hJtSBek
■ V, - '
THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
583. CS
QEA
%
(
Centralblatt
für
vA ^
’M
>
Bakteriologie, Parasitenkunde
und Infektionskrankheiten
In Verbindung mit
Prof. Dr. R. Abel, Prof. Dr. M. Braun, Prof. Dr. R. Pfeiffer,
Geh. Obermed.-Rat, Jena Geh. Reg.-Rat, Königsberg i. Pr. Geh. Med.-Rat, Breslau
herausgegeben von
Prof. Dr. 0. Uhlworm, Präsident Dr. A. Weber,
Geh. Reg.-Rat, Bamberg, Geh. Reg.-Rat, Dresden-N. 6,
Kunigundendamm 6111 Wilhelmplatz 4
Prof. Dr. E. Gildemeister,
Ober-Reg.-Rat, Berlin- Lichterfelde W, Victoriastr. 7
Erste Abteilung
Medizinisch-hygienische Bakteriologie
und tierische Parasitenkunde
Referate. Band 78
Jena
Verlag von Gustav Fischer
1925 /v^
Alle Rechte Vorbehalten.
clü A
* vA c.op.'a.
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Alt. Referate.
===== Bd. 78. No. 1/2. . " '
Ausgegeben am 2. Dezember 1924.
Immunitätsforschung. — Fermentforschung. —
d’Herellesches Phänomen.
Killian, Hans, Über die Umwandlung pathogener
v Bakterien beim Durchtritt durch die Schleimhaut
der Verdauungswege. (Zschr. f. Hyg. 1924, 102, S. 262.)
Virulente Diphtheriebazillen, Strepto- und Pneumokokken ver¬
schwinden bei Versuchstieren nach der Fütterung schnell aus dem
Rachen, am schnellsten die Pneumokokken, relativ am langsamsten
die Diphtheriebazillen, und zwar letztere beim Meerschweinchen
deutlich langsamer als bei der Maus. Das verschiedene Verhalten
der beiden Tierarten steht vielleicht in ihrer verschiedenen Empfind¬
lichkeit gegen Diphtheriebazillen im Zusammenhang. — Alle drei
Bakterienarten vermögen in gewissem Umfang durch die Schleimhaut
der Verdauungswege in den Körper einzudringen, ließen sich aber
nur in einem kleinen Teil der untersuchten Fälle und in spärlicher
Zahl in den Hals- bzw. Mesenterialdrüsen wieder finden, und zwar
fast immer in stark verändertem Zustand: sie zeigten Degenerations¬
formen, Virulenz Verlust, stark verzögertes Wachstum sowie allgemeine
Herabsetzung der Lebensfähigkeit; sie ließen sich, soweit sie stark
verändert waren, in der Regel auf Nährböden nicht fortzüchten.
Ferner traten Veränderungen im serologischen Verhalten sowie in
der antigenen Wirkung der Bakterien auf. — In dieser degenerativen
Umwandlung der Erreger sieht Verf. ein wichtiges Verteidigungs¬
mittel des Organismus gegen das Eindringen virulenter Keime auf
dem natürlichen Wege durch die Schleimhäute. Schill [Dresden).
Reitler, Rud., Zur Kenntnis der Immunkörperbildung im
Organismus. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 458.)
Verf. injizierte Kaninchen in die Ohrspitze eine Öse von Coli-
bazillen resp. eines Bazillus der Mesenterikusgruppe und amputierte
sofort, binnen 3 Sekunden, das Ohr. Ein Übertritt von Bakterien in
den Kreislauf konnte in dieser Zeit noch nicht erfolgt sein, wie
Kontrollversuche mit einem hochvirulenten Milzbrandstamm zeigten.
Trotzdem wurden Agglutinine und komplementbindende Antikörper
gebildet. Diese Antikörperbildung erfolgt gleichsam als Reflex auf
den peripheren Antigenreiz, Zur Entscheidung der Frage, auf welchem
Wege die Fortleitung des Reizes erfolgt, wurden die Kaninchen vor
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 1/2. 1
59067.6
2
Immunitätsforschung.
• •
der Injektion lokal am Ohr mit Kokain und Äther anästhesiert
Kokain war ohne Einfluß, so daß die sensiblen Nerven für die Reiz-
_ • •
Übertragung nicht in Frage kommen. Dagegen hatte die Ather-
behandlung eine starke Verminderung der Antikörperbildung zur
Folge. Hieraus ist zu schließen, daß die Zellen der Kutis und Sub-
kutis den spezifischen Antigenreiz perzipieren und weiterleiten. Da
die Ätherinjektion leicht narkotisch wirkte, so kommt eine Beteiligung
der nervösen Zentren nicht in Betracht. Atropin bewirkte nur eine
geringe Herabsetzung der Antikörperbildung und zwar in gleicherweise
bei lokaler wie bei subkutaner Injektion am Bauch, so daß auch das
autonome Nervensystem für die Reizperzeption und -fortleitung nicht
in Frage kommt. — In weiteren Versuchen wurde festgestellt, daß
bei Kaninchen, die mit zwei verschiedenen Bakterienarten immuni¬
siert waren, eine im Stadium der Antikörperabnahme gegebene Re-
injektion des einen Antigens eine längerdauernde Steigerung des
Agglutinintiters auch für die andere Bakterienart hervorrief, die sich
von den kurzdauernden Titersteigerungen nach unspezifischer Protein¬
körperwirkung wesentlich unterschied. Kurt Meyer {Berlin).
Eastwood, Arthur, The capillary endothelium in relation
t o a n t i b o d i e s. (J. of Hyg. 1924, 22, p. 355.)
Manche Beobachtungen, welche mit den herrschenden Antigen-
Antikörper- Auffassungen schwer zu erklären sind, glaubt Verf.
durch seine Hypothese verständlicher zu machen. Das Kapillar-
endothelium ist danach nicht nur der Ort des Ablaufs der anaphy¬
laktischen Reaktion, sondern auch die Bildungsstätte der Antikörper.
Es wirkt wie ein Filter, das artfremde Proteinkörper adsorbiert, und
wird dabei irgendwie abgewandelt. Infolgedessen ändert sich auch
die Natur der das Filter passierenden Flüssigkeiten: die Bestandteile
des Plasmas werden besser geeignet, lockere Bindungen mit dem art¬
fremden Protein einzugehen bzw., wenn das Antigen ein lebender
Mikrobe ist, in seine Lebenstätigkeit einzugreifen. Diese Antikörper¬
wirkung ist also nur eine Verstärkung eines natürlichen Mechanismus.
Die so entstehenden „Antikörper“ sind noch „labil“ und brauchen im
Serum nicht nachweisbar zu sein. Allmählich wird aber die Um¬
stimmung des Plasmas stabiler, die Affinität der Plasmabestandteile
für das Antigen wird dann auch im Serum nachweisbar (z. B. Prä¬
zipitine). — Bei Reinjektion des Antigens kann eine Störung dieses
Filtrationsmechanismus eintreten, die sich z. B. in der von M a d s e n
bei der Diphtherietoxin-Immunisierung beobachteten negativen Phase
äußern kann: hierbei soll nach Verf. nur die Menge der kreisenden
„stabilen“, nicht aber die Gesamtmenge der (labilen und stabilen)
Antikörper vermindert werden. Ist nach einigen Tagen infolge Ver¬
festigung der Bindung des Toxins an das Endothelfilter diese Störung
Immunitätsforschung.
3
überwunden, so steigt wieder der Gehalt des Plasmas an stabilen
Antikörpern. Nach dem 10. Tag beginnt der Abbau des an die
Zellen adsorbierten Antigens, und Hand in Hand damit nimmt die
Menge der stabilen Antikörper wieder ab. Spritzt man' aber jetzt
nach dem Vorgang Wal bums einen Katalysator wie MnCl2 ein, so
kann dies Stadium aufgehoben und die Menge der stabilen Antikörper
wieder gesteigert werden. — Auch die schwer verständliche Inku¬
bationszeit der passiven Anaphylaxie ist auf Grund entsprechender
Gedankengänge denkbar: das eingeführte Antiserum wird von den
empfindlichen Zellen zwar sofort adsorbiert, aber erst nach der Ver¬
festigung dieser Bindung kann das Antigen zur Wirkung auf die
empfindlichen Zellen kommen. Ähnlich erklärt sich die von Fried¬
berger und Hjelt als „Auslöschphänomen“ beschriebene Erscheinung,
wo passiv sensibilisierte Tiere durch Injektion von Normalkaninchen¬
serum gegen den anaphylaktischen Schock geschützt werden. — Ein
fruchtbares Feld findet die Hypothese bei der Erklärung der lokalen
Infektionsempfindlichkeit und der lokalen Immunität, insbesondere bei
der Beobachtung von Gay (dies. Zentralbl. Abt. I. Bef. Bd. 76, S. 495),
daß Kaninchen durch intrakutane Behandlung mit Erysipelstrepto¬
kokken nur gegen intrakutane, nicht gegen intravenöse Neuinfektion
geschützt werden und umgekehrt; ebenso für die Feststellung von
Ce eil und Blake, daß Affen durch subkutane Pneumokokken¬
impfung nur gegen Pneumokokkenseptikämie, nicht gegen die auf
intratracheale Infektion folgende Pneumonie geschützt werden: Verf.
nimmt an, daß zwischen der dem Lumen und der dem Gewebe zu¬
gekehrten Fläche des Endothelfilters Verschiedenheiten bestehen. —
Die Einzelheiten dieser geistvollen „physiologischen Antikörper¬
theorie“ müssen im Original eingesehen werden. c. Prausnitz.
Weyrauch, F. und Herzfeld, E., Beitrag zur Frage der Be¬
einflussung der Antikörp erbildung durch die Schild¬
drüse. (Klin. Wschr. 1924 S. 936.)
Die Versuche ergaben, daß künstliche Zufuhr von Schilddrüsen¬
substanz, sei es per os oder parenteral, bei Kaninchen ohne Einfluß
auf die Hämolysinbildung ist. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Maximova Takö, N., The effect of tyreoidectomy, eon-
trolled by respiratory exchange measurements, on
antibody formation in rabbits. (J. of inf. Dis. 1923, 32,
p. 138.)
Die widersprechenden Mitteilungen früherer Untersucher über
die Wirkung der Schilddrüseninsuffizienz auf die Antikörperbildung
veranlaßte den Verf. zu dieser Arbeit, bei der besondere Aufmerk¬
samkeit auf die totale Entfernung der Schilddrüse wie auch auf die
1*
4
Immunitätsforschung.
Schonung der außerhalb der Schilddrüse gelegenen Glandulae para-
thyreoideae gelenkt wurde; ferner wurde auch durch Weglassen des
Jodes zur Hautdesinfektion eine wichtige Fehlerquelle ausgeschaltet.
Die Schilddrüseninsuffizienz, bestimmt durch Wärmeproduktions¬
messungen, vermindert beim Kaninchen nicht die Bildung der Hämo¬
lysine und Typhusagglutinine, die bei Kontrollkaninchen den gleichen
Titer zeigten. W. Worms {Berlin).
Königsfeld, H., Über Beeinflussung der Immunkörper¬
bildung durch Höhensonnebestrahlungen. (Zschr. f. d.
ges. exper. M. 1923, 38, S. 410.)
Ein Einfluß der Höhensonnenbestrahlung auf den Komplement¬
gehalt des Blutes von Meerschweinchen und auf die Tetanusanti¬
toxinbildung bei Kaninchen war nicht festzustellen. Der Agglutina¬
tionstiter gegen Typhusbazillen stieg vom 6. Tage an bei den be¬
strahlten Tieren in höherem Maße an als bei den Kontrollieren.
Ebenso war die Hämolysin- und Präzipitinbildung bei den bestrahlten
Tieren erheblich gesteigert. Nach Mäusekrebsimpfung waren die
Tumoren bei den Kontrollieren 2 — 3 mal so groß als bei den be¬
strahlten Tieren; bei letzteren waren auch Rückbildungserscheinungen
zu beobachten. Nach der Impfung vorgenommene Bestrahlungen
übten einen wachstumshemmenden Einfluß aus. Die Beeinflussung
der Immunkörper ist auf eine allgemeine unspezifische Resistenz¬
steigerung des ganzen Organismus zurückzuführen. Ob diese bei der
Bestrahlung durch Vermittlung des Blutes zustandekommt (Ziegler,
Königsfeld), oder ob die Haut eine besondere Rolle spielt (H off¬
mann), oder ob beide Faktoren gemeinsam wirken, ist noch unent¬
schieden. H et sch ( Frankfurt a. M.).
Neufeld, F., Über einige grundsätzliche Fragen der
aktiven Immunisierung. Nach gemeinsamen Versuchen mit
Dr. Hans Landau. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 466.)
Die Versuche des Verf. ergaben, daß es schwierig, aber doch
möglich ist. Mäuse gegen eine subkutane, sicher tödliche Infektion
mit Mäusetyphus zu immunisieren und zwar sowohl durch subkutane
Einspritzung abgetöteten, als durch Verftitterung lebender Kultur.
In beiden Fällen wurde nur bei einzelnen Tieren ein vollkommener
Schutz erzielt. Am besten schienen diejenigen Tiere geschützt zu
sein, die eine Fütterung mit möglichst großer Menge lebender Bakterien
überstanden hatten; diese hat also eine allgemeine, nicht ausschlie߬
lich eine örtliche Immunität zur Folge. Auch die Tiere, die zuerst
abgetötete Bakterien subkutan, danach lebende per os, wenn auch in
kleineren Mengen, erhalten hatten, waren verhältnismäßig hoch
immun, während die nur einmal mit kleinen Mengen lebender Kultur
Immmiitätsforschung.
5
gefütterten Tiere nur zum Teil eine geringe Verzögerung des Todes
aufwiesen. In dieser Hinsicht war der Erfolg hei den subkutan mit
toter Kultur vorbehandelten Tieren besser; diese zeigten sämtlich
eine deutliche, zum Teil erhebliche Lebensverlängerung. Die Ver¬
suchsergebnisse sprechen dafür, daß die lebenden Erreger grundsätz¬
lich nicht anders wirken als die abgetöteten und daß sie nur dann
eine stärkere Immunität bewirken, wenn sie in großer Menge einge¬
führt werden, so daß große Mengen von Antigen resorbiert werden.
Bei der Hühnerspirochäte gelingt durch intramuskuläre Vorbehandlung
mit abgetötetem Material ein Schutz sowohl gegen die intramuskuläre
Infektion als auch gegen die Infektion durch Fütterung leicht und
sicher. — Alle Versuche, durch Antigenzufuhr per os eine besondere
örtliche Immunität des Darms zu erzielen, gehen, wie Verf. darlegt,
von falschen Voraussetzungen aus. — Der wesentliche Grund, wes¬
halb bei manchen Infektionen gute, bei anderen schlechte Immuni¬
sierungserfolge erzielt werden, liegt in der biochemischen Ver¬
schiedenheit der einzelnen Antigene. Diese setzt unseren Bestre¬
bungen bis jetzt unüberwindbare Schranken. Schill {Dresden).
Ferry, N. S. and Fisher, L. W., Studies on the immunizing
properties of bacterial antigens prepared after
various methods. I. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 185.)
Verff. suchten ein Urteil zu gewinnen über die immunisierenden
Eigenschaften nach verschiedenen Methoden hergestellter bakterieller
Antigene. Kaninchen erhielten intravenös in Abständen von drei
Tagen drei Injektionen einander entsprechender Mengen der ver¬
schiedenen Präparate. Fünf Tage nach der letzten Injektion wurde
Blut entnommen und auf Agglutinine und komplementbindende Anti¬
körper, bei Pneumokokkenversuchen auch im Mäuseschutzversuch ge¬
prüft. Das Ergebnis war folgendes : Behandlung von Typhus-Bouillon¬
kulturen mit Natriumhydroxyd, Antiformin oder Phenol erhöhte deren
antigene Wirkung nicht, vielmehr wirkte das Alkali schädigend. Die
aus Bouillonkulturen abzentrifugierten Bakterien waren weniger
wirksam als die klare Flüssigkeit. Durch wenige Minuten dauerndes
Schütteln von Typhusagarkulturabschwemmungen mit Kochsalz und
Zentrifugieren gewonnene Flüssigkeiten erwiesen sich als wirksamer
als die Aufschwemmung selbst sowie als Bouillonkulturen und
-zentrifugate. Die in den Bouillonfiltraten und Agarbouillonzentrifu-
gaten enthaltenen Antigene scheinen weder Endo- noch Exotoxine
zu sein, sondern vom Ektoplasma der Bazillen herzustammen. Verff.
bezeichnen sie daher als Ekto-Antigene. Bei Pneumokokken waren
Bouillonkulturen, Bouillonzentrifugate und Agarwaschwässer bezüglich
der Agglutininbildung ziemlich gleichwertig, während im Mäuseschutz¬
versuch die mit phenolisierten Bouillonzentrifugaten erzeugten Sera
6
Immunitätsforschung.
am wirksamsten waren. Bei Streptokokken waren Agarbazillen¬
aufschwemmungen und -zentrifugate gleichwertig und den Bouillon-
zentrifugaten überlegen, die ihrerseits bessere Resultate gaben als
Bouillon vollkulturen. Von Gonokokken gaben Agarzentrifugate die
besten Resultate, es folgten Agarabschwemmungen und einander
gleichwertig Bouillonfiltrate und Bouillonkulturen. Bei Keuchhusten¬
bazillen waren hinsichtlich der Agglutininbildung Agaraufschwem¬
mungen selbst den Zentrifugaten überlegen, während bezüglich der
komplementbindenden Antikörper das Umgekehrte der Fall war. Bei
der Bildung polyvalenter Antikörper gegen die Typhus-Paratyphus¬
gruppe waren Agarzentrifugate den gebräuchlichen Vaccinen über¬
legen. Dasselbe war bei den Gonokokkenagarzentrifugaten der Fall.
Kurt Meyer {Berlin).
Bacher, Stephan und Kosian, Maria, Der Eiweißaufbau, ins¬
besondere das Globulin- Albuminverhältnis (Eiwei߬
quotient) in Immunseris. (Bioch. Zschr. 1924, 145, S. 324.)
In dem Globulin- Albuminquotient des Pferdeserums bestehen so
große individuelle Unterschiede, daß nur Durchschnittswerte ver¬
gleichbar sind. In alten Normalseren ist der Quotient wesentlich
höher als in frischen als Ausdruck einer erhöhten Labilität ihres
Eiweißes. In Diphtherieseren ist das Gesamteiweiß vermehrt, die
Globuline, besonders die Pseudoglobuline, absolut und relativ vermehrt,
die Albumine relativ und absolut vermindert. Diese Veränderung ist
aber keineswegs Voraussetzung der Antitoxinbildung, da sie in keiner
Weise mit dem Antitoxingehalt der Sera im Zusammenhang steht.
Dagegen scheint ein hoher Quotient beim normalen Pferde eine
Disposition für gute Antitoxinbildung anzuzeigen. Das Ausmaß der
charakteristischen Veränderungen ist abhängig von der Dauer der
Immunisierung und der Anzahl der Aderlässe, nicht aber von den
einverleibten Toxinmengen. Bei Immunisierung von Pferden gegen
Cholera, Meningokokken, Dysenterie, Gasbrand, Tetanus fehlen analoge
Veränderungen. Der Eiweißaufbau der normalen Sera verschiedener
Tierarten weist starke artcharakteristische Unterschiede auf, ohne
daß Beziehungen zur Antitoxinbildungsfähigkeit erkennbar wären.
Bei Rindern tritt nach Diphtherieimmunisierung keine analoge Ver¬
änderung der Eiweißfällbarkeit auf wie bei Pferden. Der Titer¬
rückgang bei alten Diphtherieseren steht in keinem Zusammenhang
mit der beim Altern eintretenden erhöhten Eiweißlabilität. Der Ver¬
schiebung der Aussalzbarkeit der Eiweißkörper beim Altern der Sera
entspricht eine solche der Antitoxine. In alten Seris werden alle
Antitoxine schon bei höchstens 48 Proz. Ammonsulfat ausgefällt.
Die Euglobulinfraktion enthält schon bei frischen, mehr aber noch
bei alten Seren nennenswerte Mengen Antitoxin. Kurt Meyer.
Immunitätsforschung.
7
Utenkow, M. D. und Kalinin, W. S., Mikroimmunisierung.
(Ergeb. d. Inst. f. Infekt.Krkh. Elias Metschnikoff des Moskauer
Gesundheitsamtes 1924, p. 25.)
Die Mikroimmunisierung (beginnende Impfung mit minimalster
Dosis = 2PQ15 Öse des Erregers) hat theoretische wie praktische
Bedeutung. Sie nähert sich der Norm physiologischen Reizes, indem
sie keine augenfälligen klinischen Symptome erzeugt. Sie erzeugt
spezifische Antikörper (z. B. Agglutinine hohen Titers). Diese Anti¬
körper steigen rapid (schnelle Immunisierung). Die Mikroimmuni¬
sierung weist auf die Möglichkeit hin, eine Immunisierung mit
lebenden Erregern zu beginnen. e. Gildemeister {Berlin),
Carbonei, M. V. et Mayer, E., Nouvelle methode de prepara-
tion des vaccins bacteriens. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 322.) ,
VertF. verwenden zur Herstellung von Impfstoffen an Stelle der
Vincentschen Technik Ätherdämpfe. Prigge {. Frankfurt a. M.).
Combiesco, D. et Popesco, C., Recherches sur le mecanisme
de l’immunite dans la vaccination par la voie cutanee
chez le cobaye. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 484.)
Nach Besredka ist die bei Kaninchen und Meerschweinchen
durch Kutanimpfung erzeugte Immunität ausschließlich eine Funktion
der Haut und bedarf zu ihrem Zustandekommen keiner humoralen
Faktoren. Verff. haben jetzt nachgewiesen, daß die Leukocyten der
immunisierten Tiere außerordentlich viel höhere phagocytäre Eigen¬
schaften gegenüber den verschiedenen Variationen der Milzbrand¬
bazillen (Vaccin I und II usw.) haben als die von Normaltieren. Es
handelt sich somit nicht um eine ausschließlich lokale Immunität
der Haut, vielmehr sind andere organische Faktoren, z. B. Opsonine,
mitbeteiligt, unter deren Einfluß die Aktivität der Phagocyten steigt.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Weichardt, W., Über die theoretischen Grundlagen der
Proteinkörpertherapie. (W. kl. W. 1924 S. 709 u. 732.)
Zusammenfassende Darstellung. Bei der Wirkung parenteral
einverleibter Proteinkörper haben wir es nicht mit einem einheit¬
lichen Vorgänge zu tun, chemische und physikalische Prozesse greifen
in sehr komplizierter Weise ineinander. Diese Erkenntnis vermindert
allerdings die Aussicht, eine möglichst eng umschriebene originelle
Ursache zu finden, sie enthält vorläufig lediglich die Aufforderung zu
exakt experimenteller Kleinarbeit nach den verschiedensten Richtungen.
Nur eine fortgesetzte Kontrolle der eintretenden Reaktion seitens des
8
Immunitätsforschung.
klinisch Erfahrenen ist für die richtige Dosierung der einzelnen
Präparate maßgebend. Die Aktivierung des Organismus, die Reaktions¬
änderung der Zellen im Sinne der Leistungssteigerung ist das Ziel.
Für die Proteinkörpertherapie ist durch diese Auffassung eine ein¬
heitliche Grundlage gegeben, auf der ein jeder nach seinen Er¬
fahrungen und den Bedürfnissen der Praxis bauen kann. He t sch.
Much, Hans, Die Probleme der Lipoidtherapie und der
Organreiztherapie. (M. m. W. 1924 S. 1010.)
Zusammenfassender Vortrag über die Aufgaben und Aussichten
der Lipoidtherapie und der Organreiztherapie. w. Gaehtgens.
Danysz-Michel et Laskownicki, St., Variations du taux de
Cholesterine dans le sang sous l’action de certains
antiseptiques et de certains vaccins. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 632.)
Bei Kaninchen, die mit Lugolscher Lösung, Jodwasser oder
Terpentin (tägliche Injektionen bzw. 1 — 3 tägige Intervalle) behandelt
wurden, konnte nach Abschluß der Behandlung regelmäßig ein be¬
trächtlicher Anstieg des Cholesteringehaltes im Blut festgestellt
werden (Blutentnahme vor Beginn der Behandlung und 24 Stunden
nach der letzten Injektion). Das gleiche Phänomen konnte bei Ka¬
ninchen beobachtet werden, die gegen Paratyphus-B-Bazillen immuni¬
siert wurden. Jedesmal, wenn der Cholesterintiter gestiegen war,
ergab sich auch ein Anstieg des Agglutinintiters. War jedoch eine
Cholesterinzunahme nicht nachweisbar, so war auch keine Vermehrung
der Agglutinine festzustellen. Der Cholesteringehalt des Blutes, der
im Verlauf von Immunisation und Krankheit stark zu wechseln
pflegt, scheint also immer dann zuzunehmen, wenn die Abwehrkräfte
des Organismus steigen. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Bechhold, H., Tierexperimentelle Studien über Kolloid¬
therapie. II. (M. m. W. 1924 S. 932.)
Verf. hat in Fortsetzung früherer Untersuchungen über die thera¬
peutische Wirkung von Kolloiden auf die Suiseptikusinfektion der
Maus (M. m. W. 1922 No. 41) eine Reihe von weiteren Kolloiden
einer Prüfung unterzogen. Als Infektionserreger diente wieder vor¬
wiegend der B. suisepticus, in einigen Fällen auch ein mäuseviru¬
lenter Paratyphus und der Pneumococcus mucosus. Die stärkste
therapeutische Wirksamkeit äußerte von den geprüften Präparaten
das Terpentinöl, welches mindestens 50 Proz. der infizierten Tiere
vor dem Exitus zu schützen vermochte. Eine schwächere, wenn auch
immer noch deutliche Wirkung hatten Hämoglobin, Lezithin, nuklein¬
saures Natrium, Stärkekleister usw.; noch schwächer wirkten un-
Immunitätsforschung.
9
geschütztes kolloides Silber, Methylkasein, Pepton (Witte) usw., und
als wirkungslos erwiesen sich schließlich kolloide Kieselsäure, Meer¬
schweinchengalle, Eisenalbumin usw. Die Annahme, daß die Heil¬
wirkung gewisser Kolloide vielleicht auf die Entstehung einer Leuko-
cytose zurückzuführen sei, ließ sich nicht bestätigen.
Derselbe, Ti er experimentelle Studien über Kolloid¬
therapie. III. (M. m. W. 1924 S. 971.)
Verf. konnte an künstlich infizierten Mäusen feststellen, daß die
Krankheit einen viel rascheren Verlauf nahm, wenn die Tiere im
Brutschrank gehalten wurden. Weiter ergab sich, daß Mäuse, die
eine Suiseptikusinfektion überstanden hatten und als vollkommen ge¬
heilt anzusehen waren, noch nach Wochen fast ausnahmslos in
1 — 2 Tagen unter den typischen Erscheinungen der Suiseptikus¬
infektion eingingen, wenn sie in den Brutschrank gesetzt wurden.
Ebenso erlagen infizierte Tiere, die scheinbar durch Kolloidtherapie
geheilt worden waren und keine Spur einer Infektion mehr erkennen
ließen, der Suiseptikusinfektion, wenn sie Brutschranktemperatur
ausgesetzt wurden. Weiter ließ sich zeigen, daß die Virulenz der
Bakterien von Tieren, die mit untertödlichen Dosen infiziert und zu
Bazillenträgern geworden waren, eine bedeutende Abschwächung im
Tierkörper erfahren hatte. Die Wirkung der Kolloidtherapie wäre
demnach in der Weise zu deuten, daß sie* den Organismus befähigt,
aus dem virulenten Erreger einen wenig virulenten oder avirulenten
zu machen. Die Tiere, die einer Kolloidbehandlung unterzogen sind,
bleiben Träger des Erregers, der unter normalen Bedingungen nicht
weiter in Erscheinung tritt, seine verderbliche Wirkung aber zur
Geltung bringt, sobald die Tiere einer höheren Temperatur aus¬
gesetzt werden. W. Gaehtgens (Hamburg).
Oguni, H., Comparative studies on the methods for pre-
p a r i n g s e r u m. (J. of the Japan. Soc. of vet. Science. 1924, 3, p. 81.)
Verf. suchte festzustellen, nach welchen Methoden, mit welchen
Apparaten und unter welchen Bedingungen sich am meisten Serum
aus dem Blut gewinnen ließe. Nach seinen Untersuchungsergebnissen
ist die Serummenge abhängig in erster Linie von dem blutspendenden
Individuum. Läßt man das Blut auf gewöhnliche Weise gerinnen,
so beträgt die erzielte Gesamtserummenge 41 — 64 Proz. des ent¬
zogenen Gesamtblutes. Der Serumertrag beim ersten Aderlaß (4 1)
war um 6,5 Proz. kleiner als der beim zweiten, wenn dieser in gleicher
Menge 2 Tage später gemacht wurde. Luftdruck und Hungernlassen
vor der Blutentnahme hatten auf die Gesamtserummenge keinen Ein¬
fluß. Die günstigste Temperatur für die Serumabscheidung liegt etwa
bei 20° C. Der Serumertrag ist proportional der Höhe der verwen¬
deten Glasgefäße. Die vom Veterinärlaboratorium in Buitenzorg ge-
10
Immunitätsforschung.
übte Auspreßmethode eignet sich besonders für Pferde- und Schweine¬
blut, während die Methode des Indischen Zivil-Veterinärlaboratoriums
für Rinderblut brauchbarer zu sein scheint. Zeller (Berlin).
Nageotte, J., Sur la solubilite des colorants lipo-solubles
dansle serum. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 539.)
Studien über die Färbbarkeit des Serums mit fettlöslichen Sub¬
stanzen. Technik der Färbung. Prig ge (Frankfurt a. M.).
Galke, K., Stalagmometrische Untersuchung des Pferde¬
serums unter besonderer Berücksichtigung der
Trächtigkeit. (Arch. f. wiss. Tierhlk. 1924, 50, S. 468.)
Der Untersuchungsbefund zeigte, daß die Normaltropfenzahl des
Serums der tragenden Tiere vom 6. Monat der Trächtigkeit an bis
zum Abfohlen zwischen 110,97 und 112,96, bei den im 1.— 6. Monat
tragenden Stuten zwischen 111,70 und 113,70 schwankte, während
die Normaltropfenzahl bei den Konfrontieren zwischen 110,97 und
112,70, also innerhalb der Schwankungsbreite des Serums gravider
Stuten lag. Die Werte, welche bei den in der Laktation befindlichen
Pferden gefunden wurden, betrugen 111,28 — 113,70 Normaltropfen. —
Verf. ist auf Grund der von ihm gefundenen Zahlen der Ansicht,
daß die Oberflächenspannung des Pferdeserums durch die Trächtigkeit
kaum oder nicht derartig beeinflußt wird, daß letztere durch die
stalagmometrische Untersuchung nachzuweisen wäre, da in jedem
Stadium der Trächtigkeit Oberflächenspannungswerte des Serums
auftreten, die gleich oder nahezu gleichwertig auch bei nichttragenden
Tieren gefunden werden. Giese (Berlin).
Went, Stefan, Über die agglutinier enden und phagocytose-
fördernden Stoffe von Normalseris. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 40, S. 509.)
Die agglutinierende und phagocy tosefördernde Wirkung der
Normalsera ist ein streng spezifischer Vorgang. Bei Behandlung mit
einer Bakterienart verschwindet nur die Wirkung gegenüber dieser.
Die agglutinierende und phagocytosefördernde Wirkung der normalen
Sera wird durch komplexe Körper verursacht, deren Wärmeempfind¬
lichkeit aber ebenso keine absolute ist wie die der agglutinierenden
und bakteriotropen Stoffe der Immunsera. Da bei den Normalseren
dasselbe Verhältnis von agglutinierender zu phagocytosefördernder
Wirkung besteht, das Verf. früher für Immunsera festgestellt hat,
so sind die entsprechenden Antikörper in Normal- und Immunseren
als gleich anzusehen und die Normalagglutinine mit den Normal¬
opsoninen identisch, wie dies Verf. früher für die Immunantikörper
nachgewiesen hat. Kurt Meyer (Berlin).
Immunitätsforschung.
11
Sierakowski, S. et Milejkowska, F., Agglutination alcaline,
hom ogeneisation et eclaircissement des cultures
bacteriennes dans des Solutions alcaline s. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 91, p. 716.)
Untersuchungen über Agglutination in stark alkalischen Medien
an 26 verschiedenen Bakterienarten. Das Aussehen der alkalischen
Agglutination unterscheidet sich in charakteristischer Weise von
der spezifischen und der sauren; es stimmt weitgehend mit der von
Bordet, Strong u. a. beschriebenen Konglutination überein (inak¬
tives Rinderserum präzipitiert bei Anwesenheit von Komplement
sensibilisierte Bakterien und Blutkörperchen). Während die saure
Agglutination auf einer elektrischen Umladung der Bakterien beruht,
handelt es sich bei der alkalischen Agglutination wahrscheinlich
nicht um einen Wechsel der elektrischen Ladung, sondern um Ver¬
änderungen in* der Adhäsivität der Bakterien (Untersuchungen mit
sauren und basischen Farbstoffen). Die saure Agglutination ist
reversibel, die alkalische irreversibel. — Der Agglutination voran
geht eine Aufhellung der Bakterienemulsionen. Die beschriebenen
Phänomene sind — mit Ausnahme der Sporenbildner — erst bei
tödlichen Konzentrationen der Hydroxylionen zu beobachten, betreffen
also abgetötete Bakterien. Bei niedrigeren pn- Werten war eine Homo¬
genisierung der Bakterienemulsionen zu beobachten, die bei neutraler
Reaktion nicht homogen gewesen wären. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Landsteiner, Karl and van der Scheer, James, Serological
examination of a species hybrid. I. On the inheritation
of species-specific qualities. ( J. of Immunol. 1924, 9, p. 213.)
Die Blutkörperchen des Maultiers lassen sich durch Immun¬
agglutination leicht von Pferde- und Eselblutkörperchen unterscheiden.
Sie werden sowohl von Antipferde- wie von Antieselserum agglutiniert
und zwar von letzteren bis zur Titergrenze. Gegenüber Antipferde¬
serum, das mit Eselblutkörperchen erschöpft ist, verhalten sie sich
wie Pferdeblutkörperchen, gegenüber mit Pferdeblut erschöpftem
Antieselserum wie Eselblutkörperchen. Mit Maultierblut erzeugte
Immunsera verhielten sich bezüglich des Titers wie bei Absorptions¬
versuchen ganz wie Antipferdeblutsera. Versuche mit Präzipitinen
gegen Pferde-, Esel- und Maultierserum gaben bisher noch keine
eindeutigen Resultate.
Dieselben, Serological examination of a species hybrid.
II. Tests with normal agglutinins. (Ibid. p. 221.)
Bei der wechselseitigen Prüfung von Pferde-, Esel- und Maultier¬
seren und -blutkörperchen auf Isoagglutination ergab sich, daß zwei
Eselsera alle Pferde- und bis auf eine Ausnahme auch alle Maultier-
12
Immunitätsforschung.
blutkörperchen agglutinierten. Es handelte sich hier also wohl um eine
artspezifische Heteroagglutination. Pferde- und Maultierblutkörperchen
und -seren verhielten sich sehr ähnlich. Das Blut der meisten
Maultiere ähnelte dem Pferdebluttypus, dessen Serum Isoagglutinine
enthält, und dessen Blutkörperchen nicht oder nur schwach agglutinabel
sind. Es scheinen also auf das Maultierblut isoagglutinable Elemente
sowie die durch Eselserum heteroagglutinablen Substanzen vererbt
zu werden. Wenn, wie es scheint, Eselblut nicht oder nur selten
isoagglutinable Elemente enthält, so ist es verständlich, daß Maul¬
tierblut weniger häufig agglutinabel ist als Pferdeblut.
Kurt Meyer {Berlin).
Snyder, Laurence H., Iso-hemagglutinins in rabbits. (J. of
Immunol. 1924, 9, p. 45.)
Bei der wechselseitigen Prüfung von Blutkörperchen und Serum
von 80 Kaninchen aus 10 verschiedenen Rassen in nahezu 2000 Kombi¬
nationen wurde nur 5 mal Agglutination beobachtet, die bei Wieder¬
holung ausblieb. Auch bei der Prüfung der Blutkörperchen mit art¬
fremdem Meerschweinchen- und Schweineserum wurde stets gleich¬
mäßige Agglutination gefunden. Es bestehen also keine Anhalts¬
punkte für das Vorkommen verschiedener Blutgruppen beim Kaninchen.
Walsh, L. S. N., The blood interrelationship of horses,
asses and mules. (Ibid. p. 49.)
Eselserum agglutiniert Pferdeblutkörperchen zu 81 Proz., dagegen
niemals Mauleselblutkörperchen. Es hämolysiert Pferdeblutkörperchen
in 78 Proz. und Mauleselblutkörperchen in 50 Proz. Mauleselserum
agglutiniert weder noch hämolysiert Pferdeblutkörperchen. Das Maul¬
eselblut zeigt somit Charaktere sowohl vom Pferd wie vom Esel, in¬
dem sein Serum sich ähnlich wie Pferdeserum verhält, während seine
Blutkörperchen denen des Esels näher stehen.
Derselbe, Hemagglutination in horses. (Ibid. p. 57.)
Pferdeblut zeigt vor der Gerinnung konstant eine Autohämaggluti¬
nation. Das Pferdeserum .agglutiniert in gleicher Weise eigene
wie fremde Pferdeblutkörperchen. Weder die Auto- noch die Iso¬
agglutinine werden von den Blutkörperchen gebunden. Beim Stehen
nimmt sowohl die Agglutinationswirkung des Serums wie die Agglu-
tinabilität der Blutkörperchen ab. Dabei treten Unregelmäßigkeiten
bei der wechselseitigen Agglutination auf, die auf eine Art Gruppen¬
bildung hindeuten. Durch kleine Mengen Calciumchlorid werden Auto-
und Isoagglutination verstärkt, während größere Mengen hemmend
wirken oder die Agglutination ganz aufheben. Dekalzifikation des
Blutes durch Ammoniumoxalat hemmt die Autoagglutination nicht; da¬
gegen übt Citrat einen leicht hemmenden Einfluß aus. Kurt Meyer.
Immunitätsforschung.
13
Liang, B., Neue Untersuchungen über Isohämagglutinine
bei den Chinesen, insbesondere die geographische
Änderung des Hämagglutinationsindex (biochemischen
Rassenindex). (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 93.)
Die Landsteinersche Einteilung in 4 Blutgruppen läßt sich
nicht aufrecht erhalten. Es gibt vielmehr eine Reihe von Zwischen¬
formen, die man namentlich dann feststellen kann, wenn man bei der
Identifizierung nicht nur wie bisher mit den Testseris die Blut¬
körperchen, sondern außerdem mit den beiden, die zwei verschiedenen
agglutinablen Substanzen aufweisenden Arten von Blutkörperchen
das Serum der zu untersuchenden Person prüft. Die bisher gebräuch¬
liche Bezeichnung: „biochemischer Rassenindex41 ist unzweckmäßig,
da schon die Untersuchungen von Düngern und Hirschfeld ge¬
zeigt haben, daß die verschiedenen Phänotypen der Isoagglutination
nichts mit den Rassen im gewöhnlichen Sinne zu tun haben, nicht
an die anthropologischen Rassen gebunden sind. Alle bisher nach-
••
gewiesenen Ähnlichkeiten und Unterschiede beziehen sich auf rassisch
sehr verschiedenartig gemischte Populationen, daher spricht man
besser von Hämagglutinationsindex oder biochemischem Populations-
index. — Die einzelnen an Chinesen gewonnenen Ergebnisse sind
nur im ausführlichen Zusammenhang verständlich. Noetel.
• •
Mino, Prospero, Uber die angebliche Existenz von mehr
als zwei Isoagglutininen im menschlichen Blute.
(M. m. W. 1924 S. 1129.)
Verf. kommt in Ablehnung der Ansichten von Guthrie und
Huck sowie Coca und Klein zum Schluß, daß sich bisher nur
zwei verschiedene Isoagglutinine und zwei Agglutinogene haben
nachweisen lassen. Demgemäß sind auch nur vier menschliche Blut¬
gruppen ZU unterscheiden. w. Gaethgens [Hamburg).
Schiff, F. und Adelsberger, L., Über blutgruppenspezifische
Antikörper und Antigene. I. Mitteilung. (Zschr. f.
Immun.Forsch. 1924, 90, S. 335.)
Unter 34 normalen Menschenseren, die das Isoagglutinin a ent¬
hielten, war bei 24 auch das entsprechende Isolysin nachweisbar.
Bei 14 von diesen ließ sich das Lysin nach Inaktivierung durch
Meerschweinchenserum reaktivieren. Von 40 Seren mit dem Agglu¬
tinin b enthielten 30 das entsprechende Lysin, das in 8 Fällen
durch Meerschweinchenserum reaktivierbar war. Ein Komplement¬
verbrauch fand bei der Isolyse in der Regel nicht statt. In ein¬
zelnen Seren waren auch komplementablenkende Isoantikörper nach¬
weisbar. Diese reagierten nicht nur mit frischen, sondern auch mit
gekochten und mit Alkohol behandelten Blutkörperchen sowie mit
14
Immunitätsforschung.
Stromata, erwiesen sich also, wie dies für andere Normalantikörper
bekannt ist, als „stabilotrop“. In seltenen Fällen wirkt normales Meer¬
schweinchenserum auf Schaf blutkörperchen und elektiv auf Menschen¬
blutkörperchen der Gruppen 2 und 4 hämolytisch. Durch Ausfüllung
mit Menschenblutkörperchen der Gruppen 2 und 4, nicht aber 1 und 3
wird das Lysin aus dem Serum entfernt. Immunisierung von Kaninchen
mit frischen und gekochten Menschenblutkörperchen der Gruppe 2
lieferte in einigen, nicht allen, Fällen eine Schafblutlysin, welches in
seinen Eigenschaften dem Forsmanschen Lysin entsprach: Rinderblut
wurde nicht gelöst, Schaf blut nicht agglutiniert ; alkoholische Ex¬
trakte aus Meerschweinchenlunge, nicht aber solche aus Rinderherz
wurden ausgeflockt. Das Lysin wurde gebunden durch Schafblut,
Menschenblutkörperchen der Gruppen 2 und 4, durch Hühnerblut¬
körperchen sowie durch Meerschweinchen- und Pferdeniere. In einem
iso- und zwei heterogenetischen schafblutlösenden Kaninchenseren
fanden sich Agglutinine gegen Menschenblutkörperchen der Gruppen
2 und 4; in 5 anderen schaf blutlösenden Immunseren sowie in 14
nichtschafblutlösenden Kontrollseren waren solche Agglutinine nicht
nachweisbar. Das Agglutinin wurde durch Menschenblutkörperchen
nur der Gruppen 2 und 4, ferner durch Schafblutkörperchen und
Organe des heterogenetischen Typus aus dem Serum gebunden.
Diese Beobachtungen weisen auf eine Rezeptorengemeinschaft zwischen
Schafblutkörperchen und Menschenblutkörperchen der Gruppen 2
und 4. ln normalen Menschenseren, auch solchen, die Schafblut¬
hämolysine enthielten, ließen sich keine Antikörper nachweisen, die
mit dem Schaf- und Menschenblut gemeinsamen Rezeptor reagierten.
Ein Widerspruch zu den übrigen Ergebnissen liegt hierin nicht, da
negativen Versuchen bei einer Rezeptorenanalyse keine Beweiskraft
zukommt. Absättigungsversuche sprechen dafür, daß die Agglutinine
des Kaninchenimmunserums und die Isoagglutinine des normalen
Menschenserums an denselben Rezeptoren der Blutkörperchen an¬
greifen und daß diese außerdem Rezeptoren besitzen, die nur mit
den Agglutininen der Immunsera reagieren. Kurt Meyer {Berlin).
Isaac, Raphael, A quantitative analysis of hemaggluti-
nation and hemolysis. (J. of Immunol. 1924, 9 p. 95.)
Eine genaue quantitative Verfolgung von Hämagglutination und
Hämolyse ist möglich, indem man sie in der Blutkörperchenzähl¬
kammer vor sich gehen läßt und jeweils die Zahl der nicht aggluti-
nierten Blutkörperchen bestimmt. Das Maximum der Isoagglutination
wird bei 18—20° bei Hundeblut in 2—4 Stunden, bei Menschenblut
in etwa 26 Stunden erreicht. Bei sehr geringer und sehr großer
Zahl der Blutkörperchen erfolgt Hämolyse, bevor das Maximum der
Agglutination erreicht ist. Je höher die Temperatur, um so schneller
Immunitätaforschung.
15
verlaufen Agglutination und Hämolyse. Die sekundäre Trennung der
Blutkörperchen bei höheren Temperaturen täuscht eine stärkere
Agglutination bei niederer Temperatur vor. ln Serum erfolgt die
Agglutination etwas langsamer als in Kochsalz-Citratlösung. Die
H-Ionenkonzentration ist von geringem Einfluß auf die Agglutination.
Saure Reaktion beschleunigt die Hämolyse. Die Defibrinierung und
das Waschen des Blutes verändern die Zusammensetzung der Blut¬
körperchen, so daß ein größerer Teil nicht agglutiniert wird. Stech¬
apfelbildung verzögert die Agglutination etwas, doch bleibt das Maxi¬
mum der Agglutination das gleiche. Die Kerne, retikuläre Substanz,
Heintzsche, Jollysche Körperchen enthaltende Blutkörperchen, sind
am resistentesten gegen Hämolyse. Becherförmige Blutkörperchen ent¬
stehen durch Auflösung des einen von zwei aneinander liegenden
Blutkörperchen. Kurt Meyer {Berlin).
Moritsch, P. und Neumüller, H., Ein praktischer Behelf zur
Aufbewahrung der Testsera für die Blutgruppen¬
bestimmung nach Moß. (W. kl. W. 1924 S. 691.)
Zur Verhütung von Transfusionsschäden empfehlen die Verff. die
von Moß angegebene Agglutinationsprobe, die auf der sog. Gruppen¬
einteilung des Menschenblutes beruht und in wenigen Minuten aus¬
zuführen ist. Es wird ein einfaches Verfahren geschildert, das die
Veränderung der Testsera bei der Aufbewahrung verhindert. Die
unveränderte spezifische Wirksamkeit der Testsera ist für die Brauch¬
barkeit der Reaktion von größter Bedeutung. Hetsch {Frankfurt a. M.).
Damboviceanu, A., Quelques recherches sur les proprietes
agglutinantes et precipitantes du sang d’Anodonta
cyanea. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 736.)
Untersuchungen über Spontanflockung im Blut von Anodonta
cyanea. Prigge {Frankfurt a. M.).
Oliver, Jean and Barnard, L., Electric charges and stabi-
lity in suspensions of red blood cells. (Proc. Soc. for
exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 529.)
Untersuchungen mittelst der kataphoretischen Zelle von Micha¬
elis ergaben, daß die negative Ladung roter Blutkörperchen
in reiner Rohrzuckerlösung in wenigen Minuten auf einen Punkt
dicht bei Null sinkt. Dabei tritt Agglutination ein. Elektro-
lyte beeinflussen die Ladung der Blutzellen in derselben Weise
wie die anderer suspendierten Partikel: sie bewirken Sinken
der ursprünglich negativen Ladung auf den isoelektrischen Punkt,
einige unter ihnen ein Positivwerden. Der Grad der Änderung
richtet sich nach der Valenz der Kationen. Dabei kommt aber die
16
Immunitätsforschung.
Wirkung der Zellen als ampliothere Elektrolyte mit in Betracht, so
daß infolge von Hydrolyse das Salz eines zweiwertigen Metalls
stärkere Änderungen hervorbringt als bei weniger Hydrolyse das
eines dreiwertigen. Umwandlung der negativen Ladung in positive
durch alle dreiwertigen Ionen und durch zweiwertige mit stark
hydrolytischen Salzen. Diese positiven Ladungen sind beständig.
Stabilität der Blutkörperchensuspensionen besteht bei positiver wie
bei negativer Ladung oberhalb eines gewissen kritischen Potentials,
aber bei allen Elektrolyten von sehr hoher Konzentration auch ohne
Potential. Unregelmäßige Reihen mit einer stabilen Zone zwischen
unstabilen werden durch dreiwertige sowie durch zweiwertige stark
hydrolysierte Metalle bewirkt, bei Überschreitung des kritischen
Potentials durch die stark positiv gewordene Ladung. „Prozonen“,
bei denen eine Stabilitätszone bei höchsten Konzentrationen des
Elektrolyten, von einer Unstabilitätszone gefolgt wird, sind nicht
Folge von Zellenladungen. Eine Suspension von Blutkörperchen in
Rohrzuckerlösung gleicht daher einem lyophoben Kolloid in der
Empfindlichkeit gegen Ausflockung durch Elektrolyte. Außer bei
höchster Konzentration derselben hängt die Stabilität von dem
Potential der elektrischen Doppelschicht auf der Zelloberfläche ab.
In der chemischen Natur der Teilchen, in deren amphotheren Reaktion
gegenüber H- und OH-Ionen gleicht sie einem lyophilen Kolloid
(Proteinen, Gelatine). Eine Suspension von Teilchen von der Be¬
schaffenheit des Protoplasmas roter Blutkörperchen würde nicht auf
Elektrolyte durch Ausflockung reagieren, wie es bei der Blutkörperchen¬
suspension geschieht. Zur Erklärung solchen Verhaltens wird die
Annahme gemacht, daß die Oberfläche der Zellen von einem un¬
löslichen amphotheren Häutchen bedeckt ist. Denaturalisiertes
Protein verliert seine lyophilen Eigenschaften. Bei Häutchenbildung
findet Denaturalisierung statt (Ramsden). Mit dünner Schicht von
Eialbumin überzogene Kollodiumpartikel (Loeb) verhalten sich in
Suspension ähnlich wie rote Blutkörperchen. E. Fit sehen (Weyarn).
Kürten, H., Cholesteringehalt und Suspensionsstabilität
des Blutes während Gravidität und Puerperium. (Klin.
Wschr. 1924 S. 1216.)
Unter Hinweis auf frühere Untersuchungen wird gezeigt, daß
der Cholesterinvermehrung im Blute eine senkungsbeschleunigende
Wirkung zukommt. Besonders auffallend ist der Parallelismus zwischen
Cholesteringehalt und Suspensionsstabilität in der Schwangerschaft
und im Wochenbett. Aus diesem Zusammenhang ergeben sich neue
Gesichtspunkte für ein Verständnis des Stoffaustausches zwischen
• •
Mutter und Kind, sowie für eine bestimmte Art der Odementstehung.
Schuster (Frankfurt a. 0.).
Immunitätsforschung.
17
Wegievko, J., Recherchessurlafloculation. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 91, p. 717.)
Die Methode verwendet geringe Serummengen. Man entnimmt
an der Fingerbeere 0,2 ccm Blut, die man mit 0,4 ccm 2proz. Natrium¬
citratlösung gemischt in ein Zentrifugenröhrchen gibt. Nach Ab¬
setzen der Blutkörperchen bringt man die überstehende Flüssigkeit
sowohl konzentriert als in 1I2-, Vs’ und V4*^eri dünnung mit physio¬
logischer Kochsalzlösung (Volumen: 0,2 ccm) in 4 Röhrchen. Dann
überträgt man die Röhrchen für 3 Minuten in ein Wasserbad von
52° und schüttelt die Röhrchen jede Minute auf, um beginnende
Flockung festzustellen. Bei verzögerter Flockung darf man die
Röhrchen 3—4 Minuten in ein Wasserbad von 54° einstellen. Die
Temperatur muß aufs sorgsamste überwacht werden , da es bei
Temperaturen über 54° nicht zur Flockung kommt. Die Flockungs¬
reaktion (bloße Trübung ist nichtssagend) ist bei Normalen, bei
Diabetes und bei Lebererkrankungen negativ, bei vorgeschrittener
Lungentuberkulose, Pneumonie, Polyarthritis acuta und Nephrose
p08itiv. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Saxl, P., Eine Trypsin fl ockungsreaktion im Serum und
in anderen Körper fl üssigkeiten. (Zschr. f. d. ges. exper.
M. 1924, 42, S. 89.)
Es wird eine Flockungsreaktion von Serum mit einer zugesetzten
Trypsiniösung beschrieben. Diese Reaktion fällt nur bei Gegenwart
einer bestimmten Menge von Chloraihydrat positiv aus. Die quanti¬
tative Auswertung dieser Reaktion, die sowohl mit einer Verdünnung
des Serums als auch mit einer Verdünnung der Trypsinlösung
geschah, ergab, daß beim normalen Menschen annähernd konstante
Werte vorhanden sind, die bei einer Serumverdünnung von 1 : 800
und einer Trypsinverdünnung von 1 : 400 liegen. Unter krankhaften
Verhältnissen kommt es zu einer sehr starken Steigerung der Trypsin¬
flockungsreaktion, doch ließen sich keine bestimmten Krankheits¬
gruppen ausfindig machen, für welche eine Steigerung der genannten
Reaktion charakteristisch wäre. Ein Parallel gehen dieser Trypsin¬
flockungsreaktion mit der bisher angestellten Antitrypsinreaktion, bei
der ein tryptisches System durch Serumzusatz gehemmt wird, ließ
sich bisher nicht sicher feststellen. Auch im Harn, im Liquor, in
Trans- und Exsudaten ist die Reaktion, wenn auch schwächer, im
allgemeinen nachweisbar. H et sch {Frankfurt a. M.).
Heubner, W., Eiweißfällung und Gewebsdichtung. (Klin.
Wschr. 1924 S. 824.)
Die Ergebnisse von Versuchen an Blutkörperchen, Colibazillen
und Algenzellen drängen zu der Vermutung, daß „adstringierende“
Erste Abt. Ret. Bd. 78. No. 1/2. 2
18
Immunitätsforschung.
Substanzen, wie Tannin oder Alaun, die Fähigkeit besitzen, den
kolloidalen Zustand von Zellen in ihrem Inneren zu beeinflussen, ob¬
wohl sie selbst auf der Oberfläche haften bleiben. Schuster.
Bruynoghe, R. et Baivy, A., Le serum formole. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 91, p. 381.)
Zusatz von Formol zum Serum macht es häufig ungerinnbar, so
daß selbst Temperaturen von 120° unwirksam sind. Ein Teil der
Sera bleibt jedoch auch nachFormolzusatz hitzekoagulabel, insbesondere
diejenigen Sera, die bei der Reaktion von Gate und Papacostas
spontane Formol gerinnung aufweisen.
Bruynoghe, R., L’identification du serum chauffe. (Ibid.
p. 384.)
Die Substanzen, die bei einem Überschuß von präzipitablem Serum
die Präzipitatbildung inhibieren, sind thermostabil (bis 120°). Diese
Eigenschaft läßt sich zur Identifizierung erhitzter Sera verwenden.
Derselbe, Le precipitinogene du serum chauffe. (Ibid. p. 386.)
Erhitzung auf 100—120° zerstört das Präzipitinogen des Serums
nicht, verändert jedoch seine Eigenschaften. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Beger, H., Beobachtungen über herabgesetzte Haltbar¬
keit präzipitierender Antisera. (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 92, S. 308.)
Minderwertige Glassorten sind zur Aufbewahrung präzipitierender
Antisera ungeeignet, da infolge der Alkaliabgabe innerhalb einiger
Jahre ein erhebliches Absinken des Titers eintreten kann. Die Nach¬
teile werden vermieden durch Verwendung von Röhrchen aus Fiolax-
glas der Firma Schott und Genossen, Jena. Noetel ( Landsberg a. w.).
Hektoen, Lud vig and Manley, S. Leonard, Specific precipitin
reaction of semen. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 167.)
Die Injektion von Kaninchen mit menschlichem Samen, mit
Samenflüssigkeit (durch Zentrifugieren des Samens gewonnen), oder
mit Extrakt von menschlichen Spermatozoen veranlaßt die Bildung
von Präzipitinen, die für die Samenproteine des Menschen spezifisch
sind. Die Samenpräzipitinreaktion verspricht von Wert zu sein für
die Beurteilung verdächtiger Samenflecke. Schweine-, Rinder- und
Pferde-Samenflüssigkeit veranlassen, dem Kaninchen injiziert, eben¬
falls die Bildung von art- und samenspezifischen Präzipitinen. Der
Serumpräzipitinanteil im Samenantiserum kann durch selektive Ab¬
sorption mit dem Eigenserum (in einer Verdünnung von 1:200) ent¬
fernt werden. Die Präzipitinreaktion kann beim Studium der Be¬
standteile der Geschlechtszellen von Wert sein. w. Worms {Berlin).
Imnmnitätsforschimg.
19
Kernbach, M., Sur l’organospecificite de la substance
albuminoide des os. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 213.)
Die Eiweißsubstanz der Knochen ist organspezifisch, nicht art¬
spezifisch. Die Fäulnis verändert nach einigen Jahren ihre antigenen
Eigenschaften. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Zinsser, Hans, On antigenic properties of horse serum
and egg albumin after heat coagulation. (J. of Immunol.
1924, 9, p. 227.)
Nach 40 Minuten langem Kochen von Pferdeserum bei der für
die Coagulation optimalen pH = 5,0 gab das Filtrat, das negative
Biuret-, Millon- und Heller-Reaktion zeigte, mit einem Antipferde¬
serum eine Fällung, die etwa einer Antigenkonzentration 1:10000
entsprach. Alkoholzusatz erzeugte einen Niederschlag, der sich zum
größten Teil in Kochsalzlösung wieder löste. Die Lösung gab wiederum
ein Präzipitat mit dem Antipferdeserum. Ganz analog fiel ein Ver¬
such mit kristallisiertem Eieralbumin aus. Die Versuche zeigen, daß
es unmöglich ist, eine Lösung durch Kochen völlig eiweißfrei zu
erhalten und weiter, daß koagulable Antigene durch Kochen bei
saurer Reaktion ihre Fähigkeit, mit Antikörpern zu reagieren, nicht
völlig verlieren. Wenn die Reaktionsfähigkeit der Antigene durch
Kochen herabgesetzt wird, so beruht dies nur auf ihrem Unlöslich¬
werden, nicht auf tiefgreifender Veränderung des Moleküls.
Kurt Meyer (Berlin).
Ottensooser, F., Die Löslichkeit des spezifischen Ov-
albuminpräzipita ts und seine Beeinflussung durch
wechselnde Kochsalzkonzentrationen. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 40, S. 469.)
Das Volumen des spezifischen Ovalbuminpräzipitats steht in
linearer Abhängigkeit vom Stickstoffgehalt und somit von der Menge
des Präzipitats. Seine Löslichkeit in 0,85 proz. NaCl-Lösung bleibt
unterhalb der Grenze der Nachweisbarkeit. Die Ar rheniussche
Formel der Präzipitinreaktion ist daher ungültig. Mit Ausnahme
einer breiten indifferenten Mittelzone steigt die Präzipitatgrenze
innerhalb des Gebietes von x/8 — 9fach physiologischer NaCl-Lösung
mit fallender und fällt mit steigender NaCl- Konzentration. In ge¬
nügend konzentrierten Elektrolytlösungen lösen sich auch gealterte
Präzipitate. Im Zentrifugat sind die Komponenten im Gleichgewicht,
die Reaktion ist im Vergleich zu gewöhnlichen Antigenlösungen
gleicher Konzentration verstärkt. Der Nachweis des Antikörpers
wird in der Nähe des Präzipitatmaximums schon durch geringe Ver¬
dünnung mit 0,85 proz. NaCl-Lösung gelöst. Bei Herabsetzung des
Salzgehalts im Reaktionsgemisch werden die ins Zentrifugat über¬
gehenden Immunserumbestandteile labiler. Kurt Meyer (Berlin).
2*
20
Immunitätsforschung.
Mazza, Salvador, Sur l’action des venins de vipere et de
cobra sur les chenilles de Galle ria mellonella. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 669.)
Während bakterielle Toxine unwirksam sind (ebenso Abrin), ist
das Ottern- und Cobragift für die Raupen von Galleria mellonella
(Bienenmotte) toxisch. Mit spezifischen Antiseris läßt sich ein —
allerdings nicht regelmäßiger — Schutz gegen tödliche Giftmengen
erzielen. Injektion neutralisierter Cobragift-Serumgemische wird
glatt vertragen. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Kraus, R., Über biologische Schlangenforschung. (M. Kl.
1924 S. 771.)
Nach biologischer Einteilung und Differenzierung der Schlangen
werden die Fortschritte auf den Gebieten der Schlangengiftforschung,
der antitoxischen Sera gegen Schlangengifte und deren Auswertung
besprochen. Weiterhin behandelt Verf. die Fragen der natürlichen
Immunität gewisser Säugetiere gegen Schlangengift in Verbindung
mit Beobachtungen über giftschlangenfressende Säugetiere, die natür¬
liche Immunität giftiger und ungiftiger Schlangen gegenüber dem
Schlangengift und der Ernährungsweise der Schlangen. Erich Hesse.
Madsen, Thorvald, Antitoxinbildung und Antitoxintherapie.
(M. Kl. 1924 S. 991.)
Theoretische Erörterung der Fragen unter besonderer Berück¬
sichtigung des Zustandekommens der Antitoxinbildung, ihrer Beein¬
flussung durch Metallsalzinjektionen (Mangan) und der Antitoxin¬
therapie mit großen Dosen, die empfohlen werden. Erich Hesse.
Gernez, Ch. et Razemon, P., Intradermoreactions ä l’ente r o -
coque et anticorps enterococciques. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 301.)
Injektion von Enterokokken in die Haut bedingt lokal ein toxisches
Entzündungsphänomen; das Toxin wird neutralisiert, d. h. die Reaktion
fällt negativ aus, wenn der Organismus gegen diesen Erreger im¬
munisiert ist. Positive Komplementbindungsreaktion geht parallel
mit negativer Hautreaktion und umgekehrt. — Wichtige klinische
Hinweise (Lungenkomplikationen nach Magenoperationen). Prigge.
Otto, R. und Sukieimikowa, N., Zur Toxizität der Hammel¬
blutsera. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 398.)
Bei den isogenetischen Antihammelblutseren vom Kaninchen geht
der hämolytische Titer nicht immer mit der Toxizität des Serums
für Meerschweinchen (bei intravenöser Injektion) parallel, auch dann
nicht, wenn man der Bestimmung der hämolytischen Titer der Sera
Immunitätsforschung.
21
einen gleichen (mittels Standardambozeptors festgestellten) Kom-
plementmaßstab zugrunde legt. — Bei der elektroosmotischen Spaltung
der isogenetischen Antihammelblutsera war das toxische Prinzip (bei
frischen Serumproben) nur an die Pseudoglobulin-, nicht an die
Albuminfraktion gebunden. Der hämolytische Ambozeptor fand sich
in beiden Globulinfraktionen, in der Hauptsache in den Euglobulinen.
Schill (Dresden).
Schmidt, Hans, Die heterogenetischen Hammelblutanti¬
körper und ihre Antigene. (Moderne Biologie Heft 6.) Leipzig
(Curt Kabitzsch) 1924.
Die Forssmanschen heterogenetischen Hammelbluthämolysine haben
zu einer umfangreichen Literatur Veranlassung gegeben. Verf. hat
sich der Aufgabe unterzogen, diese zu sammeln und an ihrer Hand
die vielfachen Probleme, die sich im Laufe der Jahre ergeben haben,
kritisch zu erörtern. Die kleine Schrift gibt somit die Möglichkeit,
sich über dieses Gebiet schnell und eingehend zu informieren. Die
Literatur ist bis Ende 1923 berücksichtigt. Kurt Meyer (Berlin).
Gernez, Ch., Production d’hemolysines par voie epider-
mique (panse ment aux globules rouges sur la peau
rasee). (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 299.)
Bringt man bei Kaninchen auf die rasierte Haut Ziegenblut¬
körperchen, so werden spezifische Hämolysine gebildet; der Titer ist
niedrig bei nur einmaliger Applikation, steigt jedoch bei Wieder¬
holungen. Bei einem frülier mit intrakutanen Injektionen behandelten
Tier bewirkt die Applikation der Blutkörper eine „anamnestische“
Reaktion, derzufolge der Titer sehr viel höher steigt als bei einem
nicht vorbehandelten Tier. Prigge (Frankfurt a. M.).
• •
Rosen, P., Ub er antagonistische Stoffe bei derHämolyse.
(Ergebn. d. Inst. f. Infekt.Krkh. Elias MetschnikofF des Moskauer
Gesundheitsamtes. 1924, p. 56.)
Bei der durch Proteus vulg., Hämotoxin von choleraähnlichen
Vibrionen, Acid. acetic., Saponin und Aqu. dest. bewirkten Hämolyse
entstehen Zerfallsprodukte, welche die Immunserumhämolyse hemmen.
Bei der Zerstörung der Erythrocyten im Tierkörper (Kaninchen) ge¬
langen diese Zerfallsprodukte in das Blutserum, das auch hemmende
Eigenschaften erhält. Die hemmende Wirkung der Zerfallsprodukte
ist spezifisch; nur die Hämolyse der Erythrocyten derselben Gattung
wird gehemmt. Die älteren Beobachtungen von Friedberger und
Pfeiffer und Sachs über die antagonistischen Eigenschaften der
mit Erythrocyten und Bakterien bearbeiteten Normalsera bekommen
dadurch eine neue Erklärung: die hemmende Eigenschaft der Zerfalls-
22
Immunitätsforschung.
Produkte ist ein wichtiger Faktor der genannten antagonistischen
Wirkungen. E. Qildemeister (Berlin).
Wollmann, E, et Graves, J.-A., Hemolyse bacterienne et
proteolyse. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 50.)
Der Colibazillus wächst in eiweißhaltigen Medien, ohne Indol
zu bilden; wird Indol nachweisbar, so ist dies ein Anzeichen dafür,
daß eine Spaltung der Proteine stattgefunden hat. Proteolyse läßt
sich also nachweisen, indem man nach Beimpfung des betr. Milieus
mit B. Coli auf Indolbildung prüft. Voraussetzung für die Beurteilung
der Reaktion ist, daß die fraglichen Eiweißkörper Tryptophan ent¬
halten. Es gelang mit dieser Methode zu zeigen, daß die bakterielle
Hämolyse (Streptokokkus und Proteus) nicht mit einem Angriff auf
die Proteine der roten Blutkörperchen einhergeht. Prigge.
Zerkowitz, A., Versuche zum Nachweis organspezifischer
Cytolysine. (Vorläufige Mitteilung.) (Fermentforschung.
1923, 7, S. 223.)
Verf. untersuchte die Abbauvorgänge, die bei der Einwirkung des
Serums kastrierter Kaninchen auf aus Hoden*, Muskel-, Leber- und
Gehirnsubstanzen gewonnenen Substraten vor sich gehen. Nach den
nur wenigen, aber positiven Versuchen scheint die Annahme organ¬
spezifischer Cytolysine berechtigt. Wedemann (Berlin).
Friese, V. und Silber, L., Untersuchungen über individuelle
Eigenschaften des Komplements. 1. Mitteilung. (Zschr.
f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 383.)
Bei Bestimmung der antikomplementären Wirkung von Seren,
kolloidalem Eisen und Paraffinsuspensionen gegenüber der gleichen
hämolytischen Komplementdosis ergeben sich erhebliche Unterschiede
bei verschiedenen Komplementseren. Ein Parallelismus im Verhalten
der Seren einerseits, von kolloidalem Eisen und Paraffinsuspension
andererseits in ihrer Wirkung auf verschiedene Komplemente
ist nicht nachweisbar. Auch das Verhältnis der antikomple¬
mentären Wirkung verschiedener Sera gegenüber den einzelnen
Komplementen ist kein konstantes. Zwischen dem hämolytischen
Titer des Komplements und seinem Verhalten gegenüber antikomple¬
mentär wirkenden Agentien besteht kein Zusammenhang. Wahr¬
scheinlich handelt es sich bei der antikomplementären Wirkung um
einen Adsorptionsprozeß, nicht um eine Schutzwirkung gegenüber
dem Komplement. Kurt Meyer (Berlin).
Hyde, Roscoe R., Corpuscle counts on normal and comple-
ment deficient guineapigs. (Americ. J. of Hyg. 1924, 4,
p. 169.)
Immunitätsforschung.
23
An komplementarmen Meerschweinchen hatten Nice, Neill
und Moore Verringerung der roten und Vermehrung der weißen
Blutkörperchen beschrieben und hieraus die angeblich erhöhte
Empfänglichkeit solcher Tiere für Infektionen zu erklären versucht.
Im Gegensatz dazu liegen nach den vom Verf. an 177 Meer¬
schweinchen ausgeführten Zählungen die Unterschiede zwischen
komplementarmen und normalen Tieren noch innerhalb der — recht
erheblichen — Variationsbreite der normalen. Damit werden die
oben angeführten weiteren Schlußfolgerungen hinfällig, c. Prausnitz.
ßachmann, W., Trockenkomplement und Trockenlysin.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1128.)
Ein mit Hilfe der Straubschen Trocknungsmethode aus frischem
Meerschweinchenserum gewonnenes Trockenkomplement behielt in
aufgelöstem Zustande bis zum 7. Tage seine volle Wirksamkeit. Auch
für ein Colilysin ließ sich die genannte Trocknungsmethode mit Er¬
folg verwenden. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Schmidt, Hans, Über das künstliche Komplement bei der
Immunhämolyse. (Zschr. f. lmmun.Forsch. 1924, 40, S. 369.)
Weder das ursprüngliche von v. Lieb ermann angegebene
künstliche Komplement — Kaninchenserum -f- methylalkoholischer
Natriumoleinat- und methyl alkoholischer Calciumchloridlösung —
noch die von Freund angegebene Modifikation desselben ließ einen
Unterschied in der Wirkung auf sensibilisierte und nichtsensibili-
sierte Blutkörperchen erkennen. Es liegt demnach bei der durch
das künstliche Komplement bewirkten Hämolyse keine echte Komple¬
mentwirkung VOr. Kurt Meyer (Berlin).
Klopstock, Felix, Komplementadsorption durch Farb¬
stoffe. (Bioch. Zschr. 1924, 149, S. 331.)
Zahlreiche Farbstoffe, wie Eosin, Kongorot, Lichtgrün, Magenta¬
rot, Methylen-, Nacht- und Wasserblau, Nigrosin, Rivanol, Trypa-
flavin, Trypanrot und -blau, also sowohl elektropositive wie elektro-
negative, adsorbieren Komplement, meist noch in 0,lproz. Lösung,
Kongorot, Trypanrot und Trypanblau sogar noch in 0,02 proz. Lösung.
Daß es sich um eine Adsorption, nicht um eine durch die chemische
Konstitution des Farbstoffs bewirkte Inaktivierung des Komplements
handelt, ergibt sich daraus, daß die wirksamen Farbstoffe den ver¬
schiedensten chemischen Gruppen angehören, und daß die Adsorption
durch inaktives Serum gehemmt wird. Bemerkenswert ist, daß sich
unter den komplementbindenden Farbstoffen gerade die therapeutisch
wirksamen befinden. Einzelne Farbstoffe wie Nacht- und Wasserblau,
Brillant- und Malachitgrün werden durch das Serum allmählich ent-
24
Immunitätsforschung.
färbt, schneller in der Wärme; mit der Komplementadsorption steht
dieser Prozeß nicht in Zusammenhang, da er auch mit inaktivem
Serum erfolgt. Wahrscheinlich wirkt das Serumeiweiß den Farb¬
stoffen gegenüber als schwache Base. Gemische verschieden geladener
Farbstoffe (Kongorot, Nachtblau) zeigen je nach den quantitativen
Verhältnissen Schwankungen im Grade der Komplementbindung, bis¬
weilen tritt die Kongorotwirkung ganz zurück. Durch Zusatz von
Lipoiden in Gestalt des Wassermann-Antigens wird die Komplement¬
adsorption um ein Vielfaches gesteigert. Dieses Verhalten erinnert
an die Sensibilisierung der Eiweißflockung durch Lezithin sowie an
die Steigerung des Komplementbindungsvermögens der Tuberkel¬
bazillen durch Lezithinzusatz. Es ist auch wichtig für das Ver¬
ständnis der WaR., da es zeigt, daß in einem Elektrolyten als
Dispersionsmittel die Vereinigung eines Lipoidsols mit einem Suspen-
soid, mag es positiv oder negativ geladen sein, die zur Komplement¬
bindung führende kolloidale Zustandsänderung entstehen läßt. Die
Schutzwirkung des Serumeiweißes tritt bei den mit Lipoid gekoppelten
Farbstoffen um ein Vielfaches deutlicher zutage, so daß sie die sensi¬
bilisierende Wirkung des Lipoids aufheben kann. Kurt Meyer (Berlin).
Renaud, Maurice, Principes serologiques pour une theorie
des reactions base es sur la deviation du complement.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 741.)
Die Verwirrung unter den verschiedenen Theorien zur Erklärung
der Komplementablenkung ist nur durch den Glauben an die strenge
Spezifizität dieses Phänomens bedingt; sie kann behoben werden,
wenn man sich entschließt, die Komplementablenkung in Gegenwart
von Antigenen als Sonderfall eines allgemeineren Phänomens und
ihre Spezifizität als nur relativ zu betrachten. Jeder Erklärungs¬
versuch muß folgende Prinzipien berücksichtigen. 1. Der Reichtum
des Serums an freiem Komplement nimmt von dem Augenblick der
Entnahme des Blutes aus dem Gefäßsystem progressiv ab. 2. Die
Inaktivierung des Serums läßt sich stets, wie sie auch im einzelnen
zustande kommt, auf eine Adsorption des freien Komplements an
kolloidale Komplexe zurückzuführen ; es macht hierfür keinen Unter¬
schied, ob sie spontan, durch Hitze, oder in Gegenwart von Anti¬
genen zustande kommt: Zeit, Wärme und Lipoide haben nur die
Funktion, die Komplementbindung zu begünstigen und vor allem zu
beschleunigen. 3. Das antikomplementäre Vermögen des Serums
wird durch die Komplementmenge gemessen, die es inaktivieren
kann. Es ist an sich gleichgültig, zu welcher Zeit man diese Messung
vornimmt. Natürlich binden die kolloidalen Komplexe des Serums
zunächst die in ihm selbst enthaltenen Komplementmengen, die nicht
zerstört, sondern fixiert sind : sie sättigen einen variablen Anteil des
Immunitätsforschung.
25
antikomplementären Vermögens ab. 4. In einem Hämolyseversnch
kann man nur das freie Komplement messen. 5. Bestimmte Faktoren
erhöhen das antikomplementäre Vermögen und beschleunigen die
Schnelligkeit der Komplementbindung unter verschiedenen Bedingungen
und in verschiedener Intensität. Der wirksamste Faktor ist die
Erhitzung, die so energisch wirkt, daß danach niemals Komplement
in einem Serum frei bleibt. Bestimmte Antigene, vor allem lipoid¬
reiche, üben eine mehr oder weniger energische Wirkung in gleicher
Richtung aus. 6. Die auf dem Bordet- Gengouschen Prinzip auf¬
gebauten Methoden sind letzten Endes nur Messungen der Reaktions¬
geschwindigkeit; die Antigene verhalten sich wie Katalysatoren.
Prigge ( Frankfurt a. M.).
Nasta, A., Sur quelques particu larites da ns l’apparition
des accidents seriques. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 745.)
Untersuchungen am Menschen über das Verhältnis von Allgemein-
und Lokalsymptomen bei wiederholten Seruminjektionen. Prigge.
Brokman, H. et Prokopowicz, M., Sensibilte de l’epiderme
au serum d’une espece differente (maladie du serum).
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 719.)
Untersuchungen über Seramkrankheit. Das wirksamste Agens
ist durch die Pseudoglobuline dargestellt. Prigge (Frankfurt a. M.).
Busson, B. und Ogata, N., Gibt es Beziehungen zwischen
den menschlichen Idiosynkrasien und der tier¬
experimentellen Anaphylaxie? (W. kl. W. 1924 S. 820.)
Die Autoren wiesen durch ihre Versuche nach, daß durch ein
die Idiosynkrasie beim Menschen auslösendes Antigen (Pferdeschuppen)
Meerschweinchen anaphylaktisch gemacht werden können, so daß das
• •
bloße Einatmen dieses Antigens alle Erscheinungen der Uberempfind¬
lichkeit bis zum exitus hervorrufen kann. Diese Sensibilisierung und
Reaktionsbereitschaft kann auch vom Respirationstraktus aus durch
Einatmen des Antigens verursacht werden. Es steht also nichts
mehr der Auffassung entgegen, daß das durch Einatmung von Haut¬
schuppen des Pferdes beim Menschen hervorgerufene Asthma wesens¬
gleich ist mit der experimentell erzeugten Anaphylaxie des Meer¬
schweinchens. Hetsch (Frankfurt a. M.).
• •
Hajos, K., Beiträge zur Ätiologie der anaphylaktischen
Erkrankungen. (W. kl. W. 1924 S. 595.)
Man kann annehmen, daß bei den sog. anaphylaktischen Er¬
krankungen (Urtikaria, Migräne, Asthma bronchiale usw.) zum Zu¬
standekommen der alimentären Überempfindlichkeit eine konstitutionell
26
Imnmnitätsforschung.
minderwertige Magendarmschleimhaut oder eine Neigung zur Dys¬
pepsie, Enteritis usw. nötig ist, da das Eindringen unveränderter
Proteine sonst schwer zu denken wäre. Die rektale Auslösung einer
Urtikaria und eines Asthmaanfalles in zwei näher beschriebenen
Krankheitsfällen zeigt, daß eine Umgehung der Leber in manchen
Fällen leichter zum Anfall führt. Therapeutisch leistete die Tier¬
kohle Gutes. Die Wirkung des per os gegebenen Witte-Peptons
scheint in vielen Fällen sehr problematisch zu sein, da das Pepton
per os nur dann desensibilisierend wirken kann, wenn es unverändert
in die Blutbahn gelangt. Von der nicht spezifischen Desensibili¬
sierung käme nur der parenterale Weg in Betracht. Die aktive
Immunisierung ist mit flüssigen Proteinextrakten möglich, ein Weg¬
lassen der in Frage kommenden Nahrungsmittel aus der Kost ist oft
schwer und belästigt auch überflüssigerweise den Patienten, ohne
daß man den richtigen Erfolg erreichen könnte. Hetsch {Frankfurt a. M.).
Storm van Leeuwen, W., Bien, Z. und Yarekamp, H., Experi¬
mentelle allergische Krankheiten (Asthma bronchiale,
Rhinitis vasomotoria). (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40,
S. 552.)
Im Anschluß an Beobachtungen von Ancona fanden Verf. in
milbenhaltigem Getreide ein Material, das für 8 Proz. der holländischen
Asthmatiker „asthmogen“ wirkt. Inhalation verursacht Anfälle von
Asthma und Rhinitis. Ein wässeriger Extrakt bewirkt auf der
skarifizierten Haut Quaddelbildung. Bei normalen Menschen ruft
das Material keinerlei Erscheinungen hervor. Nach kurzem Aufent¬
halt in einem Käfig, der dieses Material enthält, zeigen ganz junge
Meerschweinchen und Kaninchen meistens, ältere Tiere nur bisweilen,
Jucken, Niesen und Dyspnoe. Alle Tiere aber zeigen diese Er¬
scheinungen nach einigen Tagen, wenn sie täglich 3 Tage im Käfig
gehalten werden. Die Intensität der Symptome nimmt anfangs zu, dann
wieder ab. Einige Tiere sterben in Shock oder an einer Infektions¬
krankheit, da anscheinend in dieser Periode erhöhte Empfindlichkeit
gegen Infektionen besteht, die mit Gewichtsabnahme verbunden ist.
Intrakutaninjektion löste bei den durch Aufenthalt im Käfig vor¬
behandelten Tieren keine lokale Reaktion, dagegen meist Allgemein¬
erscheinungen aus. Intrakutane Vorbehandlung hatte keine sichere
Wirkung. Bei intraperitoneal mit Extrakt vorbehandelten Tieren
rief intravenöse Reinjektion keine Erscheinungen hervor. Zwischen
den Tierversuchen und dem Asthma beim Menschen besteht der
Unterschied, daß nur ein kleiner Teil der Menschen bei Berührung
mit dem Material Asthma bekommt, für die man daher eine be¬
stimmte Disposition annehmen muß. Nur mit stark allergenen Sub¬
stanzen, die wahrscheinlich noch eine primär reizende Substanz ent-
Immunitätsforschung.
27
halten, sensibilisieren sich praktisch alle Menschen, sonst nur solche
mit besonderer Disposition. Diese besteht wahrscheinlich teilweise
in einer mangelhaften Immunisierungsfähigkeit, hauptsächlich aber
in einer leichteren Lädierbarkeit und Durchgängigkeit von Haut
und Schleimhäuten. Damit steht in Einklang, daß sich unter 300
Asthmatikern, die Verff. beobachteten, 50 Proz. an Ekzem, 30 Proz.
an Bronchitis , andere an Darmerkrankungen vor Auftreten des
Asthmas gelitten hatten. Die Sensibilisierung erfolgt in erster
Linie gegen Substanzen, die in der Luft enthalten sind wie verun¬
reinigtes Getreide. Deshalb ist die Mehrzahl der Asthmatiker über¬
empfindlich gegen Miasmen, es sind Klimatiker. Kurt Meyer (Berlin).
Alexander, M. E., Über Pollenanaphylaxie. (Klin. Wschr.
1924 S. 583.)
Es gelang dem Verf., mit Roggenpollenextrakten mit absoluter
Regelmäßigkeit eine echte Anaphylaxie gegen Pollen mit allen
charakteristischen Merkmalen (Spezifizität, passive Übertragbarkeit,
Antianaphylaxie) zu erzeugen. Allerdings war die Überempfindlichkeit
im Vergleich zur Serumanaphylaxie nicht sehr hoch. — Bezüglich
der Deutung des Heufiebers als anaphylaktisches Syndrom möchte
Verf. aus seinen Versuchen keine Schlüsse ziehen. Schuster.
Lehner, Emerich und Rajka, Edmund, Klinische und experi¬
mentelle Beiträge zur Kenntnis der Rolle der Über¬
empfindlichkeit bei der Entstehung der Hautent¬
zündung. (Arch. f. Derm. 1924, 146, S. 253.)
Aus den Beobachtungen der Verff. an 12 Fällen von Hautent¬
zündung geht hervor, daß sich die Überempfindlichkeitsreaktion der
Haut in exogener oder endogener (hämatogener) Entzündung äußert,
deren klinische Erscheinungsformen verschieden sind. Die auf hämato¬
genem Wege entstandenen Entzündungen treten zumeist als um¬
schriebene oder diffuse Erytheme oder Urticaria auf, während die
exogenen Entzündungen gewöhnlich ekzematiform sind; nur aus¬
nahmsweise kann auch auf endogenem Wege eine ekzematiforme
Entzündung entstehen. Die entzündliche Reaktion kann sowohl auf
• •
den ersten Reiz der pathogenen Substanz (angeborene Uberempfind¬
lichkeit) auftreten, als auch erst nach wiederholter Einwirkung der-
• •
selben entstehen (erworbene Uberempfindlichkeit); in beiden Fällen
sind die klinischen Erscheinungen dieselben. Die klinische Form der
Überempfindlichkeitsreaktionen läßt mit einer gewissen Wahrschein¬
lichkeit auf ihren Entstehungsmechanismus schließen, dagegen läßt
sie es unentschieden, ob es sich um eine durch Eiweißstoffe mit
Antigencharakter bedingte „echte“ Anaphylaxie (Eiweißidiosynkrasie)
handelt oder um eine durch chemisch wohl definierte Substanzen
28
immunitätsforschung.
verursachte „echte“ Idiosynkrasie. Beide Formen der Überempfind¬
lichkeit zeigen darin Übereinstimmung, daß sich im Anschluß an die
experimentelle Applikation der pathogenen Substanz Herdreaktionen
entwickeln, welche dem spontan entstandenen klinischen Bilde
gleichen. Allgemeine Reaktionen treten bei beiden Formen auf und
äußern sich in einem Symptomenkomplex, der als „anaphylaktoid“
bezeichnet wird. Bei hämatogenen Hautentzündungen ist der An¬
griffspunkt der Entzündung gewöhnlich nur die Gefäßwand (vaskuläre
Überempfindlichkeit), bei den exogenen auch die Epidermis (Epi-
dermisüberempfindlichkeit). Die passive Übertragung der Über¬
empfindlichkeit ist den Verff. nicht gelungen. Die ekzematöse Haut¬
entzündung ist in der Regel auf eine äußere direkte Einwirkung
zurückzuführen, ausnahmsweise kann sie auch durch die Wirkung
von Substanzen, welche in die Blutbahn geraten sind, entstehen.
Vermutlich können sich beide Entstehungsmechanismen bei den
chronisch verlaufenden ekzematösen Hautentzündungen miteinander
kombinieren (Depotbildung). Die Identität der klinischen Erschei¬
nungen und die Gleichförmigkeit der experimentellen Reaktionen bei
allen Arten der Überempfindlichkeit weisen auf einen gleichen bio¬
logischen und pathologischen Prozeß hin, nämlich auf die Anaphylaxie.
Die scharfe Trennung der Idiosynkrasie von den durch Antigen-
Antikörperwirkung bedingten anaphylaktischen Prozessen ist nicht
möglich. W. Gaehtgens [Hamburg).
Hayaishi, J., Die Beziehungen zwischen d er Üb er empfind-
lichkeit der Bakterien und derjenigen bei höher¬
stehenden Organismen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 59.)
Die zahlreichen negativen Resultate bei Versuchen, den tierischen
Organismus gegen wirksame, chemisch definierte Substanzen über¬
empfindlich zu machen, beweisen noch nicht, daß eine derartige aller¬
gische Umstimmung tatsächlich nicht eintritt. Es wäre ja möglich,
daß verschiedene Zellterritorien durch Vorbehandlung eine Allergie
erlangen, die aber bei der üblichen Prüfung durch Feststellung
klinischer Erscheinungen von abnorm gesteigerter Reaktivität nicht
zum Ausdruck kommt. Verf. verlegte daher die Untersuchung auf
Allergie in die Organe selbst und benutzte dazu das von Schnabel
zur Feststellung der Überempfindlichkeit bei Bakterien angewandte
Methylenblauverfahren, da dieses sich für alle Organe und gleich¬
zeitig zur Untersuchung der Überempfindlichkeit der Bakterien im
infizierten tierischen Organismus eignet. Um Anhaltspunkte über
die Brauchbarkeit des Verfahrens zu gewinnen, wurden die Ver¬
suche auch auf sicher überempfindliche und zwar anaphylaktische
Tiere ausgedehnt. Die steril entnommenen Organe der vorbehandelten
Tiere wurden in Kochsalz- oder Ringer- Lösung verrieben und auf ihr
Immuiiitätsforachang.
29
Methylenblaureduktionsvermögen im Vergleich mit normalen Organen
untersucht. Bei Prüfung des Verhaltens der Organe von Tieren, die
mit primär wirksamen Substanzen behandelt wurden, wurde der
Konzentration der einwirkenden Substanz und der Einwirkungsdauer
besondere Beachtung geschenkt. Zur Präparierung von Meerschwein¬
chen wurde Optochin in den Konzentrationen 1:1000, 1:5000 und
1:10000 angewandt. Die Zeitintervalle von der Präparierung bis zur
Prüfung der Empfindlichkeit des Organs gegen Optochin im Methylen¬
blauversuch wurde zwischen 1 und 16 Tagen gewählt. Während bei
den mehrmals mit dem Alkaloid vorbehandelten Tieren keine aller¬
gische Umstimmung der Organe nachweisbar war, zeigten einzelne der
mit dünnen Optochinkonzentrationen (1:10000) einmal präparierten
Meerschweinchen eine erhöhte Empfindlichkeit ihrer Organe gegen
Optochin im Methylenblauversuch. Auch ein mit Optochin 1:1000
vorbehandeltes und nach 16 Tagen im Reduktionsversuch untersuchtes
Tier erwies sich als etwas allergisch. — Mit Serumoptochin vorbe¬
handelte Meerschweinchen erlangten keine im Methylenblauversuch
nachweisbare Überempfindlichkeit gegen Optochin. Wohl aber kam
bei dieser Versuchsanordnung eine Anaphylaxie gegen Serumoptochin
zustande. Die mit Serumoptochin präparierten Tiere wiesen nach einer
anfänglich gleich stark ausgebildeten Anaphylaxie gegen Serum¬
optochin bzw. natives Serum später eine quantitativ höhere Empfind¬
lichkeit gegen Serumoptochin auf. Die Annahme einer wesentlichen
Modifikation des Serums durch Optochin mußte aber erst durch aus¬
gedehntere Versuchsreihen erhärtet werden. — Zur Prüfung des
Verhaltens der tierischen Zellen beim experimentellen Überempfind-
lichmachen von Bakterien im infizierten Organismus wurden Meer¬
schweinchen und Mäuse mit Pneumokokken infiziert und mit ver¬
schiedenen Optochinkonzentrationen behandelt ; hierauf wurden einer¬
seits die aus dem Tierkörper gezüchteten Mikroorganismen, anderer¬
seits die tierischen Organe auf ihre Empfindlichkeit gegen Optochin
• •
im Methylenblauversuch untersucht. Während es in Übereinstimmung
mit Schnabel und Kasarnowsky leicht gelang, die im Tier¬
körper kreisenden Pneumokokken mit dünnen Optochinkonzentrationen
gegen dieses Alkaloid überempfindlich zu machen, war es kein einziges
mal möglich, eine Hypersensibilität der tierischen Zellen gegen Optochin
mittels des Methylenblauverfahrens nachzuweisen; allerdings betrug
die längste Beobachtungsdauer beim infizierten Tier nur 3 Tage.
Schill {Dresden).
K ritsche wsky, I. L., Zur Auffassung des anaphylaktischen
Shocks als eines physikalisch-chemischen Phänomens.
Begründung der Metaballodisperstheorie. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 277.)
30
Immunitätsforschung.
Aus der Zusammenfassung der Arbeit, deren größten Teil Aus¬
einandersetzungen mit den bekannten Theorien einnehmen, seien
folgende Ideen des Verfassers erwähnt: Die Ursache des anaphylak¬
tischen Symptomenkomplexes sind die im lebenden Organismus ent¬
stehenden Veränderungen des Dispersionsgrades der Kolloide, teils im
Blute, hauptsächlich aber im Zellprotoplasma (Metaballodisperstheorie).
Der Beweis für die Richtigkeit dieser Theorie wird gegründet auf
die Feststellung des Komplementtiters vor und nach dem Anfall, den
histologischen Nachweis der Veränderungen des Dispersionsgrades
der Blutkolloide und der Abnahme oder Steigerung des Dispersions¬
grades des Zellprotoplasmas. In jeder Zelle eines einen anaphylak¬
tischen Shock erleidenden Organismus entsteht eine Veränderung der
räumlichen Anordnung der Kolloidagregate mit nachfolgender Zell¬
destruktion, wie sie im Reagenzglas beim Reagieren mit entsprechen¬
den Antigenen als Präzipitation, Agglutination, Hämolyse usw. in
Erscheinung tritt. Das Antigen im sensibilisierten Organismus, als
physikalisch- chemisches Agens aufzufassen, wirkt unmittelbar auf das
Gewebe, nicht etwa Produkte oder Zustände, die durch das Ein¬
dringen des Antigens im Körper entstanden sind. Der anaphylak¬
tische Shock ist als eine Toxikose aufzufassen, unterscheidet sich
aber von allen anderen Vergiftungen dadurch, daß der Stoff, der die
Dispersionsgradveränderung verursacht, ein Produkt der Immunisierung
des Organismus ist. N o et el (Landsberg a. W.).
• •
Peyrer, K., Zur Theorie der U b e r e m p f i n d 1 i c h k e i t. ( W. kl.
W. 1924 S. 760.)
Die Fried b erg ersehe und die Pfeiffersche Theorie der
Überempfindlichkeit schließen sich nicht absolut aus. Es könnte
wohl sein, daß in manchen Fällen Abbauprodukte des Antigens
• •
und der Körpersubstanz zusammen die Uberempfindlichkeit bedingen,
doch scheint dies unwahrscheinlich. In der Hauptsache scheint die
Pfeiffersche Theorie das Richtige zu treffen, die in ihrer Er¬
weiterung folgendes besagt: Bei jeder Antigen- Antikörperwirkung ist
das Primäre die Verbindung der beiden Komponenten, ev. unter Zu¬
hilfenahme des Komplements. Werden dabei die Antikörper aus
großen Molekülgruppen körpereigener Substanz bezogen und so viel
Körpersubstanz frei, so kommt es zu Allgemeinerscheinungen. Werden
infolge der Sitze der Rezeptoren in wichtigen Organen diese Organe
geschädigt, dann treten Herderscheinungen auf. Die Friedberger-
sche Theorie erklärt ferner wohl die Anergie, nicht aber die Über¬
empfindlichkeit. Man ersieht dies besonders aus den Schwierigkeiten
Sahlis, der annehmen muß, daß auch gegen die Abbauprodukte des
Tuberkulins Sensibilisierung eintreten muß. Die Pfeiffersche
Immunitätsforschung.
31
Theorie löst diese Schwierigkeiten und scheint andererseits mit keiner
gefundenen Tatsache absolut im Widerspruch zu stehen. Hetsch.
Rodet, A., Contribution au mecanisme du choc anapliy-
lactique. Quelques conditions susceptibles de faire
varier la sensibilite. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 682.)
Verf. ging von der Theorie aus, daß beim anaphylaktischen
Shock des Meerschweinchens die Leukocyten eine erhebliche Rolle
spielen ; er nahm an, daß sie im Kapillarsystem der Lunge mechanische
Zirkulationsstörungen verursachen. Tatsächlich fand er während des
Shocks stets beträchtlich weniger Leukocyten im Blut des linken
Herzens als im rechten! Er konnte ferner feststellen, daß durch Er¬
zeugung eines leukocytenreichen peritonealen Exsudates eine beträcht¬
liche Sensibilitätsverminderung gegenüber der shockauslösenden In¬
jektion erzielt werden kann. Jedoch gelang es weder durch Re-
injektion des gesamten Exsudates, noch seiner Bestandteile (ge¬
waschene Leukocyten oder Exsudatflüssigkeit nach Abzentrifugieren
der Leukocyten) den Tieren ihre Sensibilität zurückzugeben. Analoge
Feststellungen wurden gemacht, wenn die Leukocyten dem Blut mit
Hilfe von Aderlässen entzogen wurden. Durch Reinjektion bestimmter
Teile des Blutes gelang es unter gewissen Umständen, die verloren
gegangene bzw. herabgesetzte Shocksensibilität der Meerschweinchen
wiederherzustellen. Allerdings konnte der gleiche Effekt erzielt
werden, wenn an Stelle des Blutes physiologische Kochsalzlösung re-
injiziert wurde. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Schmidt, P. und Barth, E., Neue experimentelle Studien
zur Frage der Entstehung des anaphylaktischen
Shocks beim Meerschweinchen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101,
S. 388.)
Verff. bringen neue Argumente für ihre Annahme einer primären
Wirkung des Giftes von den Lungenkapillaren nach Adsorption des
Giftes und zwar in der Hauptsache in den Bronchiolenkapillaren.
Als Folge der Wirkung auf die Gefäße tritt ein Verschluß der
Bronchiolen ein, und zwar nicht durch Spasmus der glatten
• •
Muskeln, sondern höchstwahrscheinlich durch Odembildung und viel¬
leicht auch Quellung der Bronchiolen wand. Dieser Verschluß ver¬
ursacht dem Tiere Dyspnoe, es macht gewöhnlich gewaltige Inspi¬
rationsanstrengungen, in der Lunge ein Vakuum bildend. Dieses
Vakuum saugt Ödemflüssigkeit in die Alveolen und vermehrt den
Verschluß der Bronchiolen; es wird mehr Luft gewaltsam inspiriert
als exspiriert werden kanD, da bei der Exspiration die Bronchiolen-
Öffnung ventilartig komprimiert wird. So entsteht das Emphysem.
32
Immunitätsforschung.
Dieses wird zum Strömungshindernis durch Kompression der Lungen¬
kapillaren; im Anschluß hieran tritt allgemeines Lungenödem ein.
Schill {Dresden).
Flaum, A., Anaphylaxie renverse. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 473.)
Die Natur der von Friedberger festgestellten Toxizität des
hammelblutkörperlösendenKaninchenimmunserumsfür Meerschweinchen
ist noch umstritten. Verf. gibt nunmehr eine Erklärung auf Grund
der Forssmanschen Lehre von den heterogenetischen Antikörpern.
Forssman und Forssman u. Hintze haben gezeigt, daß man
durch Injektion von Meerschweinchenorganen Kaninchen gegen rote
Hammelblutkörperchen immunisieren kann und daß die Sera dieser
Kaninchen nicht nur Erythrocyten hämolysieren, sondern auch für
Meerschweinchen toxisch sind, ferner daß ihre Toxizität nach der
Einwirkung auf Erythrocyten abnimmt bzw. erlischt. Höchstwahr¬
scheinlich handelt es sich bei der Toxizität der hämolytischen
Kaninchensera um eine anaphylaktische Reaktion zwischen dem im
Kaninchenserum enthaltenen Antikörper und dem in den Meer¬
schweinchenorganen vorhandenen Antigen („umgekehrte Anaphylaxie“).
Die pathohistologischen Befunde der gestorbenen Tiere stimmen weit¬
gehend mit den bei der klassischen Anaphylaxie beobachteten über¬
ein. Außerdem gelingt es, auch bei der „umgekehrten Anaphylaxie“
Antianaphylaxie zu erzeugen, indem man zunächst eine nicht tödliche
Dosis des toxischen Serums injiziert (Friedberger u. Castelli).
Der gegen die Erklärung der letzteren Tatsache als Antianaphylaxie
erhobene Einwand, daß man auch mit Normal-Kaninchenserum eine
Schutzwirkung erzielen kann, ist hinfällig, da auch im Normal-
Kaninchenserum häufig schon Hammelbluthämolysine enthalten sind
und schon ganz geringe Mengen hämolytischen Immunserums (also
geringe Mengen von Hämolysinen; der tödl. Dosis) zur Erzielung
des Schutzeffektes ausreichen. Aus den Versuchen des Verf. geht her¬
vor, daß der antianaphylaktische Zustand in 15 Minuten zustande
kommt. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Otto, R. und Shirakawa, T., Zur Kenntnis des „anaphylak¬
tischen Reaktionskörpers“. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103,
S. 426.)
Die Versuche der Verff. ergaben die wichtige Tatsache, daß der
anaphylaktische Reaktionskörper und das Präzipitin bei den elektro¬
osmotisch gespaltenen Antiseren von Kaninchen an verschiedene
Eiweißfraktionen gebunden waren. Durch dieses Ergebnis wird nach
Ansicht der Verff. der Streit über die Beziehungen des anaphylak¬
tischen Reaktionskörpers zu den Präzipitinen dahin entschieden, daß
Immunitätsforschung. — Fermentforschung.
33
beide Antikörper — entsprechend den Anschauungen von R. Otto,
die später auch Kraus und Biedl, Asmit, v. Düngern und
Hirschfeld, R. Weil u. a. vertreten haben — nicht als identisch
anzusehen sind. Der „anaphylaktische Reaktionskörper“ ist vielmehr
ein besonderer Antikörper. Schill [Dresden).
Hajos, K., Über den Einfluß der Röntgenbestrahlung auf
den anaphylaktischen Shock, zugleich eine Er¬
klärung der Röntgenbehandlung des Asthma bronchiale.
(Zschr. f. d. ges. exper. M. 1923, 38, S. 229.)
Man kann durch Röntgenbestrahlung den anaphylaktischen Shock
verhindern oder seinen stürmischen Ablauf verzögern. Die Röntgen¬
strahlen wirken auf die Leber in der Weise, daß sie eine vorüber¬
gehende Läsion verursachen. Als Erklärung der desensibilisierenden
Wirkung der Röntgenstrahlen wird im Sinne Widals angenommen,
daß durch die Leberläsion in die Blutbahn Eiweißkörper gelangen,
die die Desensibilisierung verursachen. Die Röntgentherapie des
Asthma bronchiale ist in erster Linie bei den anaphylaktischen
Asthmafällen wirksam, wo der therapeutische Effekt den desensibili¬
sierenden Eiweißkörpern oder deren Produkten zukommt. He t sch.
Löhr, H., Die Reduktion aromatischer Nitrogruppen
durch Meerschweinchengewebe nach Vorbehandlung
mit Proteinkörpern und während des anaphylaktischen
Shocks. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1923, 37, S. 442.)
Die Fähigkeit isolierter Zellen, Nitrogruppen zu reduzieren, kann
nach Vorbehandlung der Tiere (Meerschweinchen) durch Milch und
Serum gesteigert werden. Die „Aktivierung“ geht in der Reihenfolge
Niere, Muskulatur, Gehirn ; die Leber bleibt fast unverändert. Durch
Peptoninjektionen wird die Reduktionsfähigkeit stark herabgesetzt;
auch hier wird das Lebergewebe nur in geringem Grade beeinflußt.
Peptonzusatz zu Muskelzellen in vitro hemmt entsprechend seiner
Konzentration die Reduktionsfähigkeit. Im anaphylaktischen Shock
ist die Reduktionsfähigkeit sehr stark beeinträchtigt. Die Leberzellen
zeigen auch hier keine wesentliche Veränderung. Hetsch [Frankfurt).
Kupelwieser, Ernst, Versuche über Nachweisbarkeit im¬
munisatorisch bedingter Fermentprozesse. I. (Bioch.
Zschr. 1924, 145, S. 492.)
Mittels des refraktometrischen Mikroverfahrens zum Nachweis
von Abwehrfermenten von Pregl und de Crinis konnte bei
13 Schwangerenseren aus dem 7. — 9. Monat kein Abbau von Plazenta¬
gewebe nachgewiesen werden. Der Widerspruch zu den günstigen
Erfahrungen Pregls und de Crinis mit dem serologischen
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 1/2. 3
34
Fermentforschung.
Schwangerschaftsnachweis erklärt sich entweder durch mangelhafte
Reproduzierbarkeit der Methode oder durch das Fehlen der auf
Plazenta eingestellten Fermente in den späteren Schwangerschafts¬
monaten.
Kupelwieser, Ernst und Wastl, H., Versuche über die Nach¬
weisbarkeit immunisatorisch bedingter Ferment¬
prozesse. II. (Ebenda S. 505.)
Das Serum von 12 Meerschweinchen, die durch Vorbehandlung
mit inaktiviertem Rinderserum in den Zustand der Antianaphylaxie
überführt waren, zeigte, mit der refraktometrischen Mikro- Abderhalden-
Reaktion untersucht, keinerlei proteolytische Wirkung gegenüber dem
Antigen der Vorbehandlung. Die entgegenstehende Beobachtung
H. Pfeiffers, der starke Proteolyse beim Zusammentreffen von
Immunserum und Antigen fand, ist vielleicht im Sinne von H. Sachs
als durch die Antigen-Antikörperreaktion ausgelöste unspezifische
Serumautolyse zu deuten. Bei der Versuchsanordnung der Abder¬
halden-Reaktion, Verwendung des zu einem Trocken präparat ver¬
arbeiteten Antigens, dürfte eine solche Autolyse ausgeschlossen sein.
Kurt Meyer {Berlin).
Bachmann, Werner, Serologische Studien mit Hilfe des
Zeißschen Flüssigkeitsinterferometers. II. Mittei¬
lung (Schluß). (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 325.)
Während die interferometrische Untersuchung echter fermen¬
tativer Vorgänge, die mit hydrolytischen Spaltungsprozessen einher¬
gehen, eine deutlich meßbare Zunahme der optischen Dichte des
Reaktionsgemischs ergibt, ist eine solche bei der spezifischen Immun¬
präzipitation, der Bakterienanaphylaxie, der Agglutination von
Bakterien, der Toxin- Antitoxinbindung, der spezifischen Komplement¬
bindungsreaktion und dem Bakterizidieversuche nicht nachweisbar.
Dasselbe gilt für die erste Phase der Wassermann-Reaktion, die
Flockungsreaktionen von Sachs-Georgi und M einicke sowie die
Dold-Trübungsreaktion. Hierdurch ist der Beweis erbracht, daß
sowohl bei den spezifischen Immunitätsreaktionen wie bei den Lues¬
reaktionen chemische Umsetzungen im Sinne einer Synthese oder
Abbauvorgänge fermentativer Natur keine Rolle spielen. Allen
spezifischen Immunitätsreaktionen scheint somit ein gleichartiger
Mechanismus zugrunde zu liegen, was zugunsten der Annahme
sprechen würde, daß die für die verschiedenen Reaktionen ange¬
nommenen Antikörper wesensgleich sind. Die Spezifizität der Immun¬
reaktionen wird durch diese Auffassung nicht berührt. Sie dient viel¬
mehr dazu, die dem Verständnis so schwierige Vorstellung von der
Vielheit der Antikörper zu beseitigen, und bewahrt davor, sie auch
F ermentforschung.
35
auf die im lebenden Körper sich abspielenden Immunitätsvorgänge
zu übertragen, als deren Träger in erster Linie die lebenden Zellen
des Organismus anzusehen sind. Kurt Meyer (Berlin).
Simon, H., Über rote Blutkörperchen und Serumlipase.
(Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 39, S. 407.)
Die Lipase der roten Blutkörperchen ist gegen Chinin und
Atoxyl resistent. Sie unterscheidet sich dadurch von der gegen diese
Gifte empfindlichen Serumlipase. Bei hämolytischen Vorgängen im
Organismus ist deshalb mit einem Übertreten chinin- und atoxyl-
resistenter Lipase in die Blutflüssigkeit zu rechnen. Ketsch.
Brockmeyer, J., Neue Eigenschaften der Serum- und
Leberlipase. (Klin. Wschr. 1924 S. 874.)
Die Blutserumlipase wird durch kleine Dosen Cokain hydrochlor.
maximal gehemmt. Gegen Strychnin ist die Serumlipase weniger
empfindlich. Die Leberlipase ist kokain- und strychninfest, auch in
der Mischung mit Serum. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Stapp, C., Weitere Beiträge zur Kenntnis der Bakterien¬
fermente. Über Katalase und Peroxydase bei Bak¬
terien. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 161.)
In angetrockneten Bakterien ist die Katalase bis zu 10 Jahren
nachweisbar. Ihre Aktivität nimmt mit dem Alter der Kultur ab.
Nur bei einer angetrockneten Staphylokokkenart konnte eine Beschleuni¬
gung der Wirksamkeit der Katalase nach 3 x/2 jähriger Antrocknung
festgestellt werden. Die Wirksamkeit ist also unabhängig vom „Leben“
der Zellen, doch geht sie zugrunde, wenn die Bakterien vor dem Ein¬
trocknen abgetötet werden. Die Wirksamkeit der Peroxydase ist
wiederum unabhängig von der der Katalase und anscheinend in ab¬
gestorbenen Bakterienkulturen noch länger vorhanden. Nitrat in einer
Stärke von 0,5 Proz. wirkt hemmend, bei einer Stärke von 0,15 Proz.
dagegen entgegengesetzt. Im allgemeinen dürfte bei der Bakterien¬
katalase keine so strenge Gesetzmäßigkeit bezüglich der Beeinflussung
durch Salze bestehen, wie für gereinigte Katalase anderer Herkunft.
Die Wirksamkeit der Katalase wird durch Gase: N, 0, H, wenn sie 1 — 2
Stunden durchgeleitet werden, nicht beeinflußt. Temperatureinfluß:
Bei nicht sporenbildenden Bakterien reicht eine viertelstündige Er¬
hitzung auf 80° aus, um den Verlust der Katalasebildung herbeizuführen,
bei den sporenbildenden dagegen hält die Katalase eine Temperatur
von 100° aus. Bedeutend resistenter gegen Hitze als die Katalase, erwies
sich die Peroxydase der Bakterien, die auch in den nicht sporen¬
bildenden Bakterien thermostabil war, auch erhöhte sich im Gegensatz
zur Katalase durch Eintrocknung der Bakterienkultur die Wider-
3*
36
Fermentforschung.
standskraft der Peroxydase gegen die Kochtemperatnr. Anaerob ge¬
züchtete Bakterien sind wesentlich ärmer an Katalase als Bakterien
gleicher Art, die bei ungehindertem Sauerstoffzutritt wuchsen. Das
Minium der Wasserstoffionenkonzentrationen für die Wirksamkeit der
Katalase lag bei den geprüften Bakterienstämmen B. prodig. Staph.
alb und au. in allen Fällen unterhalb ph. = 9,1. Das Optimum war
übereinstimmend zwischen ph. = 8 und ph. = 7,5 erreicht und hielt
sich auf dieser Höhe bis zu einem ph., der zwischen 7,0 und 6,5 lag.
Bei der Vorbehandlung der Katalase der verschiedenen Bakterien¬
arten mit n/100 — nl1 Salzsäure waren Gesetzmäßigkeiten nicht zu er¬
kennen, ähnlich waren die Verschiedenheiten nach Vorbehandlung
mit Alkali. Gegen Jod zeigte sich die Bakterienkatalase sehr
empfindlich. Schwefelkohlenstoff wirkt je nach der Bakterienart ver-
schiedengradig hemmend, ebenso hemmt Chloroform bzw. ein Gemisch
von Chloroform und Aceton bei längerer Einwirkung verschieden
stark. Stets aber ist die Resistenz der Bakterienkatalase unabhängig
von der vitalen Widerstandsfähigkeit der betreffenden Bakterienart
gegen die genannten Stoffe, man kann z. B. mit Säure die Katalase voll¬
ständig inaktivieren, ohne die Lebensfähigkeit der Kultur zu zerstören.
Die Peroxydase, nachweisbar durch Benzidin-Eisessig und Hydro-
peroxyd, ist bei allen Bakterien mit Ausnahme der Streptokokken
vorhanden, sie ist im Gegensatz zur Katalase gegen Neutralsalze,
Säure, Lauge, Jod, Schwefelkohlenstoff und Narkotika indifferent und
in Äther, Essigäther, Chloroform, Benzol, Toluol und Xylol, auch
Alkohol löslich. Irgendwelche Beziehungen zwischen Katalase und
Peroxydase innerhalb der Bakterienzelle waren nicht festzustellen.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Schlunk, S., Der Zweck der Katalase bei den Bakterien
und ihre Bewertung als Ferment. (Zbl. f. Bakt. Abt. I
Orig. 1924, 92, S. 116.)
Verf. sucht die Frage zu lösen, ob die nach seinen Ergebnissen
nicht allgemein unter den Bakterien verbreitete Katalase den Zweck
haben könne, schädliche Stoffe, die die Bakterien selbst bilden, oder
die sich in ihren Nährmitteln finden, zu zersetzen und dadurch
schädliche Einwirkungen zu beseitigen. Er brachte die bekannten
pathogenen Bakterien mit H202 zusammen und fand, daß diejenigen
Bakterienstämme das beste Wachstum zeigen, die am stärksten H202
zersetzen, und daß Nichtkatalasenbildner nur mäßig gedeihen. Das
Alter der Kultur ist bei den einzelnen Stämmen nicht ohne Einfluß
auf die Katalasebildung. Diese muß also eine Funktion sein, die
aufs innigste mit den Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten der
Bakterien verknüpft ist. Der Begriff des Ferments ist für die Ekto-
katalase, d. h. die von den Bakterien in die Umgebung abgegebenen
Fermentforschung. — d’Herellesches Phänomen.
37
Stoffe abzulehnen, vielmehr ist sie in die Reihe der Aggressine ein¬
zustellen. Noetel ( Landsberg a. W).
Bansi, H. W., Die Kinetik der Peroxydasen. (Vorläufige
Mitteilung.) (Klin. Wschr. 1924 S. 927.)
Die chemische Kinetik der Peroxydasereaktion wird an einem
Meerrettichpreßsaft untersucht. Die Reaktion verläuft nach der
Gleichung der bimolekularen Reaktion mit äquimolekularen Mengen.
Das Optimum der H-Konzentration der Peroxydase liegt zwischen
4,5 und 4,75. Die Geschwindigkeitskonstante ist innerhalb enger
Grenzen der Fermentkonzentration annähernd proportional. Die
Blutoxydase zeigt dieselbe Kinetik und optimale Wasserstoffionen¬
konzentration. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Knorr, M. und Gehlen, W., Die Leistungsfähigkeit der
Benzidinprobe zum Nachweis der Blutperoxydasen
in bakteriologischen Nährmitteln. (Arch. f. Hyg. 1924,
94, S. 136.)
Bei Benzidinreaktionen muß das Mengenverhältnis der zu unter¬
suchenden Flüssigkeit und -des Reagens beachtet werden, da erstere
eine so starke Verdünnung bedingen kann, daß die Reaktion nicht
mehr eintritt. Die Abhängigkeit der Reaktion von der Temperatur
findet darin ihren Ausdruck, daß Kochen sowie Behandeln des peroxy¬
dasenhaltigen Materials im Autoklaven sie abschwächt oder aufhebt.
Kälte bis zu 8° ist ohne Einfluß. Schon der Zusatz von 0,6 Proz.
NaCl zu Hämoglobinlösungen schwächt die Reaktion erheblich ab und
somit auch die in den gebräuchlichen Nährböden vorhandenen Salz¬
mengen, während Agar an und für sich keine wesentliche Herab¬
setzung bedingt. Verdünnte Säuren, Laugen, destilliertes Wasser ver¬
ändern die Reaktion gleichfalls nach der negativen Seite. Noetel.
Bürgers und Bachmann, W., Bakteriophagenstudien. (Zschr.
f. Hyg. 1924, 101, S. 350.)
Versuche mit grampositiven Mikroorganismen ergaben, daß es
gelingt, durch Säureaufschließung, durch Extraktion mit destilliertem
Wasser und physiologischer Kochsalzlösung, in einzelnen Fällen auch
durch Bouillonzüchtung (Schweinerotlauf) und im Hundekot wirksame
Filtrate gegen Grampositive zu erhalten. Die Wirksamkeit solcher
Lysate geht durch 8stündiges Erhitzen bei 56° nicht verloren.
Weil es nur in beschränktem Maße möglich ist, die aus Grampositiven
gewonnene Ly sine in Passagen fortzuzüchten, so ist es möglich, daß
die gegen Grampositive gerichteten Filtrate der Verff. nicht mit dem
d’Herelleschen Bakteriophagen identisch sind. — Versuche mit gram¬
negativen Mikroorganismen ergaben, daß beim d’Herelleschen Phä-
38
d’Herellesches Phänomen.
nomen nur lebende Mikroorganismen Träger des wirksamen Prinzips
sein können. — Um über den Ablauf der Lysinbildung Aufschluß
zu gewinnen, machten Verff. Messungen der Refraktion einer mit
aktivem Lysin beimpften Bouillonkultur zu verschiedenen Zeiten
mittels des Zeißschen Flüssigkeitsinterferometers. Die interfero-
metrische Methode erwies sich als gut geeignet, den von Doerr
und Grüninger mit anderen Mitteln nachgewiesenem Anstieg des
Lysingehaltes einer Bouillonkultur bis zum Maximum der Wirkung
ZU verfolgen. Schill (Dresden).
Matsumoto, Takima, Über das Verhalten konzentrierter
Bakteriophagen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 214.)
Bakteriophagen mit empfindlichen Bakterien zusammen erfahren
in Bouillon unter günstigen Bedingungen eine schnelle Zunahme bis
zu einer bestimmten, der ^-Konzentration, die nicht überschritten
wird. Auch durch Zufuhr in lebhafter Vermehrung begriffener
Bakterien aus einer anderen Kultur wird die Z-Konzentration nicht
erhöht, obwohl die Bakterien durch die vorhandenen Bakteriophagen
- aufgelöst werden. Hierin scheint ein Widerspruch gegen die An¬
nahme zu liegen, daß Bakteriophagenvermehrung und Bakteriophagen-
wirkung Zusammenhängen müssen. Er erklärt sich dadurch, daß in
der ^-Konzentration frisch eingebrachte normale Bakterien vollständig
zugrunde gehen oder an der Vermehrung gehindert sind, so daß sie
nicht mehr zur Bakteriophagenbildung Anlaß geben können. Dies
ergibt sich daraus, daß in der ^-Konzentration eines Bakteriophagen
ein zweiter nicht zuzunehmen vermag, sobald normale Bazillen einge¬
sät werden. Dagegen ist die Zunahme möglich, wenn in eine solche
Bakteriophagenmischung Bazillen eingeimpft werden, die gegen den
Bakteriophagen der ^-Konzentration fest sind. Die Ausbildung
bakteriophagenfester Bakterien scheint nicht in der Zeit der Bak¬
teriophagenvermehrung zu erfolgen, sondern erst mit Beginn des
Stillstandes derselben, d. h. der Erreichung der ^-Konzentration.
Kurt Meyer (Berlin).
Osumi, Simpachi, Serologische Studien mit einem Bak¬
teriophagen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 261.)
Kaninchen wurden mit einem Coli-Bakteriophagen, dem zugehörigen
bakteriophagenfreien Colistamm und einem durch 48stündige Digestion
in destilliertem Wasser bei 37° gewonnenen Coliautolysat immunisiert.
Nur das Antiphagenserum neutralisierte die Wirkung des Bakterio¬
phagen. Die Wirkung des Serums wurde durch halbstündiges Er¬
wärmen auf 55° aufgehoben, durch Zusatz von frischem Meer¬
schweinchenserum aber reaktiviert. Allerdings gelang diese Reakti¬
vierung nur in zwei Versuchen. Das Antiphagenserum wäre hiernach
d’Herellesches Phänomen.
39
in die Klasse der komplexen Antikörper vom Typus der Bakterio¬
lysin e einzureihen. Im Komplementbindungs versuch reagierte das
Antiphagenserum am stärksten mit dem homologen Antigen, deutlich
aber auch mit den Bazillen selbst und dem Autolysat. Das Anti¬
bakterienserum und das Antiautolysatserum wirkten noch weniger
spezifisch. Jedenfalls enthält das Bakteriophagenlysat einen Anteil,
der in dem Autolysat nicht enthalten ist. Durch Absorption mit
Bazillen wurde dem Antiphagenserum der mit diesen reagierende
Bestandteil nicht entzogen, während dies sowohl beim Antibakterien¬
serum wie beim Antiautolysatserum der Fall war. Kurt Meyer.
Bail, 0., Untersuchungen über die M-Konzentration von
Bakterien und Bakteriophagen. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 54.)
M- oder ^-Konzentration von Bakterien bedeutet, daß letztere
in jeweils gegebenen Mengen Nährlösung je nach den Umständen
und besonders je nach der Einsaatgröße mehr oder minder schnell
eine Höchstzahl erreichen, die nicht mehr überschritten wird. Diese
Zahl ändert sich auch nicht, wenn man nach Zentrifugieren die über¬
stehende Nährflüssigkeit abgießt und durch neue ersetzt. Trägt man
in eine bestimmte Menge Fleischbrühe, die der M-Konzentration ent¬
sprechende Menge Bakterien ein, so bemerkt man gleichfalls nichts
von einer zahlenmäßigen Zunahme, sät man eine höhere Zahl von
Bakterien ein, so tritt statt Zunahme Abnahme bis zum Niveau der
M-Konzentration ein. In der M-Konzentration hört trotz der fehlenden
Zahlenzunahme die Teilung der Bakterienzellen nicht etwa auf, die
Vermehrung geht weiter, doch muß nach Erreichung der M-Konzen-
tration eine nahezu ebenso große Zahl von Bakterien absterben als
neu entstehen. Die Tatsache der Vermehrung wird bewiesen durch
Zusammenbringen mit Bakteriophagen, die sich bekanntermaßen nur
in Gegenwart lebender Bakterien vermehren können. Bisher können
aus den im Original nachzulesenden Experimenten folgende Schlüsse
gezogen werden : Bringt man in eine M-Konzentration geeignete
Bakteriophagen, so gelangen diese zur Vermehrung, die schließlich
zu einer hohen Konzentration führt. Impft man in eine M-Konzen-
tration einer Rasse einen anderen Stamm der gleichen Rasse, so zeigt
letzterer keine Zunahme. Ist letzterer bakteriophagenfest und sät
man den entsprechenden Bakteriophagen ein, so vermehrt sich dieser
auf Kosten des normalen Bakteriums. Die bakteriophagenfeste Rasse
erfährt aber auch unter diesen Umständen keine Zunahme. Die
Frage, ob bei den fremden Stämmen der gleichen Rasse, wenn sie
in eine M-Konzentration eingesät werden, die zahlenmäßige Konstanz
auch auf Gleichgewicht zwischen Vermehrung und Absterben beruht,
läßt sich gleichfalls mit Hilfe von Bakteriophagen lösen. Setzt man
zu einer M-Konzentration eines bakteriophagenfesten Stammes den
40
d’Herellesches Phänomen.
zugehörigen Bakteriophagen, so vermehrt er sich nicht. Impft man
nun aber einen anderen nicht bakteriophagenfesten Stamm der gleichen
Rasse ein, so vermehrt sich der Bakteriophage. Dies ist aber nur
möglich, wenn sich die neu eingeimpften Bakterien vermehren können,
also muß auch bei den in eine M-Konzentration eingesäten Bakterien
Vermehrung und Absterben sich das Gleichgewicht halten. Also mit
der Erreichung der M-Konzentration hört die Bakterienvermehrung
durch Teilung nicht auf, es sterben nur ebensoviel ab als neu ent¬
stehen. — Dieser eigenartige erst mit Hilfe von Bakteriophagen
erweisbare Vermehrungstypus besteht nicht nur für die Bakterien
der M-Konzentration selbst, er wird auch anderen Rassen aufge¬
zwungen, welche man einer derartigen Konzentration künstlich zu¬
setzt. Ähnlich wie für Bakterien besteht übrigens auch die Tat¬
sache der M-Konzentration für Bakteriophagen. Allgemeine Ver¬
breitung dieser Gesetzmäßigkeit vorausgesetzt, wäre damit endlich
ein fester Punkt für die zahlenmäßig gesetzliche also exakte Bear¬
beitung einer Seite des Bakterienlebens, der Vermehrung, gewonnen,
auch ergibt sich praktisch eine Möglichkeit genaueren Arbeitens mit
Bakterien als bisher. Noetel (. Landsberg a. W.).
Busson, B. und Ogata, N., Untersuchungen über sekundäre
und bakteriophagenresistente Dysenteriestämme und
ihre Beziehung zu den sog. Schmitzstämmen. (W. kl.
W. 1924 S. 665.)
Nach den mitgeteilten Versuchsergebnissen scheint die Annahme
berechtigt zu sein, daß die zuerst von Schmitz beschriebenen,
später von verschiedenen Bakteriologen gelegentlich von Dysenterie¬
epidemien gezüchteten Ruhrstämme mit jenem eigenen Gepräge, das
die Untergruppe der Schmitz-Stämme ausmacht, möglicherweise unter
dem Einfluß des Bakteriophagen umgewandelte sekundäre, wahr¬
scheinlich aber sog. bakteriophagen-resistente Stämme darstellen.
Die resistenten Stämme scheinen auch gewisse vom normalen Typus
abweichende Eigenschaften dauernder festzuhalten als die sekun¬
dären Stämme. Hetsch (. Frankfurt a. M.).
Eguchi. Churoku, Studien über das d’Herellesche Phä-
• •
nomen. Uber Dysenteriebazillenbakteriophagen. (Sai-
kingaku-Zashi. 1923 No. 332.)
Nicht nur aus dysenterieverdächtigen Stühlen, sondern auch aus
Shiga-Bazillenreinkulturen konnte Verf. Bakteriophagenstämme ge¬
winnen. Die Wirkung der Bakteriophagen war dabei verschieden stark.
Die anfangs schwach wirkenden Stämme verstärkten späterhin ihre
Wirkung. Mit lebenden Dysenteriebazillen konnte Verf. durch viele
Generationen die Bakteriophagen fortführen. Während die Bakterio-
d’Herellesches Phänomen.
41
phagen erst durch eine 10 Minuten lange Erwärmung auf 75° C
vollkommen zerstört wurden, starben die Bakterien selbst bereits
nach einer 10 Minuten langen Erwärmung auf 60° C ab. x4uch
gegen Chemikalien hatten Bakteriophagen eine größere Resistenz als
Bakterien. Verf. gelang es, mit Bakteriophagen bei Kaninchen ein
Antibakteriophagenserum zu erzeugen. Unter den Dysenteriebazillen
fanden sich auch gegen Bakteriophagen resistente Stämme, die
selbständig ihre eigenen Bakteriophagen bildeten. Mit Hilfe von
Azeton oder Abdampfung bei niederer Temperatur gelang es, die
Bakteriophagen in einen Trockenzustand überzuführen, wodurch jedoch
der Wirkungsgrad der Bakteriophagen herabgesetzt wurde. Verf.
wusch zentrifugierte, durch Bakteriophagen fast vollständig abgetötete
Bakterienbouillonkulturen teils mit Bouillon, teils mit physiologischer
Kochsalzlösung. Nur durch Bouillon wurden aus dem Sediment
Bakteriophagen, sogar in großen Mengen, ausgewaschen. Diese Ver¬
schiedenheiten bei den Auswaschungsversuchen waren nicht durch
die verschiedenen pH -Ionenkonzentrationen, auch nicht durch die ver¬
schiedene Resistenz der Bakteriophagen in beiden Flüssigkeiten
bedingt. Auch bei Abwaschungsversuchen, die Verf. mit verschiedenen
anderen Flüssigkeiten (Fleischwasser und Peptonwasser) anstellte,
konnte er Bakteriophagen feststellen, die meisten aber bei Bouillon.
Verf. legte auch Kulturen der gegen Bakteriophagen resistenten
Stämme auf verschiedenen Nährböden, z. B. eiweißfreien und Nähr¬
böden von verschieden starkem Eiweißgehalt an und konnte kon¬
statieren, daß die Bakteriophagenmengen dem Eiweißgehalt pro¬
portional waren. Auf eiweißfreiem Nährboden (Uschinsky ohne
Asparagin) bildeten sich keine Bakteriophagen. In Bakterien¬
kochsalzaufschwemmungen zeigten die Bakteriophagen keine Wirkung
und Vermehrung, sondern eine Verminderung. Alle diese Erschei¬
nungen führt Verf. auf das Fehlen von Eiweiß zurück. Die An¬
wesenheit von gespaltenem Eiweiß ist auf die Bakteriophagenwirkung
von günstigerem Einfluß als die von genuinem Eiweiß. Von ver¬
schiedenen Eiweißspaltprodukten beeinflussen die Bakteriophagen-
bildung am günstigsten (natürlich nicht so stark wie Albumosen und
Peptone) das Taurin, Asparagin- und Nukleinsäure, weniger günstig
Tyrosin und Glutaminsäure, noch weniger günstig Leuzin und
Tryptophan. Bei der Abwaschung mit Bouillon handelt es sich nicht
nur um eine Extraktion der Bakteriophagen, sondern auch um eine
teilweise Neubildung letzterer, die durch Bouillon begünstigt wird.
Bei Zusatz von Antibakteriophagenserum zu einer durch Bakterio¬
phagen fast ganz abgetöteten Bakterienaufschwemmung zeigte sich
eine Neuentwicklung der Bakterien. Die Bakteriophagen entfalten
also gegen die Bakterien nicht nur eine lösende und „abtötende“,
sondern auch eine hemmende Wirkung, die der desinfizierenden
42
d’Herellesches Phänomen.
Wirkung des Sublimats gegen Bakterien ähnlich zu setzen ist. Verf.
hatte bei Versuchen über die Schutzwirkung der Bakteriophagen in
vivo einen ziemlich guten Erfolg bei Anwendung der min. let. Dosis.
Bei stärkeren Dosen war kein Erfolg festzustellen. Auch thera¬
peutische Versuche hatten keinen guten Erfolg. Als eine der Ur¬
sachen, daß Bakteriophagen in vivo anders wirken als in vitro,
führt Verf. die Verschiedenheit der Tierbakterien und der Kultur¬
bakterien an.
Derselbe, ÜberStaphylokokkenbakteriophagen. (Namman-
igakai-Zashi. 1924, 12, Heft 5.)
Verf. konnte diese Bakteriophagen aus Staphylokokkeneiterkultur
gewinnen. Die Eigenschaften der Staphylokokkenbakteriophagen sind
im wesentlichen nicht von denen der Dysenteriebazillenbakteriophagen
verschieden. Auch die Wirkung dieser Bakteriophagen ist spezifisch,
sie wirken aber nicht gegen alle Staphylokokkenstämme. Einen
Unterschied zwischen den beeinflußten und den nicht beeinflußten
Stämmen konnte Verf. nicht feststellen. Die Resistenz dieser
Bakteriophagen gegen Wärme ist sehr gering; schon nach einer
10 Minuten langen Erwärmung auf 58° C waren sie vollkommen
zerstört. Die Resistenz der Staphylokokken gegen Wärme ist also
größer als die der Bakteriophagen, doch waren letztere wieder
resistenter gegen Chemikalien. Auch hier begünstigte die Anwesen¬
heit von Eiweiß die Wirkung und Vermehrung der Bakteriophagen.
In 10 Minuten lang auf 58 0 C erwärmten Gemischen von Bakterio¬
phagen und Kokken waren alle Bakteriophagen sicher zerstört. Nach
eintägigem Aufenthalt im Brutschrank konnte Verf. eine erneute
Bakteriophagenbildung feststellen, die wahrscheinlich von den gegen
Wärme resistenten Bakterienstämmen stammte. Im Anschluß hieran
stellte Verf. Untersuchungen an über den Einfluß von Eiweiß auf die
Lebensdauer der Staphylokokken. Geringe Dosen von Staphylokokken
in Kochsalzlösung gehen bald zugrunde, hier entfalten die Bakterio¬
phagen auch keine Wirkung, in stärkeren Dosen behalten sie lange
ihre Lebensfähigkeit bei, in diesen Konzentrationen zeigen die
Bakteriophagen bereits eine schwächere Wirkung. Hier ist durch
die größere Anzahl von Bakterienleibern ein stärkerer Eiweißgehalt
(Bakterieneiweiß in und Nährbodeneiweiß an den Bakterienleibern)
bedingt. In Bakterienkochsalzaufschwemmungen mit verschieden
großen Bouillonzusätzen war die Lebensfähigkeit der Staphylokokken
proportional der Bouillonmenge. Verf. wusch konzentrierte Staphylo¬
kokkenkochsalzaufschwemmung mit Kochsalzlösung aus und verkürzte
dadurch die Lebensdauer der Staphylokokken, weil durch die Aus¬
waschungen Eiweißmengen verloren gingen. Ähnliche Versuche hatte
Verf. früher mit Cholera Vibrionen angestellt. Diese Versuche unter-
d’Herellesches Phänomen.
43
stützen auch die Behauptung, daß die Bakteriophagenwirkung und
-Vermehrung von dem Eiweißgehalt abhängig ist.
• •
Derselbe, Uber Pyocyaneusbakteriophagen mit ver¬
gleich endenUntersuch ungen der Pyocyanase. (Ebenda.
1924, 12, Heft 4.)
Während andere Autoren behaupteten, daß man Pyocyaneus¬
bakteriophagen nur aus den lochbildenden, silberglänzenden und
dunkelfarbstoffbildenden Pyocyaneuskulturen entnehmen könne, konnte
Verf. auch aus anderen grünen Pyocyaneuseiterkulturen und Pyocyaneus-
reinkulturen Bakteriophagen gewinnen. Die Eigenschaften der Pyo¬
cyaneusbakteriophagen sind im allgemeinen ähnlich den Eigenschaften
der Dysenteriebazillenbakteriophagen und der Staphylokokken¬
bakteriophagen. Nach ihren Eigenschaften stehen sie zwischen
Dysenteriebazillenbakteriophagen und Staphylokokkenbakteriophagen.
Auch hier ließ sich der Einfluß des Eiweiß auf Wirkung und Ver¬
mehrung der Bakteriophagen feststellen, ebenfalls zeigten auch hier
die Bakteriophagen im Trockenzustand einen etwas geringeren
Wirkungsgrad. Während die Pyocyaneusbakteriophagen eine deut¬
liche Spezifizität zeigten, besaß die Pyocyanase diese Eigenschaft
nicht, sie wirkte nicht gegen Pyocyaneusbakterien, sondern nur gegen
Ruhrbazillen, Meningo-, Gonokokken u. a. Die Pyocyanase ist ferner¬
hin in Alkohol vollkommen löslich. Während die Pyocyaneusbakterio¬
phagen bei Erwärmung auf 75° C vollkommen zerstört wurden, war
die Wirkung der Pyocyanase nach einer 30 Minuten langen Erwärmung
auf 100 0 C wesentlich erhöht. Eine Antikörperbildung wie bei Pyo¬
cyaneusbakteriophagen konnte Verf. bei der Pyocyanase nicht erzielen.
Die bakterizide Kraft der Pyocyaneusbakteriophagen war größer als
die der Pyocyanase. Verf. konstatierte zwei Arten von gegen Pyo¬
cyaneusbakteriophagen resistenten Stämmen. Die eine Art bildete
anfangs keinen Farbstoff (färbte sich später jedoch rot und braun),
zeigte fast keine Eigenbewegung, auch keine Gelatinelösungsfähigkeit,
die andere Art war stark pyocyaninbildend, hatte deutliche Eigen¬
bewegung und starke Gelatinelösungsfähigkeit. Während die erste
Art von Resistenzstämmen nur eine schwache Bakteriophagenbildung
zeigte, konnte Verf. bei der zweiten Art eine starke Bakteriophagen¬
bildung nachweisen. Im Gegensatz zu den Pyocyaneusbakteriophagen
zeigte die Pyocyanase keine Bildung von Resistenzstämmen und auch
keinen Generationswechsel. In eiweißfreien Lösungen konnte Verf.
dagegen bessere Wirkung der Pyocyanase konstatieren. Mit Azeton
(japanisches Präparat) gelang die Ausflockung der Pyocyaneus¬
bakteriophagen, während die der Pyocyanase negativ ausfiel. Durch
Methylalkohol wurden die Pyocyaneusbakteriophagen ausgeflockt und
vollkommen zerstört, während die Pyocyanase in Methylalkohol in
44
d’Herellesches Phänomen.
Lösung blieb und ihre bakterizide Wirkung beibehielt. Bei weiteren
vergleichenden Untersuchungen konnte Verf. aus fünf verschiedenen
Pyocyaneusstämmen nur einen Pyocyaneusbakteriophagenstamm ge¬
winnen, während alle Stämme, wenn auch in geringem Grade, Pyo-
cyanase bildeten. Verf. konnte feststellen, daß ein gegen Pyocyaneus-
bakteriophagen resistenter Pyocyaneusstamm schon innerhalb eines
Tages Pyocyaneusbakteriophagen bildete, während erst nach acht
Tagen eine schwache Pyocyanasebildung wahrnehmbar war. Verf.
kommt zu dem Schluß, daß Pyocyaneusbakteriophagen und Pyocyanase
nicht identisch sind. Während die Pyocyanase lipoidige Eigenschaften
hat, zeigen die Pyocyaneusbakteriophagen keine lipoidigen, sondern
fermentative Eigenschaften. {Autoreferat.)
Hadley, Philip, The Variation in size of lytic areas and
its significance. (J. of. Bact. 1924, 9, p. 397.)
Ein Shiga- Dysenterie -Bakteriophage zeigte zwei Typen von
lytischen „Kolonien“ (lytischen Bezirken) : große von ungefähr 5 mm,
kleine von ungefähr 1 mm Durchmesser, dazwischen keine Übergänge.
Im Laufe eines Jahres, nach zahlreichen Passagen durch Kulturen,
verlor er die Fähigkeit, große „Kolonien“ zu erzeugen, dagegen fand
sie sich in versiegelten, bei Zimmertemperatur aufbewahrten Röhrchen
mit lytischer Kultur nach einem und nach 2 Jahren unvermindert
erhalten. Die Fähigkeit, große Plaques zu erzeugen, kann dem
Bakteriophagen, wenn sie einmal verloren ist, weder durch Änderung
des Nährbodens, seiner Reaktion, der Bakteriendichtigkeit noch durch
Passage durch neue Shiga-Stämme oder Dysenteriestämme eines
anderen Typus wiedergegeben werden. Durch Abimpfung von einer
kleinen lytischen „Kolonie“ erhält man die reine Linie eines nur
kleine „Kolonien“ hervorrufenden „kleinen“ Agens, durch Abimpfung
von einer großen „Kolonie“ das „große“, kleine und große Kolonien
hervorrufende lytische Agens. Analogie zwischen dem Verhalten der
„großen“ und „kleinen“ lytischen Kulturen und den vom Verf. be¬
obachteten lytischen (lysogenen) und nicht lytischen (resistenten)
B. pyocyaneus-Kolonien. Die resistenten geben bei Fortimpfung nur
resistente, die lysogenen sowohl lysogene als resistente Kolonien.
Das lytische Agens erhielt sich in alten versiegelten Pyocyaneus-
kulturen länger als 1 Jahr unverändert, während es im Passage¬
stamm allmählich schwand. Eine bei Gleichbleiben des Nährbodens
und der Bakterienkultur in charakteristischen lytischen Bezirken
zum Ausdruck kommende Änderung der lytischen Wirkung muß einer
Variation des lytischen Agens zugeschrieben werden, wie sie sonst
bei lebendem Protoplasma beobachtet wird.
Derselbe, A method of staining lytic areas produced
by the bacteriophage. (Ibid. p. 405.)
d’Herellesches Phänomen.
45
Kleine Bakteriopliagenkolonien können durch Färbung leichter
kenntlich gemacht werden. Auch Unterscheidung im lytischen Be¬
zirk entstandener sekundärer Bakterienkolonien wird dadurch er¬
möglicht. Mit der Pipette bringt man 1 ccm polychromes Loeffler-
Methylenblau auf die Schrägagarkultur, läßt es 1 Minute einwirken,
wäscht dann ebenfalls mittels Pipette mit destilliertem Wasser und
gießt das erste Waschwasser schnell weg, bringt Sublimatlösung
1 : 1000 darauf und läßt trocknen. Die Bezirke mit Lysis erscheinen
rot oder rötlich, die ohne Lysis ungefärbt oder schwach grünlich¬
blau. Bei durchfallendem Lichte sind die lytischen Bezirke deutlicher
als in ungefärbten Kulturen und die sekundären Kolonien in ihnen als
bläuliche oder bläulich-purpurne Punkte auf rotem Grunde erkennbar.
Sie bleiben beim Waschen fest an ihrer Unterlage haften. Die
Färbung ist mit auf 60° erhitzter Farblösung intensiver und das
Ergebnis 24 Stunden, nachdem die lytischen Bezirke ihre maximale
Größe erreicht haben, am besten. Die Farblösung darf nicht seitlich
zwischen Agar und Röhrchenwand eindringen. Um dieses zu ver¬
hindern, erhitzt man die Berührungslinie von Agar und Glas und
läßt sie dann wieder abkühlen. E. Fit sehen (Weyarn).
Petrovanu, Guntza, Sur la presence du principe lytique
dans l’exsudat amygdalien de diverses angines. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 502.)
Das Tonsillenexsudat enthält bei manchen Formen von Angina,
speziell bei Scharlach, ein bakteriophages Lysin für B. coli, trotzdem
das B. coli nicht zur Flora dieser Anginen gehört. Prigge.
Petrovanu, Guntza, Recherches sur l’existence du principe
lytique dans la peritonite cholerique experimentale.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 735.)
Im Peritonealexsudat von mit Choleravibrionen infizierten
Kaninchen konnte kein bakteriophages Choleralysin nachgewiesen
Werden. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Petro van u, Guntza, Recherches sur la presence du prin¬
cipe lytique vis-ä-vis du vibrion cholerique dans la
paroi de l’intestin grele. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 754.)
Auf das Vorhandensein von bakteriophagem Choleralysin wurden
untersucht wässerige Extrakte (Filtrate) der Dünndarmwand von
1. normalen Kaninchen, 2. und 3. von mit dem zu den Versuchen
benützten Stamm (Briceag) und von mit einem anderen Stamm
(Pasteur) immunisierten Kaninchen, 4. von einem an experimenteller
Cholerainfektion gestorbenen Kaninchen. 5. Außerdem wurde das
Filtrat des diarrhoischen Darminhaltes des an Cholera gestorbenen
46
d’Herellesches Phänomen.
Kaninchens untersucht. Geprüft wurde gegenüber A. dem Ausgangs¬
stamm (Stamm Briceag) und gegenüber Kulturen, die zu verschie¬
denen Zeiten der Krankheit aus B. dem Herzblut, C. dem Peri¬
tonealexsudat und D. dem Darminhalt von Kaninchen gezüchtet
wurden, denen eine tödliche Dosis Choleravibrionen (Stamm Briceag)
injiziert worden war. A. Die Filtrate blieben ohne jede Wirkung
gegenüber dem Ausgangsstamm. B. Dagegen wurden die aus dem
Herz gezüchteten Vibrionen, sogar die bereits 1 Stunde nach der
Infektion isolierten, von Filtrat 2 und 3 in typischer Weise lysiert.
Der 1 Stunde nach der Infektion aus dem Herzblut gezüchtete
Stamm wurde auch von dem Filtrat aus normalem Darm (1.) lysiert;
gegenüber allen später gezüchteten Stämmen war dieses dagegen
unwirksam. Extrakt 4 und der Extrakt aus Darminhalt (5.) übten
keinerlei Wirkung auf die aus dem Blut wiedergewonnenen Stämme
aus. C. Die 1 und 2 Stunden nach der Infektion aus dem Peritoneum
gezüchteten Stämme wurden von Extrakt 1, 2 und 3 lysiert (partiell).
Die später gewonnenen Stämme waren lysoresistent. Extrakt 2 und
3 übten sogar eine außerordentlich auffallende Wachstumsbeschleu¬
nigung auf sie aus. Filtrat 4 und 5 waren stets unwirksam. D. Die
aus dem Dünndarminhalt gezüchteten Stämme verhielten sich genau
umgekehrt wie die aus dem Blut gezüchteten Stämme: sie wurden
von Filtrat 2 und 3 niemals lysiert; diese Filtrate begünstigten ihr
Wachstum vielmehr in auffallender Weise. Extrakt 1, 4 und 5
waren unwirksam. — Der zur Infektion verwandte Stamm erleidet
somit im erkrankten Organismus innerhalb kürzester Frist eine Um¬
wandlung in mindestens zwei voneinander und vom Ausgangsstamm
Völlig verschiedene Rassen. Prigge (. Frankfurt a.M.).
Zoller, Chr. et Manoussakis, Keratoconjonctivite experi¬
mentale ä bacille pyocyanique. De l’action d’un
bacteriophage antipyocyanique. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 548.)
Nach vorheriger Sensibilisierung mit Galle konnten Verff. am
Meerschweinchenauge mit Pyocyaneusbazillen eine spezifische Kerato-
konjunktivitis erzeugen, die eine streng lokale Immunität (nicht für
das andere Auge) zurückließ. Präventive und therapeutische Ver¬
suche mit einem Pyocyaneusbakteriophagen blieben ergebnislos.
Prigge [Frankfurt a. M .).
Zdansky, Erich, Kritische und experimentelle Beiträge
zur Frage der Wirkungsmöglichkeit der Bakterio¬
phagen im Warmblüterorganismus und in der freien
Natur. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 164.)
Die bisher durch Einverleibung von Bakteriophagen erzielten
immunisatorischen und therapeutischen Effekte sind nach den Er-
d’Herellesches Phänomen.
47
örterungen des Verf. nicht mit Sicherheit als spezifische Bakterio-
phagenwirkung zu deuten. — Der Ablauf des d’Herelleschen Phänomens
in der freien Natur ist unwahrscheinlich; experimentelle Unter¬
suchungen sprechen dafür, daß den Bakteriophagen bei der Selbst¬
reinigung der Wässer keine Bolle zufällt. — In fäkal verunreinigten
Wässern scheint sich mit zunehmender Entfernung vom Orte der
fäkalen Zufuhr das zahlenmäßige Verhältnis zwischen lysosensiblen
und lysorefraktären Coli zuungunsten der ersteren zu verschieben.
Dasselbe scheint beim Altern der Wässer in vitro der Fall zu sein. —
Diese Verschiebung ist höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen,
daß die saprophytischen, im Wasser vorkommenden coliähnlichen
Mikroben ihrer Natur nach lysorefraktär, die in der Außenwelt an
Zahl rascher abnehmenden Darmcoli dagegen lysosensibel sind. —
Die Sensibilität gegen Bakteriophagen erlaubt vielleicht eine Unter¬
scheidung zwischen Darmcoli und saprophytischen Keimen der Coli-
gruppe. Schill {Dresden).
Marcuse, Kurt, Untersuchungen über das d’Herellesche
Phänomen. I. Mitteil. Zur Methodik der Konservierung
des Lysins. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 375.)
Konservierung des bakteriophagen Prinzips gelingt durch Schräg¬
agarkulturen von Flatterformen, durch Antrocknen von lebenden oder
toten Flatterformen an Seidenfäden, Granatkristallen, Seesand, durch
Adsorption an Bolus und Tierkohle. Nicht nur Flatterformen, sondern
auch Filtratlysin läßt sich durch Antrocknen und Adsorption in der¬
selben Weise konservieren. Besonders günstig gestaltet sich die
Konservierung durch Behandlung der Flatterformen und des Filtrats
mit gesättigter Kochsalzlösung. Die so gewonnenen Salzkristalle
enthalten sehr große Mengen des bakteriophagen Prinzips und er¬
scheinen für das Arbeiten mit möglichst reinem Lysin besonders
geeignet. Schill {Dresden).
Keller, W., Über Lysin und Trypsin. (Ein Beitrag zur
Biologie des Twort-d’Her elleschen Phänomens.) (Zschr.
f. Hyg. 1924, 103, S. 177.)
Verf. weist durch Untersuchungen am Duodenalextrakt und
Pankreasextrakt einer Katze nach, daß die scheinbar durch den
aktivierten Pankreasextrakt erzeugten Lysine bereits im Duodenal¬
extrakt allein vorhanden waren. — Bei einem weiteren Katzenver¬
such gelang es nicht, trotz nachgewiesener starker tryptischer Fähig¬
keit des aktivierten Pankreassaftes und unter Innehaltung aller dazu
notwendigen Bedingungen, Lysine zu erzeugen. — In dem Darmsaft
eines durch längere Zeit hindurch beobachteten Duodenalfistelhundes
findet sich eine Unabhängigkeit im Verhalten der Lysine und des
48
d’Herellesches Phänomen.
Trypsins, die eine ursächliche Beziehung beider Körper zueinander
nicht möglich erscheinen läßt. — Sekundär erzeugtes Lysin und
Trypsin sind nicht identisch. — Die bei einzelnen Handelspräparaten
auftretende Lysinbildung beruht wahrscheinlich auf einer „Verun¬
reinigung“ mit dem lytischen Agens. Schill {Dresden).
• •
Schnabel, A., Die Übertragung allergischer Zustände
bei Bakterien. Ein neuer Gesichtspunkt für das
Twort-d’Herellesche Phänomen. (Klin. W sehr. 1924 S. 566.)
Aus den Versuchen des Verf. geht hervor, daß es tatsächlich
möglich ist, normale Bakterien durch Züchtung in Filtraten ge¬
festigter, vom gleichen Ausgangsstamm erhaltener Kulturen so zu
verändern, daß sie nun auch einen relativen Festigkeitsgrad gegen
die zur Vorbehandlung angewandte Substanz (Optochin, Sublimat)
erlangen. Diese Ergebnisse legen den Gedanken nahe, die Versuchs¬
anordnung in gleicher Weise auf die zweite Form der Bakterien¬
allergie, nämlich die Überempfindlichkeitserscheinung auszudehnen,
d. h. zu prüfen, ob sich jene Zustandsänderung, die sich als will¬
kürlich hervorgerufene Überempfindlichkeit gegen bestimmte primär
wirksame Substanzen äußert, auf normale Bakterien übertragen läßt.
Über die Ergebnisse diesbezüglicher Versuche soll später berichtet
werden. Schuster {Frankfurt a. 0.).
Gougerot et Peyre, E., Le bacteriophage dans le traite-
ment des affections cutanees. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 452.)
Bericht über die Erfolge der Bakteriophagentherapie bei chro¬
nischen Staphylokokkeninfektionen der Haut. Prigge {Frankfurt a.M.).
Allison, Y. Douglas, The effect of the administration of
vaccines o n the lysozyme content of tissues and
secretions. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 165.)
Tränen und Serum von Kaninchen, die mit Kulturen des Micro-
coccus lysodeicticus immunisiert waren, zeigten keine stärkere Lyso¬
zymwirkung gegenüber diesem Kokkus als bei normalen Tieren.
Ebenso zeigten Serum und Tränen eines Menschen, der von einer
Streptococcus faecalis- Vaccine mehrfache Inj ektion von 10—250 Millionen
Keimen erhalten hatte, keine gesteigerte Lysozymwirkung gegenüber
diesem der Lysozymwirkung zugänglichen Organismus. Endlich war
bei Kaninchen, die mit Typhus- und Paratyphusbazillen immunisiert
waren, keinerlei Lysozymwirkung gegenüber diesen unempfänglichen
Bakterien und keine Steigerung derselben gegen M. lysodeicticus und
gegenüber dem Str. faecalis-Stamm nachweisbar. Kurt Meyer {Berlin).
Centralblatt für Bakteriologie ein. I. Abt. Referate.
- Bd. 78. No. 3/4. -
Ausgegeben am 12. Dezember 1924.
Pneumo-, Staphylo-, Streptokokken, Entzündung und Eiterung. —
Tierische Parasiten. — Verschiedenes.
• •
Adler, Hugo, Uber Pneumokokkentypen und Pneumo¬
kokkenimmunität. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 140.)
Die Verhältniszahlen, die aus der Bearbeitung des Materials an
kroupösen Pneumonien in Prag gewonnen wurden, stimmen bezüglich
Typeneinteilung der Pneumokokken, Verlaufsform und Mortalität mit
denen der meisten anderen Beobachter überein. — Für die Klinik
hat die Typeneinteilung der Pneumokokken besonders im Hinblick
auf die Prognosenstellung eine besondere Bedeutung. — Die strenge
Spezifizität der einzelnen Pneumokokkentypen bestätigt Verf., im
Immunserum des Typus III fand er keine Schutzstoffe. — In Leuko-
cytenv ersuchen wurde die strenge Spezifizität der bakteriotropen
Wirkung der Immunsera gegenüber den einzelnen Pneumokokkentypen
nachgewiesen. Das Immunserum des Typus III enthält auch keine
bakteriotropen Stoffe. — Zur Zeit der Krise zeigt das Serum der
Pneumoniekranken den stärksten Gehalt an bakteriotropen Substanzen,
denen wohl der Hauptanteil an dem Zustandekommen der Krise zuzu¬
schreiben ist. Schill {Dresden).
Truche, 0. et Cotoni, L., Germe d’aspect pneum ococcique
liquefiant la gelatine, rencontre chez des oiseaux.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 52.)
Bericht über morphologisches, kulturelles und serologisches Ver¬
halten eines pneumokokkenähnlichen Keimes, der während einer
schweren Epidemie dreimal im Blut von Kanarienvögeln gefunden
wurde. Dei Keim verflüssigte Gelatine, durch Antipneumokokkensera
war er nicht agglutinabel. Prigge {Frankfurt a. M.).
L6vy-Bruhl, M., Virulence marquee pour le cobaye de
quelques echantillons de pneumocoque III (Pneumo-
coccus mucosus) peu virulents pour le lapin. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 1446.)
Während die für Kaninchen schwachvirulenten Pneumokokken¬
stämme für Meerschweinchen meist noch weniger virulent zu sein
pflegen, fand Verf. 4 Stämme von Pneumococcus mucosus (Pnc. III),
Erst« Abt. Ref. Bd. 78. ^0. 8/4. 4
50
Pneumokokken.
die bei schwacher Kaninchenvirulenz im Gegensatz zum gewöhnlichen
Verhalten für Meerschweinchen stark pathogen waren. Prigge.
Zinsser, Hans and Mallory, Tracy B., Observations on bac-
terial anaphylaxis with pneumococcus. (J. of ImmunoL
1924, 9, p. 75.)
Es gelingt, bei Meerschweinchen eine mittels der Dal eschen
Versuchsanordnung am isolierten Uterus nachweisbare aktive und
passive Bakterienanaphylaxie — Verff. arbeiteten mit Pneumokokken
— zu erzeugen. Allerdings ist für die aktive Sensibilisierung, wahr¬
scheinlich wegen des geringen Gehalts der Bakterienleiber an ko¬
agulierbarem Eiweiß, eine sehr intensive und langdauernde Vor¬
behandlung erforderlich, und die passive Anaphylaxie ist nur schwach
und oft gar nicht zu erzielen. Der Unterschied zwischen den Antigen¬
mengen, die einerseits beim normalen, andererseits beim sensibilisierten
Uterus Kontraktionen auslösen, ist weit geringer als bei der Eiwei߬
anaphylaxie. Die Empfindlichkeit ist nur auf das Doppelte bis Fünf¬
fache gesteigert. Wahrscheinlich beruht dies auf der unvermeidbaren
Beimischung primär toxischer Substanzen zu den Bakterienextrakten.
Desensibilisierungsversuche waren erfolgreich. Kurt Meyer (Berlin).
Tani, T., Beiträge zur aktiven Immunisierung gegen
Pneumokokken und zur Veränderlichkeit derPneumo-
kokken. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 204.)
Ein 2V2 Stunden lang auf 45° erhitzter, nicht völlig abgetöteter
Pneumokokkenimpfstoff hatte schlechte immunisierende Wirkung.
Ein anderer Pneumokokkenimpfstoff, der ebenfalls 2 J/2 Stunden auf
45° erhitzt, dabei aber vollständig abgetötet und dann nachträglich
noch 1/2 Stunde auf 56° erhitzt war, war von guter Schutzwirkung.
Hiernach sind durch schonende Abtötung bei niedrigen Temperaturen
gewonnene Pneumokokkenimpfstoffe zum mindesten in ihrer Wirkung
unzuverlässig und daher für die Praxis zu widerraten. — Bei 100°
10 Minuten bis 4 Stunden lang erhitzte Pneumokokken ergaben stets
einen guten Impfstoff. 14 Tage lang täglich 1 Stunde auf 100° er¬
hitzte Pneumokokken ergaben nur schlechte immunisierende Wirkung.
— Bei längerer Züchtung typischer Pneumokokkenstämme bei 39 0
wurden verschiedenartige Veränderungen beobachtet, darunter Virulenz-
abschwächung. Derart avirulente Pneumokokken ergaben auch lebend
meist schlechten Immunisierungserfolg, doch kamen Ausnahmen vor.
Ein solcher vollkommen avirulenter, aber noch gallelöslicher Pneumo¬
kokkus wirkte sowohl lebend als auch nach Abtötung bei 100° gut
antigen. Schill (Dresden).
Pneumokokken. — Staphylokokken.
51
Brotzu, Giuseppe, Über die Herstellung einer poly¬
valenten Pneumokokkenvaccine. (Experimentelle
Untersuchungen.) (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 139.)
Von in großer Menge auf einem spezifischen Nährboden ge¬
züchteten Pneumokokken ausgehend konnte Verf. verschiedene Typen
von Pneumokokkenvaccinen hersteilen, von denen — beim Kaninchen
— sich die am wirksamsten erwiesen, welche Verf. dadurch erhielt,
daß er die Bakterienemulsion mit Kalilauge (0,75 proz.) bei 45° und
dann mit verdünnter Salzsäure bis etwa zur Neutralisierung be¬
handelte. Diese Vaccine, die sich auch trivalent hersteilen läßt, in¬
dem" man die Typen Rokefeller No. 1, 2 und 3 des Pneumokokkus
verwendet, veranlaßt beim Kaninchen einen genügend beständigen
Immunisationszustand gleichzeitig gegen alle diese Pneumokokken¬
typen. — Die Vaccination kann beim Kaninchen mit bestem Resultat
in nur 3 Tagen durch 3 tägliche aufeinanderfolgende Injektionen er¬
folgen. Die gesamten Vaccinedosen, die in den 3 Tagen injiziert
werden, müssen genau festgestellt werden; sie gleichen etwa der,
welche man ohne bemerkenswerte Schädigung beim Kaninchen auf
einmal injizieren kann. — Diese Vaccine hält sich getrocknet
mindestens 2 Monate lang wirksam. — Aus dem Pneumokokkus stellte
Verf. das Nukleoprotein nach Lustig und Galeotti zum ersten¬
mal her; dieses erwies sich als Vaccinationsmittel hinlänglich aktiv.
— Es wurde festgestellt, daß bei den Kaninchen die Immunität gegen
den Pneumokokkus nicht notwendigerweise begleitet ist von dem Auf¬
treten agglutinierender Eigenschaften im Serum. — Vor allem er¬
wiesen sich, im Einklang mit den Beobachtungen von Ottolenghi,
als wenig aktiv die, um das Auftreten von Agglutininen zu erzeugen,
mit Kalilauge hergestellten Bakterienhäutchen. Schill {Dresden).
Weill, E. et Dufourt, Andre, Essais de vaccinotherapie
dans la broncho-pneumonie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 687.)
Bericht über die therapeutischen Effekte, die bei Broncho¬
pneumonie mit einem aus Pneumokokken (I, II u. III), Enterokokken,
Staphylokokken und Tetragenes hergestellten Impfstoff erzielt wurden.
Drigge {Frankfurt a. M.).
Hudson, Paul, The incidence and Classification of
staphylococci in the throats of normal persons and
of persons with common colds. Influenza studies XII.
(J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 297.)
Staphylokokken kommen häufiger bei Erkältungen im Naso-
pharyngealraum und in der Trachea als unter normalen Verhält¬
nissen vor. Bei gesunden Menschen wurde der Staphylococcus aureus
4*
52
Staphylokokken.
verhältnismäßig häufiger gefunden als bei erkälteten Personen. In
den biochemischen Reaktionen bestand kein Unterschied zwischen
den von erkälteten und den von normalen Menschen gewonnenen
Staphylokokken, ausgenommen, daß Mannit durch Stämme von nor¬
malen Quellen gewöhnlich mehr vergoren wurde. Bei dem Versuch
einer Klassifizierung der in den oberen Luftwegen vorkommenden
Staphylokokken erschien die Chromogenese noch als bestes Merkmal ;
es werden unterschieden die Gruppen der goldenen, weißen, zitronen¬
gelben und farblosen Staphylokokken. Diese Reihenfolge entspricht
der allmählich immer geringer werdenden Fähigkeit, biochemische
Veränderungen hervorzurufen. Bei Kultivierung in Peptonbouillon
(3 — 5 Tage) bildete kein Stamm Indol. Spezifische Antisera konnten
durch die Immunisierung von Kaninchen gewonnen werden, die in
Verdünnungen von 1:800 bis 1: 1600 konstant den homologen Stamm
agglutinierten, nicht aber regelmäßig heterologe Stämme. Der Verf.
kommt auf Grund seiner Versuche zu dem Schluß, daß die Staphylo¬
kokken einer Gattungsgruppe angehören, daß sie auf der Grundlage
der farbstoff bildenden Kraft eingeteilt werden können, und daß der
Staphylococcus aureus die Hauptgruppe repräsentiert, von der der
Staphylococcus albus und citreus in chromogener und kultureller Be¬
ziehung Varianten darstellen. w. Worms (Berlin).
Kligler, I. J. and Krause, E., Th e relationship of the orange
and white pyogenic staphylococci with special refe-
rence to vaccine therapy. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 133.)
Der Schwierigkeit, zur Behandlung der Staphylokokken-Erkran-
kungen eine Autovaccinetherapie bei der Landbevölkerung in Palästina
durchzuführen, wird durch die Herstellung möglichst polyvalenter
Impfstoffe zu begegnen gesucht. Von 33 aus verschiedenen Fällen
gezüchtete Staphylokokken gehörten 26 dem Aureus-, 7 dem Albus-
typ an. Letzterer verflüssigte im Gegensatz zum Aureus nicht
Gelatine und versagte auch zumeist bei der Mannitvergärung.
Serologisch zeigte sich eine bestimmte Gruppenverwandtschaft zwischen
den beiden Arten, aber das Aureusserum schien spezifischer und
agglutinierte nicht so weit die Albusstämme wie die letzteren die
Aureusstaphylokokken. Serum- Absorptionsversuche ergaben, daß beide
Typen Gruppenagglutinine für Aureus und weiße Staphylokokken pro¬
duzieren, daß aber eine deutliche spezifische Differenz zwischen ihnen
besteht, da die Aureusstaphylokokken den gleichartigeren und mehr
umgrenzten Typ darstellen, ln dieser Verbindung ist von Interesse,
daß der Staphyl. aureus so viel häufiger gefunden wird als der Albus.
Es wurden je zwei typische Stämme von Aureus und Albus aus den
übrigen ausgewählt und mit diesen Vaccine hergestellt, die sich
therapeutisch als ebenso wirksam erwies wie Autovaccine. Worms.
Staphylokokken.
53
Tobler, W., Zur Frage der Leukocidinproduktion durch
die pyogenen Staphylokokken und über den Anti-
leukocidingehalt des Säuglings- und Mutterserums.
(Zschr. f. Kindhlk. 1924, 37, S. 354.)
Zur Untersuchung wurde die Methodik von Neisser und
Wechsberg angewendet, bei der sich der Zustand der Leukocyten
nach der Fähigkeit, zu reduzieren, bestimmen läßt. Bei einem
11 Monate alten Säugling, der an Pyodermie litt, besaßen die Er¬
reger (Staphylococcus aureus) nicht die Fähigkeit, Leukocidin zu
bilden. Dies ist also nicht ein konstantes Merkmal pyogener Staphylo¬
kokken. Die starke Eiterung, die bei Säuglingen mit multiplen
Abszessen gelegentlich beobachtet werden kann, steht in keiner Be¬
ziehung zum Antileukocidingehalt des Patientenserums. Im mütter¬
lichen und kindlichen Serum besteht kein Unterschied im Antileuko¬
cidingehalt. v. Bernuth (Jena).
Tobler, W., Phagocytosestudien bei Säuglingen und
ihren Müttern. Über den Einfluß von kindlichem und
mütterlichem Serum auf die Phagocytose von Staphylo¬
coccus aureus durch Meerschwein chenleukocyten.
(Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 41, S. 550.)
Heterologe Leukocyten, speziell Meerschweinchenleukocyten, eignen
sich nicht zu Phagocytoseversuchen mit dem Zweck, die opsonische
Kraft mütterlicher und kindlicher Seren miteinander zu vergleichen,
weil das mütterliche konzentrierte Serum, aber meistens auch das
10 fach verdünnte die Phagocytose durch Leukocytenschädigung fast
regelmäßig mehr oder weniger stark hemmt, während durch das
kindliche Serum der Ablauf der Phagocytose nur wenig beeinflußt
wird. Wenn man verhindert, daß das Serum direkt auf die Leuko¬
cyten wirkt (Neufeldscher Bindungsversuch), so läßt sich die Hemmung
verhüten; aber auch die auf diese Weise gewonnenen Resultate er¬
lauben keinen einwandfreien Vergleich der opsonischen Kraft mütter¬
licher und kindlicher Seren. Hetsch (Frankfurt a. M.).
Löwenfeld, W., Über den opsonischen Index für Staphylo¬
kokken im Blutserum bei juckenden Dermatosen.
(W. kl. W. 1924 S. 826.)
Der opsonische Index für Staphylokokken weicht nach den mit¬
geteilten Untersuchungen bei einer Anzahl von juckenden Derma¬
tosen, die auch bei längerem Bestände des Kratzens nicht zur In¬
fektion mit Eitererregern führen (Urticaria chronica, Pruritus senilis,
Ekzem, Lichen chronicus simplex, Lichen ruber planus, Psoriasis
vulgaris) von der Norm ab. Wenn auch irgendwelche Gesetzmäßig¬
keiten zwischen dem Verhalten des opsonischen Index und der In-
54
Staphylokokken. — Streptokokken.
fektionsmöglichkeit mit Eitererregern einstweilen nicht festgestellt
sind, verdienen solche Beobachtungen doch insofern Beachtung, als
sie eine weitere Stütze für unsere Vorstellungen bezüglich der eigen¬
artigen Funktion der Haut in immunisatorischer Beziehung bilden
und die Möglichkeit einer unspezifischen Beeinflussung bestimmter
serologischer Reaktionen erkennen lassen. Kommt ihnen, ebenso wie
der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen, auch keinerlei
diagnostische Bedeutung zu, und ist aus dem Verhalten des opsonischen
Index allein auch keine allgemeingültige Erklärung für die wechselnde
Anfälligkeit gegen Eiterinfektionen abzuleiten, so sind sie doch vom
wissenschaftlichen Standpunkte aus interessant, weil solche Ver¬
änderungen des opsonischen Index als Teilerscheinung einer krank¬
haft veränderten Hautfunktion in ihren Wechselbeziehungen zum
Gesamtorganismus aufzufassen sind. Het sch {Frankfurt a. M.).
Besredka, A., Pansements specifiques. (Ann. de Tlnst. Pasteur.
1924, 38, p. 565.)
Subkutane Injektion von abgetöteten Staphylokokkenkulturen
verleiht eine gewisse Immunität gegenüber kutanen Infektionen mit
Staphylokokken. Intrakutane Injektion übt sehr viel höhere Schutz¬
wirkung aus. Filtrate von Staphylokokkenkulturen wirken analog,
bzw. ihre Wirkung ist noch wesentlich ausgesprochener als die der
Gesamtkulturen, und zwar ist die Wirkung um so besser, je direkter
der Kontakt mit der Haut ist: bringt man Kompressen, die mit
Kulturfiltrat durchtränkt sind, auf die Haut, so sind die Versuchs¬
tiere binnen sehr kurzer Frist (1 — 2 Tage) gegen subkutane Appli¬
kation einer tödlichen Dosis des Virus geschützt. — Abgetötete
Streptokokkenkulturen wirken bei subkutaner und intrakutaner In¬
jektion weniger deutlich. Dagegen verleiht die kutane Imprägnierung
der Haut mit Filtraten (Verbände mit getränkten Kompressen)
Meerschweinchen und Kaninchen soliden Schutz gegen die lokale
und subkutane Applikation tödlicher Virusmengen. — Der Schutz ist
in beiden Fällen nicht durch Antikörper bedingt. Prigge.
Combiesco, D. et Calalb, G., De l’immunisation contre le
s taphylocoque pyogene par voie buccale, chez le lapin.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 734.)
Nach vorheriger Sensibilisierung mit Galle gelingt es, Kaninchen
oral gegen Staphylokokken zu immunisieren. Der so erworbene
Schutz ist ebenso wirksam wie der durch subkutane, kutane und
intrakutane Impfung erworbene. Prigge {Frankfurt a. M.).
Jungmann, Paul, Über chronische Streptokokken in fek-
tion. (D. m. W. 1924 S. 71.)
Streptokokken.
55
Man muß an scharfer klinischer Umgrenzung der Endocarditis
lenta festhalten. Die Veränderlichkeit im Krankheitsbilde, im Bak-
• •
terienbefunde, im Zusammenhänge mit gleichsinnigen Änderungen
der Immunitätsverhältnisse, die Verf. u. a. an der quantitaven Bak-
terizidie prüfte, erweist, daß dem Leiden ein bestimmtes, auch im
anatomischen Befunde sich ausdrückendes Infektionsverhältnis zu¬
grunde liegt, das ihm eine Sonderstellung gegenüber den anderen
Streptokokkenendokarditiden gibt und auch die typischen Komplika¬
tionen im Verlaufe, besonders die Infarktbildung erklärt. Vorkrank¬
heiten schaffen eine eigentümliche Immunitätslage. Alles, was den
Allgemeinzustand dann schädigt, facht die ruhende Infektion an oder
verwandelt schleichenden Verlauf in akuten. Der Ausgang ist immer
tödlich, selbst wenn die Bakterien von selbst an den Herzklappen
und in den Organen verschwinden. Das Auftreten auch einer akuten
Endokarditis setzt eine bestimmte, anatomisch und bakteriologisch
umrissene Infektionslage voraus. Ebenso wie bei Tuberkulose und bei
Syphilis liegt auch bei den Streptokokkeninfektionen ein latenter Mikro-
bismus vor. Zwischen der rückfälligen verrukösen Endokarditis und
• •
der Lentasepsis gibt es fließende Übergänge. Daß auch der Gelenk¬
rheumatismus durch Streptokokken hervorgerufen wird, ist unsicher;
die bakteriologischen Befunde sind nicht einheitlich und nicht regel-
• •
mäßig genug. Die Überwindung der Infektion fällt vor allem dem
Endothel zu. So gehört Glomerulonephritis zu jeder Endocarditis
lenta, derjenigen Streptokokkeninfektion, die die lebhaftesten zellulären
Abwehrerscheinungen aufweist. Die Trennung von herdförmiger und
diffuser Glomerulonephritis und ihre pathogenetische Scheidung in
bakteriell- infektiöse und in toxische Formen ist in vollem Umfange
nicht mehr aufrecht zu erhalten. Nierenentzündungen sind in ihrer
überwiegenden Mehrzahl durch Streptokokken verursacht. Die Lenta-
• •
sepsis ist nur ein Sonderfall der verschiedenen Äußerungen der Strep¬
tokokkeninfektionen, der Endokarditiden und Nephritiden, und ist, wie
diese, nicht aus der Anwesenheit der Erreger im Körper, sondern
aus den besonderen Bedingungen seiner Abwehrleistungen zu erklären.
Georg Schmidt {München).
Pilot, I. and Brams, J., Incidence of hemolytic Strepto¬
cocci in normal preputial secretions of men. (J. of
inf. Dis. 1923, 32, p. 172.)
Bei 9 von 100 gesunden Männern konnten aus dem Vorhaut -
sekret hämolytische Streptokokken isoliert werden, die zwar nur in
geringer Menge Vorkommen. Diese Streptokokken stimmen in Ge¬
stalt, kulturellem Verhalten und Gärungsreaktionen mit dem Strepto¬
coccus pyogenes überein. Sie scheinen etwas weniger pathogen zu
sein als ähnliche, an den Tonsillen befindliche Streptokokken. Das
56
Streptokokken.
Vorkommen der Streptokokken im Vorhautsack ist vermutlich un¬
gewöhnlich, besonders da hier Leute untersucht wurden, mit deren
Körperpflege es schlecht bestellt war. Konstant scheint in großer
Zahl der Staphylokokkus, speziell vom Albus-Typ, vorzukommen.
W. Worms {Berlin).
Tsuda, Seiji, Experimentelle Untersuchungen über die
Abwehrleistungen der Niere und ihre Kokkenaus¬
scheidungen. (Virch. Arch. 1924, 250, S. 136.)
Bei milzexstirpierten Mäusen führt die subkutane Einspritzung
lebender Streptokokken unter gewissen Voraussetzungen (Höhe der
Immunität, Virulenz der Keime) häufiger zu Nierenabszessen als beim
Normaltier, wahrscheinlich weil der Fortfall des wichtigen retikulo-
endothelialen Systems der Milz den Verlauf der Immunisierung un¬
günstig beeinflußt. Die im Verlauf der Immunisierung vorgenommene
nochmalige Einspritzung von Lipoiden (Lezithinemulsion) begünstigt
ebenfalls die Abszeßbildung, ohne daß die Art der dadurch bedingten
Schädigung schon angegeben werden kann. — Unter den angegebenen
Bedingungen ist das Auftreten von Abszessen in der Niere wesent¬
lich häufiger als in den anderen Organen. Dies hängt mit der Auf¬
gabe der Niere als Ausscheidungsorgan zusammen, sowie möglicher¬
weise mit dem Mangel an (abwehrtüchtigem) retikulo-endothelialem
System in der Niere, wie es Leber und Milz besitzen. Nach Durch¬
tritt durch die Glomeruli kommt es leicht zu einer Stauung in den
Harnkanälchen und enormer Vermehrung der Keime daselbst. — Der
Durchtritt der Keime findet in den Glomeruli statt und ist an eine
oft sehr geringfügige, aber doch nachweisbare Schädigung der
Schlingenwand gebunden. Durch intakte Schlingenwände treten keine
Kokken hindurch. — Bisweilen findet man auch in der Niere als
Zeichen einer besonders hohen Immunitätslage eine schnell einsetzende
und weit um sich greifende Reaktion des Bindegewebsapparates, die
sich in Form einer Makrophagenwucherung in unmittelbarer Um¬
gebung des Abszesses äußert, einer sog. allergischen Reaktion, wie
sie vom Verf. in genau der gleichen Verlaufsart für die Subcutis
nachgewiesen wurde. E. Gildemeister (Berlin).
Schottmüller, Über die Artverschiederiheit der Strepto¬
kokken. (M. m. W. 1924 S. 1009.)
Gegenüber Gotschlich, Kuczynski u. a., welche den Stand¬
punkt vertreten , daß die Differenzierung der Streptokokken in
mehrere Arten nicht mehr aufrecht erhalten werden könne, tritt
Verf. für die unbedingte Beibehaltung der Trennung in mehrere
Arten ein. Abgesehen vom Streptococcus putrificus, dessen Eigenart
und Bedeutung für die Pathogenese vieler Krankheiten des Menschen
Streptokokken.
57
durch zahlreiche Beobachtungen hinreichend sichergestellt ist, muß
die Unterscheidung verschiedener Arten auch für die aeroben Strepto¬
kokken, insbesondere den Streptococcus pyogenes haemolyticus und
den Streptococcus viridans seu mitior beibehalten werden.. Die
Überführung des Streptococcus viridans in eine hämolytische Form
ist nicht zu bestreiten, wie schon frühere Untersuchungen des Verf.
gezeigt haben, sie gelingt im allgemeinen aber nur in geringem
Grade und nur ausnahmsweise in stärkerem Maße. Umgekehrt läßt
sich die Umwandlung hämolytischer Streptokokken in eine „ver¬
grünende“ Form in der Regel nur bei den „saprophytären“ oder
schwach virulenten Kokken nachweisen, während sich gerade die
hochpathogenen Streptokokken in diesem Sinne negativ verhalten.
Das sicherste Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Streptococcus
haemolyticus und dem Streptococcus viridans ist ihr verschiedenes
Verhalten gegenüber Menschenblut. Der Versuch wird in der Weise
ausgeführt, daß in 6 oder mehr Kubikzentimeter defibrinierten
Menschenblutes etwa 100 Kokken pro 1 ccm eingeimpft werden;
darauf werden die Röhrchen bei 37° gehalten. Eine Kulturprobe
nach etwa 3 Stunden ergibt eine Wachstumshemmung des Strepto¬
coccus haemolyticus, nach weiteren Stunden indes eine Vermehrung
ins Unendliche. Demgegenüber wird der Streptococcus viridans in
wenigen, spätestens 24 Stunden abgetötet. Vor allem aber sprechen
die Beobachtungen am kranken Menschen dafür, daß der einwand¬
freie Übergang einer Streptokokkenart in die andere bisher nicht
nachgewiesen ist. Namentlich hat sich bisher immer gezeigt, daß
die akute Endokarditis lediglich durch hämolytische Streptokokken
verursacht wird, während die chronische Endokarditis durch den
Streptococcus viridans hervorgerufen wird. Die Möglichkeit, auf
Grund des Bakterizidieversuches die Prognose einer Streptokokken¬
infektion zu stellen, weist Verf. entschieden zurück. Nicht die mehr
oder weniger ausgesprochene Bakterizidie des Blutes gegenüber dem
infizierenden Keim ist im allgemeinen bestimmend für den Verlauf der
Krankheit, sondern vielmehr der Sitz der Infektion, w. Gaehtgens.
Philipp, E., Zur Arteinheit der Streptokokken. (Arch. f.
Gyn. 1924, 121, S. 320.)
Verf. berichtet über eine Anzahl von puerperalen Erkrankungen,
bei denen er einen Übergang von grünen in hämolytische Strepto¬
kokken sah, und kommt zu dem Ergebnis, daß zwischen hämolytischen,
grünen und anhämolytischen Streptokokken fließende Übergänge be¬
stehen. Er untersucht ferner den Zusammenhang zwischen Hämolyse
Und Virulenz. E. Philipp {Berlin).
Buge II, C., Studien zur Virulenzprüfung der Strepto¬
kokken. (Arch. f. Gyn. 1924, 121, S. 363.)
58
Streptokokken.
Die ausführliche, mit zahlreichen klinischen Belegen versehene
Arbeit, in der Verf. ein eigenes Verfahren für die Virulenzbestimmung
der Streptokokken angibt, ist im Original nachzulesen. Seine Methode
besteht kurz darin, Vaginalsekret in das defibrinierte Blut der betr.
Patientin zu verimpfen. Diese Blutsekretmischung wird mehrere
Stunden lang im Mikroskop im Heizschrank beobachtet. Eine sicht¬
bare Vermehrung der Keime in den ersten Stunden spricht für ihre
Pathogenität, während die Verhinderung oder die Vernichtung des
Keimwachstums ihre Ungefährlichkeit anzeigt, e. Philipp (Berlin).
Meleney, Frank L. and Zan, Zung-Dan, The viability of hemo-
lytic Streptococcus in certain Solutions containing
gelatin. (J. of exper. M. 1924, 39, p. 811.)
Hämolytische Streptokokken bleiben in 0,2proz. Natriumcitrat¬
lösung, in Lockescher Lösung und in einer lproz. NaCl- und 0,05 proz.
CaCl2-Lösung mit Zusatz von 0,1 Proz. Gelatine bei Zimmertempe¬
ratur 3 Tage und bei Brutschranktemperatur 12 Stunden länger am
Leben als in den gleichen Lösungen ohne Gelatine, und zwar selbst
in Verdünnungen von 100 Kokken pro 1 ccm. Ihre Zahl bleibt
15—24 Stunden unverändert, so daß solche Flüssigkeiten für be¬
stimmte biologische Zwecke verwendet werden können. Da schon bei
wenig größerer Gelatinekonzentration aktive Vermehrung der Kokken
eintritt, so ist anzunehmen, daß diese auch bei einer Konzentration von
0,1 Proz. als Nährstoff wirkt. Außerdem übt sie einen Schutz gegen
die mechanische Schädigung bei der Verdünnung aus. Die toxische
Wirkung unausgeglichener Salzlösungen, die gleiche Wirkung von
Wasser und die Autolyseprozesse der Bakterien selbst werden durch
die Gelatine gehemmt. In den Gelatinelösungen bleiben die Strepto¬
kokken bei einer relativ breiten Zone der H-Ionenkonzentration am
Leben. Kurt Meyer (Berlin).
Ayers, S. Henry and Johnson, Wm. T. jr., Studies of the
Streptococci. VII. A medium for stockcultures of
Streptococci and other bacteria. (J. of Bact. 1924, 9,
p. 111.)
Das Herstellungsverfahren für einen Nährboden wird angegeben,
der sich für Sammlungsstreptokokkenkulturen bewährt hat. Die
Streptokokken brauchen nur alle 4 Monate, Diplococcus pneumoniae
nur alle 4 Wochen überimpft zu werden. Haemophilus pertussis,
Pasteurelia bovis, Erysipelothrix porci, Tuberkelbazillen wachsen auf
ihm. Zur Herstellung von 1 Liter Nährboden werden 5 g reines
Kasein (nachHammarsten dargestellt) in 150 ccm destilliertem Wasser
mit 2 g Na2HP04 + 2 H20 (Sörensens Phosphat) durch Erhitzen gelöst
und dann zu 500 ccm Fleischbouillon, die 10 g Pepton (Parke-Davis)
Streptokokken.
59
und 2 g Na2HP04 -f- 2 H20 gelöst enthält und die Reaktion pH 7,8
hat, gegeben. Zu dem Gemisch kommen 10 g Difco-Gelatine. Dann
kommt alles für 10 Minuten in den Autoklaven (15 Pfund Druck).
Zusatz von 0,5 g Glukose. Die Reaktion soll jetzt pH 7,6 sein.
Filtrieren durch Papier. Zu dem Filtrat gibt man 250 ccm 3proz.
verflüssigten Agar, in dem 3 g Natriumzitrat gelöst sind, und füllt
dann mit destilliertem Wasser auf 1000 ccm auf. Abfüllen in Röhrchen.
Sterilisieren, 20 Minuten bei 15 Pfund. Die pH muß zuletzt 7,5 sein.
Dieselben, Studies of Streptococci. VIII. A note on
hydrogen-sulphid production by Streptococci. (Ibid.
p. 115.)
Fünf Arten von Streptokokken (Str. pyogenes, mastitidis, lactis,
kefir und bovis) und daneben Bact. coli wurden in einem Bleiacetat¬
agarnährboden mit Zusatz von Schwefelverbindungen auf ihre Fähig¬
keit H2S zu bilden geprüft. Inkubation bei 30°. Aus dem Nährboden
ohne Zusatz von Schwefelverbindungen erzeugte nur Bact. coli H2S;
bei Zusatz von Natriumthiosulfat wurde H2S auch von den Strepto¬
kokken mit Ausnahme des Streptococcus kefir gebildet. Die größte
Menge erzeugte Str. pyogenes, der auch allein unter den Strepto-
kokken eine Spur von H2S aus oxydiertem Schwefel (Sulfat) bildete.
Zusatz von Glukose schien die H2S-Erzeugung bald zu verstärken,
bald zu vermindern. Diese Beobachtungen beziehen sich auf Stich¬
kulturen im Röhrchen, seitlich zwischen Nährboden und Röhrchen¬
wandung. Wurden Platten geimpft, indem man mit der Nadel durch
den Nährboden strich, so bildeten unter den Streptokokken nur
Str. pyogenes und Str. mastiditis H2S. E. Fit sehen {Weyarn).
Sedallian, P., Culture du streptocoque dans les milieux
äl’arbutine. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 686.)
Untersuchungen über die Wirkung von Streptokokken auf
Glukoside. Arbutin wird von zahlreichen Stämmen in Glukose und
Hydrochinon gespalten. Die Wasserstoffionenkonzentration des Nähr¬
bodens ist von beträchtlichem Einfluß auf die Reaktion. Prigge.
Thompson, William P. and Meleny, Frank L., A comparative
method for testing the enzyms of living hemolytic
Streptococci. I. Lipase. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924,
21, p. 360.)
Die Methode zur Lipasebestimmung bei lebenden hämolytischen
Streptokokken beruht auf der Möglichkeit, aus der Geschwindigkeit
der Reaktion auf die Menge des Enzyms zu schließen und die Ge¬
schwindigkeit der Reaktion innerhalb bestimmter H-Ionenkonzen-
trationen zu messen. Es wurden Standardfarbenröhrchen mit durch
Hitze getöteten Streptokokken in derselben Konzentration hergestellt,
60
Streptokokken.
wie in den Test-Suspensionen, mit Clarks Pufferlösungen bei pH 8,0,
7,6 und 7,2, mit Phenolrot als Indikator. Dann ließ man unter
variierenden Bedingungen Suspensionen von lebenden Streptokokken
in „indifferenten“ Flüssigkeiten auf Äthylbutyrat einwirken. In den
aktiven Röhrchen rief Bildung von Buttersäure einen mehr oder
weniger schnellen Farbenwechsel von pH 8,0 bis 7,2 hervor. Die
Schnelligkeit des Farbenwechsels diente als Indikator für die Aktivität
des lipolytischen Ferments. Die Ergebnisse waren: 1. Die Säure¬
erzeugung ist in jungen Kulturen lebhafter als in alten. 2. Die
Reaktionsgeschwindigkeit und die Konzentration der Organismen
laufen fast parallel. 3. Die optimale Temperatur für die Reaktion
ist ungefähr 37,5°. 4. Bei 62° hört die Aktivität auf. 5. Erhitzen
auf 60° vernichtet das Ferment in 10 Minuten. 6. Die optimale
H-Ionenkonzentration ist etwa pH 7,8. 7. Die Aktivität steigt nicht
mit durch Kaninchenpassagen gesteigerter Virulenz. 8. Streptokokken
von den früher beschriebenen Fällen mit Auflösung des subkutanen
Fettgewebes haben kein lipolytisches Ferment von besonderer Aktivität.
E. Fitzchen (Weyarn).
Rochaix, A., Milieux ä l’esculine pour le diagnostic
differentiel des bacteries du groupe strepto- entero-
pneumocoque. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 771.)
Auf Aesculinagar wächst der Enterokokkus unter Schwärzung
des Nährbodens; der Streptokokkus wächst ebenfalls auf ihm, jedoch
ohne Schwarzfärbung. Der Pneumokokkus wächst nicht darauf. Dieser
Nährboden läßt sich somit zur Differenzierung der drei Bakterien¬
arten verwenden. Prig ge (Frankfurt a.M.).
Mackenzie, George M. and Hanger jr., Franklin M., A study of
hypersensitiveness to derivatives of hemolytic and
non-hemolytic Streptococci. (Preliminary report.)
(Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 442.)
Intrakutane Impfungen mit sterilen Filtraten von hämolytischen
und nichthämolytischen Streptokokkenkulturen aus dem Innern von
Tonsillen. Fast alle erwachsenen Versuchspersonen reagierten auf
0,01 — 0,04 ccm Filtrat von junger Bouillonkultur in verschiedenem
Grade positiv. Reaktion schwächeren Grades: zentrale rote Er¬
hebung, umgeben von leichter Schwellung und Erythem. Durch¬
messer: 1,5— 2,5 cm. Die Mitte konnte sich aber auch als Pustel
mit sterilem Inhalt erheben, umgeben von indurierter, roter, heißer
Zone, außerhalb dieser von Erythem, der Reaktionsbezirk einen
Durchmesser von 12 cm erreichen, Lymphangitis sich anschließen.
Latenzperiode 8—12 Stunden. Höhepunkt nach 24 — 48 Stunden; Ver¬
schwinden in 2 — 10 Tagen. Zuletzt Pigmentation und feine Schuppung.
Streptokokken. — Erysipel.
61
Kinder unter 6 Monaten reagierten negativ. Es handelt sich also
um erworbene Überempfindlichkeit. Nicht hämolytische Strepto¬
kokken aus dem Rachen bei nicht akut infektiösen Fällen besitzen
die Fähigkeit, die aktive Substanz zu bilden, seltener oder in viel
geringerem Grade als nicht hämolytische aus exzidierten Tonsillen.
Bei gewissen nichthämolytischen Streptokokken geht diese Fähigkeit
bei Kultur auf künstlichen Nährböden sehr bald verloren. Die ak¬
tive Substanz in 24-Stunden-Filtraten ist sowohl bei hämolytischen
wie bei nichthämolytischen Streptokokken hitzebeständig, bei Eis¬
schranktemperatur lange Zeit haltbar. Bei Wiederholung der In¬
jektion an einer vorher geimpften Hautstelle oft Abkürzung der
Latenzperiode, schnelleres Verschwinden der Reaktion. Diese Modi¬
fikation der Reaktion kann auch dann eintreten, wenn das zuerst
injizierte Filtrat von nichthämolytischen Streptokokken, das folgende
von hämolytischen herrührt, ist also nicht streng spezifisch. Während
manche Personen auf Filtrate stärker reagieren, ist bei anderen die
Reaktion auf ganze abgetötete Kokkenzellen oder auf alkalische
Extrakte der zerriebenen Kokken eine stärkere. e. Fit sehen.
Rakusin, M. A. und Nesmejanow, A. N., Über die Adsorptions¬
verhältnisse und einige andere Eigenschaften des
Streptokokken-, Scharlach- und Tetanusheilserums.
(Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 70, S. 330.)
Die Farbenreaktionen und das Drehungsvermögen des Strepto¬
kokken-, Scharlach- und Tetanusserums beweisen deren Protein¬
charakter. Al(OH)8 wirkt auf die Lösungen der Sera spaltend und
nicht adsorbierend, wodurch ebenfalls der Proteincharakter der Sera
bewiesen wird. Die Natur der abgespaltenen Komponenten bedarf
weiterer Untersuchung. Wahrscheinlich wird sich durch Behandlung
des Tetanusserums mit Talkum die Isolierung des reinen Antitoxins
erreichen lassen. Kurt Meyer {Berlin).
Laskownicki , St., L’ actio n curative des antiseptiques
chez les souris in oc ul es avec le streptocoque. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 631.)
Bei der Prüfung der tiefenantiseptischen Eignung verschiedener
Stoffe, unter anderem Jodwasser (Tinct. iod. 5 Proz. 1,0, Aqu. 100.0)
und Rivanol, bewirkte lediglich das Jodwasser gegenüber der sub¬
kutanen Streptokokkeninfektion der Maus eine erkennbare Ab¬
schwächung von Mortalität und Morbidität. Prigge [Frankfurt a.M.).
*
Crendiropoulo, Milton, Some experiments on erysipelas.
(J. of trop. M. a. Hyg. 1924, 27, p. 97.)
62
Puerperalfieber. — Sepsis.
Gasbrand.
Verf. sucht an der Hand einiger Tierversuche nachzuweisen, daß
das Erysipel durch ein filtrierbares Virus hervorgerufen wird. Die
Streptokokken sollen nur die Rolle von Begleitbakterien spielen.
Janizen (Hamburg).
• •
Mayer, A., Uber metastatische Puerperalerkrankungen,
insbesondere nach Grippe. (Arch. f. Gyn. 1924, 122, S. 168.)
Verf. weist auf die Gefahren der Grippe für das Wochenbett
hin. Er führt eine Anzahl interessanter Fälle an, wo es auf dem
Blut- oder Lymphweg sekundär zur Infektion des puerperalen
Genitale kam. Die Diagnose der metastatischen Erkrankung ist
nicht leicht zu stellen. Das Freisein des Endometriums läßt zwar
darauf schließen, doch spricht die Infektion des Endometriums nicht
gegen den endogenen Entstehungsmodus. e. Philipp (Berlin).
Philipp, E. und Fuß, E. M., Morphologische Blutverände¬
rungen in ihrem Zusammenhang mit dem bakterio¬
logischen Befund bei puerperalen Erkrankungen.
(Arch. f. Gyn. 1924, 122, S. 239.)
Es wurden 65 fieberhafte Aborte, fieberhafte Frühgeburten und
Geburten vergleichend hämatologisch und bakteriologisch (Virulenz¬
probe) untersucht. Ein Zusammenhang zwischen Blutbildschädigung
und Infektion wurde insofern gefunden, als das Eindringen von
Keimen in die Blutbahn i. a. eine sehr hohe Verschiebung nach
links innerhalb des neutrophilen Systems hervorruft mit meist vor¬
handenem ausgesprochenem Lymphocytensturz, Verminderung der
Monocyten und Verschwundensein der Eosinophilen. Dabei besteht
aber kein Zusammenhang zwischen Höhe der Verschiebung und Art
oder Virulenz der Infektionserreger. Es wird besonders auf die
hochgradigen Blutveränderungen bei den Aborten mit kurzdauerndem
Keimeinbruch in die Blutbahn hingewiesen. Man darf daraus keine
prognostisch ungünstigen Schlüsse ziehen. e. Philipp (Berlin).
Stransky, Eugen, Die Nasenschleimhaut als Eingangs¬
pforte septischer Infektionen im Säuglingsalter.
(M. Kl. 1924 S. 824.)
Beschreibung von 2 Fällen (eiterige Rhinitis und Phlebitis der
Sinus cavernosi), in denen die Nasenschleimhaut die sichere Eingangs¬
pforte und der primäre Herd der Infektion war. Erich Hesse.
Heim, K., Zwei Fälle von Physometra. (Zschr. f. Geburtsh.
1924, 87, S. 156.)
Verf. liefert einen Beitrag zur Kenntnis der Gasbranderkrankungen
des Uterus. Er weist besonders auf das eigenartige hämotoxische
Gasbrand. — Wundinfektion.
63
Blutbild hin, das bis zu einem gewissen Grade als pathognostisch
für den gynäkologischen Gasbrand gelten dürfe. e. Philipp.
Reddish, George F. and Rettger, Leo F., A morphological ,
cultural and biochemical study of representative
spore-forming anaerobic bacteria. (J.of Bact. 1924, 9, p. 13.)
Verff. unterzogen 12 sporenbildende Anaerobier, die als Wundinfektionserreger
in Frage kommen, nämlich Clostridium septicum, oedematiens, Welchii, tertium,
aerofoetidum, sporogenes, bifermentans, histolyticum, tetanoides, chauvei, tetani und
putrificum einer eingehenden Untersuchung. Bestimmt wurden Morphologie, Form
von Oberflächen- und Tiefenkolonien, Verhalten auf Ei-Fleischnährboden, Milch,
Bouillon, Gelatine, Loeffler-Serum, das Spaltungsvermögen gegenüber 26 Zuckerarten
und Alkohol, der Traubenzuckerverbrauch nach bestimmten Zeiten, das peptolytische
Vermögen mittels quantitativer Biuretprobe, Bestimmung des Formolstickstoffs, des
Ammoniak- und Aminostickstoffs, endlich die Pathogenität bei weißen Mäusen. Die
Methoden werden im einzelnen genau beschrieben. Eine H-Ionenkonzentration pH 7,0
ermöglichte für alle Stämme gutes Wachstum. Zur Herstellung der Anaerobiose be¬
währte sich am besten ein Anaerobengefäß und für flüssige Nährböden Überschichtung
mit verflüssigtem und dann erstarrendem Paraffin. Für jede Art werden die so be¬
stimmten Eigenschaften genau angegeben. Verff. glauben, daß sich mittels dieser
Methoden die verschiedenen Arten genau bestimmen lassen, vorausgesetzt, daß die
Bedingungen stets genau die gleichen sind. Für die Klassifizierung sind Lage und
Gestalt der Sporen, Form der Kolonien, besonders der oberflächlichen, Wirkung auf
natives Eiweiß, Grad des Traubenzuckerverbrauchs, Verhalten gegenüber Kohlehydrate,
peptolytische Eigenschaften und Pathogenität von größter Bedeutung. Dagegen sind
Unterschiede im Gelatineverflüssigungsvermögen und in der Beweglichkeit von ge¬
ringem Wert. Die Gelatine Verflüssigung gibt keinen Anhalt für die proteolytischen
Eigenschaften. Die untersuchten Arten lassen sich nach ihrem biochemischen Ver¬
halten in 5 Klassen einteilen. 1. Saccharolytische, aber nicht proteolytische und nur
schwach peptolytische Arten; C. septicum, chauvei und oedematiens. 2. Saccharo¬
lytische und peptolytische, aber nur schwach proteolytische Arten: C. Welchii und
tertium. 3. Saccharo-, proteo- und peptolytische Arten: C. aerofoetidum, sporogenes,
bifermentans und histolyticum. 4. Schwach saccharo- und peptolytische und sehr
schwach proteolytische Arten: C. tetanoides und tetani. 5. Sehr schwach saccharo-
ly tisch, aber stark proteo- und peptoly tisch : C. putrificum. Kurt Meyer (Berlin).
Beckwith, T. D. and McKilop, G., The effects produced by
injection of B. his toly t icus. (J. of med. Research. 1924, 44,
p. 811.)
Die durch intramuskuläre Einspritzung von B. histolyticus ge¬
setzten Erscheinungen beschränken sich nicht auf lokale Läsionen.
Sie finden sich in der Leber, Milz, Niere, Lunge und Herzmuskel,
wo sie weitgehende degenerative Veränderungen hervorrufen.
Wedemann (Berlin).
Wolfsohn, Georg, Vaccine- und Reiztherapie in der
modernen Wundbehandlung. (Ther. d. Gegen w. 1924 S. 259.)
Gegenüber früheren nicht eindeutigen Beobachtungen scheint die
Behandlung mit Autovaccine (aus dem Körper des Kranken selbst
64
Wundinfektion. — Tetanus.
gezüchteter Stämme), der Terpichin oder Yatren zugesetzt ist, bei
Umspritzung oder Unterspritzung der Wunde von erheblichem Nutzen
ZU sein. Erich Hesse (Berlin).
Schwarz, G., Bakterizidie und Temperatur. (D. m. W. 1924
S. 754.)
Abgesaugtes Wund- oder Lochialsekret wurde mit frisch ent¬
nommenem defibrinierten Eigenblute gemischt. Davon Ausstrich auf
Platten. Dann Bebrütung der Mischung. Nach 3 und 9 Stunden
erneute Ausstriche. Es handelte sich um hämolytische Staphylokokken
und Stäbchen. Ihre Zahl hatte nach 3 Stunden deutlich abgenommen.
Der Ausstrich nach 9 Stunden ergab indessen wieder völlig unge¬
hemmtes Wachstum. Mischungen mit Harn, Frauenmilch, Liquor
cerebrospinalis brachten keine Keimverminderung. Die Keimabnahme
war dieselbe, ganz gleich ob das defibrinierte Blut im ganzen oder
Blutkörperchen oder Blutserum des zentrifugierten defibrinierten
Blutes angesetzt wurden. Wurde Blut bei 50° inaktiviert, so erzielte
die Abimpfung nach 1 Stunde Keimverminderung, nach 3 Stunden
Keim Vermehrung. Auch Zusätze von Elektrokollargol oder von
frischem Serum zum inaktivierten Blute wurden erprobt. Nun wurde
die Brutwärme von 37° stufenweise bis 50° erhöht und nach 3 Stunden
ausgestrichen. Die Zahl der Keime nahm ab bei 42°, wuchs stark
bei 43° und sank wieder bei 45°; bei 50° ging nichts mehr an.
Würde man allgemeine Sterilisation im Körper durch Wärmeerhöhung
versuchen, so würde dadurch das Blut mehr geschädigt werden als
die Bakterien. Immerhin werden schon seit Jahren in der Marburger
Frauenklinik schwer infizierte Frauen, besonders während der Fieber¬
remissionen, mit Wärmezufuhr behandelt; die Ergebnisse sind günstig.
Georg Schmidt (München).
Bratusch-Marrain, A., Beobachtungen über den Tetanus
neonatorum. (Arch. f. Kindhlk. 1924, 74, S. 45.)
Auffallend oft traten in Graz Erkrankungen in Bezirken mit
sehr alten Häusern auf. Man könnte sich vorstellen, daß die Bazillen
sich besonders reichlich in Räumen finden, die seit Jahrhunderten
von Menschen bewohnt werden. Die Behandlungserfolge sind seit
Benutzung von Magnesium wesentlich besser geworden.
v. Bernuth (Jena).
Simon, Walter, Über Tetanus puerperalis. (Zbl. f. Gyn. 1923
S. 545.)
Krankengeschichten und kritische Betrachtung dreier Fälle von
Tetanus puerperalis nach kriminellem Abort sowie Zusammenstellung
der über diese Erkrankung veröffentlichten Literatur. Beger.
Entzündung und Eiterung.
65
Warren, S. and Lamb, E. M., A fatal infection with an
organism of the protens group. (J. of raed. Research.
1924, 44, p. B75.)
Ein Fall tödlicher Infektion mit einem Organismus aus der Pro¬
teusgruppe wird beschrieben, der aus dem Blut des Kranken vor
dem Exitus gezüchtet wurde. Er scheint dem B. vulgaris nahe
verwandt und ist pathogen für Laboratorium tiere, bei denen er
Septikämie und Nekrose der Leber des Herzmuskels und der Neben¬
nieren setzt. Das Filtrat frisch gezüchteter Kulturen ist toxisch
und hat pathologische Wirkungen. Wedemann {Berlin).
Prevot, A.-R., Diplococcus constellatus (n. sp.). (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 91, p. 426.)
Morphologische und kulturelle Eigenschaften eines bei einem Fall
von chronischer Tonsillitis gefundenen streng anaeroben Diplokokkus.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Duthie, G.-M., Presence de B. fallax (Weinberg et Seguin)
dans laflore de l’appendicite. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 327.)
Bei 13 Appendektomierten wurde im Appendix außer Colibazillen
und Streptokokken ein Stäbchen gefunden, das kulturell und sero¬
logisch als B. fallax identifiziert Wurde. Prigge {Frankfurt a. M.).
Weinberg, M. et Gmsbourg, B., T r a i t e m ent des infections
putrides par la cataxie, ou brisement des associa-
tions microbiennes. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 623.)
Isoliert man aus einem Fall von Appendicitis gangraenosa, von
Lungengangrän oder putrider Gasphlegmone die Bakterien und findet
pathogene Erreger unter ihnen, so ist im allgemeinen keiner von
ihnen für sich allein imstande, putride Läsionen beim Meerschweinchen
zu erzeugen. Auch die frisch vom Kranken entnommene putride
Flüssigkeit reproduziert am Meerschweinchen bei subkutaner oder
intramuskulärer Injektion nur selten einen fötiden Prozeß. Die
putride Zerstörung des Gewebes ist also das Ergebnis einer kom¬
binierten Wirkung von zwei oder mehr Mikroben. Unter diesen
Umständen ist es leicht verständlich, daß es genügt, die Wirkung
einer der vereinigten Bakterienarten zu hemmen, um den Fäulnis¬
prozeß zum Stillstand zu bringen („Kataxie“ = Dissoziation). Nach
Injektion eines Gemisches von 16 ständigen Kulturen von B. per-
fringens (0,25 ccm) und B. bifermentans (2 ccm) starben die Kon¬
trollen (Meerschweinchen) in 16—36 Stunden mit den klassischen
Symptomen der putriden Gasphlegmone. Tiere, die 6 Stunden nach
der Infektion eine intravenöse Injektion von monovalentem Anti-
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 3/4. 5
66
Entzündung und Eiterung.
Perfringens-Serum erhielten, blieben dagegen am Leben. Die gleichen
Resultate konnten gegenüber einer Mischinfektion mit B. perfringens
(0,1 ccm) + B. sporogenes (1 ccm) mit Anti- Perfringens-Serum erzielt
werden. — Sehr wertvoll ist ein Anti-Sporogenes-Serum gegenüber
Mischinfektionen von B. sporogenes mit Proteus oder Coli. Durch
Entwicklungshemmung des B. sporogenes verhindert man die be¬
trächtliche Virulenzsteigerung, die die beiden Aerobier in Kombination
mit dem hochproteolytischen, aber wenig pathogenen Anaerobier er¬
fahren. — Bei Lungengangrän oder fötider Bronchitis kann man die
Kataxie dureh Injektion eines antigangränösen Serums oder auf
chemotherapeutischem Wege, durch eine gegen die Spirochäten und
den B. fusiformis gerichtete Arsenbehandlung, erreichen. Auch bei
• •
nicht putriden Infektionen mit multibakterieller Ätiologie kann man
durch Kataxie Heilungen erzielen, indem man die Wirkung des oder
der dominanten Erreger bekämpft (Serotherapie oder Vaccination).
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Bircher, Eugen, Über putride Infektion des Magens und
des oberen Dünndarms. (D. Zschr. f. Chir. 1924, 186, S. 409.)
Vorwiegend klinische Beobachtungen (mit Operationsbefund und
pathologisch- anatomischer Operationspräparatuntersuchung) bei meh¬
reren Fällen von Gastritis phlegmonosa und von Gastritis putrida,
dem Vorläufer der ersteren. Georg Schmidt {München).
Nevermann, H., Proteinkörpertherapie entzündlicher
Adnextumoren. (Arch. f. Gyn. 1924, 122, S. 273.)
Es wurden 208 Patienten mit entzündlichen Adnextumoren mit
Proteinkörpern (Arthigon, Terpentin, Aolan, Caseosan, Yatren) und
411 Patienten vergleichsweise in der üblichen Weise behandelt.
Dabei ergab die Proteinkörpertherapie hinsichtlich der Endergebnisse
keinen besseren Erfolg als die sonst übliche physikalische Methode.
Sie wird aber aus psychischen Gründen und wegen ihrer leichten
Anwendbarkeit außerhalb der Klinik empfohlen. E. Philipp {Berlin).
Kayser, K., Klinische Erfahrungen mit Rivano 1. (Mschr.
f. Geburtsh. 1924, 67, S. 55.)
Verf. verwandte Rivanol mit gutem Erfolg bei Peritonitis, ferner
bei Douglas- und parametranen Exsudaten, nachdem der Eiter von
der Vagina aus aspiriert war, bei Mastitiden und anderen ober¬
flächlichen Abszessen. Er hält die Behandlung abgekapselter Prozesse
mit Rivanol für aussichtsreich, während offene Infektionsherde sich
weniger dafür eignen. e. Philipp {Berlin).
Entzündung und Eiterung. 67
Kliewe und Koch, Pyocyaneusmeningitis. (M. m. W. 1924
S. 867.)
Beschreibung eines Falles. W. Gaehtgens [Hamburg).
Gundermann, Wilhelm, Beitrag zur Klinik der Chole¬
cystitis und Cholangitis. I. Die Staphylokokken -
cholecystitis. II. Die Colicholecystitis. (Mitt. Grenzgeb.
1924, 37, S. 581.)
Verf. verfügt an der Gießener chirurgischen Klinik über ein
Material von 245 bakteriologisch untersuchten Gallenkranken, darunter
sind 134 Fälle von Staphylokokken- und 26 Fälle von Colichole¬
cystitis. Die Zahl der weiblichen Kranken überwog auch hier in
hohem Grade. Am leichtesten verlaufen die Staphylokokkenchole¬
cystitiden, die Infektion scheint meistens schon im kindlichen Alter
zu erfolgen, die Erkrankungen verlaufen gewöhnlich ohne Stein¬
bildung. Die Colicholecystitis beginnt offenbar ebenfalls schon in
frühem Alter, sie kann lange Zeit ohne erhebliche Beschwerden ver¬
laufen, wird aber in der Regel bösartig, sobald Steinbildung eintritt.
Den schwersten Verlauf nahmen die 8 beobachteten Paratyphus-
Cholecystitiden, während die Erfahrungen an 9 Fällen mit Strepto¬
kokken als Erregern ein Krankheitsbild darboten ähnlich dem bei
Staphylokokkeninfektion. Bakterien scheinen jahrelang in inneren
Organen, z. B. der Leber, wie gelegentliche Entfernung kleiner
Leberstückchen bei beliebigen Laparotomien ergab, symptomlos sich
aufhalten zu können. Die oben genannten Befunde sind durch
Untersuchung der Gallenblasenwand erhoben, w. v. Brunn [Rostock).
Haupt, W., Zur Behandlung der Pyelitis. (Mschr. f. Geburtsh.
1924, 64, S. 139.)
Verf. empfiehlt gegen Nierenbeckenentzündungen intravenöse In¬
jektionen von Trypaflavin. E. Philipp [Berlin).
Saatlioff, L., Über Behandlung von Infektionskrank¬
heiten, insbesondere der Pyelitis, mit lebenden Bak¬
terien. (M. m. W. 1924 S. 392.)
Verf. hat seit 12 Jahren seine Pyelitispatienten mit subkutanen,
teilweise auch mit intravenösen Injektionen von lebenden Kulturen
behandelt, zuerst nur mit dem Bacterium coli, später auch mit anderen
Erregern, die sich bei den einzelnen Fällen züchten ließen. Die
Erfolge waren, wenn auch nicht in allen Fällen absolut erfolgreich,
so doch recht befriedigend und jedenfalls wesentlich besser als bei
der Vaccinebehandlung nach Wright. Die Injektion der Coli-
bakterien in lebendem, ungeschwächtem Zustande wurde in allen
Fällen glatt vertragen. Über die Dauer der Behandlung und die
68
Entzündung und Eiterung
Zahl der Injektionen entscheiden die klinischen Kriterien zusammen
mit dem bakteriologischen Urinbefund. w. Gaehtgens {Hamburg).
Kleinschmidt, H., Zur Bakteriologie desHarns beim Säug¬
ling. (Mschr. f. Kindhlk. 1924, 28, S. 52.)
Aus dem Katheterurin des gesunden Säuglings lassen sich viel¬
fach Bakterien, meist Kokken, auf flüssigem Nährboden züchten.
Dabei handelt es sich wahrscheinlich um bei der Entnahme hinein¬
gelangte Verunreinigungen. Das Überwiegen der Kokkenbefunde
spricht gegen irgendwelchen Zusammenhang mit der Pyelocystitis. —
Für die Pyelocystitis kommen 3 Infektionsmöglichkeiten in Betracht:
urogen, hämatogen, lymphogen. Für die aszendierende Infektion
werden mehrere sichere Fälle angeführt. Dafür spricht auch die
stärkere Beteiligung des weiblichen Geschlechts. Die aszendierende
Pyelocystitis trägt meist einen gutartigen Charakter. Die Erkrankung
von Knaben spricht gegen die Verallgemeinerung des aszendierenden
Infektionsmodus. Die pathologisch-anatomischen Befunde sind insofern
in gleichem Sinne zu verwerten, als sie die überragende Beteiligung
der Niere meist ohne Beteiligung der Blase dartun. In Beantwortung
der Frage, woher die Colibakterien kommen, ist darauf hinzuweisen,
daß früher allzu einseitig an den Darm gedacht wurde, und daß
Bact. coli vielfach auf den Tonsillen und im Rachen nachgewiesen
wurde. Es liegt nahe, hiermit die Häufung von Pyurien im An¬
schluß an katarrhalische Erkrankungen im Zusammenhang zu bringen.
v. Bernuth [Jena).
Ehrström, R., Über Polyarthritis rheumatica. (Zschr. f.
ärztl. Fortb. 1924 S. 125.)
Nach Ansicht des Verf. muß die Polyarthritis rheumatica als
eine chronische Infektionskrankheit aufgefaßt werden, die in ihrer
Genese und ihrem Verlauf viel Ähnlichkeit mit der Lues hat. Die
Eintrittspforte des noch unbekannten Virus ist oft schwer erkennt¬
lich, aber in zahlreichen Fällen ist die erste Manifestation als Angina
deutlich ausgesprochen. Dieser rheumatische Primäreffekt ist, wie
der entsprechende Primäreffekt bei Scharlach, von einer Mischinfektion
mit banalen Bakterien begleitet, aber klinisch weniger charakteristisch
als die Scharlachangina. Einige Zeit nach dem „Primäraffekt“ —
einige Tage, ein paar Wochen später — hat eine Allgemeininfektion
stattgefunden, die, wenn sie hinreichend intensiv ist, allgemeine In¬
toxikationssymptome mit Fieber und Prozessen an den Gelenken
hervortreten läßt. Dieses Krankheitsbild pflegen wir akute Poly¬
arthritis zu nennen. Wenn diese Erscheinungen verklungen sind,
kann eine Selbstheilung stattgefunden haben, aber oft, vielleicht
meistens, geht die Krankheit in ihr chronisches Stadium über. Das
Entzündung und Eiterung.
69
Virus bleibt im Körper zurück und bleibt, wie die Spirochäten bei
Lues, längere oder kürzere Zeit liegen, ohne Symptome zu geben.
Am augenfälligsten gibt es seine Anwesenheit zu erkennen, wenn
— vielleicht erst nach mehreren Jahren — eine neue Überschwem¬
mung des Organismus mit ihm oder seinen Giften mit einem be¬
gleitenden sog. Rezidiv der akuten Polyarthritis erfolgt. Solche
Anfälle können sich in Zwischenräumen von längerer Dauer auch
wiederholen. Das Virus kann auch zu mehr chronischen, meist afebril
verlaufenden Prozessen führen, die im Bindegewebe oder in Muskeln
lokalisiert sind und im allgemeinen relativ unbedeutende und klinisch
unbestimmte Zeichen und Beschwerden ergeben. Die Lokalisation des
Virus im Herzen, wo wahrscheinlich zu jedem beliebigen Zeitpunkt
der chronischen Infektion eine Myoendoperikarditis hervorgerufen
werden kann, und im Nervensystem (Chorea minor) nehmen mitunter
einen ausgeprägt chronischen Verlauf. He t sch (. Frankfurt a. M.).
Andrewes, C. H. and Miller jr., C. Philip, A virus probably
of rabbit origin, encountered during intratesticular
transmission experiments. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M.
1924, 21, p. 470.)
Zwecks Nachweis eines bei akutem Gelenkrheumatismus etwa
vorhandenen Virus wurde Patientenblut in den Hoden eines Kaninchens
injiziert, sodann wurden serienweise intratestikulare Übertragungen vor¬
genommen. Die Kaninchen in den ersten Generationen jeder Serie hatten
zur Herabsetzung ihrer Widerstandskraft vorher subkutan Benzol er¬
halten. In 3 von 7 Versuchsreihen kam es zwischen der 3. und
7. Übertragung zu Hodeninfektion, Fieber, Schwellung, Kongestion,
interstitieller Anhäufung von Endothelzellen, Lymphocyten, Poly¬
morphen, Störung der Spermatogenese. In den Zellkernen fanden
sich mit Eosin färbbare Einschlußkörperchen, nicht unterscheidbar
von den bei Herpes und anderen Virusinfektionen gefundenen. Das
Virus konnte auf Kaninchen unbeschränkt weiter übertragen werden,
rief bei intradermaler Impfung ein leicht erhabenes Erythem hervor,
bei intrathorakaler akute fibrinöse Perikarditis und Myokarditis.
Einschlußkörperchen in Haut, Perikard, Myokard. Serum von vor
14 Tagen geimpften Tieren neutralisierte das Virus in vitro, Serum
von normalen Kaninchen und v©n Gelenkrheumatismusrekonvaleszenten
nicht. Die Gleichheit des klinischen und histo-pathologischen Bildes
mit dem von Rivers und Ti 11 et bei ihren Varizellenstudien be¬
obachteten sprach für Identität beider Vira. Bestätigung durch ge¬
kreuzte Immunisierung. Der Ursprung des Virus vom Kaninchen
wurde durch Kontroll versuche mit 6 Serien von Kaninchen wahr¬
scheinlich, bei denen man statt von Patientenblut von normalem
Kaninchenblut als erstem Inokulum ausging und dennoch Infektion
70
Entzündung und Eiterung.
von gleichem Charakter in zwei Serien erfolgte. Die eine positive
Serie hatte Benzol erhalten, die andere keins. Bei zukünftigen
Arbeiten über filtrierbares Virus wird man diese Erfahrungen nicht
außer acht lassen dürfen. e. Fit sehen {Weyarn).
v. Petkeö, J., Uber Exsudat-, Liquor- und Blutbefunde
beim akuten Gelenkrheumatismus im Kindesalter.
(Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 141.)
Bei der Untersuchung von Gelenkergüssen bei akuter und
chronischer Polyarthritis konnten niemals Erreger nachgewiesen
werden, ebenso nicht bei luetischen und tuberkulösen Gelenkaffektionen.
Die im Exsudat der Gelenke, im Blut und im Liquor bei akutem
Gelenkrheumatismus angestellten serologischen Luesreaktionen (Wasser¬
mann, Sachs-Georgi und Meinicke) fielen ausnahmslos stark positiv
aus. Nach Rückgang der Erkrankung wurden sie wieder negativ.
In Fällen von chronischer Endokarditis, denen öfters rezidivierende
Polyarthritis voraufging, gaben die Sero- und Liquorreaktionen eben¬
falls stark positive Ergebnisse. Diese Fälle wurden auf Salizyl-
behandlung negativ. Anhaltspunkte für Lues waren in all diesen
Fällen niemals vorhanden. In den Gelenkergüssen bei tuberkulösen
Affektionen waren die entsprechenden Reaktionen negativ.
v. Bernuth {Jena).
Heidenhain, L. und Fried, C., Röntgenstrahlen und Ent¬
zündungen. (Klin. Wschr. 1924 S. 1121.)
Bericht über Erfolg der Röntgenbestrahlung bei 250 Fällen von
Entzündungen verschiedenster Art. Bei etwa 2/s der daraufhin
untersuchten Kranken war 48 Stunden nach der Bestrahlung eine
sehr erhebliche Steigerung der Bakterizidie des Blutserums gegen¬
über der Zeit vor der Bestrahlung festzustellen. Im Verlauf der
ersten Woche sinkt die Bakterizidie wieder. Der Wendepunkt der
klinischen Erscheinungen und der Höhepunkt der Bakterizidie des
Blutes fallen zusammen. Es handelt sich um eine Allgemeinwirkung,
wahrscheinlich um eine Einwirkung auf das strömende Blut. Zuweilen
wurde 48 Stunden nach der Bestrahlung der aus dem Infektionsherde
entleerte Eiter steril gefunden. Schuster {Frankfurt a. 0).
Kanewskaja, E. J., Uber entzündliche Reaktion isolierter
Organe. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 41, S. 374.)
An isolierten Organen läßt sich durch Einführung* von Bakterien
der Symptomenkomplex der Entzündung erzeugen. Die Gefäße
solcher Organe geben die übliche entzündliche Reaktion: kurzdauernde
Verengerung der Gefäße, nachfolgende vorübergehende Erweiterung
• • _ •
Neigung zu Stase und Odem. Wie auch bei der am lebenden Organis-
Entzündung und Eiterung.
71
mus erzeugten Entzündung läßt sich unter diesen Bedingungen eine
Veränderung der Gefäßreaktion auf gefäßverengernde Gifte beobachten
(Adrenalin). Die Reaktion auf das Adrenalin ist aber bei der Ent¬
zündung isolierter Organe beträchtlich abgeschwächt und fehlt mit¬
unter ganz. Die Reaktion auf Coffein ist dabei erhalten, manchmal
sogar gesteigert. Man muß annehmen, daß in den Geweben isolierter
Organe unter den genannten Bedingungen morphologische Verände¬
rungen von reaktiv-entzüudlichem Charakter vorliegen. Ketsch.
Mclntosh, James, James, W. Warwick and Lazarus-Barlow, P.,
An investigation into the aetiology of dental caries.
II. The biological characteristics and distribution of
B. acidophilus odontolyticus. III. Further experi-
ments on the production of artificial caries. (Brit J.
of exper. Pathol. 1924, 5, p. 175.)
Verff. haben früher einen zur Acidophilus-Gruppe gehörigen Or¬
ganismus beschrieben, dem sie wegen seiner ätiologischen Rolle bei
der Caries den Namen B. acidophilus odontolyticus gegeben haben.
Sie unterschieden 2 Typen. Typus I ist ein langer, dünner, einzeln
oder in Fäden vorkommender Bazillus, Typus II ist kürzer und durch
große Pleomorphie ausgezeichnet; in mehr alkalischen Medien zeigt
er Kokkenform. Typus I wurde bei allen 8 untersuchten Fällen von
Caries aus dem Speichel durch Kultur in Bouillon von pH = 3,5 ge¬
züchtet. Im Boden oder Wasser wurde der Bazillus niemals gefunden,
dagegen häufig in Milch, die daher vielleicht eine wichtige Infektions¬
quelle darstellt. Stämme von menschlicher Herkunft wurden durch
ein Odontolyticus-Imm unserum schwach agglutiniert , solche von
tierischer Herkunft gar nicht. Die von dem B. acidophilus odonto¬
lyticus gebildete Säure ist hauptsächlich Apfelsäure. Für Tiere ist
der Bazillus nicht pathogen. Er bildet keine Kapseln. Durch
30 Minuten langes Erhitzen auf 56° wird er getötet. In alkalischer
Bouillon von pH 9—9,5 wächst er nicht. Die zur Abtötung innerhalb
5 Minuten erforderliche Konzentration ist bei den meisten Desinfi-
zientien zu groß, um praktisch in Frage zu kommen. Nur Thymol
in einer Verdünnung 1 : 1200 ist verwendbar. An Zähnen, die in
Bouillonkulturen ohne Traubenzuckerzusatz gehalten werden, und bei
• •
denen durch einen Überzug von Celluloid ein Eiadringen der Bak¬
terien vom Pulpakanal aus unmöglich gemacht ist, entwickeln sich
Veränderungen, die ganz denen der natürlichen Caries entsprachen.
In Kulturen von Streptococcus salivarius wurde zwar ebenfalls aus¬
gedehnte Zerstörung von Schmelz und Dentin beobachtet, aber nie¬
mals fanden sich Kokken in den Dentinkanälchen, wie es beim
B. acidophilus der Fall war. Die Zerstörung war anscheinend nur
durch die gebildete Säure hervorgerufen. Infektionsversuche am
72 Entzündung und Eiterung.
Kaninchen verliefen negativ, ein solcher am Alfen hatte ein zweifel¬
haftes Ergebnis. Kurt Meyer {Berlin).
Clarke, J. Kilian, On the bacterial factor in the aetiology
of dental caries. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 141.)
Howe und Hatch sowie Mclntosh, James und Lazarus
Bar low haben darauf hingewiesen, daß B. acidophilus regelmäßig
in kariösen Zähnen gefunden wird. Die letztgenannten Autoren haben
auch künstlich an normalen Zähnen durch Aufbewahren in Trauben¬
zuckerbouillonkulturen kariesähnliche Veränderungen erzeugt. Verf.
weist darauf hin, daß die genannten Autoren Zähne mit weit vor¬
geschrittener Karies untersucht haben. Das in den Höhlen sich an¬
sammelnde, schnell in saure Zersetzung übergehende Material muß
naturgemäß die Entwicklung von B. acidophilus begünstigen. Die
Frage, ob er tatsächlich der Erreger der Karies oder nur ein sekun¬
därer Ansiedler ist, bleibt daher noch zu lösen. Verf. fand den B.
acidophilus keineswegs regelmäßig und zwar um so seltener, um je
frühzeitigere Prozesse es sich handelte. Dagegen fand sich fast
regelmäßig (36 unter 50 Fällen), auch in den beginnenden Fällen mit
unversehrter Schmelzdecke ein Streptokokkus, den Verf. als Str. mutans
bezeichnet. B. acidophilus wurde nur in 14 Fällen gezüchtet; bei 11
von diesen war auch der Str. mutans vorhanden. Sonst wuchsen
noch gelegentlich Streptokokken verschiedener Art und Staphylokokken,
offenbar Verunreinigungen von der Zahnoberfläche, die sich trotz sorg¬
fältigsten Arbeitens nicht vermeiden ließen. Auf Nährböden von
alkalischer oder neutraler Reaktion bildet Str. mutans Ketten von
mittlerer Länge. Bei saurer Reaktion, besonders auf festen Nähr¬
böden, nimmt er Stäbchenform ao. Er wächst bis zu einer pH = 5,6.
Bei 22° entwickelt er sich nicht. Er bildet auf Traubenzucker agar
kleine, nicht konfluierende, stark kohärente Kolonien. In Trauben¬
zuckerbouillon wird schnell Säure gebildet, bis zu einer Azidität von
pH = 4,2. Auf Blutagar tritt keine Hämolyse ein, bisweilen leicht
grünliche Verfärbung. Gelatine wird nicht verflüssigt. Glukose,
Lactose, Raffinose, Mannit, Inulin und Salicin werden unter Säure¬
bildung, aber ohne Gasbildung gespalten. Dulcit wird nicht ange¬
griffen. Ein mit einem Stamm hergestelltes Serum agglutinierte alle
anderen Stämme, dagegen nicht Stämme von Str. salivarius, faecalis
und pyogenes sowie B. acidophilus. Infektionsversuche wurden in
der Weise angestellt, daß 3 Zähne, deren Apikalkanal durch Kaut¬
schuk verschlossen war, in neutrale Traubenzuckerbouillonkulturen
gelegt und 7, 9 und 13^2 Wochen darin gehalten wurden. Täglich
wurde jedoch das Medium gewechselt, damit die Zähne nicht zu lange
der sauren Reaktion ausgesetzt blieben. Es bildete sich ein dicker
> •
Überzug von Kokken auf der Oberfläche der Zähne, der sich unschwer
Entzündung und Eiterung. — Tierische Parasiten.
73
abkratzen ließ. Darunter zeigte sich eine erhebliche Entkalkung des
Schmelzes. Am Dentin waren beim ersten Zahn mit bloßem Auge
keine Veränderungen erkennbar, dagegen zeigten sich bei den beiden
anderen braune Verfärbungen, die bei mikroskopischer Untersuchung
Kokkenherde erkennen ließen und sich in keiner Weise von natür¬
lichen kariösen Veränderungen unterscheiden ließen. Ein unter
gleichen Bedingungen in einer Kultur von B. acidophilus gehaltener
Zahn zeigte nach 13 Wochen nur eine oberflächliche Entkalkung des
Schmelzes, dagegen keine Invasion des Dentins, also offenbar nur
eine Säurewirkung. Die Beobachtungen machen es sehr wahrschein¬
lich, daß die Karies auf einer unter bestimmten, noch näher zu er¬
forschenden Bedingungen zustandekommender Infektion der Zähne
durch den Str. mutans beruht. Kurt Meyer {Berlin).
Pilot, I. and Kanter, A. E., Studies of fusiform bacilli
and spirochetes: III. Occurrence in normal women
about the clitoris and significance in certain genital
infections. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 204.)
Im normalen Clitoris-Smegma wurden bei 21 von 36 schwangeren
Frauen fusiforme Bazillen und Spirochäten gefunden, die morphologisch
mit ähnlichen Organismen aus dem Präputialsekret männlicher Indi¬
viduen übereinstimmen. Zusammen mit diesen Bakterien wurden
pyogene, Coli- und diphtheroide Bazillen wie auch Staphylo- und
Streptokokken gefunden. Das schon normale Vorkommen aller dieser
Keime läßt vermuten, daß dieselben bei verminderter Gewebsresistenz
pathogen werden können, wo sie dann auch äußerst zahlreich in
ulzerösen und gangränösen Prozessen beobachtet werden, w. Worms.
Wichels, Paul, Zur Therapie der Plaut -Vincentschen Er¬
krankungen der Mundhöhle. (Therap. d. Gegen w. 1924
S. 302.)
Täglich 1 — 2 mal ausgeführte Pinselungen mit einer lOproz.
wässerigen Pyoktaninlösung haben sich hervorragend gut bewährt.
Erich Hesse {Berlin).
Koller, W. und Sprehn, K., Die Entwicklung des Leber¬
egels bis zur Zerkarie in Limnaea stagnalis. (B. tier-
ärztl. Wschr. 1924 S. 369).
Verff. gelang der Nachweis, daß die Mirazidien des Leberegels
Fasciola hepatica L. in junge Tiere von Limnaea stagnalis L. ein-
dringen und alle Larvenstadien bis zur Zerkarie durchlaufen können.
Carl {Karlsruhe).
Kraneveld, F. C., Bijdrage tot de therapie der distoma-
tosis in Ned. In die. (Ned.-Ind. Blad, voor Diergeneesk. 1924,
36, p. 3.)
74
Tierische Parasiten.
Distol-Marek hat sich auch in Niederländisch-Indien als wirk¬
samstes Heilmittel bei Rinder- und Büffeldistomatose bewährt. Be¬
drohliche Krankheitserscheinungen sind bei Innehaltung der vor¬
geschriebenen Dosen nicht aufgetreten. Gegen Paramphistomum
explanatum, das bei Rindern und Büffeln ebenfalls häufig vorkommt,
und dessen Eier denen des Leberegels sehr ähnlich sind, hat sich
das Distol als unwirksam erwiesen. Zeller [Berlin).
Anderson, Charles W., Enquete et reclierches sur la bil-
harziose en Tunisie. (Arch. de l’Inst. Pasteur de Tunis. 1923,
12, p. 3.)
Die für die Verbreitung der Bilharziose so wichtige, als Zwischen¬
wirt fungierende Schneckenart Bullinus findet sich über ganz Tunis
herdweise verteilt. Angetroffen werden die Unterarten B. contortus,
B. brochii und B. dybowski. Verf. stellte ausgedehnte Zucht versuche
mit verschiedenen Bullinusarten an. Stilling [Frankfurt a.M.).
Bettencourt, A., Action de l’eau savonneuse sur le mira-
cidium et la cercaire du Schistosoma haematobium.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 226.)
Untersuchungen über die Einwirkung von Seife auf Miracidium
und Cerkarie von Schistosoma haematobium. Prigge [Frankfurt a. M.).
%
Petzetakis, M., Essai de traitement de la bilharziose par
le chlorure de calcium en injections in tr avein euses
ou son association avec l’emetine ou le tartre s tibi 6.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 159.)
In der Therapie der Bilharziose kann neben Emetin und Brech¬
weinstein das Chlorcalcium mit gleichem Effekt Anwendung finden,
besonders bei Intoleranz gegenüber den beiden anderen Medikamenten.
Die günstigsten Resultate hat Verf. jedoch durch simultane intra¬
venöse Zufuhr von Emetin und Chlorcalcium erzielt; er bezeichnet
dieses Verfahren als die Methode der Wahl zur Behandlung der
Bilharziose. Prigge [Frankfurt a. M.).
Skrjabin, K. J., Progy nopy lidium nölleri nov. gen., nov.
spec., ein neuer Bandwurm der Katze. (B. tierärztl.
Ws ehr. 1924 S. 420.)
Entdeckung des Parasiten in Russisch-Turkestan gelegentlich
der 5. Russischen helminthologischen Expedition. Länge desselben
40—55 mm, Maximalbreite der reifen Glieder 0,85 — 1,1 mm. Letztere
durch spezifisch braune Farbe und länglich eliptische Form ausge¬
zeichnet. Einzelheiten der inneren Anatomie im Originale. 3 Ab¬
bildungen. Carl [Karlsruhe).
Tierische Parasiten.
75
Nitzulescu, Virgile, Contribution ä l’etude des anomalies
du bothriocephale. Le bothriocephale d’apparence
taenio'ide. • (C. r. 8oc. de Biol. 1924, 91, p. 771.)
Morphologische Anomalien bei Botriocephalus. Prigge.
Dervis, Themistocles, Taenia solium als Ursache einer
Anaemia perniciosa. (M. m. W. 1924 S. 942.)
Beschreibung eines Falles, der nach Erkennung der Ursache zur
Heilung gebracht wurde. W. Gaethgens {Hamburg).
Veenendaal, H., Arecolinum hydrobromicum, ein sehr
gutes Antitaenicum beim Hund. (Tierärztl. Rdsch. 1924,
30, S. 293.)
Verf. stellt, die in letzter Zeit von amerikanischer Seite ge¬
machten Mitteilungen bestätigend, fest, daß Arecolinum hydrobromicum,
per os gegeben, ein sehr gutes Mittel gegen Bandwürmer beim Hunde
ist. Es wirkt tänizid und laxierend zugleich. Die Dosis (Verf. ver¬
wendete das Mercksche Präparat) beträgt 5—50 mg je nach Größe
des Hundes. Es empfiehlt sich, die Tiere vor Verabreichung des
Mittels, das in 5—10 ccm Wasser gelöst wird, 1/2 — 1 Tag fasten zu
lassen. Vor Anwendung des Arekolins bei Katzen wird gewarnt.
Zeller {Berlin).
Koch, J., Über einen Fall von Nierenechinokokkus. (M.
m. W. 1924 S. 618.)
Beschreibung eines Falles von Nierenechinokokkus, der durch
Nephrektomie geheilt wurde. W. Gaehtgens {Hamburg).
Desoil, P., Presentation d’un cas d’echinococcose alveo-
laire du foie observe chez l’homme da ns ie nord de la
France. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 570.)
Bericht über einen Fall von Echinococcus multilocularis in einer
Gegend Frankreichs, wo diese Form bisher noch nicht beobachtet
worden war. Prigge {Frankfurt a. M).
Stolpe, Beobachtungen über die Zunahme von Echino¬
kokken bei Schweinen. (Tierärztl. Rdsch. 1924 S. 448.)
Am Schlachthofe in Hamburg wurden im April 1924 16,08 Proz.
und im Juni 23,28 Proz. der geschlachteten Schweine mit den Para¬
siten behaftet vorgefunden, die ihren Sitz fast ausschließlich in der
Leber hatten. Die betr. Schweine stammten zum größten Teil aus
den Nachbargebieten von Hamburg. Es muß daher angenommen
werden, daß dort die Hunde stark mit der Taenia echinococcus ver¬
seucht sind, was auch eine Gefahr für den Menschen bedeutet. Verf.
macht Vorschläge zur Abstellung dieses Mißstandes. Carl.
76
Tierische Parasiten
Botteri, J. H., Über Echinokokkenanaphylaxie. (Zschr. f.
d. ges. exper. M. 1923, 37, S. 175.)
Verf. bemühte sich, die biologisch wirksamen Substanzen in der
Hydatidenflüssigkeit festzustellen und die Rolle der Lipoide beim
Zustandekommen der Intrakutanreaktion näher zu studieren. Es
zeigte sich, daß die Echinokokkuslipoide in dem von ihm dargestellten
und angewandten Zustande biologisch unwirksam waren. Wenn man
die Mitbeteiligung der Lipoide ausschließt, kann man die Tatsache,
daß die Hydatidenflüssigkeit, auch wenn sie frei von koagulierbarem
Eiweiß ist, eine positive Intrakutanreaktion gibt, auf zweierlei Weise
erklären. Entweder muß man an minimale Mengen von Proteinen
denken, die wohl serologisch, aber nicht chemisch reagieren, oder an
anaphylaktogene Eigenschaften auch anders gebauter Eiweißstoffe.
Letztere Annahme ist aber bisher nicht genügend gestützt.
H et sch {Frankfurt a. M.).
Martinaud, G., Quelques observations sur les differentes
methodes de traitement des vers de Guinee. (Bull. Soc.
de Path. exot. 1924, 17, p. 146.)
Verf. konnte mit den üblichen Behandlungsmethoden der
Dracunculose (Injektionen von Sublimatlösungen, Auftropfen von salz¬
haltigem Wasser auf die Schwellungen, Extraktion des Parasiten
nach Betäubung mit Chloroform) keine befriedigenden Resultate er¬
zielen. Er versuchte Injektionen von Neosalvarsan und sah bei
2 Senegal-Schützen in kurzer Zeit vollkommene Heilung eintreten,
mußte aber auch dieses Mittel aufgeben, da 2 andere Soldaten nach
der ersten Spritze schwerste Shockerscheinungen bekamen (Rassen-
überempfindlichkeit gegen As?). Die Methode der Eingeborenen,
die Würmer, sobald sie sichtbar werden, selbst aus der Haut heraus¬
zuziehen, ist zu gefährlich, da es bei Abreißen des Parasiten zu
schweren Entzündungen und Gangrän kommen kann. Verf. empfiehlt
die Behandlung mit Antimonsulfid und Brechweinstein abwechselnd
und zeigt an vier Krankengeschichten, daß innerhalb 1 Woche
Heilung eintritt. Elsa Evers {Frankfurt a. M.).
Korke, Yishnu T., On a new microfilaria from the dog.
Microfilaria Lewisii. (Ind. J. of med. Research. 1924, 11,
p. 1231.)
Die Dirofilaria immitis und das Acanthocheilonema dracunculoides
sind die Filarien, die der vom Verf. gefundenen am nächsten stehen,
wenigstens was die Länge anbelangt. Dagegen spricht der ganze
innere Bau dafür, daß es sich um eine bis jetzt unbeschriebene
Mikrofilarie handelt. Lewis zu Ehren nennt Verf. die Mikrofilaria
M. lewisii. Dieterlen {Rottweil).
Tierische Parasiten.
77
Müller, J., Die Lungenwurmseuche des Schweines: Ein
Beitrag zur Diagnose und Therapie. (D. tierärztl. Wschr.
1924 S. 427.)
Klinik der Krankheit und Unterscheidungsmerkmale der nach
der Füllebornschen Methode zur Anschauung gebrachten Parasiten¬
eier im Kote des Schweines. Gute therapeutische Erfolge mit der
Verabreichung des von der Gräfin von Linden angegebenen Kupfer¬
lecksalzes. Carl [Karlsruhe).
Smit, H. J., Parasitologische Studien in Niederländisch¬
indien. IV. 15. Einige Strongyliden des Pferdes auf
Java. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 413.)
Es werden folgende Parasiten unter Beigabe von Abbildungen genau be¬
schrieben: 6. Cylicostomum (Cylicocercus) catinatum var. pseudocatinatum (Yorke
and Mache). Cylicostomum (Cylicocercus) catinatum var. litoraureum (Yorke and
Mache). 7. Cylicostomum (Cylicocyclus) nassatum (Loos) var. parvum (Yorke and
Mache). 8. Cylicostomum (Cylicodontophorus) bicoronatum (Loos). 9. Poteriostomum
imparidentatum Quil. 10. Gyalocephalus capitatus (Loos). 11. Cylicostomum Bogo-
riense n. s. 12. Cylicostomum elongatum. 13. Cylicostomum (Cylicocyclus) insigne.
14. Cylicostomum barbatum n. s. 15. Cylicostomum (Cylicostephanus) poculatum.
16. Cylicostomum labratum (Loos). 17. Cylicostomum sagittatum (Kotlän). 18. Cy¬
licostomum (Cylicocercus) paleratum (Yorke and Mache). 19. Cylicostomum (Cylico¬
cyclus) radiatum (Loos). 20. Poteriostomum Kätzin (Kotlän). Carl [Karlsruhe).
Thiroux, A., Sur un procede des t ine ä empecher l’in-
festation du sol par les larves ankylostomes dans les
pays chauds. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 303.)
In Indochina sind ca. 80 Proz. der barfuß gehenden Ein¬
geborenen mit Ankylostomum infiziert. Die beste Prophylaxe gegen
diese Krankheit sind die Behandlung aller Eingeborenen und die
möglichst vollständige Vernichtung der mit den Fäces ausgeschie¬
denen Ankylostomeneier. Das Vergraben der Fäces führt nicht zum
Ziel, da die Larven wieder an die Oberfläche emporkommen können.
Verf. empfiehlt das Abladen der Fäces in Zementgruben, in denen
die durch die Eigengärung der Fäces erzeugte Temperatur die Eier
Und Larven abtötet. Elsa Evers [Frankfurt a. M.).
Peyre, E.-L., Le tetrachlorure de carbone dans le traite-
ment de V anky los t omiase. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924,
17, p. 145.)
Verf. schlägt ein neues Heilmittel zur Behandlung der Ankylosto-
miasis vor, den Tetrachlorkohlenstoff. Er gibt an 2—3 aufeinander¬
folgenden Tagen 3 — 4 ccm (4 — 6 g) täglich und hat bei 2 Injektionen
41 Proz., bei 3 Inj. 76,4 Proz. Heilungen. Alle Kranken werden im
Verlauf einer Woche frei von Parasiten. Das Mittel wird mit wenigen
78
Tierische Parasiten.
Ausnahmen gut vertragen und hat den Vorteil, daß es 40 mal billiger
als das Chenopodium ist. Elsa Evers {Frankfurt a. M).
Ackert, James E., Notes on the longevity and infectiosity
of hookworm larvae. (Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 222.)
Reife Larven von Necator americanus blieben in Zisternenwasser
bei Zimmertemperatur bis zu 18 Monaten am Leben; doch war ihr
Darm leer, die Larven bewegten sich nur noch schwach und träge
und konnten nicht mehr in die Haut von Ratten eindringen (In-
anitionsfolge?). C. Frausnitz {Greifswald).
Davis, Nelson C., Experiences with the Stoll egg counting
method.in an area lightly infected with hookworm.
(Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 226.)
Nach dem St oll sehen Verfahren der Auszählung der Eier und
der Auswertung ihres Verhältnisses zu den Weibchen in 1 Gramm
geformten Stuhls wurden in Rio Grande do Sul wesentlich höhere
Zahlen gefunden als in Trinidad. Auch schienen die- Fehlerquellen
der Methode nicht im Verhältnis zum Zeitaufwand zu stehen. Für
Routineuntersuchungen soll eine Kombinierung des Ausstrichverfahrens
mit der Willis sehen „Salz- Auftriebmethode“ genügen.
C. Prausnitz {Greifswald).
Cort, William H., Investigations on the control of hook¬
worm disease. XXXII. Methods of measuring human
infestation. (Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 213.)
Trotz klinischer Heilung persistieren die Hakenwürmer (Necator
americanus) oft, aber in geringerer Zahl im Darm. Verf. unter¬
scheidet daher zwischen echter Infektion und „Infestation“ = Dauer¬
ausscheidung. Die Zählung der Eier im Gramm geformten Stuhls
erfolgt nach Stoll (Homogenisierung, Zentrifugierung, Auszählung
der in 0,15 ccm Sediment vorhandenen Eier). Als Indikator für den
Erfolg der Wurmbekämpfung, wie sie seit einigen Jahren in Amerika
geübt wird, will Verf. nicht die Zahl der absoluten Sterilisierungen,
sondern den Grad der Abnahme in der Parasiteneierausscheidung
gelten lassen. (Nach x4nsicht des Ref. wird hier die klinische Be¬
trachtung auf Kosten der epidemiologischen zu sehr in den Vorder¬
grund geschoben.) c. Prausnitz {Greifswald).
Hage, Soll und kann eine Verwurmung von Schulkindern
bekämpft werden? Ausgeführt an einem Beispiel aus Thü¬
ringen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1923, 89, S. 272.)
In einer Thüringer Gemeinde waren von 300 Schulkindern
52 Proz. infiziert, und zwar zu 40 Proz. mit Askaris-, zu 3,7 Proz.
Tierische Parasiten.
79
mit Trichocephalus-, zu 8 Proz. mit Oxyuren-, zu 0,8 Proz. mit
Taeuia saginata- Eiern. Das einfache mikroskopische Präparat
genügt zur Feststellung, Anreicherungsverfahren ergeben kaum
bessere Resultate. Trotz dringender Empfehlung einer Behandlung
fand diese knapp in einem Drittel der Fälle statt. Neben der Be¬
handlung der Kinder muß die Desinfektion der Abortgruben der
Schulen und auch der verwurmten Familien und Häuser gefordert
werden, denn von den verwurmten Landkindern findet Infektion der
Gemüse statt, die die Stadtbevölkerung konsumiert; auf diesem Wege
ist die Verwurmung allgemein geworden. Wirksame Bekämpfung
ist ohne Stuhluntersuchung unmöglich, letztere können weder Schul¬
ärzte, noch die Medizinaluntersuchungsanstalten bewältigen, folglich
muß die Schule, und zwar das Lehrpersonal — womöglich in den
. Ferien — nach Anleitung durch Sachverständige die Untersuchungen
vornehmen. — Literaturzusammenstellung über die Wirkung der
Parasiten auf den menschlichen Körper. Noetel (. Landsberga . w.).
Levin, J. J. and Porter, A., Surgical and parasitological
notes on four cases of intestinal obstruction due to
accumulation of very large numbers of round worms
(Ascaris lumbricoides). (Brit. J. of Surgery. 1924, 11, p. 482.)
4 Fälle von Infektion mit Ascaris lumbricoides, die infolge von
Verstopfung des Darmkanals durch Würmer operativ angegangen
werden mußten. Die Fälle bieten parasitologisch nichts Neues.
Dieterlen {Mottweil).
Ginsburg, S. und Strachowa, L., Okkulte Blutungen bei
Würmern. (Ergeb. d. Inst. f. Infekt.Krkh. Elias MetschnikolF
des Moskauer Gesundheitsamtes. 1924 p. 52.)
Mit Hilfe der Gregersen-Reaktion wurden 117 Fäces auf okkulte
Blutung untersucht, von denen 67 positive Resultate ergaben. In
47 Stühlen fanden sich Eier von Würmern, und zwar 30 mal Triclio-
cephalus-Eier und 17 mal Askaris-Eier. Von diesen 47 Stühlen mit
Parasiteneiern gaben 41 positive Gregersen-Reaktion auf okkulte
Blutung. Daraus ist zu folgern, daß die erwähnten Darmparasiten,
besonders Trichocephalus dispar, sehr häufig zu okkulten Blutungen
führen können, was bei Verdacht auf geschwürige Darmläsionen von
großem differentialdiagnostischem Wert ist. Bei jedem positiven
Befunde auf okkulte Darmblutung sollte daher nach Parasiteneiern
gefahndet werden. Die Verff. halten die Gregersen- Reaktion für die
vollkommenste zum Nachweis von Blut im Stuhl, e. Gildemeister.
Sigalas, R. et Pörot, E., Un nouveau procede d’enrichisse-
ment en coprologie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 755.)
80
Tierische Parasiten.
Anreicherungsverfahren zum Nachweis von Wurmeiern in den
Fäces. Pr ig ge (Frankfurt a. M.).
Fischer, Walther, Oxyuren und Appendicitis. (D. Zschr. f.
Chir. 1924, 183, S. 224.)
Von 110 in der Rostocker chirurgischen Klinik entfernten Wurm¬
fortsätzen enthielten 46 (= 42 Proz.) Madenwürmer. Frauen waren
doppelt so häufig beteiligt als Männer. Aus Leichen wurden
105 Wurmfortsätze entnommen; darunter waren 29 (=28 Proz.)
wurmhaltig; 28 Proz. der Männer, 27 Proz. der Frauen wiesen die
Würmer auf. Die Madenwürmer sind zwar nicht die wesentliche
Ursache der akuten eiterigen Appendicitis; aber sie sind doch auch
nicht harmlos, sondern bedingen eine Appendicopathia. Freilich sind
beide Krankheitsbilder nicht leicht voneinander abzugienzen.
Georg Schmidt (München).
Krimer, M., „Vermitacet “, gegen Oxyuris vermicularis.
(D. m. W. 1924 S. 803.)
Bei 7 jungen und älteren Kranken bewährt. Es sind die In¬
haltsstoffe des Rainfarns, die auf einem Adsorbens niedergeschlagen
und mit abführendem Fruchtmus verbunden sind. Georg Schmidt.
Blanc, G. et Caminopetr os, J., La Tick paralysis observee
sur les moutons de la regio n de Sitia (Crete). (Bull.
Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 378.)
Verff. haben die Zeckenparalyse in Sitia auf Kreta beobachtet.
Die Hirten geben an, daß im Anfangsstadium oft Heilungen Vor¬
kommen, wenn man die hinter den Ohren und am Nacken der kranken
Tiere befindlichen Zecken entfernt. Die Untersuchung der Zecken,
die von normalen Tieren abgenommen worden waren, ergab, daß es
sich um 2 Arten, Ixodes ricinus und Haemaphysalis punctata, handelt.
Elsa Evers (Frankfurt a. M.).
Lenz, A., Über die Beseitigung tierischer Hautpara¬
siten mit Schwefeldioxyd. (Arch. f. Derm. 1924, 145,
S. 220.)
Empfehlung des Schwefeldioxydes für die Beseitigung tierischer
Hautparasiten und für die Behandlung der oberflächlichen parasitären
Dermatosen. W. Gaehtgens (Hamburg).
Galli-Valerio, B., Beobachtungen über Culiciden nebst
Bemerkungen über Tabaniden und Simuliden. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 101.)
Kurze Bemerkungen über Biologie, Brutplätze, erstes Auftreten
im Jahre, Vermehrung dieser Insekten usw., Bekämpfung der An-
Tierische Parasiten.
81
schauung, daß Viehhaltung eine wichtige Rolle in der Bekämpfung
der Malaria spielt. Der Vorschlag der Viehhaltung zu diesem Zweck
geht aus von der an und für sich tatsächlich gemachten Beobachtungr
daß durch Viehzucht „misanthrope“ Rassen von Anophelen entstehen,
d. h. Rassen, die den Menschen meiden, weil sie sich gewöhnt haben,
Tiere zu stechen; er berücksichtigt aber nicht, daß Viehställe die
besten Schutzplätze für diese Insekten bieten. Noetel.
Charrier, H., Le Stegomya fasciata da ns la region de
Tanger (Maroc). (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 187.)
Die Stegomya fasciata findet sich massenhaft in Tanger, vor
allem in dem Stadtviertel, das an der Meeresbucht liegt. Sie macht
im Sommer 50 Proz. aller Insekten aus, im Herbst bei ca. 16° bis
zu 95 Proz. Bei noch niederen Temperaturen kommt sie seltener
vor, unter 13° verschwindet sie beinahe ganz. Die Angabe von
Marchoux, daß sie bei einer Temperatur von unter 18° den
Menschen nicht mehr sticht, trifft hier nicht zu. Verf. hat noch bei
14° Bisse der Steg, gesehen. Ebenso findet auch bei 17 — 15° noch eine
Paarung statt, die Verf. häufig beobachten konnte. Elsa Evers.
Greenleaf, William E., The influence of volume of culture
medium and cell proximity on the rate of reproduction
of protozoa. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 405.)
Der Einfluß des Volumens der Kulturflüssigkeit und der Nähe anderer Zellen
auf die Teilungsrate bei Infusorien sollte bestimmt werden. Eine Versuchsreihe
wurde mit Paramaecium aurelia, caudatum und Pleuratricha lanceolata in Heuinfusen
ausgeführt. Jede der Arten wurde in 2, 5, 20, 40 Tropfen gezüchtet. Die nach
Verlauf von 5 Tagen berechnete durchschnittliche tägliche Teilungsrate war in den
größeren Flüssigkeitsvolumen eine höhere: Tiere in 2 Tropfen 0,92 Teilung, in 5
Tropfen 1,03 Teilungen, in 20 Tropfen 1,20 Teilungen, in 40 Tropfen 1,27 Teilungen.
In einer zweiten Versuchsreihe mit einem hypotrichen Infusorium wurde untersucht,
ob die tägliche Teilungsrate pro Infusorium größer oder kleiner ist, wenn 2 Infusorien
statt eines auf den Objektträger gebracht werden. Die erhaltenen täglichen Teilungs¬
raten waren: 1 Tier in 2 Tropfen 1,35 Teilungen, 2 Tiere in 2 Tropfen je 1,03
Teilungen, 1 Tier in 5 Tropfen 1,81 Teilungen, 2 Tiere in 5 Tropfen je 1,54 Teilungen.
Also keine Bestätigung der Behauptung, daß Zellen einen Autokatalysator, eine die
Teilung beschleunigende Substanz, bilden. E. Fit sehen {Weyarn).
Kessel, John F., The application of the eosin-criterion
for the viability of protozoan cysts of Hartmanelia
hyalina treated with chlorine water. (Proc. Soc. for
exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 577.)
Cysten von Hartmanella hyalina wurden in Chlorwasser von
verschiedenem Gehalt an freiem Chlor und nach Zählung und Fest¬
stellung ihres Verhaltens zu Donaldsons Jod-Eosin nach 10 Minuten
in einen geeigneten Nährboden gebracht. 2 Proz. freies Chlor im
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 3/4. ' 6
•82
Tierische Parasiten.
Wasser (32 g Chlorkalk auf eine Pinte Wasser entsprechend) war die
stärkste Konzentration, bei der nach 10 Minuten langer Einwirkung
Auskapselung und Entwicklung der Cysten noch möglich war. Die
sich mit Eosin rotfärbenden Cysten und die plasmolysierten Cysten
sind nicht entwicklungsfähig. Je vorgeschrittener die Plasmolyse,
um so schwieriger dringt Eosin ein. Normal erscheinende, sich mit
Jod grünfärbende Cysten sind nicht lebensfähig, aber manche von
ihnen färben sich später mit Eosin. Die Latenzperiode variiert je
nach der Konzentration des Chlorwassers und wahrscheinlich nach
der Spezies und der individuellen Widerstandsfähigkeit e. Filschen.
Barret, Harvey P. and Smith, Nannie M., The cultivation of
an endamoeba from the turtle, Chelydra Serpentin a.
(Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 155.)
Taliaferro, W. H. and Holmes, F. 0., Endamoeba Barreti,
n. sp., from the turtle, Chelydra serpentina, a de-
scription of the amoeba from the vertebrate host
and from Barret and Smith’ s cultures. (Ibid. p. 160.)
Bei 1/3 der untersuchten, anscheinend gesunden Schildkröten
waren im Darmschleim Amöben vorhanden, deren Züchtung in einem
Gemisch von 1 Teil Menschen-, Kaninchen- oder Schildkrötenserum
und 9 Teilen 0,5 Proz. NaCl-Lösung (pH 8,0) gelang. Die Flüssigkeit
wurde 5 cm hoch in Reagenzgläser eingefüllt und mit einem Darm¬
schleimklümpchen beimpft. Nach 1 — 2 tägiger Aufbewahrung bei
Eisschrank- oder Zimmertemperatur Vermehrungsformen, keine Cysten.
Weiterimpf ung eines Tröpfchens vom Boden des Röhrchens in die
Tiefe eines neuen Röhrchens erfolgt alle 2—3 Tage, wenn die Kul¬
turen im Zimmer, alle 7 Tage, wenn sie im Eisschrank gehalten
werden. Drei Stämme wurden mehrere Monate am Leben erhalten.
Der Parasit steht der Endamoeba histolytica und E. coli nahe.
C. Prausnitz ( Greifswald ).
Severtzoff, L. B., Method of countin g, culture medium and
pure cultures of soil Amoeba e. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1924, 92, S. 151.)
Als Nährboden nimmt Verf. Platten von 2 proz. Agar, ohne
sonstigen Zusatz mit Leitungswasser hergestellt. Zwecks Zählung
werden auf jede Platte 10 bis 15 kleine Kreuze von Bact. coli, Pro-
digiosus u. ä. aufgetragen, 10 g einer Bodenprobe werden durch ein
Sieb gesiebt, mit 90 ccm sterilem Wasser vermischt, dann Verdünnungen
von 1:100 bis 1:150000 hergestellt und jeweilig abgemessene
kleinste Mengen mit Kapillarpipetten auf die Zentren der Colikreuze
aufgetragen, Bebrütung 6 bis 10 Tage bei 22 °, Auszählung der mit
Amöben bewachsenen Colikreuze, die nach Verf. zahlenmäßigen Rück-
Tierische Parasiten.
83
Schluß auf den Gehalt an vegetativen und Cystenformen in 1 g Boden
gestatten. Zwecks Trennung bei der Abtötung der vegetativen
Formen durch Erhitzen obiger Verdünnungen auf 48°, erneute
Aussaat; es entwickeln sich nur Kolonien aus den nicht abgetöteten
Cysten. Aus der Differenz beider Untersuchungsergebnisse wird ein
Rückschluß gemacht auf die Anzahl der vegetativen Amöbenformen
in 1 g Boden, doch gibt Verf. selbst die mangelnde Präzision der
Ergebnisse zu, außerdem sei eine nähere Differenzierung der Arten
unmöglich. Reinkulturen von Bodenamöben will Verf. dadurch er¬
zielen, daß er Bodenpartikel auf die Zentren der Colikreuze bringt
und von den Kreuzenden, auf denen sich nach der Bebrütung die
Amöben fast in Reinkultur befinden, wieder auf die Zentren der
Colikreuze neuer Platten überimpft, bis sich auf diesen nur Amöben
und Bakt. coli, jedoch keine sonstigen Protozoen und Bakterien mehr
befinden. Abtötung der vegetativen Formen durch Versetzen der
Abschwemmung mit 3—5 Proz. CaS. Nach dem Verflüchtigen des
H2S enthalten dann die Kulturen nur noch lebende Amöbencysten.
Diese Kulturen bezeichnet Verf. als „Amoebae cysts, pure culture“,
obwohl er selbst zugibt, daß Cysten verschiedener ilmöbenarten bei¬
sammen sind, und hinzufügt, daß ein Verfahren nach Art der Ge¬
winnung von Reinkulturen aus Einzelkulturen das Erstrebenswerte
Sein müsse. Noetel ( Landsberg a. W.).
Chatton, Edouard et Aubertot, Maurice, Sur les phases et les
voies d’extension des infections ä Leptomonas i n -
testinaux des drosophiles. La non specificite para-
sitaire du Leptomonas drosophilae. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 283.)
Untersuchungen über Leptomonasinfektionen bei Insekten.
Prigge (. Frankfurt a. M).
Delanoe, P., De la frequence des trichomonas dans les
selles diarrhoiques au Maroc. (Bull. Soc. de Patli. exot.
1924, 17, p. 128.)
Verf. hat in 5 Monaten 8 Kranke mit Darmerscheinungen be¬
obachtet, von denen 5 Trichomonas intestinalis im Stuhl hatten. Er
weist darauf hin, daß es sehr wichtig ist, bei Darmerkrankungen in
Marokko diese Erreger auszuschließen, bevor man eine Diagnose auf
Dysenterieamöben oder Balantidium coli stellt. Elsa Evers.
Katsunuma, S., Presence de Trichomonas vaginalis dans
l’urine d’un jeune gar^on. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924,
17, p. 216.)
Bei einem 3jährigen Knaben mit Darmkatarrh fand Verf. nach
Zentrifugieren des Urins massenhaft Trichomonas vaginalis im Sedi-
6*
84
Tierische Parasiten.
ment, andere pathologische Bestandteile fehlten. Der Stuhl des
Kindes enthielt keine Parasiten. Spülungen mit 2proz. Na-bikarbonat
führten zu vollkommener Heilung. Es ist anzunehmen, daß das Kind
von einer Wartefrau infiziert worden ist. Elsa Evers.
