac.  pseudodiphtheriae  b.  Paraurethritis, 
Klin.,  Bakt.  173 

Bac.  pseudotetanicus-ähnl.  Bac.  aus 
menschl.  Darm,  Eigensch.  288 

Bac.  pseudotuberculosis  b.  Menschen, 
Klin.  *  200 

Bac.  putrificus,  Artbestimmg.  285 

- u.  ähnl.  im  menschl.  Intestinal- 

traktus,  Eigensch.  419 

Bac.  pyocyaneus-Bakteriophagen,  Experim. 

43 

—  — ,  Erzeug,  v.  Keratoconjunctivitis, 

Immunität,  lokale.  46 

- ,  Kultur  v.  lyt.  u.  nichtlyt.  Stämmen. 

521 

- ,  Riechstoffe  v.  Kulturen.  Ursachen. 

276 


Bac.  Rauschbrand  u.  Bac.  oedemat.  ma- 
ligni,  Unterscheidg.  140 

Bac.  Rotlauf  s.  a.  Rotlauf. 

- ,  Morphol.  131 

- ,  Schweine-,  Morph.,  Kult.,  Experim. 

131 

Bac.sporogenes,  Herstellg.  v.  Seren,  agglu¬ 
tinierenden.  422 

Bac.  subtilis,  Eigensch.,  pathog.,  Experim. 

421 

Bac.  Thimotee,  Wirkg.,  therap.,  b.  tuber¬ 
kulös.  Meerschw.,  Experim.  211 

Bac.  tuberculosis  s.  a.  Tuberkulose. 
- ,  abgetötete,  Schutzimpfg.  v.  Säug¬ 
lingen.  465 

- ,  Agglutination  n.  Fornet,  Wert.  445 

- ,  Augenveränderungen  nach  Injekt. 

in  d.  Karotis,  Experim.  203 

—  — ,  avirulente,  Eigensch.,  sensibili¬ 
sierende,  Experim.  439 

- ,  Baktericidiefestigkeit.  208 

- ,  Bakteriolyse.  208 

- ,  Bildg.  v.  mycelart.  Fäden  nach 

Filtration.  210 

- ,  Durchlässigkeit  unverletzt.  Binde¬ 
haut,  Experim.  203 

- ,  Einfl.  v.  Glycerin  b.  Züchtg.  208 

- ,  Einfl.  v.  Kieselsäure,  Experim. 

205 

—  — ,  Einfl.  v.  Magnesiumsulfat  auf 

Stoffwechsel.  208 

- ,  Einzelbestandteile,  Einfl.  auf  ex¬ 
perim.  Tuberkulose.  205 

—  — ,  Entfärbg.  mit  chines.  Tusche, 

Techn.  207 

- ,  Fettstudien,  Experim.  440 

- ,  Filtrierbarkeit.  209 

- ,  Immunisierg.  465 

- ,  Immunität  u.  Hypersensibilität, 

Experim.  206 

—  — ,  Infektion,  orale,  konjunktivale, 
nasale,  Experim.,  path.  Anat.  203 

- ,  Lebensfähigkeit  in  Schulbüchern, 

Desiufekt.-Wirkg.  210,  211 

— ,  — ,  Nachw.  im  Knochenmark  Tuber¬ 
kulöser,  Experim.,  path.  Anat.  441 
- ,  Nachw.  b.  Lupus  miliaris  disse¬ 
minatus  faciei.  198 

- ,  Nachw.  im  Sputum,  Methodik  in 

Untersuchungsstellen.  207 

—  — ,  Nachw.  b.  Tuberkulid,  papulo- 

nekrot.  198 

- ,  Reinfektion,  Experim.  206 

- ,  Reinzüchtg.  aus  Sputum.  207 

- ,  Säurefestigkeit,  Eigenschaften.  464 

- ,  Typus  humanus,  A virulentmach ung 

durch  e.  bei  Vögeln  festgestellte  Sub¬ 
stanz.  479 

- ,  Typus  humanus  u.  bovinus,  An¬ 
teil  b.  Hauttuberkulose.  197 

- ,  Typus  humanus  u.  bovinus,  Unter¬ 
scheidg.  442 

- ,  Typus  humanus  b.  Hund.  225 


592 


Inhaltsverzeichnis. 


Bac.  tuberculosis,  Unterschiede,  kult., 
morph.,  biolog.,  d.  Typus  humanus.  207 

- ,  Verbreitungswege,  Experim.  437 

- ,  Wirkg.  v.  Eau  de  Javel  auf  Säure¬ 
festigkeit.  211 

- ,  Wirk.  v.  Salzlösg.,  Experim.  209 

- ,  Züchtg.,  Techn.  207 

Bac.  typhi,  Agglutination.  394 

- u.  Bact.  coli,  Unterscheidg.  durch 

Färbg.  389 

- ,  Eigenschaften,  antigene,  b.  Kon¬ 
takt  m.  Oxalätblut.  388 

- ,  Eigensch.,  bakterizide,  v.  Milch.  497 

- ,  Form  Veränderung  b.  Züchtg.  in 

Salznährböden.  387 

- ,  Keratitis,  spezif.,  Experim.  386 

- ,  Optimum  d.  Wasserstoffionenkon- 

zentration.  389 

- u.  paratyphi,  Differenzierg.  durch 

neuen  Nährboden.  390 

Bac.  welchii,  Nachw.  v.  Sporen  in  diarrh. 

Stühlen.  418 

Bact.  coli  u.  Bac.  dysenteriae  Shiga, 
Antagonismus.  511 

- ,  Fähigkeit  d.  Peritoneums  z.  Ab- 

tötg.,  Experim.  408 

—  — ,  Lysinbildg.  511,  512 

- ,  Nachw.  im  Inhalt  d.  nüchternen 

Magens  b.  Anämie,  perniziöser.  408 
- ,  Optimum  d.  Wasserstoffionenkon¬ 
zentration.  389 

—  —  u.  Staphyloc.  albus,  Antagonismus. 

517 

- ,  Vergärung  v.  Kohlehydraten,  Art 

u.  Mengenverhältn.  d.  Gärungssäuren. 

408 

Bact.  lepisepticum,  Nachw.  b.  Kan.,  Ex¬ 
perim.  143,  144 

Bact.  pullorum-ähnl.  Keim,  Nachw.  in 
Hühnereiern.  144 

Bact.  pyosepticum  viscosum  equi  b.  e. 

Ferkel,  Klin.,  path.  Anat.,  Kult.  141 
Bact.  tumefaciens,  Erzeugung  v.  Tumoren 
b.  Pflanzen.  264 

Baktericide  Kraft  u.  chemische  Struktur, 
Einfl.,  Experim.  228 

Baktericidiefestigkeit  d.  Bac.  tuberculosis. 

208 

Baktericidie  u.  Temperatur,  Beziehg., 
Klin.,  Experim.  •  64 

Baktericidol  z.  Luftentkeimung,  Brauch¬ 
barkeit.  227 

Bakterielle  Antigene,  Eigenschaften,  im¬ 
munisierende,  Experim.  5 

Bakterieller  Synergismus,  Bedeutg.  f. 

Biologie.  285 

Bakterien,  A-Formen,  Entwicklg.,  Vork., 
Biol.,  Bedeutg.  u.  a.  424 

— ,  Agglutination.  521 

— ,  Agglutination,  alkalische.  11 

—  Agglutination  in  Zuckerlösungen.  304 
— ,  anaerobe,  Züchtg.  auf  Dimethyl-p- 

Phenylendiamin-Nährboden.  286 


Bakterien-Anaphylaxie,  perim.  50 
— ,  Antagonismus.  511,  517 

—  u.  Bakteriophagen,  B  lehg.  517,  521 

—  Beweglichkeit  durch  ^  larzsandschicht, 

Experim.  274 

—  u.  Bier-  od.  Weinhefen,  Antagonisten, 

erzwungene,  Experim  523 

— ,  Coryne-,  Systematik  '0 

— ,  Darm-,  Wirkg.  v.  J, 

— ,  durch  Desinfizier 
Verhalton  gegenübe 
d.  Körpers,  Experim. 

— ,  diphtheroide,  Einte  342 

—  Ektoplasma,  Darst«  färberische. 

425 

— ,  Ektoplasma  u.  Kern,  Morph.,  chem. 

Aufbau,  Darstellg.  561 

— ,  Ekto-  u.  Endoplasma,  Rolle  f.  Serum- 
bakterizidie  u.  Phagocytose.  497 

— ,  Erzeugung  v.  Entzündg.  an  isolierten 
Organen,  Experim.  70 

—  Fermente.  35 

— ,  Gasbildg.  b.  Symbiose.  275 

Bakteriengehalt  im  Scheidensekret  vor  u. 

nach  d.  Geburt,  Kult.,  Bedeutg.  420 
Bakteriengeiflein,  Wirkg.  v.  Hitze.  492 
Bakterien  im  Genitaltraktus  v.  Stuten. 

134 

— ,  Gram-Färbg.,  Wesen.  425 

— ,  Grenzwerte  d.  Wasserstoffionenkon- 
zentration.  95 

—  b.  Hauterkrankungen  d.  Hunde.  142 
— ,  Kapsel-,  u.  Diplobact.  capsulatum, 

Beziehg.,  Vergleiche.  271 

— ,  Katalase  u.  Peroxydase.  35,  36 
Bakterienkern,  Darstellg.  561 

— ,  Zusammensetzg.,  chem.  333 

Bakterien,  „Köpfchen“-,  d.  Mekoniums, 
Nachw.,  Kult.,  Eigensch.  419 

— ,  Kohäsionsvermögen,  Experim.  491 
— ,  Kresolkochsalzextrakte,  Toxizität.  490 
Bakterienkultur,  flüssige,  Züchtg.  nach 
Filtration.  272 

Bakterien-Kulturen,  Veränderg.  d.  Wasser¬ 
stoffionenkonzentration,  Entstehungs¬ 
mechanismus.  279 

— ,  Ladung,  elektrische,  Einfl.  v.  Immun¬ 
serum.  491 

— ,  lebende,  z.  Behandlg.  v.  Infektions- 
krankh.  67 

— ,  lysogene.  511,  512 

— ,  M- Konzentration,  Experim.  39 

—  Nährböden,  Pufferung.  280 

— ,  neoplastische,  Nachw.  in  Krebstumoren, 

menschl.  263 

— ,  Paratyphus  B-ähnl.,  in  menschl.  Faeces, 
ßakt.,  Serolog.  402 

— ,  pathogene,  Umwandlung  b.  Durchtritt 
durch  d.  Schleimhaut  d.  Verdauungs¬ 
wege.  1 

— ,  — ,  Verwendungsstoffwechsel.  94,  272 
Bakterienpopulation,  Experim.  271 

Bakterien  -  Reinzüchtg.,  Methode.  279 


Inhaltsverzeichnis. 


593 


Bakterien,  RoL  J.  Ekto-  u.  Endoplasmas 
f.  Serumbaktc  zidie  u.  Phagocytose.  311 

—  im  Säugling,^  arn,  Klin.,  path.  Anat  68 
— ,  säurefeste,  4*erwendungsstoffwechsel. 

442 

—  Sporen,  Iso1' 'Tg.  durch  Harnstoffver- 

fah’-' '  1  122 

dsfähigkeit  gegen  Er- 
m  igen.  524 

270 

chkeit,  u.  höherstehende 
ziehg.,  Experim.  28 
— ,  Uebertra^  llergischer  Zustände.  48 
— ,  Unterschied  immunologische.  489 
— ,  Verbleiben  i,.„ch  Einführg.  in  Magen 
u.  Darm,  Experim.  93 

— Vermehrung,  Grenze,  physiolog.,  Ex¬ 
perim.  422 

—  Wachstum,  Wirkg.  v.  Vitaminen, 

Messung.  273 

Bakterienzelle,  Nachw.  e.  zweiten  iso¬ 
potentialen  Punktes.  280 

Bakterien,  Wirkg.,  desinfiz.,  v.  Diphenol- 
äthanamin.  527 

Bakteriologie  u.  Patentrecht.  269 

Bakteriologische  Untersuchungsanstalt  u. 

Aerzte,  Beziehg.  269 

Bakteriolyse  d.  Bac.  tuberculosis.  208 
Bakteriophagen  s.  a.  d’Herellesches  Phä¬ 
nomen,  Lysine,  übertragbare. 

— ,  Analyse.  513 

— ,  Coli-  u.  Shiga-,  Einfl.  v.  Salzsäure 
bzw.  Natronlauge.  519 

— ,  Dysenteriebac.,  Experim.  40 

— ,  Eigenschaften,  antigene.  520 

— ,  Eigenschaften,  Konstanz.  510 

— ,  Einfl.  v.  Elektrolyten  auf  Lyse.  518 
— ,  Einfl.  d.  Reaktion,  Experim.  519 
— ,  Entstehg.  in  alten  Kulturen.  512 
— ,  Entwicklg.  in  stark  kochsalzhaltig. 

Bouillon.  519 

— ,  Experim.  37 

— ,  Flüchtigkeit,  Kochbeständigkeit,  Ex¬ 
perim.  511 

— ,  Forschungsergebn.  513 

— ,  Größe,  Empfindlichkeit  gegen  ultra- 
viol.  Licht,  Destillierbarkeit.  326 

—  Kolonien,  Unterscheidg.  m.  Färbg.  44 

— ,  konzentrierte,  Verhalten.  38 

— ,  M-Konzentration,  Experim.  39 

— ,  Pyocyaneus-,  Experim.  43 

— ,  — ,  therap.  Versuche  b.  Kerato¬ 
conjunctivitis.  46 

— ,  Serolog.  38 

— ,  Shiga-,  Wirkg.  v.  Trypsin,  Experim. 

514 

— ,  Staphylokokken-,  Experim.  42 

— ,  — ,  Sensibilisierg.  v.  Kan.  521 

—  Therapie  b.Staphylokokken-Erkrankg., 

chron.  48 

— ,  Vielheit,  Experim.  512 

— ,  Vorkommen  im  Darminhalt  normaler 
Kan.,  Experim.  515 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  ^0. 


Bakteriophagen,  Wesen.  510,  519 

— ,  Wirkungsmöglichkeit  im  Warmblüter¬ 
organismus  u.  d.  freien  Natur,  Experim. 

46 

Bandwurm,  Hunde-,  Wirkg.  v.  Arecolin.  75 
— ,  Katzen-,  Progynopylidium  nölleri,  in 
Russ.-Turkestan,  Morph.,  Anat.  74 
„Bayer  205“,  Wirkg.  245 

Behringsches  Diphtherieschutzmittel  T  A 
z.  Immunisierg.,  akt.  355 

Benzidinreaktion,  Leistungsfähigkeit  z. 
Nachw.  v.  Blutperoxydasen  in  Nähr¬ 
mitteln,  bakteriolog.  37 

Benzocholextrakte,  Herstellg.  f.  Aus¬ 
flockungsreaktion.  544 

Bergmannstuberkulose,  path.  Anat.  434 
Besredka-Methode  z.  Nachw.  d.  Tuber¬ 
kulose,  Wert.  216 

Bilharziose,  Therapie.  74 

—  in  Tunis,  Verbreitg.  d.  Zwischen wirts 

(Bullinusschnecke).  74 

Biologie,  Bedeutg.  d.  bakteriellen  Syner¬ 
gismus.  285 

— ,  Messung  d.  Reaktion  d.  Milieus, 
Techn.  281 

Bismogenol,  Wirkg.  b.  Syphilis  554,  555 
Blastocystis,  Züchtungsmethode  85 

—  hominis,  Natur  278 

Blastomy kosen,  Haut-,  oberflächl.,  Aetio- 

log.,  Kult.,  Morph,  usw.  89 

Blastomykose,  Klin.,  Patholog.  89 

— ,  Krankheitsbeschreibg.  88 

Bleivergiftung  u.  Tuberkulose,  Beziehg., 
Experim.  434 

Blutbild  b.  Fleckfieber.  111 

—  b.  e.  Ruhrendemie.  410 

—  v.  Serumtieren,  Einfl.  v.  Kulturinjekt. 

u.  Blutentnahme.  300 

—  b.  Tuberkulose,  Beziehg.  z.  Allergie, 

vegetativ.  461 

— ,  weißes,  b.  Lungentuberkulose,  Ver¬ 
änderungen  b.  Tuberkulinbehandlg.  469 
— ,  — ,  b.  Tuberkulösen.  455 

Blutbildwerte  b.  Lungentuberkulose,  akt., 
Bedeutg.,  progn.  443 

Blutbild  b.  Wut,  menschl.  124 

Blut,  Cholesteringehalt  u.  Suspensions¬ 
stabilität  während  Gravidität  u. Wochen¬ 
bett.  16 

Blutdruck,  hämoklasische  Krise  u.  Arneth- 
sche  Formel,  Beziehg.  317 

Blutdrucksturzu.  Shock,  kolloidoklasischer. 

317 

Blut  v.  Einhufern,  Hämolyse  u.  Agglu¬ 
tination.  12 

Blutentnahme,  sterile,  Methodik.  283 
Blut  u.  Gewebe,  Flüssigkeitsaustausch, 
Geschwindigkeit.  298 

Blutgruppenbestimmung  nach  Moß,  Auf- 
bewahrg.  d.  Testsera.  15 

Blutgruppen,  Rassenmerkmal.  307 

Blutgruppenzugehörigkeit ,  Ergehn,  im 
ostind.  Archipel.  494 

25/26. 


38 


594 


Inhaltsverzeichnis. 


Blut -Hyperacidität,  Mechanismus  b.  an- 
aphylakt.  Shock.  317 

Blut,  Identifizierung,  durch  Hämoglobin¬ 
präzipitine.  496 

Blutkörperchen  -  Anaphylaxie,  Dauer.  315 
— ,  Färbg.  m.  Toluidinblau.  285 

— ,  Isoagglutination.  305,  307 

— ,  rote,  Agglutination,  Experim.  492 
— ,  — ,  normale  u.  v.  Trachomatösen 
stammende,  Resistenz  gegenüber  hypo- 
ton.  Lösg.  87 

— ,  — ,  u.  Serumlipase,  Experim.  35 
— ,  — ,  Veränderungen  b.  infekt.  Anämie 
d.  Pferde.  133 

— ,  — ,  Wirkg.  v.  Elektrolyten.  15 

- Senkungsgeschwindigkeit,  Bedeutg. 

f.  Diagn.  d.  aktiv.  Lungentuberkulose. 

213 

- ,  Bedeutg.  in  d.  Psychiatrie.  308 

- ,  Bedeutg.  f.  Tierversuch,  diagn., 

b.  Tuberkulose.  212 

- ,  Einfl.  d.  Narkotika.  495 

- im  fließenden  Blut,  Einfl.  d.  Be¬ 
wegung.  495 

- b.  Geisteskranken,  Einfl.  d.  Tem¬ 
peratur.  494 

- u.  Lungentuberkulose,  aktive,  Ver¬ 
halten,  Bedeutg.  443 

- b.  Lungentuberkulose  u.  „vegeta¬ 
tive  Allergie“.  444 

- z.  Prüfg.  d.  Dosierung  unspezif. 

Mittel.  530 

- ,  Rolle  d.  Cholesterins  u.  d.  Albu- 

min-Globulin-Quotienten.  308 

- b.  Tuberkulose,  Wert.  212,  213 

- ,  kindl.,  Bedeutg.  443 

- ,  Veränderung  b.  Behanölg.  d. 

Lungentuberkulose  m.  Tuberkulin- 
Antigen-Scheitlin.  474 

— ,  weiße,  Verhalten  b.  Lues,  Therap., 
Elin.  180 

—  Zahl  u.  Infektion,  Beziehg.  22 

Blutkultur  in  Agar,  verflüssigtem,  auf 

Rouxschen  Schalen,  Techn.  284 

—  in  Gelatine,  Techn.  283 

—  in  Peptonbouillon,  halbstarrer,  Techn. 

283 


—  b.  Typhus  abdom.  n.  Gildemeister, 
Methode.  392 

Blut,  Leukocytengehalt,  Wirkg.  v.  Lipoid- 
injekt.,  intravenös.  499 

Blutparasiten  u.  Blutbild,  Diagn.  im 
dicken  Tropfen,  Anleitg.  95 

Blutparasiten,  Färbg.  m.  Toluidinblau  285 
Blut  v.  Pferden,  Mauleseln,  Eseln,  Mor- 
phol.,  Formelemente,  Einfl.  verschied. 
Faktoren.  284 

Blutplättchen,  Kan.-,  Wirkg.  auf  Vibrio 
cholerae,  Experim.  109 

Blutsenkungsprobe,  Grafesche,  u.  Injekt. 
v.  Tuberkulindosen,  kleiner,  unter¬ 
schwelliger,  Wert.  213 

Blut,  Unterschiede,  immunologische.  489 


Blutzellen,  fremde,  ZerstÖrg.  in  Leber, 
Milz,  Knochenmark.  487 

Blutzusammensetzung  u.  Rasse.  305 
Bonacorsische  Ausflockungsreaktion  b. 

Tuberkulose,  Wert.  446 

Botriocephalus,  Anomalien,  morpholog.  75 
Botulinus-Toxin,  Wirkg.  v.  Formol  u. 

Wärme,  Experim.  407 

Botulismus.  406 — 407 

— ,  Antitoxin-Nachw.  in  menschl.  Serum, 
Experim.  406 

Bronchitis  nach  Amöbenruhr,  Nachw.  v. 

Entamöben  im  Auswurf.  252 

Bronchopneumonie,  Vaccinetherap.,  Er¬ 
gehn.  51 

Brucksche  Reaktion  b.  Syphilis,  Brauch¬ 
barkeit.  187 

- u.  WaR.,  Wert,  Vergleiche.  535 

Bubo,  klimatischer,  Krankheitsbeschreibg. 

88 

Bücherbesprechungen.  268 — 269 

Büffeldistomatose,  Behandlg.  m.  Distol.  73 
Bullinusschnecke,  Zwischenwirt  b.  Bil¬ 
harziose  in  Tunis.  74 


Chemikalien  z.  Sterilisation,  Arbeiten, 
neuere,  Zusammenstellg.  227 

Chemische  Struktur  u.  baktericide  Kraft, 
Einfl.,  Experim.  228 

Chemotherapeutische  Substanzen,  Einfl.  v. 
Säure  u.  Alkali  auf  Toxizität  u.  Wirk¬ 
samkeit.  236 

Chemotherapie  b.  Krebs,  Experim.  262 
— ,  Wirkg.  b.  Typhus-Bacillenträgern, 
Experim.  397 

Chinesen,  Häufigkeit  gewisser  Erkran¬ 
kungen.  106 

Chlamydozoa-Strongyloplasmen,  cytolog. 

