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Full text of "Zentralblatt Für Chirurgische Und Mechanische Orthopädie 10.1916"

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Zentralblatt 


für 



einsdüiessM der gesamten Heilgymnastik und Massage. 


Begründet von 

A. Hoffa und O. Vulpius 

Herausgegeben von 

Priv.-Doz. Dr. von Baeyer-München, Priv.-Doz. Dr Baisch-Heidelberg, Prof. Biesalski- 
Berlin, Dr. Blencke-Magdeburg, Dr. Böhm-Berlin, Prof. Cramer-Köln, Prof. Gocht- 
Berlin, Dr. A. Hiller-Königsberg, Prof. Hoeftmann-Königsberg i. Pr., Dr. Kiewe- 
Königsberg, Prof. Kölliker-Leipzig, Prof. Länge-München, Prof. Ludloff-Frankfurt, 
Dr. Mollenhauer-Berlin, Dr. Mosenthal-Berlin, Dr. Th. Naegell - Greifswald, 
Dr. Rave-Berlin, Prof. Rledinger-Würzburg, Prof. Ritschl-Freiburg i. B. 

sowie Ton 

Prof. Dr. Martinez Angel-Madrid, Prof. Dr. von Bayer-Prag, Priv.-Doz. Dr. Chry- 
sospathes - Athen,_ Prof. Dr. Dollinger - Budapest, Prof. Dr. Hevesi - Klausenburg, 
Priv.-Doz. Dr. Hübscher-Basel, Prof. Dr. Lorenz-Wien, Prof. Dr. R. W. Lovett- 
Boston, Prof. Dr. Panum - Kopenhagen, Prof. Dr. Rydygler - Lemberg, Prof. Dr. 
Schulthess-Zürich, Oberarzt Dr. Sinding-Larsen-Fredriksvaern,Prof. Dr. Spltzy-Wien, 
Priv.-Doz. Dr. Tllanus-Amsterdani, Dr. Zesas-Basel. 


Redigiert von 

Prof. Dr. G. A. Wollenberg 

in Beflin. 


Band X. 


Mit zahlreichen Abbildungen im Text und einer Tafel. 



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BERLIN 1916. 

VERLAG VON S. KARGER. 

KARLSTRASSE 15. 


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Seite 


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Verzeichnis der Original-Arbeiten. 


Bähr, Ferd. Die nierenförmige Knieescheibe. — Zur 

schnappenden Hüfte.89 

Goldstein, R. Uebergangsschulen für Hirnverletzte . . 4 

Kauffmann, H. Leichter Arbeitsarm für Oberarm — 

Amputierte.161 

Natzler, A. Eine einfache Fingerschiene ...... 113 

Teller, E. Die Druckempfindlichkeit des Nervenstammes 
unterhalb der Verletzungsstelle und ihre prognostische 

und diagnostische Bedeutung . 

Wollenberg, G. A. Spontalheilung der angeborenen 

Hüftgelenksluxation (Hierzu Taf. 1).209 

Castendyck, W. Ein Vorschlag zur Verbesserung der 

künstlichen Hand.137 


Berichte. 


Versammlung des Niederländischen Orthopädischen 
Vereins vom 30. Mai 1915. Erstattet vom Priv.-Doz. 

Dr. Titanus in Amsterdam.41 

Außerordentliche Tagung der deutschen orthopä¬ 
dischen Gesellschaft am 8. und 9. Februar 1916. 

Von Dr. Fopp und Dr. Mosenthal.65 

Außerordentliche Tagung der deutschen Vereinigung 
für Krüppelfürsorge am 7. Februar 1916. Von 

Dr. P. Mollenhauer in Berlin.74 

Zweite Kriegs-Chirurge n - Tagung in Berlin am 


2 6 . April 1916. Von Dr. Th. Naegeli in Greifswald 115 
Mitteilungen, 

Fachangelegenheiten, Personalien . 38, 112, 160, 280 
Berichtigungen . 232, 280 


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Band X 


Januar 1916 


Heft 1. 


Seit Beginn des Krieges stand ich teils im Felde, teils war ich 
in der Heimat als .beratender Orthopäde und als Chefarzt der 
Heidelberger Fachlazarette tätig und durch den Dienst vollauf in 
Anspruch genommen. Nur durch die Unterstützung des Oberarztes 
meiner Klinik, meines geschätzten Kollegen Dr. Q ö r r e s, war es mir 
möglich, die Redaktion des Zentralblattes im verflossenen Jahre bei¬ 
zubehalten. Da ich nun auch im neuen Jahre auf einem der 
Kriegsschauplätze Dienst tun werde, halte ich es für meine Pflicht, 
im Interesse gedeihlicher Entwicklung des Blattes die Redaktion 
niederzulegen, so ungern ich auf diese Arbeit verzichte. 

Es ist mir eine Freude, das Amt in die Hände eines mir seit 
langen Jahren freundschaftlich verbundenen Kollegen, des Herrn Do¬ 
zenten Dr. Wollenberg, legen zu können. Indem ich zurücktrete, 
ohne mich damit gänzlich lossagen zu wollen, danke ich herzlichst 
allen, welche seit dem Erscheinen des Zentralblattes mir und dem 
Blatt ihre wertvolle Unterstützung geliehen haben, und bitte die¬ 
selben, ihre wohlwollende Gesinnung auch meinem Nachfolger be¬ 
tätigen zu wollen. 

Oberstabsarzt Prof. Dr. V u 1 p i u s. 


Einführung. 

Da der verdienstvolle Begründer des „Zentralblattes für 
chirurgische und mechanische Orthopädie“ infolge seiner Ueber- 
lastung nicht mehr imstande ist, dieses sein Blatt weiter zu leiten, 
habe ich auf seinen und des Verlegers Wunsch mit dem Beginne des 
neuen Jahrganges die Schriftleitung übernommen. Der Entschluss 
hierzu ist mir nicht leicht geworden, da auch ich durch meine Tätig¬ 
keit als fachärztlicher Beirat des III. Armeekorps reichlich in An¬ 
spruch genommen bin. 

Wie es wohl kein Gebiet unseres geistigen und wirtschaftlichen 
Lebens gibt, das nicht durch die Folgen des Weltkrieges in seinen 
tiefsten Tiefen beeinflusst würde, so sehen wir diese Wirkung auch 
an unserer wissenschaftlichen Literatur mit besonderer Deutlich¬ 
keit: ein grosser Teil der Referenten unserer medizinischen Blätter 
steht im Felde oder im Dienste der Heimatlazarette. Das zeigt sich 
vor allen Dingen natürlich in den Referatenteilen dieser Blätter, 
die vielfach ein ganz anderes Aussehen bekommen haben. Eine 
weitere Veränderung des Charakters unserer Fachpresse ist durch 
die Störung ihrer internationalen Beziehungen bedingt. 

Unter diesen Umständen ist es nicht gerade verlockend, Zeit 
und Kräfte der Leitung eines Blattes zu widmen, dessen wesent- 

Zentraiblatt für Orthopädie Bd. X, H. 1. 1 


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liehe Vorzüge gerade in einer regelmässigen, raschen und 
vollständigen Uebersicht der einschlägigen Facharbeiten be¬ 
stehen sollen. Wenn ich mich nun gleichwohl zu diesem Ent¬ 
schlüsse durchgerungen habe, so veranlasste mich hierzu die 
Hoffnung, dass ich in den bisherigen bewährten und in den 
neugewonnenen Mitarbeitern genügende Unterstützung finden 
witrde, um den Zielen des Blattes gerecht werden zu können. 
Ferner bewog mich der Gedanke, dass gerade die, welche im Her¬ 
zen der Heimat tätig sind, die Pflicht haben, ihren Fachkollegen, 
die ferne von den literarischen Zentren ihren opfervollen Beruf 
ausüben, die einschlägige Literatur zu sammeln und zu vermitteln. 

Lücken werden sich freilich während der Kriegszeit nicht ganz 
vermeiden lassen, allein diesen Nachteil wird das „Zentralblatt“ in 
dieser Zeit wohl mit allen wissenschaftlichen Blättern gemeinsam 
haben, und die Leser werden sicherlich hierüber mit den Heraus¬ 
gebern nicht allzu sehr rechten. Die Zeit wird uns über diese Fehler 
hinübertragen bis dahin, wo wieder alle Kräfte unseres Volkes, in 
der neuen Morgenröte eines, hart erstrittenen Friedens, die Arbeit 
an den friedlichen Zielen der Menschheit aufnehmen. — 

Grosse Veränderungen gedenke ich an dem „Zentralblatte“ 
nicht vorzunehmen. Die Referate sollen eine gewisse äusserlich 
sichtbare Gliederung erfahren, die der Orientierung bei dem 
Lesen des einzelnen Heftes dienlich sein wird. Das Hauptaugen¬ 
merk aber will ich der Abfassung eines zuverlässigen Inhaltsver¬ 
zeichnisses, das ein für wissenschaftliche Arbeit brauchbares Nach- 
schlagematerial abgeben soll, zuwenden. 

Nach wie vor wird das Zentralblatt bestrebt sein, auch kurze 
Originalarbeiten und vorläufige Mitteilungen dem Leserkreise zu¬ 
gänglich zu machen. Wollen.b erg. 


Geplante Stoffeinteilung. 

A. Allgemeine Orthopädie. 

1. Anatomie, Physiologie, Biologie. 

2. Aetiologie, Pathogenese, Statistik. 

3. Orthopädische Therapie. 

a) Physikalische Therapie (inkl. Massage, Gymnastik, 
Medikomechanik). 

b) Orthopädische Technik (Verbände, Apparate, Ma¬ 
schinen etc., exkl. Prothesen). 

c) Unblutige und blutige Operationen. Anhang: Ampu¬ 
tationen und Prothesen. 


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B. Spezielle Orthopädie. 

1. Zu Deformitäten führende Erkrankungen. 

a) der Haut, Faszien, Schleimbeutel. 

b) der Muskeln und Sehnen. 

c) der Nerven. 

d) der Knochen. 

«) Missbildungen, Wachstumsstörungen, Erwei¬ 
chungszustände, Systemerkrankungen. 
ß) Chronische Entzündungen. 
r) Kontrakturen und Ankylosen. 
d) Frakturen. 

e) der Gelenke. 

2. Deformitäten. 

a) des Kopfes, Halses, Thorax. 

b) der Wirbelsäule. 

c) der oberen Extremität. 

d) der unteren Extremität. 

<C. Grenzgebiete. 

C 

1. Röntgologie. 

2. Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

3. Körperliche Jugenderziehung. 

4. Krüppelfürsorge. 

5. Kriegschirurgie.*) 

6. Fachangelegenheiten, Personalien, Mitteilungen. 


*) Hier werden kriegschirurgische Arbeiten von allgemeinem Inter¬ 
esse referiert, die ihrem Inhalt entsprechend nicht bereits in anderen 
Gruppen untergebracht werden konnten. 


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Uebungsschulen für Hirnverletzte. 

Von 

Professor KURT GOLDSTEIN, 

Frankfurt a. M. 

Die grosszügige Organisation der Krüppelfürsorge, die bald 
nach Beginn des Krieges einsetzte, begnügt sich mit Recht nicht 
damit, die unglückseligen Opfer des Krieges zu versorgen, son¬ 
dern hat es sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele der Verletzten 
durch geeignete Behandlung wieder zu sozial wertvollen, arbeits¬ 
fähigen Menschen zu machen. Es wird jetzt durch medikomecha- 
nische Behandlung, durch den Ersatz fehlender Glieder, durch 
Operationen z. B. an den Nerven, durch Uebungsbehandlungen ver¬ 
schiedenster Art, so z. B. auch der Ertaubten, eine grosse Zahl 
von Verletzten, die sonst unweigerlich zu bettelnden oder wenig¬ 
stens zu sozial unbrauchbaren Krüppeln geworden wäre, vor die¬ 
sem Lose bewahrt. 

Nur eine Gruppe von Verletzten kommt bisher schlecht fort: die 
Kopfverletzten. Begreiflicher Weise, weil es sich dabei um 
eine neuartige Erscheinung handelt, deren richtige Beurteilung sich 
erst allmählich anbahnt. Kopfverletzte hat es natürlich auch in 
früheren Kriegen gegeben, aber nie in so grosser Zahl. Die Eigen¬ 
art des modernen Krieges, die Rolle, die der Kampf in horizontaler 
Lage und der Schützengrabenkampf spielen, die den Kopf besonders 
der Gefahr des Getroffenwerdens aussetzen, sowie die Verbesserung 
des Militärsanitätswesens und der Transportmittel, die es ermög¬ 
lichen, derartig schwer Verletzte überhaupt bis in die Heimat zu 
bringen, haben aber bewirkt, dass die Zahl der Kopfverletzten, die 
zur Behandlung kommen, eine ausserordentlich grosse ist. Viele 
von diesen werden chirurgisch geheilt, aber sie behalten mehr oder 
weniger ausgesprochene psychische Ausfallsymptome 
zurück. Die enorme Durchschlagskraft der modernen Ge¬ 
schosse lässt diese oft durch den Schädel und das Gehirn hindurch 
gehen und nur ganz umschriebene Defekte erzeugen. 
So kommt es zu den verschiedenartigsten umschriebenen 
Ausfallssymptomen: einfacher Lähmung, Apraxie, Aphasie, 
Anarthrie, Anästhesie, Alexie, Agraphie, Agnosie verschiedener Art. 
Seelenblindheit, Tastlähmung, umschriebenen Störungen des Ge¬ 
dächtnisses, besonders der Merkfähigkeit, Störung der Willensregun¬ 
gen, der Aufmerksamkeit etc. Es liegt auf der Hand, dass all diese 
umschriebenen psychischen Defekte, wenn sie 
bestehen bleiben, geeignet sind, die Verletzten 
dauernd zu Krüppeln zu machen. So wird ein Kranker 
mit einer Aphasie in den meisten Fällen seinem Berufe nicht mehr 
nachgehen können, ja zu jedem Berufe unfähig sein. Das gleiche 


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gilt von dem Ausfall der geübten Bewegungen, wie wir ihn bei 
Apraktischen finden, von der Tastlähmung, von den Störungen der 
Merkfähigkeit, der Willensregungen etc. 

Nun geht allerdings ein Teil dieser Störungen von selbst wie¬ 
der zurück; aber es bleibt noch immer eine ausserordentlich grosse 
Zahl von Kranken übrig, bei denen dies nicht der Fall ist. Werden 
diese nun, wie es meist geschieht, nach Heilung der Wunde und 
dem Verschwinden der allgemeinen Zerebralsymptome in die 
Heimat entlassen und nur noch fürsorglich versorgt, so besteht die 
grosse Gefahr, dass sie zu seelischen Krüppeln werden. 

Es muss unsere Aufgabe sein, dies, wenn möglich, zu verhin¬ 
dern, und es ist möglich, wenn die Verletzten einer weiteren, 
ihrem Defekt entsprechenden Behandlung unterzogen werden. Was 
bei allen anderen Verletzten, die Gefahr laufen, zu Krüppeln zu 
werden, jetzt selbstverständlich geschieht, davon wird leider bei 
■den „Gehirnkrüppeln“ fast überall abgesehen, weil man noch vielfach 
■der Meinung ist, dass hier die Behandlung nichts nütze. Dieser 
pessimistische Standpunkt beruft sich gewöhnlich auf die allerdings 
recht dürftigen Erfolge der Uebungsbehandlung bei ähnlichen Zu¬ 
ständen aus der Friedenspraxis. Nun ist auch hier dieser Stand¬ 
punkt meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Setzt man die aller¬ 
dings sehr viel Zeit und Geduld erfordernde Behandlung nur lange 
genug fort, so erreicht man auch hier viel mehr als allgemein an¬ 
genommen wird. Andererseits liegen hier die Aussichten für eine 
Besserung viel ungünstiger als bei unseren Hirnverletzten. Das 
Neuerlernen verloren gegangener Leistungen setzt eine beträcht¬ 
liche Leistungsfähigkeit des nicht zerstörten Gehirnes voraus. 
Grade diese ist aber bei den lokalisierten Erkrankungen im Frieden 
immer mehr oder weniger beeinträchtigt, handelt es sich doch ge¬ 
wöhnlich um Folgen von Erkrankungen, die das ganze Gehirn 
schädigen, wie Arteriosklerose, Tumoren etc. oder um alte Indi¬ 
viduen, deren Gehirne an sich nur eine reduzierte Leistungsfähig¬ 
keit und vor allem Restitutionsfähigkeit besitzen. In dieser Hinsicht 
liegen aber die Verhältnisse bei unseren Hirn verletzten ganz anders 
und zwar besonders günstig. Es handelt sich von vornherein um be¬ 
sonders leistungsfähige, gesunde jugendliche Gehirne, der umschrie¬ 
bene Defekt braucht das übrige Gehirn gar nicht geschädigt zu haben. 
Es scheint mir kein Zweifel darüber, dass das jugendliche Gehirn 
eine sehr beträchtliche Fähigkeit zum Neuerwerb von Leistungen 
besitzt, und dass dort, wo dies nicht geschieht — und das ist dann 
gewöhnlich der Fall, wenn man die Kranken sich selbst überlässt 
— der Grund dafür darin liegt, dass das Gehirn nicht in der ge¬ 
eigneten Weise zum Neuerwerb angeregt worden ist. Diese ge¬ 
eignete Anregung liegt in der systematischen Uebung. Es ist 
falsch, zu sagen, die Natur helfe sich selbst; was gut wird, wird 


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auch von selbst gut. Der Verletzte muss vielmehr wie das Kind 
neu lernen, und er kann das noch weniger wie das Kind ohne 
äussere Hülfe, weil ihm die Unbefangenheit des Kindes fehlt, die 
diesem das Lernen im einfachen Verkehr mit der Umgebung so er¬ 
leichtert. Unsere Hirnverletzten sind oft sehr geniert, schliessen 
sich wegen ihres Defektes, der ihnen sehr wohl zum Bewusstsein 
kommt, von der Umgebung ab und fixieren dadurch ihren Defekt 
immer mehr. Es ergibt sich daraus, dass es zu verwerfen 
ist, diese Kranken nach Abschluss der chirurgi¬ 
schen Behandlung einfach in die Heimat zu ent¬ 
lassen. 

Nur eine systematische Uebungstherapie bietet 
dem Hirnverletzten die Möglichkeit, seinen Defekt wieder auszu¬ 
gleichen. Diese Therapie muss sich auf eine eingehende Analyse 
des Defektes, wie der erhaltenen Funktionen und des allgemeinen 
psychischen und körperlichen Zustandes des Kranken stützen; je 
mehr sie all diesen Momenten angepasst sein wird, desto mehr 
wird sie erreichen. Es wird deshalb nur der sachkundige, 
spezialistisch ausgebildete Neurologe zum Leh¬ 
rer des Hirnverletzten berufen sein. Aber er wird sich 
zweckmässiger Weise mit dem Pädagogen zu gemein¬ 
samer Arbeit verbinden. Grade der Pädagoge wird bei der 
Auswahl der Methoden des Unterrichtes, sowie bei seiner rein 
technischen Ausgestaltung ein sehr wertvoller Berater und Mit¬ 
arbeiter des Arztes werden. Hier ersteht ein neues, ungemein aus¬ 
sichtsreiches Feld gemeinsamer Arbeit des Arztes und des Pä¬ 
dagogen. 

Die Behandlung ist selbst bei nur wenigen Kranken ausser¬ 
ordentlich zeitraubend und anstrengend, es dürfte deshalb am 
zweckmässigsten sein, wenn sich eine Reihe von Personen zu ge¬ 
meinsamer Arbeit verbinden, etwa ein sachkundiger Arzt mit meh¬ 
reren Pädagogen oder einem Pädagogen und mehreren geeig¬ 
neten Laien, und die ganze Einrichtung nach Art einer Schule ge¬ 
staltet wird. Auf Einzelheiten der Organisation dieser Schule 
für Hirnverletzte kann ich hier natürlich nicht eingehen; 
ich möchte nur einiges Wesentliche hervorheben: Die Behand¬ 
lung muss möglichst frühzeitig begonnen werden, 
möglichst noch während der chirurgischen Behandlung, wenn 
diese sich in die Länge zieht. Selbstverständlich wird auf den 
Allgemeinzustand des Kranken sehr Rücksicht genommen werden 
müssen. 

Die Behandlung muss absolut individuell sein. 

Das Ziel d e r B eh an d 1 u ng muss möglichst weit 
gesteckt werden, wenn es auch vielleicht nur selten gelingen 
wird, den Kranken wieder zu einem voll leistungsfähigen Menschen. 


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zu machen. Man wird zunächst versuchen müssen, ihn soweit zu 
bringen, dass er in seinem Berufe wieder tätig sein kann; wenn das 
nicht gelingt, dass er einen Beruf ergreifen kann, der seiner sozia¬ 
len Stellung, seiner Bildung wenigstens einigermassen entspricht. 
Man wird sich dabei nach der Art des vorliegenden Defektes und 
seiner Ersetzbarkeit durch andere Leistungen richten müssen. Man 
wird den Unterricht schon im Hinblick auf den künf¬ 
tigen Beruf einrichten. Hartmann -Graz schreibt: Die 
Ertüchtigung einer auf eigener selbständiger Arbeit basierenden 
wirtschaftlichen Person muss das höchste Ziel der Behandlung sein; 
ich glaube, man wird daneben die menschlich-soziale Ertüchtigung 
nicht aus dem Auge lassen dürfen, die allerdings mit der ersteren 
meist Hand in Hand gehen wird. Der Wunsch nach solchen Schulen 
für Hirnverletzte ist wohl den meisten aufgetaucht, die mit derarti¬ 
gen Kranken zu tun haben. Poppelreuter*)-Cöln und Hart- 
mann- Graz dürften die ersten gewesen sein, die sie wirklich 
eingerichtet haben. Bei der Neuheit der Idee und den tech¬ 
nischen Schwierigkeiten bei ihrer Verwirklichung hat diese noch 
mit mancherlei Widerständen zu kämpfen. Vor allem gilt es, das 
Vorurteil zu bekämpfen, als ob auf diesem Wege nichts zu erreichen 
wäre. Die bisherigen Erfolge in den wenigen vorhandenen Schu¬ 
len, sowie die mancherlei isolierten Versuche, so z. B. meine 
eigenen — sprechen ganz im Sinne der vorherigen Ausführungen, 
sind sehr ermutigend und lassen an der Erreichbarkeit des gesetz¬ 
ten Zieles keinen Zweifel. Grade die Chirurgen, in deren Hand 
das weitere äussere Schicksal der Hirnverletzten liegt, möchte ich 
mir erlauben, recht eindringlich auf die grosse Bedeutung 
der Uebungsschulen hinzuweisen und uns Neurologen bei der 
Forderung zu unterstützen, an jedem Orte, an dem sich 
eine grössere Zahl von Lazaretten und dement¬ 
sprechend auch eine beträchtliche Zahl derarti¬ 
ger Hirnverletzter finden, eine derartige Schule 
für Hirnverletzte einzurichten,. Das schulden wir so¬ 
wohl jedem einzelnen dieser Unglücklichen, die ihr Bestes für das 
Vaterland hingegeben haben, als der Gesamtheit, der dadurch ein 
Teil der ungeheuren Kosten, die durch eine einfache Versorgung 
dieser „Gehirnkrüppel“ erwachsen würden, erspart und wertvolle 
Kräfte, mit denen wir grade in der nächsten Zeit sparsam umzu¬ 
gehen alle Veranlassung haben, erhalten werden. 


*) cf. Poppelreuter, Erfahrungen und Anregungen zu einer Kopf¬ 
schuss-Invalidenfürsorge. Heusers Verl. 1915. 


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A. Allgemeine Orthopädie. 

Physikalische Therapie. 

1) A. Ritschl (Freiburg). „Leicht und billig herstellbare 

Mediko-nrechanische Einrichtungen. Mit 38 Ab¬ 
bildungen im Text nach Originalen des Verfassers. Stuttgart, Ver¬ 
lag F. Enke. 1915. Preis 1,20 Mk. 

Alte und neue Improvisationen für mediko-mechanische Behandlung 
stellt R. in dem kleinen Heft zusammen, das zum Gebrauch in Lazaretten, 
Hospitälern und in der ärztlichen Hauspraxis bestimmt ist. Für derart 
einfach zu verwirklichende Vorschläge wird mancher Praktiker dank¬ 
bar sein. V u 1 p i u s, Heidelberg. 

2) Ledderhose. Zur mediko-mechanischen Behandlung. 

(D. m. W. 1915. Nr. 41.) 

Verf. bespricht die psychogenen Bewegungshemmungen, die dem Zu¬ 
spruch des Arztes ein sehr dankbares Feld bieten, ferner die auf Nicht¬ 
gebrauch beruhenden, deren Beseitigung nur bei älteren Individuen oder 
bei entzündlichen Oedemen schwierig ist. Sind die Bewegungsstörungen 
durch anatomische Veränderungen in den Muskeln, Sehnenscheiden oder 
Gelenken bedingt, so ist neben Massage und Elektrizität auf die aktiven 
Bewegungen besonderer Wert zu legen. Handelt es sich aber um Knochen¬ 
verletzungen, so sind die Mobilisierungsversuche überflüssig, mitunter 
sogar schädlich, denn ein in der Bewegung beschränktes, aber im Kapsel- 
und Bandapparat festes Gelenk ist funktionell wertvoller als ein Gelenk 
mit grösseren Exkursionen, aber gelockerten Bändern. Besonders ist bei 
Arthritis deformans vor der Anwendung mechanischer Hilfsmittel zu 
warnen. Die nicht seltenen Unfallneurosen sollen nicht mediko-mechanisch, 
sondern psychisch beeinflusst werden. Den als Verletzungsfolgen auf¬ 
tretenden Zirkulationsstörungen wird bei stationärer Behandlung durch 
rechtzeitige Bewegungen, Hochlagerung etc. entgegengearbeitet. Zum 
Schluss bespricht Verf. die Indikationsstellung für die mediko-mechanische 
Behandlung der einzelnen Körpergegenden. M. K. 

3) Fuchs. Medikomechanik im Bett. (M. m. W. 1915. Nr. 38.) 

Es handelt sich um einfache, überall zu improvisierende Vorrichtungen. 
Das Prinzip besteht darin, dass um das betreffende Glied eine oder mehrere 
Schlingen aus Trikotschlauch (event. ein gewöhnlicher Strumpf) gelegt 
wird, an den zusammengelegten Enden wird eine Schnur befestigt und 
über eine Rolle zur Hand des Patienten geführt. Mit Hülfe dieses Zügels 
macht der Patient selbst die nötigen Uebungen. Zur Ausführung von Dreh¬ 
bewegungen wird eine Binde spiralförmig mit Mastixlösung an der Extre¬ 
mität befestigt, so dass an ihrem freien Ende die Zügelwirkung ansetzen 
kann. M. K. 

4) Reinbold. La eure solaire en Chirurgie de guerre. (Rev. 

med. de la Suisse romande. 35 e annee, Nr. 11, p. 893.) 

Verf. beobachtete den Einfluss der Sonnenbestrahlung auf eiternde 
Wunden in einem provisorisch als Kriegslazarett eingerichteten Kranken¬ 
haus in Leysin. In unmittelbarer Nähe des Kriegsschauplatzes sind solche 
Sonnenkuren natürlich wegen mangelnden Personals nicht auszuführen, 
denn die Ueberwachung der Bestrahlungen muss korrekt durchgeführt 


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werden. Mehr wie 3 Stunden Sonne im Tag liess Verf. auch bei sonne¬ 
gewöhnten Südländern nicht anwenden. Die Kur wird erst angefangen, 
wenn der physiologische Körperzustand (Puls, Temperatur) bei den Ver¬ 
wundeten ein nahezu normaler geworden ist. Die eiternden Wunden 
heilen sehr rasch aus, zuerst unter vermehrter Sekretion, dann mit reich¬ 
licher Proliferation ausfüllenden Gewebes, das nicht weggeätzt zu werden 
braucht, sondern sein Zuviel bald unter dem Einfluss der Sonne in solides 
Narbengewebe umwandelt. Die analgetische Wirkung der Sonnenstrahlen 
stellt sich sehr bald ein. Knochensplitter stossen sich von selbst ab. 
Während der Bestrahlung lässt Verf. die Wunden mit steriler Gaze be¬ 
decken, zur Nacht über diese Schicht Kompressen mit sterilem Wasser 
legen. Die Bewegungen der Gliedmassen werden unter der offenen Be¬ 
handlung viel eher und mit grösserem Selbstvertrauen von den Verwun¬ 
deten ausgeführt. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Orthopädische Technik. 

5) H. Gocht-Halle. Anleitung zur Anfertigung von Schie¬ 

nenverbänden. Mit 35 Textabbildungen. Verlag von F. Enke, 

Stuttgart 1915. 

Aus Blechstreifen und Schusterspan hat G. Schienen konstruiert, 
die sich in mannigfacher Weise formen und kombinieren lassen. Eine 
Reihe von Abbildungen zeigt ihre vielseitige Verwendbarkeit. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

6) Peltesohn. Zur Technik des Gipsverbandes im Feld¬ 

lazarett. (D. m. W. 1915. Nr. 41.) 

Um dem Verbände die nötige Festigkeit zu geben, ohne dass er sehr 
teuer wird, empfiehlt Verf., nicht lediglich Gipsbinden, sondern in Gips¬ 
brei getränkte Sackleinwandstreifen zu verwenden, die mit Schusterspan 
verstäikt werden. Die Einwanderung von Läusen in den Gipsverband wird 
verhindert, wenn man eine mit Oel und Petroleum zu gleichen Teilen ge¬ 
tränkte Mullbinde um den einzugipsenden Körperteil legt. M. K. 

7 ) Vulpius - Heidelberg. Unsere Technik des Gipsleim¬ 

korsetts. Zeitschrift für orthopädische Chirurgie. XXXV. Band. 

Heft 1. 

Das fertig modellierte Gipspositiv wird mit Schmierseife eingefettet, 
mit Trikotschlauch doppelt überzogen, darüber eine Gipsbinde, wobei 
die einreibende Hand mit heissem Tischlerleim einstreicht. Darüber eine 
Stärkebinde, die in heissen Tischlerleim eingetaucht ist. Darüber senkrecht 
angelegte Leimstreifen, oben und unten Verstärkungen mit 2 derartigen 
Streifen, darüber wird nochmals heisser Leim manuell eingerieben. Dann 
«ine in Leim eingetauchte Stärkebinde und 2 Leinwandstreifen vorn und 
hinten, zur Verstärkung der Schnürleisten. 4—5 Tage trocknen. Nach der 
Anprobe 5mal Bestreichen mit Acetoncelluloid. Glättung, Leimüberzug 
und dünner Flanellstoff. Mosenthal -Berlin. 

8) M. Anker und E. Mosse. Der Gipsverband bei Oberarm¬ 

frakturen. (D. m. W. 1915. Nr. 51.) 

Verff. empfehlen die von G 1 ä s s n e r angegebene Methode, bei der 
das ganze Schultergelenk in den Verband eingezogen wird, der zu diesem 


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Zweck über den Thorax und über den im Ellbogen flektierten Vorderarm 
verlängert wird. Lim eine bessere Fixierung zu erreichen, wird die Haut 
des Armes nur mit Trikotschlauch oder Cambricbinde bedeckt, und nur 
die Knochenvorsprünge und die Umschlagstelle des N. radialis werden 
mit Watte gepolstert. Dagegen muss der ganze Thorax durch ein dünnes 
Wattepolster geschützt werden. Die Gegend des Herzens und Magens 
wird durch einen bogenförmigen Ausschnitt vom Druck befreit. Verff. 
haben 42 Fälle auf diese Weise ohne Misserfolg behandelt. M. K. 

9) J. Hanausek. Methode zum Abnehmen von Druckgips¬ 
abgüssen und zum Bau der Prothese mit genauer 
Orientierung zur Achse der unteren Extremität. 
(M. m. W. 1915. Nr. 49.) 

Die Hauptbedingung für einen guten Gang des Amputierten ist die 
richtige Orientierung der Prothese zur Achse der Extremität und zu den 
Gelenkachsen. Verf. hat einen Apparat konstruiert, der einen genauen 
Gipsabdruck zu nehmen gestattet. Dadurch kann der Arzt die Herstellung 
der Prothese nach ihren anatomischen Grundlagen beherrschen und dem 
Mechaniker wie dem Bandagisten ganz bestimmte, genau erfüllbare An¬ 
ordnungen geben. Die Einzelheiten der Methode werden eingehend be¬ 
schrieben. M. K. 

10) Bahrmann-Magdeburg. „Eine zusammenstellbare Schiene 

und ein Streckverband für Knochenbrüch e“. (Deut¬ 
sche Militärärztl. Zeitschr. 1915. H. 7/8. S. 140. Mit 3 Abbildg.) 

Die Schiene besteht aus einzelnen 10X15 cm grossen biegsamen 
Blechstücken, die an biegsame Eisendrahtstäbe aufgereiht werden können. 

Der Streckverband (für Oberschenkelfrakturen) aus zwei federnden, 
am Sitzknorren abgestützten Schienen, die je nach Bedarf verlängert oder 
verkürzt werden können (durch einfach mit Schrauben feststellbares 
Schiebescharnier). Den Fussteil bildet ein auswechselbarer Schuh. Der 
Verband ist auch als Gehverband gedacht. 

Natzler - Mülheim' (Ruhr). 

11) Heymann. Arbeitsschiene für Radialislähmung. (M. 

m. W. 1915. Nr. 42.) 

Der Apparat ist ähnlich der von S p i t z y angegebenen Hebeschiene, 
ermöglicht aber auch, Gegenstände in die Faust zu nehmen. Einer 12 bis 
15 cm breiten Ledermanschette ist an der Streckseite eine Feder aufge¬ 
nietet, die etwa bis zur Mitte der Metacarpi läuft, sich hier teilt und 
unter Freilassung der Metakarpophalangealgelenke zur Handfläche läuft, 
wo sich in der Falte am Grunde der Finger der Ring schliesst. 

M. K. 

12) J. Fuchs. Elastische Verbände. (M. m. W. 1915. Nr. 48.) 

Bei Radialislähmung wird an der Streckseite des Vorderarmes ein 
Mullbindenstück mittels Mastixlösung angeklebt und an ein ca. 5 cm langes 
Gummiband angenäht. Das freie Ende dieses Bandes wird mit einem 
andern Mullbindenstück vernäht, das an Mittelhand und Finger angeklebt 
ist. Dadurch wird ein elastischer Zug ausgeübt, der die Kraft der gelähm¬ 
ten Muskeln unterstützt. Bei Spitzfusssteilung wird ein Mullbindenstück 
an der Vorderseite der Tibia angeklebt, ein zweites um den vorderen Teil 
des Fusses und beide durch ein Gummiband verbunden. Bei Klumpfuss- 


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Stellung wird der Verband von der Innenseite des Schienbeins zur Aussen- 
seite des Fusses geführt. M. K. 

13) Gaugele. Bandage für Lähmungsspitzfuss und Hacken- 

fuss. (D. ra. W. 1915. Nr. 43.) ' 

. Verf. empfiehlt für Spitzfüsse den von B i e s a 1 s k i angegebenen 
Spiralschienenschuh; lässt aber das Knöchelgelenk so bauen, dass der An¬ 
fang der Spirale seitlich hineingeschoben und durch eine Platte mit zwei 
Schrauben befestigt wird. Dadurch wird das häufige Brechen der Spiralen 
verhindert. Bei einem Hackenfuss wandte Verf. die Spirale in gegenseiti¬ 
gem Sinne mit ziemlich gutem Erfolge an. M. K. 

14) PärtoS. Ein Extensionsapparat für Oberschenkel¬ 

frakturen und Rückenmarksverletzungen. (Med. 
Kl. 1915. Nr. 44.) 

Es handelt sich um einen leicht zu improvisierenden Streckapparat, 
der auf einer Schiene verschoben und befestigt werden und an jedem 
Bett angebracht werden kann. M. K. 

15) Sinclair. Universal Suspension apparatus for arm and 

1 e g. (Brit. med. Journ. 18. IX. 15, p. 430.) 

Beschreibung eines sogenannten „Galgens“, der vom Verf. konstruiert 
wurde und zur Suspension für Arm oder Bein verwendet werden kann. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

16) J. Fränkel. Ueber erweichende Behandlung. (M. m. W. 

1915. Nr. 41 u. 42.) 

Auf Grund von theoretischen Erwägungen und Tierversuchen stellte 
Verf. die periphere Gefässwirkung des Cholin und seine Bedeutung für 
den normalen Gefässtonus fest und suchte es zur Erzeugung lokaler Gefäss- 
erweiterung zu verwenden. Das schien dadurch noch erleichtert zu 
werden, dass das Cholin eine besondere Affinität zu den unteren Haut- 
schichten besitzt, so dass die Hälfte einer intravenös eingespritzten Menge 
hier zurückbehalten wird. Man spritzt 5—30 ccm einer 2—5 u. 10 0 0 
Lösung in weiche Partien um und unter, nicht in die Narbe; dann folgt ein 
Heissluftbad, dann die mechanische Behandlung und nötigenfalls der 
redressierende Verband. Der Patient empfindet % Stunde nach dem Heiss¬ 
luftbad an der Injektionsstelle ein starkes Hitzegefühl, in den nächsten 
Tagen zeigt sich das Bild eines Entzündungszustandes ohne Schmerzgefühl, 
dann klingt die Reaktion allmählich ab. Das Cholin bewirkt eine Erleich¬ 
terung der mobilisierenden Arbeit. Oft genügt schon eine einzige Injektion. 
Zur Behandlung eignen sich Haut- und Muskelschwielen, Faszienschrump¬ 
fungen, Verwachsungen von Sehnen, Sehnenscheiden und des perineuralen 
Gewebes, auch Gelenkversteifungen und chronische Arthritiden. Verf. 
teilt mehrere Beispiele von Handversteifungen mit, bei denen er mit dieser 
Methode gute Erfolge erzielte. M. K. 

17) Berget. Die Behandlung der verzögerten Kallus¬ 

bildung und der Pseudarthrosen mit Fibrininjek¬ 
tionen. Berl. mediz. Ges. 8. XII. 1915. 

Das Fibrin hat eine kallusbildende Eigenschaft auch bei nicht ge¬ 
brochenen Knochen. Das erklärt auch die Beobachtung, dass Knochen- 


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brüche mit grossem Bluterguss leichter heilen als operativ vereinigte 
Knochen. B. stellte ein aus Pferdeserum gewonnenes Präparat her, welches 
reines Fibrin enthält, und injizierte es in einer Aufschwemmung von 0,3 in 
10 ccm physiologischer Kochsalzlösung an die Bruchstelle. Ausser vor¬ 
übergehender Temperaturerhöhung treten keine Nebenerscheinungen auf. 
Er erzielte in einer grösseren Reihe von Fällen verzögerter Kallusbildung 
und Pseudarthrose Heilung. Bei grossen Defekten ist die Methode nicht 
anwendbar, der Spalt darf nicht grösser als 1 cm sein; bei Eiterungen und 
Zwischenlagerung von Muskeln ist sie kontraindiziert. An einer Anzahl 
von Lichtbildern zeigte der Vortr. den Verlauf der Heilung und die Er¬ 
gebnisse. M. K. 

18) Albee. An electro-motor bone outfit and technic of 

i t s u s a g e. (Boston med. and surg. Journ. Vol. CLXXIII, Nr. 8, 
p. 273.) 

Beschreibung eines vom Autor erfundenen elektrisch treibbaren In¬ 
struments zum Herausschneiden beliebig zu formender Knochenstücke für 
Transplantate. Mit diesem Instrument ist grössere Genauigkeit zu er¬ 
zielen als mit Hammer und Meissei, die Entnahme erschüttert den Patien¬ 
ten nicht so stark, wie die Hamjnerschläge, die Prozedur dauert nur kurze 
Zeit, der Apparat ist zu sterilisieren und an jeder elektrischen Leitung an¬ 
zubringen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

19) C. Hörhammer. Beitrag zur plastischen Operation des 

Daumenersatzes. (M. m. W. 1915. Nr. 49.) 

Einem 11jährigen Knaben waren durch einen Granatzünder Daumen, 
Zeige- und Mittelfinger weggerissen. Damit die Hand einigermassen ge¬ 
brauchsfähig wurde, musste den übriggebliebenen Fingern ein Opponens 
geschaffen werden. Verf. machte deshalb nach dem von N i c o 1 a d o n i 
angegebenen Verfahren eine Ueberpflanzung der grossen Zehe, aber nicht 
von derselben, sondern von der entgegengesetzten Seite. Dadurch wird 
die Lage des Patienten viel erträglicher. Nachdem der neue Daumen an¬ 
geheilt war, wurden noch Sehnenverpflanzungen gemacht. Im Grund¬ 
gelenk wurde eine aktive Bewegungs- und Streckungsfähigkeit um 15 bis 
20 0 erreicht, der Daumen ist imstande, leichtere Gegenstände festzu¬ 
halten; das Endglied kann nicht aktiv gebeugt werden. Der Junge kann 
mit der Hand schreiben, der kosmetische Erfolg ist befriedigend. 

M. K. 

20) O. v. Frisch (Wien). Knochenplastik bei Patellarfraktur. 

(Zeitschrift für orthop. Chirurgie. Band XXXV. Heft 1.) Be¬ 
merkungen zur gleichlautenden Publikation von O. Vulpius. (Band 
XXXIV dieser Zeitschrift.) 

v. F. verwirft den Vorschlag von V. bei Patellarfrakturen, deren Frag¬ 
mente adaptiert werden können, einen Knochenlappen aus dem grösseren 
Fragment zur Ueberbrückung zu verwenden aus folgenden Gründen: 1. 
verzichten wir damit von vornherein auf Wiederherstellung normaler 
Verhältnisse; 2. kann der Brückenlappen nicht der notwendigen Belastung 
Widerstand leisten; 3. ist diese Operation eine weitere Zerstörung des 
Knochens. Zweck hätte die Operation nur in den Fällen, wo eine Diastase 
der Fragmente besteht, die durch Naht des sehnigen Streckapparates nicht 
zu beseitigen ist. M o s e n t h a 1 - Berlin. 


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21) Metraux. Contribution au traitement chirurgical de 
la sciatique chronique rebelle (opöration de För¬ 
ster). Rev. med. de la Suisse romande, 35 e ann6e, Nr. 11, p. 906. 
Ein 30jähriger kräftiger Brasilianer litt seit einiger Zeit an unerträg¬ 
lichen ischiadischen Schmerzen. In der Jugend hatte er eine Syphilis 
durchgemacht. Eine antineuralgische, antisyphilitische Kur halfen nichts. 
Alkoholinjektionen in die Nervenscheide des Ischiadikus hatten keinen 
Erfolg. Als letztes Mittel, um den Kranken von seinen Schmerzen zu be¬ 
freien, wurde die Förster sehe Operation ausgeführt. Sektion der 3., 4. 
und 5. Apophyse der Lumbalwirbel an ihrer Basis. Eröffnung der Dura. 
' Sektion der 5. hinteren Lumbal- und 2. hinteren Sakralwurzel. Gutes Re¬ 
sultat. Der Patient ist vollständig von seinen Schmerzen geheilt und freut 
sich seines Lebens. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Amputationen und Prothesen. 

22) Dollinger. Die Konstruktion künstlicher Glieder, mit 

besonderer Berücksichtigung der Stützpunkte 
und der Suspension, und die P r o t h e s e n f a b r i k des 
königl. ungarischen Amtes für Kriegsinvalide. (D. 
m. W. 1915. Nr. 42 u. 43.) 

Nach einer ausführlichen Schilderung der Einrichtung und Organisa¬ 
tion der Fabrik geht Verf. zur Besprechung der einzelnen Prothesen über. 
Bei Unterschenkelamputationen wird die Prothese auf die beiden Knie- 
knorren aufgehängt, als Stützpunkte dienen der Schienbeinknorren und das 
Wadenbeinköpfchen. Suspensions- und Stützflächen werden auf einem sehr 
genauen Modell gearbeitet, für dessen Herstellung Verf. die Technik be¬ 
schreibt. Bei der kosmetischen Prothese ist der Fussteil aus Holz, die übri¬ 
gen Teile aus hartem Ochsenleder und Stahlschienen. Zur sicheren 
Suspension muss die Lederhülse beiderseits durch eine etwa 1 mm dicke 
Stahlplatte verstärkt werden. Unter dem Stumpfende wird in der Prothese 
eine aus einer Stahlplatte gehämmerte Schale angebracht, die höher und 
tiefer zu stellen ist. Sie dient als Stütze, wenn der Stumpf tragfähig ist. 
Später wird sie entfernt, und der Patient stützt sich nur auf Schienbein¬ 
knorren und Wadenbeinköpfchen. Bei hoher Unterschenkelamputation und 
Enukleation im Knie stützt sich der Stumpf auf eine genau gearbeitete Stahl¬ 
schale; die Stützpelotten fallen weg, und es kommt nur die Suspension in 
Betracht. Bei Oberschenkelamputierten, die nicht sehr dickleibig sind, wird 
die Prothese an einer Lederkapsel über dem Becken suspendiert. Als 
Stützpunkt dient der Sitzknorren, aber statt des Sitzringes verwendet Verf. 
eine Sitzfläche, die dem Sitzknorren eine breite Stützfläche bietet. Verf. 
schildert an Abbildungen die Herstellung des Modells sowie die kosme¬ 
tische und die Arbeits-Prothese. Die künstliche Hand wird an einer Man¬ 
schette suspendiert, die beiderseits, entsprechend den Processus styli- 
formes, mit Stahlpelotten versehen sind, welche das Abgleiten verhindern. 
Die Prothese für Vorderarmamputierte wird an eine Lederhülse gehängt, 
die den Oberarm umgibt, die Suspension geschieht am distalen Epiphysen¬ 
ende des Oberarms. Die Suspension der Prothese für Oberarmamputierte 
wird an einer Abbildung gezeigt. M. K. 

23) Sick. Ueber Amputationsstümpfe. Aerztlicher Verein zu 

Hamburg. 5. X. 15. (B. kl. W. 1915. Nr. 44.) 


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Von allen Geweben werden nach der Amputation am stärksten die 
Knochen betroffen, sie werden stets atrophisch. Der Oberschenkelhals 
zeigt infolge mangelhaften Muskelzuges und -druckes Veränderungen des 
Winkels zwischen ihm und dem Schaft; der ganze Knochen ist mitunter 
abgeplattet. Die Atrophie ist umso geringer, je besser die Belastungs¬ 
fähigkeit des Stumpfes ist und je eher seine Funktionen wieder hergestellt 
werden. Deshalb ist auf frühzeitigen Gebrauch der Glieder zu achten. 

M. K. 

24) Spitzy. Zur Prothesenfrage. (M. m. W. 1915. Nr. 41.) 

Verf. bevorzugt die Immediatprothesen, um die Patienten vor der 
Krücke und ihren Gefahren zu bewahren, und weil der Stumpf noch lange 
nach der Operation Veränderungen unterworfen ist. Er beschreibt die 
Grundsätze, nach denen diese Gipsprothesen angefertigt werden. Die Leute 
gehen mit diesen Prothesen nur mit Hülfe eines oder bei doppelter Ampu¬ 
tation zweier Stöcke. Sie müssen sofort in einer Gehschule gehen lernen, 
w obei darauf zu achten ist, dass die Schritte des gesunden und des künst¬ 
lichen Beines gleich lang sind. Wenn sie das Gehen gelernt haben, kommen 
sie in die Invalidenschule, wo sie ihrem Gewerbe wieder zugeführt werden. 
Hier muss die Prothese dem Berufe des Patienten angepasst werden. Diese 
Prothese wird gewechselt, bis die richtige Form erreicht ist und durch 
14 Tage keine Veränderung am Stumpf bemerkbar ist. Dann wird eine 
Lederimmediatprothese angefertigt und ebenfalls wiederholt abgeändert, 
bis der Stumpf seine endgültige Form zeigt. Mit ihr kann der Patient 
seinem Beruf nachgehen. Erst viel später, wenn sie sich den sozialen 
und beruflichen Anforderungen des Trägers entsprechend erwiesen hat, 
wird eine definitive Prothese gegeben; aber es ist schon vorgekommen,' 
dass die Patienten mit der Immediatprothese besser und leichter gingen 
als mit dem Kunstbein. M. K. 

25) Nieny. Ueber Amputationsstümpfe und Immediat¬ 

prothesen. (M. m. W. 1915. Nr. 43.) 

Verf. betont die Wichtigkeit einer guten Stumpfversorgung, sie ge¬ 
schieht am besten nach der von Hirsch angegebenen Methode. Der 
Stumpf wird so bald als möglich täglich gebadet, mit Heissluit behandelt, 
massiert und mit Formalinspiritus gewaschen. Sobald es die Wunde er¬ 
laubt, wird mit Tretübungen begonnen, das Stumpfende täglich beklopft, 
aktive und passive Gymnastik getrieben; und sobald angängig, werden mit 
Hilfe einer Immediatprothese Gehübungen gemacht. Erweist sich der Er¬ 
folg dieser Behandlung als zweifelhaft, so soll man nicht lange mit der 
Nachamputation zögern und dabei einen tragfähigen Stumpf zu erzielen 
suchen. An Abbildungen werden die verschiedenen Formen der Immediat¬ 
prothesen gezeigt. M. K. 

26) Baeyer. Prothesen aus Weissblech. (M. m. W. 1915. 

Nr. 44.) 

Das Weissblech hat den Vorzug, billig, leicht und anschmiegbar zu 
sein und ist sehr einfach zu verarbeiten, dabei von beträchtlicher Halt¬ 
barkeit. Die Verletzten arbeiten bei der Anfertigung selbst mit, um spätere 
Reparaturen selbst vornehmen zu können. Es hat sich als besonders ge¬ 
eignet zu Interimsprothesen für Beinamputierte erwiesen, aber auch für 
Armersatzstücke zu Arbeitszwecken konnte Verf. das Weissblech mit gutem 
Erfolge verwenden. M. K. 


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27) C. S. Engel. Kautschukschaum zur Herstellung künst¬ 

licher Glieder. (M. m. W. 1915. Nr. 44.) 

Die Vorteile des vom Verf. empfohlenen Materials sind das geringe 
Gewicht, Efastizität und Wärmeisolierfähigkeit. Es kommt zunächst nur 
als Umkleidung in Anbetracht. Durch Zusatz von Schwefel zur Kautschuk¬ 
masse kann aber ein Hartgummischaum hergestellt werden, der als fester 
Innenkörper dienen kann. Durch Einlegen von Metalldrähten, Draht¬ 
geweben und dergl. kann die Festigkeit ohne bedeutende Gewichtsver¬ 
mehrung noch wesentlich erhöht werden. M. K. 

28) J. Lewy. Schultergelenkprothese bei Schlotter¬ 

gelenk mit grossem Humerusdefekt. (M. m. W. 1915. 

Nr. 46.) 

Der Oberarm wird mit einer festen Zelluloidhülse umkleidet, die mit 
einer den Thorax westenartig umfassenden Hülse und mit einer zweiten, 
die den Vorderarm umgibt, in Verbindung gebracht wird. Dadurch soll 
das Ausweichen des Arms nach hinten verhindert werden. Vermittels einer 
unterhalb des Schulterscharniergelenks angebrachten Feder wird auch 
eine seitliche Erhebung des Arms ermöglicht. M. K. 

29) Sauerbruch. Chirurgische Vorarbeit für eine will¬ 

kürlich bewegliche künstliche Hand. (Med. Kl. 1915. 

Nr. 41.) 

Dem Professor der Mechanik Herrn S t o d o 1 a war es gelungen, eine 
willkürlich bewegliche Hand zu konstruieren, Vorbedingung ist die chirur¬ 
gische Vorbereitung des Stumpfes, so dass die noch vorhandenen Sehnen 
und Muskeln zu einer Kraftleistung herangezogen werden können. Nach 
erfolgreichen Tierversuchen wandte Verf. das Verfahren bei 6 Operierten 
mit günstigem Erfolge an. Wesentlich für das Gelingen der Operation sind 
die physiologischen Verhältnisse, die in jedem Einzelfalle auf das genaueste 
studiert werden müssen. Die gemeinsame Arbeit der beiden Gelehrten ist 
noch nicht beendet, die Mitteilung soll nur eine vorläufige sein. 

M. K. 

30) R. Bonnet-Bonn. Die Hand und ihr Ersatz. Mit 18 Abbildun¬ 

gen. Verlag L. Voss, Hamburg. 1915. Preis 0,60 Mk. 

In dem vaterländischen Kriegsvortrag wird zunächst Anatomie und 
Physiologie der Hand in Kürze geschildert, dann die Möglichkeit des Er¬ 
satzes verlorener Funktionen oder des ganzen Organs. Originell sind die 
von B. erdachten Schreib- und Zeichenringe, die das Führen des Werk¬ 
zeuges bei Verstümmelung und Versteifung der Finger gestatten. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

31) WItzel. Die Aufgaben und Wege für den Hand- und 

Armersatz der Kriegsbeschädigten. (M. m. W. 

1915. Nr. 44.) 

Bei allen Versuchen, einen zweckmässigen künstlichen Arm zu 
schaffen, musste man vom Komplizierten zum Einfachen übergehen. Der 
vom Verf. beschriebene Arbeitsarm Emil Jagenbergs, der in dem 
Lazarett „Flora“ bei Düsseldorf entstanden ist, nimmt auf den anato¬ 
mischen Bau der verlorenen Teile gar keine Rücksicht; durch ein dem 
Arm bezw. der Schulter angefügtes Hebelstück soll möglichst viel Kraft 
vom Körper her auf die Werkzeuge übertragen werden. Es kann mit den 


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Ansätzen festgestellt oder in Kugelgelenken bewegt werden. Viele Pa¬ 
tienten machen sich ihre Ansätze für ihre besonderen Zwecke selbst oder 
lassen sie nach eigenen Angaben machen. Die einzelnen Abschnitte des 
Ersatzstückes müssen kurz gehalten sein, weil das für die Kraftentwicklung 
vorteilhaft ist. M. K. 

32) Biesalski. Ueber Prothesen bei Amputationen des 

Arn.es, insbesondere des Oberarmes. (M. m. W. 

1915. Nr. 44.) 

Der beste Ersatz für einen verloren gegangenen Qliedabschnitt ist 
der Stumpf, wenn er so weit als möglich ausgenutzt wird. Verf. führt 
das Beispiel eines Lehrers und eines Mechanikers an, die mit ihrem 
Stumpf fast voll erwerbsfähig sind. Sehr einfach und billig, dabei höchst 
zweckmässig ist der von Bade angegebene Qliedersatz (M. m. W. 1915. 
Nr. 34). Die Hand einer Arbeitsprothese muss immer abnehmbar sein 
zum Austausch gegen Arbeitsansätze; sehr wenig empfehlenswert ist die 
in der Form der menschlichen nachgeahmte amerikanische Hand. Ist das 
Ellbogengelenk erhalten, so ist ein Kunstglied meist entbehrlich. Bei 
Oberarmamputierten aber ist ein Armersatz nötig unter Ausnutzung der 
aktiven Kräfte des Stumpfes, der deshalb rechtzeitig behandelt werden 
muss, damit nicht die Muskeln atrophieren, die Schleimbeutel schrumpfen 
und das Schultergelenk versteift. Verf. beschreibt eine geeignete Prothese 
für Oberarmexartikulierte und -amputierte und die dabei besonders wich¬ 
tige Konstruktion des Ellbogengelenks. Dieses kann mittels eines Hebels 
festgestellt und auch, wie es für manche Arbeiten nötig ist, freigegeben 
werden. Er hat ferner eine Prothese konstruiert, in der das Ellbogen¬ 
gelenk mit Federn versehen war, so dass ein Extensions- und ein Flexions¬ 
zug da ist, auf die die aktiven Kräfte vom Oberarmstumpf her übertragen 
werden. M. K. 

33) Max Cohn. Ueber die dem Willen des Trägers unter¬ 

worfene Hand des Carnes-Armes. Kriegsärztliche 

Abende zu Berlin, 30. XI. 1915. (B. kl. W. 1915. Nr. 51.) 

Vortr. eröffnete die Diskussion über Armprothesen mit der De¬ 
monstration des von ihm selbst getragenen Carnes-Armes, der ihn mehr 
befriedigt als die vorher gebrauchten Fabrikate. Die Prothese ist nach 
Massangaben gefertigt, was bei Ungebildeten Schwierigkeiten macht. Die 
Hand öffnet und schliesst sich in jeder Stellung, Finger und Daumen können 
dem erfassten Gegenstand eine gute Stütze geben. Sie ist imstande, Be¬ 
wegung, Streckung, Pro- und Supination auszuführen, das Handgelenk lässt 
sich in Mittel- und Grundstellung feststellen. Vortr. kann sich selbst an- 
ziehen und sogar andern dabei helfen. Der Preis des Arms beträgt 200 bis 
250 Dollars. 

In der Besprechung wurde darauf hingewiesen, dass die Carneshand 
zwar für Kopfarbeiter ausreichend, für schwere Arbeit aber kaum ge¬ 
eignet ist. M. K. 

34) L. Heusner-Giessen. „2Jur Geschichte der K u n s t b e i n e.“ 

(Deutsche Militärärztl. Zeitschr. 1915. H. 17/18. S. 289—305. Mit 

25 Abbildungen.) 

Die Arbeit bringt eine kurze Zusammenstellung der bekanntesten 
Modelle älterer Konstruktion, die teilweise auch heute noch verwendet 


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werden. Einzelne, wie das Bein von Potts in London, Marks in New- 
York, das Drefahl-Bein, sowie das von Esmarch sind ausführlicher be¬ 
sprochen. 25 schematische Konstruktionsbilder unterstützen den Text. 

N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

35) A. Ritschl-Freiburg. Amputationen und Ersatzglieder 

an den unteren Gliedmassen. Mit 34 Abbildungen und 
12 photogr. Aufnahmen. Stuttgart, Verlag F. Enke. 1915. 
Preis 2,40 Mk. 

Mit Recht betont R. die Wichtigkeit der Stumpfpflege, da von ihr 
das spätere Funktionieren der Prothese abhängt. In der Prothesen¬ 
konstruktion verfolgt R. eigene Wege. Er überträgt die Hauptaufgabe 
einer einfachen oder modifizierten Stelze, betrachtet die Hülse nur als 
kosmetischen Faktor. Ueber die Anfügung der Stelze an den Trichter 
hat er eingehende Untersuchungen angestellt. 

Konstruktive Einzelheiten sind im Original einzusehen, prinzipiell dürfte 
es sich nach Ansicht des Ref. nur um Behelfsprothesen handeln. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

36) Wilms. Verbesserung des Grittischen Amputations¬ 

stumpfes. (D. m. W. 1915. Nr. 43.) 

Um die Form des Stumpfes zu verbessern, empfiehlt Verf., die Ampu¬ 
tation 2—2% cm tiefer zu machen, so dass die obere Zone der Kondylen 
erhalten bleibt. Dann muss man aber, damit die äussere Hälfte der Patella 
auf den Stumpf aufgesetzt werden kann, die Quadrizepssehne von innen 
her durchtrennen. Die Tragfähigkeit bleibt dieselbe wie beim gewöhn¬ 
lichen Gritti, aber es wird ein Aufhängen und bessere Fixation der Prothese 
möglich. Eine andere Art, Prothesen einen besseren Halt zu geben, be¬ 
steht darin, dass am unteren Knochenende durch 2 Bohrlöcher ein Knochen¬ 
stück steckt, das beiderseits um 2—3 cm hervorragt. M. K. 

37) Harf. Zur partiellen Fussamputation nach Sharp. 

(M. m. W. 1915. Nr. 38.) 

Bei einem Patienten mit Frostgangrän machte Verf. die Absetzung des 
Mittelfusses und konnte den Fussstumpf völlig gebrauchsfähig erhalten. 
Patient kann sämtliche Bewegungen ausführen, Rad fahren, turnen und ist 
garnisondienstfähig. M. K. 

38) Gaugele. Prothese für Amputation nach Wladimiroff- 

Mikulicz. (D. m. W. 1915. Nr. 43.) 

Bei dem Patienten wurde die Resektion des Fusses mit vollkommener 
Entfernung der Ferse gemacht. Anfangs gelang es wegen der Schwellung 
nicht, den Zehen die gewünschte Stellung zu geben. Nach Rückgang der 
Schwellung liess Verf. aus Holz, Kork und Filz um das Holzmodell einen 
künstlichen Fu$s und darüber einen Schuh mit hohem versteiftem Schaft 
bauen. Mit diesem Schuh kann der Patient sicher und fest gehen. 

M. K. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Nervenerkrankungen. 

39) G. B. Schmidt. Chirurgische Behandlung der Kriegs¬ 

verletzungen peripherischer Nerven. Vereinigung 

Zentralblatt fllr Orthopädie Bd. 10, H l. 2 


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der Kriegsärztlich beschäftigten Aerzte Strassburgs, 29. VI. 1915. 

(D. m. W. 1915. Nr. 42.) 

Vortr. erörtert die Indikationen des operativen Eingreifens und die 
Wahl des geeigneten Zeitpunktes sowie Einzelheiten der Technik. Wenn 
das Nervenkabel sich nicht herausheben lässt, spindelförmig verdickt und 
verhärtet ist, so wird die Narbe reseziert. 

In der Diskussion berichtet Herr Quieke von 62 Nervennähten 
mit Wiederkehr der Funktion in 26 Fällen und 21 Neurolysen mit Besse¬ 
rung in 12 Fällen. M. K. 

40) A. Stoffel. Lieber die Technik der Neurolyse. (D. m. W. 

1915. Nr. 42.) 

Bei Nervenverletzungen hat man zwischen perineuralen und endo- 
neuralen Narben zu unterscheiden. Bei ersteren genügt es, sie zu ent¬ 
fernen, indem man proximal und distal der Narbe das gesunde Perineurium 
spaltet, etwas von den Nervenbahnen ablöst und gegen die Narbe zu ab¬ 
präpariert. Indem man in der gleichen Schicht bleibt, wird das peri¬ 
neurale Narbengewebe vom Nervenkabel abgelöst. Bei endoneuralen 
Narben dagegen muss jede Nervenbahn einzeln aus der Narbenmasse her¬ 
ausgeschält und das Narbengewebe aus den Interstitien exstirpiert werden. 
Das wird umso schwieriger, je länger die Schwiele ist. Zuerst werden die 
motorischen Bahnen herausgeschält, erst in zweiter Reihe werden die 
sensiblen berücksichtigt. Ist die Auslösung der einzelnen Bahnen be¬ 
endet, so werden sie wieder zu einem Kabel zusammengelegt und das 
Ganze wird umscheidet. Die Regeneration der Nerven geschieht besser 
und schneller, wenn die Nachbargelenke nach der Neurolyse so gestellt 
werden, dass der Nerv entspannt ist. M. K. 

41) Enderlen und Knauer. Zur Nervenpfropfung. (M. m. W. 

1915. Nr. 49.) 

Verff. haben die von Hofmeister empfohlene doppelte und 
Mehrfachpfropfung an Hunden experimentell nachgeprüft. Nach 3 Wochen 
fing das Glied an, spontan beweglich zu werden, und nach 7 Wochen 
sprang der Hund umher. Bei der Freilegung der operierten Nerven zeigte 
sich eine feste Verwachsung der beiden Enden des durchschnittenen Ra- 
dialis mit dem Medianus, das zentrale und das periphere Stück der Nerven 
hatten ein frisches, gesundes Aussehen. Die faradische Reizung bewirkte 
von beiden Enden aus Zuckungen. M. K. 

42) Harris. Gunshot injuries of the peripheral nerve s. 

(Lancet 13. XI. 15. p. 1073.) 

In erster Linie empfiehlt Verf. die Diagnose der Nervenschussläsion 
durch eine genaue Lokalisation und Prüfung der motorischen und sensori¬ 
schen Bahnen elektrisch zu erhärten, da hysterische Symptome 
gerade bei Nervenläsionen oft dazu kommen und den Zustand aggra¬ 
vieren. Anführung eigener Fälle. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

43) Swan. Gunshot injuries to peripheral nerve s. (Lance*. 

13. XI. 15, p. 1081.) 

Verf. konnte 63 Fälle von Schussverletzungen der Nerven beobach¬ 
ten, 38 davon wurden operiert. Von sicheren Erfolgen ist bis jetzt noch 
nicht zu sprechen. In 17 Fällen kehrte die aktive Muskelaktion zwischen 


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6 Wochen bis 7 Monaten zurück. In einigen Fällen wurde beobachtet, 
•dass die willkürliche Beweglichkeit im Muskel sich einstellte, ehe man 
mit dem starken faradischen Strom eine Reaktion auslösen konnte. Der 
feiner arbeitende Lewis Jones Kondensor gab aber einen 
Ausschlag. Spitzer-Manhold, Zürich. 

44) Trotter. The general surgery of gunshot wounds of 

n e r v e s. (Lancet, 6. XI. 15, p. 1023.) 

Verf. teilt Allgemeines über die Nervenoperationstechnik mit. Die 
wichtigsten Faktoren zum Gelingen der Operation sind: reichliche Exzision 
der geschädigten Teiie, ein exaktes Anpassen, eine sorgfältige Isolierung 
der Nerven, perfekte Asepsis und gute Muskelentspannung vor und nach 
der Operation. Spitzer-Manhold, Zürich. 

45') Eve and Woods. Experiences in the operative treat- 

ment of gunshot injuries of nerve s. (Lancet, 6. XI. 15, 

p. 1021.) 

Verff. teilen 28 Fälle operierter Nervenschussverletzungen mit. Ueber 
die Resultate ist noch kein klares Urteil möglich, da die meisten Fälle 
erst vor 2 Monaten operiert wurden. Verff. empfehlen sehr zur elektri¬ 
schen Prüfung der Nerven den Lewis Jones sehen Kondensor, 
der sehr exakt und empfindlich ist. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

46) Ayer. Neuroma of ulnar nerve: analysis of a case. 

(Boston med and surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 16, p. 585.) 

Eine Patientin erlitt am Ellbogen einen unbedeutenden Schnitt, der 
per primam heilte. Später stellten sich Beschwerden im Gebiet des 
n. ulnaris ein. Nach 8 Monaten (seit der Verletzung) wurde eine Nerven¬ 
naht des ulnaris gemacht, der sich als durchschnitten erwies. Patientin 
blieb dann 4 Jahre ausser ärztlicher Beobachtung. Nach diesem Zeitpunkt 
bekam sie Verf. wegen Lähmungserscheinungen, Taubheits- und Nadelstich¬ 
gefühl im lädierten Arm zu sehen. Der n. ulnaris wurde aus Narben¬ 
gewebe ausgeschält, die Bildung eines Neuroms konstatiert, dieses exzi- 
diert. Später entstand noch ein ähnlicher Tumor, ging aber von selbst 
fort. Die Lähmung blieb, da zu viele Nervenfasern durch Druck des 
Narbengewebes und Neuroms zerstört worden waren, nur das Gefühl des 
Stechens in der kranken Hand war durch die radikale Operation gebessert 
worden. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Erkrankungen der Knochen. 

Missbildungen, Wachstumsstörungen, Systemerkrankungen, 
Erweichungszustände. 

47) Kellner. Oligodaktyle und symmetrische Spaltbil¬ 

dung an Händen und Fiissen. Med. Ges. zu Chemnitz, 12. V. 

1915. (M. m. W. 1915. Nr. 44.) 

Die Spaltbildung betrifft an beiden Füssen die Phalangen der 3. und 
4. Zehen; an den Händen geht sie bis in die Handwurzel hinein; rechts 
fehlen die 3 mittleren, links der 2. und 3. Finger mit ihren Metakarpal- und 
mehreren Handwurzelknochen. M. K. 

48) Kavell. A case of supernumerary toes. (Lancet, 18. IX. 

15, p. 652.) 

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Ein Rekrut mit 6 wohlausgebildeten Zehen an jedem Fuss Hess sich 
je die zweite Zehe amputieren, um in die Militärstiefel hineinzukommen. 
Das Metatarsale V war jederseits sehr massig, artikulierte mit den beiden 
äusseren Zehen. An jeder Hand war an der Basis des Metakarpale V ein 
kleiner Auswuchs von häutiger Konsistenz, der etwa 3 mm über den 
Innenrand der Hand Vorstand. Eine Schwester des Patienten hatte auch 
6 Zehen gehabt, Hess sich aber aus Eitelkeit je eine amputieren. Sonst 
sind keine Missbildungen in der Familie bekannt. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

49) Albers-Schönberg (Hamburg). Skelettanomalie von ata¬ 

vistischem Interesse, Proc. supra-condyloideus 
oder entepicondyloideus. (Fortschr. auf d. Qeb. d. Rönt- 
genstr. Bd. XXIII. H. 2. S. 175—177. Mit 2 Röntgenb.) 

Abbildung von zwei derartigen Fällen; Beschreibung des einen, der 
ein 28jähr. Mädchen betraf. Der Proc. entepicondyloideus hat atavistisches 
Interesse. Er findet sich bei niederen Menschenrassen, vielen Säugetieren, 
Reptilien und Amphybien. 

Beschreibung des Proc. durch Bluntschli - Heidelberg. 

N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

50) Albers-Schönberg (Hamburg). Eine seltene, bisher nicht 

bekannte Strukturanomalie des Skeletts. (Fort¬ 
schritte auf d. Qeb. der Röntgenstr. Bd. XXIII. H. 2. S. 174—175. 
Mit 4 Röntgenbild.) 

Bei einem sonst gesunden Soldaten fanden sich an verschiedenen 
Skeletteilen — mit Ausnahme von Wirbelsäule, Schädel, Schulterblatt, 
Schlüsselbein und Kniescheibe — „etwa linsengrosse Verdichtungsherde“, 
die mit ihrer Längsachse in der Längsachse des betr. Skeletteiles stehen, 
stellenweise Zusammenflüssen und den Röntgenbildern ein eigentümlich 
gesprenkeltes Aussehen geben. 

Lues und Tuberkulose sind auszuschliessen. 

Es handelt sich vielleicht um einen Prozess der Wachstumsperiode 
(dafür spricht die epiphysäre Lokalisation). Knochenbrüchigkeit ist nicht 
vorhanden. N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

51) Cox. A case of multiple exostoses with hereditär y 

h i s t o r y. (Lancet, 25. IX. 15, p. 701.) 

Ein gutgenährter 26jähriger Tamul (Indier) mit Oedem der Füsse 
wurde ins Lazarett eingeliefert. Er litt an Ankylostoma. Nach geeig¬ 
neter Behandlung verschwanden die Oedeme. Als Nebenbefund entdeckte 
man zahlreiche Knochentumoren und Knochenirregularitäten am Skelett, 
so an den Fingern, am Radius, in der Deltoidalregion, an der Skapula, 
Klavikel. Beide Arme waren in verschiedenem Grade in der Pronation 
behindert. Oberschenkel, Tibien und Fibulae waren ebenfalls durch Tu¬ 
moren verdickt. Alle Tumoren waren ungestielt, schmerzlos und bestanden 
nach den Angaben des Pat. seitdem er sich erinnern kann. Sein Vater 
und eine Stiefschwester hatten ähnliche Tumoren an den Beinen. Ausser 
einigen Malariaanfällen hat Pat. keinerlei Krankheiten gehabt. Am inter¬ 
essantesten sind die Exostosen an den Akromialenden der Schlüsselbeine, 
weil sie dort weit entfernt von Ossifikationszentren gelegen sind. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 


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52) Robert Kienböck (Wien). Ueber infantile Osteopsathyrose. 

(Fortschr. auf d. Qeb. d. Röntgenstr. Bd. XXIII. H. 2. S. 122—168. 

Mit 2 Tafeln.) 

Die ausführliche, zum Studium der Krankheit dringend zu empfeh¬ 
lende, Arbeit bringt zuerst eine Zusammenstellung von 33 bisher veröffent¬ 
lichten Fällen mit teilweise vollständigem klinischen Befund; Röntgen¬ 
befund usw. Dann werden zwei selbst beobachtete Fälle ausführlich be¬ 
schrieben, sowohl klinisch als auch röntgenologisch. Im dritten Abschnitt 
wird das klinische Symptomenbild der infantilen Psathyrose besprochen. 
K. versteht darunter die Gruppe von Fällen von Ps., „in welchen die Kinder 
ohne Frakturen zur Welt kommen und den ersten Bruch erst später er¬ 
leiden“. Im ersten Haupt-Stadium ausschliesslich Spontanfrakturen der 
langen Röhrenknochen ohne Knochendeformation. Diese tritt erst in einem 
späteren — zweiten Haupt-Stadium auf, in dem allmählich das ganze Skelett 
„osteomalaziforme Deformationen“ aufweist; damit bleibt auch die ganze 
Körperentwicklung zurück, dagegen nicht die Ossifikation, die sich zuerst 
normal, später eher etwas zu schnell vollzieht. Im Verlaufe des späteren 
Stadiums treten zuerst spastische, dann echte Gelenkskontrakturen auf 
(keine Verwechselung mit Gelenkrheumatismus!) Der Verlauf der Krank¬ 
heit ist unregelmässig, Pausen kommen vor, ebenso Exacerbationen, Hei¬ 
lung kann eintreten, am häufigsten mit der erreichten Pubertät (18.—20. 
Jahr). Rückfälle können aber Vorkommen. 

Die Röntgenuntersuchung ergibt am Anfang das Bild einer gleich- 
mässigen Osteoporose, die allmählich zunimmt und ungleichmässig wird. 
Im osteomalaziformen Stadium treten entsprechende Veränderungen am 
jganzen Skelett auf. Den bei der Krankheit auftretenden Knochenbrüchen 
wurde früher allgemein eine schnelle Heilung nachgerühmt. K. weist jedoch 
nach, dass es sich dabei um eine Scheinheilung handelt. Wie er klar aus¬ 
führt, ist die Heilungsdauer nicht verkürzt, sondern verlängert. 

Der von einigen Autoren erhobene anatomische Befund ergab „Osteo¬ 
porose und mit den Brüchen in Beziehung stehende Veränderungen“, der 
histologische (Looser) „als wesentlichsten Befund eine ungenügende, weit 
hinter dem Normalen zurückbleibende Tätigkeit aller knochenbildenden 
Zellen des Periosts und Knochenmarks“. 

In einem weiteren Abschnitt — „Beziehungen zur Osteogenesis imper¬ 
fecta“ — die ihrerseits identisch ist mit der „Osteopsathyrosis foetalis“, 
führt er aus, dass die infantile, d. h. erst nach der Geburt auftretende Osteo¬ 
psathyrose und die foetale, dieselbe Krankheit darstellen. Unterschiede 
im anatomischen und röntgenologischen Befund zwischen beiden erklärt er 
durch den verschiedenen Zeitpunkt der Erkrankung bezw. der Unter¬ 
suchung und davon abhängenden bei Foeten bes. schweren Grad der Er¬ 
krankung. Auch zwischen der infantilen Osteopsathyrose und derjenigen 
der Erwachsenen können grundsätzliche Unterschiede nicht gefunden 
werden. (Besprechung von 5 hierhergehörenden Fällen.) 

Die Diagnose ist meist schon auf Grund des klinischen Befundes zu 
stellen, über Feinheiten gibt das Röntgenbild Aufschluss. Charakteristisch 
ist für viele Fälle die Feststellung der Scheinheilung von Brüchen. Diffe¬ 
rentialdiagnostisch kommt in Betracht gegen infantile Osteomalazie, dass 
■die Epiphysenfugen und der Ossifikationszustand normal sind, gegen mul- 


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tiple Herderkrankurigen, Tumoren, Zysten, das Fehlen von scharfbegrenz¬ 
ten multiplen Aufhellungsflecken im Röntgenbild. 

Mit der infantilen Osteomalazie (Rachitis tarda) hat die Krankheit 
verschiedene gemeinsame Merkmale: Multiple Knochenbrüche ohne und 
mit Verbiegung der langen Röhrenknochen, Deformität des Rumpfskeletts,. 
Schmerzen. Dieselben sind aber bei der Osteopsathyrosis umschrieben, 
bei der Osteomalazie handelt es sich um ziehende Schmerzen. Der Ver¬ 
lauf ist bei der Psathyrosis unregelmässiger, bei der Malazie mehr gleich- 
mässig. Röntgenologisch ist bei der Malazie die Rindensubstanz der 
Knochen aufgefasert, nicht aber bei der Psathyrosis. Auch mikroskopisch 
sind Unterschiede vorhanden, hinsichtlich des osteoiden Gewebes. Bei 
der Osteopsathyrose bleiben die langen Röhrenknochen im Dickenwachs¬ 
tum zurück, bei der Malazie bleibt das Skelett gleichmässig im Wachstum 
zurück. Die Körper- und allgemeine Sexualentwicklung bleibt bei der 
Osteopsathyr. im Gegensatz zu Malazie nicht zurück. 

Klinisch ist bei der Osteopsathyr. ausser den Skelettveränderungen 
keine Begleiterscheinung, wie Mattigkeit, Blässe, Abmagerung, Diarrhöen 
und Tetanie vorhanden. Auch die Dauer ist länger, wie bei der Malazie. 
Die Psathyrose heilt nach Jahren meist aus — wenn Komplikationen und 
Rezidive ausbleiben, die Malazie heilt entweder in den ersten Monaten 
oder führt in einigen Jahren zum Tode. Eine wirksame Therapie ist bei 
der Osteopsathyrosis noch nicht gefunden, bei der Malazie wirken Phos¬ 
phor und Lebertran günstig. 

Bez. der Pathogenese ist K. der Ansicht, dass die Osteopsathyr. infant. 
auf der Erkrankung eines Zentralorgans — einer Blutdrüse — beruht, für 
das er den Namen „Osteotrophisches Zentralorgan“ vorschlägt. Es wird' 
sich wahrscheinlich um eine Hypofunktion des Organes handeln. (Ver¬ 
gleich mit Myxoedem.) 

Die Arbeit schliesst mit einer „Gesamtcharakterisierung der Psathy¬ 
rose“ und bringt zuletzt noch ein Literaturverzeichnis mit 53 Nummern. 

N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

53) Moffet. Chondrodystrophie. (New-York med. Journ. Vol. 

CII, Nr. 11, p. 552.) 

Verf. teilt einen Fall von Chondrödystrophie (Ursache unbekannt, 
wahrscheinlich handelt es sich um ein Zurückbleiben des Knorpelwachs¬ 
tums an den Epiphysen, das nicht Schritt halten kann mit dem periostalen 
Knochenwachstum) mit und gibt Abbildungen des Kindes mit den typischen 
Verkürzungen der langen Röhrenknochen, der Metakarpalia und Phalangen. 
Auch die Röntgenbilder des Skeletts zeigen diese Verkürzungen deutlich. 
Die Intelligenz des Kindes ist normal. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

54) Lotsch. Ueber generalisierte Ostitis fibrosa mit 

Tumoren und Cysten, (v. Recklinghausensche Knochenkrank¬ 
heit), zugleich ein experimenteller Beitrag zur 
Aetiologie der Knochencysten.) (Arch. f. klin. Chir. 
Bd. 107, H. 1, p. 1.) 

Verf. publiziert einen eigenen Fall der v. Recklinghausen sehen 
Knochenkrankheit mit ausgesprochener Cystenbildung vom selteneren 
generalisierten Typus (im Gegensatz zum häufigeren solitären). 


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Die Ursache ist in einer gestörten inneren Sekretion (aller 
endokrinen Drüsen, speziell wohl aber der Ovarien — häufig bei Frauen —) 
zu suchen. Die Therapie ist machtlos, der allgemeine Gesundheitszustand 
beeinflusst das Leiden. Ein Trauma kommt nur eventuell als Ge¬ 
legenheitsursache in Betracht. An Hand von Tierexperimenten 
(künstliche Knochenhöhlenbildung bei Kaninchen) bestätigt Verf. auch das 
Resultat Lex er scher Versuche auf dem gleichen Gebiet, dass Kno¬ 
chencysten nicht traumatisch entstehen, sondern einem 
inneren organischen Störungskomplex ihre Entstehung verdanken. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Chronische Knochenentzfindungen. 

55) Eugen Fraenkel-Hamburg. Röntgenologisches über Epi¬ 

physenlösungen und über Heilung der Osteo¬ 
chondritis syphilitica congenita. (Fortschr. auf d. 
Geb. d. Röntgenstrahlen. Bd. XXIII. H. 3. S. 300—312. Mit 35 
Röntgenb.) 

F. hat bei verschiedenen Kindern mit angeborener Syphilis systema¬ 
tische Röntgenuntersuchungen vorgenommen und dabei nachweisen 
können, wie einerseits die osteochondritischen Erscheinungen unter dem 
Einfluss der antiluetischen (Neosalvarsan-) Therapie zurückgehen und an¬ 
dererseits an den erkrankten Röhrenknochen vorher gar nicht oder nur 
andeutungsweise vorhandene periostitische einsetzen, die auch nach Ab¬ 
heilung der Osteochondritis, noch nach Monaten röntgenologisch erkennbar 
sind. Er hält es für wahrscheinlich, dass in dieser Periostitis ein gewisser, 
vielleicht gesetzmässiger Heilungsvorgang zu erblicken ist. 

Bei der sogenannten Epiphysenlösung kongenital syphilit. Kinder 
handelt es sich um echte Kontinuitätstrennungen — Infraktionen oder 
Frakturen. Zu ihrer Sichtbarmachung sind die Röntgenstrahlen das idealste 
Mittel, wie auch zur Verfolgung der Heilung, die bei antiluetischer 
Therapie in oft geradezu wunderbarer Weise ohne jede Deformität erfolgt, 
selbst wenn chirurgische Massnahmen unterlassen werden. 

Sog. Epiphysenlösungen kommen bei lebenden kongenital syphilit. Kin¬ 
dern nicht nur an den oberen, sondern unzweifelhaft auch an den unteren 
Extremitäten vor. 

F. vertritt den Standpunkt, dass bei Totgeborenen mit Osteochondri¬ 
tis Epiphysenlösungen als spontan nachgewiesen werden können, und dass 
der Beweis für die in utero stattgefundene „Lösung“ durch die gleich¬ 
falls röntgenologisch nachzuweisenden reaktiven Veränderungen (Perio¬ 
stitis ossificans, Kallusbildung) in der Umgebung der Kontinuitätstrennung 
zu erbringen ist. 

Der Hochsingersche Satz, dass Epiphysenlösungen bei Totge¬ 
borenen oft an allen Röhrenknochen zu finden sind, während bei mehr¬ 
wöchigen Kindern nur einzelne, oft nur eine Lösung vorkommt, kann 
keineswegs als Regel gelten. N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

Frakturen. 

56) Staffier. Ueber die Prognose intra partum erworbe¬ 

ner Frakturen. (Diss. 1915. Halle a. S.) 


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St. bespricht zunächst die diesbezüglichen Frakturen der einzelnen 
Körperteile, ihre Behandlung und Prognose in der ausführlichsten Weise 
unter Berücksichtigung der einschlägigen Literatur, um dann über das 
Vorkommen solcher Frakturen an der Hallenser geburthülflichen Poli¬ 
klinik zu berichten, wo unter 4695 Geburten 22 Frakturen gefunden wurden, 
und zwar 5 Klavikulafrakturen, 13 Humerus-, 2 Oberschenkelfrakturen und 
eine Unterschenkelfraktur und Scheitelbeinfraktur. Davon ereigneten sich 
10 Frakturen bei erster Schädellage, 3 bei zweiter Schädellage, 4 bei 
Querlagen, 3 bei Steisslagen und 2 bei Fusslagen. In allen Fällen wurde 
die Geburt künstlich beendet, nämlich 15mal durch die Wendung, 6mal durch 
die Extraktion am Fuss oder „ Beckenende und einmal durch die Zange. 
Von diesen 22 Frakturen konnten 8 Fälle in ihrem weiteren Verlauf ver¬ 
folgt und beobachtet und sowohl der Heilungsverlauf an der Frakturstelle 
durch das Röntgenbild wie die Funktionen der betreffenden verletzten 
Extremität kontrolliert werden. 

Die Krankengeschichten dieser 8 Fälle sind kurz wiedergegeben. In 
den ersten sieben Fällen, einer Clavicula- und sechs Humerusfrakturen, 
resultiert einzig und allein nur noch eine geringe Verdickung des Knochens 
an der Frakturstelle und es sind keinerlei Bewegungsstörungen zurückge¬ 
blieben und keine Spur von Muskelschlaffheit. Der einzige Fall, der ins 
Gewicht fallende Folgeerscheinungen hinterlassen hat, betrifft ein Kind 
mit Oberarm- und Oberschenkelfraktur, von denen die erste keinerlei 
Folgeerscheinungen hinterlassen hat, wohl aber- weist der gebrochene 
Oberschenkel am distalen Ende seines oberen Drittels eine starke Kon¬ 
vexität nach vorn und aussen auf. Hier ist sehr starke Kallusbildung 
fühlbar. Bewegungsstörungen sind nicht vorhanden, dagegen eine Ver¬ 
kürzung des Beines von 2 cm, von der St. hofft, dass sie sich jedenfalls 
schon durch entsprechende Beckenneigung später ausgleichen wird. 

B1 e n c k e - Magdeburg. 

57) Stoppel-Fischbachta!. Ueber einen Fall von beider¬ 

seitiger Fraktur der I. Rippe. (Fortschr. auf d. Geb. 
der Röntgenstr. Bd. XXIII. H. 2. S. 180—181. Mit 1 Röntgen¬ 
stereogramm.) 

Bei einem 30jähr. Bergmann, der ein starkes Trauma an der linken 
Schulter, sowie am Rücken erlitt und zwei Meter hoch herunterfiel, fand 
sich neben einer Fraktur der linken 2.—5. Rippe eine Fraktur der linken 
ersten, sowie eine Doppelfraktur der rechten ersten Rippe. 

Die klinischen Erscheinungen waren gering: die linke Schulter stand 
etwas tiefer als die rechte, das Akromion drückte empfindlich. Die rechte 
Clavicula stand tiefer. Am 1. Rand des Brustbeinkörpers schmerzhaite 
Verdickung im Verlauf des 1.—3. Rippenknorpels. Armbewegungen nach 
allen Richtungen ausführbar, bei Bewegungen über 45° im Schulter¬ 
gelenk Schmerzen. N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

58) Davlson. Treatment of fractures of the upper end of 

the humerus. (New-York med. Journ., Vol. CII, Nr. 15, p. 748.) 

Verf. macht bei Oberarmbrüchen eine Drahtnagelung der Frag¬ 
mente, womöglich o f i e n , um alle intei ponierten Weichteile entfernen 
zu können. Durch diese Vereinigung ist eine gewisse Beweglichkeit der 
Stücke zueinander möglich. Für nicht orthopädische Verbände, die höch- 


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stens 3—4 Wochen liegen bleiben, braucht Verf. nur an den prominenten 
Knochenteilen unter dem Gips etwas Polsterung. Die Gipsschiene soll 
schwer und stark gemacht werden in einer Stellung, in der die angepassten 
Fragmente gut liegen. Die Knochenchirurgie ist wegen der Asepsis noch 
schwieriger und ein ganz anderes Gebiet, als die Abdominalchirurgie. Nur 
sehr geübte und geschickte Operateure wollen sich ihrer annehmen. 
Dann ist aber auch der Erfolg der offenen Operationen ein sicherer. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

59) Lange. Aerztl. Verein zu München. 30. VI. 15. (Berl. klin. 

W. 1915. Nr. 38.) 

Herr Lange demonstriert eine Schenkelhalsfraktur, die 
nach 6 Wochen noch keine knöcherne Vereinigung zeigte. Durch Ver¬ 
hakung in Abduktion gelang es, ohne blutige Operation eine Vereinigung 
zu erzielen. M. K. 

60) Schede. Aerztlicher Verein zu München. 30. VI. 15. 

(B. kl. W. 1915. Nr. 38.) 

Herr Schede stellt 2 Patienten mit Oberschenkelbrüchen 
vor, die in winkliger Stellung geheilt sind.. Durch unblutiges Redressement 
wurde Gradstellung und bedeutende Verlängerung erreicht. Ferner zeigt er 
eine Splitterverletzung des Oberarms; mit Ausnahme von 2 Splittern wird 
keiner herausgenommen, der Arm wird in Abduktion eingegipst. 

M. K. 

61) A. Morävek. Frakturen des Unterschenkels. 5. Kongress 

tschechischer Naturforscher und Aerzte. 1914. 

Auf Grund der Erfahrungen bei 100 Unterschenkelfrakturen gelangt 
der Autor zu folgenden Resultaten: Unterschenkelfrakturen mit geringer 
Dislokation der Fragmente sollen mit abnehmbaren Verbänden und mit 
Massage behandelt werden. Für Frakturen im oberen Anteil des Unter¬ 
schenkels ist die Z u p p i n g e r sehe Extension besser geeignet als die nach 
Bardenhe'uer. Mit letzterer wurden gute funktionelle, aber nicht immer 
gute anatomische Resultate erzielt, speziell bei Frakturen im unteren 
Drittel. Für Malleolarfrakturen ohne Dislokation eignet sich am besten eine 
mässige Extension nach Bardenheuer; bei hochgradiger Dislokation der 
Fragmente muss die blutige Reposition der letzteren, eventuell die Fixa- f 
tion derselben mit Draht vorgenommen werden. Die mit Extension be¬ 
handelten Fälle erfordern eine kürzere Behandlungsdauer als die mit 
Kontentivverband behandelten. Bei einer durchschnittlichen Behandlungs¬ 
dauer von 28 Tagen blieben von 75 Fällen 10 = 13 °/ 0 dauernd invalid. 

G. Mühlstein -Prag. 

62) F. Eyles. Die Marschfraktur. (M. m. W. 1915. Nr. 49.) 

Die sogen. Fussgeschwulst oder das Oedem des Mittelfusses ist 
röntgenologisch als Weichteilschwellung infolge einer Infraktion oder 
Fraktur eines Mittelfussknochens festgestellt worden. Während aber 
solche Brüche ohne direkte äussere Gewalteinwirkung im bürgerlichen 
Leben höchst selten Vorkommen, sind sie bei den Infanteristen sehr häufig. 
Meist werden sie als Sehnenzerrung oder Bänderzerreissung diagnostiziert. 

Fast alle Patienten hatten vorher grössere Märsche mit starker Bepackung 
gemacht. Durch Belastungsversuche an Leichen ist nachgewiesen, dass 
die Mefatarsalia II, III und IV schon bei einer Belastung von 50 Pfund 


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brechen können, die Höchstwerte sind 118 Pfund für den III., 132 für den 
II., 150 Pfund für den IV. Mittelfussknochen. Die Einstellung vieler 
untrainierter Leute erklärt das häufige Vorkommen der Marschfraktur. 
Ein Bruch des Metatarsale I wurde nie gefunden. Gewöhnlich handelt 
es sich um einen Biegungsbruch, seltener um einen Torsionsbruch. Thera¬ 
peutisch genügt, wenn die Fragmente nicht verschoben sind, Ruhigstellung 
mit Heftpflasterverbänden, sonst käme Extensionsbehandlung in Betracht. 

M. K. 

63) Murk Jansen. Die Fussgeschwulst und ihre Ursache. 

(Zeitschr. f. orthopäd. Chir. XXXV. Band. 1. Heft.) 

Verfasser unterzieht die Entstehung der Fussgeschwulst, an der im 
deutschen Heere jährlich 12 000—16 000 Mann erkranken, einer ausführ¬ 
lichen anatomisch-physiologischen Untersuchung und kommt zu dem Re¬ 
sultat, dass das Primäre ätiologische Moment Plattfussbildung ist, deren 
Erscheinungen sich im Krampf der musculi interossei äussern. Nur aus 
diesem — aus keinem der übrigen Symptome — lassen sich alle Er¬ 
scheinungen zwanglos herleiten. Dieser Krampf der interossei verstopft 
die Spatia interossea und erschwert die Zirkulation in den weichen, sowie 
festen Teilen des Mittelfusses und führt zur erhöhten Flüssigkeits¬ 
spannung in den Geweben, d. h. zur ödematösen Durchtränkung derselben. 
Während die Weichteilschwellung ausgiebig und leicht rückbildbar ist, ist 
diejenige der Skeletteile von dauernder Bedeutung. Das hydropische 
Periost setzt seine Aufgabe der Knochenneubildung fort und bildet 
periostale Auflagerungen. Der kräftige Muskelzug an dem ödematösen 
Periost führt leicht zu Blutungen und unregelmässigen Verdichtungen. Die 
Knochensubstanz selbst schwillt nicht an, sie büsst aber allmählich ihre 
Tragfähigkeit ein und gibt Veranlassung zu den unmerklich auftretenden 
Frakturen. Des Verfassers Untersuchungen ergeben also als ätiologische 
Aufeinanderfolge zunächst den Krampf der interossei, als Teilerscheinung 
des Plattfusses als primäres, er bezeichnet diesen als pes valgus contractus 
partialis oder antepes contractus, dann sekundäre Periost- und Knochen¬ 
schädigungen, die nur im geringen Prozentsatz zu einer Metatarsalfraktur 
führen. Zur Prophylaxe rät er Kräftigung der Muskulatur durch auf den 
Zehenspitzen gehen, was natürlich von Bergbewohnern viel geübt wird, 
und wodurch die Fussgeschwulst bei ihnen seltener ist; beim bestehenden 
Plattfuss eine gute Einlage. Therapeutisch Ruhe, Umschläge und vor 
allem Abwarten, bis die seitliche Beschränkung der Zehenbewegung, die 
als erstes erkennbares Symptom des interossei-Krampfes auftritt, voll¬ 
kommen behoben ist. Nach der Heilung gute Einlage. 

Mosenthal - Berlin. 

Erkrankungen der Gelenke. 

64) Higgins. Luetic arthropathies. (Amer. Journ. of the med. 

Sciences. Vol. CL, Nr. 5, p. 733.) 

Verf. berichtet über 2 Fälle mit hartnäckigen Gelenkschmerzen, die 
der üblichen Salizylbehandlung trotzten. Es handelte sich um ältere 
Männer. Eine luetische Infektion in der Jugend war nicht mit Sicherheit 
zu eruieren. Wassermann war positiv. Eine antisyphilitische Kur brachte 
Wiederherstellung. Der erste Fall ist interessant, weil er eine akute 


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Gelenkerkrankung vortäuschte, während der Mann sich schon im tertiären 
Stadium befand. Beim zweiten war das polyarthritische Auftreten inter¬ 
essant. Die Wichtigkeit, bei allen Gelenkleiden auch einen Wassermann 
zu machen, wird durch diese Fälle illustriert. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Kopf, Hals, Thorax. 

65) Fritzsche. Nasendeformationen und ihre Korrektio¬ 
nen. (Diss. Würz^urg 1915.) 

Die Besprechung über totale Rhinoplastik, die den ersten Teil der 
Arbeit einnimmt, beendet er mit einem Beispiel, bei dem die Operation 
nach der indischen Methode vorgenommen wurde und mit dem er die 
vielen Schwierigkeiten und unvorhergesehenen Möglichkeiten beleuchten 
möchte, die durch anomalen Heilungsverlauf nur zu leicht entstehen 
können. Sodann kommt er auf die Nasenprothesen zu sprechen, die in 
zwei Fällen angewendet wurden und denen die Schnelligkeit der Her¬ 
stellung unter Umständen von den Patienten selbst, die Einfachheit des 
Verfahrens, die Billigkeit des Materials und ihre Vollkommenheit noch 
eine gewisse Zukunft bringen dürften. Mit derartigen Prothesen will F. 
die chirurgisch-rhinoplastischen Methoden keineswegs verdrängt wissen, 
da nur diese einen dauernden Ersatz der zu Verlust gegangenen äusseren 
Nase schaffen, er ist aber der Ansicht, dass die allerdings noch spärlichen 
Mitteilungen über derartige Prothesen und die vorliegenden beiden Fälle 
doch zeigen, dass in relativ einfacher und vor allem für den unbemittelten 
Teil der Kranken billiger Weise bis zur Ausführbarkeit einer chirurgi¬ 
schen Plastik interimistisch eine grosse Wohltat erwiesen werden kann. 

B 1 e n c k e - Magdeburg. 

Wirbelsäule. 

66) Kleinberg. The treatment of rigid scoliosis. (New-York 

med. Journal, Vol. CII, Nr. 11, p. 565.) 

Leichte Fälle von rigider Skoliose können befriedigend durch gym¬ 
nastische Uebungen besonders nach dem Teschner sehen System ge¬ 
heilt werden. Sehr hartnäckige Fälle sind durch keine bekannte Methode 
zu ändern oder gar zu heilen. In mittelschweren Fällen erweist sich die 
Abbott sehe Methode erfolgreicher als andere ältere. Verf. konstruierte 
einen Gurt, der die Vorteile der A b b o 11 - Methode in sich schliesst und 
die Nachteile (die Schwere des Gipskorsetts) vermeidet. Je früher die 
Behandlung einsetzt, desto mehr Aussicht auf Erfolg ist vorhanden. Die 
Patienten sollen lange unter Beobachtung behalten werden, um die 
Persistenz eines Erfolges zu konstatieren. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

67) Strunsky. The recumbent Position in scoliosis. (New- 

York med. Journ. Vol. CII, Nr. 8, p. 410.) 