Liß, Wilhelm, Der Einfluß der Trichomonadenkolpitis
auf die Wochenbettsmorbidität. (Mschr. f. Geburtsh. 1924,
64, S. 31.)
Verf. hält die Trichomonadenkolpitis intra graviditatem für
durchaus nicht gleichgültig, da besonders die dabei durch Kunsthilfe
zu Ende geführten Geburten schlechtere Resultate ergaben als die
Fälle ohne Trichomonas. Es würden durch die Trichomonaden wahr¬
scheinlich Qualität und Virulenz der Scheidenkeime geändert.
E. Philipp (Berlin).
Gragert, Otto, Wochenbettsmorbidität bei ante partum
nicht behandelten und ante partum behandelten
Fällen von Trichomonadenkolpitis. (Mschr. f. Geburtsh.
1924, 64, S. 37.)
Verf. empfiehlt zur Beseitigung der Trichomonaden Waschungen
der Vagina mit Sublimat, wie dies von Höhne angegeben ist. Da¬
durch werde die Wochenbettsmorbiditätsziffer der Trichomonadenfälle
annähernd die gleiche wie bei normalen Fällen, e. Philipp (Berlin).
Kofoid, Ch. A. and Swezy, 0., Pentatrichomoniasis in man.
(Americ. J. of trop. M. 1924, 4, p. 33.)
Pentatrichomonas ardin delteili ist ein parasitischer Flagellat
des Menschen, der in seiner vegetativen Phase 5 vordere Geißeln
aufweist, von denen 4 nebeneinander liegen und langsam schlagen,
während eine Geißel unabhängig von den anderen synchron mit der
ondulierenden Membran schneller schlägt. Der Parasit nährt sich
von roten Blutkörperchen und ruft bei den befallenen Individuen
chronische Diarrhoen mit fötiden Stühlen hervor. Er bleibt in
flüssigen Stühlen 24 Tage, in Regen und Brackwasser 3 Tage, in
physiologischer Kochsalzlösung 13 Tage am Leben. Cystenbildung
wurde bei P. nicht beobachtet. Die Infektion erfolgt wahrscheinlich
durch Trinkwasser oder Nahrungsmittel. Pentatrichomonas kann
in lOproz. Kaninchen-, Meerschweinchen- oder Menschenserum in
Lockescher Lösung bei Zimmer- und Körpertemperatur gezüchtet
werden. Dieterlen (Kottweil).
Hegner, Robert W., The relations between a carnivorous
diet and mammalian infections with intestinal
protozoa. (Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 393.)
Tierische Parasiten.
85
Während im Darm normal ernährter Ratten Flagellaten meist
reichlich vorhanden sind (Giardia muris, Trichomonas muris, Hexa-
mitus muris), nimmt bei ausschließlicher Fleischnahrung die Zahl der
ersten zwei Parasitenarten beträchtlich ab. Dies scheint mit der
• •
Änderung der Darmbakterienflora zusammenzuhängen. Im Darm von
Fleischfressern kommen Flagellaten normalerweise viel seltener vor
als bei Pflanzenfressern und Omnivoren. Auch die künstliche In¬
fektion von Fleischfressern (Katzen) mit Flagellaten gelingt nur schwer.
C. Prausnitz ( Greifswald ).
Barret, Harvey P., A method for the cultivation of Blasto-
cystis. (J. of trop. M. a. Hyg. 1923, 26, p. 31.)
Verf. mischt 0,5proz. sterile Kochsalzlösung mit bei 55° C in¬
aktiviertem menschlichen Serum und bringt diesen Nährboden in
möglichst enge Reagenzgläser. Die tieferen Schichten der mindestens
10 cm hohen Flüssigkeitssäule werden dann mit einer kleinen Menge
Stuhl oder Stuhlaufschwemmung (in phys. Kochsalzlösung) beimpft.
Nach 24- bzw. 48 ständigem Aufenthalt bei Brutschranktemperatur
wird die Kultur geprüft und bei gutem Wachstum, das nur in den
unteren Partien der Röhrchen stattfindet, in frische Kulturflüssigkeit
• •
übertragen, um eine Uberwucherung durch Bakterien zu vermeiden.
Jantzen [Hamburg).
v. Rehren, W., Beitrag zur Frage der Pathogenität der
Lamblia intestinalis bei Erkrankungen der Gallen¬
wege und Leber. (Klin. Wschr. .1924 S. 1079.)
In einem Fall von Cholangitis und Cholecystitis konnten im
Sediment der durch Duodenalsondierung gewonnenen Galle massen¬
haft Flagellaten nachgewiesen werden. Es handelte sich um Lamblia
intestinalis. Im Stuhl fanden sich ebenfalls Lamblien. Schuster.
Schindera, Maximilian, Beiträge zur Biologie, Agglome¬
ration und Züchtung von Try pan oplasma helicis
Leidy. (Arch. f. Protistenkde. 1922, 45, S. 200.)
Bei 75Proz. der untersuchten, geschlechtsreifen Weinbergschnecken
(Helix pomatia L.) aus der Umgegend von Breslau fand der Verf.
zu jeder Jahreszeit sehr zahlreiche Individuen von Trypanoplasma
helicis Leidy, und zwar im Receptaculum seminis, in dessen Stiel
und im Penis. Die Übertragung dieses für seinen Wirt unschädlichen
Parasiten, der niemals intracellulär gefunden wurde, findet bei der
Begattung statt; infolgedessen sind, da Helix pomatia erst im
4. Lebensjahr fortpflanzungsfähig wird, junge, noch nicht geschlechts-
reife Weinbergschnecken niemals mit Trypanoplasma helicis infiziert.
Es kamen einerseits durch Reize ausgelöste Kontraktionsbeweguugen,
86
Tierische Parasiten.
die nur geringe Ortsbewegung zur Folge haben, und andererseits eine
ruhige, durch 2 Geißeln und die undulierende Membran hervor¬
gerufene Vorwärtsbewegung zur Beobachtung. Am Vorderende der
Trypanoplasmen besteht negative, am Hinterende positive Thigmo-
taxis. Ferner zeigen die Trypanoplasmen positive Geo- und Rheo-
taxis, reagieren aber auf den Luftsauerstoff und auf Licht gar nicht.
Beim Absterben kugeln sie sich ab, Dauercystenbildung wurde nicht
beobachtet. Agglomeration der Trypanoplasmen, die der Verf. scharf
von der Agglutination der Bakterien unterscheidet, tritt in Form von
Stern- und Rosettenbildung in normalem Rinder-, Pferde-, Hunde-,
Schweine-, Ziegen-, Hecht-, Hammel- und Menschenserum in ver¬
schiedener Stärke auf, nicht dagegen in Anodonta- (Teichmuschel-)
und Schneckenblut, sowie in sterilem und faulendem Hühnereiweiß.
Voraussetzung für das Zustandekommen der Agglomeration, bei welcher
die Trypanoplasmen mit den Hinterenden Zusammenhängen, ist, daß
die Parasiten lebhaft beweglich und zahlreich vorhanden sind. Die
Agglomerate lösen sich nach einiger Zeit wieder auf. Die genannten
Sera enthalten außer der agglomerierenden auch noch eine „para¬
lysierende“ Substanz, die durch Erwärmen auf 56° C zerstört wird,
während die erstere thermostabil ist und auch durch Eintrocknen
und Fäulnis der Sera nicht vernichtet wird. An der Sekretion der
agglomerierenden Substanz ist nach Ansicht des Verf. der Blepharo-
plast beteiligt. In physiologischer Kochsalzlösung, der auf 1 ccm
2 Tropfen Hühnereiweiß zugefügt waren, hielten und vermehrten
sich die Parasiten 20 — 25 Tage lang, alle sonstigen mit festen und
flüssigen Nährböden angestellten Züchtungsversuche mißlangen. In
physiologischer Kochsalzlösung ohne Zusatz gingen die Trypanoplasmen
bei Zimmertemperatur binnen längstens 4 Tagen — wohl aus Nahrungs¬
mangel — zugrunde, während sie sich im Eisschrank in der gleichen
Lösung bis zu 20 Tage lebend erhielten. Die in physiologischer
Kochsalzlösung mit Eiweißzusatz gezüchteten Trypanoplasmen zeigten
in ihrem Inneren Einschlüsse, die mit Hilfe der Bestschen Glykogen¬
färbung und durch andere chemische Proben als Glykogen erkannt
wurden. v. Schuck mann {Berlin).
Franchini, G., Sur les c ul tu res anciennes de flagelies.
(Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 32.)
Bouillon mit Blut und Bouillon mit Milchsaft von Euphorbien
sind besonders geeignete Nährboden für Flagellaten. Herpetomonas
pyrrhocoridis bleibt in solchen Kulturen 4—6 Monate beweglich.
Elsa Evers [Frankfurt a. M.).
Chatton, Ed., Sur un leptomonas d’un nematode marin et
la question de l’origine des trypanosomides. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 780.)
Tierische Parasiten. — Verschiedenes.
87
Verf. fand im Darm eines zur Meerfauna gehörenden Spulwurms
eine Leptomonasform. Theoretische Bedenken gegen die Annahme
einer marinen Provenienz. Prigge [. Frankfurt a. M.).
Joyet-Lavergne, Ph., L’appareil de Golgi dans les schizo-
zo'ites d’un Aggregatide. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 680.)
Untersuchungen über den Golgischen Apparat in den Schizozoiten
einer Coccidienart. Prigge [ Frankfurt a.M).
Franchini, G., Observations sur les hem atozoairies des
oiseaux d’Italie. (Ann. de Tlnst. Pasteur. 1924, 38, p. 470.)
Untersuchungen über Blutparasiten bei zahlreichen italienischen
Vogelarten. Prigge [Frankfurt a. M.).
Solbrig, Der Seuchenstand in Deutschland und Preußen
während der letzten 10 Jahre. (Gesundheitsingenieur. 1924,
47, S. 209.)
Selbst in den Kriegszeiten sind es ganz überwiegend die ein¬
heimischen Krankheiten, darunter auch solche, die meist als harmlos
gelten, wie Grippe, Masern, Keuchhusten, die die Bevölkerung heim¬
suchen, während die „gemeingefährlichen“ Krankheiten in der Regel
nur untergeordnete Bedeutung haben und infolgedessen bei der
einheimischen Bevölkerung auch nur eine verhältnismäßig geringe
Rolle gespielt haben. Wenn in heutiger Zeit Sparsamkeit Losung
geworden ist, so darf auf dem Gebiete der Bekämpfung der In¬
fektionskrankheiten am wenigsten gespart werden. Wed em ann.
Dubrowinski, S., Seuchenbekämpfung in Rußland. (Des¬
infektion. 1924 S. 9, 51 u. 71.)
Besprechung der auf dem 7. Kongreß der Epidemilogen, Bakterio¬
logen und Hygieniker in Moskau vom 22. — 23. Mai 1923 auf der
Tagesordnung stehenden Krankheiten nämlich der Cholera, des Typhus
abdominalis, Dysenterie, Fleckfieber, Rekurrens, Lyssa, Malaria,
Diphtherie, Scharlach, Pocken, Pest, Skorbut und Encephalitis, sowie
allgemeine Maßnahmen zur Verbesserung der hygienischen Lage des
Landes. Wedemann [Berlin).
Nitzulescu, J. et Lazarescu, Eug., La resistance globulaire
osmotique chez les trachomateux. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 760.)
Zwischen normalen Erythrocyten und denen Trachomatöser be¬
steht kein Unterschied hinsichtlich ihrer Resistenz gegenüber hypo¬
tonischen Lösungen. Prigge [Frankfurt a. M.).
88
Mykosen.
Epstein, B., Studien zur Soorkrank heit. (Jhrb. f. Kindhlk.
1924, 104, S. 129.)
Um Soorpilze auch außerhalb der manifesten Sooraffektion als
solche zu identifizieren, wurde neben dem morphologischen und biolo¬
gischen Verhalten des Soor noch das Komplementbindungsvermögen •
des Serums von mit Soorkeimen vorbehandelten Kaninchen heran¬
gezogen. Dies hat sich zu diagnostischen Zwecken gut bewährt,
indem spezifische Komplementfixation gewöhnlich im Verhältnis 1:50,
ausnahmsweise 1 : 100 erzielt werden konnte. Die Sera soorkranker
Kinder und Erwachsener gaben mit Ausnahme eines Falles von
Diabetes keine Komplementablenkung mit Soorantigen. Der Soor
ist im Munde gesunder Kinder latent ungemein oft vorhanden, er ist
am häufigsten in der 2.-6. Lebenswoche (54 Proz.), nimmt gegen
Ende des ersten Lebensjahres an Häufigkeit ab (46,5 Proz.), ist aber
auch noch nach dem ersten Lebensjahr ziemlich verbreitet (35,8 Proz.).
Im Munde der Mutter wurden Soorpilze latent fast ebensooft nach¬
gewiesen, am häufigsten in der Gravidität und im ersten Jahr nach
der Geburt des Kindes. Die Infektion geht vom Munde der Mutter
auf den Mund des Säuglings über. Von hier aus breitet sich der
Soor weiter aus auf den Darm des Kindes und die Brust der Nährerin.
Bei Mutter und Kind fand sich stets dieselbe Soorvarietät.
v. Bernuth (Jena).
Arzt, Die Mikrosporie. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 176.)
Vorführung der wichtigsten Hyphomykosen (Trichophytie, Favus
und Mikrosporie) im Film auf dem 13. Kongreß der Deutschen
dermatologischen Gesellschaft zu München, 20.— 24. Mai 1923.
W. Gaehtg ens (Hamburg).
Jeßner, Max und Hoffmann, Heinrich, Der Einfluß des Serums
Allergischer auf Trichophytonpilze. (Arch. f. Derm.
1924, 145, S. 187.)
Aus den Untersuchungen der Verff. geht hervor, daß in dem
Serum Trichophytie-Allergischer Stoffe enthalten sind, welche an¬
scheinend die Virulenz der Pilze herabmindern und das Wachstum
auf künstlichen Nährböden schädigen bzw. aufzuheben vermögen.
Diese Schädigung kann auch nur eine vorübergehende sein, weil ent¬
weder sich diese Substanz etwa wie das Komplement erschöpft, oder
weil die Pilzsporen serumfest werden, bzw. sich gegen die Antikörper
des Serums immunisieren. W. Gaehtg ens (Hamburg).
da Rocha-Lima, Über Blastomykose, venerisches Granu¬
lom und klimatische Bubonen. (Arch. f. Derm. 1924, 145
S. 312.)
Mykosen.
89
Kurze Beschreibung und Demonstration der genannten Krank¬
heiten auf dem 18. Kongreß der Deutschen dermatologischen Gesell¬
schaft ZU München, 20.— 24. Mai 1928. W. Gaehtgens {Hamburg).
• •
Engelhardt, Willy, Ein Beitrag zur Ätiologie oberfläch¬
licher Hautblastomykosen und Hautmykosen. (Arch. f.
Derm. 1924, 146, S. 313.)
Verf. hat versucht festzustellen, ob oberflächliche Mykosen sowohl
durch Soorpilze als auch durch echte Hefen hervorgerufen werden
können, und zu diesem Zwecke die von 16 Krankheitsfällen, deren
' _ • • '
klinischer Befund an eine mykotische Ätiologie denken ließ, ge¬
züchteten Kulturen genauer untersucht. Eine streng botanische
Systematisierung der untersuchten Erreger erwies sich als unmöglich,
besonders da keinerlei Sporenbildung mit Ausnahme der Chlamydo-
sporen festgestellt werden konnte. Die Pilze mußten zu den Eumy-
ceten gerechnet werden, eine sichere Trennung etwa in Blastomyceten
und Oidiomyceten ließ sich nicht durchführen. Für den Gebrauch
der Klinik konnten jedoch unterschieden werden : 1. Eumycetenstämme,
die den echten Hefen nahe verwandt sind und in der Kultur nur in
Hefeform ohne Fadenbilduug wachsen, aber keine Sporen bilden. Sie
bilden auch nach jahrelangem Überimpfen keine Ausläufer und ver¬
gären Saccharose bei Zimmertemperatur bis zur Gasbildung, Dextrose
dagegen nicht. Lackmusmolke wird leicht getrübt, nach 24 Stunden
wenig gerötet und dann gebläut, Bierwürze wird getrübt und bleibt
schwach sauer. Man kann eine weiße und eine gelbe Form unter¬
scheiden. Impfversuche gehen beim Menschen verhältnismäßig schwer
an. 2. Eumycetenstämme, die außer in Hefeform auch mit Mycel-
bildung sowohl sofort nach der ersten Züchtung als auch nach
Monaten wachsen können. Saccharose wird nicht vergoren, Dextrose
dagegen bis zur Gasbildung. Lackmusmolke wird nach 24 Stunden
stark rot und bleibt klar, Bierwürze wird leicht alkalisiert. Es lassen
sich gelatineverflüssigende und nichtverflüssigende Formen unter¬
scheiden. Die Hautimpfung beim Menschen erzeugt mit den gelatine¬
verflüssigenden Formen verhältnismäßig schwere Krankheitsbilder,
während die nichtverflüssigenden Formen nur leichte Krankheitsbilder
hervorrufen. Eine Sporenbildung — außer den Chlamydosporen —
ließ sich nicht feststellen. Wird die erste beschriebene Form als
„Hefe“, die zweite als „Soor“ bezeichnet, so folgt daraus, daß nicht
nur eine Hefe oder ein Soor Krankheitserreger sein kann, sondern
daß das gleiche Krankheitsbild durch verschiedene Hefe- und Soor¬
formen hervorgerufen werden kann. w. Gaehtgens {Hamburg).
Arzt, Zur Klinik und Pathologie der Sproßpilzerkran¬
kungen. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 311.)
90
Mykosen.
Kurze Beschreibung eines Falles von Blastomykose, bei dem aus
dem Krankheitsherd eine Hefeart von außerordentlich polymorpher
Form isoliert wurde. Auch aus dem Blute konnte einmal eine Hefe¬
art gezüchtet werden, die aber morphologisch von den aus dem Haut¬
prozeß isolierten Hefestämmen verschieden war. Der Hautstamm
zeigte im Tierversuch eine hohe Pathogenität; er verursachte in
kurzer Zeit die Bildung von mächtigen Tumoren und Veränderungen
der regionären Lymphknoten und lieferte ein dem menschlichen
Krankheitsprozeß ähnliches histologisches Bild. w. Gaehtgens.
Hagau, William A., The reason for failure to obtain growtli
o f an obligatory anaerobe (Actinomyces necrophorus)
onplate cultures incubated in an anaerobicjar. (Proc.
Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 568.)
Das spärliche, nach langer Latenzzeit eintretende Wachstum von
Plattenkulturen des obligat anaeroben Actinomyces necrophorus im
Brownschen Anaerobengefäß erklärt sich durch den Kontakt der
Mikroorganismen mit Luft nach der Aussaat, bevor in der Kammer
anaerobe Bedingungen hergestellt sind. Wurde von einer in dünner
Schicht der Luft ausgesetzten Bouillonkultur in Nährboden aus ge¬
kochtem Fleisch geimpft, so erfolgte nach einer mit der Einwirkungs¬
dauer der Luft zunehmenden Latenzperiode gewöhnlich Wachstum.
Nach Vorimpfung von 0,1 ccm 30 Minuten der Luft ausgesetzter
Bouillonkultur in gewöhnliche Fleischbouillon nur gelegentlich, nach
noch längerer Lufteinwirkung in der Pegel gar kein Wachstum. Bei
30 ccm „Hormon“ agar auf die Petrischale war das Wachstum in
der anaeroben Kammer nach 72 Stunden gut. Kolonien nur im
unteren Drittel des Agars. Bei 12 ccm desselben Agars auf eine
Schale kein Wachstum. Bei sofortigem Schutz der „ Hormon“ agar-
plattenkultur durch eine Vaselinschicht gutes Wachstum in der
Kammer, während die Platten ohne Vaselin in der Kammer und mit
Vaselin außerhalb derselben steril blieben.
Derselbe, The formation of hydrogen peroxide by an
obligatory an aerobe (Actinomyces necrophorus). The
tolerance of this organism for peroxide. (Ibid. p. 570.)
Durch die Benzidinprobe mit roher Kartoffel als Oxydasequelle
(nach x4very) wurde festgestellt, daß Actinomyces necrophorus bei
Berührung mit Luft Wasserstoffperoxyd bildet. Bei Kultur im Nähr¬
boden aus gekochtem Fleisch war die Probe im flüssigen Teile des
Nährbodens positiv. Fleischpartikel in der Flüssigkeit hemmten sie.
Wenn titrierte Peroxydlösungen in sterile Fleischnährböden gebracht
wurden, wurde das Peroxyd zerstört oder ging nicht reagierende Ver¬
bindungen ein. Durch Einführung von 1 ccm 3proz. Peroxydlösung
durch die geschmolzene und dann wieder sofort erstarrte Vaselindecke
Mykosen.
91
konnten im Fleischnährboden kleine Gasmengen und damit eine in
gewöhnlicher Bouillon fehlende oxydierende Substanz nachgewiesen
werden. Eine ungefähre Vorstellung von der Menge des gebildeten
Peroxyds gab der Vergleich der in der Kultur bei der Benzidinprobe
erhaltenen Farbenreaktion mit Farbenreaktionen bei mit progressiven
Verdünnungen von Peroxyd versetzten sterilen Nährböden. Die
Reaktion in den Kulturen war meistens viel stärker als bei der Ver¬
dünnung 1:100000, schwächer als bei 1:10000. In Fleischnähr¬
bodenkultur werden Peroxydverdünnungen von 1 : 1000 so schnell
zerstört, daß in Subkulturen keine Wachstumshemmung bemerkbar
wird. Enthalten Bouillonkulturen Peroxyd in Konzentrationen von
1:100000 und 1:10000, so treten in den Subkulturen mit der
Konzentration des Peroxyds und seiner Einwirkungsdauer zunehmende
Latenzperioden ein. E. Fitschen (Weyarn).
• •
Hellmuth, U b e r die Heilbarkeit der Zungenaktinomykose
beim Rind unter Verwendung desYatrens und Eugal-
aktans. (M. tierärztl. Wschr. 1924, 75, S. 545.)
Yatren (5proz. Lösung in Mengen von 200—250 ccm 3 bis 4 mal
intravenös oder subkutan gegeben) hat sich Verf. in zahlreichen
Fällen von Zungenaktinomykose beim Rind als Heilmittel gut bewährt.
In leichteren Fällen kam er auch mit Eugalaktan (je 50 ccm 2 bis
3mal gegeben) zum Ziel. Rezidive wurden nicht beobachtet. Zeller.
Lecheier, J., Behandlung der Aktinomykose des Rindes
mit Jodipin- Emulsion Merck. (M. tierärztl. Wschr. 3924,
75, S. 689.)
Die Jodipin-Emulsion wurde bei 17 mit Aktinomykose behafteten
Rindern angewandt. Die Einspritzung geschieht am zweckmäßigsten
unmittelbar in den Tumor. Dosis 10—50 ccm. Zur Behandlung
reichten in der Regel 1—2 Einspritzungen aus. Der Heilerfolg war
meist vollständig; die Tumoren gingen teils mit, teils ohne Absze¬
dierung in wenigen Wochen völlig zurück. Nur bei alten Knochen-
aktinomykosen des Unterkiefers war die Rückbildung mit 2 Ein¬
spritzungen nicht völlig zu erreichen. Zeller (Berlin).
Steele, A. E., A streptothrix Organismen from a brain
abscess. (J. of med. Research. 1924, 44, p. 305.)
In Ausstrichen aus einem Groß- und Kleinhirnabszeß wurde ein
verzweigter, faseriger Organismus beobachtet. Derselbe Organismus
wurde in den äußeren Schichten dieser Abszesse beobachtet. Er
konnte in Reinkultur gezüchtet werden (Abbildung). Einspritzungen
von Reinkulturen setzen bei Kaninchen die gleichen Läsionen. Der
Organismus wurde in der Lunge des Kaninchens gefunden.
Wedemann (Berlin).
92
Verschiedenes.
Poenaru, J.-I)., Presence du Streptothrix Nocardia dans
certains abces et ulceres sous-cutanes c h e z le chat.
(C. r. Soc. de Bio!. 1924, 91, p. 749.)
Bericht über das Vorkommen einer Streptothrixart (Nocardia)
bei der Katze. Prigge (Frankfurt a. M.).
Robertson, K. C. and l)ayis, D. J., Food accessory factors
(vitamins) in bacterial growth. Observations on
the ultimate source of accessory growth substances
for yeast. VII. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 153.)
Die Hefe ist nicht imstande, ihre eigenen wachstumfördernden
Substanzen oder solche Substanzen aus mit chemisch reinen Stoffen
zusammengesetzten Nährboden zu bilden. Rinderherz, Mohrrüben,
Kartoffel und Hefezellen enthalten eine wasserlösliche Substanz, die,
wenn sie dem synthetischen Nährboden zugesetzt wird, noch in hohen
Verdünnungen (bis zu 1 : 500) üppiges und fortgesetztes Wachstum
der Hefe gestattet. In den Verdünnungen, in denen diese Extrakte
gebraucht werden, gestatten sie allein kein fortgesetztes Wachstum.
Diese oder ähnliche wachstumfördernden Substanzen scheinen daher
für ein ungestörtes über viele Passagen fortsetzbares Wachstum der
Hefe wesentlich. TV. Worms (Berlin).
Rettger, Leo F., Reddish, George F. and Mc Alpine, James G.,
The fate of baker’s yeast in the in testine of man and
of the white rat. (J. of Bact. 1924, 9, p. 327.)
Nach Verabreichung von Bäckerhefe per os wurden die Hefe¬
zellen sowohl beim Menschen wie bei weißen Ratten im Verdauungs¬
kanal schnell abgetötet. Weniger als 1 Proz. der aufgenommenen
Zellen erschienen nach 24 Stunden lebend in den Fäces. Nanh Auf¬
hören der Hefeaufnahme verschwanden sowohl lebende als tote
schnell aus dem Darm. Der größte Teil der ausgeschiedenen Zellen
war tot, ein kleiner Teil gab Wachstum auf Malzextraktagar. Kein
Einfluß der Hefeaufnahme auf den Charakter der übrigen Darmflora,
insbesondere auf das Auftreten von grampositiven Stäbchen vom
Acidophilus-Typus und auf die Menge des in hoher Agarschicht ge¬
bildeten Gases. Mit Suspensionen von Reinkulturen von Saccharo¬
myces cerevisiae aus Bäckerhefe wurden weiße Mäuse, Meerschweinchen
und Kaninchen subkutan, intraperitoneal und intravenös injiziert,
ohne schädliche Folgen, abgesehen von der Bildung eines kleinen,
festen, ohne Eiterung oder Nekrose verschwindenden Knoten bei 2
unter 21 Tieren. Die Temperatur der Tiere blieb fast oder über¬
haupt unverändert, das Gewicht blieb stationär oder stieg in der
der Injektion folgenden Zeit. e. Fitschen (Weyarn).
Verschiedenes.
93
Moody, B. Wilson and Irons, Ernest E., Invasion of body by
bacteria from intestinal tract. (J. of inf. Dis. 1923, 32,
p. 226.)
Bei den Versuchen an Hunden konnten nach Einführung von
Aufschwemmungen von Bac. pyocyaneus, B. prodigiosus und Strepto¬
coccus haemolyticus in den Magen diese Organismen weder im
Chylus, Blut noch in den Organen nachgewiesen werden. Bei Ein¬
führung der Bakterien ins Duodenum durch Punktion konnte bei
einem von 6 Hunden des Bac. pyocyaneus vom Ductus thoracicus
aus 80 und 105 Minuten nach der Injektion nachgewiesen werden,
desgleichen der Bac. prodigiosus 10 und 65 Minuten nach der In¬
jektion in einem von 2 Hunden. Bei diesen Versuchen ist allerdings
die Möglichkeit, daß Bakterien vom Stichkanal aus durch den Lymph-
weg direkt zum Ductus thoracicus kommen, nicht ganz auszuschließen,
wenn auch bei der Athernarkose die Darmbewegungen und damit
auch der Lymphstrom vermindert sind. — Fütterungsexperimente
mit den verwendeten Bakterien sind auch nach vorheriger An¬
wendung eines Abführungsmittels negativ geblieben. Verff. glauben,
daß die Möglichkeit des Durchgangs von resistenten Bakterien wie
Tuberkel- oder Milzbrandbazillen durch die intakte Darmwand
durchaus gegeben ist. Weniger widerstandsfähige Bakterien wie
etwa die von ihnen verwendeten können die gesunde Darmschleim¬
haut nur selten passieren, nur bei verminderter Resistenz sei dies
dann öfter möglich. W. Worms (Berlin).
Gersbach, A., Ü b e r kleine Bazillen und kleinste Kolonien
aus Wasser. Bacillus balnearius. (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 92, S. 194.)
Beschreibung des von M. Neißer zum erstenmal im Badewasser
beobachteten „Bacillus balnearius“. Anscheinend 2 Typen, die sich
durch Bildung rosenroten bzw. gelben Farbstoffs, sowie durch Rötung
bzw. Violettfärbung von Lakmusmolke unterscheiden. Aus dem
Wasser nur auf Heydenschen Wasseragar züchtbar, erst von diesem
Übertragung auf andere Nährböden möglich mit gleichzeitiger
Änderung der Form der Kultur und des einzelnen Bakteriums: Aus
kleinen tautropfenartigen werden saftig und üppig wachsende Kolonien,
kokkenförmige Bakterien werden zu langen, plumpen, spiralig ge¬
wundenen Fäden. Bei Rückimpfung im Wasser Auftreten der kleinen
Formen, aus denen dann die größeren wieder gezüchtet werden können.
Pepton hemmt anscheinend das Wachstum. Das Vorkommen in
Schwimmbädern deutet auf Herkunft vom Menschen, jedoch war auf
Menschenhaut nur der Nachweis des gelben Typs möglich.
Noetel ( Landsberg a. W.).
94
Verwendungsstoffwechsel pathogener Bakterien.
Braun, H. und Cahn-Bronner, C. E., Der Verwendungsstoff-
Wechsel pathogener Bakterien. I. und II. Mitteilung.
(Bioch. Zschr. 1922, 131, S. 226 u. 272.)
Es gibt Typhusstämme, die wie Paratyphus B-Stämme mit
Ammoniak als einziger Stickstoffquelle sich zu vermehren vermögen.
Anderen Stämmen fehlt diese Eigenschaft. Sie stellen aber bezüglich
der Kohlenstoffquelle höhere Ansprüche als die meisten Paratyphus B-
Stämme, obwohl unter diesen sich auch sehr anspruchsvolle finden.
Immerhin fand sich kein Paratyphus B-Stamm, der wie die Typhus¬
bazillen Bernsteinsäure und Arabinose nicht zu verwerten vermochte.
Bezüglich Virulenz, Empfindlichkeit gegenüber Desinfektionsmitteln
und agglutinatorischem Verhalten besteht kein Unterschied zwischen
Ammoniak assimilierenden und nicht assimilierenden Stämmen.
Durch Verimpfung großer Kulturmengen auf Ammoniaknährböden
gelingt es auch, aus zunächst nicht assimilierenden Stämmen assimi¬
lierende herauszuzüchten. Anscheinend enthalten alle Typhusstämme
sowohl nichtassimilierende wie mehr oder weniger stark assimilierende
Individuen, wobei bald mehr die einen, bald die anderen überwiegen.
Offenbar stammen sie voneinander ab, wobei die mit größeren synthe¬
tischen Fähigkeiten ausgestatteten Individuen, die einfacheren äußeren
Verhältnissen angepaßt sind, den ursprünglicheren Typus darstellen.
Unter den Paratyphus A-Stämmen gibt es ebenfalls ammoniak¬
assimilierende und nichtassimilierende. Letztere lassen sich in
erstere überführen. Wie die ammoniakassimilierenden Typhusstämme
vermögen auch die entsprechenden Paratyphus A-Stämme in Arabinose-
Ammoniaknährboden nicht zu wachsen, dagegen nähern sie sich dem
Paratyphus B, indem sie meist in Milchsäure-Nitratnährboden wachsen.
Sehr ähnlich den Typhusbazillen verhalten sich auch Shiga-Kruse-
Bazillen, doch sind sie etwas anspruchsvoller als jene. Toxin bilden
sie auch in einem ganz einfachen Ammoniak- Milchsäurenährboden.
Verschiedene Stämme der Colitisbazillen verhalten sich bezüglich der
Fähigkeit, Ammoniak zu assimilieren, ebenfalls verschieden. Von
anderen Bakterienarten vermögen Coli faecalis alcaligenes, Pyocyaneus
Friedländer, Cholera Ammoniak zu assimilieren, während Proteus
hierzu nicht imstande ist. Besonders anspruchslos ist Pyocyaneus,
er wächst sogar noch, wenn auch kümmerlich, in einem einfachen
Ammoniumkarbonatnährboden. Unter an aeroben Verhältnissen wird
Ammoniak von keiner Bakterienart assimiliert. Was die Verwertung
der Stoffwechselunterschiede als Artunterschiede betrifft, so gibt es
einerseits konstante Eigenschaften, die auf das Vorhandensein oder
Fehlen einer Funktion zurückgehen, andererseits schwankende Eigen¬
schaften, die aber ebenso charakteristisch für die Art sein können,
wie z. B. die Fähigkeit der Ammoniakassimilation.
Kurt Meyer (Berlin).
Verschiedenes.
95
Sierakowski, S. et Milejkowska, F., Sur l’action bactericide
des concentrations en ions hydrog&ne pour les diffe¬
rentes especes microbiennes. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 714.)
Verff. haben die oberen und unteren tödlichen Grenzwerte der
Wasserstoffionenkonzentration für 26 Bakterienarten festgestellt.
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Romeis, B., Taschenbuch der Mikroskopischen Technik.
11. neubearbeitete und erweiterte Auflage des gleichnamigen
Taschenbuches von A. A. Böhm und A. Oppel. VIII u. 568 S.
München und Berlin (R. Oldenbourg) 1924. Preis geb. M. 8,50.
Die schon nach 3 Jahren nötig gewordene neue Auflage des
bewährten Taschenbuches ist um weitere 100 Seiten vergrößert
worden, hat aber durchaus den Charakter des Taschenbuches bewahrt.
Es bietet dem Anfänger wie dem Geübten eine Fülle wertvollen
Materials in übersichtlicher Anordnung und klarer Darstellung. Für
den Bakteriologen sind neben den ausgezeichneten Kapiteln über
Fixation, Einbettung und Färbung besonders wichtig die sehr aktuellen
Abschnitte über Zellzüchtung, vitale Färbung und Darstellung der
Plastosomen, wo überall die reichen persönlichen Erfahrungen des
Verfassers verarbeitet sind. Ein eingehendes Literaturverzeichnis
erhöht den wissenschaftlichen Wert, ein genaues Sach- und Autoren¬
register die praktische Brauchbarkeit des Werkes. c. Prausnitz.
Schilling, V., Anleitung zur Diagnose im dicken Blut¬
tropfen. Dritte verbesserte Auflage. 36 S. mit 5 Abb. im Text
u. 2 färb. Taf. Jena (Gustav Fischer) 1924.
Die gegenwärtige Auflage unterscheidet sich von der 1920 er¬
schienenen 2. nicht wesentlich. (Vgl. meine Besprechung in Bd. 71,
S. 110). Der Autor vertritt auch hier seine bekannte Ansicht, daß
die Untersuchung des „dicken“ Bluttropfens nicht nur bei der Diagnose
der Blutparasiten, sondern auch bei der Erkennung anderweitiger
krankhafter Störungen des Blutbildes (latenten Blutungen, chronischen
Anämisierungen durch Tuberkulose, Lues und bösartige Neubildung,
Bleiintoxikation u. dgl.) für den Praktiker mehr leistet als der
Blutausstrich und deshalb verdient, bei allen Krankheitszuständen
als regelmäßige Untersuchungsmethode herangezogen zu werden.
Manteufel (Berlin).
Fleming, Alexander, On the accuracy of measurement of
small volumes of fluid with a capillary pipette. In-
corporating a description of a graduated pipette for
rapidly and accurately making a series of dilutions
of a fluid. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 148.)
96
Ultrafiltriergeräte.
Mittels gewöhnlicher Kapillarpipetten lassen sich Flüssigkeits¬
mengen von 5 und 10 ccm mit genügender Genauigkeit abmessen.
Der durch das Zurückbleiben von Flüssigkeit an den Wänden der
Pipette bedingte Fehler beträgt etwa 3 Proz. Führt man mit der¬
selben Pipette eine Serie von Verdünnungen aus, so wächst der Fehler
mit jeder Verdünnung um etwa 1,5 Proz. und erreicht so bei 8facher
Verdünnung den theoretischen Wert von 13 Proz. Um den Fehler
auszuschalten, empfiehlt Verf. eine Pipette derart zu kalibrieren, daß
übereinander wachsende Flüssigkeitsvolumina abgeteilt werden. In¬
dem mit dieser Pipette aus einer Reihe von Röhrchen, die die gleiche
Menge Verdünnungsflüssigkeit enthalten, erst steigende Flüssigkeits¬
volumina entnommen und beseitigt und dann die entsprechenden
Mengen der zu verdünnenden Flüssigkeit zugesetzt werden, wird der
Fehler eliminiert, da er jedes Mal in der gleichen Richtung sich
bewegt. Kurt Meyer {Berlin).
Bechhold, H. und Gutlohn, L., Neue Ultrafiltriergeräte.
(Zschr. f. angew. Chem. 1924 S. 494.)
Im Verein mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur, von der die
Geräte zu beziehen sind, haben die Verff. diese in verschiedenen
Formen als Tiegel, Schalen, Büchnersche Trichter, Ballonfilter usw.
hergestellt. Die Masse ist sehr porös, hält den Druck der Wasser¬
strahlluftpumpe, also etwa einer Atmosphäre aus und ist gegen
Temperaturen unempfindlich. Um die Filter als Ultrafilter zu ver¬
wenden, werden sie in bekannter Weise mit einer Kollodium- oder
Eisessigkollodiumschicht überzogen (Kollodiumwolle gelöst in Eis¬
essig, dazu ein Zusatz von 25 g Kaliumkarbonat auf 100 g Kollodium¬
wolle; fertige Lösung von Chem. Fabrik Schering-Berlin N.) oder mit
einer Ultrafilterlös ein g, deren Zusammensetzung später noch bekannt
gegeben werden soll. Wie bekannt, ist die Dichte und Durchlaufs¬
geschwindigkeit auch dieser Filter von der Konzentration des Kollo¬
diums usw. abhängig. Die Reinigung der Filter von organischer
Substanz geschieht am zweckentsprechendsten durch Einlegen in
Chromschwefelsäure. Wedemann {Berlin).
Centraiblatt für Bakteriologie etc. I. Akt. Referate.
- Bd. 78. No. 5/6.
Ausgeyeben am 30. Dezember 1924.
Pocken, Pest, Cholera, Fleckfieber, Spirochätosen, Maltafieber. —
Zoouosen und Tierkrankheiten.
• •
Tifcche, Uber die mit der kutanen Allergie -Methode
gewonnenen diagnostischen Resultate während der
Pocke nepidemie 1921 — 1923. (Schweiz, m. Wschr. 1924
S. 361.)
Im Jahre 1911 hat Verf. eine biologische Methode angegeben,
die darin besteht, daß es Personen gibt, die durch Sukzessivimpfungen
gegen Vaccine, Variolamaterial und alle Erkrankungen dieser Krank¬
heitsgruppe überempfindlich gemacht werden können, und deren kutane
Allergie so geringe Schwankungen zeigt, daß sich an der Impfstelle
immer wieder in Form, Intensität und zeitlichem Eintritt eine typische
Reaktion zeigt, die bei Varizellen- Inokulationen vollkommen ausbleibt.
Verf. hat seine eigene kutane Allergie schon seit 15 Jahren studiert
und hat sich ca. 3000 mal mit Vaccine- und Variolamaterial geimpft,
anfangs aus rein theoretischem Interesse, später zu vorwiegend
praktisch diagnostischen Zwecken. Da es sich zeigte, daß der zeit¬
liche Eintritt der Konfluenz der Erytheme für praktisch- diagnostische
Zwecke von großer Bedeutung ist, hat Verf. seine Impftechnik so
gestaltet, daß man den Eintritt derselben gut beobachten kann. Aus
diesem Grunde hat Verf. immer 3 möglichst oberflächlich geführte
Impfstriche gesetzt, etwa in V2— 2/s cm Entfernung, und den Ein¬
tritt der Konfluenz der Erytheme sowohl zeitlich wie auch durch Zeich¬
nung sich notiert. Verf. konnte nun während eines Zeitraumes von
15 Jahren beobachten, daß sich der Zeitpunkt des Eintritts der
Erytheme langsam, aber ganz wesentlich verschob. Während 1911
vor 10—12 Stunden keine Konfluenz der Erytheme eintrat, bestand
schon 1914/15 nach 6 Stunden vollständige Konfluenz. Auch 1921
reagierte Verf. anfangs in zeitlicher Hinsicht noch ähnlich, und erst
die folgenden Massenimpfungen mit Vaccine und Variola führten zu
einer weiteren Verkürzung des zeitlichen Eintritts der Konfluenz auf
ca. 4—5 Stunden. Trotz dieser Massenimpfungen gelang Verf. aber
eine weitere Beschleunigung des Eintrittes der Reaktion nicht mehr.
Ganz parallel mit dem Phänomen der zeitlichen Verkürzung des
Eintritts des Erythems vollzog sich auch eine merkliche Verkleinerung
der Reaktionsgrößen derselben. Während also die Erytheme in zeit¬
licher und qualitativer Richtung, virulente Lymphe vorausgesetzt,
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 5/6. 7
98
Pocken.
• •
deutliche, aber gesetzmäßige Änderungen aufweisen, zeigte das Aus¬
sehen bei allen Sukzessivimpfungen, d. h. deren klinische Merkmale,
keinerlei Veränderungen. Diese Feststellungen sind in praktischer
Beziehung von wesentlicher Bedeutung; denn die eigenartige Art
der Abschwächung der Reaktionsfähigkeit bei jahrelangen Sukzessiv¬
impfungen, das Fehlen jeglicher negativer Perioden waren Vorbedin¬
gungen für eine praktische Verwertung der kutanen Allergie. Des
ferneren konnte Verf. feststellen, daß, wenn man mehrere Impfungen
zu verschiedenen Zeiten des Tages vornimmt, die Reaktionen unbe¬
einflußt voneinander, ganz nach den zuvor erwähnten zeitlichen
Prinzipien verlaufen, sofern es sich um virulente Lymphen handelte.
Hautstellen, die früher schon einmal geimpft worden waren, verhielten
sich nach Abheilung der Reaktionen nicht anders wie noch nie durch¬
geimpfte Körperstellen. Während der Pockenepidemien 1921/23 in
der Schweiz hat Verf. Gelegenheit gehabt, seine Methode an
515 Patienten zu prüfen, und zwar an 421 Pockenkranken, 78 Vari¬
zellenfällen und 16 außerordentlich pockenverdächtigen Personen.
Seine Methode, die in 98,5 Proz. der Pockenfälle bei der 1. Prüfung
ein positives Resultat und bei Windpocken stets negative Resultate
ergab, hat den außerordentlichen Vorteil der frühzeitigen Sicherung
der Diagnose im Frühstadium der Krankheit. Der Wert der Methode
wäre aber ein sehr problematischer, wenn die Reaktionsweise der
Haut, wie Verf. sie aufweist, eine große Seltenheit gewesen wäre.
Das ist aber nach den Untersuchungen des Verf. nicht der Fall, da
es ihm nicht schwer fiel, mehrere Personen mit gleicher Reaktionsart
zu ermitteln. Zweifellos verdienen die vom Verf. mitgeteilten Tat¬
sachen unser vollstes Interesse. E. Gildemeister {Berlin).
Gins , H. A. , Vergleichende Untersuchungen über den
Einfluß einiger Desinfektionsmittel auf die Vaccine.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 339.)
Die Glyzerinlymphe wird bezüglich ihrer Virulenz und Haltbarkeit
von keinem der neueren Verfahren übertroffen. Allerdings ist sie
insofern unbefriedigend, als die Begleitbakterien erst im Lauf mehrerer
Wochen erheblich vermindert werden. Steht man auf dem Stand¬
punkt, daß eine hochvirulente Lymphe wertvoller für die Pocken¬
immunität ist als eine lange konservierbare, so tritt die Forderung
einer Methode heran, welche innerhalb weniger Tage die Begleit¬
bakterien wesentlich vermindert, ohne die Virulenz merklich zu
schädigen. Man hat da die Wahl zwischen mehreren Verfahren.
Chinosolzusatz 1 : 1000 ergab noch gute Resultate. Von den neueren
Verfahren verdient die Phenolbehandlung weiter ausgeprobt zu
werden. Die Rivanolbehandlung ergab dem Verf. zu ungleichmäßige
Resultate bei der Virulenzprüfung; über die optimalen Bedingungen
Pocken.
99
mit diesem Mittel müssen weitere experimentelle Erfahrungen ge¬
sammelt werden. Trypaflavinbehandlung kommt für die Praxis nicht
in Frage. Ein Mittel, das alle Wünsche restlos erfüllt, ist noch
nicht gefunden. Schill (Dresden).
Gins, H. A., Neuere Gesichtspunkte zur Epidemiologie
der Pocken. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 281.)
Nach den Ausführungen des Verf. ist bei Bekämpfung der
Pockenseuche die Absonderung der Kranken zwar nur ein unter¬
stützendes, aber unentbehrliches Mittel. Vollwertigen Ersatz für die
allgemein durchgeführte aktive Immunisierung vermag sie nicht zu
bieten. — Auftreten milder Pockenausbrüche darf nicht zur Vernach¬
lässigung der Bekämpfungsmaßnahmen führen. Abnahme des durch¬
schnittlichen Impfschutzes der ganzen Bevölkerung muß die Regene¬
ration des Variolavirus notwendig beschleunigen. — Regeneration
des abgeschwächten Virus kann ohne erkennbare Ursache jederzeit
eintreten. Schill (Dresden).
Watanabe, N., Über Verhalten und Verteilung des intra¬
venös ein verleibt en Vaccineerregers im Körper des
normalen und immunen Kaninchens. (Arch. f. Hyg. 1924,
92, S. 359.)
Vaccinevirus: 4 — 5 ccm lOfach verdünnter Lymphe, intravenös
normalen Kaninchen einverleibt, entzieht sich zunächst dem Nach¬
weis in Blut und Organen, später aber, zwischen dem 4. und 9. Tage
nach der Injektion, läßt es sich mittels Verimpfung in verschiedenen
makroskopisch intakten Organen nachweisen, und zwar findet sich in
einer Beobachtungszeit von 12 Stunden bis 8 Tagen das Virus im
Blut, Knochenmark, Herzmuskel, Gehirn bzw. Rückenmark niemals,
in Leber, Milz, Niere nur gelegentlich und in geringer Menge, in
Haut und Schleimhaut dagegen häufig und in größeren Mengen,
nachzuweisen am geimpften Tier. In der Regel tritt am 3. — 4. Tage
nach der Injektion ein Exanthem teils gleichzeitig auf Haut (Rücken-
Bauchhaut) und Schleimhaut (Lippen, Zunge und Gaumen) teils nur
auf Haut oder nur auf Schleimhaut auf, ersteres meist in kleinen
• •
Papeln, letzteres aus Bläschen und Pusteln mit Übergang zu Ulzera-
tionen bestehend. Auf Grund vergleichender histologischer Unter¬
suchungen sind diese Haut- und Schleimhautexantheme als echte
vaccinale Veränderungen verschiedenen Grades zu betrachten. Die
in analoger Weise bei Immunkaninchen nach intravenöser Einspritzung
von Vaccinevirus vorgenommenen Untersuchungen verliefen sämtlich
nach jeder Richtung negativ. Die Nachprüfung des Calmette-Guörin-
schen Versuches: Auftreten typischer Pockenpusteln bei intravenös
infizierten Tieren an Hautstellen, die grob gereizt werden, verlief
100
Pocken.
ergebnislos, auch gelang es nicht, mit dem verimpften Harnsediment
intravenös injizierter Kaninchen positive Impfreaktionen zu erzielen.
Noetel (. Landsberg a. TT.).
Matsuda, T., Über die Verstärkung der Virulizidie des
Blutes bei der Vaccineimmunität durch unspezifischen
Reiz. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 43.)
Durch Nachbehandlung vaccineimmuner Kaninchen, bei denen
die virulenten Antikörper im Serum bereits im Schwinden begriffen
sind, mit Deuteroalbumose wird deren Menge wieder vermehrt. Es
wird somit auch bei der Vaccineimmunität wie bei der Immunität
gegen andere Infektionskrankheiten durch einen unspezifischen Reiz
die Antikörperbildung erneuert und verstärkt. Wahrscheinlich beruht
die von Jeki beobachtete Verstärkung der Virulizidie des B!utes
durch Revaccination mit abgetöteter Vaccine auf solcher unspezifischen
Reizwirkung. Dagegen ist die viel intensivere Verstärkung nach
Revaccination virulenter Vaccine offenbar die Folge eines von dem
lebenden Virus ausgehenden spezifischen Reizes.
Nodake, R.? Beitrag zur Frage der Filtrierbarkeit des
Vaccinevirus, nebst Beobachtungen über die Gene¬
ralisierung des Virus im Kaninchen Organismus.
(Ebenda. S. 52.)
Die durch Berkefeldkerzen gewonnenen Filtrate von Glyzerin¬
lymphe. Kornea- und Hodenvaccine vom Kaninchen waren an der
Kaninchenkornea geprüft durchweg schwächer wirksam als das Aus¬
gangsmaterial und zwar weitgehend abhängig von dessen mehr oder
weniger gründlichen Aufschließung. Die Versuche weisen darauf hin,
daß der Vaccineerreger sowohl in einer direkt filtrierbaren wie in einer
Form vorkommt, die erst nach Zertrümmerung des Zellmaterials frei
wird. Durch Hodenimpfung läßt sich ein Passagevirus gewinnen,
das entsprechend den Angaben Noguchis unter Umständen bakterien¬
frei ist. Die in den Hoden geimpften Kaninchen zeigten, auch wenn
die Kastration am 4. Tage erfolgte, nach kurzer Zeit eine starke
Haut- und Korneaimmunität.
Okawachi, M.> Experimentelle Untersuchungen über die
Schutzkraft des Variola- und Vaccineserums. (Ebenda.
S. 62.)
Die Sera von 16 Pockenrekonvaleszenten und -genesenen übte,
in Mengen von 4 — 7 ccm Kaninchen intravenös injiziert, ausge¬
sprochenen und zum Teil vollkommenen Schutz gegen eine nach
1—5 Stunden vorgenommene Hautimpfung aus. Zwischen dem Schutz¬
wert der Sera und ihrem Gehalt an viruliziden Antikörpern schien
Pocken.
101
ein gewisser Zusammenhang zu bestehen. Immunsera vaccinierter
Kaninchen zeigten die gleiche Eigenschaft. Auch sie schützten in
Mengen von 5 — 10 ccm vollständig oder nahezu vollständig gegen
eine Kutaninfektion. Kurt Meyer {Berlin).
Murata* Hidetaro, Beitrag zum Problem der Vaccine-
immun ität. Immunisierung mit abgetötetem Virus.
(Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 278.)
Vorbehandlung von Kaninchen mit einer durch 1 ständiges Er¬
hitzen auf 60° abgetöteten Vaccine erzeugt in ihrem Blut virulizide
Antikörper, die sich noch in einer Serumverdünnung 1 : 20 nach-
weisen lassen, wobei ein deutlicher Unterschied zwischen kutaner,
subkutaner und intraperitonealer Vorbehandlung nicht erkennbar ist.
Die Immunität der Tiere ist jedoch nur schwach und sicher nur bei
Infektion mit verdünnter Lymphe (1 : 10 — 1 : 50) nachweisbar. Auch
hierauf bleibt die Reaktion niemals ganz aus. Zwischen Virulizidie
des Blutes und Immunität der Versuchstiere besteht also nur ein
beschränkter Parallelismus. Korneale Verimpfung der erhitzten
Vaccine hat keine lokale Immunität zur Folge. Eine nach längerer
Aufbewahrung spontan abgeschwächte Glyzerinlymphe, die an der
Haut keine, an der Kornea nur unbedeutende Reaktion auslöste, be¬
wirkte nach kutaner, subkutaner und am stärksten nach intraperi¬
tonealer Verimpfung Antikörperbildung und starke Immunität sowohl
der Haut wie der Kornea. Das lebende Virus übertrifft somit selbst
in stärkst abgeschwächtem Zustande das abgetötete Virus deutlich
an immunisierender Kraft. Dies spricht für die Bedeutung vitaler
Eigenschaften der Vaccine für den Immunisierungsprozeß, doch ist
auch an eine Schädigung der antigenen Stoffe durch das Erhitzen
ZU denken. Kurt Meyer [Berlin).
Yonezawa, T., Einfluß der Revaccination auf die viru¬
lizide Kraft des Blutes beim vaccineimmunen Ka¬
ninchen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 131.)
Das Ergebnis der Satoschen Tierexperimente, wonach auch bei
erfolglos verlaufender Revaccination eine Vermehrung der viruliziden
Antikörper stattfand, also wahrscheinlich auch eine Verstärkung
der Immunität stattfindet, kann deshalb schlecht auf den Menschen
übertragen werden, weil bei den Versuchen am Kaninchen im Ver¬
hältnis sehr viel größere Impfmengen zur Verwendung kamen, als
dies beim Menschen der Fall ist. Verf. untersucht, ob bei Verimpfung
kleiner Vaccinemengen bei Vaccination und Revaccination der gleiche
Effekt eintritt und so dem Tierexperiment größere Beweiskraft bei¬
gelegt werden könnte. Von seinen Versuchstieren blieben schließlich
4 übrig, von denen 2 zeigten, daß die verstärkte virulizide Wirkung
102
Pocken. — Windpocken.
des Blutserums auch daun auftrittt, wenn die Revaccination der
Tiere mit sehr geringen Mengen vorgenommen wird. Noetel.
Jeki, Sliintetsu, Experimentelle Untersuchungen über
die Revaccination des Kaninchens mit abgetötetem
(erhitztem) Vaccinevirus. (Zschr. f. Immun. Forsch. 1924,
40, S. 296.)
Bei 6 Kaninchen, die die nach einmaliger Kutaninfektion ge¬
bildeten viruliziden Antikörper des Serums fast vollständig wieder
eingebüßt hatten, ließ sich durch kutane und subkutane Nachimpfung
mit durch Erhitzen abgetötetem Virus die Virulizidie des Blutes
wieder erheblich verstärken. Möglicherweise ist diese Steigerung
nur als unspezifische Reizwirkung aufzufassen. Jedenfalls bleibt sie
aber erheblich hinter der Antikörpersteigerung zurück, die durch
Nachimpfung mit lebendem Virus bei gleichfalls reaktionslosem Ver¬
lauf hervorgerufen wird. Diese dürfte also nicht einfach auf Ein¬
verleibung des fertigen Antigens beruhen, sondern in der Hauptsache
an die Lebenstätigkeit des Infektionserregers gebunden sein.
Kurt Meyer {Berlin).
Wieland, E,, Über larvierte Varizellen. (Jhrb. f. Kindhlk.
1924, 105, S. 367.)
Beschreibung einer sehr leicht verlaufenden Varizellenepidemie,
bei der bei fast allen Fällen nur die behaarte Kopfhaut ergriffen
• •
war. Es besteht darin eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Herpes
zoster varicellosus. V. Bernuth {Jena).
v. Niedner, 0., Zur Frage der kutanen Varizellenin¬
fektion. (D. m. W. 1924 S. 804.)
Ein 13 jähriger, der sich vor 35 Tagen eine Kniequetschwunde
zugezogen hatte, erkrankte an Windpocken. Sie saßen besonders
zahlreich unter dem Knieverbande, blieben hier aber kleiner als am
übrigen Körper. Ansteckung durch die Kniewunde hindurch wird
abgelehnt. Wärme und Druck des Knieverbandes machten dort die
Kapillarwände für das Gift durchlässiger. Georg Schmidt {München).
Meder, E., Varizellen bei Erwachsenen Pocken? (Zschr.
f. Hyg. 1924, 103, S. 275.)
Varizellen sind bei Erwachsenen nicht ganz selten. In seuchen¬
polizeilicher Beziehung bedürfen sie ernster Beachtung. In nicht
ganz klaren Fällen ist Krankenhausbeobachtung angezeigt. Die Dia¬
gnose muß sich mehr auf die Verteilung des Ausschlags als auf
dessen Erscheinungsformen stützen. Wertvolle Hilfe können die
Fieberkurve, das Blutbild und die Hornhautimpfung nach Paul
Windpocken. — Pest.
103
bringen. Der Nachweis der Paschenschen Körperchen bei Pocken
und der Riesenzellen im Boden der Varizelle dürften bei weiterer
Bewährung in bezug auf Schnelligkeit und Sicherheit der Diagnose
vor allen anderen Proben den Vorzug verdienen. Schill [Dresden).
Schmidt, Waldemar, Erfahrungen mit Rekonvaleszenten¬
serum bei Varizellen. (M. Kl. 1924 S. 642.)
Von 11 der Infektion mit Varizellen in gleicher Weise aus-
gesetzten Kindern im 1. Lebensjahre wurden 6 mit 1,5—8 ccm Re¬
konvaleszentenblut gespritzt, 5 wurden nicht behandelt. Die ge¬
spritzten Kinder erkrankten sämtlich zu gleicher Zeit und unter den
gleichen klinischen Erscheinungen wie die nicht gespritzten.
Erich Hesse [Berlin).
Weech, A. A., The prophylaxis of varicella with conva-
lescents serum. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1245.)
Neun Kinder, welche der Ansteckung mit Varizellen ausgesetzt
waren, erhielten 3 — 4,5 ccm Rekonvaleszentenserum intramuskulär
1—6 Tage nach der Exposition. Acht der Kinder erkrankten nicht;
das neunte Kind erkrankte nach ungewöhnlich langer Inkubations¬
zeit (22 Tagen) nur sehr leicht. Das benutzte Serum stammte von
Kindern, welche die Krankheit 10 — 20 Tage vorher überstanden hatten.
Möllers [Berlin).
Jahresberichte 1923 — 1924 des Nord-Mandschurischen
Pestverhütungsdienstes, herausgegeben von Wu Lien Teh.
Während der 2 Berichtsjahre waren die Nord-Mandschurei und
die angrenzenden Gebiete frei von nennenswerten Ausbrüchen von
Pest und anderen Infektionskrankheiten. Das Bestehen von Pest-
epizootien unter den sibirischen Steppenmurmeltieren (Tarabaganen)
konnte in endgültiger Weise bestätigt werden. Von den in dem
• •
Berichte enthaltenen Arbeiten der Arzte des Dienstes seien die
folgenden besprochen:
I. Historische Übersicht der Lungenpestausbrüche
in allen Teilen der Welt (WuLien Teh, J. W. H. Chun und
R. Pollitzer). Diese 110 Druckseiten umfassende und über 400
Literaturnachweise bringende Arbeit stellt den Versuch einer Samm¬
lung der in der Literatur verstreuten Angaben dar. Während für
alle Einzelheiten auf das Original verwiesen werden muß, scheinen
einige der Schlußfolgerungen hier besonders erwähnenswert : a) Eine
vollkommene Übersicht über die Pestausbrüche in Transbaikalien
und den angrenzenden Gebieten, welche sich durch ihre besondere
Tendenz, in Lungenpest umzuschlagen, auszeichnen, zeigt, daß die
unter den Tarabanen endemische Pest durch direkten Kontakt oder
104
Pest
durch Vermittlung der Murmeltierparasiten auf den Menschen über¬
tragen wird. Auf Grund aller bisherigen Untersuchungen scheint
es, daß die in der Nähe des Menschen lebenden Nager, die bisher
noch nie infiziert gefunden wurden, keine Rolle in der Weiter¬
verbreitung der Pest in Transbaikalien und den Nachbarländern
spielen. Es muß daher angenommen werden, daß die hier wiederholt
beobachtete Weiterverbreitung der Beulenpest von Mensch zu Mensch
durch menschliche Parasiten vermittelt wird, b) Die an früherer
Stelle gegebene Beschreibung der Lungenpestepidemie der Jahre 1920
und 1921 konnte durch Berücksichtigung des nachträglich erschie¬
nenen Berichtes über die Heimsuchung von Wladiwostok (russische
Küstenprovinz) ergänzt werden. Ebenso wie in Harbin waren die
meisten gegen das Ende des Ausbruchs in Wladiwostok gesehenen
Fälle solche von septikämischer Pest, während allem Anschein nach
diese Krankheitsform während der ersten Wochen des Ausbruchs
nicht häufig war. Diese bildet eine Bestätigung der Ansicht der
VerfF., daß das Überwiegen solcher Fälle am Ende der Ausbrüche
möglicherweise eine wesentliche Rolle in der „Selbstbegrenzung“
von Lungenpestausbrüchen spielt; denn diese Kranken, obwohl
zweifellos mit sehr virulenten Bazillen infiziert, sind dennoch gewiß
weit weniger ansteckend als jene mit „offener“ Lungenpest, c) Eine
der interessanten Fragen der Lungenpest ist, ob es „originale“ Aus¬
brüche dieser Erkrankung gibt, d. h. solche, wo schon der erste
Kranke an primärer Pneumonie leidet. Eine Erwägung dieses
Problems von einem epidemiologisch-klinischen Standpunkt zeigt, daß
solche Ausbrüche unter normalen Bedingungen nur sehr selten, wenn
überhaupt, Vorkommen; sie wurden jedoch zweifellos unter besonderen
Umständen gesehen (ein Schiffsfall, einige der Laboratoriumsaus¬
brüche). d) In den Schlußfolgerungen der Arbeit ist ausgeführt, daß
es nicht mehr möglich ist, den Umschlag der Ausbrüche in Lungen¬
pest allein mit meteorologischen Einflüssen (absolut oder relativ
niedrige Temperatur) zu erklären. Diese ungünstigen Witterungs¬
verhältnisse spielen zweifellos eine, wichtige Rolle, doch sind sie
nicht in allen Ausbrüchen zu verzeichnen. Es könnte gesagt werden,
daß sie ein Glied in einer Kette von äußeren Umständen bilden, die
die Verbreitung der Lungenpest begünstigen. Es scheint eine noch
offene Frage zu sein, ob diese Summe von äußeren Einflüssen allein
auch die Entstehung der Lungenpestausbrüche zu erklären vermag,
oder ob vielmehr hierfür auch tieferliegende Ursachen, wie die Arten
der für die Ausbrüche verantwortlichen Nager und deren Parasiten,
Änderungen in der Natur des Pestbazillus usw., maßgebend .sind.
Der Einfluß dieser zweiten Art von Ursachen scheint bedeutungsvoll
und erklärt vielleicht, warum nur in gewissen Pestgebieten Lungen -
pest eine ständige Erscheinung ist.
Pest.
105
II. Pest der wilden Nagetiere mit Berücksichtigung
der letzten Forschungsergebnisse der Tarabaganpest
(Wu Lien Teil). Dieser Artikel behandelt vorerst die Pest unter
den wilden Nagern im allgemeinen und bringt eine vielleicht voll¬
ständige Liste der in Betracht kommenden Arten. Nach einer
historischen Einleitung werden dann die jüngst in Sibirien und der
Mandschurei angestellten Erforschungen der Murmeltierpest besprochen.
Sukneff und seine Mitarbeiter fanden im Herbst 1921 eine örtlich
begrenzte Epizootie unter diesen Nagern in Sibirien nahe der
chinesischen Grenze. Die Pestnatur dieser Epizootie wurde in 1923
durch eine in demselben Gebiete arbeitende russisch-chinesische Ex¬
pedition vollkommen bestätigt. Die von den in 1923 in den Steppen
tot aufgefundenen Murmeltieren isolierten Kulturen zeigten alle für
den Pestbazillus charakteristischen Eigenschaften. Obwohl es keinem
Zweifel zu unterliegen scheint, daß für die Verbreitung der Pest
von Tarabagan zu Tarabagan und von dem Tiere auf den Menschen
in erster Linie die Tarabaganparasiten verantwortlich sind, gelang
es bisher nicht, Pest von einem infizierten auf ein gesundes Tier
durch lebende Flöhe des ersteren zu übertragen. Doch hatte Suk¬
neff positive Ergebnisse, wenn er eine Emulsion von Flöhen subkutan
in Versuchstiere injizierte; das gleiche Resultat erzielte die Kommission
mit einer Emulsion von Läusen. Experimente früherer Beobachter
hatten bewiesen, daß die Murmeltiere im allgemeinen während ihres
Winterschlafes weniger empfänglich gegen verschiedene Infektionen
sind; einige wenige dieser Versuche betrafen Pestinfektion des Tara-
bagans. Eine Reihe von Experimenten, die in größerem Maßstabe
im Winter 1922 — 1923 ausgeführt wurden, bestätigten diese vor¬
läufigen Mitteilungen der früheren Autoren.
III. Vorläufige Mitteilung über mit der Tarabagan-
laus an gestellte Experimente (H. Jettmar). Während be¬
treffs aller Einzelheiten dieser systematischen Studie auf die dem¬
nächst in einer deutschen Zeitschrift erscheinende Originalarbeit
verwiesen werden muß, sei hier hervorgehoben, daß es dem Verf.
gelang, einen transbaikalischen Ziesel mit von einem pestinfizierten
Tarabagan stammenden lebenden Läusen zu infizieren — das erste
und bisher einzige mit lebenden Tarabaganparasiten erzielte der¬
artige Resultat.
IV. Pathologisch- histologische Untersuchungen der
Lungenpest anläßlich der Epidemie in der Man¬
dschurei im Jahre 1921 (Akira Fujinami, Kyoto und
Wu Lien Teh). Nur einige der Schlußergebnisse dieser Arbeit
können gebracht werden. Die vorliegenden Untersuchungen be¬
stätigen die Meinung der Mehrheit der Mitglieder der in Mukden
nach der ersten mandschurischen Pestepidemie abgehaltenen inter-
106
Pe8t.
nationalen Konferenz (1911), daß Lungenpest das Resultat einer
direkten Inhalation in die Luftwege und nicht etwa das Resultat
einer Infektion der Tonsillen mit sekundärer Pneumonie ist. Wie
die Verff. jedoch darlegen, müssen die Pestbazillen nicht notwendiger¬
weise direkt die Alveolen erreichen. Es könnte sein, daß die Bazillen
sich an irgendeiner Stelle der Luftwege, besonders an oder nahe
der Bifurkation ablagern und dann — nachdem sie sich vermehrt
haben und in die umgebenden Gewebe eingedrungen sind — durch
die Lymphwege weiterverschleppt werden. In anderen Fällen jedoch
mag die Vermehrung der Bazillen in den Bronchien stattfinden, und
die Bazillen würden dann durch Inhalation in die Bronchiolen und
Alveolen gelangen. Verff. kommen zu dem Schlüsse, daß dies die
beiden für das Zustandekommen der Lungenpest wichtigsten In¬
fektionsarten sind. Natürlich ist eine primäre Infektion der Ton¬
sillen oder anderer Rachengebilde möglich, aber in solchen Fällen
ist die Bildung eines Halsbubo zu erwarten. Fujinami sah einen
derartigen Fall im Jahre 1911.
V. Histologische Veränderungen in n atürlicher Pest
erlegenen Tarabaganen (Wu Lien Teh und Lin Chia-Swee).
Die mikroskopischen Veränderungen in den 7 der Arbeit zugrunde¬
liegenden Fällen stimmten im allgemeinen mit den in Ratten gesehenen
Veränderungen überein. Auffallend war jedoch der Befund einer
akuten Bronchopneumonie in mindestens 4 der Fälle. Obwohl die
bis jetzt beobachteten Lungenveränderungen sekundärer Natur waren
und nicht dafür sprechen, daß die Tiere einander durch Inhalation
anstecken, scheint diese besondere Neigung zu Lungenprozessen be¬
merkenswert, wenn erwogen wird, in welch nahen Beziehungen der
Tarabagan zu menschlicher Lungenpest steht. Es ist interessant,
daß M c C o y in den kalifornischen Erdhörnchen eine ähnliche
Tendenz zu Lungenaffektionen fand, und daß der einzige Lungen¬
pestausbruch in den Vereinigten Staaten von diesen Nagern ausging.
VI. Die ursprüngliche Heimat der Pest (WuLienThe).
Eine kritische Betrachtung der Literatur und der Ergebnisse aus
Laboratoriumsforschungen und Naturbeobachtungen an den wilden
Nagetieren Asiens zeigt, daß die ursprüngliche Heimat der Pest in
Zentralasien zu suchen ist, und daß die wilden Nagetiere wohl die
ursprünglichen Wirte des Pestbazillus waren.
VII. u. VIII. Die Häufigkeit gewisser Erkrankungen
unter Chinesen und Europäern (J. W. H. Chun). Schar¬
lach in China (Yang Ting-Kuang und W. H. S h i h). Die
erstgenannte Arbeit betont die Häufigkeit gewisser Erkrankungen
(wie Analfistel und syphilitischer Gelenksaffektionen) und die Selten¬
heit anderer (insbesondere Tabes und progressive Paralyse) unter
den Chinesen. Verhältnismäßig selten sind Appendizitis und Kar-
Pest.
107
zinom. Tuberkulose ist häufig, doch überwiegen Drüsen-, Haut- und
Knochenaffektionen gegenüber den Lungenprozessen. Scharlach,
bis 1873 in China unbekannt, tritt hauptsächlich in einer sehr viru¬
lenten Form auf. Einer besonderen Besprechung der letztgenannten
Erkrankung ist der zweite Artikel gewidmet, der durch eigene
Untersuchungen und Literaturstudium wie auch durch eine besondere
Umfrage vorbereitet wurde. Es kann gezeigt werden, daß die
Krankheit in Südchina nicht oder nur in milder Form auftritt,
nicht ungewöhnlich bösartig in Mittelchina ist, sehr bösartig hin¬
gegen in Nordchina. Europäer werden anscheinend häufiger, aber
weniger heftig ergriffen als Chinesen. Die Scharlachsterblichkeit
der Europäer in China ist höher als in ihrer Heimat.
IX. Vergleichende Studie der Serodiagnose der
Syphilis (Li An). Verf. setzte es sich zur Aufgabe zu be¬
stimmen, inwieweit die Präzipitations- und ähnliche vereinfachte
Methoden imstande sind, die nur durch Spezialisten ausführbare
Wassermann-Reaktion zu ersetzen. Die mit der Ringreaktion
(Kobayashi-Taoka-Nishimura) erhaltenen Resultate stimmen recht
gut mit jenen der klassischen Wassermann-Reaktion überein, da
sich nur 3 Proz. Unstimmigkeiten ergaben. Fast gleich günstige
Erfahrungen machte Verf. mit der Sachs- Georgi- Reaktion (94 Proz.
übereinstimmende Resultate). — Der Rest des Bandes enthält
administrativ-hygienische Arbeiten und Statistiken. (Autoreferat.)
Wu Lien-Teh (G. L. Tuck), A further note on natural and
experimental plague in tarabagans. (J. of Hyg. 1924, 22,
p. 329.)
Die häufigsten Ektoparasiten des Tarabagans sind Flöhe (Cerato-
phyllus silantievi), Läuse (Polyplax) und Zecken (Rhipicephalus).
Sowohl die Flöhe wie die Läuse beißen auch den Menschen. Im
Frühjahr waren die Tarabagane meist frei von Flöhen, im Herbst
waren sie durchschnittlich mit 10, im Maximum mit 94 Flöhen be¬
haftet. Auch die menschliche Pest tritt in Sibirien vorwiegend im
Spätsommer und Herbst auf, zur Zeit der Tarabaganjagd und der
Ernte, wenn also die beste Gelegenheit zur Berührung mit diesen
Tieren besteht. Ob unter den Tarabaganen die Pest durch die Flöhe
übertragen wird, konnte nicht experimentell entschieden werden, doch
scheint dem Verf. das häufige Vorkommen zervikaler, axillarer und
inguinaler Bubonen bei natürlich pestkranken Tieren dafür zu sprechen.
C. Prausnitz (Greifswald).
Petrie, G. F., A commentary on recent plague investiga-
tions in Transbaikalia and Southern Russia. (J. of
Hyg. 1924, 22, p. 397.)
108
Pest. — Cholera.
Kurze Übersicht über die neueren Untersuchungen zur Pest¬
ätiologie in diesen Ländern. Erwiesen scheint, daß in Transbaikalien
• •
die Tarabagane natürlich an Pest leiden, und daß die Übertragung
der Krankheit unter ihnen und von ihnen auf den Menschen durch
den Tarabaganfloh, Ceratophylla silantievi, erfolgt. Die ersten mensch¬
lichen Fälle sollen stets Bubonenpest sein, die Lungenpestepidemien
sollen sich erst sekundär aus diesen entwickeln. Nach den letzten
Untersuchungen Zabolotnys kommt in Südrußland als Überträger
der Spermophilus in Frage. Der Verfasser geht nicht auf das
Problem ein, weshalb die Krankheit in diesen Ländern vorzugsweise
in der pneumonischen Form auftritt. c. Prausnitz ( Greifswald ).
Bacteriological Labor atory, Bombay. Handbook 1924.
Unter den im vorstehenden Handbuch aufgeführten Arbeiten ist
namentlich die erste von Belang, die über die Gewinnung und den
Gebrauch des Pestimpfstoffs spricht. Die Herstellung des Pestimpf¬
stoffs wurde von dem ersten Direktor des Bombayer Bakteriologischen
Instituts, Prof. W. M. Haffkine, entdeckt. Die Pestimpfung weist
ganz bedeutende Erfolge auf. Die Mortalitätsziffern der geimpften
und ungeimpften Fälle sind sehr unterschiedlich, je nach Lage des
Distrikts, ob Land oder Stadt, bessere oder schlechtere hygienische
Verhältnisse usw.; im allgemeinen läßt sich jedoch sagen, daß der
Hundertsatz der ungeimpften Pesttoten mindestens zwanzigmal so
groß ist als der der geimpften Toten. Je früher geimpft wird, desto
größer sind die Heilungsaussichten. Die durch Impfung erreichte
Immunität hält 1j2 bis 1 Jahr an. Die Impfung ist ungefährlich,
wie an Tausenden von Impfungen nachgewiesen werden konnte. Die
Herstellung des Impfstoffes ist interessant, weicht aber von derjenigen
unserer gebräuchlichen Vaccine nur unwesentlich ab. Es sind bei
55° abgetötete Pestbouillonkulturen. Selbstverständlich wird der
Impfstoff, bevor die Ampullen zugeschmolzen werden, auf seine Rein¬
heit geprüft. Dieterlen (Rottweil).
Stevenson, W. D. H. and Kapadia, R. J., Experiments on the
toxicity and i mm unising value of Haffkine’s an ti-
plague-vaccine. (Ind. J. of med. Research. 1924, 12, p. 199.)
Je frischer der Haffkinesche Impfstoff ist, desto stärker ist seine
Toxizität. ViooccmeinesfrisckenVaccines ruft eine bestimmte Immunität
bei Ratten hervor. Je älter das Vaccin, desto geringer die Immunität,
die dadurch erzielt wird. Im allgemeinen sind zwei Monate alte
Vaccine zur Verwendung am besten zu gebrauchen. Dieterlen.
liarikiu, W. und Zacharoff, A., Die Epidemiologie der gegen¬
wärtigen Cholera in Rußland. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1924, 92, S. 201.)
Cholera.
109
Die Eigentümlichkeiten der Cholera in Rußland in den letzten
Jahren: Verwischung der Grenzen zwischen der kontagiösen und der
Wasserepidemie, endemisch über 1 Jahr sich hinziehende Erkrankungen,
Exazerbationen im Frühling nach sommerlichem und herbstlichem
Maximum, Aufflackern und schnelles Verschwinden im Winter liegen
begründet, 1. in den veränderten Eigenschaften des Choleravibrio
selbst: Abnahme der Virulenz, leichte Veränderlichkeit der aus dem
menschlichen Körper gezüchteten Kulturen, Einbuße der Agglutina-
bilität, Zunahme der Neigung der Saprophytose, 2. in der Zunahme
der Immunität in der Bevölkerung mit Zunahme der gesunden
Bazillenträger, die zweifellos die Bazillen sehr lange im Darm be¬
herbergen, daher leichtes Aufflackern bei Personen, deren Darmwand
geschädigt ist, wie bei Fleckfieber, Rückfallfieber und Aufnahme un¬
geeigneter Nahnmgsersatzmittel bei Hungersnot, 3. in der Ver¬
schleppung der Cholera aus den von Hunger heimgesuchten Gegenden,
besonders durch Kinder, die in noch höherem Prozentsatz als die
Erwachsenen gesunde Keimträger darstellen. Noetel (. Landsberg a. W.).
Kollath, W. und Lnbinski, H., Zur Differentialdiagnose
zwischen Vibrionen und Bacillus faecalis alkaligenes.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 91, S. 455.)
Aus dem Stuhl einer unter choleraähnlichen Erscheinungen er¬
krankten und gestorbenen Frau wurden i. v. u. p. m. auf Dieudonne-Agar
und in Peptonwasser in Kulturen und Einzelformen (Krümmung) dem
Choleravibrio ähnliche Bakterien gezüchtet und auch direkt mikro¬
skopisch im Stuhl nachgewiesen. Völlig negativer Ausfall der Aggluti¬
nation und Feststellung doppelter Begeißlung schlossen Choleraverdacht
aus. Klärung brachten die DifFerenziernährböden mit Nutrose und ver¬
schiedenen Zuckerarten, auf denen die fraglichen Stämme Bläuung
hervorriefen, also als zur Alkaligenesgruppe gehörig anzusprechen
waren, wenngleich sie auf Kaninchen-Blutplatten keine Hämolyse
zeigten. Erst nach mehreren Wochen der Weiterzüchtung auf Cholera¬
agar zeigten die Kolonien grünlichen Schimmer und Trübung, sehr
starke Agglutination mit homologem, dagegen nicht mit Choleraserum.
Diese vibrioähnlichen Formen des Alkaligenes kommen nicht allzu
selten vor, die Frage der ätiologischen Bedeutung des Bac. faec. alk.
muß, wie überhaupt, so auch im vorliegendem Falle offen bleiben.
Noetel (. Landsberga . W.).
Popescu, C., Sur les proprietes antivibrioniennes des
plaquettes du sang. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 750.)
Versetzt man Choleravibrionen mit einer Emulsion normaler
Blutplättchen von Kaninchen, so bilden sich nach VaStünd igem
Brütschrankaufenthalt (37 °) kleine Anhäufungen von agglutinierten
110
Fleckfieber.
Blutplättchen und Choleravibrionen; die Mehrzahl beider Formelemente
bleibt jedoch dispers in Suspension. Das gleiche Phänomen beob¬
achtet man bei Verwendung von Blutplättchen, die von einem gegen
Cholera immunisierten Kaninchen stammen. Durch Oxalatzusatz wird
hieran nichts geändert. Bei Zusatz eines Choleravibrionen mit
Sicherheit nicht spontan lysierenden Kaninchen-Normalserums besteht
dagegen ein auffallender Unterschied je nachdem, ob man Normal-
Blutplättchen oder solche von immunisierten Tieren verwendet. Im
ersteren Fall liegen die Blutplättchen in großen Haufen zusammen
und agglutinieren in großer Menge Choleravibrionen; ein Teil Blut¬
plättchen und Vibrionen bleibt jedoch frei. Die Vibrionen bleiben
im Innern der Agglutinate unverändert. Bei Verwendung der Blut¬
plättchen eines Immuntieres beobachtet man dagegen eine Total¬
agglutination und außerdem im Innern der Agglomerate eine sehr
rasche Umwandlung der Vibrionen in Pfeiffersche Granula; die
Blutplättchen selbst lösen sich auf, zuerst im Zentrum der Häufchen,
dann an der Peripherie. Verwendet man inaktiviertes Normalserum,
so bleiben die beschriebenen Phänomene aus. — Es erhebt sich die
Frage, ob die lytische Wirkung der Blutplättchen (die selbstverständ¬
lich stets aufs sorgfältigste gewaschen wurden) etwa auf ihrer Ober¬
fläche anhaftende Spuren von spezifischem Choleraambozeptor zurück¬
zuführen sind. Antwort: nein. Denn 1. findet man bereits nach der
dritten Waschung im Waschwasser keine Spur von Choleraambozeptor
mehr, und 2. üben normale Blutplättchen, die man 1 Stunde mit
Choleraimmunserum zusammengebracht und alsdann sorgfältig ge¬
waschen hat, keinerlei lytische Wirkung aus, enthalten also somit
keinen Choleraambozeptor mehr. Prig ge {Frankfurt a. M.).
Mutussis, Constantin, Untersuchungen über Fleckfieber.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 227.)
Die Untersuchungen des Verf. ergeben: Der Flecktyphus wird
durch Kleiderläuse und höchstwahrscheinlich auch durch Kopfläuse
übertragen. Die scheinbar geringe Empfänglichkeit der Frauen für
Flecktyphus dürfte in dem verminderten Kontakt mit der Außenwelt
begründet sein. Die erworbene Immunität nach Flecktyphus ist
keine dauernde; sie scheint jedoch milderen Verlauf einer später
akquirierten Erkrankung zu bedingen. Durch die leichteren Er¬
krankungen in den Sommermonaten ist das Bestehenbleiben der In¬
fektion erklärlich. Der mildere Krankheitsverlauf bei den Kindern
ist epidemiologisch von großer Bedeutung. Das Antiexanthematikus-
serum scheint prophylaktisch von Wert zu sein. Die Weil-Felix-
Reaktion ist unter Berücksichtigung ihrer Fehlerquellen von größter
diagnostischer Wichtigkeit. Bakteriologische Befunde des Verf.
sprechen dafür, daß es sich um eine Paragglutination handelt. Dem
Fleckfieber.
111
Antiexanthematikusserum wie auch der Vaccinebehandlung mit
Proteus X19 kommen therapeutische Erfolge nicht zu. Schill
Seliwanoff, Erna, Le virus du typhus exanthematique
dans l’organisme des oiseaux. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 703.)
Das Fleckfiebervirus produziert im Vogelorganismus Agglutinine
für Rickettsia Prow. und X190. Das Virus wird nicht zerstört, sondern
vermehrt sich sogar. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Dychno, M., Das Blutbild beim Flecktyphus. (Zschr. f. Hyg.
1924, 101, S. 203.)
Bei Flecktyphus fand Verf. im Blut auf der Höhe der Krankheit,
im Gegensatz zum Normalblut eines erwachsenen Mannes, Vorwiegen
größerer Lymphocyten; je mehr die Krankheit sich einem günstigen
Ablauf näherte, um so mehr änderte sich das Verhältnis zwischen
großen und kleinen Lymphocyten zugunsten der letzteren. — Reizungs¬
zellen fand Verf. in allen untersuchten Fällen und zwar am häufigsten
im Verhältnis von 4:5. Er wagt zwar nicht, auf Grund Türkscher
Reizungszellen eine hämatologische Diagnose des Flecktyphus zu stellen,
erachtet aber Vorhandensein der Zellen als eine schätzbare, die
Diagnose bestätigende Ergänzung. Schill {Dresden).
Hertig, M. and Wolbach, S. B., Studies on rickettsia-like
microorganisms in insects. (J. of med. Research. 1924, 44,
p. 329.)
Die ausführliche Arbeit hat den Zweck, das Vorkommen von
Rickettsien-ähnlichen Organismen in Insekten zu bestimmen und das
Genus Rickettsia zu begrenzen. Die Abhandlung enthält zahlreiche
Abbildungen und registriert die bisher gefundenen Rickettsien.
W edemann {Berlin).
Käthe, Der Wert der Weil- Fel ix sehen Reaktion mit
aktivem und inaktivem Serum in sanitätspolizeilicher
Hinsicht. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 420.)
Die Weil-Felix-Reaktion hat sich in der Fleckfieberdiagnostik
bewährt. Gelegentliche Versager nach der positiven Seite können
durch Proteus vulgaris-Infektionen und auch ohne solche Vorkommen. —
Die Bestätigungsreaktion zur Unterscheidung von Fleckfieber und
Proteusinfektionen, aufgebaut auf der Voraussetzung, daß die 1 ständige
Erhitzung des Fleckfieberserums auf 56° C die agglutinierende Sub¬
stanz zerstört bzw. in ihrer Wirksamkeit schwächt, arbeitet unzu¬
verlässig und ist daher sanitätspolizeilich unbrauchbar. — Sanitäts¬
polizeilich ist nach wie vor ein positiver Weil-Felix im Sinne der
112
Fleckfieber.
Fleckfieberfeststellung zu verwerten, falls nicht epidemiologische und
klinische, gegebenenfalls auch bakteriologische Tatsachen (Nachweis
einer Proteusinfektion) mit völliger Sicherheit gegen Fleckfieber
sprechen. Schill {Dresden).
Sonnenschein, K., Pseudo-Weil-Felixsche Reaktion bei
Proteusinfektion. (W. kl. W. 1924 S. 757.)
Das aktive Serum eines 4jährigen Kindes mit postoperativer
Proteusinfektion eines Streptokokkenpleuraempyems ergab eine
starke Agglutination der Weil-Felixschen Proteus X- Stämme noch
in einer 200 fachen und höheren Serum Verdünnung, also einen posi¬
tiven Ausfall der Weil-Felixschen Agglutinationsprobe, der als für
Fleckfieber beweisend gilt. Es lag aber keine echte WFR. vor, bei
der ja durch 1 ständiges Erhitzen des Serums auf 56° dessen agglu¬
tinierende Eigenschaft fast oder ganz verloren geht, die demnach
thermolabil ist und also nicht auch mit inaktiviertem Serum positiv
ausfallen darf. Es handelte sich um eine Pseudo-WFR., d. h. eine
thermostabile Proteus-X19- Agglutination beim Proteusinfizierten. Das
inaktivierte Serum ergab gegenüber dem aktivem teilweise einen in
der Flockung sogar stärkeren und bis zu einer höheren Serum¬
verdünnung positiven Ausfall (OX19 bis 1:1600 -)-). Eine Fleck¬
fiebererkrankung war hier ausgeschlossen, zumal die Dauer der An¬
wesenheit des Bacterium proteus vulgare im Körper, fast wie in
einem Experiment, annähernd genau bekannt war und die Proteus¬
infektion zur Zeit der Serumuntersuchung höchstens 8 Wochen be¬
stand. Daraus geht hervor, daß bei gewissen Infektionen mit ge¬
wöhnlichen Proteusbakterien in kurzer Zeit thermostabile Agglu-
tinine für Proteus X19 beim Menschen auftreten können. Der infi¬
zierende Proteusstamm selbst wurde von dem Krankenserum nicht
agglutiniert. Die zur Frühdiagnose des Fleckfiebers von Friedberger
und van der Reis angegebene Hautreaktion ergab nicht die für
Fleckfieberfreie als charakteristisch hingestellte starke Lokalreaktion.
H et sch {. Frankfurt a. M.).
Weigl, R., Über aktive Fleckfieberimmunität. (M.K1. 1924
S. 1046.)
Sowohl Tierversuche als auch Beobachtungen am Menschen
(Laboratoriumsinfektionen) lassen darauf schließen, daß das Über¬
stehen des Fleckfiebers nur eine bedingte Immunität schafft — ent¬
gegen den bisherigen Ansichten — , die unter gewissen Umständen
(ungünstige Ernährungsbedingungen) gebrochen werden kann. Es
kommt dann zu atypischen, vielleicht auch abortiven Erkrankungen.
Der vermeintlich Fleckfieberimmune kann daher auch zum Virusträger
und als solcher besonders gefährlich werden. Erich Hesse {Berlin).
Fleckfieber.
113
Breinl, F., Immunisierungsversuche gegen Fleckfieber
mit künstlich infizierten Kleiderläusen. (Zschr. f.
Immun.Forsch. 1924, 41, S. 97.)
Durch karbolisierte Darmemulsion künstlich infizierter Läuse
können beim Kaninchen Agglutinine gegenüber Proteus X19 hervor¬
gerufen werden. Sie erreichen in der Regel am 7. Tage nach der
Injektion ihren Höhepunkt und sinken im Laufe weniger Wochen
wieder ab. Der Serumtiter ist bis zu einem gewissen Grade von
der erstinjizierten Antigenmenge abhängig und kann durch wieder¬
holte Injektion nicht gesteigert werden. Auch Nachinfektion des
Kaninchens mit lebendem Virus ruft keine neuerliche Titersteigerung
hervor. Der Kaninchenorganismus wird durch das abgetötete Läuse-
virus in der Weise umgestimmt, daß er eine Vermehrung des Fleck¬
fiebervirus nicht mehr zuläßt, er erwirbt absolute Immunität. Nach
Injektion sehr geringer Mengen von Läusevirus bleibt bisweilen jede
Agglutininbildung aus; trotzdem wird das Tier gegen nachträgliche
Infektion mit lebendem Virus unempfänglich. Das Meerschweinchen
erwirbt durch Vorbehandlung mit totem Läusevirus einen relativen
Schutz gegen die Infektion, der in verlängerter Inkubationszeit, in
abgeschwächtem Fieber oder in fieberlosem Infektionsverlauf zum
Ausdruck kommt. Der Impfschutz ist der injizierten Antigenmenge
proportional. Am deutlichsten war der Erfolg, wenn die Infektion
8 Wochen nach der letzten Antigeninjektion vorgenommen wurde.
Das Serum vorbehandelter, aber nicht infizierter Meerschweinchen
enthält keinen Schutzkörper, dagegen bilden mit lebendem Virus
infizierte vorbehandelte Tiere Schutzkörper auch bei fieberlosem Ver¬
lauf der Infektion. Nachimpfung verändert den Immunkörpergehalt
des Serums nicht. Das Serum vorbehandelter Kaninchen hat keinen
Einfluß auf den Infektionsverlauf des Meerschweinchens.
Kurt Meyer (Berlin).
Kraus, R., Zur Frage der Immunität bei experimen¬
tellem Flecktyphus der Meerschweinchen. (Zschr. f.
Immun.Forsch. 1924, 40, S. 316.)
Verf. ist bezüglich der Fleckfieberimmunität schon vor längerer
Zeit zu Ergebnissen gelangt, die im Widerspruch zu den Arbeiten
der meisten anderen Autoren stehen, aber sich mit den kürzlich von
Zironi mitgeteilten decken. Wiederholt fand er ganz typische
Fieberkurven nach Reinfektion bei Meerschweinchen, die auch auf
die erste Infektion mit typischem Fieber reagiert hatten. Ferner
beobachtete er, daß nach einmaliger Infektion nach Ablauf der ersten
Fieberattacke spontan eine zweite folgen kann, so daß das Ausbleiben
oder Auftreten des Fiebers nach Reinfektion als einziges Kriterium
für oder gegen Immunität mit Vorsicht zu beurteilen sein dürfte.
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 5/6. 8
114
FlecMeber.
Um zu einem Urteil über aktive Immunität des Meerschweinchens
nach experimenteller Typhusinfektion zu gelangen, muß man daher
noch nach anderen Kriterien suchen, z. B. die Infektiosität des
Blutes oder des Gehirns prüfen oder virulizide Antikörper im Blute
nachzuweisen suchen. Verf. fand, daß nach der Reinfektion das Virus
nicht zerstört wird, sondern noch längere Zeit im Organismus nach¬
gewiesen werden kann. Die Infektiosität der Organe schließt natürlich
einen Immunitätszustand nicht aus. Jedenfalls bietet der Meer¬
schweinchenversuch keine Sicherheit, um die Frage der Immunität
bei Flecktyphus und der aktiven Immunisierung zu lösen. Verf.
sah bei Meerschweinchen, die mit Gehirnemulsionen vorbehandelt
waren und 17 Tage nach der letzten Injektion mit einer Gehirn¬
emulsion infiziert wurden, nach 7 oder 8 Tagen Fieber, was nach
der bisherigen Auffassung für Fehlen einer Immunität sprechen
würde. Kurt Meyer {Berlin).
Wolbach, S. B. and Schlesinger, M. J., The cultivation of the
micro-organisms of rocky mountain spotted fever
(Dermacentro xenus rickettsi) and of typhus (Rickett¬
sia prowazek i) in tissue plasma cultures. (J. of med.
Research. 1923, 44, p. 231.)
Die genannten Mikroorganismen bleiben in Gewebsplasma-
kulturen solange am Leben, als sich die endothelen Zellen in den
Kulturen vermehren. Das Virus kann durch Subkulturen weiter¬
gezüchtet werden , indem Kulturen mit Ringerscher Lösung aus¬
gewaschen werden und frisches Plasma zugefügt wird. Wedemann.
Conuor, L. C., Quantitative pecularities of mixtures of
the virus and immune serum of rocky mountain
spotted fever. (J. of med. Research. 1924, 44, p. 317.)
Eine paradoxe Reaktion tritt auf, wenn die schützende Wirkung
eines Immunserums gegen das Virus des Rocky-Mountain-Fleckfiebers
austitriert wird, nämlich ein kleiner Überschuß an Serum schützt,
während ein größerer es nicht tut. Es zeigt sich ein „Zonen“-
Phänomen; denn bei weiterer Zunahme des Serums tritt wieder
Schutz auf. Das Phänomen wird mit Immunserum, das während der
Krankheit gewonnen ist, oder kurz nach der Wiederimpfung eines
immunen Tieres mit Virus beobachtet. Es findet sich auch im normalen
Kaninchenserum. Die Reaktion tritt nur auf in mit Kochsalz ver¬
dünntem Virus und Serum. Fraglich ist, wie die Spezifizität entsteht.
Die Reaktion ist unabhängig von der Gegenwart des Komplements,
das Immunserum zeigt keine agglutinierende oder präzipitierende
Eigenschaft. Verf. schreibt dieser Beobachtung große praktische
Bedeutung ZU. Wedemann {Berlin).
Fleckfieber. — Rückfallfieber.
115
Connor, Charles L., Immunity in rocky mountain spotted
fever. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 269.)
Das Virus des Rocky Mountain-Fleckfiebers, Dermacentroxenus
rickettsi, bleibt in der hungernden Zecke mindestens 18 Monate am
Leben. Es widersteht Eintrocknen und Abkühlung unter 0°. Es
wirkt bei Meerschweinchen bei der ersten Berührung nicht infektiös;
werden aber die Zecken gefüttert, so wird das Virus reaktiviert.
In der hungernden Zecke und ihren getrockneten Eiern ist das
Virus abgeschwächt oder so an Zahl vermindert, daß es nicht
mehr infektiös wirkt, aber noch Immunität hervorruft. Infiziertes
Meerschweinchenblut wirkt entweder infektiös oder, wenn die Dosis
geringer, auch nicht immunisierend. Wahrscheinlich hängt das mit
der sehr geringen Zahl von Organismen, die im Blut enthalten sind,
zusammen. In getrocknetem, 5 — 30 Tage bei — 5 0 auf bewahrten
Meerschweinchenorganen ist das Virus so abgeschwächt, daß es nicht
mehr infektiös, sondern nur immunisierend wirkt. Von Kaninchen,
Meerschweinchen und Pferd lassen sich Sera mit sicherer Schutz¬
wirkung, besonders wirksame vom Kaninchen, gewinnen. Durch
Kombination von Virus- und Seruminjektion läßt sich beim Meer¬
schweinchen Immunität erzeugen. Die wirksamste Methode scheint
zu sein, zunächst eine ziemlich große Virusdosis und 24 Stunden
später eine ausreichende Serummenge zu geben. Auch gleichzeitige
Injektion großer Virus- und Serummengen ist erfolgreich. Nach 20'
langer Erhitzung auf 60° sind solche Gemische unwirksam. Ob die
Serummengen, die das Meerschweinchen gegen eine bestimmte Virus¬
menge schützen, und die Virusmenge, die Immunität erzeugt, auch
für größere Tiere gelten, ist fraglich. Zunächst ist es erforderlich,
die minimale infizierende Dosis eines Virus mit Sicherheit zu be¬
stimmen. Kurt Meyer {Berlin).
Buschke und Kroö, Experimentelle Analogieversuche
zwischen Rekurrens und Syphilis. (Arch. f. Derm. 1924,
145, S. 236.)
Um die Frage zu beantworten, ob bei Spirochäten überhaupt
und nach Salvarsanbehandlung im besonderen eine Superinfektion zu
erweisen ist, haben die VerfF. die experimentelle Infektion der Mäuse
mit Rekurrens herangezogen, bei denen sich klare und einwandfreie
Immunitätsbedingungen finden. 'Daß sich die experimentelle Mäuse-
rekurrens besonders für solche Analogieversuche mit Lues eignet,
ergab sich auch aus der Beobachtung, daß bei dieser Infektion die
Spirochäten regelmäßig und frühzeitig in das Parenchym des Zentral¬
nervensystems eindringen, und daß nach einer zur scheinbaren Heilung
ausreichenden Neosalvarsandosis die Gehirne dieser Tiere noch in
etwa 70 Proz. virulentes Kontagium enthielten. Es ließ sich zeigen,
8*
116
Rückfallfieber.
daß die Rekurrensspirochäten nicht reine Blutparasiten sind, sondern
daß sie schon in der allerfrühesten Zeit der Infektion durch die
Wandungen der Kapillaren in das Parenchym des Gehirns eindringen.
Ferner ergaben sich mit großer Wahrscheinlichkeit Anhaltspunkte
dafür, daß die Spirochäten in den Rekurrenstiergehirnen in einen
Ruhezustand übergehen, in dem sie entweder zugrunde gehen oder
durch irgendwelche Reizvorgänge im Organismus, besonders aber
durch Abflauen der Immunität, sich von neuem in die vegetative
Form verwandeln, stark vermehren und krankmachend wirken können.
Die Möglichkeit- der Superinfektion bei der Rekurrensspirochäte
wurde dadurch festgestellt, daß nach scheinbarer Heilung durch
Salvarsan eine neue Infektion sogar mit demselben Stamme, wenn
auch mit längerer Inkubationszeit und in etwas abgeschwächter Form
haftete. Schließlich ließ sich dartun, daß die immunen Tiere noch
verimpfbares und im neuen Tiere Virulenz zeigendes Kontagium
beherbergen. Wenn auch eine völlige Analogie mit den Verhältnissen
bei Syphilis nicht besteht, so liegt doch die Bedeutung obiger Fest¬
stellungen im Hinblick auf die Spirochätenbefunde bei Paralyse und
Tabes auf der Hand. w. G-aehtgens [Hamburg).
Schotter, Hans, 200 Fälle von Salvarsanbehandlung des
Rückfallfiebers. (Ergeb. d. Inst. f. Infektionskrkh. Elias Metsch-
nikoff des Moskauer Gesundheitsamtes. 1924, S. 83.)
In 200 Fällen von mit Salvarsan behandelten Rekurrenskranken
kam es 28mal zu Rezidiven; dieselben sind bedingt durch Mängel
der angewendeten Salvarsanpräparate, falsche Dosierung und un¬
passende Anwendungstermine. — Das russische „Novarsol“ versagte
in Vs der Anwendungsfälle. Auch das deutsche Neosalvarsan gab
in 9 Proz. der Fälle trotz richtiger zeitlicher Anwendung und Do¬
sierung Rezidive und zeigte toxische Nebenwirkungen. — Die optimale
Dosis des Neosalvarsans bei Rekurrens liegt jedenfalls unter 0,6 und
wahrscheinlich bei viel kleineren Dosen als die üblich angewandten.
Überdosierung setzt den therapeutischen Effekt herab und steigert
die toxischen Nebenwirkungen. — Die zweckmäßigsten Anwendungs¬
termine sind: 1. — 5. Tag des 1. Anfalles; 4. und 5. Tag der Apyrexie;
1. — 3. Tag des 2. Anfalls. — Diese Termine sollten nur in bedroh¬
lichen Fällen überschritten werden, wo ohne Rücksicht auf die Mög¬
lichkeit späterer Rezidive zu rascher Entfieberung geschritten werden
muß. — Die Krisis nach Salvarsan ist immer sanfter, die Rezidive
sind immer leichter und kürzer als ohne dasselbe. Kontraindikationen
gibt es nicht, ausgenommen total hoffnungsloser Allgemeiuzustand. —
In 13 Fällen mit perivenösen Salvarsan-Infiltraten kam es trotz
minimalster zur Wirkung gelangter Dosis zu rascher Entfieberung
Weilsche Krankheit.
117
und in keinem Falle zu Rezidiven. — Die Salvarsantlierapie des
Rekurrensfiebers bedarf noch weiteren Ausbaues, e. Gildemeister.
Bonne, C., Sur le Spirochaeta icterohemorragiae des
rats d’egout. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 668.)
Eine in Amsterdam in den Nieren von Ratten gefundene Spiro¬
chäte konnte im Meerschweinchenversuch mit der Sp. icterogenes
identifiziert werden. Gelegentlich fanden sich ungewöhnliche Formen:
2 — 12 Spirochäten bilden eine Kette, die bis über 100 /.i lang wird;
am Ende der Spirochätenleiber bilden sich dünnere, nicht spiralige
Teile, die wie Gelenke funktionieren. Übrigens können die in Ketten
angeordneten Individuen so ihren Platz verändern, daß z. B. das
Endglied an den Anfang wandert. — Die Identität der Ratten¬
spirochäte mit der Sp. icterogenes konnte auch serologisch erwiesen
werden: sie wurde durch Rekonvaleszentenserum von Patienten mit
Weilscher Krankheit und durch ein von Pferden gewonnenes Immun¬
serum neutralisiert und zeigte gleiches agglutinatorisches Verhalten
wie Sp. icterogenes. Meerschweinchen, die mit der Rattenspirochäte
immunisiert waren, waren gegen eine tödliche Dosis Sp. icterogenes
geschützt. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Robinson, George H., Occurrence of Leptospira ictero-
haemorrhagiae in wild rats of Baltimore. (Americ. J. of
Hyg. 1924, 4, p. 327.)
Von 100 eingefangenen wilden Ratten (Mus norvegicus) wurden
Stücke der Nieren und Leber aseptisch entnommen, mit Kochsalz¬
lösung zerrieben, im Dunkelfeld untersucht und Meerschweinchen
intraperitoneal eingespritzt. Die mikroskopische Untersuchung war
7mal positiv; nur in 4 von diesen Fällen, aber in keinem mikro¬
skopisch negativen gelang der Tierversuch. Die Spirochäten kommen
vorwiegend bei kräftigen, erwachsenen und anscheinend gesunden
Tieren vor; sie finden sich in dichten Massen in einzelnen Nieren¬
kanälchen und im Harn. Ihre Pathogenität für Meerschweinchen
wechselt sehr. Bei künstlich infizierten wilden Ratten traten die
Spirochäten nach 14 Tagen im Harn auf und waren noch nach
4 Monaten in den Nieren nachweisbar. c. Prausnitz ( Greifswald )
Etchegoin, Eugenio, Sur un spirochetide de la vase. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 682.)
Während des Sommers und Herbstes der letzten Jahre konnten
in der Gegend von Reims einige kleine Epidemieen von Weilscher
Krankheit beobachtet werden. Da unter den Erkrankten eine Anzahl
junger Leute waren, die in der Vesle gebadet hatten, wurde das
Wasser und der Schlamm untersucht. Es fand sich auch eine bisher
118
Spirochätosen. — Maltafieber.
nicht beschriebene Spirochäteuart, die jedoch mit der Sp. icterogenes
nicht identisch und für Meerschweinchen nicht pathogen war. Als
ätiologischer Faktor der. Erkrankung spielte diese Spirochäte somit
keine Bolle. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Waldorp, C.-P., Spirochetose intestinale. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 322.)
Bericht über 3 Fälle von chronischen Darmerkrankungen, bei
denen im Stuhl ausschließlich Spirochäten (angeblich Sp. buccalis)
gefunden wurden. Die Symptome und die Parasiten schwanden nach
Behandlung mit spirochätoziden Mitteln (Stovarsol, Wismut).
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Domingo, Pierre, Etudes sur la fievre de Malte. Action
de la bile sur l’agglutinabilite du Micrococcus meli-
t e n s i s. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 824.)
Durch Behandlung mit Rindergalle gewinnen inagglutinabel
gewordene Stämme von Micrococcus melitensis ihre Agglutinabilität
wieder. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um die Auflösung
von Stoffwechselprodukten, die an die Oberfläche der Bakterienzelle
adsorbiert waren und sie für die Agglutinine impermeabel gemacht
hatten. Prigge (Frankfurt a. M.).
Burnet, Et., Rapport du Micrococcus melitensis et du
B. abortus de Bang. (Arch. de l’Inst. Pasteur de Tunis. 1923,
12, p. 48.)
Der Bac. abortus und der Micrococcus melitensis gehören der
gleichen Bakterien art an. Beider äußere Form, kulturelle und bio¬
logische Eigenschaften gleichen einander. Durch die Agglutinations¬
reaktion sind sie nicht sicher voneinander zu unterscheiden. Auf
Meerschweinchen wirken beide gleich pathogen, doch scheint der
B. abortus im allgemeinen virulenter zu sein. Beim Affen wirkt der
M. melitensis stärker pathogen als der B. abortus. Ein Beweis für
Pathogenität des B.» abortus beim Menschen ist nicht erbracht.
Kulturfiltrate beider Bakterien wirken gleich bei Meerschweinchen
und Mensch. Beide Bakterien sind einander viel näher verwandt,
als B. typhi, paratyphi, B. dysenteriae Shiga und Flexner und sogar
als der Typus humanus und bovinus des Tuberkelbazillus. Sie
unterscheiden sich nur durch ihre verschieden große Pathogenität
beim Affen und wahrscheinlich (was noch zu erweisen wäre) beim
Menschen. Stillin g (. Frankfurt a. M.).
Futamura, H., On the serological differenciation of
B. abortus and B. melitensis. (J. of Japan. Soc. of vet.
Science. 1924, 3, p. 127.)
Maltafieber.
119
Es ist schwierig, B. abortus und B. melitensis morphologisch
oder biochemisch voneinander zu unterscheiden. Die mit beiden
Organismen hergestellten Antiseren haben für die beiden lebenden
Erreger einen identischen Agglutinationstiter. Wenn ein 1 Stunde
auf 60 oder 100 0 C erhitztes Antigen benutzt wird, dann agglutiniert
das Antiabortusserum den B. abortus stärker als den B. melitensis.
Absorptionsversuche ergaben, daß die Agglutinine im Immunserum
etwa in folgenden Mengen vorhanden sind:
. , (gemeinsames Agglutinin (AM).
( spezifisches „ (A) .
Antimelitensisserum
I
gemeinsames Agglutinin (AM)
I (M)
” \ (AO
| spezifisches
89 Proz.
11
88
10,5
1,5
n
Die Agglutinogene für AM, und A erwiesen sich als hitzebeständig,
während diejenigen für M und A' ihr antigenes Vermögen durch
Erhitzung zum großen Teil verloren. Bei der Komplementablenkung
ergab sich im allgemeinen kein Unterschied zwischen den beiden
Organismen, doch schien das antigene Vermögen des B. abortus etwas
kräftiger zu sein. Mittels der Präzipitation waren keine Unterschiede
festzustellen. Zwischen Rinder- und Schweineabortusstämmen fehlten
solche ebenfalls. Nach seinen Untersuchungen ist Verf. geneigt, den
B. melitensis als einen heterogenetischen Abortusstamm anzusehen.
Zeller {Berlin).
Sdrodowski, P. F., Lindtrop und Brenn, Experimentelle Be¬
wertung der subkutanen und enteralen Vaccination
bei Maltafieber, Mäusetyphus und Cholera. (Vortrag,
gehalten auf dem Russischen Bakteriologen-Kongreß 1924.)
1. Maltafieber. Die an 25 Meerschweinchen ausgeführten
Versuche ergaben, daß weder eine subkutane noch eine enterale
Vaccination die Versuchstiere vor einer künstlichen Infektion mit
dem Maltafiebererreger (Stamm aus Aserbeidshan) zu schützen ver¬
mochte. Die günstigen Ergebnisse, welche Nicolle und Conseil
(1922) sowohl bei subkutaner, als auch bei enteraler Vaccination in
4 Fällen an Menschen sahen, konnten im Tierversuch an Meer¬
schweinchen nicht bestätigt werden (Verschiedenheit in der Virulenz
der Stämme? Nichtbeachtung einer latenten Infektion?). Überein¬
stimmend mit späteren Angaben von Mar ich, Saltan und
Mitsud (1921) und Zammit (1922) wurde die Wirksamkeit der
nach der Methode von Vincent bereiteten Vaccine (Ausschütteln
• •
mit Äther) bei subkutaner Anwendung nicht erwiesen.
2. Mäusetyphus. Die verschiedenen Versuche, die im ganzen
an 105 Ratten angestellt wurden, erwiesen die Überlegenheit der
subkutanen Vaccination gegenüber der enteralen; bei Anwendung
120
Maltafieber. — Milzbrand.
der letzteren Methode gelang eine Schutzwirkung nur unter be¬
sonders rigorosen Bedingungen: die Versuchstiere erhielten an 3 Tagen
mit 4 tägigen Pausen im ganzen 5 Fütterungen, jedesmal innerhalb
24 Stunden 5,0 g getrocknetes Brot mit 50 Milliarden abgetöteter
Keime. Die Gesamtmenge der einer Ratte von 150 — 160 g Gewicht
zugeführten Bakterienmenge belief sich in diesen Fällen auf
750 Milliarden Keime. Soweit man aus den vorgenommenen Ver¬
suchen über passive Immunisierung schließen kann, handelt es sich
bei Mäusetyphus um eine allgemeine, nicht um örtliche oder speziell
im Darm lokalisierte Immunität.
3. Cholera. Bei Kaninchen läßt sich sowohl durch subkutane
als auch durch enterale Vaccination eine ausgesprochene Immunität
erzeugen. Der Mechanismus der Immunitätsbildung ist in beiden
Fällen der gleiche und ist durch eine allgemeine Resorption des
Antigens bedingt. Das Endergebnis ist in jedem Falle eine all¬
gemeine Immunisierung des Gesamtorganismus — für eine isolierte
Darmimmunität finden sich keine experimentellen Beweise. Die sub¬
kutane Methode erwies sich als zuverlässiger und sicherer. Die
enterale Vaccination ist häufig von einer Aktivierung der Coli-
bazillen im Darm des behandelten Tieres begleitet; diese kann
durch subkutane Impfung stets vermieden werden. Autoreferat.
Khaled, Z,, A c omparative b acteriological study of bovine
abortion and undulant fever. (J. of Hyg. 1924, 22, p. 335.)
In weiteren Versuchen an Makaken und Ziegen (vgl. d. Zentralbl.
Abt. I, Bd. 73, S. 405) wurde durch Vorbehandlung mit lebenden Ab-
ortusbazillen ein wirksamer Schutz gegen intravenöse Injektion großer
Dosen von Melitensis-Kulturen erzielt (% Agarkultur bei 2 Affen,
3 Agarkulturen bei 2 Ziegen). Abgetötete Abortuskulturen sind für
den Menschen weniger giftig als Melitensisvaccins und wurden in
3 mittelschweren Fällen von Maltafieber ohne wesentliche Störungen
und anscheinend mit gutem Erfolg zur Behandlung verwendet.
C. Prausnitz ( Greifswald ).
Bundt und Barth, Ein seltener Weg der Milzbrand¬
infektion. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 253.)
Bei einem nach einer 4 tägigen schweren Magendarmerkrankung
verstorbenen Arbeiter einer Drogenhandlung ergab die Leichen¬
öffnung im oberen Teil des Jejunums in einer Ausdehnung von etwa
80 cm 40 Milzbrandkarbunkel; die zu diesem Darmabschnitt ge¬
hörigen Gekrösdrüsen waren hochgradig geschwollen, blutig durch¬
setzt und zum Teil kohlenschwarz. Die Milz war ziemlich stark
vergrößert, blutreich. Die übrigen Organe waren makroskopisch frei
von Milzbrand. Kultur und Tierimpfung ergab unzweifelhafte Milz-
Milzbrand.
121
brandbazillen. — Erörterungen ergaben, daß der Verstorbene wenige
Tage vor seiner Erkrankung mittels einer Schneidemaschine ungarische
Stechapfelblätter zerkleinert hatte, an denen Kultur und Tierimpfung
zweifellose Milzbrandbazillen ergaben. Schill {Dresden).
Boquet, A., Sur l’infection charbonneuse du cobaye par
inoculation sous-muqueuse de bacteridies. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 72.)
Durch Impfung unter die Mundschleimhaut und die Konjunktiva
läßt sich beim Meerschweinchen regelmäßig Milzbrand erzeugen.
Während die Milzbrandbazillen die unversehrte Schleimhaut nur
schwer durchdringen oder durch die Körperflüssigkeit rasch zerstört
werden, können sie also, wie schon Pasteur annahm, durch die
verletzte Schleimhaut sehr wohl in den Organismus eindringen und
charakteristischen lokalen und septikämischen Milzbrand erzeugen.
Drigge {Frankfurt a. M.).
Combiesco, I)., Sur la receptivite pulmonaire ä l’infection
charbonneuse. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 752.)
Gegenüber den Mitteilungen von Brocq-Rousseu und Ur-
bain, die die Haut als das einzige für Milzbrand rezeptive Organ
betrachten, hält Verf. seine Ansicht aufrecht, daß die Lunge von
Meerschweinchen und Kaninchen für Milzbrandinfektion empfänglich
ist. Durch intratracheale Zufuhr des Virus läßt sich eine Infektion
allerdings nicht regelmäßig realisieren, sondern nur durch direkte
Injektion ins Lungenparenchym. — Das Fehlen von Antikörpern bei
durch Kutanimpfung gegen Milzbrand immunisierten Tieren läßt
sich nicht durch eine unüberschreitbare Schranke zwischen der Haut
und dem übrigen Organismus erklären. Auch gegenüber der Typhus¬
infektion gibt es Immunität ohne nachweisbare Antikörperbildung.
Verf. immunisierte Kaninchen auf verschiedenen Wegen gegenüber
Typhusbazillen (ebenso Paratyphus B); bei einem Teil der Tiere
wurden die Bazillen ohne Vorbehandlung verwandt, bei einem anderen
Teil wurden sie dagegen mit Oxalatblut von Kaninchen vorbehandelt.
Bei ersteren konnten stets Agglutinine und Präzipitine nachgewiesen
werden; bei letzteren fehlten sie. Trotzdem waren sämtliche Tiere
in gleicher Weise gegen die intravenöse Injektion einer sicher töd¬
lichen Dosis Typhusbazillen geschützt. Drigge {Frankfurt a. M.).
Combiesco, D., Le röle de la peau dans l’infection char¬
bonneuse chez le lapin. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 486.)
Nicht nur die Haut ist, wie die Besredkasche Schule annimmt,
für die Milzbrandinfektion empfänglich. Auch die Versuche von
Plotz (Ann. de l’Inst. Pasteur. 1924, 39, p. 169) sind nicht be-
122
Milzbrand.
weisend, da die in Glaskapseln eingeschossenen Bazillen relativ
rasch ihre Virulenz verlieren. — Läßt man Milzbrandbazillen 20 Stunden
bei 37° a) in defibriniertem Blut, b) in aktivem Serum, c) in inakti¬
viertem Serum wachsen und verimpft die drei Kulturen intravenös
auf Kaninchen unter Vermeidung jeglicher Hautinfektion, so sterben
die mit a) und c) geimpften Tiere, während die mit b) geimpften
am Leben bleiben: in a) und c) ließen sich nach 20 ständigem
Brütschrankaufenthalt zahlreiche Kapselformen nachweisen, während
in b) überhaupt keine vegetativen Formen zu finden waren (0,1 ccm
der Kultur b) ergab auf Agar mehr als 300 Kolonien Milzbrandbazillen).
Aus dem Fehlen der vegetativen Formen in b) scheint hervor-
zugehen, daß das aktive Serum die Eigenschaft besitzt, diese Formen
aufzulösen bei gleichzeitiger Schonung der Sporen. Die mit dem
Serum verimpften Sporen wurden vor der Kapselbildung phagocytiert;
selbst einige etwa übrig gebliebene vegetative Formen werden in¬
folge Unterdrückung der Kapselbildung leichter phagocytiert. Somit
scheint die Rolle der Haut bei der Milzbrandinfektion in einer An¬
passung des Bakteriums an den Organismus zu bestehen (Kapsel¬
bildung); dagegen ist sie für das Zustandekommen der Infektion
keineswegs unentbehrlich. Prigge ( Frankfurt a. M).
Bold, H. und Weyrauch, Über die praktische Brauchbar¬
keit des Harnstoffverfahrens nach Dold zur Iso¬
lierung von Bakteriensporen, insbesondere zum
Nachweis von Milzbrandsporen. (Zschr. f. Hyg. 1924,
103, S. 150.)
Alle Verfahren, die eine Isolierung von Bakteriensporen aus
Bakteriengemischen bezwecken, schädigen nach den Untersuchungen
der Verff. mehr oder weniger auch die in dem Gemisch enthaltenen
Sporen. D*as Harnstoff verfahren von Dold aber schädigt in ge¬
ringerem Grade die Bakteriensporen als das Erhitzungs verfahren und
das Antiformin verfahren. — In vergleichenden Untersuchungen über
die Brauchbarkeit der 3 Verfahren zur Isolierung von Milzbrand¬
sporen war das Harnstoffverfahren sowohl unter willkürlich ge¬
wählten als auch unter natürlichen Bedingungen der beiden anderen
Verfahren überlegen. Es bietet den Vorteil einer klaren, bestimmten,
für jedes Untersuchungsmaterial passenden Vorschrift, während die
'Angaben bei den beiden anderen Verfahren innerhalb weiter Grenzen
schwanken, so daß eigentlich in jedem Falle die vorherige Ermittlung
der optimalen Bedingungen nötig wäre. Schill (Dresden).
Matsumoto, Takima, Versuche über Herstellung und Wir¬
kung antiaggressiven Milzbrandserums. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 40, S. 402.)
Milzbrand. — Rotz.
123
Kaninchen lassen sich mittels sterilen Hautödems infizierter
Kaninchen aktiv gegen Milzbrand immunisieren und liefern bei
längerer, besonders durch Injektion nicht völlig steriler Ödeme unter¬
stützter Vorbehandlung passiv schützende Sera. Die Schutzwirkung
der Sera wird durch Behandlung mit abgetöteten sowie mit lebenden
Bazillen aus dem Meerschweinchenkörper nicht aufgehoben, ebenso¬
wenig durch Wachsenlassen von Bazillen im Serum. Dagegen neu-
• •
tralisiert Odemflüssigkeit von Kaninchen schon in verhältnismäßig
geringer Menge (der 3— 4 fachen des Serums) die Schutzwirkung.
Es müssen also im Ödem die für die Ausbildung der Immunität
maßgebenden Aggressine enthalten sein. Meerschweinchen lassen
sich sowohl aktiv wie passiv schwerer schützen als Kaninchen, was
mit den Erfahrungen bei anderen Immunisierungsmethoden über¬
einstimmt. Die Körperflüssigkeiten infizierter Meerschweinchen be¬
sitzen nur geringen Aggressinwert. Die subkutane Anwendung des
Milzbrandserums ist jeder anderen überlegen. Vielleicht besteht hier
ein Zusammenhang mit der von Besredka behaupteten dermotropen
Natur des Milzbrandes. Kurt Meyer [Berlin).
Combiesco, D. et Dumitresco, Nestor, Reche rch es sur la
vaccination anticharbonneuse chez le lapin. (C. r. Soc.
de Biol. 3924, 91, p. 489.)
Die Versuche der VerfF. lassen annehmen, daß die Milzbrand¬
brandbazillen bei kutaner Verimpfung sich an den Organismus an¬
passen, bevor sie in die Zirkulation eindringen; findet eine solche
Anpassung schon vorher statt (Züchtung im Oxalatblut), so kann
man durch subkutane Applikation ebenso Immunität erzeugen wie mit
Kutauimpfling. ' Prigge [Frankfurt a. M.).
Yelu, H., Essai d’intradermovaccination du mouton
contre le charbon. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 746.)
Beim Hammel kann man durch eine einzige intrakutane Impfung
aktive Immunität gegen Milzbrand erzeugen. Prigge [Frankfurt a. M.).
Toyoda, H. und Tsuru, K., Weitere Untersuchungen zur
Bakterizidiefestigkeit des Rotzbazillus. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 64.)
Die Bakterizidiefestigkeit des Rotzbazillus verliert sich leicht
durch Überimpfung auf künstlichem Nährboden, scheint aber davon
abhängig zu sein, wie oft die Bazillen, bevor sie auf den künstlichen
Nährboden kamen, von Tier zu Tier überimpft worden sind. Dagegen
verschwindet die Bakterizidiefestigkeit nicht nach Tierpassagen.
Die Versuche wurden bis zur 37. Passage fortgeführt. Der bakteri-
124
Wut.
zidiefeste Rotzbazillus bildet im Tierkörper Agglutinine gegen die
Kulturbazillen fast ebenso wie der nicht bakterizidiefeste.
Noetel (. Landsberg a. W.).
Sawatejev, A. I)., Das Blutbild bei Lyssa humana. (Ergeb.
a. Inst. f. Infekt.Krkh. Elias Metschnikoff des Moskauer Gesund¬
heitsamtes. 1924, S. 77.)
Es wurde das Blut von 6 Tollwutkranken, die weder Morphium
noch andere Narkotika erhalten hatten, untersucht. Das Blut wurde
aus der Fingerspitze während der letzten beiden Krankheitstage
(47 — 1 Stunde ante mortem) entnommen. Gegen Ende der Krank¬
heit steigt die Leukocytose bis zu 30—35000, die absolute Neutro-
philie erreicht 88 Proz. Die Lymphocyten sind relativ vermindert,
ihre absolute Menge ist jedoch beinahe normal. Absolute Mononukleose,
Aneosinophilie, keine Kernverschiebung. Die Leukocytose ist wahr¬
scheinlich als Folge des Krampfzustandes anzusehen. Die Ver¬
mehrung der Erythrocyten — in einem Falle bis zu 7 Millionen —
geschieht wahrscheinlich infolge der Atemstörungen und der An¬
reicherung von C02 im Blute. E. Gildemeister {Berlin).
Levaditi, C., Nicolau, S. et Schoen, R., La nature microspori-
dienne du virus rabique. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 398.)
Die auffallenden Analogien zwischen dem Encephalitozoon cuni-
culi und anderen im Cytoplasma der Neuronen bei manchen Wirbel¬
tieren beobachteten pathogenen Mikrosporidien (z. B. Glugea lophii
Doflein) einerseits und dem Wutvirus andererseits haben die Verff.
zur Annahme der Mikrosporidiennatur des Wutvirus gebracht. Nach
ihrer Hypothese ist der Rabieskeim, die mikrobiologische Einheit,
also das die Infektion tatsächlich auslösende Agens ein ultravisibles,
filtrables Virus. Dieser Keim macht einen Entwicklungszyklus durch,
dessen letzte Phase — Phase der Pansporoblasten und Cysten — das
Negrisclie Körperchen ist. Dringt der Keim in hypersensible Neurone
ein, so degenerieren diese und eignen sich infolgedessen nicht mehr
für den Abschluß des Entwicklungszyklus: die Pansporoblasten-
bildung bleibt aus. Bleibt die Zelle dagegen intakt, so kann der
Parasit seine ganze Entwicklung absolvieren, mit anderen Worten:
Negrische Körperchen bilden. Tatsächlich findet man diese nur in
Zellen von normalem Aussehen, und zwar in der Hirnrinde, im Am¬
monshorn und im Hippocampus. Nie dagegen wurden sie in den
stark degenerierten Neuronen der gleichen Regionen, des Rücken¬
marks, der Spinalganglien, des Bulbns oder des Mesencephalons ge¬
funden. Die Negrischen Körperchen bestehen aus einer Kapsel, in
deren Innerem man bei guten Präparaten Flecke findet, die sich
nach G i e m s a dunkelblau färben. Die Flecke sind von verschiedener
Wut.
125
Größe und Form. Manche Körperchen enthalten einen großen zen¬
tralen Fleck, der von kleineren Korpuskeln umgeben ist; in anderen
findet man eine Unzahl kleiner, nahezu gleichgroßer Flecke. Irgend¬
welche strukturelle Einzelheiten kann man an diesen Flecken selbst
mit schärfsten Vergrößerungen nicht wahrnehmen; man hat sie jedoch
als Aggregat von Mikrosporidiensporen anzusehen. Die Flecke sind
Pansporoblasten, die voneinander durch ein Stütznetz getrennt sind,
welches von der Wirtszelle herrührt. Diese sezerniert eine hyaline
Substanz, die rings um die Pansporoblasten abgelagert wird, die
Kapsel bildet und so die Parasitenkolonie vorm Zerplatzen schützt
und gegen die übrige Zelle abgrenzt. Je nach der Menge der in
ihnen enthaltenen Pansporoblasten und dem Reichtum an Kapsel¬
substanz sind die Negrischen Körperchen größer oder kleiner. Das
Fehlen der Negrischen Körperchen beim Virus fixe erklärt sich da¬
durch, daß das Virus zu schnell den Tod des Versuchstiers herbei¬
führt, um den Entwicklungszyklns ganz zu absolvieren. Bei der
Straßenwut verläuft der Krankheitsprozeß langsam genug, um das
charakteristische Erscheinen der Pansporoblasten zu ermöglichen. —
Es ist besonders interessant, daß die Pansporoblasten sich nur in
Neuronen entwickeln, die zu solchen Segmenten des Zentralnerven¬
systems gehören, welch ihrem embryonalen Ursprung nach jünger
sind (Vorderhirn). Prigge (. Frankfurt a. M.).
Levaditi, 0., Nicolau, S. et Schoeu, R., Antagonisme ent re le
virus rabique et le virus des rues; mecanisme de la
mutation du virus des rues en virus fixe. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 91, p. 423.)
Bringt man fixes Wutvirus oder Straßenvirus auf die epilierte
und skarifizierte Haut von Kaninchen, so entwickelt sich Wut ohne
makro- oder mikroskopische Lokalreaktion. Bei subkutaner Injektion
verschwindet das Virus gleichfalls rasch von der Injektionsstelle, da¬
gegen ist unter diesen Bedingungen nur das Straßenvirus pathogen,
während von 10 mit Virus fixe infizierten Tieren nur eines erkrankt.
— Mischt man Virus fixe zu gleichen Teilen mit Straßenvirus und
injiziert das Gemisch ins Gehirn von Kaninchen, so fehlen bei den
an Wut gestorbenen Tieren die Negrischen Körperchen vollständig,
während sie sich bei den nur mit dem gleichen Stamm Straßenvirus
infizierten Tieren reichlich entwickeln. Infiziert man die Kaninchen
zunächst mit Straßenvirus und dann erst — in verschiedenen Ab¬
ständen — mit Virus fixe, so sind die Negrischen Körperchen um so
spärlicher, je eher die Injektion des Virus fixe nach der Infektion
mit Straßenvirus vorgenommen wurde. Die stärker neurotrope
Varietät des Wutvirus blockiert anscheinend die nervösen Zellen des
Ammonshorns und der Rinde und widersetzt sich der Entwicklung
126
Wut.
der pansporoblastischen Phase des Straßenvirus. Es besteht also ein
echter Antagonismus zwischen beiden Virusvarietäten. — Verff. haben
Untersuchungen über die Umwandlung des Straßenvirus in Virus fixe
unternommen und konnten feststellen, daß die verschiedenen Stämme
sich von vornherein in der Eignung zur Bildung von Pansporoblasten
(Negrischen Körperchen) unterscheiden; manche sind und bleiben
sehr arm, andere dagegen sind sehr reich an Pansporoblasten und
bleiben es im Lauf der Passagen lange Zeit. Die von vornherein
armen Stämme verlieren die Fähigkeit zur Ausbildung des pan¬
sporoblastischen Stadiums viel rascher und bilden sich leichter in
Virus fixe um; die Inkubation wird zusehends kürzer, die Läsionen
nehmen den für Virus fixe typischen Charakter an. Die reichen
Stämme verhalten sich gerade umgekehrt und schließlich beobachtet
man geradezu Oszillationen in der Richtung auf eine Verarmung an
• •
Negrischen Körperchen. Überhaupt verläuft der ganze Mutations¬
prozeß nicht brüsk, sondern oszillierend; er ist einerseits durch die
Verschiedenheit der Stämme bedingt, andererseits aber auch durch
die Sensibilität der Tiere: wenn man im Lauf der Passagen Kaninchen
infiziert, die empfindlicher sind als die anderen, so verläuft die In¬
fektion viel rascher. — Ein sicherer Nexus zwischen der Inkubations¬
zeit und dem von vornherein bestehenden Reichtum der Stämme an
Pansporoblasten besteht nicht; dagegen geht die Abnahme der Pan¬
sporoblasten mit der Verkürzung der Inkubation parallel. Prigge.
David, H., Zur Haltbarkeit des fixen Wutvirus. (Tierärztl.
Rdsch. 1924, 30, S. 565.)
Die Virulenz des vom Verf. verwendeten Virus fixe hielt sich im
unzerriebenen Kaninchen* Gehirn und -Rückenmark in konzentriertem
Glyzerin einen Monat lang ungeschwächt, nach dieser Zeit trat ge¬
wöhnlich eine Verlängerung der Inkubationszeit ein. 21/ 2 Monate
altes Virus fixe („Wien“) war avirulent; andererseits hatte ein Virus
mit 4tägiger Inkubation („Nisch“) noch nach 3*/2 Monaten seine
Ansteckungsfähigkeit bewahrt. Eine öproz. mit Glyzerin-Kochsalz¬
lösung (2:1) hergestellte Wutmarkverreibung war länger als 2 Wochen,
aber kürzer als 4 Wochen haltbar. 0,lproz. Karbolsäure zerstörte
die Virulenz einer öproz. Wutmarkemulsion zwischen 5 und 8 Tagen.
Versuche, das Virus fixe in Gelatine zu konservieren, hatten keinen
Erfolg. Ebenso war das im „Faust-Heim“ getrocknete Wutmaterial
bereits nach 24 Stunden unwirksam. Zeller {Berlin).
Remlinger, P., Contribution ä l’etude de Uaction de la
glycerine sur le virus rabique. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 70.)
Das Gehirn von Kaninchen, die der Infektion mit fixem Wut-
Wut.
127
yirus erlegen waren, verliert bei Aufbewahrung in Glyzerin seine
Virulenz von der Peripherie nach dem Zentrum; und zwar hält sich
das Virus in den zentralen Partien um so länger, je größer das
Gehirn ist (240 Tage oder länger). Gehirnsubstanz bleibt — ceteris
paribus — länger virulent als Marksubstanz, und Straßen virus hält
sich länger als Virus fixe. Durch vorheriges Trocknen wird die
Konservierungsdauer abgekürzt.
Derselbe, Une nouvelle methode de traitement anti-
rabique. Des moelles glycerinees fraiches. (Ibid. p. 272.)
Verf. empfiehlt völlige Ausschaltung der Trocknung bei der
Herstellung des Tollwutimpfstoffes. Bringt man das Mark eines dem
Virus fixe erlegenen Kaninchens sofort nach der Entnahme in Gly¬
zerin, so bewahrt es 24—25 Tage lang seine Virulenz; diese ver¬
schwindet zwischen dem 24. und 27. Tag brüsk, also ohne vorher
wahrzunehmende Abschwächung (trotz seines Virulenzverlustes ver¬
liert das Mark jedoch keineswegs völlig seine immunisierenden
Fähigkeiten; man kann bei Tieren einen beträchtlichen Grad von
Immunität damit erzielen). Die Behandlung wird dann so geleitet,
daß zur Vorsicht — trotz der Unschädlichkeit des Virus fixe für den
Menschen — mit einigen Infektionen von Mark begonnen wird, das
länger als 25 Tage in Glyzerin war. Alsdann fährt man mit viru¬
lentem, d. h. für die Dura mater des Kaninchens virulenten Mark
fort, das also weniger als 25 Tage in Glyzerin war. Prigge.
Remlinger, P., L’huile d’ oliv es peut-elle remplacer la
glycerine pour la Conservation du virus rabique?
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 59.)
Der von Botafogo Gonsalves gemachte Vorschlag, das
Glyzerin bei der Konservierung von Wutvirus durch Olivenöl zu er¬
setzen, wird energisch zurückgewiesen. Außer über ältere Erfahrungen
berichtet Verf. jetzt über neue Versuche, aus denen hervorgeht, daß
• • •
in den in sterilisiertem 01 auf bewahrten Gehirnen trotz vorsichtigster
aseptischer Kautelen bei der Organentnahme reichliches Bakterien¬
wachstum stattfindet (Coli, Staphylokokken). Bei Aufbewahrung in
dem antiseptisch wirkenden Glyzerin ist dies nie der Fall.
Derselbe, Conservation du virus rabique dans l’huile
camphree. (Ibid. p. 350.)
Nachdem Verf. bereits früher die mangelnde Eignung des Oliven¬
öls für die Konservierung des Wutvirus nachgewiesen hatte, versuchte
er, die bestehenden Nachteile durch Zusatz von 20 Proz. Kampfer
zu beseitigen. Jedoch war es auch mit Kampferöl nicht möglich, das
Glyzerin zu ersetzen, da der Kampfer nur eine Verlangsamung, nicht
eine Verhinderung bakterieller Entwicklung zu bewirken vermochte.
Prigge [Frankfurt a. M.).
128
Wut.
Viala, Jules, Les vaccinations antirabiques ä 1 'Institut
Pasteur en 1923. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 1923, 38, p. 648.)
Statistisches Material über die Tollwut-Schutzimpfungen im In¬
stitut Pasteur während des Jahres 1923. Mortalität 0 Proz.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Kraus, R., Über eine ökonomische Methode der Schutz¬
impfung gegen Hundswut. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924,
41, S. 92.)
Yerf. hat während seiner Tätigkeit in Argentinien nach dem
Vorgang von Calmette das verschieden lange Zeit getrocknete
Wutmark in Glyzerin aufbewahrt und es in dieser Form an die
Ärzte im Lande verschickt, die ihrerseits die zur Injektion bestimmte
Verreibung daraus herstellten. Es wurden an 800 Personen geimpft,
ohne daß Schädigungen mitgeteilt wurden. Postvaccinale Lähmungen
wurden niemals beobachtet. Wegen der großen Ersparnisse empfiehlt
Verf. das Verfahren auch in Europa einzuführen. Kurt Meyer.
Schweinburg, Fr., Klinische und experimentelle Beob¬
achtungen über Lähmungen nach Wutschutzimpfung.
(W. kl. W. 1924 S. 797.)
In der Wiener Wutschutzstation wurde bei 6814 in den Jahren
1894—1915 geimpften Personen kein einziger Fall von Myelitis be¬
obachtet, bei den 7875 Geimpften der Jahre 1915 — 1923 aber 35 Fälle,
obwohl von 1896 bis Mitte 1923 stets das gleiche Virus fixe und die
gleiche Impfmethode angewendet wurde. Verf. hat über 2000 Per¬
sonen, die in den Jahren 1919 — 1921 der Schutzimpfung unterzogen
waren, nachuntersucht und stellte bei fast der Hälfte allerhand sub¬
jektive nervöse Beschwerden fest, die als Folge der Impfungen an¬
zusehen waren. Von etwa 200 Geimpften wurde über Parästhesien
der Extremitäten, Schwere der Beine, mühsames Gehen, Schwierig¬
keiten beim Urinieren usw. geklagt. Bei ca. 40 Personen waren
auch objektive neurologische Krankheitserscheinungen feststellbar,
so daß hier wohl fließende Übergänge zu den ausgesprochenen Mye¬
litisfällen vorliegen. Die Ursache der Lähmungen ist noch unbekannt.
J. Kochs Annahme, daß eine Infektion mit abgeschwächtem Straßen¬
virus in Betracht komme, ist abzulehnen, weil die Lähmungen auch
bei Geimpften beobachtet wurden, die überhaupt nicht gebissen waren,
oder bei denen sich nachträglich das beißende Tier als gesund erwies.
Ebenso spricht das Fehlen von Negrischen Körperchen in allen darauf¬
hin untersuchten Fällen gegen K ochs Theorie. Verf. ist auf Grund
seiner Versuche der Ansicht, daß ausschließlich die Menge der ein¬
gespritzten Kaninchenrückenmarksubstanz schuld an dem Entstehen
der Paralysen ist. Es zeigte sich bei daraufhin angestellten Prüfungen,
Wut.
129
daß durch 14 Tage fortgesetzte subkutane Impfungen mit normaler
Nervensubstanz nach der Methode Pasteurs und Babes bei Kaninchen
gelegentlich Krankheitsbilder hervorrufen, die nach Inkubation,
klinischem Verlauf und histologischem Befund den postvaccinellen
Paralysen, die beim Menschen nach Pasteurscher Schutzimpfung auf-
treten, vollkommen entsprechen. Von 56 Kaninchen aber, die mit
Rückenmark genau so geimpft wurden, wie es die Methode von Högyes
bei der menschlichen Schutzimpfung verwendet, erkrankte kein ein¬
ziges. Das findet sein x4nalogon in der Statistik der menschlichen
Lähmungsfälle, wo ein Fall von Lähmung beim klassischen Pasteur
auf 5446, bei der intensiven Pasteurmethode auf 541, bei der Pus-
kariumethode auf 482, dagegen bei der Högyesmethode erst auf
17139 Impflinge entfällt. Der Unterschied der letztgenannten Methode
gegenüber allen anderen liegt nicht in der Zahl oder Virulenz der
eingespritzten Erreger oder Toxine, sondern ausschließlich in der
stark verminderten Menge der injizierten Nervensubstanz. Es werden
nämlich auf einen Patienten während einer ganzen Kur bei dem ge¬
wöhnlichen Pasteurverfahren 1,17 g Nervensubstanz verimpft, beim
verstärkten Pasteur 1,95 g, beim 3 wöchigen Pasteur 2,93 g, dagegen
beim Högyesverfahren 0,2375 g. Welcher Art die lähmungerzeugen¬
den Giftstoffe sind, muß erst erforscht werden. Vielleicht spielen
die Fette und Lipoide des Nervensystems eine Rolle. Dies könnte
daraus geschlossen werden, daß bei der verstärkten Schutzimpfung
nach Avilisatos, bei der trotz der besonders hohen injizierten Nerven-
substanzmenge (6,2375 g!) bisher keine Lähmungen beobachtet sind,
der Impfstoff vor seiner Verwendung durch 72 Stunden gründlich mit
Äther vorbehandelt wird. Die allgemeine Einführung der Högyes-
schen Methode, bei der nur sehr wenig Nervensubstanz injiziert und
doch die Intensität der Behandlung nicht verringert wird, erscheint
ratsam. H et sch ( Frankfurt a. M.).
Hata, S., The protection of dogs against rabies by
Umeno’s method of preventive inoculation. (J. of Im-
munol. 1924, 9, p. 89.)
Umeno hat ein Verfahren zur prophylaktischen Wutschutz¬
impfung der Hunde eingeführt. Der von ihm angegebene Impfstoff
wird in folgender Weise hergestellt. Kaninchen werden mit Virus
fixe infiziert und, sobald sie Symptome zeigen, getötet. Gehirn und
Rückenmark werden mit 5 Teilen eines Gemisches von 60 Teilen
Glyzerin und 40 Teilen 1,25 proz. Phenollösung verrieben. Nach Fil¬
tration durch Tuch bleibt das Filtrat zur Abschwächung des Virus
2 Wochen bei etwa 20°. Der Impfstoff tötet dann noch Kaninchen,
ruft aber bei Hunden nur gelegentlich leichte Krankheitserscheinungen
hervor. Er hält sich kühl und dunkel auf bewahrt 2 Monate. Einem
No. 5/6. 9
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
180
Maal- und Klauenseuche.
ausgewachsenen Hunde werden davon subkutan an Brust und Rücken
je 3 ccm injiziert. Junge Hunde von weniger als 4 kg Gewicht erhalten
im ganzen 3 ccm oder noch weniger. Hunde unter 4 Monaten eignen
sich zur Impfung nicht. Bei gebissenen Hunden wird die Injektion
möglichst bald gegeben und am folgenden Tag wiederholt. Mit der
Schutzimpfung wurden in Tokio und Jokohama mit Umgebung sehr
gute Resultate erzielt. Von 104629 geimpften Hunden erkrankten
seit Einführung der Impfung nur 49 an Wut, während unter den un-
geimpften Hunden, deren Zahl nur etwa ein Drittel der Gesamt¬
hundezahl ausmachten, 1699 Wutfälle vorkamen. Kurt Meyer .
Pfeiler, W., D er heutige Stand der Maul- und Klauenseuche-
Forschungsfrage. (D. landw. Presse. 1924, 51, S. 273.)
Verf. glaubt nach Besprechung der diesbezüglichen neueren Ar
beiten, daß ein Teil der von Dahmen und Frosch gezogenen
Schlüsse über die Züchtung und Morphologie des Erregers der Maul¬
und Klauenseuche sehr vorzeitig sind. Die Behandlung der genannten
Seuche mit chemotherapeutischen Mitteln zeigt gewisse Ansätze. Erst
wenn die Züchtung in voll virulenter Form gelungen ist, dann wird
auch die Herstellung von Impfstoffen gegen diese gefährliche Krank¬
heit keine Schwierigkeiten mehr machen. Wedemann {Berlin).
Jacob, E., Die Verschleppung der Maul- und Klauen¬
seuche durch den W ander fl ug der Vögel. (Tierärztl.
Rdsch. 1924, 30, S. 567.)
In den Jahren 1900 — 1921 ist nach den Angaben von Stock-
man die Maul- und Klauenseuche 79 mal an oft weit auseinander¬
liegenden Stellen in England ausgebrochen. Da Wiederkäuer, Heu
und Stroh aus verseuchten Ländern nicht eingeführt werden dürfen,-
andererseits Menschen und Sachen als Überträger nicht zu ermitteln
waren, vermutet Stockman, daß Zugvögel das Virus nach Eng¬
land gebracht hätten. Verf. unterzieht die Stockmanschen Ver¬
mutungen einer kritischen Würdigung und kommt zu dem Schluß,
daß Stockman den Wahrscheinlichkeitsbeweis für seine Ver¬
mutungen nicht zu erbringen vermochte, und daß die Art seiner Be¬
weisführung durchaus unzureichend sei. Zeller [Berlin).
Krause, Kurt, Zur Infektion, Blutmorphologie und Super¬
infektion bei der experimentellen Maul- und Klauen¬
seuche der Meerschweinchen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101,
S. 212.)
Aus Versuchen des Verf. ergibt sich, daß die Theorie von der
örtlichen Virusentwicklung nicht überspannt werden darf. In der
von Behla aufgestellten Fassung erachtet sie K. für falsch. Die
Maul- und Klauenseuche. — Rotlauf.
131
Inkubation, soweit sie sich auf die allgemeine Erkrankung erstreckt,
fällt nicht mit der örtlichen Virusentwicklung allein zusammen,
sondern ebensosehr mit der Entwicklung des Virus im Blut (erste
Fieberzacke!). — Was das Blutbild angeht, so ist eine zeitweilige,
innige, vitale Gemeinschaft von Virus und roten Blutkörperchen nicht
zu leugnen, doch dürfte die Gegenwart des Erregers keine wesent¬
liche degenerative Wirkung ausüben. — Die Versuche über Super¬
infektion lassen erkennen, daß diese mit der Lymphe aus den Aphthen
eines anderen Tieres meist eine zum Tode führende Verschlimmerung
der Erkrankung verursacht, dagegen die Superinfektion mit dem
Aphtheninhalt desselben Meerschweinchens gerade die umgekehrte
Wirkung, abgekürzten, gutartigen Verlauf zeitigte. Schill (Dresden).
Gins, H. A., Chemotherapeutische Versuche über Maul¬
und Klauenseuche. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 167.)
Die Möglichkeit einer Beeinflussung des Virus der Maul- und
Klauenseuche durch komplexe Wismutverbindungen wird erwiesen
durch Versuche des Verf. an Meerschweinchen. Als wirksam er¬
wiesen sich Heyden 531, 564 b und 590. Es ergab sich, daß es mög¬
lich ist, durch prophylaktische Verabreichung von Heyden „590“,
Einfluß auf die nachfolgende Infektion zu gewinnen. Dieser Einfluß
äußerte sich durch erhebliche Abschwächung und Verzögerung der
künstlichen Infektion; er kann sogar zu einer vollständigen Unter¬
drückung der Infektion führen. Inwieweit die Ergebnisse bei Meer¬
schweinchen an großen Tieren bestätigt werden können, bleibt ab¬
zuwarten. Schill (Dresden).
Meyer, F., Rotlauf und Virusschweinepest. (Tierärztl.
Rdsch. 1924 S. 418.)
Enthält Angaben über die Dosierung des Serums und der Kultur
bei der Rotlaufschutzimpfung, über Haltbarkeit der Kultur, über
Dauer des Impfschutzes, über Klinik und Bekämpfung der Virus-
Schweinepest. Ca r l (Karlsruhe).
Brasie, G., Sur un echantillon de bacille du rouget con-
serve 10 ans in vitro. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 520.)
Morphologische, kulturelle und tierexperimentelle Untersuchungen
an einem 10 Jahre lang in vitro gehaltenen Schweinerotlauf-
Bazillenstamm. Drigge (Frankfurt a. M.).
Panisset, L. et Verge, J., Contribution au diagnostic du
rouget du porc. Les formes longues du bacille. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 62.)
In den Organen von an Schweinerotlauf gestorbenen Tieren kann
9*
132
Rotlauf. — Krankheiten der Pferde.
der spezifische Bazillus lange, feine, verknäulte Fäden bilden, deren
Anwesenheit die bakterioskopische Diagnose bei Fehlen typischer
Formen des Erregers sichern kann. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Schmidt, W., Experimentelle Untersuchungen über die
Immunitätsverhältnisse nach der Rotlaufsimultan¬
impfung unter besonderer Berücksichtigung der
Empfänglichkeit. (Arch. f. wiss. Tierhlk. 1924, 50, S. 341.)
Verf. folgert aus seinen an weißen Mäusen an gestellten Ver¬
suchen für die Praxis der Rotlaufschutzimpfung beim Schwein, daß
von einer zweiten Kulturinjektion unbedingt dann Gebrauch gemacht
werden muß, wenn hochgezüchtete, also wenig resistente Rassen
gegen Rotlauf zu immunisieren sind. Bei resistenten Landrassen
dagegen kann die allgemein gebräuchliche, einfache Schutzimpfung
genügen, wenn Serum und Kultur gut aufeinander abgestimmt sind.
Griese. {Berlin).
Fujimura, S., On the jodized swine erysipelas vaccine.
(J. of Japan. Soc. of vet. Science. 1924, 3, p. 17.)
In einigen Schweinezuchtgebieten Japans sind nach Anwendung
der Simultanimpfung gegen Schweinerotlauf mehrfach schwere Impf¬
reaktionen und Impf Verluste aufgetreten. Sie waren für den Verf.
der Anlaß, die Herstellung eines neuen, sicher wirksamen Impfstoffes
auf anderem Wege zu versuchen. Er mischte Abschwemmungen von
28—48 Stunden gewachsenen Rotlaufagarkulturen mit Bouillonkulturen
desselben Erregers und versetzte die Mischung mit Lugolscher
Lösung im Verhältnis 1:5. Nachdem die Wirksamkeit dieser jodierten
Vaccine an kleinen Laboratoriums Versuchstieren sowie an einigen
Schweinen festgestellt war, wurde sie praktisch an einer größeren
Anzahl von Schweinen in einem Rotlaufdistrikt geprüft. Die Tiere
erhielten 1 ccm Vaccine auf 10 kg Körpergewicht; lokale und all¬
gemeine Reaktionen sind im Anschluß an die Impfung nicht auf¬
getreten. Im letzten Jahr wurden insgesamt 1693 Schweine nach
der neuen Methode geimpft. Die Impfergebnisse sollen so günstig
gewesen sein, daß die japanischen Schweinezüchter das neue Ver¬
fahren der früheren Simultanimpfung durchweg vorzogen. Die Dauer
der Immunität, welche durch die Jodvaccine verliehen wird, ist noch
nicht festgestellt. Bei sachgemäßer Aufbewahrung soll der Impfstoff
etwa 1 Monat lang wirksam bleiben. Zeller {Berlin).
de Kock, 0. W., Beiträge zur Kenntnis der infektiösen
Anämie der Pferde, wie sie in Südafrika beobachtet
wird. (Zschr. f. Infekt.Krkh. d. Haustiere. 1924, 27, S. 30.)
In Südafrika ist die infektiöse Anämie bei Pferden nie in epizooti-
Krankheiten der Pferde.
133
scher Ausbreitung beobachtet worden. Ein natürlicher Ausbruch der
Krankheit bei Eseln ereignete sich in Natal und nahm einen ernsten
Charakter an; die Identität dieser Krankheit mit der infektiösen
Anämie der Pferde wurde erwiesen. Mit Ausnahme des Schweines
ist die Krankheit auf keine anderen Tiere als auf Equiden übertragen
worden. Die Verbreitung der Krankheit in den verschiedenen Pro¬
vinzen Südafrikas ist unbekannt, wohl deshalb, weil sie vereinzelt
auftritt und leicht mit Piroplasmose verwechselt wird. Mit einer be¬
sonderen Umgebung kann die Krankheit nicht in Zusammenhang ge¬
bracht werden, auch zeigt sie kein Vorherrschen zu bestimmten
Jahreszeiten. Die Einspritzung von infiziertem Blut und Serum bei
empfänglichen Pferden hat zeitweise unregelmäßige Ergebnisse ge¬
liefert. Diese können die Folge einer ungleichmäßigen Verteilung
des Virus im Organismus oder der Anwesenheit in zu geringer Menge
oder des Absterbens des Virus in einzelnen Virus- und Serumproben
sein. Angesichts dieser unregelmäßigen Ergebnisse verliert die Blut¬
verimpfung als diagnostische Methode sehr an Wert. Alle Versuche,
verschiedene Virusstämme nachzuweisen, sind fehlgeschlagen. Ge¬
wöhnlich lassen sich 3 Typen der Krankheit unterscheiden: eine
akute, subakute und chronische Form; ob eine latente Form vor¬
kommt, ist zweifelhaft. Sämtliche klinisch genesenen Tiere, die in
Onderstepoort unter Beobachtung standen, haben ihre Infektiosität
bewahrt; in einem Fall war das Blut noch 7 Jahre nach dem letzten
Anfall virulent. Ein Rückgang in der Virulenz des Virus wurde
nicht beobachtet. Alle Versuche, bei klinisch genesenen Tieren einen
frischen Anfall hervorzurufen, sind fehlgeschlagen. Zeller [Berlin).
Nagao, M., Beiträge zur Kenntnis von der pathologischen
Veränderung der roten Blutkörperchen bei der in¬
fektiösen Blutarmut der Pferde. (J. of Japan. Soc. of vet.
Science. 1924, 3, p. 99.)
Die Untersuchungen wurden ausgeführt an 10 mit virushaltigem
Blut künstlich infizierten, 12 latent kranken und 35 gesunden Kontroll-
Pferdeu. Die Verminderung der roten Blutkörperchen begann im
Anfangsstadium der Erkrankung und zwar meist am 1. — 4., seltener
am 6 — 13. Krankheitstag; sie war um so stärker, je höher die Körper¬
temperatur war und je länger der Fieberanfall dauerte. Die Re¬
sistenz der roten Blutkörperchen während des Krankheitsverlaufs
schwankte; die maximale Resistenz trat verhältnismäßig früh auf.
Kernhaltige rote Blutkörperchen sind bei allen 10 künstlich infizierten
Pferden beobachtet worden und zwar stets während des Vorhanden¬
seins der maximalen Resistenz. Ihre Zahl war gering (0,2 bis
höchstens 3 auf 100 weiße Blutkörperchen). Erytlirocyten mit Jolly-
schen Körperchen fanden sich ziemlich reichlich, basophile kernhaltige
134
Krankheiten der Pferde.
rote Blutkörperchen dagegen sehr selten. Ebenso war die Zahl der
polychromatophilen Degenerationsformen von Erythrocyten im all¬
gemeinen sehr gering. Junge rote Blutkörperchen sind während des
Verlaufs der Krankheit stets nachgewiesen worden, während sie bei
den Kontrollpferden nicht festzustellen waren. Zeller {Berlin).
Ernst, D., Untersuchungen über den Virusgehalt der
Fäces, des Harnes und des Speichels von mit infek¬
tiöser Anämie behafteten Pferden. (D. tierärztl. Wschr.
1924 S. 357.)
Übertragungsversuche auf stomachikalem und parenteralen Wege
mit obigem Materiale an Kaninchen. Ergebnis: Fäces stomachikal
fraglich, Harn und Speichel desgleichen negativ. Kot und Speichel
subkutan positiv, Harn desgleichen negativ. Carl {Karlsruhe).
Jaede und Groth, Der Kaninchenversuch bei der infekti¬
ösen Anämie der Pferde. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 342.)
Bei genauer Ausführung der Methodik eignet sich das Kaninchen
vorzüglich für die Anämiediagnose, wobei eine akut auftretende Ver¬
armung des Blutes an Erythrocyten als Kriterium zu gelten hat.
Dabei müssen jedoch die physiologischen Schwankungen des Erythro-
cytengehaltes genau berücksichtigt werden. Letztere sind teils indi¬
viduell (3,8 — 8 Millionen), teils hängen sie mit dem Alter, Geschlecht,
der Fütterung, Haltung und mit der Trächtigkeit zusammen. Auch
ist eine peinliche Durchführung der Technik durchaus notwendig, die
erst durch wochenlange Übung zu erreichen ist. Carl {Karlsruhe).
Patzewitsch, B. und Klutscharew, W., Meningitis cerebro¬
spinalis bei Pferden. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
92, S. 97.)
Morphologische und biologische Beschreibung von Kokken, die
aus Gehirn und Rückenmark von 4 an Meningitis verstorbenen
Pferden gezüchtet wurden. Die Autoren lassen indes die Frage
offen, ob sie nicht zweierlei Mikroben vor sich gehabt haben, unter
denen der tatsächliche Erreger erst noch durch besondere Versuche
ermittelt werden muß. Noetel {Landsberg a. W.).
Dimock, W. W. and Caslick, E. A., Sterility in mar es. (J. of
Americ. vet.-med. Ass. 1924, 65, p. 141.)
Während die Sterilität und das Verfohlen der Stuten, die Zucht¬
untauglichkeit der Hengste und die Fohlenkrankheiten in Kentucky
früher unbekannt waren, haben sie heute dort eine große Bedeutung
erlangt. Verff. haben 420 Stuten klinisch untersucht; bei 309 von
ihnen wurde die Bakterienflora der Cervix und des Uterus fest-
Krankheiten der Pferde.
135
gestellt. Von den 420 Stuten waren 28 tragend, bei 77 lagen an¬
scheinend normale Verhältnisse vor, bei 76 bestand eine allgemeine
Atonie des Geschlechtsapparates, 74 hatten zu kleine Ovarien,
14 Ovarialcysten und 151 Uterusinfektionen. Bei den Untersuchungen
auf Sterilität wurden am Genitalapparat folgende Entzündungsformen
festgestellt: Vulvitis, Vaginitis, Cystitis, akute Endocervicitis und
Endometritis, chronische Cervicitis und Metritis, Pyometra, cystische
Degeneration der Uteruswand, Salpingitis, Ovaritis und Ovarial¬
tumoren; sie werden nacheinander kurz beschrieben. Unter den
151 Stuten mit Infektion des Genitaltraktus waren 71, bei denen
durch die bakteriologische Untersuchung Bakterien verschiedener
Art festgestellt wurden ; 6 mal fand sich der B. pyocyaneus (darunter
5 mal in Beinkultur); bei 80 Stuten, insbesondere solchen mit
schwerer Cervicitis und Metritis, lag eine Infektion mit dem Strepto¬
coccus genitalium vor. Er fand sich auch im Samen bei 34 (von
36 untersuchten) Hengsten. Im Hinblick auf die einzuleitende Be¬
handlung sollte in jedem Fall von Genitalinfektion der Stute zur
Ergänzung der klinischen Diagnose eine bakteriologische Unter¬
suchung stattfinden. Mit der sog. Hefetherapie wurde bei Uterus-
infektioneu gelegentlich Besserung erzielt. Mischbakterienpräparate
(hergestellt aus Streptokokken, B. coli commune, verschiedenen Mikro¬
kokken und Stäbchen der Typhus- Coligruppe), die in Verbindung mit
anderen Behandlungsmethoden angewandt wurden, wirkten bei Misch¬
infektionen nicht ungünstig. Dagegen haben sich Streptokokken¬
präparate und Antistreptokokkenserum in Fällen von Streptokokken-
metritis als wenig wertvoll oder wertlos erwiesen. Am Schluß der
Abhandlung wird noch kurz auf das ansteckende Verfohlen und seine
Beziehungen zur Sterilität eingegangen. Zeller [Berlin).
Kirner, P., Die spezifische Impftherapie bei Para¬
typhusinfektion des Pferdes. (M. tierärztl. Wschr. 1924,
75, S. 668.)
Gute Impferfolge mit Parabortin bei Hengsten, güsten und früh¬
tragenden Stuten, mit Paraserum bei hochtragenden Stuten und
neugeborenen Fohlen. Infizierte Tiere reagierten auf die Parabortin¬
impfung mit erheblicher lokaler Schwellung. Zur Erzielung von
Erfolgen ist neben der Impftherapie eine lokale Uterusbehandlung
bei infizierten Stuten sowie die Durchführung von hygienischen
Maßnahmen in den infizierten Beständen unerläßlich. Zeller [Berlin).
Brocq-Rousseu , Forgeot et Urbain, Ach., Vaccination du
cobaye contre le streptocoque gourmeux au moyen
de microbes tu es par l’alcool-ether. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 435.)
136
Krankheiten der Pferde und Rinder.
Mit alkohol-äther getöteten Keimen zweier Stämme von Strepto¬
coccus equi (Streptocoque gourmeux = Erreger der Pferdedruse), die
keine Meerschweinchenpassagen durchgemacht hatten, war es möglich,
Meerschweinchen gegen die Infektion mit einem direkt aus dem
Pferd herrührenden Streptokokkus zu vaccinieren. Dagegen verlieh
ein Stamm, der 22 Meerschweinchenpassagen durchgemacht hatte,
keinerlei Schutz gegen die gleiche Infektion, ein Beweis für die
Umwandlung des Streptococcus equi in einem „Passagestrepto¬
kokkus“. Prigge ( Frankfurt a. M).
Golaszewski, F., Beitrag zur Schmiedhofferschen Strepto¬
kokkenpneumonie der Saugfohlen. (W. tierärztl. Mschr.
1924, 11, S. 385.)
Beschreibung der Seuche aus einem rumänischen Gestüt, wo ihr
in 3 Seuchengängen 65, 33 und 22 Proz. der Fohlen im Alter von
6—8 Wochen erlagen. Behandlungsversuche mit Neosalvarsan, Anti-
Streptokokkenserum und Mutterblut hatten keinen Erfolg, dagegen
hörte das Fohlensterben alsbald auf, nachdem die Stuten zum Ab¬
fohlen vom Muttergestüt weg in einen entfernt liegenden seuchefreien
Stall verbracht worden waren. Zeller {Berlin).
Gentner, Beitrag zur Behandlung der Fohlenlähme
durch parenterale Zufuhr von Eiweißstoffen. (Tier¬
ärztl. Rdsch. 1924, 30, S. 399.)
Die Todesfälle, welche die Fohlenlähme vielerorts bedingt, lassen
sich vermindern durch Belehrung der Züchter über das Wesen der
Krankheit, durch sorgfältige Ausführung der Nabelpflege, durch
prophylaktische Impfungen unmittelbar nach der Geburt sowie durch
frühzeitige parenterale Anwendung verschiedener Eiweißstoffe. Von
solchen hat Verf. augewandt: Blut und Blutserum von Müttern und
von früher an Fohlenlähme erkrankt gewesenen Pferden, Stuten¬
muttermilch, Rinderblutserum, Kuhmilch, Aolan und das Fohlen-
lähmeserum „Bram“. Seine Versuchsergebnisse haben ihn zu der
Überzeugung geführt, daß die Proteinkörpertherapie bei der Fohlen¬
lähme Erfolg verspricht, abgesehen von den Fällen, in denen eine
intrauterine Infektion und bereits weit vorgeschrittene anatomische
Veränderungen vorliegen. Einzelne Fehlschläge sollen nicht zum
Aufgeben der Methode, sondern vielmehr zur Erforschung der Ur¬
sachen des Mißerfolgs führen, der häufig in Überdosierung zu
suchen ist. Zeller {Berlin).
Smith, Theobald, Some cultural characteristics of Ba¬
cillus abortus (Bang) with special reference to C02
requiremen ts. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 219.)
Krankheiten der Rinder.
137
Während alte Laboratoriumsstämme von B. abortus sich unter
den gewöhnlichen Kulturbedingungen entwickeln, bedürfen frisch ge¬
züchtete zu ihrer Entwicklung einer bestimmten C02'Menge, die
mindestens 0,25 Proz. betragen muß. In versiegelten, mit Luft ge¬
füllten Schrägagarröhren ist das Wachstum mehr oder minder, bis zu
17 Tagen verzögert. Wenn nicht mindestens 100000 Keime pro
Kubikzentimeter verimpft werden, tritt überhaupt keine Entwicklung
ein. Je größer die Zahl der überimpften Bakterien, um so geringer
die Verzögerung. Wahrscheinlich genügt die mit den Bakterien ein-
gebrachte oder die durch ihre Atmung allmählich erzeugte C02-Menge,
um die Vermehrung in Gang zu bringen. Häufig verihehren sich
zunächst nur ganz wenige Individuen, es bilden sich vereinzelte
Kolonien, bis plötzlich ein die ganze Agarfläche überziehender Belag
entsteht. Bei einem C02-Gehalt von über 10 Proz., ist das Wachstum
verlangsamt, in reiner C02 findet überhaupt keine Entwicklung statt.
Ob das C02 als Katalysator oder als Coenzym wirkt oder ob es als
Kohlenstoffquelle dient, bedarf weiterer Untersuchung. Kurt Meyer.
Hopfengärtner, M., Der kombinierte Tierversuch zum
Nachweis des Bac. abortus Bang in Föten und Ei¬
häuten. (M. tierärztl. Wschr. 1924, 75, S. 691.)
Die intraperitoneale Einspritzung einer Emulsion des fötalen
Labmagen- oder Panseninhaltes, der Leber, Lunge, Milz und Niere,
des Herzblutes oder Trachealschleimes und der Eihüllen führte bei
Meerschweinchen, sofern das Material von einem mit Bangschen
Abortusbazillen infizierten Tier stammte, zur Bildung spezifischer
Agglutinine. Durch Agglutination der Meerschweinchenseren konnte
die erfolgte Antikörperbildung mit Sicherheit frühestens am 4. Tag,
spätestens am 28. Tag nach der Impfung fest'gestellt werden. Die
Antikörperreaktion kann bis zum 200. Tag nach der Impfung erhalten
bleiben. Unspezifische, körperfremde Stoffe führten nicht zur An¬
reicherung der spezifischen Antikörper. Zeller [Berlin).
Januschke, E., Zur Impfbehandlung des infektiösen Ver-
werfens der Rinder mit Abortin und virulenten Ab¬
ortus Bang-Bazillen. (Prager tierärztl. Arch. Teil B. 1924,
S. 112.)
Für die Praxis der Abortusimpfung in stärker verseuchten Be¬
ständen empfiehlt sich die kombinierte Anwendung von Abortin
(trächtige und nichtansteckungsverdächtige Tiere) und lebender
Bazillenkultur (nichtträchtige infizierte Tiere). Im Verein mit stall¬
hygienischen Maßnahmen ist diese kombinierte Impfmethode geeignet,
die Seuche zu unterdrücken. Zeller [Berlin).
138
Krankheiten der Rinder.
Williams, W. L., A study of Hart’s article entitled „Con-
trolled vaccination experiments on cattle with Bac-
terium abortum“. (J. of Americ. vet.-med. Ass. 1924, 65,
p. 189.)
Die Schlüsse, die Hart (J. of Americ. vet.-med. Ass. 1923, 64,
p. 37) aus den Ergebnissen seiner Impfungen gegen das ansteckende
Verkalben zieht, sind in verschiedener Hinsicht anfechtbar. Die
Einwände, die Verf. im einzelnen gegen die Hartschen Schlu߬
folgerungen erhebt, müssen im Original nachgelesen werden. Zeller.
Roller, W. und Seelemann, M., Befunde des Fränkelschen
Gasbazillus bei Fällen von Dürener Binderseuche.
(B. tierärztl. Wschr. 1924 S. 296.)
Verf. konnte in 5 Fällen der erst neuerdings im Rheinland auf¬
tretenden Krankheit aus den Herdnekrosen der Leber durch Impfung
von Meerschweinchen (Krankheitsbild I nach Zeißler) und nachfolgende
Züchtung auf der Traubenzucker-Blutagarplatte den Fränkelschen
Gasbazillus nachweisen. Übertragungsversuche mit Kultur per os
und subkutan an zwei Jungrindern verliefen vollständig negativ.
Eine vollständige ätiologische Klärung der rätselhaften Krankheit
wäre dadurch allerdings noch nicht erzielt. Carl {Karlsruhe).
Frenkel, H. S., Die Rinde rkrankheit in Limburg und
N or d- Br ab an t. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 355.)
Autopsie: Blutungen in allen Schleimhäuten und Organen, par-
enchimatöse Degeneration der Leber, der Nieren und des Herzens.
Aus den veränderten Organen ein fakultativ nach Gram färbbarer,
polymorpher Mikroorganismus durch Züchtung auf Agar isolierbar.
Form: Stäbchen mit Polfärbung an den Enden, Streptobazillen,
kokkusartige und kolbenförmige Körper. Milch nicht geronnen,
Trauben- und Milchzucker nicht vergoren. Impfversuch mit Kultur
an einem Kaninchen positiv. Carl {Karlsruhe).
Nieberle, Über die histologische Diagnose der Lungen¬
seuche und die Bedeutung der sog. „parabronchiti-
schen Herde“. (Tierärztl. Rdsch. 1924, 30, S. 479.)
Die differentialdiagnostische Bedeutung der parabronchitischen
Herde bei der Lungenseuche ist sehr bedingter Natur. Die bloße
Tatsache des Vorliegens solcher Herde genügt nicht, um die Ent¬
zündung für spezifisch zu erklären. Zur Entwicklung parabronchi-
tischer Herde kommt es allgemein dann, wenn ein bronchitischer
Entzündungsprozeß vorwiegend peribronchial vorschreitet, das um¬
gebende Lungenparenchym selbst mit erfaßt, und wenn der Charakter
dieses entzündlichen Prozesses nekrotisierend ist. Zeller {Berlin).
Krankheiten der Rinder.
139
Hasenkamp und Fürstenau, Streptokokkenpneumonie beim
Rinde. (Tierärztl. Rdsch. 1924 S. 497.)
Gelegentlich der Untersuchung von Bronchialschleim auf Tuberkel¬
bazillen konnten Verff. zahlreiche in kürzeren oder längeren Ketten
angeordnete Streptokokken nach weisen, während die ersteren Erreger
vollständig fehlten. Aus dem fraglichen Materiale konnten die Strepto¬
kokken auf schrägem Agar gezüchtet werden. Pathologisch-anato¬
misch wurde bei den erkrankten Rindern eine umschriebene Broncho¬
pneumonie festgestellt. Weitere Untersuchungen über das Vorhanden¬
sein einer primären Streptokokkenpneumonie beim Rinde sind not¬
wendig. Carl {Karlsruhe).
Weber, Beobachtungen über Osteomalazie beim Rind.
(Tierärztl. Rdsch. 1924, 30, S. 563.)
In einem größeren Rinderbestand, in dem typische Osteomalazie
herrschte, waren auf Grund mehrjähriger ständiger Beobachtung
Kalkarmut des Bodens und des Futters, Vitaminmangel und andere
in der Futterzusammensetzung liegende Besonderheiten sowie Er¬
kältung infolge schlechter Beschaffenheit des Stalles als ursächliche
Momente der Krankheit auszuschließen, eher schienen Verf. als solche
eine Infektion (Joseph Koch) oder eine Dysbiose der Darmflora
(Scheunert) in Frage zu kommen. Der Verlauf der Krankheit am
einzelnen Tier war ausgesprochen chronisch, die Prognose verhältnis¬
mäßig günstig. Jahrelange Verabreichung von Chlorkalzium blieb
ohne Nutzen. Grünfütterung wirkte günstig, während übermäßige
Rübenblattfütterung auf den Verlauf der Krankheit von ungünstiger
Einwirkung war. Zeller {Berlin).
Pfenninger, VV., Our present knowledge regarding white
scours and similar diseases in calves. (J. of Americ.
vet.-med. Ass. 1924, 65, p. 168.)
Überblick über den gegenwärtigen Stand der Kälberruhrfrage,
die für den Züchter in Europa wie in den Vereinigten Staaten von
gleichgroßer Bedeutung ist. In allen Fällen von Kälberruhr mit
enzootischem Charakter sollte im Hinblick auf die verschiedenen in
Frage kommenden Krankheitserreger eine sorgfältige bakteriologische
Untersuchung stattfinden; nur auf Grund einer sicheren bakterio¬
logischen Diagnose kann jeweils die geeignete spezifische Therapie
eingeleitet werden. Die Serumbehandlung verspricht im allgemeinen
nur dann Erfolg, wenn ein Serum zur Verfügung steht, das gerade
mit dem Erreger hergestellt wurde, der durch die bakteriologische
Untersuchung in dem betreffenden Fall als ursächlicher ermittelt
worden ist. Weder auf biochemischem noch auf serologischem Wege
noch durch Schutzimpfung mit Immunseren ist es möglich, die zahl-
140
Kauschbrand.
reichen Colistämme zu unterscheiden, die einerseits aus Eingeweiden
normaler Kälber und andererseits aus Fällen von Colibazillose ge¬
züchtet werden. Bei künftigen Untersuchungen sollte auch die bisher
wenig beachtete Anaerobenflora des gesunden und kranken Kälber¬
darmes eingehend studiert werden. In therapeutischer Hinsicht
wären Versuche darüber anzustellen, ob es möglich ist, durch eine
bestimmte Ernährung der Kälber auf die Entwicklung ihrer Darm¬
flora (Art und Zahl der Bakterien und Art ihrer Stoftwechselprodukte)
in ähnlicher Weise einzu wirken, wie man dies in neuerer Zeit beim
menschlichen Kinde versucht hat. Die Verabreichung der Colostral-
milch an die neugeborenen Kälber ist, wie Smith kürzlich experi¬
mentell nachwies, unbedingt notwendig, wenn man die Tiere vor
Ruhr schützen will; daneben müssen die allgemeinen hygienischen
Maßnahmen (Reinigung und Desinfektion des Muttertiers und seiner
Umgebung, Desinfektion des Nabels, Anlegen eines Maulkorbes und
Isolierung des Kalbes alsbald nach der Geburt) in jedem Falle sorg¬
fältig zur Durchführung gelangen. Die von Smith beschriebenen
weißlichen sklerotischen Herde in den Nieren, deren Entstehung er
auf Coli- oder coliähnliche Bakterien zurückführt, sind zweifellos
identisch mit der in europäischen Schlachthöfen nicht selten beob¬
achteten Fleckniere der Kälber. Bei Kaninchen, denen man intra¬
venös Colibazillen einspritzt, lassen sich ganz ähnliche Nieren¬
veränderungen experimentell erzeugen. Zeller [Berlin).
• •
Manninger, R., Beitrag zur Ätiologie und Prophylaxe des
Rauschbrandes und des malignen Ödems der Wieder¬
käuer. (Zbl. f, Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 418.)
Rauschbrandbazillen und Bazillen des malignen Ödems unter¬
scheiden sich dadurch, daß nur letztere auf gewöhnlichem Agar
wachsen und im Tierkadaver Fäden bilden. Wie Untersuchungen
an frischem Material ergaben, werden rauschbrandartige Erkrankungen,
deren klinische Diagnose vorwiegend von Tierärzten, nicht durch
eigene Feststellung erhoben wurde, bei Rindern, soweit sie spontan
auftreten, in der überwiegenden Zahl der Fälle durch den Rausch-
brandbazillus verursacht, in seltenen Fällen ruft der Ödembazillus
ähnliche Erkrankungen hervor. Bei Schafen fand sich bei Spontan¬
fällen stets der Rauschbrand, in rauschbrandähnlichen Fällen im
Anschluß an Verletzungen dagegen bald echter Rauschbrand, bald
malignes Odem vor. Auch die antigenen Eigenschaften der Rauschbrand-
und der Ödembazillen sind voneinander verschieden. Bivalente
Impfstoffe, aus einem Gemisch von Rauschbrand und Ödemkultur¬
filtraten gewähren so guten Schutz, daß von Herden, die auf infi¬
zierten Gebieten weideten, unter Rindern nur 0,28 Proz. Verluste,
unter Schafen gar keine Todesfälle vorkamen. Noetel [Landsberg a. W.).
Rauschbrand. — Krankheiten der Schweine.
141
Kawamura, Y., Contributions to the experimental study
on the preparation of the blackleg precipitin serura.
(J. of Japan. Soc. of vet. Science. 1924, 3, p. 121.)
Beschreibung einer Methode zur Gewinnung präzipitierender
Rauschbrandseren, mit denen sich Rauschbrand von malignem Ödem,
Gasbrand, Tetanus usw. unterscheiden läßt. Die zur Kaninchen¬
immunisierung dienenden Kulturen werden in einem rindereiwei߬
freien Nährmedium gezüchtet. Zeller (Berlin).
Karmann, P. und Seifried, 0., DerFränkelsche Gasbazillus
als selbständiger Erreger von Gasödeme n beim Rind
und Schaf. (B. tierärztl. Wschr. 1924 S. 203.)
Das Ausgangsmaterial bestand in getrockneten Muskelfleisch¬
proben (2 unter rauschbrandartigen Erscheinungen eingegangene
Rinder) und in Muskulatur sowie dem eine hämorrhagische Gastritis
mit Gasentwicklung aufweisenden Labmagen zweier Schafe. Mittels
Züchtung in Gehirnbrei und nachfolgender Differenzierung durch die
Zeißlerplatte konnte der angegebene Erreger als die alleinige Krank¬
heitsursache nachgewiesen werden. Carl (Karlsruhe).
Eick mann, H. und Thumm, H., Seuchenhaftes Auftreten
der Sterilität unter den Sauen eines Schweine¬
bestandes. (Tierärztl. Rdsch. 1924 S. 447.)
In einem größeren Bestände von Zuchtsauen waren Störungen
in der Konzeption eingetreten. Das Blutserum dreier Sauen agglu-
tinierte den Bac. paratyph. abort. equi bis zur Verdünnung 1 : 5000,
wodurch eine Infektion des Bestandes mit diesem Erreger nach¬
gewiesen war. Die Mutterschweine nahmen nach Behandlung mit
Extrakten aus dem Bazillus wieder auf. Carl (Karlsruhe).
Lütje, Vorkommen des Bacterium pyosepticum viscosum
equi bei einem Ferkel. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 339.)
Nach kurzer Krankheit verendetes Ferkel. Haut an der Unter¬
seite des Körpers leuchtend kupferrot, Enteritis, Nephritis, Schwellung
der Milz. In den veränderten Organen ein coliähnlicher Erreger
nachweisbar. Kulturell erwies sich letzteres identisch mit dem in
der Überschrift angegebenen. Weitere Versuche müssen die Empfäng¬
lichkeit der Suiden gegenüber dem B. pyosepticum beweisen.
Derselbe, Vorkommen des Bacterium pyosepticum equi
bei einem Ferkel. (Ebenda. S. 373.)
Beschreibung eines weiteren derartigen Falles aus einem anderen
Bestände. Carl (Karlsruhe).
142
Krankheiten der Schafe und der Hunde.
Pfeiler, Beitrag zur Bekämpfung der Euterentzündungen
beim Schaf. (Der Praktische Landwirt 1924 No. 20.)
Im Winter 1922—23 hatte Verf. Gelegenheit, in 3 Schafherden neue Erfahrungen
bei der Bekämpfung von Euterentzündungen zu sammeln. In 2 von den Beständen
wurde versucht, dem Weiterumsichgreifen der Erkrankungen durch verschiedene
Maßnahmen entgegenzutreten. In dem einen Bestand sind die angeordneten Des¬
infektionsmaßnahmen, die Trennung der Mütter mit den größeren Lämmern usw.
sorgfältig durchgeführt worden; außerdem wurden neben intravenöser Impfung mit
Presojodlösung die Mäuler der Lämmer (Maulgrind!) mit 5 — lOproz. Yatrensalbe
eingerieben. Nach der Durchführung dieser Maßnahmen sollen wesentliche Er¬
krankungen in der betreffenden Herde nicht mehr vorgekommen sein. Ähnlich
wurde in einem zweiten Bestand, der 350 Mutterschafe mit teilweise sehr stark zer¬
bissenen Eutern zählte, vorgegangen : Absonderung der erkrankten Mütter mit ihren
Lämmern (jede Mutter mit ihrem Lamm getrennt gehalten), Desinfektionen mit
Caporit, Presojod intravenös (75 — 100 ccm), Einschmieren der Euter mit Yatrensalbe.
Außerdem sind mit den jeweils isolierten Bakterienstämmen Präparate nach dem
Prinzip der spezifisch-nichtspezifischen Therapie auf der Grundlage des Yatrens her¬
gestellt worden: Mastitis- Yatren I— III, die in Mengen von 10 — 15 ccm intramuskulär
eingespritzt wurden. Zu einer Weiterausbreitung der Erkrankungen ist es nach
Durchführung dieser therapeutischen Maßnahmen nicht gekommen. Verf. ist der
Ausicht, daß insbesondere die Mastitis- Yatrenbehandlung von günstiger Wirkung
gewesen sei. Zeller {Berlin).
Panisset, L. et Yerge, J., Vaccinotherapie des pyodermites
du chien par la voie cutanee. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 652.)
In Verfolg der Angaben von Besredka über die Hautimmunität
gegenüber Staphylokokken haben Verff. versucht, eine größere An¬
zahl von Staphylokokkenerkrankungen der Haut beim Hund durch
intrakutane Injektion von polyvalenten Staphylokokkenemulsionen
(abgetötet) und durch „spezifische Verbände“ (mit abgetöteter
Bouillonkultur getränkte Kompressen) zu behandeln. Die Erfolge
waren sehr wechselnd, meist negativ. Prigge {Frankfurt a.M.).
Panisset, L, et Yerge, J., La flore microbienne des suppu-
rations cutanees chez le chien. (Ibid. 91, p. 653.)
Bericht über die bei verschiedenen eitrigen Hauterkrankungen
des Hundes gefundenen Bakterienarten.
Lukes, Jean, Sur la presence de spirochötes chez les
chiens atteints de gastroenterite et sur le röle
pathogene possible de ces micro-organismes. (Ann. de
l’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 523.)
Untersuchungen über die Bedeutung einer Spirochäte (8p. melano-
genes canis) für die Ätiologie einer Gastroenteritis beim Hund.
Prigge {Frankfurt a. M).
Krankheiten der Meerschweinchen.
143
Webster, Leslie T., The epidemiology ofa rabbit respira¬
tory infection. I. Introduction. (J. of exp. M. 1924, 39,
p. 837.)
Nachdem durch die experimentellen Arbeiten des Verf. sowie die
von Topley mit Mäusetyphusbazillen wertvolle Aufschlüsse über die
Epidemiologie der Darminfektionen gewonnen waren, hat Verf. nun¬
mehr das experimentelle Studium der Bedingungen der Infektionen
des Respirationstraktus in Angriff genommen. Seine Untersuchungen
beziehen sich auf den Kaninchen Vorrat des Rockefeiler- Instituts.
Unter den Tieren herrschen ständig Infektionen der Atemwege. Die
häufigste Form ist der „Schnupfen“, dessen Häufigkeit von Monat zu
Monat wechselt. Sie beträgt im Sommer nur 20 Proz., steigt im Sep¬
tember und Oktober schnell auf 50 — 60 Proz., sinkt langsam, steigt
dann im März und April wieder auf 50 Proz., um darauf auf 20 Proz.
abzusinken. Als Komplikationen werden während des ganzen Jahres
chronische Abszesse, tödliche Pleuropneumonien, Otitis media,
Meningitis und Sepsis beobachtet. Die Verhältnisse liegen also ganz
ähnlich, wie beim Menschen, und es ergeben sich dieselben Probleme,
deren Lösung Verf. auf experimentellem Wege zu versuchen beab¬
sichtigt.
Derselbe, The epidemiology of a rabbit respiratory in¬
fection. II. Clinical, pathological and bacteriological
s’tudy of snuffles. (Ibid. p. 843.)
Von 100 wahllos untersuchten Kaninchen hatten 58 Schnupfen.
Bei 55 von diesen Tieren wurde im Nasensekret Bacterium lepisepti-
cum als überwiegender Organismus gefunden. Auch in der Nase von
8 normalen Tieren fand sich dieses Bacterium. Bacillus bronchisep-
ticus fand sich neben B. lepisepticum bei 8 Kaninchen mit Schnupfen,
ferner bei 22 normalen Tieren. 15 normale Kaninchen waren frei
von B. lepisepticum und B. bronchisepticus.
Derselbe, The epidemiology of a rab'bit respiratory infec¬
tion. III. Nas al flor a of labor atory rabbi ts. (Ibid. p. 857.)
In der Nasenflora der Kaninchen des Rockefeller-Instituts findet
sich Micrococcus catarrhalis in 80 Proz., Bacterium lepisepticum in
70 Proz., andere gramnegative Kokken mit B. bronchisepticus in
40 Proz., Staphylokokken, Streptokokken und verschiedene Darm¬
bakterien in 10 Proz. Bei Tieren mit Schnupfen ist B. lepisepticum
der vorherrschende Organismus.
Derselbe, The epidemiology of a rabbit respiratory
intection. IV. Susceptibility of rabbits to sponta-
neous snuffles. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 109.)
Dem Auftreten von Schnupfen pflegt bei den Kaninchen des
Rockefeller-Instituts das Erscheinen des Bacterium lepisepticum in
144
Krankheiten des Meerschweinchens und des Geflügels.
der Nase voraufzugehen. Während des Schnupfens findet sich dieses
Bakterium in großen Mengen im Nasensekret, um nach spontaner
Heilung an Zahl abzunehmen oder ganz zu verschwinden. Nach der
Empfänglichkeit lassen sich die Kaninchen in 3 Gruppen einteilen.
Bei den resistentesten 20 Proz. siedelt sich das Bakterium überhaupt
nicht an, 40 Proz. werden zu Bazillenträgern, ohne zu erkranken,
während sich bei 40 Proz. ein Schnupfen entwickelt. Experimentelle
Eingriffe der verschiedensten Art setzen die Resistenz der Tiere
herab.
Derselbe, The epidemiology of a rabbit respiratory in-
fection. V. Experimental snuffles. (Ibid. p. 117.)
Kaninchen, die sorgfältig geschützt gegen eine Infektion mit
B. lepisepticum aufgezogen waren, wurden mit einer bestimmten
Kulturmenge dieses Bakteriums intranasal infiziert. Je nach
ihrer Empfänglichkeit wurden sie für kürzere oder längere Zeit
zu Bazillenträgern, erkrankten an kürzer oder länger dauerndem
Schnupfen, der endlich auch mehr oder weniger bald zu Pneumonie
und Allgemeininfektion führte. Für das Ergebnis ist auch die Viru¬
lenz des betreffenden Stammes von großer Bedeutung, die bei den
einzelnen Stämmen sehr verschieden sein kann. Kurt Meyer.
Baudette, F. R. and Bushneil, L. D., Study of an organ ism
resembling Bact. pullorum from unabsorbed yolk*of
chicks „dead in Shell“. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 124.)
Die außergewöhnlichen hohen Verluste durch absterbende Eier
in einer Brutanstalt trotz bester Brutbedingungen gegenüber früheren
Jahren veranlaßte im Hinblick auf Untersuchungen von Per not die
Verff. zu einer entsprechenden bakteriologischen Untersuchung. Es
wurde ein der Coli-Typhusgruppe sehr nahestehender Organismus
gefunden, der von dem Bact. pullorum durch die Gärungsproben nicht
unterschieden werden konnte, ausgenommen durch seine inkonstante
Reaktion auf Maltose und Xylose. Der konstante Befund des Bakte¬
rium in Eiern ein und derselben Henne läßt die Henne als chronische
Trägerin der Infektion vermuten. Der Bazillus wie auch andere
Vertreter der Typhus-Coligruppe sind pathogen für Hühnerembryos.
• W. Worms (Berlin).
Centralblatt für Bakteriologie etc. 1. Abt. Referate.
- Bd. 78. No. 7/8. =-- -
Ausgegeben am 5. Januar 1925.
Original-Referate aus den Sitzungen gelehrter Gesellschaften.
Nachdruck verboten.
Bericht über die Verhandlungen der Abteilung 33
„Veterinärmedizin“ auf der 88. Versammlung
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Innsbruck
vom 24.-26. September 1924.
Unter Benützung der für die Fachpresse ausgegebenen Auszüge
zusammengestellt
von H. Zeller -Dahlem.
Einführender: Hofrat Dr. J. Hummel -Innsbruck.
Schriftführer: Prof. Dr. Wirth- und Dr. Pühringer- Wien.
Als Vorsitzende wurden gewählt die Herren: Bongert (Berlin), Mießner
(Hannover), N oller (Berlin), v. Ostertag (Stuttgart), Zwick (Gießen), Foth
(Münster), Günther (Wien), Schnürer (Wien), Ernst (Schleißheim) und Lührs
(Berlin).
Für die Verhandlungen waren 4 Hauptthemata aufgestellt:
1. Tierzucht einschließlich Bekämpfung der Sterilität und der
Jungtierkrankheiten.
2. Veterinärpolizei: Rauschbrand und Tollwut.
3. Fleisch- und Milchhygiene.
4. Tierische Parasiten als Krankheitserreger bei Tieren.
Es waren 47 Vorträge angemeldet, von denen 37 gehalten wurden. Besucht
waren die Sitzungen, die in der Neuen Universität stattfanden, von 154 Tierärzten.
Von diesen stammten aus Deutschland 96, aus Österreich 45, aus der Tschecho¬
slowakischen Republik 6, aus der Schweiz 2, aus Ungarn, Bulgarien, Rumänien,
Esthland und Dänemark je 1.
Beginn der Sitzungen am 24. September 1924, 723 Uhr nachmittags.
I. Eröffnungsrede des Einführenden: Hofrat Dr. J. Hu mm el (Innsbruck).
II. Begrüßungsrede des Vertreters des österreichischen Bundesministeriums
für Land- und Forstwirtschaft, Hofrat Dr. E. Hauptmann (Wien).
Vor dem Eintritt in die Tagesordnung sprach Mießner (Hannover) über die
Organisation der Abteilung 33 Veterinärmedizin. Damit nicht, wie
bisher, Themata ganz verschiedener Gebiete der Veterinärmedizin in einer Abteilung
besprochen werden müssen, empfahl er namens des Vorbereitungsausschusses der
Versammlung, für die künftigen Tagungen die bisherige Abteilung 33 in mehrere
koordinierte Abteilungen aufzuspalten, die nebeneinander tagen sollen. Um aber den
Zusammenhalt der Abteilung doch äußerlich zu dokumentieren, soll eine gemeinsame
Hauptsitzung der gesamten Veterinärmedizin stattfinden mit einem aktuellen, all«
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 7/8. 10
146
Sitzungsbericht.
gemein interessierenden Thema. Die Neueinrichtung möge dem Ausschuß überlassen
werden. Um die Sitzungen gut vorzubereiten, ist unbedingt ein ständiger Ausschuß,
wie er schon 1922 in Leipzig zusammengestellt wurde, notwendig. In der ver¬
gangenen Periode haben die Herren Schmidt (Leipzig) und Schnürer (Wien)
die erforderliche Arbeit geleistet. Hierbei hat sich ergeben, daß dem Ausschuß auch
von der Versammlung neben den Pflichten gewisse Hechte zugesprochen werden
müssen, da er sonst nicht genügend arbeitsfähig ist. Daher hat der ständige Aus¬
schuß, der gegenwärtig besteht aus den Herren Mayr (München), Mießner
(Hannover), Nölle r (Berlin), v. Ostertag (Stuttgart), Schmidt (Leipzig),
Schnürer (Wien) und Zwick (Gießen), folgende Vorschläge zur Annahme
empfohlen :
1. Die Vorbereitung der Tagesordnung, Wahl der Vorträge, Gewinnung von
Hauptberichterstattern obliegt einem Ausschuß. Als Vorsitzender gilt das dem
künftigen Versammlungsorte zunächst wohnende Ausschußmitglied.
2. Ein Jahr vor der Tagung beruft der Vorsitzende die übrigen Ausschu߬
mitglieder zu einer Besprechung an einem Orte ein, der möglichst im Mittelpunkt
der Berufsorte der einzelnen Mitglieder gelegen sein soll.
3. Der Ausschuß bestimmt die Vortragsthemen; die einlangenden Anmeldungen
sammelt der Vorsitzende.
4. Der Ausschuß (Vorsitzender?) ist berechtigt, Anmeldungen zu Vorträgen
zurückzuweisen, falls sie nicht den ausgewählten Themen entsprechen oder wegen
der Fülle der Anmeldungen in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht unter¬
gebracht werden können.
Diese Vorschläge wurden von der Versammlung einstimmig angenommen.
Im Jahre 1926 tagt die Naturforscherversammlung in Düsseldorf; als Vor¬
sitzender des Ausschusses ist deshalb Mießner (Hannover) vorgesehen.
Hauptthema 1:
Tierzucht einschließlich Bekämpfung der Sterilität und der
Jungtierkrankheiten,
Das Hauptreferat zu diesem Thema fiel wegen Erkrankung des
Hauptreferenten Keller (Wien) aus.
Richter (Dorpat): Die 3 Virchowschen Lebenstätig¬
keiten der Zelle und ihre Auswirkung in der Tierzucht.
Die 3 fundamentalen Lebensäußerungen — Nutrition, Funktion und
Formation — und ihre Beziehungen zueinander wurden an der Hand
des „biologischen Dreiecks“ besprochen. Nutrition und Funktion
müssen in richtigem Verhältnis zueinander gehalten werden. Bei
breiter Formationsbasis, also bei Inzucht, kommen Nutrition und
Funktion leicht zu kurz. Gute Ernährung mit starker funktioneller
Inanspruchnahme vermindern die schädlichen Folgen der Inzeßzucht.
Bei variabler Durchkreuzung (schmale Formationsbasis) werden kleinere
Abweichungen in Nutrition und Funktion, die direkt vom Milieu
abhängen, schon eine starke Unausgeglichenheit des Zuchtproduktes
hervorrufen. 2 Dritteile der Gesamtheit der Einflußfaktoren sind,
durch Nutrition und Funktion gegeben, also vom Milieu, von der
Scholle abhängig. Nur 1 Dritteil wird durch Vererbung („Blut“)
Sitzungsbericht.
147
gegeben. Daraus gellt hervor, daß bei Anstrebung guter Dauer¬
produkte in der Tierzucht eine konsequent durchgeführte Ver¬
edelungszucht einer schollenständigen Kasse den Importzuchten vor¬
zuziehen ist. Bei letzteren dürften hervortretende Schäden oft der
Inzucht zugeschrieben werden, welche aber eher auf das Konto des
veränderten Milieus zu setzen sind.
Pschorr (Traunstein) : Einfluß des Alpganges auf Körper
und Leistung unserer Haustiere. Von den 3 Komponenten
des Alpganges — alpines Klima, Bewegung und Nahrung — werden
die beiden ersteren in ihren Wirkungen auf Körper und Leistung
der Alptiere eingehend besprochen. Der Referent erläutert den
•• _
Einfluß der Älpung auf Blut, Blutkreislauf, Stromgeschwindigkeit,
anatomische Abänderung des Herzens, Gasgehalt und Blutdruck.
Hinsichtlich der Verdauung nebst Eiweißum- und -ansatz wird der
Einfluß der Bewegung behandelt mit dem Ergebnis, daß der Alp¬
gang einen nicht unerheblichen Ansatz von Organeiweiß auslöst, daß
nach Rückverbringung ins Tal die Verbrennungsprozesse im Körper
oft längere Zeit unter die Norm herabsinken, so daß der Körper
spart und es oft erst nach der Älpung zu erhöhtem Gewichtsansatz
kommt. Auch der Einfluß der Sonnenbestrahlung auf Haut und
Hautatmung wird erörtert. Die Atemgröße nimmt im Gebirge zu,
die Vitalkapazität ab. Geschlechtssystem und Milchleistung werden
durch den Alpgang ebenfalls beeinflußt. Als Haupterkenntnis wird
festgestellt, daß der Alpgang nicht nur eine wichtige Konstitutions¬
verbesserung, sondern auch erhöhte Leistungsfähigkeit der Haustiere
bedeutet und daß bereits früher geälpte oder auf Alpgang vor¬
bereitete Tiere dieser Verbesserungen in erhöhtem Maße teilhaftig
werden.
Mießner (Hannover) : Die Organisation zur Bekämpfung
der Aufzuchtkrankheiten in Deutschland. Die unter dem
Sammelbegriff „Aufzuchtkrankheiten“ zusammengefaßten Erkran¬
kungen (Sterilität, Verwerfen und Krankheiten der Neugeborenen)
bringen dem Tierzüchter vielerorts schwere Verluste. Sie betragen
z. B. in der Pferdezucht nach den Erfahrungen der letzten 5 Jahre
bis zu 50 Proz. ; davon bedingen die Sterilität bis zu 10 Proz., das
Verwerfen bis zu 25 Proz. und die Fohlenkrankheiten bis zu 15 Proz.
Ausfälle. Für Deutschland kann mit einem jährlichen Ausfall von
rund 450000 Fohlen und rund 2 Millionen Kälbern infolge Herrschens
der Aufzuchtkrankheiten gerechnet werden, d. i. mit einem jährlichen
Schaden von über x/4 Millarde Mark. Zu diesem direkten Verlust
muß noch hinzugerechnet werden der Schaden, der später durch
Ausfall der Arbeits-, Zucht-, Fleisch- und Milchnutzung entsteht.
Zur Bekämpfung der Aufzuchtkrankheiten erschienen veterinärpolL
zeiliche Maßnahmen ungeeignet, weil sie entsprechend der großen
10*
148
Sitzungsbericht.
Verbreitung dieser Krankheiten praktisch nicht durchführbar waren.
Dem Züchter blieb nur die Selbsthilfe übrig. In Deutschland hat
man deshalb versucht, durch einen freiwilligen Zusammenschluß
aller Beteiligten, durch enges Zusammenarbeiten mit den Tierärzten
und veterinärbakteriologischen Instituten eine planmäßige Bekämpfung
der Aufzuchtkrankheiten in die Wege zu leiten. Preußen ging da¬
bei voran. Da in Rücksicht auf die ungünstige wirtschaftliche Lage
des Staates von kostspieligen Neueinrichtungen abzusehen, vielmehr
die Organisation auf bereits vorhandene Institute aufzubauen war,
wurden die staatlichen veterinärbakteriologischen Institute und die
bakteriologischen Institute der preußischen Landwirtschaftskammern
innerhalb ihrer Tätigkeitsbereiche zu den Mittelpunkten, von denen
aus entsprechend den jeweiligen örtlichen Sonderverhältnissen die
Bekämpfung der Aufzuchtkrankheiten geleitet und organisiert wird.
Zunächst wird durch rege Propagandatätigkeit bei den Züchtern
und Tierärzten des Bezirkes das Interesse für die Sache geweckt.
Durch Vorträge in landwirtschaftlichen Vereinen, durch aufklärende
Artikel in der landwirtschaftlichen Presse, durch gemeinverständlich
abgefaßte Merkblätter werden die Züchter über Wesen, Zweck und
Ziel der Organisationen orientiert und zur Mitarbeit aufgefordert.
Sie müssen davon überzeugt werden, daß die Aufzuchtkrankheiten
nur durch Zusammenarbeiten von Züchtern, Tierärzten und veterinär¬
bakteriologischen Instituten erfolgreich bekämpft werden können.
Die praktischen Tierärzte werden durch die Fachpresse, durch Vor¬
träge gelegentlich von Versammlungen, durch Fortbildungskurse an
den Hochschulen und Instituten über die neuesten wissenschaftlichen
Forschungen auf dem Laufenden gehalten und mit den Bekämpfungs¬
maßnahmen vertraut gemacht. Die notwendigen bakteriologischen
und serologischen Untersuchungen werden von den Instituten aus¬
geführt; sie klären die Besitzer bzw. die Tierärzte über die Ursache
der Erkrankungen auf und empfehlen die geeigneten Bekämpfungs¬
maßnahmen. Die Sterilitätsbekämpfung bei Pferd und Rind wird
zur Zeit von den meisten Instituten durch besondere Fachtierärzte
durchgeführt, die an Ort und Stelle unter Assistenz der örtlichen
Tierärzte die Untersuchung und eventuell erste Behandlung vor¬
nehmen. Alljährlich haben die Institute einen ausführlichen Bericht
über das Vorkommen und den Stand der Aufzuchtkrankheiten in
ihrem Bezirk zusammenzustellen und der Landeszentrale zu über¬
mitteln, als welche für Preußen das Hygienische Institut der Tier¬
ärztlichen Hochschule in Hannover bestimmt worden ist. Als Unter¬
lage für diese Aufstellungen haben sich Fragebogen bewährt, die von
den Instituten an die Tierärzte und Züchter ausgegeben und von
diesen nach Ausfüllung an die Institute zurückgereicht werden. Die
Berichte der einzelnen Institute werden von der Landeszentrale
Sitzungsbericht.
149
gesichtet, ansgewertet und zu einem Gesamtbericht über das Vor¬
kommen und den Stand der Bekämpfung der Aufzuchtkrankheiten
im ganzen Lande verarbeitet. Die Verbindung mit den großen
landwirtschaftlichen Organisationen wird durch alljährlich statt¬
findende sog. Interessentenversammlungen zur Bekämpfung der Auf¬
zuchtkrankheiten aufrecht erhalten. Die letzte Versammlung dieser
Art am 21. Februar 1924 brachte die von Anfang an erstrebte
Ausdehnung der Bekämpfungsorganisation über das ganze Reichs¬
gebiet. Als Reichszentrale ist aus Zweckmäßigkeitsgründen die
peußische Landeszentrale gewählt worden. Zur Förderung der Or¬
ganisation beruft die Zentrale alljährlich eine Tagung aller auf dem
Gebiete der Aufzuchtkrankheiten tätigen Fachtierärzte ein, auf
welcher wissenschaftliche und organisatorische Beobachtungen und
Erfahrungen ausgetauscht, der Gesamtbericht erstattet und neue
Richtlinien für das nächste Jahr festgelegt werden. Die Fachtier¬
ärztetagung wird an wechselnden Orten, die möglichst in einem
Hochzuchtgebiet liegen sollen, abgehalten, damit die Teilnehmer Ge¬
legenheit haben, nach und nach alle wichtigeren deutschen Zucht¬
gebiete persönlich kennen zu lernen.
Werner (Graz): Zur Bakteriologie der seuchenhaften
Fohlen- und Kälberkrankheiten in Österreich und
deren Bekämpfung mit spezifischen Impfstoffen. Bei
Fohlenerkrankungen wurden im Alpenländischen Impfstolfwerk in
Graz, an dem Referent tätig ist, ermittelt : Streptokokken in 23,30 Proz.,
Paratyphusinfektionen in 19,42 Proz., Mischinfektionen von Strepto¬
kokken mit Paratyphusbakterien in 19,42 Proz., Mischinfektionen von
Streptokokken mit Colibakterien in 11,65 Proz., Viscosusinfektionen
in 3,80 Proz., reine Coliinfektionen in 2,91 Proz. der Fälle. Die in
Österreich bisher nur selten beobachteten Infektionen mit dem Bact.
pyoseptic. viscos. equi scheinen an Niederungsgebiet gebunden zu
sein. Auffallend war, daß die Pyosepticumstämme österreichischer
Herkunft mit den aus reichsdeutschen Instituten stammenden nur
wenig gemeinsame Merkmale aufwiesen. Heil- und Schutzimpfungen
gegen Fohlenerkrankungen versagen häufig; die besten Ergebnisse
wurden mit der Mutterschutzimpfung erzielt. — Bei den Kälber¬
krankheiten unterschied Referent zwischen Kälberlähme, Kälberruhr
und Kälberpneumonie. Bei Kälberlähme wurden am häufigsten
Streptokokken, weniger häufig Paratyphusbazillen sowie Mischinfek¬
tionen beider ermittelt; Coliinfektionen waren selten. Bei Kälber¬
ruhr waren die meisten Fälle Coliinfektionen, seltener wurden Strepto¬
kokken sowie Mischinfektionen von Streptokokken mit Paratyphus-
und Colibakterien ermittelt; eine reine Paratyphusinfektion ist bisher
nur einmal festgestellt worden. Bei Kälberpneumonie fand sich am
häufigsten der Bac. vitulisepticus ; außerdem wurden Streptokokken,
150
Sitzungsbericht.
Diplokokken und Colibakterien gefunden. Gegen Kälberlähme und
Kälberruhr wurde die Mutterschutzimpfung mit Erfolg angewandt;
Heil- und Schutzimpfungen mit spezifischen Seren versagen häufig.
Zur Bekämpfung der Kälberpneumonie verwendet Ref. ein Doppel¬
serum, das Antikörper sowohl gegen die Erreger der hämorrhagischen
Septikämie als auch gegen die Bakterien der Coli -Paratyphus¬
gruppe enthält.
Poppe (Rostock): Neue Erfahrungen in der Erforschung
und Bekämpfung der Kälber krank h eiten. Die als Kälber¬
ruhr, Kälberpneumonie, Kälberlähme usw. bezeichneten Infektionen
• •
sind zweckmäßiger nach ihrer Ätiologie zu benennen: Colibazillose
(einschließlich Aerogenes- und Isocolibazillose), Diplokokkeninfektion,
Gärtnerinfektion (Paracolibazillose Jensen, Paratyphus 0. Müller,
Karsten), Paratyphus B-Infektion, Pyocyaneus-, Proteus-, Vitulisepticus-
Infektion, Nekrobazillose, pyogene Nabelinfektionen (Streptokokken,
Staphylokokken, Pyogenes). Referent gibt eine Übersicht über die
Verbreitung der einzelnen Infektionen in den verschiedenen Ländern
unter Zugrundelegung der bakteriologischen Befunde und erörtert
dann die für die verschiedenen Infektionen wichtigen Gesichtspunkte
bei der klinischen und pathologisch-anatomischen Diagnose sowie bei
der Bekämpfung. Den nichtinfektiösen Schädlichkeiten ist als Ursache
für gehäuftes Kälbersterben mehr als bisher Beachtung zu schenken.
Auch auf Bazillenträger ist zu achten. Eine genaue bakteriologische
Diagnose ist in jedem Fall und für jeden Bestand unerläßlich, sonst
kommt die Impfbehandlung in Mißkredit. Die hygienischen Ma߬
nahmen stehen für die Bekämpfung der Kälberkrankheiten auch
heute noch an erster Stelle. Die Serumbehandlung hat bisher, falls
brauchbare Seren verwendet wurden, manchmal gute Ergebnisse ge¬
liefert, allgemeine Anwendung aber noch nicht gefunden. Die arznei¬
liche Behandlung bringt nur in gewissen Fällen Erfolg. Die von
C. 0. Jensen bei Isocolibazillose vorgeschlagene antagonistische
Behandlung, bei der zur Herbeiführung einer Umstimmung der Darm¬
flora dem frisch geborenen Kalb per os eine apathogene Colikultur
und gleichzeitig intravenös eine große Dosis Coliserum verabreicht
wird, wäre nachzuprüfen.
Tliurner (Innsbruck): Über die Bekämpfung der Fohlen¬
lähme durch Impfungen. Der beim Landesstallmeisteramt in
Innsbruck tätige Referent legt bei der Fohlenlähmebehandlung das
Hauptgewicht auf die Schutzimpfungen und auf die gleichzeitig
durchzuführende Prophylaxe. Nach seinen Erfahrungen im Salzburg-
Tirol- Vorarlberger Zuchtgebiet hat sich die Mutterschutzimpfung mit
spezifischer Vaccine gut bewährt (durchschnittlicher Erfolg 94 Proz.).
Auch die Fohlenschutzimpfung mit spezifischen Seren zeitigte günstige
Ergebnisse (86 Proz.). Bereits an Lähme erkrankte Fohlen wurden
Sitzungsbericht* '
151
der Heilimpfung teils mit spezifischem Serum teils mit Normalserum
unterzogen; der Heilerfolg betrug 58,9 bzw. 68,8 Proz. Durch Ein¬
spritzung von Mutterblut wurde bei erkrankten Fohlen ein Heileffekt
von 66,6 Proz., durch verschiedene andere Impfstoffe ein solcher von
rund 60 Proz. erzielt.
Kalchschmidt (Gastein): Zur Bekämpfung der Fohle n-
lähm e. Im Praxisgebiet des Referenten sind als Erreger der Fohlen¬
lähme fast ausnahmslos Paratyphusbazillen nachgewiesen worden;
Ref. schließt hieraus auf einen engen Zusammenhang zwischen Fohlen¬
lähme und Stutenabort. Nach seinen Erfahrungen ist bei Behandlung
des Fohlenparatyphus die unspezifische Therapie der spezifischen
Impfung vorzuziehen. Als geeignetes unspezifisches Mittel hat sich
das Pferdenormalserum erwiesen.
Pröscholdt (Stettin): Die Bedeutung des Hengstes für
die Übertragung desBacterium para typhi abortus equi.
Ref. berichtet über einen seltenen, von ihm selbst beobachteten und
längere Zeit hindurch verfolgten Fall, in dem ein Hengst Dauer¬
ausscheider des Bact. paratyphi abortus equi mit seinem Sperma war.
Die Übertragung des Paratyphusabortus durch den Hengst beim
Deckakte, sei es als Bazillenausscheider oder als Zwischenträger, ist
für die Weiterverbreitung der Seuche offenbar nicht von sehr erheb¬
licher Bedeutung. Die Möglichkeit einer Übertragung der Infektion
auf diesem Wege muß indessen anerkannt werden, weshalb die Ma߬
nahmen zur Verhinderung einer solchen Ansteckung nicht verabsäumt
werden dürfen.
Reisinger (Wien): Die Bekämpfung des infektiösen
Abortus der Rinder durch Impfungen. Mit Impfstoffen aus
abgetöteten Abortusbazillenkulturen lassen sich in der Regel nur in
solchen Beständen Erfolge erzielen, in denen vor der Impfung relativ
viele Tiere verworfen haben und wo deshalb anzunehmen ist, daß bei
den meisten Impflingen schon vorher eine gewisse natürliche Im¬
munität vorhanden war. Wenig oder ganz unwirksam sind Impfungen
mit avirulentem Bakterienmaterial häufig in frisch verseuchten Rinder¬
beständen und in solchen, wo öfters Neueinstellungen von Vieh vor¬
genommen werden. Die Impfstoffe aus lebenden Kulturen sind bei
der Immunisierung bedeutend wirksamer als solche aus abgetöteten
und lassen auch in Beständen, wo letztere erfahrungsgemäß häufig
versagen, gute Ergebnisse erzielen. Die Impfungen mit lebenden
Kulturen müssen jedoch, sofern Immunserum für die Vornahme von
Simultanimpfungen nicht zur Verfügung steht, auf nichtträchtige
Rinder beschränkt bleiben, weil Versuche ergeben haben, daß bei der
Impfung trächtiger Rinder die Gefahr einer Ansteckung besteht, die
auch dann nicht sicher vermieden wird, wenn die Impflinge durch
subkutane Einspritzung großer Dosen von abgetöteten Kulturen vor-
152
Sitzungsbericht.
immunisiert worden sind. Im Hinblick auf diese Erfahrungen empfiehlt
es sich, in einem verseuchten Bestand alle nichtträchtigen Rinder
6 — 8 Wochen vor dem Decken mit lebender Kultur und die trächtigen
Rinder in Zwischenräumen von 3—4 Monaten mit etwa 20 ccm ab¬
getöteter Kultur zu impfen.
Zwick (Gießen): Impfungen gegen den infektiösen
Abortus des Rindes. Zwick prüfte die Frage, ob es nicht
möglich wäre, die Schutzimpfung mit lebenden Abortuskulturen auch
bei tragenden Tieren vorzunehmen. Zunächst wurden serologisch
positiv reagierende tragende Tiere mit lebender Kultur subkutan
geimpft, da bei diesen Tieren die Abortusbazillen auf die gesteigerten
Abwehrkräfte des Körpers treffen, wenn man die positive Reaktion
als Ausdruck einer Immunkörperbildung auffaßt. Eine schädliche
Wirkung wird darum nicht entfaltet werden können, dagegen erfolgt
eine Steigerung der Immunkörperbildung. Bei bereits bestehender
Infektion des Uterus kann eine weitere Zufuhr von Bakterien kaum
schädlich sein. Es besteht aber die Möglichkeit, daß infolge des
erneuten Reizes eine Vermehrung der Schutzkörper stattfindet und
der in den Anfängen befindliche Krankheitsprozeß aufgehalten wird.
Insgesamt wurden bisher 37 tragende Tiere mit lebender Kultur ge¬
impft, von denen 3 verkalbten. Soweit die bisherigen Versuche eine
Beurteilung zulassen, scheint es, daß lebende Kulturen bei tragenden
Kühen subkutan angewendet werden können und gute Erfolge er¬
möglichen. Ehe weitere Erfahrungen vorliegen, sollten jedoch lebende
Kulturen nur bei serologisch positiv reagierenden tragenden Kühen
und Färsen angewandt werden, während die negativ reagierenden
mit abgetöteter Kultur zu impfen sind. Kann eine individuelle Be¬
handlung des ganzen Bestandes an Hand der Blutuntersuchung nicht
vorgenommen werden, so hat der Impfung mit lebender Kultur zweck¬
mäßig eine solche mit abgetöteter voranzugehen.
Wechselrede zu Hauptthema 1.
Zwick (Gießen): Ich habe es besonders begrüßt, daß Herr Poppe die Not¬
wendigkeit der Durchführung hygienischer Maßnahmen bei der Bekämpfung der
Kälberkrankheiten besonders betont bat. Mehr als bisher sollte diese Notwendigkeit
in den Vordergrund gerückt und entsprechend verfahren werden. Unterstreichen
möchte ich außerdem die größere Beachtung der nichtinfektiösen Schädlichkeiten als
Ursache des gehäuften Auftretens. Eine Lücke besteht noch bei den Forschungen
über die primären Ursachen der Kälberruhr insofern, als die Beziehungen der Kälber¬
ruhr zum infektiösen Abort in ihrem Umfang und in ihrer Bedeutung noch nicht
genügend erforscht sind. In dieser Richtung sollten noch weitere Untersuchungen
angestellt werden.
Büchltnann (Mittersill) : Die sog. klassische Fohlenlähme ist eine durch Zutritt
von Eiterungen verdeckte Paratyphose, die den Namen Fohlenparatyphus verdient.
175 Fälle sog. Fohlenlähme zeigten zeitlichen Zusammenhang mit Pferdeabortus-
seuchengängen. Neonato-pathogene primäre Paratyphuskeime werden von den Eiter-
Sitzungsbericht.
153
kokken der Scheiden- und Stallflora derart überwuchert, daß sie bei Spätformen in
der Regel nicht mehr nachgewiesen werden können. Lähmemütter sind Paratyphus¬
ausscheider. Soweit das ursprüngliche klinische Bild nicht schon durch Eiterungen
verschleiert ist, ergibt sich eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Kälberparatyphus
in Form von Diarrhoen, serösen Gelenkentzündungen, nekrotisierenden Lungen- und
Leberentzündungen. Nabeliufektionen entstehen nicht aufsteigend, sondern absteigend.
Gminder (Stuttgart): Das von Herrn Poppe erwähnte Jensensche Behand¬
lungsverfahren ist vom württembergischen Tierärztlichen Landesuntersuchungsamt
bisher in 2 größeren Rinderbeständen angewandt worden. In beiden Beständen starb
vorher jedes Kalb innerhalb 48 Stunden nach der Geburt an Coliruhr. Nach An¬
wendung des Verfahrens — es wurden 25—50 ccm Coliserum subkutan und die
Abschwemmung von 2 Agarkulturen mit etwas frischer, aseptisch gewonnener
Kolostralmilch des Muttertieres per os gegeben — kam ein Fall von Kälberruhr
nicht mehr vor.
Karsten (Hannover): Die Diplokokkeninfektion der Kälber kommt auch schon
in der ersten Lebenswoche vor; sie kann ohne Ruhrerscheinungen unter dem Bilde
einer reinen Septikämie verlaufen oder durch Lungenentzündungen kompliziert
werden. Die von Herrn P o p p e als Paratyphus B-Infektion geschilderte Erkrankung
ist bisher aus Deutschland nicht beschrieben worden, sondern nur aus Dänemark
(Christiansen). Es liegt kein Grund vor, eine Änderung der Nomenklatur vor¬
zunehmen und statt von Paratyphus der Kälber von einer Gärtner- Infektion zu
sprechen, zumal das Studium der Paratyphosen noch im Flusse ist und eine spätere
grundlegende neue Bezeichnung der Paratyphuserkrankungen nicht zu umgehen sein
wird. Die immer wieder betonte Unmöglichkeit, die Kälberkrankheiten klinisch oder
pathologisch- anatomisch zu erkennen, trifft nur bis zu einem gewissen Grade zu,
da der Kälberparatyphus und die Diplokokkeninfektion an den Milz- und Leber¬
veränderungen wohl diagnostiziert werden können. Bei Vaccinationen gegen den
Kälberparatyphus treten nicht ganz selten schwere und schwerste Intoxikationen
auf; jede Vaccine ist daher vor ihrer Abgabe auf ihre Ungefährlichkeit zu prüfen.
Im Süden des deutschen Sprachgebietes wird auffallenderweise die „Kälberlähme“
noch recht oft festgestellt, während in Norddeutschland dieser Krankheitsbegriff
ätiologisch bereits aufgeteilt ist.
Nußhag (Perleberg): Betont die entscheidende Bedeutung der hygienischen
Maßnahmen. Auf ihre Durchführung sind ohne Zweifel die zum Teil vorzüglichen
Erfolge auch mit abgetöteten Kulturen bei der Bekämpfung des Rinderabortus zu
beziehen. Was die Frage, der Impfung gegen diese Seuche betrifft, so ist der
„Lebendkultur“ besondere Beachtung zu schenken. Nicht Dosis, Applikationsweise
oder Grad der Trächtigkeit ist maßgebend, sondern Virulenz bzw. antigene Fähig¬
keit der Kultur.
Poppe (Rostock): macht Mitteilung zur Frage der Ausscheidung von Para¬
typhusbazillen in einem Bestände mit endemischer Paratyphusinfektion, in dem
innerhalb eines Jahres von 35 Pferden 9 eingegangen sind. Der Frage der Bazillen¬
träger und -ausscheider sowie dem Vorkommen von endemischen Paratyphus¬
infektionen bei Pferden, die nicht im Zusammenhang mit Erkrankungen der Ge¬
schlechtsorgane oder mit Fohlenkrankheiten stehen, ist besondere Aufmerksamkeit
zuzuwenden.
Gminder (Stuttgart) : Die Impfung mit lebender Abortuskultur bewirkt zweifel¬
los das Zustandekommen einer stärkeren Immunität als die Impfung mit abgetöteter
Kultur oder Extrakt. In Württemberg wurden versuchsweise auch trächtige Tiere
bis zum 4. Monat mit lebender Kultur geimpft. Ich stimme der Anregung von
Zwick zu, von der Anwendung lebender Abortuskultur einen weitergehenderen Ge¬
brauch als bisher zu machen, glaube aber, man muß dabei doch sehr vorsichtig sein.
Die bisher vorgenommenen Versuche genügen jedenfalls noch nicht, um Abände-
154
Sitzungsbericht.
rungen des zurzeit üblichen Impfverfahrens nach dieser Richtung hin allgemein zu
empfehlen. Wenn bei mit lebender Kultur geimpften trächtigen Rindern später ein
Abortusfall vorkommt, wird ein etwaiger Einwand des Besitzers, sein Tier habe
infolge der Impfung verkalbt, nicht widerlegt werden können. Nach allem, was wir
bis jetzt über den Wert der Abortusimpfungen wissen, dürfen wir alle üblichen
Impfverfahren nicht überschätzen. Die hygienischen Maßnahmen dürfen als wert¬
volles Hilfsmittel im Kampfe gegen den infektiösen Abort nach wie vor nicht ver¬
nachlässigt werden.
Schlußworte zu Hauptthema 1.
Mießner (Hannover): Die Verhältnisse der Aufzuchtkrankheiten scheinen in
Österreich wesentlich anders zu liegen als in Deutschland und in den nordischen
Ländern, da man in der Hauptsache Paratyphus, Colibakterien und Streptokokken,
aber keine Pyoseptikumbakterien nachgewiesen hat. Nicht zu folgen vermag ich
der Auffassung, daß die Fohlenlähme meist mit dem durch Paratyphusbakterien
veranlaßten Abort in Zusammenhang steht. Nur soweit ist das zuzugeben, als es
sich um einen Spätabort noch lebender aber schwer kranker Fohlen handelt. Bei
gesund geborenen Fohlen, die erst am 2. Tage erkranken, gehört der Paratyphus
zu den Seltenheiten. Gegen den Zusammenhang von Verwerfen und Fohlenlähme
spricht auch der Umstand, daß in Schweden und Dänemark Paratyphusabort selten,
die Fohlenlähme aber häufig ist. Auch in Deutschland sind zahllose Fälle bekannt,
in denen niemals Abort aufgetreten ist, trotzdem aber die Fohlenkrankheiten in
größtem Umfange Vorkommen. Den Mutter-Impfungen stehe ich sehr skeptisch
gegenüber, da einmal die Vaccination hochtragender Tiere nicht unbedenklich ist
und es weiterhin mehr als fraglich erscheint, ob wirklich erhebliche Schutzstoff¬
mengen auf den Fötus übergehen.
Werner (Graz): In Salzburg, einem notorisch mit Pferdeabort verseuchten
Lande, scheinen die mit Paratyphusbakterien infizierten Fohlen Infektionen anderer
Erreger leichter zu unterliegen. Der hohe Prozentsatz an Paratyphusinfektionen
liegt in der Tatsache begründet, daß der größte Teil des Untersuchungsmaterials
aus Salzburg eingesandt wurde. Die aus anderen Gegenden untersuchten Fälle
waren auf Streptokokkeninfektionen zurückzuführen. Vereinzelte Viskosusinfektionen
waren nur auf Flachland beschränkt.
Hauptthema 2:
Veterinärpolizei: Rauschbrand und Tollwut.
a) Rauschhrand.
Hauptreferat: Mießner (Hannover): Die Anaerobier in der
Veterinärmedizin. Ref. gab einen Gesamtüberblick über die Ent¬
wicklung sowie über den gegenwärtigen Stand der Frage und faßte
seine Ausführungen dahin zusammen, daß wir heute in der Veterinär¬
medizin zwischen Rauschbrand, Pararauschbrand und Gasbrand unter¬
scheiden müßten, die durch den Bac. sarcophysematos, Bac. parasarco-
physematos und Bac. phlegmones emphysematosae Fraenkel verursacht
würden. Als Sammelnamen für die 3 genannten Anaerobeninfektionen
schlägt Ref. die Bezeichnung „Gasödeme“ vor. In der Frage der
Gasödeme bei unseren Haustieren nimmt er folgenden Standpunkt
Sitzungsbericht.
155
ein: Als Rauschbrand bezeichnen wir die durch den Bac. sarco-
physematos hervorgerufenen Erkrankungen, ohne Rücksicht auf Art
und Ort der Infektion. Erkrankt sind bisher Rind, Schaf, Pferd und
Schwein. Für das Rind fällt damit die Frage des ausschließlichen
Weiderauschbrandes fort, da in ungefähr 6 Proz. der Fälle Stall¬
infektionen mit Rauschbrandbazillen vorliegen. Die Frage des Schaf¬
rauschbrandes ist insofern geklärt, als nachgewiesen werden konnte,
daß es sich bei den meisten Gasödemfällen des Schafes auch nach
vorangegangener Geburt wenigstens im Bereich der daraufhin bisher
untersuchten Bezirke (Prov. Sachsen) um Rauschbrand handelt. In
den sog. Rauschbranddistrikten ist Schafrauschbrand bisher nicht
beobachtet worden, andererseits ist der Rinderrauschbrand in den
Schafrauschbrandgebieten unbekannt. Rauschbrand bei Pferd und
Schwein ist bisher erst in Einzelfällen sichergestellt. Der P ara¬
rauschbrand ist als Wundinfektionskrankheit bei allen Haustier¬
arten auch durch die neuen Untersuchungen bestätigt worden. Da¬
neben verdienen aber Fälle von Pararauschbrand Beachtung, die
spontan im Stall sowohl wie auf der Weide auch in Rauschbrand¬
distrikten Vorkommen und als Beweis für die Ubiquität des Erregers
dienen können, den Zeißler bei sein'en Erduntersuchungen in 20 Proz.
der Fälle nachweisen konnte. Der Gasbrand soll nach den neuesten
Ergebnissen von Zwick als selbständige Erkrankung bei Rindern
aufgetreten sein. Bisher war das Vorkommen des Gasbrandbazillus
nur bei Mischinfektionen mit Rauschbrand bzw. Pararauschbrand
beim Rind in Einzelfällen, beim Schaf in größerer Zahl beobachtet
worden. Nach Warringsholz soll der genannte Bazillus in 50 Proz.
aller Muskulaturproben von an Gasödemerkrankungen eingegangenen
Rindern nachzuweisen sein. In der Erde ist er nach Zeißler in
jeder Probe vorhanden. — Mit Rücksicht darauf, daß unter den auf
der Weide spontan auftretenden Gasödemfällen sich auch echte Para¬
rauschbrandfälle befinden, erscheint es nicht mehr gerechtfertigt, nur
die durch den Rauschbrandbazillus veranlaßten Todesfälle zu ent¬
schädigen. Da der Pararauschbrand anatomisch und epidemiologisch
genau so wie der Rauschbrand auftreten kann und nur eine genaue
bakteriologische Untersuchung die Entscheidung zu bringen vermag,
würde für den zuständigen beamteten Tierarzt die Unsicherheit in der
Diagnose und der Entschädigungsfrage ständig zunehmen. Auch
würde es für den Landwirt unverständlich sein, weshalb 2 für ihn
gleichartige Krankheiten das eine Mal entschädigt werden, das andere
Mal nicht. Es kommen ferner auch Rauschbrand- und Pararausch¬
brandfälle im Stalle vor, für die eine Entschädigung sinngemäß ge¬
währt werden muß, sofern eine fahrlässige Handlung des Besitzers
für die Entstehung der Erkrankung nicht verantwortlich gemacht
werden kann. Es müßten infolgedessen alle Fälle rauschbrandartiger
156
Sitzungsbericht.
Erkrankungen von der Entschädigung auszuschließen sein, die inner¬
halb von 8 Tagen nach dem Kalben auftreten. Zweckmäßig wären
hierher noch zu rechnen die Operationen und äußerlich sichtbaren
Verletzungen, sofern sie in ursächlichen Zusammenhang mit der Er¬
krankung zu bringen sind. Endlich ist man durch eine geeignete
prophylaktische Impfung imstande, eine Verbreitung der Gasödemfälle
zu verhindern. Es kann daher als zweckmäßig empfohlen werden,
die Entschädigung von einer Schutzimpfung abhängig zu machen.
Zur Impfung käme ein bivalenter, aus dem Bac. sarcophysematos und
dem Bac. parasarcophysematos hergestellter Impfstoff in Frage. Nach
Ansicht des Ref. sollten demnach entschädigt werden alle* Gasödem¬
fälle der Einhufer und Rinder, sobald die Tiere geimpft und nicht
innerhalb von 8 Tagen nach einer Geburt, Operation oder äußerlich
erkennbaren Verletzungen erkrankt sind.
Zeißler (Altona) r Die bakteriologische Diagnose des
Rauschbrandes. Vortr. demonstrierte an einer großen Serie von
Mikrophotogrammen die Unmöglichkeit, die ätiologische Diagnose des
Rauschbrandes auf bakterioskopischem Wege zu stellen. Auch der
Tierversuch reiche zu einer sicheren Diagnose nicht aus. Für die
exakte Untersuchung von Rauschbrandfleisch käme heute allein die
von Zeißler vor 4 Jahren zuerst genauer beschriebene bakteriolo¬
gische Methodik in Frage, deren wesentlichen Bestandteil die unter
Sauerstoffabschluß bebrütete Traubenzuckerblutagarplatte bildet. —
Bezüglich der Entschädigung könne man verschiedener Ansicht sein:
entweder entschädige man nur den echten Rauschbrand bei Pferd
und Rind, dann sei eine exakte ätiologische Diagnose unerläßlich,
oder man entschädige alle Gasödeme mit Ausnahme der nachweislich
im Anschluß an eine Geburt oder ein Trauma entstandenen Fälle,
dann könne die bakteriologische Untersuchung überhaupt gespart
werden.
Foth (Münster): Rauschbrand und Rauschbrandschutz¬
impfungen. Ref. ging davon aus, daß die neuerdings von ver¬
schiedenen Seiten angeregte Aufhebung der Entschädigung für Rausch¬
brandverluste vor allem ein zuverlässiges Schutzimpfungsverfahren
voraussetze, denn die Anzeigepflicht würde dann nur mangelhaft er¬
füllt werden, die veterinärpolizeiliche Bekämpfung würde zurück¬
gehen und die Seuche würde wieder an Ausbreitung gewinnen. Die
bisherigen Erfolge der Schutzimpfungen seien aber weit fragwürdiger,
als es nach den Impfstatistiken erscheinen könnte. Im Mittelpunkt
des tierärztlichen Interesses stünden zurzeit die Impfungen mit Rausch¬
brandkulturfiltraten. Nach den Untersuchungen des Ref. gelingt es
piit allen Hilfsmitteln der modernen Technik überhaupt nicht, völlig
keimfreie Filtrate aus Rauschbrandkulturen zu gewinnen. Die Filtrate
sind nur sehr keimarm. Kleinste Vorstufen der Bakterien oder Sporen
Sitzungsbericht.
157
passieren die Filter. Sie sind weder mikroskopisch noch kulturell
nachzuweisen, wohl aber durch Meerschweinchenimpfung, wenn die
Ausgangskultur zufällig oder durch besondere Leitung der Kultur¬
bedingungen reich an Toxinen war. Dann entwickeln sich unter dem
zellähmenden Einfluß des miteingespritzten Toxins die genannten
kleinen Sporenvorstufen und töten das Meerschweinchen an bakte¬
riellem Rauschbrand. Die Giftbildung in den Kulturen hängt von
Umständen ab, die nur wenig bekannt sind. Ferner zeigt sich, daß
die Giftbildung keineswegs der Bildung von Rauschbrandschutzstoffen
parallel geht. Giftige Filtrate können bald sehr, bald nur wenig
schutzkräftig sein und ebenso können ungiftige Filtrate gelegentlich
auch nur wenig Schutzkraft besitzen. Auf der Nichtbeachtung dieser
Tatsachen beruhen die besonders aus Nordamerika berichteten viel¬
fachen Mißerfolge. Sicher ist, daß die Filtrate vielfach eine kräftige
Schutzwirkung haben. Es ist notwendig, daß sie vor der Abgabe
auf ihre Gift- und auf ihre Schutzwirkung geprüft werden nach einem
Verfahren, das ausreichende Gewähr für Gefahrlosigkeit und für ge¬
nügende Schutzwirkung der Filtratimpfung bietet. Voraussetzung
dafür sei eine staatliche Prüfung der für Impfzwecke hergestellten
Rauschbr andkulturfil träte.
Zwick (Gießen) : ÜberRauschbrand. Als Erreger des echten
Rauschbrandes ist einzig der Chauveausche oder Fothsche Bazillus
anzusehen; der Kittsche Bazillus muß den Pararauschbrandbazillen
zugerechnet werden. Die Zeißlersche Traubenzuckerblutagarplatte
hat sich für diagnostische Zwecke gut bewährt, doch ist es unter
Umständen zweckmäßig, daneben noch den Meerschweinchenimpfversuch
durchzuführen. Von 60 aus typischen Rauschbranddistrikten stammen¬
den Muskelproben von Rindern enthielten: 45 Proz. den Fothschen,
38,5 Proz. den Kittschen, 5 Proz. den Fothschen und Kittschen,
8,3 Proz. den Fothschen und Fraenkel sehen, 1,7 Proz. den Kittschen
und Fraenkelschen, 1,7 Proz. nur den Fraenkelschen Bazillus. In
34 Fleischproben von Rindern aus fraglichen und Nichtrauschbrand¬
gebieten fanden sich in 29,4 Proz. der Fälle Fothsche, in 58,8 Proz.
der Fälle Kittsche, in 8,8 Proz. der Fälle Fothsche und Kittsche, in
3 Proz. der Fälle Fraenkelsche Bazillen. Da in Rauschbranddistrikten
eine nicht geringe Zahl der spontan und seuchenhaft auftretenden
Gasödemfälle durch den Kittschen Bazillus verursacht wird, ist es
erwünscht, daß, von Reichs- oder Landeswegen, in Rauschbrand¬
distrikten außer den durch den Fothschen Bazillus hervorgerufenen
Gasödemfällen auch diejenigen entschädigt werden, bei denen der
Kittsche Bazillus als Erreger nachgewiesen wird. Von der Ent¬
schädigung auszuschließen wären die im Anschluß an eine Geburt
oder ein Trauma entstandenen Gasödeme. Im übrigen weist Ref. auf
das in der Schweiz geltende Entschädigungsverfahren hin : dort greift
158
Sitzungsbericht.
die Entschädigung nur in denjenigen Fällen Platz, in denen eine
Schutzimpfung vorhergegangen ist. Bezüglich der Nomenklatur
empfiehlt Ref., als Sammelnamen die Bezeichnung „Gasödeme“ ein¬
zuführen und eine weitere Gruppierung in dem Sinne vorzunehmen,
daß ein Gasödem A (= echter Rauschbrand), Gasödem B (= Para¬
rauschbrand) und Gasödem C (= Fraenkelinfektionen) unterschieden
wird.
Wechselrede zum Thema Rausch brand.
Nöller (Berlin): Die große Unsicherheit und Verschiedenheit bei der Beur¬
teilung der Frage, was als echter und was als nichtechter (Para-)Rauschbrand an¬
zusehen ist, rührt her von der ungenügenden Auseinanderhaltung der pathologisch-
anatomischen und der ätiologischen Begriffe. Nachdem es nun durch die Fort¬
schritte in der Bazillendifferenzierung (Zeißler) auch beim Rauschbrand und ihm
ähnlichen Krankheiten möglich geworden ist, zu ätiologisch einheitlichen Krankheits¬
bildern zu kommen, sollten die international gültigen Nomenklaturgesetze künftig
in den bakteriologischen Laboratorien ebenso berücksichtigt werden, wie dies bereits
in den vorwiegend botanisch-zoologischen Versuchsinstituten der Fall ist.
Zeller (Berlin): Das in der Veterinärabteilung des Reichsgesundheitsamtes
bisher untersuchte Rauschbrandmaterial ergab beim Rind den Typus Foth in
66,7 Proz., den Typus Kitt in 12,5 Proz , den Typus Foth und Kitt in 16,6 Proz.
der Fälle, beim Schaf den Typus Foth in 71,4 Proz., den Typus Kitt in 28,6 Proz.
der Fälle. Die direkte Züchtung auf der Zeißler-Platte (Schafblut) gelang in
87,1 Proz. der Fälle, während der stets gleichzeitig durchgeführte Meerschweinchen¬
impfversuch bei 98,5 Proz. der untersuchten Proben zum Ziel führte (Züchtung der
Gasödembazillen meist in Reinkulturen aus Herzblut oder Knochenmark). Das Zeiß-
lersche Plattenkulturverfahren hat sich bei der bakteriologischen Rauschbranddiagnose
bewährt, doch empfiehlt es sich, daneben den primären Meerschweinchenversuch bei¬
zubehalten. Foth- und Kittstämme lassen sich auf verschiedene Weise unterscheiden.
Eine sichere Trennung der Kittstämme von den verschiedenen Vertretern der Para¬
rauschbrandgruppe ist dagegen nicht möglich. Als Erreger des echten Rauschbrandes
kann nur der Fothsche Bazillus gelten.
v. Ostertag (Stuttgart): Das Vorkommen von Schafrauschbrand ist nicht er¬
wiesen trotz des Nachweises von Fothschen Bazillen in Fällen von Gasödem beim
Schaf. Auch in der Paratyphusgruppe gibt es Bakterien, die sich bakteriologisch
nicht unterscheiden lassen, aber trotzdem Erreger ganz verschiedener Krankheiten
sind. Man sollte zunächst versuchen, mit Fothschen Bazillen vom Schaf Rinder zu
infizieren. Die epizoologischen Tatsachen (Fehlen von Schafrauschbrand in Rinder¬
rauschbranddistrikten und umgekehrt) sprechen gegen das Vorkommen von echtem
Schafrauschbrand. Veterinärpolizeilich kann als Rauschbrand beim Rinde nur die
durch den Fothschen Bazillus verursachte Krankheit bezeichnet werden. Sache der
Länder ist es, zu prüfen, ob neben dem echten Rauschbrand auch die durch den
Kittschen Bazillus bedingte rauschbrandähnliche Krankheit wirtschaftlich diejenige
Verbreitung und Bedeutung besitzt, daß sie durch veterinärpolizeiliche Maßregeln
unter Gewährung einer Entschädigung bekämpft werden muß. Entschädigt werden
müssen auch der Stallrauschbrand und der Rauschbrand ohne vorangegangene
Impfung. In Zweifelsfällen muß aus veterinärpolizeilichen Gründen für den Ent¬
schädigungsfall Rauschbrand angenommen werden. Die Bezeichnung „Bac. sarco-
physematos“ wäre durch „Bac, sarcemphysematos“ zu ersetzen.
Schnürer (Wien) : Der Vorschlag Mießners, die Entschädigung auf alle Gasbrand¬
ödeme mit gewissen Einschränkungen auszudehnen, entspricht dem von mir bereits
Sitzungsbericht.
159
früher eingenommenen Standpunkt. Zur Kulturbesichtigung kann an Stelle des
Plattenkulturmikroskopes auch der Stereoskopaufsatz von der Firma Zeiß oder
Reichert verwendet werden.
Manninger (Budapest): fand in Ungarn bei Untersuchung frischen Materials
von spontanem Rinderrauschhrand fast nur den echten Rauschbrandbazillus. Bei
Schafen kommt auf für Rinder gefährlichen Weiden echter Rauschbrand vor. Fil¬
trate von Rauschbrand- und Ödembazillen schützen im Meerschweinchenversuch nur
gegen die homologen Bakterien. Der von Manninger hergestellte und angewandte
bivalente Filtratimpfstoff hat sich in der Praxis (Ungarn) bei Rindern und Schafen
bewährt.
Gräub (Bern): weist auf die in der Schweiz erzielten guten Ergebnisse mit
der Filtratimpfung hin. Während vor 1920 die Verluste 4 — 5 Prom. betrugen, sind
sie nach Einführung der Filtratimpfung auf 1 Prom. zurückgegangen. Künstliche
Aggressine (Kulturfiltrate) und natürliche Aggressine (keimfrei filtrierter Rausch¬
brandmuskelsaft) entfalten etwa dieselbe Schutzwirkung.
Kitt (München): Die Aufstellung eines Rauschbrandbazillus „Kitt“ ist über¬
flüssig geworden. Sie ist dadurch entstanden, daß unter dem von mir an Zeißler
übermittelten Rauschbrandmaterial auch solches war, das Anaerobier enthielt, die
mit den früheren Untersuchungsmethoden nicht präzis vom Rauschbrand abgetrennt
werden konnten. Für die in Bayern ausgeführten und gut bewährten Schutz¬
impfungen, wurde stets ein polyvalenter Impfstoff hinausgegeben: Fleischpulver von
vielerlei Rauschbrandfällen und Reinkulturen mehrerer Stämme zusammengemischt.
Filtrate sind von Kitt schon 1893 in Versuch genommen und immunisierend befunden
worden. Da man durch Impfungen die Rauschbranderkrankungen entschieden zu
verringern imstande ist, würde man am besten tun, die Entschädigungen für Rausch¬
brandfälle ganz wegfallen zu lassen.
Ernst (Schleißheim): Als Rauschbrand ist nur die durch den Chauveauschen
oder Fothschen Bazillus hervorgerufene Erkrankung anzusehen, für die allein die
Entschädigung in Frage kommt. Diese auf den Pararauschbrand auszudehnen, ist
nach den Erfahrungen in Bayern vorerst weder wirtschaftlich notwendig noch vete¬
rinärpolizeilich begründet. Eine Schutzimpfung gegen Pararauschbrand in der
großen Praxis ist vorläufig nicht zu empfehlen, so günstig die Erfolge bei Rausch¬
brandimpfungen sind. Diese erfolgen in Bayern durch Muskelpulverimpfstoffe, die
sich trotz der Möglichkeit des Impfrauschbrandes billiger stellen wie Filtrat¬
impfungen.
Mießner (Hannover) : hält es nicht für zweckmäßig, die Regeln der botanischen
und zoologischen Nomenklatur ohne weiteres auf die verwirrten Nomenklaturverhält¬
nisse in der Bakteriologie zu übertragen. Die rauschbrandigen Erkrankungen des
Schafes, die durch einen vom Bac. sarcophysematos weder morphologisch, kulturell
noch biochemisch zu unterscheidenden Erreger veranlaßt werden und die sich patho¬
logisch-anatomisch ‘in nichts vom Rinderrauschbrand unterscheiden, müssen vorläufig
trotz der eigenartigen epidemiologischen Verhältnisse dem Rauschbrand gleich¬
gesetzt werden.
Zeißler (Altona): Rauschbrandbazillenstämme vom Rind und vom Schaf lassen
sich weder auf biochemischem noch auf serologischem Wege unterscheiden. Für die
Traubenzuckeragarblutplatte eigenen sich Rinder- und Menschenblut erheblich besser
als Schafblut.
Foth (Münster): wies in seinem Schlußwort darauf hin, daß die neuen bak¬
teriologischen Forschungen unsere Kenntnisse auf dem Gebiete des Rauschbrandes
und der ihm verwandten Krankheiten zwar bedeutend gefördert hätten, daß wir
aber von einer Lösung aller in Betracht kommenden bakteriologischen und veterinär¬
polizeilichen Fragen doch noch recht weit entfernt seien.
160
Sitzungsbericht.
b) Tollwut.
Schnürer (Wien): Wutschutzimpfung bei Hunden. Die
gegenwärtig bei Menschen angewendeten Verfahren der postinfektio¬
neilen Wutfestigung kommen für Massenimpfungen von Hunden nicht
in Frage, da 10 — 30 Einzelimpfungen bei jedem Tiere vorgenommen
werden müßten. Für die Impfung von Hunden gilt es, ein einfaches
Verfahren mit einer oder höchstens zwei Injektionen zu finden, das
wirksam und zugleich ungefährlich sein muß. Die Begründung eines
solchen Verfahrens im Tierversuch ist deswegen außerordentlich
schwierig, weil bisher zur Prüfung der erzielten Wutfestigung eine
Art der Ansteckung, wie sie den natürlichen Verhältnissen des Hunde¬
bisses entspricht, nicht gefunden werden konnte. Die sicheren Ver¬
fahren der subduralen, intraokulären, kornealen und intramuskulären
Ansteckung stellen an die Immunität zu hohe, durch die Praxis
meist nicht gerechtfertigte Ansprüche und verdecken eine für prak¬
tische Zwecke wahrscheinlich ausreichende Immunität. Trotzdem
haben die bisherigen Versuche ergeben, daß mit 1 — 2 Injektionen
von unabgeschwächtem Virus fixe in größeren Dosen (0,5 — 6 g) eine
Immunität in zahlreichen Fällen auch gegen subdurale Infektion
erzielt werden kann und daß die Gefahr von Impftollwut bei Ver¬
wendung eines bestimmten Virus fixe (z. B. Wiener Virus) kaum zu
befürchten ist. *) Über die Wirksamkeit der bisher in Österreich
ausgeführten präinfektioneilen Impfungen kann ein sicheres Urteil
nicht gefällt werden, da über die Ansteckungsgefahr der geimpften
Hunde keinerlei Beobachtungen vorliegen. Man sollte versuchen, die
präinfektionelle Schutzimpfung der Hunde, selbstverständlich unter
den gebotenen Vorsichtsmaßregeln, nunmehr in der* Praxis auf mög¬
lichst breiter Basis zu prüfen, da nur auf diesem Wege ein ma߬
gebendes Urteil über Unschädlichkeit und Wirksamkeit der Impfung
zu erlangen ist. Vorbedingung zur Durchführung von Massen¬
impfungen wäre allerdings zunächst die Herstellung eines haltbaren
und versandfähigen Impfstoffes.
Wechselrede zum Thema Tollwut.
Kitt (München), der eben von einer Italienreise zurückgekehrt war, berichtete,
daß man in den Wutimpfungsinstituten zu Kom und Bologna sehr gute Erfolge mit
einem durch Karbolzusatz abgetöteten Virus hei Hunden als Prophylaktikum habe.
Durch 3 malige subkutane ImpfuDg (am 1., 8. und 15. Tage) von 5 ccm Emulsion
sei es gelungen, Hunde sogar gegen die starke intraokuläre Infektion von Straßen¬
virus zu schützen. Sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, so müßten derartige
Impfungen in Gegenden, wo die Wut ungewöhnlich stark auftritt, doch in Erwägung
gezogen werden. Das in Japan geübte und von dort als sehr wirksam empfohlene
l) Japanische und amerikanische Autoren haben durch Karbolsäure-Glyzerin¬
zusatz einen Impfstoff hergestellt, der mit einmaliger Injektion von 6 ccm (1 g Mark)
Immunität gegen natürliche Infektion zu verleihen scheint.
Sitzungsbericht.
161
Schutzimpfungsverfahren hat bei einer Nachprüfung in Italien versagt, wenn nach
der japanischen Vorschrift das phenolisierte Virus nur einmal eingespritzt wurde;
bei 3 maliger Vorbehandlung wurde dagegen ein wirksamer Schutz erzielt.
v. Ostertag (Stuttgart): Die allgemeine Durchführung der Schutzimpfung im
Binnenlande ist undurchführbar wegen der großen Zahl der Hunde und wegen der
Unmöglichkeit, Hundekataster anzulegen. Die freiwillige Einzelimpfung würde sich
einbürgern, wenn Sicherheit bestände, daß die Impfung Impftollwut nicht zur Folge
hätte, so daß veterinärpolizeiliche Maßnahmen entfallen könnten. Durchführbar ist
die Impfung in den Einbruchsgebieten der Tollwut an der Grenze: hier sollte von
ihr Gebrauch gemacht werden, sobald feststeht, daß sie tatsächlich ungefährlich ist.
Mießner (Hannover): Die Veterinärpolizei sollte nunmehr auch in Deutschland
ihr Interesse der Impfung gegen Tollwut zuwenden, und in gefährdeten Bezirken
zonenweise solche Impfungen in die Wege leiten. Ich habe bereits in der Vorkriegs¬
zeit gezeigt, daß eine Immunisierung von Hunden gegen Tollwut durch intraabdo¬
minale Einverleibung größerer Mengen von Virus fixe möglich ist; man darf aber
nicht eine subdurale Infektion mit Straßenvirus zur Kontrolle vornehmen, der die
Impflinge nicht widerstehen; nur intramuskuläre Prüfungen kommen in Frage. Zur
Impfung habe ich seinerzeit ein im Heimschen Trockenapparat bei etwa 20° schnell ge¬
trocknetes Rückenmark (Lyssin) verwendet, das noch nach 52 tägiger Aufbewahrung
bei sub duraler Einverleibung eine wirksame Infektion ermöglichte. Die Gefahr, die
Impflinge tollwutkrank zu machen, ist nur sehr gering.
Detre (Budapest): lenkt die Aufmerksamkeit auf die in Ungarn auftretende
Pseudowut (Aujeszkysche Krankheit). Er beobachtete eine Epizootie bei Schweinen.
Die Seuche brach zuerst unter Hunden aus (4 Fälle) und ging dann auf die Schweine
über. Ein Tier verendete, die übrigen 9 Stück genasen. Mit dem Bulbus des ge¬
fallenen Tieres wurde die Krankheit auf Kaninchen übertragen; mit dem Gehirn
des ersteingegangenen Kaninchens gelang die weitere Übertragung auf Kaninchen.
Mit karbolisierter Rückenmarksemulsion von Pseudowut-Kaninchen gelang es bisher
nicht, eine Immunität gegen die Aujeszkysche Krankheit zu erzielen.
Zwick (Gießen): hält nach wie vor die straffe Handhabung der bewährten
veterinärpolizeilichen Maßnahmen für das beste und sicherste Mittel zur Verhütung
der Tollwutgefahr. Einer Einführung der Wutschutzimpfung steht er vorläufig noch
skeptisch gegenüber, da er unter ihrem Einfluß eine Lockerung der staatlichen
Autorität bei der Durchführung veterinärpolizeilicher Maßnahmen befürchtet. Auch
seien wichtige Vorfragen z. B. über den Beginn der wirksamen Immunität, über
die Dauer des Schutzes usw. noch nicht genügend geklärt, so daß die ganze Frage
der Wutschutzimpfung bei Tieren noch keineswegs spruchreif erscheine.
Schnürer (Wien) Schlußwort: Abgetötetes Virus wurde von mir bisher nur
bei wenigen Hunden verwendet und hat bei intramuskulärer Infektion Immunität
erwiesen. In Italien werden verschiedene Impfverfahren angewandt; das Virus fixe
in Italien ist ein anderes als in Japan. An eine Lockerung der veterinärpolizeilichen
Maßnahmen kann jetzt nicht gedacht werden; allerdings bedeutet dies, daß nur
wenige Besitzer ihre Hunde freiwillig impfen lassen. Es ist die zukünftige Aufgabe,
die Interessen der Veterinärpolizei und die Gewinnung eines möglichst großen
Materials zu vereinigen.
Hauptthema 3:
Fleisch- und Milchhygiene.
Hauptreferat y. Ostertag (Stuttgart) : Allgemeines über
Fleisch- und Milchhygiene. Die Fleischbeschau ist heute
in Deutschland befriedigend geregelt. Wir verfügen jetzt in den
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 7/8. 11
162
Sitzungsbericht.
meisten Fleischbeschanfragen über festbegründete Grundsätze der
Untersuchung und der Beurteilung des Fleisches kranker Tiere.
Von der großen Bedeutung der Fleischbeschau zeugen die Erfolge in
der Zurückdämmung der gesundheitsschädlichen Parasiten der
schlachtbaren Haustiere : Schweine- und Rinderfinne, Trichine, Hülsen¬
wurm. Die Schweinefinnen sind von 0,324 Proz. im Jahre 1876 auf
0,008 Proz., die Rinderfinnen von 0,5 Proz. im Jahre 1892 auf
0,226 Proz. und die Trichinen von 0,061 Proz. im Jahre 1878 auf
0,004 Proz. in den Jahren 1913 — 1918 zurückgegangen. Der Hülseu-
wurm könnte ausgerottet werden, wenn die Länder sich entschließen
würden, die Fleischbeschau auf alle Hausschlachtungen auszudehnen.
Eine wichtige Aufgabe ist die Verhütung der sogenannten Fleisch¬
vergiftungen, die durch den Genuß des Fleisches von Tieren ent¬
stehen, welche wegen Blutvergiftung oder anderer bestimmter Krank¬
heiten notgeschlachtet werden. Das Mittel zur Verhütung ist die
Anwendung der sogenannten bakteriologischen Fleischuntersuchung,
von der in Deutschland in immer stärkerem Umfang Gebrauch ge¬
macht wird. Schwerer verliütbar sind die sogenannten Hackfleisch-
und Wurst- und andere Nahrungsmittelvergiftungen, die infolge Ver¬
unreinigung des gesunden Fleisches durch Paratyphus-Bazillenträger
oder -Dauerausscheider entstehen und deren Verhütung den Ausschluß
derjenigen Personen vom Hantieren mit Nahrungsmitteln erfordert,
welche die genannten Bakterien ausscheiden. — Weniger befriedigend
als die Fleischbeschau ist die Kontrolle des Milchverkehrs ge¬
regelt, bei welcher der Tierarzt die Milch solcher milchliefernden
Tiere vom Verkehr fernzuhalten hat, die geeignet ist, die mensch¬
liche Gesundheit zu schädigen. Dies geschieht durch die Stallkontrolle
und durch die tierärztliche Milchkontrolle, bei der die Milch auf
Krankheitserreger und ihre sonstige Verwendbarkeit vom hygienischen
Standpunkt aus zu untersuchen ist. Im Interesse der öffentlichen
Gesundheitspflege ist der Weiterausbau dieser Kontrolle dringend zu
wünschen.
Standfaß (Potsdam): Einzelfragen aus dem Gebiete der
bakteriologischen Fleischbeschau. Zur besseren Erfassung
ganz spärlich vorhandener Keime von Fleischvergiftern wird die
Gewinnung von etwa 20 ccm Preßsaft aus 100—125 g Fleisch, Aus¬
schleudern dieses Saftes und Anlegung von Plattenkulturen aus dem
Bodensatz empfohlen. — Zur Frage, ob der Nachweis von Fleisch¬
vergiftern in Röhrenknochen beweisend für eine intravitale Ansteckung
sei, wird mitgeteilt, daß es Ref. gelungen ist, unter günstigen Be¬
dingungen auch ein nachträgliches Eindringen von Fleischvergiftern
in das Knochenmark zu erzielen. — Bei der Beurteilung des Keim¬
gehaltes von Fleisch ist es notwendig, zwischen die in der Anweisung
des Reichsgesundheitsamtes vorgesehenen Möglichkeiten „stark keim-
Sitzungsbericht.
163
haltig“ und „keimfrei bzw. vereinzelte Keime“ noch eine Mittelstufe
einzuschalten, welche für die bei weitem überwiegende Mehrzahl der
Fälle zutrifft. — Schließlich macht Ref. noch die Krankheitsfälle
namhaft, in denen seines Erachtens die bakteriologische Fleisch¬
beschau einzuleiten ist.
Standfuß (Potsdam): Erfahrungen über das Vorkommen
von Keimen aus der Par atyphus- En teritisgruppe bei
notgeschlachteten Tieren. Im Veterinäruntersuchungsamt in
Potsdam sind seit seinem Bestehen (Ende 1921 bis Mitte 1924)
2700 bakteriologische Untersuchungen vorgenommen worden, die meist
Notschlachtungen aus ländlichen Bezirken betrafen. Hierbei wurden
64 mal Keime aus der Paratyphusgruppe ermittelt. Den Hauptanteil
an diesen Fleischvergifterfunden hatten Erkrankungen des Magens
und Darmes (27 Fälle, zu einem großen Teil Kolikfälle beim Pferd),
dann kamen Erkrankungen im Zusammenhang mit der Geburt (7 Fälle)
sowie eitrig-jauchige Entzündungskrankheiten (7 Fälle). Auch bei
zahlreichen Fällen, in denen Fleischvergifter von vornherein nicht
vermutet wurden, fanden sich solche, z. B. bei Lungenentzündungen,
Nierenentzündungen, Parese der Nachhand, Rotlauf, Schweinepest,
Leukämie. Keime aus der Fleischvergiftergruppe, die vorher im
Darm als harmlose Schmarotzer lebten, können besonders dann in die
Saftbahn des Körpers eindringen, wenn eine allgemeine Schädigung
und als deren Folge eine Verminderung der Widerstandsfähigkeit
des Tierkörpers eingetreten ist. Selbst wenn die Keime zunächst
nur in ganz geringer Anzahl vorhanden sind, können sie durch spätere
Anreicherung die Ursache von Fleischvergiftungen werden. Besonders
günstige Bedingungen hierfür bietet die Herstellung von Hackfleisch.
Die Annahme, daß solche aus dem Darm kranker Tiere in das Fleisch
eingedrungene und dort später angereicherte Keime die Ursache von
Hackfleischvergiftungen werden können, ist viel wahrscheinlicher als
die, daß eine nachträgliche Verunreinigung des Fleisches durch
menschliche Bazillenträger stattgefunden hat.
Bahr (Kopenhagen): Das Schicksal eines Paratyphus¬
bazillus im tierischen Organismus. Zu seinen Versuchen
benutzte Referent einen Paratyphusbazillus menschlicher Herkunft.
Untersuchungsanordnung, Resistenzunterschiede des Tiermaterials
(weiße und graubraune Ratten) und Virulenzvariationen der Bakterien¬
kultur wurden eingehend besprochen. Das Studium der Virulenz¬
variationen der Kulturen erfolgte an mehr als 50 Versuchsreihen mit
über 6000 Ratten. Es ergab sich, daß Virulenzabänderungen nach
oben und unten auch bei Passagen durch Individuen derselben Art
Vorkommen können. Referent knüpfte an seine Untersuchungsbefunde
verschiedene Betrachtungen, die seiner Meinung nach geeignet sein
könnten, die oft unerklärliche zunehmende Infektionsintensität und
ll*
164 Sitzungsbericht.
wachsende Bösartigkeit bei gewissen infektiösen Krankheiten leichter
verständlich zu machen.
Zaribnicky (Wien): Die Untersuchung und Beurteilung
von Einzelgemelken. Durch die Untersuchung von Einzel-
gemelken ist es möglich, für die Beurteilung von Eutererkrankungen
wichtige Anhaltspunkte zu gewinnen (z. B. frühzeitiges Erkennen
von abnormaler Sekretion, Unterstützung der klinischen Diagnose,
Kontrolle der Wirksamkeit der eingeschlagenen Therapie usw.). Zur
Erreichung dieses Zweckes erscheint die Anwendung einheitlicher
Methoden notwendig. Kef. bringt Methoden für Chlor- und Milch¬
zuckerbestimmung in Vorschlag, die sich besonders bei pathologischen
Gemelken bewährten. Für die kolorimetrische Bestimmung des Milch¬
zuckers wird die Methode von E. Salkowski in eiweißfreiem Serum
vorgeschlagen. Für die übrigen Bestandteile erscheint die Heran¬
ziehung des Ultrafiltrates empfehlenswert. Vorläufig sollten die er¬
wähnten Methoden nur bei exakter Diagnosestellung unter Heran¬
ziehung des mikroskopischen und bakteriologischen Befundes ange¬
wandt werden.
Henneberg (Wien): Über die Kontrolle von Wurstwaren.
Foth (Münster): Das Problem der Fleischversorgung.
Wechselrede zu Hauptthema 3.
y. Ostertag (Stuttgart) anerkennt die Einführung des Gaßner-Nährbodens in
die bakteriologische Fleischbeschau sowie die Haltbarkeitsprobe als Mittel zur Ver¬
ringerung der Beanstandungen bei starkem Keimgehalt. Alles Fleisch, in dem bei
der bakteriologischen Fleischuntersuchung Bakterien mit den Eigenschaften der
Paratyphus B- oder Enteritisbakterien gefunden werden, ist dem Verkehr unbedingt
zu entziehen; es geht nicht an, solches Fleisch als minderwertig mit dem Hinweis
auf Kochung in den Verkehr geben zu wollen. Bei Eotlanf und Schweinepest ist
die bakteriologische Fleischbeschau nicht nötig, weil die Erfahrung die Unschädlich¬
keit des Fleisches bei diesen Krankheiten einwandfrei gelehrt hat.
Richter (Dorpat): Das Pferdefleisch enthält, wie schon Pflüger gezeigt hat,
schädigende extrahierbare Stoffe. Diese Stoffe könnten vielleicht auch beim Menschen
auf den Darm einwirken und eine Infektion mit Fleischvergiftern begünstigen.
Daraus würde sich die Häufigkeit der Fleischvergiftungen gerade durch Pferdefleisch
teilweise erklären.