Unters.  414 

Chloramin  Heyden  z.  Behandlg.  v.  Haut¬ 
tuberkulose,  Ergehn.  476 

- ,  Desinfektionswirkg.  229 

- ,  Wirkg.,  Experim.  526 

— ,  Verwendg.  in  d.  Geburtshilfe.  526 
Chlor,  Wirkg.  auf  Hartmanella  hyalina- 
Cysten.  81 

Cholecystitis,  Flagellaten-Nachw.,  Klin.  85 
— ,  Staphylokokken-  u.  Coli-,  Klin.  67 
Cholera  s.  a.  Vibrio  cholerae.  108 — 109 
— ,  Epidemiolog.  in  Rußland.  108 

Choleralysin,  bakteriophages,  im  Peri¬ 
tonealexsudat  u.  a.,  Experim.  45 

Cholera,  Vaccination,  subcut.  u.  enterale, 
Experim.  119 

Cholesteringehalt  d.  Blutes,  Anstieg  nach 
Vorbehandlg.  m.  Jod,  Terpentin  usw.  8 
- ,  Wirkg.,  senkungsbeschleuni¬ 
gende.  16 

—  im  Serum,  Experim.  486 

Cholesterin,  Rolle  b.  Blutkörperchen- 
Senkungsgeschwindigkeit.  308 

Clostridium  putrificum,  Vergleich  v. 
2  Gruppen.  288 


Inhaltsverzeichnis. 


595 


Cobragift,  Toxicität  f.  Raupen  d.  Bienen¬ 
motte,  Experim.  20 

Cobraserum,  Anti-,  Chemie.  301 

Coccidien,  Golgischer  Apparat  in  d.  Schizo- 
zoi'ten.  87 

Coli.  408—409 

Colicholecystitis,  Klin.  67 

Coli-Typhus-Erkrankungen  d.  Haustiere, 
Bakt.  399 

Collargol,  Verhalten  im  Organismus,  Ex¬ 
perim.  426 

Condyloma  acuminatum,  cytolog.  Unters. 

414 

Corynebakterien,  Systematik,  Biologie.  270 
— ,  Variabilität.  339 

Culiciden,  Biolog.,  Auftreten,  Vermehrg. 

usw.  80 

Cuprex,  Wirkg.  auf  Ektoparasiten  b. 

Hunden  u.  Hühnern.  238 

Cytolysine,  organspezif.,  Nachw.  22 

Darmbakterien.  418 — 419 

— ,  Wirkg.  v.  Kaolin.  527 

Darmflora,  eiweißlösende  u.  säurebildende, 
b.  Diarrhöe.  418 

Darmkatarrhe,  infektiöse,  im  Säuglings- 
u.  Kindesalter,  Therap.  419 

Darmkeime,  pathog.,  Isolierg.  aus  mit 
Proteus  überwucherten  Kulturen,  Me¬ 
thode.  392 

Darmerkrankungen,  chron.,  durch  Spiroch. 

buccalis,  Klin.,  Therap.  118 

Darmspirochäten,  Vork.  in  Chikago,  Be- 
deutg.  422 

Degkwitzsche  Masernprophylaxe.  368 — 370 
Dementia  praecox,  Goldsolreaktion,  WaR, 
Pandy-Reaktion,  Ergehn.  182 

Dermacentroxenus  rickettsi,  Kultivierg. 

114 

Dermaprotin,  Behandlungsergebn.  484 
Dermatosen  u.  Anaphylaxie,  Beziehg. 

505 

— ,  juckende,  Index,  opsonischer,  f.  Staphy¬ 
lokokken,  Verhalten  53 

Dermotubin,  Tuberkulinsalbe,  Brauchbar¬ 
keit,  diagn.  455 

Desinfektion.  227 — 238,  523 — 528 

— ,  Chemie.  333 

— ,  Hitzewirkg.,  Wesen.  524 

— ,  innere,  Uebersicht.  236 

—  v.  Instrumenten,  schneidenden  chirurg. 

525 

Desinfektionsmittel,  Einfl.  auf  Vaccine.  98 
Desinfektion  in  d.  Veterinärmedizin, 
Uebersicht  1923.  524 

Deutsch-Ostafrika,  Bahnbau-Erfahrungen, 
ärztliche.  251 

Diabetes  u.  Tuberkulose,  Beziehg.  196 
Diazoreaktion  b.  Lungentuberkulose, 
Dauer,  Bedeutg.  443 

Dicksche  Reaktion  b.  Scharlach.  360 — 365 
Dictyostelium  mucoroides  Brefeld,  Morph., 
Biolog.  566 


Diphenoläthanamin,  Desinf.- Wirkg.  auf 
Bakterien  u.  Protozoen.  527 

Diphtherie.  337 — 357 

—  Anatoxin,  Natur.  348 

- ,  Wirkg.  d.  Impfg.,  Experim.  356 

—  Antitoxin,  Verhalten  b.  Elektrodialyse, 

Beziehg.  z.  Pseudoglobulin.  347 

— ,  Bekämpfg.  in  Posen,  Klin.,  Kult., 
Therap.,  Diagn.  u.  a.  352 

— ,  Bekämpfg.  in  Stettin  1920,  Epidemiol., 
Maßnahmen.  352 

— ,  Epidemiologie,  Mortalität,  Histor., 
Statist.  337 

Diphtheriegift, Toxongehalt,  Berechng.  344 
Diphtherie,  Haut-,  Geschwürsbildg.,  Aetio- 
log.  338 

—  Immunisierung,  aktive.  355 

— ,  Immunisierg.,  passive,  Wert.  353 

—  Immunisierung  m.  Toxoid-Präparat. 

355 

—  — ,  Ueberempfindlichkeit.  354 

—  Immunität,  echte  u.  scheinbare.  350 

- ,  Nachw.  m.  Kutanrektion  m.  Diph¬ 
therietoxin.  344 

- ,  spontane,  b.  Kindern.  355 

—  Infektion  u.  Immunität,  lokale,  Ex¬ 
perim.  '  339 

—  Pandemie  des  19.  Jahrhunderts,  Epi- 

demiolog.  338 

— ,  Schicksche  Reaktion,  Ergehn.  343 

— , - b.  Kindern.  355 

— ,  Schnelldiagn.,  Methode.  343 

—  Schutzkörper,  Verteilg.  zw.  Gewebe 

u.  Blutserum  b.  Immunität,  akt.  u.  pass., 
Experim.  350,  352 

—  Toxin  u.  -Antitoxin,  Auswertg.  am 

Kaninchen.  349 

- Antitoxin gemisch,  Veränderungen 

d.  Toxizität  durch  Kälte.  349,  350 
Diphtherietoxin,  Flockungsreaktion.  344, 

345,  346 

Diphtherin-Toxin,  Neutralisation  durch 
Diphtherie-Antitoxin,  Experim.  348 
— ,  Tröpfcheninfektion.  338 

— ,  Unwirksamkeit  v.  Normalserum,  Ex¬ 
perim.  353 

— ,  Vererbg.  d.  Disposition.  338 

— ,  Wund-,  experim.  339 

Diphtherische  Kerato-Konjunktivitis,  Ex¬ 
perim.  339 

Diphtheroide  Bakterien,  Einteilg.  342 
Diplobact.  capsulatum  u.  Kapselbakterien¬ 
gruppe,  Beziehg.,  Vergleiche.  271 
Diplococcus  constellatus  l).  Tonsillitis 
chron.,  Morph.,  Kult.  65 

Diplokokken,  Nachw.  in  Gehirnverände- 
rungen  b.  Encephalitis  epidemica.  380 
Distol  z.  Behandlg.  v.  Distomatose,  Rinder- 
u.  Büffel-  73 

Distomatose,  Rinder-  u.  Büffel-,  Behandlg. 

m.  Distol.  73 

Doldsche  Trübungsreaktion  (DR.),  Wert, 
Vergleiche.  545 


38* 


596 


Inhaltsverzeichnis. 


Dourine,  Diagn.  aus  Hodenpunktat.  249 
Dracunculose,  Behandlungsmethoden.  76 
Drüsen,  innere,  u.  Immunität,  Beziehg.  486 
— ,  Physiologie.  486 

Dühringsche  Krankheit,  Aetiolog.  415 
Duodenalsondierung  b.  Tphusbacillen- 
trägern,  Wert.  392 

Dysenterie,  Flexner-,  Immunisierg.  m. 

Flexner- Vaccine,  Wert.  412 

— ,  Immunisierg.,  orale,  Ergebn.  412,  413 
— ,  latente,  in  Indien,  Klin.  409 

— ,  im  Säuglings-  und  Kleinkindesalter, 
Klin.,  Therap.  410 

Dysenterie-Serum ,  antitoxisches ,  Aus¬ 
wertung.  am  Kan.  411 

— ,  Y-,  Wirkg.  v.  Yatren.  413 


Eau  de  Javel,  Wirkg.  auf  Säurefestigkeit 
d.  Bac.  tuberculosis.  211 

Echinococcus  multilocularis,  Vorkommen 
in  Nordfrankreich,  Klin.  75 

Echinokokken-Anaphylaxie,  Experim.  76 
—  b.  Schweinen,  Häufung,  Bekämpfungs¬ 
maßnahmen.  75 

— ,  Nieren-,  Klin.  75 

Edovaccin  z.  Tuberkulosebehandlg.,  spe- 
zif.,  Ergebn.  473 

Eier,  Hühner-,  Nachw.  e.  Bact.  pullorum- 
ähnl.  Keimes.  144 

Eijkmansche  Probe,  negat.  Ausfall  b. 

positiv.  Kolibefund  im  Wasser.  409 
Eisenbakterium  ähnl.  Bakt.  d.  Mundhöhle, 
Morph.,  Biol.  420 

Eiterung  u.  Entzündung.  65 — 73 

Eiweißfällung  u.  Gewebsdichtung,  Be¬ 
ziehg.  17 

Eiweißquotient  in  Immunseren  6 

Eiweißproben  im  Liquor  cerebrospinalis. 

548 


Eiweißsubstanz  d.  Knochen,  Organspezifi- 
zität.  19 

Eiweißtherapie,  parenterale,  biolog. 

Grundlagen.  483 

Eiweiß,  Wirkg.  auf  Wasserhaushalt  v. 

Kindern,  tuberkulös.  222 

Ektebin  z.  Behandlg.  d.  Lungentuber¬ 
kulose,  Ergebn.  472 

Ekto-  u.  Endoplasma  d.  Bakterien,  Bolle 
f.  Serumbakterizidie  u.  Phagozytose.  311 
Ektoplasma  d.  Bakterien,  Morph.,  ehern. 

Aufbau  usw.  561 

Ektotuberkulin,  Herstellg.,  Reaktion,  Ver- 
wendg.  462 

Elektrolyte,  Einfl.  auf  Bakteriophagenlyse. 

518,  519 

— ,  Wirkg.  auf  Blutkörperchen,  rote. 

15 

Elektrope  Substanzen,  Einfi.  auf  Ge¬ 
schwülste,  maligne,  experim.  261 
Elektroselenium,  Wirkg.  auf  Geschwülste, 
maligne,  d.  Rachens.  258 

Encephalitis  epidemica.  379 — 384 

- ,  Aetiologie.  380,  381 


Encephalitis  epidemica,  experim.  381 

- ,  — ,  u.  Encephalitis,  spontane,  b. 

Kan.,  Beziehg.  383 

- ,  Klin.  379 

- ,  Kontagiosität,  Prophylaxe,  Therap. 

379 

- ,  Nachw.  v.  Diplokokken  in  Gehirn¬ 
veränderungen.  380 

- ,  parasitolog.  Befunde  in  Kan.-Ge- 

hirnen.  381 

— ,  Kan.-,  Nachw.  d.  Encephalitozoon  cu- 
niculi.  382,  383 

—  Virus  C  v.  Levaditi-Harvier,  Eigen¬ 
schaften,  Bedeutg.,  ätiolog.  383 

Encephalitozoon  cuniculi,  Affinität  z.  Ge¬ 
hirn  d.  Maus,  Experim.  382 

- ,  Darstellg.,  Experim.  382 

Endo-Nährboden,  Ursache  d.  Rotfärbg. 

durch  Bact.  coli.  391 

Endothelien  d.  Froschzunge,  Eigen¬ 
schaften,  phagozytäre.  499 

Entamoeba  Barreti,  Nachw.  b.  Schild¬ 
kröten,  Züchtg.  82 

—  histolytica,  Infektion,  experim.,  b. 

jungen  Katzen.  253 

Entamöben,  Nachw.  im  Sputum  u.  Harn 
v.  Amöbenruhrkranken.  252 

Enten,  Geflügeltuberkulose,  Kult.  477 
Enterokokken,  Strepto-,  Pneumokokken, 
Differenzierg.  durch  Aesculinagar.  60 
Enterokokken,  Wirkg.  b.  Injekt.  in  d. 

Haut,  Experim.  20 

Entzündung  n.  Eiterung.  65 — 73 

Entzündungen,  Wirkg.  v.  Röntgen¬ 
strahlen.  70 

Epidemiologie,  experim.  402 

Epididymitis  gonorrhoica,  Behandlg.  m. 
Epididymitis-Rekonvaleszentenserum. 

174 

Ernährung,  Einfl.  auf  Infekt,  m.  Mäuse¬ 
typhus,  Experim.  402 

Ernährungsstörungen,  akute  alimentäre, 
Pathogenese.  408 

Ernährung  u.  Tuberkulose,  Beziehg., 
Experim.  201 

- ,  Wirkg.  v.Vitaminen,  Experim.  435 

Erysipel.  61 

— ,  Erreger.  61 

Erythema  nodosum  u.  Tuberkulose,  Be¬ 
ziehg.  199 

Ery throcy ten  -  V erimpf ung ,  intrakutane, 
Hämolysinbildg.  501 

Essigsäureäthylester,  Wirkg.,  baktericide. 

231 

Ester,  Wirkg.,  baktericide.  231 

Eugalaktan,  Wirkg.  b.  Zun  genaktin omy- 
kose  d.  Rindes.  91 

Exantheme,  akute,  Klin.,  Therap.  366 
Exotische  Krankheiten,  Lehrbuch.  241 
Exsudate,  Bauchhöhlen-,  zellige,  Spezifi- 
zität.  312 

Extraktbereitung,  Einfl.  auf  serolog.  Lues- 
nachw.  536 


Inhaltsverzeichnis. 


597 


Faeces,  menschl.,  Paratyphus  B-ähnl. 

Bakterien,  Bakt.,  Serolog.  402 

Fällungsreaktion  nach  Mätefy,  Bedeutg. 
f.  Diagn.  d.  aktiv.  Lungentuberkulose. 

213 

Färbg.  z.  Unterscheidg.  v.  Bac.  d.  Typhus- 
Coli-Gruppe.  389 

Farbstoffe,  Komplement-Adsorption.  23 
— ,  Komplementadsorption.  309 

Farbstoffverbindungen,  quecksilberhaltige, 
z.  Behandlg.  d.  Syphilis,  experim.  190 
Fasten,  Einfl.  auf  Typhusinfektion,  ex¬ 
perim.  386 

Favus,  Filmvorführg.  auf  d.  Dermatol.- 
Kongr.  1923.  88 

Febrigen  z.  Behandlg.  d.  Epididymitis, 
gonorrh.,  Wert.  530 

Fermente,  Abwehr-,  Nachw.  mittels 
Mikroverfahren ,  refraktometr. ,  b. 
Schwangerenseren.  33 

— ,  Bakterien-.  35 

Fermentforschung.  33—37,  508 — 509 
Fibroblastenkulturen,  Hühner-,  Einfl.  v. 
Extrakten  aus  ausgewachsenen  homo¬ 
logen  Geweben.  267 

Fibroblasten,  Verhalten  in  reinem  Serum. 

267 

Filter,  Asbest-,  f.  Laboratorien,  Techn.  427 
Fischeiweiß,  Ueberempfindlichkeit,  Um- 
stimmg.,  Experim.  313 

Flagellaten  b.  Cholecystitis,  Klin.  85 

—  im  Darm  v.  Ratten,  Aenderung  b. 

normaler  u.  ausschließlicher  Fleisch¬ 
nahrung.  84 

— ,  Nährboden  z.  Züchtg.  86 

Fleckfieber  s.  a.  Weil-Felixsche  Reaktion. 

110—114 

— ,  Blutbild.  111 

—  Immunisierung  m.  Kleiderläusen, 

künstl.  infiz.,  Experim.  113 

—  Immunität,  aktive,  Experim.,  Klin.  112 

- -  b.  Meerschw.,  Experim.  113 

— ,  Uebertragung,  Immunität,  Klin., 

Therap.  usw.  110 

— Virus,  Agglutininbildg.  im  Vogel¬ 
organismus,  Experim.  111 

Fleischbeschau ,  Paratyphus-Infektionen 
d.  Schlachttiere,  Bewertg.,  Rolle  d. 
Typenfrage.  399 

Fleischfresser,  Flagellaten- Vorkommen  84 
Fleischsaft  z.  Behandlg.  d.  Tuberkulose, 
Ergebn.  223 

Fleischvergiftung.  405—406 

Fleischvergiftungen,  Kasuistik  1913/22. 

405 

Flexner-Jobling-Karzinom,  Stromazellen, 
Eigenschaften.  265 

Fliegen,  Stall-,  Vertilgung  m.  Strombolyt. 

238 

Flockung,  Spontan-,  im  Blut  v.  Ano- 
donta  cyanea.  15 

Flockungsreaktionen,  Ausgestaltg.,  quan¬ 
titative.  539 


Flockungsreaktion  im  Diphtherietoxin. 

344,  345,  346 

— ,  Methode.  17 

— ,  Schnell-  (SchnFR),  Wert.  544,  545 
— ,  Trypsin-,  Methode.  17 

Fohlenlähme,  Behandlg.  m.  parenteraler 
Eiweißzufuhr.  136 

Fohlen,  Saug-,  Streptokokken-Pneumonie, 
Klin.,  Therap.  136 

Formaldehydinjektionen,  intravenöse,  Er¬ 
zeugung  anaphylaktoider  Erschei¬ 
nungen.  322 

Formol,  Wirkg.  auf  Serum.  18 

Fornet-Diagnostikum  z.  Diag.  d.  aktiv. 
Tuberkulose.  220,  221 

- z.  Erkenng.  d.  Rindertuberkulose, 

Wert.  479 

Forssmansche  Hämolysine,  Natur.  500 
Friedmann-Mittel  z.  Behandlg.  d.  Tuber¬ 
kulose.  480 

- z.  Bekämpfg.  d.  Haustier-Tuber¬ 
kulose  u.  -Aktinomykose,  Ergebn.  226 
Froschzunge ,  Endothelien ,  Eigensch., 
phagozytäre.  499 

Gärungssäuren,  Art  u.  Mengenverhältn. 
b.  Vergärung  v.  Magermilch  durch 
Enterokokken  u.  Colibakt.  408 

Galleria  mellonella,  lmmunisierg.  d. 
Raupen  gegen  Vibrio  chol.  484 

- Raupen,  Bedeutg.,  immunbiolog., 

d.  Phagozytose.  499 

Gallerte,  Reaktionen,  ehern.  269 

Gasbildung  v.  Bakterien  b.  Symbiose.  275 
Gasbrand.  62—63 

Gasbrandbac.,  Fränkelscher,  b.  Gasödem 
v.  Rindern  u.  Schafen.  141 

— ,  Fränkelscher,  b.  Rinderseuche,  Dü- 
rener.  138 

Gasbrand,  gynäkolog.,  Klin.  62 

Gasphlegmone,  putride,  Kataxie,  Ex¬ 
perim.  65 

Gastritis  phlegmonosa  bzw.  putrida, 
Klin.,  path.  Anat.  66 

Gebäranstalten,  Syphilisnachw.,  Methodik. 

537 

Geburt,  serochem.  Veränderungen,  Unter- 
suchungsergebn.  484 

Gefäßsystem  u.  Impfshock.  317 

Geflügel,  Haus-,  Tuberkulose-Verbreitg., 
path.  Anat.,  Klin.  224 

—  Krankheiten.  144 

Geisteskranke,  Blutkörperchen-Senkun gs- 
geschwindigkeit,  Einfl.  d.  Temperatur. 

494 

Geißelagglutinine,  Wirkg.  v.  Hitze.  492 
Geißeln,  Bakterien-,  Wirkg.  v.  Hitze. 

492 

Gelatine,  Einfl.  auf  Streptokokken,  hämo- 
lyt.  58 

Gelatinekulturen,  Viskositätsablesg.  m. 

Ostwaldschen  Viskosimeter,  Techn.  282 
Gelenkrheumatismus,  Aetiolog.  68,  69,  70 


598 


Inhaltsverzeichnis. 


Gelenkrheumatismus,  akuter,  im  Kindes¬ 
alter,  Exsudat-,  Liquor-  u.  Blutbefunde. 

70 

Genickstarre.  371 — 373 

— ,  übertragbare,  Endemie  in  e.  Kinder¬ 
heim,  Bakt.,  Disposition,  Therap.  371 
— ,  übertragbare,  Wirkg.  v.  Optochin.  373 
Geschlechtsdisposition  b.  Typhus.  386 
Geschlechtskrankheiten.  173—192,  529 — 

559 

Geschwülste  s.  a.  Tumoren,  Krebs. 