Verf. macht darauf aufmerksam, dass man mehr acht geben sollte 
auf die schwachen Rücken, aus denen später die Skoliosen, die dann mit 
Aufwand aller Mittel, Gipskorsett und Gymnastik, behandelt werden, ent¬ 
stehen und bei in Frage kommenden Kindern im Pubertätsalter strikte 
Liegekuren in frischer Luft neben kräftiger Kost anwenden solle, wobei 


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er sich wohl der Schwierigkeit bewusst ist, Kinder im Bett halten zu 
wollen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

68) E. Lyon. Wirbelerkrankungen in der Typhusrekon¬ 

valeszenz. (M. Kl. 1915. Nr. 51.) 

Verf. berichtet über die Fälle von Spondylitis typhosa, welche in dem 
hauptsächlich von Typhusgenesenden belegten Genesungsheim in Spa vor¬ 
kamen. Diagnostische Schwierigkeiten boten die Komplikationen mit 
Hysterie oder mit organischen Nervenkrankheiten. Leichte Wirbelerkran¬ 
kungen kommen nach Typhus häufig vor; man %oll daher die Wirbelsäule 
genau untersuchen, ehe man die Klagen der Patienten als neurasthenische 
bezeichnet. Die Erkrankung dauert oft monatelang, aber die Prognose 
ist günstig, schwere Fälle sind selten. M. K. 

Obere Extremität. 

69) Scheid. Die Fernresultate unkomplizierter Luxa¬ 

tionen des Schultergelenks. (Diss. Heidelberg 1914.) 

Sch. tritt energisch von vornherein für eine rechtzeitige Bewegungs¬ 
therapie ein; es kommt in erster Linie darauf an, das möglicht ausgiebige 
Mass der Nachbehandlung bei jedem Patienten durchzuführen und weiter 
durch genaue Beobachtung des Verlaufs und in der Nachahmung und 
Unterstützung der Natur günstige Heilungschancen zu schaffen. Vor allen 
Dingen will er die aktive und passive Hyperämie angewandt wissen und 
mit ihr kombiniert nach 8 Tagen die Bewegungstherapie, Massage, ortho¬ 
pädische Gymnastik und Elektrizität in einer Dauer von mindestens zwei 
Monaten. Er fasst das Ergebnis seiner Untersuchungen dahingehend zu¬ 
sammen, dass die Prognose der unkomplizierten Schulterluxation bei ent¬ 
sprechenden Heilungsbedingungen und einer lege artis durchgeführten 
Nachbehandlung eine gute oder kurz gesagt, dass die Prognose eine bedingt 
gute ist. B1 e n c k e - Magdeburg. 

70) A. Meyer II. Operativ geheilte habituelle Schulter¬ 

luxation. Allgem. ärztl. Verein zu Köln, 15. II. 1915. (M. rru 

W. 1915. Nr. 41.) 

Ein 17jähriges Mädchen hatte als Kind infolge einer Poliomyelitis ein 
paralytisches Schlottergelenk der rechten Schulter bekommen; schon bei 
geringer Erhebung des Arms kam es zu einer Verrenkung nach hinten. 
Durch Ueberpflanzung eines 4 cm langen Knochenstückes aus der Spina 
scapulae auf das Akromion und Kapselbildung mit Hilfe eines aus dem 
Oberschenkel entnommenen Faszienstückes wurde ein guter Erfolg erzielt. 

M. K. 

71) Risley. The common shoulder injuries. (Boston med. and 

surg. Journ. Vol. CLXX1II, Nr. 12, p. 418.) 

In jedem Fall von Schulterverletzung ist eine Röntgenuntersuchung 
wichtig. Eine chronische Bursitis wird oft durch Läsion am tub. maj. oder 
Akromion verursacht, die erst durch das Radiogramm erkannt wird. 
Etwa 60°/ 0 der subakromialen Bursitiden sind Beschäftigungsverletzungen. 
Die Diagnose einer Zerreissung der Supraspinatussehne sollte sehr vor¬ 
sichtig und nicht vor Ablauf dreier Monate gemacht werden, wenn die 
Funktion nicht wieder eingetreten ist. Eine chronische Bursitis mit Ver¬ 
wachsungen kann das gleiche Bild machen, in solchen Fällen sind mit 


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Operation gute Resultate zu erzielen. Kalkablagerungen in der bursa 
subacromialis können spontan resorbiert werden. Eine Beschäftigungs¬ 
neurose an sich im Schultergelenk existiert nicht. Verletzungen des 
Brachialplexus sind selten. 

Selbst leichte Traumen des tub. maj. und des Akromion und Arthritis 
des Akromioklavikulargelenks sind von viel grösserer Bedeutung wegen 
dauernder Arbeitsunfähigkeit, als allgemein angenommen wird. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

72) Hewat. On wasting of the hand. (Edingburgh med. Journ. 

Vol. XV, Nr. 3, p. 191.) 

Verf. führt 6 verschiedene Fälle vor, in denen der Gebrauch der 
Hände unmöglich geworden, war (Klumpkesche Lähmung, Neuritis des 
ulnaris, Halsrippe, progressive Muskelatrophie, amyotrophische Lateral¬ 
sklerose, Syringomyelie). Eine genaue neurologische Untersuchung wird 
immer den Ursprung des Leidens aufdecken, wenn auch manchmal die 
lokalen Symptome an den Händen sich gleich sehen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Untere Extremität. 

73) Hermann Köhler. Die Arthritis deformans bei sub- 

luxatio coxae — eine statische Erkrankung. Aus der 

chirurgischen Abteilung des städtischen Krankenhauses Altona (Prof. 

Dr. Jenkel.) (Zschr. f. orthop. Chir. XXXV. Bd. 1. Heft.) 

Nach Durchsprechung der verschiedenen Theorien über die Ent¬ 
stehung der Arthritis deformans baut Verf. auf der Theorie P e i s e r s 
weiter auf, und weist an der Hand von Krankengeschichten nach, dass sich 
im Anschluss an eine Subluxation der Hüfte nach Reposition oder bei 
habitueller Subluxation Arthritis deformans entwickelt. Man findet bei der 
Subluxation Inkongruenz der Gelenkflächen, die wesentlich grösser ist. 
als bei dorso-posteriorer Pfannenstellung mit coxa valga, die Folgen 
dieser Inkongruenz äussern sich als Arthritis deformans, die man in den 
verschiedensten Stadien findet. Die Osteophytenbildung entwickelt sich 
nicht regellos, sondern gleicht gewissermassen die Inkongruenz aus und 
stellt einen Selbstheilungsprozess dar. Auch die nach blutiger Reposition 
auftretende Arthritis deformans ist durch die geschaffene Inkongruenz der 
Gelenkflächen bedingt. Verf. resultiert, dass durch Störung der statischen 
Einheit sehr oft deformierende Prozesse am Hüftgelenk ausgelöst werden, 
Infektionen geben Veranlassung zu Formveränderungen, auf der sich die 
Arthritis dann auch entwickeln kann. Die meisten Fälle von Arthritis def. 
sind seiner Meinung nach Belastungsdeformitäten. 

Mosenthal - Berlin. 

74) Vulliet. Une lesion traumatique typique du condyle 

interne du femur. (Rev. med. de la Suisse romande, 35e 

annöe, Nr. 11, p. 857.) 

Jedes verletzte Knie sollte in der Woche nach dem Unfall geröntgt 
werden (Aufnahmen beider Kniee), da nur so die Unterscheidung zu machen 
ist von alten Prozessen einerseits, von frischen Absprengungen anderer¬ 
seits und nur so die Diagnose der vom Verf. speziell beobachteten 


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S t i e d a scher. Läsion, wo erst nach ca. 14 Tagen leichte Knochenschatten 
im Radiogramm auftreten, als Ausdruck einer sekundären Ossifi¬ 
kation im Bindegewebe, während der Condylus internus selbst 
intakt ist, zu stellen ist. Aeusserlich sind bei diesen Fällen keine Zeichen 
von Kontusion (Ekchymosen) zu sehen, es handelt sich um einen indirek¬ 
ten Mechanismus, ein starkes Zwingen des Knies in Valgusstellung, eine 
Abreissung der oberen Ligamentinsertion d. lig. lat. 
intern. Der interne Kondylus ist stark empfindlich, die Flexion ist 
schmerzhaft, die Extension kann frei sein. Später tritt eine sichtbare Ver¬ 
dickung des Cond. int. auf, bei Druck Empfindlichkeit dieser Gegend. Die 
Funktion kann wieder normal werden. Mindestens 6 Wochen Schonung 
für Unfallversicherte. Krankengeschichten vop 10 eigenen Fällen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

75) Ignäcz P6teri-Budapest. Ueber die Schlattersche Krank¬ 

heit (partielle Fraktur der Tuberosität der 

Tibia). (Fortschr. auf d. Geb. d. Röntgenstr. Bd. XXIII. H. 1. 

S. 63—68. Mit 3 Röntgenb.) 

Fünf Autoren, die sich mit dieser Krankheit befassten, geben bez. der 
Pathologie derselben fünf verschiedene Erklärungen: S c h 1 a 11 e r (partielle 
Fraktur der Tuberos. tib.), Jakobsthal (Störungen in der Knochen¬ 
bildung), Bergemann (unregelmässige Knochenbildung), Kienböck 
(Osteochondritis oder mit der Bursa praetibialis verbundene Chondritis), 
'S c h u 11 z e (Abnormität des Periosts). 

P. bringt 2 Fälle (16jähr. Knabe und 13jähr. Mädchen), nach denen 
er drei Umstände als disponierend für die Schlattersche Krankheit in Be¬ 
tracht zieht: 1. normaler Ossifikationsprozess und stärkeres Trauma, 2. 
unregelmässiger Ossifikationsprozess und schwächeres Trauma, 3. Locke¬ 
rung des Periosts infolge eines entzündlichen Prozesses. 

N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

76) Soule. An improved method of applying the bone 

wedgegraft in thetreatment of club foot. (New- 

York med. Journ. Vol. CI, Nr. 25, p. 1252.) 

Bei jungen Kindern reisst eine Fixation des transplantierten Knochen¬ 
stückes im Talo-scapho'idalgelenk mittels Nähten oft aus, weil der Knochen 
noch nicht genügend ossifiziert ist. Verf. ändert A 1 b e e s Technik etwas 
ab und macht den Hautschnitt auf dem Fussrücken, schneidet ein keil¬ 
förmiges Stück aus der Tibia und presst es zwischen die angefrischten 
Flächen von Talus und Scapho'id. Der Vorderfuss fixiert das Transplantat 
■ohne Naht. Besonders geeignet ist die Methode für Klumpfuss mit Para¬ 
lyse der Peronealmuskeln. Die Korrektur der Stellung kann noch ver¬ 
stärkt werden, indem man die Peronealsehnen als äussere stützende Liga¬ 
mente braucht und sie in einer angefrischten Rinne des äusseren Knöchels 
fixiert. Spitzer-Manhold, Zürich. 

77) Robert Werndorff-Wien. Die Verhämmerung des Klump- 

und Plattfusses. (Zeitschrift für orthop. Chirurgie. XXXV. 

Band. 1. Heft.) 

Die Verhämmerung bleibt nur für sehr resistente, bereits anoperierte 
Fälle, zur Ueberwindung des letzten Widerstandes reserviert. Der Fuss 
wird durch eine 1 cm dicke Gummiplatte geschützt. Zu vermeiden ist das 


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Hämmern auf die Capitula der Metatarsen zur Verhütung von Frakturen. 
Mit besonderer Vorliebe wird von W. die Verhämmerung bei kurzen 
Säuglingsfüssen angewendet. Mosenthal - Berlin. 

78) Schede. A e r z 11. Verein zu München. 30. VI. 15. 

(B. klin. W. 1915. Nr. 38.) 

Herr Schede spricht über Plattfussbehandlung, er emp¬ 
fiehlt Einlagen nach Gipsmodell und weist auf Ischias und Gelenkrheuma¬ 
tismus als sekundäre Erscheinungen des Plattfusses hin. M. K. 

79) Soule. The bone pin graft in painful flatfoot, para- 

lytic valgus and cther painful deformities of the 
foot. (New-York med. Journ., Vol. CII, Nr. 7, p. 350.) 

Ausser Arthrodesen im Talo-naviculargelenk macht Verf. noch eine 
Nagelung mit autogenem Knochen, einem Stück von der 
crista tibiae, das möglichst genau in das Loch, welches in beide 
Knochen gebohrt wurde, passt. Für 4 Wochen wird ein leichter Gipsver¬ 
band angelegt, dessen oberer Teil (vom Knie) darauf entfernt wird, wäh¬ 
rend der untere Teil noch 2 Wochen liegen bleibt. Darauf anfangen mit 
passiven und aktiven Bewegungen; das Gehen wird je nach den subjek¬ 
tiven Beschwerden und nach der Schwere des Körpergewichts von der 
8. Woche ab erlaubt. Spitzer-Manhold, Zürich. 

80) Howard. A new method of treating flat-foot. (Boston 

med. and surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 12, p. 433.) 

Am eigenen Fuss probierte Verf. eine Vorrichtung aus, die er nun 
empfiehlt. Es handelt sich um Stützen für das Fussgewölbe bei Platt- 
fuss, die aus Gummi als Ball gearbeitet sind und mit Luft, event. einer 
Flüssigkeit nach Belieben mehr oder weniger gefüllt werden können. 
Sie sind sehr leicht und in jedem bequem sitzenden Stiefel anzubringen, 
drücken sich mit der Zeit nicht zusammen und verlieren nicht ihre Form. 
Der Druck aufs Fussgewölbe ist ein ständiger, aber nachgiebiger und 
sich der ganzen Umgebung gut anpassender. Muskeln und Sehnen haben 
in jeder Richtung hin freie Bewegung, so dass Sie ihre verloren gegan¬ 
gene Kraft wieder erlangen können. Je nach Bedarf kann der Druck 
durch stärkeres Aufblasen der Einlagen vermehrt werden. Die Patienten 
müssen dazu angehalten werden, mit den Füssen einwärts zu gehen,, und 
sich möglichst viel Bewegung zu machen (3—4 Meilen täglich gehen). 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

81) Barnes. The sesamoids of the flexor brevis hallucis; 

their importance. (New-York med. Journ., Vol. CII, Nr. 19, 
p. 940.) 

Als Resultat der in den letzten Jahren ausgebrochenen Tanzwut 
konnte Verf. eine neuartige Affektion am Fuss beobachten, die gleichzeitig 
auf das Vorhandensein der bis jetzt nicht genügend in ihrer Existenz be¬ 
achteten Sesambeine am grossen Metatarsophalangeal- 
gelenk hinweist. Es handelt sich um eine Cellulitis, Tendosynovitis, 
Periostitis, Verdickung der Gewebe und Exostosis der beiden Sesam¬ 
beine als Folge unausgesetzter Insulte durch harten Boden, hohe Absätze 
und dünne Sohlen. Auf Ruhe und Umschläge bessert sich die Erkrankung, 
tritt aber sofort wieder auf bei Wiederaufnahme des „Veitskultes“. Die 
beiden Sesambeine sind ein konstanter Befund in der Anatomie des Er- 


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wachsenen, haben eine relativ grössere Gelenkfläche, als die Kniescheibe, 
bilden eine Rolle für den flexor longus hallucis, tragen fast unausgesetzt 
das ganze Körpergewicht, sind die Drehangel der ganzen Lokomotion, der 
Drehpunkt des ganzen Fusses. Verf. konstruierte zur Linderung der Be¬ 
schwerden einen doppelsohligen Stiefel, dessen innere Sohle gepolstert 
und unter den erkrankten Sesambeinen mit einem Ausschnitt versehen ist; 
bei schwereren Symptomen infolge Fraktur, Trauma mit Exostose muss 
diese operativ entfernt werden (ohne das Gelenk zu eröffnen), event. 
Entfernung der Sesambeine. Spitzer-Manhold, Zürich. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

82) O. Weskl-Berlin. Die röntgenologische Lagebestim¬ 

mung von Fremdkörpern. Ihre schulgemässe Methodik dar¬ 
gestellt an kriegschirurgischem Material. Mit 30 Textabbildungen 
und 33 Abbildungen auf Tafel I—XXII.. 51 S., Preis 6 Mk. Verlag 
F. Enke, Stuttgart 1915. 

W. bespricht zunächst die verschiedenen Methoden zur Lagebestim¬ 
mung von Fremdkörpern spez. von Geschossen, welche dem Chirurgen 
zu Gebote stehen. Er beschreibt dann die Technik des Fürstenau sehen 
Verfahrens, das er als das beste bevorzugt, in allen Einzelheiten. Zahl¬ 
reiche Abbildungen erläutern die Technik und vorzügliche Tafeln zeigen 
Beispiele aus der Kriegspraxis. V u 1 p i u s - Heidelberg. 

83) Iselin. Die Röntgenuntersuchung der Schulter in 

zwei zueinander senkrechten Richtungen. (Beitr. 
z. klin. Chir. Bd. 97/4, p. 473.) 

Verf. gibt Reproduktionen eines Falles von Oberarmbruch, bei dem 
durch eine Frontalaufnahme eine gute Stellung der Fragmente, 
durch eine dazu senkrechte Aufnahme von der Axilla 
aus eine starke Verschiebung derselben konstatiert wurde und führt 
einen Fall an, in welchem (nach einer Frontalaufnahme) vergeblich nach 
einem Projektil gesucht worden war. 5 Monate nach der Verletzung 
entfernte es Verf., da es auf einen Nervenast des Infraspinatus drückte, 
nachdem er sich durch zwei aufeinander senkrechte Röntgenbilder genau 
über den Sitz des Fremdkörpers orientiert hatte. Er weist auf eine ein¬ 
fache Berechnung der Tiefe des zu suchenden Fremdkörpers hin an Hand 
der beiden zueinander senkrechten Röntgenaufnahmen. 

* Spitzer-Manhold, Zürich. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

84) C. Kaufmann (Zürich). Handbuch der U n f a 11 m e d i z i n. 

3. Aufl. Band 11. Stuttgart, Verlag F. Enke. 1915. Preis 18,40 Mk. 

Das grosse schweizerische Standart-Werk ist darum besonders 
wertvoll, weil es neben der deutschen auch die österreichische, schweize¬ 
rische und französische Arbeiter- und die private Unfallversicherung be¬ 
rücksichtigt und die Entscheidungen nebeneinander stellt. 

Der vorliegende Schlussband behandelt „Unfallerkrankungen und 
Unfalltodesfälle“. 


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Den Orthopäden interessieren besonders die Abschnitte über chirur¬ 
gische Tuberkulose und über Erkrankungen der Bewegungsorgane. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

Krüppelfürsorge. 

85) Einarmfibel. Ein Lehr-, Lese - und Bilderbuch für Ein¬ 

armer. Von E. v. K u n s s b e r g und den Lehrern der Heidelberger 

Einarmschule. G. Braunscher Verlag, Karlsruhe 1915. Preis 1 Mk. 

Das interessante Heft ist geschrieben auf Grund der Erfahrungen, 
welche an der Heidelberger Einarmschuie gesammelt wurden. Durch 
Wort und Bild will es die Einarmer überzeugen, dass sie viel, ja alles zu 
leisten vermögen. Verf., Jurist seines Zeichens, hat die Leitung der 
Schule mit grosser Begeisterung übernommen, er hat,des Beispiels wegen 
auf den Gebrauch des rechten Armes selber verzichtet. 

Die Schrift, mit Unterstützung des Badischen Landesausschusses für 
Kriegsinvalidenfürsorge herausgegeben, ist geeignet, viel Gutes zu wirken. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

86) H. Würtz (Berlin). Der Wille siegt. Ein pädagogisch-kultureller 

Beitrag zur Kriegskrüppelfürsorge. Verlag Otto Elsner, Berlin 1915. 

Um den Kriegskrüppeln alle Zweifel an der Möglichkeit ihrer Neu¬ 
ertüchtigung zu nehmen, lässt Verf., der verdienstvolle Erziehungs¬ 
direktor des Berliner Krüppelheims, eine Reihe von Friedens* und Kriegs¬ 
krüppeln, die sich zur Selbständigkeit durchgerungen haben, ihre Lebens¬ 
geschichte erzählen. Zahlreiche Bilder erläutern diese Berichte und auch 
den zweiten Teil der Schrift, welcher die Kriegsinvalidenfürsorge zum 
Gegenstand hat. V u 1 p i u s - Heidelberg. 

Kriegsorthopädie. 

87) L. Dreyer (Breslau). Anleitung für die kriegschirur¬ 

gische Tätigkeit. Mit 132 Abbildungen. Berlin, Verlag 

S. Karger. 1916. Preis gebd. M. 6.20. 

Was hier auf knapp 10 Druckbogen geschildert und empfohlen wird, 
ist von ganz ausserordentlichem Wert für jeden Arzt, der mit der Kriegs¬ 
chirurgie noch nicht vertraut ist. Den Ausführungen liegen einmal die An¬ 
schauungen einer kriegschirurgischen Autorität, des Geheimrat K ü 11 n e r , 
zugrunde, dann aber auch gründliche Erfahrungen des Verfassers im 
Balkan- und im jetzigen Krieg. Wer, wie Verfasser, im Operationsgebiet, 
in der Etappe und in der Heimat kriegschirurgisch zu arbeiten Gelegen¬ 
heit gehabt hat, vermag die gesamten Bedingungen dieser Tätigkeit richtig 
zu überschauen und zu beurteilen und danach sein Handeln zweckmässig 
einzurichten. Und gerade darum kann das Studium des vorzüglich klar 
geschriebenen Buches nicht dringlich genug empfohlen werden. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

88) H. Spitzy und A. Hartwlgh (Wien). Orthopädische Behand¬ 

lung Kriegsverwundeter. Mit 144 Abb. Berlin—Wien, 

Urban & Schwarzenberg. 1915. 214 S. 7 Mk. 

Die von Spitzy geschaffenen Einrichtungen, orthopädisches Reserve¬ 
spital und Invalidenschule, sind das erste und grösste derartige Institut 
aller kriegführenden Staaten und eine der ersten Arbeitsstätten deutscher 

Zentralblatt ftlr Orthopädie Bd. 10, H. 1. 3 

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Orthopädie. Das kleine, vorzüglich ausgestattete Buch gibt die Er¬ 
fahrungen wieder, welche Verf. in ärztlicher wie organisatorischer Hin¬ 
sicht während des ersten Halbjahres zu sammeln Gelegenheit hatte. 

Der erste kurze Abschnitt befasst sich mit der „Orthopädie im Feld'*, 
mit der fachärztlichen Behandlung unverwundeter Mannschaft (Plattfuss, 
Fussgeschwulst, Dertorsion etc.) und mit den Transportverbänden. Es 
folgt der Hauptteil „Der Orthopäde im Hinterland“ mit einem allgemeinen 
und einem speziellen Abschnitt. Die letzten Kapitel gelten den „Ampu- 
tationsstümpfen und Immediatprothesen“-sowie der Einrichtung der „Inva¬ 
lidenschulen“. Ueberall Selbsterlebtes und -Qelerntes in prägnanter, er¬ 
frischender Wiedergabe. Die Schrift ist ein wertvoller Niederschlag 
reicher Erfahrungen, aus denen Nutzen ziehen zu dürfen Aerzte wie Ver¬ 
wundete dem Verf. danken werden. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

89) Lebsche (München). Kriegschirurgische Beiträge. 

(D. Militärärztl. Zschr. 1915. H. 13/14. S. 233—241.) 

Verf. schildert seine Erfahrungen auf einem unter ungünstigen äusse¬ 
ren Verhältnissen eingerichteten Hauptverbandplatz. Günstig spricht er 
sich über Mastisol, Jodtinktur und bes. Perubalsam zur Verhütung der 
sekundären Wundinfektion aus. Unter den Verwundungen fallen mit einem 
besonders hohen Prozentsatz (29.1 °/ 0 ) die Hand- und Fingerverletzungen 
auf. Extremitätenverletzungen mit Frakturen kamen in 23,6 °/ 0 der Fälle 
vor. Schussfrakturen wurden in der üblichen Weise meist geschient. Der 
gefensterte Gipsverband, der bei der nötigen Zeit an der unteren Extre¬ 
mität viel angewendet wurde, wurde an der oberen „als unzweckmässig 
vermieden“. (Dem gegenüber muss Ref. betonen, dass sich ihm bei reich¬ 
lichem Material im Feldlazarett der gefensterte Gipsverband, — insbe¬ 
sondere als Transportverband — gerade an der oberen Extremität und 
hier besonders bei den hochsitzenden Oberarmfrakturen, auch mit aus¬ 
gedehnten Weichteilwunden, ausgezeichnet bewährt hat. Ref. konnte 
sich bei einer ganzen Reihe von Fällen Monate später davon überzeugen, 
dass der gefensterte Gipsverband seinen Zweck sehr gut erfüllt hat. Aller¬ 
dings muss er in der nötigen Zeit kunstgerecht angelegt werden. Auf 
dem Hauptverbandplatz wird es allerdings an der nötigen Zeit meist 
fehlen.) N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

90) R. Klapp. U eber physiologische Entfernung von 

Knochensplittern und Sequestern bei Knochen¬ 
schüssen. (M. m. W. 1915. Nr. 49.) 

Die Granulationen bilden einen wirksamen Schutz für die Gewebe; 
man soll sie daher bei der Entfernung von Splittern und Sequestern mög¬ 
lichst wenig verletzen oder sie gar ausschaben. Bei dieser schonenden 
Behandlung sieht man oft jede örtliche Entzündung, Fieber und Nekrosen¬ 
rezidiv ausbleiben. M. K. 

91) Morton. The treatment of wound infections by anti- 

s e p t i c s. (Brit. med. Journ. 27. XI. 15, p. 778.) 

Verf. widerspticht der sehr bekannt gewordenen Ansicht des eng¬ 
lischen Chirurgen Almroth Wright, dass septische Wunden nur mit 
aseptischen Mitteln und mit mechanischer Reinigung (Irrigation) zu behan¬ 
deln seien und teilt seine eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet mit, sowie 


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C a r r e 1 s Versuche in französischen Spitälern, der durch Anwendung 
von ziemlich starken antiseptischen Lösungen im lebenden Gewebe bei 
septischen Wunden lebensrettende Resultate erzielen konnte. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

92) Nelson. Open — air treatment for wounds. (Brit. med. 

Journ. 28. VIII. 15, p. 324.) 

Verf. beschreibt eine offene, teilweise schliessbare transportable 
Baracke, wie sie an englischen Militärspitälern mit Erfolg bei eiternden 
Wunden gebraucht wird. Diese Freiluftbehandlung lässt die Eiterungen 
viel schneller zum Stillstand kommen, als irgend welche Methoden mit 
Verbandgebrauch. Spitzer-Manhold, Zürich. 

93) Willock. A Staging to facilitate drainage and cönti- 

nuous irrigation. (Brit. med. Journ. 10. VII. 15, p. 47.) 
Beschreibung einer Vorrichtung für ständige Bespülung irgend einer 
Wunde oder permanente Drainage mit fortwährendem Abfliessen des 
Eiters in einen Rezipienten, der in einem Rahmen befestigt und mit einem 
Abflusshahn versehen ist. Die Matratze wird an der Stelle des Appa¬ 
rates ausgeschnitten. Die Vorrichtung hat sich in vielen Fällen bewährt. 

' Spitzer-Manhold, Zürich. 

94) v. Redwitz. Zur Behandlung der Kriegsverletzungen 

des Oberarms. (M. m. W. 1915. Nr. 41.) 

Verf. betont die Wichtigkeit, die orthopädischen Gesichtspunkte schon 
bei der Wundbehandlung zu berücksichtigen. Er empfiehlt die Christen- 
sche Schiene und lässt sie auch bettlägerige Patienten tragen. Neben 
den sonstigen Vorteilen ist die verhältnismässig geringe Atrophie des 
Deltoideus hervorzuheben. Auch bei Plexusverletzungen wurde sie mit 
Erfolg angewandt. M. K. 

95) Holmes. Spinal injuries of warfare. (Brit. med. Journ. 

27. XI. 15, p. 769.) 

Verf. teilt die Kriegsverletzungen des Rückenmarkes in direkte und 
indirekte ein, Erschütterungen und Sekundärveränderungen. 

Die Strukturläsionen des Rückenmarkes sind selten scharf begrenzt 
und können nicht mit dem Bild bei Laboratoriumsexperimenten verglichen 
werden. Die Höhe der Verletzung nach den klinischen Symptomen zu be¬ 
stimmen, hat sich als ganz fehlerhaft erwiesen, da die grösste Schädigung 
meist in gr-nz anderer Höhe sitzt. Später entstehende Sekundärverände¬ 
rungen im Rückenmark können die klinischen Symptome total ändern. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

96) G. Fedor Haenlsch (Hamburg). „DumdumartigeKonstruktion 

der englischen Infanteriegeschosse und ihre 
Wirkung im Röntgennachwei s.“ (Fortschr. auf dem 
Gebiet d. Röntgenstr. Bd. XXIII. H. 1. S. 31—38. Mit 1 Tafel und 
10 Textbildern.) 

Die „Dumdumfrage“ ist von berufener und unberufener Seite oft be¬ 
handelt worden. Es ist nun besonders begrüssenswert, dass H. vom 
Standpunkt des Röntgenologen aus die Frage: Dumdum und englisches 
Infanteriegeschoss untersucht. Den Engländern gebührt ja das traurige 
Verdienst, als erste — allerdings angeblich nur für den Kampf gegen wilde 
Völkerschaften — Dumdumgeschosse fabrikmässig hergestellt zu haben. 


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Der Vorwurf, solche Geschosse auch im jetzigen Kriege zu verwenden, 
wurde gleich in der ersten Kriegszeit erhoben und es entspann sich 
darüber manche Debatte und zeitweise entstand eine förmliche „Dumdum¬ 
literatur“. 

* H. stellt nun folgendes einwandfrei fest: Das englische Infanterie¬ 
geschoss ist ein Mantelgeschoss mit geteiltem Kern, einem hinteren, schwe¬ 
reren, aber weicherem Bleiteil und einem vorderen leichteren, aber härte¬ 
ren Aluminiumteil. Der Mantel ist an der Spitze besonders dünn. Am 
englischen Gewehr ist nun eine Vorrichtung, der bekannte „Zigarren¬ 
abschneider“ angebracht, mittels deren das Abknipsen der Geschoss¬ 
spitze ohne Reformierung des Geschosses leicht und schnell bewerkstelligt 
werden kann. 

Ausserdem ist durch die eigenartige Konstruktion des engl. Infan¬ 
teriegeschosses an sich schon das Prinzip des Dumdum — die Austritts¬ 
möglichkeit des Bleikerns — erreicht. Der dünne Mantel soll offenbar dem 
schweren Bleikern das Zerreissen des Mantels an der Kerngrenze er¬ 
leichtern. Nicht jedes englische Geschoss muss Dumdumwirkung haben, 
aber jedes solches Geschoss kann, auch ohne Vorbereitung 
zum Dumdum werden. Und fest steht jedenfalls, dass bei keinem andern 
Geschoss ein regulärer Treffer (nicht etwa Querschläger!) derartig 
wüste Knochenzertrümmerungen wie beim englischen Infanteriegeschoss, 
das beim Aufschlagen auf den Knochen in den meisten Fällen in typischer 
Weise zerbirst. (Ref. darf in diesem Zusammenhang vielleicht darauf 
hinweisen, dass die Anwendung von „Dumdumgeschossen“ keine Völker¬ 
rechtsverletzung“ ist. Die letzte Revision der Genfer Konvention in 
Petersburg hatte ein ausdrückliches Verbot abgelehnt. Man war nur 
„stillschweigend übereingekommen“, das Dumdum nur im Kampfe gegen 
„wilde“ Völkerschaften zu benutzen.) 

N a t z 1 e r - Mülheim (Ruhr). 

97) H. Kloiber. Zwei neue Transportschienen. (M. m. W. 

1915. Nr. 48.) 

Die Schiene hat 4 Teile, das Fuss-, Unterschenkel-, Oberschenkel- 
und B'eckenstück, die letzten drei bestehen aus einer verzinkten Eisen¬ 
leiste, der ein rechtwinklig gebogener Zinkdrahtbügel fest aufgelötet ist, 
das Fussstiick hat eine verstellbare Platte, die einfach durch Umbiegen 
dem Fusse angepasst wird. Die* Schiene ist verstellbar und daher für 
jede Grösse brauchbar. Sie ist zusammenlegbar und nimmt dann nur 
einen Flächenraum von 40 : 50 cm ein, das Gewicht ist etwas weniger 
als 1 Kilo. Nach den gleichen Grundsätzen wurde auch eine Schiene für 
die obere Extremität konstruiert. M. K. 

98) O. Witzei. Die Erhaltung der verwundeten Hand. (M. 

m. W. 1915. Nr. 49.) 

Trotz der grossen Leistungsfähigkeit der Prothesen soll so viel als 
iigend möglich erhalten werden. Auch aus kümmerlichen Resten mit star¬ 
ken Narbenverziehungen lässt sich durch geschickte Plastik noch viel 
Gebrauchsfähiges gewinnen. Alles, was auch nur Lebensfähigkeit er¬ 
hoffen lässt, soll zunächst belassen werden. Die Hauptsorge ist bei der 
ersten Behandlung die Verhütung der Phlegmone, darum ist breite Offen¬ 
haltung der Wunde unbedingt notwendig. Bei jedem Verbandwechsel 


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sollen aktive Bewegungen gemacht werden, am besten im Handbade. 
Der Narbenschluss soll sich vollziehen, während stets die Bewegungen 
geübt werden. Zur Förderung der Heilung hat sich die künstliche Höhen¬ 
sonne bewährt. Das Brisement forcö ist durchaus zu widerraten, dagegen 
ist der elastische Zug sehr zu empfehlen. Nach erfolgter Vernarbung 
kommen Wärmekasten, Massage und besonders Diathermie und Mediko- 
mechanik in Betracht. Schliesslich sind operative Korrekturen zu er¬ 
wägen. M. K. 

99) A. Baginsky (Trier). Die Behandlung der Extremitäten¬ 

frakturen bei Kriegsverletzten. Mit 16 Textabb. 

Stuttgart,'Verlag F. Enke. 1915. Preis 1,60 Mk. 

Verf. schildert die von Prof. v. Baeyer geübte Behandlung der 
Schussbrüche im Reservelazarett. Der Oipsverband gilt fast nur als 
Transportverband. Allgemein verwendet wird dagegen der Extensions¬ 
verband, dessen Gestaltung bei den verschiedenen Brüchen mit Wort und 
Bild geschildert wird. Es wird auf Erhaltung der Beweglichkeit der Nach¬ 
bargelenke das grösste Gewicht gelegt. 

V u 1 p i u s - Heidelberg. 

100) Groth (Feldlaz. 10. 5. A. K.). Die Versorgung der Ober¬ 

schenkelschussbrüche. (D. Militärärztl. Zschr. 1915. 

H. 9/10. S. 161—163.) 

Die „ideale Behandlung“ (Extension bei Semiflexion im Kniegelenk! 
ist im Felde nicht durchführbar. Deshalb möglichst frühzeitige Ueber- 
führung derartig Verletzter in feste Lazarette. Die Aufgabe als Transport- 
verband erfüllt am besten der zirkuläre Gipsverband. Zur Vermeidung 
eventueller Nachteile (zeitraubend, Materialverbrauch, Verdeckung der 
Wunde) wird der seitliche Gipsschienenverband nach Kor sch empfohlen: 
Der Verband (Gipslanguetten von %—m Länge) beginnt unterhalb des 
inneren Knöchels, umfasst steigbügelartig den Fuss und geht an dem 
leicht gebeugten Knie seitlich vorbei bis über den Rippenrand hinauf. Am 
Rumpf wird er breiter angelegt. Anlegung in Narkose, unter starker 
Extension und möglichster Einrichtung des. Bruches in der Regel im 
Feldlazarett. Zum Transport dahin vom Verbandplatz aus werden — 
unter Ablehnung der V o 1 k m a n n sehen und Strohmatten-Schienung, die 
Franz sehe, C r a m e r sehe oder ähnliche Schienen empfohlen. 

N a t z 1 e r-Mülheim (Ruhr) 

101) H. Rummel. Zur Frage der Versorgung der Ober¬ 

schenkelschussbrüche im Felde. (M. m. W. 1915. 

Nr. 48.) 

Für die erste Versorgung ist zur Verhütung der Infektion die Immo¬ 
bilisation das wichtigste. Der gefensterte Gipsverband ist bei reger Ge¬ 
fechtstätigkeit wegen des grossen Zeitaufwandes meist nicht durchführ¬ 
bar, in diesen Fällen ist auf dem Hauptverbandplatz der Schienenverband 
die Methode der Wahl. Verf. verwendet dazu eine Improvisation aus 
3 Cramerschienen, die sich als Planum inclinatum Zusammenlegen lassen 
und gleichzeitig Fixation und Extension ermöglichen. M. K. 

102) G. Frank. Vorschlag zur Behandlung der Schuss¬ 

frakturen im Felde. (B. kl. W. 1915. Nr. 38.) 

Wo nicht wenige Kilometer hinter der Front ein stabiles Lazarett 
ist, ist sorgfältigste Fixation von grösster Wichtigkeit. Verf. zeigt an einer 


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Reihe von Abbildungen, wie er mit einfachsten Mitteln Brückenverbände 
herstellt, die diesem Zweck entsprechen, zugleich eine Extension ermög¬ 
lichen, und mit denen die Verwundeten schmerzlos weiter befördert wer¬ 
den können. M. K. 


Mitteilungen. 

Die Deutsche Vereinigung für Krüppelfürsorge E. V. 

gibt sich die Ehre, zu einer 

ausserordentlichen Tagung 

am 7. Februar 1916, vormittags 10 Uhr 

im Plenarsitzungsaale des Reichstagsgebäudes in Berlin 
ganz ergebenst einzuladen. 

Vorläufige Vortragsfolge: 

1. Wirkl. Qeh. Ober-Med.-Rat Prof. Dr. D i e t r i c h - Berlin: Eröffnungs¬ 
ansprache. 

2. Professor Dr. K. B i e s a 1 s k i - Berlin: Ein Jahr Kriegskrüppelfür¬ 
sorge mit besonderer Berücksichtigung der ärztlichen Tätigkeit. 

3. Generalarzt Dr. S c h u 11 z e n - Berlin: Die stationären und ambu¬ 
lanten Fürsorgeeinrichtungen für Kriegsbeschädigte in Deutschland. 

4. Oberstabsarzt Prof. Dr. Spitzy-Wien: Die Anordnung und Orga¬ 
nisation des Wiener orthopädischen Spitals und der Invalidenschule. 

5. Pastor H o p p e - Nowawes: Die Friedenskrüppelheime als Grund¬ 
lage für die gleichartige Fürsorge der Kriegsverletzten. 

6. Professor R i e d i n g e r - Würzburg: Die Werkstätte als Heilmittel, 
Vorbereitung und Ausbildung. 

7. Uebungsschulen für Hirnverletzte. Zum Referat ist aufgefordert: Prof. 
Goldstein - Frankfurt a. M. 

(S. Erziehungsdirektor W ii r t z - Zehlendorf: Handübungsschulen. 

9. Gewerbeschullehrer Schlosser - Halle und Prof. Dr. -Koepert- 
Dresden: a) Einarmer in der Schule, insbesondere das Schreiben mit 
der linken Hand. — b) Bedeutung einarmiger Lehrmeister für Ein- 
armigenschulen. 

10. Ministerialdirektor Dr. D ö n h o ff - Berlin: Fortbildungsschule und 
Gewerbeschule im Dienst der Kriegskrüppelfürsorge (Baugewerbe¬ 
schule). 

11. Landesökonomierat M e y e r - B o d e - Nürnberg: Die landwirtschaft¬ 
liche Ausbildung. 

12. Kommerzienrat K r a i s s - Stuttgart: Die geeignetsten Ausbildungs¬ 
verfahren für die verschiedenen Erwerbsmöglichkeiten der einzelnen 
Verletzungen 

13. Zeicheninspektor M ö h r i n g - Nürnberg: Lazarett, Erwerbsschule 
und Berufsberatung als organisches Ganze. 

14. Architekt Professor Hugo E b e r h a r d t - Offenbach: Die Bedeu¬ 
tung der Qualitätsarbeit für die Beschäftigung und den gewerblichen 
Unterricht. (Heimatkunst, Volkskunst, Heimarbeit.) 


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Für die Aussprache gemeldet: 

Zu 2—4: Ihre Exzellenz Freifrau von Bissing: Die Notwendigkeit 
einer Lazarettfürsorge zur Ausführung der Familienfürsorge. 

Zu 9: Sanitätsrat Schanz: Arbeitsstellen für Einarmige. 


Einladung 

zu einer 

ausserordentlichen Tagung 

der 

Deutschen Orthopädischen Gesellschaft 

am 8. und 9. Februar 1916 im Plenarsitzungssaale des Reichstagsgebäudes 

in Berlin. 

In Anbetracht der Wichtigkeit der unten aufgeführten Themata für 
die Behandlung der Kriegsbeschädigten soll im Anschluss an die ausser¬ 
ordentliche Tagung der Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge E. V. 
(am 7. Februar) auch eine ausserordentliche Tagung der Deutschen ortho¬ 
pädischen Gesellschaft stattfinden, weil beide Gesellschaften in ihren Be¬ 
strebungen sehr viel Berührungspunkte haben, z. B. im orthopädischen 
Lazarett und in der Invalidenschule. 

Für die Tagung der Deutschen orthopädischen Gesellschaft sind 
3 Sitzungen vorgesehen: 

am Dienstag den 8. Februar, vormittags von 10—1 Uhr, 

nachmittags „ 2—5 „ 

am Mittwoch den 9. Februar, vormittags „ 9—1 „ 

Am Dienstag vormittags soll verhandelt werden über die 
Prothesenfrage, nachmittags über die Behandlung der 
Nervenverletzungen, am Mittwoch vormittags über 
deform geheilte Oberschenkelfrakturen und über 
Kontrakturen der Ankylosen. Themata haben folgende Herren 
übernommen: 

A. Zur Frage der Prothesen. 

Allgemeine wichtige Regeln für den Ersatz fehlender Glied¬ 
massen und besondere Richtlinien für den Aufbau künstlicher 
Beine und Füsse. G o c h t - Berlin. 

Kunstarm. Allgemeines und Besonderes. B i e s a 1 s k i - Berlin. 

Kinetische Armprothesen. Sauerbruch -Zürich. 

Welche Anforderungen sind an einen Sonntagsarm zu stellen? 
F. Lange- München. 

Behelfsprothesen. S p i t z y - Wien, Hoeftman - Königsberg. 

Stumpfbildung, Stumpfbehandlung und Reamputation. W u li¬ 
ste i n - Bochum. 

Normalisierungstypen für Prothesen. Exzellenz E x n e r - Wien. 

Leitende Gesichtspunkte für Prothesenbeschaffung und ihre Or¬ 
ganisation. V u 1 p i u s - Heidelberg. 

B. Zur Frage der Nervenverletzungen. 

Ueber die Regeneration der Nerven und ein neues Verfahren zur 
Vereinigung getrennter Nerven. E d i n g e r - Frankfurt. 


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Die Schussverletzungen der peripheren Nerven und ihre Behand¬ 
lung. 'Foerster, Stoffel, Kramer, Heile. 

C. 1. Zur Frage der deform geheilten Oberschenkelfrakturen ein¬ 
schliesslich der primären Behandlung vom orthopädischen 
Standpunkt. Ansinn, Schede, Hohmann. 

2. Behandlung der Kontrakturen und Ankylosen. Die nicht 
operative Behandlung. Hoeftman - Königsberg. Die 
operative Behandlung (Unblutiges Redressement, Weichteil¬ 
operationen, Knochenoperationen). F. Lange- München. 
Fettumscheidung. S p i t z y - Wien. 

3. Ueber die sekundären (physische u. a.) Funktionsstörungen 
nach Schussverletzungen peripherer Nerven. Goldstein- 
Frankfurt a. M. 

Die Mitglieder der Gesellschaft werden gebeten, sich an diesen 
Themen mit zahlreichen Beiträgen als Diskussionsvorträge zu beteiligen, 
um diese wichtigen Fragen möglichst von verschiedenen Seiten zu be¬ 
leuchten. Ueber andere als die obigen Themata soll auf dieser Tagung 
nicht gesprochen werden. 

Die Dauer eines Vortrages darf 15 Minuten, einer Diskussionsbemer¬ 
kung 5 Minuten nicht überschreiten. Ausnahmen nur -nach Verabredungen 
mit dem Vorsitzenden. Anmeldungen zu Vorträgen und zur Diskussions¬ 
beteiligung müssen bis zum 25. Januar 1916 beim Vorsitzenden einge¬ 
laufen sein. 

Die Reihenfolge der Vorträge wird nur nach rein sachlichen und 
praktischen Gesichtspunkten aufgestellt. Die definitive Tagesordnung wird 
kurz vor dem 8. Februar, voraussichtlich am 7. Februar, während der 
Tagung der Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge herausgegeben 
werden. 

Der Redner ist verpflichtet, das Manuskript unmittelbar nach dem 
Vortrag druckfertig an den Schriftführer abzugeben. Ist er nicht im Be¬ 
sitze eines Manuskriptes, so kann er dieses bis 8 Tage nach dem Kongress 
einreichen. Bis dahin gilt das Stenogramm. Ist ein Manuskript innerhalb 
der 8 Tage nach dem Kongress nicht eingelaufen, so hat der Schriftführer 
das Recht, den Vortrag nach dem Stenogramm zu veröffentlichen, ebenso 
wie er berechtigt ist, Vorträge oder Diskussionsbemerkungen, deren Kor¬ 
rekturen zu dem von ihm angesetzten Termin nicht eingegangen sind, 
selbst zu korrigieren und in den Druck zu geben, nötigenfalls ohne etwaige 
Abbildungen, wenn diese nicht rechtzeitig geliefert sind. 

Alle Mitglieder sind zu der Tagung der Deutschen Vereinigung für 
Krüppelfürsorge am 7. Februar eingeladen. 

Frankfurt a. M., Dezember 1915. 

Schumanastr. 11. K. Ludloff, 

Vorsitzender für das Jahr 1915. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Prof. Dr. Wollenberg in Berlin, oder an die Verlagsbuch¬ 
handlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, einsenden. 


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Band X 


Heft 2 


Febr uar 1916. 

Bericht über die Versammlung des Niederländischen 
orthopädischen Vereins. 

30. Mai 1915. 

Erstattet von 

TILANUS-Amsterdam. 

Alvares Correa berichtet über Schulter-Arthrodese bei 
Deltoideuslähmung mit Demonstration eines 7%jährigen Patien¬ 
ten. Die Operation wurde nach der von V u 1 p i u s angegebenen Methode 
ausgeführt. Nach der Verbandabnahme, 3 Monate nach der Operation, 
hat der Patient seinen operierten Oberarm gebrochen durch einen Fall. 
Dies hat das Resultat etwas beeinträchtigt. Er kann aber den Arm 80^ 
vorwärts und seitwärts aufheben, und 30° nach hinten bewegen. Redner 
meint mit V u 1 p i u s , dass 8 Jahre das richtige Alter ist, um zu operieren. 

Jansen (Disk.) hat gefunden, dass in 80 °/ 0 der Fälle der Silberdfaht 
mit der Zeit ausstösst; er verwendet deshalb Seide. Bei Mädchen soll 
man den Arm etwas mehr auswärts drehen als bei Knaben, damit sie gut 
selbst die Haare ordnen können. 

Alvares Correa: Qipsschienen bei Genua Valga. Man 
behandelt leichte Fälle exspektativ, höchstens mit schiefen Absätzen, 
Phosphorlebertran etc.; in schweren Fällen werden vom zweiten bis zum 
siebenten Jahre adressierende Gipsverbände angewandt. Über diesem 
Alter, namentlich bei Genua Valga adolescentium ist die Osteotomie die 
beste Behandlungsweise. Bei den leichteren Fällen wendet Redner Gips¬ 
schienen an, worin der Fuss in starker Supination fixiert wird durch eine 
Flanellbinde. Ober- und Unterschenkel werden auch mittels Flanellbinden 
angewickelt, während das Knie mit einer „Ideal“-Binde fest gegen die 
Schiene gezogen wird. 

Laan (Disk.) sieht in einem Winkel von weniger als 170° eine Indi¬ 
kation zur Osteotomie oder zum Redressement in Narkose. Ist der Winkel 
über 175°, dann kann man abwarten. Ist der Winkel zwischen 170° und 
175°, dann soll man bei Kindern aus den untersten Klassen der Gesell¬ 
schaft eingreifen, bei besser bemittelten nicht. 

Van Assen folgt einer Methode, die von Korteweg stammt. Kann 
man manuell die Malleolen bei gestreckten Knieen ohne Narkose gegenein¬ 
ander drücken, dann ist Naturheilung wahrscheinlich. Sonst soll man ein¬ 
greifen (Bügel, Redressement, Osteotomie). Er sah die meisten Fälle 
spontan genesen. 

Jansen benutzt Gipsschienen ohne Fussteil. 

Haringa hat vielen Nutzen von den Schanz sehen Nachtschienen 
gesehen. 

Tilanus. Amputatio brachii congenita. Vortr. stellt 
zwei Patienten mit angeborener Vorderarmamputation vor. Im einen Fall 
sieht man am Ende des Amputationsstumpfes vier kleine Auswüchse, die 
als Finger-rudimente imponieren; auf einem derselben ist ein hartes Stück¬ 
chen zu fühlen, wie ein kleiner Nagel. Hier würde man an eine Ab¬ 
schnürung denken, die nicht vollkommen gewesen ist, aber die Entwick¬ 
lung bis zum Äussersten gehemmt hat. 

Im zweiten Fall liegt eine sehr defekte Hand vor; hier bestehen ausser- 

Zentralblatt fUr Orthopädie Bd. 10, H. 2. 4 

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dem ektrodaktylische Defekte an den Füssen, so dass man hier wohl einen 
Entwicklungshelfer annehmen muss, oder es müssten mehrere Stränge ge¬ 
drückt haben. 

Jansen (Disk.) betont, dass man, wenn keine Narbe Vorhanden ist, 
doch keine Abschnürung durch Amnionstränge annehmen soll. 

Tilanus. Knie-Arthrodese. Vortr. stellt einen 14jährig. Knaben 
vor, der hochgradiges Qenu recurvatum hat, nach einer in sehr jungem 
Alter ausgeführten Arthrodese des Kniegelenkes wegen Kinderlähmung. Die 
Osteotomie des Femur wird geweigert. 

Tilanus. Paralytische Skoliose. Redn. stellt einen Knaben mit 
paralytischer Skoliose nach Kinderlähmung vor und gibt eine Übersicht 
über die Theorieen der homonymen und heteronymen Skoliose. 

Van Assen. Pendelapparat für Finger-Abduktion. Der 
Apparat wird durch eine der Nürnbergerschere ähnliche Einrichtung be¬ 
wegt, wodurch die Finger gespreizt und adduziert werden. 


A. Allgemeine Orthopädie. 

Orthopäd. Chirurg. Lehrbücher. 

1) Lange & Spitzy. Chirurgie und Orthopädie im Kindes¬ 
alter. 2. Auflage. Mit 25 Tafeln und 258 Textbildern. Leipzig 
1915. F. C. W. Vogel. Preis 20 Mark. 

Das Buch ist vervollständigt worden, wo dies nach 3 Jahren wün¬ 
schenswert schien. Es ist textlich so gestaltet worden, dass es, obwohl 
dem Pfaundler-Schlossmann sehen Handbuch der Kinderheil¬ 
kunde angehörend, doch durchaus selbständig ist. Textliche und illustra¬ 
tive Ausstattung des für den praktischen Arzt geschriebenen Buches ist 
mustergültig. V u 1 p i u s , Heidelberg. 

2) O. Zuckerhandl-Wien. Atlas und Grundriss der chirurgi¬ 
schen Operationslehre. 5. vermehrte und verbesserte Auf¬ 
lage mit 45 Tafeln und 403 Abbildungen im Text. München 1915. 
Lehmanns Verlag. Preis 14 Mark. 

Die neueste Auflage der vorzüglichen Operationslehre weist ein 
halbes Hundert neuer Abbildungen auf. Von neu aufgenommenen Opera¬ 
tionen seien genannt: Arthrolyse und Arthrodese, Transplantation von 
Gelenken, Balkenstich, Dekompressionstrepanation, Freilegung des N. lin- 
gualis, mentalis, mandibularis, Eingriffe am Darm, an den Harnorganen. 

Es bedarf keines weiteren Lobes, um dem fest eingebürgerten Buch 
eine . sichere Zukunft des Erfolges vorherzusagen. 

V u 1 p i u s, Heidelberg. 

3) De Quervain. Spezielle chirurgische Diagnostik für 
Studierende und Ärzte. 5. vervollständigte Auflage. Leip¬ 
zig 1915. F. C. W. Vogel. Preis 20 Mk. 

Das einzige ausführliche Lehrbuch der chirurgischen Diagnostik in 
deutscher Sprache hat sich in der verhältnismässig kurzen Zeit seines 


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Bestehens einen derartigen Kreis von Lesern und Lernenden erworben, 
•dass nunmehr bereits die fünfte Auflage notwendig wurde. Die Zahl der 
"Seiten ist in dieser Zeit von 588 auf 796, die der Abbildungen von 245 auf 
604. gestiegen, ein, wenn auch äusserlicher, so doch drastischer Beweis 
dafür, dass die anfangs noch vorhandenen Lücken des Werkes ausgefüllt 
wurden, dass jeder wichtige Fortschritt der Diagnostik die gewissen¬ 
hafteste Berücksichtigung gefunden hat. 

Auch die orthopädische Diagnose ist gebührend bearbeitet worden, 
wie — um nur einige Kapitel herauszugreifen — die Lektüre der Wirbel¬ 
säulenverkrümmungen und -Versteifungen, der Hüftluxation, des Schief¬ 
halses lehrt. Die Darstellung ist klar und anschaulich, sie wird unter¬ 
stützt durch die sehr zahlreichen, gut gewählten und vorzüglich wieder¬ 
gegebenen Abbildungen, insonderheit auch der Röntgenbilder. 

Die Kriegschirurgie hat in der Neuauflage das zeitgemässe Interesse 
gefunden, und ich bin der Überzeugung, dass die Lektüre des Buches ge¬ 
rade heute so manchen jungen Arzt, der sich bisher niemals eingehender 
mit der Chirurgie befasst hatte und nun durch den Zwang des Krieges 
plötzlich zum Chirurgen werden musste, davor bewahren wird, die ge¬ 
schickte Handhabung des Messers für die wichtigste Aufgabe des Chirur¬ 
gen zu halten, sie wird ihm vielmehr zeigen, dass nur der erfahrene 
Diagnostiker auch ein guter Chirurg, zu sein vermag. 

Wollenberg, Berlin. 

Anatomie, Physiologie, Biologie. 

4) F. Kroh-Köln. Experimentelle Untersuchungen über 

freie Muskeltransplantation. Festschrift der «Akademie 

f. prakt. Medizin in Köln. 

Kr. experimentierte an der Rückenmuskulatur des Kaninchens und 
fand, dass neben der Degeneration auch Regeneration von Muskelfasern 
im Transplantat regelmässig einsetzt. Die neuen Fasern gehen aber eben¬ 
so regelmässig wieder zu Grunde, offenbar wegen ausbleibender Inner¬ 
vation. Könnte für letztere gesorgt werden, so bestände also die Mög¬ 
lichkeit, dass das Muskeltransplantat am Leben bliebe. 

V u 1 p i u s, Heidelberg. 

Physikalische Therapie. 

5) Rumpf. Erfahrung über die Nachbehandlung von Ver¬ 

wundeten und Unfallverletzten. (M. m. W. 1915. 

Nr. 50.) 

Die Heilerfolge beim „Therapeuticum“ des Frankfurter Städtischen 
Krankenhauses sind durchweg gute, sie wären aber noch besser, wenn die 
Fälle frühzeitiger in Behandlung kämen. Besonders viel leistete Massage, 
aktive und passive Übungen, während auf Apparatbehandlung oft verzich¬ 
tet werden konnte. Verf. schildert die Behandlungsmethode der einzelnen 
Verletzungen und der Amputationsstümpfe, der Nachbehandlung von Brust¬ 
schüssen durch Atemgymnastik und der Nervenverletzungen. Die funktio¬ 
neile Behandlung soll so früh wie möglich, wenn angängig, schon vor dem 
Abschluss der Wundbehandlung eingeleitet werden. M. K. 

4 * 


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6) Moser. Bewegungsapparat für aktive und passive 

Spreizung und Annäherung der Finger. (M. m. W. 

1915. Nr. 50. 

Der vom Verf. angegebene Apparat soll der Kräftigung der Mm. inter- 
ossei dienen durch Ab- und Adduktion der Finger. M. K. . 

7) Alsberg, A. Einfache Apparate zur Behandlung Kriegs¬ 

beschädigter. (D. m. W. Nr. 53. 1915.) 

Bei den Massenanforderungen, die jetzt gestellt werden, muss man 
sich statt der grossen, komplizierten Apparate einer grösseren Zahl ein- 
, facher und billiger Apparate bedienen; sehr zweckmässig sind die verbesser¬ 
ten Hee r m annschen Schaukelapparate. Ausserdem beschreibt Verf. 
einen Fingerübungapparat, der eine Walze mit beweglichem Schwerpunkt 
darstellt und auch die Dorsal- und Plantarflexion der grossen Zehe gestat¬ 
tet, ferner einen Faustschlussapparat, bei dem das Körpergewicht als be¬ 
wegende Kraft dient. Der Preis der Fingerrolle ist 20 Mk., der des Faust¬ 
schlussapparates 30 Mk. M. K. 

8) Wolfes. Medikomechanischer Turnapparat. (D. m. W. 

1915. Nr. 49.) 

Verf. hat von einem Tischler einen einfachen Apparat hersteilen 
lassen, dessen Unkosten nur ca. 20 M?rk betragen, und an dem ausser den 
Bewegungen für die einzelnen Fingergelenke und den Daumen und den 
Rotationsbewegungen der Schulter und des Fusses fast alle in Betracht 
kommenden Übungen ausgeführt werden können. Die Einzelheiten der 
Herstellung sind an einer Skizze erläutert. M. K. 

9) Qrace. A note on the electrical treatment of disabi- 

litles due to wounds. (Brit. med. Journ. 4. XII. 15, p. 812.) 

Der wohltuende und heilende Einfluss auf alle Beschwerden im Ge¬ 
folge von Wunden nach Behandlung mit dem elektrischen Strom ist wohl 
auf die vermehrte Blutzufuhr, kräftige Muskelkontraktion und 
dadurch rasches Durchjagen der ganzen Blutmenge durch alle Gewebe zu¬ 
rückzuführen. Verf. führt eigene Fälle an, in denen nach kurzer Behand¬ 
lung die besten Resultate erzielt wurden. Schmerzen und Steifheit lassen 
nach, erschlaffte Muskeln erhalten wieder ihre Elastizität und Funktions¬ 
fähigkeit, zerrissene Sehnen und Bänder heilen. Die Elektrizität kann an¬ 
gewendet werden im elektrischen Ofen,. im elektrischen Bad, als elek¬ 
trische Belichtung (Lampe von ca. 3000 Kerzen Kraft). Die Sitzungen 
dauern 10—20 Minuten. Der Strom kann gebraucht werden als faradischer 
(im B e r g o n i e apparat), als sinusoidaler (mit Lewis Jones schem 
Unterbrecher), als statischer Wellenstrom und als statischer induzierter. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Orthopädische Technik. 

10) K. Alexander. Apparate zur Verhütung und Behandlung 

der Spitzfussstellung und zur Extensionsbehand¬ 
lung der Unterschenkelfrakturen. (M. m. W. 1915. 

N. 47.) 

An einer Holzschiene, auf der das Bein in Semiflexion ruht, wird eine 
Vorrichtung angebracht, die einen Doppelzug ermöglicht, am vordereu 
Teil und am Fersenteil des Fusses. Der Patient kann den Fuss im Fuss- 


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gelenk gut bewegen, aber nicht auf längere Zeit in Spitzfussstellung brin¬ 
gen. Ein ähnlicher Apparat für Unterschenkelbrüche ermöglicht Ex!ten- 
sion und Qegenextension am Unterschenkel, ohne ein Gelenk ruhig zu 
stellen. M. K. 

11) W. Purrucker. Über Suspensionsbehandlung kompli¬ 

zierter Verletzungen der oberen Extremität, be¬ 
sonders des Humerus, mit Extensionsschiene. 

(M. m. W. 1915. Nr. 46.) 

Eine in der Mitte umgebogene Cramerschiene wird mit der Umbie¬ 
gungsstelle in die Achselhöhle geschoben, das obere, in der Ellenbogen¬ 
gegend leicht eingeknickte Blatt dient als Unterlage für Ober- und Vorder¬ 
arm, das untere Blatt wird am freien Ende nach oben gebogen und dient 
zur Befestigung der Oberarmextension. Die Schiene dient gleichzeitig zur 
Suspension und Extension. M. K. 

12) Goebel. Zur Mobilisierung versteifter kleiner Ge¬ 

lenke. (M. m. W. 1915. Nr. 47.) 

Ein 25—30 cm langes Stück der 6 cm breiten Stauungsbinde wird bis 
zur Hälfte in die der Fingerzahl entsprechende Zahl von Streifen gespalten, 
•die schmalen Streifenenden werden mittels Mastin- oder Paragummilösung 
auf dem Fingerrücken über die Fingerkuppe angeklebt, das breite Ende 
wird über dem Handgelenk am Vorderarm angeheftet. Die im Einzelfall 
erforderliche Zugstärke lässt sich leicht dosieren, ln ähnlicher Weise 
lässt sich der Gummibindenzug bei Spitzfussstellung verwenden. M. K. 

13) Bryan. An interrupted hammok-bed in the treat- 

ment of compound fractures of the hip and thigh. 

(Lancet 1. I. 16, p. 25.) 

Bei Behandlung infizierter Schussfrakturen ist die erste Bedingung 
Kühe und häufiger Verbandwechsel. Um beiden Anforderungen gerecht 
zu werden, konstruierte Verf. für Behandlung von Schusswunden an der 
unteren Extremität ein unterbrochenes Hängemattenbett aus einem Holz¬ 
rahmen und in verschiedenen Richtungen gespannten Flanellbinden be¬ 
stehend. Auch die hinten gelegenen Schusswunden können so nach Be¬ 
lieben oft verbunden werden, ohne dass der Kranke im Bett herumgewälzt 
werden muss und dadurch die Immobilisierung der Fragmente gestört wird. 

Spitzer -M anhold, Zürich. 

14) A. Schlesinger. Die Behandlung der Schussfrakturen 

des Oberarms und des Schultergelenks. (M. m. W. 

1915. Nr. 52.) 

Verf. empfiehlt den geiensterten Desaultschen Stärkeverband: 
das Bedenken, dass eine Reposition der Fragmente dabei unsicher ist, ist 
uur ein theoretisches und durch die Praxis widerlegt. M. K. 

15) Langemak. Eine einfache Handstützschiene. (M. m. W. 

1915. Nr. 47.) 

Ein 2 mm dicker Eisendraht wird zu einem Rechteck gebogen, das 
30 cm lang und handbreit ist; über die Mitte wird zirkulär ein 2 cm breiter 
Heftpflasterstreifen gewickelt. Die Hand wird in die hintere Hälfte der 
Schiene hinein- und unter dem Querstreifen aus der vorderen heraus- 
^eführt. M. K. 


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16 ) L. Oeisner. Neue einfache Gipsverbandtechnik'bet 

Behandlung der O b e r a r m s c h a f t b r ü c h e in Semi¬ 
flexionsstellung. (M. m. W. 1915. Nr. 51.) 

Verf. beschreibt eine Methode zur Retention der Oberarmschaft¬ 
brüche in der üblichen Stellung der Abduktion des Oberarms um ca. 90° 
bei rechtwinkliger Beugung des Unterarms. Sie hat den Vorteil der 
Fixierung in Semiflexionsstellung, vermeidet die Torsion des oberen 
Fragments und bindet den Kranken nicht ans Bett, hat aber den Nachteil, 
dass Zugwirkung und frühzeitige Bewegungsmöglichkeit fortfallen. 

M. K. 

1 7) Haberland. Zur Technik der Gipsbrückenverbände. 

(M. m. W. 1915. Nr. 51.) 

Eine aus 25—30 Lagen einer Gipsbinde hergestellte Longuette wird 
fest um ihre Längsachse gedreht und mit einer Gipsbinde umwickelt. Die 
beiden Enden der Longuette bleiben in einer Länge von 30 cm unauf¬ 
gedreht und werden auf die frisch bereiteten Gipsschienen oder den zirku¬ 
lären Gipsverband befestigt. Man erhält so nach wenigen Minuten eins 
ieste Gipsbrücke. M. K. 

18) F. Schultze. Der Fuss- und Zehenverband. (D. m. W. 

1915. Nr. 46.) 

Nach Einwicklung mit Trikot und Polsterung mit Filz wird der Gips¬ 
verband so angelegt, dass zunächst die Zehen frei bleiben. Dann wird am 
Dorsum pedis so viel Gips entfernt, dass die Grundgelenke sämtlicher Zehen 
sichtbar werden. Ein Zügel der Trikotbinde, den man nach der peripheren 
Seite überschiessen liess, wird jetzt im Sinne der Dorsalflexion angezogen 
und in Zirkeltouren um den Fuss gelegt, bis unter Zusatz einer Longuette 
die genügende Verbandstärke erreicht ist. Den Zehen wird je nach Lage 
des Falles eine mehr oder weniger starke Extensionsstellung gegeben. Der 
Verband ist bei Klumpfuss und Plattfuss indiziert. M. K. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

19) Gelinsky, E. Eine Modifikation der Klapp’schen Draht- 

schlingenextension am Calcaneus. Bemerkung zu der 

Veröffentlichung von Dr. Radlinski. (Zbl. f. Chir. Nr. 1. 1916.) 

Die Drahtschlingenextension am Calcaneus ist vor Klapp, in der¬ 
selben Weise, wie sie jetzt Radlinski angibt, von mir 1907 zum erstenmal 
angewandt worden. Prioritätsfrage! T h. N a e g e 1 i, Greifswald. 

20) G. Fischer. Zur Nachbehandlung von Kriegsverletzun¬ 

gen, besonders durch Sehnenplastiken. (M. m. W. 

1915. Nr. 51.) 

Verf. betont den Wert der Sehnenüberpflanzungen bei Muskellähmun¬ 
gen aller Art, er hält die Operation für aussichtsreicher als die Nerven¬ 
naht. Er schildert die Technik der Operation und zeigt an mehreren Ab¬ 
bildungen die günstigen Resultate. Verf. beschreibt ferner eineh Apparat, 
mit dem man auf unblutige Weise die Beweglichkeit von Gelenken, die in¬ 
folge von Narbenkontrakturen, Muskel- oder Sehnenverkürzungen versteift 
sind, ganz oder teilweise wiederherstellen kann. Im Anschluss an die 
Behandlung mit diesem Apparat ist sachgemässe Bewegungstherapie un¬ 
erlässlich. M. K. 


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21) Meyer, Leo. Über Sehnen und Sehnentransplanta¬ 

tion. (Monatsbl. f. Invaliden- u. Krüppelhilfe. 1915. H. 3.) 

ln allgemein verständlicher Form schildert Verf. das Wesen der 
Sehnenverpflanzung mit besonderer Berücksichtigung des von ihm studier¬ 
ten Gleitgewebes. 6 sehr instruktive Abbildungen zeigen den Gleitakt der 
Sehne und demonstrieren die Technik der Überführung einer Sehne in eine 
andere Sehnenscheide. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

22) Oehlecker. Gelenktransplantation. Ärztl. Verein in Ham¬ 

burg, 5. X. 1915. (D. m. W. 1915. Nr. 50.) 

Das Grundgelenk des rechten Zeigefingers war durch eine Schuss¬ 
verletzung zerstört. Nach ausgedehnter Resektion wird das Grundgelenk 
der zweiten Zehe mit einem Stück der Phalangen überpflanzt. Glatte Ein¬ 
heilung. Nach 6 Wochen kann das Grundgelenk schon um 40° aktiv be¬ 
wegt werden. M. K. 

Amputationen und Prothesen. 

23) Sick. Veränderungen an knöchernen Amputations¬ 

stümpfen. Ärztlicher Verein in Hamburg, 5. X. 1915. (D. m. W. 

1915. Nr. 50.) 

Es handelt sich immer um atrophische Zustände infolge von 
Resorption der Knochensubstanz. Die Markhöhle wird erweitert 
und die Compacta in einzelne Lamellen aufgelöst. Auch die Zahl 
und Stärke der Spongiosabälkchen vermindert sich. Die Ansatzstellen der 
Muskeln werden flacher und glatter. An der Absetzungsstelle bilden sich 
zentral gerichtete Knochenzacken. M. K. 

24) D. P. Janssen. Kriegschirurgisches über den Amputa¬ 

tionsstumpf. (M. m. W. 1915. Nr. 44 u. 45.) 

Verf. gibt ausführliche Anweisungen über die Behandlung des Ampu¬ 
tationsstumpfes, für die er folgende Leitsätze aufstellt: In den vorderen 
Sanitätsformationen kann wegen der Schwierigkeit der Asepsis die Ampu¬ 
tation nur ausnahmsweise den definitiven Eingriff darstellen; von plasti¬ 
schen Operationen ist Abstand zu nehmen, nur Resektionen von Nerven- 
Stämmen sind zur Verhütung von Neuralgien vorzunehmen. Was erhalten 
werden kann, soll erhalten werden. Später wird der Stumpf prothesen¬ 
reif gemacht, dabei muss er — abgesehen von hohen Oberschenkelstümpfen 
— das Körpergewicht direkt zu tragen fähig werden. Störende Narben 
sind zu exzidieren, die Hautlappen müssen ohne Zug und Druck den Stumpf 
gut decken. Knochensequester werden entfernt, konische Stümpfe abge¬ 
tragen. Als Drains soll nicht Gaze, sondern Glas oder Gummi benutzt 
werden. Bei der Nachbehandlung wird die Hautretraktion durch Heft¬ 
pflasterzugverband verhütet. Nach Verheilung der Narbe werden Massage¬ 
übungen, elastische Einwicklungen, Bewegungen der benachbarten Ge¬ 
lenke und am Beinstumpf Belastungsübungen gemacht, wobei provisorische 
Prothesen sehr ratsam sind. Jetzt wird auch mit Arbeitsübungen unter 
Anlehnung an den früheren Beruf begonnen. M. K. 

25) Lewy, J. Vorbereitende Behandlung der Beinampu¬ 

tation. (D. m. W. Nr. 1, S. 15. 1916.) 

Lewy hebt folgende 5 Punkte besonders hervor: 

1. Möglichst baldige Beschaffung endgültiger Formverhältnisse der 
Stumpfweichteile; 


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2. Abhärtung der Haut des Stumpfes; 

3. Wiederherstellung möglichst vollständiger Beweglichkeit der 

Stümpfe; 

4. Kräftigung des gesunden Beines; 

5. Suggestive Allgemeinbehandlung des Kranken. 

Für jeden der einzelnen Punkte gibt L. allgemeine (bekannte) Rat¬ 
schläge. Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

26) F. Franke. Zur Behandlung der kegelförmigen unge¬ 

deckten Amputationsstümpfe, namentlich des 

Oberschenkels. (M. m. W. 1915. Nr. 52.) 

In einem Falle, bei dem nach Amputation des Oberschenkels der 
Knochen 1% cm weit hervorstand und die Haut ringsherum in einer Breite 
von 10 cm fehlte, durchbohrte Verf. den vorstehenden Teil des Knochens 
und zog mittels zweier durch die Öffnung geführter Silberdrähte die Haut 
so weit an ihn heran, dass er kaum noch hervorragte. Auch ein breiter 
Granulationsstreifen an der Aussenseite der Oberschenkel konnte nach 
Lösung der Hautränder durch Silberdraht- und Seidennähte wesentlich ver¬ 
kleinert werden. Später wurde der noch überragende kleine Teil des 
Schenkelschaftes abgetragen und die Haut über ihm zusammengezogen. Es 
trat vollkommene Heilung ein, so dass der Stumpf prothesenfähig wurde. 

M. K. 

27) H. Hans. Zur Technik der sekundären Hautlappen¬ 

plastik bei Kriegsamputierten. (M. Kl. 1915. Nr. 47.) 

Zur Vermeidung der Nachamputationen empfiehlt Verf. die sekundäre 
Hautlappenplastik mit Faszie. Die Technik für die Stümpfe des Ober- und 
Unterarms, des Ober- und Unterschenkels wird eingehend beschrieben. Die 
verpflanzten Lappen heilten meist glatt an; wo es nur teilweise geschah, 
war der Endeffekt doch eine gute Druckfestigkeit. Neurome wurden bis¬ 
her nicht beobachtet. M. K. 

2S)H. Hans. St umpfrettung unserer Amputierten. (M. m. 

W. 1915. Nr. 50.) 

Empfehlung und Beschreibung der vom Verf. angegebenen Haut- 
Jappenplastik. M. K. 

29) Lewy, J. u. G. Burckhardt. Fürsorge für Beinamputierte. 

(Ztschr. f. Krüppelfürs. B. 9, H. 1.) 

Wiedergabe eines Vortrags, der am 10. Nov. 1915 an Beinamputierte 
des Reservelazaretts Karlsschule in Freiburg gehalten wurde. 

Es werden die Fortschritte der ärztlichen und technischen Leistungen, 
besonders auch der wirtschaftlichen Fürsorge gegenüber der Zeit von 
1870 hervorgehoben. 

, So wird heute jeder Amputierte befähigt, seinen Beruf wieder aufzu¬ 
nehmen. Die Leute werden zur verständnisvollen Mitarbeit ermahnt. Ihre 
eigene Willenskraft ist ein Hauptfaktor zur Wiederherstellung. Besonders 
ausführlich regt Verf. zur Stumpfpflege an, wozu Verhaltungsmassregeln 
in allgemein verständlicher Form gegeben werden. 

Auch das erhaltene, gesunde Bein bedarf der Aufmerksamkeit. Da 
es einen Teil der Arbeit des verlorenen Beines übernehmen muss, wird 
zur Verhütung von Platt- oder Senkfussbildung jedem Amputierten eine 
orthopädische Stützsohle verabfolgt. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 


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30) H. Neuhäuser. Uber eine neue, aus Linoleum her ge¬ 
stellte provisorische Prothese für die untere 
Extremität. (M. m. W. 1915. Nr. 46.) ' 

Bei verschiedenen vom Verf. angestellten Versuchen erwies sich das 
Linoleum als ein sehr brauchbares Material, da es leicht, dauerhaft und 
billig ist. Man muss starkes Linoleum nehmen, 7 mm dick, und es so 
biegen, dass die rauhes Seite nach aussen kommt, da es sonst bricht. 

M. K. 

3!) von Biema. Interimsprothesen. Ärztlicher Verein in Ham¬ 
burg, 5. X. 15. (D. m. W. 1915. Nr. 50.) 

Herr von Biema empfiehlt die Anwendung von Interims- 
Prothesen und beschreibt ihre Herstellung aus Gips und Bambusstock 
mit Verstärkungen aus Bandeisen. M. K. 

32) B. Lange. Prothesen für die obere Extremität. (M. m. 

. W. 1915. Nr. 52.) 

In einem Fall von D a u m e n abschuss liess Verf. auf den noch vor¬ 
handenen ersten Metakarpus ein in Metall getriebenes, sattelförmiges 
Grundstück anschmiegen; das vordere Ende geht in einen Ring über, in 
welchem der Daumen mit 2 in Beugung stehenden Gliedern befestigt ist. 
Der Patient, ein Kellner, kann Gegenstände, auch solche von höherem Ge¬ 
wicht, wie Pfannen und ähnliche, heben und festhalten. 

Ferner beschreibt Verf. eine Prothese nach Exartikulation im 
Schultergelenk, welche mit der Schulter und dem Körper in feste 
Verbindung gebracht ist, so dass der Patient Landarbeiten auszuführen 
imstande ist. M. K. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Muskeln und Sehnen. 

33) Baumann. Beitrag zur rachitischen Muskelerkran- 

k u n g. (Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte. 45. Jahrg., Nr. 50, p. 1569.) 
Verf. berichtet neben einem eigenen Fall über die Myopathia rachitica, 
die paretische und atrophische Störungen der Muskula- 
t u r (manchmal ganz akut einsetzend) bei rachitischen Kindern ver¬ 
ursachen kann. Es handelt sich nicht um eine sekundäre Muskelschwäche, 
wohl aber um eine spezifische primäre Muskelaffektion, die 
der Knochenerkrankung parallel gehen kann, und durch die gleiche 
Noxe bedingt wird. Histologisch nachweisbar ist ein Verwischtsein der 
Fasergrenzen, undeutliche Querstreifung, enorme Vermehrung der Mus¬ 
kelkerne, Anwesenheit lipoider Substanzen an den Muskelfasern. Es 
handelt sich um eine Wachstumsstörung, eine Dystrophie der Muskulatur 
(Bing). Therapie: Phosphor in der bekannten K a s s o w i t z scheu 
Lösung oder als Emulsion. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Nervenerkrankungen. 

34) D’Espine. Syndrome de Little. (Soc. med. de Geneve. 

27. V. 15.) (Rev. med. de la Suisse Romande, 35e annee, Nr. 9. 
p. 527.) 


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l. Bei einem 3 Monate alten Mädchen entwickelte sich unter den 
Augen der behandelnden Ärzte nach einer hämorrhagischen 
Pachymeningjtis der Symptomenkomplex einer L i 111 e sehen 
Krankheit, die augenscheinlich persistent bleiben wird. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

35) Wilms. Zur Frühoperation, Mechanik der Nerven¬ 

verletzungen und Technik der Naht. (D. m. W. 1915. 
Nr. 48.) 

In den ersten 10—14 Tagen nach einer Nervenverletzung liegen die 
Verhältnisse so viel günstiger als später, dass die Frühoperation überall 
da indiziert ist, wo nicht eine schwere Infektion sie hindert. Als diag¬ 
nostisches Hilfsmittel kommt stets die Probeinzision in Betracht, da sie nie 
schädlich ist, für die Abkürzung der Krankheitsdauer und die Aussichten 
der völligen Wiederherstellung aber von grossem Vorteil sein kann. Die 
anatomischen Veränderungen der verletzten Nerven sind für eine spontane 
Heilung ungünstig, auch die Entspannung im Sinne Stoffels bietet keine 
günstigeren Aussichten für die glatte Heilung. Bei Spätoperationen kann 
die Naht durch Bildung von Zügeln aus der seitlichen Wand eines Neuroms 
gesichert werden. M. K. 

36) Steinthal. Nervennaht. Kriegsärztl. Abend des Stuttgarter ärztl. 

Vereins, 9. IX. u. 7. X. 1915. (D. m. W. 1915. Nr. 47.) 

Demonstration einer Anzahl von Nervennähten, deren Indika¬ 
tionen und Technik besprochen wird. M. K. 

Erkrankungen der Knochen. 

37) E. Ballowitz. Über einen Fall von symmetrischer Hep- 

tadaktylie beider Füsse bei einem Soldaten. (M. 

m. W'. 1915. Nr. 47.) 

An beiden Füssen ist die grosse Zehe verdoppelt, die beiden Teile 
sind aber in ganzer Ausdehnung miteinander verbunden und nur ganz vorn 
durch eine flache Einkerbung getrennt. Alle vier Teile tragen gut ausge¬ 
bildete Nägel. Die 2. und 3. Zehe sind beiderseits bis zur Mitte der Mittel¬ 
phalanx miteinander vereinigt. Es schien somit auch eine Verdoppelung 
der 2. Zehe vorzuliegen. Das Röntgenbild zeigt jedoch einen starken, aber 
einfachen Metatarsus I, dem die beiden Grosszehen aufsitzen, dann normalen 
2.—4. Metatarsus, den 5. aber bis weit nach hinten gespalten, und jedem 
Spaltast sitzt eine gut ausgebildete Zehe auf. In der Familie des Patien¬ 
ten sind noch mehrere Fälle von Hyperdaktylie vorhanden. M. K. 

38) Löhnberg & Duncker-Köln. Zwei Fälle von angeborener 

schwacher D e f 6k t b i 1 d u n g sämtlicher Extremi¬ 
täten. Festschrift der Akademie f. prakt. Medizin in Köln. 
Beschreibung mit Photographien Und Röntgenbildern von 2 Phoko¬ 
melien, einem Neugeborenen und einem 61jährigen Mann. Letzterer zeugte 
6 normale Kinder. V u 1 p i u s , Heidelberg. 

39) Graessner-Köln. Der röntgenologische Nachweis der 

Spina bifida occulta. Festschrift der Akademie für prakt. 
Medizin in Köln. 

Sehr häufig ist G. der röntgenologische Nachweis der Spina bifida ge¬ 
lungen, besonders am 5. Lenden- und 1. Sakralwirbel. Er glaubt eine 


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solche Deformität bei etwa 10 w / 0 aller Menschen annehmen zu müssen. 
Dieselbe hängt stets mit einer Myelodysplasie zusammen, und beide be¬ 
dingen in vielen Fällen keine Krankheitserscheinungen. Enuresis nocturna, 
Prolapse der Scheide, eigentümliche Krankheitsbilder an den Beinen wer¬ 
den indessen mit der Spina bifida in ursächlichen Zusammenhang 
gebracht. V u 1 p i u s , Heidelberg. 

40) D’Espine. Osteites et exostoses multiples. (Soc. med. de 

Geneve, 27. V. 15.) (Rev. med. de la Suisse Romande, 35e annee, 
Nr. 9, p. 527.) 

Ein 3 V-i Jahre altes Kind leidet (erstes Auftreten angeblich vor 
einem Monat) an multiplen Exostosen (am Stirnbein, am Unter¬ 
kiefer, am 2. Metacarpus, an der Tibia, an den Metatarsalia). Trotzdem die 
Krankengeschichte in dieser Hinsicht negativ lautete und Wasser¬ 
mann auch ergebnislos ausfiel, wurde doch innerlich Jod verab¬ 
reicht, worauf die Exostosen schwanden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

41) D’Espine. Ein Fall von Achondroplasie. Soc. med. de 

Geneve, 27 V. 15. (Rev. med. de la Suisse Romande, 35e annee, 
Nr. 9, p. 526.) 

Vorstellung eines 13jährigen Mädchens aus gesunder Familie mit den 
typischen Zeichen der Achondroplasie: grosser Kopf, langer Rumpf, kurze 
Gliedmassen; die Intelligenz ist mässig entwickelt. Angabe der genauen 
Masse der Knochen. Thymus- und Schilddrüsendarreichung waren ohne 
Erfolg auf den Zustand. Die Therapie ist meist machtlos in solchen Fällen. 
Es bleibt nur noch, den Allgemeinzustand auf der Höhe zu halten, eine 
Sonnen- und Meereskur zu versuchen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

42) A. Dietrich. Vergleichende. Untersuchungen über 

Chondrodystrophie und Osteogenesis imperfekta. 
Festschrift der Akademie f. prakt. Medizin in Köln. 

D. hat 3 Präparate genau untersucht und glaubt, dass die Skelett¬ 
veränderungen auf inneren Ursachen beruhen, als solche betrachtet er die 
Ausbildung der Epithelkörperchen und des Thymus, die beide aus dem 
Schlundapparat hervorgehen. Bei Chondrodystrophie fand er eine Unter¬ 
entwicklung, bei Osteogenesis imperfecta eine mindestens sehr gute Aus¬ 
gestaltung derselben. V u 1 p i u s , Heidelberg. 

43) D’Espine. Osteopsathyrosis. (Soc. med. de Geneve, 27. V. 

15.) (Rev. med. de la Suisse Romande, 35e annee, Nr. 9, p. 527.) 
Ein 2jähriges Kind wird mit Keuchhusten und einer Bronchopneu¬ 
monie aufgenommen. Es zeigt Zeichen von Rachitis. Im Verlauf des 
Spitalaufenthaltes kann es plötzlich den einen Oberarm nicht mehr be¬ 
wegen, schreit, wenn man es berührt. Eine spindelförmige Auftreibung 
des Knochens ist dort zu fühlen. Das Röntgenbild bestätigt die gestellte 
Diagnose, dass es sich um einen Bruch in alter Callusmasse 
handelt. Nach üblicher Frakturbehandlung wird der Arm wieder gebrauchs¬ 
fähig. Spitzer-Manhold, Zürichl 

44) H. Wachtel. Über die diagnostische und therape u t i s c h e 

Bedeutung der feineren Details der Frakturbilder. 
(M. m. W. 1915. Nr. 46.) 


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Im Röntgenbild zeigt sich der kalkhaltige Kallus als weissliche, struk¬ 
turlose Wölkchen, im weiteren Stadium wird er breiter und dichter und 
lötet die Gebilde der Frakturstelle zusammen, dann erhält er eine deutliche 
Strüktur. Ist Infektion erfolgt, so bleiben die Kalluswölkchen eng am 
Knochen, einzelne Knochensplitter zeigen keinen Kallus und werden zu 
losen Sequestern. Sind sie zahlreich vorhanden, so entstehen Knochen¬ 
defekte, die aber oft durch Kallusbildung überbrückt werden. Eine 
“Sequesterhöhle im Kallus ist das Symptom einer Osteomyelitis post- 
traumatica. Aus der Bewertung dieser Röntgenbilder ergeben sich die 
Indikationen für die chirurgischen Eingriffe. M. K. 

45) Ziegler. Zur modernen Frakturbehandlung. (Korresp.- 

Bl. f. Schweiz. Ärzte. 45. Jahrg., Nr. 49, p. 1537.) 

Verf. teilt seine ärztlichen Beobachtungen aus den Kriegslazaretten 
mit. In den deutschen fiel ihm besonders auf, wie Ärzte und Pflegepersonal 
bemüht sind, den Patienten möglichst frühzeitig den funktionellen 
Gebrauch, eventuell die Neuerlernung einer Funktion mit einer Prothese 
an den geschädigten Körperteilen möglich zu machen. Das gilt besonders 
für die obere Extremität, während die untere noch verhältnismässig als 
Stiefkind behandelt wird, obgleich der allgemeine Körperzustand mehr von 
ihr als von der oberen abhängig ist. Um diesem Ubelstand abzuhelfen, 
empfiehlt Verf. einen von ihm konstruierten Schienenapparat nach dem 
Zuppingerschen Prinzip: Fixation der Gliedmasse mit Ermög¬ 
lichung freier Bewegung, Ruhigstellung unter Entspannung der Muskeln 
(d. h. in Semiflexion). Verbinden, Röntgen, Massage können unbehindert 
vorgenommen werden. Der Apparat ist relativ billig, überall anzubringen 
und hat sich als zweckdienlich bewährt. Statt der automatischen Zug¬ 
wirkung durch das Gliedergewicht werden Bleigewichte verwendet. Ab¬ 
bildungen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

46) Buchheitn. Zur Behandlung der Säuglingsfrakturen. 

(D. m. W. Nr. 50. 1915.) 

Die Schwierigkeit der Extensionsbehandlung liegt in der Gewinnung 
eines Fixpunktes, von dem aus die Extension ausgeübt wird. Dies wird 
durch Verwendung eines Gipsbettes erreicht, mit dem ein Drahtbügel ver¬ 
bunden ist, welcher Richtlinie und Angriffspunkt für den Streckzug gibt. 
Diese Behandlung ist auch für ganz junge Kinder anwendbar, dabei sind sie 
trotz der Extension frei transportabel. M. K. 

47) Guleke. Pseudarthrosen. Vereinigung der kriegs¬ 

ärztlich beschäftigten Ärzte Strassburgs. 14. IX. 

1915. (D. m. W. 1915. Nr. 48.) 

Die Entstehung von Pseudarthrosen wird durch primäre Resektionen, 
ausgedehnte Splitterentfernung und langdauernde Extensionsbehandlung 
begünstigt, die deshalb zu vermeiden sind. Hat sich bei geschlossener 
aseptischer Wunde eine Pseudarthrose ausgebildet, so soll die Operation 
nicht aufgeschoben werden, da bei zunehmender Atrophie der Knochen 
später auf genügende Kallusbildung nicht mehr mit Sicherheit zu rechnen 
ist. Bei der Operation müssen die Knoche'nflächen zu breiter Berührung 
gebracht werden, schräge Anfrischung ist günstiger als quere. Gute Dienste 
leisten die L a n e sehen Klammern. Kann man die angefrischten Knochen¬ 
enden nicht zur Berührung bringen, so empfiehlt G. die Überbrückung des 
Defekts mit frei transplantiertem Knochen. M. K. 


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48) Heddaeus. Ueber die .Behandlung schwerer Frak¬ 

turen und Qelenk Verletzungen im Feldlazarette 

(M. m. W. 1915. Nr. 40.) 

Da sich im Stellungskriege die Verhältnisse des Feldlazaretts denen 
des Heimatlazarettes nähern, können auch die schweren Verwundungen 
schon hier eine definitive Behandlung erfahren. Bei Knochenbrüchen _ 
muss der Verband Fixation und zugleich Extension bewirken, aber auch 
den Transport ermöglichen. Bei Oberschenkelbrüchen werden in den 
Oipsverband 2 sich über dem Knie so kreuzende Aluminiumschienen ein¬ 
gegipst, dass sie gleichsam eine Krone über dem Knie bilden, unter der 
es gestreckt werden kann. Unter dieser Krone werden die Extensions¬ 
köperstreifen geknüpft. Bei Schulterverletzungen wird der Arm durch 
2 Gipsverbände fixiert, die durch Aluminiumgipsbügel verbunden sind; der 
eine Verband umfasst Brust und Schulter, der andere Arm und Hand, die 
Wunde bleibt frei. Extension und Qegenextension werden durch Druck 
gegen den Unterarm und Gegendruck gegen den Brustteil des Verbandes 
erreicht. M. K. 

49) Ziegler. Frühmobilisierung im Zugverband. (M. m. 

W. 1915. Nr. 41.) 

Verf. beschreibt einen Apparat, der äusserlich dem Zuppinger- 
schen ähnlich ist, bei dem aber die Zugwirkung durch einen Gewichtssatz 
erfolgt. Er ermöglicht die Mobilisierung der Gelenke im Extensionsver¬ 
band, und zwar wurden Unterschenkelbrüche schon am 2.-3. Tage, Ober¬ 
schenkelbrüche vom 5. Tage an passiv bewegt. Die aktiven Bewegungen^ 
begannen meist nach 10 Tagen. Die Krankheits- bezw. Liegedauer konnte 
erheblich abgekürzt werden, die Muskel- und Knochenatrophie war nur 
unbedeutend, und die Vereinigung der Fragmente erfolgte meist ohne mess¬ 
bare Verkürzung. M. K. 

50) Jentzer. De la methode serbo-croate pour reduire 

les fractures du femur et de la jambe. (Rev. med. de 

la Suisse romande, 35 e annee, Nr. 8, p. 450.) 

Verf. beschreibt das Florschiitz sehe Verfahren für Extension an 
der unteren Extremität, das er in österreichischen Militärspitälern wieder¬ 
fand, nachdem er es im serbisch-türkischen Krieg schon gesehen hatte.. 
Die Suspension erfolgt mittels dreier Binden, am Oberschenkel, an der 
Wade, am Knöchel. Die Extension nach dem Bardenheuer sehen 
Prinzip wird den manchmal primitiven Spitalverhältnissen entsprechend 
möglichst einfach ausgeführt. Die Dekubitusgefahr ist ausgeschlossen, der 
Patient kann gut verbunden werden. Trotz guter Fixation der Fragmente 
besteht doch keine als unangenehm empfundene Feststellung der Glied¬ 
masse. Die angewendete halbe Flexion und Entspannung der Muskeln er¬ 
laubt vorhandenen Knochensplittern viel besser, sich an Ort und Stelle 
zu fixieren. Die verwendeten Extensionsgewichte sind klein, trotzdem ist 
bei der Heilung die Verkürzung der Extremität auf ein Minimum reduziert. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

51) Braatz, E. Über Knochenbruchbehandlung. (M. Kl. Nr., 

46. 1915.) 

Verf. gibt eine Übersicht über die jetzt angewandten Methoden., 
Statt der V o 1 k m a n n sehen Schiene, die mit der Gefahr eines Dekubitus. 


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und der Peroneuslähmung verbunden ist, verwendet er eine von ihm selbst 
angegebene. Er bespricht dann die verschiedenen Formen der Gipsschienen 
und Gipsverbände, der Streckverbände, der Nagelextension und beschreibt 
schliesslich einen für die ersten Gehübungen nach erfolgter Heilung dienen¬ 
den Gehwagen. M. K. 

52) Morton. The treatment of gunshot fractures of the 

leg with posterior wounds. (Brit. med. Journ., 28. VIII. 15, 
p. 321.) 

Beschreibung einer eigenen Schiene für Schussfrakturen an der unte-- 
ren Extremität unter Berücksichtigung von Wunden an der Hinterfläche 
des Beines. Die Schiene ist einfach aus Holzstäben und Brettern herzu¬ 
stellen und für die erste Hilfe auf dem Schlachtfelde berechnet. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

53) Wallace and Maybury. Further experiences in the treat¬ 

ment of gunshot wounds of the femur by the modi- 
fied Thomas’s splint. (Lancet, 4. IX. 15, p. 534.) 
Bezugnehmend auf frühere Notizen (13. II. 15 im Lancet) teilen Verff. 
weitere Erfahrungen mit ihrer modifizierten Thomas-Beinschiene mit. Sie 
legen jeden Verband unter Röntgendurchleuchtung, womöglich unter An¬ 
ästhesie an. Extension. Ab und zu wird die Lage der Fragmente mittels 
Durchleuchtung nachkontrolliert. Abbildungen von Fällen. Wenn eine 
blutige Verschränkung der Fragmente nötig wird oder sonst etwas beson¬ 
deres, so sind noch Modifikationen dieser modifizierten Schiene vorhanden 
(gebogene Ränder, usw.). Spitzer-Manhold, Zürich. 

54) Giles. A splint for compound fractures of the arm. 

(Brit. med. Journ. 4. XII. 15, p. 811.) 

Anlässlich eines komplizierten, durch Geschoss verursachten Ober¬ 
armbruches bei einem Ringkämpfer, der den Arm schon vorher sieben Mal 
gebrochen hatte, verfertigte Verf. eine besondere Schiene aus Draht und 
Metallplatten, die man für jeden Fall individuell anpassen und in weniger 
als einer Stunde anfertigen kann. Der springende Punkt ist, die Schlinge 
so anzulegen, dass sie nicht zu stark das Gewicht des Armes trägt, da 
dieses die Extension der Fragmente bewerkstelligen soll. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

55) Hayes. An adjustable and standardized splint for the 

treatment of fractures. (Brit. med. Journ. 4. XII. 15, 

p. 812.) 

Verf. beschreibt eine viel gebrauchte Modifikation der Thomas¬ 
schiene für Knochenbrüche jeder Art. Das Modell kann fernrohrartig 
auseinandergeschoben und so jeder Grösse angepasst werden. Unten ist 
eine herausklappbare Stütze angebracht, falls man eine Elevation, z. B. 
der unteren Extremität bewerkstelligen will. Die Schiene hat sich im 
Spital von Robert Jones als sehr nützlich erwiesen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

56) A. Meyer-Köln. Die isolierten Querfortsatzbrüche der 

Lendenwirbelsäule mit besonderer Berücksich¬ 
tigung der röntgenologischen Differential¬ 
diagnose. Festschrift der Akademie f. prakt. Medizin in Köln. 
Diese Brüche, von welchen M. aus der Literatur 24 Fälle gesammelt 


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hat, beobachtete er selbst sechsmal. Sie können direkt durch ein Trauma 
oder indirekt durch Muskelzug entstehen. Im Röntgenbild können Nieren¬ 
steine, Lendenrippen, Epiphysenlinien eine Fraktur Vortäuschen. 

V u 1 p i u s , Heidelberg. 

57) Bernhard. Bruch des Humerus-Schaftes beim „Arm¬ 

legen“ („Armbiegen“). (Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte, 45. Jahrg., 

Nr. 39, p. 1230.) 