Poppe (Rostock) : Bei Beurteilung der Ergebnisse der bakteriologischen Fleisch¬
beschau kann hinsichtlich der Fleischproben mit zahlreichen Keimen, wenn Fleisch¬
vergifter nicht vorliegen, in manchen Fällen milder verfahren werden, als der § 33
und 18 es vorsieht (Untauglich zum Genuß für Menschen). Einer milderen Beur¬
teilung von Fleisch, das Fleischvergifter nur spärlich enthält, ist zur Zeit nicht zu¬
zustimmen. Die Forderung von Ostertags auf Einführung der obligatorischen Fleisch¬
beschau auch bei Hausschlachtungen von Schafen wird befürwortet. In der Rostocker
chirurgischen Universitätsklinik (Prof. Lehmann) wurden bei 0,27 Proz. aller Laparo-
tomierten Echinokokken als Zufallsbefund ermittelt.
Bongert (Berlin): Die von Standfuß befürwortete weitere Zentralisation der
bakteriologischen Fleischbeschau in staatlichen Instituten halte ich nicht für
empfehlenswert. Es ist vielmehr dahin zu wirken, daß auch kleinere Schlachthof-
Sitzungsbericht.
165
gemeinden durch Errichtung von Schlachthoflaboratorien die Möglichkeit zur Aus¬
führung dieser wichtigen Spezialuntersuchung in der Fleischbeschau schaffen. Die
von Standfuß vorgeschlagene Gewinnung von Fleischpreßsaft halte ich für un¬
praktisch wegen der dabei gegebenen großen Verunreinigungsmöglichkeit. Es
empfiehlt sich dagegen, zwecks Anreicherung größere Fleischstückchen in Bouillon
zu bringen oder große Fleischwürfel abzubrennen und dann 12 Stunden in den
Brutschrank zu legen. In das Knochenmark wandern Fleischvergifter erst vom
3. Tage ab ein. Die Feststellung von Standfuß, daß Fleischvergifter am häufigsten
bei intestinalen Infektionen nachgewiesen werden, kann ich bestätigen.
Hauptthema 4.
Tierische Parasiten als Krankheitserreger hei Tieren.
Hauptreferat: Nöller (Berlin): Die Bedeutung der Para¬
sitenkunde für die Zoologie, die Menschen- und die
Tierheilkunde und für die Volkswirtschaft. Im ersten
Teil seiner Ausführungen spricht Bef. die Fortschritte durch, die
unsere Erkenntnis in den letzten 8 — 10 Jahren bei den tierischen
Parasiten oder Gruppen, die ihnen teilweise zugezählt werden, ge¬
macht hat. Bei den Spirochäten, die jetzt immer sicherer den
Bakterien anzunähern sind, wird die Entdeckung der Spirochäte der
Weilschen Krankheit, des Gelbfiebers und der Kaninchensyphilis,
letztere auch in ihren angeblichen Beziehungen zur Syphilis des
Menschen, behandelt, ebenso die Auffindung ganzer Gruppen von
ähnlichen Spirochäten in der Außenwelt (Zuelzer), während die
Lukessche Spirochäte der Stuttgarter Hundeseuche wahrscheinlich
ein Kunstprodukt darstellt. Bei der Geflügelspirochäte und der
Rückfallfieberspirochäte werden die neueren Erfahrungen über die
Überträgerrolle verschiedener Arthropoden (Milben, Läuse) gestreift.
Bei den Urtieren zeigt von den Amöben Iodamoeba Bütschli als
Parasit des Schweines durch ihre Zunahme beim Menschen während
des Krieges die engen Beziehungen zwischen Parasiten der Haustiere
und denen des Menschen. Die Fortschritte in der Züchtung para¬
sitischer Amöben (Entamöben) werden gestreift. Von Geißeltieren
bespricht Ref. die Beziehungen des Trypanosoma rhodesiense zu den
Trypanosomen der Haustiere und schildert die Versuche von Taute
und Huber am Menschen. Die Aufdeckung der Übertragungsweise
ist ihm, wie 1912 beim Rattentrypanosoma, auch beim Rinder¬
trypanosoma und bei dem ebenso weit verbreiteten Schaftrypanosoma
gelungen, wobei die Erfolge zum großen Teil auf die bei diesen Ver¬
suchen weit ausgebauten Züchtungsmethoden zurückzuführen sind
(Plattenzüchtung), die es gestatten, manche Trypanosomen schon mit
bloßem Auge an ihrer Wuchsform zu erkennen. Die Fortschritte in
unseren Kenntnissen von der Übertragung der Surra werden be¬
sprochen (Ornithodoruszecken, Flöhe). Bei den Leishmanien wird
166
Sitzungsbericht.
gezeigt, wie sich unsere Kenntnisse über die Verbreitung der Hunde¬
leishmaniose erweitert haben. Von Amöbosporidien bespricht Ref.
die Arbeiten über die durch das Encephalitozoon cuniculi verursachte
Kaninchenencephalitis und deren Rolle in der Encephalitis lethargica-,
sowie in der Tollwut-Forschung. Bei den Sporozoen werden die
Fortschritte in der Erkenntnis der Haustier-Coccidien besprochen
sowie die Aufklärung über die Ableitung der Malariaparasiten von
Darmcoccidien durch die Arbeiten von Reichenow über Schellackia
und die eigenen Arbeiten über Lankesterella. Bei den Bandwürmern
ist der verwickelte Zeugungskreis von Botriocephalus sowie von
Sparganum mansoni geklärt worden, bei den Saugwürmern ist die
Aufdeckung der Entwicklung von Bilharzia, Clonorchis und Para-
gonimus von Mensch und Haustieren gelungen. Alle diese Arbeiten
erfordern viel Geduld und Glück, da zu dem ersten Zwischenwirt
oft ein zweiter (bzw. ein Transportwirt im Sinne Fülleborns) hinzu¬
tritt. Hier sind ferner zu erwähnen Arbeiten über die Entwicklung
des Leberegels und verwandter Arten in Südafrika und Nordamerika
in dort heimischen Schnecken. Auch bei uns sind die Akten über
die Leberegel noch nicht geschlossen, wie der Nachweis der Ent¬
wicklung bis zur Cercarie in Limnaea stagnalis durch Nöller und
Sprehn und neue noch nicht abgeschlossene Versuche bei Limnaea
palustris beweisen, beides Feststellungen, die für die praktische Be¬
kämpfung von Wert sind. Auf Fülleborns Cercarienversuche und
Ausführungen über das Wirtsproblem wird hingewiesen. Bei den
Rundwürmern steht die neue Forschung unter dem Eindruck der in
Anlehnung an Looß auch bei den Spulwürmern der Gattung Ascaris
nachgewiesenen Wanderungen und der Möglichkeit der Einkapselung -
der Larven. Wülker gebührt das Verdienst, eine handliche Dar¬
stellung unserer Kenntnis der Rundwürmer für weitere Kreise ge¬
geben zu haben. Bei Milben und Zecken stellen sich immer mehr
die Vogelmilben als wirtschaftlich hochbedeutende Geflügelschädlinge
heraus, bei Ornithodorus ist der Verdacht der Surra-Übertragung
geäußert worden. Bei allen Zecken, selbst bei den schwerzüchtbaren
einwirtigen tropischen Boophilusarten ist das Züchtungsverfahren im
Laboratorium durch die vom Ref. benutzte einfache Haltung der
Zecken am Hoden eines Ziegenbocks, Schafbocks oder Bullen in
übergebundenen Säckchen zur sicheren Laboratoriumsmethode ge¬
worden. Bei den Insekten sind die großen Fortschritte in der Er¬
kenntnis unserer heimischen Stechmücken hervorzuheben, die sich in
Martinis Monographie widerspiegeln. Die Bremsen sind als Rinder¬
trypanosomenüberträger erwiesen worden. Die Kriebelmückenfrage
ist in Deutschland in umfassender, großzügiger Weise gefördert worden
dank der tatkräftigen Unterstütznng Nevermanns und der Arbeiten
von Friederich, Enderlein, Wilhelmi u. a. Die Schaflausfliege wurde
Sitzungsbericht.
167
als Überträger des Schaftrypanosomas erwiesen (Nöller 1919). Im
Anschluß an diese Ausführungen wurde die Bedeutung der Fortschritte
in der Parasitenkunde für die Menschen- und Tierheilkunde, sowie
für die Staats- und Volkswirtschaft besprochen. Aufgezeigt wurden
dann die großen Aufgaben für den Arzt und Tierarzt auf dem großen
und wichtigen Gebiete der Parasitenkunde, das in den letzten Jahr¬
zehnten infolge Aufblühens der Bakteriologie bei uns stark in den
Hintergrund gedrängt worden ist. Es muß angestrebt werden, daß
die Parasitenkunde, die für ein Nebenfach zu groß ist, durch besondere
Ordinarien, insbesondere an den Tierärztlichen Hochschulen, vertreten
wird, denen Abteilungsvorsteher, Protozoologen, Helminthologen und
Entomologen, zur Seite stehen und deren Assistentenstellen für junge
Fachkräfte die Möglichkeit der Anstellung bieten, so daß für Nach¬
wuchs stets gesorgt ist. Das Ausland, insbesondere Amerika, England,
Südafrika u. a. sind uns in dieser Hinsicht bereits weit voraus und
wir sind in Gefahr, auf einem wissenschaftlich wie praktisch hoch¬
wichtigen Gebiete ins Hintertreffen zu geraten.
Reisinger (Wien) : Die Dochmiasis des Rindes. Es handelt
sich um eine durch den Rundwurm Bunostomum radiatum aus der
Familie der Strongyliden hervorgerufene Invasionskrankheit, die in
Österreich eine ziemlich weitverbreitete Stallseuche ist und einen
nicht unbedeutenden wirtschaftlichen Schaden verursacht. Im Laufe
• •
der letzten 11 Jahre sind in Österreich 33 mit Dochmiasis verseuchte
Höfe aufgedeckt worden, von denen sich 18 in 2 Bezirken des Landes
Salzburg befinden. In allen Fällen ist die Dochmiasis nur während
der Stallhaltung (im Winter und Frühjahr) aufgetreten und hat aus¬
schließlich das Jungvieh ergriffen. Als Wurmbrutstätten waren in allen
Dochmiasishöfen die Stallungen, namentlich solche mit Dauerstreu an¬
zusehen, aus denen der Dünger Wochen- und monatelang nicht aus¬
geführt wird. Die Bekämpfung der Krankheit bereitet in der Regel keine
Schwierigkeiten, weil einerseits die Heilung der kranken Tiere durch
anthelminthische Kuren möglich ist und andererseits die Reinfektion
durch einfache stallhygienische Maßnahmen verhütet werden kann.
Wechselrede zu Haupt thema 4.
Beller (Hohenheim) wies auf eine beim Schaf unter den Erscheinungen der
hydrämischen Kachexie auftretende,, durch Hakenwürmer verursachte Erkrankung
hin, die vorwiegend Lämmer und Jährlinge befällt und deren Erreger mit Buno¬
stomum trigonocephalum K. weitgehend übereinstimmt. Schon eine geringe Zahl
der Parasiten kann durch Blutentziehung und gleichzeitige Toxinwirkung tödliche
Schädigungen verursachen. Die als ausgesprochene Stallseuche auftretende Er¬
krankung ist der Dochmiasis des Rindes an die Seite zu stellen und unter die Auf¬
zuchtkrankheiten einzureihen.
Nöller (Berlin) teilt seine Erfahrungen bei der Dochmiasis der Ziege mit und
weist auf die guten Erfolge mit Thymol und Tetrachlorkohlenstoff bei ähnlichen
Wurmerkrankungen des Menschen hin.
168
Sitzungsbericht.
5. Verschiedene Themen.
Waldmann (Greifswald): Die ätiologische Bekämpfung
der Maul- und Klauenseuche. Die derzeitigen ätiologischen
Bekämpfungsmethoden beruhen auf der Anwendung des Immunserums.
Die passive Schutzimpfung ist nur am Platze, wo es gilt, Tiere
vor einer kurzfristigen Ansteckungsgefahr zu schützen, da der Impf¬
schutz nur 10 — 14 Tage dauert. Voraussetzung für den Erfolg ist,
daß die dabei üblichen veterinärpolizeilichen Maßnahmen gewissen¬
haft durchgeführt werden. Die Simultanimpfung der gesunden
Tiere in frischverseuchten Gehöften hält Ref. für die wirtschaftlich
wirksamste Form der ätiologischen Bekämpfung. Voraussetzung für
den Erfolg ist hier die genaue klinische Untersuchung (Thermo-
metrierung) zur Trennung der gesunden von den bereits kranken
Tieren. Die Simultanimpfung verleiht dem gesunden Tier einen
partiellen Serumschutz, unter dem die gleichzeitig gesetzte künstliche
Infektion einen milden Verlauf nimmt. Todesfälle werden vermieden,
der Fleisch- und Milchverlust auf ein Minimum herabgesetzt. Die
bereits fiebernden und offensichtlich kranken Tiere werden der Heil-
impfung unterzogen. Der Erfolg ist zu Beginn der Infektion nur
bei fiebernden Tieren günstig, bei den bereits offensichtlich d. h.
generalisiert erkrankten immer zweifelhaft. Bei den Serumimpfungen
ist ausschließlich die subkutane Applikation des Serums anzuwenden.
Die intravenöse Injektion ist unnötig, die intraperitoneale ist ein
Kunstfehler, solange die Sterilität der veterinären Sera nicht gesetz¬
lich vorgeschrieben ist. Die künstliche Infektion mit virulentem
Material ist mit dem Impfmesser vorzunehmen.
Böhme (Dresden): Über neue Wege der aktiven Im¬
munisierung menschlicher und tierischer Infektions¬
krankheiten. Ref. hat versucht, unter strenger Befolgung der
originalen Jenner sehen Methodik die lokalisierte Schutzinfektion
der gesunden Haut gegen verschiedene akute und chronische In¬
fektionen anzuwenden. Er wählte für seine Versuche zunächst den
Schweinerotlauf. Wie bei anderen Infektionen, wird man auch bei
dieser mit gesunden Bazillenträgern rechnen müssen. Mit dem Ver¬
fahren der Hautimpfung des Ref. (,,Emphyton“-Verfahren) wurden
nach umfassenden Vorarbeiten und nach dem günstigen Ergebnis
amtlich geleiteter Nachprüfungen in einem engeren Bezirk bisher
rund 76000 Schweine schutzgeimpft; hierauf erfolgten nur 29 Mel¬
dungen von Komplikationen; bei 9 von ihnen lag bestimmt kein
Rotlauf vor. Auch vom Schweizerischen Veterinäramt ist das
Emphy ton- Verfahren mit günstigem Endergebnis nachgeprüft worden.
Ref. glaubt, auf Grund der bisherigen Unterlagen sagen zu können,
daß das Emphy ton- Verfahren die Benutzung von Rotlaufserum zur
Sitzungsbericht.
169
Schutzimpfung überflüssig macht, zumindest dasselbe leistet wie die
bisherige Simultanimpfung, dabei aber durch Wegfall von Impfspritzen
technisch einfacher zu vollziehen ist und die Übertragung anderer
Seuchen, insbesondere Schweinepest, durch die Technik sicher aus¬
schließen läßt. Außer bei Schweinerotlauf wurde die aktive Haut¬
immunisierung bereits auch bei Diphtherie und bei Tuberkulose ver¬
sucht. Ref. ist der Ansicht, daß es nach der von ihm geübten Methode
der Inunktion schwach virulenter, lebender, boviner Tuberkelbazillen,
die in ihrem eigenen Tuberkulin suspendiert werden, gelingt, eine
den regionären Hautlymphknoten nicht überschreitende, höchst ein¬
druckslose oder auch zur chronischen Abkapselung kommende lokali¬
sierte Impftuberkulose zu erzeugen, die nach unseren heutigen An¬
schauungen der Ausgang einer allgemeinen Immunität ist.
Joseph (Höchst a. M.): Die Wirkung eines Antikörper¬
überschusses bei der Lorenzschen Simultanimpfung.
Zur Prüfung der Frage, ob es notwendig und ratsam sei, die jetzt
übliche Lorenzsche Schweinerotlaufschutzimpfung abzuändern, hat
Ref. experimentelle Untersuchungen an Schweinen, Schafen und
Kaninchen angestellt, die zu folgenden Ergebnissen führten. Bei
jeder Immunisierungsart, ob viel oder wenig Serum oder nur Kultur
injiziert wurde, konnte ein individuelles Schwanken des Entstehens
der Antikörper beobachtet werden. Mit der üblichen Serovaccination
nach Lorenz gelang es bei allen Versuchstieren, nachweisbare Anti¬
körper zu erzeugen. Es konnte nicht festgestellt werden, daß durch
die Kulturimpfung ohne Serum eine höhere Antikörperproduktion
eintrat. Auch Tiere, die mit erhöhter Serumdosis serovacciniert
wurden, haben reichlich Antikörper gebildet. Die Verminderung der
Serumdosis bietet offenbar keine immunisatorischen Vorteile. Es liegt
kein Grund vor, die Serummenge bei der Lorenzschen Impfung herab¬
zusetzen. Die antigene Wirkung der Kultur läßt sich durch 20 fachen
Serumüberschuß paralysieren, aber geringere, wie z. B. 5 fache Serum¬
überschüsse vermögen das Entstehen der aktiven Immunität nicht
zu verhindern. Durch Erhöhung der Kulturdosen kann man keine
intensivere aktive Immunität erzielen, wohl aber würde man dadurch
die Zahl der Impfrotlauffälle erheblich vermehren. Nicht die Quantität,
sondern die Qualität der Kultur — ihre Virulenz und antigene
Wirkung — sind maßgebend für die Erzielung einer hohen Immunität.
Eine geringere Qualität läßt sich durch eine große Quantität nicht
korrigieren. Bei aktiv immunisierten Tieren konnte bereits im
4. Monat eine deutliche Abnahme der Antikörper beobachtet werden.
Der Rückgang der Immunstoffe ist individuell sehr verschieden. Eine
Wiederholung der Kulturgabe (Nachimpfung) bewirkt nicht allein eine
Vertiefung, sondern auch eine Verlängerung des Impfschutzes: bei
auf diese Weise immunisierten Tieren konnte im 4. Monat noch keine
170
Sitzungsbericht.
Abnahme der Immunkörper beobachtet werden. Soll in praxi die
Immunität 3 Monate überdauern, so muß von der Kulturnachimpfung
Gebrauch gemacht werden.
Wechselrede zum Thema: Immunisierung.
Nußhag (Perleberg) betont den Wert der Simultanimpfung und bedauert, daß
man an einer bewährten Methode rüttelt. Entscheidend bleibt, daß die Kultur wirk¬
sam ist. Auch die Böhmesche Methode ist eine reine Kulturimpfung mit allen
Mängeln einer solchen. Das vorliegende Material reicht noch nicht aus, um über
den Wert oder Unwert der Methode zu entscheiden. Halten wir also vorläufig am
Alten fest!
Böhme (Dresden): Pietät gegenüber alten Methoden ist verständlich. Die
Unterlagen meines Verfahrens sind hinreichend, da bereits etwa 80000 Impfungen
in der Praxis mit durchaus günstigem Resultat vollzogen sind. Die Frage des
Eintritts von Rotlaufkeimen in den Kreislauf wurde für meine Methode gründlich
geprüft, wobei sich die Tatsache ergab, daß die Hautinunktion unbedingt lokalisiert
blieb. Die Entscheidung über den Wert oder Unwert meiner Methode wird durch
die Praxis erbracht werden.
Göhre (Großenhain): Ausgedehnte Versuche in der Praxis haben ergeben, daß
das Emphyton völlig unschädlich ist. Die Emphytonimpfungen sind auch in bereits
infizierten Beständen vollzogen worden und auffallend günstig verlaufen. Die
günstigen Beobachtungen in mit chronischer Schweineseuche und Schweinepest ver¬
seuchten Beständen müssen als prominente Resultate gebucht werden. Der Nach¬
weis des Schutz wertes der Vaccination mit Emphyton gegenüber natürlicher In¬
fektion ist eindeutig erbracht. Die Böhmesche Methode ist ein einfaches, billiges
und harmloses Verfahren zur Erzielung eines weitgehenden Schutzes gegen die
natürliche Rotlaufinfektion und zu ausgedehnter Anwendung und weiterer Nach¬
prüfung zu empfehlen.
Joseph (Höchst a. M.): Gegen das Böhmesche Verfahren habe ich keinerlei
Stellung genommen, da ich persönliche Erfahrung über diese Methode nicht habe.
Erst die Zukunft wird über diese Immunisierungsart das Urteil fällen können. Ich
hatte mir die Aufgabe gestellt, die Lorenzsche Schutzimpfung, die in Gefahr ist,
auf Abwege geführt zu werden, durch experimentelle Versuche zu stützen oder Ab¬
änderungen vorzuschlagen. Abänderungen sind nach meinen Untersuchungen z. Z. nicht
erforderlich und ratsam.
Oppermann (Hannover): Zur Diagnose der infektiösen
Anämie des Pferdes. Das Pferd kommt als teures Versuchstier
kaum in Frage, überdies ist der Pferdeversuch vorsichtig zu bewerten.
Das als empfänglich zu erachtende Schwein erkrankt nicht in
pathognomonischer Weise. Als bisher brauchbarstes Versuchstier muß
das Kaninchen gelten. Während durch Injektion von Serum gesunder
oder sonstwie kranker Pferde das Blutbild des Kaninchens nicht be¬
einflußt wird, bewirkt die Applikation von Virusmaterial eine Senkung
der Erythrocytenzahl, sowie einen Anstieg oder ein Stehenbleiben
oder einen nur geringen Rückgang des Hämoglobingehaltes, so daß
in jedem Falle der Blut wert ansteigt. Im roten Blutbild macht sich
ein vermehrtes Auftreten von polychromatischen Zellen, von Jugend¬
formen und Abnahme der Resistenz der Erythrocyten gegen hypo-
Sitzungsbericht.
171
tonische Tyrodelösung bemerkbar. Der klinische Befund ist wenig
ins Gewicht fallend. Auf der Höhe der Reaktion oder kurz nachher
getötete Kaninchen zeigen eine deutliche Milzschwellung, zuweilen
rauchgraue Farbe der Leber. Mikroskopischer Befund: In der Milz
mit Kernfragmenten angefüllte Makrophagen sowie reichlich phago-
cytierte rote Blutkörperchen; in der Leberzellen dunkelbraune Pigment¬
körperchen. Rückübertragungsversuche der Krankheit vom infizierten
Kaninchen auf 2 Pferde fielen positiv aus. Die Zahl der negativen
oder zweifelhaften Ergebnisse am Kaninchen beläuft sich nach den
Erfahrungen des Referenten auf rund 9 Proz. — Dem zeitraubenden
Kaninchenversuch wird neuerdings die Sefodiagnostik angefügt, die
sich darauf gründet, daß das Serum anämiekranker Pferde Erythro-
cyten vom Anämiekaninchen agglutiniert (= -| - Serum), in den
meisten Fällen daneben auch Erythrocyten vom gesunden Kaninchen
(= + + Serum). Ref. nimmt an, daß die -\ - Seren nur Agglutinine,
die -\ — (- Seren daneben auch Virus enthalten und erachtet diese
Reaktion als spezifisch für infektiöse Anämie.
Nörr (Leipzig): Graphische Pulsbefunde bei infektiöser
Anämie der Pferde. Bei 4 untersuchten Fällen von infektiöser
Anämie fand Ref. entgegen den meisten Angaben den Puls kräftig,
schnellend, mittelgroß und dabei weich, was aus dem vergrößerten
Schlagvolumen durch die Herzdilatation und besonders aus der
Alteration der Gefäßwand durch das Virus erklärt werden kann. In
den erhaltenen Aortensphygmogrammen sieht man demzufolge einen
ziemlich wuchtigen Anstieg und raschen Abfall der Vorschwingung,
einen mittelgroßen Flutwellengipfel, eine mäßig ausgeprägte dikrote
Welle und wenig deutlich hervortretende Nachschwingungen; bei
Pferden mit einfachen alimentären oder parasitären Anämien dagegen,
bei denen die spezifische Wirkung eines infektiösen Giftes in Fort¬
fall kommt, findet man einen kleinen, schwachen, nicht hüpfenden,
mäßig gespannten Puls. In 2 Fällen von infektiöser Anämie konnte
auch typische respiratorische Sinusarythmie beobachtet werden.
Wechsel rede zum Thema: Infektiöse Anämie.
Zeller (Berlin): Die in der Veterinärabteilung des Reichsgesundheitsamtes
ausgeführten Untersuchungen bezüglich der Übertragung der ansteckenden Blut¬
armut auf kleine Versuchstiere haben zu folgenden Ergebnissen geführt: Hühner
erwiesen sich als nicht empfänglich; bei Meerschweinchen gelang die Übertragung
durch intraperitoneale Einspritzung virushaltigen Blutes (anämische Veränderungen
im gefärbten Blutausstrich); bei Kaninchen gelang sie ebenfalls, doch konnten die
Oppermannschen Befunde (Sinken der Erythrocytenzahl und Steigen des Blutwertes)
nur in wenigen Fällen bestätigt werden.
Lührs (Berlin): Die Erfahrungen des Heeresveterinäruntersuchungsamtes be¬
stätigen die diagnostischen Versuche Oppermanns nicht, da unbehandelte Kaninchen
zuweilen gleiche Blutwerte zeigen wie infizierte.
172
Sitzungsbericht.
Nöller (Berlin): berichtet in vorläufiger Weise über seine Befunde bei der
histologischen Untersuchung der Lebern von Pferden, die ihm aus Preußen ein-
gesandt werden, wenn die Tötung auf Grund eines diagnostischen Verfahrens vor¬
genommen wird. Von den Einsendungen läßt sich bis jetzt sagen, daß bei experi¬
mentell infizierten Pferden die Prozentsätze der Leberherde etwas höher sind als in
dem eingesandten Material von jetzt über 400 Pferden. Auffällig waren die bereits
mehrfach (ca. 2 Proz. der Fälle) vorgekommenen Einsendungen mit tuberkulösen
Leberveränderungen, die dazu geführt haben, die Tuberkulinprobe zur Einführung
vor der Tötung vorzuschlagen. Bei Piroplasmose (Nuttallia equi) fanden sich eben¬
falls Andeutungen von Leberherdchen.
Oppermann (Hannover): hält den Meerschweinchenversuch noch nicht für ge¬
klärt. Die histologischen Leberveränderungen führt er auf den chronischen stär¬
keren Hämoglobinabbau zurück.*
Lührs (Berlin): Infektionsversnche und Immunität bei
Rotz. Ref. gibt eine Reihe von Versuchen bekannt, in denen In¬
fektionen mit Rotzbazillen durch die unverletzte Haut des Meer¬
schweinchens und eines Pferdes gelungen sind. Das erste Auftreten
klinischer Erscheinungen an der Impfstelle war nach 1 — 3 Tagen
beim Meerschweinchen und Pferde festzustellen. Die Hautgeschwüre
der Meerschweinchen heilten in 1 — 4 Wochen unter Narbenbildung
ab und verursachten keine Allgemeinerkrankung. Beim Pferde war
das talergroße Impfgeschwür unter Narbenbildung nach 7 Wochen
abgeheilt. 17 Tage nach der Infektion traten Rotzknoten in der
Haut des Pferdes auf, die ebenfalls restlos abheilten. Bei der Sektion
des Pferdes 3 Monate nach der Infektion waren die Hautveränderungen
nicht mehr nachweisbar. Auf der Nasenscheidewand, der rechten
unteren Nasenmuschel und der Deckklappe der rechten eustachischen
Röhre wurden Rotzgeschwüre und Rotznarben festgestellt. Weiter
wurde ein Rotzknoten in einem bronchialen Lymphknoten und eine
Bronchopneumonie vorgefunden. Die Gewährfrist von 14 Tagen beim
Rotz ist nicht haltbar, da innerhalb dieser Zeit das Pferd sich in¬
fizieren und klinisch nachweisbar erkranken kann. Eine Infektion
mit Rotzbazillen per os gelang beim Meerschweinchen nicht; Agglu¬
tination und Malleinaugenprobe beim Meerschweinchen angewandt,
verliefen resultatlos. Weiterhin wurde festgestellt, daß fast jede
Nachinfektion eines rotzigen und vom Rotz geheilten Meerschweinchens
angeht, eine Immunität demnach nicht besteht. Der Zwischenraum
zwischen Erst- und Nachinfektion betrug 1 — 10 Monate.
• •
Zwick (Gießen): Uber die Beziehungen der Stomatitis
pustulosa contagiosa des Pferdes zu den Pocken der
Haustiere und des Menschen. Der Vortragende berichtet
über künstliche Ansteckungsversnche, die er mit Material anstellte,
das von der erkrankten Maulschleimhaut eines mit Stomatitis pustulosa
contagiosa behafteten Pferdes abgeschabt worden war. Die Über*
tragung gelang auf das Pferd, das Kalb, das Schaf, das Schwein,
Gonorrhoe.
173
den Hund, das Kaninchen, das Huhn und auf den Menschen. Bei
sämtlichen Impftieren kam das typische Bild der Pocken zum Aus¬
druck. Die Pockennatur der künstlich erzeugten Effloreszenzen wurde
durch den Nachweis der Guarnierischen Körperchen gesichert, sowie
durch Prüfung der Immunität der mit Stomatitisvirus vorgeimpften
Versuchstiere. Letzteres geschah durch Nachimpfung der Versuchs¬
tiere mit Vaccine, wobei sich diese refraktär verhielten. Ref. kam
zu dem Ergebnis, daß die Stomatitis pustulosa contagiosa des Pferdes
als Pocke aufzufassen sei und daß ein inniger Zusammenhang zwischen
der Stomatitis pustulosa contagiosa des Pferdes und den Kuhpocken
sowie den Pocken der übrigen Haustiere und des Menschen bestehe.
Die Pocken der verschiedenen Haustiere, einschließlich der Pocken
und der Diphtherie des Geflügels, seien als Standortsvarietäten
eines Pockenvirus aufzufassen, das wahrscheinlich vom Menschen
seinen Ausgang genommen habe.
Richter (Dorpat) : Einige grundlegende Gedanken über
die Sch w eilen reiztherapie.
Stoß (München): Die Trächtigkeitsdiagnose mittels
des Interferometers.
Lichtenstern (Rottalmünster): Über Zweinörner- oder
quer verlaufende Trächtigkeit beim Pferde.
Westhues (Gießen): Das Wundsaugverfahren in der
Veterinärchirurgie.
Kranich (Darmstadt) : Demonstration eines neuen Reise-
Epidiaskops (von Leitz-Wetzlar).
Mießner (Hannover): Schlußworte in der Abteilung 33.
Ende der Sitzungen am 26. September 1924, 6 Uhr nachmittags.
Referate.
Geschlechtskrankheiten.
Klausner, E., Paraurethritis non gonorrhoica. (Denn.
Wschr. 1924, 79, S. 905.)
Krankengeschichte eines Falles von Paraurethritis non gonor¬
rhoica, bei dem bakteriell Pseudodiphtheriebazillen nachgewiesen
wurden. Der Fall bestätigt die von Waelsch betonte Tatsache der
Möglichkeit einer nicht gonorrhoischen Erkrankung paraurethraler
Gänge. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Remenovsky, Franz, Zur Frage der gonorrhoischen Lyrnph-
angitis. (Arch. f. Denn. 1924, 146, S. 415.)
174
Gonorrhoe.
Beschreibung zweier Fälle von gonorrhoischer Lymphangitis.
Die Ursache für den besonderen Verlauf mußte in beiden Fällen
nicht in dem Organismus, sondern in einer Besonderheit der Erreger
selbst (lympliotrope Gonokokken) gesucht werden, die in einer er¬
höhten Fähigkeit zur Ansiedlung und Wucherung in den Lymph-
bahnen bestehen Würde. W. Gaehtgens {Hamburg).
Martin, Jean et Romieu, Marc., Sur l’existence d’inclusions
dans les cellules epitheliales pavimenteuses de l’ure-
trite chronique et sur la nature de ces inclusions.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 166.)
Die bei chronischer Urethritis gelegentlich vorkommenden Ein¬
schlüsse der Pflasterepithelzellen sind pseudoparasitärer Natur.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Leboenf, F., Sur les milieux de culture du gonocoque. (C.
r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 768.)
Verf. empfiehlt zur Züchtung des Gonokokkus einen mit Pferde¬
oder Rinderleberbouillon und mit Eiereiweißextrakt präparierten Agar.
Prigge {Frankfurt a. M.).
• •
Kloeppel, F. W., Uber serodiagnostische und therapeu¬
tische Versuche bei Gonorrhoe. (Arch. f. Derm. 1924, 147,
S. 477.)
Die Komplementbindungsreaktion ist nach den Erfahrungen des
Verf. ein wertvolles Hilfsmittel für die Diagnose älterer Gonorrhoe¬
fälle, bei denen sie in 92 Proz. der Fälle positiv ausfällt. Von aus¬
schlaggebender Bedeutung für den Erfolg der Serodiagnostik ist die
Verwendung eines möglichst polyvalenten Mischvaccins als Antigen.
Für die Behandlung der Gonorrhoe hat sich die Verwendung von
Autovaccine sehr bewährt, für besonders resistente Fälle ist die Im¬
munserumtherapie ZU empfehlen. W. Gaehtgens {Hamburg.)
Orlowski, Die Vaccinationsbeh andlung der Gonorrhoe.
(M. Kl. 1924 S. 1079.)
Theoretische Betrachtungen über das Zustandekommen der Im¬
munität bei verschiedener Infektionstechnik (wenige große Dosen
intravenös oder zahlreiche kleine Dosen intramuskulär) und Er¬
örterung der Anwendungsgebiete der beiden Modifikationen.
Erich Hesse {Berlin).
Hitzelberger, Erfahrungen bei gonorrhoischer Neben¬
hodenentzündung mit der Methode Zirn. (Arch. f. Derm.
1924, 145, S. 169.)
Gonorrhoe. — Ulcus molle.
175
Günstige Erfahrungen mit der Methode von Zirn, die gonor¬
rhoische Epididymitis mit Injektionen von Epididymitisrekonvales-
zentenserum ZU behandeln. • W. Gaehtgens [Hamburg).
Scholtz, Neue Wege zur Abortivbehandlung der Gonor¬
rhoe. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 173.)
Heilung von frischer Gonorrhoe in etwa 8 Tagen durch Behand¬
lung mit Neosilbersalvarsan. w. Gaehtgens [Hamburg).
Lamprecht, H., Erfahrungen mit Reargon. (W. kl. W. 1924
S. 742.)
Abgesehen von der Reizlosigkeit und der anästhesierenden
Wirkung bot das Reargon keine besonderen Vorteile vor den bisher
gebräuchlichen Mitteln. Es ließ sich weder eine Verkürzung der
Behandlungszeit noch eine Verhütung von Komplikationen erreichen.
H et sch [Frankfurt a. M.).
Kolm, G., Versuche mit Reargon. (W. kl. W. 1924 S. 699.)
Das Reargon kürzt die Behandlungsdauer der Gonorrhoe nicht
ab, wie Klausner behauptet. Wesentliche Vorteile gegenüber den
bisher gebräuchlichen Silberpräparaten waren nicht festzustellen.
H et sch [Frankfurt a. M.).
Schiller, R., Zur Frage der Verbreitung des weichen
Schankers. (Arch. f. Derm. 1924, 146, S. 509.)
Aus den Beobachtungen des Verf. geht hervor, daß die Erkran¬
kungen an weichem Schanker seit dem Kriegsschluß, wohl infolge
Besserung der hygienischen Verhältnisse, ganz bedeutend zurück¬
gegangen sind. W. Gaehtgens [Hamburg).
Brams, Julius, Isolation of Ducrey bacillus from the
smegma of thirty men. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82,
p. 1166.)
Verf. konnte einen gramnegativen Streptobazillus, der die morpho¬
logischen und kulturellen charakteristischen Eigenschaften des Ducrey-
Bazillus zeigte, in Reinkultur aus dem Smegma von gesunden Menschen
züchten. Unter 30 gesunden Menschen fanden sich diese Bazillen
bei 5 Männern. Die meisten Untersuchten waren Farbige.
Möllers [Berlin).
Reenstierna, J., Untersuchungen über den Bacillus Ducrey.
I. Herstellung und Eigenschaften eines Antistrepto-
bacillenserums. II. Cutireaktion beim Ulcus molle.
Ihre Verwertung zur Diagnose. (Arch. f. Derm. 1924,147,
S. 362.)
176
Syphilis.
I. Verf. konnte durch eine relativ lange fortgesetzte Behandlung
von Schafböcken mit intravenösen Injektionen von Ducreyschen
Bazillen ein Immunserum gewinnen, das komplementbindende Anti¬
körper enthielt. Agglutinine ließen sich nicht genau bestimmen, da
die Streptobazillen schon normalerweise zur Zusammenballung neigen.
Das Immunserum war imstande, die durch den Ducreyschen Bazillus
hervorgerufenen entzündlichen Prozesse günstig zu beeinflussen, ver¬
mochte aber nicht, die Bazillen sicher abzutöten. Das beim Anti¬
gonokokkenserum vom Verf. als wirksam gefundene Prinzip, die
Serumbehandlung durch eine Erhöhung der Temperatur des Patienten
zu unterstützen, hat sich auch bei der Behandlung von Schanker¬
bubonen mit Antistreptobazillenserum bewährt. Es zeigte sich, daß
fast alle geschlossenen Bubonen in durchschnittlich etwas über einer
Woche vollständig heilten. In 8 Fällen schien das Verfahren zu ver¬
sagen, indes ergab in 7 Fällen die Kultur des Eiters Staphylokokken,
während im 8. Falle der Bubo ein syphilitischer war. Auch auf den
Schanker übt das Antistreptobazillenserum bei gleichzeitiger An¬
wendung lokaler Methoden eine sehr günstige Wirkung aus; eine
Mittelstellung nimmt der vorher inzidierte oder vereiterte Bubo
ein. Die Nachteile der Serumbehandlung sind Schüttelfrost, Tem¬
peraturerhöhung nach der Injektion, Schmerzen an der Impfstelle
durch einige Tage und Empfindlichkeit der regionären Lymph-
drüsen. — II. Von 142 Fällen mit Bubonen gaben 134 nach In¬
jektion von Streptobazillenemulsion eine positive Cutireaktion; bei
den übrigen handelte es sich in 7 Fällen um Staphylokokken und in
1 Falle um primäre Syphilis. Von 31 Fällen weichen Schankers
ohne Bubonen reagierten 28 deutlich positiv und 3 negativ. Von
27 Personen, die früher eine streptobazilläre Infektion durchgemacht
hatten, zur Zeit der Untersuchung aber keinen Schanker zeigten,
reagierten 23 positiv, 3 zweifelhaft und 1 negativ. Von 249 Kontroll-
personen zeigten 240 eine deutlich negative Reaktion, 4 eine zweifel¬
hafte (wahrscheinlich negative) und 5 eine deutlich positive. Bei
farbigen Individuen ließ sich der Ausfall der Reaktion mitunter schwer
beurteilen. Der Cutireaktion kommt mithin ein großer Wert für die
Diagnose des weichen Schankers zu. Eine negative Reaktion spricht,
wenigstens bei Patienten mit Bubonen und großen oder zahlreichen
Geschwüren, gegen das derzeitige Bestehen einer streptobazillären
Infektion. Die positive Reaktion hingegen beweist, daß der Kranke
Träger einer streptobazillären Infektion ist oder es früher war.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Martin, Alfred, Die ersten Nachrichten über die Syphilis
in derSchweiz und ihre Bedeutung für die allgemeine
Geschichte der Syphilis. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 178.)
Syphilis.
177
Die erste Nachricht über das Auftreten der Syphilis nordwärts
der Alpen stammt aus dem Jahre 1495. Die Kriegsknechte brachten
die Krankheit aus Italien. E. Gildemeister (Berlin).
Bacaloglu, 0. et Tudoran, G., L’anemiepernicieuse plastique
et aplastique d’origine syphilitique. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 759.)
Die perniziöse Anämie ist nur ein hämatologisches Syndrom
zahlreicher toxisch-infektiöser Ursachen. Unter ihnen steht die
Syphilis mit an erster Stelle, eine Erkenntnis, die theoretisch und
therapeutisch gleich wichtig ist. Prigge (Frankfurt a.M.).
Neuberger, Hans, Luetische Pseudotumoren (1. Tumor
ventriculi; 2. Tumor musculorum abdominis; 3. Tumor
retrobulbaris). (Mitt. Grenzgeb. 1924, 38, S. 71.)
Verf. ist Chirurg am Militärhospital in Palembang in Sumatra. —
In Indien ist, wie er mitteilt, die Syphilis „eine wahre Volksseuche“
geworden. Da sie meist gar nicht oder unvollkommen behandelt
wird, bekommt man sie in vielgestaltiger Form zu sehen. Zunächst
beschreibt er einen über faustgroßen Tumor des Magens, mit dem
Colon, Jejunum und sonst mehrfach verwachsen, wie die Operation
zeigte. Probeexzision ergab entzündliches Gewebe, Wassermann
positiv; Heilung auf antisyphilitische Kur. Ebenso erwies sich ein
mächtiger Tumor der Bauch- und Beckenmuskulatur bei Probe¬
exzision als syphilitisch und ein retrobulbärer Tumor der linken
Orbita; beide schwanden schnell auf geeignete Behandlung, doch war
im letzteren Fall das Sehvermögen nicht zu retten. — Man soll in
den Tropen in jedem Fall nicht vergessen, die Möglichkeit be¬
stehender Syphilis ZU erwägen. W. v. Brunn (Rostock).
Wittgenstein, Annelise und Brodnitz, Friedrich, Zur Häufig¬
keit der syphilitischen Herz- und Gefäßerkran¬
kungen. (Statistische Erhebungen aus den Jahren
1911—1923.) (M. m. W. 1924 S. 1351.)
Aus den statistischen Erhebungen der Verff. an einem Material
von 40553 Kranken der Poliklinik der III. med. Univ.- Klinik zu
Berlin geht hervor, daß 7,54 Proz. der Kranken eine interne Lues
hatten. Von 8,09 Proz., die wegen Herz- und Gefäßerkrankungen in
Behandlung waren, war etwa 1jb syphilitischen Ursprungs. Die
syphilitischen Herz- und Gefäßerkrankungen betragen etwa 1/6 aller
internen syphilitischen Erkrankungen, die luetischen Nervenerkran¬
kungen ebenfalls %. Luetischen Ursprungs sind etwa 3/4 aller Aorten¬
insuffizienzen und */4 aller Nephrosklerosen. Die durchschnittliche
Inkubationsdauer betrug etwa 20 Jahre, das Durchschnittsalter zu
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 7/8. 12
178
Syphilis.
Beginn der Erkrankung 48— 52 Jahre. 56 Proz. der Kranken hatte
eine positive Luesanamnese, 11 Proz. eine Vorbehandlung durch¬
gemacht. Von allen Kranken hatten 4,64 Proz. eine positive WaR.,
von den syphilitischen Herz- und Gefäßerkrankungen 66,6 Proz. = 2/3.
„ W. Gaethgens (Hamburg).
Scholz-Sadebeck, Wolfgang, Zur Statistik der tertiären
Syphilis. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 537.)
Die statistischen Untersuchungen des Verf. lassen erkennen, daß
die tertiäre Syphilis, insbesondere der Haut, Schleimhaut usw., im
Verhältnis zur Frühlues und zu den vom Kriege unabhängigen Haut¬
krankheiten seltener geworden ist, während die „unvermittelte Spät¬
syphilis“ zugenommen hat. Unter den Tertiärgewordenen sind die
einigermaßen reichlich mit Quecksilber Behandelten relativ selten,
besonders gering ist die Zahl der mit Salvarsan Behandelten. Die
Inkubationszeit der tertiären Lues ist relativ kürzer, als früher im
allgemeinen angenommen wurde. Bei nicht und schlecht mit Queck¬
silber Behandelten ist sie kürzer als bei relativ gut Behandelten,
am kürzesten bei den unzureichend mit Salvarsan behandelten
Patienten. Diese Ergebnisse bedürfen der Bestätigung durch Unter¬
suchung eines größeren Materials. W. Gaethgens (Haynburg).
Mestschersky, G., Was lehren uns die Fälle von Reinfectio
syphilitica? (Deim. Wschr. 1924, 79, S. 901.)
Verf. zeigt an Hand der einschlägigen Literatur, daß die Mög¬
lichkeit einer Reinfektion mit Syphilis zu jeder Zeit vorliegt, von
einigen Monaten bis zu einigen Jahrzehnten nach der ersten Infektion.
Am häufigsten wird sie beobachtet bei Personen, welche während
der seronegativen Periode ihrer ersten Infektion in Behandlung
traten. Je energischer die Behandlung, desto früher im allgemeinen
die Reinfektion. Die Kuren, die zu einer Abortierung der ersten
Infektion führten, sind hinsichtlich der Stärke so verschieden, daß
sich irgend eine Gesetzmäßigkeit oder ein allgemein gültiges Schema
daraus nicht ableiten läßt. Anscheinend spielt bei den einzelnen
Personen die individuelle Widerstandskraft eine führende Rolle.
Die Reinfektion ist nicht in jedem Falle ein unbedingter Beweis für
die völlige Ausheilung der früheren Syphilis. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Warthin, Aldred Scott, Buffin gton, Estella and Wanstrom, Ruth C.,
A study of rabbit spiroclietosis. (J. of inf. Dis. 1923, 32,
p. 315.)
Die Arbeit enthält einen Bericht über die klinischen Erschei¬
nungen der Kaninchenspirvochätose, bei denen die VerfF. die Ober¬
flächlichkeit der Affektionen im Gegensatz zur experimentellen
Syphilis.
179
(anthropogenen) Kaninchensyphilis hervorheben. Obwohl die Verff.
in Blutausstrichen (Blutstropfen vom Ohr abgenommen unter Bedin¬
gungen, die ein Berühren mit den an der äußeren Haut vielleicht
befindlichen Spirochäten ausschlossen) sechsmal die Spirochaeta cuniculi
nachweisen konnten, lehnen sie die Auffassung, daß die Kaninchen-
spirochätose eine Allgemeininfektion sei, dennoch ab, weil sie in den
inneren Organen keine spirochätenhaltigen Läsionen gefunden hätten.
Die Wassermann-Reaktion war stets negativ, eine allgemeine Immu¬
nität bestand nicht. Bei der Warthin-Starry- Silber- Agar-Deckglas-
Ausstrich-Färbemethode seien die morphologischen Eigenarten der
Spirochaeta cuniculi besser als mit anderen Färbemethoden oder im
Dunkelfeld zu sehen. Histologisch sei charakteristisch im Gegensatz
zur anthropogenen, experimentellen Kaninchensyphilis, daß die Lokali¬
sation der Spirochaeta cuniculi nur eine epitheliale, nicht eine vas¬
kuläre sei. Die spontane Kaninchenerkrankung kann leicht von
Pallida- Infektionen abgegrenzt werden durch die Morphologie der
Spir. cuniculi (Silber- Agar-Deckglas- Ausstriche) und durch die Patho¬
logie der durch sie bedingten Erscheinungen. Die Arbeit enthält
sonst durch die bisherigen Publikationen bekannte Tatsachen über
Infektionsart- und Verlauf; außerdem ist aber eine größere Reihe
guter Photogramme beigegeben. w. Worms {Berlin).
Mulzer, Neuere Ergebnisse der experimentellen Syphilis¬
forschung. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 243.)
Verf. hat für seine gemeinsam mit Plaut ausgeführten Unter¬
suchungen 2 Spirochätenstämme verwandt, die ein ganz verschiedenes
Verhalten hinsichtlich der Liquorbefunde zeigten. Der eine Stamm
(Mulzerstamm) machte etwa 80 Proz. der geimpften Kaninchen liquor¬
krank, während der andere (Kollestamm) das Nervensystem fast immer
verschonte. Die Sera alter Kolletiere scheinen die Spirochäten in
Hodenaufschwemmungen von solchen Tieren schnell und stark zu
agglutinieren, während sie die Spirochäten des Mulzerstammes nicht
beeinflussen. Mit dem Mulzervirus geimpfte Kaninchen reagieren
klinisch anscheinend am schlechtesten von allen Tieren auf Neo-
salvarsan, bei den Kolletieren dagegen schwinden sowohl die Spiro¬
chäten als auch die klinischen Erscheinungen am schnellsten.
Weitere Versuche zeigten, daß das Kolle virus infolge Unterbehandlung
eines damit geimpften Kaninchens neurotrop und virulenter geworden
war. Der Wert des Kaninchens für die tierexperimentelle Syphilis¬
forschung wird durch die originäre Kaninchensyphilis in keiner Weise
beeinträchtigt, überdies konnte diese Krankheit seit 1V2 Jahren vom
Verf. bei seinen Tieren nicht mehr festgestellt werden.
W. Gaehtg ens {Hamburg).
12*
180
Syphilis.
Neubürger, a) Histologische Befunde bei experimenteller
Syphilis, insbesondere des Nervensystems, b) Histo¬
logische Demonstrationen der experimentellen Ka¬
ninchensyphilis. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 253.)
Vorwiegend histologisch. W. Gaehtgens {Hamburg).
Clodi, E. und Matuschka, J., Das verschiedene Verhalten
der weißen Blutkörperchen bei Lues und ihrer The¬
rapie. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 459.)
Von klinischem Interesse. W. Gaehtgens {Hamburg).
Oelze, F. W., Über die praktische Brauchbarkeit der
neuen Spirochätenfärbung mit Spirzil. (D. m. W. 1924
S. 1151.)
Bei der praktischen Erprobung in der Leipziger dermatologischen
Klinik (Rille) erwies sich das Färbeverfahren durchaus als brauch¬
bar. Es liefert gute Bilder und ist einfacher als die übrigen Färbe¬
verfahren des Praktikers. Es übertrifft insbesondere das Tuschever¬
fahren. Im übrigen bleibt zur mikroskopischen Syphilisdiagnose die
Dunkelfelduntersuchung Methode der Wahl; sie ist ergiebiger und
sicherer als jede Färbung und bringt vor allem lebende Spirochäten
zur Anschauung. Georg Schmidt {München).
Blum, Kurt, Versuche über Agglutination der Spiro-
chaete pallida. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 491.)
Verf. untersuchte das Serum von syphilitisch infizierten Kaninchen
auf Spirochätenagglutination. Er verwandte zur Agglutination den
Gewebssaft von Kaninchenhodensyphilomen. Es ergab sich , daß
Agglutinine nur langsam und in geringer Menge auftreten und zwar
abhängig von dem Grad der klinischen Erscheinungen und der Gene¬
ralisierung des Virus. Eine Agglutination in einer Verdünnung von
über 1:10 ist als spezifisch anzusehen. Werte über 1:100 wurden
nicht beobachtet. Bisweilen scheint der homologe Stamm stärker
agglutiniert zu werden als fremde. Kurt Meyer {Berlin).
Grütz, 0., Beiträge zur Reinkultur der Spirochaeta
pallida. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 337.)
Es ist dem Verf. gelungen, aus exzidiertem luetischen Papel¬
gewebe gleich in der ersten Generation zwei Reinkulturen der
Spirochaeta pallida auf halbstarrem Menschenserum zu gewinnen.
Die Kulturen waren makroskopisch nicht erkennbar, nur mikroskopisch
ließ sich das Wachstum feststellen. Die Weiterimpfung gelang nur
# auf halbstarrem Serum durch 4 bzw. 5 Generationen unter anaeroben
Bedingungen. Auf verschiedenen flüssigen Nährböden konnte kein
Syphilis.
181
nennenswertes Wachstum erzielt werden. Im festen Medium zeigten
die reingezüchteten Spirochäten eigenartige Bewegungen (Kriech¬
bewegung). In mikroskopischen Serienschnitten ganzer Kulturen
waren die Spirochäten teils diffus, teils in bienenschwarmähnlichen
Vermehrungszentren gelagert, ähnlich wie im Paralytikergehirn.
Die an den Kulturen gemachten Beobachtungen lassen an die Mög¬
lichkeit von zwei verschiedenen Formkreisen der Spirochaeta pallida
denken, eines vegetativen, in dem die Spirochäten lediglich durch
Querteilung in die Länge wachsender Spirochäten sich vermehren,
und .eines fruktifizierenden, bei welchem aus „Knospen“ neue Spiro¬
chäten hervorgehen. * W. Gaehtgens {Hamburg).
Krantz, W., Über feste und flüssige Nährböden zur
Kultivierung der Spirochaeta pallida. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 216.)
Beim Wachstum auf festen Nährböden müssen anaerobe Verhält¬
nisse gegeben sein, wie sie durch die reduzierenden Kräfte des
Serums und die Begleitbakterien geschaffen werden. Im Ausgangs¬
material sind begünstigend und schädigend wirkende Begleitbakterien
enthalten. Die Spir. pallida verlangt nicht unbedingt serumhaltige
Nährböden, sondern gedeiht z. B. auch auf Pepton-Bouillonagar. Die
Reaktion des Nährmediums muß genau eingestellt und während des
Wachstums der Kultur konstant gehalten werden. Diese Konstanz
muß u. a. durch Hinzufügen von Puffersubstanz gewährleistet sein.
In flüssigen Nährböden ist die Forderung der anaeroben Bedingungen
am besten erfüllt durch Benutzung der an sich reduzierend wirkenden
Eiweißlösungen und Überschichtungen mit Vaseline. Ein brauchbarer
flüssiger Nährboden besteht aus 2 ccm sterilen Serums, aufgegossen
auf 0,5 ccm harten, gekochten in Röhrchen mit 8 ccm Kochsalzlösung
im Dampf sterilisierten Eiweiß, Einstellung der Reaktion nicht nötig,
dagegen erforderlich, wenn statt Eiereiweiß Ascites oder Hydrozelen-
flüssigkeit verwandt wird. Einzelvorschriften im Original nachlesen.
Auf flüssigen Nährhöden kann bereits nach 3 Tagen kräftiges Wachstum
einsetzen. Übertragung von festen auf flüssigen Nährböden nach
der Abtrennung der schädlich wirkenden Begleitbakterien (besondere
Methode des Verf.) und wiederum Rückübertragung auf feste Nähr¬
böden ergibt eine für die Reinzüchtung wertvolle Anreicherung.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Plaut, A. Liquor entnähme und Liquoruntersuchung bei
syphilitischen Kaninchen. B. Experimentelle Syphilis
des Nervensystems. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 250.)
Kurze Beschreibung der vom Verf. geübten' suboccipitalen
Punktionstechnik und Liquoruntersuchung. Der Mulzerstamm läßt
182
Syphilis.
sich als eine biologische Varietät der Pallida mit ausgesprochen früh-
nenrotropen Eigenschaften bezeichnen, die sich gegenüber der Indi¬
vidualität des infizierten Organismus durchzusetzen vermag. Die
Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, daß auch beim
Menschen Spirochätenstämme mit verschiedener Avidität zum Nerven¬
system eine Rolle spielen können. Durch Gberimpfung von Para¬
lytiker-Hirnrinde in die Hoden von Kaninchen konnten Liquorver¬
änderungen erzeugt werden, als deren Grundlage eine in vielem an
die menschliche Paralyse erinnernde Erkrankung des Nervensystems
ermittelt wurde. Überimpfung des Nervensystems der erkrankten
Tiere auf gesunde Kaninchen ließ mit große* Regelmäßigkeit die
Krankheit von neuem entstehen. Bei diesen „Paralysekaninchen“
traten niemals äußere Zeichen der Syphilis auf. w. Gaehtgens.
Golant-Ratner, Rai’ssa, Die Goldsolreaktion bei Dementia
praecox. (M. m. W. 1924 S. 1128.)
Verf. konnte feststellen, daß bei 12 Fällen von Dementia praecox
die Goldsolreaktion positiv ausfiel. Die Reaktion erreichte nie so
hohe Grade wie bei der progressiven Paralyse, sondern zeigte mitt¬
lere Stärke. Die WaR. war dabei in allen Fällen sowohl im Blut,
als auch im Liquor negativ. In der Hälfte der Fälle, und zwar dort,
wo die Goldsolreaktion besonders intensiv war, fiel auch die Pändysche
Reaktion positiv aus. W. Gaehtgens [Hamburg.)
v. Wassermann, A., Zur Frage der Spaltbarkeit des syphi¬
litischen Antigenserumaggregates. (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 92, S. 370.)
Die von Prausnitz und M. Stern (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1923, 90, S. 246) auf Grund ihrer Experimente aufgestellte Behauptung,
daß die Spaltbarkeit des syphilitischen Aggregates durch Versuche des
Verf. nicht nachgewiesen sei, trifft nicht zu, da Verf. den durch Aus¬
fällung gewonnenen Niederschlag mehrmals gewaschen und so von jedem
Serumrest mit etwa anhaftenden Reaginen befreit hat. Noetel.
Finkener, E. und Neugarten, L., Über die Wassermannsche
Reaktion unter der Geburt und ihre Bedeutung zur
Erkennung der Syphilis bei Müttern und Neu¬
geborenen. (Arch. f. Gyn. 1924, 122, S. 341.)
Umfassende Arbeit, die sich auf großes Material von 11 Jahren
stützt. Es wird die systematische Untersuchung aller Gebärenden
mit Hilfe der WaR. verlangt. Das frische Retroplazentarblut kann
benutzt werden, sofern bei positivem Ausfall in zweifelhaften Fällen
eine Kontrolle mit dem Armvenenblut gemacht wird. Der positive
Ausfall des Armvenenblutes im Wochenbett bei vorheriger positiver
Syphilis.
183
Reaktion des Retroplazentarblutes ist sicher für Lnes zu verwerten.
Gelegentlich ist bei sicheren Luesfällen ein Abklingen oder Schwinden
der WaR. im Wochenbett zu konstatieren. Aus dem Vorkommen
oder dem Ausbleiben der WaR. im Nabelvenenblut der Neugeborenen
kann man keine sicheren prognostischen Schlüsse ziehen.
E. Philipp {Berlin).
Lloyd, R. B., Muir, E. and Mitra, R. G. C., The effect of anti-
syphilitic treatment on the Wassermann reaction in
leprosy. (Ind. J. of med. Research 1924, 12, p. 213.)
Antisyphilitische Behandlung vermag die positive WaR. bei
Fällen von nervöser Lepra in einem bemerkenswerten Prozent¬
satz umzuwandeln, in den Fällen von Hautlepra ist der Prozentsatz
etwas geringer. Verff. schließen daraus, daß die Syphilis ein wich¬
tiger komplizierender Faktor in beiden Lepraformen ist, und daß
eine antisyphilitische Behandlung in allen Fällen von primärer
Nervenlepra stattfinden soll, die positive WaR. auf weisen, ferner in
allen denjenigen Hautleprafällen mit positiver WaR., die nach der
Vorgeschichte an Syphilis denken lassen und einer anderen Behand¬
lung trotzen. Dieter len {Bottweil).
Yamanioto, Yoshizo, Beitrag zur Wassermannschen Re¬
aktion. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 395.)
Bei Meerschweinchensera, die möglichst bald vom Blutkuchen ge¬
trennt und im Eisschrank aufbewahrt werden, ist die hämolytische
Wirkung und auch die Fixierbarkeit des Komplementes größer, als
wenn sie zusammen mit dem Blutkuchen gelassen werden. Wieder¬
holt wurde gefunden, daß das nüchtern entnommene Serum einen
schwächeren Komplementgehalt aufwies und eine stärkere WaR. gab
als das 3 Stunden nach Verabreichung von V2 1 Zitronenlimonade
entnommene. Kurt Meyer {Berlin).
• •
Blum, Kurt, Uber die Wassermannsche Reaktion im
Serum normaler und syphilitischer Kaninchen. (Zschr.
f. Immun.Forsch. 1924, 40, S. 195.)
Durch Salzsäur evorbehandlung des Serums nach Sachs und
F. Georgi werden die unspezifischen Wassermann-Reaktionen bei
normalen Kaninchen ausgeschaltet. Bei syphilitischen Kaninchen
sind Parallelen zwischen dem klinischen Verlauf und dem Ausfall
der Reaktion mit dem gefällten Serum unverkennbar, wenigstens bei
der lokalen Impfsyphilis. Dagegen scheint die Reaktion bei Rezi¬
diven zu versagen, so daß ein negativer Ausfall nichts gegen das
Bestehen einer Syphilis besagt. Kurt Meyer {Berlin).
184
Syphilis.
Heinemaim, H., Untersuchungen über den Liquor cere¬
brospinalis. II. Mitteilung. (Arch. f. SchiffsHyg. 1924 S. 187.)
In einer früheren Mitteilung berichtete Verf. über auf Sumatra
ausgeführte Untersuchungen an dem Liquor cerebrospinalis von
150 Malariakranken; in keinem der untersuchten Fälle fand sich im
Liquor positive Reaktion nach Wassermann oder Meinicke (D.M.).
Nunmehr erfolgt Bericht über weitere 100 Fälle, bei denen außerdem
die von Meinicke angegebene Trübungsreaktion zur Anwendung
gelangte. Auch hier war das Ergebnis negativ. Unspezifische, malarisch
bedingte positive Umstimmung des Liquors bei Javanen scheint dem¬
nach nicht vorzukommen. Weiterhin wurde die Feststellung gemacht,
daß der Liquor von 8 Malariakranken, wenn er zur Verdünnung des
Patientenserums verwendet wird, imstande war, in einer Reihe von
Fällen die Komplementbindung zu verhindern. e. Gildemeister.
Förtig, Hermann, Über den Ausfall der Wassermannschen
Reaktion im aktiv und inaktiviert untersuchten
Liquor in den einzelnen Syphilisstadien. (Arch. f. Denn.
1924, 147, S. 246.)
In Übereinstimmung mit Eicke und Löwenberg (Med. Klin.
1921 S. 414) konnte Verf. feststellen, daß Unterschiede im Reaktions¬
ausfall bei der Untersuchung von aktivem und inaktivem Liquor
hauptsächlich bei Fällen von Frühsyphilis Vorkommen. Der in¬
aktivierte Liquor reagiert schwächer und weniger häufig positiv als
der aktive. Die Reaktion mit dem inaktivierten Liquor wird oft im
Laufe der Behandlung zuerst schwächer und verschwindet früher.
Diese Unterschiede nehmen mit dem Alter der Infektion, namentlich
bei vernachlässigter Behandlung, ab und verschwinden fast ganz bei
den späteren Erkrankungen des Zentralnervensystems, vor allem bei
der progressiven Paralyse. Die Beobachtung Eick es (Med. Klin.
1921 S. 1269), daß progressive Paralysen mit negativer WaR. im
Blute nur im aktiven Liquor eine positive WaR. geben, mit dem in¬
aktivierten dagegen negativ oder wesentlich abgeschwächt reagieren,
konnte in 2 derartigen Fällen nicht bestätigt werden. Bei der
aktiven Untersuchung von 140 Kontrollfällen, darunter auch solche
mit stärkster Eiweißvermehrung, konnten unspezifische Reaktionen
nicht festgestellt werden. Die Gefahr falscher Diagnosen bei der
aktiven Untersuchung ist darum nicht so hoch zu veranschlagen,
um der inaktiven Untersuchung den Vorzug vor der aktiven zu geben.
Immerhin empfiehlt es sich, bis zur weiteren Klärung der Frage
jeden Liquor aktiv und inaktiv zu untersuchen und bei geringer
Liquormenge wegen der größeren Empfindlichkeit die aktive Unter¬
suchung anzuwenden. W. Gaehtgens {Hamburg).
Syphilis.
185
Benaud, Maurice, Pouvoir anticomplömentaire des serums
humains et reaction de Bordet-Wassermann. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 280.)
Während die meisten Autoren die Eigenhemmung der Sera als
einen störenden Versuchsfehler ansehen, der nach Möglichkeit zu be¬
seitigen ist, sieht Verf. im antikomplementären Vermögen der Sera
geradezu einen wesentlichen Faktor der WaR. Er verweist darauf,
daß die Serumkolloide sich untereinander oder mit fremden Kolloiden
(Antigen) vereinigen und Komplexe bilden können, an die das Kom¬
plement fixiert wird (im ersteren Fall findet dies seinen Ausdruck in
der sog. Eigenhemmung). Ein prinzipieller Unterschied zwischen
beiden Phänomenen besteht jedoch nicht. Zusatz von Antigen ver¬
ändert immer, auch bei nicht luetischen Seris, das Komplement¬
bindungsvermögen des Serums, nur die Intensität dieser Veränderung
ist verschieden. Im Verhältnis der Hemmungsstärke des Serums
allein zur Hemmungsstärke des Serums mit Antigenzusatz bestehen
fließende Übergänge ohne jede scharfe Grenze. Ausschlaggebend ist
der Grad der Vermehrung, die das antikomplementäre Vermögen des
Serums durch den Antigenzusatz erfährt. Die WaR. ist lediglich
quantitativ, sie besitzt keine spezifische Schwelle und ist nicht
spezifisch und notwendig an die Lues gebunden. Der Serologe muß
das antikomplementäre Vermögen des Serums aufs genaueste ohne
und mit Antigen auswerten ; dem Kliniker bleibt es dann Vorbehalten,
diese Daten im Rahmen der klinischen Erscheinungen zu bewerten.
Prigge ( Frankfurt a. M).
Molnär, Tibor, Über Selbsthemmung der aktiven Sera.
(Zsch. f. Immun.Forsch. 1924, 41, 148.)
Während von Wassermann-negativen Seren 90 Proz. in aktivem
Zustand das hämolytische System lösen, bleibt bei 78 Proz. der
Wassermann-positiven Sera die Lösung aus. Die Ursache ist der
Komplementmangel dieser Sera, während eine antikomplementäre
Wirkung nicht nachweisbar ist. Kurt Meyer {Berlin).
Kabelfk, J., Physikochemische Verfolgung der Wasser¬
mann-Reaktion. (Biol. L. 1924, H. 1 [tschechisch].)
Verf. trachtete aus theoretischen und praktischen Gründen (quanti¬
tative Messung), die eigentliche Reaktion zwischen Luesserum und
Antigen mit Hilfe physiko-cheraischer Methoden isoliert zu erfassen;
• •
doch ließ sich in L-Serum + L- Antigen-Mischungen keine Änderung
der Kapillaritäts-, Diflusions- und Koagulationsverhältnisse nach-
weisen. Es versagte da auch, was sehr auffällig ist, die Nephelo¬
metrie (mit dem Kleinmannschen Nephelometer) gänzlich. Mit Ab¬
sicht wurde bei diesen Versuchen ein Antigen verwendet, welches
186
Syphilis.
überhaupt keine Spontantrübung zeigt, nämlich das von Bordet-
Ruelens. (Das negative Versuchsergebnis deutet an, daß die
Trübungsreaktionen wie SG-., MTR. usw. sekundäre Vorgänge sind.
Primär ist eine Alteration des Antigens als Schutzkolloid. Die Chol¬
esterin- resp. Balsamkerne der SG.- und MTR.-Antigene werden nach
Beraubung ihrer Schutzhüllen zu Indikatoren, indem sie sich zu¬
sammenballen und makroskopische Flocken bilden.) — Die weiter¬
hin vorgenommene Prüfung des Einflusses Wa-positiver und Wa-
negativer Sera auf eine Benzoeharzsuspension erstreckte sich auf
reine Suspensionen und auch auf solche, die mit spezifischem Antigen
sensibilisiert waren. Hierbei war die Anordnung der Versuche ähn¬
lich, wie sie in der später erschienenen Arbeit von Dujarric de
la Ri viere und L. Gail er an d (C. r. Soc. de Biol. 1923, 89, p. 1198)
beschrieben wurde. Größere Abweichungen, die für positive Lues¬
sera charakteristisch wären, konnten von keiner Seite festgestellt
werden. (Eine Reaktion, welche Dujarric und Gallerand als
spezifisch hinstellten, erwies sich bei einer Nachprüfung als nicht
genügend spezifisch.) Kleinere Unterschiede konnten aber doch kon¬
statiert werden. Wenn nämlich zum Serum, das auf 1 : 10 bis
1:160 000 mit 0,01 Proz. NaCl verdünnt war, eine Benzoeharz¬
suspension hinzugefügt wurde, bildeten sich 2 Fällungszonen, eine
bei Verdünnungen von 1 : 10 bis 1 : 40, die zweite bei 1 : 610 bis
1:10 000. Wurde aber dabei ein Luesserum verwendet, das vorher
mit dem L-Antigen vermischt und 24 Stunden im Eisschrank ge¬
halten wurde, war eine Verbreiterung und Verstärkung beider Fällungs¬
zonen nachweisbar, zum Zeichen, daß hier tatsächlich auch eine
Alteration der Serumproteine stattgefunden hat. — Einige Beobach¬
tungen betreffend die physikochemischen Eigenschaften der Benzoe¬
harzsuspension und der Schutzkolloide der L-Antigene beschließen
die mit einem kurzen Referate nicht erschöpfbare Arbeit.
Gellner ( Olmütz ).
Klopstock, Alfred, Über den Einfluß von Komplement¬
funktion und Deviabilität auf die Intensität der
Komplementbindung. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41,
S. 126.)
Die Deviabilität des Komplementes spielt bei der WaR. eine
wesentliche Rolle. Sie kann derart dominieren, daß trotz Verwendung
einer, nach der hämolytischen Wirkung zu urteilen, geringen Komple¬
mentmenge von dieser weniger gebunden wird als von einem stark
wirksamen Komplement. Dieser Parallelismus zwischen hämolytischer
Wirkung und Deviabilität, der allerdings nicht immer ausgesprochen
ist, findet seine Erklärung durch die Annahme, daß beide Ausdrucks¬
formen Funktionen der Labilität der Serumglobuline sind. Die La-
Syphilis.
187
bilität des Serams wird herabgesetzt durch Lagern, durch Erwärmen
und durch Säureeinwirkung. Gewöhnlich erfährt dabei zugleich mit
eine Verminderung der hämolytischen Wirksamkeit die Eignung des
Komplements zur WaR. eine Abschwächung. Dagegen scheint Schütteln
des verdünnten Komplements eine Steigerung der Serumlabilität zu
bewirken, so daß das Komplement leichter deviabel wird. Bei Aus¬
führung der ersten Phase der WaR. bei niedriger Temperatur scheinen
sich die Unterschiede in der Deviabilität verschiedener Komplemente
zu vermindern, wenn auch nicht ganz auszugleichen. Ganz frisches
Meerschweinchenserum zeigt bisweilen eine zu starke Stabilität, die
sowohl der Komplementfunktion wie der Deviabilität hinderlich sein
kann. Bei der durch spezifische Antigen- Antikörperreaktion bedingten
Komplementbindung bestehen ähnliche Verhältnisse wie bei der WaR.,
wenn auch die Deviabilitätsunterschiede hier gewöhnlich nicht so
stark hervortreten. Für die Praxis der WaR. ergibt sich, daß Meer¬
schweinchensera mit starkem Komplementtiter im allgemeinen besser
geeignet sind, als schwach wirksame. Eine Vortitration des Komple¬
ments dürfte daher keineswegs immer gleichmäßige Bedingungen ge¬
währleisten. Kurt Meyer {Berlin).
Blumenthal, Georg, Zur Extraktfrage bei der Wasser-
mannschen Reaktion. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 291.)
Nach den Beobachtungen des Verf. haben aus Lueslebern be¬
reitete und mit Meerschweinchenextrakt zu gleichen Teilen versetzte
Extrakte, wenn sie in der vom Verf. geschilderten Weise scharf ein¬
gestellt sind, bei der Wassermann-Reaktion die besten Resultate
ergeben. Schill {Dresden).
Stern, Margarete, Über die Brucksche Ausflockungs¬
reaktion bei Syphilis. (Arch. f. Derm. 1923, 146, S. 78.)
Die Brucksche Ausflockungsreaktion ist eine klinisch brauchbare
Methode und eignet sich infolge der Einfachheit ihrer Ausführung
insbesondere zur schnellen Orientierung. Die mit ihr erhaltenen
positiven Resultate entsprechen stets der Diagnose, wenn nur die
starken Ausfällungen bei klar bleibendem Medium als positiv an¬
gesprochen werden. Als Ersatz für die WaR. und die SGR. kommt
die Brucksche Reaktion nicht in Frage, da sie in einer Reihe von
Luesfällen im Gegensatz zu den beiden genannten Reaktionen versagt.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Neuber, Eduard, Über die Unspezifizität der Antisyphi-
, litica. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 489).
Die Wirkungen der unspezifischen Stoffe und der Antisyphilitica
weisen große Ähnlichkeiten auf. Durch die Wirkungen der Anti-
188
Syphilis.
syphilitica auf die Spirochäten „in vitro“ lassen sich die klinisch
bewährten Heilerfolge nicht erklären, die Möglichkeit ihrer desinfi¬
zierenden Wirkung „in vivo“ muß demnach verneint werden. Eine
durch Antisyphilitica bedingte katalytische Wirkung in vivo ließ sich
weder verneinen noch beweisen, bei den in vitro angestellten Sero¬
reaktionen konnte eine solche Wirkung nicht nachgewiesen werden.
Für die Dosierung der Antisyphilitica und unspezifischen Stoffe haben
die gleichen Prinzipien Gültigkeit. W. Gaehtgens {Hamburg).
Kolle, W., Über die Schutzwirkung der An tisyphilitika
(Arsenderivate, Quecksilber und Wismut) gegenüber
der experimentellen Syphilisinfektion. (D. m. W. 1924
S. 1074.)
Azetylaminooxyphenylarsinsäure hatte bereits Ehrlich 1908
und 1909 in Händen, und zwar, wie sich durch nunmehrige Prüfung
des noch vorhandenen Präparates (No. 594) ergab, kristallisiert,
chemisch rein und gegen Trypanosomen gleich wirksam wie das
Fourneausche Stovarsol. Obige sowie nicht azetylische Arsinsäure
(593, Metaaminoparaoxyphenylarsinsäure) wirken aber gegen Trypano¬
somen, Rekurrens- und Luesspirochäten erheblich geringer als die
Arsinoxyde und Arsenoverbindungen, nach Einspritzung unter die
Haut oder in die Venen experimentell syphilitischer Kaninchen erst
in Gaben, die den tödlichen nahe liegen. Daher eben schritt
Ehrlich von ihnen aus zum Salvarsan fort; vor allem aber auch
deshalb, weil die meisten Arsinsäuren recht bedenkliche Neben¬
wirkungen haben. Ihre starke Neuro- und Organotropie hängt mit
ihrem Aufbaue und damit mit ihrem physikalisch-chemischen Ver¬
halten zusammen. Die meisten Kaninchen, die Stovarsol geschluckt
hatten, starben nach Gaben (S chloß berger , Leupold, Collier,
Evers), mit denen Le vaditi syphilitisch infizierte sicher geschützt
hatte. Daß die Arsinsäure dabei im Darmrohr, in der Darmwand,
in der Leber zu Arsinoxyd reduziert wird, ist wahrscheinlich, zumal
Stovarsol, vom Munde aus verabfolgt, in kleineren Gaben die Spiro¬
chäten beeinflußt, als unter die Haut oder in die Venen gespritzt
Sicherer als Stovarsolverabreichung an sich syphilitischer Infektion
Aussetzende wären ein oder zwei Salvarsaneinspritzungen. Eine
Versuchstabelle (Leupold) zeigt den gesetzmäßigen Schutz gegen
die arzneilich schwer beeinflußbare Rekurrensinfektion der weißen
Maus durch Salvarsaneinspritzung in die Vene. Zu prüfen bleibt,
ob durch Schlucken von Arsinsäuren nur ein scheinbarer Schutz
erreicht wird, während in Wirklichkeit die Infektion ohne Ausbildung
typischer Schanker abläuft. Quecksilbermittel schützen Kaninchen,
infolge ihrer sehr geringen mittelbaren Wirkung auf Syphilisspiro¬
chäten, wenn überhaupt, nur verhältnismäßig kurze Zeit gegen nach-
Syphilis.
189
folgende experimentelle Infektion. Ebensowenig solche Wismut¬
erzeugnisse, die leicht aufsaugbar und diffusibel sind. Dagegen ent¬
wickelten sich — im Gegensätze zu 94 Proz. von 68 Tieren der
Gegenprobe — bei keinem der 26 Kaninchen, in deren Muskeln un¬
lösliche Wismutabkömmlinge abgelagert worden, auf die nach 2 — 15
Wochen folgende mäßige Hodeninfektion Schanker. Die Verwendung
solcher Wismutniederlagen als Schutz bedarf aber ebenso erst noch
viel breiterer Klärung wie die des Stovarsols, an dessen Stelle man
dabei das in Deutschland (Höchster Farbwerke) hergestellte Spirozid
(Ehrlich 594) benutzen sollte. Georg Schmidt {München).
Klopfer, Eugen, Zur Behandlung der Lues mit Sulfoxyl-
salvarsan 2203. (Ärch. f. Derm. 1924, 145, S. 383.)
Das Sulfoxylsalvarsan 2203 ist ein bequem zu handhabendes,
stets gebrauchsfertiges, recht gut verträgliches Präparat, das die
Etappenbehandlung der Lues in hohem Maße ermöglicht.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Holfmann, Erich und Strempel, R., Unzulänglichkeit der
Mischspritzenbehandlung mittels einzeitiger intra¬
venöser Hg- oder Bi-Salvarsaneinspritzungen. (M. m.
W. 1924 S. 1320.)
Nach den Erfahrungen der Verff. ist die Mischspritzenbehand¬
lung weniger wirksam und gefährlicher als die zweizeitige Wismut-
salvarsantherapie. w. Gaehtgens {Hamburg).
Köndgen, Fritz und Meißner, Kurt, Ein neues Prinzip in der
Chemotherapie der Syphilis. (M. m. W. 1924 S. 1429.)
Verlf. haben mit einem neuen Präparat, das in 1 ccm 40 mg
Wismut und 5 mg Arsen enthält und von der chemischen Fabrik
Imhausen & Co. in Witten-Ruhr unter dem Namen „Saluen“ in den
Handel gebracht wird, Heilversuche bei Syphilis angestellt. Es zeigte
sich, daß sämtliche Erscheinungen der Syphilis einschließlich der
Seroreaktionen günstig beeinflußt wurden, w. Gaehtgens {Hamburg).
Krakauer, Paul, Ist es wahrscheinlich, daß die Syphilis¬
spirochäte gegen Quecksilber und Arsen fest werden
kann? (Arch. f. Derm. 1923, 146, S. 1.)
Da das Quecksilber die Syphilisspirochäte nicht beeinflußt, ist
es ausgeschlossen, daß die Spirochäten Hg-fest werden können. Auch
eine Arsenfestigkeit der Spirochaeta pallida ist bisher nicht bewiesen,
kann aber auf Grund der tierexperimentellen Erfahrungen an anderen
Spirochäten nicht als unmöglich bezeichnet werden. Da diese Arsen-
190
Syphilis.
festigkeit indes nicht durch die übliche Salvarsantherapie erzielt
werden kann, ist sie praktisch ohne Bedeutung. w. Gaehtgens.
Brünauer, Stefan Robert, Spezifisch-unspezifische Queck¬
silbertherapie der Lues. Experimentelle und klinisch¬
experimentelle Untersuchungen. (Arch. f. Derm. 1923,
146, S. 135.)
Von klinischem Interesse. W. Gaehtgens [Hamburg).
Stühmer, Die Verwendung quecksilberhaltiger Farb¬
stoffverbindungen in der Therapie der Syphilis.
(Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 368.)
Verf. konnte bei der Behandlung von syphilitisch infizierten
Kaninchen mit quecksilberhaltigen Farbstoffverbindungen bei zwei
Präparaten, Tachysan S (Fluorescin-Hg-Präparat) und Tachysan P
(Pellidol-Hg-Verbindung), eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufes
feststellen, die als Heilung angesprochen werden konnte, und zwar
in Dosen, welche in beiden Fällen ziemlich weit unter der toxischen
lagen. Klinisch wurde nur das Tachysan S mit befriedigendem
Erfolge erprobt. W. Gaehtgens [Hamburg).
Krösl, Hans, Über Syphilisheil versuche mit „Northovan“-
Einspritzungen in die Blutbahn. (Arch. f. Derm. 1924,
147, S. 394.)
Günstige Erfahrungen. w. Gaehtgens [Hamburg).
Bieder, Hermann, Zur Wismutbehandlung der Syphilis.
(M. m. W. 1924 S. 1275.)
Wismut ist nach den Erfahrungen des Verf. ein brauchbares
symptomatisches Syphilisheilmittel, dessen klinische Wirksamkeit,
Wirkung auf die Spirochäten und die Seroreaktionen ungefähr der
Wirkung des Quecksilbers entspricht. w. Gaehtgens [Hamburg).
Heuck, Erfahrungen über Wismuttherapie. (Arch. f. Derm.
1924, 145, S. 338.)
Nach den Erfahrungen des Verf. sind die deutschen Wismut¬
präparate als überaus wertvolle Antisyphilitika zu bezeichnen. Das
Abklingen der serologischen Reaktionen erfolgt langsamer und pro¬
zentual ungenügender als bei der Anwendung starker Hg-Depot-
präparate, die bei frischer, unbehandelter Syphilis, namentlich in
Kombination mit Salvarsan, fast ausnahmslos ein negatives sero¬
logisches Ergebnis zeitigen. w. Gaehtgens [Hamburg).
• •
Smechula, Uber unsere Erfahrungen mit der Wismut¬
behandlung der Syphilis. (M. Kl. 1924 S. 821 u. 860.)
Syphilis. 191
Das Wismut ist ein wirksames Antiluetikum und steht in bezug
auf seine Heilkraft zwischen dem Salvarsan und dem Quecksilber.
Die Nebenwirkungen sind im allgemeinen relativ gering. Sorgfältige
Urinkontrollen und Beobachtungen des Mundes sind notwenig.
Erich Hesse {Berlin).
Sei, S., Über das Verhalten von Lösungen einiger Bis-
mutyltartarate bzw. deren Mischungen mit Blut¬
serum bei der Ultra filtration. (Arch. f. Derm. 1928,
146, S. 48.)
Verf. hat Ultrafiltrationsversuche mit wässerigen Lösungen dreier
komplexer Wismuttartarate bzw. mit Gemischen dieser Lösungen
mit Rinderserum ausgeführt. Die benutzten Präparate enthielten
1,2 bzw. 3 Bi 0- Gruppen im Molekül. Werden die wässerigen Lösungen
für sich allein ultrafiltriert, so erscheinen alle Substanzen nahezu
quantitativ im Filtrat wieder. Sie diffundieren auch durch Pergament,
sind also molekular gelöst. Werden dagegen ihre Mischungen mit
Serum ultrafiltriert, so gehen nur Teile der Substanzen in das Filtrat
über, und zwar um so weniger, je wismutreicher die Präparate
sind. Es gehen also Teile der gelösten Substanzen mit dem Serum¬
eiweiß Bindungen ein nach Übergang vom molekularen Zustand
in den kolloidalen. Die wismutreichste Substanz, „Bi 5“ genannt,
geht nahezu restlos in diesen Zustand über. Tierversuche zeigten
weiter, daß für die Giftwirkung der Präparate bei parenteral be¬
handelten Tieren in erster Linie das molekular gelöste Wismut ver¬
antwortlich zu machen ist. Der Übergang in den Kolloidzustand, der
auch im tierischen Organismus vor sich geht, scheint somit physio¬
logisch einer Entgiftung gleichzukommen. Dadurch wird es möglich,
dem Körper weit mehr Bi in Form des wismutreichsten Präparates
zuzuführen als in Form der wismutärmeren. Für die Therapie ist
dieses Verhalten von Bedeutung. w. Gaehtgens {Hamburg).
Kyrie , Malariabehandlung frischer Syphilis. (Arch. f.
Derm. 1924, 145, S. 359.)
Verf. hat die von Wagner -Jauregg inaugurierte Malaria¬
behandlung der syphilogenen Spätnervenerkrankungen auch bei
100 Fällen von alter und frischer Syphilis in Anwendung gebracht.
Die bisherigen Erfolge waren sehr befriedigend, mit keiner der
übrigen Behandlungsmethoden wurden so gleichmäßig gute und
sichere Ergebnisse hinsichtlich der Wirkung auf den pathologischen
Liquor erzielt wie mit diesem Verfahren, w. Gaehtgens {Hamburg).
Keese, H. und Peter, K., Die Einwirkung der Malaria ter¬
tiana auf die progressive Paralyse. (M. Kl. 1924 S. 372
u. 410.)
192 Syphilis.
Durch die Malariabehandlung wird die progressive Paralyse
zweifellos günstig beeinflußt. Man darf annehmen, daß die Methode
der richtige Weg zu einer erfolgversprechenden Paralysetherapie
der Wahl ist. Erich Resse {Berlin).
Graf, I., Beitrag zur Malariabehandlung der pro¬
gressiven Paralyse. (Zschr. f. d. ges. Neurol. 1924, 91, S. 131.)
Es kommen in Betracht 13 Kranke, davon 6 im Jahre 1921 und
7 im Jahre 1923 behandelt. Im ganzen 9 Remissionen, bei 3 der
ersteren Gruppe bis jetzt anhaltend, in 2 Fällen 1 bzw. % Jahr
dauernd. In 2 Fällen wurde der Wassermann im Blut negativ, in
einem im Liquor, in den anderen Fällen blieb der serologische Befund
unverändert. Bei den 1923 behandelten Fällen 3 sichere Remissionen
mit unverändertem Blut- und Liquorbefund, in 5 Fällen kein Einfluß
der Behandlung, die anderen Fälle lassen ein einigermaßen ab¬
schließendes Urteil noch nicht zu. Noetel {Landsberg a. TV.).
Kaltenbach, H., Über einige prognostische Schlüsse aus
den Liquoranalysen bei malariabehandelten Para¬
lytikern. (Arch. t. Psych. 1924, 71, S. 384.)
In sehr vielen Fällen ist der deutliche Einfluß der Malaria¬
behandlung auf die WaR., Phase 1 und Zellenmenge nachzuweisen,
von welchen Reaktionen sich die WaR. im Liquor am spätesten im
günstigen Sinne ändert. Gute Remissionen zeigen eine stärkere und
anhaltendere Abschwächung der drei Reaktionen, die Normomastix-
reaktion bleibt allerdings öfters positiv. Vorübergehend psychisch
gebesserte Kranke zeigen öfters damit parallel gehend eine vorüber¬
gehende Abschwächung der Liquorreaktionen. Bei Wiederver¬
schlechterung des psychischen Befindens ist es hauptsächlich die
WaR., die wieder stärker wird. Die Normomastixreaktion ist bei
diesen Untersuchungen besonders wichtig, da ihr Kurvenbild, die die
Besserung anzeigende „Links“-Kurve enthält. Die große Anzahl der
guten Remissionen im Verhältnis zu den mäßigen Remissionen und
den unveränderten Fällen liegt links, zum Teil auch rechts von der
Verdünnung 1:4. Die Normomasiixreaktion gibt wichtige Stützen
für die Prognose, unter Umständen schon vor der Behandlung, wenn
sie nämlich Linkslage aufweist, auch wurde in günstigen Fällen
mehrfach Wanderung der Kurve von der Mitte nach links beobachtet.
Noetel {Landsberg a. TV.).
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Abt. Referate.
- Bd. 78. No. 9/10. — ■
Ausgegeben am 12. Januar 1925.
Tuberkulose. — Desinfektion.
Neumann, Wilhelm, Die Klinik der beginnenden Tuber¬
kulose Erwachsener. II. Der Formenkreis der Tuber¬
kulose. 265 S. Wien (J. Springer) 1924. Pr. brosch. GM. 8,40.
Das vorliegende Buch stellt den 2. Teil der „Klinik der be¬
ginnenden Tuberkulose Erwachsener“ dar. Der erste im Jahre 1923
erschienene Teil schilderte den „Gang der Untersuchung“, während
noch ein 3. Teil in Vorbereitung ist, welcher „das Heer der un¬
spezifischen und der fälschlich sog. Apizitiden“ behandeln soll. Verf.
bespricht im 1. Kapitel die Einteilung der Tuberkulose, im 2. die
beginnende Lungentuberkulose mit positivem Befund über den Lungen¬
spitzen: den Lungenspitzenkatarrh, die Apicitis. Das 3. Kapitel be¬
handelt die beginnende Lungentuberkulose mit pathologischem Befund
über den Lungenbasen, das 4. Kapitel die beginnende Lungentuber¬
kulose mit diffusem Befund über den Lungen. Im 5. Kapitel be¬
spricht Verf. die beginnende Lungentuberkulose, die sich unter anderen
Krankheitsbildern verbirgt : Tuberkulosemasken oder larvierte Tuber¬
kulosen, während das 6. Kapitel eine systematische Übersicht über
die verschiedenen Tuberkuloseformen gibt. Im Text werden eine
große Zahl von eigenen klinischen Beobachtungen des Verf. ge¬
schildert. Das Studium des Buches wird durch das Fehlen eines
Inhaltsverzeichnisses erschwert. Möllers [Berlin).
Möllers, B., Der heutige Stand der Tuberkulose in Deutsch¬
land. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 259.)
Während in den 18 Vorkriegsjahren (bis 1913) die Tuberkulose¬
sterblichkeit um 42,6 Proz. fortschreitend gesunken war, stieg die¬
selbe während des Kriegs wieder an und erreichte den Höhepunkt
1917 — 1919, um dann rasch abzusinken, so daß 1921 bereits ein
Minimum von 13,7 auf je 10000 Lebende erreicht war. — Von
43000 Anstaltsbetten in Deutschland sind noch nicht 20000 von
Kranken mit ansteckenden Formen der Tuberkulose besetzt, so daß
bei einer geschätzten Zahl von 200000 offenen Tuberkulosen nur der
zehnte Teil dieser Kranken der Segnungen einer geordneten Anstalts¬
pflege teilhaftig wird. Die Zahl der Anstaltsbetten muß deshalb
vermehrt werden. Da jedoch die gegenwärtige Wirtschaftslage Er¬
richtung neuer Tuberkuloseanstalten ausschließt, muß heute der
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 9/10. 13
194
Tuberkulose.
Schwerpunkt der deutschen Tuberkulosebekämpfung in dem Ausbau
des Fürsorgestellenwesens liegen. Schill {Dresden).
Heymann, Bruno und Freudenberg, Karl, Die Tuberkulose¬
sterblichkeit der Bergarbeiter imRuhrgebiet vor, in
und nach dem Kriege. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 245.)
1. Die Tuberkulosenmortalität der Bergarbeiter im Ruhrgebiet
hielt sich vor dem Kriege niedriger als bei fast allen anderen Be¬
rufen, inbesondere solchen mit ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen
Lebensbedingungen und weit niedriger als bei anderen ähnlichen,
gleichfalls unter Staubentwicklung leidenden Berufen. — Als Ur¬
sachen für diese günstige Ausnahmestellung kommen in Betracht:
a) die freiwillige oder durch die ärztliche Voruntersuchung bedingte
gründliche Fernhaltung körperlich Minderwertiger vom Bergbau und
die schnelle Ausscheidung etwa doch zugelassener, minder Leistungs¬
fähiger nach der Einstellung; b) die frühe Invalidisierungsmöglich¬
keit im Bergbau; c) die bei der Arbeit unter Tage im Vergleich zu
anderen Berufen relativ geringe Gelegenheit zu Tröpfchen-, Staub¬
oder Kontaktinfektionen; d) die relativ geringe Schädlichkeit des
Kohlenstaubes für das Lungengewebe und vielleicht ein gewisser, die
Tuberkelbazillen unmittelbar schädigender Einfluß derselben. 2. Die
Tuberkulosesterblichkeit der Bergarbeiter im Ruhrgebiet hat während
des Kriegs nur scheinbar eine große Steigerung erfahren. Dieselbe
betrifft nämlich nur zum kleinen Teil die Friedensbelegschaft und
ist statistisch durch folgende Kriegsverhältnisse erklärbar: a) Ein¬
ziehung der Kräftigsten zum Militär; b) Einstellung minderwertigen
deutschen Ersatzes, besonders junger und alter Leute, mit weniger
scharfer Auslese; c) Einstellung von Russen, d) Verzögerung der In¬
validisierungen. — Unter Berücksichtigung dieser Faktoren, welche
eine scheinbare Erhöhung der Tuberkulosemortalität hervorrufen
mußten, erweist sich die Tuberkulosesterblichkeit der entsprechend
umgerechneten Belegschaft für 1914 — 16 nicht höher als in den letzten
günstigsten Friedensjahren. Für 1917—1920 ergibt sich eine mäßige
Steigerung, die jedoch hinter der Erhebung der Tuberkulosemortalität
der Gesamtbevölkerung bedeutend zurückbleibt und wohl, wie in der
Gesamtbevölkerung, auf die schlechtere Ernährung und größere Ar¬
beitsleistung während des Krieges bezogen werden kann. 3. Die
Tuberkulosenmortalität der Bergarbeiter im Ruhrgebiet hält sich
nach dem Kriege weit niedriger als während desselben, ist aber nicht
wieder auf die Friedensziffer gesunken. Ursachen sind: a) die aus
der Kriegszeit noch tätigen, weniger widerstandsfähigen Elemente
deutscher Arbeiter; b) die durch die 7-Stundenschicht nötig gewordene
Neueinstellung von Arbeitern, bei denen wegen des größeren Bedarfs,
Tuberkulose.
195
besonders an Ubertagearbeitern, die ärztliche Auslese nicht so streng
gehandhabt werden kann wie früher. Schill (Dresden).
Mayrhofer-Grünbiihel, J., Beitrag zur Statistik der Tuber¬
kuloseinfektion. (W. kl. W. 1924 S. 803.)
Kleinere Tuberkulinstatistik aus einer norwegischen Dorfschule.
Von 88 mit Tuberkulin geprüften Kindern reagierten positiv nur 14
(= 15 Proz.), und zwar im Alter von 7 — 10 Jahren von 29,2 (= 6 Proz.),
im Alter von 11 — 14 Jahren von 59,12 (= 20 Proz.). In dem Ge¬
meindebereiche standen in den letzten 3 Jahren 11 Tuberkulosefälle
in ärztlicher Behandlung, ein Tuberkulosetodesfall kam nicht vor.
11 (= 80 Proz.) der infizierten Kinder reagierten schon auf die
erste perkutane Anwendung der Hamburgerschen Salbe. Die zweite
Einreibung führte in keinem Falle zu einem positiven Ergebnis, bei
dem die erste negativ verlief. Nur 3 Kinder (= 20 Proz.) reagierten
erst auf die subkutane Anwendung von 1 mg Alttuberkulin.
Hetseh (Frankfurt a. M.).
Sussig, L.? Zur Frage der Genese und Ausbreitung der
männlichen Genitaltuberkulose. (D. Zschr. f. Chir. 1924,
185, S. 145.)
Früheren pathologisch-anatomischen Untersuchungen fügt Verf.
nunmehr 87 Krankenbeobachtungen der Hocheneggschen Klinik
an. Simmonds Ausscheidungstuberkulose wird nicht bestätigt.
Anderswo bricht ein Herd in die Blutbahn ein, worauf sich Genital¬
tuberkulose um die Gefäße herum entwickelt mit Berstung und
Bazillenentleerung in deren Lichtung. Es gibt keinen „genito-
primären“ Herd; alle Geschlechtsorgane werden einzeln oder zu
mehreren befallen. Infektion über das Vas deferens spielt keine
große Rolle. Rückfälle kommen auch noch weit über 3 Jahre hinaus
vor, solange nämlich noch ein zu hämatogener Aussaat fähiger Herd
im Körper vorhanden ist. Man soll von der einheitlichen gesamten
Erkrankung „männliche Genitaltuberkulose“ und nicht von der eines
Geschlechtsorganes reden. Georg Schmidt (München).
Thinius, Beitrag zur Frage der tuberkulösen Durch¬
seuchung im Kindesalter. (M. Kl. 1924 S. 781.)
Auf breiter Grundlage ausgeführte diagnostische Impfungen an
Schulkindern in Stolp ergaben, daß die höheren Schulen keine
günstigeren Verhältnisse bieten, und daß die Hilfsschule für geistig
Zurückgebliebene eine höhere Belastung erkennen läßt. Die Alters¬
stufen von 6—8 Jahren sind am meisten befallen; man darf an¬
nehmen, daß im Alter von 10 — 14 Jahren etwa 72 Proz. der Kinder
als Tb-Verseucht ZU gelten haben. Erich Resse (Berlin).
13*
196
Tuberkulose.
Pach, Heinrich, Besteht ein Unterschied zwischen der
Ansteckungshäufigkeit mit Tuberkulose der Knaben
und Mädchen? (D. m. W. 1924 S. 1157.)
Verf. prüfte die Tuberkulosesterblichkeit der Budapester Kinder
in den Altersstufen von 0—5, 5—10, 10—15 Jahren während 1911
bis 1922 und fand in der mittleren Stufe 40,5 v. H. Todesfälle bei
Knaben, 59,5 v. H. bei Mädchen, in der Stufe von 10—15 Jahren
28,7 y. H. bei Knaben, 71,8 Proz. bei Mädchen. Ursache: Die Knaben
kommen früher und häufiger aus den dürftigen und überfüllten Woh¬
nungen und damit aus der Gefahr der Ansteckung durch Bazillen¬
streuer heraus als die Mädchen. Frauen haben unter 20 Jahren
eine Übersterblichkeit von 0,29, zwischen 20 und 39 Jahren eine
solche von 2,37 auf 1000 Erwerbstätige und werden hauptsächlich
von Lungentuberkulose dahingerafft, namentlich als Taglöhnerinnen
und Dienstboten, also längstens gefesselt an unhygienisch gebaute
und unterhaltene, überfüllte Wohnungen. Georg Schmidt {München).
Brinckmann, E., Intra- und extrafamiliäre Infektion als
Ursache manifester Tuberkulose im Kindesalter.
(Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924 S. 215.)
Aus den statistischen Ergebnissen geht hervor, daß speziell die
Lungentuberkulose der älteren Kinder meist auf eine in den frühen
Kinderjahren erfolgte intrafamiliäre Infektion zurückzuführen ist,
während die im frühen Kindesalter am häufigsten vorkommende
Meningitis im größten Bruchteil der Fälle durch eine extrafamiliäre
Infektion zustandekommt. w. Gaehtgens {Hamburg).
Lundberg, Erik, Diabete, tuberculose et formation extra-
pancreatique d’insuline. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 418.)
Die auffallende Intoleranz von tuberkulösen Diabetikern gegen¬
über Insulin, die Neigung zur Progredienz der Tuberkulose beim
Diabetes und die häufige Beobachtung, daß ein bestehender Diabetes
durch eine hinzukommende Tuberkulose gebessert wird, ließen den
Verf. in Organen tuberkulöser Tiere nach einer insulinartigen Sub¬
stanz suchen. Verf. konnte tatsächlich aus tuberkulösen Lungen und
Drüsen ein Agens isolieren, das sich im Tierversuch wie Insulin
verhielt. Aus Tuberkelbazillenkulturen und aus Tuberkulin war eine
Insulingewinnung nicht möglich. Prigge {Frankfurt a.M.).
••
Reiche, F., Uber Konstitution und Vererbung bei der
Lungenschwindsucht. (M. Kl. 1924 S. 812.)
Die Vererbung einer Disposition zur manifesten Lungentuberkulose
ist an sich nicht durch die Abstammung von tuberkulösen Eltern
Tuberkulose.
197
bedingt oder in der Regel mit ihr verknüpft; die Konstitution gegen¬
über der Tuberkulose ist bei den elterlich Belasteten genau die gleiche
wie bei den Unbelasteten. Erich Resse {Berlin).
Igersheimer, J., Über Tuberkuloseprobleme (nach Unter¬
suchungen am Auge). (Klin. Wschr. 1924 S. 668.)
Verf. gibt eine zusammenfassende Übersicht über eigene, lang¬
jährige Untersuchungen, die die verschiedensten Gebiete der Tuber¬
kulosepathologie betreffen. Erörtert werden zunächst Ergebnisse
von Impfversuchen mit den verschiedensten Ausgangsstämmen,
u. a. den „Passagestämmen“ des Georg- Speyer-Hauses in Frank¬
furt a. M. und Friedmannschen Bazillen, dann allgemein die Immuni¬
tätserscheinungen bei der Tuberkulose, Tuberkulinwirkung u. a. m.
Einzelheiten müssen im Original nachgelesen werden. Schuster.
Schultz, W., P i gmentation und Lungentuberkulose. (Beitr.
z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 65.)
Verf. kommt auf Grund seiner Untersuchungen in Überein¬
stimmung mit Lenz zum Schluß, daß die hellen Individuen im all¬
gemeinen eine bessere spezifische Widerstandsfähigkeit haben, während
die stärker Pigmentierten viel mehr zu ungünstigen Krankheits¬
prozessen neigen. Eine besondere Rolle spielen die Kranken mit
gestörter Farbenkorrelation, die ebenfalls mehr oder weniger schwer
ZU erkranken pflegen. w. Gaehtgens {Hamburg).
Wichmann, P., Über den Anteil des bovinen und humanen
Typus des Tuberkelbazillus an der Entstehung der
Hauttuberkulose. (Derm. Wschr. 1924, 79, S. 773.)
Verf. faßt die Ergebnisse der bisherigen klinischen, bakterio¬
logischen und experimentellen Untersuchungen über den Anteil des
bovinen und humanen Typus der Tuberkelbazillen an der Entstehung
der Hauttuberkulose folgendermaßen zusammen: Die Hauttuberkulose
ist in der Mehrzahl der Fälle durch den Typus humanus bedingt.
Ein Krankheitsbild, das für den Typus bovinus oder humanus als
solches charakteristisch wäre, gibt es nicht. Beide Typen können
an der Entstehung der exogenen und endogenen Hauttuberkulose
mitwirken. Die Pathogenese läßt einen bestimmten Rückschluß auf
das Vorliegen des einen oder anderen Typus nicht zu. Die im An¬
schluß an R. Koch aufgestellte Behauptung, daß der maligne Verlauf
der Infektion mit humanem Typus gegen den Verlauf der Infektion
mit bovinem Typus auffalle und der Perlsucht nur eine geringe
Pathogenität zukomme, kann am dermatologischen Material als noch
nicht erwiesen gelten. Um die Pathogenität des bovinen Typus bei
der Hauttuberkulose zu studieren, sollte man von der Beobachtung
198
Tuberkulose.
ansgehen, daß die bösartig verlaufenen Fälle des bovinen Typus ge¬
wöhnlich unter dem Bilde der Fütterungstuberkulose des Kindesalters
aufgetreten sind. Man müßte daher vor allem diejenigen Hauttuber¬
kulosen analysieren und beobachten, die im Kindesalter entstehen.
Es sind dies vornehmlich der Lupus und das Skrofuloderma.
Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Peters, Rudolf und Brock, Walter, Die Hauttuberkulose im
Rahmen der neueren pathogenetischen und patho¬
logisch-biologischen Forschung. (Arch. f. Derm. 1924,
146, S. 111.)
Aus den Beobachtungen der Verif. geht hervor, daß, abgesehen
von ganz bestimmten Ausnahmen, der Infektionsweg bei den Haut¬
tuberkulosen endogener Natur ist. Die Hauttuberkulose ist keine
selbständig für sich allein bestehende Dermatose, sondern steht regel¬
mäßig in unmittelbarem Zusammenhang mit sonstigen tuberkulösen
Organerkrankungen. Das Schicksal einer Hauttuberkulose wird eben¬
sosehr von dem histologischen Verhalten der gleichzeitig an Tuber¬
lose erkrankten Organe, insbesondere der Drüsen, beeinflußt, denn
diese sind ebenso wichtig für die immunbiologische Kampfkraft
des Gesamtorganismus wie die Hautherde, w. Gaehtgens (Hamburg).
• •
Tanimura, Chuho, Uber papulonekrotische Tuberkulide
und über den positiven Befund von Tuberkelbazillen.
(Arch. f. Derm. 1924, 146, S. 335.)
Beschreibung eines Falles mit positivem Tuberkelbazillenbefund
in Schnittpräparaten. W. Gaehtgens {Hamburg).
• •
Tanimura, Chuho, Uber Lupus miliaris disseminatus
faciei, insbesondere über den positiven Nachweis
von Tuberkelbazillen und die Beziehung dieser Er¬
krankung zu Lupus vulgaris. (Ebenda. S. 330.)
Beschreibung zweier Fälle. W. Gaehtgens {Hamburg).
Ramel, Zur Pathogenese des Lupus erythematodes.
(Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 286.)
Wird der Lupus erythematodes als eine Dermatose tuber¬
kulöser Natur aufgefaßt, so kann seine histologische, von den
sicheren Tuberkulosen so verschiedene Struktur nicht auf eine be¬
sondere Umstimmung der Haut zurückgeführt werden. Vielmehr
muß man die Ursache dieser histologischen Eigenart in einer Be¬
sonderheit des Virus selbst suchen. w. Gaehtgens {Hamburg).
Birnbaum, Die Beziehungen des Lupus erythematodes
zur Tuberkulose. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 292.)
Tuberkulose.
199
Die Beobachtungen des Verf. sprechen gegen die tuberkulöse
Ätiologie der von ihm untersuchten Fälle von Lupus erythematodes.
W. G aehtgens {Hamburg).
Faerber, E. und Boddin, M., Erythema nodosum und Tuber¬
kulose. Spontane Rückbildung von Lungeninfiltraten
bei Erythema nodosum. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 293.)
Im Gegensatz zu anderen Untersuchern konnte ein ungünstiger
Einfluß des Erythema nodosum auf eine tuberkulöse Infektion nicht
festgestellt werden. Meist sind die an Erythema nodosum erkranken¬
den Kinder tuberkulös infiziert, es gibt aber auch völlig tuberkulose¬
freie. v. Bernuth {Jena).
Martenstein, Hans, Sarkoid Boeck und Lupus pernio.
(Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 70.)
Die positiven Bazillenbefunde in Schnittpräparaten, die positiven
Tierexperimente sowie der Nachweis von Pro- und Antikutinen im
Serum von Sarkoid- und Lupus pernio-Kranken, also der gleichen, die
Tuberkulin Wirkung beeinflussenden Stoffe, wie sie bei anerkannten
Tuberkuloseformen, bei tuberkulinempfindlichen und positiv-anergischen
• •
Patienten festgestellt worden sind, lassen die Ätiologie des Sarkoid
und des Lupus pernio zum großen Teil als geklärt erscheinen. Bei
beiden handelt es sich um besondere Formen der Reaktion auf die
tuberkulöse Infektion. Von besonderer Wichtigkeit für das Entstehen
dieser Reaktionsformen scheinen die eigenartigen Allergieverhältnisse
zu sein, die im häufig negativen Ausfall der Tuberkulinproben zum
Ausdruck kommen. Bei beiden Krankheitsformen stehen sie einander
sehr nahe, sind aber nicht miteinander identisch. Die positive
Anergie scheint beim Lupus pernio stärker ausgeprägt zu sein. Die
nahe Verwandtschaft beider Krankheiten ergibt sich auch beim
Vergleich von 150 in der Literatur beschriebenen Sarkoid- und
74 Lupus pernio-Fällen, die im wesentlichen nur Differenzen in der
Häufigkeit der einzelnen, an sich gleichartigen Befunde an den ein¬
zelnen Organen erkennen lassen. w. G aehtgens {Hamburg).
Tanimura, Chuho, Beitrag zur Klinik und Histologie des
Angiolupoids Brocq-Pautrier. (Arch. f. Derm. 1924, 147,
S. 242.)
Auf Grund klinischer und histologischer Untersuchungen hält
Verf. das Angiolupoid für nahe verwandt mit dem Lupus vulgaris
disseminatus postexanthematicus. Das Angiolupoid dürfte als eine
eigenartige hämatogene Tuberkulose der Haut aufzufassen sein,
obwohl Tuberkelbazillen bisher noch nicht nachgewiesen worden sind.
W. Gaehtgens {Hamburg).
200
Tuberkulose.
Fraenkel, Eugen, Über Psendotnberkulose des Menschen.
(Zschr. f. Hy g. 1924, 101, S. 406.)
Unter Pseudotuberkulose versteht man eine bei Nagern, Mäusen,
Meerschweinchen und Kaninchen spontan auftretende, die Tierbestände
zuweilen dezimierende, durch Auftreten submiliarer und miliarer
Knötchen in Lunge, Milz, Nieren, besonders aber Leber charakteri¬
sierte Erkrankung, die durch bestimmte, in keiner Beziehung zu
echten Tuberkelbazillen stehende Bazillen hervorgerufen wird, die
sich schon dadurch vom Kochschen Bazillus unterscheiden, daß sie
nicht säurebeständig sind. Sie sind deshalb auch nicht als Pseudo¬
tuberkel-, sondern nach Wredes Vorschlag als Pseudotuberkulose¬
bazillen zu benennen. Auch die von ihnen bewirkten Krankheits¬
produkte haben in ihrem histologischen Bau nicht das geringste mit
echten Tuberkeln zu tun, sie erinnern nur makroskopisch an Bilder,
wie man sie bei echter Tuberkulose sieht. Verf. erörtert die Frage,
ob die als ausgesprochene Schädlinge der Nagetiere sich erweisenden
Bazillen eine pathogene Bedeutung für den Menschen besitzen und
bejaht sie auf Grund von Untersuchungen an 3 eigenen und 2 in der
Literatur gefundenen Fällen. Diese 5, sämtlich Kinder der ersten
Lebenstage bzw. -wochen betreffenden, untereinander die allergrößte
Übereinstimmung in bezug auf autoptische, mikroskopische und bak¬
teriologische Befunde aufweisenden Fälle hatten ausschließlich gram¬
positive Bazillen, die bei Nagetieren nach jeder Art der Einverleibung
zu einer auf die inneren Organe beschränkten Knötcheneruption
führten, die an der Leber besonders ausgesprochen war. Die Krank¬
heitserreger sind trotz ihrer Grampositivität wahre Pseudotuberkulose¬
bazillen. — Diesen 5, ausschließlich bei Kindern des frühesten Säug¬
lingsalters beobachteten Fällen stehen 4 andere gegenüber, in denen
tödlich endende Erkrankungen Erwachsener durch gramnegative
Erreger veranlaßt wurden. Die Erkrankung war von hohem Fieber,
ev. auch leichtem Ikterus begleitet und führte unter typhusartigen
Erscheinungen in 10 — 12 Tagen zum Tode. Verf. nimmt an, daß die
Pseudotuberkulosebazillen von den Verdauungswegen aus ihren Einzug
in den Körper halten. Meist geschieht das unter Hinterlassung von
Spuren, die sich bald als diffuse Entzündung, bald als umschriebene
Nekrosen und Geschwülste bemerkbar machen, bald als miliare
Knötchen schon in den oberen Verdauungsorganen, Schlund und
Speiseröhre auftreten. Es kann aber die Eingangspforte auch frei
von Veränderungen erscheinen. — Für die menschliche Pseudotuber¬
kulose kommen mindestens 2 scharf voneinander auseinanderzuhaltende
Typen von Pseudotuberkulosebazillen in Betracht. Schill [Dresden).
Couland; E., La tuberculose par contamination naturelle
chez le lapin. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 581.)
Tuberkulose.
201
Im Gegensatz zur üblichen Ansicht können junge Kaninchen sehr
wohl eine humane oder bovine Tuberkulose akquirieren. Und zwar
handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle nicht um Inhalations¬
infektionen, sondern um Erkrankungen vom Intestinalkanal aus.
Die vom Verf. bei experimenteller, durch Fütterung erzeugter Ka¬
ninchentuberkulose beobachteten pathologisch- anatomischen Formen
sind den bei Spontaninfektion erscheinenden Veränderungen äußerst
ähnlich. Da bei Kaninchen die Latenzperiode sehr lang und die
Tuberkulinreaktion unzuverlässig ist, und da andererseits die in
Laboratoriumzüchtereien geborenen Tiere meist bald für andere
Zwecke verbraucht werden, besteht nur selten Gelegenheit zur Be¬
obachtung der Spontaninfektionen. P rig ge [Frankfurt a. M.).
Bieling, R., Tuberkulose und Ernährung. I. Mitteilung.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 442.)
Die Widerstandsfähigkeit auch kräftiger, wohlgenährter Meer¬
schweinchen mit chronischer tuberkulöser Infektion ohne progredienten
Charakter gegen eine Ernährungsweise, welche zwar kalorisch ge¬
nügt, jedoch ihres antiskorbutischen Vitamins (C) beraubt ist, ist
durchschnittlich erheblich geringer als diejenige normaler Tiere ver¬
schiedenen Lebensalters. Dann allerdings, wenn die Tuberkulose
praktisch ausgeheilt ist, wenn insbesondere die inneren Organe gesund
sind oder nur noch Reste einer alten auch früher nicht erheblichen
Erkrankung zeigen, dann kann die Resistenz des Tieres gegen die
Ernährungsschädigung normal sein, muß es jedoch nicht. Der relativ
frühzeitige Tod der Meerschweinchen tritt auch dann ein, wenn die
Tiere in ihrem Gewicht konstant bleiben. Nicht die Unterernährung
als solche ist also Ursache des frühzeitigen Todes der tuberkulösen
Tiere, sondern das Fehlen eines wesentlichen Nahrungsteils, des
C-Vitamins trotz ausreichender Ernährung. Das chronischtuberkulöse
Meerschweinchen ist also durchschnittlich empfindlicher gegen Mangel
an C- Vitamin als das normale Tier. Schill {Dresden).
Mouriquand, G., Rochaix, A. et Michel, Paul, Action reci-
proque du terrain scorbutique et de l’infection
experimentale par une tuberculose virulente. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 205.)
Bei ihren Untersuchungen mit einem Tuberkulosestamm von ab¬
geschwächter Virulenz hatten Verff. gefunden, daß die Tuberkulose
keinen Einfluß auf die Entwicklung des experimentellen Meer¬
schweinchenskorbuts ausübt. Umgekehrt verändert das Skorbut¬
terrain auch die anatomische Entwicklung der Tuberkulose nicht,
jedoch leben die normal ernährten Tiere — ceteris paribus — - sehr
viel länger als die Karenztiere oder die Tiere mit beschränkt aus-
202
Tuberkulose
geglichener Ernährung (Gerste, Heu, ungekochter Zitronensaft). Die
Versuche wurden nunmehr mit einem hochvirulenten bovinen Stamm
wiederholt. Die Infektion hatte auch diesmal keinen Einfluß auf
den Skorbut. 18 Meerschweinchen, die seit 142 Tagen chronische
Skorbutdiät erhielten (Gerste, Heu, 1 1/2 Stunden bei 120° sterilisierten
Zitronensaft), und 24 normal ernährte Tiere wurden mit 0,5 g
Bazillen infiziert. Während der ersten 3 Wochen zeigten die Karenz¬
tiere erheblich größere Resistenz gegen die Infektion; während von
den 24 Kontrollen 12 starben, starben von den 18 Karenztieren nur 3.
Bei der Autopsie zeigte die Milz große Unterschiede: während sie
bei den Kontrollen mit Knötchen geradezu gestopft war, zeigte sie
bei den Karenztieren gewaltige Hypertrophie (Gewicht bis zu 206);
manchmal waren ein paar Knötchen zu finden, bei den meisten Tieren
überhaupt keine, die Milz war weich wie bei akuten Infektions¬
krankheiten. In der 2. Phase (von der 4. Woche ab) zeigte sich das
völlig umgekehrte Verhalten: bei den Karenztieren schritt die
Tuberkulose sehr viel rascher vor, die Tiere starben früher; be¬
sonders die Lungen wiesen zahlreiche, entwickelte Tuberkel auf; nur
die Milz blieb im allgemeinen freier als bei den Kontrollen. Die
Entwicklung der Tuberkulose beim Meerschweinchen ist also deutlich
durch das Terrain verändert, das die chronische Karenz den Tuberkel¬
bazillen bereitet. — 18 Tiere in chronischer Karenz (wie oben) und
12 Kontrollen wurden 19 Tage nach der Infektion mit der gleichen
Dosis reinfiziert. Die Hälfte der Kontrollen starb am 6. Tag, von
den Karenztieren starben 2 am 2. und 3 am 7. Tag. In der Folge
war die Entwicklung der Tuberkulose bei den Karenztieren viel
rascher als bei den Kontrollen, ohne daß man das Resultat mit
Sicherheit auf die Wiederimpfung oder die oben beschriebene zweite
Phase schieben könnte. — Wiederholung der gleichen Experimente
an Tieren in akuter Karenz (Gerste + Heu) ergab keine eindeutigen
Resultate. Soweit dies bei der infolge der Ernährung zu kurzen
Beobachtungszeit möglich war, konnte man zwar ähnliche Erschei¬
nungen beobachten; insbesondere waren die tuberkulösen Verände¬
rungen der Milz viel weniger ausgesprochen als bei den Kontrollen;
jedoch bestand keine so gewaltige Hypertrophie.
Dieselben, Intoxication tuberculinique et scorbut ex¬
perimental. (Ibid. p. 208.)
Eine akute massive Tuberkulinvergiftung (5 ccm unverdünntes
Tuberkulin) ist bei Karenztieren (Gerste -j- Heu) nicht wesentlich
schwerer als bei normal ernährten Kontrollen (von 30 Karenztieren
starben 17, von 30 normal ernährten 12); sie hat auch keinen Ein¬
fluß auf die Entwicklung des Skorbut. — Chronische Tuberkulin¬
vergiftung (3 Monate lang jeden 2. Tag 0,5 ccm unverdünntes
Tuberkulose.
203
Tuberkulin subkutan) wirkt auf Karenztiere (akute und chronische
C-Avitaminose) nicht anders als auf normale Kontrollen. Prigge.
Lange, Bruno, Untersuchungen über orale, konj unktivale
und nasale Infektion mit Tuberkelbazillen. (Zschr. f.
Hyg. 1924, 103, S. 1.)
Nach den Untersuchungen des Verf. trifft die weitverbreitete
Anschauung, daß Tiere vom Verdauungstraktus aus nur durch sehr
große Mengen von Tuberkelbazillen zu infizieren sind, nicht zu. Die
Infektion von Meerschweinchen ist Verf. sowohl von der Mundhöhle
wie von der Nasenhöhle und der Augenbindehaut aus noch mit sehr
kleinen Bazillenmengen (Viooooo — Viooooooo m&) gelungen. Nach Ver¬
impfung kleiner Bazillenmengen tritt die Infektion nur bei einem
Teil der Tiere ein. — Es spricht nichts gegen die Annahme, daß
beim Menschen ähnliche Verhältnisse vorliegen wie beim Meer¬
schweinchen, und daß zum mindesten beim Kinde Kontakt- und
Nahrungsmittelinfektionen sehr häufig Vorkommen. — Unter Bedin¬
gungen des Experiments, die der natürlichen Infektion des Menschen
entsprechen, verlaufen derartige Infektionen beim Meerschweinchen in
der Regel, ohne einen Primäraffekt an der Eintrittsstelle des Virus
zu setzen. Auch als primäre Tuberkulose erkennbare Veränderungen
der regionären Lymphdrüsen fehlen unter Umständen. — Wenn auch
in dieser Hinsicht, wie Verf. annehmen möchte, die Dinge beim
Menschen ähnlich liegen, können pathologisch-anatomische Erfahrungen,
im besonderen solche über die erste Lokalisation der Tuberkulose im
kindlichen Organismus für die Frage der Häufigkeit von Nahrungs¬
mittel- und Kontaktinfektionen nur mit großer Vorsicht verwertet
werden. Schill {Dresden).
Bruckner, Z., Versuche zur Frage der Durchlässigkeit
der unverletzten Bindehaut für Tuberkelbazillen.
(Cas. lek. ces. 1924, p. 1053 [tschechisch].)
Die Versuche des Verf. liefern den Beweis, daß bei Kaninchen
und Meerschweinchen, mit vor mehreren Wochen obliterierten tränen-
ableitenden Wegen, in den Bindehautsack massig eingebrachte Tuberkel¬
bazillen durch die Bindehaut in den Körper einzudringen vermögen,
wo sie dann entweder nur eine Erkrankung der regionären und der
diesen nächstliegenden Lymphdrüsen oder aber bei allgemeiner
Disseminierung eine Erkrankung auch der tracheobronchialen Lymph¬
drüsen, seltener eine Miliartuberkulose hervorrufen können. Gellner.
Finnoff, Wm. C., Changes in eyes of rabbits following in-
jection of dead tubercle bacilli into common carotid
artery. (Americ. J. of Ophthalmol. 1914, 7, p. 365.)
204
Tuberkulose.
Die Einspritzung abgetöteter Tuberkelbazillen in die Carotis
communis des Kaninchens verursacht ähnliche Augenveränderungen
wie diejenige lebender Bazillen, der Unterschied besteht jedoch darin,
daß die Augenveränderungen durchweg geringer sind, die Tiere am
Leben bleiben und deshalb die Augenveränderungen ausheilen können.
Verf. benutzte bovine Stämme, die durch Aufkochen während einer
Stunde getötet wurden. Er injizierte klumpige Emulsionen von 0,2
bis 10,0 mg. Die Größe der Dosis hatte jedoch keinen Einfluß auf
die Entwicklung der Augenveränderungen. 70 Proz. der geimpften
Tiere bekamen eine Augentuberkulose und zwar innerhalb eines Zeit¬
raums von 2 Tagen bis zu 9 Wochen. In fast allen Fällen trat zwei
Tage nach der Impfung eine Pupillenverengerung an der Seite der
Impfung ein. Sie ist nicht spezifisch. Diffuse Iritis mit gelegentlichen
Hämorrhagien trat ebenso häufig auf, wie nach Impfung lebender
Bazillen, dagegen wurde das klinische Bild der Falteniritis ent¬
schieden weniger häufig beobachtet. Die Iris ging bald in Atrophie
über. Tuberkulöse Knötchen traten ebenfalls häufig auf, sie waren
jedoch weiß, statt gelb und brachen oft in die Vorderkammer durch.
Die kleineren wurden gelegentlich auch resorbiert und hinterließen
dann eine schiefergraue atrophische Stelle. 3 mal trat als einzige
Veränderung nur eine milde diffuse Iritis auf, die rasch wieder ver¬
schwand. Als Regel galt, daß Irisveränderungen nur auf der der
Impfung entsprechenden Seite auftraten. Ein Tier machte eine Aus¬
nahme, hier trat auf der Seite der Impfung eine schwere konglo-
merierende Tuberkulose der ganzen vorderen Kammer auf, während
sich in der Iris der anderen Seite zahlreiche Tuberkel entwickelten
und auch Herde in der Chorioidea auftraten, die später in Atrophie
übergingen. In der Hornhaut traten frühe und späte Veränderungen
auf, während erstere, wie bei der Impfung mit lebenden Bazillen, in
einer mehr oder weniger ausgedehnten parenchymatösen Keratitis
bestanden, dokumentierten sich die letzteren als kleinere tiefe In¬
filtrate, Beschläge an der Hinterwand und sklerosierende Keratitis.
Solche Läsionen wurden bei Impfung lebender Bazillen nie beobachtet.
Mäßige, in 10 Tagen geheilte Konjunktivitis wurde 10 mal beobachtet.
Schwere Entzündung der Bindehaut mit völliger Trübung der Horn¬
haut in 3 Fällen, Bindehautgeschwüre traten nicht auf, wohl aber
einmal eine Phlyktäne. An den Lidern bildeten sich bei 10 Tieren
typische Tuberkel an den Rändern, die in einem Fall auch auf die
Substanz der Lider Übergriffen. Die Geschwüre hinterließen Narben
und oft sekundäre Verwachsungen bzw. Stellungsanomalien. Epi-
skleritis trat einmal auf. Veränderungen in der Chorioidea waren
nicht vor dem 14. Tage zu sehen. Sie begannen als zarte runde
gelbliche Infiltrationen, aus denen allmählich scharf umschriebene
Tuberkel wurden. Nach 6 — 9 Wochen erschienen Pigmentfleckchen,
Tuberkulose.
205
später gingen die Herde in Atrophie über und hinterließen glänzende
weiße, oft von einem Pigmentringe umgebene runde exkavierte
Stellen. In einem Falle wurde eine Tuberkulose der Papille fest¬
gestellt, und in 2 weiteren Fällen wurde gelegentlich der histologi¬
schen Untersuchung noch ein typischer Tuberkel des Sehnervenkopfes
gefunden. Tuberkulöse Veränderungen an den Netzhautgefäßen
fanden sich nicht. In der Netzhaut wurde einmal ein isolierter
Tuberkel entdeckt. Bei einem Tier entwickelte sich eine schwere
allgemeine Uveitis mit Keratitis und Konjunktivitis, 4 Wochen nach
der Impfung rupturierte das Auge und verwandelte sich in ein Gra¬
nulom. Bei 2 Tieren mit Konglomerattuberkeln der Iris, welche die
ganze Vorderkammer ausfüllten, gingen die Augen 5 Monate nach
der Impfung in Phthise über. c. Brons {Dortmund).
Boquet, A. et Nögre, S., Action des divers constituants
du bacille de Koch sur l’evolution de la tuberculose
experimentale du lapin et du cobaye. (C. r. Acad. des
Sciences. 1924, 178, p. 891.)
Die einzelnen Bestandteile des Tuberkelbazillus beeinflussen den
Verlauf der experimentellen Tuberkulose in ganz verschiedener Weise.
Methylalkoholischer Extrakt aus Tuberkelbazillen, die Lipoide ent¬
haltend, bedingt, wenn er tuberkulösen Meerschweinchen und Kaninchen
in einer Menge von 1 ccm subkutan injiziert wird, einen verlang¬
samten und gutartigeren Verlauf der Infektion. Die mit Extrakt
behandelten Tiere überlebten die Kontrollen in einzelnen Fällen um
5 Monate und zeigten regelmäßig bei der Sektion wenig ausgedehnte
Prozesse, die häufig schon im Zustand der Sklerose waren. Tuber¬
kulin und entfettete Tuberkelbazillen hatten keinen Einfluß auf Ver¬
lauf und Form der experimentellen Tuberkulose. Dagegen wirken
die azetonlöslichen Fette und Wachse der Bazillenleiber sehr un¬
günstig auf die Infektion, insofern als sie eine Dissemination der
Tuberkulose in alle Organe bedingen. Mosel Goldschmidt.
Kettle, E. H., The demonstration by the fixation abscess
of the influence of silica in determining B. tuber-
culosis infections. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 158.)
Wenn bei Mäusen oder Kaninchen durch subkutane Injektion
von Calciumchlorid, Terpentinöl oder Kieselsäure lokale Entzündungs¬
herde gesetzt und den Tieren dann intravenös Tuberkelbazillen in¬
jiziert werden, so lokalisieren sich diese vorzugsweise in den Ent¬
zündungsherden infolge deren stärkerer Durchblutung. Zu einer
eigentlichen Infektion mit Bildung des charakteristischen tuberkulösen
Gewebes kommt es aber nur in den durch Kieselsäure erzeugten
Herden. Die Kieselsäure scheint also einen besonderen begünstigen-
206
Tuberkulose.
den Einfluß auf das Wachstum der Tuberkelbazillen in den Geweben
auszuüben, was für die Frage der Beziehungen zwischen Pneumo¬
koniose und Lungentuberkulose von Bedeutung erscheint.
Kurt Meyer {Berlin).
Nasta, M. et Jonescu, Y., Recherches sur la reinfection
intraperitonealeducobayetuberculeux. Dissociation
dans le temps de l’immunite et de l’hypersensibilite.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 507.)
Bei der Entwicklung der Meerschweinchentuberkulose gibt es
eine Periode, während deren die Immunität die Hypersensibilität
gegenüber Tuberkelbazillen bei weitem überwiegt. Die Tiere ver¬
tragen große Bazillenmengen, die völlig resorbiert werden, bevor die
Sensibilität des Organismus gegenüber den Bazillen oder ihren Auf¬
lösungsprodukten groß genug ist, um den Tod herbeizuführen. Die
Hypersensibilität erscheint bzw. erreicht ihren Höhepunkt erst sehr
viel später. Tiere, die eine erste Reinfektion anstandslos vertragen,
sind gegen die toxischen Folgen einer zu späterer Zeit wiederholten
Reinfektion nicht geschützt; die Hypersensibilität entwickelt sich
vielmehr auch bei ihnen und bewirkt den Tod der Versuchstiere im
Anschluß an die Zufuhr entsprechender Bazillenmengen.
Dieselben, Recherches sur la reinfection intraperitoneale
du cobaye tüberculeux. Reaction de fixation, reaction
ä la tuberculine, phenomene de Koch et immunite et
hypersensibilite ä la reinfection intraperitoneale.
(Ibid. p. 508.)
Beim tuberkulösen Meerschweinchen erscheinen die komplement-
••
bindenden Antikörper in Übereinstimmung mit dem Beginn der Im¬
munität schon vor der Phase der Hypersensibilität.
Dieselben, Recherches sur la reinfection intraperitoneale
du cobaye. La reinfection tuberculeuse chez le cobaye
ayant subi un traitement io de. (Ibid. p. 509.)
Injektion von 0,1 g Jodnatrium bewirkt bei tuberkulösen Meer¬
schweinchen Tod unter ähnlichen Symptomen, wie sie bei Reinfektion
mit Tuberkelbazillen beobachtet werden. Gewöhnt man die Tiere an
die Jodinjektionen, so sind sie jedoch nicht gegen die toxischen
Wirkungen einer Reinfektion geschützt. Prigge {Frankfurt a. M.).
Prospert, Elisabeth, Sur la presence de bacilles tuber-
culeux dans les ganglions lymphatiques d’enfants
non cliniquement tuberculeux. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 542.)
Bei 100 Sektionen von Kindern wurden in 15 Fällen tuberkulöse
Veränderungen festgestellt. Bei den übrigen 85 wurden keinerlei
Tuberkulose.
207
tuberkulöse Erscheinungen konstatiert, trotzdem wurden 6mal Tuberkel¬
bazillen in den anscheinend gesunden Mesenterialdrüsen und 3 mal
in den Tracheobronchialdrüsen festgestellt. — Bei den 15 Fällen mit
entwickelter Tuberkulose waren 10 mal trotz anderweitiger tuber¬
kulöser Läsionen die Mesenterialdrüsen pathologisch-anatomisch intakt,
enthielten jedoch Tb-Bazillen; in den übrigen 5 Fällen waren sie
käsig. Prigge [Frankfurt a. M.).
Gersbach, Alfons, Die Tuberkelbazillenuntersuchung in
zentralen Untersuchungsstellen. (M. Kl. 1924 S. 787.)
Die zweckmäßigste Sputumuntersuchung ist die Färbung des
dünnen Ausstrichpräparates nach Kon rieh mit Methylenblaunach¬
färbung, bei negativem Ausfall Anreicherung nach der Caporitmethode
und möglichst häufige Wiederholung der Untersuchung. Die An¬
wendung des Leuchtbildes (E. Hoffmann) empfiehlt sich nur in be¬
sonders gearteten Fällen, die Untersuchung auf elastische Fasern
nur bei ausdrücklichem Verlangen des einsendenden Arztes.
Erich Hesse [Berlin).
Mirone, G., Weitere Anwendungen des Entfärbungsver-
mögens der chinesischen Tusche in der bakterio¬
logischen Technik. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 91, S. 300.)
Präparate von Tuberkelbazillen, gleichgültig ob von Kultur oder Sputum her¬
rührend, nach Ziehl gefärbt und an Stelle des Säurealkohols mit chinesischer Tusche
behandelt, geben ebenso wie Sporen die Farbe nicht ab, dagegen entfärben sich die
nach Ziehl gefärbten Pseudotuberkelbazillen (Smegma- und Butterbazillen) völlig,
Streptotricheen behalten einige gefärbte Punkte in den keulenförmigen Anschwel¬
lungen, ähnlich verhalten sich Diphtherie- und Pseudodiphtheriebazillen. Die sehr
schnell einsetzende entfärbende Wirkung ist nur zum Teil auf die absorbierenden
Eigenschaften der kleinsten Kohleteilchen zurückzuführen. Noetel.
Gessard, C. et Vaudremer, A., Recherches sur la culture du
bacille tuberculeux. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 732.)
Technik der raschen Züchtung üppiger Tuberkelbazillenkulturen.
Prigge [Frankfurt a. M).
Sumiyoshi, Yataro, Beitrag zur Reinzüchtung der Tu¬
berkelbazillen aus dem Sputum. II. Mitt. (Zschr. f. Tbc.
1924, 40, S. 338.)
Verf. züchtete 30 Tuberkelbazillenstämme auf Glyzerinkartoffel,
Glyzerinagar, Glyzerinbouillon, Eiernährboden und Gehirnnährboden
und kommt zu dem Schluß, daß man nicht alle Tuberkelbazillen, die
man beim Menschen vorfindet, als Typus humanus bezeichnen darf,
sondern die gewonnenen Reinkulturen weiter auf ihre Stellung inner¬
halb der Gattung der Tuberkulose präzisieren muß. Innerhalb des
208
Tuberkulose.
Typus humanus zeigten sich noch große Unterschiede in kultureller,
morphologischer und biologischer Hinsicht. Möllers (Berlin).
Frouin, A. et Guilleaumie, Maylis, Influence de la concen-
tration de la glycerine dans les milieux de culture
sur le r endement en poids du bacille tuberculeux.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 731.)
Auf sauren Nährböden steigt die Ausbeute an Tuberkelbazillen
(nach 20 tägigem Wachstum) mit der Glyzerinkonzentration; über
2 Proz. ist die Zunahme jedoch nur gering. In alkalischem Milieu
(pH = 8,5) ist dagegen bei Konzentrationen von 1 Proz. Glyzerin ab
keine weitere Zunahme der Ausbeute zu beobachten. Prigye.
Manceaux, L.-H., ßacilles tuberculeux et Sulfate de mag-
nesie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 255.)
Untersuchungen über den Einfluß von Magnesiumsulfat auf den
Stoffwechsel des Tuberkelbazillus. Prigye (. Frankfurt a. M.).
Toyoda, H. und Yang, Y., 2. Mitteilung über die Bakteri-
zidiefes tigkei t des Tuberkelbazillus. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 271.)
Tuberkelbazilleu, aus dem Gewebe des infizierten Tieres stammend
und von dessen Bestandteilen nach Möglichkeit befreit, setzen bei
bereits tuberkulösen Tieren erneute Infektion, superinfizieren also. Diese
Eigenschaft ist demnach nicht auf Beimengung von Gewebe, sondern
auf die Bakterizidiefestigkeit der Tuberkelbazillen zurückzuführen.
Diese erwerben Tuberkelbazillen bereits nach 2 — 3 wöchigem Ver¬
weilen im Tierkörper und verlieren sie bereits nach erstmaliger
Züchtung auf künstlichen Nährböden. Die Bakterizidiefestigkeit
bleibt erhalten nach mehrmaligen Tierpassagen und schwindet bei
siebenmaliger Tierpassage erst nach mehrfacher Kultivierung auf
künstlichen Nährböden. Auch die Tuberkelbazillen des Sputums
besitzen Bakterizidiefestigkeit, verlieren sie gleichfalls nach ein¬
maliger Überimpfung. Noetel ( Landsberg a. W.).
Isabolinsky, M. und Gitowitsch, W., Zur Frage über die
Bakteriolyse der Tuberkelbazillen. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 40, S. 303.)
Unter langdauernder Einwirkung lipoider Stoffe erleiden Tuberkel¬
bazillen alle Stadien der Lipolyse, zunächst Verlust der Säurefestig¬
keit, schließlich völlige Auflösung. Dabei verlieren sie ihre Über-
impfbarkeit und ihre Pathogenität für Meerschweinchen. Am stärksten
wirkten Lezithin ur.d grüne Seife, etwas schwächer Olivenöl; fast
unwirksam war Lanolin und ganz wirkungslos Cholesterin und Glyzerin.
Tuberkulose.
209
Ebenso besitzen K- und Na-Salze sowie Alkalien keine bakterioly-
tischen Eigenschaften. Die Erscheinungen der Bakteriolyse der
Tuberkelbazillen unter der Wirkung der lipoiden Stoffe eröffnen neue
Wege auf dem Gebiete der Tuberkuloseimmunität und -therapie.
Kurt Meyer {Berlin).
Row, R., Further observations on tubercle bacilli sub-
jected to autolysis, with special reference to the
antigenic value of their lipased products. (Ind. J. of
med. Research. 1924, 12, p. 195.)
Durch mehrere Wochen dauernde Einwirkungen einer Salzlösung
auf Tuberkelbazillenkulturen und Auswaschen mit Petroläther teilt
sich die Masse in 3 Schichten, von denen die oberste bernsteingelbe
Schicht die Fettsubstanzen der Tuberkelbazillen gelöst in Petroläther
enthält, während die mittlere Schicht, eine weißliche Masse, die nicht
säurefesten Bestandteile der Tuberkelbazillen enthält. Diese Sub¬
stanz benutzte Verf. als Antigen und bekam bei der Komplement¬
bindung mit Seren tuberkulöser Tiere und Menschen positive Re¬
sultate. Verf. prüfte auch die Heilwirkung dieser Substanz an 3 Ver¬
suchsreihen von tuberkulös infizierten Meerschweinchen und erzielte
bei den geimpften Tieren ziemlich einwandfreie Heilresultate. In
einigen Fällen von sicherer Tuberkulose, sowohl Drüsen- als Lungen¬
fällen, wurde die Substanz ebenfalls geprüft. Die 8 Drüsenfälle
zeigten sowohl lokal wie allgemein eine offensichtliche Besserung, die
Kranken nahmen an Gewicht zu, und die Drüsen schrumpften zu
harten Knoten zusammen. Von den Lungenfällen zeigten 3 Per¬
sonen, die wochenlang gespritzt worden waren, dauernde und be¬
merkenswerte Besserung, die sich in der Temperatur, Gewichtszunahme,
in den physikalischen Symptomen und im subjektiven Allgemein¬
befinden äußerte. Verf. beginnt mit ganz niederen Dosen von
0,01—0,02 mg und steigt bis auf 0,25 mg. Weitere Versuche sind im
Gange. Dieterlen {Rottioeil).
Valtis, J., Sur la filtration ä travers la bougie Chamber¬
land L2 du bacille de Koch provenant d’un pus tuber-
culeux. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 74.)
Der Eiter aus einem käsigen Mesenterialganglion eines Affen
wurde durch Chamberlandkerze L2 filtriert. Von 2 Meerschweinchen,
die mit dem Eiter infiziert wurden, starb das eine interkurrent, das
andere starb mit charakteristischen tuberkulösen Veränderungen,
auch in der Lunge, und typischem Tuberkelbazillenbefund.
Valtis, J., Sur la filtrabilite du bacille tuberculeux ä
travers les bougies Chamberland. (Ann. de Flnst. Pasteur.
1924, 38, p. 453.)
Krste Abt. Ref. Bd. 78.
No. 9/10.
14
210
Taberkulose.
Im tuberkulösen Sputum und Eiter findet man nach Autolyse
bei 37°, ebenso in 3 — 8 Wochen alten Glyzerinbouillonkulturen durch
Chamberlandkerzen L3 filtrable Formen des Tuberkelbazillus. Inji¬
ziert man die Filtrate unter die Haut von Meerschweinchen, so be¬
wirken sie regelmäßig: eine kurzdauernde Hypertrophie der regionären
Lymphdrüsen, Vergrößerung der tracheobronchialen Lymphdrüsen und
Hepatisationserscheinungen der Lungen, in denen man Tuberkel¬
bazillen findet. Der charakteristische tuberkulöse Impfschanker
wurde nie beobachtet. Nach Verimpfung der Filtrate auf die üb¬
lichen Nährböden blieben diese stets steril. Prigge.
Bezan^on, Fernand, Philibert, Andre et Hauduroy, Paul, Sur la
strueture des voiles jeunes des cultures de bacilles
tuberculeux. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 475.)
Vaudremer und Hauduroy konnten in Filtraten von Tu¬
berkelbazillenkulturen (Glyzerin-Kartoffel und Kartoffelbouillon) das
Erscheinen von Kulturen beobachten, die aus Fäden von mycelartigem
Aussehen bestanden und nicht säurefest waren. Verff. schlossen den
auf Glyzerinbouillon gewachsenen Tuberkelbazillenrasen in Paraffin
ein und konnten in den Schnitten feststellen, daß der größte Teil des
Rasens nicht aus säurefesten Bazillen, sondern aus einer nicht säure¬
festen fibrillären Substanz bestand, die in anastomosierenden Fächern
angeordnet war und Alveolen von verschiedenen Größen einschloß
und in der nur an einigen Stellen säurefeste Bazillen eingeschlossen
waren, und zwar am reichlichsten in den älteren Partien, während
sie in den peripheren jüngeren Teilen fast ganz fehlten. Die gleiche
Methode wurde zum Studium von auf bereits einmal bewachsener
Bouillon sich entwickelnden Sekundärkulturen verwandt (nachdem
der erste Rasen auf den Boden des Kölbchens gefallen ist, entwickeln
sich die Sekundärkulturen aus einigen Fragmenten, die sich an der
Oberfläche schwimmend erhalten haben). Man konnte so vorzüglich
die aus den Überresten der alten Kultur zuerst sich entwickelnden
Elemente untersuchen. Hier fanden sich in einem gewissen Abstand
von dem zentralen Fragment (ähnlich wie bei den Untersuchungen
von Vaudremer und Hauduroy) nicht säurefeste, netzartig an¬
geordnete lange Fasern. Diese Partie ist mit dem Zentrum durch
eine nicht säurefeste Substanz verbunden, die in dickeren oder
dünneren Streifen wie die Speichen eines Rades angeordnet ist.
Zwischen allen drei Formelementen (Zentrum, Speichen, äußere
Partie) ist eine Art Mycelium mit kleinen Maschen zu sehen.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Moureau, M. et Touchais, J., Etudes experimentales sur la
vitalite du bacille tuberculeux dans les livres. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 560.)
Tuberkulose.
211
Schulhygienische Untersuchungen über die Konservierung von
Tuberkelbazillen in Büchern.
Dieselben, Etudes experimentales de trois procedes de
desinfection des livres souilles par les bacilles
tuberculeux. (Ibid. p. 562.)
Untersuchungen über die Desinfektion von mit Tuberkelbazillen
verunreinigten Büchern. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Courmont, P., Gate et Papacostas, Conservation de l’acido-
resistence des bacilles apres actio n de l’extrait de
J a v e 1. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 223.)
Die Säurefestigkeit von Tuberkelbazillen und säurefesten Sapro-
phyten wird durch Eau de Javel nicht zerstört. Prigge.
Twort, C. C., Todd, E. W. and Perkins, Rowland J., Studies on
the group specifity of some antigens derived from
acid-fast bacilli. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 171.)
Getrocknete Timotheebazillen wurden in verschiedener Weise
mit Antiformin behandelt: 30 Minuten mit 25proz. Antiformin auf
65° erwärmt, 5 Minuten mit 50proz. Antiformin auf 100° erhitzt
und 8 Stunden mit reinem Antiformin gekocht. Ferner wurden sie
nach der Dreyerschen Formalin- Azetonmethode entfettet und der
trockenen Destillation unterworfen. Mit allen diesen Produkten,
ferner mit unbehandelten Bazillen wurden Kaninchen immunisiert.
Andere Tiere wurden mit getrockneten sowie mit nach Dreyer
entfetteten humanen Tuberkelbazillen immunisiert. Die verschie¬
denen Sera und Antigene wurden im Komplementbindungs- und
Agglutinationsversuch gegenseitig ausgewertet. Die mit reinem
Antiformin gekochten Bazillen sowie die Produkte der trockenen
Destillation hatten alle antigene Wirkung verloren. Sonst zeigten
die Sera annähernd gleiche Titer. Gegenüber hochwertigen Seren
erwiesen sich die entfetteten Bazillen den Vollbazillen als etwas
überlegen bei der Komplementbindung und als bedeutend überlegen
bei der Agglutination, da sie langsamer spontan ausflockten. Für
die Diagnose der menschlichen Tuberkulose mittels Komplement¬
bindung schienen die entfetteten Bazillen den Vollbazillen bedeutend
überlegen zu sein, ebenso gegenüber Tierseren von niedrigem Titer.
Die antikomplementäre Wirkung der entfetteten Bazillen war wesentlich
geringer als die der Vollbazillen, in gleichem Maße aber auch ihr
spezifisches Bindungsvermögen. Eine Typenspezifizität von Tuberkel¬
bazillen einerseits, Timotheebazillen andererseits war nicht nach¬
weisbar. Bei tuberkulösen Meerschweinchen zeigen entfettete Thimotee-
bazillen keine merkbare therapeutische Wirkung. Alle Antigene,
14*
212
Tuberkulose.
besonders auch die Vollbazillen, riefen an der Injektionsstelle Ver¬
käsung hervor. Kurt Meyer (Berlin).
Junker, F., Über die klinische Bedeutung der Bestim¬
mung der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut¬
körperchen bei der chronischen Lungentuberkulose.
(Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 123.)
Die Bestimmung der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut¬
körperchen ist für die Klinik der Lungentuberkulose eine wertvolle
Untersuchungsmethode, ihre Ergebnisse dürfen indes niemals für sich
allein, sondern immer nur in kritischem Vergleich mit den übrigen
Untersuchungsmethoden verwertet werden. Für die Diagnose der
Aktivität und beginnender Prozesse sowie deren Behandlungsbedürftig¬
keit ist insbesondere der negative Ausfall nur mit Vorsicht zu ver¬
werten, da er sich verhältnismäßig häufig bei zweifellos aktiven Er¬
krankungen findet. Auch geringe Erhöhungen sind für die Diagnose
nur von geringer Bedeutung. Für die manifeste Tuberkulose ist die
S.-R. besonders in der Form der Reihenuntersuchung von größerem
Wert, sie gibt im allgemeinen ein gutes Bild der Heilungstendenz.
Auch für die Prognose lassen sich in größeren Abständen ausgeführte
Reihenuntersuchungen gut verwerten. w. Gaehtgens (Hamburg).
Geschke, F., Die Blutkörperchensenkungsreaktion und
ihre Bedeutung für den diagostischen Tierversuch
bei Tuberkulose. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 237.)
Verf. schließt aus seinen Versuchen an Meerschweinchen auf die
Verwertbarkeit der Blutkörperchensenkungsreaktion für den diagnosti¬
schen Tierversuch bei Tuberkulose. Geht die Infektion beim Tier
an, so läßt sich mitunter schon nach 14 Tagen eine deutliche
Senkungsbeschleunigung nachweisen, nie jedoch darf auf die Werte
einer einzelnen Senkungsreaktion hin ein Urteil über erfolgte oder
nicht erfolgte tuberkulöse Infektion gegründet werden. Erst wenn
die Beschleunigung konstant bleibt oder andernfalls, wenn die Werte
in der physiologischen Breite bleiben, kann die dringliche Wahr-
scheinlichkeitsdiagüose „positiv“ oder „negativ“ ausgesprochen werden,
die dann durch den Sektionsbefund erhärtet werden muß.
Noetel (Landsberg a. W.).
v. Torday, A., Die Senkungsgeschwindigkeit der roten
Blutkörperchen bei Lungentuberkulose. (W. kl. W.
1924 S. 723.)
Bei den gutartigen Anfangsformen der Lungentuberkulose, bei
denen der Prozeß mehr begrenzt ist und stärkere Entzündung und
Gewebszerfall fehlen, ist die Senkungsgeschwindigkeit der roten
Tuberkulose.
213
Blutkörperchen eine langsame, hingegen ist sie bei den progredienten,
mit Gewebszerfall oder Entzündung und Resorption einhergehenden
Fällen entsprechend der Form und Ausdehnung des Prozesses mäßig
oder stark beschleunigt. Unter Umständen kann sie allerdings sowohl
bei den Anfangsformen als auch bei den als stationär anzusprechenden
gutartigen Formen einmal größer sein, als man erwartet. Das
Senkungsverfahren kann sich für die Beurteilung der klinischen
Prozesse bei Berücksichtigung dieser Umstände als nützliches, be¬
scheidenes Hilfsmittel erweisen, das natürlich nur auf den momen¬
tanen Zustand hinweist. Hetscli {. Frankfurt a. M.).
Treu, R. und Leffmann, R., Kurzer Beitrag zur Frage der
praktischen Verwertbarkeit der Blutkörperchen -
Senkungsreaktion für die Tuberkulosediagnostik.
(Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 311.)
Verif. halten die Blutkörperchensenkungsreaktion für sehr ge¬
eignet zur Anwendung auch in der Allgemeinpraxis. Alle Fälle mit
sicher aktivem Befunde gaben erheblich herabgesetzte Senkungs¬
werte; bei schwindender Aktivität des Prozesses beginnt im allge¬
meinen die Senkungsgeschwindigkeit zu fallen. Bei initialen Fällen
mit stark erhöhter Senkungsgeschwindigkeit ist große Vorsicht am
Platze. W. Gaehtgens {Hamburg).
Grube, Frida, Kurze Mitteilung über unsere Erfah¬
rungen mit der Erythroeyten-Sedimentierung in
Kombination mit derlnjektion kleiner, unterschwel¬
liger Tuberkulindosen. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 35.)
Verf. hat das von Grafe empfohlene Verfahren, die Erythro-
cyten-Sedimentierung in Kombination mit der Injektion unterschwel¬
liger Tuberkulindosen zu verwerten, nachgeprüft und ist dabei zu
ähnlichen Resultaten wie Grafe gekommen. Ob der Grafe sehen
Blutsenkungsprobe auch ein prognostischer Wert zukomme, konnte
nicht enschieden werden. w. Gaehtgens {Hamburg).
• •
Gaehtgens, W. und Göckel, Martha, Uber die Bedeutung der
Blutkörper chen-Senkungsreaktion, der Fällungs¬
reaktion nach Mätefy und der Komplement bindungs-
reaktion mit Wassermann-Antigen für die Diagnose
der aktiven Lungentuberkulose. (Beitr. z. Klin. d. Tbc.
1924, 59, S. 36.)
Die Blutkörperchensenkungsreaktion hat nach den Beobachtungen
der Verif. an über 200 Fällen von Lungentuberkulose für die Trennung
von aktiver und inaktiver Tuberkulose nur geringe Bedeutung.
Diagnostisch zu verwerten ist nur eine positive Reaktion, aber auch
214
Tuberkulose.
nur dann, wenn andere mit Gewebszerfall einhergehende Erkrankungen
mit Sicherheit ausgeschlossen werden können. Größerer Wert kommt
der Senkungsprobe für die Prognose insofern zu, als starke Reaktionen
vorwiegend bei Fällen mit schlechter Prognose gefunden werden. Die
Fällungsreaktion nach Mätefy ist zwar empfindlicher als die
Senkungsprobe, für die Diagnose aber trotzdem nur von recht geringer
Bedeutung, da auch sie nicht die sichere Trennung von aktiver und
inaktiver Tuberkulose ermöglicht; insbesondere schließen negative
Reaktionen eine aktive Lungentuberkulose keineswegs immer aus.
Auch für die Prognose hat die Mätefy-Reaktion nur geringen Wert,
wenngleich auch bei ihr ein Überwiegen starker Reaktionen bei
prognostisch ungünstigen Fällen unverkennbar ist. Schließlich kann
auch die Komplementbindungsreaktion mit dem Lezithin-Tuberkulose¬
antigen in ihrer heutigen Form noch keinen Anspruch auf größere
Bedeutung für die Diagnose der aktiven Lungentuberkulose erheben.
In den fortgeschritteneren Fällen gibt das Verfahren zwar häufiger
positive Resultate, versagt aber im Anfangsstadium in der über¬
wiegenden Mehrzahl der Fälle. Größere Bedeutung scheint ihm für
die Prognose zuzukommen, indem eine positive, und zwar namentlich
eine stark positive Reaktion vorwiegend bei prognostisch ungünstigen
Fällen gefunden wird. Die Spezifizität des Antigens ist zwar nicht
absolut, aber doch recht weitgehend. Unspezifische Reaktionen treten
nur gelegentlich auf, namentlich bei Syphiliskranken mit stark posi¬
tiver WaR., sie sind z. T. durch Unbeständigkeit ausgezeichnet und
treten bei Wiederholung der Untersuchung nicht wieder auf. Chole¬
sterin steigert zwar die Empfindlichkeit des Wassennannschen Antigens,
erhöht aber zugleich auch die Gefahr unspezifischer Reaktionen. Die
Kombination der Senkungs-, Fällungs- und Komplementbindungs¬
reaktion bietet keine besonderen Vorteile für die Diagnose und
Prognose der aktiven Lungentuberkulose. Der übereinstimmend
positive Ausfall aller 3 Methoden wird vorwiegend bei fortge¬
schritteneren Fällen gefunden, und zwar namentlich bei solchen mit
ungünstiger Prognose, während übereinstimmend negative Reaktionen
sich nur bei Patienten mit guter oder zweifelhafter Prognose fest¬
stellen ließen. w. Gaehtg ens [Hamburg).
Ritter , J. , Über aktive und behandlungsbedürftige
Tuberkulose. Bemerkungen zu der vorstehenden
Arbeit von Gaehtgens und Göckel. (Ebenda. S. 57.)
Nach Ansicht des Verf. ist der Begriff der aktiven und der in¬
aktiven Tuberkulose weder klinisch noch serologisch klar zu be¬
stimmen und daher als wissenschaftlicher Begriff abzulehnen. Die
Behandlungsbedürftigkeit einer Tuberkulose hängt nicht von dem
Bestehen einer „aktiven“ Tuberkulose ab, sondern von dem klinischen
Tuberkulose.
215
Zustande, in den der Körper durch die Tuberkulose versetzt wird,
und auch von einer Reihe anderer, insbesondere sozialer Gesichts¬
punkte. Die Blutkörperchensenkungsprobe, die Mätefy-Reaktion und
die Komplementbindungsreaktion mit dem Wassermann- Antigen sind,
besonders bei positivem Ausfall, wertvolle Hilfsmittel, um die
Prognose und damit die Behandlungsbedürftigkeit festzustellen. Für
die Diagnose einer Tuberkulose kommen alle drei Reaktionen klinisch
nicht in Betracht. w. Gaehtg ens {Hamburg).
Waltner, K., Liquoruntersuchungen bei Kindern. (Klin.
Wschr. 1924 S. 1271.)
Beschreibung einer neuen Liquorreaktion, die zum Nachweis von
Fibrin in frischem, klarem Liquor dienen und dadurch die Fest¬
stellung eines wichtigen Symptoms der Meningitis tuberculosa un¬
mittelbar nach der Lumbalpunktion ermöglichen soll. Beim leichten
Aufschütteln des mit Lauge versetzten, fibrinhaltigen, klaren, frischen
Liquor bleiben die darin entstehenden Luftblasen schwebend und
steigen nur langsam an die Oberfläche. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Montank, J. A., Thereaction of tubercular serums to
phenols. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 547.)
Bei Überschichtung von tuberkulösem Serum mit einer schwachen
Lösung von Thymol, Toluol, Phenol oder Tricresol bildet sich infolge
von Präzipitation an der Berührungsfläche der beiden Flüssigkeiten
eine Wolke. Tricresol wurde in einer Konzentration von 0,2 Proz.
in NaCl-Lösung angewandt. Das überschichtete Serum kommt für
2 Stunden in den Brutschrank, doch zeigt sich die Reaktion oft schon
nach wenigen Minuten. Bei sehr vorgeschrittener Tuberkulose tritt
sie langsamer ein oder bleibt aus. Normales Meerschweinchen-, Schaf-,
Kaninchenserum reagieren negativ. Unter 2286 Seren von Studenten
waren 7 positiv. In 2 dieser Fälle, zur Zeit der Prüfung ohne sonstige
tuberkulöse Symptome, ist die Krankheit inzwischen manifest ge¬
worden. Unter 488 nicht als tuberkulös erkannten Patienten gaben
61 positive Reaktionen. Bei 11 unter diesen Fällen wurde nach¬
träglich Tuberkulose diagnostiziert. Unter 256 sicher Tuberkulösen
waren 18 mit negativer Reaktion, darunter 11 zum Stillstand ge¬
kommene oder geheilte, 4 Knochen-, 2 Lungentuberkulosen, 1 Fall in
weit fortgeschrittenem Stadium. Seren von Kaninchen, die gegen
Typhus, Staphylokokken und mit einer polyvalenten, Strepto-, Sta¬
phylo-, Pneumokokken, Micrococcus tetragenes und Pneumobazillen
enthaltenden Vaccine geimpft waren, reagierten negativ, Seren von
scheinbar normalen, akut „erkälteten“ Individuen auf der Höhe der
„Erkältung“ positiv. Bei beginnender Tuberkulose war die Reaktion
deutlich, aber weniger stark als bei mehr fortgeschrittener.
E. Fitschen (Weyarn).
216
Tuberkulose.
Bachmann, W., Über die Brauchbarkeit serodiagnosti¬
scher Methoden zum Nachweis der Tuberkulose.
(Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 228.)
Kurzes kritisches Referat der bisher angegebenen serologischen
Methoden zum Nachweis der Tuberkulose, experimentelle Nach¬
prüfung der Besredka- und Wassermann-Methode. Erstere gestattet
die Diagnose der Tuberkulose zu stellen, jedoch nur unter Berück¬
sichtigung aller übrigen klinischen Anhaltspunkte, sie gibt aber
nicht Auskunft, ob ein aktiver Prozeß vorliegt, und ist auch un¬
spezifisch. Auch die Wassermann-Reaktion macht in der bisherigen
Anordnung nur einen Teil der Tuberkulosefälle kenntlich, sie ist
kein Indikator für die Aktivität eines tuberkulösen Prozesses, auch
sie arbeitet nicht völlig spezifisch. Eine Verfeinerung wäre vielleicht
dadurch zu erzielen, daß mit abgestuften Antigen- und Komplement¬
mengen gearbeitet würde. Die Wahl des passenden Antigens: „der
geeigneten Präparate des Tuberkelbazillus oder der einzelnen Be¬
standteile desselben“, ist aber nicht die einzige Schwierigkeit, die
bei der Serodiagnostik der Tuberkulose zu überwinden ist, sondern
die eigenartigen pathologisch- anatomischen Veränderungen, die diese
Krankheit begleiten, bilden wohl das Haupthindernis für die sero¬
logische Erforschung tuberkulöser Krankheitsvorgänge, bei denen ja
aktive und nichtaktive Prozesse häufig nebeneinander und sich ab¬
lösend bestehen können, so daß die Fragestellung : aktive oder nicht¬
aktive Tuberkulose in vielen Fällen von vornherein als verfehlt
angesehen werden muß. Noetel (. Landsberg a. W.).
Winkler, W. F. und Gerth, H., Wie weit sind die Reaktionen
von Bonacorsi, v. Wassermann und Mätefy zur Sero¬
diagnostik der aktiven Tuberkulose praktisch ver¬
wendbar? (M. Kl. 1924 S. 1080).
Die gesteckten Ziele sind bisher von keiner der Reaktionen er¬
reicht. Die von Bonacorsi angegebene ist wahllos positiv bei
Gesunden wie bei Kranken, die von Mätefy ist für Tuberkulose be¬
dingt brauchbar, gibt aber gelegentlich Fehlresultate, die Wasser-
m annsche versagte bei 1/i der sicheren Tbc-Fälle. Unspezifisch positiv
war sie aber nur bei einzelnen seropositiven Luetikern, so daß ein
positiver Ausfall mit großer Wahrscheinlichkeit für Tuberkulose spricht.
Erich Hesse {Berlin).
Wiese, Otto, Ist die neue Wassermannsche Reaktion
(TbWaR.) geeignet zur Trennung aktiver und inak¬
tiver Tuberkulose beim Kinde? (M. m. W. 1924 S. 1240.)
Verf. hält die Komplementbindungsreaktion mit dem Wasser¬
mann-Antigen in ihrer heutigen Form nicht für ein brauchbares
Tuberkulose.
217
Hilfsmittel für die Diagnostik aktiver tuberkulöser Prozesse beim
Kinde. W. G aehtg ens (Hamburg).
Kalcher, Herta und Soimenfeld, Arthur, Zur Diagnostik der
aktiven Tuberkulose mit besonderer Berücksichti¬
gung der Wasser mannschen Serum reaktion. (Zschr. f.
Tbc. 1924, 40, S. 420.)
Die Untersuchungen mit dem Wassermann-Tuberkuloseantigen
ergaben als Resultat in 60 Proz. der Fälle Übereinstimmung von
serologischem und klinischem Befund, nämlich 27 Proz. aktive Tuber¬
kulosen mit positivem Wassermann, 11 Proz. inaktive Tuberkulosen
mit negativem Wassermann und 22 Proz. negative Kontrollfälle. Die
klinische Brauchbarkeit der Reaktion wird durch die 40 Proz. Ver¬
sager erheblich beeinträchtigt. Bei einigen Grenzfällen, die klinisch,
röntgenologisch und hämatologisch nicht sicher als aktive Tuber¬
kulosen angesehen werden konnten, zeigte der positive Wassermann
die später bestätigte Aktivität des Prozesses an. Möllers (Berlin).
Friedrich, H., Erlaubt eine positive Komplementbindung
der neuen v. Wassermann sehen Reaktion die sichere
Diagnose „Aktive Tuberkulose“? (M. m. W. 1924 S. li21.)
Nach den Beobachtungen des Verf. kann die Komplementbindungs¬
reaktion mit dem Wassermannschen Tuberkuloseantigen gegenüber
anderen biologischen Methoden keine prinzipielle Sonderstellung be¬
anspruchen. Entgegen der Behauptung v. Wassermanns ist die neue
Reaktion nicht immer streng spezifisch für aktives tuberkulöses Gewebe.
W. Ga elitg ens (Hamburg).
Osumi, Simpachi, Über die Spezi fizität der Komplement¬
ablenkungsreaktionen bei Tuberkulose. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 40, S. 237.)
Serum von sicher Lungentuberkulosen gibt in 76 Proz. der Fälle
Komplementbindung mit Tuberkelbazillen. Bei der Tbc.-Komplement-
bindungsreaktion und der WaR. handelt es sich um ganz verschiedene
Antigene und Antikörper. Alkoholischer Tuberkelbazillenextrakt
enthält kein Wa.- Antigen. Der Wa.- Antikörper wird nicht durch
Tuberkelbazillen gebunden. Ebenso spielen heterogenetische Anti¬
körper bei der Tbc.-Komplementbindung keine Rolle, und alkoholische
Tuberkelbazillenextrakte enthalten kein heterogenetisches Antigen.
Tuberkulosesera geben in einer großen Zahl der Fälle Komplement¬
bindung mit Influenzabazillen, während Sera tuberkulöser Meer¬
schweinchen diese Eigenschaft nicht haben. Die Antikörper gegen
Tuberkelbazillen und gegen Influenzabazillen lassen sich durch
spezifische Absorption trennen. Pneumokokken und Proteus X19
218
Tuberkulose.
geben keine Komplementbindung mit Serum Tuberkulöser. Bovine
Tuberkelbazillen binden mit Tbc.-Serum etwas schwächer Komplement
als humane. , Im Absorptionsversuch verhalten sich beide Typen
gleich. Vogeltuberkelbazillen geben nur schwache Komplement¬
bindung mit Tbc.-Krankenserum, binden aber die Antikörper. Ebenso
verhalten sich säurefeste Saprophyten. Lepraserum gibt mit Tuberkel¬
bazillen Komplementbindung und diese binden die Antikörper. Alt¬
tuberkulin, Alkoholextrakt und entfettete Bakterienleiber können in
gleicher Weise als Antigen bei der Komplementbindungsreaktion
verwendet werden. Auch die entfetteten Bazillen binden die Anti¬
körper. Die alkoholunlösliche, ätherlösliche Substanz der Tuberkel¬
bazillen gibt keine Komplementbindung mit Tbc.-Serum. Die kom¬
plementbindenden Antikörper werden durch halbstündiges Erhitzen
auf 60° zerstört. Sie passieren zum Teil Silberschmidt-Filter.
Kurt Meyer {Berlin).
Iüillmanu, P., Reaction de fixation dans la tuberculose
humaine par l’antigene de Besredka; methode de
Goldenberg. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 368.)
Die von Goldenberg angegebene „direkte“ Komplementbindungs¬
reaktion zur Diagnose der Tuberkulose mittels des Besredkaschen
Antigens verwendet im Hauptversuch diejenige Dosis 5proz. Ziegen-
erythrocyten, die unmittelbar unter derjenigen liegt, welche von
0,1 ccm Patientenserum komplett gelöst wird. Diese Dosis wird im
Vorversuch durch Titration von steigenden Erythrocytendosen gegen¬
über 0,1 ccm Serum ermittelt. Die im Hauptversuch zu verwendende
Dosis Erythrocyten darf nicht unter 0,2 ccm liegen. Es ergibt sich
hieraus, daß mindestens0,3 ccm Erythrocyten imVorversuch gelöst werden
müssen. Selbst bei sorgsamster Beobachtung der Orginalvorschrift
findet man jedoch manchmal Sera, die keine 0,3 ccm, ja nicht einmal
0,2 oder 0,1 ccm Blutkörperchen lösen. Im allgemeinen ist dies auf
ein Defizit an Komplement zurückzuführen. Denn Zusatz von hämo¬
lytischen Ambozeptor verbessert das Resultat nicht, während nach
Zufügung von Komplement meist Hämolyse eintritt. Verf. gibt daher
in solchen Fällen nach der ersten Ablesung des Vorversuchs je ein
Tropfen ^-Komplement in jedes Röhrchen und liest nach !/a Stunde
(37°) nochmals ab. Von 18 Sera mit ungenügendem Lösungsvermögen
gaben 15 hiernach genügende Lösung und konnten nach Zusatz der
gleichen Komplementmenge im Hauptversuch weiterverwandt werden.
Fügte man statt des reinen Komplements eine Mischung von Komple¬
ment und hämolytischem Ambozeptor zu (1 Tropfen Ambozeptor auf
1 ccm ^-Komplement), so konnte man in einer anderen Versuchs¬
reihe von 32 untauglichen Seris noch 31 weiterverwenden.
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Tuberkulose.
219
Hurmuzachi, E. et Nicodini, E., Reaction de fixation dans
la t über cul ose. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 527.)
Ergebnisse der Komplementbindungsreaktion bei Tuberkulose
mit Besredkas Antigen (74 Patientensera). Prigge ( Frankfurt a.M.).
Kabelik, J. und Gellner, GL, Eine aktive Modifikation der
Seroreaktion auf Tuberkulose. (Cas. lek. ces. 1924, 23,
p. 878 [tschechisch].)
Die Methode der Verff. ist der Hecht sehen Modifikation in der
Anordnung Rubinsteins bei Lues analog. Verwendet wurde das
Antigen Boquet-Negre, welches nach Vorschrift zunächst mit phys.
NaCl 1 : 20 verdünnt, dann noch mit gleichen Teilen Kochsalzlösung
auf ein größeres Volumen gebracht wurde. Von diesem Antigen
wurde in 3 Röhrchen von 8— 10 mm Durchmesser je 0,4 ccm, in eben¬
solche 3 Röhrchen je 0,4 ccm phys. Kochsalzlösung, dann in alle 6
je 0,1 ccm der aktiven frischen Serumprobe gegeben. 3/4— 1 Stunde
Thermostat, Hinzufügung nicht sensibilisierter Erythrocyten vom
Schaf in 2proz. Suspension in steigenden Dosen von 0,25 — 1,0 ccm. —
In jenen Fällen, wo die Hemmung der Hämolyse in den mit dem
Antigen beschickten Röhrchen zwar merklich stärker als in den
Kontrollröhrchen ohne Antigen war, aber doch nicht so, um eine
antikomplementäre Wirkung des Antigens auszuschließen, weiterhin
in Fällen, wo die parallele Wassermann-Reaktion positiv ausfiel,
ließen die Autoren — zur Ausschaltung der antikomplementären
Wirkung des Antigens, resp. der unspezifischen Komplementablenkung
bei niederer Temperatur (siehe z. B. Sachs, Klopstock und
Takenomata, Klin. Wschr. 1924, 21) — statt im Thermostaten die
Reaktion im Eisschrank bei 4° C und 18 — 24 ständiger Dauer ab¬
laufen. Sodann Hinzufügung der Erythrocyten, Thermostat. — Was
die Resultate betrifft, fiel bei den tuberkulösen nichtluetischen Seren
die Reaktion meist übereinstimmend positiv aus, ob inaktiviert
wurde oder nicht. Dafür gab es bei nichttuberkulösen nichtluetischen
Seren weit mehr unspezifische Reaktionen mit inaktiviertem als mit
aktivem Serum (Verhältnis 14:1). Mit luetischen Seren reagierte
das Antigen Boquet-Negre im Thermostaten fast in 50 Proz., beim
parallelen Versuch im Eisschrank ausschließlich nur bei gleich¬
zeitiger (klinischer) Tuberkulose positiv. Zwischen der Menge des
Komplements resp. der hämolytischen Fähigkeit des Serums einer¬
seits und der Schwere der Affektion andererseits, scheint kein
Parallelismus zu bestehen (konform Weichhardts Ergebnisse VI.,
S. 145). Komplett gehemmt wurde die Hämolyse hauptsächlich bei
progredienten Prozessen, partiell bei beginnenden und stationären,
nicht oder kaum sowohl bei rasch destruktiven als auch bei sehr
chronisch verlaufenden und proliferativen Formen, dann auch bei
220
Tuberkulose.
Pleuritiden und Peritonitiden, endlich bei Tuberkulose, die mit
Schwangerschaft kompliziert war (konform Stühmer und Deyer). —
Ausgesprochen unspezifische Reaktionen waren unter den geprüften
105 Wassermann-negativen Seren nur 4 und diese hatten ein gemein¬
sames Zeichen: sie stammten alle von Greisen (78, 75, 66 jährig) mit
fortgeschrittener Arteriosklerose und Lungenblähung. Der jüngste,
ein alcoholicus strenuus, war 60 Jahre alt. Die Abwesenheit tuber¬
kulöser Veränderungen konnte bei einem von ihnen auch durch
Autopsie bestätigt werden. — Besonders wertvolle Dienste leistete
die Seroreaktion bei larvierten Tuberkulosen und bei anderen Krank¬
heiten, die Tuberkulose vortäuschten. Eine Inkonstanz der Resultate
bei Wiederholungen der Reaktion an gleichem Serum, aber zu ver¬
schiedenen Zeitpunkten, die P. A. D e 1 i 1 1 e , P. H i 1 1 e m a n d und
Ch. Lessacquoy gefunden haben (C. r. Soc. de Biol. 1922 S. 780),
wurde von den Autoren nicht bemerkt. Doch können auf den Aus¬
fall der Reaktion komplizierende pathologische und physiologische
Zustände (z. B. Senium, Menstruation, Gravidität, Partus), dann die
Zeitdauer von der Blutentnahme bis zur Anstellung der Probe (anti¬
komplementäre Wirkung, resp. Komplementarmut älterer Sera) von
Einfluß sein. Gellner ( Olmütz ).
v. Lukäcs, J., Verwertung der Mätefyschen Reaktion im
Kind es alt er. (M. Kl. 1924 S. 788.)
Beim Kinde lassen schwächer positive Reaktionen (+ und++)
noch keinen Schluß auf bestehende Tuberkulose zu. Ist das Serum
jedoch + + + oder + + + -f, so besteht bei klinischem Ausschluß
anderer Krankheiten (Lues, Vitium, Sepsis, akute ansteckende Krank¬
heiten, chronische Eiterungen) dringender Verdacht auf Tuberkulose.
Eine klinische Diagnose liefert die Reaktion nicht, sie gibt aber gute
Anhaltspunkte für allgemeine Feststellung der Tuberkulose, nament¬
lich der verborgenen aktiven Drüsentuberkulose. Ein feinerer Ausbau
der Methode ist erwünscht. Erich Hesse [Berlin).
Heitmann, W., Zur Serodiagnostik der aktiven Tuber¬
kulose. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 1.)
Bei Verwendung des Fornetschen Diagnostikums im Kindesalter
spricht ein Titer von 1 : 100 und darüber für aktive Tuberkulose.
Niedrigere Werte schließen eine aktive Tuberkulose nicht aus, sie
kommen vor bei Meningitis tuberculosa und allgemeiner Tuberkulose,
aber auch bei anderen Fällen von aktiver Tuberkulose.
v. Bernuth (Jena).
Szymanski, Norbert, Untersuchungen mit dem Fornetschen
Tuberkulosediagnostik um mit besonderer Berück-
Tuberkulose.
221
sichtigung tuberkulöser Augenerkrankungen. (Schweiz,
m. Wschr. 1924 S. 87.)
In 45 Fällen von aktiver Tuberkulose, darunter 20 Fällen von
Augentuberkulose mit und ohne Lungenbefund, fiel die Reaktion
43 mal positiv, d. h. sie ergab einen höheren Titerwert als 1 : 100.
In der weitaus größten Mehrzahl wurde also die Frage, ob es sich
um einen aktiven Prozeß handelt, richtig beantwortet. Bei 16 klinisch
Gesunden ergab sich 2 mal eine positive Reaktion ohne erkennbare
Ursache. E. Gild emeister {Berlin).
• •
Pitzen, P., Uber das Tuberkulosediagnostikum Fornet.
(M. Kl. 1924 S. 645.)
Bei 30 Knochen- und Gelenktuberkulosen waren 26,6 Proz. der
nach Fornet untersuchten Fälle negativ, während bei 20 Gesunden
in 60 Proz. eine positive Reaktion erzielt wurde. Das Verfahren
kann daher nicht empfohlen werden. Erich Hesse {Berlin).
Gännßlen, M. und Maier, 0., Refraktometrische und visko-
simetrische Serien untersuchun gen im Blutserum
Tuberkulöser. (Zschr. f. Tbc. 1924, 40, S. 321.)
Verff. haben an einem Material von 92 Kranken viskosimetrische
und refra*ktometrische Serienuntersuchungen durchgeführt, die sich
auf einen Zeitraum von mehreren Monaten bis zu einem halben Jahr
erstreckten. Mit zunehmender Verschlechterung des Allgemein¬
zustandes sank in den vorgeschrittenen Stadien der Refraktionswert
stark ab. Mit dem Fortschreiten des Lungenprozesses ging eine
Abnahme der Globuline Hand in Hand. Stetige Zunahme der Glo¬
buline erwies sich als ein ungünstiges Zeichen. Bei furibund ver¬
laufenden Krankheitsbildern war kein deutliches Ansteigen der Glo¬
bulinwerte zu beobachten, während der Refraktionswert stark abfiel.
Menses und therapeutische Tuberkulininjektionen verursachten keinen
deutlichen Ausschlag. Möllers {Berlin).
Bessau, G. und Köhler, 0., Zur Frage der Fellnerschen
Papelsubstanzen. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 105, S. 39.)
Ein Brei von exzidierten Tuberkulinpapeln verschiedenen Alters
wurde mit und ohne Alttuberkulin, z. T. unter Hinzufügen von
Komplement tuberkulinempfindlichen und tuberkulinunempfindlichen,
sicher nicht tuberkuloseinfizierten Kindern intrakutan injiziert, ferner
normaler Hautbrei unter den gleichen Bedingungen. Eine Beein¬
flussung der Tuberkulinreaktion durch Papel Substanzen ließ sich nie
feststellen; die Fellnerschen Prokutine existieren nicht. Die Fähig¬
keit, mit Tuberkulin in spezifischer Weise zu reagieren, ist wahr¬
scheinlich eine Funktion der lebenden spezifischen Gewebselemente.
222
Tuberkulose,
Der tuberkuloseinfizierte Organismus gewinnt die Fähigkeit, auf
Tuberkulinreiz hin „Tuberkulocyten“ zu entwickeln, die in noch nicht
geklärter Weise als lebende Organismen mit der Tuberkulinsubstanz
reagieren. Die dabei entstehenden entzündungs- und fiebererregenden
Stoffe stehen nach Auffassung der Verff. der anaphylaktischen Noxe
sehr nahe oder sind mit ihr zu identifizieren. Tuberkulinempfindlich¬
keit und Tuberkuloseschutz sind eine Funktion der lebenden Tuber¬
kulocyten. v. ßernuth {Jena).
Pockels, Walter, Einwirkung von Tuberkulin und anderen
Eiweißarten auf den Wasserhaushalt tuberkulöser
Kinder. (Zschr. f. klin. M. 1924, 100, S. 595.)
Im Gegensatz zu Meyer -Bi sch ist Verf. der Ansicht, daß die
Beeinflussung des Wasserhaushaltes bei tuberkulösen Kindern nach
Tuberkulingaben nicht auf einer spezifischen Tuberkulinwirkung be¬
ruhe. Er konnte nämlich nachweisen, daß die Veränderung des
Eiweißgehaltes im Blute sowohl hinsichtlich der Tagesschwankungs¬
kurve als auch der Konzentration nicht eine spezifische Wirkung des
Tuberkulins ist und auch nicht in Beziehung zur Intensität der
Hautreaktion steht, sondern lediglich durch die Menge des einge¬
führten Eiweißes verursacht wird. Nicht die Art des injizierten
Eiweißpräparates ist von Bedeutung, sondern die Konzentration des
darin enthaltenen Eiweißes. Subkutan verabfolgte größere Mengen
konzentrierten Eiweißes bewirken bei jedem Kinde eine Änderung
des Wasserhaushaltes, perkutan oder kutan eingeführte kleine Mengen
dagegen nur beim tuberkulös infizierten Kinde. Tuberkulöse besitzen
also neben der spezifischen Tuberkulinempfindlichkeit eine charakte¬
ristische Empfindlichkeit des Wasserhaushaltes gegenüber der Zufuhr
selbst kleiner Eiweißmengen. Die Serumeiweißkurve und ihre Re¬
aktion ermöglichte eine bestimmte Diagnose wiederholt schon zu
einer Zeit, als mit anderen Mitteln eine Klärung noch nicht möglich
war. W. Gaehtgens {Hamburg).
Günther, Franz und Meyer-Bisch, Robert, Über den Einfluß
des Tuberkulins auf den Schwefelstoffwechsel Tuber¬
kulöser und Nichttuberkulöser. Schwefelstoffwechsel
beim Amyloid. (Bioch. Zschr. 1923, 150, S. 224.)
Tuberkulininjektionen bewirken beim Tuberkulösen Vermehrung
oder Verminderung der Neutralschwefelausscheidung im Harn. Hierin
zeigt sich in objektiv faßbarer Weise die wechselnde Empfindlichkeit
gegenüber dem Tuberkulin. Auch bei Normalen wirkt es in gleicher
Weise. Es handelt sich also um eine unspezifische Komponente der
Tuberkulinwirkung. Bei Amyloid findet sich eine starke Steigerung
der Neutralschwefelausscheidung, also spontan eine Veränderung, wie
Tuberkulose.
223
sie durch Tuberkulin experimentell erzeugt werden kann. Vielleicht
ist eine Erhöhung des Neutralschwefels diagnostisch verwertbar.
Kurt Meyer {Berlin).
Schneider, Albert, Beiträge zur Krysolganbehandlung
und kutanen Tuberkulinbehandlung bei Lungen¬
tuberkulose. (M. Kl. 1924 S. 639.)
Krysolgan hat sich bei Behandlung der Lungentuberkulose sehr
gut bewährt; Schädigungen wurden nie beobachtet. Die Ponndorfsche
Tuberkulinbehandluog ist bei gutartigen Lungentuberkulosen des
öfteren von Nutzen, jedoch kommen schädliche Tuberkulinreaktionen
gelegentlich vor. Ektebin ist bei vorsichtiger Dosierung ein günstiges
Heilmittel, die kombinierte Krysolgan-Ektebinbehandlung sehr aus¬
sichtsreich. Erich Hesse [Berlin).
Richet, Charles, Le jus de viande cru, pur, sec et total
dans le traitement de la tuberculose humaine et la
reconstruction des muscles. (C. r. Acad. des Sciences. 1924,
1 78, p. 1660.)
Auf Grund tierexperimenteller Beobachtungen hat Verf. den
Fleischpreßsaft in die Behandlung der Tuberkulose eingeführt; er
nennt diese neue Heilmethode „Zomotherapie“. Schon im Jahre 1902
war aufgefallen, daß tuberkelbazilleninfizierte Hunde, die ausschließlich
mit rohem Fleisch ernährt waren, nicht an Tuberkulose erkrankten,
während Kontrolliere, denen gemischte Kost verfüttert wurde, aus¬
nahmslos der Infektion erlagen. Im Anschluß an diese Erfahrungen
war es naheliegend, auch klinische Versuche mit Fleischsaft aus¬
zuführen. Die Durchführung der Behandlungsmethode in größerem
Maßstabe am Krankenbett wurde erst möglich, als es gelang, den
Preßsaft des rohen Fleisches zu trocknen, und das Pulver in Fleisch¬
brühe gelöst den Kranken zu verabreichen. In dieser Form konnten
die Patienten pro Tag 80 g getrockneten Preßsaft, zu dessen Her¬
stellung 2700 g frischen Fleisches notwendig waren, ohne Schwierig¬
keiten nehmen. Verf. sammelte seine klinischen Erfahrungen an
annähernd 350 tuberkulösen Soldaten. Von diesen waren 260 Kranke
1 bis 3 Monate lang mit Fleischsaft behandelt worden. Die Patienten
befanden sich im Anfangsstadium der tuberkulösen Erkrankung,
zeigten jedoch alle deutlich nachweisbare klinische Erscheinungen
und hatten Tuberkelbazillen im Auswurf. Als ein objektiver Ma߬
stab des Einflusses der Therapie auf den Verlauf der Erkrankung
wurden die Änderungen des Körpergewichts der Patienten heran¬
gezogen. Bei den mit Preßsaft behandelten Lungenkranken konnte
durchschnittlich eine tägliche Gewichtszunahme von 23 g beobachtet
werden; einzelne besonders gut reagierende Kranke nahmen 121 bis
224
Tuberkulose.
162 g pro Tag zu. Mit dieser Zunahme des Körpergewichts war
ein beträchtlicher Muskelansatz verbunden, der einerseits bei der
Stoffwechselbilanz in einer Retention von Stickstoff und Phosphor
zum Ausdruck kam, andererseits sich durch Messungen der Muskel¬
kraft mit Hilfe der Ergographie und Dynamometrie zahlenmäßig
verfolgen ließ. Da Verf. den Standpunkt vertritt, daß die Gewichts¬
zunahme des Tuberkulösen immer mit einer Besserung der Erkran¬
kung verknüpft ist, umgekehrt aber die Gewichtsabnahme eine Ver¬
schlimmerung des Leidens bedeutet, so zieht er aus seinen klinischen
Beobachtungen den Schluß, daß die Zomotherapie eine neue aussichts¬
reiche Methode in der Behandlung der Tuberkulose darstellt.
Mosel G oldschmidt {Frankfurt a. M.).
»
Ladek, E., Zur Behandlung der Lungentuberkulose mit
„Angioly mphe“. (W. kl. W. 1924 S. 739.)
Das als „Heilmittel gegen alle Formen der Tuberkulose“ bezeichnete Präparat
„Angiolymphe“, ein Pflanzenextrakt, ließ in keinem der damit behandelten Fälle
irgendeine günstige Wirkung auf die Krankheit erkennen. Der Preis dieses fran¬
zösischen Präparates ist enorm hoch. Hetsch {. Frankfurt a. M.).
Rychlo, J., Beobachtungen über die Wirksamkeit der
„Angiolymphe“ bei Lungentuberkulose. (M. Kl. 1924
S. 451.)
Das Präparat, ein sehr teurer Orchideenextrakt, wurde bei
10 Kranken ohne sichtbaren Erfolg angewandt. Erich Hesse {Berlin).
Eber, A., Die Tuberkulose des Hausgeflügels. (Zschr. f.
Infekt.Krkh. d. Haustiere 1924, 25, S. 145 u. 27, S. 1.)
Während eines Zeitraums von 24 Jahren (1899 — 1922) sind im
Leipziger Veterinärinstitut 7267 Geflügelstücke seziert worden, von
denen sich 379 = 5,2 Proz. als tuberkulös erwiesen und zwar waren
von 5360 Hühnervögeln tuberkulös 364 — 6,8 Proz., von 887 Stück
Wassergeflügel 1 = 0,1 Proz. Im einzelnen sind mit Tuberkulose be¬
haftet gewesen von 4988 sezierten Haushühnern 346 = 6,9 Proz., von
1020 Tauben 14 = 1,4 Proz., von 257 Puten 10 = 3,9 Proz., von 10 Perl¬
hühnern 0, von 20 Pfauen 2 = 10 Proz., von 79 Fasanen 6 == 7,6 Proz.,
von 6 Rebhühnern 0, von 460 Enten 1 = 0,2 Proz., von 412 Gänsen
0 und von 15 Schwänen 0. Geflügelstücke derselben Art aus dem
gleichen Bestände sind nur eiomal gezählt, so daß die errechneten
Prozentzahlen annähernd auch für die verseuchten Geflügelbestände
als solche gelten können. Verf. gibt dann eine Übersicht über die
Beteiligung der einzelnen Organe an der tuberkulösen Erkrankung bei
sämtlichen tuberkulös befundenen Tieren, schließt daran auf Grund
der erhobenen pathologisch-anatomischen Befunde eine allgemeine
Charakteristik der Geflügeltuberkulose, macht einige Bemerkungen
Tuberkulose.
225
über die Erscheinungen der Krankheit, bespricht ferner die Frage
der Entstehung von Tuberkulose beim Geflügel durch Aufnahme
menschlichen tuberkulösen Sputums oder von tuberkulösen Rindern
stammender Abfälle und führt schließlich 38 bemerkenswerte Einzel¬
falle von Geflügeltuberkulose auf, die entweder als besonders typisch
für den einzelnen Krankheitsfall gelten oder als seltene Vorkomm¬
nisse ein größeres Interesse in Anspruch nehmen. Zeller {Berlin).
Dunkel, Über die Verbreitung der Tuberkulose durch
die aus den Sammelmolkereien stammende Magermilch
und ihre Verhütung. (B. tierärztl. Wschr. 1924 S. 296.)
Infolge Verfütterung der nichterhitzten Magermilch der Sammel¬
molkereien an Schweinen hat sich der Prozentsatz derartiger tuber¬
kulöser Tiere am Schlachthofe in Stendal von 0,73 Proz. im Jahre
1894 auf 16,25 Proz. im Jahre 1923 erhöht. Abhilfe ist nur von der
strengen Durchführung der gesetzlich vorgeschriebenen Magermilch¬
erhitzung ZU erwarten. Carl {Karlsruhe).
Panisset, L. et Verge, J., Orig ine humaine du bacille de
Koch dans deux cas de tuberculose canine. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 341.)
In zwei Fällen von Lungentuberkulose beim Hund konnten
Tuberkelbazillen vom Typus humanus nachgewiesen werden.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Teipel, H., Vergleichende Untersuchungen über den dia¬
gnostischen Wert der Kon j unktival- und der Palpe-
bralreaktion bei der Rindertuberkulose. (Arch. f.
wiss. Tierhlk. 1924, 50, S. 551.)
Konj unktival- und Palpebralprobe stehen bei richtiger Aus¬
führung und Kontrolle hinsichtlich Genauigkeit einander nicht nach.
Die Vorteile der Palpebralprobe bestehen darin, daß die Ergebnisse
der Reaktion nicht verwischt werden können; die palpebrale Tuber¬
kulinprobe eignet sich daher für solche Fälle, bei denen mit der
Möglichkeit gerechnet werden muß, daß etwa bei einer Reaktion
nach außen zutage tretendes Sekret absichtlich beseitigt wird
(Handel, forensische Fälle). In allen übrigen Fällen ist in der
Praxis die Konjunktivalprobe vorzuziehen. Giese {Berlin).
Kuester, E. und Heß, A., Die Diagnose der Rindertuber¬
kulose durch Nachweis der Abderhaldenschen Abbau¬
fermente (Abderhalden-Reaktion) mittels des Zeiß-
schen Flüssigkeit-Interferometers. (Fermentforschung.
1923 S. 211.)
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
No. 9/10.
15
226
Tuberkulose.
Im Sinne Abderhaldens besteht eine Organspezifität. Bei Tuber¬
kulose finden sich im Blut der Rinder Abwehrfermente, die, nach der
interferometrischen Methode gemessen, zu diagnostischen und prognosti¬
schen Schlüssen verwendet werden können. Die Menge der Abwehr¬
fermente ist in verschiedenen Stadien der Krankheit verschieden
groß. Kachektiker haben wahrscheinlich keine Abwehrfermente.
Wedemann {Berlin).
Leonhardt, W., Klinische Studien über Ponndorf-Impfungen
bei Rindern. (Arch. f. wiss. Tierhlk. 1924, 50, S. 399.)
Es werden die Ergebnisse mit Ponndorf-Impfungen, die an etwa
4000 Rindern ausgeführt wurden, mitgeteilt. Der vom Sächsischen
Serumwerk Dresden (Dr. Böhme) hergestellte Impfstoff stellt kombi¬
nierte Hautimpfstoffe aus bovinem Alttuberkulin und bovinem Tuberkel¬
bazilleneiweiß für das Rind dar. Die Impfungen fielen günstig aus.
Die Hautimpfstoffe, besonders in der von Böhme vorgeschlagenen Er¬
weiterung, erzeugen nicht nur Resistenz und Immunität gegen Tuber¬
kulose, sondern wirken auch auf die Milch- und Fleischproduktion
tuberkulöser Rinder, deren völlige Heilung ausgeschlossen ist, im
günstigen Sinne ein. Giese {Berlin).
Yallee, H., Bacille tuberculeux et excipient irresorbable.
(C. r. Acad. des Scienses. 1924, 178, p. 152.)
Rinder, die nach Behring gegen Tuberkulose schutzgeimpft sind, verlieren
ihre Resistenz entsprechend der Ausscheidung der einverleibten Tuberkelbazillen.
Will man einen langdauernden Schutz der Tiere gegen die Infektion erzielen, so
kommt es darauf an, die Resorption und Elimination des Impfstoffes möglichst lang¬
sam und schwierig zu gestalten. Dies gelingt, wenn man statt der gebräuchlichen
wässerigen Bazillenaufschwemmungen einen Impfstoff benutzt, der die Bakterien zu¬
sammen mit Talkum oder fein zerriebenem Sand in öliger Suspension enthält.
Während Rinder, die in üblicher Weise schutzgeimpft wurden, schon nach 3 Monaten
den Impfstoff ausgeschieden hatten und nach 6 Monaten nicht mehr geschützt
waren, verhielten sich die Tiere, die man mit schwer resorbierbarem Vakzin vor¬
behandelt hatte, ganz anders. An der Impfstelle fanden sich noch nach 3 Jahren
reichlich Tuberkelbazillen, die sich in dem käsig veränderten Gewebe vermehrt
hatten. Tiere mit derartigen Tuberkelbazillendepots waren noch 2 Jahre nach der
Schutzimpfung gegen tödliche Infektionen geschützt. Eine Propagation der Tuberkel¬
bazillen von den Impfdepots aus wurde nicht beobachtet.
Rosel Goldschmidt {Frankfurt a. M.).
Casparius, Die Bekämpfung der Tuberkulose und der
Aktinomykose der Haustiere durch Prof. F. F. Fried¬
manns Heil- und Schutzmittel. (Tierärztl. Rdsch. 1924
S. 415.)
Verf. berichtet über seine Beobachtungen an über 2000 Stück
Rindvieh und über 2000 Hühnern, wobei die humanen Verhältnisse
unter Benutzung der Literatur mit herangezogen werden. Als Gesamt-
Desinfektion.
227
resultat ergibt sich, daß sämtliche Bestände, die vor der Friedmann-
Durchimpfung mehr oder weniger tuberkuloseverseucht waren, jetzt
zum allergrößten Teile saniert, d. h. tuberkulosefrei sind. Bei der
Schlachtung konnte Verf. häufig feststellen, daß einerseits dissemi-
nierte Miliartuberkel in den Lungen stehen geblieben und zu stein¬
harten Gebilden verkalkt waren, und daß andererseits ursprünglich
verkäste Lungen- und Drüsenherde mit einer dicken Bindegewebs-
scliicht sich umgeben hatten, während der Inhalt eine steinharte
Masse darstellte. Klinisch äußerte sich die Heilung zunächst im
besseren Gedeihen und Lebhafterwerden der Tiere, sodann in der
Abnahme des Hustens und der Schleimabsonderung. Die auffallend
günstige Wirkung des Friedmann-Mittels bei der Aktinomykose-
behandlung illustriert Verf. durch eine Kasuistik von 8 Fällen.
Carl ( Karlsruhe ).
Kersten, H. E., Über neuere Arbeiten auf dem Gebiete
der Sterilisation mittels Chemikalien. (Desinfektion.
1924 S. 67.)
Zusammenstellung der von Ende 1922 bis Herbst 1923 er¬
schienenen Arbeiten auf diesem Gebiete. Wedemann {Berlin).
Jiznka, A. and Watanuki, T., On the disinfection of animal
bones. (J. of Japan. Soc. of vet. Science. 1924, 3, p. 1.)
Tierische Knochen, die als Rohware zu Düngerzwecken nach
Japan eingeführt werden, stammen hauptsächlich aus China und sind
gelegentlich milzbrandsporenhaltig. Verschiedene Milzbrandfälle bei
Mensch und Tier (Rind und Pferd) müssen der Verwendung solchen
Knochendüngers zugeschrieben werden. Es war deshalb sehr wichtig,
eine praktisch brauchbare Methode für die Desinfektion derartig
infizierter Knochen ausfindig zu machen. Verff. haben Versuche in
dieser Richtung angestellt und vor allem die Frage geprüft, ob das
zur Entfettung der Knochen dienende Petroleumbenzin nicht auch
für die Vernichtung der Milzbrandsporen brauchbar sei. Die Ver¬
suche ergaben, daß das Petrolbenzin des Handels die in Knochen
enthaltenen Milzbrandsporen nicht abzutöten vermochte. Dagegen
war es möglich, mit Petrolbenzin, dem Paraformaldehyd zugegeben
war, eine sichere Abtötung der in infizierten Knochen vorhandenen
Milzbrandsporen zu erreichen. Zeller {Berlin).
v. Linden, Bedeutung des Bakterie idols für die Ent¬
keimung der Luft. (Delbag-Mitteilungen. 1924 S. 17.)
Durch mit Baktericidol, einem Kupfer enthaltendem Öl bestimmter
Viskosität getränkte Filter, die zur Filtrierung von Luft dienen,
werden Krankheitserreger und an erster Stelle Tuberkelbazillen,
15*
228
Desinfektion.
• •
deren Wachsmantel von dem Ol leicht durchdrungen wird, abgetötet.
Die Filter machen die Luft weitgehend staub- und keimfrei und sind
deshalb für Zwecke der Nahrungsmittelindustrie, Arzneimittelfabriken
USW. geeignet. w edemann (Berlin).
Frieber, Ist der Milchschaum eine Gefahr für die Dauer¬
pasteurisierung? (Molkerei-Ztg. Hildesheim. 1924 S. 1226.)
Bei der Prüfung der Leistungsfähigkeit von zwei modernen
4 Zellendauerwannen mit 1000 Liter Stundenleistung, in denen Milch
1I2 Stunde lang auf 60—65 0 erhitzt wurde, bildete sich Schaum, der
auch im Verlauf der Heißhaltung nicht zerging. Die Temperatur
des Schaumes war wesentlich geringer als die der Milch. Es zeigte
sich, daß der zu pasteurisierenden Milch zugesetzte Colibazillen und
Hefezellen wohl in der Milch, aber nicht im Schaum abgetötet waren.
Der Forderung des Viehseuchengesetzes kann somit eine Dauer -
erhitzung nicht genügen, bei der nicht jedes Teilchen die notwendigen
Temperaturen erhält, d. h. bei der die Schaumgefahr nicht beseitigt
ist. Vom bakteriologischen und hygienischen Standpunkt aus ist an
der Forderung „Vermeidung der Schauminfektion“ streng festzuhalten.
Ob sich in den neuerdings in den Handel gebrachten Doppelröhren¬
erhitzer der Firma Ahlborn in Hildesheim und in Metallflaschen mit
Metallkappe die Schaumbildung verhüten läßt, müssen weitere Ver¬
suche ergeben. W edemann (Berlin).
Ishiwara, Fusao, Bakterizide Kraft und chemische Struktur.
(Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 14, S. 429.)
Verf. prüfte die bakterizide Wirkung einer großen Zahl von
chemischen Verbindungen gegenüber 13 verschiedenen Bakterien¬
stämmen (Typhus, Paratyphus A und B, Dysenterie Shiga und Flexner,
Cholera, Pneumobazillen , Staphylokokken, Streptokokken, Pneumo¬
kokken, Meningokokken, Gonokokken und Diphtherie). Im allgemeinen
ging die Wirkung gegenüber den verschiedenen Arten parallel. Am
empfindlichsten erwiesen sich Gonokokken, dann Cholera Vibrionen ;
etwas weniger empfindlich waren Paratyphus A und B, Dysenterie
und Diphtherie, dann Typhus; Pneumo- und Meningokokken waren
etwas empfindlicher als Typhus. Streptokokken waren unempfind¬
licher, am resistentesten Staphylokokken. Bisweilen waren elek-
tive Wirkungen auf bestimmte Arten nachweisbar. Im einzelnen
wurde über den Einfluß der Struktur folgendes festgestellt. Die
Amido- und Alkylderivate von Benzol haben keine bakterizide Kraft.
Sitzen aber beide Reste an verschiedenen C-Atomen des Benzols, wie
beim Toluidin, so ist die Wirkung sehr stark. Die Nitrogruppe wirkt
genau so wie die Alkylgruppe. Alkylderivate haben keine Wirkung.
Wenn also ein Phenol mit dem Alkyl substituiert wird, so erhöht sich
Desinfektion.
229
••
seine Wirkung 3— 10 fach, und zwar wirkt die Athylgruppe 2 mal so
stark wie die Methylgruppe, und jede neue C-Vermehrung bewirkt
Verdoppelung der Wirkung. Bei Fettsäuren dagegen vermindert sich
bei C-Vermehrung die Wirkung um die Hälfte. Normale Fettsäuren
und Alkohole wirken 2 fach stärker als die entsprechenden Isover¬
bindungen. Unter den ein-, zwei- und dreiwertigen Phenolen wirkt
Hydrochinon am stärksten, Resorcin am schwächsten. Die Aldehyd¬
gruppe wirkt stärker als die Hydroxyl-, aber schwächer als die Carb-
oxylgruppe. Bei Karbon- und Sulfosäuren ist die Wirkung sowohl in
der Methan- wie in der Benzolreihe 10 — 100 fach erhöht. Bikarbon-
säure wirkt doppelt so stark wie Monokarbonsäure. Ketone und un¬
gesättigte Verbindungen wirken meist schwach, ebenso Cyan- und
Rhodanverbindungen, während Thioverbindungen sehr stark wirken.
Kondensationsprodukte von aliphatischen und aromatischen Verbin¬
dungen wirken schwach oder nicht, stark dagegen solche von zwei
aromatischen Verbindungen, besonders wenn diese selbst bakterizide
Kraft haben. Im Gegensatz zu den freien Halogenen wirkt in Ver¬
bindungen Chlor am schwächsten, Jod am stärksten. Dieses bewirkt
eine durchschnittlich 50 fache Steigerung der bakteriziden Wirkung,
gleichzeitig aber auch eine Erhöhung der organotropen Wirkung.
Die Steigerung der bakteriziden Wirkung durch wirksame Radikale
findet nur bei den ersten Substitutionen statt. Eine weitere Ein¬
führung von gleichen Radikalen erhöht die Wirkung nicht mehr.
Wird aber noch ein ganz anderes Radikal, z. B. Metall, Halogen oder
Schwefel, eingeführt, so wird die bakterizide Kraft in sehr verschie¬
denem Grade gesteigert. Von metallorganischen Verbindungen spielen
Blei-, Wismuth- und Calciumderivate keine Rolle. Dagegen sind
Aluminium-, Eisen-, Zink-, Silber- und Quecksilberverbindungen, be¬
sonders die letzten, sehr wirksam, ohne daß die Organotropie ent¬
sprechend steigt. Die bakterizide Wirkung der anorganischen Hg-
Verbindungen ist der der organischen meist gleich, doch haben einige
von letzteren eine bedeutend geringere organotrope Wirkung. Eine
elektive Wirkung bestimmter Radikale für bestimmte Bakterien ließ
sich nicht nach weisen. Kurt Meyer {Berlin).
Bergin, E., Untersuchungen über Chloramin Heyden.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 465.)
Folgende Konzentrationen des Chloramins erscheinen ausreichend:
Für Händedesinfektion 1/4 — */«, proz. Lösung, für Stuhldesinfektionen
(dünne Stühle, Ref.) lproz. Lösungen, für Fußbodendesinfektion lproz.
Lösungen. Seine bakterizide Kraft ist um etwa das 20 fache stärker
wie die der Kresolseifenlösung. Lösungen von Rein- und Rohchloramin,
im Dunkeln auf bewahrt, haltbar, entfalten annähernd die gleiche
Wirksamkeit. Lösungen, in denen 50 Proz. Serum enthalten ist,
230
Desinfektion.
haben eine 10 mal schwächere Wirkung als solche ohne Serumzusatz.
Die Chloramin seife Heyden entfaltet eine erhebliche bakterizide
Wirkung anscheinend ohne Schädigung der Hände. Noetel.
Lockemann, E. und Ulrich, W., Zur Kenntnis des p- Toluol-
sulfochlor amidnatriums (Chloramin T, Chloramin,
Mi anin, Aktivin). (Desinfektion. 1924 S. 81.)
Die bakterizide Wirkung von p-Toluolsulfochloramidnatrium ist
bei kürzerer Einwirkungsdauer annähernd dieselbe wie die von
Natriumhypochloritlösungen gleichen Normalgehaltes. Mitzunehmender
Einwirkungsdauer steigert sich die bakterizide Wirkung des p-Toluol-
sulfochloramidnatriums sowohl im Vergleich zu der Wirkung von
Natriumhypochlorit wie auch zu der von Phenol. Im Verhältnis zu
Phenol ergaben sich für die Einwirkungsdauer von 5 und 60 Minuten
folgende Vielfache der Werte für die Wirkungsgrade:
gegenüber Paratyphus B 30,120
„ Coli 40,200
„ Staphyl. alb. 50,250
Lösungen von p-Toluolsulfamidnatrium wirken gegenüber Paratyphus B,
Coli und Staphylok. alb. ungefähr in gleicher Weise entwicklungs¬
hemmend wie Natriumhypochloritlösungen von demselben Normal¬
gehalt. Dem Phenol ist das p-Toluolsulfochloramidnatrium in der
entwicklungshemmenden Wirkung mehrfach überlegen und zwar
gegenüber Paratyphus B und Coli 4— 5 mal, gegenüber Staphylok. alb.
11— 12 mal. Beim Auf bewahren in wässeriger Lösung erwies sich
das p-Toluolsulfochloramidnatrium unter den verschiedensten Be¬
dingungen in den meisten Fällen haltbarer als Natriumhypochlorit¬
lösungen und als Chlorwasser. Im Dunkeln sind die schwächeren
Lösungen (0,016 n) haltbarer als die stärkeren (0,16 n), im Hellen ist
es umgekehrt. Wedeniann {Berlin).
Lockemann, G. und Ulrich, W., Über die Desinfektions¬
wirkungeiniger Tetralinderivate. (Desinfektion. 1924 S. 1.)
Die Stammsubstanz dieser Derivate ist das Tetrahydronaphthalin
(Cj0 H12) und Dekahydronaphthalin (C10H18), die mit dem abgekürzten
Namen Tetralin und Dekalin bezeichnet werden. Diese nach
G. Schroeter im großen Umfange herstellbaren Körper haben
industriell eine große Bedeutung gewonnen. Schroeter hat auch
schon einige Tetralinabkömmlinge auf ihre Wirksamkeit gegenüber
Bakterien untersuchen lassen. 2-Tetralol, 1 Brom-2-Tetralol und
1,3 Dibrom-2-Tetralol wirkten auf Bact. coli, Staphyloc. pyog. alb.
und Milzbrandsporen noch in Verdünnungen entwickelungshemmend,
die weit größer waren als die hierzu erforderlichen Verdünnungen
von Phenol und Lysol. Die Verff. haben 1- und 2-Tetralol, 1 Brom-
Desinfektion.
231
Tetralol, 1,3 Dibrom-2-tetralol, tetralinsulfosaures Natrium und okto-
hydranthracensulfosaures Natrium auf ihre Wirksamkeit gegenüber
an Batistläppchen haftenden Typhusbazillen, Staphyl. pyog. aureus,
Paratyphus B und Coli, teils in wässeriger, teils in durch
Seife oder Alkali löslich gemachten Flüssigkeiten untersucht. Als
Vergleichsdesinfektionslösungen wurden Phenol- und Naphtholseifen-
lösungen verwendet. Durch die Aufnahme von 4 Wasserstoffatomen
in den einen Ring des Naphthalinkernes wird die desinfizierende
Wirkung der Naphthole gegenüber Typhus und Paratyphus B-Bazillen
ganz erheblich gesteigert. Während von Bechhold und Ehrlich
durch Austausch von Wasserstoffatomen gegen Brom beim Phenol
bis zur Höchstzahl 5 eine ganz bedeutende Steigerung, beim Naphthol
bis zu 2 und 3 Atomen auch noch eine teils nicht unerhebliche
Steigerung, von da ab dann eine Verminderung der bakteriziden
Kraft festgestellt wurde, ergibt sich aus den Versuchen der Verff.,
daß beim 4 fach hydrierten 2-Naphthol, dem 2-Tetralol, durch Eintritt
von einem Bromatom gegenüber Staphylokokken zwar eine Steigerung,
gegenüber Paratyphus ß schon eine Herabsetzung, durch Eintritt
von 2 Bromatomen beiden Bakterienarten gegenüber eine erhebliche
Verminderung der bakteriziden Kraft bewirkt wurde. Die Versuche
mit den Sulfosäuren des 4fach hydrierten Naphthalins und des Sfach
hydrierten Anthracens zeigen noch besonders, da die Sulfosäuregruppe
an und für sich schädigend auf die bakterizide Eigenschaft wirkt,
wie sehr durch die Aufnahme von Wasserstoffatomen in diese kon¬
densierten Benzolkerne deren bakterizide Wirkung gesteigert wird.
We de mann {Berlin).
• •
Lockemann, 0. und Ulrich, W., Uber „Seethol“ und über
die desinfizierende Wirkung von Estern. (Desinfektion.
1924 S. 103.)
Die chemische Untersuchung ergab, daß das gegen Maul- und
Klauenseuche angepriesene Mittel Seethol mit einem grünen Farb¬
stoff versetzter Essigsäureäthylester ist. Die bakterizide Wirkung
des Essigsäureäthylesters ist nicht unerheblich. 7proz. wässerige
Lösungen des Esters (in Wasser etwa bis 8 Proz. löslich) töten Para-
typhus-B-Bazillen bereits nach 5 Minuten, Coli und Staphylokokken
nach 60 Minuten ab. Dieses relativ gute Ergebnis veranlaßte, auch
noch den ebenfalls wasserlöslichen Ameisensäureäthylester zu prüfen,
der noch viel wirksamer war. Eine 3 proz. Lösung tötet Paratyphus B-
Bazillen schon in 5 Minuten. Staphyl. alb. wird von einer 2 proz.
Lösung schon in 2 Minuten vernichtet, während Coli von 3 proz.
Lösung erst nach 2 Stunden abgetötet wird. Die Prüfung der ent¬
wicklungshemmenden Wirkung in Bouillon im Vergleich zum Phenol
und Methylalkohol ergab, daß Essigester bis zu einer Lösungsstärke
232
Desinfektion.
von 3 Proz. (weiter hinaufzugehen verbieten die Lösungsverhältnisse)
die Entwicklung von Paratyphus, Coli und Staphylokokken nicht
hindert, während Ameisensäureäthylester in 3- und 2 proz. Lösung
entwicklungshemmend wirkte. Die Versuche wurden noch auf andere
wasserlösliche Ester ausgedehnt, über die später berichtet werden soll.
Wedemann {Berlin).
Glaser, Eduard und Wulwek, Wilhelm, Über neue synthetisch
dargestellte Nitrophenolglukoside nebst Beiträgen
zur Desinfektionskraft und Giftigkeit der Nitro-
phenole. (Bioch. Zschr. 1924, 145, S. 514.)
Durch Einwirkung von Azetobromglukose in Azetonlösung auf
alkalische Nitrophenollösung lassen sich über die Tetraazetate Nitro¬
phenolglukoside unschwer darstellen. Die Nitrophenole wirken be¬
deutend stärker bakterizid als Phenol, und zwar, ähnlich wie bei den
Kresolen, am stärksten die Metaverbindung, doch kommt deren
Wirkung der des Metakresols nicht gleich. Die Glukoside besitzen
keine desinfizierende Wirkung, wirken vielmehr, solange sie unge¬
spalten sind, wachstumsfördernd. Da die Nitrophenole in Wasser
nur wenig über 1 Proz. löslich sind, so kommen sie für Desinfektions¬
zwecke nur dort in Betracht, wo eine längere Einwirkungsdauer
möglich ist. Die Giftigkeit der Nitrophenole übersteigt die des
Phenols. Auch hier wieder wie bei den Kresolen ist die am stärksten
bakterizid wirkende Metaverbindung weniger giftig als die Para¬
verbindung. Kurt Meyer {Berlin).
Brinkmann, J., ExperimentelleStudien zur keimwidrigen
Wirksamkeit des Hexals und Neohexals im lebenden
Organismus. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 39, S. 495.)
Der Übertritt des aus dem Hexal (Neohexal) abgespaltenen
Formaldehyds in den Harn äußert sich in einer weitgehenden
Hemmung des Bakterienwachstums. 1 g Hexal (Neohexal) bewirkt
für 6—10 Stunden bei Prüfung -im Harn Bakterienhemmung. Form¬
aldehyd läßt sich nach einmaliger Gabe von Hexal (Neohexal) per os
erstmals nach 30 Minuten im Harn nachweisen. Nach stomachaler
und namentlich auch nach intravenöser Darreichung erhält das Blut
deutliche entwicklungshemmende Wirkung. Von einer intravenösen
Applikation des Hexals wird wegen stärkerer eiweißfällender und
zustandsändernder Wirkung vorderhand abgeraten. Im ßeagenzglas-
wie im Tierversuch zeigt sich eine Diphtherietoxin -schädigende
Wirkung durch die Sulfosalizylsäurekomponente. H et sch.
Sartory, A. et Sartory, R., Sur le pouvoir antiseptique du
bichromate de potasse et du bichromate de cuivre.
(C. r. Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 1334.)
Desinfektion.
233
Kaliumbichromat und Kupferbichrom at wirken in 1- bzw. 2prom.
Konzentration entwicklungshemmend auf Fadenpilze (Penicillium
glaucum, Mucor racemosus, Rhizopus niger, Phycomyces splendens,
Sterigmatocystis nigra). Dabei ist das Kupfersalz immer wirksamer
als die Kalium Verbindung, was auch darin zum Ausdruck kommt,
daß die morphologischen Veränderungen der Mycelien gerade in
Kupferbichromatbouillon besonders ausgeprägt sind. Hier finden sich
neben schlanken, dünnen Fäden solche mit knotigen Verdickungen
und zahlreichen Zwischenwänden. Rosel Goldschmidt.
van der Lingen, J. Steph., Über die bakterientötende Wir¬
kung des sichtbaren Spektrums. (Zschr. f. Hyg. 1924
S. 437.)
Um festzustellen, ob es eine unterschiedliche Wirkung im sicht¬
baren Spektrum gibt, hat Verf. eine neue Technik zur Untersuchung
der Wirkungen verschiedener Teile des Spektrums erdacht, die an¬
gewandt werden kann, während die Bakterien wachsen. Die alte
Technik bestand darin, entweder eine Kultur während einer ge¬
gebenen Zeit der Wirkung einiger besonderer Strahlungen aus¬
zusetzen, sie dann auf den Nährboden zu impfen und diesen 24 Stunden
lang der für den Organismus günstigsten Temperatur auszusetzen;
oder die Impfung auf den Nährboden vorzunehmen, diesen eine ge¬
wisse Zeit zu bestrahlen und dann 24 Stunden oder länger zu be¬
brüten. Schill {Dresden).
Schmidt, Ludwig und Lee, Song Yung, Über das Verhalten
der durch Desinfizien tien geschädigten Bakterien
gegenüber den Abwehrkräften des Körpers. (Zschr. f.
Hyg. 1924, 101, S. 175.)
Die durch Sublimat und Trypaflavin geschädigten, aber nicht
abgetöteten Staphylokokken zeigen auf festen Nährböden nur äußerst
geringe Wachstumstendenz, während in Traubenzuckerbouillon reich¬
liche Vermehrung erfolgt. Dieses spricht in Bestätigung früherer
Angaben entschieden gegen die noch vielfach übliche Benutzung
fester Nährböden für Desinfektionsversuche und namentlich gegen
die Verwertung des Platten Versuchs zu quantitativen Ergebnissen.
Dagegen erweist sich die alte Pasteursche Verdünnungsmethode für
eine annähernde Feststellung der Keimzahl beim Desinfektions¬
versuch als brauchbarer und sollte daher für diese Zwecke eingehend
geprüft werden. — Der bakteriellen Wirkung frischen Kaninchen¬
serums gegenüber zeigen die mit Sublimat und Trypaflavin vor¬
behandelten Staphylokokken das gleiche Verhalten wie unvor-
behandelte im Reagenzglasversuch, wenn bei der Beurteilung die
Zahl der wirklich noch lebenden Keime in Betracht gezogen wird.
234
Desinfektion.
Der bakterizide Reagenzglasversuch erscheint vorläufig zur Ent¬
scheidung der Frage, ob mit Desinfizientien behandelte Bakterien
der bakteriziden Wirkung des Serums gegenüber weniger wider¬
standsfähig Sind, wenig geeignet. Schill {Dresden).
Meier, August, Über die hemmende Wirkung von Zucker
und Kochsalz auf verschiedene Krankheitserreger in
„vitro“ und in „vivo“. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 480 u. 506.)
Die mitgeteilten Versuche beweisen die bakterizide Wirkung von
Kochsalz und Zucker in konzentrierter Lösung in vitro. Bei der
vom Verf. gewählten Versuchsanordnung ist auch eine deutliche
Wirkung von Kochsalz gegenüber Milzbrand- und Diphtheriebazillen
beim Meerschweinchen in vivo bewiesen worden. Die Resultate lassen
sich jedoch nicht ohne weiteres auf die Menschen übertragen; Verf.
verfolgte vielmehr den Zweck, eine orientierende Grundlage für den
eventuellen weiteren Ausbau der Wundbehandlung mit den geprüften
Mitteln, Zucker und Kochsalz, zu liefern, e. Gildemeister {Berlin).
Fischer, M., Über das Wesen der Oligodynamie und ähn¬
liche Reizerscheinungen. (Vorläufige Mitteilung.)
(Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 214.)
„Durchsichtig und eindeutig sind unsere Kenntnisse vorläufig
noch nicht, denn selbst Versuche, die die gleiche Anordnung haben,
liefern nicht immer gleichsinnige Ergebnisse.“ — Mitteilung mehrerer
Beobachtungen und Versuche u. a.: Bei der oligodynamischen Wirkung
des Silbernitrats, die niemals versagt, könnte die naszierende Salpeter¬
säure, welche diffundiert und sehr bald neutralisiert wird, für die
eigentümliche Wachstumsart der eingesäten Bakterien mit ausschlag¬
gebend sein. — Beim Auflegen von Metallplättchen auf besäte Agar¬
platten treten Erscheinungen ein, die den oligodynamischen sehr
ähnlich sehen, nämlich Wachstumshemmung unter dem Plättchen,
Wallbildung an deren Rändern, diese aber sind nicht oligodynamischer
Natur. Erstere ist bedingt durch Sauerstoffmangel, die Wallbildung
kommt dadurch zustande, daß nach den Rändern der Platte ein ge¬
wisser Flüssigkeitsstrom mit gelösten Nährsalzen, einhergehend mit
einer durch die Feuchtigkeit bedingten Sauerstoffsättigung, sich be¬
wegt. — Die Wirkung von Säuren gleicht qualitativ der Silber¬
wirkung, die Größe des keimfreien Hofes ist abhängig von dem Säure¬
grad, so daß man mit äquivalent eingestellten Säuren übereinstimmende
Ergebnisse erzielt. Bei der Bildung des Walles spielt die Ionen¬
konzentration zweifellos eine erhebliche Rolle. Auch Basen wurden
geprüft. Die gleichen Bilder wie bei Versuchen mit Säuren und
Basen entstehen auf einer bakteriellbeschickten Lakmusplatte beim
Auflegen von 2 Metallplättchen, die man durch einen elektrischen
Strom zu Elektroden, Anode und Katode macht. Noetel.
Desinfektion.
235
Hardt, Anna, Studien zum Arndt-Schulzsclien Gesetz.
(Zschr. f. Immun.Forsch. Orig. 1924, 38, S. 544.)
Während Trypsin und Hepin durch Reizmittel (HgCl2, KCK, Milchsäure, Yatren)
nicht wesentlich beeinflußt werden, wirken diese auf Hefepilze und Staphylokokken
im Sinne des Arndt-Schulzschen Gesetzes, d. h. schwache Reize regen an, mittlere
fördern, starke hemmen, stärkste heben die Entwicklung völlig auf. Das biologische
Grundgesetz ist also an das Vorhandensein lebender Zellen gebunden. Hefekolonien
zeigen auf Agar mit schwachem HgCl2-Zusatz (1 : 1500) Dach einigen Tagen Braun¬
färbung vom Rande her. Bei stärkerem HgCl2-Gehalt gedeihen nur noch einzelne
Kolonien. Hochgezüchtete Hefe ist widerstandsfähiger gegen chemische Reizmittel,
neigt aber mehr zur Bildung von Degenerationsformen als unvorbehandelte. Dem
lebenden Körper gegenüber besitzt sie größere Resistenz, indem sie einerseits bei
intrakutaner Injektion eine stärkere Reaktion hervorruft, andererseits bei intra-
peritonealer Injektion beim Meerschweinchen sich länger gegen Auflösung und
Phagocytose wehrt. Kurt Meyer [Berlin).
Eisenbach, A., Antiseptische Behandlung infizierter
Wunden. (Beitr. z. klin. Chir. 1924, 131, S. 656.)
Auf Grund praktischer Erfahrungen werden zur Verhütung des
Weitergreifens der Infektion frischer Zufalls wunden Wundausschnei¬
dung und sofortige Naht verbunden mit Wundsäuberung durch 5proz.
Jodalkohol empfohlen. Es ist nicht richtig, daß letzterer die Gewebe
SO schädigt, daß Sie ZU Infektion neigen. Georg Schmidt [München).
Bachem, C., Über einige neue Wundantiseptika (Alber-
tanderivate). (M. m. W. 1924 S. 677.)
Von den untersuchten Derivaten des Albertans (alkyliertes
Aluminiumpolyphenylat) erwiesen sich Chlor- und Bromalbertan als
die besten Wundantiseptika. Mit geringer Giftigkeit verbinden sie
eine starke antiseptische Kraft, Geruchlosigkeit und sekretions¬
hemmende Wirkung. w. Gaehtgens [Hamburg).
Ritter, A., Experimentelles und Klinisches zur chirur¬
gischen Antisepsis mit spez. Berücksichtigung des
Pantosepts. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 372.)
Pantosept ist ein von einer Schweizerfirma empfohlenes Chlor¬
präparat, das als Ersatz der Dakinlösung in 0,2 und lproz. Lösung
sowie in Pulverform angewendet werden soll. Das Präparat ist relativ
unschädlich, regt das Wundzelleben an, so daß eine rasche Wund¬
heilung erfolgt. Die bakteriologischen Versuche mit diesem Präparat
Sind noch nicht abgeschlossen. E. Gildemeister [Berlin).
Tappert, L., Die Verwendung des Yatrens in der Chirurgie.
(D. m. W. 1924 S. 438.)
Yatrenpulver ist ein ungiftiges, geruchloses, sehr brauchbares Wunddesinfiziens,
z. B. bei eröffneten Karbunkeln, Furunkeln, Krampfader-Beingeschwüren, überhaupt
bei allen sich schlecht reinigenden Wunden. Bei Furunkulosen, Bubonen, Panaritien
236
Desinfektion.
bewährte es sich, durch Einstich den Eiter zu entleeren und am gleichen sowie an
jedem 2. Tage 2,5—3 ccm Staphylo- Yatren als spezifisch-unspezifisches Mittel in die
Vene zu spritzen. Es wurde sehr gut vertragen. Georg Schmidt {München).
Morgenroth, J., Über innere Desinfektion. (Desinfektion. 1924
S. 37.)
Zusammenfassende Übersicht anläßlich der 70. Geburtstage von
Paul Ehrlich und Emil v. Behring (12. und 14. März 1924).
W edemann {Berlin).
Ishimori, K., Über den Einfluß von Säure und Alkali auf
die Toxizität und therapeutische Wirksamkeit ver¬
schiedener chemotherapeutischer Substanzen. (Zschr.
f. Hyg. 1924, 102, S. 323.)
In Verfolg von Reagenzglasversuchen prüft Verf. die Frage, ob
überhaupt und zutreffendenfalls inwieweit im lebenden Organismus
eine Beeinflussung der parasitiziden und toxischen Eigenschaften
chemotherapeutisch wirksamer Substanzen durch gleichzeitige Alkali¬
oder Säurezufuhr möglich ist. Zu seinen Untersuchungen benutzte
Verf. neben Neosalvarsan das neue Trypanosomenheilmittel „Bayer 205“
sowie den von Ehrlich auf seine trypanozide Wirksamkeit ge¬
prüften Triphenylmethanfarbstoff Tryparosan (Orthochlorparafuchsin).
Zum Vergleich wurden zu den Toxizitätsprüfungen (an Mäusen) noch
einige Substanzen herangezogen. Kurz vor der intraperitonealen
oder intravenösen Injektion des chemotherapeutischen Mittels erhielten
die Tiere je 0,5 ccm einer D/50-Natronlauge oder Natriumkarbonat¬
lösung bzw. je 0,5 ccm einer n/50-Salzsäure- oder Phosphorsäurelösung
intraperitoneal eingespritzt. Diese Alkali- und Säuremengen riefen
bei den Tieren keinerlei toxische Symptome hervor. Bei den mit
Alkali oder Säure vorbehandelten Tieren konnten bei Toxizitäts¬
prüfungen nur geringe Differenzen im Vergleich mit normalen Mäusen
festgestellt werden. Während bei Bayer 205 überhaupt keine Unter¬
schiede hinsichtlich der Giftigkeit nachzuweisen waren, zeigten Neo¬
salvarsan, Trypaflavin und Kristallviolett bei den mit Säure vor¬
behandelten Tieren eine geringe Herabsetzung und bei den Alkali-
Mäusen eine leichte Steigerung des Toxizitätswertes. Umgekehrtes
Verhalten war beim Formol festzustellen; Karbolsäure und Tryparosan
wiesen bei den mit Säure wie mit Alkali vorbehandelten Tieren ge¬
steigerte Giftigkeit auf. Bei Neosalvarsan versuchen an Mäusen war
• •
in Übereinstimmung mit Reagenzglasversuchen von Bonacorsi
mit Schweinerotlauf und Milzbrandbazillen eine gewisse Steigerung
der parasitiziden Wirksamkeit durch die Säurezufuhr nachzuweisen. —
Die Wirkung von Säure- und Alkalivorbehandlung auf die thera¬
peutischen Eigenschaften von Tryparosan und Bayer 205 wurde an
trypanosomeninfizierten Mäusen studiert. Große Unterschiede zwischen
Schädlingsbekämpfung.
237
vorbehandelten und nichtvorbehandelten Mäusen waren hier nicht
festzustellen, doch bewirkte Vorbehandlung mit Säure eine geringe
Verstärkung der trypanoziden Wirksamkeit, erkennbar an der Ver¬
zögerung des Infektionsablaufs und der dadurch bedingten Lebens¬
verlängerung. — Eine befriedigende Erklärung der beobachteten
Phänomene vermag Verf. nicht zu geben. Schill [Dresden).
Koller- Aeby, H., Zur Therapie mit kolloidalem Silber.
(Mitt. Grenzgeb. 1924, 38, S. 16.)
Verf. ist der eigenartig wechselnden Wirkung eingespritzten
kolloidalen Silbers im Experiment nachgegangen. — Vollkommen
reine Präparate machen beim Menschen so gut wie keine Allgemein¬
reaktion; die Präparate sind aber recht schwer wirklich rein dar¬
zustellen. Das Präparat verändert sich in der Blutbahn wesentlich.
Seine Wirkung scheint abhängig davon zu sein, daß in den Geweben
Eigenschaften sich entwickeln, die man als „klebrig“ bezeichnen
muß ; es bilden sich dabei Silbersalzverbindungen mit den zerfallenden
Gerinnungsprodukten, und diese Silbersalze spielen die eigentlich
aktive Rolle, und zwar um so stärker, je löslicher sie sind. Diese
Wirkung findet lokal statt, nicht im Blute; der Erfolg bei Bak¬
teriämien beruht auf der Einwirkung auf den Ausgangsherd. Außer
der Tuberkulose reagieren wohl alle Infektionen auf kolloidales
Silber, auch die Syphilis. — Diese Auffassung stützt sich allein auf
die Tatsachen der Kolloidchemie und lehnt sich an die Tr au besehen
Versuche mit kolloidalen Farbstoffen an. w. v. Brunn [Rostock).
Gubin, W.^ Zur Frage der Petrolisation der Gewässer.
(Russian J. of trop. M. 1924 p. 53.)
Im Wasser wie im Schlamm der vom Verf. untersuchten stehenden
oder langsam fließenden Gewässer sind kohlenwasserstoffverdauende
Bakterien sehr verbreitet. Die Verdauung der Kohlenwasserstoffe
durch Bakterien ist wahrscheinlich eine der Ursachen der Zersetzung
des Petroleumhäutchens auf der Oberfläche des Wassers. Verf. hält
es für wünschenswert, unter Hinzufügung bakterizider Stoffe zu den
Petroleumprodukten Versuche anzustellen, wie auch die Wirkung des
Gehaltes an organischen Stoffen und Bakterien auf das Verschwinden
des Petroleumhäutchens zu untersuchen, e. Gildemeister [Berlin).
Green, Howard Whipple, The effect of oil upon anopheles
mosquito larvae. (Americ. J. of Hyg. 1924, 4, p. 12.)
Verschiedene Handelspräparate von Rohölen und Petroleum wirken auf die
Larven qualitativ und quantitativ different: durch Abschluß der Wasseroberfläche
von der atmosphärischen Luft; durch Verstopfung der Atemröhre; durch Eintritt in
die Tracheen und Vergiftung des Tieres. Die Geschwindigkeit der Abtötung hängt
ab von der Flüchtigkeit und Toxizität des Öles; die zur Aufnahme einer tödlichen
238
Schädlingsbekämpfung.
Dosis nötige Zeit schwankt für die verschiedenen untersuchten Präparate zwischen
1 und 60 Sekunden. Öle, die nur durch Erstickung wirken, töten erst nach
22 Minuten. Bei Culexlarven sind die Zeiten etwa 6— 8 mal so lang als bei Ano¬
pheleslarven. Die Eigenschaften eines jeden Öles sollten im praktischen Versuch
an Larven im Freien sorgfältig geprüft werden, ehe es zur Verwendung kommt.
C. Prausnitz [Breslau).
Koegel, Stall fl iegenvertilgung mit Strombolyt 2. (M.
tierärztl. Wschr. 1924, 75, S. 568.)
Strombolyt 2 der Chemischen Fabrik A. Mittermeier-Miinchen,
dessen wirksame Substanz Schwefeldioxyd ist, wird auf Grund prak¬
tischer Versuche vom Verf. als billiges, einfach anzuwendendes, wirk¬
sames und bei einiger Achtsamkeit vollkommen unschädliches Mittel
zur Fliegenbekämpfung empfohlen. Zeller [Berlin).
Schüler, 0., Über die Wirkung des neuen Merckschen
Ungeziefer mittels „Cuprex“ auf die Ektoparasiten
des Hundes und des Huhnes. (Mh. f. prakt. Tierhlk. 1924,
34, S. 309.)
Das Endergebnis sämtlicher Untersuchungen des Verf. über die Wirksamkeit
des Merckschen Ungeziefermittels „Cuprex“, einer in organischen Lösungsmitteln ge¬
lösten Kupferverbindung, gipfelt in der Feststellung, daß mit diesem Präparat ein
brauchbares Mittel zur raschen Vertilgung von Läusen, Haarlingen, Federlingen
und Flöhen, sowie, bei entsprechender Anwendung, auch der Nissen dieser Parasiten
geboten wird. Das Mittel entspricht den Anforderungen, die an ein brauchbares
Antiparasitikum gestellt werden müssen, und darf als erfolgversprechende Bereicherung
des Arzneischatzes der Veterinärtherapie begrüßt werden. Zeller [Berlin).
Nachdruck verboten.
Berliner Gesellschaft für Mikrobiologie,
Sitzung vom 20. Oktober 1924.
I.
Schnabel, A. und Ninomya, Über den Mechanismus der Met-
hämoglobinbildung durch Pneumokokken.
Pneumokokken verändern in spezifischer Weise den Blutfarbstoff durch Bildung
von Methämoglobin. Die Bildung, abhängig von Keimzahl und Zeit, geht schneller
vor sich bei gelöstem Blutfarbstoff als bei Blutkörperchen. Der Nachweis geschieht
makroskopisch und spektroskopisch. Der Prozeß ist reversibel; unter geeigneten
Umständen kann das Methämoglobin wieder in Oxy- bzw. reduziertes Hämoglobin
zurückgeführt werden. Die Methämoglobinbildung geht nicht gleichmäßig mit der
Entwicklungshemmung und Desinfektionswirkung verschiedener Agenzien zurück.
Sublimat wirkt in geringer Konzentration sogar als Katalysator. Auch wenn das
Wachstum gehemmt erscheint, z. B. durch Sublimat, Chloroform oder Phenol, so
Sitzungsbericht.
239
wird noch Methämoglobin gebildet. Auch keimfreie Filtrate wirken, wenn auch
schwächer und unbeständiger und erst in größeren Mengen und in längeren Zeit¬
räumen. Durch Beigabe von reduzierenden Keimen (Staphylokokken, Colibazillen)
wird die Wirkung der Filtrate verstärkt. Auffallenderweise ist das Methämoglobin
im frischen Blut von Mäusen, die an Pneumokokkensepsis erkrankt sind, nicht nach¬
zuweisen. Der Grund liegt in der Alkaleszenz des Blutes und im Antagonismus der
Organe. Im lebenden Organismus wirkt das Methämoglobin schädlich durch Herab¬
setzung der Sauerstoffkapazität des Blutes.
Diskussion:
K. Erdmann: Mir ist es aufgefallen, daß sehr häufig Ratten, welche längere
Zeit von dem Flexner-Joblingschen Karzinom befallen sind, eine braune Verfärbung
der Niere zeigen. Es würde mich interessieren, zu wissen, ob diese Umfärbung
durch das Auftreten von Methämoglobin veranlaßt ist.
Schnabel: (Schlußwort).
II.
Taskio Abe, Zur Kenntnis des Maul- und Klauenseuche-
yirus.1)
Die bisherigen Kenntnisse über die Eigenschaften des Maul- und Klauenseuche¬
virus bedürfen nach den verschiedensten Richtungen der Erweiterung. Ebensowenig
wie über die Natur des Virus etwas ausgesagt werden kann, sind die physikalisch¬
chemischen Eigenschaften näher bekannt. Die hier vorzutragenden Versuche sind
sämtlich mit Meerschweinchenvirus durchgeführt worden, das nach den vielfältigen
Erfahrungen der letzten Jahre in seinen wesentlichen Eigenschaften mit dem Virus
der natürlichen Infektion übereinstimmt.
Besonderer Wert wurde auf quantitative Bestimmung der Virulenz bei allen
Versuchsanordnungen gelegt, weil hierdurch noch am ehesten ein Einblick in den
Ablauf der unter den verschiedenen Bedingungen geprüften Vorgänge gewährleistet war.
Die Abnahme der Virulenz der Aphthenlymphe einige Tage nach der
Infektion ist bekannt. Jedoch liegen quantitative Untersuchungen hierüber nur in
beschränktem Maße vor. Die Lymphe zur Zeit ihrer höchsten Virulenz, d. h. 24—48
Stunden nach der plantaren Infektion konnte bis 1 : 72800 verdünnt werden, ohne
ihre Wirksamkeit zu verlieren. Bei der dreitägigen Lymphe, die im Tierversuch
noch nicht den Eindruck stärkerer Abschwächung machte, mußten schon stärkere
Konzentrationen angewendet werden, um eine sichere Infektion von der Planta aus
zu erzielen. 1 : 8100 stellte hier schon ungefähr die Grenze dar. Am 4. oder 5. Tag
war der Rest der Aphthenlymphe oder die Wandung der schon vertrocknenden
Aphthe unwirksam.
Durch Behandlung verdünnten Citratblutes mit dem 4— 5 fachen Volumen
Äthylalkohols konnte das Virus zusammen mit dem Eiweiß aus dem infektiösen Blut
ausgefällt werden. Nach dem Sedimentieren war die überstehende Flüssigkeit frei
von Virus, während das Sediment das Virus enthielt. Nach dem Trocknen des
Sedimentes konnte das Virus noch 3 — 5 Tage lang infektiös erhalten werden, wenn
es mit Kochsalzlösung aufgeschwemmt worden war. Wurde es in 50proz. Glyzerin-
Kochsalzlösung gleich nach dem Trocknen eingebracht, so blieb es etwa 10 Tage
lang virulent.
Virus, welches nach dieser Alkoholbehandlung seine Infektiosität verloren hatte,
*) Vorgetragen von H. A. Gins.
240
Sitzungsbericht.
wurde verwendet, um Tiere zu immunisieren. Auch bei mehrmaliger Vorbehandlung
mit großen Dosen konnte bei Meerschweinchen niemals Immunität erzielt werden.
Von besonderer Bedeutung für die Beurteilung der Größe des Maul- und
Klauenseuchevirus erschien der Zentrifugier versuch. Nach der bisherigen allgemeinen
Annahme lassen sich korpuskulare Elemente durch Zentrifugieren mindestens im
Sediment anreichern. Um bezüglich des Maul- und Klauenseuchevirus einige Auf¬
schlüsse zu bekommen, wurde bei jedem Zentrifugierversuch die Virulenz der oberen
und unteren Schichten ausgewertet. Es stellte sich heraus, daß selbst bei mehr¬
stündigem Zentrifugieren kein Unterschied zwischen oben und unten bestand. Selbst
die Verdünnung 1:24300 gab bei einem Versuch in beiden geprüften Schichten
gleichmäßige Infektionsresultate. Das spezifische Gewicht des Virus scheint daher
genau mit dem des Wassers übereinzustimmen.
Die außerordentliche Kleinheit des Virus mußte weiterhin aus dem Ergebnis
von Filtrier versuchen erschlossen werden. Bei der Verwendung von Berkefeld-
Kerzen ergaben sich außerdem recht beträchtliche Unterschiede in der Ausbeute an
Virus im Filtrat, je nach dem Druck, welcher für die Filtration angewendet worden
war. Bei Filtration ohne Druck ging kein Virus durch, bei — 10 mm Hg sehr
wenig, dagegen bei — 80 mm Hg die größte Menge der in der ursprünglichen Auf¬
schwemmung vorhandenen. Solche Filtrate wurden noch in der Verdünnung 1 : 24300
infektiös gefunden. Bei Verwendung der de Haenschen Membranfilter konnte festgestellt
werden, daß das Filtrat durch Nummer 20 regelmäßig positiv am Meerschweinchen
war, daß durch die Filternummer 50 das Virus unregelmäßig durchging, und daß
selbst bei Verwendung der Filternummer 100 noch ein positives Impfresultat erreicht
werden konnte.
Versuche, das Virus zu adsorbieren, wurden derart angesetzt, daß zu der Sus¬
pension, welche das Virus enthielt, Kaolin bis zu einem Drittel des Volumens zu¬
gesetzt wurde. Nach kräftigem Schütteln wurde zentrifugiert und die überstehende
Flüssigkeit am Meerschweinchen geprüft. Sie erwies sich stets frei von Virus.
Frühere Versuche von C. Krause ergaben keine einheitlichen Resultate, wahr¬
scheinlich, weil die Menge des verwendeten Adsorbens zu klein war. Bei Ver¬
wendung von Tierkohle gelang die Adsorption des Virus ebenfalls sehr gut.
Nach der Anschauung von Ernst sollen die Tropine der Leukocyten von
wesentlichem Einfluß auf die Abtötung des Virus im Tierkörper sein. Reagensglas¬
versuche, bei welchen Immunserum mit Virus in Kontakt gebracht wurde, ergaben
keine experimentelle Stütze für diese Auffassung. Die Wirkung des Immunserums
blieb die gleiche, unabhängig von der Beigabe von lebenden oder abgetöteten
Leukocyten.
Die mitgeteilten Versuche bringen weitere Stützen für die Vermutung, daß
das Maul- und Klauenseuchevirus ganz außerordentlich klein sei. Einige Versuchs¬
ergebnisse gehen parallel mit neueren Befunden über das bakteriophage Lysin.
Hieraus darf natürlich nicht geschlossen werden, daß das Virus der Maul- und
Klauenseuche ein fermentartiger Körper sei. Höchstens wird man von der Möglich¬
keit sprechen dürfen, daß dieses Virus vermöge seiner Kleinheit in mancher Hinsicht
ein ähnliches Verhalten zeigt wie feinste disperse kolloidale Körper.
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Akt. Referate.
=■— . . Bd. 78. No. 11/12. ===== - =====
Ausgegeben am 22. Januar 1925.
Tropenkrankheiten, Krebs, Verschiedenes.
Mayer, M., Exotische Krankheiten. Ein kurzes Lehrbuch für
die Praxis. 304 S. mit 210 z. gr. T. färb. Textabb. u. 2 Taf.
Berlin (J. Springer) 1924. Pr. 24 M., geb. 25 M.
Das vorliegende Buch soll dem tatsächlichen Bedürfnis nach
einem kurzgefaßten Lehrbuch der in den warmen Ländern vor¬
wiegenden Krankheiten entgegenkommen, wie es sich für Praktiker,
beispielsweise auch Schilfsärzte und Expeditionsärzte, ergibt. Dem¬
entsprechend wurde der Haupt wert auf die Diagnose und Therapie
der einzelnen Krankheiten gelegt und theoretischer Ballast sowie
die Angabe der Quelle fortgelassen. Eigene langjährige Erfahrungen
des Autors am Hamburger Institut für Tropenkrankheiten sowie die
Möglichkeit, das vorzügliche Lehrmaterial dieses Instituts benutzen
zu können, lassen den Verf. als besonders geeignet für die Darstellung
einer derartigen kurzen Zusammenfassung des wichtigen Tatsachen¬
materials erscheinen. Die Bezeichnung „exotische Krankheiten“
wurde gewählt, weil die Begriffsbestimmung „tropische Krankheiten“
zu eng gefaßt ist. Dementsprechend wurden aber sog. ubiquitäre
Krankheiten wie Bazillenruhr, Typhus und Paratyphus, die in Über¬
see auch eine große Rolle spielen, fortgelassen. Dagegen werden u. a.
die ubiquitäre Variola, das Fleckfieber, das Rückfallfieber und die
Weilsche Krankheit besprochen, ebenso die durch Würmer ver¬
ursachten Krankheiten, woraus man ersieht, daß auch die Definition
exotische Krankheiten keine scharfe Trennung der Begriffe ermög¬
licht. Die erschöpfende und dabei knappe Darstellung des großen
Gebietes und das vorzügliche Abbildungsmaterial sind die anerkennens¬
werten Vorzüge dieses Grundrisses. Manteufel {Berlin).
Zlemann, Hans, Malaria und Schwarzwasserfieber. (Menses
Handbuch der Tropenkrankheiten. III. Aufl. III. Bd. 592 S. mit
152 Abb. im Text u. 7 färb. Taf. Leipzig (Johann Ambrosius Barth)
1924. Pr. 36 M., geb. 40 M.
Verf., einer unserer besten Malariakenner und -forscher, hat sich
in der dritten Auflage seines Werkes wieder als Meister gezeigt.
Unter sorgfältiger Berücksichtigung der besonders in den Kriegsjahren
gewaltig angeschwollenen Weltliteratur gibt er in klarer, übersicht¬
licher Darstellung ein anschauliches Bild von dem gegenwärtigen
Erst« Abt. Ref. Bd. 78. No. 11/12. 16
242
Malaria.
Stand unserer Kenntnisse über die Malaria (und das Schwarzwasser¬
fieber), eine Krankheit, die heute nicht nur den Tropenarzt, sondern
wegen ihres infolge des Krieges gehäuften Vorkommens auch in
Deutschland jeden praktischen Arzt aufs lebhafteste interessieren
muß. Trotz erheblicher Vermehrung sehr instruktiver Abbildungen
und weitgehender Umarbeitung zahlreicher Kapitel über Mücken,
Epidemiologie, Therapie, Prophylaxe, Provokationsmethoden, Chinin,
Kriegsmalaria und Schwarzwasserfieber ist unter Weglassung alles
Entbehrlichen der Umfang der dritten Auflage nicht größer geworden.
Es ist im Rahmen eines kurzen Referats nicht möglich, auf das un¬
geheure, in 31 Kapiteln lückenlos zusammengetragene Material aus¬
führlich einzugehen. Was die Lektüre des Buches so reizvoll macht,
ist, wie gesagt, die Tatsache, daß Verf. persönlich über außerordent¬
lich reiche, praktische Erfahrungen und Kenntnisse auf diesem Ge¬
biete verfügt, die er als langjähriger Tropenarzt und im Weltkriege
als beratender Hygieniker in Syrien und Palästina gesammelt hat,
und die sich wie ein roter Faden durch das ganze Werk hindurch¬
ziehen. Ich erwähne vor allem seine Methode der Chinintherapie
und Prophylaxe, seine Studien über die Malariamücken und Malaria¬
parasiten. Verf. war es auch, der die alte, praktisch unbrauchbare
und vergessene Rom an owsky- Methode der Färbung der Malaria¬
parasiten durch äußerst mühsame Versuche erst praktisch brauchbar
gemacht hat, so daß die Methode gerechterweise als Romanowsky-
Ziemannsche Methode zu bezeichnen wäre. Empfehlen möchte ich
das Kapitel: „Immunität“, über die wir allerdings bei der Malaria
ja noch nicht allzuviel wissen, bei einer Neuauflage einer Revision
zu unterziehen; ich würde mich da nur auf wirklich positiv fest¬
gestellte Tatsachen beschränken und alles andere fortlassen. Die
Ausstattung des Buches ist eine vorzügliche. Einer weiteren
Empfehlung des Buches bedarf es nicht, das Buch empfiehlt sich selbst.
Uhlenhnth (. Freiburg i. B.).
Charrier, H., Le paludisme dans la regio n de Tanger
(Maroc). (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 355.)
Genaue Beschreibung der Stadt Tanger und der dort befindlichen
Malariaherde. Elsa Evers (Frankfurt a. M.).
Langer, Joseph, Autochthone Malaria und Schwarzwasser¬
fieber bei der 6j ähr igen Tochter eines Prager Kriegs¬
malarikers. (M. Kl. 1924 S. 636.)
Beschreibung eines unter den Erscheinungen einer Malaria-
kachexie tödlich verlaufenen Falles. Die Infektion dürfte auf Über¬
tragung durch den Vater zurückzuführen sein, zumal in Prag das
Vorkommen von Anopheles festgestellt ist. Erich Hesse {Berlin).
Malaria.
243
Grassi, B., Nach fünfundzwanzig Jahren. Chronologische
Übersicht der Entdeckung der menschlichen Malaria-
übertragung. (Zbl. f. ßakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 392.)
Verf. begründet seine Prioritätsansprüche gegenüber Roß be¬
züglich der Entdeckung von der Rolle der Stechmücken speziell bei
der Übertragung der Malaria. Noetel ( Landsberg a. W).
Barzilai-Vivaldi, G. und Kauders, 0., Die Impfmalaria experi¬
mentell durch Anophelen nicht übertragbar. (W. kl.W.
1924 S. 1055.)
Das von Wagner-Jauregg auf Grund theoretischer Er¬
wägungen über die besondere nosologische Stellung der Impfmalaria
angeregte, unter den optimalsten Versuchsbedingungen durchgeführte
Experiment hat, wie erwartet, die Nichtübertragbarkeit der Impf¬
malaria durch Anophelen ergeben. Die beiden bei dem Experiment
verwendeten Malariastämme waren praktisch so gut wie gametenfrei.
Die Anwendung der Malariatherapie ist sowohl in Ländern unseres
Klimas als auch in den südlichen, mit Malaria endemisch verseuchten
Ländern — in letzteren unter Voraussetzung von praktisch so gut
wie gametenfreien Malariastämmen — in epidemiologischer Beziehung
als Völlig gefahrlos ZU bezeichnen. Heisch (Frankfurt a.M).
Dieselben, Unübertragbarkeit alter Impfmalariastämme
durch Anophelen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 744.)
120 Anophelen haben während 14 Tagen an 11 malariafiebernden
Kranken in insgesamt 150 Stichen Blut gesogen und dann weiter,
nur mehr 66 an der Zahl, innerhalb 13 Tagen 6 malariafreien Per¬
sonen insgesamt 127 Stiche beigebracht. Trotz eines 21 Tage langen
Inkubationsspielraums und wiederholter Fieberprovokation ist bei
den 6 gestochenen Personen das Malariafieber nicht zum Ausbruch
gekommen. Bei denselben Personen ging die Impfung mit Malaria¬
blut in normaler Weise an. Die Sektion der Anophelen ergab in
bezug auf Malariainfektion ein negatives Resultat. Schill (Dresden).
Holm, K., Über einen Fall von Infektion mit Malaria
tropica an der Leiche. (Klin. Wschr. 1924 S. 1633.)
Krankengeschichte eines Falles von Malaria tropica, bei dem die
Infektion beim Zunähen der Leiche eines mit Malaria geimpften
Paralytikers erfolgt war. Die Erkrankung begann 15 Tage nach
der Infektion. Schuster (Frankfurt a. 0 .).
Horowitz-Wlassowa, L., Experimentelle Beiträge zur Frage
der Malariaimmunität. (Spezifische Komplement¬
ablenkungsreaktion bei Malaria). (Zschr. f. Immun.Forsch.
1924, 40, S. 268.)
16*
244
Malaria.
Zu Komplementbindungszwecken stellte Verf. aus der zahlreiche
Parasiten enthaltenden Plazenta einer malariakranken Wöchnerin
einen Extrakt in der Weise her, daß 100 g feinst zerkleinerte Plazenta
mit 160 ccm destilliertem Wasser verrieben und unter Zusatz von
Thymol und 0,1 g Chinin, muriat. 24 Stunden bei Zimmertemperatur
gehalten wurde. Die abgepreßte Flüssigkeit diente als Antigen.
Mit ihm wurden 200 Sera untersucht. Von 73 Fällen ohne Malaria¬
anamnese reagierten nur 6 positiv, die aber in den letzten 5 Jahren
an verschiedenen Fiebererkrankungen gelitten hatten. Von 127 sicheren
Malariafällen gaben 78 = 61,41 eine positive Reaktion. Unter den
negativ Reagierenden waren 4, bei denen der letzte Anfall mehr als
5 Jahre zurücklag und 6, bei denen die Erkrankung erst 1 — 3 Tage
bestand. Während der Reinfektion oder der Rezidive, ferner in Fällen,
wo große Mengen Gameten im Blute kreisten, fiel die Reaktion, wahr¬
scheinlich infolge Antikörperverbrauchs negativ aus. Malariafreie
Syphilitiker mit positiver WaR. und Tuberkulöse mit positiver
Besredka- Reaktion reagierten mit dem Malariaantigen negativ. Die
WaR. fiel bei sicher luesfreien Malariakranken negativ aus.
Kurt Meyer (Berlin).
Ziemanii, Hans, Einige Richtlinien zur Malariatherapie.
’ (D. m. W. 1924 S. 1329.)
Vorschriften für die Behandlung der gewöhnlichen, nicht resistenten
Tertiana und Quartana sowie der Perniziosa, für^ die Nachbehandlung
bei diesen Formen und bei chininresistenter Malaria, für vorbeugende
Kuren, für die Behandlung von Begleiterscheinungen usw.
Georg Schmidt (München).
Goresco, C. et Popesco, C., Le röle du neosalvarsan dans le
paludisme. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 500.)
Neosalvarsan besitzt keine parasitoziden Eigenschaften gegenüber
Plasmodium praecox. Dagegen spielt es eine Rolle für die Mobili¬
sierung der Parasiten, die es dadurch der Chinintherapie zugäng-
icher macht. Kleine Neosalvarsandosen bieten somit nicht nur ein
Hilfsmittel zur Konstatierung der Heilung, sondern gestatten auch
die Diagnose in zweifelhaften Fällen mit negativem Blutbefund.
Prigge (Frankfurt a. M.).
Detre, Ladislaus, Der plötzliche Tod eines mit Neo¬
salvarsan behandelten Malariakranken unter Addi¬
sons chen Erscheinungen. (M. Kl. 1924 S. 1001.)
Der Todesfall wird in Zusammenhang gebracht mit der durch
die Malaria oder durch einen tuberkulösen Prozeß lädierten und
daher gegen Neosalvarsan besonders empfindlichen Nebenniere.
Erich Hesse (Berlin).
Schwarzwasserfieber. — Trypanosomiasen.
245
van Hoof, L., Spirochötes dans des accös de bilieuse
hömoglobinurique ehez des Europeens au Congo beige.
(Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 291.)
Verf. bestätigt die Angaben von Blanchard und Lefrou,
daß bei einzelnen Fällen von Schwarzwasserfieber im Blut der
Patienten kleine Spirochäten nachzuweisen sind, die bei Verimpfung
auf Meerschweinchen dieselbe Krankheit hervorrufen sollen. Verf.
beschreibt 3 solche Fälle. Er fand die beschriebenen Spirochäten
im Blut, dagegen niemals im Urin. Tierimpfungen konnten aus
praktischen Gründen nicht gemacht werden. Bemerkenswert ist der
Umstand, daß diese 3 Patienten in denselben Gebieten („Chenal“ et
„Couloir“) infiziert zu sein scheinen, wie die Kranken von Blanchard
lind Lefrou. Elsa Evers (Frankfurt a. M.).
Compte rendu du travail de la Mission medicale anti-
trypanosomique du Kwango-Kasai durant les trois
Premier es annees de son fonctionnement (1920/23).
(Ann. Soc. beige de Med. trop. 1924, IV, p. 1.)
Bericht über die belgische Schlafkrankheitsexpedition im Gebiet
zwischen den Flüssen Kwango und Kasai, südlichen Nebenflüssen des
Kongo während der Jahre 1920/23. Es ergab sich, daß in dieser
Gegend bis zu 20 Proz. der Bevölkerung unter der Schlafkrankheit
zu leiden hatten. Klinisch, therapeutisch und parasitologisch bietet
der Bericht nichts wesentlich Neues. Dieter len (Rottweil).
Blanchard, M. et Laigret, J., Sur quelques cas de guerison
de la trypanosomiase humaine äla deuxieme pöriode.
(Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 368.)
Verff. berichten über Heilung von 4 Patienten, bei denen auf
Grund klinischer Symptome oder Vorhandensein von Trypanosomen
im Lumbalpunktat die 2. Periode der Schlafkrankheit diagnostiziert
wurde. Einer der Patienten ist seit 3 Jahren rezidivfrei. Die Be¬
handlung wurde bei einem Kinde mit hohen Dosen Neosalvarsan,
bei den anderen Patienten mit gebräuchlichen Dosen Atoxyl (ca. 1 g
pro Injektion) oder Atoxyl-Emetique durchgeführt. Elsa Evers.
• •
Heymann, B., Uber chemotherapeutisch wirksame or¬
ganische Verbindungen, insbesondere „Bayer 205“.
(Zschr. f. angew. Chem. 1924 S. 585.)
Zusammenfassende Besprechung des mit der Herstellung von
Bayer 205 vertrauten Verfassers. We dem ann (Berlin).
Uhlenhuth, Paul, Kuhn, Philalethes und Schmidt, Hans, Über
ein neues trypanozides Antimonkomplexsalz (Hevden
661). (D. m. W. 1924 S. 1288.)
246
Trypanosomiasen.
Darstellung und Prüfung von Antimonkomplexsalzen. Das
Antimonoxyd wurde hauptsächlich mit Komplexbildnern aus der
aromatischen Reihe verbunden. So entstanden neutrallösliche Komplex¬
salze. Die Verff. fanden bei der Auswertung im Mäuseversuche nach
ihrer Methodik sehr große Wirkungsunterschiede. Besonders erfolg¬
reich war das fast farblose, sich sehr leicht im Wasser lösende, dann
neutral reagierende, durch Ammoniak oder Natronlauge nicht aus¬
fällbare Erzeugnis Heyden 661 (dreiwertiges, komplex gebundenes
Antimon). Als Komplementbildner wurde ein Brenzkatechinabkömmling
verwendet. Durch eine Einspritzung von 2 mg wurden dourine-
kranke Mäuse geheilt. Vorgeschrittenere Infektion erfordert noch¬
malige Einspritzung. Man kann mikroskopisch das schnelle Ver¬
schwinden der Trypanosomen aus der Blutbahn und auch in vitro
ihre rasche Abtötung verfolgen. In Form des 661 ist eine viel
kleinere absolute Antimonmenge für toxische und Heilwirkung nötig
als in dem Mittel 471 oder gar im Stibenyl (beides: fünfwertiges,
an Kohlenstoff gebundenes Antimon). Gegenüber dem Tartarus
stibiatus sind mit 661 Herabsetzung der Antimongiftigkeit auf %
und die Möglichkeit von Dauerheilungen erreicht, während ersteres
nie Rückfälle verhindert. Nunmehr sind Heilversuche bei mensch¬
licher Schlafkrankheit und bei der Tsetsekrankheit der Rinder an¬
gezeigt. Bei der von Kleine für diese Leiden empfohlenen Misch¬
behandlung mit „Bayer 205“ und Antimon wäre an Stelle von Tar¬
tarus stibiatus auch 661 heranzuziehen, das bis zu 0,25 g von
Menschen gut vertragen wird. Heilversuche bei anderen Krank¬
heiten sind eingeleitet. Vielleicht wird man am besten 661, 471 und
Stibenyl nebeneinander verwenden. Georg Schmidt {München).
••
Kudicke, R. und Evers, E., Uber den Einfluß von Zucker¬
arten und Alkoholen der Zuckerreihe auf die Be¬
weglichkeit der Trypanosomen in vitro. (Zschr. f. Hyg.
1924, 101, S. 317.)
Von einer Reihe von Autoren ist festgestellt, daß Traubenzucker
eine günstige Wirkung für die Beweglichkeit der Rattentrypano¬
somen hat. Verff. setzten sich zum Ziel, festzustellen, ob die günstige
Wirkung nur dem Traubenzucker zukommt oder auch anderen Zucker¬
arten und Verwandten des Zuckers. Glyzerin förderte in mittleren
Konzentrationen wie Traubenzucker die Beweglichkeit der Trypano¬
somen (Tryp. brucei). Oxydation zum Aldehyd und weitere Oxydation
zur Säure hebt die bewegungssteigernde Wirkung auf. Von den
Verbindungen mit 41* Atomen wurde nur Erythrit geprüft; es ver¬
mag nicht die Beweglichkeit der Trypanosomen zu steigern. Von
Pentosan untersuchten Verff. Xylose, Arabinose und eine Methyl-
pentose, die Rhamnose, von den zugehörigen Alkoholen den Arabit.
Trypanosomiasen.
247
Keine der Verbindungen hob den ungünstigen Einfluß der Salz¬
lösungen auf. In den Hexosen: Glukose, Mannose und, Lävulose
blieben die Trypanosomen stundenlang beweglich; wesentlich geringere
Wirkung aber zeigte Galaktose. Von den Alkoholen der Hexosen
waren Mannit und Dulzit wirkungslos, dagegen zeigte Sorbit einen
geringen Einfluß. Die Säuren — die einbasische Glukose- und die
zweibasische Zucker- und Schleimsäure — erhöhten die Beweglichkeit
nicht. Von den Disacchariden prüften VerfF. Rohr-, Milch- und
Malzzucker: Nur Maltose vermochte die Salzwirkung zu hemmen.