— ,  maligne,  Diagn.,  serolog.,  m.  Kahn¬ 
scher  Reaktion,  Wert.  258 

— ,  maligne,  experim.,  Beeinflussg.  durch 
elektrope  Substanzen.  261 

— ,  maligne,  Pathologie,  allgem.  255 
— ,  — ,  Quellen  des  Wachstumsmaterials, 
Experim.,  Theorie.  257 

— ,  — ,  d.  Lachens,  Wirkg.  v.  Elektro- 
selenium.  258 

— ,  — ,  Wirkg.  v.  Isaminblau.  258 

—  b.  Pflanzen,  Erzeugung  durch  Bact. 

tumefaciens.  264 

Geschwulstgift,  Isolierung.  256 

Geschwulstimmunität,  Experim.  m.  Tho¬ 
rium  X.  259 

Gewebe  u.  Blut,  Flüssigkeitsaustausch, 
Geschwindigkeit.  298 

— ,  Diagnose,  mikroskopische,  provisori¬ 
sche,  Methodik.  278 

Gewebekultur,  aktive  Vermehrg.  267 
— ,  Amphibien-,  Einwanderg.  v.  Zellen, 
amöboiden.  266 

— ,  Hem mungs wirkg.  v.  Serum  junger  u. 

alter  Tiere.  267 

— ,  Methodik.  266 

Gewebe,  überlebende,  Atmung  u.  Milch- 
säurebildg.  266 

— ,  überlebende,  Färbg.  m.  fettlöslichen 
Farbstoffen.  278 

— ,  Unterschiede,  immunologische.  489 
— ,  Wachstumsenergie,  Experim.  268 
Gewebsatmung,  Einfl.  v.  Tuberkulin,  Ex¬ 
perim.  460 

Gewebsdichtung  u.  Eiweißfällung,  Be- 
ziehg.  17 

Gewebszüchtung.  266 — 268 

Gewerbehygiene,  Leitfaden.  268 

Giemsa-Färbg.,  Ausschaltung  d.  Wasser¬ 
fehlers  durch  Phosphatpufferung.  281 
Globulin,  Serum-,  Fällungsreaktion.  300 
— ,  Serum-,  d.  Menschen,  Chem.  485 
Globulinwerte  b.  Tuberkulose.  221 

Glukoside,  Wirkg.  v.  Streptokokken.  59 
Glycerin,  Einfl.  auf  Züchtg.  v.  Tuberkel- 
bac.  208 

— ,  Ersatz  durch  Olivenöl  bzw.  Kampfer¬ 
öl  b.  Konservierg.  v.  Wutvirus.  127 
— ,  Wirkg.  auf  Virus  fixe.  126 

Gold-Behandlg.  d.  Tuberkulose  m.  Triphai, 
Ergehn.  475 

Goldsolreaktion  b.  Dementia  praecox, 
Ergehn.  182 


Gonokokken,  Formbeständigkeit,  Wachs¬ 
tumsdauer.  529 

— ,  Kultur.  529 

— ,  Lebensdauer  im  menschl.  Körper, 
Klin.  529 

— ,  Züchtg.,  Nährboden.  174 

Gonorrhoe.  173 — 175,  529—532 

— ,  Behandlg.  m.  Neosilbersalvarsan,  Er¬ 
gehn.  175 

— ,  Behandlg.  m.  Reargon,  Ergehn.  175, 

531,  532 

— ,  Behandlg.  m.  Silberpräparaten,  kolloi¬ 
dalen.  531 

— ,  Diagn.  u.  Therap.,  moderne.  530 

— ,  Komplementbindg.  530 

— ,  männl.,  Novatropin  z.  Verhütg.  v. 

Komplikationen.  532 

— ,  Serodiagn.,  Therap.  174 

— ,  weibl.,  Diagn.  530 

Gram-Färbung  d.  Bakterien,  Wesen.  425 
Granulom ,  venerisches ,  Krankheitsbe- 
schreibg.  88 

Gregersen-Beaktion  z.  Diagn.  v.  Wurm¬ 
krankheiten.  79 

Grippe,  Klin.  384 

—  u.  Wochenbett,  metastatische  Er- 

krankg.  62 

Gruppenzugehörigkeit  u.  Krankheitsdis¬ 
position,  Beziehg.  493 

Hämagglutination  u.Hämolyse,  Bestimmg., 
quantitative.  14 

Hämagglutinine,  Unters,  v.  Rassenunter¬ 
schieden.  305 

Hämoglobinpräzipitine  z.  Identifizierg.  v. 

Blut.  496 

Hämogramm  in  d.  Tuberkulosebegut¬ 
achtung,  Wert.  443 

Hämoklasische  Krise,  Arnethsche  Formel 
.  u.  Blutdruck,  Beziehg.  317 

Hämolyse,  antagonistische  Stoffe.  21 
— ,  bakterielle.  22 

—  b.  Einhufern.  12 

—  u.  Hämagglutination,  Bestimmung, 

quantitative.  14 

— ,  Immun-,  Wirkg.  v.  Komplement, 
künstl.  23 

— ,  Reversibilität.  500 

— ,  Wirkg.  d.  Temperatur.  309 

Hämolysinbildung  nach  Erythroeyten- 
Verimpfg.,  intrakutaner.  501 

—  nach  Hammelblutkörpercheninjektion. 

502 

Hämolysine,  Forssmansche,  Natur.  500 
— ,  normale  u.  künstliche.  500 

— ,  spezif.,  Bildg.  nach  Applikat.  auf 
rasierte  Haut,  Experim.  21 

Haffkrankheit,  Verbreitg.,  Klin.,  Unter- 
suchungsergebn.,  Aetiol.  418 

Hakenwurm,  Auszählung  d.  Eier,  Ver¬ 
fahren,  Brauchbarkeit  78 

— ,  Dauerausscheidg.,  Bekämpfungserfolge. 

78 


Inhaltsverzeichnis. 


599 


Hakenwurm,  Lebensdauer  v.  Larven  in 
Zisternenwasser.  78 

Hamburgers  Tuberkulinreaktion,  per¬ 
kutane,  Wert.  455 

Hammel,  Intradermovaccination  gegen 
Milzbrand.  123 

Hamster,  Uebertragung,  experim.,  v. 

Leishmania  donovani.  250 

Harnblase,  Kontraktion  b.  anaphylakt.  u. 

Histaminshock,  Experim.  316 

Harn,  Säuglings-,  Bakt.,  Klin.,  path.  Anat. 

68 

Hartmanella  hyalina,  Wirkg.  v.  Chemi¬ 
kalien  auf  Cysten.  81 

Haushuhn-Tuberkulose,  natürliche,  Ueber- 
tragungsmöglichkeit.  478 

Haustiere,  Coli  -  Typhus  -  Erkrankungen, 
Bakt.  399 

Haut,  Biologie.  293 

Hautdiphtherie,  Gesell  würsbildg.,  Aetiolog. 

338 

Hautentzündung,  Bolle  d.  Ueberempfind- 
lichkeit  b.  Entstehg.,  Klin.,  Experim. 

27 

Haut -Erkrankungen  d.  Hunde,  Bakterien. 

142 

Hautfunktion  u.  Intrakutaninjektion.  293 
Haut  v.  Hunden,  Staphylokokken-Erkran- 
kungen,  Behandl.  142 

Hautkrankheiten.  415 — 416 

Haut,  Mund-  u.  Darmschleimhaut,  Augen¬ 
bindehaut,  Infekt,  m.  Mäusetyphus  u.  a., 
Experim.  400 

— ,  b«eutralreaktionen,  Experim.  293 
Hautpilze,  pathog.,  Variabilität,  Klin., 
Kult.  416 

Haut,  Keaktionsfähigkeit  gegenüber  Tu¬ 
berkulin,  perkutan  einverleibt.  457 
— ,  Bolle  b.  Milzbrandinfektion,  Experim. 

121 

— ,  Scharlach-,  Streptoreaktion.  359 
— ,  Sonderfunktion  b.  Tuberkulose.  457 
Hauttuberkulose,  Behandlg.  m.  Haut- 
impfg.,  Ergebn.  471 

Hautüberempfindlichkeit  gegen  Alttuber¬ 
kulin  u.  a.,  Experim.  458,  459 

Hechtsche  Aktivmethode  z.  Serodiagn.  d. 

Syphilis,  Techn.  546 

Hefe ,  Bildg.  v.  wachstumsfördernden 
Substanzen  in  Nährböden.  92 

— ,  Verhalten  im  Verdauungskanal,  Einfl. 

auf  Darmflora,  Experim.  92 

Hefen,  pathog.,  im  tierischen  Gewebe, 
Morph  ol.  276 

d’Herellesches  Phänomen  s.  a.  Lysine, 
übertragbare,  Bakteriophagen. 

- .  37-48,  325—326,  510-523 

- ,  Biolog.  47 

- ,  biolog.  Beiträge.  325 

Herpes.  373—379 

— ,  Aetiologie,  Experim.  375 

— ,  chron.,  b.  Kan.,  Nachw.  d.  Virus  im 
Gehirn.  379 


Herpes  febrilis,  Pathogenese.  374 

— ,  rezidivierender,  b.  Menschen,  Experim. 

375 

—  Virus,  Bedeutg.,  ätiolog.  u.  klin.  373 

- b.  Kaninchen,  Experim.  376,  377 

- ,  Passage-Züchtg.  im.  Tierkörper, 

Experim.  331 

—  zoster,  Komplementbindg.  378 

- ,  Uebertragung,  experim.  377 

- u.  Varizellen,  Aetiolog.,  Experim. 

377 

Herpestes  calera,  Nachw.  v.  Pirosomen  im 
Blut.  252 

Herpetomonas  pyrrhocoridis,  Ziichtg.  86 
Herz,  isoliertes,  Anaphylaxie,  Experim. 

320 

Heufieber,  Wesen  u.  Behandlg.  324 
Hexal,  Wirkg.,  keimwidrige,  im  lebenden 
Organismus.  232 

„Heyden  661“,  Antimonkomplexsalz,  try- 
panozides,  Wirkg.,  Darstellg.  245 
Hitze-Desinfektionswirkg.,  Wesen.  524 
— ,  Wirkg.  auf  Bakteriengeißeln.  492 
Höhensonnenbestrahlung,  Einfl.  auf  Im- 
munkörperbildg.  4 

Hühner,  Ektoparasiten,  Wirkg.  v.  Cuprex. 

238 

Hühnerprotoplasma,  Nachw.  v.  Hammel¬ 
antigen,  heterogen.  294 

Hühnersarkom,  infektiöses,  Symptome, 
Metastasierg.  265 

Huhn,  Osteopathie  hypertrophiante,  path. 

Anat.  476 

Hundebandwurm,  Wirkg.  v.  Arecolin.  75 
Hunde,  Eignung  f.  Tuberkulose-Infektion, 
experim.  437 

—  Krankheiten.  142 

— ,  Osteopathie  hypertrophiante,  path. 

Anat.,  Kult.,  Experim.  477 

Hund,  Bac.  tuberculosis,  Typus  humanus. 

225 

— ,  Ektoparasiten,  Wirkg.  v.  Cuprex.  238 
— ,  Gastroenteritis  durch  Spirochaeta  me- 


lanogenes  canis.  142 

— ,  Hauterkrankungen,  Bakterien.  142 

— ,  Wutschutzimpfg.,  prophylakt.,  Me¬ 
thode.  129 

Hunger  u.  Unterernährung.  268 

Hygiene,  Gewerbe-,  Leitfaden.  268 

— ,  Handbuch.  268 

H2S-Bildung  v.  Streptokokken.  59 


Idiosynkrasie,  hochgradige,  gegen  Krysol- 
gan,  Klin.,  path.  Anat.  508 

— ,  menschl.,  u.  Anaphylaxie,  tierexperim., 
Beziehg.  25 

Immunagglutination,  Unterscheidg.  v. 
Maultier-,  Pferde-  u.  Eselblutkörperchen. 

11 

Immunisierung,  aktive,  Experim.  4 
— ,  aktive,  gegen  Pneumokokken.  50 
— ,  — ,  gegen  Typhus,  Experim.  397 
—  m.  Bac.  botulinus,  Experim.  407 


600 


Inhaltsverzeichnis. 


Immunisierung  gegen  Bac.  pyocyaneus- 
Infektion,  experim.,  Vergleiche  d.  sub¬ 
kutanen,  transkut.  u.  kutanen  Impfg. 

295 

—  m.  Bac.  tuberculosis.  465 

— ,  Diphtherie-,  aktive.  355 

— ,  — ,  ra.  Toxoid-Präparat.  355 

— ,  — ,  Ueberemplindlichkeit.  354 

—  gegen  Fleckfieber  m.  Kleiderläusen, 

künstl.  infiz.,  Experim.  113 

- Flexner- Dysenterie  m.  Flexner- 

Vaccine,  Wert.  412 

—  v.  Galleria  mellonella-Raupen  gegen 

Vibrio  chol.  484 

—  gegen  Masern.  368 — 370 

- Meningokokken  b.  Pferden,  Störun¬ 
gen.  372 

— ,  Mikro-,  Experim.  7 

— ,  orale,  b.  Dysenterie,  Ergehn.  412, 

413 

— ,  — ,  gegen  Staphylokokken,  Experim. 


54 

—  v.  Bindern  gegen  Tuberkulose,  Ex¬ 
perim.  226 

—  b.  Scharlach.  360 — 366 

—  gegen  Streptoc.  equi,  Experim.  135 

—  b.  Tuberkulose,  Experim.  211 

Immunität  gegen  Bac.  tuberculosis,  Ex¬ 
perim.  206 

— ,  Bedeutg.  d.  Betikuloendothels.  290 
— ,  dauernde,  b.  Masern  nach  einmal. 

Ueberstehen.  367 

— ,  Diphtherie-,  echte  u.  scheinbare.  350 
— ,  — ,  Nachw.  m.  Kutanreaktion  mit 
Diphtherietoxin.  344 

— ,  — ,  spontane,  b.  Kindern.  355 

—  u.  Drüsen,  innere,  Beziehg.  486 
— ,  Fleckfieber-,  aktive,  Experim.,  Klin. 

112 

— ,  — ,  b.  Meerschw.,  Experim.  113 
— ,  Geschwulst-,  Experim.  m.  Thorium  X 

259 

—  u.  Krankheit,  Theorie.  487 

—  durch  Kutanimpfg.,  Mechanismus,  Ex¬ 
perim.  7 

— ,  lokale,  u.  Diphtherie-Infektion,  Ex¬ 
perim.  339 

— ,  — ,  nach  Infektion  m.  Pyocyaneusbac. 
am  Auge.  46 

—  b.  Mäusekrebs  nach  Vorbehandlg.  m. 
Natriumoleat  u.  a.,  Experim.  262 

- Mäusetyphus,  Experim.  400 

- Malaria,  Experim.  243 

- Malaria.  558 

— ,  Milzbrand-,  Experim.  123 

— ,  neuere  Unters.  429 

—  im  Nierenepithelgewebe,  Experim.  290 

—  b.  Pflanzen.  303 

— ,  Pneumokokken-,  Experim.  49 

—  b.  Rocky-mountain-Fleckfieber,  Ex¬ 
perim.  115 


Immunitätsforschung.  1 — 33,  289 — 324, 

481—508 


Immunitätsforschung,  Methoden,  Hand¬ 
buch.  481 

Immunität,  Staphylokokken-,  Experim.  54 
— ,  Streptokokken-,  Experim.  54 

—  b.  Tuberkulose,  Experim.  439,  440 

— ,  Tuberkulose-,  u.  Menstruation,  Be¬ 
ziehg.  '  453 

—  b.  Typhusinfektion,  Experim.  121 

— ,  Vaccine-,  Experim.  101 

— ,  — ,  Verstärkg.  d.  Virulicidie  d.  Blutes 

durch  Reiz,  unspezif.  100 

— ,  Vererbung  gegenüber  v.  Toxinen. 


—  u.  Vitaminmangel,  Beziehg.  291,  292 


— ,  Wesen.  289 

— ,  Zell-,  u.  Phagocytose,  Beziehg.  498 

Immunkörperbildung,  Einfl.  v.  Höhen- 
sonnenbestrahlg.  4 

—  im  Organismus,  Experim.  1 

Immunserum,  Einfl.  auf  Ladung,  elek¬ 
trische,  v.  Bakterien.  491 

— ,  Eiweißquotient.  6 

—  Therapie  b.  Gonorrhoe.  174 


— ,  Typhus-  u.  Gaertner-,  Verhalten  b. 
Castellanischen  Absättigungsversuch 

394 

— ,  Verhalten  b.  Labilitätsreaktionen.  488 
Impetigo  contagiosa,  Therapie,  416 
Impfstoffe,  autogene,  Herstellg.  u.  An- 
wendg.  in  d.  Chirurgie.  295 

— ,  bakterielle,  Herstellg.,  Techn.  7 
Impfung,  kutane,  subkut.,  transkut.,  Ver¬ 
gleiche  b.  Immunisierg.  gegen  Bac. 
pyocyaneus- Infekt.,  experim.  295 
Infektion  u.  Blutkörperchenzahl,  Beziehg. 

22 


- Ernährung,  vitaminfreie,  Beziehg. 

488 

Infektionskrankheiten,  Behandlg.  m.  Bak¬ 
terien,  lebenden,  Klin.  67 

— ,  immunbiolog.  Erfassung,  Bedeutg., 
prakt.  487 

— ,  Vererbg.  d.  Disposition.  338 

Infektionsverhütung  in  Anstalten  m. 
Schutzimpfungen,  spezif.  u.  unspezif., 
wprf 

Infektion,  Theorie.  278 

Influenza.  384 

Infusorien,  Einfl.  d.  Volumens  d.  Kultur¬ 
flüssigkeit  u.  Nähe  anderer  Zellen  auf 
Teilungsrate.  81 

Inhalation,  Infekt,  m.  Mäusetyphusbac. 

u.  a.,  Experim.  401 

Insekten,  Leptomonasinfektionen.  83 
— ,  Vorkommen  v.  Rickettsien-ähnl. 

Organismen,  Bestimmg.  111 

Instrumente,  schneidende  Chirurg.,  Des¬ 
infektion.  525 

Insulinartige  Substanz  in  Organen  tuber¬ 
kulöser  Tiere,  Nachw.  196 

Interferometer,  Flüssigkeits-,  b.  serolog. 

Unters.  34 

Intrakutaninjektion  u.  Hautfunktion.  293 


Inhaltsverzeichnis. 


601 


Ionen,  Wirkg.  auf  Phagozytose  in  vitro. 

311 

Isaminblau ,  Wirkg.  auf  Geschwülste, 
maligne.  258 

Isoagglutination  d.  Blutkörperchen,  rassen¬ 
biolog.  Unters,  in  Rumänien.  305 

—  im  Blut,  menschl.,  Vererbung.  305 
Isoagglutinations-Gruppen,  neue,  Experim. 

493 

Isoagglutinin  a  u.  b  in  Meerschw.-Serum, 
Experim.  13 

Isoagglutinine  im  menschl.  Blut,  Zahl  13 
Isohämagglutination  b.  Chinesen.  13 

—  v.  Kaninchenseren  u.  Blutkörperchen. 

12 

- Pferde-,  Esel-  u.  Maultierseren  u. 

-Blutkörperchen.  11 


Jodalkohol  z.  Behandlg.  v.  Wunden,  in¬ 
fiziert.  235 

Jodipin- Emulsion,  Wirkg.  b.  Aktinomy- 
kose  d.  Rindes.  91 

Jodnatrium,  Wirkg.  b.  Meerschw.,  tuber¬ 
kulös.,  Experim.  206 

Jodwasser,  Wirkg.,  tiefenantiseptische, 
Experim.  61 

Kälberruhr,  derzeit.  Forschungsstand.  139 
Kälte,  Wirkg.  auf  Toxizität  e.  Diphtherie- 
Toxin-Antitoxingemisches.  349,  350 
Kahnsche  Präzipitationsmethode  z.  Diagn. 

d.  Syphilis,  Beurteil  g.  546 

Kahnsche  Reaktion  z.  Diagn.  maligner 
Geschwülste,  Wert.  258 

Kala-azar,  Uebertragung,  experim.,  auf 
Hamster.  250 

Kaliumbichromat,  Wirkg.  auf  Fadenpilze, 
Experim.  232 

Kampferöl,  Ersatz  v.  Glycerin  b.  Kon- 
servierg.  v.  Wutvirus.  127 

Kanarienvögel,  Nachw.  v.  pneumokokken- 
ähnl.  Keim,  Morph.,  Kult.,  Serolog.  49 
Kaninchen,  Infekt,  d.  Respirationstraktus, 
Klin.,  Pathol.,  Bakt.,  Experim.  143,  144 
—  Krankheiten.  143—144 

Kaolin,  Wirkg.  auf  Darmflora.  527 
Kapillarendothelium  u.  Antikörperbildg., 
Beziehg.  2 

Kapillarpipette,  kalibrierte,  Techn.  95 
Karzinoide,  Teer-,  Experim.  260 

Karzinom,  Flexner- Jobliog-,  Eigenschaften 
d.  Stromazellen.  265 

Karzinomratten,  Gaswechsel,  respirato¬ 
rischer,  Einfl.  v.  Röntgenbestrahlg.  261 
Karzinom,  Schilddrüsen-,  b.  Hund,  Meta- 
stasenverteilg.  265 

Kastration,  Einfl.  auf  Antikörperbildg., 
Experim.  295 

Kataxie,  Experim.  65 

Kathetersterilisation,  Methode.  525 

Katzen-Bandwurm,  Progynopylidium  noel- 
leri,  in  Russ.-Turkestan,  Morph.,  Anat. 

74 


Katzen,  junge,  Infektion,  experim.,  m. 

Entamoeba  histolytica.  253 

Katze,  Streptothrix  Nocardia-Vorkommen. 

92 

Keimfreimachung  v.  Luft  durch  Bakteri- 
cidol,  Brauchbarkeit.  227 

Keratitis,  spezif.,  durch  Bac.  typhi,  Ex¬ 
perim.  386 

Keratokonjunktivitis,  diphtherische,  Ex¬ 
perim.  339 

—  u.  Pyocyaneusbac.-Infektion,  Immuni¬ 
tät,  lokale.  46 

— ,  spontane,  experim.  übertragbare,  b. 

Kan.,  Klin.,  Bakt.,  Experim.  378 
Kern,  Bakterien-,  Darstellg.  561 

Keuchhusten.  370 

— ,  Leukocytose,  Bedeutg.  370 

— ,  Prophylaxe  m.  Autogruppenvaccine. 

370 

— ,  Schutzimpfg.  m.  Vaccine,  Wert  in 
Anstalten.  353 

Kieselsäure,  Einfl.  auf  Bac.  tuberculosis, 
Experim.  205 

Kinder,  Drüsentuberkulose,  path.  Anat.  206 
— ,  Paratyphus  N-Vorkommen,  Klin.  398 
— ,  Schicksche  Reaktion  u.  Spontan¬ 
immunität  gegen  Diphtherie.  355 
— ,  Schul-,  Wurmbekämpfg.,  Notwendig¬ 
keit.  78 

Kindertuberkulose,  Behandlg.  m.  Vaccine 
aus  Bac.  a.  d.  Wurzelbacillengruppe, 
Ergehn.  470 

Kinder,  Tuberkulose-Durchseuchung.  195 
— ,  Tuberkulose-Infektion,  intra-  u.  extra¬ 
familiäre,  Statist.  196 

— ,  Tuberkulose,  okkulte,  Diagn.  452 
— ,  Vulvovaginitis,  Nachw.  v.  Gonokokken. 

529 

Knochen,  Eiweißsubstanz,  Organspezi- 
fizität.  19 

Knochenmark  Tuberkulöser,  Nachw.  v. 
Bac.  tuberculosis,  Experim.,  path.  Anat. 

441 

— ,  Zerstörg.  fremder  Blutzellen.  487 
Knochen,  milzbrandinfizierte,  Desinfek¬ 
tionsmethode.  227 

Kochsalz,  Wirkg.,  bakterizide,  in  vitro  u. 

in  vivo.  234 

Kochsches  Phänomen.  438,  439 

Kodamasche  Ausflockungsreaktion,  Wert. 