In den Statistiken über Knochenbruch durch Muskelzug findet man 
bei Q u r 11 auf 85, 57 Oberarmbrüche. Die Fraktur befindet sich meist 
im oberen Drittel unterhalb des Ansatzes des Deltoides. Man unter¬ 
scheidet Biegungsfrakturen (Christen), isolierte Abriss¬ 
frakturen des tub. maj. (durch starken Zug der Auswärtsroller), 
seltener Schraubenbrüche. Von letzteren führt Verf. eine eigene 
Beobachtung an. Es handelte sich um einen kräftigen 23jährigen Turner, 
der sich mit einem Freunde im „Armlegen“ versuchte. Diese Kraftübung 
besteht darin, dass beide Gegner ihre Ellbogen rechtwinklig gebeugt auf 
die Tischplatte stülzen, die Hände gegenseitig fest ineinandergelegt, und 
in dieser Stellung den Arm des Gegners auf die Tischplatte herunterzu¬ 
drücken suchen. Unter lautem Krach und starkem Schmerz brach der 
Oberarm des Patienten ca. handbreit über dem Ellbogengelenk. Therapie: 
Extension in Gipsschienenverband. Heilung mit ungestörter Funktion nach 
5 Wochen. Radiogramm. Spitzer-Manhold, Zürich. 

58) Burk, W. ZurBehandlungderOberarmbrüchemitTri- 

angelextension. (M. Kl. Nr. 45. 1915.) 

Bei der Behandlung des Oberarmbruches in rechtwinkliger Abduktion 
muss auch auf die rotatorische Stellung geachtet werden, der rechtwinklig 
gebeugte Vorderarm muss mit der Frontalebne einen Winkel von 90° bil¬ 
den. Diesen Gesichtspunkt berücksichtigt das von Borchers angegebene 
Extensionstriangel. Verf. empfiehlt eine Kombination mit der Heftpflaster¬ 
gewichtsextension und beschreibt einen Fall, der die Überlegenheit der 
Triangelextension deutlich zeigt. M. K. 

59) Steinthal. Splitterbruch des Oberarmes. Kriegsärztl. 

Abend des Stuttgarter ärztl. Vereins, 9. IX. u. 7. X. 1915. (D. m. W. 

1915. Nr. 47.) 

Nach sehr langwierigem Wundverlauf wurde die zurückgebliebene 
Pseudarthrose operiert, dann musste die Radialislähmung behandelt werden. 
Da die Nervennaht aussichtslos erschien, wurde durch Sehnenplastik die 
Hand in Mittelstellung zwischen Dorsal- und Volarflexion gebracht. Das 
Resultat war sehr befriedigend. M. K. 

60) Brix. Der erste Verband bei. hoch sitzenden, offenen 

Oberarm- und Oberschenkelbrüchen. (M. m. W. 

1915. Nr. 50.) 

Der Oberarm wird nach aseptischer Wundversorgung in geringe Ab¬ 
duktion, der Unterarm in rechtwinklige Beugung gebracht, der Hohlraum 
zwischen Arm und Brust gut ausgepolstert und dann der Arm mittels einer 
Binde am Brustkorb befestigt. Schienen sind überflüssig. Auch Ober¬ 
schenkelbrüche werden bei schleunigem Abtransport nur provisorisch ver¬ 
sorgt; wenn Zeit vorhanden ist, kann der Verwundete im Gipsverband 
möglichst weit zurücktransportiert werden. Die endgültige Versorgung 
soll erst hinter der Front geschehen. M. K. 


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61) v. Baeyer. Zur Behandlung der Oberschenkelschuss¬ 

frakturen. (M. m. W. 1915. Nr. 40.) 

Dem Oipsverbande haftet der Nachteil an, dass infolge der Ruhig¬ 
stellung das Kniegelenk zu Kontrakturen neigt; Verf. verwendet in solchen 
Fällen einen Apparat, der das Knie beugt und streckt und zugleich in der 
Richtung des Unterschenkels dehnt. Wenn keine Kontraindikationen be¬ 
stehen, bevorzugt er den Extensionsverband, wendet ihn aber in einer 
Form an, bei der der Oberschenkel genügend fixiert wird, das Kniegelenk 
aber doch in ausreichendem Masse frühzeitig bewegt werden kann. Die 
Einzelheiten der Methode werden durch Abbildungen erläutert. Die Re¬ 
sultate waren so günstig, dass ein Teil der Patienten wieder garnison- 
dienstfähig wurde und einige wieder ins Feld werden ausrücken können. 

M. K. 

62) E. Bamberger. Zur Behandlung des komplizierten Unter¬ 

schenkelbruches. (M. m. W. 1915. Nr. 46.) 

Um das Einsinken der Knochenfragmente nach hinten bei der Ruhig¬ 
stellung des gebrochenen Unterschenkels im Bügelgipsverband zu ver¬ 
hindern, befestigt Verf. ein zweimal abgebogenes Stück Bandeisen so an 
dem Bügel, dass man ein Tuch um sein freifederndes Ende und das vom 
Qipsverband freigelassene Stück der Extremität schlingen kann. Dadurch 
wird ein dauernder, federnder Zug nach oben bewirkt. M. K. 

63) Harf. Isolierte Luxationsfraktur des Talus nach Gra¬ 

nat k o n t u s i o n. (D. m. W. Nr. 50. 1915.) 

Bei einem Soldaten waren als Folge des Luftdruckes bei einer Granat¬ 
explosion Knöchelbrüche an beiden Füssen festgestellt und Gipsverbände 
angelegt. Die Beschwerden blieben im linken Fussgelenk bestehen. Nach 
Abnahme der Verbände im Heimatlazarett fand sich rechts ein in guter 
Stellung verheilter Knöchelbruch, links dagegen bestand eine starke Ver¬ 
breiterung der Fussgelenksgegend, harte Vorwölbung zwischen innerem 
Knöchel und Achillessehne, die Malleolen stehen tiefer, das Fussgewölbe 
ist abgeflacht, Bewegungen sind schmerzhaft und nur in geringem Umfang 
ausführbar. Das Röntgenbild zeigte einen Querbruch des linken Sprungbeins 
und Luxation des abgesprengten Taluskörpers nach hinten. Dieser ist um 
seine Querachse so nach oben gedreht, dass die Bruchfläche der hinteren 
Tibiaseite gegenüberliegt. Das dislozierte Fragment wird operativ entfernt. 
Drei Monate nach der Operation kann ein gutes funktionelles Resultat fest¬ 
gestellt werden. M. K. 

64) Schmerz. Die direkte Klammerextension bei Kno¬ 

che nbrüchen, insbesondere bei Schussfrakturcu. 

(Beitr. z. klin. Chir. Bd. 97/4, p. 425.) 

Als Modifikation der S t e i n m a n n sehen Methode hat Verf. Klam¬ 
mern für direkte Extension am Knochen (auch bei den Brüchen kleinster 
Knochen anzuwenden) erfunden. Die Technik des Anlegens wird be¬ 
schrieben. Die Klammern sollen nicht ins Bereich des Frakturhämatoms 
kommen, nicht in phlegmonöses oder eiterndes Gebiet, nicht in offene 
Markhöhlen oder Gelenke. Bei wachsenden Individuen ist die inter¬ 
mediäre Knorpelzone vor Verletzungen zu schonen. Mit Massage zur Ver¬ 
teilung des traumatischen Hämatoms kann schon am Tage nach der An¬ 
legung der Extensionsklammern begonnen werden. Die Nachteile gegen- 


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über der S t e i n m a n n sehen Nagelextension sind: die Möglichkeit des 
Abrutsehens der Klammer, sowie erhöhte Infektionsgefahr, wenn durch 
Abrutschen eine grössere 'Weichteiiwunde gesetzt wird. Vorteile gegen¬ 
über Steinmann: grössere Einfachheit und Billigkeit. Die Anwendung 
Ist sehr einfach, ohne jedes Nebeninstrumentarium (vom praktischen Arzt 
gut anzuwenden, nur muss die Stellung der Fragmente, resp. Lage der 
Klammern gut und dauernd überwacht werden). Für die obere Extremität 
ist ambulante Behandlung zulässig. Bei Schussfrakturert wurde die 
Methode als brauchbar erprobt. Sie ist zu vermeiden bei kleinen Kindern, 
unvernünftigen oder allzu empfindlichen Personen, bei alten Leuten und bei 
komplizierten Frakturen mit starker Splitterung und Verunreinigung. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

65) Scudder. The operative treatment of fractures. 

(Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 10, p. 346.) 

Verf. erwägt das Für und Wider der operativen Frakturbehandlung. 
Er persönlich hat in den letzten Jahren besonders im oberen Drittel des 
Oberschenkels durch operative Behandlung bessere Resultate erzielt, als 
früher mit Extensionstherapie. Vor allem muss individualisiert werden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

66) Lake. The plating of gunshot fractures. (Brit. med. 

Journ., 10. VII. 15. p. 44.) 

Selbst bei infizierten Wunden empfiehlt Verf., wenn die Sepsis be¬ 
kämpft worden ist, ein inneres Schienen der Knochenfragmente, da die 
Vorteile der Methode in praxi die Nachteile (Eröffnen neuer Pforten für 
die Infektion) überwiegen. Möglichkeit früher Massage und Bewegung 
der angrenzenden Gelenke, einfaches Betten der Patienten mit Ersparung 
von Pflegepersonal, Vorteil der natürlichen Extension. Bei kleineren Höh¬ 
len, die durch Herauseitern von Knochensequestern entstehen, wendet 
Verf. mit Erfolg das Ausfüllen mit Beck scher Bismuthpaste an, bei 
grösseren — autogene Knochentransplantation. Krankengeschichten. 
Abbildungen. Gute Resultate. Die vollständige Heilung erfordert 3—6 
Monate. Spitzer-Manhold, Zürich. 

67j Pennell. The radical treatment of septi.c compound 

fractures. (Lancet, 9. X. 15, p. 811.) 

Verf. probierte selbst bei infizierten komplizierten Knochenbrüchen 
mit gutem Erfolg die innere Plattenschienung der Knochen mit Drainage 
zu machen. Der Vorteil ist, dass fast keine Schmerzen mehr bestehen 
sofort nach der Feststellung der Bruchenden; trotz Eiterung tritt eine 
gute und reichliche Kallusbildung ein. Die Fremdkörper werden von den 
Geweben gut vertragen. Die gute Lage ist beim fixierten Bruch gewähr¬ 
leistet, der Verbandwechsel erleichtert, die Funktion der Extremität wird 
besser als bei anderen Methoden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

68) Neve. A case of leprosy diagnosed by X-rays. (Brit 

med. Journ. 4. XII. 15, p. 814.) 

Verf. teilt einen Fall mit von einem indischen Soldaten, der an rheu¬ 
matischen Symptomen erkrankte. Er litt an Rückenschmerzen, und die 
Füsse waren geschwollen, was auf langes Liegen in Schützengräben zu¬ 
rückgeführt wurde. Als einziges Symptom, das den Verdacht auf eine 

Zentralblatt fttr Orthopädie Bd. X, H. 2. 6 


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— 58 - 

lepröse Erkrankung lenkte, fand man etwas aufgetriebene Endphalangen 
an den Fingern und leicht verkürzte und eine verkrümmte Zehe. Radio- 
graphisch wurde die Diagnose Lepra bestätigt: fast vollständiges Fehlen 
der Zehenendphalangen, Entkalkung der proximalen Teile. An den Hän¬ 
den leichte Zerstörungssymptome der Endphalangen. Selten sind bei 
Lepra Knochenzerstörungen schon so weit vorgeschritten, ohne dass die 
Haut sichtbar erkrankt ist. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Erkrankungen der Gelenke. 

69) Martln-Du Pau. De l’arthropathie hömophilique. (Rev. 

möd. de la Suisse Romande. 35e annöe, Nr. 10, p. 547.) 

Verf. berichtet über zwei sehr interessante Fälle von Gelenk- 
affektionen bei Blutern. Eine nicht sorgfältige Anamnese hatte 
die beiden schon öfters bei chirurgischer Behandlung in Lebensgefahr ge¬ 
bracht. Die Blutergelenke, besonders das Knie, werden oft als Tumor 
albus gedeutet und entsprechend behandelt. Jede brüske operative oder 
orthopädische Massnahme ist gefährlich. Gegen die Blutungen ist als 
erstes Mittel, sie zum Stillstand zu bringen, eine Injektion von frischem 
Pferdeserum das beste. Ein Mittel, um dauernd die Gerinnungsfähigkeit 
des Blutes zu verstärken, ist noch nicht gefunden worden. Zur Sicher¬ 
stellung der Diagnose bei Geschwülsten, die als Abszesse, Sarkome, 
Osteomyelitiden und tuberkulöse Arthritiden angesehen werden, kann nur 
die sorgfältige Familienanamnese und die Untersuchung der Gerinnbarkeit 
des Blutes führen. Die Hämophilie nimmt nach dem 25. Lebensjahre ab, 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

70) Guye. L’osteocbondrite deformante de la hanche 

chez les jeunes sujets. 

71) Schmid, H. J. Die Osteochondritis deformans juve¬ 

nilis im Röntgenbild. (Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte, 

45. Jahrg., Nr. 36, p. 1121, Nr. 37, p. 1154.) 

Verf. teilen vier eigene Beobachtungen von Osteochondritis defor¬ 
mans juvenilis mit, die in Leysin behandelt wurden, dorthin vom Arzt als 
beginnende Tuberkulose des Hüftgelenks geschickt. Die Verwechslung 
mit Coxitis Tuberculosa ist sehr häufig, die ersten Anzeichen, Hinkeu, 
Schmerz im Hüftgelenk, oft gegen das Knie ausstrahlend, Beschränkung 
einiger Bewegungen (Abduktion und Rotation) geben dazu Veranlassung. 
Differentialdiagnostisch ist wichtig: bei Tuberkulose des Hüft¬ 
gelenkes: iliakale Drüsenschwellung, Atrophie und 
Hypotonie der G 1 utea1muske1n , Verdickung der Ge¬ 
lenkregion. Bei Osteochondritis nie Drüsenschwellung. 
Atrophie nicht vorhanden oder nur angedeutet, keine Ver¬ 
dickung ums Gelenk, nie Abszessbildung; Flexion 
immer frei. Als Aetiologie der Osteochondritis, deren sichere Diag¬ 
nose durch das Röntgenbild gestellt wird, nimmt man hypothetisch eine 
inkomplete und verspätete Ossifikation des Epiphysen¬ 
kernes oder eine Ernährungsstörung an. Im Röntgenbild sieht 
man zum Unterschied von tuberkulösen Knochenerkrankungen nor¬ 
malen oder vermehrten Kalkgehalt der kranken gegenüber 
der normalen Seite, oft über normal breiten Gelenkspalt (auf 


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Kosten der abgeplatteten Epiphyse), keine Abszesse oder tiefere 
Infiltrate; nie eine Pfannenwanderung. 

Die Kopfkalotte quillt über den Hals hinüber, das Gelenk als solches 
bleibt intakt. Die Epiphyse ist in einzelne kleine Stücke zersprengt, im 
Kopfkern zeigt sich Lückenbildung. Das Collum ist verdickt und wird 
sekundär verbogen. Der Unterschied gegen reine Arthritis deformans: 
der destruktive Prozess geht ohne Beteiligung des Knorpels im Inneren 
der Epiphyse vor sich. Bei coxa vara findet man ähnliche Bilder, nur 
dass die typische Destruktion im Inneren vermisst wird. Therapie: unter 
Ruhigstellung mit Extension, womöglich unter Zuhilfenahme einer Luft- 
und Sonnenkur, he'lt die Affektion spontan aus. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

72) Axhausen, G. Die deformierende Gelenkentzündung 

(Arthritis deformans) im Lichte neuer Forschung. 

(B. kl. W. Nr. 47. 1915.) 

Polemik gegen ein Referat v. Stubenrauchs über die Arbeit 
Pommers über diesen Gegenstand. Verf. begründet die Ergebnisse seiner 
Untersuchungen, welche von denen Pommers vielfach abweichen. 

M. K. 

73) Boehme. Chauffeur’s knee. (New-York med. Journ. Vol. CH, 

Nr. 24, p. 1195.) 

Unter den modernen Berufsverletzungen spielt das Kraftzeugfahrer- 
Knie eine Rolle. Die einzige Klage der Betroffenen ist Schmerz im Knie, 
der durch Treppensteigen oder Bewegung der Knie zur Kontrolle der Ma¬ 
schinenpedale verstärkt wird. Die Flexion und Extension ist beschränkt. 
Ein Knirschen ist an der Kniescheibe fühlbar, beiderseits von ihr kon¬ 
statiert man Je nach der Dauer des Leidens grössere oder kleinere fluk¬ 
tuierende Geschwülste. Am Fussgelenk findet man merkwürdigerweise 
nie eine Entzündung. Es handelt sich um eine bursitis patellaris, hervor¬ 
gebracht durch die ständige (durch die Enge des Automobilsitzes stark be¬ 
hinderte) Bewegung des Quadrizeps bei Flexion im Kniegelenk. Die Be¬ 
handlung besteht in Ruhe, Aussetzen der Tätigkeit, essigsauren oder 
Bleiwasser-Umschlägen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

74) Bebee. Dislocation of the semilunar bone. (New-York 

med. Journ. Vol. CII, Nr. 24, p. 1186.) 

Verf. teilt eine eigene Beobachtung von Verschiebung des Lunatum 
mit. Die Affektion trifft man meist bei arbeitenden Männern zwischen dem 
20.—50. Lebensjahr an, entstanden durch Stoss oder Fall auf den Hand¬ 
rücken. Wenn die Verletzung unbehandelt bleibt, macht sie ihren Träger 
zurii Krüppel, so gross ist die Behinderung der Handfunktion. Erst soll 
versucht werden, das Mondbein unblutig durch Druck an seinen alten 
Platz zu bringen. Wenn dieses misslingt — offene Operation. Immer 
restitutio ad integrum. Spitzer-Manhold, Zürich. 

75) Roux. Über die Behandlung der Gelenkschussver¬ 

letzungen. Versammlung der Schweizer Ärzte in Neuenburg, 

27. IX. 1915. (D. m. W. 1915. Nr. 49.) 

Bessere Drainage und Abkürzung der Spitalpflege wird durch Resek¬ 
tion eher erreicht als durch Arthrotomie. Man muss daran denken, dass 
fast alle Kugelwunden und manche schnittwundenartige Granatverletzungen 

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der prima intentio fähig sind. Wo aber grosse Zertrümmerungen oder eine 
schwere Qelenkinfektion besteht, ist die Arthrotomie unvermeidlich. 

M. K. 

76: H. Schloffen Zur Behandlung eiternder Knieschüsse. 

(Med. Kl. 1915. Nr. 41.) 

Von 38 Fällen von Kniegelenkverletzungen mit entzündlichen Er¬ 
scheinungen wurde bei 11 die Aufklappung gemacht; ein Patient, der 
septisch und schlecht genährt war, starb, die andern 10 wurden von dem 
septischen Prozess geheilt. Die Aufklappung ist richtiger eine Vorlage¬ 
rung der Gelenkenden, besonders des Femur. Nach der Operation wird 
das Knie in extremer Beugung fixiert, nicht auf eine Volkmann sehe 
Schiene gelagert. Die Temperatur bleibt meist noch hoch und fällt erst 
nach mehreren Wochen auf 38—37,5°. Ist sie dauernd normal, die Knochen¬ 
wunde gereinigt, alle Knochensplitter abgestossen, dann erst geht man zu 
energischer Extension über, soweit der Patient sie verträgt. Ist das Bein 
gestreckt, so fängt der Patient an, im Gipsverbande umherzugehen. Die 
Heilungsdauer erstreckt sich zwar auf viele Monate; sie ist aber abge¬ 
sehen von den Fällen, wo die Amputation unbedingt indiziert ist, dieser 
vorzuziehen. ' M. K. 

77) Gray. Treatment of „gunshot wounds“ of the knee- 

j o i n t. (Brit. med. Journ., 10. VII. 15, p. 41.) 

Mitteilung von 36 eigenen Fällen von Kniegelenkschussverletzungen 
aus dem Krieg. Als Behandlung empfiehlt Verf.: Ruhigstellung, Drainage, 
Durchspülung der Wunden mit Antisepticis (nicht für Dauerwirkung, son¬ 
dern nur zur Anregung der Chemotaxis), Umschläge mit hypertonischen 
Salzlösungen. Wenn nötig: Exzision der Wunde und sekundäre Naht. 
Die Verbände, besonders den ersten, soll man, wenn es nicht eitert, mög¬ 
lichst lange liegen lassen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

78) Zahradnlcky. Ueber Schussverletzungen der grossen 

Gelenke. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 97/4, p. 452.) 

Verf. konnte 200 Fälle von Schussverletzungen grosser Gelenke 
beobachten, davon waren 133 nicht infiziert, 67 infiziert. 4 Todesfälle 
(1 Hüft-, 3 Kniegelenke) = 2°/ 0 Mortalität. Von getroffenen Gelenken 
wird das Knie bevorzugt, im allgemeinen die ganze linke Seite. 
Die Mantelgeschosse sind puncto Infektion am günstigsten 
(man kann bei einem Steckschuss auch das Mantelgeschoss einheilen 
lassen), Granaten und Schrapnells ungünstiger, sie liegen bei Steck¬ 
schüssen immer in einer eitrigen, zystösen Höhle und müssen entfernt 
werden. Bei nicht infizierten Gelenken genügt ein Ruhigstellen. Bei infi¬ 
zierten wurde anfangs auch konservative Therapie gebraucht; war diese 
ergebnislos, je nach Bedarf: Inzision mit ausgiebiger Drainage, Arthro¬ 
tomie und offene Behandlung des Gelenkes, atypische Resektion, Ampu¬ 
tation. Bei letzterer ist der Prozentsatz zu gunsten der Resektion laut 
Kriegsstatistiken seit 1870 stark zurückgegangen. Ueber die funktionellen 
Endresultate der Gelenkbehandlungen kann man erst nach Ablauf de 
orthopädischen Nachbehandlung (Massage, Heissluft, Apparattherapie) 
ein klares Bild bekommen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

79) Prim. v. F. Zahradnlcky. Die Schusswunden der grossen 

Gelenke, (Casopis lekftrfi ceskyeh. 1915, Nr. 23—25.) 


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Unter 2331 Verletzungen fanden sich 149 = 6.3 °/ 0 Gelenkschüsse. 
Auf das Schultergelenk entfallen 46; 28 rechts, 18 links. 28 verliefen asep¬ 
tisch, 18 waren infiziert. Von den aseptischen waren 4 durch Schrapnell 
oder Granate, die übrigen durch kleinkalibriges Mantelgeschoss ver¬ 
ursacht; von 4 Steckschüssen entfielen 3 auf Schrapnell, 1 auf Mantel¬ 
geschoss. Komplikationen: einmal Durchschuss des Thorax und Ver¬ 
letzung des Plexus brachialis, einmal Durchschuss des Thorax und Ver¬ 
letzung der Scapula, zweimal Verletzung der Scapula; keine Arterien¬ 
verletzungen. 12 Fälle wurden geheilt entlassen; 9 waren frei von Be^ 
schwerden, 3 klagten über Schmerzen, Schwellung des Gelenks und Be¬ 
hinderung der Bewegung. Unter den 18 infizierten Fällen war 1 Steck¬ 
schuss (Schrapnell); fünfmal war die Scapula mitverletzt; 16 Fälle wurden 
operiert: 13 mittels Resektion des Humeruskopfes (und fünfmal der Sca¬ 
pula) 2 mittels Nekrotomie, 1 durch Inzision und Drainage. Einmal 
Aneurysma art axillaris spurium, das spontan heilte, keine Nervenver¬ 
letzung. Nach aller Resektion blieb eine Beschränkung der Beweglichkeit 
zurück, die noch besserungsfähig war. 

Ellbogengelenk. 28 Fälle, 11 links, 17 rechts. Aseptisch 21, davon 

1 durch Granate (Steckschuss), 2 Steckschüsse durch Mantelgeschoss; 
Komplikationen: je einmal Fraktur des Humerus, des Olekranon, des Ra¬ 
dius, der Ulna, zweimal war der N. radialis, einmal der N. ulnaris verletzt. 
Resultat: unter 16 entlassenen Fällen 13mal gut, 3mal weniger gut. Infi¬ 
ziert 7 Fälle; davon 2 durch Schrapnell; 1 Steckschuss; 3 kompliziert mit 
anderen Wunden. 5 Fälle operiert, 3 mittels Resektion, 1 mit Arthrotomie 
und Nekrotomie mittels Arthrotomie und Drainage; in 3 Fällen totale 
Ankylose, in 2 Fällen Beweglichkeit (Flexion) bis zu 45 °. Ein nicht ope¬ 
rierter Fall ergab ein gutes Resultat. 

Handgelenk. 18 Fälle, 10 links, 8 rechts. Aseptisch 11, davon 1 
durch Schrapnell. Kompliziert 4 Fälle, 2 durch Fraktur eines Metakarpus- 
knochens, 1 durch Zertrümmerung eines Interphalangealgelenks des Klein¬ 
fingers der anderen Hand mit nachfolgender Sepsis, und 1 durch Läsion 
des N. radialis. Resultat unter 6 entlassenen Fällen: fünfmal tadellos, ein¬ 
mal Bewegungsbeschränkung. Infiziert 7, einmal durch Schrapnell. Kom¬ 
plikation: einmal Fraktur des Vorderarms. 2 Fälle operiert, einmal Re¬ 
sektion, einmal Drainage eines Abszesses. Resultat von 5 Fällen: bei 

2 operierten Fällen partielle Ankylose; ebenso bei 2 nicht operierten; 

1 nicht operierter Fall hatte tadellose Funktion. 

Hüftgelenk. 2 Fälle, beide links, beide infiziert; 1 Steckschuss 
(Mantelgeschoss), Resektion, Exitus; 1 Durchschuss (Mantelgeschoss), 
Resektion, Ankylose. 

Kniegelenk. 42 Fälle; 21 rechts, 21 links. Aseptisch 26 Fälle, davon 

2 durch Schrapnell. Komplikationen: 1 aseptische Verletzung des Sprung¬ 
gelenks, zweimal (infizierte) Verletzung des anderen Kniegelenks, 1 Ver¬ 
letzung des Humerus; 13mal Haemarthros des Kniegelenks, 2mal Zer¬ 
trümmerung der Patella. Alle Fälle wurden konservativ behandelt; das 
Resultat war gut bei 19, weniger gut bei 4 Fällen. Infiziert waren 16 Fälle, 
davon 2 durch Schrapnell (Steckschüsse). Komplikationen: 2mal asep¬ 
tische Verletzung des anderen Kniegelenks, je einmal Verletzung des 
Oberschenkels, der Hand, des Vorderarms. 3 Resektionen mit einem 


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Todesfall; 9 Arthrotomien mit Drainage mit einem Todesfall. Resultate: 
2 Resektionen führten zu totaler Ankylose; 6 Fälle haben eine partielle 
Ankylose, 3 Fälle (2 nicht operierte) eine tadellose Funktion. 

Sprunggelenk. 13 Fälle; 9 links, 3 rechts. Aseptisch 6, darunter 1 
Schrapnellsteckschuss. In einem Fall Komplikation mit aseptischer Wunde 
des gleichseitigen Kniegelenks. Unter 5 entlassenen Fällen 4 gute Er¬ 
folge, einmal Schwellung, Schmerzen Und beschränkte Beweglichkeit. 
Infiziert 7 Fälle, 2 durch Schrapnell, 1 Steckschuss. 2 Amputationen des 
Unterschenkels, 2 Resektionen, 2 Nekrotomien. Resultat: von 4 entlasse¬ 
nen Fällen war 1 normal beweglich (konservativ behandelt), 2 hatten eine 
partielle Ankylose nach Resektion resp. Nekrotomie, 1 eine totale Ankylose 
nach Nekrotomie und Arthrotomie. Q. Mühlstein -Prag. 

Kopf» Hals, Thorax. 

80) Bergmann, H. E i n e s e 11 e n e M i s s b i 1 d u n g. (D. M. W. Nr. 1, 

S. 18. 1916.) 

Eine 35jährige Frau, die wegen einer Bronchopneumonie ins Kranken¬ 
haus einigeliefert wurde, zeigte folgende Missbildung: Von beiden Warzen¬ 
fortsätzen ging eine etwa 0,5—2 cm breite frontalstehende Hautfalte zu 
den Schultern hinab, die in ihrem Aussehen an eine Flughaut erinnert 
(Abbildung). Wie die Frau angab, bestand diese schon von Kindheit, war 
sonst in der Familie nicht vorgekommen. Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

81) Fr. Duncker-Köln. Ein neues operatives Verfahren zur 

Erzeugung von Tierskoliosen und ihre Messung. 
Festschrift der Akademie f. prakt. Medizin in Köln. 

D. spannt beim Kaninchen Seidenfäden vom Darmbeinkamm zur 
Wirbelsäule, letztere umfassend. Die Messung geschieht am lebenden sko- 
liosierten Tier mit Hülfe eines von Cr am er konstruierten Apparates, der 
Ähnlichkeit mit dem B e e 1 y sehen Cyrtometer hat. Über Ergebnisse wird 
nicht berichtet. V u 1 p i u s, Heidelberg. 

82) O. Cramer-Köln. Über Skoliosenbehandlungnach Abbott. 

Festschrift der Akademie f. prakt. Medizin in Köln. 

C. hat das Verfahren in 81 Fällen von hochgradiger Skoliose ange¬ 
wendet und meist 3 Verbände angewendet, deren erster 6 Wochen, der ?.. 
und 3. je 8 Wochen liegen blieb. Er erklärt die Methode für hervorragend 
bei einfachen Dorsalskoliosen und bei mehrfacher Krümmung für die beste 
bisher bekannte. Die Thoräxdeformität wird ganz erheblich gebessert. 
Über Schlussresultate vermag auch C. nichts zu sagen. 

V u 1 p i u s, Heidelberg. 

83) Jentzer. Des'16sions vertebrales dans la Chirurgie de 

g u e r r e. (Rev. möd. de la Suisse romande, 35e annöe, Nr. 10, 
p. 578.) 

Verf. beobachtete in verschiedenen Linzer Spitälern Verletzungen 
an Rückenmark und Wirbelsäule. Von den 12 Soldaten starben 6 teils 
an primärer, teils an sekundärer Infektion, 4 konnte Verf. bei seinem Ver¬ 
lassen Österreichs nicht weiter beobachten, 2 genasen. Ihre Kranken¬ 
geschichten werden gebracht. Beim einen verhielt man sich konservativ, 
und die Knochensplitter heilten ein, die Rückenmarkssymptome gingen 
jedenfalls alle zurück; beim zweiten wurde das steckende Projektil aus 


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dem Wirbelkanal entfernt und nach Rückbildung der Hämatome schwan¬ 
den auch alle Störungen von Seiten des Rückenmarkes. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Obere Bxtremitftt. 

84) MUne. Congenital absence of radii. (Brit. med. Journ. 

4. XII. 15, p. 821.) 

* Ein Fall von angeborenem Fehlen beider Radii bei einem 16jährigen 
Mädchen. Der Vater ist Epileptiker. Beide Hände sind ulnarwärts dis¬ 
loziert und stehen im rechten Winkel zum Vorderarm. Das Mädchen ist 
intelligent und kann trotz der Verkrüppelung leserlich schreiben und gut 
verschiedene weibliche Handarbeiten ausführen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

85) Schlosser, H. Zur Behandlung der Fing e.r schüsse. (M. Kl. 

Nr. 52. 1915.) 

Da ein versteifter Finger für die Funktion der Hand oft störender ist 
als ein fehlender, ist hier die konservative Methode meist nicht indiziert. 
Das gilt besonders für dorsopalmare Durchschüsse im Bereiche des Grund¬ 
oder ersten Interphalangealgelenkes und der Mittelhand sowie für erheb¬ 
liche Verluste von Haut und Sehnen auch ohne Knochenverletzung. Bei 
Verletzungen mehrerer Finger dagegen wird man auf die Erhaltung auch 
eines schwer geschädigten Wert legen, besonders wenn der Daumen er¬ 
halten ist, da so ein wertvolles Greiforgan geschaffen werden kann. M. K. 

Untere Bxtremitftt. 

86) Machard. Coxa vara. Soc. med. de Genöve, 22. IV. 15. (Korresp.- 

Bl. f. Schweiz. Ärzte. 45. Jahrg., Nr. 39, p. 1236.) 

2 Kinder mit typischer coxa vara werden vorgestellt, 9- und 10- 
jährig. Abduktion und Innenrotation des Oberschenkels begrenzt, Flexion, 
Abduktion und Aussenrotation normal. Grosser Trochanter etwas hoch¬ 
stehend und prominenter als normal. Verkürzung des Beines im Liegen 
um 1%—2 cm. Hinken durch Senken der kranken Seite. Keine Schmer¬ 
zen. Auf dem Radiogramm steht die Epiphysenlinie zwischen Kopf und 
Hals fast senkrecht, der Kopf steht tief, der Hals ist verkürzt, der Trochan¬ 
ter steht hoch. Es handelt sich um Spätrachitis. Kein Trauma. 
Wassermann negativ. Beginn des Hinkens im 2., 3. Lebensjahr. Schlim¬ 
merwerden. Behandlung: Redressement durch ständige Extension und 
Abduktion. Nötigenfalls wird eine keilförmige Osteotomie des Halses nach 
K r a s k e oder G i r a r d gemacht werden. 

Spitzet-Manhold, Zürich. 

87) Steinthal. Schnellende Hüfte. Kriegsärztlicher Abend des 

Stuttgarter ärztl. Vereins. 9. IX. u. 7. X. 1915. (D. m. W. 1915. 

Nr. 47.) 

Demonstration eines 27jährigen Mannes mit schnellender 
Hüfte, welche infolge einer Schussverletzung des Mrglutaeus medius 
entstanden war. Nach der Operation geht Pat. bei kleinen Schritten 
normal, bei grossen sinkt das Becken noch leicht nach der linken Seite 
über. M. K. 


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S8) Girard. Tumor albus am rechten Fuss. Soc. m6d. de Geneve, 
22. IV. 15. (Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte. 45. Jahrg., Nr. 39, 
p. 1236.) 

Eine 74jährige Frau wurde vor einigen Jahren wegen Tumor albus 
des rechten Fusses reseziert. Eine Fistel blieb bestehen. Seit 1 Iahr be¬ 
handelte man sie mit der Quarzlampe. Eine Besserung trat, wenn auch 
nur langsam, ein. Eine kleine Fistel wurde noch exzidiert. Seitdem ist 
Patient geheilt. Bemerkenswert ist das Resultat der Bestrahlung, wenn 
man die Schwere der Affektion und das hohe Alter der 
Patientin in Betracht zieht. Spitzer-Manhold, Zürich. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie- 

89) Dessauer & Wiesner. Kompendium der Röntgenaufnahme 

und Röntgendurchleuchtung. Zweite vollständig umge¬ 
arbeitete Auflage in 2 Bänden. Mit 185 Figuren, 3 geometrischen 
und 12 radiographischen Tafeln in Autotypie. Leipzig 1915. 
O. Nemnich. Preis 34 Mark. 

Der erste Band umfasst die Röntgentechnik und die photochemiscben 
Hilfsmethoden, der zweite, von Wiesner verfasste Teil, behandelt das Auf¬ 
nahme- und Durchleuchtungsverfahren. Das Werk ist so gut wie neu 
geschrieben und bis in die jüngsten Wochen vor dem Erscheinen vervoll¬ 
ständigt. Es erfüllt seinen Zweck, ein technischer Ratgeber zu sein, in 
mustergültiger Weise. Dass im wesentlichen auf eigene Methoden und 
Apparate Bezug genommen ist, bedeutet durchaus keinen Nachteil, denn 
eigene gründliche Erfahrung beschreibt am anschaulichsten. 

Die Anordnung des Stoffes ist bemerkenswert übersichtlich, auch die 
Ausstattung vorzüglich. Lehrreich sind die radiographischen „Fehler¬ 
tafeln“ des 1. Bandes. V u 1 p i u s, Heidelberg. 

90) Hackenbruch & Berger. Vademekum für die Verwendung 

der R ö n t g e n s t r a h 1 e n und des D i s t r a k t i o n s- 
klammer-Verfahrens in und nach dem Krieg. Mit 
117 Abbildungen. Leipzig 1915. O. Nemnich. Preis 6 Mark. 

Drei Viertel des vorzüglich ausgestatteten Buches sind der Kriegs¬ 
röntgentechnik gewidmet und von Ingenieur Berger geschrieben. Der 
Schlussaufsatz von Hackenbruch schildert die Erfahrungen und techni¬ 
schen Modifikationen, welche Verf. mit den Distraktionsklammern im Kriege 
gemacht hat. Ein innerer Zusammenhang zwischen beiden Teilen des Buches 
fehlt, so dass dieselben wohl besser getrennt erschienen wären. 

V u 1 p i u s, Heidelberg. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
einsenden. 


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Band X. 


März 1916 


Heft 5 


Ausserordentliche Tagung 

der 

Deutschen Orthopädischen Gesellschaft 

am 8. und 9. Februar 1916 zu Berlin. 

Bericht von Dr. FOPP und Dr. MOSENTHAL, Berlin. 

Der derzeitige Vorsitzende Prof. Ludloff - Frankfurt a. M. 
eröffnete die Sitzung, an der als Gäste Ihre Majestät die Kaiserin und als 
Vertreter Österreich-Ungarns der Erzherzog Carl Stephan teilnahmen, 
mit einer Begrüssungsansprache an die Gäste. Er gedachte sodann zu¬ 
nächst der verstorbenen Mitglieder, die teils auf dem Felde der Ehre ihr 
Leben für das Vaterland Hessen. Zu ihren Ehren erhob sich die Ver¬ 
sammlung von den Plätzen. In seiner weiteren Rede wies er auf die 
wichtige Rolle hin, die speziell der Orthopädie sowohl draussen im Felde, 
als auch im Heimatgebiete zufalle. Hier sei es vor allem die Frage der 
künstlichen Glieder resp. deren Ersatz, sodann in zweiter Linie die Frage 
der Nervenverletzungen und deren Behandlung und drittens die Frage der 
deform geheilten Frakturen der Extremitiäten und der Kampf gegen die 
Kontrakturen der Muskeln und die Ankylosen der Gelenke. Er hoffe, dass 
diese Tagung sowohl für die Wissenschaft, als auch für unsere tapferen 
Soldaten von reichem Segen sein werde. 

Von dem Schriftführer Gocht, dem derzeitigen Inhaber des Ber¬ 
liner Lehrstuhls für Orthopädie, wurde sodann die Mitteilung gemacht, 
dass Frau Prof. Joachimsthal zum Andenken an ihren leider so früh dahin¬ 
geschiedenen Mann der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie ein 
Kapital von 10 000 Mark gestiftet habe, dessen Zinsen alle paar Jahre 
für die beste orthopädische Arbeit verliehen werden sollen. 

Als erster Punkt der Tagesordnung besprach Gocht-Berlin d i e 
allgemein wichtigen Regeln für den Ersatz fehlen- 
der Gliedmassen und besondere Richtlinien für den Bau künstlicher 4 
Beine und Füsse. Die Hauptsache sei zunächst, für eine gute Stumpf¬ 
bildung zu sorgen. Das geschehe einmal durch eine möglichst lange 
Stumpfübung mit gymnastischen Übungen, Massage etc. und ebenso der 
benachbarten Gelenke. Er lege auch grossen Wert auf die Kräftigung 
der Muskulatur der gesunden Seite. Bei Armamputierten sei auch die 
gesunde Hand zu üben. Sodann legt er Wert auf die Form des Stumpfes. 
Gegen das überflüssige Fett an den Stümpfen empfiehlt er zirkuläre Em- 
wicklungen des Stumpfes von oben beginnend bis etwa Handbreit vom 
Stumpfende. Diese Einwicklungen dienen auch zur Entlastung der Narben 
am Stumpfende. Eine Hauptsache sei es* die Stumpfenden unempfindlich 
und tragfähig zu machen. 

Bei Armamputierten sollen auch die Arme und die Stümpfe ausge¬ 
bildet werden. 

Notwendig sei es, den Amputierten möglichst bald eine Prothese 
zu geben, und zwar Ersatzglieder und Arbeitsprothesen. Bei den Ersatz¬ 
gliedern müsse Länge und Form mit dem erhaltenen Beine übereinstim¬ 
men. Sehr oft seien die Beine zu lang. Am besten sei es, wenn sie ca. 
2 cm kürzer seien wegen des Stehens; dabei müsse die Längsaxe des 
Fusses etwas nach aussen gerichtet sein. Die Länge würde zweckmässig 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. 10, H. 3. 

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im Stehen gemessen. Nach Höftmans Vorgehen könne man den 
Leuten auch erst ganz kurze Prothesen geben. Sodann ging er über 
auf die Stütz- und Tragpunkte. Er rät bei Unterschenkelamputierten 
möglichst die Tragfläche des Stumpfes zu benutzen unter Zuhilfenahme 
von Korkmehl- oder Faktiskissen in der Stumpfhülse, bei Oberschenkel¬ 
amputierten das Becken am Tuber ischii als Stützpunkt zu benutzen, aber 
etwas auch auf der Innenseite des Beckens am Schambeinaste. Der 
Sitzring müsse eng angepasst werden. Bei Oberschenkelexartikulierten 
einen Beckengurt mit Kugelgelenkverbindung mit dem Ersatzglied. Die 
Gelenkaxe am Kniegelenk sei nach hinten zu verlegen. Die Hülsen 
brauchen nicht so leicht zu sein, da sie sich dem Stumpfe innig anpassen, 
dagegen besonders leicht das Endstück, der Fuss. 

Er gedachte auch der Stelzfüsse, wie sie früher immer getragen 
wurden. Wer ein solches trägt, soll mit feststehendem Kniegelenk gehen. 

Dollinger-Budapest bespricht die Verhältnisse in Ungarn. 
Dort ist eine Prothesenfabrik gegründet. In seinem Lazare1 J 
hat er 1868 Amputierte, von denen nur wenige tragfähige Stümpfe haben. 
Es kommt daher vor allen Dingen auf die Stützflächen an. Alle Prothe¬ 
sen werden auf sorgsam ausmodellierten Gypsmodellen gefertigt. 

Bei Unterschenkelamputierten sind es vor allen Dingen zwei Stütz¬ 
flächen, einmal das Wadenbeinköpfchen, sodann an der Tuberositas 
tibiae. Er bevorzugt diese Punkte, da sie keine Weichteile haben. Er 
hat bei Weichteilstützflächen keine guten Erfolge gesehen. Bei Ober¬ 
schenkelamputierten auch keine Weichteilstützpunkte, sondern der Sitz¬ 
knorren, nicht aber die Innenseite des Beines. Er legt auch Wert auf 
die Suspensionsflächen, die beim Unterschenkelamputierten die Kondylen 
des Oberschenkels sind. Dieselben sind am Modell gut auszuarbeiten. 
Die Kniegelenkscharniere müssen mit den Axen des Gelenks genau über¬ 
einstimmen. Bei Oberschenkelexartikulierten hat D o 11 i n g e r noch ein 
besonderes Gelenk an der Innenseite angebracht, ausserdem ein Becken¬ 
gurt mit starker Ausarbeitung der Taillen. 

Bei den Oberschenkelprothesen macht er die Rückfläche der Ober¬ 
schenkelhülse nicht konvex gewölbt, sondern flach. 

Seine Arbeitsprothesen sind nach Höftmans Prinzip gearbeitet. 
Bei Oberschenkelamputierten mit einer Kapsel oben, aber mit steifem 
Kniegelenk, das sich ein- und ausschalten lässt, desgleichen bei Exartiku¬ 
lationen. 

Alle Prothesen sind aus Leder und Stahl. Diese Lederhülsen sind 
ungefüttert aus hygienischen Gründen. Die Leute ziehen über die 
Stümpfe Trikots, die sich waschen lassen. 

Biesalski-Berlin sprach über den Arbeitsarm und den Arm¬ 
stumpf. Da wir noch keine Armprothese besitzen, die allen Anforde¬ 
rungen gerecht wird, müssen wir uns noch für den sog. Sonntagsarm und 
den Arbeitsarm bei den Amputierten entscheiden. 

Die beste Arbeitsprothese nach B i e s a 1 s k i ist der Stumpf selbst. 
Denn erstens wird er vom Gehirn des Menschen aus geleitet, zweitens hat 
er Gefühl. Man kann mit dem Ellbogengelenk und ebenso mit dem 
Schultergelenk ebenso fein dosieren wie mit den Fingern. Daher legt 
er den grössten Wert auf die Ausbildung der Stümpfe selbst. Als sehr 


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geeignet dafür hält er ausser gymnastischen Übungen etc. vor allen Din¬ 
gen Freiluftübungen und Arbeiten in der Werkstatt. Als Beweis dafür, 
was man mit den Armstümpfen leisten kann, stellt er seinen Lehrer aus 
dem Krüppelheim vor, der als öjähriger Knabe beide Arme unterhalb des 
Ellbogengelenks verloren hat. Derselbe schreibt, isst, trinkt, kleidet sich 
mit den Stümpfen an ohne jede Prothese. 

Von den Arbeitsprothesen sei die beste die R i e d i n g e r sehe. Er 
selbst bevorzugt den Arbeitsarm mit Kugelgelenkprinzip, über den nach 
getaner Arbeit eine Unterarmhülse mit künstlicher Hand gestülpt werden 
kann. Er hat eine grössere Anzahl Ansatzstücke an den Arbeitsarm 
konstruiert. 

Länge-München bespricht die Anforderungen, die an einen 
Sonntagsarm zu stellen sind. Er erwähnt den in Amerika ver¬ 
fertigten Carnes-Arm. Mit seinen ca. 157 Schräubchen und Rädchen ist er 
ein sehr kompliziertes Instrument und darin liegt nach Lange seine 
Schwäche. Andere Nachteile seien seine Schwere und vor allem der 
teure Preis. Lange hat einen künstlichen Arm konstruiert, indessen ist 
er noch nicht ganz zum Abschluss gekommen. Da Holz zu leicht splittert, 
verfertigt er die Hand aus Kork, mit einem Qerüst von Federstahl. Er 
hat das Prinzip des zweiarmigen Hebels verwendet unter Benutzung von 
Zügen. Durch Beugung im Ellbogengelenk wird ein ziemlich fester Hand¬ 
schluss erreicht. 

Cohn-Berlin demonstriert den von ihm getragenen Carnes-Arm. 

Sauerbruch-Zürich legt Wert auf die Entwicklung d-e r 
lebendigen Kräfte der Stümpfe. Er bildet operativ Muskel¬ 
wülste. An einer grösseren Anzahl Amputierter sowohl mit Unterarm¬ 
ais auch Oberarmamputationen zeigt er die Wirkung dieser aus den 
Beugemuskeln geschaffenen Wülste. Die Konstruktion einer Hand¬ 
maschine für diese aktiv arbeitenden Muskelwülste ist allerdings noch 
nicht gefunden. 

2. Sitzung. 8. Februar, nachmittag. 

Edinger-Frankfurt a. Main. Zur Frage der Nervenver¬ 
letzungen. Uber die Regeneration der Nerven und 
ein neues Verfahren zur Vereinigung getrennter 
Ne r v e n. 

Ausgehend von der Unsicherheit der jetzigen Methoden der 
Nervenoperationen hat Edinger auf Qrund experimenteller Unter¬ 
suchung ein neues Verfahren der Nervenoperation ausgearbeitet, 
mit dem er schon recht schöne Erfolge erzielt hat. Er weist 
nach, dass an dem zentralen Stumpfende eines durchschnittenen 
Nervs aus den Ganglien mit grosser Kraft Nervenfasern heraus¬ 
quellen, und dass die Schwan sehen Zellen im peripheren Stumpf¬ 
ende die zentralen Fasern auffangen. Um dies für die Praxis ver¬ 
wertbar zu machen, muss in erster Linie Platz für die wachsenden Nerven¬ 
fasern geschaffen werden und der Widerstand möglichst ausgeschaltet 
werden. Er hat nachgewiesen, dass das Wachstum von Nervenfasern 
Vom zentralen Ende in ein degeneriertes peripheres Stück rascher vor sich 
geht, als in ein noch gut erhaltenes. Von den jetzigen Operationsmethoden 

6 * 


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hält er die Neurolyse für die beste Methode. Die Nervennaht ist schlecht, 
da sie wieder eine neue Narbe macht; bei der Plastik spielt es gar keine 
Rolle, ob ein Nervenstück oder anderes Material verwendet wird; die 
Tubulation hält er nicht für zweckmässig, da das Resultat zu unsicher ist. 
Er empfiehlt folgendes Verfahren: Nach Resektion der Nervennarbe wird 
das periphere Ende unter peinlichster Schonung des Nerven möglichst 
nahe an das Zentrale herangebracht, und dann die beiden Enden in eine 
präparierte Kalbsarterie, die mit Agar-Agar gefüllt ist, hineingesteckt. 

Ludloff hat die Technik ausgebaut und die hineingesteckten 
Enden seitlich aus der Arterienwand herausgezogen, die Endstückchen 
reseziert, und so zwei Nervenwundflächen in dem Kanal geschaffen, die 
möglichst überhaupt nicht berührt worden waren. So hat er bei Fällen 
von 4—5 Zentimeter Resektion schon nach 4—5 Wochen eine deutliche 
Reaktion nachweisen können. Bis 14 cm Resektion wurde bereits ausge¬ 
führt, und dabei schon Wiedervereinigung des Nerven festgestellt. 

Foerster-Breslau. Die Schussverletzungen der peri¬ 
pheren Nerven und ihre Behandlung. 

Bericht über 1400 Fälle von Nervenverletzungen, am öftesten 
war betroffen der Radialis, dann der Ischiadikus, dann Trigeminus. 
233 operierte Fälle zeigten 141 totale Durchtrennungen. Es gibt kein 
sicheres Untersuchungsverfahren, das vorher genau angeben kann, ob der 
Nerv vollkommen durchtrennt ist oder nicht. So bestehen häufige Aus¬ 
nahmen von den allgemein üblichen Regeln über die Beziehung zwischen 
Funktion und elektrischer Erregbarkeit. Der Nerv ist bei aufgehobener 
Funktion manchmal noch erregbar und umgekehrt. Bei der Restitution 
scheint eine Gesetzmässigkeit insofern zu bestehen, als die kürzeste Weg¬ 
strecke sich am raschesten regeneriert. Zwischen Funktionsgewinn und 
dem Wiedereintritt der elektrischen Erregbarkeit besteht häufig Inkon¬ 
gruenz. Sensible Verletzungen waren 367: am häufigsten der Cutaneus 
autebrachii lateralis vertreten. Anatomisch entweder totale Durchtrennung 
oder Neurom. Häufig sah man Kontraktur-Stellung ohne Verletzung der 
motorischen Bahn, die dadurch zu Stande kommt, dass das Glied sich so 
stellt, dass der Nerv möglichst entlastet wird. Jede Nervenverletzung 
soll zunächst konservativ behandelt werden. Nach 5—6 Monaten Ab¬ 
warten Operation. Am empfehlenswertesten ist die direkte Naht. Die 
freie Nervenplastik wurde neunmal ausgeführt, nur zwei Versager. Die 
seitliche Einnähung der zerschossenen Nervenfasern in den Muskel wird 
bei geeigneten Fällen, wenn möglich, empfohlen: bei harter Narbe muss 
reseziert werden, bei weicher wird die innere Neurolyse gemacht mit 
Fettlappen-Umscheidung. 98 Nähte, von denen bei der Beurteilung des 
Endresultats 26 ausscheiden, ergaben 22 nahezu vollkommene Heilungen, 
10 Versager, die übrigen wurden gebessert. Bei der Neurolyse waren bei 
47 operierten Fällen 9 Versager, 12 vollständige Resitutionen und 25 
Besserungen. Bei der Verletzung sensibler Bahn empfiehlt er die Neu- 
rexeirese als beste Methode. 

Stoffel - Mannheim. Die operative Behandlung der 
Nervenverletzung. 

Die Hauptgründe der vielen Misserfolge der Nervenoperation 
sind bedingt durch zu langes Warten, grosse Diastasen und. Män- 


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gel der Technik. Ist der Querschnitt gut sichtbar, so soll er von 
der Umgebung nicht gelöst werden, um jegliche Zerrung zu vermeiden, 
und die Knopfnaht ohne Spannung, ohne Zug und Druck angelegt werden. 
Peinlichst zu stillen sind Blutungen zwischen den Schnittflächen, die selbst 
nicht berührt werden dürfen. Blutcoagula werden von neuen Nerven¬ 
fasern nicht durchwachsen. Empfohlen wird eine Pause von 15 Minuten 
zwischen dem Durchschneiden der Nerven und der Naht; man lässt eine 
kleine Lücke zum Austritt des Blutes. Alle Nervenbündel müssen nach 
der Naht unsichtbar sein. Um das zentrale Hämatom zu vermeiden, 
empfiehlt er folgendes Vorgehen: die zirkuläre Naht wird vermieden durch 
bajonettförmige Perineuriumlappen, an denen die beiden Enden anein¬ 
ander herangezogen werden und deren Spitzen zur Entlastung am Muskel 
fixiert werden. Um Diastasen spannungslos zu vereinigen, nimmt er zwei 
Stücke einer Arterie, die über die beiden Nervenstümpfe genäht werden 
und an ihren einander zugekehrten Flächen in drei Spitzen auslaufen, die 
dazu dienen, die Nervenenden, ohne sie selbst unter Spannung zu setzen, 
miteinander zu vernähen. Hiermit ist es möglich, selbst grössere Diastasen 
miteinander zu vereinigen, ohne die bis jetzt übliche perineurale Naht, bei 
der die Nähte häufig ausrissen, anzuwenden. Die Erfolge der Neurolyse 
sind viel besser geworden, durch Verbesserung der Technik. Er ver¬ 
einigt die perineurale und endoneurale Neurolyse, ohne dieselbe zu 
schematisieren. Jedes noch durchgehende Nervenbündel wird so weit 
als möglich frei präpariert, Bündel, in denen Narben liegen, reseziert und 
genäht. Vorstellung von sehr guten Resultaten von Neurolyse. 

Helle-Wiesbaden: Absolute, vollkommene Wiederherstellung nach 
Nervenverletzung ist äusserst selten. Bei den Verletzungen ist vorhanden 
entweder völlige Durchtrennung, oder völlige Durchtrennung verdeckt durch 
eine spindelförmige Verdickung an der Schusstelle, oder randständige Zer¬ 
störung. Er empfiehlt, wenn angängig, partielle Isolierung nach Einspritzung 
von Kochsalzlösung, event. mit Methylenblau vermischt, zur Verfolgung des 
kontinuierlichen Lympfstromes der einzelnen Fasern. Möglichste Schonung 
des Nerven ist die Grundbedingung für eine gute Heilung. Sensible Reiz¬ 
erscheinungen sind am besten mit Alkoholinjektionen zu behandeln. Die 
seitliche Einpflanzung der Nerven verursachte häufig sensible Störung. 
Bei der Methode von Edinger hat er selbst Erfolge noch nicht gesehen, die 
von ihm früher vorgeschlagene Einhüllung der Nervenstümpfe in Gummi 
haben ihm gute Erfolge gebracht. Er legt grossen Wert auf gründlichste 
Nachbehandlung. 

Goldstein-Frankfurt am Main. Über die sekundären Funk¬ 
tionsstörungen nach Schussverletzungen peripherer 
Nerven. 

Zur Vermeidung von Kontrakturen empfiehlt er möglichst frühzeitige 
Operationen; er bespricht den Ersatz der Funktion eines Muskelgebietes 
durch die Funktion einer anderen Gruppe, so zum Beispiel: die Wirkung der 
Interossei bei der Ulnarislähmung. Ferner bespricht er die Bedeutung 
der Anastomose, durch deren Vorhandensein kurz nach der Verletzung 
oder Operation eine wiederauftretende Funktion Täuschungen hervorrufen 
kann. Die Anastomose ist in den meisten Fällen nur ein anatomischer 
Umweg des Nerven, der vorübergehend durch Schockwirkung gelähmt 
sein kann, ohne durchtrennt zu sein. 


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Haslauer-Frankfurt a. M. hat mehrere Fälle nach E d i n g e r ope¬ 
riert. Bei 2 Fällen von Ulnarislähmung trat die Funktion bereits nach 
2—4 Wochen wieder ein. Nach der Operation muss der Nerv durch 
Beugestellung des Gliedes entspannt werden. 

Schultze-Duisburg. Verwendung von Faszienstreifen, die an den 
Nerven angeschlossen, dann gefaltet und vernäht werden. 

Meisel-Konstanz hat Blutzylinder zwischen die Nervenenden ein¬ 
geschaltet. 

Oppenheim-Berlin hat in einigen Fällen der vorgestellten nach 
Edinger operierten Patienten noch völlige Lähmung gesehen, in 
anderen in der Tat Erfolge. 

Engelmann-Wien zeigt Schienen für Radialislähmung und Peroneus¬ 
lähmung, aus Draht hergestellt. 

Müller-Stuttgart. Faszienautoplastik vom Vorderarm zur Handwurzel 
bei Radialislähmung zur Hebung der Hand. 

Müller-Berlin. Vorzeigung einer Spitzfussschiene. 

Ahrends-Wiesbaden berichtet über Umscheidung des Nerven mit 
Galalith. In einigen Fällen traten Neuralgieen ein. 

Erlacher-Graz. Für die Indikation, ob Neurolyse oder Naht erfor¬ 
derlich ist, ist das Verhalten der elektrischen (faradischen) Leitung mass¬ 
gebend. Bei Unmöglichkeit der Endvereinigung rät er zur Tubulisierung 
oder Pfropfung. 

Wollenberg-Berlin. Empfehlung einer Verlagerung des Ulnaris auf 
die Beugeseite, wenn die direkte Vereinigung bei stärkeren Defekten un¬ 
möglich ist. Besprechung der Indikation und Technik. 

Blencke-Magdeburg. Bericht über seine Erfahrung an 250 Nerven- 
operationen. 

2. Sitzungstag. 9. Februar 1916. 

Als erster Punkt der Tagesordnung wurde über die Frage der deform 
geheilten Oberschenkelfrakturen einschliesslich der primären Behandlung 
vom orthopädischen Standpunkt verhandelt. 

Anslnn-Bromberg sprach über die mobilisierende Exten¬ 
sionsbehandlung bei Oberschenkelbrüchen. Er tritt 
für die konservative Behandlung ein. Nur bei drohender Sepsis- und 
Amyloid der Nieren operiert er, indem er die Knochen-Wundhöhlen subr 
periostal ausräumt. Um die Granulationen zu schonen, soll kein scharfer 
Löffel angewendet werden, sondern nur mit Schere und Pinzette operiert 
werden, dann legt er feste Extensionsverbände an. Um eine zu grosse 
Verkürzung zu verhindern, legt er in die Lücken zwischen den Frag¬ 
menten Aluminiumblechschienen ein. 

An der Hand einer Anzahl Fälle zeigt er, dass trotz gut angelegter 
Gypsverbände Verkürzungen bis zu 15 cm beobachtet wurden, dadurch* 
dass die Frakturenden sich in die Gypsfenster einstellten. Um diese 
deformen Knochenbrüche zu behandeln, hat er einen Frakturenhebel kon¬ 
struiert, der vorn an der Spitze einen rechtwinklig angesetzten kleinen 
Dorn hat, mit dem er die deformen Knochenenden redressiert und die 
Frakturen mit gutem Erfolge in eingekeilte verwandelt. Der Hebel soll 
aber nur angewendet werden, wenn man mit der Extensionsbehandlung 


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nicht auskommt. Die Knochenenden fixiert er eventuell mit einer Draht¬ 
naht. Um Versteifungen in den Gelenken durch länger liegende Streck¬ 
verbände zu verhindern, hat er einen Apparat konstruiert, der an das 
Bardenheuer sehe Gestell angelehnt ist. Durch 2 Züge am Ober¬ 
schenkel und Unterschenkel und durch eine Charniervorrichtung in der 
Höhe des Kniegelenks können im Knie- und Hüftgelenk von den Schwe¬ 
stern 4—5mal täglich passive Bewegungen in den Gelenken ausgeführt 
werden, eventuell auch mit einem Motor: Um zu gleicher Zeit eine Frei¬ 
luftbehandlung der Wunden feintreten lassen zu können, können aus dem 
Oberschenkelbrett kleine Brettchen herausgenommen werden, um die 
Luft an die Wunden zu lassen. Die Länge des Oberschenkels muss genau 
eingestellt werden. Tritt ein Erguss ins Kniegelenk ein, muss ein paar 
Tage pausiert werden. Durch eine am Unterschenkelbrett angebrachte 
Schnur können die Soldaten auch aktiv bewegen. Der Apparat kann 
auch aus Eisen konstruiert werden. Bei frischen Frakturen wendet er 
10 Pfd. Extension an, bei entzündlich narbigen bis 20 Pfd. Er hat auf diese 
Weise Beugungsmöglichkeiten bis 90° erreicht. Sobald die Kallusbildung 
erreicht ist, lässt er zur Kräftigung der Muskeln auf einer schiefen Ebene 
kleine Wagen mit Gewichten schieben und ziehen. Dadurch werden die 
Leute während der Zeit der Heilung beschäftigt. 

Hohmann-München spricht über die erste Behandlung der 
Oberschenkelschussfrakturen im Felde. Nach ihm ist die 
erste Versorgung der Frakturen entscheidend für das spätere Schicksal der 
Brüche. Es ist eine Transportfrage. Je nach dem Stellungs- oder Bewe¬ 
gungskrieg spricht er sich für den Gypsverband oder Beckenbeinschienen 
aus. Der erste Gypsverband soll nur für den Transport sein. Im Lazarett 
soll er abgenommen werden und es soll geröntgt werden. Sodann sollen 
die Frakturen nach Perthes und Lange in Semiflexion und Extension 
fixiert werden. Die Lange sehen Papphülsenschienen scheinen ihm als 
Fixationsmaterial die besten zu sein. 

Schede-München spricht im Gegensatz hierzu über die Behand¬ 
lung der Oberschenkelfrakturen in der Heimat. Er 
unterscheidet zwischen leichten Durchschüssen und schweren Zertrümme¬ 
rungen. Absolute Fixation kann bei letzteren nur wirken. Unter dem 
Einfluss der Fixation ist die Erhaltung der Trümmer der Knochen möglich, 
ohne dem Patienten Schaden zu tun. Die Ausräumungen können dadurch 
vermieden werden. In 2 Monaten entscheidet es sich, was an Knochen¬ 
splittern gehalten werden kann oder was entfernt werden muss. Durch 
ein Beispiel (Röntgenbilder) beweist er, wie die Knochensplitter zur Aus¬ 
füllung der Zwischenräume zwischen den Frakturenden benutzt werden 
können. Dies ist aber nur mit Hülfe eines guten Gypsverbandes möglich. 
Wichtig ist einmal die Kontrolle der Frakturstellen entweder durch Rönt¬ 
genaufnahmen oder durch Messung. Zweitens eine Korrektur der Dis¬ 
lokation der Bruchenden durch Extension am Fuss; das Tuber ischii 
ist dabei nach Engelhardt mit Watterollen fixiert. Zur Extension be¬ 
nutzt er nach Art des H o f f a sehen Zauberfingers eine Geflechthülse für 
den Oberschenkel. Beide Beine sind gespreizt. Bei eiternden Wunden 
legt er grossen Wert auf eine gute Abdichtung der Haut mit Paraffin¬ 
watte oder Lassarscher Paste, damit der abfliessende Eiter der Haut nicht 


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schadet. Da er nur Streck- und keine Beugekontrakturen gesehen hat, ist 
die Beugestellung des Beines die beste. Er benutzt dazu Lagerungs¬ 
schienen, bei denen der Oberschenkelteil länger als das Bein ist, so dass 
das Becken in der Schwebe liegt und daher als Extension wirkt. Die 
Schienen lassen sich im Kniegelenk bewegen. Er ist Gegner einer zu 
irühen Belastung im Gehen, daher wendet er nachher Gehapparate an. 
Bei den orthopädischen Nachoperationen können Infektionsrezidive nicht 
immer vermieden. werden. Bei schlechter Stellung kommt Reinfraktion 
durch Osteotomie oder neuerlichem Brechen in Betracht. Man soll damit 
möglichst lange warten, wegen der Reinfektion, ausserdem nicht sub¬ 
kutan, sondern offen ausserhalb des Kallus (nach Lange) operieren. 

Semeleder-Wien empfiehlt seine besonders konstruierte Schiene zur 
Extension. 

Nach Schultze-Duisburg ist die Reposition und Retention der Frag¬ 
mente verschieden, je nachdem die Brüche im oberen, mittleren und unte¬ 
ren Drittel sind. Er wendet Extensions- und Abduktionszüge an. Das 
Tuber ischii polstert er mit Schabrakenfilz; die Ferse wird ausgeschnitten 
und mit Gummischwamm gepolstert. Den gesunden Oberschenkel benutzt 
er mit zur Fixation. 

Hasslauer-Frankfurt a. M. wendet Längsextension mit Schraubenzug 
an. Thorax und Becken werden mit in den Verband genommen. Letzterer 
direkt auf die eingepuderte Haut. 

Sctaoemann-Neu-Stettin wendet vertikale Extension der Oberschenkel 
an. Die Wunden müssen frei zugänglich sein durch Öffnungen in den 
Lagerungsschienen nach A n s i n n ’ s Vorgehen. 

Baumbach-Langensalza empfiehlt die Heussnersehe Schiene. 
Er behandelt damit allerdings nur mittelschwere Verletzungen. Der Sitz¬ 
ring wird durch Schrauben verschiebbar gemacht. 

Hass-Wien benutzt bei veralteten und dislozierten Oberschenkel¬ 
brüchen mit Verkürzungen bis zu 12 cm die Lorenzsche Schraube, wie 
sie früher bei Luxatio coxae congenita angewendet wurde, und zwar 
in Narkose, eventuell mit Tenotomie der Adduktoren. Die Stellung des zen¬ 
tralen Bruchendes ist das wichtigste bei der Retention in Abduktion und 
Flexion. Er konnte die Verkürzungen von 10—12 cm bis auf 1—2 cm 
ausgleichen. 

v. Baeyer-München findet die bisherigen Methoden zu kompliziert. 
Er bringt die seinerzeit in der Münch, med. Wochenschrift von ihm be¬ 
schriebene Schiene zur Anwendung. Ein einfaches, in der Mitte durchge¬ 
schnittenes und mit Charnieren versehenes Brett als Lagerungsschienc 
wendet er an. Durch untergeschobene Sandsäcke kann er die Beugung 
im Kniegelenk je nachdem vermindern und vermehren. Verbandwechsel 
findet im Bett statt. 

Rehn-Frankfurt a. Main bezeichnet die Oberschenkelschussfrakturen 
als eine crux für die Chirurgen. Wenn Zeit ist, soll man gypsen, sonst 
Schienen (Strohschienen). Eine richtige Schiene ist noch nicht gefunden. 
Semiflexion ist gut. Bekämpfung der Infektion; dann Fixation. Aus¬ 
räumung der Knochensplitter nur, wenn Sepsis es verlangt. 

Braatz-Königsberg modifiziert die v. Bayer sehe Methode des 
Unterlegens von Sandsäcken mit Hilfe eines Kastens. 


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Koenig-Altona bezeichnet den ersten Verband nur als Transportver¬ 
band, in der Heimat muss er gewechselt werden. Mit seinem Vorschlag, 
jedem Soldaten eine Koenigsche Schiene mit ins Feld zu geben, ist er 
nicht durchgedrungen. Er ist für Nagel- oder Klammerextension. 

Wullstein-Bochum ist für Anbandagieren des durchschossenen Ober¬ 
armes an den Thorax und des Oberschenkels an das gesunde Bein, wie 
es im Bergwerksbetrieb bei Verletzungen üblich ist. Er empfiehlt zur 
Extension auch den „Mädchenfänger“, auch Heftpflaster- oder Nagel¬ 
extension mit 60—70 Pfd. Bei deform geheilten Brüchen Osteotomie. 

Bei der Frage der Behandlung der Kontrakturen und Ankylosen 
spricht Höftman-Königsberg über die nicht operative Behandlung. Wichtig • 
ist es, ob es sich um frische oder alte Verletzungen handelt. Die Haupt¬ 
sache der Therapie ist die frühzeitige Behandlung. Er hat mit seinen 
Zander - Apparaten, mit Heissluftbehandlung, Massage, Verbänden, 
Gummibinden gute Erfolge erzielt. Für die Extension empfiehlt er die 
B e e 1 y sehe Qypshanfschiene. Bei Fingervei letzungen warnt er vor der 
Fixation in Streckstellung, da bei Steifigkeiten bei dem Versuch, die ge¬ 
streckten Finger zu beugen, die Sehnen leicht abreissen, dagegen krumme 
Finger sich leicht strecken lassen. 

Länge-München hat durch eine Umfrage in den orthopädischen Laza¬ 
retten festgestellt, dass zirka 83 °/ 0 der Qelenkversteifungen durch Mediko- 
mechanik geheilt werden, 17 °/ 0 aber nicht. ' Für diese empfiehlt er die 
operative Behandlung, und zwar durch unblutiges Redressement. Es 
müssen dabei aber die subkutanen Blutungen vermieden werden. Sie 
sind daher in absoluter Blutleere vorzunehmen, dann Zinkleimverbände. 

Er zeigt am Modell die Behandlung der Fingerversteifungen mit Zinkleim¬ 
verband und Bandzügen. Dann behandelt er durch Durchschneidung von 
Muskeln als pectoralis major, biceps, tensor fasciae latae, Tenotomie der 
Achillessehne etc. Eine dritte Gruppe der Versteifungen sind die, bei 
denen leichte Beweglichkeit vorhanden ist, aber durch Knochenhinderungen 
eine weitere Bewegung unmöglich ist. Dann Operation durch Abmeisse- 
lung der überschüssigen Knochenmassen. 

Bei der vierten Gruppe der totalen Versteifungen und Ankylosen emp¬ 
fiehlt er die Einpflanzung von Weichteillappen nach Mobilisierung der 
Knochenverwachsungen. Die Resultate sind bei den verschiedenen Ge¬ 
lenken verschieden, bald gut, bald schlecht. 

Spitzy-Wien empfiehlt auch die mediko-mechanische Behandlung. 

Bei Hand- und Unterarmverletzungen, wenn breite Verwachsungen vor¬ 
liegen, empiiehlt er die Plastik der Sehnen oder sonstige Massnahmen; 
dann aber, ehe die Haut vernäht wird, hat er unter die Sehnen Schweine¬ 
fett eingetragen, dann die Haut schliessen, ohne dass die Sehne an der 
Naht liegt, dann eventuell noch Fetteinspritzungen unter die Haut, aber 
nicht zu viel. Die Lokalanästhesie, die er dabei anwendet, etwas zentral 
von der Operationsstelle. Wenn nötig, zweizeitige Operation, erst Narben¬ 
deckung von der Bauchhaut aus, dann erst die Sehnenoperation. 

Fraenkel-Berlin behandelt die Hand- und Fingerkontrakturen mit 
Holzschienen. Zur Narbenbehandlung empfiehlt er Einspritzungen von 
10 ccm einer 10 prozentigen Cholinchloridlösung (Gefässerweiterung). 
Dann Erwärmung der injizierten Stellen mit den verschiedenen Methoden. 

Im Winter zur Vermeidung der Kältewirkung nur stationäre Behandlung. 


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Roskoschny-Wien hat damit keinen Erfolg erzielt, ebenso H o h - 
mann- München. 

Cramer-Köln spricht für die Einspritzungen, ebenso Kirchberg-Berlin, 
allerdings nur bei Weichteilversteifungen, nicht bei Knochenversteifungen. 
Er empfiehlt sie besonders bei Schulterversteifungen. 

Spitzy-Wien warnt vor Fibrolysin-Einspritzungen. 

Ludloff-Frankfurt a. M. ist für weitere Prüfung des Verfahrens. 

Peltesohn-Berlin betont den Wert der mediko-mechanischen Behand¬ 
lung bei frischen Fällen möglichst hinter der Front. Er hat im Osten 
eine solche orthopädische Anstalt errichtet, und dient dieselbe zur Ent¬ 
lastung der heimischen orthopädischen Anstalten, da die leichten frischen 
Fälle nicht erst in die Heimatgebiete überführt zu werden brauchen. 

Dreyer-Breslau verwendet bei Oberarmfrakturen die C r a m e r sehen 
Schienen, mit denen Bewegungen gemacht werden können. 

Kahleyss-Dessau und Hecht-Wien demonstrieren mediko-mechani- 
sche Apparate. 

Port-Nürnberg empfiehlt als beste Behandlungsmethode den Schienen¬ 
hülsenapparat. Da er aber meistens zu teuer ist, so wendet er Leimver¬ 
bände mit Schienen an, die durch Spiralfederzug eine Beugung und 
Streckung ermöglichen. 

Braatz-Königsberg erinnert an seine Sektorenschienen bei Behand¬ 
lung der Kniegeienkskontra'kturen. 

Gegen Schluss der Sitzung empfiehlt Spitzy-Wien, um eine Orga^ 
nisation der mediko-mechanischen Nachbehandlung einzuführen, dass für 
Ärzte und Pfleger 4 —öwöchige Kurse zur Ausbildung in mediko-mecha- 
nischer Behandlung eingerichtet werden, um möglichst viele Ärzte zur 
Nachbehandlung zur Verfügung zu haben. 


Bericht über die ausserordentliche Tagung 

der 

Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge 

am 7. Februar 1916. 

Von Dr. P. MOLLENHAUER, Berlin-Zehlendorf. 

Die Vereinigung tagte im Plenarsitzungssaal des Reichstagsgebäudes 
in Gegenwart einer grossen Zahl Gäste zum Teil aus hohen und höchsten 
Kreisen und vielen Vertretern von verbündeten und neutralen Staaten. 
In Vertretung der Kaiserin war die Kronprinzessin erschienen. Ferner 
war Erzherzog Karl Stephan von Österreich anwesend. Den Vorsitz 
führte Herr Wirkl. Geh. Ober-Medizinalrat Prof. Dr. Dietrich. Nach 
Begrüssung der Versammlung sprach er über die Fürsorgeorganisationen, 
die im Laufe des verflossenen Jahres in den einzelnen Bundesstaaten ge¬ 
schaffen und in einem Reichsausschuss für Kriegsbeschädigtenfürsorge in 
Berlin zusammengeschlossen worden sind. 

Biesalski-Berlin: Ein Jahr Kriegskrüppelfürsorge mit 
besonderer Berücksichtigung der ärztlichen Tätig- 


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keit: Durch unermüdliche Aufklärung ist es gelungen, im verflossenen 
Jahre bis tief in die breitesten Volksschichten hinein das Bewusstsein der 
notwendigen Ertüchtigung unserer Kriegbeschädigten für die Arbeit zu 
tragen. Überall ist das sentimentale Mitleid gewichen. Besonders wir¬ 
kungsvoll hat sich die Aufklärung der Verletzten selber erwiesen. Durch 
Beispiele, Ausstellungen, Vorträge und Mitarbeit der Presse ist es ge¬ 
lungen, in ihnen den Willen zur Arbeit zu wecken. Die Frauenvereine 
haben es übernommen unter der bewährten Führung Ihrer Exzellenz der 
Freifrau von Bissing, die Familien der Verletzten auf die neuen Verhält¬ 
nisse vorzubereiten. Für das Gelingen der grosszügigen Organisation 
gebührt der Militärverwaltung für ihre weitgehendste Unterstützung be¬ 
sonderer Dank. Die in Deutschland befindlichen zahlreichen Krüppel¬ 
heime mit ihren bewährten Einrichtungen, zu denen Klinik, Schule und 
Handwerksstuben und Berusfberatung gehören, haben den Lazaretten zum 
Vorbild dienen können. 

Einen besonderen Aufschwung hat Dank der gemeinsamen Arbeit 
von Ärzten, Bandagisten und Technikern der Kunstgliederbau genommen, 
sodass heute die Frage des Ersatzes eines verlorehen Beines als gelöst 
zu betrachten ist. Bei Armamputierten liegen die Verhältnisse noch 
schwieriger. Unterarmamputierte sollten weitgehendst ihren Stumpf zur 
Arbeit heranziehen, dann werden sie die in dem Stumpf schlummernden 
Muskelkräfte wecken und was besonders wichtig ist, das Gefühl des 
Stumpfendes so ausbilden, dass ein sicheres Tasten ermöglicht wird. 

Oberarmamputierte oder Schulterexartikulierte bedürfen zur Arbeit 
einer Prothese. Die Zahl der gerade während des Krieges geschaffenen 
Konstruktionen ist sehr gross und es ist zu erwarten, dass sich ein Ar¬ 
beitsarm finden wird, mit dem in hohem Masse jede Berufsarbeit aus¬ 
geführt werden kann. 

Sehr beachtenswert sind ferner die Erfolge der Nervenchirurgie, der 
Nachbehandlung von Knochenbrüchen und Versteifungen. 

Das Vertrauen des Publikums zu der ärztlichen Kunst zeigt heute 
häufig eine fast rührende Naivität. Patienten mit schwersten Ver¬ 
stümmelungen halten es für selbstverständlich, dass es der Kunst der Ärzte 
gelingen muss, sie wieder erwerbsfähig zu machen. 

Betreffs der sozialen Fürsorge sind die im Vorjahre geäusserten 
Hoffnungen erfüllt. Alle Teile des Volkes wirken gemeinsam und ziel¬ 
bewusst dahin, die Beschädigten möglichst voll erwerbsfähig an die alte 
Arbeitsstelle in der Heimat zu bringen. 

Generalarzt Schultzen-ßerlin: Die stationären und ambu¬ 
lanten Fürsorgeeinrichtungen für Kriegsbesch ä>4 i g t e 
in Deutschland. 

Körperliche, seelische und soziale Gesundung der Kriegsbeschädig¬ 
ten ist das Ziel der vom Militärsanitätswesen geleiteten Lazarettfürsorge. 
Der Arzt, der die körperlichen Leiden seiner Verwundeten kennt, wird 
ihnen auch zur Überwindung ihrer seelischen Leiden die besten Dienste 
leisten können. Das Pflegepersonal und Angehörige sollen ihn dabei 
unterstützen. 

Von grösster Bedeutung ist die soziale Erstarkung. Es muss Prophy¬ 
laxe der Rentenepidemie geübt werden. Die Heilung ist nur Vorbedin- 


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gung für die Arbeitsfähigkeit, daher soll die Beschäftigung schon früh¬ 
zeitig einsetzen und nach ärztlicher Verordnung mit straffer Zucht geleitet 
werden. 

In Preussen besitzen 50 Lazarette grosse Werkstuben, 80 haben 
kleine und 30 landwirtschaftliche Übungsstätten. Sehr bewährt hat sich 
die Unterbringung Kriegsverletzter in Betrieben der Qrossindustrie. 

Spltzy-Wien: Anlage und Organisation von Invali¬ 
denschulen. Die Entwicklung der Kriegsbeschädigtenfürsorge musste 
in Österreich, da es keine Krüppelheime gab, eine andere Form der Orga¬ 
nisation wählen, als in Deutschland. Ausschlaggebend war dabei der 
Mangel an vielen grossen Städten. So ist unter dem Protektorat des Erz¬ 
herzogs Karl Stephan ein Lazarett mit Invalidenschulen geschaffen wor¬ 
den, das sich jetzt zu einer Barackenstadt mit 3400 Betten ausgewachsen 
hat. Nach dem Vorbilde dieser Anlage sind dann einige weitere Lazarette 
im Lande geschaffen worden. Nur mit einer ausgezeichneten Organisa¬ 
tion konnte die Arbeit bewältigt werden. Sie wurde in einzelne Gebiete 
der Fürsorge geteilt, also dezentralisiert und jede erhielt ihren besonderen 
Leiter. So gibt es eine ärztliche, eine technische, eine Verwaltungsabtei¬ 
lung und einen Arbeitsnachweis. Alle diese werden von einem unpersön¬ 
lichen Zentralbüro einheitlich regiert, wobei alle persönlichen Reibungen 
vermieden und eine sichere Aufsicht über das ganze gewährleistet wird. 

Eine Zentralisation hat der Werkstättenbetrieb erfahren. 
300 Arbeiter sind in einer Prothesenfabrik tätig. Andere gewerbliche Be¬ 
triebe, besonders die Kürschnerei und Schuhmacherei, wurden durch gross¬ 
herzige Stiftungen gefördert. Unter Leitung Seiner Exzellenz Geh.-Rat 
E x n e r arbeitet eine Lehrwerkstätte an der Normalisierung von Prothe¬ 
senteilen. Jeder Mann erhält 2 Prothesen und wird soweit ausgebildet, 
dass er seine Behelfsprothese selbst reparieren kann. 

Zahlreiche Kurse sorgen für Volksschulausbildung und Förderung 
theoretischer Berufsbildung. Besonderer Wert wird auf landwirtschaft¬ 
liche Ausbildung gelegt. Praktisch hat sich die Einteilung aller Neuankom¬ 
menden nach ihren Verletzungen erwiesen. Amputierte, Gelähmte und 
Leute mit Versteifungen werden in gesonderte Abteilungen gelegt. Die¬ 
ses erleichtert die Einarbeitung des Hilfspersonals. Am Tage nach der 
Aufnahme erhalten Amputierte eine Behelfsprothese. Mit Krücken gehen 
ist nicht statthaft. Für die gesamte Einrichtung haben die deutschen 
Krüppelheime ais Vorbild gedient. 

Dollinger-ßudapest: Organisation der Institutionen des 
Kgl. Ungarischen Kriegs-Invaliden-Amtes. 

Die Zählung der Invaliden ergab im September 1915 über 3400 chirur¬ 
gische und über 7000 interne Fälle. Von einem Zentralbüro wurden die 
Leute nach spezialärztlichen Gesichtspunkten auf einzelne Institute verteilt. 
Die Fürsorge zerfällt in ärztliche, pädagogische Versorgung und einen 
Arbeitsnachweis. 600 Amputierte sind in einem Sammelspital vereint, 
die Prothesen werden in eigener Prothesenfabrik hergestellt, die jetzt mit 
130 herangebildeten Arbeitern wöchentlich 100 Prothesen liefert, so dass 
jeder Mann in 2 Wochen seine Prothese erhält. Während der Zeit wer¬ 
den Stumpfübungen gemacht. Die Ausbildung ist vorzüglich in der Land¬ 
wirtschaft. Wer nicht arbeiten will, dem wird mit Entziehung der Rente 
gedroht. 


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Pastor Hoppe-Nowawes: Die Friedenskrüppelheime als 
Grundlage für die gleichartige Fürsorge der Kriegs- 
verlctzten. 

Krüppelfürsorge gibt es schon seit 300 Jahren. Sie begann in nordi¬ 
schen Ländern, besonders in Kopenhagen. In Deutschland ist sie von der 
Inneren Mission der evangelischen Kirche aufgenommen worden, die bis¬ 
her 5 Millionen Mark für den Bau von Krüppelheimen ausgegeben hat 
und diese Heime jetzt mit 2 Millionen Mark jährlich unterstützt. Die Sta¬ 
tistik von Professor Biesalski zählt in Deutschland 250 000 Krüppel, für 
die bisher 53 Heime mit 5400 Betten zur Verfügung stehen. Die Heime 
enthalten eine Klinik, eine Schule und Handwerksstuben. So gibt es ins¬ 
gesamt 315 Werkstätten, in denen 51 verschiedene Berufe gelehrt werden. 
Diese Heime bieten alles das, was für die Kriegsverletzten zur körper¬ 
lichen und Seelen-Heilung und zur Ertüchtigung für den Beruf erforder¬ 
lich ist. Es ist deshalb ihre Benutzung für Kriegsverletzte resp. die 
Nachahmung ihrer Einrichtungen für Lazarette besonders zu empfehlen. 

Landesrat Horlon-Düsseldorf: Lazarettschule und bür¬ 
gerliche Kriegsbeschädigten-Fürsorge. 

Das Ziel aller Fürsorge muss sein, den Verletzten im praktischen 
Betrieb erwerbsfähig zu machen. Das gelingt am besten in der Heimat. 
Der Wille zur Arbeit wird nicht durch kleine Handfertigkeiten oder 
Theorien, sondern nur durch praktische Berufsarbeit gefördert. Damit 
wird auch die Rentenangst am besten überwunden. Gerade jetzt treibt 
die allgemeine Teuerung und lo :ken die hohen Löhne zur Arbeit. Die 
Rentenversorgung soll so früh wie möglich festgesetzt werden. Redner 
warnt vor der Übertreibung der Arbeitsfähigkeit Verstümmelter. Direkt 
schädlich für die Unterbringung wirkt die Ausbildung in Stenographie 
und Maschinenschreiben, weil sie keinen lohnenden Erwerb später schafft. 

In der folgenden Aussprache bat Exzellenz Freifrau von Bissing 
die Chefärzte der Lazarette um Unterstützung bei der Lazarettfürsorge 
durch die Frauen. Nur wenn man den Verwundeten kennt, kann Heim¬ 
fürsorge geübt werden. 

Professor Dr. Wullstein-Bochum verlangt Berücksichtigung der pro¬ 
vinziellen Eigenart bei der Arbeitsausbildung. Die ungelernten Arbeiter 
bedürfen besonderer Fürsorge. Für Beinamputierte sind sitzende, resp. 
halbsitzende Berufe zu schaffen. 

Silberstein-Nürnberg verlangt Ausbildungsanstalten für die aus dem 
Militärverhältnis Entlassenen. 

Dr. Hecht-Wien empfiehlt die Bildung zahlreicher kleinerer An¬ 
stalten zur Nachbehandlung, für welche sich sein Universalpendelappa¬ 
rat eignet. 

In der Nachmittagssitzung sprach Riedinger-Würzburg über: D i e 
Werkstätte als Heilmittel, Vorbereitung und Aus¬ 
bildung. Er unterscheidet Übungsarbeit, die hauptsächlich für die An¬ 
regung des Willens zur Arbeit und therapeutischen Zwecken dient, ferner 
Berufsarbeit. Am besten bewährt sich die Schlosserwerkstatt. Eine 
scharfe Grenze lässt sich durch die beiden Abteilungen nicht ziehen. Für 
Beschäftigung muss eine ärztliche Indikation vorliegen. Die berufliche 
Ausbildung , geschieht am besten in der Heimat. Ältere Leute nehmen 


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ihren früheren Beruf lieber auf als junge, die eine Besserung ihrer sozia¬ 
len Stellung erhoffen. Besondere Schwierigkeiten bieten die ungelernten 
Arbeiter. Aber auch sie werden bei dem bestehenden Arbeitermangel 
Arbeitsplätze finden. 

Dazu teilt Radike-Görden eine Statistik über die Arbeitsfähigkeit 
•von Schwerverletzten mit, nach der Kopfarbeiter, Angestellte und land¬ 
wirtschaftliche Arbeiter am günstigsten, ungelernte Arbeiter am ungünstig¬ 
sten wegkommen. Er stellt eine besondere Kategorie der Unentschiede¬ 
nen auf. 

Regimentsarzt Pokorny-Wien schildert die Einrichtung der Inva¬ 
lidenschulen in Wien, die von 100 bis 1400 Mann besucht werden. 

Goldstein-Erankfurt a. M.: Übungsschulen für Hirnver¬ 
letzte. (Ist als Originalarbeit im Januarheft dieses Zentralblattes ver¬ 
öffentlicht.) 

Poppelreuter-Cöln-Lindenthal ergänzt diese Ausführungen durch Er¬ 
fahrungen aus seiner Schule für Kopfverletzte, in der sich 60 Verwundete 
befinden, für deren individuellen Unterricht 12 Lehrer notwendig waren. 
Man soll eine Organisation für angemessene Arbeitsplätze schaffen. 

Professor Dr. Gutzmann-Zehlendorf berichtet über Behandlungs¬ 
erfolge von Stimm- und Sprachstörungen nach Kopfschüssen. Die Methode 
wird durch phonographiscne Vorführungen demonstriert. Er warnt vor zu 
frühem Behandlungsbeginn. 

Eisenbahn-Ministerialsekretär Huber-Wien spricht über die Stan- 
des-Fürsorge der Eisenbahner, die in einem besonderen 
Genesungsheim untergebracht und in Schulen und Facheinrichtungen, die 
auf den Eisenbahnberuf besonders eingestellt sind, unterrichtet werden. 
Das Heim hat auch eine eigene Prothesen-Werkstatt und stellt leichte 
Metallblechprothesen her, bei denen das Prinzip der Normalisierung 
durchgeführt ist. Diese Prothesen eignen sich besonders für Eisenbahner. 
So wurden 136 Arbeiter wieder eisenbahndienstfähig gemacht. 19 Leute 
mussten umgeschult werden, konnten aber gut im Stations- oder Werk¬ 
stättendienst beschäftigt werden. Einarmige zur Fahrkartenkontrolle zu 
verwenden, ist nicht vorteilhaft. Die Standesorganisation sichert dem 
Beschädigten für alle Zeit einen einkömmlichen Erwerb und bewahrt ihn 
vor der Bedrängung durch ungünstige Konkurrenz. 

Erziehungsdirektor Würtz-Zehlendorf stellt Grundsätze für die Lei¬ 
tung von Handübungsklassen und -Schulen auf. Sie dienen 
in erster Linie orthopädischen Zwecken und bedürfen daher ständiger 
ärztlicher Aufsicht. Die Eigenart der Verletzung muss besonders berück¬ 
sichtigt, die ersten Versuche der arbeitenden Leute mit Nachsicht 
und taktvoller Kritik behandelt werden. Ohnmachtsgedanken dür¬ 
fen im Verwundeten nicht aufkommen, sonst gibt es seelische Lähmungen. 
Die besonderen Neigungen und Interessen der Leute müssen berücksich¬ 
tigt und durch Abwechslung die Arbeit belebt werden. Als besonderen 
Ansporn haben sich Ausstellungen und Preisverteilungen bewährt, jedoch 
sind diese Unternehmungen zweideutig, weil der Minderbefähigte sich 
leicht zurückgesetzt fühlt und übertriebener Ehrgeiz erregt werden kann. 
In diesen Ubungsschulen ist die beste Gelegenheit zur Pflege guter Heimat- 
kunst geboten. Die Verwendung nur besten Materiales wird den Schön- 


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heitssinn heben. Sehr bewährt hat sich der Witte sehe Webeapparat, 
an dem auch versteifte Hände kleine Kunstwerke schaffen können. 
Redner individualisiert sehr geschickt die einzelnen Finger, die nach ihrer 
Eigenart benutzt und deren störrische Geister zur Arbeit überlistet werden 
müssen. Für die einzelnen Gelenkabschnitte werden geeignete Übungen 
vörgeschrieben. 

Architekt Hugo Eberhardt-Offenbach: Das Streben nach 
Qualität und nach Geschmack bei den Berufs¬ 
übungen Kriegsbeschädigter und der Lazarett¬ 
beschäftigung. Er unterscheidet zwischen Lazarett-Beschäftigung 
und Erwerbsausbildung. Die erstere hat ganz besonders darauf zu ach¬ 
ten, dass nur geschmackvolle Gegenstände hergestellt werden, denn sie 
sollen, wenn sie später als Geschenke einen Dauerplatz im deutschen 
Hause einnehmen, den Schönheitssinn auch in den Familien weiterbilden. 
Die Beschäftigung kann schon im Krankensaal mit solider Liebhaberkunst 
beginnen, wozu die alte Bauern- und Volkskunst geeignete Vorlagen 
schafft. Das schlechte Vorlagenmaterial, womit jetzt der Markt über¬ 
schwemmt wird, darf höchstens zum abschreckenden Beispiel und zur 
Schulung kritischen Einkaufes dienen. 

Die Erwerbsschulen sollen auch besonders auf geschmackvolle 
Qualitätsarbeit hinwirken. Es ist sehr wichtig, dass jeder Handwerker 
eine Zeichnung herstellen resp. Zeichnungen lesen kann. Nur so können 
die alten gesunden Werkstuben Verhältnisse wieder aufblühen. 

Gewerbeschullehrer Schlosser-Halle: Einarmer in der 

Schule, insbesondere das Schreiben mit der linken 
Hand. 

Da die Schönheit der Schrift von dem Rythmus der Muskelarbeit 
abhängt, soll Schulung der Armmuskeln durch aktive Bewegungen als 
Vorschule für einarmige Betätigungen dienen. Die Schreibübungen be¬ 
ginnen an der Wandtafel mit Elipsenübungen. Aus diesen werden 
dann die weiteren Buchstaben entwickelt. Am Schreibtisch soll auch der 
Linksschreibende mit dem hergebrachten Material auskommen, besonders 
nicht von Feststellvorrichtungen oder besonderen Federn abhängig sein. 
Als Übelstand hat sich das häufige Neueintreten und Wegbleiben der Leute 
in den Kursen herausgestellt. 

Koepert-Dresden: Bedeutung einarmiger Lehrmeister 
für Einarmigen-Schulen. 

Das Vorbild des einarmigen Lehrers, besonders, wenn er aüs lang¬ 
jähriger Erfahrung vielseitiges Geschick entwickelt, ist für die Einarmigen- 
schulen von grossem Wert ünd überwindet am schnellsten die seelischen 
Depressionen. Ein besonderer Freund des Einarmigen ist der Schraub¬ 
stock, wie die Vorführungen des einarmigen Lehrers Meitzer über¬ 
zeugend bewiesen. 

Schanz-Dresden bemerkt dazu: Man soll die Arbeitsfähigkeit Ein¬ 
armiger nicht überschätzen. Wenn ihre Unterbringung auch vorläufig 
leicht ist, wird nach dem Kriege die Konkurrenz gesunder Leute sie viel¬ 
fach trotz bester Prothesen verdrängen. Die günstigsten Aussichten sind 
in der Landwirtschaft. Das sicherste Mittel, um Einarmigen ständigen 
Erwerb zu erhalten, ist ihre Ausbildung zur Bedienung von Spezial- 


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maschinen. Es sollte deshalb schon jetzt eine Organisation der Industrie¬ 
arbeiter einsetzen, die dafür sorgt, dass solche Plätze- für die Einarmer 
offen gehalten werden. Die Einarmerschulcn sollten sich mit geeigneten 
Industriezweigen in Verbindung setzen. 

von Künssbferg-Heidelberg warnt vor Überanstrengung Einarmiger. 
Sie sollen sich immer als Genesende fühlen und eventl. in Turnvereinen 
in besonderen Riegen Übungen machen. Die linke Hand ist der rechten 
gleichwertig. Man tut den Rechtshändern Unrecht, wenn man den Ver¬ 
lust ihrer linken Hand als weniger schwer bewertet. 

Mittelschullehrer Bucliholz-Posen berichtet über seine Erfolge mit 
rythmischem Taktschreiben, das er klassenweise nach Befehl üben lässt. 

Regierungs- und Schulrat Böhm-Potsdam: Die Bedeutung 
der Fortbildungs- und Fachschule für die Kriegs¬ 
beschädigtenfürsorge. 

Die Ausbildung muss sich besonders auf die Verwundeten der ar¬ 
beitenden Klassen beziehen. Für sie bedeutet die Fachausbildung eine 
Erweiterung der Ernährungsquelle und ist wichtiger als Hebung der all¬ 
gemeinen Bildung. Gewerbetreibende erhalten neben Fachunterricht 
Ausbildung in der Buchführung und im Zeichnen. Wichtig ist auch Auf¬ 
klärung über einiache Rechtsgrundsätze. Eine Vorschule bilden „Grund¬ 
kurse“ nach Art der Fortbildungsschulen. Besondere Kurse werden für 
Unterbeamte eingerichtet. Er warnt vor der Ausbildung im Maschinen¬ 
schreiben, weil das zum späteren Erwerb nicht genügt. Die Einzelkurse 
umfassen 40 Stunden. Zur Durchführung gehört ein genau ausgearbeiteter 
Stoffverteilungsplan. Der Lehrermangel ist durch Abkommandierung nicht 
felddienstfähiger Fach- und Fortbildungsschullehrer gedeckt 

Landesökonomierat Maier - Bode - Nürnberg: Die landwirt¬ 

schaftliche Ausbildung. 

Die grösste Mehrzahl der Verletzten gehören landwirtschaftlichen 
Berufen an. Es sollte daher in jedem Armeekorps die Möglichkeit zur 
Ausbildung im Gutsbetrieb und eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule 
unter ärztlicher Leitung bestehen. Gerade für Landarbeiter sind hand¬ 
werkliche Fähigkeiten von Wichtigkeit, da auf dem Lande bis zu einem 
gewissen Grade jeder sein eigener Handwerker sein muss. Solche 
Fähigkeiten können auch einen geeigneten Wintererwerb schaffen. Bein¬ 
verletzte sollen systematische Gehübungen auf verschiedenem Boden 
machen. Sie müssen auf gepflügtem Acker gehen, Treppen und Leitern 
steigen können. Viele Arbeiten können, wie auch B i e s a 1 s k i lehrt, 
mit dem Stumpf geübt werden. Für Oberarm-Amputierte ist die Frage 
der besten Prothese noch nicht gelöst. Der landwirtschaftliche Unter¬ 
richt soll die Leute zu rationellerer Bewirtschaftung des eigenen Besitzes 
heranbilden, wozu Ausbildung im Obst- und Gemüsebau, Bienenzucht etc. 
sich besonders eignet. 