Von den Polysaccariden zeigte weder Stärke noch Brulin einen die
Salzwirkung hemmenden Einfluß. Schill (Dresden).
Rosenthal, F., Die trypanoziden Stoffe des menschlichen
Serums, ihre biologische und klinische Bedeutung.
(Klin. Ws ehr. 1924 S. 1657.)
Die Lehre von der Serumtrypanozidie als Grundlage der Immunität
des Menschen und der menschenähnlichen Affen gegen bestimmte
tierpathogene Trypanosomen befindet sich noch auf schwankendem
Boden. Das menschliche Serum und das der höheren Affen vermag
die Trypanosomen nicht unmittelbar abzutöten, die trypanozide
Wirkung dieser Sera kommt erst bei ihrer Einführung in einen art¬
fremden Organismus zustande. Immerhin darf die Tatsache, daß das
Serum des, Menschen und der höheren Affen gegenüber allen anderen
Tieren allein durch physiologische Substanzen mit trypanosomen¬
tötender Kraft gekennzeichnet ist, ein besonderes stammesgeschicht¬
liches Interesse beanspruchen. Die Sonderheit gilt auch für die
serologische Struktur der trypanoziden Serumsubstanzen, die keine
Parallelen zu der Konstitution der bekannten normalen Antikörper
des Serums aufweist. Das Vorhandensein der trypanoziden Sub¬
stanzen scheint eng an die Funktionstüchtigkeit der Leber gebunden
zu sein. Ein Trypanozidieschwund bedeutet in biologischer und
physiologischer Hinsicht einen Zusammenbruch einer normalen Partial¬
funktion der Leber. Das Phänomen des Absturzes des trypanoziden
Titers im Menschenserum ist nicht ein „Plusphänomen“, das sich
aus dem Auftreten von neuen, die trypanoziden Serumsubstanzen be¬
einträchtigenden Stoffen erklärt, sondern ein „Minusphänomen“, das
auf einer Störung des Bildungsprozesses der trypanoziden Serum¬
substanzen beruht. Der Mangel an trypanoziden Stoffen im Serum
der Neugeborenen spricht dafür, daß die Leber des Menschen zur
Zeit der Geburt ein noch nicht ausgereiftes, funktionell unterwertiges
Organ darstellt. — Durch protrahierte Vorbehandlung mit großen
Menschenserummengen kann eine Aufhebung der trypanoziden Wir¬
kung einer später erfolgenden Menschenserumbehandlung in vivo bei
der Maus erzielt werden. Es kommt hier ein Erschöpfungsphänomen
248
Trypanosomiasen.
des behandelten Organismus zum Ausdruck. Nach Milzexstirpation
und gleichzeitiger Eisenstapelung des Reticuloendothels wird die
trypanozide Heilwirkung des Menschenserums hochgradig vermindert,
oft sogar völlig aufgehoben. Die Funktionstüchtigkeit des reticulo-
endothelialen Apparates entscheidet über den therapeutischen Wert
des zunächst unwirksamen Menschenserums, das erst durch das Ein¬
greifen dieses Zellsystems seine Umformung zum Heilmittel erfährt.
Schuster (. Frankfurt a. O.).
Rosenthal, F. und Spitzer, Fr., Weitere Untersuchungen
über die trypanoziden Substanzen des menschlichen
Serums. V. Mitteilung. Die Bedeutung des Reticulo¬
endothels für den Mechanismus der trypanoziden
Wirkung des Menschenserums. (Zschr. f. Immun.Forsch.
1924, 40, S. 529.)
Bei Mäusen, die durch Thorium X-Injektionen leukocytenfrei
gemacht sind, ist die trypanozide Wirkung des Menschenserums
nicht vermindert. Eisenstapelung der Reticuloendothelien durch In¬
jektion einer 50proz. Lösung von Ferr. oxyd. saccharat. ruft schon
für sich allein bisweilen eine deutliche Abschwächung der trypano¬
ziden Wirkung des menschlichen Serums hervor. Wesentlich stärker
wirkt in dieser Beziehung Milzexstirpation. Kombination von Milz¬
exstirpation und Eisenfüllung der Reticuloendothelien dämpft die
trypanozide Wirkung des Menschenserums in ausgesprochener Weise.
Aus den Versuchen ergibt sich, daß das Makrophagensystem in
wichtiger Weise in den Entstehungsmechanismus der trypanoziden
Menschenserumwirkung eingreift und daß das in vitro den Trypano¬
somen gegenüber unwirksame menschliche Serum erst unter der
Wirkung des reticuloendothelialen Gewebes trypanozide Eigenschaften
im Mäuseorganismus gewinnt. Kurt Meyer {Berlin).
Kudicke, R., Strauß, Ed. und Collier, W. A., Versuche zur
Gewinnung von trypanoziden Substanzen durch
Hydrolyse von Eiweißkörpern. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103,
S. 622.)
Aus den Versuchen der Verff. ergibt sich: In dem durch milde
Hydrolyse von Eiweißkörpern entstehendem Gemisch von „Albumosen“
und „Peptonen“ sind Anteile enthalten, die imstande sind, Trypano¬
somen in vitro abzutöten. — Möglicherweise wirken in ähnlicher
Form auch Produkte des tieferen Eiweißabbaues, deren Charakte¬
risierung bisher nicht gelungen ist. — Es liegt die Vermutung nahe,
daß ähnliche Substanzen auch im infizierten Tierkörper gebildet
werden und die ihn in seinem Abwehrkampf gegen die Krankheits¬
erreger unterstützen. Schill {Dresden).
Trypanosomiasen. — Leishmaniosen.
249
Stiihmer, Studien über Primäraffektbild ung beim Try-
panosomen-Kaninchen (Primär komplex, lnfection
d’emblee, relativer Schutz des Erregers im Primär¬
affekt). (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 254.)
In früheren Versuchen hat Verf. zeigen können, wie exakt sich
beim Nagana-Kaninchen die Entwicklung eines typischen Primär-
affektes mit starkem lokalen Ödem, mit Drüsenschwellung und Blut¬
infektion verfolgen läßt. In neueren Versuchen hat er festzustellen
gesucht, welche Rolle der Primäraffekt im biologischen Ablauf der
Gesamterkrankung spielt. Aus den Ergebnissen dieser Unter¬
suchungen geht hervor, daß bei der Trypanosomiasis des Kaninchens
der eingedrungene Erreger im Primäraffekt einen gewissen Schutz
genießt gegenüber den Antikörpern, die alsbald auftreten, wenn die
ersten Trypanosomen von der Infektionsstelle her in die Blutbahn
eindringen. Die bei der Trypanosomiasis des Kaninchens ermittelten
Tatsachen stimmen in so wesentlichen Punkten mit den für die
Syphilis bekannten Tatsachen überein, daß ein Analogieschluß auf
ähnliche Vorgänge bei der menschlichen Syphilis zumindest als
fruchtbare Arbeitshypothese berechtigt erscheint. w. Gaehtgens.
Velu, H., Barotte, J. et Balozet, Notes sur la valeur de la
ponction du testicule dans le diagnostic de la dou-
rine. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 298.)
Nachprüfung der Arbeit von Neumann, K. und D ah men, H. ,
die behaupten, daß die Dourine aus dem Hodenpunktat des Tieres
diagnostiziert werden könne. Verff. fanden bei zwei dourinekranken
Pferden und einem dourinekranken Esel im vorgeschrittenen Stadium
der Krankheit weder Trypanosomen noch Spermatozoen im Punktat.
Bei experimentell mit Dourine infizierten Kaninchen konnten dagegen
Trypanosomen im Hodenpunktat nachgewiesen werden, sobald die
klinischen Symptome voll ausgebildet und die Zahl der Spermatozoen
stark vermindert waren. Elsa Evers {Frankfurt a. M.).
Rincones, G., La leishmaniosis en Venezuela. (Cronica
med.-quirurg. Habana 1924, 50, p. 19.)
Die Leishmaniose ist in Venezuela nicht selten zu finden. Sie
wird nach den Erfahrungen des Verf. durch Insekten übertragen,
von denen einzelne aufgeführt werden, in deren Darminhalt sich
Leishmanien fanden. Biet er len {Rottweil).
Bonne, C., La leishmaniose cutanöe dans la Guyane
hollandaise. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17, p. 293.)
Die Leishmaniose der Haut kann in 6 verschiedenen Formen
auftreten: als papulöse-, ulzeröse-, ekzematöse- und hypertrophische
250
Leishmaniosen.
Form, lokalisiert auf Schleimhäuten und im Verlauf eines Lymph-
stranges. Die ulzeröse Form ist die häufigste. Heilung innerhalb
3—6 Wochen (nur die hypertrophische Form erfordert eine monate¬
lange Behandlung) durch intravenöse Injektionen von Emetine. An¬
legen von Kulturen auf NNN-Agar gelingt leicht, wenn man aus
frischen, nicht ulzerierten Knötchen abimpft. Das Blut der Patienten
ist immer negativ. Infektionsversuch mit Phlebotomen ergibt nega¬
tive Resultate. Elsa Evers ( Frankfurt a. M.).
Montenegro, J., The inoculability of leishmania. (Americ.
J. of trop. M. 1924, 4, p. 331.)
Die brasilianische Leishmaniose läßt sich bei ein und demselben
Patienten von der kranken auf die gesunde Haut verimpfen. Sie ist
eine ansteckende Krankheit. Die Impf-Leishmaniose bietet patholo¬
gisch-anatomisch andere Bilder dar als die spontane Krankheit.
Übertragung von Infektionsmaterial vom Kranken auf den gesunden
Menschen gelingt, nicht dagegen gelingt eine Infektion mit Leish¬
maniakulturen. Die Inkubationsdauer beträgt 3 Wochen.
Dieterlen {Rottweil).
Smyly, H. Jocelyn and Young, Charles W., The experimental
transmission of leishmaniasis to animal s. (Proc. Soc.
for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 354.)
Leishmania donovani wurde von Kala- Azar- Todesfällen durch
Injektion von Milz- oder Lebersuspension auf Hunde, schwarze
Mäuse und Hamster (Cricetulus griseus, eine Art Feldmäuse) über¬
tragen. Letztere waren sogar in einem Falle empfänglich, als L. dono¬
vani weder direkt noch kulturell in der zur intraperitonealen Impfung
verwendeten Leber und Milz nachweisbar war und die geimpften
Hunde gesund blieben. In diesem Falle erkrankten die Hamster
chronisch mit enormer Lebervergrößerung.
Young, Charles W., Smyly, H. Jocelyn and Brown, Cabot, Ex¬
perimental kala-azar in a hamster. (Ibid. p. 357.)
Da Affe, Hund, weiße Maus und weiße Ratte für L. donovani
nicht regelmäßig empfänglich sind, ist die Entdeckung eines sehr
empfänglichen Versuchstieres im Cricetulus griseus für das experi¬
mentelle Studium dieser Krankheit sehr wichtig. Der chinesische
Hamster ist für intraperitoneale, intrapleurale und zuweilen auch
für subkutane Infektion empfänglich. Fütterungsversuche waren er¬
folglos. Ob Infektion tatsächlich erfolgt war, konnte am lebenden
Tier durch Punktion der Leber festgestellt werden. In keinem Falle,
in dem eine frühe Leberpunktion positiv war, gab die Autopsie einen
negativen Befund. Die Hamster zeigten keine Tendenz zu spontaner
Leishmaniosen. — Piroplasmosen.
251
Genesung. Die Versuche wurden mit einer geißellosen Form von
L. donovani gemacht. E. Fitschen {Weyarn).
Kligler, J. J., On the cultivation and biological
characters of Leishmania tropica. (Americ. J. of trop. M.
1924, 4, p. 69.)
Die Züchtung der Leishmania, des Erregers der Orientbeule,
gelang Verf. auf einem Nährboden, der ähnlich dem von Noguchi
für die Züchtung der Leptospira icteroides benutzten ist. Der Nähr¬
boden wird hergestellt, indem man 10 Teile 1 proz. Dextroseagar mit
90 Teilen Kochsalzlösung mischt. Die halbfeste Masse kommt in
Röhrchen und wird sterilisiert. Zu jedem Röhrchen werden 0,3 bis
0,5 ccm frischen Kaninchenserums zugefügt. Die Kulturen erhalten
sich 2%— 37a Monate lebensfähig. Di et er len {Rottweil).
• •
Lenz, Wilhelm, Ärztliche Erfahrungen beim Bahnbau in
'Deutsch-Ostafrika 1909 — 1914. (D. m. W. 1924 S. 1417.)
Vorbeugung und Behandlung bei Ruhr, Pocken, Wechsel-, Rück¬
fallfieber, durch fusiforme Bakterien und Spirochäten verursachte
Unterschenkelgeschwüre usw., besonders der einheimischen Arbeiter,
aber auch der Europäer. Schlafkrankheit kam nicht in Betracht.
Sonstiger Gesundheits- und Krankendienst. Georg Schmidt {München).
Panisset, L. et Verge, J., La piroplasmose equine en France.
(Rev. gen. de med. vet. 1924, 33, p. 557.)
Die Piroplasmose des Pferdes wurde bisher in Frankreich wenig
beachtet. Es handelt sich hierbei um 2 durch verschiedene Parasiten
hervorgerufene Krankheiten. Beide sind in Frankreich vorhanden.
Infektionen bei Pferden mit Piroplasma caballi wurden in der Gegend
von Saint-Nazaire, solche bei Maultieren mit Nuttallia equi in Poitou
festgestellt. Beide Krankheiten werden kurz beschrieben. Zeller.
Donatien, A., Lestoquard, F. et Sausseau, L., Piroplasmes et
jaunisse des muletons du Poitou. (Rev. vet. 1924, 76,
p. 529.)
Die klinischen Symptome (Ikterus und Hämoglobinurie), die
pathologisch-anatomischen Befunde (Milzhypertrophie) und das Er¬
gebnis der hämatologischen Untersuchung (Piroplasmen vom Aussehen
der Nuttallia equi) berechtigen zu dem Schluß, daß die Gelbsucht
der jungen Maultiere, über die Sausseau (Rev. vet. 1924, 76, p. 5)
unlängst berichtete, eine Piroplasmose ist. Da die Piroplasmen auch
bei den Müttern der Jungtiere gefunden wurden, ist anzunehmen,
daß die Parasiten bereits im Mutterleibe auf die Jungtiere übergehen.
Zeller {Berlin).
252
Piroplasmosen. — Anaplasmosen. — Amöbenruhr.
Bßdier, E., Piroplasme de la Mangouste d’Afrique Her-
pestes calera Erxleben. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 415.)
Bericht über eine im Blut von Herpestes calera gefundene Piro-
SOmenart. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Sergent, Edin., Donatien, A., Parrot, L., Lestoquard, F., Plan-
tureux, Edm. et Rougebief, H., Inoculation au möuton de
l’anaplasme du boeuf. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17,
p. 295.)
Mit dem Blut eines an Anaplasmose erkrankten Kalbes wurden
2 Schafe intravenös infiziert und nach 1 Monat das Blut eines solchen
Schafes auf 15 Rinder, nach 2 Monaten auf 1 Rind überimpft. Nur
2 mal gelang die Infektion, verlief aber gutartig. Die Überimpfungen
von Schaf auf Schaf fielen dagegen alle negativ aus. Elsa Evers.
Petzetakis, Beobachtungen über eine durch lebende
Entamöben im Anschluß an Amöbenruhr verursachte
Bronchitis. Nachweis von lebenden Entamöben im
Sputum und Harn. (Klin. Wschr. 1924 S. 1026.)
In 10 Fällen von Brqnchitis, die im Anschluß an Amöbendysenterie,
aber auch ohne eine solche auftraten, konnte Verf. in dem oft blutigen
Auswurf Entamöben nachweisen. Untersuchungen an 34 Dysenterie¬
kranken ergaben in 3 Fällen lebende Amöben im Sputum und im
Harn, in 7 Fällen fanden sich Amöben nur im Sputum, einmal nur
im Harn. In einigen Fällen wurden gleichzeitig Entamöben und
Tuberkelbazillen nachgewiesen. Die im Sputum gefundenen Entamöben
waren morphologisch identisch mit den im Harn gefundenen.
Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Panayotatan, A., Die extraintestinale Amöbenerkrankung
und Tuberkulose. (W. kl. W. 1924 S. 801.)
Beschreibung zweier mit Amöbiasis komplizierter Tuberkulose¬
fälle. Im ersten Falle hatte die Amöbenerkrankung (Am, histolytica)
einen hartnäckigen chronischen Katarrh der Luftwege hervorgerufen
und den Boden für eine leichtere Vermehrung des Tuberkelbazillus
vorbereitet. Durch die Befreiung des Organismus von der Amöben¬
infektion durch Emetin wurde der Gesamtzustand der Kranken ge¬
bessert und ihr der Kampf gegen den anderen Krankheitserreger
erleichtert. Im zweiten Fall befiel die Amöbenerkrankung ein durch
den Tuberkelbazillus geschwächtes Terrain, verschlimmerte den All¬
gemeinzustand und rief durch Förderung der deletären Wirkung des
Tuberkelbazillus (nach vorübergehender Besserung der klinischen
Erscheinungen durch die spezifische Behandlung der Amöbenerkran¬
kung) eine Generalisierung der Tuberkulose hervor, die den Tod
zur Folge hatte. H et sch (. Frankfurt a. M.).
Amöbenruhr. — Sprue.
253
Barrow, J. F., A clinical study of the intestinal protozoa,
based on seven hundred and twenty-five cases. (Americ.
J. of trop. M. 1924, 4, p. 23.)
Protozoeninfektionen des Magendarmkanals, die für gewöhnlich
unter dem Bild einer Dysenterie verlaufen, haben nach den Unter¬
suchungen häufig Arthritis deformans im Gefolge. Die einzelnen
arthritischen Attacken zeigen ein gewisses periodisches Auftreten, das
zeitlich genau mit dem jeweiligen Eindringen von Protozoen in den
Darmkanal zusammenhängt. Protozoen wurden in sämtlichen unter¬
suchten Fällen von Arthritis nachgewiesen. In 11 Prozent der unter¬
suchten Protozoeninfektionen konnten arthritische Veränderungen
nachgewiesen werden. Bei weitem am häufigsten wurde Chilomastix
gefunden. In 12 Proz. wurden Dysenterieamöben, in 8 Proz. Tricho¬
monas, in je 6 Proz. Waskia und Craigia und in 3 Proz. Giardia
nachgewiesen. Die Behandlung der Fälle geschah hauptsächlich mit
Emetin. In den Fällen, die mit Arthritis einhergingen, sah Verf. mit
direkten Einspritzungen von Emetin in die Gelenkhöhle gute Erfolge.
Dieterlen (Rottweil).
Dekester, M. et Melnotte, P., Au sujet de la frequence dans
les selles diarrheiques au Maroc des Trichomonas et
autres protozoaires. (Bull. Soc. de Path. exot. 1924, 17,
p. 301.)
Verff. untersuchten innerhalb 6 Monaten 663 Patienten und
fanden bei 45 Trichomonas im Stuhl, davon 25 mal zusammen mit
Dysenterieamöben, 5 mal mit anderen Protozoen, vor allem Spirochäten.
Elsa, Evers (Frankfurt a. M.).
Sellards, A. W. and Theiler, M., Investigations concerning
amoebic dysenter y. (Americ. J. of trop. M. 1924, 4, p. 309.)
Infektionsversuche mit Entamoeba histolytica bei jungen Katzen,
ergaben, daß die Infektion nie im Dünndarm, sondern nur im Dick¬
darm angeht. Es rührt dies von den für die Entwicklung der
Amöben ungünstigen Umgebungsbedingungen im Dünndarm ab.
Dieterlen (Rottweil).
Harmsen, E., Sprue (Aphthae tropica e). (Therap. d. Gegenw.
1924 S. 447.)
An der Hand eines ausführlich beschriebenen, wahrscheinlich
aus Shanghai ein geschleppten und auf dem Boden einer Shiga-Kruse-
Ruhr entstandenen Falles, der in seinen eigentlichen Erscheinungen
aber erst nach der Rückkehr nach Deutschland zum Ausbruch kam,
wird die Krankheit (Vorkommen, Symptomatologie und Verlauf,
Diagnose, Prognose, Behandlung) eingehend besprochen.
Erich Hesse (Berlin).
254
Maduraerkrankung. — Lepra.
Catsaras, Joh., Über einen Fall von indischem Maduraarm
(Mycetoma brach iuri). (Virch. Arch. 1924, 250, S. 244.)
Bericht über einen indischen Fall von „Maduraerkrankung“ des
linken Armes mit besonderer Lokalisation der Ellbogengegend. Vor¬
nehmlich von pathologisch-anatomischemlnteresse. E. Gildemeister.
Paldrock, A., Leprastudien. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 450.)
Verf. konnte in seinen Untersuchungen über die Morphologie des
Leprabazillus nachweisen, daß die sich dunkler färbenden Stellen in
den Stäbchenformen chromatin- und nukleinsäurehaltige Körnchen
sind, die nach wandständiger Anordnung zu Knospen werden und
sich dann durch die Stäbchenwand hinausdrängen. Nach Abtrennung
vom Stäbchen finden sie sich reichlich als Körnchen mit oder ohne
Stiel. Auch Doldenbildung und Verzweigung konnten festgestellt
werden. Auf Grund dieser Beobachtungen ist Verf. geneigt, den
Lepraerreger nicht zu den echten Bazillen, sondern zu den Faden¬
pilzen zu zählen. Wahrscheinlich stellen die Körnchen die Repro¬
duktionszentren für die Fortentwicklung des Keimes dar. In den
Lepraerregern kommt freie Nukleinsäure vornehmlich in den Körnchen
vor, während in der sie umgebenden und stäbchenbildenden Hülle
Nukleide und Nukleoproteide vorherrschen. Die freie Nukleinsäure
läßt sich durch Kochen extrahieren und ist dann durch Färbung
nicht mehr nachweisbar. Lufttrockene, nichtfixierte Ausstriche zeigen
nach Extraktion der freien Nukleinsäure und Behandlung mit Karbol-
Methylenblau-Chinin-Eosin-Tannin, außer rosa, gelben und braunen
auch noch blaugraue Stäbchen, was auf das Vorhandensein noch un¬
bekannter Substanzen in den Lepraerregern hinweisen würde. Durch
das Fixieren der Ausstrichpräparate über der Flamme wird die
Zusammensetzung der Nukleinsäurebestandteile beeinflußt. Durch
die Kohlensäureschneebehandlung, welche die klinischen Erscheinungen
günstig zu beeinflussen vermag, werden die Lepraerreger derart
verändert, daß der Organismus sie aufzuschließen imstande ist. Die
freiwerdenden Abbauprodukte wirken nun als Antigen und geben
zur Bildung von Antitoxinen Anlaß, die im Verein mit den gleich¬
zeitig gebildeten Lysinen die Rückbildung der mit dem Kohlen¬
säureschnee nicht in Berührung gekommenen Knoten bedingen.
W. Gaehtgens [Hamburg).
Salvador, MazzaM., Phagocytose des bacilles de Stefansky
dans le peritoine des rats et des cobayes. (Bull. Soc. de
Path. exot. 1924, 17, p. 208.)
Injiziert man einem Tier intraperitoneal eine Aufschwemmung
von Leprabazillen, so werden diese nach kurzer Zeit vor allem von
den polynukleären Leukocyten, in geringer Anzahl von großen Mono-
Lepra. — Tumoren.
255
nukleären aufgenommen. Die Leukocyten zerstören nur einen Teil
der aufgenommenen Bazillen, bis ihr eigener Kern zerfällt und sie
nun ihrerseits der Phagocytose durch die Mononukleären verfallen.
Das Phänomen der Kernauflösung der polynukleären Leukocyten und
anschließender Aufnahme durch die Makrophagen kann auch durch
Injektion von steriler Bouillon oder physiologischer Kochsalzlösung
in das Peritoneum hervorgerufen werden. Es scheint also, als ob
alle auf irgendeinen Beiz in das Peritoneum eingediungenen Leuko¬
cyten dort durch die Makrophagen zerstört wurden. Elsa Evers.
Taylor, J. and Malone, R. H., Complement fixation in
leprosy with „defatted“ B. tuberculosis antigen. (Ind.
J. of med. Research. 1924, 12, p. 127.)
Verff. machten bei 100 Leprafällen Komplementbindungsversuche
mit einem Antigen, das aus entfetteten Tuberkelbazillen hergestellt
war. Das Antigen wurde nach der Dreyerschen Methode (Brit. Journ.
Exp. Path. 1923, IV, 146) gewonnen. Von den 100 Leprafällen rea¬
gierten positiv: Die Fälle von knotiger Lepra in 100 Proz., diejenigen
von Nervenlepra in 96 Proz. und die gemischten Fälle in 92 Proz.
Es wurde vom Komplement mindestens die doppelte lösende Dosis,
in vielen Fällen auch die 6 fach lösende Dosis genommen. 14 nor¬
male und 23 Wassermann* positive syphilitische Kontrollen ergaben
mit dem Antigen vollkommen negative Resultate. Wenn das Antigen
von säurefesten und Lipoidsubstanzen befreit ist, besteht keine Ge¬
fahr, daß man nicht spezifische Reaktionen erhält, die ihrerseits auf
diesen Substanzen beruhen. Das Antigen hat den Vorteil, daß es
in steriler Form als trockenes Pulver aufbewahrt werden kann und
trotzdem stets gleichmäßige Resultate ergibt. Es gibt sehr feine
Aufschwemmungen und ist frei von jeder antikomplementären Wir¬
kung. Die vollständig negativen Resultate mit syphilitischen Seris
sind von Wichtigkeit, insofern als syphilitische Sera mit unvor-
behandelten säurefesten Bazillenemulsionen positiv reagieren, anderer¬
seits Lepraseren mit Wassermann- Antigenen ebenfalls positive Re¬
sultate ergeben. Das neue Antigen leistet somit zusammen mit der
gewöhnlichen Wassermann-Reaktion wertvolle Dienste in der Differen¬
tialdiagnose zwischen Lepra und Syphilis ausgenommen, wenn beide
Proben positiv sind. Mit Seren von 30 Tuberkulosefällen bekamen
Verff. nur in 20 Proz. positive Ergebnisse, nur wenn teilweise positive
Reaktionen mit doppelt lösender Komplementdosis mit eingerechnet
werden, erhöht sich der Prozentsatz auf 40 Proz. Dieter len (Bottweil).
Borst, Max, Allgemeine Pathologie der malignen Ge¬
schwülste. Mit 21 Abb. u. 6 Taf. Leipzig (S. Hirzel) 1924.
Pr. geh. 14 M., geb. 16 M.
256
Tumoren.
Das Buch ist eine erweiterte Sonderausgabe des Beitrages von
Verf. zum Handbuch der bösartigen Geschwülste von Zweifel-
Payr und verfolgt die Absicht, weiteren ärztlichen Kreisen eine
knappe Darstellung über die allgemeine Pathologie der bösartigen
Geschwülste unter Berücksichtigung der neuen experimentellen Er¬
gebnisse zu geben. Die 11 Kapitel umfassen: die allgemeine
Morphologie, die allgemeine Biologie, die Histogenese (formale
Genese), die Einteilung, die Benennung und die Ätiologie (kausale
Genese) der malignen Geschwülste; die experimentelle Geschwulst¬
forschung; die Sarkome und Karzinome; besondere Formen maligner
Geschwülste und die bösartigen Mischgeschwülste. Die Lehre über
die Geschwülste ist eine besondere Disziplin geworden, die auch
ein besonderes Studium erfordert. Das Buch gibt die Möglichkeit,
den heutigen wissenschaftlichen Standpunkt über die allgemeinen
Fragen der bösartigen Geschwülste in klarer Form kennen zu lernen.
Besonders lehrreich ist die dem Buche beigegebene Tabelle über
die Einteilung der Geschwülste auf histogenetischer Grundlage, die
auch die geschwulstartigen Hyperplasien und die geschwulst¬
ähnlichen örtlichen Fehl- und Mißbildungen berücksichtigt. Die
einigen Kapiteln angeschlossenen Anmerkungen und die umfang¬
reiche Zusammenstellung der neuen Literatur werden auch dem
Fachmanne willkommen sein. Druck und Ausstattung entspricht
allen Anforderungen. a. Ghon {Prag).
Greil, A., Warum stagniert die Krebsforschung? (W. kl.
W. 1924 S. 1083.)
Verf. schildert die Schwierigkeiten, die in der Krebsforschung
durch eine nicht streng exakt naturwissenschaftliche Fragestellung
entstanden sind. Er entwickelt entwicklungsdynamische Prinzipien
der Erforschung der Ontogenie und knüpft daran allgemeine Richt¬
linien für die Behandlung der Gewächskranken. He t sch.
Sambon, Louis Westeura, The elucidationof cancer. (J. of
trop. M. a. Hyg. 1924, 27, p. 124.)
Verf. tritt auf Grund von in Italien angestellten Beobachtungen
und Untersuchungen für die parasitäre Entstehung des Karzinoms
ein. Näheres muß im Original nachgelesen werden. Jantzen {Hamburg).
Mertens. V. E., Auf der Suche nach dem Gesch wulstgift.
(M. m. W. 1924 S. 1128.)
Verf. konnte aus zwei bösartigen Geschwülsten (Sarkom, Mamma¬
karzinom) Stoffe gewinnen, die in bestimmten Mengen auf Meer¬
schweinchen und Mäuse tödlich wirkten. Der mit ungesäuertem
Alkohol gewonnene Stoff erwies sich als thermolabil. Durch weitere
Tumoren.
257
Untersuchungen wird festzustellen sein, ob derart gewonnene Stoffe
geschwulsteigen sind. w. Gaehtgens [Hamburg).
Freund, Ernst und Kammer, Gisa, Über die Quellen des
Wachstumsmaterials der bösartigen Geschwülste.
(Bioch. Zschr. 1924, 149, S. 295.)
Im normalen Darminhalt entsteht bei der Verdauung, besonders
von Fetten, eine gesättigte Dikarbonsäure — „Normaldarmsäure“ — ,
die ein ähnliches Zerstörungsvermögen für Karzinomzellen besitzt
wie die Normalsäure des Serums. Im Darminhalt von Karzinomatösen
entsteht dagegen unter gleichen Bedingungen eine ungesättigte
Dikarbonsäure, die gleich dem Karzinomserum die Karzinomzellen
vor der Zerstörung durch das Normalserum zu schützen vermag.
Diese Eigenschaft des Karzinomdarms ist spezifisch: Karzinomdarm
schützt nicht Sarkomzellen und umgekehrt. Auch in vitro entstehen
bei der Einwirkung von karzinomatösem Darminhalt auf Fette solche
Karzinomzellen schützende Stoffe, während Eiweiß- und Pepton¬
reichtum dem entgegenwirken. Hiermit ist im Darm des Karzinoma¬
tösen eine Anomalie nachgewiesen, die unabhängig von der Existenz
des Karzinoms eine Lipoidsubstanz, die als Grenzschutz der normalen
Zelle angesehen werden muß, an ihrer Entstehung verhindert und
statt derer eine pathologische Substanz erzeugt, die erstens die
Wirkung der normalen Säure neutralisiert und zweitens als unge¬
sättigte Fettsäure sich mit Globulinen verbindet, die mit Kohle¬
hydraten Materialkomplexe für das Wachstum des Karzinoms auf¬
bauen. Diese Tatsachen bilden eine Analogie zu der wesentlichen
klinischen Erscheinung des Karzinoms, daß die normalen Zellen zu¬
grunde gehen und pathologische Zellen zu gleicher Zeit wuchern, in¬
sofern als durch die pathologische Darmverdauung das Material für
die normale Zelle vernichtet und gleichzeitig pathologisches Zell¬
ersatzmaterial geschaffen wird. Hiermit scheint eine faßbare Grund¬
lage für die Karzinomdisposition gegeben zu sein. Allerdings ist es
bisher noch nicht gelungen, diesen Zustand experimentell als Vor¬
bedingung für die Entstehung des Karzinoms zu erweisen.
Kurt Meyer [Berlin).
Lavedan, J., Du röle de l’infection secondaire dans la
production, chez certains cancereux, d’une leuco-
cytose sanguine avec polynucleose. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 619.)
Die bei Karzinomatösen öfters beobachtete Leukocytose ist durch
eine Sekundärinfektion der ulzerierten Neoplasmen bedingt und ver¬
schwindet bei geeigneter Therapie gleichzeitig mit der Infektion.
Prigge [Frankfurt a. M.).
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 11/12. 17
258
Tumoren.
Sokoloff, B. et Weckowski, C., Lymphocytose et curie-
therapie des tumeurs malignes. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 60.)
In der Karzinomtherapie bewirkt die Anwendung starker Radium-
dosen gelegentlich eine Verminderung des lymphocytären Index und
der Erythrocytenmenge und infolge hiervon eine Resistenzverminderung
des Organismus; dies trifft besonders bei langer und energischer
Bestrahlung des lymphatischen Systems zu. Es erklären sich so die
Rezidive und verallgemeinerten Metastasierungen, die nach Radium¬
tiefentherapie bisweilen beobachtet wurden. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Roosen, R., Isam inblau gegen bösartige Geschwülste.
(Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 348.)
Beobachtungen bei Versuchen über die Wirkung von Isamin-
blauVIB mit Neosalvarsan auf Tumoren ließen eine gleiche Wir¬
kung auch mit Isaminblau allein erwarten. Die reine Isamintherapie
will durch Änderung des physikalischen Milieus den Krebszellen die
Existenzbedingungen entziehen unter Verzicht auf eine unmittelbare
Schädigung der Krebszellen oder Erhöhung der Abwehrkräfte. Die
Eigenschaft des Isaminblaus, an der Tumorperipherie anzugreifen
und schnell zur Verkleinerung zu führen, empfiehlt seine Anwendung
auch in vorgeschrittenen Fällen, vor allem dann, wenn der Kranke
infolge des Druckes durch den Tumor auf Nervenstämme sehr leidet.
A. Ghon {Prag).
Soukup, E., Elektroselenium in der Therapie bösartiger
Rachentumoren. (Cas. lek. ces. 1924 p. 1243 [tschechisch].)
Sehr günstige therapeutische Erfahrungen mit Elektroselenium
bei Tonsillensarkomen und Carcinoma cylindrocellulare laryngis. Die
Behandlung wurde mit Röntgenbestrahlungen kombiniert. Gellner.
Büttner, H. E., Der serologische Krebsnachweis nach
Kahn. (Klin. Wschr. 1924 S. 1720.)
Untersucht wurden mit der Kahnschen Reaktion 113 Fälle. Bei
den malignen Tumoren waren die Ergebnisse nicht so gut, wie
Kahn sie angibt. Der Wert der Reaktion wird durch das Mit¬
reagieren mehrerer, von Kahn bereits angegebener Krankheits¬
zustände, deren Zahl sich vielleicht bei weiteren Untersuchungen
noch erheblich vermehren läßt, beeinträchtigt. Bedauerlicherweise
sind unter diesen Krankheitszuständen gerade solche, die bei der
Differentialdiagnose häufig in Frage kommen. Schuster (. Frankfurt a. 0).
Tiesenhausen, K., Serologische Karzinomstudien. (Ferment¬
forschung. 1923, 7, S. 195.)
Tumoren.
259
Mit der Mikro-Abderhalden-Methode nach Pr egl- de Cri nis
wurde das Serum von Karzinomkranken auf seine Abbaufähigkeit
gegenüber Eiweißpräparaten von Karzinomtumor, Keimdrüsen, Neben¬
nieren usw. untersucht. Mit dieser Methode konnte der Abbau von
Darm wandeiweiß bei Karzinom des Verdauungstraktus bei Männern
Hodenabbau, bei Frauen Ovarabbau bei Dementia praecox usw. nach¬
gewiesen werden. Jedoch kann ein endgültiges Urteil wegen der
geringen Zahl der Untersuchungen noch nicht abgegeben werden.
W edemann (Berlin).
Yamauchi, Masao, Studien zur Geschwulstimmunität.
IV. Mitteilung. Immunisierungsversuche mit Tho¬
rium X. (Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 230.)
Die Angaben von Caspari über die Bedeutung des Zell¬
zerfalls für die Immunitätsvorgänge veranlaßten Verf., das- Thorium X
als starkes zellzerstörendes Mittel in diese Untersuchungen einzu¬
beziehen. Die Versuche, die bei weißen Mäusen unternommen
wurden, um die Wirkung einer Vorbehandlung mit Thorium X auf
das Wachstum von Impftumoren zu studieren, ergaben, daß das
Thorium X in den verwendeten Dosen zwar eine deutliche Wirkung
auf die Immunitätsverhältnisse habe, die aber hinter dem Effekt
anderer Maßnahmen entschieden zurückbleibt. Dafür werden einer¬
seits die schweren Schädigungen des Gesamtorganismus verant¬
wortlich gemacht, die schon von geringeu Dosen ausgelöst werden,
andererseits die bessere Blutversorgung der Tumoren durch die ver¬
ursachte Gefäßerweiterung. Auffallend gering war dabei die Zahl
der relativ immunen Tiere und wenig ausgesprochen die relative
Immunität, während für die absolute Immunität ein deutlicher Effekt
der intravenösen Vorbehandlung mit Thorium X zutage tritt. —
Elektiv scheint das Thorium X die neutrophilen Leukocyten zu
zerstören. A. Glion (Prag).
Borst, 31., I. Krebserzeugung durch lokale Reize bei
gleichzeitigerCholesterinfütterung. (Nach Versuchen
an Kaninchen.) (Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 337.)
Versuche, die lokalen Reize mit Rohparaffinöl, Teer und ß-Naph-
thylamin am Ohr mit Cholesterinfütterung zu verbinden, hatten
folgendes Ergebnis: Die Tiere zeigten ausgedehnte Lipoid ablagerungen
in verschiedenen Organen, während sich lokal weiche geschwulstartige
Wucherungen bildeten, die sich als Xanthelasmen erwiesen, und an
Stelle der Metallmarken, die die Tiere bekamen, Fibrome, zum Teil
auch mit Lipoidinfiltration. Bei einem Tier, das 12 Monate unter
Versuch stand, erreichten die Fibrome einen besonderen Umfang und
ließen schließlich die Entstehung eines Karzinoms über ein papillo-
matöses Stadium verfolgen.
17*
260
Tumoren.
Derselbe, II. Über Teerkarzinoide. (Ebenda, S. 340.)
In einer Versuchsreihe, bei der normal und mit Cholesterin ge¬
fütterte Kaninchen mit einer Mischung von Teer und Rohparaffinöl
am Ohr gepinselt wurden, traten neben den gewöhnlichen warzigen
Hypertrophien zahlreiche umschriebene knotige Infiltrate auch außer¬
halb der Reizstellen schon sehr frühzeitig nach der Teerung auf, die
rasch an Größe Zunahmen und ulzerierten. Bei den Cholesterintieren
stellten sich diese Infiltrate rascher und reichlicher ein als bei den
normal gefütterten. Mikroskopisch zeigten sie das Bild des Platten¬
epithelkrebses, in einem Falle schon 4 Wochen nach der Teerung.
Die Infiltrate verschwanden nach Probeexzision und spontan fast
spurlos, parallel mit dem Rückgang der allgemeinen entzündlichen
Veränderungen am Ohr. Ursächlich konnte ein Zusammenhang mit
der Änderung in der Ernährung nicht ausgeschlossen werden. Die
Rückbildung der Infiltrate kennzeichnet sie demnach nur als Kar¬
zinoide. Diese Feststellung ermahnt zur Vorsicht in der Diagnose
auf Krebs, nicht nur bei Kaninchen, sondern auch bei weißen Mäusen.
Wenn ein echtes Karzinom anerkannt werden soll, so ist bei Ab¬
wesenheit von Metastasen wenigstens der Nachweis einer „lokal
fortschreitenden autodestruktiven Heterotopie des Epithels“ zu fordern.
Augenscheinlich spielen bei der Entstehung des Karzinoms die Ent¬
zündung und die örtliche Störung des Bindegewebsepithelgleich-
gewichtes neben allgemeinen Faktoren eine große Rolle.
Derselbe, III. Über die Entstehung des bindegewebigen
Stromas in Teerkarzinoiden. (Ebenda. S. 344.)
Das Stroma der Karzinoide, die bei Kaninchen nach Pinselung
mit einer Mischung von Rohparaffinöl und Teer entstanden, hatte
den Charakter eines neugebildeten, der epithelialen Wucherung zu¬
gehörigen Stützgerüstes. Daraus zieht Verf. die Möglichkeit in Er¬
wägung, daß sich auch postembryonal die Vorgänge wiederholen, die
im Embryo zur Entstehung von Stützgeweben aus Verbänden epi¬
thelialer Natur führen. Jedenfalls stellen Stroma und Parenchym
dieser Teerkarzinoide in gewissen Phasen ihrer Entwicklung ein
einheitliches protoplasmatisches Synzytium dar, das erst bei fort¬
schreitender Differenzierung zu unterscheidbaren Grenzen führt.
A. Ghon {Prag).
Deelman, H. T., Die Entstehung des experimentellen
Teerkrebses und die Bedeutung der Zellenregene¬
ration. (Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 220.)
Beobachtungen mit der Skarifikationsmethode beim Erzeugen des
experimentellen Teerkrebses zeigten, daß das erste Auswachsen des
Epithels zu Krebs gerade in den Wundrändern erfolgt, die sich auf
dem Wege der Heilung befinden. Zellenregeneratorische Prozesse,
Tumoren.
261
die in einem weit fortgeschrittenen Verlauf der Teerbehandlung an
der Haut eingeleitet werden, haben danach eine große Bedeutung
für das Entstehen des bösartigen Zellenwachstums. Neben der in¬
direkten Einwirkung des Teers auf die lebenden Epithelzellen scheint
also noch ein indifferenter Zellenreiz imstande zu sein, die durch die
Teerwirkung präparierten Zellen zu atypischem Wachstum anzuregen.
A. Ghon [Frag).
• •
Händel, M. und Kenji, Tadenuma, Uber den Gaswechsel kar-
zinomatöser Ratten und seine Beeinflussung durch
Röntgenbestrahlung des Tumors. (Ebenda. S. 197.)
Untersuchungen bei 15 karzinomatösen Ratten mit nicht ulze-
rierten Geschwülsten verschiedener Größe und bei 20 gesunden Ratten
ergaben, daß der respiratorische Gaswechsel der Karzinomratten im
Durchschnitt um ca. 10 Proz. gegenüber den gesunden Ratten herab¬
gesetzt war. Der Befund wird in dem Sinne gedeutet, daß durch
Stoffe des Tumors der Stoffwechsel des Körpers beeinflußt wird,
zumal bei Ratten mit großen Tumoren die Herabsetzung eine größere
war. Es wird dabei angenommen, daß es sich um eine Störung in
den oxydativen Vorgängen der Zellen handelt, die neben anderen
noch unbekannten Vorgängen das Wesentliche der Krebskachexie
ausmachen dürfte. Nach Bestrahlung der Geschwülste, und zwar
nach intensiver Tiefenbestrahlung, stieg bei allen untersuchten Ratten
mit großen Geschwülsten der Gaswechsel wieder an. während bei
• •
gesunden Ratten unter gleichen Umständen entweder keine Änderung
oder eine Herabsetzung des Gaswechsels erfolgte und Ratten mit
kleinen Tumoren darauf nicht konstant reagierten. Wahrscheinlich
gelangen während und nach der Bestrahlung vom Tumor umsatz¬
steigernde Stoffe in den Kreislauf. A. Ghon {Prag).
Karczag, L., Teschler, L. und Barok, L., Über die Beein¬
flussung der experimentellen malignen Geschwülste
mit elektropen Substanzen. I. (Ebenda. S. 281.) •
Es gelang der Nachweis, daß elektrope Substanzen durch die
elektrostatische Attraktion der nekrotischen Tumorteile elektiv fixiert
♦
und angehäuft werden. Als elektrope Substanzen werden chemische
Verbindungen bezeichnet, die sich unter Einwirkung von elektro¬
statischen Ladungen intramolekular einlagern. Wirksam erwiesen
sich dabei die Karbinole der Triphenylmethansulfosäureverbindungen
Fuchsin- S., Lichtgrün und Wasserblau. Die Karzinomzellen selbst
besitzen keine elektrostatische Karbonolophylie. Bei diesen neuen
tumoraffinen Verbindungen sind demnach nicht chemische, sondern
elektrophysikalische Attraktionsvorgänge maßgebend.
A. Ghon {Prag).
262
Tumoren.
Nakahara, Waro, Effect of fatty acids on the resistance
of mice to transplanted cancer. (J. of exper. M. 1924, 40,
p. 363.)
• •
Durch intraperitoneale Injektion von Natriuraoleat, Olsäure, Linol-
und Linolensäure wird bei Mäusen eine deutliche Immunität gegen
eine 10 Tage später erfolgende Impfung mit Mäusekarzinom erzeugt.
Natriumpalmitat und -stearat haben diese Wirkung nicht. Ob engere
Beziehungen zwischen Jodzahl und Immunisierungswirkung bestehen,
bleibt noch zu untersuchen. Vielleicht spielen die ungesättigten
Fettsäuren auch eine Rolle bei der durch andere Mittel erzeugten
Immunität. So rufen vielleicht Röntgenbestrahlung und trockene
Hitze, die Immunität erzeugen, Veränderungen der ungesättigten
Fettsäuren hervor. Auch die Beziehungen zwischen Fettstoffwechsel
und lymphoidem Gewebe einerseits und die sicher nachgewiesene
lymphoide Reizung bei der Krebsimmunität andererseits sprechen in
diesem Sinne. In der Tat bewirken Injektionen von Natriumoleat,
die Immunität erzeugen, eine deutliche Vermehrung der Mitosen im
lymphoiden Gewebe, die auf eine gesteigerte proliferative Tätigkeit
dieses Gewebes schließen läßt. Kurt Meyer [Berlin).
*
Ishiwara, Fusao, Beitrag zur Chemotherapie des Krebses.
I. Mitteilung. (Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 268.)
Mit einer Verbindung von Antimon oder Wismut mit der
aliphatischen Karbonsäure, die als No. 10 bezeichnet und über deren
Zusammensetzung und Darstellung später berichtet wird, gelingt es,
Rattenkarzinom hemmend zu beeinflussen. Durch wiederholte sub¬
kutane Infektion möglichst kleiner Mengen werden die Zellen des
Rattenkarzinoms zerstört, durch eine einmalige Injektion von 1,0 ccm
einer lproz. Lösung kann das Wachstum des Tumors zum Stillstand
gebracht werden. a. Ghon [Prag).
« •
Händel, Marcel, Uber die Beziehungen des Geschwulst¬
wachstums zur Ernährung und zum Stoffwechsel.
I. Mitteilung. Über den Einfluß der Salze auf das
Wachstum des Mäusekarzinoms. (Ebenda. S. 281.)
Die Versuche ergaben, daß eine zellsalzarme, nur Kochsalz ent¬
haltende Ernährung, bei der also Kalium, Kalk, Eisen, Phosphat
fehlen, kaum einen Einfluß auf die Impfausbeute und Metastasen¬
bildung des übertragbaren Mäusekarzinoms habe; daß Kalifütterung
die Impfausbeute verbessere und das Wachstum befördere, aber die
Metastasenbildung nicht beeinflusse; daß bei Calciumfütterung die
Impfausbeute sinke und die Geschwindigkeit des Wachstums ab¬
nehme; und daß Phosphatfütterung keinen Einfluß auf das Wachstum
besitze.
Tumoren.
263
Händel, Marcel, und Kenji, Tadenuma, Über die Beziehungen
des Geschwulstwachstums zur Ernährung und zum
Stoffwechsel. II. Mitteilung. Versuche zur Frage der
Bedeutung der Kohlehydrate für das Wachstum des
Ratte nkarzinoms. (Ebenda. S. 228.)
Kohlehydratreiche Ernährung hat einen ausgesprochen fördernden
Einfluß auf das Tumorwachstum, während einseitige Eiweiß- und
einseitige Fetternährung das Geschwulstwachstum bedeutend ver¬
langsamt. Die kohlehydratreiche Nahrung bestand aus Traubenzucker
und Hafer, die eiweißreiche aus Weizeneiweiß (Präparat von Klopfer)
und Hafer, die fettreiche aus Butter und Hafer. Durch Insulin¬
injektionen wird bei den kohlehydratreich ernährten Tieren eine ge¬
ringe Beschleunigung des Tumorwachstums hervorgerufen, während
Phorrhizin eine Änderung im Wachstum nicht erkennen ließ. Die
Versuche wurden mit übertragbarem Rattenkarzinom ausgeführt.
A. Ghon {Prag).
Blumenthal, F. und Meyer, Paula, Über durch Acidum lac-
ticum erzeugte Tumoren auf Mohrrübe lisch eiben.
(Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 250.)
Versuche, auf Mohrrübenscheiben Tumoren mit Milchsäure zu
erzeugen, waren in zwei Fällen erfolgreich. Die mikroskopische
Untersuchung ergab das gleiche Bild wie bei den bekannten Tume-
facienstumoren. Damit ist gezeigt, daß auch bei Pflanzen experi¬
mentell ohne die Lebenstätigkeit eines Parasiten Tumorwachstum
erzeugt werden kann. Die Versuche sprechen zugleich für die An¬
schauung von E. Smith, daß es bestimmte Stoffwechselprodukte
des Bact. tumefaciens sind, wovon der Tumorreiz ausgeht. — Das
Wachstum der sog. Callustumoren konnte bisher nie zu der Größe
gebracht werden wie bei Tumefaciens- und Milchsäuretumoren und
unterscheidet sich davon auch qualitativ. A. Ghon {Prag).
Blumenthal, E., Auler, H. und Meyer, Paula, Über das Vor¬
kommen neoplastischer Bakterien in menschlichen
Krebsgeschwülsten. (Zschr. f. Krebsf. 1924, 21, S. 387.)
Bei 12 Fällen unter 30 gelang es, aus menschlichen malignen
Tumoren Parasiten in Reinkultur zu züchten, womit an Tieren
wieder maligne Tumoren erzeugt werden konnten, die sich in vielen
Generationen fortzüchten ließen. Histologisch waren es Karzinome
und Sarkome, die bis zur halben Größe des Tieres heranwuchsen
und Metastasen bildeten. Auch an Pflanzen ließ sich mit den
Kulturen ohne Zusatz eines Reizmittels Tumorbildung hervorrufen,
die der durch B. tumefaciens erzeugten glich. Die neoplastischen
Bazillenstämme stehen anscheinend dem B. tumefaciens nahe und
264
Tumoren.
bilden mit ihm eine Gruppe, die als „neoplastische Gruppe“ be¬
zeichnet wird. — Solche neoplastische Bazillen fanden sich in
4 Fällen von Mammakarzinom, in je einem Falle von Rectumkarzinom,
Kankroid der Wange, Vulvakarzinom, Lupuskankroid und Uterus-
• •
karzinom, einmal in der Odemflüssigkeit des Armes bei einem Mamma¬
karzinom, sowie in je einem Falle von Sarkom der Schulter und des
Oberschenkels. Zurzeit läßt sich noch nicht sagen, welche Bedeutung
diese Feststellungen für die Lehre von der parasitären Entstehung
der bösartigen Geschwülste erlangen werden. Die neoplastischen
Bazillen können an sich als Krebserreger in Betracht kommen oder
nur Träger eines unsichtbaren Virus sein. Bei dem Umstande, daß
die Krebsforschung in den beiden letzten Jahrzehnten immer mehr
die Bedeutung der Reizwirkung für die Tumorentstehung erkannt
hat, wobei bald die belebten, bald die unbelebten Reize in den
Vordergrund traten, erscheint es am besten, weitere Ergebnisse ab¬
zuwarten, umsomehr als die nicht parasitäre Krebsentstehung durch
Teer und Röntgen eine gesicherte Tatsache ist. — Zwei Fest¬
stellungen erscheinen den Verff. aus ihren Ergebnissen jedoch heute
schon wichtig, die, daß für die Erzeugung transplantabler maligner
Tumoren Kieselgur notwendig war, ohne welches die Tumoren wieder
zurückgingen, woraus die Bedeutung eines zweiten Faktors für die
Krebsentstehung erhellt; und die, daß der Organismus über nicht
unbeträchtliche Fähigkeiten verfügt, begonnene Krebsbildung wieder
rückgängig zu machen. A. Ghon {Prag).
Gosset, A., Gutman, A., Lakliovsky, G. et Magrou, J., Essais de
therapeutique du „cancer experimental des plant es“.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 626.)
Bei gewissen Pflanzen (Pelargonium) gelingt es, durch Inokulation
von Bacterium tumefaciens Tumoren zu erzeugen, die mit den Kar¬
zinomen der Tiere vergleichbar sind. Durch Einwirkung von hoch¬
frequenten magnetischen Wellen gelang es, Pflanzen, bei denen der
chirurgische Eingriff das Erscheinen eines Rezidivs nicht hatte ver¬
hindern können, zu heilen. P rig ge [Frankfurt a. M.).
Mertens, Y. E., Pigm entver änderungen an einem Melanom¬
schimmel. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 199.)
Eine 14jährige Schimmelstute, die an einem großen, knolligen
Melanosarkom an der Schweifrübe und um den After litt, wurde
mit einer Aufschwemmung der Geschwulstzellen subkutan behandelt.
Der Erfolg der Behandlung zeigte sich im Aufhören der stinkenden
Absonderung, in einer Überhäutung der schmierigen Flächen und im
Kleinerwerden der Geschwulstmassen. Gleichzeitig traten in dem
ursprünglich gleichmäßig weißen Fell über den ganzen Körper ver-
Tumoren.
265
streut unregelmäßige Flecken auf, die durch das Auftreten von
pigmentlosen Stellen in der dunklen Haut hervorgerufen waren. Auch
an den normalerweise schwarzgrauen, unbehaarten Stellen der Haut
(Maul, Damm usw.) entstanden weiße Flecken von teilweise beträcht¬
licher Größe, die bei der mikroskopischen Untersuchung einen
Schwund des Pigmentes aus der Epidermis erkennen ließen.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Kammer, Fr., Über die Metastasenverteilung bei primärem
Schilddrüsenkarzinom beim Hund. Vet.-med.Diss.Bernl924.
Das Schilddrüsenkarzinom des Hundes ist verhältnismäßig häufig.
Es kommt ausschließlich bei alten Hunden vor (8 Jahre und darüber).
Unter 55 vom Verf. aufgeführten Fällen war das Schilddrüsenkarzinom
37 mal doppelseitig. Bei 40 von den 55 Fällen kam es zur Metasta¬
sierung und zwar fanden sich Metastasen 34 mal in den Lungen,
7 mal in den Nieren, 5 mal in der Leber, 4 mal in der Milz, 3 mal im
Herzen, 2 mal im Hoden, lmal in der Lymphdrüse. Skelettmetastasen
sind in keinem Falle beobachtet worden. Zeller {Berlin).
Llambias, J. et Brachetto-Brian, D., Evolution et symptömes
du sarcome infectieux des poules. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 90, p. 247.)
Untersuchungen über das infektiöse Hühnersarkom. Die Metasta¬
sierung beginnt in der letzten Woche und fällt mit dem Erscheinen
der Kachexie zusammen. Prigge {Frankfurt a. MX
Erdmann, R., Die Eigenschaften in vitro gezüchteter
Stromazellen des Flexner-Jobling-Karzinoms. (Zbl.
f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 194*.)
Sarkomzellen in Plasma und Extrakt des erkrankten Tieres ge¬
züchtet, wachsen implantiert, wieder zu Tumoren an. Karzinomzellen
unter gleichen Bedingungen rein gezüchtet, ergeben keinen Tumor.
Stroma- und Karzinomzellen in Tumorplasma zusammengezüchtet,
ergeben Tumor, jedoch nicht bei Züchtung in normalem Plasma.
Stromazellen allein kommen zur Entwicklung im Plasma eines Tieres,
das mit embryonalem Gewebe intraperitoneal vorbehandelt ist, sie
bilden keinen Tumor. Das Bindegewebe muß also im Experiment
verändert sein, wenn ein Tumor entstehen soll. Es wird verändert
durch Einimpfung des organisierten Tumorplasmas (nicht zu lange
gezüchtetes Karzinom oder Sarkom in Tumorplasma). Spontan¬
tumoren beruhen auf einer Erkrankung des Grundgewebes, also des
Gesamtkörpers, indem das Gleichgewicht zwischen Grund- und Deck¬
gewebe gestört ist. Noetel {Landsberga. W.).
266
Ge webszüchtung.
Posener,K., Atmung und Milchsäurebildung überlebender
Gewebe. (Klin. Wschr. 1924 S. 1490.)
Verf. benutzte für seine Versuche als Material Blasenpapillome,
ein Fibroadenom, hyperplastische Gaumen- und Rachenmandeln und
einen Nasenpolypen. Es ergab sich, daß diese Gewebe reichlich
Milchsäure bilden, daß aber diese Milchsäurebildung, bezogen auf
die Sauerstoffatmung, kleiner ist als beim Karzinom. Hinsichtlich des
Verhältnisses Kohlenhydrat Spaltung: Kohlenhydratoxydation nehmen
die untersuchten Gewebe eine Mittelstellung zwischen normalem
wachsenden Gewebe und Karzinomgewebe ein. Die Einzelergebnisse
sind in einer Tabelle zusammengestellt. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Bruman, F., Ein Beitrag zur Methodik der Gewebe¬
kultur. (Zschr. f. wiss. Mikrosk. 1924, 40, S. 374.)
Um die bei Gewebekulturen störende alkalische Wirkung des
Glases auszuschalten, überzieht Verf. die Deckgläser, auf denen die
Kulturen angelegt werden, mit einer dünnen Schicht Zelloidin, das
auf die Kultur nicht einwirkt. Technik im Original angegeben.
Wedemann (Berlin) .
Baitsell, George A., Observations on the cellular activity
in a culture of amphibian liver tissue. (Proc. Soc. for
exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 434.)
In einer Lebergewebekultur von erwachsener Rana pipiens sah
man in der 6. Woche zwei auffallend große amöboide Zellen in den
Nährboden wandern. Infolge der fließenden Bewegung des Cytoplasmas
beständig wechselnde Form, Aussenden von Fortsätzen von allen
Teilen der Peripherie. Mit dem Cytoplasma strömten Granula von
verschiedener Größe in die Fortsätze und aus ihnen heraus. Im
Verlauf von 5 Tagen beständiger Bewegung nahmen die Zellen an
Größe zu, die eine von ungefähr 0,33 mm bis 0,5 mm, nahmen dann
Kugelgestalt an, verloren die Beweglichkeit. Weder in einer der
übrigen 24 Kulturen der gleichen Serie noch in anderen Kulturen
oder Präparaten von erwachsenem Amphibiengewebe fanden sich
Zellen dieses Typus, jedoch später ähnliche in Kulturen von Kaul¬
quappengewebe. E. Fit sehen (Weyarn).
Carrel, Alexis, A method for the physiological study of
tissues in vitro. (J. of exper. Med. 1923, 38, p. 407.)
Verf. hat eine Methode ausgearbeitet, um Gewebskulturen lange Zeit in ununter¬
brochenem Wachstum zu halten, indem die Kulturflüssigkeit ständig erneuert wird.
Er benutzt zur Kultur flache Flaschen, die einen oder mehrere seitliche Ansätze
tragen, durch die Pipetten zwecks Erneuerung der Flüssigkeit eingeführt werden
können. Das Nährsubstrat besteht aus einem festen und flüssigen Anteil. Jener
besteht aus einem Fibringerinnsel, das durch Gerinnung von 0,5 ccm Plasma oder
Gewebsziichtung.
267
Fibrinogenlösung mittels Zusatz von embryonalem Gewebssaft erzeugt wird. Das
Gerinnsel soll einen Durchmesser von etwa 2 cm haben. Die Menge des flüssigen
Anteils beträgt 1 ccm. Kurz vor der Gerinnung werden die Gewebsstückchen ein¬
geführt. Die Flüssigkeit wird jeden 2., 3., 4. oder 5. Tag erneuert. Enthält die
Flüssigkeit Nährmaterial, so tritt eine tatsächliche Zunahme des Gewebes ein. Wirkt
sie nur lebenserhaltend, so hält das Wachstum, je nach der „Residualenergie“, nur
wenige Tage an. Sonst kann es mehrere Wochen andauern. Unterbrochen wird es
bei bakterieller Verunreinigung, bei Veränderung der H-Ionenkonzentration und bei
Verdauung des Gerinnsels. Die Methode ermöglicht das Studium des Einflusses der
verschiedensten Faktoren auf die Zellvermehrung.
Carrel, Alexis and Ebeling, Albert H., Antagonistic growth
principles of serum and their relation to old age.
(Ibid. p. 419.)
Die Hemmungswirkung des Serums junger Tiere auf homologe Fibroblasten¬
kulturen nimmt beim Erhitzen stärker zu als die des Serums alter Tiere. Aber auch
nach dem Erhitzen hemmt dieses noch stärker als jenes. Das C02-Präzipitat aus
Serum junger Tiere wirkt wachstumssteigernd, das aus Serum alter Tiere hat keine
aktivierende Wirkung. Nach Entfernung des C02-Niederschlages ist die Hemmungs¬
wirkung des Serums junger Tiere gesteigert, die des Serums alter Tiere unverändert.
Die gesteigerte Hemmungswirkung des Serums im Alter beruht teils auf dem Ver¬
schwinden wachstumsfördernder Substanzen, teils auf der erhöhten Wirksamkeit de3
wachstumshemmenden Prinzips.
Dieselben, Survival and growth of fibroblasts in vitro.
(Ibid. p. 487.)
Wenn Fibroblasten sich in reinem Serum vermehren, so befinden sie sich im
Zustand des Überlebens, nicht eigentlicher Kultur, da sie kein neues Protoplasma
aufbauen, sondern nur das in den Geweben gespeicherte Stickstoffmaterial verwerten.
Die Lebensdauer der Kulturen in einem N-freien Medium beträgt etwa 8 Tage. Man
kann nur dann sagen, daß ein Medium einen Nährboden darstellt, wenn die Masse
des Gewebes unbeschränkt zunimmt. In diesem Sinne werden Eiweiß, Eidotter,
weißes Eieralbumin und Bouillon nicht verwertet. Dagegen kommt bei Zusatz von
embryonalem Gewebssaft aktive Vermehrung zustande.
Dieselben, Action ‘on fibroblasts of extracts of homo-
logons and heterologous tissues. (Ibid. p. 499.)
Kulturen von Hühnerfibroblasten nehmen unter dem Einfluß von Extrakten aus
ausgewachsenen homologen Geweben zunächst an Masse zu, sterben aber schließlich
doch ab, während in embryonalem Gewebssaft gezüchtete Kulturen unbeschränkte
Zeit am Leben bleiben. Die Vermehrung der Hühnerfibroblasten in embryonalem
Gewebssaft von Maus, Meerschweinchen, Kaninchen und Huhn ist ziemlich die gleiche.
Hühnerfibroblasten aus Kulturen mit Zusatz von Gewebssaft aus Kaninchenembryonen
sind weniger empfindlich gegen die HemmmungswirkuDg von Kaninchenserum als
gewöhnliche Hühnerfibroblasten. Kulturen von Hühnerfibroblasten in Gewebsextrakten
von ausgewachsenen Mäusen, Meerschweinchen und Kaninchen nehmen zunächst
etwas an Masse zu, sterben aber nach einigen Passagen ab.
Dieselben, Action of serum on lymphocytes in vitro.
(Ibid. p. 513.)
Lymphocyten und große mononukleäre Zellen vermögen sich in reinem Serum
zu vermehren, während Fibroblasten nicht dazu imstande sind. In Gegenwart von
Lymphocyten zeigen auch Fibroblasten aktive Vermehrung. Die Leukocyten sezer-
nieren also Stoffe von ähnlich wachstumsaktivierenden Eigenschaften, wie sie im
268
Gewebszüchtung. — Bücherbesprechungen.
embryonalen Gewebssaft enthalten sind. Sie scheinen also eine Funktion auszuüben,
die von größter Bedeutung für die Ernährung der Gewebe ist.
Carrel, Alexis, Measurement of the inherent growth
energy of tissues. (Ibid. p. 521.)
Die einem Gewebe innewohnende Wachstumsenergie ist wahrscheinlich pro¬
portional der Kesidualwachstumsenergie, d. h. derjenigen, die das Gewebe in einem
keine Nährstoffe enthaltenden Medium bis zum Eintritt des Todes entwickelt. Ver¬
änderungen der inhärenten Energie lassen sich durch Messung der Residualenergie
bestimmen. So ist die Residualenergie der Gewebe junger Embryonen größer als die
älterer, die von Fibroblasten aus 24 Stunden alten Kulturen größer als die aus
72 Stunden alten, die aus Kulturen mit 50 Proz. Geb alt an embryonalem Gewebssaft
größer als die aus solchen mit nur 5 Proz. embryonalem Gewebssaft.
Kurt Meyer {Berlin).
Rubner, v. Gruber, Ficker, Handbuch der Hygiene. II. Bd.,
2. Abt. 1. Hälfte. 2. Aufl. Spittau. Reichte, W asserversorgung.
Leipzig (S. Hirzel) 1924. Pr. geh. 11 G.-M.
1911 war im Rahmen desselben Handbuches die 1. Aufl. der
Wasserversorgung bearbeitet von Spitta erschienen, bei der Be¬
arbeitung der vorliegenden 2. Aufl. ist dem Hygieniker Prof.
Spitta vom Reichsgesundheitsamt als technischer Mitarbeiter Prof.
Reichle von der Preuß. Landesanstalt für Wasser-, Boden- und
Lufthygiene an die Seite getreten. Die neue Auflage ist aber nicht
nur nach der technischen Seite hin ergänzt, sondern auch in hygieni¬
scher Richtung neu durchgearbeitet und stofflich nicht unerheblich
erweitert worden; sie wird ihrer Aufgabe, für Medizinal- und Ver¬
waltungsbeamte, für Techniker und Studierende ein Führer in den
oft verwickelten Fragen der Trinkwasserversorgung zu sein, voll¬
kommen gerecht. Weber {Dresden).
Betk^e, Hans, Gewerbehygiene. Sammlung Göschen. Berlin
und Leipzig (Walter de Gruyter & Co.) 1924. Pr. 1,25 M.
Das von dem preußischen Landesgewerbearzt und Gewerbe-Med.-
Rat des Aufsichtsbezirkes Wiesbaden verfaßte Büchlein tritt an
Stelle der früheren Bearbeitung von Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Roth-
Potsdam und gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand der
Gewerbehygiene. Jeder Mediziner sollte bei den engen Beziehungen
zwischen Gewerbehygiene und Volks Wohlfahrt über die Grundzüge
der Gewerbehygiene unterrichtet sein und die hauptsächlichsten Ge¬
setzesbestimmungen kennen. An der Hand des vorliegenden Büch¬
leins wird er sich leicht und in kurzer Zeit mit diesem Gebiet be¬
kannt machen können. Weber {Dresden).
Morgulis, Sergius, Hunger und Unterernährung. Eine bio¬
logische und soziologische Studie. 321 S. mit 19 Abb. im Text.
Berlin (J. Springer) 1923. Pr. 12,60 M., geb. 14,40.
Bücherbesprechungen. — Verschiedenes.
269
Vielfach hat es sich in den Kriegs- und Nachkriegszeiten als
bedenklicher Mangel herausgestellt, daß wir über Hanger und Unter¬
ernährung nicht genügend unterrichtet waren. Es ist daher ein
Verdienst des Verf., Professor an der Universität Nebraska, daß er alle
tatsächlichen Befunde über Hunger und Unterernährung gesammelt
und geordnet hat. Besondere Mühe wurde dabei auf die Voll¬
ständigkeit des Schriftenverzeichnisses, das Schriften aller Sprachen
umfaßt, gelegt. Ein Abschnitt des Buches ist auch der Frage, wie
sich der hungernde Organismus gegen Infektionen verhält, gewidmet.
Weber {Dresden).
Liesegang, Raphael Ed., Chemische Reaktionen in Gallerten.
Dresden-Leipzig (Theodor Steinkopff) 1924. Pr. 3,50 M.
Vor einem Vierteljahrhundert, als Verf. die erste Auflage dieses
Werkes erscheinen ließ, befand sich die Kolloidwissenschaft noch in
ihren ersten Anfängen. Er selbst hat offenbar frühzeitig ihre Be¬
deutung erkannt und erfolgreich an ihren Fortschritten mitgearbeitet.
Besonders hat er eingehende Studien dem chemischen und physi¬
kalischen Geschehen in den Gallerten gewidmet. Die Ergebnisse
seiner Forschungen sind in der Neuauflage zusammenfassend nieder¬
gelegt; dabei sind auch die Untersuchungen anderer Forscher voll
berücksichtigt. Wenngleich der Inhalt des Bandes hauptsächlich
auf physikalisch-chemischem Gebiete liegt, so kann doch auch der
Biologe, der es ja in den lebenden Organismen ständig mit Gallerten
zu tun hat, aus ihm mannigfaltige Anregungen schöpfen.
Kurt Meyer {Berlin).
Kuhn, Philalethes und Soele, Walter, Die Beziehungen
zwischen Ärzten und bakteriologischer Unter¬
suchungsanstalt. (M. Kl. 1924 S. 1131.)
Unter Aufzählung der verschiedenen Krankheiten und Unter-
• •
suchungsmethoden werden die Arzte darauf hingewiesen, wie sie die
Untersuchungsergebnisse zu beurteilen haben und wie sie das Material
zwecks einwandfreier Ergebnisse und zwecks Vermeidung von In¬
fektionsgefahren für das untersuchende Personal zu entnehmen und
einzusenden haben. Erich Hesse {Berlin).
Warschauer, Fritz, Bakteriologie und Patentrecht. (Natur¬
forscher-Versammlung 1924 in Innsbruck.)
Vortr. behandelte zum ersten Male die Bakteriologie ausführlich
im Lichte des Patentrechts. An Hand zahlreicher Patentschriften
wies er nach, daß das Patentamt sich allmählich der berechtigten
Forderung, auch bakteriologische Verfahren zu patentieren, nicht
habe verschließen können. Nach früheren Entscheidungen war eine
270
Systematik der Bakterien.
Erfindung nur dann patentfähig, wenn es sich bei ihr um eine
mechanische oder chemische Bearbeitung oder Verarbeitung von Roh¬
stoffen handelte, wenn also durch ein technisches Mittel ein tech¬
nischer Erfolg herbeigeführt wurde. In der Praxis hat jedoch das
Patentamt, wohl mit Rücksicht auf die Entwicklung der bakterio¬
logischen Forschung, diesen Standpunkt verlassen, und in einer
neueren Entscheidung hat es ausdrücklich auch solche Verfahren als
patentfähig anerkannt, die sich der Lebensvorgänge der lebenden
Natur bedienen. Aus einer vom Vortr. zusammengestellten Liste
konnte man dann ersehen, daß bedeutende Forscher und führende
chemische Fabriken Erfinder und Inhaber der bakteriologischen
Patente sind. Der Vortr. gab schließlich die Anregung, auch die
Mediziner mögen bei den jetzigen Arbeiten der Reform des Patent¬
gesetzes mitwirken, um die auf ihrem Gebiete strittigen Fragen zu
klären, ähnlich, wie dies beispielsweise die Chemiker von ihrem
Standpunkte aus tun. Autoreferat.
Kabellk, J., Ein Referat mit Allgemeinbetrachtungen
über Bergeys Systematik der Bakterien. (Biol. L. 1924,
p. 264 [tschechisch].)
Ein detailliertes Referat über das amerikanische Buch: Manual
of determinative bacteriology, Baltimore 1923, mit kritischen Be¬
merkungen und Direktiven zum vollkommeneren Aufbau der bakterio¬
logischen Systematik. Für den Autor ist es unzweifelhaft, daß man
zu einer genauen Klassifikation nur bei Mitarbeit möglichst vieler
bakteriologischer Laboratorien gelangen kann. Wenn jeder von den
zahlreichen amerikanischen Forschern eine Gruppe der Mikroben,
nicht nur auf Grund der Literaturangaben, sondern auch praktisch
bearbeitet, soweit möglich alle erreichbaren hierher gehörigen Stämme
gesammelt, dieselben durchgeprüft und dann erst in das Sammelwerk
eingereiht hätte, hätten solche faux pas wie z. B. beim Genus des
Encapsulatus und andere Fehler vermieden werden können. Der
Autor demonstriert an der Koligruppe, wie eine solche Bearbeitung
einer Gruppe gemacht werden könnte. Die Berichterstattung dieses
an sich interessanten Versuches einer Gruppensystematik übersteigt
aber das Ausmaß eines kurzen Referates. Gellner ( oimütz ).
Pescli, Karl L., Untersuchungen über Systematik und
Biologie der Coryneb akterien. (D. m. W. 1924 S. 1298.)
Zusammenfassende Übersicht über die 4 Unterscheidungsmerkmale
(Bakterienform auf Loeffler-Serum, Neigung zur Polkörnchenbildung,
Wachstumsart und -stärke auf Blutagar, Zuckervergärung in Pepton¬
zuckerlösungen), die sich dem Verf. bei Corynebakterien bewährt
Verschiedenes.
271
haben. Deren Einteilung in 6 Gruppen. — Einzelheiten: dieses Zbl.
Abt. I. Orig., Bd. 92, S. 27 u. 208; weiteres in diesem Zbl. im Drucke.
Georg Schmidt {München).
Pani sm ey er, H., Die Beziehungen des Diplob acterium
capsulatum zu der Kapselbakterien gruppe. (D. tier-
ärztl. Wschr. 1924 S. 536.)
Vergleichende Untersuchung folgender 6 Diplobakterienstämme:
Stamm 1 Fischmehl; Stamm 2 Ruhr, Mensch; Stamm 3 Ferkelruhr;
Stamm 4 Lämmerruhr; Stamm 5 Fohlenruhr; Stamm 6 Kälberruhr.
Zum Vergleich wurde je ein Stamm des Bact. pneumoniae Friedländer,
Bact. ozaenae Abel und Bact. lactis aerogenes herangezogen. Sämt¬
liche 6 Stämme zeigten die typischen Eigenschaften der Kapsel¬
bakterien : kurze, plumpe Stäbchenform, Kapselbildung, Unbeweglich¬
keit, keine Sporenbildung, labiles, meist negatives Verhalten gegen¬
über der Gramfärbung, auf festen Nährböden Wachstum in üppigen
schleimigen Auflagerungen, keine Verflüssigung der Gelatine. Kon¬
stante charakteristische Unterscheidungsmerkmale zwischen den
einzelnen Stämmen nicht vorhanden, daher keine Abtrennung der
letzteren voneinander möglich. Als Gesamtbezeichnung schlägt Verf.
namentlich im Hinblick auf das agglutinatorische Verhalten der
6 Stämme Bact. lactis aerogenes Escherich vor. Carl ( Karlsruhe ).
Bail, Oskar, Versuche an Bakterienpopulationen. (D. m.
W. 1924 S. 1289.)
Genaue Untersuchungen, insbesondere an Ruhrbazillen, ergaben,
daß Bakterien, die in einer Nährlösung sich vermehren, immer nur
eine ganz bestimmte Höchstzahl (die „M-Konzentration“) erreichen,
selbst wenn der Nährboden verbessert wird. Dabei vergrößert sich
nur die Bakteriensubstanz, nicht das Bakterienleben. Für eine
Fleischbrühebakterienzucht als eine Vielheit von Lebewesen (Popu¬
lation) ist also nur eine ganz bestimmte Höchstgrenze gegeben. Da
diese bei Verwendung des gleichen Nährbodens bei verschiedenen
Bakterien verschieden ist, muß sie durch deren Eigenart bedingt
sein. Ursache der Populationsgrenze ist nicht Verbrauch von Nähr¬
stoffen oder Speicherung von Stoffwechselerzeugnissen, wie durch
Versuche dargetan wird. Jede Zelle bedarf eines gewissen „Lebens¬
raumes“, der durch die M-Einheit einer Nährlösung gegeben ist.
Diese enthält soviele M-Einheiten, als sich Bakterien in ihr ent¬
wickeln können. Nach Erfüllung aller M-Einheiten mit je einer
lebenden Zelle könnte jede weitere Vermehrung auf hören, oder es
erfolgen zwar noch Neubildungen durch Teilung, aber ebensoviele
Zellen sterben jetzt ab. Mikroskopisch erkennt man nun Teilungs¬
vorgänge. Durch Benutzung von Bakteriophagen sind Zählungen
272
Bakterienstoffwechsel. — Bakteriententwicklung-.
möglich. Die Bakterienvermehrung steht also nicht still. Wohl aber
ist die Vermehrungsweise verändert. In der Population sind der
Jugendzustand — bis zur Vollendung der M-Konzentration — , der
Reifezustand — mit dem Gleichgewichte in Vermehrung und Ab¬
sterben — und der Greisenzustand — Stillstand der Vermehrung,
allmähliches Absterben der meisten Zellen — zu unterscheiden. Die
erreichbare Dichte hängt nicht allein von Außenumständen ab, son¬
dern vor allem fest mit der Art des Bakteriums oder des Lebe¬
wesens zusammen. Noch weiter geprüft werden weiterhin Über¬
völkerung, Vereinigung mehrerer Arten zu einer gemischten Popu¬
lation, Populationsgrenzen für Ansiedlungen auf festen Nährböden usw.
Georg Schmidt {München).
Braun, H., Allgemeines über den Verwendungs Stoff¬
wechsel pathogener Bakterien. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1924, 93, S. 183*)
Verwendungsstolfwechsel-Frage, aus welchen Stoffen und unter
welchen Bedingungen können Bakterien dauernd ihre Lebenssubstanz
auf bauen? Methodik : 1. Verwendung flüssiger Nährböden aus reinsten
Substanzen und reinstem Aqua, dest., 2. Züchtung mehrerer hinter¬
einander angelegter Passagen im gleichen Nährboden, 3. peinliche
Einhaltung der Reaktion, 4. vermehrte O-Zufuhr, 5. Beimpfung in
quantitativ größerer Menge, als sonst üblich. Vor Beginn der eigent¬
lichen Versuche Anpassung der Bakterien an geeigneten künstlichen
Nährboden und von da aus Beimpfung der in Frage kommenden
Nährböden. Es gibt hinsichtlich des Stoffwechsels nicht nur Art¬
sondern auch Stammes-, sogar individuelle Differenzen. Es kommen
also bei den einzelligen Lebewesen ebenso individuelle Besonderheiten
vor, wie bei den Metazoen, ohne daß der Artcharakter verloren geht.
Zu diesen letzteren Differenzen gehören z. B. Fähigkeit oder Unver¬
mögen einzelner Kolistämme, Zitronensäure bei Ammoniak als Stick¬
stoffquelle zu verwenden. Gerade beim Stickstoffwechsel sind die
individuellen Differenzen besonders deutlich, jedoch schwanken keines¬
wegs alle Stoffwechseleigenschaften einer Art, so daß ihre systema¬
tische Verwendung ins Wanken geraten könnte, sondern nur einzelne.
Noetel {Landsberg a. W.).
Berdnikow, A., Limite du developpement des microbes
dans les milieux artificiels. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 1305.)
Filtriert man eine flüssige Bakterienkultur durch Chamberland¬
kerzen, so gelingt es nur schwer, in dem Filtrat den gleichen Stamm
nochmals zu züchten (Marmoreksches Phänomen). Besredka und
seine Schüler wiesen nach, daß diese „Immunität“ des Nährbodens
Vitaminstudien.
273
im ersten Filtrat noch nicht zu erscheinen braucht, daß ein Wachstum
des betreffenden Bakteriums jedoch nicht mehr zu beobachten ist,
wenn man das Filtrat nach zwei- oder dreimaligem Wachstum des
Stammes und jeweilig nachfolgender Filtration nochmals beimpft.
Verf. hat diese Erscheinungen an Hefen nachgeprüft, die er in Kollo¬
diumsäcken wachsen ließ. Bei dieser Versuchsanordnung konnten
die Bakterien nicht durch die Kollodiumschicht nach außen treten,
während bestimmte Bakterienprodukte sehr wohl in die sterile
äußere Nährflüssigkeit gelangen konnte. Andererseits konnte das
frische Nährmedium in die Kollodiumsäcke eindringen. Das Dialysat
verhielt sich analog den Kerzenfiltraten. Im ersten Dialysat ließ
sich im allgemeinen nochmals eine Kultur züchten, die allerdings
weniger üppig war. Nach zwei- oder dreimaliger Dialyse wuchsen
die untersuchten Stämme im Dialysat nicht mehr. Eine strenge
Spezifizität bestand nicht, d. h. die Dialysate, die von einem be¬
stimmten Hefestamm herrührten, waren auch für einen anderen Stamm
als Nährboden nicht mehr geeignet. Prigge {Frankfurt a. M.).
Davidsolm, Heinrich, Vitaminstudien. (Die wasserlös¬
lichen wachstumsfördernden Faktoren. I. Die quan¬
titative Messung des bakterien wachstumsfördernden
Faktors.) (Bioch. Zschr. 1924, 150, S. 304.)
Die nähere Untersuchung der das Bakterienwachstum fördernden
Vitamine dürfte Aufschlüsse bringen über das Wesen der wachstums¬
fördernden Vitamine überhaupt. Verf. hat sich daher bemüht ein
Verfahren zur quantitativen Messung der wachstumsfördernden Wir¬
kung auszuarbeiten. Als geeignetste Bakterienart erwies sich in
Vorversuchen der Colibazillus. Als Nährmedium wurde Bouillon ge¬
wählt. Zur Bestimmung der Bakterienvermehrung wurden direkte
und indirekte Methoden herangezogen. Das Plattenzählverfahren
erwies sich als zu umständlich, die Zählung in der Zählkammer gab
hinreichend befriedigende Resultate, auch das Sedimentierverfahren
erschien verwendbar. Am besten bewährte sich jedoch die Bestimmung
des Trübungsgrades durch Vergleich mit einer Standardaufschwemmung.
Von den indirekten Methoden erwiesen sich Messung von Säuerung
und Gärung als unbrauchbar, während die Messung der Reduktion
von Nitroanthrachinon brauchbare Resultate gab. Es wurden nun
mit diesen Methoden eine Reihe von Frucht- und Gemüsepreßsäften
auf ihre wachstumsfördernde Wirkung untersucht. Bestimmt wurde
die Menge, die innerhalb 4 Stunden eine Verdoppelung der Bak¬
terienzahl gegenüber den Kontrollen bewirkte. Die Wirksamkeit der
Säfte erwies sich gegenüber chemischen und physikalischen Ein¬
griffe als sehr resistent. Durch Erhitzen im Autoklaven, Oxydation mit
Ha02, Ätherextraktion, Filtration und Adsorption an Kaolin wurde
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 11/12. 18
274
Bakterienfiltration.
sie nicht beeinträchtigt, nur Erhitzen mit Alkali wirkte schädigend.
Daß die Wirkung auf ein Vitamin zu beziehen ist, ergibt sich aus
der zur Leistung erforderlichen Kleinheit der Menge. Was die Be¬
ziehung zu anderen Vitaminen betrifft, so bestehen gegenüber dem
antiskorbutischen und antineuritischen Vitamine grundlegende Unter¬
schiede. Nähere Verwandtschaft besteht mit dem das Hefewachstum
fördernden Vitamin. Ebenso dürften engere Beziehungen zu den das
tierische und menschliche Wachstum fördernden B- Vitaminen bestehen.
Diese Verwandtschaft kann praktisch von Bedeutung werden, wenn
sich der Bakterienwachstumsversuch als Modell für die Wirkung der
Vitamine beim Tier verwenden ließe. Die bisher vorliegenden experi¬
mentellen Ergebnisse lassen noch kein Urteil darüber zu, wie weit
die Verwandtschaft der einzelnen wachstumsfördernden Vitamine geht.
Kurt Meyer {Berlin).
Warren, Shields and Mudd, Stuart, The penetration of bac-
teria througli capillary spaces. II. Migration through
sand. (J. of Bact. 1924, 9, p. 143.)
Zum Vergleich der Beweglichkeit von V. percolans mit der von V. comma und
von Erytbrobacillus prodigiosus wurde die Zeit festgestellt, die sie brauchten, um in
einer U-Röhre durch eine 10 cm hohe Quarzsandschicht von einem Arm in den
anderen zu gelangen. B. prodigiosus passierte die Sandschicht überhaupt nicht. In
dem einen Arm befand sich der Sand, über ihm nur eine 1 cm hohe Nährflüssigkeits¬
schicht, in dem anderen Arm nur Nährflüssigkeit. Wenn die Mikroorganismen in
die kleine Flüssigkeitsmenge über dem Sande geimpft wurden, so gelangten sie
viel schneller in den anderen Arm, als wenn die Impfung in der größeren Flüssig¬
keitsmenge im sandfreien Arm stattfand. Verff. erklären diesen Unterschied durch
eine chemotaktische Wirkung der reichlicheren Nährstoffmenge auf die im bald er¬
schöpften beschränkten Nährboden über dem Sand befindlichen Vibrionen. Durch
Benutzung der am schnellsten hinübergelangenden Vibrionen zu Subkulturen, gelang
es, Kulturen von maximaler Beweglichkeit zu erhalten, für den Cholerastamm
0,55 cm, für V. percolans 0,43 cm pro Stunde. Die Beweglichkeit blieb nur bei fort¬
gesetzter schneller Überimpfung auf der Höhe. Das Verfahren kann zur Trennung
beweglicher Arten von unbeweglichen benutzt werden.
Mudd, Stuart and Mudd, Emily B. H., The penetration of
bacteria through capillary spaces. III. Transport
through Berkef eidfilter s by electroen dosmotic Strea¬
ming. (Ibid. p. 151.)
In den mitgeteilten Versuchen gelang es, V. percolans durch electro-endosmotische
Strömung durch Berkefeld-„V“-Kerzen zu führen. Die Dicke der Filterwandung
war 0,4 mm. Ihre Poren waren gewunden, von unregelmäßiger Weite, stellenweise
nur 0,4 y im Durchmesser. Die Potentialdifferenz auf der Strecke durch die Filter¬
wand hindurch variierte sehr, im dichtesten Teile des elektrischen Feldes ungefähr
zwischen 10 und 70 Volt. Die Stromstärke variierte zwischen 0,02 und 0,1 Ampere.
Die Geschwindigkeit der Bewegung der Flüssigkeit durch das Filter betrug 2 3 cm
in der Minute. Da V. percolans negativ geladen war und die Tendenz hatte, sich
auf die Anode zu zu bewegen, war die unter gleichzeitiger Wirkung der Kataphorese
Symbiose. — -Bac. pyocyaneus.
275
und Endosmose erfolgende Bewegung zwar auf die Kathode zugerichtet, aber ent¬
sprechend verlangsamt. Die Vibrionen erschienen im Filtrat viel früher, als wenn
sie durch eigene Beweglichkeit hingelangt wären, aber später als beim Filtrieren
durch Ansaugung. Verff. weisen auf die Möglichkeit hin, daß Vorgänge im
lebenden Organismus wie Eindringen von Bakterien in Epithelien, Sekretions- und
Kesorptions Vorgänge in Elektroendosmose und Kataphorese als Bewegungsursachen
eine Erklärung finden könnten. E. Fit sehen (Weyarn).
Sears, H. J. and Putnam, J. J., Gas production by bacteria
in symbiosis. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 270.)
Verff. berichten über eine merkwürdige Erscheinung, daß nämlich
zwei in Symbiose wachsende Mikroorganismen zusammen Gas bilden
können, während sie jeder für sich gezüchtet, kein Gas produzieren.
Es kann dies Phänomen von Bedeutung sein bei der Differential¬
diagnose von Wasser- und Abwasserbakterien. Dieterlen (. Rottweil ).
Oehler, R., Symbiose und kommende Zelltheorie. (Zbl. f.
Bakt. Abt. 1. Orig. 1924, 93, S. 216*.)
Nach Faminicyns Symbiontentheorie besteht die Zelle aus
vielen selbständigen, sich teilenden, wachsenden und arbeitenden
Teilen, die experimentell getrennt und umgeordnet werden können.
Sie „ist somit ein unglaubliches Gewimmel von mikroskopischen und
ultramikroskopischen Symbionten“. Der Leitsatz: „es gibt kein all¬
gemeines Vorbild für den Bau der Zelle“ darf man heute auf die
Lehre von der allgemeinen Protoplasmamasse wohl schon übertragen,
ferner liegen heute schon gewichtige Tatsachen vor für die Auf¬
fassung der Zelle als Symbiontengefüge. Anhaltspunkte für die
Richtigkeit geben die im Plasma liegenden und hier selbständig
wachsenden, sich teilenden und vermehrenden Körner und Fäden der
Plasten und Mitochondrien, welche durchaus Symbiontencharakter
zeigen und somit das Plasma der Zelle als ein Symbiontengefüge
erscheinen lassen, wenn auch noch Widersprüche bestehen, die alle
die fraglichen Gebilde für aufgespeicherte Eiweißabsonderungen er¬
klären, dagegen stehen der dritten Behauptung Faminicyns, daß
der Sexualakt als Symbiontenvereinigung aufzufassen sei, nichts
entgegen. Noetel ( Landsberga . W.).
Wrede, F. und Strack, E., Über das Pyocyanin, den blauen
Farbstoff des Bacillus pyocyaneus I. (Zschr. f. physiol.
Chem. 1924, 144, S. 1.)
In , der vorläufigen Mitteilung wird außer den Analysen einiger
Salze des Pyocyanins nichts wesentlich Neues gegenüber der Arbeit
von Ledderhose gebracht. Eine Molekulargewichtsbestimmung
des Farbstoffes von der Formel C26 H24 N4 02 = 424 scheint den Verf.
nicht überzeugend. Die Analyse des Pyocyanins bereitet Schwierig¬
keiten. Wedemann (Berlin).
18*
276
Bac. pyocvaneus. — Bac. mucosus. — Pathogene Hefen.
Gessard, C., Sur l’odeur des cultures pyocyaniques. (C. r.
Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 1857.)
Die Kulturen des Bazillus pyocyaneus haben meist einen charak¬
teristischen Geruch, dessen Intensität bei verschiedenen Stämmen
verschieden ist und in Zusammenhang- steht mit dem Farbstoff¬
bildungsvermögen der Bakterien. Außerdem hängt die Bildung der
Riechstoffe von dem Nährmilieu ab, in dem sich die Keime befinden.
Züchtungen in Pepton wasser haben einen wesentlich intensiveren
Geruch als Bouillonkulturen oder Proben von „blauem Eiter“. Durch
Züchtung in künstlichen Nährböden bekannter chemischer Zusammen¬
setzung hat der Autor versucht, festzustellen, welche Substanzen die
Bildung der Riechstoffe bedingen oder wesentlich fördern. In einem
Nährboden, der Phosphate, Magnesium- und Calciumsalze als Mineral¬
stoffe enthielt, und in dem Kohlenstoff und Stickstoff als bernstein¬
saures Ammoniak vorhanden waren, entwickelte sich der Geruch der
Kulturen nur sehr langsam und unregelmäßig. Andere organische
Ammoniaksalze und die Mehrzahl der Aminosäuren förderten die
Riechstoffbildung nicht wesentlich. Dagegen waren in einem tryp¬
tophanhaltigen Nährboden sehr reichlich Riechstoffe vorhanden.
Rosel Goldschmidt {. Frankfurt a. M.).
Small, J. C. and Julianelle, L. A., Biologie and Serologie
studies of bacillus mucosus group. (J. of inf. Dis. 1923,
32, p. 456.)
Verff. haben Stämme von B. mucosus, die aus venerischen Granu¬
lomen stammten mit Stämmen, die aus den Luftwegen gezüchtet
waren, miteinander verglichen. Beide Stammarten verhielten sich
auf den Nährböden gleich, ein durchgreifender Unterschied zwischen
beiden Arten wurde nicht gefunden. Di et er len {Kottweil).
Komaya, Ginji, Beiträge zur Morphologie der pathogenen
Hefen im tierischen Gewebe. (Derm. Wschr. 1924, 79,
S. 873.)
Es wurde zunächst eine als Greifswalder Hefe bezeichnete
Hefekultur untersucht, für die Verf. den Namen „Monilia Buschke“
vorschlägt. Die Hefe wächst auf künstlichen Nährböden in runder
oder ovaler Form, bildet in den hängenden Tropfen kulturen kleine
Sproßbäumchen und zeigt in der Riesenkultur drei Zonen, in deren
zentraler und äußerer Zone Mycelien zu beobachten sind. Nach
intraperitonealer, intravenöser und subkutaner Injektion dieser Hefe¬
emulsion bei weißen Mäusen, Meerschweinchen und Ratten treten
Mycelien in verschiedenen Organen auf. Bei Mischung von Pferde¬
serum mit Bierwürze zeigte sich starkes Mycelienwachstum. —
Weitere Untersuchungen verschiedener anderer Hefearten hinsichtlich
Moniliaarten. — Oidium albicans.
277
ihres Verhaltens im Tierkörper zeigten, daß man die asporogenen
Hefen in 2 Arten teilen kann, eine Hefe, die im Tierkörper akzi¬
dentelle Membran, aber weder Mycelien noch Sproßbäumchen bildet
und zur Gattung Kryptokokkus gehört, und eine Hefeart, die Spro߬
bäumchen und Mycelien, aber keine akzidentelle Membran bildet
und zur Gattung Mycelorrhizodes oder Monilia gehört. Schuster.
Redaeli, Pierro, Experimental moniliasis. (J. of trop. M. a.
Hyg. 1924, 27, p. 211.)
Versuche an Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Hunden mit
verschiedenen Moniliaarten, die aus Soorbelägen oder aus Sputum von
Pneumonien und ßronchomykosen gezüchtet waren. Infiziert wurden
die Tiere durch intravenöse, intraarterielle, intraperitoneale, intra¬
pleurale, subkutane, subdurale und korneale Injektion. Monilia tropi¬
calis Castellani 1909 war für Kaninchen (Tod 5—6 Tage nach intra¬
venöser Injektion) und für Meerschweinchen und Ratten (Tod nach
4 — 5 Tagen) pathogen, Hunde vertrugen selbst hohe Dosen ohne
Erscheinungen. Monilia macedoniensis Castellani 1917 war für keine
Tierart pathogen. Nach Beimpfung der serösen Höhlen entstanden
nicht nur Pseudomembranen und Knötchen im Bereich der Impfung,
sondern es fand häufig eine Allgemeininfektion statt. Von den inneren
Organen werden bei jeder Infektionsart vor allen Dingen die Nieren
betroffen, die mit kleinen, makroskopisch sichtbaren, weißen Knötchen
teilweise wie übersät waren, während andere Organe, wie z. B. die
Leber nur wenige Knötchen zeigten. Verf. bringt die Vorliebe der
Monilia für die Nieren nicht nur mit ihrer Tätigkeit als Ausschei¬
dungsorgan, sondern mit der leicht sauren Reaktion des Nierengewebes
zusammen. Die in die Zirkulation gebrachten Parasiten wirken als
Emboli. Die entstehenden Knötchen bestehen im Zentrum aus dem
Parasit, polynukleären Leukocyten, Fibroblasten, Epitheloidzellen und
Riesenzellen. Das umgebende Gewebe zeigt Degenerationserschei¬
nungen mit einer Ansammlung von Fibroblasten und Plasmazellen.
Der Herzmuskel und die Leber waren fettig degeneriert. Die intra¬
venöse Injektion von Monilia krusei Castellani 1909 führte nur zu
einer Aussaat in den Lungen. Um die typisch gebauten Knötchen
ordneten sich in einem Falle pneumonische Herde an. Jantzen.
Urechia, C.-J. et Zugravu, G., Inoculation de 1’ oidium albi¬
cans par la voie sous-durale. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 540.)
Durch subdurale Verimpfung von Oidium albicans erzeugt man
beim Kaninchen eine Encephalitis mit charakteristischem histo¬
logischem Befund (Knötchen, vor allem in der weißen Substanz).
Prigge {Frankfurt a. M).
278
Verschiedenes.
Knowles, R. and Das Gupta, B. M., On the nature of Blast o-
cystis hominis. (Ind. J. of med. Research. 1924, 12, p. 31.)
Verff. betrachten den Blastocystis als eine höhere Art von Spalt¬
pilz nahe verwandt den Schizosaccharomyceten, der wahrscheinlich
mehrere verschiedene Arten umfaßt, die von der Art des Wirtes ab¬
hängig sind. Die Fortpflanzung geschieht durch zwei- und vielfache
Spaltung, durch exogene Knospung und durch endogene Sporenbildung.
Blastocystis hominis ist sicher ein höherer Spaltpilz, der im Darm
der meisten Menschen schmarotzt. Dieterlen {Bottweil).
Kendall, A. J., Bacterial parasitism, bacterial patho-
genism and resistance to bacterial infection. (J. of inf.
Dis. 1923, 32, p. 341.)
Die Arbeit, die sich mit der Theorie der Infektion beschäftigt,
muß im Original nachgelesen werden. Sie eignet sich nicht zu einem
kurzen Referat. Dieterlen {Bottweil).
Taylor Terry, Benjamin, Provisorische mikroskopische
Diagnose in weniger als 60 Sekunden ohne Mikrotom.
(M. Kl. 1924 S. 1179.)
Die in Formalin fixierten Gewebe werden mit dem Rasiermesser
in planparallele, nicht sehr dünne Scheiben geschnitten, mit saurem
polychromen Methylenblau gefärbt und im feuchten Zustande bei
schräg auffallendem Lichte mit schwacher Vergrößerung untersucht.
Maligne Entartungen fallen infolge intensiver Färbung sofort ins
Auge. Erich Hesse {Berlin).
• Nageotte, J., Sur la solubilite des colorants lipo-solubles
dans l’albumine et dans les constituants morpho-
logiques de la cellule. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 693.)
Die Färbung überlebender Gewebe mit fettlöslichen Farbstoffen
läßt sich nicht durch die interstitielle Flüssigkeit erklären; diese
bewirkt lediglich den Transport, der Farbstoff wird jedoch auch im
Gewebe selbst gelöst und akkumuliert. Auch die intensiv gefärbten
Fettenklaven der Gewebe reichen nicht zur Erklärung des Phäno¬
mens aus: außerhalb dieser Enklaven besteht diffuse Färbung der
gesamten Substanz. Die Gewebslipoide spielen bei der Färbung zwar
eine gewisse Rolle; aber nachdem Verf. beim Serum den Nachweis
erbracht hat, daß die Färbung zu intensiv ist, um allein durch die
in ihm enthaltenen Lipoide bedingt zu sein, muß auch für die Ge¬
webe angenommen werden, daß ihre Färbbarkeit noch auf einem
anderen Prinzip beruht. Verf. bringt nunmehr den experimentellen
Nachweis, daß das Albumin fettlösliche Farbstoffe (z. B. Sudan III,
Grübler) löst. Prigge {Frankfurt a. M.).
Mikrobiologische Technik.
279
Malone, R. H., A simple metliod of preparing collodion
capsules for use in the study ofbiological problems.
(Ind. J. of med. Research. 1924, 11, p. 1227.)
Eine sinnreiche Methode zur Herstellung von Kollodiumkapseln
für biologische Arbeiten. Die Methode muß im Original nach gelesen
werden. Di et er len (Rottweil).
Oerskov, I., Über Bakterienreinzüchtung. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 312.)
Verf. erwähnt kurz seine (J. of Bact. Vol. 7, p. 53) beschriebene
Methode zur Reinzüchtung einzelner Bakterien: Musterung von
Agarstückchen, aus der Platte ausgeschnitten und auf dem Objekt¬
träger aufgelegt mit dem Trockensystem, das die einzelnen Bakterien
deutlich erkennen läßt. In Bakteriengemischen sehen junge Kolonien
viel charakteristischer aus als ausgewachsene. Abimpfungen mit
einer Harpune, bestehend aus Platindraht, festgeschmolzen in einer
Kapillare, die mit Plastilin an dem Ende eines Objektivs befestigt
wird und vermittels eines quadrierten Okularmikrometers genau
eingestellt wird. Das Verfahren eignet sich gleichermaßen für
aerobe wie für anaerobe Bakterien. Noetel (Landsberg a. W.).
Epstein, H., Mikrotechnische Notizen. (Ergeb. d. Inst. f.
Infekt.Krkh. Elias Metschnikoff. 1924 p. 68.)
I. Zur Spirochätendiagnostik nach Burri wurde anstatt Tusche
eine wässerige lOproz. Opalblaulösung angewandt. Die Zuverlässigkeit
der auf diese Weise erzielten Resultate entspricht derjenigen der
Dunkelfelduntersuchung. — II. Zur vital-supravitalen Untersuchung
von Darmprotozoen sowie von zellhaltigen Exsudaten usw. empfiehlt
sich die Untersuchung des betreffenden Materials mit Zusatz einer
Spur von lproz. Brillantkresylblaulösung. Die darin enthaltenen
Protozoen und Zellen färben sich elektiv intensiv blau. — Bei der
Untersuchung in einer solchen Lösung von Klatschpräparaten aus
wutverdächtigem Gehirnmaterial erscheinen die Negrischen Körperchen
als ungefärbte Gebilde mitten in den intensiv blau gefärbten Gan¬
glienzellen. E. Gildemeister (Berlin).
Eckmann, A., Bedeutung und Bestimmung der Wasser¬
stoffionenkonzentration. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 266.)
Besprechung der im Titel genannten Frage; nichts wesentlich
Neues. E. Gildemeister (Berlin).
Sierakowsky, Stanislaw, Über Veränderungen der H-Ionen-
konzentration in denBakterienkulturen und ihrEnt-
stehungsmechanismus. (Bioch. Zschr. 1924, 151, p. 15.)
280
Mikrobiologische Technik.
Die Veränderungen der pH- Konzentration, die in zuckerfreier
Bouillon eintreten, lassen sich in zwei Phasen einteilen. In der
ersten, 1—3 Tage dauernden Periode, erreichen alle Kulturen unab¬
hängig vom Anfangs-pn einen pH von etwa 7, von Stamm zu Stamm
verschieden. In der zweiten Phase werden alle Kulturen alkalisch
und erreichen einen Wert von pH = etwa 9. Die Entwicklung erfolgt
am schnellsten, wenn der pH des Nährbodens sich in der Nähe des
Punktes befindet, den die Bakterien in der ersten Phase zu erreichen
„suchen“. Je weiter der primäre pH von diesem Punkte entfernt ist,
um so langsamer ist das Wachtum und um so später wird das
Maximum erreicht. Das Wachstum ist in neutralen Nährböden üppiger
als in alkalischen und in sauren üppiger als in neutralen. Die Re¬
gulation der Reaktion erfolgt einerseits durch Alkali- andererseits
durch C02-Bildung. Die Kulturen werden um so schneller alkalisch,
je leichter die C02 entweichen kann. Hermetisch verschlossene
Kulturen werden überhaupt nicht alkalisch. In anfangs alkalischen
Nälirmedien erfolgt durch die C02-Bildung Neutralisation. In sauren
Nährböden entweicht die C02. Die infolge des Bakterienwachstums
auftretenden alkalischen Stoffwechselprodukte bewirken den Eintritt
der neutralen Reaktion. Wie im Blute des Menschen und der höheren
Tiere erfolgt die Regulation der H- Ionenkonzentration durch Bindung
und Ausscheidung von C02. In älteren Kulturen, wo das Absterben
der Bakterien beginnt, hört die C02-Bildung auf, was die Alkalisierung
des Nährbodens zur Folge hat. Kurt Meyer {Berlin).
Winslow, C.-E. A. and Shaughnessy, H. J.? The alkaline iso¬
potential point of the bacterial cell. Preliminary
note. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 437.)
Für die Bakterienzelle wurde, nahe bei pn 13,5 ein zweiter
isopotentialer Punkt nachgewiesen. Für B. cereus ungefähr bei
13,3 — 13,4, für Bact. coli bei 13,6 — 13,8. Oberhalb dieses Punktes wird
die Zelladung positiv und erreicht mit weiterer Zunahme der Al¬
kalität hohe Werte. Störender Einfluß der Pufferwirkung der Bak¬
terien in der sie unmittelbar umgebenden Zone auf die Regelmäßig¬
keit des Ergebnisses kann durch 5 Minuten langes Schütteln der
Suspension vor Einbringung in die elektrophoretische Zelle be¬
seitigt werden. E. Fit sehen {Weyarn).
Sierakowski S. et Milejkowska, F., Ca,pacitedeneutralisation
des acides et des bases par les milieux bacterienset
par les liquides physiologiques. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 704.)
Untersuchungen über die „Pufferung“ von Bakteriennährböden
und Körperflüssigkeiten. Prigge {Frankfurt a.M).
Mikrobiologische Technik.
281
• •
Kabellk, J., Uber die Messang der Reaktion des Milieus
in der Biologie. (Biol. L. 1924, p. 221 [tschechisch].)
Eine Übersicht und Anleitung zum Gebrauch der Indikatoren
in der Biologie. Etwas Neues ist eine Modifikation des Michaelis-
Walpoleschen Komparators. Infolge radiärer Anordnung der Röhrchen¬
paare ist es ermöglicht, ohne Verschiebung des Auges durch alle
3 Öffnungen hindurchsehen zu können. Neu ist auch die Einrichtung
zum Messen der pn bei minimaler Menge der zu untersuchenden
Flüssigkeiten. Der Autor benützt Kapillarröhrchen, die in der
optischen Achse von 2, durch den Zeißschen Komparator unter¬
einander verbundenen, Mikroskopen mit schwacher Vergrößerung
eingestellt sind. Gellner ( Olmütz ).
Collier, W. A., Ausschaltung des Wasser fehl er s bei der
Giern sa- Färbung durch Phosphat pufferung. (D. in. W.
1924 S. 1324.)
Ziel: ohne zeitraubende Untersuchungen das zur Giemsa-Färbung
zu verwendende Wasser auf eine geeignete Alkaleszenz zu bringen.
Hilfsmittel dazu: eine Phosphatpufferung. Für gute Normal-Giemsa-
Färbungist eine Wasserstoffionenkonzentration von Ph = 7,1 brauchbar.
Man kann durch Zusatz von Natronlauge die alkalische, durch solche
von Phosphorsäure die saure Giemsa-Färbung vornehmen. Die molare
Konzentration der Pufferlösung soll m/20 nicht übersteigen ; m/50 er¬
gibt in der Regel Gutes.
1. Ein m/5 Phosphatgemisch mit der Wasserstoffionenkonzentration
PH = 7,1 wird angefertigt durch Mischen von
1 m = 3n-Phosphorsäure (Merck) 20 ccm
n-Natronlauge 33,6 „
destilliertes Wasser 46,4 „
Diese haltbare Pufferlösung wird vor Gebrauch mit destilliertem
oder Leitungswasser auf Vio verdünnt.
2. Azur II 0,08 Proz. in Aq. dest. 20,8 ccm
Eosin BA extra 0,08 „ „ „ „ 4,0 „
Diese Farbmischung, deren Mengenverhältnisse abgewandelt
werden, wenn der Schüttelschaum keinen deutlichen Violetton gibt,
wird im Meßzylinder mit der verdünnten Pufferlösung auf 100 ccm
aufgefüllt und im Farbtroge auf die Präparate für 1 — 3 Stunden
verbracht. Färbung von Trypanosomen und Malariaparasiten. Luft¬
trocknung. Fixierung in Methylalkohol. Bei Phosphatpufferung ist
man also überall unabhängig vom Wasser und kommt mit jedem
beliebigen käuflichen destilliertem wie auch mit Leitungswasser,
z. B. dem Frankfurts a. M., aus, das ungepuffert versagte.
Georg Schmidt (München),
282
Mikrobiologische Technik.
Show, Frederick W., The Ostwald viscosimeter for the
determination of the liquefaction of gelatin by
bacteria. (J. of Bact. 1924, 9, p. 315.)
In Anbetracht der vielen für die Beschaffenheit der Gelatine in
Frage kommenden Faktoren sollte der Gelatinegehaltstandard durch
einen Viskositätsstandard ersetzt werden. Ein bestimmter Prozent¬
gehalt an Gelatine verbürgt nicht ein gleiches Verhalten in bezug
auf Viskosität. Um die Viskositätsablesung bei Gelatinekulturen im
Ostwaldschen Viskosimeter bei 40° ohne Verunreinigung der Kultur
und bei derselben Kultur mehrmals machen zu können, wird die Be¬
nutzung des Viskosimeters als Kulturröhrchen empfohlen. Wegen
sonst leicht möglicher Verstopfung darf das Viskosimeter nicht von
zu kleinem Kaliber sein, ungefähr 25 Sekunden für Wasser. 4 ccm
2proz. Gelatine werden hineingegossen, die beiden Öffnungen mit
nicht hygroskopischer Watte 2 cm tief, nicht zu fest verstopft.
Sterilisieren. Ablesen nach Abkühlung auf 40°, sobald die Viskosität
konstant geworden ist. Impfung von der Reservoirseite aus. Die
Watte muß für Luft durchgängig, daher trocken bleiben. Kulturen
bei 39° oder mehr brauchen vor der Ablesung nicht 10 oder 15 Minuten
auf 50° erhitzt zu werden, was nur bei Kulturen von niedrigerer
Temperatur geschieht. Sie kommen direkt aus dem Brutschrank in
das Wasserbad von 40° und geben in weniger als 15 Minuten kon¬
stante Ablesungen. Luftblasen über der Gelatine müssen durch
sanftes Blasen in die Kapillare entfernt werden. In der Kapillare
darf es bei der Ablesung keine Luftblasen geben. e. Fit sehen.
DeGodoy, Aleides et Pacheco, Genesio, Nouveau mode de
preparation du petit-lait de Petrus chky. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 90, p. 243.)
Modifikation der Petruschkyschen Lackmusmolke. Prigge.
Dupray, Martin, Coagulation and Sterilisation of
Loeffler’s medium in the autoclave. (J. of Bact. 1924,9,
p. 179.)
Eine seit Jahren in mehreren Laboratorien bewährte Methode,
Loeffler- Nährboden im Autoklaven zum Erstarren zu bringen und zu
sterilisieren. Ohne besondere Kautelen behandeltes, mit Chloroform
versetztes, im Eisschrank aufbewahrtes, trotzdem nicht steriles
Rinderserum wird nach Austreibung des Chloroforms in der üblichen
Weise mit Bouillon gemischt, das Serumbouillongemisch kommt
dann in Kulturröhrchen mit Wattepfropfen, schräg gelagert oder in
Petrischalen in den Autoklaven. Es kommt dabei darauf an, daß das
Ventil zum Herauslassen der kalten Luft geschlossen bleibt. Diese
Luft darf nicht entweichen. Den Druck läßt man allmählich auf 5 Pfund
Mikrobiologische Technik.
283
ansteigen und hält ihn 2 Stunden auf dieser Höhe. Dann allmähliche
Steigerung auf 10 Pfund. Das Luftventil wird jetzt ein wenig ge¬
öffnet, bis Dampf austritt, und wieder geschlossen. Nach 20—30 Mi¬
nuten bei 10 Pfund Druck wird die Wärmezufuhr abgestellt. Man
läßt den Druck langsam auf Null fallen und die Abkühlung langsam
vor sich gehen. Sinkt der Druck schneller als die Temperatur des
Nährbodens, so gerät dieser ins Kochen. Der Autoklav darf nicht
leck sein. E. Fit sehen (Weyarn).
le Clerc, R. et Bendam, R., Apareillage simple pour prati-
quer, avec une asepsie absolue, un prelevement de
sang eil vue d’une hemoculture. Meme apareillage
pour pratiquer la transfusion de sang citrate. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 550.)
Beschreibung einer Apparatur, die es gestattet, Blut zur bak¬
teriologischen Untersuchung unter sicherer Vermeidung der sonst so
häufigen Verunreinigung mit akzidentellen Keimen zu entnehmen.
Die Apparatur ist auch zur Bluttransfusion geeignet. Prigge.
Delater et Merle, „Milieux voyageurs“ pour hemocultures.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 1458.)
Da Blutkulturen infolge des Transports häufig negativ ausfallen,
schlagen Verff. einen Gelatinenährboden vor, der nur erhitzt zu
werden braucht und sofort am Krankenbett vom Praktiker beimpft
werden kann. Im Gegensatz zu Bouillon usw. können diese Nähr¬
böden in beliebiger Lage transportiert werden. Prigge.
Schulten, Hans, Hochprozentige Peptonbouillon als halb¬
starrer Nährboden zur Blutkultur. (M. m. W. 1924
S. 1362.)
Als halbstarren Nährboden zur Blutkultur empfiehlt Verf. folgende
Peptonbouillon: 1 Liter Fleischwasser wird mit 10 Proz. Witte- Pepton
und 0,5 Proz. Kochsalz 1/2 Stunde gekocht, neutralisiert und schwach
alkalisiert. Hierauf wird abermals bis zum möglichst völligen Klar¬
werden gekocht und filtriert. Da die verschiedenen Peptonpräparate
nicht immer die gleiche gerinnungshemmende Wirkung haben, wird
zunächst folgender Vorversuch gemacht. Man gibt in 4 Reagenz¬
gläser je 2, 4, 6 und 7 ccm der Peptonbouillon und füllt die ersten
3 mit physiologischer Kochsalzlösung auf 7 ccm auf. Dann fügt man
zu jedem Röhrchen 1 ccm 10 proz. Gummi arabieum-Lösung und 0,3 ccm
10 proz. Calciumchloridlösung, sterilisiert und versetzt die Röhrchen
in der unten angegebenen Weise mit Blut. Dasjenige Röhrchen, das
nach 24 Stunden die beste Gallertbildung aufweist, zeigt die brauch¬
barste Verdünnung an und dementsprechend wird die Peptonbouillon
284
Blutuntersuchungen.
mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt. Das Gesamtgemisch
erhält schließlich einen Zusatz von 13 Proz. lOproz. Gummi arabicum-
Lösung und 4 Proz. lOproz. Calciumchloridlösung, wird in Reagenz¬
gläser zu je 8 ccm abgefüllt und sterilisiert. Zur Anlegung der
Kultur werden 2—3 ccm frisch aus der Vene entnommenen Blutes in
die Peptonbouillon gebracht, vorsichtig gemischt und möglichst senk¬
recht in einen Brutschrank von 37 0 gestellt. Bei richtigem Arbeiten
ist nach spätestens 12 Stunden die Flüssigkeit über der Blut¬
körperchenkuppe zu einer völlig klaren, weichen Gallerte erstarrt,
in der nach weiteren 12—48 Stunden oder auch später etwaige
Kolonien von aeroben und anaeroben Keimen als kleine Flocken sicht¬
bar werden. W. Gaehtg ens (Hamburg).
Boez, L., Technique d ’ h emoculture en milieu solide. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 909.)
Da bei der bakteriologischen Untersuchung des Blutes in flüssigen
Nährböden die pathogenen Erreger leicht durch Verunreinigungen
maskiert werden können, und da vor allem, wenn es sich um fakul¬
tativ pathogene Bakterien handelt (Staphylokokken, B. coli usw.) die
Frage nach der Herkunft des gezüchteten Keimes (aus dem Blut oder
von einer Verunreinigung herrührend) oft schwer zu entscheiden ist,
empfiehlt Verf. die Aussaat des Blutes mit verflüssigtem Agar auf
Rouxschen Schalen. Außerdem ist es mit dieser Methode möglich,
die Zahl der im Blut enthaltenen Keime zu zählen. Prigge.
Neser, C. P., The b 1 o o d o f e q u i n e s. (9. and 10. Rep. of the Dir.
of Vet. Res. Union of South Africa. Pretoria 1924 p. 479.)
Wertvolle umfangreiche Arbeit über das Blut bei gesunden
Pferden, Mauleseln und Eseln (Morphologie, zahlenmäßige Verteilung
der einzelnen Formelemente, Einfluß verschiedener Faktoren auf die
Blutzusammensetzung) mit zahlreichen Kurven und Tabellen sowie
2 Farbtafeln. Zeller (Berlin).
v. Liebensteiu, A., Über die Veränderungen der Leuko-
cytenzahlen unter verschiedenen Versuchsbedin-
g u n g e n. (Klin. Wschr. 1924 S. 1482.)
Untersucht wurden 43 möglichst gesunde Personen zwischen
15 und 40 Jahren. Die Untersuchungen zeigten das Gesamtergebnis,
daß die Zahl der Gesamtleukocyten bei Ruhe und völlig gleich¬
bleibenden Versuchsbedingungen in großem Ausmaß schwankend ist.
Sie betrug bei 11 Gesunden 3300—10100. Sie schwankt aber auch
bei den gleichen Personen in kurzen Zeiträumen nach oben und unten
um ein Beträchtliches, in den untersuchten Fällen bis 2900 Leuko-
cyten nach oben und 1200 nach unten. Die gleichen Schwankungen
Verschiedenes.
285
wurden bei Wechsel von Stehen und Liegen, nach lokaler Ein¬
wirkung des faradischen Stromes und bei künstlicher Hyperämie
beobachtet. Diese Schwankungen entsprechen nur der Tatsache, daß
die Leukocytenzahlen stets in weitem Ausmaße um einen Mittelwert
nach oben und unten schwanken. Diese Zahlenunterschiede müssen
durch den wechselnden Zufluß von weißen Blutzellen zum Herzen
und weiter durch den wechselnden Gehalt des den Kapillaren zu¬
fließenden Blutes an Leukocyten bedingt sein. Es ist anzunehmen,
daß hierfür Retentionen und Mobilisierungen von Zellen in den ver¬
schiedensten Kapillargebieten maßgebend sind. Schuster.
Sabrazes, J., A propos du bleu de toluidine phenique en
coloration post- vitale. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 563.)
Studien über die Färbung von Blutparasiten (und Blutkörperchen)
mit Toluidillblau. Prigge ( Frankfurt a. M).
Kinmra, K., Zur Artbestimmung der Putrificus-Bazillen.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 342.)
Es werden 3 aus Fisch- und Fleischkonserven gezüchtete anaerobe
Fäulniserreger beschrieben und mit den bekannten Vertretern der
Putrificusgruppe : B. p. Bienstock, B. p. verruc. Zeißler, B. Uhrzeiger
Pfeiffer-Bessau verglichen. Die Unterschiede der sämtlichen 6 Stämme
sind nicht so bedeutend, als daß eine Zerlegung in Unterarten be¬
rechtigt erschiene. Insbesondere dürften die von Bienstock kon¬
struierten Unterschiede zwischen seinem Bacillus putrificus und Para-
Putrificus, fußend auf der zeitlichen Aufeinanderfolge von Milch¬
gerinnung und Peptonisierung, auf Beobachtungsfehler zurückzuführen
sein. Die von Zeißler beschriebenen Feinheiten der Wachstums¬
unterschiede konnten vom Verf., wie er zugibt, wohl infolge Unvoll¬
kommenheit seiner technischen Hilfsmittel nicht bestätigt werden.
Die Agglutinationsreaktion hat sich zur Zusammenfassung der
6 untersuchten Fäulnisstämme in eine gemeinsame Gruppe und zur
Abgrenzung derselben von der im System nahestehenden Tetanus¬
gruppe nicht brauchbar erwiesen. — Hinweis auf die starken
Widersprüche im Schrifttum bezüglich der Artmerkmale des Putrificus.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Kämmerer, H., Beiträge zur Bedeutung des bakteriellen
Synergismus für die Biologie. (Klin. Wschr. 1924 S. 723.)
Versuche über die Urobilinbildung ergaben, daß das gleiche wie
für die Bienstocksche Zerfallsfäulnis auch für die Urobilinbildung
gilt. Jener stärkere Grad der Fäulnis, der nicht etwa nur zur
Indolbildung oder zum Fäulnisgestank, sondern zum Detrituszerfall
führt, ist dazu nötig, und dieser stärkere Zerfall ist eine synergistische
286
Mikrobiologische Technik.
Leistung mehrerer Bakterienarten, Aerobier und Anaerobier. —
Weitere Untersuchungen zeigten, daß sich in vielen Stuhlaufschwem¬
mungen ein Agens befindet, das aus Blutfarbstoff ein Porphyrin ent¬
stehen läßt. Für die Porphyrinbildung sind Obligatanaerobier not¬
wendig, es müssen aber stets Aerobier ähnlich wie bei der Zerfalls-
fäulnis mithelfen. Meist scheinen Subtilisarten, aber nicht aus¬
schließlich, in Betracht zu kommen. Offenbar kommt es auf eine
genaue qualitative und quantitative Abstimmung und vielleicht auf
ein gewisses Entwicklungsstadium der Anaerobier an. — Bakterielle
Synergismen sind also auch für die menschliche und tierische Patho¬
logie nicht ohne Bedeutung, vor allem für die Pathologie des Darmes,
dann auch für Eiterungsprozesse mit gemischter Bakterienflora. Für
alle entsprechenden Krankheitszustände könnte die Stärke des Por¬
phyrinbildungsvermögens bakterienhaltiger Produkte ein vorläufiger
Anhaltspunkt sein. Schuster {Frankfurt a. 0.).
Rühle, ß., Über eine neue Züchtungsmethode des B. bi-
fidus und acidophilus bei anaerobem Oberflächen¬
wachstum. (Jahrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 21.)
Ausgehend von der weitgehenden morphologischen und färberischen
• • _
Ähnlichkeit zwischen B. bifidus und Diphtheriebazillus wurden zur
Züchtung des ersteren Loefflerplatten versucht. Unter streng an aeroben
Bedingungen gelang es fast stets, auf diese Weise in 4 Tagen sowohl
Reinkulturen von B. bifidus als auch von B. acidophilus zu erzielen.
Der B. bifidus ist unter allen Umständen ein obligater Anaerobier.
v. Bernuth {Jena).
• •
Kovacs, N., Uber einen Dimethyl-p-Phenylendiamin-
nährboden zur Züchtung anaerober Bakterien und
über das Verhalten einiger Aeroben auf diesem Nähr¬
boden. I. Mitteilung. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
92, S. 315.)
5 ccm einer lproz. Lösung von Dm. erhältlich bei Merck als
„Dimethyl-p-Phenylendiaminbase zur Oxydasereaktion nach Prof.
W. H. Schulze“ auf 100 ccm Agarnährboden gegeben, erweist sich
als optimale Konzentration für die verschiedenen Anaerobenstämme.
Aerobe Stämme zeigen gegenüber Dm. verschiedene Resistenz, die zur
Differenzierung und Reinzüchtung benutzt werden kann. Noetel.
De Sniidt, F. P. 0., An apparatus for anaerobic plate
cultivation in hydrogen for separate petri capsule s.
(J. of Hyg. 1924, 22, p. 325.)
Blechdeckel von Marmeladeeimern, die auf 8 cm Petrischalen¬
böden passen, werden an 2 Stellen der Oberfläche angebohrt und
Anaerobe Bakterien.
287
mit aiigelöteten Rohransätzen für Wasserstoffdurchleitung versehen.
In den ableitenden Ansatz kommt eine in Kupferdrahtnetz eingerollte
Patrone von Palladium-Asbestwatte zur Entfernung der letzten Sauer-
stoffreste nach Mein to sh und Fildes. Die Abdichtung von Deckel
und Boden erfolgt durch Plastilin. Hiermit können strenge An¬
aerobier gezüchtet werden. Die einzelnen Kolonien sind von der
Glasseite gegen den schwarz lackierten Blechdeckel gut sichtbar.
C. Pr ausnilz ( Greifswald ).
Hall, Ivan 0. and Petersou, Emelia, The discoloration of
brain medium by anaerobic bacteria. (J. of Bact. 1924.
9, p. 211.)
Schwarzfärbung von Pepton enthaltendem Hirnnährboden erlaubt
nur dann Schlüsse auf die auf ihm wachsenden Anaerobierarten,
wenn der Eisengehalt des benutzten Peptons bekannt ist, denn die
Schwärzung beruht auf Ausfällung von Schwefeleisen durch Ein¬
wirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisen. Versuche mit 7 Bazillext-
arten, die eine Mannigfaltigkeit von proteolytischen Wirkungen re¬
präsentierten, zeigten, daß Difcopeptonzusatz zum Nährboden im all¬
gemeinen gleichen Einfluß auf den Eintritt der Schwärzung hatte
wie Eisenzusatz, und durch chemische Analyse konnte im Difcopepton
ein viel größerer Eisengehalt nachgewiesen werden als in den vor¬
liegenden anderen Sorten, deren Eisengehalt aber auch verschieden
war. Zu Hirnnährböden benutze man möglichst eisenfreies Pepton.
Schwärzung eines Hirnnährbodens ohne Pepton oder Eisenzusatz in¬
folge von Wachstum von Fäulniserregern beruht nicht auf dem Eisen¬
gehalt des Hämoglobins, denn, wenn das der Fall wäre, müßte Zusatz
von Blut die Schwärzung befördern, was nicht geschieht. Das an
Hirnsubstanz gebundene Eisen wird von aktiven Fäulniserregern
freigemacht, die Bindung des Eisens im Hämoglobin ist auch für
diese nicht lösbar. E. Fit sehen (Weyarn).
Tomioka, Y., Bakteriologische und serologische Unter¬
suchungen bei einer neuen Art von anaeroben Fäulnis¬
bazillen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I, Orig. 1924, 92, S. 321.)
Eingehende im Original nachzulesende morphologische und biolo¬
gische Beschreibung eines aus einer Sardinenkonserve gelegentlich
einer Vergiftung gezüchteten, jedoch mit dieser nicht im Zusammen¬
hang stehenden anaeroben Fäulniserregers, den Verf. als neue Art
ansieht. Er steht den von Pfeiffer und Bes sau gefundenen Uhr¬
zeigerbazillen am nächsten, läßt sich aber von diesem wie vom
B. cad. spor. Klein, B. spor., B. paraspor., B. putrif, B. putrif. tenuis,
B. putrif. verruc. teils morphologisch, teils biologisch unterscheiden,
wie im einzelnen ausgeführt wird. Hinsichtlich der Bedingungen,
288
Clostridium putrificum. — Darmflora.
von denen die Kolonieform der Anaerobier abhängt, spielt Beweglich¬
keit, Plastizität, Stoffwechselprodukte, Beschaffenheit der Bazillen¬
oberfläche und deren Klebrigkeit eine wichtige Rolle, Temperatur,
Reaktion, Bestandteile, Härte, Höhe des Nährbodens, Alter und Menge
der verimpften Bazillen verändern die Beweglichkeit, die Stoffwechsel¬
produkte und die Klebrigkeit der Bazillen derart, daß atypische
Kolonien entstehen. Die Blähformen, die der Bazillus bildet, kommen
in erster Linie auf Nährböden zustande, deren Reaktionen und Be¬
standteile für sein Wachstum günstig sind, sie können also keine
Entartungsformen darstellen, sie enthalten auch nicht Granulöse,
sondern eine säurefeste Substanz. Immerhin dürften sie eine patho¬
logische Form bei anormaler Sporenbildung darstellen. Noetel.
Reddisli, George F., Clostridium putrificum. III. A com-
parison of strains obtained from collections in this
country and abroad. (J. of Bact. 1924, 9, p. 321.)
Ein Vergleich der unter dem Namen Clostridium putrificum in
namhaften Sammlungen Amerikas und Europas geführten Bakterien¬
stämme ergab 2 Gruppen, eine der von Bienstock beschriebenen
Clostridium entsprechende und eine in wesentlichen Eigenschaften
mit C. sporogenes übereinstimmende. Die 1. Gruppe: runde end¬
ständige Sporen, langsame Eiweißverdauung, keine Gasbildung aus
Zucker. 2. Gruppe: ovale, subterminale Sporen, schnelle Eiwei߬
zersetzung, Vergärung verschiedener Zucker unter Gas- und Säure¬
erzeugung. Erkennt man Bienstocks Clostridium als Spezies an,
so müssen die mit dem Originalstamme nicht übereinstimmenden
Stämme aus ihr ausgeschlossen werden. E. Fit sehen {Weyarn).
Aznar, P., Bacilles aerobies ä spores terminales dela
fl ore intestinale de l’homme. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 674.)
Beschreibung eines zur menschlichen Darmflora gehörenden
• •
aeroben Bazillus mit endständigen Sporen, der gewisse Ähnlichkeiten
mit dem B. pseudotetanicus aufweist, sich von ihm jedoch dadurch
unterscheidet, daß er fakultativer Anaerobier ist, Glukose und andere
Zucker vergärt und keine proteolytischen Eigenschaften besitzt.
Prigge ( Frankfurt a. M).
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Akt. Referate.
. ' ' ' Bd. 78. No. 13/14. ■
Ausgegeben am 27. Januar 1925.
Immunitätsforschung. — d’Herellesches Phänomen.
Zironi, A., Sulla natura della immunitä. (Bollet. Istit. siero-
terap. Milan. 1924, 3, p. 249.)
In einer kritischen Beleuchtung der bei erworbener Immunität
gegen verschiedene Infektionskrankheiten sich abspielenden Prozesse
hebt Verf. hervor, daß dabei neben Immunitäts- beständig auch Über¬
empfindlichkeitserscheinungen an den Tag treten. Diese Beobachtung
führt ihn zur Annahme, die beiden Grundmanifestationen der Allergie
seien nicht unabhängig voneinander, sondern die Immunität im
weiteren Sinne erheische die harmonische Beteiligung folgender zwei
Faktoren: 1. eine ausgesprochene Steigerung der Sensibilität der
Zellen den Mikroorganismen und ihren Stoffwechselprodukten gegen¬
über, 2. eine Zunahme der Reaktionsfähigkeit gegen solche bakterielle
Produkte. Auch die auftretenden Reaktionen sind von zweierlei Art,
nämlich 1. Bildung spezifischer Verteidigungsprodukte (Antikörper),
die über die Norm gesteigert ist, 2. außergewöhnlich rasche und
intensive Ansammlung der normalen Verteidigungskräfte um die
Keime herum. Die erhöhte Reaktionsenergie hat wenigstens zum Teil
• •
ihren Grund in einer intensiveren Übertragung des Reizes: die
Überempfindlichkeit ist somit der ursprüngliche Faktor der Immunität.
Durch die Gegenwart von Antikörpern, die imstande sind die Reiz¬
wirkungen zu zerstören oder zu vermindern, kann natürlich der
Überempfindlichkeitsprozeß verschleiert werden. Auf Grund seiner
Beobachtungen über das Zustandekommen der antitoxischen Immunität,
namentlich der Immunität bei Tetanus glaubt Verf. behaupten zu
können, daß auch letztere sich nach allgemeinen Regeln abspielt, daß
• •
nämlich der Bildung des Antitoxins ein Zustand von Uberempfind¬
lichkeit gewisser Zellgruppen vorausgeht; letztere erwerben die
Fähigkeit, das Toxin mit einer außergewöhnlich starken Avidität zu
binden, die sogar jene des Nervensystems übersteigt," und sie er¬
widern diese Bindung durch Erzeugung von Antitoxin. Dieterlen.
Turek, V., Beitrag zum Studium der Vererbung der
Immunität resp. der Uberempfindlichkeit gegenüber
von Toxinen. (Revue v neuropsych. 1924 p. 213 [tschechisch].)
Ergebnis der Nachprüfung der bekannten Versuche Ottos,
wonach Tiere überempfindlich gegen diejenigen Toxine sein sollen,
Erste Abt, Ref. Bd. 78. 13/14. 19
290
Immanitätsforschung.
gegen welche ihre Väter immun waren. Der Autor benutzte bei
seinen Versuchen als Ausgangsobjekte Kaninchenmännchen, die gegen
Diphtherietoxin resp. Rizin hochimmunisiert waren, fand aber, daß
sich Belege oder Hinweise, die für eine Allgemeingültigkeit der Otto-
schen Auffassung der Immunitätsvererbung sprächen, nicht erkennen
lassen. Die Immunität als erworbene Eigenschaft eignet sich nicht
zum Studium der Vererbungsgesetze. Gellner ( Olmütz ).
Neufeld, F. und Meyer, Hans, Über die Bedeutung des Reti-
kuloendothels für die Immunität. (Zschr. f. Hyg. 1924,
103, S. 595.)
Bei Mäusen, bei denen nach Bielings Vorgang durch Ent¬
fernung der Milz und intravenöse Einspritzung von Eisenzucker das
Retikuloendothel zum großen Teil ausgeschaltet ist, mißlingt die
aktive Immunisierung gegen Pneumokokken häufig, und zwar auch
dann, wenn sowohl die Schutzimpfung wie die Infektion intraperi¬
toneal ausgeführt wird. — Ebenso vorbehandelte Mäuse lassen sich
dagegen passiv ohne weiteres gegen Pneumokokken immunisieren. —
Die von Bieling begründete Anschauung, wonach das Retikulo¬
endothel seiner Funktion nach ein endokrines Drüsengewebe und
die Antikörperbildung eine von diesem Gewebe ausgehende innere
Sekretion ist, erfährt durch die Versuche der Verff. eine weitere
Stütze. Wahrscheinlich sind das Retikuloendothel, bzw. im weiteren
Sinne die Zellen des Gefäßbindegewebsapparates die einzige Bildungs¬
stelle der Antikörper. — Aktiv gegen Pneumokokken immunisierte
Mäuse zeigen dieselbe spezifische Phagocytose wie passiv immuni¬
sierte, haben aber fast niemals nachweisbare Mengen von Schutz¬
stoffen im Blut. Nach intravenöser Einspritzung von Mangansalzen
treten solche reichlich auf: sie sind also zellständig vorhanden. —
Die Versuche der Verff. sprechen dafür, daß die erworbene aktive
Immunität ausschließlich auf Antikörpern beruht und daß es dem¬
zufolge nur eine allgemeine, nicht aber eine örtliche Gewebsimmunität
in dem Sinne, wie sie von vielen Autoren angenommmen wird, gibt.
Schill [Dresden).
Gil y Gil, Carlos, Die Immunität im Nierenepithelgewebe.
(Beitr. z. path. Anat. u. z. allg. Path. 1924, 72, S. 621.)
Die Untersuchungen von Suzuki, wonach bestimmte chemische
Substanzen, so Sublimat und Urannitrat, nur auf die Epithelien der
Nierenhauptstücke, bei bestimmten Mengen nur auf gewisse Ab¬
schnitte derselben wirken, veranlaßte Verf. zu Untersuchungen über
die Frage, ob sich das Epithel bei wiederholter Anwendung solcher
Mengen der genannten Gifte, die keine oder nur geringe Verände¬
rungen hervorrufen, an größere an sich tödliche Mengen gewöhnen
Immunitätsforschung.
291
würde. — Die Versuche wurden an Kaninchen ausgeführt und er¬
gaben zunächst, daß bei einmaligen Injektionen von Urannitrat die
Veränderungen entsprechend der Menge und Zeitdauer nach der
Einspritzung Zunahmen, daß weiter die Kaninchen, die nach voraus¬
gegangenen Immunisierungsversuchen zugrunde gingen, im allgemeinen
geringere Veränderungen zeigten als die, die von vornherein die bei
den immunisierten Tieren zuletzt verwendete Dosis erhielten. Die
am stärksten immunisierten Kaninchen zeigten geringe oder gar
keine frischen Veränderungen des epithelialen Apparates. Bei einem
offensichtlich immunisierten Kaninchen gelang auch der Nachweis,
daß sich die Ausscheidung des Urans schnell und in reichlicher
Menge vollzog, woraus eine Gewöhnung der Nierenzellen an die
Wirkung des konzentrierten Urans angenommen werden konnte.
Demgegenüber ergaben Versuche bei Kaninchen, die nur eine einzige
Uraneinspritzung erhielten, daß das Uran nicht ausgeschieden wurde.
Die Versuche mit Sublimat hatten die gleichen Ergebnisse wie die
mit Uran. Bei vorsichtigem Vorgehen kann auch mit Sublimat eine
auffällige Resistenz des tubulären Apparates gegen das Gift erzielt
werden, wobei es gegenüber nicht immunisierten Tieren in erhöhtem
und beschleunigtem Maße ausgeschieden wird. Es gelingt danach,
die Niere des Kaninchens gegen Vergiftungen mit Uran und Sublimat
erfolgreich zu immunisieren, so daß nicht nur toxische subkutane,
sondern auch intravenöse Dosen glatt vertragen werden. Die Immuni¬
sierung erstreckt sich bei den mit Uran behandelten Tieren auf den
glomerulären sowie tubulären Apparat und kann beim tubulären
schon manifest sein, während sich der glomeruläre noch als empfindlich
erweist. Auch die Hauptstücke selbst werden ungleichmäßig immuni¬
siert: am leichtesten die zunächst und am stärksten betroffenen
distalen Abschnitte, während die medialen und proximalen Abschnitte
noch empfindlich bleiben. Die Immunisierungen gehen vielfach mit
teil weisem Untergang des Nieren gewebes einher und führen zu den
charakteristischen Bildern der parenchymatösen Uran- und Sublimat¬
schi umpfnieren. A. Ghon {Prag).
Werkmail, C. H., Immunologie significance of Vitamins.
I. Inf lue nee of the lack of Vitamins on the production
of specific agglutinins, precipitins, hemolysins and
bacteriolysins in the rat, rabbit and pigeon. (J. of inf.
Dis. 1923, 32, p 247.)
Ratten, Kaninchen und Tauben wurden längere Zeit mit
Nahrungsstoffen gefüttert, die vollständig vitaminfrei (Vitamin A
oder B) waren. Nach bestimmten Zeiträumen zeigten die Tiere
deutliche Zeichen der veränderten Ernährung. Bei Ratten und
Kaninchen, die so vorbehandelt waren, konnte keine Abnahme der
19*
292
Immunitätsforschung.
Fähigkeit, Agglutinine, Präzipitine, Hämo- oder Bakteriolysine zu
produzieren, festgestellt werden, ebenso bildeten derartig vorbehandelte
Tauben Agglutinine ebenso wie die Kontrolltiere. Man darf also
aus den Versuchen schließen, daß eine Kataphylaxis bei Tieren, die
an Vitaminmangel leiden, nicht auf eine Zerstörung oder Lähmung
des antikörperbildenden Systems zurückzuführen ist. Dieterlen.
Werkman, 0. H., Immunologie significance of Vitamins.
II. Influence of lack of Vitamins on resistance of rat,
rabbit and pigeon to bacterial infection. (Ibid. p. 255.)
Ratten, Kaninchen und Tauben, die einem ausgesprochenen
Vitaminmangel unterworfen worden waren, zeigten einen bemerkens¬
werten Ausfall ihrer Resistenz gegenüber Infektionen. Ratten und
Kaninchen, die nie von Vitamin A-freiem Futter bekommen hatten,
verhielten sich einer Milzbrand- und einer Pneumokokkeninfektion
gegenüber weniger widerstandsfähg. Da Ratten bei Entziehung von
Vitamin B gleicherweise eine Zunahme der Empfänglichkeit für
Milzbrand- und Pneumokokkeninfektion zeigten, so ist die Kataphy¬
laxis nicht dem Vitamin A-Mangel zuzuschreiben. Die Ergebnisse
sind den bei hungernden Tieren gewonnenen ähnlich. Tauben, die
mit Vitamin B-freiem Futter und solche Tiere, die mit poliertem
Reis gefüttert waren, erlagen prompt einer Milzbrand- und Pneumo¬
kokkeninfektion, während die Kontrolltiere am Leben blieben.
Dieterlen (Rottweil).
Werknian, C. H., Immunologie significance of Vitamins.
III. Influence of the lack of Vitamins on the leuco-
cytes and on phagocy tosis. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 263.)
Der normale opsonische Index für Typhusbazillen und Staphylo¬
kokken bei Ratten und Kaninchen, die Vitamin A-frei ernährt waren,
war in vitro nicht wesentlich niedriger als der der Kontrollen.
Ähnlich verhielten sich Ratten, die Vitamin B-frei vorbehandelt
waren, gegen Typhusbazillen in vitro. Bei Versuchen in vivo da¬
gegen waren die Ergebnisse etwas anders. Die Indices waren ein
wenig höher bei den nichtimmunisierten Kontrollratten als bei nicht-
immunLierten Vitamin A- oder B-frei vorbehandelten Ratten. Zieht
man hierbei die in vitro erhaltenen Resultate in Betracht, so gewinnt
man den Eindruck, daß die Verminderung der phagocytären Kraft
nicht auf einem Mangel des Tieres Opsonine zu bilden beruht, sondern
daß hierbei ein Faktor mitwirkt, der den phagocytären Vorgang un¬
günstig beeinflußt. Die Umgebungstemperatur kann so von Bedeutung
sein, da die Körpertemperatur während des Vitaminmangels beträcht¬
lich sinkt. Dieterlen (Rottweil).
Immunitätsforschung.
293
Hoff, Ferdinand, Über Hautfunktion und Intrakutan¬
injektion. (M. Kl. 1924 S. 1315.)
Eine Reihe therapeutischer, diagnostischer und immunisatorischer
Beobachtungen sprechen dafür, daß der Haut besondere Funktionen
zukommen, die sich bei der Intrakutaninjektion geltend machen.
Wenngleich die Reaktionsfähigkeit der Haut an verschiedenen Stellen
verschieden ist, so tritt doch im Sinne obiger Feststellung die Haut
in ihrer Gesamtheit als Organ in Funktion. Sowohl bei spezifisch
als auch bei nicht spezifisch wirkenden Arzneimitteln und Seren
haben sich die gleichen Beobachtungen ergeben. Erich Hesse {Berlin).
Bommer, S., Neutralreaktionen an der Haut. (Klin. Wschr.
1924 S. 1758.)
Es wurde die Rolle der einzelnen Kationen Na*, K’, Ca" und
Mg** als Reizfaktoren in ihrer Wirkung auf die Haut untersucht.
Bei intrakutaner Injektion der entsprechenden Salze (Chloride)
wurden „funktionelle Derinoreaktionen“ hervorgerufen. Typus und
Verlauf der Reaktion war für jedes der untersuchten Salze eigen¬
tümlich und charakteristisch. Da bei den verschiedenen Salzlösungen
nur das Kation gewechselt wurde, muß angenommen werden, daß
dieses jeweils die Eigenart der Reaktion bedingt hat. Die einzelnen
Kationen vermögen also auch an der Haut ganz spezifische Wir¬
kungen hervorzurufen, die in Analogie zu setzen sind zum Effekt
pharmakologisch differenter Substanz. Schuster [Frankfurt a. 0).
Hizume, K. und Vollmer, H., Zur Biologie der Haut. Leu-
kocytose nach Intrakutaninjektion unspezifischer
Stoffe beim Tier. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 42, S. 555.)
Bei Meerschweinchen und Kaninchen, denen physiologische Koch¬
salzlösung oder Caseosan in 2 — 3 Quaddeln intrakutan in die rasierte
Haut injiziert wurde, zeigte sich im peripheren Blut in keinem Falle
ein Leukocytensturz, sondern in der Regel ein Leukocytenanstieg,
gelegentlich um mehr als 100 Proz. Es besteht die Möglichkeit, daß
auch beim Tiere die Intrakutaninjektion unspezifischer Stoffe zu einer
Vagusreizung führt, auf die der tierische Organismus im Gegensatz
zum menschlichen mit einer Leukocytenvermehrung im peripheren
Blut reagiert. Der Mechanismus der Leukocyten Verschiebung nach
ektodermalen Reizen ist noch nicht endgültig geklärt. Hetsch.
Vollmer, H. und Schmitz, Anne, Zum Phänomen des Leuko-
cytensturzes nach Intrakutaninjektion. (Klin. Wschr.
1924 S. 1490.)
Nach Intrakutaninjektion physiologischer NaCl-Lösung fanden
Verff. regelmäßig einen Leukocytensturz, während bei Injektion von
294
Immiinitätsforschung.
Normosal die Leukocytenzahl unverändert blieb, ebenso bei In¬
jektion von isotoniseher CaCl2 -Lösung, n/100-HCl in physiologischer
Kochsalzlösung und hypertonischer NaCl-Lösung. Isotonische KC1-
Lösung, n/100-NaOH in an sich nicht zum Leukocytensturz führenden
Lösungen und hypotonische Lösungen führten dagegen regelmäßig
ZU einer Leukocytenseilkung. Schuster {. Frankfurt a. 0 .).
Kritchevsky, J. L., The relation of immunity reactions to
the biogenetic law. Investigations of the Chemical
structure of the protoplasm of animals durin g e m -
bryonic development by means of heterogeneous
hemolysins. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 192.)
Während Hühnerorgane und Hühnerblutkörperchen heterogene
Hammelantigene enthalten, konnte Verf. im Hühnerei und im
wachsenden Dotter keine Antigene nachweisen. Auch in den ersten
Entwicklungsphasen besitzt das Hühnerprotoplasma kein heterogenes
Hammelantigen. Das heterogene, gegen rote Hammelblutkörperchen
hämolysinbildende Hammelantigen erscheint lediglich in relativ vor¬
gerückten Entwicklungsperioden des Huhns, d. h. nicht vor dem
4. Tage nach dem Beginn der Eiteilung. Man kann also feststellen,
daß die biochemischen Eigenschaften der Tierzellen einer Umwand¬
lung während der ontogenetischen Entwicklung unterworfen sind.
Dieterlen {Rottweil).
Eisler, M., Über das Verhalten des an Kohle oder Kaolin
adsorbierten Präzipitins und Agglutinins zu seinem
Antigen. (Bioch. Zschr. 1924, 150, S. 350.)
Knochenkohle, die mit präzipitierendem Cholera- oder Typhus¬
immunserum beladen ist, bindet weder das homologe noch heterologe
Präzipitinogen aus den betreffenden Bakterienextrakten, im Gegen¬
satz zu der nur mit Kochsalz vorbehandelten Kohle, die eine neuer¬
liche Bindung bewirkt. Dagegen vermag die mit den gleichen Seren
beladene Kohle und auch in gleicher Weise behandeltes Kaolin
Typhus- und Cholerabazillen an sich zu reißen, und zwar nur in
spezifischer Weise. Reine Kohle und Kaolin adsorbieren zwar Cholera¬
vibrionen, aber nicht Typhusbazillen. Pferdeserumpräzipitin reagiert
nach der Bindung an Kohle ebenfalls nicht mehr mit reinem Antigen.
Eine solche Kohle verhält sich Pferdeserum gegenüber wie mit un¬
spezifischem Serum vorbehandelte. Kohle und Kaolin, die mit einem
Hammelblut agglutinierenden Serum in Berührung waren, haben die
Eigenschaft erlangt, Hammelblutkörperchen an ihrer Oberfläche zu
konzentrieren. Mit andersartigem Serum behandeltes Kaolin und
Kohle waren unter gleichen Bedingungen wirkungslos. Ohne Serum¬
zusatz lösten beide, Kohle in schwächerem, Kaolin in stärkerem
Grade, das zugesetzte Blut auf. Kur t Meyer {Berlin).
Immunitätsforschung.
295
Glusman, Die Beeinflussung der Antikörperbildung
durch Exstirpation der endokrinen Drüsen. (Wra-
tschebnoje Delo. 1924 No. 5.)
Vergleichende Untersuchungen über die Agglutinin- und Hämo¬
lysinbildung bei Kaninchen und Hunden, denen zu verschieden langer
Zeit vor der aktiven Immunisierung die Hoden bzw. die Schilddrüse
entfernt worden waren, zeigten, daß weder die Kastration noch die
Thyreodektomie auf die Antikörperbildung von Einfluß sind. Die
operierten Tiere wiesen meist sogar einen höheren Serumtiter auf
als die Kontrollen. Auch die Kombination von Kastration und
Thyreodektomie erwies sich bei Kaninchen für die Antikörperpro¬
duktion als indifferent. 0. Hart och {Leningrad).
Scholz, Georg, Spezifische und un spezifische Therapie.
(M. m. W. 1924 S. 1274.)
Schlüsse: 1. Die Proteinkörpertherapie wurde von Weichardt
als Reiztherapie charakterisiert. 2. Durch die Bezeichnung „Reiz“
allein war jedoch das Wesen der Proteinkörpertherapie und der un-
spezifischen Therapie überhaupt nicht zu kennzeichnen. 3. Mit dem
Ausdruck Aktivierung ist eine Umstimmung der Zellen oder ihrer
Funktionseinheiten zu verstehen. Sie reagieren dann in ausgesprochener
Weise auf die gleichen Reize, welche sie vorher wenig oder gar nicht
beeinflußten. 4. Es ist scharf zwischen spezifischer Therapie (Chemo-
und Immunotherapie) und unspezifischer Proteinkörpertherapie zu
scheiden, unklare Vermengungen sind zu vermeiden. 5. Wenn auch
nicht zu verkennen ist, daß in den früheren Auffassungen und Aus¬
führungen Hahnemanns, Biers und anderer vieles intuitiv
Richtige enthalten war, das Wesentliche der neuzeitlichen natur¬
wissenschaftlichen Bestrebungen ist die exakt experimentelle Basis,
auf der allein eine umfassende Beurteilung des Gebietes ermöglicht
Wurde. W. Gaehtgens {Hamburg).
Buzello, Arthur, Über die Herstellung und praktische
Anwendung autogener Impfstoffe in der Chirurgie.
(M. Kl. 1924 S. 1218.)
Sammelreferat. Erich Hesse {Berlin).
Arloing, Fernand et Dufourt, A., Vaccination cutanee,
transcutanee et sous-cutanee contre l’infection pyo-
cyaniqueducobaye. Resultats comparatifs. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 477.)
Bei der Immunisierung des Meerschweinchens gegen experi¬
mentelle Pyocyaneus-Infektion gab die subkutane Impfung bessere
Resultate als die transkutane (Einreibung in die epilierte und ober-
296
Immunitätsforschimg.
flächlich skarifizierte Haut), und diese bessere als die kutane (Ein¬
reibung in die nur epilierte Haut). Prigge ( Frankfurt a. M.).
Reichmann, W., Über Omnadin (Immun-Vollvaccine Much).
(D. m. W. 1924 S. 1221.)
Das völlig unschädliche und gut verträgliche Gemisch reaktiver
Eiweißkörper, das auch Lipoid und Fett enthält, bewährte sich bei
38 Kranken, vor allem bei selbst schwersten Grippelungenentzün¬
dungen, aber auch bei Sepsis. Die Krankheitsdauer wird ab¬
gekürzt; Mit- und Nachkrankheiten werden verhütet. Kranken¬
geschichten. Georg Schmidt {München).
Kraus, R., Studien über antitoxische Schlangen- und
Antiskorpionensera. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 170.)
Die für gewisse Toxine und Antitoxine festgestellten Tatsachen
über Avidität gelten auch für die Schlangengifte und ihre Antisera.
Man muß daher auch für diese Sera den Neutralisationswert in vitro
und den Heilwert (Aviditätswert) im Tierversuch gesondert bestimmen.
Schlangenserum neutralisiert in vitro Skorpionen gift und umgekehrt
Skorpionenserum Schlangengift. Diese Neutralisation erfolgt aber
sehr langsam. Im Tiere kommt nicht einmal ein Präventivschutz
zustande. Man muß hiernach die spezifischen Hauptantitoxine, die
kurative Eigenschaften haben, und die übergreifenden Nebenantitoxine,
die nur Neutralisationswirkung besitzen, unterscheiden. Während
Cobraantiserum gegen das Gift der Viperiden (Crotalinae) völlig un¬
wirksam ist und umgekehrt, neutralisiert das Anticrotalusserum in
allerdings schwachem Maße das Gift der ebenfalls zu den Viperiden
gehörenden Lachesisarten. Das Antitoxin wirkt auch bei getrennter
Einspritzung, hat also die gleiche Avidität wie das Hauptantitoxin
gegenüber dem Crotalusgift. Ein monovalentes Bathropsserum
(Lachesis Jararaca) wirkt außer auf das Gift der gleichen Art in
schwächerem Grade auch auf das anderer Lachesisarten. Das poly¬
valente Antibothropsserum, das mit verschiedenen Lachesisgiften
hergestellt wird, ist gegenüber den einzelnen Giften verschieden
wirksam. Das gleiche gilt für das antiophidische Serum, das mit
mehreren Lachesisgiften und Crotalusgift gewonnen wird. Zum
Schluß macht Verf. den Vorschlag, ein internationales biologisches
Institut und versuchstechnisches Prüfungsamt zu gründen, dem es
obliegt, alle Probleme der Wertbestimmung von Seren, Vaccinen und
biologischen Produkten zu studieren, internationale Normen hierfür
und für biologisch- diagnostische Methoden auszuarbeiten und neue
Präparate auf ihre Wirksamkeit zu prüfen, am besten in Verbindung
mit einer Klinik für Infektionskrankheiten. KurtMeyer {Berlin).
Immunitätsforschung.
297
Scholz, W., Nachweis und Austitrierung: antitoxischer
Sera (insbesondere des Tetanustoxins) im Reagenz¬
glas. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 434.)
Das von Ramon in die Praxis eingeführte Verfahren zum
Nachweis von Diphtherietoxin bzw. -Antitoxin im Reagenzglas läßt
sich nicht zum Nachweis von Tetanustoxin bzw. Antitoxin anwenden,
soweit praktische Zwecke in Frage kommen. Es tritt zwar ein
Ausflockungsoptimum ein, jedoch ist eine genaue Austitrierung un¬
möglich, da in Versuchsröhrchen mit fallenden Serumwerten die
Flockung ohne meßbare Zeitunterschiede auftritt. Bemerkenswert
ist, daß man, um Diphtherietoxin im Reagenzglas zur Ausflockung
zu bringen, gerade doppelt soviel Antitoxin benötigt, wie zur Gift¬
neutralisierung im Meerschweinchen erforderlich ist. Noetel.
Jones, F. S., The effects of intratracheal administration
of foreign serum. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 63.)
Es gelang, Kaninchen durch intratracheale Injektion von Pferde¬
oder Rinderserum anaphylaktisch zu machen. Dagegen war es nicht
möglich, bei anaphylaktischen Tieren durch intratracheale Injektion
von Serumdosen Shock auszulösen, die bei intraperitonealer Injektion
regelmäßig shockauslösend wirken. Nur bei Injektion von 2 ccm trat
ein Anfall ein, doch ist bei diesem Versuche mit einer Verletzung
der Gewebe durch den Injektionsdruck zu rechnen. Die Resorption
des artfremden Serums erfolgt von den Luftwegen aus sehr langsam.
Während es bei intraperitonealer Injektion bereits nach 1/2 Stunde
mittels der .Präzipitinreaktion im Serum nachweisbar wird, ist dies
bei intratrachealer Injektion erst nach 3 J/2 — 4 1/2 Stunden der Fall
und die resorbierte Menge bleibt, nach der Stärke der Präzipitin¬
reaktion zu urteilen, gering.
Derselbe, The permeability of the lining of the lower
respiratory tract for antibodies. (Ibid. p. 73.)
Die Antikörper intratracheal injizierter agglutinierender und
hämolytischer Sera treten beim Kaninchen nur in ganz geringer
Menge ins Blut über. Dabei ist ein Unterschied zwischen arteigenen
und artfremden Seren nicht erkennbar. Besredkas Empfehlung
der laryngotrachealen Seruminjektionen zu therapeutischen Zwecken
findet in diesen Versuchen keine Stütze. Vielmehr läßt sich sagen,
daß diese Methode eine der wenigst wirksamsten ist. Kurt Meyer.
Plotz, Harry et Schoen, M., Quelques observations surles
changements de la reaction des serums. (C. r. Acad. des
Sciences. 1924, 178, p. 1927.)
Die Wasserstoffionenkonzentration des normalen Pferdeserums,
die kurz nach der Koagulation zwischen pH 7,255 und 7,345 liegt,
298
Immunitätsforscbiuig.
kann sich beim Aufbewahren des Serums spontan ändern. Hält man
das Serum im offenen Reagenzröhrchen bei 37 °, so steigt die pH im
Verlauf von 10 Tagen auf 8,725 an. Dieses Alkalischwerden des
Serums hängt ab von der Temperatur, der Höhe der Flüssigkeits¬
schicht und der Größe der Oberfläche, die der Luft dargeboten wird.
Je größer die Oberfläche und je kleiner die Schichthöhe ist, um so
rascher vollzieht sich der Reaktionsumschlag. Das sind alles Momente,
die die Abspaltung der Kohlensäure aus den Bikarbonaten des Serums
_ ••
begünstigen. Es ist anzunehmen, daß die Änderung der Reaktion
durch Kohlensäureabgabe bedingt ist. Verhindert man das Frei¬
werden des Gases, indem man das Serum in verschlossenen Röhrchen
verwahrt, so verschiebt sich die Ph nicht nach der alkalischen, sondern
nach der sauren Seite. In geschlossenen Gefäßen sinkt z. B. die
Anfangs-pn 7,33 innerhalb von 51 Tagen bei 37 0 auf 6,89 herab.
Rosel Goldschmidt (. Frankfurt a. M.).
Herz, E. und Weichbrodt, R., Die Toxizität des Serums und
ihre Deutung. (D. m. W. 1924 S. 1210.)
1 ccm Serum von an endogenen Geistesstörungen Leidenden er¬
wies sich bei der Einspritzung in die Bauchhöhle von Mäusen als
giftig. Epileptikerserum war giftig kurz vor dem oder in dem An¬
falle, ungiftig nach ihm oder während postepileptischer Ausnahme¬
zustände. Nichttoxisches Serum wurde durch Quecksilber-, Wismut-,
Serum-, Milch- und ähnliche Einspritzungen, vor allem aber nach
Verabfolgung einer Aufschwemmung abgetöteter X19-Bazillen giftig.
Toxisch war das Serum am Tage vor und am ersten Tage der Men¬
struation, ferner ungefähr 10 Tage nach einer Geburt und bei einer
eklamptischen Psychose, schließlich bei Infektionsleiden, besonders
Grippe. Ungefähr das Gleiche ergab sich, als die Sera an Lupinen¬
keimlingen nach Macht und Lu bin geprüft wurden. Die Serum¬
giftigkeit beruht wohl auf Eiweißabbauvorgängen.
Georg Schmidt {München).
Brücke, E. Th., Über die Geschwindigkeit des Flüssig¬
keitsaustausches zwischen Blut und Gewebe. (W. kl.
W. 1924 S. 944.)
Bei normalen Kröten und Fröschen absolviert, wie experimentell
festgestellt wurde, die gesamte Blutplasmaflüssigkeit mindestens
50 mal am Tage den Kreislauf Blut — Gewebsflüssigkeit— Lymphe— Blut.
Da nach Versuchen von Bancroft und Kato an tätigen Hunde¬
muskeln in weniger als 1 Stunde ein dem Organvolumen gleiches
Lymphvolumen aus dem Blute austritt, darf man wohl die Ergebnisse,
die an Kaltblütern gewonnen wurden, auch auf den Warmblüter
übertragen und annehmen, daß normalerweise die Gesamtmenge der
Immunitätsforscliung.
299
Flüssigkeit, die pro die aus dem Blut in die Gewebe austritt, das
gesamte Körpergewicht wesentlich übersteigt. Se t sch (Frankfurt a.M.).
Handovsky, H., Veränderungen des Blutserums nach In¬
jektionen kleiner Mengen kristalloider Substanzen.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1354.)
Durch intravenöse Injektion von 1 g Traubenzucker oder 0,35 g
NaCl kann beim Menschen eine Veränderung des Kolloid gefüges des
Blutes hervorgerufen werden; sie tritt dann auf, wenn diese In¬
jektionen auch physiologische Veränderungen hervorrufen. Nicht
jede kolloidklastische Reaktion muß zu einer kolloidklastischen
Therapie führen; die Zusammenhänge zwischen beiden sind noch
dunkel. Wahrscheinlich spielt der Zustand des Cholesterins dabei
eine Rolle. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Kabellk, J. und Lednicky, A., Nephelometrie des Serums. I.
(Biol. L. 1922 p. 212 [tschechisch].)
Stosek, K., Nephelometrie tierischer Sera. (Spisy lek. fak.
Mas. univ. 1923 p. 9 [tschechisch].)
Zäk, Fr., Nephelometrie des Serums. II. (Spisy lek. fak. Mas.
univ. 1923/24 p. 2 [tschechisch].)
Kabelik fand unter anderem bei Verdünnung des Serums mit
phys. Kochsalzlösung mit Hilfe des Kl ein mann sehen Nephelometers
typische Abweichungen des Tyndalleffektes, als Ausdruck kolloidaler
Veränderungen des Serums und zwar vermutlich abhängig von der
veränderten Dispersität der Teilchen. Doch sind diese Veränderungen,
die Stosek nachwies, je nach Tierart, Alter usw. graduell ver¬
schieden und überaus charakteristisch. Das Serum verhält sich
nicht nach der K 1 ein m an n sehen Regel. Ein zweifach verdünntes
Serum z. B. gibt einen nur um wenig geringeren Tyndalleffekt als
ein Normalserum, wogegen nach der Kl ein m an n - Regel er halb so
groß ausfallen sollte. Noch auffälligere Abweichungen zeigten die
Sera gravider Tiere. Hier gaben zweifach verdünnte Sera sogar
_ V
einen größeren Tyndalleffekt als unverdünnte. — Zäk versuchte
in Grundlage und Wesen dieser Anomalien dadurch einzudringen,
daß er gleichzeitig eine Messung des Tyndalleffektes, der Refraktion
und der Viskosität an (mit phys. Kochsalzlösung) verdünnten Tier¬
seren vornahm. Die Messungen ergaben, daß hierbei kein Paralle¬
lismus der Erscheinungen existiert. Die Viskosität ist im großen
eine lineare Funktion der Konzentration. Die nephelometrischen und
die refraktometrischen Ergebnisse sind aber ganz inkongruent. Ab¬
weichungen der Refraktion des Serums scheinen von der Dispersität
nicht abzuhängen; die Dispersitätsänderung infolge Verdünnung des
300
Immunitätsforschung.
Serums ergibt sich nur aus der Nephelometrie allein. Während
nephelometrisch sich die infolge Inaktivierung resp. Erwärmung des
Serums überhaupt auftretenden Veränderungen ohne weiteres nach-
weisen lassen, ist dies refraktometrisch nicht möglich. Auch die Art,
wie die Verdünnung des Serums vorgenommen wird, ob schnell, ob
langsam, spiegelt sich deutlich nur im nephelometrischen Ergebnis,
refraktometrisch jedoch höchstens teilweise wider. Es ist also sehr
wahrscheinlich, wie dies Becka (Cas. Lek. Ces. 1923, H. 3) annimmt,
daß durch die Verdünnung nicht nur physikalische, sondern auch
chemische Veränderungen im Serum Platz greifen. Die ersteren zeigt
uns das Nephelometer, die letzteren das Refraktometer an.
Gellner {Olmütz).
Krönieke, Franz, Über die Argentumreaktion von Lange
und Heuer. (D. m. W. 1924 S. 1077.)
Dieses Verfahren wird praktisch bedeutend brauchbarer, wenn
man statt natürlichen Lichtes eine Quarzlampe (künstliche Höhen¬
sonne) benutzt und in 25 cm Abstand 15 Minuten bestrahlt. Nach
45 Minuten wird endgültig abgelesen. Die Probe beruht im wesent¬
lichen auf einfacher Globulinfällung nach Art der Klausnerschen
Reaktion, ist völlig unspezifisch, klärt, \yie die übrigen längst be¬
kannten Salzfällungsverfahren, bei feststehender Diagnose manchmal
über Aktivität eines mit Gewebszerfall und Toxinbildung einher¬
gehenden Vorganges auf, ersetzt aber nicht die WaR. Prüfung u. a.
an über 100 Lungentuberkulosen. Georg Schmidt {München).
Proca, G., Sur la Separation des globulines du serum
par l’alcohol ä basse temperatu re. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 90, p. 721.)
Kühlt man ein Gemisch von frischem Serum (Mensch, Kalb,
Pferd) und Alkohol auf 0° ab, so bildet sich ein Niederschlag, der
die Globuline nahezu quantitativ enthält. Die Reaktion ist reversibel.
Prigge {Frankfurt a. M).
Pacheco, Genesio, Essais experimentaux sur l’action des
colloides sur l’iramunite. I. Immunite naturelle. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 298.)
Nach Injektion kolloidaler Substanzen sinkt der Gehalt des Serums
an Normal- Agglutininen. Prigge {Frankfurt a. M.).
Krieger, A., Der Einfluß der Kultur in jektion und der
Blutentnahme auf das Blutbild der Serumtiere. (D.
tierärztl. Wschr. 1924 S. 418.)
Untersucht wurden 25 Fälle von Blutentnahme und 18 Fällen
von Kulturinjektionen (12 Rotlauf-, je 2 Geflügelcholera-, Coli-, Druse-
Immumtätsforschung.
301
streptokokken-Bouillonkulturen). Bezüglich der zahlreichen, in 18
Thesen niedergelegten Ergebnisse sei auf das Original verwiesen.
Carl ( Karlsruhe ).
MacConkey, A. T., On the concentr ation of serura by means
of so di um sulphate. (J. of Hyg. 1924, 22, p. 413.)
Die im Listerinstitut hergestellten Heilsera wurden vor dem
Krieg durch Ammonsulfatfällung konzentriert. Jetzt wird hierfür
Natriumsulfat verwendet, das sich besser bewährt hat: geringere
Giftigkeit, seltener Unsterilität, raschere Dialysierbarkeit, niederer
Preis, geringeres Angriffs vermögen für Metalle; das Endprodukt
hat geringere Viszidität. Das Verfahren der Konzentration wird
wie folgt ausgeführt: Plasma oder Serum, auf 33—37° erwärmt,
mit wasserfreiem Na2S04 bis zum spez. Gew. 1175 versetzt (ent¬
sprechend Zusatz von 18,5 g des Salzes auf 100 ccm Plasma, wodurch
Eu- und Pseudoglobuline gefällt werden). Der Niederschlag wird
abfiltriert, in Wasser von 33 — 37 0 gelöst, erneut gefällt und abfiltriert.
Zur Trennung der Pseudo- von den Euglobulinen wird der Nieder¬
schlag im doppelten Volumen kalten Wassers gelöst und NaCl bis
zur Sättigung eingetragen (spez. Gew. 1200 — 1205); Filtration, noch¬
malige Lösung und NaCl- Aussalzung. Die beiden Na- CI- Lösungen
enthalten die Pseudoglobuline mit den Immunstoffen; sie werden
durch 0,3proz. Eisessig ausgefällt, der Niederschlag wird in Filter¬
pressen getrocknet und durch Dialyse gereinigt. Die Lösung der
Pseudoglobuline wird mit 0,7 Proz. eines Gemisches von Kresylsäure
• • _ _
und Äther ana konserviert. Die Antikörper von Diphtherie-, Tetanus-,
Ruhr-, Pest- und Antiskorpionenserum wurden so auf mindestens das
4 lache konzentriert. c. Prausnitz ( Greifswald ).
Caius, J. F., Iyengar, K. R. K. and Anderson, L. A. P., Notes
on the concentration of anticobra serum. III. Sepa¬
ration of the proteins. (Ind. J. of med. Research. 1924, 12,
p. 153.)
Im Anticobraserum ist das Gegengift teilweise im freien Zustand,
teilweise gebunden an den Globulinteil der Eiweißkörper. Das in¬
aktive Gegengiftglobulin wird leicht durch Hinzufügen von Wasser
in seine Komponenten gespalten. Die Stärke des Serums wird durch
die Höhe des freien Gegengifts in der Volumeneinheit gemessen. Die
Zunahme der Stärke wird begrenzt in einer Richtung durch die
Bildung eines inaktiven Gegengiftglobulins, in der anderen durch die
Auflösung des freien Gegengifts. Biet er len {Rottweil).
• •
Takenomata, N., Uber die Erzeugung heterogenetischer
Antisera durch Vorbehandlung mit alkoholischem
302
Immunitätsforschnng.
Pferdenierenextrakt und Schweineserum und über
einige Eigenschaften der derart erhaltenen Immun¬
sera. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, p. 190.)
In Bestätigung der Angaben von Landsteiner und Simms
gelang es, durch gleichzeitige Injektion von alkoholischem Pferde¬
nierenextrakt und Schweineserum bei Kaninchen heterogenetische
Hämolysine, komplementbindende Antikörper und Präzipitine zu er¬
zeugen. Kaninchen, die nach Injektion von alkoholischem Pferde¬
nierenextrakt allein keine Antikörper gebildet hatten, reagierten auf
die nachfolgende Behandlung mit Gemischen von alkoholischem Pferde¬
nierenextrakt und Schweineserum prompt mit Bildung von hetero¬
genetischen Antikörpern, während eine nachfolgende Injektion von
Schweineserum allein ohne Wirkung war. Die Bildung von Präzi¬
pitinen und komplementbindenden Antikörpern für Schweineeiweiß
war bei den mit Extraktserumgemisch behandelten Tieren un¬
gewöhnlich stark. Vielleicht steigert die gleichzeitige Einwirkung
der alkoholischen Extrakte die Erzeugung der Eiweißantikörper.
Umgekehrt führt anscheinend erst der durch die gleichzeitige Eiwei߬
injektion gesetzte immunisatorische Reiz zur Antikörperbildung gegen
die alkohollöslichen Extraktbestandteile. Es würden sich hieraus
therapeutisch wichtige Folgerungen ergeben. Nach Vorbehandlung
mit Hammelblutkörperchen konnte infolge Entfernung der hetero¬
genetischen Hämolysine häufig eine positive Wassermann-Reaktion
bei den Kaninchen zum Nachweis gebracht werden. Auch die
komplementbindenden Antikörper gegen Schweineeiweiß wurden auf
diese Weise erst sicher nachweisbar. Aus den heterogenetischen
Seren scheinen, besonders nach dem Erwärmen auf 65°, die Hammel¬
blutambozeptoren vollständiger durch Hammelblut gebunden zu
werden als aus den isogenetischen Hammelblutantiseren. Erst nach
Erhitzen der Antisera auf 65° tritt infolge Abschwächung der hämo¬
lytischen Ambozeptoren die Komplementbindung mit Schweineserum
in voller Stärke in Erscheinung. Vielleicht empfiehlt sich dieses
Verfahren überhaupt für manche Komplementbindungsreaktionen, be¬
sonders wenn das Antiserum verhältnismäßig labile hämolytische
oder Hämolyse verstärkende Stoffe enthält. Kurt Meyer (Berlin).
Aufrecht, Die passive Resistenz zur Verhütung lebens¬
gefährlicher Reaktionen. (M. Kl. 1924 S. 1351.)
Bei gewissen infektiösen und nicht infektiösen Erkrankungen
kann es von Nutzen sein, durch Verabreichung von Morphium und
anderen Heilmitteln die Reaktion des Körpers gegen die eingedrungenen
Schädlichkeiten herabzusetzen, eine „passive Resistenz der erkrankten
Organe“ herbeizuführen. Erich Hesse (Berlin).
Immunitätsf orschung .
303
Korinek, Jan, An sujet des agglutinines specifiques chez
les vegetaux. (Spisy yyd. Pfir. fak. Karl. uniy. 1924, No. 10.)
In einer früheren Arbeit (Intoxication par les microbes sapro-
phytes chez les vegetaux [Preslia 1922]) untersuchte der Autor, ob
es bei Pflanzen Erscheinungen gibt, welche bei Tieren dem Bilde
der Intoxikation durch saprophytische Mikroben entsprächen. Gegen¬
wärtig prüft er die Verhältnisse der Immunität und der Antikörper¬
bildung bei den Pflanzen. Zins er (1897) ist es aufgefallen, daß das
Bacterium radicicola nur an den Wurzeln vorkommt, die grünen, der
Luft ausgesetzten, Teile aber nie befällt. Wenn man es künstlich
in die Stengel einbringt, bildet es keine Knollen, sondern stirbt nach
kurzer Zeit ab. Zinser erklärte dies durch Sekretion bakterizider
Stoffe. Nemec machte die Beobachtung, daß das B. radicicola vor¬
erst in den befallenen Zellen gleichmäßig verteilt ist, vor seiner
Auflösung jedoch sich zu Gruppen zusammenschließt, in ähnlicher
Weise wie bei einer Agglutination im Tierkörper, und daß also diese
Agglutination der Lyse vorangeht. Die Versuche des Autors ergaben
jedoch, daß die Leguminosen keine Agglutinine bilden. Was als
Agglutination imponiert, beruht auf einer Adsorption der Mikroben
durch die flockenden Saftteilchen der Knollenzellen. — Die Pflanze
geht anders als das Tier vor, wenn es sich ihr darum handelt, sich
der Parasiten zu entledigen. Es gibt keine Intoxikation und auch
keine Agglutinine wie bei den Tieren. In einem gegebenen Moment
zwingen die Schmetterlingsblütler das B. radicicola die atypische
Form von Bakterioiden anzunehmen. Barthel und Zipfel haben
gezeigt, daß man künstlich die Bildung von Bakterioiden durch Ein¬
wirkung einiger Alkaloide, Koffein beispielsweise, provozieren kann.
Es würden hier also die Alkaloide, die in jeder Pflanze vorhanden
sein sollen, in gewissem Sinne die Rolle der Antikörper spielen.
Der Umstand, daß es, trotz größerer Exposition, bei den Pflanzen viel
weniger Bakteriosen gibt, als bei den Tieren und überhaupt keine
bakteriellen Epidemien, spricht dafür, daß die Pflanze bessere Schutz¬
vorrichtungen besitzt als die Tiere. Es gibt zweifellos eine zelluläre
Immunität bei den Pflanzen, wohl kaum bedingt durch Bildung anti¬
körperartiger Stoffe, eher durch einfachere Stoffe wie Alkaloide,
Gerbstoffe, Säuren usw. Die Pflanze besitzt aber noch Mittel, um
die Parasiten von den Zellen fernzuhalten. Die rigide Zellmembran,
die leeren Interzellularräume und die Fähigkeit Kork, eine Substanz,
die chemisch und mechanisch resistenter ist als Zellulose, zu bilden,
vermitteln bei der Pflanze eine zweite, eine mechanische Immunität.
Qellner ( Olmütz ).
Landsteiner, K. and van der Scheer, James, Spe'cificity of
agglutinins and precipitins. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 91.)
304
Immunitätsforschung.
Auf Grund von Versuchen mit partieller Absättigung der Prä¬
zipitine durch heterologe, aber verwandte Antigene läßt sich die
Frage, ob die Verwandtschaftsreaktionen auf der Anwesenheit ver¬
schiedener Antikörper beruhen, oder ob ein Antikörper außer mit
dem homologen Antigen auch mit verwandten in schwächerer Weise
reagiert, nicht mit Sicherheit entscheiden. Daß die Möglichkeit
eines solchen Übergreifens besteht, ergeben Versuche mit Präzipitinen
gegen Azoproteine bekannter chemischer Struktur. Aus hämagglu¬
tinierenden Seren lassen sich durch partielle Absorption mit hetero-
logen Blutkörperchen spezifische Fraktionen gewinnen, und es kann
auf diese Weise die Differenzierung verwandter Blutarten auch dann
noch gelingen, wenn die Präzipitine nur geringe Unterschiede zeigen.
Die Differenzen in der Spezifizität der Präzipitinogene und der
Agglutinogene lassen einen wesentlichen Unterschied in den chemischen
Strukturen, die die Spezifizität dieser beiden Arten von Antigenen
bestimmen, vermuten. Kurt Meyer {Berlin).
Jacobitz, E., Bakterienagglutination in Zuckerlösungen.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 443.)
Zusammenfassung: „1. Die biologische Säureagglutination ist
eine besondere Art der Säureagglutination und von der künstlichen
Säureagglutination nach Michaelis durch die Herkunft der Säure
scharf unterschieden. Sie besteht darin, daß in Lösungen verschie¬
dener Zuckerarten durch die Lebenstätigkeit eingeimpfter Bakterien
der Zucker zersetzt, Säure gebildet und eine die Agglutination der
Bakterien bedingende und auslösende Wasserstoff ionenkonzentration
herbeigeführt wird. Diese durch ihre eigene Lebenstätigkeit in den
Zuckerlösungen selbst geschaffene Säure bzw. Wasserstoff ionen¬
konzentration ist die Vorbedingung für die Ausflockung der Bak¬
terien, daher die Bezeichnung biologische Säureagglutination im
Gegensatz zur Agglutination der Bakterien in künstlich hergestellten
Säurelösungen. 2. Wie bei der künstlichen Säureagglutination, so ist
auch bei der biologischen Säureagglutination die in der Agglutinations¬
flüssigkeit entstehende Wasserstoffionenkonzentration der ausschlag¬
gebende Faktor für die Bakterienagglutination, während bei der
• • •
Serumagglutination eine irgendwie nennenswerte Änderung der
Wasserstoffionenkonzentration des Blutserums nicht eintritt und nicht
entscheidend ins Gewicht fällt. Biologische Säureagglutination und
Serumagglutination sind demnach artverschieden. 3. Die zur Aus¬
flockung der Bakterien bei der biologischen Säureagglutination und
bei der künstlichen Säureagglutination notwendigen Wasserstoff ionen-
konzentrationen (Wasserstoffexponenten) sind nicht gleich. Sie weisen
bei den beiden* Säureagglutinationen unter sich und bei jeder wieder
für die verschiedenen Bakterien erhebliche Unterschiede auf. Im
Immunitätsforschmig.
305
allgemeinen ist der Wasserstoffexponent der stärksten Agglutination
bei der biologischen Säureagglutination höher als der optimale
Wasserstoffexponent bei der künstlichen Säureagglutination der be¬
treffenden Mikroorganismen. Bei der biologischen Säureagglutination
reicht zur Ausflockung der Bakterien ein Wasserstoffexponent der
gesäuerten Zuckerlösung aus, der in einer künstlichen Säurelösung
noch keine Ausflockung desselben Bakteriums herbeiführt.“ Ein
weiterer Unterschied beider Säureagglutinationen besteht darin, daß
bei der biologischen im Gegensatz zur künstlichen Aqua dest., bei
der Abschwemmung der Kulturen benutzt, eine Besserung der Aus¬
flockung nicht herbeiführt und NaCl nicht hemmend auf den Eintritt
der Reaktion wirkt. „4. In künstlichen Säurelösungen sterben die
agglutinierten Bakterien alsbald ab, in den biologisch selbst ge¬
schaffenen Säurelösungen halten sich die Mikroorganismen längere
Zeit wachstumsfähig. Die Serumagglutination übt dagegen keine
entwicklungshemmende Wirkung auf die agglutinierten Bakterien
aus.“ Zu differential diagnostischen Zwecken läßt sich die biologische
Säurereaktion nicht verwenden. Noetel (. Landsberg a. W.).
Manuila, S. et Popoviciu, G., Recherches sur les races
roumaine et hongroise en Roumanie par l’isohem-
agglutin ation. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 542.)
Rassenbiologische Untersuchungen in Rumänien mit Hilfe der
Isoagglutination der Blutkörperchen. Prigge (. Frankfurt a. M.\
Kruse, Rasse und Blutzusammensetzung. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 170*.)
Die Methode der Untersuchung der Hämagglutinine zwecks
Feststellung von Rassenunterschieden muß namentlich quantitativ
ausgestaltet werden. Einwandfreie Ergebnisse sind nur an sehr
großem Material von 500 Menschen aufwärts zu erzielen. Zweck¬
mäßig ist es, nicht von den roten Blutkörperchen, sondern von den
Hämagglutininen des Serums auszugehen. Auch die übrigen Immun¬
körper des Blutes müssen nach der Richtung der Verwertung zur
Erkennung der Rassenunterschiede erforscht werden. Noetel
Plüß, Hedwig, Über Isoagglutination im menschlichen
Blute und ihre Vererbung. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 544.)
Die an 543 Personen unternommenen Familienuntersuchungen
werden nach der Klassifizierung von Jansky in 4 Gruppen ein¬
geteilt und zeigen ähnliche Resultate wie die Arbeiten von v.Dungern
und Hirschfeld in Süddeutschland und von Calpepper und Ab¬
les on in Amerika. In der Schweiz ist wie in den genannten Ländern
Gruppe 2 viel häufiger als Gruppe 3. — Die einfache Technik, das
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 13/14. 20
306
Immunitätsforschung.
4
Testserum mit den Blutkörperchen und einem Tropfen physiologischer
Kochsalzlösung auf den Objektträger zu mischen, erweist sich als
praktisch unsicher. Das Resultat wird makroskopisch abgelesen.
Lupen Vergrößerung läßt Geldrollenbildung der roten Blutkörperchen
nicht von wirklicher Agglutination unterscheiden und ist deshalb
nicht anzuwenden. — Die Isoagglutinine im Serum und die agglu-
tinablen Substanzen der roten Blutkörperchen sind als Erbfaktoren
im Keimplasma vorhanden und vererben sich nach dem Mendelschen
Gesetze. — Mit a und b werden die rezessiven Merkmale bezeichnet.
Sie sind der Gruppe 1 eigen, sind homocygot und vererben sich stets
rein. Ausnahmen von dieser Regel kamen nicht vor. Die Faktoren A
(Gruppe 2), B (Gruppe 3) und AB (Gruppe 4) bezeichnen die domi¬
nanten Eigenschaften des Blutes. Diese können homo- oder hetero-
cygot sein; letztere spalten nach dem Mendelschen Gesetz wie 3:1,
d. h. x/4 der Dominanten sind reinrassig, 2/4 Bastarde, und das letzte
Viertel trägt das rezessive Merkmal. In den Familien mit hetero-
cygoter Gruppe 2 konnte bei den Nachkommen dieses Verhältnis
nachgewiesen werden. Eltern mit Gruppe 1 und 2 sind in der vor¬
liegenden Arbeit zahlreich vertreten. Sämtliche Nachkommen weisen
eine dieser beiden Gruppen auf. Die Kinder von Eltern mit Gruppen 2
und 3, 1 und 4, 2 und 4 können jeder beliebigen Gruppe angehören.
Gruppe 4 besitzt zwei unabhängig voneinander mendelnde Faktoren,
die entweder beide oder einer oder keiner auf die Kinder übergehen.
Die Nachkommen sind demnach in allen 4 Gruppen zu suchen. —
Ein Fall, der sich in das System nicht einreihen ließ, und bei dem
Illegitimität nicht nachgewiesen werden konnte, wurde durch Gruppen¬
verschiebung infolge Behandlung mit elektrischem Strom erklärt. —
Die Verwendung der Isoagglutination in der gerichtlichen Medizin
hat nach Ansicht des Verf. eine gewisse Bedeutung. Haben Mutter
und Kind nicht die gleiche agglutinable Substanz, so ergibt eine
Prüfung des angeblichen Vaters, ob dieser mit der Gruppe des
Kindes übereinstimmt oder nicht. Nur das negative Resultat ist
beweisend, da zufällig Gruppen gleichheit bestehen kann. Gruppe 1
beim Kinde schließt jede Prüfung aus, da sie aus jeder Elterngruppe
resultieren kann. Extrakte von Blutflecken, die sich beim An¬
geschuldigten finden, mit dem Blute des Opfers zusammengebracht,
können den Angeklagten entlasten, wenn sich keine Gruppen¬
gleichheit ergibt. Einwandfreie Technik muß bei dieser Prüfung
gefordert werden. — Autoagglutination, beruhend auf Fällung der
Erythrocyten mit dem Serum des gleichen Individuums, wird ver¬
mieden durch Vornahme der Reaktion bei Zimmertemperatur. Die
Eigenfällung tritt namentlich in der Kälte auf. In verstärktem
Maße wird sie bei perniziöser Anämie, hypertrophischer Lebercirrhose,
chronischen Eiterungen angetroffen , wo sie als Anzeichen einer
Immunitätsforschung.
307
pathologischen Veränderung im Organismus zu deuten ist. — Es er¬
geben sich keine Anhaltspunkte für das gehäufte Auftreten von
Krankheiten in gewissen Gruppen. — Die Isoagglutination wird
durch pathologische Prozesse in ihrer Stärke nicht beeinflußt.
••
Außere Merkmale wie Haut- und Augenfarbe mendeln vollständig
unabhängig von den Isoagglutininen und den agglutinablen Sub¬
stanzen im Blute. E. Gildemeister {Berlin).
Schütz, Fr. und Wöhlisch, Fr., Bedeutung und Wesen von
Hämagglutination und Blutgruppenbildung beim
Menschen. (Klin. Wschr. 1924 S. 1614.)
Verff. untersuchten 1679 Blutproben, von denen die meisten aus
Schleswig- Holstein stammten, auf ihre Zugehörigkeit zu den einzelnen
Blutgruppen. Sie kommen zu dem Schluß, daß die Frage, ob die
Gruppenhäufigkeit tatsächlich ein Rassenmerkmal ist, nach dem
bisher vorliegenden Zahlenmaterial noch nicht spruchreif ist. Es
fehlen vor allem auch Stammbaumforschungen. — Untersuchungen
über die physikalische Chemie der Isohämagglutination ergaben bisher
hauptsächlich folgendes: Das Serumagglutinin ist relativ thermostabil;
auch gegen Alkoholeinwirkung ist es ziemlich resistent. Wie nicht
anders zu erwarten, erwies sich das Agglutinin als kolloidaler Körper.
Versuche über die Eigenschaften der „agglutinablen Substanz“ führten
bisher noch zu keinem endgültigen Ergebnis. — Anscheinend besteht
der Vorgang der Isohäm agglutination in der Bildung eines die nor¬
male elektrische Ladung stark herabsetzenden, leicht abwaschbaren
Präzipitats an der Oberfläche der Erythrocyten. Schuster.
Frei, Carl und Alder, Albert, Einfluß der Röntgenstrahlen
auf Blut und Agglutininbildung. (Schweiz, m. Wschr. 1924
S. 670.)
Verf. hat den Einfluß der Röntgenstrahlen in starker und
schwacher Dosierung auf die Agglutininbildung bei Meerschweinchen
geprüft. Es ergaben sich folgende Resultate: Immunisierung und
Nachbestrahlung: Die Röntgenstrahlen beeinflussen schon gebildete
Agglutinine nicht. 2. Bestrahlung und nachfolgende Immunisierung:
Bei durch Röntgenstrahlen geschädigten Tieren tritt die Agglutinin¬
bildung in ungestörter Weise ein, sowohl beim niedrigsten Stande
der weißen Blutkörperchen als auch bei der stärksten Schädigung
des gesamten Blutsystems. 3. Bei gleichzeitiger Bestrahlung und
Immunisierung scheint die Bestrahlung aktivierend auf die Agglu¬
tininbildung zu wirken, indem diese einmal früher einsetzt und auch
höhere Werte erreicht gegenüber den Immunisierungskontrollen. Ein
ungünstiger Einfluß konnte in keinem Falle nachgewiesen werden.
4. Die Bildungsstätte der Agglutinine ist wahrscheinlich nicht die
20*
308
Immunitätsforschung.
gleiche wie diejenige der Blutelemente, da trotz schwerster Schädi¬
gung der Blutelemente die Agglutininbildung ihren ungestörten Ver¬
lauf nimmt. 5. In bezug auf die Blutveränderungen nach Bestrahlung
ergaben die Untersuchungen folgendes : Der Grad der Blutschädigung
ist von der Bestrahlungsdauer abhängig. Der lymphatische Apparat
reagiert auf die Bestrahlung rasch, der myeloische langsamer, noch
langsamer der erythropoetische. Die bald eintretende Verminderung
der weißen Zellen beruht vielleicht auch in einem rascheren Auf¬
brauch der zirkulierenden Elemente. e. Gildemeister (Berlin).
Glans, A., Über die Bedeutung der Se n ku n gsgeschwin dig-
keit der roten Blutkörperchen in der Psychiatrie.
(Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 260.)
Die bisherigen Versuchsergebnisse lassen noch nicht mit Sicher¬
heit erkennen, ob die Senkungsreaktion in der Psychiatrie praktisch
verwendbar sein wird. Weitere Versuche sind erforderlich.
E. Gildemeister (Berlin).
Großmann, H., Über die Rolle des Cholesterins und des
Albumin-Globulin-Quotienten bei der Senkungsge¬
schwindigkeit der roten Blutkörperchen. (Zschr. f. d.
ges. exper. M. 1924, 42, S. 496.)
Nach Zusatz von 0,3 ccm einer lproz. Cholesterinsuspension
in vitro trat bei defibriniertem Rinderblut, Meerschweinchencitratblut
und Menschencitratblut eine deutliche Beschleunigung der Senkungs¬
geschwindigkeit der roten Blutkörperchen ein. Bei Kaninchen, die
längere Zeit mit Cholesterin gefüttert wurden, trat bei bedeutender
Erhöhung des Cholesterinspiegels im Serum erhöhte Senkungs¬
geschwindigkeit ein, während der Albumin-Globulin-Quotient im
Serum sich nicht wesentlich verändert hatte, n et sch (Frankfurt* a. M.).
Lasch, F., Der Einfluß des Cholesterins auf die Senkungs¬
geschwindigkeit der roten Blutkörperchen. (Zschr. f.
d. ges. exper. M. 1924, 42, S. 548.)
Den Lipoiden und von diesen dem Cholesterin scheint ein be¬
deutsamer Einfluß auf die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut¬
körperchen zuzukommen. Im Tierversuch macht die parenterale Er¬
zeugung einer Cholesterinämie durch intravenöse Saponininjektionen
eine deutliche, beträchtliche Herabsetzung des Senkungsmittelwertes.
Bei einer Anzahl von Krankheitsfällen wurde bei einem normalen
Bluteiweißbilde und starker Herabsetzung des Senkungsmittelwertes
eine beträchtliche Erhöhung des Cholesterinspiegels im Blute nach¬
gewiesen. Hetsch (Frankfurt a. M).
Immunitätsforschung.
309
Gouwens, W. E., Effect of temperatu re on velocity of
reaction in hemolysis. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 421.)
Die Temperatur hat eine zweifache Wirkung auf die Hämolyse,
1. sie beschleunigt die Reaktion bis zum Stand des Endgleichgewichts,
2. sie hat eine hemmende Wirkung, die mit dem Zunehmen der Tem¬
peratur ansteigt und in der Zerstörung bzw. Inaktivierung des Kom¬
plements ihren Grund findet. Das Temperaturoptimum liegt bei
40—45° C. Das Komplement ist vollständig inaktiviert in weniger
als 10 Minuten bei 55°. In über 3/4 der Fälle ist diese Inaktivierung
schon in der ersten Minute vollständig. Bei 50° C ist die Inaktivierung
in über der Hälfte der Fälle schon in den ersten 5 Minuten voll¬
ständig. Dieterlen ( Rotticeil ).
Meyerstein, Albert, Über den Einfluß von Temperatur und
Medium auf die Bindung und Wirkung hämolytischer
Antikörper. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1923, 38, S. 403.)
In Rohrzuckerlösung werden hämolytische Ambozeptoren in der Regel in
geringerem Grade gebunden als in NaCl-Lösung. Dabei besteht ein Optimum bei
mittlerer Temperatur, während bei 37° die Ambozeptorbindung mehr oder weniger
vermindert ist. Diese Verminderung beruht nicht allein auf antireaktiven Einflüssen,
sondern ist zum Teil durch eine Schädigung des Ambozeptorbindungsvermögens
bedingt. Beim Erhitzen auf 55° erfahren die Blutkörperchen, aber wesentlich nur
dann, wenn sie primär in Rohrzuckerlösung aufgeschwemmt sind, eine merkliche
Abnahme ihres Bindungsvermögens. Gegenüber der durch Temperaturerhöhung be¬
dingten Hämolyse erweisen sich die Blutkörperchen in Rohrzuckerlösung als resi¬
stenter als in Kochsalzlösung. Die Ablösung gebundener Ambozeptoren folgt im
allgemeinen denselben Gesetzmäßigkeiten wie die Ambozeptorbindung, so daß sie
optimal bei 55° in Rohrzuckerlösung erfolgt. Heterogenetische Meerschweinchen¬
nierenantisera wirken zuweilen bei 55° an sich ohne Komplement hämolytisch.
Hammelblutantisera zeigen diese Erscheinung nicht oder nur andeutungsweise. Diese
hämolytische Wirkung tritt auch in Rohrzuckerlösung ein und wird, wie Bindungs¬
versuche zeigten, durch Antikörper (Agglutinine?) bedingt. Kurt Meyer.
Klopstock, F., Komplementadsorption durch Farbstoffe.
Beitrag zu den physikalisch-chemischen Grundlagen
der Wassermannschen Reaktion. (Klin. Wschr. 1924
S. 1448.)
Unter den vom Verf. untersuchten Farbstoffen fanden sich zahl¬
reiche, die komplementadsorbierend wirkten. Kolloide Farbstoffe ver¬
mögen durch Vereinigung mit Lipoiden noch in einer Konzentration
Komplement zu adsorbieren, in der sie für sich allein Komplement
nicht zu binden imstande sind. Es gelingt auf diese Weise den
Nachweis zu erbringen, daß die Kuppelung Suspensoid-Lipoid kom-
plementadsorptiv wirkt, ohne daß zwischen beiden irgendwelche
spezifischen Affinitäten bestehen. Während das Lipoid im Sinne der
Sensibilisierung der Komplementbindung wirkt, löst der Serumzusatz
eine Schutzkolloidwirkung aus. Schutzkolloidwirkung des Serum-
310
Immunitätsforschung.
eiweißes und Sensibilisierungsvermögen des Lipoids heben sich gegen¬
seitig auf. — Die Versuche lassen also ein eigenartiges Ineinander¬
spiel von Suspensoiden (den Farbstoffen), den Lipoiden und dem
kolloidalen System des Serumeiweißes bei dem Phänomen der Kom-
plementbindung zutage treten. Schuster (. Frankfurt a. 0).
Schilf, F., Erfahrungen mit dem Trockenkomplement
„Pharmagans“. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 438.)
Ref. bezweifelt, ob, wie es in der Zusammenfassung heißt „das
Trockenkomplement“ — nach Straub und Gaede, von der Firma
Gans in den Handel gebracht — „bei sorgfältiger Einübung der
Technik an Stelle des frischen Komplements in der Komplement¬
bindungsreaktion verwandt werden kann“, da in der Arbeit ausdrück¬
lich Unvollkommenheiten seiner Löslichkeit erwähnt werden, außer¬
dem bei Verwendung der 4 fachen Ambozeptordosis zuweilen eine
teilweise Hämolyse der Wassermann-positiven Sera eintrat, die bei
Verwendung frischen Komplements auch bei öfacher Ambozeptordosis
ausblieb, während andererseits Erschwerung der Hämolyse bei
Wassermann-negativen Seren beobachtet wurde. Noetel.
Klopstock, Felix, Komplexe Konstitution des Komplements
und kolloidchemische Struktur des Serumeiweiß.
(D. m. W. 1924 S. 1171.)
Die Komplementwirkung ist an die Unversehrtheit des kolloidalen
Systemes des Serumeiweißes gebunden. Jede Einwirkung auf die
disperse Phase wie auf das Dispersionsmittel beeinflußt in wechsel¬
seitiger Abhängigkeit die Funktion des sog. Komplementes. Durch
getrenntes Färben der Albumin- und der Globulinfraktion mit Kontrast-
• •
färben, Mischen der beiden Lösungen, Uberwiegen der Färbung der
Albumine erwies sich, daß diese die gröber dispersen Globuline
schutzkolloidartig umhüllen, und daß deren Mittelstellung eben ihre
Mittelstückwirkung begründet. Albumine, Pseudoglobuline, Euglobuline
sind also nicht regellos, sondern gesetzmäßig in dem kolloidalen
Systeme des Serumeiweißes zueinander gelagert. Es erübrigt sich
also die Zerlegung der Komplementwirkung in eine Mittelstück- und
Endstückwirkung. Die vielen Untersuchungen, die die komplexe
Zusammensetzung des Komplementes zeigen wollen, decken nur den
komplexen Aufbau des Serumeiweißes auf. Alle physikalischen und
chemischen Einflüsse, die das kolloidale System und seine Bestandteile
schädigen, zerstören die Komplementwirkung. Sie ist nur zugleich
mit dem kolloidalen Systeme wiederherstellbar, und insbesondere
durch Wiedereinführung einer ausgefällten Eiweißfraktion nur dann,
wenn dabei der erneute Aufbau des Serumeiweißkomplexes gewähr¬
leistet wird. Georg Schmidt {München).
Immunitätsforschung.
311
Kritchevsky, J. L. and Douckowsky, A. J., Structure of com-
plement. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 187.)
Der Saft einer Pflanze, des Cotelydon scheideckeri, hat die Fähig¬
keit, Meerschweinchenkomplement zu inaktivieren. Die Ausfüllung
im Serum ist nicht immer gefolgt von der Inaktivierung des Serums.
Verff. neigen nicht zu der Ansicht, daß das Komplement zerstört
oder chemisch abgebaut wird, sondern daß das Komplement von dem
Niederschlag absorbiert wird. Doch sind bestimmte Bedingungen
hierfür notwendig, eine dieser Bedingungen ist die Anwesenheit von
hämolytischem Serum. Die Anwesenheit von auf 54° F erhitztem
Meerschweinchenserum macht die Absorption des Komplements durch
den Niederschlag in den meisten Fällen unmöglich. Bi et er len.
Braun, H. und Nodake, R., Über die Rolle des Ekto- und
Endoplasmas der Bakterien für dieSerumbakterizidie
und für die Phagocytose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
92, S. 429.)
Die gegen das Ektoplasma der peritrich begeißelten Proteus¬
bakterien gerichteten bakteriziden Antikörper sind qualitativ ver¬
schieden von den gegen das Endoplasma wirksamen. Ekto- und
Endoplasma dieser Bakterien ist also in bezug auf Bakterizidie
serologisch different. Das Ektoplasma schützt, wenn im Immunserum
die ektoplasmatischen Antikörper fehlen, die Vollbakterien B mit
voll entwickeltem Ekto- und Endoplasma gegenüber der Wirksamkeit
der endoplasmatischen Antikörper. Die gegen das Ektoplasma ge¬
richteten Antikörper genügen bei Vollbakterien allein zur Vermittlung
der bakteriziden Komplementwirkung. Die Wirksamkeit von Immun-
seris, die sowohl gegen Ektoplasma wie gegen Endoplasma gerichtete
Antikörper enthalten, ist gegenüber Vollbakterien eine stärkere als
solcher Immunsera, die nur ektoplasmatische Antikörper enthalten.
Auf nackte, d. h. Bakterien ohne ektoplasmatischen Geißelapparat
wirken nur die endoplasmatischen Antikörper. Die Wirksamkeit
eines Immunserums, das ekto- und endoplasmatische Antikörper ent¬
hält, kann gegenüber nackten und Vollbakterien eine graduell ver¬
schiedene, auch vom Gehalt an den beiderlei Antikörpern abhängige,
sein. Für die Herstellung der bakteriziden Sera gegenüber peritrich
begeißelten Bakterien, sowie für die Verwendung von Impfstoffen
gegen solche Mikroorganismen müssen Stämme mit gut entwickeltem
Ektoplasma verwendet werden. Für die Phagocytose ist allem An¬
schein nach nicht die Beladung des Ektoplasmas, sondern die des
Endoplasmas eines Bakteriums mit Antikörpern von entscheidender
Bedeutung. Noetel ( Landsberg ci. TP).
Perelman, Zur Wirkung der Alkali- und Erdkali-Ionen
auf die Phagocytose. (Wratschebnoje Delo. 1924 No. 8/9.)
312
Immunitätsforschung.
In Anlehnung an die Arbeiten von Hamburger, Hekma,
de Haan u. a. untersuchte Verf. die Wirkung der einzelnen Ionen
auf die Phagocytose in vitro. Durch Anstellen von Doppelreihen mit
hypertonischen und isotonischen Lösungen (in letzteren wird das
Kochsalz partiell durch isoosmotische entsprechende Salzmengen er¬
setzt) konnte Verf. in einer größeren Versuchsreihe nachweisen, daß
Ca-, Ba- und Sr-Ionen hemmende Phagocytosewirkung ausüben,
während den Mg-Ionen eine ausgesprochene stimulierende Wirkung
zukommt. K-Ionen sind nach Verf. indiiferent für die Phagocytose-
erscheinuilgen. 0. Hart och {Leningrad).
Kamiya, Matsuhiko, Zur Frage der Spezi fizität der
zelligen Bauchhöhlenexsudate. (Beitr. z. path. Anat. u.
allg. Path. 1924, 72, S. 261.)
Die Untersuchungen bezweckten, die noch offene Frage der Be¬
teiligung der Lymphocyten an der intraperitonealen Fettverdauung
einer Nachprüfung zu unterziehen und festzustellen, welche Reize
überhaupt zur Wanderung von Leukocyten in die Bauchhöhle Ver¬
anlassung geben und wodurch eigentlich die Leukocytenemigration
bedingt ist. — Zunächst wurden verschiedene Tierarten zu den Ver¬
suchen herangezogen, später nur mehr Kaninchen, für die auch die
Ergebnisse gelten. Verwendet wurden: Olivenöl, Lezithin, Eidotter,
Milch, Eiklar, Peptonwasser, eigenes Serum, Zucker, Glykogen, Aleu-
ronat, physiologische Kochsalzlösung, Thyrodsche Lösung, verschie¬
dene mechanische Reize. — Die Versuche ergaben, daß nach mecha¬
nischen und chemischen Reizen verschiedener Art beim Kaninchen
eine fast gleichmäßige Reaktion der Bauchhöhle einsetzt. Am
frühesten treten die Polynukleären auf, selbst dort, wo sie normaler¬
weise fehlen, wie beim Kaninchen. Nach der 6. Stunde p. i. ver¬
schwinden die Polynukleären schnell, die an der Phagocytose der
eingebrachten korpuskulären Nahrungssubstanzen (Fette) nur wenig
beteiligt sind. Die histiocytären Elemente spielen schon physio¬
logisch eine schwankende Rolle, ihre Vermehrung folgt der der
Polynukleären, dauert aber länger an und geht erst nach Tagen
zurück. Sie sind an der Phagocytose korpuskulärer Nahrungsbestand¬
teile (Fette) in erster Linie und so gut wie ausschließlich beteiligt;
auch die Polynukleären werden von ihnen in großer Zahl phago-
cytiert. — Einen nur geringen Bestandteil der normalen Bauch¬
höhlenflüssigkeit beim Kaninchen bilden die Lymphocyten ; auch ihre
Vermehrung ist nur sehr gering; ihre Beteiligung an der Phago-
cytose korpuskulärer Nahrungsmittel (Fette) oder zellulärer Elemente
(Polynukleäre) konnte nie mit Sicherheit festgestellt werden, wo¬
durch die Hypothese von B e r g e 1 über die spezifische fettverdauende
phagocytierende Tätigkeit der Lymphocyten widerlegt erscheint. —
Iinmunitätsforschung.
313
Übergänge zwischen Lymphocyten und Histiocyten wurden nicht be¬
obachtet und in keinem Falle eine spezifische Reaktion der Bauch¬
höhle auf die verschiedenen eingebrachten Nahrungsmittel. — Es ist
möglich, daß gewisse Beziehungen zwischen der Leukocytenemigration,
die in allen Fällen erst nach 2 Stunden einsetzt und bis zur
6. Stunde ihren Höhepunkt erreicht und der H-Ionenkonzentration
bestehen, doch konnte ein Nachweis des Bestehens solcher gesetz¬
mäßiger Beziehungen experimentell nicht erbracht und der Einwand
widerlegt werden, daß die Emigration im Gewebe selbst eine engere
Beziehung zur H-Ionenkonzentration aufweisen konnte. A. Ghon.
Mackenzie, George M., Human sensitization after large
amounts of horse serum. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 333.)
Von 16 Personen, die 2 — 8 Jahre zuvor Pferdeseruminjektionen
von 100 — 1000 ccm erhalten hatten, zeigten 14 auf intrakutane
Injektion von 0,02 ccm Pferdeserum 1 : 10 eine positive Lokalreaktion.
Bei 4 von ihnen war die Reaktion sehr stark. Die Intensität der
Reaktion ließ keine gesetzmäßige Abhängigkeit von der seit der
Erstinjektion verflossenen Zeit noch von der Größe der ersten Serum¬
dosis erkennen. 9 von den 16 Personen zeigten eine oder mehrere
unspezifische Reaktionen und zwar 6 gegen Schafserum 1:10, 5 gegen
Kaninchenserum 1 : 10 und 5 gegen Hühnerserum 1 : 10. Diese un¬
spezifischen Reaktionen fanden sich besonders bei den Personen, die
auf Pferdeserum heftig reagiert hatten. Die Häufigkeit dieser un¬
spezifischen Reaktionen läßt vermuten, daß sie ebenfalls durch die
Vorbehandlung mit Pferdeserum bedingt waren. Da klinische Be¬
obachtungen lehren, daß die Intensität der Intrakutanreaktion
Schlüsse auf die allgemeine Überempfindlichkeit zuläßt, so mahnen
die Befunde zur Vorsicht bei der Einleitung einer neuen Serum¬
therapie bei solchen Personen, die früher große Serumdosen er¬
halten haben. Kurt Meyer {Berlin).
Küstner, H., Studien über die Über empfindlichkeit. (Zbl.
f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 428.)
Verf., der 1921 auf Grund sehr schwerer Idiosynkrasie gegen
Fischeiweiß nach Injektion von Fischextrakten zu experimentellen
Zwecken bei Verwendung von 0,1 ccm sehr starke Allgemeinreaktion
bekam, blieb jetzt nach Injektion von 0,15 ccm eines starken Extrakts
ohne Allgemeinreaktion und wies nur eine schwache Lokalreaktion
auf. Grund vielleicht Umstimmung des Serums durch die zahlreichen
früheren Injektionen. Noetel {Landsberg a. W.).
Opie, Eugene, L., Inflammatory reaction of t he immune
animal to antigen (Arthus phenomenon) and its r e -
lation to antibodies. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 231.)
314
Immunitätsforschung.
Der Ausfall des Arthusschen Phänomens steht in engen Be¬
ziehungen zum Präzipitingehalt des Serums. Es fällt besonders
intensiv aus bei den guten Präzipitinbildnern Ziege und Kaninchen
und fehlt bei Hund und Ratte, die kein Präzipitin bilden. Beim
Kaninchen geht die Stärke der Reaktion der Menge der Präzipitine
ziemlich parallel. Die Reaktion ist passiv mit dem Serum übertrag¬
bar und ihre Intensität auch hierbei von dessen Präzipitingehalt
abhängig. Gleichzeitige Antigen- Antiseruminjektion ruft an der
Injektionsstelle das Arthussche Phänomen hervor. Die stärkste Re¬
aktion scheint bei einem Mengenverhältnis von Serum und Antigen
zu erfolgen, das dem Optimum für die Präzipitinreaktion entspricht.
Derselbe, Desensitization to local action of antigen
(Arth us phenomenon). (Ibid. p. 247.)
Bei Kaninchen, die mit einem Eiweißgemisch wie Pferdeserum
oder Eiereiweiß immunisiert sind, bewirkt Injektion großer Mengen
des Antigens weder völliges Verschwinden der Präzipitine aus dem
Blut nach Aufhebung der lokalen Überempfindlichkeit. Dagegen
tritt diese Wirkung ein bei Tieren, die mit einem relativ reinen
Eiweißkörper, wie kristallisiertem Eieralbumin immunisiert sind.
Derselbe, Acute inflammation caused by antibody in an
animal previously treatedwith antigen. The relation
of antigen to antibody in the Arthus phenomenon.
(Ibid. p. 255.)
Bei Kaninchen, die eine intravenöse Injektion von Pferdeserum
erhalten haben, ruft subkutane Injektion eines spezifischen Antiserums
akute Entzündung an der Injektionsstelle hervor. Ein Intervall
zwischen beiden Injektionen ist nicht erforderlich. Eine Sensibili¬
sierung der Gewebe durch Antigen oder Antikörper ist also für das
Zustandekommen des Arthusschen Phänomens nicht notwendig.
Derselbe, Pathogenesis of the specific inflammatory
reaction of immunised animales (Arth usphenomenon).
The relation of local „sensitization“ to immunity.
(Ibid. p. 259.)
Beschreibung der histologischen Veränderungen beim Arthusschen
Phänomen. Im Vordergrund steht eine hyaline Thrombose der Ge¬
fäße und besonders der Kapillaren in der Umgebung der Injektions¬
stelle. Injektion eines spezifischen Präzipitats hat zunächst ein leb¬
haftes Herbeiströmen von Leukocyten zur Folge. Später kommt es
zur Fibroblastenwucherung in der Umgebung und zum Auftreten
einzelner mononukleärer und eosinophiler Zellen. Wahrscheinlich
findet auch beim Arthusschen Phänomen eine Präzipitinbildung statt.
Diese erfolgt besonders dort, wo das injizierte Antigen mit den
Blutantikörpern in Berührung kommt, d. h. in den Gefäßwänden.
Immunitätsforschung.
315
Daher finden sich hier die stärksten Veränderungen, es kommt zur
Thrombosierung der Gefäße und dadurch zur Nekrose. Die entzünd¬
liche Reaktion bewirkt eine Lokalisierung des Antigens und so wird
die zunächst paradoxe Erscheinung der Überempfindlichkeit des
immunen Organismus verständlich. Kurt Meyer (Berlin).
Zolog, M., La du ree de l’anaphylaxie globulaire. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 90, p. 146.)
Nach einer früher veröffentlichten Hypothese des Verf. kommt
der anaphylaktische Shock der mit Blutkörperchen sensibilisierten
Meerschweinchen durch die im Blut enthaltenen Antikörper zustande,
während bei der Proteinkörperanaphylaxie der Sitz der Reaktion in
den Zellen des Organismus ist. „Entweder ist das Antigen in Lösung
und der Antikörper zellulär fixiert oder das Antigen ist an die Zelle
gebunden (im vorliegenden Fall an die injizierten Blutkörperchen)
und der Antikörper in Lösung.“ Im ersteren Falle bleibt die ana¬
phylaktische Hypersensibilität lange bestehen (bis zu 1096 Tagen),
im letzteren Fall dagegen müßte sie bald verschwinden. Verf. konnte
jetzt tatsächlich nachweisen, daß die Blutkörperchenanaphylaxie der
Meerschweinchen nach 45 — 60 Tagen verschwindet. Prigge.
Fleisher, Moyer S. and Mayer, Leo L., The influence of ana-
phylactic shock on fluid in the peritoneal cavity.
I. Influence upon quantity of fluid absorbed and
upon J of the fluid. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 319.)
Bei dem Ödem der lokalen anaphylaktischen Reaktion spielen
sicher Veränderungen der Zellpermeabilität eine Rolle. Um Einblick
in diese zu gewinnen, widmeten Verff. dem Verhalten der Peritoneal¬
flüssigkeit beim anaphylaktischen Shock eingehende Untersuchungen.
Sie arbeiteten mit Meerschweinchen, die mit 1 ccm einer 50proz.
Verdünnung von Eiereiweiß, in einigen Fällen auch mit 0,5 ccm
Pferdeserum sensibilisiert wurden. Bei der Reinjektion nach
2—4 Wochen erhielten die Tiere 1,5 — 6 ccm Eiereiweiß und 0,5 — 1 ccm
Pferdeserum. Sofort oder 3 Minuten nach der Antigeninjektion er¬
hielten die Tiere 30 ccm NaCl-Lösung intraperitoneal. Nach ver¬
schieden langer Zeit, 15 Minuten bis 19 Stunden, wurden sie getötet,
die Peritonealflüssigkeit gesammelt, gemessen und untersucht. Der
osmotische Druck des Blutes wurde durch die Reinjektion nicht be¬
einflußt. Auch die Flüssigkeitsmenge im Peritoneum war bei den
Shocktieren nicht größer als bei den Kontrollen, dagegen war der
osmotische Druck deutlich erhöht. Diese Erhöhung war noch 19 Stunden
nach der Reinjektion nachweisbar. Die Permeabilität des Peritoneal¬
endothels wird also durch den Shock merkbar beeinflußt. Ob es sich
um eine verzögerte Resorption aus der Peritonealhöhle oder um einen
316
Iminniiitätsforschung.
vermehrten Übertritt von Stoffen in sie hinein handelt, müssen weitere
Untersuchungen ergeben. Möglicherweise wird die Bewegung der
einzelnen Stoffe in verschiedenem Sinne beeinflußt. Es ist auch noch
nicht festgestellt, durch welche Substanzen die Erhöhung des osmo¬
tischen Druckes bedingt ist. Kurt Meyer (Berlin).
Manwaring, W. H., Hoseplan, T. M., Enricht, J. ß. and Porter,
Dorothy F., Effects of dehepatization on the reac-
tions of the urinary bladder in canine anaphylactic
and histamine shock. (Proc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21,
p. 536.)
Die Kontraktion der Harnblase in den ersten 2 Minuten des
anaphylaktischen und des Histaminshocks beim Hunde ist nicht
Folge eines Sinkens des arteriellen Blutdrucks, das im Gegenteil
Abnahme des Blasentonus bewirkt. Nach Entfernung der Leber
tritt sie beim anaphylaktischen nicht ein, wohl aber beim Histamin¬
shock. Sie beruht beim anaphylaktischen Shock wahrscheinlich auf
plötzlicher Bildung oder Freiwerden von histaminähnlich auf die
Blase wirkenden Leberanaphylatoxinen. Bei Perfusion blutfreier
anaphylaktischer Leber mit dem spezifischen fremden Eiweiß in
Lockescher Flüssigkeit wird das Perfusat plötzlich opaleszierend oder
milchig trübe. E. Fit sehen (Weyarn).
Popea, A. et Constantinescii, J., Sur le röle de la glande
thyroide dans 1 ’ a n a p h y ] a x i e. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 720.)
Mit Hilfe der Methodik der passiven Anaphylaxie (Übertragung
des Serums „sensibilisierter“ Menschen auf Meerschweinchen) konnte
gezeigt werden, daß die Thyreoidea beim Zustandekommen anaphy¬
laktischer Phänomene eine beträchtliche Rolle spielt: Patienten mit
Hypothyreoidismus lassen sich nur schwer sensibilisieren, während
durch das Serum von solchen mit Hyperthyreoidismus ein sehr heftiger
Shock zustande gebracht wird. Prig ge (Frankfurt a. M.).
Kritehevsky, J. L., Heterogeneous anaphylaxis. (J. of inf.
Dis. 1923, 32, p. 196.)
Mit roten Hühnerblutkörperchen immunisierte Kaninchen bilden
anaphylaktische Antikörper gegen rote Hammelblutkörperchen. Die
Tiere, die das Bild einer heterogenen Anaphylaxis darbieten, besitzen
immer heterogene Hämolysine und in der Mehrzahl der Fälle stehen
die anaphylaktischen Erscheinungen in direktem Zusammenhang mit
dem Grad des hämolytischen Titers. Dieterlen (Rottweil).
Dold, H., Bildung von Anaphylatoxin (Serotoxin) aus
Trockenkomplement. (Klin. Wsclir. 1924 S. 1448.)
Immunitätsforsch UDg.
317
Aus den Versuchen des Verf. geht hervor, daß das Trocken¬
komplement (Trockenserum) noch die Fähigkeit zur Anaphylatoxin-
bildung besitzt. Diese Fähigkeit erscheint aber verringert.
Schuster { Frankfurt a. 0.).
Arloing, F. et Spassitch, B., Choc hemoclasique digestif et
figure d’Arneth; variations et rapports avec la leu*
copenie et la pression arterielle. (C. r. Soc. de Bio!.
1924, 90, p. 495.)
Untersuchungen über die Beziehungen zwischen hämoklasischer
Krise, Arnethscher Formel und Blutdruck. Prigge {. Frankfurt a. M.).
Dumas, Antoine, Pulsatilite et tension arterielle dans
le choc vaccinal. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 499.)
Untersuchungen am Gefäßsystem über die Wirkungen des bei
der Vaccinationstherapie der Infektionskrankheiten gelegentlich zu
beobachtenden Shocks. Prigge {Frankfurt a. M.).
Kmietowicz, F. et Koskowski, W., Choc colloidoclasique et
pression du sang. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 710.)
Der Sturz des Blutdrucks während des kolloidoklasischen Shocks
ist nicht die Ursache der charakteristischen Shockphänomene (Leuko¬
penie, Inkoagulabilität des Blutes, Lymphocytose, Refraktionsänderung
usw.); diese stellen sich vielmehr auch ein, wenn eine Blutdruck¬
senkung vermieden oder sogar eine Steigerung des Blutdrucks erzeugt
wird (experimentelles Material). Ebenso ist die zweite Phase des
Shocks (Leukocytose) nicht durch Blutdrucksteigerung bedingt.
Prigge [Frankfurt a. M).
Bigwood, E.-J., Contribution ä l’etude de l’acidose du
choc an a phylac ti que. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 375.)
Untersuchungen über den Mechanismus der Hyperacidität des
Blutes beim anaphylaktischen Shock. Prigge {Frankfurt a. M.).
Zunz, Edgard et La Barre, Jean, Sur les modifications de la
reaction etdela tension superficielle dans U anaphy¬
laxiepassive. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 658.)
••
Die bei passiver Anaphylaxie beobachteten Änderungen der
Oberflächenspannung und der Reaktion des Plasmas sind denen bei
aktiver Anaphylaxie beschriebenen analog. (Abnahme der Alkaleszenz
und der Oberflächenspannung). Prigge {. Frankfurt a. M.).
Da Costa Cruz, J., Au sujet de l’anaphylaxie. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 90, p. 297.)
318
Immunitätsforschung.
Verf. erbringt den Nachweis, daß die von Vasconcellos
erhaltenen negativen Resultate bei der Erzeugung der Meer¬
schweinchenanaphylaxie lediglich auf die von jenem Autor verwandte
intracerebrale Injektion zurückzuführen sind. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Moldovan, J. et Zolog, M., L’anaphylaxie par hematies est
une reaction humorale. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 217.)
Drei Serien Meerschweinchen wurden sensibilisiert, die ersten
mit Pferdeserum, die zweiten mit Pferdeerythrocyten, die dritten mit
gewaschenen und vollständig von anhaftendem Serum befreiten Pferde¬
erythrocyten (alles subkutan; mit den Erythrocyten wurde zweimal
sensibilisiert, Intervall 5 Tage). 19 Tage nach der letzten sensibili¬
sierenden Injektion wurde reinjiziert und die tödliche Mindestmenge
festgestellt. Dann wurde durch Transfusion bei einem Teil der
sensibilisierten Tiere das Blut durch das Blut normaler Meer¬
schweinchen ersetzt und hierauf bei ihnen ebenfalls die tödliche
Mindestmenge festgelegt Bei den Tieren, die mit Pferdeserum
sensibilisiert waren, blieb die Hypersensibilität nach der Entfernung
des Blutes genau die gleiche wie bei den nicht entbluteten Tieren.
Bei den mit Erythrocyten sensibilisierten Meerschweinchen war nach
der Blutsubstitution zur Auslösung des tödlichen Shocks eine fünfmal
so große Menge erforderlich als bei den Kontrollen; der Rückgang
der Sensibilität entsprach der Menge des entfernten Blutes. Die
anaphylaktische Reaktion bei Meerschweinchen, die mit Zellen
(Erythrocyten) sensibilisiert sind, ist also humoraler Natur. Prigge .
Zunz, Edgard et la Barre, Jean, A propos des variations du
Sucre libre, du Sucre proteidique et de l’acide lactique
lors du choc anaphylactique chez le cobaye. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 91, p. 121.)
Beim anaphylaktischen Shock ist eine hyperglykämische Phase
mit Zunahme der Milchsäure und eine hypoglykämische Phase mit
beträchtlicher Vermehrung der Milchsäure zu beobachten.
Dieselben, S u r les modifications de l’alcalinite sanguine
au cours du choc anaphylactique. (Ibid. p. 126.)
Während des akuten anaphylaktischen Shocks des Meerschweinchens
nimmt die Alkalireserve des Plasmas, sein Gehalt an Phosphationen
und sein Gesamtcalciumgehalt ab; diese Veränderungen erklären zum
Teil die Senkung des pH im Verlauf des Shocks. Entsprechend der
Kugelmaß-Shohlschen Formel, derzufolge der ionisierte Anteil Calcium
von den H-, HC03- und HP04-Ionen abhängt, wäre also anzunehmen,
daß trotz der Verminderung des Gesamtcalciums der ionisierte Anteil
während des akuten Shocks zunimmt.
Immunitätsforschung.
319
Dieselben, A propos de l’action protective de l’atropine
da ns le choc anaphylactique du cobaye. (Ibid. p. 132.)
Untersuchungen über den Einfluß des Atropins auf den anaphy¬
laktischen Shock beim Meerschweinchen, insbesondere auf die Ab¬
nahme der Oberflächenspannung und der Alkaleszenz des Plasmas.
Prigge ( Frankfurt a. M.).
Cluzet, Kofman et Milhaud, M., Des modifications de la
co n centration du sang en io ns hydrogene au cours du
choc anaphylactique experimental. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 669.)
Übereinstimmend mit anderen Autoren finden Verif., daß das
pH des Blutes beim anaphylaktischen Shock des Meerschweinchens
abnimmt. Prigge {Frankfurt a. M.).
Schmidt, Paul, Über den anaphylaktischen Shock beim
Meerschweinchen. (Schweiz, m. Wschr. 1924 S. 151.)
Es kann heute als feststehend angesehen werden, daß der an¬
aphylaktische Shock mit völlig eiweißfreien Präparaten (Stärkekleister-
und Agar- Agar-Präparate) mit gleicher Regelmäßigkeit sich erzeugen
läßt wie mit Eiweißpräparaten. Es muß danach die Noxe, welche
den Shock auslöst, in die Gruppe der Fibrino- Globuline gehören, die
sich an die ultramikroskopischen Kleister- bzw. Agarteilchen anlegen
oder die bei der Präzipitation nach Reinjektion von artfremdem
Serum gebildet werden. — Was den Mechanismus der Wirkung des
Anaphylatoxins beim Meerschweinchen anlangt, so vertritt Verf. den
wohlbegründeten Standpunkt, daß das charakteristische Emphysem
der im Shock zugrunde gehenden Tiere durch ein Ödem der
Bronchiolenwand und Schleimhaut selbst bedingt ist, und daß die
Bronchialarterien bzw. Bronchiolenkapillaren der Ort der Wirkung der
Noxe sind. E. Gildemeister [Berlin).
• •
Schmidt, P. und Barth, E., Uber die Bedeutung desLungen-
ödems beim anaphylaktischen Shock des Meer¬
schweinchens. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 209.)
Beibringen weiterer Beweismomente dafür, daß das Ödem der
Bronchiolen und der Lunge die wesentliche Ursache für das Symptom¬
bild des Shocks ist. Der Bronchospasmus ist um so mehr als Ursache
abzulehnen, als eine durch Shock geblähte Lunge auch nach 8 tägiger
Lagerung, innerhalb deren jede Kontraktion erschlafft sein müßte,
nicht exprimiert werden kann. Die Frage, ob die Kapillaren der
Pulmonalis oder die der Bronchialarterien der Hauptort des Angriffs
der Noxe sind, die nach Ansicht der Verff. die Wandungen für das
Plasma durchgängig macht, läßt sich nicht einwandfrei klären wegen
320
Immunitätsforschung.
der ausgedehnten Anastomosenbildung beider Gefäßgebiete. Wäre
das Ödem Sekundärfolge des Erstickungsvorganges, dann müßte es
auch bei Erstickungsversuchen mittels Kompression der Trachea ein-
treten. Die Lungen solcher Art erstickter Tiere sind aber kollabiert
und mit Leichtigkeit zu exprimieren. Noetel ( Landsberga . w.).
Mendeleeff, P. et Hannevart, G., Anaphylaxie et immunite
du coeur isole du cobaye. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 642.)
Durchspült man das überlebende Herz eines normalen Meer¬
schweinchens mit Lockescher Lösung unter Zusatz von Glukose und
dauernder Sauerstoffzufuhr, so kann man es lange Zeit in Tätigkeit
erhalten. Zusatz von Ziegenserum, Agar oder Pepton verringert die
Amplitude und die Zahl der Kontraktionen ein wenig. Verwendet
man das Herz von Tieren, die zuvor durch eine intraperitoneale
Peptoninjektion sensibilisiert wurden, so beobachtet man vom 1. bis
zum 6. Tag nach der Injektion, daß der Peptonzusatz zur Spülflüssig¬
keit immer giftiger wirkt (Herzstillstand bis zur Wiederverwendung
von Lockescher Lösung). Ein am 6. Tag nach der Injektion iso¬
liertes Herz hört bei Verwendung von Peptonspülflüssigkeit brüsk zu
schlagen auf, fängt jedoch — wie an den Tagen vorher — bei Ver¬
wendung von peptonfreier Lockescher Lösung wieder zu schlagen an.
12 Tage nach der sensibilisierenden Injektion ist das Herz refraktär
gegen den Peptonzusatz geworden; es bleibt nun nicht mehr stehen,
sondern schlägt sogar mit größerer Amplitiide. — Behandelt man die
Meerschweinchen durch mehrmalige subkutane oder intraperitoneale
Ziegenseruminjektionen vor, so ist das Herz 3 Tage nach der 3. In¬
jektion noch sehr empfindlich gegen Zusatz von Ziegenserum zur
Spülflüssigkeit. 3 Tage nach der 4. Injektion ist es jedoch schon
refraktär; 3 Tage nach der 5. Injektion schlägt das Herz bereits
wesentlich besser in Lösung mit Serumzusatz als in serumfreier
Spülflüssigkeit. Nach der 6. und 7. Injektion sind die Resultate
analog. — Verwendet man Agar, so bleibt 9 Tage nach intravenöser
Injektion einer Agarlösung das Herz bei Verwendung einer Spül¬
flüssigkeit mit Agarzusatz stehen, und zwar definitiv: wenn man mit
agarfreier Lösung weiterspült, so beginnt es nicht wieder zu schlagen.
Verff. sprechen von einem anaphylaktischen Shock des Herzens. —
Theoretische Erwägungen. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Lumiere, Auguste et Coijturier, Henri, Sensibilisation
anaphylactique parvoie oculaire. (C. r. Acad. des Sciences.
1924, 178, p. 900.)
Auf Grund der Tatsache, daß es gelingt, Meerschweinchen von
der Konjunktiva aus mit Tuberkelbazillen zu infizieren, haben die
Autoren versucht, Anaphylaxie durch Applikation von Eieralbumin
Immuuitätsforschung.
321
auf die Bindehaut des Auges zu erzeugen. Die auf diese Weise
sensibilisierten Meerschweinchen waren nach Verlauf von 11 Tagen
überempfindlich; jedoch gelang es nicht, die Tiere so regelmäßig
umzustimmen, als es bei subkutaner Einverleibung des Anaphylaktogens
möglich ist. Rosel Goldschmidt {Frankfurt a. M.).
Garofeano, M. et Dörövici, M., Sur l’evolution de la chole-
sterinemie au cours du choc peptonique. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 90, p. 153.)
Beim Peptonshock des Hundes (Wittepepton) findet man eine
leichte Verminderung des Serumcholesterins, bei Reinjektion der
gleichen Menge jedoch eine geringe Zunahme. Verwendet man
Chapoteau-Pepton, so findet man dagegen eine häufig recht beträcht¬
liche Cholesterin Vermehrung. Frigge {Frankfurt a. M.).
Philippson, Maurice, Mendeleeff, P. et Platounoff, Constantin,
Anaphylaxie cellulaire etudiee par la resistance
electrique des tissus. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 375.)
Die Konstanten des elektrischen Widerstandes der Leberzelle
erfahren beim Meerschweinchen nach intraperitonealer Peptoninjektion
beträchtliche Veränderungen (Senkung mit anschließendem langsamem
Wiederanstieg bis über die Norm) und zeigen so die tiefgreifenden
Einwirkungen an, deren deutlichster Ausdruck der anaphylaktische
Shock ist. Frigge {Frankfurt a. M).
Kmietowicz, F. et Koskowski, W., Hemoclasie et pneumo-
gastrique. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 313.)
Untersuchungen am Hund über den Einfluß der Vagotomie auf
den Peptonshock und die hämoklasische Krise. Prigge {Frankfurt a.M.).
Arloing, Fernand et Dufourt, A., Sectiondupneumogastrique
et choc pleural parinjectiond.ecaseine chezlecobaye.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 219.)
Einseitige Vagotomie schwächt den durch Einbringung von Kasein
in die gleichseitige Pleurahöhle hervorgebrachten Shock nicht ab.
Doppelseitige Vagotomie führt in 25—60 Minuten zum Tod. Die
sofort nach dieser Operation ausgeführte intrapleurale Kaseininjektion
löst ebenfalls typischen Shock aus. Allerdings wird der Shock um so
schächer, je größer der zeitliche Abstand zwischen der Operation und
der Injektion ist. Doch handelt es sich hierbei wahrscheinlich um
eine durch den herannahenden Tod bedingte Maskierung der Shock-
wirkung. Prigge {Frankfurt a.M.).
Parker, J. T. and Parker jr., F., Anaphylaxis in the white
rat. (J. of med. Research. 1924, 44, p. 263.)
Erste Abt. Ref. Bd 78. No. 13/14.
21
322
Immunitätsforschung.
Der anaphylaktische Shock kann bei weißen Ratten sowohl nach
aktiver als passiver Sensibilisierung bewirkt werden. Das typische
Bild des anaphylaktischen Shocks bei weißen Ratten ähnelt nicht
dem beim Meerschweinchen, sondern gleicht in manchen Beziehungen
dem beim Hund. Wedemann (Berlin).
Weiss, Nacif, Anaphylaxie par les venins des serpents
sud- am ericains. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 92, p. 24.)
Man kann beim Meerschweinchen die klassischen Symptome der
Anaphylaxie mit Schlangengiften erzeugen. Die Erscheinungen sind
in hohem Grade spezifisch, jedoch kommt man zu Reaktionen auch,
wenn man zur Sensibilisierung und Auslösung zwei Gifte nah ver¬
wandter Arten verwendet. Prig ge (Frankfurt a. M.).
Bold, H., Anaphylaktoide Erscheinungen nach intra¬
venöser Einspritzung geringer Mengen von Form¬
aldehyd. (Klin. Wschr. 1924 S. 1405.)
Kleine Mengen von Formaldehyd, intravenös Meerschweinchen
oder Kaninchen eingespritzt, bewirken Reizerscheinungen, die je
nach der eingespritzten Menge in Tränensekretion, Jucken, Niesen,
Kauen, Muskelzittern, Urin- und Kotabgang, Atemnot, Krämpfen,
Exitus mit Lungenblähung bestehen. Auffallend und charakteristisch
ist, besonders bei Meerschweinchen, nach Einspritzung einer größeren
Dosis, die Auspressung eines milchigen Sekrets in der Lidspalte
(Sekret der Meibomschen Drüsen). Dieser Formaldehydshock wird
offenbar durch eine direkte Reizwirkung des Formaldehyds auf die
Endothelien der Gefäße hervorgerufen. Längerer Kontakt des
Formaldehyds mit Serum bringt infolge Bindung des Formaldehyds
an die Serumeiweißkörper die beschriebene Giftwirkung zum Ver¬
schwinden. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Flaum, A., Peut-on provoquer l’antianaphylaxie chez les
cobayes, en faisant des injections intracarotidiennes
centripetes de serum de lapin hemolytique pour les
hematies de mouton? (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 476.)
Forssman hat einen charakteristischen, besonders^durch Gleich¬
gewichtsstörungen ausgezeichneten, zum Tod führenden pathologischen
Zustand beschrieben, der durch zentripetal gerichtete, intrakarotidiale
Injektion hammelblutlösender Kaninchensera beim Meerschweinchen
hervorgerufen wird. Die beobachteten Störungen sind wahrscheinlich
durch Läsionen im Cerebellum und in der Medulla oblongata bedingt,
indem bei retrograder Injektion eine wesentlich höhere Menge der
injizierten Flüssigkeit auf dem Weg über die Arteria vertebralis zu
den bezeichneten Organen abfließt als bei zentrifugaler Injektion.
Immnnitätsforschun g.
323
Das beschriebene Phänomen ist nicht hervorgerufen durch die Hämo¬
lysine des Immunserums, also nicht identisch mit der „umgekehrten
Anaphylaxie“. Während man das Tier gegen letztere (intravenöse
Injektion) durch doppelseitige Nierenexstirpation resistenter machen
kann, ist dies bei intrakarotidialer Injektion nicht möglich. Und
während man durch vorherige Injektion untertödlicher Dosen Anti¬
anaphylaxie, also Schutz gegen die nachfolgende intravenöse Injektion
tödlicher Dosen erzeugen kann, ist diese Vorbehandlung gegen intra-
karotidiale völlig unwirksam. Um den Einwand, bei intravenöser
Injektion werde nur eine zu kleine Serummenge im Cerebellum und
in der Medulla oblongata fixiert, während man durch vorherige intra-
karotidiale Injektion Antianaphylaxie erzeugen könne, zu entkräften,
hat Verf. Versuche in dieser Richtung angestellt. Er konnte so mit
verschiedenen hämolytischen Seris zeigen, daß man durch vorherige
zentripetale intracarotidiale Injektion nicht tödlicher Mengen keine
Antianaphylaxie erzeugen kann. Der zum Tod führende Symptomen-
komplex erscheint wie bei un vorbehandelten Tieren. Prigge.
Arloing, F., Langeron, L. et Spassitch, B., Desensibilisation
dans l’anaphylaxie digestive experimentale du co-
baye. Son mecanisme: skeptophylaxie ou desana-
phylaxie vraie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 70.)
Methoden zur Desensibilisierung von Meerschweinchen, die —
nach Präparation mit Galle — auf oralem Wege anaphylaktisiert
waren. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Zolog, M., Action de l’absence de Vitamine C sur
l’anaphylaxie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 215.)
Meerschweinchen, die ohne Vitamin C ernährt und mit Pferde¬
serum sensibilisiert werden, sind gegen Reinjektionen von Pferde¬
serum weniger empfindlich als normal ernährte Kontrolltiere. Die
Hyposensibilität ist desto größer, je länger die Tiere vor der Sensibili¬
sierung vitaminfrei ernährt werden und je jünger die Tiere sind.
Prigge {Frankfurt a.M).
Arloing, Fernand, Langeron, L. et Ricard, Action des pre-
parations de soufre colloidal dans les phenomenes
d’anaphylaxie experimentale. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 221.)
Untersuchungen über die abschwächende Wirkung von kolloi¬
dalem Schwefel auf die Erscheinungen des anaphylaktischen Shocks.
Vergleich mit der deutlicheren Wirkung einer Schwefelquelle.
Pr igge ( Frankfurt a. M.).
Cahn, R., Über die antianaphylaktische Wirkung von
Mineralwässern. (Klin. Wschr. 1924 S. 1857.)
21*
324
Immunitätsforschung.
Die vom Verf. an Meerschweinchen angestellten Versuche über
die desensibilisierende Wirkung von Mineralwässern ergaben haupt¬
sächlich folgendes: Sämtliche mit Vichy- Wasser behandelten Tiere
wurden vor dem anaphylaktischen Schock geschützt. Bei Versuchen
mit deutschen Mineralwässern gelang die Desensibilisierung mit
Fachinger Wasser nur in einem Falle. Mit Emser und Wildunger
Wasser ließ sich eine deutliche Desensibilisierung erreichen, dieselbe
war aber weniger sicher als beim Vichy- Wasser. Lösungen von den
Abdampfrückständen des natürlichen Vichy- und Emsersalzes übten
bis auf eine Ausnahme (Vichy- Salz) keine desensibilisierende Wirkung
aus. Das Vorhandensein von Alkalien kann nach Ansicht des Verf.
nicht als Ursache der desensibilisierenden Wirkung angesehen werden.
Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Arloing, F. et Langeron, L., Action preventive du choc
anaphylactique sur l’intoxication experimentale par
la strychnine. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 73.)
Nach einem anaphylaktischen Shock vertrugen Kaninchen und
Meerschweinchen unter bestimmten Umständen eine tödliche Dosis
Strychnin oder blieben wenigstens länger am Leben, als nach dem
Grad der Vergiftung zu erwarten war. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Berger, W., Neuere Anschauungen über das Wesen und
über die Behandlung der Pollenidiosynkrasie (des
sog. Heufiebers). (W. kl. W. 1924 S. 940.)
Bei der Pollenidiosynkrasie handelt es sich um eine in bestimmten
überempfindlichen Geweben (Schleimhaut der Luftwege, Bronchial¬
muskulatur) ablaufende Reaktion zwischen einem dort vorhandenen
antikörperartigen Reaktionskörper mit den durch Inhalation zu¬
geführten Pollen und dadurch herbeigeführte Zellreizung. Unter den
therapeutischen Maßnahmen hat sich in neuerer Zeit besonders die
spezifische Herabsetzung der allergischen Reaktivität durch spezi¬
fische Desensibilisierung mittels fortgesetzter parenteraler Zufuhr
kleiner Mengen der auslösenden Pollensubstanzen bewährt. Sie ist
jedenfalls rationeller als das Abfangen der Pollen an der Eingangs-,
pforte durch unspezifische Salben und ihre Neutralisation durch
Antiserum (Pollantin nach Dunbar, Graminol nach Weichardt). Die
desensibilisierende Behandlung ist empirisch wohl begründet und
theoretisch verständlich besonders durch die von Doerr angebahnte
und durchgeführte Analogisierung zwischen Idiosynkrasie und Ana¬
phylaxie und bildet zugleich ein Glied in der Kette der Beweise
für eine nahe Verwandtschaft des Mechanismus der beiden. Die
desensibilisierende Behandlung ist keine kurative, sondern eine pro¬
phylaktische und entspricht insofern der Idealform der Therapie.
Sie ist sicher noch verbesserungsbedürftig im Hinblick auf die Er-
(THerellesches Phänomen.
325
zielung einer dauernden Resistenz, einer Vereinfachung der Behand¬
lung und einer Einbeziehung der bisher refraktären Fälle. Bei der
Schwere des Leidens und bei der jeder sonstigen Behandlung (mit
Ausnahme der teuren und schwer radikal genug durchführbaren
Klimatotherapie) trotzenden Eigenart der meisten Fälle bedeutet aber
die desensibilisierende Behandlung der Pollen-Idiosynkrasie schon in
ihrer heutigen Form einen bedeutenden Fortschritt. Hetsch.
Borchardt, W., Biologische Beiträge zum d’He reileschen
Phänomen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1923, 37, S. 1.)
Filtrate von Bakterien-Immunserumgemischen lösen das d’Herelle-
sche Phänomen nicht aus. Die Serumantikörper scheinen also keine
Rolle bei diesem zu spielen. Dagegen tritt bei Kaninchen, die nach
Abstumpfung der Magensalzsäure mit großen Mengen von Ruhrbazillen
infiziert werden, schon nach 24 Stunden zugleich mit den Bazillen
Bakteriophagenwirkung auf. In vitro sind Speichel und Magensaft
unwirksam, dagegen gelingt es, mit Duodenalsaft Von Fistelhunden
schon nach einer Passage mittelstark wirksame, später in ihrer
Wirkung sich steigernde Lysate gegenüber der Coli-Typhus-Ruhr-
gruppe und vielleicht auch gegenüber Staphylokokken zu erzeugen.
Darmabwärts wird die Wirkung des Darminhalts immer schwächer.
Am leichtesten beeinflußt werden Dysenterie y und Flexner und Coli,
es folgen Dysenterie Sliiga, Paratyphus B und zuletzt Typhusbazillen
und Staphylokokken. Proteus, Pyocyaneus, Cholera, Diphtherie, Milz¬
brand, Friedländer, Strepto- und Pneumokokken blieben stets unbe¬
einflußt. Ebenso verhalten sich die Bakterienarten gegenüber einem
Colilysat, woraus folgt, daß primär und sekundär angreifendes bakterio-
lytisches Prinzip in ihrer Wirkung identisch sind. Auch hinsichtlich
Thermo- und Chemoresistenz sowie ihrer proteolytischen Wirkung
zeigen beide keine Unterschiede. Durch Zusammenwirken an sich
unwirksamer Pankreas- und Dünndarmschleimhautextrakte der Katze
ließ sich Bakteriophagenwirkung erzielen. Es ist demnach anzu¬
nehmen, daß es sich bei dem d’Herelleschen Phänomen primär um
die Wirkung des durch Enterokinase aktivierten Trypsinogens, also
des Trypsins handelt, das bei den beeinflußbaren Keimen gewisser¬
maßen zu einer Herausschälung von gleichartig wirkendem Ferment
führt. Mit den Handelspräparaten von Trypsin scheint sich die
Bakteriolyse nicht in Gang setzen zu lassen, da sie meist auch pro¬
teolytisch unwirksam sind. Das Trypsin stellt otfenbar ein natür¬
liches Immunitätsprinzip dar, das eine wichtige Rolle bei der Ent¬
keimung und damit Gesundung des darminfektionskranken Organismus
spielen dürfte. Damit stimmt überein, daß sich das bakteriolytische
Prinzip hauptsächlich im Rekonvaleszenzstadium aus dem Stuhl ge¬
winnen läßt. Kurt Meyer (Berlin).
326
d’Herellesches Phänomen. — Sitzungsbericht.
Biemond, A. G., Einige Bakt eriophagenun tersuchungen.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 681.)
Die Untersuchungen des Verf. beschäftigen sich 1. mit der Größe
des Bakteriophagen, durch Ultrafiltration bestimmt, 2. seiner Empfind¬
lichkeit gegen ultraviolettes Licht und 3. seiner Destillierbarkeit. —
Aus seinen Untersuchungsresultaten glaubt Verf. die Folgerung ziehen
zu können, daß die d’Her eile sehe Auffassung vom Bakteriophagen
als einem präformiert korpuskularen Element als richtig anerkannt
werden muß und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die Ultrafiltration
hat gezeigt, daß wir es mit einem korpuskulären Etwas zu tun
haben. Die Teilchen sind in Größe untereinander verschieden, sowie
auch die Teilchen zweier verschiedener Bakteriophagenstämme. —
2. Gerade wie Bakterien ist auch der Bakteriophag empfindlich
gegen ultraviolettes Licht, wenn man die schützende Wirkung der
Bouillon ausschaltet. — 3. Der Bakteriophag ist kein flüchtiger
Stoff. Hiermit entfällt ein starkes Argument der Gegner von
d’Herelle. * Schill [Dresden).
Nachdruck verboten.
Berliner Gesellschaft für Mikrobiologie.
Sitzung vom 17, November 1924.
I.
Gins, H. A., Bericht über das Ergebnis der Nachprüfung
der Frosch-Dahmenschen Kulturversuche des Maul¬
und Klauenseuchevirus.
Nachdem die Mitglieder der Kommission (Giese, Gildemeister, Gins,
Kleine, Lührs, Richters) durch Herrn Dahmen die Einzelheiten seines
Züchtungsverfahrens erfahren hatten, wurden die Versuche an allen drei Arbeitsstellen
aufgenommen, mit dem Ziel, aus dem Aphtheninhalt infizierter Meerschweinchen zu
Kulturen des Maul- und Klauenseuchevirus zu gelangen.
Die durch Zentrifugieren vorbereitete Aufschwemmung wurde auf die Nähr¬
böden übertragen, aber schon hierbei festgestellt, daß es nicht gelang, eine Anreiche¬
rung des Virus im Sediment zu erzielen. Es wurden sogleich eine größere Anzahl
von Nährbödenröhrchen mit dem von Dahmen empfohlenen Martin-ßouillon-Serum-
agar mit Virus beimpft und an einzelnen dieser Röhrchen die Virulenz des Kondens-
wassers und der Nährbodenoberfläche mit der Virulenz des Ausgangsmaterials ver¬
glichen, auch wenn noch keine sichtbaren Veränderungen auf der Agaroberfläche
vorhanden waren. Hierbei wurde gefunden, daß bereits nach 3 tägigem Aufenthalt
bei 37° C eine Infektion bei Meerschweinchen nicht mehr gelang. Andererseits
traten kolonieähnliche Veränderungen auf den Nährböden nach der von Dahmen
angegebenen Zeit auch auf Agarröhrchen ein, die mit Ausgangsmaterial beschickt
waren, welches sich nicht als infektiös erwiesen hatte. Gleichzeitig wurden auch
andere Ausgangsmaterialien iu die Versuche einbezogen. Anfang Juni waren Ver¬
änderungen auf den Agarröhrchen festgestellt, die sich von den von Dahmen be-
Sitzungsbericht.
327
schriebenen Kulturen nicht unterscheiden ließen, wenn die Röhrchen mit Herpes-,
Schweinepest-, Lyssa- und Hundestaupevirus beschickt waren. Diese Versuche waren
teilweise mit Filtraten durch Berkefeld- oder Reichelkerzen angesetzt.
Gleichzeitig wurden Agarröhrchen in größerer Zahl mit der sterilen Öse be¬
strichen und auch auf diesen zeigten sich nach 8 — 14 Tagen Veränderungen, welche
identisch waren mit den von D ah men beschriebenen und mit den nach Beimpfung
mit den erwähnten anderen Virusarten.
Die Veränderungen auf den Kontrollröhrchen ließen sich passagenweise fort¬
führen und ergaben immer wieder das gleiche Bild, wie der von D ah men be¬
schriebene und abgebildete hauchfeine Belag entlang dem Impfstrich. Die Beläge
auf den späteren Abimpfungen traten oft früher auf und wurden üppiger als in den
anderen Röhrchen. Auch auf Nährbodenröhrchen, die ohne jede Vorbehandlung eine
Reihe von Tagen im Brutschrank gehalten worden waren, fanden sich Gebilde, die
bei Lupenbetrachtung für feinste Kolonien gehalten werden konnten. Das Auftreten
dieses feinen Belages oder der kleinen kolonieähnlichen Gebilde zeigte sich abhängig
von dem Nährboden. Einzelne Nährbodenportionen blieben ganz unverändert, gleich¬
gültig, ob sie mit Virus oder mit der sterilen Öse bestrichen waren. Und auch bei
denjenigen Nährböden, welche in den Schrägagarröhrchen die Beläge und kleinsten
Kolonien deutlich zeigten, konnten diese Veränderungen auf Agarplatten niemals
erzeugt werden. Der Vergleich der feinen Beläge auf den Virusröhrchen und auf
den Kontrollen wurde mit dem unbewaffneten Auge, mit der Lupe und unter dem
Mikroskop durchgeführt. Das Ergebnis war das Fehlen jeden Unterschiedes zwischen
den beiden Nährbodenreihen. Der Austausch der in den einzelnen Arbeitsstellen
gewonnenen Nährbodenveränderungen brachte ebenfalls keine Unterschiede zutage.
Die Tierversuche mit den mit Virus beschickten Nährböden blieben alle
negativ. In keinem Fall, auch nicht bei Anwendung der von D ah men empfohlenen
Serienimpfung von Tier zu Tier, gelang eine Maul- und Klauenseucheinfektion der
Meerschweinchen.
Auch zwei Kulturversuche, die Herr D ah men in Gegenwart von Kommissions¬
mitgliedern im R.G.A. angesetzt hatte, blieben erfolglos.
Auf Grund dieser negativen Ergebnisse beschloß die Kommission, die Herren
Frosch und D ah men um die Überlassung von virulenten typischen Kulturen und
um eine abermalige Demonstration der Unterschiede zwischen den auf den Kulturen
und den Kontrollen erschienenen Veränderungen zu ersuchen.
In einer Besprechung am 24. Juli 1924 wurden Herrn D ah men eine größere
Zahl von Schrägagarröhrchen, welche teils mit Maul- und Klauenseuchevirus, teils
mit steriler Öse bestrichen waren, vorgelegt, mit der Bitte, an der Hand dieses
Materials die typischen Veränderungen der Maul- und Klauenseuchekultur zu
demonstrieren. Hierbei erwies sich ein von Herrn D ahmen als typisch bezeichnetes
Röhrchen als Kontrolle. An dem gleichen Tage übergab Herr D ahmen der Kom¬
mission einige Kulturen, die er selbst angelegt hatte. Diese Kulturen wurden ein¬
gehend auf Virulenz geprüft, erwiesen sich aber bei keinem von mehr als 70 damit
oder den Subkulturen beimpften Meerschweinchen als infektiös.
Insgesamt sind in den drei Arbeitsstellen über 150 Meerschweinchen mit dem
nach D ah mens Methode angelegten Kulturen infiziert worden. Eine Maul- und
Klauenseucheerkrankung, auch nur leichtester Art, wurde in keinem Fall beobachtet.
Da Geh. -Rat Frosch entgegen der Ansicht der Kommission Unterschiede
zwischen den Kulturen und den Kontrollen als nachweisbar erklärte, wurden gleich-
alterige, auf gleichalterige Nährböden angelegte Kulturen und Kontrollen noch
einigen weiteren Herren bei starker mikroskopischer Vergrößerung (Immersion) zur
Begutachtung vorgelegt. Auch die Herren Zettnow, Boeker, Schnabel, Otto,
Fortner, Guth, Herzberg, Wedemann konnten sich nicht von dem Vor¬
handensein von Unterschieden überzeugen. Die Untersuchungen der Kommission
328
Sitzungsbericht.
haben allerdings ergeben, daß Unterschiede bei verschiedenen Nährbodenportionen
und bei verschieden langer Bebrütung Vorkommen, daß sich diese aber dann in
gleicher Weise bei Kulturen und Kontrollen zeigen. Bei der photographischen
Wiedergabe ist hierauf besonders Wert zu legen und zu beachten, daß die Größe
der kolonieähnlichen Gebilde sowohl auf der mit Virus wie auch mit steriler Öse
bestrichenen Agaroberflächen an verschiedenen Stellen stark differieren kann.
Da Herr D ah men seit 11. August 1924 noch nicht in der Lage war, der
Kommission virulente Kulturen zur Verfügung zu stellen, und da alle Versuche der
Kommissionsmitglieder, solche Kulturen zu gewinnen, ergebnislos geblieben sind, ist
die Arbeit der Kommission zum Stillstand gekommen.
II.
Frosch und Dahmen, Erklärung zu dem Bericht der
Kommission.
Die vorangängig berichteten Untersuchungsergebnisse der Kommission können
wir weder als eine ausreichende noch auch in wichtigen Punkten zutreffende Nach¬
prüfung unserer Angaben über Kultur und Morphologie des Maul- und Klauenseuche¬
erregers anerkennen. Wesentliche Differenzpunkte sind ungeklärt geblieben, und
unsere bei den gemeinschaftlichen Arbeiten geäußerte abweichende Meinung finden
wir leider nicht in dem Maße berücksichtigt, auf das wir Anspruch zu besitzen
glauben.
Im einzelnen sei folgendes hervorgehoben:
I. Zum Auszentrifugieren des Virus. Vor Beginn unserer Züchtungs¬
versuche haben wir uns mehrfach durch die Meerschweinchenimpfung davon über¬
zeugt, daß durch das Auszentrifugieren des Virus der Maul- und Klauenseuche aus
verdünnten und filtrierten Aufschwemmungen doch eine Anreicherung des Virus
im Bodensatz gelingt. Die negativen diesbezüglichen Untersuchungsergebnisse der
Kommission können die Tatsache nicht umstoßen, sondern müßten Veranlassung
geben, diejenigen Begleitumstände zu berücksichtigen, auf denen das Fehlschlagen
oder Gelingen dieser Operation beruhen kann. Dazu gehören neben der Umdrehungs¬
geschwindigkeit und Zeit das spezifische Gewicht der Aufschwemmung, abhängig
vom Salz- und Eiweißgehalt, die Temperatur und die innere Beibung der Flüssigkeit
(Viskosität). Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß es auch Prof. Huppert1)
gelungen sein muß, der bei seinen erfolgreichen, uns bestätigenden Versuchen nach
unserer Methode gearbeitet hat. Das Auszentrifugieren des Virus ist also zweifellos
möglich, und es wird nur darauf ankommen, die optimalen Bedingungen dafür fest¬
zustellen.
Dieser Punkt bleibt also noch ungeklärt.
II. Zur Infektiosität der Kulturen. Schon in unserer ersten, damals
noch vorläufigen Mitteilung (Vortrag in dieser Gesellschaft vom 7. 4. d. J.) haben
wir angegeben, daß die Virulenz unserer Kulturen auf festen Nährböden abgeschwächt
erscheine und sich im Verlaufe der Fortzüchtung nachweisbar weiter abschwäche,
wie durch den Tierversuch festgestellt. Mit dem völligen Verlust der Virulenz bei den
Passagen war deshalb von vornherein zu rechnen. Sie ist tatsächlich im Laufe
des Sommers auch eingetreten. Wir haben aber schon damals betont, daß nach
unserer Meinung die Kultur auf festen Nährböden überhaupt nicht der geeignete Weg sei,
um virulente Kulturen zu gewinnen. Die Lösung dieses besonderen Problems hatten
wir uns für spätere Arbeit aufgespart gedacht. Der eigentliche Zweck der Kultur
1 ) Direktor des bakteriolog. Instituts der Universität in La Plata, Vet.-med.
Fakultät.
Sitzungsbericht.
329
auf festen Nährböden war vielmehr, die Erzeugung von Kulturen in Kolonieform,
als der einzig sichere Weg, Aufschluß über die Morphologie des Erregers zu erhalten.
Es wäre deshalb auch das völlige Fehlen dieser Virulenz kein Punkt von ausschlag¬
gebender Bedeutung, um so weniger, als wir genügend Beispiele in der Mikrobiologie
kennen dafür, daß Kulturen wohl charakterisierter Krankheitserreger selbst bei der
Verimpfung auf die natürlichen Versuchsobjekte völlig versagen. Unsere Kulturen
der Maul- und Klauenseuche waren aber virulent, einmal sogar hochvirulent. Der
Infektionsversuch ist uns mit Material verschiedener Herkunft 9 mal geglückt.
Darunter 2 mal im Beisein der Kommissionsmitglieder. Kautelen gegen eine Spontan¬
infektion der Impfmeerschweinchen wurden beiderseits nicht verlangt, weil sie für
ausgeschlossen galt. Über diese letzteren Versuche hat die Kommission in der
Diskussions-Sitzung am 19. 5. d. J. unter dem nötigen Vorbehalt, sonst aber be¬
stätigend berichtet. Dem späterhin von der Kommission erhobenen Einwand einer
Spontaninfektion bei unseren positiven Impfversuchen sind wir dadurch erfolgreich
begegnet, daß wir einen unserer — von der Kommission als negativ befundenen —
Kulturstämme (K 8) nicht selbst, sondern an anderer Stelle, im Pathologischen In¬
stitut der Tierärztlichen Hochschule, durch den Oberassistenten Herrn Dr. C. Krause,
auf Meerschweinchen haben verimpfen lassen. Von dem typisch positiven Ausfall
des Versuches ist die Kommission benachrichtigt worden, und ihr Mitglied, Herr
Richters hat sich persönlich davon überzeugt.
Auch diesen Punkt halten wir für ungeklärt und durch die negativen Versuchs¬
ergebnisse der Kommission nicht endgültig entschieden.
III. Zu den Kontrollen. Von dem Bericht der Kommission über die mit
verschiedenem unspezifischen Material angelegten Kontrollkulturen legen wir zunächst
Wert auf die Tatsache, daß diese Pseudokulturen nicht immer gelingen. Das können
wir bestätigen, und daraus erklärt es sich, daß uns diese Erscheinung bei unseren
anfänglichen Züchtungsversuchen entgangen ist und überhaupt so lange, wie wir
unsere Nährböden eigenhändig herstellten. Wir haben damals bei allen Züchtungs¬
versuchen entsprechende Kontrollen gehabt, namentlich den Ausstrich mit der trockenen
Öse wiederholt ausgeführt und demonstriert. Ferner können wir die Angaben der
Kommission auch darin bestätigen, daß unter Umständen Gebilde, die dem bloßen
Auge wie winzige Kolonien erscheinen, schon spontan vor jeder Impfung auf solchen
Nährböden auftreten und können diese Beobachtung dahin ergänzen, daß diese Ge¬
bilde auch bei den beimpften Kontrollen außerhalb des Impfstriches und in der Tiefe
des Nährbodens, unter der Oberfläche vorhanden sind. Wir sind aus Anlaß der be¬
treffenden Kommissionsbeobachtung dieser Erscheinung weiter nachgegangen und
haben in der Folge bestimmte Bedingungen für das Gelingen solcher positiven
Kontrollen kennen gelernt. Dahin gehören Veränderungen in der Konzentration des
Agars und in seiner Alkaleszenz, ferner das Mischungsverhältnis von Serum und
Agar und endlich die Beschaffenheit des Serums selbst. So ist ein in der Verdauung
des Tieres entnommenes, also chylusreiches Serum besonders geeignet, derartige Ge¬
bilde in verschiedener Form und reichlich zu erzeugen. Wir sind deshalb in der
Lage, diese Fehlerquellen nunmehr auszuschließen und einen Nährboden herzustellen,
auf dem diese unspezifischen Kontrollen nicht angehen, während der Maul- und
Klauenseucheerreger sein typisches Wachstumsbild beibehält.