546 

Köpfchenbakterien  d.  Mekoniums,  Nachw., 
Kult.,  Eigensch.  419 

Kohäsionsvermögen  v.  Bakterien,  Experim. 

491 

Kohlehydrate,  Bedeutg.  f.  Wachstum  d. 

Rattenkrebses,  Experim.  263 

Kohlendioxyd,  Wirkg.  auf  Bac.  abortus 
Bang.  136 

Kollodiumkapseln,  Herstellg.  279 

Kolloidtherapie,  Experim.  8,  9 

Komplement-Ablenkung,  Theor.  24 

Komplementablenkung  b.  Malaria.  243 


602 


Inhaltsverzeichnis. 


Komplement-Adsorption  durch  Farbstoffe. 

23,  309 

Komplementbindung,  Experim.  13 

—  b.  Gonorrhoe.  174,  530 

—  b.  Herpes  zoster- Varizellen.  377 

— ,  Intensität,  Einfi.  v.  Komplement¬ 
funktion  u.  Deviabilität.  186 

—  b.  Lepra  m.  Antigen  ans  entfetteten 

Tuberkelbac.  255 

—  b.  Rhinosklerom.  417 

Komplementbindungsreaktion,  Golden- 

bergsche,  z.  Diagn.  d.  Tuberkulose.  218, 

219 

—  u.  Hautreaktion,  Experim.  20 

—  m.  Wassermann- Antigen,  Bedeutg.  f. 
Diagn.  d.  aktiv.  Lungentuberkulose. 

213 

Komplementbindung  b.  Tuberkulose.  211 

—  b.  Tuberkulose-Diagn.  446,  447 

—  b.  Tuberkulose,  Spezifizität.  216,  217 
Komplement,  Eigenschaften,  individuelle. 

22 

— ,  hämolytisches,  Natur.  502,  503 

— ,  Konstitution,  komplexe.  310 

— ,  künstl.,  Wirkg.  auf  Blutkörperchen. 

23 

— ,  Struktur.  310,  311 

— ,  Trocken-,  Darstellg.,  Wirksamkeit.  23 
— ,  — ,  „Pharmagans“,  Wert.  310 

Kondylome.  .  414 — 415 

— ,  spitze,  u.  Warzen,  Beziehg.,  ätiolog. 

415 

Konjunktiva,  Impf  milzbrand,  Experim.  121 
Konstitution  u.  Vererbung  b.  Lungen¬ 
tuberkulose.  436 

Krankheit  u.  Immunität,  Theorie.  487 
Krankheitsdisposition  u.  Gruppen¬ 
zugehörigkeit,  Beziehg.  493 

Krankheitserreger,  Disposition  d.  Men¬ 
schen.  493 

Krebs  s.  a.  Tumoren,  Geschwülste,  Kar¬ 
zinom. 

— ,  Auftreten  v.  Leukocytose,  Ursache.  257 
Krebsbehandlung  m.  Radium,  Wirkg.  auf 
lymphocytären  Index  u.  Erythrocyten. 

258 

Krebs,  Chemotherapie,  Experim.  262 
— ,  Entstehung,  parasitäre,  Theorie.  256 
— ,  Erzeugung  durch  lokale  Reize  b.  Chol¬ 
esterinfütterung,  Experim.  259 

Krebsforschung,  Schwierigkeiten.  256 
Krebs,  Mäuse-,  Einfi.  v.  Salzen  auf  Wachs¬ 
tum.  262 

— ,  — ,  Immunität  nach  Vorbehandlg.  m. 

Natriumoleat  u.  a.,  Experim.  262 
— ,  Mikro- Abderhalden-Reaktion,  Wert. 

258 

— ,  Ratten-,  Bedeutg.  d.  Kohlehydrate  f. 

Wachstum,  Experim.  263 

Krebstumoren,  menschl.,  Nachw.  v.  Bak¬ 
terien,  neoplast.  263 

Kresolkochsalzextrakte,  Wirkg.,  immuni¬ 
sierende.  490 


Krysolgan  z.  Behandlg.  d.  Tuberkulose, 
Ergebn.  476 

— ,  Idiosynkrasie,  hochgradige,  Klin., 
path.  Anat.  508 

Kupferbichromat,  Wirkg.  auf  Fadenpilze, 
Experim.  232 

Kutanreaktionen,  spezif.,  Vergleiche.  457 

Labilitätsreaktionen,  Verhalten  v.  Immun¬ 
serum.  488 

Läuse,  Tarabagan-,  Experim.  105 

Lakmusmolke ,  Petruschkysche ,  Modi¬ 
fikation.  282 

Lamblia  intestinalis  b.  Cholecystitis, 
Klin.  85 

Leberatrophie,  akute  gelbe,  nach  Salvar- 
sankur,  Klin.,  path.  Anat.  549 

Leberegel,  Entwicklg.  in  Limnaea  stag- 
nalis.  73 

Leberfunktion,  Einfi.  v.  Salvarsan.  549 
Leberzellen,  Wirkg.  v.  Pepton, Experim.  321 
Leber,  Zerstörg.  fremder  Blutzellen.  487 
Leiche,  Malaria  tropica-Infektion.  243 
Leishmania  donovani,  Hamster  als  ge¬ 
eignetes  Versuchstier.  250 

- ,  Tierimpfg.  250 

Leishmania  tropica,  Züchtg.  251 

Leishmaniosen.  249 — 251 

Leishmaniose,  brasilianische,  Verimpfg., 
experim.  250 

— ,  Haut-,  Vorkommen  in  Holländ.-Guyana, 
Formen,  Therap.,  Kult.  249 

— ,  Vorkommen  in  Venezuela,  Ueber- 
tragung.  249 

Lepra.  254 — 255 

— ,  Komplementbindg.  m.  Antigen  aus 
entfetteten  Tuberkelbac.  255 

— ,  WaR.  536 

— ,  Wassermannsche  Reaktion  nach  anti- 
syphilit.  Behandlg.  183 

Leptomonasinfektion  b.  Insekten.  83 
Leptomonas,  Nachw.  b.  e.  zur  Meerfauna 
gehörigen  Spulwurm.  86 

Leukocidinproduktion  durch  Staphylo¬ 
kokken,  pyogene.  53 

Leukocytengehalt  d.  Blutes,  Wirkg.  v. 

Lipoidinjekt.,  intravenös.  499 

Lenkocytensturz  nach  Intrakutaninjektion 
v.  physiol.  NaCl-Lösg.,  Experim.  293 
Leukocytenzahl ,  Veränderungen  unter 
verschied.  Bedingungen.  284 

Leukocytose  nach  lntrakutaninjektion 
unspezif.  Stoffe,  Experim.  293 

— ,  Keuchhusten-,  Bedeutg.  370 

Lipasebestimmung  b.  Streptokokken, 
hämolyt.  59 

Lipase,  Serum-  u.  Leber-,  Eigensch.  35 
Lipoide,  Reizsteigerung,  abgestimmte,  v. 

Alttuberkulin.  464 

Lipoidtherapie  u.  Organreiztherapie,  Auf¬ 
gaben  u.  Aussichten.  8 

Liquor  cerebrospinalis ,  Eiweißproben, 
neuere.  548 


Inhaltsverzeichnis. 


603 


Liquor  cerebrospinalis,  Verwendbarkeit, 
diagn.,  b.  artifizieller  Blutbeimengung. 

547 

Liquor-Diagn.  m.Siliquidreaktion,  Brauch¬ 
barkeit.  574 

Liquor-Untersuchungen  b.  Malaria,  WaR., 
D.M.,  M.T.R.  184 

Loeffler-Rinderserum,  Erstarrg.,  Sterili- 
sierg.,  Techn.  282 

Luftentkeimung  m.  Baktericidol,  Brauch¬ 
barkeit.  227 

Lunge,  Empfänglichkeit  f.  Milzbrand, 
Experim.  121 

Lungenfürsorgestellen,  Prophylaxe,  Aus¬ 
lese  d.  Patienten.  464 

Lungengangrän,  Kataxie,  Experim.  65 
Lungenkreislauf,  Verhalten  im  Shock, 
anaphylakt.  507 

Lungenödem,  Bedeutg.  b.  Shock,  ana¬ 
phylakt.,  d.  Meerschw.  319 

Lungenseuche,  Diagn.,  histolog.,  Bedeutg. 

parabronchit.  Herde.  138 

Lungenwurmseuche  d.  Schweines,  Diagn., 
Klin.,  Therap.  77 

Lupus,  Behandlg.  m.  Hautimpfg.,  Ergehn. 

471 

—  erythematodes,  Pathogenese.  198 
- u.  Tuberkulose,  Beziehg.  198 

—  miliaris  disseminatus  faciei,  Tuberkel- 

bac.-Nachw.,  Beziehg.  zu  Lupus  vul¬ 
garis,  Klin.  198 

—  pernio,  Aetiologie.  199 

—  vulgaris,  Behandlg.  m.  Chloramin 

Heyden,  Ergehn.  476 

—  —  disseminatus  postexanthematicus 

u.  Angiolupoid  Brocq-Pautrier,  Be¬ 
ziehg.  199 

Lymphangitis,  gonorrh.,  Klin.,  Bakt.  173 
Lymphocyten,  Vermehrg.  in  reinem 
Serum.  267 

Lysin,  bakteriophages,  f.  Bact.  coli  in 
Tonsillenexsudaten.  45 

— ,  Cholera-,  bakteriophages,  im  Peri¬ 
tonealexsudat  u.  a.,  Experim.  45 

— ,  Konservierung,  Methodik.  47 

— ,  Trocken-,  Darstellg.,  Wirksamkeit.  23 

—  u.  Trypsin,  Beziehg.  47 

— ,  übertragbares  s.  a.  d’Herellesches 

Phänomen,  Bakteriophagen. 

— ,  übertragbares,  v.  Bact.  coli  u.  Bac. 

dysenteriae  Shiga.  511,  512 

Lysozymwirkung  v.  Kan.-Serum  usw.  auf 
Micrococc.  lysodeicticus  nach  Vorbe- 
handlg.,  Experim.  48 

—  v.  Menschenserum  usw.  auf  Streptoc. 
faecalis  nach  Vorbehandlg.,  Experim. 

48 

Lyssa  s.  a.  Wut,  Tollwut,  Virus  fixe. 

Madura-Erkrankg.  d.  Armes,  Klin.,  path. 

Anat.  254 

Mäusetyphus,  Einfl.  d.  Ernährg.  auf  In¬ 
fektion,  Experim.  402 


Mäusetyphus,  Infektion  durch  Haut,  Mund¬ 
il.  Darmschleimhaut,  Augenbindehaut, 
Experim.  400 

— ,  Infektion,  Immunität,  Experim.  400 
— ,  Inhalationsversuche,  Experim.  401 
— ,  Vaccination,  subkut.  u.  enterale,  Ex¬ 
perim.  119 

Magensaft,  bakt.  Befunde  b.  verschied. 

Krankh.  408 

Magen,  Verbleiben  v.  Bakterien,  Ex¬ 
perim.  93 

Magermilch,  Vergärung  durch  Entero- 
kokken  u.  Colibakt.,  Art  u.  Mengen- 
verhältn.  d.  Gärungssäuren.  408 

Magnesiumsulfat,  Einfl.  auf  Stoffwechsel 
v.  Tuberkelbac.  208 

Malaria.  241 — 244 

— ,  autochthone,  u.  Schwarz  Wasserfieber 
in  Prag,  Klin.  242 

Malariabehandlung  d.  Paralyse,  progressiv., 
Ergehn.  192 

—  v.  Syphilis,  frischer,  Ergehn.  191 

Malaria-Herde  in  Tanger.  242 

— ,  Immunität,  Experim.  243 

— ,  — .  558 

— ,  Impf-,  Nichtübertragbarkeit  durch 

Anophelen,  Experim.  243 

— ,  Liquoruntersuchungen  auf  WaR., 
D.M.  u.  M.T.R.  184 

—  u.  Schwarzwasserfieber,  Handbuch.  241 

—  Stämme,  Impf-,  alte,  Nichtübertrag¬ 
barkeit  durch  Anophelen,  Experim.  243 

—  tertiana,  Wirkg.  auf  progress.  Para¬ 
lyse.  191 

Malariatherapie  d.  Paralyse,  progressiven. 

556—559 

Malaria,  Therapie,  Richtlinien.  244 

— ,  Tod  unter  Addisonschen  Erscheinungen 
nach  Neosalvarsanbehandlg.  244 

—  tropica,  Infektion  an  d.  Leiche.  243 
— ,  Uebertragung  durch  Stechmücken, 

Histor.  243 

— ,  Wert  v.  Neosalvarsan.  244 

Maltafieber  s.  a.  Micrococcus  melitensis. 

118-120 

— ,  Behandlg.  m.  Abortuskulturen,  ab- 
getöt.  120 

— ,  Vaccination,  subcut.  u.  enterale,  Ex¬ 
perim.  119 

Masern.  366—370 

— ,  Aetiologie.  367,  368 

— ,  Immunität,  dauernde,  nach  einmalig. 

Ueberstehen.  367 

— ,  Klin.,  Therap.  366 

— ,  Prophylaxe,  spezifische.  368 — 370 

—  b.  Säuglingen,  Bekämpfg.,  Prophylaxe. 

368 

—  Schutzimpfg.  nach  Degkwitz,  Wert 

in  Anstalten.  353 

Matefy-Reaktion  b.  Lungentuberkulose, 
Wert.  444 

- z.  Nachw.d.  Tuberkulose,  Wert.  216 

- ,  Verwertg.  im  Kindesalter.  220 


604 


Inhaltsverzeichnis. 


Maul-  u.  Klauenseuche.  130—131 

—  - ,  Chemotherap.,  Experim.  131 

- ,  experim.,  d.  Meerschw.,  In¬ 
fekt.,  Blutmorphol.,  Superinf.  130 

—  - b.  Kan.,  Experim.  576 

- ,  Stand  d.  Forschung1.  130 

- ,  Verschleppung  durch  Zug¬ 
vögel.  130 

- Virus,  Experim.  239 

—  - ,  Nachprüfg.  d.  Frosch-Dah- 

menschen  Kulturversuche,  Ergehn.  326 

Maultier,  Nachw.  v.  Nuttalia  equi  in 
Frankreich,  Klin ,  path.  Anat.  251 
Meinicke-Mikroreaktion,  Ergehn,  b.  Säug¬ 
lingen.  542 

—  Reaktion  b.  Malaria,  Liquorunters.  184 
- ,  WaR.,  Sachs-Georgi  u.  2^-Reaktion, 

Vergleiche.  538 — 542 

Mekonium,  „Köpfchenbakterien“,  Nachw., 
Kult.,  Eigensch.  419 

Melanosarkom  b.  e.  Schimmel,  Pigment¬ 
veränderungen  nach  Behandlg.  m.  Ge¬ 
schwulstzellen.  264 

Meningitis  cerebrospinalis  b.  Pferden, 
Morph.,  Biolog.  d.  isolierten  Kokken.  134 
— ,  Pyocyaneus-,  Klin.  67 

—  tubercnlosa,  Liquorreaktion.  215 
Meningokokken,  Immunisierg.  v.  Pferden, 

Störungen.  372 

— ,  Nachw.  aus  Blut  bzw.  e.  Hautefflores- 
zenz.  371 

—  Serum,  Gewinnung.  372 

Meningokokkenserum,  Haltbarkeit  d.  Anti¬ 
körper.  373 

Meningokokken-Stämme,  serolog.  Unters. 

373 

— ,  Typen.  371 

Menotoxin,  Experim.  505 

Menstruation,  Einfl.  auf  Tuberkulinemp¬ 
findlichkeit.  453 

—  u.  Tuberkulose-Immunität,  Beziehg. 

453 

— ,  Wirkg.  d.  Hautabsonderung  auf  Hefe¬ 
gärung.  505 

Merlusan  z.  Behandlg.  der  Säuglings¬ 
syphilis,  Klin.  551 

Metaballodisperstheorie,  Begründg.  29 
Methämoglobinbildung  durch  Pneumo¬ 
kokken,  Mechanismus.  238 

Micrococcus,  Nachw.  b.  Masern,  Bedeutg., 
ätiolog.  367,  368 

—  lysodeicticus,  Lysozymwirkg.  v.  Kan.- 
Serum  etc.  nach  Vorbehandlg.,  Experim. 

48 

—  melitensis  s.  a.  Maltafieber. 

— ,  Agglutination  nach  Behandlg.  m. 


Rindergalle. 


118 


- u.  Bac.  abortus,  Verwandtschaft.  118 

Mikro- Abderhalden-Reaktion  b.  Krebs,  Er¬ 
gehn.  258 

- ,  Charakter,  fermentativer?  508 

- ,  z.  Nachw.  v.  Abwehrfermenten 

33.  34 


Mikroben,  enterotrope,  Mechanismus  d. 

Wirkg.  422 

Mikrobiologische  Technik.  279—283,  286, 

427 

Mikrofilaria  Lewisii,  Vorkommen,  Mor- 
phol.  76 

Mikroimmunisierung,  Experim.  7 

Mikroorganismen,  Bedeutg.  d.  Uebergangs- 
formen  f.  Systematik.  424 

— ,  Milchzuckervergärende,  in  Faeces  v. 
Vegetarianern,  Nichtveget.,  Rindern  u. 
in  Abwässern,  Gruppentrenng.  418 
— ,  Variabilität,  Bedeutg.  f.  Epidemiologie. 

423 

— ,  — ,  Bedeutg.  f.  Therapie.  424 

— ,  — ,  Histor.,  Bedeutg.,  Ursachen  u.  a. 

423 

Mikroskopier-Lampe,  Techn.  427 

Mikroskopische  Diagnose,  provisorische, 
v.  Geweben,  Methodik.  278 

—  Technik,  Taschenbuch.  95 

Mikroskop,  Plattenkultur-,  binokulares, 

Techn.  427 

— ,  Reise-,  Techn.  427 

Mikrosporidiennatur  d.  Wutvirus.  124 
Mikrosporie,  Filmvorführg.  auf  d.  Derma- 
tol.-Kongr.  1923.  88 

Mikrotechnik  b.  Spirochätendiagn.  u. 

Unters,  v.  Darmprotozoen.  279 

Milchagar,  Hartoch-Schloßbergerscher,  z. 
Differenzierg.,  kult. ,  d.  Typhus-Coli- 
gruppe.  390 

Milch,  frische,  Eigenschaften,  bakterizide, 
gegenüber  Bac.  typhi.  497 

— ,  Mager-,  aus  Sammelmolkereien,  Ver- 
breitg.  v.  Tuberkulose.  225 

—  u.  Typhuserkrankungen,  Epidemiol. 

385 

Milzbrand  s.  a.  Bac.  anthracis.  120 — 123 
— ,  Empfänglichkeit  d.  Lunge,  Experim. 

121 

—  Immunität,  Experim.  123 

— ,  Impfg.  unter  Mundschleimhaut  u. 

Konjunktiva,  Experim.  121 

— ,  Infektion  v.  Knochen,  Desinfektions¬ 
methode.  227 

— ,  Rolle  d.  Haut  b.  d.  Infektion,  Ex¬ 
perim.  121 

—  Serum ,  antiaggressives ,  Herstellg., 

Wirkg.  122 

Milzbrandsporen,  Isolierg.  durch  Harnstoff¬ 
verfahren.  122 

Milzbrand,  Uebertragung  durch  Stech¬ 
apfel  ölätter,  ungar.  120 

Milz,  Zerstörung  fremder  Blutzellen.  487 
Mineralwässer,  Wirkg.,  antianaphylakti¬ 
sche,  Experim.  323 

Mirion  -  Neosalvarsan  -  Behandlg.,  kombi¬ 
nierte,  b.  Syphilis,  Ergehn.  551 

Monilia,  Arten,  verschiedene,  Experim., 
path.  Anat.  277 

Morosche  Salbenreaktion,  Wesen.  457 
MTR3,  Ergehn.  542 


Inhaltsverzeichnis. 


605 


MTR,  vereinfachte,  Ergehn.  541 

— ,  — ,  Wert  im  Krankenhaus.  540 
— ,  Wert  in  Gebäranstalten.  537 

Mundhöhle,  gesunde  u.  kranke,  Bakterien, 
Techn.,  Biolog.,  Gramverhalten.  420 
— ,  Spirophyllum  ferrugineum-ähnl.  Bakt., 
Morph.,  Biol.  420 

Mundhygiene,  moderne,  auf  biolog.  Grund¬ 
lage.  420 

Mundschleimhaut,  Impfmilzbrand,  Ex- 
perim.  121 

Mycetoma  brachiuri  s.  Madura-Erkrankg. 
Mycoides-Bakterien,  Lysine.  523 

Mykosen.  88—91,  416—417 

— ,  Haut-,  Aetiolog.,  Kult.,  Morph,  usw. 

89 

Nachruf  auf  Julius  Morgenroth  559 

- Alfred  Schnabel.  428 

- Karl  Titze.  559 

Nagetiere,  wilde,  Pest,  Forschungsergebn. 

105 

Narkotika,  Einfl.  auf  Blutkörperchen- 
Senkungsgeschwindigkeit.  495 

Nasenschleimhaut,  Eingangspforte  sept. 

Infekt,  b.  Säugling,  Klin.  62 

Natrium sulfat  z.  Konzentration  v.  Heil¬ 
seren,  Verfahren.  301 

Natronlauge,  Einfl.  auf  Coli-  u.  Shiga- 
Bakteriophagen.  519 

Naturforscher-  u.  Aerzte-Veräammlg.  1924, 
Abt.  Veterinärmedizin,  Verhandlungs¬ 
bericht.  145 — 173 

Nebennierenentfernung,  Wirkg.  auf  Anti- 
körperbildg.  501 

Neohexal,  Wirkg.,  keimwidrige,  im  leben¬ 
den  Organismus.  232 

Neosalvarsan,  Wert  b.  Malaria.  244 
Neosilbersalvarsan  z.  Bebandlg.  d.  Gonor¬ 
rhoe,  Ergehn.  175 

Nephelometrie  d.  Serums,  Ergehn.  299 
Nervensystem,  vegetatives,  u.  Tuberkulin, 
Experim.  460 

Neutradita  z.  Diphtherie-Immunisierg., 
akt.  355 

Neutralreaktionen  an  d.  Haut,  Experim. 

293 

Nieren,  Abwehrleistungen,  Experim.  56 
Nierenechinokokkus,  Klin.  75 

Nierenepithelgewebe, Immunität,  Experim. 