Kommerzienrat Krais-Stuttgart: Die geeignetsten Aus¬ 
bild ungsverfahren für die verschiedenen Erwerbs¬ 
möglichkeiten bei einzelnen Verletzungen. 

K. hat in einem umfassenden Werk alle Betätigungsmöglichkeiten in 
den verschiedensten Berufen nach Verletzungen geordnet zusammen¬ 
gestellt. Darnach können alle Verletzten untergebracht werden und die 


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Hochkonjunktur, die nach Friedensschluss sowohl für Handel als Industrie 
zu erwarten ist, wird jeden Mann, auch den Minderbefähigten, zur Arbeit 
benötigen. 

Zeicheninspektor Möhring-Nürnberg: Lazarett, Erwerbs¬ 
schule und Berufsberatung als organisches Ganze. 

Die noch bestehenden Reste zur Herstellung der Erwerbsfähigkeit 
müssen im Beschädigten ausgebildet und sein Vertrauen durch richtige 
Beratung erweckt werden. Dabei können die verschiedensten Kreise, 
auch die Arbeitnehmer, mitwirken. Er warnt vor spielerischer Beschäf¬ 
tigung. Nur solche Tätigkeit, die wirtschaftlich fördert, macht Freude, 
uhd sie muss eine Vertiefung der Berufsbildung bieten. Unterrichten 
sollen nur Männer, die dafür besondere Begabung haben und denen es 
gelingt, die Leute zur zwanglosen, freudigen Betätigung heranzuziehen. 
In den Kreisen der Arbeitgeber herrscht vielfach noch Unkenntnis über 
die Fähigkeiten Verstümmelter. Hier sollte auch die Aufklärung einsetzen. 

Christian-Berlin: Die Berufsberatung hat einen schweren Stand in 
der Fürsorge. Sie muss einen Überblick über die wirtschaftlichen Aus¬ 
sichten und ein Urteil über die Berufseignung Verletzter haben. Als 
Grundlage muss die Erfahrung der Arbeitspsychologen dienen, nach 
der individuell die Möglichkeit der physischen und psychischen Ein¬ 
passung des Verletzten in den Beruf beurteilt werden kann. Hierfür kom¬ 
men die Bewertung der Ermüdbarkeit, Gedächtnis, Geistesgegenwart, 
Kombinationsgabe und andere Fähigkeiten in Betracht. Es ist daher die 
Ausarbeitung einer besonderen Methode für Berufsberatung erforderlich. 


Ä. Allgemeine Orthopädie. 

Physikalische Therapie. 

1) Schmidt, P. Ein neuer orthopädischer Universal¬ 

apparat. (D. m. W. 1916. Nr. 6, S. 165.) 

Schmidt beschreibt einen einfachen Apparat, der nach dem Muster 
desjenigen von Levy (D. m. W., Nr. 15, 1915) angegebenen angefertigt ist. 
Er ist für kleinere chirurgische Lazarette gedacht, die keinen „Zander¬ 
apparat“ besitzen, soll durch frühzeitige Benutzung prophylak¬ 
tisch die Versteifungen der Gelenke verhindern. Der Apparat ermöglicht 
Pendelbewegungen in einer Ebene. Er besteht aus einer feststellbaren, 
mit mehreren Scharnieren versehenen Schiene, in die das betreffende Glied 
gebunden wird. Durch Gewichte, die über ein Rollensystem laufen, wird 
an der Schiene ein regulierbarer Zug ausgeübt, durch den die passiven 
Bewegungen im Gelenk ausgeführt werden. Der Preis beträgt 75 Mark 
(Windler). Der Apparat ist an jedem Tisch festzumachen (siehe Abbil¬ 
dungen). Th. Na e g e 1 i, Greifswald. 

Orthopädische Technik. 

2) Armknecht, W Der Z i n k 1 e i m v e r b a n d. fD. tn. W. 1916. 

Nr. 6, S. 167.) 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 3. 7 


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Bei allen Unterschenkelweichteilverletzungen, Varizen, Ekzemen und 
Geschwüren hat A. mit gutem Erfolg den Zinkleimverband angewandt und 
empfiehlt ihn auch für die draussenstehenden Soldaten, die mit solchen 
Verbänden ihren Dienst weiter versehen können. 

Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

3) Erlacher, Ph. Ed ne Spange zur Beseitigung der 

Krallenhand bei Ulnarislähmungen. (Zbl. f. Chir. 

Nr. 2, S. 31, 1916.) 

Erlacher empfiehlt zur Beseitigung der Krallenhand nach Ulnaris¬ 
lähmungen das Tragen einer Spange. Diese soll die Dorsalüberstreckungs¬ 
stellung der Grundphalangen der Finger beseitigen und dadurch die Wirk¬ 
samkeit der Fingerstrecker auf die Endglieder ermöglichen. Die ange¬ 
gebene Spange umgreift die Mittelhand auf der Dorsalseite, ist an der 
Aussenseite nach abwärts gebogen und fixiert durch zwei querverlaufende 
Riemen die Grundphala» gen in leichter Beugestellung. Ein volarer Rie¬ 
men zieht unter den Grundgelenken und drückt sie dorsal, während dorsal 
über die Grundphalangen ein Riemen verläuft, der diese etwas volar¬ 
flektiert. 

Eine Behinderung beim Fassen und Arbeiten besteht nicht. 

Th. Na eg e 1 i, Greifswald. 

Orthopädische Operationen. 

4) Klapp, R. Die operative Erweiterung der Schulter¬ 

gelenkkapsel. Eine Methode zur blutigen Mobilisierung von 

Schultersteifigkeit. (Zbl. f. Chir., Nr. 7, S. 137, 1916.) 

Die habituellen Schulterluxationen beruhen meist auf Erweiterung der 
Kapsel. Die Vergrösserung der Kapsel wird erklärt durch ungenügende 
Ruhigstellung des Armes nach der ersten Reposition. 'Der entstandene 
Kapselriss heilt dann unter Erweiterung des Kapselraumes aus. 

Diesen Vorgang übertrug K. auf die Behandlung geschrumpfter 
Kapsel. Durch einen Schnitt wird sie derart erweitert, dass der Kopf frei 
beweglich wird. In dieser Erweiterung kommt sie zur Ausheilung, was 
durch Elevationsstellung des Humerus erreicht wird. 

Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

B. Spezielle Orthopädie. 

N ervenerkranktmgen. 

5) Kolb, K. Soll man sich bei Operationen an periphe¬ 

ren Nerven der Faszientransplantation bedie¬ 
nen? (Zbl. f. Chir., Nr. 6, S. 115, 1916.) 

Kolb warnt vor der Anwendung von Faszientransplantation bei Ope¬ 
rationen am peripheren Nervensystem. Die transplantierte Faszie unter¬ 
liegt der Schrumpfung. Es ist anzunehmen, dass der Faszienring sich um 
die Nervennahtstelle verengt, und den Nerven drückt, ganz abgesehen von 
der Möglichkeit einer Verwachsung der Faszie mit den Nerven 
(Goldmann). 

Auch bei fettarmen Kranken ist immer ein Fettstreifen zu bekommen, 


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der zur Umhüllung der Nervennahtstelle genügt, den man gestielt oder 
ungestielt verwenden kann. Th. Naege 1 i, Greifswald. 

6) Haberland, H. F. O. DiedirekteEinpflanzungdesNervus 

hypoglossus in die Gesichtsmuskulatur bei 
Fazialislähmung. (Zbl. f. Chir,, Nr. 4, S. 74, 1916.) 

H. bat in 3 Fällen den N. hypoglossus direkt in die gelähmten Gesichts¬ 
muskeln implantiert. Die ersten Anzeichen des Erfolges machen sich nach 
7—12 Wpchen bemerkbar. Je eher die Operation ausgeführt wird, desto 
günstigere Aussichten bietet sie. 

Die Durchschneidung des N. hypoglossus hat eine mehrtägige 
Schlucklähmung zur Folge. Dann tritt in den Nerven Vikariiren ein, 
und nach 8—12 Tagen hat der Patient keine Schluckbeschwerden mehr. 

Th. Na eg e 1 i, Greifswald. 

7) Hoessly, H.-Basel. Über Nervenimplantation bei Re- 

currens-Lähmung. Eine experimentelle Studie. (Beitr. z. 
klin. Chir., 99. Bd., Heft 1.) 

Die Naht des bei der Operation durchschnittenen Nervus Recurrens 
ist wegen seiner Feinheit und der Verlagerung infolge der Operations¬ 
narben technisch kaum ausführbar. Zu grob mechanisch erscheint Hoessly 
die Paraffin-Injektion in das gelähmte Stimmband, und die Payr sehe 
Verschmälerung des Kehlkopfes durch Exzision eines Stückes aus dem 
Schildknorpel Physiologisch wäre es, die Adduktoren wieder funktions¬ 
tüchtig zu machen, also die Recurrens-Lähmung in eine Posticus-Lähmung 
zu verwandeln. Hierdurch würde die Stimmritze enger und eine Phona¬ 
tion möglich. Dies gelang nach vorangegangener Recurrens-Resektion 
durch Implantation eines Nervenästchens aus dem Accessorius (Ast des 
Kopfnickers) bei Hunden. Hoessly empfiehlt diese Operation auch für 
Menschen bei beiderseitiger Lähmung (Operation nur einseitig) und bei 
einseitigen Lähmungen, die keine Besserung der Stimme zeigen. Die Aus¬ 
führung der Operation wird angegeben. Hoessly glaubt zufrieden sein zu 
müssen, wenn es gelingt, die Kadaverstellung in Medianstellung zu brin¬ 
gen. Es erscheint ihm sehr fraglich, ob Nervenimplantation in Ab- und 
Adduktoren dem Kehlkopf normale Funktion geben wird. 1 

G ö r r e s , Heidelberg. 


Frakturen. 

8) Orth,i Oskar. Ein Vorschlag zur Klavikularfraktur- 
behandlung. (Zbl. f. Chir. Nr. 7, S. 140, 1916.) 

In Lokalanästhesie wird von einem 4—5 cm langen Schnitt die 
Frakturstelle freigelegt. Nach Abheben des Periosts wird mit dem 
Deschamps ein starker Seidenfaden um den Knochen geführt und nach unten 
durch die Haut nach aussen geleitet. Unter Kontrolle des Röntgenschirms 
werden durch Zug am Faden die Fragmente adaptiert, dann, um sie zu 
fixieren, 7—8 Pfund an den Faden angehängt. Zur Retraktion der Schulter 
kann der 1. Streifen des Sayreschen Verbandes angelegt werden. Bei 
zwei auf diese Weise behandelten Patienten erzielte O. guten Erfolg. 

Th. Na e ge 1 i, Greifswald. 


9) Riedl, Hermann. Verrenkungsbruch des oberen Schien- 

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beinendes mit Erhaltung des Wadenbeins — eine 
typische Verletzung. (Z. f. Chir., 1915, Nr. 2.) 

R. berichtet über sechs Fälle, davon vier aus eigenem Material, 
einer typischen, bisher noch nicht beschriebenen Form von Verrenkungs- 
bruch im Kniegelenk, die von den gewöhnlichen Kompressionsbrüchen des 
oberen Schienbeinendes wesentlich abweicht. Die Verletzung, die durch 
Sturz auf das seitwärts gespreizte Bein gewöhnlich erfolgt, besteht in 
einer Spaltung des oberen Schienbeinendes, Verrenkung des äusseren 
Schienbeinknorrens mit Erhaltenbleiben des Wadenbeins und Einspringen 
des äusseren Oberschenkelknorrens in den entstandenen Spalt. Nach der 
Reposition ist, wie die beigegebenen Durchleuchtungsbilderpausen zeigen, 
vollkommene anatomische, und, nach zweckmässiger Nachbehandlung, 
funktionelle Heilung zu erreichen. Klar, München. 

Deformitäten der Wirbelsäule. 

10) Naegeli, Th.-Züiich. Skoliosen infolge angeborener Ano¬ 

malie der Wirbelsäule. (Beitr. z. klin. Chir., 99. Bd., 
Heft 1.) 

Nachdem Naegeli verschiedene Theorien über das Zustandekommen 
dieser Anomalie ausgeführt hat, bringt er die Krankengeschichten und 
Bilder zweier Patienten, sowie eines Präparates. Differentialdiagnostisch 
soll lumbaler oder lumbodorsaler Sitz, ausgesprochene Winkelbildung, 
Fehlen von Torsion pathognomisch sein. Die Therapie ist fast machtlos. 

Oörres, Heidelberg. 

11) Schanz-Dresden. Objektive Symptome der Ins uff i- 

cientia vertebrae. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 107, Heft 2.) 

Die Insufficientia vertebrae entsteht durch Störung des Belastungs¬ 
gleichgewichtes der Wirbelsäule, sei es, dass zu grosse Tragansprüche 
gestellt werden, sei es, dass die Tragfähigkeit der Wirbelsäule herab¬ 
gesetzt ist. Sie ist ein physiologisches Krankheitsbild, dem anatomische 
Veränderungen fehlen. Die subjektiven Zeichen wechseln stark: Schmerz¬ 
stellen an der Wirbelsäule und von diesen ausgehende Reizungen des 
Nervensystems. Schreitet das Leiden weiter, so tritt als objektives 
Zeichen zunächst krankhafte Spannung der langen Rückenmuskulatur auf. 
Neben den Dornfortsätzen besonders der Lendenwirbel sieht man zwei 
hervorspringende Wülste, die sich nicht wie normaler Weise als weiche 
Polster, sondern als harte Seile anfühlen. Die Spannung kann an Inten¬ 
sität sehr verschieden sein; beide Seiten können ungleich hart sein. Zu¬ 
weilen tritt die Spannung erst auf, wenn man scharfe passive Bewegungen 
macht, oder auf die Dornfortsätze klopft und drückt. Die Spasmen schützen 
die Wirbel vor Druck. Kontrakturen der Oesäss- und Bauchmuskulatur, 
der anderen Rückenmuskeln (Cuccullaris, Serratus, Halsmuskeln), ja so¬ 
gar der Extremitätenmuskeln treten hinzu. Sie sollen die schmerzhaften 
Bewegungen der Wirbelsäule hindern. Es ist dann ferner die Beweglich¬ 
keit der Wirbelsäule gestört. Teils sind es Bewegungsstörungen, bedingt 
durch die beschriebenen Muskelkontrakturen, teils solche der grossen 
Körperbewegungen. Der Kranke meidet ängstlich die Bewegung der 
Wirbelsäule, er erscheint unbeholfen. Als drittes objektives Symptom 
nennt Schanz das Stützbedürfnis der Wirbelsäule. Der Kranke sucht mit 


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den Armen allenthalben eine Stütze am Stuhl, Tisch. Er legt seine Hände 
ins Kreuz, benutzt Stöcke, Krücken, stützt sich auf seine Hüften ab, 
schnürt den Leib fest ein. Zuletzt werden die „Deformhaltungen“ aufge¬ 
zählt. Normal geformte Knochen werden in anormaler Zwangsstellung 
zueinander gehalten. Die Deformhaltungen sind Folgen der Muskel¬ 
kontraktur. Veränderungen der Wirbelhaltung in antero-posteriorer Rich¬ 
tung sind die häufigsten (starke Lendenlordose, auch beim Bücken; die 
ganze Wirbelsäule ist wie eine gerade Linie, Kyphose in Lenden — 
Lordose im Brustteil; die Wirbelsäule bildet in ihrer ganzen Länge eine 
Kyphose). Hierher gehören auch die sogenannten hysterischen Skoliosen. 
Die seltneren seitlichen Verbiegungen der Wirbelsäule sind verbunden mit 
ausserhalb der Wirbelsäule gelegenen Deformhaltungen. Meist sind’s 
Hüftkontrakturen infolge von Psoasreizung, welche von den erkrankten 
Wirbeln auf diesen Muskel übergehen (Ischias scoliotica), wobei die Ischias 
das sekundäre nach Schanz ist. 

Des weiteren folgt die Beschreibung zahlreicher Krankheitsfälle mit 
interessanten Bildern. Q ö r r e s , Heidelberg. 

12) Nussbaum-Bonn. Über Gefahren der Albeeschen Ope¬ 

ration bei Pottschem Buckel der Kinder. (Beitr. z. 

klin. Chir., 99. Bd., Heft 1.) 

Da der Knochenspan fest mit einwächst, befürchtet Nussbaum, dass 
cias Längswachstum der überbrückten Wirbel ungünstig beeinflusst wer¬ 
den und eine Lordosierung entstehen könnte. Er machte Versuche an 
Hunden. 7 Monate lang nach Ausführung der Albeeschen Operation zeigte 
sich eine starke Lordosieiung an der Operationsstelle. Die operierten Tiere 
waren gedrungener. Doch erscheint es Nussbaum fraglich, ob beim Pott- 
schen Leiden auch eine Lordosierung stattfinden wird. Dazu würde dieser 
kosmetische Nachteil gegenüber den andern Vorteilen des Verfahrens in 
den Hintergrund treten. G ö r r e s , Heidelberg. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

13) Röntgentaschenbuch, VI. Band, von E. S o m m e r - Zürich. Mit 94 Ab¬ 

bildungen. Leipzig 1914. O. Nemnich. Preis 5 Mark. 

Von den 24 Originalarbeiten sei diejenige von Pförringer er¬ 
wähnt, welche die Röntgentherapie der chirurgischen Tuberkulose zu¬ 
sammenfassend schildert unter Verwertung eigener Erfahrungen. 

V u 1 p i u s , Heidelberg. 

14) Gocht. Die Lagebestimmung von Fremdkörpern 

nach G i 11 e t. (D. in. W. Nr. 8, S. 220, 1916.) 

Die Methode beruht auf dem auch bei andern Lokalisationsmethoden 
gebrauchten stereometrischen Verfahren. Sie hat den Vorzug absoluter 
Genauigkeit; dadurch, dass sie eine einfache Umsetzung der Zahlen ins 
Räumliche ermöglicht. Ein Draht, der in entsprechender Weise abgebogen 
wird (siehe ausführliche Beschreibung), führt mit seinem Tiefenschenkel 
stets in ausgemessener Tiefe auf den Fremdkörper. Gocht hat nie einen 
Misserfolg damit erlebt. Th. N a e ge 1 i, Greifswald. 


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Kriegschirurgie. 

15) C. Deutschländer. Orthopädie und Feldlazarett. (M. m. 

W. 1915. Nr. 50.) 

Schon im Feldlazarett müssen orthopädische Gesichtspunkte berück¬ 
sichtigt werden. Bei Amputationen darf vom Knochen nur so viel geopfert 
werden wie unbedingt notwendig ist. Vorspringende Knochenstümpfe 
können durch Extension des Weichteilmantels oder durch sekundäre Weich¬ 
teilplastik gedeckt werden. Eine weitere Forderung ist möglichste Scho¬ 
nung der Gelenke und ihrer Muskelansätze. Unerlässlich sind frühzeitige 
Übungen des Stumpfes erst ohne, dann mit provisorischer Prothese. Für 
die Behandlung der Knochen- und Gelenkbrüche empfiehlt sich im Feld¬ 
lazarett der sachgemäss angelegte Gipsverband. Zur Verhütung späterer 
Narbenkontrakturen ist bei Weichteilwunden für unblutige Annäherung der 
Wundränder zu sorgen. Im Stellungskriege lassen sich ohne Mühe und 
Kosten Einrichtungen für Heilgymnastik und Massage schaffen, für die 
Verf. einige Beispiele angibt. M. K. 

16) Bade, Peter. Die Behandlung der Kriegsverwundeten 

im Krüppelheim „Annastif t“, Hannover. (Ztschr. f. 

Krüppelfürs. B. 9, H. 2.) 

Verf. berichtet über seine bisherige Tätigkeit an Verwundeten. 
Durch den Neubau des Stiftes und Einziehung von Schwestern und des 
Werkstättenleiters war die Arbeit behindert. Im Lehrlingsheim Kaiser- 
Wilhelm-Augusta-Stift wurde eine Station mit 35 Betten eingerichtet. Der 
Krüppelarzt hat die Aufgabe, die Verstümmelung entweder zu verhindern, 
wo dies nicht möglich, ist der Kriegskrüppel erwerbsfähig zu machen. 

Zur Verhinderung von Narbenkontrakturen der Gelenke wurden die 
Verbände stets in verschiedenen Stellungen angelegt. Wo dies nicht aus¬ 
reichte, wurden Thiersche bezw. Lappenplastiken angewandt. 

Schwere Knochenzertrümmerungen mit Weichteilverletzungen wurden 
stets mit gefensterten Gipsverbänden behandelt, die Verf. bei weitem 
höher schätzt als Extensions- und Scliienenverbände. Nötigenfalls werden 
die Gipsverbände durch Stahlschienen verstärkt. Die Technik ist nicht 
einfach. 

Oberschenkelfrakturen mit Verkürzung wurden in Narkose unter 
Extension eingegipst. Zur Förderung der Wundheilung dienten Heissluft¬ 
bäder, die schon im Verbände angewandt werden können. 

Die medikomechanische Nachbehandlung konnte nur in geringerem 
Umfang geübt werden, weil die baulichen Veränderungen des neuen 
Pendelsaales nicht fertiggestellt waren. 

Mit Verkürzung verheilte Oberschenkelfrakturen wurden nach bluti¬ 
ger Freilegung mit C o d i v i 11 a schem Nagel extendiert, dann eingegipst, 
wobei der Nagel im Gipsverband blieb. 

Pseudarthrosen wurden mit gutem Erfolg mit Knochenbolzung be¬ 
handelt. Bei Leuten mit sitzendem Beruf verordnet Verf. bei Beinbrüchen 
eine Prothese zum Ausgleich. 

Mobilisierende Gelenkoperationen bei Ankylosen konnten bisher 
wegen zu kurzer Zeit nach der Wundheilung noch nicht ausgeführt werden. 

Bei Lähmungen wurden bald nach der Wundheilung Nervennähte 


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resp. Plastiken gemacht. Der Erfolg steht noch aus. Bis dahin werden 
die Glieder durch Bandagen fixiert, die die Funktion der erhaltenen Mus¬ 
keln gestatten und die gelähmten Muskeln in Kontraktionszustand ver¬ 
setzen. 

Nach Amputationen wurden schon während der Wundheilung Stumpf¬ 
übungen vorgenommen. Der Hauptzweck der Prothese • muss sein, den 
Mann wieder arbeitsfähig zu machen. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

17) Bowlby. Wounds in war. (Brit. med. Journ. 25. XII. 15, 

p. 913.) 

Verf. hatte Gelegenheit, den Burenkrieg 1899—1900 in Südafrika und 
jetzt die Kämpfe in Nordfrankreich und Belgien mitzumachen und viele 
Verwundungen zu sehen. Er vergleicht die Wunden von damals 
und jetzt vom Standpunkt des Kampfplatzterrains aus. 
Dort wenig bevölkertes, trockenes, sonniges Land. Fast alle Wunden 
heilten per primam ohne Eiterung. Hier dicht bevölkertes Land, viele 
Haustiere, der Boden, selbst einige Meter unter der Oberfläche untersucht, 
wimmelt von Mikroorganismen. Trübes Wetter, viel Regen, wenig 
Sonne. Dort meist Kugelschüsse auf weite Entfernung, hier Bomben¬ 
verletzungen aus nächster Nähe. Verschmutzung der Kleider durch langen 
Aufenthalt in den Schützengräben. 

Verf. persönlich ist für die Behandlung verunreinigter 
Wunden mit Antisepticis. Spitzer-Manhold, Zürich. 

18) Melchior, E. u. M. Wilimowski. Über das Verhalten des 

Pulses in gelähmten Gliedmassen. Ein Beitrag zur 

Diagnostik der traumatischen Aneurysmen. (Zbl. f. Chir., Nr. 3, 

S. 49, 1916.) 

Bei gleichzeitiger Lähmung von Gliedmassen lässt die Herabsetzung 
des peripheren Pulses gewiss keinen Rückschluss auf eine stattgefundene 
Gefässverletzung (Aneurysma) zu. Da auch — von der Kombination mit 
Lähmung abgesehen — in frischen Fällen von Extremitätenverletzungen 
Pulsdifferenzen allein durch den Druck einer Exsudates (Haematom), in 
späteren Stadien durch Narbenschrumpfung bedingt sein können, so ergibt 
sich hieraus, dass dem Symptom der einseitigen Pulsabschwächung meist 
keine diagnostisch verwertbare Bedeutung für die Erkennung der trauma¬ 
tischen Aneurysmen zukommt. Th. Na ege 1 i, Greifswald. 

19) Haberland, H. F. O. Zur Epikrise der Schussaneurys¬ 

men. (D. m. W. 1916. Nr. 6, S. 160.) 

Haberland fasst seine Erfahrungen in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Von „Heilung“ eines traumatischen Aneurysmas der Extremitäten 
kann nur gesprochen werden, wenn volle Funktionstüchtigkeit des Gliedes 
erreicht wird. Voraussetzung dabei ist, dass keine wichtigen Neben¬ 
verletzungen bestehen. 

2. Die Prognose ist mit grösster Vorsicht zu stellen. Mit Rücksicht 
auf die Spätgangrän (nach 4 Wochen) ist eine Beobachtungszeit von 
mindestens 6 Wochen nach der Operation erforderlich. 

3. Es genügt nicht nur Erzielung voller Funktionstüchtigkeit, sondern 
die Behandlungsdauer ist möglichst abzukürzen, um schnell den Soldaten 
wieder seiner Truppe zuzuführen. 


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4. Durch frühes Eingreifen mit Anwendung der Qefässnaht sind, 
nur in der Lage, diese beiden Forderungen zu erfüllen. 

5. Wer die Technik der Qefässnaht beherrscht, soll das Aneurysma 
der Extremität frühzeitig operieren. Die ovaläre Naht ist zu bevorzugen. 
Qefässtransplantation ist durch das Bier sehe Verfahren hinfällig. 

6. Durch frühzeitige Qefässnaht werden die vorherigen Verhältnisse 
nahezu wiederhergestellt, den Inaktivitätsatrophien, Sensibilitätsstörungen 
und Funktionsstörfingen durch Druck, Narben und Kontrakturen vor¬ 
gebeugt. 

7. Das arteriovenöse Aneurysma soll stets wegen der ständigen 
Emboliegefahr operativ behandelt werden. 

Die frühzeitige Operation hat gegenüber den andern Methoden — 
3—5wöchentliche konservative Behandlung zur Bildung eines Kollateral- 
kreislaufes, hernach Radikaloperation, bezw. konservative Behandlung 
bis zur Heilung — folgende Vorzüge: Beseitigung der Lebensgefahr, Ab¬ 
kürzung der Behandlungsdauer, Vermeidung von Atrophien, Sensibilität¬ 
störungen durch Druck und Narbenbildung, Wiederherstellung der frühe¬ 
ren Verhältnisse. Th. Na ege 1 i, Greifswald. 

20) Unger, E. Zur Behandlung der Extremitäten nach 

Unterbindung. (Zbl. f. Chir., Nr. 4, S. 73, 1916.) 

Nach Unterbindung einer Arteria femoralis im oberen Drittel des 
Oberschenkels trat nach 24 Stunden schon deutliche Nekrotisierung des 
Beines in der Mitte des Oberschenkels auf. 48 Stunden nach der Ligatur 
wurde an dem erkalteten Fuss die art. tibial. post, dicht über dem Fuss- 
gelenk freigelegt und zwei Kanülen, eine in distaler, die andere in proxi¬ 
maler Richtung, eingebunden und 24 Stunden lang Ringer sehe Lösung 
von 37 0 —39 0 infundiert. Der Abfluss geschah spontan durch eine Reihe 
von Einschnitten am Unter- wie Oberschenkel, wobei mehrere Venen¬ 
lumina eröffnet wurden. Nach 24 Stunden hatte U. den Eindruck, als ob 
die Demarkationslinie handbreit tiefer stand als vor der Infusion. Die 
Haut wurde wärmer, hatte hellrosa Farbe angenommen. In diesem Teil 
wurde dann die Amputation vorgenommen. 

Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

21) Westermann, C. W. J. Zur Methodik der Deckung von 

Schädeldefekten. (Zbl. f. Chir., Nr. 6, S. 113.) 

Barany (Bruns Beitr., Bd. 97) hat statistisch die unverhältnis¬ 
mässig günstigere Prognose der Qehirnwunden festgestellt, die ohne jede 
Drainage sorgfältig vernäht werden event. verbunden mit primärer Dura- 
plastik (Seger). Er will aber sekundär erst die knöcherne Schädeldecke 
wieder herstellen. Reinplantation des Knochens bei Schussfrakturen 
achtet B. nur bei Fällen ohne Hirnverletzung für möglich. Westermann 
empfiehlt in solchen Fällen die primäre Deckung der Defekte durch 
heteroplastische Knochenscheiben. Er nimmt dazu präparierten Schulter¬ 
blattknochen des Rindes, der steril aufbewahrt wird und vor der Ope¬ 
ration in entsprechender Grosse zugeschnitten wird. 

Th. Na e g e 1 i, Greifswald. 

Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
einsenden. 


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Band X. 


Die nierenförmige Kniescheibe. 

Von 

FERtX BÄHR in Hannover. 

Vor einem Jahre habe ich einen 21 jährigen Herrn untersucht, 
der über eigenartige Beschwerden im Kmegeienk klagte, und bei 
dem ich ausser dem noch zu erwähnenden Befunde keine besonde¬ 
ren Veränderungen, fand, ns war damals für mich strittig, ob die 
besondere Form der:Kniescheibe die- Ursache-der Beschwerden sei. 
Eine Bestätigung liegt für mich- in einem zweiten'falte, den ich 
vor Kurzem sah. 

Fall T Vor vier Jahre» ist Pat. heim Turnen beim Sprung 
auf die Matsstze mit dem ühken Knie eing'dknjcktp Damals wurde 
er längere Zeit behandelt wegen Anschwellung desselben; Jetzt 
versagt das Knie plötzlich, sodass er keine Macht darüber hat. 
Et hat nachts gelegentlich. juch ein Ziehen in demselben. Die 
Schmerze» werden ■ .unter die Kniescheibe lokalisiert 




m 

hü 


er demselben grössere Anstrengungen zu mutet, insbesondere hach 
Märschen. 

Das Gelenk ist bereits anderweitig mit Rötiigeitsrrahle« unter¬ 
sucht, ohne d&s$ et« besonderer Befund ttfichge wiesen wurde. 
Allerdings: soll dabei mir das kranke Gelenk, aufgetiommäii wor¬ 
den sein, Jgpji 

Das Kniegelenk unterscheidet sich 


äusserfieh in der Form 
höchstens dadurch, dass die Kniescheibe entweder etwas voller 
oder gleichsam etwas weiter '.vorgeschoben ist. Das Gelenk ist 
vollständig normal beweglich, ohne Geräusche bei Bewegungen, 


Es. besteht keine Miiskelabinagerung. in diesem Falle ergab die 
beiderseitige Röntgenaufnahme deutlich einen Unterschied in der 
'Weise, dass am gesunden Bein der hintere Rand der Kniescheibe 
geradlinig verläuft» während er am kranken eingedeüt ist, (Fig. 2 
und 3 .) 

Ich erinnere mich an einen dritten im Verlaufedes Jahres 
untersuchten falj, bei welchem ähnliche unbestimmte Beschwerden 
im Gelenk bestanden und sich ebenfalls eine leichte Einbuchtung 
der Kniescheibe auf der Rückseite fand. . 

E.. 19 Jahre alt. Gat'bereits vier ■ Anfälle von UngeienkiglkeB 
Jm Kniegelenk gehabt mit leichter Ansehwdhmg, Auch hier ist 
die-. Hiritcrfläche der Kniescheibe leicht nbmeUellt, 

Pie Kniescheibe .ist bekanntlich auf der Rückseite so gebaut, 
dass sich auf ihrem Körper vewet seitliche der Fossa popbtca des 
Oberschenkels aiigepasste Oelenkffächen die in der Mitte 







durch einen nach hinten vorragenden Orat, die Crista glenoidalts 
(Räuber) getrennt sind. Dieser Qrat hat, soweit ich Kniescheiben 
untersucht habe, in der Regel einen geradlinigen Verlauf. Wenn 
die Kniescheibe in ihrer Gestalt, wie oben dargestellt, verändert ist, 
so ist es möglich, dass der Gleitmechanismus des Gelenks, bei dem 
die Kniescheibe eine hervorragende Rolle spielt, gestört ist, und 
dass damit die Beschwerden ausgelöst werden. In allen Fällen 
wird als Ursache für das Auftreten der Beschwerden ein Trauma 
angegeben, in dem zweiten Falle in bestimmter Weise ein früherer 
Bruch der Kniescheibe. Freilich ist an dem Röntgenbilde von einem 
solchen nichts zu erkennen. Ob tatsächlich eine Verletzung, der 
Kniescheibe vorausgegangen ist, vermag ich deshalb nicht zu ent¬ 
scheiden. Charakteristisch ist auch, dass es sich um jugendliche 
Individuen handelt, wenigstens was die Zeit der Entstehung an¬ 
geht. Dass der Veränderung der Kniescheibe eine Bedeutung für 
etwaige Beschwerden zugrunde liegt, halte ich für sicher. 

Weitere Beobachtungen werden indes nötig sein, um diese 
Annahme zu bestätigen. Der Bruch der Kniescheibe ist im allge¬ 
meinen eine Verletzung des dritten und vierten Lebensalters. 
Möglicherweise handelt es sich in unseren Fällen um eine er¬ 
gänzende Verletzung der Kniescheibe im jugendlichen Alter, eine 
Infraktion oder auch eine Eindrückung der hinteren Wand. 

Anscheinend sind solche Leute zu grösseren Anstrengungen 
des Beines, insbesondere Marschleistungen, nicht befähigt, und die 
Kenntnis dieser Tatsache ist von Belang, um nicht den naheliegen¬ 
den Verdacht der Simulation aufkommen zu lassen. 


« 

A. Allgemeine Orthopädie. 

Physikalische Therapie. 

1) Ramm-Freiburg i. Br., Reservelazarett. Übungsapparate mit 

abstufbarem Widerstand zur Kräftigung der 
Handschliessmuskeln. (Feldärztliche Beilage d. M. m. W. 
1916. Nr. 3.) 

Der Apparat besteht aus zwei Handgriffen, zwischen denen zwei 
Spiralfedern zusanimengedrückt werden, die verstellbar sind. Angebracht 
ist ein Messapparat zum Ablesen der angewendeten Kraft. 

Mosenthal, Berlin. 

2) Holtmann-München. Zurmediko- mechanischen Behand¬ 

lung der Finger Versteifung. (Feldärztl. Beilage d. M. 
m. W. 1916. Nr. 3.) 

I. Anwendung einer gemeinsamen Führung der 4 Finger bei den 
aktiven und passiven Übungen an dem einfachen Rollenapparat. II. Zur 

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gleichzeitigen Adduktions- und Abduktionsübung von Daumen bezw. Zeige¬ 
finger einerseits und 5 Fingern andererseits. Zur Kräftigung der atrophier- 
ten Daumen- bezw. Kleinfingerballen-Muskulatur werden rechts und 
links von der Hand über zwei Rollen Schnüre mit Gewichten angebracht» 
mit Lederlaschen am Finger befestigt. III. Anwendung der Kugel für 
Fingerversteifung. Dieselbe soll das Umspannen piit ausgespreiztem 
Finger üben. Mosenthal, Berlin. 

3) Schepehnann - Bochum. Ein Universal-Finger-Mobili- 
sierungsapparat. (Feldärztl. Beilage d. M. m. W. 1916. 
Nr. 3.) 

Ein komplizierter Apparat für sämtliche Bewegungsmöglichkeiten 
aller Gelenke der Finger und der Hand. Die Grundlage bildet eine auf 
verschiedene Länge einzustellende bewegliche Schiene für Unter- undi 
Oberarm. Die Hand ruht auf einer Handrast, die mit der Vorderarm¬ 
schiene fest oder gelenkig verbunden wird. Uber die Finger werden Stroh¬ 
fingerlinge gezogen, die mittels Darmsaiten über Rollen an einem Spann¬ 
bügel verlaufen. Mosenthal, Berlin. 

4) Ernst, Ritter von Karaiau-Salzburg. Fingerpendelappa¬ 
rat. (M. m. W. 1916. Nr. 3. Feldärztl. Beilage.) » 

Beschreibung eines Fingerpendelapparates, die im Original nachge¬ 
lesen werden muss. Das Prinzip soll der physiologischen Fingerbewegung 
gerecht werden und einen normalen Faustschluss erzielen. 

Mosenthal, Berlin. 

Amputationen und Prothesen. 

5) Sauerbruch, F. Weitere Mitteilungen über die will¬ 
kürlich bewegliche Hand. (M. Kl. 1916. Nr. 6, S. 139.) 

Im Anschluss an eine frühere Mitteilung (M. Kl. Nr. 41, 1915) gibt 
S. erst einen kurzen historischen Überblick über dies Thema. Der Haupt¬ 
unterschied der neuen Methoden gegenüber den alten Vorschlägen befuht 
darauf, dass man nicht mehr die einzelnen Sehnen eines Stumpfes zu 
schwachen, sondern ganze Muskel- und Sfhnengruppen zu starken und 
damit wirksameren Kraftquellen ausbaut. Die Aufgabe setzt sich aus 
einem chirurgischen und einem technischen Teil zusammen. Erstere ist 
in weitem Masse lösbar. Die lebende Kraftquelle, die bei den meisten« 
Amputationsstümpfen auf operativem Wege hergestellt werden kann, leistet 
weit mehr, als anfänglich zu hoffen war. 

Die technische Frage hat durch die S t o d o 1 a sehe Hand, bei der 
die Finger durch flaschenzugartigen Antrieb bewegt werden, eine wesent¬ 
liche Verbesserung erfahren. 

Die Kraftquelle wird immer möglichst aus einer ganzen Gruppe von 
Muskeln oder Sehnen der Beuger oder Strecker gebildet. Je nach der 
Länge des Stumpfes ist die Funktionstüchtigkeit und Ausnutzung der 
Kraft eine verschiedene. In den meisten Fällen genügt eine, in besonderen 
lassen sich mehrere Kraftquellen herstellen. 

Als Methode der Wahl empfiehlt S. nicht mehr die Schlingen- 
bildung. Der Kraftwulst wird durchbohrt und durch Hautlappenbildung 
aus der Umgebung in einen epithelisierten Schlauch umgewandelt. Auf 
diesem Wege ist die Möglichkeit einer besonders festen und zweckmässi¬ 
gen Verbindung zwischen Kraftquelle und Maschine hergestellt worden. 


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Nach Beendigung der chirurgischen Aufgabe beginnt die Einschulung 
des Stumpfes für seine spätere Arbeit. Die Prothese selbst muss so gear¬ 
beitet sein, dass sie bei Oberarmstümpfen einen Schulter- oder Rumpf¬ 
gürtel trägt, bei Unterarmstümpfen erstreckt sie sich auf den Oberarm. 
Auf diese Weise wird für das ganze System ein nötiger Fixpunkt her¬ 
gestellt. Zahlreiche Abbildungen erläutern den operativen und tech¬ 
nischen Teil. In einer ausführlichen Monographie soll demnächst ein¬ 
gehender die ganze Frage behandelt werden. 

« T h. N a e g e 1 i, Qreifswald. 

6) Rydygier v. Ruediger, L. Ein neuesHauttransplantations- 
verfahren beim vorstehenden Knochenstumpf 
nach sog. lineärer Qberschenkelamputation an¬ 
statt der Reamputation. (Zbl. f. Chir. Nr. 8, S. 161.) 

R. empfiehlt bei prominierenden Knochenstümpfen nach neuzeitiger 
lineärer Amputation, statt der Reamputation, durch die der Stumpf ver¬ 
kürzt wird, eine Brückenlappentransplantation. Nach Umschneidung des 
Defektes wird an der Vorderseite des Stumpfes durch einen querverlaufen¬ 
den bogenförmigen Hautschnitt, ein Hautlappen mobilisiert, der sich über 
den Defekt am Stumpf ziehen lässt und an den angefrischten Wundrand 
angenäht wird. Der neue Defekt wird durch Thier sch sehe Transplan¬ 
tation gedeckt. Die neuen Narben liegen jetzt nicht direkt an der Stütz¬ 
fläche, sondern hinten davon. 

2 Patienten wurden mit gutem Erfolg auf diese Art operiert. 

Th. N ae g e 1 i, Qreifswald. 

7) Pauchet et Sourdat. L’amputation en „saucisson“. (Soc. 
de chir. de Paris. November 1914. Rev. de chir., 34e annee, Nr. 8 
bis 9 , p. 398.) 

Vortragende schätzen als Notverfahren im Felde sehr die zirkuläre 
Amputation ohne Lappen, Durchtrennung der Weich- und Knochenteile in 
der • gleichen Ebene unmittelbar oberhalb der Verletzung. Die Vorteile 
des Verfahrens sind die Sicherheit, Raschheit, Einfachheit und Ökonomie. 
Es verursacht weniger plötzliche Todesfälle bei Schwerverwundeten, er¬ 
hält der verletzten Extremität die grösstmögliche Länge. Natürlich ist 
diese Operation nur eine einstweilige und muss später von einer zweiten, 
verbessernden gefolgt werden. Spitzer-Manhold, Zürich. 

8) Seidler - Wien. Schwierige Immediatprothesen. (M. 

m. W. 1916. Nr. 1. Feldärztliche Beilage.) 

Bei grosser Kürze des Oberschenkelstumpfes oder Enucleation der 
Hüfte oder sonstigen Fällen, die die Anlegung der Prothese in gewohnter 
Weise verbieten, überwindet er die Schwierigkeit dadurch, dass er den 
Stumpf durch eine Pappendeckelhülse verlängert. Diese Hülse wird auf 
einen dem Stumpf fest ansitzenden Qipsring anmodelliert und mit einge¬ 
gipst. Die äussere Schiene des Bügels wird mittels eines Scharnier¬ 
gelenkes um die Taille fixiert, an der medialen Seite sind Qurte einge¬ 
gipst, die nach der Schulter heraufziehen. Mosenthal, Berlin. 

9) Hirsch, C. Neuer Stützapparat für Einbeinige an 

Stelle der vielen gebräuchlichen Krücken. (Zbl. 
f. Chir. Nr. 9, S. 186, 1916.) 

An Stelle der Krücken, die leicht zu Nervenlähmungen führen, emp- 


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fiehlt Hirsch einen Apparat, der in Form eines kleinen Bänkchens ange¬ 
fertigt ist. Es besteht aus einem kräftigen Griff, der vier Füsse trägt,, 
die untereinander durch dünne Querleisten verbunden sind. (Siehe Ab¬ 
bildung.) ' 

Das gesunde Bein wird von Anfang an viel stärker in Anspruch ge¬ 
nommen, deshalb lernen die Kranken viel schneller und leichter Gehen 
mit der Prothese. Th. Naegeli, Greifswald. 

&. Spezielle Orthopädie. 

Erkrankungen der Haut, Faszien, Schleimbeutel. 

10) Carl, W. Über Plantarf aszienkontraktur. (Zbl. f- 

Chir. Nr. 9, S. 190, 1916.) 

Ein 23jähriger Talmudschüler kommt wegen einer isolierten Beuge¬ 
kontrakturstellung der rechten grossen Zehe — die ohne ätiologisches 
Trauma entstanden — zur Behandlung. Es finden sich keine Verände¬ 
rungen am Gelenk-Knochen, keine Narben auf der Fusssohlenseite der 
grossen Zehe und des Grosszehenballens. 

Nach Exzission eines ca. 1% cm breiten durchgehenden Streifens 
aus der Faszie quer über die ganze Fusssohle erfolgt Heilung. 

Als einzige Ursache kommt hier für die Kontraktur der beiden Gross¬ 
zehenglieder eine Schrumpfung der Faszie in Frage. 

T h. Naegeli, Greifswald. 

Muskeln und Sehnen. 

11) Hauber-Amberg, Garnisonlazarett. Über Myositis ossificans 

traumatica circumscripta. (M. m. W. 1916. Nr. 3.) 

Verf. beschreibt zwei Fälle von obiger Krankheit, bespricht die beim 
Militär häutigst vorkommenden Ursachen, die zum Exerzierknochen, Reit- 
knochen, Bajonettknochen führen. Mosenthal, Berlin. 

Nervenerkrankungen. 

12) 'Löwenstein. Ein eigentümlicher Fall von Poliomy¬ 

elitis anterior acuta mit abnormen motorischen 

Reizerscheinungen. Diss. Würzburg 1914. 

L. bringt die Krankengeschichte und das Sektionsprotokoll eines 
eigentümlichen Falles von Poliomyelitis anterior acuta, der sich durch eine 
•ausgedehnte, nach Art der L a n d r y sehen Paralyse einsetzende symme¬ 
trische Lähmung der Bein-, Rumpf- und Armmuskeln auszeichnete und 
durch das Freibleiben der Fussbeweger, endlich durch die eigenartigen 
tetanusähnlichen Zuckungen in den paretischen Extremitäten. 

B1 e n c k e, Magdeburg. 

13) Kramer. Demonstration von Fällen Friedreichscher 

Tabes bei Geschwistern. Ges. d. Ärzte in Zürich 20. XI. 

15. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 6, p. 183.) 

Vortragender stellt zwei Schwestern vor, eine 15-, die andere 10%- 
jährig, die an Ataxie und Hohlfuss infolge Friedreichscher Tabes leidem 
Ein 18jähriger Bruder hat das gleiche Leiden. Die Eltern sind Geschwister¬ 
kinder, der Vater Alkoholiker. 


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ScflMlthtss beteiligt sich an der Diskussion und erklärt das mecha¬ 
nische Zustandekommen des Hohlfusses bei solchen Fällen: ein Über¬ 
wiegen der Kraft in den kurzen Fussohlentnuskeln gegenüber den 
Waden- und den langen Muskeln. Die kurzen - starken Muskeln nähern 
die Ferse abnorm dem Vorderfuss, das Fus^gewölbe wird dadurch hoch- 
gestellt. Dieselbe Deformität tritt auf, wenn die kurzen Fuss- 
muskeln (ganz besonders die kurzen Flexoren) gelähmt oder 
geschwächt sind bei Erhaltensein der langen Muskeln. Dann fehlt 
besonders den langen Zehenstreckern der Antagonist, welcher die hintere 
Phalanx im Sinne der Plantarflexion bewegt bezw. fixiert. Dadurch wird 
bei der Arbeit der Strecker die hintere Phalanx aufgestellt im Sinn der 
Dorsalflexion und besonders bei der grossen Zehe spannt sich die lange 
Strecksehne brückenartig über das Metatarsophalangealgelenk. Daraus 
resultiert • ein Abwärtsdrängen dieses Gelenkes und Steilerstellung der 
Metatarsi. Bei Friedreichscher Krankheit besteht also eine dieser Kom¬ 
binationen: Schwächung oder Kraftentwicklung dieser Fussmuskeln. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

14) Erlacher, Ph. Amatomische und funktionelle Gesichts¬ 

punkte bei Lähmungsoperationen. (M. KU Nr. 11, 

S. 285, 1916.) 

Für das operative Vorgehen bei Lähmungen nach Nervenschädigungen 
empfiehlt sich in erster Linie immer die Nerve.nOperation, die die 
Grundlage für die Wiederherstellung der normalen anatomischen Verhält¬ 
nisse bietet: 

a) Nervenlösung, wenn bei der Operation die freigelegten 
Kabel faradisch leitend sind (Entfernung der äusseren und innern 
Narben); 

b) Nervennaht, wenn keine faradische Leitung über die Narbe 
hinaus vorhanden ist. Unter allen Umständen ist eine End zu 
Endvereinigiing anzustreben, ist dies nicht möglich, so kann mail 
den Zwischenraum durch Tubulisierung überbrücken oder durch 
eine Pfropfung der Enden in einen gesunden Nerven umgehen; 

c) eine Nervenplastik ist zu vermeiden, und wird durch vor¬ 
genannte Operationsmethoden überflüssig. 

Operationen, die nur der Funktionsbesserung dienen, treten 
primär in ihre Rechte: 

a) wenn die Nervenschädigung mit starker Narbenbildung bei der 
Eintrittsstelle in den Muskel liegt und eine direkte Einpflanzung der 
Nerven in normales Muskelgewebe nicht möglich ist; 

b) wenn die Muskelsühstanz selbst in grösserem Masse zerstört ist; 

c) ev. in Gemeinschaft mit einer Nervenoperation, wenn nur die 
Funktion einzelner Muskeln gestört ist. 

Sekundär aber werden sie, wenn nach der Nervenoperation kein 
Erfolg eingetreten ist, ausgezeichnete Dienste leisten. 

Th. Naegeli, Greifswald. 

Missbildungen, Wachstunisstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

15) Hauser. Zwei Fälle von sogenanntem kongenitalen 

Femurdefekt. Diss. München 1915. 


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H. bringt die ausführlichen Krankengeschichten von zwei Fällen von 
kpngenitalem Femurdefekt, die nach seiner Meinung ganz besonders dazu 
geeignet scheinen, die amniogene Theorie von der Entstehung des 
Fertiurdefektes zu stützen. Langes Ansicht bei der Therapie: „Die 
schlummernde Wachstumsenergie zu wecken und anzuregen durch eine 
Jleissige Benutzung des verkümmerten Beines“, macht er auch zu der 
seinigen und die geschieht am besten durch eine zweckmässige Prothese. 
Wie wichtig grade die Auswahl dieser im Sinne Langes ist, lehrt die 
Nachuntersuchung des zweiten Falles, wobei bei dem 18jährigen Mäd¬ 
chen eine ganz beträchtliche Atrophie des linken Unterschenkels und 
Fusses festgestellt werden konnte, die zum grössten Teil als reine Inakti¬ 
vitätsatrophie gedeutet werden musste, da Unterschenkel und Fuss gänz¬ 
lich durch eine Prothese entlastet wurde, die sich Patientin, ohne ärzt¬ 
lichen Rat einzuholen, von einem Bandagisten hatte anfertigen lassen. 

Blencke, Magdeburg. 

16) Wendel Bettag. Chondrodystrophia foe t a 1 is. Diss. Hei¬ 

delberg 1915. 

B. berichtet über einen Fall aus der chirurgischen Universitäts¬ 
klinik Heidelberg, bei dem die klinischen Symptome diesen auch bei voller 
Berücksichtigung der differential-diagnostischen Gesichtspunkte als 
klaren Fall von Chondrodystrophia foetalis erkennen Hessen. Nach der 
von Kaufmann eingeführten Gruppierung der Chondrodystrophie in 
drei besondere Formen, kann nach des Verf. Ansicht in dem vorliegenden 
Fall die malacische Form ausgeschlossen werden, da keine Anzeichen 
eines Knorpelerweichungszustandes Vorlagen. Die Entscheidung der 
hyper- oder hypoplastischen Form war durch das Röntgenbild allein 
nicht möglich. Wie in vielen Fällen, wird es sich auch in diesem Falle 
um eine Mischform dieser beiden Arten handeln mit dem Überwiegen von 
hypoplastischen Prozessen, die ihren Ausdruck in dem frühen Wachstums¬ 
stillstand finden. Blencke, Magdeburg. 

Chronische Knochenentzündungen. 

17) Haudek, M. Die Kalluslücke, ihre Formen und ihre 

Bedeutung für die Heilung der chronischen 

Knocheneiterungen. (M. Kl. Nr. 9, S. 233, 1916.) 

Haudek fasst seine Erfahrungen in folgenden Sätzen zusammen: 
1. Den Ausgangspunkt chirurgischer Eingriffe zur Beseitigung chronischer 
Knocheneiterungen wählte man lieber vorwiegend unter Berücksichtigung 
der Lage der Fisteln und allgemeiner chirurgischer Grundsätze (Schonung 
wichtiger Weichteile). Hierzu tritt als wertvoller Wegweiser die Kallus¬ 
lücke, mit welcher das Röntgenbild den Weg weist, den der Eiter aus dem 
Knocheninnern nach der Oberfläche nimmt und auf dem man andererseits 
ohne Schwierigkeit bei möglichster Schonung des Kallus zum Knochen¬ 
herd bezw. Sequester gelangt. 2. Die Technik der Darstellung der Kallus¬ 
lücke ist eine sehr einfache. Unbedingte Forderung sind zwei aufeinander 
senkrechte Aufnahmen. Gelegentlich kann zur Unterstützung eine Schräg¬ 
aufnahme, das Einführen einer Sonde in den Fistelkanal unter dem Rönt¬ 
genschirm, schliesslich die Einspritzung von Bismutpaste erforderlich 
werden. Th. Naege 1 i, Greifswald. 


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Kontrakturen und Ankylosen. 

18) Pospisü, Emilie. Über die krankhafte Beugestellung 

des Kniegelenks. Diss. Freiburg 1915. 

Nach P. spielt bei der Entstehung der krankhaften Kniebeugelage die 
Schwerkraft eine bedeutungsvolle Rolle, ein nicht minder wichtiger Fak¬ 
tor aber ist auch der Muskelantagonismus, da all den beugenden Ein¬ 
flüssen, die auf das erkrankte Kniegelenk wirken, nur eine streckende 
Kraft entgegensteht und diese liefert allein der M. quadriceps femoris. 
Die Anforderungen, die grade an diesen Muskel gestellt werden, sind 
bekanntlich besonders gross und ebenso auch seine Atrophie bei jeder 
Knieaffektion, welcher Art sie auch immer sein möge, so dass man immer 
mit einer ganz bedeutenden Schwächung der einzigen, das Knie strecken¬ 
den Kraftquelle zu rechnen hat. Man muss deshalb als Grundsätze der 
Behandlung aufstellen: 

1. möglichste Erhaltung der Streckwirkung des Quadriceps; 

2. möglichste Wittlerherstellung seiner Kraft, falls sie gelitten hat; 

3. Fernhaltung der beugenden Einflüsse, also der Belastung einer¬ 

seits und der Wirkung der weniger zur Atrophie neigenden Beuge¬ 
muskeln andrerseits. B1 e n c k e, Magdeburg. 

19) Hartwlch, A. Über Stumpfkontrakturen. (M. Kl. Nr. 8, 

S. 203, 1916.) 

Drei Möglichkeiten kommen ätiologisch bei der Entstehung von 
Stumpfkontrakturen in Betracht: Entweder die Mittelstellung (Schmerz¬ 
stellung) des Gelenkes bei schmerzhaften entzündlichen Prozessen, oder 
-eine falsche Gelenkstellung, verursacht durch fehlerhaften Gebrauch der 
Extremität oder Muskelverkürzungen und Narbenzüge. 

Für die Behandlung gelten natürlich die allgemeinen Grundsätze der 
Kontrakturentherapie. Ein gewisser Unterschied ergibt sich bloss aus 
4er Änderung der Hebelarme. Dadurch wird das Anwendungsgebiet der 
Medikomechanik eingeschränkt. 

H. gibt für die einzelnen Stümpfe entsprechende Verbände an. Da¬ 
neben kommen aktive und passive Übungen, Heissluftbehandlung u. a. m. 
in Frage. Th. Naege 1 i, Greifswald. 

Frakturen. 

20) Möhring. Die Behandlung der Fersenbeinbrüche. 

(Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 2.) 

Auf die Wichtigkeit frühzeitiger Röntgen-Diagnose, um Schädigungen 
durch Belastung zu vermeiden, wird hingewiesen. M. empfiehlt zur Be¬ 
handlung Gips-Verband für 4—5 Wochen, dann recht hoch gewölbte Fuss- 
Einlage nach Gips-Abguss. K i e w e, Königsberg, Pr. 

21) Brown and Dodd. Fracture of the transverse Processus 

of the fifth lumbar vertebra. (Boston med. and surg. 
Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 25, p. 922.) 

Mitteilung eines Falles von Bruch eines der stark entwickelten pro- 
cessus transversi des 5. Lendenwirbels nach geringfügigem Trauma (Er¬ 
schütterung beim Reiten), bei einem Patienten, der jahrelang wegen atak¬ 
tischen Ganges auf Tabes behandelt worden war. Die ataktische Gang- 


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Störung ist wahrscheinlich durch die abnorme Anatomie der Wirbelsäule 
zustande gekommen. Die Abnormität wurde durch eine deutliche Kallus¬ 
bildung der lädierten Fortsätzpartie auf dem Röntgehbilde unterstrichen. 
Die bestehenden Schmerzen- würden besser nach Anlegen eines ent¬ 
sprechenden Gürtels, der die gebrochenen Partien fixierte. 

Spitzer- M a n h o 1 d, Zürich. 

Erkrankungen der Gelenke. 

22) Tf aeger. Ein Fall von idiopathischer, juveniler 

Osteo-Arthritis deformans. Diss. Giessen 1915. 

T. berichtet über einen weiteren Fall von rechtsseitiger Osteo¬ 
arthritis deformans juvenilis idiopathica aus der chirurgischen Univer¬ 
sitätsklinik zu Giessen, der, mit Schmerzen einsetzend, schliesslich unter 
Deformierung des Hüftgelenks zu einer nicht unbedeutenden Stellungs¬ 
anomalie und Bewegungshemmung mit Verkürzung und Atrophie des 
Beines führte. Die Therapie zeitigte wohl eine geringe Besserung im 
subjektiven Sinne, doch zeigte das Röntgenbild,' dass der destruktive 
Prozess unaufhaltsam fortschritt. Auch dieser Fall bot keinerlei Anhalts¬ 
punkte, die auf eine voraufgegangene Gelenkentzündung hätten schliessen 
lassen, so dass nichts weiter übrig blieb, da auch sonst sowohl klinisch 
als anamnestisch kein primäres Leiden entdeckt werden konnte, den vor¬ 
liegenden Fall zu den idiopathischen zu rechnen. — An der Hand dieses 
Falles bespricht dann T. den augenblicklichen Stand dieser Frage auf 
Grund der gemachten Literaturstudien. B 1 e n c k e , Magdeburg. 

23) Jungmann. Ein Fall von erworbener, gewohnheits- 

mässiger, durch Unfall entstandener Verrenkung 

der Kniescheibe. (Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 1.) 

Bei einem jungen Manne von 19 Jahren trat im Anschluss an einen 
Fall auf das linke Knie eine gewohnheitsmässige Verrenkung der linken 
Kniescheibe nach aussen ein. Der Patient ist mit Hilfe der Hand oder 
durch starke Quadriceps-Spannung imstande, die Luxation willkürlich 
ohne Schmerzen hei vorzurufen. Auch in unausgerenktem Zustande be¬ 
stand seit dem Unfall bereits eine starke Verbiegung nach aussen. Die 
Kniescheibe hat normale Form und Grösse. 

Für die Entstehung wird ein Riss an der Innenseite der Kapsel oder 
des Quadriceps und sekundäre Erschlaffung der universalen, Schrumpfung 
der lateralen Weichteile (Kapsel und Muskulatur), angenommen. X-Bein 
war vorhanden, ob bereits vor dem Unfall, war nicht festzustellen. 

Kiewe, Königsberg, Pr. 

24) Möhrlng. Ein Fall von habitueller Luxatio pedis. 

(Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 2.) 

M. berichtet über den sehr seltenen Fall einer habituellen Luxatio 
pedis, die sich im Anschluss an dreimalige leichtere Fuss-Verletzungen 
(sogen. „Vertreten“), die ärztlich nicht behandelt wurden, entwickelt hat. 
Beim Eintritt der Verrenkung befindet sich der Fuss in fixierter Klump- 
fuss-Stellung. Als Ursache kommt ein Abriss bezw. eine Verlängerung 
der fibularen Seitenbänder in Betracht. M. betont die Wichtigkeit einer 
guten Verband-Behandlung der Fuss-Verstauchungen unter möglichster 
Annäherung der zerrissenen Teile und empfiehlt hierfür besonders den be¬ 
kannten G i b n e y sehen Heftpflaster-Verband. 


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Die häufigen Klagen Uber Unsicherheit und Umknicken nach Fuss- 
gelenk-Verletzungen sind nach Ansicht des Verfassers vielfach in ungünsti¬ 
ger Heilung des verletzten Bandapparats begründet. 

Kiewe, Königsberg, Pr. 

25) Scott and Skae. Acaseof acute rheumatism occurring 

in the tropica. (Lancet. 15. I. 16, p. 132.) 

hh Widerspruch zur allgemein verbreiteten Ansicht, dass Diphtherie 
und akuter Rheumatismus in den Tropen nicht Vorkommen, beschreiben 
Vv. einen selbstbeobachteten Fall von akutem Gelenkrheumatismus bei 
eineth 10jährigen Inderknaben. Beginn mit hohem Fieber. Schwellung 
beider Fussgelenke. Später heftige Pericarditis. Erst nach 9 Wochen 
Heilung. Das Herz ist aber noch bis jetzt angegriffen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

26) ftowiands. The radical treatment of rheumatoid ar- 

t h r i t i s. (Lancet, 15. I. 16, p. 133.) 

Bei rheumatischer Arthritis sah Verf. immer gute Erfolge von gründ¬ 
licher Desinfektion des primären Herdes und Vaceinetherapie neben der 
sonst üblichen Rheumabehandlung. Spitzer-Manhold, Zürich. 

27) Cottoa. Desinfection of septic joints. (Boston med. and 

surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 25, p. 905.) 

Verf. rät, septische Gelenke, wie er in 6 angeführten Fällen mit 
bestem Erfolg tat, folgendermassen zu behandeln: Das infizierte Gelenk 
(nicht gonorrhoischer Erkrankungsnatur) wird breit eröffnet, während 
genau 15 Minuten mit einem kräftigen Strom von Sublimat überspült, 
darauf mit Kochsalzlösung dann die Kapsel fest mit Matratzen- und Einzel¬ 
nähten unter genauer Anpassung der Synovialisränder geschlossen. Die 
äussere Wunde kann einige Zeit offen gelassen werden, um Sekreten aus 
der Weichteilumgebung Abfluss zu verschaffen. Verf. ist gegen jede 
Drainage. Bei Knie- und Ellbogengelenk konnte diese Technik mit bestem 
Erfolg ausprdbiert werden. Wie es sich an Hüfte, Schulter- und Fuss- 
gelenk verhält, bleibt noch späteren Versuchen Vorbehalten. Die günstige 
Wirkung ist einerseits durch das mechanische Entfernen abgerissener 
Partien, die später zu Verwachsungen im Gelenk führen, andererseits durch 
die korrosive Wirkung des Sublimates zu erklären. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Deformitäten der Wirbelsäule. 

28) Falk, E. Über angeborene Wirbelsäulenverkrüm¬ 

mungen. (Meyer-Schwalbe, Studien z. Path. d. Ent¬ 
wicklung. II. 2.) Jena, G. Fischer. 

Die pathologisch-anatomische Studie von E. Falk enthält ein sehr 
reiches, kritisch genau gesichtetes Tatsachenmaterial, das durch zahl¬ 
reiche Abbildungen, namentlich auch solche von Röntgenaufnahmen er¬ 
läutert wird. Die Literatur ist in weitgehendem Masse berücksichtigt. 

Aus naheliegenden Gründen eignet sich der Inhalt des rein wissen¬ 
schaftlichen, dem Andenken G. Joachimthals gewidmeten Werkes 
nicht wohl zu ausführlicher Wiedergabe in einem Referate an dieser Stelle. 
Das Original wird den Lesern nachdrücklich empfohlen. 

Verfasser unterscheidet scharf zwischen den bei angeborenen Ent- 


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Wicklungsfeldern sekundär entstehenden infantilistischen und den wirk¬ 
lich angeborenen, primären Verkrümmungen, eine Unterscheidung, 
die bisher zumeist nicht streng durchgeführt worden ist. 

Auf die erste Gruppe nebenher eingehend bemüht sich Verfasser u. a. 
7 .ü zeigen, dass die Assimilation von Wirbeln in der lumbo-sakralen Grenz¬ 
zone, auch die asymmetrische, zwar wiederholt eine verstärkte Lordose 
der Lendenwirbelsäule erzeugt, aber für die dabei auftretende Skoliose 
nur ein „mitwirkendes, aber kein auslösendes Moment“ darstellt. 

Von angeborenen Verkrümmungen werden solche bei Duplicitas 
anterior, bei Bauchspalten, bei Spina bifida, bei Lordosen der Halswirbel¬ 
säule, bei Skoliosen und Kypho-Skoliosen der Brustwirbelsäule ohne 
Spaltbildung, schliesslich solche bei Chondrodystrophie des genaueren 
analysiert. 

Verfasser kommt zu dem Ergebnis, dass, mit Ausnahme der Chon- 
drodystrophie, bei allen genannten Anomalien nicht die vorhandenen 
Wachstumsstörungen des skelettogenen Gewebes die Ursache der Ver¬ 
biegung darstellen, dass diese Störungen ihrerseits vielmehr morpholo¬ 
gisch durch eine Änderung der Wachtumsrichtung und -energie der Em¬ 
bryonalanlage, bezw. durch eine abnorme Biegung der Fruchtachse her¬ 
vorgerufen werden. Wenn bei der Chondrodystrophie überhaupt eine 
Skoliose vorhanden ist — ein konstantes Merkmal dabei ist nur die Ein¬ 
sattelung der Lendenwirbelsäule — so lässt sie sich auf eine Störung der 
Ossifikation durch Knorpelerkrankung zurückführen, und zwar in der 
11. Woche des Embryonallebens. Dass die zuerst erwähnten Wachs¬ 
tumsstörungen in eine viel frühere Zeit zu verlegen sind, ergibt sich von 
selbst. Verschiedentlich kommt — so z. B. bei der Lordose der Hals¬ 
wirbelsäule mit und ohne Spina bifida — spätestens die Zeit der Ent¬ 
stehung der Sklerotome aus den Ursegmenten in Frage. 

Eingangs weist Verfasser darauf hin, dass gerade Doppel- und Spalt- 
"bildungen trotz der bei ersteren mitwirkenden mechanischen Einflüsse, 
für Untersuchungen, wie sie hier in Frage kommen, besonders geeignet 
seien, weil dabei nicht selten ein Aufschluss über die Terminationsperiode 
■des Entwicklungsfehlers zu erhalten ist. Ein kurzer Abriss der nor¬ 
malen Entwicklungsgeschichte der Wirbelsäule ist 
dem Werke beigefügt. 

Die für die angeborenen Verkrümmungen wichtigen, zumeist durch 
Störungen der Segmentierung bewirkten krankhaften Veränderungen 
der Rumpfskelettbildung sind in einem besonderen Kapitel („Morpho- 
genese der Wirbelanomalien“) zusammengefasst. Es wird hier 
zunächst festgestellt, dass eine zahlenmässige Vermehrung oder Vermin¬ 
derung der präsakralen Wirbel nur dann für Verbiegungen der Wirbel¬ 
säule von Bedeutung ist, wenn die Wirbel pathologisch aufgebaut sind. 
Die Verwachsung und Verschmelzung von Wirbeln, wodurch sich in der 
Mehrzahl der Fälle die erst im extrauterinen Leben zutage tretenden an¬ 
geborenen Skoliosen erklären, die Verwachsung und die isolierte Ent¬ 
wicklung der Bogen, Inkongruenzen zwischen Körper und Bogen, schräge 
Vereinigung von Bogenhälften benachbarter Wirbel werden nach Ent¬ 
stehungszeit und Folgen sorgfältig geprüft, wobei die Genese der Zwi¬ 
schenwirbelscheiben und namentlich der Halsrippen eine interessante 


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Beleuchtung erfährt. Auch der Rippen- und Wirbeldeformitäten wird 
kurz gedacht und schliesslich festgestellt, dass Torsionen der Wirbelsäule 
entgegen der landläufigen Ansicht bei angeborenen Verkrümmungen 
gleichfalls Vorkommen. Die Torsion als solche wird vom Verfasser als. 
eine zwar über die Norm gesteigerte, in ihrem Wesen aber normale Er¬ 
scheinung angesehen. 

Dass Verfasser bei Besprechung der A e t i o 1 o g i e der angebore¬ 
nen Verkrümmungen den bis heute als massgebend erachteten mecha¬ 
nisch wirkenden Faktoren wenig Bedeutung zumessen will, wird nach 
dem Mitgeteilten niemanden wundern. Man wird Verfasser im Prinzip 
durchaus zustimmen müssen, wenn et als tlauptursache eine Alteration 
des Keimes, ein Vitium primae formationis annimmt und behauptet, die 
Folgen der Amnionanomalien seien weit überschätzt worden, die Wirkung 
der intrauterinen oder intratubaren Belastung seien praktisch unwichtig 
und die Spaltbildungen entstünden fast immer sekundär, wobei ausser 
der Störung der Wachstumsrichtung auch noch die Beeinflussung der 
Doppelbildung durch die Zwillingsfrucht und eventuell später entstehende 
Halswirbel eine Rolle spielten. Da nun aber die genannten mechanischen 
Einflüsse nicht ganz ausgeschaltet werden, so lässt sich nach Meinung 
des Referenten im einzelnen, z. B. hinsichtlich des Hydramnions (Fall 
von Ker mauner), gewiss über den Grad dieses Einflusses streiten 
und erst weitere Forschungen dürften hier zu einer Klärung führen. 

J. Schottlaender, Wien, z. Z. Kiel. 

29) KauBmann. Zur Kasuistik der kongenitalen Skoliose. 

Diss. Greifswald 1914. 

Die einzigen Kriterien, die die Diagnose der kongenitalen Skoliose 
gestatten, sind nach K.’s Ansicht nur bestimmte Befunde auf der Röntgen¬ 
platte. Finden sich bei einer Skoliose auf dem Radiogramm rudimentäre 
Wirbel, Abnormitäten in der metamerischen oder segmentären Differen¬ 
zierung, asymmetrische überzählige Rippen oder sonstige Anomalien,, 
so wird man mit Recht von dem kongenitalen Charakter einer Skoliose 
sprechen können. Alle diese Kriterien trafen in den in der Arbeit be¬ 
schriebenen drei Fällen, die in der Greifswalder chirurgischen Klinik zur 
Beobachtung kamen, zu. Die embryonale Störung, um die es sich in 
den 3 beschriebenen Fällen handelt, hat in allen dreien von einander ab¬ 
weichende Äusserungsformen gefunden. Das Charakteristische für den 
ersten Fall war die Anwesenheit eines Halbwirbels in Verbindung mit 
Rippendefekten, das Typische für den zweiten Fall bildete ebenfalls 
ein Halbwirbel, diesmal aber mit einer an ihm ansetzenden überzähligen 
Rippe bei sonst regelmässig gebildetem Brustkorb. Das Wesentliche 
des dritten Falles endlich zeigte sich in Verbindung der Skoliose mit zwei 
Halsrippen, Pektoralisdefekt und überzähligem rechten Daumen. 

B 1 e n c k e, Magdeburg. 

30) Schoenleld u. Delena. Röntgenologie des unteren Kreuz¬ 

beinendes und der Steisswirbel. — Fortschritte auf 

dem Gebiete der Röntgenstrahlen. XXIII. 6. 

Die Verf. fanden bei ihren Untersuchungen die von allen Autoren 
übereinstimmend gemachte Angabe bestätigt, dass die terminalen Wirbel' 
eine grosse Tendenz zur Variation zeigen. Unter 140 Kreuzbeinplatten 


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konnten sie nur in fünf Fällen beiderseits gut ausgebildete fünfte Sakral¬ 
löcher sehen, wohl aber zahlreiche Übergangsformen, die alle den Assi- 
milationswirbeln angehören und nicht als normal anzusehen sind. Die 
Häufigkeit ihres Auftretens und ihr Aussehen deckt sich mit den von 
T o 1 d t gemachten Angaben. Auch eine andere, von B r o e s i k e mit¬ 
geteilte Tatsache, fanden sie bestätigt, dass nämlich meistens zwischen 
dem ersten und zweiten Steisswirbel eine gelenkige Verbindung zu kon¬ 
statieren ist, während die andern untereinander, sowie der erste Steiss- 
mit dem letzten Sakralwirbel knöcherne Verwachsungen aufweisen. Die 
Zahl der Steisswirbel, die als sehr schwankend angegeben wird, betrug 
meist vier. Bei allen Fällen mit ausgesprochener Assimilation am dista¬ 
len Ende konnten röntgenologisch proximal keine Zeichen von Assimila¬ 
tion gefunden werden. Zur Illustration dieser Tatsachen werden einige 
Fälle näher beschrieben, die die Verf. deshalb näher anführen zu müssen 
glaubten, um die Röntgenologen zu weiteren kasuistischen Beiträgen zu 
veranlassen und um die Kliniker aufmerksam zu machen, dass in dieser 
Körperregion, die keiner anderen klinischen Untersuchungsmethode so 
leicht zugänglich ist, manchmal Befunde erhoben werden, die für den Kli¬ 
niker von Bedeutung sein können. B 1 e n c k e, Magdeburg. 

Untere Extremität. 

31) Platt und v. Mengershausen. Traumatic dislocation of the 

hip-joint in a child. (Lancet, 8. I. 16, p. 80.) 

Die traumatische Hüftgelenksluxation ist bei Kindern sehr selten. 
Verf. beobachtete selbst einen Fall bei einem 6jährigen Knaben. Dieser 
lief einen Hügel hinab, fiel aufs Gesicht und überschlug sich einige Mal. 
Er spürte, dass etwas in der Hüfte nachliess. Schon eine Stunde nach 
dem Unfall wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Das linke Bein war 
in Flexion, Adduktion und Einwärtsrotation der Hüfte, das Bein selbst 
verkürzt, der Trochanter über der Nelatonschen Linie, der Femurkopf auf 
dem dorsum ilii zu fühlen. Unter Anästhesie konnte die Dislokation leicht 
reduziert werden, indem man das Bein gegen das Abdomen bog und dann 
abduzierte (R i d 1 o n sehe Methode). Eine lange L i s t o n sehe Schiene 
wurde angelegt. Das Röntgenbild zeigte nichts besonders Disponierendes 
im Hüftgelenk. Nach 3 Wochen wurde die Schiene entfernt, der Knabe 
konnte das Gelenk beliebig bewegen. Bald Wiedererlangen der vollen 
Motilität. Nach 2 Monaten stellte er sich wieder vor, ging ohne Hinken, 
zeigte keinerlei Behinderung oder Unstabilität der Hüfte. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

32) Thedieck. Endresultate der Verletzungen der Zwi¬ 

schenknorpel des Kniegelenks bei operativer 
und konservativer Behandlung. Diss. Göttingen 1915. 

Dem Verf. wurden als Material die in der Göttinger chirurgischen 
Klinik in den letzten 20 Jahren behandelten Fälle von Meniscusverletzun¬ 
gen zur Verfügung gestellt, von denen 10 operativ und 5 konservativ be¬ 
handelt wurden. Von den 10 Patienten, die einer operativen Behandlung 
unterzogen wurden, konnten fünf als vollkommen und dauernd geheilt be¬ 
trachtet werden. Die übrigen 5 Fälle ergaben kein befriedigendes Resul¬ 
tat, obwohl auch hier in den Krankheitserscheinungen, wie sie vor der 


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Operation bestanden, eine bedeutende Besserung eingetreten war. In 
einem Falle traten Erscheinungen eines Rezidives 2% Monate nach der 
ersten Operation auf. Die später vorgenommene zweite Operation liess 
aber nichts Abnormes im Kniegelenk erkennen. 

Unter den konservativ behandelten fünf Fällen sind bezüglich des 
dauernden Heilerfolges drei als gut anzusehen, einer als schlecht. Über 
den Zustand des einen Falles Hessen sich keine Angaben erheben. 

Ein Vergleich der Resultate der operativen Behandlung mit denen 
der konservativen in den vorliegenden Fällen lässt nach T.’s Ansicht die 
konservative Behandlungsmethode der operativen nicht nur gleichwertig, 
sondern sogar überlegen erscheinen, da von den operativen Fällen 50 0/o , 
von den konservativ behandelten 60 °'° geheilt wurden. 

Wenn Ref. auch ohne weiteres dem Vorschlag des Verf., dass man 
in allen Fällen von Meniscusverletzungen zuerst den sicher gerecht¬ 
fertigten Versuch mit der konservativen Behandlung machen und dann 
erst zum Messer greifen solle, wenn diese versage, beistimmen möchte, 
so hält er doch die Zahl der hier in Betracht kommenden Fälle für zu 
gering, um daraus folgern zu können, dass die konservative Behandlung 
der operativen überlegen erschien bei diesen Verletzungen. Ref. hat 
schon über weit grössere Statistiken berichten können, aus denen das 
gerade Gegenteil hervorging. B 1 e n c k e, Magdeburg. 

33) Bum, A. Portativer Apparat zur Behandlung des 

myogenen Spitzfusses. (M. Kl. Nr. 10, S. 262, 1916.) 

Angabe eines einfachen Apparates zur Bekämpfung des myogenen 
Spitzfusses (Abbildungen) bei ambulanter Behandlung — ev. neben 
Gymnastik. Th. N a e g e 1 i, Greifswald. 

C. Grenzgebiete. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

34) H. Oppenheim. Die Neurosen infolge von Kriegsver¬ 

letzungen. Berlin 1916. S. Karger. Preis Mk. 10.—. 

Oppenheim führt an der Hand eines ausgesuchten kasuistischen Ma¬ 
terials von Kriegsverletzten den Nachweis, dass die von ihm schon vor 
drei Dezennien aufgestellte Lehre von der traumatischen Neurose durch 
das reiche Krankenmaterial des Weltkrieges immer von neuem bestätigt 
werde. Das Wesen der traumatischen Neurose sieht er darin, dass durch 
die Erschütterungen eines rein psychischen Traumas oder auch eines 
körperlichen Traumas feinste organische molekulare Veränderungen in 
den nervösen Zentralorganen gesetzt werden, welche zwar jeder sinn¬ 
lichen Wahrnehmung, weder mit Hülfe des Mikroskops noch tinktoriell, 
bisher sich entzogen haben, aber doch durch ganz besondere Funktions¬ 
störungen sich charakterisierten. 

Die Funktionsstörungen sind derart, dass sie aus dem Rahmen des 
Krankheitsbildes der traumatischen Hysterie, welches Neurologen, wie 
Nonne, v. Strümpell, allein gelten lassen wollen, weit heraustreten, 
so z. B. das Vorkommen des Choostekschen, des Gräfeschen Symptoms, 
des Exophthalmus, die lokalisierte Lähmung einer Extremität bei Ver¬ 
letzung derselben, Crampi musculorum, schwere trophische Störungen 


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auch des Skeletts und vasomotorische Störungen, Hypridrosy, Krampf¬ 
anfälle mit Pupillenstarre. QehStörungen haben nicht das Widerspruchs¬ 
volle der hysterischen Qehstörung. 

Es besteht volle Harmonie zwischen der Beweglichkeit in der 
Rückenlage und beim Gehen und Stehen bei den traumatisch-neurotischen 
Gehstörungen. 

Die Prognose quoad sanationem ist nach Oppenheim keine absolut 
günstige. 

Sie richtet sich nach der Schwere des Traumas und der Wider¬ 
standskraft des Einzelnen. Bei der Therapie ist Ruhe für die Erschöpf¬ 
ten — nach Granatexplosionen — besonders geboten, während sonst 
Übungstherapie, Hydrotherapie und elektrische Behandlung sich bewähren 
und vor allem psychische Behandlung die Grundlage aller therapeutischen 
Massnahmen bilden muss. Teller, Berlin. 

35) Jim gmann- Der Einfluss von Unfällen auf verbildende 

Gelenk-Entzündung. (Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 1.) 

An der Hand eines Gutachtens erläutert J., dass auch relativ leichte 
Gelenk-Traumen bei vorhandener Arthritis deformans verschlimmernd 
wirken können, indem sie die Anpassungs-Fähigkeit an den gewohnten 
Zustand vernichten. In dem besprochenen Falle, in dem arthritische Ver¬ 
änderungen beider Schulter- und Kniegelenke Vorlagen, wurde durch den 
Unfall, der mit starkem Erguss im 1. Kniegelenk einherging, eine erheb¬ 
liche Verschlimmerung dadurch bedingt, dass Neigung zur Recurvation 
und X-Stellung auftrat. 

Da bis zum Tage des Unfalls der Verletzte trotz der zweifellos schon 
früher vorhandenen Gelenk-Veränderungen seine Arbeiten in vollem Um¬ 
fange verrichtet hatte, wird eine entschädigungspflichtige Verschlimme¬ 
rung mit Recht angenommen. K i e w e, Königsberg, Pr. 

36) Thiem. Seltenheit von Schenkel - Unfallbrüchen. 

(Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 2.) 

Der Fall betrifft einen Müller, der die Entstehung seines Schenkel- 
Bruches darauf zurückführt, dass er einen in einer Rinne herabgleitenden 
mit Mehl gefüllten Sack aufgehalten und gehoben hat. An der Hand seines 
hierzu abgegebenen Gutachtens erläutert Th., insbesondere auf die An¬ 
schauungen des Pariser Chirurgen Berger Bezug nehmend, dass die 
gewaltsame plötzliche unfallsweise Entstehung eines Schenkel-Eingeweidc- 
bruchs noch viel seltener sei als die eines Leistenbruchs. Die ausser¬ 
ordentlich seltenen Fälle von rein traumatischen Schenkelbrüchen seien 
nur bei gleichzeitigen schweren Zerreissungen und entsprechenden klini¬ 
scheil Erscheinungen denkbar. („Hernies de violence.“) Unfalls-Brüche 
seien auch diejenigen Fälle, bei denen durch Überanstrengung der Bauch¬ 
presse, z. B. schweres Heben, eine erstmalige Füllung eines schon vor¬ 
handenen Bruchsackes erfolge, („Hernies de force“); sie gingen infolge 
des Durchpressens von Eingeweideteilen durch den Schenkelring fast stets 
mit Einklemmungs-Erscheinungen einher. Da hier keine derartigen Er¬ 
scheinungen Vorlagen, könne auch der letztgenannte Modus nicht in Be¬ 
tracht kommen. Der Patient habe die Entdeckung seines Bruchleidens mit 
dessen Entstehung verwechselt. K i e w e, Königsberg, Pr. 

37) Konrad Rusemann. Über eine 20 Jahre lang bestehende 


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erfolgreich d u r c h g e f ü h r te Vortäuschung völli¬ 
ger Gebrauchsbeschränkung der rechten Hand. 
Ärztl. Sachverständigen-Zeitung 1916, Nr. 5. 

Beschreibung eines Falles von Handverletzung, bei der der Verletzte 
ca. 20 Jahre lang imstande war, die Gutachter über den wahren Zustand 
der Hand mit bestem Erfolge zu täuschen. R. berichtet in ausführlicher 
Weise, wie es allmählich gelang, nachzuweisen, dass der Verletzte,* bei 
dem eine Sehnen- und Nervenverletzung Vorgelegen hatte, stark über¬ 
treibe, und wie ihm auf Grund des Aktenmaterials durch Gutachten von 
autoritativer Seite, nachdem der Patient sich der Nachuntersuchung ent¬ 
zogen hatte, die Unfallrente entzogen wurde. Hi 11 er, Königsberg. 

38) Mont. Eine eigenartige Verletzung des M. Quadri- 
ceps femoris. Ärztl. Sachverständigen-Zeitung 1916, Nr. 2. 

Beschreibung eines durch Hufschlag bei einem Soldaten hervorge¬ 
rufenen aussergewöhnlich grossen Muskelbruches des Quadriceps femoris. 

H i 11 e r, Königsberg. 


Körperliche Jugenderziehung. 

40) Riedel. Die Körperlänge von Münchner Schulkin¬ 

dern, dargelegt nach den Prinzipien der Kol- 

lektivmasslehre. Diss. München 1914. 

R. hat seine Untersuchungen nach den Eintragungen in den dort 
eingeführten „Gesundheitsbogen“ von drei Münchener Volksschulen vor¬ 
genommen und die dort erzielten Ergebnisse seinen Ausführungen zu 
Grunde gelegt, die sich für ein kurzes Referat nicht gut eignen. 

B 1 e n c k e, Magdeburg. 

Krüppelfürsorge. 

41) Spitzy, Hans. Orthopädisches Spital und Invaliden¬ 

schulen. (Monatsbl. f. Invaliden- und Krüppelhilfe, 1915, H. 3.) 

Verfasser berichtet ausführlich über das auf seine Veranlassung be¬ 
reits am 20. Januar 1915 in Wien mit 1000 Betten eröffnete orthopädi¬ 
schen Spital und Invalidenschulen. 

Diese Anstalt hat vielfach vorbildlich auf andere Staaten gewirkt. 
Jetzt sind bereits 2000 Betten geschaffen und für eine Erweiterung auf 
3000 Betten wird gesorgt. Die Regierung hat beschlossen, in den einzelnen 
Landeshauptstädten „Landeskommissionen“ für die Invalidenfürsorge zu 
schaffen und jedes Land soll dann für seine Invaliden sorgen, was bei 
der grossen Verschiedenheit der Städte, Zungen und Art der* Leute von 
Bedeutung ist. 

Die Anstalt hat 2 Abteilungen, eine chirurgisch-orthopädische und 
eine pädagogische. 

In ersterer werden alle blutigen und unblutigen orthopädischen Be¬ 
handlungsmethoden geübt. Sie umfasst 650 Betten und soll durch Er¬ 
richtung eines eigenen Prothesenpavillons auf 1000 Betten gebracht werden. 

Es werden jetzt schon 1000 Amputierte behandelt. Diese erhalten 
erst eine Gipsprothese, und wenn sich der Stumpf seiner endgültigen 
Form nähert, eine Lederimmediatprothese. Diese werden in eigener 
Werkstatt von 50 Arbeitern hergestellt. 

Zentralblatt fttr Orthopädie Bd. X, H. 4 . 9 


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,In der Rätljjsqgischen Abteilung wirkt in den Schulwerkstätten be¬ 
sonders das Beispiel. Die Erfahrung hat gelehrt, dass bis auf 5°/ 0 die 
Invaliden ihren früheren Beruf beib^b^lten können. 

Die äa n 4arheit wirkt in vielen Fällen auch als Heilmittel für be- 
.himderte Oe,lenke. In den Wiener Invalidenschulen sind jetzt 28 Gewerbe 
>untergehracht, sie bildet eipe kleine Stadt von 42 Baracken, von der eine 
Abbildung beigegeben ist. In 22 Kursen werden ,die Hilfswissenschaften 
der Berufe gelehrt. 

Auf einem durch Wohltätigkeit zur Verfügung gestellten Out arbeiten 
30 Invaliden. Für Einarmige sind besondere Schulen eingerichtet. Die 
Invaüdensehule bildet eine Vorschule zu d en vom k. k. Ministerium für 
.öffentliche Arbeiten zur Verfügung gestellten Schulen und Kursen. Es 
besteht auch ein Arbeitsnachweis, so dass die Leitung des Betriebes sich 
.folgendermas.sen gliedert: Ein ärztlicher, ein gewerbetechnischer, ein 
ökonomischer und ein sozialer Leiter. Diese arbeiten alle zum Wohle des 
ganzen Hand in Hand. 

Bis zum 1. August 1915 wurden bei einem Bestand von 1000 bis 
1500 Mann 3090 Patienten behandelt, von diesen 475 .frontdiensttauglich 
enflassen und 448 in sozial gesicherte Stellungen entlassen. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

42) A. Silberstein-Berlin. Kriegsinvalidenfürsorge. Würzburger 

Abhandlungen XV, 6. Heft. 

Der Vortrag schildert Wesen und Wege dieser Fürsorge und insbe¬ 
sondere die Nürnberger Fürsorgeeinrichtungen, deren ärztlicher Leiter 
der Verfasser ist. V u 1 p i u s, Heidelberg. 

43) Jastrow, F. Der Krüppel auf dem Arbeitsmarkt. (Monats¬ 

blätter i. Invaliden- u. Krüppelhilfe. 1915. H. 3.) 

Verf. bekämpft die vielfach verbreitete Meinung, dass die wieder 
arbeitsfähig gemachten Kriegsbeschädigten für die gesunden Arbeiter eine 
Konkurrenz bedeuten könnten. Nur „Minderqualifizierte“ arbeiten für ge¬ 
ringere Lohnsätze. „Was man tut, um den Krüppel zu entkrüppeln, ist 
nicht nur eine Wohltat für ihn, sondern auch für seine gesunden Kon¬ 
kurrenten.“ Man soll daher nicht besondere Krüppelberufe ersinnen, son¬ 
dern die Beschädigten soweit durch Operationen oder Kunstglieder be¬ 
fähigen, dass sie ihren alten Beruf wieder möglichst vollwertig aufnehmen 
können. Nur für Fälle, bei denen dieses unmöglich ist, kommen Pauschal¬ 
berufe in Betracht. 

Verf. zieht aus dem Ausspruch „Es gibt keine Krüppel mehr“ den 
Schluss: „Es gibt keinen Arbeitsnachweis für Krüppel mehr!“, und ver¬ 
wirft die Sonderorganisation für Kriegsverletzte. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

44) Breyer. Aufgaben und Organisation des Arbeits¬ 

nachweises. (Ztschr. f. Krüppelfürs. B. 8, H. 5.) 

Die Kriegsbeschädigtenfürsorge muss bereits im Lazarett beginnen 
und den schwerer Verletzten die Überzeugung erwecken, dass trotz des 
Schadens noch nutzbare Arbeitskraft vorhanden ist. Der Mann muss 
wieder auf eigenen, wenn auch auf künstlichen Füssen stehen lernen. Die 
Bürostellen sollen den früheren Inhabern reserviert bleiben, höchstens 
von Schwerbeschädigten besetzt werden. Dem Stellennachweis dienen 


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did öffentlichen gemeinnützigen Arbeitsnachweise und allfc nielft geWefrbs- 
mässige Arbeitsnachweise. Die 21 provinziellen oder bundesstaatlichen 
Verbände sind im „Vdrbähd deutscher Arbeitsnachweise“ in Berlih zu- 
säMfifengesdllossen. Deb Grundsatz des Arbeitsnachweises ist* „Deri 
rechtbn Martti ari dib rechte Stelle.“ 

Ari Stellenangeboten fehlt es nicht: Ih einigen Bezirken werden be¬ 
sondere Stellenlisten für Kriegsbeschädigte ausgegeben. Die Leute sollen 
möglichst in die alte Arbeitsstelle in der Heimat uhtergebracht werden. 
Dids ist durch die Verfügung des RriegsmihisteriurtiS, nach welcher Dienst¬ 
untaugliche in ein Ifeimatlazarett verlegt werden müssen, sehr erleichtert 

Mollenhauer, Bferlin-Z'ehlendorf. 

4§) rtÜd0ers. Die Schule für Einarmige in Dresden- 
Laubegast. (Mönatsbl. f. Invaliden- u. Krüppelhilfe. 1915. H. 3.) 

Die Schule wurde Mitte März rtiit 4 Pfleglingen eröffnet. Innerhalb 
eines" Monats stieg die 6‘elegzahl auf 40 . Die Belegung erfolgte vom 12. 
und l'd. Armeekorps. Als Lehrer wirkt ein alter einarmiger SägemMlen- 
besiVzer namens Melzer, der grosse Fertigkeiten besitzt. Ihm ist ein 
militärischer Rechnungsführer zugeteilt, der im Privatberüf Gymnasial- 
pnWessor ist ubd sich am theoretischen Unterricht beteiligt. Auf indi¬ 
viduelle Behandlung wird besonderer Wert gelegt. 

Linkshändig schreiben konnten die Schüler bereits nach 2 Wochen. 
Falls notwendig, sorgt der dortige „Arbeitsausschuss für Kriegskrüppel“ 
für geeignete Anstellung. Es ist auch Gelegenheit zur Teilnahme an KHrseh 
in der höheren tfandelslehranstalt und in der städtischen Gewerbeschule 
geboten. Die Schüfe besitzt ferner eitlen Raum' für Handwerksbetrieb. 

Mollenhaüer, Berlin-Zehlendorf. 

Stieger. Kriegsbeschädigte, insbesondere Einarmige, 
in der Landwirtschaft. (Ztschr. f. Krüppelfürs. B. 9, 1916, 
Heft 1.) 

Öle erlülimten Wiltehskräfte müssen zielbewusst neu belebt werden, 
um die Beschädigten zur Arbeit ih dem alten Beruf zu befähigen. Da es 
schwierig ist, landwirtschaftliche Arbeiter Überall in ihrem Beruf zu be¬ 
schäftigen, So sollen äuch diese ln den zahlreichen LazarettwerkstättBh 
im Handwerk äusgeblldet werden. Auf dem Lande sind derartige Fähig¬ 
keiten Sehr erwünscht, ausserdem Wird dadurch der Hausfleiss heu 
belebt Verden. Wo landwirtschaftliche Krüppellehrbetriebe vorhanden 
sirid, sollteH auch Beschädigte anderer Berufe, die umsatteln müssen, ünter- 
gebfächt Verden. Verf. hebt die nervenberuhigende Alltagsümgebung des 
Landlebens hervor. 

Gerade in der Landwirtschaft können auch Amputierte, soweit sie 
zuverlässige Menschen sind, vorteilhaft beschäftigt werden. So führt 
Verf. folgende Berufe des landwirtschaftlichen Grossbetriebes auf: Hof¬ 
meister, Aufseher, Rechnungsführer, Speicherverwalter, Wiegemeister, 
GeSpannaufseher, Futtermeister, ■ Gärtner, Pflanzungs-, Forst- und Jagd¬ 
pfleger, Betriebsleiter, ev. Maschinenmeister, besonders Elektriker, die 
üfn Dorf oder kleinen Landstädten gute Beschäftigung finden. 

Eine Erweiterung des Betätigungsfeldes kann durch Einführung gewerb¬ 
licher Winterarbeifen, im Sinne der „Zentralstelle für ländlichen Hausfleiss“, 
geschaffen werden. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

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47) Goldstein, Kurt. Ü b u n gs s ch u 1 en für H i r n v e r le t z t e. 

(Ztschr. f. Krüppelfürs. B. 9, N. 1.) 

Im Rahmen der Krüppelfürsorge bilden die Kopfverletzten eine ganz 
neuartige Erscheinung. Ihre grosse Zahl erklärt sich aus der modernen, 
Art der Kriegführung und aus dem verbesserten Sanitätswesen. Bei diesen 
„seelischen Krüppeln“ haben häufig einzelne psychische Leistungen ge¬ 
litten. Die Erfahrung lehrt, dass durch beizeiten in richtiger Weise einge¬ 
setzter .Übungstherapie die Defekte sehr zu bessern sind. 

Die Natur hilft sich nicht selbst, wie vielfach angenommen wird. Der 
berufene Lehrer ist der spezialistisch ausgebildete Nervenarzt. Die Mit¬ 
arbeit eines Pädagogen ist erwünscht. Verf. sieht hier ein segensreiches 
Feld für gemeinsame Arbeit von Arzt und Lehrer in besonders zu schaffen¬ 
den Schulen für Hirnverletzte. Der Unterricht muss absolut individuell 
sein. Verf. spricht den Wunsch aus, es möchten überall, wo sich in 
Lazaretten eine Anzahl Kopfverletzte finden, solche Schulen eingerichtet 
werden. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

48) Hohenemser, R. Kriegshilfe für Erblindete. (Ztschr. f. 

Krüppelfürs. B. 8, H. 5.) 

Nach den Erfahrungen des Verfassers sind die reichlichen Spenden, 
welche für die Kriegserblindeten Zusammenflüssen, nicht immer zum wirk¬ 
lichen Wohle der Beschädigten angewendet. Die mehr als zehnjährige 
Erfahrung der Blindenbildung und Blindenfürsorge muss mehr beachtet 
werden. Der Blinde ist heute kein bemitleidenswerter Bettler mehr, er 
kann als geachtetes Mitglied der Gesellschaft sich fast ganz durch eigene 
Arbeit erhalten. Das verdankt er den Blindenanstalten. Die dort gelehr¬ 
ten Berufe werden aufgezählt. 

Zur Musik ist der Blinde nicht prädestiniert, es sei, dass er 
besonders musikalisch begabt ist. 