Soweit die Kommissionsbefunde bestätigend, sind wir aber durchaus entgegen¬
gesetzter Meinung in bezug auf folgenden Punkt:
Die Kommission behauptet, daß der Vergleich der feinen Beläge auf den Virus¬
röhrchen und auf den Kontrollen weder mit dem unbewaffneten Auge, noch mit der
Lupe, noch mit dem Mikroskop irgendeinen Unterschied zwischen den beiden Nähr¬
bodenreihen ergeben habe. In dieser allgemeinen Form ist das Urteil der Kommission
sicher unrichtig. Wir haben den Kommissionsmitgliedern selbst wiederholt gezeigt,
daß sich eine gewisse Anzahl der Kontrollen schon mit bloßem Auge oder mit der
330
Sitzungsbericht.
Lupe sicher von den Kulturen der Maul- und Klauenseuche unterscheiden lasse, weil
die betreffenden Kulturbeläge undurchsichtiger und gröber sind. Aber wir geben zu,
daß es auch Kontrollen gibt, die mit dem bloßen Auge oder der Lupe nicht mit
Sicherheit von deD feinen Belägen der Maul- und Klauenseuchekulturen unterschieden
werden können. Und Kulturen dieser Art sind es gewesen, die den von der Kom¬
mission angeführten Irrtum des Herrn Prof. D a h m e n verursacht haben, als ihm
diese Tatsache noch weniger geläufig war. Der Behauptung der Kommission aber,
daß die makroskopisch der Maul- und Klauenseuche sehr ähnlichen Pseudokulturen
sich auch mikroskopisch nicht von denen der Maul- und Klauenseuche unterscheiden
lassen, müssen wir durchaus widersprechen. Wir haben diesem wichtigen Punkte
begreiflicherweise eine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet und alle uns von der
Kommission zur Verfügung gestellten Kontrollen dieser Art (im ganzen 18.), darunter
auch die sog. Subkulturen, sowie eine Anzahl eigener, von uns mit noch anderem
Material hergestellten Kontrollen und endlich die spontan entstandenen Gebilde
dieser Art, als den wahrscheinlichen Ausgangspunkt der Pseudokulturen mit allen
Hilfsmitteln der mikroskopischen Technik eingehend untersucht mit dem Endergebnis,
daß die Kolonien der Maul- und Klauenseuchekulturen sich in Form, Größe, Struktur,
Lichtbrechungsvermögen und Verteilung auf dem Nährboden ganz unzweifelhaft und
deutlich von allen ähnlichen Bestandteilen der Pseudokulturen unterscheiden. Wenn
die Kommission und die in ihrem Bericht erwähnten Mitglieder des Koch sehen In¬
stituts sich von diesen Unterschieden nicht haben überzeugen können, so haben wir
dafür nur die Erklärung, daß entweder der Umfang und die Zahl ihrer vergleichenden
Untersuchungen zu gering waren oder die angewandte Untersuchungstechnik nicht die¬
jenige gewesen ist, deren wir uns bedienen und die wir für zweckmäßig befunden
haben. Auch haben wir unser Material, Präparate und mikrophotographische Auf¬
nahmen, verschiedenen in- und ausländischen Forschern vorgelegt und regelmäßig
die Genugtuung gehabt, daß diese Herren, erst einmal auf die Unterschiede auf¬
merksam gemacht, sie anerkannt haben.
Wir können der Kommission darin nicht beistimmen, daß für solche Vergleiche
das Alter des Nährbodens oder der Kulturen von Bedeutung sei. Wir haben weder
bei unseren Maul- und Klauenseuchestämmen, noch bei den uns von der Kommission
überlassenen Kontroll- oder Pseudokulturen selbst bei monatelanger Aufbewahrung
Formveränderungen bemerkt. Unterschiede sind vielmehr lediglich bedingt durch
die Beschaffenheit des Nährbodens und dann durch die Austrocknung, wofür auch
das von der Kommission berichtete Versagen der Pseudokultur auf Platten spricht.
Es würde zu weit führen und ohne Anschauungsmaterial wohl auch nutzlos sein,
hier auf die charakteristischen Einzelheiten einzugehen. Wir beschränken uns des¬
halb auf die summarische Erklärung, daß die Beläge der Pseudokulturen mikro¬
skopisch stets ein Durch- und Nebeneinander von ganz verschiedenartigen Bestand¬
teilen ergeben, die am besten mit Gerinnungs- oder Ausflockungserscheinungen ver¬
glichen werden, während die Maul- und Klauenseuchekultur stets das Bild gleich¬
mäßig großer und gleichmäßig verteilter isolierter kolonieähnlicher Gebilde zeigt,
also durchaus den typischen Habitus einer bakteriellen Kultur bietet.
Da der Widerspruch zwischen der Kommission und uns in diesem prinzipiell
wichtigen Punkte nicht durch eine Diskussion erledigt werden kann, so stellen wir
die Besichtigung unserer Präparate und unseres mikrophotographischen Materials
jedem frei. Wir werden außerdem unsere Untersuchungstechnik unter Beigabe von
Demonstrationsphotogrammen binnen kurzem veröffentlichen, so daß ein jeder wissen¬
schaftliche Forscher in der Lage ist, mit den üblichen optischen Hilfsmitteln des
Laboratoriums einschließlich der Dunkelfeldbeleuchtung unsere Angaben nachzuprüfen
und sich sein Urteil selbst zu bilden.
Aus den vorgetragenen Gründen halten wir unsere Angaben über die Züchtung
des Maul- und Klauenseucheerregers und seine Morphologie vollständig aufrecht.
Sitzungsbericht. 331
Wir sehen in den bisherigen Ergebnissen der Kommission keinen Grund zu einer Ände¬
rung unserer Auffassung, sondern erwarten gegenüber den negativen Untersuchungs¬
ergebnissen der Kommission die Entscheidung nunmehr von der Nachprüfung aller
übrigen beteiligten oder interessierten Stellen der gesamten wissenschaftlichen Welt.
III.
Gildemeister, E. und Herzberg, Kurt, Experimentelle Unter¬
suchungen über Herpes.1)
Es ist den Verfassern gelungen, für das Herpesvirus einen neuen Modus der
Passagezüchtung im Tierkörper zu finden. Bisher impfte man entweder korneal
oder zerebral mit dem Hirn von Tieren, die an Encephalitis herpetica verendet
waren und konnte durch die stets neue Einschaltung von Hirnimpfmaterial das Ab¬
reißen der Infektion, wie es bei einer Übertragung des Bläscheninhalts von Kornea
zu Kornea oder von Haut zu Haut leicht eintritt, meist verhindern. Es erschien
jedoch wünschenswert, zu wissen, ob das sehr dermotrope Herpesvirus nicht doch
von Haut zu Haut übertragen werden könne, und ob im Falle des Gelingens Ände¬
rungen in seinem Verhalten zum Nervensystem festzustellen seien.
Die bisherigen experimentellen Versuche haben ergeben, daß das Herpesvirus
auf der Hornhaut des Meerschweinchens haftet, und daß es auch auf der äußeren
Haut der Meerschweinchen charakteristische Veränderungen — Herpesblasen — her¬
vorzurufen vermag. Es konnte also von vornherein als wahrscheinlich angesehen
werden, daß das Virus auch auf den Planten des Meerschweinchens zura Haften zu
bringen sein würde. Und in der Tat haben unsere Versuche diese Annahme
bestätigt.
Wir gingen in der Weise vor, daß wir aus möglichst frischen menschlichen
Herpesblasen Material entnahmen. Dieses Material wurde entweder zunächst auf die
Kaninchenkornea gebracht und von hier, nachdem eine typische Keratokonjunktivitis
eingetreten war, auf die Meerschweinchenplanta verimpft; oder es wurde das Virus
vom Menschen sofort auf das Meerschweinchen übertragen. Die Impfung am Meer¬
schweinchen erfolgte kutan durch Skarifizierung oder intrakutan bzw. subkutan
durch Injektion. Jeder Impfmodus führte zum Ziele; die besten Resultate lieferten
jedoch die intrakutane und besonders die subkutane Impfung. Auch die Größe des
Tieres ist von Einfluß auf den Impferfolg: je schwerer die Tiere (500 — 600 g), um
so deutlicher die Veränderungen.
Die Erscheinungen, die sich nach Herpesimpfungen an den Planten von
Meerschweinchen zu entwickeln pflegen, sind folgende: Bereits nach 24 Stunden be¬
stehen deutliche Rötung und Schwellung der Plantarhaut. Nach 3—4 Tagen, zu¬
weilen auch früher — in vereinzelten Fällen bereits nach 24 Stunden — , kommt es
zu ausgesprochener Blasenbildung. Nach kutaner Impfung sind die Blasen ober¬
flächlich gelegen, von Hirsekorngröße bis zu einer Ausdehnung fast über die ganze
Planta. Sticht man eine frisch entstandene Blase mit der Kapillare an, so tritt zu¬
nächst etwas seröse Flüssigkeit aus, der bald eitrige Flüssigkeit folgt. Nicht selten
haben die Blasen von vornherein rein eitrigen Inhalt, der im allgemeinen innerhalb
weniger Tage einzutrocknen pflegt. Etwas anders gestaltet sich gewöhnlich das
Bild nach intrakutaner oder subkutaner Verimpfung von Herpesvirus. Hier kommt
es häufig zu recht schweren Prozessen. Mit Vorliebe entsteht eine Blase an der
Einstichstelle; daneben entwickeln sich aus der Tiefe heraus eine oder mehrere
Blasen, die schließlich konfluieren und die ganze Fußsohle unterminieren können.
Trägt man die Blase ab, so sieht man, daß das Virus zur Nekrose des unter der
*) Vorgetragen von E. Gildemeister.
332
Sitzungsbericht.
Kutis gelegenen Gewebes geführt hat. Infolgedessen beansprucht die Heilung dieser
Prozesse längere Zeit (4 — 6 Wochen).
Nicht jedes Virus gibt in gleicher Weise Erscheinungen auf den Meer¬
schweinchenplanten. Es hängt dies von den aus den Versuchen an Kaninchen her
bekannten Virulenzunterschieden der einzelnen Herpesstämme und dem Zeitpunkt
der Entnahme beim Menschen (Alter der Herpesbläschen) ab. Bisher haben wir
ausschließlich örtliche Symptome an den Planten der Meerschweinchen beobachtet;
zu einer Generalisierung der Hauterscheinungen ist es in keinem Falle gekommen.
Ebenso wurden nach Plantarimpfung in keinem Falle cerebrale Erscheinungen
beobachtet.
Die Fortzüchtung des Herpesvirus von Meerschweinchen bietet, sofern das
Ausgangsmaterial genügende dermotrope Virulenz aufwies, keinerlei Schwierigkeiten.
Sobald die Blasen auf der Höhe der Entwicklung sind, was im allgemeinen zwischen
dem 4. — 6. Tage nach der Impfung der Fall ist, wird aus ihnen der eiterige Inhalt
entleert und entweder unverdünnt kutan oder nach Verdünnung mit Kochsalzlösung
oder Glyzerin wasssr intra- bzw. subkutan auf ein neues Meerschweinchen verimpft.
Wir haben auf diese Weise unseren ersten Stamm mühelos bis zur 14. Passage
gebracht.
Das von der Meerschweinchenplanta auf die Kaninchenhornhaut verimpfte
Herpesvirus verursacht hier wieder eine typische Keratokonjunktivitis. Da wir gleich
im Anfang der Versuche über ein sehr keratotropes Virus verfügten (Stamm Schöne¬
berg I), das beim Kaninchen aber zunächst nur lokale Veränderungen am Auge
und keine Allgemeinerscheinungen hervorrief, so konnte die eingangs aufgeworfene
Frage geprüft werden, ob das Virus durch die Passagen auf der Meerschweinchen¬
haut dem Kaninchen gegenüber Eigenschaften verliert oder gewinnt. Das letztere
war der Fall. Von der 7. Meerschweinchenpassage an rief Verimpfung des Virus
auf die Kaninchenkornea nunmehr nicht nur örtliche, sondern auch Allgemein¬
erscheinungen hervor; die Kaninchen starben am 10. — 13. Tage unter den typischen
4P
Erscheinungen der Herpes-Encephalitis. Die Verimpfung des Hirns dieser Kaninchen
rief wiederum bei Kaninchen Keratokonjunktivitis und Encephalitis mit Exitus
(am 13. Tage) hervor. Es ist hiermit gezeigt, daß ein ursprünglich nicht neuro-
tropes Virus des Herpes febrilis nicht nur durch cerebrale Passagen (Levaditi und
H a r v i e r), sondern auch durch fortgesetzte Hautpassagen zu einer tödlich wirkenden
Infektiosität gebracht werden kann.
Was die Immunitätsverhältnisse anbetrifft, die sich nach positiver Herpesimpfung
an den Planten der Meerschweinchen zeigen, so haben unsere Versuche, die in
dieser Richtung noch nicht abgeschlossen sind, bisher ergeben, daß eine Immunität
der Plantarhaut bei einmaliger Infektion nach Ablauf von 4—6 Wochen noch nicht
eingetreten ist.
Ausgesprochene Herpeserscheinungen an den Planten von Meerschweinchen
sind so charakteristisch, daß sie z. B. von den Blasenbildungen bei der experimen¬
tellen Maul- und Klauenseuche ohne weiteres zu unterscheiden sind. Außerdem
treten die Herpesblasen zeitlich im allgemeinen später auf als die Blasen der Maul¬
und Klauenseuche; diese haben einen serösen, jene einen fast rein eiterigen Inhalt.
Ferner kommt es beim Herpes der Meerschweinchenplanten in keinem Falle zu einer
Generalisierung der Hauterscheinungen. Wenn dagegen die Erscheinungen der
Maul- und Klauenseuche oder des Herpes an den Meerschweinchenplanten gering¬
fügig und uncharakteristisch ausfallen, dann dürfte ihre Unterscheidung unter Um¬
ständen recht ernste Schwierigkeiten bereiten können. Wir haben geglaubt, auf
diesen Punkt noch hinweisen zu sollen, nachdem kürzlich von F. Gerlach der
Meerschweinchenversuch zur Sicherung der Diagnose der Stomatitis epidemica beim
Menschen empfohlen worden ist. Klinisch läßt sich die Diagnose einer Stomatitis
epidemica bekanntlich mit Sicherheit nicht stellen. Wenn wir nun berücksichtigen,
Sitzungsbericht.
333
daß in der Mundhöhle das Herpesvirus recht häufig anzutreffen ist, so kaun sehr
wohl der Fall eintreten, daß nicht das Virus der Maul- und Klauenseuche auf das
Meerschweinchen überimpft wird, sondern das Herpesvirus oder sogar beide Virus¬
arten gleichzeitig. Auch aus diesem Grunde erscheint uns die Kenntnis der von
uns beschriebenen Herpeserscheinungen an der Meerschweinchenplanta von Wert.
Von großem Interesse wäre es naturgemäß gewesen, die gleichen Versuche mit
Encephalitisvirus durchzuführen. Leider war es uns bisher nicht möglich, ein ein¬
wandfreies Encephalitisvirus zu beschaffen; wir hoffen jedoch, bald in den Besitz
eines solchen zu gelangen und diese Versuche nachholen zu können. Wohl stand
uns das aus der Literatur bekannte Virus Koritschoner zur Verfügung, das uns von
den Herren Luger und Lauda freundlichst überlassen worden war. Die Natur
dieses Virus steht aber, wie uns die genannten Autoren mitteilten, und wie u. a.
auch aus den Arbeiten von Doerr und Zdansky hervorgeht, nicht fest. Mancherlei
spricht dafür, daß das Virus Koritschoner kein echtes Encephalitisvirus ist. Dieses
Virus ergab nun nach kutaner und subkutaner Verimpfung auf die Planten von
Meerschweinchen stets ein negatives Resultat. In keinem Falle trat Blasenbildung
oder eine sonstige entzündliche Reaktion ein. Dagegen führte die subkutane Ver¬
impfung in einem Falle nach 10 Tagen zu einer tödlich verlaufenden Encephalitis.
Das Hirn dieses Meerschweinchens tötete Kaninchen nach kornealer und intracere¬
braler Verimpfung in typischer Weise. Desgleichen starb wiederum ein plantar
subkutan infiziertes Meerschweinchen. Das Gehirn dieses Meerschweinchens infizierte
zwar wieder Kaninchen bei kornealer Infektion tödlich (Exitus am 13. Tage), nicht
aber mehr Meerschweinchen bei plantarer Infektion. Neuerdings verzeichneten wir
übrigens bei einem Meerschweinchen nach kornealer Impfung mit Virus Koritschoner
am 12. Tage einen typischen Encephalitistod, während die bisher in der gleichen
Weise ausgeführten Meerschweinchenversuche stets negativ ausgefallen waren.
Als bisheriges Ergebnis unserer Herpesuntersuchungen möchten wir folgendes
hervorheben :
Das Herpesvirus ruft nach Verimpfung auf die Planten von Meerschweinchen
charakteristische Blasenbildungen hervor.
Das Herpesvirus läßt sich in Passagen auf den Meerschweinchenplanten fortzüchten.
Das Herpesvirus kann hierbei seine Eigenschaften so ändern, daß es — ur¬
sprünglich für das Kaninchen avirulent — Kaninchen nunmehr unter den typischen
Erscheinungen der Herpesencephalitis zu töten vermag.
IV.
Schumacher, Josef, Über die chemische Zusammensetzung
des Bakterienkerns und zur Chemie der Desinfektion.
Mit den bisherigen Methoden (Hämatoxylin, Formolfuchsin) gelangt man nicht
bei allen Bakterien zur Darstellung ihres Kerns, da sich in vielen Bakterien mit
dem Kern auch ähnlich gebaute protoplasmatische Bestandteile der Zelle mitfärben
(Hämatoxylinmethode) und daher der Kern, je nach dem vorhandenen Entwicklungs¬
stadium der Zelle, bei der nachfolgenden Differenzierung oft mit entfärbt wird
oder die Bestandteile des Protoplasmas ebenfalls noch gefärbt bleiben. Ferner
wurde gefunden, daß die Kerne der Bakterien chemisch sich nicht immer aus den¬
selben Bestandteilen zusammensetzen, meist nicht wie die Zellkerne der tierischen
Zellen aus Nukleoproteiden, sondern aus Karyoproteiden bestehen. Nur relativ
selten sind Nukleoproteide am Aufbau des Bakterienkerns beteiligt (Gonokokkus),
stets dann, wenn man keine Karyoproteide nachweisen kann. Diese letzteren sind
Eiweißverbindungen der Karyouinsäure, die ihrer chemischen Zusammensetzung nach
den Säuren des Lezithins nahe steht. Ihren Reaktionen nach zu urteilen müssen
wir die Karyoproteide in die Gruppe der Lipoideiweißverbindungen rechnen. Dafür
334
Sitzungsbericht.
spricht nicht nur ihre viel schwerer erfolgende Hydrolysierung durch Mineralsäuren und
ihre außerordentlich schwere Löslichkeit in Ammoniak, wodurch sie sich von den
Nukleoproteiden unterscheiden, sondern vor allem die Tatsache, daß sie durch
verdünnte Salzsäure sehr schwer, durch Salzsäurealkohol aber leicht zu hydrolysieren
sind. Ihre große Affinität gerade für die eine hohe Lipoidlöslichkeit zeigenden
Farbstoffe (Fuchsin, Viktoriablau, Gentianaviolett und auch Methylenblau) spricht
weiterhin in diesem Sinne. Ferner färbt Methylenblau Karyoproteide, nicht aber Lipo-
proteide. Auf ihrer schwerer eintretenden Hydrolysierbarkeit durch verdünnte Salz-
und Schwefelsäure, die die Nukleoproteide hydrolytisch aufspalten, beruhen auch die
Methoden der Darstellung der Karyoproteide. Je nach der chemischen Zusammen¬
setzung, die von dem Alter der Kultur abhängt, lassen sich durch lOproz. Schwefel¬
säure bei 4—6 Stunden langer Einwirkung beispielsweise die Hefenukleoproteide
hydrolysieren, während die Karyoproteide dabei erhalten bleiben. Eine nachfolgende
Methylenblaufärbung stellt alsdann in den Hefe- und Oidium lactiszellen beispiels¬
weise die Kerne elektiv blau gefärbt dar, da aus solchen Zellen, die sich sonst mit¬
färbende und den Kern verdeckende Nukleinsäure jetzt verschwunden ist und die
noch vorhandenen Lipoproteide sich nicht mit Methylenblau färben. Konzentriertes
Ammoniak löst in 24 Stunden die Nukleoproteide, erhält aber die Karyoproteide, wo¬
raus eine weitere Methode der Darstellung der Karyoproteide resultiert. Auch hier¬
nach färben sich nur die Karyoproteide mit Methylenblau. Der übrige Zellinhalt
färbt sich manchmal schwach hellblau, nämlich dann, wenn die Lösung der Nukleo¬
proteide noch keine vollständige ist. Die Darstellung der Kerne in den nicht
Karyoproteid führenden Mikroorganismen gelingt mit den bereits früher beschriebenen
Silber-Pyrogallolmethoden.
Für die eintretende Desinfektionswirkung wird nicht nur mit Krönig und
Paul die Dissoziation der Metallsalzlösungen und mit Krähe die Lipoidlöslichkeit
der Metalle für wichtig angesehen, sondern das Entscheidende der Wirkung gut
desinfizierender Mittel darin erblickt, daß diese wasser- und lipoidlöslich sein müssen
und eine größere Lipoid- als Wasserlöslichkeit besitzen müssen, damit die lipoid¬
haltigen Kerne der Bakterien dank ihres hohen Lösungsvermögens für diese Stoffe
diese auch aus hohen Verdünnungen elektiv aufzunehmen vermögen. Mit der
Veränderung der chemischen Konstitution wird bei vielen organischen Substanzen
gleichzeitig auch im hohen Grade deren physikalische Eigenschaft geändert,
vor allem ihre Lipoidlöslichkeit, die durch Monosulfurierung oder Carboxylierung
herabgesetzt wird (Beispiel: Alkaliblau), bei mehrfacher Sulfurierung vernichtet wird
(Beispiel: Wasserblau). Hand in Hand damit wird biologisch die Desinfektionskraft
solcher Körper ebenfalls herabgesetzt oder vernichtet. Auf histochemischem Wege
wurde bereits früher gefunden, daß der Lipoidfärber kat exochen das Viktoriablau
ist, was auch hier wieder makrochemisch gezeigt werden konnte, indem Lezithin¬
äther aus einer wässerigen Viktoriablaulösung fast den gesamten Farbstoff beim
Schütteln aus dieser aufnimmt. Auch die Fuchsine und das Nilblau bilden mit dem
Lezithin Salze und gehen größtenteils in den Lezithinäther über, ebenso Silbernitrat,
Goldchlorid, Osmium- und Rutheniumchlorid. Bei zunehmendem Gehalt an Ammoniak der
verwendeten Silbernitratlösung sinkt die Aufnahmefähigkeit des Lezithinäthers für Silber.
Daß die Desinfektionswirkung eines Stoffes durch die Lipoidlöslichkeit allein
nicht bedingt sein kann, beweist das Salvarsan, das von den Lipoiden (Lezithin¬
äther) gespeichert wird und dennoch die Spirochäten in vitro nicht abtötet, wohl
aber in vivo, wobei es in die stärker lipoproteid- als wasserlösliche Salvarsan base
umgewandelt wird, wie bewiesen wird. Die vollkommen wasserunlösliche , frisch
ausgefällte Salvarsanbase wird von den Mikroorganismen elektiv gespeichert und
chemisch gebunden, was man dadurch nachweisen kann, daß man beispielsweise
Hefezellen mit der ausgefällten Salvarsanbase schüttelt, einige Zeit stehen läßt und
mit ammon. Silbernitratlösung nachbehandelt. Die Metallsalze dringen ferner in die
Sitzungsbericht.
335
lebende Zelle ein, wie das am Beispiel des Osmium- und Rutheniumchlorids erläutert
wird. Der Desinfektions Vorgang selbst beruht auf einer Salzbildung, was da¬
durch bewiesen wird, daß lebende Hefezellen, Milzbrandbazillen, Gonokokken und
Spirochäten beispielsweise die frisch ausgefällte, wasserunlösliche, violettschwarze
Viktoriablaubase elektiv zu speichern vermögen, wobei sich die Zellen in der Farbe
der Viktoriablaubase blau färben, während die Lösung der Viktoriablaublase in
Äther oder Lipoiden (Cholestearin), wo keine Salzbildung stattfindet, tief rot ist.
Während die Membran der vegetativen Hefezellen bei der Vitalfärbung mit der
Viktoriablaubase farblos erscheint, umgeben sich die Sporen, auch jene des Subtilis
und Milzbrandbazilins mit einer blaugefärbten Membran, wobei sich der Sporeninhalt
nur hellblau oder gar nicht färbt, was in Übereinstimmung mit bereits früher histo-
chemisch au abgetöteten Sporen erhobenen Befunden dafür spricht, daß die Sporen¬
membran Lipoproteide enthält, diejenigen der vegetativen Formen (wenigstens bei
Hefe und Milzbrand) dagegen nicht, womit das relativ leichte Eindringen der Des¬
infektionsmittel und Farbstoffe in die vegetativen Formen dieser Mikroorganismen
und ihr schwereres Eindringen in die Sporen erklärt wird.
Die Erkenntnis, daß auch praktisch wasserunlösliche, aber stärker lipoid- und
lipoproteidlösliche Substanzen von den Mikroorganismen elektiv gespeichert werden,
dürfte für die weitere Entwicklung der Chemotherapie nicht ganz ohne Bedeutung sein.
Diskussion:
Gutstein: Der sehr vorgerückten Zeit wegen muß ich mich auf einige
wichtige Bemerkungen beschränken, behalte mir aber vor, demnächst über meine
eingehenden Untersuchungen auf diesem Gebiet ausführlich zu berichten.
Was den Kern der Bakterien betrifft, so bin ich seit mehreren Monaten mit
dessen Darstellung beschäftigt. Sowohl bei der Hefe als auch bei anderen Bakterien
konnte nicht nur ein Kern, sondern auch ein Nukleolus (Kernkörperchen) färberisch
sichtbar gemacht und deren chemischer Aufbau näher charakterisiert werden. Un¬
abhängig vom Herrn Vortragenden habe ich ebenfalls nachweisen können, daß der
Kern ein gebundenes Lipoid enthält, der insbesondere der Behandlung mit 10 — 25 Proz.
Salzsäure widersteht. Auch nach 24 ständiger Behandlung mit Schweizers Reagenz
läßt sich der Kern mit Fuchsin, Methylviolett, Karbolmetbylenblau usw. noch nach¬
weisen. Dagegen wird er nach kurzer Behandlung mit heißer verdünnter Salzsäure
und nachheriger Alkoholextraktion zerstört und läßt sich dann durch basische Farb¬
stoffe nicht mehr färben. Außerdem kann an der Hefe ein Nukleolus nachgewiesen
werden (mit basischen Farbstoffen). Dieser Nukleolus stellt ein sehr kleines,
exzentrisch gelegenes Granulum dar, das nach Zerstörung des Kernes (durch ver¬
dünnte heiße Salzsäure und nachheriger Alkoholextraktion) färberisch dargestellt
werden kann. Der Nukleolus färbt sich mit Fuchsin, Karbolmethylenblau usw. und
ist außerdem gramfest. Ferner habe ich gefunden, daß das Kernkörperchen
mikrochemisch nachweisbares Eisen enthält (mit Ferricyankalium +
Salzsäure). Da es gramfest ist und sich auch mit anderen basischen Farbstoffen
färben läßt, muß es einen sauren Körper, wahrscheinlich auch ein Lipoid enthalten.
Bezüglich der Bemerkung des Herrn Vortragenden, daß alle Desinfektions¬
mittel lipoidlöslich sind, möchte ich betonen, daß diese Tatsache erklärlich und be¬
gründet erscheint, wenn man den Bau des Ektoplasmas berücksichtigt. Es leuchtet
ohne weiteres ein, daß ein keimtötendes Mittel nur dann wirksam sein kann, wenn
es in die Bakterien eindringen kann, d. h. es muß deren äußere Schutzhülle, das
Ektoplasma durchdringen können. Die Untersuchungen über das Ektoplasma der
grampositiven Bakterien, über die zuerst auf dem Göttinger Kongreß der Deutschen
Gesellschaft für Mikrobiologie (12. — 14. Juni 1924) berichtet werden konnte, haben
nun ergeben, daß das Ektoplasma dieser Mikroben ein gebundenes, gramfestes saures
Lipoid enthält. Auf dem oben genannten Kongreß konnte nämlich gezeigt werden,
336
Sitzungsbericht.
daß 1. das Ektoplasma der Hefe und grampositiven Bakterien gramfest ist, und
2. daß durch Vorbehandlung mit verdünnter heißer Salzsäure und nachheriger Alkohol¬
extraktion die Hefezellen völlig gramnegativ gemacht werden können. Die Tatsache,
daß die Hefezellen nach Vorbehandlung mit verdünnter heißer Salzsäure noch gram¬
positiv sind, und erst durch nachheriger Alkoholextraktion gramnegativ werden,
beweist, daß das Ektoplasma ein gebundenes Lipoid (daher die vorherige Spaltung
durch Salzsäure notwendig) enthält. Die weiteren Untersuchungen haben ferner er¬
geben, daß auch im Zelleib der Hefezellen ein gebundenes aber gramnegatives
Lipoid enthalten ist, das bei der nach der oben erwähnten Methode gramnegativ
gemachten Hefe sich mit Fuchsin färben läßt, aber durch Behandlung mit lOproz.
Salzsäure — Alkohol entfernt werden kann. An dieser so vorbehandelten Hefe färbt
Fuchsin nur noch das Kernkörperchen.
Schumacher (Schlußwort): Wenn Herr Gutstein glaubt, daß die Gram-
positivität der Mikroorganismen auf dem Vorhandensein von Lipoiden oder Lipoproteiden
in der Zell m e m b r a n beruht und nicht auf dem Lipoproteidgehalt des Zell i n h a 1 1 e s ,
so müßte er in der Lage sein, uns beispielsweise nach Gram gefärbte Hefezellen zu
zeigen, bei denen nur die Membran grampositiv gefärbt ist, der Inhalt aber nicht.
Die färberisch zur Darstellung gebrachten Stoffe müßten dann auch alle die chemischen
Eigenschaften der Lipoproteide zeigen. Dann erst könnte der Beweis als geführt
gelten, daß auch die Zellmembran der vegetativen Bakterienformen Lipoproteide
enthält. Das Verhalten der Zellmembran der Hefe wenigstens bei der Vitalfärbung
mit der elektiv lipoproteidlöslichen Viktoriablaubase spricht aber absolut dagegen.
Das Vorhandensein eines Lipoids oder Lipoproteids im Ektoplasma ist möglich,
muß aber noch bewiesen werden. Ebenfalls muß die Grampositivität des Hefekerns,
die seines Lipoidgehaltes wegen sehr wahrscheinlich ist, noch bewiesen werden, durch
Methoden, die gestatten, den Hefekern isoliert nach Gram zu färben. Das von
Gutstein beobachtete Verhalten der Hefezellen zu Fuchsin (schwerere Abgabe des
Farbstoffes gegenüber Differenzierungsmittel) beruht auf der noch nicht bekannten
Tatsache, daß die Lipoproteide der Hefe säurefest sind, was man mit den bisher
gebräuchlichen Methoden nicht gefunden hat, da in der normalen Hefezelle stets
noch die Nukleoproteide zugegen sind, die bei der üblichen nachfolgenden Methylen¬
blaubehandlung sich noch färben und das Kot verdecken. Das Vorkommen gram¬
negativer Lipoproteide in der Hefe habe ich in Göttingen schon nachgewiesen.
Wenn der Diskussionsredner annimmt, daß die Lipoproteide sich auch bei den vege¬
tativen Formen der Bakterien in der Zellmembran vorfinden, dann würde es mich
interessieren, wie er das verschiedene Verhalten der vegetativen Bakterienformen
und der Sporen gegenüber Farbstoffen und Desinfektionsmitteln erklärt. Das von
Gutstein erwähnte Vorkommen von Eisen im Hefekern würde ferner für die Kern¬
natur des beschriebenen Gebildes sprechen. Dafür steht aber der exakte Beweis
ebenfalls noch aus. Bestätigen kann ich das Vorkommen von Eisen in der Hefe,
das man stets in der Asche vorfindet, woraus man natürlich keinen Schluß auf den
Sitz des Eisens ziehen kann. Die von ihm betonte Unabhängigkeit seiner Befunde
eines Lipoidgehaltes im Hefekern kann erst durch die Bekanntgabe seiner eigenen
Methoden zur Darstellung der Lipoide bewiesen werden.
CentraMatt für Bakteriologie etc. I. Akt. Referate.
ßd. 78. NO. 15/16. .:.v.:=^==
Ausgegeben am 4. Februar 1925.
Diphtherie, Scharlach, Masern, Keuchhusten, Genickstarre,
Herpes, Encephalitis epidemica, Influenza.
Schmidt, H., Zur Epidemiologie der Diphtherie. (M.m. W.
1924 S. 1575.)
Verf. hat die Diphtheriesterblichkeit Preußens während der Jahre
1875—1914 unter Berücksichtigung der Altersklassen von 0 bis
70 Jahren bearbeitet. Aus der Statistik geht hervor, daß sich bis
• •
in die Mitte der neunziger Jahre eine Ubersterblichkeit vorwiegend
in den untersten und höchsten Altersklassen findet, während die
mittleren Altersklassen Untersterblichkeit zeigen. Allmählich ändert
sich aber das Bild. Die höchsten Altersklassen stellen sich allmäh¬
lich besser, so daß sie am Ende der neunziger Jahre hinter der er¬
warteten Sterblichkeit Zurückbleiben, während sich die mittleren und
unteren Altersklassen darüber halten. Später weist auch das Jugend¬
alter eine Untersterblichkeit auf, die Übersterblichkeit greift mehr und
mehr von den mittleren Jahren auf die höheren über. Diese Fest¬
stellungen bestätigen die schon von Gottstein für die kindlichen
Altersklassen gefundene Gesetzmäßigkeit und seine Beobachtung, daß
die Maxima der älteren Altersklassen die gleiche Generation betreffen,
wie die Maxima der frühesten Altersklassen. Die einer Generation
anhaftende stärkere oder geringere Hinfälligkeit gegenüber der
Diphtherie läßt sich über das 15. Lebensjahr hinaus trotz der
niedrigen Grundzahlen bis ins höchste Alter statistisch nachweisen.
Außerdem ergibt sich die Beobachtung, daß einerseits in den einzelnen
Altersklassen die Perioden der Über- bzw. Untersterblichkeit ca. 20
bis 25 Jahre dauern, und daß andererseits in den einzelnen Kalender¬
jahren die Über- bzw. Untersterblichkeit Altersklassen von ungefähr
der gleichen Spannweite umfaßt, daß also die periodischen Schwan¬
kungen der Diphtheriesterblichkeit der einzelnen Altersklassen in
ihrer Dauer ungefähr dem menschlichen Generationswechsel ent¬
sprechen. W. Gaehtgens {Hamburg).
Hanßen, Neue Beiträge zur Epidemiologie der Diph¬
therie. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 104, S. 201.)
Geschichtlicher und statistischer Rückblick. Die Diphtherie
tritt in bisher unverseuchten Gegenden am gefährlichsten auf. Sie
ergreift die wohlhabenderen Kreise der Bevölkerung viel seltener als
Erste Abt. Ref. Bd. 78. Nö. 15/16. 22
338
Diphtherie.
die ärmeren. Auffallend ist das häufige Auftreten in Neubauten.
Deshalb wird vorgeschlagen, jeden Neubau desinfizieren zu lassen.
Schulen sind beim ersten Erkrankungsfall sofort zu schließen und
nicht eher wieder zu eröffnen, bis sie desinfiziert und alle Kinder
prophylaktisch mit kleinen Dosen Serum geimpft sind. v. Bemuth.
Kißkalt, Karl, Epidemiologische Untersuchungen. I. Die
Diphtheriepandemie des 19. Jahrhunderts. (Zschr. f.
Hyg. 1924, 103, S. 483.)
Nachdem die Diphtherie fast 2 Jahrhunderte lang nur eine un¬
bedeutende Rolle in der Gesamtsterblichkeit gespielt hatte, trat,
1849 beginnend, eine Pandemie auf, die sich über Europa verbreitete.
Um 1894 sank die Krankheit wieder zu ihrer früheren Bedeutung
herab. Im Gegensatz zu der gewöhnlichen Meinung lag der Aus¬
gangspunkt nicht in Frankreich, sondern im Nordosten Deutschlands
oder noch weiter östlich. Je weiter die Krankheit nach Westen kam,
desto geringer wurde die Sterblichkeit daran. Schill {Dresden).
Hirszfeld, H. u. L. und Brokman, H., Untersuchungen über
Vererbung der Disposition bei Infektionskrank¬
heiten, speziell bei Diphtherie. (Klin. Wschr. 1924
S. 1308.)
Es wurden insgesamt 50 Familien mit 105 Kindern mittels der
Schickschen Probe auf Diphtheriedisposition geprüft. Die Unter¬
suchungen ergaben, daß die Empfindlichkeit, d. h. der Mangel der
Antitoxine bzw. die Unfähigkeit ihrer Produktion, sich nicht unab¬
hängig vererbt, sondern in Korrelation mit der Blutgruppe steht.
Wahrscheinlich genügt die Untersuchung einer Generation nicht, um
über die Dauer des individuell erworbenen Impfschutzes Aufschluß
zu geben. Dazu gehören Bestimmungen der Konstitution von min¬
destens 2 Generationen. Schuster {Frankfurt a. 0.).
Mayrhofer-Griinbühel, J., Tröpfcheninfektion bei Diphtherie.
(W. kl. W. 1924 S. 520.)
Verf. teilt mit, wie bei ihr selbst eine Diphtherieinfektion beim
Anhusten durch ein diphtheriekrankes Kind zweifellos nur durch
Einatmen bazillenbeladener Hustentröpfchen zustande kam.
He t sch {Frankfurt a. M.).
9 9
Mayr , J. K. , Zur Ätiologie hautdiphtherischer Ge¬
schwüre. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 327.)
Beschreibung eines Falles von Geschwürsbildung an der Haut,
der auf Grund der klinischen Erscheinungen und des Diphtherie¬
bazillenbefundes als Hautdiphtherie angesprochen werden mußte.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Diphtherie.
339
Pesch, K., Über experimentell erzeugte Wunddiphtherie.
(Gleichzeitig ein Beitrag zur Variabilitätsfrage der
Corynebakterien.) (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, 8. 261*.)
Beweise für eine Umwandlung von Corynebakterien auf Wunden
konnten nicht erbracht werden, denn der Befund anderer Arten auf
Wunden als derjenigen, mit denen sie künstlich infiziert waren, ist
nicht beweisend, da auch auf nicht infizierten Wunden die ver-
• •
schiedenen Arten der Corynebakterien sich finden. Ubergangsformen,
Verlust irgendwelcher biologischen Eigenschaften, Verstärkung oder
Abschwächung der Virulenz wurden nicht beobachtet. Klinische
Wunddiphtherie, also Membranbildung wurde stets durch eine
Mischinfektion avirulenter echter Loefflerscher Diphtheriebakterien
mit hämolytischen Streptokokken, unregelmäßig durch Infektion von
Wunden mit avirulenten Loeffl ersehen Diphtheriebakterien allein oder
Lubinskischen Wunddiphtheriebakterien allein, jedoch niemals durch
Infektion mit echten virulenten LoetFlerschen Diphtheriebakterien mit
und ohne gleichzeitige Streptokokkeninfektion oder Hofmann- Wellen-
hofschen Pseudo-Diphtheriebazillen erzielt. Noetel (. Landsberg a. W.).
Zoeller, Chr. et Manoussakis, De la conjonctivo-keratite
diphterique experimentale. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 1399.)
Mit Hilfe verdünnter Galle ist es möglich, das Meerschweinchen¬
auge für Diphtherie zu sensibilisieren. Die Galleinstillation
wird vormittags an beiden Augen vorgenommen, das linke Auge
dient als Kontrolle, das rechte wird nachmittags mit einer Auf¬
schwemmung einer 24 ständigen Diphtheriekultur auf Loeffler-Serum
bepinselt. Nach 24 Stunden ist das rechte Auge verklebt, man findet
im Konjunktivalsack graues Exsudat, die Kornea hat ihre Transparenz
verloren. Kulturelle Untersuchung ergibt einige typische Diphtherie¬
kolonien. Nach 48 Stunden ist der Prozeß noch ausgesprochener, die
Schwellung intensiver, die Kornea ist völlig opak. Man findet im Exsudat
reichlich Diphtheriebazillen in Reinkultur. Injiziert man präventiv
Diphtherieserum, so unterbleibt die Ausbildung der Erscheinungen.
Dieselben, Infection diphterique et immunite locale.
(Ibid. 91, p. 660.)
Trotz mehrfach nach Gallesensibilisierung durchgeführter Vor¬
behandlung mit abgetöteten Diphtheriebazillen gelang es nicht, am
Meerschweinchenauge lokale Immunität gegen eine nachfolgende
Infektion mit lebenden Diphtheriebazillen zu erzeugen. Auch die
Infektion selbst hinterließ keine Immunität gegen eine zweite Infektion
des Auges. Nach Abheilung einer Pyocyaneus-Keratokonjunktivitis
war das Auge für die Diphtherieinfektion in einem Falle vorüber-
22*
340
Diphtherie.
gehend unempfänglich; nach Wiederholung der Infektion entwickelte
sich jedoch auch hier die spezifische Augendiphtherie. — Auch nach
wiederholtem Kontakt mit Bazillenmaterial und nach prolongierter
Diphtherieinfektion erwarben Meerschweinchen keine Hypersensibilität
gegen die Proteinkörper des Diphtheriebazillus: die beim Menschen
beobachtete, von Zoeller beschriebene „Anatoxinreaktion“ blieb
stets negativ.
Gatö, J., Papacostas, G. et Billa, M., Recherches experimen¬
tales sur la strepto-diphterie. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 501.)
Die Virulenz des Diphtheriebazillus steigt beim Wachstum in
einem Milieu, das die Sekretionsprodukte von Streptokokken enthält.
Diese Virulenzsteigerung verschwindet wieder bei Uberimpfung auf
Nährböden, die diese Streptokokkenstoflwechselprodnkte nicht ent¬
halten. Prigge [Frankfurt a. M.).
• •
van Riemsdijk, M., Uber die Lebensdauer der Diphtherie¬
bazillen am Wattetupfer und eine einfache Methode,
die Vitalität derselben zu erhöhen. (Zschr. f. Hyg. 1924,
103, S. 106.)
Die Versuche des Verf. zeigen, daß 1. viele Diphtheriebazillen
durch Austrocknung am Wattetupfer zugrunde gehen, und 2. daß das
erstarrte Pferdeserum- Agar-Gel die Vitalität der Diphtheriebazillen
erhöht, daß sie darin angereichert werden, und daß die Zahl der
positiven Bazillenbefunde auf der Loeifler-Platte eine viel größere
ist, als wenn das „Gel“ nicht benutzt wurde. — Auf Grund dieser
Versuche empfiehlt Verf. das Pferdeserum-Agar-Gel in die Diph¬
theriediagnostik einzubeziehen. Er erreicht dies auf sehr einfache
Weise: In ein schmales Reagenzrohr (15 cm lang, 12 mm Durchmesser)
kommt folgender Nährboden: 1/>2 ccm 3 mal 1 Stunde auf 59° C er¬
hitztes Pferdeserum und % ccm 5/1000 Wasser — Agar, gut gemischt,
dann im mit kaltem Wasser gefüllten Wasserbad sehr langsam bis
93° C erhitzt und dann ruhig abkühlen lassen. Dieses dünne Rohr
ist mit einem Kautschukpfropfen verschlossen. Außer dem dünnen
Reagenzrohr nimmt man zu dem der Diphtherie Verdächtigen noch
ein weiteres Reagenzrohr mit, in dem an einem Kork der Tupfer
befestigt ist. Nachdem man mittels des Tupfers den Abstrich von
der Mandel genommen hat, führt man ihn in das schmale Reagenz¬
rohr und befestigt ihn darin mittels des Korken, der an seinem
untersten Ende so dünn ist, daß er auf das schmale Rohr paßt.
Das Abimpfen auf die Loeffler-Platte muß auf besondere Weise ge¬
schehen, damit man nicht zu viel Bazillen auf die Platte bekommt:
die Platte wird in eine kleinere und eine größere Hälfte geteilt.
Auf die kleinere wird der Tupfer unter beständigem Drehen ab-
Diphtherie.
341
gestrichen. Nach Bearbeitung mittels ausgeglühter und abgekühlter
Drigalski-Spatel wird dann die größere Hälfte zum Ausstreichen be¬
nutzt; auf ihr bekommt man isolierte Kolonien. Schill {Dresden).
Pesch, K. L., Über Natur und Bildung der Diphtherie¬
polkörnchen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, 8.208.)
Die Annahme, daß die als Volutin bezeichneten Körner aus
Nukleinsäure bestehen, trifft zu, da beim Wachstum auf möglichst
phosphorfrei gehaltenen Nährböden die Polkörnerbildung ausbleibt.
Durch Zusatz dagegen von Phosphor oder Nukleinsäureverbindungen
wird die Bildung des Volutins verstärkt, sogar bei den als polkörner¬
frei bezeichneten Hoffmann-Wellenhofschen Pseudo-Diphtheriebazillen
tritt sie auf. Zusatz von Ascites hemmt gleichfalls die Polkörner¬
bildung trotz üppigen Wachstums, auch auf anderen Nährböden
scheint die Polkörnerbildung im umgekehrten Verhältnis zur Ver¬
mehrungsintensität der Bakterien zu stehen. Diese Erscheinung
spricht gegen die Deutung der Körner als Reservestoffe. Die Prüfung
zahlreicher Nährböden : Kleinscher Serum-Alkalialbuminatagar, Ascites¬
agar, Blutagar, Levinthal-Agar, verschieden modifizierter Blut- und
Bluttraubenzuckeragar mit verschiedenen Zusätzen, haben ergeben,
daß der alte Loeffler-Nährboden zurzeit nicht zu ersetzen ist.
Noetel {Landsberg a. W.).
Martin, Louis, Loiseau, Georges et Gidon, Victor, Production
des formes ramifiees du bacille diphterique. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 91, p. 332.)
Durch Züchtung unter anaeroben Bedingungen gelang es, bei
einem amerikanischen Diphtheriestamm charakteristische Bazillen¬
formen zu erzielen, die durch lange, verzweigte Fadenbildungen aus¬
gezeichnet waren. Mit anderen Stämmen konnte das Phänomen nicht
beobachtet werden. Trotzdem kann die Erscheinung nicht als De¬
generationszeichen gedeutet werden, da die Regelmäßigkeit und Reich¬
lichkeit der Entwicklung und die gute Färbbarkeit der verzweigten
Formen und das vorzügliche Toxinbildungsvermögen dem widersprechen.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Leichtentritt, B. und Zweig, H., Serologische Beobachtungen
bei ödematösen Zuständen im Kindesalter. (Jhrb. f.
Kindhlk. 1924, 106, S. 65.)
Auf dem Serum von Kindern, die aus alimentärer Ursache
• •
(Vitaminmangel) an Odemen erkrankt sind, wachsen Diphtheriebazillen
in auffallenden Degenerationsformen. Auf dem Serum bei ödematöseu
Zuständen aus anderer Ursache wachsen normale Diphtheriebazillen.
v. Bernuth {Jena).
342
Diphtherie.
Pesch, K. L., Untersuchung zur Einteilung der diph-
theroiden Bakterien. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
92, S. 27.)
Es genügt nicht, bei der großen Gruppe der diphtheroiden Bak¬
terien zwischen echten und Pseudodiphtheriebazillen zu unterscheiden,
es besteht eine große Zahl mehr oder weniger verschiedener Arten,
so daß eine Vielheit von Untersuchungsmethoden zu ihrer Differen¬
zierung herangezogen werden muß. Die Verschiedenheit der Form
auf Loeff ler- Serum, die Wachstumsart und -Intensität auf Blutagar,
die Neigung zur Polkörnerbildung sowie hauptsächlich die Säure¬
bildung in Peptonlösung mit Zusatz verschiedener Zuckerarten leistet
gute Dienste. Ohne Schwierigkeiten lassen sich abtrennen die
echten Loeff ler-Diphtheriebazillen und die Hofmann- Wellenhofschen
Pseudodiphtheriebazillen. Eine dritte, ursprünglich einheitlich er¬
scheinende Gruppe, auf Blutagar üppig wachsend, Saccharose ver¬
gärend und Rohrzucker nicht angreifend, zerfällt aber zweifellos in
mehrere Unterarten, ebenso verhält sich eine vierte von der dritten
sich zunächst durch ihre sehr geringe Wachstumsintensität auf den
verschiedenen Nährböden sich unterscheidende Gruppe, die gleichfalls
auf Grund des Verhaltens gegenüber Zuckerlösungen in verschie¬
dene Untergruppen aufgespalten werden muß. Die endgültigen Re¬
sultate für beide Gruppen stehen noch aus. Eine fünfte Gruppe
umfaßt die von Kißkalt und Berend bereits eingehend unter¬
suchten Farbstoffbildner. Gleichwohl bleibt noch eine sechste Gruppe
übrig für diejenigen, die in keiner der besprochenen 5 Gruppen Platz
finden können. — Die Bakkersche Reaktion, wonach nur echte Diph¬
theriebazillen, in eine kleine Impftasche der Hornhaut des Meer¬
schweinchens ein gebracht, Diphtherie erzeugen sollen, Pseudodiph-
theriebazillen dagegen nicht, ist nicht zu empfehlen, da auch echte
Diphtheriebazillen diese Reaktion nicht regelmäßig hervorrufen.
Noetel {Landsberg a. W.).
Megrail, E., Modification of Klein medium forisolation
of the diphtheria bacillus. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 466.)
Ein verflüssigungsfähiger Serumnährboden nach der Methode von
Klein mit dem Zusatz einer Kaliumtelluritlösung in der Konzentration
von 1:5000 bis 1:10000 gibt gute Resultate für die Züchtung des
Diphtheriebazillus. Das Kaliumtellurit hemmt das Wachstum der
Diphtheriekeime wohl etwas, aber dieser Nachteil wird wettgemacht
durch die typische Form der Kolonien und die strikte Wachstums¬
hemmung der Staphylokokken und des B. subtilis. Dieter len.
Scalfi, A., Sul valore dei terreni Pergola per la ricerca
del bacillo difterico. (Bollet. Istit. sieroterap. Milan. 1924,
3, p. 281.)
Diphtherie.
343
Der Pergolasche Einährboden mit Kaliumtellurit hat sich dem
Verf. gut bewährt als Elektivnährboden für Diphtherie. Die Her¬
stellung des Nährbodens ist nicht schwierig und der Gehalt an
Tellurit derart berechnet, daß das Wachstum der gewöhnlichen
Begleitbakterien verzögert wird, der Diphtheriebazillus hingegen
keinen Schaden erleidet. Der praktische Wert des Verfahrens wird
noch gesteigert durch die Feststellung, daß Keime aus dem Organismus
dem Tellurit gegenüber empfindlicher sind als künstlich gezüchtete
Bakterien. Dieter len ( Rottiveil ).
Sierakowski, Stanislav, Micro-methode rapide pour le dia-
gnostic de la diphtörie. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 599.)
Zur Schnell di agnose der Diphtherie verwendet Verf. Objekt¬
träger, die in dünner Schicht mit Nährsubstanz bedeckt, beimpft und
4—6 Stunden in feuchter Kammer bebrütet werden. Direkte mikro¬
skopische Untersuchungen der jungen Kolonien nach geeigneter
Färbung. Prigye (. Frankfurt a. M).
d’Assis Brito Filho, F., Sur la reaction de Schick. (C. r. Soc.
de Biol. 1924, 91, p. 230.)
Statistisches Material über die Schicksche Reaktion. In 36 Fällen,
in denen die Reaktion bei Diphtheriekranken x/2 — 24 Stunden nach
Injektion von Diphtherieantitoxin vorgenommen wurde, war sie 21 mal
(= 58,3 Proz.) positiv; in 23 Fällen, wo sie vor der Seruminjektion
angestellt wurde, war sie 22 mal (—95,7 Proz.) positiv. Drigge.
Korschun, S. und Mauermann, 0., Über die Schicksche Re¬
aktion in Moskauer Kinderhäusern. (Ergeb. d. Inst. f.
Infektionskrkh. Elias Metschnikoff des Moskauer Gesundheitsamtes.
1924 p. 10. [russisch, Schlußsätze deutsch].)
Zur Anwendung gelangte ein Diphtherietoxin, welches mit
0,5 proz. Phenol durch eine Chamberland-Kerze filtriert und 5 Monate
unter einer Schicht von Toluol auf bewahrt war. Seine minimale
tödliche Dosis (T) betrug zu Anfang 0,004 ccm und stieg im Verlaufe
der Arbeit auf 0,005 ccm an. L+ blieb unverändert gleich 0,25 ccm.
— Die ersten 242 Versuche mit Veo T in 0,2 ccm ergaben 65 mal
positive Reaktion (= 27 Proz.). Da in diesen Versuchen die Reaktion
nicht genügend stark ausgeprägt war, wurde in den weiteren Ver¬
suchen die Toxindosis vorsichtig erhöht. 85 mal wurden x/41 T und
V8 1 T angewandt, darunter 10 positive Reaktionen (= 11,8 Proz.).
In weiteren 242 Fällen wurde 1/2b T in 0,1 ccm intrakutan injiziert,
wobei 75 positive Reaktionen erzielt wurden (= 31 Proz.). Letztere
Dosis gab stärkere Reaktionen und in höherem Prozentsatz; Nekrosen
wurden nie beobachtet. Temperatursteigerungen bis 37,3 — 37,5 0
344
Diphtherie.
kamen nur ausnahmsweise vor; Lymphdrüsenschwellungen sowie
irgendwelche anderen störenden Komplikationen kamen nicht zur
Beobachtung. Erwachsene gaben einen ungewöhnlich hohen Prozent¬
satz positiver Reaktionen (45,5 Proz. bei 44 Versuchen). Als Kontrolle
wurde in gleicher Dosis durch 30 Minuten langes Kochen im Wasser¬
bade inaktiviertes Diphtherietoxin verwandt. Zu Anfang der Ver¬
suche wurden Kontrollen nur selten angestellt. Als sich jedoch zeigte,
daß eine Pseudoreaktion von einer echten nicht immer durch äußere
Erscheinung und Verlauf zu unterscheiden ist, wurde hinfort in jedem
Versuch eine Kontrollinjektion mit inaktiviertem Diphtherietoxin aus¬
geführt. Alle Injektionen erfolgten in die Mitte des Oberarmes. Von
269 Kontrollinjektionen ergaben 26 eine Pseudoreaktion (= 9,6 Proz.).
23 mal war die Reaktion an beiden Armen gleich stark und 3 mal
an dem Arme, der aktives Toxin erhielt, stärker. Die Verff. unter¬
scheiden 2 Grade der Reaktion: der 1. Grad äußert sich durch In¬
filtrat und Rötung der Haut im Durchmesser bis 0,5 ccm; das Infiltrat
schwindet in 3—5 Tagen, eine schwache Pigmentierung hinterlassend;
der 2. Grad äußert sich durch Infiltrat und Rötung der Haut im
Durchmesser von 0,5— 3 ccm, selten mehr; das Infiltrat schwindet in
5 — 7 Tagen, eine dauernde Pigmentierung hinterlassend; Schuppung
vom 10. Tage an. Von 26 Pseudoreaktionen waren 7 zweiten Grades.
E. Gildemeist er {Berlin).
Kassowitz , K. , Über kutane Hautreaktionen mittels
Diphtherietoxin zum Nachweis der Diphtherie¬
immunität. (Klin. Wschr. 1924 S. 1317.)
Verf. hat die von R. Kraus angegebene Methode der kutanen
Impfung mit einer konzentrierten Diphtherietoxinbouillon an 182
Kindern geprüft. In keinem einzigen Fall ergab die kutane Reaktion
ein negatives Resultat bei positiver Schick-Reaktion. Verf. empfiehlt
die Methode überall da, wo bei größeren Reihenuntersuchungen in
Schulen oder Kinderheimen oder in der Privatpraxis die Ausführung
der Reaktion von Ärzten erfolgen soll, welche mit einfachster
Methodik einwandfreie Resultate erzielen wollen. Schuster.
Prigge, R., Über den Toxongehalt des Diphtheriegiftes.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 39.)
Rein mathematische Entwicklung der Berechnung des Toxon-
gehaltes, daher im Original nachzulesen. Noetel {Landsberga. W.).
Kraus, R., Löwenstein, E. und Rächer, St., Die Flockungs¬
reaktion im Diphtherie toxin. (W. kl. W. 1924 S. 561.)
Den Bemühungen, die Bestimmung der antitoxischen Heilsera
am Tiere durch Vitromethoden zu ersetzen, stehen in der Praxis
Diphtherie.
345
große Schwierigkeiten entgegen. Es sind durchaus nicht alle Toxine
in gleicher Weise zur Ausflockung geeignet. Man müßte außer einem
geeigneten „Testtoxin“ auch mehrere Typen der Sera als „Testsera“
konservieren, um für die Einstellung eines neuen Serums Testwerte
zu besitzen, denn das Präzipitationsvermögen der Toxine scheint
labiler zu sein als die präzipitierende Fähigkeit der Sera. Die anti¬
toxische Fähigkeit scheint mindestens in frischen Seris, die keinen
desinfizierenden Zusatz enthalten oder sonstigen Eingriffen ausgesetzt
waren, in der Regel mit der präzipitierenden parallel zu gehen. Die
antitoxische Fähigkeit ist jedoch im Diphtherieserum mit der prä¬
zipitierenden nicht schlechthin identisch. Auch beim Toxin ist die
Flockungsfähigkeit nicht identisch mit der Giftbildung. Aus dem oft
entgegengesetzten Verhalten verschiedenen Einwirkungen (FormoL
zusatz, Erhitzung) gegenüber muß man schließen, daß die beiden
Eigenschaften des Toxins voneinander ganz unabhängig sind. Die
antigene' Wirksamkeit eines (mit Formol versetzten) Toxins bei der
Immunisierung ist nicht so eng an seine Flockungsfähigkeit gebunden,
wie dies Ramon annimmt. Der Ausfall der Flockungsreaktion bietet
keinen Maßstab für die Verwendbarkeit zur Immunisierung, die
antigene Wirksamkeit muß vielmehr, wenn die völlige Entgiftung
durch Formolein Wirkung erreicht ist, doch noch im Tierversuch ge¬
prüft werden. Hetsch ( Frankfurt a. M.).
Schmidt, S., Remarques sur la technique de titrage du
serum antidiphtürique d’apres la methode de Ramon.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 1178.)
Da die Schnelligkeit der Ramonschen Flockungsreaktion (Titration
der Diphtheriesera) an erster Stelle vom Flockungsvermögen des Toxins
abhängig ist, müssen die zur Prüfung verwandten Toxine nach diesem
Gesichtspunkt ausgesucht werden. Ein Toxin mit einer d. 1. m. von
0,001 ccm flockt mit einem bestimmten Serum in 2—3 Stunden, während
ein Toxin mit einer d. 1. m. = 0,003—0,004 beim gleichen Serum ca. 10
bis 12 Stunden benötigt. Ganz schwache Toxine sind daher als Test¬
gifte praktisch nicht verwendbar. Man kann jedoch schwache Toxine
mit Ammoniumsulfat und Dialyse konzentrieren, muß aber auf sorg¬
samste Entfernung der die Reaktion behindernden Elektrolyte achten.
— Die vom Verf. meist verwandten Testgifte mit einer d. 1. m. von
0,002—0,003 ccm flocken im Mittel in etwa 8 Stunden bei Labora¬
toriumstemperatur. Bei Temperaturen in der Nähe von 0° läuft die
Reaktion sehr langsam ab, die Toxin-Antitoxinbindung findet zwar
statt, es kommt aber erst nach etwa 60 Stunden zu einer Nieder¬
schlagsbildung. Bei diesen Temperaturen besitzt die Mischung ein
gewisses Gleichgewicht, das jedoch durch brüske Temperaturänderungen
aufgehoben werden kann; die Mischungen verhalten sich ungefähr
346
Diphtherie.
wie übersättigte Lösungen oder unterkühlte Flüssigkeiten: man kann
die Flockung in einem beliebigen Zeitpunkt hervorrufen. Stellt man
die Gift-Serum-Mischungen am Abend her und bewahrt sie im Eis¬
schrank auf, so beobachtet man am andern Tag, nach 12 — 20 Stunden,
noch keine Flockung; bringt man die Röhrchen aber ins Wasserbad
(37°), so tritt die Flockung auf der Stelle ein (bei langsam flockenden
Seris in 10 — 15 Minuten). Da die lange Beobachtungszeit wegfällt,
bedeutet die beschriebene Modifikation eine erhebliche Vereinfachung;
nur muß man die Röhrchen bei schwachen Toxinen länger im Eis¬
schrank lassen. — Ein Toxin von Ramon reagierte mit einem Standard¬
serum schneller als ein Toxin des Verf. von gleicher Toxizität und
gleichem Flockungsvermögen ; der Unterschied beruht vielleicht auf
der Verschiedenheit der zur Giftbereitung verwandten Nährflüssigkeit.
— Bestimmt man das Flockungsvermögen der Toxine am 10. bis
11. Wachstumstage, so gibt es, wie der parallele Tierversuch er¬
wiesen hat, einen guten Anhalt für die Toxizitätsbestimmung; die
gleiche Serummenge neutralisiert stets die gleiche Menge Toxin¬
einheiten; dies gilt jedoch nur für die Zeit, in der die Toxizität eines
Giftes ihr Maximum erreicht hat; nur dann ist der Toxingehalt
zweier Gifte proportional ihrem Flockungsvermögen. Prigge.
Renaux, E., Sur la floculation de la toxine diphterique
par la serum antidiphterique. (Ibid. p. 964.)
Die Ramon sehe Methode der Wertbemessung von Diphtheriesera
in vitro versagt, wenn man 1 — 2 Jahre alte Sera verwendet, auch
wenn sie in vivo keine merkliche Abschwächung ihres Antitoxin¬
gehaltes zu erkennen geben. Längeres Erhitzen auf 55 — 56° und
langdauernder Kontakt mit Äther wirken ebenso wie das Altern der
Sera. Zusatz von verschiedenen frischen Sera (Kaninchen, Meer¬
schweinchen, Pferd) bewirkte keine Reaktivation der antitoxischen
Sera. Fügte man zu einem neutralen Gemisch von Toxin und altem
Diphtherieserum frisches antitoxisches Serum hinzu, so trat ebenfalls
keine Flockung auf. Ist das Toxin- Antitoxingemisch jedoch nicht neutral,
sondern unterneutralisiert, also toxisch, so ergibt der Zusatz steigender
Dosen frischen antitoxischen Serums Flockung gerade in dem Röhrchen,
welches infolge des Zusatzes eine neutrale Mischung enthält. Verwendet
man z. B. zu gleichen Teilen gemischt ein altes Serum mit 200 AE. und
ein neues mit 400 AE., so flockt die Mischung entsprechend einem Titer
von 300 AE. Mischt man also frisches Diphtherieserum mit einem
alten, so kann man den Titer des letzteren mit völliger Genauigkeit
in vitro bestimmen, obwohl es an sich keine Flockungsreaktion gibt. —
Erhitzt man die Hälfte eines Serums von 300 AE. eine Stunde lang
auf 56° und mischt dann den nicht erhitzten Teil mit dem erhitzten,
in verschiedenem Verhältnis, 1 Teil frisches Serum -f- 3 Teile er-
Diphtherie.
347
hitztes Serum, 2:2, 3:1 und stellt mit diesen Gemischen und außer¬
dem mit frischem und erhitztem Serum allein neutrale Toxin-Anti¬
toxingemische her, so tritt die Flockung in allen fünf Versuchsreihen
stets in dem Röhrchen mit der gleichen absoluten Serummenge auf.
Nur die Zeit bis zum Eintritt der Flockung ist verschieden lang:
das frische Serum flockt am schnellsten, das erhitzte am langsamsten ;
und die gemischten Sera flocken um so langsamer, je größer der Anteil
erhitzten Serums ist, den sie enthalten. — Der Zusatz der beiden
Serumarten braucht nicht gleichzeitig zu erfolgen; unabhängig von
der zwischen den beiden Operationen verstrichenen Zeit flockt zuerst
immer dasjenige Röhrchen, in dem die beiden Serumpartien durch
ihr Zusammenwirken das Toxin gerade neutralisieren. Selbstverständ¬
lich ist es gerade so, wenn ^nan nur frisches Serum verwendet und
es in Portionen zusetzt. Stellt man bei einer Flockungsdosis von
beispielsweise 0,14 ccm eines bestimmten Serums für 20 ccm Toxin
zwei Versuchsreihen von je 6 Röhrchen so an, daß man in der ersten
zum Toxin zunächst nur je 0,08 ccm, in der zweiten nur 0,06 ccm
hinzufügt, und läßt man die Mischungen dann 90 Minuten bei 37°
im Wasserbad und fügt hierauf fallende Serummengen zu, so wird
in beiden Reihen die Flockung zuerst in demjenigen Röhrchen auf-
treten, in dem beide Serummengen sich gerade zu 0,14 ccm ergänzen.
Prigge [Frankfurt a. M.).
Adolf, Mona, Über das Verhalten des Diphtherieanti¬
toxins bei der Elektrodialy se und seine Beziehungen
zum sog. Pseudoglobulin. (Klin. Wschr. 1924 S. 1214.)
Mit Hilfe der Schickschen Intrakutanreaktion konnte die Verf.
den Nachweis erbringen, daß in einem bis zur Leitfähigkeit des
destillierten Wassers elektrodialysierten Diphtherieimmunserum der
Antitoxingehalt in der wasserlöslichen Fraktion vollständig ver¬
schwunden ist und sich in dem ausgefallenen Globulinanteil fest¬
stellen läßt. Die mit fortschreitender Elektrodialyse zunehmende
Verminderung des Antitoxingehaltes in der wasserlöslichen Fraktion
des Immunserums verläuft der abnehmenden Leitfähigkeit desselben
nicht streng parallel. Vielmehr ließ sich feststellen, daß die stärkste
Abnahme des Antitoxingehaltes beim Erreichen jener Leitfähigkeit
erfolgt, bei welcher nachweislich die gleiche Menge Globulin aus¬
gefallen ist, welche sonst durch Halbsättigung mit (NH4)2S04 fällbar ist.
Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Reyniann, G. C., Untersuchungen über die Eiweiß frak-
tionen im Serum diphtherieimmunisierter Pferde,
nebst anderen die Immunisierung betreffenden Ver¬
hältnissen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 39, S. 15.)
348
Diphtherie.
Bei der Durchprüfung der Sera von 24 diphtherieimmunisierten Pferden auf Gesamt¬
eiweiß, Albumin, Gesamtglobulin, Eu- und Pseudoglobulin, sowie Antitoxin und zwar
teils vor der Immunisierung, teils bei den nachfolgenden B — 4 großen Aderlässen
zwecks Antitoxingewinnung ergab sich eine Vermehrung der Globuline und eine Ab¬
nahme des Albumins. Von den Globulinen nehmen die in NaCl löslichen und das
Pseudoglobulin zu. Beim zweiten Aderlaß, d. h. nach der ersten Reimmunisierung,
fällt der Totaleiweißgehalt etwas und steht beim dritten Aderlaß auf demselben
Wert wie beim zweiten, während die einzelnen Fraktionen sich wenig ändern. Ein
Parallelismus zwischen Antitoxin- und Globulinsteigerung ist nur selten angedeutet
erkennbar. Der Aderlaß bewirkt eine absolute Eiweißzunahme, bei relativer Albumin¬
vermehrung und Verminderung der Globuline, besonders der in NaCl löslichen, was
durch ein Zuströmen von Lymphe ins Blut sich erklären läßt. Injektion von toxin¬
freier Bouillon in analoger Weise wie bei der Immunisierung beeinflußt die Eiwei߬
körper in gleicher Weise, wenn auch weniger ausgesprochen. Nur bezüglich der
Beeinflussung der antitoxischen Globuline ist di§ Toxinwirkung bedeutend stärker.
Einzelinjektionen großer Bouillondosen und intravenöse Peptoninjektionen sind ohne
Einfluß. Bei Ziegen bewirken intravenöse Peptoninjektionen eine geringe Ver¬
minderung des Gesamteiweißes. Kleinere steigende Dosen verursachen Albumin¬
abnahme und Globulinzunahme, während größere umgekehrt wirken. Bei Stimulation
der Antitoxinbildung durch Mangansalze erfolgt gleichzeitig mit der Antitoxin¬
steigerung eine prozentuale und absolute Globulinzunahme und Albuminabnahme
ohne deutlichen Parallelismus. Die Fraktionsverschiebungen beginnen bereits in
einem recht frühzeitigen Stadium der Immunisierung. Nach den großen Toxin¬
injektionen findet eine Leukocytose statt. Die Erythrocyten nehmen im Beginn bis¬
weilen an Zahl ab, später nehmen sie regelmäßig zu. Die Abo ahme scheint mit der
Globulinbildung im Zusammenhang zu stehen. Der Hämoglobingehalt folgt im all¬
gemeinen der Erythrocytenzahl. Die relative Viskosität folgt dem Steigen und
Fallen des Gesamteiweißes und der Albumin-Globulinverschiebungen, während die
Oberflächenspannung in entgegengesetzter Richtung geht. Kurt Meyer (Berlin).
Ramon, G., Des anatoxines. (C. r. Acad. des Sciences. 1924,
178, p. 1436.)
Das Diphtherieanatoxin ist ein durch Hitze und Formaldehyd
verändertes Diphtheriegift. Das Anatoxin ist nicht mehr giftig,
kann jedoch noch aktiv immunisierend wirken und flockt in Gegen¬
wart von Diphtherieantitoxin aus. Es lassen sich noch andere Toxine
in Anatoxine umwandeln; so gehen Tetanusgift, Abrin und Cobra-
gift in die ungiftige Modifikation über. Da die Anatoxine die
antigene Funktion der Toxine voll bewahrt haben, sind sie zur
raschen und ungestörten Immunisierung besonders geeignet.
Bo sei Goldschmidt (Frankfurt a. M.).
Jonescu-Mihaesti, C. et Damboviceanu, A.? Soir la neutrali-
sation de la toxine diphterique par l’antitoxine
correspondante. Influence de la röaction du milieu.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 504.)
Eine Mischung von Diphtherie-Toxin und -Antitoxin ist nach
zweistündigem Stehen noch nicht indifferent für Kaninchen (intra¬
venöse Injektion), selbst bei neutraler Reaktion. Bei einem pH von
Diphtherie.
349
4,05 ist das Toxin nach gleicher Zeit merklich abgeschwächt. — Die
Absättigung von Diphtherietoxin und -Antitoxin ist nur innerhalb
enger Grenzen in der Nähe des Neutralpunktes möglich. Bei einem
Ph von 6,61 oder 9,06 ist sie selbst nach 24 ständigem Brutschrank¬
aufenthalt (37°) noch nicht abgeschlossen. Prig ge (Frankfurt a. M).
Fraser, Donald T. and Wigham, H. E., The use of rabbits for
intracutaneous virulence tests of B. diphtheriae or
titration of diphtheria antitoxin: preliminary note.
(J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1114.)
Verff. schlagen vor, bei der intrakutanen Auswertung der
Mischungen von Diphtherietoxin und Antitoxin sowie von Diphtherie¬
bazillenaufschwemmungen an Stelle der Meerschweinchen Kaninchen
im Gewicht von mindestens 2 kg zu verwenden. Die Haut der
Kaninchen scheint viel empfindlicher für Diphtherietoxin zu sein,
wie die der Meerschweinchen. Die Verwendung der Kaninchen an
Stelle der Meerschweinchen spart Zeit und Versuchstiere, da man
eine größere Zahl von Reaktionen an dem gleichen Tier vornehmen
kann. Möllers {Berlin).
White, Benjamin and Robinson, Elliot, Effect of exposure to
low temperatures on diphtheria toxin-antitoxin
mixture. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1675.)
In der letzten Januarwoche 1924 waren in 2 Städten in Massachu¬
setts 2 verschiedene Proben von Diphtherietoxin- Antitoxin-Mischungen,
nachdem sie längere Zeit ungewöhnlich niedrigen Temperaturen
ausgesetzt waren, bei 54 Kindern zwecks Immunisierung gegen Diph¬
therie eingespritzt worden und hatten bei 42 Kindern schwere Reak¬
tionen hervorgerufen. Da die Krankheitserscheinungen den Typus
einer Diphtherieintoxikation darboten, wurde angenommen, daß die
Kälte eine Trennung des Antitoxins von dem Toxin hervorgerufen
habe, so daß das Toxin in der Mischung frei wurde. VeriF. ver¬
suchten die Frage experimentell zu klären und stellten fest, daß
tatsächlich durch das Verbringen des Toxinantitoxingemisches in
Temperaturen von 10° F und weniger während eines Zeitraumes von
6 Stunden und länger eine physikalische Veränderung mit Anstieg
der Toxizität infolge freiwerdenden Toxins eintritt. Möllers {Berlin).
Kirkbride, Mary B. and Dow, Jessie E., Observations on the
effect of freezing on diphtheria toxin-antitoxin
mixtures. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1678.)
Verff. konnten nach den üblichen Methoden der Toxizitäts¬
bestimmung keine Zunahme der Toxizität in den Mischungen von
350
Diphtherie.
Diphtherietoxin- Antitoxin feststellen, welche durch Trennung des
Toxins von dem Antitoxin beim Einfrieren bedingt wäre. Möllers.
Anderson, John F. and Leonard, George F., Effect of freezing
on diphtheria toxin-antitoxin mixtu res as regards
toxicity. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1679.)
In einer 3 fach tödlichen Toxin- Antitoxin-Mischung, welche
0,3 Proz. Trikresol enthielt und mit einem ohne Hitze konzentrierten
Antitoxin hergestellt war, trat nach dem Einfrieren eine Steigerung
der Toxizität der Mischung ein. Das gleiche trat ein bei Verwen¬
dung unkonzentrierten Antitoxins und 3 fach tödlicher Toxindosen.
Wurden solche Mischungen vor dem Einfrieren mit Chlorbutanol oder
Chloroform als Konservierungsmittel versetzt oder überhaupt kein
Konservierungsmittel verwendet, so trat eine Zunahme der Toxizität
der Mischung nicht ein. Verff. empfehlen, daß bei den Mischungen
von Diphtherietoxinantitoxin nur 1/10 tödliche Dosen zugelassen
werden sollen. . Möllers [Berlin).
Kassowitz, K., Die Verteilung des Diphtherieschutz¬
körpers zwischen Gewebe und Blutserum bei aktiver
und passiver Immunität. I. Teil: Ein Beitrag zur
Frage der echten und scheinbaren Diphtherie¬
immunität. (Zschr. f. d. ges. exp. M. 1924, 41, S. 160.)
Es besteht ein wesentlicher Unterschied in der quantitativen
Verteilung des Diphtherieschutzkörpers zwischen den zirkulierenden
Körperflüssigkeiten, Blut und Lymphe, und der extravaskulären Ge¬
websflüssigkeit bei aktiver und passiver Immunität. Der Diphtherie¬
schutzkörper normaler Menschen, gleichviel ob er als normaler
Serumbestandteil oder als postinfektiös gebildetes Antitoxin aufgefaßt
wird, findet sich immer auch im Gewebspreßsaft blutfrei gewaschener
Tonsillen, und zwar in einer Konzentration, die im Serum als mit
Sicherheit schützend angesehen wird. Die Immunitätsprüfung mittels
intrakutaner Toxininjektion nach Schick ergibt bei der aktiven
Immunität immer übereinstimmende Resultate mit der Schutzkörper¬
auswertung des Gewebssaftes der Tonsillen und des Blutserums.
Der Zustand einer bestehenden zellulären oder Gewebsimmunität
geht demnach immer auch mit Schutzkörpergehalt der Körpersäfte,
also mit humoraler Immunität einher, während die bloße Bereitschaft
zu zellulärer Abwehrreaktion, die latente Gewebsimmunität, sich
nicht im Vorhandensein humoraler Antikörper, noch in der kutanen
Immunitätsreaktion zur Zeit der Prüfung kundzugeben braucht. Bei
passiver Immunisierung gegen Diphtherie findet sich im Gewebs¬
preßsaft blutfrei gewaschener Tonsillen in den ersten Tagen nach
der Seruminjektion immer eine hohe Konzentration von Antitoxin, die
Diphtherie.
351
häufig höher ist als diejenige bei normaler (aktiver) Immunität.
Demnach ist die Ansicht v. Behrings, daß das artfremde Antitoxin
ganz allgemein entweder gar nicht oder nur in so geringer Menge
in das Gewebe selbst eindringt, daß die Konzentration des Antitoxins
in der Gewebsflüssigkeit höchstens 3/100 der Serumkonzentration be¬
trägt, dahin richtigzustellen, daß dies für die erste Zeit nach der
Seruminjektion nicht zu Recht besteht. Schon am Ende der 1. Woche
nach der Seruminjektion sinkt der Schutzkörpergehalt der Gewebs¬
flüssigkeit stark ab und eilt damit dem Schwinden des Antitoxins
aus dem Blutserum voraus. Am Ende der 2. Woche ist keine als
wirksam noch in Betracht kommende Menge Antitoxin in der Ge¬
websflüssigkeit der Tonsillen mehr nachweisbar, während das Blut¬
serum zu der gleichen Zeit noch Antikörperwerte aufweist, die bei
aktiver Immunität erfahrungsgemäß mit Sicherheit Schutz vor Er¬
krankung verleihen. Die Hautimmunität, geprüft mittels der Schick-
schen Reaktion, kann um die gleiche Zeit, also gegen Ende der
2. und Anfang der 3. Woche nach der Seruminjektion, ebenfalls ver¬
loren gehen, trotz Antitoxingehaltes des Blutserums. Es wird die
neue Bezeichnung „scheinbare oder virtuelle Immunität“ vorge¬
schlagen für die Fälle mit Antitoxingehalt des Blutserums bei Anti¬
toxinmangel und fehlendem Erkrankungsschutz der Gewebe; dem¬
gegenüber wäre der Zustand ausreichenden Schutzkörpergehaltes des
Serums und der Gewebe bei nachweisbarer Toxinfestigkeit des Ge¬
samtorganismus als „echte oder reelle Immunität“ zu bezeichnen.
Es kommt gelegentlich schon zu Beginn der 3. Woche nach der
Seruminjektion zu echten Rezidiven der Diphtherieerkrankung trotz
nachweisbarem Gehalt des Blutserums an Antitoxin; in diesen Fällen
ist aber die Schicksche Reaktion stets positiv. Es empfiehlt sich
daher, in schweren Fällen von Diphtherie eine Reinjektion vor¬
zunehmen, aber nicht in den ersten Tagen, wo der Schutzkörpergehalt
von Gewebe und Serum noch ein hoher ist, sondern möglichst spät,
etwa nach 1 Woche (vor Eintritt der Serumüberempfindlichkeit), zu
dem Zwecke, um die Konzentration des Antitoxins auch im Gewebe
möglichst lange auf einer wirksamen Höhe zu erhalten. Die Prophylaxe
der Diphtherie durch passive Immunisierung ist als wenig rationell an¬
zusehen, da die tatsächliche Ge websimmunität (echte oder reelle Immuni¬
tät) schon nach etwa 2 Wochen verloren geht und nur der Antitoxin¬
gehalt des Blutserums (scheinbare oder virtuelle Immunität) noch 1 — 2
Wochen länger nachweisbar bleibt. Die Diphtherieimmunitätsprüfung
der Haut ist ein verläßliches Kriterium des Erkrankungsschutzes oder
der reellen Immunität. Der Gehalt des Blutserums an Schutzkörpern
sagt noch nichts über die Verteilung desselben zwischen Gewebe und
• •
Serum aus und kann möglicherweise nur mehr das Überbleibsel eines
verloren gegangenen Krankheitsschutzes sein. h et sch.
352
Diphtherie.
Freud, P., Die Verteilung des Diphtherieschutzkörpers
zwischen Gewebe und Blutserum bei aktiver und
passiver Immunität. II. Mittig.: Versuche an passiv
immunisierten Meerschweinchen. (Zschr. f. d. ges. exper.
M. 1924, 42, S. 400.)
Der Preßsaft der blutfreien Organe des Meerschweinchens ent¬
hält kurz nach der Injektion von Diphtherieheilserum beträchtliche
Mengen von Antitoxin. Erst nach einigen Tagen sinkt der Anti¬
toxingehalt desselben auf Null, während er sich im Blut längere
Zeit auf höheren Werten hält. H et sch {Frankfurt a. M.).
Wernicke, E., Erinnerungen an die Bekämpfung der
Diphtherie in Posen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 294.)
Es gibt Erkrankungen, bei denen durch die Färbung des Mandel¬
abstrichs, die klinische Beobachtung, den weiteren Verlauf und selbst
durch die Sektion als sichere Diphtherie erkannt werden, die Züch¬
tung aber nicht gelingt. In einem derartigen Fall vermochte Verf.
das ausbleibende Wachstum der Diphtheriebazillen auf gleichzeitiges
Vorhandensein eines proteusartigen Bazillus zurückzuführen. Den
Beweis, daß Diphtherie vorlag, führte Verf. durch Injektion des
klaren Filtrats von Auslaugungsflüssigkeit eines ganzen Lungen¬
lappens, von dem ein Meerschweinchen 5 ccm subkutan injiziert er¬
hielt, während einem zweiten gleichfalls 5 ccm des Filtrats aber
versetzt mit 1 ccm Heilserum (500 I.-E.) subkutan injiziert wurden:
das erste Meerschweinchen ging an Diphtheriegift zugrunde, das
zweite blieb gesund. — Verf. befürwortet nicht nur möglichst früh
(schon beim ersten Verdacht), aber auch in anscheinend leichteren
Fällen nicht unter 3 — 6000 I.-E. einzuspritzen und die Dosis zu
wiederholen, wenn sich nach 12 Stunden das Allgemeinbefinden noch
nicht gebessert hat. Subkutan wirkt das Diphtherieheilserum im
allgemeinen rascher als vielfach angenommen wird. — Schwerere
Erkrankungen infolge von Seruminjektionen oder gar Todesfälle hat
Verf. in 20 jähriger Tätigkeit nicht erlebt. — Zum Schluß wendet
sich Verf. gegen die Ansicht, der Dienst der staatlichen Unter¬
suchungsämter bei der Seuchendiagnose könne den Krankenhäusern
überwiesen werden; nach seinen Erfahrungen erfordert eine sorg¬
fältige Seuchendiagnostik langjährige Übung, die den Assistenten
eines Krankenhauses fehlt. Schill {Dresden).
Gehrke, Diphtheriebekämpfungsmaßnahmen in Stettin
während des Jahres 1920. (Desinfektion. 1924, 9, S. 21.)
Starkes Auftreten der Diphtherie in den Vorjahren hatte das
dortige Gesundheitsamt veranlaßt, der Regierung den Vorschlag zu
machen, daß der § 6 der Anweisung des Kultusministers vom
Diphtherie.
353
9. Juni 1907 in der Weise geändert würde, die Wiederzulassung an
Diphtherie erkrankt gewesener Lehrer und Schüler zum Schulbesuch
von dem zweimaligen 3 Tage auseinanderliegenden negativen bak¬
teriologischen Befund von Schleimhautabstrichen abhängig zu machen.
In der vorliegenden Mitteilung werden die weiteren Maßnahmen, die
durch das weitere gehäufte Auftreten der Diphtherie erforderlich
wurden, geschildert. Die Zahl der Diphtheriefälle betrug im Jahre
1919 697 Erkrankungen und 56 Todesfälle, im Jahre 1920 nur noch
403 Erkrankungen und 26 Todesfälle. Yerf. läßt es noch dahin¬
gestellt, ob die stark verringerte Zahl der Erkrankungsfälle bereits
als eine Wirkung der getroffenen Maßnahmen angesehen werden
kann. Jedenfalls hat das Jahr 1921 einen weiteren sehr erheblichen
Abfall gebracht, da nur 312 Erkrankungen und 13 Todesfälle be¬
kannt wurden. Diese günstigen Zahlen berechtigen jedenfalls auf
dem bisher beschrittenen Wege zu bleiben und das Verfahren noch
nach Möglichkeit weiter auszubauen. Wedemann [Berlin).
y. Torday , F. , Infektionsverhütung in Anstalten mit
spezifischen und unspezifischen Schutzimpfungen.
(Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 103, S. 307.)
Die passive Immunisierung gegen Diphtherie sowie die Masern¬
schutzimpfung nach Degkwitz haben sich bewährt. In Fällen, wo
kein Masernrekonvaleszentenserum zur Verfügung steht, ist in vielen
Fällen eine voll wirksame Prophylaxe oder wenigstens ein leichter
Verlauf durch Verwendung von Blut oder Milch gemaserter oder
nicht gemaserter Mütter zu erzielen. Die Kutanimpfung gegen Vari¬
zellen hat in Anstalten wegen der Infektionstüchtigkeit der positiv
geimpften Kinder keinen großen Wert. Gegen Keuchhusten scheint
besonders Vaccine Erfolg zu versprechen. Die Schutzimpfung gegen
Scharlach mit Streptokokkenvaccine stößt auf Schwierigkeiten wegen
der wiederholt notwendigen Injektionen. Zusammenfassend können
die verschiedenen Schutzimpfungen für Anstalten nur empfohlen werden.
v. Bernuth [Jena).
Glusman, Experimentelle Bestätigung der Unwirksam¬
keit normalen Serums auf die Diphtherieintoxikation.
(Zsehr. f. Hyg. 1924, 103, S. 526.)
Aus den Versuchen des Verf. ergibt sich, daß das Serum von
Kaninchen, Meerschweinchen, Rind, Hund, Pferd, Ziege und Mensch,
wenn dasselbe kein Antitoxin enthält, die Meerschweinchen gegen
die 3 fach tödliche Dosis des Toxins oder der Diphtheriekultur bei
gleichzeitiger Einspritzung subkutaner oder intraperitoneal in ver¬
schiedener Menge nicht zu schützen vermag. Es genügte aber, zu
dem normalen Serum eine kleine Menge von Antitoxin zuzusetzen
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 15/16. 23
354
Diphtherie.
oder Antidiphtheriepferdeserum bzw. Serum von Tieren der einen
oder der anderen Gattung, das eigenes Antitoxin enthält, zu injizieren,
um die mit Toxin behandelten oder mit Kultur infizierten Meer¬
schweinchen am Leben zu erhalten. Schill {Dresden).
Hooker, Sanford B., Human hyp ersensi ti veness induced
by very small amounts of horse serum. (J. of Immunol.
1924, 9, p. 7.)
367 Personen, die mit Diphtherietoxin-Antitoxingemischen im¬
munisiert worden waren, wurden 6 Monate später auf Empfindlich¬
keit gegenüber einer intrakutanen Pferdeseruminjektion geprüft.
Während vor der Immunisierung nur 16,5 Proz. eine positive Reaktion
zeigten, war nach dieser der Prozentsatz auf 64,4 Proz. gestiegen,
und zwar trat bei 27,1 Proz. eine Schnellreaktion ein. Unzweifelhaft
hatten also die minimalen bei der Immunisierung verwendeten Serum¬
mengen eine Überempfindlichkeit erzeugt. Wegen der daraus sich
ergebenden Gefahren bei einer späteren therapeutischen Serum¬
injektion schlägt Verf. vor, für die aktive Immunisierung antitoxisches
Serum von Ziegen zu verwenden.
Park, William H., Human hypersensitiveness to wliole
horse serum or serum globulins following diphtheria
toxin-antitoxin injections — its importance. (Ibid. p. 17.)
Verf. bestätigt die Befunde Ho okers insofern, als in der Tat
Kinder und Erwachsene, die ein Jahr zuvor mit Diphtherietoxin-
Antitoxingemischen immunisiert worden waren, häufiger auf intra¬
kutane Injektion von Pferdeserum und Pferdeserumglobulinen positiv
reagierten als unvorbehandelte Personen, wobei die Reaktionen gegen
Vollserum anscheinend etwas häufiger waren als gegen die Globuline.
• •
Er hält aber die Gefahr der hierdurch angezeigten Uberempfindlich¬
keit für unerheblich, da nach seinen Erfahrungen auch bei diesen
Personen Seruminjektionen zu keinen ernsteren Störungen führen,
während andererseits gelegentlich bei Personen mit negativer Pferde¬
serumintrakutanreaktion intravenöse Seruminjektion schwerste Er¬
scheinungen hervorrufen kann. Trotzdem steht er dem Vorschlag
von Hooker nicht ablehnend gegenüber. Kurt Meyer (Berlin).
Suniner, F. W., Sudden death from anaphylactic shock.
(Brit. med. J. 1923, II, p. 465.)
Ein 8 jähriges Mädchen ging wenige Minuten nach einer sub¬
kutanen Schutzimpfung gegen Diphtherie unter den Erscheinungen
stärkster Schwellungen und Sekretion der Schleimhäute des Atmungs¬
weges und der Augenbindehäute zugrunde. Eine frühere Serum¬
einspritzung konnte nicht nachgewiesen werden. Hingegen ließ sich
Diphtherie.
355
einwandfrei feststellen, daß das Kind stets in der Nähe von Pferden
von Katarrh der oberen Luftwege und von Augenbindehautentzündung
sehr schnell heimgesucht worden war. Das Diphtherieschutzserum
war Pferdeserum. Eltern und Geschwister des verstorbenen Kindes
zeigten keinerlei Besonderheiten. Kon rieh {Berlin).
Lereboullet et Joannon, Immunisation spontanee contre
la diphterie en milieu hospitalier. Importa nee du
temps de sejour (Premiere note). (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 552.)
Beobachtungen über Schicksche Reaktion und Spontanimmunität
gegen Diphtherie (ohne klinisch nachweisbare Symptome) bei Kindern,
die längere Zeit im Krankenhaus zugebracht hatten (meistens wegen
Knochen- und Gelenktuberkulose). Prigge (. Frankfurt a.M.).
Lereboullet et Joannon, Immunisation spontanee contre la
diphterie en milieu hospitalier. Influence des con-
taminations discretes. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 613.)
Beobachtungen an Kindern, die in der Umgebung von Diph¬
theriekranken (Krankenhausaufenthalt) spontane Diphtherieimmunität
erwarben (Schicksche Reaktion negativ). Prigge {Frankfurt a. M.).
Hoffmann, W., Zur Diphtherieschutzimpfung. (Schweiz, m.
W sehr. 1924 S. 420.)
Verf. bedauert, daß von der aktiven Diphtherieimmunisierung
noch so wenig Gebrauch gemacht wird, und weist darauf hin, daß
wir neuerdings zwei gebrauchsfertige Diphtherieschutzmittel zur
subkutanen Injektion besitzen, die eine aktive Immunisierung auf die
denkbar einfachste Art möglich machen. Das eine Präparat, das von
Bieber modifizierte Behringsche Diphtherieschutzmittel T A, wird
von den Behring werken in Marburg a. L. hergestellt, das andere,
Neutradita genannt, von dem Schweiz. Serum- und Impfinstitut in
Bern. E. G-ild em ei si er {Berlin).
Zingher, Abraham and Park, Wm. H., Immunity results ob-
tained in school children with diphtheria toxoid
(modified toxin) and with Vio L + mixtures of toxin-
antitoxin. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 383.)
Nach in 4 Schulen durchgeführten Impfungen mit einem Toxoid-
präparat reagierten nach 3 Monaten 84 — 98,5 Proz. der geimpften
Kinder Schick-negativ. Die Immunisierung war bei einem Gehalt
von weniger als 1/so M. L. D. an freiem Toxin pro Dosis durch das
Toxoid zustande gekommen. Die lokale Reaktion nach intramusku¬
lärer Injektion des verdünnten Toxoids war unbedeutend. Leichte
konstitutionelle Reaktionen erfolgten bei wenigen Kindern. Mit 1I10L+-
23*
356
Diphtherie.
Gemischen von Toxin- Antitoxin wurde bei 80 — 95 Proz. der injizierten
Schulkinder Immunität erzielt. Viele dieser Kinder zeigten eine
Pseudoreaktion nach Schick. Toxin- Antitoxingemische mit xl10 L -f- ver¬
lieren durch monatelange Aufbewahrung im Eisschrank etwas an
Wirksamkeit. Bei Beurteilung des Immunitätserfolges nach Injektion
des Toxin-Antitoxingemischs muß die nach der Injektion verflossene
Zeit in Betracht gezogen werden. Für die Nachprüfung mit der
Schick-Reaktion ist der Zeitfaktor von besonderer Wichtigkeit. Mehr
als 50 Proz. von den Kindern, die nach 3 — 6 Monaten noch empfäng¬
lich erschienen, reagierten ein Jahr später negativ auf Schick, ohne
inzwischen weitere Injektionen erhalten zu haben. e. Fitschen .
Zoeller, Chr., La vaccination par l’anatoxine diphterique.
Son röle preventif ä l’egard de la eonjonctivo-
keratite diphterique experimentale du cobaye. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 1400.)
Injiziert man einem Meerschweinchen 1 ccm Diphtherie- Anatoxin
(Ramon) und wiederholt die Injektion nach 10 Tagen, so entwickelt
sich bei dem Tier auf eine nach weiteren 6 Tagen im Anschluß an
Gallesensibilisierung vorgenommene Bepinselung des Auges mit
Diphtheriebazillen nicht die sonst zu beobachtende typische Kerato-
konjunktivitis; es kommt weder zur Schwellung noch zur Pseudo¬
membranbildung, sondern lediglich zu einer leichten Trübung der
Kornea; auch die Wiederholung der Infektion des gleichen Auges
mit massiven Dosen führt nicht zu den spezifischen Veränderungen.
Verf. verweist darauf, daß in dem beschriebenen Verfahren erstmalig
der Nachweis für die Wirksamkeit einer Diphtherieimpfung mit
Diphtherie- Anatoxin in direktem Verfahren erbracht ist.
Derselbe, A propos de l’action curative de Fanatoxine
diphterique sur les lesions de diphterie experimentale.
(Ibid. 91, p. 81.)
Das Ramonsche Diphtherieanatoxin, das eine ausgesprochene
präventive Wirkung gegen die diphtherische Keratokonjunktivitis
ausübt, ist gegenüber der manifesten Erkrankung sowohl bei lokaler
wie bei subkutaner Injektion unwirksam. Es zeigte sich jedoch, daß
Tiere, die außer Diphtherieserum gleichzeitig noch eine Anatoxin¬
injektion erhielten, meist etwas schneller heilten als die bloß mit
Serum behandelten Kontrollen. — Die klinisch „geheilten“ Tiere
schieden noch nach 15 Tagen mit dem Konjunktival sekret Diphtherie¬
bazillen aus; auch Tiere, die mit Anatoxin geschützt wurden, schieden
noch 3 Wochen nach dem Infektionsversuch Diphtheriebazillen aus.
Derselbe, L’intradermoreaction ä l’anatoxine diphtö-
rique ou anatoxi-reaction. La notion d’allergie dans
la diphterie. (Ibid. 91, p. 165.)
Diphtherie.
357
Die „Anatoxinreaktion“ ist eine Kutanreaktion, die mit Hilfe
des Ramonschen Diphtherieanatoxins vorgenommen wird (0,2 ccm
einer l/100 Verdünnung). Positive Reaktion ist durch diffuse Rötung
gekennzeichnet, die nach 24 Stunden auftritt, einen Tag bestehen
bleibt, sich dann abschwächt und mehr und mehr verschwindet; das
unter der Injektionsstelle befindliche Gewebe ist leicht infiltriert.
Es handelt sich nicht um eine Schicksche Reaktion: denn abgesehen
davon, daß das Phänomen noch auftritt, wenn das Anatoxin auf 75°
erhitzt wird, kann die Reaktion bei Personen mit negativer Schick¬
scher Reaktion positiv sein und umgekehrt. Vielmehr besteht ein
enger Parallelismus zwischen der Anatoxinreaktion und der Schick-
schen Pseudoreaktion. Es handelt sich bei der Anatoxinreaktion
auch nicht um eine allgemeine Proteinhypersensibilität, denn die zur
Bereitung des Anatoxins verwandte Bouillon ruft bei den empfind¬
lichen Personen nicht die charakteristischen Erscheinungen hervor,
ebensowenig Pferdeserum oder Kulturfiltrate von Streptokokken oder
Typhusbazillen. Dagegen erzielt man eine identische Reaktion durch
intrakutane Injektion einer sehr verdünnten Aufschwemmung von
V4 Stunde auf 105° erhitzten Diphtheriebazillen. Versetzt man das
Anatoxin zu gleichen Teilen mit dem Serum einer Person, die vor
6 Wochen mit Anatoxin erfolgreich immunisiert wurde, so bewirkt
man durch den Serumzusatz keine Abschwächung der mit einem
derart vorbehandelten Anatoxin bei einer anderen Person vor¬
genommenen Reaktion. Während die Zahl der bei Rekonvaleszenten
von verschiedenen Krankheiten gefundenen positiven Reaktionen
zwischen 20 — 36 Proz. schwankte, ist sie bei Diphtherierekonvales¬
zenten und Bazillenträgern in 78 Proz. positiv. Eine positive
Anatoxinreaktion ist somit der Ausdruck dafür, daß die Person in
ihrer näheren oder ferneren Vergangenheit irgendwelchen Infektionen
mit Diphtheriebazillen ausgesetzt war; dabei scheint die Wirkung
dieser Attacken um so deutlicher zu sein, je weniger zurückliegend
sie sind. Personen mit 1. positiver Anatoxin- und positiver Schick¬
scher Reaktion sind zwar noch empfänglich, aber sind doch schon
mit dem Diphtheriebazillus in Berührung gewesen, da sie gegen seine
Proteine sensibilisiert sind. Der Antitoxintiter ihres Blutes ist zwar
noch nicht für eine negative Schicksche Reaktion ausreichend, jedoch
besteht eine gewisse Immunität von dem oder den ersten Kontakten
mit dem Di*Bazillus her. 2. Individuen mit positiver Anatoxin- und
negativer Schickscher Reaktion besitzen einerseits Diphtherie-
Immunität, andererseits sind sie gegen die Bakterienproteine sensi¬
bilisiert. 3. Personen mit negativer Anatoxinreaktion und positiver
Schickscher Reaktion sind solche, die überhaupt nie mit dem
Diphtheriebazillus in Berührung gekommen sind. 4. Ist bei negativer
Anatoxinreaktion auch die Schicksche Reaktion negativ, so handelt
358
Scharlach.
es sich dagegen um völlig immunisierte Individuen. Zwischen die
beiden extremen Gruppen 3 und 4 schieben sich die Personen mit
positiver Anatoxinreaktion ein; ihre Immunität ist mehr oder weniger
deutlich, je nachdem, ob sie den Ausfall der Schickschen Reaktion
mit der einen oder anderen Gruppe teilen: auf dem Weg von ab¬
soluter Rezeptivität zu totaler Immunität überschreiten sie die
allergische Phase. Prigge (Frankfurt a. M.).
Hanser, A., Zur Schar lach frage. (M. Kl. 1924 S. 1200.)
Ein 4 jähriges Mädchen war im Anschluß an eine Holzsplitter¬
verletzung an Scharlach erkrankt und hatte zur Erkrankung ver¬
schiedener Geschwister Veranlassung gegeben. Es wird vermutet,
daß der Holzsplitter (aus dem Fußboden stammend) Infektionsstoff,
von einem vor 30 Jahren im gleichen Zimmer behandelten Scharlach¬
kranken herrührend, enthalten hat! Verf. benutzt diese Familien¬
epidemie, um eine Reihe theoretischer Streitfragen über das Wesen
und die Verbreitungsweise des Scharlachs zu erörtern.
Erich Hesse (Berlin).
Kuczynski, M. H., Beobachtungen und Versuche über die
Pathogenese der Scarlatina. (Klin. Wschr. 1924 S. 1303.)
Verf. berichtet zunächst über die Befunde bei 5 Sektionen von
Scharlachfällen. Diese waren in doppelter Hinsicht günstig, weil sie
einmal wirklich wichtige Krankheitsstadien darstellten, andererseits
fast unmittelbar nach dem Tode untersucht werden konnten. Bei
3 akuten Fällen mit schwerer Tonsillitis bzw. Tonsillopharyngitis
streptogenes ließen sich aus den Organen Streptokokken züchten.
Pathologisch-anatomisch zeigten die Nierenbefunde, daß auch der
akutesten tubulären Nephritis ein Vorgang der Giftausscheidung
zugrunde liegt, nicht unähnlich den Vorgängen bei der Sublimat¬
vergiftung. Entgegen verbreiteten Vorstellungen kann die charakte¬
ristische Form der Glomerulonephritis, sofern sie nicht von sich aus
zum Tode führt, ohne Beteiligung aller Glomeruli ablaufen. Wahr¬
scheinlich spricht hier eine noch näher zu erforschende Stoffwechsel¬
ursache mit. Durchaus als Ergebnis der skarlatinösen Stoffwechsel¬
störung erscheinen die zelligen Infiltrationen in Niere und Leber.
Streptokokken lassen sich nach den Erfahrungen des Verf. innerhalb
der Infiltrate niemals nach weisen. Auch das Scharlachenanthem und
-exanthem beruht wahrscheinlich gleicherweise nicht auf einer Meta¬
stase irgendwelcher Keime, sondern auf einer beim Menschen im
Verlauf der Scarlatina erfolgenden Abscheidung in die Hautspeicher. —
Tierversuche, die mit Scharlachstreptokokken an Kaninchen vor¬
genommen wurden, ergaben, daß es gelingt, in bisher unbekannter
Weise beim Kaninchen die für Scharlach recht charakteristische In-
Scharlach.
359
filtration der Leber und Nieren zu erzeugen. Verf. schließt aus
seinen Befunden, daß die infiltrativen Prozesse und somit die inter¬
stitielle Nephritis beim Menschen lediglich den Scharlachstrepto¬
kokken zuzuschreiben ist. Wahrscheinlich liegt hier eine Reaktion
auf toxische Stoffe vor. Ob es sich hier um echte bakterielle Toxine
handelt, ist noch gänzlich unentschieden, aber durchaus möglich.
Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Franconi, 0., Die Reak tion sfähigkei t der Scharlachhaut
auf abgetötete Streptokokken. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924,
105, S. 77.)
Im Anschluß an die Feststellungen von Levaditi, daß man
durch intradermale Einverleibung abgetöteter Streptokokken die
Widerstandskraft bzw. die Empfänglichkeit eines Menschen gegen
Streptokokkeninfektion prüfen kann , wurde diese Reaktion bei
Scharlach angestellt. Die Streptoreaktion fällt in der ersten Woche
des Scharlachs negativ aus. Das bedeutet, daß dann eine Wider¬
standslosigkeit gegen Streptokokkeninfektionen besteht. Bald nach
dem Verschwinden des Exanthems wird sie wieder positiv und er¬
reicht allmählich, unbeeinflußt von Nachkrankheiten, normale, oft
auch übernormale Werte. Auch bei vielen anderen schwer infek¬
tiösen oder kachektischen Zuständen fällt die Reaktion negativ aus,
unter anderem auch bei den Masern. Die Reaktionsfähigkeit der
Haut geht beim Scharlach auch gegen andere bakterielle Gifte ver¬
loren (Tuberkulin, Staphylovaccine), aber nicht in demselben Maße.
Trotz der Unspezifizität der Streptoreaktion läßt sich ihr Ausfall unter
gewissen Umständen diagnostisch für Scharlach verwerten.
v. Bernuth (Jena).
• •
Bürgers und Bachmann, Zur Ätiologie des Scharlachs.
(Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 153 u. Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
93, S. 220*.)
Es gelang bei 33 frischen Scharlachfällen nicht, die von
Di Cristina und Caronia beschriebenen Gebilde als Erreger des
Scharlachs nachzuweisen. Kleinste Gebilde kokkoider Natur, den als
Erreger angesprochenen sehr ähnlich, finden sich zwar in beimpften
Nährböden, aber auch in unbeimpften Kontrollen. Versuche, unter
den Augen des Verf. von einer Mitarbeiterin Coronias ausgeführt,
lassen der Kritik zu weiten Spielraum, um ein entscheidendes Urteil
abzugeben. Weitere Versuche des Verf. behandeln die Frage, ob
beim Zustandekommen des Scharlachs anaphylaktische Vorgänge
maßgebend sein können, es gelang nach genügend langer Vorbehand¬
lung mit Scharlachstreptokokken bei Wahl eines geeigneten Strepto¬
kokkenstammes und Verwendung von jungen Meerschweinchen, nach
360
Scharlach.
intravenöser Einspritzung von Streptokokken in einzelnen Fällen
akuten tödlichen Shock zu erzeugen, dagegen gelang es weder,
Meerschweinchen mit Scharlachserum vorbehandelt, für die intra¬
venöse Nachspritzung von Scharlachstreptokokken passiv anaphy¬
laktisch zu machen, ebensowenig gleichartig vorbehandelte Tiere, die
mit Scharlachstreptokokken bzw. Scharlachserum intrakutan nach¬
geimpft wurden. Mit Scharlachstreptokokken mehrere Monate vor¬
behandelte Meerschweinchen zeigen auch nach intravenöser Ein¬
spritzung des homologen Scharlachserums keine anaphylaktische
Reaktion, dagegen gelang es, bei 2 von 8 Tieren nach einer erneuten
Einspritzung von Scharlachserum 3 Monate nach der ersten Serum¬
gabe akuten tödlichen Shock zu erzeugen. Gegen das Vorliegen
einer reinen Serumeiweißanaphylaxie spricht, daß die übrigen Tiere
und ein mit Normalserum reinjiziertes Kontrolltier ohne jede Reaktion
blieben. Ausgedehnte Versuche müssen erweisen, ob hiermit tat¬
sächlich eine Grundlage geschaifen ist, das Scharlachproblem als ana¬
phylaktisches Phänomen aufzufassen. Noetel [. Landsberg a. W.).
Dick, George F. and Dick, Gladys Henry, The etiology of
scarlet fever. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 301.)
Die hämolytischen Streptokokken, welche bei Scharlach gefunden
sind, zerfallen nach den Untersuchungen der Verff. in 2 Gruppen,
nämlich solche Stämme, welche Mannit vergären, und solche, welche
dies nicht tun. Im Jahre 1923 züchteten Verff. einen Mannit ver¬
gärenden hämolytischen Streptokokkenstamm, der experimentell
Scharlach übertrug. Verff. wollten feststellen, ob auch diejenigen
hämolytischen Streptokokkenstämme, welche Mannit nicht vergären,
eine künstliche Scharlachinfektion verursachen können, und infizierten
mit einem derartigen frisch vom Scharlachkranken gezüchteten
Stamm 2 Personen. Die eine Versuchsperson, welche eine negative
Hautprobe gegenüber den Streptokokken gezeigt hatte, blieb gesund;
die andere, eine 22jährige Frau, erkrankte an Scharlach, 34 Stunden
nach der Infektion, die an den Tonsillen erfolgt war. Am 20. Tage
nach der Erkrankung begann die typische Abschuppung an den
Händen und Füßen. Verff. sehen daher die Streptokokken als die
Erreger des Scharlachs an. Möllers [Berlin).
Dick, Georg F. and Dick, Gladys Henry, Scarlet fever toxin
in preventiv immunisation. (Ibid. p. 544.)
Wenn Personen mit positiver Hautprobe für Empfindlichkeit
gegenüber Scharlach, erhebliche Mengen Toxinfiltrat eingespritzt er¬
halten, so entwickelt sich ein rascher Scharlachausbruch mit Erbrechen,
••
Temperaturanstieg und allgemeinem Ubelbefinden. Die Krankheits¬
symptome treten wenige Stunden nach der Einspritzung auf und
Scharlach.
361
verschwinden nach 48 Stunden. Nach dieser Reaktion wird die
Hautprobe negativ oder nur schwach positiv. Die Neutralisation der
toxischen Substanz des Filtrats durch Blutserum eines Menschen, der
Einspritzungen des Filtrats erhalten hat, zeigt an, daß die toxische
Substanz ein echtes Toxin ist und Antitoxin bilden kann. Möllers.
Dick, George F. and Dick, Gladys Henry, Ascarlet fever anti-
toxin. (J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 1246.)
Verff. stellten ein Scharlach-Antitoxin her, indem sie ein Pferd
durch subkutane Einspritzungen des sterilen Filtrats von Strepto¬
kokkenbouillonkulturen, die experimentell Scharlach hervorgerufen
hatten, immunisierten. Das Antitoxin wurde dann nach den bei
anderen antitoxischen Seren üblichen Verfahren konzentriert. Ein
Urteil über den therapeutischen Wert dieses Antitoxins läßt sich
erst auf Grund von umfangreichen Serienuntersuchungen abgeben.
Möllers {Berlin).
Trask, James D. and Blake, Francis G., Observations on the
presen ce of a toxic substance in the blood and urine
of patients with scarlet fever. (J. of exper. M. 1924, 90,
p. 381.)
Das Serum von Scharlachkranken ruft bei Personen, die keinen
Scharlach gehabt haben, und deren Serum das Auslöschphänomen bei
Scharlachkranken nicht zeigt, bei intrakutaner Injektion ein hellrotes
Erythem von 2 — 7 ccm Durchmesser hervor, das 1—4 Tage andauert.
Bei heftigerer Reaktion ist auch mäßige Infiltration vorhanden, und
es kommt zu Pigmentierung und Desquamation. Bei Personen, deren
Serum Auslöschwirkung hat, bleibt die Reaktion aus. Die toxische
Substanz wird durch menschliches Serum mit Auslöschwirkung, aber
nicht durch normales Serum neutralisiert. Ebenso wird es nicht
durch Normal pferdeserum, wohl aber durch das Scharlachstreptokokken¬
serum von Dochez neutralisiert. In 2 von 5 Fällen enthielt der
Urin von Scharlachkranken eine ähnliche toxische Substanz. Da die
Substanz der von den Dicks in Kulturen von Scharlachstreptokokken
gefundenen toxischen Substanz zu ähneln scheint und durch das
Scharlachstreptokokkenserum neutralisiert wird, so erscheint die Auf¬
fassung gestützt, daß der Scharlach eine lokale Racheninfektion
durch einen besonderen Typus des Streptococcus haemolyticus ist, der
ein Toxin produziert, das die Ursache der Allgemeinerscheinungen ist.
Kurt Meyer {Berlin).
Williams, A. W., Hussey, H. D. and Baüghaf, £• J«, Culture
filtrates of hemolytic Streptococci from scarlet fever:
Intracutaneous reactions in test animals. (Proc. Soc.
for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 291.)
362
Scharlach.
Verif. teilen mit, daß sie von Streptokokkenkulturen aus Scharlach-
fällen toxische Filtrate gewonnen haben, welche wie die Dickschen
bei intrakutaner Injektion eine Reaktion hervorrufen. Serum von
Scharlachrekonvaleszenten scheint auch sie zu neutralisieren. Die
Reaktion war beim Meerschweinchen weniger deutlich als beim
Kaninchen. Am wirksamsten war das Filtrat von einer zweitägigen
Kultur. E. Fit sehen (Weyarn).
Zingher, Abraham, Results obtained with the Dick test in
normal individuals and in acute and convalescent
cases of scarlet fever. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924,
21, p. 293.)
Nach der Dick-Reaktion beurteilt, verhält sich die Empfänglich¬
keit für Scharlach in verschiedenen Altersgruppen prozentual nahezu
wie die Empfänglichkeit für Diphtherie nach der Schick- Reaktion,
ln den ersten 6 Monaten nach der Geburt reagiert das Kind wie die
Mutter. Serum von negativ Reagierenden bewirkt Verblassen des
Scharlachausschlags und neutralisiert Testtoxin. Positiv war die
Dick-Reaktion in der Regel in den ersten 4 Scharlachkrankheitstagen.
Ihre Intensität nimmt daun ab, bis sie zwischen dem 10. und 12. Tage
negativ wird. Quantitative Versuche mit Dick-Toxinverdünnungen
von steigender Konzentration sind unternommen worden, um den
Antitoxingehalt im Rekonvaleszentenblut, im Blut von negativ
reagierenden Gesunden und im antitoxischen Pferdeserum von Dochez
zu messen. Die positive Reaktion zeigt sich nach 6—12 Stunden,
erreicht ihren Höhepunkt in 24 Stunden, verschwindet ziemlich schnell
und ist von Pigmentation gefolgt, die eine Woche oder länger besteht.
Autolysiertes Bakterienprotein oder andere Proteine in der Test¬
flüssigkeit können eine unspezifische Pseudoreaktion hervorrufen, daher
wurde stets eine Kontrollprüfung mit durch Serum von negativ
Reagierenden neutralisiertem Testtoxin gemacht. Zu der Kontrolle
wird vielleicht künftig erhitztes Toxin verwandt werden. In Ver¬
dünnung von 1 : 100 wird das Toxin durch 100 0 in 45 Minuten zer¬
stört, während die unspezifische Wirksamkeit der Proteine bestehen
bleibt. Eine Pseudoreaktion kann auch in Kombination mit einer
positiven in der kombinierten Reaktion auftreten. Dann wird die
Reaktion auf das Dick-Toxin deutlich intensiver sein als auf das
neutralisierte Kontrolltoxin. Positive und kombinierte Reaktionen
sprechen für, negative und Pseudoreaktionen gegen Empfänglichkeit
für Scharlach. Die Dick-Reaktion ist auch für die Diagnose von
Wert. Ist die Reaktion am ersten Tage nach Erscheinen eines
Exanthems positiv und 14 Tage nach seinem Verschwinden noch
immer positiv, so hatte der Patient keinen Scharlach. Ferner kann
sie für die Auswahl von für die aktive oder passive Immunisierung
Scharlach.
363
empfänglichen Individuen bestimmend sein. Bei verschiedenen Neben¬
höhlenerkrankungen wird jetzt durch sie ein eventueller Zusammen¬
hang mit Scharlach feststellbar sein.
Derselbe, The significance of the pseudoreaction in the
Dick test and methods used for its identification,
(Ibid. p. 385.)
Pseudoreaktionen auf Dick wurden bei Untersuchungen ganzer
Schulen bei 33,8 und bei 41,4 Proz. der nicht empfänglichen Kinder
beobachtet. Bei Kindern unter 5 Jahren kommen Pseudo- und kom¬
binierte Reaktionen seltener vor. Die unbedingt notwendige Kontroll¬
prüfung wird ausgeführt: 1. entweder mit verdünntem Toxin mit
einem Zusatz von 25 Proz. 3 Wochen nach Beginn des Scharlachs
entnommenem Rekonvaleszentenserum oder 2. mit verdünntem Toxin
mit Zusatz von 25 Proz. Serum von auf Dick negativ reagierenden
gesunden Individuen oder 3. mit im Wasserbade 1 Stunde auf Siede¬
temperatur erhitztem Toxin. Das Toxin wird in der Verdünnung
1 : 100 erhitzt und vor Gebrauch weiter verdünnt. Das erhitzte Toxin
hat sich als eine weniger vollkommene Kontrolle erwiesen als das
neutralisierte, da es bei manchen Individuen, die auf das neutralisierte
nicht reagierten, leichte Reaktionen hervorrief. Die Toxinverdünnungen
werden mit 0,85 proz. NaCl- Lösung gemacht, unter Zusatz von 0,25 Proz.
Phenol, wenn sie einige Tage aufbewahrt werden sollen. Die end¬
gültige Verdünnung ist 1 : 1000. E. Fitschen (Weyarn).
Zingher, Abraham, Furt her studies with the Dick test and
active immunisation with scarlet fever Strepto¬
coccus toxin. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 508.)
Die Dick-Reaktion war positiv unter 320 den wohlhabenden
Klassen angehörenden Kindern bei 83 Proz., unter 80 Krankenpflege¬
rinnen bei 52,5 Proz., unter 20 Säuglingen unter 3 Monaten bei
0,5 Proz. Der Prozentsatz stieg auf 52,7 bei 17 Säuglingen zwischen
3 und 6 Monaten, auf 100 bei 11 von 6—12 Monaten, sank auf 80
bei 25 Kindern von 1 — 5 Jahren. Unter 4570 Individuen verschie¬
denen Alters bis über 20 Jahren reagierten 34,4 Proz. positiv, in
dieser Gruppe im Alter bis zu 6 Monaten 44,8 Proz., zwischen
6 Monaten und 3 Jahren 64—71 Proz., zwischen 3 und 5 Jahren
46 — 56 Proz., zwischen 5 und 20 Jahren 24 — 37 Proz., über 20 Jahren
18 Proz. Kontrolle der Reaktion am besten mit in seiner endgültigen
Verdünnung 1 Stunde auf Siedetemperatur erhitztem Toxin, da bei
Kontrolle mit neutralisiertem Toxin infolge der Mitneutralisierung
der Wirkung des Streptokokkenproteins durch das Rekonvaleszenten¬
serum Pseudo- und kombinierte Reaktionen als positive erscheinen.
Die Unterdrückung der Pseudo- und kombinierten Reaktion in der
Kontrolle ist in manchen Fällen nur eine temporäre. Die Mehrzahl
364
Scharlach.
der Scharlachrekonvaleszenten reagiert nach dem 10. Kranklieitstage
negativ, nur ausnahmsweise kommt positive Reaktion während der
Rekonvaleszenz vor. Möglicherweise existieren mehrere Scharlach¬
streptokokkenstämme] verschieden in ihren Toxinen und daher Er¬
zeugung mehrerer Antitoxinarten. Bei einem als Scharlachfall ins
Krankenhaus aufgenommenen Kinde starke Dick-Reaktion am 12. und
13. Tage des vermeintlichen Scharlachs; am 15. Erkrankung an
wirklichem Scharlach. Bei 3 jährigem Mädchen bis zum letzten Tage
seines Aufenthalts in der Scharlachabteilung positive Reaktion.
Also möglicherweise kein Scharlach. Trotz der positiven Reaktion
erkrankte es nicht. Beim Fehlen allgemeiner Immunität besitzt lmr-
male Nasen-Rachenschleimhaut vielleicht durch Trauma vernichtbare
lokale Widerstandskraft. Bei zwei Scharlachkranken zeigten die vor
der Erkrankung geimpften Hautstellen im Vergleich zur übrigen
Haut auffallende Blässe. Vielleicht lokale zelluläre Immunität. Vier
hämolytische Streptokokkenstämme erzeugten durch Scharlachrekon¬
valeszentenserum neutralisierbare Toxine. Diese Stämme rührten
her: von Osteomyelitis, von einer Wunde, von Rachenabstrich bei
Masern, aus dem Rachen eines Gesunden. Unter 40 gegen Scharlach
prophylaktisch geimpften, vorher Dick-positiven Kindern reagierten
einen Monat nach der letzten Injektion 18 negativ, 10 schwächer
als vor den Impfungen. Sie hatten 10, 25, 100 und 250 Hautreaktions¬
dosen Toxin in wöchentlichen Zwischenräumen bekommen. In einer
Gruppe von 143 Kindern waren 72,7 Proz. Dick-negativ geworden.
Unter diesen Dick-negativen gaben 94,6 Proz. Pseudoreaktionen und
unter den noch positiven 71,7 Proz. kombinierte. Durch vollkommenere
Reinigung und Konzentrierung des Toxins w7ird der größte Teil der
Proteinempfindlichkeit hervorrufenden Proteine eliminiert werden
können. Lokale und allgemeine Reaktion auf die immunisierenden
Injektionen ist bei verschiedenen Personen verschieden stark. Unter
30 Kindern zwischen 5 Monaten und 5 Jahren reagierten 6 auf die
Anfangsdosis (100 Hauttestdosen) mit leichter Temperatursteigerung,
diffusem scharlachähnlichem Ausschlag am nächsten Tage. Auf die
zweite Injektion keine Reaktion mehr. Jüngere Kinder reagieren
schwächer als ältere und Erwachsene. Dosierung für Kinder unter
12 Jahren: 100, 250 und 250 Hautreaktionsdosen. Für Kinder über
12 Jahren: 100, 250 und 500 Hautreaktionsdosen. Für Erwachsene
kann die letzte Gabe 1000 Hautreaktionsdosen betragen. Von einer
Toxinverdünnung mit 500 Hautreaktionsdosen pro 1,0 ccm wird
Kindern unter 12 Jahren 0,2 ccm, 0,5 ccm und 0,5 ccm gegeben;
Kindern über 12 Jahren 0,2 ccm, 0,5 ccm und 1,0 ccm. Die Injektion
subkutan oder intramuskulär in der Mitte der Außenfläche des Arms.
Zwischenzeit zwischen den einzelnen Injektionen 7 Tage.
E. Fitschen (Weyarn).
Scharlach.
365
Huntoou, F. M., Properties of purified Dick scarlatinal
toxin. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 513.)
Das Dick-Toxin ist ein Bouillonkulturfiltrat gewisser aus dem
Rachen von Scharlachkranken isolierter Streptokokken. Man gewinnt
es am besten aus 7 tägigen Kulturen. Zusatz von Pferdeblut zur
Nährflüssigkeit befördert die Toxinbildung. Durch Fällung mit
Ammoniumsulfat gelingt es, Toxin von großer Reinheit zu erhalten.
Bei 60 Proz. Sättigung und Zusatz von 1 Proz. Essigsäure voluminöses
Präzipitat mit wenig Toxin. Bei weiterem Ammoniumsulfatzusatz
erst bei 70 Proz. Sättigung erneute bis 75 Proz. noch zunehmende
Fällung. Dieses zweite, die toxische Substanz mit sich führende
Präzipitat wird in zur Neutralisierung der Säure einen Zusatz von
NaOH erhaltendem Wasser gelöst und durch Dialyse von Salz be¬
freit. Das so erhaltene Präparat enthält Stickstoff in kaum nach¬
weisbarer Menge und besitzt 3/4 der ursprünglichen Toxizität (nach
der Hautprobe bestimmt). Ein zweites Reinigungsverfahren besteht
in Zusatz von 20 Proz. NaCl, 1 Proz. Essigsäure, Filtrieren. Das
Filtrat wird dialysiert, wobei es sein Volumen verdoppelt. Es besitzt
dann ungefähr die Hälfte der ursprünglichen Toxizität und einen
Stickstoffgehalt von 50 mg statt 850 mg auf 100 ccm im ur¬
sprünglichen Material. Das mittels der Ammoniumsulfatmethode ge¬
reinigte Toxin, das positive Hautreaktion noch mit 7*o ccm einer
Verdünnung 1 : 6000 gibt, wird durch Trypsin zerstört oder inakti¬
viert. In der Verdünnung 1 : 1000 stark aktives Toxin wird durch
lstündiges Erhitzen auf 90° unwirksam. In der Verdünnung 1:500,
mit einer gleich großen Menge Scharlachrekonvaleszentenserum ge¬
mischt und 30 Minuten bei 37° gehalten, ruft es keine Hautreaktion
mehr hervor. Durch normales Pferdeserum und durch Serum von
gegen Scharlachstreptokokken mit nicht toxischen Emulsionen immuni¬
sierten Pferden wurde es nicht neutralisiert. Die toxische Substanz
••
ist in Azeton, absolutem Alkohol und Äther unlöslich und wird von
diesen nicht inaktiviert, kann daher nicht den Charakter eines
Lipoids haben. Sie ist ein Protein, nicht ein Globulin, wird aber
zusammen mit den höheren Albuminfraktionen gefällt, e. Fitschen.
Dochez, A. R. and Sherman, Lillian, The significance of
Streptococcus hemolyticus in scarlet fever and the
preparation of a specific antiscarlatinal serum by
immunization of the liorse to Streptococcus hemo-
1 y t i c u s - s c a r 1 a t i n a e. ( J. of Americ. med. Ass. 1924, 82, p. 543 )
Nach den Untersuchungen der Verff. findet sich der Streptococcus
hemolyticus im Verlauf der Krankheit bei jedem Fall von Scharlach
und kommt bei keiner anderen septischen Erkrankung vor. Durch
Impfung von Meerschweinchen mit diesem Streptokokkus kann eine
366
Scharlach. — Masern.
scharlachartige Erkrankung hervorgerufen werden. Durch Immuni¬
sierung des Pferdes mit dem fraglichen Streptokokkus läßt sich ein
Antiserum gewinnen, welches bei therapeutischer Anwendung ein
deutliches Verschwinden aller Krankheitssymptome bewirkt. In
ähnlicher Weise wie bei der Diphtherie läßt sich die Bildung eines
Antitoxins in vitro annehmen. Möllers {Berlin).
Blake, Francis GL, Trask, James D. and Lynch, John F., Obser-
vations on the treatment of scarlet fever with scar-
latinal.antistreptococcic serum. (J. of Americ. med. Ass.
1924, 82, p. 712.)
Die Untersuchungen der Verff. beziehen sich auf das von
Dochez durch Immunisierung von Pferden mit Scharlachstrepto¬
kokken hergestellte Scharlachserum, welches sich sowohl in dia¬
gnostischer wie in therapeutischer Beziehung bewährte. Das spezi¬
fische Scharlachserum besitzt die Fähigkeit, das Scharlachexanthem
zum Abblassen zu bringen in Form eines lokalen Hofes an der Stelle
der intrakutanen Serumeinspritzung beim Scharlachkranken. Diese
Reaktion fällt bei normalem Pferdeserum sowie bei polyvalentem
Streptokokkenserum negativ aus. Therapeutisch folgte bei 12 Früh-
fällen von Scharlach, darunter bei 5 schwer toxischen Fällen auf die
Serumeinspritzung eine schnelle und völlige Genesung innerhalb
12—36 Stunden. Mit Ausnahme von 2 schwer toxischen Fällen ge¬
nügte eine 1 malige intramuskuläre Einspritzung von 40 — 60 ccm
Serum; in den beiden schweren Fällen wurden ungefähr 200 ccm
verabreicht. Ob das Serum auch in Spätfällen mit septischen Kompli¬
kationen wirksam ist, muß abgewartet werden. In einem Falle
dieser Art hatte eine einmalige Einspritzung von 40 ccm nicht den
gewünschten Einfluß auf die Komplikationen, obwohl sie vorüber¬
gehend ein Abblassen des Exanthems bewirkte. Möllers {Berlin).
Cafourek, L., Günstiger Erfolg intr aglute aler Injektionen
von polyvalentem Streptokokkenserum Tavel bei
Scharlach. (Prakt. lek., 1924, 2, p. 47 [tschechisch].)
Kleinere Kinder bekamen 10 ccm Serum „Tavel“ intragluteal
und 10 ccm subkutan, größere Kinder und Erwachsene je 10 ccm in
beide Glutäen. Über 50 so behandelte Fälle genasen durchweg, bei
Kontrolllällen fand sich schwerer Verlauf und tödlicher Ausgang.
Der Autor, der selbst an schwerer Scarlatina erkrankt war und nach
Tavelinjektion genesen ist, fordert zur Nachprüfung des Mittels auf.
Gellner {Olmütz).
Steinbrinck, W. und Stukowski, J., Über klinische Beob¬
achtungen bei akuten Exanthemen (Masern und
Scharlach) und ihre Behandlung. (M. Kl. 1924 S. 779.)
Masern.
367
18 Scharlachkranke wurden mit Injektionen von Strepto-Yatren-
Lösung I — III behandelt. 6 davon entfieberten kritisch am 3. bis
4. Tag, die übrigen am 6. Tag lytisch. Der Verlauf war ausgesprochen
leicht, Nachkrankheiten traten nur in einem Falle auf. Zur Masern¬
behandlung wird ein Rekonvaleszentenserum, zur Hälfte mit einer
Pneumo-, Strepto- und Staphylokokkenmisch vaccine und öproz. Yatren-
lösung vermischt, empfohlen. Diese Serum- Vaccinemischung ist halt¬
bar, läßt mit den geringen verfügbaren Mengen an Rekonvaleszenten¬
serum besser haushalten und steigert die Wirksamkeit.
Erich Hesse [Berlin).
Loos, Kann man Masern zweimal bekommen? (W. kl. W.
1924 S. 981.)
Verf. vertritt die x4nsicht, daß man Masern nur einmal im Leben
bekommt und durch das Überstehen eine dauernde Immunität er-
• •
wirbt. Die Ähnlichkeit der sichtbaren Hautveränderungen bei dieser
Krankheit mit denen einer Reihe von anderen Infektionen kann be¬
sonders leicht zu Irrtümern und zu der Ansicht mehrmaliger Masern¬
erkrankung führen, die aber bisher nicht als bewiesen gelten kann.
H et sch [Frankfurt a. M.).
• •
Caronia, Gr., Untersuchungen über die Ätiologie der
Masern. (D. m. W. 1924 S. 232.)
Untersuchungen in der K. Kinderklinik in Neapel unter Jemma
und in der Klinik von Rom. Aus dem Blute, dem Knochenmarke,
dem Filtrate der Nasenrachenabsonderung, der Cerebrospinalflüssigkeit
von kindlichen Masernkranken des Prodromal- oder Exanthemstadiums
wurden in besonderen katalytischen Nährböden anaerob gezüchtet
sehr kleine, rundliche, zu zwei und zwei nach Art der Diplokokken
angeordnete Wesen gezüchtet. Sie machen einen ultramikroskopischen
Lebensabschnitt durch; denn sie sind aus dem Filtrate der Nasen¬
rachenabsonderung vor mikroskopischer Darstellbarkeit sowie aus
• •
dem Filtrate schon entwickelter Kulturen züchtbar. Ähnliche Wesen
finden sich mikroskopisch im Knochenmarke der Masernkranken der
exanthematischen Zeit, in der Absonderung der Augenbindehäute und
des Nasenrachenraumes. Das Blutserum Masernkranker der Aus¬
schlags- und der Genesungszeit enthält reichlich Agglutinine, Ambo¬
zeptoren, Opsonine, die für die gezüchteten Keime spezifisch sind.
Übertragungsversuche auf Hunde, Meerschweinchen, Ratten schlugen
fehl ; Affen waren nicht verfügbar. Dagegen erzielten Einspritzungen
von 5 — 6 ccm Masernkrankenblut, zumal reichliche und wiederholte
Gaben gut entwickelter Kulturen, in die Venen junger Kaninchen
ein den menschlichen Masern morphologisch, serologisch und kulturell
ähnliches Krankheitsbild, das manchmal zum Tode führt. Aus dem
368
Masern.
Blute derart erkrankter Tiere wuchs derselbe Keim, der von Masern¬
kranken gewonnen war; das Blutserum der Tiere wies spezifische
Antikörper gegen den menschlichen Masernkeim auf. Die Einimpfung
inaktivierter oder abgeschwächter Kulturen in gesunde Kinder macht
diese nicht masernkrank, schützt sie vielmehr dagegen, wohl aber
rufen starke und wiederholte Gaben reich entwickelter Kulturen bei
gesunden Kindern typische, wenn schon abgeschwächte Masern hervor.
Der gefundene Keim ist der spezifische Masernerreger.
••
Caronia, G., Nochmals über die Ätiologie der Masern.
(D. m. W. 1924 S. 712.)
Verf. hält gegenüber Degkwitz seine Priorität aufrecht.
Georg Schmidt (München).
Arloing, Fernand et Dufourt, A., Reche rches sur l’etiologie
de la rougeole. Cult u re du microbe de Caronia. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 763.)
Verff. konnten in Bestätigung der Angaben von Caronia und
Sindoni im Blut von Masernkranken einen gramnegativen, sehr
kleinen Mikrokokkus nachweisen. Unter anaeroben Bedingungen
gelang es, ihn auf geeigneten Nährboden weiterzuzüchten. — Kritische
Bemerkungen von A. Lumiere: die von Caronia beschriebenen
pathogenen Wirkungen des Mikrokokkus können bereits durch die
Proteinkörper der Bouillon Zustandekommen. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Butten wieser, S., Die Bekämpfung der Maserninfektion
im Säuglingsalter. (Eine Anregung an die Gesund¬
heitsämter zur Organisation der Masernprophylaxe.)
(D. m. W. 1924 S. 876.)
Statistik der Saalinfektionen an Masern seit 1912 in der
Kinderabteilung des Krankenhauses am Friedrichshain. 1922 entfiel
1I6 der Todesfälle der Abteilung auf Masern, die durch den Aufent¬
halt im Krankenhause erworben worden waren. Eine Quarantäne¬
durchgangsstation bei der Aufnahme hatte praktische Erfolge.
Ferner bewährte sich Immunisierung mit Maserngenesendenserum
nach Degkwitz, wie an Beispielen gezeigt wird. Die Gesundheits¬
ämter sollen die Serumbeschaffung und die Masernvorbeugung in die
Hand nehmen. Praktische Vorschläge hierfür wie insbesondere für
die Serumherrichtung und -entkeimung. Georg Schmidt {München).
Zoelch, Ph., Spezifische Masernprophylaxe. (Zschr. f. ärztl.
Fortb. 1924 S. 237.)
Als bisheriges Ergebnis der spezifischen Masernprophylaxe mit
Masernrekonvaleszentenserum steht fest, daß die Möglichkeit der
Masern.
369
Verhinderung der Krankheit mit Sicherheit für Tausende von Fällen
vorliegt, und daß man bei einigermaßen straffer Organisation imstande
ist, in den Zentren der Masernverbreitung, in großstädtischen Krippen,
Kindergärten, Spielschulen, Säuglings- und Kleinkinderheimen jede
Masernepidemie im Keime zu ersticken. Ob es ganz allgemein mög¬
lich sein wird, die Erkrankung bis in das Schulalter aufzuschieben
und damit die Masernmortalität wesentlich herabzudrücken, müssen
weitere praktische Erfahrungen lehren. Het sch {Frankfurt a. M.).
Göbel, F., Erfahrungen mit der Degkwitzschen Masern¬
prophylaxe. (Zschr. f. ärztl. Fortb. 1924 S. 358.)
Wenn irgend angängig, soll man sich bei der Serumprophylaxe
der Masern an die Degkwitzsche Originalvorschrift halten. Säuglinge
sind als Serumspender ungeeignet. Die Immunisierung vor geschehener
Infektion gewährt manchmal einen sehr schnell vorübergehenden
Schutz. Die Erfolge mit Erwachsenenserum sind so gut, daß man,
wo Rekonvaleszentenserum nicht zur Verfügung steht, unter allen
Umständen sich dieses Weges der Immunisierung bedienen soll. Für
die Praxis empfiehlt sich ihrer Einfachheit halber die Verwendung
von Zitratblut anstatt von Serum. Mit der bisherigen Methode von
Degkwitz ist schon Großes geleistet. Die Erfolge der Masern¬
prophylaxe werden voraussichtlich noch weit größer werden durch
die von Degkwitz in Aussicht gestellte aktive Immunisierung mit
dem abgeschwächten Masernerreger und die Einführung eines tierischen
Immunserums, das überall und in beliebiger Menge zur Verfügung
Stehen würde. H et sch (Frankfurt a. M.).
Kuudratitz, K., Die Masernprophylaxe mit Masern¬
rekonvaleszentenserum. (Seuchenbekämpfung. 1924 S. 76.)
Auf Grund seiner Erfahrungen an 230 Fällen bestätigt Verf.
die guten Erfolge der Degkwitzschen Masernprophylaxe. Als Serum¬
spender dienen am besten Kinder im Alter von über 3 Jahren. Wo¬
möglich sollen Mischsera von 3 Rekonvaleszenten verwendet werden.
Bei Einzelseren muß man 4 ccm (statt 3 ccm) als Schutzdosis ein¬
spritzen. FL et scli {Frankfurt a. M.).
Brügger, Zur M a s e r n b e k ä m p f u n g. (M. m. W. 1924 S. 858.)
Nach den Erfahrungen des Verf. ist bei einem Masernkinde der
Tag des Exanthemausbruches nicht immer der 4. Inkubationstag,
sondern manchmal schon der 5. oder 6., vielleicht sogar schon der
7. Inkubationstag. Die für den 4. Tag empfohlene Menge von 3 ccm
Masernrekonvaleszentenserum ist nicht immer ausreichend. Der
Masernschutz kann schon nach 4 Wochen erloschen sein. In Erman¬
gelung von Rekonvaleszentenserum ist Erwachsenenblut (mindestens
30 ccm) ZU injizieren. w. Gaehtgens (Hamburg).
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
24
No. 15/16.
370
Masern. — Keuchhusten.
Danilewitsch und Kolpakowa, Masern schütz bedingt durch
Injektion von Rekonvaleszent en serum. (Wratschebnaja
Gaseta. 1924 No. 4.)
Das von Degkwitz ausgebaute Veriahren wurde an 27 Kindern
mit verhältnismäßig gutem Erfolge durchgeführt. Verif. bringen in
Vorschlag, eine Zentralisierung der Serumgewinnung- und -Verteilung
in die Wege zu leiten. 0. Hart och [Leningrad).
Zingher, Abraham, Convalescent wliole blood, plasma and
serum in prophylaxis of measles. (J. of Americ. med. Ass.
1924, 82, p. 1180.)
Die ersten Mitteilungen über die Anwendung von Masernrekon-
valeszentenserum erfolgten 1918 durch Nie oll und Conseil. Das
Masernserum (Plasma oder Vollblut), hat einen deutlich prophylak¬
tischen Wert bei Masern. Von 102 nicht immunen Kindern, die zu
verschiedenen Zeiten nach der Masernansteckung Serumeinspritzungen
erhielten, blieben 92 vollkommen geschützt, 7 erkrankten an leichten
und 4 an typischen Masern. Von 58 weiteren Kindern, die 2 mal
eingespritzt waren, bekamen 23 leichte Masern und 4 typische
Masern; von 37 ungeimpften Kontrollkindern erkrankten 7 an typischen
Masern und nur 3 an einer milderen Form der Krankheit.
Möllers (Berlin).
Hillenberg, S., Beitrag zur Keuch hustenleukocytose.
(Zschr. f. Kindhlk. 1924, 37, S. 222.)
Hustet ein Kind keuchhustenverdächtig, so spricht bei fehlenden
Komplikationen hohe Leukocytose (Durchschnitt 33000) mit relativer
Lymphocytose absolut für Keuchhusten. Hohe Leukocytose ohne
Lymphocytose ist ein verdächtiges Symptom. Fehlende Leukocytose
mit Lymphocytose spricht nicht gegen Keuchhusten. Dagegen kann
man in der Praxis bei fehlender Leuko- und Lymphocytose Keuch¬
husten ausschließen. Die Keuchhustenlymphocytose ist nicht auf
mechanische Ursachen analog der Schreilymphocytose der Säuglinge
zurückzuführen, denn sie besteht schon im katarrhalischen Stadium
und fällt in anfallsfreien Zeiten nicht ab. v. Bemuth (Jena).
v. Bokay, Z., Keuchhustenprophylaxe mit Autogruppen¬
vaccine. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 301.)
Die aus Bordet-Gengouschen Bazillen hergestellte Vaccine schützt
nur solche Kinder erfolgreich, die einer Infektion durch Bordet-
Gengousche Bazillen ausgesetzt sind. Der Keuchhusten hat keine
einheitliche bakterielle Ätiologie. Wenn sich bei einem Keuchhusten¬
kinde die Bordet-Gengouschen Bazillen nicht nachweisen ließen, dann
wurde eine Vaccine hergestellt aus Bakterien, die durch Aushusten
Genickstarre.
371
aus dem Respirationstrakt des betreffenden Kindes gewonnen wurden.
Mit solcher Vaccine geimpfte Kinder konnten meist erfolgreich ge¬
schützt werden. v. Bernuth {Jena).
Weyrauch, Friedrich, Endemisches Auftreten der über¬
tragbaren Genickstarre in einem Marburger Kinder¬
heim. Gelungener Nachweis der Infektionsquelle.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 197.)
Ein Herd immer wieder vorkommender Einzelerkrankungen an
übertragbarer Genickstarre mit monatelanger Pause bestand seit 1921
im Versorgungsheim für uneheliche Kinder in Marburg. Da die
ganze Umgebung genickstarrefrei war und die Kranken sofort aus
dem Versorgungsheim genommen wurden, und da bei der geringen
Resistenz der Meningokokken eine Rauminfektion nicht anzunehmen
war, so mußten die Überträger der Krankheit unter den Insassen
und dem Pflegepersonal des Hauses gesucht werden. Bei der bakte¬
riologischen Untersuchung von Abstrichen aus dem Nasenrachenraum
von 4 Schwestern und 24 Kindern wurden nur bei einem Knaben,
der schon seit 1921, dem Entstehungsjahr der Endemie im Ver¬
sorgungshaus war, Meningokokken gefunden. Während Keimträger
bei Epidemien sehr zahlreich sind, bei diesem aber die Meningokokken
bald wieder verschwinden, können, wie der vorliegende Fall beweist,
einzelne Dauerkeimträger das Virus zur Weiterverbreitung lange
konservieren. — Verf. erörtert eingehend die Frage der Disposition
zur übertragbaren Genickstarre. — Von 9 genickstarrekranken Kindern
genaß nur eins, bei dem Serumtherapie angewendet worden war.
Schill {Dresden).
Fontanel, P. et Le Bourdielles, B., Contribution ä l’etude du
diagnostic bacteriologique de la meningococcie. Pre-
sence du meningocoque ä l’examen direct du sang sur
lames. Constatation post mortem du meningocoque
dans les elements purpuriques. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 766.)
••
Bericht über 2 Fälle unklarer Ätiologie, in denen der Nachweis
von Meningokokken aus dem Blut gelang. Bei einer foudroyant
zum Tode führenden Infektion gelang der Nachweis von Meningo-
• •
kokken durch Exzision einer Hauteffloreszenz (Purpura) und Über¬
tragung auf Eieragar. Drigge {Frankfurt a. M.).
Jötten, K. W., Über Meningokokkentypen. I. Mitteilung.
(Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 174.)
Die Meningokokken stellen höchstwahrscheinlich wie Strepto¬
kokken, Gonokokken und Pneumokokken keine einheitliche Gruppe
24*
372
Genickstarre.
dar. Kulturell waren bei 43 echten Meningokokkenstämmen zunächst
nur 2 Gruppen zu unterscheiden, doch ergaben Agglutination und
Komplementbindung die weitere Trennung in 2 häufigere A und B
und 2 seltener vorkommende Typen C und D. Gegenüber der Phago-
cytose-fördernden Kraft und der bakteriziden Wirkung des Normal¬
serums erwiesen sich A und D als widerstandsfähiger; gegenüber
Mäusen waren A, C, D toxischer als B. Mit aktiver und passiver
Immunisierung läßt sich keine Differenzierung erzielen. Diese Er¬
gebnisse zwingen dazu, bei jedem Meningitisfall Isolierung und Be¬
stimmung der Gruppenzugehörigkeit des krankmachenden Stammes
durchzuführen und zur Anstellung der Agglutinationsprobe mit Me¬
ningitiskrankenserum möglichst Vertreter aller verschiedenen Gruppen¬
stämme heranzuziehen, auch von dem Gesichtspunkt aus, möglichst
das zugehörige Immunserum zu finden. Noetel (. Landsberg a. W.).
Botafago, Gonsalves, Accidents survenus aux animaux
pendant l’immunisation anti-meningococcique. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 295.)
Bericht über bei der Immunisierung von Pferden mit Meningo¬
kokken beobachtete Störungen (Dyspnoe; Exitus durch ausgedehnte
viscerale Hämorrhagien ; Tod unter Konvulsionen und Gleichgewichts¬
störungen nach vorherigem Absinken des Agglutinationstiters).
Prigge ( Frankfurt a. M.).
Morch, J. R., Studies on anti-meningococcus serum.
I. Production ofthe serum. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 25.)
Verf. teilt die Erfahrungen des Kopenhagener Seruminstituts bei
der Gewinnung von Meningokokkenserum mit. Zur Immunisierung
wird jeweils nur ein Stamm benutzt. Es werden lebende Kokken
intravenös in Abständen von 5 Tagen injiziert. Die verschiedenen
Antikörper entwickeln sich nicht in gleicher Weise. Die Agglutinine
steigen nach der Antigeninjektion nach kurzer negativer Phase
langsam an und erreichen ihr Maximum nach 5—7 Tagen, um dann
langsam wieder abzusinken. Die Kurve der komplementbindenden
Antikörper zeigt einen ganz ähnlichen Verlauf, doch braucht ihr
Maximum mit dem der Agglutinine nicht zusammenzufallen. Die
Bakteriotropine dagegen erreichen ihr Maximum schon nach 2 bis
3 Tagen und sinken dann ebenso schnell wieder ab. Die Blut¬
entnahme hat danach, je nachdem welche Antikörper man im Serum
zu haben wünscht, zu verschiedenen Zeiten zu erfolgen. Da es nicht
sicher ist, welche Antikörper die therapeutisch . wirksamsten sind,
schlägt Verf. vor, sowohl 2 Tage, wie 5 — 7 Tage nach der letzten
Antigeninjektion eine Blutentnahme vorzunehmen und die so ge¬
wonnenen Sera zu mischen. Jedenfalls ist es falsch, später als am
Genickstarre. — Herpes.
373
7* Tage, wie es von einigen Autoren angegeben wird, die Blut¬
entziehung auszuführen. Die geringe Giftigkeit der Meningokokken
bei Injektionen in kurzen Intervallen beruht vielleicht auf einer
Phagocytose in vivo unter dem Einfluß der dann in größerer Menge
vorhandenen Bakteriotropine. Tägliche Injektionen von Manganchlorid
scheinen die Antikörperbildung zu steigern. Kurt Meyer (Berlin).
Blumenthal, G. und Monferratos-FIoros, Käthe, Über die Halt¬
barkeit der Antikörper im Meningokokkenserum.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 183.)
In 6 Proben über 10 Jahre alter Antimeningokokkensera ver¬
schiedener Herkunft waren Agglutinine und Bakteriotropine (mit
Ausnahme eines Serums) nicht mehr in nennenswertem Grade nach¬
weisbar, dagegen besaßen die Sera noch verhältnismäßig reichlich
komplementbindende Antikörper, deren Menge allerdings bei 2 Seren
deutlich zurückgegangen war. Diese Befunde sprechen u. a. dafür,
daß die Agglutinine und Bakteriotropine mit den komplement¬
bindenden Antikörpern nicht identisch sind. Schill (Dresden).
Felix, A. and Yuno wich, R., The importance of polyvalence
in the use of therapeutic antimeningococcus serum.
(J. of Immunol. 1924, 9, p. 193.)
Während bei einer in Jerusalem während der Jahre 1909 — 1911
herrschenden Meningitisepidemie die Resultate der Serumbehandlung
günstig waren (Mortalität 20 Proz.), versagte diese während und
nach dem Kriege völlig (Mortalität 50 Proz.). Dies gab Veranlassung,
3 kürzlich gezüchtete Stämme näher serologisch zu untersuchen. Es
••
ergab sich keinerlei Ähnlichkeit mit den bekannten englischen und
amerikanischen Typen. Auch untereinander zeigten sie keine Ein¬
heitlichkeit. Von den verschiedenen therapeutischen Meningokokken¬
seren erwiesen sich das des Rockefeller-Instituts und das des
New Yorker Staats- Gesundheitsamts bei weitem am wirksamsten. Es
erscheint hiernach dringend notwendig, die Wirksamkeit der Heilsera
gegenüber den jeweils in den verschiedenen Ländern und bei den
verschiedenen Epidemien gezüchteten Kulturen zu prüfen.
Kurt Meyer (Berlin).
Schack, Sero- oder Chemotherapie der epidemischen
Meningitis? (M. m. W. 1924 S. 1498.)
Günstige Erfahrungen bei der Behandlung von epidemischer
Meningitis mit Optochininjektionen. w. Gaehtgens (Hamburg).
Grüter, Wilhelm, Das Herpesvirus, seine ätiologische
und klinische Bedeutung. (M. m. W. 1924 S. 1058.)
Verf. hat als erster bereits in den Jahren 1912 — 14 die grund-
374
Herpes.
legenden Tatsachen über die Spezifizität und die Biologie des Herpss-
virus sowie seine Bedeutung für die Klinik festgestellt. In neueren
Untersuchungen gelang ihm der Nachweis, daß zwei Modifikationen
des Herpesvirus, eine schwächere und eine stärkere am Auge
existieren. Letztere ergibt an der Kaninchenkornea das Impfbild
der Keratitis dendritica, erstere das der Keratitis vesiculosa s. punctata.
Das schwächere Virus läßt sich durch einige Gehirnpassagen in das
stärkere vom Typ der Keratitis dendritica überführen. Stärkeres
Virus läßt sich wiederum abschwächen durch längere Aufbewahrung
von Gehirnglyzerinmaterial im Kühlschrank oder durch mehrstündiges
Erhitzen einer Kochsalzaufschwemmung auf 36 °. Das morphologische
Bild der verschiedenen herpetischen Erkrankungen der Haut ermög¬
licht kein sicheres Urteil über die Art der Virusform; erst durch
Impfung der Kaninchenkornea läßt sich entscheiden, welche Virus¬
form vorliegt. Das stärkere Herpesvirus ließ sich häufiger beim
Gesichtsherpes nachweisen, besonders beim Herpes labialis, ferner bei
der Impetigo contagiosa. Schwaches Virus vom Impftyp der Kera¬
titis punctata ließ sich feststellen bei 3 Fällen von Herpes zoster
sowie bei der durch größere flache Einzelblasen mit geringer Ent¬
zündungserscheinung ausgezeichneten Form der Impetigo contagiosa.
Letztere wird also nicht durch Staphylokokken und Streptokokken
hervorgerufen; die Beimischung von Kokken gibt dem Krankheits¬
bild nur das eigentümliche Gepräge. Das Herpesvirus ist ein bei
Menschen und Tieren sehr weit verbreitetes Krankheitsgift, das durch
besondere Affinität zu den ektodermalen Gebilden (Nerven und Haut)
ausgezeichnet ist. Es findet sich primär meist auf den Schleimhäuten
des Respirations- und Verdauungstraktus und wird von hier auf be¬
nachbarte Schleimhäute verschleppt. Bei Virusträgern kann es
längere Zeit in latentem Zustande bleiben und wird erst durch
irgendeine Schädigung vermehrt und zur klinischen Erscheinung
gebracht. Nach seinen biologischen Eigenschaften und der eigen¬
artigen Impfkeratitis beim Kaninchen ist das Herpesvirus mit dem
Variolavaccinevirus verwandt, unterscheidet sich von diesem aber
durch das Fehlen der Immunitätsreaktion und durch das Fehlen der
Guarnierischen Körperchen im Epithel der infizierten Kaninchen¬
kornea. Außerdem hat das Variolavaccinevirus bei verhältnismäßig-
hoher Virulenz eine schwach neurotrope, aber stark dermotrope
Wirkung, das Herpesvirus dagegen bei verhältnismäßig schwacher
Virulenz oft eine stärkere neurotrope und schwächere dermotrope
W irkung. w. Gaehtgens {Hamburg).
Bastai, P. und Busacca, A., Über die Pathogenese des Herpes
febrilis: Häufigkeit der Herpesinfektion im latenten
Zustande beim Menschen. (M. m. W. 1924 S. 1056.)
Herpes.
375
Verff. haben gleichzeitig Blut und Liquor einer größeren Zahl
von Kranken, die längere Zeit hindurch keine Herpeseruptionen auf¬
gewiesen hatten, geprüft. Von dem Blut bzw. Liquor wurden in
jedem Falle 10 ccm eingedampft, der Rückstand zum Teil unter Zu¬
fügung von ca. 11 2 ccm Ringerscher Flüssigkeit wieder aufgelöst und
auf die Hornhaut von mehreren Kaninchen überimpft. In einigen
Fällen wurde die eine Hälfte des Materials durch eine Berkefeld-
Kerze (L. 2) filtriert und dann eingetrocknet, während die andere
Hälfte ohne weiteres zum Eintrocknen verwandt wurde. 24 Stunden
nach der Impfung wurde die Hornhaut abgeschabt und auf die Horn¬
haut anderer Kaninchen übertragen. Von 21 untersuchten Fällen
ergaben 18 ein positives Resultat für den Liquor und 14 ein posi¬
tives Resultat für Blut. Als Beweis für die Demonstration und
Identifizierung des Herpesvirus galten das Auftreten von amikro-
bischer und übertragbarer Keratitis in Serien, die akute Encepha¬
litis, die Filtrierbarkeit des übertragbaren Materials und die Im¬
munität gegen die folgende Einimpfung von sicher wirkendem
Herpesvirus. Aus den Resultaten geht hervor, daß die Zahl der
Individuen mit latenter Herpesinfektion zweifellos sehr hoch ist.
W. Gaehtg ens [Hamburg).
Nicolau, S. et Banciu, A., Herpes recidivant experimental
chez Thomm e. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 138.)
Es ist beim Menschen möglich, auf experimentellem Wege einen
Herpes mit rezidivierendem Charakter zu erzeugen. Es kommt
hierbei ausschließlich auf das betreffende Virus an, und zur Er¬
klärung des Phänomens braucht man keineswegs eine spezielle Prä¬
disposition anzunehmen, durch die die Rezidivierung bedingt wäre.
Prigge ( Frankfurt a. M.).
Mariani, Giuseppe, Experimentelle Untersuchungen und
kritische Erwägungen über die Ätiologie der Herpes¬
erkrankungen. (Arch. f. Denn. 1924, 147, S. 259.)
Bericht über sehr eingehende experimentelle Untersuchungen,
deren Einzelheiten im Original nachgelesen werden müssen. Zur
Frage der Beziehungen zwischen den verschiedenen dermoneurotropen
Virusformen äußert sich Verf. dahin, daß bestimmte Schlüsse über
die Identität gewisser Virusformen nur mit großer Vorsicht zu
ziehen sind, da die pathologisch-anatomischen Angaben und die bio¬
logischen Charaktere des Virus nur einen relativen Wert und die
durch die Immunitätsreaktionen gelieferten Beweise keinen Anspruch
auf absolute Gültigkeit haben. Es kann sich bei letzteren um
Gruppenreaktionen handeln, die dazu berechtigen, von einer Affinität,
aber nicht von einer Identität zn sprechen. Während die Ätiologie
376
Herpes.
des Zoster auch heute noch nicht als geklärt zu betrachten ist, ist
die kontagiöse Natur des Herpes febrilis und genitalis und seine
Affinität für das Nervensystem bewiesen. Zweifellos handelt es sich
bei diesen Krankheiten um eine große Gruppe von bei Menschen
und Tieren verbreiteten neurodermotropen Affektionen mit typischen
spontanen Veränderungen und Lokalisationen und mit experimen¬
tellen Veränderungen, die von den natürlichen abweichen. Innerhalb
dieser Gruppe lassen sich schon jetzt wenigstens folgende 4 Hauptgruppen
unterscheiden: 1. Herpetische Affektionen, wesentlich vesikulär mit
gemischter epithelialer und nervöser Affinität; 2. Vaccineaffektionen,
wesentlich pustulös, fast ausschließlich epitheliotrop ; 3. Affektionen
vom Typus des Epithelioma contagiosum und Molluscum contagiosum,
wesentlich vegetierend und degenerativ und vorwiegend epitheliotrop;
4. eigentliche Affektionen des Nervensystems, Encephalitis, Lyssa,
Drusenkrankheit, nur ausnahmsweise und unter künstlichen Be¬
dingungen epitheliotrop. Die ultramikroskopische Natur des Virus
und das Vorhandensein intrazellulärer Körperchen (Einschlüsse) ist
für einen großen Teil dieser Affektionen nachgewiesen. Die drei
Hauptcharaktere, auf denen ihre verwandtschaftlichen Beziehungen
beruhen, sind Neuro-Dermo-Tropismus, Filtrabilität des Virus und
Zelleinschlüsse. w. Gaehtgens [Hamburg).
Teissier, P., Gastinel, P. et Reilly, J., Sur l’infection herpe-
tique experimentale du lapin. Etüde comparative
des diverses voies d’inoculation. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
91, p. 171.)
Ausgedehntes experimentelles Material über die Wirkung der
Inokulation des Herpesvirus in die verschiedensten Organe beim
Kaninchen. Z. B. bewirkt Injektion in die Nebennieren regelmäßig
den Tod des Tieres; man findet das Virus im Gehirn und in den
Nebennieren Wieder. Pr ig ge [Frankfurt a. M.).
Goodpasture, E. W. and Teague, 0., Experimental production
of herpetic lesions in organs and tissues of the rabbit.
(J. of med. Research. 1923, 44, p. 121.)
Intranukleäre Einschlüsse, die mit den von Luger, Lauda
und Lipschütz beschriebenen bei experimenteller flechtenartiger
Keratitis der Kaninchen identisch waren, konnten bei Verimpfung
von Herpes febrilis- Virus in lokale Läsionen in Konjunktiva, Retina,
Mundschleimhaut, Haut, Trachea, Leber, Nebenniere, Ovarien, Gehirn,
Rückgrat erzeugt werden. Verff. glauben, daß das Vorhandensein dieser
intranukleären Körper die Gegenwart des Virus beweist und daß sie
das Wachstum des Virus innerhalb der befallenen Kerne darstellen,
wie es von Lipschütz verlangt wird. Das Virus des Herpes febrilis
Herpes.
377
infiziert lokal Organe und Gewebe des Ektoderm, Mesoderm und Endo¬
derm, aber Schädigung der Oberflächenzellen scheint eine notwendige
Vorbedingung für eine lokale Infektion zu sein.
Dieselben, Transmission of the virus of herpes febrilis
along nerves in experiment all y infected rabbits. (Ibid.
p. 139.)
Das Virus des Herpes febrilis gelangt bei experimentell infizierten
Kaninchen in das Zentralnervensystem auf der Nervenbahn von einer
peripheren Infektionsstelle aus. Innerhalb des Gehirns und des
Rückenmarks erzeugt das Virus eine charakteristische akute flechten¬
artige Läsion, die in bestimmter Beziehung zu den Nerven steht,
durch den es eingedrungen ist. Das Virus geht entlang den sen¬
siblen, motorischen oder sympathischen Nerven zum Gehirn oder
Rückenmark, die den Nerven der peripher infizierten Oberfläche zu-
• •
gehören. VerlF. glauben, daß die Art des Übergangs des Virus auf
dem Weg über die Achsenzylinder, eher als über die perineuralen
Zwischenräume und nicht durch passiven Transport, sondern durch
„invasive proliferation“ geschieht. Wedemann (Berlin).
• •
v. Bokay, Uber die Herpes zoster- Varizellenfrage. (Jhrb.
f. Kindhlk. 1924, 105, S. 8.)
Es steht nunmehr fest, daß ein Teil von Herpes zoster-Fällen
• •
eine varizellogene Ätiologie haben, daß von manchen Herpes zoster-
Fällen Varizellenepidemien ausgehen können, und daß umgekehrt
manchmal Varizellen von Herpes zoster gefolgt sein können. Der
in der dermatologischen Literatur mehrfach beschriebene Herpes zoster
generalisatus wird z. T. ein Herpes zoster varicellosus mit generali¬
sierter Varizelleneruption sein. Komplementbindungsversuche zwischen
Varizellenkrusten und Zosterserum fielen z. T. positiv aus, wobei in¬
aktiviertes Serum geeigneter ist. Übertragungsversuche auf die
Hornhaut von Kaninchen zeitigten noch keine verwertbaren Ergebnisse.
v. Bernuth (Jena).
Teague, 0. and Goodpasture, E. W., Experimental herpes
zoster. (J. of med. Research. 1924, 44, p. 185.)
Bei Meerschweinchen und Kaninchen konnte eine Krankheit er¬
zeugt werden, die klinisch und pathologisch dem menschlichen Herpes
zoster glich, indem die verletzte Haut mit dem Virus des Herpes
simplex geimpft wurde. Es gibt Zwischenformen von menschlichem
Herpes, deren Ausbruch neural in der Verteilung ist, veranlaßt durch
ein für Kaninchen stark pathogenes Virus. Das Virus eines solchen
Falles hat bei erstmaliger Verimpfung in die verletzte Haut einen
typischen experimentellen Herpes zoster erzeugt. Verf. glauben, daß
Herpes zoster beim Menschen durch einen Virusstamm hervorgebracht
378
Herpes.
wird, der sich von dem Virus des Herpes Simplex nur in der Virulenz
unterscheidet oder durch ein dem Herpes Simplex nahe verwandtes
Virus. Wedemcinn [Berlin).
Netter, Arnold, Urbain et Weismann -Netter, Antigenes et
anticorps dans le zona. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 75.)
Unter Verwendung des Bläscheninhalts und der Krusten konnte
ein Antigen hergestellt werden, das mit dem Serum von Patienten,
die an Herpes zoster litten, Komplementbindung gab; im Serum
Gesunder fanden sich diese komplementbindenden Körper nicht.
Netter, Arnold et Urbain, Achille, Nouvelles recherches sur
la deviation du complement dans le zona. L’anti-
gene du zona n’exerce aucune action sur le serum des
sujets atteints d’herpes. (Ibid. p. 461.)
Verff. bringen neues experimentelles Material für das Vorhanden¬
sein spezifischer komplementbindender Antikörper im Serum von
Patienten mit Herpes zoster. Diese Antikörper sind auch mit Vari¬
cellaantigen nachweisbar und mit den im Serum von Varicella¬
kranken vorhandenen Antikörpern identisch. Dagegen üben das
Varicella- und das Herpes zoster-Antigen keinerlei Einfluß auf das
Serum von Gesunden und auf das von Patienten mit Encephalitis
und mit verschiedenen Herpesformen (labialis, genitalis) aus. Es
war auch nicht möglich, mit dem Inhalt von Herpes zoster-Bläschen
die mit anderen Herpesvirus so leicht erzeugbare experimentelle
Keratitis bzw. Encephalitis zu erzielen. Prigge [Frankfurt a. M.).
• •
Rose, Gerhard, Uber die spontane, experimentell über¬
tragbare Keratokonjunktivitis der Kaninchen. (Zschr.
f. Hyg. 1924, 101, S. 327.)
Bei mehreren Kaninchen wurden spontan entstandene Horn- und
Bindehautentzündungen beobachtet, die sich mit dem eitrigen Sekret
auf die Augen anderer Kaninchen übertragen ließen. Auch durch
den Eiter einer Phlegmone, welche bei einem der Tiere neben der
Augenaffektion bestand, konnte ein ähnlicher Prozeß hervorgerufen
werden. — Aus dem infektiösen Sekret der kranken Tiere wurden
2 Arten gramnegativer, für das Kaninchenauge in gleicher Weise
pathogener Bakterien gezüchtet. Sie behielten ihre Pathogenität in
vitro lange Zeit ohne erkennbare Abschwächung. — Das klinische
Bild der spontanen, experimentell übertragbaren Keratokonjunktivitis
gleicht in hohem Grade der kornealen Herpes- und Encephalitis¬
infektion. — Der Nachweis von für das Kaninchenauge stark patho¬
genen Bakterien genügt nicht, um sicheren Aufschluß über die primäre
Ätiologie einer zweifelhaften Keratokonjunktivitis zu erhalten. Solche
Herpes. — Encephalitis epidemica.
379
Mikroben können sich auch sekundär bei Augenaffektionen anderer
Provenienz einstellen. — Ob bei einer zweifelhaften Keratokonjunkti-
vitis das Herpes- bzw. Encephalitisvirus die primäre Ursache bildete,
muß auf Grund des Immunitätsversuchs festgestellt werden. — Die
subdurale Verimpfung der gezüchteten Erreger vermochte akute und
chronische Meningoencephalitiden hervorzurufen. Schill {Dresden).
Le Fövre de Arric, M., L ’ h e r p ö s chronique du 1 a p i n. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 651.)
Außer der bekannten akuten Form kann das Herpesvirus nach
kornealer Verimpfung beim Kaninchen . auch eine chronisch verlaufende
Encephalitis hervorrufen. In solchen Fällen kann das Virus lange
Zeit im Gehirn erhalten bleiben, während es dort sonst zerstört
wird, wenn es nicht zu generalisierten Erscheinungen kommt. Es
ist somit notwendig, herpesinfizierte Tiere einer lang fortgesetzten
Beobachtung ZU unterziehen. Drigge {Frankfurt a. M.).
Mayer, C. und Scharfetter, K., Beitrag zur Klinik der
Encephalitis epidemica, besonders hinsichtlich
Schmerzen und Parästhesien. ( W. kl. W. 1924 S. 1020.)
Nur von klinischem Interesse. He t sch {Frankfurt a. M.).
Stiefler, G., Weitere Beobachtungen über die Konta-
giosität der Encephalitis lethargica. (W. kl. W. 1924
S. 850.)
Bei Zusammenfassung der hier mitgeteilten Fälle von Ence¬
phalitis lethargica mit den früher bekanntgegebenen verfügt Verf.
über 12 Beobachtungen (4,2 Proz. des ganzen Materials dieser Krank¬
heit), deren Epidemiologie für die Übertragbarkeit dieser Infektion
von Mensch zu Mensch spricht. Bei 6 von diesen Fällen erfolgte
die Ansteckung sehr wahrscheinlich durch direkten Kontakt, wobei
es sich je 3 mal um eine familiäre bzw. eine Hausinfektion, hiervon
einmal um eine Spitalsinfektion (Erkrankung der Pflegeschwester)
handelte. In 5 Fällen war die Annahme eines indirekten Kontaktes
durch dritte Personen als klinisch gesunde Viruszwischenträger nicht
zu umgehen, wobei Schulbesuch, häuslicher Unterricht, Krankenbesuch
oder Besuch von Gehöft zu Gehöft die Ansteckung vermittelten. In
1 Fall blieb die Frage des direkten oder indirekten Kontaktes offen.
Die Grenzwerte der Inkubationszeit konnten in den für die Be¬
rechnung geeigneten 6 Fällen mit 6—21 Tagen bemessen werden.
Von den infizierenden Kranken befanden sich 8 in der akuten Krank¬
heitsphase, 4 im striären Nachstadium, hiervon 3 im rezidivierenden
akuten Schub eines ausgesprochen chronischen Verlaufes. Auch bei
der der Encephalitis lethargica klinisch und pathologisch-histologisch
380
Encephalitis epidemica.
nahestehenden epidemischen Kinderlähmung ist die Kontagiosität ja
jetzt allseits anerkannt. Prophylaktisch ist demgemäß auf Isolierung
der frischen Fälle und auch der prolongierten Formen, wenn sie
akut rezidivieren, zu dringen, ferner auf Spülungen des Nasen¬
rachenraumes mit Kaliumpermanganatlösung oder Preglscher Jod-
lösung und auf die Desinfektion der Taschentücher, Kissenbezüge usw.
He t sch (. Frankfurt a. M.).
• •
Schnabel, A., Weitere Untersuchungen über die Ätiologie
der Encephalitis epidemica (lethargia). (Klin. Wschr.
1924 S. 1015.)
Von den 3 vom Verf. untersuchten Virusarten erwies sich das
Leva di tische als mit dem Herpesvirus nahe verwandt oder
identisch, während das ßastaische und dasjenige von Kling aus
dem Wettbewerb um die Anerkennung als Erreger der Encephalitis
epidemica ausscheiden. Bei der Untersuchung von 12 Fällen klinisch
einwandfreier Encephalitis epidemica gelang es dem Verf. in keinem
Falle, in der Cerebrospinalflüssigkeit durch intradurale und korneale
Übertragung auf Kaninchen und Meerschweinchen das Herpesvirus
oder ein Virus überhaupt nachzuweisen. Ebensowenig erfolgreich
war die Suche nach dem Herpesvirus bei insgesamt 43 nicht-
encephalitischen Kranken, die einen Herpesausschlag auf der Haut
aufwiesen. — Für die weitere Forschung werden folgende Richtlinien
aufgestellt: 1. Es ist wichtig, in akuten Encephalitisfällen beim
Menschen nach dem Virus und seinen Beziehungen zum Herpesvirus
zu fahnden. 2. Es muß untersucht werden, unter welchen Umständen
das Herpesvirus in Fällen nicht encephalitischer Natur in den
Kreislauf, ins Zentralnervensystem und in den Lumbalsack gelangt.
3. Es soll versucht werden, das Herpesvirus in Reinkultur zu
züchten und mit dem Kultursubstrat etwaige serologische Beziehungen
zum Encephalitispatientenserum festzustellen. 4. Es kann geprüft
werden, unter welchen Bedingungen das Herpesvirus seine Virulenz
steigert; hier können kombinierte Infektionen unternommen werden.
Schuster {Frankfurt a. O.).
Roseuow, E. C. and Jackson, G. H., Microscopicdemonstration
ofbacteria in the lesions of epidemic (lethargic) e n -
cephalitis. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 144.)
Die Anwesenheit von Mikroorganismen in oder in der Nähe von
Gehirn Veränderungen in einer Reihe von Encephalitisfällen, die in
großer räumlicher Entfernung voneinander beobachtet wurden, ihre
Abwesenheit in normalem Gewebe und in Leichen, die an anderen
Krankheiten gestorben waren, ließen einen ursächlichen Zusammen¬
hang vermuten. Es waren Diplokokken, die jedoch nicht von kon-
Encephalitis epidemica.
381
stanter Form waren und von den Verff. als Modifikationen ein und
desselben bestimmten Mikroorganismus aufgefaßt werden. Dieter len.
Parker, F. ji\, The lack of identity between the viruses
of lierpes and encephalitis lethargica. (J. of med.
Research. 1924, 44, p. 289.)
Verf. glaubt, daß das ätiologische Agens der Encephalitis lethar¬
gica nicht im Gehirn vorkommt, sondern an anderer Stelle, z. B. dem
gastro- intestinalen Traktus oder dem Nasopharynx, ohne dort lokale
Symptome auszulösen, aber ein Gift erzeugt, das eine ausgesprochene
Affinität zum Zentralnervensystem besitzt. Es sprechen keine
klinischen oder pathologischen Beobachtungen gegen eine solche
Möglichkeit. Analog liegen die Verhältnisse beim Tetanus und weniger
ähnlich beim Botulismus, bei denen das vorgebildete Gift von dem
gastro-intestinalen Traktus absorbiert wird, ohne lokale Symptome
auszulösen. W edemann {Berlin).
Lauda, E., Zur Kenntnis der experimentellen Encepha¬
litis epidemica. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 424.)
Gemeinsam mit Lug er hat Verf. versucht, im Lumbalpunktat
oder im Gehirn von Encephalitiskranken oder -leichen ein Ence¬
phalitisvirus nachzuweisen. In einem Falle identifizierten sie das
gezüchtete Virus (Stamm Wien), insbesondere auf Grund seines bio¬
logischen Verhaltens, seiner Tierpathogenität, seiner Pathogenität
für die geimpfte Hornhaut des Kaninchens, auf Grund des histo¬
logischen Befundes der geimpften Cornea und der Immunitätsversuche
mit dem Herpesvirus. Verf. stellt an der Hand seiner Untersuchungen
fest, daß eine Abtrennung von Virusarten auf Grund histologischer
Befunde, wie es Kling und seine Mitarbeiter getan haben, nicht
berechtigt ist, wenigstens insoweit, als Verf. mit 2 Fällen, welche
er mit dem Herpes virus identisch erachtet, Encephalitiden ohne
Leukocyteninfiltration und mit vorzugsweiser Lokalisation der ent¬
zündlichen Herde im Mesencephalon gefunden hat. Schill {Dresden).
Doerr, R. und Zdansky, C., Parasitologische Befunde im
Gehirn von Kaninchen, welche zu Encephalitisver¬
suchen gedient hatten. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 239.)
In Gehirnschnitten von Encephalitiskaninchen fanden Verf. nach
_ • •
Umfärben von van Gieson-Präparaten mit Fuchsin und Athylenblau
Körperchen, welche durch das Hämatoxylin nicht angefärbt worden
waren. Sie präsentierten sich als violette, ins rötliche spielende Ge¬
bilde von oblonger bis ovoider, zum Teil sichelförmiger Gestalt und
wiesen im Innern eine kernartige Differenzierung auf. Verff. fanden
sie nur in den aus epitheloiden und lymphoiden Zellen aufgebauten
382
Encephalitis epidemica.
Knötchen, die Kling als charakteristisch für die encephalitische
Infektion des Kaninchens erklärt hat; sie lagen in Haufen in den
zentralen Nekrosen, welche die Mehrzahl der Knötchen zeigte. —
Ein identischer Befund wurde im Gehirn eines Kaninchens fest¬
gestellt, welches 4 Monate vor der Tötung mit Encephalitisvirus
cerebral geimpft worden war und nie irgendwelche klinische Er¬
scheinungen geboten hatte. VeriF. haben nun 224 Kaninchengehirne
pathologisch-histologisch durchuntersucht und in nur 8 die typischen
Knötchen und unter diesen 8 nur 6 gefunden, in denen auch die
fraglichen Körperchen vorhanden waren. Nach den Beobachtungen
der Verff. handelt es sich nicht um Degenerationsprodukte von
Zellen, sondern wahrscheinlich um Mikroben. Mit dem Erreger der
Encephalitis lethargica von Economo haben sie nichts zu tun. Die
beschriebenen Parasiten widerstanden (in Hirnsubstanz eingeschlossen)
monatelang der Einwirkung von Glyzerin, und der durch sie hervor¬
gerufene Prozeß wies einen ausgesprochen chronischen und gutartigen
Charakter auf. Schill {Dresden).
Levaditi, C., Nicolau, S. et Schoen, R., Virulence de l’Ence-
phalitozoon cuniculi pour la souris. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 90, p. 194.)
Die Affinität des Encephalitozoon cuniculi (des Erregers einer
parasitären Kaninchenencephalitis) zum Gehirn ist bei der Maus
ausgesprochener als beim Kaninchen. Nach vorübergehender Ent¬
wickelung in Bauchhöhle und Leber lokalisiert sich das Mikrosporidium
regelmäßig im Gehirn der Maus, wo es sich stark vermehrt, ohne
dort allerdings so schwere Veränderungen wie beim Kaninchen hervor¬
zubringen. Der Parasit entwickelt sich bei der Maus nicht in der
Niere; er konnte ausschließlich im Zentralnervensystem nachgewiesen
werden. Prigge [Frankfurt a. M.).
Levaditi, C., Nicolau, S. et Schoen, R., Nouvelles recherches
sur P Encephalitozoon cuniculi. (C. r. Soc. de Biol. 1924,
90, p. 662.)
Die Mikrosporidien von Encephalitozoon cuniculi, dem Erreger
der parasitären Kaninchenencephalitis, sind von einer Membran um¬
geben, die für die meisten Farbstoffe impermeabel ist. Vorherige
Behandlung mit Normalnatronlauge, konzentrierter Salzsäure oder
1/2 proz. Schwefelsäure verändert ihre Permeabilität, so daß man die
Sporen mit Eisenhämatoxylin färben kann. Mit dieser Methode ge¬
lingt der Nachweis von Strukturdetails in verschiedenen Stadien der
Entwicklung. Kaninchen, Hunde, Ratten und Mäuse sind für die
experimentelle Infektion empfänglich; bei Mäusen kommt sie — im
Gegensatz zu Ratten — spontan zustande, wenn sie mit infizierten
Encephalitis epidemica.
383
• •
Tieren zusammen leben; eine erbliche Übertragung der Infektion
scheint jedoch nicht stattzufinden. Bei einem intracerebral infizierten
Macacus cynomolgus konnte das Encephalitozoon nach 32 Tagen im
Gehirn nicht wiedergefunden werden. Prigge (. Frankfurt a.M.).
Levaditi, C., Nicolau, S. und Schoen, R., Eine Mikrospor i die,
Encephalitozoon cuniculi, als Erreger der epizooti¬
schen Encephalitis des Kaninchens. (Schweiz. med. Wschr.
1924 S. 149.)
Doerr, R. und Zdansky, E., Bemerkungen zu der vorstehenden
Mitteilung von C. Levaditi, S. Nicolau und Frl. R. Schoen.
(Ebenda. S. 151.)
Polemik. E. Gil dem, eist er {Berlin).
Kling, C., Davide, H. et Liljenquist, F«, L encephalite e p i -
demique experimentale et 1’ encephalite spontanee
du lapin. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 507.)
In der Züchterei, aus der die im Laboratorium der Verff. ver¬
wandten Kaninchen stammten, konnte trotz sorgfältigster Unter¬
suchung kein einziger Fall von spontaner Encephalitis (Oliver-
Twortsche Krankheit) festgestellt werden, ebensowenig bei den
Kontrollieren, die im gleichen Stall wie die zu Versuchen über
Encephalitis epidemica verwandten Tiere lebten (Feststellungen be¬
züglich der von französischen Autoren ausgesprochenen Annahme der
Identität des von Kling gewonnenen Encephalitisvirus mit dem
„Encephalitozoon cuniculi“). Prigge {Frankfurt a.M.).
Kling, C., Davide, H. et Liljenquist, I», Sur la nature du
virus encephalitique isole en Suede. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 90, p. 511.)
Da die spontane Kaninchenencephalitis („Encephalitozoon cuni¬
culi“) in den Ställen der Yerff. nicht vorkommt, ist es nicht an¬
gängig, die von ihnen im Verlauf von Untersuchungen über Ence¬
phalitis epidemica beschriebenen Korpuskeln mit den bei der Oliver-
Twortschen Krankheit beobachteten zu identifizieren. Prigge.
Kling, C., Davide, H. et Liljenquist, !F R echerches sui le
virus encephalitique de Levaditi-Harvier. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 90, p. 514.)
Das „Encephalitis“- Virus C von Levaditi und Har vier be¬
sitzt die typischen Eigenschaften des Herpesvirus. Seine Herkunft
gestattet nicht, es als Vergleichsobjekt zu verwenden, wenn es sich
darum handelt, festzustellen, ob Encephalitisvirus und Herpesvirus
identisch sind. Levaditi und seine Mitarbeiter konnten bisher
384
Encephalitis epidemica. — Influenza.
nicht den Beweis erbringen, daß das von ihnen gewonnene Virus
das ätiologische Agens der Encephalitis epidemica ist. Prigge.
Cowdry, E. V. and Nicholson, F. M., The coexistence of pro-
tozoan-like parasites and meningoencephalitis in
mice. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 51.)
Bei 25 von 132 Mäusen, die teils unbenutzt waren, teils zu ver¬
schiedenen Versuchen gedient hatten, fanden sich Infiltrationsherde
im ganzen Gehirn, besonders zahlreich aber in der Hirnrinde und den
Stammganglien, von ganz ähnlichem Charakter wie sie bei normalen
Kaninchen McCartney gefunden hat. Bei 20 Proz. dieser Tiere fanden
sich auch die gleichen oder sehr ähnliche Parasiten, wie sie beim
Kaninchen beschrieben wurden. Entweder handelt es sich um die
gleiche oder nahe verwandte Arten. Die Befunde von Herden ohne
Parasiten erklären sich vielleicht durch nachträgliches Verschwinden
der Parasiten, wie es Th. Smith bei Infektionen mit Klossiella
muris beobachtet hat. Der auffällige Umstand, daß die leicht sicht¬
baren Parasiten bisher bei den Untersuchungen der Neurologen
niemals beobachtet wurden, erklärt sich vielleicht dadurch, daß es
sich um eine neu aufgetretene Infektion handelt. Kurt Meyer.
Joachimovitz, B., Beitrag zur Klinik der Grippe. (W. kl.
W. 1924 S. 831.)
Verfi. ist der Ansicht, daß bei den meisten, vielleicht bei allen
Fällen echter Grippe nach Abklingen der akuten Krankheitserschei¬
nungen und nach einem oft wochenlangen beschwerdefreien Intervall
eine wenn auch oft abgeblaßte Wiederholung des ursprünglichen
Krankheitsbildes oder andere Grippeerscheinungen auftreten, die
ihrerseits wiederum nach längerer Pause des Wohlbefindens von einer
dritten Attacke gefolgt sein können. In dieser Hinsicht verhalte
sich die Grippe analog dem Scharlach, dem Rückfallfieber und dem
periodischen Auftreten der Ulcusbeschwerden. H et sch.
Reith, A. F., Growth ofPfeifferbacillus in mixed culture
in blood-free medium. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 243.)
Ein typischer indolbildender Stamm von Bazillus Pfeiffer ließ
sich in einer beträchtlichen Anzahl von Generationen in Mischkultur
auf einem blutfreien Nährboden zusammen mit Staphylokokken und
B. subtilis züchten. Die für das Wachstum notwendigen Stoffe liegen
somit außerhalb des Blutes. Pflanzenextrakte allein sind für das
Wachstum des Pfeifferbazillus nicht brauchbar, weder in Reinkultur
noch in Mischkultur mit Staphylokokkus. Dieterlen ( Rottweil ).
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Abt. Referate.
= Bd, 78. No. 17/18. .
Ausgegeben am 20. Februar 1925.
Typhus, Paratyphus, Fleischvergiftung, Coli, Ruhr. —
Verschiedenes.
Lode, A., Über eine eindeutig durch Trinkwasser her¬
vorgerufene Typhusepidemie in Tirol. (W. kl. W. 1924
S. 980.)
Schilderung der Entstehungsgeschichte einer 1907 in einem
Kloster aüfgetretenen Typhusepidemie. Die Wasserleitung des Klosters
wurde durch schlechte Beschaffenheit der Brunnenstube mit Bach¬
wasser verunreinigt, in das bei starken Regengüssen Abwässer eines
höhergelegenen Wohnhauses übertraten. In diesem Hause befand
sich eine Typhuskranke. Im Kloster erkrankten von den 16 Insassen 8,
und zwar vorwiegend jüngere. Von den älteren Priestern erkrankte
kein einziger, weil sie kein Wasser tranken. He t sch.
Bruns, H., Typhusepidemien und Wasserleitungen. (Zbl.
f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 201*.)
Die durch Verseuchung von Wasserleitungen hervorgerufenen
Typhusepidemien können atypisch sein, wenn die Infektion der
Wasserleitung längere Zeit andauert, oder wenn sich die Infektion
mehrfach hintereinander wiederholt. Es kann dann sogar bis zu
einem gewissen Grade chronische Typhusanhäufung die Folge sein.
Findet die Infektion nicht mit großen Mengen, sondern mit verhältnis¬
mäßig geringem Infektionsmaterial statt, so ist die Folge, daß auch
nur ein kleiner Teil der Bevölkerung (in mehreren Fällen 0,2 bis
0,3 Prom.) erkrankt. Beispiele für solche vom Verf. selbst erforschte
Epidemien sind im Original nachzulesen. Noetel (. Landsberg a. w.).
Watt, James P., Typhoid carriers in Aberdeenshire.
(J. of Hyg. 1924, 22, p. 417.)
Eingehende Schilderung von 22 Ausbrüchen von Typhus, die von
1908 — 1919 in ländlichen Gegenden von Nordschottland durch Typhus¬
träger verursacht wurden. 5 Träger waren Männer, 17 Frauen, alle
waren Stuhlausscheider, eine Frau gleichzeitig Urinausscheiderin.
Eine 53jährige Frau, Schwester eines Landwirtes, hatte in 31 Jahren
26 Personen auf der Farm und mindestens ebensoviel Personen in
Aberdeen durch die dorthin gelieferte Milch infiziert. Die Behörde
gewährte 2 von den Trägerinnen eine Rente unter der Bedingung,
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 17/18. 25
386
Typhus.
daß sie sich von Nahrungsmittelbetrieben fernhielten, aber die eine
gab die erzwungene Untätigkeit bald wieder auf und verursachte
neue Erkrankungen. Verf. fordert 1. schärfere gesetzliche Handhaben
für die zwangsweise bakteriologische Untersuchung verdächtiger
Personen, 2. staatliche Entschädigung für Bazillenträger, deren Lebens¬
unterhalt durch ihren Zustand gestört wird. c. Prausnitz.
Gottstein, Werner, Klinisches und Epidemiologisches
über den Typhus abdominalis. (D. m. W. 1924 S. 1327.)
Einzelerfahrungen aus der Typhusseuche, die im Jahre 1923
Alfeld a. L. befiel. Bedeutung von Kontaktinfektion und Bazillen¬
trägern, besonders bei der Infektion von Kindern und Jugendlichen
eines heranwachsenden neuen Geschlechts. Klinisches über Kinder¬
typhus, schwere Typhuserkrankungen, Durchseuchung bereits im
Kindesalter. Untrennbare Zusammenhänge zwischen Kindertyphus
und Epidemiologie dieser Seuche. Georg Schmidt [München).
Fraenkel, Eugen, Über Roseola typhosa und über den Wert
der histologischen Roseola- Untersuchung für die
klinische Typhusdiagnose. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 581.)
Histologisch. w. Gaehtgens [Hamburg).
Peiler, Sigismund, Über Geschlechtsdisposition bei Typhus
abdominalis. (D. m. W. 1924 S. 1465.)
91—94 Erkrankungen des Jahres 1920 an Typhus in einem Orte,
wobei sich Exposition und Disposition getrennt gut übersehen ließen.
Bei gleicher Exposition erkrankten Mädchen des Schulalters 2x/2 mal
so häufig als gleichaltenge Knaben. Auch bei Keuchhusten, Masern,
Röteln, Mumps, Scharlach, Diphtherie, asiatischer Cholera usw. be¬
stehen zwischen den Geschlechtern deutliche Häufigkeitsunterschiede.
Für diese sind nur zum geringen Teile und in geringem Ausmaße
Expositionsumstände oder Immunisierung im früheren Alter verant¬
wortlich. Vielmehr ist die Disposition geschlechtsbedingt; sie ver¬
ändert sich mit dem Alter zum Teil qualitativ, zum Teil nur quanti¬
tativ. Georg Schmidt [München).
Sedan, Jean et Herrmann, Renö, Note sur l’infection ex¬
perimentale de la cor nee par le bacille d’Eberth.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 293.)
Verff. konnten beim Meerschweinchen mit Typhusbazillen eine
spezifische Keratitis erzeugen. Das Serum der rein lokal erkrankten
Tiere zeigte nach 8—9 Tagen positive Agglutination. Prigge.
Sedan, Jean et Herrmann, Rene, Parallele de l’infection
eberthienne experimentale, chez le cobaye sensi-
Typhus.
387
bilise par l’ingestion de bile et le cobaye ayant
j eü ne plnsieurs jours. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 567.)
Besredka konnte Meerschweinchen durch perorale Zufuhr von
Rindergalle für eine experimentelle Infektion mit Typhusbazillen
sensibilisieren. Verff. konnten das gleiche durch 2 — 3 tägiges Fasten¬
lassen der Tiere erzielen. Im Anschluß an das Fasten erhielten die
Tiere Injektionen von steigenden Dosen hochvirulenter Typhusbazillen
in die Lumbalgegend. Bei diesem Infektionsmodus waren allerdings
größere Bazillenmengen erforderlich als bei der Besredkaschen
Methode. Im Prinzip beruht das Verfahren jedoch auf der gleichen
Grundlage. Durch Vergleich mit Kontrollieren, die lediglich mit
Galle gefüttert wurden, ergab sich nämlich, daß sich nach 70 stän¬
digem Fasten im Darm die gleichen anatomischen Veränderungen
entwickeln wie nach Sensibilisierung mit Galle: Desquamation des
Zylinderepithels und Blutextravasate in der Mucosa. Die Verände¬
rungen entstehen wahrscheinlich durch die Wirkung der eigenen
Galle der Fasttiere. Prigge (Frankfurt a. M.).
Guyer, M. F. and Smith, E. A., Experiments in production
of typhoid agglutinins in successive generations of
rabbits. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 498.)
Bei Typhusimpfversuchen über mehrere Kaninchengenerationen
wurde gefunden, daß beträchtliche höhere Agglutinationstiter erreicht
werden konnten bei Tieren, die schon seit 3 oder 4 Generationen
unter der Immun Wirkung gestanden hatten im Gegensatz zu frischen
Tieren, die in der ersten Generation standen. Die Antikörper ge¬
langen von der Mutter auf das Junge durch die Plazenta und nicht
auf dem Wege der Milch. Dies konnte dadurch festgestellt werden,
1. daß trächtige Tiere mit Typhusbazillen immunisiert und einige
Tage vor dem Werfen getötet wurden, und daß dann das Blut und
die Amnionflüssigkeit der Föten auf Agglutinine untersucht wurde,
2. daß trächtige Tiere mit Hammelserum immunisiert und dann der
Präzipitinnachweis im fötalen *Blut erbracht wurde. Das Junge einer
immunisierten Mutter kann ohne weitere Immunisierung die Agglu¬
tinationsfähigkeit auf ihre eigenen Sprossen übertragen. Gerade
wenn dies eine rein mehr plazentare als eine richtig hereditäre
Übertragung darstellt, kann es von praktischer Wichtigkeit sein,
weil durch solche Mittel eine Bevölkerung im Lauf der Zeit mehr
oder weniger immun gegen eine Krankheit werden kann. Dieter len.
Burgess, E., Some living aberrant forms of bacillus
typhosus. (Ceylon J. of Science. 1924, 1, p. 33.)
In Salznährböden gezüchtete Typhusbazillen wachsen zu ab¬
normen Formen aus, die beim normalen Mikroorganismus niemals
25*
388
Typhus.
beobachtet werden. Die Rückbildung von abnormen Formen zu
normalen Bazillen erfolgt, sobald diese Formen auf gewöhnliche
Bouillon gebracht werden. Der Arbeit sind einige instruktive Tafeln
beigegeben. Dieterlen {Rottweil).
Combiesco, D., Researches on the antigenic modifications
ofbacillus typhosus. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M. 1924,
21, p. 490.)
Kontakt von Typhusbazillen mit Oxalatblut hat eine Modifikation
ihrer antigenen Eigenschaften zur Folge. Eine Anzahl von Kaninchen
wurde mit Typhusbazillen in NaCl-Lösung immunisiert; ein Teil der
Bazillensuspension wurde mit Oxalatblut gemischt, 5 Stunden bei
37° gehalten und einer anderen Gruppe von Tieren injiziert. Die
Bazillen wurden nach Erhitzung auf 60° oder lebend eingespritzt.
Das Blut für die initiale Injektion war normales Kaninchen blut, für
die späteren wandte man bei einigen Tieren Blut von schon partiell
mit Oxalatblutbazillen behandelten Kaninchen an. Kaninchen, die
gegen mit Oxalatblut in Kontakt gekommene Typhusbazillen immuni¬
siert worden waren, bildeten fast kein Agglutinin für normale Ba¬
zillen. Das Serum eines dieser Tiere agglutinierte solche 10 Tage
nach der letzten Injektion bei 1 : 100, schwach, dagegen in Citrat¬
plasma oder in durch Schütteln defibriniertem Plasma suspendierte
bis 1:10000. Der Agglutinationstiter bei dem Kontrollkaninchen
war 1:40000. Normales Kaninchenserum und physiologische NaCl-
Lösung agglutinierten dem Plasma ausgesetzte Bazillen nicht. Das
Serum von gegen normale Bazillen immunisierten Kaninchen agglu¬
tinierte sie, jedoch verhielten sich Seren verschiedener Kaninchen
verschieden. Einige agglutinierten besser bei einer Plasmaverdünnung
1 : 10 als bei unverdünntem. Ein Serum agglutinierte die Suspension
in Oxalatplasma gut, in defibriniertem kaum merklich. Auch bei
Seren von gegen Oxalatbluttyphusbazillen immunisierten Tieren be¬
standen Unterschiede bezüglich Art und Verdünnung des zur Sus¬
pension dienenden Plasmas.
Derselbe, Researches on the antigenic modifications of
bacillus paratyphosus B. (Ibid. p. 493.)
Bac. paratyphosus B wurde durch Kontakt mit Oxalatblut in
der gleichen Weise in seinen antigenen Eigenschaften modifiziert
wie Bac. typhosus, was sich nicht allein in der Agglutininbildung,
sondern bei beiden, wenn auch weniger deutlich, auch bei Komple-
mentbindungsversuchen zeigte. Die Präzipitinreaktion war sowohl bei
den mit Oxalatblutbazillen injizierten Kaninchen wie bei den Kontroll-
tieren negativ. Beobachtungen dieser Art machen es verständlich, daß
Bazillen zuweilen unmittelbar nach der Isolierung aus dem Körper, ins¬
besondere aus dem Blut nicht agglutinabel sind. E. Fit sehen.
Typhus.
389
Cluzet, Rochaix et Kofman, Concentrations optima et con-
centrations limites, en ions hydrogenes, des cul-
tures microbiennes. Variations produites par les
microbes vers les concentrations optima. (C. r. Acad.
des Sciences. 1924, 178, p; 1638.)
Für einige Bakterien der Coli-Typhus-Ruhrgruppe wurde fest¬
gestellt, welche Wasserstoffionenkonzentration ein optimales Wachs¬
tum und welche pH- Werte ein Auf hören der Vermehrung der Keime
bedingen. Die Wasserstoffionenkonzentration, die mit Hilfe der
elektrometrischen Methode von Kling und Lassilow gemessen
wurde, ließ sich durch Zufügen von n/10 HCl oder n/10 NaOH zu
Peptonwasser leicht variieren. Für alle untersuchten Bakterien war
die Breite des pn- Optimums eine relativ große. Sie erstreckte sich
von der schwach sauren Seite über den Neutralpunkt bis zu deutlich
alkalischen Stufen. Colibazillen wuchsen sehr gut bei pn 5,2 bis 8,42,
Paratyphus B-Bazillen bei pn 3,9 bis 7,9, Typhusbazillen bei pn 4,8
bis 8,63 und Flexner-Bazillen bei pn 4,7 bis 8,4. Die pH- Grenzwerte,
bei denen eben noch ein schwaches Wachstum feststellbar war,
schwankten auch je nach der Bakterien art in relativ weiten Grenzen.
So hörte das Wachstum der Colibazillen jenseits pn 4,67 und 9,53
auf, während Typhusbazillen ihr Wachstum bei pn 3,72 und 8,88 ein¬
schränkten. Es ist nun wichtig, daß in solchen Nährböden, deren
Ph jenseits des Optimums liegt, die Bakterien durch noch unbekannte
Regulationsmechanismen das Milieu so umzustimmen suchen, daß im
Laufe des Wachstums die Wasserstoffwerte sich immer mehr dem
optimalen Wert nähern. Geht man von einer sauren Kultur aus, so
wird der Säuregrad der Nährlösung während des Wachstums immer
geringer; umgekehrt kann das gleiche Bakterium in einem Nährboden
mit alkalischer Anfangsreaktion die Alkalität bis nahezu zum Optimal¬
punkt herabsetzen. Rosel Goldschmidt ( Frankfurt a. M.).
Arloing, Fernand et Sempe, Proprietes empechantes des
eaux du Rhone et de la Saöne sur le developpement
de certaines bacteries. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 667.)
Verff. haben nachgewiesen, daß das Wasser der Rhone und der
Saöne hemmende Eigenschaften gegenüber den Bakterien der Coli-
Typhus-Dysenterie- Gruppe besitzen. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Kabelik, I. und Rosenzweig, W., Versuche zur Unterschei¬
dung der Bakterien aus der Typhus-Coli- Gruppe
durch Färbung. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 197.)
Färbung mit modifizierter Gramscher Methode und Färbung mit
den verschiedensten Stoffen ergaben, daß zwischen den nahe ver¬
wandten Mikroben der Typhus-Coli-Gruppe gewisse, aber sehr ge-
390
Typhus.
ringe und schwankende Unterschiede vorhanden sind, die keine
praktische Bedeutung erlangen können. Noetel (. Landsberg a. w.).
••
Hartoch, 0. und Schloßberger, H., Uber einen neuen Nähr¬
boden zur Differenzierung der Typhus- und Para-
typhusbazillen. (D. m. W. 1924 S. 904.)
4proz. lackmusneutraler Wasseragar, der 5 Proz. Kochsalz ent¬
hält, wird vermischt mit gleicher Menge Voll- oder entfetteter Milch,
durch Filterpapier gefiltert, fraktioniert, sterilisiert und — noch
flüssig — auf Röhrchen abgefüllt, die schräg gelegt werden. 31
Stämme der Typhus-Paratyphusgruppe wurden auf diesem Voll- oder
Magermilchagar gezüchtet (Tabelle), im Vergleiche mit gewöhnlichem
Nähragar. Typhusbazillen einschließlich der Ferkeltyphusbakterien
sowie Paratyphus A- Bazillen zeigten trotz wochenlanger Bebrütung
kein oder höchstens ein ganz spärliches, hauchförmiges Wachstum auf
dem Milchagar. Dagegen entwickelten sich auf ihm — wie auf dem
gewöhnlichen Nähragar — üppig und rasch die verschiedenen
Stämme der Paratyphus B- Enteritis-Gruppe. Der Nährboden ist
einfach, mit wenig Mühe und Kosten herzustellen. Georg Schmidt.
Joffe, W., Zur Frage der kulturellen Differentialdia¬
gnostik der Coli-Typhusgruppe. (D. m. W. 1924 S. 905.)
Verf. prüfte den H ar t och- Schloßb erg er sehen Milchagar.
Milchfette kommen nicht in Betracht. Auf einem 2 proz. Agar, dem
zu 0,7 — 0,8 Proz. eine Milchsalzmischung (0,05 Proz. KCl, 0,1 Proz.
KH2PH4, 0,05 Proz. MgCl2, 0,15 Proz. Na. citric., 0,5 Proz. NaCl.) bei¬
gefügt waren, wuchs weder B. typhi, noch B. paratyphi A oder B.
Es gediehen nicht Typhus- oder Paratyphus A-Stämme, wohl aber
kräftig die Stämme der Paratyphus B- Gruppe auf Milchmolke, der
2 Proz. Agar zugesetzt war, sowie auf dem eben genannten Salzagar,
dem man zu gleichen Teilen noch Mereschkowskis „Eiweißwasser“
beigegeben hatte. Das gleiche Ergebnis, als außerdem noch Milch¬
zucker hinzutrat. Nun wurden gemischt Pepton 1 Proz., Milchsalze,
Agar 2 Proz. Hierauf versagten Typhusbazillen, während ausgiebig
wuchsen Paratyphus A und B-Keime, und zwar erheblich besser als
auf festem Pepton-(l Proz.)NaCl-(0,5 Proz.)Agar (2 Proz.). Die oben
erwähnten Hemmungen des Wachstums des B. paratyphi A ist nicht
auf die Milchsalze, sondern auf Unmöglichkeit der Verwertung der
Albumine und Globuline oder ihrer Spaltungsstoffe zurückzuführen.
Die Milchsalze fördern vielmehr, zumal auch der Paratyphus B-Erreger
auf dem Peptonmilchsalzagar unvergleichlich üppiger wuchert als
auf einfachem Peptonagar mit Kochsalzzusatz. Typhusbazillen werden
einmal gehemmt durch die Milchsalze. Spärliches Wachstum auf
dem Peptonkochsalznährboden im Gegensatz zu dem Peptonmilch-
Typhus.
391
salzagar. Ferner blieben die Typhusstämme zurück auf Bouillonagar
mit 1 Proz. Natrium citricum, im Gegensatz zu Paratyphus A- und
B-Keimen. Typhusbazillen verwerten ferner nicht die Albumine und
Globuline. Sie gehen nicht an auf einem Nährboden aus Eiwei߬
wasser, Milchsalzen — ohne Zitrate — und 2 proz. Agar, wachsen
aber, wenn auch spärlich, auf einem Peptonnährboden, der die
gleichen Salze und 2 proz. Agar aufweist. Diiferentialdiagnose : Man
beimpft ein Röhrchen mit gewöhnlichem Bouillonagar, ein zweites
mit Hartoch-Schloßbergers Milchagar, ein drittes mit Peptonmilch¬
salzagar: in 24 Stunden sind gewachsen die Typhusbazillen nur in
Röhrchen 1, die A-Stämme in 1 und 2, die B-Stämme in 1, 2 und 3.
Georg Schmidt {München).
Müller, L., Reche rches sur le mecanisme de la reaction
d’Endo. De la production, par certaines bacteries, de
substances ä reaction aldehydique. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 90, p. 653.)
Die Rotfärbung des Endoschen Nährbodens durch Colibazillen
wird im allgemeinen durch Säureproduktion erklärt. Streicht man
jedoch eine anorganische Säure oder reine Milchsäure auf einer
Endoplatte aus, so tritt keineswegs Rotfärbung auf. Fügt man je¬
doch eine Spur Formalin zur Säure, so bekommt man sofort die
charakteristische Rötung. Die Endosche Reaktion ist somit lediglich
ein Spezialfall der Schiffschen Aldehydreaktion. Das Schiffsche
Reagens besteht aus einer farblosen Mischung von sehr verdünntem
Fuchsin und Natriumbisulfit. Unter dem Einfluß minimaler Aldehyd¬
mengen wird es lebhaft rot. Wichtig ist hierbei die saure Reaktion;
verwendet man Natriumsulfit statt Bisulfit, so ändert der Aldehyd¬
zusatz die Farbe des Reagens nicht. Die Reaktion beruht also auf
dem Zusammenwirken von Säure und Aldehyd. Das Destillat von
Colikulturen (Bouillon enthält immer geringe Mengen Glukose) gibt
die klassischen Aldehydreaktionen. Beim Endoschen Nährboden ent¬
stammt der Aldehyd dem Milchzucker. Die Aldehyd- und Säure¬
bildung laufen parallel, sei es nun, daß die Vergärung des Zuckers
zum Teil bei der Aldehydstufe stehen bleibt, oder daß Reduktions¬
phänomene die Säure sekundär in Aldehyd zurückverwandeln.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Barnewitz, I. und Flecke, H., Vergleichende Untersuchungen
über den Stoffwechsel von Bacterium coli und typhi
mit besonderer Berücksichtigung des Endoschen
Nährbodens. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 359.)
Die rötliche Färbung der Typhuskulturen auf Endo* Agar nach
mehr als 24 ständiger Bebrütung beruht nicht auf Bildung von
Aldehyden, da solche mittels der üblichen Reaktionen in beimpfter
392
Typhus.
Milchzuckerbouillon nicht nachzuweisen sind, dagegen bilden nicht
nur Coli-, sondern auch Typhusbazillen in gewöhnlicher Nährbouillon,
wie in lOproz. Milchzuckerbouillon Säure und zwar aus den in der
Bouillon enthaltenen Eiweißstoffen, die zu Aminosäuren umgewandelt
und titrimetrisch gemessen werden. Die ermittelten Säuremengen,
dem Dissoziationsgrad entsprechend zu Natriumsulfit Fuchsingemisch
hinzugesetzt, rufen die beim Aufträgen von Coli- bzw. Typhuskulturen
auf Endonährböden eintretenden Farbtöne hervor. Noetel.
Süring, Bruno, Isolierung pathogener Darmkeime aus
mit Proteus überwucherten Kulturen. (Zschr. f. Hyg.
1924, 103, S. 162.)
Verf. beschreibt ein Verfahren zur Isolierung pathogener Darm¬
keime aus mit Proteus verunreinigten Drigalski-Platten : Das Ver¬
fahren besteht in der Anwendung von Platten, die mit fallenden
Phenolmengen versetzt sind. Schill [Dresden).
Swiatezky, Zur Methodik der Gewinnung von Blutkulturen
beim Typhus abdominalis. ( Wratschebnoje Delo. 1924 No. 3.)
Die von Gildemeister eingeführte Methode der Einsaat von
Blut in destilliertes Wasser wurde vom Verf. an der Hand von
31 Typhusfällen nachgeprüft. In 28 Fällen war das Besultat positiv,
und nur in 3 Fällen mißlang die Blutkultur. Von den negativen
Fällen sind 2 durch Blutentnahme nach Entfieberung bzw. während
des amphibolen Stadiums gekennzeichnet, und der 3. Fall, der wohl
klinisch durchaus typisch verlief, ist gekennzeichnet durch zu spär¬
liche Aussaat und durch einen fehlenden Widal. Verf. kommt zum
Schluß, daß das Verfahren von Gilde me ist er dem Conradischen
Gallenverfahren nicht nachsteht, sofern die Blutentnahme in die
1. und 2. Woche fällt. 0. Hart och ( Leningrad ).
Remus, A., Über Duodenalsondierung bei Typhusbazillen¬
trägern. (Klin. Wschr. 1924 S. 1365.) '
Verf. hat in den letzten Jahren bei seinen sämtlichen Typhus¬
kranken und -verdächtigen Untersuchungen des Gallenblaseninhalts
auf Typhusbazillen mittels mehrmaliger Duodenalsondierung vor¬
genommen. Auf Grund seiner Erfahrungen, die an einem Fall er¬
läutert werden, kommt er zu folgenden Schlußfolgerungen : Es genügt
nicht, nach überstandenem Typhus Bazillenfreiheit von Stuhl und
Urin festzustellen. Untersuchung des Gallenblaseninhalts ist zu
fordern! Die bestehenden Vorschriften über Typhusbazillenträger und
ihren Nachweis wären zu ergänzen. Das nach Duodenalsondierungen
beobachtete Auftreten von Bazillen im Stuhl zeigt die Gefährlichkeit
dieser Bazillenträger. Mit einer gelegentlichen Bazillenausscheidung
Typhus.
393
im Stuhl ist bei „Gallenblasenbazillenträgern“ immer zu rechnen.
Auch durch zahlreiche Duodenalsondierungen im Verein mit Reizmitteln
gelingt es nicht immer, die Gallenblase bazillenfrei zu machen,
ebenso nicht durch interne und intravenöse Mittel. Ist die Gallen¬
blase als ausschließlicher Sitz der Typhusbazillen einwandfrei er¬
mittelt und durch andere Maßnahmen Bazillenfreiheit nicht zu er¬
zielen, so kommt ihre Entfernung in Betracht. Schuster.
Yu, Ilchun, Bakteriologisch-serologische Unter¬
suchungen an Typhusbazillenträgern. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 41, S. 114.)
Durch intravenöse Injektion von 0,1 g Deuteroalbumose läßt
sich bei Typhusbazillenträgern die Menge sowohl der Agglutinine wie
der komplementbindenden Antikörper, allerdings nicht regelmäßig,
steigern, wobei beide Antikörperarten sich nicht immer parallel ver¬
mehren. Die aus dem Stuhl der Typhusbazillenträger gezüchteten
Stämme gaben bei der Prüfung mit Eselseren Verwandtschafts¬
reaktionen mit Paratyphus A und B noch in so hohen Verdünnungen,
daß sich eine spezifische Einordnung auf diese Weise nicht er¬
möglichen ließ. Die Agglutination mit Kaninchenseren fiel spezifischer
aus, doch griffen die mit den Bazillenträgerstämmen hergestellten
Sera auf verwandte Bakterien stark über. Der Versuch, das Über¬
greifen der agglutinierenden Sera durch Verwendung konzentrierter
Kochsalzlösung auszuschalten, schlug fehl. Aus einem Bazillenträger¬
stuhl wurde eine schwer agglutinable Variante gezüchtet, deren
schwere Agglutinabilität anscheinend auf eine Rezeptorenarmut
gegenüber den Laboratoriumsstämmen und den mit ihnen hergestellten
Seris zurückging. Aus einem anderen Bazillenträgerstuhl wurde ein
kulturell sich durchaus wie Paratyphus B verhaltender Stamm ge¬
züchtet, der sich serologisch aber in keine Paratyphus B-Gruppe
einreihen ließ, während ein mit ihm hergestelltes Serum nur einen
Paratyphus abortus equi-Stamm, allerdings nicht bis zur Titerhöhe,
agglutinierte. Kurt Meyer (Berlin).
Felix, A., The qualitative receptor analysis in its appli-
cation to typhoid fever. (J. of. Immunol. 1924, 9, p. 115.)
Die von Weil und Felix an experimentell gewonnenen
Kaninchenseren gemachten Feststellungen über den Rezeptorenapparat
der Typhus-, Paratyphus- und Gärtnerbazillen gelten auch für das
Serum von menschlichen Typhus- und Paratyphuskranken. Es zeigt
also grobflockige Agglutination bei nicht schutzgeimpften Personen
das Hauptagglutinin an. Die Differentialdiagnose zwischen Typhus
und den Paratyphen kann so in den meisten Fällen nach dem bloßen
Aussehen der Agglutination gestellt werden, und eine Titerbestimmung
394
Typhus.
wird überflüssig. Die Gruppenagglutinine gehören fast ausschließlich
zum Typus der feinflockenden Agglutinine. Bei Verwendung des
Typhusstammes 901, der sehr empfindliche thermostabile Rezeptoren
besitzt, werden sie fast niemals im Serum Typhuskranker vermißt.
Wenn, was nur selten der Fall ist, grobflockende Agglutinine fehlen,
ist die „qualitative Rezeptoranalyse“ nicht möglich. Typhusschutz¬
impfung führt nur zur Bildung von grobflockenden Agglutininen.
Ebenso finden sich bei der anamnestischen Reaktion früher Schutz¬
geimpfter nur grobflockende Agglutinine. Die Widalsche Reaktion
als Folge der Schutzimpfung und die im Verlauf einer Infektion
lassen sich somit unterscheiden. Bei mit polyvalenter Vaccine Ge¬
impften läßt sich auf Grund der Agglutination nur die allgemeine
Diagnose auf Darminfektion stellen. Die qualitative Rezeptoranalyse
ermöglicht die Differenzierung der Typhus-Paratyphusbakterien bei
Prüfung mit einer einzigen Verdünnung der Immunsera. In- und
hypagglutinable Typhus- und Paratyphusstämme stellen offenbar nur
feinflockende O-Formen dieser Bakterien dar. Bei ihnen kann wegen
des zeitweiligen Fehlens der labilen Rezeptoren die qualitative
Rezeptoranalyse auf Schwierigkeiten stoßen. Zum Ziel führt dann
der Castelianische Versuch oder Weiterzüchtung auf Agar, die bald
Bildung der labilen Rezeptoren zur Folge hat. Während grobflockende
Agglutinine keine Beziehungen zur Bakteriämie und zum klinischen
Verlauf erkennen lassen, ist dies bei den feinflockenden Agglutininen
der Fall. Bei frühzeitigem Auftreten feinflockender Agglutinine ist
eine Bakteriämie überhaupt nicht nachweisbar oder sie besteht nur
kurze Zeit und mit geringer Bazillenzahl. Bei tödlichen und schwersten
Typhusfällen treten überhaupt keine oder nur sehr spärliche fein¬
flockende Agglutinine im Blute auf. Leichteste Fälle bilden entweder
frühzeitig große Mengen feinflockender Agglutinine oder gar keine oder
nur ganz geringe Mengen. Es scheint hiernach auch eine Seroprognose
bei Typhus möglich zu sein. Die Tatsache, daß nur die feinflockenden
Agglutinine Beziehungen zum Verlauf der Typhusinfektion erkennen
lassen, und daß andererseits die Schutzimpfung nur das Auftreten grob¬
flockender Agglutinine zur Folge hat, läßt den Wert der Schutz¬
impfung sehr zweifelhaft erscheinen. Verf. hat sich dementsprechend
bei seinen ausgedehnten Erfahrungen während des Krieges und jetzt
in Palästina von einer Wirkung der Schutzimpfung auf den Verlauf
und die Mortalität des Typhus nicht überzeugen können. Es ergibt
sich daher die Aufgabe, ein Schutzimpfungsverfahren ausfindig zu
machen, das die Bildung von Antikörpern gegen die stabilen Rezep¬
toren zur Folge hat. Kurt Meyer (Berlin).
Beger, H.? Über das unterschiedliche Verhalten mehrerer
mit dem gleichen Antigen bei verschiedenen Tier-
Typhus.
395
arten hergestellter Typhus- und Gärtner -Immunsera
beim Absättigungs v ersuch nach Castellani. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 481.)
Das gleiche Antigen — je 1 Gärtner- und 1 Typhusstamm —
vermag bei verschiedenen Serumtieren — Kaninchen und Esel —
ganz verschiedene Immunsera zu erzeugen. Bei Absättigung des
Typhus- und Gärtner-Bazillen hoch agglutinierenden Gärtner-Kaninchen¬
serums mit Gärtner-Kulturen blieb unvermindert deutliche Agglutina¬
tion für Typhus bestehen, während nach Absättigung mit einem
Typhusstamm die Agglutination für Gärtner voll erhalten blieb.
Bei einem mit der gleichen Kultur hergestellten, Gärtner- und Typhus¬
bazillus ebenfalls ursprünglich gleich hoch agglutinierendem Esel¬
serum wurden von einem Typhusstamm die Agglutinine für Gärtner
in der Mehrzahl herausgezogen; die Agglutination des abgesättigten
Serums mit Gärtner ergab äußerst feinflockige, in Verdünnungen keine
Abstufungen zeigende Agglutinationen. Derselbe grundlegende Unter¬
schied zwischen Kaninchen- und Eselserum wurde bei einer ver¬
gleichenden Prüfung eines Typhus-Kaninchenserums und eines Typhus-
Eselserums festgestellt. Hammelserum, bisher nur einmal hergestellt,
verhält sich wie Kaninchenimmunserum. Die Beschaffenheit der
Immunagglutinine ist mithin in gewissem Ausmaß von dem Rezeptor¬
apparat des Antigens unabhängig und wird wesentlich durch den
Tierkörper mitbestimmt. Der grobe und feinflockige Agglutinations¬
typus kann somit nicht lediglich durch den Rezeptorapparat des
Antigens erklärt werden. Gegenüber den Befunden von Weil und
Felix ist insofern ein Unterschied, daß die gemeinsamen Agglu¬
tinine der Eselimmunsera als grobflockig und die für beide Stämme
spezifischen Agglutinine als feinflockig zu bezeichnen sind. Es ist
zum mindesten zweifelhaft, ob die nach Absättigung des Eselserums
mit Typhusbazillen eintretende kleinflockige Agglutination für den
homologen Stamm wirklich das spezifische Agglutinationsphänomen
darstellt. — Bei jedem für den Castelianischen Versuch verwandten
Immunserum muß man sich durch Auswertung mit geeigneten Test¬
stämmen überzeugen, ob es für diesen Zweck geeignet ist. Noetel.
Wodtke, A., Die planmäßige Bekämpfung des Typhus in
Mitteldeutschland in den Jahren 1921 — 1923. (Zschr.
f. Hyg. 1924, 103, S. 304.)
Die in Mitteldeutschland auf Veranlassung des Reichs durch¬
geführte verstärkte Typhus- und Ruhrbekämpfung hat trotz ihres
nur 2 ^jäJhrigen Bestehens in gleicher Weise wie die frühere Typhus¬
bekämpfung im Südwesten des Reichs zu folgenden Ergebnissen ge¬
führt: Die Typhusmorbiditätsziffer, welche in Mitteldeutschland auf
je 10000 Einwohner 1921 5,3 betragen hatte, sank 1922 auf 3,5 und
396
Typhus.
1923 auf 3,8. — Die eigentlichen Typhusherde sind die gesund er¬
scheinenden Dauerausscheider von Typhusbazillen = Bazillenträger. —
Für die Weiterverbreitung des Typhus kommen wesentlich die
leichten und die atypischen Typhuserkrankungen namentlich von
Kindern in Betracht. — Die leichten und die atypischen Fälle bilden
die überwiegende Mehrheit .der Typhuserkrankungen, können aber
mittels der gesetzlichen Anzeigepflicht nur zum kleinsten Teil erfaßt
und müssen daher besonders aufgesucht werden. Hierzu sowie
zu der gleichzeitigen Aufspürung der Bazillenträger sind Unter¬
suchungen erforderlich, die meistens monatelang systematisch fort¬
geführt werden müssen. — Von den Typhuskranken bleiben 1 Proz.
dauernd Bazillenträger. — Am 30. Nov. 1923 standen im Bekämpfungs¬
gebiet 111 Bazillenträger unter der Beobachtung der Untersuchungs¬
anstalten; außerdem waren Untersuchungen über 52 wahrscheinliche
Bazillenträger im Gange. Die Anzahl der von den Bazillenträgern
ausgegangenen Infektionen betrug 1922 139, 1923 94. — Verf. be¬
klagt es, daß infolge der Not der Zeit die vorbildliche systematische
Typhusbekämpfung in Mitteldeutschland ein frühes Ende finden mußte.
Schill {Dresden).
Hage, Zur Unterbrechung der verstärkten Typhus¬
bekämpfung in Mitteldeutschland. (D. m.W. 1924 S. 1155.)
Rückblick auf die Leistungen der 1903 eingerichteten, 1923 auf¬
gelassenen verstärkten Typhusbekämpfung. Freilich ist die Seuche
nicht völlig ausgerottet worden. Man soll nicht die Hände in den
Schoß legen, bis eine günstigere Wirtschaftslage die Wiederaufnahme
der verstärkten Typhusbekämpfung gestattet, sondern vielmehr die
bei dieser gewonnenen Erfahrungen schon jetzt verallgemeinern.
Hierfür macht Verf. Vorschläge. Es kommt vor allem auf die Bazillen¬
träger an. Ferner Übertragung des Ermittlungsrechtes der ver¬
schwindenden bakteriologischen Untersuchungsanstalten der Typhus¬
bekämpfung auf die übrigen staatlichen bakteriologischen Unter¬
suchungsstellen. Anzeigepflicht auch bei typhusverdächtigen Leiden.
Dann braucht die verstärkte Typhusbekämpfung zunächst nicht wieder
ZU erstehen. Georg Schmidt {München).
Bumke, E., Zur Frage der Typhusstatistik und Typhus¬
schutzimpfung im Weltkriege. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103,
S. 551.)
Der Kriegstyphus ist durch den Typhus-, Paratyphus A und B-
Bazillus hervorgerufen worden. Eine Statistik ist nur zu erwarten,
wenn sie sich auf bakteriologisch geklärte Fälle stützt. Da die
Diagnose Typhus viel zu häufig gestellt worden ist, gibt auch die
Typhusstatistik von Goldscheider ein falsches Bild. Die Be-
Typhus.
397
deutung der Typhusschutzimpfung ist viel größer, als sie zahlenmäßig
anzngeben ist. Sie hat einen glänzenden Erfolg gehabt. Schill.
Tsunekawa, S., Beiträge zur aktiven Immunisierung
gegen Typhus. Nach Versuchen an Mäusen. (Zschr. f.
Hyg. 1924, 102, S. 649.)
Ebenso wie in Webers Versuchen an Meerschweinchen ist auch
bei Mäusen die Immunität gegen intraperitoneale Infektion mit Typhus
um so stärker, je größere Mengen von Impfstoff gegeben wurden.
In dieser Hinsicht gilt also für die Immunisierung gegen Typhus
dasselbe wie für die Immunisierung gegen Mäusetyphus, aber die
Immunität gegen Typhus läßt sich viel leichter und ohne Verluste
schon durch einmalige intraperitoneale Einspritzung abgetöteter
Kultur erreichen. — Verteilung des Impfstoffs auf mehrere, in be¬
stimmten Zwischenräumen wiederholte Einspritzungen verbesserte —
im Gegensatz zu den Erfahrungen von Yoshioka und Killian
bei Strepto- und Pneumokokken — das Ergebnis nicht wesentlich. —
Auch nach J/2 ständigem Kochen im Dampftopf hat der Impfstoff noch
gute immunisierende Wirkung, wenn auch wahrscheinlich dabei eine
gewisse Abschwächung eintritt. Dagegen war ein 6 Wochen bei
Zimmertemperatur aufgehobener Impfstoff in den angewandten Dosen
unwirksam. — Subkutane Einspritzung des Impfstoffs wirkte viel
schlechter als intraperitoneal und eine Immunisierung per os gelang
im Gegensatz zum Mäusetyphus überhaupt nicht; auch ist die Gift¬
wirkung des Impfstoffes, ebenso wie die krankmachende Wirkung
lebender Kulturen von der Subcutis viel geringer als von der Bauch¬
höhle aus. Für diese Tatsachen versucht Verf. eine gemeinsame
Erklärung. — Lebende Kultur ergab sowohl bei intraperitonealer wie
bei subkutaner Einspritzung deutlich bessere Immunisierungserfolge
als tote. — Im Gegensatz zum Meerschweinchen klingt bei der Maus
die Immunität auffallend schnell ab, so daß sie schon nach 3 — 4 Wochen
kaum mehr nachweisbar war; entsprechende Beobachtungen bei der
Immunisierung von Mäusen gegen Pneumokokken machen es wahr¬
scheinlich, daß bei dieser Tierart die Immunität überhaupt schneller
erlischt als bei anderen Arten. Schill [Dresden).
Beckwith, T. D., II. Chemotherapyof experimental typhoid
carrier condition. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 457.)
Verf. stellte eine Reihe Versuche an, um die mögliche Wir¬
kungsweise gewisser chemischer Stoffe auf experimentell erzeugte
Typhusbazillenträger im Kaninchenversuch festzustellen. Er ver¬
wandte das Arsphenamin, das Neoarsphenamin, das Jodin und ver¬
schiedene saure Farbstoffe zu seinen Versuchen. Keiner dieser Stoffe
brachte eine entkeimende Wirkung hervor. Durch intravenöse In-
398
Paratyphus.
jektion einzelner Farbstoffe wurde lediglich eine vorübergehende
Veränderung des Keimgehaltes in den Organen erzielt. Dieterlen.
Gottschalk, S., Paratyphus. (D. m. W. 1924 S. 1414.)
In 8 durch Paratyphusbazillenfund in Blut und Stuhl gesicherten
Erkrankungen waren die rein klinischen Erscheinungen, entsprechend
der Konstitution des Erkrankten, sehr verschieden (akute oder ein¬
fache Gastroenteritis, leichter, mittelschwerer Typhus, Meningismus).
Man sollte bei den im Juni und Juli auftretenden akuten leicht
fieberhaften Gastritiden bakteriologisch Blut und Stuhl prüfen.
Georg Schmidt {München).
Cordes, Wilhelm und Nauck, Ernst Georg, Beiträge zur Klinik
und Bakteriologie des Paratyphus. (Arch. f. SchiffsHyg.
1924 S. 248.)
1. Beschreibung eines Falles von spontaner Milzruptur mit
nachfolgendem subphrenischen Abszeß bei Paratyphus B-Erkrankung.
2. Beschreibung eines Stammes, der sich kulturell wie Paratyphus B
verlief, serologisch aber auf kein Serum der Paratyphusgruppe re¬
agierte, selbst im Kaninchen keine Agglutinine bildete und in Bouillon
eigenartig plumpe Stäbchen mit zentraler Vakuole und intensiver
Färbung der etwas abgestumpften Enden bildete. E. Gildemeister.
Ändreewa, A. M. und Lesehtscli, A. M., Über zwei Fälle von
Paratyphus N im Kindesalter. (Jhrb. f. Kindhlk. 1924,104,
S. 98.)
Im Kindesalter sind bisher noch keine Fälle von Paratyphus N
beschrieben. In den beiden vorliegenden Fällen konnte die Diagnose
durch den Sektionsbefund bestätigt werden. Vielleicht handelt es
sich bei dem Bac. Paratyphus N um einen besonderen Colistamm,
der in gewissen Gegenden heimisch ist und unter dem Einfluß der
Rekurrensspirochäte virulent wird. v. Bemuth {Jena).
German, S. und Bessonowa, A., Bacterium paratyphi N2
und Bacterium enteritidis Gärtner. (Westnik Mikro-
biologii i Epidemiologii. 1924, 3, No. 1/2.)
Vergleichende serologische Studien haben die nahen verwandt¬
schaftlichen Beziehungen erwiesen, die zwischen B. paratyphi N2
und dem B. enteritidis Gärtner auf Grund des Agglutinationsresultates
zu bestehen scheinen. (Vgl. die Arbeit von Sütterlin im Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. Bd. 90 H. 6.) 0. Ha rtoch {Leningrad).
Duncan, J. T., A „new“ Salmonella from a case of enteric
fever. (J. of Hyg. 1924, 22, p. 402.)
Paratyphus.
399
Bei einer klinisch wie leichter Typhus verlaufenden Erkrankung
eines indischen Seemanns wurde aus dem Blut ein Angehöriger der
„Salmonella“-(Paratyphus B-)Gruppe gezüchtet. DerWidaldes Kranken
gegen den Eigenstamm war 1 : 500, gegen Suipestifer 1 : 80, gegen
die übrigen Mitglieder der Typhus-Paratyphus-Gruppe negativ. Der
Stamm war für weiße Ratten nur bei intraperitonealer Injektion,
nicht bei Verfütterung pathogen. Durch mehrere Testsera der Para¬
typhus B-Gruppe wurde er mitagglutiniert, absorbierte aber aus
ihnen kein spezifisches Agglutinin. Ein mit ihm gewonnenes Ka¬
ninchenimmunserum (Titer 1 : 20000) agglutinierte Paratyphus A kaum,
die meisten Angehörigen der B- und C-Gruppe mehr oder weniger
hoch. Nach Absorptionsversuchen scheint er mit einem 1917 in
London aus einem interkurrent erkrankten Affen gezüchteten „G“-
Stamm identisch zu sein, welcher der Hog-Cholera nahesteht.
C. Prausnitz ( Greifswald ).
Beck, A. und Huck, W., Beitrag zu den „Coli-Typhus“ -
Erkrankungen der Haustiere. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1924, 92, S. 397.)
Morphologisch, serologisch, biologisch mit Paratyphus B identische
Stämme wurden gezüchtet aus einem sekundär nach Viruspest infi¬
zierten Schwein, aus einem latent mit Paratyphus B infizierten, durch
anderweitige Injektionen geschwächten Kaninchen, aus einem spora¬
disch erkrankten Meerschweinchen und Stieglitz; aus 2 Hühnern ein
echter Hühnertyphus, weiter aus Hühnern und Puten atypischer
Paratyphus, sowie 2 Stämme zwischen Typhus und Hühnertyphus
stehend. Die nachgewiesenen Spontanerkrankungen in sonst seuchen¬
freien Beständen (Kaninchen, Meerschweinchen) mahnen zur Vorsicht
bei Versuchsanstellung mit paratyphusverdächtigem Material.
Noetel (. Landsberg a. W.).
Müller, M., Wie sind Befunde von Paratyphusinfektionen
der Schlachttiere in der Fleischbeschau zu werten,
und welche Rolle spielt hierbei die Typenfrage?
(D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 541.)
So lange es nicht möglich ist, die bei der bakteriologischen
Fleischuntersuchung gefundenen Paratyphusbakterien als für den
Menschen unschädlich zu erkennen, tut der die Verantwortung
tragende Praktiker gut daran, bei jeder bakteriologisch festgestellten
Paratyphusinfektion des Fleisches nach der Anweisung des Reichs¬
gesundheitsamtes das fragliche Schlachttier als genußuntauglich zu
begutachten. Aus diesem Grunde spielt auch die Typenfrage in
solchen Fällen keine Rolle. Verf. legt dagegen Wert auf den Grad
der Infektion und will bei hochgradigen Infektionen die Gefährlichkeit
400
Paratyphus.
für den Menschen ausgesprochen wissen, womit auch die sog. bipatho-
genen Infektionen erfaßt werden würden. Bei Beschränkung der
Infektion auf die inneren Organe kann das Fleisch nach Sterili¬
sierung im Kochapparat zum menschlichen Genüsse zugelassen werden.
Carl ( Karlsruhe ).
Lange, Bruno und Yoshioka, M., Beobachtungen über In¬
fektion und Immunität beim Mäusetyphus. (Zschr. f.
Hyg. 1924, 101, S. 451.)
Sowohl bei Mäusen, die eine Infektion überstanden haben bzw.
chronisch infiziert waren, als auch bei solchen, die mit abgetöteter
Kultur vorbehandelt waren, konnten Verff. eine gewisse Immunität
beobachten. Diese Immunität trat aber nicht regelmäßig auf; da,
wo sie vorhanden war, war sie meist nur von geringem Grade und
auch zeitlich begrenzt. Wichtig ist aber, daß ein Schutz zu erreichen
ist auf parenteralem Wege gegen die Infektion per os und zwar
auch durch Vorbehandlung mit abgetöteten Kulturen. Verff. führen
den Schutz auf eine spezifische Umstimmung des Gesamtorganismus,
nicht auf eine lokale Immunität des Darmes zurück. Schill {Dresden).
• •
Lange, Bruno, Uber die Infektion von weißen Mäusen auf
den natürlichen Wegen durch die Haut, die Mund-
und Darmschleimhaut, sowie die Augenbindehaut.
(Zschr. f. Hyg. 1924, 102, S. 224.)
Pathogene Mikroorganismen, die bei parenteraler Verimpfung
auf Mäuse sämtlich in gleicher Weise noch in kleinsten Mengen eine
akute Septikämie erzeugen, verhalten sich wesentlich verschieden,
wenn sie auf den natürlichen Wegen durch die Haut, durch die
Schleimhäute oder von der Lunge aus in den Körper eindringen. —
Die stärkste Wirkung kommt unter den vom Verf. untersuchten Er¬
regern hierbei den Mäusetyphusbazillen zu ; es folgen Hühnercholera-
und Rotlaufbazillen, wesentlich geringer ist die Wirkung von Strepto¬
kokken, am geringsten von Pneumokokken. — Von verschiedenen
Kulturen in derselben Bakterien art wirken diejenigen am stärksten,
welche auch bei subkutaner und intraperitonealer Verimpfung die
höchste Virulenz besitzen. „Tierische“ Bazillen übertreffen darin
manchmal selbst maximal virulente Kulturbazillen. — Bei natürlicher
Infektion können hochvirulente Bakterien noch in kleinsten Mengen
wirken. Aber auch mit Keimen, die auf den natürlichen Wegen
sehr schlecht infizieren, gelingt die Infektion, wenn sehr große
Mengen der Erreger verimpft werden. Bis zu einem gewissen Grade
kann also die Quantität der Erreger ihre Virulenz ersetzen. — Die
auf den natürlichen Wegen infizierenden Erreger infizieren nicht in
gleicher Weise besser auf dem einen als auf dem anderen Wege,
Paratyphus.
401
vielmehr war in gewissem Grade eine elektive Befähigung der patho¬
genen Keime für den einen oder den anderen Infektionsweg nachzu¬
weisen. — Die Wiederholung der Infektion erwies sich bei den
Mäusetyphusbazillen als wesentlich stärker wirksam als die einmalige
Infektion, bei den übrigen Erregern war sie zwar auch wirksam,
aber bei weitem nicht in demselben Grade. — Im Verlauf der Er¬
krankung nach natürlicher Infektion ist mit dem nach parenteraler
verglichen, langsamer, bei manchen Erregern oft ausgesprochen
chronisch. — Bei dem Durchtritt durch die Schleimhäute bzw. zu
zugehörigen Lymphdrüsen erleiden die pathogenen Keime offenbar
umfangreiche und tiefgehende Veränderungen, im besonderen eine
Virulenzabschwächung. Solche Veränderungen konnten in mehreren
Fällen durch Kultur- und Tierversuch nachgewiesen werden. — Die
volle Entfaltung seiner Schutzkräfte ist dem Organismus nur möglich,
wenn die Keime auf den natürlichen Wegen in ihn eindringen, nicht
bei parenteraler Infektion. — Aus der erfolgreichen Wirkung solcher
Abwehrkräfte und den hierdurch verursachten weitgehenden Schädi¬
gungen der eindringenden Keime erklärt sich das häufige Nicht¬
angehen von Infektionen sowie der vielfach gutartige und chronische
Verlauf der Erkrankung nach der natürlichen Infektion.
Schill {Dresden).
Lange, Bruno und Keschischian, K. H., Über Versuche, weiße
Mäuse durch Einatmung von Krankheitserregern zu
infizieren. I. Mitteilung. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 569.)
Bei den Inhalationsversuchen der Verff. gelang die Infektion
mit Mäusetyphusbazillen (auch mit kleinsten Bazillenmengen) regel¬
mäßig, die mit Streptokokken dagegen nur mit mittleren Keimmengen
in einem Teil der Fälle, die mit Pneumokokken niemals. — Der
Verlauf der Krankheit bei den infizierten Tieren entspricht im all¬
gemeinen demjenigen nach oraler, kutaner und konjunktivaler In¬
fektion und ist in dem besonderen Mechanismus der natürlichen In¬
fektion begründet. Die Keime unterliegen beim Eindringen in den
Körper auf den natürlichen Wegen der Wirkung der natürlichen
Schutzkräfte, hauptsächlich wohl der Schleimhäute selbst und der
lymphatischen Organe. Hierdurch ist nicht nur eine Verzögerung
der septischen Erkrankung, sondern auch das völlige Obsiegen ein¬
zelner Tiere über die Infektion vollkommen erklärt. — Der Erfolg
der Infektion entsprach, soweit sich hierüber schon jetzt ein Urteil
gewinnen läßt, einerseits durchaus der bei parenteraler Infektion
ermittelten Virulenz und der inhalierten Keimmenge der jeweils
verwandten Kulturen, andererseits der Resistenz der einzelnen Tiere,
die zum Teil nicht unbeträchtliche Schwankungen erkennen ließ.
Schill {Dresden).
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 17/18. 26
402
Paratyphus.
Neufeld, F., Experimentelle Epidemiologie. Kritischer
Bericht über einige neuere Forschungsergebnisse.
(Klin. Ws ehr. 1924 S. 1345.)
Die vom Verf. besprochenen Untersuchungen über „Epidemien
in einem , Mäusedorf “ sind unabhängig voneinander in England von
Topley und seinen Mitarbeitern und im Rockefeller-Institut durch¬
geführt worden. Verf. erörtert zunächst die Ergebnisse dieser Unter¬
suchungen, dann den Einfluß der Schutzimpfung auf den Verlauf von
Mäusetyphusepidemien, sowie den Einfluß der Virulenz und der
Quantität des Virus beim Mäusetyphus. Als Hauptergebnis zeigt
sich eine ausgezeichnete Übereinstimmung mit den bereits vorliegenden
historischen und statistischen Kenntnissen. Der Verlauf von Seuchen
wird im wesentlichen von 4 Faktoren beherrscht, nämlich von der
natürlichen Empfindlichkeit und der erworbenen Immunität der In¬
dividuen, sowie von der Virulenz und der Masse der Erreger. Be¬
züglich Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden.
Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Webster, Leslie T. and Pritchett, Ida W., Microbic virulence
and host susceptibility in paratyphoid-enteritidis
infection of white mice. I. The effect of diet on host
resistance. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 397.)
Weiße Mäuse, die mit einer vollständigen McCallum-Kost, be¬
stehend aus 67,5 Proz. Weizen, 15 Proz. Kasein, 10 Proz. Milchpulver,
1 Proz. NaCl, 1,5 Proz. CaC08 und 5 Proz. Butterfett, gefüttert waren,
erwiesen sich als widerstandsfähiger gegenüber Mäusetyphusinfektion,
Sublimat und Botulinustoxin als Mäuse, die mit Brot und pasteurisierter
Milch, ergänzt durch ein Hafermehl-Buchweizengemisch und Hunde¬
kuchen, ernährt waren. Kurt Meyer {Berlin).
Trawiriski, A., Paratyphus B-ähnliche Bakterien in den
Menschenfäces. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 356.)
Verf., der 91 Stämme, 18 aus den Fäces gesunder und 73 als
Begleitbakterien aus denen typhus- und dysenteriekranker Menschen
bzw. Rekonvaleszenten gezüchtet hat, die morphologisch dem Bazillus
Schottmüller gleichen, jedoch keine Schleimwälle bilden, kommt zu
dem Schluß, daß die Entscheidung, ob ein isoliertes Stäbchen als
B. parat. B Schottmüller anzusprechen sei, erst das Ergebnis der
Kreuzagglutination ermögliche. Es muß das mit dem fraglichen
Stamme gewonnene Immunserum außer dem homologen Stamm auch
den Kontrollstamm in ziemlich starker Verdünnung ausflocken, ge¬
schieht dies nicht, so ist nur an eine Mit- bzw. Paragglutination zu
denken. Handelt es sich aber um einen echten Paratyphus B-Stamm,
so flockt das mit diesem hergestellte Immunserum den zur Kontrolle
Paratyphus.
403
benutzten Paratyphus B in starker Verdünnung aus, auch wenn es
sich um einen schwach agglutinablen, also durch das Paratyphus B-
Immunserum nur in niedriger Verdünnung ausflockbaren Stamm
handelt. Noetel ( Landsberg a. W.).
Szallies , E. , Wärmeresistenz und Abtötungstempera¬
turen der Paratyphus B-Bakterien. (D. tierärztl. Wschr.
1924 S. 482.)
Durch Prüfung von 32 in der Hauptsache Sammlungsstämmen
auf Wärmeresistenz konnte Verf. 2 Gruppen feststellen: I. Wenig
resistente Stämme, a) 5 Gärtner-Stämme, b) 2 Abortus equi-Stämme,
frisch aus dem Tierkörper gezüchtet, c) 3 Suipestiferstämme. II. Re¬
sistente Stämme: a) 7 Suipestiferstämme, b) 5 Breslau-Stämme,
c) 6 Abortus equi-Stämme, d) 3 echte Fleischvergifterstämme,
e) 1 Ratinstamm. Auf Grund dieser Versuche könnten die Gärtner-
Bakterien von den übrigen eventuell getrennt werden. Allerdings
müßte erst festgestellt werden, ob das erwähnte Verhalten dieser
Bakterien ein Kriterium derselben darstellt, oder ob es auf andere
Gründe, z. B. Alter der Kultur, Art der Züchtung usw. zurückzu¬
führen ist. Carl ( Karlsruhe ).
Combiesco, Dv Recherches sur les modifications anti-
geniques du Bacille paratyphique B. (C. r. Soc. de Biol.
1924, 91, p. 732.)
Nachdem Verf. bereits früher nachgewiesen hat, daß gewöhnliche
Paratyphus B-Bazillen von dem Serum eines Kaninchens nicht agglu-
tiniert werden, wenn zur Immunisierung des Tieres mit Kaninchen-
Oxalatblut vorbehandelte Paratyphus B-Bazillen verwandt werden,
teilt er nunmehr mit, daß es unter analogen Bedingungen bei der
überwiegenden Mehrzahl der immunisierten Tiere auch nicht zur
Bildung komplementbindender Antikörper kommt. Verf. verwendet
die Ergebnisse seiner Experimente, um zu erklären, warum frisch
aus dem Organismus, besonders aus dem Blut isolierte Bakterien¬
stämme häufig noch nicht agglutinabel sind. Es handelt sich nicht
um eine Mutation, da die gleichen Veränderungen des Antigens
auch mit auf 60° erhitzten Bakterien zu beobachten sind. Frigg e.
Orcutt, Marion L., Flagellar agglutinins. (J. of exper. M.
1924, 40, p. 43.)
Ein Hogcholerastamm spaltete auf Agarplatten Kolonien von
unbeweglichen, geißellosen Bazillen ab. Ein mit diesen Bazillen er¬
zeugtes Serum agglutinierte beide Typen in gleicher Höhe, während
ein mit dem beweglichen Typus hergestelltes Serum die beweglichen
Stäbchen 1:20480, die unbeweglichen 1:640 agglutinierte. Die un-
26*
404
Paratyphus.
beweglichen Bazillen bildeten kleine kompakte Klumpen, während die
beweglichen zarte, lockere Klumpen bildeten. Die mit dem „unbeweglichen
Serum“ agglutinierten beweglichen Bazillen zeigten trotz der Haufen¬
bildung noch Eigenbewegung. Der Verlust der Geißeln bewirkte
also eine Änderung im serologischen Verhalten der Bazillen, woraus
sich das Vorkommen spezifischer Geißelagglutinine ergibt. Diese
konnten rein gewonnen werden durch Immunisierung von Kaninchen
mit einer Geißelsuspension, die durch Schütteln beweglicher Bazillen
mit NaCl-Lösung und Entfernen der Bazillenleiber durch stunden¬
langes Zentrifugieren hergestellt wurde. Das Geißelantiserum agglu-
tinierte nur die beweglichen Bazillen und rief in der Geißelsuspension
eine lockere Fällung hervor, während es die unbeweglichen Bazillen
unbeeinflußt ließ. Damit ist bewiesen, daß die Geißeln ein spezi¬
fisches Antigen enthalten. Ihre Sonderstellung gegenüber dem Bak¬
terienleib ergibt sich ja schon daraus, daß sie sich mit den ge¬
wöhnlichen Farbstoffen nicht färben. Kurt Meyer {Berlin).
♦
Seligmami, E., Neues aus der Enteritisgruppe. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 288*.)
Kritischer Versuch des Nachweises, ob ein Gärtner-Stamm sich
in einen Typhusstamm umwandeln kann. Ausgang von einem Gärtner-
Stamm, der kulturell dem echten Typhusbazillus glich und agglu-
tinatorisch von Typhusserum sehr hoch beeinflußt wurde. Die Form
der Ausflockung in den verschiedenen Antiseren, der Versuch der
Differenzierung thermostabiler und labiler Rezeptoren die Bindungs¬
versuche nach C a s t e 1 1 a n i ergaben jedoch kein eindeutiges Resultat
trotz kulturell und serologisch enger Verwandtschaft mit den Typhus¬
bazillen. Bei weiterer Beobachtung zeigte sich aber, daß eine der
Tochterkulturen des fraglichen Stammes das Gasbildungsvermögen
wiedergewonnen hatte. Gegenüber allen Artumwandlungen ist größte
Zurückhaltung der Beurteilung am Platze. Noetel (. Landsberg a. W.).
Steinberg, Ph., Zur Differenzierung der Paratyphus¬
bakterien. (D. tierärzl. Wschr. 1924 S. 343.)
Das Untersuchungsmaterial bestand in 11 Laboratoriumsstämmen
menschlicher Herkunft (Kieler Stämme), 31 aus Schweinen gezüch¬
teten Laboratoriumsstämmen und 3 frisch aus Schweinen isolierten
Stämmen. Ergebnisse: 1. Die Gelatineschrägkultur und der Kolonie¬
typus leisten als Differenzierungsmittel innerhalb der Paratyphus¬
gruppe wertvolle Dienste, jedoch kann auch mit Hilfe dieser Methoden
bei Laboratoriumsstämmen nicht in jedem Falle eine sichere Ent¬
scheidung getroffen werden. Ob bei frisch isolierten Stämmen eine
restlose Eingruppierung möglich ist, soll nicht entschieden werden,
da die Zahl der frisch isolierten Stämme zur Entscheidung dieser
Paratyphus. — Fleischvergiftung.
405
Frage zu klein ist. Immerhin war es mittels dieser Methoden
möglich, 29 Proz. der Tierstämme als Paratyphus B- (Schottmüller),
29 Proz. als Breslau- und 38,5 Proz. als Gärtner- Stämme zu identi¬
fizieren. 2. Der Fütterungsversuch zwecks Abtrennung der Suipestifer-
stämme von Paratyphus B-(Schottmüller-)Stämmen ist bei Labora¬
toriumsstämmen nicht zulässig. Sein Wert bei frisch isolierten
Stämmen kann hier nicht beurteilt werden, da wegen Mangels an
solchen eine Prüfung nach dieser Richtung hin nicht yorgenommen
werden konnte. Carl ( Karlsruhe ).
Beck, A. und Huck, W., Zur Typenfrage in der Paratyphus-
Enteritisgruppe. (Tierärztl. Rdsch. 1924, 30, S. 543.)
Im Gegensatz zu den Angaben von Liitje gelang es den Verff.
nicht, mittels der Sternschen Fuchsin-Glyzerinbouillon eine Trennung
von Breslau- und Gärtner-Stämmen zu erzielen. Die von Bitter
für die Trennung von Breslau- und Schottmüller-Stämmen fest¬
gestellten Unterscheidungsmerkmale konnten in vollem Umfang nur
bei besonders gut differenzierten Stämmen ermittelt werden; andere
Stämme zeigten mehr oder weniger starke Abweichungen sowohl in
ihrem biochemischen und kulturellen, als auch in ihrem serologischen
Verhalten. Mit der Einschränkung, daß Abweichungen von dem
seitens der Kieler Schule festgelegten Normaltyp Vorkommen können,
halten Verff. die Kieler Methode für eine geeignete Basis, auf deren
Grundlage es zusammen mit einer verbesserten serologischen Unter¬
suchungstechnik möglich sein dürfte, größere Klarheit in das noch
verwickelte Paratyphus- und Fleischvergiftungsproblem zu bringen.
Zeller [Berlin).
Jordan, E. 0., Bacilli of the paratyphosus B group. Differ¬
entiation of the paratyphoid-enteritidis group. VII.
(J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 567.)
Verf. möchte die beiden Typen der Paratyphus-Enteritidis-
Gruppe, die sich nur serologisch, aber nicht kulturell voneinander
unterschieden, als Typus Schottmüller für Paratyphus B im engeren
Sinne und Typus Aertrycke als Enteritidis-Typ benannt wissen.
Dieterlen [Bottweil).
Kuppelmayr, Zur Kasuistik der Fleisch vergift ungen.
(Zschr. f. FleischHyg. 1924, 34, S. 181, 195 u. 213.)
Zusammenstellung der in den Jahren 1913 — 1922 zur amtlichen
Kenntnis des Reichsgesundheitsamtes gekommenen 157 einzelnen
Fleischvergiftungen mit etwa 12327 Erkrankungs- und 96 Todes¬
fällen. Die meisten Erkrankungen sind nach dem Genuß von
Pferdefleisch entstanden (5440 mit 63 Todesfällen). Die Erkran-
406
Fleischvergiftung. — Botulinus.
kungen nach dem Genuß von Rindfleisch betragen demgegenüber
nur ein Drittel (1948 mit 6 Todesfällen), bei Schweinefleisch etwa
nur ein Siebentel (809 mit 10 Todesfällen), bei Kalbfleisch nur ein
Sechsundzwanzigstel der Zahlen, die für Pferdefleisch in Betracht
kommen. Über die Hälfte aller aufgeführten Erkrankungen (6243)
sind auf Hackfleisch, davon allein auf Pferdehackfleisch 4388 Er¬
krankungen, zurückzuführen. Als Ursache der Fleischvergiftungen
wurden in 61 Fällen (40 Proz.) mit 7208 Erkrankungen (58 Proz.)
der Bac. paratyphi B, in 19 Fällen (12 Proz.) mit 1660 Erkrankungen
(13 Proz.) der Bac. enteritidis Gärtner, ferner Bac. paratyphi B zu¬
sammen mit Bac. enteritidis Gärtner, bzw. B. coli, bzw. Bac. enteri¬
tidis Breslau nachgewiesen. B. coli wurde in 2 Fällen, B. enteritidis
Breslau in 3 Fällen, B. proteus vulgare in 5 Fällen und Pseudo¬
ruhrbazillen in 1 Fall als Ursache der nach Fleischgenuß auf¬
getretenen Erkrankungen angesehen. Die Mehrzahl der Fälle von
Fleischvergiftungen ereignete sich in den Monaten Mai bis Ok¬
tober (102), insbesondere im Juli und August (39). Ein Drittel aller
Fälle war auf den Genuß des Fleisches notgeschlachteter Tiere
zurückzuführen mit 6969 Krankheitsfällen (56 Proz.). Durch Vor¬
nahme der bakteriologischen Fleischuntersuchung in allen Fällen von
Notschlachtungen hätte demnach mehr als die Hälfte aller mitge¬
teilten Erkrankungen an Fleischvergiftungen verhütet werden können.
Poppe (Rostock).
Jordan, E. 0. and Geiger, J. Two „food poisoning“ out-
breaks apparently due to bacilli of the paratyphoid
enteritidis group. (J. of inf. Dis. 1923, 32, p. 471.)
Bei einer Nahrungsmittelvergiftung in einem College im Staate
Illinois konnte eine Cremesauce als Ursache eruiert werden. Sowohl
aus dieser Sauce wie aus den Dejekten der Kranken konnten Para¬
typhus A-Bazillen isoliert werden. Bei einer weiteren Vergiftung
in einer Schule im Staate Alabama konnte aus Fleischproben ein
Paratyphus B-Stamm isoliert werden, der sich auch serologisch als
die Ursache der Vergiftung nachweisen ließ. Dieterlen (Rottweil).
de Lavergne, Y., Recherches biologiques ä l’occasion
d’un cas de botulisme. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 689.)
Die bakteriologische Diagnose des Botulismus ist oft sehr
schwierig, da bei Feststellung der klinischen Symptome die Kon¬
serven meist nicht mehr zu finden sind. Die vom Verf. angestellten
Versuche waren von der Idee geleitet, daß im Serum der Patienten
spezifisches Antitoxin zu finden sein müßte. Intrakutane Injektion
beim Meerschweinchen — und beim Menschen — verursacht aller¬
dings keinerlei Lokalreaktion. Der Versuch, in Analogie zur Schick-
Botulinus.
407
sehen Diphtheriereaktion eine Botulismusreaktion bzw. ihre even¬
tuelle Unterdrückung durch neutralisierendes Antitoxin nachzuweisen,
war somit undurchführbar. Ebenso gelang es nicht, mit Patienten¬
serum eine nachweisbare Abschwächung von Botulismustoxin bei
subkutaner Prüfung am Meerschweinchen festzustellen. Auch die
intracerebrale Prüfung ergab negative Resultate, obwohl sich die
Wirkung des Toxins hier schon bei Verwendung schwächerer Dosen
manifestiert. Prigge { Frankfurt a. M.).
Burke, G. S., Studies on the thermal death time of spores
of Clostridium botulinum. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 274.)
Die Sporen des Botulinus brauchen zur Sprossung unter
optimalen Wachstumsbedingungen verschieden lange Zeit. Sie können
sich im Ruhezustand bis zu 144 Tagen erhalten, wachsen dann aber
doch noch und produzieren ein starkes spezifisches Gift. Die Ursache,
warum manche Sporen solange im Ruhezustand bleiben, vermutet die
Verf. in der relativen Durchlässigkeit der Sporenwand, sowie in be¬
stimmten Umgebungsbedingungen. Dieterlen {Kottweil).
0
Coleman, G. E., Germination of spores ofB. botulinus in
collodion sacs in abdomen of guinea-pigs and rabbits.
(J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 384.)
Die erhitzten Sporen von B. botulinus entwickeln sich frei, die
entstehenden Bazillen vermehren sich und bilden Toxin, wenn sie in
Kollodiumsäcken eingeschlossen in die Bauchhöhle von Meerschwein¬
chen und Kaninchen gebracht werden. Das Botulinusgift dialysiert
nicht in vitro, auch dialysiert das in den Kollodiumsäcken von der
Keimung der Sporen stammende Gift nicht in die Körperflüssigkeit
der Meerschweinchen und Kaninchen. Dieterlen {Rottweil).
Weinberg, M. et Goy, P., Recherches sur la toxine botu-
linique. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 269.)
Verff. konnten ein hochaktives Botulinustoxin durch Züchtung
des Bazillus in Fleischkonserven (in gewöhnlichen Konservenbüchsen)
gewinnen. — In Verfolg der R am on sehen Arbeiten über das
Diphtherie- Anatoxin konnten sie ein hochwertiges Botulinustoxin
durch Formol- und Wärmeeinwirkung zunächst abschwächen und
••
schließlich völlig atoxisch machen. Ähnliche Resultate mit den
Anaerobiern der Gasphlegmone (die Anatoxinbildung geht liier
schneller vor sich als beim B. botulinus). Prigge {Frankfurt a. M).
Starin, W. A. and Dack, G. M., Agglutination studies of
Clostridium botulinum. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 167.)
Die Immunisierung von Kaninchen durch junge vegetative Zellen
von CI. botulinum, CI. sporogenes und CI. putrificum bewirkt eine
408
Coli.
Bildung von spezifischen Agglutininen ; es genügen dabei schon
3 intraperitoneale Injektionen, um beträchtliche Agglutinin werte
hervorzurufen. Injektion von Sporen dieser Stämme bewirkt keine
Agglutininbildung. Kaninchen ertragen auch die Behandlung mit
Sporen schlecht und gehen meist nach 5—7 Injektionen ein, während
sie die Behandlung mit vegetativen Keimen gut ertragen. Der er¬
haltene Titer des Serums schwankt zwischen 1 : 250 und 1 : 2000.
Dieterlen {Rottweil).
Wichels, Paul, Über das Vorkommen von Bacterium coli
im Inhalt des nüchternen Magens bei perniziöser
Anämie. (Zschr. f. kl. M. 1924, 100, S. 535.)
Verf. hat den Magensaft bei verschiedenster Acidität und bei
den verschiedensten Krankheiten an einer größeren Zahl von Patienten
bakteriologisch untersucht. Besonderer Wert wurde auf den Nach¬
weis des dünndarmfremden Bacterium coli gelegt. Der ausgeheberte
Magensaft wurde zu diesem Zwecke auf Endoagar und meist auch
auf Nähragar verimpft, nach 1 — 2 tägiger Bebrütung wurden die ge¬
wachsenen Kolonien mit den üblichen Methoden färberisch und kul¬
turell untersucht. Es ergab sich, daß der Inhalt des nüchternen
Magens normalerweise, bei Ulcus ventriculi, Anacidität und Achylie
ohne Komplikationen im allgemeinen steril ist. Dagegen wurden
bei perniziöser Anämie und Magenkarzinom fast regelmäßig größere
Mengen von Colibakterien im Safte des nüchternen Magens gefunden.
Der Regelmäßigkeit des Colibefundes im nüchternen Magensafte bei
perniziöser Anämie kommt anscheinend differentialdiagnostische Be¬
deutung ZU. W. Gaehtg ens [Hamburg).
Catel, W., Zur Pathogenese der akuten alimentären Er¬
nährungsstörungen. 13. Mitteilung: Über Art und
Mengenverhältnis der Gärungssäuren bei Vergärung
von Magermilch durch Enterokokken und Colibak¬
terien. (Jahrb. f. Kinderhlk. 1924, 106, S. 145.)
Colibakterien bilden bei der Vergärung von Kohlehydraten vor¬
wiegend flüchtige Fettsäuren und wenig Milchsäure, Enterokokken
dagegen die ersteren nur in geringer Menge, letztere hauptsächlich.
Damit findet die Anschauung von der relativen Harmlosigkeit der
Enterobakterien und der Bedeutung der Colibakterien für das Zustande¬
kommen akuter Dyspepsien eine neue Stütze. v. Bemuth [Jena).
Bemaus, T. H. C., Furth er experiments with fixation
areas, bearing on the pathogenicity of Bacillus coli
in peritoneal infections. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924,
5, p. 123.)
Coli. — Ruhr.
409
Das Peritoneum normaler Kaninchen hat die Fähigkeit, eine
große Zahl lebender Colibazillen in kurzer Zeit abzutöten. Die Zer¬
störung erfolgt auf dem Wege der Lyse. Phagocytose spielt keine
Rolle. Durch Injektion von 5 ccm einer öproz. Traganthgummi-
lösung wird die Schutzeinrichtung unwirksam gemacht. Die Bak¬
terien vermehren sich, treten ins Blut über und töten das Tier in
wenigen Stunden. Bei nicht zu schnellem Verlauf läßt sich eine
besonders starke Hyperämie des Dickdarms und der Tuben feststellen.
Wird Gummi in die Bauchhöhle und werden Colibazillen intravenös
injiziert, so treten diese ins Peritoneum über, aber nicht in ge¬
nügender Zahl, um eine schwere Infektion zu erzeugen. Wird gleich¬
zeitig Galle ins Blut oder in die Bauchhöhle injiziert, so erfolgt ein
• •
schneller Übertritt der Colibazillen in das Peritoneum, und es kommt
zur tödlichen Infektion. Offenbar verändert die Galle die Endothelien
des Peritoneums in einer Weise, daß sie für Bakterien permeabel
werden. Bei intravenös mit Colibazillen immunisierten Kaninchen
werden ins Blut eingespritzte Bazillen viel schneller zerstört als bei
un vorbehandelten Tieren. In vitro *zeigt ihr Serum jedoch keine
erhöhte bakterizide Wirkung. Bei den immunisierten Tieren bleibt
die infektionsbegünstigende Wirkung der Injektion von Gummi und
Galle aus. Kurt Meyer {Berlin).
Groetschel, Negative Eijkmansche Probe bei positivem
Colibefund im Wasser. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92,
S. 470.)
Bei stark colihaltigen Wässern kann die Eijkman-Probe negativ
ausfallen, wenn diese Wässer N205 in größerer Menge enthalten.