290 

Nikotin,  Wirkg.  b.  Salvarsankuren.  550 
Nitrophenole,  Desinfektionswirkg.,  Giftig¬ 
keit.  232 

Northovan  z.  Behandlg.  d.  Syphilis,  Er¬ 
gehn.  190 

Novatropin  z.  Verhütg.  v.  Komplikationen 
b.  Gonorrhoe,  männl.  532 

Nuttalia  equi  b.  Maultier,  Vorkommen  in 
Frankreich,  Klin.,  path.  Anat.  251 

Oedem,  malignes,  d.  Wiederkäuer,  Aetiol, 
Prophylaxe.  140 


Oel,  Roh-,  Wirkg.  auf  Anopbeleslarven. 

237 

Oidium  albicans,  Encephalitis,  experim., 
nach  subduraler  Verimpfg.  277 

Oligodynamie,  Wesen.  234 

Olivenöl,  Ersatz  v.  Glycerin  b.  Konser- 
vierg.  v.  Wutvirus.  127 

Oliver-Twortsche  Krankheit  u.  Encepha¬ 
litis  epidemica,  Beziehg.  383 

Omnadin,  Wirkg.,  Klin.  296 

Opsonischer  Index  f.  Staphylokokken  b. 

Dermatosen,  juckenden,  Verhalten.  53 
Optochin,  Wirkg.  b.  Meningitis,  epidem. 

373 

Orchideenextrakt  „Angiolymphe“  z.  Be¬ 
handlg.  d.  Lungentuberkulose,  Ergebn. 

224 

Organe,  isolierte,  Erzeugung  v.  Ent- 
zündg.  durch  Bakterien,  Experim.  70 
Organreiztherapie,  Aufgaben  u.  Aus¬ 
sichten.  8 

Orientbeule,  Züchtg.  d.  Leishmania  tro¬ 
pica.  251 

Osteomalazie  b.  Rind,  Ursache,  Verlauf, 
Therap.  139 

Osteopathie  hypertrophiante  b.  e.  Henne 
bzw.  Hunden,  path.  Anat.,  Kult.,  Ex¬ 
perim.  476,  477, 

Otterngift,  Toxicität  f.  Raupen  d.  Bienen¬ 
motte,  Experim.  20 

Ovalbuminpräzipitat,  spezif.,  Löslichkeit, 
Einfl.  v.  Kochsalz.  19 

Oxyuren  u.  Appendicitis,  Beziehg.,  Klin.  80 
Oxyuris  vermicularis,  Bekämpf g.  m.  Ver- 
mitacet,  Klin.  80 

Pädiatrie,  Einfluß  auf  jetzige  Kenntnisse 
v.  d.  Tuberkulose.  451 

Pandy-Reaktion  b.  Dementia  praecox, 
Ergebn.  182 

Pantosept  z.  Wundbehandlg.,  Experim., 
Klin.  235 

Papelsubstanzen,  Fellnersche,  Einfl.  auf 
Tuberkulinreaktion.  221 

Paralyse,  juvenile,  Malariabehandlg.  559 
— ,  progressive,  Aetiolog.,  Verlauf,  Therap. 

558 

— ,  — ,  malariabehandelte,  u.  Liquor¬ 
analyse,  prognost.  Schlüsse.  192 

— ,  — ,  Malariabehandlg.,  Ergebn.  192 
— ,  — ,  Rekurrens-  bzw.  Malariatherapie, 
Ergebn.  556 — 559 

— ,  — ,  Wirkg.  v.  Malaria  tertiana.  191 
— ,  Zecken-,  auf  Kreta,  Nachw.,  Arten.  80 
Paralytiker,  Salvarsanschäden  nach  Ma¬ 
lariabehandlg.  559 

Parasiten,  Befunde  in  Mäuse- Gehirnen.  384 
— ,  Blut-,  b.  Vögeln  in  Italien.  87 

— ,  Ekto-,  v.  Hunden  u.  Hühnern,  Wirkg. 

v.  Cuprex.  238 

— ,  Haut-,  tierische,  Beseitig,  durch 
Schwefeldioxyd.  80 

— ,  tierische.  73—87 


606 


Inhaltsverzeichnis. 


Paratyphus.  398 — 405 

—  Enteritis-Gruppe,  Typenfrage,  Diffe- 

renzierg.  405 

Paratyphusinfektion  b.  Pferden,  Impf¬ 
therapie,  spezif.  135 

Paratyphus-Infektionen  v.  Schlachttieren, 
Bewertg.,  Rolle  d.  Typenfrage.  399 
— ,  Klin.,  Bakt.  398 

Paratyphus  B-ähnl.  Bakt.  in  Faeces, 
menschl.,  Bakt.,  Serolog.  402 

Paratyphus  N  im  Kindesalter,  Klin.  398 
Paraurethritis  non  gonorrhoica,  Nachw.  v. 

ßac.  pseudodiphtheriae,  Klin.,  Bakt.  173 
Pasteurisierung,  Dauer-,  Gefahr  d.  Milch¬ 
schaumes.  228 

Patentrecht  u.  Bakteriologie.  269 

Pentatrichomoniasis  b.  Menschen,  Morph., 
Biol.,  Klin.,  Züchtg.  84 

Pepton,  Wirkg.  auf  Leberzellen,  Experim. 

321 

Peritonealflüssigkeit,  Verhalten  b.  Shock, 
anaphylakt.  315 

Peritoneum,  Fähigkeit  z.  Abtötg.  v.  Bact. 

coli,  Experim.  409 

Peroxydasen, Blut-,  Nachw.  durch  Benzidin¬ 
probe  in  Nährmitteln,  bakteriolog.  37 
Peroxydase-Reaktion,  Kinetik,  ehern.  37 
Pest  s.  a.  Bac.  pestis.  103 — 108 

—  Aetiologie  in  Transbaikalien  u.  Süd¬ 
rußland.  107 

— ,  Heimat,  ursprüngliche.  106 

—  Impfstoff,  Herstellg.,  Erfolge.  108 

- ,  Toxizität,  Wirkungskraft.  108 

— ,  Lungen-,  Histor.  103 

— >  — >  pathol.-kistol.  Unters.  105 

—  d.  Nagetiere,  wilden,  Forschungsergebn. 

105 

— ,  Verhütungsdienst  in  d.  Nord-Man¬ 
dschurei,  Jahresberichte  1923/24.  103 

Petrolisation  v.  Gewässern,  fließenden.  237 
Pferde,  Anämie,  infektiöse,  in  Südafrika. 

132 

— ,  Blut,  Morphol.,  Formelemente  usw.  284 
— ,  Impftherapie,  spezif.,  b.  Paratyphus¬ 
infekt.  135 

—  Krankheiten.  132 — 136 

— ,  Meningitis  cerebrospinalis,  Morph., 

Biol.  d.  isolierten  Kokken.  134 

—  Piroplasmose  in  Frankreich,  Vor¬ 
kommen,  Klin.  251 

— ,  Strongyliden-Vorkommen  auf  Java, 
Arten.  77 

Pflanzen,  Immunität  u.  Antikörperbildg. 

303 

— ,  Tumor-Erzeugung  durch  Bact.  tume- 
faciens.  264 

— ,  Unterschiede,  immunolog.  489 

Phagocytose,  Abhängigkeit  v.  inneren 
Drüsen.  486 

— ,  Bedeutg.,  immunbiol.,  b.  Galleria 
mellonella-Raupen.  499 

— ,  Rolle  d.  Ekto-  u.  Endoplasmas  d.  Bak¬ 
terien.  311,  497 


Phagocytose  b.  Säuglingen  u.  Müttern, 
Experim.  53 

— ,  Wirkg.  d.  einzelnen  Ionen  in  vitro. 

311 

—  u.  Zellimmunität,  Beziehg.  498 

Phenol,  Serumreaktion  b.  Tuberkulose.  215 
Phosphorausscheidung  v.  Bac.  dysenteriae 

Shiga.  411 

Physometra,  Klin.  62 

Pigmentation  u.  Lungentuberkulose,  Be¬ 
ziehg.  197 

Pipettierapparat  f.  WaR.  u.  Ausflockungs¬ 
reaktionen.  537 

Piroplasma  caballi  b.  Pferd,  Vorkommen 
in  Frankreich,  Klin.  251 

Piroplasmosen.  251—252 

Piroplasmose  d.  Pferde  in  Frankreich, 
Vorkommen,  Klin.  251 

Pirosomen,  Nachw.  im  Blut  v.  Herpestes 
calera.  252 

Plasma,  Aenderungd.  Oberflächenspannung 
u.  d.  Reaktion  b.  Anaphylaxie,  passiver. 

317 

Plaut- Vincentsche  Angina,  Behandlg.  m. 

Pyoktaninlösg.  73 

Pneumococcus  mucosus,  Virulenz  f.  Kan. 

u.  Meerschw.  49 

Pneumokokken  s.  a.  Bac.  pneumoniae. 

— .  49—51 

—  ähnl.  Keim  b.  Kanarienvögeln,  Morph., 

Kult.,  Serolog.  49 

—  Anaphylaxie,  Experim.  50 

— ,  Immunisierung,  aktive.  50 

- Immunität,  Experim.  49 

— ,  Methämoglobinbildg.,  Mechanismus. 

238 

— ,  Strepto-,  Enterokokken,  Differenzierg. 
durch  Aesculinagar.  60 

—  Typen,  Einteilg.,  Spezifizität.  49 

—  Vaccine,  polyvalente,  Herstellg.,  Ex¬ 
perim.  51 

— ,  Veränderlichkeit  b.  Züchtg.  50 
Pocken.  97 — 102 

—  Epidemie  in  d.  Schweiz  1921/23, 

Allergie-Methode,  kutane,  Resultate, 
diagn.  97 

— ,  Epidemiologie,  Gesichtspunkte.  99 
Polkörnchen  d.  Bac.  diphtheriae,  Natur 
u.  Bildg.  341 

Pollenanaphylaxie,  Experim.  27 

Pollenidiosynkrasie,  Wesen  u.  Behandlg. 

324 

Polyarthritis  rheumatiea,  Aetiolog.  68—70 
Ponndorf-Behandlg.  d.  Lungentuberkulose, 
Wirkg.  474,  475 

—  Impfungen  b.  Rind,  Ergebn.  226 

PonndorfscheTuberkulinbehandlg.  d.  Lun¬ 
gentuberkulose,  Erfolge.  223 

Präzipitat,  Ovalbumin-,  spezif.,  Löslich¬ 
keit,  Einfl.  v.  Kochsalz.  19 

Präzipitation  durch  Rinderserum,  aktives. 

496 

—  b.  Tuberkulose-Diagn.  446 


Inhaltsverzeichnis. 


607 


Präzipitine,  spezif.,  nach  Sameninjektion. 

18 

— ,  Spezifizität.  303 

Präzipitin  gehalt  d.  Serums  u.  Arthussches 
Phänomen,  Beziehg.  313,  314 

Präzipitin,  an  Kohle  od.  Kaolin  adsor¬ 
biertes,  Verhalten  zu  s.  Antigen.  294 
Präzipitinogen  d.  Serums,  Verhalten  b. 

Erhitzg.  18 

Primäraffekt,  Rolle  b.  Kan.-Trypano- 
somiasis,  Experim.  249 

Prokutine,  Fellnersche,  Bedeutg.  221 
Proteinkörpertherapie  b.  Adnextumoren, 
entzündl.,  Klin.  66 

— ,  Monographie.  482 

— ,  perkutane,  unspezif.,  Erfolge.  484 
— ,  Theorie.  7 

Proteinvergiftung,  chron.,  Experim.  504 
Proteolyse,  Nachw.  22 

Proteus-Infektion,  Pseudo- Weil-Felixsche 
Reaktion.  112 

Protisten,  Variabilität  u.  Vererbung.  423 
Protozoen,  Darm-,  Mikrotechnik.  279 
—  Infektion  d.  Magen  darmkanals,  Ar¬ 
thritis-Vorkommen,  Klin.,  Therap.  253 
— ,  Wirkg.,  desinfiz.,  v.  Diphenoläthan- 
amin.  527 

Pseudoglobulin  u.  Diphtherie-Antitoxin, 
Beziehg.  347 

Psychiatrie,  Bedeutg.  d.  Blutkörperchen- 
Senkungsgeschwindigkeit.  308 

Puerperal-Erkrankungen,  hämatolog.  u. 

bakteriolog.  Vergleiche.  62 

Puerperalfieber.  62 

Pyelitis,  Behandlg.  m.  Trypaflavin,  Klin. 

67 

Pyocyanase,  Vergleiche.  43 

Pyocyaneus-Meningitis,  Klin.  67 

Pyocyanin,  Analyse.  275 

Pyoktaninlösg.  z.  Behandlg.  d.  Plaut- 
Vincentschen  Angina.  73 


Quecksilbercyanid,  Wirkg.,  antisept., 
Einil.  d.  Wasserstoff ionen.  525 


Ramonsche  Flockungsreaktion  im  Diph¬ 
therietoxin.  344,  345,  346 

Rasse  u.  Blutzusammensetzung.  305 
Ratten,  weiße,  Bild  d.  anaphylakt.  Shocks. 

321 

Raupen  d.  Bienenmotte,  Toxizität  v. 

Ottern-  u.  Cobragift,  Experim.  20 
Rauschbrand.  140 — 141 

—  Serum,  präzipitierendes,  z.  Unter- 

scheidg.  v.  Rauschbrand,  malign.  Oedem 
nsw.  141 

—  d.  Wiederkäuer,  Aetiol.,  Prophylaxe.  140 
Reargon  z.  Behandlg.  d.  Gonorrhoe,  Wert. 

175,  531,  532 

Refraktionswerte  b.  Tuberkulose.  221 
Reizerscheinungen,  Wesen.  234 

Reizsteigerung,  abgestimmte,  durch  Li¬ 
poide  auf  Tuberkulin  464 


Rekurrens  s.  a.  Rückfallfieber,  Spiroch. 
recurrentis. 

— ,  Superinfektion,  Experim.  115 

Rekurrenstherapie  d.  Paralyse,  progres¬ 
siven.  556 

Residualantigen,  Natur.  497 

Resistenz,  passive,  Erzeugung  z.  Ver¬ 
hütung  v.  Reaktionen,  lehensgefährl. 

302 


Retikuloendothel,  Bedeutg.  f.  Immunität. 

290 

— ,  Biolog.  486 

Retikuloendotheliales  System,  Speicherg. 

v.  kolloid.  Silber.  426 

Rhinosklerom.  417 

— ,  Serolog.  417 

Rhone-  u.  Saöne- Wasser,  Eigenschaften, 
hemmende,  auf  Bac.  d.  Typhus-Coli- 
Dysenterie-Gruppe.  389 

Rickettsia  Prowazeki,  Kultivierg.  114 
Rickettsien-ähnl.  Organismen  b.  Insekten, 
Bestimmg.  111 

Rinder,  Aktinomykose,  Aetiolog.  416 
Rinderdistom atose,  Behandlg.  m.  Distol. 

73 


Rinder,  Immunisierg.  gegen  Tuberkulose, 
Experim.  226 

—  Krankheiten.  136 — 139 

Rinderkrankheit  in  Holland,  Sektions¬ 
befunde,  Nachw.  e.  Mikroorganismus, 
Morph.,  Kult.  138 

Rinder,  Schlacht-,  tuberkulöse,  Vorkom¬ 
men  v.  Tuberkelbac.  im  Harn,  Nachw. 

478 

—  Schutzimpfg.  n.  Calmette-Guerin  m. 
BCG-Vaccine  gegen  Tuberkulose.  480 

Rinderseuche,  Dürener,  Nachw.  d.Fraenkel- 
schen  Gasbacillus.  138 

Rindertuberkulose,  s.  a.  Tuberkulose, 
Rinder-. 

— ,  Diagn.  durch  Abderhalden-Reaktion. 

225 


— ,  Konjunktival-  u.  Palpebralreaktion, 
Wert,  diagn.,  Vergleiche.  225 

Rind,  Osteomalazie,  Ursache,  Verlauf, 
Therap.  139 

— ,  Ponndorf-Impfungen,  Ergehn.  226 
— ,  Streptokokkenpneumonie,  Kult.,  path. 

Anat.  139 

— ,  Verwerfen,  infektiöses,  Behandlg.  m. 

Abortin  u.  Abortus  Bang-Bac.  137 
— ,  — ,  — ,  Impfergebn.  138 

— ,  Zungenaktinomykose ,  Wirkg.  v. 

Yatren  u.  Eugalaktan.  91 

„Ringreaktion“  u.  WaR.,  Vergleiche  107 
Rivanol,  Anwendg.,  Klin.  66 

— ,  Wirkg.,  tiefenantisept.,  Experim.  61 
Rocky  -  mountain  -  Fleckfieber,  Immunität, 
Experim.  115 

- f  Serumwirkg.,  Reaktion.  114 

- Virus,  Kultivierg.  114 

Röntgenbehandlg.  d.  Asthma  bronchiale, 
Wirkg.  33 


608 


Inhaltsverzeichnis. 


Röntgenbestrahlung,  Einfl.  auf  Gas  Wechsel, 
respiratorischen,  b.  Karzinomratten.  261 

— , - Shock,  anaphylakt.  33 

Röntgenstrahlen,  Einfl.  auf  Blut  u.  Agglu- 
tininbildg.  307 

— ,  Wirkg.  b.  Entzündungen.  70 

Röntgentiefentherapie  b.  Lungentuber¬ 
kulose,  Experim.,  Klin.  476 

Rohcaporit  z.  Desinfekt,  b.  Viehseuchen, 
WirKg.  526 

Rotlauf  s.  a.  Bac.  Rotlauf.  131 — 132 
—  Schutzimpfung,  Dosierg.,  Kult.  131 

- ,  Experim.  132 

— ,  Wirkg.  v.  Vaccine,  jodierter.  132 
Rotz  s.  a.  Bac.  mallei.  123 

Rückfallfieber  s.  a.  Rekurrens,  Spirochaeta 
recurrentis.  115 — 116 

— ,  Salvarsanbehandlg.,  Ergebn.  116 
Ruhr.  409-413 

— ,  Amöben-  s.  Amöbenruhr. 
Ruhrbergarbeiter,  Tuberkulose-Sterblich¬ 
keit.  194 

Ruhr-Endemie,  Blutbild.  410 

— ,  Kälber-,  derz.  Forschungsstand.  139 
— ,  Therapie,  medikamentöse,  Ergebn.  413 
— ,  Wirkg.  v.  Yatren.  413 


Sachs-Georgi-Reaktion,  Einfl.  v.  Serum¬ 
dosis,  Inaktivierungsdauer  u.  Brut¬ 
schrankaufenthalt.  543 

- ,  Modifikation.  543,  544 

- ,  Meinicke-,  Z-  u.  Wassermannsche 

Reaktion,  Vergleiche.  538 

- Reaktion  u.  „Ringreaktion“,  Ver¬ 
gleiche.  107 

- ,  Wert  in  d.  Schwangerschaft. 

543 

Säuglinge,  Bakteriologie  d.  Harns,  Klin., 
path.  Anat.  68 

— ,  Darmkatarrhe,  infekt.,  Therap.  419 
— ,  Dysenterie,  Klin.,  Therap.  410 

— ,  Masernbekämpfg.  368 

— ,  Tuberkulose-gefährdete,  Schutzimpfg. 

m.  abgetöteten  Tuberkelbac.  465 
Säure,  Einfl.  auf  Toxizität  u.  Wirksam¬ 
keit  chemotherap.  Substanzen.  236 
Säurereaktion,  biolog.,  Wert.  304 

Salmonella-Gruppe,  Züchtg.  e.  Keimes  aus 
Blut,  Serolog.  398 

Saluen  z.  Behandlg.  d.  Syphilis,  Ergebn. 

189 

Salvarsan,  Einfl.  auf  Leberfunktion.  549 
Salvarsankuren,  Wirkg.  v.  Nikotin.  550 
Salvarsan,  Leberatrophie,  akute  gelbe, 
Klin.,  path.  Anat.  549 

Salvarsanprovokation  d.  WaR.  b.  Nicht¬ 
syphilitikern.  538 

Salvarsanschäden  b.  Paralytikern  nach 
Malariabehandlg.  559 

Salvarsan,  Wirkg.,  spezifisch  spirillozide, 
Natur.  548 

Salvarsanwirkung  auf  Spiroch.  pallida, 
Theorie.  551 


Salze,  Einfl.  auf  Wachstum  v.  Mäusekrebs, 
Experim.  262 

Salzlösung,  Wirkg.  auf  Bac.  tuberculosis, 
Experim.  209 

Salz-Nährböden,  Einfl.  auf  Formen  d. 

Bac.  typhi.  387 

Salzsäure,  Einfl.  auf  Coli-  u.  Shiga- 
Bakteriophagen.  519 

Saprophyten,  säurefeste,  Wirkg.  v.  Eau 
de  Javel.  211 

Sarkoid  Boeck,  Aetiologie.  199 

Sarkom,  Hühner-,  infektiöses,  Symptome, 
Metastasierg.  265 

Schädlingsbekämpfung.  237 — 238 

Schaf,  Euterentzündungen,  Bekämpfg.  142 

—  Krankheiten.  142 

Scharlach.  358 — 366 

— ,  Aetiologie,  Anaphylaxie,  Experim. 

359,  360 

— ,  Antiserum,  Experim.,  Therap.  365,  366 

—  Antitoxin  z.  Immunisierg.  361 

—  b.  Chinesen  u.  Europäern.  106 

— ,  Dicksche  Reaktion.  360—365 

—  Heilserum,  Eigensch.  61 

— ,  Immunisierg.  360 — 366 

— ,  Intrakutan-Reaktion  durch  toxische 

Filtrate  v.  Streptokokken,  Experim.  361 
— ,  Klin.,  Therap.  366 

— ,  Nacliw.  e.  toxischen  Substanz  im 
Blutserum  u.  Urin.  361 

— ,  path.  Anat.,  Pathogenese,  Experim. 

358 


— ,  Schutzimpfg.  m.  Streptokokkenvaccine, 


Wert  in  Anstalten.  353 

—  Streptokokken,  Arten,  Experim.  360 
— ,  Streptokokkenserum  Tavel,  Wert.  366 
— ,  Streptoreaktion  d.  Haut.  359 

— ,  Toxinfiltrat,  Experim.  360 

— ,  Wesen,  Verbreitungs weise.  358 

Schaumbildung,  Gefahr  b.  Dauerpasteuri- 
sierg.  v.  Milch.  228 

Scheidensekret,  Bakteriengehalt  vor  u. 

nach  d.  Geburt,  Kult.,  Bedeutg.  420 
Schicksche  Reaktion  b.  Diphtherie,  Er¬ 
gebn.  343 

- Kindern.  355 


Schilddrüse,  Einfl.  auf  Antikörperbildg.  3 
— ,  Rolle  b.  Anaphylaxie,  Experim.  316 
Schildkröten,  Amöben-Nachw.,  Züchtg.  82 
Schistosoma  haematobium,  Wirkg.  v. 