Als neue Berufe kommen Massage und kaufmännische Büroarbeiten, 
ferner die akademischen Berufe in Betracht. Die Blindenausbildung soll 
schon im Lazarett beginnen. Das Ziel muss sein, den erblindeten Kriegern 
einen selbständigen Erwerb in ihrer Heimat und Familie zu schaffen, aber 
nicht sie dauernd in Heimen unterzubringen. Viel Schaden ist durch 
schwächliches Mitleid geschaffen worden. Viel Gutes haben erfahrene 
Blinde für ihre Schicksalsgenossen getan. Die Invaliditätsrente mit Kriegs¬ 
und Verstümmelungszulage beträgt für den einzelnen Mann 1368 Mark 
jährlich, die bei wiedererlangter Erwerbsfähigkeit nicht gekürzt wird. Zur 
Ausbildung ist die private Fürsorge neben der behördlichen noch erforder¬ 
lich. Die Geldspenden müssen noch mehr zentralisiert werden, um von 
fachmännischer Hand am günstigsten verwertet werden zu können. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

49) Frei, Hans. Praktische Erwerbsfürsorge für die 

Kriegsbeschädigten. (Ztschr. f. Krüppelfürs., IX. 2.1 

Mitteilung einer Veröffentlichung der Friedrich Kruppschen Aktien- 
Gesellschaft „An unsere kriegsbeschädigten Werksangehörigen“. Von den 
bisher 27 000 Arbeitern und Beamten der Firma, die im Felde stehen, sollen 
alle Kriegsbeschädigten, soweit sie zu einer Beschäftigung fähig sind, wie¬ 
der eingestellt werden. Von der Firma wird die Arbeitsfähigkeit Ampu¬ 
tierter mit künstlichen Gliedern anerkannt. Die Lohnfestsetzung erfolgt 


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ohne Rücksicht auf die staatliche Rente nach den Leistungen des Kriegs¬ 
beschädigten. Ausserdem zahlt die Firma 5 Jahre nach Wiederaufnahme 
der Arbeit 15 Mark Kriegszulage, auch wenn der Staat diese Rente auf 
Grund erhöhter Erwerbsfähigkeit kürzt. 

In dem Kruppschen Lazarett sollen Werkstätten für Dreher und 
Schlosser errichtet werden, in denen die Leute stundenweis beschäftigt 
werden, die noch in ärztlicher Behandlung stehen. Zur Ermunterung er¬ 
halten diese Kriegsbeschädigten ausser dem üblichen Lohn für brauchbare 
Arbeit noch 10 Mark monatlich. Befähigten Facharbeitern wird der Be¬ 
such einer Maschinenbauschule ermöglicht. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

50) Würtz, Hans. Die Aufgaben des Landlehrers in der 

Kriegsbeschädigten-Fürsorge. (Ztschr. f. Krüppel- 

fürs., IX. 2.) 

Nach einer Würdigung der Verdienste, welche sich die Lehrerschaft 
sowohl an der Front, als auch in der Heimat während der Kriegszeit für 
das Vaterland erworben haben, zieht Verfasser den Schluss, dass der Wille 
zum Helfen überall vorhanden ist, es aber den Daheimgebliebenen an einem 
einheitlichen Arbeitsplan fehlt. Dieser sollte vom Deutschen 
Lehrerverein in Form von Leitsätzen verbreitet werden. In äusserst an¬ 
regender Form stellt Verfasser dem Landlehrer in der Kriegsbeschädigten- 
Fürsorge ein weites Tätigkeitsfeld auf. Hierzu gehören: Die Erweckung 
der Ehrfurcht vor dem Kriegsverstümmelten, Förderung der Volksbiblio¬ 
theken durch Anschaffung von Schriften über Kriegsbeschädigten-Für¬ 
sorge; Aufklärung in Elternabenden über die Erfolge der Orthopädie und 
Neuertüchtigungsarbeit; Berufsberatung auf Grund seelenkundigen Wis¬ 
sens; Vermittlung von Beispielen aus dem Leben arbeitsfähiger Kriegs¬ 
krüppel; Verweisung auf Ausstellung von Arbeiten Verwundeter und 
kunstsinnige Geschmacksbeeinflussung bei der Herstellung solcher Ar¬ 
beiten. Aus dieser Tätigkeit wird auch für die Lehrer selbst eine Befruch¬ 
tung -des eigenen Gemütes hervorgehen. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

51) Bonnet. Ein eigentümlicher Gliedersatz der Beine. 

(Ztschr. f. Krüppelfürs., IX. 2.) 

Beschreibung und Abbildungen eines doppelseitig im Oberschenkel 
amputierten Mannes, der sich zu seiner Fortbewegung einen „Gehstuhl“ 
konstruiert hat. Es ist ein Schemel mit 4 verschieden langen Beinen. Der 
Mann schnallt sich darauf fest und bewegt sich durch Beckendrehung und 
Schwerpunktswechsel mit dem Schemel vorwärts. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

52) Wilker. Violinspiel eines Einarmigen. (Ztschr. f. 

Krüppelfürs., IX. 2.) 

Beschreibung mit Abbildung eines sehr einfach konstruierten H o e f t - 
man sehen Ansatzstückes, mit dem ein rechtsseitig Unterarm-Amputierter 
den Violinbogen führen kann. Durch eine Verbindung des Ansatzstückes 
mit der Oberarmmanschette soll „eine vom Verstümmelten kontrollierbare 
und in ihrem Ausschlag in horizontaler Ebene dadurch dosierbare Beweg¬ 
lichkeit des Bogens erzielt werden“. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 


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v 5 >„ / • l < • 

53) Poetschke. Eine wichtige Erfindung für einarmige 

arm- und h a n d v e r 1 e t z t e K ri'egs - I n validen. 

(Monatsschr. f. Unf. u. Inv. 1916. Nr. 1.) .... ... 

Poetschke, Oberlehrer an der öffentl. Handelslehranstält zu 
Leipzig» rühmt als wertvolle Erfindung einen von der Firma Albert 
O.stefwald in Leipzig hergestellten Arbeitstisch, der durch Betätigung 
eines,.Pedals die Arbeit der zweiten Hand übernimmt, und den Arm-Verletz- 
ten beiähigen soll, alle Büro-Arbeiten mit e i n e r Hand äuszuführen. 

P. tritt dafür ein, die Verletzten mit derartigen Hilfsmitteln äuszu- 
statten, um sie beruflich wieder vollwertig zu machen. 

K i e w e, Königsberg, Pr. 

Allgemeine Chirurgie und KriegsChirurgie. 

54) Birgfeld. Die,Erfahrungen mit dem Pantogon-Skopo- 

1 a m i n - D ä m m e r s c h.l a f. — Diss. München 1914. 

Auf Grund der an der chir. Universitätsklinik zu München gemach¬ 
ten Erfahrungen kommt. B. zu folgendem Ergebnis: 

1. Die Pantogon-Skopolamin-Narkose ist der Morphium-Skopolamin- 
Narkose überlegen. ., 

. 2 . Sie ist genau wie diese in ihrer Wirkung infolge der Skopolamin- 
Gabe -individuell verschieden. 

, 3 . Es liegt zurzeit keine Möglichkeit vor, diese individuelle Wirkung 
mit Sicherheit vorauszubestimmen. 

Die Injektion von Skopolamin ist bei unserer heutigen vielseitigen 
Anästhesierungstechnik vermeidbar. 

,. 5. Pantogon allein leistet bei Struma-Operationen unter lokaler 
Anästhesie sowie zur Einleitung der Inhalationsnarkose praktisch fast das 
gleich«, wie die Kombination mit Skopolamin. 

,, Ein 76 Nummern umfassendes Literaturverzeichnis ist der Arbeit bei¬ 
gegeben. B 1 e n c k e , Magdeburg. 

55) l.lngelh ach. Üb er F e ,t t,e rn b o 1 i e. Diss. Giessen 1915. 

Nach L.’s Studien dürften Fälle, in denen die Gehirngefässe in so 
reichlicher und diffuser Weise mit Fett überschwemmt sind, dass die In¬ 
dividuen unter schweren Symptomen von Seiten des Gehirns sterben, zu 
dpn selteneren zu . zählen sein. Da nun aber grade das Verhalten des 
Gehirns bei der Fettembolie ein grosses Interesse bieten dürfte, genauere 
mikroskopische Untersuchungen des Gehirns bei diesem Zustande aber 
nur spärlich vorliegen, so teilt L- den der Arbeit zu Grunde liegenden Fall 
in ausführlicher Weise mit, besonders natürlich das Sektionsprotokoll. 
Der .Gehirnbefund ist ausserordentlich charakteristisch; er entspricht dem 
anatomischen Bild der Gehirnpurpura und gleicht dem ersten Stadium der 
hämorrhagischen Encephalitis; er Hess es nicht zweifelhaft erscheinen» 
dass es sich bei dem vorher nicht ernstlich erkrankten Manne, der wenige 
Tage vorher eine schwere traumatische Knochenverletzung erlitten hatte, 
um eine Fettembolie handelte, eine Annahme, die durch die mikroskopische 
Untersuchung eines Scherenschnittes mit einer kleinen Gruppe von Blu¬ 
tungen des frischen Gehirns, sofortige Bestätigung fand. Sie hat dem¬ 
nach, wie das nach den makroskopischen Befunden so ausserordentlich 
zahlreicher kleinster Blutungen in der ganzen weissen Substanz bereits 


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piit .Sicherheit zu erwarten war, eine sehr schwere Schädigung der 
öehirnsubstanz ergeben, aus der sich nicht nur der sehr bald* nach der 
Verletzung aufgetretene, andauernde Zustand von Bewusstlosigkeit, son¬ 
dern auch der sich an diesen anschliessende Tod, drei Tage nach der 
'Knochenverletzung, unschwer erklärt. Der Fettgehalt der Lungen war 
ein derartiger, dass man nach dem Befund der mikroslPbpischen Unter¬ 
suchung einen Tod durch Fettembolie der Lungen nicht annehmen konnte, 
zumal' da ja auch Erscheinungen von Seiten der Lungen in den letzten 
Tagen nicht beobachtet wurden. L. ist der Meinung, dass die "Lunge 
des Menschen überhaupt nicht, geschweige denn als ein sicherer Filter 
für das in ihren Kapillaren befindliche Fett aufzufassen ist, dass vielmehr 
in allen, selbst in den wenige Stunden nach der Knochenverletzung in¬ 
folge von pulmonaler Fettembolie zum Tode führenden Fällen sich bereits 
Fett in mehr oder weniger reichlicher Menge in dem grossen Kreislauf, 
besonders in den Olomerulusschlingen bei sorgfältiger Untersuchung nach- 
weisen lässt. Seiner Meinung nach ist ferner auch in den Fällen von 
tödlicher zentraler Fettembolie, in welchen sich ein einfach offenes 
FÖramen ovale findet, die Annahme (F r o m b e r g) vollkommen unbe¬ 
gründet, dass das Fett auf diesem paradoxen Wege in den grossen Kreis¬ 
lauf gelangt sei; wäre das richtig und überhaupt möglich, so müsste die 
tödliche zerebrale Fettembolie viel häufiger sein, als sie tatsächlich beob¬ 
achtet wird, denn so weit offen, wie beispielsweise in dem Fromberg- 
schen Falle, ist das Foramen oyale ausserordentlich häufig. Es dürfte 
vielmehr die Ursache für den gelegentlich massenhafteren Übertritt von 
Fett aus den Lungenkapillaren in das linke Herz und damit in den grossen 
Kreislauf, abhängig zu machen sein von dem jeweils in dem rechten Her¬ 
zen herrschenden Druck. Für diese Annahme ist der hier mitgeteilte 
Fall ein gutes Beispiel, denn hier bestand wegen der mässigen Stenose 
des Mitralostiums eine entsprechend starke Hypertrophie der Muskulatur 
des rechten Ventrikels. Es stand der Inhalt der Lungenkapillaren also 
unter einem höheren Druck, durch welchen ein verhältnismässig schnelles 
Durchpressen einer grossen Menge des Fettes ermöglicht wurde. 

B 1 e n c k e , Magdeburg. 

,56) Passow, A. Über Späterkrankungen nach Schädelver- 
letzüngen. (M. Kl. Nr. 1, S. 1. 1916.) 

Bei jeder Kopfverletzung soll die Wunde genau revidiert werden. 
Ist der Knochen leicht verletzt, so wird er erst flach abgemeisselt. Zeigt 
die Diploe Veränderungen, dann wird ganz aufgemacht. Dabei hatten 
diese Leute vielfach keinerlei Erscheinungen, die auf Hirnläsion hindeuten. 

Nicht nur bei Tangentialschüssen — wo jetzt allgemein operiert wird, 
— sondern auch bei Steck- und Durchschüssen empfiehlt P. die Revision 
mit Entfernung von Knochensplittern. Frühzeitige Operation ist, wo 
immer möglich, auszuführen. 

Nur bei intakter Dura wird die Haut — nach Exzision der Ränder 
vernäht, bei Rissen der Dura wird die Wunde weit offen gelassen. Vor 
allzufrüher Deckung von Schädeldefekten warnt P. dringend. Bevor man 
sich zum Verschluss entschliesst, hat man sich genau davon zu verge¬ 
wissern, dass keine Hirndrucksymptome vorhanden sind. 

Einige ausführlich beschriebene Fälle erläutern die Ausführungen. 

Th. N a ege 1 i, Greifswald. 


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57) Küttner, H. Über Pseudo-Aneurysmen. (M. Kl. Nr. 7, 

S. 167, 1916.) 

In sehr seltenen Fällen kommen eigentliche Pseudoaneurysmen vor, 
bei denen das Schwirren durch abnorme Schlängelung der Arterie, bei 
verkürzter Extaemität (Schussfraktur), vielleicht auch durch narbige Ver¬ 
ziehung und Verengerung des Qefässrohres hervorgerufen wird. In der 
Mehrzahl der Fälle liegen Täuschungen vor. In Wirklichkeit besteht an 
anderer, oft weit entfernter Stelle im Verborgenen ein echtes arterio¬ 
venöses Aneurysma, dessen Schwirren über grosse Strecken fortgeleitet 
und aus anatomischen Gründen an entfernter Stelle deutlicher vernommen 
wird als am Entstehungsort. Th. Naegeli, Greifswald. 

58) Nelson. „Chlorine water“ as a dressin g. (Brit. med. Journ. 

4. XII. 15, p. 821.) 

Verf. brauchte früher die besprochene Lösung zum Desinfizieren von 
Wasser, jetzt seit dem Kriege als antiseptische Lösung für Wunden und 
feuchte Verbände. Er stellt sie her aus Kaliumchlorat, über das er 
konzentrierte Salzsäure leitet. Das als Blasen entweichende Gas wird 
in Wasser aufgefangen. So stellt er eine Lösung von Chlor in Wasser in 
der Stärke von 1 : 500 her. Zum Auswaschen eiternder Wunden wird es 
in dieser Stärke gebraucht, für feuchte Verbände verdünnt Verf. die 
Lösung noch auf 1 : 3 Wasser. Gute und saubere Heilungen der Wunden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

59) Kemp. Saline solution as a dressin g. (Brit. med. Journ. 

4. XII. 15, p. 822.) 

Verf. brauchte schon vor dem Krieg zum Heilen von Wunden Ver¬ 
bände mit Lösung von doppeltkohlensaurem Natron. Er freut sich, dass 
diese Methode jetzt auch viel im Feld gebraucht wird und eine rasche und 
kräftige Granulation der Wunden zur Folge hat. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

60) Fonio. Über Koagulenverbandstoff. (D. m. W. 1916. 

Nr. 6, S. 163.) 

ln Erweiterung seiner Erfahrungen über das Koagulen empfiehlt 
Fonio als zweckmässige Ergänzung der Lösung einen Koagulenverband¬ 
stoff. Während sich die Lösung zur Blutstillung im Verlauf blutender 
Operationen eignet, besonders wo primär geschlossen wird, ist der 
Koagulenverbandstoff zur Dauertamponade bei solchen Wunden indiziert, 
die offen gelassen werden müssen. Es fällt ihm die Aufgabe fortwähren¬ 
der Blutstillung zu. Th. Naegeli, Greifswald. 


Fachangelegenheiten, Personalien, Mitteilungen. 

Dem Privatdozenten für orthopäd. Chirurgie an der Universität 
München, Herrn Dr. v. B a e y e r, ist der Professortitel verliehen worden. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W 50, Rankestr. 31/32’ 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15> 
einsenden. 


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Band X 


Mai 1916 


Heft 5 


Eine einfache Fingerschiene. 

(Ein Beitrag zur Behandlung der Fingerschussbrüche.) 

Von 

Oberarzt d. R. Dr. NATZLER, z. Z. bei einem Feldlazarett. 

Uber die Notwendigkeit der Schienung von Fingerschuss¬ 
brüchen dürfte eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit kaum 
bestehen. Durch eine möglichst frühzeitige Schienung des oder der 
durchschossenen Finger in der richtigen Lage wird unter Umstän¬ 
den das Schicksal der Finger und auch der Hand in Bezug auf ihre 
Gebrauchsfähigkeit entschieden. Ein in ungünstiger Stellung ver¬ 
steifter Finger behindert den Gebrauch der Hand unter Umständen 
derartig, dass der vollständige Verlust vorzuziehen ist. Eine ver¬ 
stümmelte Hand, die z. B. drei vollkommen gut bewegliche Finger 
besitzt, während zwei im Grundgelenk ausgelöst sind, ist beim Ar¬ 
beiter wohl in den allermeisten Fällen einer Hand vorzuziehen, die 
drei gut bewegliche Finger besitzt, während die beiden andern in 
allen Gelenken in Strecksteilung versteift sind. Fingerschuss¬ 
brüche aber neigen sehr leicht zur Versteifung. Von mancher Seite 
ist deshalb schon die Frage aufgeworfen worden, ob man nicht in 
der Anwendung des Grundsatzes, der die moderne Behandlung der 
Schussbrüche beherrscht, nämlich möglichst konservativ zu sein, 
bei den Fingerschussbrüchen des Guten zu viel tut. Es ist dem¬ 
gemäss öfters ein mehr radikales Vorgehen empfohlen worden. Will 
man aber konservativ behandeln — und ich bin der Ansicht, dass 
man es versucht, so lange auch nur einige Aussicht auf Erfolg be¬ 
steht — dann ist eine frühzeitige Schienung des gebrochenen Fin¬ 
gers Grundbedingung. Die Fixierung von Fingerschussbrüchen auf 
einem Stückchen Pappe oder die vielfach beliebten Holzspatel, ist 
in den wenigsten Fällen genügend. Die mehrfach angegebenen 
Fingerschienen (Walter, Oppenheim u. a.) sind, wenigstens für 
die vorderen Formationen immer noch zu kompliziert, besonders in 
der Herstellung, wenn sie auch sicher vortreffliches leisten. Nun 
lässt sich aus der bei allen Sanitätsformationen vorrätigen und an¬ 
gewandten Cramerschiene leicht und schnell eine Fingerschiene 
hersteilen, die sowohl als erster Schienenverband, wie als Dauer¬ 
schiene und schliesslich mit wenig Mühe auch als Extensions¬ 
schiene sehr gute Dienste leisten kann. Mir hat sie sich in einer 
ganzen Reihe von Fällen ausgezeichnet bewährt und der Beifall, 
den sie bei den Kollegen gefunden hat, denen ich sie im Gebrauch 
vorführen konnte, veranlasst mich, ihre Herstellungsweise weiteren 
Kreisen bekannt zu geben. 

Mit einer Drahtschere — die jetzt überall mit Leichtig- 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. T>. tO 


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leicht, gepolsterie Umerarm-HandteiS wird nun aiigewicke.U. die 
«ich! verletzten Finger-bleiben vollständig frei. Der verletzte Hn- 
gtf'wird niögliclist exteridiei t oder jmter Umständen auch in einer 
i•••-•sttmmten BeiigesLei)hug (z, B. wen«'mit einer Gelenk Versteifung 

von vornherein ge- 

Utitergeiogi bat 

- vw,i! ' n, “- ? 3 - ß. Abbildung % 

Eine Mullbinde: Konti die au sich schon völlig genügende Fbcierung 


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die beigefiigten Abbildungen vermiscbHUhcheii Schiene und ihre 
•AnweHjJtmg deutlich. Die finserschient- Kann mit einer geringen 
Abänderung riö' 

tigenfell^ das ^ ^ ^ ^ 

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werden. Dns bei- $&¥ 
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titiSaig. 

0er t?tritncigeda nke 
schiene mit ; geinu/ ah die Extremität anmr>äö!iicirbareh ünerstäben 
zur Adaptierimg und Fixierung der BriK-Itenden zu benutzen - ist 
nicht neu.. Kr ist in idealer Weise in der sogbnanmen ,Jieiüe!be«geT 
Schiene" verwirklicht, die O rashey in seiner V.erbandietut- mit 
Recht den grössten Portschrift der letzten .fahre am dem flehtet 
der Verband technik genannt (tat Sie wurde • rn. VV. in ffiedens- 
zeiten nur an der Prof. V iu 1p i u s sehen ürthopädiscb-chinirgiscben 
Klinik zu lleidefberg in grosserem Masstab verwendet und es ist 
|« bedauern, dass sie — wohl aus äusserenjQriijtdeh-; das verwett, 
ödete Material ist eine ;Al»imintum-Ma»tialiiun'MischuiiK - - in diesem 
Kriege nicht so ausgenutzi werden konnte« Wie sie es ver¬ 
dient halte. 


AftbÜd'üivg 4 . 


Zweite Kriegs-Chirurgen-Tagang in Berlin 

am 26. April 1916.. 

Bericht, eistäuet von Ör. Tb. NAEOELt-Oreifswald. 
ln einer kurzen 'ErbffnuiiKsrede. hob lleneralsUibsarzt Exzellenz 
v. Schjerning vor allem 0 e günstigen Resultate 1 der- 'Behandlung in den 
ileirmvt.siäzarelten hervor. 

Im Anschluss daran sprach Köttner Tiber das Fremdkörnerschicksal. 
Ausser den verschiedensten Forntverähdc-rungen, die .das Geschoss erleidet, 
lassen sich chemische. Veräiideriingeu desselben -— wie vor allem tewi# 
sie annirtuTit -- nicht fe.ijgnen. • Wanderungen . im Körper gehören zu den 
SeHeiiheiten, '.ÄÄlpdiTh recht erliebficber v^usdehnun« vor. 





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116 


Grashey skizziert kurz an schematischen Zeichnungen einige der wich¬ 
tigsten von ungefähr 250 Methoden der Fremdkörperlagebestimmung. Eine 
einfache, absolute, sichere gibt es zurzeit nicht. Ein Teil derselben beruht 
wie Fürstenau auf dem Prinzip zweier Aufnahmen, unter Verschiebung des 
Focus, ein anderer auf direktem Eingehen mittels Nadeln und dergl. auf 
diesen. Am sichersten ist die Methode des Operierens bei gleichzeitiger 
Röntgendurchleuchtung. 

Holzknecht zeigt die Einrichtung eines Wiener Lazaretts, die es er¬ 
möglicht, im aseptischen Operationssaal und gleichzeitiger Röntgendurch¬ 
leuchtung an die Entfernung des Fremdkörpers heranzugehen. 

Läwen gibt an Hand von Tabellen einen kurzen Überblick über den 
Bakteriengehalt der Fremdkörper bezw. dessen Umgebung. 

Hasselweder weist auf seinen Apparat hin, der ein stereoskopisches 
Bild der Lage des Fremdkörpers gibt. 

Rehn jun. berichtet über seine Methode mittels Bandmass, die es auch 
draussen im Feldlazarett erlaubt, annähernd genaue Lokalisationsbestim¬ 
mungen auszuführen. 

Das zweite Hauptthema behandelte die Gehirn- und Nerven- 
schüsse, insbesondere die Spätchirurgie. 

v. Eiseisberg weist darauf hin, dass bei Schädelschüssen nicht allzu 
selten nach erfolgter osteoplastischer Operation und monatelangem 
fieberfreiem Verlaui Hirnabzesse klinisch in Erscheinung treten. Über die 
Häufigkeit und das Schicksal der traumatischen Epilepsie lassen sich noch 
keine Angaben machen. Therapeutisch empfiehlt sich neben dem operati¬ 
ven Eingriff, der bei Verwachsungen der Dura mit dem Schädelknochen in 
deren Exzision und der Deckung durch frei transplantierten Fettlappen be¬ 
steht, eine Bromverabreichung. Die Frage, möglichst frühzeitiger Deckung 
grösserer Schädeldefekte, zur Wiederherstellung philologischer Verhält¬ 
nisse ist noch nicht entschieden. Bei Rückenmarksschüssen empfiehlt sich 
besonders bei spontanen Besserungen zuwartende Behandlung. In den 
übrigen Fällen wartet man am besten 8—10 Wochen. Kontraindikationen 
geben ab: grosser Decubitus, schwere Lungen-, Blasen- und Nieren¬ 
störungen. Günstig sind die operativen Resultate bei der Meningitis circum¬ 
scripta serosa, die spontan nicht zurückgeht. 

Borchardt hält die Resektion und Naht für das souveräne Mittel bei 
Nervenverletzungen. Daneben kommt das E d i n g e r sehe Verfahren, vor 
allem die Pfropfung und die direkte Einpflanzung der Nerven in den Mus¬ 
kel, in Frage. Zahlreiche Abbildung von Plexusverletzungen geben ein 
Bild von den verschiedensten Variationen der Anastomosenbildung. 

Payr empfiehlt bei Drucksteigerungen, die im Verlaufe zahlreicher 
Hirnverletzungen (Blutungen und dergl.) auftreten können, den Balkenstich. 

Steinthal spricht über die Hirnverletzungen in den Heimatslazaretten. 
Er verspricht sich von frühzeitiger Beschäftigung der doch meist dienst¬ 
untauglichen Leute im bürgerlichen Beruf manchen Erfolg. 

Krause hebt u. a. hervor, dass die von einigen Autoren empfohlene 
geschlossene Behandlung mit primärer Naht (Barany) von Schädeldura- 
verletzungen nur unter ganz beschränkten Bedingungen anzuwenden ist. 

Kleist bespricht die Indikation zum operativen Eingriff bei Rücken¬ 
marksverletzungen vom neurologischen Standpunkt aus. 


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Payr sprach über Absetzung und Auslösung von Arni 
und Bein mit Rücksicht auf die Folgen. Schon im Feldlazarett 
soll bei der Amputation möglichst nicht lineär vorgegangen werden, son¬ 
dern es soll mit Rücksicht auf den endgültigen Stumpf amputiert werden. 
Nachoperationen sind jetzt noch in etwa 70 Proz., früher in ca. 90 Proz. 
nötig. Dabei soll möglichst konservativ gehandelt werden. Durch plastische 
Operationen aller Art gelingt es oft, noch eine gute Stumpfbedeckung zu er¬ 
zielen, wodurch eine Verkürzung durch Reamputation überflüssig wird. 
Einige Patienten mit Kinoplastiken — Schlingenbildung nach Vanghetti, 
sowie autoplastische Daumenbildungen mit Hülfe der grossen Zehe —- 
werden vorgestellt. 

Ludloff glaubt durch Schrägschnitt statt Zirkulärschnitt günstigere 
Stumpfbedeckung zu erhalten. Wichtig ist, die nicht der Degeneration an¬ 
heimfallenden Muskeln zu erhalten. 


Sauerbruch demonstriert einige nach seiner Methode operierte Arm¬ 
stümpfe. Es handelt sich um die Bildung eines Stumpfes, der eine Kraft¬ 
quelle abgibt, mit der eine entsprechende Prothese willkürlich bewegt wer¬ 
den kann. Die Kraftquelle wird durch einen von einem Hautkanal durch¬ 
bohrten Muskelwulst (Beuger, Strecker) gewonnen, die Übertragung durch 
einen in den Hautkanal eingeführten Stift erzielt. Wichtig ist, dass solche 
Stümpfe, selbst wenn sie sich nicht zu grösserer Kraftleistung eignen, 
schmerzfrei und beweglich sind. Die bisher erreichte Kraftentwicklung be¬ 
trägt 1 Mkg. 

Kausch bespricht die Wichtigkeit der einzelnen Knochen nach ihrer 
Lage mit Bezug auf die Ausführung der Amputation. 

Sauerbruch skizziert die Ausgänge der Brust - und Bauch¬ 
schüsse. Er vertritt den Standpunkt der Frühoperation bei Bauch¬ 
schüssen. Brustschüsse gehen meist mit erheblichen Haemothorax einher, 
deren Folge ausgedehnte Schwartenbildung ist. Daher empfiehlt sich 
die frühzeitige Punktion. 

Bei akuten Empyemen im direkten Anschluss an die Verletzung muss 
breit eröffnet werden; die chronischen (infizierter Haemothorax) verlauien 
viel harmloser. Empyemresthöhlen bedürfen meist plastischer Deckung, 
wobei sich die Operation nach Schede bewährt hat. Lungenabzesse im 
Oberlappen werden am besten von hinten eröffnet, diejenigen im Unter¬ 
lappen nach alter Methode. 

Ein Zusammenhang von Lungenschussverletzung und nachherigcr 
Tuberkulose kommt nur ganz selten vor. Anatomisch ist er auch nicht 
wahrscheinlich, da eine Induration und Schrumpfung, wie sie die Folge 
solcher Verletzungen ist, die Ausheilung einer Tuberkulose eher begünstigt. 

Moritz gibt statistische Mitteilungen über den Verlauf der Bauch- und 
Brustschüsse in der Heimat und bespricht besonders Verlauf und Folgen 
der Brustverletzungen. 

Läwen hebt hervor, dass Nierenschüsse sehr oft mit Bauchfellver¬ 
letzungen einhergehen. Es handelt sich um ernste Verletzungen, wobei es 
zur Urininfektion der Bauchhöhle kommen kann. Die Niere muss dabei 
freigelegt werden. 

Kümmel spricht sich bei der Resthöhlenoperation fiir Dekatikation 
aus, da nicht selten sich die Lunge nachher wieder ausdehnt. 


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118 


Landois hat offene Thoraxverletzungen auch im Feldlazarett sofort 
operiert und zur Vermeidung der üblen Pneumothoraxfolgen die Lunge an 
die Brustwand eingenäht. 

Als weitere Themata wurden die Kehlkopfschüsse von 
KHlian und Payr und die Qesichtsplastik und Kieferver¬ 
letzungen von Lexer und Schröder besprochen. 

KHlian gibt einen allgemeinen Überblick über die Kehlkopfschussver- 
letzungen. Payr bespricht und demonstriert die Methode einer Stimm¬ 
bandplastik aus dem Kehlkopfknorpel. 

Lexer demonstriert Bilder ausgedehnter Weichteilplastiken an Unter¬ 
kiefer und Nase, wobei grosse Hautlappen von der Kopfhaut verwandt 
wurden. Schröder berichtet über die operative Behandlung der Kiefer¬ 
frakturen, wobei ausser den gewöhnlichen Schienen, Extensionsverbände 
verschiedenster Art eine grosse Rolle spielen. 

Brüning ersetzt bei Nasenverletzungen, den Nasenknorpel und die 
Weichteilbedeckung durch einen gestielten Knochen-Periost-Hautlappen 
aus der Stirne. 

Wegen Erkrankung von Herrn Geh. Bier fiel das Thema anaerobe 
Wundinfektion weg. 


Ä. Allgemeine Orthopädie. 

Physikalische Therapie. 

1) Kurt Müller. Die Bewegungstherapie in der Extremi¬ 

tätenchirurgie. Die Form ihrer Anwendung, 
ihre Grenzen mit besonderer Berücksichtigung 
kriegschirurgischer Tätigkeit. tB. kl. W. 1916, Nr. 11.) 

Festlegung von Grundsätzen, die trotz fixierender Verbände möglichst 
in geeignetem Zeitpunkt die Mobilisierung der Gelenke, und so ein gutes 
Resultat erzielen lassen. Die Arbeit bringt für den Orthopäden nicht 
wesentlich neue Gesichtspunkte. Mosenthal, Berlin. 

2) Bäcker, Max. Die Sonnen-Freiluftbehandlung der 

Knochen- Gelenk- wie Weichteiltuberkulosen. 
Vortrag, gehalten im Juli 1914 auf der Hygieneausstellung in Stutt¬ 
gart, und zwecks Förderung der deutschen Tuberkulosebekämpfung 
im Kriege, mit einer kurzen medizinischen.Einführung, sowie mehre¬ 
ren Farbentafeln und zahlreichen Abbildungen, Tabellen, Karten¬ 
skizzen. Stuttgart 1916, Ferd. Enke. 

In einer kurzen Einleitung gibt Bäcker einen Vergleich über die Resul¬ 
tate der operativen bezw. der Sonnenfreiluftbehandlung der chirurgischen 
Tuberkulose. Aus seiner tabellarischen Übersicht geht u. a. hervor, dass 
die radikal-operative Behandlungsweise der „Modern-Konservativen“ be¬ 
sonders bei Schulter-, Hand- und Kniegelenkstuberkulose ebenbürtig ist und 
auch hinsichtlich der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit nicht wesent¬ 
lich hinter jener zurückbleibt. Anders verhält es sich bei der der opera¬ 
tiven Therapie weniger zugänglichen Wirbelsäulentuberkulose, und bei der 


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Hüftgelenkstuberkulose, die eine Spätmortalität von 32 Proz. aufweist, ln 
allen Fällen empfiehlt sich — auch bei den operativ behandelten — eine 
längere Nachbehandlung, wobei der Allgemeinzustand gekräftigt werden 
muss. Es ist das Verdienst von Bernhard und Rollier, dies besonders be¬ 
tont zu haben. Da eine solche Behandlung sehr lange dauert und kost¬ 
spielig ist, müssen auch für Knochen- und Qelenktuberkulose — wenig¬ 
stens für die inoperablen — Volksheilstätten geschaffen werden. 

Man darf aber nicht vergessen, dass eine richtig ausgeführte Ope¬ 
ration nicht nur völlig ungefährlich, sondern den Kranken in ebenso vielen 
bezw. wenigen Wochen arbeitsfähig macht als die Freiluft-Sonnenkur Mo¬ 
nate oder gar Jahre benötigt. So grossartig die Erfolge dieser modernen 
Behandlungswcise sind, aus sozialen Gründen lässt sie sich nicht verall¬ 
gemeinern. Ist der lokale Herd beseitigt, und damit seine schädliche Wir¬ 
kung ausgeschaltet, so wird durch eine ausgibige Nachbehandlung — die 
am geeignetsten im Hoch- oder Mittelgebirge, in einer Freiluftsonnenkur 
besteht — die Dauer-Heilung begünstigt. 

Zu einer solchen Behandlung sind Fachärzte — Chirurgen — not¬ 
wendig, um den Gefahren eines Schematismus vorzubeugen. Hoffen wir 
mit B., dass uns die Zukunft Heilstätten dieser Art, die am besten in Ver¬ 
bindung mit Universitätskliniken oder grossen Krankenhäusern stehen — 
bringt, damit durch gemeinsames Arbeiten auch diesen Kranken dauernd 
geholfen werden kann. 

In seinem eigentlichen Vortrag schildert B. die klimatischen Einflüsse 
der Freiluftbehandlung, die Einrichtung und Lage solcher Sanatorien mit 
besonderer Berücksichtigung seiner in Riezlern bei Oberstdorf (Allgäu) ge¬ 
legenen Klinik. N a e g e 1 i, Greifswald. 


Orthopädische Technik. 

3) Dreyer. Lederhandschuhe zum Händeschutz beim 

Gipsen. (D. m. W. Nr. 15, S. 452, 1916.) 

Zum Händeschutz für Ärzte, die gleichzeitig viel operieren, empfiehlt 
D. beim Gipsen das Tragen von Lederhandschuhen, die vor dem ersten , 
Gebrauch tüchtig eingefettet werden. So vorbereitet können die Hand¬ 
schuhe nach jedem Gebrauch mit Wasser gereinigt und einfach getrocknet 
werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

4) Ansinn, O. Streckverbandapparat mit automatischen 

Bewegungen durch Wasserdruck, aktiver me- 
diko-mechanischer Apparat für das Bett und 
Praezisionsmasstab für Frakturen der unteren 
Extremität. (Ztbl. f. Chir. Nr. 16, S. 321, 1916.) 

Der Inhalt geht aus der Überschrift hervor und wird durch einige 
Abbildungen noch illustriert. N a e g e 1 i, Greifswald. 

5) Rydygier v. Rüdiger, R. L. Eine einfache Vorrichtung zur 

Kombination des Brückengipsverbandes mit Ex¬ 
tension (Extensionsbrückengipsverband). (Zbl. f. 
Chir., Nr. 11, S. 225, 1916.) 

Modifiziertes Hackenbruchsches Verfahren; indem die eingegipsten 
Metallbügel nach Anlegen des Gipsverbandes durchfeilt werden und durch 
Schraubenvorrichtung distrahiert werden können. . 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


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6) W. Körte-Berlin. Über die Wichtigkeit feststellender 

Verbände bei der Behandlung von Knochen-Ge¬ 
le n k s c h u s s w u n d e n. (B. kl. W. 1916, Nr. 1.) 

Seine Ausführungen beziehen sich hauptsächlich auf die Behandlung 
in Feld-Kriegslazaretten, Verbandplätzen und auch im Bewegungskrieg. 
Es soll zum festen Grundsatz erhoben werden, dass kein Verwundeter 
ohne einen sicher feststellenden Verband, der ihn auf dem Transport vor 
den unvermeidlichen Schäden der Fahrt nach Möglichkeit schützt, ent¬ 
lassen wird. Deswegen soll der Verbrauch an Pappschienen möglichst ein¬ 
geschränkt werden, ebenso Schusterspan eignet sich wenig, dagegen sind 
Holzschienen und Metallschienen (Kramersche Schienen) ausserordentlich 
verwendbar, die namentlich auf die Kante gestellt, fest stützen. Die Volk- 
mannschen Schienen würden nur für Fuss und Unterschenkel benutzt wer¬ 
den. Er bespricht die elementaren Regeln für die Anlegung der Schienen 
und deren Befestigung. Sehr empfehlenswert sind an Plätzen, wo 
Gips angewendet werden kann, die Gipsstrohschienen. Im übrigen gibt er 
noch zahlreiche Winke, die den Orthopäden meist bekannt sein dürften. 

Mosenthal, Berlin. 

7) Schlichtegroll. Der Idealverband bei der Sanitäts¬ 

kompagnie. (M. m. W. 1916, Nr. 8.) 

Für die vordersten Formationen, bei denen die Anlegung von Gips¬ 
verbänden wegen Zeitmangel und Überlastung des med. Personals nicht 
möglich ist, wendet er in ausgedehntem Masse die Kramerschen Schienen 
an. M o s e n t h a 1, Berlin. 

8) Mackenzie. A splint for a fractured humerus. (Lan- 

cet, 25. III. 16, p. 674.) 

/ 

Verf. beschreibt seine Modifikation der Page-Schiene (für Ober¬ 
schenkel) angewendet für den Oberarm. Die Schiene wird aus den ifn 
Felde üblichen Aluminiumstäben des Feldverbandkastens gemacht. Der 
Druck auf die Axilla wird vermieden, am Handgelenk ist eine Extensions¬ 
vorrichtung angebracht, Wunden sind in dem Apparat dem Verbandwechsel 
gut zugänglich. Spitzer-Manhold, Zürich. 

9) Sinclair. A splint for compound fractures of the 

a u k 1 e. (Brit. med. Journ., 5. II. 16, p. 197.) 

Verf. beschreibt eine von ihm erfundene Schiene für Unterschenkel- 
und hauptsächlich Fussgelenksverletzungen, die den Fuss gut fixieren und 
doch dabei einen häufigen Verbandwechsel gestatten. Herzustellen aus 
einfachstem Material, wie es der Verbandkasten der Feldsanität führt. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

1Ü) Nieny. Einfache Stützen für Peronäuslähmungen. 

(M. m. W. Nr. 2, 1916.) 

Eine Ledermanschette, die über den Knöcheln anliegt und die vorn 
an einem kleinen Stahlband eine kräftige nach oben gebogene Feder be¬ 
sitzt, wird mit in den Stiefel geschnürt, die Feder muss bis an die Zehen 
reichen und etwas schräg sitzen, damit sie möglichst an den äusseren Fuss- 
rand zu liegen kommt. Mosenthal, Berlin. 


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Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

11) Port. Demonstration aus dem Gebiete der Ortho¬ 

pädie. Ärztlicher Verein zu Nürnberg. 3. Februar 1916. (B. kl. 
W. Nr. 11, 1916.) 

Demonstration von Pseudarthrosen, die durch eingepflanzte Knochen- 
Spähne geheilt wurden. Mosenthal, Berlin. 

12) Sudeck-Hamburg. Die Erfolge der Tendodese bei nicht 

geheilter Radialis-Lähmung. Ärztlicher Verein zu 
Hamburg. 25. Jan. 1916. 

Durch Tendodese der Handstrecker und Verkürzung der Finger und 
Daumenstrecker werden Handgelenk und Grundphalangen der Finger in die 
Ebene des Unterarms gehoben; Einschränkung der Greifrichtung und Herab¬ 
setzung der Druckkraft der Finger wird beseitigt. Demonstration der 
äussert frappierenden Erfolge. M o s e n t h a 1, Berlin. 

13) Axhausen-Berlin. Zur operativen Behandlung der irre¬ 

parablen Radialis-Lähmung. (B. kl. W. 1916, Nr. 7.) 
Modifikation der 'von Vulpius angegebenen Sehnenverlagerung des 
Flexor carpi radialis und ulnaris. Durchführung' der kraftspendenden Sehne 
statt aussen herum durch das Zwischen-Knochenband hoch oben. Keine 
vollständige Ankylosierung des Handgelenkes, sondern Beschränkung der 
Bewegungsfähigkeit des Handgelenkes dadurch, dass ein gerader Meissei 
rechts und links in das Handgelenk hereingetrieben wurde und durch 
Gipsverband einige Zeit fixiert wurde. Nachträgliche Tenodese zur Fixa¬ 
tion des Handgelenkes in Streckstellung. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Amputationen Exartikulationen und Prothesen. 

14) Seefisch, G. Grundsätzliches zur Frage der Amputa¬ 

tionen im Felde und der Nachbehandlung Ampu¬ 
tierter. (D. m. W. Nr. 15, S. 446, 1916.) 

S. bespricht die Nachteile der lineären Amputation, die ausser in der 
mangelnden Stumpfbedeckung in der langen Nachbehandlung, Ruhigstel¬ 
lung der benachbarten Gelenke und Atrophie der Muskulatur bestehen. 

Es empfiehlt sich daher, schon bei der primären Amputation für ge¬ 
nügende Weichteillappen zu sorgen, die durch baldige Fixation an der 
Retraktion verhindert werden. Wichtig ist ferner die richtige Lagerung 
der Stümpfe, durch die Kontrakturstellungen vermieden werden können. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

15) Levy, W. Zur Exartikulation im Schultergelenk. 

(Ztbl. f. Chir., Nr. 12, S. 252, 1916.) 

Levy schlägt vor, bei der Exartikulation im Schultergelenk das 
Knochenstück an dem M. pectoral. major, Latissimus dorsi und Teres major 
am Humerus ansetzen, in Zusammenhang mit ihnen in der Wunde zurück¬ 
zulassen. 

Der Vorteil dieser Methode dürfte ein doppelter sein. Nach vollen¬ 
deter Heilung liegt unter der Amputationsnarbe ein geschlossener Ring, 
an dem sich von aussen der Deltoides anlegt. Die grossen Muskeln, die 
die Achselhöhle begrenzen, behalten ihre feste Insertion. 

Noch wichtiger ist die Erhaltung der Arbeitsleistung, denn der 


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Muskelring kann mit erheblicher Kraft willkürlich verengt werden. Da¬ 
durch ist eine Kraftquelle erhalten, deren Verwertung es möglich macht, 
nach Exartikulation im Schultergelenk einen künstlichen Arm mit will¬ 
kürlich ausführbaren Bewegungen anzulegen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

16) Dollinger, B. Ein neuer Suspensionsteil für Oberarm- 

Prothesen. (D. m. W. Nr. 11, S. 320, 1916.) 

Der von D. angegebene Suspensionsapparat besteht aus einer dem 
Brustkorb umfassenden, miederartigen Lederhülse, auf welche die den 
Oberarmstumpf bedeckende Lederhülse in der Schultergegend aufgehängt 
ist. Der Apparat besteht also aus einem thorakalen und einem Oberarm¬ 
teil. Beide Teile sind miteinander durch eine über die Schulter verlaufende 
Suspensionsschiene verbunden, deren distales Ende ein Hackenscharnier 
trägt, welches die Verbindung mit dem Oberarmteil herstellt. Die 
Suspensionsschiene ist mit einem Schraubengang versehen, mit dessen 
Hülfe die gegenseitige Entfernung der thorakalen und der Oberarmpartie 
je nach Bedarf reguliert und so der ganze Apparat genau eingestellt 
werden kann. (Abbildungen.) Naegeli, Greifswald. 

17) Stoll. Statistische und mechanische Verhältnisse 

bei Beinprothesen. (M. m. W. 1916, Nr. 4.) 

Besprechung der Stützpunkte und Belastungsachsen der Prothesen 
der verschiedenen Gelenke. Mosenthal, Berlin. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Muskeln und Sehnen. 

18) Melchior. Ruptur der gemeinsamen Fingerstreck¬ 

sehne im Gefolge von gonorrhoischer Tendo- 

v a g i n i t i s. (B. kl. W. Nr. 6, 7. II. 1916.) 

Gonorrhoische Sehnenscheiden-Phlegmone des Handrückens ohne 
nachweisbares Trauma und ohne Nekrose. In der Phlegmone werden 
Gonokokken festgestellt und bei der Operation ein Defekt der Strecksehne 
der Finger und des Kleinfinger-Streckers sowie des zu diesen Sehnen ge¬ 
hörigen Teils des Sehnenscheidensackes und der dorsalen Aponeurose fest¬ 
gestellt. Als verantwortlich wird die lange Ruhestellung der Hand be¬ 
zeichnet. Mosenthal, Berlin. 

Nervenerkrankungen. 

19) Taylor. Infantile paralysis. (New-York med. Journ., Vol. 

CHI, Nr. 5, p. 193.) 

Verf. bespricht Allgemeines über die Kinderlähmung. Die Anfangs¬ 
stadien der Erkrankung sollten besser erkannt werden. Die Toxine müssen 
aus dem Körper auf alle möglichen Arten entfernt werden (Nasen-, 
Rachenspülungen, Magenspülungen, Darmableitung, Schwitzen, Ableitung 
durch die Nieren). Viele amerikanische Autoren rühmen die Wirkung von 
Hexamethylenamin (1—2 grains zweistündlich) im Anfangsstadium auf den 
weiteren Verlauf der Krankheit. Die Muskeln sollen mit entsprechender 
Unterstützung in Ruhe gelassen werden. Wärmeanwendung gegen Hyper¬ 
ästhesien und Nervenschmerzen. Nach Abklingen der Fiebererscheinungen 
leichte Massage, womöglich im warmen Bad, leichte aktive und passive 


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Bewegungen, schwacher faradischer Strom. Operative Massnahmen nicht 
vor Ablauf von 2 Jahren. Die Operation, die Verf. zur Sehnentransplan¬ 
tation braucht, besteht in Ablösung der Sehne des Antagonisten der ge¬ 
lähmten Muskelgruppe direkt am Insertionspunkt und Durchleiten unter 
dem lig. annulare nach der neuen Befestigungsstelle, am besten aus Periost 
oder in eine Knochenkerbe. Darauf Fixation in einem Kontentivverband 
für 4 Monate, weitere Fixation für 2 Monate, ohne dass die operierte 
Partie irgend welches Gewicht zu tragen braucht. Alle verstümmelnden 
Operationen nur als letzte Zuflucht zu brauchen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

20) Colby. Massage and remedial exercises in the treat- 

ment of children’s paralyse s. Their differen- 
tiation in use. (Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIII, 
Nr. 19, p. 696.) 

Verfasserin beschreibt ihre Methode der Massage und der Übungen, 
wie sie sie bei Kindern mit schlaffen, spastischen Lähmungen, bei Geburts¬ 
lähmungen des Armplexus etc. verwendet, resp. mit fortschreitender Besse¬ 
rung individuell abändert. Am besten tun tägliche, wenn auch kurze 
Übungen und Massage von geübter Hand. Sitzungen dreimal wöchentlich 
über Jahre hinaus geben befriedigende Resultate. Weniger häufige An¬ 
wendung der Behandlung zeigt nur wenig Fortschritte in der Besserung 
der Leiden. Spitzer-Manhold, Zürich. 

21) Auerbach, S. Das Gesetz der Lähmungstypen. (M. Kl. 

Nr. 14, S. 356, 1916.) 

Diejenigen Muskeln, beziehungsweise Muskelgruppen erlahmen am 
raschesten und vollkommensten, bezw. erholen sich am langsamsten und 
am wenigsten, die die geringste Kraft (ausgedrückt durch das Muskel¬ 
gewicht) besitzen und ihre Arbeitsleistung unter den ungünstigsten physi¬ 
kalischen, physiologischen und anatomischen Bedingungen zu vollbringen 
haben, während die. in dieser Beziehung besser gestellten Muskeln von 
der Lähmung grösstenteils verschont bleiben. N a e g e 1 i, Greifswald. 

22) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur¬ 

gischen Erfahrungen. VI. Schussverletzungen 
der peripherischen Nerven. (D. m. W. Nr. 14/15, S. 407 
und 449, 1916.) 

Auf Grund zahlreicher makroskopischer, teilweise auch mikroskopi¬ 
scher Operationsbefunde sind folgende Verletzungsformen der peripheri¬ 
schen Nerven zu unterscheiden. In erster Linie findet man den Nerven 
durch das Geschoss oder Sekundärprojektile vollständig durchtrennt. T h ö 1 e 
nennt diese Kontinuitätstrennungen des Nerven Abschuss, und zwar 
unterscheidet er vollständigen, nahezu vollständigen und teilweisen Ab¬ 
schuss (Rinnen-Streifschüsse). Eine zweite häufig beobachtete anato¬ 
mische Form ist die spindelförmige Verdickung bei makrosko* 
pisch erhaltener Kontinuität. (Unvollständiger Durchschuss, Quetschung, 
Knopflochschuss [Heile].) 

Ein recht häufiger Befund bildet die Scheidennarbenum¬ 
klammerung. Die verdickte Nervenscheide mit anliegendem ver¬ 
ändertem Bindegewebe bildet ein maximal 10—12 cm langes Rohr, durch 
das der oft hochgradig verdünnte anaemische Nerv verläuft. Hinsichtlich 
der Häufigkeit all dieser Formen gehen die Ansichten auseinander. 


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Als vierte Form wird die reine Nervenkommotion aufgestellt. 
Ziemlich häufig findet man die Nervenverletzung mit Geiässverletzungen 
kombiniert. 

Die klinischen Erscheinungen der Nervenschüsse bestehen vor allem 
in Störung der Motilität, bezw. der elektrischen Reaktion. Höchstens die 
partielle Entartungsreaktion lässt sich eindeutig fiir die Indikationsstellung 
verwerten, da man dort, wo nur muskuläre E.-R. besteht, auf spontane 
Wiederherstellung normaler Funktion hoffen darf und daher erst abwarten 
kann. Die komplette E.-R. findet sich sowohl bei Fällen mit vollständiger 
anatomischer Querschnittstrennung als auch bei Störungen, die einer 
spontanen Rückbildung und Heilung zugänglich sind. Ein differen* 
z i a 1 d i a g n o s t i s c h e s Kriterium für die Unterscheidung 
zwischen anatomischer Leitungsunterbrechung (Durch- 
trennung) und sekundärer Querschnittsschädigung (Ein¬ 
schnürung) bildet die E.-R. nicht und verliert daher bei positivem Ausfall 
ihren hauptsächlichen Wert für den Chirurgen. 

Wo die Motilität aufgehoben ist, fehlen natürlich auch die Reflexe. 
Die Störungen der Sensibilität sind nicht konstant. Vasomotorische und 
sekretorische Veränderungen sieht man am häufigsten bei Medianus-, 
Ichiadicus- und Ulnarislähmungen (Thöle). Relativ häufig werden stärkere 
neuralgische Schmerzen beobachtet. Praktisch wichtig ist dabei, dass sie 
keinen Beweis gegen vollständige Querschnittstrennung des Nerven bilden. 

Über den Zeitpunkt der Operation gehen die Meinungen noch sehr 
auseinander. Je früher operiert wird, umso klarer liegen die Verhält¬ 
nisse. Man wird also bei vollständiger und unvoll¬ 
ständiger Lähmung mit kompletter E.-R. operieren, 
während dort, wo partielle E.-R. vorliegt (erhaltene 
Erregbarkeit vom Nerven aus), erst operativ einge¬ 
griffen werden soll, wenn sich das elektrische Ver¬ 
halten verschlechtert, oder wenn e-s lange stabil 
bleibt. Wo Eiterung vorlag, ist die Operation hinauszuschieben. 
Wichtig für den Erfolg der Nervenoperation ist eine weitgehende Entspan¬ 
nung. Von hervorragender Bedeutung für die Wiederherstellung der 
Funktion gelähmter Muskelgruppen ist besonders, den betroffenen Abschnitt 
der Extremität nicht unbeeinflusst seiner pathologischen Stellung zu über¬ 
lassen, weil die gelähmten Muskeln sonst überdehnt werden, und dann 
auch bei Rückkehr der Funktion keine ordentliche mechanische Leistung 
mehr vollbringen können. 

„Die moderne Nervenchirurgie leistet in den Händen geübter Fach¬ 
chirurgen so viel und so Schönes, dass wir allen Grund haben, diesen 
Zweig der operativen Therapie sorgfältig zu pflegen und uns nicht davon 
abhalten lassen, recht vielen Nervenverletzten die Aussichten der recht¬ 
zeitigen operativen Behandlung zu bieten.“ Naegeli, Greifswald. 

23) Wilms. Früh- und Spät-Operation bei Nervenläsio- 
n e n. Naturhistorisch Medizinischer Verein zu Heidelberg. (B. kl. 
W.' Nr. 1, 1916.) 

Bei der Früh-Operation hat man anatomische Verhältnisse vor sich, 
bei der Spät-Operation finden sich Neurome, die zu grösseren Resektionen 
führen, die den Erfolg der Nervennaht unsicher machen. Wenn die Art der 


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Nervenverletzung nicht festgestellt werden kann, muss die heute noch viel 
zu wenig allgemein geübte Probeinzision empfohlen werden; bei Spät- 
Operation finden sich häufig Knochensplitter eingebettet, die eine Neurolyse 
unmöglich machen. Bei der Früh-Operation sind die Knochensplitter meist 
leicht zu entfernen, spontane Heilung von Nervenläsion ist nicht so einfach, 
wie man oft denkt, es wird daher in allen Fällen Früh-Operation dringend 
angeraten. Mosenthal, Berlin. . 

24) Stoffel. Über den Mechanismus der Nervenver¬ 

letzung. Naturhistor. med. Verein zu Heidelberg, 9. Nov. 15. 

(B. kl. W. 1916, Nr. 1.) 

Siehe die ausserordentlich Tagung der deutschen Orthopädischen Ge¬ 
sellschaft, Berlin, 8. u. 9. Febr. 1916. Mosenthal, Berlin. 

25) Mann. Über die Indikation zur Operation bei Nerven» 

Verletzung und Demonstration operierter. Natur¬ 
histor. med. Verein zu Heidelberg, Sitzung v. 9. Nov. 15. (B. kl. 

W. 1916, Nr. 1.) 

Vortragender erklärt sich für nicht zu langes Warten mit der Opera¬ 
tion. Über die Art der Operation entscheidet erst die autopsia in vivo. 
Die Erfahrung lehrt, dass sehr häufig die E. a. r. für komplett gehalten 
wird, wo sie inkomplett ist. Demonstration einer grossen Anzahl von ope¬ 
rierten Fällen mit sehr guten Endresultaten (Endo- und perineurale Neu¬ 
rolyse). Mosenthal, Berlin. 

26) Loewenthal, Res.-Laz. Braunschweig. Über die Behandlung 

der Nervenverletzungen. (B. kl. W. 1916, Nr. 9.) 

Bei den unerträglichen Schmerzen der Nervenverletzungen, deren 
Ursache keine einheitliche ist, leisten Veratrin-Einreibungen häufig gute 
Dienste. Feuchte kühle, kurze heisse Vollbäder bei älteren Fällen. Nerven¬ 
dehnungen meist ohne Erfolg, dagegen Neurolyse mit Erfolg. Indikation 
zur Operation bietet jeder Fall, bei dem nach 3 Monaten keine Besserung 
oder nach anfänglicher Besserung Stillstand oder Rücktritt eingetreten ist. 
Zur Umscheidung des genähten oder befreiten Nerven ist die Einhüllung 
durch reizloses Material dringend nötig; es genügt dazu jede gehärtete 
tierische Membrane. Er verwendet Schweinsblasenstreifen, die 8 Tage 
in Äther entfettet, in Sublimat-Alkohol aufbewahrt und eine Stunde vor der 
Operation in Kochsalz ausgespült werden. Einschnürung kann nur bei 
Anwendung von lebendem Gewebe stattfinden. Resorption findet in den 
ersten 4 Wochen nicht statt. Bei der Nachbehandlung ist die Anwendung 
des elektrischen Stromes nicht zu vermeiden, der Patient braucht die 
Heilung im Lazarett nicht abzuwarten, muss aber noch mindestens ein 
Jahr behandelt werden. Keine Radialis- oder Peroneuslähmung soll ohne 
sachgemässe Stützbandage zur Entlassung kommen. 

Mosenthal, Berlin. 

27) Bittrolf. Die Umscheidung der Nerven nach der Naht. 

Tierversuche. Demonstration von Präparaten drei Monate nach der 

Operation. (B. kl. W. 1916, Nr. 1.) 

Bei Nervennaht ohne Umscheidung hat sich ein fester Schnürring 
von Bindegewebe gebildet, nach Umscheidung mit Kalbsarterien ist der 
Nerv noch frei; wurde diese mit Muskelgewebe ausgeführt, so bildete sich 
ein kleiner Schnürring. Umscheidung mit Fett zeigt gute Einheilung, jedoch 


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war die Nahtstelle nicht frei bew.eglich. Röntgenbestrahlung beeinflusst 
die Narbenbildung nicht, sehr gutes Resultat gab die Umscheidung mit 
einer celluloidartigen Substanz. • Mosenthal, Berlin. 

28) Gerhard. Funktionelle Lähmungen neben organischen 

Verletzungen. 25. Jan. 1916. (M. m. W. Nr. 8, 1916.) 

Nach Neurolyse Wiederkehr der aktiven Beweglichkeit bei Radialis- 
Lähmung mit völligem Fehlen aller Empfindungsqualitäten, die in diesem 
Fall rein hysterischer Natur war. Andere Fälle wiederum zeigen das 
umgekehrte Bild. 

Bei wiederkehrender Motilität bei Radialis-Lähmung kann man fol¬ 
gendes beobachten. Wenn die vorher gebeugte Hand gestreckt wird, ist 
die Anspannung der Radialis-Muskeln deutlich fühlbar; bei dem Versuch 
aktiven Streckens erfolgt gewöhnlich eine antagonistische Beugung. Die 
richtige Innervation lässt sich zuerst bei günstiger Stellung des Gliedes 
feststellen, während bei ungünstiger Haltung falsch innerviert wird. 

Mosenthal, Berlin. 

29) Oppenhein - Berlin. Schussverletzung des Medianus. 

Berl. Ges. für Psychatrie und Nervenkranke. 13. Dez. 15. (B. kl. 

W. Nr. 5, 1916.) 

Die geringe Schädigung der Opposition des Daumens bei totaler Kon¬ 
tinuitäts-Trennung des Nervus medianus wird auf die Übernahme dieser 
Funktion durch den Nervus ulnaris zurückgeführt. Auch die dem Medianus 
angehörige Funktion des Flexor digitorum sublimis, wird nach seiner Ver¬ 
letzung durch den,vom ulnaris versorgten profundus übernommen, und die 
Wiederkehr der dem medianus zugeschriebenen Funktionen gibt daher kein 
Recht, eine Zerreissung des Nerven auszuschliessen. 

Mosenthal, Berlin. 

30) Jeanne. La deformation du ponce dans la paralysie 

c u b i t a 1 e. (Soc. de chir. de Paris. März 1915. Rev. de chir., 

34e annee, Nr. 8—9, p. 407.) 

An Hand von 5 neuen Erfahrungen macht Vortrag, wieder auf die 
Missbildungen am Daumen aufmerksam, wie sie bei Ulnaiislähmungen Vor¬ 
kommen, auf die er als erster hinwies, beschreibt ausführlich das klinische 
Bild und die anatomischen Veränderungen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

31) Delorme. Surles blessures des nerfs par les pro- 

jectiles et en particulier sur les blessures de 

s c i a t i q u e. (Soc. de chir. de Paris. März 1915. Rev. de chir., 

34e annöe, Nr. 8—9, p. 402.) 

Vortr. teilt seine Erfahrungen über Nervenschussverletzungen, spe¬ 
ziell am Ischiadikus mit. Er ist strikter Anhänger des frühen operativen 
Eingriffs (2—3 Wochen nach der primären Verletzung). Er konnte in fast 
allen Fällen nach Befreiung des Nerven aus Narbengewebe und Sektion 
des zwischen den Nervenenden gebildeten Neuroms die Nervenstümpfe 
transversal spalten und dann durch Nervennaht vereinigen. In Fällen 
von Kontusion des Nerven mit andauernden heftigen Schmerzen konnte 
Vortr. in einigen Fällen lokalisierte Verwachsungen finden, in vielen aber 
gar keine anatomischen sichtbaren Veränderungen konstatieren. 

SpitzerManhold, Zürich. 


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Missbildungen, Wachstunisstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

32) Cfaop. Beitrag zur Extremitätenteratologie. (M. Kl. 

Nr. 15, S. 392, 1916.) 

Es handelt sich um eine Missbildung der rechten Band bei einem 
9 Monate alten Mädchen, dessen Vorfahren und Geschwister gesund sind. 

Die rechte Hand ist im Vergleich zur linken unförmig vergrössert 
und verdickt. Angedeutet in der Entwicklung sind alle fünf Finger. Regel¬ 
mässig entwickelt sind aber nur Daumen, Zeigefinger und kleiner Finger; 
an diesen ist nicht die geringste Anomalie vorhanden. 

An Stelle des Mittel- und Ringfingers findet sich eine klumpenförmige, 
fleischig-konsistente ungelenke Masse. Äusserlich fällt eine längsver¬ 
laufende Falte auf der Rückenfläche auf, die die Trennungslinie in der An¬ 
lage des 3. und 4. Fingers darstellt. Aus einem gemeinsamen Nagelbett 
sind zwei nebeneinander liegende Nägel hervorgewachsen, die ziemlich 
verkrüppelte Form haben. Die knöcherne Anlage der Finger ist vorhan¬ 
den. Es handelt sich um eine Folge amniotischer Abschnürung, wofür 
2 Schnürfurchen, die zirkulär um die Gebilde herumführen, sprechen. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

33) Ernst Schloss. Über Rachitis. Aus dem grossen Friedrichs- 

Waisenhaus der Stadt Berlin in Rummelsburg. (B. kl. W. Nr. 5, 1916.) 

Auf Grund des beobachteten Materials kommt Verf. zu folgenden Vor¬ 
stellungen über die Beziehungen der Säuglings-Rachitis zu intrauterinen 
Vorgängen resp. Zuständen. Ein grosser Teil aller Neugeborenen bringt 
ein nicht ganz voll entwickeltes Skelett zur Welt mit. Dieser hypo¬ 
plastische Zustand des Skeletts ist anatomisch und klinisch charakterisiert 
durch ein Zurückbleiben oder Zurückgang an dem schnell wachsenden 
Schädel, und chemisch durch eine lokale, wahrscheinlich aber allgemein zu 
geringe Mitgift an knochenbildenden Salzen. Dieser Zustand des Skeletts 
ist wohl in der Regel noch nicht rachitisch, bildet aber wahrscheinlich eine 
gute Grundlage für die Entwicklung der Krankheit und lässt sich gewisser- 
massen als ein Substrat der sog. rachitischen Disposition auffassen. Uber 
die Ursache des hypoplastischen Zustandes, ob derselbe durch vererbte 
domestizierende Einflüsse auf die ganze Rasse, oder durch erneute schäd¬ 
liche Einflüsse auf die Mutter (unzweckmässige Ernährung) oder ob durch 
direkt übertragene spezifische Krankheitsanlage die Krankheit sich mani¬ 
festiert, steht die Diskussion noch offen. M o s e n t h a 1, Berlin. 

34) Jacobsohn. The causes of rickets. (New-York med. Journ., 

Vol. CHI, Nr. 2, p. 68.) 

Nach allgemeinen Sätzen über Rachitis unter Erwähnung des bisheri¬ 
gen Unbekanntseins des ursächlichen Faktors der mangelhaften Ablagerung 
von Kalksalzen in den Knochen bespricht Verf. die Veränderungen, die auf 
dem Röntgenbilde rachitischer Knochen in die Augen springen. Die 
Epiphyse zeigt eine Verzögerung in der Ossifikation (schmäler, als dem 
gegebenen Alter entspricht) und einen Mangel an unorganischer Substanz im 
Knochen; daraus resultiert eine stärkere Durchbuchtbarkeit. Die Proli¬ 
ferationszone ist viel schmäler als normal mit unregelmässiger 
Knochensubstanzablagerung auf der Epiphysen- und gezähntem Rand auf 


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der Diaphysenseite. Die Durchgängigkeit für X-Strahlen in der Prolifera¬ 
tionszone ist mehr die von Knorpel als von Knochen. Das Periost ist 
deutlich verdickt, die Rinde verdünnt, die Knochenzellen unregelmässig 
angeordnet, der Markraum vergrössert. Manchmal finden sich cysti- 
sche Bildungen in den Knochen. Partielle oder totale Frakturen mit wenig 
Tendenz zu Kallusbildung sind häufig. Radiogramme. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

35) Hans Hohmann. Über Sudeksche Knochenatrophie. (M. 
m. W. 1916, Nr. 8.) 

Beschreibung des Krankheitsbildes der Sudekschen Knochenatrophie; 
Besprechung der Therapie, die darin besteht, dass das Glied absolut ruhig 
gestellt wird, bis man auf dem Röntgenbilde eine deutliche Besserung des 
Knochenbefundes sieht, erst dann beginnen mit Heissluft und Bäderbehand¬ 
lung. H. ist der Ansicht, dass es sich nicht um eine Inaktivitäts-Atrophie, 
sondern um eine Trophoneurose handelt. Mosenthal, Berlin. 

36) Börard et Alamartine. Les dystrophies osseuses (kystes 

simples, cals soufflös, ostölte fibro-kystique) 
Simulant les tumeurs des os. (Rev. de chir., 34e annee, 
Nr. 8 u. 9, p. 137.) 

Verff. teilen 3 eigene Beobachtungen von Knochendystrophien, die 
Tumoren vortäuschten, mit, nebst Radiogrammen und Krankengeschichten. 
Im Bereich der langen Röhrenknochen (neben Epi- oder Diaphyse) gibt 
es dystrophische Läsionen, die klinisch Knochentumoi en vortäuschen 
können, anatomisch sind es fibio-kystische Osteitiden mit zentralem Aus¬ 
gangspunkt. Das makroskopische Aussehen ist verschieden (solitärcyste, 
cal soufle, fibro-kystische Pseudotumoren). Die Gebilde sind weder ent¬ 
zündlich noch neoplastisch, sondern Resultate von Ernährungs¬ 
störungen im Knochen. Als Aetiologie kommen vielleicht Trau- 
ma oder eine Insuffizienz der Drüsen mit innerer Sekre¬ 
tion, speziell der Schilddrüse, in Betracht. Eine sorgfältige Anamnese 
und Radiogramme lassen die Verwechslung mit anderen Knochentumoren 
vermeiden. Die Bildungen sind benign und heilbar. Der Eingriff soll 
möglichst konservativ sein (Auskratzen oder periostale Resektion, je nach 
der Ausdehnung der Läsion, ihrem Sitz und den funktionellen Störungen, 
die sie bedingt). Es sind nie Rezidive beobachtet worden. Das funktio¬ 
neile Resultat ist meist sehr gut, wenn es sich nicht ausnahmsweise um 
zu grosse Knochendefekte handelt, die man notgedrungen setzen musste. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Kontrakturen und Ankylosen. 

37) Jones. Remarks on positions of election for anky- 

losis following gunshot injuries of joints. (Brit. 
med. Journ., 29. IV. 16, p. 609.) 

Verf. stellt eine Tabelle zusammen (für Schulter, Ellbogen, Vorder¬ 
arm, Hand, Hüfte, Knie, Fuss) für die günstigste Stellung, in der eine An¬ 
kylose nach Schussverletzung des betreffenden Gelenkes anzustreben sei 
und erklärt die Vorteile der Stellung. Berücksichtigt sind nur Erwachsene, 
Kriegsgeschädigte, die später wieder ihrem Erwerb nachgehen müssen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 


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Frakturen. 

38) Delbet. Methode de traitement des fractures. (Rev. de 
chir., 34e annee, Nr. 8—9, p. 249.) 

Verf. ist gegen manuelle Reduktion von Frakturen und gegen Fixa¬ 
tion im Qipsverband. Das Prinzip seiner Methode ist: die Fragmente in 
richtige Lage bringen und sie in richtiger Stellung erhalten bei erhaltener 
Funktion des Gliedes. Von vornherein schaltet Verf. bei seiner Betrach¬ 
tung Kniescheiben- und Femurhalsfrakturen aus. Nur eine kontinuierliche 
und mechanische Extension kann die Dislokation beheben. Die Reduktion 
dieser Art soll sobald als möglich in Angriff genommen werden. Zu die¬ 
sem Zweck konstruierte Verf. Apparate, die aus genau um die verletzte 
Extremität modellierten Gipsringen mit Stützpunkten an den natürlichen 
Skelettprominenzen bestehen mit Längsschienen, die je nach fortschrei¬ 
tender Reduktion der Fragmente verschoben, d. h. verlängert werden 
können. Alle Beinbrüchp gehen bei Verf. in diesem Apparat schon am 
ersten Tage. Verf. braucht beim Anlegen der modellierten Gipsringe 
keine Unterpolsterung. Der Apparat soll sofort nach der Verletzung an¬ 
gelegt werden. Der funktionelle Gebrauch des Gliedes beschleunigt die 
Konsolidation der Fraktur, lässt keine Atrophien, keine Versteifungen auf- 
kommen. Auch Weichteilverbände lassen sich gut in diesem Apparat 
machen. Spitzer-Manhold, Zürich. 


Kopf, Hals, Thorax. 

39) Melchior, Ed. Über die plastische Verwendung der 
parietalen Pleuraschwarte bei der Operation 
chronischer Empyeme. (Zentr. f. Chir., Nr. 12, S. 249, 1916.) 

Bei einem chronischen Empyem, wo durch die Schede sehe 
Thoraoplastik nur über den unteren Partien ein ausreichendes Einsinken 
der Brustwand erzielt wurde, schlug M. nach Umstechung der Interkostal- 
gefässe die abgelöste mächtige parietale Pleuraschwarte mit oberem Stiel 
von der entknochten Brustwand in die noch zurückgebliebene Kuppe der 
Empyemhöhle hinein. Eine vollkommene Verödung der Höhle trat auf 
diese Weise ein. In der ungewöhnlich kurzen Zeit von 6 Wochen war 
völlige Heilung erzielt. N a e g e 1 i, Greifswald. 


Obere Extremität. 

40) Peckham. Congenital elevation of the scapula. A new 
Operation. Cubitus varus. Report of a case. 
(Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 9, p. 315.) 

Verf. operierte ein öjähriges Mädchen mit angeborenem Hochstand 
der Scapula, bei dem keine Knochen- oder Bandbrücken bestanden, die das 
Schulterblatt an die Wirbelsäule fixierten, indem er aus dem Trapezius 
einen Keil (mit der Basis nach aussen) exzidierte. Dadurch wurde die 
Scapula heruntergezogen. Gutes Resultat. Ferner teilt Verf. einen Fall 
von cubitus varus nach Bruch des unteren Humerusendes bei . einem 10- 
jährigen Mädchen mit. Das kürzere Fragment folgt der Einwärtsrotation 
von Vorderarm und Hand. Durch einen breiten Heftpflasterstreifenverband, 
der Hand und Vorderarm in korrekter Stellung an das obere Fragment 
Zentralblatt für Orthopädie Bd. 10 , H. 5 . 11 


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fixiert, wird auch die Einwärtsrotation der kurzen Oberarmfragmente auf¬ 
gehoben. Abbildungen des behandelten Falles mit guten Resultaten. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

41) Rogers. An Operation for the correction of the de- 

formity due to „obstetrical paralysi s“. (Boston med. 

and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 5, p. 163.) 

Verf. beschreibt 3 Fälle von „Geburtslähmung“ am Arm, die von 
ihm korrigiert wurden nach der Methode von V u 1 p i u s und Lange: 
Osteotomie am Oberarm mit Auswärtsrotation des unteren Fragments. 
Die einzige mögliche Gefahr für das Nichtgelingen der verbessernden Ope¬ 
ration ist eine Nichtvereinigung der Fragmente. Dieses kann durch Ein¬ 
führen einer Metallplatte vermieden werden. Abbildung eines der Fälle 
vor und nach der Operation. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Untere Extremität. 

42) Worms et Hamant. Etüde sur la „coxa vafga“. (Rev. de chir., 

34e annee, Nr. 9, 1914, 35e annee, Nr. 10, 1915.) 

Die vollständige Mitteilung der Verf. über ihre Arbeit, die coxa valga 
behandelnd, wurde durch den Krieg um ein ganzes Jahr verzögert. Sie 
behandeln theoretisch die Wichtigkeit der richtigen coxa valga, die bis 
jetzt, im Gegensatz zur coxa vara, deren Bild gut charakterisiert ist, als 
Stiefkind behandelt wurde. Das Einsetzen der Erkrankung wird oft miss- 
kannt, da es sich nur als Ermüdbarkeit, zeitweilige Schmerzen in Hüfte 
und Knie bemerkbar macht. Die schematische Einteilung kann er¬ 
folgen in: 

1. angeborene coxa valga, 

a) allein, 

b) mit kongenitaler Hüftluxation, 

c) mit subluxierter Hüfte; 

2. traumatische; 

3. rachitische oder mit nervösen Erweichungsprozessen kombinierte: 

4. statisch-funktionelle; 

5. sogen, idiopathische, im Entwickelungsalter. 

Die klinischen Hauptzeichen sind Hinken, Abduktion des Beines mit 
Aussenrotation und beschränkte Adduktion. Der grosse Trochauter steht 
unter der N e 1 a t o n sehen Linie, die kranke Gliedmasse ist verlängert. 
Der Femurhals ist verbogen (seine Länge oft abnorm) im Sinn einer Ante- 
version und Torsion um seine Hauptachse. Zur Diagnose sind Neigungs¬ 
winkel des Femurhalses, sein Richtungs- und Abknickungswinkel (Als¬ 
berg) zu bestimmen. Die Muskulatur ist oft atrophisch. 

Ein Röntgenbild muss in medianer Stellung mit Innenrotation des 
Beines gemacht werden. Oft besteht eine kompensatorische Lumbodorsal- 
skoliose mit Konvexität nach der kranken Seite hin. Bei doppelter coxa 
valga fällt der „Matrosengang“ auf. Diese Kranken sind nicht als Krüppel 
zu betrachten, sie können es erst werden durch Übermüdung und Hinzu¬ 
kommen eines arthritischen Schubes, der eine periartikuläre Muskel¬ 
kontraktur zur Folge hat. Das Leiden hat Tendenz, spontan auszuheilen, 
man trifft es fast nie mehr bei Erwachsenen. 

Orthopädische Massnahmen, wie Ruhe, Dauerextension oder eine 


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leichte üipsspica in forcierter Adduktion, später Mechanotherapie und 
Massage genügen meist. Eventuell kausale Therapie (Skoliose, Kinder¬ 
lähmung). Nur bei schweren funktionellen Störungen wird ein operativer 
Eingriff nötig, der bestehen kann aus: 1. einer keilförmigen Osteotomie am 
Collum (gefährlich und unsicher); 2. einer lineären an der Basis des Collum; 
3. einer subtrochantären keilförmigen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

43) Marshall. Foot strain and other common foot defects. 

(Boston med. and surg. Journ. Vol. CLXX1II, Nr. 27, p. 979.) 

Bei Klagen der Patienten über Fusschmerzen sieht sich Verf. vor 
allem die Schuhe seiner Klienten an und prüft den allgemeinen Gesund¬ 
heitszustand. Er konnte alle seine Kranken ihren Fusschmerzen nach ein¬ 
teilen in solche mit einfacher Erschlaffung der Muskulatur, in Besitzer 
rigider Plattfüsse, in verschiedenartige Affektionen, die mit anderweitigen 
Erkrankungen des Organismus zusammenhingen. Bei Erschlaffung und 
rigidem Plattfuss kommt Verf. mit stützenden Heftpflasterverbänden und 
der Darreichung von allgemeinen Stärkungsmitteln aus und rät, jede 
chirurgische Massnahme zu vermeiden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

44) Arnd. Die operative Behandlung des schweren 

Plattfüsse s. Med.-phärm. Bezirksverein Bern, 16. XII. 15, 

(Korrbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 10, p. 308.) 

Vortragender wendet von den 27 gebräuchlichsten Operationsmetho- 
dcn des schweren Plattfusses am liebsten eine Modifikation der Müller- 
schen Operation an, die darin besteht, dass die Sehne des m. tib. ant. hinter 
die tuberosltas ossis navicularis gebracht und dort fixiert wird. Die Vor¬ 
teile der Modifikation bestehen darin, dass keine Sehne verletzt oder gelöst 
wird. Vortragender sah sehr gute Erfolge seines Verfahrens. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

45) Foges, A. Zur Behandlung des myogenen Spitzfusses. 

(M. Kl. Nr. 14, S. 359, 1916.) 

F. bedient sich eines langsamen maschinellen Redressements. Dieser 
einfache portative Apparat besteht aus einem Eisenbügel, der an seinem 
unteren Ende eine mit Filz belegte Holzplatte trägt. Die an beiden Rän¬ 
dern der Platte angebrachten, mit einer Schraube ohne Ende versehenen 
Spangen werden seitlich an dem Bügel eingehakt, dadurch kann ein kon¬ 
stanter Zug im Sinne der Dorsalflexion ausgeübt und langsam gesteigert 
werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

46) Wakeley. A case of the os tibiale externum simulating 

fracture of the navicular bone. (Lancet, 29. IV. 16, p. 915.) 

Ein 23jähriger Schiffsarbeiter verfing sich mit dem linken Fuss in 
einem Tau und verletzte sich den Fuss. Bei der gründlichen Untersuchung 
fühlte man einen kleinen Knochen am Naviculare, aber keine Krepitation. 
Die Röntgenaufnahme zeigte ein rundes Knöchelchen im Winkel zwischen 
Naviculare und Talus. Am rechten Fuss, der vergleichend geröntgt wurde, 
aber auch. So handelte es sich um keine Naviculareabsprengung, sondern 
um ein os tibiale externum beiderseits. Von vielen Autoren wird es als 
echtes Sesambein in der Sehne des musc. tibial. post, angesehen. Bei 
Frauen ist sein Vorkommen unerklärterweise häufiger als bei Männern. 

Die Schwellung des Fusses verging nach einigen Tagen Ruhe, und 

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da das Knöchelchen an sich weiter keine Beschwerden machte (kein Platt- 
fuss, wie häufig dabei beobachtet wird), so sah man von jedem operativen 
Eingriff ab. Spitzer-Manhold, Zürich. 


C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

47) Arnd. Die Röntgendarstellung der Gelenke. Med.- 

pharm. Bezirksverein Bern, 16. XII. 15. (Korrbl. f. Schweiz. Ärzte, 

46. Jahrg., Nr. 10, p. 307.) 

Die Röntgendarstellung der Gelenke wurde bisher durch Einblasen 
von reinem Sauerstoff mit dem Wollenberg sehen Apparat ausgeführt, 
wodurch die Knochen und Knorpel sich deutlich abheben. Vortragender 
versuchte eine Ersatzmethode einzuführen: Applikation von 3 Proz. Wasser¬ 
stoffsuperoxyd in Mengen von 2—5 ccm ins Gelenk. Der sich entwickelnde 
Sauerstoff lässt die Knorpel sich gut abzeichnen. Noch deutlichere Bilder 
entstehen nach Einspritzung von 2—3 ccm Äther ins Gelenk. Der Äther 
verdampft sofort und bläht das Gelenk stark auf. Demonstration von 
Röntgenbildern. In der Diskussion befürwortet W i 1 d b o 1 z die Äther¬ 
einspritzung (da Äther vom Blut gut ertragen wird) gegenüber der Sauer- 
stoffinsufflation, die doch eine gewisse Emboliegefahr in sich birgt. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

48) Döhner, B. Röntgenologische Fremdkörperlokali¬ 

sation mit besonderer Berücksichtigung des 

Feldinstrumentariums. (D. m. W. Nr. 10, S. 286, 1916.) 

„Man bringt zwei Platten AB und CD Schicht gegen Schicht mit 
einem Zwischenraum von einigen Zentimetern übereinander an. Auf die 
obere legt man den zu untersuchenden Körperteil mit dem Fremdkörper, 
dann macht man zwei Aufnahmen aus beliebigem Abstand mit beliebiger 
Röhrenverschiebung, und so bekommt man 4 Fremdkörperbilder. Hier das 
Prinzip.“ Durch Übertragung der gewonnenen Punkte auf einen Papp¬ 
deckelkarton kann man diese durch durchgestossene Stricknadeln mit 
einander verbinden, wodurch eine körperliche Vorstellung der Lage des 
Fremdkörpers ermöglicht wird. N a e g e 1 i, Greifswald. 

49) Würschmidt, J. Graphische Methode zur röntgenolo¬ 

gischen Lagebestimmung von Fremdkörpern. (D. 

m. W. Nr. 15, S. 485, 1916.) 

Fürstenau hat zur Ausmessung einen besonderen Tiefenmesser ange¬ 
geben. Da aber das gleiche Ziel ohne mathematische bezw. arithmetische 
Anforderungen zu stellen, auch mittels einer graphischen Methode 
erreicht werden kann, schildert W. seine Methode. 

E v 

Mit Hülfe eines Koordinatensystems wird aus der Formel Y = v - _^ — 

die Tiefe abgelesen, wobei V die Focusverschiebung =6,5 cm, E die Focus¬ 
entfernung von der Unterlage = 60 cm und v die mit dem Zirkel gemessene 
Verschiebung des Fremdkörpers auf der Platte ist. 

Z. B. v = 1,7 cm, dann erhalten wir für y (Tiefe) 12,4 cm, was der 


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Kurve entspricht (siehe Skizze), und somit auf dem Koordinatensystem 
sofort abgelesen werden kann. 

Auch der seitliche Abstand kann so dargestellt werden. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

50) Hermann Schmery-Gratz. Über Röntgenologische Loka¬ 

lisation von Fremdkörpern. (M. m. W. Nr. 2, 1916.) 

Nach Festlegung von 4 Orientierungspunkten, die zwei Linien ver¬ 
binden, die rechtwinklich aufeinander stehen, wird mittels eines Mess¬ 
zirkels die Lage des Fremdkörpers bestimmt, und auf zirka 0,5 Zenti¬ 
meter exakt angegeben. Moscnthal, Berlin. 

51) Hammes Se. Schoepf. Zur genauen Lokalisation von 

Fremdkörpern mittels R ö n t g c n s t r a h 1 e n. (D. in. 
W. Nr. 9, S. 252, 1916.) 

„Keine im Grunde neue Methode wollen wir beschreiben. Auch unser 
Verfahren baut sich auf dem Prinzip, zwei Aufnahmen auf eine Platte zu 
machen, auf. Wir legen aber ganz besonderen Wert auf manche Tat¬ 
sachen, die in ihrer Einfachheit und Wichtigkeit manchmal vielleicht nicht 
ganz berücksichtigt worden sind.“ 

Die näheren Angaben sind im Original nachzulesen. 

N a e g c 1 i, Greifswald. 

52) Langemak & W. Beyer. Eine einfache Vorrichtung zur 

Tiefenbestimmung von Fremdkörpern nach Für¬ 
stenau. (D. m. W. Nr. 9, S. 254, 1916.) 

Die Arbeit eignet sich nicht zu kurzem Referat. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Unlallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

53) Liniger. Einiges über die Gliedertaxe der Unfall¬ 

gesellschaften. Ärztl. Sachverständigen-Zeitung 1916, Nr. 2. 
Im Anschluss an einen zur Begutachtung gekommenen Fall weist 
Liniger auf die prinzipiellen Unterschiede zwischen der Begutachtung 
dauernd Invalider bei den Berufsgenossenschaften, der Invalidenversiche¬ 
rung und den Privatgesellschaften hin. Er erwähnt gewisse auffallende 
Unterschiede in der Bewertung. Es ergibt sich, dass die Privatgesell¬ 
schaften z. B. für die einfingerigen Verstümmelungen höhere Entschädigun¬ 
gen zahlen als die Berufsgenossenschaften, während für mehrfingerige 
Verstümmelungen das Umgekehrte gilt. Den Begriff der Gewöhnung 
kennt die Privatversicherung nicht. 

. L. kommt zu dem Schluss, dass die Gliedertaxe der Privatversiche¬ 
rungen reformbedürftig ist. Die Begutachtung darf aber nur nach der im 
Vertrage enthaltenen Gliedertaxe erfolgen. H i 11 e r, Königsberg. 

Krüppelfürsorge (einschl. Kriegsverwundetenfürsorge). 

54) Spitzy, H. Organisation und Aufbau des Orthopädi¬ 

schen Spitales und der Invalidenschulen. (Vortr. an 
der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Krüppelfürsorge in Ber¬ 
lin, 6. Febr. 1916.) (M. Kl. Nr. 16, S. 409, 1916.) 

Eignet sich nicht zu kurzem Referat; Inhalt in der Überschrift an¬ 
gegeben. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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55) Spitzy-Wien. Arbeitstherapie und Übungsschule. 

Kriegsärztlicher Abend. Berlin, 5. Februar 1916. 

56) Wullstein-Bochum. Die ärztliche und sozialeVersorgung 

schwerer Kriegsverletzter und die Tätigkeit in 
denWerkstattlazaretten und Verwundeten-Schu- 
len. Siehe Bericht über die ausserordentliche Sitzung der Ver¬ 
einigung für Krüppelfürsorge am 7. Februar. Berlin. 

Mosenthal - Berlin. 

Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie. 

57) Osgood. Orthopaedic work in a war hospital. (Boston 

med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 4, p. 109.) 

Verf. berichtet über seine Tätigkeit am orthopädischen Kriegsspital in 
Neuilly bei Paris als Teilnehmer einer freiwilligen amerikanischen Ärzte¬ 
verbindung. Er beschreibt die Organisation des ganzen provisorischen Spi¬ 
tals und die Fälle von Knochen- und Nervenverletzungen, sowie die Appa¬ 
rate, das Schienen- und Verbandmaterial, das ihnen zur Verfügung stand. 
Die Heilungsresultate waren sehr gute. Zahlreiche Abbildungen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

58) Messerschmidt, Th. Über keimtötende Eigenschaften 

von Geschossen. (M. Kl. 1916, Nr. 17, S. 444.) 

Die desinfizierenden Eigenschaften von kupferhaltigen Geschossen und 
Gebrauchsgegenständen beruht darauf, dass diese in den Nährböden, im 
Schweisse usw. chemisch in Lösung gehen können. 

Naegeli, Greifswald. 

59) Franz Rost - Heidelberg. Über Venenunterbindung bei 

Pyämie nach Extremitätenverletzungen. (M. m. W. 
Nr. 2, 1916.) 

Bei fortbestehenden septischen Prozessen nach Amputation des Bei¬ 
nes, bei denen klinisch eine fortschreitende Phlegmone am Stumpf nicht 
vorhanden ist, während gleichzeitig Schüttelfröste und embolische Vor¬ 
gänge auf Thrombophlebitis schliessen lassen, hat R. durch Unterbindung 
der Vena femoralis im Stamm bei zwei Patienten, die in extremis operiert 
wurden, Heilung erzielt, er empfiehlt diese .Methode bei scharfer Indika¬ 
tions-Stellung, die oben erwähnt ist, zur Nachahmung. 

Mosenthal, Berlin. 

60) Qu6nu. Traitement des fractures de cuisse par pro- 

jectiles de guerre infectes. (Acad. de med., Nov. 1914. 
Rev. de chir., 34e annee, Nr. 8—9, p. 394.) 

Nach gründlicher Desinfektion des primären Infektionsherdes bei 
Oberschenkelbrüchen im Krieg (breite Spaltung, Sterilisation mit heisser 
Luft) legt Vortrag; den Verletzten einen von ihm erfundenen, sehr billig 
herzustellenden Apparat (Schienenhülse mit Gipsbeckengurt, umfasst 
Becken und Knie) an, der gut fixiert, häufigen Verbandswechsel und An¬ 
bringen einer Extensionsvorrichtung gestattet. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

61) Picqu6. Conservation des membres dans les plaies 

des parties molles et dans les fracturesdiaphysai- 
r e s. (Acad. de med., Okt. 1914. Rev. de chir., 34e annee, Nr. 8 
bis 9, p. 392.) 


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Ein systematisches Aufsuchen des Infektionsherdes hat Vortrag, 'noch 
immer erlaubt, bei seinen Kriegsverletzten Amputationen zu vermeiden. 
Auf 53 Behandelte starb nur einer nach Ablauf eines Monats an allgemeiner 
Spätsepsis. Spitzer-Manhold, Zürich. 

62) Bier, August. Die Qasphlegmone im wesentlichen eine 

Muskelerkrankung. (M. Kl. Nr. 14, S. 355, 1916.) 

Die Gasphlegmone ist fast stets eine Muskelerkrankung, und zwar 
eine faulige Gärung des Muskels. Aus dieser fauligen Gärung stammt das 
Gas, das sich dann wie jedes auf andere Weise im Körper entstandene 
oder mechanisch hineingebrachte Gas in den Bindegewebsrinnen aus- 
breitet und in ihnen fo'rtschreitet. Alle anderen Gewebe werden erst dann 
hochgradig verändert, wenn Brand ausgedehnter Gliedabschnitte eintritt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

63) Hoffmann, Adolf. Über traumatische Fisteln und ihre 

Behandlung. (M. Kl. Nr. 16, S. 407, 1916.) 

Unter den Verwundeten der Reservelazarette findet man nicht wenige 
mit z. T. schon monatelang bestehenden Fisteln nach Schussverletzungen. 

Der Grund, weshalb sich diese Fisteln nicht schliessen, ist meist .ein 
Fremdkörper — Granatsplitter, Tuchfetzen, Sequester — der noch in der 
Tiefe gelegen. Ist erst eine Infektion des Fremdkörpers und der Höhle, in 
der er gelegen, eingetreten, so heilt diese Fistel nur dann, wenn der Fremd¬ 
körper ausgestossen oder resorbiert ist. 

Bisweilen findet man aber keinen Fremdkörper. Man hat es dann 
gewöhnlich mit Höhlen oder längeren gewundenen z. T. ausgebuchteten 
Gängen zu tun, deren Ausführungsgang verhältnismässig klein und schmal 
ist, wodurch ein gewisses Hindernis für die Entleerung des eitrigen Sekretes 
gegeben ist. 

Der Zeitpunkt der Operation solcher Fisteln ist verschieden zu wäh¬ 
len. Weichteilfisteln ohne Knochenkontinuitätstrennung sind eher zu ope¬ 
rieren als diejenigen mit einer solchen. Bei der Operation müssen von 
einem genügend grossen Schnitt aus die Narbe exzidiert, sämtliche Gänge, 
Buchten und Nischen freigelegt und die Granulationen ausgekratzt werden. 
Wichtigste Aufgabe bleibt selbstverständlich möglichst breites Freilegen 
aller Buchten, um jede Sekretstauung zu verhindern. Bezüglich der Nach¬ 
behandlung sei bemerkt, dass H. den ersten Verband gewöhnlich fünf 
Tage liegen lässt, auch bei reichlicher Sekretion. Am 5. Tag nach der 
Operation wird der Tampon durch H 2 0 2 aufgelockert und gekürzt, jedoch 
noch nicht ganz herausgenommen. Erst beim nächsten Verbandwechsel; 
3—4 Tage später, wird er ganz entfernt und durch einen neuen ersetzt. 
Vom Ende der 2. Woche ab lässt H. seine Patienten vor dem Verband¬ 
wechsel baden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

64) Küttner. Meine Erfahrungen in der Kriegschirurgie 

der grossen Blutgefässtämme. Bericht über 247 Fälle 

aus den letzten Kriegen. (B. kl. W. Nr. 5, 1916.) 

Infolge der grossen technischen Schwierigkeiten ist unbedingt zu 
fordern, dass die Operation den erfahrenen Chirurgen Vorbehalten bleibt. 
Er teilt die Aneurysmen ein; 

1. Blutung nach aussen; 

2. Blutung nach innen; 

3. das fertige Aneurysma. 


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ad 1. Bei Granatsplitterverletzungen grosser Prozentsatz von soforti¬ 
gen Verblutungen, die bei Schrapnellverletzungen nicht so häufig sind. — 
Die grössere Häufigkeit der Qefässverletzungen ist bedingt durch die Ge¬ 
wehrschüsse; im allgemeinen ist dabei die Gefässverletzung harmloser, 
was allerdings nur auf den glatten Durchschuss zutrifft. Bei frischer 
Blutung aus grösseren Gefässtämmen genügt im Felde fast ausnahmlos 
bei Venenblutungen der Druckverband, bei Arterienverletzungen in unge¬ 
fähr der Hälfte der Fälle. Nach seinen Beobachtungen ist die Verblutungs¬ 
gefahr nicht so gross, bei 18 Proz. war die Blutung grösser, in 31 Proz. 
eine starke, 36 Proz. unbedeutend und 15 Proz. ganz geringfügig. Für die 
Heimatsgebiete steht die Gefahr der Nachblutung an erster Stelle, dann 
progrediente Infektionen durch septische Arrosionsblutungen, ferner wieder¬ 
holte kleinere Nachblutungen bei schwer infizierter Schussfraktur, bei rein 
parenchymatöser septischer Nachblutung wird die intravenöse Anwendung 
von Koagulen-Kocher-Fonio sehr empfohlen. 

ad 2. Das arterielle oder arterio-venöse Haematom. Er unterscheidet 
stille und belebte Haematome; erstere sind weder mit der Hand noch mit 
dem Hörrohr selbst bei Verletzung eines Hauptstammes erkennbar, bedingt 
durch enorme Spannung derselben oder durch Trombosierung des Gefäss- 
stammes. Er bespricht die Verwechslung der prall gefüllten Haematome 
mit dem Abzess, stellt die Forderung aktiven chirurgischen Vorgehens auf, 
trotz der beobachteten, aber sehr seltenen Spontan-Heilung. Unter weit¬ 
gehenden Einschränkungen (Infektionsgefahr, Steckschuss, Fraktur) emp¬ 
fiehlt er die Frühoperation, aber nur unter der Bedingung, dass der Chirurg 
die Gefässnaht beherrscht und anwendet, Beschreibung der Technik, der 
seitlichen und zirkulären Gefässnaht und der Operationstechnik der Aneu¬ 
rysmen. 

ad 3. Das fertige Aneurysma. 

Gemeint ist ein solches, bei dem keine Anzeichen von Blut im Ge¬ 
webe mehr erkennbar sind, entspricht dem fertigen rein arteriellen Aneu¬ 
rysma. Die Indikation zur Operation hängt davon ab, ob erhebliche Be¬ 
schwerden vorhanden sind, oder ob dasselbe wächst. Durch die Vorbe¬ 
handlung mit Kompressen hat er keinen Unterschied in der Entwickelung 
der Kollateralen beobachtet, Beschreibung der Operationstechnik. Unter 
93 Operationen nur 1 Nekrose und 1 Todesfall. Mosenthal, Berlin. 
65) Küttner, H. Die freie Autoplast ik vom Schädel selbst 
zur Deckung von Schädeldefekten. (D. m. W. Nr. 12, 
S. 341, 1916.) 

Kiittner empfiehlt zur Deckung von Schädeldefekten das freie auto¬ 
plastische Material am Schädel selbst zu entnehmen, und zwar in grösserer 
Fjitfernung von dem Defekt aus den dicksten und widerstandsfähigsten 
Abschnitten des Schädelknochens. 

In allen Fällen sah K. reaktionslose Einheilung. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berliil NW 6, Karlstraße 15 
senden. 


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Band X, 


Juni 1916. 


Heft 6 


Zur schnappenden Hüfte. 

Von 

FERD. BAEHR 

in Hannover. 

Es existieren zurzeit drei gängige Bezeichnungen: Schnap¬ 
pende; knurpsende, schnellende Hüfte. Die beiden etsten sollten 
für das bekannte Bild am Hüftgelenk, die dritte für dasjenige in 
der Umgebung des Trochanter maior gebraucht werden. Das Bei¬ 
wort ist für die beiden verschiedenen Krankheitsbilder -charakte¬ 
ristisch und kann deshalb nur zu Verwechslungen Anlass geben. 
Eine knurpsende Hüfte ist schließlich auch die Arthritis deformans 
coxae. Ich möchte deshalb den Vorschlag machen, einerseits von 
dinem schnellenden, sch nappendenTfocWanter und 
andererseits von einem schnellenden, schnappenden 
Hüftgelenk zu reden. 