Allem Anschein nach liegt die Grenze bei einem Gehalt von 100 mg
im Liter. Der bei der Gärung entwickelte Wasserstoff reduziert in
statu nascendi die Nitrate zu Nitriten. Er tritt deshalb als Gas
nicht zutage, die Wirkung ist aber daran erkennbar, daß das
nitrathaltige, aber vor der Bebrütung nitritfreie Wasser nachher einen
starken Nitritgehalt aufweist. Die bei dem Gärungsprozeß ent¬
stehende C02 kann sich im Wasser lösen. Dieser Umstand ist neben
den bisher bekannten Gründen für negativen Ausfall der Eijkman-
Probe — zu geringer Keimgehalt oder mangelndes Vermögen der Coli-
bakterien, bei 46° zu vergären — zu berücksichtigen. Noetel.
Cunningham, J., Theodore, J. H. and Krishnan, K. V., Furt her
observations on latent dysenter y. (Ind. J. of med. Re¬
search. 1924, 12, p. 83.)
Eine latente Form der Dysenterie kommt in Indien vor. Die
Träger scheiden zeitweise Blut und Schleim aus, in dem unter Um¬
ständen Dysenteriebazillen gefunden werden, befinden sich aber
410
Ruhr.
sonst leidlich wohl und entgehen so leicht der Kontrolle. Fälle von
längerer Diarrhoe, die sich sonst nicht erklären läßt, sollen immer
als latente Dysenterie aufgefaßt werden. Die makroskopische Unter¬
suchung der Stühle der ganzen Bevölkerung ist die leichteste und
praktischste Methode, latente Fälle zu entdecken. Verff. sprechen
von einem Dysenterieindex, der Verhältniszahl der gefundenen Fälle
von latenter Dysenterie. (Ref. kann aus eigener Erfahrung in Neu¬
guinea die Durchuntersuchung der Stühle der ganzen Bevölkerung
einer Dorfschaft oder Pflanzung zur Bekämpfung einzelner Ruhr¬
epidemien nur empfehlen. Die ganze Bevölkerung einer Dorfschaft
oder die Belegschaft einer Pflanzung bekam 1 Löffel Rizinusöl und
mußte ihre Fäces am Strand deponieren. So konnten im Verlauf von
kurzer Zeit die Verdächtigen isoliert und behandelt werden. Der
Erfolg war jedesmal gut: eine beginnende Epidemie konnte so im
Keime erstickt werden.) Di et er len {Rottweil).
Müller, J., Zur Klinik und Therapie der Dysenterie im
Säuglings- und Kleinkindesalter. (Arch. f. Kindhlk. 1924,
74, S. 115.)
Die Schwere der Erkrankung hängt nicht allein von der Art
des Dysenterieerregers ab, wenn auch die schwersten Erkrankungen
meist durch Shiga-Kruse verursacht werden. Der Nachweis der
Erreger im Stuhl ist nicht leicht und gelingt höchstens in der
Hälfte der Fälle. Unbedingt zuverlässig ist auch die Serumreaktion
nach Widal nicht, besonders beim Säugling, der noch ein schlechter
Agglutininbildner ist. Bei Säuglingen unter 1/2 Jahr ist ein positives
Ergebnis nicht zu erwarten, bei älteren Säuglingen tritt die Reaktion
erst nach 2 — 3 Wochen, bei Kleinkindern nach 8—10 Tagen, bei
größeren Kindern nach 3—4 Tagen ein. Die Mortalität ist im
Säuglingsalter am größten und nimmt dann allmählich ab. Von
großem Einfluß ist die Konstitution. Auffallend war, daß bei der
Hälfte der Todesfälle schon vorher eins oder mehrere Geschwister
irgendeiner Infektionskrankheit in gleich kurzer Zeit erlegen waren.
Es handelt sich dabei anscheinend um eine familiäre Resistenzlosigkeit.
In der Behandlung wird von Laxantien und Darmspülungen Abstand
genommen und möglichst bald zu ausreichender Ernährung über¬
gegangen, wobei Molkenzusatz bevorzugt wird. v. Bemuth {Jena).
• •
Gottschalk, Charlotte, Uber Beobachtungen am Blutbilde
bei einer Rühren dem ie. (M. m. W. 1924 S. 1358.)
Verf. stellte bei einer Ruhrendemie bei 61,1 Proz. der Kranken
eine Aneosinophilie, bei den anderen Kranken eine Verminderung
der eosinophilen Zellen fest. Nach Ablauf der Seuche hob sich
durchweg die Eosinophilenzahl zur Norm (2—4 Proz.), in einzelnen
Ruhr.
411
Fällen bildete sich eine Eosinophilie ans. Bei schweren Durchfällen
infolge Darmtuberkulose, Sublimatvergiftung, Darmkrebs fehlten die
Eosinophilen ebenfalls, bei Kranken mit leichten Durchfällen anderer
Art war ihre Zahl dagegen nicht herabgesetzt. Als Ursache der
Aneosinophilie bei Ruhr ist wohl nicht das spezifische Ruhrgift, son¬
dern die toxisch-infektiöse Darmerkrankung als solche anzusehen.
W. Gaehtgens {Hamburg).
Pozerski, E., Sur l’excretion de composes phosphores par
les bacilles de Shiga. Modification de cette pro-
priete lorsque les microbes ont pousse sur un milieu
parti ellement deshydrate. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 602.)
Bringt man auf festen Nährböden gewachsene Shiga-Bazillen in
steriles destilliertes Wasser, so scheiden sie, solange sie lebend sind,
Phosphorverbindungen aus. Shiga-Bazillen die auf wasserarmen
Nährböden gezüchtet sind, besitzen — abgesehen von anderen Unter¬
schieden — die Fähigkeit zur Phosphorausscheidung in sehr viel
höherem Maße als normale Bazillen. Prigge {Frankfurt a.M.).
Acel, D. und Acel-Yeesei, A., Über die „physiologische“
Agglutination des Y-Dysenteriebazillus. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 368.)
Retroplazentarsera agglutinieren Y-Stämme im einzelnen ver¬
schieden stark, im allgemeinen aber in viel höherem Prozentsatz
und stärkerer Verdünnung als Nabelschnurblutsera, und zwar können
die Bakterien aus dem Retroplazentarserum ungefähr die doppelte
Menge Agglutinin binden als aus dem Nabelschnurblutserum. Auch
treten die Retroplazentaragglutinine in viel festere Bindung zu den
Bazillen und verhalten sich wie spezifische Immunagglutinine. Hin¬
gegen sind die Agglutinine des Nabelschnurblutserums mit den sog.
normalen Agglutininen identisch. Das Agglutinin des mütterlichen
Organismus dringt nie durch die Plazenta in den fötalen Organismus
ein. Es können sich also unter physiologischen Umständen ohne
spezifischen Reiz Agglutinine mit den Eigenschaften der spezifischen
Immunagglutinine bilden. Noetel {Landsberga. W.).
9 9
Kondo, Seigo, Uber die Auswertung der antitoxischen
Dysenteriesera am Kaninchen. (M. m. W. 1924 S. 1360.)
Verf. hat die Angabe von Zangger, daß völlig neutrale Dysen¬
terietoxinserumgemenge fast sicher weder auf weiße Mäuse noch auf
Kaninchen zu wirken vermögen, einer Nachprüfung unterzogen. Zu
diesem Zwecke hat er den Antitoxingehalt einiger im Mäuseversuch
ausgewerteter Dysenteriesera mittels verschiedener Shiga-Kruse-Toxine
412
Kuhr.
an Kaninchen bestimmt. Die Auswertung des Antitoxingehaltes er¬
folgte teils im Mischungsversuch, teils nach der von Kraus und
Doerr angegebenen Getrenntmethode. Von den Giften wurde ein
Vielfaches der tödlichen Minimaldosis verwandt. Bei den Mischungs¬
versuchen wurde diese Giftmenge mit fallenden Serummengen ver¬
mischt und nach % stündigem Digerieren Kaninchen intravenös in¬
jiziert. Bei den Getrenntversuchen wurde den Tieren das Toxin in
die eine und sofort danach das Serum in die andere Ohrvene ein¬
gespritzt. Es ergab sich, daß die im Mischungsversuch an Kaninchen
erhaltenen Ergebnisse mit den an Mäusen nach derselben Methode
festgestellten Antitoxinwerten weitgehend übereinstimmen. Das
Kaninchen bietet aber als Versuchstier, abgesehen von den höheren
Tierkosten, gegenüber der weißen Maus keine Vorteile, da sich bei
ihm die individuellen Resistenzunterschiede in hohem Maße bemerkbar
machen, so daß auch bei Verwendung großer Tierreihen keine so
exakten Werte wie beim Mäuse versuch erhalten werden. Die Ge¬
trenntmethode ist für praktische Zwecke wegen der sehr unregel¬
mäßigen Resultate nicht zu gebrauchen. W. Gaehtgens {Hamburg).
Lawson, Wilkins and Wells, H. S., Immunizationof children
against Flexner dysenter y. (J. of Americ. med. Ass. 1924,
82, p. 1599.)
70 Kinder einer Anstalt, in der Flexner-Dysenterie endemisch
herrschte, wurden mit monovalenter Flexner- Vaccine geimpft, deren
Stamm aus einem der Patienten isoliert war. Es wurden 3 Dosen
von 250, 500 und 1000 Millionen subkutan gegeben. Unter den
70 Kindern zeigten nur 2 eine Allgemeinreaktion, die Verff. auf un¬
saubere Herstellung des Impfstoffes zurückführt. In den 2 Monaten
vor der Impfung erkrankten 10 Kinder an Dysenterie, ohne daß es
mit den üblichen Mitteln gelang, die Ausbreitung der Krankheit zu
verhüten. Nach der Impfung erkrankte nur noch 1 Kind an Dys¬
enterie. Definitive Schlußfolgerungen über den Wert der Impfung
lassen sich aus den einzelnen Fällen noch nicht ziehen. Möllers.
Anglade, Note concernant un essai de vaccination locale
de 1’ intestin contre la dysenterie, d’apres le procede
d e B e s r e d k a. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 395.)
Während einer Dysenterieepidemie unter der Versailler Gar¬
nison wurden in größerem Umfang Immunisierungsversuche auf oralem
Weg nach der Besr edkaschen Methode vorgenommen. Bei den
Truppenteilen, an denen Impfversuche angestellt wurden, erkrankten
7,6 Proz. der Immunisierten und 40,1 Proz. der Nichtimmunisierten.
Bei den übrigen Truppenteilen erkrankten 26,8 Proz. der Gesamt¬
mannschaft. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Ruhr. — Augenkrankheiten.
413
Antonowsky, A., Essai de vaccination antidysenterique
per os, d'apres le procede de Besredka. (C. r. Soc. de
Biol. 1924, 90, p. 564.)
Verf. berichtet über sehr ermutigende Resultate, die er mit der
nach Besredkas Vorschlag durchgeführten peroralen Immunisierung
gegen Dysenterie erzielt hat. Prigge {. Frankfurt a. M.).
Ziemann, Hans, Zur medikamentösen Ruhrtherapie. (D. m.
W. 1924 S. 1221.)
Rizinusöl entleert den Darm. Dann wird er mit Karlsbader
Salz hyperämisiert, hierauf mit Bismut. subnitr. desinfiziert und
adstringiert. Mit Koliken und Tenesmen' schwinden alsbald Ruhr¬
bazillen und Amöben. Praktische Erfolge an der Kriegswestfront
in Syrien und Palästina. Die Kur macht unabhängig von der grund¬
sätzlich allerdings erstrebenswerten bakteriologischen Diagnose, setzt
sofort ein, ist billig, schafft keinen Widerwillen. Georg Schmidt.
Jacobi, Erich, Erfolge mit Yatren bei Ruhr. (D. m. W. 1924
S. 1614.)
Nach Erschöpfung sonstiger Behandlung bei schwerer Y-Bazillen-
ruhr hatte Yatreneinnahme Erfolg. Das Mittel wirkt spezifisch, des¬
infizierend, adstringierend, chemotaktisch, sowie als Reizkörper. Es
bewährte sich ferner an Ruhrbazillenträgern und ist auch für Typhus¬
bazillenträger ZU empfehlen. Georg Schmidt {München).
Aubaret, Rouslacroix et Herrmann, Formes evolutives des
lesions trachomateuses. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 291.)
Bei der histologischen Untersuchung eines Trachomfalles wurden
dreierlei verschiedene korpuskuläre Formelemente fraglicher Natur
gefunden. Prigge {Frankfurt a. M.).
Knorr, M., Untersuchungen über den Erreger der ägyp¬
tischen Augenentzündungen (Koch-Weekssches Bak¬
terium) und seine Beziehungen zum Pfeifferschen
Influenzabazillus. I. und II. Mitteilung. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 371 u. 385.)
Der Koch-Weeksbazillus weist 3 den 3 des Influenzabazillus
entsprechende Typen auf, und zwar kann der einzelne Typ, der jedoch
nicht vom anderen als eigene Art morphologisch abgegrenzt werden kann,
dauernd oder zeitweilig in den anderen Umschlagen. Beide, Koch-Weeks-
und Pfeiffer-Bazillen zeigen lebhafte Molekularbewegung, verhalten
sich färberisch gleich und bilden gleichgestaltete Degenerations¬
und Involutionsformen. Die Kolonieform beider, je nach dem Nähr¬
boden verschieden aussehend, ist auf dem gleichen Nährboden für
414
Augenkrankheiten. — Kondylome.
beide stets gleich. Zum Wachstum sind für beide Arten die in den
roten Blutkörperchen enthaltenen, im Schrifttum mit V und X be-
zeichneten Stoffe nötig. Zerstörung des V-Körpers durch frisches
aktives Hammelserum beeinträchtigt und hindert das Wachstum
beider in gleicher Weise. Das Agens des Hammelserums wird durch
halbstündiges Erwärmen auf 60° unwirksam gemacht, durch keim¬
freie Filtration mehr oder weniger zurückgehalten, bleibt jedoch bei
8 — 12 tägigem Auf bewahren aktiven frischen Serums bei 37 0 unver¬
ändert. Dem Y-Körper der roten Blutkörperchen gleichwertig und
auch wohl gleichartig wird ein Körper auch von Ammen (Kokkenart)
gebildet. Ein Übermaß der V- und X-Körper, der das Wachstum
vermindern kann, kann durch entsprechendes Kochen auf die günstigste
Konzentration zurückgeführt werden. Auch ein Mißverhältnis beider
kann durch Ammen teilweise behoben werden, so daß eine 2. Funktion
der Ammen neben der Spendung der V-Körper angenommen werden
muß. Bei allen diesen fein eingestellten Versuchen war das Verhalten
beider Bakterienarten gleich, sie haben also eine besondere Bedeutung
für die Feststellung der Richtigkeit der Annahme, daß Koch-Weeks-
und Pfeiffer-Bazillen artgleich sind. Bei beiden Arten kommt Normal¬
agglutination, weitgehend vom Alter der Kultur abhängig, vor. Mit
spezifischen Kaninchenseris war weder Unterscheidung noch Identi¬
fizierung der einzelnen Typen des Koch- W eeks-Bazillus und des Influenza¬
bazillus möglich. Die Sera von Kranken, die an Koch-Weeks-Binde-
hautkatarrh litten, agglutinierten den Eigenstamm sehr gut, flockten
aber auch andere Koch-Weeks- und Influenzabazillenstämme der ver¬
schiedenen Typen aus, ebenso wie von den Seris Influenzakranker
Koch-Weeks- und Influenzabazillen agglutiniert wurden. Influenza¬
bazillenextrakte wurden von Seris, die mit Koch-Weeks-Bazillen her¬
gestellt waren, häufig, jedoch nicht immer, präzipitiert. Es war also
weder morphologisch noch serologisch eine Unterscheidung der Koch-
Weeks-Bazillen von Influenzabazillen möglich. Noetel.
Durand, Paul, Milieux de culture pour le Bacille de
Weeks. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 77.)
Beschreibung eines Blutagars (eventuell mit Natriumoleatzusatz
zur Unterdrückung des Wachstums von Streptokokken), der sich in
hervorragender Weise zur Züchtung des Weeksschen Bazillus eignet.
Prigge {Frankfurt a. M.).
Lipschütz, B., Über Chlamydozoa-Strongyloplasmen.
IX. Mitteilung. Cytologische Untersuchungen über
das Condyloma acuminatum. (Arch. f. Derm. 1924, 146,
S. 427.)
Verf. konnte in cytologischen Untersuchungen bei Condyloma
acuminatum eine Reihe von charakteristischen Zellveränderungen
Kondylome. — Hautkrankheiten.
415
regelmäßig feststellen. Da sich die Veränderungen am stärksten an
den Kernen nachweisen ließen, dürfte die Annahme berechtigt sein,
daß der Angriffspunkt des spezifischen Virus in den Kernen zu suchen
ist. Vermutlich löst das in den Kernen lokalisierte Virus Reaktions¬
produkte eigener Art seitens der Kernsubstanzen aus, die das für
das spitze Kondylom charakteristische cytologische Bild erzeugen.
Es dürfte sich somit, ähnlich wie bei den anderen in die Karyooikon-
gruppe der Chlamydozoen und Strongyloplasmen gehörenden Krank¬
heiten, auch beim spitzen Kondylom wahrscheinlich um ein nukleotropes
Virus handeln. W. Gaehtgens (Hamburg).
Frey, E., Zur Frage der ätiologischen Beziehungen der
Warzen und spitzen Kondylome. (Schweiz, m. Wschr. 1924
S. 215 u. 239.)
Die vulgären harten Warzen und die planen zuweilen, sowie
die spitzen Kondylome sind übertragbar und bilden wahrscheinlich
eine ätiologische Einheit. Die verschiedene Form der Warzen ist
offenbar bedingt hauptsächlich durch die histologische Struktur des
Standortes. Das abweichende Verhalten der planen Warzen läßt
sich am ehesten durch eine veränderte Reaktionsweise des Haut¬
organs erklären auf Grund einer angeborenen oder erworbenen Dis¬
position. 1 57. Gildemeister (Berlin).
Poincloux, P., La dermatose de Dühring n’est-elle pas
provoquee par un virus ectodermo-neurotrope? (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 79.)
Die Dühringsche Krankheit wird wahrscheinlich durch ein der
Gruppe der ektodermo-neutropen Virus nahestehendes Agens ver¬
ursacht (Versuche am Kaninchen). Prigge (Frankfurt a.M.).
Döczy, Gedeon, Beiträge zur Therapie der Acne vulgaris.
(Derm. Wschr. 1924, 79, S. 869.)
Verf. hält bei der Akne neben der Holländerschen Thyreoid-
toxikose und hypothyreoidalen Akneart noch eine dysfunktionelle
oder korrelative Untergruppe für notwendig. Bei der letzteren
scheint, je nach den Symptomen, Behandlung mit Thelygan, Testogen,
Hypophysin und Glanduovin angezeigt. Die Erfolglosigkeit einzelner
organotherapeutischer Behandlungen kann durch Außerachtlassen
der Dysfunktion erklärt werden. Die parenteral verabreichten, un¬
spezifischen Stoffe können bei der Aknetherapie verwandt werden,
namentlich das Caseosan. Ihre Wirkung ist gut, aber vorübergehend.
Von den Kombinationen empfiehlt Verf. das Staphyloyatren. Bei
pustulösen Aknefällen ist die Autovaccine immer ein bewährtes
Hilfsmittel. Gute Dienste leisten auch Leukogen und Staphar,
erreichen aber die Auto vaccine an Wirksamkeit nicht. Schuster.
416
Hautkrankheiten. — Mykosen.
Sachs, 0., Über eine neue Behandlungsart der Impetigo
contagiosa. (W. kl. W. 1924 S. 1116.)
Die Versuche zeigen, daß man mit Extrakten aus Tunica albu-
ginea der Corpora cavernosa des Rindes pyogene Dermatosen, wie
z. B. die Impetigo contagiosa, durch intrakutane Injektionen ohne
anderweitige Lokalbehandlung zur Heilung bringen kann. Die bio¬
logische Wirkung der intrakutan injizierten Extrakte besteht wahr¬
scheinlich in einer Steigerung der schon normalerweise in der Haut
vorhandenen Abwehrvorrichtungen durch unspezifische Gewebsextrakte
gegenüber einer bakteriellen Hauterkrankung. Die Anwendung von
Gewebsextrakten zur Behandlung von Pyodermien stellt einen weiteren
Ausbau der Proteinkörpertherapie dar. He t sch (Frankfurt a. M.).
Grütz, Über Variabilität pathogener Hautpilze. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 268*.)
Die Beobachtung, daß bei mehreren Familienmitgliedern nachein¬
ander die gleiche Dermatomykose auftrat, jedoch bei der mikrosko¬
pischen und kulturellen Untersuchung nicht der gleiche Pilz, sondern
anscheinend mehrere Arten derselben Gattung gefunden wurden,
legte die Vermutung nahe, daß es sich um Varietäten ein und der¬
selben Art handeln müsse. Beweis erbracht durch die sehr weit¬
gehenden, die Herkunft nicht immer erkennen lassenden, im Sinne
des Verlustes und des Neuerwerbs von Eigenschaften auftretenden
Abänderungen, die Fadenpilze, z. B. Trichophyton violaceum, auf
Nährböden mit geringen Verschiedenheiten der Zusammensetzung
zeigen und die konstant bleiben, auch wenn man die Pilze in die
üblichen Nährmedien zurückversetzt. Auch bei Mikrosporieerkran¬
kungen des Menschen und bei echtem Favus sind Abänderungen zu
beobachten. Diese Varietäten werden naturgemäß am häufigsten auf
dem Grenzgebiet zwischen Tier- und humanen Formen gefunden, so
z. B. in der Landbevölkerung Holsteins, die sich mit den stark mit
Dermatomykosen verseuchten Viehbeständen befassen muß. Sehr
wertvoll ist, daß Verf., wie er behauptet, die Nährbodendarstellung
vom S abour audschen Milieu unabhängig gemacht hat durch Ver¬
wendung eines deutschen Maltosepräparates (Nervinamalz der Fa.
C. C. Christiansen, Flensburg) and eines bestimmten Peptons (des
Peptons Knoll, Ludwigshafen). Noetel (Landsberg a. w.).
• •
Bongert, Die Ätiologie der Aktinomykose bei Rindern
und Schweinen. (Zschr. f. FleischHyg. 1924, 34, S. 251.)
Die Spezifizität des „Aktinomyces“ ist seit längerer Zeit
zweifelhaft. Die Versuche des Verf. haben ergeben, daß die Aktino-
myceskeulen nicht pilzlicher Natur sind und durch Vergallertung
der Scheiden von Pilzfäden nicht entstehen können, sondern zeitige
Mykosen. — ßhinosklerom.
417
Degenerationsprodukte darstellen. Die Aktinomykose ist vielmehr
eine polybakterielle Erkrankung, deren Erreger nachgewiesenermaßen
überhaupt keine Fäden bilden. Poppe {Rostock).
ßejsek, B., Zwei Fälle von Sporotrichose. (Cas. lek. ces.
1924 p. 951 [tschechisch].)
Eine genaue klinische Beschreibung von 2 Sporotrichosefällen
(einer gummösen und einer epidermodermalen Form). In beiden
Fällen wurde die durch Sporotrichum Beurmanni verursachte Infektion
durch Kultur, histologische Untersuchung, erhöhte Eosinophilie, bei
einem von ihnen auch durch Sporoagglutination (1 : 200 -f-) sicher¬
gestellt. Die Krankheit reagierte sehr gut auf Jod. Durch Ver¬
impfung einer Emulsion aus jungen Kulturen des Sporotrichum auf
weiße Batten ließ sich eine der Granulosis sporotr. generalis, subacuta
entsprechende Affektion hervorrufen. Einige beigeschlossene Mikro¬
photographien und Photographien von Kulturen, Präparaten und
hauptsächlich histologischer Bilder der experimentellen Erkrankung
ergänzen vorteilhaft den Text. In den Präparaten fand der Autor
außer den typischen kurzen und länglichen Formen, in welchen das
Sporotrichum im Gewebe de norma auftritt, auch die sonst selten
anzutreffenden Mycelfäden. Gellner ( Olmütz ).
de Area Leao, A.-E., ßeactions serologiques dans le rhino-
sclerome. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 693.)
Bei einem Fall von ßhinosklerom konnte man aus dem durch
Punktion eines geschlossenen Knotens gewonnenen Material einen
Keim mit den morphologischen und kulturellen Eigenschaften des
Frischschen Bazillus züchten. Die Agglutinations- und Präzipitations¬
reaktion mit dem Serum des Patienten war wenig charakteristisch,
dagegen in hohem Grade die Komplementbindung. Selbst in Dosen
von 0,005 ccm gab das Patientenserum mit einer Emulsion von Agar¬
kultur noch komplette Hemmung. Als Antigen eignen sich 1 Stunde
bei 60° abgetötete Bazillen besser als Lebendkulturen, da letztere
die roten Blutkörperchen verändern. Zur ßeaktion verwendet man
die Hälfte der hemmenden Antigenmenge. Verwandte Bakterien
(B. Friedländer, Ozänabazillen, B. aerogenes) ergeben mit dem spezi¬
fischen Patientenserum ebenfalls Komplementbindung, jedoch erst bei
Verwendung sehr viel höherer Serumdosen. — Die Therapie blieb
ohne Einfluß auf die ßeaktion. Vaccination hatte keinen Effekt.
Die Wassermann-Beaktion war in dem beschriebenen Fall negativ.
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Kraus, Alfred, Weitere tierexperimentelle Untersuchungen
mit Sklerom. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 230.)
Krste Abt. Ref. Bd. 78. No. 17/18.
27
418
Haffkrankheit. — Darmbakterien.
In Wiederholung früherer Untersuchungen konnte Verf. aufs neue
bestätigen, daß es gelingt, mit frischen, aus Skleromgewebe gezüchteten
Kulturen an der Haut weißer Mäuse die spezifischen strukturellen
Merkmale des Skleroms zu erzeugen. An der primären Bedeutung
der verwendeten Kapselbazillen für die Entstehung der entzündlichen
Geschwulstbildung von histologisch spezifischem Skleromcharakter
kann demnach nicht gezweifelt werden. w. Gaehtgens (Hamburg).
Lawetzky, Über eine neue Krankheit: die Haffkrankheit.
(Zschr. f. ärztl. Fortb. 1924 S. 654.)
In den Fischerdörfern an der Ostseite des „Frischen Haffes“ in
Ostpreußen hat sich eine eigenartige neue Krankheit ausgebreitet.
Sie setzt ganz plötzlich mit heftigen Gliederschmerzen und all¬
gemeiner Schwäche ein und führt in den meisten Fällen zu einer
völligen sofortigen Starre der Arme und Beine, die den Patienten
mitten im Beruf die Bewegungsfähigkeit nimmt. Fieber besteht
nicht, dagegen meist Hämoglobinurie, ferner Kopf- und Kreuzschmerzen,
Schmerzen in den steifen Gliedern, mitunter Übelkeit und Erbrechen.
Die Krankheit, die nur wenige Tage anhält, kann denselben Patienten
mehrmals befallen. Inwieweit die 3 bisher vorgekommenen Todes¬
fälle durch die Haffkrankheit verursacht sind, ist noch unklar. Die
Ätiologie ist vorläufig dunkel. Das Wasser und die von der Be¬
völkerung angeschuldigten Haffische wurden einwandfrei befunden.
Man vermutet die Ursache in der Wirkung des Blütenstaubes gewisser
Algen und Wasserpflanzen oder in organischen Selenverbindungen,
die aus den in das Haff eingeleiteten schwefelhaltigen Zellstoff¬
fabrikabwässern gebildet werden könnten. Auch die Haffmücken
werden in den Kreis der Untersuchungen gezogen. Die westliche
Hälfte des Haffs ist bisher verschont geblieben. H et sch.
Hiues, L. E., Intestinal flora in diarrhea. (J. of inf. Dis.
1923, 32, p. 280.)
Die Darmflora in 8 Fällen von Diarrhoe, die mit Darmverände¬
rung einherging, war eiweißlösend, während in 2 Fällen von Gärungs¬
diarrhoe die Flora säurebildend war. Sporen von B. welchii waren
in Stühlen mit eiweißlösender Flora zahlreich zu finden, während sie
in Stühlen mit säurebildender Flora fehlten. Bieterlen (Rottweil).
Cunningham, J. and Ragliavachari, T. N. S., R e c e n t m e t h o d s
of differentiating lactose fermenting organisms,
as applied to-Indian condition s. (Ind. J. of med. Research.
1924, 12, p. 75.)
Verff. haben die Milchzucker- vergärenden Mikroorganismen in
einer großen Zahl von menschlichen Fäces von Vegetarianern und
Darmbakterieu.
419
Nichtvegetarianern, von Rinderfäces und von verschiedenen Ab¬
wässern studiert. Nachuntersuchungen von Rogers, Clarke und
Davis können die Milchzuckervergärer in zwei scharf differenzierte
Gruppen je nach der Gärungszahl für Kohlensäure und Wasserstoff
für Zuckerarten getrennt werden. Die Gruppe mit hoher Gärungs¬
zahl produziert C02:H im Verhältnis von über 1,5 und enthält
verhältnismäßig wenig indolbildende Stämme, während die Gruppe
mit niederer Gärungszahl C02 : H im Verhältnis von etwa 1,06 pro¬
duziert und verhältnismäßig viel Indolbildner enthält. Der Hundert¬
satz der Gruppe mit hoher Gärungszahl in den menschlichen Fäces
in der Präsidentschaft von Madras ist im Durchschnitt 2,1. Die
Zahlen für Nichtvegetarianer und Vegetarianer schwanken zwischen
0,4 und 4,6. Für Rinderfäces weist die Gruppe mit hoher Gärungs¬
zahl nur 0,5 Proz. auf. In unfiltrierten Wässern wurde die Gruppe
mit hoher Gärungszahl in 29,8 Proz. gefunden. Im übrigen stimmen
die Resultate der Verff. mit denen anderer Forscher in anderen
Gegenden der Erde überein. Dieterlen {Rottweil).
Weinberg, M. Aznar, P. et Duthie, G.-M., Des anaerobies ä
spores terminales de la flore intestinale de Phomme.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 621.)
Abgesehen vom Tetanusbazillus, der nur außerordentlich selten
im Darm vorkummt, findet man eine Reihe von Anaerobiern mit
endständigen Sporen im Intestinaltraktus des Menschen, die sich vor
allem durch ihre Wirkung auf Proteinkörper und Kohlehydrate
unterscheiden. Außer dem typischen B. putrificus handelt es sich
um eine Reihe von Varietäten desselben, die nicht nur proteolytische
Eigenschaften besitzen, sondern auch Kohlehydrate vergären, im
übrigen sich jedoch serologisch mit dem B. putrificus identifizieren
lassen. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Schüßler, E., Die „Köpfchenbakterien“ des Mekoniums.
(Jahrb. f. Kindhlk. 1924, 106, S. 33.)
Die Köpfchenbakterien konnten nur in 4 von 112 Mekonium¬
stühlen nachgewiesen werden. Die Züchtung gelang nach Adam
auf Hämatin-Zucker- Agar; Reinkulturen wurden in Röhrchen mit
verdauter Bouillon und Leberstückchen erzielt. Die Prüfung der
Eigenschaften ergab, daß die Köpfchenbakterien Degenerationsformen
des Bacillus amylobacter sind. v. Bemuth {Jena).
Meyer, L. F. und Nassau, E., Die Behandlung der infektiösen
Darmkatarrhe im Säuglings- und Kindes alter. (Therap.
d. Gegenw. 1924 S. 413 u. 460.)
Therapeutische Hinweise. Erich Hesse {Berlin).
27*
420
Verschiedenes.
Rosenthal, W., Demonstration eines neuen Mikroorganis¬
mus aus der Mundhöhle. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93,
S. 247*.)
Bandförmiger Mikroorganismus, einstweilen von dem von Ellis
gefundenen, als Spirophyllum ferrugineum beschriebenen Eisenbakte¬
rium morphologisch nicht zu unterscheiden. Über biologische Eigen¬
schaften, besonders Vermehrung, bisher nichts ermittelt. Noetel.
Nißle, ZurBakteriologie der gesunden und kranken
Mundhöhle. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 245*.)
Kurze Inhaltsangabe von Dissertationen, 1. über die Technik der
Untersuchung von Fäulniserregern, 2. über die Fähigkeit der Mund¬
flora, in Verbindung mit Luftsauerstoff Eiweißabbauprodukte in
sauerstoffhaltige Stickstoffverbindungen überzuführen analog der
Selbstreinigung des Bodens, 3. über Vergleich der aus dem Speichel
gesunder und kariöser Mundhöhlen gewonnenen Milchsäurebazillen.
In Mundhöhlen mit kariösen Zähnen zeigen die Bazillen größere
Wachstumsintensität und höhere Säurebildung. Sie sind aber nicht
als besondere Spezies, sondern nur als Modifikation der Milchsäure¬
bakterien der gesunden Mundhöhle aufzufassen, 4. Prüfung des Gram¬
verhaltens der Bakterienflora gesunder und kianker Mundhöhlen. In
kranken Mundhöhlen überwiegen die grampositiven Bakterien, Art
der Ernährung und der Mundpflege sind ohne Einfluß auf das
Grambild. Noetel (. Landsberg a. W.).
Mamlok, H. J., Moderne Mundhygiene auf biologischer
Grundlage. (D. m. W. 1924 S. 879.)
Statt die Mundbakterien chemisch abtöten zu wollen, soll man
vor allem den gesunden Zustand des Zahnfleisches und der Mund¬
höhlenorgane erhalten oder wieder hersteilen. Grobe Desinfektions¬
und Zahnsteinlösungsmittel sind überflüssig, sogar schädlich. Verf.
empfiehlt seine radioaktive „Doramad“*Zahncreme. Sie vertreibt
abnorme Mundbakterienflora. Massenhafte Mundspirochäten waren
nach viermaligem Gebrauche der Creme verschwunden.
Georg Schmidt {München).
Apel, R., Relation der Scheiden fl ora zu dem Bakterien¬
gehalt der Lochien. (Arch. f. Gyn. 1924, 122, S. 663.)
Es wurde bei 85 Frauen das Scheidensekret vor und nach der
Geburt auf seinen Reinheitsgrad untersucht und kulturell bearbeitet.
Das Ergebnis war folgendes: Die normalen Scheidenbewohner, die
bei Säuregehalt der Scheide gefunden werden, sind am 2. Wochen¬
bettage nur noch selten zu treffen, was aus der Alkaleszenz des
Wochenflusses zu erklären ist. Es treten dann alle möglichen
Bac. acidophilus. — Bac. subtilis.
421
Mikroorganismen auf, gleichgültig, ob die Frau vor der Geburt ein
normales oder pathologisches Scheidensekret hatte. Pathologischer
Keimgehalt der Scheide vor der Geburt ist aber für die Morbidität
im Wochenbett insofern von Bedeutung, als hierbei die Keime viel
früher in das Cavum uteri und an die Wundfläche der Plazenta ge¬
langen, die zu diesem Zeitpunkt noch ungeschützt ist. Keime,
die sich erst nach der Geburt im Genitale ansiedeln, finden hingegen
an der Plazentarstelle einen nur schwer zu durchdringenden Schutzwall.
Philipp {Berlin).
Torrey, J. 0. and Kahn, M. C., The inhibition of putre-
factive spore-bearing anaerobes by Bacterium acido¬
philus. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 482.)
Verff. konnten nach weisen, daß, wenn B. acidophilus zusammen
mit einer der verschiedenen Arten von eiweißlösenden, sporentragenden
Anaerobiern, wie B. sporogenes, B. histolyticus und B. botulinus auf
für beide günstigem Nährboden gezüchtet werden, die Lösung von
festen Eiereiweißwürfeln für einen Zeitraum von 10 Tagen oder mehr
bei Anwesenheit von 0,5 Proz. Traubenzucker hintangehalten wird.
Die Kontrollröhrchen zeigten noch 3 — 4 Tage vorgeschrittene Ver¬
dauung. Beim Zusammenzüchten dieser Mikroorganismen in Milch
wird die Verdauung des Kaseins gehemmt, während die Kontrollen
nach 2 — 3 Tagen völlige Verdauung zeigen. Die Stämme von
B. acidophilus wiesen beträchtliche Unterschiede in ihrer antieiter¬
bildenden Wirkung auf; es hängt dies von der Menge der gebildeten
Säure ab. Dieterlen {Rottweil).
Pawloff, P., Zur Frage der pathogenen Eigenschaften
des B. subtilis. (Westnik Mikrobiologii i Epidemiologii. 1924,
3, No. 1/2.)
Bei Nachprüfung der Arbeiten von Much und Timm über den
Erwerb von mäusepathogenen Eigenschaften von Subtilisstämmen,
die auf Milchsäurebouillon gezüchtet werden, konnten Befunde er¬
hoben werden, die in einigen Punkten abweichend waren. Beim
Heranziehen mehrerer Subtilisstämme zu analogen Versuchen stellte
sich heraus, daß keineswegs alle Subtilisstämme in gleicher Weise
befähigt sind, auf der Milchsäurebouillon pathogene Eigenschaften
anzunehmen; zwei von den geprüften Stämmen blieben auch nach
solcher Nährbodenpassage apathogen. Paralleluntersuchungen über
die Hämotoxinbildung in vitro ergaben, daß die Fähigkeit pathogene
Eigenschaften anzunehmen anscheinend nur bei den Stämmen nach¬
gewiesen wird, die auch im Sinne der Hämotoxinbildung positiv
reagieren. Bei Ausdehnung der Versuche auf den Nachweis von
phagocytosehemmenden Stoffen konnte Verf. bei denjenigen Stämmen,
422
Verschiedenes.
die nach der Milchsäurebouillonpassage mäusepathogen werden, die
Anwesenheit von Antiphaginen (Tschistowitsch-Jurewitsch)
bzw. Virulinen (Roseno w) nachweisen. Verf. erblickt in diesen Stoffen
einen der Faktoren, die bei Erklärung des Mechanismus solcher erwor¬
benen Pathogenität mitberücksichtigt werden muß. (Die von Freund
erhobenen Befunde, die eine ganz andere Deutung der Much sehen
Arbeit zulassen, sind in der Arbeit des Verf. kaum berücksichtigt. Ref.)
0. Hart och ( Leningrad ).
Hall, J. C. and Stark, N., Serologie agglutination of ba-
cillus sporogenes. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 240.)
Hochwertige agglutinierende Sera für B. sporogenes können leicht
durch intravenöse oder subkutane Injektion von Kaninchen mit
Traubenzuckerbouillonkulturen hergestellt werden. Die Kaninchen
vertragen die Immunisierung gut. Die Sporogenessera sind spezifisch,
sie agglutinieren andere Arten nicht. Dieter len {Rottweil).
Sanarelli, G., Apropos du mecanisme d’aetiondes microbes
en tero tropes. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 357.)
Prioritätsstreit. Prigge {Frankfurt a. M.).
Parr, L. W., Intestinal spirochaetes. (J. of inf. Dis. 1923,
33, p. 369.)
Darmspirochäten sind unter gesunden Personen der Gegend von
Chicago weit verbreitet; in fast einem Drittel aller untersuchten
Personen wurden sie gefunden. Der Prozentsatz wird wahrscheinlich
noch höher sein und ist schwer zu bestimmen, denn es scheint, daß
die Darmspirochäten sich im Cöcum und aufsteigenden Colon auf¬
halten und selten, jedenfalls nicht immer im Kot erscheinen. Darm¬
spirochäten scheinen bei Erkrankungen des Darmtraktus eine sekun¬
däre Rolle ZU spielen. Dieterlen {Rottweil).
Singer, E. und Hoder, F., Über die physiologische Grenze
der Bakterienvermehrung. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 353.)
Aus der Gesamtheit der Versuche läßt sich die bereits bekannte
Tatsache, daß in Bakterienkulturen die Zunahme begrenzt ist, dahin
ergänzen, daß bei Verwendung gleicher Nährflüssigkeiten Keime ver¬
schiedener Bakterienarten an Zahl eine bestimmte, einheitliche Höhe
erreichen, und zwar scheint die Zahl lebender Keime selbst bei ver¬
schiedenen Bakterien unter gleichen Bedingungen nahezu überein¬
zustimmen (M-Konzentration nach Bail). Temperatur hat auf die
M-K. keinen Einfluß, es ändert sich lediglich die Zeit, innerhalb
deren sie erreicht wird. Durch Zusätze, die als wachstumsfördernd
gelten, erhöht man nicht die M-K., sondern man vermehrt lediglich
Variabilität.
423
die Masse der Bakteriensubstanz. Auch die Verschiedenheit der
eingesäten Mengen von Bakterien hat lediglicli auf den Zeitpunkt
des Eintritts der M-K. Einfluß, je größer die Einsaat ist, um so
schneller wird die M-K. erreicht. Eine Zunahme an Bakterien tritt
nicht mehr ein, wenn die eingesäte Menge die für die betreffende
Nährlösung in Betracht kommende M-K. beträgt. Diese Tatsache,
sowie die Erscheinung, daß Bakterienmengen, die über die M-K.
hinaus eingebracht werden, absterben, bis die M-K. wieder erreicht
ist, sprechen dagegen, daß es Veränderungen der Nährlösungen sind,
die der Vermehrung Schranken setzen. Auch Raumbeschränkung
kann nicht in Frage kommen, da Anhäufung toter Bakterien in der
Bouillon das Wachstum nicht hindert. Besondere Hemmungsstotfe,
wie sie Conradi-Kurpjuweit und Rahn beschrieben haben,
konnten auch bei Anwendung außerordentlich schonender Abtötungs¬
methoden nicht nachgewiesen werden, sie müssen also auch aus¬
geschaltet werden. Vielleicht ist Hemmung durch Oberflächenkräfte
beteiligt, Viskositätsverhältnisse kommen jedoch nicht in Frage. Als
sicheres Ergebnis bleibt fürs erste, daß die M-K.- Verhältnisse nur
durch lebende Bakterien geschaffen werden und mit deren Absterben
sofort auf hören. Noetel ( Landsberg a. W.).
Gotschlich, E., Referat 1. Die Variabilität der Mikroorga¬
nismen in allgemein biologischer Hinsicht. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 2*. 10. Tagung der Deutschen Ver¬
einigung für Mikrobiologie.)
••
Historischer Überblick über die Etappen der Variabilitäts¬
forschung. Bedeutung für allgemeine Pathologie und Klinik, für The¬
rapie und Diagnostik, Ursachen der Variabilität, Erörterung des
Spezifizitätsbegriffs, Wesen der Varianten, strukturchemische An¬
schauung von der Variabilität.
Jollos, V., Referat 2. Variabilität und Vererbung bei
Protisten. (Ebenda. S. 22*.)
Anwendung der vererbungstheoretischen Begriffe. Trennung der
Mutationen und Modifikationen auf Grund der Beobachtungen bei
vegetativer und sexueller Vermehrung. Wesen der gewöhnlichen,
der Dauermodifikationen und der echten Mutationen.
Neufeld, F., Referat 3. Die Veränderlichkeit der Mikro¬
organismen in ihrer Bedeutung für die Epidemio¬
logie. (Ebenda. S. 81*.)
Erörterung der Krankheiten , deren Epidemiologie nicht als
durch Veränderung der Erreger beeinflußt angesehen werden kann
sowie derer, deren Erreger Veränderungen mutativer Art unterliegen,
424
Variabilität.
weiterhin des Punktes, ob auch zur Zeit noch Entstehung von
Krankheitserregern aus Saprophyten anzunehmen ist. Schluß: „So
ist Raum nebeneinander für die Lehren von der Spezifizität und von
der Variabilität der Krankheitserreger, beide bilden keine unverein¬
baren Gegensätze, sondern ergänzen und bedingen sich gegenseitig.“
Morgenroth, J., Referat 4. Die Bedeutung der Variabilität
der Mikroorganismen für die Therapie. (Ebenda. S. 94*.)
Auswahl von Erscheinungen, die von der Mannigfaltigkeit der
Variationen und vor allem von ihrer Beherrschung durch das Ex¬
periment zeugen. Dieses gestattet, auch wenn nur die für den medi¬
zinisch-therapeutischen Gesichtspunkt wichtigen Merkmale berück¬
sichtigt werden, die Erzeugung von Veränderungen, die zur Auf¬
stellung einer neuen Spezies genügen würden. Noetel (. Landsberg a. W.).
Pribram, Die Bedeutung der Übergangsformen für die
Systematik der Mikroorganismen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I
Orig. 1924, 93, S. 274*.)
In den Naturwissenschaften werden bei systematischer Einteilung
zunächst große, durch auffallende Merkmale voneinander getrennte
Gruppen unterschieden. Diese werden so lange vermehrt und durch
Unterabteilungen erweitert, bis die Beobachtungstatsachen dazu
zwingen, die scharfen Grenzen zwischen den einzelnen Gruppen wieder
zu beseitigen und allmähliche Übergänge herzustellen. So führen in
• •
der Mikrobiologie vom Bac. coli zum Bac. typh. die Ubergangsformen
Paratyphus A und B. Paratyphus B ist seinerseits durch eine Über¬
gangsform B. viride Wolf, das Paratyphusepidemien verursacht hat,
dabei aber die Eigenschaften des B. pyocyan. hat, mit diesem ver¬
bunden, von letzterem geht die Verwandtschaft über B. fluor. und
proteus zu den Vibrionen. Analog sind Übergänge in den Gruppen
der Hefen und Pilze. Diese kommen auf zwei Wegen zustande, der
eine führt über die Oosporen; insbesondere bildet eine schwarze Hefe
• •
Monilia nigra Mahdihassan einen interessanten Übergang von den
oidienbildenden Formen zu den Schizosaccharomyceten. Noetel.
Kuhn, Ph., Weitere Einblicke in die Entwicklung der
A-Formen (Pettenkoferiaformen). (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 93, S. 280*.)
A-Formen treten als kleinste rundliche Gebilde in oder an den
Bakterien auf, während diese zerfallen und, wenn überhaupt, dann
nur schwächlich sich weiter vermehren. A-Formen teilen sich in 2
oder mehr ungleiche Stücke mit lichtbrechendem Innenkörper, zeigen
amöboide Bewegungen, nach gewisser Zeit verschmelzen je 2 Formen
miteinander, eine kleine stark und eine größere schwach sich färbende.
Gramfärbmig.
425
In den kleinen Formen bilden sich Körnchen, nach Giemsa färbbar,
wahrscheinlich gehen die kleinen Formen selbst aus diesen Körnchen
hervor. Besonders häufig findet man A-Formen «in Bakterienkulturen
mit Knöpfen. Bildung und Vermehrung am besten auf 1- bis 3proz.
Lithiumagar zu verfolgen. Sie wachsen auch auf gewöhnlichem Agar,
gedeihen gut bei 22 — 28°. Ihr Auftreten ist außerdem von gewissen
klimatischen Bedingungen abhängig, die noch nicht aufgeklärt sind,
überhaupt läßt sich eine immer gültige Vorschrift für die Gewinnung
der A-Formen nicht geben. Die Schädigungen der Bakterien, die bei
Entwicklung von A-Formen entstehen, ist auf letztere zurückzuführen,
Ihre Entstehung begünstigt die Bildung des lytischen Agens, jeden¬
falls kann man durch Abschwemmung des Rasens A-Formen-haltiger
Kulturen bakterienvernichtende Filtrate erhalten, auch lassen sich,
wie von anderer Seite beobachtet und vom Verf. bestätigt, von jeder
Bakterienkultur Stämme abspalten, die gegen das Auftreten von
A-Formen gefeit sind. Für die Annahme, daß die A-Formen nicht
besondere Formen des Bakteriums, sondern besondere Lebewesen
darstellen, spricht die Tatsache, daß die A-Formen nicht in anderer
Form des Bakteriums zurückgeführt werden konnten. Die Beein¬
flussung der Vermehrungsfähigkeit und des Vergehens eines Bakterien-
stammes durch die A-Formen legt den Gedanken nahe, daß sie die
Rolle des hypothetischen Substrats Y von Pettenkofer spielen, sie
werden deshalb Pettenkofer-Formen benannt. Noetel.
Schumacher, J., Zur Gramschen Färbung. (Mit Demon¬
strationen.) (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 266*.)
Die Gramfärbung der Bakterienzelle beruht auf deren Lipoid¬
gehalt, und zwar handelt es sich um ein Lipoid, das chemisch an
das Eiweiß der Zelle gebunden ist, durch Aufspaltung und Extraktion
mit Salzsäurealkohol gewonnen werden kann und auskristallisiert die
Gramfärbung annimmt. Noetel (. Landsberg a. W).
• •
Gutstein, M., Uber die färberische Darstellung des Bak¬
terien ektoplasm as. Zugleich ein Beitrag zur Theorie
der Gramschen Färbung. (Zbl/f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
93, S. 233*.)
Das Ektoplasma grampositiver Bakterien färbt sich isoliert nach
Vorbehandlung des fixierten Ausstrichs mit einer Tanninlösung und
nachfolgender Einwirkung eines beliebigen basischen Farbstoffes.
Anscheinend wird durch das Tannin das Ektoplasma derart verändert,
daß der nachfolgende basische Farbstoff nicht in das Innere des
Bakteriums eindringen kann. Vorfärbung des Bakterienleibes eines
grampositiven Bakteriums und nachfolgende Behandlung, wie vor¬
stehend angedeutet, gestattet Bakterien in vielen kontrastreichen
426
Silberpräparate.
Bildern darzustellen. Das Ektoplasma gramnegativer Bakterien
unterscheidet sich stark von dem der grampositiven, denn die Vor¬
behandlung mit Tannin verwehrt das Eindringen des basischen Farb¬
stoffes in den Bakterienleib nicht. Bei der Gramfärbung geht das
Ektoplasma der grampositiven Bakterien mit Gentianaviolett-Jod
eine alkoholunlösliche Verbindung ein. Die Gramfärbung fällt nur
so lange positiv aus, als, wie an Hefe gezeigt wird, das hlktoplasma
intakt ist und sich nach der Tanninmethode darstellen läßt. Noetel
Petroff, J. R., Zur Frage nach der Speicherung des kolloi¬
dalen Silbers im retikuloendothelialen System.
(Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 42, S. 242.)
Die Menge des sich in der Milz nach intravenösen Collargol-
iijjektionen ablagernden Silbers (im Verhältnis zur eingeführten
Metallmenge) unterliegt bei einzelnen Kaninchen sehr großen
Schwankungen. Das allmähliche Verschwinden des Silbers aus dem
Leber- und Milzparenchym nach intravenösen Collargolinjektionen
geht langsam, und zwar im Laufe mehrerer Monate vor sich, ln
der Leber geschieht dabei scheinbar das allmähliche Übertreten von
Silberkörnchen von den Kupfferschen Zellen in die Leberzellen.
Die Ausscheidung des Silbers aus dem Organismus geht anscheinend
durch die Darmwand vor sich. Die in der Gewichtseinheit der
Milzsubstanz nach intravenösen Collargolinjektionen gespeicherten
Silbermengen sind größer als diejenigen, die in der Gewichtseinheit
der Lebersubstanz bei denselben Tieren abgelagert werden. Heisch.
Schlee, H. und Zweifel, E., Über das Verhalten von Silber¬
präparaten, insbesondere von Collargol im Organis¬
mus. (Zschr. f. Hyg. 1924, 102, S. 454.)
Bei den Versuchen der Verff. am Menschen wurde nach Ablauf
von 30 — 60 Min. nach der intravenösen Injektion verschiedener Silber¬
präparate (Argochrom, Elektrocollargol, Collargol) regelmäßig Silber
im entnommenen Blut gefhnden. Bei Tieren war bereits nach
wenigen Minuten Silber in den Organen nachzuweisen. — Die Silber¬
menge, die in den Organen der Tiere gefunden wurde, war so groß,
daß das Silber nicht nur aus dem Blut der einzelnen Organe stammen
konnte, sondern bereits in den Organen selbst niedergeschlagen ge¬
wesen sein muß. — Die Konzentration des Silberions im defibrinierten
Blut bzw. im Serum war immer annähernd gleich groß und unab¬
hängig von der Menge des eingespritzten Silbers und unabhängig
von der im Blutserum vorhandenen Silberkonzentration. Sie betrug
etwa 3,10- 8rng- Ion Ag in 1 1. Schill {Dresden).
Mikrobiologische Technik.
427
Manteufel, Demonstrationen eines neuen Seitz-Filters
für Laboratoriumszwecke. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
93, S. 259* )
Demonstration des verbesserten, ursprünglich von Uhlenhut h
angegebenen Filtrierapparates mit Asbestfilter, ferner von Asbest¬
filtern, die lediglich zum Klären getrübter Lösungen bestimmt sind.
Noetel (. Landsberg a. W.).
Studnicka, F. K., Ein Schrank zum Zeichnen mikro¬
skopischer Präparate. (Zschr. f. wiss. Mikrosk. 1924, 40,
S. 353.)
Beschreibung der Anfertigung eines improvisierten Edingerschen
Zeichen- und Projektionsapparates mit Abbildungen. Wedemann.
Reinsch, Friedrich Kurt, Ein Kleinmikroskop mit pan-
kreatischem Vergrößerungswechsel zwischen 25 X
und 600 X- (D. m. W. 1924 S. 847.)
Verf. beschreibt, bildet ab und empfiehlt das Reisemikroskop
„Metami“ (M. Hensoldt u, Söhne- Wetzlar) als erstes wirklich leistungs¬
fähiges Kleinmikroskop. Georg Schmidt [München).
Karmann, P., Ein neues binokulares Plattenkultur¬
mikroskop. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 475.)
Empfehlung eines Mikroskopes, das die Nachteile des Zeißler-
Plattenkulturmikroskops u. a. mangelnde Scharfeinstellung bei seit¬
licher Verschiebung des Tubus, fehlende Befestigungsvorrichtung
für Kulturplatten, Kleinheit des Sehfeldes vermeidet (Hersteller
Firma Leitz, Wetzlar). Noetel ( Landsberg a. W.).
Studnicka, F. K., Eine Lampe zum Mikroskopieren. (Zschr.
f. wiss. Mikrosk. 1924, 40, S. 359.)
Eine elektrische Glühlichtlampe mit halbkugelförmigem Metall¬
schirm, der sich durch Herablassen von zwei Faltschirmen zu einer
Hohlkugel ergänzen läßt, beleuchtet im offenen Zustand eine breite
Fläche des Arbeitstisches; im geschlossenen Zustand kann das Licht
durch eine Öffnung und eine Röhre, in der sich eine Sammellinse
befindet, zum Beleuchten des Mikroskopierspiegels bzw. von Gegen¬
ständen im auffallenden Licht verwendet werden. Die Lampe läßt
sich in jede beliebige Lage bringen. Wedemann [Berlin).
428
Sitzungsbericht.
Nachdruck verboten.
Berliner Gesellschaft für Mikrobiologie.
Sitzung vom 15. Dezember 1924.
M. Hahn, Nachruf auf xAlfred Schnabel.
Hochverehrte Anwesende ! Wir stehen noch unter dem erschütternden Eindruck
des Ereignisses, das uns allen einen hochgeschätzten Kollegen und vielen von uns
einen werten Freund geraubt hat. Alfred Schnabel ist am 11. Dezember einer
schweren septischen Infektion erlegen, nachdem seine Widerstandsfähigkeit durch
einen Scharlach, den er sich im Berufe zugezogen hatte, und höchstwahrscheinlich
auch durch seine letzte anstrengende Tätigkeit bei der Erfoi schung der Haffkrankheit
erheblich herabgesetzt war. Wir haben ihm eben erst das letzte Geleite gegeben
und haben also auch noch nicht den richtigen Abstand von den Ereignissen ge¬
wonnen, um uns über die Schwere des Verlustes durch eine eingehende Würdigung
seiner wissenschaftlichen Tätigkeit und Persönlichkeit vollkommen klar zu werden.
Aber wir wollen uns wenigstens in kurzem ins Gedächtnis zurückrufen, was er
geleistet hat und wodurch er uns allen so besonders lieb und wert geworden ist.
Nur ein Alter von 33 Jahren hat er erreicht; in Wien geboren und aufgewachsen
hat er dort auch sein Hochschulstudium 1914 beendet, hat von 1915—17 als Bakterio¬
loge und Hygieniker auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen hauptsächlich in
Südtirol eine ausgedehnte Wirksamkeit entfaltet. Die Folgen einer Verschüttung
zwangen ihn 1918 nach Wien zurückzukehren, wo er zunächst unter Frankel
chemisch, unter Pauli biologisch und physikalisch-chemisch arbeitete, bis er bei
Doerr in Wien und Basel als I. Assistent eintrat. Ende 1921 übernahm er das
Untersuchungsamt im Berliner Institut „Robert Koch“. Seine Arbeitsgebiete sind Ihnen
zum großen Teil aus den Vorträgen bekannt, die er hier in dieser Gesellschaft
gehalten hat. Sie wissen, daß er in den letzten Jahren zuerst mit Doerr zusammen,
später allein sich mit Studien über das Virus der Encephalitis und des Herpes Simplex
befaßt hat und durch eine Reihe sehr genial angelegter Versuche, namentlich über
die gekreuzte Immunität, die Identität der beiden Virusarten sichern konnte. Als
ein äußerst fruchtbarer Gedanke erwiesen sich seine Überempfindlichkeitsversuche
an Bakterien, aus denen sich unzweideutig ergab, daß es möglich ist, Bakterien
gegen verschiedene Substanzen überempfindlich zu machen, und zwar in erster Linie
gegen solche, gegen die die Bakterien auch gefestigt werden können. Diesen Nach¬
weis hat er ‘nicht nur im Reagenzglas, sondern auch an infizierten Tieren führen
können. Mit einer bewunderungswürdigen Technik sind die Fleckfieberversuche
angestellt, die ihn selbst sicherlich nicht wenig gefährdeten, und in denen er unter
anderem zeigen konnte, daß eine als fleckfieberimmun geltende Person, die ein
schweres Fleckfieber 3y2 Jahre vorher durchgemacht hatte, eine positive Weil-Felix-
Reaktion bekommt, ohne klinische Krankheitserscheinungen, wenn man sie einer
Neuinfektion mit künstlich infizierten Läusen aussetzt. Seine Arbeiten über die
Wirkungen gediegener Metalle auf Bakterien beweisen im Gegensatz zu den An¬
schauungen anderer Autoren, daß es sich um reine Lösungsvorgänge handelt. So
hat er während der verhältnismäßig kurzen Zeit seiner Wirksamkeit eine Reihe von
wichtigen Fragen mit einer ausgezeichnet durchgearbeiteten Versuchstechnik in
Angriff genommen. Seine hervorragende physikalisch-chemische, klinische, patho¬
logisch-anatomische Ausbildung gestatteten ihm manche Fragen eingehender und von
anderen Gesichtspunkten aus zu behandeln, als es den reinen Bakteriologen vielfach
möglich ist. Dabei war er auffallend bescheiden in seinen Schlußfolgerungen und, wie
ich hinzufügen darf, auch in seinem persönlichen Auftreten. Gerade dadurch hat er sich
so rasch viele Freunde hier erworben. Die sorgfältige Art seines Arbeitens, die Sachlich¬
keit und das Streben nach Wahrheit charakterisierten ihn als den wahren Gelehrten.
Sitzungsbericht.
429
Als solchen werden wir ihn im Gedächtnis behalten und ihm ein treues Andenken
bewahren. Aber auch als zuverlässiger Freund wird er uns immer nahe stehen und
trauernd gedenken wir auch des kurzen Eheglücks, das ihm leider nur beschieden war.
Geschäftlicher Teil.
Zusammensetzung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 1925: 1. Vorsitzender:
Herr R. Otto, 2. Vorsitzender: Herr Oettinger, Schriftführer: Herr E. Gilde-
m e i s t e r , stellv. Schriftführer : Herr E. Seligmann, Schatzmeister : Herr W. N ö 1 1 e r.
Dem Ausschuß gehören für das Geschäftsjahr 1925 an: die Herren Beninde,
Ziemann, Schuberg, Neufeld, Zeller, Lentz, Hahn, Schumacher,
Lührs, Gins.
Wissenschaftlicher Teil.
I.
• •
Neufeld, Uber einige neuere Untersuchungen auf dem
Gebiet der Immunitätslehre.
Im Institut „Robert Koch“ hat Dr. Eguchi erhebliche Unterschiede in der
Empfänglichkeit junger und alter Tiere gegenüber der Fütterung mit Mäusetyphus
festgestellt. So starben nach Fütterung mit kleiner Dosis (1 Hundertmillionstel Öse)
in einem Versuch sämtliche 12 jungen Mäuse zwischen dem 4. und 9. Tag, während
18 alte Tiere die gleiche Infektion überlebten. Besonders auffallend war, daß auch
junge Meerschweinchen nach Verfütterung mäßiger Dosen von Mäusetyphus
(Vio — Vioo Öse) an generalisierter Infektion eingingen, während alte Tiere 10 fach
größere Dosen überstanden.
Bei Verfütterung von Pneumokokken fand Eguchi zum mindesten keinen
starken Unterschied in der Empfänglichkeit junger und alter Mäuse, dagegen ließen
sich junge Tiere häutig per os mit abgetöteter Pneumokokkenkultur gegen i. per.
Infektion immunisieren, während das, wie schon Killian mitgeteilt hat, bei er¬
wachsenen Tieren nur ganz ausnahmsweise gelingt. Es liegt vielleicht nicht ganz außer
dem Bereich der Möglichkeit, diese Erfahrung zur Immunisierung von kleinen Kindern,
die ja diesen Katarrherregern gegenüber besonders hinfällig sind, praktisch auszunützen.
Im Anschluß an die von Neufeld und Meyer mitgeteilten Versuche über
die Bedeutung des Reticulo-Endothels für die Immunität wurde weiterhin bestätigt,
daß durch Entmilzung und Blockade mit Eisenzucker, der dabei auf Grund der
Versuche Rosenthals in 50proz. Lösung benutzt wurde, sowie mit Tusche zwar
nicht in allen Fällen, aber doch in der überwiegenden Mehrzahl die immunisierende
Wirkung einer Vorbehandlung mit abgetöteten Pneumokokken aufgehoben werden
kann. Ferner gelang es, durch dieselben Maßnahmen bei schon immunisierten Tieren
in einigen Fällen die Immunität aufzuheben. Dieses letztere Ergebnis entspricht
einer bereits von Singer und Adler mitgeteilten Beobachtung, die bei pneumo¬
kokkenimmunisierten Kaninchen durch nachträgliche Blockade mit Tusche die Im-
• muuität wenigstens teilweise aufheben konnten.
Dagegen haben die weiteren Versuche, bei pneumokokkenimmunisierten Mäusen
durch Einspritzung von Mangansalzen den Übertritt bis dahin zellständiger Antikörper
in das Blut zu veranlassen, zu einem von den früheren abweichenden Ergebnis
geführt, indem neuerdings mehrfach auch bei immunisierten Mäusen ohne Mangan-
behandlung solche Antikörper und zwar zum Teil in ziemlich reichlicher Menge im
Blut gefunden werden, auch wenn die Vorbehandlung nur mit abgetöteten Pneumo¬
kokken in mäßigen Dosen erfolgt war.
Weitere Versuche betrafen die Frage, ob auch die Entstehung der Überempfind¬
lichkeit durch Entmilzung und Blockade mit Eisenzucker verhindert werden kann.
Dies gelang weder bei Mäusen noch beim Meerschweinchen, wobei jedoch zu be-
430
Sitzungsbericht.
denken ist, daß bei Mäusen zur Sensibilisierung recht große Mengen von Antigen
(Pferdeserum) nötig sind, während beim Meerschweinchen die Möglichkeit einer ge¬
nügenden Blockade noch nicht erwiesen ist.
Daß man dagegen bei schon sensibilisierten Tieren durch Blockade den Ein¬
tritt des Shocks verhindern kann, ist schon aus früheren Versuchen bekannt. Das
gelang Petersen beim Hunde durch Einspritzung von Eisenzucker, Duprez bei
Meerschweinchen durch Lipoideinspritzung, sowie vor allem M old o van und Zolog
mittels Tusche beim Meerschweinchen. Letzteres haben wir bei Meerschweinchen,
die mit Pferdeserum sensibilisiert und 20 Tage danach i. v. mit Tusche injiziert
wurden, bestätigt ; 24 Stunden danach vertrugen die Tiere die i. v. Einspritzung der
kleinsten sicher tötenden Dosis — 0,3 ccm, nicht aber eine größere Dosis. Auch bei
2 passiv überempfindlich gemachten Meerschweinchen konnten wir durch i. v. Ein¬
spritzung von Eisenzucker den Ausbruch des Shocks verhüten.
II.
Schumacher, J., Ergebnisse der Syphilisforscliung.
In langjährigen bis 1914 zurückliegenden Untersuchungen beschäftigte sich
Vortr. mit der Frage, welche chemischen Beaktionen zwischen den Spirochäten einer¬
seits und dem Salvarsan andererseits bei der Syphilistherapie sich abspielen und auf
der Wirkung welchen Umwandlungsproduktes des Salvarsans letzten Endes die
Spirillozidie beruht. Die Fragen des chemischen Aufbaus der Spirochaeta pallida
sowie der Wirkungslosigkeit des Salvarsans in vitro bei guter Wirkung in vivo
waren weiterhin Gegenstand seiner Untersuchungen. Diese ergaben, daß das intakte
Salvarsan wohl mit der toten Zelle in chemische Reaktion tritt, nicht aber mit der
lebenden. Eine Fixierung des Salvarsans im Sinne Ehrlichs, daß die Arseno-
gruppe des Salvarsans die Reaktion mit der Zelle vermittele, finde nicht statt. Es
komme chemisch zur Bildung eines additionellen Salzes und zwar entsteht bei der
toten Körperzelle nukleinsaures Salvarsan, das auch makrochemisch darstellbar ist.
Die hohe plötzliche Reduktionskraft verdankt das Salvarsan je einer reduxophoren
Gruppe, worunter je eine —OH- und — NH2-Gruppe in ihrer Gesamtheit verstanden
werden, wie durch Diazotierung des Salvarsans bewiesen wird. Während so be¬
handeltes Salvarsan nicht mehr reduziert, macht sich aber im Verlauf von 24 Stunden
weiterhin eine Reduktionskraft der Flüssigkeit bemerkbar, die auf der inzwischen
eintretenden Oxydation der Arsenogruppen beruht, wodurch diese Sauerstoff ent¬
ziehend zu wirken vermögen. Auch die reduxophoren Gruppen des Salvarsans sind
bei der Bindung an die Zelle nicht beteiligt, wie die erhalten gebliebene Reduktions¬
kraft des Salvarsans nach der Bindung an die Zelle beweist.
Die Untersuchungen über den chemischen Aufbau der Spirochaeta pallida er¬
gaben weiterhin, daß diese ein nukleinsäurefreier, daher ein sauerstoffarmer Parasit
ist, dessen Leibessubstauz hauptsächlich aus einem Lipoproteid (Lipoideiweißverbindung)
aufgebaut wird.
Bei der Oxydation des Salvarsans entsteht primär nicht das p-Oxy-m-amino-
phenylarsinoxyd, sondern die stärker lipoproteid- als wasserlösliche Salvarsan b a s e.
Aus diesem Grunde binden jetzt auch die lipoproteidhaltigen lebenden Zellen
(Hefe, Milzbrand, Spirochäten) elektiv die Salvarsanbase. Es konnte fernerhin der
Beweis dafür erbracht werden, daß als primäres Umwandlungsprodukt des Salvarsans
in vivo ebenfalls nur die Salvarsanbase in Betracht kommt. Nach erfolgter Bindung
der Salvarsanbase an die lebenden Spirochäten, wobei spirochätenlipoidsaures Di-
oxy-di-aminoarsenobenzol entsteht, indem zwei Moleküle Spirochätenlipoidsäure mit
einem Molekül Salvarsanbase in Reaktion ti ten, setzt sofort die Sauerstoff raubende
Kraft der Arsenogruppen ein, deren Wirkung im Falle des Salvarsans durch die
noch vorhandenen und noch intakten reduxophoren Gruppen gesteigert wird. Unter
Sprengung des Chromophors As = As zerfällt das spirochätenlipoidsaure Di-oxy-di-
Sitzungsbericht.
431
aminoarsenobenzol alsdann sekundär in zwei Moleküle des entsprechenden p-Oxy-m-
aminophenylarsinoxyds. Die spezifisch spirillozide Wirkung des Sal¬
varsans beruht daher darauf, daß durch die elektive Bindung der
Salvarsanbase durch die Parasiten die Oa - Entziehung in erster
Linie an diesen erfolgt, wodurch diese chemisch gesprochen: redu¬
ziert, biologisch gesprochen: erstickt werden. Dieser Wirkung erliegen
die Spirochäten als sehr sauerstoffarme Mikroorganismen rascher als die sehr viel
sauerstoffreicheren Körper- und Bakterienzellen.
Das wirksamste Präparat muß nach den vorliegenden Untersuchungen das
Altsalvarsan sein, von dem Neosalvarsan müssen zu dem gleichen Effekt sehr
viel höhere Dosen verwendet werden, was auch mit den Beobachtungen einiger
Kliniker übereinstimmt. Calciumgegenwart beschleunigt die Ausfällung der Salvarsan¬
base im Blute und damit ihre Wirkung. Gleichzeitig sinkt die Toxizität des Salvarsans,
da der Zeitraum, in welchem das wasserlösliche Salvarsan seiner Wasserlöslichkeit
wegen seinen Einfluß auch auf die Körperzellen geltend macht, möglichst verkürzt wird.
Irgendeine Beeinflussung der im Gehirn und Rückenmark sitzenden Spiro¬
chäten ist unter normalen Verhältnissen ausgeschlossen, da das Salvarsan so gut
wie nicht in diese Organe Übertritt. Aber auch auf dem Wege der intralumbalen
Injektion ist das nicht möglich, da auch hier die Wirkung auf die lipoproteidhaltige
Spirochaeta pallida in einem ebenfalls lipoproteidhaltigen Medium aus rein chemischen
Gründen nicht möglich ist, womit als gegebener Tatsache zu rechnen ist. Die
Abortivkur der Syphilis mißlingt in späteren Stadien auch bei Anwendung
noch so hoher Salvarsandosen, sobald die Syphiliserreger einmal im Gehirn oder
Rückenmark sich befinden. Nicht zu kleine Salvarsandosen bei möglichst frühzeitiger
Behandlung ist die Behandlungsmethode der Wahl. Nach Vernichtung aller erreich¬
baren Spirochäten auf direktem Wege durch das Salvarsan muß die Vernichtung der
der Einwirkung des Salvarsans entgangenen Parasiten auf indirektem Wege über
die Körperzelle angestrebt werden, indem wir, um eine möglichst nachhaltige Wir¬
kung zu erzielen, durch Applikation unlöslicher Hg-Salze die natürlicherweise bei
einer Syphilisinfektion einsetzende Antikörperproduktion auf katalytischem Wege zu
beschleunigen versuchen. Dem Wismut kommt eine direkte Beeinflussung der Spiro¬
chäten in vivo nicht zu, als Ersatz des Quecksilbers kann es in den Fällen hinzu¬
gezogen werden, wo das Hg nicht vertragen wird. (Erscheint ausführlich in der
Derm. Wschr. 1925.)
Diskussion:
Unna1): Ich muß Ihnen sagen, daß die letzten Arbeiten von Schumacher
über das Vorhandensein und die Eigenschaften der Lipoproteide mir einen großen
Fortschritt in der Kenntnis der Lebewesen «zu bedeuten scheinen und eine von mir
schon lange empfundene Lücke in glücklichster Weise ausfüllen. Schumacher
steht ganz wie ich auf dem Boden der chemischen Natur der Färbung und benutzte
meine Methode der Chromolyse, die er auch auf in der Zelle erst synthetisierte Ver¬
bindungen und die hydrolytische Spaltung der Zellinhaltsstoffe ausdehnte, in durchaus
origineller Weise, indem er ein pflanzliches Objekt, die Hefe, zur Erforschung der
auch für das tierische Gewebe so überaus wichtigen Nukleinsäure herbeizog. Ich
hielt zunächst diese Arbeiten auf einem uns fernliegenden Gebiete für einen Umweg.
Aber die Erfolge Schumachers auf diesem Umwege über die Pflanze führten uns
bei dem starken Gehalt der Hefe an reiner Nukleinsäure nicht bloß rasch weiter,
sondern ergaben auch auf dem näher verwandten Gebiete der Bakterien über¬
raschende Ergebnisse, welche nicht bloß für die Tuberkel- und Leprabazillen, sondern
auch für die Spirochaeta pallida schwer ins Gewicht fallen. Während früher in
*) Vorgetragen von Herrn E. Sklarz.
432
Sitzungsbericht.
unseren Köpfen sich der chemische Färbungsvorgang nur als Salzbildung in wässerigen
Lösungen abspielte, haben wir nach Schumacher nunmehr auch die Möglichkeit
chemischer Verbindungen mit Farbbasen in öliger Lösung ins Auge zu fassen. Sie
sehen ja ferner aus seinen heutigen Mitteilungen, in welcher Weise er seine Befunde
verwerten konnte.
Ziemann: Ich möchte aus dem Komplex der so außerordentlich wichtigen
und interessanten Probleme, die Herr Schumacher in seinem schönen Vortrage
hier aufgerollt hat, nur einen Punkt herausgreifen, der mir für die Praxis von
eventuell außerordentlicher Bedeutung erscheint. Herr Schumacher leitet aus
theoretischen Gründen die Notwendigkeit her, bei einer Salvarsantherapie, um die
Verträglichkeit des Salvarsans und damit den therapeutischen Effekt zu steigern, Kalk
zu geben. Da interessiert vielleicht der Hinweis, daß ein armenischer Arzt, dessen
Namen ich mich augenblicklich nicht erinnere, in einer kürzlichen Publikation angibt,
das Salvarsan, aufgelöst in Calciumharnstoff, in großen Dosen mit glänzendem Erfolge
und ohne den geringsten Schaden gegeben zu haben. Es sei dadurch möglich
gewesen, Dosen von sogar 0,9 Neosalvarsan, auch bei Kindern ohne Schaden zu
geben und mit größtem Erfolge selbst bei bisher refraktären Fällen. Kritische
Nachprüfungen auf weiterer Basis wären daher dringend wünschenswert. Herr
Schumacher hat dann noch ein Präparat aufgestellt von Oidium lactis mit Dar¬
stellung der Kernverhältnisse bei Färbung mit Methylen-Azur, nach Vorbehandlung
des Präparates mit 5 proz. Schwefelsäure. Ich darf darauf hinweisen, daß ich bereits
1898 in einem Aufsatz im Zentralblatt f. Bakteriologie „Über eine Methode der
Doppelfärbung bei Flagellaten, Pilzen, Spirochäten, Bakterien usw.“, worin ich die
universale Anwendbarkeit der damals von mir erst brauchbar gemachten Romanowsky-
Methode bewies, ganz ähnliche Färbung der Kernsubstanzen schon damals bei Oidium
lactis beschrieben habe.
Gutstein: Der Herr Vortr. hat aus der Tatsache, daß manche Substrate sich
mit der Viktoriablaubase (rot) blau färben, den Schluß gezogen, daß eine chemische
Bindung stattgefunden haben müsse. Diese Schlußfolgerung ist m. E. nicht bindend.
Vor längerer Zeit habe ich mich mit den freien Basen einiger basischer Farbstoffe
beschäftigt, insbesondere des Nilblausulfats. Die freie Base des Nilblausulfats löst
sich in Alkohol mit roter Farbe. Die Lösung ist jedoch äußerst unbeständig und
wird schon durch Wasserzusatz blau gefärbt. Ebenso wird ein Gewebsschnitt, der
nach Färbung mit alkoholischer Nilblaubaselösung rot ist, bei Berührung mit Wasser
momentan blau. Von Interesse ist auch folgende Beobachtung: löst man Palmitin¬
säure in heißem Alkohol und setzt die Nilblaubase zu, so färbt sich die Lösung rot;
beim Abkühlen scheidet sich die Palmitinsäure an den Wänden aus und färbt sich
langsam blau. Diese Beobachtungen zeigen, daß die freien Basen der basischen
Farbstoffe äußerst unbeständig sind, so daß man nicht ohne weiteres von einer
chemischen Verbindung zwischen freien Base und Gewebe sprechen kann.
Schumacher (Schlußwort): Es ist sehr erfreulich, von anderer Seite festgestellt
zu sehen, daß auch bezüglich der vorliegenden klinischen Erfahrungen diese in
Übereinstimmung mit den histochemisch erhobenen Befunden stehen. Dem letzten
Diskussionsredner habe ich zu erwidern, daß mir selbstverständlich die Nachteile
der Nilblaubase bekannt waren, ich sie daher auch zu dem beabsichtigten Zweck
des Nachweises der Salzbildung bei der Desinfektion nicht verwendet habe. Ich
vermisse aber den Einwand da, wo er eher angebracht gewesen wäre: Bei der Ver¬
wendung der Viktoriablaubase, die bekanntlich zu den Imidbasen gehört. Diesem
eventuell zu machenden Einwand bin ich aber bereits dadurch zuvorgekommen, daß ich
zu jenem Zweck die absolut farblose Karbinolbase des Neufuchsins verwendet habe.
Auch hierbei färben sich die Zellen in dem Farbtone der Salze dieser Base: rot. Diese
erwähnten feineren chemischen Details hat Herr Gut st ein offenbar überhört.
Centralblatt für Bakteriologie etc. I. Abt. Referate.
^ Bd. 78. No. 19/20. ===== . = =
Ausgegeben am 5. März 1925.
Tuberkulose.
Grau, H., Über eine traumatische örtliche Sputum¬
in Sektion. (D. m. W. 1924 S. 716.)
Das Hausmädchen einer Heilstätte ritzte sich am linken Zeige¬
finger durch Fall in die Scherben einer Spuckflasche. Hartnäckige
tuberkulöse Geschwürsbildung. Erst Röntgenbestrahlung und fort¬
gesetzte Hitzebehandlung nutzten. Georg Schmidt {München).
Ghon, A. und Kudlich, H., Ein Beitrag zur Frage des mehr¬
fachen Primärinfektes bei der pulmonalen Tuber¬
kuloseinfektion im Kindesalter. (M. Kl. 1924 S. 1282.)
Beschreibung eines tödlich verlaufenen Falles, bei dem die
Obduktion 17 verkalkte Herde feststellen ließ, die mit großer Wahr¬
scheinlichkeit als Primärinfekte anzusehen sind. Erich Hesse [Berlin).
Hofmann, Anton, Über die derzeitige Verbreitung der
Tuberkulose unter der Schuljugend des westfälischen
Industriegebietes. (D. m. W. 1924 S. 693.)
Tuberkulosehautproben an 6— 8jährigen Volksschulkindern einer
westfälischen Industriemittelstadt aus dem Herbste 1921 (683 Kinder)
und dem Januar 1924 (469 Kinder). Es reagierten von ersteren 21,4,
von letzteren 35,4 Proz., von den gut genährten 36, von den leicht
unterernährten 34,2, von den stark unterernährten 45,8 Proz. Im
Durchschnitt kein Einfluß des Ernährungszustandes der Kinder auf
das Erscheinen der positiven Reaktion. Die Hauptschuld an der
vermehrten Zahl frühzeitig infizierter Kinder tragen die Wohnungs¬
not und leichtsinniger Umgang mit Tuberkulösen. 1921 reagierten
aber doch auch 36,7 Proz. der 297 9 — 14jährigen Angehörigen der
höheren Schulen, während von 1116 gleichalterigen Volksschulzöglingen
36,3 Proz, reagierten. 1921 und 1924 wurden zusammen 1169 Knaben
und 1144 Mädchen untersucht; von ersteren reagierten 384
(= 32,8 Proz.), von letzteren 394 (— 34,4 Proz.). Ge org Schmidt.
Guerin, F.-H., Lalung-Bonnaire et Nguyeu-Van Khai, Epidemio¬
logie de la tuberculose en Coch inchine. (Ann. de 1’Inst.
Pasteur. 1924, 38, p. 915.)
Epidemiologische Studie über die Tuberkulose in Cochinchina.
Prigge [Frankfurt a. M.).
28
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
No. 19/20.
434
Tuberkulose.
Goldmann, Fr. und Wolff, G., Über Tuberkulose bei alten
Leuten. (Klin. Wschr. 1924 S. 1727.)
Es wurden bei 339 alten Leuten, die größtenteils gewohnheits¬
mäßige Huster und Spucker waren, Auswurfuntersuchungen vor-
genommen. Bei 9 = 2,7 Proz. wurden Tuberkelbazillen nachgewiesen,
ohne daß vorher die richtige Diagnose gestellt oder auch nur ver¬
mutet worden war. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen und
der Statistik ziehen die Verff. den Schluß, daß die alten Huster und
Spucker nicht ungefährlich, sondern vielmehr beachtenswerte Quellen
tuberkulöser Infektion sind. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Ickert, Franz, Staublunge und Tuberkulose bei den Berg¬
leuten des Mansfelder Kupferschieferbergbaues. (D.
m. W. 1924 S. 832.)
Durchschnittssterbealter der tuberkulösen Kupferbergarbeiter
sehr hoch. Sie sind vielfach mehr als — sich oft trotz ihrer Ba-
zillose sehr wohl fühlende und sehr lange arbeitsfähige — Bazillen¬
träger denn als Kranke anzusehen, als Aushuster der Tuberkel¬
bazillen aber gefährlich. Durch Komplementablenkungsproben wurde
eine zweite Gruppe, die der atypischen Bergmannstuberkulose fest¬
gestellt, bei der keine Bazillen gefunden wurden. Die reine Staub¬
lunge hob sich von den schweren bindegewebigen Veränderungen
der Lungen ab, die Tuberkelbazillen aufwiesen. Der Kupferschiefer¬
staub als unspezifischer Reiz hilft eindringenden Tuberkelbazillen
einen Schutzwall entgegenzusetzen. Georg Schmidt {Berlin).-
Kißkalt, Karl und Schütz, Franz, Tuberkulose und Blei¬
vergiftung. (D. m. W. 1924 S. 678 u. Zschr. f. Hyg. 1924, 103,
S. 560.)
Frisch bereitete Lösungen von Bleinitrat wurden fortlaufend in
die Vene oder unter die Haut von Kaninchen verbracht, ausnahms¬
weise auch verfüttert. Nach 3 Wochen machte sich Bleivergiftung
durch das Auftreten von Basophilen bemerkbar. Weitere 66 Tage
später wurde in die Venen der Tiere eine gleichmäßige Aufschwemmung
boviner Tuberkelbazillen eingespritzt. Am 58. bis 103. Tage nach
der Einspritzung Tötung dieser wie der Tiere der Gegenproben. Bei
beiden Reihen kein Unterschied in der Ausbreitung der Tuberkulose oder
in der Bleispeicherung in der Lunge oder im übrigen Körper. Aus
diesem Mißlingen der Erzeugung einer Tuberkulosebereitschaft durch
Bleivergiftung bei Tieren ist auch zu schließen, daß die vermehrten
Erkrankungen der Bleiberufsarbeiter an Tuberkulose nicht durch das
Blei bedingt sind. Georg Schmidt [München).
Tuberkulose.
485
Bienenfeld, Bianca, Lungentuberkulose und Schwanger¬
schaft. (Mschr. f. Geb. u. Gyn. 1924, 67, S. 348.)
Sammelbericht. E. Philipp {Berlin).
Leichten tritt, B., Tuberkulose und Ernährung. I. Mitt.
Der Ablauf der Tuberkulose des Meerschweinchens
bei Darreichung von akzessorischen Nährstoffen.
(D. m. W. 1924 S. 672.)
Gewisse Vitamine stimmen die Körperzellen um. Auf diesem
Wege kann man deren Abwehrleistung steigern, insbesondere gegen¬
über dem Tuberkelbazillus. Der das Vitamin C enthaltende Zitronen¬
saft erreicht das und regt außerdem mit Hilfe eines Vitamines D zur
Fettspeicherung an. 5 Meerschweinchenreihen wurden tuberkulös
infiziert. Ein Teil der Tiere erhielt Zitronensaftbeifutter. Manchen
wurde dieses bereits vor der Infizierung verabfolgt. Alle Tiere der
Gegenproben starben beträchtlich früher als die mit Zitronen gefütterten.
Bei diesen war pathologisch-anatomisch die Krankheit eine andere ge¬
worden, oder der Körper hatte gelernt, ihr anders zu begegnen.
Durch die Vitamin-Vorfütterung wurde kein anderer Ablauf der
Tuberkulose erreicht, als wenn die Zitronenfütterung erst vom
Infektionstage ab erfolgte. Der das Vitamin A enthaltende Lebertran
eignete sich in größeren Mengen gar nicht für tuberkulöse Meer¬
schweinchen. Georg Schmidt {München).
Haudek, M., Neue Gesichtspunkte zur Beurteilung der
Entwicklungsstadien und der Prognose der Lungen¬
tuberkulose. (W. kl. W. 1924 S. 1109.)
Aus einem einzigen Röntgenbilde kann für die Entscheidung
über den anatomischen Charakter der in den einzelnen Lungen¬
bezirken vorliegenden Erkrankungsformen nur mit großer Reserve
ein Schluß gezogen werden, dagegen bietet die fortlaufende Beob¬
achtung in Einzelfällen, die Anfertigung von Plattenserien in Inter¬
vallen in dieser Richtung sehr wertvolle diagnostische Hilfsmittel.
Die Unterscheidung zwischen dem sekundären und tertiären Stadium
der Tuberkulose erfährt durch das Röntgenbild vielerlei Unterstützung,
andererseits aber auch bedeutende Einschränkungen hinsichtlich ihrer
Verläßlichkeit. Die beginnende Tuberkulose etabliert sich durchaus
nicht immer in den Spitzen. Es kann gelingen, schon bei der ersten
Röntgenuntersuchung rezente Krankheitsschübe an den durch die
perifokale Entzündung bewirkten verwaschenen Grenzen der Herde
zu erkennen. So kann der richtige Zeitpunkt erfaßt werden, um die
mit Lungentuberkulose behafteten Kranken in einem kritischen
Stadium der kurativen Therapie zuzuführen. H et sch.
28*
436
Tuberkulose.
Meinicke, Ernst, Über Konstitution und Vererbung bei
der Lungenschwindsucht. (M. Kl. 1924 S. 1215.)
Entgegnung auf die durch Reiche in Nr. 24 der gleichen
Wochenschrift gegen den Verf. hinsichtlich der im Titel genannten
Frage erhobenen Angriffe. Anschließend eine Erwiderung Reiches.
Erich Hesse {Berlin).
Winkler, Alfons, Über die Abgrenzung der ansteckungs¬
fähigen Lungentuberkulosen gegen die niclitan-
s t eckungsfähigen. (D. m. W. 1924 S. 689.)
Klinische, bakteriologische und pathologisch- anatomische Ab¬
grenzung von 1. obligat offenen, 2. fakultativ offenen, 3. geschlossenen
Tuberkulosen sowie der entsprechenden Anzeigepflicht.
Georg Schmidt [München).
Kayser-Petersen, Noch ein Wort zur Frage der „an-
s teckungsfähigen“ Tuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 1647.)
Verf. betont gegenüber Braeuning die Urteilsschwierigkeiten,
wenn man sich auf das Auffinden von Tuberkelbazillen im Auswurfe
oder ihr Fehlen stützt. Man unterscheide statt offene, fakultativ
offene und geschlossene Tuberkulosen vielmehr ansteckungsfähige
und nichtansteckungsfähige. Auf Grund wiederholter, sorgfältigster
klinischer und bakteriologischer Untersuchungen sind die ansteckungs¬
fähigen Tuberkulosen herauszufinden ; sie sind so genau als möglich
zu sanieren; hierbei sind im Einzelfalle die besonderen Verhältnisse
des Kranken (Bazillennachweis), seiner Umgebung (Kinder) und
seines Berufes ZU berücksichtigen. Georg Schmidt {München).
Lange, B., Experimentelle Untersuchungen über die Be¬
deutung der Tröpfchen- und Staubinfektion bei der
Tuberkulose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 66*.)
Der Tröpfcheninfektion ist bei der Tuberkulose nicht die über¬
ragende Bedeutung wie bisher beizumessen, denn es kommen nach
den Experimenten des Verf. für die primäre Infektion des Menschen
nur die allerkleinsten bazillenhaltigen Tröpfchen in Frage, da nur
solche von 20 fif. i höchstens die mannigfaltigen Hindernisse der oberen
Luftwege überwinden können. Auch sind die Chancen für den
Bazillengehalt solch kleinster Tröpfchen außerordentlich gering. Die
größere Bedeutung kommt bei der aerogenen Übertragung der Staub¬
infektion zu, denn diese gelingt, wie neuerdings festgestellt, mit
größter Sicherheit, wenn man das Trocknen schonend vornimmt.
Ferner können nach des Verf. Versuchen bereits einzelne wenige
der in die Luft übergehenden ausgetrockneten Bazillen primäre
Lungentuberkulose erzeugen. Das Absterben der Bazillen während
Tuberkulose.
437
längerer Trocknung vermindert zwar die Infektionsgefahr, es ist
jedoch zu bedenken, daß sie fortlaufend durch neue lebenskräftige
ersetzt werden. Nach noch nicht abgeschlossenen Versuchen nimmt
Verf. an, daß Hustentröpfchen ohne Schädigung der Bazillen schnell
trocknen und daß sie leicht von der Unterlage sich ablösen lassen.
Noetel ( Landsberg a. TV.).
Löwenstein, Ernst und Moritsch, M., Neue Untersuchungen
über die Verbreitungswege des Tuberkelbazilus.
(D. m. W. 1924 S. 1290.)
Bei 8 Meerschweinchen wurden Tuberkelbazillen in den Zehen¬
ballen des Endgliedes der Hinterzehe verimpft, diese nach 1 — 8 Tagen
entfernt, die Tiere mit Tuberkulin kutan geprüft. Alle reagierten. Die
Zehenwegnahme selbst schon nach 24 Stunden konnte also die Verbreitung
der Tuberkulose nicht mehr verhindern. Derselbe Versuch an 4 Meer¬
schweinchen; Beseitigung der Zehe nach 1j2 — 2 Stunden. Alle rea¬
gierten auf Tuberkulin; die Keaktion trat bei nach 3/2 und 1 Stunde
Amputierten ziemlich spät, bei den später Operierten früher auf.
3 in gleicher Weise geimpfte Meerschweinchen wurden nach 3/2 bis
24 Stunden getötet und der Milz beraubt. Diese wurde zerrieben
und in die Bauchhöhle weiterer Meerschweinchen verbracht, die
wiederholt mit Tuberkulin geprüft wurden. Die Reaktion war positiv
bei Milzentnahme von der 6. Stunde ab, wobei die Tuberkulose
dieser Tiere um so milder verlief, je früher die Milz entfernt
worden war. Experimentell — selbst nur intrakutan — einverleibte
Tuberkelbazillen geraten also rasch in die Blutbahn der Meer¬
schweinchen, sind nach 24 Stunden bereits in der Milz, also bereits
viel früher in den entferntesten inneren Organen, als die Bezirks-
lymphdrüsen Zeichen der Infektion aufweisen. Georg Schmidt.
Kayser-Petersen, J. E., Die Notwendigkeit, einen Tuber¬
kulösen über seine Ansteckungsfähigkeit aufzu¬
klären. (D. m. W. 1924 S. 692.)
Jeder Tuberkulöse ist als Gesellschaftswesen anzusehen. Über
sein Leiden aufzuklären ist nicht nur jeder offen Tuberkulöse, sondern
überhaupt jeder Ansteckungsfähige. Er soll die erfolgte Aufklärung
Schriftlich bestätigen. Georg Schmidt [München).
Salvioli, G., Rapporti fra tuberculosi sperimentale e
sistema tireoparatireoideo. (Boll. dell Ist. sieroterap.
Milan. 1924, 3, p. 197.)
Der junge Hund eignet sich sehr gut zu experimentellen In¬
fektionsversuchen mit Tuberkulose. Er ist sowohl für menschliche
wie Rindertuberkulose empfänglich. Die Versuche mit teilweise
438
Tuberkulose.
thyreoidektomierten Hunden haben ergeben, daß die operierten Tiere
sich etwas resistenter gegenüber der tuberkulösen Infektion ver¬
halten, die experimentelle Tuberkulose scheint etwas leichter zu
verlaufen als bei den Kontrolltieren. Dieterien {Rottweil).
Philibert, Andre et Cordey, Francois, Action de l’infection
pulmonaire tuberculeuse minime du lapin jeune sur
la reinfection ä l’äge adulte. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91,
p. 1321.)
Bei ausgewachsenen Kaninchen bedingt die zweimalige pulmonäre
Reinfektion mit Tuberkelbazillen die Entstehung von riesenhaften
Kavernen, bietet also in keiner Form einen Beweis für einen durch
die primäre Infektion geschaffenen Immunitätszustand. — 14 zwei Mo¬
nate alte Kaninchen wurden mit Dosen von Viooooo — 1ho Tuberkel¬
bazillen intratracheal infiziert. 7 von den Tieren dienten als Kon¬
trollen und wurden 4, 6, 7, 8 und 12 Monate nach der Infektion
getötet. 6 zeigten bei der Autopsie trotz sorgfältigster Untersuchung
keinerlei makroskopisch sichtbare Lungenveränderungen; nur bei
einem Tier fanden sich an der rechten Lungenbasis einige kleine
Tuberkel ohne Mitbeteiligung der Drüsen. Die anderen 7 Tiere
wurden 4, 5, 7 und 8 Monate nach der Erstinfektion mit Dosen von
Vioo — Vio intratracheal reinfiziert und in Abständen von 2 — 4 Mo¬
naten nach der Reinfektion (jeweils gleichzeitig mit den Kontrollen)
getötet. Alle 7 Tiere zeigten mehr oder weniger ausgedehnte
Lungenveränderungen. Aus dieser Untersuchungsreihe wird ge¬
folgert, daß die minimale Infektion der jungen Tiere heilen kann;
sie hinterläßt keine Allergie (wenigstens zeigten die Tiere keinerlei
akute Phänomene) ; ferner entsteht durch die primäre Infektion keine
Immunität des Lungengewebes , im Gegenteil wird die Lunge für
die pathogene Wirkung der Reinfektion durch sie prädisponiert;
z. B. hatte eine der Kontrollen 100/10 00 mg bekommen und war ge¬
heilt, während 4 reinfizierte Tiere jedes insgesamt nur n/iooo
erhalten hatten und trotzdem erkrankt waren. Eine in der Jugend
erworbene tuberkulöse Lungenaffektion sensibilisiert also das Kaninchen
für eine Reinfektion des gleichen Organs. Prigge {Frankfurt a. M.).
Boquet, A. et Nögre, L., Sur la production du phenomene
de Koch. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 335.)
Tuberkulöse Meerschweinchen verhalten sich gegenüber Rein¬
fektionen der Haut mit virulentem Material so, als ob sie gleich¬
zeitig hypersensibel gegen die Tuberkelbazillen und refraktär gegen
ihre pathogene Wirkung wären; es bildet sich ausschließlich eine
oberflächliche, lokale Läsion, die unter Narbenbildung ausheilt; die
Tuberkelbazillen werden mit dem nekrotisierten Gewebe eliminiert
Tuberkulose.
439
oder von den benachbarten Lymphdrüsen zurückgehalten (Kochsches
Phänomen). Das Phänomen tritt nach Injektion toter Bazillen ebenso
wie mit lebenden auf (Koch); jedoch bedarf es zur Erzielung des
gleichen Effektes mit toten Bazillen etwa der doppelten bis drei¬
fachen Menge. Außerdem bestehen beträchtliche Unterschiede in der
Reaktion je nach dem zur Verwendung kommenden Stamm; beispiels¬
weise sind lebende oder tote Bazillen eines sehr virulenten bovinen
Stammes viel wirksamer als die Bazillen eines abgeschwächten oder
avirulenten (z. B. des Calmette-Guerinschen Gallebazillus) Stammes.
Während alle Tuberkelbazillenstämme und alle säurefesten Sapro-
phyten wirksam sind, erzielt man mit 10—20 mg B. subtilis nur ein
geringfügiges, rasch verschwindendes Ödem. — Timothee- und andere
säurefeste Bazillen bewirken zwar charakteristisches Kochsches
Phänomen, sind aber selbst in Mengen von 100 mg, ebenso wie ihr
Paratuberkulin (1 ccm), nicht toxisch für tuberkulöse Meerschweinchen.
Immerhin wurde durch intravenöse und subkutane Injektion von
200 — 600 mg lebender Timotheebazillen bei einem tuberkulösen
Hammel eine akut einsetzende, sich über 3 Tage erstreckende hoch¬
fieberhafte Allgemeinreaktion ausgelöst; Dauerschädigungen waren
nicht zu beobachten, dagegen stieg der Komplementbindungstiter
immens an. Während die in Azeton unlöslichen, in Methylalkohol
löslichen Lipoide des Tuberkelbazillus unwirksam sind, rufen die mit
Azeton und Methylalkohol entfetteten Bazillenleiber noch typisches
Kochsches Phänomen hervor. — Ebenso wie abgetötete Tuberkel¬
bazillen bei tuberkulösen Meerschweinchen die charakteristische
Läsion erzeugen, sind sie auch imstande, nach intraperitonealer In¬
jektion gesunde Meerschweinchen gegen Bazillenleiber und Tuber¬
kulin zu sensibilisieren : Tiere, die mit 5 mg toten humanen Bazillen
intraperitoneal und nach 6 Wochen mit der gleichen Dosis intra¬
kutan geimpft werden, reagieren mit Kochschem Phänomen; sie sind
gegen intraperitoneale Injektion von 0,4 ccm Tuberkulin (4 — 8 fürs
tuberkulöse Meerschweinchen tödliche Dosen) resistent, jedoch nicht
gegen noch höhere Dosen. Die mit toten Bazillen sensibilisierten
Tiere acquirieren durch eine Infektion mit lebendem Material eine
Tuberkulose und sterben ebenso schnell wie die Kontrollen. Die im
Kochschen Phänomen sich ausdrückende Hypersensibilität ist bei
den mit abgetöteten Bazillen präparierten Meerschweinchen also nicht
mit Immunität verknüpft, während sie bei tuberkulösen Tieren mit
hochgradiger Resistenz gegen exogene Reinfektion parallel läuft.
Prigge (. Frankfurt a. M.).
Boquet, A. et Negre, L., Sur les proprietes sensibilisantes
des bacilles tuberculeux avirulents et des bacilles
paratuberculeux. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 337.)
440
Tuberkulose.
Ebenso wie die avirulenten Gallebazillen (Calmette u. Guerin)
und Vogeltuberkelbazillen bei tuberkulösen Meerschweinchen Koch-
sches Phänomen auslösen, sind sie auch imstande, gesunde Meer¬
schweinchen gegen nachfolgende Impfung mit lebenden oder toten
Tuberkelbazillen zu sensibilisieren, freilich in sehr viel geringerem
Maße als diese. Zur Erreichung eindeutiger Resultate muß man die
sensibilisierende Injektion entweder mehrfach wiederholen oder große
Dosen injizieren. Das Kochsche Phänomen tritt nach Sensibilisierung
mit avirulenten Bazillen auch nach Reinjektion der korrespon¬
dierenden Bazillen auf. Die gleichen Tatsachen gelten — nur in
noch mehr abgeschwächtem Maße — für die säurefesten Saprophyten.
Dagegen sind die so sensibilisierten Meerschweinchen gegen die sub¬
kutane oder intraperitoneale Injektion von 0,1 ccm Tuberkulin, einer
für tuberkulöse Meerschweinchen tödlichen Dosis, resistent. Analog
liegen die Verhältnisse bei Kaninchen. — Die mit säurefesten Sapro¬
phyten sensibilisierten Meerschweinchen erliegen stets der Reinfektion
mit Tuberkelbazillen in gleichen Zeiten und mit den gleichen Er¬
scheinungen wie die Kontrollen. — Die Phänomene der gekreuzten
Hypersensibilität einerseits, der Atoxizität der säurefesten Sapro¬
phyten für tuberkulöse Meerschweinchen und die Tuberkulinunemp¬
findlichkeit von mit säurefesten Saprophyten sensibilisierten Kanin¬
chen und Meerschweinchen andererseits zeigen, daß die Substanzen,
aus denen die verschiedenen Tuberkelbazillen und säurefesten Sapro¬
phyten konstituiert sind, gemeinsame antigene Gruppen von Protein¬
charakter besitzen, auf die die Hauthypersensibilität zurückzuführen
ist, daß diese Antigene aber unabhängig von den für den Tuberkel¬
bazillus charakteristischen toxischen Gruppen sind. Pr lg ge.
Haim, Fettstudien. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 253*.)
Es gelingt, bei nicht tuberkulösen Tieren, sowie bei solchen, die
nicht mit Teilstoffen des Tuberkels vorbehandelt sind, durch un-
geformte Bestandteile des Tuberkelbazillus den Fettsäurelipoid- und
den Neutralfett anteil, F und N genannt, einwandfreie Tuberkel, sowie
Bilder, die den spezifischen Hautveränderungen ähnlich sind, zu er¬
zeugen. Gleichzeitig war die Reaktion aller Tiere gegenüber Tuber¬
kulin und den Partigenen eine solche, wie sie Tieren, die schon
früher mit Tuberkulose angesteckt waren, eigen ist, ohne daß jedoch
irgendwelche Tuberkulosespuren nachweisbar waren. Noetel.
Haim, Arthur, Neue Funde über Tuberkelbildung und
Haut reiz antworten, gewonnen am Schwein. (Beitr. z.
Klin. d. Tbc. 1924, 60, S. 1.)
In früheren Untersuchungen haben Much und H. Schmidt
nachweisen können, daß es gelingt, bei klinisch gesunden Schweinen,
Tuberkulose.
441
die auch bei der Sektion keinerlei Anzeichen von Tuberkulose dar¬
boten, durch Einspritzung von ungeformten Tuberkelbazillenteilstoffen
(Partigenen) in die Haut Veränderungen hervorzurufen, die den
charakteristischen Bildern der Tuberkuloseformen entsprechen. Bei
Fortführung dieser Versuche konnte Verf. diese Befunde bestätigen.
Die Untersuchung der Veränderungen der Blutimmunität zeigte
weiter, daß es nicht gelungen war, durch Vorbehandlung von
Schweinen mit Partigenen, Blindschleichentuberkelbazillen Alttuber¬
kulin, Cholesterin und Lezithin Antikörper zu erzeugen, die durch
die Komplementbindungsreaktion längere Zeit hindurch nachweisbar
wären. Die Agglutinationsprobe ergab ein so buntes Bild, daß an
die Wirksamkeit unabgestimmter Kräfte gedacht werden mußte, um
die ziemlich gleichsinnigen Ausschläge bei den einzelnen Seren zu
erklären, gleichgültig ob die Tiere mit Tuberkelbazillen, Partigenen
oder überhaupt nicht vorbehandelt waren. Bei der Prüfung der
••
Änderungen der Zellimmunität wurden starke Tuberkulinreaktionen
erhalten, und zwar nicht nur mit Alttuberkulin, sondern auch mit
den verschiedenen Bestandteilen des Tuberkelbazillus. Es bedarf
also anscheinend keiner abgestimmten Vorbehandlung, um positive
Tuberkulinreaktionen hervorzurufen. Eine eigentliche abgestimmte
Allergie kommt nicht in Betracht, da die Tiere keine Tuberkulose
durchgemacht hatten und gesund waren, w. Gaehtgens [Hamburg).
Koizumi, Toru, Über Tuberkelbazillenbefunde im Knochen¬
mark Tuberkulöser. (D. m. W. 1924 S. 1506.)
Bei 62 an Tuberkulose, darunter 8 an Miliartuberkulose Ver¬
storbenen wurde die Gallenblase auf Gehalt an Tuberkelbazillen
untersucht. Sie fanden sich in 46 Proz.
26 tuberkulöse Meerschweinchen. In ihrem Knochenmarke wurden
mit Ausstrich in 53,8 Proz., mit Züchtung in 47,4 Proz., mit Tier¬
impfung in 72,7 Proz. Tuberkelbazillen festgestellt.
30 an Tuberkulose, davon 6 an Miliartuberkulose gestorbene
Menschen. Das Knochenmark wies bei letzteren in 50 Proz., bei den
übrigen 24 in 75 Proz. Tuberkelbazillen auf.
Demnach finden sich in allen, auch den keine mit bloßem Auge
erkennbare Veränderungen auf weisenden Organen jedes an Tuber¬
kulose verstorbenen Menschen Tuberkelbazillen. Georg Schmidt.
Fürbringer, Julius, Die klinische Bedeutung der Aus¬
wurf Untersuchung und ihre Vornahme in der Heil¬
stätte. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 341.)
Zusammenfassendes Referat, gehalten auf der Tagung der Ver¬
einigung der Lungenheilanstaltsärzte in Coburg am 27. Mai 1924.
W. Gaehtgens [Hamburg).
442
Tuberkulose.
Schilling, Claus und Hackenthal, H., Ein neues Verfahren
zur Unterscheidung des Typus humanus und bovin u j
der Tuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 668.)
Extrakt aus humanen Tuberkelbazillen reagiert fast immer (62 Ver¬
suche) mit human-tuberkulösem Meerschweinchendarm; andernfalls
müssen andere Darmstücke oder auch andere Extrakte verwendet werden.
Gleicher Extrakt beeinflußt bovin-tuberkulösen Meerschweinchendarm
nicht (11 Versuche) oder steigert höchstens mäßig die regelrechten
Kontraktionen (2 unter 11 Versuchen). Boviner Extrakt reagiert mit
bovinem Darme meist (11 unter 13) voll, mit humanem Darme
häufiger (16 unter 31) negativ. Man infiziert mit dem fraglichen
Stamme oder tuberkulösen Organe mehrere Meerschweinchen und
prüft 4 Wochen später die Reaktion mehrerer Darmstücke mit mehreren
wässerigen Extrakten von Tuberkelbazillenstämmen, die aus mensch¬
lichem Auswurfe gewonnen sind. Tritt bei allen Tieren volle Reaktion
ein, so liegt Typus humanus vor. Bleibt sie bei allen völlig aus oder
geht sie nicht über Anregung der gewöhnlichen Bewegungen hinaus,
so handelt es sich um Typus bovinus. Ergänzung durch Versuche
mit bovinem Extrakt. Aber negative Ausfälle bei bovinem Extrakt
schließen bovine, positive Ausfälle humane Infektion nicht aus. Die
Tiere dürfen nicht vorbehandelt, auch nicht mit Tuberkulin geprüft
worden sein. Außerdem ist sorgfältigste Technik erforderlich.
Georg Schmidt {München).
Braun, H., Stamatelakis, A. und Kondo, Seigo, Der Verwen¬
dungsstoffwechsel säurefester Bakterien. I. (Bioch.
Zschr. 1924, 145, S. 381.)
Der Timotheebazillus zeigt kümmerliches Wachstum auf an¬
organischen Nährböden, die entweder keine Stickstoff- oder keine
Kohlenstoffverbindungen enthalten. Wahrscheinlich verwertet er die
geringen, in der Brutschrankluft enthaltenen Mengen von kohlenstoff-
und stickstoffhaltigen Substanzen. Mit Ammoniak als Stickstoffquelle
verwertet er als Kohlenstoffquelle gut Essigsäure, Milchsäure,
Bernsteinsäure und Apfelsäure, weniger gut Oxal- und Weinsäure,
• •
sehr schlecht Citronensäure, von Alkoholen gut Äthylalkohol, Glyzerin
und Mannit, nicht dagegen Methyl- und Amylalkohol. Von Kohle¬
hydraten werden Glukose und Lävulose, dagegen nicht Laktose,
Saccharose und Maltose verwertet. Als Stickstoffquellen können
außer Ammoniak auch Nitrate und Aminosäuren, diese gleichzeitig
auch als Kohlenstoffquellen dienen. Harnstoff wird nicht, Harnsäure
sehr mühsam verwertet. Von Mineralstoffen genügt Kalium oder
Natrium allein. Phosphat ist unentbehrlich. Andere säurefeste
Saprophyten wie Butterbazillen, Trompetenbazillen usw. zeigen ein
ähnliches Verhalten wie der Timotheebazillus. Kurt Meyer [Berlin).
Tuberkulose.
443
Lemmens, Karl, Die Dauer der Diazoreaktion und ihre
Bedeutung bei der Lungentuberkulose. (D. m. W. 1924
S. 1442.)
24 Kranke wurden vom Eintreten der Diazoreaktion ab be¬
obachtet, 23 davon bis zu ihrem Tode. Mittlere Dauer dieser Frist:
3 Monate und eine Woche. Meist fortschreitende, exsudative Tuber¬
kulose. Einer wurde durch künstlichen Pneumothorax gerettet. Im
übrigen aber kündet Diazoreaktion baldigen Tod an. Heilstätten¬
aufnahme nur, wenn Pneumothoraxkur möglich. Georg Schmidt.
DornOdden, Hans, Das Hämogramm in der Tuberkulose-
begut ach tung. (D. m. W. 1924 S. 678.)
Hämatologische Untersuchung auch bei praktischer Erprobung
bewährt zur Erkennung der Stadien der akuten und der chronischen
Tuberkulose, der Schwere der Infektion, der Widerstandskraft und
der Heilungsneigung des Körpers. Georg Schmidt {München).
Zimmermann, W., Der Serumkalkspiegel bei Lungen¬
tuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 686.)
Das Blutserum von 100 Lungentuberkulosen wurde auf Kalk
analysiert, im Vergleiche mit dem Blute Gesunder. Die Ausdehnung
des tuberkulösen Vorganges beeinflußt den Kalkspiegel nicht. Er ist
unabhängig von der Nahrung, demnach von der Tageszeit, und von
Kalkzufuhr. Bei der chronischen Lungentuberkulose ist der Körper
ebenfalls bestrebt, den Kalkspiegel gleich hoch zu erhalten. Er steigt
oder sinkt vor dem Tode: ein Zeichen des Verfalles.
Georg Schmidt {München).
Wächter, Rudolf, Bedeutung der Senkungsreaktion bei
der kindlichen Tuberkulose (1700 Reaktionen). (D. m.
W. 1924 S. 687.)
Im ganzen günstige diagnostische, prognostische, therapeutische
Erfahrungen. Die Prüfung auf Blutkörperchensenkungszeit ist aber
nur eine Ergänzung der klinischen und der Röntgenuntersuchung und
erfordert zudem gewisse Vorsichtsmaßregeln. Georg Schmidt.
Freund, A., Blutkörperchensenkung und aktive Lungen¬
tuberkulose. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 629.)
Nach den Beobachtungen des Verf. weisen in seltenen Fällen
auch aktive Lungentuberkulosen eine normale Senkungszeit auf.
W. Gaehtg ens {Hamburg).
Weicksel, J., Blutsenkung und Blutdifferenzierung bei
Lungentuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 1603.)
444
Tuberkulose.
Nachprüfung in der Leipziger medizinischen Universitätspoliklinik.
Die Senkung ist in keiner Weise spezifisch für aktive Tuberkulose.
Ebensowenig ist letztere auszuschließen, wenn die Senkungswerte
regelrecht sind. Immerhin haben Tuberkulöse mit stets sehr be¬
schleunigter Senkung eine sehr ernste Prognose. Die Blutbildwerte
schwanken nicht so stark und geben sichereren Anhalt für die Vor¬
hersage. Georg Schmidt [München).
Weigeld, Egon, Die Senkungsgeschwindigkeit der roten
Blutkörperchen bei Lungentuberkulose und „Vege¬
tative Allergie“. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 60, S. 73.)
Die Senkungsgeschwindigkeit geht ebenso wie die Adrenalin¬
empfindlichkeit der Ausbreitung des Lungenprozesses meist parallel.
Diese Zusammenhänge lassen darauf schließen, daß auch die erhöhte
Senkungsgeschwindigkeit der Erythrocyten Ausdruck der Verände¬
rungen in der Reaktionsweise des vegetativen Systems ist, die auch
in der Blutdruck- und Pulskurve zum Ausdruck kommen und auf
eine zentrale Regulation hin weisen. w. Gaehtgens [Hamburg).
Beckmann, A. , Flockungsreaktion im Blutserum nach
Mätefy und Blutkörperchensenkungsprobe bei Lungen¬
tuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 1537.)
Nach Mätefy flockt */2 proz. Aluminiumsulfat bei Krankheiten,
die mit stärkerem Gewebszerfall oder stärkerer Toxinwirkung ein¬
hergehen, aus dem Blutserum mehr Globulin aus — gegenüber dem
Albumin — als gewöhnlich. In J/2 jähriger Nachprüfung hat sich das
einfache Verfahren bewährt, an 141 Kranken, darunter 50 Lungen¬
tuberkulosen. Dazu wurde die Senkungsgeschwindigkeit der roten
Blutkörperchen festgestellt. Letztere erlaubt nur Wahrscheinlich¬
keitschlüsse auf Art und Ausgang der vorliegenden Tuberkulose,
wogegen man auf Grund der verschiedenen Zeitspannen, innerhalb
derer Flockung eintritt, die ausgesprochenen Formen der Lungen¬
tuberkulose scheiden kann; nur über die Zuverlässigkeit der Flockungs¬
probe bei beginnender Tuberkulose steht das Urteil noch nicht fest.
Georg Schmidt [München).
Brünecke, K., Erwiderung auf die Bemerkungen von
E. Grafe zu meiner Arbeit: „Besitzen wir in der
Kombination von Erythrocyten-Senkungsgeschwin-
digkeit und Injektion von Alttuberkulin nach Grafe
und Reinwein eine klinisch brauchbare Tuberkulose¬
reaktion?“ (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 614.)
Grafe, E., Schlußwort zu der Kritik von K. Brünecke an
der Arbeit von Rein wein und mir: „Zur Verfeinerung
Tuberkulose.
445
und Verbesserung der biologischen Diagnose der
Lungentuberkulose.“ (Ebenda. S. 617.)
Polemisch. W. Gaehtg ens (Hamburg).
• •
Kogan, Leon, Uber Tuberkelbazillenagglutination nach
Fornet. (D. m. W. 1924 S. 677.)
46 Prüfungen bei 32 Tuberkulösen. Ferner Erprobung bei 26
gesunden und bei 5 nichttuberkulösen Kranken. Die Probe fällt bei
Tuberkulösen ganz überwiegend (76 Proz.) positiv aus, bei Ver¬
dünnung 1 : 200. Die Flockung ist nach Untersuchungen des Verf.
ein gemischter Vorgang, an dem das Phenol des Mittels, wahrschein¬
lich durch Globulinfällung, vielleicht auch eine Agglutination be¬
teiligt ist. Georg Schmidt (München).
Mündel, Fr., Zur Serodiagnose der Tuberkulose. (Klin.
Ws ehr. 1924 S. 1912.)
Da nach den Beobachtungen des Verf. die Kolloidstabilität des
Blutserums, die sich in dem Verhältnis zwischen Albumin und Globulin
kundgibt, bis zu einem gewissen Grade durch die Schwankungen der
Jahreszeit eine Veränderung erfährt, empfiehlt er, für die Ausführung
der von ihm angegebenen Eeaktion zur Serodiagnose der Tuberkulose
im Kindesalter je eine 18, 18,5 und 19 proz. Ammoniumsulfatlösung
herzustellen. Durch Untersuchung mit einem Standardserum ist dann
festzustellen, welche Lösung keinen Umschlag ergibt. Schuster.
Mündel, Franz, Zur Serodiagnose der Tuberkulose und
ihre Bedeutung für die Prognose und Differential¬
diagnose. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 622.)
Verf. empfiehlt für die Serodiagnose der Tuberkulose eine Glo¬
bulinfällungsreaktion mittels einer 18 — 19proz. Ammoniumsulfatlösung.
Die bisherigen Untersuchungen des Verf. haben ergeben, daß bei
diesem Verfahren nur Tuberkulose, Lues und vereinzelt mit schwerer
Kachexie einhergehende chronische Pneumonie im Kindesalter eine
positive Ausflockungsreaktion liefern. Dadurch wird nach Ansicht
des Verf. der Wert der Reaktion in seiner charakteristischen Be¬
deutung indes kaum eingeschränkt, da die letzteren beiden Erkran¬
kungen sich mittels anderer Untersuchungsmethoden meist werden
ausschließen lassen. Die Methode ist geeignet, einen Aufschluß über
das „Zustandsbild“ und den Intensitätsgrad der bestehenden Tuber¬
kulose zu geben, schafft größere Sicherheit in der Diagnosen- und
Prognosenstellung und ist schließlich in differentialdiagnostischer
Hinsicht oft von Wert. W. Gaehtgens (Hamburg).
446
Tuberkulose.
y. Koväts, F., Die Diagnose der Tuberkulose mittels
Ausflockungsreaktion. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59,
S. 645.)
Die Bonacorsische Ausflockungsreaktion ist nicht spezifisch, da
sie nicht durch den spezifischen Tuberkelbazillenextrakt entsteht,
sondern durch Fällung mittels Cholesterin. Zur Diagnose der aktiven
Tuberkulose eignet sie sich besser als die auf Kolloidlabilität be¬
ruhenden Reaktionen, da sie mit der Saclis-Georgi-Reaktion parallel
eingestellt eine gewisse Spezifizität besitzt. In differentialdiagnostisch
schwierigen Fällen versagt sie. Statt des Bonacorsischen Antigens
hat Verf. nach dem Vorgänge von Seiffert auch Bienenwachs als
Antigen benutzt. Der Gebrauch eines solchen Wachsantigens ist
vorteilhafter, da die Herstellung sehr einfach und die Resultate
leichter abzulesen sind. w. Gaehtgens [Hamburg).
Isabolinsky, M. und Gitowitsch, W., Zur Serodiagnostik der
Tuberkulose (Komplementbindung, Präzipitation
und Agglutination). (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 385.)
Von 27 Tuberkulosefällen des ersten Stadiums reagierten 23,
von 22 des zweiten Stadiums 18, von 9 des dritten Stadiums 6, von
17 Verdachtsfällen 8 positiv nach Besredka. Von 40 Luetikern mit
positiver WaR. gaben 8 eine positive Besredka-Reaktion. 35 Gesunde
reagierten negativ. Die Komplementbindungsreaktion stellt somit
ein wesentliches Hilfsmittel für die Tuberkulosediagnostik dar. Die
Präzipitationsreaktion von Bonacorsi gibt ganz unspezifische Resul¬
tate. Dagegen verdient die Agglutinationsreaktion nach Fornet Auf¬
merksamkeit, wenngleich ein sicheres Urteil erst auf Grund weiterer
Versuche möglich sein wird. Kurt Meyer [Berlin).
Blumenthal, G., Zur Serodiagnostik der Tuberkulose.
I. Methodik der Komplementbindungsreaktion. (D. m.
W. 1924 S. 673.)
Zur Herstellung brauchbarer Antigene für die Serodiagnostik
der Tuberkulose empfiehlt es sich, die Bazillen mit Azeton aufzu¬
schließen und mit destilliertem Wasser zu extrahieren, sowie poly¬
valente Extrakte zu verwenden, die aus mindestens je 6 humanen
und bovinen Stämmen bereitet sind. Bei der Titerbestimmung der
Antigene liegt der Hauptwert neben der Berücksichtigung der Selbst¬
hemmungsquote mit Kochsalzlösung auf der Reaktion mit sicher
tuberkulosepositiven Seren. Gebrauchsdosis ist die obere Grenze, bei
der solche Sera positive und gleichzeitig geprüfte „Normalsera“ oder
Syphilissera glatt negative Ausfälle zeigten. Die Technik lehnt sich
eng an die Originalmethodik bei Syphilis an ; nur wird als Bindungs¬
zeit 1 Stunde Brutschrank- und anschließend 1 Stunde Zimmerwärme
Tuberkulose.
447
empfohlen. Da hierbei Syphilisseren bisweilen schwach unspezifisch
hemmen, soll bei der Prüfung jedes Serums im Hauptversuche
neben 2 Tuberkuloseantigenen stets 1 Syphilisleberextrakt mitlaufen.
91 Lungentuberkulose, die in der Münchener chirurgischen Klinik
(Sauerbruch) mit Thorakoplastik operiert wurden, wurden auf
Komplementbindung untersucht. Doch stimmten die Ergebnisse nicht
völlig mit dem klinischen Befunde überein, selbst bei nach Wochen
und Monaten wiederholter Untersuchung. Vielleicht bildeten manche
nicht genügend Antikörper. Vielleicht auch reicht die Reaktions¬
breite der Antigene noch nicht aus. Das Verfahren muß also trotz
seiner Einfachheit und Empfindlichkeit noch mehr ausgebaut werden.
Georg Schmidt {München).
• •
Schloßberger, H., Hartoch, 0., Lusena, M. und Prigge, R., Uber
die Brauchbarkeit der Komplementbindung mit ver¬
schiedenen Antigenen für die Diagnostik der Tuber¬
kulose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 59*.)
Versuche wurden angestellt mit 1. Wassermannschen Tetralin¬
antigen, 2. Antigen aus Typus humanus nach Besredka, 3. aus Butter¬
bazillen nach Rabinowitsch, ferner Antigenen aus 2 und 3 mittels
Extraktion durch Chloroform, Azeton und Alkohol gewonnen, schließlich
mit Antiforminextrakt aus 3, der auch im Flockungsversuch erprobt
wurde. Die Ergebnisse konnten nichts an der prinzipiell wichtigen
Tatsache ändern, daß den bisher angegebenen serodiagnostischen
Methoden für die Erkennung tuberkulöser Prozesse keine inte¬
grierende Bedeutung beizumessen ist. Insbesondere haben sich keine
Anhaltspunkte dafür ergeben, daß die von Wassermann angestrebte
Trennung der sog. aktiven Tuberkulose von nicht aktiven Prozessen
auf serologischem Wege möglich ist, welche Abgrenzung übrigens
auch vom pathologisch* anatomischen und vom klinischen Standpunkt
aus nicht angängig ist. Die praktisch diagnostische Brauchbarkeit
der Komplementbindungsmethode wird vielleicht durch Kombination
mit den Flockungsreaktionen erhöht. Durch Lezithinzusatz wird
zwar die Reaktionsfähigkeit der extrahierten Bazillen im allgemeinen
erhöht, aber gleichzeitig nimmt die Zahl der unspezifischen Ergebnisse
ganz erheblich zu, namentlich die der luetischen Sera. Die gleiche
Störung bewirkt Zusatz von Lezithin auch bei Flockungsreaktionen
mit Butterbazillen-Antiforminextrakt, der allein schwache Aus¬
flockungen bewirkt. Noetel {Landsberg a. W.).
Schloßberger, H., Hartoch, 0., Lusena, M. und Prigge, R., Unter¬
suchungen über Serodiagnostik der Tuberkulose
mittels Komplementbindung. (D. m. W. 1924 S. 869.)
Prüfung von 285 Seren, die von 134 Tuberkulösen der ver-
448
Tuberkulose.
schiedensten Stadien stammten, sowie von 233 Seren solcher Menschen,
die andere Leiden hatten oder gesund waren. Es wurden verschieden¬
artige Antigene verwendet und teils das Komplement, teils das
Antigen, teils das Menschenserum in verschieden abgestuften Mengen
zugesetzt. Tabellen. Ergebnisse: Zur Extraktion der verschiedenen
Tuberkelbazillen und säurefesten saprophytischen Bakterien eignen
_ • •
sich verschiedene Lösungsmittel, z. B. Äthylalkohol, Azeton, Chloro¬
form, Tetralin. Es gelingt, mit diesen organischen Lipoidlösungs¬
mitteln aus säurefesten Bakterien im Soxhletapparate Antigene her¬
zustellen, die für Komplementablenkung etwa gleich geeignet sind.
Während für die Tetralinextraktion nach Wassermann mehrere
Wochen oder Monate nötig sein sollen, glückt es durch kombinierte
• •
Extraktion mittels Azeton, Äthylalkohol und Chloroform, die säure¬
festen Bakterien im Soxhletapparate innerhalb von 14 Tagen ihrer
Säurefestigkeit größtenteils zu berauben, sie zu Antigenen umzu¬
wandeln. Diese sind ebenso brauchbar wie die tetralinextrahierten
Tuberkelbazillen. Lezithinzusatz erhöht die Wirksamkeit der Tuberkel¬
bazillenantigene im Komplementbindungsversuche auf Kosten der
Spezifizität. Die Komplementbindungsverfahren versagen bei sicherer
Tuberkulose verhältnismäßig so oft, daß sie in ihrer jetzigen Form
diagnostisch wertlos sind. Aber auch positive Reaktion kommt nicht
selten bei Nichttuberkulösen vor, ist daher für Diagnose oder Prognose
nicht sicher verwendbar. Die Komplementbindungsprobe gestattet
nicht die — übrigens auch klinisch und pathologisch-anatomisch un¬
durchführbare — Unterscheidung zwischen „aktiver“ und „nicht¬
aktiver“ Tuberkulose. Georg Schmidt {München).
Lange, L. und Heuer, G., Über die neue Wassermannsche
Tuberkulosereaktion. (D. m. W. 1924 S. 832.)
N achprüf ung an 220 Seren im Reichsgesundheitsamte. Die Antigene
stammten aus der v. Wassermannschen Anstalt oder von Riedel.
Einige stellten die Verff. selbst her. Die dabei gemachten Erfahrungen
werden geschildert. — Positiver Ausfall erwies sich als für Tuber¬
kulose spezifisch. Syphilissera reagierten nicht, auch wenn sie stärkste
WaR. boten. Dagegen voneinander abweichende Ergebnisse bei
dem gleichen Serum mit verschiedenem Antigen, ausnahmsweise
selbst mit dem gleichen gleichbeladenen Antigen bei gleichzeitiger
Prüfung an verschiedenen Untersuchungsstellen. Für zuverlässige
klinische Verwertbarkeit Verbesserung der Reaktion angezeigt,
v. Wassermann hat ein wirksameres und gleichmäßigere Aus¬
schläge versprechendes Antigen hergestellt. Es wird von den Verff.
geprüft. Georg Schmidt {München).
• •
Förtig, Hermann, Uber die Wassermannsche Komplement¬
bindungsreaktion auf aktive Tuberkulose, mit be-
Tuberkulose.
449
sonderer Berücksichtigung der Haut tub erkulosen.
(D. m. W. 1924 S. 1570.)
Nachprüfung vorzugsweise an Hauttuberkulosen (76), u. a. im
Vergleiche mit Lungentuberkulosen (89), chirurgischen Tuberkulosen
(47), Syphilis (47) sowie tuberkulöse- und luesfreien Zuständen. Ta¬
bellen. Das Verfahren genügt serodiagnostisch nicht. Weder liefert
es eine entsprechende Zahl positiver Ergebnisse bei sicheren Tuber¬
kulosen, noch besitzt es die nötige Spezifizität gegenüber den syphi¬
litischen Serumveränderungen. Georg Schmidt {München).
Höland, H., Ergebnisse der Serodiagnostik auf aktive
Tuberkulose nach v. Wassermann. (D. m. W. 1924 S. 1 650.)
180 Serumuntersuchungen genau nach Wassermanns Vor¬
schrift. Darunter 81 klinisch sichere Tuberkulosen. Aktive Tuber¬
kulose wurde aber durch das Verfahren nicht eindeutig nachgewiesen.
50 Proz. serologisch positive, ebensoviele klinisch einwandfrei positive,
aber serologisch negative Fälle. Das letzte Wort behält die klinische
Untersuchung. — Das Verfahren von H. Sachs und A. Klopstock
wurde 20 mal mit herangezogen , ging aber sowohl den klinischen
Befunden, wie den WaR.-Ergebnissen widersprechend aus und wurde
daher aufgegeben. Kein positiver Ausfall dieser Probe bei klinisch
und serologisch positiver Lues. Georg Schmidt {München).
Silberstein, Siegfrid, Serologischer Nachweis der Tuber¬
kulose, insbesondere mit dem Verfahren nach
v. Wassermann. (M. m. W. 1924 S. 675.)
375 Serumuntersuchungen an 334 Menschen. Davon litten 66
an Lungen- und 3 an chirurgischer Tuberkulose, 78 an Lupus und
Skrofuloderma. Frei von Tuberkulose waren 116, die Syphilis, 5, die
ein Karzinom, 42, die eine nichtsyphilitische Hautkrankheit hatten,
10, die schwanger waren. Dazu kamen noch 14 Gesunde. Die Probe
befriedigte technisch nicht. Es fehlten die klar abgestuften Aus¬
schläge, wie sie die Syphilis-WaR. gibt. Ferner versagte das Ver¬
fahren bei der Unterscheidung der verschiedenen Formen der Tuber¬
kulose. Nicht jede Lungentuberkulose reagierte deutlich genug
positiv. Hauttuberkulöse reagierten vereinzelt und schwach positiv.
Die Probe erwies sich auch als unspezifisch gegenüber syphilitischen
Seren. Mindestens ein Drittel dieser reagierte positiv, zum Teil
sogar besonders stark. Die Proben nach Matefy und Mindel
zeigten sich ebenfalls als nicht spezifisch genug für die Tuberkulose¬
diagnostik. Auch bei Tuberkulose scheinen sich, ähnlich wie bei
Lues, Globulin- und Albumingehalt des Serums eigenartig zu ver¬
schieben.
Georg Schmidt {München).
29
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
No. 19/20.
450
Tuberkulose.
Küster, Interferometrische Untersuchungen nach
P. Hirsch zum Nachweis der Abderhalden-Reaktion
auf Tuberkulose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 294* )
Nach Vorversuchen über den Nachweis von Rindertuberkulose an
Schlachttieren mit dem Hirsch sehen Verfahren wurden 34 Fälle
humaner Tuberkulose in Paralleluntersuchung mit der Wassermann¬
methode geprüft. Diese Vergleiche setzen natürlich voraus, wie noch
im einzelnen zu beweisen wäre, daß „aktiv“ nach der Wassermann-
Diagnose == „positiv“ nach dem Interferometerbefund gesetzt wird.
3 tuberkulosefreie Fälle wurden nach Hirsch fälschlich positiv, nach
Wassermann als nicht aktiv festgestellt. Von 7 auf klinische Tuber¬
kulose lediglich verdächtig erscheinenden Fällen wurden nach Hirsch
5 positiv, 2 fraglich befunden, nach Wassermann 3 aktiv, 3 zweifelhaft,
2 negativ. Es ergibt sich also, daß bei klinisch sicher negativ oder
zweifelhaften Fällen ein deutlicher Ausschlag der Interferometer¬
untersuchung nach der positiven Seite besteht, sie empfindlicher ist
als die Wassermann-Methode. 24 klinisch sichere Fälle erschienen
nach der Interferometermethode positiv, nach Wassermann blieben
9 zweifelhaft und 9 negativ, 2 aktiv. Von 2 offenen Tuberkulosen
wird die eine nach Wassermann aktiv, die andere nicht aktiv be-
_ • •
funden. In 9 von diesen letzteren Fällen Übereinstimmung auch
zwischen klinischer Diagnose, Komplementbindungs- und Interfero¬
meterverfahren. Immerhin dürfte Anlaß zur Nachprüfung an großem
Material vorliegen. Noetel ( Landsberg a. TT.).
Rodenacker, Eine Tuberkulin flockungsprobe. (Beitrag
zur kolloid-chemischen Erklärung der Tuberkulin¬
reaktionen.) (D. m. W. 1924 S. 1211.)
Blut wird durch Schütteln mit Glasperlen defibriniert. Das
Serum wird abzentrifugiert. Die roten Blutkörperchen werden mit
neutralem Phosphatpuffer zweimal gewaschen. Von einer 5proz.
Pn-Phosphatpuffer- Blutkörperchenaufschwemmung bekommen 10 ccm
2 Tropfen Alttuberkulin Höchst aus einer 1 ccm-Pipette. Nach einer
Stunde werden H-Ionenkonzentrationsreihen, die um 0,2 pH aufsteigen,
mit 4 Tropfen der Blutkörperaufschwemmung beschickt. Eine Reihe
hat die mit Tuberkulin versetzten Blutkörperchen, die andere die aus
der Originalaufschwemmung. Nach 12 Stunden werden sie in ein
Wasserbad von 56° gebracht mit Zusatz von 1 ccm 0,9proz. Koch¬
salzlösung. In den Röhrchen beginnt eine Ausflockung, die nach
10 — 15 Minuten abgelesen wird. So vergleicht Yerf. die Hitzeaus¬
flockung in Phosphatpuffer aufgeschwemmter roter Blutkörperchen
um den isoelektrischen Punkt mit und ohne Tuberkulinzusatz. Da
nur 5 ccm Blut gebraucht werden, läßt sich die Probe fast un¬
beschränkt wiederholen. Durch Verwendung von Tuberkulinver-
Tuberkulose.
451
dünnungen ist sie quantitativ auswertbar. Mit 16 Blutproben ge¬
sunder Meerschweinchen sowie an Blutproben nach Tuberkulose¬
infektion, ferner in 64 Untersuchungen bei 61 Kranken erwies sich
die Reaktion, die zudem für den Kranken ungefährlich ist und Zu¬
führung körperfremden Eiweißes in seinen Körper erspart, als
spezifisch. Schließlich klärt sie über den Begriff der zellulären
Immunität auf. Tuberkulin dehydratisiert spezifisch das Flockungs¬
substrat. Dieses besteht auf der sauren Seite der H-Ionenkonzen-
trationsreihen aus Blutkörperschatten. Auf der alkalischen Seite
flockt ein zweites, noch näher zu bestimmendes Kolloid aus. Bei der
Dehydratisation des tuberkulösen Körpers durch Tuberkulin ist der
Schwerpunkt nicht auf das Plasma, sondern auf die Zellen zu legen.
Deren Dehydratisation ist an den roten Blutkörperchen im Reagenz¬
glase sichtbar zu machen durch die spezifische Ausflockung um den
isoelektrischen Punkt. Überempfindlichkeit und Immunität sind in
kolloidalen Umgestaltungen der Zelloberfläche zu suchen. Die Tuber¬
kuloseimmunität setzt eine sorgfältig begrenzte Labilität des Zell¬
grenzschichtprotoplasmas voraus. Tuberkulin braucht nicht selbst
an den tuberkulösen Herd heranzukommen ; die kolloidalen Zustands¬
veränderungen können sich von Stelle zu Stelle fortpflanzen. Die
dazugehörigen chemisch-physikalischen und nervösen Regulations¬
mechanismen müssen sich darauf einstellen, so daß Überempfindlichkeit
bemerkbar wird, ohne daß Antikörperbildung angenommen werden
müßte. Der Tuberkulöse wird gefährdet, wenn die Entquellung der
Zellhaut irreversibel wird. Was die Dehydratisation fördert, z. B.
Alkoholzufuhr, schädigt den Tuberkulösen. Daher die größere Tuber¬
kulosesterblichkeit im Gast- und Schankgewerbe. Die in der Zell¬
grenzschicht sitzende Tuberkuloseimmunität wird auch durch Über¬
anstrengung beeinträchtigt. Georg Schmidt {München).
Curschmann, Hans, Bemerkungen zur Frühdiagnose der
Lungentuberkulose Erwachsener. (M. Kl. 1924 S. 1197.)
Die verschiedenen Methoden der Tuberkulinimpfungen haben für
die Frühdiagnose der Lungentuberkulose Erwachsener keine praktische
Bedeutung; auch die neuerdings von v. Wassermann angegebene
Aktivitätsdiagnose bedarf bezüglich ihrer Sicherheit weiterer Nach¬
prüfung. Dagegen scheint das Fehlen der Senkungsgeschwindigkeits¬
steigerung der Erythrocyten ein brauchbares Hilfsmittel für die Früh¬
diagnose aktiver Lungentuberkulose zu sein. Erich Hesse {Berlin).
Czerny, Ad., Der Einfluß der Pädiatrie auf unsere
jetzigen Kenntnisse von der Tuberkulose. (D. m. W.
1924 S. 1733.)
Erst mit der Tuberkulindiagnostik ließ sich ermitteln, wie oft
29*
452
Tuberkulose.
und wann Tuberkuloseinfektion der Kinder zustandekommt. Bei
Kindern mit nachgewiesener latenter Tuberkuloseinfektion kann,
auch wenn sie nicht behandelt werden, Tuberkuloseerkrankung aus-
bleiben. Tropfeninfektion hat die größte Bedeutung für die Aus¬
breitung der Tuberkulose. Aus den durch Röntgenlicht häufig in
der Lunge auffindbaren Schattenflecken entwickelt sich aber niemals
Lungentuberkulose. Diese kommt, abgesehen von Miliartuberkulose,
bei Kindern verhältnismäßig selten vor. Der Ursprung prognostisch
ernster Tuberkuloseinfekte der Lunge liegt außerhalb des Brust¬
korbes, im Bauche. Es ist unbekannt, welche Krankheitszeichen die
Kinder aufweisen, die als Erwachsene eine Lungentuberkulose be¬
kommen, ob es bei letzteren einer Gelegenheitsursache bedarf, oder
ob Vorbedingungen in der Kindheit nötig sind. Bei Kindern schließt
eine örtlich begrenzte Tuberkulose weder in der Latenzzeit noch
nach Abheilung das Auftreten neuer Tuberkuloseherde aus; also ist
aktive Immunisierung ausgeschaltet. Wir vermögen einen ruhenden
Tuberkuloseherd von einem aktiv fortschreitenden beim Kinde nicht
zu unterscheiden. Belehrung des Volkes über aerogene und intesti¬
nale Infektion. Fett- und vitaminreiche Ernährung. Reizkörper¬
behandlung. Georg Schmidt {München).
Schroeder, Kurt, Beitrag zur Diagnostik der okkulten
Tuberkulose im Kindesalter. (M. Kl. 1924 S. 1035.)
Bei Intrakutanimpfung von Alttuberkulin ergab sich, daß etwa
20 Proz. der Fälle erst auf Verdünnungen von 1 : 100 — 1 : 10 reagieren,
nicht jedoch auf die zumeist verwandte Konzentration von 1:1000.
Erich Resse {Berlin).
Decressac, G. et Jacquelin, A., Contribution ä l’etude de la
cutireaction ä la tuberculine chez les operes. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 91, p. 272.)
Während man normalerweise bei 96—98 Proz. aller untersuchten
Individuen positiven Pirquet findet, fiel bei der Untersuchung Ope¬
rierter die Reaktion in 27 Proz. der Fälle negativ aus. Verff.
sprechen daher von einer „postoperativen Anergie“, die sie mit
Shockwirkungen in Verbindung bringen. Brigg e {Frankfurt a. M.).
Schönfeld, H., Über den Einfluß der Varizellen auf die
kutane Tuberkulinempfindlichkeit. (Mschr. f. Kindhlk.
1924, 27, S. 602.)
Wie durch die Masern wird auch durch die Varizellen die Tuber¬
kulinempfindlichkeit beeinflußt, allerdings in geringerem Maße und
nicht in allen Fällen. Die Herabsetzung der Tuberkulinempfindlich¬
keit trat ausnahmslos nur ganz im Anfang der Erkrankung hervor,
Tuberkulose.
453
mit Abklingen des Exanthems oder wenige Tage nachher war die
frühere Reaktionsfähigkeit wieder hergestellt. Die Herabsetzung der
Tuberkulinempfindlichkeit ging im allgemeinen der Schwere der
Varizellenerkrankung parallel. v. Bernuth [Jena).
Selter, H., Der Einfluß der Menstruation auf die Tuber¬
kulinempfindlichkeit. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 223.)
An 8 weiblichen (5 gesunden, 3 anderweitig erkrankten) Personen
wird nachgewiesen, daß die Tuberkulinempfindlichkeit während der
Menstruation herabgesetzt, 2—3 Tage nach derselben ihre frühere
Höhe wieder erreicht. Es muß mit der Möglichkeit gerechnet werden,
daß diese Vorgänge bei schwächlichen Personen den Grund zu einer
tuberkulösen Erkrankung legen können. Noetel ( Landsberga . W.).
Schur, M., Zur Frage: Menstruation und Tuberkulose¬
immunität. (W. kl. W. 1924 S. 1164.)
Verf. sah bei einer an tuberkulösen Mastdarmfisteln leidenden
Kranken, die etwa 10 Tage vor der Menstruation auf eine Alttuber¬
kulininjektion eine reguläre Stich- und Herdreaktion gezeigt hatte,
während der Menstruation außer den auch bei früheren Menstrua¬
tionen beobachteten Erscheinungen — Fieber, Entzündungserschei¬
nungen und verstärkte Sekretion am Krankheitsherd — ein mit
lebhafter Schwellung und Rötung einhergehendes Aufflackern der
bereits abgeklungenen Stichreaktion auftreten. Während für die
• •
Temperatursteigerung während der Menstruation die Änderung der
allgemeinen Stoffwechsellage, die Blutung usw. zur Erklärung heran¬
zuziehen ist und sich die Entzündungserscheinungen am Krankheits¬
herd durch Hyperämisierung der Beckenorgane deuten lassen, kann
das Wiederaufflackern der alten Stichreaktion während der Menses
• •
wohl nur durch eine Änderung des Immunitätszustandes im Sinne
einer Verschlechterung desselben erklärt werden. Die Beobachtung
spricht also im Sinne der Annahme Selters dafür, daß die Men¬
struation die Tuberkuloseimmunität herabsetzt. Hetsch.
Schlegel, Martin, Über die Beeinflussung der intraku¬
tanen T uberkuli nreaktion durch das Blutserum
Augentuberkulöser. (D. m. W. 1924 S. 1446.)
Mischungen des Serums, das von 12 schwereren und von
7 leichteren Augentuberkulösen stammte, und mehrerer Tuberkuline,
wurden in die Haut von 36 und 21 Kranken gespritzt. Kein gesetz¬
mäßiger Unterschied zwischen Form und Schwere der Tuberkulose
einerseits, der Wirkung des Serums des betreffenden Augenkranken
auf die Tuberkulinreaktion bei intrakutaner Impfung andererseits;
454
Tuberkulose.
weder schwächt das Serum gutartig Erkrankter die Tuberkulin¬
reaktion ab, noch verstärkt sie das Serum Schwerleidender.
Georg Schmidt [München).
Haag, F. E., Die Tuberkulinreaktion bei aktiver und in¬
aktiver Tuberkulose. (Arch. f. Hyg. 1924, 92, S. 347.)
Die Ansichten über den Wert der einzelnen Methoden gehen
weit auseinander, weil die Einordnung der Krankheit und der
klinischen Begriffe sehr verschieden ist, die Tuberkuline in ihrer
Wirksamkeit sehr wechseln, die Technik der einzelnen Untersucher
sehr voneinander abweicht und die Deutung häufig dem subjektiven
Ermessen anheimgestellt ist. Die intrakutane Methode, ausgeführt
mit Alttuberkulin, kommt den zu stellenden Forderungen: Ausschluß
von Schädigung, Anzeigen aller aktiven Tuberkulosen und Differen¬
zierung der aktiven und inaktiven Tuberkulosen durch Ausfall der
Reaktion, am nächsten. Zeit des Eintritts, Stärke, Dauer und Höhe¬
punkt der Reaktion können zwar nicht zur Unterscheidung dienen,
vielmehr muß man die Verdünnung soweit treiben, daß nur noch der
aktive Herd anspricht. Der erforderliche Grad wird erreicht durch
Anwendung von 0,01 Alttuberkulin. Es gelingt alsdann nach den
Ergebnissen des Verf., dem 362 Fälle zur Verfügung standen, den
größten Teil latenter, wenn nicht alle latenten Tuberkulosen aus¬
zuschalten. Versager nur bei klinisch ohne weiteres zu diagnosti¬
zierenden schwersten Fällen mit durchbrochener Durchseuchungs¬
resistenz. Noetel (. Landsberg a. W.).
Friedrich, H., Grundsätzliche Fragen der biologischen
Tuberkulosediagnostik. Erfahrungen mit dem Tuber¬
kulös eprot ein Toenniessen. (Vorl. Mitt.) (D. Zschr. f.
Chir. 1924, 185, S. 93.)
Selbst wenn klinischer und Röntgenbefund einwandfrei für
Gelenktuberkulose sprechen, kann doch am daraufhin durch Amputation
oder Resektion gewonnenen Präparate nichts davon vorhanden sein,
wie Erfahrungen der Erlanger chirurgischen Klinik zeigen. Ein
andermal lag allen Anzeichen nach Arthritis deformans vor; durch
Probeausschnitt wurde aber mit Tuberkeln durchsetztes Gewebe
gewonnen. Seit vielen Jahren fand Kochs Alttuberkulin diagnostische
Anwendung. Da es nicht voll befriedigte, wurde seit 2 Jahren
Tuberkuloprotein benutzt. Verf. erprobte an etwa 300 Menschen
eine einmalige Einspritzung und gibt genaue Vorschriften hierfür.
Das Mittel bewährte sich und war unschädlich. Unter 49 histologisch
erwiesenen Tuberkulosen 6 Versager. 42 als wahrscheinlich tuber¬
kulös Angesehene erwiesen sich als tuberkulosefrei; davon hatten
40 auf die Einspritzung hin nicht gefiebert. Alle 31 als sicher
tuberkulös Erachteten bekamen dagegen Fieber. Georg Schmidt.
Tuberkulose.
455
Seidl, H., Ein Beitrag zur biologischen Diagnostik der
Tuberkulose. (M. m. W. 1924 S. 1355.)
Aus den Untersuchungen des Verf. geht hervor, daß das weiße Blut¬
bild beim tuberkulösen Individuum nach Injektion von Tebeprotin
Toenniessen ganz charakteristische Veränderungen zeigt, die in Leuko-
cytose, Lymphocytensturz und Neutrophilie bestehen.
W. Gaehtg ens [Hamburg).
Wallgren, Arvid, Hamburgers per kutane Tuberkulin¬
reaktion. (M. m. W. 1924 S. 1017.)
Hamburgers Tuberkulinreaktion ist leicht auszuführen, auch für
Massenuntersuchungen geeignet, hat keine Nachteile und kommt an
Zuverlässigkeit der Pirquetschen Reaktion gleich, w. Gaehtg ens.
Löwenstein, E., Über Tuberkulin in Salbenform und seine
Verwendung für die Diagnose der Tuberkulose in
der Praxis. (Seuchenbekämpfung. 1924 S. 80.)
Die vom Verf. hergestellte Tuberkulinsalbe, das „Dermotubin“
(Serotherap. Institut, Wien), besteht einfach aus eingedickter Glyzerin¬
bouillonkultur der Tuberkelbazillen, wobei keine andere Salbe als
Vehikel benutzt wird, als das in der Glyzerinbouillon enthaltene
Glyzerin. Sie enthält also konzentriertes Tuberkulin und abgetötete
Tuberkelbazillen. Die Einreibungstechnik ist sehr einfach. Dia¬
gnostisch liefert diese Salbe ganz ausgezeichnete Resultate, sie scheint
auch für die Therapie mit gutem Erfolge benutzbar zu sein. Man
unterscheidet bei der Salbenreaktion drei Grade: 1. das Entstehen
einzelner diffuser blaßroter Knötchen, 2. das Konfluieren dieser
Knötchen zu einem ungefähr 5 ccm im Durchmesser betragenden
Erythem und 3. Bläschenbildung. Fieber wurde bisher noch nicht
beschrieben, doch ist es nicht ratsam, bei fiebernden Patienten die
Tuberkulinsalbe anzuwenden. Het sch [Frankfurt a. M.).
Melion, F., Der diagnostische Wert der Applikation von
Tuberkulinsalbenpräparaten. (W. kl. W. 1924 S. 764.)
Um die Unterschiede kennen zu lernen, die sich bei diagnostischer
Verwendung desselben Tuberkulinpräparates ergeben einerseits, wenn
es in Salbenform eingerieben, und andererseits, wenn es zur Impfung
nach Pirquet benutzt wird, und um festzustellen, ob die Salben¬
reaktion auf beiden Seiten einen Unterschied zeigt bei einseitigen
oder wenigstens überwiegend einseitigen Prozessen, führte Verf. bei
45 Kranken mit Dermotubin am Vorderarme die Impfung nach
Pirquet aus und rieb gleichzeitig das Präparat in beiden Infra-
klavikulargruben ein. In 30 Fällen ergab sich eine vollkommene
• • _
Übereinstimmung der Salben- und Impfungsreaktion, in 11 Fällen
456
Tuberkulose.
war die Salbenreaktion deutlicher, in 4 Fällen die Impfungsreaktion.
Unter den 45 Fällen war bei 24 der tuberkulöse Krankheitsprozeß
vorwiegend auf einer Seite lokalisiert. Davon war die Salben¬
reaktion in 19 Fällen auf der stärker befallenen Seite bedeutend
deutlicher ausgeprägt als auf der anderen. In 4 Fällen war es
allerdings gerade umgekehrt, in 1 Fall war die Reaktion beiderseits
gleich Stark. He t sch {Frankfurt a. M).
Goodwin, E. S. and Guy, R. A., Preliminary report on human
skin reactions to the „residue antigen“ of the tubercle
bacillus and to purified allied substances. (Proc. Soc.
for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 440.)
Mit Lösungen von dem nach der Methode von Zinsser aus
getrockneten Tuberkelbazillen hergestellten, die gewöhnlichen Farben¬
reaktionen für Eiweiß nicht gebenden „Rückstandantigen“ wurden
spezifische Hautreaktionen bei gegenüber Tuberkelbazillen allergischen
Individuen erzielt. Die Empfindlichkeit stieg und sank mit der
gegenüber Alt-Tuberkulin. Ungefähr 0,0007 mg „Rückstandantigen“
waren äquivalent 0,01 Alt-Tuberkulin. Eine Beziehung zwischen
Intensität der Reaktion und Ausbreitung und Aktivität der Infektion
wurde nicht festgestellt. Positive Reaktion bei erwachsenen Tuber¬
kulösen auf kleine Mengen des Antigens : ein scharf umgrenzter deut¬
licher Bezirk ohne starke Schwellung oder Rötung. Mit 3 Nuklein¬
säurederivaten von Tuberkelbazillen, Uracil, Thymin und Hydro-Uracil
wurde nach intrakutaner Injektion von 20 mg bei auf 0,1 mg Alt-
Tuberkulin reagierenden Individuen keine Reaktion erreicht. Von
Abspaltung dieser einfachen Derivate kann die beobachtete Reaktion
also nicht herrühren. E. Fit sehen {Weyarn).
Bethoux, Louis, „Anticorps“ tuberculeux et cutireaction
ä la tuberculine au cours des tuberculoses cutanees
humaines. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 329.)
Das Serum von Patienten mit Hauttuberkulose (speziell Lupus)
enthält sehr wenig tuberkulöse „Antikörper“, häufig überhaupt keine.
Lokale Behandlung scheint die Antikörperbildung zu unterdrücken,
da die Mehrzahl der behandelten Lupusfälle negative Komplement¬
bindung ergibt. — Mit einer einzigen Ausnahme (nicht völlig sicherer
Ätiologie) war die Tuberkulinhautreaktion stets positiv, allerdings
von wechselnder Intensität. Es besteht keinerlei Parallelismus
zwischen der Intensität der Hautreaktion und dem Antikörper¬
gehalt des Serums; die beiden Phänomene scheinen völlig unabhängig
voneinander ZU sein. Frigge {Frankfurt a. M.).
Tuberkulose.
457
Hornung, P., Spezifische Kutanreaktionen. (Beitr. z. Klin.
d. Tbc. 1924, 59, S. 74.)
Da die bisherigen Untersuchungen keine genügende Übereinstim¬
mung über den Impfwert der verschiedenen Tuberkuline ergeben
haben, hat Verf. eine Reihe von Tuberkulinen miteinander verglichen.
Es zeigt sich, daß das Perlsucht-Tbk. Höchst an Reaktionsfähigkeit
bei weitem das AT Ruete-Enoch übertrifft, welch letzteres, da zu
milde, als Tuberkulosediagnostikum nicht zu empfehlen ist. Haut¬
impfstoff A nach Ponndorf eignet sich gut zur Anstellung von Tbc.-
Reaktionen, während Hautimpfstoff B nach Ponndorf, da auf Misch¬
infektionen eingestellt, nicht als reines Tbc.-Diagnostikum zu ver¬
wenden ist. Bei der Pirquet sehen Bohrung erhöht Einreiben des
Tuberkulins statt des Eintrocknens nicht die Reaktionsstärke, letztere
ist vor allem von der Beschaffenheit des Hautabschnittes abhängig.
Skarifikationen nach Petruschky geben kein wesentlich anderes
Resultat als die Pirquet sehe Bohrung. Differentialdiagnostisch ist
die positive Perlsucht- R. nur mit Vorsicht zu verwerten. Für die
Prognose kommt der Kutanreaktion nur ein beschränkter Wert zu;
über den Grad der Aktivität gibt die Kutanreaktion keine Auskunft,
sie ist lediglich als Hilfsmittel neben den klinischen Untersuchungs¬
methoden zu verwenden. Die Begriffe aktiv und inaktiv sind an
sich praktisch nicht brauchbar; es empfiehlt sich, zwischen „aktiv
mit Nutzen“ und „aktiv mit Schaden“ zu unterscheiden. Die Aus¬
wertung durch Kutanreaktion für therapeutische Verwendung erscheint
möglich. W. G-aehtg ens [Hamburg).
Stukowski, Joseph, Zur Sonderfunktion der Haut, ins¬
besondere bei Tuberkulose. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924,
59, S. 252.)
Im Gegensatz zu Thomas und Arnold gelang es dem Verf.
nicht, in den über Pirquet-Reaktionen mit Cantharidenpflaster ge¬
zogenen Blasen Tuberkulin verstärkende Substanzen nachzuweisen.
Trotzdem glaubt Verf., im Hinblick auf die Befunde anderer Autoren,
daß der Haut eine Art Sonderstellung bei gewissen Krankheiten —
darunter auch der Tuberkulose — zukomme. Auch die negativen
Ausschläge der Blutkörperchensenkungsreaktion, welche er nach
kutaner, perkutaner und intrakutaner Tuberkulinapplikation bei
aktiven Tuberkulosen erhielt, lassen auf eine Sonderfunktion der
Haut schließen. W. Gaehtg ens [Hamburg).
Perutz, Alfred und Kaiser, Hans, Über Reaktionsfähigkeit
der Haut mit besonderer Berücksichtigung der per¬
kutanen Tuberkulinreaktion. DieAnalyse der Moro-
schen Salbenreaktion. (Arch. f. Denn. 1924, 146, S. 481.)
458
Tuberkulose.
Die Moro-Reaktion setzt sich nach den Untersuchungen der Verff.
aus zwei Komponenten zusammen, einer spezifischen und einer un¬
spezifischen. Sie ist ein Gruppenreagens auf Überempfindlichkeit der
Haut gegenüber Reizen, welche durch diese zwei Komponenten her¬
vorgerufen werden. Der normale Organismus reagiert nicht auf per¬
kutan injiziertes Eiweiß. Beim erkrankten, antikörperbildenden
Körper verursachen exogene Reize eine Störung der „Neutralreaktion
zwischen Antigen und Antikörper“, die in der positiven Reaktion an
der Applikationsstelle ihren sichtbaren Ausdruck findet. Sowohl
Eiweiß im allgemeinen, als auch speziell Tuberkulin vermögen diese
Störung hervorzurufen. Zwischen der Einverleibung von spezifischen
und unspezifischen Reizkörpern bestehen nur quantitative Unter-
• •
schiede, d. h. Änderungen in der Reaktionsbreite. Nicht nur beim
tuberkulösen, sondern auch beim syphilitischen Organismus führt die
Einverleibung der Moro- Salbe zu Hauterscheinungen infolge der
Störung des Antikörpergleichgewichtszustandes. Auch Pferdeserunl
und Diphtherieantitoxin vermögen ähnliche Reaktionen auszulösen,
die sich nur histologisch von den spezifischen unterscheiden lassen.
Die Moro-Reaktion kann beim Tuberkulösen den histologischen Auf¬
bau manifester Krankheitserscheinungen nachahmen.
W. Gaehtg ens [Hamburg).
Zinsser, Hans and PetrofF, S. A., Tuberculin hypersensi-
tiveness without infection in guinea pigs. (J. of Im-
munol. 1924, 9, p. 85.)
Durch Injektion abgetöteter Tuberkel bazillen läßt sich bei Meer¬
schweinchen eine Hautüberempfindlichkeit sowohl gegen Alttuber¬
kulin wie gegen das Tuberkelbazillenresidualantigen erzeugen. Er¬
hitzen der Bazillen auf 100° hebt ihre Wirkung nicht auf. Wenn
genügende Mengen Bazillen injiziert werden, treten die Haut¬
reaktionen ebenso schnell und ebenso intensiv ein wie nach Injektion
lebender Bazillen. Anscheinend besteht Parallelismus zwischen Aus¬
dehnung der lokalen Reaktion gegenüber den injizierten toten Ba¬
zillen und dem Grad der sich entwickelnden Tuberkulinüberempfind-
lichkeit. Kurt Meyer [Berlin).
Lange, L. B., Cutaneous hypersensitiveness to tuber¬
culin in guinea pigs. (J. of med. Research. 1924, 44, p. 293.)
Tuberkulöse Meerschweinchen, intraperitoneal mit filtrierten
Extrakten von tuberkulösen Organen gespritzt, geben eine heftigere
Reaktion als Kontrollen, die intrakutan mit einem wässerigen Extrakt
von Tuberkelbazillen behandelt sind. Normale Meerschweinchen, mit
filtrierten Extrakten von tuberkulösen Organen oder sterilen Ent¬
zündungsherden intraperitoneal behandelt, zeigen bei der Tuberkulin-
Tuberkulose.
459
reaktion mit Wasserextrakten von Tuberkelbazillen Hauttiber-
empfindlichkeit. Die kutane Tuberkulinreaktion infizierter Tiere
und Filtrate von Entzündungsherden sensibilisierter Tiere können
ununterscheidbar sein. Sie zeigen eine ziemliche Reaktionsbreite,
aber niemals Hämorrhagie oder Nekrose. Ob dieser Unterschied
unabhängig oder ausschaltbar ist durch besondere Dosierung, ist
nicht bestimmt worden. Tiere mit sterilen Entzündungsherden geben
keine kutane Tuberkulinreaktion. Gewebszerstörung, die sich in
histologischen Schnitten von einer Reihe tuberkulöser Meerschweinchen
zeigt, erfolgt eher, als daß die Erscheinung der kutanen Tuberkulin-
überempfindlichkeit yorausgeht. Fokale Gewebsbildung kann der
Überempfindlichkeit vorausgehen. Wedemann {Berlin).
PetrofF, S. A., Immunological s tu dies in tuberculosis.
II. Further observations on skin hypersensitiveness
in experimental tuberculosis. (J. of Immunol. 1924, 9,
p. 309.)
Durch Vorbehandlung mit Tuberkelbazillen, die durch 1 ständiges
Erhitzen auf 100° abgetötet sind, läßt sich bei gesunden Meer¬
schweinchen spezifische Tuberkulinüberempfindlichkeit, nachweisbar
durch intrakutane Injektion von 5proz. Alttuberkulin oder des
Tuberkelbazillenresidualantigens, erzeugen. Es genügen hierfür
3 intraperitoneale Injektionen von je 1,25 mg in Abständen von
3 — 4 Tagen. Die Überempfindlichkeit ist noch nach mehr als einem
Jahr nachweisbar. Die sensibilisierende Wirkung der Bazillen scheint
selbst durch ^2 sündige Erhitzung auf 121° nicht aufgehoben zu
werden. Vorbedingung des Erfolges ist, daß die Bazillen sehr gut ver¬
rieben und bei einer pn von 6,9 oder 7,0 erhitzt werden. Die Meer¬
schweinchen müssen mindestens 400 g wiegen und sehr gut ernährt
werden. Kurt Meyer {Berlin).
Goresco, C., Reaction tuberculinique cutanee chez le
cobaye normal. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 744.)
Reibt man normalen Meerschweinchen die rasierte Haut wieder¬
holt mit Tuberkulin ein, so bleibt die behandelte Stelle bei den
ersten Einreibungen reaktionslos. 24 Stunden nach der vierten der¬
artigen Behandlung bildet sich jedoch meist eine oberflächliche,
schwärzliche Kruste, die sich abstößt, ohne einen Schorf zu hinter¬
lassen. Bei weiterer Fortsetzung der Einreibungen erscheint diese
Reaktion nicht wieder. Es kommt dann nur noch zu einer leichten,
rasch verschwindenden Hautinfiltration. Die gleiche Beobachtung
konnte — schon nach der ersten Einreibung — bei Meerschweinchen
gemacht werden, die zuvor 32 Tage lang tägliche Tuberkulin¬
instillationen in den Konjunktivalsack erhalten hatten. Dagegen
460
Tuberkulose.
erschien das Phänomen nicht nach der ersten Einreibung, wenn die
Tiere vorher 16 subkutane Tuberkulininjektionen mit 2 tägigem
Intervall erhalten hatten. Prigge [Frankfurt a. M).
v. Frisch, A. V., Studien zum Tuberkulinproblem. V. Mitt.
Über die intravenöse Tuberkulininjektion. (Beitr. z.
Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 306.)
Verf. hat den Ausfall der Tuberkulinreaktion bei Ausschaltung
der lokalen Komponente, also bei schnellster Verteilung des Tuber¬
kulins im ganzen Organismus, wie sie am einfachsten durch die
intravenöse Injektion zu erreichen ist, untersucht. In Überein¬
stimmung mit R. Koch konnte er feststellen, daß ungefähr die zehn¬
fache Menge des intravenös ein verleibten Tuberkulins zur Erzielung
einer deutlichen Fieberreaktion auf subkutanem Wege nötig ist.
Ein Unterschied in der Reaktionszeit, d. h. der Dauer von der Ein¬
spritzung bis zur Erreichung des Gipfelpunktes der Temperatur¬
kurve, ließ sich zwischen subkutaner und intravenöser Injektion nicht
nachweisen. Ebensowenig konnte ein besonderer Verlauf der Reaktion
bei intravenöser Injektion festgestellt werden. w. Gaehtgens.
Rondoni, P., Über den Einfluß des Tuberkulins auf die
Gewebsatmung. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 42, S. 380.)
Die Tuberkelbazillenstoffe, die sich in Kulturfiltraten und im
Alttuberkulin vorfinden, haben gewöhnlich eine steigernde Wirkung
in vitro auf die Gewebsatmung, nach der Reduktion der aromatischen
Nitrogruppen gemessen. Diese Wirkung ist stärker auf tuberkulöses
Gewebe als auf normales. Die Bestandteile der sterilen Kultur¬
flüssigkeit haben an und für sich immer eine leichtere Wirkung.
Die Verabreichung des Alttuberkulins bei lebenden (infizierten) Tieren
bringt gewöhnlich eine Schwankung der nachher geprüften Atmungs¬
intensität mit sich, die nicht immer eine Steigerung bedeutet.
Diese Untersuchungen bestätigen die Auffassung des Tuberkulins
als eines bis zu einem gewissen Punkte spezifisch abgestimmten
Reizkörpers. PL et sch [Frankfurt a. M.).
Schubert, Johann, Tuberkulin und vegetatives Nerven¬
system. (D. m. W. 1924 S. 1830.)
Leukocytensenkung tritt ein, wenn man 0,2 ccm irgendeiner Flüssig¬
keit intrakutan spritzt, bleibt aber an den meisten Körperstellen,
besonders an den üblichen Einspritzungsstellen des Oberarmes und
des Oberschenkels aus, wenn die gleiche Menge unter die Haut verab¬
folgt wird, da die Masse dann auf ganz andere Volumen-, Spannungs¬
und Schmerzverhältnisse trifft. Von dem Einspritzungsherde geht
der Reiz auf vegetativen Nervenbahnen nach innen. Antikörper-
Tuberkulose.
461
oder überhaupt Allgemeinreaktionen des Körpers kommen nicht nur
durch Resorption eines Antigens in den Kreislauf, sondern auch auf
irgendeinem noch unbekannten Reizwege zustande. Daß vom Tuber¬
kulinspeicher Reize über das vegetative Nervensystem nach innen
gehen, war bisher noch nicht erwiesen. Verf. erreichte nun oft
schon nach 10, meistens aber nach 30 Minuten in der Mehrzahl be¬
deutende Leukocytensenkung, - wenn er 0,5 mg Alttuberkulin in
kleinstem Volumen (1f20 ccm) intra-, besser noch subkutan solchen
Kranken einspritzte, deren Haut auf Tuberkulin eingestellt war, wie
bei Lupus. Klinisch tuberkulosefreie Menschen bekamen diesen Leu-
kocytensturz nur selten, und dann ging er ausnahmslos mit sehr
starker Kutanreaktion einher. Technik dieser Einspritzungsversuche
im einzelnen. Gegenproben und Grenzen der Zulässigkeit der An¬
wendung. Georg Schmidt [München).
Guth, Ernst, Vegetative Allergie. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924,
60, S. 39.)
Nach den Untersuchungen des Verf. ruft die Tuberkuloseer¬
krankung abnorme Erregungen des vegetativen Nervensystems her¬
vor, die einen gesetzmäßigen Verlauf zeigen und in bestimmten
Beziehungen zu anderen vegetativen Funktionen stehen. Die in
dieser Weise krankhaft bedingten Erregbarkeitsänderungen werden
als „vegetative Allergie“ bezeichnet. w. Gaehtgens {Hamburg).
Halir, Otto und Kettner, Anton, Blutbild bei Tuberkulose
in Beziehung zur vegetativen Allergie. (Beitr. z. Klinik
d. Tbc. 1924, 60, S. 62.)
Tuberkulöse mit geringer Ausdehnung des Krankheitsprozesses
weisen meist eine Lymphocytose auf, die um so seltener angetroffen
wird, je ausgebreiteter der Herd ist. Fortgeschrittene Fälle zeigen
vorwiegend Leukocytose, leichte Fälle dagegen meist normale Leuko-
cytenwerte. Die Zahl der mit Leukocytose beginnenden Fälle wird
um so größer, je geringer die an der Adrenalinempfindlichkeit ge¬
messene Reaktivität des vegetativen Nervensystems ist. Die Zunahme
der Lymphocyten unter Adrenalinwirkung läßt weder auf Schwere
und Ausdehnung des 'Prozesses noch auf die vegetative Allergie
schließen, ihre Abnahme dagegen wächst mit der Schwere des Pro¬
zesses und der verminderten Anspmchsfähigkeit des vegetativen
Nervensystems und der Korrelation seiner „Antagonisten“. Eine
einmalige Blutuntersuchung läßt Schlüsse auf den Krankheitszustand
oder die Reaktionsfähigkeit des vegetativen Nervensystems nicht zu,
erst Reihenuntersuchungen zeigen, daß eine Besserung der vegetativen
Allergie meist mit einem Lymphocytenanstieg Hand in Hand geht,
Verschlechterung mit einem Absinken. Eine direkte Abhängigkeit
462
Tuberkulose.
der Blutbildveränderung von Erregungszuständen des vegetativen
Nervensystems besteht aber nicht. w. Gaehtgens {Hamburg).
Moral, Helmuth und Sarbadhikary, S., Ist die Tuberkulin¬
reaktion eine Antigen - Antikörperreaktion? (D. m. W.
1924 S. 1408.)
Nach Römer und Hofe schwächt das Serum der an prognostisch
günstiger Augentuberkulose Leidenden Tuberkulin ab; dagegen läßt
das Serum der an prognostisch ungünstiger Augentuberkulose Lei¬
denden die intrakutane Tuberkulinwirkung unverändert oder es ver¬
stärkt sie. Diese Beobachtungen wurden bei Prüfung an 12 leicht
und 48 schwerkranken Lungentuberkulosen nicht bestätigt. Die Er¬
gebnisse waren gesetzlos und stützten die Annahme spezifischer
Antikörperbildung und -reaktion bei Tuberkulose nicht. Nach
Jadassohn reagiert mit Tuberkulin gemischtes Serum tuberkulöser
oder nichttuberkulöser Menschen, das 24 Stunden stand, stärker, als
dem Tuberkulininhalte entspricht. Das trifft zu. Jadassohns
Schluß auf Anwesenheit spezifischer Antikörper im Serum und spezi¬
fischen Abbau des Tuberkulins ist jedoch unbegründet. Denn auch
bei Verwendung verschiedener Eiweißlösungen ohne oder mit Tuber¬
kulin, die 24 Stunden standen, verstärkte sich die intrakutane Re¬
aktion ebenso. Georg Schmidt {München).
Mayer und Böhme, W., Die „exakte Dosierbarkeit“ des
Alttuberkulins. (M. m. W. 1924 S. 1123.)
Das Alttuberkulin stellt ein heterogenes, in seinen wirksamen
Komponenten kolloidales Gemisch organischer, völlig unbekannter
Verbindungen dar. Deshalb kann nicht von einer „exakten Dosierung
des Alttuberkulins“ gesprochen werden. Diese schwankt vielmehr
innerhalb so weiter Grenzen, daß hier vielleicht die letzte Ursache
aller Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten der Tuberkulintherapie
überhaupt zu suchen ist. Da die Vergleichswerte der unverdünnten
Muttersubstanz immer die kleinsten Fehlermöglichkeiten ergeben,
läßt sich annehmen, daß die Anhänger der Kutan- und Perkutan¬
methoden zumindest keinem größeren Irrtum unterliegen als diejenigen
der subkutanen „exakten“ Dosierungsmethode, sofern jene die Mutter¬
substanz als relativen Wert betrachten und ihre durch die Methodik
vorgeschriebenen Messungen und Individualisierungen unter genauer
Berücksichtigung des klinischen Bildes vornehmen, w. Gaehtgens.
Jesionek, A., Ektotuberkulin. (Zschr. f. Tbc. 1924, 40, S. 1.)
Unter Ektotuberkulin versteht Verf. die bazillenfreie Kultur¬
flüssigkeit von jungen Bouillonkulturen der Tuberkelbazillen. Zur
Gewinnung eines reinen Präparats werden Kulturen von 3—4 Wochen
Tuberkulose.
463
benutzt, die in kleinen Kölbchen auf nicht mehr als 20—30 ccm
Nährflüssigkeit herangezüchtet werden. Die Flüssigkeit wird abge¬
nommen, sobald 8/4 der Flüssigkeitsoberfläche von dem Kulturrasen
bedeckt ist. Von einer Einengung der abgezapften und filtrierten
Flüssigkeit durch Eindampfen wurde abgesehen. Der Herstellung
des Ektotuberkulinpräparats lag der Gedanke zugrunde, bei Lupus¬
kranken an den kutanen Injektionsstellen „abazilläre, ektotoxin¬
bewirkte Krankheitsherde“ zu erzeugen, von denen aus „Ektorefraktär-
stoffe“ zur Resorption gelangen sollten. Den Ausfall der Reaktion
bestimmt nicht der Konzentrationsgrad des Ektotuberkulins, diese
wird vielmehr in ihren Eigenschaften bestimmt durch die Reaktions¬
fähigkeit des Individuums, an ein und demselben Individuum durch
die verschieden hochgradige Reaktionsfähigkeit des Gewebes an den
verschiedenen Körperstellen. Im Gefolge der Ektotuberkulineinver-
leibung können Lokal-, Herd- und Allgemeinreaktionen auftreten.
Verf. glaubt durch das Ektotuberkulin an der Stelle der Intrakutan¬
injektion einen Krankheitsherd der Haut erzeugen zu können, der als
tuberkulös bzw. ektotuberkulös und als abazillär bezeichnet werden
dürfe. Die mit Nekrose oder mit einer Steigerung vorhandener Nekrose
einhergehende ektotuberkulinbewirkte Herdreaktion beruht seiner
Auffassung nach darauf, daß im Gefolge der Einverleibung das
Ektotuberkulin als solches unter anderem auch in die tuberkulösen
Krankheitsherde gelangt, und daß es hierselbst nekrotisierend und
zellauflösend zu wirken imstande ist, vorausgesetzt, daß die spezi¬
fische Empfindlichkeit des Bindegewebes noch so hohen Grades ist,
daß die vom tuberkulösen Gift erzeugten embryonalen Bindegewebs¬
zellen durch das tuberkulöse Gift, wie das Ektotuberkulin ein solches
darstellt, auch getötet und aufgelöst werden können. Möllers.
Bieling, R., Über das Wesen des Tuberkulins. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 56*.)
Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die sog. Ekto- und Endo-
tuberkuline chemisch verschiedene Substanzen sind, wahrscheinlicher
ist, daß sie die gleiche wirksame Substanz an verschiedenartig und
auch vielleicht klinisch verschieden wirksame Trägersubstanzen ge¬
bunden erhalten. Denn es widerspricht einmal aller Erfahrung, daß
chemisch sehr differente Substanzen, wie sie die Tuberkuline dar¬
stellen, gleiche biologische Wirkung haben sollen. Es zeigt sich
vielmehr, daß man die Tuberkulinwirkung von den verschiedenen
Substanzen durch physikalische Einwirkung abtrennen kann, auch
oberflächenaktive Substanzen können das Tuberkulin an sich reißen.
Rein ist die Substanz noch nicht dargestellt, doch ist als sicher
anzusehen, daß nicht einmal einfache, durch die Ninhydrinreaktion
nachzuweisende Eiweißspaltprodukte in ihm enthalten sind. Die
464
Tuberkulose.
biologische Reinheit ist, wenn auch noch nicht einwandfrei, so doch
bereits sehr weitgehend und wird dadurch nachgewiesen, daß sie nur
am tuberkulinliberempfindlichen, d. h. am tuberkulösen Tier Gefä߬
kontraktion hervorruft. Noelel ( Landsberg a. W.).
lsrnet, Arif, Abgestimmte Reizsteigerung durch Lipoide.
(Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 660.)
• •
Durch Verbindung mit einem unabgestimmten Lipoid (Ather-
auszug aus getrocknetem Menschenhirn) konnte Verf. eine Reaktivi¬
tätserhöhung von Alttuberkulin und den Partigenen erzielen, die in
besonders hohem Maße den Neutralfettbestandteil betraf. Die Stei¬
gerung ist nicht als Summation der Reizwirkungen aufzufassen.
Alle Patienten, die gegen Tuberkulin und die Partigene eine beson¬
dere Empfindlichkeit haben, weisen auch eine stärkere Reaktivität
auf das Lipoid allein auf. Die reizsteigernde Kraft der Lipoide
kann durch Sonnenbestrahlung der Antigengemische vor der Ein¬
spritzung noch weiter gesteigert werden. Noch stärker wirkt in
dieser Hinsicht die vorherige Röntgenbestrahlung, w. Gaehtgens.
Schmidt, P., Soll die Prophylaxe der Lungenfiir sorge¬
stellen mehr nach klinischer oder bakterioskopischer
Auslese der Patienten geschehen? (D. m. W. 1924 S. 693.)
Wir vermögen zurzeit nicht die ungeheuren Mengen klinisch
erkannter Tuberkulöser ausreichend vorbeugend zu versorgen, ge¬
schweige denn zu behandeln. Daher sollten wir lieber genauer die
Bevölkerung auf die gefährlichen Bazillenstreuer durchsuchen und
diese unschädlich machen. Es muß freilich wirklicher Bronchial-
auswurf, nötigenfalls wiederholt mikroskopisch geprüft werden.
Georg Schmidt {München).
Walter, Die Resultate der Untersuchungen Ferrans
über Tuberkulose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93,
S. 49*.)
Der säurefeste Kochsche Tuberkelbazillus verliert nach wieder¬
holter Reihenkultur seine Säurefestigkeit. Es geht schließlich eine
neue Gattung hervor, deren Haupteigenschaften mit denen der Typhus-
Ooligruppe übereinstimmen. Die Bedingungen für diese Umwand¬
lungen sind noch nicht bekannt, ihr Auftreten läßt sich durch be¬
sondere Beschaffenheit der Nährböden und dergleichen bisher nicht
beeinflussen. Die neuerworbenen Eigenschaften sind konstant, nur
beim Einbringen in lebendes, für Tuberkulose empfängliches Gewebe
kann Rückbildung zur Ausgangsform eintreten. Im Tierversuch be¬
wirken die umgewandelten Stämme entweder nur örtlich schnell
vorübergehende Reaktion oder Tod an gewöhnlichen, nicht spezi-
Tuberkulose.
465
fischen Entzündungserscheinungen oder aber es bildet sich ein
Tuberkel, an den sich andere anschließen, in denen man bereits die
alten säurefesten Kochschen Bazillen findet. Überimpfung aus solchem
Tuberkel auf ein zweites Meerschweinchen ruft typische Tuberkulose
hervor. Aber nicht nur die vom Kochschen Tuberkelbazillus ab¬
stammenden Bazillen sind imstande, Tuberkulose zu erzeugen, „es
gibt in der Natur zahlreiche Bazillen, die Tuberkulose erzeugen, die
dem säurefesten Kochschen Bazillus das Leben geben“. Nach Ferr an
steht das Krankheitsbild der Tuberkulose zunächst unter der Wir¬
kung der nicht säurefesten Bazillen, die gewöhnliche Entzündungs¬
erscheinungen hervorbringen. Die Widerstandsfähigkeit des Körpers
veranlaßt diese Bazillen, sich allmählich in säurefeste Kochsche
Bazillen umzuwandeln. Es genügt, wenn man gegen die durch
die nicht säurefesten Bazillen verursachten, nicht spezifischen Pro¬
zesse immunisiert, um gegen die 2. Etappe dieses Prozesses, die
eigentliche Tuberkulose geschützt zu sein, und zu diesem Zweck
wird eine aus den nicht säurefesten Bazillen hergestellte Vaccine
mit sehr gutem Erfolge verwandt, auch bei Krankheiten, die mit
Tuberkulose keinen Zusammenhang zu haben scheinen. Noetel.
Langer, H., Tuberkuloseschutzimpfung mit abgetöteten
Tuberkelbazillen. (Klin. Wschr. 1924 S. 1944.)
Bei Verwendung eines aus abgetöteten Tuberkelbazillen ge¬
wonnenen Impfstoffes gelingt es mit Regelmäßigkeit, tuberkulosefreie
Meerschweinchen tuberkulinempfindlich zu machen. Es handelt sich
um eine echte Allergie, die der Umstimmung der Allergie des tuber¬
kulösen Organismus entspricht. Nachbehandlung mit Alttuberkulin
kann diese künstliche Allergie ebenso steigern wie die Allergie des
tuberkulösen Organismus. Mit dieser Umstimmung ist bei Ver¬
wendung geeigneter Impfstoffe beim Tier eine deutliche Schutz¬
wirkung gegen die Infektion verbunden. — Auch bei Säuglingen
gelang es dem Verf., durch eine einmalige intrakutane Injektion des
Impfstoffes 147 eine viele Monate anhaltende Tuberkulinempfindlich¬
keit mit Sicherheit hervorzurufen. Damit ist zum ersten Male die
künstliche Sensibilisierung mit abgetöteten Tuberkelbazillen beim
Menschen gelungen. Die intrakutane Impfung gefährdeter Säuglinge
mit einem solchen aus abgetöteten Tuberkelbazillen bestehenden wirk¬
samen Impfstoff eröffnet die Möglichkeit einer Schutzimpfung (ins¬
besondere der Säuglinge in tuberkulösen Familien) gegen Tuberkulose.
Schuster {Frankfurt a. 0.).
Selter, H., Ist eine Schutzimpfung des Menschen gegen
Tuberkulose mit abgetöteten oder avirulenten Tu¬
berkelbazillen möglich? (D. m. W. 1924 S. 1825.)
Erste Abt, Ref. Bd. 78. ?fo. 19/20. 30
466
Tuberkulose.
Verf. glaubt, daß es Calmette nicht gelang, Rinder und andere
Tiere gegen Tuberkulose wirksam zu immunisieren. Die Tuberkel¬
bazillenkulturen sind hierfür bereits zu avirulent geworden. Die
Tuberkuloseimmunität ist an ein durch die Wirkung lebender viru¬
lenter Tuberkelbazillen biologisch verändertes Gewebe gebunden und
ohne ein solches nicht denkbar. Das Auftreten der Tuberkulin¬
empfindlichkeit zeigt zuerst die erfolgte Immunisierung an. Ein Ver¬
fahren, das Impflinge nicht tuberkulinempfindlich macht, muß un¬
wirksam sein. Auf Grund eigener und, unabhängig davon, durch
Uhlenhut h angestellter Immunisierungsversuche mit lebenden
avirulenten Tuberkelbazillen hält Verf. die von Calmette erstrebte
Tuberkuloseschutzimpfung des Menschen mit derartigen avirulenten
Tuberkelbazillen für unmöglich, den Versuch dazu für zwecklos, ja
für bedenklich, weil falsche Hoffnungen erweckt und notwendige
Vorsichtsmaßregeln außer acht gelassen werden. Verf. bestreitet,
daß Langer beim Meerschweinchen und beim Säugling nach Ein¬
verleibung abgetöteter Tuberkelbazillen echte Tuberkulinempfindlich¬
keit erreicht habe; es ist nur Anaphylaktisierung gegen Tuberkel-
bazilleneiweiß erfolgt. Verf. eigene Einspritzungsversuche an tuber¬
kulosefreien Kindern sprechen gegen Langer, dessen Tierversuchs-
reihen viel zu klein sind. Mit Hilfe der Reinfektion von Meer¬
schweinchen zeigten Uhlenhuth und Jötten sowie Verf., daß
durch abgetötete Tuberkelbazillen Immunisierung nicht erreicht wird.
Tuberkuloseschutzimpfung des Menschen wird schließlich doch gelingen.
Man braucht hierfür lebende, genügend virulente, am besten arteigene,
also humane Tuberkelbazillen in richtiger Abmessung. Seit Mai 1923
ist hierüber ein Versuch an 40 Kälbern im Gange, der Aussichten
bietet. Georg Schmidt {München).
Arima, R., Aoyama, K. und Ohnawa* Über ein neues spezi¬
fisches Tuberkuloseschutz- und -heilmittel. — Unter¬
suchungen über die Tuberkuloseimmunität. I. Mitt.
(D. m. W. 1924 S. 666.)
Das Haupthindernis einer Immunisierung gegen Tuberkulose ist
in den Fetten und Lipoiden des Tuberkelbazillus zu suchen. Es gilt,
sie chemisch zu zersetzen oder physikalisch aufzulösen, ohne dabei
die Lebensfähigkeit und die Eigenart der Eiweißkörper der Stäbchen
zu schädigen. Ein geeignetes Mittel fanden die Verff. schließlich in
einer Saponinart. Es wird dem albumosefreien Nährboden hinzu¬
gefügt, am besten in Verbindung mit einer Lipase. Wachstums- und
färberische Eigenschaften der damit gezüchteten fett- und lipoid¬
befreiten Tuberkelstäbchen. Sie wandeln sich, auf Glyzerinagar
zurückgeimpft, wieder in gewöhnliche Tuberkelbazillen um. Die ver¬
schiedenen Stämme (50) verlieren ihre Alkohol- und Säurefestigkeit
Tuberkulose.
467
verschieden leicht oder schwer. Saponinbehandlung führte stets zu
Virulenzabschwächung. Man kann so eine kleinste Menge von
Tuberkelbazillen gewinnen, die gerade noch keine Tuberkulose beim
Meerschweinchen auslöst. (Die Saponinkulturaufschwemmung heißt
in Japan „AO“.) Jahrelange Tierversuche. Darunter nach jahre¬
langer Vorbereitung je eine Reihe an 101 Kaninchen und an 79 Meer¬
schweinchen; es gelang durch Vorbehandlung mit AO No. 25 alle
Tiere gegen eine sich steigernde Infektion in hohem Grade, oft sogar
völlig zu schützen. Den Erfolgen am Tier entsprach die gute
klinische Verwendbarkeit und Brauchbarkeit, vor allem in der vor¬
beugenden Immunisierung. Das therapeutische Anzeigengebiet da¬
gegen ist begrenzt (latente Formen, beginnende Organtuberkulose bis
höchstens zur Mitte des 2. Stadiums der Lungentuberkulose). Das
Mittel ist klinisch völlig unschädlich und reizlos. Es bessert das
Allgemeinbefinden, die Eßlust, das Körpergewicht sowie dauernd die
Euphorie, vertreibt die Hautkachexie, schränkt den Krankheitsherd
ein oder löst ihn ganz auf, steigert die Pirquet-Reaktion oder ruft
sie wieder hervor. Georg Schmidt {München).
Eberson, Frederick, Studies in tuberculosis immunity.
I. Diagnostic and sensitizing properties of some new
derivatives of tuberculin. (Proc. Soc. for exper. Biol. a. M.
1924, 21, p. 539.)
Aus humanem Alttuberkulin wurden drei Derivate hergestellt,
die für spätere Injektionen mit der gleichen Substanz und mit un¬
verändertem Tuberkulin zu sensibilisieren vermögen. Es sind ein
Azetyl, ein Benzoylderivat und eine alkohollösliche, ätherpräzipitable
Substanz, das „ätherunlösliche X“. Sie rufen die Hautreaktion in den
gleichen Fällen hervor wie humanes Alttuberkulin, außerdem auch
bei boviner Tuberkulose und zu einer Zeit nach der Infektion (bei
Meerschweinchen nach 3 Tagen, nach 7 Tagen intensiver), wo man
mit Tuberkulin noch keine erhält. Ätherunlösliches X gab die besten
Reaktionen. Mit menschlichen oder bovinen Tuberkelbazillen infizierte
Meerschweinchen reagierten im Verlauf der Krankheit zu wieder¬
holten Malen, Kontrolliere stets negativ. Vorhergehende intrakutane
Impfung mit den beiden anderen Derivaten hinderte lokale Reaktion
auf „ätherunlösliches X“ bei infizierten Tieren nicht, wohl aber bei
gesunden. Gesunde Tiere reagierten nach wiederholten subkutanen
Injektionen der verschiedenen Derivate auf Hautproben mit homo¬
logen und heterologen Derivaten und mit unverändertem Tuberkulin
intensiv positiv. Die Reaktion trat nach 24 Stunden ein, erreichte
nach 48—72 Stunden den Höhepunkt und dauerte 5 — 21 Tage. Bei
3 Meerschweinchen rief, 55 — 66 Tage nach der ersten Injektion eines
der anderen Derivate, „ätherunlösliches X“, keine Hautreaktion her-
30*
468
Tuberkulose.
vor, ein durch die zahlreichen vorhergehenden Injektionen geschaffener
Immunitätszustand. Bei 5 gesunden Tieren führten wiederholte sub¬
kutane Injektionen des Azetylderivats zu deutlichen Symptomen von
Proteinintoxikation. Erholung innerhalb 12 Stunden. 10 nach In¬
fektion mit humanen oder bovinen Tuberkelbazillen subkutan mit
dem Azetylderivat injizierte Meerschweinchen zeigten nach jeder
Injektion diffuse Rötung des Abdomens, Rötung der Haut über kalten
Abszessen, erneute Reaktion alter Impfstellen, aber nach der 4. und
letzten lokale Infiltration und Ödem in der Ausdehnung von 1, 0X2,0 cm
bis 3.0X3, 5 cm mit purpurrotem Zentrum von 1,0 — 1,5 cm Durch¬
messer. Bei einem Tiere ein typischer anaphylaktischer Anfall.
Bei Meerschweinchen mit boviner Infektion im allgemeinen weniger
intensive Reaktionen, selten von mehr als 1,0 cm Ausdehnung.
E. Fitschen (Weyarn).
v. Hayek, H., Die spezifische Abwehrkraft im Kindes¬
alter. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 488.)
Bei der spezifischen Behandlung der Kindertuberkulose ist der
Beobachtung der Reaktionsverhältnisse und des sonstigen klinischen
Verhaltens besondere Beachtung zuzuwenden. Die vielen Spontan¬
heilungen sollten dazu Anlaß geben, die therapeutischen Bestrebungen
zur günstigen Beeinflussung der spezifischen Abwehrkräfte zielbewußt
weiter zu verfolgen, weil gerade sie am besten zeigen, wie wichtig
jede günstige reaktive Beeinflussung des tuberkulösen Organismus
werden kann, wenn die spontanen Abwehrkräfte an der Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit angelangt sind. Die Vorstellung, daß es sich bei
den Bestrebungen der spezifischen Therapie um eine künstliche
Immunisierung handelt, die dem kindlichen Organismus unnatürliche,
schädliche Reaktionen zumutet, ist abzulehnen. Diese Gefahr ist
nur dann vorhanden, wenn mit hochreaktiven Präparaten ohne ent¬
sprechende Indikationsstellung schematisch gearbeitet wird, während
die richtig durchgeführte spezifische Behandlung vielmehr eine Unter¬
stützung der notwendigen Ab wehr Vorgänge darstellt, w. Gaehtgens.
Sahli, H., Vergangenheit und Zukunft der Tuberkulin-
behandlung. (D. m. W. 1924 S. 1714.)
Das Tuberkulin hat zweifellos spezifisch tuberkulöse Antigen-
' natur. Man ist grundsätzlich berechtigt, das Tuberkulin aktiv
immuntherapeutisch anzuwenden, aber nicht auf dem Wege möglichst
raschen Ansteigens bis zu tunlichst hohen Tuberkulingaben. Bei
richtig geleiteter Tuberkulinbehandlung geht die Tuberkulinempfind¬
lichkeit nur allmählich zurück. Es werden die immunisatorischen
Heilkräfte unterstützt, die auch bei dem natürlichen günstigen Ver¬
laufe der Tuberkulose entscheidend sind und dennoch bloß mit rela-
Tuberkulose.
469
tiven Immunitätserscheinungen verbunden zu sein brauchen. Man
soll nicht abgeschwächtes, abgeändertes, sondern vollkräftiges, voll¬
ständiges, bis in die kleinste Einzelheit spezifisches, nicht ver¬
unreinigtes Antigen anwenden, und zwar mit richtiger Technik, wofür
Verf. das klare, übersichtliche, genau abmeßbare, völlig ungefährliche,
allgemein zugängliche Subepidermalverfahren dem Anstalts- und dem
Hausarzte warm empfiehlt. So hat die Tuberkulinbehandlung eine
große Zukunft. . Georg Schmidt {München).
Ulrici, H., Indikationen und Kontra indikationen der
Tuberkulintherapie. (Therap. d. Gegen w. 1924 S. 433.)
Bei der Verschiedenheit der Einwirkung auf den tuberkulösen
Organismus und der in diesem ausgelösten Reaktionen ist es außer¬
ordentlich schwierig, bestimmte Richtlinien zu geben. Anhaltspunkte
nach dieser Richtung hin lassen sich gewinnen unter Berücksichtigung
der Rankeschen Einteilung in die verschiedenen Phasen der Tuber¬
kulose. Sehr schwierig ist ferner die Dosierungs- und Applikations¬
frage. Von den einzelnen Präparaten dürfte die Bazillenemulsion
für therapeutische Zwecke am meisten zu empfehlen sein.
Erich Hesse {Berlin).
Raffauf, Carl J., Über die Veränderung des weißen Blut¬
bildes im Verlauf der therapeutischen Tuberkulin¬
anwendung bei Lungentuberkulose. (Beitr. z. Klin. d.
Tbc. 1924, 60, S. 31.)
Die Änderung des Blutbildes im Anschluß an Tuberkulininjektionen
ist oft das einzige Zeichen eines stattgefundenen Reizes. Die quanti¬
tative Würdigung und laufende Beobachtung des Blutbildes zeigt Über¬
empfindlichkeit und drohende Überdosierung an und erleichtert die
Erzielung günstiger Reizwirkungen, ohne schädliche Reaktionen aus¬
zulösen. W. G aehtgens {Hamburg).
Schilling, Claus, Über spezifische Behandlung der Lungen¬
tuberkulose. (D. m. W. 1924 S. 681.)
Von 1380 untersuchten Kranken der arbeitenden Großstadt¬
bevölkerung (12. Mai 1920 bis 31. Juli 1922) wurden 422 ambulant
spezifisch behandelt, ganz überwiegend mit Kochs Alttuberkulin, und
zwar 190 des Gerhardt-Turbanschen I. Stadiums (gebessert 63,7, un¬
verändert 29,5, verschlechtert 6,8Proz.), 87 des II. Stadiums (ge¬
bessert 24,1, unverändert 54, verschlechtert 21,9 Proz.), 13 des
III. Stadiums (unverändert 23, verschlechtert 77 Proz.). Demnach
möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung! Bei 44 unter 359,
fast ausschließlich des I. und II. Stadiums, fiel die Pirquet* Probe
negativ aus, mindestens bei Verdacht auf Lungentuberkulose auf
470
Tuberkulose.
Grund des klinischen und des Röntgenbefundes. Von 224 sicher
Tuberkulösen sprachen auf die einmalige Pirquet-Probe nur 181
(85 Proz.), 4 noch auf die innerhalb von 14 Tagen wiederholte an.
Wenn vorher Tuberkulin unter die Haut gespritzt worden war, so
wurde dadurch der Ausfall der Pirquet-Probe ganz unberechenbar
beeinflußt. Es reagierten positiv in der warmen Jahreszeit von 123
Pirquet- Erstimpflingen (Kranken und Verdächtigen) 65 Proz., in der
kalten von 128 nur 44 Proz. Tuberkulinreaktionen zu Beginn der
Kur waren zum mindesten nicht schädlich. Man ist also berechtigt,
die ersten Tuberkuiingaben bis zur Allgemeinreaktion, bis zum Ein¬
tritt von Fieber zu steigern, sofern nicht Allgemeinschwäche, frühere
Hämoptoennephritis, Diabetes usw. jede Reizbehandlung verbieten.
Gesteigerte Tuberkulinempfindlichkeit ist prognostisch ungünstig,
stark herabgesetzte günstig. Bei Bazillenausscheidern auch des
II. Stadiums wechseln Zeiten des Ausscheidens mit solchen, in denen
sie keine Bazillen entleeren. Die spezifische Behandlung ist eine
wichtige Waffe im Kampfe gegen die Tuberkulose. Georg Schmidt.
Skutetzky, A., Zur spezifischen Therapie der Lungen¬
tuberkulose. (M. Kl. 1924 S. 1357.)
Das Tuberkulomucin Weleminsky ist, namentlich für die ambu¬
lante Behandlung des Arztes, als ein mildes und sehr wirksames
Präparat für die Behandlung der Lungentuberkulose zu empfehlen.
Unangenehme Begleiterscheinungen oder schwerere Herdreaktionen
sind nicht zu befürchten. Die Behandlung eignet sich nicht für alle
Fälle der Lungentuberkulose. Erich Hesse [Berlin).
Karfunkel, Hans, Zur Behandlung der Kindertuberkulose.
(M. m. W. 1924 S. 1166.)
Es ist dem Verf. gelungen, die positive Kutanreaktion bei etwa
200 an den verschiedensten Formen der Tuberkulose erkrankten
Kindern in eine dauernd negative umzuwandeln durch subkutane
Behandlung mit einer Vaccine, die aus einem völlig avirulenten,
saphrophytischen, nicht mit dem Tuberkelbazillus verwandten Bazillus
aus der Gruppe der Wurzelbazillen hergestellt worden war. Nicht
nur bei Kindern, sondern auch bei tuberkulösen Erwachsenen ließen
sich die günstigen Wirkungen der Behandlung feststellen. Von
Wichtigkeit ist die richtige Dosierung des Mittels, da zu große
Dosen ein nicht ungefährliches Reizmittel darstellen. Das Haupt¬
anwendungsgebiet dieser Vaccinetherapie ist die Kindertuberkulose,
und zwar die große Zahl der noch nicht tuberkulosekranken, aber
schon infizierten Kinder. Einen Schutz vor der Infektion gewährt
das Mittel nicht, es vermag aber eine Infektion, besonders in ihren
Tuberkulose.
471
Anfängen, zu beseitigen. Die Vaccine wird von der chemischen
Fabrik Dr. Gauff G.m.b.H. in Stettin hergestellt. w. Gaehtgens.
Lieschke, Gottfried, Die Behandlung von Haut-, Schleim¬
hauttuberkulose und Lupus mit kutaner Impfung.
(D. m. W. 1924 S. 685.)
35 Kranke mit Lupus, Nasen-, Rachentuberkulose. Meist 8 und 9,
ja bis zu 12 Hautimpfungen, während 21/ 2 Jahren. Bei 7 ungeeig¬
neten wurde die Kur bald abgebrochen; 5 geheilt; 14 gebessert;
9 unbeeinflußt oder verschlechtert. Es ist vorteilhaft, daß sich die
Herdreaktion deutlich beobachten läßt. Die Hautimpfungen bei Haut-
und Schleimhauttuberkulose können allen Kranken mit positiver Herd¬
reaktion nützlich sein, zum mindesten aber sehr oft Verschlechterung
verhindern. Als „exakt“ darf man freilich die Dosierung nicht an-
selien. Keine Impfschäden. Georg Schmidt {München).
Toenniessen, E., Die spezifische Erkennung und Behand¬
lung derTuberkulose mit einem aus Tuberkelbazillen
gewonnenen Eiweißkörper (Tebeprotin). II. Mittei¬
lung. Darstellung, chemische Eigenschaften und
biologische Wirkung des Tebeprotin s. Seine Unter¬
schiede gegenüber den bisherigen Tuberkulinpräpa¬
raten. (D. m. W. 1924 S. 629.)
Virulente Glyzerinbouillontuberkelbazillen des Typus humanus
werden kurze Zeit in verdünnter Mineralsäure erhitzt, in Kalilauge
extrahiert und abgeschleudert. Der alkalische Extrakt geht durch
Berkefeld-Kerzen ; das Filtrat wird mit Essigsäure gefällt, das Aus¬
gefallene gereinigt. Das Tebeprotin ist ein eiweißartiger chemisch¬
einheitlicher, daher abwägbarer Körper und frei von Tuberkulotoxin
(das die spezifische Behandlung sehr oft stört), von den Lipoid- und
Fettstoffen der ganzen Bazillen. Chemisch aus deren Leibern extra¬
hiert wird es unter die Haut des Körpers in echter Lösung, also in
wirksamer Form eingeführt. Es ist nicht in Wasser, nur in Alkali
löslich, enthält keine Purinbasen, keinen Phosphor. (Den Alttuber¬
kulinen fehlen die sehr günstig wirkenden Eiweißstoffe des Tuberkel¬
bazillus; bei den Neutuberkulinen sind diese innerhalb der Bazillen¬
leiber oder -splitter eingeschlossen und daher nur mangelhaft wirk¬
sam.) — Die biologische Leistung des Tebeprotins besteht in stark
ausgesprochener Spezifität beim tuberkulösen Menschen (zuverlässige,
dem Alttuberkulin überlegene Diagnostik) bei geringer Giftigkeit.
Georg Schmidt {München).
Toenniessen, E., Die spezifische Erkennung und Behand¬
lung der Tuberkulose mit einem aus Tuberkelbazillen
472
Tuberkulose.
gewonnenen Eiweißkörper (Tebeprotin). III. Mittei¬
lung. Die therapeutische Wirkung des Tebeprotin s.
(D. m. W. 1924 S. 659.)
Als artfremder Eiweißkörper ruft das Antigen Tebeprotin im
Säugetierkörper Antistoffe hervor. Es ist vielfach anderen, an tuber¬
kulöse Menschen verabfolgten Tuberkulinerzeugnissen überlegen und
wirkt nicht nur durch Herdreaktion, sondern beeinflußt auch das
gesunde Gewebe. Dessen zelluläre Umstimmung ist für Abgrenzung
und Vernarbung einer Tuberkulose wichtiger als die Herdreaktion.
Aus der genau beschriebenen Behandlungstechnik: Die erreichte
Höchstgabe ist längere Zeit, auf jeden Fall während der Dauer des
Bazillenbefundes im Auswurfe, in 14 tägigen Fristen dem Ambulanten
weiterzugeben. Nur dann Dauererfolg. Vorzeitiger Kurabbruch
schützt selbst nach ausgezeichnetem Anfangsergebnis (in den ersten
3 — 4 Monaten) nicht vor schweren Rückfällen. Das Mittel hat bei allen
Formen der Lungentuberkulose Erfolg, soweit sie nicht zu weit
vorgeschritten ist (schwerer Zerfall, septisches Fieber). 6 Kranken¬
geschichten: An vorwiegend cirrhotischer, langsam fortschreitender
Tuberkulose leidende und jahrelang andersartig erfolglos behandelte
Kranke erlangten erst durch Tebeprotinkur Stillstand, klinische
Heilung, Arbeitsfähigkeit; Rückfällen ist dabei durch Weiterverab¬
reichung des Mittels monate-, ja jahrelang vorzubeugen. 5 Kranken¬
geschichten: Entfieberung wurde nicht durch mehrmonatige Bettruhe,
wohl aber durch Tebeprotin erzielt. 5 Krankengeschichten : Bei
mittelschwerer oder schwerer offener Tuberkulose auffällige Besse¬
rungen, die aber nicht sicher auf die spezifische Behandlung zurück¬
zuführen waren, da nicht längere Zeit allein hygienisch-diätetische
Kur vorausgegangen war. 3 Krankengeschichten : Durch bestimmte
Komplikationen erklärliche Fehlschläge. — Im ganzen in den letzten
3 Jahren 148 behandelt, davon 81 mindestens 3 Monate lang.
Georg Schmidt [München).
• •
Baumann, Fritz, UberBehandlung derLungentuberkulose
mit Tebeprotin und Ektebin. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924,
59, S. 13.)
Das Tebeprotin ist ein brauchbares Diagnostikum und dem Alt¬
tuberkulin in mancher Hinsicht überlegen. Als besondere Vorzüge
führt Verf. die genaue Dosierbarkeit des Präparates an, ferner seine
geringe Wirkungsbreite bei der Diagnose und die Schnelligkeit des
Abklingens der Reaktion gegenüber dem Alttuberkulin. Die Pro-
gnosenstellung scheint die Methode im Verein mit anderen Verfahren
wesentlich unterstützen zu können. Auch ein therapeutischer Wert
ist dem Präparat trotz einiger Schädigungen bei streng individuali¬
sierender Behandlung nicht abzusprechen. Auch das Ektebin ist ein
Tuberkulose.
473
brauchbares Unterstützungsmittel der Allgemeinbehandlung, das in
vielen Fällen unverkennbar einen günstigen Einfluß auf den erzielten
Erfolg hatte. W. Gaehtgens {Hamburg).
Schröder, G., Erfahrungen mit dem Tebeprotin Toen-
niessens. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 378.)
Das Tebeprotin Toenniessens besitzt den Vorzug genauer Dosier¬
barkeit, unterscheidet sich aber in seiner Wirkung auf den tuber¬
kulösen Menschen nicht wesentlich von den bisher benutzten spezi¬
fischen Präparaten. Die exsudativen Formen der Tuberkulose eignen
sich nicht für die Behandlung mit Tebeprotin. w. Gaehtgens.
Klotz, M., Tuberkulin per os. (M. m. W. 1924 S. 1347.)
Verf. hat bei einer größeren Anzahl tuberkulöser und gesunder
Kinder den Wasserhaushalt refraktometrisch untersuchen lassen und
ist dabei zu folgenden Ergebnissen gelangt. Die Verabreichung von
Tuberkulin per os bewirkt eine Umkehr der Serumeiweißkurve und
zwar in der völlig gleichen Form wie nach subkutaner oder per¬
kutaner Anwendung. Von den benutzten Tuberkulinpräparaten erwies
sich das MTbR. (Deycke-Much) als das reaktivste. Aber auch das
Alt- und Perlsuchttuberkulin sowie das Edovaccin-Fornet werden
resorbiert und bewirken die gleichen Veränderungen der Serumeiwei߬
kurve wie MTbR., wenn auch erst in stärkeren Konzentrationen.
Bei Verwendung der alkohol- und ätherlöslichen Partigene F und N
konnte auf refraktometrischen Wege niemals eine Reaktion ausgelöst
werden. W. Gaehtgens {Hamburg).
Fornet, W., Spezifische Tuberkulosebehandlung per os.
(M. m. W. 1924 S. 1539.)
Gegenüber Klotz (M. m. W. 1924 No. 39), nach dessen Ansicht
das Edovaccin nur eine schwache Tuberkulinwirkung entfalte, weist
Verf. daraufhin, daß diese Annahme nur für die von Klotz benutzte
schwächste Edovaccinkonzentration zutreffe, während die übrigen
Konzentrationen, Stärke II bis VI, jeweils die doppelte Menge ent¬
fetteter Tuberkelbazillen wie die vorhergehende Nummer enthalten.
Verf. empfiehlt für die Behandlung die Verwendung möglichst kleiner
Edovaccindosen. Er beginnt jede Kur mit einer Pille Stärke I pro die
und steigert die Dosis von Woche zu Woche um eine Pille pro Tag,
bis eine milde spezifische lokale und allgemeine Reaktion auftritt.
Dann wird die Behandlung für 3 — 4 Wochen unterbrochen und
hierauf in derselben vorsichtigen Weise fortgeführt. In der von
Klotz bemängelten langsamen Resorption des oral aufgenommenen
Impfstoffes sieht Verf. einen besonderen Vorteil, da diese Behänd-
474
Tuberkulose.
lungsweise die physiologischen Vorgänge besser nachahmt als die
plötzliche Zufuhr durch Injektion. W. Gaehtgens {Hamburg).
Aßmann, Georg und Gruber, Georg, Über perorale Behand¬
lung der Lungenphthise mit „Tuberkulin-Antigen-
Scheitlin“. (D. m. W. 1924 S. 1241.)
„Tasch“ (Tuberkulose - Antigen -S ch ei tlin) der Studiengesell¬
schaft Basel, Tuberkulotoxin und -antitoxin durch Sulfo-Guajakolsäure.
gebunden enthaltende Organpräparattabletten, wurde in der Lungen¬
heilstätte Beelitz der Landesversicherungsanstalt Berlin an 12 Lungen¬
schwindsüchtige (Krankengeschichten) vom Munde her verabfolgt.
Schwerer Erkrankte werden dabei durch Herd- und Allgemein¬
reaktionen gefährdet, sollen daher nur in der Anstalt behandelt
werden. Bei genügender Vorsicht gute Ergebnisse. Es wird an¬
scheinend im Wege der Herdreaktion hochvirulenter kavernöser
Krankheitsstoff abgestoßen, ohne daß sich Weiterausbreitung der
Tuberkulose anzuschließen braucht. Unkomplizierte, nicht zum Fort¬
schreiten neigende Erkrankungen können auch durch ambulante
„Tasch“-Kuren günstig beeinflußt werden. Georg Schmidt [München).
Gruber, Georg, Über die ambulatorische Anwendung von
„Tasch“ und die Veränderung der Senkungsgeschwin¬
digkeit der roten Blutkörperchen durch die Behand¬
lung. (D. m. W. 1924 S. 1572.)
Die ambulatorische „ Tasch “-Kur („Tasch“ = Tuberkulin- Antigen-
Scheitlin) ist nur zulässig bei Erkrankungen des 1. und des
beginnenden 2. Stadiums, bei denen die Widerstandsfähigkeit des
Körpers noch nicht gefährdet ist, und hat dann schöne Erfolge, ohne
• •
Änderung der Lebensweise, ohne Liegekur, ohne Heilstättenkost.
Krankengeschichten. Herdreaktion zeigt Steigerung der Lebens¬
vorgänge in den Zellen des erkrankten Gewebes an. Der dabei ver¬
mehrte Eiweißzerfall beschleunigt die Blutkörperchensenkung. Durch
eine solche Beschleunigung verraten sich selbst geringe, sonst nicht
nachweisbare Herdreaktionen. Fortlaufende Blutkörpersenkungsprüfung
während der Kuren. Kurven in 3 Typen und ihre Deutungen; Nutz
anwendung auf die Gestaltung der einzelnen ambulatorischen Tasch-
Kuren; Belege für die spezifische Wirkung des Mittels.
Georg Schmidt [München).
Gödde, H., Klinische und cytologische Beobachtungen
bei der Kutanbehandlung der Lungentuberkulose
nach Ponndorf. (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 116.)
Aus den Untersuchungen des Verf. geht hervor, daß das Ponn-
dorfsche Verfahren nicht als harmlos anzusehen ist. w. Gaehtgens.
Tuberkulose.
475
Eicke, Otto, Ist die Ponndorf- Impfung“ bei der Lungen¬
tuberkulose eine brauchbare Tuberkulintherapie und
unterscheidet sie sich in ihrer Wirkung von der sub¬
kutanen Methode? (Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, S. 204.)
Das Ponndorf- Verfahren ist eine durchaus brauchbare Tuber¬
kulintherapie, die sich indes von der subkutanen Behandlung nicht
unterscheidet. Die Ponndorf-Methode ist nicht eine unspezifische
Proteintherapie, sondern eine spezifische Reiztherapie, deren Nachteil
in dem Mangel einer exakten Dosierungsmöglichkeit besteht. Der
Hautimpfstoff A bietet gegenüber dem Alttuberkulin keine Vorteile
dar. Eine Sonderfunktion der Haut bei der Ponndorf-Methode ist
nicht erwiesen. w. Gaehtgens {Hamburg).
Kraemer, C., Beitrag zur Wirkung des Tuberkuloseserums.
(Jhrb. f. Kindhlk. 1924, 104, S. 304.)
Bericht über einen vor 20 Jahren vorgenommenen Versuch mit
Tuberkuloseserum mit günstigem Ausgang. Die Wirkung wird auf
den Gehalt von Antikörpern zurückgeführt und dadurch der Erfolg
gerade bei exsudativen Formen erklärt. v. Bemuth {Jena).
•
Poindecker, H., Gegen die Tuberkulose-Behandlungs¬
methode nach Dr. J. B. Andreatti. (W. kl. W. 1924 S. 1143.)
Das Präparat Tualum hat sich weder für diagnostische noch
für therapeutische Zwecke als verwendbar erwiesen. Der Verwendung
der Vakuna polyvalente Andreatti können vielleicht einige der er¬
zielten Besserungen zugeschrieben werden. Diese gehen aber in
keiner Weise über die bisher gewohnten Behandlungserfolge hinaus.
Die Einführung der Andreattischen Behandlungsmethode ist abzu¬
lehnen. H et scli {Frankfurt a. M.).
Rüscher, E., Reiztherapie bei chirurgischer Tuberkulose.
(D. m. W. 1924 S. 684.)
Bei den Tuberkulösen, deren Mesenchymgewebe überhaupt
reaktions- und leistungsfähig ist, sind Einspritzungen von Yatren
aussichtsreich, das besonders das Bindegewebe reizt. Außer örtlicher
Anwendung auch noch Einspritzungen in die Muskeln. Hierfür
Lipatren A (Mischung von Yatren und Lipoid) sowie B (das noch
Strepto- und Staphylokokkenvaccine gegen Mischinfektion enthält).
Günstige klinische Ergebnisse; keine Schädigungen. Georg Schmidt.
Rickmann, L., Beitrag zur Goldbehandlung der Tuber¬
kulose. (M. m. W. 1924 S. 1609.)
Günstige Erfahrungen mit dem von den Höchster Farbwerken
hergestellten Goldpräparat „Triphai“. W. Gaehtgens {Hamburg).
476
Tuberkulose.
Stuhl, Carl, Krysolganer fahr ungen. (D. m. W. 1924 S. 1243.)
2*/4 jährige Erfahrungen an 73 Tuberkulösen. Das Mittel kann
Gebärmutterblutungen, Aborte liervorrufen. Schwangerschaft ist
strenge Gegenanzeige. Tuberkulinverabfolgung bei 50 vor der Gold¬
kur, bei 53 während dieser. Beide Mittel ergänzen sich gut. Nur
6 mal alleinige Gaben von Krysolgan. Es hat bei manchen Tuber¬
kuloseformen auch in der Ambulanz Erfolg. Bei 64 Proz. der Kranken
mit offener Lungentuberkulose verschwanden die Bazillen aus dem
Auswurf. Manchmal rief Krysolgan zu starke Reaktion hervor.
Georg Schmidt {München).
Stuhl, C., Offene Lungentuberkulosen unter Krysolgan-
behandlung. (D. m. W. 1924 S. 1443.)
In 2 x/2 Jahren wurden 91 Tuberkulöse mit Krysolgan behandelt.
Dabei verloren 7 (= 41 Proz.), deren Krankengeschichten mitgeteilt
werden, von 17 mit offener Lungentuberkulose ihre Auswurf bazillen.
Einzelnes über die zweckmäßigste Krysolganverabfolgung. Die
sonstigen Kurmittel sind mit heranzuziehen. Georg Schmidt.
Martenstein, H., Cliloramin -Heyden zur Behandlung der
Hauttuberkulose. (Klin. Wschr. 1924 S. 1912.)
Verf. empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen das Chloramin-
Heyden als sehr brauchbares Mittel zur Behandlung des Lupus
vulgaris, namentlich für die Fälle von planem squamösen Lupus, die
der Behandlung am meisten trotzen. Gegenüber dem Chlornatrium
hat das Chloramin gewisse ^Vorteile. Schuster {Frankfurt a. 0).
Baeuchlen, E., Unsere neuen Erfahrungen mit der Röntgen¬
tiefentherapie der Lungentuberkulose. (Experimen¬
telle und klinische Studie.) (D. m. W. 1924 S. 682.)
Mit Röntgentiefenbestrahlung gelang es nicht, die Tuberkulose
der Kaninchen zu beeinflussen. Sie hatte sich anscheinend bei den
bestrahlten Tieren sogar noch mehr ausgebreitet als bei den un¬
behandelten. Tuberkulöse Menschen dagegen hatten von der Fern¬
feldbestrahlung des ganzen Brustkorbes in einem Felde mit Stephan-
schen Reizgaben und großen zeitlichen Zwischenräumen Nutzen, auch
in Verbindung mit spezifischer Reizbehandlung und künstlichem
Pneumothorax. Georg Schmidt {München).
Ball, V. et Auger, L., Osteopathie hypertrophiante apneu-
mique. (Rev. gen. de Med. vet. 1924, 33, p. 5.)
Mitteilung eines seltenen Falles von primärer tuberkulöser
„Osteopathie hypertrophiante“ bei einer Henne. Lungen und Bauch¬
eingeweide waren tuberkulosefrei mit Ausnahme der Leber, in der
Tuberkulose.
477
sich ein kleines tuberkulöses Herdchen (sekundär) vorfand. Die
hauptsächlichsten Veränderungen (Hyperostose) fanden sich an den
Tibien und Metatarsalknochen; sie werden eingehend an der Hand
von Abbildungen, auch histologisch, beschrieben. Zeller [Berlin).
Panisset, L. et Verge, J., L’osteo-arthropathie hypertro-
phiante d’ origine tuberculeuse chez le chien. (Rev.
gen. de Med. vet. 1924, 33, p. 165.)
Verff. berichten über 5 Fälle von „osteo-arthropathie hyper-
trophiante“ beim Hund, die sie innerhalb weniger Monate zu unter¬
suchen Gelegenheit hatten. In allen 5 Fällen waren gleichzeitig
tuberkulöse, mehrfach mit Kavernenbildung einhergehende Lungen¬
veränderungen vorhanden. Die subkutane Tuberkulinprobe und die
Komplementablenkung fielen teils positiv, teils negativ aus; die Meer¬
schweinchenimpfung war stets positiv. Im Blut und Knochenmark
sind die Tuberkelbazillen anscheinend nur zeitweise vorhanden.
Durch den hohen Tuberkelbazillengehalt des Eiters in den Lungen¬
kavernen sind die erkrankten Hunde für andere Tiere sowie für den
Menschen sehr gefährlich; ihre schleunigste Tötung ist deshalb an¬
gezeigt. Bei 2 Hunden wurde das Vorhandensein von Tuberkelbazillen
des Typus humanus festgestellt. Bei 7 gesunden Hunden, denen
Tuberkelbazillen intravenös einverleibt wurden, ist es nicht gelungen,
die Knochenveränderungen experimentell zu erzeugen. Diese ent¬
stehen nach Mutmaßung der Verff. wahrscheinlich durch Auto-Re¬
infektion im Anschluß an eine primäre tuberkulöse Pleuropneumonie.
Zeller [Berlin).
Völker, R., Ein Fall von Ententuberkulose. (D. tierärztl.
Ws ehr. 1924 S. 594.)
Kasuistischer Bericht über die beim Wassergeflügel sehr seltene
Krankheit. Durch Impfversuch an einem Meerschweinchen und nach¬
folgende Züchtung des Erregers konnte der Geflügeltuberkelbazillus
nachgewiesen werden. Carl [Karlsruhe).
van Es, L., Bovine tuberculosis. (Univ. of Nebraska, Coli, of
Agric., Exp. Stat. Lincoln, Circular 23, Febr. 1924.)
Kurze umfassende Abhandlung über die Tuberkulose des Rindes
in einem mit 11 schwarzen Tafeln ausgestatteten Heft von 66 Seiten.
Nach einer historischen Einleitung wird die geographische Ver¬
breitung der Rindertuberkulose sowie ihre Morbidität in den größeren
europäischen Ländern und in Amerika besprochen. Die folgenden
Abschnitte behandeln den Tuberkelbazillus, das virulente Material,
Vehikel und Wege der Infektion, prädisponierende Faktoren, tuber¬
kulöse Veränderungen, Krankheitssymptome, Diagnose, Herstellung
478
Tuberkulose.
und Anwendungsarten des Tuberkulins sowie die ökonomische Be¬
deutung der Rindertuberkulose und die allgemeinen und besonderen
Methoden der Prophylaxe samt den mit ihnen zu erzielenden Er¬
gebnissen. In den Schlußabschnitten wird des Vorkommens der
bovinen Tuberkulose bei anderen Haustieren und beim Menschen
Erwähnung getan und endlich die Rindertuberkulose in bezug auf
die Fleisch- und Milchhygiene abgehandelt. Zeller [Berlin).
Dürbeck und Kaller, Die offene Tuberkulose der Rinder
und die Tuberkulosebekämpfung. (B. tierärztl. Wschr.
1924 S. 641.)
Nach der seitherigen Annahme leiden 2 — 3 Proz. der Rinder an
offener Tuberkulose. Die Verff. haben durch Untersuchung des
Trachealschleimes nach der Schlachtung tuberkulös befundener Lungen
festgestellt, daß 46 Proz. dieser Organe mit offener Tuberkulose be¬
haftet waren. Das ergibt bei Berücksichtigung der Gesamtschlacht¬
zahl am Nürnberger Schlachthofe einen Prozentsatz von 10 — 12 Proz.
aller Rinder. Diese Tatsache bringen die Verff. damit in Zusammen¬
hang, daß durch die seitherigen klinischen Untersuchungsmethoden
nicht alle an offener Lungentuberkulose leidenden Rinder erfaßt
wurden. Sie konstruierten daher ein neues Instrument (Tracheotom),
durch das es gelingt, eine Öffnung in der Trachea anzubringen.
Beim Eingehen mit einem am Ende mit einem Wattebäuschchen
versehenen starken Messingdraht wird ein kräftiges Abstreifen des
Lungenschleims bis in die Bronchien hinein ermöglicht. Durch An¬
wendung dieser Methode, außerdem durch Feststellung tuberkulöser
Rinderbestände an der Hand der Untersuchungsbefunde der Schlacht¬
höfe glauben die Verff. in der Tuberkulosebekämpfung ein Stück
weiter ZU kommen. Carl [Karlsruhe).
Lichtenstern , Die natürliche Infektion der Haushuhn¬
tuberkulose. (Münch, tierärztl. Wschr. 1924, 75, S. 1117.)
Hinweis auf die Möglichkeit der Übertragung der Haushuhn¬
tuberkulose durch den Hahn beim Geschlechtsakt. Zeller [Berlin).
Rathge, M., Über das Vorkommen von Tuberkelbakterien
im Harne tuberkulöser Schlachtrinder unter beson¬
derer Berücksichtigung der Nierentuberkulose. (D.
tierärztl. Wschr. 1924 S. 549.)
Ergebnisse (im Auszuge): Im Harne tuberkulöser Schlachtrinder
lassen sich mikroskopisch in den seltensten Fällen Tuberkelbazillen
nachweisen. Letztere finden sich nur, wenn die Nieren tuberkulös
erkrankt sind. Jedoch kann auch bei vorhandener Tuberkulose dieser
Organe der Harn von Bazillen frei sein. Zum Nachweis des Er-
Tuberkulose.
479
regers genügt die mikroskopische Untersuchung des Bodensatzes
nicht, sondern es muß auch der Tierversuch mit herangezogen werden.
Praktisch hat die Untersuchung des Harns auf Tuberkelbazillen
keinen Wert, weil die Krankheit durch Untersuchung anderer meist
gleichzeitig stark tuberkulöser Organe leichter festgestellt werden
kann. Aus diesem Grunde kommt der Harnuntersuchung bei der
Bekämpfung der Tuberkulose keine Bedeutung zu. Carl {Karlsruhe).
Scharr und Lentz, Weitere Forschungsergebnisse auf dem
Gebiete der Feststellung der offenen Lungentuber¬
kulose beim Rinde. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 495.)
Verff. machten die wichtige Beobachtung, daß die mit dem Luft¬
röhrenpinsel entnommenen tuberkelbazillenhaltigen Untersuchungs¬
proben beim Verbringen in abgekochtes, destilliertes 2proz. Glyzerin¬
wasser nach 24 Stunden bei Bruttemperatur eine derartige Ver¬
mehrung zeigen, daß der Nachweis der Tuberkulose schon auf mikro¬
skopischem Wege unter Ausschluß des Tierversuchs in etwa 95 Proz.
der Fälle und darüber möglich ist. Bei Bestätigung dieser Fest¬
stellungen erscheint die allgemeine Anwendung dieses Verfahrens in
den Untersuchungsstellen erforderlich. Carl {Karlsruhe).
Schumann, P., Die Feststellung der Gebärmuttertuber¬
kulose bei Rindern. (D. tierärztl. Wschr. 1924 S. 775.)
Genaue Darstellung der hier in Betracht kommenden klinischen
Untersuchungsmethoden. Carl { Karlsruhe ).
Karmann, P., Die Agglutination mit dem Tuberkulose-
diagnostikum nach Fornet zur Erkennung der Rinder¬
tuberkulose. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 368.)
Das bovine Tuberkulosediagnostikum nach Fornet ist in seiner
jetzigen Zusammensetzung zur Diagnose der Rindertuberkulose nicht
geeignet, da bei 11 Seren tuberkulöser und 9 Seren gesunder Rinder
die ersteren, den von einem normalen Serum erreichten Titer 1 : 640
nur in 4 Fällen, also in 36 Proz. überschritten. Die Ausdehnung
des tuberkulösen Prozesses ist anscheinend für das Ergebnis der
Agglutination belanglos. * Noetel {Landsberg a. W.).
Auclair, Jules, La cause probable de l’immunite naturelle
des oiseaux contre 1 a tuberculose humaine et son
application ä la digestion du bacille de Koch dans
l’organisme du cobaye. (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 179,
p. 85.)
Bei verschiedenen Vögeln (Taube, Huhn, Ente, Gans, Pute) läßt
sich eine Substanz nachweisen, die imstande ist, menschliche Tuberkel-
480
Tuberkulose.
bazillen für Meerschweinchen avirulent zu machen. So sind Tuberkel¬
bazillen, die im Reagenzglas mit dieser Substanz behandelt wurden,
nicht mehr pathogen. Meerschweinchen, die gleichzeitig mit dieser
Substanz und virulenten Tuberkelbazillen gespritzt werden, bleiben
gesund. Die natürliche Immunität der Vögel gegenüber dem Typus
humanus wird auf diese Substanz, über deren Vorkommen, Gewinnung
und Wirkungsweise noch keine Angaben vorliegen, zurückgeführt.
Mosel Goldschmidt ( Frankfurt a. M.).
Mecklenburg, Die neueren Untersuchungen von Calmette
und Guerin über Impfung des Rindes gegen Tuber¬
kulose. (Therap. d. Gegenw. 1924 S. 419.)
Calmette und Guerin haben für ihre Versuche einen von
Natur sehr virulenten bovinen Bazillus verwandt, der nach 13jähriger
Fortzüchtung (230 Generationen) auf stark alkalischem Boden (5 proz.
Glyzerin-Galle-Bouillon) seine pathogenen Eigenschaften verloren hatte
und bei Impfungen keine Tuberkel, sondern nur noch kleine, spontan
heilende Abszesse verursachte, dagegen Toxine zu produzieren ver¬
mag. Durch subkutane Injektion von 50 — 100 mg dieser „BCG-
Vaccine“ wurde bei neugeborenen Rindern eine bis zu 15 Monaten
wirkende absolute Immunität gegen eine Infektion mit virulenten
bovinen Bazillen erreicht; während der ganzen Dauer der Immunität
reagiert das Tier positiv auf Tuberkulin, das Verschwinden der
positiven Reaktion ist ein Anzeichen für das Nachlassen der Im¬
munität, und die Impfung muß wiederholt werden. Die Impfung ist
für das nichttuberkulöse Tier völlig ungefährlich, der BCG- Bazillus
ist aber toxisch für das bereits tuberkulös infizierte. Das Verfahren
ist bedeutungsvoll für die Prophylaxe der tierischen, voraussichtlich
aber auch für die der menschlichen Tuberkulose. Erich Hesse.
Böhme, W., Einige Bemerkungen zur Arbeit von Dr.
Casparius über das Friedman n-Mittel in No. 26 dieser
Wochenschrift. (Tierärztl. Rdsch. 1924 S. 511.)
Polemischen Inhalts. Carl {Karlsruhe).
CentralMatt für Bakteriologie etc. I. Akt. Referate.
- Bd. 78. No. 21/22. ========
Ausgegeben am 14. März 1925.
Immunitätsforschung. — Fermentforschung. — d’Herellesches
Phänomen. — Desinfektion.
Abderhalden, Emil, Handbuch der biologischen Arbeits¬
methoden. Abt. XIII. Methoden der Immunitäts¬
forschung und der experimentellen Therapie, Teil 2,
Heft 3, Lief. 137. Berlin- Wien (Urban u. Schwarzenberg) 1924.
Pr. 10,65 M.
Die vorliegende Lieferung enthält folgende Beiträge: Franz
v. Gröer, Die Dermoreaktionen ; Bela Schick, Franz v. Gröer
und Karl Kassowitz, Methodik und Technik der Erforschung der
normalen antitoxischen Diphtherieimmunität des Menschen; Karl
Landsteiner, Darstellungsmethoden von Antigenen und Anti¬
körpern für immunchemische Untersuchungen; Enrique Paschen,
Technik der mikroskopischen Untersuchung des Pockenvirus. Die
Namen der Autoren bürgen für den hervorragenden Wert ihrer
Beiträge. E. Gildemeister [Berlin).
Sachs, H., Von einigen alten und neuen Fragen der
Serumforschung. (D. m. W. 1925 S. 16.)
Die Antikörperreaktion ist Ausdruck der Differenzierung der
Arten. Der Rezeptorenbegriff ist auch heute noch Führer in dem
Getriebe der Antikörperwirkungen. Nachweis ätiologisch- spezifischer
Antikörper zeigt retrospektiv stattgehabte Infektion, an und für sich
aber noch nicht augenblickliches krankhaftes Geschehen an. Da¬
gegen ist positive WaR. Ausdruck syphilitischen Krankheitsvorganges
und nicht stattgehabter Infektion. Organextrakte, die zur Sero¬
diagnostik der Syphilis dienen, können aber mit kolloidlabilen Seren,
bei akuten Infektionsleiden, bei bösartigen Geschwülsten, bei
Schwangerschaft, WaR. oder Ausflockung geben. Man muß daher
die für Lues bezeichnende Reaktionsbreite einstellen, besonders bei
Flockungs- und Trübungsproben. Bei der WaR. dagegen wirkt das
Meerschweinchenserum als Regulator; es verstärkt eher für Syphilis
bezeichnende Ausschläge und hebt einfache Labilitätsreaktionen auf
(Hilpert). Zahlreiche serodiagnostische Proben bei Tuberkulose,
Schwangerschaft, Geschwülsten erwiesen sich als unspezifische La¬
bilitätsreaktionen. Bei der Tuberkulose liegt immerhin eine einheit¬
liche Ursache, der Tuberkelbazillus, vor, weshalb auch krankheit-
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 21/22. 31
482
Immunitätsforschung.
spezifische Serumveränderung denkbar wäre. Aber gerade die Tu¬
berkelbazillen und die aus ihnen gewonnenen Stoffe verändern ohne
Mitwirkung von Antikörpern das bereits durch den Krankheits¬
vorgang labilisierte Eiweiß weiter und können derart zu positiver
Ausfiockungs- oder Komplementbindungsreaktion führen (Pseudo-
antigene). Gerade bei der aktiven Tuberkulose ist die Labilität der
Körpersäfte mehr oder weniger gesteigert. In der Spezifizität der
neuen WaR. auf aktive Tuberkulose bedarf die Rolle des Lezithins
besonderer Betrachtung. Bei den unspezifischen Serumveränderungen
gibt es aber vielleicht doch qualitative Unterschiede. Abweichungen
von der normalen physikochemischen Beschaffenheit spielen bei spezi¬
fischen und unspezifischen serologischen Vorgängen eine wichtige
Rolle. Man treibt mit jeder Serumbehandlung auch unspezifische
Reizbehandlung, kann aber beide voneinander nicht abgrenzen, vor
allem nicht experimentell, da die experimentellen Grundlagen der
unspezifischen Reiztherapie bei Infektionsleiden nicht gesichert sind.
Georg Schmidt {München).
Busson, Bruno, Sero-, Vaccine- und Proteinkörperthera¬
pie. 70 S. Wien (J. Springer) 1924. Pr. 2,50.
Ursprünglich als Einführung in die Proteinkörpertherapie ge¬
dacht, gibt die vorliegende Monographie zui Erleichterung des Ver¬
ständnisses zunächst eine Darstellung der Vaccine- und Serotherapie,
um sich erst dann ihrem eigentlichen Gegenstand zuzuwenden. In
allen drei Kapiteln werden zunächst die theoretischen Grundlagen
gegeben und dann die praktischen Anwendungen besprochen. Es ist
Verf. in ganz ausgezeichneter Weise gelungen, in kurzer Form alles
Wesentliche zu bringen, so daß das Werk jedem Arzt zur Orien¬
tierung auf diesem ebenso theoretisch interessanten wie praktisch
wichtigen Gebiete ohne Einschränkung empfohlen werden kann.
Kurt Meyer {Berlin).
Belonovsky, G. D., Zur Kombination von Vaccine-Chemo¬
therapie. (D. m. W. 1924 S. 1646.)
Fortsetzung früherer Versuche, deren Ergebnisse folgende waren:
Wenn man in die Bauchhöhle Kollodiumsäckchen einnäht, die Bak¬
terienbouillonkulturen enthalten, kann man eine chronische Erkankung
hervorrufen. Doch kehren Art und Zahl der Zellen im Bauchhöhlen¬
erguß zur Norm zurück; Körper und Bakterien gewöhnen sich an¬
einander. Spritzt man dann die entsprechende Vaccine unter die
Haut, so setzt schon nach 3 Stunden eine streng spezifische starke
Herdreaktion ein: der Erguß wird viel reichlicher und ändert sich
mikroskopisch (Lymphocytose). Der Krankheitsherd in der Bauch¬
höhle enthält bedeutend mehr bakterizide Antikörper als das Blut.
Immunitätsforschung.
483
Es wurden nun nicht abgetötete Vaccinen verwendet. Stets schon
nach 3 Stunden waren die eingespritzten Bakterien in der Bauch¬
höhle der Tiere. Die Vaccine dringt also nach der vom Infektions¬
stoffe sensibilisierten Stelle der Bauchhöhle; so entsteht die Herd¬
reaktion. Jetzt wurde Vaccine benutzt, deren Keime mit Eisen be¬
laden waren. Auch dieses gelangt mit letzteren an die sensibili¬
sierte Stelle. Verf. versuchte, auf diese Weise auch chemothera¬
peutische Stoffe heranzubefördern. Von Gonokokkenvaccinen, die
mit Optochin, Sublimat, Urotropin belastet waren, glückte das am
besten mit letzterem. Die größte Zahl von Antikörpern gegen
Gonokokken wies das mit Urotropingonokokkenvaccine immunisierte
Kaninchen aus. Georg Schmidt {München).
Arnoldi, W., Die biologischen Grundlagen der paren¬
teralen Eiweißtherapie. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924,
42, S. 502.)
Durch die parenterale Eiweißzufuhr (intrakutan, subkutan, intra¬
muskulär, intravenös, intraperitoneal) werden in erster Linie die
Elekrolyte, einschließlich der Wasserstoffionen, sowie das vegetative
Nervensystem bzw. das vegetative System beeinflußt. Es kommt
dann besonders zu einer Veränderung in der Flüssigkeitsbewegung.
_ • •
Davon hängen folgende Reaktionen ab: Änderungen des Blutdruckes,
der Leukocyten, des Kochsalzgehaltes des Blutes, des Gasaustausches
bzw. Stoffumsatzes, Änderungen der Temperatur, ferner Abweichungen
der alveolaren Kohlensäurespannung, der Alkalireserve des Blut¬
plasmas, der Puffersubstanzen des Blutes (relative Acidosis und Al-
kalinosis), der Urin- und Molenausschwemmung, Gewichtsverände¬
rungen und sicherlich noch eine Reihe anderer Faktoren. Insbesondere
werden Wasser- und Stoffbewegung und dann auch der Stoffumsatz
in erkrankten Organen durch Elektrolytbeeinflussungen getroffen.
So ist zu verstehen, daß das injizierte Eiweiß in erkrankten Organen
Herdreaktionen auslöst und Heilvorgänge, eine Heilentzündung im
Sinne Biers, anregt. Der heilende Reiz darf eine gewisse Schwelle
nicht überschreiten. Die Folgezustände hängen nicht nur von der
Dosis der Injektionen, sondern auch von der jeweiligen individuellen
Grundeinstellung ab; letztere veranlaßt, daß die Reaktionen ein
charakteristisches individuelles Gepräge aufweisen. Die individuelle
Grundeinstellung kann jedoch durch vorausgegangene Einwirkungen
abgeändert werden; dann wird die Reaktionsweise und die Reaktions¬
empfindlichkeit eine andere. Zufuhren von Elektrolyten sind imstande,
die individuelle Grundeinstellung vollständig zu ändern. Auf der
gleichen Grundlage beruhen zum großen Teil auch die als Um¬
stimmung oder Allergie (Pirquet) bezeichneten Veränderungen des
Organismus. Durch die parenteralen Eiweißinjektionen wird be-
31*
484
Immnnitätsforschung.
sonders auch die Leberfunktion beeinflußt. Wenn die Nachwirkungen
auch recht lange dauern können, ist die Wirkungsdauer der Injek¬
tionen doch zeitlich begrenzt; es ist deshalb nicht verwunderlich,
daß selbst ein günstiger therapeutischer Effekt keineswegs immer
anhält. Zum Dauererfolg ist es notwendig, daß während der Zeit
der Umstimmung in der gewünschten Richtung die Heilung der er¬
krankten Organe erfolgt. H et sch {Frankfurt a. M.).
Giesemann, Über perkutane unspezifische Reizbehand¬
lung. (M. m. W. 1924 S. 1505.)
Verf. berichtet über gute Erfolge, die er bei Verwendung eines
aus Kasein, ätherischen Ölen und Bakterieneiweißstoffen hergestellten
Emulsionsgemisches (Dermaprotin) auf allen Gebieten der Protein¬
körpertherapie erzielt hat. W. Qaehtgens {Hamburg).
Ishimori, N. et Metalnikov, S., Immunisation de la chenille
de Galleria mellonella par des substances non spöci-
fiques. (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 2136.)
Die Raupe der Galleria mellonella läßt sich sehr leicht gegen
Choleravibrionen immunisieren. Es eignen sich dazu nicht nur
spezifische Antigene, sondern auch Bakterienaufschwemmungen und
Bakterienextrakte von Colibazillen, Milzbrandbazillen, Dysenterie¬
bazillen, Micrococcus galleriae und Bacterium galleriae. Interessanter¬
weise hat sich auch die chinesische Tusche als sehr gutes resistenz¬
steigendes Mittel bewährt. Die erworbene Immunität manifestiert
sich schon 24 Stunden nach der spezifischen oder unspezifischen Vor¬
behandlung und ist eine lebenslängliche. Rosel Goldschmidt.
Shinoda, Tadasu, Über die serochemischen Veränderungen
während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
(Bioch. Zschr. 1924, 152, S. 426.)
Beim Kaninchen ist während der Gravidität der Reststickstoff
des Serums nicht erhöht. Erst 1 oder 2 Tage vor dem Wurf nimmt
er etwas zu und erfährt während der Geburt und nach dieser eine
wesentliche Vermehrung, die in etwa 1 Woche sich wieder aus¬
gleicht. Die antitryptische Wirkung des Serums nimmt erst wenige
Tage vor dem Wurf etwas zu und erreicht nach diesem den höchsten
Punkt, um nach etwa 7 Tagen wieder zur Norm zurückzukehren.
Zwar gehen Schwankungen der antitryptischen Kraft und des Rest¬
stickstoffs meist parallel, doch ist bisweilen ein solcher Zusammen¬
hang nicht erkennbar. Der Blutzucker ist in der Gravidität nicht
vermehrt, doch ist im frühen Puerperium meist eine geringe Hyper¬
glykämie vorhanden. Das freie Cholesterin ist während der Gra¬
vidität beträchtlich vermindert, kehrt aber einige Tage nach dem
Immunitätsforschung.
485
Wurf wieder zur Norm zurück. Die Resistenz trächtiger Kaninchen
gegen Coli-Endotoxin ist im allgemeinen geringer als die nicht
trächtiger. Bezüglich der bakteriziden Serumwirkung und dem
Komplementgehalt ist kein wesentlicher Unterschied nachweisbar.
Erst 3--4 Tage vor der Geburt kommt bisweilen leichte Komple¬
mentverarmung vor. Die Regeneration des Komplements wird durch
Gravidität und Puerperium etwas verzögert. Die Präzipitin- und
Hämolysinbildung ist gegen Ende der Gravidität und im Puerperium
bedeutend herabgesetzt: die Inkubationsdauer ist verlängert, die
Menge der Antikörper ist drei bis viermal geringer als bei normalen
Tieren, und in kurzer Zeit verschwinden sie ganz. Dagegen ist die
Agglutininbildung gegen Colibazillen bei trächtigen und puerperalen
Tieren gesteigert; allerdings sinkt der Titer auch schneller ab als
bei normalen Tieren. Kurt Meyer {Berlin).
Samson, Kurt, Ein Beitrag zur Kenntnis der Serum¬
globuline des Menschen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41,
S. 311.)
Das Serumglobulin hat seinen isoelektrischen Punkt im Neutral¬
punkt (pH = 7,0). Da es isolabil ist, ist es in destilliertem Wasser
unlöslich. Als amphoterer Eiweißkörper geht er mit Salzionen Ver¬
bindungen ein, die in Wasser löslich sind, da sie einen anderen iso¬
elektrischen Punkt haben. Auch mit verdünnten Säuren und Basen
bildet das Globulin wasserlösliche Verbindungen. Die Verschieden¬
heiten der einzelnen Globulinfraktionen des Serums beruhen auf der
verschiedenen Bindung des Globulins. An einen Teil des Globulins
sind Salze, an einen anderen verschiedenartigste, teils ätherlösliche
Körper gebunden. So ist der jeweilige Zustand des Globulins im
Serum abhängig von H- und OH-Ionenkonzentration sowie von Art
und Menge der übrigen neben ihm vorhandenen Stoffe. Eine mit
verschiedenen starken Säureverdünnungen angesetzte Serumreihe
gestattet bei der Fällung mit Ammonsulfat einen Einblick in die
Salzfällungsverhältnisse des Globulins. Für die Menge der Fällung
ist von wesentlicher Bedeutung die Reaktion der Flüssigkeit, die
Art und Menge des Ionenzusatzes sowie das Gesamtvolumen. Für
die Praxis ist wichtig, daß bei vergleichenden Untersuchungen der
Fällungsverhältnisse im Serum immer die gleiche Reaktion herrscht.
Vor allem ist auf Verwendung einer gegen Lackmus vollkommen
neutral reagierenden Amonsulfatlösung zu achten. Eine Neutral¬
reihe gestattet mit ziemlicher Genauigkeit die Alkaleszenz eines
Serums zu bestimmen. Das maximal ausfallende Röhrchen zeigt den
Neutralpunkt an; das Globulin wird hierbei als natürlicher Indikator
benutzt. Die Alkaleszenz bestimmt sich auf diese Weise zu etwa
190 — 200 mg Proz. NaOH. Kurt Meyer {Berlin).
486
Immunitätsforschung.
Marie, A. C., Recherches sur la cholesterinemie. (Ann. de
l’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 945.)
Zahlreiche Cholesterinbestimmungen im Serum von hyperimmuni-
sierten Pferden, welche vorzügliches Antitoxin lieferten, zeigten, daß
diese Substanz dort in einer Menge enthalten ist, welche dem
Durchschnitt bei nichtimmunisierten Pferden entspricht (0,031 Proz.).
Dagegen fand sich bei schlechten Antitoxinbildnern im allgemeinen
eine erhebliche Vermehrung des Cholesterins über die Norm (bis
zum Dreifachen). — Beim Kaninchen bedingt intravenöse Cholesterin¬
injektion (in Olivenöl gelöst) einen Anstieg des Cholesterins. Außer¬
dem gewinnt das Serum ein schwaches Agglutinationsvermögen, das
man besonders bei seiner Verwendung als Kulturmedium fest¬
stellen kann. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Asher, Leon und Masuno, Inusuke, Beiträge zur Physiologie
der Drüsen. Nr. 69. Fortgesetzte Untersuchungen
über die Abhängigkeit der Phagocytose von inneren
Sekreten. (Bioch. Zschr. 1924, 152, S. 302.)
Das phagocytäre Vermögen normaler Exsudatleukocyten in Be¬
rührung mit normalem Serum ist ein ziemlich konstantes, ein Be¬
weis, daß die früher von Furuya und jetzt von Verff. angewandte
Versuchsmethodik von Hamburger und Radsma — Bestimmung
des Prozentsatzes der Kohle- oder Reismehlkörnchen phagocy tierenden
Leukocyten — zuverlässige Resultate gibt. Nach Exstirpation der
Milz und besonders der Schilddrüse ist die Konstitution des Blut¬
plasmas so verändert, daß normale Leukocyten in ihm ein tief
herabgesetztes Phagocytosevermögen aufweisen. Gleichzeitige Exstir¬
pation von Milz und Schilddrüse wirkt nicht stärker als Schilddrüsen¬
exstirpation allein, da diese schon die maximale Wirkung herbeiführt.
Kurt Meyer {Berlin).
Seitz, A., Endokrine Drüsen und Abwehr. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 227*.)
Zwecks Feststellung von Zusammenhängen zwischen endokrinen
Drüsen und Immunitätsvorgängen wird zunächst der Einfluß der
Exstirpation der Nebennieren bei Ratten auf die an Abwehrvorgängen
beteiligten Blutbestandteile geprüft. Es zeigte sich, daß neben einer
deutlichen Herabsetzung der phagocytischen Kraft der Leukocyten
bei solchen Ratten eine Schwächung der keimtötenden Kräfte des
Serums einhergeht. Noetel {Landsberga. W).
Paschkis, K., Zur Biologie des retikuloendothelialen
Apparates. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924, 43, S. 175.)
Die mitgeteilten Versuche zeigen, daß eine Funktionsausschaltung
des Retikuloendothels tatsächlich möglich ist und daß sie wahr-
Immunitätsforschimg.
487
scheinlich in vielen Fällen nicht durch rein mechanische Verstopfung,
wahrscheinlich auch nicht durch Lähmung infolge Überfunktion der
Zellen, sondern durch Vergiftung zustandekommt. Welcher Art da¬
bei die physikalisch-chemischen Strukturänderungen sind, ist völlig
unbekannt. Weiterhin gaben die Versuchsresultate eine neue Stütze
für die Bedeutung des Retikuloendothels im allgemeinen und dem
der Milz im besonderen für die Immunkörperbildung. Man ist wohl
berechtigt, das Retikuloendothel als das Immunkörper bildende Ge¬
webe zu bezeichnen und darin eine seiner wichtigsten Funktionen
zu erblicken. Es kann sich aber nicht nur der retikuloendotheliale
Apparat im engeren Sinne, sondern unter Umständen da§ gesamte
histiocytäre System an diesen Vorgängen beteiligen. Physiologischer¬
weise steht jedoch das Milzretikuloendothel weitaus im Vordergrund.
Damit ist auch ein neuer Beleg für die Ansicht erbracht, daß die
einzelnen Anteile des Retikuloendothels eine gewisse funktionelle
Differenzierung besitzen, die sich zumindest in quantitativer Be¬
ziehung, also im Ausmaß der Beteiligung an einzelnen Funktionen
äußert. H et sch ( Frankfurt a. M.).
Pickof, F. L., Studies in comparative immunity. II. Re¬
lative importance of the liver and spieen in d e -
struction of foreign blood cells in rabbits. (J. of inf.
Dis. 1923, 33, p. 230.)
Bei Kaninchen, denen intravenös Hühnerblutkörperchen ein¬
verleibt werden, verschwinden diese rasch aus dem allgemeinen
Kreislauf. Die große Mehrzahl der injizierten roten Blutzellen
häuft sich inmitten der Leberkapillaren an, der Rest in den
Kapillaren der Milz und des Knochenmarks, wo sie zerstört werden.
Die Zerstörung der injizierten Blutzellen erfolgt bestimmt extra¬
zellulär, jedoch in den Organkapillaren und nicht im allgemeinen
Kreislauf. Nur in wenigen Kupfferschen Sternzellen der Leber
wurden Überreste von verdauten roten Blutkörperchen gefunden.
Die Splenektomie verzögert weder das Verschwinden der injizierten
Blutzellen aus dem Kreislauf, noch ihren Untergang in den Organen.
Dieterlen (Rottweil).
v. Hayek, H., Die immun biologische Erfassung der In¬
fektionskrankheiten und ihre praktische Bedeutung.
(W. kl. W. 1924 S. 965.)
Krankheit und Immunität sind zwei verschiedene, oft durchaus
nicht leicht trennbare Erscheinungsformen ein und desselben bio¬
logischen Geschehens. Es gibt viel häufiger Überwindung einer In¬
fektion ohne Erkrankung als mit Erkrankung. Diese ganze angeblich
neue Forschungsrichtung besteht in nichts anderem als in dem Be-
488
Immunitätsforschung.
streben, das Wesen einer Infektionskrankheit eben in ihrer ganzen
Entwicklung, von der Erstinfektion angefangen, als krankhafte
Lebensvorgänge zu erfassen und nicht nur als krankhafte Zustands¬
änderung des infizierten Körpers, die uns in irgendeinem Stadium
der Krankheitsentwicklung besonders sinnfällig vor Augen treten.
Verf. schildert die praktische Bedeutung dieser immunbiologischen
Auffassung. „Wo immer wir bei einer Infektionskrankheit über rein
empirisch gewonnene Erfahrungen in diagnostischer und therapeutischer
Richtung hinausstreben, werden wir auf die umfassende Vorstellung
vielartiger Wechselwirkungen zwischen Erreger und infiziertem
Körper zurückgreifen müssen. Das praktische Ziel muß es dabei
sein, für die große Gesamtresultierende, das immunbiologische Kräfte¬
verhältnis, durch die Gesetzmäßigkeiten praktisch faßbarer Reak¬
tionsvorgänge einen brauchbaren Maßstab zu finden.“ Hetsch.
Cramer, W. and Kingsburg, A. Neave, Local and general
defences against infections, and the effect of them of
vitamin-deficiency. (Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 300.)
Unter 7 mit Vitamin A-freier Kost ernährten Ratten wurden
bei 4 Bakterien im Blut nachgewiesen (je lmal Staphylococcus aureus
und albus, Streptokokken und Pneumokokken), unter 5 Kon troll tieren
nur lmal Staphylococcus albus. Außerdem traten in ihrem Serum
Coli-Agglutinine auf, woraus zu schließen ist, daß Colibazillen durch
die Darmwand traten. Sie entzogen sich dem Nachweis im Blut
offenbar eben wegen dessen Gehalts an Antikörpern. Die Agglu¬
tininbildung gegen Typhusbazillen war bei den vitaminfrei ernährten
Tieren ebenfalls nicht beeinträchtigt und der Gehalt des Serums an
hämolytischem Komplement war nicht vermindert. Auch die Fra¬
gilität der roten Blutkörperchen war nicht erhöht, so daß eine solche
für die Anämie nicht verantwortlich zu machen ist. Gegen Infektion
mit Milzbrandbazillen, Streptokokken und Colibazillen zeigten die
vitaminfrei ernährten Ratten keine herabgesetzte Resistenz, nur für
eine Infektion mit bovinen Tuberkelbazillen zeigten sie im Gegen¬
satz zu den Kontrollieren eine gewisse Empfänglichkeit. Dieses
Erhaltenbleiben der allgemeinen Abwehrkräfte macht es verständlich,
daß die Infektionen bei vitaminarmer Ernährung meist lokalisiert
sind und stets die gleichen Organe betreffen (Xerophthalmie, bak¬
terielle Darminfektionen und Helminthiasis, Pneumonie). Anscheinend
spielt hierbei die Herabsetzung der Drüsentätigkeit eine Rolle, durch
die der mechanische Schutz der Schleimbedeckung vermindert wird.
Kurt Meyer [Berlin).
Bacher, Stephan, Das Verhalten derlmmunsera bei einigen
„Labilitätsreaktionen“. II. Mitt. (Zschr. f. Immun.Forsch.
1924, 41, S. 361.)
Immunitätsforschung.
489
Verf. suchte festzustellen, inwieweit einige sog. Labilitäts¬
reaktionen die bei der Immunisierung eintretenden spezifischen Ver¬
änderungen zum Ausdruck bringen. Er untersuchte das Verhalten
einer Reihe von Fferdeimmunsera bei der Meinickeschen Reaktion,
bei der Formolgelatinierung und ihre Schutzwirkung bei der Fällung
von Mastixemulsion und von Kongorubinsol durch Elektrolyte. Keine
der Reaktionen vermochte die für Immunsera charakteristischen Ver¬
schiebungen im Eiweißaufbau sichtbar zu machen. Noch viel weniger
natürlich vermochten sie, entgegen den Behauptungen einiger Autoren,
den Gehalt der Sera an Antikörpern anzuzeigen. Der Ausfall dieser
übrigens ihrer Natur nach ganz verschiedenartigen Reaktionen scheint
zum Teil oder völlig durch andere Momente bedingt zu sein als
durch das relative Verhältnis der Eiweißfraktionen. Es scheint, daß
der Begriff* „Labilität“ der Kolloide bei so komplex gebauten Sub¬
stanzen wie dem Serum einer kritischen Einschränkung bedarf. Es
hängt von der angewendeten Reaktion ab, welches Serum oder Kolloid
überhaupt „labiler“ erscheint. Der Versuch, mit irgendeiner solchen
Reaktion den Eiweißaufbau allgemein zu charakterisieren, erscheint
aussichtslos. Kurt Meyer (Berlin).
Klopstock, F., Ser umfarbstoff phänomene. (Zbl. f. Bakt.
Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 572.)
Die von Dold beschriebenen Serumfarbstoffphänomene, nämlich
die Entfärbung gewisser Oxazin- und Thiazinfarbstoffe bei Zusatz
von Serum wird vom Verf. nicht wie von Dold als auf Einwirkung
von Reduktasen des Serums, sondern als auf der Eigenschaft des
Eiweiß, wie eine schwache Base zu wirken, beruhend angesehen, da
auch Ei- und Bakterieneiweiß, Exsudate usw., Organgewebe dieses
Phänomene auslösen. — Praktische Bedeutung kommt ihm nicht zu.
Noetel (Landsberg a. TP.).
Wells, H. Gideon, The Chemical basis of immunological
specificity. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 291.)
Die immunologischen Unterschiede zwischen Bakterien, Pflanzen,
Blut und Geweben verschiedener Tiere beruhen auf Unterschieden
in der Zusammensetzung ihrer Proteine. Immunologisch identische
Proteine sind auch chemisch nicht zu unterscheiden und mit einer
dieser Methoden leicht unterscheidbare sind auch mit der anderen
gut differenzierbar. Biologische Spezifizität hängt offenbar ab von
der chemischen Individualität der Proteine, und biologische Verwandt¬
schaft beruht auf der Anwesenheit chemisch ähnlicher Proteine.
Eine Tierart und selbst ein einzelnes Tier enthält viele verschiedene
Proteine, die chemisch und immunologisch unterschieden werden
können. Ein Protein kann unter vielen Arten weit verbreitet sein,
490
Immunitätsforschung.
wobei sich seine Identität sowohl immunologisch wie, wenn auch
weniger einfach, chemisch nachweisen läßt. Obgleich die antigene
Fähigkeit eines Proteins von seinem ganzen großen kolloidalen
Molekül abhängt, so scheint doch die Spezifizität nur auf bestimmten
Radikalen zu beruhen. Infolge des Besitzes mehrerer solcher Radi¬
kale kann ein Protein mehrere spezifische immunologische Reaktionen
aufweisen. Gruppenreaktionen zwischen komplexen Antigenen ver¬
wandter Arten können daher durch das gleichzeitige Vorhandensein
gemeinsamer und spezifischer Proteine oder durch die Anwesenheit
gemeinsamer und spezifischer Gruppen in verschiedenen Proteinen
bedingt sein. Die immunologische Spezifizität der Proteine kann
durch Einführung verschiedener Radikale verändert werden, wobei
diese Radikale das immunologische Verhalten des ganzen Moleküls
bestimmen. Auch die Stellung des Radikals im Molekül ist von Be¬
deutung. Anscheinend kann ein Antikörper mit verschiedenen ver¬
wandten, aber nicht identischen Antigenen reagieren, da die Spezi¬
fizität immer etwas Quantitatives ist, das sein Maximum erreicht,
wenn das Antigen mit einem durch das gleiche Antigen erzeugten
Antikörper reagiert. Ob physikalische Veränderungen antigener Pro¬
teine mit Veränderungen der Spezifizität verbunden sind, ist noch
nicht entschieden, da das Proteinmolekül so labil ist, daß wahr¬
scheinlich physikalische Veränderungen stets mit chemischen ein¬
hergehen. Bewiesen ist jedenfalls noch kein Fall von immuno¬
logischer Spezifizität, die durch rein physikalische Eigenschaften
bedingt ist. Kurt Meyer {Berlin).
Ferry, N. S., Studies on the immunizing properties of
bacterial antigens prepared after various methods. II.
(Brit. J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 205.)
Kresolkochsalzextrakte aus Typhusbazillen, Pneumokokken und
Gonokokken, durch 15 Minuten langes Schütteln hergestellt, sowie
Pneumokokkenbouillonzentrifugate waren für Meerschweinchen nicht
toxischer als die Kresolkochsalzlösung. Hiernach dürfte die immuni¬
sierende Wirkung diese Flüssigkeiten nicht auf einem Gehalte an
Endotoxinen oder Autolysaten beruhen. In verschiedener Weise aus
einem Typhusstamm hergestellte Präparate zeigten folgende Reihen¬
folge bezüglich ihrer Fähigkeit, die Bildung von Agglutininen und
komplementbindenden Antikörpern hervorzurufen: Agarwaschflüssig¬
keit (15 Minuten langes Schütteln von Agarabschwemmungen), Bouillon-
zentrifugat, Autolysate von Bouillonzentrifugat, Autolysat von nicht
extrahierter Agarkultur, 24stündige Agarschüttelextrakte (Aggressine),
Autolysat von Agarwaschflüssigkeit, Autolysat von Aggressinrückstand.
Langes Schütteln scheint also die antigene Wirkung zu beein¬
trächtigen. Filtration durch Asbestfilter und Berkefeld-Filter setzt
Immunitätsforschung.
491
die antigene Wirkung der Agarwaschflüssigkeit und des Bouillon¬
zen trifugats herab. Ausfüllung des Eiweißes aus der Waschflüssig¬
keit und dem Bouillonzentrifugat durch Uranylazetat, Phosphor¬
wolframsäure und Azeton setzt ihre antigene Wirkung so stark
herab, daß man die Eiweißnatur des Antigens annehmen muß.
Bouillonkulturen besitzen nach 24 Stunden die stärkste antigene
Wirkung; später nimmt diese wieder ab. Sie ist wesentlich vom
Peptongehalt abhängig, während der Salzgehalt keine Rolle zu spielen
scheint. Verschiedene Peptonpräparate erwiesen sich als nicht gleich¬
wertig. Für die Komplementbindungsreaktion scheinen Bouillon-
zentrifugate am geeignetsten zu sein, doch sind Agarwaschflüssigkeiten
nur unbedeutend weniger wirksam. Kurt Meyer {Berlin).
Shibley, Gerard S., S tu dies in agglutination. II. The re-
lationship of reduction of electrical Charge to spe¬
cific bacterial agglutination. (J. of exper. M. 1924, 40,
p. 453.)