Seife,  Experim.  74 

Schlachttiere ,  Paratyphus  -  Infektionen, 
Bewertg.,  Rolle  d.  Typenfrage.  399 
Schlafkrankheitsexpedition ,  belgische, 
1920/23  im  Kongogebiet,  Verbreitg., 
Klin.,  Ther.,  Parasitolog.  245 

Schlafkrankheit,  Therap.,  Erfolge  im 
2.  Stadium.  245 

Schlangengifte,  Anaphylaxie,  Experim.  322 
Schlangengift-Forschung,  biolog.  20 
Schlangensera,  antitoxische,  Experim.  296 
Schleimhaut,  lebende,  Aufnahme  v.  Sub¬ 
stanzen,  Nachw.  528 


Inhaltsverzeichnis. 


609 


Schulkinder,  Tuberkulose-Verbreitg.  im 
westfäl.  Industriegebiet.  433 

Schutzimpfungen,  spezif.  u.  unspezif.,  in 
Anstalten,  Wert.  353 

Schutzimpfung,  Typhus-,  im  Weltkriege, 
Wert.  396 

Schwangerschaft  und  Lungentuberkulose. 

435 

— ,  serochem.  Veränderungen,  Unter- 
suchungsergebn.  484 

— ,  Wert  d.  Sachs-Georgi-Reaktion.  543 
Schwarzwasserfieber,  Handbuch.  241 
— ,  Nachw.  v.  Spirochäten  im  Blut,  Ex- 
perim.  245 

Schwefeldioxyd  z.  Beseitig,  v.  Hautpara¬ 
siten,  tierischen.  80 

Schwefel,  kolloidaler,  Wirkg.  auf  Shock, 
anaphylakt.  323 

Schwefelstoffwechsel  b.  Amyloid.  222 

—  Tuberkulöser  u.  Nichttuberkulöser, 

Einfl.  v.  Tuberkulin.  222 

Schweine,  Aktinomykose,  Aetiolog.  416 
— ,  Echinokokken-Vorkommen,  Häufung, 
Bekämpfungsmaßnahmen.  75 

— ,  Infekt,  m.  Bac.  paratyph.  abort.  equi 
b.  Sauen.  141 

—  Krankheiten.  141 

— ,  Lungenwurmseuche,  Diagn.,  Klin., 

Therap.  77 

— ,  Nachw.  v.  Bact.  pyosepticum  viscosum 
equi  b.  e.  Ferkel.  141 

Schweinepest,  Virus-,  Kult.,  Impfschutz, 
Klin.,  Bekämpfg.  131 

Schweine,  Tuberkulose-Erkrankg.  nach 
Verfütterg.  v.  Magermilch  aus  Sammel¬ 
molkereien.  225 

Seethol,  Desinfektionswirkg.  231 

Sekrete,  innere,  Abhängigkeit  d.  Phago- 
cytose.  486 

Sepsis.  62 

Serochemische  Veränderungen  während 
Schwangerschaft,  Geburt  u.  Wochen¬ 
bett,  Untersuchungsergebn.  484 

Serodiagnostik  d.  Gonorrhoe.  174 

—  d.  Syphilis.  181—187,  534—548 

- in  China,  Vergleiche.  107 

—  d.  Tuberkulose.  215—221,  445 — 450 

Serotherapie,  Monographie.  482 

Serum,  antikomplementäres  Vermögen, 

Bedeutg.  für  WaR.  185 

— ,  antitoxisches,  Nachw.  u.  Austitrierung 
in  vitro.  297 

Serumbakterizidie,  Rolle  d.  Ekto-  u.  Endo- 
plasmas  d.  Bakterien.  311,  497 

Serum,  Biochemie.  501 

— ,  Blut-,  Veränderungen  nach  Injekt. 
kleiner  Mengen  kristalloider  Substanzen. 

299 

— ,  — ,  Wirkg.,  antikomplementäre  „auto- 
trope“.  536 

— ,  Cholesteringehalt,  Experim.  486 

—  diphtherieimmunisierter  Pferde,  Ei¬ 
weißfraktionen.  347 

Erste  Abt.  Ref.  Bd.  78.  No. 


Serumeiweiß,  Struktur,  kolloidchemische. 

310 

Serum,  erhitztes,  Identifizierg.  18 

— ,  — ,  Verhalten  d.  Präzipitinogen.  18 
— ,  Färbbarkeit  m.  fettlösl.  Substanzen, 
Techn.  10 

Serumfarbstoffphänomene,  Erklärg.,  Be¬ 
deutg.  489 

Serumforschung,  Antikörperreaktion  u.  a. 

481 

Serum,  Gehalt  an  Normal- Agglutininen, 
Einfl.  v.  Injekt.  kolloidaler  Substanzen. 

300 

—  Gewinnung,  Methoden,  Bedingungen.  9 
Serumglobulin,  Fällungsreaktion.  300 
—  d.  Menschen,  Chem.  485 

— ,  menschl.,  Wirkg.  auf  Tierserum.  501 
Serum,  Hammelblut-,  Toxizität.  20 

— ,  Keil-,  Konzentration  m.  Natrium¬ 
sulfat,  Verfahren.  301 

—  Inaktivierung  b. Luesnachweis,  serolog. 

543 

—  Injektionen,  wiederholte,  Verhältn.  v. 

Allgemein-  u.  Lokalsymptomen.  25 
Serumkalkspiegel  b.  Lungentuberkulose, 
Bedeutg.  443 

Serum,  kindl.  u.  mütterl.,  Einfl.  auf 
Phagocytose  v.  Staphyloc.  aureus,  Ex¬ 
perim.  53 

—  Krankheit,  wirksames  Agens.  25 
— ,  labil.,  Verwertbarkeit  f.  Sachs-Georgi-, 
Meinicke-,  D.M.  u.  M.T.R.  539 

—  Lipase  u.  Blutkörperchen,  rote,  Ex¬ 
perim.  35 

- ,  Eigenschaften.  35 

— ,  Menschen-  u.  Rinder-,  normales,  Toxi¬ 
zität.  504 

— ,  menschl.,  trypanozide  Stoffe,  Bedeutg., 
biol.  u.  Ilin.  247 

— ,  Milzbrand-,  antiaggressives,  Her- 
stellg.,  Wirkg.  122 

— ,  Nephelometrie.  299 

— ,  Normal-,  Unwirksamkeit  gegen  Diph¬ 
therieintoxikation,  Experim.  353 

— ,  — ,  Wirkg.,  agglutinierende  u.  phago- 
cytosefördernde.  10 

— ,  Pferde-,  Eigenschaften,  antigene,  nach 
Koagulation.  19 

— ,  — ,  Lokalreaktion  nach  intrakut. 

Injekt.  bei  früher  Behandelten.  313 
— , — ,  normales,  Wasserstoffionenkonzen¬ 
tration.  297 

— , - ,  stalagmometr.  Unters.  10 

— ,  Rinder-,  aktives,  Eigenschaften,  anti¬ 
komplementäre.  503 

— ,  — ,  — ,  Wirkg.,  präzipitierende.  496 
— ,  Säuglings-  u.  Mutter-,  Antileuko- 
cidingehalt,  Uebereinstimmg.  53 

— ,  Scharlach-,  Experim.,  Therap.  365,  366 
— ,  Streptokokken-,  Scharlach-  u.  Tetanus- 
Heil-,  Eigensch.  61 

Serumtiere,  Blutbild,  Einfl.  v.  Kultur- 
injekt.  u.  Blutentnahme.  300 

25/26,  39 


610 


Inhaltsverzeichnis. 


Sernmtrypanozidie,  Bedeutg.  247,  248 
Serum,  Typhus-,  Paratyphus-  u.  Gärtner-, 
menschl.,  Rezeptorenapparat.  393 
— ,  Variola-  u.  Vaccine-,  Schutzkraft, 
Experim.  100 

— ,  verschied,  menschl.,  Toxizität,  Deutung. 

298 

— ,  Wirkg.  v.  Formol.  18 

— ,  Wirkg.  v.  Lysin,  bakteriophag.  520 
Seuchenbekämpfung  in  Rußland,  7.  Kon¬ 
greß  d.  Epidemiologen  Moskau  1923.  87 
Seuchenstand  in  Deutschland  u.  Preußen 
1914—24.  87 

Shock,  anaphylaktischer,  Abnahme  d.  Ph 
des  Blutes,  Experim.  319 

— ,  — ,  Aenderungend.Plasma-Alkaleszenz 
usw.  318 

— ,  nach  Diphtherieschutzserum  -  In¬ 
jektion,  Klin. 

— ,  Einfl.  v.  Atropin,  Experim. 

— ,  Einfl.  v.  Röntgenbestrahlg. 

— ,  Entstehg.,  Experim. 

— ,  Experim. 

— ,  experim.,  Wesen. 

—  u.  Histamin-,  Kontraktion  d.  Harn¬ 
blase,  Experim.  316 

— ,  Hyperacidität  d.  Blutes,  Mechanis¬ 
mus.  317 

— ,  b.  Meerschw.,  Bedeutg.  d.  Lungen¬ 
ödems.  319 

— ,  u.  Strychnin,  Experim.  324 

— ,  Theorie.  29,  30,  31 

— ,  Verhalten  d.  Lungengefäße.  507 
— ,  Verhalten  d.  Peritonealflüssigkeit, 
Experim.  315 

— ,  b.  weißen  Ratten.  321 

— ,  Wirkg.  v.  Schwefel,  kolloidalem. 

,  323 

— ,  Zunahme  d.  Milchsäure,  Experim. 

318 

Impf-,  u.  Gefäßsystem.  317 

kolloidoklasischer,  u.  Blutdrucksturz. 

317 

Pepton-,  Aenderung  d.  Serumchole¬ 
sterins,  Experim.  321 

— Einfl.  d.  Vagotomie,  Experim.  321 
Sigma-,  Meinicke-,  Sachs-Georgi-  u.  Was- 
sermannsche  Reaktion,  Vergleiche.  538 
Silber,  kolloidales,  Wirkg.,  therap.,  Ex¬ 
perim.  237 

Silberpräparate,  antigonorrhoische,  Wirkg., 
Experim.  531 

— ,  Verhalten  im  Organismus,  Experim. 

426 

Siliquidreaktion  f.  Liquordiagn.,  Brauch¬ 
barkeit.  574 

Sklerom,  Experim.  417 

Skorbut  u.  Tuberkulin vergiftg.,  Beziehg., 
Experim.  202 

—  u.  Tuberkulose,  Beziehg.,  Experim.  201 
Smegma,  Klitoris-,  normales,  Nachw.  v. 

Bac.  fusiform.  u.  Spirochäten,  Bedeutg.  73 
Soor,  Morph.,  Biol.,  Serolog.,  Klin.  88 


Spektrum,  sichtbares,  Wirkg.,  baktericide. 

233 

Spirobismol,  Wirkg.  auf  Spiroch.  pallida, 
Klin.  555 

Spirochaeta  buccalis,  Nachw.  b.  Darmer- 
krankg.,  chron.,  Klin.,  Therap.  118 

—  cuniculi,  morpholog.  Eigenarten.  178 

—  icterohaemorrhagiae  s.  a.  Weilsche 
Krankheit. 

- b.  Ratten,  Identität  m.  Spir.  ictero- 

genes.  117 

- b.  Ratten,  Nachw.,  Pathogen.,  Ex¬ 
perim.  117 

—  melanogenes  canis  b.  Hunde-Gastro- 

enteritis.  142 

—  pallida,  Agglutination.  180 

- ,  Kultur  in  flüssigen  u.  festen  Nähr¬ 
böden.  181 


354 

- ,  Nachw.  in  Gefrierschnitten. 

534 

319 

33 

- ,  Quecksilber-  u.  Arsenfestigkeit. 

189 

31 

- ,  Reinkultur. 

180 

318 

- ,  Salvarsanfestigkeit. 

549 

319 

- ,  Salvarsanwirkg.,  Theorie. 

551 

- ,  Wirkg.  v.  Bismogenol  u.  Spirobis¬ 
mol,  Klin.  555 

—  — ,  Wirkg.  v.  Wismut.  552 

—  recurrentis  s.  a.  Rückfallfieber,  Re- 
kurrens. 

- ,  Superinfektion,  Experim.  115 

Spirochäten  u.  Bacillen,  fusiforme,  Nachw. 
im  Klitoris-Smegma,  normalem,  Be¬ 
deutg.  73 

— ,  Darm-,  Vorkommen  in  Chikago,  Be¬ 
deutg.  422 

—  Diagnostik,  Mikrotechnik.  279 

— ,  Färbung,  neue.  534 

- m.  Spirsil,  Wert,  prakt.  180 

—  b.  Schwarzwasserfieber,  Nachw.  im 

Blut,  Experim.  245 

— ,  Syphilis-,  Morph.,  Messungen.  533 
— ,  Wasser-,  Befunde  b.  Reims,  Nicht¬ 
identität  m.  Spir.  icterogenes.  117 
Spirochätosen.  118 

Spirochätose,  Kan.-,  u.  Kan.-  Syphilis,  ex¬ 
perim.,  Erscheinungen  usw.  178 

Spirophyllum  ferrugineum-  ähnl.  Bakt.  d. 

Mundhöhle,  Morph.,  Biol.  420 

Spirsil  z.  Spirochätenfärbg.,  Brauchbar¬ 
keit,  prakt.  180 

Sporen,  Bakterien-,  Isolierg.  m.  Harnstoff- 
verfahren.  122 

Sporotrichose,  Klin.,  Kult.,  Histolog., 
Therap.,  Experim.  417 

Sprue  (Aphthae  tropicae),  Vorkommen, 
Diagn.,  Therap.  usw.  253 

Sputuminfektion,  örtliche  traumatische, 
Klin.,  Therap.  433 

Sputum,  Reinzüchtg.  v.  Tuberkelbac.  207 
Sputumuntersuchung,  Bedeutg.,  klin.,  Vor¬ 
nahme  in  Heilstätten.  441 

Sputum-Untersuchung  auf  Tuberkelbac. 
in  Untersuchungsstellen,  Methodik.  207 


Inhaltsverzeichnis. 


611 


Staphylococcus  aureus,  Einfl.  v.  kindl.  u. 
mütterl.  Serum  auf  Phagocytose,  Ex- 
perim.  53 

Staphylokokken.  51—54 

—  Bakteriophagen,  Experim.  42 

—  Cholecystitis,  Klin.  67 

— ,  Einteilg.  51 

—  Erkrankungen,  Behandlg.  m.  poly¬ 
valenten  Impfstoffen.  52 

- ,  chron.,  Bakteriophagentherapie.  48 

—  Hauterkrankungen  b.  Hunden,  Be¬ 
handlg.  142 

— ,  Immunisierg.,  orale,  Experim.  54 
— ,  Immunität,  Experim.  54 

— ,  Index,  opsonischer,  b.  juckenden  Der¬ 
matosen,  Verhalten.  53 

— ,  lebende,  Wirkg.,  lytische,  auf  abge¬ 
tötete,  Experim.  516 

— ,  Nachw.  b.  Erkältungen  u.  b.  Ge¬ 
sunden,  Biockem.,  Klassiiizierg.,  Serolog. 

51 

— >  pyogene,  Leukocidinproduktion.  53 
Staublunge,  path.  Anat.  434 

Stechapfelblätter,  ungar.,  Milzbrandüber¬ 
tragung.  120 

Stechmücken,  Bolle  b.  Malariaübertragung, 
Histor.  243 

Stegomya  fasciata,  Vorkommen  in  Tanger. 

81 

Sterilisation  i.  Apothekenbetriebe,  Theorie, 
Praxis,  Leitfaden.  523 

—  m.  Chemikalien,  Arbeiten,  neuere,  Zu- 

sammenstellg.  227 

— ,  Katheter-,  Methode.  525 

Stovarsol  z.  Syphilisbehandlg.,  Experim. 

549 

Streptococcus  equi,  Immunisierungsver¬ 
suche.  135 

—  faecalis,  Lysozymwirkg.  v.  Menschen¬ 
serum  etc.  nach  Vorbehandlg.,  Experim. 

48 

—  haemolyticus  als  Erreger  d.  Scharlachs. 

360,  361 

Streptokokken.  54—61 

— ,  Abwehrleistungen  d.  Nieren,  Experim. 

56 

— ,  Arteinheit.  57 

— ,  Artverschiedenheit.  56 

— ,  Entero-,  Pneumokokken,  Differenzierg. 
durch  Aescnlinagar.  60 

—  Filtrate,  sterile,  Reaktion  nach  Intra- 

kutan-Impfg.,  Experim.  60 

— ,  hämolyt. ,  Einfl.  v.  gelatinehalt. 

Lösungen.  58 

— ,  hämolyt.,  Lipasebestimmung.  59 
— ,  hämolyt.,  Nachw.  im  normalen  Prä- 
pntialsekret,  Morph.,  Kult.,  Pathog.  55 

—  Heilserum,  Eigenschaften.  61 

— ,  H2S-Bildg.  59 

— ,  Immunität,  Experim.  54 

—  Infektion,  chron.,  Klin.  54 

— ,  Nährbodenherstellg.  f.  Sammlungs¬ 
kulturen.  58 


Streptokokkenpneumonie  b.  Bind,  Kult., 
path.  Anat.  139 

Streptokokken-Pneumonie  d.  Saugfohlen, 
Klin.,  Therap.  136 

Streptokokken,  Scharlach-,  Arten,  Experim. 

360 

Streptokokkenserum  Tavel  b.  Scharlach, 
Wert.  366 

Streptokokken-Stoffwechselprodukte,  Viru¬ 
lenzsteigerung  d.  Bac.  diphtheriae, 
Experim.  340 

Streptokokken,  Virulenzprüfg.  57 

— ,  Wirkg.  auf  Arbutin.  59 

— ,  Wirkg.  auf  Glukoside.  59 

— ,  Wirkg.  v.  Trypaflavin  in  vitro  u.  in 
vivo,  Vergleiche,  Experim.  526 

— ,  Zusammenhang  zw.  Hämolyse  u. 

Virulenz.  57 

Streptoreaktion  d.  Scharlachhaut.  359 
Streptothrix,  Nachw.  in  e.  Hirnabsceß, 
Pathog.  91 

—  Nocardia,  Nachw.  b.  Katzen.  92 
Strombolyt  z.  Stallfliegen-Vernichtg.  238 
Strongyliden  d.  Pferdes,  Arten  auf  Java.  77 
Strychnin  u.  Shock,  anaphylakt.,  Experim. 

324 

Stuten,  Sterilitäts-Untersuchungen.  134 
Sublimat,  Wirkg.,  antisept.,  Einfl.  d. 

Wasserstoffionen.  525 

Sulfoxylsalvarsan  2203  z.  Behandlg.  d. 

Syphilis,  Ergehn.  189 

Symbiose  u.  Zelltheorie,  kommende.  275 
Syphilis.  176—192,  532-559 

„Abortiv-  bzw.  Frühbehandlg.“  550 
u.  Anämie,  perniziöse,  Beziehg.  177 
Ausflockungsreaktion,  beschleunigte, 
Methodik.  541 

Behandlg.  m.  Arsenobenzolpräparat 
„Albert  102«,  Wert.  550 

- Northovan,  Ergehn.  190 

- Saluen,  Ergehn.  189 

- Stovarsol,  Experim.  549 

- Sulfoxylsalvarsan  2203,  Ergehn. 

189 

- Wismut,  Wirkg.  190,  191  553, 

554,  555 

Brucksche  Reaktion,  Brauchbarkeit. 

187 

experim.,  Behandlg.  m.  Farbstoffver¬ 
bindungen,  quecksilberhalt.  190 

— ,  Forschungsergebn.  179 

— ,  Histolog.  180 

— ,  d.  Nervensystems.  181 

— ,  Schutzwirkg.  d.  Antisyphilitika, 

Experim.  188 

Forschungsergebnisse.  430 

frische,  Malariabehandlg.,  Ergehn.  191 
Herz-  u.  Gefäßerkrankungen,  Häufig¬ 
keit,  Statist.  1911/23.  177 

Historisches.  176 

Kan.-,  experim.,  u.  Kan.-Spirochätose, 
Erscheinungen  usw.  178 

— ,  — ,  Reinfektion,  Experim.  533 

39* 


612 


Inhaltsverzeichnis. 


Syphilis,  Kan.-,  Punktionstechnik  u.  Li¬ 
quoruntersuchung.  181 

— ,  — ,  Serodiagn.  m.  S.G.R.  u.  M.T.R3. 

539 

—  b.  Kindern,  Ergehn,  ausgiebiger  Be- 

handlg.  550 

— ,  kongenitale,  Behandlg.  m.  Tarbis, 
Ergebn.  553 

— ,  — ,  Serolog.  539 

— ,  Mirion-Neosalvarsan-Behandlg.,  kom¬ 
binierte,  Ergebn.  551 

— ,  Mischspritzenbehandlg.,  Unzulänglich¬ 
keit.  189 

—  Nachweis  in  Gebäranstalten,  Methodik. 

537 

— ,  Neurorezidive,  echte,  Beziehg.  zu  Meta¬ 
lues.  532 

— ,  Pseudotumoren,  Klin.  177 

— ,  Quecksilberbehandlg.,  spezif.-unspezi- 
fische,  Klin.  190 

— ,  Reinfektion.  178 

— ,  —  nach  Linsers  Abortivbehandlg.  551 
— ,  „Ringreaktion“,  Vergleiche  m.  WaR. 

u.  Sachs-Georgi-Reaktion.  107 

— ,  Säuglings-,  Behandlg.  m.  Merlusan, 
Klin.  551 

— ,  salvarsanresistente.  549 

— ,  Serodiagn.  181 — 187,  534—548 

— ,  — ,  Grundantigen,  konstantes.  545 
— ,  — ,  Vergleiche  in  China.  107 

— ,  serolog.  Nachw.,  Einfl.  d.  Extrakt- 
bereitg.  536 

—  Spirochäten,  Morph.,  Messungen.  533 

— ,  tertiäre,  Statist.  178 

— ,  Therapie.  548 — 559 

— ,  therapieresistente.  548 

— ,  Unspezifizität  d.  Antisyphilitika,  Ex- 

perim.  187 

— ,  Verhalten  d.  weißen  Blutkörperchen, 
Therap.,  Klin.  180 

Systematik  d.  Bakterien.  270 

Taenia  solium  b.  Anaemia  perniciosa, 
Klin.  75 

Tarabagan-Ektoparasiten,  Pestübertra¬ 
gung,  Experim.  107 

Tarabaganlaus,  Experim.  105 

Tarabaganpest,  Forschungsergebn.  105 
— ,  Histolog.  106 

Tarbis  z.  Behandlg.  d.  Syphilis,  kongenital. 