Übrigens sind die Fälle von schnappendem Hüftgelenk relativ 
selten im Vergleich zum schnappenden Trochanter. Von letzterem 
habe ich in knapp Jahresfrist allein 4 Fälle gesehen, 3 mit trauma¬ 
tischer, 1 mit unbekannter Grundlage. Ich habe unlängst einen Fall 
von teilweiser Abschälung der Kopfkappe des Femur *) beschrie¬ 
ben, der heute die ausgesprochenen Symptome eines schnellenden 
Trochanter zeigt. Der schnappende Trochanter kann also auch 
sekundär bei Veränderungen am Hüftgelenk auftreten, was diffe¬ 
rential-diagnostisch und ätiologisch von Wert ist. 


Ein Vorschlag zur Verbesserung der 
künstlichen Hand. 

Von 

W. CASTENDYCK 

in Mannheim. 

Die mir bisher bekannt gewordenen künstlichen Hände weisen 
bei ihren sonst recht praktischen Einrichtungen sämtlich den Nach¬ 
teil auf, dass ihnen die Möglichkeit des selbständigen Greifens, Fest¬ 
haltens und Loslassens fehlt, d. h. die Möglichkeit der Betätigung 
dieser Bewegungen bezw. Kraftäusserungen ohne Zuhilfenahme 
eines anderen Gliedes. Diesem Mangel abzuhelfen, soll die nach¬ 
stehende Anregung dienen. 

Als Kraftquelle denke ich mir die verhältnismässig stark ent¬ 
wickelten Kaumuskeln, als Übertragung auf das die Hand er- 

*) Archiv für Orthopädie usw. XV. Bd. H. 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 6. 12 


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setzende, je nach Bedürfnis verschiedenartig auszubildende Greif- 
werkzeug einen in einem dünnen biegsamen Rohr schliessend 
laufenden Stahldraht — wie man ihn ähnlich bei dem Auslöse- 
Mechanismus von photographischen Apparaten findet —, bei dem 
Draht und Röhrchen einerseits an zwei durch eine Mundklammer 
zu betätigenden Hebelarmen, andererseits an den beiden, das Greif¬ 
werkzeug bildenden Klauen befestigt sind. Die Wirkung kann man 
sich am besten vorstellen, wenn man sich an einer doppeltarmigen 
Briefklammer den Draht mit dem oberen und das Röhrchen mit 
dem unteren Teil des 
zusammengepressten 
Klammerteiles verbun¬ 
den denkt (vergleiche 

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Abbildung 1. 


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Presst man nun den auseinanderklaffenden Teil der Klammer, 
— was nach meinem Vorschläge mit dem Munde geschehen soll, — 
zusammen, so bewegen sich Draht und Röhrchen in entgegen¬ 
gesetzten Richtungen, und zwar an ihren beiden Enden gleich- 
mässig. Da nun Draht und Röhr¬ 
chen an ihren freien Enden mit 
zwei an dem Armstumpf be¬ 
festigten, gegeneinander beweg¬ 
lichen, in der Maulweite verstell¬ 
baren Greifklauen (ähnlich wie Abbildung 2 ^ 

Skizze) fest verbunden sind, so lässt sich die durch die Kaumuskeln 
auf die Mundklammer ausgeübte Kraft durch Vermittlung von Draht 
und Röhrchen in ihrer ganzen Stärke, — erforderlichenfalls durch 
Verkürzung bezw. Verlängerung der Hebelarme der Mundklammer 
sogar verstärkt — auf diese Greifklauen übertragen. Ob der 
Druck auf die Mundklammer durch die Zähne oder besser durch 
den Gaumen ausgeübt wird, wäre von Fall zu Fall zu entscheiden. 

Die Mundklammer wäre zweckmässig so einzurichten, dass 
sich dieselbe durch ein durch den Unterkiefer zu bewirkendes seit¬ 
liches Verschieben des unteren Teiles der Klammer gegen den 
oberen vermittelst einer Verzahnung mit möglichst kleiner Teilung 
in jeder Lage feststellen lässt, sodass der einmal gefasste Gegen¬ 
stand auch dauernd festgehalten wird, ohne dass man fortgesetzt 
den Druck auf die Mundklammer auszuüben braucht. Da es nun 
zweifellos auch lästig wäre, die Klammer während der Arbeit un¬ 
ausgesetzt im Munde zu halten, und man dann ja auch n,ur eine 
Klammer betätigen könnte, so wird man zweckmässig an der 
Schulter einen vielleicht herunterklappbaren Aufhängebügel an¬ 
bringen, dessen Aufhängehaken so gestellt ist, dass man die Mund¬ 
klammer bequem durch eine Kopfwendung an denselben in wage- 



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rechter Lage, d. h. so, dass dieselbe jederzeit mit dem Munde leicht 
greifbar ist, aufhängen kann. Kommen 2 künstliche Hände in Be¬ 
tracht, so können zwei Klammern auf diese Weise benutzt werden, 
ob zweckmässig an einem Anhängebügel mit 2 Haken, oder an 
2 getrennten Bügeln, müsste die Erfahrung lehren. 

Durch Anbringung einer durch den Mund zu betätigenden Art 
Klaviatur, die dann allerdings mit dem Aufhängebügel fest verbun¬ 
den, sein müsste, Hessen sich vielleicht sogar mehrere verschieden¬ 
artige Qreifklauen an jeder Hand anbringen. 

Die Ausbildung einer derartigen Klaviatur mit Feststell- und 
Auslösevorrichtung wäre dann Sache des Feinmechanikers. 

Vielleicht veranlasst diese Anregung berufene Kreise, sich mit 
meinem Vorschläge zu befassen. 


A. Allgemeine Orthopädie. 

Anatomie, Physiologie, Biologie. 

1) Zehbe. Über Knochenregeneration. — Fortschr. a. d. Geb. 

d. Röntgenstr. XXIV, 1. 

Z. untersuchte mehrere Patienten, bei denen ein Stück der Fibula, 
etwa ein Drittel, zwecks Bolzung von schlecht geheilten Frakturen, sub¬ 
periostal reseziert worden war, in gewissen Abständen mit Röntgen¬ 
strahlen und konnte zunächst feststellen, dass die Wiederherstellung des 
Knochens bei den verschiedenen Personen sehr verschieden rasch vor sich 
ging, dass aber die Art des Ersatzes in sämtlichen Fällen so gleichmässig 
erfolgte, dass Z. von einer Gesetzmässigkeit sprechen zu können glaubt. 
Der Ersatz fängt stets am proximalen Stumpf an und setzt sich auch weiter 
von hier aus fort. Am distalen Stumpf ist die Regenerationstendenz eine 
sehr geringe; beim Vergleich der Länge des proximalen Kallus mit der 
des distalen erhielt Verf. ungefähr das Verhältnis von 4 : 1. Ebenso regel¬ 
mässig geht die hauptsächliche Entwicklung des Kallus an der medialen 
Seite des Periostschlauches vor sich, die also für die Regeneration gün¬ 
stigere Bedingungen bieten muss als die laterale. Z. glaubt, nicht fehl 
zu gehen, wenn er diese auffällige Neigung des Körpers den Knochen¬ 
defekt nicht gleichmässig von allen Seiten her zu ersetzen, mit der Ent¬ 
fernung von dem lebenspendenden Blutstrom zusammenbringt, von der die 
Verschiedenheit der Regenerationstendenz der Knochenhaut abhängt. 

B1 e n. c k e , Magdeburg. 

2) E. G. Grey u. G. L. Carz. Eine experimentelle Studie 

über die Faktoren, welche für nichtinfektiöse 

Knochenatrophie verantwortlich sind. Bull. Johns 

Hopkins-Hospital, Baltimore, 1915, 26. Nov. Ref. M. m. W. 21. 
III. 16. 

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Bei Tierexperimenten rief Zerstörung der sensiblen Nerven keine 
lokale Knochenatrophie hervor, dagegen verursacht die Zerstörung der 
motorischen Bahnen einen gewissen Qrad der Atrophie, diese wird aber 
indirekt durch die Inaktivität bedingt und steht in gleichem Verhältnis zunr 
Grad der Paralyse. Lokale venöse Kongestion und lokale Anämie führen 
nicht zur Atrophie. Sehr bald tritt die Atrophie ein, bei Nichtgebrauch des 
Gliedes durch Immobilisierung. Dies ist der Verminderung oder' gänz¬ 
lichen Abwesenheit der funktionellen Reize zuzuschreiben, die zur norma¬ 
len Ernährung der Knochen notwendig sind. Ebenso wird durch Immobi¬ 
lisierung die Gewebeerneuerung bei Knochenverletzungen verzögert. 

Mosenthal, Berlin. 

3) von Tappeiner, Fr. H. Neue Experimente zur Frage der 

homoplastischen T r a n s p 1 a n t a t i o n s f ä h i g k e i t des 
Epiphysenknorpels und des Gelenkknorpels. (Arch.. 
f. klin. Chir., 107 Bd., Heft 3.) 

Die Transplantation wurde am proximalen Radiusende des Kaninchen 
in Form der halben Gelenkverpflanzung vorgenommen. Das Transplantat 
war 1 cm lang und wurde exakt eingepasst. Die Untersuchung mit Rönt¬ 
genstrahlen zeigte erst nach 4 Wochen Formveränderung. Der Gelenk¬ 
knorpel blieb fast immer erhalten und zeigte nur geringe Veränderung. 
Passte er nicht anatomisch genau, so traten Zeichen von Arthritis defor- 
mans auf. Die Dreischichtung blieb bestehen. In seiner Proliferations¬ 
fähigkeit hatte er gelitten. Der Intermediär-Knorpel ging meist zu Grunde, 
wurde durch Bindegewebe ersetzt. Dies liegt daran, dass die Er¬ 
nährflüssigkeit das Transplantat des Intermediärknorpels schwerer er¬ 
reicht als die Gelenkflüssigkeit den Gelenk-Knorpel. 

G ö r r e s, Heidelberg. 

Physikalische Therapie. 

4) Rominyer u. Marie Purcareann. Klinische Untersuchung 

über den Wert von Soolbad- und Sonnenbadbe¬ 
handlung in der Nähe der Städte in der Ebene. (Jahr¬ 
buch f. Kinderheilkunde, Bd. 83, Heft 3.) (M. m. W. 23. V. 16.) 

An einem kleinen, aber sorgfältig beobachteten Kindermaterial wird 
das Resultat gewonnen, dass der Wert der Soolbad-Kuren stark über¬ 
schätzt wird, und der Erfolg derselben im wesentlichen durch die hygie¬ 
nische Lebenshaltung in den Badeorten erreicht wird. Bei der Auswahl 
der Kinder für die Badekur kann die Proportion (Verhältnis von Brust¬ 
umfang zu halber Körperlänge) als guter Anhaltspunkt gelten; je günstiger 
diese Proportion, desto aussichtsreicher der Erfolg der Kur. Bessere Er¬ 
folge, als mit der Soolbadkur werden durch vorsichtige Sonnenbehandlung, 
die überall durchgeführt werden kann und den Vorzug der Billigkeit 
haben, erreicht. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Orthopädische Technik. 

5) Möltgen-Koblenz. Ein universal Winkelmesser. (M. m. 

W. 28. März 1916.) 

Beschreibung des kleinen, sehr praktischen Instrumentes, billig, 
nimmt wenig Platz ein. Hergestellt bei Ulrich in Ulm. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 


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6) Maskat-Strassburg. Beitrag zu der Behandlung von 

Handverletzungen. (M. m. W. 21. III. 16.) 

Empfehlung von Korken, zwischen die Finger zu legen, von Binden 
und Gummibindenverwendung bei Fingerversteifungen. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

7) Nussbaum-Bonn. Fingerbeuge- und Streckapparat. 

(M. m. W. 23. V. 16.) 

Eine Blechplatte wird am Unterarm fixiert, in der Gegend des Hand¬ 
gelenks eine Querleiste, an der 3 Bügel befestigt werden mit Druck- resp. 
Zugfedern, zur Beugung und Streckung der Finger. 

Mosenthal, Berlin. 

8) Fessler. (Kriegslazarett d. 1. Bayr. Res.-Korps.) Das Kranken¬ 

tragebett mit Hochlagerung und Zug bei Ober¬ 
schenkel-, Becken- und W'i rbelbrüchen. (M. m. W. 

28. März 1916.) 

Beschreibung des Lagerbettes. Mosenthal ; , Berlin. 

9) Felix Danziger-Berlin. Zur Behandlung der Oberschen¬ 

ke 1 f r a k t u r i m F e 1 d e. (M. m. W. 28. März 1916.) 

Die Frage der Fixation der Oberschenkelfrakturen spielt im Felde 
noch eine grosse Rolle. Ziel der Verbandtechnik muss es werden, dass 
der Oberschenkelverband mit Zeit- und Watteersparnis schnell und sicher 
angelegt werden kann, ohne dass er bis zum Kriegslazarett gewechselt 
werden tnuss. Er hat einen gebrauchsfertigen Schienenverband konstru¬ 
iert, der leicht ist, zusammengeklappt, wenig Raum einnimmt, im wesent¬ 
lichen aus folgendem besteht: Zwei hölzerne Schienen, die nebeneinander 
liegen, mit 4 Laschen miteinander verbunden sind, von denen die eine 
eine Unterlege-Schiene darstellt, von der Glutealfalte bis zur Wade 
reichend, einer Seitenschiene, die vom Rippenbogen bis über das Fuss- 
ende wegreicht. Die Befestigung am Körper geschieht durch Gurte, für 
die Feststellung des Fusses ist ein aus Segeltuch gemachter Schuh auf 
einem Brett montiert, das selbst den Fuss ca. 3 cm von der Erde hebt. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

10) Wittek (K. K. Spital Knittelfeld). Zur Verbandtechnik bei 

Knieschüssen. (M. m. W. 23. V. 16.) 

Gefensterter Gipsverband mit Bügel, wobei die Bügel aus sog. Four- 
nierholz-Streifen, die in Wasser gelegt eine grosse Biegsamkeit erleiden, 
bestehen und mit Gips überkleidet werden. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

11) Theodor Mietens-München. Das „Eie c.t roden scalpell“ und 

seine Anwendung. (M. m. W. 21. III. 16.) 

Über das Scalpell wird eine kleine Metallhülse gezogen, die mit Kabel 
an dem Elektrisier-Apparat angeschlossen ist. So wird das Scalpell selbst 
zur Elektrode. Vorteile .ergeben sich von selbst. 

Mosenthal, Berlin. 

12) Paal Manasse-Berlin. Ergebnisse von Sehnenoperatio¬ 

nen. Berl. Med. Ges. 3. V. 16. (M. m. W. 23. V. 16.) 

Vortragender stellt mit günstigem Erfolge operierte Fälle vor: 

1. Sehnendefekt der Handstrecker am Handrücken, ausgeglichen mit 


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gestielten Sehnenlappen, die vom zentralen Ende genommen werden. 

2. Ersatz der defekten Beugesehnen des Zeige- und Mittelfingers 
durch Seitenlappen vom palmaris longus. 

3. Sehnenverpflanzungen bei Schussverletzungen der Hand zur Wie¬ 
derherstellung der Strecker der Qrundgelenke der Finger zur Abduktion 
und Streckung des Daumens bei Radialislähmung. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

13) Steinmann, Fr. Die Nagelextension. Erg. d. Chir. und 

Orthop. Bd. IX. 

Steinmann beschreibt eingehend die Nagelextensionsmethode, geht auf 
ihre Vor- und Nachteile ein und stellt die Indikationen für die Anwendung 
dieses Verfahrens auf. 

O ö r r e s, Heidelberg. 

14) Johnsen, Chr. Neue Wege für die Plastik mit subkuta¬ 

nen Knorpel- und Knochenspangen. (Z. f. Chir. 1916. 
Nr. 19, S. 403.) 

J. empfiehlt bei Nasendefekten, Augenlid, Ohr u. a. Plastiken die vor¬ 
herige Bildung einer subkutanen Knorpel- bezw. Knochenspange, die nach 
Einheilung zur plastischen Deckung des Defektes benutzt werden kann. 

Naegeli, Qreifswald. 

15) Unger, E. Operative Mobilisierung des versteiften 

Hüftgelenks. (Z. f. Chir. 1916. Nr. 19, S. 406.) 

Vom innern Beckenring aus gelingt die Freilegung eines zerstörten 
Hüftgelenks, die Entfernung knöcherner Verwachsungen und die Bildung 
eines neuen Hüftgelenks. Bereits 10 Wochen nach dem Eingriff ist ein 
gut funktionelles Resultat erzielt. Der Operationsweg ist fast unblutig 
und erscheint einfacher als die Freilegung mittels äusserer Schnitt¬ 
führung. Naegeli, Qreifswald. 

16) Oehlecker, F. Über Gelenktransplantationen an den 

Fingern, insbesondere nach Schussverletzungen. 
(Ztbl. f. Chir. 1916. Nr. 22, S. 441.) 

Oe. berichtet über 6 Fälle von Qelenkverpflanzungen an den Fingern: 

1. Autoplastik: Ersatz der Grund- und Mittelphalanx des klei¬ 
nen Fingers durch die entsprechenden Teile der II. Zehe. 

2. Autoplastik: Ersatz des Mittelgelenkes des Zeigefingers durch 
entsprechendes Mittelgelenk der II. Zehe. 

3. Autoplastik: Transplantation des Endgelenkes, des linken- 
Ringfingers an Stelle des zerstörten Mittelgelenkes des 1. Mittelfingers. 

4. Autoplastik: Ersatz des ankylosierten Grundgelenks des r. 
Zeigefingers durch das Grundgelenk der II. Zehe. 

5. Homoplastik: Ersatz des durch Schussvefletzung zerstörten 
Mittelgelenkes des r. Mittelfingers durch Endglied eines amputierten 
Mittelfingers. 

6. Homoplastik: Das nach Schussverletzung ankylosierte Grund- 
gelenk des r. Zeigefingers wird durch das Endglied eines amputierten- 
Fingers ersetzt. 

Alle Gelenke sind fest eingeheilt. Die homoplastische Verpflanzung, 
scheint also in deiner Weise der autoplastischen nachzustehen. 


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Auch zu anderen Transplantationen (teilweiser Kieferersatz u. a. m.) 
lassen sich amputierte Phalangen oder Mittelfuss-Knochen verwerten. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Amputationen Exartikulationen und Prothesen. 

17) König, Fritz. Uber Absetzung von Gliedern in kriegs¬ 

chirurgischer Beziehung. (M. Kl. 1916. Nr. 21, S. 553.) 

Während noch Stromeyer die Indikation zur Absetzung eines 
Gliedes sehr weit stellte, wird sie jetzt im grossen ganzen beschränkt auf 
Fälle vollständiger Zerschmetterung, bei Brand und lebensgefährlicher 
Infektion. Die Entscheidung, ob eine Absetzung gerechtfertigt ist, ist oft 
sehr schwer. Der Eingriff ist unter Betäubung und möglichster Blut¬ 
sparung auszuführen. Zweizeitiger Zirkelschnitt, bes. in Form des Schräg¬ 
schnittes, gibt — bei offener Behandlung — fast immer gute Ergebnisse. 
Dabei ist auf gute Tragfähigkeit des Stumpfes zu sehen. Am Bein sind es 
zwei Typen, die osteoplastischen Operationen nach P i r o g o f f und 
G r i 11 i, die in dieser Beziehung Gutes leisten. Auch in zwei Zeiten lässt 
sich die Operation ausführen; der Gritti auch bei Absetzen des Ober¬ 
schenkels in der Mitte. 

Bei Reamputationen soll man den Versuch, einen tragfähigen Stumpf 
zu schaffen, nie unterlassen. Am Arm kommt der Kineplastik nach 
Sauerbruch eine Bedeutung zu; die Methode muss aber noch aus¬ 
gebaut werden. 

Wichtig ist die Nachbehandlung. Die Gelenkversteifung muss mög¬ 
lichst vermieden werden, vor allem eine solche in schlechter Stellung. 
Frühzeitige Übungen unter Belastung bei ärztlicher Aufsicht müssen aus¬ 
giebig angewandt werden. Es empfiehlt sich, dazu improvisierte Behelfs¬ 
prothesen zu benutzen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

18) Speck, W. Plastische Stümpfdeckung mittels Brük- 

kenlappens nach Rydygier v. Rüdiger am lineär 

amputierten Unterschenkel. (Zbl. f. Chir. 1916. 

Nr. 18, S. 372.) 

Entsprechend dem von Rydygier v. Rüdiger am Oberschenkel ange¬ 
gebenen Verfahren der Stumpfdeckung durch Brückenlappen operierte S. 
einen Patienten am Unterschenkel, wo handbreit über dem Sprunggelenk 
das Glied zirkulär abgesetzt worden war. Unter Umgehung einer Reampu- 
tation wurde also ein für eine Prothese günstiger tragfähiger Stumpf ge¬ 
schaffen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

19) Bertelsmann. Exstirpation abgestorbener Muskeln bei 

Amputationen. (Zbl. f. Chir. 1916. Nr. 18, S. 369.) 

Nach einer Unterbindung von Art. u. Vena poplitea infolge Schussver¬ 
letzung und fortschreitender Gangraen der Haut des Unterschenkels bis 
17 cm unterhalb der Kniegelenkslinie setzte B. das Bein nicht an der 
obern Grenze der Gangraen ab, sondern er exstirpierte die Muskulatur, 
in der die Gangraen noch höher reichte und erzielte so einen 11 cm lan¬ 
gen Unterschenkelstumpf. Sonst hätte eine Exartikulation im Kniegelenk 
gemacht werden müssen. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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20) F. Sauerbruch. Die willkürlich bewegbare künstliche 
Hand. Eine Anleitung iür Chirurgen und Techniker mit anatomi¬ 
schen Beiträgen von Q. Rüge und W. Felix und unter Mit¬ 
wirkung von A. Stadler. Mit 104 Textfiguren. Berlin 1916, 
Julius Springer. 

In einer kurzen Einleitung wird die Geschichte der künstlichen Hand, 
vor allem die der willkürlich bewegbaren Hand geschildert. Vanghetti 
hat zuerst 1899 die Frage experimentell behandelt, nachdem schon ein 
Zeitgenosse Larreys erwogen hatte, die Sehnen eines Amputations¬ 
stumpfs mit den künstlichen Fingern in Verbindung zu bringen. C e c i 
operierte 1906 einige Patienten nach dieser Methode mit Erfolg. 

Das Problem setzt sich aus einem chirurgischen und einem technischen 
Teil zusammen. Die chirurgische Aufgabe bezweckt dieHerstellung leistungs¬ 
fähiger lebender Kraftquellen, die io zu gestalten sind, dass eine leichte 
Verbindung zwischen ihnen und der Maschine der künstlichen Hand mög¬ 
lich ist. Die technische Forderung erstreckt sich auf eine mechanisch 
zweckmässig gebaute Maschine, die durch Verbindung mit den lebenden 
Kraftquellen die normalen Bewegungen und Leistungen der lebenden 
Hand möglichst erfolgreich nachahmt. 

Wichtig für die geeignete Stumpfbildung ist die genaue Kenntnis 
der Anatomie der Knochen, Gelenke und Muskeln. Je nach der noch vor¬ 
handenen Länge werden verschiedene Wertzonen unterschieden, die durch 
Muskelansätze bezw. durch Länge der Muskelbäuche bedingt werden. 
Am Oberarm kommt besonders dem Deltoideus grosse Bedeutung zu, am 
Unterarm Brachio-radialis, Biceps, Triceps u. a. Das Bestreben, die je¬ 
weilig an den Stümpfen vorliegenden anatomischen Verhältnisse voll und 
ganz zu berücksichtigen, erhebt sich zu gewissen Forderungen an den 
Chirurgen. Eine der vornehmsten unter diesen besteht in der sorgfältigen 
Erhaltung der Ansätze von Muskeln, die dem Stumpfe eine ganz bestimmte 
Bewegungsmöglichkeit verleihen. 

Eine zweite aus den jeweilig bestehenden anatomischen Verhält¬ 
nissen sich einstellende Forderung an den Chirurgen betrifft die Schaf¬ 
fung von Kraftquellen für die Bewegung der künstlichen Hand. Für diese 
Kraftquellen muss die gesamte zur Verfügung stehende Muskulatur aus¬ 
genutzt werden. 

Die anatomischen Verhältnisse liegen derart, dass in allen Wert¬ 
zonen des Vorder- und Oberarmes das Material für die Erzeugung von 
wenigstens zwei Kraftquellen in der vorderen und hinteren Muskulatur 
vorhanden ist. 

Im chirurgischen Teil wird im Einzelnen die Technik der Herstellung 
der Kraftwülste und ihre Umwandlung zu Kraftquellen für die künstliche 
Hand geschildert. Es handelt sich im wesentlichen dabei um die Bildung 
eines beweglichen, von Haut überkleideten Muskelstumpfes. Weit schwie- * 
riger ist die Aufgabe, diese gebildeten Muskel- und Sehnenwülste so ein¬ 
zurichten, dass die künstliche Hand damit in Verbindung gebracht wer¬ 
den kann. 

Die Methode der Bildung einer Sehnenschlinge ist technisch schwie¬ 
rig und unsicher. 


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Als praktische, einfachste und brauchbarste Methode, die mit ent¬ 
sprechenden Abänderungen für alle Typen anwendbar ist, erwies sich die 
Durchbohrung des Kraftwulstes und das Durchziehen eines vorhergebilde¬ 
ten, gestielten Hautschlauches aus der Umgebung oder der Bauch- bezw. 
Brusthaut durch den Muskelkanal. 

Die technische Herstellung der künstlichen Hand ist noch unvoll¬ 
kommen. Die bisherigen Modelle sind lediglich nach technischen Gesichts¬ 
punkten erbaut. Sie vernachlässigen anatomische und funktionelle Be¬ 
sonderheiten der lebenden .Hand, bedürfen daher der Verbesserung. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

21) Pochhammer. Ein Vorschlag zur Lösung des Problems 

der „willkürlich beweglichen künstlichen Hand“. 

(D. m. W. 1916. Nr. 18/19, S. 544, 577.) 

„Es wird vorgeschlagen, durch Kreuzung eines Teiles der Muskel- 
und Sehnenenden bei der Stumpfplastik an Stelle „beweglicher Kraft¬ 
wülste“ (Sauerbruch) bewegliche Tast- und Greifwülste am 
Stumpfende bei Armamputierten zu bilden, die einerseits eine „spontane 
Greiffähigkeit“ des Armstumpfes ermöglichen und andererseits zur Her¬ 
stellung einer „willkürlich beweglichen künstlichen Hand“ sich nutzbar 
machen lassen.“ 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

22) Will. Eine künstliche Hand. (Z. f. Chir. 1916. Nr. 19, S. 385.) 

Bei der Konstruktion der neuen künstlichen Hand wurde als Haupt¬ 
erfordernis für einen Handersatz betrachtet, dass sich der Griff selbsttätig 
— wie bei der natürlichen Hand — jedem Gegenstand genau anpasst, 
dass die Hand den ergriffenen Gegenstand beliebig lange festhalten kann 
und dass die Griffe nicht von einer Zwangslage des Armes abhängig sind. 

Jeder Finger besteht aus 3 Gliedstücken, die unter sich und mit dem 
Handteller durch Scharniere verbunden sind. Im vordersten Glied ist ein 
Hebel A um den Drehpunkt a beweglich, dieser wiederum endigt im zwei¬ 
ten Glied an einem um Drehpunkt b beweglichen Winkelzug B, der durch 
den Hebel C betätigt wird. Hebel C endigt im 3. Glied an dem Winkel¬ 
zug D, der um d drehbar, und unter Vermittlung eines Hebels E, F und G 
(siehe Skizze) und der Führung H bewegt werden kann. H ist in Lagern 
h x und h 2 geführt, die am Handrücken befestigt sind. Diese Hebelüber¬ 
tragung dient zur Bewegung des Endgliedes. Eine entsprechende läuft 
parallel dazu und betätigt die Bewegungen des Mittelgliedes, bezw. 
Grundgliedes. 

Die Fortsetzung der Gradführung H bildet eine Feder L. An diese 
schliesst sich ein Drahtzug M, der am Oberarm befestigt ist. Ein Sperr¬ 
rad, das an der Gradführung H befestigt ist, bedingt die Fixierung des 
Griffes. Durch Druck auf einen Knopf S hebt man das Gegengesperre P 
aus dem Sperrad, wodurch eine Rückzugsfeder T frei wird: der Finger 
streckt sich wieder. 

Ein Modell der vorstehenden Hand sowie genauere Konstruktions¬ 
zeichnungen können im Bureau des Deutschen Museums besichtigt 
werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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B. Spezielle Orthopädie. 

Muskeln und Sehnen. 

23) Krieg, F. Über Knochenneubildung (Myositis ossi- 

ficans traum.). (M. Kl. 1916. Nr. 10, S. 535.) 

Bei einem 36jährigen Landwehrmann stellte sich im Anschluss an 
eine Schüssverletzung der Qesässweichteile eine vollständige Versteifung 
der entsprechenden Hüfte ein. Nach dem Befunde wurde die Diagnose 
auf Verletzung des N. ischiadicus gestellt, die wahrscheinlich durch Atro¬ 
phie der entsprechenden Muskeln eine Versteifung des Hüftgelenkes herbei¬ 
geführt hatte. Eine Verletzung des Gelenkes oder Knochens schien nach 
dem ersten Röntgenbild nicht vorzuliegen. Erst eine später vorgenommene 
Röntgenaufnahme ergab eine knöcherne Verbindung zwischen 
dem Oberschenkel und dem Sitzbeine, also eine Neubildung, die nur als 
Folge einer Myositis ossificans traumatica aufzufassen ist. Das durch 
Operation entfernte Knochenstück ergab bei mikroskopischer Unter¬ 
suchung einen teils festen, teils spongiösen und lamellären Bau des 
Knochengewebes mit engen Markräumen, die reich an Qefässen waren 
und Fettmark enthielten. 

Knochenneubildungen in der gleichen Gegend finden sich nach der 
Literatur selten und nur als Folge progressiver ossifizierender Myositis vor. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

N ervenerkrankungen. 

24) Erlacher, Ph. D as Auftreten einer Vorwölbung am 

Handrücken bei Radialislähmungen. (D. m. W. 1916. 

Nr. 17, S. 518.) 

Unter 23 Radialislähmungen fand sich lOmal ausgesprochen, 6ma! 
angedeutet am Handrücken eine geschwulstartige Vorwölbung über den 
Handwurzelknochen. Diese Vorwölbung wird nach Ansicht von E. dadurch 
hervorgerufen, dass die Sehnenscheide der gemeinsamen Fingerstrecker, die 
normaler Weise unter dem Lig. carpi dorsale zwischen radius und' ülna liegt, 
infolge ständigen Zuges der herabhängenden gelähmten Hand und nach- 
heriger Uberdeckung der langen Fingerstrecker auf die gewölbte Hand¬ 
wurzel zu liegen kommt und so deutlicher in Erscheinung tritt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

25) Colla, E. Das Auftreten einer Vorwölbung am Hand¬ 

rücken bei Radialislähmung. Bemerkung zu dem Aufsatz 

von Erlacher in Nr. 17. (D. m. W. 1916. Nr. 20, S. 608.) 

Colla bestätigt die Beobachtungen Erlachers betr. Vorwölbungen am 
Handrücken bei Radialislähmung und macht darauf aufmerksam, dass 
Oppenheim und Gowers sie schon früher beschrieben. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

26) Stracker, O. Nachbehandlung operierter Nerven¬ 

fälle. (M. Kl. 1916. Nr. 19, S. 513.) 

Stracker betont die Wichtigkeit einer länger dauernden geeigneten 
Nachbehandlung operierter Nervenfälle. Diese umfasst einerseits die un¬ 
mittelbare Behandlung des geschädigten Nerven und der zugehörigen 


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Muskulatur, andererseits alle Massnahmen, die zur Bekämpfung der in 
weiterer Folge einer Lähmung auftretenden Begleiterscheinungen. 

Die grösste Bedeutung kommt der Behandlung der betroffenen 
Muskulatur zu, Massage, Bewegungsübungen, Arbejtstherapie sind hier 
vor allem wichtig. Eine elektrische Behandlung erscheint deshalb not¬ 
wendig, weil ein Muskel, der keine Reize vom Zentrum erhält, zugleich 
mit der Atrophie ein Sinken seiner elektrischen Erregbarkeit erleidet. 

Kontrakturen werden erst durch Dauerapparate oder Schienen be¬ 
handelt. Schienenapparate der verschiedensten Art dienen dazu bei Aus¬ 
fall eines Nerven (radialis, peroneus) die Funktion des betr. Gliedes 
möglichst wieder herzustellen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

27) Kolb, Karl. Über lipomatöse Entartung eines z um 

Schutze einer Nervennaht transplantierten Fett¬ 
lappens. (Zbl. f. Chir. 1916. Nr. 71, S. 423.) 

Ein um eine Nervennahtstelle transplantierter Fettstreifen war inner¬ 
halb eines halben Jahres um das Dreifache seines Gewichtes gewachsen. 
Dadurch hatte er eine geringe Einschnürung des Nerven hervorgerufen, 
die Sensibilitätsstörungen verursachte. 

Der Fettstreifen war nicht mit der Nervennahtstelle verwachsen, 
auch zeigte sie keinerlei Auftreibungen, die auf eine fibröse intraneurale 
Narbe schliessen Hess. Nach Entfernung des Transplantates gingen die 
Störungen prompt zurück. 

Was die Ursache dieser lipomatösen Entartung des transplantierten 
Fettstreifens ist, lässt sich nicht sagen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Missbildungen, Wachstunisstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

28) Weinlsch. Ein Fall von dreigliedrigem Daumen. Diss. 

München. 1916. 

Ein 19jähriges Mädchen, in dessen Familie noch keinerlei Miss¬ 
bildungen vorgekommen waren, litt als einzige von 14 Geschwistern an 
einer Hyperphalangie beider Daumen, und ; zwar wies der rechte Daumen 
drei Phalangen auf, der linke aber nur zwei, von denen aber die End¬ 
phalanx abnorm lang war und durch eine Einkerbung gleichsam in zwei 
miteinander verschmolzene Abschnitte zerlegt wurde, einem Endstück, das 
der normalen Endphalanx entspricht, und einem basalen Stück. Dieser 
Fall bietet deshalb nach des Verf. Ansicht einen typischen Beweis für den 
Übergang eines dreigliedrigen Daumens, in einen zweigliedrigen und eine 
Bekräftigung der Von P f i t z n e r aufgestellten Lehre, dass die Zwei- 
gliedrigkeit des Daumens und der Grosszehe auf dem Wege zustande ge¬ 
kommen ist, dass aus der Verschmelzung von Mittel- und Endphalanx 
allmählich eine typische, aber vergrösserte Endphalanx hervorging. — 
Die Beschwerden, um derentwillen das Mädchen die Klinik aufsuchte, 
beruhten lediglich in einer Funktionsstörung beim Zugreifen, die man links 
operativ durch eine Keilesteotomie zu beseitigen suchte und rechts durch 
redressierende Verbände, durch die sich die bestehende seitliche Devia¬ 
tion leicht ausgleichen Hess. B 1 e n c k e , Magdeburg. 

29) Guter. Uber kongenitalen Femurdefekt. Diss. München. 1916. 

G. bringt die ausführlichen Krankengeschichten von zwei in den 
Lange sehen Anstalten beobachteten Fällen von kongenitalen Ober- 


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schenkeldefekt und bespricht im Anschluss an diese den augenblicklichen 
Stand der Frage unter Berücksichtigung der diesbezüglichen Literatur. 

B1 e n c k e, Magdeburg. 

30) Hagedorn. Zue chirurgischen Behandlung der Ra¬ 

chitis. (D. m. W. 1916. Nr. 19, S. 571.) 

Die chirurgische Therapie schwerer rachitischer Verkrümmungen 
muss das bestehende Übel in Kauf nehmen, und kann nur die stationären 
Folgeerscheinungen beeinflussen. Bis zum 2.—3. Lebensjahre gelingt dies 
durch einfache Ruhigstellung im Gipsverband (Lorenz). Später — wo 
der Knochen spröder geworden — muss er unblutig gebrochen werden. 
Meist pflegt die Frakturstelle im Gipsverband in kurzer Zeit knöchern zu 
konsolidieren. Allgemeinbehandlung spielt dabei eine wichtige Rolle. Bei 
mehrfachen Verkrümmungen kommt man meist ohne Osteotomie nicht aus. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Frakturen. 

31) Wettstein. Zur Behandlung der Knochenbrüche der 

Extremitäten. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 
Nr. 3, p. 65.) 

Autor tritt auf Grund eigener Erfahrungen für Knochenbruchbehand¬ 
lung durch Dauerextension mit Muskelentspannung, sei 
es nach Bardenheuer oder Zuppinger, ein. Auch der praktische 
Arzt soll sie üben statt des beliebten Gipsverbandes. Bei Brüchen der 
unteren Extremität warnt Verf. vor zu frühem Herumgehenlassen. Dem 
Gipsverband spricht er nur eine beschränkte Berechtigung zu, so z. B. 
bei einseitigen Malleotar- und kindlichen subperiostalen Brüchen. Verf. 
persönlich gipst ohne Polsterung nur mit Trikotschlauch ein. Allerdings 
bedarf es dann häufigerer Kontrolle. Spitzer-Manhold, Zürich. 

32) Arad. Die Behandlung der Schrägfrakturen und 

Schraubenfrakturen durch Erstellung einer inte- 
rossalen schiefen Ebene. Med.-pharm. Bezirksverein Bern, 
16. XII. 15. (Korrbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 10, p. 308.) 
Seit 1910 verwendet Vortragender bei allen Schräg- und Schrauben¬ 
frakturen eine interossale schiefe Ebene, vermittels eines Nagels hergestellt. 
Damit wird eine vollkommene Aneinanderpassung der Fragmente erreicht. 
Wegen des Muskelzuges, der die Adaptation aufrecht erhält, bedarf es eines 
stark gepolsterten Verbandes. Die Möglichkeit einer minimalen Bewegung 
nach Hübscher ist gegeben und die Vermeidung einer Muskelatrophie. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

33) Luthi. Eine neue Methode zur Behandlung der Clavi- 

kularfraktur. (Korrbl. für Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 
Nr. 13, p. 408.) 

Unter den nach rückwärts gezogenen, im Ellbogen spitzwinklig ge¬ 
beugten Armen wird ein runder Holzstab zwischen den gebeugten Ellbogen 
und dem Rücken durchgeschoben. Die Ellbogenbeuge wird gut gepolstert. 

Polster und Stab werden durch Gazebinden fixiert. Der Patient muss 
in dieser Stellung 10—14 Tage verbleiben. Zur Nacht findet eine Lagerung 
in unvollständiger Seitenlage statt. Geschickte Patienten gewöhnen sich 
daran, zum Essen die gesunde Hand aus dem Apparat frei zu machen und 
das freigewordene Stockende an der Stuhllehne zu fixieren. 


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Nach Ablauf von 14 Tagen dürfen die Arme ganz frei bewegt werden. 
Die Resultate dieser Methode sind sehr gute. Der Callus ist klein, die 
Fragmente gut und exakt fixiert. Spitzer -M'anhold, Zürich. 

34) Schulze, Ferd. Die Behandlung der Oberschenkel¬ 

fraktur durch Umwandlung der Dislokation, und 
zwar der Disltfci&tio ad longitudinem in Dislo- 
c a t i o a d a x i n. (Z. f. Chir. 1916. Nr. 19, S. 387.) 

Schulze schlägt vor, Verkürzungen bei Oberschenkelfrakturen nicht 
durch longitudinale Extension zu beseitigen. Meist bleiben Verschiebungen 
der Knochen zurück und damit eine mehr oder weniger grosse Verkürzung. 
Die Einstellung einer Dislocatio ad axin, also .die Überführung in 
eine andere Dislokation ergibt einen Kontakt der Knochen. So 
lässt sich eine gute Korrektur erreichen. 

Durch die Umwandlung der Dislocatio ad longitudinem in eine ad 
axin wird ein Knochenkontakt erreicht. Diese nach 3 Wochen partiell 
konsolidiert, gibt die Garantie für eine Rekonstruktion. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

35) Mattl, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur¬ 

gischen Erfahrungen. IV. Schussfrakturen der Extremitäten¬ 
knochen. (D. m. W. Nr. 11, S. 311, 1916.) 

Auch die Behandlung der Schussfrakturen richtet sich im allgemeinen 
nach den bewährten Erfahrungen der Friedenspraxis, doch wird man die 
begleitende Infektion sinngemäss berücksichtigen müssen, wenn man be¬ 
friedigende Resultate erzielen will. Im Vordergrund steht auch hier wieder 
das Prinzip ausreichender Immobilisierung und weitgehendster Vermeidung 
aller mechanischen Schädigungen, die sowohl durch unvorsichtige Be¬ 
wegungen beim Verbandwechsel, unvorsichtige Redressionsmanöver, als 
besonders durch weitgehende, unzweckmässige operative Massnahmen ge¬ 
geben werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

36) Frank, G. Die Behandlung der Schussfrakturen der 

Oberextremität mit Extensions-Brückenschiene. 
(D. m. W. Nr. 15, S. 451, 1916.) 

Die in Nr. 38 der Berl. Kl. W. erläuterte Oberarmschiene und die 
seither nach demselben System konstruierte Unterarmschiene, die früher 
einzeln aus Draht und Gips verfertigt wurden, werden nach Angaben des V. 
fabrikmässig hergestellt. Eine Gebrauchsanweisung gibt Auskunft über die 
Verwendung der einzelnen Schienen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

37) Frhr. v. Lesser-Leipzig. Zur Behandlung der Schussbrüche 

des Ober - und des Vorder-Arms. (M. m. W. 1916, Nr. 8.)' 
L. empfiehlt als beste Methode für die Armverletzung den Streck¬ 
verband mit Trikotschlauch. Mosenthal, Berlin. 

38) Simmons. Gunshot fracture of the long bones. (Boston 

med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 7, p. 226.} 

Verf. £ibt eine kurze Beschreibung von komplizierten Frakturen der 
langen Knochen, die in einem Etappenspital behandelt wurden. Schon nach 
einigen Tagen vorübergehenden Aufenthaltes wurden die Kranken nach 
England weiterspediert. Bei allen Fällen wurde zur Vermeidung von Sep¬ 
sis ausgiebig gespalten und drainiert, alle Fremdkörper und Verschmutzun¬ 
gen aus der Wunde entfernt. Die Unterschenkelverletzungen extendiert. 
Röntgenbilder und Photographien. Spitzer-Manhold, Zürich. 


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39) Groves and Brown. Onthetreatment of gunshotfrac- 

t u r e s. (Lancet, 29. IV. 16, p. 900.) 

Bei einem typischen Schussknochenbruch sind die gewöhnlichen 
Charakteristica: grosse Zertrümmerungen und Verlagerung der Fragmente, 
schwere Sepsis und Schmerz, der bei Bewegungen unerträglich wird. Der 
Patient ist in Gefahr, sein Leben durch Sepsis oder Blutung zu verlieren, 
entgeht er diesen primären Gefahren, so ist doch noch die Wiederherstel¬ 
lung der Gliedmasse eine Frage von Monaten, wenn selbst alle Sorgfalt 
aufgewendet wird, um die Extremität möglichst in Form und Funktion der 
Norm nahezubringen. Die Hauptbedingungen dafür sind: 1. Immobilisie¬ 
rung des geschädigten Teiles für lange Zeit. 2. Sorgfältige Behandlung 
der Wunde durch Drainage und häufigen Verbandwechsel. 3. Wieder¬ 
herstellung der geraden Achse und der normalen Länge der Gliedmasse 
durch Extension. 4. Stellung der Gelenke in Semiflexion, um die Flexoren 
zu entspannen und die Extremität in physiologischer Ruhelage während der 
langen Dauer der Behandlung zu erhalten. 5. Ein möglichst frühes An¬ 
fängen mit Massage und Bewegungen. Allen diesen Anforderungen wird 
eine Schiene der Verfi. gerecht, die für obere und untere Extremität zu 
brauchen ist, und als Schienen-Wiege bezeichnet werden kann. 
Sie ist mit Gummigurten zum Lagern der Extremität versehen, mit auf¬ 
stellbaren Stäben zum Erlangen der Semiflexion und mit einem hufeisen¬ 
förmigen Extensionsbügel. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Erkrankungen der Gelenke. 

40) Brackett and Marshall. Late results of operations qpon 

hip joints for hypertrophic arthritis. (Boston med. 

and surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 19, p. 688.) 

Von 20 Patienten, die von Vv. vor Jahren wegen hypertrophierender 
Arthritis im Hüftgelenk operiert worden waren, konnten aus verschiedenen 
Gründen nur 9 nachuntersucht werden. Es handelte sich dabei um 4 Ar¬ 
throdesen, 1 Resektion des Femurkopfes, 3 Cheilotomien und 1 Arthrotomie 
wegen freien Fremdkörpers (Osteophyt) im Gelenk. Alle konnten schliess¬ 
lich ihrem Beruf nachgehen und sich teils mit, teils ohne Stock fortbewegen. 
Es handelte sich entweder um monoartikuläre Defekte (oft nach Trauma) 
oder um polyartikuläre infolge von Infektionen oder chronischen Stoff¬ 
wechselerkrankungen. Die in Betracht kommenden Eingriffe sind: ent¬ 
weder Entfernen kleinerer Knochenvorsprünge an Pfannenrand und Femur¬ 
kopf oder radikale Operationen bei stark deformierten Gelenkteilen (Ar¬ 
throdesen und Femurkopfresektionen). Die Wahl einer radikalen Opera¬ 
tion muss berücksichtigen: die Natur des arthritischen Prozesses (ob Teil 
einer allgemeinen Systemerkrankung oder Rest eines toxischen Zustandes, 
der, sonst ganz verschwunden ist), den Zustand anderer Gelenke, speziell 
der anderen Hüfte, den Grad der Gebrauchsstörung in Bezug auf die Be¬ 
schäftigung und die soziale Stellung des Patienten, sein Alter. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

41) Falta. Gesellschaft für Innere Medizin und Kinder- 

heilkunde zu Wien. 18. Nov. 15. (B. kl. W. Nr. 1. 1916.) 

Zeigt einen 10jährigen Knaben mit P o 1 y a r t h r i t i s, bei dem die 
Radiumbehandlung gute Erfolge gehabt hat. M o s e n t h a 1, Berlin. 


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42) H. Keller-New-York. Die Bedeutung säurefester Ba¬ 

zillen in den Fäzes von Patienten mit Gelenk¬ 
erkrankungen. (Med. Record. New-York, 1915, Nr. 21. Ref. 

M. m. W. 21. März 1916.) 

Patienten, die an Gelenktuberkulose leiden, weisen jahrelang Tbc- 
bazillen im Stuhl auf, d. h. solange der Krankheitsprozess andauert. Die 
Bazillen sind lebenskräftig und geben positives Tierexperiment. Bei 
obskuren Gelenkleiden ist es möglich, aus dem Bazillenbefund im Stuhl 
die Diagnose der Gelenkerkrankung zu stellen. Mosenthal, Berlin. 

43) Post. Symmetrical synovitis in hereditary Syphi¬ 

lis. (Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIII, Nr. 26, p. 941.) 

Fälle von symmetrischer Synovitis im Knie werden sehr oft verkannt, 
weil die Entstehung des Leidens eine sehr langsame ist, keine Schmerzen 
bestehen, die Beweglichkeit der Gelenke nur bei schon stark entwickelter 
Krankheit beschränkt ist. In vielen Fällen bestehen noch eine interstitielle 
Keratitis und Hutchinsonsche Zähne neben der Synovitis. Die Gelenke sind 
fast nie prall gespannt, sondern fluktuieren elastisch. Die Kapsel ist ver¬ 
dickt. Die Gelenkflächen frei. Der Knochen kann andernorts (nicht am 
Gelenk) verändert sein. Eine Quecksilber- und Jodtherapie wirkt nur sehr 
langsam, die Symptome sind hartnäckig in ihrer Dauer. Zu 11 aus der 
Literatur bekannten Fällen fügt Verf. noch einige eigene Beobachtungen 
hinzu. Spitzer-Manhold, Zürich. 

44) Grace. Results of treatme^it of chronic joint diseases 

by certain physical me a s u r e s. (Lancet, 22. IV/ 16, p. 863.) 

Verf. berichtet über seine Erfahrungen bei 24 Fällen chronischer 
Gelenkleiden, die er mit elektrischer Strahlentherapie, statischer Elektrizi¬ 
tät und Diathermie behandelte. Es waren darunter: 2 Fussgelenke, 11 
Kniee, 7 Hüften, 1 Finger-, 1 Ellbogen-, 2 Schultergelenke. Die besten 
Heilresultate gaben die Kniegelenke, an zweiter Stelle kamen die Fuss¬ 
gelenke. Die übrigen zeigten fast keine Besserung nach der Behandlung. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

45) Küttner-Breslau. Operative Mobilisierung des Knie¬ 

gelenks. (Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur zu 

Breslau. 3. Dez. 1915.) (B. kl. W. Nr. 5, 1916.) 

Vorstellung eines Offiziers, der 10 Monate nach der Verletzung, die zu 
knöcherner Ankylose nach Vereiterung des Kniegelenkes geführt hatte, ope¬ 
riert wurde. Freilegung des Gelenkes vom inneren Längsschnitt, Ab¬ 
tragung der knöchernen Brücken- und narbigen Kapselteile, Einpflanzung 
eines freien Fettlappens aus dem Oberschenkel. Patient wurde wieder 
felddienstfähig. Mosenthal, Berlin. 

46) Lienberger-Nürnberg. Über Stauungsbehandlung bei 

Gelenkverletzungen. (M. m. W. 29. Febr. 1916.) 

Bei der Verletzung der für Infektion besonders empfindlichen Knie¬ 
gelenke kommt es dank der Stauung selten zur Vereiterung, die ohne diese 
Behandlung kaum vermieden worden wäre. Technik bekannt, selbst bei 
Eintritt von Eiterung kann ohne grössere Operation dieselbe meist be¬ 
herrscht werden. Auch tritt, trotz schwerer Verletzung mit Knochenbruch 
und Bluterguss nach den möglichst bald aufzunehmenden Bewegungs¬ 
übungen raschere und bessere Funktion ein als früher. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 


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47) Qu6im. Des indications operatoires dans les cas des 

projectiles de l’articulation du g e n o u. (Soc. de chir. 
de Paris, 20. X. 14. Rev. de chir., 34e annee, Nr. 8—9, p. 399.) 

Vortragender empfiehlt auch in der Kriegspraxis die gleiche Behand¬ 
lung von Fremdkörperanwesenheit im Kniegelenk wie im Frieden: 1. bei 
Eiterung ums Projektil breite Qelenkeröffnung und Entfernen des Ge- 
sehosses, wenn es in der Höhle oder in den Weichteilen ist. Anderes Ver¬ 
halten, wenn es im Knochen steckt. 2. Bei nicht infizierten Gelenken den¬ 
noch Extraktion des Projektils, wo es auch stecken möge. 3. Wegen 
schwerer Zugänglichkeit und Verlagerung der Fremdkörper ist immer 
eine partielle oder totale Durchtrennung des Iig. patellae anzuraten. 

Die an der Diskussion Beteiligten sprechen sich auch alle gemäss 
ihren Kriegserfahrungen für frühzeitiges Entfernen eines Fremdkörpers 
im Kniegelenk aus. Spitzer-Manhold, Zürich.' 

48) Lockwood. Observations on treatment of gunshot 

woundof theKnee-joint. (Brit. med. Journ., 29. I. 16, p. 153.) 

Verf. teilt vorläufig 60 Fälle von Kniegelenksschussverletzungen mit, 
die nach folgender Methode erfolgreich behandelt wurden. Alle Fremd¬ 
körper (Metall, loser Knochen, nekrotisches und sogar ödematöses Ge¬ 
webe) werden radikal entfernt, und zwar so früh als möglich. Die Kapsel 
soll schon nach dem ersten Eingriff dauerhaft geschlossen werden. Drai¬ 
nage verwirft Verf. Für äussere Umschläge benützt Verf. 5 °/ 0 Salz¬ 
wasser oder eine 2°/ 0 Glycerinformaldehydlösung. Absolute Ruhe ist er¬ 
forderlich. Passive Bewegungen dürfen frühestens erst nach 3 Wochen 
versucht werden, wenn man sicher ist, dass jede Infektion bekämpft ist. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Obere Extremität. 

49) Walther Hoffmann-Zünch. Ein Fall von angeborenem 

Hochstand des Schulterblattes. Jahrbuch f. Kinder¬ 
heilkunde. Band 83, Heft 1. 

Kasuistischer Beitrag: Therapie besteht in Abtragung der bestehen¬ 
den Exostose und Resektion des bindegewebigen Stranges, der sich vom 
oberen Schulterblatt-Rand zur Wirbelsäule hinzieht. 

Mosenthal, Berlin. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

50) Holzknecht-Wien. Die operative Aufsuchung der Fremd¬ 

körper unter unmittelbarer Leitung des Rönt¬ 
genlichtes. (M. m. W. 8. II. 16.) 

Verf. übt Kritik an den Lokalisations-Methoden, die die geometrische, 
statt der anatomischen Lokalisation verwenden. Es muss nicht nur das 
Operationsziel durch die Röntgen-Lokalisations-Methoden, sondern vor 
allen Dingen der Operationsweg von Punkt zu Punkt bezeichnet werden. 
Zu diesem Zwecke empfiehlt er in erster Linie die Aufsuchung des Fremd¬ 
körpers mittels Fremdkörper-Harpunen vor dem Durchleuchtungsschirm 


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Iih Anschluss daran wird der Fremdkörper unter zeitweiser direkter Lei¬ 
tung des Schirmbildes aufgesucht. Die Einrichtung der Untertischröhre 
kann leicht improvisiert werden; ein kleiner Durchleuchtungsschirm samt 
eingelegten Bleiglas in Celluloid, wasserdicht eingeschlossen, wird in 
Sublimat vorbereitet gehalten. Bei dieser Methode fällt die Ursache der 
Misserfolge bei der chirurgischen Aufsuchung (Verlust der Orientierung 
infolge der Verhältnisse bei der Operation) fort. Die Asepsis ist leicht 
durchführbar, Patient und Operateur sind nicht gefährdet. 

Mosenthal, Berlin. 

51) Syrtag. Die Lagebestimmung von Fremdkörpern 
nach Qillet. (D. m. W. 1916. Nr. 19, S. 576.) 

S. schliesst sich dem günstigen Urteil Q o c h t s an (D. m. W. Nr. 8) 
über die Zuverlässigkeit des Verfahrens. Die Lagebestimmung gibt den 
grösstmöglichsten Grad von Genauigkeit ab, der durch seine mathematische 
Präzision erreicht wird. N a e g e 1 i, Greifswald. 

52) Fraenkel, M. Ein neues röntgenologisches Fremd¬ 

körperlokalisationsverfahren. (D. m. W. 1916. 
Nr. 19, S. 575.) 

Mitteilung eines neuen Fremdkörperbestimmungsverfahren. Nähere 
Angaben siehe Originalarbeit. N a e g e 1 i, Greifswald. 

53) Rehn und Edner. Ein einfaches Verfahren zur Fremd¬ 

körperbestimmung. (D. m. W. 1916. Nr. 21, S. 638.) 
Beschreibung einer Fremdkörperbestimmungsmethode, die von dem 
G r ö d e 1 sehen Verfahren ausgeht und vor allem bei mobilen Formationen 
gute Dienste leistet, wo kompliziertere Instrumente nicht angewandt wer¬ 
den können. Nähere Angaben siehe Original mit mehreren Skizzen. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

54) Keppich, J. Über Entfernung von Geschossen. (Z. f. 

Chir. 1916. Nr. 20, S. 401.) 

Keppich empfiehlt das Verfahren von Perthes-Holzknecht, 
mit dem er unter 104 Geschossextraktionen keinen Misserfolg hatte. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

55) Paul Horn-Bonn. Arzt und Haftpflichtgesetz. Ärztl. Sach- 

verst.-Ztg. 1916, Nr. 7. 

Das Endergebnis seiner Ausführungen fasst der Verfasser in folgende 
Leitsätze zusammen: 

I. Jeder Haftpflichtprozess widerspricht dem Heilungsinteresse und 
ist daher, wenn eben möglich, zu vermeiden. Als Versuche, einem 
Haftpflichtprozesse vorzubeugen, kommen in Betracht: 

1. Die Einigung auf eine dreigliedrige ärztliche Kommission oder 
das Gutachten einer einzigen unparteiischen Autorität. 

2. Der aussergerichtliche Vergleich, der stets in allererster Linie 
anzustreben ist. 

3. Der gesetzlich einzuführende, obligatorische Sühneversuch, ohne 
dessen Vornahme Klage nicht erhoben werden darf. 

4. Die gesetzliche Einführung einer Anzeigefrist von 20 Tagen nach 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. 10 , H. 6. 13 


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Analogie des Kraftfahrzeuggesetzes, um rechtzeitige Klärung des Falles 
zu ermöglichen. 

II. Jeder Haftpflichtprozess ist zur Vermeidung schwerer gesund¬ 
heitlicher und sozialer Schädigungen des Verletzten möglichst abzukürzen. 
Dazu gehören: 

1. Vermeidung der Trennung des Verfahrens nach Grund und Höhe 
des Anspruches. 

2. Abänderung des § 843,3 B grss bezw. Einführung einer ent¬ 
sprechenden Bestimmung in das Reichshaftpflichtgesetz dahingehend, dass 
Kapitalsabiindung statt Rente durch das Prozessgericht auch auf Antrag 
des Haftpflichtigen hin zu erkannt werden darf. 

‘ Weiterhin kommt bei den nervösen Unfallfolgen im Falle von Ren¬ 
tengewährung gesetzlich festgelegte Begrenzung der Rentenzahlung 
auf höchstens 5 Jahre unter Ausschluss neuer Klageerhebung in Frage. 

H i 11 e r, Königsberg i. Pr. 

56) Pickenbach-Berlin. Der gegenwärtige Krieg und die 

Unfallheilkunde. Ärztl. Sachverst.-Ztg. 1916, Nr. 11. 

Der Verfasser weist zunächst auf die grundlegenden Veränderungen 
hin, die der Krieg für die Behandlung Kriegsverletzter auf dem Gebiete 
der Chirurgie und der orthopädischen Chirurgie gezeitigt hat. Er zeigt 
die Modifizierung der Fraktur, der Wundbehandlung, der Amputations¬ 
stumpfe etc. und weist ganz richtig darauf hin, dass Amputierte zwar in 
der orthopädischen Anstalt, im Krüppelheim unter ärztlicher Aufsicht und 
Kontrolle arbeiten können, dass es aber ein ganz ander Ding ist, wenn diese 
Leute später, verstümmelt, wie sie sind, ihr Brot verdienen müssen und 
ihre Familie ernähren sollen. Er kennzeichnet treffend gewisse Ortho¬ 
päden, welche sogenannte Paradefälle veröffentlichen, die einzelne einge¬ 
lernte Übungen tadellos ausführen können. Ebenso hat sich an der Be¬ 
handlung der Augenverletzungen, der künstlichen Augen etc. gegen früher 
ftichts geändert. 

Auch die Erfahrungen über Erkrankungen innerer Organe und ihre 
Therapie sind bereichert worden, z. B. Vergiftungen, Lungentuberkulose, 
Herzleiden, ebenso in Bezug auf Nervenerkrankungen. 

Ebenso wird entsprechend den Lehren dieses Krieges später die 
Arteriosklerose nicht mehr als Unfallfolge auftauchen. 

Was die Ersatzansprüche Verletzter betrifft, so wird sich die Kapi¬ 
talsabfindung Kriegsverletzter jetzt empfehlen. Für Unfallverletzte kommt 
sie nach Verf. nicht so sehr in Frage, höchstens bei Nervösen und Neu¬ 
rasthenikern. Auch wird in Zukunft mehr die Gewöhnung und An¬ 
passung in Betracht zu ziehen sein. H i 11 e r, Königsberg. 

57) Menne, Ed. Die Bedeutung des Traumas für die Ge¬ 

schwulstgenese, an der Hand operierter Fälle. 

Ärztl. Sachverst.-Ztg. 1916, Heft 10. 

Nach kurzer Würdigung der für die Geschwulstgenese in Betracht 
kommender Faktoren (Ausschaltung von Zellen aus dem normalen Zell- 
verbande) erörtert der Verfasser die Theorie der Einwirkung des Trau¬ 
mas auf die Geschwulstbildung. Es wirkt 1. indirekt im embryonalen 
Leben; 2. oder es gewinnt im extrauterinen Leben direkte Bedeutung 
für die Geschwulstgenese. Sodann führt er die Krankengeschichten der 
operierten Fälle an. 


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Es ist 1. Chondro-Myxo-Sarkom - des unteren Speichenendes nach 
Fall auf die Hand entstanden; 2. Myxosarcom im Musculus sartorius, ent¬ 
standen nach Hufschlag gegen den Oberschenkel; 3. Myxosarkom des Mus¬ 
culus Qlutaeus nach Hufschlag; 4. Myxosarkom des Musculus Glutaeus, 
durch Sturz auf das Gesäss entsanden; 5. Magencarcinom bei einem Schuh¬ 
machermeister, der angibt, beim Bearbeiten des Sohlenleders die Stiefel¬ 
spitze stets kräftig in den Rippenbogen gestemmt zu haben. 

Wenn das Trauma auch nicht mit absoluter Sicherheit als Ur¬ 
sache der Geschwülste hinzustellen ist, so ist doch die Möglichkeit oder 
Wahrscheinlichkeit dafür gross. 

Jedenfalls ist die anamnestische Feststellung des Traumas oft von 
Wert. Denn wenn schliesslich auch die Geschwulst zum Tode 
führt, so ist doch häufig das Trauma die Veranlassung dazu. 

H i 11 e r, Königsberg. 


Krüppelfürsorge (einschl. Kriegsverwundetenfürsorge). 

58) Blind. Schullazarette und Lazarettschulen. (M. Kl. 

1916. Nr. 21, S. 559.) 

Chirurgische und orthopädische Betriebe sollen nicht genötigt sein, 
geeignete Patienten aus der Hand zu geben und sie in fachmännisch ge¬ 
leitete Sonderschullazarette zu verlegen. Meist lässt sich leicht 
neben chirurgisch-orthopädischer Behandlung ein geeigneter Werkstätten¬ 
betrieb errichten, wo die Leute beschäftigt werden. Der grosse Vorzug 
dieser Lazarettschulen besteht darin, dass die Leute vom Lazarett¬ 
zug bis zur Erzielung grösstmöglichster Erwerbsfähigkeit ununterbrochen 
in chirurgischer und orthopädischer Behandlung bleiben, und beim Ver¬ 
lassen des Bettes geeigneter Arbeit zugeführt werden können. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie. 

59) Ströbel. Über Händedesinfektion. (M. m. W. 21. III. 16.) 

St. empfiehlt Chirosoter: d. i. ein wachsartiger Körper, gelöst in 
Tetrachlorkohlenstoff, der der Haut der Hände einen dünnen wachsartigen 
Überzug gibt» hergestellt von Krewel-Köln. Mosenthal, Berlin. 

60) WHd-Cassel. Für die offene Wundbehandlung. (M. m. W. 

29. Februar 1916.) 

Die Hauptsache bei der offenen Wundbehandlung ist, dass weder die 
NVunde noch eine Drainröhrenöffnung mit irgend einem Verbandstoff in 
Berührung kommen. Die Vorzüge derselben (Wegfallen des Verband¬ 
wechsels, Aufhören des Eitergeruchs, Ersparnis an Zeit und Verband¬ 
material) für den Verlauf der Heilung sind so hervorragende, dass sie 
überall durchgeführt werden sollten. Hauptprinzip ist die Lagerung der 
Wunde, die stets einen guten Abfluss des Sekretes gestatten muss, und die 
Ansammlung von Eiterseen vermeiden muss. 

Mosenthal, Berlin. 

61) Klapp-Berlin. Über physikalische Wundbehandlung. 
(M. m. W. 21. März 1916.) 

K. empfiehlt zur Behandlung eitriger Gelenkentzündungen und Höhlen 
die Drainage des Gelenks mit Heberwirkung nach Weiler, die bei Berück¬ 
sichtigung des nötigen Gefälles und der anatomischen Besonderheiten 

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recht gute Erfolge zeitigt. Ferner empfiehlt er die Punktion des Schulter¬ 
gelenkes von hinten, die Schröpfmethode bei kleinen Inzisionen, die bei 
Höhlenwunden nicht am Platze ist. Günstig wirkt als Aufsaugungsmaterial, 
gleichzeitig zur Blutstillung, die Behandlung mit Sand. Die Freiluftbe¬ 
handlung, nicht zu verwechseln mit der verbandlosen Behandlung, hält er 
für geeignete Fälle für ausgezeichnet, vor allem in Verbindung mit Quarz- 
Iampen-Bestrahlung, feuchten und trockenen Wärmeströmen. Zur Ver¬ 
meidung der Borken sprayt er mit Kochsalz die Wundflächen ab. 

Mosenthal, Berlin. 

62) Hercher-Ahlen i. Westf. Zuckerbehandlung eiternder 

und verunreinigter Wunden. (M. m. W. 29. Februar 1916.) 

Die Wundbehandlung mit Zucker ist alt, er wendet seit 1909 grob¬ 
körnigen Streuzucker bei grossen, selbst infizierten und eiternden Wunden 
an. Die Reinigung der Wunde vollzieht sich in wenigen Tagen, der Kör¬ 
per spült die Wunden aus sich selbst heraus aus. Gewebsnekrosen stossen 
sich selbst ab, weitere Vorteile sind Anregung der Granulationsbildung, 
Verschwinden des üblen Geruches, Schmerzlinderung, Abkürzung der 
Wundheilung. Mosenthal, Berlin. 

63) Hacker. Lebende Tamponade. Bemerkungen zur 

Mitteilung Doz. Dr. E. Melchiors: Üb er die plasti¬ 
sche Verwendung der parietalen Pleuraschwarte 

bei der Operation chronischer Empyeme. 

Hacker weist darauf hin, dass er die „lebende Tamponade zum 
plastischen Verschluss von Höhlen“ schon früher bei verschiedenen Ge¬ 
legenheiten in Form gestielter Weichteillappen aus der Umgebung ange¬ 
wandt hat. N a e g e 1 i, Greifswald. 

64) Schäfer, Arthur. Rücktransfusion des körpereignen 

Blutes nach Massenblutungen in die grossen 

Körperhöhlen. (Zbl. f. Chir. 1916. Nr. 21, S. 417.) 

Bei einer vollständig ausgebluteten 31jährigen Frau nach Tubar- 
gravidität wurde das steril aufgefangene, durchgeseihte flüssige Blut 
(ca. 200 ccm) mit einer Spritze direkt in eine Armvene injiziert. Dann 
wurden sofort noch 1000 ccm physiologischer NaCl-Lösung subcutan ver¬ 
abfolgt. 

Die Kranke erholte sich auffallend rasch. Die Heilung erfolgte ohne 
Störung. N a e g e 1 i, Greifswald. 

65) Lonhard. Zur Verhütung der Gasphlegmone und an¬ 

derer Folgezustände schwerer Verwundungen. 

(D. m. W. 1916. Nr. 19, S. 573.) 

Lonhard empfiehlt u. a. zur Verhütung der Gasphlegmone nach 
schweren Schussverletzungen grundsätzliche operative Be¬ 
handlung und möglichste Ausschneidung jeder Granat¬ 
wunde — soweit dem Verletzten Operation und Narkose zugemutet 
werden können. Die Herzkraft ist durch Herzmittel und bes. durch 
Sauerstoffüberdruckatmung für die Operation vorzubereiten. 

Die offene Wundbehandlung bei allen grösseren und tiefgreifenden 
Wunden verhindert am besten die Gefahr der Nachblutung. 

Gelenksteckschüsse sind stets gründlichst operativ zu behandeln. 
Offene Wundbehandlung ist möglichst von Anfang an im gefensterten 
Gipsverband durchzuführen. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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66) Qu6nu. Traitement des plaies de guerre gangrc- 

neuses par le debridement et la Sterilisation ä 
1 ’ a i r c h a u d. (Soc. de chir. de Paris. Oktober 1914. Rev. de 
chir., 34e annee, Nr. 8—9, p. 397.) 

Da es sich im Gebiet der Kriegstätigkeit des Vortragenden meist um 
schon seit einigen Tagen infizierte und gangränöse Wunden handelte, 
machte er immer die sekundäre breite Spaltung, Auswaschen der 
Wunde mit Wasserstoffhyperoxyd und Sterilisation mit heisser 
Luft (600—800°). Auf 10 schwere Infektionen erlebte Vortr. bei dieser 
Behandlung nur 1 Todesfall, die 9 anderen heilten rasch aus. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

67) THmann. Zur Erkennung von Spätfolgen nach Schä¬ 

delschüssen. (D. m. W.. Nr. 12, S. 342, 1916.) 

„Ich glaube demnach, dass es möglich ist, durch die Lumbalpunktion 
festzustellen, ob die Reaktionserscheinungen des Gehirns auf eine Ver¬ 
letzung abgelaufen sind oder nicht. Vorläufig scheint erhöhter Druck mit 
normalem Eiweissgehalt der Hirnflüssigkeit auf eine einfache arachnideale 
Retentionszyste infolge Narbenbildung hinzuweisen. Besteht bei hohem 
Druck geringer Eiweissgehalt, dann handelt es sich oft um eine ent¬ 
zündliche Zyste; ist der Eiweissgehalt hoch, sodass es in Flocken ausfällt, 
dann liegt bei gleichzeitig hohem Druck meist ein Abszess vor. Eiweiss¬ 
gehalt bei normalem Druck deutet auf rein meningeale Vorgänge.“ 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

68) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur¬ 

gischen Erfahrungen. VIII. Schussverletzungen 
des Gehirns und Rückenmarks. A. Schädel-Gehirn¬ 
schüsse. (D. m. W.. Nr. 21/22, S. 636/665, 1916.) 

Ausser den Weichteilschüssen werden Prellschüsse, Tan¬ 
gential- bezw. Rinnenschüsse, segementale oder d iam e - 
trale Durchschüsse und Steckschüsse, unterschieden. 

Bei einfachen Weichteilschüssen entspricht die Bezeich¬ 
nung oft nur dem Verlauf des Schusskanals. Manchmal finden sich bei 
derartigen Verletzungen unzweifelhaft klinische Symptome von Gehirn¬ 
schädigung. Bleiben die Symptome stationär oder werden sie gar pro¬ 
gressiv, so wird operatives Vorgehen erforderlich, wobei man epidurale 
oder subdurale Haematome mit oder ohne Zertrümmerungsherd im Gehirn 
fesstellen kann. 

Bei Prellschüssen hat namentlich die Möglichkeit einer isolier¬ 
ten Fraktur der tabula interna praktische Bedeutung. Auch die Unver¬ 
sehrtheit der äusseren Schädellamelle darf bei entsprechenden Gehirn¬ 
symptomen von einem operativen Eingriff nicht abhalten lassen. 

Die weitaus wichtigste Gruppe der Schädelschüsse wird durch die 
sog. Tangentialschüsse dargestellt. Hier handelt es sich um ein¬ 
fache tangentiale Streifschüsse mit leichten Depressionsfrakturen, ferner 
um tiefergreifende Knöchenrinnenschüsse. Diese bilden den 
"Übergang zu den eigentlichen segmentalen Durchschüssen. Der ausge¬ 
dehnten Zertrümmerung der Schädeldecke entspricht eine schwere Zer¬ 
trümmerung der Hirnmasse, sowie eine makroskopisch oft nicht wahr¬ 
nehmbare mechanische Läsion, die später zu grossen Verfallsherden, zu 
Hirnoedem und zu Hirnprolaps Anlass gibt. Während der gewöhnliche 


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gutartige Prolaps Folge eines einfachen Oedems und dadurch bedingter 
Raumbeengung im Schädel ist, führen die Veränderungen, die dem kompli¬ 
zierten bösartigen Prolaps zugrunde liegen, zu schweren Störungen. Die 
Symptome des Hirnabszesses oder der infektiösen Enzephalitis stempeln 
das Bild zu einem bedrohlichen. 

Bei den diametralen Durchschüssen findet man meist nur 
einen kleinen lochförmigen Einschuss, und einen häufig etwas grösseren 
Ausschuss. Die vom Geschoss vom Einschuss her mitgerissenen Splitter 
sind meist nur klein und in geringer Zahl vorhanden, ihre Streuung im 
Gehirn nur unbedeutend. 

Liegt die Geschwindigkeit des auftreffenden Geschosses unterhalb 
einer gewissen Grenze, so kommt es nicht mehr zum Durch-, sondern 
zum Steckschuss. Infolge der verminderten Durchschlagskraft ver¬ 
ursacht das Geschoss geringere Zertrümmerung der Hirnsubstanz, bewirkt 
aber am Schädel ausgedehntere Zersplitterungen, sprengt grössere Schä¬ 
dellamellen heraus und disloziert sie gegen das Gehirn zu. 

Hirnabszesse entstehen meist auf der Basis von traumatisch 
geschädigten Hirnpartien. 

Die häufigste Todesursache nach Gehirnschüssen ist Meningitis, 
primär von der Verletzungsstelle ausgehend oder sekundär von Abszessen 
oder enzephalitischen Herden. 

Über Prognose und zweckmässigste Behandlung der 
Schädelschüsse einheitliche Anschauungen zu gewinnen, ist bei der Ver¬ 
schiedenheit des Beobachtungsmaterials schwierig. 

Bei jeder fraglichen Hirnverletzung hat eine genaue Wundrevision zu 
erfolgen. Bleiben Hirnsymptome bestehen, so wird auch der unverletzte 
Schädel besser eröffnet. Bei verletzter Dura besteht die Hauptaufgabe 
in der Bekämpfung der Infektion und ihrer Nebenerscheinungen durch 
aktive Wundversorgung. Unter allen Umständen ist die Primärnaht nur 
bei wirklichen Frühfällen zu versuchen und nur dann, wenn eine sorgfältige 
und genaue Beobachtung möglich ist. 

Für die Tangentialschüsse wird von den meisten Autoren die aus¬ 
nahmslose sofortige Operation verlangt. Kommt es durch Hinzutreten 
einer leichten Infektion oder infolge Meningitis serosa zu Drucksteigerung, 
so sind Lumbalpunktion, Ventrikelpunktion oder Balkenstich die ent¬ 
lastenden Eingriffe. 

Bezüglich der Durchschüsse wird mehr ein konservatives Verhalten 
empfohlen. Operative Eingriffe — Revision von Ein- und Ausschuss, 
haben jedenfalls so früh wie möglich zu geschehen. 

Die Frage der Steckschüsse ist bis zu einem gewissen Grade die¬ 
jenige der Behandlung von Hirnabszessen. N a e g e 1 i, Greifswald. 
69) Brandes, M. Über Sinusverletzungen bei Schädel¬ 
schüssen. (D. m. W. Nr. 13, S. 378, 1916.) 

Nur in einem geringen Prozentsatz der Schussverletzungen des 
Schädels liegen gleichzeitig Verletzungen eines Sinus durae matris vor. 
Häufig handelt es sich dabei um schwere Schädelverletzungen mit nicht 
selten ungünstigem Ausgang. 

Selten scheint das Projektil die Sinusverletzung primär zu setzen, 
häufiger wird der Sinus erst sekundär durch Knochensplitter aufgerissen. 
Da meistens die Splitter die Verletzung hervorrufen und im Sinus liegen 


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bleiben, wirken sie zugleich komprimierend und verhindern eine grössere 
Blutung. N a e g e 1 i, Greifswald. 

70) Wilms. Behandlung der Rückenmarkschüsse mit 

t o t a 1 e r L ä h m u n g. (M. Kl. 1916, Nr. 17, S. 435.) 

Wilms schlägt vor, bei Rückenmarksverletzungen mit totaler Läh¬ 
mung beider Beine, die als schwere Gewichte den Patienten an der Lage¬ 
veränderung im Bett hindern, die beidseitige hohe Amputation auszuführen. 
Danach wird die eine lebensbedrohende Gefahr dieser Patienten — des 
Decubitus und die davon ausgehende Infektion verhindert bezw. rasch aus¬ 
geschaltet. Durch bessere raschere Entleerung des Urins nach dem 
Damm (wie bei der Thierschen Harnröhrenverlagerung nach Amputation 
des Penis) glaubt er die Patienten vor den schweren Störungen von seiten 
der Niere zu schützen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

71) Dreyer, Lothar. Entfernung einer im Körper des VI. und 

VII. Halswirbels steckenden Schrapnellkugel. (Zbl. 

f. Chir. 1916. Nr. 21, S. 418.) 

Als geeigneten Zugang zu der Halswirbelsäule empfiehlt D. hintere 
Schnitte. Eine im Bereiche der VI. und VII. im Knochen steckende Schrap¬ 
nellkugel wurde auf diesem Wege entfernt. Hautschnitt im rechtsseitigen 
Jugulum, Einkerben des Kopfnickers, Vorgehen aussen von der Carotis 
auf die Wirbelsäule. 

An der Stelle des Eindringens der Kugel in den Knochen hatte sich 
eine die Kugel vollständig umgebende äusserlich ganz normal erscheinende 
Knochenschicht gebildet, wodurch der Einschuss ganz unkenntlich ge¬ 
macht wurde. N a e g e 1 i, Greifswald. 

72) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur¬ 

gischen Erfahrungen. VII. Schussverletzungen 

d e r G e f ä s s e. (D. m. W. 1916. Nr. 18, S. 548.) 

Grundsätzlich ist bei der chirurgischen Behandlung der Aneurysmen 
nach Schussverletzungen den „idealen“ Methoden, die eine Wiederher¬ 
stellung des unterbrochenen Arterienrohres erstreben, der Vorzug zu 
geben. (Bier, Hotz u. a.) Das Fehlen der unerlässlichen Vorbedingungen 
für das Gelingen dieser Operationsmethoden (Asepsis) zwingt jedoch häufig, 
die-einfache Unterbindung auszuführen, und man tut jedenfalls besser, das 
von der Natur gebotene Entgegenkommen ausreichender Kollateralen aus¬ 
zunützen, anstatt komplizierte und schwierige Operationen vorzunehmen, 
wenn sie nicht eine genügende Wahrscheinlichkeit des Erfolges bieten. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

73) Gebete. Uber Aneurysmen durch Schussverletzun¬ 

gen. Ärztlicher Verein zu München. 12. Januar 1916. (B. kl. W. 

1916, Nr. 11.) 

Auf dem Brüsseler Chirurgen-Tag schätzte man auf 100 Verletzte 
zwei Aneurysmen. Für die Operation kann nach G. ein bestimmter Zeit¬ 
punkt nicht angegeben werden, es muss immer die Vernarbung abgewartet- 
werden. Bei der Unterbindungsmethode muss die Vene immer mit unter¬ 
bunden werden. Zur Transplantation soll jnan die Vene des Aneurysmas 
nehmen. Die Gefässnaht ist das Ideal der Operation. 

Mosenthal, Berlin. 


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74) von Haberer, H. Schuss Verletzungen mit Qefäss- 

schwirren ohne Aneurysmabildung. (M. Kl. 1916, 

Nr. 17, S. 439.) 

„Ich komme also zu dem Schluss, dass in nicht gar so seltenen Fällen 
narbige Verziehungen und Drosselungen einer Arterie durch Narben¬ 
stränge zu dem sonst für arterio-venös. Aneurysmen so charakteristischen 
Gefässchwirren führen können, Fälle, die nur durch eine sachgemässe, 
sorgfältige Operation zu klären und anatomisch zu erhärten sind.“ 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

75) Handmann, E. und H. Hofmann. Traumatische Thrombose 

der Vena cava inferior nach Steckschuss. (D. m. W. 

1916. Nr. 20, S. 603.) 

Infolge eines Steckschusses in der Vena cava inferior war es zur 
Thrombose derselben und der beiden Vv. iliacae communes et externae 
gekommen. Nach und nach erfolgten Embolien beider Lungen, Infarkt¬ 
bildung, eitrige Einschmelzung derselben, Durchbruch in die Plaurahöhlen 
und Empyem. 

Die schwere Verletzung der Wand der unteren Hohlvene verursachte 
also keine grössere Blutung, und verlief zunächst ohne schwere Symptome. 
Den Anstoss zu ausgedehnter Thombosierung gab wahrscheinlich erst eine 
schleichende Thombophlebitis, die als sekundäres Moment in Betracht 
kommt. Als Infektionserreger können in diesem Fall mit ziemlicher 
Sicherheit Kolibazillen angenommen werden (Schüttelfrost, Durchfall, 
Ikterus). N a e g e 1 i, Greifswald. 

76) von Gaza. Über Lungen-Leberschüsse. (D. m. W. 

1916. Nr. 21, S. 633.) 

Die Tangentialschüsse der Leberkuppe können eine rein intrapleurale 
Verletzung darstellen, wenn sie die Leber an ihrer extraperitonealen Haft¬ 
fläche am Zwerchfell treffen. Entwickelt sich dann eine innere Gallen¬ 
fistel nach der Pleurahöhle zu, so kommt es zur Bildung eines Cholo- 
t h o r a x oder einer galligen Pleuritis. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Fachangelegenheiten, Personalien, Mitteilungen. 

Preisausschreiben über Kunstbeine. Zu der wichtigen, heute die 
weitesten Kreise beschäftigenden Frage der Ersatzglieder für die Kriegs¬ 
beschädigten hat nun auch die dazu berufene Gesellschaft für Chirurgie- 
Mechanik in Berlin Stellung genommen. Diese Gesellschaft zählt inner, 
halb des Deutschen Reiches die bedeutendsten Vertreter des technisch¬ 
orthopädischen Berufs, wie Chirurgie-Mechaniker, Orthopädie-Mechaniker, 
Bandagisten u. a. m. zu ihren Mitgliedern. Auf der am 27. April im 
Kaiserin-Friedrich-Haus zu Berlin stattgehabten Hauptversammlung dieser 
Gesellschaft wurde der Beschluss einstimmig genehmigt, Mk. 10000,— als 
Preise für neue und beste Konstruktionen von künstlichen Beinen aus¬ 
zusetzen. 


Originalmitteilungen. Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
senden. 


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Band X. 


Juli 1916. 


Heft 7 


Leichter Arbeitsarm für Oberarm-Ämputierte. 

Von 

« Dipl.-Ing. H. KAUFFMANN, 

München. 

9 

Während meiner nun fast zweijährigen Tätigkeit an der ortho¬ 
pädischen Abteilung der K. Universitäts-Poliklinik in München 
(während welcher ich auch zusammen mit Herrn Dr. Schede die 
unter dem Namen Schede-Schienen bekannt gewordenen Streck- 
und Beuge-Apparate für versteifte Gelenke konstruiert habe), habe 
ich vielfach Gelegenheit gehabt, die Bedingungen, welche ein prak¬ 
tisch brauchbarer Arm-Ersatz erfüllen soll, eingehend zu 
studieren. Je nach der Art der Arbeit bezw. des Berufes wird 
man wohl zunächst unterscheiden müssen zwischen einem Arm- 
Ersatz für schwerere Handarbeit (z. B. für landwirtschaftliche 
Arbeiter, Schlosser, Taglöhner, Schmiede etc.) und für 1 e i c h t e r e 
Handarbeit (z. B. Arbeiten bei der Bedienung von Maschinen, z. B. 
bei Drehern, Drechslern, Anstreichern, Sattlern, Schuhmachern, 
Feinmechanikern, Ziselören, Zeichnern bezw. Technikern und für 
alle Arten von Bureau-Arbeiten), welche fraglos für Amputierte 
ebenfalls erleichtert werden können, wenn an Stelle des Unterarms 
mit der Schmuck- bezw. Holzhand geeignete Ansatzstücke ange¬ 
bracht werden können. 

Während für schwerere Handarbeit eine Reihe von Arm- 
Ersatz-Konstruktiönen bereits bekannt geworden sind, habe ich 
mich speziell mit der Konstruktion eines Arm-Ersatzes für leich¬ 
tere Handarbeit befasst. 

Wenn der Arzt dem Amputierten die Frage vorlegt, welchen 
Beruf er ausübt, bezw. ausüben will, so zeigt sich sehr häufig, dass 
der Amputierte über die Wahl seines zukünftigen Berufes bezw. 
über die Art seiner zukünftigen Tätigkeit keine bestimmten An¬ 
gaben machen kann. Um dem Amputierten einen auch für solche 
Fälle brauchbaren Arm-Ersatz geben zu können, ist die vorliegende 
Konstruktion so ausgebildet, dass am Ellbogengelenk ein Schmuck¬ 
arm mit Schmuck- bezw. Holzhand so angebracht werden kann, 
dass der Amputierte auf jeden Fall einen den Fehler nach aussen 
verdeckenden Ersatz erhält; dieser Schmuckunterarm kann jedoch 
jederzeit bezw. sobald der Amputierte sich über seine Stellung 
und seine Tätigkeit klar ist, direkt am Ellbogengelenk abgenom¬ 
men und nach Belieben durch irgendwelche geeignete Arbeits¬ 
ansatzstücke ersetzt werden. 

Im allgemeinen kann man wohl den Grundsatz aufstellen, dass 
je direkter das Arbeitsstück am Stumpfe bezw. am Ellbogengelenk 
befestigt wird, die Betätigungsmöglichkeit und Kraftentfaltung 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. 10 , H. 7 . 14 


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162 


umso grösser wird. Die zweckmässige Länge des Unterarms lässt 
sich jedoch für jede einzelne Arbeit im voraus schwer bestimmen 
und wird sich erst während der Ausübung des Berufes ergeben. 

Um diese Bedingung zu erfüllen, werden bei der vorliegenden 
Arm-Konstruktion jeweils zwei oder drei verschieden lange An¬ 
sätze mitgeliefert, an deren vorderen Ende beliebige Arbeitswerk¬ 
zeuge leicht auswechselbar befestigt werden können. 

Aus folgender Abbildung ist die Konstruktion des neuen Arm- 
Ersatzes ersichtlich: 



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D.R.P. & D.R.G.M. angem. 









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Die wesentlichen Kennzeichen dieser Konstruktion sind 
folgende: 

1. Das Ellbogengelenk ist in neuartiger Weise so ausgebildet, 
dass an demselben der Schmuck-Unterarm direkt am Ell¬ 
bogengelenk abgenommen und durch nach Bedarf ver¬ 
schieden lange Holzansätze, an deren vorderem Ende das 
eigentliche Werkzeug angebracht ist, ersetzt werden kann. 

2. Das Ellbogengelenk ist ferner so ausgebildet, dass der 
Unterarm bezw. das angesetzte Arbeitsstück 

a) um die Achse I, 

b) um die Achse II—II und 

c) um die Achse III—III 

beliebig gedreht bezw. ein- und festgestellt werden kann. 

3. Das Ellbogengelenk ist endlich so ausgebildet, dass das 
Feststellen desselben unter beliebigem Winkel und das 
Befestigen der verschieden langen Ansätze gleich¬ 
zeitig, und zwar lediglich durch Anziehen der Flügel¬ 
mutter erfolgt, während andererseits durch öffnen 
dieser Flügelmutter 'der Arbeitsan'satz beliebig verstellt 
und bei Bedarf auch leicht ausgewechselt werden kann. 

4. Die Herstellung der Ansatzstücke aus Holz ergibt zunächst 
den Vorteil, dass das Gewicht gering und auch die Her¬ 
stellungskosten niedrig sind. Am vorderen Ende dieser 
Holzansätze ist jeweils der bekannte Bajonettverschluss 
zweckmässig für die nunmehr einheitlich mit einem 
13 mm Zapfen versehenen Ansatzstücke angeordnet, sodass 
die gleichen Arbeitswerkzeuge nach Bedarf an einem kur¬ 
zen oder längeren Unterarm befestigt werden können. Die 
Verwendung von Holzansätzen hat aber noch den weiteten 
Vorteil, dass auch jedes im Handel bereits erhältliche 
Stielwerkzeug, wie z. B. Schneidewerkzeuge, Fei¬ 
len, Schabeisen, Pfriemen, Messer, Gabel etc.) nach Ab¬ 
nahme des Holzgriffes ebenso einfach in einen kurzen Holz¬ 
ansatz eingesteckt und so in neuartiger und überraschend 
einfacher Weise direkt am Stumpf befestigt werden kann. 

Die ausserordentlich einfache Konstruktion des Ellbogen¬ 
gelenkes als drei-achsiges Cardan-Gelenk, sowie die Herstellung 
der Ansätze aus Holz ergibt endlich noch den Vorteil, dass bei Be¬ 
schädigung einzelner Teile die Reparaturen von jedem Schlosser 
:oder Mechaniker und von jedem Schreiner oder Drechsler ausser¬ 
ordentlich leicht und billig ausgeführt bezw. neu angefertigt wer¬ 
den können. 

Endlich sei noch erwähnt, dass dieses neue Ellbogengelenk in 
sehr leichter Ausführung auch für Schmuckarme einen Fortschritt 

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bedeute?, da der Unterarm nicht mir'gebeugt odergestreckt son¬ 
dern auch, genaij wie das natürliche Vorbild, um die Achse U--H 
seitlich hetfetng verstellt und' endlich-auch noch um seine eigene 
Achse- ill heiiehig gedreht -werden kunir. SchliessHch sei noch an¬ 
geführt. dass wofit f ii r jj e d v n $ c h m « c k a r m d i e A b- 
irehmhar liKH d : e& U n tß.r äf'ftt esu n d d e r H o 1 1 h | n d 

wgseritttciien Vorteil bedeutet 


.. 

und .z, B. beim Ankleiden ein Ansatz."mit kleinem Haken: oder 
m Hause beim fassen ein Afisata mit Habet oder Messer oder end¬ 
lich beim Schreiben ein Ansatz mit 'gepolsterter Andrückfiäche 
wesentlich bessere Bienste tut, als der übliche Seiirnuck-Ünte.rarm 
mit Holzhand. 

-Folgende' Abbildungen zeigen noch einige AnwcsjUirngsförmen 
des neuen Arm-Frsatzesv und zwar: 




Halten eines 
Me Bin s trn m eufes 


Halter* van Peitsche 
und Zügel 


Ais Sefimuckarm 




Halten von Nägel 
: v' Schraiiben 


Halten eines Hammerstieles Lochen mii Pfriemen; 

' 















Drehen der Supoortknrbel Messerbefestignng 

beim -Essen 


Fetten 


L -mit SeJjmiicMJnterarm <Figi t), 

Z mH längerem Arbciis-Utiicrann (f : ig, 5), 

3 . mit direkt a;n kiHiogeHRbleO^ aüResetz teilt Arbeitsstück 
(füg. 6-9) 

Aeusserst wichtig igt ferner auch idfe&hiiitcrbefesfigung 


Dabei isr es wünschenswert, dass 

i. die Hüile v o nun t e iv ine Sinne des Pfeiles l fest, mit den 
Stumpf gezogen hezw,i gehaiten wird,-; 

Z die Hülle gh;icbz.eitfg.auch im. Sinne des Pfeiles d ie s t 
;i h i; i d j e $ c h u 1t e r gc/ogon und gehalten wird mui 
4 heJsainiitfc '-Scfmii;r.utig oder mittels 

Riemen: äin Unitaiig; des Stiunmes fest anliegt. 















166 


Diese Bedingungen werden durch die oben dargestellte Schul¬ 
terbefestigung mit verhältnismässig einfachen Mitteln erreicht. 
Dieselbe besteht aus vieT rundgewalkten, wie Rollen wir¬ 
kende Lederschlaufen a, b, c, d, durch welche eine Darmsaite 
oder eine Lederschnur, wie aus der Zeichnung ersichtlich, so ge¬ 
führt ist, das's dieselbe 

1. bei Schwenkungen des Armes nach vorne und hinten in 
den Schlaufen a, b, 

2. bei Seithochheben des Armes in den Schlaufen c, d 
gleitet und 

3. bei Rollbewegungen des Armes in allen vier Schlaufen a, 
b, c, d beliebig gleiten kann. 

Die Fabrikation und den Vertrieb dieses Arm-Ersatzes hat die 
Fa. Stortz & Raisig, K. b. Hoflieferant in München, Rosenheimer- 
str^sse 4a, übernommen, die auch gern wegen Lieferung jede 
weitere Auskunft erteilt. 


Ä. Allgemeine Orthopädie. 

Physikalische Therapie. 

1) Müller. Caragheengallerte als Massiermittel. (M. 

m. W. 1916, Nr. 23.) 

Das Mittel hat den Vorteil vor den Fetten, dass es schlüpfriger ist, 
keinerlei Hautreizung macht, keine Flecken der .Wäsche hervorruft, in 
warmen Wasser leicht löslich ist und das Kilo nur 20 Pfg. kostet. Her¬ 
gestellt durch Kochen von 50 gr. Caragheen mit VA Liter Wasser, gesiebt 
und kühlgestellt. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Orthopädische Technik. 

2) Böhm, Max. I. Der Drahtschienenbrücken-Verband. 

(Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Aus Cramerschen Schienen und dem im Feldlazarett etatsmässig vor¬ 
handenen Material werden Brücken- 'und Stützverbände hergestellt. Zur 
Durchführung der Wundbehandlung werden an den Fenstern die Quer¬ 
sprossen der Cramerschen Schienen in gewünschter Ausdehnung ausge¬ 
bogen. Fünf typische Verbände, I. für Schulter und Oberarm, II. Ellen¬ 
bogen, III. Vorderarm, IV. Hüftgelenk und Oberschenkel, V. Kniegelenk 
und Unterschenkel. 

II. Über Transportverbände für Schussfrakturen. 

Die Improvisation der Schienenverbände müsste nach Möglichkeit 
fortfallen. Zur Herstellung aller Transportverbände eignen sich in vor¬ 
züglicher Weise die Cramerschen Schienen. Die aus diesen konstruierten 


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Oberschenkel- und Hüftgelenkschiene besteht aus drei Teilen, 1, dem 
Beckenring, II. der solaren Beinschiene, die im Knieteil leicht gebeugt ist, 
und im Fussteil rechtwinklig aufgebogen ist, III. eine Aussenschiene. 

Mosenthal, Berlin. 

3) Ritschl. Aus kriegschirurgisch-orthopädischen Er¬ 

fahrungen einer sechsmonatigen Tätigkeit im 
Freiburger Qarnison1azarett und der orthopä¬ 
dischen Universitätsklinik nebst Anweisungen 
zur Anfertigung einfacher und billiger Bewe¬ 
gungsapparate. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 
Übersicht über die zweckentsprechenden Verbände zur Ruhigstellung 
der Glieder. Empfehlung des gefensterten Gipsverbandes, und eine Art 
Hängematte, in der die Glieder an einen Galgen aufgehängt werden, und 
die Bewegungsmöglichkeit der Gelenke schaffen. Beschreibung von einer 
Anzahl leicht zu improvisierender Hilfsmittel zur aktiven und passiven 
medico-mechanischen Behandlung. M o s e n t h a 1 r Berlin. 

4) Erlacher, Philipp. Beiträge zur Kontrakturen-Behand- 

1 u n g. (M. m. W. 1916, Nr. 6.) 

1. Spitzfussapparat nach dem Schedeschen Prinzip. 

2. Schulterapparat nach dem gleichen Prinzip zum Heben der Schul¬ 
ter über die Horizontale, wobei der Apparat mittels Gurt am 
Becken fixiert wird. 

3. Eine Spange zur Beseitigung der Krallenhand bei Ulnaris- 
Lähmung. 

4. Finger-Aufroller und Finger-Beuger nach dem Prinzip von Bohnen. 
Alle Dauerapparate werden, wo dies angängig isit, solange wie mög¬ 
lich liegen gelassen und gleichzeitig Biersche Stauung angelegt. 

Mosenthal, Berlin. 

5) Kopits. Eine neue gymnastische Methode zur Mobi¬ 

lisierung von Ge1enkskontrakturen und ankylo- 
tischen Gelenken. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 
Beschreibung des Apparates und seine Anwendung für die ver¬ 
schiedenen Gelenke, bestehend aus einem Holzrahmen, 150 Zent, breit, 
195 Zent, hoch, an dem Rollengabeln in verschiedener Höhe befestigt 
sind. Über diese gehen Schnüre, an denen Manschetten für die verschiede¬ 
nen Gelenke angeheftet sind. Mosenthal, Berlin. 

6) Welsschedel. Ein neuer Fingerstreckapparat. Ztschr. f. 

ärztl. Fortbldg. 1916. Nr. 1. 