Verf. untersuchte den Einfluß von Immunseren auf die elektrische
Ladung von Bakterien. Diese wurde bestimmt durch Messung der
Wanderungsgeschwindigkeit in der Mikro-Kataphoresekammer von
Northrop bei einem Potentialgefälle von 4,23 Volt pro cm. Agglu¬
tinierende Immunsera setzen die Ladung proportional ihrem Agglu¬
tinationstiter herab. Die Wirkung verschwindet, wenn dem Serum
durch Behandlung mit homologen Bakterien die Agglutinine entzogen
werden, während Behandlung mit heterologen Bakterien ohne Einfluß ist.
Ein im Schutzversuch hoch wirksames, aber nicht agglutinierendes
Pneumokokkenserum vom Meerschweinchen hatte keine Wirkung auf
die Ladung. Die Reaktion kann diagnostisch verwertbar sein, wenn*
die Agglutination wegen Spontanagglutination oder Inagglutinabilität
der Bakterien nicht möglich ist. Die Beobachtung von Northrop
und De Kruif, daß sensibilisierte wie unsensibilisierte Bakterien
nur agglutinieren, wenn die Ladung auf eine kritische Potentialzone
zwischen -f- 15 und — 15 Millivolt reduziert ist, konnte für NaCl-,
NaS04- und CeCl3-Lösungen bestätigt werden. In Na2HP04 -Lösung
oder Phosphatpuffergemischen tritt die spezifische Agglutination auch
bei negativen Ladungen von mehr als — 15 Millivolt ein und er¬
folgt in starken Serum Verdünnungen ohne merkbare Verminderung
der Ladung. Kurt Meyer {Berlin).
Mellon, Ralph R., Hastings, W. S. and Anastasia, C., On the
nature of the „cohesive factor“ in spontaneous agglu¬
tination of bacteria. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 365.)
Das hohe Kohäsionsvermögen mancher Bakterien, das zum großen
Teil die Ursache der Spontanagglutination ist, kann durch Sub-
492
Immunitätsforschung.
stanzen, die die Oberflächenspannung zwischen dem Bakterium und
den umgebenden Flüssigkeiten herabsetzen, vermindert werden. Bei
zwei von Verff. untersuchten Pseudodiphtheriestämmen hatte Natrium-
oleat in ausgesprochenem Maße und noch in großer Verdünnung diese
Wirkung. Wahrscheinlich war die lipoide Oberfläche dieser Stämme
dabei von Bedeutung. Bei einem Alkaligenesstamme blieb diese
Wirkung auf die Spontanagglutination aus. Auch Salze, besonders
anorganische Elektrolyte, üben eine ähnliche Wirkung allerdings
erst in höheren Konzentrationen aus. Vielleicht wirken diese in der
Weise, daß sie das Protein- Lipoid-Salzsystem in der Bakterien¬
membran beeinflussen. Diese Vermutung begründet sich darauf, daß
Na-, Ca- und Mg-Ionen antagonistisch wirken. Mit hoch konzen¬
trierten Salzlösungen hergestellte Emulsionen bleiben bei der Ver¬
dünnung noch homogen bei einer Salzkonzentration, in der die
Bakterien bei direkter Verreibung spontan agglutinieren würden.
Dieses Verhalten dürfte beim Arbeiten mit Spontanagglutination
zeigenden Bakterienstämmen praktisch nutzbar gemacht werden können.
Kurt Meyer (Berlin).
Orcntt, Marion L., The effect of heat on flagellar and
somatic agglutination. (J. of exper. M. 1924, 40, p. 627.)
Erhitzen auf 70° zerstört die Form der Bakteriengeißeln und
ihre Fähigkeit mit Geißelagglutininen zu reagieren, vernichtet aber
nicht ihre antigene Natur, so daß sie im Tierkörper noch Bildung
von Geißelagglutininen hervorrufen können. Die Form der Bazillen¬
leiber und ihre Fähigkeit, agglutiniert zu werden und Agglutinine
zu binden, wird selbst bei Erhitzen im Autoklaven auf 120° nicht
, aufgehoben. Die somatischen Agglutinine werden durch Erhitzen
auf 70° stark geschädigt und bei 75° vollständig zerstört. Die Geißel-
agglutinine werden bei 70° nur wenig geschädigt, dagegen bei 75°
so verändert, daß sie langsamer und schwächer, mit einer Hemmungs¬
zone in den stärkeren Verdünnungen, reagieren. Kurt Meyer (Berlin).
Northrop, John H. and Freund, Jnles, The agglutination of
r e d b 1 o o d c e 1 1 s. (J. of gener. Physiol. 1924, 6, p. 603.)
In Zuckerlösungen suspendierte unsensibilisierte Hammelblut¬
körperchen werden agglutiniert, sobald ihr Potential durch Elektrolyte
auf 6 Millivolt oder darunter herabgedrückt ist. Nur in Gegenwart
von MgCl2 und CaCl2 tritt keine Agglutination ein, selbst wenn das
Potential praktisch verschwunden ist. Diese Salze verhindern auch
die Säureagglutination. Wahrscheinlich beruht dies auf einer Ver¬
minderung der „Kohäsion“ zwischen den Zellen. Blutkörperchen, die
mit spezifischem Antikörper, Rizin, kolloidalem Zinnhydroxyd oder
Paraffinöl sensibilisiert sind, werden schon agglutiniert, wenn da s-
Immunitätsforschung.
493
Potential unter 12 Millivolt sinkt. Die Agglutination durch Elektro-
lyte ist demnach primär durch eine Abnahme des Potentials bedingt,
während die Agglutination durch Immunserum, Rizin usw. auf einem
Ansteigen des kritischen Potentials beruht. Kurt Meyer {Berlin).
Lattes, Leone et Cavazzuti, Alfonso, Sur l’existence d’un
troisiörae e lern ent d’isoagglutination. (J. of Immunol.
1924, 9, p. 407.)
Verff. prüften die Angabe von Guthrie und seinen Mitarbeitern
sowie von Coca und Klein, daß außer den bisher bekannten vier
isoagglutinatorischen Gruppen des Menschen noch weitere infolge
des Vorkommens eines weiteren Agglutinogen-Agglutininpaars (C, y)
aufzustellen seien, nach. Die tatsächlichen Befunde konnten sie be¬
stätigen, gelangen aber zu einer anderen Deutung. Die meisten
Tatsachen lassen sich erklären durch quantitative Unterschiede in
der Agglutinabilität, der Avidität zum Agglutinin und der antigenen
Stärke der Blutkörperchen einerseits und in der Agglutinations¬
wirkung andererseits, wie sich durch geeignete Absorptionsversuche
beweisen läßt. Einige Fälle lassen sich auf diese Weise jedoch nicht
erklären, so z. B. eine Beobachtung der Verff., daß das Serum eines
Blutes, das nach der Agglutinabilität seiner Blutkörperchen in
Gruppe IV einzureihen war, Blutkörperchen der Gruppe II agglu-
tinierte. In diesem Falle handelte es sich jedoch nicht um echte
Agglutinationswirkung, sondern um Pseudoagglutination, wie sich
daraus ergab, daß die Agglutination schon bei geringer Verdünnung
des Serums ausblieb, und daß das agglutinierende Prinzip von den
Blutkörperchen nicht gebunden wurde. Die Erscheinung entsprach
also der Autoagglutination, nur daß die eigenen Blutkörperchen nicht
agglutiniert wurden. Offenbar ist für das Zustandekommen des
Phänomens die Agglutinabilität der Blutkörperchen von Bedeutung.
In dieser Hinischt ist es bemerkenswert, daß die Blutkörperchen,
die nach Guthrie das Antigen C enthalten und deswegen durch
mehr Sera als die gewöhnlichen Blutkörperchen der Gruppe II agglu¬
tiniert werden sollen, auch besonders leicht der Pseudoagglutination
unterliegen. Kurt Meyer {Berlin).
Hirszfeld, L., Krankheitsdisposition und Gruppenzu¬
gehörigkeit. Rassenbiologische Betrachtungen über
die verschiedene Empfänglichkeit der Menschen für
Krankheitserreger. (Klin. Wschr. 1924 S. 2084.)
Verf. geht von folgenden Forschungsergebnissen aus: a) daß die
gegenwärtige Verteilung der Gruppen eine Folge von Völkerwande¬
rungen ist ; b) daß die Diphtheriedisposition (und auch wahrscheinlich
manche andere Krankheitsanlagen) nicht unabhängig, sondern mehr
494
ImmunitätsforschuDg.
oder weniger mit der Blutgruppe gekoppelt vererbt werden, mag
auch der Korrelationskoeffizient für verschiedene Anlagen verschieden
sein; c) daß das Vorhandensein von empfindlichen und unempfind¬
lichen Individuen nicht nur auf normaler Variationsbreite der Emp¬
findlichkeit beruhen kann, sondern daß Differenzen dadurch ver¬
stärkt werden, daß Bevölkerungsgruppen, die aus einer verseuchten
Gegend kommen, eine Auslese von relativ immunen Individuen dar¬
stellen. — Es ergibt sich daraus die Möglichkeit, daß der Zusammen¬
hang zwischen der Blutgruppe oder auch anderer anthropologischer
Struktur und einer Krankheitsdisposition davon abhängen kann, ob
die betreffende Blutgruppe aus einem Gebiet von einer größeren
epidemiologischen Intensität in ein weniger verseuchtes Gebiet oder
auch umgekehrt wanderte. Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Bais, W. J. and Verhoef, A. W., On the biochemical index of
various races in the east indian archipelago. (J. of
Immunol. 1924, 9, p. 383.)
Verff. untersuchten 1346 Javanesen, 546 Eingeborene von Sumatra
und 592 aus Südchina stammende Chinesen auf ihre Blutgruppen¬
zugehörigkeit. Die Verteilung war folgende:
I
II
III
IV
Javanesen
39,9
25,4
29,0
7,4 Proz.
Sumatraner
49,7
27,0
29,0
6,7 „
Chinesen
40,2
25,0
27,6
6,9 „
Hieraus berechnet sich ein Rassenindex für die Javaner von 0,9, für
die Sumatraner von 0,82, für die Chinesen von 0,92. Es folgt daraus,
daß der Rassenindex von Britisch-Indien (0,56) nach Osten zu zu¬
nimmt, im Einklang mit der Annahme von L. und H. Hirschfeld,
daß das agglutinable Element B in Zentralasien entstanden ist.
Kurt Meyer (Berlin).
Löwenberg, K., Über den Einfluß der Temperatur auf die
Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen
bei Geisteskranken. (Zschr. f. d. ges. Neurol. 1924, 93,
S. 541.)
Während das Blut normaler Menschen nur geringe Schwankungen
der Senkungshöhe zeigt, je nachdem man bei etwa 8° (leichte Ver¬
langsamung), bei 37° (leichte Beschleunigung) bei Zimmertemperatur
(Mitte) die Proben ansetzt, zeigen stationäre Paralysen bei 37°
starke Beschleunigung, das gleiche kann im Anfangsstadium des
Leidens der Fall sein, doch kann in diesem auch die anormale Be¬
schleunigung lediglich in der Kälte auftreten. Große Schwankungen
können auch nach einer Malariabehandlung sich einstellen. Bei
Dementia praecox ist Einfluß der Temperatur deutlich erkennbar,
Immunitätsforschung.
495
bei 37° stärkste, meist über die Norm hinansgehende Beschleunigung,
weder körperlicher noch psychischer Zustand ist für die Höhe der
Sedimentierung bestimmend. Puerperalpsychosen haben hohe Senltungs-
geschwindigkeit entsprechend dem schlechten körperlichen Zustand
der Krankheit. Bei Epilepsie deutliche Beeinflussung im Sinne einer
Beschleunigung. Zwischen Schwere der Erkrankung, Ernährungs¬
zustand und Höhe der Sedimentierung keine Parallele. Weitere
Untersuchungen erforderlich. Noetel (. Landsberg a. W.).
Baumecker, Walter, Der Einfluß der Narkotika auf die
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. (Bioch. Zschr.
1924, 152, S. 69.)
Methyl-, Äthyl-, Propyl-, Butyl- und Amylalkohol sowie Äthyl-
urethran bewirken eine Hemmung, Chloralhydrat und Äther eine
Beschleunigung der Senkungsgeschwindigkeit von Citratblut. Dabei
steigt die Wirksamkeit der Alkohole innerhalb der Beihe im all¬
gemeinen an. Die Hemmung der Senkungsgeschwindigkeit beginnt
bereits bei viel geringeren Konzentrationen als die Narkose des
isolierten Muskels. Sie erreicht ihr Maximum ungefähr bei narkotisch
wirkender Konzentration. Bei Chloralhydratzusatz ist auch in nar¬
kotisch wirksamen Konzentrationen nur eine Beschleunigung der
Senkungsgeschwindigkeit festzustellen. Wahrscheinlich kommt bei
den Alkoholen diese Beschleunigung in narkotisch wirksamen Kon¬
zentrationen infolge eintretender Hämolyse, die an und für sich eine
Hemmung der Senkungsgeschwindigkeit verursacht, nicht zustande.
Wie aus Viskositätsmessungen und Flockungsversuchen hervorgeht,
ist eine Erklärung der Senkungshemmung durch Alkohole und Urethan
darin zu suchen, daß diese auf Plasma in bestimmter Konzentration
stabilisierend wirken, während die Beschleunigung der Senkungs-
• •
geschwindigkeit durch Chloralhydrat und Äther auf einer leichteren
Ausflockbarkeit des Plasmas beruht. Kurt Meyer (Berlin).
Berczeller, L. und Wastl, H., Über die Senkung der roten
Blutkörperchen im fließenden Blute. (Bioch. Zschr. 1924,
153, S. 100.)
Langsame gleichmäßige Bewegung des Blutes, ganz unabhängig,
in welcher Richtung sie zur Senkungsrichtung steht, und wie die
Stellung der Röhrchen ist, bewirkt eine starke Beschleunigung der
Blutkörperchensenkung. Schon eine geringe Zunahme der Flu߬
geschwindigkeit kann aber eine vollkommene Aufhebung der Senkung
verursachen. Wenn die schnell fließende Blutsäule gestoppt wird,
findet die Senkung in der nun stehenden Blutsäule viel schneller
statt, als wenn sie in von Anfang an unbewegter Blutsäule beob¬
achtet wird. Während die meisten Blutarten sich in dieser Weise
496
Immunitätsforschung.
verhalten, bildet Hundeblut eine Ausnahme, indem bei ihm ein Einfluß
der Bewegung auf die Senkungsgeschwindigkeit nicht erkennbar ist.
Daraus folgt schon, daß dieser nicht eine allgemeine Eigenschaft von
Suspensionen ist. In der Tat ist er auch bei Hefesuspensionen nicht
nachweisbar. Kurt Meyer {Berlin).
Hektoen, L. and Schulhof, K., On specific ery thropr eci-
pitins (hemoglobinprecipitins?). II. Hemoglobin preci-
pitins in Identification of blood. (J. of inf. Dis. 1923,
33, p. 224.)
Das Präzipitinogen in Extrakten von roten Blutkörperchen und
in gereinigtem Hämoglobin unterscheidet sich von den Antigenen
im Stroma. Die Hämoglobinpräzipitine können bei der Identifizierung
von Blut von Wert sein. Die Präzipitinreaktion für Hämoglobin ist
völlig ebenso spezifisch und empfindlich wie die Serumpräzipitin¬
reaktion, wenn nicht noch mehr. Dies möglicherweise vorhandene
Überragen der Reaktion in den verwandten Arten verdient Be¬
achtung und weitere Untersuchungen; natürlich müssen in allen
Fällen peinliche Kontrollversuche angestellt werden. Der Vorzug
der Hämoglobinreaktion soll sein, daß sie eine direkte Reaktion
für Blut allein ist. Die Serumpräzipitinreaktion ist eine Reaktion
für Arteiweiß im allgemeinen; ob Blut vorhanden ist, wird durch
andere und nicht spezifische Reaktionen bestimmt. Jetzt ist es
möglich, daß ein Blutfleck, der die Präzipitinreaktion für menschliches
Eiweiß und folglich offenbar menschliches Blut gibt, hervorgerufen
sein könnte auch nur in der Behauptung durch Tierblut, das auf
einen Punkt gefallen ist, der vorher mit menschlichem Eiweiß (Aus¬
wurf oder eiweißhaltigen Urin oder sonstige blutfreie Körperflüssigkeit)
in Berührung gekommen ist. In diesem Fall kann die Präzipitin¬
reaktion für Hämoglobin von entscheidender Bedeutung sein.
Dieterlen {Rottweil).
Shirosaki, T., Über die präzipitierende Wirkung des
Rinderserums. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 480.)
Aktives Rinderserum gibt, entsprechend den Angaben von Jau-
main, eine Präzipitation mit Meerschweinchenserum. Die Reaktion
bleibt aus mit inaktiviertem Rinderserum und ist häufig, aber nicht
immer, abgeschwächt bei Verwendung inaktivierten Meerschweinchen¬
serums. Auch gegenüber Menschenserum ließ sich die präzipitierende
Wirkung des Rinderserums feststellen; es ergaben sich aber dabei
erhebliche individuelle Unterschiede, die darauf hinweisen, daß eine
erhöhte Labilität der Bluteiweißkörper, wie sie besonders unter dem
Einflüsse der Tuberkulose zutage -tritt, für den Vorgang verantwort¬
lich zu machen ist. Kurt Meyer {Berlin).
Immunitätsforschung.
497
Mueller, J. Howard and Tomcsik, Joseph, The Chemical na-
ture of residue antigen prepared from yeast. (J. of
exper. M. 1924, 40, p. 343.)
Um die Natur des von Zinsser früher aus verschiedenen Bak¬
terien dargestellten Residualantigens, das mit homologem Antiserum
unter spezifischer Präzipitatbildung reagiert, genauer zu erforschen,
wandten Verff. die Methode auf Hefe an, von der leicht große Mengen
verarbeitet werden konnten. Es gelang auch hier die Gewinnung
einer entsprechenden Substanz, die niedrigen N-Gehalt aufwies und
starke Molischsche Reaktion gab. Von der Vermutung ausgehend,
daß diese kohlehydratreiche Substanz mit Hefegummi identisch sei,
stellen sie diesen nach dem Verfahren von Salkowski sowie nach
einer modifizierten Methode dar. Es gelang so die Gewinnung eines
Präparates, das noch in einer Verdünnung 1:400000 mit Antiserum
eine deutliche Ringbildung zeigte. Mit fortschreitender Reinigung
nahmen P- und N-Gehalt ab. Immunisierungsversuche an Kaninchen
mit dem reinen Präparat sowie, nach dem Vorgänge von Land-
steiner und Simms, in Kombination mit Pferdeserum führten
nicht zur Präzipitinbildung. Kurt Meyer {Berlin).
Haussen, Finn S., The bactericidal property of milk. (Brit.
J. of exper. Pathol. 1924, 5, p. 271.)
Frische Milch zeigt bakterizide Eigenschaften gegenüber Typhus-
und Paratyphus B-Bazillen. Diese Wirkung ist aber bei 37° nur
durch eine in den ersten 4 Stunden eintretende Keimverminderung
nachweisbar, nach 24 Stunden ist sie völlig verwischt. Bei Zimmer¬
temperatur tritt die Verminderung der Bakterien langsamer ein,
dauert aber länger an. Die bakterizide Wirkung der Milch schwankt
bei derselben Kuh in den verschiedenen Jahreszeiten in weiten
Grenzen. Sie wird durch 15 Minuten langes Erhitzen auf 70° nicht
zerstört, unterscheidet sich dadurch also völlig von den Serumalexinen.
Erst bei 15 Minuten langem Erhitzen auf 75° wird sie vernichtet.
Dieses thermische Verhalten legt die Vermutung nahe, daß sie auf
die Oxydasen und Peroxydasen zurückzuführen ist, die ebenfalls erst
bei 75° unwirksam werden. Mit dieser Annahme würden sich auch
die jahreszeitlichen Unterschiede erklären: im Sommer zur Zeit der
Fütterung mit oxydasereichem Grünfutter starke, im Winter bei
Fütterung mit eingesäuertem Futter, in dem wahrscheinlich ein großer
Teil der oxydierenden Fermente zerstört ist, geringere oder ganz
fehlende bakterizide Wirkung der Milch. Kurt Meyer {Berlin).
Nodake, R., Über die Rolle des Ekto- und Endoplasmas
der Bakterien für die Serumbakterizidie und für die
Phagocytose. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 336.)
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 21/22. 32
498
Immanitätsforsclrang.
Die gegen das Ektoplasma der Proteusbakterien gerichteten
bakteriziden Antikörper sind qualitativ verschieden von den gegen
das Endoplasma wirksamen. Wie bei der Agglutination ist auch
für die Bakterizidie Ekto- und Endoplasma dieser peritrisch be-
geißelten Bakterien serologisch different. Der ektoplasmatische
Geißelapparat schützt, wenn im Immunserum die gegen das Ekto¬
plasma gerichteten Antikörper fehlen, die Vollbakterien gegen die
bakterizide Wirksamkeit der endoplasmatischen Antikörper. Die
gegen das Ektoplasma gerichteten Antikörper genügen bei Vollbak¬
terien zur Vermittlung der bakteriziden Komplementwirkung. Auf
nakte Bakterien wirken nur die endoplasmatischen Antikörper. Das
Neißer-Wechsbergsche Komplementablenkungsphänomen wird nur bei
nackten Bakterien beobachtet. Berücksichtigt man nach Weil und
Felix, daß nur die endoplasmatischen Antigene mit komplement¬
bindenden Antikörpern reagieren, und weiter, daß bei Vollbakterien
die Bakteriolyse schon durch die ektoplasmatischen Antikörper allein
in Gang kommen kann, während bei nackten Bakterien die komple¬
mentbindenden Antikörper mit den bakteriziden Ambozeptoren kon¬
kurrieren, so liegt die Annahme nahe, daß die Erscheinung der
Komplementablenkung ein Komplementbindungsphänomen ist. Die
Wirksamkeit eines Immunserums, das ekto- und endoplasmatische
Antikörper enthält, kann gegenüber nackten und Vollbakterien
graduell verschieden sein. Bei der Wertbestimmung bakterizider
Sera mußte daher der Gehalt an beiden Antikörpern gesondert be¬
stimmt werden. Für die Bereitung von Impfstoffen wird man die
serologische Verschiedenheit des Ekto- und Endoplasmas ebenfalls
berücksichtigen müssen. Es scheint, daß die gewöhnlichen Impfstoffe
hauptsächlich die Bildung gegen das Ektoplasma gerichteter Anti¬
körper hervorrufen, während die Bakterien im Organismus das Ekto¬
plasma vielleicht nur mangelhaft ausbilden. Wenn sich die Heil¬
wirkung aber hauptsächlich gegen das Endoplasma wenden soll, so
muß man bei der Impfstoffherstellung Zuchtbedingungen wählen, bei
denen das Ektoplasma fehlt. — Für die Phagocytose sind die endo¬
plasmatischen Antikörper von wesentlicher Bedeutung, während die
ektoplasmatischen auch die Phagocytose der Vollbakterien in wesentlich
geringerem Maße fördern. Kurt Meyer {Berlin).
Mittermeier, R., Phagocytose und Zellimmunität. (Zbl. f.
Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 240*.)
Infiziert man Kaninchen mit lebenden virulenten Staphylokokken
oder deren Stoffwechselprodukten: Leukozidin- und hämolysinhaltigen
Kulturfiltrat, so werden die Blutzellen der behandelten Tiere gegen
Leukozidin bzw. Hämolysin im erheblichen Maße resistent, so daß
sie gegenüber normalen etwa die 10 fache Konzentration der be-
Immunitätsforschung.
499
treffenden Filtrate vertragen. Neben der Leukozidinresistenz der
Leukocyten besteht ein gesteigertes Phagocytosevermögen für Sta¬
phylokokken in physiologischer Kochsalzlösung. Nach der Versuchs¬
anordnung ist die Beteiligung freier Antikörper des Serums aus¬
geschlossen, jedoch konnte bisher nicht entschieden werden, ob die
Zellen von sich aus immun geworden sind, oder ob sie lediglich
andererorts entstandene Antikörper aus dem Blut adsorbiert haben.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Metalnikow, S., Phagocytose et reactions des cellules
dans Pimmunite. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 787.)
Untersuchungen über die immunbiologische Bedeutung der
Phagocytose bei den Raupen von Galleria mellonella. Prigge. m
Herzog, F., Endothelien der Froschzunge als Phago-
cyten und Wanderzellen. (Zschr. f. d. ges. exper. M. 1924,
43, S. 79.)
Nach intravenöser Tuscheinjektion erfolgt fast augenblicklich
eine Aufnahme der Tusche durch Endothelien der Zungenkapillaren.
Endothelien, die stark phagocytiert haben, stoßen sich bisweilen in
das Lumen der Gefäße ab und sind in der Blutbahn, zum Teil sogar
in Verbänden, nachweisbar. Neben diesem Vorgang erfolgt auch
nach längerer Zeit eine Abwanderung der Endothelien ins Gewebe.
Es läßt sich nachweisen, daß es sich dabei nicht um Adventitiazellen
handelt. Nicht nur die Retikuloendothelien von Milz und Leber,
sondern auch andere Endothelien haben beim Frosch phagocytäre
Eigenschaften. Hetsch (. Frankfurt a. M.).
Okuneff, N., Weitere Untersuchungen über die Wirkung
intravenöser Injektionen von Lipoidsubstanzen auf
den Leukocytengehalt des Blutes. (Zschr. f. d. ges.
exper. M. 1924, 43, S. 1.)
Die am zweiten (bzw. dritten) Tage nach intravenöser Injektion
von Lipoiden beobachtete Leukocytose kommt in erster Linie auf
Kosten der polymorphkernigen Leukocyten zustande. Einige Lipoide
können dabei aber auch eine geringe Vermehrung der Lymphocyten
bewirken. Die Lymphocytenvermehrung in späterer Zeit nach der
Injektion einiger Lipoide kann durchaus nicht als „spezifisch-charakte¬
ristische“ Erscheinung aufgefaßt werden, da sie auch nach Injektion
einiger Eiweißstoffe (Kasein) beobachtet wird. Auf die Einführung
fettartiger Substanzen reagieren am meisten gerade diejenigen Zell¬
formen, die auch sonst bei Leukocytosen das mobilste Element dar¬
stellen, nämlich die mehrkernigen Leukocyten. Werden Wachslipoide
der Tuberkelbazillen ins Blut eingeführt, so entsteht eine charakte-
32*
500
Immunitätsforschung.
ristische allgemeine Leukopenie und polymorphkernige Leukocytose,
und zwar sowohl nach Verwendung kleinerer wie größerer Dosen.
Auch in späterer Zeit tritt nach Injektion dieser Lipoide keine
Lymphocytose auf. Die Einführung von Lipoidsubstanzen ins Blut
hat eine schwächere leukocytäre Reaktion zur Folge als die Ein¬
führung von Eiweißstoffen. Besonders ist in diesem Falle die Ver¬
mehrung der mehrkernigen Leukocyten geringer. He t sch.
Mutermilcli, S., La nature des hemolysines heterologues
(Forssman). (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 2134.)
Die Identität der heterologen Hämolysine Forssmans und der
# Normalhämolysine des Blutes ist noch immer umstritten. Verf. unter¬
suchte Hammelerythrocyten, die von normalem Menschen-, Kaninchen-
und Rattenserum nicht aufgelöst wurden, auf ihre Sensibilität gegen¬
über den heterogenetischen Hämolysinen, die durch Vorbehandlung
eines Kaninchens mit Meerschweinchennieren gewonnen waren. Auch
gegenüber diesen Antikörpern waren die Erythrocyten resistent. Da¬
gegen wurden sie von den homologen Immunhämolysinen aufgelöst.
Es verhielten sich in diesem Fall die heterologen Hämolysine wie
die Normalhämolysine. Rosel Goldschmidt {Frankfurt a. M.).
Mutermilcli, S., Hemolysines normales et hemolysines
artifi cielles. (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 2285.)
Durch Adsorptionsversuche läßt sich feststellen, daß Hammelblut¬
körperchen neben Rezeptoren für Immunhämolysine auch solche für
Normalhämolysine besitzen. Erythrocyten, die mit Immunambozeptoren
beladen sind, können noch Normalhämolysine und die Forssmanschen
heterologen Hämolysine, die zur Gruppe der Normalantikörper gehören,
binden. Andererseits verhalten sich Hammelblutkörperchen, die mit
Normalhämolysinen sensibilisiert sind, gegenüber den Immunanti¬
körpern wie normale, nicht vorbehandelte Erythrocyten. Sie können
quantitativ genau so viel Immunambozeptoren binden wie diejenigen
Zellen, deren Rezeptoren noch alle unbesetzt sind. Hammelerythro¬
cyten, denen von Natur aus Rezeptoren für Normalhämolysine fehlen,
sind wohl imstande, aus einem homologen Immunserum, das auch
Normalantikörper enthält, die Immunantikörper elektiv zu adsorbieren.
In hämolytischen Immunsera finden sich neben Immunantikörpern
auch Normalantikörper, denen in dem homologen Antigen zwei ver¬
schiedene Rezeptoren typen entsprechen. Rosel Goldschmidt.
Bogendörfer, L. und Halle, Über reversible Hämolyse. (Klin.
Wschr. 1924 S. 2102.)
Verff. konnten zunächst die von Brinkman und v. Szent-
Györgyi beschriebene Reversibilität der Hämolyse in gleicher Weise
Immunitätsforschung.
501
beobachten. Es gelang dann weiter, an durch Hämolyse gewonnene
Blutkörperchen-Stromata aus fremdem Blute stammendes Hämoglobin,
und zwar sowohl arteigenes wie artfremdes, heranzubringen.
Schuster [. Frankfurt a. 0.).
Dulaney, Anna Dean and Jennett, James Harvey, A study of
the sera of rabbits immunized against globulins
from human sera. (J. of Immunol. 1924, 4, p. 427.)
Das Serum von zwei Kaninchen, die vier intravenöse Injektionen
der Globuline aus menschlichen Seren in Abständen von 4 Tagen
erhalten hatten, zeigte nach J/2 ständigem Erhitzen auf 56° starke
antikomplementäre Wirkung bei der Hammelbluthämolyse. In frischem
Zustande zeigte es diese Wirkung nicht, wohl aber nach Entfernung
des Komplements durch Berkefeld* Filtration oder durch Behandlung
mit Fullererde. Die hemmende Substanz vertrug 20 Minuten langes
Erhitzen auf 62°, wurde aber bei Erhitzen auf 90° zerstört. Sie
verhinderte die Ambozeptorbindung an die Blutkörperchen nicht und
beeinflußte diese auch sonst nicht. Das Serum der Kaninchen ent¬
hielt außerdem Präzipitine für Menschenserum sowie Agglutinine
und Lysine für menschliche Erythrocyten, dagegen keine Antikörper
für Meerschweinchen und Kaninchenserum und -blutkörperchen.
Außer den Präzipitinen enthielten die Sera auch Antigen, wie
wechselseitige Prüfung ergab. Verff. tragen aber Bedenken, die
antihämolytische Wirkung auf das gleichzeitige Vorhandensein von
Antigen und Antikörper zurückzuführen, da sie bei einem Tier 26,
bei dem anderen 33 Tage nachweisbar blieb, also weit länger als
die Anwesenheit von Antigenresten anzunehnien ist. Sie können
daher eine Erklärung für die Natur der antihämolytischen Substanzen
nicht geben. Kurt Meyer [Berlin).
Takö, N. M. and Marine, D., The effect of suprarenalectomy
in rabbits on hemolysin formation. (J. of inf. Dis. 1923,
33, p. 217.)
Kaninchen, denen die Nebennieren entfernt sind, bekommen einen
Hämolysin titer, der mehr als doppelt so hoch ist, als der normaler
Kontrolliere. Verff. sind der Ansicht, daß das Ansteigen der Anti¬
körperbildung auf dem Verlust einer regulierenden und hemmenden
Wirkung beruht, welche die Nebennieren normalerweise auf die
Erregbarkeit und Empfänglichkeit der Körperzellen ausübt. Diese
Wirkung kann physikalische und chemische Veränderungen in ihrem
Lipoidmechanismus bedingen. Dieter len [Rottweil).
Gernez, Charles, Contribution ä l’etude de la cuti-immuni-
sation. Production d’anticorps par inoculation cuta-
nee. (Ann. de 1’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 892.)
502
Immunitätsforschung.
Die intrakutane Verimpfung von Erythrocyten, ja schon die
bloße Applikation auf die rasierte Haut bedingt das Erscheinen von
Hämolysinen im Blut. Bei intrakutaner Injektion geht die Anti¬
körperbildung wie bei subkutaner Zufuhr vor sich; exzidiert man
die betreffende Hautstelle alsbald nach der Verimpfung, so bleibt
die Antikörperbildung aus. — Die Applikation des Antigens auf die
Haut bedingt eine zwar nur geringe und vorübergehende, aber doch
nachweisbare Reaktion des Organismus. — Zwischen der subkutanen
Zufuhr einerseits, der intrakutanen oder perkutanen Applikation
andererseits bestehen somit keine prinzipiellen, sondern nur graduelle
Unterschiede. Das von einigen Autoren beschriebene Fehlen der
Antikörper nach kutaner Impfung ist also nur dadurch bedingt, daß
sie mit den verwendeten Untersuchungsmethoden nicht nachgewiesen
werden konnten. Prigge (. Frankfurt a. M.).
Lewis, Paul A. and Loomis, Dorothy, Allergie irritability.
The formation of anti-sheep hemolytic amboceptor
in the normal and tuberculous guinea pigs. (J. of
exper. M. 1924, 40, p. 503.)
Die Hämolysinbildung nach Injektion von Hammelblutkörperchen
nimmt beim Meerschweinchen einen etwas anderen Verlauf als bei
anderen Tieren. Die Kurve erreicht einen ersten Gipfel nach etwa
9 Tagen, sinkt dann scharf; gegen den 12. Tag beginnt ein neuer
Anstieg, und etwa am 22. Tage wird ein zweites Maximum erreicht,
worauf wieder ein scharfer Abfall erfolgt. Bei tuberkulösen Meer¬
schweinchen zeigt die Antikörperkurve den gleichen Verlauf, die
Menge der gebildeten Hämolysine ist aber ganz wesentlich, bis aufs
Zwanzigfache gesteigert. Kurt Meyer {Berlin).
Takenomata, N., Beiträge zur Kenntnis des hämolytischen
Komplements und seiner Komponenten. (Zschr. f. Immun.
Forsch. 1924, 41, S. 431.)
Die sog. 3. Komponente des Komplements ist im aktiven Meer¬
schweinchenserum, entsprechend den Angaben von Ritz, im wesent¬
lichen an die Globulinfraktion gebunden. Sie kann aus aktivem
Serum auch durch Alkoholfällung gewonnen werden. Bei Einwirkung
von HCl auf das frische Serum gewinnt die 3. Komponente erhöhte
Thermolabilität, obwohl die Komplementwirkung dadurch nicht
wesentlich beeinflußt wird. Nach vorheriger Wärmeinaktivierung und
nachfolgender HCl-Einwirkung erweist sich die 3. Komponente als
normal resistent. Sie ist in verdünntem Serum thermoresistenter als
im unverdünnten. Die gleiche Abhängigkeit der Inaktivierung von
der Serumverdünnung zeigt sich auch bei Prüfung des Gesamt¬
komplements. Auch das Mittelstück ist meist in verdünntem Zu-
Immunitätsforschung.
503
stand thermoresistenter. Häufig bewirkt kurzdauerndes Erhitzen
oder geringere Temperatureinwirkung stärkere Inaktivierung als
höhere Wärmeeinwirkung. Je nach den Bedingungen weist die
Thermoresistenz der Mittelstücksfunktion mannigfache Variationen
auf. Die Endstückfunktion zeigt eine mit fortschreitender Wärme¬
einwirkung zunehmende Labilität. Die Wirkung des durch Cobra-
gift inaktivierten Meerschweinchenserums ist ebenso labil wie die
Endstückfunktion, dagegen zeigt auch sie eine Zunahme der Thermo¬
resistenz bei Verdünnung. In salzfreiem Medium (Rohrzuckerlösung)
ergab sich aus dem Zusammenwirken von Cobragift und Meer¬
schweinchenserum eine erheblich stärkere hämolytische Wirkung als
in NaCl-Lösung. Dafür, daß hierbei das Meerschweinchenserum als
Komplement wirkt, spricht die Thermolabilität der Wirkung, ihre
Spaltung in zwei Komponenten bei der Trennung in Globulin und
Albumin und die antikomplementäre Wirkung, die Cobragift auch in
Rohrzuckerlösung ausübt. Die Gesamtheit der Ergebnisse spricht
erneut für die Bedeutung, die den Globulinveränderungen für die
Einleitung der Komplementwirkung zukommt. Kurt Meyer {Berlin).
Huddleson , J. F. , Anticomplementary action of fresh
bovine serum. (J. of inf. Dis. 1923, 33, p. 184.)
Aktives Rinderserum besitzt eine antikomplementäre Eigen¬
schaft, die durch Inaktivierung (l/4 Stunde bei 56°) zerstört werden
kann. Bei Komplementbindungsversuchen mit Bacterium abortus ist
dies zu beachten. Die Entfernung des Komplements scheint durch
die Zwischenwirkung von Rinder- und Meerschweinchenserum bedingt
zu sein; die Menge des durch die Rinder-Meerschweinchenmischung
zum Verschwinden gebrachten Komplement ist annähernd konstant.
Die komplementbindende Eigenschaft des aktiven Rinderserums steht
nicht mit seinem Gehalt an Hammelblutkörperchen-Agglutininen in
Zusammenhang. Dieterlen {Rottweil).
Klopstock, Felix, Über das Wesen des sog. Komplements.
(D. m. W. 1924 S. 1790.)
Die strukturchemische Betrachtungsweise Ehrl ichs klärt nicht
das Wesen der sog. Komplementwirkung. Es gelang nicht, das
Komplement chemisch zu umschreiben. Dagegen sind, wenn die
Komplementwirkung an eine kolloidale Zustandsform geknüpft ist,
verständlich die Inaktivierung durch Altern, Hitze, Schütteln, die
Aufhebung der Komplementbetätigung durch chemische Einflüsse
sowie Einführung kolloidgelöster Körper usw., schließlich auch die
Wirkungsweise der Bakterio- und Hämolysine. Diese fermentartigen
Körper bedürfen zur Akti vierung nicht nur einer bestimmten Wasser¬
stoffionenkonzentration , sondern auch eines kolloidalen Systems,
504
Immunitätsforschung.
nämlich des Serums (Komplement-Serokinase), mit einer bestimmten
Teilchengröße. Sinn und Stärke der elektrischen Ladung der Teilchen,
Oberflächenspannung, Viskosität usw. Eine Art Fermentwirkung
geht von einem kolloidalen Komplex aus. Der Begriff Komplement
für das frische unveränderte Serum bleibt in dem Sinne bestehen,
das es Fermente durch seine unversehrte kolloidale Zustandsform zu
aktivieren imstande ist. Die Ambozeptoren sind teils Fermente, die
eine Aktivierung durch das unveränderte Serum erfahren, teils
kolloidgelöste Stoffe (Antikörper, Lipoide), die durck Aggregatbildung
mit Bestandteilen des Serums dessen kolloidale Zustandsform ändern
und hierdurch die Komplementfunktion auf heben. Georg Schmidt.
Lumiöre, Auguste et Couturier, Henri, Sur la toxi eite des
serums normaux. (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 179, p. 218.)
Normales Menschenserum ist bei intravenöser oder intrakardialer
Injektion sehr häufig, normales Rinderserum immer für Meerschweinchen
sehr giftig. Die Tiere zeigen nach der Serumapplikation Symptome,
die hauptsächlich auf Störungen im Gebiet des Sympathikus hin-
weisen. Es treten neben Zuckungen, Kontrakturen und Lähmungen
auch vasomotorische und sekretorische Anomalien auf. In ihren patho¬
genen Eigenschaften sind die Menschensera sehr verschieden; einige
führen unter schweren motorischen Störungen rasch den Tod herbei,
andere verursachen ein protrahiertes Krankheitsbild, das sich in
Hyperthermie und intraperitonealen Blutungen äußert. Beim Lagern
verlieren die Sera nach einigen Tagen ihre Toxizität; auch */2 stän¬
diges Erhitzen auf 56° zerstört die toxischen Funktionen. Noch
rascher und intensiver werden die Sera im Vakuum entgiftet; dabei
treten feinste Flocken auf, die sich zusammenballen und in größeren
Konglomeraten sedimentieren. Leitet man in solche ausgeflockten,
atoxischen Sera Kohlensäure unter hohem Druck ein, so lösen sich
die Flocken wieder auf, und die Sera gewinnen ihre ursprüngliche
Giftigkeit zurück. Rosel Goldschmidt ( Frankfurt a. M.).
Pentimalli, F., Über die chronische Protein Vergiftung.
(Klin. Wsclir. 1924 S. 2090.)
Die Untersuchungen des Verf. erstreckten sich darauf, wie sich
der Organismus gegenüber einer stärkeren oder schwächeren, jedoch
lange anhaltenden, chronischen Protei nvergiftung verhält. Die Ver¬
suche wurden an insgesamt 164 Kaninchen angestellt. Die bei den
verschiedenen Proteinsubstanzen, Eialbumin, Eigelb, Milch und deren
Abbauprodukte sowie bei Typhusbazillenprotein beobachteten Ver¬
änderungen werden ausführlich beschrieben. Als Endergebnis der
gesamten, seit einem Jahrzehnt durchgeführten Untersuchungen wurde
festgestellt, daß die chronische Proteinvergiftung den Organismus zu
Immunitätsforschung.
505
einem Zustand von Hämopathie mit Anämie und in gewissen Fällen
zu einer Form von teils aleukämischer, teils leukämischer Lympho-
adenie und Myeloadenie führt. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Polano, 0. und Dietl, K., Die Einwirkung der Hautabsonde¬
rung bei der Menstruierenden auf die Hefegärung.
(M. m. W. 1924 S. 1385.)
Verff. haben die vielfach mit so widersprechenden Ergebnissen
bearbeitete Frage der Giftigkeit der Menstruierenden einer experi¬
mentellen Prüfung unterzogen. Bei diesen Versuchen gingen sie von
der häufig gemachten Beobachtung aus, daß Menstruierenden Hefe¬
gebackenes auffallend oft mißlingt. Da der Vorgang beim Backen
eines Hefeteiges ungemein kompliziert ist, haben sie, um alle mög¬
lichen Fehlerquellen und Unklarheiten auszuschalten, den Einfluß
derselben Frau während und außerhalb der Menstruation auf die
Gärung einer bestimmten Hefeart zu bestimmen gesucht. Als Test¬
objekt diente lediglich die Absonderung an den Fingerbeeren, zum
Teil auch an der Hohlhand, die beide frei von Talgdrüsen sind. Die
Versuche wurden in der Weise ausgeführt, daß die Versuchsperson
nach sorgfältiger Reinigung der Hände mit den Endgliedern der
ersten 3 Finger ein Stück frischer untergäriger Münchener Braunbier¬
hefe etwa 10 Minuten lang knetete. Bei jedem Versuch wurde
gleichzeitig eine gleichgroße Hefemenge von immer derselben Kontroll-
person gleichlange mit Gummihandschuhen mitgeknetet. Von der
gekneteten Versuchs- und Kontrollhefe wurde je nach dem Me߬
verfahren 1I2 — lg abgewogen und in 1 — 6 proz. Traubenzuckerlösung
als Gärlösung gebracht. Zur Bestimmung der Gärkraft diente vor
allem die von Slator angegebene Vorrichtung, deren Einzelheiten
eingehend beschrieben werden. Es zeigte sich, daß zur Zeit der
Menstruation das Hautsekret der Hand in allen Fällen eine Beein¬
flussung der Hefegärung bewirkt. Die Frage, ob diese Beeinflussung
auf einen während der Menstruation neugebildeten Stoff, ein wirk¬
liches Menotoxin, zurückzuführen ist, ließ sich dahin beantworten,
daß keine Veranlassung vorliegt, ein besonderes Menotoxin anzunehmen.
Vielmehr genügt die während der Periode vorhandene stärkere Ab¬
sonderung von Stoffen, die schon normalerweise im Hautsekret vor¬
handen sind, allein, um den Einfluß der Menstruierenden auf die
Hefegärung ZU erklären. W. Gaelitgcns [Hamburg).
Low, R. Cranstow, Anaphylaxis and sensitisation with
special reference to the skin and its diseases. 384 S.
Edinburgh (W. Green & Son) 1924.
Das vorliegende, von einem Dermatologen verfaßte Werk gibt
zunächst eine theoretische Einleitung, in der die wichtigsten Tat-
506
Immunitätsforschung.
Sachen über die Anaphylaxie kurz, aber vollständig behandelt
werden. Daran schließt sich ein Kapitel über die beim Menschen
beobachteten anaphylaktischen Erscheinungen. Dann folgt der
• •
Hauptteil, in dem die zahlreichen als Uberempfindlichkeitsphänomene
aufzufassenden oder gedeuteten Dermatosen besprochen werden. Die
internationale Literatur ist in weitgehendem Maße berücksichtigt.
Zu strittigen Fragen nimmt Verf. in objektiver Weise Stellung.
Eine größere Zahl ausgezeichneter farbiger und schwarzer Tafeln,
die charakteristisch Hautaffektionen zur Darstellung bringen, bilden
eine wertvolle Beigabe des Werkes. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß die Lehre von der Überempfindlichkeit das Verständnis zahl¬
reicher Dermatosen wesentlich gefördert hat und auch in Zukunft
noch wertvolle Dienste in dieser Richtung leisten wird. Zur Orien¬
tierung auf diesem Gebiete erscheint das vorliegende Werk besonders
geeignet, zumal es ein 75 Seiten enthaltendes Literaturverzeichnis
enthält. Kurt Meyer [Berlin).
Bordet, J., Les theories actuelles de l’anaphylaxie. (C. r.
Acad. des Sciences. 1924, 179, p. 24B.)
Neben der cellulären Theorie der Anaphylaxie, die den Stand¬
punkt vertritt, daß außer dem Antigen und dem Antikörper die
• •
Körperzellen an dem Zustandekommen der Uberempfindlichkeit be¬
teiligt sind, hat sich die humorale Theorie wohl behauptet. Die
wesentlichste Stütze der letzteren bildet die Darstellung des Ana-
phylatoxins in vitro. Da es gelingt, das Anaphylatoxin nicht nur
durch Antigen-Antikörperwirkung zu gewinnen, sondern auch durch
Behandlung des Meerschweinchenserums mit Substraten bestimmter
physikalischer Beschaffenheit (Agar, Kaolin, Inulin, Bakterien), so
wird von vielen Autoren eine rein physikalische Betrachtungsweise
vertreten. Eine physikalische Veränderung des Serums nehmen auch
diejenigen an, die der Ausflockung der Kolloide des Plasmas die
entscheidende Rolle bei der Anaphylatoxinbildung zuschreiben. Diesen
älteren Theorien fügt Verf. eine neue hinzu. Er nimmt an, daß das
Serum dadurch giftig wird, daß das Alexin sich mit den Antigen-
Antikörperkomplexen oder dem Agar zu sehr oberflächenaktiven Ver¬
bindungen vereinigt. Rosel Goldschmidt [Frankfurt a. M.).
Kritehevsky, J. L. and Birger, 0. G., A contribution to the
cellular and humoral theories of anaphylaxis and
similar processes. (J. of Immunol. 1924, 9, p. 339.)
Nach Kritehevsky liegt dem anaphylaktischen Shock und
verwandten Prozessen wie der Vergiftung durch artfremdes Serum,
Schlangen- und bestimmte vegetabilische Gifte, Salvarsan usw. eine
Dispersitätsverminderung der Kolloide, sei es des Plasmas, sei es der
Imimmitätsforschung.
507
Zellen, zugrunde. Um diese Frage zu entscheiden, prüften Verff. die
Wirkung der Gifte bei „Salzfröschen“, d. h. Fröschen, bei denen das
Blut durch Ringersche Lösung ersetzt war. Bei diesen Tieren kam
die Vergiftung durch Warmblüterserum, durch den Saft von Cotyledon
Scheideckeri und durch Salvarsan in gleicher Weise zustande wie
bei normalen Fröschen, nur trat der Tod noch schneller ein als bei
den Kontrolltieren. Diesen Unterschied erklären Verff. damit, daß
bei diesen ein Teil der Gifte an die Plasmakolloide gebunden wird.
Die Vergiftungserscheinungen spielen sich jedenfalls an den Gewebs¬
zellen ab. Trotzdem lehnen Verff. eine rein zelluläre Theorie der
Anaphylaxie und der anderen auf Dispersionsveränderung der Kolloide
beruhenden Phänomene ab. Unzweifelhaft werden beim normalen
Tier auch die Plasmakolloide in den Prozeß einbezogen, so daß eine
eklektische Theorie den Tatsachen am besten gerecht werden dürfte,
zumal auch zwischen den einzelnen Tierarten Unterschiede zu be¬
stehen scheinen. Kurt Meyer {Berlin).
Drucker, Cecil K. and Bronfenbrenner, Jacques, The pulmonary
circulation in anaphylactic shock. (J. of Immunol. 1924,
9, p. 387.)
Bei Kaninchen ist das Hauptsymptom des anaphylaktischen Shocks
eine Konstriktion der Lungenblutgefäße, deren Grad individuell ver¬
schieden stark ist. Sie kann sich über eine Stunde hinziehen und
andererseits blitzartig zum Tode führen. Auch bei Katzen besteht
eine Konstriktion der Lungengefäße während des anaphylaktischen
Shocks, ist aber nur geringen Grades, wobei zu berücksichtigen ist,
daß auch normale Katzen gegenüber intravenösen Injektionen art¬
fremden Eiweißes sehr empfindlich sind. Bei Hunden fehlen Er¬
scheinungen von seiten der Lungengefäße im Shock ganz. Weder
ist eine Gefäßkonstriktion noch eine Steigerung der Kapillarpermea¬
bilität nachweisbar. Affen, die sich nicht anaphylaktisch machen
lassen, zeigen auch keinerlei Beeinflussung des Lungenkreislaufes bei
der Reinjektion des Antigens. Kurt Meyer [Berlin).
Otto, R., Zur Kenntnis des anaphylaktischen Reaktions¬
körpers. (Nach Versuchen mit Prof. Shirakawa,
Tai h oku.) (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 220*.)
Die elektroosmotische Spaltung von Seren mit anaphylakti-
sierender Wirkung ergab, daß der anaphylaktische Reaktionskörper
in der Pseudoglobulinfraktion sitzt, daß dagegen die Präzipitine nur
in der Euglobulinfraktion enthalten sind; beide Körper sind somit
nicht identisch, sondern der anaphylaktische Reaktionskörper ist ein
besonderer Antikörper. Noete ( Landsberg a. W.).
508
Immunitätsforschuiig. — Fermentforschung.
Biberstein, H. und Lubinski, H., Untersuchungen über Or¬
gan- und Artspezifizität. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924,
93, S. 222*.)
Untersuchungen dahingehend, ob man das Auftreten der Über¬
empfindlichkeit bei der Injektion arthomologer und heterologer Stoffe
zeitlich dadurch differenzieren kann, daß man die Reinjektionen aller
Stoffe unter Zugrundelegung des Behandlungsbeginns an verschie¬
denen Tagen bei verschiedenen Menschen vornimmt. Es ergab sich
dabei in der Tat, daß sich am 3. bis 5. Behandlungstage eine organ¬
spezifische Reaktion feststellen ließ, daß vom 6. Tage an auf keines
der intrakutan injizierten arthomologen Antigene nach 24 Stunden
die Reaktion ausblieb, und daß nur ganz vereinzelt das spezielle
homologe Organ hervortrat. Wie bei den Organextrakten traten
auch beim Serum vom 3. Tage an die ersten Reaktionen auf. Vom
5. Tage an reagierten alle 27 Individuen auf Serum. Die an diesem
Tage noch bestehende, von der Tierart unabhängige Organspezifizität
tritt vom 6. Tage an zurück, damit ist die Gesetzmäßigkeit des
Ablaufs dieser Art hervorgerufener Intrakutanreaktionen erwiesen.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Bruhns, C., Ein Fall von hochgradiger Idiosynkrasie
gegen Krysolgan: Letaler Ausgang nach einer
Dosis von 0,001g. (Derm. Wschr. 1924, 79, S. 945.)
Bei einer 61jährigen Patientin mit Lupus erythematodes, deren
innere Organe bei der Untersuchung keine wesentlicheren Verände¬
rungen erkennen ließen, trat nach Injektion von 0,001 mg Krysolgan,
der für Lupus erythematodes acutus empfohlenen Anfangsdosis, eine
außerordentlich heftige Reaktion ein, die nach etwa 44 Stunden
zum Exitus führte. Pathologisch- anatomisch fand sich sehr starkes
Ödem des weichen Gaumens, des Pharynx, des Kehlkopfes, sowie des
gesamten mediastinalen Bindegewebes, braunes Herz, an den Nieren
zahlreiche ältere Schrumpfungsherdchen neben frischer ausgedehnter
entzündlicher Infiltration des perivaskulären Gewebes, zahlreiche
hyaline Zylinder in den Kanälchen der Rinden- und Marksubstanz. —
Nach Ansicht des Verf. handelte es sich zweifellos um eine starke
Überempfindlichkeit gegen Krysolgan. Er empfiehlt Herabsetzung
der Anfangsdosis. Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Serejski, Mark, Gibt es spezifische Abwehrfermente?
(Bioch. Zschr. 1924, 152, S. 79.)
Verf. unternahm eine Nachprüfung der „Mikro-Abderhalden-
Reaktion“ nach Pregl-Crinis unter Einhaltung aller Kautelen
moderner Enzymologie. Er stellte fest, daß sowohl aktives wie in¬
aktives Serum schon ohne Substrat eine bedeutende Veränderung
F ermentforschung.
509
des Brechungsindex — 0,4— 0,6 der Refraktometerskala — beim
Aufbewahren aufweisen können. Diese hängt teils von autolytischen
Prozessen, teils von unkontrollierbaren Verschiedenheiten der Ver¬
suchsbedingungen ab. ln den Versuchen „Serum -j- Organ“ kommen
noch Adsorptionserscheinungen hinzu. Die Reaktion selbst ist keines¬
wegs spezifisch. Wie auch immer man die Grenze des Refrakto¬
meterausschlags zwischen positiven und negativen Reaktionen wählt,
ein Unterschied zwischen dem Ausfall der Reaktion bei Schwangeren
und Nichtschwangeren ist nicht festzustellen. Da bei der optischen
Untersuchungsmethode eine völlige Inaktivierung durch Kochen un¬
möglich ist, so bleibt der fermentative Charakter der beobachteten
Veränderungen des Brechungsindex unbewiesen. Auch die Anwendung
einer von Bach ausgearbeiteten Methode, die gestattet, die Eiwei߬
abbauprodukte neben unverändertem Eiweiß auf chemischem Wege
zu bestimmen, ergab keine Anhaltspunkte für die Annahme des
fermentativen Carakters der bei der Abderhaldenschen Reaktion sich
abspielenden Prozesse. Kurt Meyer {Berlin).
Barikine, W. et Zdrodovsky, P., Recherches experimentales
sur la reaction d’ Abderhalden. (Ann. de l’Inst. Pasteur.
1924, 38, p. 909.)
Verff. haben mit Abderhaldens Hülsenmethode unbefriedigende
Resultate erreicht. Ausgezeichnet bewährt haben sich ihnen dagegen
zwei Modifikationen. 1. In das Röhrchen A kommen 2 ccm des zu
untersuchenden Serums, in Röhrchen B 1,0 g Organ (das nach den
Abderhaldenschen Vorschriften vorzubereiten ist) und 2 ccm
0,85 proz. NaCl-Lösung, in Röhrchen C 2 ccm Serum und 1,0 g Organ.
16 Stunden 37°. Dann verdünnt man den Inhalt der Röhrchen auf
20 ccm mit 0,85 proz. NaCl-Lösung und titriert dann jedes Röhrchen
mit Ninhydrin bis zum Verschwinden der Reaktion. Die Flüssigkeit
in Röhrchen A möge die Grenzreaktion bei einer Verdünnung 1 : 200'
ergeben; die in Röhrchen B darf bei genügender Vorbereitung über¬
haupt keine Reaktion ergeben, und die in Röhrchen C möge bis zu
einer Verdünnung von 1 : 300 reagieren. Der Koeffizient der Reaktion
würde dann durch ~ ^ — 1,5 dargestellt. Fehlen eines Abbaus wäre
LJ UU
durch den Koeffizienten 1,0 dargestellt. — 2. Bei Verwendung ge¬
lösten Antigens kommen in Röhrchen A 2 ccm Serum und 2 ccm
0,85 proz. nNaCl-Lösung, in B 2 ccm Albuminlösung und 2 ccm NaCl-
Lösung, in C 2 ccm Serum und 2 ccm Albumin. Dann verdünnt man
Röhrchen A und B auf 10 ccm, Röhrchen C auf 20 ccm und titriert
wieder mit Ninhydrin. Hierbei wird der Reaktionskoeffizient durch
den Quotienten aus dem Titer von C und der Summe der Titer von
A und B dargestellt. Der Titer von C möge z. B. 1 : 1000, der
510
Fermentforschung. — d’Herellesches Phänomen.
Titer von B 1 : 200, von B 1 : 300 sein. Der Koeffizient ist dann
oooToaä" = 2,0. — Mit Hilfe der ersten Modifikation gelangten
ZOO -j- oUU
Verff. zu guten Resultaten in der Schwangerschaftsdiagnose. Mit
dem Serum von Männern, nicht schwangeren Frauen und Virgines
wurden nie positive Resultate erzielt. Freilich stiegen während der
Menstruation die fermentativen Fähigkeiten der Sera von Frauen
und Mädchen gegenüber Plazenta ein wenig an. Auch die zweite
Modifikation bewährte sich gut, besonders bei der Immunisierung
mit löslichem Eiweiß (Serum, Eiereiweiß usw.). Die Abwehrfermente
existieren also; aber sie sind nicht streng spezifisch und können für
die Diagnose nur bei quantitativer Auswertung verwandt werden.
Prigge (. Frankfurt a. M.).
d’Herelle, F., Sur la constance des proprietes du bac-
teriophage. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 481.)
Kritische Zusammenfassung der Untersuchungen über die Kon¬
stanz der Eigenschaften des Bakteriophagen (Unabhängigkeit vom
lysablen Bazillus, gekreuzte Neutralisation durch antibakteriophage
Sera USW.). Prigge (. Frankfurt a. M.).
Prausnitz, C. und Firle, E., Neuere Untersuchungen über
das Wesen des Bakteriophagen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig.
1924, 93, S. 148*.)
Die Angaben Jöttens, daß der Bakteriophage im Agar diffun¬
diere, konnte nicht bestätigt werden. — Es scheint, als ob Bakterio¬
phagen bei Temperaturen, die die Grenze für die Vermehrung von
Bazillen darstellen, noch eine Zunahme erfahren. Es wird dies mit
der geringfügigen Vermehrung einiger besonders resistenter Bakterien
zu erklären versucht. Die Tatsache der Adsorbierbarkeit des Bak¬
teriophagen an elektronegative Kolloide spricht für seine positive
Ladung, die also derjenigen der Bakterien entspricht. Es gelingt
jedoch nicht, durch Adsorption mit nachherigem Auswachsen den
Bakteriophagen rein zu erhalten. Die Adsorbierbarkeit durch Kolloide
und die spezifische Bindung durch die homologen lysosensiblen Bak¬
terien könnte für die Fermentnatur des Bakteriophagen sprechen.
Es gelingt indessen durch länger fortgesetzte Passagen im anti-
bakteriophagen Serum, sowohl wie im Phenol, Sublimat und Chloramin
gewisse Modifikationen mit höherer Resistenz gegenüber diesen
Stoffen zu erzielen, als die in reiner Bouillon fortgezüchteten Aus¬
gangsstämme. Teilbakteriophagen können dabei nicht im Spiele sein,
da auch Versuche mit einem reinen Teilbakteriophagen das gleiche
Ergebnis hatten. Durch Abimpfung von Platten solcher Versuche
gewinnt man Bakteriophagenstämme, die weitgehende Verschiedenheit
d’Herellesches Phänomen.
511
ihrer Resistenz gegen Serum und Chemikalien zeigen. Diese Varia¬
bilitätserscheinungen werden als wichtiger Beweisgrund für die be¬
lebte N at ur des Bakteriophagen angesprochen. Noetel (. Landsberg a. w.).
Meißner, G., Versuche über die Flüchtigkeit und Kocli-
beständigkeit des d’Herelleschen Bakteriophagen.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 424.)
Verf. widerlegt experimentell, wie dies bereits von Gilde¬
meister und Herzberg u. a. geschehen, die Behauptung von
Olsen und Yasaki, daß das d’Herellesche Virus destillierbar und
flüchtig sei. Ebensowenig konnten die Angaben Seifferts über
die Kochbeständigkeit der Lysine bestätigt werden. Noetel.
Bordet, J., Apparition spontanee du pouyoir lysogene
dans les cultures pures. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 96.)
Lisbonne und Carrere haben gezeigt, daß sich in Shiga-Kul-
turen ein serienweise übertragbares Lysin entwickelt, wenn sie mit Coli-
bazillen zusammengebracht werden. Verf. konnte nachweisen, daß
das lytische Agens von vornherein in den Colikulturen vorhanden
war, sein Entstehen also nicht dem von Lisbonne und Carrere
als Ursache supponierten Antagonismus zwischen den beiden Bazillen¬
arten verdankte. Mit Hilfe der Isoliertechnik konnte Verf. Kolonien
gewinnen, die bei der Fortzüchtung — im scharfen Gegensatz zum
Ausgangsstamm — keinerlei lysogenes Vermögen mehr besaßen.
Nach 8 Monaten hatten von den so gewonnenen 4 Stämmen 3 die
Fähigkeit wiedergewonnen, beim Shigabazillus übertragbare Lyse
zu erzeugen; in dieser Fähigkeit zeigten die betreffenden Stämme
übrigens beachtenswerte Unterschiede: das von einem Stamm ge¬
lieferte Lysin gestattete nur eine sehr kurze Vermehrung der
Shiga-Bazillen, auf die eine rasche Klärung folgte, während das von
den beiden anderen Kulturen stammende Lysin zunächst ein üppiges
Wachstum ermöglichte, wonach Klärung erst nach einem Tag oder
mehr erfolgte. — Verf. konnte ferner aus dem Coliausgangsstamm
Keime isolieren, die eine zwar schwache, aber immerhin deutlich
wahrnehmbare Sensibilität gegenüber dem in der Kultur enthaltenen
Lysin aufwiesen; d. h. also: nicht nur am Shigabazillus — als In¬
dikator — sondern auch am Colibazillus selbst, von dem das wirk¬
same Prinzip stammte, war die Anwesenheit des Lysins nach¬
weisbar. — Aus den ursprünglich nicht lytischen, nach 8 Monaten
wieder lysogen gewordenen Stämmen versuchte Verf. zum zweiten
Male Stämme ohne lytisches Vermögen zu züchten; dies gelang
jedoch nicht. Die lytische Potenz war also beim ersten Isolier¬
versuch nur an sehr wenige Individuen gebunden, so daß es leicht
512
d’Herellesches Phänomen.
gelang, inaktive Stämme zn gewinnen; beim zweiten Mal war sie
dagegen offenbar der Majorität der vorhandenen Keime gemeinsam.
Prigge (Frankfurt a. M.).
Lisbonne, M. et Carrere, S., Sur l’apparition spontanee du
pouvoir lysogene dans les cultures pures. A propos
d’une note de J. Bordet. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 265.)
Die Parallelbeobachtung von Bakterienstämmen gleichen Ur¬
sprungs, die in Brüssel und in Montpellier aufbewahrt wurden, er¬
gaben, 1. daß ein Colistamm, der in einem Laboratorium nicht lysogen
war, nach 1 jähriger Aufbewahrung im anderen Laboratorium lysogen
wurde, 2. daß ein nach seiner Züchtung aus Wasser nicht lysogener
Coli nachher lysogen wurde; daß die aus dem Ausgangsstamm durch
Isolierung gewonnenen Kolonien diese Eigenschaften verloren; daß
dann nur die in Brüssel 8 Monate lang weitergezüchteten Kolonien
ihr lytisches Vermögen wiederfanden, während es sich bei den nach
Montpellier gesandten Proben nicht wiedereinstellte. Die näheren
Bedingungen für das Zustandekommen dieser Divergenzen werden
weiter untersucht. Prigge (Frankfurt a. M.).
Ogata, N., Zur Entstehung des Bakteriophagen in alten
Kulturen. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 329.)
Bouillonkulturen von Shiga-Stämmen, die Bakteriophagen bilden,
bei Brutschranktemperatur langsam verdunstend und während der
Verdunstung wiederholt mit dem gleichen Stamme nachgeimpft,
bilden thermoresistente Bakteriophagen mit Ausnahme von Stämmen,
die an und für sich bakteriophagenresistent sind, das gleiche gelingt
mit Flexner- und Y-Stämmen, jedoch nicht mit Schmitz-Stämmen.
Die Bakteriophagen der Flexner- und Y-Stämme sind wirksam auch gegen
Shiga. Es besteht also Einheitlichkeit dieser Bakteriophagen. Werden
die Kulturröhrchen der Bakteriophagen bildenden Stämme vor dem
Verdunsten geschützt, dann tritt keine Bakteriophagenbildung ein,
ebensowenig, wenn man die Verdunstung künstlich beschleunigt.
Der Bakteriophage kann also, wie bereits von anderer Seite nach¬
gewiesen, in alten Bakterienkulturen aus diesen entstehen. Luft¬
zutritt, also Oxydations Vorgänge scheinen für seine Entstehung von
wesentlicher Bedeutung zu sein. Das lytische Agens stammt wahr¬
scheinlich aus der Bakterienzelle selbst und nicht aus Abbauprodukten
der Nährböden, wie daraus hervorgeht, daß nur bakteriophagen-
empfindliche Bakterien bei dieser Versuchsanordnung Lysine erzeugen.
Noetel (Landsberg a. W.).
Bail, Oskar, Versuche über die Vielheit von Bakterio¬
phagen. (Zschr. f. Immmun.Forsch. 1923, 38, S. 57.)
d’Herellesches Phänomen.
513
Zusammenfassung: Natürlich vorkommende Bakteriophagen (Stuhl¬
filtrate) stellen sehr oft ein Gemisch aus mehreren Teilbakteriophagen
dar, welche sich rein gewinnen und nach ihren Eigenschaften kenn¬
zeichnen lassen. Daher ist zu beachten: 1. Die Wirkung derselben
auf die zugehörigen Bakterien auf Agar und in Bouillon; 2. die
Wirkungs- und Vermehrungsbreite derselben; 3. die Vermehrungs¬
fähigkeit und -geschwindigkeit mit verschiedenen Bakterien; 4. die
Bildung der gegen sie gerichteten bakteriophagenfesten Stämme.
Da die letzteren ausgesprochen spezifisch fest sind, so liegt ein sehr
wichtiger Behelf für die Diagnostik von Bakteriophagen vor. —
Außer dieser echten und erblichen Festigkeit gibt es noch eine
zweite, nicht spezifische Bakteriophagenfestigkeit; sie tritt bei
schleimbildenden Bakterienstämmen auf, wobei der Schleim wie
andere organische Kolloide die Bakteriophagenwirkung hemmt. An
einem Beispiele wird die Art der Analyse eines verwickelt zusammen¬
gesetzten natürlichen Bakteriophagen ausführlich geschildert. Dabei
werden Beobachtungen mitgeteilt, bei denen ein gegen einen be¬
stimmten Bakteriophagen fest gewordener Bakterienstamm empfindlich
gegen die Wirkung anderer, ganz fremder Bakteriophagen wurde,
welche den normalen Ausgangsstamm kaum zu beeinflussen vermochten.
E. Gildemeister (Berlin).
Bail, Oskar, Der Stand und die Ergebnisse der Bakterio-
phagenfor schung. (D. m. W. 1925 S. 13.)
Die bisherigen Bakteriophagenbeobachtungen und ihre Deutungen
sowie weitere daraus sich ergebende Fragestellungen. Reagens auf
die Bakteriophagen sind nicht einfach Krankheitserscheinungen,
sondern Bakterien selbst. Diese neue Bearbeitungsmöglichkeit führt
nicht notwendig zu dem Schluß, daß die unbegrenzt mögliche, offen¬
sichtlich mit Vermehrung eines Agens einhergehende Wirkungs-
Übertragung auf einem eigenen belebten Wesen beruhe. Krankheits¬
erscheinungen offenbar ansteckender Art müssen nicht notwendig
exogen hereingebracht werden, sondern können auch endogen ent¬
stehen. Vielleicht handelt es sich bei der bakteriophagen Wirkung
um Entartung, abweichende Beeinflussung der Konstitution in erb¬
licher Weise. Georg Schmidt (München).
Matsumoto, Takima, Bestimmungsversuche von Bakterio¬
phagen. (Zschr. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 1.)
An dem Beispiel eines sehr vielseitig wirksamen Stuhlfiltrates
wird eine genaue Analyse der vorhandenen Bakteriophagen gegeben.
Nachdem die Wirkungen gegen einzelne Bakterien bei der Fort¬
züchtung erloschen waren, blieben 12 Bakteriophagen übrig, die durch
über 150 Generationen immer mit den gleichen Bakterien weiter-
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 21/22. 33
514
d’Herellesöhes Phänomen.
gezüchtet wurden. Sie zerfielen in mehrere Gruppen. Die erste um¬
faßte 3 Dysenteriebakteriophagen, die auf dem Bakterienrasen große
Löcher erzeugten. Durch Anwendung der bekannten Bestimmungs¬
mittel (Wirkungs- und Vermehrungsbreite, Festigkeit und serologische
Prüfung) ließen sich 2 von ihnen als identisch erweisen, obwohl der
eine ständig mit Flexner-, der andere mit y-Dysenterie weitergeführt
war. Die zweite Gruppe bildeten 5 Bakteriophagen, die kleine bis
sehr kleine Löcher bildeten und ebenfalls trotz langer Fortzüchtung
mit verschiedenen Arten als identisch, d. h. als einziger Bakterio¬
phage erkannt wurden. Aus diesen Befunden ergab sich somit kein
sicherer Anhaltspunkt für die Anpassung eines Bakteriophagen an
die Bakterienart, mit der er ständig vermehrt wird, womit aber die
Möglichkeit einer solchen Anpassung nicht bestritten werden soll.
Außer diesen Bakteriophagen wurden noch 4 andere als selbständig
erkannt, darunter ein Mischbakteriophage, dessen Zerlegung in
2 Teilbakteriophagen gelang, ohne daß sich aber seine Eigenschaften
ganz aus denen der Teilbakteriophagen erklären ließen. Im Laufe
der Untersuchung wurde eine Keihe von Fällen von Gruppen¬
koppelung und Gruppendeckung aufgefunden. Jene ist dadurch ge¬
kennzeichnet, daß Festigung eines Bakteriums gegen einen Bakterio¬
phagen gleichzeitig Unempfindlichkeit gegen einen anderen hervor¬
ruft, diese dadurch, daß ein Bazillus durch Festigung gegen einen
Bakteriophagen erst empfindlich gegen einen anderen wird. Beides
stellt anscheinend Ausnahmen von der Spezifizitätsregel der Bakterien¬
festigkeit dar, läßt sich aber bei genauerer Untersuchung aufklären
und gewährt interessante Einblicke in das neue, durch die Bakterio-
phagenforschung erst erschlossene Gebiet des Gruppenaufbaues der
Bakterien dar. In dieser Hinsicht haben die vorliegenden Unter¬
suchungen wahrscheinlich gemacht, daß die Colibakterien in bezug
auf die Gruppen, aus denen ihr Leib oder besser ihre generative
Substanz besteht, nicht allzusehr von den Dysenteriebakterien ab¬
weichen, daß die gegenseitigen Beziehungen dieser Gruppen aber so
vielseitige und verwickelte sind, daß sie die Untersuchung sehr
erschweren. Kurt Meyer {Berlin).
Wollman, E., Recherches sur le phenomene de d’Herelle.
Action de la trypsine sur le b acteri ophage du bacille
d e S h i g a. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 59.)
Verf. arbeitete mit einem Shiga-Bakteriophagen (Bakteriolysat),
der so verdünnt war, daß sich nach Zusatz von einem Tropfen der
Verdünnung zu einer Emulsion von Shiga-Bazillen und nach Aussaat
auf Schrägagar ungefähr 20 „Löcher“ ergaben. Ferner wurde eine
0,5proz. Trypsinlösung verwandt, von der ein Tropfen 10 ccm von
einer hitzesterilisierten Vs -Verdünnung Eiereiweiß restlos klärte; in
d’Herellesches Phänomen.
515
dieser Trypsinlösung konnten sich Shiga-Bazillen rasch entwickeln.
— Von 3 Röhrchen wurden 2 (I und II) mit je 2 ccm der be¬
schriebenen Bakteriophagenverdünnung und eines (III) mit 2 ccm
Bouillon beschickt. Zu I wurden 10 Tropfen physiol. Kochsalzlösung
zugelügt-, zu II und III dagegen je 10 Tropfen der 0,5 proz. Trypsin¬
lösung. 24 stündiger Brutschrankaufenthalt (37 °). Hiernach wurden
3 Röhrchen (A, B, C) mit einer frisch bereiteten Suspension Shiga-
Bazillen beschickt und zu A 2 Tropfen aus I, zu B 2 Tropfen aus II
und zu C 2 Tjropfen aus III zugesetzt. Nach Umschütteln wurde
auf Schrägagar überimpft. Am anderen Tag zeigten sich lediglich
auf dem von Ä (resp. I) beimpften Agarröhrchen die charakteristischen
Löcher (ca. 15); dagegen zeigte das mit B (II) beimpfte Röhrchen,
das also den mit Trypsin behandelten Bakteriophagen enthielt, eine
normale Shiga-Kultur, ebenso wie das mit C (III) beimpfte, das keinen
Bakteriophagen enthielt. Der Versuch wurde stets mit dem gleichen
Ergebnis wiederholt, auch bei Verwendung einer 50 mal so konzen¬
trierten Bakteriophagenverdünnung. Außerdem wurden 2 Röhrchen
mit inaktivem Pepsin und Papain angesetzt: beide lieferten, wie die
Kochsalzkontrolle, mehrere hundert Bakteriophagenlöcher, während
das Röhrchen mit aktivem Trypsin eine normale Shiga-Kultur ergab.
Die lysogene Funktion ist somit an eine albumino'ide Substanz ge¬
bunden und verschwindet, wenn diese der tryp tischen Verdauung
unterzogen wird. Prigge [Frankfurt a. M.).
Jonesco-Mihaiesti , C., Studies on the Twort-d’ Herelle
phenomenon. (J. of exper. Med. 1924, 40, p. 317.)
Im Darminhalt normaler Laboratoriumskaninchen scheinen stets
Bakteriophagen vorhanden zu sein. Verf. arbeitete mit einem Stuhl¬
filtrat, das anfangs gegenüber einem Shiga-Stamm in einer Ver¬
dünnung 1:1000000, gegenüber einem Typhusstamm bis 1:1000
wirksam war. Nach 20 Passagen mit Shiga-Bazillen war seine
Wirksamkeit gegenüber diesen auf 1 : 10 Millarden gestiegen, während
sie gegenüber Typhusbazillen ganz geschwunden war. Umgekehrt
war nach 20 Passagen mit Typhusbazillen die Wirkung gegenüber
diesen ebenfalls auf 1 : 100 Milliarden gestiegen, während sie für
Shiga-Bazillen nur noch gering war. Das lytische Prinzip dialy-
sierte nicht durch Kollodiummembranen. Es wurde durch Cholesterin
und Lezithin nicht beeinflußt. Dagegen wurde durch abgetötete
Bazillen seine Wirksamkeit stark vermindert. Formoltitration der
gelösten Kulturen führte zu dem Ergebnis, daß die Auflösung der
Bazillen auf einfacher Plasmolyse der Bakterienzelle, nicht auf Auf¬
spaltung des Eiweißmoleküls beruht. Mit den Leukocyten immuner
Tiere wurden entgegen den Angaben von Lisbonne niemals wirk¬
same Filtrate erhalten. Immunisierung von Kaninchen mit dem
33*
516
d’Herellesches Phänomen.
lytischen Prinzip scheint die Bakteriophagen aus dem Darm zum
Verschwinden zu bringen. Die Sera von Kaninchen, die mit Typhus-
und Shiga - Lysaten immunisiert waren, agglutinierten die ent¬
sprechenden Bazillen und gaben mit ihnen Komplementbindung.
Diese war mit dem homologen Antigen 5— 6 mal stärker als mit dem
heterologen. Alle Immunsera wirkten mehr oder weniger stark
antilytisch, doch war die antilytische Wirkung niemals streng
spezifisch. Kurt Meyer [Berlin).
Gratia, Andre et Rhodos, Bernice, De l’action lytique des
staphylocoques viyants sur les staphylocoques tu es.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 640.)
Fügt man einen Staphylokokkenbakteriophagen zu einer Emulsion
bei 60° abgetöteter Staphylokokken, so zeigt sich bei gewöhnlicher
Temperatur nach einigen Wochen eine deutliche Aufhellung. Diese
sehr langsame (übrigens nicht konstante) 'Wirkung wird viel rascher,
wenn man eine Spur lebender Staphylokokken zufügt, auf deren
Kosten der Bakteriophage sich regeneriert. Bei genauer Prüfung ist
unter diesen Bedingungen jedoch gar nicht der Bakteriophage das
Agens, welches die getöteten Bakterien auflöst. Wenn man eine
Emulsion in Bouillon verwendet, ist das Lysin allerdings notwendig,
damit man die Auflösung der getöteten durch die lebenden Bakterien
nachweisen kann. Denn ohne es würde die Vermehrung der lebenden
Staphylokokken die Auflösung der abgetöteten maskieren. Verwendet
man statt Bouillon jedoch physiologische Kochsalzlösung, so wird
das Lysin überflüssig, und es genügt dann der bloße Zusatz einer
Spur lebender Staphylokokken, um selbst eine sehr dichte Emulsion
abgetöteter Staphylokokken zu lysieren. — Übrigens kann man das
Phänomen auch in Bouillon beobachten, wenn man an Stelle des
Bakteriophagen ein anderes Agens zusetzt, das die Entwicklung der
lebenden Keime hemmt, und vor allem auch, wenn man mit Wachs .
verschlossene Röhrchen verwendet: bei Luftabschluß vermehren sich
die Staphylokokken zwar nicht, lösen die abgetöteten jedoch trotzdem
sehr energisch auf. — Nicht alle Stämme eignen sich zur Demon¬
stration des Phänomens; manche lysieren schlecht oder gar nicht,
andere lassen sich nicht lysieren. — Die Lyse ist zwar sehr in¬
tensiv, aber nie komplett und zwar nicht, weil es — wie bei der
Bakteriophagenwirkung — resistente Individuen gäbe, sondern weil
die Auflösung nur ein gewisses Stadium erreicht. Das mikro¬
skopische Bild einer geklärten Emulsion zeigt, daß die Staphylo¬
kokken in kleine Granula umgewandelt sind, die seltsamerweise
nicht mehr grampositiv sind: es bleibt nur ein gramnegatives, für
die lebenden Mikroben unlösliches Skelett über. Zentrifugiert man
und stellt aus dem Sediment eine dichte Emulsion in physiologischer
d’Herellesches Phänomen.
517
Kochsalzlösung her, so bewirkt der Zusatz lebender Staphylokokken
keine Klärung. — Zur Erzielung der Lyse einer sehr dichten
Emulsion genügt bereits eine minimale Menge lebender Keime.
Bringt man Viooooo Bouillonkultur in a) ein Röhrchen mit 5 ccm
physiologischer Kochsalzlösung, b) mit 5 ccm einer dichten Emulsion
abgetöteter Staphylokokken in physiologische Kochsalzlösung, so ist
b nach 4—5 Tagen geklärt. Impft man dann von a und b auf Agar
ab (A und B), so bleibt A steril, während B üppig wächst. Die
lebenden Staphylokokken fanden also in den abgetöteten einen Nähr¬
boden, auf dem sie sich unter Auflösung der toten Bakterien ent¬
wickeln konnten. Die toten Staphylokokken haben bei dieser Auf¬
lösung nur eine passive Rolle, sie liefern kein Coferment: das Phä¬
nomen spielt sich ganz gleich ab, ob die Staphylokokken durch Kochen
oder durch Erhitzen auf 60° abgetötet werden. Prigge (Frankfurt a. M.).
Fabry, Paul et van Beneden, Jean, A propos de l’obtention
de l’autolyse transmissible par antagonisme. (C. r.
Soc. de Biol. 1924, 90, p. 109.)
Aus der Prostata eines Patienten mit chronischer Prostatitis
wurde ein Staphylococcus albus isoliert; sein Urin enthielt einen
Colibakteriophagen. Es schien möglich, daß der Antagonismus
zwischen den Staphylokokken und den durch Katheterisiernng usw.
eingebrachten Colibazillen das lytische Phänomen ausgelöst hatte.
Denn wenn man in vitro zu einer 4 tägigen Coli- Bouillonkultur 5 ccm
einer Bouillonemulsion von einer 24 ständigen Agarkultur des er¬
wähnten Staphylokokkus zusetzte und nach 48 ständigem Brutschrank¬
aufenthalt filtrierte, so rief das Filtrat die übertragbare Lyse des
Colibazillus hervor. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit, daß
das Lysin im Staphylokokkus enthalten war und bei Anwesenheit
des lysablen Colibazillus in Erscheinung trat. In der Tat muß der
Bazillenantagonismus entweder immer die übertragbare Lyse bedingen
oder man hat nach einer anderen Ursache zu suchen. Die Tatsache,
daß ein beträchtlicher Teil der Versuche negativ ausfiel, schien mehr
für das letztere zu sprechen. Wenn nur ein Teil der Bakterien vom
Bakteriophagen paraöitiert ist, besteht ohne weiteres die Möglichkeit,
daß diese bei der Verimpfung nicht mit übertragen werden und der
Bakteriophage gar nicht in das Milieu übertragen wird, in dem sich
der „Bakterien antagonismus“ abspielt. Von 105 Versuchen fielen
jedenfalls nur 43 positiv, die übrigen 62 völlig negativ aus. Anderer¬
seits konnte weder durch bloße Filtration des Staphylokokkus noch
eines der verwandten Colistämme ein Lysin gewonnen werden. Der
Staphylokokkus ergab auf manchen Agarkulturen einige Kolonien,
die weniger erhaben und vorstehend als die übrigen waren. Wenn
man diese zum Antagonismusversuch verwandte, so fiel er häufiger
518
d’Herellesches Phänomen.
positiv aus als mit den regulären Kolonien, so daß man die atypischen
Kolonien als Bakteriophagenträger ansprechen konnte. Verff. emul¬
gierten eine Agarkultur eines anderen Staphylokokkus in einem
filtrierten Colilysat, um die Staphylokokken mit Lysin zu beladen.
Die Staphylokokken wurden dann wieder auf Agar überimpft und
alle Tage weitergezüchtet, die Kultur wurde jeden Tag in Bouillon
emulgiert, 5 ccm der Emulsion mit lysablen Colibazillen versetzt
und nach 48 stündigem Brutschrankaufenthalt filtriert. Während der
ersten 6—8 Tage erhielt man so ein übertragbares Lysin. Der Rest
der Staphylokokkenemulsion wurde jedesmal direkt filtriert, und auch
hier fand man 6—8 Tage lang das Lysin. Nach Ablauf dieser Frist
verschwand das Phänomen jedoch. Man fand auch nie atypische
Kolonien. Der Bakteriophage war also höchstwahrscheinlich nur
mechanisch mit der Platinöse übertragen worden, was schließlich bei
allzu großer Dispersion nicht mehr möglich war. Es ist also nicht
möglich, Parasitiertheit von Staphylokokken durch Bakteriophagen
zu erzielen. Da jedoch der bazilläre Antagonismus allein zur Aus¬
lösung des Phänomens nicht ausreichend ist, nehmen Verff. trotzdem
an, daß das Lysin vielleicht manchmal von dem Staphylokokkus oder
aber von resistenten Colibazillen herrührt. Die Verff. konnten ein
Colilysin auch durch Antagonismus mit einem B. prodigiosus erzeugen,
der vor mehr als einem Jahr aus Wasser gezüchtet war. Da sich
der Bakteriophage schwerlich so lange in dem Prodigiosus, den er
übrigens nicht lysierte, gehalten haben konnte, so mußte er also aus
dem Coli stammen. — Aus der Gesamtheit ihrer Ergebnisse ziehen
Verff. den Schluß, daß beim Zustandekommen des Phänomens zwei
Ursachen Zusammenwirken: der bakterielle Antagonismus ist ein
Adjuvans, das die Freiwerdung des von vornherein vorhandenen
Lysins ermöglicht. Prig ge (Frankfurt a. M.).
da Costa Cruz, J., Sur l’influence des electrolytes dans la
lyse par le bacteriophage. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 236.)
In ein Kölbchen mit 100 ccm Aqu. dest. und in eins mit 100 ccm
physiol. Kochsalzlösung werden je 0,5 ccm eines hoch aktiven Bak¬
teriophagen eingebracht. Nach 3 stündigem Brutschrankaufenthalt
(37 °) wird bei beiden Flüssigkeiten der bakteriophage Titer nach
der Appelmansschen Methode bestimmt; er ist in beiden Viooooo-
Dann wird durch Chamberlandkerze F filtriert und werden abermals beide
Flüssigkeiten nach Appelmans austitriert. Jetzt findet sich im ersten
Filtrat (Aqu. dest.) ein Titer von 1I10, im zweiten (physiol. Kochsalz¬
lösung) ein unveränderter Titer von Viooooo- Was im ersten Fall
durch die Kerze zurückgehalten wird, ist nicht etwa bloß das „Toxin“
des Bakteriophagen, sondern er selbst, denn das lytische Agens läßt
d’Herellesches Phänomen.
519
sich aus einer Viooo- oder 1/i0 000-Verdünnung des ersten Filtrats
nicht mehr regenerieren. Die Präzipitation des Bakteriophagen, die
übrigens unsichtbar ist, ist nicht etwa so zu erklären, daß der Bak¬
teriophage durch präzipitierte Bakterienproteine mitgerissen würde;
denn bei Zusatz einer für den Bakteriophagen lysablen Bazillen¬
emulsion, an die er spezifisch adsorbiert wird, ändert sich das
Phänomen nicht, außerdem wird nur sehr wenig oder gar kein Lysin
mitgerissen, wenn man die Bakterienproteine durch ein spezifisches
Serum präzipitiert. Man muß also annehmen, daß der Bakteriophage
selbst im destillierten Wasser ausflockt, da das Fehlen der Elektro-
lyte auch keinen Einfluß auf die Adhäsionsverhältnisse in der Kerze
hat. Verf. schließt aus seinen Versuchen, daß ein filtrables Virus
nicht notwendig ein lebendes Wesen sein müsse. Prigge.
da Costa Cruz, J., Sur la nature du bacteriophage. A propos
d’une note de F. d’Herelle. (Ibid. p. 694.)
Polemik. Frigg e {Frankfurt a. M.).
Ciuca, M., Lyse transmissible en absence d’electrolytes
libres. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 521.)
Von mehreren Autoren wurde das Vorhandensein freier Elektro-
lyte für das Zustandekommen der bakteriophagen Lyse als unerlä߬
lich bezeichnet, von anderen wurde dies bestritten. Auch Verf.
schließt sich, ebenso wie d’Herelle, der letzteren Ansicht an.
Ausschlaggebend ist dagegen das Alter der Bakterienkulturen; das
Phänomen läßt sich an jungen Kulturen am leichtesten demonstrieren.
(Von erheblicher Bedeutung ist ferner der Reichtum der Nährböden
an Nährsubstanz.) Prigge {Frankfurt a. M.).
Brutsaert, Paul, Les bacteriophages et les microbes dans
le bouillon hypersale. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 646.)
In Bouillon mit stark erhöhtem Kochsalzgehalt entwickeln sich
die Bakteriophagen wie in gewöhnlicher Peptonbouillon und erleiden
keinerlei Virulenzverminderung. Staphylokokken werden in solchen
Medien empfindlicher gegenüber der Bakteriophagenwirkung; außerdem
sind bei manchen Stämmen Modifikationen in der Entwicklung der
Resistenten zu beobachten (keine homogene Trübung, sondern Wachs¬
tum in Kolonien längs der Wand des Reagensglases). Prigge.
Ordelt, VL, Der Einfluß der Reaktion auf das Bacterio-
phagum intestinale und andere Versuche. (Biol. L.
1924 p. 157 [tschechisch].)
In Fortführung der Versuche Loren cs, der durch Änderung der
H- Ionenkonzentration der Nährböden eine Aufhebung der lytischen
520
d’Herellesches Phänomen.
Wirkung des Colibakteriophagen auf das Bphg. coli herbeiführen konnte,
prüfte der Autor speziell den Einfluß der Salzsäure und der Natron¬
lauge auf Bphg. coli und Bphg. Shiga-Kruse. Er fand, daß Bphg. coli
empfindlicher ist gegen Säure, das Bphg. Shiga-Kruse gegen Lauge.
Schwache Alkalität schädigt Bphg. coli mehr als eine starke. —
Die allmähliche Gewöhnung an Säure, im Sinne von d’ Herelle,
Prausnitz, ist nur bei Bphg. Shiga-Kruse möglich, bei Bphg. coli
nicht. — Bayer 205 ist ebenso wie Chinin, Yatren, Trypaflavin,
Rivanol, Malachitgrün usw. ohne dauernd schädigende Wirkung auf
das lytische Agens, wogegen in saurer Bouillon die Abtötung des
Bphg. coli sicher und rasch eintritt. — Die Befunde ßordets und
Ciucas resp. Gratias konnte der Autor nicht bestätigen. Die
Vergärung der Saccharose und die Entfärbung des Neutralrots finden
annähernd gleich beim immunen wie beim nichtimmunen Bphg. coli
statt. — Manche lysoimmune Colikolonien sind viskos- schleimig und
ähneln den Kulturen des B. lactis aerogenes. Die Bildung ihrer
Schleimhüllen ist an die Gegenwart von Kohlehydraten (Glykose,
Laktose) gebunden. Gellner ( Olmütz ).
Fabry, Paul et van Beneden, Jean, Serum antilytique et
antiserum anti-antily tique. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90,
p. 111.)
Injiziert man einem Kaninchen bakteriophages Lysin, so findet
man im Serum des Tieres nach einiger Zeit Stoffe, die das Lysin
neutralisieren. Bordet hat bereits 1899 gezeigt, daß man Tiere
gegen die Antikörper anderer Tiere immunisieren und so ein Anti¬
serum herstellen kann. Injiziert man nun Hunden subkutan und dann
intraperitoneal antibakteriophages Kaninchenserum, so kann man
nach Ablauf eines Monats (also nach der Zeit, die zum Verschwinden
der passiven Immunität erforderlich ist!) feststellen, daß das Hunde¬
serum ein anti-antibakteriophages Antiserum geworden ist. Mit
anderen Worten: fügt man das Hundeserum zu dem antibakteriophagen
Kaninchenserum hinzu, so wird die Fähigkeit des letzteren, die
Wirkung eines Bakteriophagen aufzuheben, neutralisiert. Kaninchen
und Meerschweinchen eignen sich nicht zur Herstellung eines Anti¬
serums. Prigge ( Frankfurt a. M.).
Weiß, E. and Arnold, L., A study of antigenic properties
ofbacteriophage. (J. of inf. Dis. 1924, 84, p. 317.)
d’Herelles Bakteriophage vermehrt die phagocytäre Kraft der
Leukocyten. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der
Kraft des Bakteriophagen. Die Antilysine sind die Antikörper des
Bakteriophagen, ihre Wirkung ist spezifisch. Das nach d’Herelles
Methode hergestellte antibakteriophage Serum gibt einen höheren
d’Herellesches Phänomen.
521
Agglutinationstiter, wenn es nach der Bodenschichtagarmethode her¬
gestellt ist. Wenn die Agglutinine aus dem antibakteriophagen
Serum absorbiert sind, gibt dieses Serum nicht mehr eine Präzi¬
pitation oder Komplementbindung mit dem Bakteriophagen und hat
keinerlei Einfluß mehr auf die phagocytäre Wirkung der Leukocyten.
Die antilytischen Eigenschaften sind nicht abgeschwächt. Eine nicht¬
spezifische Präzipitation, Komplementbindung oder ein Anwachsen der
phagocytären Kraft konnte nicht erhalten werden. Der Bakterio¬
phage reagiert antigenartig wie ein Ferment. Di et er len (Rottweil).
Brutsaert, Paul, L’agglutination des microbes resistants.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 645.)
Manche Bakterienarten, die gegenüber ihrem Bakteriophagen
resistent geworden sind, bleiben für das mit dem Ausgangsstamm
hergestellte Serum agglutinabel. Bei anderen geht dagegen die
Agglutinabilität verloren. Prigge (Frankfurt a.M.).
Hauduroy, Paul, Sensibilisation d’animaux ä certaines
infections par une vaccination anti-bacteriophage.
(C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 290.)
Schon d’ Herelle konnte Mäuse durch Impfung mit spezi¬
fischem bakteriophagen Lysin für Shiga-Bazillen sensibilisieren. —
Verf. benützte Kaninchen und Staphylokokkenbakteriophagen. Die
Injektionen wurden 7 mal mit 5 — 6 tägigen Abständen vorgenommen
(je 2 ccm eines hochaktiven Lysins subkutan). Andere Kaninchen,
die als Kontrollen dienten, wurden mit gewöhnlicher Bouillon vor¬
behandelt. Ein Teil der mit Bakteriophagen behandelten Tiere
nahm rasch ab und starb vor Abschluß der Impfungen. Bei der
Autopsie fand man niemals Organläsionen, die von Staphylokokken
herrührten, dagegen stets multiple subkutane Staphylokokkenabszesse.
Die anderen Tiere verhielten sich völlig normal. Wenn man ihnen
aber eine für die Kontrollen nicht tödliche Staphylokokkenmenge in¬
jizierte, so starben sie in 24 Stunden mit einer Beinkultur von
Staphylokokken im Blut. Die mit Bouillon behandelten Kontrollen
bekamen keine Abszesse und vertrugen die infizierte Staphylokokken¬
menge anstandslos. Durch Impfung mit Staphylokokkenbakterio¬
phagen kann man also Kaninchen für Staphylokokken sensibilisieren.
Prigge (Frankfurt a. M.).
Hadley, Ph., Transmissible lysis of Bacillus pyocyaneus.
(J. of inf. Dis. 1924, 34, p. 260.)
Aus einer Kultur von B. pyocyaneus, der aus einer eiterigen
Stirnwunde bei einem Privatpatienten gewonnen wurde, ließen sich
durch das Agarplattenverfahren zwei differente Stämme züchten, ein
522
d’Herellesches Phänomen.
lytischer oder lysogener Stamm (L-Typ) und ein widerstandsfähiger
nicht lytischer Stamm (R-Typ). Der L-Stamm kennzeichnete sich
folgendermaßen: blattähnliche, ausgedehnte Kolonien mit fimbrien¬
artigen Rändern, stark pyocyanin-, auch fluoreszeinbildend; sie ent¬
hielten eine oder mehrere etwas kreisförmige, zerfressene oder aus¬
gebuchtete Flächen, die 1 — 5 mm im Durchmesser hatten, in denen
die Bakterien vollständig verschwunden waren und eine bronze-
farbene iridisierende Oberfläche zurückgelassen hatten. Der Stamm
war stark proteolytisch und bildete Indol, war für Meerschweinchen
mittelgradig virulent. Der R-Stamm bildete runde scharf begrenzte,
massive klebrige Kolonien, bildete nur gelbes Pigment, kein Pyo¬
cyanin, wirkte gering proteolytisch und war für Meerschweinchen
stärker virulent. Die Filtrate beider Stämme hatten ein gewisses
Lösungsvermögen für sensitive Pyocyaneuskulturen, doch zeichnete
sich der L-Stamm durch ein bedeutend höheres Lösungsvermögen
aus. Das L-Filtrat hatte auch eine gewisse inhibierende Wirkung
auf B. anthracis und B. fluorescens, dagegen nicht auf Shiga- oder
Colibazillen. Der d’Herellesche Antishiga und Anticolibakteriophage
zeigte keine lösende Wirkung auf die Pyocyaneuskulturen. Verf.
nimmt an, daß das Twortsche und das d’Herellesche Phänomen und
die Pyocyaneuslösung alle auf einer Grundursache beruhen. Bei der
Pyocyaneuslösung in Agarkulturen kann man 2 Stadien unterscheiden:
1. die schrittweise Annäherung der Masse der Mikroben, die das
lytische Agens beherbergen % die Schwelle der Lösung und 2. die
Auslösung der lytischen Wirkung durch einen unbekannten Faktor
der Umgebung mit Bildung der umschriebenen lytischen Stellen und
breite Erosionen. Verf. schließt aus seinen Untersuchungen, daß der
Stoff, welcher schließlich die Lösung herbeiführt, kein der Bakterien¬
zelle fremder Körper ist, sondern ein regelrechter Bestandteil des
Zellaufbaus, der zu intensiver Wirkung angeregt wird unter dem
Einfluß eines noch unbekannten Faktors der Umgebung; das Bak¬
terium ist selbstzerstörend. Da die Pyocyaneuslösung eine wenig
rasche Reaktion darstellt, bei der die einzelnen Stadien näher ver¬
folgt werden können als bei der Lösung der Shiga- und Coli-Kulturen
durch den d’Herelleschen Bakteriophagen, so bietet sie ein günstiges
Objekt zum Studium der einzelnen Stadien der übertragbaren bak¬
teriellen Autolyse. Di et er len {Rottweil).
Andervont, H. and Simon, Charles E., On the origin of the
so-called pellucid areas which develop on agar eul-
tures of certain spore-bearing bacteria. (Americ. J. of
Hyg. 1924, 4, p. 386.)
In einem bei Cholecystitis aus dem Duodenalinhalt gezüchteten
Sporenbildner, B. cereus, wurden auf der Agaroberflächenkultur regel-
Mycoides-Lysin. — Antagonisten. — Desinfektion.
523
• •
mäßig kleine Vertiefungen beobachtet, die eine gewisse Ähnlichkeit
mit den hellen Zonen des d’Herelleschen Phänomens zeigten. Dem
Erscheinen dieser Vertiefungen ging die Bildung von Knopfformen
voran, die sich unter dem sporulierenden Bakterienrasen entwickelten;
sie bestehen aus sporenfreien ötäbchen von unregelmäßiger Ober¬
fläche und schlechter Färbbarkeit, Granula verschiedener Größe
liegen teils innerhalb dieser degenerierten Stäbchen, teils frei. Da¬
her erscheint die Entstehung der Vertiefungen als Folge des granu¬
lären Zerfalls der Bakterien. Wurden die frisch beimpften Schräg¬
agarkulturen mit steriler verflüssigter Vaseline überschichtet, so
blieb die Bildung der Sporen sowie der Vertiefungen aus. Es gelang
weder, ein bakteriophages Lysin durch Filtration zu erhalten, noch
durch Erhitzen oder Waschen der sporenhaltigen Aufschwemmungen
Kulturen zu gewinnen, die diese Degenerationsformen nicht aufwiesen.
C. Prausnitz ( Greifswald ).
Sartorius , Neuartige Lysine bei Mycoidesbakterien.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 162*)
Gewisse Stämme der in Bouillon ein Häutchen bildenden Myco¬
idesbakterien können verschiedenartige pathogene Keime angreifen
und völlig auflösen und zwar nicht infolge reiner Fermentwirkung,
da Erhitzung auf 100° diese Eigenschaft nicht beeinflußt, vielmehr
kommen abgesonderte Lysine in Frage, da man mit dem Filtrat der
geklärten Kultur die gleiche Wirkung an Kulturen gleicher und
anderer Arten hervorbringen kann. Auch Bakteriophagenwirkung
liegt nicht vor, denn die Wirkung läßt sich nur im beschränkten
Maße weitertragen, außerdem kann der wirksame Stamm auf dem
Filtrat neu zum Wachstum gebracht werden. In der geklärten
Flüssigkeit sind die antikörperbildenden Stoffe der aufgelösten Bak¬
terien in wirksamer Form enthalten. — Therapeutischer Ausblick.
Noetel ( Landsberg a. W).
Schiller, I., Über erzwungene Antagonisten. 2. Mit¬
teilung. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 92, S. 124.)
Verf. schließt aus seiner Versuchsanordnung, daß Bier- oder
Weinhefen, wenn sie mit Bakterien zusammen in einem zucker¬
haltigen aber stickstofffreien Nährmedium sich befinden, zu Antago¬
nisten der letzteren werden, und zwar erfolgt die Verdauung der
letzteren durch Ausscheidung einer bakteriolytischen, auch außerhalb
der Hefen wirksamen, bei 60° zugrunde gehenden, nicht streng spezi¬
fischen Substanz. Noetel (. Landsberga . W.).
Deußeu, E., Die theoretischen und praktischen Grund¬
lagen der Sterilisation im Apothekenbetriebe. Ein
524
Desinfektion.
Leitfaden für die Sterilisationsübungen der Phar-
maciestndierenden. 58 S. 3 Fig. Leipzig (Selbstverlag des
Laboratoriums für angewandte Chemie und Pharmazie) 1924.
Preis geh. 2 M.
Der vorliegende Leitfaden bringt in gedrängter Form eine klare
Übersicht über die Theorie und Praxis der Sterilisation im Apo¬
thekenbetriebe. Die verschiedenen Verfahren der Herstellung steriler
Verbandstoffe und Arzneien, Sterilisation, keimfreie Filtration und
Abfüllung in Ampullen sind leichtfaßlich dargestellt. Vielleicht wäre
die Einfügung einiger Schemata und Zeichnungen der gebräuchlichen
Apparate erwünscht gewesen. Besondere Kapitel behandeln die für
den Apotheker gelegentlich in Frage kommenden Färbeverfahren
für Tuberkelbazillen, Gonokokken usw., die Theorie des Mikroskops,
Richtlinien für die Desinfektion von Räumen und Gegenständen. In
einer späteren Auflage wäre zweckmäßig noch ein Abschnitt über
die Wertbemessung und richtige Lagerung der bakteriellen Präparate
(Tuberkulin !) und Heilsera einzufügen. Das Buch kann dem Pharma¬
ziestudierenden, der sich rasch und ohne große Kosten über das
Gebiet orientieren will, durchaus empfohlen werden, c. Fransnitz.
••
Hofmaim, P., Übersicht über Neuerscheinungen auf dem
Gebiete der Desinfektion in der Veterinärmedizin
im Jahre 1923. (Desinfektion. 1924 S. 113.)
Wedemann {Berlin).
Kliewe, H., Über die Bedingungen der Widerstands¬
fähigkeit von Bakteriensporen gegen Erhitzung.
(Ein Beitrag zum Wesen der Hitzedesinfektions¬
wirkung.) (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 733.)
Die Widerstandsfähigkeit einer Sporenemulsion (Heubazillen¬
sporen) wird, wenn auch in weit geringerem Maße wie bei den
vegetativen Keimen durch Begleitstoffe der Kultur beeinflußt. Diese
Tatsache wurde durch 3 mechanische Mittel nachgewiesen: durch
Absetzen der Sporen von den Begleitstoffen (Zentrifugierversuch)
durch Entfernen (Waschen) und durch Verdünnen derselben (Ver¬
dünnungsversuch). — Die Wirkung der Erhitzung erweist sich je
nach der verschiedenen Dauer als ein verschiedener Vorgang; es
wirken zwei Momente zusammen, vorwiegend thermische bei kurz¬
dauernder und hochgradiger Erhitzung, vorwiegend biologische Fak¬
toren bei langdauernder Erhitzung und niedrigeren Erhitzungs¬
graden. — Diese Befunde haben insofern praktische Bedeutung, als
Sporen in schonender Form abgetötet werden, wovon bereits in der
Praxis Gebrauch gemacht wird in der Anwendung der Pickelflüssig¬
keit bei Desinfektion milzbrandiger Häute. Schill {Dresden).
Desinfektion.
525
Brüning, Fritz, Über die Desinfektio*n der chirurgischen
schneidenden Instrumente, insbesondere über die
Unzuverlässigkeit des Alkohols. (D. m. W. 1924 S. 717.)
Anschließend an die von Nye und Tracy aus Boston berichteten
zwei Todesfälle an Gasinfektion, die durch keimbeladene Messer und
Scheren bei Operationen verursacht waren, verwirft Verf. völlig den
Alkohol als Instrumentendesinfiziens. Zur Erhaltung der Schärfe
der schneidenden Instrumente darf man sie in antiseptische Lösungen
verbringen, aber diesen doch nicht soweit vertrauen, daß man auf das
Auskochen nach dem Gebräuche, zumal an infizierten Kranken ver¬
zichtet. Nach dem Auskochen, Abziehen und Schleifen vor der
Wiederverwendung mindestens 1 Stunde lang Einlegen in Sublamin-,
Karbol-, Lysol- Oder Sagrotanlösung. Georg Schmidt (München).
Schirokauer, Hans, Ein neuer Kathetersterilisator für
Ureter und Blase. (D. m. W. 1924 S. 1803.)
Durch Elektrizität oder Spiritusflamme wird in einem Wasser¬
behälter Dampf erzeugt, der oben winklig in ein die Katheter ent¬
haltendes, schräg abwärts gestelltes Metallrohr Übertritt. Sehr hand¬
liche zerlegbare Vorrichtung. Georg Schmidt (München).
Hellenbrand, W. und Joachim oglu, G., Über die antiseptische
Wirkung des Sublimats in Lösungsmitteln verschie¬
dener Dielektrizitätskonstante. (Bioch. Zschr. 1924,
153, S. 131.)
Sublimat entfaltet in Lösungsmitteln von niedriger Dielektrizi¬
tätskonstante (Chloroform, Äther, Benzol) keine antiseptische Wirkung
auf Milzbrandsporen, während in Lösungsmitteln mit hoher Dielektrizi¬
tätskonstante (Nitrobenzol, Glyzerin, Wasser) eine solche vorhanden
ist. Da zwischen elektrolytischer Dissoziation und Dielektrizitäts¬
konstante ein Parallelismus besteht und die antiseptische Wirkung
der Dissoziation parallel geht, so entspricht das Versuchsergebnis
den Erwartungen.
Joachimoglu, G. und Klissiunis, N., Weiteres über die anti¬
septische Wirkung einiger Quecksilberverbindungen.
(Ebenda. S. 136.)
Wie beim Sublimat sind auch beim Quecksilbercyanid die
Wasserstoffionen von großem Einfluß auf die antiseptische Wirkung.
Bei saurer Reaktion nimmt die antiseptische Wirkung zu. Durch
Zusatz von Natriumbromid resp. Kaliumcyanid wird die antiseptische
Wirkung des Quecksilberbromids und -cyanids herabgesetzt. In
Benzol und Äther, zwei Lösungsmitteln von niedriger Dielektrizitäts¬
konstante wirkt Quecksilberbromid nicht antiseptisch, dagegen wohl
526
Desinfektion.
in Nitrobenzol und Glyzerin als Flüssigkeiten mit hoher Dielektrizi¬
tätskonstante. Auffallenderweise läßt aber Chloroform trotz seiner
niedrigen Dielektrizitätskonstante die antiseptische Wirkung des
Qaecksilberbromids ebenfalls hervortreten. Kurt Meyer (Berlin).
Fetscher, 11., Über Chloramin Heyden. (M. Kl. 1924 S. 1113.)
Staphylokokken werden in wässerigem Medium von 1 proz. Chlor¬
aminlösung nach 2 Minuten, von 3 proz. in 30 Sekunden, von 5 proz.
in 10 Sekunden abgetötet. 3 proz. Chloraminlösung ist demnach
bezüglich der Desinfektionskraft lpron;. Sublimat gleichzustellen.
Bei 50 proz. Serumzusatz tötet lproz. Chloraminlösung Staphylo¬
kokken nach 2 Stunden, 3 proz. nach 1 Stunde, 5 proz. nach 30 Mi¬
nuten. Chloramin tötet in der Verdünnung von 1:50000 noch Sta¬
phylokokken in 20 Minuten, Karbolsäure nur in der Verdünnung von
1 : 1000. Zur behelfsmäßigen Trinkwasserdesinfektion kann Chloramin
(5 mg auf 1 1 Wasser) verwandt werden. 5 proz. Chloraminstreupuder
sind 5 proz. Borsäure überlegen, lproz. Ag. nitricum-Puder gleich¬
wertig. 5 proz. Chloraminlösungen töten angetrocknete Milzbrand¬
sporen bei Zimmertemperatur in 10 Stunden, bei 40° in 8 Stunden.
Milzbrandsporen sind nach 6 ständiger Behandlung mit 5 proz. Chlor¬
aminlösung bei 40° für Mäuse nicht mehr pathogen. Die tödliche
Dosis für Mäuse von 15 g Gewicht liegt zwischen 1/10 und x/2 mg.
Erich Hesse (Berlin).
Lenz, Chlor a min anstatt Sublimat. (D. m. W. 1924 S. 1337.)
Bewährung für die Geburtshelferhand. Mängel in der Keim¬
freiheit nicht bemerkbar. Das Mittel koaguliert und ätzt selbst
empfindliche Haut nicht, ist sehr wenig giftig. Georg Schmidt.
Wedemann, W., Desinfektionsversuche mit Rohcaporit.
(Desinfektion. 1924 S. 129.)
In 2,5 proz. wässeriger Lösung ist Rohcaporit, ein bis 80 Proz.
wirksames Chlor enthaltendes Chlorkalkpräparat, das verschiedene
Vorzüge gegenüber dem Handelschlorkalk D.A.B. besitzt, für Des¬
infektionen bei Viehseuchen, z. B. bei der verschärften Desinfektion
von Eisenbahnviehtransportwagen geeignetes Präparat, das in seiner
Wirkung z. B. der 3 proz. Kresolschwefelsäure gleichkommt bzw. über¬
legen ist. Wedemann (Berlin).
Nakamura, Sunco, Vergleichende Versuche über die ab¬
tötende Wirkung von Trypaflavin auf Streptokokken
in vitro und in vivo. (Zschr. f. Hyg. 1924, 103, S. 640.)
Trypaflavinlösungen 1 : 800 bis 1 : 6000 bewirken bei 37° schnelle
Abtötung von großen Streptokokkenmengen im Reagensglas. — Eine
Desinfektion.
527
Trypaflavinlösung 1:25000 vermag in 15, 30 und 60 Minuten nur
einen Teil der großen Einsaat abzutöten, die übrigbleibenden Keime
sind aber nicht fähig, eine Maus von der Wunde aus zu infizieren.
Ähnlich, nur langsamer (erst in 1 Stunde) wirkt eine schwache
Sublimatlösung (1:12500). — Diese Erfolge beruhen ebenso wie die
Wirkung derselben Mittel als Wunddesinfizientien nur zum Teil auf
Abtötung der Erreger, zum anderen Teil auf Entwicklungshemmung
. und vor allem auf Virulenzabschwächung. Letztere ist beim Trypa-
flavin viel stärker ausgesprochen als beim Sublimat. Schill [Dresden).
Braafladt, L. H., The effect of Kaolin on the intestinal
flora in normal and pathologic conditio ns. (J. of inf.
Dis. 1923, 33, p. 434.)
Kaolin wirkt nicht als Antiseptikum, aber es reißt große Mengen
Bakterien in flüssigen Medien mit sich zu Boden, wenn es mit ihnen
vermischt und 2 — 3 Stunden in Bewegung gehalten wird. Ob dies
eine rein mechanische Wirkung ist, oder ob d#s Kaolin eine spezi¬
fische Affinität für Bakterien besitzt, ist nicht klar. Es bindet
Toxin und toxische Produkte von Vibr. cholerae, B. dysenteriae (Shiga),
B. enteritidis, diphtheriae, botulinus, typhi, paratyphi B, vielleicht
auch von eiterbildenden und eiweißlösenden Bakterien, indem es
diese unschädlich macht. Wenn es per os 10—30 Tage lang in ge¬
nügenden Mengen gegeben wird, verhandelt es die Darmflora von
Ratten, Hunden und Menschen aus einem vorwiegend eiweißlösenden
Typ in einen sauren. Kaolin wird erfolgreich verwendet bei der
asiatischen Cholera, bazillären Dysenterie, chronischen geschwürigen
Dickdarmkatarrhen und akuter Enteritis. Dieterlen ( Rottweil ).
Richet, Charles et Le Ber, A., De la relation entre la duree
et la concentration d’une substance sterilisante (eau
oxygenee). (C. r. Acad. des Sciences. 1924, 178, p. 2022.)
Mit H202 ausgeführte Desinfektionsversuche, die sowohl in bezug
auf die Dauer der Desinfektionswirkung als auch durch die Wahl
verschiedener Konzentrationen des Desinfektionsmittels variiert
waren, ließen Gesetzmäßigkeiten zwischen Konzentration und Wir¬
kungsdauer erkennen. Trägt man die Werte für Verdünnung und
Zeit in ein Ordinatensystem ein, so erhält man eine ziemlich regel¬
mäßige Kurve, die zeigt, daß die zur Abtötung notwendige Konzen¬
tration doppelt so schnell sinkt als die dazugehörige Einwirkungs¬
zeit Wächst. Mosel Goldschmidt (Frankfurt a. M.).
Baur, M., Studien über chemische Konstitution und
Wirkung. Die Wirkung einiger a,a-Diaryl-/?-amino-
äthanen auf Bakterien und Protozoen. (Zschr. f. d. ges.
exper. M. 1924, 42, S. 651.)
528
Desinfektion.
Verf. prüfte das dem Adrenalin nahestehende Diphenoläthanamin
und einige seiner Substitutionsprodukte (stets in Form des Chlor¬
hydrats) auf ihre abtötende Wirkung gegenüber Colibazillen, Staphylo¬
kokken und Colpidien. Die Ergebnisse gewähren einen gewissen
Einblick in die zwischen chemischer Konstitution und desinfektorischen
Eigenschaften bestehenden Beziehungen. Das Gesetz von Bechhold
und Ehrlich, nach welchem die Verbindung von Phenolgruppen zu
Biphenolen zu einer Steigerung der desinfizierenden Kraft führt, hat
nicht unbedingte Gültigkeit. Das Verhalten der Diyerbindungen im
Vergleich zu den Ausgangsverbindungen ist vor allem von dem
Charakter und der Stellung der Substituenten abhängig. H et sch.
Bechhold, H., Ein neuer Nachweis der Aufnahme von
Substanzen durch die lebende Schleimhaut. (M. m. W.
1924 S. 1391.)
Verf. hat den Nachweis für die Aufnahme eines Stoffes durch
lebendes Gewebe in der Weise zu führen gesucht, daß er die auf¬
genommene Substanz nicht in dem Gewebe suchte, sondern die Kon¬
zentrationsverminderung in der einwirkenden Lösung bestimmte.
Um den Nachweis der Konzentrationsverminderung zu führen, stellte
er die Abnahme der Desinfektionswirkung einiger mehr oder weniger
bakterizider Stoffe fest. Als Desinfektionsflüssigkeiten dienten Kar¬
bolsäure, Tribromnaphthol und Inspirol, ein Gemisch verschiedener
ätherischer Öle. Die Versuche wurden in der Weise durchgeführt,
daß die zu prüfende Lösung in 2 Portionen geteilt wurde; die
eine (I) diente zur Kontrolle, die andere (II) zur Spülung der Mund¬
höhle. Als zweite Kontrolle (III) wurde noch die Spülung mit
sterilem Wasser ausgeführt. Mit je 25 ccm von II und III wurde
der Mund verschiedener Versuchspersonen je 5 Minuten lang gründlich
gespült und hierauf alle 3 Flüssigkeiten durch Zusatz von sterilem
Wasser auf gleiches Volumen gebracht. In diese Lösungen wurden
dann je 0,5 ccm der Abschwemmung einer 24stündigen Agarkultur
von Colibakterien bzw. von Staphylococcus aureus in 20 ccm physio¬
logischer Kochsalzlösung gebracht und durch in bestimmten Zeitab¬
ständen wiederholte Abimpfungen auf Schrägagar das Wachstum
verfolgt. Es zeigte sich, daß den zur Spülung benutzten Lösungen (II)
ein Teil der gelösten Substanz durch die Schleimhaut entzogen
worden war und ihr Desinfektionsvermögen demgemäß geringer als
dasjenige der Originallösungen (I) war. Durch quantitative Unter¬
suchungen ließ sich schließlich feststellen, daß die Schleimhaut an¬
nähernd die Hälfte bis Dreiviertel der gelösten Substanz den ge¬
prüften Lösungen zu entziehen vermochte, w. Gaehtgens {Hamburg).
ßentralblatt für Bakteriologie etc. I. Abt. Referate.
v . Bd. 78. No. 23/24. ====^^
Ausgegeben am 25. März 1925.
Geschlechtskrankheiten.
Anderson, R. A., Schultz, 0. T. and Stein, J. F., A bacterio-
logical stndy of Vulvovaginitis of children. (J. of inf.
Dis. 1923, 32, p. 444.)
In 42 Fällen von Vulvovaginitis bei Kindern waren 35,7 Proz.
g<yiorrhoischer Natur und 64,3 Proz. nicht spezifisch. In mehr als
der Hälfte der spezifischen Fälle konnten die Gonokokken in Rein¬
kultur gezüchtet werden. Dieterlen ( Rottiueil ).
Hirsch, Hans, Die Lebensdauer der Gonokokken im
menschlichen Körper. (D. m. W. 1924 S. 1613.)
Ein Mann machte vor 10 Jahren einen Tripper durch. Dabei
ein paraurethraler Gang am Hoden. Heilung. Nach Motorradfahren
jetzt Wiederaufbruch des Ganges; in der Absonderung Gonokokken,
während die übrigen Harnwege frei davon waren. Die Tripperkeime
hatten 10 Jahre im Gange geschlummert und waren durch die
mechanische Reizung jetzt wiedererweckt worden. Georg Schmidt.
Ipsen,C., Über Formbeständigkeit und Wachstumsdauer
der Gonokokken. (Derm. Wschr. 1924, 79, S. 1045 u. 1097.)
Verf. konnte in angetrockneten Eitermassen noch nach 5 J/2 und
mehr als 10 Jahren Gonokokken in typischer Lagerung nachweisen.
Gonokokkenhaltiger Eiter erwies sich in sterilem Brunnenwasser und
auf sterilen Badeschwämmchen aufbewahrt bis zu 62 Stunden als
Wachstums- und auf künstlichen Nährböden auch als züchtungsfähig.
Gegen das Eintrocknen waren die Gonokokken dagegen sehr empfindlich.
Aus angetrocknetem Sekret gelang die Reinzüchtung schon nach
3/4 Stunden nicht mehr. Schuster (Frankfurt a.O.).
Strempel, Rudolf, Zur Kultur des Gonokokkus. (D. m. W.
1924 S. 1574.)
Bei der verschiedenen biologischen Eigenart der Trippererreger
verspricht am meisten Erfolg Impf kur mit den vom Kranken selbst
gewonnenen Keimen. Regelmäßige Herstellung des Impfstoffes setzt
empfindliche Nährböden voraus. Empfehlung des Levinthalschen
Nährbodens mit einzelnen Abänderungen. Verf. erzielt dabei mit
Menschenblut weit größere Einzelkolonien. Technik im einzelnen
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 23/24. 34
530
Gonorrhoe.
geschildert. Der so bereitete, völlig klare Kochblutagar sagt den
Gonokokken vorzüglich zu. Er besitzt weit bessere Sterilität als der
Ascitesagar. Man arbeitet auch unter gleich bleibenden Bedingungen;
was bei vergleichenden biologischen Gonokokkenuntersuchungen nütz¬
lich ist. Die Ansiedlungen entwickeln sich voll in 48 — 72 Stunden.
Spärliches Begleitbakterienwachstum. So gelingt, zumal bei frischem
Tripper, die Reinzüchtung leicht, aber der Nachweis selbst dann noch,
wenn andere Verfahren versagten. Vorschriften für die Abimpfung
aus Harnröhre und Cervix. Georg Schmidt (München).
Glingar, Alois, Zur Diagnose der weiblichen Gonorrhoe.
(M. Kl. 1924 S. 1208.)
Trotz der modernen Hilfsmittel des bakteriologischen Labora¬
toriums kann die Diagnose der weiblichen Gonorrhoe recht schwierig
sein. Die Provokationsverfahren, als deren bestes die Menstruation
bezeichnet wird, können der Diagnosestellung sehr förderlich sein.
Häufig ist auch die mikroskopische Untersuchung des Rektalsekrets,
das nach wiedergegebener Vorschrift leicht zu gewinnen ist, von
großem Nutzen. Erich Hesse (Berlin).
Cohn, Alfred, Moderne Gonorrhoediagnostik und -therapie.
(Therap. d. Gegenw. 1924 S. 496.)
Für die Diagnose sind die mikroskopischen Befunde ausschlag¬
gebend, wichtig jedoch auch die Züchtungsergebnisse (Levinthalscher
Influenzaagar). Die serologische Diagnostik (Komplementfixation)
ist von größerer Bedeutung bei den postgonorrhoischen Adnexent¬
zündungen der Frau sowie zur Aufklärung arthritischer Prozesse,
aber auch für die Beurteilung latenter Entzündungsherde. Die
moderne, recht erfolgreiche Chemotherapie der Gonorrhoe wird in
wertvoller Weise ergänzt durch die Vaccine- und Serotherapie.
Gono-Yatren, Frischvaccine und Autovaccine können besonders günstig
wirken. Erich Hesse (Berlin).
Patzschke, W., Über eine neue Dosierungsmethode un¬
spezifischer Mittel. (D. m. W. 1924 S. 1412.)
Bei Epididymitis gonorrhoica waren Milcheinspritzungen in die
Muskeln besonders wirksam. Das ist vermutlich auch den Bakterien
der Milch zu danken. Daher Verabfolgung von Vaccinen verschie¬
dener Milchbakterien. Vaccine von Bact. lactis aerogenes (Febrigen)
war ebenso erfolgreich wie Milch. Im allgemeinen heilte akute
gonorrhoische Nebenhodenentzündung nach Febrigeneinspritzung in
die Vene ab. Für die Dosierung war die Prüfung der Blutkörperchen¬
senkungsgeschwindigkeit bei frischer Epididymitis gonorrhoica am
brauchbarsten. Mit steigender Senkungsgeschwindigkeit wird der
Gonorrhoe.
531
Körper empfindlicher gegen unspezifische Mittel. Bei hoher spricht
er schlechter auf die Vaccine an. Bei niedriger sind von dieser
kräftigere Gaben zulässig. Die Fieber erzeugenden Milch- oder
Vaccinegaben wirken hier besser als andere Mittel ; aber das Fieber
ist nicht immer ein Heilmittel. Georg Schmidt {München).
Jacobsolm, F. und Langer, E., Experimentelle Unter¬
suchungen über antigonorrhoische Silberpräparate.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1760.)
Die von y. Neergard aufgestellte Skala des Ionisierungsgrades
der gebräuchlichen Silberlösungen stimmt überein mit den von den
Verff. in histologischen Präparaten gefundenen Bildern der mit
Silberlösungen behandelten Harnröhren männlicher Leichen. Ebenso
stimmt mit dieser Skala die Stärke der oligodynamischen Wirkung
der untersuchten Präparate überein. Für die kolloidalen Präparate,
Targesin und Reargon, konnten die Verff. nachweisen, daß eine irgend¬
wie erhebliche Ionisierung als Erklärung ihrer guten bakteriziden
Wirkung, die wenigstens für das Targesin experimentell erwiesen
ist, nicht in Frage kommen kann. Es muß sich hier um eine poten¬
zierte Wirkung eines schwach ionisierten Silberpräparates durch
komplexe Verbindung mit Tannin handeln, ähnlich den komplexen
Verbindungen Ichthargan und Argentamin, die aber keine Nährboden-
verschlechterung garantierenden, kolloidalen Präparate sind. Durch
ihre Tierversuche glauben die Verff. eine Reizlosigkeit der kolloidalen
Präparate nachgewiesen zu haben, die sich durch klinische Versuche
von Langer und Peiser beim Targesin bestätigt haben, beim
Reargon jedoch nicht. Schuster {Frankfurt a. 0.).
• •
Langer, Erich und Peiser, Bruno, Uber neuere kolloidale
Silberpräparate zur Behandlung der Gonorrhoe. (D.
m. W. 1924 S. 1439.)
Beobachtungen an Kranken unter Herbeiziehung der Endoskopie.
In die Harnröhre eingespritztes Reargon oder Targesin dringt auch
in die Littreschen Drüsen ein und entfaltet dort, wie auf der
Harnröhrenschleimhaut, eine gewisse Tiefenwirkung. Die Mittel
werden im allgemeinen von der Schleimhaut gut vertragen, besonders
das Targesin. Hauptanzeige: Früh- und Abortivbehandlung, vordere
Gonorrhoe. Darüber hinaus reichliche Versager. Georg Schmidt.
Nagel, V., Bedeutet die Behandlung mit Reargon einen
Fortschritt in der Gonorrhoetherapie? (D. m. W. 1924
S. 1181.)
Mißerfolge bei älterem, bei weiblichem, bei kindlichem Tripper
und mit Abortivkurversuchen. Zudem ist das Mittel teuer.
Georg Schmidt {München).
34*
532
Gonorrhoe. — Syphilis.
Portner, E., Bedeutet die Behandlung mit Reargon einen
Fortschritt in der Gonorrhoetherapie? (D. m. W. 1924
S. 1615.)
Reargon reizt häufig. Der Tripper greift oft auf hintere Harn- -j
röhre, Vorsteherdrüse und Nebenhoden über. Auch der frische Tripper
wird nicht abortiv geheilt. Nach Reargonanwendung waren mehr¬
fach die Gonokokken durch andere Silbermittel schwerer zu beseitigen i
als sonst. Georg Schmidt [München).
Koehler, Georg-Dietrich, Zur Reargonbehandlung. (D. m. W.
1924, S. 1802.)
Das Mittel befriedigt in der Abtötung von Tripperkokken nicht
(je 7 Männer und Mädchen). Es wird bei Gonorrhoe der Weiber
und chronischer der Männer nicht mehr angewendet werden.
Georg Schmidt [München).
Riem, Hans, Reargon bei der akuten Harnröhrengonorrhoe
des Mannes. (D. m. W. 1924 S. 1514.)
Da nicht selten nach Anfangserfolgen der Reargoneinspritzungen
später Gonokokken wieder auftraten, empfiehlt Verf. als bewährt, das
Mittel nur bis zum Verschwinden der Entzündungserscheinungen zu
verabfolgen und dann 3 Wochen lang Albargin einzuspritzen.
Georg Schmidt [München).
Mergelsberg, Otto, Über Reargon. (D. m. W. 1925 S. 69.)
Mißerfolge bei Tripper. Die keimtötende Kraft entspricht nicht
der starken Konzentration des Mittels. Georg Schmidt [München).
• •
v. Heiner, Ludwig, Uber die Verhütung von Kompli¬
kationen bei männlicher Gonorrhoe mittels Nov-
atropin. (D. m. W. 1924 S. 1373.)
Daß durch antiperistaltische Bewegungen des Ductus deferens
die Gonokokken aus der entzündeten hinteren Harnröhre in die
Nebenhoden befördert werden, soll durch Gaben von Atropin ver¬
hindert werden. Da dieses aber zu giftig ist, verabfolgte Verf. Nov-
atropin an 226 Kranke und erlebte danach nur noch 10 mal (in
4,5 Proz.) NebenhodenentzÜDdung. Georg Schmidt [München).
Mattauschek, E., Echte Neurorezidive und deren Bezie¬
hung zur „Metalues“. (W. kl. W. 1924 S. 1018.)
Verf. bespricht unter Mitteilung von Krankengeschichten die
scharf abgrenzbare Gruppe von Neurorezidiven, die sich im Früh¬
stadium der syphilitischen Infektion bei vorher liquorgesunden, in
Behandlung befindlichen Individuen, meist kurz nach einer oft un-
Syphilis.
533
genügenden ßehandlungsphase, aber auch während und nach aus¬
giebiger Salvarsan- oder Salvarsan-Quecksilber-Behandlung akut mit
deutlichen meningitischen, ausgesprochenen Hirnnervensymptomen und
schwer entzündlichen Liquorerscheinungen einstellen. Er ist der
Ansicht, daß Neurorezidive dieser Form, mit derart intensiv aus¬
gesprochenen entzündlichen Proliferationsvorgängen die spätere Ent¬
wicklung sog. metaluetischer Erkrankungen nicht annehmen lassen,
oder umgekehrt, daß ein durch mangelhafte Abwehrreaktionskraft
auf eine biologisch vielleicht anders geartete Infektion zur Metalues
disponiertes Individuum auf Salvarsan mit einem Neurorezidiv dieser
Art gar nicht reagiert. Neurorezidive kommen bei Weibern wesent¬
lich häufiger vor als bei Männern. Vielleicht läßt sich diese Tat¬
sache in Beziehung bringen mit dem Überwiegen der Disposition der
Männer zur progressiven Paralyse und der dadurch bedingten Un¬
fähigkeit dieser zu Neurorezidiven. Heisch [Frankfurt a. M.).
Reiter, H., Beitrag zur Frage der Wiederinfektion bei
experimenteller Kaninchensyphilis. (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 92, S. 534.)
Nach Infektionen mit positivem Ergebnis haften spätere In¬
fektionen nicht, die Zeitdauer dieses Zustandes scheint jedoch be¬
grenzt zu sein. Dieser Schutz gegen die Reinfektion ist aber
möglicherweise nicht durch echte Immunität bedingt, sondern viel¬
leicht lediglich der Ausdruck einer bestehenden latenten Infektion.
Für eine Neuinfektion sind indessen solche Tiere empfänglich, bei
denen durch rasche Anwendung therapeutisch wirksamer Substanzen
alsbald nach der Erstimpfung der Ausbruch der Infektion verhütet
worden ist; ja auch nachdem die Infektion angegangen ist, kann man
durch genügend wirksame Behandlung die erworbene Immunität
zerstören, so daß Neuinfektionen haften. Empfänglichkeit für letztere
dagegen braucht nicht zu bestehen, wenn eine ungenügende spezifische
Behandlung lediglich die äußeren klinischen Symptome beseitigt hat.
Das gleiche ist der Fall, wenn die Erstinfektion sehr weit zurück¬
liegt und der zur Wiederimpfung benützte Stamm biologisch höher¬
wertig ist, als der bei der Erstinfektion benützte. Empfänglichkeit
für eine Neuinfektion braucht dagegen nicht zu bestehen, wenn eine
ungenügende spezifische Behandlung lediglich die äußeren klinischen
Symptome zum Abklingen gebracht hat. Noetel ( Landsberg a. W.).
Hofmann, Edmund, Beobachtungen und Messungen an
Syphilisspirochäten. (D. m. W. 1924 S. 1648.)
Verf. untersuchte die in zahlreichen Generationen fortgezüchteten
und zum Teil durch positive Kaninchenimpfungen als sicher er¬
wiesenen Pallid akulturen von v. Wassermann und Ficker morpho-
534
Syphilis.
logisch. Die Spirochäten sind in den Kulturröhrchen außerordentlich
vielgestaltig. Den im Menschen vorkommenden Formen gleichen sie
am meisten, wenn der Nährboden halbfest ist. Nur typische Gewebs-
pallidae dürfen diagnostisch verwertet werden. Weiteres über Teilungs-
_ ••
fähigkeit, Haufenbildung, Wärmeempfindlichkeit, Änderung der Be¬
wegungsart, Spirochätenlängen- und -dickenmessungen in Kulturen
sowie im Gewebe (Technik). Der Wassermann-Ficker-Stamm B 36
wies eine mittlere Dicke von 0,25 f.i, auf festeren Nährböden dagegen
von 0,28—0,29 auf. Die Frage der Stammesunterschiede bedarf
jedenfalls auf Grund genauer Dickenmessungen noch weiterer Klärung.
Georg Schmidt {München).
Armuzzi, G. und Strempel, R., Zur Darstellung der Spiro-
chaeta pallida in Gefrierschnitten. (Klin. Wschr. 1924
S. 1534.)
Mit der von den Verff. angegebenen, etwas modifizierten Jahnel-
schen Methode gelang ihnen ziemlich regelmäßig und schnell der
Nachweis der Spirochaeta pallida in Gefrierschnitten von syphilitischem
Material (Papeln, Primäraffekte, Drüsen, syphilitischen Kaninchen¬
hoden). Wichtig ist, daß die ganze Prozedur bequem in einem Tage
vollendet und daher in besonders schwierigen Fällen zur Diagnose
herangezogen werden kann. Schuster (. Frankfurt a.O .).
Szilvasi, Über eine neue Spirochätenfärbung. (Arch. f.
Derm. 1924, 145, S. 265.)
Verf. hat für die Spirochätenfärbung einen neuen Farbstoff aus
der Gruppe der Amidofarbstoffe benutzt, der demnächst der Öffent¬
lichkeit übergeben werden soll. Die sehr dünnen Ausstrichpräparate
werden mit absolutem Alkohol fixiert, mit destilliertem Wasser ab¬
gewaschen, ohne Trocknen 8— 10 mal gefärbt und durch einfaches
Eintauchen in gewöhnliches Wasser vom Farbstoff befreit. Die auf
diese Weise gefärbten Ausstriche von Primäraffekten ließen raket-
bis knotenförmige charakteristische Verzweigungen, Sprossen, Dolden
und spindelförmige Auftreibungen erkennen, w. Gaehtgens {Hamburg).
Manteufel, P., Bemerkungen zu dem Ergebnis der bis¬
herigen Untersuchungen betreffend Abänderung der
staatlichen Anleitung für die Ausführung der Wasser-
mannschen Reaktion. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93,
S. 305*.)
• •
Allgemeine Übereinstimmung herrscht bezüglich der Ablehnung
der bisherigen Methodik der Feststellung der Ambozeptorgebrauchs¬
dosis, besonders hinsichtlich der Feststellung der antikomplementären
Extraktwirkung, ebenso wird die Auswertung des Komplements
Syphilis.
535
lediglich zur Ermittlung, ob man ein stark oder schwach wirksames
Komplement zur Verfügung hat, beanstandet. Die parallele Aus¬
wertung der Sera mit großen und kleinen Komplementüberschüssen,
nämlich mit 5- und lOproz. Komplementlösungen, wird teils empfohlen,
teils abgelehnt. Vereinfachung des Verfahrens wäre durch Herab¬
setzung der Zahl der Extrakte zu erreichen, doch steht im Wege,
daß man über die Gewinnung möglichst wirksamer Extrakte noch
nicht genügend orientiert ist. Verfeinerung ist zu erreichen, 1. durch
Auswertung des Komplements zwecks Arbeitens mit möglichst ge¬
ringen Mengen Komplementüberschusses und 2. durch scharfes Ein¬
stellen der Extrakte auf eine einheitliche Komplementgebrauchs¬
dosis. Voraussetzung zu 1 ist, daß das Komplement sich während
der Versuchsdauer auf stabiler Höhe hält, also 24 Stunden alt ist.
Haupthindernis für die exakte Auswertung des Komplements sind
die erheblichen Schwankungen, denen der Komplementgehalt des
Meerschweinchenserums unterliegt, auf der anderen Seite die sehr
verschiedene antikomplementäre Wirkung der Extrakte. Immerhin
sind aber mit der Auswertung des Komplements empfindlichere Re¬
aktionen erzielt worden als beim Arbeiten mit lOproz. Einheitsdosis.
Die Fehlerquellen der amtlichen Anleitung sind am ersten zu ver¬
meiden, wenn man den Komplementtiter unter Berücksichtigung von
Extrakt und negativem Serum ermittelt und zwar, indem man die
Gebrauchsdosis des Extraktes mit einem Mischserum aus negativen
Seren auf fallende Komplementdosen einwirken läßt. Immerhin wird
man gut tun, statt des einfachen Komplementminimums einen kleinen
• •
Uberschuß im Hauptversuch zu wählen, damit keine uncharakte-
. ristischen Hemmungen auftreten. Die Extraktkontrolle wird bei
geprüften Extrakten überflüssig. Ob auch bei Bindung bei niederer
Temperatur eine größere Empfindlichkeit erzielt werden kann, ist
noch nicht einwandfrei nachgeprüft. Noetel ( Landsberg a. W.).
Bohne, Bemerkungen über äie Wassermannsche Reaktion.
(D. m. W. 1924 S. 1584.)
Im Bergedorfer Staatskrankenhause werden fast alle innerlich
und äußerlich Kranken der ursprünglichen WaR. unterzogen. Es
werden mindestens zwei alkoholische Extrakte verwendet, von denen
sich die normalen Menschenherzextrakte noch besser bewähren als die
von fötalen syphilitischen Lebern gewonnenen. Wiederholt wurde so
verborgene Lues aufgedeckt. Bei 1541 Kranken unabhängig von den
eigenen Untersuchungen gleichzeitige Serumprüfung im Hamburger
Hygienischen Institute, mit völliger Übereinstimmung bei 1523. Der
Rest läßt sich zum Teil auch noch aufklären. Daneben bei einer
großen Zahl Bruck sehe Ausflockungsprobe. Sie ist den anderen
Verfahren mindestens gleichwertig, einfacher als die meisten von
536
Syphilis.
ihnen und fiel unter 793 Vergleichsuntersuchungen in fast 98 Proz.
ebenso aus wie die WaR. Man kann den gesunkenen Titer eines
zur Hälfte mit Glyzerin verdünnten Ambozeptors wieder auf die
alte Höhe bringen , wenn man ihn J/2 Stunde auf 56° erhitzt
(Seemann). Georg Schmidt {München).
Nicolau, S. et Banciu, A., Sur une particularite diffe¬
rentielle de la reaction de Bordet-Wassermann dans
la syphilis et la lepre. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 1352.)
Die WaR. fällt bei Lepra häufig positiv aus. Verff. teilen mit,
daß die leprösen Sera noch in sehr hohen Verdünnungen (1 : 70 bis
1 : 280 bei 22 Sera) Komplementbindung ergeben, während bei Syphilis
das Phänomen schon bei Verdünnungen über 1 : 40 verschwindet und
nur ausnahmsweise bis 1:50 noch wahrzunehmen ist. Prigge.
Rosenberg, Walter, Über den Einfluß der Extraktbereitung
auf den serologischen Luesnachweis. (Arch. f. Derm.
1924, 147, S. 424.)
Aus den Untersuchungen des Verf. geht hervor, daß bei der
Extraktion feuchter Organe mit Alkohol die Wirksamkeit der Extrakte
von dem Mengenverhältnis beider Reagentien abhängt. Um brauch¬
bare Extrakte zu erhalten, muß ein Gewichtsteil Organ mit mindestens
5 Volumteilen Alkohol behandelt werden; bei einem Verhältnis von
1 : 5 und 1 : 10 ergeben sich keine wesentlichen Unterschiede. Zur
Extraktbereitung läßt sich grundsätzlich auch der mit Phtalsäure
denaturierte Alkohol verwenden. Indes wirkt, besonders bei der
SGR., die Ausflockung störend, die der Phtalsäureextrakt beim Ver¬
dünnen mit Kochsalzlösung aufweist; durch stärkere Verdünnung
kann der Niederschlag wieder aufgelöst werden. Extrakte aus ge¬
faultem Rinderherz zeigen starke Neigung zu antikomplementärer
Wirkung und sind für die SGR. nicht brauchbar. Ebenso verwend¬
bar wie Feuchtextrakte sind die aus getrockneten Organen nach den
Methoden von Bordet-Roulens und M einicke hergestellten
Extrakte, und zwar sowohl für die WaR. als auch bei geeigneter
Cholesterinierung für die SGR. Für letztere scheint die Azeton¬
vorbehandlung nach Bordet-Roulens bessere Extrakte zu zeitigen
• •
als die Athervorbehandlung nach Me in icke. Beide Arten der Vor¬
behandlung ergeben scheinbar für die WaR. Extrakte mit geringerer
Eigenhemmung. Cholesterinzusatz verstärkt die Empfindlichkeit bei
allen Extrakten. Steigender Cholesterinzusatz kann unter Umständen
eine Eigenflockung beim Verdünnen mit Kochsalzlösung wieder zum
Schwinden bringen. w. G acht gen 8 {Hamburg).
Tallo, F., Sul potere anticomplementare „autropo“ del
siero di sangue in condizioni varie dell’ organismo e
Syphilis. 537
in rapporto alla reazione di Wassermann. (Bollet. Istit.
sieroterap. Milan. 1924, 3, p. 129.)
Im Laufe von verschiedenen Krankheitsprozessen, sowie auch
schon unter der Einwirkung von physiologischen Beizen auf den
Körper kann das Blutserum eine antikomplementäre „autotrope“
Wirkung entfalten, die thermostabilen Charakter hat. Das Eintreten
dieser Wirkung ist keineswegs konstant, ist vielmehr von den ver¬
schiedensten exogenen und endogenen Momenten abhängig.
Dieterlen {Rottweil).
• •
Lode, A., Uber die Verwendbarkeit des Binderblut¬
systems für die Wasserm a nnsche Beaktion. (Derm.
Wschr. 1924, 79, S. 1037.)
Auf Grund der einschlägigen Literatur und eigener Erfahrungen
empfiehlt Verf., bei der WaB. an Stelle des Hammelblutsystems das
Binderblutsystem zu verwenden und dadurch die Beaktion durch den
Fortfall der Hammelhaltung zu verbilligen. Schuster [Frankfurt a. 0.).
Hohn, Joseph, Ein Pipettierapparat zum Einfüllen der
Beagentien bei der WaB. und den Ausflockungs¬
reaktionen. (M. m. W. 1924 S. 1199.)
Beschreibung eines von der Firma F. und M. Lautenschläger,
Berlin, nach den Angaben des Verf. hergestellten Pipettierapparates,
der es ermöglicht, mittels einer besonderen Präzisionsabfüllvorrichtung
die für die WaB. und Ausflockungsreaktionen nötigen Verbrauchs¬
mengen der einzelnen Beagentien absolut gleichmäßig und schnell
abzugeben. Die Einzelheiten sind dem Original zu entnehmen.
W. Gaehtg ens {Hamburg).
Klaften, E., Die Methodik des Syphilisnachweises an
Gebäranstalten. (Arch. f. Gyn. 1924, 123, S. 283.)
Arbeit, die ausführlich die von Peham an der 1. Universitäts-
Frauen-Klinik zu Wien eingeführte Methodik zur restlosen Erfassung
der Syphilis schildert. Verf. schreibt der MTB. eine besondere Bolle
in der Geburtshilfe zu, da sie in Anbetracht der geringen Neigung
zu unspezifischen Ausfällen als die geeignetste Methode für die Unter¬
suchung des Betroplacentarblutes anzusehen sei. Er verlangt daher
die Untersuchung des Betroplacentarblutes bei jeder Gebärenden nach
der MTB. Die positiv reagierenden Fälle seien im Wochenbett min¬
destens 2 mal nachzuuntersuchen, wobei neben der MTB. in jedem
Fall auch die WaB. anzustellen sei. — Bei Schwangeren müsse in
jedem Stadium der Gravidität das Venenblut nach der WaB. und der
MTR. untersucht werden. E. Philipp {Berlin).
538
Syphilis.
Mutermilch, S., La technique du sero-diagnostic de la
Syphilis actuellement employee ä 1’ Institut Pasteur
a Paris. (Ann. de l’Inst. Pasteur. 1924, 38, p. 827.)
Ausführliche Schilderung der am Institut Pasteur geübten Modi¬
fikation der WaR. (Aktivmethode; bei Fehlen von Komplement oder
Ambozeptor Ersatz derselben mit Hilfe von menschlichem Normal¬
serum. Antigen von Bordet u. Ruelens). Prigge.
Modimayr, Ludwig, Zur Frage der Salvarsanprovokation
der Wassermannschen Reaktion bei Nichtsyphili¬
tikern mit Berücksichtigung der Sachs - Georgischen
und M ei nickeschen Reaktion. (Arch. f. Derm. 1924, 146,
S. 513.)
Die positiven Ergebnisse der WaR. und der anderen sero¬
diagnostischen Verfahren bei Nichtsyphilitikern im Anschluß an
Salvarsaneinspritzungen sind auf Salvarsanbeimengungen zu beziehen.
Die Blutentnahme zur WaR. nach einer Salvarsaninjektion darf darum
immer erst nach gründlicher Reinigung der verwendeten Spritze oder
mit einer neuen vorgenommen werden, da sonst fehlerhafte positive
Ausschläge möglich sind. Die Methode der Gennerichschen Salvarsan¬
provokation behält also auch weiterhin ihren hohen Wert unvermindert.
W. Gaehtgens [Hamburg).
Boas, Harald, Mörch, »J. R. und Pontoppidan, Borge, Vergleichende
Untersuchungen über die Wassermannsche, die Mei-
nickesche, die Sachs-Georgische und die 2*-Reaktion.
(Arch. f. Derm. 1924, 146, S. 443.)
Verff. konnten bei der Untersuchung von 2235 Serum- und
29 Liquorproben hinsichtlich der WaR. die schon früher von Boas
und Thomsen gemachten Beobachtungen voll bestätigen. Die
Meinicke-Reaktion steht der WaR. an Empfindlichkeit nach, arbeitet
aber streng spezifisch, da nur ein einziges Kontrollserum eine un¬
geklärt positive Reaktion gab. Die SGR. ist empfindlicher als die
Meinicke-Reaktion, aber nicht so scharf wie die WaR. und gibt wahr¬
scheinlich gelegentlich unspezifische Reaktionen. Die ^-Reaktion ist
bei Syphilis deutlich empfindlicher als die WaR.; sie gibt ab und zu
unspezifische Reaktionen, deren Zahl aber so klein ist, daß es sich
vielleicht doch um latente Lues gehandelt haben könnte.
W. Gaehtgens [Hamburg).
Martin, Hans, Über vergleichende Untersuchungen zwi¬
schen der Meinicke-Trübungsreaktion (MTR.), der
Sachs-Georgischen Flockungsreaktion (SGR.) und der
Wassermannschen Reaktion (WaR.). (D. m. W. 1924 S. 1536.)
Syphilis.
539
500 Seren bei Syphilis, Gonorrhoe, Tuberkulose, Hauterkrankungen
wurden der WaR., der SGR. sowie der MTR. unterzogen. Die im
einzelnen angewandte Methodik ist beschrieben. Spätablesung der
MTR. als Flockungsreaktion ist abzulehnen. Positiv oder negativ
übereinstimmende Ergebnisse aller 3 Proben bei 364 (= 72,8 Proz.)
Seren. — Innerhalb der restlichen 136 Seren hatte die MTR. durch¬
schnittlich eine größere Reaktionsbreite und schlug leichter aus als
die WaR. und die SGR. Weite Übereinstimmung der WaR. und der
SGR. beim Fehlen unspezifischer Ausgänge. Die MTR., als labiles
System mit vergrößerter Reaktionsbreite, bringt erhöhte Möglichkeit
unspezifischer Ergebnisse. Im übrigen ist sie einfach ausführbar und
spart Zeit. Georg Schmidt {München).
Hilgers, W. E., Die Verwertbarkeit labiler Sera für die
Flockungsreaktion nach Sachs-Georgi, Meinicke,
DM. und MTR. (Zsch. f. Immun.Forsch. 1924, 41, S. 152.)
. Für die Untersuchung sogenannter labiler Sera (Gravidität, Ma¬
laria, Skarlatina) sowie hämolytischer und bakteriell infizierter Sera
scheint die MTR. den anderen Reaktionen vielfach überlegen zu sein.
Kurt Meyer {Berlin).
Sato, Goro, Zur Serodiagnostik der Syphilis beim Ka¬
ninchen. (Zschr. f. Hyg. 1924, 101, S. 362.)
Die Untersuchungen des Verf. ergaben, daß wir neben der SGR.
mit aktivem Serum in der MTR8 eine für die serologische Diagnostik
der experimentellen und spontanen Kaninchensyphilis brauchbare Re¬
aktionen besitzen. Schill {Dresden).
Szirmai, F., Über die Bedeutung der neueren serologi¬
schen Untersuchungsmethoden bei Lues congenita.
(Jahrb. f. Kindhlk. 1924, 104, S. 257.)
Die Ausflockungsreaktionen sind von Wichtigkeit bei der Lues
congenita als Ergänzung der Wassermann- Reaktion. Sie verringern
die Zahl unsicherer Befunde. v. Bemuth {Jena).
Fleischer, L., Über die quantitative Ausgestaltung der
Flockungsreaktionen. (Arch. f. Hyg. 1924, 94, S. 254.)
Die Methode fußt darauf, daß bei positiven Seren die ausflocken¬
den Substanzen des Serums die Bestandteile des Extrakts, die bei
Vermischung mit der Kochsalzlösung deren Trübung hervorgerufen
haben, unter Bildung eines Bodensatzes und Klärung der überstehen¬
den Flüssigkeit ausfällen, und daß der Eintritt dieser Klärung —
diese, nicht der gleichzeitig gebildete Bodensatz ist maßgebend —
bei gleichbleibenden Extraktmengen innerhalb einer Skala abgestufter
540
Syphilis.
Serummengen — praktisch erprobt sind die Abstufungen von 0,4 bis
0,05 — bei positiven Seren sich bewegt. Als Extrakt eignet sich
der dünnere, zur Meinickeschen Trübungsreaktion verwandte in der
üblichen Kochsalzverdünnung. Der verschiedene Gehalt an aus¬
flockenden Substauzen in den nach Wassermann stark und schwach
reagierenden positiven Seren kommt in der quantitativen Reaktion
meist entsprechend zum Ausdruck. Selbst bei Verwendung gleichen
Extraktes können natürlich die Resultate beider Reaktionstypen
nicht verglichen werden, ein absoluter Parallelismus besteht nicht.
Die quantitative Flockungsreaktion erscheint besonders geeignet,
den Erfolg einer antiluetischen Kur fortlaufend zu kontrollieren.
Noetel {Landsberg a. W.).
Schilling, Erich, Die vereinfachte Meinickesche Trü¬
bungsreaktion als prinzipielle Untersuchungs¬
methode im Krankenhaus. (D. m. W. 1924 S. 844.)
Von 1000 Kranken reagierten 125. Bei 3 kein Anhalt für
Syphilis; also unspezifischer Ausfall. 7 sicher Syphilitische reagierten
nach Meinicke, dagegen nicht nach Wassermann; 5 mal war dabei
die Sternsche Abänderung positiv, 2 mal die Sternsche positiv bei
negativer Meinicke-Probe. Bei tertiärer Lues ergab sich 2 mal nur
nach Meinicke, dagegen nicht nach Wassermann und Stern ein Aus¬
schlag. — Die vereinfachte MTR. erfordert wenig Zeit und Kosten
und liefert in wenigen Stunden ein Ergebnis. Am besten wäre
gleichzeitige Anstellung der 3 Proben. Doch kommt man in der
Praxis — bis auf besondere Fälle — mit Meinickes Verfahren aus.
Georg Schmidt {München).
zur Linden, W., Erfahrungen mit der Meinickeschen
Trübungsreaktion (MTR.). (D. m. W. 1924 S. 1149.)
Die MTR. weist in ihrer aktiven Form zurzeit die beste Methodik
auf; sie ist einfach, wohlfeil, schnell ausführbar, gut zu beurteilen.
Die serodiagnostische Zuverlässigkeit wurde an 510 Blutproben
erforscht, mit denen gleichzeitig die WaR., die SGR. und die
dritte Modifikation der Meinickeschen Flockungsreaktion angestellt
wurden. In 91,4 Proz. stimmten MTR. und WaR. überein. 18 mal
(3,5 Proz.) zeigte MTR. die Lues an, während WaR. versagte. Erstere
wird später negativ, hat eine größere Reaktionsbreite als die WaR.,
ferner keine unspezifischen Ergebnisse. Andererseits blieb bei
16 klinisch sicheren Syphilitikern mit positiver WaR. die Trübung
bei der MTR. aus (= 3,1 Proz.). Ein weiterer Mangel der MTR. ist
die schwankende Schärfe der Extrakte. Sie ist auch für Liquor¬
untersuchung ungeeignet. Sie ist daher nicht reif für die allgemeine
Praxis und muß immer noch durch gleichzeitige WaR. ergänzt werden.
Georg Schmidt {München).
Syphilis.
541
Beniasch, M. und Lerner, D., Methode der beschleunigten
Ausflockungsreaktion bei Syphilis. (Zbl. f. Bakt. Abt. I.
Orig. 1924, 93, S. 352.)
Ausgehend vom Gedanken, daß bei der Seroreaktion die gegen¬
seitige Fällung der beiden Kolloidkörper : Globuline des Serums und
Lipoide des Extraktes durch die Anwesenheit des lipoidlösenden
Alkohols gestört wird, wird mit einer alkoholfreien Emulsion ge¬
arbeitet. Diese nimmt ihren Ausgang von einem nach M einicke
hergestellten alkoholischen Extrakt, jedoch mit der Abweichung, daß
er durch die Behandlung mit Äther von Fetten möglichst befreit
wird, und wird gewonnen dadurch, daß der Alkohol der jeweils zum
Versuch benötigten Extraktmenge im Brutschrank verdunstet und
der Rückstand mit Kochsalzlösung ausgewaschen und nach be¬
stimmtem Titer, gewonnen an sicher positiven und negativen Seren,
verdünnt wird. 0,6 Emulsion wird zu 0,2 inaktivem Serum +0,2
Kochsalzlösung zugesetzt, das Gemisch 5 — 6 Minuten zentrifugiert.
Für den Ausfall ist wie bei der Bruckschen Methode die Bildung
einer Membran an der Oberfläche des Gemisches maßgebend. Bei
• •
1184 Seren Übereinstimmung mit Wassermann in 96,6, mit DM in
95,6 Proz. Genaues Urteil über Spezifizität jedoch nicht möglich, da
Resultate nicht durchweg durch klinische Angaben kontrolliert
werden konnten. Noetel (Landsberg a. W.).
Untersteiner, R., Weitere Erfahrungen über die verein¬
fachte Meinickesche Trübungsreaktion. (Derm. Wschr.
1924, 79, S. 1042.)
Es wurden im ganzen an 1700 Seren die MTR. und WaR. an¬
gestellt. Übereinstimmung beider Reaktionen ergab sich in rund
97 Proz. der Fälle. Das Verhältnis der unspezifischen Reaktions¬
ausfälle der WR. und MTR. war ziemlich gleich. Schuster.
Bruns, Gudrun, Erfahrungen mit der Meinickeschen Trü¬
bungsreaktion. (M. Kl. 1924 S. 1178.)
Die MTR. scheint empfindlicher, vielleicht aber auch weniger
spezifisch zu sein als die WaR. Ein Ersatz der WaR. durch die sehr
einfache MTR kommt zurzeit nicht in Frage, jedoch können Parallel¬
untersuchungen nach beiden Verfahren von erheblichem Nutzen sein.
Erich Hesse (Berlin).
Elkeles, G., Erfahrungen mit der Meinickeschen Trü¬
bungsreaktion. (D. m. W. 1924 S. 1256.)
Man soll bei der vom Verf. angegebenen „Lumbalpunktatreaktion
mit Meinickes Balsamextrakten“ nicht lediglich, wie es irrtümlich
Förtig tat, die Trübung, sondern die Flockung ablesen.
Georg Schmidt (München).
542
Syphilis.
• •
Poschacher, A., Uber Meinickes dritte Trübungsreaktion
(MTR.3). (Denn. Wschr. 1924, 79, S. 950.)
Verf. faßt seine Erfahrungen mit der MTR.3 folgendermaßen zu¬
sammen: Das Ergebnis wird zweizeitig abgelesen und zwar nach
1 und nach 4 Stunden. Das Ergebnis wird abgestuft, wobei auch
die Flockung berücksichtigt wird. Beim Arbeiten mit nur einer
Extraktverdünnung ist der 16 fachen der Vorzug zu geben. Mit der
WaR. besteht Übereinstimmung in 91 Proz. aller Fälle. Bei Nicht¬
übereinstimmung besteht fast sicher keine unspezifische Reaktion,
öfters längere Resistenz bei mit Salvarsan und Hg bzw. Salvarsan
• •
und Bi behandelten Fällen von Lues aller Stadien, starke Uber-
• •
legenheit bei Lues latens, Überlegenheit bei Lues III und früheres
Positivwerden bei Lues I. Bei Unbrauchbarkeit der WaR. infolge
Eigenhemmung ist das Resultat der MTR. verwertbar. Bei der
Untersuchung von Liquor spielt die Trübung keine brauchbare Rolle,
anscheinend aber die Flockung. Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Niederwieser, V., Unsere Erfahrungen über die Meinicke-
Mikroreaktion. (W. kl. W. 1924 S. 986.)
Nach den Erfahrungen der Innsbrucker Kinderklinik ist die
Meinicke-Mikroreaktion beim Säugling und Kleinkind mit der klini¬
schen Diagnose zusammen eine wertvolle Stütze und kann vielleicht
die WaR. ersetzen. Letzteres aber nur dann, wenn nach gewissen
Erfahrungen und durch stets in größeren Serien (mit Kontrollproben)
angelegte Proben und die dadurch ermöglichten Kontrollvergleiche
eine sachgemäße, sichere Beurteilung ermöglicht wird. Wegen der
geringen Menge Blutes, die benötigt wird, und der bequemen Mög¬
lichkeit seiner Gewinnung, ferner wegen der Möglichkeit, fortlaufende
Untersuchungen zu machen, besitzt die Meinicke-Mikroreaktion ge¬
rade für die Kinderärzte einen besonderen Wert. He t sch.
Hachla, J., Luesnachweis mit Hilfe der Flockungsreak¬
tionen nach Meinickes III. Modifikation und nach
Sachs-Georgi, verglichen mit der WaR. (Öas. lek. öes.
1924, p. 1238 [tschechisch].)
Verf. vergleicht auf Grund von 18148 Blut- und 407 Liquor¬
untersuchungen die Wa.-, DM.- und SG.-Reaktionen. Übereinstim¬
mung bestand in 90,74 Proz. DM. erscheint in dieser Statistik als
sehr spezifisch, SG. zwar empfindlicher, aber häufiger unspezifisch.
Bei Liquoruntersuchungen übertrifft WaR. die beiden anderen Re¬
aktionen. Zur Diagnose der Lues empfiehlt aber der Verf. keine der
3 Reaktionen allein, sondern möglichst immer nur eine Kombination
aller 3 Methoden gleichzeitig. Gellner ( Olmütz ).
Syphilis. 543
Takenomata, N., Zur Frage der Serum-Inaktivierung beim
serologischen Luesnachweis. (M. Kl. 1924 S. 865.)
Eine 5 Minuten dauernde Erhitzung auf 60 0 bietet sowohl für die
WaR. als auch für die Sachs-Georgi-Ausflockungsreaktion mindestens
ebenso günstige Bedingungen wie eine solche von 30 Minuten Dauer
auf 55°. Diesbezügliche Nachprüfungen werden empfohlen.
Erich Hesse (Berlin).
Meinicke, Ernst, Zur Frage der Serumaktivierung beim
serologischen Luesnachweis. (M. Kl. 1924 S. 1217.)
Ergänzende Bemerkungen zu der Arbeit von Takenomota in
No. 25 der glichen Wochenschrift. Erich Hesse (Berlin).
Tsakyroglu, G., Über die Brauchbarkeit der Sachs-
Georgischen Reaktion in der Schwangerschaft. (Arch.
f. Gyn. 1924, 122, S. 333.)
Die Sachs-Georgi-Reaktion ist in der Schwangerschaft (unter¬
sucht wurden 302 Fälle) zur Serodiagnostik der Lues durchaus
geeignet, besonders als Ergänzungsreaktion zur WaR. zwecks Er¬
zielung besserer Resultate. Das Nabelschnurblut ist zur Serodiagnose
der Lues unbrauchbar, sowohl wegen seiner Neigung zur Hämolyse,
als auch weil das kindliche Blut auch bei kongenital luetischen häufig
erst während der ersten Monate nach der Geburt seropositiv wird.
Man muß das Arm venenblut der Mutter benutzen. E. Philipp.
Gasiorowski, N. et Legezynski, St., Influence de la dose et
du temps de l’inactivation du serum, ainsi que de la
duree d’action de la temperature de 37°, sur la reaction
de Sachs-Georgi. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 91, p. 699.)
Untersuchungen über den Einfluß der Serumdosis, der Inakti¬
vierungsdauer und des Brutschrankaufenthaltes auf die Sachs-
Georgi-Reaktion. Die besten Resultate wurden mit 0,2 ccm 1/2 Stunde
bei 56° inaktivierten Serums erzielt; Ablesung nach 48 ständigem
Brutschrankaufenthalt (37°)! Prigge (Frankfurt a.M.).
Turcek, R., Über eine Modifikation der SGR. mit be¬
deutend erhöhter und ausgreifenderer Sensibilität.
(Öasop. pro zdrav. 1924 p. 95 [slovak.].)
Beschreibung einer Modifikation der SGR., erprobt an 566 Fällen
mit einer Sensibilität, die um 45 Proz. die WaR., ohne Einbuße an
Spezifität, übertreffen soll. Die Spannweite der Sensibilität ver¬
längert sich angeblich gegen die Primärperiode und andererseits gegen
die Periode der vorgeschrittenen Heilung hin zu. Die Modifikation
besteht in: 1. einer größeren Konzentration des Antigens, 2. einer
Verlängerung der Reaktionszeit bis auf 36 Stunden. Gcllner.
544
Syphilis.
Sachs, H., Klopstock, A. und Ohashi, T,, Neuere Versuche
zur Serodiagnostik der Syphilis mittels Ausflockung.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1363.)
Bei der Frühablesung der SGR. kommen gelegentlich unspezifische
reversible Frühflockungen auf. Diese fallen weg, wenn man den
Extrakt rasch, anstatt zweizeitig verdünnt. Dabei tritt aber eine
erhebliche Herabsetzung der Empfindlichkeit ein, die Zusatz ver¬
stärkender Stoffe notwendig macht. Die Verff. benutzen bei der be-
‘ schriebenen Reaktion als Verstärker Benzoeharz. Neben den chole-
sterinierten Benzoeharzextrakten wurden auch die gleichen Extrakte
mit einem geeigneten Lezithinzusatz verwandt. Die bisherigen
diagnostischen Ergebnisse sind durchaus ermutigend. Das Verfahren
ist sparsam in bezug auf Serummenge und Extraktverbrauch, das
Ergebnis ist rasch makroskopisch ablesbar. Auch für die Prüfung
von Lumbalflüssigkeiten scheint die Methode brauchbar zu sein.
Schuster {Frankfurt a. 0.).
Sachs, H. und Klopstock, A., Zur Serodiagnostik mittels
Ausflockung. (Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 167*.)
Ablesen der SGR. sofort, spätestens nach 1 Stunde Brutschrank¬
aufenthalt möglich durch Versetzen des gebräuchlichen Extraktes
mit Benzoeharz und Lezithin und längerem Schütteln des Serum¬
extraktgemisches im Schüttelapparat. Die Reaktion ist Flockungs-,
nicht Trübungsreaktion. Noetel {Landsberg a. W.).
Sachs, H. und Klopstock, A., Zur Serodiagnostik der Syphilis
mittels „Benzocholextrakte n“. (Klin. Wschr. 1924 8. 1818.)
Verff. weisen darauf hin, daß für die Ausflockungsreaktion mit
„Benzocholextrakten“ nur frisch bereitete oder höchstens bis zu
8 Tagen alte Gemische von cholesteriniertem Rinderherzextrakt und
Benzoeharzlösung ein einwandfreies Resultat gewährleisten. Aus¬
reichend ist das Arbeiten mit Benzocholextrakten ohne Lezithin¬
zusatz, Schuster {Frankfurt a. 0.).
Holländer, A., Nachprüfung der „Neueren Versuche von
H. Sachs, A. Klopstock und T. Ohashi zur Sero¬
diagnostik der Syphilis mittels Ausflockung“. (Derm.
Wschr. 1924, 79, S. 1008.)
Verf. hat die neuerdings von Sachs, Klopstock und Ohashi
angegebene Schnellflockungsreaktion (Schn.FR.) an 330 Seren nach¬
geprüft. Aus seinen Untersuchungen geht hervor, daß die Schn.FR.,
verglichen mit dem Ausfall der WaR., bei den meisten Fällen gute
und brauchbare Ergebnisse liefert. Einwandfreies Arbeiten und gute
• •
Übung sind unbedingt notwendig. Aber auch diese Methode kann nur
als Ergänzungsreaktion zur WaR. in Frage kommen. Schuster.
Syphilis.
545
Heyer, E., Über Erfahrungen mit der neuen Ausflockungs¬
reaktion auf Lues nach Sachs und Klopstock. (Klin.
Wschr. 1924 S. 2099.)
Verf. hat die Ausflockungsreaktion nach Sachs, Klopstock
und Ohashi an 572 Fällen nachgeprüft. Nach seinen Erfahrungen
ist die neue Reaktion sehr einfach auszuführen, sie benötigt wenig
Material und ist schnell ablesbar. Unspezifische Reaktionen sind
selten. Für die Laboratoriumsdiagnose hat die Reaktion den Vorteil,
daß sie am gleichen Tage mit der WaR. abgelesen werden kann.
Nachteile gegenüber der S.G.R. scheint sie kaum zu haben. Verf.
ist der Ansicht, daß die neue Reaktion den Bedürfnissen der All¬
gemeinpraxis am nächsten kommt, und daß man sie der Allgemein¬
praxis nicht vorenthalten sollte, wenn durch weitere Untersuchungen
die Brauchbarkeit bestätigt wird. Schuster (Frankfurt a. 0.).
Klostermann, M. und Weisbach, W., Über ein konstantes
Grundantigen zur Serodiagnose der Syphilis. (Arch. f.
Hyg. 1924, 94, S. 247.)
Zunächst Bekämpfung der von Paul und Epstein gegen
frühere Arbeiten der Verff. gemachten Ein wände, Aufrechterhaltung
besonders der Behauptung, daß Globulin ein normaler Bestandteil des
Sachs-Georgi-Niederschlags ist, Entwicklung der Gewinnung eines
Extrakts aus Pferdeherzpulver, zunächst mit Petroläther, und dann
mit 95 proz. Alkohol im Verhältnis 1 : 10 behandelt, dieser ist als
Ausgangsmaterial für die Antigenbereitung für alle bisher angegebenen
Syphilisreaktionen, auch Trübungsreaktionen, soweit sie mit alkoholi¬
schen Extrakten arbeiten, brauchbar. Da in diesem Extrakt Fette,
Phosphatide und Sterine wegen ihrer Löslichkeit in Petroläther nicht
vorhanden sind, außerdem Lezithin und Kephalin in Petroläther lös¬
lich sind, so kann diesen Phosphatiden bei der Luesreaktion keine
ausschlaggebende Bedeutung beigemessen werden, und damit werden
der Lipoidbindungstheorie (M einicke, Epstein und Paul) wesent¬
liche Stützen entzogen. Ob der wirksame Stoff des neuen Extraktes,
der von den Verff. früher bereits als Lezithalbumin angesprochene
Körper ist, kann erst durch weitere Versuche entschieden werden.
Noetel ( Landsberg a. W.).
Weyrauch, F., Weitere Untersuchungen über die Brauch¬
barkeit der Trübungsreaktion nach Dold (DR.). (M. Kl.
1924 S. 940.)
Die DR. zeigte in 95,2 Proz. der Untersuchungen Übereinstim¬
mung mit der WaR., die Spätablesung der DR. als Flockung in
93,8 Proz. Die Versager sind bei beiden Reaktionen ungefähr gleich
häufig. Ein Vorteil der DR. ist die Möglichkeit der Ablesung in den
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No. 23/24. 35
546
Syphilis.
zwei typischen Stadien der Trübung und Flockung; eine Vereinigung
der WaR. und der DR. bietet größere diagnostische Sicherheiten als
eine solche der MTR. und der SGR. Erich Hesse [Berlin).
Griesbach, R., Erfahrungen mit der Kodamaschen Aus¬
flockungsreaktion an 1500 Sera. (Klin.Wschr. 1924 S. 1680.)
Auf Grund ihrer Vorzüge, der hohen Spezifizität und der ein¬
fachen Technik mit einmal eingestellten cholesterinierten Extrakten
ist die Überschichtungsprobe für die Serodiagnose der Syphilis zur
vorläufigen schnellen Orientierung selbst für den Praktiker als ge¬
eignet zu erachten. Die Bestätigung durch die WaR. muß jedoch
in jedem Falle nachgeholt werden. Schuster [. Frankfurt a. 0.).
Hecht, Hugo, Zur Technik meiner Aktivmethode der
Seroreaktion bei Syphilis. (D. m. W. 1924 S. 1374.)
Abänderungen der 1922 beschriebenen Technik : 1. Die Kochsalz¬
lösung, mit der man die zur Auswertung verwendeten Röhrchen auf¬
füllt, wird im selben Verhältnisse mit 96proz. Alkohol versetzt,
wie die Antigenverdünnung aufgestellt wird. 2. Einzeldosis: 0,1 ccm
des Menschenserums. Zur Auswertung 4 Röhrchen, die mit 0,1— 0,4
des 5proz. Hammelblutes aufgefüllt werden. 3. Die ganze Versuchs¬
reihe kommt gleichzeitig in den Brutschrank. Es wird das Hammel¬
blut in die 4 Auswertungsröhrchen nach 25 Minuten eingebracht,
nach weiteren 35 Minuten die durch die Auswertung für jedes
Serum festgestellte Blutmenge nachgefüllt. Will man die Bindung
im Eiskasten vornehmen, wodurch das Verfahren viel empfindlicher
wird, so wird der gesamte Versuch in ihm gelassen und nachher
sofort das Blut in die Auswertungsröhrchen gefüllt. 4. Man unter¬
sucht mit mindestens 2 Antigenen, Rinderherz- und Cholesterin¬
extrakt, bei jedem mit einer schwächeren spezifischen Gabe und
einer stärkeren empfindlicheren, aber nicht so spezifischen Menge.
Diese Antigendosen werden durch genaue Titrierung festgestellt, die
das Wichtigste ist. Man bestimmt bei normalen und bei patho¬
logischen, aber nichtsyphilitischen Seren die Extraktdosis, die gerade
noch hemmt, wobei man in die Kontrollröhrchen die entsprechende
Alkohol menge hinzufügt. Von der so ermittelten Antigendosis sind
die Hälfte die spezifische und 3/4 die empfindlichere, aber unspezi¬
fische Dosis. Vor allgemeiner Verwendung prüft man an Seren
verschiedenen Ursprungs, auch luetischen, die Empfindlichkeit der
Antigene. Georg Schmidt [München).
Rockstraw, Elizabeth W. and Hopkins, J. G., Zone phenomena
in the Kahn precipitation test for Syphilis. (Proc. Soc.
for exper. Biol. a. M. 1924, 21, p. 453.)
Syphilis.
547
Die Kahnsche Präzipitationsmethode für Syphilis sieht bei gleich¬
bleibenden Serummengen drei Abstufungen des Antigengehalts vor.
Drei Typen positiver Reaktion: 1. Die stärkste Ausflockung im ersten
Röhrchen mit dem größten Antigengehalt. 2. Die Reaktion in allen
drei Röhrchen gleich stark. 3. Im dritten Röhrchen am stärksten.
Die Reaktion des ersten Typus sollte als stark, die des zweiten als
mittelstark, die des dritten als schwach positiv betrachtet werden.
Aus einer Zusammenstellung von Ergebnissen bei Prüfung von Seren
in steigenden Verdünnungen mit Antigenen in steigenden Verdünnungen
ist ersichtlich, daß ein nur mit konzentrierterem Antigen Fällung
gebendes Serum in der Regel einen höheren Immunkörpergehalt hat
als ein mit stark verdünntem Antigen reagierendes, und daß man
durch weitere Verdünnung eines Serums eine im ersten Röhrchen
stark positive, im dritten negative Reaktion in eine in allen drei
Röhrchen stark positive und weiter in eine im ersten Röhrchen
negative im dritten stark positive verwandeln kann, weil ein Maximum
von Fällung erhalten wird, wenn Verdünnung des Antigens und Ver¬
dünnung des Serums und damit des Immunkörpergehalts sich in ge¬
wisser Weise entsprechen. Bei der Wassermann-Reaktion wurde auch
für stark verdünnte Seren keine Zunahme des Bindungsvermögens bei
steigender Antigenverdünnung beobachtet. Ein Vergleich der Kahn-
Reaktion mit Cholesterin- Wassermann-Reaktionen bei den gleichen
Seren zeigt, daß der positiven Kahn-Reaktion des ersten Typus durch¬
schnittlich der Wassermann- Wert 3-)- bis 4-(- entspricht, dem zweiten
Typus 1,5+ bis 3,5-)-, und dem dritten Typus 0,3+ bis 2,8+. Die
stärksten Wassermann-Reaktionen finden sich nur bei Seren mit dem
ersten Typus der positiven Kahn-Reaktion. E. Fit sehen (Weyarn).
Wüllen weher, G., Über die Frage der Verwendbarkeit des
Liquor cerebrospinalis zu diagnostischen Zwecken
bei artifizieller Blutbeim engung; zugleich ein Bei¬
trag zur Genese der Mastixkurve. (Klin. Wschr. 1924
S. 1756.)
Verf. hat Reihenuntersuchungen angestellt einerseits mit Normal¬
liquor, andererseits mit paralytischem Liquor, denen abgestufte Mengen
von Blutserum zugesetzt waren. Die Resultate sind in einer Tabelle
zusammengestellt. Bei einem Gesamteiweißgehalt des sanguinolenten
Liquors von über 1,5 Prom. bzw. mit einer Erythrocytenzahl von
mehr als 300 Erythrocyten in 10 Kleinquadraten der Bür ker sehen
Zählkammer ließ sich die Unterscheidung des normalen vom Para¬
lyseliquor nicht durchführen. Nach unten schließt die Tabelle mit
einem Gesamteiweißgehalt von 0,37 Prom. und 75 Erythrocyten in
10 Kleinquadraten ab, da bei noch geringeren Beimengungen fast
der reine Typ des Normal- bzw. Paralyseliquors eintritt. Die Mastix-
35*
548
Syphilis.
reaktion bietet bei 0,75 Prom. Gesamteiweißgehalt und 150 Erythro-
cyten einen Vorteil gegenüber den anderen Liquorreaktionen, die bei
demselben Grade der Liquorverunreinigung mit Blut — wenigstens
schwach — positiv ausfallen, die sichere Bewertung des Liquors für
die Frage „Paralyse- oder Normalliquor“ also ausschließen.
Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Schoenfeld, Neuere Eiweißproben in der Rückenmarks¬
flüssigkeit. (Arch. f. Derm. 1924, 145, S. 270.)
Eine bei 32° gesättigte Lösung von Natriumsulfat eignet sich
in den vom Verf. angewandten Mengenverhältnissen im Gegensatz
zur gesättigten Ammonsulfatlösung nicht zum Aussalzen von Eiweiß
in der Rückenmarksflüssigkeit bzw. als Eiweißprobe für praktische
Zwecke. Auch Kaliumacetat ist ungeeignet. Dagegen kommt den
ein- und mehrwertigen Phenolen und der Gerbsäure eine eiwei߬
fällende Wirkung in der Rückenmarksflüssigkeit zu. Besonders das
Resorcin in 12,5 proz. Lösung ist für die Eiweißprobe für laufende
Untersuchungen zu empfehlen. Die Resorcinprobe steht hinsichtlich
der Empfindlichkeit in der Mitte zwischen der Pändyschen Karbolsäure¬
probe und der Nonneschen Ammoniumsulfatprobe. Kresol in 5 proz.
Lösung fällt nur bei hochgradigen Veränderungen. Pyrogallol (20 Proz.)
ist ebenfalls verwendbar, hat aber keine Vorzüge vor der Resorcin¬
probe. Gerbsäure (0,2 Proz.) scheint ebenfalls für den Nachweis
pathologischer Eiweißmengen brauchbar zu sein, gibt aber nicht so
gute Ausschläge Wie das Resorcin. W. Gaehtgens {Hamburg).
Langer, Erich, Über therapieresistente Lues. (M. Kl. 1924
S. 1171.)
Verf. erörtert das Problem mit besonderer Berücksichtigung
seiner praktischen Bedeutung für die Chemotherapie der Lues.
Erich Hesse {Berlin).
Schumacher, Josef, Worauf beruht die spezifisch spirillo-
zide Wirkung des Salvarsans? (Arch. f. Derm. 1924, 145,
S. 364.)
Die spezifische Wirkung des Arsens ist pharmakologischer
Natur und wird durch die Verschiedenheit im chemischen Aufbau
zwischen Körper- und Spirochätenzellen bedingt. Die Spirochaeta
pallida ist ein nukleinsäurefreier und damit ein sehr sauerstoffarmer
Parasit, die Körperzelle dagegen hat als sehr sauerstoffreich zu gelten.
Die Wirkung der Arsenikalien kommt nun dadurch zustande, daß das
Arsen hemmend auf Oxydationen und oxydative Synthesen einwirkt,
und daß bei einer gewissen Konzentration im Blute die sauerstoff¬
armen Spirochäten dieser Wirkung bereits zu einer Zeit erliegen,
Syphilis. 549
wenn die sauerstoffreicheren Körperzellen noch lange nicht in gleichem
Maße geschädigt werden. W. Gaelitgens [Hamburg).
Silberstein, S., Zur Frage der sal varsanresistenten Lues.
(Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 116.)
Eine Festigung der Spirochaeta pallida gegen Salvarsan hat sich
zwar noch nicht exakt beweisen lassen, indes muß mit dieser Mög¬
lichkeit doch gerechnet werden, da es gelungen ist, andere Spiro-
chaeten gegen Salvarsan und die Pallida gegen Quecksilber und
Wismut zu festigen. Neben der direkten Salvarsanfestigung kommt
auch eine von vornherein verschiedene Resistenz der einzelnen
Syphilisspirochäten in Betracht. Aus den Reihenbeobachtungen des
Verf. geht hervor, daß die Salvarsanwirkung im allgemeinen eine
deutliche Abnahme erkennen läßt. Da ein Versagen des Organismus
als Ursache dieser Erscheinung kaum in Frage kommen kann, bleibt
zur Erklärung nur die Annahme einer spezifischen Festigung der
Spirochäten. W. Gaelitgens {Hamburg).
Kirch, A., Ein Fall von akuter gelber Leberatrophie
und Dermatitis nach Salvarsan. (W. kl. W. 1924 S. 781.)
Schilderung des klinischen Verlaufes und des Obduktionsbefundes
bei einem Fall von akuter gelber Leberatrophie und Dermatitis bei
einer Patientin mit Lues im Stadium negativer WaR. im Anschluß
an eine Salvarsankur. Lues und Salvarsan sind als Koeffizienten im
Sinne Herings beim Zustandekommen der Leberatrophie anzusehen.
Dabei kann jeder der beiden = 0 sein oder zu dem nur allein in
Betracht kommenden „Effizienten“ werden. Im vorliegenden Falle
wird die Hauptschuld dem Salvarsan zugesprochen im Hinblick auf
den negativen Ausfall der WaR. und das gleichzeitige Auftreten der
Dermatitis. Hetsch {. Frankfurt a. M .).
Kartamiscliew, Anatol, Der Einfluß des Salvarsans auf die
Leberfunktion. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 100.)
Von klinischem Interesse. W. Gaelitgens {Hamburg).
Worms, Experimentelle Untersuchungen mit Stovarsol.
(Zbl. f. Bakt. Abt. I. Orig. 1924, 93, S. 188*.)
Die günstigen Erfolge französischer Autoren mit Stovarsol, dem
Acetylderivat der Oxyaminophenylarsinsäure, als internem Syphilis-
prophylaktikum, in prophylaktischer und kurativer Hinsicht konnten
an Kaninchen, die mit Spirochaete pallida und cunic. infiziert wurden,
nicht bestätigt werden, auch mahnt die erhebliche Giftigkeit des
Präparates zur Vorsicht. Das chemisch dem Stovarsol entsprechende
deutsche Präparat Spirocid ist mindestens gleichwertig. Noetel.
550
Syphilis.
Arning, E., Klinische Erfahrungen mit einem neuen
Arsenobenzol-Präparat „Albert 102“. (Klin. Wschr. 1924
S. 2135.)
Verf. hat 2 Jahre hindurch eine größere Anzahl von Luesfällen
mit einem neuen Arsenobenzolpräparat „Albert 102“ behandelt. Nach
seiner Erfahrung ist das Präparat dem Salvarsan nicht nur eben¬
bürtig, sondern sogar in mancher Richtung überlegen, auch von rein
klinischem Standpunkte aus, und zwar in dem von Ehrlich immer
angestrebten Sinne , in der größeren Stabilität des Moleküls bei
gleicher spirochätozider Kraft. Diese Stabilität äußert sich darin,
daß bei intravenöser Darreichung keine Geruchs- und Geschmacks¬
wahrnehmungen beobachtet werden, daß das Mittel zu keiner Störung
des Opticus führt, daß keine Magen- und Darmstörungen, keine Fälle
von Ikterus, Herpes aufgetreten sind, ebenso nie ein sog. Neuro-
rezidiv, sowie daß es vor allem bei über 2000 Injektionen bisher nie
zu Encephalitiden und Erythemen gekommen ist. Schuster.
Mutschler, Rudolf, Zur Frage der „Abortiv- bzw. Früh¬
behandlung“ der Syphilis. (Arch. f. Derm. 1924, 147, S. 107.)
Nach den Erfahrungen des Verf. ist eine Frühheilung der Syphilis
mit 1 bzw. 2 kräftigen Kuren bei entsprechender Berücksichtigung
der nötigen Vorbedingungen mit fast 100 Proz. Wahrscheinlichkeit zu
erwarten. W. Gaehtgens {Hamburg).
Meyer, G., Bericht über das Schicksal ausgiebig be-
handelterSyphiliskinder. (Arch. f. Kindhlk. 1924 74, S. 172.)
Die Untersuchungen erstrecken sich auf 158 Kinder, von denen
59 Proz. mehr als 5 Jahre in Beobachtung standen. Die Ergebnisse
sind bei den vollständig zu Ende behandelten Kindern günstiger als bei
den vorzeitig aus der Behandlung genommenen. Von den 127 Kindern
der 1. Gruppe sind 89,7 Proz. als sozial brauchbar anzusehen und
von diesen wieder 44,1 Proz. als vollwertig. Aus dieser Gruppe
hatten nur 2 bei der letzten Nachuntersuchung eine positive WaR.,
2 weitere eine verdächtige. Die Resultate waren um so günstiger,
je früher die Behandlung eingesetzt hatte. v. Bemuth {Jena).
Giemsa, E., Über die chemotherapeutische Wirkung des
Arsens, Antimons und Wismuts. (Zschr. f. angew. Chemie.
1924 S. 765.)
Zusammenfassende Besprechung gelegentlich der Hauptver¬
sammlung des Vereins deutscher Chemiker in Rostock. Wedemann.
••
Hübner, Uber die Wirkung der Genußgifte, besonders
des Nikotins, bei Salvarsankuren. (Derm. Wschr. 1924,
79, S. 1292.)
Syphilis.
551
Verf. glaubt auf Grund seiner Beobachtungen mit Sicherheit
annehmen zu dürfen, daß der übermäßige Nikotingenuß vor und
während der Kur, wie ihn der übermäßige Zigarettenkonsum in den
Nachkriegsjahren mit sich brachte, die natürlichen Abwehrfunktionen
des Körpers lähmt, so daß sich das Salvarsan nicht voll auswirken
kann. Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Mühlpfordt, H., Das Problem der Salvarsan Wirkung im
Körper auf die Syphilisspirochäte, von einer neuen
Seite betrachtet. (Derm. Wschr. 1924, 79, S. 1262.)
Verf. kommt auf Grund seiner äußerst ausführlichen Erörterungen
zu folgenden Schlußfolgerungen: Die Salvarsanwirkung auf die Syphilis¬
spirochäte ist keine Arsenwirkung. Die Tötung der Spirochäten durch
Salvarsan ist eine Reduktionswirkung. Der Spirochätensauerstoff
wird durch das starke Reduktionsmittel Salvarsan aus den dadurch
zugrunde gehenden Spirochäten herausgerissen. Diese Reduktions¬
wirkung tritt nur bei hohen Salvarsandosen ein. Kleine Salvarsan-
dosen wirken noch nicht so weit reduzierend, daß eine Abtötung der
Spirochäten eintritt, vielmehr werden sie nur geschädigt und damit
salvarsanfest. Kleine Dosen kommen nicht zur Geltung, akkumulieren
und provozieren damit Arsenvergiftungen. Die Syphilistherapie mit
Salvarsan hat also die kleinen Salvarsandosen unbedingt zu ver¬
meiden und muß Ehrlichs Anschauung möglichst nahekommen.
Schuster (. Frankfurt a. 0).
Matuschka, J., Erfahrungen mit der kombinierten Mirion-
Neosalvarsanbehandlung bei Syphilis. (W. kl. W. 1924
S. 1063.)
Kurze Mitteilung der Erfahrungen, die in 4 Jahren mit der
kombinierten Mirion-Neosalvarsanbehandlung gesammelt wurden.
Diese Therapie wurde in allen Stadien der Lues ohne Rücksicht
auf das Alter der Patienten durchgeführt und ergab im allgemeinen
günstige Resultate. Intensives Vorgehen ist erforderlich, d. h. An¬
wendung größerer und oft gegebener Mengen Mirion, dazu Neosal-
varsanmengen von 4,5 — 6,0 g. Versager gibt es, wie bei jeder
schematischen Behandlung, auch bei dieser Therapie. Hetsch.
Sirota, L., Eine Reinfectio syphilitica nach Linsers
Abortivbehandlung. (D. m. W. 1924 S. 1585.)
Kasuistik. Georg Schmidt [München).
Hesse, Max, Behandlung der Säuglingssyphilis mit Mer-
lusan. (M. Kl. 1924 S. 1361.)
Das bezeichnete Quecksilberpräparat wird angelegentlich emp¬
fohlen. Erich Hesse (Berlin).
552
Syphilis.
Bauer, H., Über Wismutverbindungen. (Chem. Ztg. 1924
S. 468.)
Wismut zeigt im Vergleich zu Arsen und Antimon metallischere
Natur. Seine Variationsfähigkeit ist, wie sie bei dem an Kohlenstoff
gebundenen Arsen, in schwächerem Maße dem Antimon eigen ist, nicht
vorhanden. Monoarylwismutverbindungen sind schwierig darstellbar,
organische Bismutinsäuren und Bismutinoxyde sind noch nicht be¬
kannt. Die Fähigkeit des Wismuts zur Bildung komplexer Salze
gibt jedoch die Möglichkeit zur Darstellung zahlreicher Wismut¬
abkömmlinge an die Hand. In der Abhandlung werden die in der
Chemotherapie schon eingeführten Wismut Verbindungen und die
Möglichkeit der Herstellung von Arsen und Wismut enthaltenden
Verbindungen besprochen, z. B. der Wismutverbindung der Dioxy-
propyl-3-amino-4-oxyphenylarsinsäure. Wedemann (Berlin).
Bauer, Hugo, Zur Chemie der Wismutverbindungen. (M.
Kl. 1924 S. 1146.)
Die Ausführungen dürfen das Interesse desjenigen Forschers
beanspruchen, der sich mit dem weiteren Ausbau der chemothera¬
peutischen Verwendung der Wismutpräparate befaßt. Erich Hesse.
Kollo, W., Chemotherapeutische Studien über Wismut.
(M. Kl. 1924 S. 1097.)
In einer großen Reihe von Kaninchenversuchen hat Verf. die
Einwirkung verschiedener Wismutpräparate auf die Syphilisspirochäten
geprüft. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß die Wismut- Salze er¬
heblich langsamer wirken als das Salvarsan, daß ein erheblich ge¬
ringerer chemotherapeutischer Index erzielt wird, daß die absolute
Heildosis bei intravenöser Injektion bei allen bisher bekannten Bi-
Verbindungen fast genau die gleiche ist wie bei intramuskulärer, und
daß therapeutisch gute Wirkungen sich nur bei Anlage eines intra¬
muskulären Depots erzielen lassen, aus denen es infolge dauernder
Resorption entwicklungshemmend auf die Spirochäten wirkt. Solange
daher kein dem Salvarsan entsprechendes Wismutpräparat gefunden
ist, muß sich die Wismut-Behandlung auf gewisse näher bezeichnete
Fälle beschränken. Erich Hesse (Berlin).
Jaffe, Rudolf, Über Gewebsveränderungen nach Wismut¬
injektionen. (M. Kl. 1924 S. 1135.)
Im Gegensatz zur Salvarsan Wirkung, die sich in Nekrosen und
Thrombosen in den umgebenden Geweben äußert, steht bei den
Wismutinjektionen Leukocytenansammlung und Neigung zur Absze߬
bildung um die injizierten Wismutmassen im Vordergründe.
Erich Hesse (Berlin).
Syphilis.
553
Vejdovsky, V., Über die Wirkung der Wismutv erbin-
dungen auf luetische Augenkrankheiten. (Cas. lek. ßes.
1924 p. 1096 [tschechisch].)
Die Wirkung der Wismuthverbindungen war dem Salvarsan und
Hg bei tiefen Hornhautentzündungen und bei Abducenslähmung
gleichwertig, besser noch bei einem zerfallenen Gumma des inneren
Augenwinkels, bei akuter Iritis und bei inneren Ophthalmoplegien,
sehr gut bei luetischen Erkrankungen des Augenhintergrundes. Bei
Tabes leistete es nicht mehr als die anderen antiluetischen Mittel.
Doch konnte eine bedeutende Verlängerung der Intervalle zwischen
den Krisen festgestellt werden. Gellner ( Olmütz ).
• •
Frank, M., Uber die Behandlung der kongenitalen Lues
mit Tarbis (Bismutum tartaricum solubile). (Arch. f.
Kindhlk. 1924, 74, S. 106.)
Die Behandlung der kongenitalen Lues mit Wismutpräparaten
zeitigt keine besseren Resultate als die altbewährte Quecksilber-
Salvarsan-Therapie. Dagegen wurden mehrmals Nierenschädigungen
festgestellt. v. Bernuth [Jena).
Stoye, W., Über Wismutbehandlung der Lues congenita.
(M. m. W. 1924 S. 1431.)
Wismut ist ein wertvolles Mittel zur Behandlung der kongenitalen
Lues im frühesten Kindesalter. w. Gaehtgens {Hamburg).
*
Hoffmann, E., Über die Wismutbehandlung der Syphilis.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1541.)
Eingehende Besprechung der einschlägigen Literatur und eigener
Erfahrungen. Wismut hat sich als ein gutes und wirksames Anti-
syphiliticum bewährt, das bezüglich seiner spirochätoziden Kraft dem
Salvarsan unterlegen ist, das Hg aber übertrifft. Auch die Dauer¬
wirkung scheint gut zu sein. Die Nebenerscheinungen sind äußerst
gering. Strenge Überwachung des Patienten während der Kur ist
stets zur Pflicht zu machen. Nebenwirkungen und Schädigungen sind
fast nie gefährlich. Intravenöse Anwendung sowie „Mischspritzen¬
behandlung“ erscheint nicht empfehlenswert. Zur möglichsten Er¬
reichung der Frühheilung und schnellsten Herabsetzung der An¬
steckungsfähigkeit sollte bei primärer und sekundärer Lues stets
neben Bismut Salvarsan angewandt werden. Wichtig sind hier
maximale kombinierte Kuren. Bei älterer, vor allem tertiärer Lues
genügt im allgemeinen mildere Behandlung. Reine Wismutkuren
haben sich besonders bei älterer und visceraler Syphilis vielfach
bewährt. Aortitis syphilitica und die verschiedenen Formen der
Neurolues werden oft günstig beeinflußt. Bei kongenitaler Syphilis
554
Syphilis.
lassen sich bei Kombination mit Salvarsan anscheinend günstige
Früherfolge erzielen. — Angewandt sollten nur solche Präparate
werden, die klinisch bereits längere Zeit erprobt sind und sich
bewährt haben. Schuster {Frankfurt a. 0.).
Mras, Fr., Zur Klinik der intravenösen Wismutbehand¬
lung. (W. kl. W. 1924 S. 724.)
Da frühere Versuche mit geringeren Dosen des intravenös ver¬
abreichten Natriumtribismutyltartrats (Bi 5) eine gute Toleranz und
günstige Heilwirkung ergeben hatten, steigerte Verf. di Finzeldosen
und injizierte 10 ccm der 0,5proz. Bi-Lösung 3 mal wöcuentlich. Auf
diese Weise wurden 23 Fälle behandelt, von ihnen 15 später mit
Neosalvarsan kombiniert. Bei 13 Fällen, die beim Beginn der Kur
reichlich Spirochäten aufwiesen, verschwanden diese 8 mal nach der
ersten, 2 mal nach der zweiten und je lmal nach der dritten, vierten
und fünften Injektion, d. h. nach 50 ccm Bi 5 oder 0,25 Substanz.
Die Exantheme verhielten sich sehr verschieden. Die makulösen
verschwanden zum Teil schon nach 1 oder 2 Injektionen, andere
überstanden sogar 13 Einspritzungen. Die Sklerosen- und Schleimhaut¬
papelinfiltrate gingen viel prompter zurück. Die Serum-WaR., die
bei der früheren Dosierung auffallende Schwankungen gezeigt hatte,
sank in Form einer gleichmäßig abfallenden Kurve ab und wurde in
manchen Fällen schon in der ersten Hälfte der Kur negativ. Die
Verträglichkeit des Präparates war auch in dieser stärkeren Do¬
sierung gut. Das intravenös verabreichte Wismut entfaltet eine
annähernd gleich gute Heilwirkung wie die durchweg höher zu
dosierenden intramuskulär anzuwendenden Bi- Präparate. H et sch.
Strempel, R., Erfahrungen mit der Wismuttherapie der
Lues. (Derm. Wschr. 1924, 79, S. 1205.)
Übersicht über 56 Fälle. Die Ergebnisse der Wismuttherapie
der Lues, sei es allein, sei es in Verbindung mit Salvarsan, sind
um so aussichtsreicher, je frühzeitiger die Behandlung beginnt. Bei
Frühlues soll neben dem Wismut auf Salvarsan nicht verzichtet
werden. Hohe Einzeldosen in kurzen Intervallen und genügend hohe
öesamtdosis der einzelnen Kuren sind von Wichtigkeit. Genaue
• •
Überwachung ist unerläßlich ; auch die Spinalflüssigkeit ist genau zu
prüfen. Schuster ( Frankfurt a. 0.).
Nagel, V., Therapeutische Wirkung des Bismogenols in
der Syphilisbehandlung. (D. m. W. 1924 S. 1237.)
Zweijährige Erfahrungen mit Bismogenol. Es ist sehr gut ver¬
träglich und beeinflußt besonders günstig die Lues congenita der
Kinder, sowie Lues III und Lues cerebri. Provokatorische Wirkung
Syphilis.
555
auf WaR. mehrfach festgestellt. Bei klinisch und serologisch hart¬
näckiger Syphilis gibt man parenteral Reizkörper, Terpichin, Caseosan,
und mobilisiert dadurch die Spirochäten, die dann leichter von den
antisyphilitischen Mitteln erfaßt werden. Bei den Kranken, die zu
den einzelnen Kuren pünktlich erschienen, blieben klinische Rück¬
fälle aus. Serologische kamen vor, aber nicht annähernd so häufig,
wie bei der Kur mit Salvarsan-Hg. salicyl. Bevorzugt wurde die
gemischte Behandlung mit Salvarsan und Bismogenol.
Georg Schmidt {München).
Jähnke, Gust. ; und Schäcker, Erich, Uber Wismutbehandlung
der Syphilis und die Aufnahme des Wismuts in den
Liquor cerebrospinalis. (M. Kl. 1924 S. 742.)
Die therapeutische Wirkung des Wismuts wird sehr günstig
beurteilt. Sie ist anscheinend geringer als die des Salvarsans, aber
sicherer als die der Quecksilberpräparate. Ernstere Nebenerschei¬
nungen sind nicht zu befürchten. Ein Übertritt des Wismuts in den
Liquor scheint nicht leicht zu erfolgen. Erich Hesse {Berlin).
de Moraes Cardoso, J. A., Über die Einwirkung von Bismo¬
genol und Spirobismol auf die Spirocliaeta pallida
mit Bemerkungen über den Bismutnachweis im Urin.
(Klin. Wschr. 1924 S. 1674.)
Nach den praktisch verwendeten Dosen von Bismogenol und
Spirobismol verschwinden die Spirochäten aus dem Reizserum schneller
als nach entsprechenden Dosen von Quecksilberpräparaten. Nach
beiden Präparaten tritt eine vorübergehende Vermehrung der Spiro¬
chäten auf, und zwar nach Spirobismol sehr schnell, nach Bismogenol
wesentlich langsamer. Diese Bismutpräparate verhalten sich also
in dieser Beziehung wie die Salvarsanpräparate im Gegensatz zu
den Hg- Präparaten. Nach Spirobismolinjektion ist Bismut sehr bald,
nach Bismogenol wesentlich später im Urin nachzuweisen. Schuster.
Mras, F. und Kohane, R., Zur Dosierungsfrage der Wismut¬
präparate. (W. kl. W. 1924 S. 1285.)
Verlf. prüften, inwieweit die Verträglichkeit verschiedener
Wismutpräparate (Spirobismol, Bismogenol, Nadisan, Trepol, Bi 5 ölig,
Casbis, Mesurol) an der Bi-Nephrose, deren Eintritt bei fortlaufender
Sedimentuntersuchung in jedem Falle einfach und genau festgestellt
werden kann, meßbar ist. Soll ein Vergleich möglich sein, so müssen
größere Reihen angelegt werden, innerhalb deren das Wismut in
Form verschiedener Präparate, aber in gleicher Gesamt- und Einzel¬
dosis und mit gleichen Injektionsintervallen verabreicht wird.
H et sch {Frankfurt a. M.).
556
Syphilis.
Kihn, B., Über einige Erfahrungen mit der Infektions-
behandlung der progressiven Paralyse. (Arch. f. Psych.
1924, 72, S. 287.)
Wenn Rekurrensbehandlung wirksam sein soll, muß etwa alle
5 Tage eine Neuimpfung von Mäusen stattfinden. — Von 8 mit
Rekurrens geimpften Patienten waren bei 2 gute Remissionen, ein
Kranker blieb stationär, 2 wurden mit Malaria weiter behandelt,
3 verstarben während der Behandlung, 1 während des Fieberanstiegs
an Herzschwäche. — Das Reichsgesundheitsamt hält Spirochäten¬
aufschwemmung in serumhaltiger Flüssigkeit zu Injektionszwecken
vorrätig. — Malariatherapie: häufig Quotidianatyp , auch Doppel¬
gipfel und kontinuierliche Fieberattacken. Medikamentöse Sicher¬
stellung der Herztätigkeit erforderlich, da Hauptgefahr bei der In¬
fektionsbehandlung vom Herzen her droht. Bisher 16 Fälle, darunter
3 sofortige und gute Remissionen, 5 Fälle remittierten mangelhaft,
5 blieben unverändert, 3 Fälle starben. Endogen gemästete, hin¬
fällige, agitierte und galoppierende Paralysen sind von der Behand¬
lung auszuschließen. Noetel (. Landsberg a. TV.).
Kyrie, J., Die Malariabehandlung der Syphilis. (W. kl.
W. 1924 S. 1105.)
Verf. berichtet auf Grund seiner Erfahrungen an über 500 Fällen
über die günstigen Erfolge der Malariatherapie der Syphilis. Bei
etwa 250 Fällen der älteren und alten Luesstadien mit Liquor¬
komplikationen erreichte die Malaria -Neosalvarsanbehandlung in
relativ kurzer Zeit und ohne Gefährdung des Kranken mehr als alle
anderen Methoden. Natürlich kommen gelegentlich Versager vor,
d. h. Fälle, bei denen die Sanierung nicht voll erreicht wird, wo
biologische Reaktionen, die wir als Ausdruck für das Weiterbestehen
der Infektion anzusehen gewohnt sind, erhalten bleiben. Später
wurden alle Fälle sekundärer Lues überhaupt dem neuen Behand¬
lungsverfahren unterzogen in dem Bestreben, auf diesem Wege
vielleicht endgültig über die Meningorezidive hinwegzukommen. Die
Aussichten für eine meningeale Sterilisation sind um so größer, je
weniger weit vorgeschritten die Durchseuchung dei Meningen bzw.
die Verankerung des Virus gediehen ist, d. h. je jünger der Fall ist.
Die Resultate bei über 250 Fällen dieser Art übertrafen alles, was
mit den bisher in der Klinik geübten Methoden erreichbar war. Bei
den Fällen, die ihre Kur bis zum Schluß durchgemacht haben, war
trotz allen Suchens niemals ein Rezidiv festzustellen. Und diese
schönen Erfolge wurden durch eine nur einmalige Kur erzielt. Die
Patienten wurden zuerst mit Salvarsan behandelt (in der Regel bis
zu 3 g Gesamtmenge innerhalb 4 Wochen) und dann der etwa
3 Wochen dauernden Malariatherapie entworfen. Daran schloß sich
Syphilis.
557
unmittelbar eine neue Salvarsankur mit wieder wenigstens 3 g inner¬
halb 4 Wochen. Gelegentlich betrug die zweite Dosis Neosalvarsan
auch 4, 5 und 6 g, wodurch die gesamte Behandlungszeit natürlich
etwas verlängert wurde. Bestimmend hierfür war das Verhalten der
Serumreaktion, die gar nicht selten hohe Resistenz zeigte. Die Kur
ist ein einschneidendes Verfahren, die Patienten machen eine schwere
Krankheit durch, vertragen die Behandlung aber auffallend gut.
Nur Kranke, die einen gewissen Grad von Kachexie darbieten oder
Zeichen einer Herzmuskelentartung, sind auszuschließen. 2 Todes¬
fälle, die in dieser Richtung zur Vorsicht mahnen, werden mitgeteilt.
Die eingeimpfte Malaria war stets leicht zu heilen. Malariarezidive
wurden nicht beobachtet. Verf. ist der Ansicht, daß nach dem ge¬
schilderten Verfahren der weitaus überwiegende Teil der Sekundär¬
syphilitischen, vor allem der im ersten Krankheitsjahre stehenden,
mit einem Schlage von der Krankheit befreit werden kann. Hetsch.
Gerstmann, J., Zur Frage der Umwandlung des klinischen
Bildes der Paralyse in eine halluzinatorisch-paranoide
Erscheinungsform im Gefolge der Malariabehandlung.
(Zschr. f. d. ges. Neur. 1924, 93, S. 200.)
Die im Gefolge der Malariabehandlung der Paralyse nicht selten
eintretende Umwandlung des typischen klinischen Bildes in eine
halluzinatorisch-paranoide Erscheinungsform ist als Rückbildungs¬
manifestation auf dem Wege zu einer völligen Remission aufzufassen.
Auch bei Behandlung mit Bakterienprodukten : Tuberkulose*, Typhus¬
vaccine wird diese Umwandlung in ein halluzinatorisches Bild ge¬
legentlich beobachtet. Der klinischen Umwandlung geht auch sero¬
logisch eine Rückbildung der pathologischen Serum- und Liquor¬
reaktionen parallel. Biologisch dürfte diesem Umwandlungsprozeß
eine Verschiebung der Hauptkomponenten des paralytischen Krank¬
heitsvorganges nach der Seite einer einfachen Hirnlues zugrunde¬
liegen. Noetel ( Landsberg a. W.).
Scherber, G. und Albrecht, 0., Die Wirkung der Malaria in
Verbindung mit spezieller Behandlung auf die syphi¬
litischen Erkrankungen des Zentralnervensystems
und der Gehirnnerven, wie die Beeinflussung der
liquorpositiven, von Nerven Symptomen freien Fälle
durch diese Therapie im präventiven Sinne. (M. Kl.
1924 S. 1285 u. 1326.)
Die Malariabehandlung im Verein mit entsprechender spezifischer
Therapie ist zur Zeit das wirksamste Behandlungsmittel der mani¬
festen Nervensyphilis und beeinflußt den positiven Liquorbefund am
günstigsten. Erich Hesse (Berlin).
558
Syphilis.
Kirschner, L. und van Loon, H. F., Zur Malariabehandlung
der progressiven Paralyse in den Tropen. (Zugleich
ein Beitrag zur Malariaimmunität.) (Klin. Wschr. 1924
S. 2001.)
Ein großer Prozentsatz der von den Verff. mit Malaria tertiana
wiederholt intravenös und nachträglich auch subkutan mit relativ
großen Blutmengen geimpften Patienten, die von Kindheit an in den
Tropen lebten, erwies sich als absolut immun; andere erkrankten
zwar, aber ganz leicht und sterilisierten sich nach wenigen Anfällen
von selbst. Von 4 Patienten, die infiziert werden konnten, zeigte
einer, mit Malaria tropica behandelt, eine komplette Remission mit
wiedererlangter Berufstätigkeit, 2 mit Tertiana behandelte sehr
deutliche Besserungen. Infolge der Schwierigkeiten, die sich durch
die Malariaimmunität der Bevölkerung in den Tropen dieser Para¬
lysebehandlung entgegenstellen, wäre die Wahl einer anderen fieber¬
haften Erkrankung zu erwägen. — Aus dem histopathologischen Be¬
fund von Gehirnpräparaten eines mit der klinischen Diagnose Dementia
paralytica sezierten Chinesen konnte diese Diagnose bestätigt werden.
Schuster (. Frankfurt a. 0.).
Bumke, 0., Paralyseprobleme. (Zschr. f. ärztl. Fortb. 1924
S. 581, 610 u. 644.)
Kritische Besprechung der heutigen Anschauungen über die
Ätiologie, die Symptomerklärung, den Verlauf, die Häufigkeit und
die Behandlung der Paralyse. Von einer klaren Einsicht in die
Entstehungsbedingungen sind wir noch recht weit entfernt, aber die
Beantwortung der Frage, warum nur ein Bruchteil aller Syphilitischen
paralytisch wird, kann auf dem von Plaut und Mulzer (Fest¬
stellung besonderer neurotroper Wirkungen der infizierenden Spiro¬
chätenstämme), von Hauptmann (Einfluß der Konstitution des In¬
fizierten hinsichtlich der Aufbringung von Abwehrkräften) u. a. ge¬
wiesenen Wege erreicht werden. Die in diesen neueren Arbeiten
entwickelten Ideen haben sich schon jetzt als fruchtbar erwiesen.
Hinsichtlich der Symptomerklärung ist die Auffassung Haupt-
manns sehr beachtenswert, der die Paralyse aus dem Zusammen¬
treffen einer lokalen Spirochätenwirkung und eines eiweißtoxischen
Vorganges erklärt. Die entzündlichen Veränderungen des Gehirns
werden auf die spezifischen Lebensäußerungen der Spirochäten, die
reinen Parenchymdegenerationen dagegen darauf zurückgeführt, daß
der immunschwache Paralytiker nicht imstande ist, die Erreger durch
spezifische Immunkörper intrazellulär (in der Haut) zu vernichten,
und daß es so zu einem extrazellulären fermentativen Abbau der
Spirochäten kommt, bei dem dann anaphylaktisch wirkende Stoffe
entstehen. Die Zeit zwischen Infektion und Ende der Paralyse
Syphilis. — Sitzungsbericht.
559
(der Paralysebeginn ist ein statistisch zu unsicher verwertbarer
Faktor) verkürzt sich um so mehr, je später die Infektion statt¬
gefunden hat. Der Grund hierfür ist wohl in einer früh (etwa
schon vom 30. Jahre an) einsetzenden Abnahme der Widerstands¬
kraft zu erblicken. Anscheinend werden bei der Paralyse neuer¬
dings Heilungen mit Defekt wie ungewöhnlich lange Verlaufszeiten
etwas häufiger. Möglicherweise könnte die Einführung zweckmäßigerer
Behandlungsarten und ihre energische Durchführung allmählich einen
milderen Verlauf bedingen. Unter den im einzelnen kurz geschil¬
derten modernen Behandlungsmethoden wird die Malariatherapie als
die zweifellos aussichtsreichste hingestellt. Hetsch ( Frankfurt a. M).
Marinesco, G. et Draganesco, State, Influence nocive du neo-
salvarsan sur les sujets atteints de Syphilis et de
malaria; contribution ä l’etude des lesions histo-
logiques des centres nerveux dans la malaria coma-
teuse. (C. r. Soc. de Biol. 1924, 90, p. 707.)
Untersuchungen über Salvarsanschäden, die bei Paralytikern be¬
obachtet wurden, welche nach Wagner v. Jauregg mit Malaria
behandelt wurden. Prigge (. Frankfurt a. M).
Herrmann, G., Über die Malariabehandlung der juvenilen
Paralyse. (M. Kl. 1924 S. 745.)
Auf Grund eigener Erfahrungen wird die Malariabehandlung
gerade bei der juvenilen Paralyse als gute und anderen überlegene
Methode empfohlen. Erich Hesse {Berlin).
Nachdruck verboten.
Berliner Gesellschaft für Mikrobiologie.
Sitzung vom 19. Januar 1925.
R. Otto (Vorsitzender), Nachruf auf Julius Morgenroth und
Carl Titze.
Leider haben die letzten Wochen des vergangenen Jahres unserer Gesellschaft
erneute schwere Verluste gebracht. Am 20. Dezember ist der Geheime Medizinalrat
und Abteilungs-Direktor im Institut „Robert Koch“ Professor Julius Morgenroth
an einer Anämie nach längerer Krankheit verstorben und am gleichen Tage erlag
der Geheime und Oberregierungsrat im Reichsgesundbeitsamt Dr. Carl Titze den
Folgen eines Schlaganfalles. Beide standen noch im besten Mannesalter, Titze
hatte vor kurzem das 50., Morgenroth das 53. Lebensjahr vollendet.
Carl Titzes wissenschaftliche Arbeiten bewegten sich hauptsächlich auf dem
Gebiete der Tierhygiene und der experimentellen Veterinärmedizin. Nach anfäng¬
licher praktischer Betätigung trat Titze im Jahre 1904 in das Hygienische Institut
der Berliner Tierärztlichen Hochschule (Prof. Ostertag) ein. Nachdem er mit
560
Sitzungsbericht.
einem Beitrage zur Immunisierung gegen Geflügelcholera, Schweineseuche und
Schweinepest promoviert hatte, siedelte er 1906 als Hilfsarbeiter in die Bakterio¬
logische Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamts (Geheimrat U hl enh uth) über.
Im Gesundheitsamt hat er hervorragenden Anteil an den dort unter Webers
Leitung ausgeführten Tu b er kulosear beiten genommen und bis in die letzten
Jahre ist gerade die Tuberkulose der Tiere, besonders die Kindertuberkulose, sein
Hauptarbeitsgebiet geblieben. Von ihm sind teils mit Weber, teils unter v. Oster¬
tags Leitung, später selbständig (1908 wurde er Regierungsrat im Gesundheitsamt)
viele wichtige Tuberkulosefragen bearbeitet worden, von denen hier aufgeführt seien :
die Untersuchungen über die Immunisierung der Kinder gegen Tuberkulose, In¬
halations- und Fütterungsversuche mit Perlsuchtbazillen an Kindern, UntersuchuDgen
über die Haltbarkeit der Tuberkelbazillen im Tierkörper, über die Ausscheidung der
Tuberkelbazillen, das Tuberkulin in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht, die
Beurteilung des Fleisches tuberkulöser Kinder usw. Seine mit Ostertag und
Zwick ausgeführten Untersuchungen über die Lage und Wurzel gebiete der Fleisch¬
lymphknoten bei Kind und Schwein sind für die Fleischbeschau von größter Wichtig¬
keit. Neben der Erledigung umfangreicher amtlicher Aufgaben hat sich Titze
experimentell auch mit der Ätiologie der Kälberruhr und der Bradsot-Krankheit der
Schafe und zahlreichen tierhygienischen Fragen beschäftigt.
Der Krieg unterbrach seine wissenschaftlichen Arbeiten. Titze nahm an ihm
als Oberveterinär bei einem Artillerieregiment teil, war aber später Leiter einer
Blutuntersuchungsstelle und schließlich Leiter der Tierseuchenforschungsstelle West.
Als solcher hatte er Gelegenheit, die Infektionskrankheiten der Pferde und des
Schlachtviehes im Westheere zu studieren.
Nach dem Kriege ins Gesundheitsamt zurückgekehrt, hat sich Titze mit seinen
Mitarbeitern zunächst mit serologischen Untersuchungen bei der Lungenseuche des
Kindes beschäftigt und u. a. die diagnostische Brauchbarkeit der Komplement¬
ablenkung bei dieser festgestellt. Später wandte er sich ätiologischen Unter¬
suchungen zu. Er versuchte im besonderen die Differenzierung und die Züchtung
der ultramikroskopischen Seuchenerreger bei der Lungenseuche, sowie bei der Maul¬
und Klauenseuche. Ein endgültiges Urteil, inwieweit die Lösung dieser schwierigen
Fragen dem unermüdlichen Forscher gelungen ist, steht uns heute noch nicht zu.
Ende November wurde er durch seine plötzliche Erkrankung aus seiner wissenschaft¬
lichen Tätigkeit herausgerissen.
Carl Titze war als Mensch ein aufrechter und gesetzter Charakter. Unsere
Gesellschaft verliert in ihm ein reges Mitglied, das an unseren Verhandlungen stets
lebhaften Anteil genommen hat.
Der wissenschaftliche Lebensgang Julius Morgenroths begann
nach vorhergehendem Studium bei W e i g e r t und Edinger im Ehrlich sehen Institut,
in das er 1897 (als es noch in Steglitz war) eintrat und mit dem er 1899 nach
Frankfurt übersiedelte.
Paul Ehrlichs Arbeiten sind für Morgenroths Forschungen bestimmend
gewesen. Mit Ehrlich schrieb er die bekannten klassischen Hämolysinarbeiten, im
Ehrlich sehen Geiste verfaßte er eine große Anzahl eigener wissenschaftlich bedeut¬
samer, mit scharfer Intuition durchgeführter Arbeiten auf dem Gebiet der Immunitäts¬
forschung, deren Ergebnisse, wie die Feststellung der Überlegenheit der intra¬
muskulären Serumapplikation, auch hohe praktische Wichtigkeit hatten.
Nach kurzer Betätigung in der Zoologischen Station in Neapel trat Morgen-
roth 1907 in das pathologische Universitätsinstitut in Berlin ein. Von dort wurde
er 1919 an das Institut „Robert Koch“ berufen, wo er die Leitung der neu ge¬
schaffenen Abteilung für Chemotherapie übernahm. Auch nach seinem Ausscheiden
aus dem Frankfurter Institut trieb er zunächst weiter Immunitätsstudien; so ver¬
danken wir ihm wichtige Aufschlüsse über die Beziehungen zwischen Toxin und
Sitzungsbericht.
561
Antitoxin, über die Cobragift- und über die Ambozeptorhämolyse, über Streptokokken-
immnnität, ferner die Lehre von der Depressionsimmunität, Studien über die
Zustandsänderungen bei den Streptokokken, die Umwandlung der Pneumokokken usw.
Doch treten diese für Klinik und Pathologie so bedeutsamen Arbeiten später gegenüber
seinen chemotherapeutischen zurück. Bei diesen war es ihm vergönnt, ganz
besondere Erfolge auf neuen Wegen zu erreichen, die seinen Namen mit dieser
Wissenschaft für immer eng verknüpft haben. Ist es ihm doch als ersten
gelungen, in dem aus dem Chinin dargestellten Optochin eine Substanz zu finden,
die nicht nur auf bakterielle Keime im Beagenzglas wirkte, sondern auch in vivo
hohe prophylaktische und therapeutische Wirkungen ausübte. Das Eucupin, Yucin
und Rivanol bedeuten erfolgreiche Fortschritte auf dem Wege der von ihm an¬
gestrebten inneren Desinfektion und modernen chemotherapeutischen
Antisepsis, um deren Ausbau er sich, unterstützt von ausgezeichneten Mit¬
arbeitern, in den letzten Jahren klar und zielbewußt bemüht hat. Die experimentelle
Phlegmone, die Aufdeckung der für die Kombinationstherapie so wichtigen anti-
mutativen Komponente bestimmter Präparate und der Bedeutung der Variabilität
der Mikroorganismen für die Chemotherapie sind bleibende Marksteine auf diesem
Wege. Zweifellos bedeuten die chemotherapeutischen Arbeiten bei
Morgenroth den Höhepunkt seines wissenschaftlichen Wirkens.
So steht Julius Morgenroth als der gleich erfolgreiche Immunitätsforscher
und Chemotherapeut, dessen glänzende Rednergabe wir noch auf dem letzten
Mikrobiologen-Kougreß in Göttingen bewundern konnten, in unserer Erinnerung.
Alle aber, die ihm näher getreten sind (und ich selbst habe hierzu vor 20 Jahren
im Ehrlichschen Institut und jetzt im Institut „Robert Koch“ eine glückliche
Gelegenheit gehabt), werden auch die menschlich schönen Eigenschaften dieses mit
umfassendem Wissen und feinsinnigem Humor begabten Mannes nicht vergessen.
Seine Schüler und Mitarbeiter verlieren in ihm einen väterlichen Freund und wohl¬
wollenden Lehrer, unsere Gesellschaft eins seiner bedeutendsten Mitglieder, die
deutsche Wissenschaft einen Gelehrten von Weltruf, von dessen Arbeiten die leidende
Menschheit noch manches erwarten durfte.
Meine Damen und Herren! Den beiden, ihren Familien und uns so früh ent¬
rissenen Forschern wird in unserer Gesellschaft stets ein treues Andenken bewahrt
werden. Ich weiß, daß Sie in dieser Hinsicht einer Ansicht mit mir sind, und
bitte Sie, sich zu Ehren unserer verstorbenen Mitglieder von Ihren Sitzen erheben
zu wollen.
I.
Gntstein, Über das Ektoplasma und den Kern der Bak¬
terien. (Mit Demonstrationen.)
An jeder Bakterienzelle läßt sich eine äußere Schutzhülle, sog. Ektoplasma
nachweisen. Die äußere Membran dient zum Schutz gegen Verletzung des Bak¬
terienleibes, Veränderung seiner äußeren Form, gegen ungünstige Einflüsse der Um¬
gebung. Sie regelt wahrscheinlich den Gaswechsel des Bakteriums und bewirkt die
elektive Aufnahme bestimmter Nährstoffe.
An den grampositiven Bakterien läßt sich das Ektoplasma nach Beizung
mit verdünnter Tanninlösung mit basischen Farbstoffen färben. Es ist der Nachweis
gelungen, daß das Ektoplasma der grampositiven Bakterien gramfest ist. Die
Gr am sehe Färbung ist durch das Ektoplasma bedingt und nur solange vorhanden,
als dieses völlig intakt ist (Bestätigung des Versuches von Benians).
Morphologie: An der Hefezelle und zum Teil auch an anderen Bakterien
(Milzbrand) läßt sich nachweisen, daß das Ektoplasma aus einer scharf begrenzten
Innenmembran und einer zarten Außenschicht besteht. Darstellung dieser beiden
No. 23/24. 36
Erste Abt. ßef. Bd. 78.
562
Sitzungsbericht.
Schichten mit Hilfe der Ferrocyankalium-Victoriablau-Tanuin-Safranin-Methode in
zwei Kontrastfarben.
Chemischer Aufbau des Ektoplasmas: Das Ektoplasma enthält eine
basische Grundsubstanz, nachweisbar durch den sauren Farbstoff Guineagrün
und ein saures Lipoid, nachweisbar durch Färbung mit basischen Farbstoffen
(Victoriablau). Dieses Ektolipoid ist identisch mit der gramfesten Substanz: an
der künstlich gramnegativ gemachten Hefezelle (kurze Behandlung mit heißer ver¬
dünnter Salzsäure und nachfolgender Alkoholextraktion) läßt sich das Ektoplasma
mit basischen Farbstoffen nicht mehr färben, wohl aber durch saure Farbstoffe und
auch mit basischen Farbstoffen, wenn mit einer sauren Beize vorbehandelt worden
ist. Die Tanninmethode zur Darstellung des Ektoplasmas baruht auf der Triple¬
verbindung: basische Grundsubstanz des Ektoplasmas-Tannin-basischer Farbstoff.
Ebenso läßt sich das saure Ektolipoid mit sauren Farbstoffen färben,
wenn mit einer basischen Beize vorbehandelt worden ist (Eisenchlorid). Auch
hier beruht die Färbung auf der Triple Verbindung: saures Lipoid-basische Beize¬
saurer Farbstoff. Auf diesem Prinzip beruhen die Hämatoxylinfärbungen, bei denen
Alaun oder Eisenchlorid als basische Beize dienen. Durch partiellen Abbau der
Zellipoide läßt sich an der Hefezelle ein im Endoplasma chemisch gebundenes,
gramnegatives, durch basische Farbstoffe darstellbares Endolipoid nachweisen.
Denselben Bau wie das Ektoplasma zeigen auch die Kapsel und Membran der
Sporen und lassen sich einerseits mit sauren Farbstoffen (Guineagrün), andererseits
mit basischen Farbstoffen (Safranin, Gr am sehe Färbung usw.) darstellen.
Mit den gleichen Methoden läßt sich an der tierischen Zelle ein „Membran¬
system“ zur Darstellung bringen, bestehend aus Membran der Zelle, des Kernes
und des Kernkörperchens. Dieses Membransystem besteht ebenfalls aus einer
Lipoideiweiß Verbindung.
An den gramnegativen Bakterien läßt sich das Ektoplasma
nach Vorbehandlung mit 30p roz. Tannin und Nachfärbung mit hasischen Farb¬
stoffen nachweisen. Das Ektoplasma der Gramnegativen setzt sich zusammen
aus einem gramnegativen sauren Lipoid, das an eine basische Grund¬
substanz chemisch gebunden ist.
Nach Vorbehandlung mit verdünnter Salzsäure läßt sich an der Hefezelle
und an allen Bakterien ein isolierter Bestandteil des Zelleibes besonders nach¬
weisen durch Färbung mit basischen Farbstoffen. Dieser Bestandteil stellt den
Kern dieser Zellen dar und besteht aus einem sauren, wahrscheinlich grampositiven
Lipoid und einer basischen Grundsubstanz. Mit den gleichen Methoden läßt
sich auch der Kern der Amöben zur Darstellung bringen. Dieser Kern färbt
sich auch mit Sudan und ist an der gramnegativen Bakterienzelle nicht mehr nach¬
zuweisen. Nach Entfernung aller Zellipoide läßt sich an der Hefezelle und an anderen
Bakterien noch ein Mikrogranulu m durch basische Farbstoffe, Sudan und
nach Gram färben und wird als das Kernkörperchen der Bakterienzelle auf¬
gefaßt. Dieses enthält mikrochemisch nachweisbares Eisen, das wahr¬
scheinlich bei der Versorgung des Bakteriums mit aktivem Sauerstoff eine
Rolle spielt.
Reines Lezithin, auf Objektträger ausgestrichen, zeigt dieselben färberischen
Reaktionen wie der Kern der Hefezelle; es ist gram fest, wird durch Karbol¬
methylenblau-Phosphin grün, mit Böhmers Hämatoxylin violett gefärbt usw.
Im alkoholischen Extrakt der Hefezellen läßt sich Lezithin und wahrscheinlich auch
Cholesterinester nachweisen. Die Grünfärbung des Lezithins durch Karbol¬
methylenblau-Phosphin beruht wahrscheinlich auf seinem Gehalt an Phosphor¬
säure, die in vitro durch Karbolmethylenblau -f- Phosphin grün gefärbt wird.
Durch eine Reihe von Methoden läßt sich beweisen, daß die sauren Lipoide der
Hefe- und Bakterienzellen Schwermetalle (Eisen, Kupfer usw.) durch chemische
Sitzungsbericht. 5ß3
Bindung aufnehmen, was für die Theorie der Desinfektionswirkung dieser Zellgifte
von theoretischer und praktischer Bedeutung ist.
Die Auflösung der Pneumokokken durch gallensaure Salze (Neufeld)
beruht auf der Abspaltung und Entfernung des Ektolipoids. Beweis: so
vorbehandelte Pneumokokken sind gramnegativ geworden, lassen sicher aber
mit basischen Farbstoffen noch nachweisen.
Diskussion:
Möller: Die Wichtigkeit und Bedeutung der Ausführungen von Herrn Gut-
stein liegt darin, daß es ihm gelungen ist, das Ektoplasma der grampositiven
Bakterien als den eigentlichen Träger der Festigkeit nach Gram nachzu weisen.
Ob es sich bei den von dem dänischen Forscher Christian Gram 1884 hier in
Berlin gemachten Entdeckung um eine spezifische Reaktion handelt? Es gibt ja
manche nicht bakterielle Substanzen, welche ebenfalls grampositiv sind ; ich erinnere
an die Gramfestigkeit der Kernteilungsfiguren, ferner an die Festigkeit der
Fragmente der Haare, der Hornschicht der Epidermis, sowie an die Gram-Festigkeit
der Ehrlichschen Mastzellkörner, welche im normalen wie auch im patho¬
logischen Gewebe Vorkommen, bei denen die Kerne nach Gram ungefärbt, die
Körner gefärbt erscheinen. — Ich bitte den Vortragenden um Mitteilung be¬
treffend Ektoplasma der Tuberkelbazillen. — Eine große Bolle spielt bei der
Gram-Färbung die Dauer der Entfärbung und das Alter der Kulturen; so sind
z. B. meine Timotheebazillen und auch meine Kaltblütertuberkelbazillen
(Blindschleichentuberkulose) in jungen Kulturen: beweglich, nicht säurefest, gram¬
negativ, in alten Kulturen unbeweglich, säurefest grampositiv. Auch die Fluores¬
zierenden sind je nach dem Alter der Kultur grampositiv resp. gramnegativ. Pepsin
und Trypsin haben keinen Einfluß auf lebende Bakterien, bei abgetöteten
lösen sie die gramnegativen auf, aber nicht die grampositiven.
J. Schumacher: Nach den von dem Herrn Vortragenden demonstrierten
Bildern zu urteilen ist ihm offenbar ebenfalls die Darstellung der Bakterien¬
kerne gelungen. In Übereinstimmung mit mir glaubt Herr Gut st ein ebenfalls,
daß im Kern der Bakterien ein Lipoid vorliegt. Die von mir vor zwei Monaten in
dieser Gesellschaft mitgeteilte Tatsache, daß sich der Kern der Bakterien nach
Säurevorbehandlung noch färben läßt, nicht mehr aber bei Vorbehandlung mit
Salzsäure- Alkohol, wird durch die vorgetragenen Befunde bestätigt. Dem Herrn
Vortragenden glaube ich aber nicht beipflichten zu können, wenn er aus der posi¬
tiven Sudanfärbung des Bakterienkerns auf einen Lipoidgehalt desselben schließen
zu müssen glaubt, da Sudan bekanntlich auch Neutralfette zu färben vermag. Aus
der Tatsache, daß sich Objektträgerausstriche von Lezithin färberisch ebenso ver¬
halten wie das Bakterienlipoid, kann man, glaube ich, noch weniger mit Sicherheit
daraut schließen, daß Lezithin am Aufbau des Bakterienkerns beteiligt ist. Außer
dem Verhalten bei der Färbung müßten dazu beide Substanzen auch weitgehend in
ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften übereinstimmen. Das ist nun
in ziemlich hohem Grade der Fall. Ich habe ja vor kurzem hier ebenfalls die Ver¬
mutung ausgesprochen, daß der saure Anteil des Bakterienkernlipoids, die Karyonin-
säure, dem Lezithin nahe stehen dürfte, da sie nicht nur viele färberische Eigen¬
schaften des Lezithins zeige, sondern mit diesem besonders die Vorliebe für die
stark lipoidlöslichen basischen Farbstoffe der Fuchsinreihe teile, der Einwirkung von
Säuren und Alkalien widerstehe und durch Salzsäure-Alkohol hydrolysiert werde.
Mehr als eine Vermutung in dieser Hinsicht glaube ich, können wir daraus aber
noch nicht ableiten. Wenn sich die Grünfärbung des Hefekerns bei der Methylen¬
blau-Phosphinmethode bestätigen sollte, so hätte Herr Gutstein damit eine Zweite
Substanz nachgewiesen, die sich bei dieser Färbung ebenso wie die freie Nuklein¬
säure grün färbt. Beide Substanzen wären aber leicht dadurch zu unterscheiden,
36*
564
Sitzungsbericht.
daß sich freie Nukleinsäure in Alkalien löst, das Hefekernlipoid dagegen nicht.
Wir haben bisher die Grünfärbung des Hefekerns bei dieser Methode nicht beobachten
können, haben sie möglicherweise aber übersehen.
Aus der Blaufärbung des Hefekerns bei Behandlung mit Ferrocyankalium -f- Salz¬
säure schließt Herr Gut st ein auf das Vorhandensein von Eisen. Dieser Schluß ist
meiner Ansicht nach ebenfalls nicht aufrecht zu erhalten. Viele Chemiker dürften
hier gleicher Ansicht sein. Bekanntlich spaltet sich aus einer wässerigen Lösung
von Ferrocyankalium -}- Salzsäure sehr rasch Eisen spontan ab, was man an der auf¬
tretenden Blaufärbung erkennen kann, die langsam an Intensität zunimmt. Auch
ist es sehr unwahrscheinlich, daß das Eisen in anorganischer Form Yorliegen sollte,
wenn es im Hefekern Vorkommen sollte, was zu erwarten ist. Beweisend wäre erst
eine positive Schwefelammoniumprobe mit nachfolgender Charakterisierung des
Eisensulfids.
Was das Ektoplasma der Bakterien anlangt, so glaube ich, müssen wir uns
erst einmal darüber einigen, was wir unter Ektoplasma verstehen wollen. Be¬
kanntlich bezeichnet Eisenberg die äußere Schicht des Cytoplasmas als Ekto¬
plasma, Gutstein versteht darunter die Bakterienmembran, ich habe kürzlich von
der alleräußersten Schicht der Bakterienzelle als vom Ektoplasma gesprochen, die
man wohl gelegentlich auch als Schleimschicht bezeichnet. Heute wollen wir also
im folgenden unter Ektoplasma mit Herrn Gutstein die Membran der Bakterien¬
zelle verstehen. Daß am Aufbau des Ektoplasmas der Bakterien, speziell demjenigen
der Hefezelle, basische Substanzen beteiligt sind, beweist ja allein die Tatsache,
daß das Ektoplasma Tannin zu fixieren vermag. In der Schlußfolgerung aber, daß
das Ektoplasma der Hefezelle hauptsächlich aus einem Lipoid bestehe, kann ich
Herrn Gutstein nicht beipflichten. Dagegen spricht vor allem das Verhalten der
Hefezellmembran bei der Vitalfärbung mit der exquisit lipoid- und lipoproteidlöslichen
dunkelrotbraunen Viktoriablaubase, wobei die Zellmembran absolut ungefärbt als
doppelt konturiertes Gebilde erscheint. Wären saure Lipoide in der Membran vor¬
handen, so müßte sie bei dieser Behandlung blau werden, lägen neutrale Lipoide
vor, so müßte sie zumindest rot erscheinen, in welcher Farbe sich die Viktoriablau¬
base beispielsweise auch in Ölen leicht löst. Daß dagegen die Sporen vieler Mikro¬
organismen in ihren Membranen Lipoproteide enthalten, dafür habe ich in der vor¬
letzten Sitzung ja bereits den Beweis erbracht. Sicherlich enthalten auch die Mem¬
branen einiger vegetativer Bakterienformen Lipoproteide (Sarcina agilis), die¬
jenige der Hefezellen aber nicht. Dagegen könnten aber in der Hefezellmembran
Cholesterin oder Cholesterinverbindungen Vorkommen, deren Gegenwart aber noch
zu beweisen wäre. Wenn Herr Gutstein die Hefezelle mit Salzsäure und Alkohol
gramfrei macht und dann keine Ektoplasmafärbung mehr findet, so kann er daraus
doch nicht den Schluß ziehen, daß das der Gr am sehen Färbung zugrunde liegende
Lipoproteid im Ektoplasma seinen Sitz haben müsse und das Ektoplasma der
Träger der Gramschen Färbung sein müsse und diese an die Intaktheit
des Ektoplasmas gebunden sei. Bei dieser eingreifenden Prozedur können doch
sehr gut auch wesentliche Bestandteile des Ektoplasmas mit abgebaut worden sein,
wie das in der Tat der Fall ist. Wir können beispielsweise gerade das Gegenteil
beweisen, daß nämlich das der Gramschen Färbung zugrunde liegende
Lipoproteid ein Bestandteil des Endoplasmas, des Hefeproto¬
plasmas ist und das Ektoplasma bei dem Zustandekommen der
Gramschen Färbung gar keine Rolle spielt. Wir kommen auf diese Ver¬
hältnisse in einer besonderen Arbeit noch zurück. Schneidet man nämlich Hefe mit
dem Gefriermikrotom, fängt die Schnitte in destilliertem Wasser auf, zentrifugiert,
wäscht die Schnitte ordentlich mit Wasser aus und fertigt alsdann Objektträger¬
ausstriche an, so sind die dem Schnitt entgangenen Exemplare grampositiv, die an¬
geschnittenen Zellen gramnegativ, oder da, wo sie noch etwas Zellprotoplasma ent**
Sitzungsbericht.
565
halten, hell violett gefärbt (Demonstration). Ebenso sind die Hefezellen gramnegativ,
wenn man Hefe mit Kieselgur in der Reibschale zerquetscht, die entstandene Masse
mit Wasser anrührt, durch Zentrifugieren ordentlich auswäscht und die aus¬
gewaschenen Zellrückstände nach Gram färbt. (Demonstration.) Sowohl in dem
Wasser, in dem man oben die Hefeschnitte auffängt als auch in der weißlich opales¬
zierenden Flüssigkeit, die man nach Abzentrifugieren des Hefezell-Kieselgurgemisches
erhält, kann man den aus den Zellen ausgetretenen Zellinhalt der Hefe sowohl mit
Ferrocyankalium -f- Essigsäure als auch durch Hitzekoagulation als Niederschlag er¬
halten, der auf Objektträger ausgestrichen in beiden Fällen stark grampositiv
ist. (Demonstration.)
Gut st ein (Schlußwort): Die Frage des Herrn Professor Moeller, ob au,
dem Tuberkelbazillus auch ein Ektoplasma sich nachweisen läßt, muß ich verneinen.
Mit den bisherigen Methoden ist es uns bislang nicht gelungen, eine Hülle an diesen
Bakterien isoliert zu färben. Was die Tatsache betrifft, daß auch eine Reihe anderer
morphologischer Elemente, wie Epidermis usw. gramfest ist, so ist darauf zu er¬
widern, daß auch diese Elemente ein gramfestes Lipoid enthalten und zwar dürften
sie wahrscheinlich aus einer Lezithineiweißverbindung bestehen.
Wenn Herr Schumacher die Tatsache bezweifelt, daß man mit Sudan imd
anderen Fettfarbstoffen Lipoide und Fette nachweisen kann, so setzt er sich in
Widerspruch mit der allgemein anerkannten Reaktion, die tagtäglich von allen
Pathologen der Welt zum Nachweis von Lipoiden benutzt wird. Außerdem gelingt
es leicht, zu zeigen, daß Objektträgerausstriche von reinem Lezithin oder Chole¬
sterinester sich mit Sudan rot färben. Daß der Bakterienkern kein Neutral -
fett enthält, beweist die Tatsache, daß er sich mit allen basischen Farbstoffen
(nicht nur mit denen der Fuchsinreihe) färbt, was bekanntlich Neutralfette nicht
tun. Dagegen spricht auch seine Unlöslichkeit in Alkohol- Äther. Zum mikro¬
chemischen Nachweis des Eisens ist das von Herrn Schumacher empfohlene
Schwefel- Ammonium völlig ungeeignet, da es nicht nur mit Eisen, sondern auch
mit einer ganzen Reihe anderer Schwermetalle wie Kupfer, Quecksilber,
Silber, mehr oder minder schwarz bis braun gefärbte Niederschläge bildet. Zum
spezifischen Nachweis des Eisens im Nucleolus wurde selbstverständlich eine
frisch bereitete Blutl augensalzlösung verwendet, die während des Ver¬
suches nicht die geringste Spur einer Zersetzung aufwies. Der mikrochemische
Nachweis des Eisens im Nukleolus wurde nach Vorbehandlung der Bakterienausstriche
mit Schwefelammonium durch Ferricyankalium -f- Salzsäure geführt, gelingt aber auch
ohne diese Vorbehandlung mit Ferrocyankalium -{- HCl. Wie ich nachträglich aus der
Literatur ersehen habe, hat tatsächlich Eisenberg Tannin zur Darstellung des Ekto¬
plasma bereits verwandt. Doch hat Eisenberg die Bakterienausstriche mit einer
Tanninlösung aufgekocht, eine Methode, die selbstverständlich von der meinigen
völlig ab weicht und außerdem zu Doppel- und Mehrfachfärbung der Bakterien
nicht verwandt werden kann. Auch muß ich betonen, daß der Nachweis des Ekto¬
plasma s an den gramnegativen Bakterien bisher noch niemandem gelungen
ist. Wenn Herr Schumacher des weiteren behauptet, daß das gramfeste Lipoid nicht
im Ekto-, sondern nur im Endoplasma enthalten ist, so muß ich darauf erwidern,
daß er gegen die zahlreichen Beweise, die ich für meine Behauptung vorgebracht
habe, keinen einzigen stichhaltigen Einwand vorzubringen gewußt hat. Dagegen
glaubte er, seine Behauptung stützen zu können durch die Bilder, die er an Ge¬
frierschnitten von Hefezellen erhalten hat. Diese Befunde beweisen aber das Gegen¬
teil von dem was Herr Schumacher behauptet. Der Herr Diskussionsredner hat
völlig übersehen, daß die Hefezelle nicht ein Kreis ist und ihr Ektoplasma keine
kreisförmige Begrenzungslinie darstellt, vielmehr ist ja die Hefezelle ein drei¬
dimensionaler Körper, eine Kugel, ein Ellipsoid, oder, allgemein gesprochen,
ein sphärischer Körper, dessen Ektoplasma eine dreifach gekrümmte Fläche
566
Sitzungsbericht.
bildet. Bei Anfertigung von Gefrierschnitten muß also ein Teil des Ektoplasmas
als kalottenförmige Fläche im Schnitt enthalten und nach Gram färbbar sein.
Würde der Herr Diskussionsredner recht haben, d. h. würde das Gram sehe Lipoid
im Endoplasma sitzen, so müßten sämtliche Zellendurchschnitte bei der Gram-
sehen Färbung total violett gefärbt sein, was aber — wie Herr Schumacher
selbst zugibt — nicht der Fall ist. Daß das von uns nach Gram und Viktoriablau
isoliert gefärbte sauere Ektolipoid nicht, oder wenigstens nicht ausschließlich
aus Cholesterin oder Cholesterinestern bestehen kann, beweist seine Färbbarkeit mit
basischen Farbstoffen, eine Färbung, die neutrale Lipoide nicht geben. Daß die
Gramsche Färbung an die Intaktheit des Ektoplasmas gebunden ist, beweist ein¬
deutig der von mir wiederholte Benianssche Versuch. Was die Definition des
Ektoplasmas betrifft, so muß ich schließlich noch bemerken, daß an der Hefezelle
sich ein Innen- und Außenmembran nachweisen läßt. Ob man die Innenmembran
als äußere Begrenzung des Zelleibes oder als ein Teil des Ektoplasmas
auffaßt und bezeichnet, ist völlig belanglos, und ändert an den feststehenden Tat¬
sachen nichts.
Der Nachweis des Kerns an allen Bakterien ist von uns zuerst geführt worden,
und zwar mittels der Karbolmetbylenblau-Tannin-Safranin-Methode.
II.
v. Schuckmann, W., Morphologische und bi olo gische Unter¬
suchungen an Dictyostelium mucoroides Bref.1)
Auf der im Juni 1922 in Würzburg abgehaltenen 9. Tagung der „Deutschen
Vereinigung für Mikrobiologie“ demonstrierte Herr Sanitätsrat Dr. Oe hl er aus
Frankfurt a. M. Plattenkulturen von Dictyostelium mucoroides Brefeld, einer
saprophy tischen Amöbenart, die auf Grund ihrer Fähigkeit, gestielte, Sporangien-
ähnliche Fruchtkörper zu bilden, zu den Myxomyceten oder Mycetozoen ge¬
rechnet, häufig aber auch als „Pseudomy xomy cet“ bezeichnet wird. Durch
Vermittlung von Herrn Geheimrat Haendel, der der Würzburger Tagung bei¬
wohnte, erhielt ich damals eine dieser von Oe hl er demonstrierten Kulturen und
züchtete, von ihr ausgehend, Dictyostelium in der für saprophy tische Amöben
üblichen Weise auf sog. Amöbenagar unter Beigabe von Bacterium coli als
Nahrungsbakterium fort. Im Laufe dieser Fortzüchtung traten nun andemDictyo-
stelium -Stamm auffallende biologische Veränderungen auf, die mich zu einer
näheren Untersuchung der Biologie dieses in mehrfacher Hinsicht interessanten
Organismus veranlaßten. Über einen Teil meiner biologischen Beobachtungen an
Dictyostelium habe ich bereits eine kurze Mitteilung im „Zentralblatt für Bak¬
teriologie“ Abt. I. Orig. Bd. 91 Heft 5 vor etwa Jahresfrist veröffentlicht. Heute
möchte ich Ihnen nun im Zusammenhang über meine bisher an Dictyostelium
gemachten biologischen Beobachtungen, sowie über einige morphologische Unter¬
suchungen, deren Hauptgegenstand der Kern des Amöbenstadiums von Dictyo¬
stelium war, berichten.
Ehe ich jedoch näher auf meine eigenen Untersuchungen eingehe, dürfte es
zweckmäßig sein, den wohl nicht allgemein genau bekannten Lebenszyklus von
Dictyostelium kurz zu schildern.
Dictyostelium mucoroides wurde 1869 von Brefeld entdeckt ; es kommt,
ebenso wie das ihm nahe verwandte, ebenfalls von Brefeld (1884) aufgefundene
Polysphondylium violaceum, in der Natur auf dem Kot verschiedener Tiere,
*) Die ausführliche Arbeit, der eine Tafel und mehrere Textfiguren beigegeben
sind, erscheint im Archiv für Protistenkunde.
Sitzungsbericht.
567
namentlich auf Pferde- und Kaninchenmist vor. Wie einige Literaturangaben l)
erkennen lassen, und wie ich selbst durch Züchtungsversnche, auf die ich später
noch kurz eingehen werde, nachweisen konnte, gehört es zu den sog. Darm-
passanten, deren Dauerstadien, in diesem Falle also Sporen, den Darm von
Tieren passieren können, ohne in ihrer Lebensfähigkeit irgendwie geschädigt zu
werden.
Der Entwicklungszyklus von Di cty o ste lium läßt sich sehr genau und
bequem verfolgen, wenn man es zusammen mit einem Nahrungsbakterium — ich
verwandte als solches meist Bacterium coli — auf Amöbenagarplatten züchtet.
Zu diesem Zweck werden die Agarplatten entweder mittels der Platinöse mit einer
Anzahl vom Plattenmittelpunkt zum Band verlaufender Bakterienradien oder aber
durch Übergießen mit einer kleinen Menge einer Bakterienaufschwemmung mit einer
einheitlichen, die ganze Platte überziehenden Bakterienschicht vorbeimpft und
24 Stunden bei 37° C bebrütet. Dann bringt man in die Mitte der Platten in einem
Tropfen Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung etwas Dictyostelium-
Material und läßt die Platten bei Zimmertemperatur stehen. Es setzt dann sofort
eine lebhafte Vermehrung der Dicty ostelium- Amöben durch Zweiteilung ein.
In ihrem Aussehen unterscheiden sich diese vegetativen Amöbenstadien von Dictyo-
stelium nicht wesentlich von anderen saprophy tischen Kulturamöben; sie bewegen
sich in amöboider Weise fort und ernähren sich auch nach Art der Amöben, indem
sie Bakterien aufnehmen, diese verdauen und deren unverdauliche Beste wieder
ausstoßen. Die lange Zeit herrschende, schon vonBrefeld ausgesprochene Ansicht,
daß die Dicty ostelium- Amöben sich ohne Aufnahme fester Nahrungskörper
auf osmotischem Wege durch Aufnahme gelöster Nährstoffe ernähren könnten,
wurde später als irrig nach gewiesen und völlig aufgegeben. Solange die Nahrungs¬
und sonstigen Lebensverhältnisse in den Kulturen für die Dicty ostelium- Amöben
günstig sind, fahren diese fort, sich zu vermehren und allmählich bis zum Band der
Kulturplatten auszubreiten. Diese Ausbreitung erfolgt, wenn die Platten mit
Bakterienradien in der oben geschilderten Weise vorbeimpft sind, ausschließlich
längs dieser Badien, so daß also die zwischen den Badien gelegenen Teile des Nähr¬
bodens völlig frei von Amöben bleiben. Auf Platten mit einer einheitlichen
Bakterienschicht dagegen breiten sich auch die Amöben in einer einheitlichen,
kreisrunden Schicht über die Platten aus.
Da die Amöben bei ihrer Ausbreitung die vorhandenen Nahrungsbakterien auf¬
zehren, so tritt infolge ihrer starken Vermehrung natürlich sehr bald Nahrungs¬
mangel für sie ein, und das hat zur Folge, daß sie aufhören, sich zu vermehren,
und zur Bildung von Fruchtkörpern schreiten: Nach Ausstoßung aller unverdauten
ßakterienreste und sonstigen Fremdkörper nehmen sie eine langgestreckte, meist
spindelförmige Gestalt an und vereinigen sich zu sog. „Zügen“, in denen sie eng
aneinander gedrängt liegen, ohne daß jedoch die einzelnen Amöben mit¬
einander verschmelzen. Je mehrere derartige „Amöbenzüge“ vereinigen sich
in einem Punkte, nach welchem hin die in den Zügen befindlichen Amöben sich
langsam bewegen. Man bezeichnet dieses sehr charakteristische Entwicklungsstadium
von Dictyostelium meist als „Pseudoplasmodium“, weil, wie schon erwähnt,
eine Verschmelzung der Amöben, wie sie in den echten Plasmodien der typischen
Myxomyceten stets stattfindet, in den von Dictyostelium gebildeten Amöben¬
zügen niemals eintritt; auch zeigt dieses Stadium, ebenfalls im Gegensatz zu echten
*) Chatton, E., Entamibe (Loeschia sp.) et Myxomycete (Dictyostelium mu-
coroides Brefeld) d’un singe. Bull. Soc. Path. Exot. Vol. 5, p. 180—183, tab. 10,
1912. — Krosz, K., Die Bhizopodenfauna des Pferdekotes. Arch. f. Protistenk.
Bd. 48, S. 316-341, 1924.
568
Sitzungsbericht.
Plasmodien, keine Vorwärtsbewegung des Ganzen durch Pseudopodien, keine rhyth¬
mische Protoplasmaströmung und keine Nahrungsaufnahme, kurz keine Anzeichen
vegetativen Lebens, es scheint vielmehr nur ein notwendiger Vorläufer der Frucht¬
körperbildung zu sein.
Auf den mit Bakterienradieu vor beimpften Kultur platten bilden
sich Pseudoplasmodien und dementsprechend auch Pseudosporaugien stets innerhalb
der Bakterienradien und über deren ganze Länge gleichmäßig verteilt; auch die
Amöbenzüge der Pseudoplasmodien verlaufen stets innerhalb der Bakterienradien iu
deren Längsrichtung. Auf den mit einer einheitlichen Bakterienschicht
bedeckten Kulturplatten dagegen nimmt die Bildung von Amöbenzügen in
der Regel ihren Ausgang von einer Anzahl von Punkten, die rings um den Impf¬
fleck nahe seinem Rand gelegen sind. Die spätere Bildung von Pseudosporaugien
findet fast ausschließlich an diesen Punkten statt. Mit der allmählichen Ausbreitung
der Dicty o st elium- Amöben über die Kulturplatten verlängern und verzweigen
sich die von den oben erwähnten Punkten ausgehenden Amöbenzüge mehr uud mehr
dadurch, daß sich an ihre dem Plattenrand zugekehrten Enden immer mehr bis
dahin einzeln gelegene Amöben anschließen. Auf diese Weise entsteht zwischen dem
im Plattenmittelpunkt gelegenen Impffleck und einer ringförmigen, aus vegetativen
Amöben bestehenden Außenzone eine dauernd an Breite zunehmende Zone, in welcher
zahlreiche Amöbenzüge verlaufen, die nahe dem Rand des Impfflecks entspringen
und von hier aus unter wiederholter Verzweigung gegen den Plattenrand hin aus¬
strahlen. Innerhalb dieser Züge bewegen sich die in ihnen vorhandenen Amöben
langsam nach den um den Impffleck gelegenen Ausgangspunkten der „Züge“ hin,
wodurch an diesen Punkten anfangs knöpf-, dann zapfen- und schließlich keulen¬
förmige, aus Amöben zusammengesetzte Massen entstehen. Im Innern dieser
Amöbenmassen bildet sich durch Umwandlung der dort liegenden Amöben in sog.
Stielzellen ein allmählich immer länger werdender Stiel, an dem die Masse der
nicht zur Stielbildung verbrauchten Amöben emporwandert. Nach Beendigung des
Stielwachstums sammeln sich schließlich die übrig gebliebenen Amöben in einer
kugelförmigen Masse am oberen Stielende und wandeln sich, in einen Flüssigkeits¬
tropfen eingebettet, in Sporen um. Auf diese Weise entstehen charakteristische ge¬
stielte Fruchtkörper, die den Sporangien von Schimmelpilzen der Gattung Mucor
sehr ähnlich sind und den Artnamen mucoroides veranlaßt haben; sie werden
meist als „Pseudo sporangien“ bezeichnet, weil die Sporenmasse bei ihnen
nicht wie bei den echten Sporangien der Schimmelpilze und der typischen Myxo¬
myzeten von einer gemeinsamen Hülle umschlossen, sondern nur von einem Tropfen
Flüssigkeit — anscheinend Wasser — zusammengehalten wird. Aus den Sporen
schlüpfen unter bestimmten Voraussetzungen wieder kleine Amöben aus, und damit
beginnt der geschilderte Entwicklungsgang von Dictyostelium, der im Durch¬
schnitt 2 — 5 Tage dauert, von neuem.
Mit Hilfe des oben beschriebenen Züchtungsverfahrens gelang es mir mehrfach,
aus dem vor einer Infektion durch Luftkeime geschützten Kot von Meerschweinchen
und Mäusen Dictyostelium zu züchten. Ich ließ zu diesem Zweck die Versuchs¬
tiere in größeren Glasgefäßen, die sterilisiert und mit einem Deckel versehen waren,
Kot absetzen, den ich dann sofort auf die mit Bacterium coli vorbeimpften
Amöbenagarplatten übertrug. In einem Fall mit positivem Ergebnis entnahm ich
den Kot mit sterilen Instrumenten dem Darm eines verendeten Meerschweinchens,
dessen Kot schon bei seinen Lebzeiten mehrmals ein Wachstum von Dictyoste¬
lium in den Kulturen ergeben hatte. Die Tatsache, daß auf den so beimpften
Kulturplatten mehrfach Dictyostelium wuchs, läßt den Schluß zu, daß der
Kot der zur Untersuchung gelangten Meerschweinchen und Mäuse
schon vor seiner Ablage Dauerstadien, d. h. also Sporen von Dic¬
tyostelium enthielt, deren Lebensfähigkeit durch den Aufenthalt im Darm
Sitzungsbericht.
569
der Versuchstiere nicht geschädigt worden war, daß also mit anderen Worten,
Dicty ostelium unter die sog. Darmpassanten zu rechnen ist.
Für die von mir ausgeführten morphologischen Untersuchungen an
den vegetativen Amöbenstadien von Dictyostelium fertigte ich in der Regel
Deckglasklatschpräparate an. Da sich im Verlauf meiner Untersuchungen heraus¬
stellte, daß je nach der bei der Anfertigung der Präparate zur Anwendung kommenden
Technik die äußere Form der Amöben in den gefärbten Präparaten wesentlich ver¬
schieden war, so will ich kurz auf die von mir angewandte Technik und ihren Ein¬
fluß auf das Aussehen der Amöben in den fertigen Präparaten eingehen. In der
Regel verfuhr ich bei der Herstellung von Deckglasklatschpräparaten nach der von
v. Wasielewski und Kühn (1914) angegebenen Methode: Ich suchte mir unter
dem Mikroskop mit schwacher Vergrößerung eine Stelle der Amöbenkulturen auf, die
mir als geeignet für die Herstellung eines Klatschpräparates erschien. Dann schnitt
ich an dieser Stelle ein quadratisches Agarstück von etwa 1 1/2 cm Seitenlänge aus
der Kulturplatte heraus, übertrug es in eine leere Schale und legte auf seine Ober¬
seite ein Deckglas (18 : 18 mm). Nachdem ich das mit dem Deckglas bedeckte Stück
etwa 1 Stunde hatte stehen lassen, goß ich in die Schale langsam und vorsichtig
eine geringe Menge heißen Sublimat-Alkohols, die gerade den Boden der Schale be¬
deckte, das Deckglas aber nicht berührte. Durch Diffussion dringt sodann der
Sublimat-Alkohol durch das Agarstück hindurch und bewirkt eine Fixierung
der Amöben, die sich an der Unterseite des Deckglases festgeheftet haben. Meist
ließ ich das Agarstück mit dem Deckglas bis zum nächsten Tage in der
Fixierungsflüssigkeit liegen, hob dann das Deckglas vorsichtig ab, wusch mit Jod¬
alkohol aus und färbte das Präparat nach Giemsa oder mit irgendeiner anderen
Farblösung. Zuweilen ließ ich bei der Herstellung von Deckglasklatschpräparaten
das Deckglas aber nur kurze Zeit, etwa l/4: Minute, auf dem Agar liegen, hob es dann
rasch und vorsichtig wieder ab und ließ es mit der Unterseite auf heißen Sublimat-
Alkohol fallen. Schließlich verfuhr ich manchmal auch so, daß ich mit der Platiuöse
Fig. 1.
etwas Amöbenmaterial von einer gut bewachsenen Stelle der Kulturplatte abnahm
und es in einem Tropfen Wasser auf einem Deckglas verrieb; dann ließ ich das
Deckglas mit dem Tropfen etwa 1 Stunde in der feuchten Kammer liegen, damit
die Amöben Zeit fanden, sich an der Deckglasoberfläche festzusetzen, und fixierte
schließlich das Präparat in heißem Sublimat-Alkohol oder mit den Dämpfen von
Osmiumsäure. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Präparate fiel es mir nun
auf, daß in den nach v. Wasielewski und Kühn fixierten Klatschpräparaten die
Amöben viel größer erschienen als in den Präparaten, bei deren Herstellung die
letzte der drei von mir erwähnten Methoden, d. h. die Fixierung der Amöben im
Wassertropfen zur Anwendung gelangt war. Sehr deutlich wird dieser scheinbare
Größenunterschied, wenn man die Umrisse der zu vergleichenden Amöben bei gleicher
mikroskopischer Vergrößerung nebeneinander zeichnet: Von den in der Abbildung 1
wiedergegebenen Amöben sind a und e im Wassertropfen auf dem Deckglas, b, c
uüd d dagegen durch den Agar hindurch, d. h. nach v. Wasielewski und Kühn,
fixiert worden. Alle 5 Umrißzeichnungen sind bei der gleichen mikroskopischen
570
Sitzungsbericht.
Vergrößerung und gleicher Tubuslänge auf Objekttischhöhe mit Hilfe des Abbe-
schen Zeichenapparates angefertigt worden. Ich suchte mir für diesen Vergleich
absichtlich Amöben mit möglichst regelmäßigem, meist ungefähr kreisrundem oder
elliptischem Umriß aus, um auch ihr Volumen möglichst genau berechnen zu können.