553 

Targesin  z.  Behandlg.  d.  Gonorrhoe, 
Wirkg.  531 

Tebeprotin,  Darstellg.,  ehern.  Eigensch., 
biolog.  Wirkg.  471 

Technik,  mikrobiologische.  279 — 283,  286 
Teerkarzinoide,  Experim.  260 

Teerkrebs,  experim.,  Entstehg.,  Bedeutg. 

d.  Zellenregeneration.  260 

Temperatur  u.  Baktericidie,  Beziehg.,  Ex¬ 
perim.,  Klin.  64 

— ,  Einfl.  auf  Blutkörperchen-Senkungs¬ 
geschwindigkeit  b.  Geisteskranken.  494 


Temperatur,  Wirkg.  auf  Hämolyse.  309 
Tetanus  s.  a.  Bac.  tetani. 

— .  64 

—  Heilserum,  Eigensch.  61 

—  neonatorum,  Verbreitg.,  Therap.  64 

—  puerperalis,  Klin.  64 

Tetrachlorkohlenstoff  z.  Behandlg.  d.  An- 

kylostomiasis.  77 

Tetralinderivate,  Desinfektionswirkg.  230 
Therapie,  experim.,  Methoden,  Handbuch. 

481 

— ,  spezif.  u.  unspezif.  295 

Thymol,  Serumreaktion  b.  Tuberkulose. 

215 

Thyreodektomie,  Einfl.  auf  Antikörper- 
bildg.,  Experim.  295 

Tierische  Parasiten.  73—87 

Tierkrankheiten  u.  Zoonosen.  120 — 144 
Tollwut  s.  a.  Wut,  Lyssa,  Virus  fixe. 
Tollwutimpfstoff,  Herstell g.,  Methode.  127 
Tollwutschutzimpfungen  im  Institut 
Pasteur  1923,  Statistik.  128 

Toluidinblau  z.  Färbg.  v.  Blutparasiten 
u.  -körperchen.  285 

Toluol,  Serumreaktion  b.  Tuberkulose.  215 
p-Toluolsulfochloramidnatrium,  Desinfek¬ 
tionswirkg.  230 

Tonsillitis  chronica,  Nachw.  v.  Diplococcus 
constellatus,  Morph.,  Kult.  65 

Trachom,  histolog.  Befunde.  413 

Trichomonaden-Kolpitis ,  Einfl.  d.  Be¬ 
handlg.  b.  Wochenbettmorbidität.  84 
- ,  Einfl.  auf  Wochenbettsmorbidität. 

84 

Trichomonas,  Nachw.  im  Stuhl,  Vorkom¬ 
men  in  Marokko.  253 

—  intestinalis,  Nachw.  b.  Darmkranken 

in  Marokko.  83 

—  vaginalis,  Nachw.  im  Urin  e.  Kindes. 

83 

Trichophytie,  Filmvorführg.  auf  d.  Der¬ 
matol. -Kongr.  1923.  88 

Trichophytonpilze,  Einfl.  d.  Serums  All¬ 
ergischer,  Experim.  88 

Trikresol,  Serumreaktion  b.  Tuberkulose. 

215 

Triphai  z.  Goldbehandlg.  d.  Tuberkulose, 
Ergebn.  475 

Trockenkomplement,  Fähigkeit  z.  Ana- 
phylatoxinbildg.,  Experim.  316 

—  u.  -Lysin,  Darstellg.,  Wirksamkeit.  23 

— ,  „Pharmagans“,  Wert.  310 

Tropenkrankheiten.  241 — 255 

Tropen,  Malariabehandlg.  d.  Paralyse, 

progressiven.  558 

Trypaflavin  z.  Behandlg.  d.  Pyelitis,  Klin. 

67 

— ,  Wirkg.  auf  Streptokokken  in  vitro  u. 

in  vivo,  Vergleiche,  Experim.  526 
Trypanoplasma  helicis,  Biolog.,  Agglo¬ 
meration,  Züchtg.  85 

Trypanosomen,  Dourine-,  Nachw.  im 
Hodenpunktat.  249 


Inhaltsverzeichnis. 


613 


Trypanosomen,  Einfl.  v.  Zucker  u.  Al¬ 
koholen  d.  Zuckerreihe  auf  Beweglich¬ 
keit,  Experim.  246 

Trypanosomiasen.  245—249 

Trypanosomiasis ,  Kafi.-,  Primäraff  ekt- 
bildg.,  Experim.  249 

Trypanozide  Stoffe ,  Gewinnung  durch 
Hydrolyse  v.  Eiweißkörpern.  248 

- d.  Serums,  menschl.,  Bedeutg.,  biol. 

u.  klm.  247 

Trypsinfiockungsreaktion,  Methode.  17 
Trypsin  u.  Lysin,  Beziehg.  47 

— ,  Wirkg.  auf  Shiga-Bakteriophagen, 
Experim.  514 

Tuberkulide,  papulonekrotische,  Tuberkel- 
bac.-Befund.  198 

Tuberkulin,  Alt-,  „exakte  Dosierbarkeit“. 

462 

— ,  — ,  Hautüberempfindlichkeit,  Ex¬ 
perim.  458,  459 

—  Antigen-Scheitlin  („Tasch“)  z.  Be- 

handlg.,  peroral ,  d.  Lungentuberkulose, 
Wirkg.,  Veränderg.  d.  Blutkörperchen- 
Senkungsgeschwindigkeit.  474 

—  Behandlg.,  Anwendg.  468 

- ,  Indikationen  und  Kontraindika¬ 
tionen.  469 

—  Derivate,  Eigensch.,  immunis.  467 

- Diagnostik.  450—462 

— ,  Einfl.  auf  Gewebsatmung,  Experim. 

460 

— ,  Einfl.  auf  Schwefelstoffwechsel  Tuber¬ 
kulöser.  222 

— ,  Ekto-,  Herstellg.,  Yerwendg.  462 

—  Empfindlichkeit,  Einfl.  d.  Menstruation. 

453 

- ,  kutane,  Einfl.  d.  Varicellen.  452 

—  Flockungsprobe,  Methodik,  Wert.  450 

—  u.  Nervensystem,  vegetatives,  Be- 

ziehg.,  Experim.  460 

—  Reaktion,  Ausfall  n.  Tuberkulininjekt., 

intravenös.,  Experim.  460 

- ,  Beeinfl.  durch  Papelsubstanzen, 

Fellnersche.  221 

- ,  intrakutane,  Beeinfl.  durch  Blut¬ 
serum  Augentuberkulöser.  453 

- nach  Operationen.  452 

- ,  perkutane*  v.  Hamburger,  Wert. 

455 

- b.  Tuberkulose,  aktiv,  u.  inaktiv. 

454 

- ,  Wesen.  462 

—  Salbe  „Dermotubin“,  Brauchbarkeit, 

diagn.  455 

— ,  Verabfolg,  per  os,  Wirkg.  473 

Tuberkulinvergiftung  u.  Skorbut,  Beziehg., 
Experim.  202 

Tuberkulin,  Wesen.  463 

— ,  Wirkg.  auf  Wasserhaushalt  v.  Kindern, 
tuberkulös.  222 

Tuberkulöse,  Aufklärung  über  Art  d. 
Leidens.  437 

—  Meningitis,  Liquorreaktion.  215 


Tuberkulöse  Organe  v.  Tieren,  Nachweis 
e.  insulinartigen  Substanz.  196 

Tuberkulöser  Eiter,  Wirkg.  nach  Filtration 
durch  Chamberlandkerzen,  Experim.  209 
Tuberkulomucin  Weleminsky  z.  Behandlg. 
d.  Lungentuberkulose,  Brauchbarkeit. 

470 

Tuberkulose  s.  a.  Bac.  tuberculosis.  193 — 

226,  433  -480 
— ,  aktive,  Diagn.,  serolog.  216,  217 

— ,  aktive  u.  inaktive,  Tuberkulinreaktion. 

454 

— ,  aktive,  Serodiagn.  m.  Fornet-Diagnosti- 
kum,  Wert.  220,  221 

—  b.  alten  Leuten,  Bac.-Nachw.  434 

—  u.  Amöbenerkrankg.,  Klin.  252 

— ,  ansteckungsfähige,  Abgrenzg.  436 
— ,  Ausflockungsreaktion  v.  Bonacorsi, 

Wert.  446 

— ,  Behandlg.  n.  Andreatti,  Wert.  475 
— ,  Behandlg.  m.  Fleischsaft,  Ergehn.  223 
— ,  Behandlg.  m.  Friedmann-Mittel.  480 
— ,  Behandlg.  m.  Krysolgan,  Ergehn.  476 
— ,  Behandlg.,  spezif.,  m.  Edovaccin,  Er¬ 
gehn.  473 

—  b.  Bergleuten  d.  Mansfelder  Berg¬ 
baues,  path.  Anat.  434 

— ,  Besredka-Methode  z.  Nachw.,  Wert. 

216 

—  u.  Bleivergiftg.,  Beziehg.,  Experim. 

434 

— ,  Blutbild,  Beziehg.  z.  Allergie,  vege¬ 
tativ.  461 

— ,  Blutbild,  weißes.  455 

— ,  Chirurg.,  Reiztherapie  m.  Yatren,  Er¬ 
gehn.  475 

—  in  Cochinchina,  Epidemiol.  433 

—  u.  Diabetes,  Beziehg.  196 

—  Diagnostik,  biolog.  454,  455 

— ,  Diagn.  m.  Goldenbergscher  Komple¬ 
mentbindungsreaktion.  218,  219 

— ,  Drüsen-,  b.  Kindern,  path.  Anat.  206 
— ,  Einfl.  d.  Pädiatrie  auf  jetzige  Kennt¬ 
nisse.  451 

— ,  Erkennung  u.  Behandlg.,  spezif.,  m. 
Tebeprotin,  Wirkg.  471,  472 

—  u.  Ernährung,  Beziehg.,  Experim.  201 

- ,  Wirkg.  v.  Vitaminen,  Experim. 

435 

—  u.  Erythema  nodosum,  Beziehg.  199 
— ,  experim.,  Einfl.  d.  Einzelbestandteile 

d.  Bac.  tuberculosis.  205 

— ,  Formenkreis,  Lehrbuch.  193 

— ,  Gebärmutter-,  b.  Rindern,  Feststellg., 
klin.  479 

— ,  Geflügel-,  b.  Enten,  Kult.  477 

— ,  Genital-,  männl.,  Genese,  Ausbreitg. 

195 

— ,  Gold-Behandlg.  m.  Triphai,  Ergehn. 

475 

— ,  Hämogramm,  Wert.  443 

—  d.  Hausgeflügels,  Verbreitg.,  path. 

Anat.,  Klin.  224 


614 


Inhaltsverzeichnis. 


Tuberkulose,  Haushuhn-,  natürliche,  Ueber- 
tragungsmöglichkeit.  478 

— ,  Haustier-,  Bekämpfg.  m.  Friedmann- 
Mittel,  Ergebn.  226 

— ,  Haut-,  Anteil  d.  Typus  humanus  u. 

bovinus.  197 

— ,  — ,  Antikörpergehalt  im  Serum  u. 

Hautreaktion.  456 

— ,  — ,  Behandlg.  m.  Chloramin  Heyden, 
Ergebn.  476 

— ,  — ,  Infektionsweg.  198 

— ,  — ,  Schleimhaut-  u.  Lupus,  Behandlg. 

m.  Impfg.,  kutaner,  Ergebn.  471 
— ,  Hautveränderungen  nach  Einspritzg. 

v.  Partigenen,  Experim.  440 

— ,  Immunisierung,  Experim.  211 

— ,  Immunisierg.  v.  Rindern,  Experim.  226 
— ,  Immunität,  Experim.  439,  440 

—  Immunität  u.  Menstruation,  Beziehg. 

453 

— ,  Infektion,  experim.,  d.  Hundes.  437 

—  Infektion  im  Kindesalter,  intra-  u. 

extrafamiliäre,  Statist.  196 

- ,  pulmonale,  im  Kindesalter,  Primär¬ 
infekt.,  mehrfache,  path.  Anat.  433 
— ,  Interferometer-Unters,  z.  Nachw.  d. 

Abderhalden-Reaktion.  450 

— ,  Kan.-,  spontane  u.  experim.  Infektion, 
path.  Anat.  200 

— ,  Kinder-,  Abwehrkraft,  spezif.  468 
— ,  — ,  Behandlg.  mit  Vaccine  aus  Bac. 
a.  d.  Wurzelbac.-Gruppe,  Ergebn.  470 

—  im  Kindesalter,  Durchseuchung.  195 

— ,  kindliche,  Blutkörperchensenkungs¬ 
geschwindigkeit,  Bedeutg.  443 

— ,  Komplementbindg.  211 

— ,  Komplementbindg.  m.  verschied.  Anti- 
geneu,  Brauchbarkeit.  447 

— ,  Krankheitsbild  u.  Aetiologie.  464 
— ,  Lungen-,  aktive,  u.  Blutkörperchen¬ 
senkung,  Verhalten,  Bedeutg.  443 
— ,  — ,  Behandlg.  m.  Angiolymphe,  Er¬ 
gebn.  224 

— ,  — ,  Behandlg.  m.  Krysolgan-Ektebin. 

223 


— ,  — ,  Behandlg.,  perorale,  m.  Tuber- 
kulin-Antigen-Scheitlin  („Tasch“),  Wir¬ 
kung.  474 

— ,  — ,  Behandlg.  m.  Ponndorf-Impfg. 


— ,  Behandlg.,  spezif.,  Ergebn.  469, 


470 


— ,  — ,  Behandlg.  m.  Tebeprotin  u.  Ek- 
tebin,  Ergebn.  472,  473 

— ,  — ,  Behandlg.  m.  Tuberkulomucin 
Weleminsky,  Brauchbarkeit.  470 
— ,  — ,  Beurteilg.  d.  Entwicklungsstadien, 
Progn.  435 

— ,  — ,  Blutbild  werte,  Bedeutg.,  progn. 

443 


,  — - ,  Blutkörperchen  -  Senkungsge¬ 
schwindigkeit  u.  „vegetative  Allergie“. 

444 


Tuberkulose,  Lungen-,  chron.,  Senkungs- 
geschwindigkeit  d.  roten  Blutkörper¬ 
chen,  Bedeutg.,  klin.  212 

— ,  — ,  Diagn.,  biolog.,  Verfeinerung. 

•  444,  445 

— ,  — ,  Diazoreaktion,  Dauer,  Bedeutg. 

443 

— ,  — ,  Erwachsener,  Frühdiagn.  m.  Blut¬ 
körperchen  -  Senkungsgeschwindigkeit. 

451 

— ,  — ,  Konstitution  u.  Vererbung.  196, 

436 

— ,  — ,  Kutanbehandlg.  n.  Ponndorf, 
Klin.,  cytolog.  Beobachtg.  .  474 
— ,  — ,  Mätefy-Reaktion,  Wert.  444 
— ,  — ,  b.  Rind,  Nachw.  durch  An¬ 
reicherung  d.  Unters.-Materials.  479 
— ,  — ,  Röntgentiefentherapie,  Experim., 
Klin.  476 

— ,  — ,  u.  Schwangerschaft.  435 

— ,  — ,  Serumkalkspiegel,  Bedeutg.  443 
— ,  — ,  Veränderungen  d.  weißen  Blut¬ 
bildes  b.  Tuberkulinbehandlg.  469 

—  u.  Lupus  erythematodes,  Beziehg.  198 
— ,  Mätefy-Reaktion  z.  Nachw.,  Wert.  216 
— ,  Nieren-,  b.  Schlachtrindern,  Nachw. 

478 

—  in  Norwegen,  Statist.  195 

— ,  offene  u.  geschlossene,  Abgrenzg., 

klin.,  bakt.,  path.-anat.  436 

— ,  okkulte,  im  Kindesalter,  Diagn.  452 

—  u.  Pigmentation,  Beziehg.  197 

—  Probleme,  Augenunters.  197 

—  Protein  Toenniessen,  Wert.  454 

— ,  Pseudo-,  b.  Menschen,  Beziehg.  zu 

Nagetiertuberkulose,  Klin.  200 

—  Reaktion  v.  Wassermann,  Brauchbar¬ 
keit.  448 

— ,  Refraktions-  u.  Globulinwerte.  221 
— ,  Rinder-,  Diagn.  durch  Abderhalden- 
Reaktion.  225 

— ,  — ,  Erkenng.  m.  Fornet-Diagnosti- 
kum,  Wert.  479 

— ,  — ,  Histor.,  Verbreitg.,  Klin.,  Diagn. 

usw.  477 

— ,  — Impfg.  n.  Calmette-Guerin  m. 

BCG-Vaccine,  Ergebn.  480 

— ,  — ,  KonjunktivaL  u.  Palpebralreak- 
tion,  Wert,  diagn.,  Vergleiche.  225 
— ,  — ,  offene,  Verbreitg.,  Nachw.,  Be¬ 
kämpfg,  478 

— ,  „Rückstandantigen“,  Hautreaktion. 

456 

—  Schutz-  u.  Heilmittel,  neues  spezif., 

aus  Tuberkelbac.,  mit  Saponin  vorbe¬ 
handelten,  Herstellg.,  Brauchbarkeit, 
Klin.  466 

—  Schutzimpfg.  m.  Tuberkelbac.,  ab¬ 
getöteten,  Experim.,  Klin.  465 

— ,  Serodiagnostik.  215—221,  445 — 450 
— ,  — ,  Bedeutg.  f.  Progn.  u.  Difierential- 
diagn.  445 

— ,  Seroreaktion,  aktive  Modifikation.  219 


Inhaltsverzeichnis. 


615 


Tuberkulose,  Serumreaktion  m.  Thymol, 
Toluol,  Phenol,  Trikresol.  215 

—  Serum,  Wirkg.  475 

—  u.  Skorbut,  Beziehg.,  Experim.  201 

— ,  Sonderfunktion  d.  Haut.  457 

— ,  Sterblichkeit  der  Ruhrbergarbeiter.  194 
— ,  Trennung  aktiver  u.  inaktiver.  214 
— ,  Tröpfchen-  u.  Staubinfektion ,  Be- 

deutg.,  Experim.  436 

— ,  Unterschied  zw.  Ansteckungsfähigkeit 
d.  Knaben  u.  Mädchen.  196 

— ,  Vaccination.  464 

— ,  Verbreitung  in  Deutschland,  derzeit. 

Stand.  193 

— ,  Verbreitg.  durch  Magermilch  aus 
Sammelmolkereien.  225 

— ,  Verbreitg.  unter  d.  Schuljugend  d. 

westfäl.  Industriegebietes.  433 

— ,  Verhalten  nach  Reinfektion,  intra¬ 
trachealer,  Experim.  438 

— ,  Verhalten  tuberk.  Meerschw.  gegen 
Reinfektion  d.  Haut,  Experim.  438 
— ,  YVassermannsche  Reaktion  (TbWaR), 
Brauchbarkeit.  216,  217 

Tumoren  s.  a.  Geschwülste,  Krebs,  Kar¬ 
zinom. 

— .  255—265 

—  auf  Mohrrübenscheiben,  Erzeugung 
durch  Ac.  lacticum,  Experim.  263 

— ,  Pseudo-,  luetische,  Klin.  177 

Tusche,  chines.,  z.  Entfärbg.  b.  Tuberkel- 
bac.-Färbg.,  Techn.  207 

Typhus.  385—397 

—  Agglutinine,  Experim.  387 

—  in  Alfeld  1923,  Klin.,  Epidemiol.  386 

—  Bacillenträger,  Bakt.,  Serolog.  393 

- ,  Duodenalsondierg.,  Wert.  392 

- u.  Typhus-Erkrankungen,  Epide¬ 
miol.  385 

- ,  Wirkg.  v.  chemischen  Stoffen, 

Experim.  397 

—  Bekämpfung  in  Mitteldeutschland, 

Leistungen,  Folgerungen.  396 

- in  Mitteldeutschland  1921/23,  Sta¬ 
tist.,  Epidemiol.  usw.  395 

— ,  Blutkulturgewinnung.  392 

—  Epidemien  u.  Wasserleitungen.  385 
Typhuserkrankungen  u.  Milch,  Epidemiol. 

385 

Typhus,  Geschlechtsdisposition.  386 
— ,  Immunisierg.,  aktive,  Experim.  397 
— ,  Immunität,  Experim.  121 

—  Immunserum,  Verhalten  b.  Castellani- 

schen  A.bsättigungsversuch.  394 

—  Infektion,  experim.,  Einfl.  v.  Fasten. 

386 

— ,  Paratyphus-  u.  Gärtner- Serum, 
menschl.,  Rezeptorenapparat.  393 

—  Roseola,  Bedeutg.  f.  Diagn ,  Histolog. 

386 

— ,  Statistik  u.  Schutzimpfg.  im  Welt¬ 
kriege.  396 

— ,  Trinkwasser-Epidemie  inTirol  1907.385 


Ueberempfindlichkeit  s.  a.  Anaphylaxie, 
Shock,  anaphylakt. 

— ,  Auftreten  nach  Diphtherie-Immuni- 
sierg.  354 

—  v.  Bakterien  u.  höherstehenden  Orga¬ 
nismen,  Beziehg.,  Experim.  28 

—  gegen  Fischeiweiß,  Experim.  313 
— ,  Haut-,  gegen  Tuberkuline,  Experim. 

458,  459 

— ,  Organ-  u.  Artspezifizität.  508 

— ,  Rolle  b.  Entstehg.  v.  Hautentzdg., 
Klin.,  Experim.  27 

— ,  Theorie.  29,  30,  31 

— ,  Vererbung  gegenüber  v.  Toxinen.  289 
Ulcus  molle  s.  a.  Bac.  Ducrey. 

- .  175 

- ,  Cutireaktion.  175 

- ,  Verbreitg.  175 

—  — ,  Züchtg.  d.  Bac.  Ducrey  aus 

Smegma  Gesunder.  175 

Ultrafiltration,  Verhalten  v.  Lösungen  v. 
Wismuttartaraten  bzw.  Mischungen 
ders.  mit  Blutserum,  Experim.  191 
Ultrafiltriergeräte,  neue,  Techn.  96 
Unterernährung  u.  Hunger.  268 

Urethritis,  chron.,  Natur  d.  Einschlüsse.  174 

Vaccination,  subcut.  u.  enterale,  b.  Malta¬ 
fieber,  Mäusetyphus  u.  Cholera,  Ex¬ 
perim.  119 

Vaccinationsbehandlg.  d.  Gonorrhoe.  174 
Vaccine,  Auto-,  Behandlg.  v.  Wunden.  63 
— ,  Autogruppen-,  z.  Keuchhustenprophy¬ 
laxe.  370 

— ,  Bac.  lact.  aerogenes-,  b.  Epididymitis, 
gonorrh.,  Wert.  530 

—  Chemotherapie,  Kombination,  Experim. 