Beschreibung einer kleinen für Fingerfrakturen offenbar sehr prak¬ 
tischen Extensionsvorrichtung, bei welcher der Zug einer Spiralfeder mittels 
Heftpflaster oder Mastisol-Köperbinde auf die Endglieder eines Fingers 
wirkt, während als regulierbare Gegenwirkung verstellbare Stützen an 
den Schwimmhäuten zwischen den Fingern angreifen. Durch diese Anord¬ 
nung bleibt Vorderarm und Hand völlig frei. Die Versorgung etwaiger 
Wunden ist unbehindert. Der Apparat kostet 5 Mk., ist zu beziehen von 
San.-Feldwebel Paul, Konstanz, Res.-Laz. II, Torkelbau, Stat. I. 

Wollenberg. 


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7) Löffler, Friedrich. Ein neuer Apparat zur Behandlung 

der Finger-Kontrakturen. (M. m. W. 1916, Nr. 23.) 

Ein neuer Apparat nach dem Prinzip der Schedeschen Schiene, der 
gleichzeitig als Fingerstrecker und Fingerbeuger benutzt werden kann. 

Mosen thal, Berlin. 

8) Moosberg. Eine einfache Radialisschiene. (M. m. W. 

1916, Nr. 23.) 

Die Schiene besteht aus zwei seitlichen mit Winkel versehenen 
Stahlschienen, welche durch zwei Riemen tragende Spangen verbunden 
sind. Die Qrundphalangen der Finger werden durch einen Stahldraht ge¬ 
stützt. Der Daumen steckt in einem Lederriemen mit Gummizug, welcher 
quer über den Handrücken bis zur Ulnariskante verläuft. 

Mosenthal, Berlin. 

9) Luft. Eine Schiene zur Verhütung und Behandlung 

von Interossens-Lähmungen. (M. m. W. 1916, Nr. 19.) 
Palmarschiene, an die die Finger im Grundgelenk gebeugt, in den 
andern Gelenken gestreckt anbandagiert werden. 

Mosenthal, Berlin. 

10) Rammstedt. Zur Schiene der Oberschenkelschuss¬ 

brüche mit einer verbesserten Volkmannschen 
T - S c h i e n e. (M. m. W. 1916, Nr. 27.) 

Volkmannsche Schiene mit Beckenschale, die zwischen Becken und 
Oberschenkel, Oberschenkel und Unterschenkel gelenkig gemacht ist, die 
ganze Schiene gestützt durch eine 120 cm lange Kramersche Schiene. 

Mosenthal, Berlin. 

11) Mooskopf. Apparat für Peroneuslähmung. (M. m. W. 

1916, Nr. 20.) 

Federnde Schiene am Absatz angebracht, am Unterschenkel fixiert 
und entlang der Achillessehne verlaufend. M o s e n t h a 1, Berlin. 

12) Goebel. Fussklotz zur Verhinderung oder Hebung 

von Spitzfusstellung. (M. m. W. 1916, Nr. 23.) 

Ein treppenförmiger Bettklotz mit einer Aussparung für den Hacken. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

13) Hafers. Subprophylaxe der Spitzfusstellung bei 

Kriegsverletzten. (M. m. W. 1916, Nr. 23.) 

Bei Unterschenkelverletzung Anlegen einer dorsalen Volkmannschen 
Schiene, die in der Knöchelgegend nach aufwärts gebogen ist, und an die 
der Fuss anbandagiert wird. Mosenthal, Berlin. 

Amputationen Exartikulationen und Prothesen. 

14) Ewald-Hamburg. Amputation und Tragfähigkeit des 

Stumpfes. (M. m. W. 23. V. 16.) 

Die Tragfähigkeit wird durch die Stumpfbehandlung erzielt: Heiss¬ 
luft, Waschungen, Einreibungen mit Formalinspiritus, Beklopfen des 
Stumpfes, Massage, Bewegungsübung des Stumpfes in den noch vorhande¬ 
nen Gelenken, komprimierende Einwickelungen zur Beseitigung des Oedems 


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—. 169 


und des Unterhaut-Fettgewebes und zum schnelleren Schwund der der 
Inaktivitäts-Atrophie verfallenden Muskelreste. Am besten und schnell¬ 
sten lässt sich eine Dauerform des Stumpfes erzielen durch gleich nach 
abgeschlossener Wundbehandlung angelegte Zwischen-Prothese. Die 
besten tragfähigen Stümpfe sind die nach Amputationen nach Pirogoff und 
Qritti, bedingt durch die tragfähige Fläche des Fersenbeins oder der Knie¬ 
scheibe. Er empfiehlt bei höheren Amputationen des Ober- und Unter¬ 
schenkels (etwa bis zur Hälfte) den halben calcaneus resp. die Knie¬ 
scheibe an einem Hautmuskellappen zu erhalten und nach Anfrischung 
den Stumpf damit zu decken. Die zirkuläre Amputation ist die schlechteste 
und, wo irgend angängig, der Lappenschnitt zu machen. Vom Knochen¬ 
stumpf muss % cm Periost weggenommen und die Markhöhle ausgelöffelt 
werden. Nerven wegen Gefahr der Neurom-Bildung sind abzuschneiden, 
möglichst soll nie exartikuliert werden, auch die kleinsten Stümpfe sind 
zum Bewegen und Tragen der Prothese sehr wertvoll. An der unteren 
Extremität soll im Interesse einer guten späteren Tragfähigkeit des 
Stumpfes lieber etwas von der Länge geopfert werden, während beim 
Arm es auf eine möglichst grosse Länge des Stumpfes ankommt. Nach 
Ablauf des Fiebers sofort Heftpflaster-Extension des Stumpfes, um die 
Weichteile über den Knochen zu ziehen. Mosenthal, Berlin. 

15) Schanz, A. Die Leistungsfähigkeit künstlicher Glie¬ 

der. Stuttgart 1916. Ferd. Enke. 

Die kleine Schrift stellte sich die Aufgabe, übersichtlich darzulegen, 
„was von Kunstgliedern erreicht werden kann, was berechtigte, was un¬ 
berechtigte Forderungen sind“. Die einzelnen Amputationsmöglichkeiten 
werden, besonders an der unteren Extremität, durchgesprochen, die Grund¬ 
sätze der ihnen entsprechenden Ersatzvorrichtungen, ohne auf Einzel¬ 
heiten des Prothesenbaues einzugehen, erörtert. Sodann wird jedesmal — 
und das ist der springende Punkt — gezeigt, welche Schwierigkeit in jedem 
Falle der Prothesenbauer und -Träger zu überwinden hat, und wie wejt 
diese Schwierigkeiten überhaupt bis heute überwunden werden können. 
Mit dieser Inhaltsangabe ist der Nutzen der, dem Fachmanne freilich keine 
Neuigkeiten bietenden, Schrift erwiesen, zumal dem Probleme des Pro¬ 
thesenbaues heute die weitesten Kreise ihr Interesse zugewandt haben. 

Wollenberg. 

16) v. Aberle. Künstliche Gliedmassen für Kriegsver¬ 

wundete. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Die Zahl der Amputierten wird in Österreich-Ungarn mit 1 Proz. als 
Höchstzahl angenommen, bei einer Million verwundeter Österreicher. 
Anfang März 1915 waren noch lange nicht 10 000 Amputierte, da unter 
den Verwundeten mindestens ein Drittel Kranke enthalten waren. Die 
Zahl der Amputierten im Balkankriege betrug bei den Bulgaren 1500. 
Über den Zeitpunkt der Anlegung der Prothese bestehen grosse Uneinig¬ 
keiten. Er empfiehlt die definitive Prothese nicht vor Ablauf eines halben 
Jahres anzulegen. Die Übergangsprothese fertigt er mit beweglichem Knie¬ 
gelenk aus billigem Material (leimgetränkten Organtinbinden) an, den 
Fuss aus Kork. Historische Bemerkungen über den Werdegang der Pro¬ 
these. Bei der Beinprothese empfiehlt er das künstliche Sprung- und be- 


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wegliche Kniegelenk, bespricht die Gangarten mit den verschiedenen 
Prothesen. Mosenthal, Berlin. 

17) Beiträge zur Frage der Ausrüstung armverletz¬ 

ter Kriegsbeschädigter fürs Erwerbsleben. 

„Verband!. d. Ver. z. Beförder. d. Gewerbefleisses“. 1916. 

H. 1. Berlin 1916. Verl, von L. Simion. 

Bergrat F1 e m m i n g - Saarbrücken führt in Wort und Bild die 
bisher bewährten Armersatzkonstruktionen vor, unter besonderer Berück¬ 
sichtigung der Ansatzstücke für den Gebrauch des täglichen Lebens und 
des Arbeitsbetriebes. Es wird besprochen u. a. der Jagenberg arm, der 
Arm der Rotawerke, der von Dollinger, Riedinger-Haas, 
Biesalski, Silberstein, Spitzy, Direktor B u n d i s. 

Senatspräsident Dr. Ing. Hartmann weist auf das Preisausschrei¬ 
ben hin, das der Verein Deutscher Ingenieure Mitte Oktober 1915 erlassen 
hat, und betont die dabei für den zweckmässigsten Armersatz geforderten 
Bedingungen. Hinweis auf die Bedeutung der Sonderausstellung von Er¬ 
satzgliedern und Arbeitshilfen, die in den Räumen der ständigen Aus¬ 
stellung für Arbeiterwohlfahrt in Charlottenburg untergebracht ist. 

Es folgen praktische Vorführungen, und zwar des Jagenbergschen 
Armersatzes durch Herrn Architekten Klomp, des Rota-Armes durch 
Herrn Ingenieur Felix Meyer, des Siemens-Schuckertschen-Armes 
durch Dr. Silberstein -Nürnberg und Oberingenieur Kesten. Dr. 
R a d i k e - Görden gibt zunächst eine provisorische Prothese, bei der 
grundsätzlich die Entfernung zwischen Stumpfende, Verbindungsstück und 
Arbeitsansatz einerseits und der Arbeit andrerseits möglichst kurz gewählt 
wird. Vorführung eines in Görden hergestellten Arbeitsarmes, der durch 
einen Handgriff in einen Sonntagsarm verwandelt wird. Derselbe Grund¬ 
satz, wie er eben für die provisorische Prothese erwähnt wurde, wird 
auch bei dem definitiven Arbeitsarm durchgeführt. 

Prof. Dr. Ing. Schlesinger weist auf die grossen Schwierigkeiten 
hin, weiche das Problem des Handersatzes darbietet, klassifiziert die Kopf- 
und Handarbeiter, die Ersatzarme gebrauchen und geht besonders auf den 
C a r n e s - Arm ein. 

San.-Präs. Dr. Ing. H a r t m a n n deutet zum Schlüsse noch kurz auf 
die von Sauerbruch und S t o d o 1 a beschrittenen Wege des Arm¬ 
ersatzes hin. Wollenberg. 

18) Radike, R. Behelfsprothesen für Armamputierte. 

(M. Kl. 1916. Nr. 21, 22, 23, 24, S. 565, 594, 619, 646.) 

Allgemeine Angaben über Anfertigung der verschiedenen Arm¬ 
prothesen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

19) von Buck. Die Amprothese genannt „Ulmer Faust“ 

für schwere namentlich landwirtschaftliche 

Arbeit. (M. m. W. 1916, Nr. 22.) 

Ein Arbeitsarm, bei dem der Griff des Arbeitswerkzeugs durch ein 
Band, Gurte oder Leder, mittels eines den Flaschenverschlüssen ähnlichen 
Hebelmechanismus festgehalten wird. Der Arm hat ein Scharniergelenk, 
zwischen Arbeitsansatz und Arm ist eine Spiralfeder eingeschaltet, um 
den Gegenstoss bei der Arbeit auf den Stumpf abzuschwächen. 

Mosenthal, Berlin. 


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20) Spitzy, H. B e h e 1 f s p r o t h e s e n. (D. m. W. 1916, Nr. 24, S. 723.) 

Um die Leute so schnell wie möglich „auf die Beine“ zu bringen, 
werden ihnen sofort nach Eintreffen und etwaiger Stumpfbehandlung 
Qipsbehelfsprothesen oder ähnliche Hülsen, aus Blech, Blaubinden, Pappe 
oder dergl. mehr gegeben. Sie sind lediglich als Spitalbedarf zu betrach¬ 
ten und werden nach endgültiger Stumpfbehandlung mit einer Leder¬ 
prothese vertauscht. Alle Behelfs-Dauerprothesen tragen zur besseren 
Adaptierung einen Innenriemen, der zur Festigung des Ganges beiträgt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

21) Frank, Georg. Eine federnde Übergangsprothese. (M. 

m. W. 1916, Nr. 6.) 

Die Prothese, die aus federnden Bandeisen besteht, ist nicht voll¬ 
kommen starr, hat am Sitzring eine S-förmige Ausbiegung als Federung, 
die hohe Oberschenkel-Amputation im grossen Ganzen geformt wie ein 
S-Bügel, an dem oben eine Handhabe ist, um die Prothese mittelst der 
Hand zu dirigieren. Mosenthal, Berlin. 

22) Höftmann. Erfolg durch Prothese bei hoher Ober¬ 

schenkelamputation. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Ein am 6. Oktober in der Mitte des linken Oberschenkels amputierter 
Hauptmann, macht am 30. November den ersten Gehversuch mit der 
Übungsprothese und beginnt am 14. Dezember bereits Reitübungen zu 
machen. H. empfiehlt die möglichst rasche Anfertigung von Ersatz¬ 
gliedern mit festen Fussgelenken, mit der die Patienten fast sofort gehen 
und Treppen steigen können. Mosenthal, Berlin. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Nervenerkrankungen. 

23) Gangele-Zwickau. Über Nervenverletzungen im Kriege. 

(Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Kranken- und Operationsgeschichten von 8 Fällen, von denen fünf 
ein gutes Resultat erwarten lassen. Die Gefühlsempfindung kehrt vor der 
Beweglichkeit wieder. Er empfiehlt vor allen die Neurolyse, in zwei 
Fällen machte er die aufsteigende Pfropfung. Von Umhüllung der Nerven 
mit Venen oder Arterienröhren sieht er ab und begnügt sich mit der Um¬ 
schaltung von frei transplantiertem Hautfett. Er ist ein Anhänger der 
sofortigen Operation, die die Aussicht bieten, dass die Degenerations- 
Vorgänge in den Nerven in geringerem Umfange eintreten. Bei dem 
Verdacht der Schädigung des peripheren Endes empfiehlt er die auf¬ 
steigende event. auch absteigende Pfropfung in oder aus einem gesunden 
Nerven. Bei bereits bestehenden Kontrakturen muss die Nervenoperation 
mit entsprechend korrigierenden Sehnen respektive Muskeloperationen 
kombiniert werden. Über den Zeitpunkt des Wiedereintrittes der Nerven¬ 
erregbarkeit dürfte mit Exaktheit zur Zeit noch kein abschliessendes Urteil 
gefällt werden. Im allgemeinen nimmt er an, dass bei Fehlen von Besse¬ 
rung nach 10—14 Wochen nach der Operation eine solche nur selten zu 
erwarten ist. Mosenthal, Berlin. 


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24) Sittig, O. Zur elektrischen Untersuchungsmethodik 

bei Schussverletzungen der peripherischen 

Nerven. (M. Kl. 1916. Nr. 26, S. 698.) 

Als erstes Zeichen der Besserung einer Nervenverletzung mit oder 
ohne Operation konnte oft die Wiederkehr der direkten faradischen 
Muskelerregbarkeit bei Prüfung mit nahen Elektroden festgestellt werden. 
Die Beweglichkeit war entweder bereits ebenfalls gebessert, oder die 
Besserung im elektrischen Verhalten ging derjenigen der Beweglichkeit 
voraus. 

Es handelt sich theoretisch um eine quantitative Verfeinerung der 
gewöhnlichen Methode. Der nächste Zweck ist der, die Stromschleifen 
auszuschalten. Dadurch kann man mit der Stromstärke steigen, ohne 
störende Stromschleifen zu erhalten, und kann so das elektrische Ver¬ 
halten der Muskeln bei stärkeren Strömen untersuchen, als dies mit der 
üblichen Methode möglich ist. N a e g e 1 i, Greifswald. 

25) Wrede, L. Nervenverlagerung zur Erzwingung einer 

direkten Nervennaht. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 26, S. 529.) 

Um eine direkte Nervenvereinigung selbst bei grossem Defekt zu er¬ 
möglichen, verlagerte W. den Nerven, um so eine Verkürzung desselben 
zu erreichen. Da diese Verlagerung oft durch Abgang von Muskelästen 
erschwert wird, werden diese nach Spaltung des Perineuriums aus dem 
Hauptbündel ausgelöst. Eine Schädigung der Nervenäste durch die Ab¬ 
spaltung wurde nie gesehen. 3 Beispiele (Ulnarisdefekt am Unterarm, 
Medianusdefekt am Unterarm, Radialisdefekt am Oberarm) werden näher 
beschrieben. N a e g e 1 i, Greifswald. 

26) Elchlam. Zur Anwendung'sweise der Edingerschen 

Agarröhrchen bei der Nervennaht. (D. m. W. 1916, 

Nr. 24, S. 726.) 

Kleine technische Änderung bei der Verwendung der Agarröhrchen 
von Edinger zur Nervennaht. N a e g e 1 i, Greifswald. 

27) Goebel. Zur Befestigung der Gelatineröhrchen 

Edingers am Nerven und zur Frage der Nerven- 

umscheidung. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 25, S. 505.) 

Modifikation des von Ludloff angegebenen Verfahrens der Be¬ 
festigungsart der Gelatineröhrchen am Nerven. N a e g e 1 i, Greifswald. 

28) Rosenthal, Wolfgang. Über muskuläre Neurotisation 

bei Facialislähmung. (Ztbl. f. Chir. 1916, S. 489, Nr. 24.) 

Auf Grund des von Heinike erbrachten Nachweises, dass die direkte 
Implantation eines Nerven in einen entnervten Muskel erfolgreich ist, war 
man zu der Annahme berechtigt, dass es schon genügen müsste, einen 
innervirten, quer zum Verlauf seiner Nerven- und 
Muskelfasern durchtrennten Muskel in gelähmte Muskula¬ 
tur hineinzustecken. 

R. gebrauchte bei Facialislähmungen einen gestielten Muskellappen 
aus dem M. temporalis für die Innervation des M. orbicularis oculi und 
für die Wiederherstellung der Funktion des Mundwinkelastes einen ge¬ 
stielten Masseter-Muskellappen. 

„Als erstes Zeichen des Erfolges, das vor Ablauf von 3—4 Monaten 


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kaum zu erwarten ist, zeigen sich am Auge kleine fibrilläre Zuckungen, 
die den Kaubewegungen synchron gehen, und an der Wange das allmäh¬ 
liche Wiederkehren eines gewissen Tonus der Muskulatur. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

29) Gersuni. Muskel-Anschluss-Operation wegen Fa¬ 

zialislähmung. K. K. Gv. der Ärzte 7. 4 . 16. (Referat M. m. 

W. 1916, Nr. 20.) 

Schussverletzung in der rechten Stirnhälfte mit Vereiterung an der 
Stirn und im rechten Ohr. Komplette Fazialislähmung. 9 Monate später 
Operation. Anfrischung und Vereinigung eines gelähmten und eines nor¬ 
malen Muskels zur Übernahme der Innervation von der gesunden zur ge¬ 
lähmten Seite. Operation an 3 Stellen, Stirn, Ober- und Unterlippe, mit 
gutem Erfolg, auch bei Deltoides-Lähmung wurde in 3 Fällen durch 
Muskelanschluss Besserung erzielt. Mosenthal, Berlin. 

30) Frensdorf. Über Peroneus-Lähmungen. (M. m. W. 1916, 

Nr.- 20.) 

Bei Lähmung des Nervus peroneus wird das Bein beim Gehen in 
Aussen-Rotation gehalten, der Fuss wird innen mehr belastet und das 
Bein steht in X-Beinstellung. Es ist daher die Anlegung eines Schienen¬ 
hülsenapparates mit Arretiervorrichtung i'm Kniegelenk und einer Lasche, 
die den Unterschenkel nach innen dreht, nötig. Mosenthal, Berlin. 

Missbildungen, Wachstunisstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

31) Hilgenreiner, Heinrich. Zur Hyperphalangie resp. Pseudo- 

hyperphalangie der dreigliedrigen Finger nebst 

Bemerkungen zur vollkommenen Verlagerung 

überzähliger Metakarpie. (Ectopia Metacarpi super- 

numerarii.) (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Der vorliegende Fall von Viergliedrigkeit der Finger steht in mehr¬ 
fachem Widerspruch mit den bis jetzt beobachteten Fällen. Es handelt 
sich hier um ein gleichzeitiges Vorkommen fast aller beobachteten Hand¬ 
missbildungen. Die vier Glieder sind hier an einem überzähligen Finger 
vorhanden. Mosenthal, Berlin. 

32) Nieber. Röntgenologische Studien über die Ostitis 

fibrosa cystica. — Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. XXIII, 5. 

Auf Grund seiner literarischen Studien gibt N. zunächst einen kurzen 
allgemeinen Überblick über den augenblicklichen Stand der Frage der 
Ostitis fibrosa cystica und bringt dann die Krankengeschichten von 8 der¬ 
artigen Fällen, die die verschiedensten Knochen betroffen hatten. Be¬ 
merkenswert war, dass nicht ein einziges Mal die Diagnose, aus dem kli¬ 
nischen Krankheitsbilde gestellt werden konnte, dass aber jedesmal eine 
Röntgenaufnahme sofort die Diagnose sicherte. — Was die röntgenolo¬ 
gische Differentialdiagnose einem Sarkom gegenüber anbelangt, so hat 
N. unter 20 Fällen von Knochensarcom im Röntgenbilde nicht ein einziges 
Mal auch nur ein annähernd ähnliches Bild gefunden. Auch in dem reich¬ 
haltigen Material von Präparaten der Charitö sah er nicht ein einziges, das 


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röntgenologisch ähnliche Bilder wie bei Ostitis fibrosa geben würde. 
Charakteristisch ist an den Röntgenbildern die scharfe Abgrenzung der 
Cysten, ferner das Fehlen jeder Verdickung der Knochenwände, bei even¬ 
tuellen Spontanfrakturen die ganz geringfügige Kallusbildung. Drei Fälle 
wurden operativ angegriffen, zwei mit gutem Erfolg, einer musste wegen 
einer Komplikation amputiert werden. Die übrigen fünf Fälle wurden konser¬ 
vativ mit gutem Erfolge behandelt. Es zeigte sich, dass trotz der Frakturen 
die frakturierten Knochenteile nur eine ganz geringe Neigung zu Knochen¬ 
neubildung zeigen, ein Zeichen, dass irgendeine Noxe in der Knochenhöhle 
sein muss. Die Folge war, dass die Erkrankten monatelang unter ärzt¬ 
licher Aufsicht bleiben mussten. Selbstverständlich würde eine Ver- 
grösserung des Herdes den operativen Eingriff anzeigen. In jedem Fall 
operativ vorzugehen, hält N. nicht für berechtigt. 

B 1 e n c k e, Magdeburg. 

Frakturen und Luxationen. 

33) O’Brien. A non-fatal fracture of the axis. (Boston med. 

and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 3, p. 85.) 

Verf. teilt einen seltenen Fall von Bruch des Zahnfortsatzes des Epi- 
stropheus mit gutem Ausgang mit. Der 7jährige Knabe war 5 Tage vor 
Einlieferung ins Krankenhaus von einem Baum auf den Rücken gefallen. 
Er konnte den Kopf nur mit heftigen Schmerzen bewegen, hatte es aber 
schon in den 5 Tagen gelernt, den Kopf durch Unterstützen mit beiden 
Händen am Unterkiefer zu halten, wobei auch geringe Drehbewegungen 
ohne Schmerzen möglich waren. Das Röntgenbild zeigte eine Fraktur des 
Zahnes. Es waren keinerlei Lähmungserscheinungen, keine Pupillen- oder 
Reflexstörungen vorhanden. Eine Kopfstütze aus Gips für 5 Wochen 
wurde gemacht. Eine zweite Röntgenaufnahme zeigte nach Ablauf dieser 
Zeit ganz normale Verhältnisse. Das Kind kann wieder alle Bewegungen 
ausführen und spielt munter, als wenn nie eine Kontinuitätstrennung seiner 
Wirbelsäule vorhanden gewesen wäre. Spitzer-Manhold, Zürich. 

34) Schede. Zur Behandlung der Frakturen des Ober¬ 

arms. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Beschreibung eines Gipsverbandes zur Behandlung der Oberarm¬ 
brüche. Gipsschale über den in rechtwinkliger Abduktions-Stellung 
stehenden Arm, der mit einem Rechteck aus Bandeisen an eine Gips¬ 
hülse, die um das Becken umgelegt ist, fixiert wird. 

Mosenthal, Berlin. 

35) Flesch-Tbebesius, M. Über einen Fall von Luxation des 

Os lunatum mit Fraktur des Os naviculare und 

des Os triquetrum. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 25, S. 509.) 

Es handelt sich um eine komplette Luxation des Os lunatum inner¬ 
halb der Handwurzelknochen. Daneben war noch eine Fraktur des Os 
naviculare und ein Abriss des Os triquetrion vorhanden. Die Entstehungs¬ 
weise und der äussere Befund sind denjenigen der typischen Radiusfraktur 
völlig analog. 

Durch Operation wurde der Knochen entfernt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


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36) Helbing. Die Behandlung der Oberschenkelschuss- 

Frakturen. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Der Gipsverband in Verbindung mit den Hackenbruckschen Distrak¬ 
tionsklammern wird als der souveräne Verband bei Oberschenkelschuss- 
Frakturen bezeichnet. Von der Hackenbruckschen Technik weicht er in¬ 
sofern ab, als er das Becken mit eingipst und die Klammern mit ihrer 
Mitte genau in der Höhe der Bruchlinie eingipst. Mosenthal, Berlin. 

37) Kaufmann. Erfahrungen über die Behandlung der 

Oberschenkelbrüche mit der Extension nach Bar¬ 
denheuer. (Korrbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 18, p. 545.1 
Verf. teilt eigene Erfahrungen mit der Bardenheuerschen Methode 
bei Oberschenkelbrüchen mit. 

Wichtig ist, dass die Zugstrecke (Entfernung vom Pflasterbügel 
bis zur ersten Rolle am Fussende des Bettes) nicht zu kurz be¬ 
messen werde, sie muss mindestens 50—60 cm betragen, da sonst die 
Wirkung der Extension nicht zur Geltung kommt. Er bespricht ferner die 
Bedeutung der Röntgenuntersuchung, das Anlegen des Zugverbandes, die 
Belastung, die Prophylaxe der Komplikationen, die Frage der Haus- oder 
Spitalbehandlung (bei Kindern in günstigen Pflegeverhältnissen Haus¬ 
behandlung). Der Zug muss so lange einwirken, bis die Bruchstelle fest 
und nicht mehr druckempfindlich ist (5—8 Wochen), dann Massage und 
energische Übung und Bewegung der Gelenke. Dauer der ganzen Ar¬ 
beitsunfähigkeit für Unfallverletzungen ca. 13 Wochen. Statistisches aus 
der Unfallversicherung. Spitzer-Manhold, Zürich. 

38) Baudet. Contribution ä l’etude des fractures de 

l’astragale. (Rev. de chir., 34e annee, Nr. 8—9, p. 305.) 

Die Frakturen des Sprungbeins werden hauptsächlich im besten 
Mannesalter, meist bei Arbeitern, beobachtet. Die Schuld trägt ein Fall 
auf die Füsse bei elastischem Boden (Fuss zum Unterschenkel flektiert). 
Mechanismus: direkter Shok, gewaltsame Flexion oder Torsion des Fusses. 
Fall auf die Füsse. Die verschiedenen Theorien über das Zustandekommen 
der Verletzung und die Beschreibung eigener und fremder Fälle aus der 
Literatur sind in der Dissertation des Schülers von Verf. Mauranges, 
Paris 1913, angeführt. Die Frakturen kommen zustande durch Zer¬ 
quetschung oder Abreissung. Die Anamnese ist für die Diagnose wichtig. 
Zum Unterschied von Knöchelbrüchen befindet sich der Fuss meist in 
Varusstellung. Die grösste Empfindlichkeit besteht bei Druck auf den 
Hals des Sprungbeins (vor dem vord. Rand des Mall. ext.). Oft kommt 
eine Fraktur der Malleolen oder des Fersenbeins dazu. Die Behandlung 
besteht in einfacher Reduktion oder offener, blutiger, in partieller oder 
totaler Talotomie, je nach der Schwere des Falles und dem Sitz des zer¬ 
trümmerten Teiles. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Erkrankungen der Gelenke. 

39) Dann, W. Gelenkperimetrische Messungen für chi¬ 

rurgische Praxis und für Begutachtung. (Ztschr. f. 

orthop. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Zur graphischen Darstellung des Bewegungsfeldes bei Kopfbewegung 


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bedient er sich eines Gesichtsfeldes, das über 90 Proz. bis auf 150 Proz. 
vergrössert wurde. Die Messungen geschehen mittels Gelenkperimeter 
nach de Quervain. Die Bewegungen der verschiedenen Gelenke werden 
objektiv und absolut auf einem Schema registriert. 

Mosenthal, Berlin. 

40) Matti, Hermann. Ergebnisse der bisherigen kriegs¬ 

chirurgischen Erfahrungen. V. Schussverletzun¬ 
gen d e r G e 1 e n k e. (D. m. W. Nr. 13, S. 380, 1916.) 

Zunächst muss zwischen Infanterieschussverletzung und Verletzung 
durch Artilleriegeschosse unterschieden werden. Die günstigste Prognose 
bieten die glatten Durchschüsse. Je ausgedehnter die begleitende 
Knochenverletzung, desto grösser die Infektionsgefahr. 

Bei aseptisch heilenden Gelenkschüssen soll nicht zu früh mit Be¬ 
wegungen begonnen werden (1—2 Wochen nach erfolgter Wundheilung). 
Ein operativer Eingriff ist nur indiziert, wenn eine .Schädigung oder eine 
direkte Funktionsstörung durch das Steckgeschoss vorliegt oder zu er¬ 
warten ist. 

Gelenkinfektionen entstehen durch Infektion bei Steck¬ 
schuss oder Durchschuss, durch Eindringen der Erreger auf dem Wege 
gröberer oder feinerer Frakturspalten, durch Einbruch paraartikulärer Ab¬ 
szesse, durch Infektion auf dem Blut- oder Lymphwege. 

Wichtig für die Behandlung ist die Trennung zwischen Ober¬ 
flächeneiterung, Empyem des Gelenkes und Kapselphleg¬ 
mone. Die Empyeme haben eine wesentlich günstigere Prognose wie 
die exsudatärmern Kapselphlegmonen, bei denen es häufig nicht einmal 
zur Ausbildung eines ausgesprochenen eitrigen Ergusses kommt. 

Bei wirkliche^ Empyemen ist die Methode der Wahl Punktion und 
Entleerung des Gelenkes mit nachfolgender Auswaschung. Bedeutend 
eingreifender gestaltet sich die Behandlung schwerer Empyeme der Kapsel¬ 
phlegmone und der nicht versiegenden langdauernden Gelenkeiterungen 
mit oder ohne fortschreitende Infektion. 

Schwere Kapselphlegmonen mit bedrohlichem Allgemeinzustand 
können durch breite Inzisionen gewöhnlich nicht mehr günstig beeinflusst 
werden. Hier bedarf man der breiten Aufklappung. Roux empfiehlt bei 
Arthrotomien durch einen Sägeschnitt die Knorpelflächen abzutragen. 
Eigentliche Arthrektomien sind nicht nur überflüssig, sondern in den 
meisten Fällen direkt schädlich. 

Primäre Resektionen können nur empfohlen werden bei schwerer 
Zertrümmerung, breiter Eröffnung und starker Verunreinigung grosser 
Gelenke. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Obere Extremität. 

41) Schmidt, Martin. Über den angeborenen, insbesondere 

doppelseitigen Schulterblatthochstahd. (Ztschr. f. 
orthop. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Zusammenstellung der Aetiologie, Therapie und Prognose, ausführ¬ 
liche Literaturangabe. Beschreibung des Krankheitsbildes und des vor- 


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liegenden Falles. Operation (Vulpius), Abtragung des knöchernen Teiles 
der Fossa supraspinata, die völlig nach vorn über die Schulter herum¬ 
gebogen war,-und Entfernung einer Knochenspange, die jedenfalls mit 
einem Wirbelkörper in Zusammenhang steht. Subkutane Tenotomie der 
hinteren Achselhöhlenwand, Verband in Abduktion. Es fanden sich ferner 
doppelseitige Halsrippen und Spaltbildung der Wirbelsäule. 

Mosenthal, Berlin. 

Untere Extremität. 

42) Saxl, A. Über statische Knieschmerzen. Der stati¬ 

sche Kniekehlenschmerz. (Ztschr. f. orthop. Chir. 
Bd. 35, H. 2.) 

Typisch für den statischen Kniekehlenschmerz ist die genau auf die 
Sehnen lokalisierte Druckempfindlichkeit, die nur einzelne oder auch alle 
drei Kniebeugesehnen betreffen kann. Am ausgesprochensten im Bereich 
der Femur- und Tibia-Kondylen. Schmerzen treten bei durchgestrecktem 
oder überstrecktem Knie auf und werden noch erhöht durch Dorsalbewe¬ 
gung des Fusses. Weder Gelenk noch Nerven sind dabei beteiligt. Platt- 
fussbildung ist bei der Entstehung der Schmerzen häufig das ursächliche 
Moment, ebenso wie eine latente Spitzfusstellung. Therapie, Einlage, 
Erhöhung des Schuhabsatzes; bei nicht vorhandenem Plattfuss pädagogi¬ 
sche Behandlung zur Haltung des Knies in leichter Flexionsstellung. 

Mosenthal, Berlin. 

43) Schanz. Über Marscherkrankungen der Füsse. Im 

Felde gehaltener Vortrag. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 
Populärer Vortrag über die Belastungskrankheiten der Füsse. 

Mosenthal, Berlin. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

44) Köhler, A. Zur Vereinfachung der röntgenologi¬ 

schen Fremdkörp er- Lokalisation. (Kombination von 
Stereoskopie und Fürstenau-Tiefenbestimmung.) (D. m. W. 1916, 
Nr. 25, S. 752.) 

Es werden zwei der allereinfachsten Lokalisationsarten zu einer 
Methode kombiniert, „die plastisches Sehen der Fremdkörperlage, Aus¬ 
messung der Tiefe in Zentimetern, Anhaltspunkte für chirurgisches Ein¬ 
gehen und militärische Sparsamkeit in sich vereinigt“. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

45) Thiem. Zellgewebeverhärtung (Sklerodermie) und 

Unfall. An einem ärztlichen Gutachten erläutert. Mschr. f. 
Unfallheilk. 1916, Nr. 4. 

Das seltene Krankheitsbild der Sklerodermie ist bei „dazu veranlag- 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 7. 1Ö 


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ten Personen nach seelischen Einwirkungen, wie Schreck, und nach Er¬ 
kältungen“ beobachtet worden. 

In dem zu begutachtenden Falle war die Erkrankung 6 Monat nach 
der Verletzung (Fall mit dem r. Ellbogen auf ein Kammrad) festgestellt 
worden. Vor dem Unfall hatten wiederholt „rheumatische“ Schmerzen der 
Handgelenke bestanden; eine Schwäche im Bereich der r.' Ellennerven 
wurde bereits weniger als 3 Monate nach dem Unfall konstatiert. Th. 
hält eine Entstehung des Leidens durch den Unfall für sehr unwahr¬ 
scheinlich, da ein heftiger Schreck oder eine schwere seelische Erschütte¬ 
rung nach dem Hergang der Verletzung nicht in Betracht komme. Da¬ 
gegen müsse dem Unfall ein wesentlicher Einfluss auf die Verschlimme¬ 
rung des Leidens beigemessen werden, umso mehr als an dem verletzten 
rechten Arm die Erkrankung weit mehr vorgeschritten war als links. 

K i e w e, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

46) Thiem. Eitrige Knochenhaut- und Knochenmark- 
Entzündung nach örtlicher Erhitzung und darauf 
folgender Abkühlung und Durchnässung. An einem 
ärztl. Gutachten erläutert. Mschr. f. Unfallheilk. 1916, Nr. 3. 

Der zur Begutachtung stehende Fall betrifft einen 18jährigen Schlosser- 
Lehrling, der eine Verbrennung am r. Arm erleidet, den Arm noch bren¬ 
nend in einen Bottich mit kaltem Wasser taucht und 12 Tage später an 
einer rechtsseitigen Schulter-Affektion erkrankt, die sich als Osteomyelitis 
scapulae herausstellt. Später auch Knochenmark-Eiterung am r. Hand¬ 
gelenk. Auf Grund dieses Falles, auch einiger aus der Literatur zitierter 
Fälle, erörtert Th. die Beziehungen thermischer Einflüsse zur Knochenmark- 
Eiterung. Ebenso wie Unfälle, die in ca. 20—25 Prozent für die Entstehung 
der Osteomyelitis begünstigend mitwirken, können danach auch starke 
lokale Erhitzungen und Abkühlungen den Ausbruch der Erkrankung begün¬ 
stigen. Die Erklärung dafür sei darin zu suchen, dass durch die starke 
örtliche Erhitzung und Durchkältung die Tätigkeit der im Blute vorhande¬ 
nen Schutzstoffe gegen die Erreger gehemmt oder vernichtet werde. 

K i e w e, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

47j Erfurth. Spätfolgen eines eingekeilten, erst 7 Tage 
nach dem Unfall f e s t g e s t e 111 e n Schenkelhals- 
b r u c h e s. An einem ärztlichen Gutachten erläutert. Mschr. f. 
Unfallheilk. 1916, Nr. 4. 

E. bejaht die Frage, ob ein Bruch des Oberschenkel-Halses bei einem 
völlig gesunden Menschen durch Sprung oder Fall auf die Füsse aus nicht 
zu grosser Höhe eintreten könne. Er betont ferner, dass mit einem fest 
eingekeilten Schenkelhals-Bruch auch körperlich anstrengende Arbeits¬ 
leistungen möglich sind. 

Der Schenkelhalsbruch war nach 6 Wochen angeblich fest verheilt. 
Später hat sich die Einkeilung gelöst, sodass eine Pseudarthrose entstand. 

Fünfviertel Jahre nach der Verletzung wurde bei dem Patienten eine 
Tabes festgestellt. Da von den früheren Untersuchern die tabischen Er¬ 
scheinungen nicht festgestellt wurden, nimmt der Gutachter an, dass zur 
Zeit des Unfalls noch keine Rückenmarks-Erkrankung Vorgelegen habe 
und schliesst demgemäss einen Spontanbruch aus, weil ein solcher meist 


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erst bei vorgeschrittener Erkrankung vorkommt und gewöhnlich nicht ein¬ 
gekeilt sei. „Es könnte höchstens schon damals ein Schwund der 
Knochen (Osteoporose) Vorgelegen haben, der das Auftreten des Bruches 
schon bei geringer Oewalt-Einwirkung begünstigt hätte“. Dieser letztere 
Punkt scheint dem Referenten für die Entstehung der Fraktur von wesent¬ 
licherer Bedeutung zu sein als der Gutachter annimmt. 

Kiewe., Königsberg, Pr., z. Z. Allenstein, Ostpr. 

Krüppelfürsorge (einschl. Kriegsverwundetenfürsorge). 

48) Flemming, E. Wie Kriegsbeschädigte und Unfallver¬ 

letzte auch bei Verstümmelung ihr Los ver¬ 
bessern können. Saarbrücken 1915. Verl. d. Sekt. I der 
Knappschafts-Berufsgenossenschaft. 

Eine Schrift, die mit Recht allgemeine Anerkennung gefunden hat 
und die wohl geeignet ist, den noch Zaghaften, auf die eigene Energie nicht 
Vertrauenden unter unseren Kriegsverwundeten Mut zu machen, sie zur 
Nachahmung der vielen angeführten und abgebildeten Beispiele anzuspor¬ 
nen. Denn gerade die grosse Zahl der angeführten Beispiele, die sich „nur 
auf die Anführung von Tatsachen, wie jederzeit nachgewiesen werden 
kann“, beschränken — „niemand ist bei einer Beschäftigung dargestellt, die 
er nicht auszuüben vermag“ — beweist, dass es nicht nur einzelne, mit 
besonderer Willenskraft ausgerüstete, Verstümmelte sind, die das hohe 
Ziel erreicht haben, trotz schwerster Gliedverluste die Verrichtungen des 
täglichen Lebens leisten und einen sie ernährenden Beruf vollkommen 
ausfüllen zu können, sondern dass jeder Einzelne bei gutem Willen und 
bei genügender Anleitung ebenfalls dieses Ziel erreichen kann. Es werden 
übersichtlich besprochen die Beinverletzungen je nach dem erlittenen Ver¬ 
luste, ebenso die Finger-, Arm- und Handverletzungen, dann die Kombina¬ 
tion von Arm- und Beinverletzungen, die Gelenkverletzungen und -Ver¬ 
steifungen, die Lähmungen und schliesslich die Kopfverletzungen. Ein 
Kapitel „Nutzanwendungen“ enthält Winke zur Verhinderung von Gelenk¬ 
versteifungen, Winke für Einhändige und Einarmige, Besprechung der Be¬ 
schäftigungsmöglichkeiten je hach der Art der Verletzung, Erörterungen 
über die Gelegenheit zum Erlernen und Umlernen, über Mittel und Wege 
zur Erlangung der besten Fürsorge für alle Verletzten. Den Schluss des 
Büchleins bildet ein Verzeichnis der Deutschen Krüppelheime, der deutschen 
Landesausschüsse für Kriegsbeschädigtenfürsorge, der Deutschen Bau¬ 
gewerkschulen, der Maschinenbau-, Hütten- und sonstigen Fachschulen 
Preussens, der Blindenanstalten Deutschlands und schliesslich ein aus¬ 
führliches Inhaltsverzeichnis. Wollenberg, Berlin. 

49) Silberstein, Maier-Bode, Möhring, Reidt, Bernhard. Ergebnisse 

der Kriegsinvalidenfürsorge im Kgl. orth. Res.- 
Laz. Nürnberg. Wiirzburg 1916. Curt Kabitzsch. 

Silberstein tritt in dieser Schrift, wie schon früher, dafür ein, 
dass die Kriegsinvalidenfürsorge sich an die Organisation der sozialen 
Fürsorge des Reiches anlehnt, dass dagegen die deutsche Krüppelfürsorge 
die Aufgabe lösen solle, diejenigen Kriegsteilnehmer zu versorgen, welche 
durch die Art ihrer Verletzung wirtschaftlich so schwer beeinträchtigt 

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bleiben, dass sie den Krüppelkindern in sozialer Hinsicht gleich zu erach¬ 
ten sind. Verfasser wendet sich dann besonders der Prothesenfrage zu: 
er empfiehlt für Beinamputierte Behelfsglieder, welche der Form nach 
„Kunstbeine“ sind, und die genau beschrieben werden. Die Herstellungs¬ 
kosten dieser Nürnberger Behelfskunstbeine für Oberschenkelamputierte 
betragen 41,95 Mk., für Unterschenkelamputierte 37,20 Mk. Immediat- 
prothesen (z. B. Qipsprothesen) verwendet S. nicht. 

Es folgt die Beschreibung einzelner praktischer Qeräte für Arm¬ 
amputierte: eine axn Teller zu befestigende Gabel zum Festhalten des Flei¬ 
sches beim Zerteilen, ein Waschbrett zum Bürsten der Hände. 

Kurze Beschreibung einer einfachen Unterarmprothese mit feststell¬ 
barem Kugelgelenk an Stelle des Handgelenkes. 

Nach kurzer Erwähnung der gebräuchlichen Armprothesen und etwas 
genauerem Eingehen auf den Carnes-Arm begründet S. eine von der üb¬ 
lichen abweichende Auffassung: er will keinen „Arm“ schaffen, sondern 
lediglich einen Apparat, der bedient wird von dem tätigen Arm des Ein- 
armers. Man gibt damit die äussere Form des Armes auf und gewinnt 
dadurch Freiheit in der konstruktiven Gestaltung. Nach diesem Gesichts¬ 
punkte hat S. durch die Siemens-Schuckert-Werke Nürnberg einen Arm¬ 
ersatz konstruieren lassen, der von Oberingenieur Kesten genau be¬ 
schrieben wird. Das Neue an ihm ist besonders das Freibleiben des 
Stumpfes, der nur zur schnellen und sicheren Einstellung der Prothese 
dient, während zur Kraftübertragung die Schulter dient. Erst nach völli¬ 
ger Gewöhnung an den Arbeitsarm gibt S. einen „Sonntagsarm“, der nur 
als kosmetischer Ersatz dient. Lehrreiche Bilder erläutern das Hantieren 
mit dem Arbeitsarm. Den Sonntagsarm lässt S. von der Puppenfabrik von 
H. Handwerck-Waltershausen i. Thür, herstellen. 

Der stellvertr. Lazarett-Inspektor P. Bernhard schildert Ein¬ 
richtung, Dienstbetrieb und Verwaltung der Werkstätten des Lazaretts, 
der Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung desselben, Landesökonomie¬ 
rat F. .Maier-Bode, in Wort und Bild die landwirtschaftliche Be¬ 
tätigung der Kriegsinvaliden. Der Leiter der Schulwerkstätten des Laza¬ 
retts W. M ö h r i n g behandelt das Kapitel „Zeichnen und Werkstatt“, 
Prof. R e i d t berichtet über die Korbflecht-Kurse für Kriegsinvalide an der 
Kgl. Fachschule für Korbflechterei in Lichtenfels. Wollenberg. 

50) Schlee. Die Kriegskrüppel-Fürsorge. (Ztschr. f. orthop. 

Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Besprechung des von Biesalski aufgestellten Programmes zur zweck¬ 
mässigen Gestaltung der Kriegsbeschädigten-Fürsorge, deren Erfolg in der 
Berufung orthopädischer Beiräte und der Zustimmung der Heeresverwal¬ 
tung zur Errichtung orthopädischer Reservelazarette gipfelt. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

51) Sippe), F. Wie verhelfen wir den Kriegsverstümmel¬ 

ten durch Ersatzglieder wieder zur Arbeits¬ 
fähigkeit und zum Eintritt in das bürgerliche 
Berufsleben? Stuttgart 1916. J. F. Steinkopf. 

Nach geschichtlicher Übersicht über Benutzung und Bau von 
Ersatzgliedern geht Verf., Vorstand der orthopädischen Heilanstalt Pau- 


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lifienhilfe in Stuttgart, auf die heutige Technik des Prothesenbaues sowie 
der Stumpfbehandlung ein, freilich nur ganz kurz, ohne Einzelheiten zu be¬ 
rühren. Eingehender zeigt er, wie es ihm gelang, durch Aufklärung und 
Beispiel den Lebensmut und die Energie der Verstümmelten zu heben, wie 
durch Unterrichtskurse und Übungen in Werkstätten die Berufsbildung ge¬ 
fördert wird, wie es gelungen ist, durch Berufsberatung und Stellenver¬ 
mittelung die so vorbereiteten Kriegsverstümmelten ihrem alten oder 
einem verwandten Berufe zuzuführen. Diese Berufsberatung und Stellen¬ 
zuweisung erfolgte durch die der Versicherungsanstalt Württemberg ange¬ 
gliederte Beratungsstelle für Kriegsinvalide. Kriegsblinde lernen Korb¬ 
flechten, Bürstenmachen, Maschinenschreiben, sollen auch versuchsweise 
bei der sogen. Qualitätskontrolle in einer Uhrenfabrik beschäftigt werden. 

Zahlreiche Abbildungen zeigen die tröstlichen Resultate, die unsere 
Kriegsverstümmelten wieder zu zum Teil vollwertigen Arbeitern machen. 

Wollenberg. 

52) Die Lazarettschule des orthopädisch-neurologi¬ 

schen Lazaretts Mannheim. Herausgeg. von der Lazarett¬ 
schulkommission. Dr. H. Haassche Buchdruckerei, Mannheim 1915. 

Die unter Stoffels Leitung stehende Lazarettschule gibt nach 
halbjährigem Bestände ihre Einrichtungen und die Organisation ihres 
Unterrichtes (Schreiben, Rechnen, Kurzschrift, Maschinenschreiben, eng¬ 
lischen und französischen Sprachunterricht, Lehrkurse für Bau- und 
Metallgewerbe, für den kaufmännischen Beruf, Werkstättenkurse für 
Schreiner-, Schlosser-, Schmiede- und Bandagisten-, Schuhmacher-, Buch¬ 
bindergewerbe, Modellieren) der Öffentlichkeit bekannt. Zahlreiche Ab¬ 
bildungen. Wollenberg, Berlin. 

53) Friedrich Maier-Bode. Einrichtungen der Kriegskrüppel¬ 

fürsorge in der Landwirtschaft. Zeitschr. f. Krüppel- 
fürs. Bd. IX, H. 4. 

Ausgehend von der Bedeutung, welche die Erhaltung der Arbeits¬ 
kräfte der kriegsbeschädigten Landarbeiter innerhalb der Landwirtschaft 
für den Staat hat, gibt Verfasser aus seinen Erfahrungen als Leiter der 
landwirtschaftlichen Invalidenschule des Reservelazaretts Nürnberg- 
Sehafhof wertvolle Anregungen, wie solche Kriegskrüppel verhindert wer¬ 
den können, nach den Städten abzuwandern, wo sie leicht dem erwerb¬ 
losen Proletariat verfallen. 

Der Lazarettaufenthalt soll Gelegenheit zu theoretischer landwirt¬ 
schaftlicher Ausbildung geben. Zu diesem Zwecke müsste in geeigneten 
Lazaretten die Belegung nach dem Beruf der Leute erfolgen. Es hat sich 
bewährt, die Kurse in drei Gruppen zu teilen, und zwar für selbständige 
Landwirte, Landwirtssöhne und solche für landwirtschaftliche Arbeiter. 

Amputierte müssen Prothesen erhalten, die mit Rücksicht auf den 
Beruf konstruiert sind. So brauchen Oberschenkelamputierte zum Graben 
stets eine Kniefeststellung. Für den Handersatz eignet sich nach den Er^ 
fahrungen des Verfassers die Keller hand am besten zu landwirtschaft¬ 
lichen Arbeiten. 

Selbständige invalide Landwirte sollen, mit Rücksicht auf die Volks¬ 
ernährung so bald wie möglich nach Hause entlassen werden. Unselbst- 


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ständige Landarbeiter wären nach genügender theoretischer und prak¬ 
tischer Ausbildung im landwirtschaftlichen Berufslazarett an Lehr- 
g ü t e r zu überweisen, die in ihren Einrichtungen den später in Betracht 
kommenden Ansiedlungen entsprechen. Für die weitere ärztliche Für¬ 
sorge der Kriegsbeschädigten wäre die Angliederung solcher Lehrgüter an 
das nächstgelegene Krüppelheim von Bedeutung. 

Jugendliche. Unverheiratete könnten auf den Lehrgütern solange be¬ 
schäftigt werden, bis sie durch eine geeignete Ehe siedlungsreif werden. 
Verfasser warnt davor, Kolonien nur von Kriegsinvaliden zu bilden, „denn 
dadurch würden sich die Kriegskrüppel als aus dem Rahmen des Volkes 
geworfen fühlen“. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

54) Horton-Düsseldorf. Die Rentenfurcht der Kriegsbe¬ 

schädigten. Zeitschr. f. Krüppelfürs. B. IX, H. 4. 

Verfasser unterscheidet die Renten furcht der Kriegsverstümmel¬ 
ten von der Renten psychose Unfallverletzter. Letztere stellt einen 
krankhaften Zustand dar infolge eines Nervenleidens oder anderer innerer 
Erkrankungen, während die Leiter der Amputierten-Lazarette die Renten¬ 
furcht in der Weigerung ihrer Patienten sehen, sich in der Benutzung der 
Prothesen genügend auszubilden, um bei erhöhter Geschicklichkeit nicht 
die Rente zu verlieren. 

Eine Rundfrage des Landeshauptmannes der Rheinprovinz hat nun 
gezeigt, dass die Rentenfurcht bei Kriegsbeschädigten, die mit Renten aus 
dem Militärverhältnis entlassen sind, nur sehr vereinzelt vorkommt. Die 
Verhältnisse gestalten sich also zu Hause anders als im Lazarett. Hier¬ 
für gibt Verfasser folgende Gründe an: Zunächst veranlasst die allge¬ 
meine Teuerung die Leute zur Arbeit, ferner locken die gegenwärtigen 
hohen Löhne. Im Lazarett beeinflusst häufig der militärische Zwang die 
Arbeitsfreude ungünstig und die Massenbelegung der Lazarette befördert 
die psychische Ansteckung mit dem „Unzufriedenheitsbazillus“. Schliess¬ 
lich wirkt auch die Unentschiedenheit der Rentenhöhe nachteilig. Sobald 
diese feststeht, kann der Kriegsbeschädigte leichter berechnen, wie wenig 
der Betrag einer etwaigen Kürzung ins Gewicht fällt gegenüber dem 
grösseren Arbeitsverdienst. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

55) Hansen-Kiel. Richtlinien über den Unterricht Kriegs¬ 

beschädigter über Fragen der Arbeiterver¬ 
sicherung. Zeitschr. f. Krüppelfürs. Bd. IX, H. 4. 

Da erfahrungsgemäss viele Versicherte wenig oder gar nicht darüber 
orientiert sind, welche Ansprüche sie als Kriegsbeschädigte an die Ar¬ 
beiterversicherung zu stellen haben, hat Hansen in sechsstündigen Kursen 
Aufklärung geschaffen. Wie er dabei die Stoffverteilung vornahm, zeigt 
ein kurz gefasstes Programm der einzelnen Stunden. 

Es wäre zu hoffen, dass diese Bestrebungen auch in anderen Städten 
Nachahmung fänden. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

56) Würtz, Hans. Fragen zur Ansiedlung Kriegsbeschä¬ 

digter. Zeitschr. f. Krüppelfürs. B. IX, H. 5. 

Heft 5 der Zeitschrift für Krüppelfürsorge ist als „Siedlungsheft“ 
gedacht. Würtz wirft einleitend eine Reihe wichtiger Fragen zu dem 
Problem der Ansiedlung auf, die zum Teil in den weiteren Aufsätzen eine 


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Antwort finden. Zur Ergänzung dient die Wiedergabe der Reichstags¬ 
verhandlung über den Kapitalsabfindungsentwurf. Zum näheren Referat 
nicht geeignet. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

57) Enterich FerenczI. Staatliche Invalidenfürsorge in 

Ungarn. Zeitschr. f. Krüppelfürs. Bd.. IX, H. 4. 

Im September 1915 ist durch die Schaffung eines König 1. Unga¬ 
rischen Invalidenamtes eine Vereinigung der anfangs getrenn¬ 
ten Kommissionen für ärztliche und soziale Hilfe erzielt. Das Amt beauf¬ 
sichtigt, leitet und unterstützt die im Privatwege entstehenden Institute 
der Fürsorge. Diese teilen sich in Nachbehandlungsanstalten, Prothesen¬ 
werkstätten und Invalidenschulen. Die Leitung jeder Abteilung liegt in 
den Händen eines fachmännischen Direktors. 

Die Nachbehandlung erfolgt auf Kosten der gemeinsamen Armee und 
kann die Dauer eines Jahres nicht überschreiten. Personen, die sich , der 
Behandlung entziehen, können ganz oder zum Teil ihren Anspruch auf 
Invalidenversorgung verlieren. 

Die Unterstützung erfolgt dem Charakter des Volksheeres ent¬ 
sprechend nicht nach dem militärischen Rang, sondern nach der Einbusse 
der physischen Erwerbsfähigkeit. Eine Tabelle gibt über die Unter¬ 
stützungshöhe eine Übersicht. Am 30. September 1915 ergab eine Zäh¬ 
lung rund 29 000 Invaliden mit äusseren Verletzungen, während nicht ganz 
6000 Personen infolge innerer Erkrankung Invalide geworden waren. 

Die Nachbehandlungsinstitute werden alle neu eingerichtet. Ihre 
Zahl kann daher nur langsam vermehrt werden, wobei Budapest beson¬ 
ders bedacht wurde. Die dortigen Anstalten sollen so ausgebaut werden, 
dass 10 000 Plätze für die Invaliden bereit stehen. 

Die soziale Seite der Invalidenfürsorge ist nach Ansicht des Ver¬ 
fassers noch sehr unentwickelt. Er vermisst besonders in den Schulen 
landwirtschaftlichen Unterricht, obwohl ca. 90 Prozent der Invaliden 
landwirtschaftlichen Berufen angehören. Die Frage der Invalidenansied- 
lung aus staatlichen Mitteln ist auch noch nicht entschieden. Das Arbeits¬ 
vermittlungsamt brachte bisher nur 500 Invaliden unter. „Der Hauptfehler 
der staatlichen Organisation der Invalidenfürsorge in Ungarn besteht zur¬ 
zeit noch in der ausschliesslich staatlich-bürokratischen Zentralisation 
aller sozialen Aufgaben.“ Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

58) Lewy. Invaliden-Fahrräder. Ztschr. f. ärztl. Fortbldg. 

1916. Nr. 1. 

Beschreibung einer Verbesserung des in Nr. 29 der Münchn. m. W. 
beschriebenen Rades mit neuartigem Tretkurbelantrieb. Die Neue¬ 
rung besteht in der Anbringung eines dritten Rädchens, das beim 
Auf- und Absteigen mitgefahren, während der Fahrt ausgeschaltet werden 
kann. „Es ermöglicht ein langsames, sicheres Auf- und Absteigen und ge¬ 
stattet das Sitzenbleiben auf dem ruhenden Rade“. Wollenberg. 

59) Honnefeider, A. Anleitung zur Erlernung der Schön- 

und S c h n e 11 s c h r i f t für die linke und rechte Hand 

nach prinzipieller Methode für den Selbst¬ 
unterricht bearbeitet. Leipzig, Otto Weber. 

Der Inhalt, der sich für ein kurzes Referat nicht eignet, geht aus 


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dem Titfel des Heftes hervor. Seine Wichtigkeit besonders für unsere 
rechtsamputierten Soldaten liegt auf der Hand. Die Übungen sind für 
jeden Tag fortschreitend, derart, dass das Übungspensum in 44 Tagen er¬ 
ledigt wird. Verfasser hat für die linkshändige Schrift einen besonderen 
Federhalter konstruiert und die Federführung vorgeschrieben. 

Wollenberg. 

, Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie* 

60) Fehling, H. Über Wundbehandlung bei Kriegsver¬ 

letzten. Beitr. z. klin- Chir. Bd. 100, Hft. 1. 

Fehling teilt seine Beobachtungen bei der Wundbehandlung der 
Kriegsverletzten mit. Sehr viele Wunden sind bekanntlich infiziert. Man 
ging deshalb wieder zur Antisepsis über. Das einzige Antiseptikum, das 
sich Fehling bewährte, ist Kollärgol. Natriumhypochlorit wandte Fehling 
nicht an. Die Hauptvorbedingung sei, dass innerhalb 6 Stunden die Spül¬ 
behandlung begonnen würde. Hierdurch wird nach Fehlings Meinung die 
Wunde zu sehr beunruhigt. Carrel sagt, dass nach 3—5tägiger Instillation 
die Bakterien in der Regel verschwunden seien. Dem entgegnet Fehling, 
dass bei nicht zu schwerer Infektion innerhalb dieser Frist auch ohne die 
Carrelsche Behandlung die Selbstreinigung eintritt. Sehr lobt Fehling 
die Biersche Stauungs- und Saugbehandlung. In der offenen Wundbehand¬ 
lung erblickt Fehling einen Vorteil. Oörres, Heidelberg. 

61) Hamm, A. Asepsis oder Antisepsis bei frischer 

Wundinfektion. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 100, Hft. 1. 

Die Erfahrung bei der Wundbehandlung hat ergeben, dass wir bemüht 
sein müssen, die „autoantiseptische“ Kraft des Körpers zu unterstützen. 
Die Desinfektion der Wunde im Sinne Listers ist nicht erreichbar. Als 
bestes Antiseptikum im Sinne, die lokalen Abwehrvorrichtungen der infi¬ 
zierten Wunde zu erhöhen, hat sich trotz seiner geringen baktericiden 
Wirkung, das Kollärgol erwiesen. Oörres, Heidelberg. 

62) Seefisch, O. Zur Frage der offenen Wundbehandlung 

im Kriege. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 100, Hft. 1. 

Seefisch hat sich bemüht, nach praktischen Gesichtspunkten die Vor¬ 
teile und Nachteile der offenen Wundbehandlung gegeneinander an einem 
grossen Krankenmaterial abzuwägen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass 
die offene Wundbehandlung dem Okklusivverband gegenüber nicht einen 
einzigen so bedeutenden Vorteil hat, dass sie einen grundlegenden Fort¬ 
schritt bedeute, da ihre Vorteile vorwiegend äusserlicher Natur und neben¬ 
sächlicher Art seien. Die stark verlangsamte Heilung der Wunde mit der 
schädlichen Wirkung auf die spätere Funktion sei ein erheblicher Nachteil. 

Oörres, Heidelberg. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
senden. 


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Band X. 


August 1916 


Heft 8 


Die Druckempfindlichkeit des Nervenstammes 
unterhalb der Verletzungsstelle und ihre prog¬ 
nostische und diagnostische Bedeutung. 

Von 

Dr. ERNST TELLER, Nervenarzt, 

Berlin-Charlottenburg. 

Der gesunde unverletzte Nerv ist verhältnismässig wider¬ 
standsfähig gegen Druck und unempfindlich. 

Der Nervendruckschmerz wird gekennzeichnet durch das 
Ausstrahlen nach der Körperperipherie in das Verzweigungsgebiet 
des Nerven. Bei stärkerem Druck tritt auch ein lähmendes Gefühl 
in den von dem Nerven versorgten Muskeln ein. 

Der Weg, welchen ein auf einen peripheren Nerven ausge¬ 
übter Reiz im Nerven zum Zentralnervensystem hin und von dort 
wieder zur Körperperipherie zurücklegt, sei durch eine einfache 
Zeichnung dargestellt. G. sei das Zentralnervensystem, P. die 
Peripherie des Körpers. Die Linie G. P. stellt den Nerv in seiner 
Gesamtheit dar. 

-f R 

I ■ ■ ■ — p 

- > 

Wird nun in R ein schmerzauslösender Reiz, z. B. ein Druck 
ausgeübt, so geht der Reiz auf dem Wege RG zum Gehirn, wird 
dort zur bewussten Schmerzempfindung und nun in Richtung GP 
an die Körperperipherie P, beziehungsweise sein Verzweigungs¬ 
gebiet, projiziert. 

Wird nun auf dem Wege GR ein Leitungshindernis — eine 
Verletzung — z. B. an dem Orte D eingeschaltet, so ist die Nerven¬ 
leitung als unterbrochen anzusehen, wenn ein in R, also weit 
unterhalb der Verletzungsstelle, ausgeübter Reiz, z. B. ein 
Druck nicht mehr in P, dem Verzweigungsgebiet des Nerven, als 
dahin ausstrahlend, empfunden wird. Denn R findet in D die Lei¬ 
tung zum Gehirn gesperrt. 

o d «-« r p 

I -1- . *1 I 

Wenn der Reiz dagegen an der Verletzungsstelle D selbst 
oder oberhalb D ausgelöst wird, so entsteht ebenfalls ein aus¬ 
strahlender Schmerz, welcher nach P, der Peripherie, hin verlegt 
wird, ein täuschender Sinneseindruck — einer fata morgana ver¬ 
gleichbar. 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. 10, H. 8 16 



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Denn alle Orte am Nervenstamm von der Verletzungsstelle 
aufwärts zum Zentralnervensystem Q geben nach dem Verzwei¬ 
gungsgebiet ausstrahlenden Schmerz, weil ja der Nervenstamm 
oberhalb der Verletzungsstelle sämtliche Bahnen enthält, auch 
diejenigen, welche am locus laesionis unterbrochen sind, und weil 
nun einmal jeder den Nerv treffende Reiz in die Peripherie verlegt 
und als von dort ausgehend empfunden wird. 

Es wäre somit ein Trugschluss, aus dem ausstrahlenden 
Druckschmerz der Verletzungsstelle oder oberhalb derselben an¬ 
zunehmen, dass durch die Verletzungsstelle hindurch Leitungs¬ 
fähigkeit des Nerven bestünde. 

Das krasseste Beispiel für diesen Fall bietet das Amputations¬ 
neurom. 

Vom Amputationsneurom aus und auch vom Nervenstamm 
oberhalb desselben empfindet ja der Amputierte oft genug Schmer¬ 
zen quälendster Art im Fuss oder in der Hand. Ein prognostischer 
Schluss aus dieser Erscheinung auf Wiederherstellung der Glied¬ 
massen ist ja leider unberechtigt. 

Die vorhergehende Überlegung ist für die Beurteilung der 
Verletzungen von peripheren, gemischten Nerven von Wert. 

Denn Neurologen und Chirurgen stimmen darin überein, dass 
ein diagnostisches Hilfsmittel fehlt zur Beurteilung, ob ein verletz¬ 
ter Nerv völlig durchtrennt ist resp. alle seine Bahnen leitungs¬ 
unfähig sind. Desgleichen fehlt ein Frühsymptom für die erfolg¬ 
reiche Wiedervereinigung des Nerven durch Naht oder Über¬ 
brückung durch Edinger-Agarröhrchen, Überpflanzung etc. 

Denn die elektrische Erregbarkeit des Nerven uhd der zuge¬ 
hörigen Muskeln ist bei Querdurchtrennung des Nerven oder einer 
so schweren Verletzung, dass sie einer Querdurchtrennung gleich¬ 
kommt, spätestens 12 Tage nach der Verletzung erloschen. 

Sie tritt sehr oft erst später wieder auf als die Funktion selbst. 

Nach operativer Vereinigung des durchtrennnten Nerven 
durch Naht kehrt die elektrische Erregbarkeit ebenfalls oft genug 
später wieder als die Funktion durch Willensimpuls. 

Anders verhält es sich mit der ins Verzwei¬ 
gungsgebiet ausstrahlenden Druckempfindlich¬ 
keit unterhalb der Verletzungsstelle eines 
Nerven. 

Unmittelbar nach einer schweren Verletzung, welche einen 
peripheren Nerv getroffen hat, ist auch sie wohl meist aufgehoben. 

Vorausgesetzt, dass eine Querdurchtrennung des Nerven nicht 
besteht, kehrt sie aber nach einiger Zeit, Tage, Wochen oder noch 
später danach, je nach der Schwere der Schädigung, deutlich wie¬ 
der und gibt Sicherheit darüber, dass die sensible Leitung des 


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-Nerven noch erhalten ist. Mit einem hohen Grade von Wahr¬ 
scheinlichkeit wird dann auch die Wiederherstellung der moto¬ 
rischen Funktionen des Nerven zu erwarten sein. 

Oder wenn man es doch für gut hält, die Verletzungsstelle 
des Nerven operativ freizulegen, so wird in der Regel in solchem 
Falle vom Neurologen vorausgesagt werden können, dass es sich 
nur um eine Neurolyse handeln werde, dass mit Sicherheit eine 
Bahn, und zwar eine sensible, erhalten sei, und mit Wahrscheinlich¬ 
keit auch motorische Bahnen. 

Es kommen allerdings auch solche Fälle vor, in welchen nur 
die sensible Bahn erhalten ist, während die motorischen quer durch- 
irennt vorgefunden werden, z. B. der folgende: 

Musketier D., geb. 93, wurde am 1. 11. 15 an» rechten Oberarm ver¬ 
wundet. Der Nervus radialis war im oberen Teil des Sulc. bicipit. intern, 
verletzt. Es bestand komplette Radialislähmung. — Am 16. 3. 16 war zum 
•erstenmal ausstrahlende Druckempfindlichkeit des Nervus radialis nach¬ 
zuweisen bis herab in die Rückseite des Daumens und die Daumenseite 
•des Handrückens. Es wurde deshalb vor der Operation angenommen, 
dass eine völlige Querdurchtrennung des N. radialis nicht vorliegen werde. 
Am Tage darauf, am 17. 3. 16, Operation durch Dr. Wollenberg. 

Der Nervus radialis wird unter kirschgrossen Varixknoten liegend 
gefunden und nach abwärts verfolgt; dabei zeigt sich, dass er sehr bald 
in einer dicken platten Narbe endet bis auf eine Bahn. 

Eine hintere mediale Bahn ist erhalten und wird bis zu dem peripheren 
Ende des Nervenstammes, der ebenfalls kolbig verdickt.ist, verfolgt. 

Diese Bahn kann erhalten werden, während die übrigen nach Resek¬ 
tion der kolbigen Neurome durch Edingeragarröhrchen vereinigt werden. 

Zwei Tage nach der Operation zeigte sich rasch zunehmende Sensi¬ 
bilität im Radialisgebiet der Hand. 

Die Zeitspanne nach der Verletzung, ob früh oder spät, 
nach welcher die ausstrahlende Druckempfindlichkeit des Nerven 
zuerst auftritt, ist ebenfalls von grossen prognostischem Wert. 
Desgleichen ist die Art des Ausstrahlens von Bedeutung, ob der 
■Schmerz wirklich bis in die Endverzweigungen ausstrahlt oder nur 
•ein mehr oder weniger weites Stück nach der Peripherie hin. 

Je früher die ausstrahlende Druckempfindlichkeit auftritt und 
je deutlicher sie das ganze Verzweigungsgebiet des Nerven um¬ 
fasst, desto günstiger ist die Prognose auf vollständige relativ- 
schnelle Heilung. 

Auch hat die Druckempfindlichkeit einen im Verlaufe des 
Heilungsprozesses zu beobachtenden anschwellenden und zur völli¬ 
gen Heilung wieder abschwellenden Charakter, wie ja jeder Hei¬ 
lungsprozess einen Zustand erhöhter Reizbarkeit mit sich bringt, 
der allmählich zur Norm abklingt. 

Am operativ vereinigten Nerven sind, wie an der Hand eines 
Experimentes, dieselben Verhältnisse zu beobachten. 

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Die ins Verzweigungsgebiet des Nerven ausstrahlende- 
Schmerzempfindung bei Druck auf den Nervenstamm unterhalb 
der Verletzungsstelle oder unterhalb der Nahtstelle ist nicht zu ver¬ 
wechseln mit der Wiederkehr der Sensibilität, in dem vom Nerven 
versorgten Hauptgebiet. 

Während die ausstrahlende Druckempfindlichkeit der Wieder¬ 
kehr der motorischen Funktion sowie der elektrischen Erregbar¬ 
keit zeitlich weit vorausgeht, so ist in vielen Fällen zu beobachten, 
dass die Sensibilität später wiederkehrt als die Motilität, und zwar 
scheint es mir, als ob dies bei den durch Edingerröhrchen überbrück¬ 
ten Nervendefekten besonders häufig der Fall ist. 

Die Prüfung auf ausstrahlende Druckempfindlichkeit des Ner- 
venstammes unterhalb der Verletzungsstelle sind naturgemäss ana¬ 
tomische Grenzen gesetzt, insofern als es immer schwieriger sein- 
wird, geeignete Druckpunkte zu finden, je peripherer die Ver¬ 
letzungsstelle liegt. 

Auch hat sie nur für die langen Gliedmassennerven, die 
durchweg sensible und motorische Fasern führen, Bedeutung und 
Anwendungsmöglichkeit. 

An weit über 100 operierten und noch mehr zur Unter¬ 
suchung gelangten Fällen von Kriegsverletzungen der Nerven sind! 
die dargelegten Verhältnisse immer wieder bestätigt worden. 

Durch Herrn Privatdozent Dr. Wollenberg, Chirurg, ortho¬ 
pädischer Consiliarius des 3. Armeekorps, wurde dem Vereins¬ 
lazarett Nöllendorf-Sanatorium ein reiches Material von Nerven¬ 
verletzungen zugeführt, von mir dort nachuntersucht, und von Herrn 
Dr. Wollenberg mit meiner Assistenz operiert, wobei wir uns zur 
Genüge von der Zuverlässigkeit des beschriebenen Symptoms 
überzeugen konnten durch Autopsie in vivo. 

Die Technik der Prüfung auf Druckempfindlichkeit unterhalb 
der Verletzungsstelle gestaltet sich sehr einfach: 

Am Arm ist der N. radialis der am meisten Ver¬ 
letzungen ausgesetzte Nerv, und zwar am Oberarm im 
Sulc. bicip. internus, dicht unterhalb der Achselhöhle und an 
der halben Spiralwindung, die er um den humerus beschreibt,, 
um an dessen Aussenseite zu gelangen. 

Der Nervenstamm lässt sich 3—4 Fingerbreiten oberhalb 
des Epicondyl. lateral humri leicht auffinden und unter dem Fin¬ 
ger rollend gegen den humerus drücken. 

Oder man fühlt ihn in der Furche zwischen M. M. brachial, 
intern, und coracobrachialis dicht unterhalb der Ellenbeuge und 
löst dort den Druckschmerz aus. 

Der N. medianus, welcher am häufigsten im Sulc. bicip. 
internus verletzt wird oder auch in der Mittellinie des Vorder- 


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.arms wird am besten fühlbar am oberen Rande des Sulc. bicip. 
intern., dicht unterhalb der Ellenbeuge und dicht oberhalb des 
Handgelenks. 

Der Nervus ulnaris, der ebenfalls mit Vorliebe im Sulc. 
bicip. internus Verletzungen ausgesetzt ist, ist am besten palpabel 
im Sulc. nervi ulnaris ulnae medial vom Olecranon. Wenn er am 
Unterarm verletzt ist, ist er unterhalb der Verletzungsstelle, dicht 
oberhalb des Handgelenks an der medialen Seite des M. flexor 
carpi ulnaris zu fühlen. 

Am Bein ist der Nervus ischiadicus der so häufig verwun¬ 
dete Nerv, desgleichen seine beiden Hauptstämme des Nervus 
tibialis und Nervus peroneus. 

Der Nervenstamm des N. peroneus ist dicht unterhalb des 
Copitul. fibulae am besten zugänglich, der des Nervus tibialis in 
der Kniekehle. 

Sitzt die Verletzung des Nervus ischiadicus noch in der 
Gesässgegend, so bietet die Mitte der Glutaealfalte den geeignet¬ 
sten Nervendruckpunkt. 

Die genannten Druckpunkte seien als die wichtigsten hervor- 
^ehoben. 

Das Wesentliche bei der Prüfung ist, dass bei Druck auf den 
Nerv unterhalb der Verletzungsstelle, der Schmerz ein in das 
Verzweigungsgebiet des Nerven ausstrahlender ist. 

Zusammenfassend ist über das Symptom der ausstrahlenden 
Druckempfindlichkeit des Nerven unterhalb der Verletzungsstelle 
-zu sagen: 

Sein Vorhandensein ist ein sicheres Zeichen bei Verletzun¬ 
gen der peripheren Nerven, dass die Continuität nicht aufgehoben 
ist. Mit Sicherheit gilt dieses für sensible-Bahnen, mit Wahr¬ 
scheinlichkeit für die motorischen. 

Bei operativer Vereinigung der Nervenenden ist es das 
früheste Anzeichen der wiederhergestellten Leitung, mit Sicher¬ 
heit für die sensible Leitung geltend, mit Wahrscheinlichkeit für 
die motorische. 

Es ist ein Frühsymptom, welches der elektrischen Erreg¬ 
barkeit von Nerv und Muskel um Wochen und Monate voraus¬ 
eilt, desgleichen den ersten Anzeichen wiederkehrender Funk¬ 
tion auf Willensimpuls hin. 

Je früher es auftritt und je vollständiger der Reiz in die 
Endverzweigungen des betreffenden Nerven ausstrahlt, desto 
prognostisch günstiger ist es zu bewerten. 


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Ä. Allgemeine Orthopädie. 

Orthopädische Technik. 

(Verbände, Apparate, Maschinen.) 

1) Müller, W. B. Über Schussverletzungen des Ober* 

arms und deren Behandlung. (D. m, W. 1916, Nr. 30;. 
S. 902.) 

M. gibt einen neuen Verband an, der die Stellung des Oberarms der 
natürlichen Richtung gleich bringt, offene Wundbehandlung und häufigem 
Verbandwechsel ermöglicht und leicht und rasch anzulegen ist. Er besteht 
aus zwei Hauptteilen, einem Gipsring um die Brust und einer Schiene für 
den Arm, die durch Aluminiumschienen verstärkt untereinander fest ver¬ 
bunden sind. (Näheres siehe Original mit Abbildungen.) 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

2) Welss. Die Gipsextensionsbehandlung der Ober¬ 

armschussfrakturen. (D. m. W. 1916, Nr. 31, S. 947.) 

Die Methode beruht auf dem Prinzip des alten Middeldorffschen- 
Triangels, nur mit dem Unterschied, dass die Schenkel des Dreiecks nicht 
geschlossen sind, sondern durch Drehung der Schiene um ihre Längsachse, 
der für den Unterarm bestimmte Schenkel vor den Körper zu liegen kommt.. 
Die Schiene wird so angelegt, dass nach Massnahme am gesunden Arm 
der für den kranken Oberarm bestimmte Schenkel so lang gewählt wird, 
dass eine Distraktion d,er Frakturenden beim Lagern über der Schiene¬ 
erzielt wird. N a e g e 1 i, Greifswald. 

3) Crone, E. Der Beckengipsverband bei Oberschenkel¬ 

schussbrüchen. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 28, S. 571.) 

C. empfiehlt den orthopädischen Tisch von Schulze,, 
auf dem jeder, auch der weniger Geübte, mit Leichtigkeit einen vorzüg¬ 
lichen Beckengipsverband in stärkster Extension anlegen kann. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

4) Bähr, F. Stützapparate bei Peroneuslähmungen. 

(D. m. W. 1916, Nr. 28, S. 848.) 

Angabe eines einfachen von der Firma A. Pöhlmann (Hannover) an¬ 
gefertigten Apparates. Siehe Skizze. N a e g e 1 i, Greifswald. 

5 Lossen, K. Ein neuer M a r s c h r i e m e n. (D. m. W. 1916, 
Nr. 30, S. 912.) 

Angabe eines neuen Marschriemens, der in erster Linie den Fuss- 
stützt, in zweiter Linie zur Befestigung von Gegenständen (Sporen) dient. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

6) Wegrad. Zur Verwendung einfacher Stelzschienen 
im Operationsgebiet während des Bewegungs¬ 
krieges. (D. m. W. 1916, Nr. 31, S. 907.) 

Es werden verschiedene Holzschienen angegeben, die leicht mitzu¬ 
führen bezw. auch sofort draussen angefertigt werden können. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


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7) Schmidt, Emil. Zur Herstellung orthopädischer Hül¬ 

senapparate. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Empfehlung des Gipsleimes nach Prof. Riedinger zur Herstellung der 
Hülsenapparate, Besprechung seiner Vorteile. Mosenthal, Berlin. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

8) Henze, C. u. Mayer, L. Experimentelle Untersuchungen 

über Sehnenverpflanzungen und seidene Sehnen, 

mit besonderer Berücksichtigung der Verhinde¬ 
rung von Verwachsungen. (Ztschr. f. orth. Chir. 

Bd. 35, H. 4.) 

Die experimentellen Studien der Langeschen Seidensehnenplastik be¬ 
stätigen völlig die Erfahrungen, die man mit der Biesalskischen Sehnen- 
scheidenaustauschung am Menschen gemacht hat. Wegen der anatomischen 
Unterschiede zwischen Mensch und Kaninchen war es unmöglich, die 
Langesche subkutane Methode experimentell zu prüfen. Alle künstlichen 
Methoden, Verwachsungen zu verhüten durch Einpflanzung von lebenden 
Geweben oder Fremdkörpern, sind unratsam, denn sie bedingen Verwach¬ 
sungen, anstatt sie zu verhüten. Die einzige Ausnahme ist die cargile 
Membran. Es ist möglich, dass diese Membran für 5 oder 6 Wochen etwas 
leistet, um feste Verwachsungen zu verhindern. Doch bedarf die Methode 
noch der Nachprüfung bei Sehnenverpflanzungen am Menschen. Die Ver¬ 
wachsungen nach der Langeschen Operation bilden sich nicht zwischen 
Seidenfaden und den umgebenden Geweben, sonde r n zwischen den 
Sehnenenden und der Umgebung. Die durchflochtene Sehne zeigt eine 
ausgedehnte postoperative Nekrose, welche innerhalb 5 oder 6 Wochen 
ausgeglichen ist. Während dieser Periode soll sie ruhig gestellt werden, 
und die Seidenstränge sollen keinem starken Zug ausgesetzt werden, sonst 
besteht die Gefahr, dass entweder die Seidenstränge ausreissen, oder dass 
sie die Sehne aufschlitzen und dadurch rutschen, so dass die nötige Span¬ 
nung verloren geht. 

Das Gewebe, welches die Seide nach der Langeschen Operation um¬ 
wächst, besteht aus einem dichten fibrösen Bindegewebe. Fast alle 
Fibrillen und Zellen desselben sind parallel der Längsachse der Seide ge¬ 
lagert, nur eine kleine Anzahl wächst rund um die Seide herum. Das Ge¬ 
webe entwickelt sich hauptsächlich aus dem umgebenden Bindegewebe 
heraus, indessen tragen die echten Sehnenzellen und die Zellen des Pe¬ 
ritenoniums und der Sehnenscheide ebenfalls zu seiner Bildung bei. Die 
Anordnung seiner Fibrillen und der Grad seiner Entwicklung hängt von 
der funktionellen Inanspruchnahme ab. Es muss betont werden, dass seine 
Entwicklung in den ersten Wochen sehr rasch vor sich geht, sich hingegen 
später verlangsamt. Die Spannung an der Sehne hat längere Zeit die 
Seide hauptsächlich zu ertragen, und es darf deshalb nur Seide von ge¬ 
nügender Spannkraft Verwendung finden. Mosenthal, Berlin. 

9) Spitzy. Behandlung von Hand- und Fingerkontrak¬ 

turen mit künstlicher Fettumscheidung. (Ztschr. f. 

orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Bei wirklichen Narbenkontrakturen genügt die orthopädische konser- 


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vative Behandlung nicht, wo möglich, empfiehlt er die Sehnenverpflanzung 
mit oder ohne Sehnenscheide. An Stelle der letzteren verwendet er tieri¬ 
sche Fette, vor allem Schweinefett, das auf 60 Proz. erhitzt, leicht zu 
sterilisieren und in halbfestem Zustand noch eingespritzt werden kann. 
Technik der Operation: nach Freilegung und sauberer Freipräparierung 
der Sehnen von Narben werden dieselben mit Schweinefett umlagert. Bei 
der Gefahr der Nekrotisierung der Haut wird zweizeitig operiert, schon 
am zweiten Tage Beginn mit Bewegungen. Bei Zerstörung von Finger¬ 
gelenken wird durch Abtragung der kallösen Massen eine Pseudarthrose 
hergestellt und starres Fett eingelagert. Die Fettmischung mit verschie¬ 
denen Schmelzpunkten zur Injektion werden von den Apollowerken in 
Wien hergestellt, dieselben (Oleomargarin und Presstalg) werden in einer 
erwärmten Reibschale gemischt und dann in Kolben im Wasserbad ver¬ 
flüssigt, darauf in Heissluft-Sterilisator auf 160 Proz. erhitzt. Die Ein¬ 
spritzung geschieht mittels erwärmter Spritze. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

10) Haglund, Patrik. Eine seltene Indikation für Sehnen¬ 

plastik am Kniegelenk. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Bei einer Patientin besteht nach Kinderlähmung noch eine Lähmung 
des Semitendinosus und Semimembranosus, wodurch durch das Über¬ 
gewicht des Biceps eine geringe Aussenrotation des Beines zustande kam: 
Operation: die beiden medialen Sehnen werden bei Innenrotation des Unter¬ 
schenkels und gebeugten Knie an den Biceps genäht und die zentralen 
Teile der medialen Muskeln an ihre Sehnen unterhalb der Nahtstelle. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

11) Katzenstein, M. Die Übertragung von Muskelkraft 

auf gelähmte Muskeln durch Faszien. (Ztbl. f. Chir. 

1916, Nr. 27, S. 548.) 

K. empfiehlt Faszienstreifen zur Übertragung der Muskelkraft auf 
weiter entfernt gelegene gelähmte Muskelgruppen. Faszie eignet sich 
deshalb am besten, weil sie nicht nur eine Kraftübertragung auf weitere 
Strecken ermöglicht, sondern durch ihre physiologische Bedeutung als 
Muskeldecker mit diesem und mit Sehnen innig verwächst. 

Diese Übertragung wurde bei Faszalislähmung durch Faszienstreifen 
aus dem M. temporalis, sowie bei Peroneuslähmung durch Übertragung 
der Kraft des M. quadriceps operativ mit Erfolg ausgeführt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

12) Rosenthal, Wolfgang. Verschluss traumatischer Gau¬ 

mendefekte durch Weichteile des Gesichts. (Ztbl. 

f. Chir. 1916, Nr. 29, S. 596.) 

R. verwendet gestielte Hautschleimhautlappen aus der Wange zur 
Deckung von traumatischen Gaumendefekten. (Technik siehe Abbildungen.) 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


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B. Spezielle Orthopädie. 

Nervenerkrankungen. 

13) Perthes, G. Über Fernschädigungen peripherischer 

Nerven durch Schuss und über die sogenannten 

Kommotionslähmungen der Nerven bei Schuss- 

Verletzungen. (D. in. W. 1916, Nr. 28, S. 842.). 

Die Bedeutung der Fernschädigung ist in der Pathologie der 
Nervenschüsse offenbar sehr gross. Die klinisch vollständige Lähmung 
eines nur teilweise durchschossenen Nerven ist daher ein häufig beob¬ 
achteter Fall. Der wesentliche Teil der spontanen Besserungen, die man 
nach Nervenschüssen sieht, stammt aus dem Gebiete der Fernschädigun¬ 
gen des Nerven. 

Der Mechanismus der seitlichen Einwirkung des Geschosses auf den 
nicht getroffenen Nerven wurde durch Experimente festzustellen versucht 
(Einspannen von Drähten in ein Oberschenkelpräparat). Es zeigt sich, 
dass die von dem Geschoss nicht getroffenen, dem Schusskanal benach¬ 
barten Drähte eine beträchtliche Au/sbuchtüng erfahren, dass dem Infan¬ 
teriegeschoss bei 30 m Entfernung bei einfachem Weichteilschuss eine 
beträchtliche Seitenwirkung zukommt. Mit dieser seitlichen 
Ausbuchtung des Nerven muss eine Dehnung in der Längsrichtung sich 
verbinden — analog der Verletzung der Gefässe (Lexer). 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

14) Erfurth. Ein Beitrag zur traumatischen Lähmung im 

Bereiche des Plexus lumbosacralis. Monatsschr. f. 

Unfallf. u. Inv. XXIII, 5. 

Es handelte sich um einen Bruch der linken Beckenhälfte an der 
Schambeinfuge und den Kreuzbeinlöchern. Infolge der hierdurch ermög¬ 
lichten Verschiebung nach oben kam es durch Quetschung oder Zerrung 
einiger Stränge des Plexus lumbosacralis zu einer partiellen Lähmung des 
N. ischiadicus, und zwar sowohl im tibialen als im peronealen Teil. Die 
Lähmung zeigte Neigung zur Rückbildung. 

K i e w e , Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

15) Naegeli, Th. Totaler Nervend urchschuss mit eigen¬ 

artiger partieller Spontanheilung. (M. Kl. 1916, 

Nr. 32, S. 848.) 

Es handelt sich bei einem 24jährigen Kriegsfreiwilligen um einen 
Durchschuss durch den linken Oberschenkel mit sofortiger totalen Läh¬ 
mung des linken Fusses. Allmählich stellte sich im Laufe eines Jahres 
die Funktion im Gebiet des N. peroneus spontan grösstenteils wieder ein, 
während der N. tibialis gelähmt blieb. Bei der Operation fand sich eine 
direkteVereinigungdesperipherenPeroneus — mit dem 
zentralen Tibialisstumpfe, während die anderen Enden frei 
in Narbenmassen lagen (Skizze). Das periphere etwas längere Peroneusi- 
ende war durch das Geschoss nach innen mitgerissen, an das zentrale 
etwas längere Tibialisende zu liegen gekommen, wodurch es zur Vereini¬ 
gung der beiden kam. Autorreferat. 

16) Goebel. Sehnenscheidenanschwellung nach Nerven- 

schussverletzungen. (D. m. W. 1916, Nr. 30, S. 901.) 

Bei einer Anzahl von Nervenlähmungen nach Schuss, und zwar fast 


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ausschliesslich bei Radialislähmungen, beobachtete G. eine mehr oder 
weniger zirkumskripte Verdickung der Sehnen bezw. Sehnenscheiden der 
gelähmten Muskeln im bes. der Fingerextensoren. 

Es handelt sich um Stauungsvorgänge infolge Herabhängens von 
Hand bezw. Fuss. Dadurch wird eine Spannung der Haut hervorgerufen 
und der Zwischenraum zwischen Hautoberfläche und Knochen verkleinert, 
d. h. verengt. N a e g e 1 i, Greifswald. 

17) Eden, R. Zur Technik der Nervennaht. (Ztbl. f. Chir. 1916, 

Nr. 29, S. 600.) 

„Bei manchen Nervennähten macht die genaue Naht des Epineuriums, 
die zum Aneinanderlegen und Festhalten der Nervenstümpfe in der ge¬ 
wünschten Lage Erfordernis ist, Schwierigkeiten. 

Ich habe mir in solchen Fällen so geholfen, dass ich ein Stück epi¬ 
neuralen Gewebes löste und über die Durchtrennungsstelle zog. 

Zunächst wurde das Epineurium an der Resektionsstelle beiderseits 
etwas vom Nerven zurückgestreift, dann die Fasern durch 2—3 feine 
perineurale Nähte gut aneinander gelegt. Jetzt trennte ich zentral von der 
Nahtstelle kreisförmig scharf das Epineurium (siehe Skizze), ohne den 
Nerven zu verletzen und konnte nun das zentral und peripherwärts ge¬ 
löste Epineuriumstück des zentralen Endes als Zylinder über die Naht¬ 
stelle ziehen.“ N a e g e 1 i, Greifswald. 

18j Burmeister. EinNervenhaken. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 29, S. 602.) 

Der „Nervenhaken“ ist aus Aluminium gearbeitet. Zum Halten des 
Nervenstranges dient ein nach Art eines Schlüsselringes geformter, etwas 
mehr als einen ganzen Kreisbogen darstellender offener Ring (Abbildung!). 
Das eine Ende geht in den Griff über, während das andere sondenknopf¬ 
förmig endet und von der Fläche gebogen ist. Der ganze Ring wird vor 
Gebrauch mit Gummischlauch überzogen. 

Herstellung: Beim Medizinischen Warenhaus, Berlin. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Chronische Knochenentzündungen. 

19) Kraus und Cltron. Über eine eigenartige Form von; 

Ostitis bei Kriegsteilnehmern. (D. m. W. 1916, 

Nr. 28, S. 841.) 

Das Charakteristische dieses Krankheitsbildes liegt darin, dass es- 
sich um eine Osteopathie, und zwar um eine infektiös entzündliche 
handelt. Vor allem sind es die Tibien, die befallen werden. Die Aetio- 
logie ist unsicher; der fieberhafte Beginn, die Entzündungssymptome 
lassen an eine fnfektiöse Ostitis denken. Therapeutisch lindern Salizyl- 
präparate in hohen Dosen die Schmerzen, äussern aber nicht eine Wir¬ 
kung, wie beim Gelenkrheumatismus. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Frakturen und Luxationen (inkl. Schussbrüche). 

20) Mayer, L. und P. Mollenhauer-Berlin. Zur Behandlung von: 

Knochenverletzungen mit ausgedehnten Weich¬ 
teilswunden. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Allgemeine Behandlungsgrundsätze. Richtigstellung der Fragmente 


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in Narkose vor der Wundversorgung. Fixierung im Gipsbandeisenbügel¬ 
verband. Zwischen den Fragmenten liegende Knochensplitter werden 
selbst in eitrigen Wunden nicht entfernt. Nach Reinigung der Wunden 
werden tiefe Knocheneiterungen durch Schonung der Knochensplitter durch 
trockene Tamponade behandelt. Nach Abnahme des Gipsverbandes Mobi¬ 
lisation, selbst bei noch vorhandenen Wunden. Technik des Gipsver¬ 
bandes. Bei Senkung des überbrückten Extremitäten-Abschnittes Stütze 
durch Gaze-Hängematten oder Anlegung von Zügel. Beschreibung der 
speziellen Behandlung. Mosenthal, Berlin. 

21) Ahrens, Reinhold. Zur Operation der Schenkelhals¬ 

fraktur. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 28, S. 569.) 

Bei einem 38jährigen Fabrikarbeiter mit einer eingekeilten’ ausge¬ 
heilten Scher,kelhalsfraktur bestanden Schmerzen, die durch den nicht 
tragfähigen Schenkelhals hervorgerufen wurden. Der ganze Schenkel¬ 
hals vom Kopf bis zum Schaft wurde daher entfernt, und dazwischen ein 
an oberer Basis gestellter Muskellappen aus dem Glutaeus maximus ge¬ 
legt. Der zurückgelassene Schenkelkopf sollte bei der Bildung der 
Nearthrose den Schaft gewissermassen arretieren und seine Verschiebung 
nach oben verhindern. 

Die Gebrauchsfähigkeit des Beines nahm nach der Operation (die 
erst 1/4 Jahr zurückliegt) ständig zu. Naegeli, Greifswald. 

22) Greenough, Osgood and Vincent. Gun-shot fractures of the 

extremities. (Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, 

Nr. 2, p. 37.) 

Verff. teilen ihre Erfahrungen aus französischen Etappenspitälern 
während dreier Kriegsmonate mit. Die Statistik umfasst 148 Fälle von Extre- 
mitä(enknochenschüssen. Das Endergebnis ihrer Betrachtungen und Be¬ 
richte ist zusammenzufassen in die Sätze: eine frühe r.nd sorgfältige ope¬ 
rative Behandlung bei Schussfrakturen, die im Schützengraben zustande 
kamen, ist erwünscht. Alle Fremdkörper müssen sorgfältig entfernt wer¬ 
den, jede Wunde drainiert. Die Immobilisation und Extension wurde am 
besten mit Heftpflasterverbänden bewerkstelligt. Ein häufiger und sorg¬ 
fältiger Verbandwechsel, eventuell mit Bespülung mit Salzlösung, ver¬ 
dünnter Jodtinktur oder Na-hypochloritlösung (1 :200) erwies sich als 
beste Prophylaxe gegen die Sepsis. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Deformitäten der Wirbelsäule. 

23) Engeimann, Guido. Zur Aetiologie der habituellen Sko¬ 

liose. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

E. sucht die von Breus u. Kolisko vertretene Skoliosenlehre für das 
Becken auch für die Wirbelsäule zu bekräftigen; er bezeichnet die für die 
Aetiologie der habituellen Skoliose in Frage kommenden Erkrankungen der 
Wirbelsäule als Fugenrachitis; er verfügt über 13 pathologisch und radio¬ 
logisch untersuchte rachitische Wirbelsäulen, die er bereits im Band 34, 
I—II, von anderem Gesichtspunkte beleuchtet, abgebildet hat. Zwei Typen 
sind zu unterscheiden, I. die Wirbelkörperbogenepiphysenfuge erscheint in 
der Ossification verbreitert, die Spongiosa zeigt keine Unregelmässigkeit 


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in der Struktur, der zentrale Teil des Wirbelkörpers trägt eine besonders 
grosse, von abnormer Knochenstruktur umgebene Inzissur, es sieht so aus, 
als ob ein Wirbelkörper in den zweiten eingeschachtelt ist. Die Erkran¬ 
kung ist das Bild der im Umbau und in der Verknöcherung vorhandenen 
Retardation, und ausschliesslich in den Wachstumszonen lokalisiert. 

II. Die zweite Type zeigt ausserdem zackige und gefranzte Ränder 
der Epiphysenfuge, veränderte Spongiosa-Zeichnung und gibt das Bild einer 
totalen Erkrankung des ganzen Wirbels. (Diffuse malacische Rachitis.) 
Zwischen beiden Formen kommen Übergangsformen vor, die Erkrankung 
befällt die Körperregionen zu verschiedenen Zeiten. Die zweite Form ist 
die schwerere, er bezeichnet sie als rachitische Kleinkinder-Skoliose. 