Zu diesem Zweck maß ich mit Hilfe des Okularmikrometers ihre Längs- und Quer¬
achsen und mittels der Mikrometerschraube am Mikroskop ihre Dicke. Bei diesen
Messungen ergab sich, daß die Amöben a lind e annähernd die Form von Kotations-
ellipsoiden mit den Achsenlängen 10 : 6 : 4 bzw. 8 : 6 : 4 hatten. Die Amöben b,
c und d dagegen sind platte Scheiben aus Zylindern mit ungefähr kreisrunder bzw.
elliptischer Grundfläche, deren Dicke ca. 1 (b und c) bzw. l(2 (i (d) beträgt. Die
Berechnung des Volumens dieser 5 Amöben unter Zugrundelegung obiger Masse er¬
gab, daß hinsichtlich des Volumens die Amöben a, b und c annähernd, die Amöhen
d und e sogar völlig übereinstimmen. Die errechneten Volumina der ö Amöben
waren: a ca. 126 c/x, b ca. 118 c ft, c ca. 129 c ft, d und e je 100 cft. Die so er¬
rechneten Volumina der Amöben können natürlich nur annähernd richtig sein, trotz¬
dem aber zeigt es sich bei dieser Berechnung, daß die in der Umrißzeichnung so
verschieden groß erscheinenden Amöben in Wirklichkeit hinsichtlich ihres Volumens
gar keinen oder nur einen geringen Unterschied aufweisen. Die nur scheinbar vor¬
handenen Größenunterschiede zwischen den Amöben dürften zunächst wohl darauf
zurückzuführen sein, daß die auf dem Agar fixierten Amöben durch die sicherlich
äußerst geringe Dicke der die Kulturplatte bedeckenden Wasserschicht gezwungen
werden, sich als möglichst dünne, platte Scheiben dem Agar anzuschmiegen, während
die im Wassertropfen fixierten Amöben auch bei größerer Dicke nicht Gefahr laufen,
mit der Luft in direkte Berührung zu geraten. Daß dem so ist, scheint mir auch
aus der von mir beobachteten Tatsache hervorzugehen, daß die Amöben auch in
den Klatschpräparaten, bei deren Herstellung das Deckglas nur ganz kurz auf dem
Agar belassen wurde, deutlich größer erscheinen als die im Wassertropfen fixierten
Amöben, wenn sie auch bei weitem nicht die scheinbare Größe der nach v. Wasie-
lewski und Kühn fixierten Amöben erreichen. Bei diesem letztgenannten Ver¬
fahren zur Herstellung von Amöbenklatschpräparaten dürfte wohl die so besonders
stark hervortretende scheinbare Vergrößerung der Amöben zum großen Teil auf den
während einer Stunde auf die lebenden Amöben einwirkenden Deckglasdruck und
auf die zwischen Deckglas und Agaroberfläche bestehende Kapillaradhäsion zurück¬
zuführen sein, durch welche die auf der Agaroberfläche ohnehin schon bestehende
Abplattung der Amöben noch verstärkt wird. Man wird sich also bei Anwendung
des im übrigen manche Vorteile aufweisenden Verfahrens nach v. Wasielewski
und Kühn zur Herstellung von Amöbenklatschpräparaten stets vergegenwärtigen
müssen, daß dieses Verfahren unter Umständen eine, allerdings nur scheinbare, Ver¬
größerung der in den Präparaten vorhandenen Amöben zur Folge haben kann. Von
besonderem Interesse dürften die soeben von mir geschilderten Beobachtungen wohl
sein im Hinblick auf die morphologischen Studien an Bakterien, welche Kuhn unter
Anwendung des von v. Wasielewski und Kühn angegebenen Fixierungsver¬
fahrens angestellt hat, da immerhin die Möglichkeit besteht, daß diese Fixierungs¬
methode auch auf das Aussehen der von Kuhn untersuchten Bakterien nicht ganz
ohne Einfluß geblieben ist.
Hinsichtlich ihrer Form und der Struktur ihres Protoplasmas weichen
die fixierten und nach Giern sa gefärbten vegetativen Dicty ostelium- Amöben
nicht wesentlich von anderen saprophytischen Kulturamöben ab. Nur die in den
sog. Amöbenzügen vereinigten Amöben fallen durch ihre sehr langgestreckte, meist
spindelförmige Gestalt auf.
Mit dem Studium des Baues und der Teilung des Kernes der Dic¬
ty ostelium -Amöben haben die früheren Untersucher von D. mucoroides sich
mehrfach, wenn auch nicht sehr eingehend befaßt, ohne daß es ihnen gelungen
Sitzungsbericht.
571
wäre, uns ein einigermaßen klares Bild von den Kernverhältnissen bei Dicty o-
stelium zu geben. Bei meinen Untersuchungen konnte ich feststellen, daß der
Kuhekern der Dicty oste lium- Amöben in seinem Bau sehr wesentlich von den
Kernen anderer saprophytischer Amöben z. B. Valilkampfia, Hart mann eil a usw.,
abweicht: Während nämlich bei Vahlkampfia und anderen saprophy tischen
Amöben, deren Kernbau bisher näher untersucht worden ist, eine nach Giern sa
blau färbbare Substanz als sog. Binnenkörper (Karyosom) im Innern des Kernes
liegt und von einer nach Giern sa rot gefärbten Kandschicht umgeben ist, weisen
die im Kern der Dicty ostelium- Amöben ebenfalls vorhandenen beiden nach
Giemsa blau bzw. rot färbbaren Bestandteile genau das entgegengesetzte Lage¬
verhältnis auf: Die blau färbbare Kernkomponente liegt bei den Dictyostelium-
Amöben in Form eines mehr oder weniger vollständig geschlossenen Kinges oder
runder, ovaler oder halbmondförmiger Körper an der Peripherie des Kernes, während
der Innenraum des Kernes von rot gefärbten kleinen Körnchen oder einem ebenfalls
rot gefärbten Netzwerk, in dessen Knotenpunkten kleine rote Körnchen liegen, er¬
füllt ist. Wie bei anderen saprophytischen Amöben, so färbt sich auch bei den
Dicty ostelium- Amöben der nach Giemsa blau färbbare Kernbestandteil nach
Heidenhain tiefschwarz und mit Saffranin-Liehtgrün leuchtend rot, während die
nach Giemsa rot färbbare Kernsubstanz nach der Heidenhain sehen Eisenhäma-
toxylin-Lichtgrün-Färbung je nach dem Differenzierungsgrad grau bis grün, nach
Saffranin-Liehtgrünfärbung grün gefärbt erscheint. Der Kuhekern der Dicty o-
stelium- Amöben stimmt also hinsichtlich seiner Zusammensetzung aus 2 verschieden
färbbaren Bestandteilen mit dem Kern anderer saprophytischer Amöben überein,
erinnert in seinem Bau aber eher an den Kern der parasitischen Entamöben, von
dem er sich jedoch durch das Fehlen eines zentral gelegenen Binnenkörpers (Karyosom)
ebenfalls deutlich unterscheidet.
Der Kern der langgestreckten Dicty ostelium -Amöben, die in den Pseudo¬
plasmodien zu sog. Zügen vereinigt sind, zeigt den gleichen Bau wie der Kern der
vegetativen Dicty ostelium- Amöben. Kernteilungen konnte ich, ebenso wie
frühere Untersucher von Dictyostelium, in den zu „Zügen“ angeordneten Amöben
niemals finden; eine Vermehrung der Amöben findet also in den Pseudo¬
plasmodien, wie bereits oben erwähnt, augenscheinlich nicht
mehr statt.
Um eventuell die Frage entscheiden zu können, welcher der beiden Bestandteile
des Kernes der Dictyostelium- Amöben als „Chromatin“ anzusehen ist, habe ich
mich bemüht, auch die Vorgänge während der Kernteilung, die ausschließlich
bei vegetativen, in der äußersten Kulturzone gelegenen Amöben beobachtet wurde,
genauer kennen zu lernen. Leider habe ich bisher nur einige wenige Kernteilungs¬
bilder in meinen Präparaten auffinden können, aus denen sich ein einigermaßen
genaues Bild von dem Verlauf der Kernteilung noch nicht gewinnen läßt. Eines
der von mir in einem Heidenhain -Präparat aufgefundenen Kernteilungsbilder
läßt 2 polkappen-artige, tiefschwarz gefärbte Körper erkennen, zwischen denen sich
ein spindelartiges Gebilde mit einer Anzahl tiefschwarz gefärbter kleiner Körnchen
erstreckt. Das Stadium zeigt große Ähnlichkeit mit einem von v. Wasielewski
und Kühn (1914) abgebildeten späten Anaphasestadium bei Vahlkampfia bi-
stadialis, doch läßt sich aus diesem einen Stadium noch nicht der Schluß ziehen,
daß der Verlauf der Kernteilung bei Dictyostelium der gleiche oder auch nur
ein im großen und ganzen ähnlicher ist, wie bei der genannten Vahlkampfia- Art.
Erst wenn die von mir beabsichtigte weitere Untersuchung der Kernteilungsvorgänge
bei Dictyostelium zu dem Ergebnis führen sollten, daß die nach Giemsa rot
bzw. blau färbbaren Bestandteile des Dictyostelium-Kernes nicht nur hinsichtlich
ihrer. Färbbarkeit, sondern auch hinsichtlich ihres Verhaltens während der Kern¬
teilung mit den gleich färbbaren Bestandteilen des Kernes anderer saprophytischer
572
Sitzungsbericht.
Amöben übereinstimmen, könnte man zu dem Schluß gelangen, daß die betreffenden
gleich färbbaren Bestandteile des Dictyo st elium- Kernes und der Kerne anderer
saprophytischer Amöben trotz ihrer verschiedenen Anordnung im Kern einander
homolog sind.
Die Bildung der Pseudosporangien, die bereits von Brefeld und
anderen eingehend untersucht und beschrieben worden ist, habe ich im Laufe meiner
Untersuchungen nur gelegentlich einmal genauer beobachtet. Dabei konnte ich
feststellen, daß diese Pseudosporangienbildung innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit
vor sich geht, so daß z. B. aus einem keulenförmigen Anfangsstadium der Pseudo¬
sporangienbildung schon im Laufe von etwa 4 1/2 Stunden das aus einem Stiel und
einem kugeligen Köpfchen bestehende Pseudosporangium hervorgehen kann.
Wie ich iu meiner früheren kurzen Mitteilung ausgeführt habe, kann die
Pseudosporangienbildung in einer zunächst in normaler Weise Pseudosporangien
bildenden Die tyost elium -Kultur ziemlich plötzlich ausbleibeu, ohne daß es mir
bisher möglich war, die Ursache für diese völlige Einstellung der Pseudosporangien¬
bildung ausfindig zu machen. Wie ich ebenfalls bereits berichtet habe, gelang es
mir mehrfach, einen Di ctyostelium- Stamm, welcher keine Pseudosporangien
mehr bildete, durch Passage über sterilisierten Pferdekot wieder zur Pseudosporangien¬
bildung zu veranlassen. Auf Grund meiner Beobachtungen kam ich zu dem Schluß,
daß Nahrungsmangel, der bei der Auslösung der Pseudosporangienbildung zweifellos
eine gewisse Rolle spielt, für sich allein nicht immer imstande ist, die Bildung
von Pseudosporangien auszulösen, sondern daß auch noch andere, mir zu¬
nächst noch unbekannte Faktoren für die Auslösung der Pseudo¬
sporangienbildung in Frage kommen müssen.
Um womöglich über die Art dieser anderen Faktoren einige Aufschlüsse zu
erhalten, stellte ich eine Reihe von Versuchen an, und zwar mit einem Dictyo-
st elium -Stamm, der bereits einmal durch Passage über Pferdekot zu erneuter
Pseudosporangienbildung gebracht worden war, nach einiger Zeit jedoch wieder fast
völlig aufgehört hatte, Pseudosporangien zu bilden. Der von Nöller (1922) x) für
die Züchtung von Chlamydophrys angegebene „Pferdekotagar“ zeigte keinerlei
Einwirkung auf die fast erloschene Pseudosporangienbildung. Eine lebhafte Pseudo¬
sporangienbildung trat dagegen ein, als ich den Dicty ostelium- Stamm auf
Platten überimpfte, die sterilisierten Pferdekot von einer dünnen Amöbenagar¬
schicht überzogen enthielten. Diese Platten hatten nicht, wie die sonst von mir
verwendeten, eine glatte Oberfläche, sondern wiesen zahlreiche Erhöhungen auf.
Die Pseudosporangien standen nun auf diesen Platten fast ausschließlich auf den
Erhöhungen der Agaroberfläche in größerer Zahl dicht beieinander, während die
ebenen, glatten Stellen der Platten nur spärlich mit Pseudosporangien besetzt waren.
Auch waren die auf den Erhöhungen stehenden Pseudosporangien meist von normaler
Größe, während die anderen auffallend klein blieben. Da somit die Beschaffen¬
heit der Oberfläche des Nährbodens, auf dem Dicty ostelium ge¬
züchtet wird, augenscheinlich von Einfluß auf die Pseudosporan¬
gienbildung war, so stellte ich mir weiterhin Platten her, deren Oberfläche
gleichfalls uneben war, die aber nicht sterilisierten Pferdekot, sondern sterilisierte
Kokosfasern, wie sie zur Herstellung von Fußmatten verwendet werden, unter
einer dünnen Amöbenagarschicht enthielten. Auf diesen Platten, die, wie alle bei
diesen Versuchen zur Verwendung kommenden Platten, mit einer einheitlichen Schicht
von Bacterium coli überzogen waren, bildeten sich Pseudosporangien von nor¬
maler Größe fast ausschließlich auf den Erhöhungen der Agaroberfläche und auf
einzelnen über die Plattenoberfläche hinausragenden, von einer dünnen Agarschicht
l) Nöller, W., Die wichtigsten parasitischen Protozoen des Menschen und der
Tiere. Berlin, Rieh. Schoetz, 1922.
Sitzungsbericht.
573
überzogenen Kokosfasern. Um einen etwaigen Einfluß irgendwelcher in den Kokos¬
fasern vorhandenen chemischen Stoffe nach Möglichkeit auszuschalten, verwandte
ich bei weiteren derartigen Versuchen Kokosfasern, die vor ihrer Benutzung längere
Zeit in Wasser, 5proz. Kalilauge und öproz. Schwefelsäure gekocht und dann gründ¬
lich ausgewaschen worden waren, ohne daß das Ergebnis der Versuche eine Ände¬
rung erfuhr. Goß ich in die Schalen, welche die Kokosfasern enthielten, soviel Agar,
daß die Oberfläche der Platten keine durch die Fasern verursachten Erhöhungen
aufwies, sondern glatt und eben war, so war trotz der Anwesenheit der Fasern von
einer Verstärkung der Pseudosporangienbildung und von einer Ansammlung der
Pseudosporangien an bestimmten Stellen der Platten nichts zu bemerken. Auch der
Zusatz des durch Auskochen der Kokosfasern in Wasser gewonnenen Extraktes zu
dem Amöbenagar blieb ohne Einfluß auf die Pseudosporangienbildung.
Um jede Möglichkeit einer Beeinflussung der Pseudosporangienbildung durch
irgendwelche chemische Stoffe vollständig anszuschalten, ersetzte ich bei weiteren
Versuchen die Kokosfasern durch sterilisierte Glaswolle, die ebenfalls mit einer
dünnen Agarschicht übergossen wurde, so daß Platten mit unebener Oberfläche ent¬
standen, auf denen ebenfalls Pseudosporangien in größerer Zahl und von durch¬
schnittlich normaler Größe nur an den durch die Glaswolle emporgewölbten Stellen
entstanden. Auf Platten, die bei sonst glatter, ebener Oberfläche einige sterilisierte,
von einer dünnen Agarschicht überzogene und die Agaroberfläche als Buckel über¬
ragende Glaskugeln enthielten, fanden sich Pseudosporangien normaler Größe
gleichfalls fast ausschließlich auf den durch die Kugeln gebildeten Buckeln und an
deren Fuß, während auf den ebenen Stellen der Platten Pseudosporangien nur in
verhältnismäßig geringer Zahl und Größe auftraten.
Schließlich stellte ich noch einen Versuch an, bei dem ich absichtlich in der
Oberfläche der Amöbenagarplatten neben Erhöhungen auch einige künstliche Ver¬
tiefungen anbrachte, doch konnte ich keinerlei Einfluß dieser Vertiefungen auf
die Zahl und Größe der Pseudosporangien feststellen.
Aus den von mir geschilderten Versuchen geht hervor, daß ein Dictyo-
steli um- Stamm, der auf normalen Amöbenagarplatten mit vollständig ebener Ober¬
fläche nur verhältnismäßig wenige, kleine Pseudosporangien bildet, auf Agar-
platten, deren Oberfläche durch Pferdekot, Kokosfasern, Glas¬
wolle oder Glaskugeln uneben gemacht worden ist, zahlreiche,
normal große Pseudosporangien hervorbringt. Diese stehen aber nicht
gleichmäßig über die ganze Platte verteilt, sondern finden sich fast aus¬
schließlich an denStellen, an denen die Agaroberfläche Erhöhungen
auf weist, während die ebenen Stellen der Platten nur wenige, verhältnismäßig
kleine Pseudosporangien tragen. Dieses Verhalten von Dictyostelium auf Nähr¬
böden mit unebener Oberfläche ist vielleicht so zu erklären, daß die Dictyo¬
stelium- Amöben, sobald der infolge ihrer starken Vermehrung eintretende Nah¬
rungsmangel einen gewissen Grad erreicht hat, durch negativen Hydrotro-
pismus, wie er auch schon bei einer anderen, zur näheren Verwandtschaft von
Dictyostelium gerechneten Amöbenart beobachtet worden ist (Olive 1902) x),
veranlaßt werden, sich an den am höchsten gelegenen Stellen der Nährbodenoberfläche
zu Pseudoplasmodien zusammen zu finden und dort dann auch Pseudosporangien zu
bilden.
Die fertig ausgebildeten Sporen von Dictyostelium habe ich, technischer
Schwierigkeiten wegen, bisher nicht genauer morphologisch untersucht, doch konnte
ich gelegentlich feststellen, daß sie in ihrem Bau, d. h. in der Anordnung des Proto¬
plasmas, stark an die Sporen von Mikrosporidien erinnern, wenn sie auch nicht
*) Olive, E. W., Monograph of the Acrasieae. Proc. Boston Soc. Nat. Hist.
Vol. 30, p. 451—513, tab. 5—8, 1902.
574
Sitzungsbericht.
wie diese einen sog. Polfaden besitzen. Das Ausschlüpfen des Sporeninhaltes findet,
wie ich mehrfach feststellen konnte, nur bei Anwesenheit von Bakterien statt.
Mikrocystenbildung, wie sie Brefeld von Dicty ostelinm beschrieben hat,
konnte ich in meinen Kulturen niemals beobachten. Auch Anzeichen für das Auf¬
treten einer Kopulation, die Skupienski (1918) r) beschrieben hat, konnten bis
jetzt von mir bei Dictyostelinm nicht beobachtet werden.
Diskussion:
E. Gildemeister: Die Ausführungen des Herrn Vortr. haben mich besonders
bezüglich seiner Angaben über die Größenveränderungen, die durch das von
v. Wasielewski und Kühn angegebene Fixierungsverfahren an Amöben hervor¬
gerufen werden, interessiert. Diese genannte Fixierungsmethode ist von Ph. Kuhn
zwar nicht mit Sublimatalkohol, sondern mit Chromsäurelösung bei seinen morpho¬
logischen Studien an Vibrionen, über die er uns hier, in Würzburg und zuletzt in
Göttingen berichtet hat, angewendet und als diejenige Methode bezeichnet worden,
welche die natürliche Form der Bakterien am sichersten erhält. Nachdem wir gehört
haben, daß Amöben eine erhebliche Gestaltsvergrößerung und wahrscheinlich auch
eine Verzerrung ihrer Innengebilde erfahren, liegt die Annahme nahe, daß auch
Bakterien durch die Wasielewski-Kühnsche Fixierungsmethode Form Veränderungen
erleiden. Dieses Moment wird neben anderen bei der Beurteilung der von Kuhn
mitgeteilten Beobachtungen zu berücksichtigen sein.
Nölle r: betont, daß ihm bei der Fixierungsmethode von Wasielewski und
Kühn stets Bedenken gekommen sind, so daß sie bei ihm nicht Aufnahme gefunden
hat. Denn das langsame Durchdringen der Fixierungsflüssigkeit durch Nährboden¬
stücke kann keine einwandfreie Gestalterhaltung schaffen, wie wir sie bei cyto-
logischen Untersuchungen verlangen, und wie sie am besten durch schnelle Berührung
des zu behandelnden Organismus mit der Fixierungsflüssigkeit gewährleistet wird.
Durch die Untersuchungen von Herrn v. Sc huck mann ist die Berechtigung dieser
Bedenken einwandfrei gezeigt worden. Zur Ergänzung dieser Messungsangabeu
dürften genaue Photographien und Messungen der „Amöben“ wertvoll sein.
Es ist dem Wecbselredner eine Freude, die weitere Erforschung der Dictyo-
stelien durch den Herrn Vortragenden feststellen zu können, jener Organismen, die
wegen ihrer Kernverhältnisse eine praktische Bedeutung bei der Differentialdiagnose
der Entamöben bei Kotuntersuchungen besitzen, und welche zu jener Organismen¬
gruppe gehören, deren Ökologie und Bedeutung als Pferdekotbewohner und Darm¬
passanten des Menschen durch die Untersuchungen von Nöller, Kroß und Arndt
(1921, Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene, Bd. 25, S. 114 — 120) und Kroß (1924,
Arch. f. Protistenkunde, Bd. 48, S. 316—341) aufgeklärt worden ist.
v. Schuckmann (Schlußwort).
III.
Blumenthal, Georg, Zur Siliquidreaktion.
Als Ergänzung unserer Veröffentlichung in Nr. 49 der Medizinischen Klinik
vom vorigen Jahre möchte ich mir erlauben, Ihnen hier kurz die dort beschriebene
Siliquidreaktion zu demonstrieren.
Für die Liquordiagnostik und speziell gerade für die Aufdeckung luetischer
Erkrankungen des Zentralnervensystems hat immer das Bedürfnis bestanden, neben
der WaR. eine Untersuchungsmethode in die Hand zu bekommen, die befähigt ist,
q Skupienski, F. X., Sur la sexualite chez une espece de Myxomycäte
Acrasiee, Dictyostelium mucoroides. C. r. Acad. des Sciences. Paris, Vol. 167, p. 960
—962, 1918.
Sitzungsbericht. 575
Aufschluß über Veränderungen in der qualitativen Zusammensetzung des Liquor¬
eiweißes zu liefern.
Ein normaler Liquor besitzt einen Gesamteiweißgehalt von ungefähr 0,2 Prom.
Bei pathologischen Prozessen beobachten wir inicht nur eine absolute Vermehrung
dieses Gehaltes, sondern es tritt eine mehr oder minder starke Verschiebung in der
Zusammensetzung der Eiweißkörper ein, der Quotient zwischen ihrem Globulin- und
Albumingehalt wechselt, und zwar ist diese Verschiedenheit für die einzelnen Er¬
krankungen mit einer gewissen Einschränkung charakteristisch.
Während sich nun bei der Lues der Globulin- und Albuminanteil ziemlich die
Wage halten, der Quotient also ungefähr um 1 herum liegt, tritt bei pathologischen
Prozessen anderer Ätiologie, wie z. B. bei tuberkulöser oder eiteriger Meningitis, bei
Blutungen und Tumoren in der Regel eine Vermehrung der Albumine ein; der
Quotient erreicht den Wert von x/5 und darunter. Schließlich gibt es aber noch
mannigfache Übergänge bei den einzelnen Krankheiten, dazu kommt, daß sich die
multiple Sklerose, bisweilen aber auch die Epilepsie, Arteriosklerosis cerebri, sowie
die eben erwähnten, differentialdiagnostisch gerade besonders wichtigen Krank¬
heiten ähnlich oder sogar genau wie luetische Affektionen von Gehirn und Rücken¬
mark verhalten können.
So bietet der Weg der Eiweißuntersuchung des Liquors von vornherein wenig
, Aussicht auf eine strikte und spezifische Abgrenzung der syphilitischen von den
sonstigen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Er besitzt aber große praktische
Bedeutung, da trotz negativer WaR. bei bestimmten zentralen Erkrankungen,
z. B. bei der Lues cerebri, bereits eine ziemlich beträchtliche Eiweißveränderung im
Liquor bestehen kann.
Die Nonnesche Reaktion stellt nun ganz allgemein lediglich eine pathologische
Eiweißvermehrung gegenüber der Norm (durch Ausfällung der Globuline vermittels
Ammoniumsulfat) fest und die quantitative Eiweißbestimmung nach Roberts-
Brandberg-Stolnikow, die noch dazu sogar in der Hand des Geübten mit
30 Proz. Fehlern arbeiten soll, gibt ebenfalls keinen Aufschluß über die uns allein
interessierende qualitative Eiweißverteilung.
Einen wesentlichen Fortschritt bedeuten daher in dieser Hinsicht die kolloid-
chemischen Methoden, die von der durch C. Lange eingeführten Reaktion
mit kolloidalem Gold ausgehend mit den verschiedensten Kolloiden wie Mastix,
Kollargol, Benzoe usw. versucht worden sind. Allen diesen Reaktionen, insbesondere
aber der am meisten gebräuchlichen Gold- bezw. Mastixreaktion, haften noch be¬
stimmte technische Mängel an. Ihre Ausführung ist ziemlich umständlich, da für
jeden Liquor das Ansetzen von mindestens 10 Verdünnungsröhrchen zu ihrer rich¬
tigen Beurteilung erforderlich ist. Dadurch entstehen zwar sog. Reaktionskurven,
diese sind jedoch, wie bereits erwähnt, nicht immer für Lues charakteristisch. Hinzu
kommt bei der Mastixreaktion die Notwendigkeit eines Vorversuches zur Bestimmung
des richtigen Kochsalzgehaltes und bei der Goldreaktion vor allem die große
Schwierigkeit der Herstellung haltbaren einwandfreien Goldhydrosols.
Diesen Mängeln sucht die Siliquidreaktion, die zuerst von Schwarz und
Grünewald empfohlen und von mir mit Shirakawa weiter ausgebaut und für
die Praxis brauchbar gemacht wurde, abzuhelfen. Es handelt sich dabei um ein
fertig im Handel erhältliches, unbegrenzt haltbares Präparat der Firma Boehringer
und Söhne in Mannheim, das klar und farblos ist und kolloidale Kieselsäure darstellt.
Da wir mit der ursprünglich von den Autoren angegebenen Versuchsanordnung keine
eindeutigen Unterschiede zwischen normalen und pathologischen Liquoren erzielen
konnten, haben wir eine Verstärkung der Reaktion herbeizuführen gesucht und in
dem von Meinicke für seine Trübungsreaktion empfohlenen Ammoniumchlorid in
1,5 proz. Lösung, das sich lange Zeit hält, einen brauchbaren Elektrolyten gefunden.
Dabei haben wir aus den erwähnten Gründen von vornherein auf eine Kurven-
576
Sitzungsbericht.
darstellung verzichtet und benutzen nur 1 Röhrchen für den ganzen Versuch. Dem¬
nach gestaltet sich unsere Technik in einfacher Weise folgendermaßen:
In ein Reagenzglas fügen wir 0.25 ccm klar zentrifugierten Liquor, setzen das
gleiche Quantum, also 0,25 ccm, l,5proz. Ammoniumchlorid zu und lassen darauf
ebensoviel, also wiederum 0,25 ccm, unverdünntes Siliquid am Glase herunterlaufen.
Dann wird gut durchgeschüttelt, etwa 1 Minute gewartet und das Resultat
abgelesen.
Bei negativem Ausfall bleibt die Flüssigkeit klar und unverändert, bei posi¬
tivem tritt eine schwache (-}-) oder starke Trübung (-J — [-) auf. In seltenen Fällen
kommen nur leichte Spuren einer Opaleszenz zur Beobachtung, zweifelhafte Reaktion
(i). Ausflockungen treten nicht auf, jedoch lassen sich die Trübungsunterschiede
mit bloßem Auge bei gewöhnlichem Licht gut erkennen.
Was nun unsere Resultate mit der Siliquidreaktion betrifft, so haben wir
zunächst durch Vergleichsversuche an über 100 Liquoren ihre fast völlige Überein¬
stimmung mit der Mastixreaktion feststellen können und sie daher in letzter Zeit
ausschließlich zur Ergänzung und Vervollständigung der WaR. benutzt. Es handelt
sich wiederum um weitere ungefähr 100 Untersuchungen, deren Ausfall unsere be¬
reits in der ersten Arbeit ausgesprochene Ansicht über die Brauchbarkeit der
Siliquidreaktion für die Liquordiagnostik bestätigt hat.
Die Siliquidreaktion gibt also in der von uns benutzten Versuchsanordnung ,
im allgemeinen genügenden Aufschluß über Veränderungen im Liquor — Eiwei߬
spiegel, dabei rascher und bequemer als die bereits erwähnten wesentlich kompli¬
zierteren und keinesfalls streng spezifischen kolloid* chemischen Methoden. Ihr posi¬
tiver Ausfall zeigt damit ein Befallensein des Zentralnervensystems an. Sie erhält
aber erst in diagnostischer Beziehung ihre richtige Auswertung und Bedeutung
durch die gleichzeitige Berücksichtigung der mit Originalluesleberextrakten an¬
gesetzten WaR.
IV.
Gins, H. A. und Fortner, J., Über Maul- und Klauenseuche
beim Kaninchen.
Die Übertragung der Maul- und Klauenseuche auf Kaninchen ist uns in letzter
Zeit unter Entwicklung typischer klinischer Symptome einwandfrei gelungen. Zwar
konnte Hobmaier seinerzeit das Virus nach der Kaninchenpassage noch nach-
weisen, aber dies gelang bei intrakutaner Injektion und ohne Entwicklung von
Aphten. Wir fanden als günstigste Impfstelle die Übergangsstelle von der Lippen¬
haut zur Schleimhaut. Als Virus wurde unser Meerschweinchenstamm benutzt.
Nach 24 Stunden trat beginnende Aphtenbildung auf, die sich nach weiteren
24 Stunden verstärkte. Gelegentlich entwickelten sich an der Umschlagsstelle der
Lippenschleimhaut zum Zahnfleisch prall gefüllte Blasen, deren wasserheller Inhalt
mit der Kapillare entnommen werden konnte. Das bisher günstigste Resultat sahen
wir nach einigen Wechselpassagen zwischen Kaninchen und Meerschweinchen. Im
Anschluß an diese gelang aber dann die Durchführung durch mehrere Kaninchen
unter deutlicher Aphtenbildung. Das Virus konnte im Blut nachgewiesen werden
und wurde von jeder Passage durch Rückübertragung auf das Meerschweinchen
identifiziert. Mit Rücksicht auf die scharfen veterinärpolizeilichen Vorschriften
mußten wir darauf verzichten, infizierte Tiere hier zu demonstrieren.
Sn.öh
C P
x£vä- o.n
Centralblatt Ar Bakteriologie etc. 1. Akt. Referate.
— . Bd. 78. No. 25/26. =======
Ausgegeben am 14. April 1925.
Inhaltsverzeichnis.
Bearbeitet von Ober-Reg. -Med.-Rat Dr. E. ßierotte in Berlin.
Abderhalden, Emil 481
Acel, D. u. Acel-Vecsei, A.
411
— Vecsei, A. s. Acel, D.
Ackert, James E. 78
Adelsberger, L. s. Schiff, F.
Adler, Hugo 49
Adolf, Mona 347
Albrecht, 0. s. Scherber, G.
Alder, Albert s. Frei, Carl.
Alexander, M. E. 27
Allison, V. Douglas 48
McAlpine, James G. s.
Rettger, Leo F.
Anastasia, C. s. Mellon,
Ralph R.
Anderson, Charles W. 74
— , John F. u. Leonard,
George F. 350
— , L. A. P. s. Caius, J. F.
— , R. A., Schultz, 0. T.
u. Stein, J. F. 529
Andervont, H. u. Simon,
Charles E. 522
Andreewa, A. M. u.
Leschtsch, A. M. 398
Andrewes, C. H. u. Miller
jr., C. Philip 69
Anglade 412
Antonowsky, A. 413
Aoyama, K. s. Arima, R.
Apel, R. 420
de Area Leao, A.-E. 417
Arima, R., Aoyama, K. u.
Ohnawa, J. 466
Arloing, F. u. Langeron, L.
324
— , Langeron, L. u. Spas-
sitch, B. 323
— u. Spassitch, B. 317
— , Fernand u. Dufourt, A.
295, 321, 368
— , Langeron, L. u. Ricard
323
— u. Sempe 389
Erste Abt. Ref. Bd. 78.
I. Autorenyerzeichnis.
Armuzzi, G. u. Strempel, R.
534
Arning, E. 550
Arnold, L. s. Weiß, E.
Arnoldi, W. 483
Arzt 88, 89
Asher, Leon u. Masuno,
Inusuke 486
d’ Assis Brito Filho, F. 343
Aßmann, Georg u. Gruber,
Georg 474
Aubaret, Rouslacroix u.
Herrmann 413
Aubertot, Maurice s. Chat¬
ton, Edouard.
Auclair, Jules 479
Aufrecht 302
Auger, L. s. Ball, V.
Auler, H. s. Blumenthal,
F.
Ayers, S. Henry u. John¬
son, Wm. T. jr. 58, 59
Aznar, P. 288
— s. Weinberg, M.
Bacaloglu, C. u. Tudoran,
G. 177
Bachem, C. 235
Bachmann s. Bürgers.
— , W. 23, 216
— s. Bürgers.
— , Werner 34
Bacher, St. s. Kraus, R.
— , Stephan 488
— u. Kosian, Maria 6
Baeuchlen, E. 476
Bail, 0. 39
— , Oskar 271, 512, 513
Bais, W. J. u. Verhoef,
A. W. 494
Baitsell, George A. 266
Baivy, A. s. Bruynoghe, R.
Ball, V. u. Auger, L. 476
Balozet. s. Velu, H.
Banciu, A. s. Nicolau, S.
No. 25/26.
Banghaf, E. J. s. Williams,
A. W.
Bansi, H. W. 37
Barikin, W. u. Zacharoff,
A. 108
Barikine,W. u. Zdrodovsky,
P. 509
Barnard, L. s. Oliver, Jean.
Barnewitz, J. u. Flecke, H.
391
Barok, L. s. Karczag, L.
Barotte, J. s. Velu, H.
La Barre, Jean s. Zunz,
Edgard.
Barret, Harvey P. 85
— u. Smith, Nannie M. 82
Barrow, J. F. 253
Barth s. Bundt.
— , E. s. Schmidt, P.
Barzilai-Vivaldi, G. u.
Kauders, 0. 243
Bastai, P. u. Busacca, A. 374
Baudette, F.R. u. Bushuell,
L. D. 144
Bauer, H. 552
— , Hugo 552
Baumann, Fritz 472
Baumecker, Walter 495
Baur, M. 527
Bechhold, H. 8, 9, 528
— u. Gutlohn, L. 96
Beck, A. u. Huck, W. 399,
405
Beckmann, A. 444
Beckwith, T. D. 397
— u. McKilop, G. 63
Bedier, E. 252
Beger, H. 18, 394
Belonovsky, G. D. 482
Bendam, R. s. le Clerc, R.
van Beneden, Jean s. Fabry,
Paul.
Benians, T. H. C. 408
Beniasch, M. u. Lerner, D.
541
37
578
Inhaltsverzeichnis.
Le Ber, A. s. Richet, Charles.
Berczeller, L. n. Wastl, H.
495
Berdnikow, A. 272
Berger, W. 324
Bergin, E. 229
Besredka, A. 54
Bessau, G. u. Köhler, 0.
221
Bessonowa, A. s. German, S.
Bethoux, Louis 456
Betke, Hans 268
Bettencourt, A. 74
Bezangon, Fernand, Phili-
bert, Andre u. Hauduroy,
Paul 210
Biberstein, H. u. Lubinski,
H. 508
Bieder, Hermann 190
Bieling, R. 201, 463
Biemond, A. G. 326
Bien, Z. s. Storm van
Leeuwen, W.
Bienenfeld, Bianca 435
Bigwood, E.-J. 317
Billa, M. s. Gate, J.
Bircher, Eugen 66
Birger, 0. G. s. Kritchevsky,
J. L.
Birnbaum 198
Blake, Francis G. s. Trask,
James D.
— , Trask, James D. u.
Lynch, John F. 366
Blanc, G. u. Caminopetros,
J. 80
Blanchard, M. u. Laigret,
J. 245
Blum, Kurt 180, 183
Blumenthal, F., Auler, H. u.
Meyer, Paula 263
— u. Meyer, Paula 263
— , G. 446
— u. Monferratos - Floros,
Käthe 373
— , Georg 187, 574
Boas, Harald, Mörch, J. R.
u. Pontoppidan, Borge
538
Boddin, M. s. Faerber, E.
Böhme, W. 480
— s. Mayer.
Boez, L. 284
Bogendörfer, L. u. Halle 500
Bohne 635
v. Bokay 377
— , Z. 370
Bommer, S. 293
Bongert 416
Bonne, C. 117, 249
Boquet, A. 121
— u. Nögre, L. 205, 438,
439
Borchardt, W. 325
Bordet, J. 506, 511
Borst, M. 259, 260
— , Max 255
Botafago, Gonsalves 372
Botteri, J. H. 76
Le Bourdelles, B. s. Fon-
■foripl P
Braafladt, L. H. 527
Brachetto-Brian,D. s. Llam-
bias, J.
Brams, J. s. Pilot, I.
— , Julius 175
Brasie, G. 131
Bratusch-Marrain, A. 64
Braun, H. 272
— u. Cahn-Bronner, C. E.
94
— u. Nodake, R. 311
— , Stamatelakis, A. u.
Kondo, Seigo 442
Breinl, F. 113
Brenn s. Sdrodowski, P. F.
Brinckmann, E. 196
Brinkmann, J. 232
Brock, Walter s. Peters,
Rudolf.
Brockmeyer, J. 35
Brocq-Rousseu, Forgeot u.
Urbain, Ach. 135
Brodnitz, Friedrich s.
Wittgenstein, Annelise.
Brokman, H. s. Hirszfeld, H.
— u. Prokopowicz, M. 25
Bronfenbrenner, Jacques s.
Drucker, Cecil K.
Brotzu, Giuseppe 51
Brown, Cabot s. Young,
Charles W.
Bruckner, Z. 203
Brücke, E. Th. 298
Brügger 369
Brünauer, Stefan Robert
190
Brünecke, K. 444
Brüning, Fritz 525
Bruhns, C. 508
Bruman, F. 266
Bruns, Gudrun 541
— , H. 385
Brutsaert, Paul 519, 521
Bruynoghe, R. 18
— u. Baivy, A. 18
Bürgers u. Bachmann 359
— u. Bachmann, W. 37
Büttner, H. E. 258
Buffington, Estella s. War¬
thin, Aldred Scott.
Bumke, E. 396
— , 0. 558
Bundt u. Barth 120
Burgess, E. 387
Burke, G. S. 407
Burnet, Et. 118
Busacca, A. s. Bastai, P.
Buschke u. Kroö 115
Bushneil, L. D. s. Baudette,
F. R.
Busson, B. u. Ogata, N. 25,
40
— , Bruno 482
Buttenwieser, S. 368
Buzello, Arthur 295
Cafourek, L. 366
Cahn, R. 323
— Bronner, C. E. s. Braun,
H.
Caius, J.F., Iyengar, K.R.K.
u. Anderson, L. A. P. 301
Calalb, G. s. Combiesco, D.
Caminopetros, J. s. Blanc,
G.
Carbonei, M. V. u. Mayer,
E 7
Caronia, G. 367, 368
Carrel, Alexis 266, 268
— u. Ebeling, Albert H. 267
Carrere, S. s. Lisbonne, M.
Caslick, E. A. s. Dimock,
W. W.
Casparius 226
Catel, W. 408
Catsaras, Joh. 254
Cavazzuti, Alfonso s. Lattes,
Leone.
Charrier, H. 81, 242
Chatton, Ed. 86
— , Edouard u. Aubertot,
Maurice 83
Ciuca, M. 519
Clarke, J. Kilian 72
le Clerc, R. u. Bendam, R.
283
Clodi, E. u. Matuschka, J.
180
Cluzet, Kofman u. Milhaud,
M. 319
— , Rochaix u. Kofman 389
Cohn, Alfred 530
Coleman, G. E. 407
Collier, W. A. 281
— s. Kudicke, R.
Combiesco, D. 121, 388, 403
— u. Calalb, G. 54
— u. Dumitresco, Nestor 123
— u. Popesco, C. 7
MacConkey, A. T. 301
Connor, Charles L. 115
— , L. C. 114
Constantinescu, J. s. Popea,
A.
Conturier, Henri s. Lu-
miöre, Auguste.
Cordes, Wilhelm u. Nauck.
Ernst Georg 398
Cordey, Francois s. Phili-
bert, Andre.
Cort, William H. 78
Da’Costa Cruz, J. 317. 518,
519
Cotoni, L. s. Truche, C.
Couland, E. 200
Courmont, P., Gate u.
Papacostas 211
Couturier, Henris. Lumiere,
Auguste.
Cowdry, E. V. u. Nicholson,
F. M. 384
Cramer, W. u. Kingsburg,
A. Neave 488
Crendiropoulo, Milton 61
Cunningham, J. u. Ragha-
vachari, T. N. S. 418
— , Theodore, J. H. u.
Krishnan, K. V. 409
Curschmann, Hans 451
Czerny, Ad. 451
Dack, G. M. s. Starin, W. A.
Dahmen s. Frosch.
Damboviceanu, A. 15
— s. Jonescu-Mihaesti, C.
Danilewitsch u. Kolpakowa
370
Danysz-Michel u. Lasko-
wnicki, St. 8
David, H. 126
Davide, H. s. Kling, C.
Davidsohn, Heinrich 273
Davis, D. J. s. Robert¬
son, K. C.
— , Nelson C. 78
Decressac, G. u. Jacquelin,
A. 452
Deelman, H. T. 260
Dekester, M. u. Melnotte, P.
253
Delanoe, P. 83
Delater u. Merle 283
Derevici, M. s. Garofeano,M.
Dervis, Themistocles 75
Desoil, P. 75
Detre, Ladislaus 244
Deußen, E. 523
Dick, George F. u. Dick,
Gladys Henry 360, 361
— , Gladys Henry s. Dick,
George F.
Dietl, K. s. Polano, 0.
Dimock, W. W. u. Caslick,
E. A. 134
Dochez, A. R. u. Sherman,
Lillian 365
Döczy, Gedeon 415
Doerr, R. u. Zdansky, E.
381, 383
Dold, H. 316, 322
— u. Weyrauch 122
Inhaltsverzeichnis.
579
Domingo, Pierre 118
Donatien, A. s. Sergent,
Edm.
— , Lestoquard, F. u.
Sausseau, L. 251
Dornedden, Hans 443
Douchowsky, A. J. s. Kri-
tchevsky, J. L.
Dow, Jessie E. s. Kirkbride,
Mary B.
Draganesco, State s. Mari-
nesco, G.
Drucker, Cecil K. u. Bron-
fenbrenner, Jacques 507
Dubrowinski, S. 87
Dürbeck u. Kaller 478
Dufourt, A. s. Arloing,
Fernand.
— , Andre s. Weill, E.
Dulaney, Anna Dean u.
Jennett, James Harvey
501
Dumas, Antoine 317
Dumitresco, Nestor s. Com-
biesco, D.
Duncan, J. T. 398
Dunkel 225
Dupray, Martin 282
Durand, Paul 414
Duthie, G.-M. 65
— s. Weinberg, M.
Dychno, M. 111
Eastwood, Arthur 2
Ebeling, Albert H. s. Carrel,
Alexis.
Eber, A. 224
Eberson, Frederick 467
Eckmann, A. 279
Eguchi, Churoku 40, 42, 43
Ehrström, R. 68
Eicke, Otto 475
Eickmann, H. u. Thumm,
H. 141
Eisenbach, A. 235
Eisler, M. 294
Elkeles, G. 541
Engelhardt, Willy 89
Enricht, J. R. s. Man-
waring, W. H.
Epstein, B. 88
— , H. 279
Erdmann, R. 265
Ernst, D. 134
van Es, L. 477
Etchegoin, Eugenio 117
Evers, E. s. Kudicke, R.
Fabry , Paul u. van Beneden,
Jean 517, 520
Faerber, E. u. Boddin, M.
199
Felix, A. 393
Felix, A. u.Yunowich, R. 373
Ferry, N. S. 490
— u. Fisher, L. W. 5
Fetscher, R. 526
Le Fevre de Arric, M. 379
Ficker s. Rubner.
Finkener, E. u. Neugarten,
L. 182
Finnoff, Wm. C. 203
Firle, E. s. Prausnitz, C.
Fischer, M. 234
— , Walther 80
Fisher, L. W. s. Ferry, N. S.
Flaum, A. 32, 322
Flecke, H. s. Barnewitz, I.
Fleischer, L. 539
Fleisher, MoyerS. u. Mayer,
Leo L. 315
Fleming, Alexander 95
Förtig, Hermann 184, 448
Fontanel, P. u. Le Bour-
delles, B. 371
Fornet, W. 473
Fortner, J. s. Gins, H. A.
Fraenkel, Eugen 200, 386
Franchini, G. 86, 87
Franconi, G. 359
Frank, M. 553
Fraser, Donald T. u. Wig-
ham, H. E. 349
Frei, Carl u. Alder,. Albert
307
Frenkel, H. S. 138
Freud, P. 352
Freudenberg, Karl s. Hey¬
mann, Bruno.
Freund, A. 443
— , Ernst u. Kaminer, Gisa
257
— , Jules s. Northrop, John
H.
Frey, E. 415
Frieber 228
Fried, C. s. Heidenhain, L.
Friedrich, H. 217, 454
Friese, V. u. Silber, L. 22
v. Frisch, A. Y. 460
Frosch u. Dahmen 328
Frouin, A. u. Guilleaumie,
Maylis 208
Fürbringer, Julius 441
Fürstenau s. Hasenkamp.
Fujimura, S. 132
Fuß, E. M. s. Philipp, E.
Futamura, H. 118
Gaehtgens, W. u. Gockel,
Martha 213
Gännßlen,M. u. Maier, 0. 221
Galke, K. 10
Galli-Valerio, B. 80
Garofeano, M. u. Derevici, M.
321
37*
580
Inhaltsverzeichnis.
Gasiorowski, N. u. Lege-
zynski, St. 543
Gastinel, P. s. Teissier, P.
Gate s. Courmont, P.
— , J., Papacostas, G. u.
Billa, M. 340
Gehlen, W. s. Knorr, M.
Gehrke 352
Geiger, J. C. s. Jordan,
E. 0.
Gellner, G. s. Kabelik, J.
Gentner 136
German, S. u. Bessonowa,
A. 398
Gemez, Ch. 21
— u. Razemon, P. 20
— , Charles 501
Gersbach, A. 93
— , Alfons 207
Gerstmann, J. 557
Gerth, H. s. Winkler, W. P.
Geschke, F. 212
Gessard, C. 276
— u. Vaudremer, A. 207
Ghon, A. u. Kudlich, H.
433
Gidon, Victor s. Martin,
Louis.
Giemsa, E. 550
Giesemann 484
Gildemeister, E. u. Herz¬
berg, Kurt 331
Gil y Gil, Carlos 290
Gins, H. A. 98, 99, 131, 326
— u. Fortner, J. 576
Ginsbourg, B. s. Weinberg
M.
Ginsburg, S. u. Stracbowa,
L. 79
Gitowitsch, W. s. Isa-
bolinsky, M.
Glaser, Eduard u. Wulwek,
Wilhelm. 232
Glaus, A. 308
Glingar, Alois 530
Glusman 295, 353
De Godoy, Alcides u.
Pacheco, Genesio 282
Göbel, F. 369
Gockel, Martha s. Gaeht-
gens, W.
Gödde, H. 474
Golant-Ratner, Raissa 182
Golaszewski, F. 136
Goldmann, Fr. u. Wolff, G.
434
Goodpasture. E. W. s.
Teague, Ö.
— u. Teague, 0. 376, 377
Goodwin, E. S. u. Guy, R. A.
456
Goresco, C. 459
— u. Popesco, C. 244
Gosset, A., Gutman, A.,
Lakhovsky, G. u. Magrou,
J. 264
Gotschlich, E. 423
Gottschalk, Charlotte 410
_ g ggg
Gottstein, Werner 386
Gougerot u. Peyre, E. 48
Gouwens, W. E. 309
Goy, P. s. Weinberg, M.
Graf, I. 192
Grafe, E. 444
Gragert, Otto 84
Gratia, Andre u. Rhodes,
Bernice 516
Grau, H. 433
Graves, J.-A. s. Wollmann,
E.
Grassi, B. 243
Green, HowardWhipple 237
Greenleaf, William E. 81
Greil, A. 256
Griesbach, R. 546
Groetschel 409
Großmann, H. 308
Groth s. Jaede,
Grube, Frida 213
v. Gruber s. Rubner.
Gruber, Georg 474
— s. Aßmann, Georg.
Griiter, Wilhelm 373
Grütz 416
— , 0. 180
Gubin, W. 237
Günther, Franz u. Meyer-
Bisch, Robert 222
Guerin, F.-H., Lalung-
Bonnaire u. Nguyen-
Van Khai 433
Guilleaumie, Maylis s.
Frouin, A.
Gundermann, Wilhelm 67
Das Gupta, B. M. s. Know-
les, R.
Guth, Ernst 461
Gutlohn, L. s. Bechhold, H.
Gutman, A. s. Gosset, A.
Gutstein 561
— , M. 425
Guy, R. A. s. Goodwin, E. S.
Guy er, M. F. u. Smith, E. A.
387
Haag, F. E. 454
Hachla, J. 542
Hackenthal, H. s. Schilling,
Claus.
Hadley, Ph. 521
— , Philip 44
Händel, M. u. Kenji, Tade-
nnma 261
— , Marcel 262
— u. Kenji, Tadenuma 263
Hagan, William A. 90
Hage 78, 396
Hahn, M. • 428
Haim 440
— , Arthur 440
Hajos, K. 25, 33
Halir, Otto u. Kettner,
Anton 461
Hall, J. C. u. Stark, N. 422
— , Ivan C. u. Peterson,
Emelia 287
Halle s. Bogendörfer, L.
Handovsky, H. 299
Hanger jr., Franklin M. s.
Mackenzie, George M.
Hannevart, G. s. Mendeleeff,
P.
Hanser, A. 358
Hanßen 337
Hanssen, Finn S. 497
Hardt, Anna 235
Harmsen, E. 253
Hartoch,0. s. Schloßberger,
H.
— u. Schloßberger, H. 390
Hasenkamp u. Fürstenau
139
Hastings, W. S. s. Mellon,
Ralph R.
Hata, S. 129
Haudek, M. 435
Hauduroy, Paul 521
— s. Bezangon, Fernand.
Haupt, W. 67
Hayaishi, J. 28
v. Hayek, H. 468, 487
Hecht, Hugo 546
Hegner, Robert W. 84
Heidenhain, L. u. Fried, C.
70
Heim, K. 62
Heinemann, H. 184
v. Heiner, Ludwig 532
Hektoen, L. u. Schulhof, K.
496
— , Ludvig u. Manley, S.
Leonard 18
Hellenbrand, W. u Joachim-
oglu, G. 525
Hellmann, W. 220
Hellmuth 91
d’Herelle, F. 510
Herrmann s. Aubaret.
— , G. 559
— , Rene s. Sedan, Jean.
Hertig, M. u. Wolbach, S. B.
111
Herz, E. u. Weichbrodt, R.
298
Herzberg, Kurt s. Gilde¬
meister, E.
Herzfeld, E. s.Weyrauch, F.
Herzog, F. 499
Inhaltsverzeichnis.
581
Heß, A. s. Kuester, E.
Hesse, Max
551
Heubner, W.
17
Heuck
190
Heuer, G. s. Lange,
L.
Heyer, E.
545
Hey mann, B.
245
— , Bruno u. Freudenberg,
Karl
194
Hilgers, W. E.
539
Hillenberg, S.
370
Hines, L. E.
418
Hirsch, Hans
529
Hirszfeld, H. u. L. u. Brok-
man, H.
338
L. ,
493
— s. Hirszfeld, H.
Hitzelberger
174
Hizume, K. u. Vollmer, H.
293
Hoder, F. s. Singer,
E.
Höland, H.
449
Hoff, Ferdinand
293
Hoffmann, E.
553
— , Erich u. Strempel, R. 189
— , Heinrich s. Jeßner, Max.
-, W.
355
Hofmann, Anton
433
— , Edmund
533
- P.
524
Hohn, Joseph
537
Holländer, A.
544
Holm, K.
243
Holmes, F. 0. s.
Talia-
ferro, W H.
van Hoof, L.
245
Hooker, Sanford B.
354
Hopfengärtner, M.
137
Hopkins, J. G. s.
Rock-
straw, Elizabeth W.
Hornung, P.
457
Horowitz-Wlassowa, L. 243
Hoseplan, V. M. s.
Man-
waring, W. H.
Huck, W. s. Beck, A.
Huddleson, J. F.
503
Hudson, Paul
51
Hübner
550
Huntoon, F. M.
365
Hurmuzachi, E. u. Nicodim,
E.
219
Hussey, H. D. s. Williams,
A. W.
Hyde, Roscoe R.
22
Ickert, Franz 434
Igersheimer, J. 197
Mclntosh, James, James,
W. Warwick u. Lazarus-
Barlow, P. 71
Ipsen, C. 529
Irons, Ernest E. s. Moody,
B. Wilson.
Isaac, Raphael 14
Isabolinsky, M. u. Gito-
witsch, W. 203, 446
Ishimori, K. 236
— , N. u. Metalnikov, S. 484
Ishiwara, Fusao 228, 262
Ismet, Arif 464
Iyengar, K. ß. K. s. Caius,
J. F.
Jackson, G. H.
E. C.
Jacob, E.
Jacobi, Erich
Jacobitz, E.
Jacobsohn, F. i
s. ßosenow,
130
413
304
. Langer, E.
531
Jacquelin, A. s. Decressac,
G.
Jaede u. Groth 134
Jähnke, Gustav u. Schäcker,
Erich 555
Jaffe, Rudolf 552
James, W. Warwick s.
Mclntosh, James.
Januschke, E. 137
Jeki, Shintetsu 102
Jennett, James Harvey s.
Dulaney, Anna Dean.
Jesionek, A. 462
Jeßner, Max u. Hoffmann,
Heinrich 88
Jizuka, A. u. Watanuki, T.
227
Joachimoglu, G. s. Hellen¬
brand, W.
— u. Klissiunis, N. 525
Joachimovitz, B. 384
Joannon s. Lereboullet.
Jötten, K. W. 371
Joffe, W. 390
Johnson, Wm. T. jr. s. Ayers,
S. Henry.
Jollos, V. 423
Jones, F. S. 297
Jonescu, V. s. Nasta, M.
— Mihaesti, C. u. Dambo-
viceanu, A. 348
— Mihaiesti, C. 515
Jordan, E. 0. 405
— u. Geiger, J. C. 406
Joyet-Lavergne, Ph. 87
Julianelle, L. A. s. Small,
J. C.
Jungmann, Paul 54
Junker, F. 212
Kabelik, J. 185, 270, 281
— u. Gellner, G. 219
— u. Lednicky, A. 299
— u. Rosenzweig, W. 389
Kämmerer, H. 285
Kahn, M. C. s. Torrey, J. C.
Kaiser, Hans s. Perutz,
Alfred.
Kalcher, Herta u. Sonnen¬
feld, Arthur 217
Kalinin, W. S. s. Utenkow,
M. D.
Kaller s. Dürbeck.
Kaltenbach, H.
192
Kammer, Gisa s. Freund,
Ernst.
Kamiya, Hatsuhiko
312
Kammer, Fr.
265
Kanewskaja, E. J.
70
Kanter, A. E. s. Pilot, I.
Kapadia, R. J. s. Steven¬
son, W. D. H.
Karczag, L., Teschler, L.
u. Barok, L. 261
Karfunkel, Hans 470
Karmann, P. 427, 479
— u. Seifried, 0. 141
Kartamischew, Anatol 549
Kassowitz, K. 344, 350
Käthe 111
Katsunuma, S. 83
Kauders, 0. s. Barzilai-
Vivaldi, G.
Kawamura, Y., 141
Kayser, K. 66
— Petersen 436
— , J. E. 437
Keller, W. 47
Kendall, A. J. 278
Kenji,Tadenuma s. Händel,
— s. Händel, Marcel.
Kernbach, M. 19
Kersten, H. E. 227
Keschischian,K.H. s. Lange,
Bruno.
Kessel, John F. 81
Kettle, E. H. 205
Kettner, Anton s. Halir,
Otto.
Khaled, Z. 120
Kihn, B. 556
Killian, Hans 1
McKilop, G. s. Beckwith,
T. D.
Kimura, K. 285
Kingsburg, A. Neave s.
Cramer, W.
Kirch, A. 549
Kirkbride, Mary B. u. Dow,
Jessie E. 349
Kirner, P. 135
Kirschner, L. u. van Loon,
H. F. 558
Kißkalt, Karl 338
— u. Schütz, Franz 434
Klaften, E. 537
Klausner, E. 173
Kleinschmidt, H. 68
582
Inhaltsverzeichnis .
Kliewe u. Koch 67
— , H. 524
Kligler, J. J. 251
— u. Krause, E. 52
Kling, C., Davide, H. u.
Liljenquist, F. 383
Klissiunis, N. s. Joachim-
oglu, G.
Kloeppel, F. W. 174
Klopfer, Eugen 189
Klopstock, A. s. Sachs, H.
— , Alfred 186
— , F. 309, 489
— , Felix 23, 310, 503
Klostermann, M. u. Weis¬
bach, W. 545
Klotz, M. 473
Klutscharew, W. s. Patze-
witsch, B.
Kmietowicz, F. u. Kos-
kowski, W. 317, 321
Knorr, M. 413
— u. Gehlen, W. 37
Knowles, R. u. Das Gupta,
B. M. 278
Koch s. Kliewe.
-, J. 75
de Kock, G. W. 132
Koegel 238
Koehler, Georg-Dietrich 532
Köhler, 0. s. Bessau, G.
Köndgen, Fritz u. Meißner,
Kurt 189
Königsfeld, H. 4
Kofman s. Cluzet.
Kofoid, Ch. A. u. Swezy, 0.
84
Kogan, Leon 445
Kohane, R. s. Mras, F.
Kohn, G. 175
Koizumi, Toru 441
Kollath, W. u. Lubinski, H.
109
Kolle, W. 188, 552
Koller-Aeby, H. 237
Kolpakowa s. Danilewitsch.
Komaya, Ginji 276
Kondo, Seigo 411
— s. Braun, H.
Könne k. Jan 303
Korke, Vishnu T. 76
Korschun, S. u. Mauer¬
mann, 0. 343
Kosian, Maria s. Bächer,
Stephan.
Koskowski, W. s. Kmieto¬
wicz, F.
Kovacs, N. 286
v. Koväts, F. 446
Kraemer, C. 475
Krakauer, Paul 189
Kraneveld, F. C. 73
Krantz, W. 181
Kraus, Alfred 417
— , R. 20, 113, 128, 296
— , Löwenstein, E. u.
Bächer, St. 344
Krause, E. s. Kligler, I. J.
— , Kurt 130
Krieger, A. 300
Krim er, M. 80
Krishnan, K. Y. s. Cun-
ningham, J.
Kritchevsky, J. L. 294, 316
— u. Birger, 0. G. 506
— u. Douchowsky, A. J.
311
Kritschewsky, I. L. 29
Krömeke, Franz 300
Krösl, Hans 190
Kroo s. Buschke.
Kruse 305
Kuczynski, M. H. 358
Kudicke, R. u. Evers, E.
246
— , Strauß, Ed. u. Collier,
W. A. 248
Kudlich, H. s. Ghon, A.
Kürten, H. 16
Küster 450
Kuester, E. u. Heß, A. 225
Küstner, H. 313
Kuhn, Ph. 424
— , Philalethes s. Uhlen-
huth, Paul.
— u. Soele, Walter 269
Kulimann, P. 218
Kundratitz, K. 369
Kupelwieser, Ernst 33
— u. Wastl, H. 34
Kuppelmayr 405
Kyrie 191
-, J. 556
Ladek, E. 224
Laigret, J. s. Blanchard, M.
Lakhovsky, G. s. Gosset, A.
Lalung-Bonnaire s. Guerin,
F.-H.
Lamb, E. M. s. Warren, S.
Lamprecht, H. 175
Landsteiner, K. u. van der
Scheer, James 303
— , Karl u. van der Scheer,
James 11
Lange, B. 436
— , Bruno 203, 400
— u. Keschischian, K. H.
401
— u. Yoshioka, M. 400
— , L. u. Heuer, G. 448
— , L. B. 458
Langer, E. s. Jacobsohn, F.
— , Erich 548
— u. Peiser, Bruno 531
— , H. 465
Langer, Joseph 242
Langeron, L. s. Arloing, F.
— s. Arloing, Fernand.
Lasch, F. 308
Laskownicki, St. 61
— s. Danysz-Michel.
Lattes, Leone u. Cavazzuti,
Alfonso
493
Lauda, E.
381
Lavedan, J.
257
de Lavergne, Y.
406
Lawetzky
418
Lawson, Wilkins
u. Wells,
H. S.
412
Lazarescu, Eug. s. Mitzu-
lescu, J. „
Lazarus-Barlow,P. s. Mcln-
tosh, James.
Leboeuf, F. 174
Lecheier, J. 91
Lednicky’, A. s. Kabelik, J.
Lee, Song Yung s. Schmidt,
Ludwig.
Leffmann, R. s. Treu, R.
Legezynski, St. s. Gasio-
rowski, N.
Lehner, Emerich u. Rajka,
Edmund 27
Leichtentritt, B. 435
— u. Zweig, H. 341
Lemmens, Karl 443
Lentz s. Scharr.
Lenz 526
— , A. 80
— , Wilhelm 251
Leonard, George F. s. Ander¬
son, John F.
Leoühardt, W. 226
Lereboullet u. Joannon 355
Lerner, D. s. Beniasch, M.
Leschtsch, A. M. s. An¬
dreewa, A. M.
Lestoquard, F. s. Donatien,
A.
— s. Sergent, Edm.
Levaditi, C., Nicolau, S. u.
Schoen, R. 124 125, 382,
383
Levin, J. J. u. Porter, A.
79
Levy-Bruhl, M. 49
Lewis, Paul A. u. Loomis,
Dorothy 502
Liang, B. 13
Lichtenste rn 478
v. Liebenstein, A. 284
Lieschke, Gottfried 471
Liesegang, Raphael Ed. 269
Lilienquist, F. s. Kling, C.
v. Linden 227
zur Linden, W. 540
Lindtrop s.Sdrodowski, P.F.
van der Lingen, J.Steph. 233
Inhaltsverzeichnis.
583
Lipschütz, B. 414
Lisbonne, M. u. Carrere, S.
512
Liß, Wilhelm 84
Llambias, J. u. Brachetto-
Brian, D. 265
Lloyd, R. B., Muir, E. u.
Mitra, R. G. C. 183
Lockemann, G. u. Ulrich, W.
230, 231
Lode, A. 385, 537
Löhr, H. 33
Löwenberg, K. 494
Löwenfeld, W. 53
Löwenstein, E. 455
— s. Kraus, R.
— , Ernst u. Moritsch, M. 437
Loiseau, Georges s. Martin,
Louis.
Loomis, Dorothy s. Lewis,
Paul A.
van Loon, H. F. s. Kirsch-
ner, L.
Loos 367
Low, R. Cranstow 505
Lubinski, H. s. Biberstein,
H.
— s. Kollath, W.
Lütje 141
v. Lukäcs, J. 220
Luke», Jean 142
Lumiere, Auguste u. Con-
turier, Henri 320, 504
Lundberg. Erik 196
Lusena, M- s. Schloßberger,
H.
Lynch, John F. s. Blake,
Francis G.
Mackenzie, George M. 313
— u. Hanger jr., Franklin
M. 60
Madsen, Thorvald 20
Magrou, J. s. Gosset, A.
Maier, 0. s. Gännßlen, M.
Mallory, Tracy B. s. Zinsser,
Hans.
Maloue, R. H. 279
— s. Taylor, J.
Mamlok, H. J. 420
Manceaux, L.-H. 208
Manley, S. Leonard s. Hek-
toen, Ludvig.
Manninger, R. 140
Manoussakis s. Zöller, Chr.
Manteufel 427
— , P. 534
Manuila, S. u. Popoviciu,
G. 305
Manwaring, W. H., Hose¬
plan, V. M., Enricht,
J. R. u. Porter, Dorothy
F. 316
Marcuse, Kurt 47
Mariani, Giuseppe 375
Marie, A. C. 486
Marine, D. s. Take, N. M.
Marinesco, G. u. Draga-
nesco, State 559
Martenstein, H. 476
— , Hans 199
Martin, Alfred 176
— , Hans 538
— , Jean u. Romieu, Marc.
174
— , Louis, Loiseau, Georges
u. Gidon, Victor 341
Martinaud, G. 76
Masuno, Inusuke s. Asher,
Leon.
Matsuda, T. 100
Matsumoto, Takima 38, 122,
513
Mattauschek, E. 532
Matuschka, J. 551
— s. Clodi, E.
Mauermann, 0. s. Korschun,
• S.
Maximova Take, N. 3
Mayer u. Böhme, W. 462
— , A. 62
— , C. u. Scharfetter, K. 379
— , E. s. Carbonei, M. V.
— , Leo L. s. Fleisher,
Moyer S.
— , M. 241
Mayr, J. K. 338
Mayrhofer - Grünbühel, J.
195, 338
Mazza, Salvador 20
Mecklenburg 480
Meder, E. 102
Megrail, E. 342
Meier, August 234
Meinicke, Ernst 436, 543
Meißner, G. 5ll
— , Kurt s. Köndgen, Fritz.
Meleney, Frank L. u. Zan,
Zung-Dan 58
Meleny, Frank L. s. Thomp¬
son, William P.
Melion, F. 455
Mellon, Ralph R., Hastings,
W. S. u. Anastasia, C. 491
Melnotte, P. s. Dekester, M.
Mendeleeff, P. s. Philippson,
Maurice.
— u. Hannevart, G. 320
Mergelsberg, Otto 532
Merle s. Delater.
Mertens, V. E. 256, 264
Mestschersky, G. 178
Metalnikov,S. s.Ishimori,N.
Metalnikow, S. 499
Meyer, F. 131
— , G. 550
Meyer, Hans s. Neufeld, F.
— , L. F. u. Nassau, E. 419
— , Paula s. Blumenthal, F.
— Bisch, Robert s. Gün¬
ther, Franz.
Meyerstein, Albert 309
Michel, Paul s. Mouriquand,
G.
Milejkowska, F. s. Siera-
kowski, S.
Milhaud, M. s. Cluzet.
Miller jr., C. Philip s. An¬
drewes, C. H.
Mino, Prospero 13
Mirone, G. 207
Mitra, R. G. C. s. Lloyd, R. B.
Mittermaier, R. 498
Modimayr, Ludwig 538
Möllers, B. 193
Mörch, J. R. s. Boas, Harald.
Moldovan, J. u. Zolog, M.
318
Molnär, Tibor 185
Monferratos - Floros, Käthe
s. Blumenthal, G.
Montank, J. A. 215
Montenegro, J. 250
Moody, B. Wilson u. Irons,
Ernest E. 93
de Moraes Cardoso, J. A.
555
Moral, Helmuth u. Sarba-
dhikary, S. 462
Morch, J. R. 372
Morgenroth, J. 236, 424
Morgulis, Sergius 268
Moritsch, M. s. Löwenstein,
Ernst.
— , P. u. Neumüller, H. 15
Moureau, M. u. Touchais, J.
210, 211
Mouriquand, G., Rochaix, A.
n. Michel, Paul 201, 202
Mras, F. u. Kohane, R. 555
— , Fr. 554
Much, Hans 8
Mudd, Emily B. H. s. Mudd,
Stuart.
— , Stuart s. Warren,
Shields.
— u. Mudd, Emily B. H.
274
Mühlpfordt, H. 551
Müller, J. 77, 410
Mueller, J. Howard u.
Tomcsik, Joseph 497
Müller, L. 391
— , M. 399
Mündel, Fr. 445
— , Franz 445
Muir, E. s. Lloyd, R. B.
Mulzer 179
Murata, Hidetaro 101
584
Inhaltsverzeichnis.
Muter milch, S. 500, 538
Mutschler, .Rudolf 550
Mutussis, Constantin 110
Nagao, M. 133
Nagel, V. 531, 554
Nageotte, J. 10, 278
Nakahara, Waro 262
Nakamura, Sunco 526
Nassau, E. s. Meyer, L. F.
Nasta, A. 25
— , M. u. Jonescu, V. 206
Nauck, Ernst Georg s. Cor¬
des, Wilhelm.
Negre, L. s. Boquet, A.
Neser, C. P. 284
Nesmejanow, A. N. s. Ra-
kusin, M. A.
Netter, Arnold u. Urbain,
Achille 378
— , Urbain u. Weismann-
Netter 378
Neuber, Eduard 187
Neuberger, Hans 177
Neubürger 180
Neufeld 429
— , F. 4, 402, 423
— u. Meyer, Hans 290
Neugarten, L. s. Finkener,
E
Neumann, Wilhelm 193
Neumüller, H. s. Moritsch,P.
Nevermann, H. 66
Nguyen-Van Khai s.
Guerin, F.-H.
Nicholson, F. M. s. Cowdry,
E. V.
Nicodim, E. s. Hurmuzachi,
E.
Nicolau, S. s. Levaditi, C.
— u. Banciu, A. 375, 536
Nieberle 138
Niederwieser, V. 542
v. Niedner, 0. 102
Ninomya s. Schnabel, A.
Nißle 420
Nitzulescu, J. u. Lazarescu,
Eng. 87
— , Virgile 75
Nodake, R. 100, 497
Ohashi, T. s. Sachs, H.
Ohnawa, J. s. Arima, R.
Okawachi, M. 100
Okuneff, N. 499
Oliver, Jean u. Barnard, L.
15
Opie, Eugene L. 313, 314
Orcutt, Marion L. 403, 492
Ordelt, VI. 519
Orlowski 174
Osumi, Simpachi 38, 217
Ottensooser, F. 19
Otto, R. 507, 559
— u. Shirakawa, T. 32
— u. Sukiennikowa, N. 20
Pach, Heinrich 196
Pacheco, Genesio 300
— s. De Godoy, Alcides.
Paldrock, A. 254
Panayotatan, A. 252
Panisset, L. u. Verge, J. 131,
142, 225, 251, 477
Papacostas s. Courmont, P.
— , G. s. Gate, J.
Park, Wm. H. s. Zingher,
Abraham.
— , William H. 354
Parker, F. jr. 381
— jr., F. s. Parker, J. T.
— , J. T. u. Parker jr., F.
321
Parr, L. W. 422
Parrot, L. s. Sergent, Edm.
Paschkis, K. 486
Patzewitsch, B. u. Klut-
scharew, W. 134
Patzschke, W. 530
Paulsmeyer, H. 271
Pawloff, P. 421
Peiser, Bruno s. Langer,
Erich.
Peiler, Sigismund 386
Pentimalli, F. 504
Perelm an 311
Perkins, Rowland J. s.
Twort, C. C.
Perot, E. s. Sigalas, R.
Perutz, Alfred u. Kaiser,
Hans 457
— s. Braun, H.
Pesch, K.
339
Nöller, W. u. Seelemann,
— , K. L. 341,
342
M.
138
— , Karl L.
270
— u. Sprehn, K.
73
Peter, K. s. Reese, H.
Northrop, John H.u. Freund,
Peters, Rudolf u. Brock,
Jules
492
Walter
198
Peterson, Emelia s. Hall,
Oehler, R.
275
Ivan C.
Oelze, F. W.
180
v. Petheö, J.
70
Oerskov, I.
279
Petrie, G. F.
107
Ogata, N.
512
Petroff, J. R.
426
— s. Busson, B.
S. A.
459
Oguni, H.
9
— s. Zinsser, Hans.
Petrovanu, Guntza 45
Petzetakis 252
— , M. 74
Peyre, E. s. Gougerot.
— , E.-L. 77
Peyrer, K. 30
Pfeiler 142
— , W. 130
Pfenninger, W. 139
Philibert, Andre s. Be-
zanQon, Fernand.
— u. Cordey, Frangois 438
Philipp, E. 57
— u. Fuß, E. M. 62
Philippson, Maurice, Men-
deleeff, P. u. Platounoff,
Constantin 321
Pickof, F. L. 487
Pilot, I. u. Brams, J. 55
— u. Kanter, A. E. 73
Pitzen, P. 221
Platounoff, Constantin s.
Philippson, Maurice.
Plantureux,Edm. s. Sergent,
Edm.
Plaut 181
Plotz, Harry u. Schoen, M.
297
Plüß, Hedwig 305
Pockels, Walter 222
Poenaru, J.-D. 92
Poincloux, P. 415
Poindecker, H. 475
Polano, 0. u. Dietl, K. 505
Pontoppidan, Borge s. Boas,
Harald.
Popea, A. u. Constantinescu,
J. 316
Popesco, C. s. Combiesco, D.
— s. Goresco, C.
Popescu, C. 109
Popoviciu, G. s. Manuila, S.
Porter, A. s. Levin, J. J.
— , ' Dorothy F. s. Man-
waring, W. H.
Portner, E. 532
Poschacher, A. 542
Posener, K. 266
Pozerski, E. 411
Prausnitz, C. u. Firle, E.
510
Prevot, A.-R. 65
Pribram 424
Prigge, R. 344
— s. Schloßberger, H.
Pritchett, Ida W. s. Web¬
ster, Leslie T.
Proca, G. 300
Prokopowicz, M. s. Brok-
man, H.
Prospert, Elisabeth 206
Putnam, J. J. s. Sears,
H. J.
Inhaltsverzeichnis.
585
Baffauf, Carl J. 469
Raghavachari, T. N. S. s.
Cunningham, J.
Rajka, Edmund s. Lehner,
Emerich.
Rakusin, M. A. u. Nesme-
janow, A. N. 61
Ramel 198
Ramon, G. 348
Rathge, M. 478
Razemon, P. s. Gernez, Ch.
Redaeli, Pierro 277
Reddish, George F. 288
— s. Rettger, Leo F.
— u. Rettger, Leo F. 63
Reenstierna, J. 175
Reese, H. u. Peter, K. 191
v. Rehren, W. 85
Reiche, F. 196
Reichmann, W. 296
Reilly, J. s. Teissier, P.
Reinsch, Friedrich Kurt 427
Reiter, H. 533
Reith, A. F. 384
Reitler, Rud. 1
Rejsek, B. 417
Remenovsky, Franz 173
Remlinger, P. 126, 127
Remus, A. 392
Renaud, Maurice 24, 185
Renaux, E. 346
Rettger, Leo F. s. Reddish,
George F.
— , Reddish, George F. u.
McAlpine, James G. 92
Reymann, G. C. 347
Rhodes, Bernice s. Gratia,
Andre.
Ricard s. Arloing, Fernand.
Richet, Charles 223
— u. Le Ber, A. 527
Rickmann, L. 475
Riem, Hans 532
van Riemsdijk, M. 340
Rincones, G. 249
Ritter, A. 235
— , J. 214
Robertson, K. C. u. Davis,
D. J. 92
Robinson, Elliot s. White,
Benjamin.
— , George H. 117
da Rocha-Lima 88
Rochaix s. Cluzet.
— , A. 60
— s. Mouriquand, G.
Rockstraw, Elizabeth W. u.
Hopkins, J. G. 546
Rodenacker 450
Rodet, A. 31
Romeis, B. 95
Romieu, Marc. s. Martin,
Jean.
Rondoni, P.
460
Roosen, R.
258
Rose, Gerhard
378
Rosen, P.
21
Rosenberg, Walter 536
Rosenow, E. C. u.
Jackson,
G. H.
380
Rosenthal, F.
247
— u. Spitzer, Fr.
248
-, W.
420
Rosenzweig, W. s.
I.
Kabelik,
Rougebief, H. s.
Sergent,
Edm.
Rouslacroix s. Aubaret.
Row, R.
209
Rubner, v. Gruber u. Ficker
268
Rühle, R.
286
Rüscher, E.
475
Rüge II, C.
57
Rychlo, J.
224
Saathoff, L.
67
Sabrazes, J.
285
Sachs, H.
481
— u. Klopstock,
A. 544
— , Klopstock, A. u. Ohashi,
T.
544
- o.
416
Sahli, H.
468
Salvador, Mazza M. 254
Salvioli, G.
437
Sambon, Louis Westeura
256
Samson, Kurt
485
Sanarelli, G.
422
Sarbadhikary, S.
s. Moral,
Helmuth.
Sartorius
523
Sartory, A. u. Sartory, R.
232
— , R. s. Sartory, A.
Sato, Goro 539
Sausseau, L. s. Donatien, A.
Saxl, P. 17
Scalfi, A. 342
Schack 373
Schäcker, Erich s. Jähnke,
Gustav.
Scharfetter, K. s. Mayer, C.
Scharr u. Lentz 479
van der Scheer, James s.
Landsteiner, K.
— s. Landsteiner, Karl.
Scherber, G. u. Albrecht, 0.
557
Schiff, F. u. Adelsberger, L.
13
Schilf, F. 310
Schiller, I. 523
— , R. 175
Schilling, Claus 469
Schilling, Claus u. Hacken¬
thal, H. 442
— , Erich 540
— , V. 95
Schindera, Maximilian 85
Schirokauer, Hans 525
Schlee, H. u. Zweifel, E. 426
Schlegel, Martin 453
Schlesinger, M. J. s. Wol-
bach, S. B.
Schloßberger, H. s. Hartoch,
0.
— , Hartoch, 0., Lusena, M.
u. Prigge, R. 447
Schiunk, S. 36
Schmidt, H. 337
— , Hans 21, 23
— s. Uhlenhuth, Paul.
— , Ludwig u. Lee, Song
Yung 233
— , P. 464
— u. Barth, E. 31, 319
— , Paul 319
— , S. 345
_ 132
— , Waldemar 103
Schmitz, Anne s. Vollmer, H.
Schnabel, A. 48, 380
— u. Ninomya 238
Schneider, Albert 223
Schoen, M. s. Plotz, Harry.
— , R. s. Levaditi, C.
Schoenfeld 548
Schönfeld, H. 452
Scholtz 175
Scholz, Georg 295
— , W. 297
— Sadebeck, Wolfgang 178
Schotter, Hans 116
Schottmüller 56
Schröder, G. 473
Schroeder, Kurt 452
Schubert, Johann 460
v. Schuckmann, W. 566
Schüßler, E. 419
Schütz, Fr. u. Wöhlisch, Fr.
307
— , Franz s. Kißkalt, Karl.
Schüler, 0. 238
Schulhof, K. s. Hektoen, L.
Schulten, Hans 283
Schultz, 0. T. s. Anderson,
R. A.
— , W. 197
Schumacher, J. 425, 430
— , Josef 333, 548
Schumacher, Josef 548
Schumann, P. 479
Schur, M. 453
Schwarz, G. 64
Schweinburg, Fr. 128
Sdrodowski, P. F., Lindtrop
u. Brenn 119
586
Inhaltsverzeichnis.
Sears, H. J. u. Pntnam, J. J.
275
Sedallian, P. 59
Sedan, Jean u. Herrmann,
Rene 386
Seelemann, M. s. Nöller, W.
Sei, S. 191
Seidl, H. 455
Seifried, 0. s. Karmann, P.
Seitz, A. 486
Seligmann, E. 404
Seliwanoff, Erna 111
Sellards, A. W. u. Theiler,
M. 253
Selter, H. 453, 465
Sempe s. Arloing, Fernand.
Serejski, Mark 508
Sergent, Edm., Donatien, A.,
Parrot, L., Lestoquard, F.,
Plantureux, Edm. u.
Rougebief, H. 252
Severtzoff, L. B. 82
Shaughnessy, H. J. s. Wins-
low, C.-E. A.
Sherman, Lillian s. Dochez,
A. R.
Shibley, Gerard S. 491
Shinoda, Tadasu 484
Shirakawa, T. s. Otto, R.
Shirosaki, T. 496
Show, Frederick W. 282
Sierakowski, S. u. Milej-
kowska, F. 11, 95, 280
— , Stanislav 343
Sierakowsky, Stanislaw 279
Sigalas, R. u. Perot, E. 79
Silber, L. s. Friese, V.
Silberstein, S. 549
— , Siegfrid 449
Simon, Charles E. 8. Ander-
vont, H.
— , H. 35
— , Walter 64
Singer, E. u. Hoder, F. 422
Sirota, L. 551
Skrjabin, K. J. 74
Skutetzky, A. 470
Small. J. C. u. Juliauelle,
L. A. 276
Smechula 190
De Smidt, F. P. G. 286
Smit, H. J. 77
Smith, E. A. s. Guyer, M. F.
— , Nannie M. s. Barret,
Harvey P.
— , Theobald 136
Smyly, H. Jocelyn s. Young,
Charles W.
— u. Young, Charles W.
250
Snyder, Laurence H. 12
Soele, Walter s. Kuhn,
Philalethes.
Sokoloff, B. u. Weckowski,
C. 258
Solbrig 87
Sonnenfeld, Arthur s. Kal-
cher, Herta.
Sonnenschein, K. 112
Soukup, E. 258
Spassitch, B. s. Arloing, F.
Spitzer, Fr. s. Rosenthal, F.
Sprehn, K. s. Nöller, W.
Stamatelakis, A. s. Braun, H.
Stapp, C. 35
Starin, W. A. u. Dack,
G. M. 407
Stark, N. s. Hall, J. C.
Steele, A. E. 91
Stein, J. F. s. Anderson,
R. A.
Steinberg, Ph. 404
Steinbrinck, W. u. Stu-
kowski, J. 366
Stern, Margarete 187
Stevenson, W. D. H. u. Ka-
padia, R. J. 108
Stiefler, G. 379
Stolpe 75
Storm van Leeuwen, W.,
Bien, Z. u. Varekamp, H.
26
Stosek, K. 299
Stoye, W. 553
Strachowa, L. s. Ginsburg,
S.
Strack, E. s. Wrede, F.
Stransky, Eugen 62
Strauß, Ed. s. Kudicke, R.
Strempel, R. 554
— s. Armuzzi, G.
— s. Hoffmann, Erich.
— , Rudolf 529
Studnicka, F. K. 427
Stühmer 190, 249
Stuhl, C. 476
— , Carl 476
Stukowski, J. s. Steinbrinck,
W.
— , Joseph 457
Süring, Bruno 392
Sukiennikowa, N. s. Otto, R.
Sumiyoshi, Yataro 207
Sumner, F. W. 354
Sussig, L. 195
Swezy, 0. s. Kofoid, Ch. A.
Swiatezky 392
Szallies, E. 403
Szilvasi 534
Szirmai, F. 539
Szymanski, Norbert 220
Take, N. M. n. Marine, D.
501
Takenomata, N. 301, 502,
543
Taliaferro, W. H. u. Hol¬
mes, F. 0. 82
Tallo, F. 536
Tani T. 50
Tanimura, Chuho 198, 199
Tappert, L. 235
Taskio Abe 239
Taylor, J. u. Malone, R. H.
255
Taylor Terry, Benjamin 278
Teague, 0. s. Goodpasture,
E. W.
— u. Goodpasture, E.W. 377
Teipel, H. 225
Teissier, P., Gastinel, P. u.
Reilly, J. 376
Teschler, L. s. Karczag, L.
Theiler, M. s. Sellards, A. W.
Theodore, J. H. s. Cun-
ningham, J.
Thinius 195
Thiroux, A. 77
Thompson, William P. u.
Meleny, Frank L. 59
Thumm, H. s. Eickmann, H.
Tieche 97
Tiesenhausen, K. 258
Tobler, W. 53
Todd, E. W. s. Twort,
C. C.
Toenniessen, E. 471
Tomcsik, Joseph s. Mueller,
J. Howard.
Tomioka, Y. 287
v. Torday, A. 212
-, F. 353
Torrey, J. C. u. Kahn, M. C.
421
Touchais, J. s. Moureau, M.
Toyoda,H.u. Tsuru,K. 123
— u. Yang, Y. 208
Trask, James D. s. Blake,
Francis G.
— u. Blake, Francis G. 361
Trawinski, A. 402
Treu, R. u. Leffmann, R.
213
Truche, C. u. Cotoni, L. 49
Tsakyroglu, G. 543
Tsuda, Seiji 56
Tsunekawa, S. 397
Tsuru, K. s. Toyoda, H.
Tudoran, G. s. Bacaloglu, C.
Turcek, R. 543
Turek, V. 289
Twort, C. C., Todd, E. W.
u. Perkins,RowlandJ.211
Uhlenhuth, Paul, Kuhn,
Philalethes u. Schmidt,
Hans 245
Ulrich, W. s. Lockemann, G.
Ulrici, H. 469
Inhaltsverzeichnis.
587
Untersteiner, R. 541
Urbain s. Netter, Arnold.
— , Ach. s. Brocq-Rousseu,
Forgeot.
— , Achille s. Netter, Arnold.
Urechia, C.-J. u. Zugravu,
G. 277
Utenkow, M. D. u. Kalinin,
W. S. 7
Valtee, H. 226
Valtis, J. 209
Varekamp, H. s. Storm
van Leeuwen, W.
Vaudremer, A. s. Gessard, C.
Veenendaal, H. 75
Vejdovsk^, V. 553
Velu, H. 123
— , Barotte, J. u. Balozet
249
Verge, J. s. Panisset, L.
Verhoef, A. W. s. Bais,
W. J.
Viala, Jules 128
Völker, R. 477
Vollmer, H. s. Hizume, K.
— n. Schmitz, Anne 293
Wächter, Rudolf 443
Waldorp, C.-P. 118
Wallgren, Arvid 455
Walsh, L. S. N. 12
Walter 464
Waltner, K. 215
Wanstrom, Ruth C. s. War¬
thin, Aldred Scott.
Warren, S. u. Lamb, E. M.
65
— , Shields u. Mudd, Stuart
274
Warschauer, Fritz 269
Warthin, Aldred Scott,
Buffington, Estella u.
Wanstrom, Ruth C. 178
v. Wassermann, A. 182
Wastl, H. s. Berczeller, L.
— s. Kupelwieser, Ernst.
Watanabe, N. 99
Watanuki, T. s. Jizuka, A.
Watt, James P. 385
Weber 139
Webster, Leslie T. 143, 144
— u. Pritchett, Ida W. 402
Weckowski,C. s. Sokoloff, B.
Wedemann, W. 526
Weech, A. A. 103
Wegievko, J. . 17
Weichardt, W. 7
Weichbrodt, R. s. Herz, E.
Weicksel, J. 443
Weigeld, Egon 444
Weigl, R. 112
Weill, E. u. Dufourt, Andre
51
Weinberg, M., Aznar, P. u.
Duthie, G.-M. 419
— u. Ginsbourg, B. 65
— u. Goy, P. 407
Weisbach, W. s. Kloster¬
mann, M.
Weismann-Netter s. Netter,
Arnold.
Weiß, E. u. Arnold, L. 520
Weiss, Nacif 322
Wells, H. Gideon 489
— , H. S. s. Lawson, Wilkins.
Went, Stefan 10
Werkman, C. H. 291, 292
Wernicke, E. 352
Weyrauch s. Dold, H.
— , F. 545
— u. Herzfeld, E. 3
— , Friedrich 371
White, Benjamin u, Ro¬
binson, Elliot 349
Wichels, Paul 73, 408
Wichmann, P. 197
Wieland, E. 102
Wiese, Otto 216
Wigham, H. E. s. Fraser,
Donald T.
Williams, A. W., Hussey,
H. D. u. Banghaf, E. J. 361
— , W. L. 138
Winkler, Alfons 436
— , W. F. u. Gerth, H. 216
Winslow,C.-E.A. u.Shaugh-
nessy, H. J. 280
Wittgenstein, Annelise u.
Brodnitz, Friedrich 177
Wodtke, A. 395
Wöhlisch, Fr. s. Schütz, Fr.
Wolbach, S. B. s. Hertig, M.
— u. Schlesinger, M. J. 114
Wolff, G. s. Goldmann, Fr.
Wolf sohn, Georg 63
Wollman, E. 514
Wollmann, E. u. Graves,
J.-A. 22
Worms 549
Wrede, F. u. Strack, E. 275
Wüllenweber, G. 547
Wu Lien-Teh (G. L. Tuck)
107
Wulwek, Wilhelm s. Glaser,
Eduard.
Yamanioto, Yoshizo 183
Yamauchi, Masao 259
Yang, Y. s. Toyoda, H.
Yonezawa, T. 101
Yoshioka, M. s. Lange,
Bruno.
Young, CharlesW. s. Smyly,
H. Jocelyn.
— , Smyly, H. Jocelyn u.
Brown, Cabot 250
Yu, Ilchun 393
Yunowich, R. s. Felix, A.
Zacharoff, A. s. Barikin, W.
Zak, Fr. 299
Zan, Zung-Dan s. Meleney,
Frank L.
Zdansky, E. s. Doerr, R.
— , Erich • 46
Zdrodovsky, P. s. Barikine,
W.
Zeller, H. 145
Zerkowitz, A. 22
Ziemann, Hans 241, 244, 413
Zimmermann, W. 443
Zingher, Abraham 362,363,
370
— u. Park, Wm. H. 355
Zinsser, Hans 19
— u. Mallory, Tracy B. 50
— u. Petroff, S. A. 458
Zironi, A. 289
Zoelch, Ph. 368
Zoeller, Chr. 356
— u. Manoussakis 46, 339
Zolog, M. 315, 323
— s. Moldovan, J.
Zugravu, G. s. Urechia, C.-J.
Zunz, Edgard u. La Barre,
Jean 317, 318, 319
Zweifel, E. s. Schlee, H.
Zweig, H. s. Leichtentritt,B.
II. Sachverzeichnis.
Abderhalden-Reaktion z. Diagn. d. Rinder¬
tuberkulose. 225
- , Modifikationen, Ergebn. 509
- auf Tuberkulose, Interferometer-
Unters. 450
Absättigungs versuch, Castellanischer, Ver¬
halten v. Typhus- u. Gaertner-Immun-
seren. 394
Abwehrfermente, Nachw. b. Schwangeren-
seren. 33
— , spezifische, Experim. 508
Ac. lacticum, Erzeugung v. Tumoren auf
Mohrrübenscheiben, Experim. 263
Acne vulgaris, Therapie. 415
Actinomyces necrophorus, Züchtg., Biolog.
90
Adnextumoren, entzündl., Proteinkörper¬
therapie, Klin. 66
Aerzte u. Untersuchungsanstalt, bakte-
riolog., Beziehg. 269
Aesculinagar, Differenzierg. v. Strepto-,
Entero-, Pneumokokken. 60
Agglutination, alkalische, v. Bakterien. 11
— v. Bac. tuberculosis n. Fornet, Wert.
445
— v. Bac. typhi. 394
— , Bakterien-, in Zuckerlösungen. 304
— v. Blutkörperchen, roten, Experim. 492
— , Immun-, Unterscheidg. v. Maultier-,
Pferde- u. Eselblutkörperchen. 11
— v. Microc. melitensis nach Behandlg.
m. Rindergalle. 118
— , „physiologische“, d.Bac. dysenteriae Y.
411
— v. Serum b. Einhufern. 12
— d. Spiroch. pallida. 180
— z. Tuberkulose-Diagn. 446
Agglutininbildung, Einfl. v. Röntgen¬
strahlen. 307
— , Fleckfieber-, im Vogelorganismus,
Experim. 111
Agglutinine, Geißel-, b. Hogcholerabac.
403
— , — , Wirkg. v. Hitze. 492
— , Spezifizität. 303
— , Typhus-, Experim. 387
Agglutinin, an Kohle od. Kaolin adsor¬
biertes, Verhalten zu s. Antigen. 294
Aktinomykose, Haustier-, Bekämpfg. m.
Friedmann-Mittel, Ergebn. 226
— d. Rinder u. Schweine, Aetiolog. 416
— , Rinder-, Wirkg. v. Jodipin-Emulsion.
91
— , Zungen-, b. Rind, Wirkg. v. Yatren
u. Eugalaktan. 91
Albertanderivate als Wundantiseptika,
Wirkg. 235
Albumin, Eier-, Eigenschaften, antigene,
nach Koagulation. 19
— Globulin - Quotient, Rolle b. Blut¬
körperchen-Senkungsgeschwindigkeit.
308
Alkali, Einfluß auf Toxizität u. Wirk¬
samkeit chemotherap. Substanzen. 236
Alkohol, Unzuverlässigkeit f. Desinfektion
v. Instrumenten, schneidenden Chirurg.
525
Alkohole d. Zuckerreihe, Einfl. auf Try-
panosomen-Beweglichkeit, Experim. 246
Allergie, Trichophytie-, Einfl. d. Serums
auf Trichophytonpilze. 88
— , vegetative. 461
— , — , u. Blutbild b. Tuberkulose, Beziehg.
461
Allergische Krankheiten, experim. 26
Ameisensäureäthylester, Wirkg., bakte¬
rizide. 231
Amöben, Boden-, Methode z. Zählg.,
Züchtg. 82
Amöbenerkrankg. u. Tuberkulose, Klin.
252
Amöben, Nachw. b. Schildkröten, Züchtg.
82
Amöbenruhr. 252 — 253
— , Nachw. v. Entamöben im Auswurf u.
Urin. 252
Amyloid, Schwefelstoffwechsel. 222
Anaemia perniciosa durch Taenia solium,
Klin. 75
Anämie, infektiöse, d. Pferde, Diagn.
durch Kan.-Versuch, Method. 134
— , — , - , in Südafrika. 132
— , — , - , Veränderungen d. roten
Blutkörperchen. 133
— , — , - , Virusgehalt v. Faeces,
Harn, Speichel. 134
Inhaltsverzeichnis.
589
Anämie, perniziöse, Nachw. v. Bact. coli
im Inhalt d. nüchternen Magens. 408
— , — , u. Syphilis, Beziehg. 177
Anaerobe Bakterien, Diagn. durch Schwär¬
zung v. Pepton enthaltend. Hirnnähr¬
boden. 287
- , Fäulnis-, Morph., Biolog. 287
- , Züchtg. auf Dimethyl-p-Phenylen-
diamin-Nährboden. 286
Anaeroben-Züchtg., Methodik. 287
Anaerobier mit endständig. Sporen, Vork.
im menschl. Intestinaltraktus, Eigensch.
419
— , sporenbildende, als Wundinfektions¬
erreger, Morph , Kult., Biol., Patho¬
genität. 63
Anaphylaktoide Erscheinungen nach
Formaldehydinjekt., intravenös. 322
Anaphylaktische Erkrankungen, Aetiolog.
25
Anaphylaktischer Keaktionskörper, Ex-
perim. 32
- , Sitz, Wesen. 507
Anaphylatoxinbildung aus Trockenkom¬
plement, Experim. 316
Anaphylaxie s. a. Ueberempfindlichkeit,
Shock, anaphylakt.
— , Bakterien-, Experim. 50
— , Blutkörperchen-, Dauer. 315
— und Dermatosen, Beziehg. 505
— , Desensibilisierg., Experim. 323
— , Echinokokken-, Experim. 76
— , Erzeugung auf okularem Wege. 320
— , heterogene. 316
— nach intratrachealer Injekt. v. Pferde¬
serum, Experim. 297
— d. isolierten Herzens, Experim. 320
— , passive, Aenderungen d. Oberflächen¬
spannung u. d. Beaktion d. Plasmas.
317
— , Pollen-, Experim. 27
— , Bolle d. Schilddrüse, Experim. 316
— b. Scharlach, Experim. 359
— durch Schlangengifte, Experim. 322
— , Theorie. 506
— , tierexperim., u. Idiosynkrasie, menschl.,
Beziehg. 25
— , „umgekehrte“, Theorie, Experim. 32
— u. Vitamin-C-Mangel, Experim. 323
— , Wirkg. intracerebraler Injekt. 317
Anaplasmosen. 252
Anaplasmose b. Kalb, Uebertragung, ex¬
perim., auf Schafe und Binder. 252
Anatoxin, Diphtherie-, Wirkg. d. Impfg.,
Experim. 356
— Beaktion, Bedeutg., Wesen. 356
Anergie, postoperative. 452
Angina, Vorkommen v. bakteriophag.
Lysin f. Bact. coli. 45
Angiolupoid Brocq-Pautrier, Klin., Histo-
log. 199
Angiolymphe z. Behandlg. d. Lungen¬
tuberkulose, Ergehn. 224
Ankylostomiasis, Behandlg. m. Tetrachlor¬
kohlenstoff. 77
Ankylostomum, Verbreitg. in Indochina,
Prophylaxe. 77
Anodonta cyanea, Spontanflockg. im Blut.
15
Anopheleslarven, Wirkg. v. Bohölen u.
Petroleum. 237
Antagonisten, erzwungene, Experim. 523
Antianaphylaktische Wirkg. v. Mineral¬
wässern, Experim. 323
Antianaphylaxie, Erzeugung durch zentri¬
petale, intrakarotidiale Injekt., Experim.
322
Antigene, bakterielle, Eigenschaften, im¬
munisierende, Experim. 5
— , blutgruppenspezifische. 13
Antigen, Hammel-, heterogenes, Nachw.
im Hühnerprotoplasma. 294
— , Besidual-, Natur. 497
— , Bückstand-, Hautreaktionen h. Tuber¬
kulose. 456
Antigenserumaggregat, syphilit., Spalt¬
barkeit. 182
Antikörperbildung , Beeinflussg. durch
Exstirpation d. endokrinen Drüsen,
Experim. 295
— , Beeinfl. durch d. Schilddrüse. 3
— u. Kappillarendothelium, Beziehg. 2
— b. Pflanzen. 303
— , Wirkg. d. Nebennierenentfernung. 501
Antikörper, blutgruppenspezifische. 13
Antikörpergehalt im Serum b. Hauttuber¬
kulose u. Hautreaktion, Beziehg. 456
Antikörper, hämolytische, Einfl. v. Tem¬
peratur u. Medium auf Bindg. u. Wir¬
kung. 309
— , Hammelblut-, heterogenetische, u.
-Antigene, Probl. 21
— , komplementbindende, b. Meerschw.,
tuberkulösen, Experim. 206
— , Uebertritt ins Blut nach intratrachealer
Injekt., Experim. 297
— , virulizide, Einfl. d. Bevaccination,
Experim. 101
Antileukocidingehalt von Säuglings- und
Mutterserum, Uebereinstimmung. 53
Antimonkomplexsalze, trypanozide, Wir¬
kung, Darsfellg. 245
Antimon, Wirkg., chemotherap. 550
Antisera, heterogenetische, Erzeugung
durch Vorbehandlg. m. alkobol. Pferde¬
nierenextrakt u. Schweineserum, Ex¬
perim. 301
— , präzipitierende, Wirkg. y. Glas,
minderwertig. . 18
Antitoxin-Bildung u. -Therapie, Theor. 20
— , Botulismus-, Nachw. in menschl.
Serum, Experim. 406
Aphthae tropicae (Sprue), Vorkommen,
Diagn., Therap. usw. 253
Apotheken, Sterilisation, Theorie, Praxis,
Leitfaden. 523
590
Inhaltsverzeichnis.
Appendicitis gangraenosa, Pathogenität
d. isolierten Erreger, Kataxie, Experim.
65
— , Nachw. v. Bac. fallax, Kult., Serol. 65
— u. Oxjnren, Beziehg., Klin. 80
Arbutin, Wirkg. v. Streptokokken. 59
Argentum-Reaktion v.Lange-Heuer, Wert,
Ausführg. 300
Arndt-Schulzsches Gesetz, Experim. 235
Arnethsche Formel, hämoklasische Krise
u. Blutdruck, Beziehg. 317
Arsenobenzolpräparat „Albert 102“ z. Be-
handlg. d. Syphilis, Wert. 550
Arsen, Wirkg., chemotherap. 550
Arthritis deformans, Vorkommen b. Pro¬
tozoeninfektionen d. Magendarmkanals,
Klin., Therap. 253
Arthussches Phänomen, Beziehg. z. Prä¬
zipitingehalt d. Serums usw. 313, 314
- , histolog. Veränderungen. 314
Ascaris lumbricoides, Klin. 79
Asthma bronchiale, Wirkg. v. Röntgen-
hestrahlg. 33
Atropin, Einfl. auf Shock, anaphylakt.,
Experim. 319
Augenbindehaut, Durchlässigkeit f. Bac.
tuberculosis, Experim. 203
Augenerkrankungen, tuberkulöse, Diagn.
m. Fornet-Diagnostikum. 220
Augenkrankheiten. 413 — 414
— , luetische, Wirkg. v. Wismut. 553
Augentuberkulöse, Beeinfl. d. Tuberkulin¬
reaktion, intrakut., durch Blutserum.
453
Augenveränderungen nach Injekt. v. Bac.
tuberc. in d. Carotis, Experim. 203
Ausflockungsreaktion mit Benzochol-
extrakten, Herstellg. 544
— , Kodamasche, Wert. 546
Autovaccine z. Gonorrhoe-Behdlg. 174
Autovaccinetherapie b. Staphylokokken-
Erkrankungen, Schwierigkeiten. 52
Bacillen, fusiforme, u. Spirochäten, Nachw.
im normalen Clitoris-Smegma, Bedeutg.
73
Bacillenträger, Ruhr- bzw. Typhus-,
Wirkg. v. Yatren. 413
— , Typhus-, Bakt., Serolog. 393
— , — , Duodenalsondierg., Wert. 392
— , — , u. Typhuserkrankungen, Epi-
demiol. 385
Bacillen d. Typhus-Coli-Gruppe, Differen-
zierg. , kult. , durch Hartoch-Schloß-
bergerschen Milchagar. 390
— — - , Unterscheidg. durch
Färbung. 389
— — - , wachstumshemmende
Eigenschaften v. Rhone- u. Saöne-
Wasser. 389
Bac. abortus Bang, Nachw. durch kom¬
binierten Tierversuch. 137
- , Wirkg. v. C02. 136
Bac. ahortus-Kulturen , abgetöt. , z. Be-
handlg. d. Maltafiebers. 120
— — u. Microc. melitensis, Verwandt¬
schaft. 118
Bac. acidophilus, Verhalten b. Züchtg.
m. Bac. sporogenes u. a. gegenüber
Eiweiß. 421
- , Züchtg. b. anaerobem Oberflächen¬
wachstum, Techn. 286
Bac. acidophilus odontolyticus , Biol.,
Nachw. usw., Bedeutg. f. Zahncaries.
71, 72
Bacillus, aerober, aus menschl. Darm,
Bac. pseudotetanicus-ähnl. , Eigensch.
288
Bac. amylobacter u. Köpfchenbakterien
d. Mekoniums, Identität. 419
Bac. anthracis s. a. Milzbrand.
Bac. balnearius, Kult., Vorkommen. 93
Bac. bifidus, Züchtung b. anaerobem Ober¬
flächenwachstum, Techn. 286
Bac. botulinus, Immunisierg., experim., 407
- , Toxinbildg. in Kollodiumsäckchen,
Experim. 407
— — , Toxinbildg. durch Züchtg. in
Fleischkonserven, Experim. 407
- , Wachstumsbedingungen d. Sporen.
407
Bac. cereus, Kultur u. Biolog. 522
Bac. diphtheriae, Fadenbildg. 341
- , Lebensdauer am Wattetupfer, Er-
höhg. d. Vitalität, Experim. 340
- , Natur u. Bildg. d. Polkörnchen. 341
- , Virulenzsteigerung b. Anwesenheit
v. Streptokokkenstoffwechselprodukten,
Experim. 340
- , Wachstum auf Serum von ödem¬
kranken Kindern. 341
- , Züchtg. auf Kleinschem Serum¬
nährboden. 342
- , Züchtg. auf Pergolaschem Einähr¬
boden. 343
Bac. Ducrey s. a. Ulcus molle.
- , Herstellg. e. Antistreptobacillen-
serums, Eigensch. 175
- , Züchtg. aus Smegma Gesunder. 175
Bac.dysenteriae-Bakteriophagen, Experim.
40, 44
Bac. dysenteriae Flexner, Optimum d.
Wasserstoffionenkonzentration. 389
Bac. dysenteriae Shiga-Bakteriophagen,
Experim. 44
- , Lysinbildg. 511
- , Phosphorausscheidg. 411
Bac. dysenteriae-Stämme , sekundäre u.
bakteriophagenresistente, Beziehg. zu
Schmitz-Stämmen. 40
Bac. dysenteriae Y, Agglutination, „phy-
siolog.“ 411
Bac. enteritidis Gaertner u. Bac. para-
typhi N2, Serolog., Vergleiche. 398
- , Umwandlg. in Typhusstamm,
Experim. 404
Inhaltsverzeichnis.
591
Bac. faecalis alcaligenes u. Vibrio cholerae,
Differentialdiagn. 109
Bac. fallax, Nachw. im Appendix, Kult.,
Serol. 65
Bac. Frisch, Züchtg. b. Khinosklerom,
Morph., Kult., Serolog. 417
Bac. histolyticus, Organ Veränderungen
nach Injekt., intramusk. 63
Bac. Hogcholera, Bildg. v. Geißelagglu-
tininen. 403
Bac. influenzae Pfeiffer u. Bac. Koch-
Weeks, Beziehg. 413
- , Züchtg. auf blutfreiem Nähr¬
boden in Mischkultur m. Staphylok. u.
Bac. subtilis. 384
Bac. Koch-Weeks u. Bac. influenzae
Pfeiffer, Beziehg. 413
- , Züchtg. auf Blutagar. 414
Bac. lactis aerogenes-Vaccine b. Epididy-
mitis, gonorrh., Wert. 530
Bac. leprae, Morph., Biol. 254
- , Phagocytose, Experim. 254
Bac. mallei s. a. Rotz.
- , Baktericidiefestigkeit, Experim. 123
Bac. mucosus, Vergleiche, biolog. u.
serolog., verschied. Stämme. 276
Bac. paratyphi abort. equi b. Sauen,
seuchenhaft. Sterilitätsauftreten. 141
Bac. paratyphi, Differenzierg. 404
Bac. paratyphi A, Nachw. in e. Creme¬
sauce. 406
Bac. paratyphi B, Bildg. v. Antikörpern,
komplementbindend. 403
— — — , Eigenschaften, antigene, b.
Kontakt m. Oxalatblut. 388
- , Nachweis in Fleischproben. 406
- , Optimum d. Wasserstoffionen¬
konzentration. 389
— — — , Wärmeresistenz, Abtötungs¬
temperatur, Experim. 403
Bac. paratyphi N2 u. Bac. enteritidis
Gaertner, Serolog., Vergleiche. 398
Bac. pestis s. a. Pest.
Bac. pneumoniae s. a. Pneumokokken.
Bac. proteus vulgaris, pathog. Stamm,
Klin., pathol. Anat. 65
Bac. pseudodiphtheriae b. Paraurethritis,
Klin., Bakt. 173
Bac. pseudotetanicus-ähnl. Bac. aus
menschl. Darm, Eigensch. 288
Bac. pseudotuberculosis b. Menschen,
Klin. * 200
Bac. putrificus, Artbestimmg. 285
- u. ähnl. im menschl. Intestinal-
traktus, Eigensch. 419
Bac. pyocyaneus-Bakteriophagen, Experim.
43
— — , Erzeug, v. Keratoconjunctivitis,
Immunität, lokale. 46
- , Kultur v. lyt. u. nichtlyt. Stämmen.
521
- , Riechstoffe v. Kulturen. Ursachen.
276
Bac. Rauschbrand u. Bac. oedemat. ma-
ligni, Unterscheidg. 140
Bac. Rotlauf s. a. Rotlauf.
- , Morphol. 131
- , Schweine-, Morph., Kult., Experim.
131
Bac.sporogenes, Herstellg. v. Seren, agglu¬
tinierenden. 422
Bac. subtilis, Eigensch., pathog., Experim.
421
Bac. Thimotee, Wirkg., therap., b. tuber¬
kulös. Meerschw., Experim. 211
Bac. tuberculosis s. a. Tuberkulose.
- , abgetötete, Schutzimpfg. v. Säug¬
lingen. 465
- , Agglutination n. Fornet, Wert. 445
- , Augenveränderungen nach Injekt.
in d. Karotis, Experim. 203
— — , avirulente, Eigensch., sensibili¬
sierende, Experim. 439
- , Baktericidiefestigkeit. 208
- , Bakteriolyse. 208
- , Bildg. v. mycelart. Fäden nach
Filtration. 210
- , Durchlässigkeit unverletzt. Binde¬
haut, Experim. 203
- , Einfl. v. Glycerin b. Züchtg. 208
- , Einfl. v. Kieselsäure, Experim.
205
— — , Einfl. v. Magnesiumsulfat auf
Stoffwechsel. 208
- , Einzelbestandteile, Einfl. auf ex¬
perim. Tuberkulose. 205
— — , Entfärbg. mit chines. Tusche,
Techn. 207
- , Fettstudien, Experim. 440
- , Filtrierbarkeit. 209
- , Immunisierg. 465
- , Immunität u. Hypersensibilität,
Experim. 206
— — , Infektion, orale, konjunktivale,
nasale, Experim., path. Anat. 203
- , Lebensfähigkeit in Schulbüchern,
Desiufekt.-Wirkg. 210, 211
— , — , Nachw. im Knochenmark Tuber¬
kulöser, Experim., path. Anat. 441
- , Nachw. b. Lupus miliaris disse¬
minatus faciei. 198
- , Nachw. im Sputum, Methodik in
Untersuchungsstellen. 207
— — , Nachw. b. Tuberkulid, papulo-
nekrot. 198
- , Reinfektion, Experim. 206
- , Reinzüchtg. aus Sputum. 207
- , Säurefestigkeit, Eigenschaften. 464
- , Typus humanus, A virulentmach ung
durch e. bei Vögeln festgestellte Sub¬
stanz. 479
- , Typus humanus u. bovinus, An¬
teil b. Hauttuberkulose. 197
- , Typus humanus u. bovinus, Unter¬
scheidg. 442
- , Typus humanus b. Hund. 225
592
Inhaltsverzeichnis.
Bac. tuberculosis, Unterschiede, kult.,
morph., biolog., d. Typus humanus. 207
- , Verbreitungswege, Experim. 437
- , Wirkg. v. Eau de Javel auf Säure¬
festigkeit. 211
- , Wirk. v. Salzlösg., Experim. 209
- , Züchtg., Techn. 207
Bac. typhi, Agglutination. 394
- u. Bact. coli, Unterscheidg. durch
Färbg. 389
- , Eigenschaften, antigene, b. Kon¬
takt m. Oxalätblut. 388
- , Eigensch., bakterizide, v. Milch. 497
- , Form Veränderung b. Züchtg. in
Salznährböden. 387
- , Keratitis, spezif., Experim. 386
- , Optimum d. Wasserstoffionenkon-
zentration. 389
- u. paratyphi, Differenzierg. durch
neuen Nährboden. 390
Bac. welchii, Nachw. v. Sporen in diarrh.
Stühlen. 418
Bact. coli u. Bac. dysenteriae Shiga,
Antagonismus. 511
- , Fähigkeit d. Peritoneums z. Ab-
tötg., Experim. 408
— — , Lysinbildg. 511, 512
- , Nachw. im Inhalt d. nüchternen
Magens b. Anämie, perniziöser. 408
- , Optimum d. Wasserstoffionenkon¬
zentration. 389
— — u. Staphyloc. albus, Antagonismus.
517
- , Vergärung v. Kohlehydraten, Art
u. Mengenverhältn. d. Gärungssäuren.
408
Bact. lepisepticum, Nachw. b. Kan., Ex¬
perim. 143, 144
Bact. pullorum-ähnl. Keim, Nachw. in
Hühnereiern. 144
Bact. pyosepticum viscosum equi b. e.
Ferkel, Klin., path. Anat., Kult. 141
Bact. tumefaciens, Erzeugung v. Tumoren
b. Pflanzen. 264
Baktericide Kraft u. chemische Struktur,
Einfl., Experim. 228
Baktericidiefestigkeit d. Bac. tuberculosis.
208
Baktericidie u. Temperatur, Beziehg.,
Klin., Experim. • 64
Baktericidol z. Luftentkeimung, Brauch¬
barkeit. 227
Bakterielle Antigene, Eigenschaften, im¬
munisierende, Experim. 5
Bakterieller Synergismus, Bedeutg. f.
Biologie. 285
Bakterien, A-Formen, Entwicklg., Vork.,
Biol., Bedeutg. u. a. 424
— , Agglutination. 521
— , Agglutination, alkalische. 11
— Agglutination in Zuckerlösungen. 304
— , anaerobe, Züchtg. auf Dimethyl-p-
Phenylendiamin-Nährboden. 286
Bakterien-Anaphylaxie, perim. 50
— , Antagonismus. 511, 517
— u. Bakteriophagen, B lehg. 517, 521
— Beweglichkeit durch ^ larzsandschicht,
Experim. 274
— u. Bier- od. Weinhefen, Antagonisten,
erzwungene, Experim 523
— , Coryne-, Systematik '0
— , Darm-, Wirkg. v. J,
— , durch Desinfizier
Verhalton gegenübe
d. Körpers, Experim.
— , diphtheroide, Einte 342
— Ektoplasma, Darst« färberische.
425
— , Ektoplasma u. Kern, Morph., chem.
Aufbau, Darstellg. 561
— , Ekto- u. Endoplasma, Rolle f. Serum-
bakterizidie u. Phagocytose. 497
— , Erzeugung v. Entzündg. an isolierten
Organen, Experim. 70
— Fermente. 35
— , Gasbildg. b. Symbiose. 275
Bakteriengehalt im Scheidensekret vor u.
nach d. Geburt, Kult., Bedeutg. 420
Bakteriengeiflein, Wirkg. v. Hitze. 492
Bakterien im Genitaltraktus v. Stuten.
134
— , Gram-Färbg., Wesen. 425
— , Grenzwerte d. Wasserstoffionenkon-
zentration. 95
— b. Hauterkrankungen d. Hunde. 142
— , Kapsel-, u. Diplobact. capsulatum,
Beziehg., Vergleiche. 271
— , Katalase u. Peroxydase. 35, 36
Bakterienkern, Darstellg. 561
— , Zusammensetzg., chem. 333
Bakterien, „Köpfchen“-, d. Mekoniums,
Nachw., Kult., Eigensch. 419
— , Kohäsionsvermögen, Experim. 491
— , Kresolkochsalzextrakte, Toxizität. 490
Bakterienkultur, flüssige, Züchtg. nach
Filtration. 272
Bakterien-Kulturen, Veränderg. d. Wasser¬
stoffionenkonzentration, Entstehungs¬
mechanismus. 279
— , Ladung, elektrische, Einfl. v. Immun¬
serum. 491
— , lebende, z. Behandlg. v. Infektions-
krankh. 67
— , lysogene. 511, 512
— , M- Konzentration, Experim. 39
— Nährböden, Pufferung. 280
— , neoplastische, Nachw. in Krebstumoren,
menschl. 263
— , Paratyphus B-ähnl., in menschl. Faeces,
ßakt., Serolog. 402
— , pathogene, Umwandlung b. Durchtritt
durch d. Schleimhaut d. Verdauungs¬
wege. 1
— , — , Verwendungsstoffwechsel. 94, 272
Bakterienpopulation, Experim. 271
Bakterien - Reinzüchtg., Methode. 279
Inhaltsverzeichnis.
593
Bakterien, RoL J. Ekto- u. Endoplasmas
f. Serumbaktc zidie u. Phagocytose. 311
— im Säugling,^ arn, Klin., path. Anat 68
— , säurefeste, 4*erwendungsstoffwechsel.
442
— Sporen, Iso1' 'Tg. durch Harnstoffver-
fah’-' ' 1 122
dsfähigkeit gegen Er-
m igen. 524
270
chkeit, u. höherstehende
ziehg., Experim. 28
— , Uebertra^ llergischer Zustände. 48
— , Unterschied immunologische. 489
— , Verbleiben i,.„ch Einführg. in Magen
u. Darm, Experim. 93
— Vermehrung, Grenze, physiolog., Ex¬
perim. 422
— Wachstum, Wirkg. v. Vitaminen,
Messung. 273
Bakterienzelle, Nachw. e. zweiten iso¬
potentialen Punktes. 280
Bakterien, Wirkg., desinfiz., v. Diphenol-
äthanamin. 527
Bakteriologie u. Patentrecht. 269
Bakteriologische Untersuchungsanstalt u.
Aerzte, Beziehg. 269
Bakteriolyse d. Bac. tuberculosis. 208
Bakteriophagen s. a. d’Herellesches Phä¬
nomen, Lysine, übertragbare.
— , Analyse. 513
— , Coli- u. Shiga-, Einfl. v. Salzsäure
bzw. Natronlauge. 519
— , Dysenteriebac., Experim. 40
— , Eigenschaften, antigene. 520
— , Eigenschaften, Konstanz. 510
— , Einfl. v. Elektrolyten auf Lyse. 518
— , Einfl. d. Reaktion, Experim. 519
— , Entstehg. in alten Kulturen. 512
— , Entwicklg. in stark kochsalzhaltig.
Bouillon. 519
— , Experim. 37
— , Flüchtigkeit, Kochbeständigkeit, Ex¬
perim. 511
— , Forschungsergebn. 513
— , Größe, Empfindlichkeit gegen ultra-
viol. Licht, Destillierbarkeit. 326
— Kolonien, Unterscheidg. m. Färbg. 44
— , konzentrierte, Verhalten. 38
— , M-Konzentration, Experim. 39
— , Pyocyaneus-, Experim. 43
— , — , therap. Versuche b. Kerato¬
conjunctivitis. 46
— , Serolog. 38
— , Shiga-, Wirkg. v. Trypsin, Experim.
514
— , Staphylokokken-, Experim. 42
— , — , Sensibilisierg. v. Kan. 521
— Therapie b.Staphylokokken-Erkrankg.,
chron. 48
— , Vielheit, Experim. 512
— , Vorkommen im Darminhalt normaler
Kan., Experim. 515
Erste Abt. Ref. Bd. 78. ^0.
Bakteriophagen, Wesen. 510, 519
— , Wirkungsmöglichkeit im Warmblüter¬
organismus u. d. freien Natur, Experim.
46
Bandwurm, Hunde-, Wirkg. v. Arecolin. 75
— , Katzen-, Progynopylidium nölleri, in
Russ.-Turkestan, Morph., Anat. 74
„Bayer 205“, Wirkg. 245
Behringsches Diphtherieschutzmittel T A
z. Immunisierg., akt. 355
Benzidinreaktion, Leistungsfähigkeit z.
Nachw. v. Blutperoxydasen in Nähr¬
mitteln, bakteriolog. 37
Benzocholextrakte, Herstellg. f. Aus¬
flockungsreaktion. 544
Bergmannstuberkulose, path. Anat. 434
Besredka-Methode z. Nachw. d. Tuber¬
kulose, Wert. 216
Bilharziose, Therapie. 74
— in Tunis, Verbreitg. d. Zwischen wirts
(Bullinusschnecke). 74
Biologie, Bedeutg. d. bakteriellen Syner¬
gismus. 285
— , Messung d. Reaktion d. Milieus,
Techn. 281
Bismogenol, Wirkg. b. Syphilis 554, 555
Blastocystis, Züchtungsmethode 85
— hominis, Natur 278
Blastomy kosen, Haut-, oberflächl., Aetio-
log., Kult., Morph, usw. 89
Blastomykose, Klin., Patholog. 89
— , Krankheitsbeschreibg. 88
Bleivergiftung u. Tuberkulose, Beziehg.,
Experim. 434
Blutbild b. Fleckfieber. 111
— b. e. Ruhrendemie. 410
— v. Serumtieren, Einfl. v. Kulturinjekt.
u. Blutentnahme. 300
— b. Tuberkulose, Beziehg. z. Allergie,
vegetativ. 461
— , weißes, b. Lungentuberkulose, Ver¬
änderungen b. Tuberkulinbehandlg. 469
— , — , b. Tuberkulösen. 455
Blutbildwerte b. Lungentuberkulose, akt.,
Bedeutg., progn. 443
Blutbild b. Wut, menschl. 124
Blut, Cholesteringehalt u. Suspensions¬
stabilität während Gravidität u. Wochen¬
bett. 16
Blutdruck, hämoklasische Krise u. Arneth-
sche Formel, Beziehg. 317
Blutdrucksturzu. Shock, kolloidoklasischer.
317
Blut v. Einhufern, Hämolyse u. Agglu¬
tination. 12
Blutentnahme, sterile, Methodik. 283
Blut u. Gewebe, Flüssigkeitsaustausch,
Geschwindigkeit. 298
Blutgruppenbestimmung nach Moß, Auf-
bewahrg. d. Testsera. 15
Blutgruppen, Rassenmerkmal. 307
Blutgruppenzugehörigkeit , Ergehn, im
ostind. Archipel. 494
25/26.
38
594
Inhaltsverzeichnis.
Blut -Hyperacidität, Mechanismus b. an-
aphylakt. Shock. 317
Blut, Identifizierung, durch Hämoglobin¬
präzipitine. 496
Blutkörperchen - Anaphylaxie, Dauer. 315
— , Färbg. m. Toluidinblau. 285
— , Isoagglutination. 305, 307
— , rote, Agglutination, Experim. 492
— , — , normale u. v. Trachomatösen
stammende, Resistenz gegenüber hypo-
ton. Lösg. 87
— , — , u. Serumlipase, Experim. 35
— , — , Veränderungen b. infekt. Anämie
d. Pferde. 133
— , — , Wirkg. v. Elektrolyten. 15
- Senkungsgeschwindigkeit, Bedeutg.
f. Diagn. d. aktiv. Lungentuberkulose.
213
- , Bedeutg. in d. Psychiatrie. 308
- , Bedeutg. f. Tierversuch, diagn.,
b. Tuberkulose. 212
- , Einfl. d. Narkotika. 495
- im fließenden Blut, Einfl. d. Be¬
wegung. 495
- b. Geisteskranken, Einfl. d. Tem¬
peratur. 494
- u. Lungentuberkulose, aktive, Ver¬
halten, Bedeutg. 443
- b. Lungentuberkulose u. „vegeta¬
tive Allergie“. 444
- z. Prüfg. d. Dosierung unspezif.
Mittel. 530
- , Rolle d. Cholesterins u. d. Albu-
min-Globulin-Quotienten. 308
- b. Tuberkulose, Wert. 212, 213
- , kindl., Bedeutg. 443
- , Veränderung b. Behanölg. d.
Lungentuberkulose m. Tuberkulin-
Antigen-Scheitlin. 474
— , weiße, Verhalten b. Lues, Therap.,
Elin. 180
— Zahl u. Infektion, Beziehg. 22
Blutkultur in Agar, verflüssigtem, auf
Rouxschen Schalen, Techn. 284
— in Gelatine, Techn. 283
— in Peptonbouillon, halbstarrer, Techn.
283
— b. Typhus abdom. n. Gildemeister,
Methode. 392
Blut, Leukocytengehalt, Wirkg. v. Lipoid-
injekt., intravenös. 499
Blutparasiten u. Blutbild, Diagn. im
dicken Tropfen, Anleitg. 95
Blutparasiten, Färbg. m. Toluidinblau 285
Blut v. Pferden, Mauleseln, Eseln, Mor-
phol., Formelemente, Einfl. verschied.
Faktoren. 284
Blutplättchen, Kan.-, Wirkg. auf Vibrio
cholerae, Experim. 109
Blutsenkungsprobe, Grafesche, u. Injekt.
v. Tuberkulindosen, kleiner, unter¬
schwelliger, Wert. 213
Blut, Unterschiede, immunologische. 489
Blutzellen, fremde, ZerstÖrg. in Leber,
Milz, Knochenmark. 487
Blutzusammensetzung u. Rasse. 305
Bonacorsische Ausflockungsreaktion b.
Tuberkulose, Wert. 446
Botriocephalus, Anomalien, morpholog. 75
Botulinus-Toxin, Wirkg. v. Formol u.
Wärme, Experim. 407
Botulismus. 406 — 407
— , Antitoxin-Nachw. in menschl. Serum,
Experim. 406
Bronchitis nach Amöbenruhr, Nachw. v.
Entamöben im Auswurf. 252
Bronchopneumonie, Vaccinetherap., Er¬
gehn. 51
Brucksche Reaktion b. Syphilis, Brauch¬
barkeit. 187
- u. WaR., Wert, Vergleiche. 535
Bubo, klimatischer, Krankheitsbeschreibg.
88
Bücherbesprechungen. 268 — 269
Büffeldistomatose, Behandlg. m. Distol. 73
Bullinusschnecke, Zwischenwirt b. Bil¬
harziose in Tunis. 74
Chemikalien z. Sterilisation, Arbeiten,
neuere, Zusammenstellg. 227
Chemische Struktur u. baktericide Kraft,
Einfl., Experim. 228
Chemotherapeutische Substanzen, Einfl. v.
Säure u. Alkali auf Toxizität u. Wirk¬
samkeit. 236
Chemotherapie b. Krebs, Experim. 262
— , Wirkg. b. Typhus-Bacillenträgern,
Experim. 397
Chinesen, Häufigkeit gewisser Erkran¬
kungen. 106
Chlamydozoa-Strongyloplasmen, cytolog.
Unters. 414
Chloramin Heyden z. Behandlg. v. Haut¬
tuberkulose, Ergehn. 476
- , Desinfektionswirkg. 229
- , Wirkg., Experim. 526
— , Verwendg. in d. Geburtshilfe. 526
Chlor, Wirkg. auf Hartmanella hyalina-
Cysten. 81
Cholecystitis, Flagellaten-Nachw., Klin. 85
— , Staphylokokken- u. Coli-, Klin. 67
Cholera s. a. Vibrio cholerae. 108 — 109
— , Epidemiolog. in Rußland. 108
Choleralysin, bakteriophages, im Peri¬
tonealexsudat u. a., Experim. 45
Cholera, Vaccination, subcut. u. enterale,
Experim. 119
Cholesteringehalt d. Blutes, Anstieg nach
Vorbehandlg. m. Jod, Terpentin usw. 8
- , Wirkg., senkungsbeschleuni¬
gende. 16
— im Serum, Experim. 486
Cholesterin, Rolle b. Blutkörperchen-
Senkungsgeschwindigkeit. 308
Clostridium putrificum, Vergleich v.
2 Gruppen. 288
Inhaltsverzeichnis.
595
Cobragift, Toxicität f. Raupen d. Bienen¬
motte, Experim. 20
Cobraserum, Anti-, Chemie. 301
Coccidien, Golgischer Apparat in d. Schizo-
zoi'ten. 87
Coli. 408—409
Colicholecystitis, Klin. 67
Coli-Typhus-Erkrankungen d. Haustiere,
Bakt. 399
Collargol, Verhalten im Organismus, Ex¬
perim. 426
Condyloma acuminatum, cytolog. Unters.
414
Corynebakterien, Systematik, Biologie. 270
— , Variabilität. 339
Culiciden, Biolog., Auftreten, Vermehrg.
usw. 80
Cuprex, Wirkg. auf Ektoparasiten b.
Hunden u. Hühnern. 238
Cytolysine, organspezif., Nachw. 22
Darmbakterien. 418 — 419
— , Wirkg. v. Kaolin. 527
Darmflora, eiweißlösende u. säurebildende,
b. Diarrhöe. 418
Darmkatarrhe, infektiöse, im Säuglings-
u. Kindesalter, Therap. 419
Darmkeime, pathog., Isolierg. aus mit
Proteus überwucherten Kulturen, Me¬
thode. 392
Darmerkrankungen, chron., durch Spiroch.
buccalis, Klin., Therap. 118
Darmspirochäten, Vork. in Chikago, Be-
deutg. 422
Degkwitzsche Masernprophylaxe. 368 — 370
Dementia praecox, Goldsolreaktion, WaR,
Pandy-Reaktion, Ergehn. 182
Dermacentroxenus rickettsi, Kultivierg.
114
Dermaprotin, Behandlungsergebn. 484
Dermatosen u. Anaphylaxie, Beziehg.
505
— , juckende, Index, opsonischer, f. Staphy¬
lokokken, Verhalten 53
Dermotubin, Tuberkulinsalbe, Brauchbar¬
keit, diagn. 455
Desinfektion. 227 — 238, 523 — 528
— , Chemie. 333
— , Hitzewirkg., Wesen. 524
— , innere, Uebersicht. 236
— v. Instrumenten, schneidenden chirurg.
525
Desinfektionsmittel, Einfl. auf Vaccine. 98
Desinfektion in d. Veterinärmedizin,
Uebersicht 1923. 524
Deutsch-Ostafrika, Bahnbau-Erfahrungen,
ärztliche. 251
Diabetes u. Tuberkulose, Beziehg. 196
Diazoreaktion b. Lungentuberkulose,
Dauer, Bedeutg. 443
Dicksche Reaktion b. Scharlach. 360 — 365
Dictyostelium mucoroides Brefeld, Morph.,
Biolog. 566
Diphenoläthanamin, Desinf.- Wirkg. auf
Bakterien u. Protozoen. 527
Diphtherie. 337 — 357
— Anatoxin, Natur. 348
- , Wirkg. d. Impfg., Experim. 356
— Antitoxin, Verhalten b. Elektrodialyse,
Beziehg. z. Pseudoglobulin. 347
— , Bekämpfg. in Posen, Klin., Kult.,
Therap., Diagn. u. a. 352
— , Bekämpfg. in Stettin 1920, Epidemiol.,
Maßnahmen. 352
— , Epidemiologie, Mortalität, Histor.,
Statist. 337
Diphtheriegift, Toxongehalt, Berechng. 344
Diphtherie, Haut-, Geschwürsbildg., Aetio-
log. 338
— Immunisierung, aktive. 355
— , Immunisierg., passive, Wert. 353
— Immunisierung m. Toxoid-Präparat.
355
— — , Ueberempfindlichkeit. 354
— Immunität, echte u. scheinbare. 350
- , Nachw. m. Kutanrektion m. Diph¬
therietoxin. 344
- , spontane, b. Kindern. 355
— Infektion u. Immunität, lokale, Ex¬
perim. ' 339
— Pandemie des 19. Jahrhunderts, Epi-
demiolog. 338
— , Schicksche Reaktion, Ergehn. 343
— , - b. Kindern. 355
— , Schnelldiagn., Methode. 343
— Schutzkörper, Verteilg. zw. Gewebe
u. Blutserum b. Immunität, akt. u. pass.,
Experim. 350, 352
— Toxin u. -Antitoxin, Auswertg. am
Kaninchen. 349
- Antitoxin gemisch, Veränderungen
d. Toxizität durch Kälte. 349, 350
Diphtherietoxin, Flockungsreaktion. 344,
345, 346
Diphtherin-Toxin, Neutralisation durch
Diphtherie-Antitoxin, Experim. 348
— , Tröpfcheninfektion. 338
— , Unwirksamkeit v. Normalserum, Ex¬
perim. 353
— , Vererbg. d. Disposition. 338
— , Wund-, experim. 339
Diphtherische Kerato-Konjunktivitis, Ex¬
perim. 339
Diphtheroide Bakterien, Einteilg. 342
Diplobact. capsulatum u. Kapselbakterien¬
gruppe, Beziehg., Vergleiche. 271
Diplococcus constellatus l). Tonsillitis
chron., Morph., Kult. 65
Diplokokken, Nachw. in Gehirnverände-
rungen b. Encephalitis epidemica. 380
Distol z. Behandlg. v. Distomatose, Rinder-
u. Büffel- 73
Distomatose, Rinder- u. Büffel-, Behandlg.
m. Distol. 73
Doldsche Trübungsreaktion (DR.), Wert,
Vergleiche. 545
38*
596
Inhaltsverzeichnis.
Dourine, Diagn. aus Hodenpunktat. 249
Dracunculose, Behandlungsmethoden. 76
Drüsen, innere, u. Immunität, Beziehg. 486
— , Physiologie. 486
Dühringsche Krankheit, Aetiolog. 415
Duodenalsondierung b. Tphusbacillen-
trägern, Wert. 392
Dysenterie, Flexner-, Immunisierg. m.
Flexner- Vaccine, Wert. 412
— , Immunisierg., orale, Ergebn. 412, 413
— , latente, in Indien, Klin. 409
— , im Säuglings- und Kleinkindesalter,
Klin., Therap. 410
Dysenterie-Serum , antitoxisches , Aus¬
wertung. am Kan. 411
— , Y-, Wirkg. v. Yatren. 413
Eau de Javel, Wirkg. auf Säurefestigkeit
d. Bac. tuberculosis. 211
Echinococcus multilocularis, Vorkommen
in Nordfrankreich, Klin. 75
Echinokokken-Anaphylaxie, Experim. 76
— b. Schweinen, Häufung, Bekämpfungs¬
maßnahmen. 75
— , Nieren-, Klin. 75
Edovaccin z. Tuberkulosebehandlg., spe-
zif., Ergebn. 473
Eier, Hühner-, Nachw. e. Bact. pullorum-
ähnl. Keimes. 144
Eijkmansche Probe, negat. Ausfall b.
positiv. Kolibefund im Wasser. 409
Eisenbakterium ähnl. Bakt. d. Mundhöhle,
Morph., Biol. 420
Eiterung u. Entzündung. 65 — 73
Eiweißfällung u. Gewebsdichtung, Be¬
ziehg. 17
Eiweißquotient in Immunseren 6
Eiweißproben im Liquor cerebrospinalis.
548
Eiweißsubstanz d. Knochen, Organspezifi-
zität. 19
Eiweißtherapie, parenterale, biolog.
Grundlagen. 483
Eiweiß, Wirkg. auf Wasserhaushalt v.
Kindern, tuberkulös. 222
Ektebin z. Behandlg. d. Lungentuber¬
kulose, Ergebn. 472
Ekto- u. Endoplasma d. Bakterien, Bolle
f. Serumbakterizidie u. Phagozytose. 311
Ektoplasma d. Bakterien, Morph., ehern.
Aufbau usw. 561
Ektotuberkulin, Herstellg., Reaktion, Ver-
wendg. 462
Elektrolyte, Einfl. auf Bakteriophagenlyse.
518, 519
— , Wirkg. auf Blutkörperchen, rote.
15
Elektrope Substanzen, Einfi. auf Ge¬
schwülste, maligne, experim. 261
Elektroselenium, Wirkg. auf Geschwülste,
maligne, d. Rachens. 258
Encephalitis epidemica. 379 — 384
- , Aetiologie. 380, 381
Encephalitis epidemica, experim. 381
- , — , u. Encephalitis, spontane, b.
Kan., Beziehg. 383
- , Klin. 379
- , Kontagiosität, Prophylaxe, Therap.
379
- , Nachw. v. Diplokokken in Gehirn¬
veränderungen. 380
- , parasitolog. Befunde in Kan.-Ge-
hirnen. 381
— , Kan.-, Nachw. d. Encephalitozoon cu-
niculi. 382, 383
— Virus C v. Levaditi-Harvier, Eigen¬
schaften, Bedeutg., ätiolog. 383
Encephalitozoon cuniculi, Affinität z. Ge¬
hirn d. Maus, Experim. 382
- , Darstellg., Experim. 382
Endo-Nährboden, Ursache d. Rotfärbg.
durch Bact. coli. 391
Endothelien d. Froschzunge, Eigen¬
schaften, phagozytäre. 499
Entamoeba Barreti, Nachw. b. Schild¬
kröten, Züchtg. 82
— histolytica, Infektion, experim., b.
jungen Katzen. 253
Entamöben, Nachw. im Sputum u. Harn
v. Amöbenruhrkranken. 252
Enten, Geflügeltuberkulose, Kult. 477
Enterokokken, Strepto-, Pneumokokken,
Differenzierg. durch Aesculinagar. 60
Enterokokken, Wirkg. b. Injekt. in d.
Haut, Experim. 20
Entzündung n. Eiterung. 65 — 73
Entzündungen, Wirkg. v. Röntgen¬
strahlen. 70
Epidemiologie, experim. 402
Epididymitis gonorrhoica, Behandlg. m.
Epididymitis-Rekonvaleszentenserum.
174
Ernährung, Einfl. auf Infekt, m. Mäuse¬
typhus, Experim. 402
Ernährungsstörungen, akute alimentäre,
Pathogenese. 408
Ernährung u. Tuberkulose, Beziehg.,
Experim. 201
- , Wirkg. v.Vitaminen, Experim. 435
Erysipel. 61
— , Erreger. 61
Erythema nodosum u. Tuberkulose, Be¬
ziehg. 199
Ery throcy ten - V erimpf ung , intrakutane,
Hämolysinbildg. 501
Essigsäureäthylester, Wirkg., baktericide.
231
Ester, Wirkg., baktericide. 231
Eugalaktan, Wirkg. b. Zun genaktin omy-
kose d. Rindes. 91
Exantheme, akute, Klin., Therap. 366
Exotische Krankheiten, Lehrbuch. 241
Exsudate, Bauchhöhlen-, zellige, Spezifi-
zität. 312
Extraktbereitung, Einfl. auf serolog. Lues-
nachw. 536
Inhaltsverzeichnis.
597
Faeces, menschl., Paratyphus B-ähnl.
Bakterien, Bakt., Serolog. 402
Fällungsreaktion nach Mätefy, Bedeutg.
f. Diagn. d. aktiv. Lungentuberkulose.
213
Färbg. z. Unterscheidg. v. Bac. d. Typhus-
Coli-Gruppe. 389
Farbstoffe, Komplement-Adsorption. 23
— , Komplementadsorption. 309
Farbstoffverbindungen, quecksilberhaltige,
z. Behandlg. d. Syphilis, experim. 190
Fasten, Einfl. auf Typhusinfektion, ex¬
perim. 386
Favus, Filmvorführg. auf d. Dermatol.-
Kongr. 1923. 88
Febrigen z. Behandlg. d. Epididymitis,
gonorrh., Wert. 530
Fermente, Abwehr-, Nachw. mittels
Mikroverfahren , refraktometr. , b.
Schwangerenseren. 33
— , Bakterien-. 35
Fermentforschung. 33—37, 508 — 509
Fibroblastenkulturen, Hühner-, Einfl. v.
Extrakten aus ausgewachsenen homo¬
logen Geweben. 267
Fibroblasten, Verhalten in reinem Serum.
267
Filter, Asbest-, f. Laboratorien, Techn. 427
Fischeiweiß, Ueberempfindlichkeit, Um-
stimmg., Experim. 313
Flagellaten b. Cholecystitis, Klin. 85
— im Darm v. Ratten, Aenderung b.
normaler u. ausschließlicher Fleisch¬
nahrung. 84
— , Nährboden z. Züchtg. 86
Fleckfieber s. a. Weil-Felixsche Reaktion.
110—114
— , Blutbild. 111
— Immunisierung m. Kleiderläusen,
künstl. infiz., Experim. 113
— Immunität, aktive, Experim., Klin. 112
- - b. Meerschw., Experim. 113
— , Uebertragung, Immunität, Klin.,
Therap. usw. 110
— Virus, Agglutininbildg. im Vogel¬
organismus, Experim. 111
Fleischbeschau , Paratyphus-Infektionen
d. Schlachttiere, Bewertg., Rolle d.
Typenfrage. 399
Fleischfresser, Flagellaten- Vorkommen 84
Fleischsaft z. Behandlg. d. Tuberkulose,
Ergebn. 223
Fleischvergiftung. 405—406
Fleischvergiftungen, Kasuistik 1913/22.
405
Flexner-Jobling-Karzinom, Stromazellen,
Eigenschaften. 265
Fliegen, Stall-, Vertilgung m. Strombolyt.
238
Flockung, Spontan-, im Blut v. Ano-
donta cyanea. 15
Flockungsreaktionen, Ausgestaltg., quan¬
titative. 539
Flockungsreaktion im Diphtherietoxin.
344, 345, 346
— , Methode. 17
— , Schnell- (SchnFR), Wert. 544, 545
— , Trypsin-, Methode. 17
Fohlenlähme, Behandlg. m. parenteraler
Eiweißzufuhr. 136
Fohlen, Saug-, Streptokokken-Pneumonie,
Klin., Therap. 136
Formaldehydinjektionen, intravenöse, Er¬
zeugung anaphylaktoider Erschei¬
nungen. 322
Formol, Wirkg. auf Serum. 18
Fornet-Diagnostikum z. Diag. d. aktiv.
Tuberkulose. 220, 221
- z. Erkenng. d. Rindertuberkulose,
Wert. 479
Forssmansche Hämolysine, Natur. 500
Friedmann-Mittel z. Behandlg. d. Tuber¬
kulose. 480
- z. Bekämpfg. d. Haustier-Tuber¬
kulose u. -Aktinomykose, Ergebn. 226
Froschzunge , Endothelien , Eigensch.,
phagozytäre. 499
Gärungssäuren, Art u. Mengenverhältn.
b. Vergärung v. Magermilch durch
Enterokokken u. Colibakt. 408
Galleria mellonella, lmmunisierg. d.
Raupen gegen Vibrio chol. 484
- Raupen, Bedeutg., immunbiolog.,
d. Phagozytose. 499
Gallerte, Reaktionen, ehern. 269
Gasbildung v. Bakterien b. Symbiose. 275
Gasbrand. 62—63
Gasbrandbac., Fränkelscher, b. Gasödem
v. Rindern u. Schafen. 141
— , Fränkelscher, b. Rinderseuche, Dü-
rener. 138
Gasbrand, gynäkolog., Klin. 62
Gasphlegmone, putride, Kataxie, Ex¬
perim. 65
Gastritis phlegmonosa bzw. putrida,
Klin., path. Anat. 66
Gebäranstalten, Syphilisnachw., Methodik.
537
Geburt, serochem. Veränderungen, Unter-
suchungsergebn. 484
Gefäßsystem u. Impfshock. 317
Geflügel, Haus-, Tuberkulose-Verbreitg.,
path. Anat., Klin. 224
— Krankheiten. 144
Geisteskranke, Blutkörperchen-Senkun gs-
geschwindigkeit, Einfl. d. Temperatur.
494
Geißelagglutinine, Wirkg. v. Hitze. 492
Geißeln, Bakterien-, Wirkg. v. Hitze.
492
Gelatine, Einfl. auf Streptokokken, hämo-
lyt. 58
Gelatinekulturen, Viskositätsablesg. m.
Ostwaldschen Viskosimeter, Techn. 282
Gelenkrheumatismus, Aetiolog. 68, 69, 70
598
Inhaltsverzeichnis.
Gelenkrheumatismus, akuter, im Kindes¬
alter, Exsudat-, Liquor- u. Blutbefunde.
70
Genickstarre. 371 — 373
— , übertragbare, Endemie in e. Kinder¬
heim, Bakt., Disposition, Therap. 371
— , übertragbare, Wirkg. v. Optochin. 373
Geschlechtsdisposition b. Typhus. 386
Geschlechtskrankheiten. 173—192, 529 —
559
Geschwülste s. a. Tumoren, Krebs.
— , maligne, Diagn., serolog., m. Kahn¬
scher Reaktion, Wert. 258
— , maligne, experim., Beeinflussg. durch
elektrope Substanzen. 261
— , maligne, Pathologie, allgem. 255
— , — , Quellen des Wachstumsmaterials,
Experim., Theorie. 257
— , — , d. Lachens, Wirkg. v. Elektro-
selenium. 258
— , — , Wirkg. v. Isaminblau. 258
— b. Pflanzen, Erzeugung durch Bact.
tumefaciens. 264
Geschwulstgift, Isolierung. 256
Geschwulstimmunität, Experim. m. Tho¬
rium X. 259
Gewebe u. Blut, Flüssigkeitsaustausch,
Geschwindigkeit. 298
— , Diagnose, mikroskopische, provisori¬
sche, Methodik. 278
Gewebekultur, aktive Vermehrg. 267
— , Amphibien-, Einwanderg. v. Zellen,
amöboiden. 266
— , Hem mungs wirkg. v. Serum junger u.
alter Tiere. 267
— , Methodik. 266
Gewebe, überlebende, Atmung u. Milch-
säurebildg. 266
— , überlebende, Färbg. m. fettlöslichen
Farbstoffen. 278
— , Unterschiede, immunologische. 489
— , Wachstumsenergie, Experim. 268
Gewebsatmung, Einfl. v. Tuberkulin, Ex¬
perim. 460
Gewebsdichtung u. Eiweißfällung, Be-
ziehg. 17
Gewebszüchtung. 266 — 268
Gewerbehygiene, Leitfaden. 268
Giemsa-Färbg., Ausschaltung d. Wasser¬
fehlers durch Phosphatpufferung. 281
Globulin, Serum-, Fällungsreaktion. 300
— , Serum-, d. Menschen, Chem. 485
Globulinwerte b. Tuberkulose. 221
Glukoside, Wirkg. v. Streptokokken. 59
Glycerin, Einfl. auf Züchtg. v. Tuberkel-
bac. 208
— , Ersatz durch Olivenöl bzw. Kampfer¬
öl b. Konservierg. v. Wutvirus. 127
— , Wirkg. auf Virus fixe. 126
Gold-Behandlg. d. Tuberkulose m. Triphai,
Ergehn. 475
Goldsolreaktion b. Dementia praecox,
Ergehn. 182
Gonokokken, Formbeständigkeit, Wachs¬
tumsdauer. 529
— , Kultur. 529
— , Lebensdauer im menschl. Körper,
Klin. 529
— , Züchtg., Nährboden. 174
Gonorrhoe. 173 — 175, 529—532
— , Behandlg. m. Neosilbersalvarsan, Er¬
gehn. 175
— , Behandlg. m. Reargon, Ergehn. 175,
531, 532
— , Behandlg. m. Silberpräparaten, kolloi¬
dalen. 531
— , Diagn. u. Therap., moderne. 530
— , Komplementbindg. 530
— , männl., Novatropin z. Verhütg. v.
Komplikationen. 532
— , Serodiagn., Therap. 174
— , weibl., Diagn. 530
Gram-Färbung d. Bakterien, Wesen. 425
Granulom , venerisches , Krankheitsbe-
schreibg. 88
Gregersen-Beaktion z. Diagn. v. Wurm¬
krankheiten. 79
Grippe, Klin. 384
— u. Wochenbett, metastatische Er-
krankg. 62
Gruppenzugehörigkeit u. Krankheitsdis¬
position, Beziehg. 493
Hämagglutination u.Hämolyse, Bestimmg.,
quantitative. 14
Hämagglutinine, Unters, v. Rassenunter¬
schieden. 305
Hämoglobinpräzipitine z. Identifizierg. v.
Blut. 496
Hämogramm in d. Tuberkulosebegut¬
achtung, Wert. 443
Hämoklasische Krise, Arnethsche Formel
. u. Blutdruck, Beziehg. 317
Hämolyse, antagonistische Stoffe. 21
— , bakterielle. 22
— b. Einhufern. 12
— u. Hämagglutination, Bestimmung,
quantitative. 14
— , Immun-, Wirkg. v. Komplement,
künstl. 23
— , Reversibilität. 500
— , Wirkg. d. Temperatur. 309
Hämolysinbildung nach Erythroeyten-
Verimpfg., intrakutaner. 501
— nach Hammelblutkörpercheninjektion.
502
Hämolysine, Forssmansche, Natur. 500
— , normale u. künstliche. 500
— , spezif., Bildg. nach Applikat. auf
rasierte Haut, Experim. 21
Haffkrankheit, Verbreitg., Klin., Unter-
suchungsergebn., Aetiol. 418
Hakenwurm, Auszählung d. Eier, Ver¬
fahren, Brauchbarkeit 78
— , Dauerausscheidg., Bekämpfungserfolge.
78
Inhaltsverzeichnis.
599
Hakenwurm, Lebensdauer v. Larven in
Zisternenwasser. 78
Hamburgers Tuberkulinreaktion, per¬
kutane, Wert. 455
Hammel, Intradermovaccination gegen
Milzbrand. 123
Hamster, Uebertragung, experim., v.
Leishmania donovani. 250
Harnblase, Kontraktion b. anaphylakt. u.
Histaminshock, Experim. 316
Harn, Säuglings-, Bakt., Klin., path. Anat.
68
Hartmanella hyalina, Wirkg. v. Chemi¬
kalien auf Cysten. 81
Haushuhn-Tuberkulose, natürliche, Ueber-
tragungsmöglichkeit. 478
Haustiere, Coli - Typhus - Erkrankungen,
Bakt. 399
Haut, Biologie. 293
Hautdiphtherie, Gesell würsbildg., Aetiolog.
338
Hautentzündung, Bolle d. Ueberempfind-
lichkeit b. Entstehg., Klin., Experim.
27
Haut -Erkrankungen d. Hunde, Bakterien.
142
Hautfunktion u. Intrakutaninjektion. 293
Haut v. Hunden, Staphylokokken-Erkran-
kungen, Behandl. 142
Hautkrankheiten. 415 — 416
Haut, Mund- u. Darmschleimhaut, Augen¬
bindehaut, Infekt, m. Mäusetyphus u. a.,
Experim. 400
— , b«eutralreaktionen, Experim. 293
Hautpilze, pathog., Variabilität, Klin.,
Kult. 416
Haut, Keaktionsfähigkeit gegenüber Tu¬
berkulin, perkutan einverleibt. 457
— , Bolle b. Milzbrandinfektion, Experim.
121
— , Scharlach-, Streptoreaktion. 359
— , Sonderfunktion b. Tuberkulose. 457
Hauttuberkulose, Behandlg. m. Haut-
impfg., Ergebn. 471
Hautüberempfindlichkeit gegen Alttuber¬
kulin u. a., Experim. 458, 459
Hechtsche Aktivmethode z. Serodiagn. d.
Syphilis, Techn. 546
Hefe , Bildg. v. wachstumsfördernden
Substanzen in Nährböden. 92
— , Verhalten im Verdauungskanal, Einfl.
auf Darmflora, Experim. 92
Hefen, pathog., im tierischen Gewebe,
Morph ol. 276
d’Herellesches Phänomen s. a. Lysine,
übertragbare, Bakteriophagen.
- . 37-48, 325—326, 510-523
- , Biolog. 47
- , biolog. Beiträge. 325
Herpes. 373—379
— , Aetiologie, Experim. 375
— , chron., b. Kan., Nachw. d. Virus im
Gehirn. 379
Herpes febrilis, Pathogenese. 374
— , rezidivierender, b. Menschen, Experim.
375
— Virus, Bedeutg., ätiolog. u. klin. 373
- b. Kaninchen, Experim. 376, 377
- , Passage-Züchtg. im. Tierkörper,
Experim. 331
— zoster, Komplementbindg. 378
- , Uebertragung, experim. 377
- u. Varizellen, Aetiolog., Experim.
377
Herpestes calera, Nachw. v. Pirosomen im
Blut. 252
Herpetomonas pyrrhocoridis, Ziichtg. 86
Herz, isoliertes, Anaphylaxie, Experim.
320
Heufieber, Wesen u. Behandlg. 324
Hexal, Wirkg., keimwidrige, im lebenden
Organismus. 232
„Heyden 661“, Antimonkomplexsalz, try-
panozides, Wirkg., Darstellg. 245
Hitze-Desinfektionswirkg., Wesen. 524
— , Wirkg. auf Bakteriengeißeln. 492
Höhensonnenbestrahlung, Einfl. auf Im-
munkörperbildg. 4
Hühner, Ektoparasiten, Wirkg. v. Cuprex.
238
Hühnerprotoplasma, Nachw. v. Hammel¬
antigen, heterogen. 294
Hühnersarkom, infektiöses, Symptome,
Metastasierg. 265
Huhn, Osteopathie hypertrophiante, path.
Anat. 476
Hundebandwurm, Wirkg. v. Arecolin. 75
Hunde, Eignung f. Tuberkulose-Infektion,
experim. 437
— Krankheiten. 142
— , Osteopathie hypertrophiante, path.
Anat., Kult., Experim. 477
Hund, Bac. tuberculosis, Typus humanus.
225
— , Ektoparasiten, Wirkg. v. Cuprex. 238
— , Gastroenteritis durch Spirochaeta me-
lanogenes canis. 142
— , Hauterkrankungen, Bakterien. 142
— , Wutschutzimpfg., prophylakt., Me¬
thode. 129
Hunger u. Unterernährung. 268
Hygiene, Gewerbe-, Leitfaden. 268
— , Handbuch. 268
H2S-Bildung v. Streptokokken. 59
Idiosynkrasie, hochgradige, gegen Krysol-
gan, Klin., path. Anat. 508
— , menschl., u. Anaphylaxie, tierexperim.,
Beziehg. 25
Immunagglutination, Unterscheidg. v.
Maultier-, Pferde- u. Eselblutkörperchen.
11
Immunisierung, aktive, Experim. 4
— , aktive, gegen Pneumokokken. 50
— , — , gegen Typhus, Experim. 397
— m. Bac. botulinus, Experim. 407
600
Inhaltsverzeichnis.
Immunisierung gegen Bac. pyocyaneus-
Infektion, experim., Vergleiche d. sub¬
kutanen, transkut. u. kutanen Impfg.
295
— m. Bac. tuberculosis. 465
— , Diphtherie-, aktive. 355
— , — , ra. Toxoid-Präparat. 355
— , — , Ueberemplindlichkeit. 354
— gegen Fleckfieber m. Kleiderläusen,
künstl. infiz., Experim. 113
- Flexner- Dysenterie m. Flexner-
Vaccine, Wert. 412
— v. Galleria mellonella-Raupen gegen
Vibrio chol. 484
— gegen Masern. 368 — 370
- Meningokokken b. Pferden, Störun¬
gen. 372
— , Mikro-, Experim. 7
— , orale, b. Dysenterie, Ergehn. 412,
413
— , — , gegen Staphylokokken, Experim.
54
— v. Bindern gegen Tuberkulose, Ex¬
perim. 226
— b. Scharlach. 360 — 366
— gegen Streptoc. equi, Experim. 135
— b. Tuberkulose, Experim. 211
Immunität gegen Bac. tuberculosis, Ex¬
perim. 206
— , Bedeutg. d. Betikuloendothels. 290
— , dauernde, b. Masern nach einmal.
Ueberstehen. 367
— , Diphtherie-, echte u. scheinbare. 350
— , — , Nachw. m. Kutanreaktion mit
Diphtherietoxin. 344
— , — , spontane, b. Kindern. 355
— u. Drüsen, innere, Beziehg. 486
— , Fleckfieber-, aktive, Experim., Klin.
112
— , — , b. Meerschw., Experim. 113
— , Geschwulst-, Experim. m. Thorium X
259
— u. Krankheit, Theorie. 487
— durch Kutanimpfg., Mechanismus, Ex¬
perim. 7
— , lokale, u. Diphtherie-Infektion, Ex¬
perim. 339
— , — , nach Infektion m. Pyocyaneusbac.
am Auge. 46
— b. Mäusekrebs nach Vorbehandlg. m.
Natriumoleat u. a., Experim. 262
- Mäusetyphus, Experim. 400
- Malaria, Experim. 243
- Malaria. 558
— , Milzbrand-, Experim. 123
— , neuere Unters. 429
— im Nierenepithelgewebe, Experim. 290
— b. Pflanzen. 303
— , Pneumokokken-, Experim. 49
— b. Rocky-mountain-Fleckfieber, Ex¬
perim. 115
Immunitätsforschung. 1 — 33, 289 — 324,
481—508
Immunitätsforschung, Methoden, Hand¬
buch. 481
Immunität, Staphylokokken-, Experim. 54
— , Streptokokken-, Experim. 54
— b. Tuberkulose, Experim. 439, 440
— , Tuberkulose-, u. Menstruation, Be¬
ziehg. ' 453
— b. Typhusinfektion, Experim. 121
— , Vaccine-, Experim. 101
— , — , Verstärkg. d. Virulicidie d. Blutes
durch Reiz, unspezif. 100
— , Vererbung gegenüber v. Toxinen.
— u. Vitaminmangel, Beziehg. 291, 292
— , Wesen. 289
— , Zell-, u. Phagocytose, Beziehg. 498
Immunkörperbildung, Einfl. v. Höhen-
sonnenbestrahlg. 4
— im Organismus, Experim. 1
Immunserum, Einfl. auf Ladung, elek¬
trische, v. Bakterien. 491
— , Eiweißquotient. 6
— Therapie b. Gonorrhoe. 174
— , Typhus- u. Gaertner-, Verhalten b.
Castellanischen Absättigungsversuch
394
— , Verhalten b. Labilitätsreaktionen. 488
Impetigo contagiosa, Therapie, 416
Impfstoffe, autogene, Herstellg. u. An-
wendg. in d. Chirurgie. 295
— , bakterielle, Herstellg., Techn. 7
Impfung, kutane, subkut., transkut., Ver¬
gleiche b. Immunisierg. gegen Bac.
pyocyaneus- Infekt., experim. 295
Infektion u. Blutkörperchenzahl, Beziehg.
22
- Ernährung, vitaminfreie, Beziehg.
488
Infektionskrankheiten, Behandlg. m. Bak¬
terien, lebenden, Klin. 67
— , immunbiolog. Erfassung, Bedeutg.,
prakt. 487
— , Vererbg. d. Disposition. 338
Infektionsverhütung in Anstalten m.
Schutzimpfungen, spezif. u. unspezif.,
wprf
Infektion, Theorie. 278
Influenza. 384
Infusorien, Einfl. d. Volumens d. Kultur¬
flüssigkeit u. Nähe anderer Zellen auf
Teilungsrate. 81
Inhalation, Infekt, m. Mäusetyphusbac.
u. a., Experim. 401
Insekten, Leptomonasinfektionen. 83
— , Vorkommen v. Rickettsien-ähnl.
Organismen, Bestimmg. 111
Instrumente, schneidende Chirurg., Des¬
infektion. 525
Insulinartige Substanz in Organen tuber¬
kulöser Tiere, Nachw. 196
Interferometer, Flüssigkeits-, b. serolog.
Unters. 34
Intrakutaninjektion u. Hautfunktion. 293
Inhaltsverzeichnis.
601
Ionen, Wirkg. auf Phagozytose in vitro.
311
Isaminblau , Wirkg. auf Geschwülste,
maligne. 258
Isoagglutination d. Blutkörperchen, rassen¬
biolog. Unters, in Rumänien. 305
— im Blut, menschl., Vererbung. 305
Isoagglutinations-Gruppen, neue, Experim.
493
Isoagglutinin a u. b in Meerschw.-Serum,
Experim. 13
Isoagglutinine im menschl. Blut, Zahl 13
Isohämagglutination b. Chinesen. 13
— v. Kaninchenseren u. Blutkörperchen.
12
- Pferde-, Esel- u. Maultierseren u.
-Blutkörperchen. 11
Jodalkohol z. Behandlg. v. Wunden, in¬
fiziert. 235
Jodipin- Emulsion, Wirkg. b. Aktinomy-
kose d. Rindes. 91
Jodnatrium, Wirkg. b. Meerschw., tuber¬
kulös., Experim. 206
Jodwasser, Wirkg., tiefenantiseptische,
Experim. 61
Kälberruhr, derzeit. Forschungsstand. 139
Kälte, Wirkg. auf Toxizität e. Diphtherie-
Toxin-Antitoxingemisches. 349, 350
Kahnsche Präzipitationsmethode z. Diagn.
d. Syphilis, Beurteil g. 546
Kahnsche Reaktion z. Diagn. maligner
Geschwülste, Wert. 258
Kala-azar, Uebertragung, experim., auf
Hamster. 250
Kaliumbichromat, Wirkg. auf Fadenpilze,
Experim. 232
Kampferöl, Ersatz v. Glycerin b. Kon-
servierg. v. Wutvirus. 127
Kanarienvögel, Nachw. v. pneumokokken-
ähnl. Keim, Morph., Kult., Serolog. 49
Kaninchen, Infekt, d. Respirationstraktus,
Klin., Pathol., Bakt., Experim. 143, 144
— Krankheiten. 143—144
Kaolin, Wirkg. auf Darmflora. 527
Kapillarendothelium u. Antikörperbildg.,
Beziehg. 2
Kapillarpipette, kalibrierte, Techn. 95
Karzinoide, Teer-, Experim. 260
Karzinom, Flexner- Jobliog-, Eigenschaften
d. Stromazellen. 265
Karzinomratten, Gaswechsel, respirato¬
rischer, Einfl. v. Röntgenbestrahlg. 261
Karzinom, Schilddrüsen-, b. Hund, Meta-
stasenverteilg. 265
Kastration, Einfl. auf Antikörperbildg.,
Experim. 295
Kataxie, Experim. 65
Kathetersterilisation, Methode. 525
Katzen-Bandwurm, Progynopylidium noel-
leri, in Russ.-Turkestan, Morph., Anat.
74
Katzen, junge, Infektion, experim., m.
Entamoeba histolytica. 253
Katze, Streptothrix Nocardia-Vorkommen.
92
Keimfreimachung v. Luft durch Bakteri-
cidol, Brauchbarkeit. 227
Keratitis, spezif., durch Bac. typhi, Ex¬
perim. 386
Keratokonjunktivitis, diphtherische, Ex¬
perim. 339
— u. Pyocyaneusbac.-Infektion, Immuni¬
tät, lokale. 46
— , spontane, experim. übertragbare, b.
Kan., Klin., Bakt., Experim. 378
Kern, Bakterien-, Darstellg. 561
Keuchhusten. 370
— , Leukocytose, Bedeutg. 370
— , Prophylaxe m. Autogruppenvaccine.
370
— , Schutzimpfg. m. Vaccine, Wert in
Anstalten. 353
Kieselsäure, Einfl. auf Bac. tuberculosis,
Experim. 205
Kinder, Drüsentuberkulose, path. Anat. 206
— , Paratyphus N-Vorkommen, Klin. 398
— , Schicksche Reaktion u. Spontan¬
immunität gegen Diphtherie. 355
— , Schul-, Wurmbekämpfg., Notwendig¬
keit. 78
Kindertuberkulose, Behandlg. m. Vaccine
aus Bac. a. d. Wurzelbacillengruppe,
Ergehn. 470
Kinder, Tuberkulose-Durchseuchung. 195
— , Tuberkulose-Infektion, intra- u. extra¬
familiäre, Statist. 196
— , Tuberkulose, okkulte, Diagn. 452
— , Vulvovaginitis, Nachw. v. Gonokokken.
529
Knochen, Eiweißsubstanz, Organspezi-
fizität. 19
Knochenmark Tuberkulöser, Nachw. v.
Bac. tuberculosis, Experim., path. Anat.
441
— , Zerstörg. fremder Blutzellen. 487
Knochen, milzbrandinfizierte, Desinfek¬
tionsmethode. 227
Kochsalz, Wirkg., bakterizide, in vitro u.
in vivo. 234
Kochsches Phänomen. 438, 439
Kodamasche Ausflockungsreaktion, Wert.
546
Köpfchenbakterien d. Mekoniums, Nachw.,
Kult., Eigensch. 419
Kohäsionsvermögen v. Bakterien, Experim.
491
Kohlehydrate, Bedeutg. f. Wachstum d.
Rattenkrebses, Experim. 263
Kohlendioxyd, Wirkg. auf Bac. abortus
Bang. 136
Kollodiumkapseln, Herstellg. 279
Kolloidtherapie, Experim. 8, 9
Komplement-Ablenkung, Theor. 24
Komplementablenkung b. Malaria. 243
602
Inhaltsverzeichnis.
Komplement-Adsorption durch Farbstoffe.
23, 309
Komplementbindung, Experim. 13
— b. Gonorrhoe. 174, 530
— b. Herpes zoster- Varizellen. 377
— , Intensität, Einfi. v. Komplement¬
funktion u. Deviabilität. 186
— b. Lepra m. Antigen ans entfetteten
Tuberkelbac. 255
— b. Rhinosklerom. 417
Komplementbindungsreaktion, Golden-
bergsche, z. Diagn. d. Tuberkulose. 218,
219
— u. Hautreaktion, Experim. 20
— m. Wassermann- Antigen, Bedeutg. f.
Diagn. d. aktiv. Lungentuberkulose.
213
Komplementbindung b. Tuberkulose. 211
— b. Tuberkulose-Diagn. 446, 447
— b. Tuberkulose, Spezifizität. 216, 217
Komplement, Eigenschaften, individuelle.
22
— , hämolytisches, Natur. 502, 503
— , Konstitution, komplexe. 310
— , künstl., Wirkg. auf Blutkörperchen.
23
— , Struktur. 310, 311
— , Trocken-, Darstellg., Wirksamkeit. 23
— , — , „Pharmagans“, Wert. 310
Kondylome. . 414 — 415
— , spitze, u. Warzen, Beziehg., ätiolog.
415
Konjunktiva, Impf milzbrand, Experim. 121
Konstitution u. Vererbung b. Lungen¬
tuberkulose. 436
Krankheit u. Immunität, Theorie. 487
Krankheitsdisposition u. Gruppen¬
zugehörigkeit, Beziehg. 493
Krankheitserreger, Disposition d. Men¬
schen. 493
Krebs s. a. Tumoren, Geschwülste, Kar¬
zinom.
— , Auftreten v. Leukocytose, Ursache. 257
Krebsbehandlung m. Radium, Wirkg. auf
lymphocytären Index u. Erythrocyten.
258
Krebs, Chemotherapie, Experim. 262
— , Entstehung, parasitäre, Theorie. 256
— , Erzeugung durch lokale Reize b. Chol¬
esterinfütterung, Experim. 259
Krebsforschung, Schwierigkeiten. 256
Krebs, Mäuse-, Einfi. v. Salzen auf Wachs¬
tum. 262
— , — , Immunität nach Vorbehandlg. m.
Natriumoleat u. a., Experim. 262
— , Mikro- Abderhalden-Reaktion, Wert.
258
— , Ratten-, Bedeutg. d. Kohlehydrate f.
Wachstum, Experim. 263
Krebstumoren, menschl., Nachw. v. Bak¬
terien, neoplast. 263
Kresolkochsalzextrakte, Wirkg., immuni¬
sierende. 490
Krysolgan z. Behandlg. d. Tuberkulose,
Ergebn. 476
— , Idiosynkrasie, hochgradige, Klin.,
path. Anat. 508
Kupferbichromat, Wirkg. auf Fadenpilze,
Experim. 232
Kutanreaktionen, spezif., Vergleiche. 457
Labilitätsreaktionen, Verhalten v. Immun¬
serum. 488
Läuse, Tarabagan-, Experim. 105
Lakmusmolke , Petruschkysche , Modi¬
fikation. 282
Lamblia intestinalis b. Cholecystitis,
Klin. 85
Leberatrophie, akute gelbe, nach Salvar-
sankur, Klin., path. Anat. 549
Leberegel, Entwicklg. in Limnaea stag-
nalis. 73
Leberfunktion, Einfi. v. Salvarsan. 549
Leberzellen, Wirkg. v. Pepton, Experim. 321
Leber, Zerstörg. fremder Blutzellen. 487
Leiche, Malaria tropica-Infektion. 243
Leishmania donovani, Hamster als ge¬
eignetes Versuchstier. 250
- , Tierimpfg. 250
Leishmania tropica, Züchtg. 251
Leishmaniosen. 249 — 251
Leishmaniose, brasilianische, Verimpfg.,
experim. 250
— , Haut-, Vorkommen in Holländ.-Guyana,
Formen, Therap., Kult. 249
— , Vorkommen in Venezuela, Ueber-
tragung. 249
Lepra. 254 — 255
— , Komplementbindg. m. Antigen aus
entfetteten Tuberkelbac. 255
— , WaR. 536
— , Wassermannsche Reaktion nach anti-
syphilit. Behandlg. 183
Leptomonasinfektion b. Insekten. 83
Leptomonas, Nachw. b. e. zur Meerfauna
gehörigen Spulwurm. 86
Leukocidinproduktion durch Staphylo¬
kokken, pyogene. 53
Leukocytengehalt d. Blutes, Wirkg. v.
Lipoidinjekt., intravenös. 499
Lenkocytensturz nach Intrakutaninjektion
v. physiol. NaCl-Lösg., Experim. 293
Leukocytenzahl , Veränderungen unter
verschied. Bedingungen. 284
Leukocytose nach lntrakutaninjektion
unspezif. Stoffe, Experim. 293
— , Keuchhusten-, Bedeutg. 370
Lipasebestimmung b. Streptokokken,
hämolyt. 59
Lipase, Serum- u. Leber-, Eigensch. 35
Lipoide, Reizsteigerung, abgestimmte, v.
Alttuberkulin. 464
Lipoidtherapie u. Organreiztherapie, Auf¬
gaben u. Aussichten. 8
Liquor cerebrospinalis , Eiweißproben,
neuere. 548
Inhaltsverzeichnis.
603
Liquor cerebrospinalis, Verwendbarkeit,
diagn., b. artifizieller Blutbeimengung.
547
Liquor-Diagn. m.Siliquidreaktion, Brauch¬
barkeit. 574
Liquor-Untersuchungen b. Malaria, WaR.,
D.M., M.T.R. 184
Loeffler-Rinderserum, Erstarrg., Sterili-
sierg., Techn. 282
Luftentkeimung m. Baktericidol, Brauch¬
barkeit. 227
Lunge, Empfänglichkeit f. Milzbrand,
Experim. 121
Lungenfürsorgestellen, Prophylaxe, Aus¬
lese d. Patienten. 464
Lungengangrän, Kataxie, Experim. 65
Lungenkreislauf, Verhalten im Shock,
anaphylakt. 507
Lungenödem, Bedeutg. b. Shock, ana¬
phylakt., d. Meerschw. 319
Lungenseuche, Diagn., histolog., Bedeutg.
parabronchit. Herde. 138
Lungenwurmseuche d. Schweines, Diagn.,
Klin., Therap. 77
Lupus, Behandlg. m. Hautimpfg., Ergehn.
471
— erythematodes, Pathogenese. 198
- u. Tuberkulose, Beziehg. 198
— miliaris disseminatus faciei, Tuberkel-
bac.-Nachw., Beziehg. zu Lupus vul¬
garis, Klin. 198
— pernio, Aetiologie. 199
— vulgaris, Behandlg. m. Chloramin
Heyden, Ergehn. 476
— — disseminatus postexanthematicus
u. Angiolupoid Brocq-Pautrier, Be¬
ziehg. 199
Lymphangitis, gonorrh., Klin., Bakt. 173
Lymphocyten, Vermehrg. in reinem
Serum. 267
Lysin, bakteriophages, f. Bact. coli in
Tonsillenexsudaten. 45
— , Cholera-, bakteriophages, im Peri¬
tonealexsudat u. a., Experim. 45
— , Konservierung, Methodik. 47
— , Trocken-, Darstellg., Wirksamkeit. 23
— u. Trypsin, Beziehg. 47
— , übertragbares s. a. d’Herellesches
Phänomen, Bakteriophagen.
— , übertragbares, v. Bact. coli u. Bac.
dysenteriae Shiga. 511, 512
Lysozymwirkung v. Kan.-Serum usw. auf
Micrococc. lysodeicticus nach Vorbe-
handlg., Experim. 48
— v. Menschenserum usw. auf Streptoc.
faecalis nach Vorbehandlg., Experim.
48
Lyssa s. a. Wut, Tollwut, Virus fixe.
Madura-Erkrankg. d. Armes, Klin., path.
Anat. 254
Mäusetyphus, Einfl. d. Ernährg. auf In¬
fektion, Experim. 402
Mäusetyphus, Infektion durch Haut, Mund¬
il. Darmschleimhaut, Augenbindehaut,
Experim. 400
— , Infektion, Immunität, Experim. 400
— , Inhalationsversuche, Experim. 401
— , Vaccination, subkut. u. enterale, Ex¬
perim. 119
Magensaft, bakt. Befunde b. verschied.
Krankh. 408
Magen, Verbleiben v. Bakterien, Ex¬
perim. 93
Magermilch, Vergärung durch Entero-
kokken u. Colibakt., Art u. Mengen-
verhältn. d. Gärungssäuren. 408
Magnesiumsulfat, Einfl. auf Stoffwechsel
v. Tuberkelbac. 208
Malaria. 241 — 244
— , autochthone, u. Schwarz Wasserfieber
in Prag, Klin. 242
Malariabehandlung d. Paralyse, progressiv.,
Ergehn. 192
— v. Syphilis, frischer, Ergehn. 191
Malaria-Herde in Tanger. 242
— , Immunität, Experim. 243
— , — . 558
— , Impf-, Nichtübertragbarkeit durch
Anophelen, Experim. 243
— , Liquoruntersuchungen auf WaR.,
D.M. u. M.T.R. 184
— u. Schwarzwasserfieber, Handbuch. 241
— Stämme, Impf-, alte, Nichtübertrag¬
barkeit durch Anophelen, Experim. 243
— tertiana, Wirkg. auf progress. Para¬
lyse. 191
Malariatherapie d. Paralyse, progressiven.
556—559
Malaria, Therapie, Richtlinien. 244
— , Tod unter Addisonschen Erscheinungen
nach Neosalvarsanbehandlg. 244
— tropica, Infektion an d. Leiche. 243
— , Uebertragung durch Stechmücken,
Histor. 243
— , Wert v. Neosalvarsan. 244
Maltafieber s. a. Micrococcus melitensis.
118-120
— , Behandlg. m. Abortuskulturen, ab-
getöt. 120
— , Vaccination, subcut. u. enterale, Ex¬
perim. 119
Masern. 366—370
— , Aetiologie. 367, 368
— , Immunität, dauernde, nach einmalig.
Ueberstehen. 367
— , Klin., Therap. 366
— , Prophylaxe, spezifische. 368 — 370
— b. Säuglingen, Bekämpfg., Prophylaxe.
368
— Schutzimpfg. nach Degkwitz, Wert
in Anstalten. 353
Matefy-Reaktion b. Lungentuberkulose,
Wert. 444
- z. Nachw.d. Tuberkulose, Wert. 216
- , Verwertg. im Kindesalter. 220
604
Inhaltsverzeichnis.
Maul- u. Klauenseuche. 130—131
— - , Chemotherap., Experim. 131
- , experim., d. Meerschw., In¬
fekt., Blutmorphol., Superinf. 130
— - b. Kan., Experim. 576
- , Stand d. Forschung1. 130
- , Verschleppung durch Zug¬
vögel. 130
- Virus, Experim. 239
— - , Nachprüfg. d. Frosch-Dah-
menschen Kulturversuche, Ergehn. 326
Maultier, Nachw. v. Nuttalia equi in
Frankreich, Klin , path. Anat. 251
Meinicke-Mikroreaktion, Ergehn, b. Säug¬
lingen. 542
— Reaktion b. Malaria, Liquorunters. 184
- , WaR., Sachs-Georgi u. 2^-Reaktion,
Vergleiche. 538 — 542
Mekonium, „Köpfchenbakterien“, Nachw.,
Kult., Eigensch. 419
Melanosarkom b. e. Schimmel, Pigment¬
veränderungen nach Behandlg. m. Ge¬
schwulstzellen. 264
Meningitis cerebrospinalis b. Pferden,
Morph., Biolog. d. isolierten Kokken. 134
— , Pyocyaneus-, Klin. 67
— tubercnlosa, Liquorreaktion. 215
Meningokokken, Immunisierg. v. Pferden,
Störungen. 372
— , Nachw. aus Blut bzw. e. Hautefflores-
zenz. 371
— Serum, Gewinnung. 372
Meningokokkenserum, Haltbarkeit d. Anti¬
körper. 373
Meningokokken-Stämme, serolog. Unters.
373
— , Typen. 371
Menotoxin, Experim. 505
Menstruation, Einfl. auf Tuberkulinemp¬
findlichkeit. 453
— u. Tuberkulose-Immunität, Beziehg.
453
— , Wirkg. d. Hautabsonderung auf Hefe¬
gärung. 505
Merlusan z. Behandlg. der Säuglings¬
syphilis, Klin. 551
Metaballodisperstheorie, Begründg. 29
Methämoglobinbildung durch Pneumo¬
kokken, Mechanismus. 238
Micrococcus, Nachw. b. Masern, Bedeutg.,
ätiolog. 367, 368
— lysodeicticus, Lysozymwirkg. v. Kan.-
Serum etc. nach Vorbehandlg., Experim.
48
— melitensis s. a. Maltafieber.
— , Agglutination nach Behandlg. m.
Rindergalle.
118
- u. Bac. abortus, Verwandtschaft. 118
Mikro- Abderhalden-Reaktion b. Krebs, Er¬
gehn. 258
- , Charakter, fermentativer? 508
- , z. Nachw. v. Abwehrfermenten
33. 34
Mikroben, enterotrope, Mechanismus d.
Wirkg. 422
Mikrobiologische Technik. 279—283, 286,
427
Mikrofilaria Lewisii, Vorkommen, Mor-
phol. 76
Mikroimmunisierung, Experim. 7
Mikroorganismen, Bedeutg. d. Uebergangs-
formen f. Systematik. 424
— , Milchzuckervergärende, in Faeces v.
Vegetarianern, Nichtveget., Rindern u.
in Abwässern, Gruppentrenng. 418
— , Variabilität, Bedeutg. f. Epidemiologie.
423
— , — , Bedeutg. f. Therapie. 424
— , — , Histor., Bedeutg., Ursachen u. a.
423
Mikroskopier-Lampe, Techn. 427
Mikroskopische Diagnose, provisorische,
v. Geweben, Methodik. 278
— Technik, Taschenbuch. 95
Mikroskop, Plattenkultur-, binokulares,
Techn. 427
— , Reise-, Techn. 427
Mikrosporidiennatur d. Wutvirus. 124
Mikrosporie, Filmvorführg. auf d. Derma-
tol.-Kongr. 1923. 88
Mikrotechnik b. Spirochätendiagn. u.
Unters, v. Darmprotozoen. 279
Milchagar, Hartoch-Schloßbergerscher, z.
Differenzierg., kult. , d. Typhus-Coli-
gruppe. 390
Milch, frische, Eigenschaften, bakterizide,
gegenüber Bac. typhi. 497
— , Mager-, aus Sammelmolkereien, Ver-
breitg. v. Tuberkulose. 225
— u. Typhuserkrankungen, Epidemiol.
385
Milzbrand s. a. Bac. anthracis. 120 — 123
— , Empfänglichkeit d. Lunge, Experim.
121
— Immunität, Experim. 123
— , Impfg. unter Mundschleimhaut u.
Konjunktiva, Experim. 121
— , Infektion v. Knochen, Desinfektions¬
methode. 227
— , Rolle d. Haut b. d. Infektion, Ex¬
perim. 121
— Serum , antiaggressives , Herstellg.,
Wirkg. 122
Milzbrandsporen, Isolierg. durch Harnstoff¬
verfahren. 122
Milzbrand, Uebertragung durch Stech¬
apfel ölätter, ungar. 120
Milz, Zerstörung fremder Blutzellen. 487
Mineralwässer, Wirkg., antianaphylakti¬
sche, Experim. 323
Mirion - Neosalvarsan - Behandlg., kombi¬
nierte, b. Syphilis, Ergehn. 551
Monilia, Arten, verschiedene, Experim.,
path. Anat. 277
Morosche Salbenreaktion, Wesen. 457
MTR3, Ergehn. 542
Inhaltsverzeichnis.
605
MTR, vereinfachte, Ergehn. 541
— , — , Wert im Krankenhaus. 540
— , Wert in Gebäranstalten. 537
Mundhöhle, gesunde u. kranke, Bakterien,
Techn., Biolog., Gramverhalten. 420
— , Spirophyllum ferrugineum-ähnl. Bakt.,
Morph., Biol. 420
Mundhygiene, moderne, auf biolog. Grund¬
lage. 420
Mundschleimhaut, Impfmilzbrand, Ex-
perim. 121
Mycetoma brachiuri s. Madura-Erkrankg.
Mycoides-Bakterien, Lysine. 523
Mykosen. 88—91, 416—417
— , Haut-, Aetiolog., Kult., Morph, usw.
89
Nachruf auf Julius Morgenroth 559
- Alfred Schnabel. 428
- Karl Titze. 559
Nagetiere, wilde, Pest, Forschungsergebn.
105
Narkotika, Einfl. auf Blutkörperchen-
Senkungsgeschwindigkeit. 495
Nasenschleimhaut, Eingangspforte sept.
Infekt, b. Säugling, Klin. 62
Natrium sulfat z. Konzentration v. Heil¬
seren, Verfahren. 301
Natronlauge, Einfl. auf Coli- u. Shiga-
Bakteriophagen. 519
Naturforscher- u. Aerzte-Veräammlg. 1924,
Abt. Veterinärmedizin, Verhandlungs¬
bericht. 145 — 173
Nebennierenentfernung, Wirkg. auf Anti-
körperbildg. 501
Neohexal, Wirkg., keimwidrige, im leben¬
den Organismus. 232
Neosalvarsan, Wert b. Malaria. 244
Neosilbersalvarsan z. Bebandlg. d. Gonor¬
rhoe, Ergehn. 175
Nephelometrie d. Serums, Ergehn. 299
Nervensystem, vegetatives, u. Tuberkulin,
Experim. 460
Neutradita z. Diphtherie-Immunisierg.,
akt. 355
Neutralreaktionen an d. Haut, Experim.
293
Nieren, Abwehrleistungen, Experim. 56
Nierenechinokokkus, Klin. 75
Nierenepithelgewebe, Immunität, Experim.
290
Nikotin, Wirkg. b. Salvarsankuren. 550
Nitrophenole, Desinfektionswirkg., Giftig¬
keit. 232
Northovan z. Behandlg. d. Syphilis, Er¬
gehn. 190
Novatropin z. Verhütg. v. Komplikationen
b. Gonorrhoe, männl. 532
Nuttalia equi b. Maultier, Vorkommen in
Frankreich, Klin., path. Anat. 251
Oedem, malignes, d. Wiederkäuer, Aetiol,
Prophylaxe. 140
Oel, Roh-, Wirkg. auf Anopbeleslarven.
237
Oidium albicans, Encephalitis, experim.,
nach subduraler Verimpfg. 277
Oligodynamie, Wesen. 234
Olivenöl, Ersatz v. Glycerin b. Konser-
vierg. v. Wutvirus. 127
Oliver-Twortsche Krankheit u. Encepha¬
litis epidemica, Beziehg. 383
Omnadin, Wirkg., Klin. 296
Opsonischer Index f. Staphylokokken b.
Dermatosen, juckenden, Verhalten. 53
Optochin, Wirkg. b. Meningitis, epidem.
373
Orchideenextrakt „Angiolymphe“ z. Be¬
handlg. d. Lungentuberkulose, Ergebn.
224
Organe, isolierte, Erzeugung v. Ent-
zündg. durch Bakterien, Experim. 70
Organreiztherapie, Aufgaben u. Aus¬
sichten. 8
Orientbeule, Züchtg. d. Leishmania tro¬
pica. 251
Osteomalazie b. Rind, Ursache, Verlauf,
Therap. 139
Osteopathie hypertrophiante b. e. Henne
bzw. Hunden, path. Anat., Kult., Ex¬
perim. 476, 477,
Otterngift, Toxicität f. Raupen d. Bienen¬
motte, Experim. 20
Ovalbuminpräzipitat, spezif., Löslichkeit,
Einfl. v. Kochsalz. 19
Oxyuren u. Appendicitis, Beziehg., Klin. 80
Oxyuris vermicularis, Bekämpf g. m. Ver-
mitacet, Klin. 80
Pädiatrie, Einfluß auf jetzige Kenntnisse
v. d. Tuberkulose. 451
Pandy-Reaktion b. Dementia praecox,
Ergebn. 182
Pantosept z. Wundbehandlg., Experim.,
Klin. 235
Papelsubstanzen, Fellnersche, Einfl. auf
Tuberkulinreaktion. 221
Paralyse, juvenile, Malariabehandlg. 559
— , progressive, Aetiolog., Verlauf, Therap.
558
— , — , malariabehandelte, u. Liquor¬
analyse, prognost. Schlüsse. 192
— , — , Malariabehandlg., Ergebn. 192
— , — , Rekurrens- bzw. Malariatherapie,
Ergebn. 556 — 559
— , — , Wirkg. v. Malaria tertiana. 191
— , Zecken-, auf Kreta, Nachw., Arten. 80
Paralytiker, Salvarsanschäden nach Ma¬
lariabehandlg. 559
Parasiten, Befunde in Mäuse- Gehirnen. 384
— , Blut-, b. Vögeln in Italien. 87
— , Ekto-, v. Hunden u. Hühnern, Wirkg.
v. Cuprex. 238
— , Haut-, tierische, Beseitig, durch
Schwefeldioxyd. 80
— , tierische. 73—87
606
Inhaltsverzeichnis.
Paratyphus. 398 — 405
— Enteritis-Gruppe, Typenfrage, Diffe-
renzierg. 405
Paratyphusinfektion b. Pferden, Impf¬
therapie, spezif. 135
Paratyphus-Infektionen v. Schlachttieren,
Bewertg., Rolle d. Typenfrage. 399
— , Klin., Bakt. 398
Paratyphus B-ähnl. Bakt. in Faeces,
menschl., Bakt., Serolog. 402
Paratyphus N im Kindesalter, Klin. 398
Paraurethritis non gonorrhoica, Nachw. v.
ßac. pseudodiphtheriae, Klin., Bakt. 173
Pasteurisierung, Dauer-, Gefahr d. Milch¬
schaumes. 228
Patentrecht u. Bakteriologie. 269
Pentatrichomoniasis b. Menschen, Morph.,
Biol., Klin., Züchtg. 84
Pepton, Wirkg. auf Leberzellen, Experim.
321
Peritonealflüssigkeit, Verhalten b. Shock,
anaphylakt. 315
Peritoneum, Fähigkeit z. Abtötg. v. Bact.
coli, Experim. 409
Peroxydasen, Blut-, Nachw. durch Benzidin¬
probe in Nährmitteln, bakteriolog. 37
Peroxydase-Reaktion, Kinetik, ehern. 37
Pest s. a. Bac. pestis. 103 — 108
— Aetiologie in Transbaikalien u. Süd¬
rußland. 107
— , Heimat, ursprüngliche. 106
— Impfstoff, Herstellg., Erfolge. 108
- , Toxizität, Wirkungskraft. 108
— , Lungen-, Histor. 103
— > — > pathol.-kistol. Unters. 105
— d. Nagetiere, wilden, Forschungsergebn.
105
— , Verhütungsdienst in d. Nord-Man¬
dschurei, Jahresberichte 1923/24. 103
Petrolisation v. Gewässern, fließenden. 237
Pferde, Anämie, infektiöse, in Südafrika.
132
— , Blut, Morphol., Formelemente usw. 284
— , Impftherapie, spezif., b. Paratyphus¬
infekt. 135
— Krankheiten. 132 — 136
— , Meningitis cerebrospinalis, Morph.,
Biol. d. isolierten Kokken. 134
— Piroplasmose in Frankreich, Vor¬
kommen, Klin. 251
— , Strongyliden-Vorkommen auf Java,
Arten. 77
Pflanzen, Immunität u. Antikörperbildg.
303
— , Tumor-Erzeugung durch Bact. tume-
faciens. 264
— , Unterschiede, immunolog. 489
Phagocytose, Abhängigkeit v. inneren
Drüsen. 486
— , Bedeutg., immunbiol., b. Galleria
mellonella-Raupen. 499
— , Rolle d. Ekto- u. Endoplasmas d. Bak¬
terien. 311, 497
Phagocytose b. Säuglingen u. Müttern,
Experim. 53
— , Wirkg. d. einzelnen Ionen in vitro.
311
— u. Zellimmunität, Beziehg. 498
Phenol, Serumreaktion b. Tuberkulose. 215
Phosphorausscheidung v. Bac. dysenteriae
Shiga. 411
Physometra, Klin. 62
Pigmentation u. Lungentuberkulose, Be¬
ziehg. 197
Pipettierapparat f. WaR. u. Ausflockungs¬
reaktionen. 537
Piroplasma caballi b. Pferd, Vorkommen
in Frankreich, Klin. 251
Piroplasmosen. 251—252
Piroplasmose d. Pferde in Frankreich,
Vorkommen, Klin. 251
Pirosomen, Nachw. im Blut v. Herpestes
calera. 252
Plasma, Aenderungd. Oberflächenspannung
u. d. Reaktion b. Anaphylaxie, passiver.
317
Plaut- Vincentsche Angina, Behandlg. m.
Pyoktaninlösg. 73
Pneumococcus mucosus, Virulenz f. Kan.
u. Meerschw. 49
Pneumokokken s. a. Bac. pneumoniae.
— . 49—51
— ähnl. Keim b. Kanarienvögeln, Morph.,
Kult., Serolog. 49
— Anaphylaxie, Experim. 50
— , Immunisierung, aktive. 50
- Immunität, Experim. 49
— , Methämoglobinbildg., Mechanismus.
238
— , Strepto-, Enterokokken, Differenzierg.
durch Aesculinagar. 60
— Typen, Einteilg., Spezifizität. 49
— Vaccine, polyvalente, Herstellg., Ex¬
perim. 51
— , Veränderlichkeit b. Züchtg. 50
Pocken. 97 — 102
— Epidemie in d. Schweiz 1921/23,
Allergie-Methode, kutane, Resultate,
diagn. 97
— , Epidemiologie, Gesichtspunkte. 99
Polkörnchen d. Bac. diphtheriae, Natur
u. Bildg. 341
Pollenanaphylaxie, Experim. 27
Pollenidiosynkrasie, Wesen u. Behandlg.
324
Polyarthritis rheumatiea, Aetiolog. 68—70
Ponndorf-Behandlg. d. Lungentuberkulose,
Wirkg. 474, 475
— Impfungen b. Rind, Ergebn. 226
PonndorfscheTuberkulinbehandlg. d. Lun¬
gentuberkulose, Erfolge. 223
Präzipitat, Ovalbumin-, spezif., Löslich¬
keit, Einfl. v. Kochsalz. 19
Präzipitation durch Rinderserum, aktives.
496
— b. Tuberkulose-Diagn. 446
Inhaltsverzeichnis.
607
Präzipitine, spezif., nach Sameninjektion.
18
— , Spezifizität. 303
Präzipitin gehalt d. Serums u. Arthussches
Phänomen, Beziehg. 313, 314
Präzipitin, an Kohle od. Kaolin adsor¬
biertes, Verhalten zu s. Antigen. 294
Präzipitinogen d. Serums, Verhalten b.
Erhitzg. 18
Primäraffekt, Rolle b. Kan.-Trypano-
somiasis, Experim. 249
Prokutine, Fellnersche, Bedeutg. 221
Proteinkörpertherapie b. Adnextumoren,
entzündl., Klin. 66
— , Monographie. 482
— , perkutane, unspezif., Erfolge. 484
— , Theorie. 7
Proteinvergiftung, chron., Experim. 504
Proteolyse, Nachw. 22
Proteus-Infektion, Pseudo- Weil-Felixsche
Reaktion. 112
Protisten, Variabilität u. Vererbung. 423
Protozoen, Darm-, Mikrotechnik. 279
— Infektion d. Magen darmkanals, Ar¬
thritis-Vorkommen, Klin., Therap. 253
— , Wirkg., desinfiz., v. Diphenoläthan-
amin. 527
Pseudoglobulin u. Diphtherie-Antitoxin,
Beziehg. 347
Psychiatrie, Bedeutg. d. Blutkörperchen-
Senkungsgeschwindigkeit. 308
Puerperal-Erkrankungen, hämatolog. u.
bakteriolog. Vergleiche. 62
Puerperalfieber. 62
Pyelitis, Behandlg. m. Trypaflavin, Klin.
67
Pyocyanase, Vergleiche. 43
Pyocyaneus-Meningitis, Klin. 67
Pyocyanin, Analyse. 275
Pyoktaninlösg. z. Behandlg. d. Plaut-
Vincentschen Angina. 73
Quecksilbercyanid, Wirkg., antisept.,
Einil. d. Wasserstoff ionen. 525
Ramonsche Flockungsreaktion im Diph¬
therietoxin. 344, 345, 346
Rasse u. Blutzusammensetzung. 305
Ratten, weiße, Bild d. anaphylakt. Shocks.
321
Raupen d. Bienenmotte, Toxizität v.
Ottern- u. Cobragift, Experim. 20
Rauschbrand. 140 — 141
— Serum, präzipitierendes, z. Unter-
scheidg. v. Rauschbrand, malign. Oedem
nsw. 141
— d. Wiederkäuer, Aetiol., Prophylaxe. 140
Reargon z. Behandlg. d. Gonorrhoe, Wert.
175, 531, 532
Refraktionswerte b. Tuberkulose. 221
Reizerscheinungen, Wesen. 234
Reizsteigerung, abgestimmte, durch Li¬
poide auf Tuberkulin 464
Rekurrens s. a. Rückfallfieber, Spiroch.
recurrentis.
— , Superinfektion, Experim. 115
Rekurrenstherapie d. Paralyse, progres¬
siven. 556
Residualantigen, Natur. 497
Resistenz, passive, Erzeugung z. Ver¬
hütung v. Reaktionen, lehensgefährl.
302
Retikuloendothel, Bedeutg. f. Immunität.
290
— , Biolog. 486
Retikuloendotheliales System, Speicherg.
v. kolloid. Silber. 426
Rhinosklerom. 417
— , Serolog. 417
Rhone- u. Saöne- Wasser, Eigenschaften,
hemmende, auf Bac. d. Typhus-Coli-
Dysenterie-Gruppe. 389
Rickettsia Prowazeki, Kultivierg. 114
Rickettsien-ähnl. Organismen b. Insekten,
Bestimmg. 111
Rinder, Aktinomykose, Aetiolog. 416
Rinderdistom atose, Behandlg. m. Distol.
73
Rinder, Immunisierg. gegen Tuberkulose,
Experim. 226
— Krankheiten. 136 — 139
Rinderkrankheit in Holland, Sektions¬
befunde, Nachw. e. Mikroorganismus,
Morph., Kult. 138
Rinder, Schlacht-, tuberkulöse, Vorkom¬
men v. Tuberkelbac. im Harn, Nachw.
478
— Schutzimpfg. n. Calmette-Guerin m.
BCG-Vaccine gegen Tuberkulose. 480
Rinderseuche, Dürener, Nachw. d.Fraenkel-
schen Gasbacillus. 138
Rindertuberkulose, s. a. Tuberkulose,
Rinder-.
— , Diagn. durch Abderhalden-Reaktion.
225
— , Konjunktival- u. Palpebralreaktion,
Wert, diagn., Vergleiche. 225
Rind, Osteomalazie, Ursache, Verlauf,
Therap. 139
— , Ponndorf-Impfungen, Ergehn. 226
— , Streptokokkenpneumonie, Kult., path.
Anat. 139
— , Verwerfen, infektiöses, Behandlg. m.
Abortin u. Abortus Bang-Bac. 137
— , — , — , Impfergebn. 138
— , Zungenaktinomykose , Wirkg. v.
Yatren u. Eugalaktan. 91
„Ringreaktion“ u. WaR., Vergleiche 107
Rivanol, Anwendg., Klin. 66
— , Wirkg., tiefenantisept., Experim. 61
Rocky - mountain - Fleckfieber, Immunität,
Experim. 115
- f Serumwirkg., Reaktion. 114
- Virus, Kultivierg. 114
Röntgenbehandlg. d. Asthma bronchiale,
Wirkg. 33
608
Inhaltsverzeichnis.
Röntgenbestrahlung, Einfl. auf Gas Wechsel,
respiratorischen, b. Karzinomratten. 261
— , - Shock, anaphylakt. 33
Röntgenstrahlen, Einfl. auf Blut u. Agglu-
tininbildg. 307
— , Wirkg. b. Entzündungen. 70
Röntgentiefentherapie b. Lungentuber¬
kulose, Experim., Klin. 476
Rohcaporit z. Desinfekt, b. Viehseuchen,
WirKg. 526
Rotlauf s. a. Bac. Rotlauf. 131 — 132
— Schutzimpfung, Dosierg., Kult. 131
- , Experim. 132
— , Wirkg. v. Vaccine, jodierter. 132
Rotz s. a. Bac. mallei. 123
Rückfallfieber s. a. Rekurrens, Spirochaeta
recurrentis. 115 — 116
— , Salvarsanbehandlg., Ergebn. 116
Ruhr. 409-413
— , Amöben- s. Amöbenruhr.
Ruhrbergarbeiter, Tuberkulose-Sterblich¬
keit. 194
Ruhr-Endemie, Blutbild. 410
— , Kälber-, derz. Forschungsstand. 139
— , Therapie, medikamentöse, Ergebn. 413
— , Wirkg. v. Yatren. 413
Sachs-Georgi-Reaktion, Einfl. v. Serum¬
dosis, Inaktivierungsdauer u. Brut¬
schrankaufenthalt. 543
- , Modifikation. 543, 544
- , Meinicke-, Z- u. Wassermannsche
Reaktion, Vergleiche. 538
- Reaktion u. „Ringreaktion“, Ver¬
gleiche. 107
- , Wert in d. Schwangerschaft.
543
Säuglinge, Bakteriologie d. Harns, Klin.,
path. Anat. 68
— , Darmkatarrhe, infekt., Therap. 419
— , Dysenterie, Klin., Therap. 410
— , Masernbekämpfg. 368
— , Tuberkulose-gefährdete, Schutzimpfg.
m. abgetöteten Tuberkelbac. 465
Säure, Einfl. auf Toxizität u. Wirksam¬
keit chemotherap. Substanzen. 236
Säurereaktion, biolog., Wert. 304
Salmonella-Gruppe, Züchtg. e. Keimes aus
Blut, Serolog. 398
Saluen z. Behandlg. d. Syphilis, Ergebn.
189
Salvarsan, Einfl. auf Leberfunktion. 549
Salvarsankuren, Wirkg. v. Nikotin. 550
Salvarsan, Leberatrophie, akute gelbe,
Klin., path. Anat. 549
Salvarsanprovokation d. WaR. b. Nicht¬
syphilitikern. 538
Salvarsanschäden b. Paralytikern nach
Malariabehandlg. 559
Salvarsan, Wirkg., spezifisch spirillozide,
Natur. 548
Salvarsanwirkung auf Spiroch. pallida,
Theorie. 551
Salze, Einfl. auf Wachstum v. Mäusekrebs,
Experim. 262
Salzlösung, Wirkg. auf Bac. tuberculosis,
Experim. 209
Salz-Nährböden, Einfl. auf Formen d.
Bac. typhi. 387
Salzsäure, Einfl. auf Coli- u. Shiga-
Bakteriophagen. 519
Saprophyten, säurefeste, Wirkg. v. Eau
de Javel. 211
Sarkoid Boeck, Aetiologie. 199
Sarkom, Hühner-, infektiöses, Symptome,
Metastasierg. 265
Schädlingsbekämpfung. 237 — 238
Schaf, Euterentzündungen, Bekämpfg. 142
— Krankheiten. 142
Scharlach. 358 — 366
— , Aetiologie, Anaphylaxie, Experim.
359, 360
— , Antiserum, Experim., Therap. 365, 366
— Antitoxin z. Immunisierg. 361
— b. Chinesen u. Europäern. 106
— , Dicksche Reaktion. 360—365
— Heilserum, Eigensch. 61
— , Immunisierg. 360 — 366
— , Intrakutan-Reaktion durch toxische
Filtrate v. Streptokokken, Experim. 361
— , Klin., Therap. 366
— , Nacliw. e. toxischen Substanz im
Blutserum u. Urin. 361
— , path. Anat., Pathogenese, Experim.
358
— , Schutzimpfg. m. Streptokokkenvaccine,
Wert in Anstalten. 353
— Streptokokken, Arten, Experim. 360
— , Streptokokkenserum Tavel, Wert. 366
— , Streptoreaktion d. Haut. 359
— , Toxinfiltrat, Experim. 360
— , Wesen, Verbreitungs weise. 358
Schaumbildung, Gefahr b. Dauerpasteuri-
sierg. v. Milch. 228
Scheidensekret, Bakteriengehalt vor u.
nach d. Geburt, Kult., Bedeutg. 420
Schicksche Reaktion b. Diphtherie, Er¬
gebn. 343
- Kindern. 355
Schilddrüse, Einfl. auf Antikörperbildg. 3
— , Rolle b. Anaphylaxie, Experim. 316
Schildkröten, Amöben-Nachw., Züchtg. 82
Schistosoma haematobium, Wirkg. v.
Seife, Experim. 74
Schlachttiere , Paratyphus - Infektionen,
Bewertg., Rolle d. Typenfrage. 399
Schlafkrankheitsexpedition , belgische,
1920/23 im Kongogebiet, Verbreitg.,
Klin., Ther., Parasitolog. 245
Schlafkrankheit, Therap., Erfolge im
2. Stadium. 245
Schlangengifte, Anaphylaxie, Experim. 322
Schlangengift-Forschung, biolog. 20
Schlangensera, antitoxische, Experim. 296
Schleimhaut, lebende, Aufnahme v. Sub¬
stanzen, Nachw. 528
Inhaltsverzeichnis.
609
Schulkinder, Tuberkulose-Verbreitg. im
westfäl. Industriegebiet. 433
Schutzimpfungen, spezif. u. unspezif., in
Anstalten, Wert. 353
Schutzimpfung, Typhus-, im Weltkriege,
Wert. 396
Schwangerschaft und Lungentuberkulose.
435
— , serochem. Veränderungen, Unter-
suchungsergebn. 484
— , Wert d. Sachs-Georgi-Reaktion. 543
Schwarzwasserfieber, Handbuch. 241
— , Nachw. v. Spirochäten im Blut, Ex-
perim. 245
Schwefeldioxyd z. Beseitig, v. Hautpara¬
siten, tierischen. 80
Schwefel, kolloidaler, Wirkg. auf Shock,
anaphylakt. 323
Schwefelstoffwechsel b. Amyloid. 222
— Tuberkulöser u. Nichttuberkulöser,
Einfl. v. Tuberkulin. 222
Schweine, Aktinomykose, Aetiolog. 416
— , Echinokokken-Vorkommen, Häufung,
Bekämpfungsmaßnahmen. 75
— , Infekt, m. Bac. paratyph. abort. equi
b. Sauen. 141
— Krankheiten. 141
— , Lungenwurmseuche, Diagn., Klin.,
Therap. 77
— , Nachw. v. Bact. pyosepticum viscosum
equi b. e. Ferkel. 141
Schweinepest, Virus-, Kult., Impfschutz,
Klin., Bekämpfg. 131
Schweine, Tuberkulose-Erkrankg. nach
Verfütterg. v. Magermilch aus Sammel¬
molkereien. 225
Seethol, Desinfektionswirkg. 231
Sekrete, innere, Abhängigkeit d. Phago-
cytose. 486
Sepsis. 62
Serochemische Veränderungen während
Schwangerschaft, Geburt u. Wochen¬
bett, Untersuchungsergebn. 484
Serodiagnostik d. Gonorrhoe. 174
— d. Syphilis. 181—187, 534—548
- in China, Vergleiche. 107
— d. Tuberkulose. 215—221, 445 — 450
Serotherapie, Monographie. 482
Serum, antikomplementäres Vermögen,
Bedeutg. für WaR. 185
— , antitoxisches, Nachw. u. Austitrierung
in vitro. 297
Serumbakterizidie, Rolle d. Ekto- u. Endo-
plasmas d. Bakterien. 311, 497
Serum, Biochemie. 501
— , Blut-, Veränderungen nach Injekt.
kleiner Mengen kristalloider Substanzen.
299
— , — , Wirkg., antikomplementäre „auto-
trope“. 536
— , Cholesteringehalt, Experim. 486
— diphtherieimmunisierter Pferde, Ei¬
weißfraktionen. 347
Erste Abt. Ref. Bd. 78. No.
Serumeiweiß, Struktur, kolloidchemische.
310
Serum, erhitztes, Identifizierg. 18
— , — , Verhalten d. Präzipitinogen. 18
— , Färbbarkeit m. fettlösl. Substanzen,
Techn. 10
Serumfarbstoffphänomene, Erklärg., Be¬
deutg. 489
Serumforschung, Antikörperreaktion u. a.
481
Serum, Gehalt an Normal- Agglutininen,
Einfl. v. Injekt. kolloidaler Substanzen.
300
— Gewinnung, Methoden, Bedingungen. 9
Serumglobulin, Fällungsreaktion. 300
— d. Menschen, Chem. 485
— , menschl., Wirkg. auf Tierserum. 501
Serum, Hammelblut-, Toxizität. 20
— , Keil-, Konzentration m. Natrium¬
sulfat, Verfahren. 301
— Inaktivierung b. Luesnachweis, serolog.
543
— Injektionen, wiederholte, Verhältn. v.
Allgemein- u. Lokalsymptomen. 25
Serumkalkspiegel b. Lungentuberkulose,
Bedeutg. 443
Serum, kindl. u. mütterl., Einfl. auf
Phagocytose v. Staphyloc. aureus, Ex¬
perim. 53
— Krankheit, wirksames Agens. 25
— , labil., Verwertbarkeit f. Sachs-Georgi-,
Meinicke-, D.M. u. M.T.R. 539
— Lipase u. Blutkörperchen, rote, Ex¬
perim. 35
- , Eigenschaften. 35
— , Menschen- u. Rinder-, normales, Toxi¬
zität. 504
— , menschl., trypanozide Stoffe, Bedeutg.,
biol. u. Ilin. 247
— , Milzbrand-, antiaggressives, Her-
stellg., Wirkg. 122
— , Nephelometrie. 299
— , Normal-, Unwirksamkeit gegen Diph¬
therieintoxikation, Experim. 353
— , — , Wirkg., agglutinierende u. phago-
cytosefördernde. 10
— , Pferde-, Eigenschaften, antigene, nach
Koagulation. 19
— , — , Lokalreaktion nach intrakut.
Injekt. bei früher Behandelten. 313
— , — , normales, Wasserstoffionenkonzen¬
tration. 297
— , - , stalagmometr. Unters. 10
— , Rinder-, aktives, Eigenschaften, anti¬
komplementäre. 503
— , — , — , Wirkg., präzipitierende. 496
— , Säuglings- u. Mutter-, Antileuko-
cidingehalt, Uebereinstimmg. 53
— , Scharlach-, Experim., Therap. 365, 366
— , Streptokokken-, Scharlach- u. Tetanus-
Heil-, Eigensch. 61
Serumtiere, Blutbild, Einfl. v. Kultur-
injekt. u. Blutentnahme. 300
25/26, 39
610
Inhaltsverzeichnis.
Sernmtrypanozidie, Bedeutg. 247, 248
Serum, Typhus-, Paratyphus- u. Gärtner-,
menschl., Rezeptorenapparat. 393
— , Variola- u. Vaccine-, Schutzkraft,
Experim. 100
— , verschied, menschl., Toxizität, Deutung.
298
— , Wirkg. v. Formol. 18
— , Wirkg. v. Lysin, bakteriophag. 520
Seuchenbekämpfung in Rußland, 7. Kon¬
greß d. Epidemiologen Moskau 1923. 87
Seuchenstand in Deutschland u. Preußen
1914—24. 87
Shock, anaphylaktischer, Abnahme d. Ph
des Blutes, Experim. 319
— , — , Aenderungend.Plasma-Alkaleszenz
usw. 318
— , nach Diphtherieschutzserum - In¬
jektion, Klin.
— , Einfl. v. Atropin, Experim.
— , Einfl. v. Röntgenbestrahlg.
— , Entstehg., Experim.
— , Experim.
— , experim., Wesen.
— u. Histamin-, Kontraktion d. Harn¬
blase, Experim. 316
— , Hyperacidität d. Blutes, Mechanis¬
mus. 317
— , b. Meerschw., Bedeutg. d. Lungen¬
ödems. 319
— , u. Strychnin, Experim. 324
— , Theorie. 29, 30, 31
— , Verhalten d. Lungengefäße. 507
— , Verhalten d. Peritonealflüssigkeit,
Experim. 315
— , b. weißen Ratten. 321
— , Wirkg. v. Schwefel, kolloidalem.
, 323
— , Zunahme d. Milchsäure, Experim.
318
Impf-, u. Gefäßsystem. 317
kolloidoklasischer, u. Blutdrucksturz.
317
Pepton-, Aenderung d. Serumchole¬
sterins, Experim. 321
— Einfl. d. Vagotomie, Experim. 321
Sigma-, Meinicke-, Sachs-Georgi- u. Was-
sermannsche Reaktion, Vergleiche. 538
Silber, kolloidales, Wirkg., therap., Ex¬
perim. 237
Silberpräparate, antigonorrhoische, Wirkg.,
Experim. 531
— , Verhalten im Organismus, Experim.
426
Siliquidreaktion f. Liquordiagn., Brauch¬
barkeit. 574
Sklerom, Experim. 417
Skorbut u. Tuberkulin vergiftg., Beziehg.,
Experim. 202
— u. Tuberkulose, Beziehg., Experim. 201
Smegma, Klitoris-, normales, Nachw. v.
Bac. fusiform. u. Spirochäten, Bedeutg. 73
Soor, Morph., Biol., Serolog., Klin. 88
Spektrum, sichtbares, Wirkg., baktericide.
233
Spirobismol, Wirkg. auf Spiroch. pallida,
Klin. 555
Spirochaeta buccalis, Nachw. b. Darmer-
krankg., chron., Klin., Therap. 118
— cuniculi, morpholog. Eigenarten. 178
— icterohaemorrhagiae s. a. Weilsche
Krankheit.
- b. Ratten, Identität m. Spir. ictero-
genes. 117
- b. Ratten, Nachw., Pathogen., Ex¬
perim. 117
— melanogenes canis b. Hunde-Gastro-
enteritis. 142
— pallida, Agglutination. 180
- , Kultur in flüssigen u. festen Nähr¬
böden. 181
354
- , Nachw. in Gefrierschnitten.
534
319
33
- , Quecksilber- u. Arsenfestigkeit.
189
31
- , Reinkultur.
180
318
- , Salvarsanfestigkeit.
549
319
- , Salvarsanwirkg., Theorie.
551
- , Wirkg. v. Bismogenol u. Spirobis¬
mol, Klin. 555
— — , Wirkg. v. Wismut. 552
— recurrentis s. a. Rückfallfieber, Re-
kurrens.
- , Superinfektion, Experim. 115
Spirochäten u. Bacillen, fusiforme, Nachw.
im Klitoris-Smegma, normalem, Be¬
deutg. 73
— , Darm-, Vorkommen in Chikago, Be¬
deutg. 422
— Diagnostik, Mikrotechnik. 279
— , Färbung, neue. 534
- m. Spirsil, Wert, prakt. 180
— b. Schwarzwasserfieber, Nachw. im
Blut, Experim. 245
— , Syphilis-, Morph., Messungen. 533
— , Wasser-, Befunde b. Reims, Nicht¬
identität m. Spir. icterogenes. 117
Spirochätosen. 118
Spirochätose, Kan.-, u. Kan.- Syphilis, ex¬
perim., Erscheinungen usw. 178
Spirophyllum ferrugineum- ähnl. Bakt. d.
Mundhöhle, Morph., Biol. 420
Spirsil z. Spirochätenfärbg., Brauchbar¬
keit, prakt. 180
Sporen, Bakterien-, Isolierg. m. Harnstoff-
verfahren. 122
Sporotrichose, Klin., Kult., Histolog.,
Therap., Experim. 417
Sprue (Aphthae tropicae), Vorkommen,
Diagn., Therap. usw. 253
Sputuminfektion, örtliche traumatische,
Klin., Therap. 433
Sputum, Reinzüchtg. v. Tuberkelbac. 207
Sputumuntersuchung, Bedeutg., klin., Vor¬
nahme in Heilstätten. 441
Sputum-Untersuchung auf Tuberkelbac.
in Untersuchungsstellen, Methodik. 207
Inhaltsverzeichnis.
611
Staphylococcus aureus, Einfl. v. kindl. u.
mütterl. Serum auf Phagocytose, Ex-
perim. 53
Staphylokokken. 51—54
— Bakteriophagen, Experim. 42
— Cholecystitis, Klin. 67
— , Einteilg. 51
— Erkrankungen, Behandlg. m. poly¬
valenten Impfstoffen. 52
- , chron., Bakteriophagentherapie. 48
— Hauterkrankungen b. Hunden, Be¬
handlg. 142
— , Immunisierg., orale, Experim. 54
— , Immunität, Experim. 54
— , Index, opsonischer, b. juckenden Der¬
matosen, Verhalten. 53
— , lebende, Wirkg., lytische, auf abge¬
tötete, Experim. 516
— , Nachw. b. Erkältungen u. b. Ge¬
sunden, Biockem., Klassiiizierg., Serolog.
51
— > pyogene, Leukocidinproduktion. 53
Staublunge, path. Anat. 434
Stechapfelblätter, ungar., Milzbrandüber¬
tragung. 120
Stechmücken, Bolle b. Malariaübertragung,
Histor. 243
Stegomya fasciata, Vorkommen in Tanger.
81
Sterilisation i. Apothekenbetriebe, Theorie,
Praxis, Leitfaden. 523
— m. Chemikalien, Arbeiten, neuere, Zu-
sammenstellg. 227
— , Katheter-, Methode. 525
Stovarsol z. Syphilisbehandlg., Experim.
549
Streptococcus equi, Immunisierungsver¬
suche. 135
— faecalis, Lysozymwirkg. v. Menschen¬
serum etc. nach Vorbehandlg., Experim.
48
— haemolyticus als Erreger d. Scharlachs.
360, 361
Streptokokken. 54—61
— , Abwehrleistungen d. Nieren, Experim.
56
— , Arteinheit. 57
— , Artverschiedenheit. 56
— , Entero-, Pneumokokken, Differenzierg.
durch Aescnlinagar. 60
— Filtrate, sterile, Reaktion nach Intra-
kutan-Impfg., Experim. 60
— , hämolyt. , Einfl. v. gelatinehalt.
Lösungen. 58
— , hämolyt., Lipasebestimmung. 59
— , hämolyt., Nachw. im normalen Prä-
pntialsekret, Morph., Kult., Pathog. 55
— Heilserum, Eigenschaften. 61
— , H2S-Bildg. 59
— , Immunität, Experim. 54
— Infektion, chron., Klin. 54
— , Nährbodenherstellg. f. Sammlungs¬
kulturen. 58
Streptokokkenpneumonie b. Bind, Kult.,
path. Anat. 139
Streptokokken-Pneumonie d. Saugfohlen,
Klin., Therap. 136
Streptokokken, Scharlach-, Arten, Experim.
360
Streptokokkenserum Tavel b. Scharlach,
Wert. 366
Streptokokken-Stoffwechselprodukte, Viru¬
lenzsteigerung d. Bac. diphtheriae,
Experim. 340
Streptokokken, Virulenzprüfg. 57
— , Wirkg. auf Arbutin. 59
— , Wirkg. auf Glukoside. 59
— , Wirkg. v. Trypaflavin in vitro u. in
vivo, Vergleiche, Experim. 526
— , Zusammenhang zw. Hämolyse u.
Virulenz. 57
Streptoreaktion d. Scharlachhaut. 359
Streptothrix, Nachw. in e. Hirnabsceß,
Pathog. 91
— Nocardia, Nachw. b. Katzen. 92
Strombolyt z. Stallfliegen-Vernichtg. 238
Strongyliden d. Pferdes, Arten auf Java. 77
Strychnin u. Shock, anaphylakt., Experim.
324
Stuten, Sterilitäts-Untersuchungen. 134
Sublimat, Wirkg., antisept., Einfl. d.
Wasserstoffionen. 525
Sulfoxylsalvarsan 2203 z. Behandlg. d.
Syphilis, Ergehn. 189
Symbiose u. Zelltheorie, kommende. 275
Syphilis. 176—192, 532-559
„Abortiv- bzw. Frühbehandlg.“ 550
u. Anämie, perniziöse, Beziehg. 177
Ausflockungsreaktion, beschleunigte,
Methodik. 541
Behandlg. m. Arsenobenzolpräparat
„Albert 102«, Wert. 550
- Northovan, Ergehn. 190
- Saluen, Ergehn. 189
- Stovarsol, Experim. 549
- Sulfoxylsalvarsan 2203, Ergehn.
189
- Wismut, Wirkg. 190, 191 553,
554, 555
Brucksche Reaktion, Brauchbarkeit.
187
experim., Behandlg. m. Farbstoffver¬
bindungen, quecksilberhalt. 190
— , Forschungsergebn. 179
— , Histolog. 180
— , d. Nervensystems. 181
— , Schutzwirkg. d. Antisyphilitika,
Experim. 188
Forschungsergebnisse. 430
frische, Malariabehandlg., Ergehn. 191
Herz- u. Gefäßerkrankungen, Häufig¬
keit, Statist. 1911/23. 177
Historisches. 176
Kan.-, experim., u. Kan.-Spirochätose,
Erscheinungen usw. 178
— , — , Reinfektion, Experim. 533
39*
612
Inhaltsverzeichnis.
Syphilis, Kan.-, Punktionstechnik u. Li¬
quoruntersuchung. 181
— , — , Serodiagn. m. S.G.R. u. M.T.R3.
539
— b. Kindern, Ergehn, ausgiebiger Be-
handlg. 550
— , kongenitale, Behandlg. m. Tarbis,
Ergebn. 553
— , — , Serolog. 539
— , Mirion-Neosalvarsan-Behandlg., kom¬
binierte, Ergebn. 551
— , Mischspritzenbehandlg., Unzulänglich¬
keit. 189
— Nachweis in Gebäranstalten, Methodik.
537
— , Neurorezidive, echte, Beziehg. zu Meta¬
lues. 532
— , Pseudotumoren, Klin. 177
— , Quecksilberbehandlg., spezif.-unspezi-
fische, Klin. 190
— , Reinfektion. 178
— , — nach Linsers Abortivbehandlg. 551
— , „Ringreaktion“, Vergleiche m. WaR.
u. Sachs-Georgi-Reaktion. 107
— , Säuglings-, Behandlg. m. Merlusan,
Klin. 551
— , salvarsanresistente. 549
— , Serodiagn. 181 — 187, 534—548
— , — , Grundantigen, konstantes. 545
— , — , Vergleiche in China. 107
— , serolog. Nachw., Einfl. d. Extrakt-
bereitg. 536
— Spirochäten, Morph., Messungen. 533
— , tertiäre, Statist. 178
— , Therapie. 548 — 559
— , therapieresistente. 548
— , Unspezifizität d. Antisyphilitika, Ex-
perim. 187
— , Verhalten d. weißen Blutkörperchen,
Therap., Klin. 180
Systematik d. Bakterien. 270
Taenia solium b. Anaemia perniciosa,
Klin. 75
Tarabagan-Ektoparasiten, Pestübertra¬
gung, Experim. 107
Tarabaganlaus, Experim. 105
Tarabaganpest, Forschungsergebn. 105
— , Histolog. 106
Tarbis z. Behandlg. d. Syphilis, kongenital.
553
Targesin z. Behandlg. d. Gonorrhoe,
Wirkg. 531
Tebeprotin, Darstellg., ehern. Eigensch.,
biolog. Wirkg. 471
Technik, mikrobiologische. 279 — 283, 286
Teerkarzinoide, Experim. 260
Teerkrebs, experim., Entstehg., Bedeutg.
d. Zellenregeneration. 260
Temperatur u. Baktericidie, Beziehg., Ex¬
perim., Klin. 64
— , Einfl. auf Blutkörperchen-Senkungs¬
geschwindigkeit b. Geisteskranken. 494
Temperatur, Wirkg. auf Hämolyse. 309
Tetanus s. a. Bac. tetani.
— . 64
— Heilserum, Eigensch. 61
— neonatorum, Verbreitg., Therap. 64
— puerperalis, Klin. 64
Tetrachlorkohlenstoff z. Behandlg. d. An-
kylostomiasis. 77
Tetralinderivate, Desinfektionswirkg. 230
Therapie, experim., Methoden, Handbuch.
481
— , spezif. u. unspezif. 295
Thymol, Serumreaktion b. Tuberkulose.
215
Thyreodektomie, Einfl. auf Antikörper-
bildg., Experim. 295
Tierische Parasiten. 73—87
Tierkrankheiten u. Zoonosen. 120 — 144
Tollwut s. a. Wut, Lyssa, Virus fixe.
Tollwutimpfstoff, Herstell g., Methode. 127
Tollwutschutzimpfungen im Institut
Pasteur 1923, Statistik. 128
Toluidinblau z. Färbg. v. Blutparasiten
u. -körperchen. 285
Toluol, Serumreaktion b. Tuberkulose. 215
p-Toluolsulfochloramidnatrium, Desinfek¬
tionswirkg. 230
Tonsillitis chronica, Nachw. v. Diplococcus
constellatus, Morph., Kult. 65
Trachom, histolog. Befunde. 413
Trichomonaden-Kolpitis , Einfl. d. Be¬
handlg. b. Wochenbettmorbidität. 84
- , Einfl. auf Wochenbettsmorbidität.
84
Trichomonas, Nachw. im Stuhl, Vorkom¬
men in Marokko. 253
— intestinalis, Nachw. b. Darmkranken
in Marokko. 83
— vaginalis, Nachw. im Urin e. Kindes.
83
Trichophytie, Filmvorführg. auf d. Der¬
matol. -Kongr. 1923. 88
Trichophytonpilze, Einfl. d. Serums All¬
ergischer, Experim. 88
Trikresol, Serumreaktion b. Tuberkulose.
215
Triphai z. Goldbehandlg. d. Tuberkulose,
Ergebn. 475
Trockenkomplement, Fähigkeit z. Ana-
phylatoxinbildg., Experim. 316
— u. -Lysin, Darstellg., Wirksamkeit. 23
— , „Pharmagans“, Wert. 310
Tropenkrankheiten. 241 — 255
Tropen, Malariabehandlg. d. Paralyse,
progressiven. 558
Trypaflavin z. Behandlg. d. Pyelitis, Klin.
67
— , Wirkg. auf Streptokokken in vitro u.
in vivo, Vergleiche, Experim. 526
Trypanoplasma helicis, Biolog., Agglo¬
meration, Züchtg. 85
Trypanosomen, Dourine-, Nachw. im
Hodenpunktat. 249
Inhaltsverzeichnis.
613
Trypanosomen, Einfl. v. Zucker u. Al¬
koholen d. Zuckerreihe auf Beweglich¬
keit, Experim. 246
Trypanosomiasen. 245—249
Trypanosomiasis , Kafi.-, Primäraff ekt-
bildg., Experim. 249
Trypanozide Stoffe , Gewinnung durch
Hydrolyse v. Eiweißkörpern. 248
- d. Serums, menschl., Bedeutg., biol.
u. klm. 247
Trypsinfiockungsreaktion, Methode. 17
Trypsin u. Lysin, Beziehg. 47
— , Wirkg. auf Shiga-Bakteriophagen,
Experim. 514
Tuberkulide, papulonekrotische, Tuberkel-
bac.-Befund. 198
Tuberkulin, Alt-, „exakte Dosierbarkeit“.
462
— , — , Hautüberempfindlichkeit, Ex¬
perim. 458, 459
— Antigen-Scheitlin („Tasch“) z. Be-
handlg., peroral , d. Lungentuberkulose,
Wirkg., Veränderg. d. Blutkörperchen-
Senkungsgeschwindigkeit. 474
— Behandlg., Anwendg. 468
- , Indikationen und Kontraindika¬
tionen. 469
— Derivate, Eigensch., immunis. 467
- Diagnostik. 450—462
— , Einfl. auf Gewebsatmung, Experim.
460
— , Einfl. auf Schwefelstoffwechsel Tuber¬
kulöser. 222
— , Ekto-, Herstellg., Yerwendg. 462
— Empfindlichkeit, Einfl. d. Menstruation.
453
- , kutane, Einfl. d. Varicellen. 452
— Flockungsprobe, Methodik, Wert. 450
— u. Nervensystem, vegetatives, Be-
ziehg., Experim. 460
— Reaktion, Ausfall n. Tuberkulininjekt.,
intravenös., Experim. 460
- , Beeinfl. durch Papelsubstanzen,
Fellnersche. 221
- , intrakutane, Beeinfl. durch Blut¬
serum Augentuberkulöser. 453
- nach Operationen. 452
- , perkutane* v. Hamburger, Wert.
455
- b. Tuberkulose, aktiv, u. inaktiv.
454
- , Wesen. 462
— Salbe „Dermotubin“, Brauchbarkeit,
diagn. 455
— , Verabfolg, per os, Wirkg. 473
Tuberkulinvergiftung u. Skorbut, Beziehg.,
Experim. 202
Tuberkulin, Wesen. 463
— , Wirkg. auf Wasserhaushalt v. Kindern,
tuberkulös. 222
Tuberkulöse, Aufklärung über Art d.
Leidens. 437
— Meningitis, Liquorreaktion. 215
Tuberkulöse Organe v. Tieren, Nachweis
e. insulinartigen Substanz. 196
Tuberkulöser Eiter, Wirkg. nach Filtration
durch Chamberlandkerzen, Experim. 209
Tuberkulomucin Weleminsky z. Behandlg.
d. Lungentuberkulose, Brauchbarkeit.
470
Tuberkulose s. a. Bac. tuberculosis. 193 —
226, 433 -480
— , aktive, Diagn., serolog. 216, 217
— , aktive u. inaktive, Tuberkulinreaktion.
454
— , aktive, Serodiagn. m. Fornet-Diagnosti-
kum, Wert. 220, 221
— b. alten Leuten, Bac.-Nachw. 434
— u. Amöbenerkrankg., Klin. 252
— , ansteckungsfähige, Abgrenzg. 436
— , Ausflockungsreaktion v. Bonacorsi,
Wert. 446
— , Behandlg. n. Andreatti, Wert. 475
— , Behandlg. m. Fleischsaft, Ergehn. 223
— , Behandlg. m. Friedmann-Mittel. 480
— , Behandlg. m. Krysolgan, Ergehn. 476
— , Behandlg., spezif., m. Edovaccin, Er¬
gehn. 473
— b. Bergleuten d. Mansfelder Berg¬
baues, path. Anat. 434
— , Besredka-Methode z. Nachw., Wert.
216
— u. Bleivergiftg., Beziehg., Experim.
434
— , Blutbild, Beziehg. z. Allergie, vege¬
tativ. 461
— , Blutbild, weißes. 455
— , Chirurg., Reiztherapie m. Yatren, Er¬
gehn. 475
— in Cochinchina, Epidemiol. 433
— u. Diabetes, Beziehg. 196
— Diagnostik, biolog. 454, 455
— , Diagn. m. Goldenbergscher Komple¬
mentbindungsreaktion. 218, 219
— , Drüsen-, b. Kindern, path. Anat. 206
— , Einfl. d. Pädiatrie auf jetzige Kennt¬
nisse. 451
— , Erkennung u. Behandlg., spezif., m.
Tebeprotin, Wirkg. 471, 472
— u. Ernährung, Beziehg., Experim. 201
- , Wirkg. v. Vitaminen, Experim.
435
— u. Erythema nodosum, Beziehg. 199
— , experim., Einfl. d. Einzelbestandteile
d. Bac. tuberculosis. 205
— , Formenkreis, Lehrbuch. 193
— , Gebärmutter-, b. Rindern, Feststellg.,
klin. 479
— , Geflügel-, b. Enten, Kult. 477
— , Genital-, männl., Genese, Ausbreitg.
195
— , Gold-Behandlg. m. Triphai, Ergehn.
475
— , Hämogramm, Wert. 443
— d. Hausgeflügels, Verbreitg., path.
Anat., Klin. 224
614
Inhaltsverzeichnis.
Tuberkulose, Haushuhn-, natürliche, Ueber-
tragungsmöglichkeit. 478
— , Haustier-, Bekämpfg. m. Friedmann-
Mittel, Ergebn. 226
— , Haut-, Anteil d. Typus humanus u.
bovinus. 197
— , — , Antikörpergehalt im Serum u.
Hautreaktion. 456
— , — , Behandlg. m. Chloramin Heyden,
Ergebn. 476
— , — , Infektionsweg. 198
— , — , Schleimhaut- u. Lupus, Behandlg.
m. Impfg., kutaner, Ergebn. 471
— , Hautveränderungen nach Einspritzg.
v. Partigenen, Experim. 440
— , Immunisierung, Experim. 211
— , Immunisierg. v. Rindern, Experim. 226
— , Immunität, Experim. 439, 440
— Immunität u. Menstruation, Beziehg.
453
— , Infektion, experim., d. Hundes. 437
— Infektion im Kindesalter, intra- u.
extrafamiliäre, Statist. 196
- , pulmonale, im Kindesalter, Primär¬
infekt., mehrfache, path. Anat. 433
— , Interferometer-Unters, z. Nachw. d.
Abderhalden-Reaktion. 450
— , Kan.-, spontane u. experim. Infektion,
path. Anat. 200
— , Kinder-, Abwehrkraft, spezif. 468
— , — , Behandlg. mit Vaccine aus Bac.
a. d. Wurzelbac.-Gruppe, Ergebn. 470
— im Kindesalter, Durchseuchung. 195
— , kindliche, Blutkörperchensenkungs¬
geschwindigkeit, Bedeutg. 443
— , Komplementbindg. 211
— , Komplementbindg. m. verschied. Anti-
geneu, Brauchbarkeit. 447
— , Krankheitsbild u. Aetiologie. 464
— , Lungen-, aktive, u. Blutkörperchen¬
senkung, Verhalten, Bedeutg. 443
— , — , Behandlg. m. Angiolymphe, Er¬
gebn. 224
— , — , Behandlg. m. Krysolgan-Ektebin.
223
— , — , Behandlg., perorale, m. Tuber-
kulin-Antigen-Scheitlin („Tasch“), Wir¬
kung. 474
— , — , Behandlg. m. Ponndorf-Impfg.
— , Behandlg., spezif., Ergebn. 469,
470
— , — , Behandlg. m. Tebeprotin u. Ek-
tebin, Ergebn. 472, 473
— , — , Behandlg. m. Tuberkulomucin
Weleminsky, Brauchbarkeit. 470
— , — , Beurteilg. d. Entwicklungsstadien,
Progn. 435
— , — , Blutbild werte, Bedeutg., progn.
443
, — - , Blutkörperchen - Senkungsge¬
schwindigkeit u. „vegetative Allergie“.
444
Tuberkulose, Lungen-, chron., Senkungs-
geschwindigkeit d. roten Blutkörper¬
chen, Bedeutg., klin. 212
— , — , Diagn., biolog., Verfeinerung.
• 444, 445
— , — , Diazoreaktion, Dauer, Bedeutg.
443
— , — , Erwachsener, Frühdiagn. m. Blut¬
körperchen - Senkungsgeschwindigkeit.
451
— , — , Konstitution u. Vererbung. 196,
436
— , — , Kutanbehandlg. n. Ponndorf,
Klin., cytolog. Beobachtg. . 474
— , — , Mätefy-Reaktion, Wert. 444
— , — , b. Rind, Nachw. durch An¬
reicherung d. Unters.-Materials. 479
— , — , Röntgentiefentherapie, Experim.,
Klin. 476
— , — , u. Schwangerschaft. 435
— , — , Serumkalkspiegel, Bedeutg. 443
— , — , Veränderungen d. weißen Blut¬
bildes b. Tuberkulinbehandlg. 469
— u. Lupus erythematodes, Beziehg. 198
— , Mätefy-Reaktion z. Nachw., Wert. 216
— , Nieren-, b. Schlachtrindern, Nachw.
478
— in Norwegen, Statist. 195
— , offene u. geschlossene, Abgrenzg.,
klin., bakt., path.-anat. 436
— , okkulte, im Kindesalter, Diagn. 452
— u. Pigmentation, Beziehg. 197
— Probleme, Augenunters. 197
— Protein Toenniessen, Wert. 454
— , Pseudo-, b. Menschen, Beziehg. zu
Nagetiertuberkulose, Klin. 200
— Reaktion v. Wassermann, Brauchbar¬
keit. 448
— , Refraktions- u. Globulinwerte. 221
— , Rinder-, Diagn. durch Abderhalden-
Reaktion. 225
— , — , Erkenng. m. Fornet-Diagnosti-
kum, Wert. 479
— , — , Histor., Verbreitg., Klin., Diagn.
usw. 477
— , — Impfg. n. Calmette-Guerin m.
BCG-Vaccine, Ergebn. 480
— , — , KonjunktivaL u. Palpebralreak-
tion, Wert, diagn., Vergleiche. 225
— , — , offene, Verbreitg., Nachw., Be¬
kämpfg, 478
— , „Rückstandantigen“, Hautreaktion.
456
— Schutz- u. Heilmittel, neues spezif.,
aus Tuberkelbac., mit Saponin vorbe¬
handelten, Herstellg., Brauchbarkeit,
Klin. 466
— Schutzimpfg. m. Tuberkelbac., ab¬
getöteten, Experim., Klin. 465
— , Serodiagnostik. 215—221, 445 — 450
— , — , Bedeutg. f. Progn. u. Difierential-
diagn. 445
— , Seroreaktion, aktive Modifikation. 219
Inhaltsverzeichnis.
615
Tuberkulose, Serumreaktion m. Thymol,
Toluol, Phenol, Trikresol. 215
— Serum, Wirkg. 475
— u. Skorbut, Beziehg., Experim. 201
— , Sonderfunktion d. Haut. 457
— , Sterblichkeit der Ruhrbergarbeiter. 194
— , Trennung aktiver u. inaktiver. 214
— , Tröpfchen- u. Staubinfektion , Be-
deutg., Experim. 436
— , Unterschied zw. Ansteckungsfähigkeit
d. Knaben u. Mädchen. 196
— , Vaccination. 464
— , Verbreitung in Deutschland, derzeit.
Stand. 193
— , Verbreitg. durch Magermilch aus
Sammelmolkereien. 225
— , Verbreitg. unter d. Schuljugend d.
westfäl. Industriegebietes. 433
— , Verhalten nach Reinfektion, intra¬
trachealer, Experim. 438
— , Verhalten tuberk. Meerschw. gegen
Reinfektion d. Haut, Experim. 438
— , YVassermannsche Reaktion (TbWaR),
Brauchbarkeit. 216, 217
Tumoren s. a. Geschwülste, Krebs, Kar¬
zinom.
— . 255—265
— auf Mohrrübenscheiben, Erzeugung
durch Ac. lacticum, Experim. 263
— , Pseudo-, luetische, Klin. 177
Tusche, chines., z. Entfärbg. b. Tuberkel-
bac.-Färbg., Techn. 207
Typhus. 385—397
— Agglutinine, Experim. 387
— in Alfeld 1923, Klin., Epidemiol. 386
— Bacillenträger, Bakt., Serolog. 393
- , Duodenalsondierg., Wert. 392
- u. Typhus-Erkrankungen, Epide¬
miol. 385
- , Wirkg. v. chemischen Stoffen,
Experim. 397
— Bekämpfung in Mitteldeutschland,
Leistungen, Folgerungen. 396
- in Mitteldeutschland 1921/23, Sta¬
tist., Epidemiol. usw. 395
— , Blutkulturgewinnung. 392
— Epidemien u. Wasserleitungen. 385
Typhuserkrankungen u. Milch, Epidemiol.
385
Typhus, Geschlechtsdisposition. 386
— , Immunisierg., aktive, Experim. 397
— , Immunität, Experim. 121
— Immunserum, Verhalten b. Castellani-
schen A.bsättigungsversuch. 394
— Infektion, experim., Einfl. v. Fasten.
386
— , Paratyphus- u. Gärtner- Serum,
menschl., Rezeptorenapparat. 393
— Roseola, Bedeutg. f. Diagn , Histolog.
386
— , Statistik u. Schutzimpfg. im Welt¬
kriege. 396
— , Trinkwasser-Epidemie inTirol 1907.385
Ueberempfindlichkeit s. a. Anaphylaxie,
Shock, anaphylakt.
— , Auftreten nach Diphtherie-Immuni-
sierg. 354
— v. Bakterien u. höherstehenden Orga¬
nismen, Beziehg., Experim. 28
— gegen Fischeiweiß, Experim. 313
— , Haut-, gegen Tuberkuline, Experim.
458, 459
— , Organ- u. Artspezifizität. 508
— , Rolle b. Entstehg. v. Hautentzdg.,
Klin., Experim. 27
— , Theorie. 29, 30, 31
— , Vererbung gegenüber v. Toxinen. 289
Ulcus molle s. a. Bac. Ducrey.
- . 175
- , Cutireaktion. 175
- , Verbreitg. 175
— — , Züchtg. d. Bac. Ducrey aus
Smegma Gesunder. 175
Ultrafiltration, Verhalten v. Lösungen v.
Wismuttartaraten bzw. Mischungen
ders. mit Blutserum, Experim. 191
Ultrafiltriergeräte, neue, Techn. 96
Unterernährung u. Hunger. 268
Urethritis, chron., Natur d. Einschlüsse. 174
Vaccination, subcut. u. enterale, b. Malta¬
fieber, Mäusetyphus u. Cholera, Ex¬
perim. 119
Vaccinationsbehandlg. d. Gonorrhoe. 174
Vaccine, Auto-, Behandlg. v. Wunden. 63
— , Autogruppen-, z. Keuchhustenprophy¬
laxe. 370
— , Bac. lact. aerogenes-, b. Epididymitis,
gonorrh., Wert. 530
— Chemotherapie, Kombination, Experim.
482
— , Einfl. v. Desinfektionsmitteln. 98
— Immunität, Experim. 101
- , Verstärkg. d. Virulicidie d. Blutes
durch Reiz, unspezif. 100
— , Pneumokokken-, polyvalente, Her-
stellg., Experim. 51
Vaccinetherapie b. Bronchopneumonie,
Ergehn. 51
— , Monographie. 482
Vaccine- Virus, abgetötet., b. Revaccina-
tion, Experim. 102
- , Filtrierbarkeit, Experim. 100
- , Verhalten u. Verteil g. nach intra¬
venös. Einverleibg., Experim. 99
Vagotomie, Einfl. auf Peptonshock u.
hämoklasische Krise, Experim. 321
Variabilität d. Mikroorganismen, Bedeutg.
f. Epidemiologie. 423
- — , Bedeutg. f. Therapie. 424
- , Histor., Bedeutg., Ursachen u. a.
423
— u. Vererbung b. Protisten. 423
Varicellen. 102 — 103
— , Einfl. auf Tuberkulinempfindiichkeit,
kutane. 452
616
Inhaltsverzeichnis.
Varicellen-Epidemie, larvierte, Klin. 102
— b Erwachsenen, Verdacht auf Pocken.102
— u. Herpes zoster, Aetiolog., Experim. 377
— Infektion, kutane, Klin. 102
— , Kutanimpfg. in Anstalten z. Infek-
tionsverhütg., Wert. 353
— , Wirkg. v. Rekonvaleszentenserum.
103
Variola- u. Vaccine-Serum, Schutzkraft,
Experim. 100
Vermitacet z. Bekämpfg. v. Oxyuris ver-
micul., Klin. 80
Verschiedenes. 87—96, 269—288, 420—426
Verwendungsstoffwechsel v. Bakterien,
pathog. 94, 272
- , säurefesten. 442
Verwerfen, infektiöses, d. Rinder, Impf-
behandlg. m. Abortin u. Abortus Bang-
Bac. 137
Veterinärmedizin, Desinfektion, Ueber-
sicht 1923. 524
— , Verhandlungsbericht Dtsch. Natur¬
forscher- u. Aerzte- Versammlung 1924.
145—173
Vibrio cholerae s. a. Cholera.
- u. Bac. faecalis alcaligenes, Diffe-
rential-Diagn. 109
- Wirkg. v. Kan.-Blutplättchen, Ex¬
perim. 109
— percolans, Filtration durch Berkefeld-.
Filter m. elektro-endosmotischer Strö¬
mung. 274
- , Vibrio comma u. Bac. prodigiosus,
Beweglichkeit durch Quarzsandschicht,
Experim. 274
Virus -Befunde b. Gelenkrheumatismus,
Experim. 69
— fixe s. a. Wut, Tollwut, Lyssa.
- , Einfl. v. Glycerin. 126
— — , Haltbarkeit. 126
- u. Straßenvirus, Antagonismus,
Mutation. 125
Vitamin- C- Mangel u. Tuberkulose, Be-
ziehg., Experim. 201
- , Wirkg. auf Anaphylaxie, Ex¬
perim. 323
Vitamine, Wirkg. auf Bakterien-Wachs-
tum, Messung. 273
— , Wirkg. b. Tuberkulose, Experim. 435
Vitaminfreie Ernährung u. Infektion, Be¬
ziehg. 488
Vitaminmangel u. Immunität, Beziehg.
291, 292
Vögel, Blutparasiten. 87
— , Immunität gegen Bac. tuberculosis,
Typus humanus. 479
— , Nachw. e. menschl. Tuberkelbac.
avirulent machenden Substanz, Ex¬
perim. 479
— , Zug-, Verschleppung v. Maul- u.
Klauenseuche. 130
Vulvovaginitis b. Kindern, Nachw. v.
Gonokokken. 529
Wärmeresistenz v. Bac. paratyphi B,
Experim. 403
Warzen u. Kondylome, spitze, Beziehg.,
ätiolog. 415
Wasser, colihaltiges, neg ative Eijkmansche
Probe. 409
— , fließendes, Petrolisation. 237
Wasserleitungen u. Typhusepidemien. 385
Wassermannsche Reaktion, Abänderung
d. staatl. Anleitg. f. d. Ausführg. 534
- , Anstellg., Wert, Vergleiche. 535
- b. Dementia praecox, Ergebn. 182
- , Eigenhemmung v. Serum, Bedeutg.
185
- , Extraktherstellg. 187
- unter d. Geburt, Wert. 182
- , Grundlagen, physikal.- ehern. 309
- , Komplementgehalt v. Meerschw.-
Serum, hämolyt. Wirkg. 183
- bei Lepra. 536
- bei Lepra nach antisyphilit. Be-
handlg. 183
- im Liquor, akt. u. inakt., in ver¬
schied. Syphilisstadien. 184
- b. Malaria, Liquorunters. 184
- , Meinicke-, Sachs-Georgi- u. 27-
Reaktion, Vergleiche. 538
- , Modifikation im Institut Pasteur.
538
- , physikochemische Verfolgung. 185
- , Pipettierapparat. 537
- , Rinderblut- statt Hammelblut¬
system. 537
-* - — u. „Ringreaktion“, Vergleiche. 107
- , Salvarsanprovokation b. Nicht¬
syphilitikern. 538
- , Selbsthemmung v. Seren, aktiven.
185
- im Serum v. Kan., normal, u.
syphilit. 183
- (TbWaR.) b. Tuberkulose, Brauch¬
barkeit. 216, 217
Wassermannsche Tuberkulose - Reaktion,
Brauchbarkeit. 448, 449
Wasser, Nachw. d. Bac. balnearius. 93
Wasserspirochäten, Befunde b. Reims,
Nichtidentität m. Spir. icterogenes 117.
Wasserstoffionen, Einfl. auf Wirkg. anti-
sept., v. Sublimat, Quecksilbercyanid
u. a. 525
W asserstoffionenkonzentration, Bedeutg.,
Bestimmg. 279
— , Grenzwerte f. Bakterien, verschied. 95
— , Optimum f. Bac. d. Typhus-Coli-Ruhr-
gruppe. 389
— , v. Pferdeserum, normalem. 297
— , Veränderg. i. Bakterienkulturen, Ent¬
stehungsmechanismus. 279
Wasserstoffperoxyd, Desinfektionswirkg.,
Beziehg. zw. Dauer u. Konzentration.
527
Wasser, Trink-, Typhusepidemie in Tirol
1907. 385
Inhaltsverzeichnis.
617
Weil-Felixsche Reaktion s. a. Fleckfieber.
- , Pseudo-, b. Proteusinfektion. 112
- , Wert, sanitätspolizeilicher. 111
Weilsche Krankheit s. a. Spirochaeta
icterohaemorrhagiae. 117
Weinbergsschnecken, Trypanoplasma heli-
cis-Befunde. 85
Windpocken. 102 — 103
Wisinut-Bekandlg., intravenöse, Klin. 554
— z. Behandlg. d. Syphilis, Ergehn. 190,
191
— , Dosierg. 555
Wismutinjektionen , Gewebsverände¬
rungen. 552
Wismut, Nachw. im Urin. 555
Wismuttartarat - Lösungen bzw. deren
Mischungen mit Blutserum, Verhalten
b. Ultrafiltration, Experim. 191
Wismutverbindungen, chemotherap. Ver-
wendg. 552
Wismut, Wirkg. auf Augenkrankb., luet.
553
— , Wirkg., chemotherap. 550
Wochenbett u. Grippe, metastatische Er-
krankg. 62
Wochenbettmorbidität, Einfl. v. Tricho-
monaden-Kolpitis. 84
Wochenbett, serochem. Veränderungen,
Untersuchungsergebn. 484
Wundbehandlung, Vaccine- u. Reizthera¬
pie, Klin. 63
Wunden, infizierte, Behandlg., antisept.,
m. Jodalkohol. 235
Wundinfektion. . 63—64
Wurmbekämpfnng b. Schulkindern, Not¬
wendigkeit. 78
Wurmeier, Anreicherungsverfahren in
Fäces. 79
Wurmkrankheiten, Diagn. m. Gregersen-
Reaktion. 79
Wurzelbacillen-Gruppe, Vaccine z. Be¬
handlg. v. Kindertuberkulose. Ergebn.
470
Wut s. a. Lyssa, Tollwut, Virus fixe. 124
—129
Wut, menschliche, Blutbild. 124
— Schutzimpfung, Auftreten v. Läh¬
mungen, Klin., Experim. 128
- v. Hunden, prophylakU Methode.
v 129
- , Ökonom. Methode. 128
Wutvirus, Ersatz d. Glycerins durch
Olivenöl bzw. Kampferöl b. Konservierg.
127
— Virus, fixes, u. Straßenvirus, Anta¬
gonismus, Mutation. 125
- , Mikrosporidiennatur. 124
Yatren z. Behandlg. v. Tuberkulose,
Chirurg., Ergebn. 475
— b. Euterentzündungen d. Schafe. 142
— , Verwendg. in d. Chirurgie. 235
— , Wirkg. b. Y-Ruhr u. Ruhr- bzw.
Typhusbacillenträgern 413
— , Wirkg. b. Zungenaktinomykose d.
Rindes. 91
Zahncaries, Bedeutg. d. Bac. acidophilus
odontolyticus, Biol., Nachw. usw. 71, 72
Zahncreme „Doramad“ z. Mundhygiene.
420
Zeckenparalyse auf Kreta, Nachw., Arten.
80
Zeichenapparat f. mikroskop. Zwecke,
Techn. 427
Zellen, große mononukleäre, Vermehrg.
in reinem Serum. 267
— , isolierte, Reduktion v. Nitrogruppen,
Experim. 33
Zellimmunität u. Phagozytose, Beziehg.
498
Zelltheorie, kommende, u. Symbiose. 275
Zomotherapie b. Tuberkulose, Ergebn.
223
Zoonosen u. Tierkrankheiten. 120—144
Zucker, Einfl. auf Trypanosomen-Beweg-
lichkeit, Experim. 246
— , Wirkg., baktericide, in vitro u. in
vivo. 234
G. Pätz’sche Buchdr. Lippert & Co. G. m. b. H., Naumburg a. d. S.
l £
0_t_rv -X^r
t^SLTCT^
Centralblatt
Bakteriologie, Parasitenkunde
und Infektionskrankkeiten
Erste Abteilung : ^£edizmisck~liygienisclie
Bakteriologie und tieriscke Parasitenkunde
Referate
In Verbindung mit
Prof. Dr. R. Atel, Prof. Dr. M. Braun, Prof. Dr. R. Pfeiffer,
Geh. Obermed.-Rat, Jena Geb. Reg. -Rat, Königsberg i. Pr. Geb. Med. -Rat, Breslau
berausgegeben von
Get. Reg.-Rat Prof. Dr. O.Uklworm, Präsident Dr. A. Weber,
Bamberg, Kunigundendamm 61 II Geb. Reg.-Rat, Dresden-N. 6, Wilbelmplatz 4H
Prof. Dr. E. Gildemeister,
Ob. -Reg.-Rat, Berlin-Licbterfelde W, Victoriastr. 7
erlaa von Gustav Fischer in Jena
78. Band Jena, 14. April 1925 Nr. 25/26
— Jeder Band umfaßt 26 Nummern, die in zwangloser Folge erscheinen. —
. - . - - - . .
Verlag von Gustav Fischer in Jena
Die Syphilis im Lichte neuer experimenteil-biologischer und immun¬
therapeutischer Untersuchungen. Von Dr. Hans Bergei, Berlin-Wilmers¬
dorf. Mit 158 Abbild, im Text und 1 Tafel. VIII, 183 S. gr. 8° 1925 Rmk 10.—
Inhalt: I. Experimentell-biologischer Teil. I. Krankheit und Krank-
beitssymptome. 2. Nachweis des lipolytischen Abbaues der lipoiden Syphilisspirochäten
durch die Lymphozyten, ihre Abkömmlinge und ihre Bildungsorgane. 3. Biologie der
Spirochäten. 4. Deutung der pathologisch-anatomischen Befunde und klinischen Be¬
obachtungen bei der Syphilis auf Grund der neuen Erkenntnisse. 5 a) Biologische Er¬
klärung der Wassermannschen Reaktion, b) Biologische Erklärung der Luetinreaktion.
c) Biologische Erklärung der Jarisch-Herxheimerschen Reaktion. 6. Entstehung und
Ablauf der verschiedenartigen Erscheinungen des syphilitischen Krankheitsprozesses, vom
einheitlichen biologisch- funktionellen Standpunkte betrachtet. 7. Einteilung des Syphilis¬
verlaufes nach ätiologischen Gesichtspunkten. Paralyseproblem. — II. Immunthera¬
peutischer Teil. 1. Ausnutzung der neuen Erkenntnisse von den natürlichen Abwehr¬
kräften des Organismus für therapeutische Zwecke. 2. Auszüge aus den Protokollen über
die Entstehung von Hoden- usw. Syphilis nach intraperitonealen Spirochäteninjektionen.
3. Beiträge zur experimentellen Kaninchensyphilis. 4. Therapeutische und prophylak¬
tische Anwendung der Extrakte bei der Hodensyphilis der Kaninchen. 5. Pathologisch¬
anatomische Befunde während der verschiedenen Phasen des Heilungsverlaufes der
Syphilome an der Haut und den Hoden. 6. Die Wege der Selbstheilung der Syphilis.
7. Ausblicke auf die Immuntherapie der menschlichen Syphilis.
\
Die Bakteriophagie vornehmlich auf Grund eigener Untersuchungen. Von Dr.
Hugo von Preisz, 0. ö. Prof, an der Univers. in Budapest. Mit 36 Abbild,
und 3 Tafeln. IV, 110 S. gr. 8° 1925 Rmk 6. —
Inhalt: Vorbemerkungen. Bakteriologische Erscheinungen an lebenden Kolonien.
Bakteriophagische Kolonien und Bakterien im gefärbten Präparat. Sonstige Erscheinungs¬
formen der Bakteriophagie. Ueber das Phagenfest- und Phagenloswerden von Bakterien.
Beginn und Ausbreitung des Phänomens. Die Löcher (taches vierges) im Bakterienrasen.
Der Tropfversuch. Löcher und phagenhaltige Punkte im Bakterienrasen. Genaueres
Verfahren zum Nachweis des Bakteriophagen. Ueber das Wesen der Bakteriophagie.
Ueber die sogenannte Titrierung phagenhaltiger Flüssigkeiten. Ueber einige physikalische
und sonstige Eigenschaften des bakteriophagen Agens. Was ist das bakteriophage Agens.
Erklärung der Abbildungen. Literatur.
Die vorliegenden Untersuchungen orientieren den Leser über das ganze Gebiet
der Bakteriophagie. Neben den Ergebnissen eigener Beobachtungen ist auch die bis¬
herige Literatur von dem Verfasser zu einer umfassenden Darstellung verarbeitet worden.
Zahlreiche mikroskopische Aufnahmen bilden eine wertvolle Ergänzung dieser Arbeit, die
die besondere Beachtung der Bakteriologen finden wird.
■
Die Epidemiologie der Masern. Von Prof. Dr. Franz Schütz, Kiel. Mit I
9 Abbild, im Text und 2 Tafeln. Fertiggestellt unter Mithilfe der Schleswig-
Holsteinschen Universitätsgesellschaft Kiel. IV, 108 S. gr. 8° 1925 Rmk 5. —
Inhalt: Einleitung. Gründe für das wechselnde Auftreten von Seuchen über¬
haupt. — Die Provinz Schleswig-Holstein als Objekt der Seuchenforschung. Geschicht¬
liches über die Masern. — Anzeigepflicht der Masern. — Verlauf der Morbiditäts- und der
Mortalitätskurve. Jahresabschnitte. — Todesursachen des Kindesalters. — Die Masern in den
deutschen Ländern. — Die Masern in den Regierungsbezirken. — Die Masern und die Be¬
völkerungsdichte. — Die Masern in den Kreisen. — Die Masern in den Städten. — Die
Masern in den Stadtteilen. Masern und Jahreszeit. — Vorkommen der Masern in den
einzelnen Lebensaltern. — Masern und Geschlecht. — Letalität. — Schlußbetrachtung.
— Benutzte Literatur.
Eine bedeutende Rolle spielen noch in unseren Tagen als eine spezifische Kinder¬
krankheit die Masern. Die Forscher sowohl wie das Publikum wendet dieser Krankheit
besondere Aufmerksamkeit zu, weil sie auch heute noch unter den jüngsten Altersklassen
der Menschheit ihre Opfer in epidemischer oder endemischer Form jahraus, jahrein
fordert. In seinen umfangreichen Untersuchungen hat sich der Verfasser dieses Buches
mit der Frage beschäftigt, ob überhaupt, und wenn ja, inwieweit unsere Kenntnisse über
das Wesen der genannten Krankheiten, Therapie, Prophylaxe und Hygiene, den Verlauf der
Seuchen an sich beeinflußt haben. Die Ergebnisse seiner Arbeiten sind nicht nur für den
Hygieniker und Bakteriologen, sondern auch für den praktischen Arzt von Bedeutung.
Prof. Dr. E. Pribram’s mikrobiologische Sammlung
vorm. KräPs bakteriologisches Museum
Wien IX/2, Zimmermanngasse 3
(Abgabe von Bakterien, Hefen, Pilzen, Museal kulturen, mikro¬
skopischen Präparaten von Mikroorganismen, Photogrammen,
Diapositiven und Nährböden).
Meerschweinchen, Kaninchen,
bunte Ratten, weisse Mäuse, Frösche
liefert jeden Posten
A. Seyer, Berlin N. 54, Ackerstraße 19.
Export. Import.
glllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllillllllllllllillllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllillllllllllllllllllll^
| Dr. Hermann Rohrbeok Nacm. c.m.ii.H.(
| Berlin N. 4, Pflugstrasse 5 |
| Bakteriologische Apparate |
( Präparaten-Gläser (
Ü ü
^iiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiüiiiniiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiH
m
pPK a p p e !“■
Wimm
Schreibmaschine
Erstklassiges Erzeugnis / Strapaziermaschine
Letzte Neuerung: Geräuschloser Wagenrücklauf
Maschinenfabrik Kappel A.-G.
Chemnitz-N icolai
Telegramm* Adresse: Kappelwerk
Gegründet 1860 / 1500 Arbeiter
Sartorius-Werke Akt-Ges
Göttingen, Prov. Hannover.
Abteilung II:
Wärmekasten
zum Brüten von Bazillen, Bakterien und
zum Einbetten mikroskopischer Präparate
in Paraffin.
Preisliste „Warmo 31“ kostenfrei.
Abteilung III:
Mikrotome
für Celloidin- und Paraffin-Schnitte.
Gefrier-Mikrotome
für Aether und C02.
Preisliste „Mikro 31“ kostenfrei.
Unsere Fabrikate sind zu Originalpreisen in allen einschlägigen
Geschäften erhältlich.
GL Pätz’sche BucMr. Lippert & Co. GL m. b. H., Naumburg a. d S.
J
SSveHtY Of ILLINUIS-UIIÜ/JIIA
3 0112 056359836