482 

— ,  Einfl.  v.  Desinfektionsmitteln.  98 

—  Immunität,  Experim.  101 

- ,  Verstärkg.  d.  Virulicidie  d.  Blutes 

durch  Reiz,  unspezif.  100 

— ,  Pneumokokken-,  polyvalente,  Her- 
stellg.,  Experim.  51 

Vaccinetherapie  b.  Bronchopneumonie, 
Ergehn.  51 

— ,  Monographie.  482 

Vaccine- Virus,  abgetötet.,  b.  Revaccina- 
tion,  Experim.  102 

- ,  Filtrierbarkeit,  Experim.  100 

- ,  Verhalten  u.  Verteil g.  nach  intra¬ 
venös.  Einverleibg.,  Experim.  99 

Vagotomie,  Einfl.  auf  Peptonshock  u. 

hämoklasische  Krise,  Experim.  321 
Variabilität  d.  Mikroorganismen,  Bedeutg. 
f.  Epidemiologie.  423 

- — ,  Bedeutg.  f.  Therapie.  424 

- ,  Histor.,  Bedeutg.,  Ursachen  u.  a. 

423 

—  u.  Vererbung  b.  Protisten.  423 

Varicellen.  102 — 103 

— ,  Einfl.  auf  Tuberkulinempfindiichkeit, 

kutane.  452 


616 


Inhaltsverzeichnis. 


Varicellen-Epidemie,  larvierte,  Klin.  102 

—  b  Erwachsenen, Verdacht  auf  Pocken.102 

—  u.  Herpes  zoster,  Aetiolog.,  Experim.  377 

—  Infektion,  kutane,  Klin.  102 

— ,  Kutanimpfg.  in  Anstalten  z.  Infek- 

tionsverhütg.,  Wert.  353 

— ,  Wirkg.  v.  Rekonvaleszentenserum. 

103 

Variola-  u.  Vaccine-Serum,  Schutzkraft, 
Experim.  100 

Vermitacet  z.  Bekämpfg.  v.  Oxyuris  ver- 
micul.,  Klin.  80 

Verschiedenes.  87—96,  269—288, 420—426 
Verwendungsstoffwechsel  v.  Bakterien, 
pathog.  94,  272 

- ,  säurefesten.  442 

Verwerfen,  infektiöses,  d.  Rinder,  Impf- 
behandlg.  m.  Abortin  u.  Abortus  Bang- 
Bac.  137 

Veterinärmedizin,  Desinfektion,  Ueber- 
sicht  1923.  524 

— ,  Verhandlungsbericht  Dtsch.  Natur¬ 
forscher-  u.  Aerzte- Versammlung  1924. 

145—173 

Vibrio  cholerae  s.  a.  Cholera. 

- u.  Bac.  faecalis  alcaligenes,  Diffe- 

rential-Diagn.  109 

- Wirkg.  v.  Kan.-Blutplättchen,  Ex¬ 
perim.  109 

—  percolans,  Filtration  durch  Berkefeld-. 

Filter  m.  elektro-endosmotischer  Strö¬ 
mung.  274 

- ,  Vibrio  comma  u.  Bac.  prodigiosus, 

Beweglichkeit  durch  Quarzsandschicht, 
Experim.  274 

Virus -Befunde  b.  Gelenkrheumatismus, 
Experim.  69 

—  fixe  s.  a.  Wut,  Tollwut,  Lyssa. 

- ,  Einfl.  v.  Glycerin.  126 

—  — ,  Haltbarkeit.  126 

- u.  Straßenvirus,  Antagonismus, 

Mutation.  125 

Vitamin- C- Mangel  u.  Tuberkulose,  Be- 
ziehg.,  Experim.  201 

- ,  Wirkg.  auf  Anaphylaxie,  Ex¬ 
perim.  323 

Vitamine,  Wirkg.  auf  Bakterien-Wachs- 
tum,  Messung.  273 

— ,  Wirkg.  b.  Tuberkulose,  Experim.  435 
Vitaminfreie  Ernährung  u.  Infektion,  Be¬ 
ziehg.  488 

Vitaminmangel  u.  Immunität,  Beziehg. 

291,  292 

Vögel,  Blutparasiten.  87 

— ,  Immunität  gegen  Bac.  tuberculosis, 
Typus  humanus.  479 

— ,  Nachw.  e.  menschl.  Tuberkelbac. 
avirulent  machenden  Substanz,  Ex¬ 
perim.  479 

— ,  Zug-,  Verschleppung  v.  Maul-  u. 

Klauenseuche.  130 

Vulvovaginitis  b.  Kindern,  Nachw.  v. 
Gonokokken.  529 


Wärmeresistenz  v.  Bac.  paratyphi  B, 
Experim.  403 

Warzen  u.  Kondylome,  spitze,  Beziehg., 
ätiolog.  415 

Wasser,  colihaltiges,  neg  ative  Eijkmansche 
Probe.  409 

— ,  fließendes,  Petrolisation.  237 

Wasserleitungen  u.  Typhusepidemien.  385 
Wassermannsche  Reaktion,  Abänderung 
d.  staatl.  Anleitg.  f.  d.  Ausführg.  534 

- ,  Anstellg.,  Wert,  Vergleiche.  535 

- b.  Dementia  praecox,  Ergebn.  182 

- ,  Eigenhemmung  v.  Serum,  Bedeutg. 

185 

- ,  Extraktherstellg.  187 

- unter  d.  Geburt,  Wert.  182 

- ,  Grundlagen,  physikal.- ehern.  309 

- ,  Komplementgehalt  v.  Meerschw.- 

Serum,  hämolyt.  Wirkg.  183 

- bei  Lepra.  536 

- bei  Lepra  nach  antisyphilit.  Be- 

handlg.  183 

- im  Liquor,  akt.  u.  inakt.,  in  ver¬ 
schied.  Syphilisstadien.  184 

- b.  Malaria,  Liquorunters.  184 

- ,  Meinicke-,  Sachs-Georgi-  u.  27- 

Reaktion,  Vergleiche.  538 

- ,  Modifikation  im  Institut  Pasteur. 

538 

- ,  physikochemische  Verfolgung.  185 

- ,  Pipettierapparat.  537 

- ,  Rinderblut-  statt  Hammelblut¬ 
system.  537 

-* -  —  u.  „Ringreaktion“,  Vergleiche.  107 
- ,  Salvarsanprovokation  b.  Nicht¬ 
syphilitikern.  538 

- ,  Selbsthemmung  v.  Seren,  aktiven. 

185 

- im  Serum  v.  Kan.,  normal,  u. 

syphilit.  183 

- (TbWaR.)  b.  Tuberkulose,  Brauch¬ 
barkeit.  216,  217 

Wassermannsche  Tuberkulose  -  Reaktion, 
Brauchbarkeit.  448,  449 

Wasser,  Nachw.  d.  Bac.  balnearius.  93 
Wasserspirochäten,  Befunde  b.  Reims, 
Nichtidentität  m.  Spir.  icterogenes  117. 
Wasserstoffionen,  Einfl.  auf  Wirkg.  anti- 
sept.,  v.  Sublimat,  Quecksilbercyanid 
u.  a.  525 

W asserstoffionenkonzentration,  Bedeutg., 
Bestimmg.  279 

— ,  Grenzwerte  f.  Bakterien,  verschied.  95 
— ,  Optimum  f.  Bac.  d.  Typhus-Coli-Ruhr- 
gruppe.  389 

— ,  v.  Pferdeserum,  normalem.  297 

— ,  Veränderg.  i.  Bakterienkulturen,  Ent¬ 
stehungsmechanismus.  279 

Wasserstoffperoxyd,  Desinfektionswirkg., 
Beziehg.  zw.  Dauer  u.  Konzentration. 

527 

Wasser,  Trink-,  Typhusepidemie  in  Tirol 
1907.  385 


Inhaltsverzeichnis. 


617 


Weil-Felixsche  Reaktion  s.  a.  Fleckfieber. 

- ,  Pseudo-,  b.  Proteusinfektion.  112 

- ,  Wert,  sanitätspolizeilicher.  111 

Weilsche  Krankheit  s.  a.  Spirochaeta 
icterohaemorrhagiae.  117 

Weinbergsschnecken,  Trypanoplasma  heli- 
cis-Befunde.  85 

Windpocken.  102 — 103 

Wisinut-Bekandlg.,  intravenöse,  Klin.  554 
—  z.  Behandlg.  d.  Syphilis,  Ergehn.  190, 

191 

— ,  Dosierg.  555 

Wismutinjektionen ,  Gewebsverände¬ 
rungen.  552 

Wismut,  Nachw.  im  Urin.  555 

Wismuttartarat  -  Lösungen  bzw.  deren 
Mischungen  mit  Blutserum,  Verhalten 
b.  Ultrafiltration,  Experim.  191 

Wismutverbindungen,  chemotherap.  Ver- 
wendg.  552 

Wismut,  Wirkg.  auf  Augenkrankb.,  luet. 

553 

— ,  Wirkg.,  chemotherap.  550 

Wochenbett  u.  Grippe,  metastatische  Er- 
krankg.  62 

Wochenbettmorbidität,  Einfl.  v.  Tricho- 
monaden-Kolpitis.  84 

Wochenbett,  serochem.  Veränderungen, 
Untersuchungsergebn.  484 

Wundbehandlung,  Vaccine-  u.  Reizthera¬ 
pie,  Klin.  63 

Wunden,  infizierte,  Behandlg.,  antisept., 
m.  Jodalkohol.  235 

Wundinfektion.  .  63—64 

Wurmbekämpfnng  b.  Schulkindern,  Not¬ 
wendigkeit.  78 

Wurmeier,  Anreicherungsverfahren  in 
Fäces.  79 

Wurmkrankheiten,  Diagn.  m.  Gregersen- 
Reaktion.  79 

Wurzelbacillen-Gruppe,  Vaccine  z.  Be¬ 
handlg.  v.  Kindertuberkulose.  Ergebn. 

470 

Wut  s.  a.  Lyssa,  Tollwut,  Virus  fixe.  124 

—129 


Wut,  menschliche,  Blutbild.  124 

—  Schutzimpfung,  Auftreten  v.  Läh¬ 
mungen,  Klin.,  Experim.  128 

- v.  Hunden,  prophylakU  Methode. 

v  129 

- ,  Ökonom.  Methode.  128 

Wutvirus,  Ersatz  d.  Glycerins  durch 
Olivenöl  bzw.  Kampferöl  b.  Konservierg. 

127 

—  Virus,  fixes,  u.  Straßenvirus,  Anta¬ 
gonismus,  Mutation.  125 

- ,  Mikrosporidiennatur.  124 

Yatren  z.  Behandlg.  v.  Tuberkulose, 
Chirurg.,  Ergebn.  475 

—  b.  Euterentzündungen  d.  Schafe.  142 
— ,  Verwendg.  in  d.  Chirurgie.  235 
— ,  Wirkg.  b.  Y-Ruhr  u.  Ruhr-  bzw. 

Typhusbacillenträgern  413 

— ,  Wirkg.  b.  Zungenaktinomykose  d. 
Rindes.  91 

Zahncaries,  Bedeutg.  d.  Bac.  acidophilus 
odontolyticus,  Biol.,  Nachw.  usw.  71,  72 
Zahncreme  „Doramad“  z.  Mundhygiene. 

420 

Zeckenparalyse  auf  Kreta,  Nachw.,  Arten. 

80 

Zeichenapparat  f.  mikroskop.  Zwecke, 
Techn.  427 

Zellen,  große  mononukleäre,  Vermehrg. 

in  reinem  Serum.  267 

— ,  isolierte,  Reduktion  v.  Nitrogruppen, 
Experim.  33 

Zellimmunität  u.  Phagozytose,  Beziehg. 

498 

Zelltheorie,  kommende,  u.  Symbiose.  275 
Zomotherapie  b.  Tuberkulose,  Ergebn. 

223 

Zoonosen  u.  Tierkrankheiten.  120—144 
Zucker,  Einfl.  auf  Trypanosomen-Beweg- 
lichkeit,  Experim.  246 

— ,  Wirkg.,  baktericide,  in  vitro  u.  in 
vivo.  234 


G.  Pätz’sche  Buchdr.  Lippert  &  Co.  G.  m.  b.  H.,  Naumburg  a.  d.  S. 


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Centralblatt 


Bakteriologie,  Parasitenkunde 
und  Infektionskrankkeiten 

Erste  Abteilung :  ^£edizmisck~liygienisclie 
Bakteriologie  und  tieriscke  Parasitenkunde 

Referate 


In  Verbindung  mit 

Prof.  Dr.  R.  Atel,  Prof.  Dr.  M.  Braun,  Prof.  Dr.  R.  Pfeiffer, 

Geh.  Obermed.-Rat,  Jena  Geb.  Reg. -Rat,  Königsberg  i.  Pr.  Geb.  Med. -Rat,  Breslau 

berausgegeben  von 

Get.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  O.Uklworm,  Präsident  Dr.  A.  Weber, 

Bamberg,  Kunigundendamm  61  II  Geb.  Reg.-Rat,  Dresden-N.  6,  Wilbelmplatz  4H 

Prof.  Dr.  E.  Gildemeister, 

Ob. -Reg.-Rat,  Berlin-Licbterfelde  W,  Victoriastr.  7 
erlaa  von  Gustav  Fischer  in  Jena 

78.  Band  Jena,  14.  April  1925  Nr.  25/26 

—  Jeder  Band  umfaßt  26  Nummern,  die  in  zwangloser  Folge  erscheinen.  — 

. - . -  -  -  . . 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena 


Die  Syphilis  im  Lichte  neuer  experimenteil-biologischer  und  immun¬ 
therapeutischer  Untersuchungen.  Von  Dr.  Hans  Bergei,  Berlin-Wilmers¬ 
dorf.  Mit  158  Abbild,  im  Text  und  1  Tafel.  VIII,  183  S.  gr.  8°  1925  Rmk  10.— 

Inhalt:  I.  Experimentell-biologischer  Teil.  I.  Krankheit  und  Krank- 
beitssymptome.  2.  Nachweis  des  lipolytischen  Abbaues  der  lipoiden  Syphilisspirochäten 
durch  die  Lymphozyten,  ihre  Abkömmlinge  und  ihre  Bildungsorgane.  3.  Biologie  der 
Spirochäten.  4.  Deutung  der  pathologisch-anatomischen  Befunde  und  klinischen  Be¬ 
obachtungen  bei  der  Syphilis  auf  Grund  der  neuen  Erkenntnisse.  5  a)  Biologische  Er¬ 
klärung  der  Wassermannschen  Reaktion,  b)  Biologische  Erklärung  der  Luetinreaktion. 
c)  Biologische  Erklärung  der  Jarisch-Herxheimerschen  Reaktion.  6.  Entstehung  und 
Ablauf  der  verschiedenartigen  Erscheinungen  des  syphilitischen  Krankheitsprozesses,  vom 
einheitlichen  biologisch- funktionellen  Standpunkte  betrachtet.  7.  Einteilung  des  Syphilis¬ 
verlaufes  nach  ätiologischen  Gesichtspunkten.  Paralyseproblem.  —  II.  Immunthera¬ 
peutischer  Teil.  1.  Ausnutzung  der  neuen  Erkenntnisse  von  den  natürlichen  Abwehr¬ 
kräften  des  Organismus  für  therapeutische  Zwecke.  2.  Auszüge  aus  den  Protokollen  über 
die  Entstehung  von  Hoden-  usw.  Syphilis  nach  intraperitonealen  Spirochäteninjektionen. 

3.  Beiträge  zur  experimentellen  Kaninchensyphilis.  4.  Therapeutische  und  prophylak¬ 
tische  Anwendung  der  Extrakte  bei  der  Hodensyphilis  der  Kaninchen.  5.  Pathologisch¬ 
anatomische  Befunde  während  der  verschiedenen  Phasen  des  Heilungsverlaufes  der 
Syphilome  an  der  Haut  und  den  Hoden.  6.  Die  Wege  der  Selbstheilung  der  Syphilis. 

7.  Ausblicke  auf  die  Immuntherapie  der  menschlichen  Syphilis. 

\ 

Die  Bakteriophagie  vornehmlich  auf  Grund  eigener  Untersuchungen.  Von  Dr. 
Hugo  von  Preisz,  0.  ö.  Prof,  an  der  Univers.  in  Budapest.  Mit  36  Abbild, 
und  3  Tafeln.  IV,  110  S.  gr.  8°  1925  Rmk  6. — 

Inhalt:  Vorbemerkungen.  Bakteriologische  Erscheinungen  an  lebenden  Kolonien. 
Bakteriophagische  Kolonien  und  Bakterien  im  gefärbten  Präparat.  Sonstige  Erscheinungs¬ 
formen  der  Bakteriophagie.  Ueber  das  Phagenfest-  und  Phagenloswerden  von  Bakterien. 
Beginn  und  Ausbreitung  des  Phänomens.  Die  Löcher  (taches  vierges)  im  Bakterienrasen. 

Der  Tropfversuch.  Löcher  und  phagenhaltige  Punkte  im  Bakterienrasen.  Genaueres 
Verfahren  zum  Nachweis  des  Bakteriophagen.  Ueber  das  Wesen  der  Bakteriophagie. 
Ueber  die  sogenannte  Titrierung  phagenhaltiger  Flüssigkeiten.  Ueber  einige  physikalische 
und  sonstige  Eigenschaften  des  bakteriophagen  Agens.  Was  ist  das  bakteriophage  Agens. 
Erklärung  der  Abbildungen.  Literatur. 

Die  vorliegenden  Untersuchungen  orientieren  den  Leser  über  das  ganze  Gebiet 
der  Bakteriophagie.  Neben  den  Ergebnissen  eigener  Beobachtungen  ist  auch  die  bis¬ 
herige  Literatur  von  dem  Verfasser  zu  einer  umfassenden  Darstellung  verarbeitet  worden. 
Zahlreiche  mikroskopische  Aufnahmen  bilden  eine  wertvolle  Ergänzung  dieser  Arbeit,  die 
die  besondere  Beachtung  der  Bakteriologen  finden  wird. 

■ 

Die  Epidemiologie  der  Masern.  Von  Prof.  Dr.  Franz  Schütz,  Kiel.  Mit  I 
9  Abbild,  im  Text  und  2  Tafeln.  Fertiggestellt  unter  Mithilfe  der  Schleswig- 
Holsteinschen  Universitätsgesellschaft  Kiel.  IV,  108  S.  gr.  8°  1925  Rmk  5. — 

Inhalt:  Einleitung.  Gründe  für  das  wechselnde  Auftreten  von  Seuchen  über¬ 
haupt.  —  Die  Provinz  Schleswig-Holstein  als  Objekt  der  Seuchenforschung.  Geschicht¬ 
liches  über  die  Masern.  —  Anzeigepflicht  der  Masern.  —  Verlauf  der  Morbiditäts-  und  der 
Mortalitätskurve.  Jahresabschnitte.  —  Todesursachen  des  Kindesalters.  —  Die  Masern  in  den 
deutschen  Ländern.  —  Die  Masern  in  den  Regierungsbezirken.  —  Die  Masern  und  die  Be¬ 
völkerungsdichte.  —  Die  Masern  in  den  Kreisen.  —  Die  Masern  in  den  Städten.  —  Die 
Masern  in  den  Stadtteilen.  Masern  und  Jahreszeit.  —  Vorkommen  der  Masern  in  den 
einzelnen  Lebensaltern.  —  Masern  und  Geschlecht.  —  Letalität.  —  Schlußbetrachtung. 

—  Benutzte  Literatur. 

Eine  bedeutende  Rolle  spielen  noch  in  unseren  Tagen  als  eine  spezifische  Kinder¬ 
krankheit  die  Masern.  Die  Forscher  sowohl  wie  das  Publikum  wendet  dieser  Krankheit 
besondere  Aufmerksamkeit  zu,  weil  sie  auch  heute  noch  unter  den  jüngsten  Altersklassen 
der  Menschheit  ihre  Opfer  in  epidemischer  oder  endemischer  Form  jahraus,  jahrein 
fordert.  In  seinen  umfangreichen  Untersuchungen  hat  sich  der  Verfasser  dieses  Buches 
mit  der  Frage  beschäftigt,  ob  überhaupt,  und  wenn  ja,  inwieweit  unsere  Kenntnisse  über 
das  Wesen  der  genannten  Krankheiten,  Therapie,  Prophylaxe  und  Hygiene,  den  Verlauf  der 
Seuchen  an  sich  beeinflußt  haben.  Die  Ergebnisse  seiner  Arbeiten  sind  nicht  nur  für  den 
Hygieniker  und  Bakteriologen,  sondern  auch  für  den  praktischen  Arzt  von  Bedeutung. 


Prof.  Dr.  E.  Pribram’s  mikrobiologische  Sammlung 

vorm.  KräPs  bakteriologisches  Museum 

Wien  IX/2,  Zimmermanngasse  3 

(Abgabe  von  Bakterien,  Hefen,  Pilzen,  Museal kulturen,  mikro¬ 
skopischen  Präparaten  von  Mikroorganismen,  Photogrammen, 

Diapositiven  und  Nährböden). 


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bunte  Ratten,  weisse  Mäuse,  Frösche 

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A.  Seyer,  Berlin  N.  54,  Ackerstraße  19. 

Export.  Import. 

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|  Dr.  Hermann  Rohrbeok  Nacm.  c.m.ii.H.( 

|  Berlin  N.  4,  Pflugstrasse  5  | 

|  Bakteriologische  Apparate  | 
(  Präparaten-Gläser  ( 

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Göttingen,  Prov.  Hannover. 

Abteilung  II: 

Wärmekasten 

zum  Brüten  von  Bazillen,  Bakterien  und 
zum  Einbetten  mikroskopischer  Präparate 
in  Paraffin. 

Preisliste  „Warmo  31“  kostenfrei. 
Abteilung  III: 

Mikrotome 

für  Celloidin-  und  Paraffin-Schnitte. 

Gefrier-Mikrotome 

für  Aether  und  C02. 

Preisliste  „Mikro  31“  kostenfrei. 


Unsere  Fabrikate  sind  zu  Originalpreisen  in  allen  einschlägigen 

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