Die habituelle Skoliose ist eine spätere leichte auftretende Form der 
Rachitis. An ein und derselben Wirbelsäule finden sich Gradunterschiede. 
Die stärksten und zeitigsten Veränderungen treten in den krudai gelege¬ 
nen Teilen der Wirbelsäule ein, sie bilden die primäre Deformität. Die 
Wachstumszone hat dauernd gelitten, die Wirbelsäule wächst nicht mehr 
normal weiter. Vom dritten bis sechsten Lebensjahr beträgt die Länge¬ 
zunahme der Wirbelsäule nach Langer nur 1—1% cm, nach dem sechsten 
Lebensjahr steigert sich das Wachstum erheblich, und die dann ein¬ 
tretenden habituellen Schädigungen durch die Schule etc. bringen die 
schon präformierten Wirbelveränderungen zur ausgesprochenen Skoliose. 

Mosenthal, Berlin. 

24) Scheuermann, H. Behandlung von Skoliose nach der 
Abbottschen Methode. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Beim Röntgenstudium der Wirbelsäule in liegender, stehender und 
vorwärts gebeugter Stellung zeigt sich bei lebenden Modellen, dass die 
Wirbelkörper bei Seitenbiegung in liegender Stellung nur im geringen 
Grade nach der Konvexsität der Krümmung der Wirbelsäule rotieren, dass 
sie in stehender Stellung mehr rotieren, und in vorwärts gebeugter Stellung 
noch mehr. Er schiebt die gegenteiligen Resultate Lovetts darauf, dass 
dieser seine Untersuchung an Kadavern gemacht hat, wobei sich der Man¬ 
gel an aktiver Muskelwirkung geltend macht. Bei den Röntgenbildern einer 
mobilen Skoliose, die ohne und mit Seitenzug mittels eines Gurtes aufge¬ 
nommen sind, zeigt sich, dass man auf diese Weise die Wirbelkörper in 
normaler Stellung rotieren kann. In der Technik folgt er Abbott und weicht 
nur insofern ab, als er anstatt der Filzplatten ejnen breiten Gurt aus grober 
Leinewand einlegt, der von aussen fester angezogen werden kann. Nach 
Schluss der Gipsbehandlung legt er einen Lederverband mit grossem Fen¬ 
ster an und Redressionsgurt. Unter sechs Monaten Gipsverband ist kein 
Resultat zu erzielen. Am geeignetsten sind Kinder zwischen 5—7 Jahren 
mit grosser Dorsalkrümmung und Rückendeformität ohne Gegenkrümmung, 
je grösser die S-förmige Krümmung, desto ungünstiger die Fälle für diese 
Behandlung. M o s e n t h a 1, Berlin. 

25) Guye, G. A. Eine neue Vorrichtung zur Ausübung der 

Kontratraktion am Kopfe bei der Behandlung ge¬ 
wisser Formen von Malum Pottii. (Ztschr. f. orth. Chir. 
Bd. 35, H. 4.) 

Der Apparat, der neben der Extension der Schädel rekliniert und nur 


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dann eine volle Wirkung entfalten kann, wenn die Lagerung des übrigen 
Teiles des Körpers den allgemeinen Grundsätzen der Behandlung entspricht» 
besteht aus einer länglichen und abgeplatteten Pelotte, die auf den Nacken 
in der Weise zu liegen kommt, dass ihr oberer Rand sich auf die Protu- 
berantia occipitalis externa stützt. Diese Pelotte wird durch Riemen ge¬ 
halten, die den Kopf nach Art einer attischen Kopfbinde umgeben. Auf sie 
wirkt cie Kraft der Zugvorrichtung. Diese besteht aus einem schmalen 
Lederriemen, welcher in zwei Paar an der Pelotte befestigte Gleitstangen 
einmündet, und der an jedem Ende mit einer Schnalle abschliesst. In diese 
Schnalle fügt sich eine hakenartige Eisenstange ein, die als Ortscheit dient» 
und von der die Schnur für das Gewicht abgeht. Mosenthal, Berlin. 

26) v. Splsfc-Bozidar. Ein Fall von Luxation im Talonavicu- 

largelenke. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Kasuistischer Beitrag mit Röntgenbildern. Reposition und Gipsverband. 

Mosenthal, Berlin. 

Erkrankungen der Gelenke. 

27) Brandes, Max. Über Spätdeformationen bei reponier- 

ter kongenitaler Hüftgelenksluxation und ihr 
Verhältnis zum K r a n k h e i t s b.i 1 d e derOsteochon* 
d r i t i s deform. Juvenil. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Spätdeformationen nach reponierten Hüftluxationen sind um so mehr 
beobachtet worden, je mehr man Nachuntersuchungen mehrere Jahre 
zurückliegender Repositionen anstellte. Als Ursache dieser Veränderungen 
wurden die verschiedensten Dinge angenommen; stets wurden bisher diese 
Deformationen abgesondert von jedem anderen Deformationsprozesse kind¬ 
licher Hüftgelenke abgehandelt. 

Eine eigene Beobachtung an einem einseitigen Luxationskinde zeigte» 
dass die gleichen Veränderungen auch auf der gesunden Seite auftreten 
können, während die reponierte Seite von diesem Prozess vollkommen 
verschont bleibt. 

Der Versuch Bibergeils, einzelne Fälle dieser Spätdeformationen der 
Arthritis deformans juvenilis zuzuweisen, fällt in eine Zeit, in welcher die 
Echtheit eines Krankheitsbildes dieser juvenilen Form der Arthritis defor¬ 
mans von verschiedenen Seiten bezweifelt und von Perthes der Krank¬ 
heitsbegriff der „Osteochondritis deformans juvenilis“ aufgestellt wurde. 
Nach diesen Perthesschen Mitteilungen ist es naheliegend, der Frage ein¬ 
mal näher zu treten, ob die Spätdeformationen reponierter Hüftgelenke 
irgendwelche Beziehungen mit diesem neugeprägten Krankheitsbilde be¬ 
sitzen. Eine Vergleichung der klinischen Symptome, des Verlaufes und 
der Endresultate der Spätdeformationen und der Osteochondritis führte zu 
der Überzeugung, dass hier ein und derselbe deformierende Krankheits¬ 
prozess vorliegt; zu demselben Urteil führte eine vergleichende Prüfung 
zahlreicher Röntgenbilder, welche ganz verschiedenen Arbeiten entnommen 
wurden. Der Beweis, dass in der Tat hier in verschiedenen Beobach¬ 
tungen derselbe deformierende Prozess zutage tritt, kann allerdings nur 
durch histologische Untersuchungen geführt werden. Es darf angenommen 


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werden, dass zum Zustandekommen dieses Deformationsprozesses trauma¬ 
tische Einwirkungen im weitesten Sinne des Wortes hier eine auslösende 
Rolle spielen. Wahrscheinlich schafft ein akut oder chronisch einwirken¬ 
des Trauma, ungünstige oder übertriebene Belastung kindlicher Hüft¬ 
gelenke die Disposition zu dieser Erkrankung, deren Prognose im Ver¬ 
gleich zu anderen Deformationsprozessen unserer Gelenke als leidlich gut 
betrachtet werden kann, da sich der ganze Prozess subchondral abzu¬ 
spielen scheint und es daher schliesslich nicht zur Ankylosenbildung kommt, 
sondern eine genügende Artikulationsmöglichkeit auch bei den überraschend¬ 
sten Destruktionen auf der Röntgenplatte stets erhalten bleibt. Die auf 
den Röntgenbildern zu beobachtende Aufteilung des Schattens der Femur¬ 
kopfepiphyse in mehrere kleinere Stücke kann nicht als eine traumatische 
Zersprengung derselben anfgefasst werden; es scheint vielmehr ein ganz 
chronisch fortschreitender Prozess diese Befunde herbeizuführen. Fort¬ 
laufende Röntgenuntersuchungen solcher Fälle unterrichten am besten über 
die Einzelheiten dieses Prozesses. M o & e n t h a 1, Berlin. 

28) Nfeber, Otto. Über Osteochondritis deformans coxae 

juvenilis. (Perthes.) (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Verfasser berichtet über vier Fälle oben genannter Krankheit, und 
gibt deren genaue Krankengeschichte wieder, bespricht die Fälle epikritisch. 
Im Gegensatz zu Perthes behandelt er die Fälle in Gehgipsverbänden in 
Abduktion, und ist mit dieser Therapie bei seinen Fällen vollkommen aus¬ 
gekommen. M o s e n t h a 1, Berlin. 

29) Haglund, Patrik. Zur Frage der Mobilisation der Ge¬ 

lenke, insbesondere des Kniegelenks. (Ztschr. f. orth. 

Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Auf Grund von Erfahrung über die beweglich ausgeheilten tuberku¬ 
lösen Gelenke, ändert er den allgemein gültigen Satz, dass ein tuberkulöses 
Gelenk nicht mobilisiert werden darf, dahin ab, dass er hinzufügt, dass dies 
nicht in der bisher üblichen Weise geschehen darf. Zunächst muss so lange 
der Prozess noch akut ist, beim Kniegelenk die konsekutive Deformität 
durch die Schiene verhindert werden, er verwendet daher eine gegliederte 
Kniebandage, die aber genügend starke Streckbänder hat, um der Kontrak¬ 
tur vorzubeugen. Das Gelenk mobilisiert sich nach Ausheilung des Pro¬ 
zesses selbst. Mosenthal, Berlin. 


Kopf, Hals, Thorax. 


30) Brandenberg, Fritz. Ein ungewöhnlicher Fall von Caput 
obstipum muscu) are. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

14jähriges Mädchen mit rechtseitigem Caput obstipum mit einer nicht 
besonders Druck empfindlichen pflaumengrossen harten Geschwulst im 
rechten Muskulus cuccularis. Es handelt sich um eine Myositis fibrosa rheu- 
matica ohne Trauma, die durch Fibrolysineinspritzung geheilt wurde. 

Mosenthal, Berlin. 


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Obere Extremität. 

31) Meyer, Arthur. Das paralytische Schlottergelenk der 

Schulter und seine Behandlung mittels freier 

Knochen und Faszienplastik. (Ztschr. f. orth. Chir. 

Bd. 35, H. 4.) 

Entsprechend der Henkelschen Versuchsanordnung müsste beim 
Schlottergelenk eine dauernde Spannung der hinteren Gelenkkapsel und 
die Herstellung des Wiederstandes gegen den atmosphärischen Druck den 
innigen Zusammenhalt der Gelenkflächen und die Beseitigung der Reibung 
im Gefolge haben; damit ist der Weg für eine operative Inangriffnahme 
vorgezeichnet, unter Voraussetzung ausreichender Funktionsvorhandensein 
der Muskeln. Operation: Herausmeissein eines Periostknochenstücks aus 
der Spina scapulae, das an das eingekerbte acromion fixiert wird. 
Deckung mit einem Lappen aus der Fascia lata. Gipsverband in Abduktions¬ 
stellung. Mosenthal, Berlin. 

32) Scheel, P. F. Zur operativen Behandlung der Schul¬ 

tergelenksdistorsion im Säuglingsalter (sog. fal¬ 
scher Entbindungslähmung). (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Nach den Beobachtungen Langes beruhen 76,5 Proz. von den sog. 
Entbindungslähmungen des Armes nicht auf einer Lähmung des Nervens, 
sondern auf einer Zerrung des Schultergelenks. In frischen Fällen ist im 
wesentlichen nur der Neigung zur Schrumpfung entgegen zu ärbeiten, durch 
die Behandlung in Gipsbett in Abduktion und Aussenrotation des Schul¬ 
tergelenks. Ist erst die Schrumpfung der Kapsel eingetreten, so wird in 
schonender Weise das redressement in Narkose ausgeführt, das aber nach 
dem zweiten Lebensjahr nicht mehr ausreicht. Die Osteotomie und die 
stumpfe Dehnung mit Durchschneidung des Muskulus pectoralis Major 
sind gute Methoden, führen aber in manchen Fällen auch nicht zum Ziele. 
An dieselbe wurde bei einem 17 Jahre alten Patienten mit maximaler 
Innenrotation und Abduktion von 40° die offene Durchschneidung des kur¬ 
zen Bicepskopfes und Durchschneidung des M. coracobrachialis ange¬ 
schlossen und dadurch eine mühelose völlige Abduktion und nur 15 °/ 0 be¬ 
schränkte Aussenrotation erreicht. Irgendwelche Nachteile ernsterer Natur 
werden nicht beobachtet, und das Endresultat empfiehlt die Methode. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

33) Schepelmann, Emil. Weitere Erfahrungen über Finger¬ 

plastik. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Die Technik der Operationsmethode muss im Original nachgelesen 
werden, für die Indikation kommen in erster Linie Fälle in Frage, in denen 
nur ein einziger Finger vorhanden ist, und einAppouent geschaffen werden 
soll. Die zweite Gruppe umfasst solche Fälle, wo ein ganz versteifter 
Finger erhalten ist und operativ ein Finger mit Gelenken und Sehnen ge¬ 
schaffen werden soll. 

Die Resultate sind hier wenig befriedigend. Die dritte Gruppe umfasst 
Fälle, wo an einer fingerlosen Mittelhand oder gar an dem Vorderarm¬ 
stumpf Finger plastisch zu bilden sind; auch hier lassen die Erfolge noch 
viel zu wünschen übrig. M o s e n t h a 1, Berlin. 


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34) Judson-Adoniram (Newyork). Der schnellende Finger, 

seine Ursachen und sein Mechanismus. (Ztschr. f. 
orth. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

Nach einer Arthritis entstandene schnellende Finger bei einem 76jähri- 
gen Mann, an die Verfasser Betrachtungen über den Mechanismus des Zu¬ 
standekommens des Schnellens anknüpft. Mosenthal, Berlin. 

Untere Extremität. 

35) Engelmann, Guido. Ein seltener Fall von kongenitalem 

Femurdefekt. (Ztschr. f. orth. Chir. Bd. 35, H. 2.) 

27järhiger Patient: der Femurschaft ist am kleinen Trochanter scharf 
spitzwinklig abgeknickt, der Kopf steht mit seinem flüftgelenksteil nach 
unten, und der grosse Trochanter stösst an den oberen Hüftgelenksrand. 
Es handelt sich nicht um einen Femurdefekt, sondern anscheinend um eine 
Intrauterine schlecht geheilte Fraktur des Knochens. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

C. Grenzgebiete. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

36) Tbiem. Zur angeblichen Entstehung von Über¬ 

beinen durch Unfall. Monatsschr. f. Unfallf. u. Inv. 
XXIII, 5. 

Die Annahme einer traumatischen Entstehung oder Verschlimmerung 
eines Überbeines am rechten Handgelenk wird verneint, weil: 1. Patient 
bereits 1 Jahr vorher wfegen Schmerzen derselben Stelle ärztlich behan¬ 
delt worden war, 2. schon wenige Tage nach dem behaupteten Unfall eine 
umschriebene Schwellung des Handrückens festges'tellt wurde, 3. ein 
Überbein nur selten nach einer einmaligen stärkeren Verletzung entsteht, 
sondern sich gewöhnlich unter dem Einfluss kleiner, sich ständig wieder¬ 
holender Einwirkungen entwickelt. 

K i e w e, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

Krüppelfürsorge (einschl. Kriegsverwundetenfürsorge). 

37) Vulpius. Orthopädie und Kriegskrüppelfürsorge in 

Baden. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Einrichtungen von Reservefachlazaretten, in die die orthopädischen 
Fälle eingeliefert werden müssen. Spezialamputierten-Abteilungen in 
Heidelberg und Freiburg, Einarmigenschule an das Reservelazarett in 
Heidelberg angegliedert, im Anschluss an die Lazarette wurde die soziale 
Fürsorge für die Kriegskrüppel einheitlich durchgeführt und zentralisiert. 

Mosenthal, Berlin. 

38) Kölliker und Rosenfeld. Kriegsinvaliden-Fürsorge im 

Felde. (Ztschr. f. orthop. Chir. Bd. 35, H. 3.) 

Beschreibung der orthopädischen Abteilung Metz. Allgemeine Be¬ 
merkung über die Behandlung der Nervenverletzungen, Knochen- und Qe- 


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lenkschüsse. Der Selbstbetrieb der Werkstätte ergibt gegenüber den 
üblichen Preisen eine Ersparnis von 75 Prozent. Dem Lazarett, das aus 
3 Abteilungen besteht — I. für operative Orthopädie, II. mechanische Ortho¬ 
pädie, III. Werkstätte —, sind angegliedert Unterrichtskurse für Ein¬ 
armige in Büro- und Handwerkerarbeiten. Mosenthal, Berlin. 

39) Lange, Fritz. Kriegsorthopädie. (Ztschr. f. orthop. Chir. 

Bd. 35, H. 3.) 

Nach einleitenden Worten, in denen er klarlegt, dass die Frakturen- 
Behandlung in Krieg und Frieden gänzlich verschieden sind, hebt er das 
erspriessliche Zusammenarbeiten von Chirurgen und Orthopäden hervor, 
was zu den guten Endergebnissen führt. Er bespricht zunächst den 
Transport vom Feld bis zum Feldlazarett, der in erster 
Linie eine Frage der Tragbaren ist, die in genügender Zahl vorhanden 
sein müssen, event. schnell zu inprovisieren sein müssen. 

Zweitens die Versorgung der Frakturen im Feld¬ 
lazarett, die, wenn möglich, durch Gipsverbünde geschehen sollen. 
Er beschreibt die Technik eines zu improvisierenden Extensionsverban¬ 
des, der nur an Mangel an Zeit oder Material durch eine zweckent¬ 
sprechende Feldschiene ersetzt werden soll. In erster Linie haben sich 
Eisenbandschienen gut bewährt, die durch Verwendung von Pappe zum 
einfachsten Schienenhiiisen-Apparat gemacht werden. 

- Drittens der Transport vom Feldlazarett in die Hei¬ 
mat. Der Transport auf der Landstrasse erfordert in schlechten Wagen 
eine gute Lagerung, die am einfachsten und zweckmässigsten in Zelt¬ 
bahnen geschieht, während in schlechten Hilfslazarettzügen die Trag¬ 
bahren am besten durch Hängemattenbahnen ersetzt werden. 

Vieitens die Behandlung der Schussfrakturen in' der 
Heimat. Die allgemeinen Grundzüge für die Behandlung der Schuss¬ 
frakturen, die hier aufgestellt werden, betreffs Lagerung, Verbände und 
Wundbehandlung, sowie die Nachbehandlung bei der Beweglichmachung 
der Gelenke, dürften jetzt allgemein bekannt sein. 

Mosenthal, Berlin. 

40) Scharf. Mitteilung über kriegschirurgische Er¬ 

fahrungen auf dem Gebiete der Orthopädie und 

E x t r e m i t ä t e n c h i r u r g.i e. (Ztschr. für orthop. Chir. 

Bd. 35, H. 3.) 

Besprechung der allgemeinen Grundzüge und zweckmässigen Trans¬ 
portverbände, der Unzweckmässigkeit des Lazarettwechsels und Empfeh¬ 
lung von Einrichtungen von orthopädischen Lazaretten. Der Inhalt der 
Arbeit, die die Behandlung der Extremitätenverletzungen bespricht, bringt 
uns heute keine neuen Gesichtspunkte mehr. Mosenthal, Berlin. 

41) Biebergeil. Kasuistische Beiträge zur orthopädi¬ 

schen Nachbehandlung Kriegsverletzter. (Ztschr. 

f. orthop. Chir. Bd; 35, H. 3.) 

Demonstration von Photographien von Schussverletzungen der Wade 
mit Spitzfussstellung, Sehnenverpflanzung bei Weichteilverletzung des 
Vorderarmes, Faszientransplantationen bei Peroneuslähmung. B. hebt 

Zentralblatt fttr Orthopädie Bd. X, H. 8. 


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zum Schluss die Gefahr der latenten Infektionsherde bei Schussverletzun¬ 
gen hervor, die ein nicht zu frühes korrigierendes Eingreifen veranlassen 
sollen. Mosenthal, Berlin. 

42) Strauss, Julius. Experimentelle Untersuchungen zur 

Desinfektion der Haut vor Operationen mit 

reinem Alkohol. Beitr. z. klin. Chir. Bd. 99, Hft. 2. 

Strauss hat Versuche an Hundehaut vorgenommen, um die Wertig¬ 
keit verschiedener Desinfektionsmethoden miteinander zu vergleichen. 
Seine Resultate fasst er folgendermassen zusammen: 

1. Es ist möglich, unter Verzicht der mechanischen Entfernung der in 
den oberflächlichen Hautschichten sitzenden Bakterienmassen, die Opera¬ 
tionswunde in hohem Grade keimarm zu halten. 

2. In den hohen Alkoholkonzentrationen (90 Proz. bis absoluter Alko¬ 
hol) haben wir die Mittel, in verhältnismässig sehr kurzer Zeit und auf sehr 
vereinfachte Art die Haut zu gerben und die Hautkeime zu fixieren. 

3. Niedere Alkoholkonzentrationen (40 Proz. bis 60 Proz. Alkohol) 
sind zur Anwendung des Desinfektionsverfahrens nicht zu empfehlen, weil 
sie besonders in Verbindung mit vorheriger Seifenwaschung eine ge¬ 
steigerte Keimabgabefähigkeit der Haut hervorrufen. 

4. Die. hohen Alkoholjconzentrationen scheinen in ihrer Endwirkung 

bei gleicher Anwendungsweise dem Jodtinktur- und Thymolspiritusver¬ 
fahren sehr nahe zu stehen. Q ö r r e s , Heidelberg. 

43) Sehrt, E. Die Bedeutung der Dauersta'uung für die 

Prophylaxe und Therapie des Gasbrandes. (M. 

Kl. 1916, Nr. 28, S. 745.) 

Im wesentlichen soll die Dauerstauung eine prophylaktische Mass¬ 
nahme sein, die prinzipiell bei jeder Granatsplitterverletzung der Extremi¬ 
täten angewandt werden söll. N a e g e 1 i, Greifswald. 

44) Bolt, H. Uber Schädelschussverletzungen. (M. Kl. 

1916, Nr. 25, S. 663.) 

Auf Grund der in einem Feldlazarett gesammelten Erfahrungen 
empfiehlt B. möglichst schnelle Überführung der Schädelverletzten von 
der Front in die Feldlazarette, damit der Chirurg dort sofort die Wund¬ 
revision ausführen kann. Je frühzeitiger die Wundversor¬ 
gung der Schädelschüsse stattfindet, um so günsti¬ 
ger ist die Prognose. Strenge Asepsis ist natürlich Voraussetzung, 
lässt sich aber — auch unter ungünstigen Verhältnissen durchführen. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

45) Brandes. Zur Behandlung der Steckschüsse des 

Gehirns. (D. m. W. 1916, Nr. 23, S. 691.) 

Gehirnsteckschüsse von Mantelgeschossen werden nur operativ an¬ 
gegriffen, wenn drohende oder beginnende Infektion oder zunehmende Er¬ 
scheinungen von Hirndruck einen Eingriff erfordern. Umgekehrt operiert 
B. jeden Schrapnell- oder Granatsplittersteckschuss, auch wenn nicht die 
Aussicht besteht, die Kugel sofort bei der Operation entfernen zu können. 
Wird die Kugel in erreichbarer Tiefe des Gehirns nicht gefunden, so be¬ 
schränkt man sich auf der Offenhaltung der Zertrümmerungshöhle des 
Gehirns durch Tamponade, um einer einsetzenden Enzephalitis den Weg 
nach aussen offen zu halten. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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46) Sultan, O. Über Zystenbildung im Qehirn nach Schuss¬ 

verletzung. (D. m. W. 1916, Nr. 25, S. 745.) 

Drei Gruppen derartiger Zysten werden unterschieden. Zur ersten 
gehören die auch in Friedenszeiten nicht seltenen Zysten, die im 
Bereich der Arachnoidea der Hirnrinde dicht anliegen, und 
durch Druck auf die Rinde hier und da eine traumatische Epilepsie her- 
vorrufen. Diese Zysten sind meist nicht sehr gross; ihr Inhalt ist Liqu. 
cerebrospinalis. Die zweite Gruppe entsteht aus alten Blutungs- oder 
Erweichungsherden innerhalb der Hirnsubstanz; ihr 
Inhalt ist gewöhnliche Transsudatflüssigkeit, in der zuweilen noch Blut¬ 
reste nachweisbar sind. 

Zur dritten gehören die Zysten, die nach Abstossung grosser zer¬ 
trümmerter Hirnmassen und nach grossen Hirnprolapsen entstehen; man 
kann sie mit dem Gesamtnamen Liquorcysten ex vacuo zusam¬ 
menfassen. Einzelne Fälle dieser Art können auch als Hydrocepha- 
lus internus traumaticus bezeichnet werden. 

Für jede dieser Gruppen werden Beispiele genauer beschrieben. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

47) Finkelnburg, R. Über Spätabszesse und Spätenzepha¬ 

litis des Gehirns nach Oberflächenschüssen des 

Schädels. (D. m. W. 1916, Nr. 26, S. 779.) 

Drei Momente vor allem bedingen den ungünstigen Krankheitsverlauf 
bei infizierten Gehiinoberflächenverletzungen: Einmal ein vorzeitiges Zu¬ 
heilen der äusseren Kopfwunde; zweitens das Ausbleiben einer Abkapse¬ 
lung des sich aus dem infizierten Zertrümmerungsfeld bildenden Ober¬ 
flächenabszesses; drittens die in weiterem Umkreis der eigentlichen 
Schussverletzung vorhandene allgemeine Gewebsschädigung infolge der 
Erschütterung des Gehirns durch die Geschossrasanz. Die verminderte 
Widerstandsfähigkeit des dem Zertrümmerungsherde angrenzenden 
Hirngewebes begünstigt das Eindringen der Eiterungen in die Tiefe. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

48) Hoffmann, E. Über die Deckung von Schädeldefekten. 

(D. m. W. 1916, Nr. 26, S. 783.) 

Zur Deckung knöcherner Defekte am Schädel verwendet H. 1—3 ccm 
grosse flache, der Lamina externa entnommene Knochenplättchen, die 
mosaikartig in den Defekt auf die Dura aufgelegt werden. Darüber wird 
die Haut vereinigt. Der Knochen wird aus der Umgebung des Defektes 
durch Zurückschieben des Periostes gewonnen. 

Für den Erfolg der Operation ist notwendig, dass Knochen auf 
Knochen liegt. Bei grösseren Defekten empfiehlt sich die Entnahme eines 
freien Periostknochenlappens aus der Tibia. N a e g e 1 i, Greifswald. 

49) Pels-Leusden, Fr. Zur Frage der plastischen Deckung 

von Schädeldefekten. (M. Kl. 1916, .Nr. 28, S. 743.) 

Zur Deckung von Schädeldefekten verwendet P. frei transplantierte 
Periostknochenstücke, die aus der Nachbarschaft des Defektes entnommen 
werden. Sie werden umgedreht, so dass das Periost nach innen zu liegen 
kommt. Dadurch wird eine gute, gegen 'das Gehirn verschiebliche Dura 
geschaffen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

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50) Langemak, Zur Deckung von Schädeldefekten.. (D. m. 

W. 1916, Nr. 28, S. 847.) 

L. hat das Lexersche Verfahren ausschliesslich angewandt, und zwar 
unter Bildung eines halbkreisförmigen Mautlappens mit der Basis nach 
aussen von der Innenseite des Schienbeins. Bei grossen Defekten w'urde 
das entnommene Faszienperiostknochenstück so gewählt, dass die Faszie 
entsprechend breiter Umschnitten wurde, aber im Zusammenhang mit 
dem Periostknccherilappen blieb. Die Vernähung dieses Lappens mit dem 
Schädelperiost gelingt sehr leicht. Durch leichten Zug kann man ein zu 
tiefes Einsinken verhindern. 

fti den Fällen, wo man einen Druck der transplantierten Knochen¬ 
platte auf das Gehirn vermeiden möchte, wird sie in umgekehrter Lage 
eingenäht, im Sinne der Fixation nach v. Hacker. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

51) Frangenheim. Resultate der operativen Behandlung 

der Rückenmarksschüsse. (M. m. W. 1916, Nr. 19.) 

Von 50 Rückenmarksschiissen wurden 40 operiert. Von 6 vollkom¬ 
menen Lähmungen sind 50 Proz. gebessert, 50 Proz. ungebessert; bei den 
Gebesserten fanden sich zweimal eine Kompression des Markes durch 
Splitter und einmal eine Kommotio. Bei den Ungebesserten fand sich eine 
Querschnittsläsion und l Kommotio. 10 Fälle mit unvollständiger Lähmung 
sind geheilt bezw. gebessert. Der Zeitpunkt der Operation ist noch nicht 
geklärt. Verwundung der Wirbelsäule ohne Beteiligung des Rücken¬ 
marks und umgekehrt sind überaus selten. Welcher Wirbel und welcher 
Teil des Wirbelsäulenabschnitts verletzt ist, kann durch die klinische 
Untersuchung nicht festgestellt werden, auch der Grad der Markverletzung 
ist durch die klinische Untersuchung nicht sicher zu erkennen. Nicht jede 
vollkommene Lähmung ist als aussichtslos anzugehen, auch unvollständige 
Lähmungen können zunächst als Querschnittsläsiönen imponieren. Mehr¬ 
zahl Steckschüsse. Die Durchschüsse erfordern dieselbe Behandlung wie 
die Steckschüsse, auch bei ihnen finden sich fast stets Splitterungen der 
Wirbelsäule in den hinteren Abschnitten. Fast jeder Rückenmarksschuss 
gibt die Indikation zur Operation, nur elender Allgemeinzustand ist Gegen¬ 
anzeige. Rückenmarkschüsse mit unvollständigen Lähmungen sollen aus¬ 
nahmslos frühzeitig operiert werden. Mosenthal, Berlin. 

52) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur¬ 

gischen Erfahrungen. B. Rückenmarkschüsse. (D. m. W. 

1916, Nr. 23, S. 695.) 

Die operativen Resultate bei Rückenmarkschüssen sind nicht glän¬ 
zend. Wer Erfolge erzielen will, muss Frühoperationen ausführen. 
Schwierig bei der Indikationsstellung ist die Tatsache, dass Querschnitts¬ 
lähmungen sowohl infolge Querschnittstrennung mechanischer Läsion als 
auch durch reine Erschütterung bedingt werden können. Massgebenden 
Einblick in die anatomischen Verhältnisse kann man nur durch operative 
Revision gewinnen. Neben grob-anatomischen Verletzungen kommen Er¬ 
schütterungen vor, bei denen die Voraussetzung einer mikroskopischen 
Veränderung angenommen werden muss. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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53) Armour. Gunshot wounds of the spine; their surgical 

a s p e c t. (Lancet, 8. IV. 16, p. 770.) 

Schussverletzungen des Rückenmarkes sind einzuteilen in solche, die 
die Rückenmarksfunktion nicht schädigen und solche, die es tun, mit oder 
ohne sichtbare Läsion der Wirbelsäule. Das Rückenmark kann durchs Ge¬ 
schoss direkt verletzt werden, oder sekundär durch Knochensplitter, oder 
kann das Bild der Kontusion bieten. 

Bei offensichtlichen Störungen soll man mit dem operativen Eingriff 
nicht zu lange warten. Er hat den Zweck, 1. drückende oder dislozierte 
Knochenteile zu entfernen, 2. den Druck von Blutkoagula oder extra¬ 
intraduralen Hämorrhagien aufzuheben, 3. fortschreitende Zerstörungen 
der Rückenmarkssubstanz von benachbartem Oedem durch Erweiterung 
des knöchernen Kanals zu hindern, 4. drohende Gefahr durch Druck von 
Exsudat und entzündlichen Verdickungen abzuwenden. Zum Konstatieren 
vorhandener Knochenläsionen bewährt sich die Radiographie, bei reinen 
Rückenmarksläsionen versagt sie. Spitzer-Manhold, Zürich. 

54) Borchard, A. Inwieweit können die posttraumatische 

Blutung und das ödem bei Rückenmarksver¬ 
letzungen unsere Indikationsstell eng beein¬ 
flussen? (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 29, 'S. 593.) 

Blutungen in und um das Rückenmark sind nur äusserst selten mit¬ 
schuldig an nervösen Störungen. Sie sind bei der Indikationsstellung zur 
Operation nicht zu berücksichtigen. 

Anders verhält es sich mit dem ödem. Dasselbe tritt unmittelbar 
nach der Verwundung auf dem lädierten Querschnitt und je nach der 
Grösse der auftreffenden Gewalt in der nächsten Umgebung auf. Das 
Ödem kann schon in wenigen Tagen zu irreparablen Veränderungen 
führen. 

Bei sicheren Zeichen .einer teilweisen oder völligen Zerstörung des 
Rückenmarkes, bei Veränderungen des Liquor, bei Anwesenheit von 
Splittern oder Geschossen in der Umgebung oder im Rückenmark soll man 
sofort bei einigermassen günstigen äusseren Verhältnissen operieren. 

Die Wahrscheinlichkeit der Resorption eines angenommenen Blut¬ 
ergusses und damit der Rückgang der Störungen ist so klein, dass die 
Rücksicht auf die schädigenden Wirkungen eines traumatischen Ödems im 
Vordergrund steht. Nur der frühzeitige, in den ersten Tagen vor¬ 
genommene Eingriff kann da nützen. „Wer Erfolge erzielen will, muss 
Frühoperationen machen, wie bei Gehi'rnschüssen (Matti).“ 

N a e g e I i, Greifswald. 

55) Jansen. Die abschliessende Sequestrotomie. (M. m. 

W. 1916, Nr. 6.) 

Die abwartende Behandlung der Knocheneiterung nach Schussfraktur 
hält Verf. für nicht angebracht, sie behindert die funktionelle Therapie, 
ohne die Heilung des Kranken zu fördern. Er hält bei sachgenässem Vor¬ 
gehen, bei bestehenden Fisteln, die Befürchtungen der schlummernden In¬ 
fektion und die Beeinträchtigung der Stabilität des Knochens für gegen¬ 
standslos. Er befürwortet die Inangriffnahme jeder Fistel durch ganz 
breite Freilegung des Sequester-Bettes, nachdem vorher, wenn das Rönt¬ 
genbild nicht ausschlaggebend ist, Wismutaufschwemmung oder konzen- 


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trierte wässrige sterile Methylenblau-Lösung in die Fistel eingespritzt ist. 
Das Messer folgt der Blaufärbung des Gewebes, es wird eine breite 
Mulde geschaffen, sodass der vorhandene Sequester einfach herausge¬ 
hoben werden kann. Keinerlei Naht, lockere Tamponade der ganzen 
Höhle, die mit Knollschem granulierenden Wundöl ausgefüllt wird. 

Mosenthal, Berlin. 

56) Bier, A. Über Nachblutungen der Schusswunden, 

ihre Behandlung und ihre Verhütung. (M. Kl. 1916, 

Nr. 17, S. 433.) 

Nachblutungen nach Schussverletzungen sind in den Lazaretten ausser¬ 
ordentlich häufig. Sie können am Tage der Verletzung, aber auch viele 
Wochen nach derselben auftreten. 

Als wichtige praktische Regel gilt dabei das Aufsuchen der 
Gefässverletzung, meist mit nachheriger doppelter Unterbindung in seltenen 
Fällen — bei genügender Asepsis der Wunde — verbunden mit def Gefäss- 
naht. Als vorläufige Blutstillung, wo infolge der topographischen Lage des 
blutenden Gefässes die sofortige Abschnürung bis zur endgültigen Ver¬ 
sorgung im Operationssaal nicht möglich, empfiehlt sich entweder die digi¬ 
tale Kompression in der Wunde, oder die Tamponade und vorübergehend 
darüber gelegte tiefgreifende Naht. Eine Verhütung solcher Nachblutun¬ 
gen ist manchmal durch genaue Revision von Wunden möglich, die nach 
ihrer Lage eine Gefässverletzung wahrscheinlich erscheinen lassen. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

57) Stern, K. Blutzyste (Aneurysma venosum) der linken 

Oberschlüsselbeingrube. IM. Kl. Nr. 20, 1916, S. 537.) 

Ein 39jähriger Ersatz-Reservist hat schon so lange wie er zurück¬ 
denken kann, eine haselnussgrosse Anschwellung in der linken Supra- 
claviculargrube. Die Geschwulst, die in letzter Zeit grösser geworden ist, 
apfelsinengross, fühlt sich zystisch an, ist nach allen Seiten abgegrenzt, 
nur nach der Tiefe hin sind ihre Grenzen nicht zu erreichen. Auffallend 
ist eine erhebliche Blaufärbung des ganzen Gesichtes, ohne dass Atemnot 
besteht. 

Bei der Operation findet sich eine mit der Vena jug. int. in Zusammen¬ 
hang stehende Geschwulst, die eine ganz kleine Verbindung mit der 
Carotis communis aufweist. 

Nach der mikroskopischen Untersuchung handelt es sich um ein 
Aneurysma venosum (vielleicht arterio-venosum), was sich aus 
einer Anzahl grösserer blutgefüllter Hohlräume, deren Wandung den Bau 
der Venen haben, zusammensetzt. N a e g e 1 i, Greifswald. 

58) Neugebauer, Friedr. Falsches Aneurysma im Oberschen- 

kelamputationsstumpf. nach Erfrierung. (Zbl. f. 

Chir. 1916. Nr. 18, S. 370.) 

An einem nach Erfrierung verbliebenen Oberschenkelstumpfe eines 
sonst gesunden Mannes tritt nach monatelanger Eiterung endlich Heilung 
ein. Nach 1% Monaten macht eine rasch zunehmende Schwellung das 
Gehen in wenigen Tagen unmöglich. Die Ursache ist eine mächtige Blu¬ 
tung im Stumpfe, deren Druck so gross ist, dass die derbe Narbe durch¬ 
brochen wird. 


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Es lag ein falsches Aneurysma vor, das nur dem Gebiet 
der art. prof. femoris angehören konnte. Die Entstehung wird von N. so 
gedeutet, dass das dem Knochen nahe anliegende Gefäss infolge zu¬ 
nehmender Muskelatrophie und Druck der Prothese an einer der osteophyti- 
schen Rauhigkeiten der Knochen durchgerieben wurde. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

59) von Haberer, H. Über Gefässgeräusche nach Aneu¬ 

rysmenoperation mit Gefässnaht. (Ztbl. f. Chir. 1916, 

Nr. 26, S. 531.) 

Nach ausgeführter Gefässnaht infolge Aneurysmenoperation treten 
nicht selten neuerdings abnorme Gefässgeräusche auf. Drei Dinge kommen 
dabei in Betracht. 

Zunächst besteht die Möglichkeit einer Verengerung an der Naht¬ 
stelle, sodass das Gefäss hier eine Stenose aufweist. 

Dann kann es aber auch zu Erweiterungen des Gefässes im Naht¬ 
bereich kommen. Dies ist namentlich bei zirkulären Gefässnähten nicht 
selten der Fall. 

Die dritte Möglichkeit besteht in Narbenbildungen um das Gefäss 
herum. An diese Möglichkeit muss man bei Gefässgeräuschen im An¬ 
schluss an Gefässnähte denken, namentlich, wenn das Gefäss in grosser 
Ausdehnung freigelegt werden musste, und wenn das Geräusch erst ge¬ 
raume Zeit nach der Operation auftritt. Der Umstand, dass diese Ge¬ 
räusche sehr häufig gar nicht an der Nahtstelle ihr Punctum maximum 
haben, spricht für das Zustandekommen derselben durch narbige Ver¬ 
änderungen der Umgebung. N a e g e 1 i, Greifswald. 

60) Borchard, M. Zur Frage der Pseudoaneurysmen. Ist 

das Gefässchwirren als ein charakteristisches 

Symptom eines Aneurysma 'anzusehen. (Ztbl. f. 

Chir. 1916, Nr. 27, S. 545.) 

Wenn bei dem Schussverlauf in der Nähe der grossen Gefässe trotz 
deutlich hör- und tastbaren systolischen Schwirrens jeder „Tumor“ fehlt, 
keine Zirkulationsstörungen, keine Ungleichheit des peripheren Pulses 
sich nachweisen lassen, das Geräusch bei zentraler Kompression der Ar¬ 
terie schwindet, so kann man ein Aneurysma ausschliessen. Mit der 
grössten Wahrscheinlichkeit handelt es sich dann um eine narbige Kom¬ 
pression oder Verziehung des .Gefässes, die nicht einmal sehr hochgradig 
zu sein braucht. N a e g e 1 i, Greifswald. 

61) Hotz, G. Zur Technik der Bluttransfusion. Beitr. z. 

klin. Clrir. Bd. 100, Heft 1. 

\ 

Bei Verwendung der A. radialis tritt des öfteren eine Gerinnselbildung 
auf. Dies liegt vor allem daran, dass der Blutstrom an Kraft nachlässt. 
Hotz hat daher die A. brachialis genommen, innerhalb der beiden Aa. 
collaterales radialis et ulnaris. Eine Gefahr der Ausblutung des Spenders 
besteht dabei nicht. Die Collaterales arteriae sichern eine genügende 
Blutversorgung, wenngleich Hotz sich auch bemüht hat, durch Naht die 
A. brachialis wieder zu vereinigen. G ö r r e s , Heidelberg. 


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62) Ritschl, A. Wie sind bei Verletzungen die Vorder¬ 

armknochen einzustellen. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 27, 
S. 551.) 

„Um nicht weiter missverstanden zu werden, habe ich auf den Neu¬ 
drucken meiner 12 Gebote zur Verhütung des Krüppelarmes den auf die 
Verhältnisse des Vorderarmdrehgelenkes bezüglichen Satz dahin erwei¬ 
tert, dass ich sage: Das Vorderarmdrehgelenk (ist einzustellen) in Aus- 
wärtsdrtl.ung (Supination), wenn auf spätere Beweglichkeit zu rechnen; 
in Einwärtsdrehung (Pronation), wenn Versteifung unvermeidbar ist.“ 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

63) Weissgerber, F. Warum nehmen gewisse Weichteil- 

schussVerletzungen des Oberschenkels in be¬ 
zug auf Geschosswirkung, Diagnose und Prog¬ 
nose eine Sonderstellung ein? (M. Kl. 1916. Nr. 25, 
S. 667.) 

Bei den beim Oberschenkel gegebenen anatomischen Verhältnissen 
können Schüsse unter gewissen Bedingungen grosse, schwer erkennbare 
Muskelhöhlen hervorrufen, die einmal zum Tode durch innere Verblutung 
führen können. Häufiger aber ist ihre schlechtere Prognose 
dadurch bedingt, dass bei eintretender Infektion diese so ausserordentlich 
günstige Bedingungen zur Ausbreitung findet und sich therapeutisch nur 
schwer bekämpfen lässt. N a e g e 1 i, Greifswald. 

64) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen kriegschirur- 

gischen Erfahrungen. X. Bauchschüsse. Anhang. Schluss¬ 
bemerkungen. (D. m. W. 1916, Nr. 29/30, S. 871/909.) 

Die Erfahrungen dieses Krieges müssen uns veranlassen, auch für 
die Schussverletzungen des Abdomens im Kriege, prinzipiell die Früh- 
operation zu verlangen, wenn gewisse Vorbedingungen gegeben sind. 
Im allgemeinen gilt dies nur für den Stellungskrieg. 

Mit einer ganzen Anzahl Dogmen und schematischen Lehrsätzen hat 
der gegenwärtige Krieg aufgeräumt. Die vorwiegend aseptische Schuss¬ 
wunde gehört zu einem grossen Teil der Theorie und der Vergangenheit 
an. Das Prinzip der rein konservativen und aseptischen Wundversorgung 
hat erhebliche Einschränkungen erfahren. Für eine grosse Kategorie von 
Verwundungen ist aktiv-chirurgische Wundversorgung 
zum Normalverfahren geworden. Besonders bei Granatverletzungen muss 
man der Forderung physikalischer Antiseptik möglichst gerecht 
werden. 

Von grundlegender Bedeutung sind die reichlichen Beobachtungen 
über prophylaktische und therapeutische Wirkung der Fixation auf 
den Wundverlauf. Nicht die Implantation der Infektionserreger ist unbe¬ 
dingt massgebend für klinisches Manifestwerden der Infektion, sondern 
die lokalen begünstigenden Ursachen. 

In den Fragen der speziellen Kriegschirurgie haben sich die Behand¬ 
lungsprinzipien — für den Stellungskrieg — immer mehr den bewährten 
Grundsätzen der Friedenspraxis genähert. * N a e g e 1 i, Greifswald. 

Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
senden. 


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Band X. September 1916. Heft 9. 

Spontanheilung der angeborenen Hüftgelenks- 

luxatoin. 

Von 

Priv.-Doz. Dr. WOLLENBERG-Berlin. 

(Hierzu Taf. I.) 

Gelegentlich eines Vortrages Joachimsthals*) über 
„Spontanheilung einer angeborenen Hüftluxation“ erwähnte ich 
einen von mir beobachteten ähnlichen.Fall, dessen Röntgenbild ich 
gelegentlich in einer zwanglosen Versammlung Berliner Orthopäden 
demonstriert habe. 

Es handelte sich damals (am 26. März 1909) um ein 4jähriges Mäd¬ 
chen, das rechtzeitig ohne Kunsthilfe geboren sein soll. Die Frucht¬ 
wassermenge ist unbekannt. Ein jüngerer Bruder und eine Schwester 
sollen gesund sein. 

Die kleine Patientin hat Masern, Keuchhusten und Scharlach durch¬ 
gemacht, ist sonst stets gesund gewesen. 

Seit das Kind gehen lernte, fiel den Eltern der schwankende 
Gang auf. 

Der Gang des Kindes erinnert an den Luxationsgang, ist leicht 
schwankend, ohne direkt watschelnd zu sein. Trendelenburg beider¬ 
seits negativ. Die Palpation zeigt beide Köpfe in normaler Gegend. 
Beide Trochanterspitzen stehen etwa fingerbreit oberhalb der Roser- 
Nölatonschen Linie. Länge beider Extremitäten gleich. Es besteht 
doppelseitiges genu valgum, besonders links. Keine vermehrte Lenden¬ 
lordose. 

Die Röntgenuntersuchung fördert nun ein eigenartiges Bild zutage: 
Beide Köpfe stehen innerhalb der Pfannen, aber beide Pfannen haben 
keine normal geschweiften Dächer, sondern verlaufen nach oben ganz 
seicht und flach. Im oberen Pfannendache sieht man beiderseits ganz 
deutliche grubenförmige, nach aussen oben sich öffnende Einkerbungen, 
wie sie uns als sogen. „Gleitfurchen“ aus der Anatomie der Hüftluxation 
bekannt sind. Beide Pfannengründe sind scheinbar etwas verdickt. 

Am 20. Oktober 1913 konnte ich das Kind nachuntersuchen. Der 
Befund ist im allgemeinen derselbe, nur ist jetzt das genu valgum ver¬ 
schwunden. Es fällt auf, dass beide Trochanteren etwas seitlich promi¬ 
nieren und dass beide Oberschenkel beim Stehen etwas hyperextendiert 
gehalten werden, wobei der Bauch vorgestreckt und der Rumpf etwas 
hinten über gehalten wird. Der Gang hat sonst jetzt nichts Auffallen¬ 
des mehr an sich, nur soll das Kind ziemlich leicht ermüden. 

Der Röntgenbefund zeigt keine wesentliche Änderung gegen früher. 

Im vorigen Jahre hatte ich nun Gelegenheit, wieder einen der¬ 
artigen Fall zu beobachten und zu behandeln, bei dem es sich jedoch 
nur um eine einseitige Affektion handelt: 

7jähriges Mädchen. Geburt ohne Schwierigkeiten. Hereditär keine 

*) Berl. orth. Ges., Sitz, vom 1. Mai 1911 (Verh. Bd. I, 1911, S. 16). 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 9. 18 

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Anhaltspunkte. Niemals soll ein Anzeichen für eine schmerzhafte oder 
entzündliche Hüfterkrankung bestanden haben. 

Erst mit 4 Jahren fiel auf, dass das Kind links etwas hinkte, be¬ 
sonders bei Ermüdung. Schmerzen haben dabei in keiner Weise be¬ 
standen. 

Der Gang ist links eine Spur schleppend, erinnert an Luxationsgang. 

Linkes Bein und linke Gesässhälfte abgemagert. Linkes Bein 
gegen rechtes um et\ya 1 cm verkürzt. Trendelenburg links angedeutet 
positiv. 

Bewegungen in linkem Hüftgelenke aktiv und passiv frei, nur die 
Abduktion gelingt links nicht ganz so vollständig, wie rechts. 

Es besteht eine geringe linkskonvexe Lumbalskoliose. 

Das Röntgenbild (s. Fig.) zeigt ein normales rechtes Hüftgelenk, 
links dagegen erhebliche Veränderungen: 

Das obere Pfannendach ist abgeflacht, verläuft steil nach oben und 
zeigt dort, wo seine Fläche sichtbar wird, jene wabenartige Knochen¬ 
struktur, die wir bei wachsenden Individuen normalerweise sehen, eben¬ 
so wie auch in diesem Falle auf der rechten Seite, nur dass dieses waben¬ 
artige Knochenfeld links viel ausgedehnter zutage tritt, als rechts. In 
der äussersten Ecke des Pfannendaches ist die bekannte „Gleitfurche“ 
noch eben angedeutet. Der Pfannengrund ist links gegen rechts stark 
verdickt, der Y-Knorpel dementsprechend verlängert. Die „Tränen¬ 
figur“ ist links sichtbar, aber deutlich verbreitert und weniger markant 
als rechts. Der ganze linke Oberschenkel inklusive Trochanter major, 
Hals und Kopf ist schmächtiger als die entsprechenden Gebilde der rech¬ 
ten Seite. Der linke Kopf steht zwar in der Pfanne, aber etwas höher, 
als der rechte: Die Epiphysenlinie des Kopfes zeigt rechts ungefähr nach 
dem unteren Ende der „Tränenfigur“ hin, links aber bildet sie gewisser- 
massen eine Verlängerung des Y-Knorpels. 

Wollten wir rechts dieselbe Einstellung der Kopfepiphysenlinie zum 
Y-Knorpel erzielen, so müssten wir den rechten Oberschenkel stark 
adduzieren, wollten wir links dieselbe Stellung erzielen, wie rechts, so 
müssten wir den linken Oberschenkel maximal abduzieren. 

Rechts wird der grösste Teil des Kopfkernes von der Pfanne um¬ 
fasst, links nur ein kleiner Teil desselben. 

Um die Gehfähigkeit zu bessern, wurden Massage, Widerstands¬ 
gymnastik, Freiübungen verordnet, die innerhalb 4 Wochen bereits aus¬ 
gezeichnet wirkten: Trendelenburg erwies sich nunmehr als völlig nega¬ 
tiv, die leichte Ermüdbarkeit war verschwunden. Die Besserung hat 
bei noch wiederholter Behandlung weiter angehalten, sodass bei einer 
Nachuntersuchung in diesem August, also 1 Jahr nach Beginn der Be¬ 
handlung, der Gang und die Leistungsfähigkeit des Kindes dem Normalen 
ziemlich nahe kommt. Die linksseitige Beinverkürzung wird durch eine 
Sohlenerhöhung ausgeglichen. 

Eine jetzt vorgenommene Röntgenuntersuchung ergibt noch den 
gleichen Befund wie früher. 

Die beiden eben beschriebenen Fälle stellen mit Sicherheit, 
der eine doppelseitig, der andere einseitig, Veränderungen des Hüft¬ 
gelenkes dar, die genau denen der angeborenen Hüftluxation ent- 


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sprechen — mit dem einzigen Unterschiede, dass eben keine Luxa¬ 
tion vorliegt. Gleichwohl weisen in dem ersten Falle die ausge¬ 
sprochenen „Gleitfurchen“ darauf hin, dass der Stand der Köpfe 
zu irgend einer Zeit des Lebens vor oder nach der Geburt einmal 
ein anderer gewesen ist als jetzt, und zwar der einer Luxation in 
ihren Frühstadien, zumindest der einer Subluxation. Im zweiten 
Falle ist die „Gleitfurche“ nur noch angedeutet, der Kopf hat aber 
auf der linken Seite eine wesentlich andere Position, und zwar eine 
höhere Lage innerhalb der Pfanne, als auf der rechten. 

In beiden Fällen hat also früher einmal eine Subluxation oder 
gar Luxation bestanden, die aber, da niemals irgend eine ärztliche 
Beeinflussung der Hüftgelenke erfolgt ist, entweder bereits intrau 
terin oder nach der Geburt, und zwar wohl sehr bald nach der 
Geburt, von selbst reponiert wurde, wahrscheinlich durch zufälliges 
oder nicht zufälliges Einnehmen einer analogen Beinstellung, wie 
wir sie bei unseren Repositionsmanövern anwenden. 

Ich glaube daher, dass wir von einer „Spontanheilung“ 
der angeborenen Hüftgelenksverrenkung in sol¬ 
chen Fällen mit Recht sprechen dürfen, und möchte als Kriterium 
dieser Fälle hinstellen, dass sie genau den Eindruck einer 
von uns durch Reposition und retinierende Ver¬ 
bände geheilten Hüftluxation machen. Diese Fälle, 
bei denen man die Spontanheilung doch sehr früh setzen muss, be¬ 
weisen wieder, dass man noch sehr lange nach der Reposition die 
anatomischen Kennzeichen der Luxationshüfte erkennen kann. 

Analoge Fälle, die bisher immer noch als selten und daher in 
jedem Falle als mitteilenswert zu betrachten sind, sind bisher von 
Frölich, Drehmann, Bradford, Möller, Joachims¬ 
thal beschrieben worden, während ein diesen Fällen entsprechen¬ 
des anatomisches Präparat von R a g e r mitgeteilt worden ist. 


A. Allgemeine Orthopädie. 

Anatomie, Physiologie, Biologie. 

1) Langley. Cause and nature of the changes which occur 
in muscle after nerve sectio n. (Lancet, 1. VII. 16, p. 6.) 

Durch Experimente an Kaninchen suchte Verf. die Ursachen und die 
Art der Veränderungen im Muskel, dessen Nerv durchschnitten ist, näher 
zu bestimmen, ist aber noch zu keinen abschliessenden Ergebnissen ge¬ 
kommen. Der Name „Inaktivitätsatrophie“ für den Zustand, der beim Mus¬ 
kel eintritt, ist jedenfalls nicht glücklich gewählt. Es handelt sich im 
Gegenteil (ca. vom 4 . Tag der Verletzung des Nerven ab) um eine 

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Tiyperaktivität der Muskelsubstanz, die in einer konstan¬ 
ten und unregelmässigen Oscillation ihren Ausdruck findet. Infolgedessen 
kommt eine Überproduktion von Ermüdungsstoffen zustande und diese be¬ 
wirken vielleicht ein Sichverzehren der Muskelsubstanz. Die Erregbarkeit 
gegen den galvanischen Strom bei dem vom Nerven getrennten Muskel 
nimmt langsam aber ständig zu. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

2) Grunewald, Julius. Die Beziehungen zwischen der Form 
und der Funktion der Tibia und Fibula des Men¬ 
schen und einiger Menschenaffen. (Ztschr. f. orth. 
Chir. Bd. 35, H. 4.) 

Von der sehr ausführlichen Arbeit des Verfassers, die bis ins kleinste 
vergleichend, anatomische Studien über den Bau und die Funktionen der 
Tibia und Fibula beim Menschen und Anthropoidenaffen bringt, können nur 
die Ergebnisse referiert werden: durch Anwendung einiger neuer Unter¬ 
suchungsmethoden, die an 120 Tibien angewandt wurden, konnten exakte 
Masse I. für die Retroflexio des Schienenbeinschaftes, II. für die Retro- 
versio der proximalen Fläche, III. für die Neigung des Randes, IV. für die 
Neigung der Mitte dieser Fläche, und zwar jedesmal gesondert für die 
mediale und laterale Hälfte gewonnen werden! Mit denselben Apparaten 
wurde auch die^ Torsion gemessen, erforderlichenfalls konnte auch die 
Torsion der medialen und lateralen Hälfte der proximalen Gelenkfläche ge¬ 
sondert bestimmt werden. 

Die Retroversio besteht unabhängig von der Retroflexio. Auch völlig 
gerade Schienenbeine zeigen eine Retroversio. Durch die Retroflexio wird 
die Retroversio gesteigert, höchstens um 5°. 

Die statische Beanspruchung, d. h. die Beanspruchung durch die 
Körperiast, spielt für die Unterschenkelknochen keine nennenswerte Rolle, 
gleichgültig, von welcher Stelle des Körpers man ausgeht 

Die wesentliche Beanspruchung geschieht durch Muskelzug. Die 
Retroflexion ist durch den Zug des Triceps surae bedingt. Auch die Tor¬ 
sion des Schienenbeins ist durch den Triceps surae bedingt, und zwar 
durch dessen supinatorische Komponente. Diese Wirkung des Triceps 
surae wird unterstützt durch die am oberen Ende der Tibia inserierenden 
Kniegelenksbeuger (Pronatoren). 

Am Sprunggelenk und den beiden Mittelfussgelenken ist die Kraft der 
Supinatoren wesentlich grösser als die der Pronatoren (Fick). 

Der Tibialis auterior erzeugt eine lateralwärts konkave Schwingung 
am oberen Tibiaende. Er ist auch die Ursache, dass die Randneigung nach 
aussen lateralwärts häufiger und stärker ist als medialwärts. 

Im Querschnitt der Tibia ist die Beanspruchung, der der Knochen 
unterliegt, ausgeprägt. Insbesondere ist die Spornbildung der vorderen 
Kante eine Verstrebung gegen zu starke Retroflexion. 

Als Gegenkraft gegen die retroflektierenden und torquierenden Kräfte 
ist auch die Querschnittzunahme im oberen Drittel wirksam. Da beide 
Kräfte im wesentlichen von Triceps surae ausgehen, so kann man sagen, 
dass die Architektur der Tibia im wesentlichen diesem Muskel ange¬ 
passt ist. 

Tibia und Fibula bilden ein Gewölbe, wodurch die Festigkeit der 


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Knochen besonders in der frontalen und sagittalen Ebene vermehrt wird. 
Denn die beiden Unterschenkelknochen, insbesondere die Tibia, werden 
durch die starken lateralen Muskeln auch in transversaler Richtung be¬ 
ansprucht. Es wird dadurch eine nach medialwärts konvexe Ausbuchtung 
des Knochens intendiert. 

Je breiter die Tibia, je stärker die Fibula, je breiter das Tibiofibular- 
gewölbe und je mehr die Fibula in die Frontalebene des Körpers rückt, um 
so stärker ist der Schutz gegen frontale Beanspruchungen. 

Auch die intrauterine Retroflexio der Tibia ist eine Muskelwirkung. 
Die Umwandlung in die spätere Form geschieht durch die Wechselwirkung 
zwischen Wachstumstendenz und Muskelwirkung. Die wichtigen Umwand¬ 
lungen in der Stellung des Kniegelenkes aus dem O-Bein des Kindes in das 
X-Bein des Erwachsenen sind ebenfalls Ergebnisse der postfötalen Ver¬ 
änderung der Muskulatur. Mosenthal, Berlin. 


Physikalische Therapie. 


3) Nagelschmidt. Physikotherapie für Kriegsverletzte. 

(Strahlentherapie, Bd. VII, H. 1.) 

Verfasser schildert die Einrichtungen eines modern eingerichteten 
physiko-therapeutischen Instituts, welches einer Sammelstelle angegliedert 
ist und bespricht die Erfolge der Behandlung. Das erste Prinzip der physi¬ 
kalischen Therapie muss sein: Es darf keine einzige Methode schematisch 
angewandt werden; nur durch Kombination der Methoden und spezielle 
Indikationsstellung werden hervorragende Resultate erzielt. Diathermie. 
Elektrorythmik, Quarzlampe, Neonlampe, L-Lampe, Hochfrequenz- und 
Röntgentherapie werden besprochen. Diathermie dient zur Erzeugung von 
arterieller Hyperämie und zur Erhöhung der Zellfunktionen. In naher 
Verbindung mit derselben steht die Kondensatorelektrodenbehandlung und 
die Hochfrequenzbehandlung zur Beruhigung der Nerven. Galvanische 
Ströme kommen in den Vier- und Zwei-Zellenbädern zur Anwendung. Der 
Wechselstrom als „Elektrorythmik“ löst ausgiebige motorische Reize aus, 
ist nicht schmerzhaft und lässt kein Ermüdungsgefühl im Patienten auf- 
treten. Als Sport für geschwächte Patienten und zur Behandlung sekun¬ 
därer Atrophien dient sie besonders. Nach einem Überblick über die Wir¬ 
kung der verschiedenen uns bekannten Strahlen des Spektrums, empfiehlt 
der Verfasser die allgemeine Quarzlampenbestrahlung bei Lungen- und 
Knochenaffektionen tuberkulöser Art, bei Chlorose und Anämie, empfiehlt 
die Neonlampe, deren kaltes rotes Licht schmerzstillend, ''ntziindungs- 
widrig ist, und die Wirkung der L-Lampe, einer riesigen Glühbirne mit 
Reflektor, bei Asthma, Bronchialaffektionen und Neuralgien. Die Röntgen¬ 
strahlen endlich sind von Nutzen bei der Behandlung von Fisteln, tief ge¬ 
legenen entzündlichen Infiltraten und Drüsenschwellungen und bei einer 
Reihe von äusserlichen Affektionen. Neben diesen modernen Behandlungs¬ 
methoden kommen natürlich auch Massage, Hydrotherapie, Übungstherapie 
•«tc. zur Anwendung. Rave, Berlin. 

4) Bucky, G. Die Diathermiebehandlung von Kriegs¬ 

verletzungen und Kriegserkrankungen. (StraMen- 
therapie. Bd. VII, 1916, H. 1.) 

In sehr klarer, verständlicher Form teilt Verfasser seine Erfahrungen 


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auf dem Gebiete der Diathermie mit. Wir haben in ihr ein äusserst wert¬ 
volles Heilmittel, welches Hervorragendes leistet; Unmögliches soll ma» 
aber auch von ihm nicht verlangen. Natürlich macht sie die anderen übli¬ 
chen Heilmethoden nicht überflüssig, sondern wird zweckmässig mit ihnen' • 
kombiniert. Zur Ausübung gehört ein gut ausgebildetes Hilfspersonal» 
welches nur unter der fachmännischen Aufsicht eines selbst gut geschulten 
Arztes — eine eigentlich selbstverständliche Forderung — arbeiten solL 
Die wichtigsten Punkte bei der Diathermiebehandlung sind die Elektroden 
und ihre Applikation. Verfasser erläutert die Technik der Behandlung untf 
macht auf einige gewöhnliche Fehler aufmerksam. Sehr praktisch ist der 
sog. Verteilerwiderstand, welcher es ermöglicht, 2—4 Personen gleich¬ 
zeitig an einem Apparat zu behandeln. In ausführlicher Weise werden- 
dann als besonders geeignete Objekte für die Diathermiebehandlung be¬ 
sprochen: 1. Die sog. Schützengrabenkrankheiten (Rheumatismus und 1 
Ischias); 2. die Erfrierungen; 3. Frakturen, Luxationen und Schussverletzun¬ 
gen in der Nachbehandlungsperiode; 4. die Nervenverletzungen. Speziell" 
bei den Hyperästesien und Parästhesien infolge Nervenverletzungen wirkt 
die Diathermiebehandlung geradezu als Spezifikum; 5. allgemeine Er¬ 
schöpfung des Körpers. Die beigegebenen Abbildungen erläutern den Text 
und die Statistik zeigt den guten Enderfolg. Rave, Berlin. 

5) Rolller, A.-Leysin. Sonnen- und Luftbehandlung nicht- 

tuberkulöser chirurgischer Affektionen mit 

Einschluss der Kriegsverletzungen. (Beitr. z. klin. 

Chir., Bd. 100, H. 2.) 

Rollier berichtet über die guten Resultate, die er bei der Anwendung- 
der Sonnenbestrahlung bei den verschiedenen chirurgischen Affektionen» 
die er bereits vor dem Kriege behandelte, erzielte. Die Heliotherapie fancf 
Anwendung bei traumatischen Verletzungen, Quetschungen, varicösen Ge¬ 
schwüren, luetischen Geschwüren, Verbrennungen, Knochenbrüchen» 
Phlegmonen, Panaritien, Abszessen und bei Osteomylitis. Rollier rät des; 
weiteren zu Sonnenbestrahlung bei Kriegsverletzungen und lässt einige 
Schweizer Ärzte, die in deutschen Lazaretten tätig waren, zu Wort kom¬ 
men über die recht befriedigenden Ergebnisse der Sonnenbehandlung.. 
Genau geht Rollier auf die Technik der Sonnenkur ein, auf die erforderliche 
Ernährung während derselben und auf die gebäulichen Einrichtungen. In 
einem modernen Krankenhaus soll eine Sonnengalerie ebensowenig fehlem 
wie ein Laboratorium und ein Röntgeninstitut. Die Sonnenkur sollte zur 
Prophylaxe gegen Erkrankung zur Stärkung der Schwachen dasselbe An¬ 
sehen geniessen wie die jährliche Badekur. Görres, Heidelberg. 

6) Janecke-Göttingen. Die Knochen - und Gelenktuberkulose 

im Alter, mit besonderer Berücksichtigung der. 

Sonnen- und Höhenbehandlung. (Beitr. z. klin. Chir.,. 

Bd. 99, H. 3.) 

Zirka im 5. Dezennium steigt die Häufigkeit der Knochen- und Gelenk¬ 
tuberkulose. Das männliche Geschlecht und die ärmere Bevölkerung wer¬ 
den besonders häufig befallen wegen der häufigen gleichzeitigen Kombi¬ 
nation mit Tuberkulose innerer Organe. Die Prognose quoad vit. ist um¬ 
so ungünstiger, je älter der Patient ist. Quoad sanat. ist die Lokalisation» 


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die Schwere der Erkrankung und das Alter (Beschaffenheit des Allgemein¬ 
zustandes) massgebend. Quoad funkt, gibt die Art der Behandlung den 
Ausschlag. Was die Behandlung nun angeht, so ist mit allen Mitteln die 
Hebung des Allgemeinbefindens zu erstreben, besonders kommen in Be¬ 
tracht: Höhenklima und Sonnenbestrahlung, in deren Anwendung man vor¬ 
sichtig sein muss. Im übrigen gelten dieselben orthopädischen Prinzipien 
für die Lokalbehandlung wie bei Jüngeren. Die Heilerfolge der konser¬ 
vativen Therapie (besonders der Sonnenbestrahlung und des Höhen¬ 
klimas) sind besser als die der operativen Therapie. Leider erlauben die 
sozialen Verhältnisse nicht immer ein konservatives Vorgehen wegen der 
langen Dauer. Für Amputation oder Resektion ist entscheidend, der Grad 
Arteriosklerose, Schwere des Knochenleidens, die Verbindung mit anderer 
Tuberkulose oder anderen organischen Leiden. Bei schwerer Lungen¬ 
tuberkulose und Amyloid der Niere soll operiert werden. 

G ö r r e s , Heidelberg. 

7) Benrath, A. Über die chemische Wirkung der strah¬ 

lenden Energie. (Strahlentherapie, Bd. VII, 1916, H. 1.) 

Die Strahlungserscheinungen, welche je nach Art ihrer Wirkung ver¬ 
schiedene physikalische Deutung finden,, üben auf zahlreiche chemische 
Stoffe und Stoffgemische eine kräftige Wirkung aus. Die chemische Wir¬ 
kung der Lichtstrahlen und der anschliessenden ultravioletten Strahlen sind 
am besten erforscht. Das Licht vermag exo- und endoenergetische Pro¬ 
zesse einzuleiten und zu beschleunigen, wie der Verfasser an Beispielen er¬ 
läutert, arbeitet aber nicht gewaltsam. Die Wirkung der ultravioletten 
Strahjen hingegen äussert sich mehr in Photolyse als in Synthese, wodurch 
ihre zerstörende Wirkung sich erklärt. Noch energischer und noch mehr 
in die Tiefe gehend ist die Wirkung der sog. neuen Strahlen, Röntgen-, Ra¬ 
dium- etc. -Strahlen, welche sie uns therapeutisch so wertvoll macht. Der 
Unterschied in den Wirkungen der verschiedenen Strahlen ist aber nur 
ein gradueller, kein prinzipieller.. Man trifft überall dieselben Erscheinun¬ 
gen und Umwandlungen; es sind also jedenfalls keine grundsätzlichen Ab¬ 
weichungen von den Lichtwirkungen vorhanden. Rave, Berlin. 

Orthopädische Technik. 

(Verbände, Apparate, Maschinen.) 

8) Keppler. W. Zur Technik des Beckengipsverbandes 

i m F e 1 d e. (M. Kl. 1916, Nr. 34, S. 905.) 

Angabe einer einfachen, an jeden Tisch anschraubbaren Beckenstütze, 
deren Konstruktion dem Schede-Eschbaumschen Tisch entnommen ist. 
(Siehe Skizze.) N a e g e 1 i, Greifswald. 

9) Page. A simple System of Skeleton sptinting. (Brit. 

med. Journ., 17. VI. 16, p. 845.) 

Verf. führt eine neue Art durchbrochener Schienen, wie sie aus 
Stahl- doer Aluminiumstreifen des Militärverbandkastens herzustellen sind, 
an. Sie sind in regelmässigen Abständen mit Löchern versehen und können 
an jede Fraktur individuell angepasst werden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 


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10) Ansinn-Bromberg. Streckverbandapparate mit auto¬ 

matischen Oelenkbewegungen durch Wasser¬ 
druck und aktiver m e d i c o - m e c h a n i s c h e r Appa¬ 
rat (Bergsteigapparat) für das Bett. (Beitr. z. klin. 
Chir., Bd. 100, H. 2.) 

Ansinn berichtet über weitere Vervollkommnungen an seinen Streck¬ 
verbandapparaten für Oberschenkelbrüche mit automatischen Gelenk¬ 
bewegungen durch Wasserdruck. Gleichzeitig beschreibt er einen aktiven 
medico-mechanischen Apparat für Anwendung im Bett. 

G ö r r e s, Heidelberg. 

11) Hbigston. An extension splint for fractures of the 

h u m e r u s. (Brit. med. Journ., 15. VII. 16, p. 72.) 

Verf. braucht zwei einfache Metallextensionsbügel, wie sie im Ver¬ 
bandkasten des englischen Heeres verwendet werden, zur Herstellung eines 
Extensionsapparates für Knochenbrüche am Oberarm. Der obere Bügel¬ 
teil geht über die Schulter (die Achsel wird gut gepolstert), der untere 
wird mittels Fflasterstreifen mit dem distalen Fragmentstück verbunden 
und muss die für die Extension verwendeten und von Zeit zu Zeit ausge- 
wechselten Gewichte tragen. Je nach der Länge der zu behandelnden 
Extremität werden die beiden Bügel mehr oder weniger ineinander ge¬ 
schoben. An Hand einer Zeichnung ist der einfache Apparat sehr gut zu 
verstehen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

12) Cowell. A „cage“ splint for fracture of the humerus. 

(Brit. med. Journ., 17. VI. 16, p. 849.) 

Zu den im Gebrauch befindlichen Schienen für Oberarmfraktur, die 
Verf. aufzählt, fügt er noch sein eigenes Modell hinzu. Es besteht aus 
einem Aluminiumstab, der über die kranke Schulter, im Ellbogen spitz¬ 
winklig gebogen, zum Vorderarm führt und auf der gesunden Seite befestigt 
wird. Am Oberarm und am Unterarm sind, den Arm umfassend, gitter¬ 
artige Manschetten angebracht, die ein Erneuern des Verbandmaterials ge¬ 
statten, ohne die fixierten Fragmente zu verschieben. Für jeden Fall kann 
der Stab und das Gitterwerk individuell zurechtgebogen werden; der 
ganze Apparat ist sehr leicht. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

13) Matti. Verschiedene Demonstrationen. Med.-pharm. 

Bezirksverein Bern, 3. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 
Nr. 27, p. 853.) 

1. 13jähriger Knabe, infolge Poliomyelitis vollständige Lähmung des 
deltoides, der pectorales, der Ein- und Auswärtsroller des Armes im Schul¬ 
tergelenk. Operative Versteifung des Schultergelenkes. 
Guter Erfolg. 

2. Ausführung der A 1 b e e sehen Operation bei einem 6jährigen Kna¬ 
ben mit Tbc. des 5. Dorsalwirbels mit beginnender Abszessbildung und 
Pottschem Buckel. Gutes Resultat. Die Kyphose wurde nicht ganz auf¬ 
gehoben, aber doch gebessert. Solche Patienten tragen ihr Stützkorsett 
im Leibe. 


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3. 5%jähriges Mädchen mit L i 111 e. Arme und Intelligenz wenig 
ergriffen. Förster sehe Operation. Fortschreitende Besserung. 

4. Demonstration verschiedener Röntgenogramme eines ungewöhn¬ 
lichen Falles von pesvalgusbei einem 17jährigen Jüngling, der als Kind 
ausgesprochene rachitische Veränderungen des einen 
Unterschenkels zeigte. Osteoplastische Operationen an beiden 
Unterschenkelknochen lieferten ein so gutes Resultat, dass das Bein bei¬ 
nahe als normales gelten kann. Spitzer-Manhold, Zürich. 

14) Jones, Robert. Transplantation of bone and some uses 

of the bone graft. (Brit. med. Journ., 1. VII. 16, p. 1.) 

Verf. bespricht Knochentransplantation, speziell kriegschirurgische 
Fälle betreffend. Welche Theorie der Osteogenese auch angenommen 
werde (Neubildung des Knochens vom Periost aus, von Osteoblasten des 
transplantierten Knochens aus, von denen der angrenzenden Knochen, so 
dass das Transplantat nur als Wegweiser für den jungen, sich frisch bilden¬ 
den Knochen gilt), wichtig für die Praxis ist: 

1. Dass das Gebiet des Transplantats streng aseptisch gehalten werde, 
frei von Blutgerinnsel, und in enge Berührung mit den angerauhten Flächen 
der Knochen, mit denen es verwachsen soll, kommt. 2. Ein autogenes 
Transplantat, womöglich Periost und Mark enthaltend, ist für die Neuorga¬ 
nisation der Gefässe am günstigsten. 3. Diese Neuorganisation darf durch 
keine zu frühe Aktivierung des verletzten Gebietes gestört werden. So 
rechnet z. B. Verf. für eine solide Einheilung eines Transplantats am Ober¬ 
arm 6 Monate vollkommene Ruhigstellung. Eine innere Schienung mit 
Schrauben und Platten verwirft Verfasser. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

15) Sultan. Die Bolzungsresektion des Kniegelenks. 

(Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 31, S. 645.) 

Für die Fälle von Kniegelenksverletzungen, bei denen das unterste 
Femurende mitsamt der Kniescheibe zertrümmert ist, während die Gelenk¬ 
fläche der Tibia und die grossen Gefässe intakt sind, empfiehlt S. eine neue 
Art von Resektion, die er als Bolzungsresektion bezeichnet. „Um 
Femur und Tibia in feste Verbindung miteinander zu bringen, säge ich von 
der Tibiafläche eine dünne Scheibe ab und meissle vom Zentrum der Säge¬ 
fläche aus ein daumendickes, etwa 4 cm tiefes Loch aus der Tibia heraus; 
dann säge ich das Femurende spitz zu, stecke es in das ausgemeisselte 
Loch der Tibia und bolze es, indem ich auf die Fussohle des vertikal er¬ 
hobenen Beines einige kräftige Schläge ausführe, fest in die Tibia.“ 

Naegeli, Greifswald. 

16) Hoff mann. Eine neue Extensionsklammer für Nagel- 

e x t e n s,i o n ohne Beschädigung der Knochen. (D. m. 

W. 1916,' Nr. 33, S. 1004.) 

Statt wie Steinmann, den Nagel durch den Knochen durchzuschlagen, 
verwendet H. bei seiner Extension zwei Nägel, die durch ein Scharnier¬ 
gelenk gegeneinander fixiert, nur auf den Knochen aufsitzen und so den 
nötigen Zug bewirken. Dadurch wird die Infektionsgefahr herabgesetzt 
und die Knochenfistelbildung vermieden. Naegeli, Greifswald. 


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' Amputationen, Exartikulationen und Prothesen. 

17) Hanausek, J. Eine Methode zur Erzielung von gut¬ 

sitzenden Stumpfhülsen der Prothesen. (D. m. W. 
1916, Nr. 33, S. 1003.) 

H. entscheidet an den seitlichen Flächen des Stumpfes aus statischen 
Gründen drei Ringzonen: 

I. Die obere Ringzone, die festsitzen soll; 

2. die mittlere Ringzone, wo die Hülse nicht nur ganz lose, sondern 
hinreichend Raum für die Weichteile, die aus oberer und unterer 
Zone gleichsam ausgepresst werden, freilassen soll; 

3. die untere Ringzone, wo wieder die Hülse das Stumpfende eng 
umspannen soll. (Siehe Abbildungen.) 

Auf diese Weise angefertigte Stumpfhülsen passen gut. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

18) Will. Eine künstliche Hand. (Monatsschr. f. Unfallh. u. Inv. 

XXIII, 6.) 

Beschreibung der von dem Mechaniker des Deutschen Museums 
(Will) konstruierten künstlichen Hand. 2 Abbildungen. 

K i e w e, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein. 

19) Gaugele Grundsätze im Bau künstlicher Beine. (D. iru 

W. 1916, Nr. 33, S. 1000.) 

G. bespricht die Vorbedingungen für den guten Sitz eines künstlichen- 
Beines, die Bedingungen für den Bau der Kunstbeine, sowie die Konstruk¬ 
tion derselben im einzelnen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Erkrankungen der Haut, Faszien, Schleimbeutel. 

20) Matti. Verbrennung am Thorax. Med.-pharm. Bezirksverein- 

Bern, 3. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 27, 
p. 852.) 

Bericht über einen Fall von schwerer Verbrennung mit Bildung eines 
Narbenhautsegels zwischen der seitlichen Thoraxwand und der inneren 
Oberarmfläche bis zum Ellbogengelenk Nach Entfernen der narbigen Par¬ 
tien entstand ein grosser HautdeLkt, der erst nach 3 verschiedenen Trans¬ 
plantationen (zuletzt mit grossem gestielten Lappen aus der Gegend des 
Schlüsselbeins) befriedigend gedeckt werden konnte nebst Erhaltenbleiben¬ 
der Armfunktion. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Nervenerkrankungen. 


21) v. Lorentz. Nervenverletzungen und deren Behand¬ 
lung. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 2.) 

Der Arzt der Front sucht durch richtige Lagerung der Glieder die 
getrennten Nervenenden möglichst zu nähern. Vor einem operativen- 
Eingriff ist zunächst die völlige Heilung der Wunde abzuwarten. Sind 


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dann 3—4 Monate verstrichen, ohne dass eine Besserung eintrat, so wird 
man auch bei leichteren Verletzungen den Nerven frei legen. Eine genaue 
elektrische Untersuchung geht der Operation voran. Wir werden ope¬ 
rieren: 1. Wenn nach drei Monaten nach guter Heilung der Wunde die 
völlige Entartungsreaktion besteht. 2. Wenn die elektrische Erregbarkeit 
deutlich sinkt. 3. Wenn starke Neuralgien bestehen, die auf bestimmte Ner¬ 
vengebiete hinweisen und jeder Behandlung trotzen. Lorentz wendet keine 
Blutleere an. Von Fall zu Fall unterscheidet man, ob Narkose oder ört¬ 
liche Betäubung in Anwendung kommt. Die Lokalanästhesie gestattet dem 
Patienten eventuell wichtige Angaben zu machen. Bei der Operation soll 
man radikal Vorgehen. Findet man bei starker Herabsetzung der Leitungs¬ 
fähigkeit einen kaum äusserlich geschädigten Nerven, so wird man doch 
das Epineurium eröffnen. Eine Kochsalzeinspritzung in den Nerven ober¬ 
halb und unterhalb der Stelle der Verletzung lockert das Bindegewebe und 
erleichtert den operativen Eingriff. Das weitere Vorgehen bei der Ope¬ 
ration richtet sich nach dem jeweiligen Befund. Bei der Naht soll die 
innere Nerventopographie berücksichtigt werden. Einzelne Operations¬ 
verfahren werden nun besprochen. Für den Erfolg ist wichtig die Nach¬ 
behandlung. Die Gelenkstellung müsste die Naht anspannen. Geeignete 
Schienen schützen die gelähmten Muskeln vor Überspannung und Atrophie. 
Massage, Übungen und Elektrisieren fördern weiterhin die gelähmten Mus¬ 
keln. Was die Prognose der Nervenverletzungen angeht, so sind peripher 
sitzende Verletzungen im allgemeinen günstiger als Verletzungen des 
Plexus und mehr zentralsitzende. Bei einfachen Neurolysen werden ja 
Besserungen kurz nach der Operation beobachtet. Bei völliger Entartungs- 
reaktion ebenso wie bei Nervenresektionen kann man im allgemeinen vor 
4 Monaten keinen Erfolg erwarten. Häufig setzen aber auch die Besse¬ 
rungen erst nach 6 Monaten bis nach einem Jahr ein. 

G ö r r e s, Heidelberg. 

22) Polya, E. Zur Frage der Nervenverlagerung. (Ztbl. f. 

Chir. 1916, Nr. 31, S. 641.) 

Mitteilung der Fälle von Nervennaht, die schon früher nach der Me¬ 
thode von Wrede durch Nervenverlagerung operiert wurden. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

23) Wollenberg. Nervenverlagerung. (Ztbl. f. Chir. 1916, 

Nr. 31, S. 642.) 

In Ergänzung der Arbeit von Wrede „Nervenverlagerung zur Er¬ 
zwingung einer direkten Nervennaht“, teilt W. mit, dass er diese Methode 
besonders für den N. ulnaris schon früher mehrfach angewandt hat. 

Besonders bei gleichzeitiger Durchtrennung von N. ulnaris und 
medianus war es naheliegend, den Ulnaris auf die Beugeseite zu verlagern, 
sodass durch Beugung im Ellbogejngelenk die Schnittflächen beider Nerven 
einander möglichst genähert wurden. Naegeli, Greifswald. 

Chronische Knochenentzündungen. 

24) Chable. Über die Verlängerung der Unterschenkel 

bei Syphilis congenita tarda. (Korrespbl. f. Schweiz. 

Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 24, p. 751.) 

Es ist noch werig bekannt, dass die angeborene Lues tarda als Folge 


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einer Osteoperiostitis des Schienbeins eine Verlängerung der 
Unterschenkel zustande bringt, die sogar sehr augenfällig ist. Verf. 
berichtet über 2 selbstbeobachtete Fälle. Nebenher gehen die bekannte 
Säbelscheidentibia mit Krümmung nach vorn und Ver¬ 
dickung eines Teiles der Diaphyse. Die vom Patienten uner¬ 
wünscht bemerkten Symptome sind Schmerzen und Funktionsstörungen 
am Unterschenkel. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Frakturen und Luxationen (inkl. Schussbrüche). 

25) Sever. Fracture of the lumbar vertebrae and trans- 

verseprocesses. (Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, 
Nr. 17, p. 606.) 

Als Nachtrag zu früheren Mitteilungen berichtet Verf. über 4 neue 
Fälle von Brüchen: 1. am 12. Dorsal- und 1. Lumbalwirbel, sowie einem 
Teil des 4. Lumbalwirbels; 2. am 1. Lumbalwirbel; 3. am 12. Dorsal-, 1. 
und 2. Lumbalwirbel; 4. am proc. transvers. des 4. Lumbalwirbels und der 
letzten Rippe der gleichen Seite. Alle Verletzungen waren durch Fall aus 
beträchtlicher Höhe entstanden und zeigten nur geringe Rückenmarks¬ 
erscheinungen, die mit der Zeit auch ganz zurückgingen. Kontentivverbände 
(Apparate aus Leder) genügten zur erfolgreichen Behandlung. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

26) Curchod. Quelques experiences de Chirurgie de 

guerre sur le traitement des fractures de cuisse. 
(Rev. med. de la Suisse Romande, 36e annöe, Nr. 6, p. 370.) 

Wegen ihrer Einfachheit rühmt Verf. am meisten die serbo-kroatische 
Methode der Extension bei Oberschenkelbrüchen (Aufhängen des Beines 
mit mehreren breiten mit Klebstoff bestrichenen Binden an einem über das 
Bett mit erhöhtem Fussende laufenden Brett. Extension. Semiflexion. Der 
Fuss ist in einer Socke mit Strick an der Fusspitze suspendiert). 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

27) Jones, Robert. Onmalunited and ununited fractures. 

(Brit. med. Journ., 10. VI. 16, p. 809.) 

Verf. teilt aus seinen Kriegserfahrungen Allgemeines über schlechte 
Vereinigung von Knochenbrüchen speziell nach Schussverletzungen mit. 
Die besten Aussichten für Heilung und Gebrauchsfähigkeit des geschädigten 
Teiles liefern blutige Eröffnung, Anpassung der Fragmente und lange 
dauernde Fixation. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Erkrankungen der Gelenke. 

28) Moorhead. A note on dysenterie arthritis. (Brit. med. 

Journ., 1. IV. 16, p. 483.) 

Verf. teilt 6 Fälle von Arthritis bei bestehender oder überstandener 
Dysenterie mit Nachweis der Amoebe im Stuhl mit. Meistens waren die 
Kniee der Patienten (Soldaten) befallen. Eine Besserung trat auf Dar¬ 
reichung von E m e t i n e ein, während eine Arthritisbehandlung mit 
Salicylpräparaten versagte. Spitzer-Manhold, Zürich. 


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29) Wheeler. Operative treatment of Osteoarthritis. 

(Lancet, Nr. 24. VI. 16, p. 1255.) 

Verf. bespricht die Formen der Osteoarthritis in Bezug auf ihre Ope¬ 
rabilität. Die erste der drei Arten zeigt eine deutliche Spaltlinie zwischen 
altem und neuem Knochen und eignet sich gut zur operativen Behandlung. 
Die osteoarthritischen Lippenbildungen sind leicht zu entfernen, es besteht 
keine Neigung zu Rezidiven. Mitteilung eines eigenen Falles bei einem 21- 
jährigen Mädchen, das seit 7 Jahren nach polyartikulären chronischen 
Rheumaanfällen an einer Difformität des linken Knies, der rechten Hüfte 
und beider Handgelenke litt. Entfernen der knöchernen Bildung an der 
Tibia, später am Femurkopf. Das Mädchen geht jetzt ohne Krücken. Der 
2. Fall betrifft eine ältere Patientin mit unregelmässigen Osteophyten. 
Gewöhnlich finden sich auch fibröse Lager in der Kapsel, das Periost hat 
Tendenz zu Ossifikation. Das Entfernen der Osteophyten hinterlässt grosse 
Zonen rauhen Knochens. Wenn das Hauptsymptom Schmerzen in der 
Hüfte sind, so ist eine Ankylosenbildung anzustreben. Die 3., rheumatoide 
Form der Gelenkerkrankung ohne Osteophytenbildung ist die am meisten 
verkrüppelnde und schmerzhafteste, besonders wenn sie Hände und Füsse 
befällt. Sie kommt bei jüngeren Leuten vor und ist metastatisch. Zu¬ 
stand des Dickdarmes beachten! Bei 2 eigenen Patienten trat eine rapide 
Besserung nach partieller Kolektomie ein. Das Röntgenbild hatte eine 
Ptosis und Stase im Dickdarm gezeigt. Einige Tage nach der Operation 
verschwanden die Gelenkschmerzen, und die Gelenke wurden wieder ganz 
normal. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Deformitäten der Wirbelsäule. 


30) Marshall. Chronic backache. (Boston med. and surg. Journ., 

Vol. CLXXIV, Nr. 17, p. 591.) 

Verf. führt aus seiner Praxis einige Fälle chronischer Rückenschmer¬ 
zen an und beleuchtet deren Aetiologie: Muskel- und Bändererschlaffung 
nach raschem Wachstum, Überanstrengung; Disposition zu Ostipation und 
Schlaffheit der Bauchmuskeln; Fraktur der Wirbel; hypertrophierende Ar¬ 
thritis; infektiöse Arthritis (z. B. von einem pericoecalen Herd her). Die 
Behandlung richtet sich nach der Ursache. Bei allen Fällen sah Verf. Nach¬ 
lassen der Beschwerden durch Tragen einer stützenden Bauchbinde. Von 
chirurgischen Massnahmen wurden ausgeführt: Knochenüberpflanzung 
wegen Wirbelfrakturen, ein Stützen des oberen Schulterblattwinkels, Ex¬ 
zision der langen Querfortsätze des 5. Lumbalwirbels. Eine Änderung der 
Diät bei Fällen ohne deutliche Ursache der Schmerzen ist oft von Nutzen, 
ändert die vasculären Verhältnisse und beugt einer Anhäufung schädlicher 
Substanzen im Körper vor. Wie bei jeder Therapie sind hygienische 
Massnahmen: frische Luft, Sonne, Regelung der Verdauung, Gymnastik, 
Massage am Platz. Nur bei entzündlichen Zuständen ist Ruhe und Fixation 
zu verordnen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

31) de Quervain. Zur osteoplastischen Versteifung der 

Wirbelsäule bei tuberkulöser Spondylitis. Med.- 

Ges. Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 

Nr. 32, p. 1019.) 

Verf. führte schon vor Albee die osteoplastische Versteifung der 


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Wirbelsäule aus. Führt 3 eigene Fälle an. Die Operation soll die Spon¬ 
dylitis nicht heilen, sondern nur eine Stütze bilden, damit die spontane 
Ausheilung besser vorschreiten kann. Die Vorteile sind, dass die Operation 
in gesundem Gewebe ausgeführt werden kann, und unter 
Lokalanästhesie. Besonders geeignet ist sie für die Hals- und 
Brustwirbelsäule. Auch bei Frühfällen anzuwenden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Obere Extremität. 

32) Brown. An unusual exostosis of the scapula. (Boston 

med. and surg. Journ., Vol. CLXXIV, Nr. 18, p. 652.) 

Verf. teilt einen eigenen und einen noch unveröffentlichten Fall von 
Goldthwait von ungewöhnlichen Exostosen des Schulter¬ 
blattes bei zwei jungen Mädchen mit. Sie befanden sich beide ander 
Vorderfläche des oberen Scapulawinkels, waren ohne 
Trauma entstanden und verursachten Schmerzen bei Bewegungen des 
Armes und sich mit der Zeit steigerndes Kopfweh. Nach Ablation der 
Exostosen schwanden die Beschwerden. Die Stücke wurden mikroskopisch 
nicht untersucht. Spitzer-Manhold, Zürich. 

Untere Extremität. 

33) de Quervain. Spontanluxation der Hüfte bei L i 11 le¬ 

se h e r Krankheit. Med.-Ges. Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. f. 

Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 32, p. 1017.) 

Ein 19jähriger Patient mit angeborener choreatisch-spastischer Tetra¬ 
plegie, die ins Gebiet des Littleschen Komplexes fällt, wird vorgestellt. 
Bei spastischen Lähmungen wird öfters eine Spontanluxation der Hüfte be¬ 
schrieben, durch eine Verschiebung des Kopfes nach hinten oben unter dem 
Druck der hypertonischen Adduktoren und Flexoren entstanden. Da das 
Gehen dadurch erschwert wird, bringt man aus therapeutischen Gründen 
eine Versteifung der Hüfte zustande. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

34) Painter. Hallux valgus. (Boston med. and surg. Journ., Vol. 

CLXXIV, Nr. 18, p. 636.) 

Des Verfassers eigene Erfahrungen über hallux valgus stimmen mit 
der allgemeinen Ansicht überein, dass es sich um keine Exostose des Meta- 
tarsalköpfchens oder seines Gelenkes, sondern um eine einfache mecha¬ 
nische Verlagerung der Grosszehe nach aussen handelt. Erst soll man 
durch fixierende Apparate und richtige Schuhe probieren, das Leiden zu 
bekämpfen. Nützt dieses nichts, so ist immer noch die alte Hüter sehe 
Operation (Entfernen des Metatarsalköpfchens) das beste. Daran an¬ 
schliessend lasse man einen Schienenapparat tragen, um ein Hinauf¬ 
rutschen des verkürzten Metatarsale zu verhüten, bis Bänder und Kapsel 
soweit geschrumpft sind, dass sie das zurückgebliebene Stück fixierea 
können. Spitzer-Manhold, Zürich. 


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35) Hughes. The causes and prevention of trench foot. 

(Brit. med. Journ., 20. V. 16, p. 712.) 

Infolge Hängenlassens der ermüdeten Füsse in den Schützengräben 
und Unterständen kommen Sensibilitätsstörungen, Oedem und zuletzt 
Gangrän zustande. Deshalb schlägt Verf. zur Vermeidung des „Schützen- 
grabenfusses“ bei den Mannschaften während der Ablösung ein Hochlagern 
und Warmhalten der unteren Extremitäten vor. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

36) Meyer, F. M. Das Fürstenausche Intensimeter. 

(Strahlentherapie, Bd. VII, H. 1.) 

Der Verfasser hat eine kritische Sichtung aller bisher über das 
Fürstenausche Intensimeter zur Dosierung der Röntgenstrahlen erschiene¬ 
nen Veröffentlichungen vorgenommen und ferner eine Reihe eigener Unter¬ 
suchungen über die Eigenschaften des Intensimeters hinzugefügt. Er gibt 
eine Schilderung der physikalischen Grundlagen, sowie der speziellen tech¬ 
nischen Konstruktion des Intensimeters, ferner eine Übersicht über die bei 
der Verwendung von Selen als Reaktionsmittel der Röntgenstrahlung 
gegenüber möglichen Fehlerquellen und schildert die Art und Weise, wie 
diese Fehlerquellen bei der Konstruktion des Intensimeters vermieden 
worden sind. In ausführlicher Weise wird die Konstanz der Selenzelle, 
Einfluss von Temperatur und Feuchtigkeit, Trägheit, Ermüdung, Hoch¬ 
spannungsentladungen und selektive Absorption behandelt. Es schliessen 
sich ausführliche, vom Verfasser angestellte Quantitätsmessungen, sowie 
Vergleichsmessungen mit dem Sabouraud-Noire-Verfahren, wie endlich auch 
Qualitätsmessungen (Messungen des Härtegrades und der Halbwertschicht) 
an. Der Verfasser kommt auf Grund des gesamten vorliegenden Mate¬ 
rials zu dem Schluss, dass die qualitativen und quantitativen Messungen 
(therapeutische Dosierung) an den Röntgenstrahlen mit dem Intensimeter 
in viel einfacherer und vor allem wesentlich objektiverer Art als mit den 
bisher zur Verfügung stehenden Messinstrumenten möglich sind, sowie dass 
es denkbar ist, mit Hilfe der Fürstenauschen Selenzelle eine Reihe von 
Problemen, die noch ungeklärt sind, einer Lösung zuzuführen. Sowohl für 
den Laboratoriumsversuch, wie auch , für die therapeutische Praxis wird 
das Fürstenausche Intensimeter allen weitgehendsten Anforderungen 
gerecht. Rave, Berlin. 

37) Wachtel, H. Uber die Inkonstanz der Strahlungen der 

heutigen Röntgenröhren und Dosierungsver- 
suche mit dem Fürstenauschen Selen-Intensi¬ 
meter. (Strahlentherapie VII, 1916, H. 1.) 

Der Verfasser hat eine grosse Reihe von Absorptionsmessungen mit 
dem Fürstenauschen Intensimeter angestellt, um zu ermitteln, ob die heute 
gebräuchlichen Röntgenröhren während der Dauer einer therapeutischen 
Bestrahlung eine annähernd konstante Strahlungsmenge bestimmten unver¬ 
änderlichen Härtegrades aussenden. Nur in diesem Falle könnte man von 


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einer wirklich exakten Dosierungsmöglichkeit bei der Strahlenapplikation 
sprechen. Der Verfasser hat nun auffallenderweise gefunden, dass die 
Mehrzahl der von ihm verwendeten Röhren keine dem Härtegrad und da¬ 
mit auch der Menge nach konstante Strahlung während der Dauer einer 
therapeutischen Bestrahlung aussendet, sondern dass unregelmässige 
Schwankungen während der Dauer der Bestrahlung auftreten. Es genügt 
daher bei der Messung mit dem Intensimeter nicht, bei einer Bestrahlung 
nur einmal zu messen, sondern es müssen die Messungen, um ganz exakte 
Resultate zu erhalten, häufiger vorgenommen werden. Konstante Strah¬ 
lung während der gesamten Bestrahlungsdauer hat der Verfasser nach 
seinen Angaben nur in einzelnen Fällen bei Röhren, welche mit siedendem 
Wasser gekühlt waren, beobachten können. Rave, Berlin. 

38) Mayer, R. „Inwieweit stören Knochen in der Ober¬ 

schicht die Bestrahlung der unter ihnen liegen¬ 
den Qeweb e?“ (Strahlentherapie, Bd. VII, 1916, H. 1.) 

Versuche ergaben, dass von den besonders harten, filtrierten Röntgen¬ 
strahlen, welche wir in der Therapie verwenden, durch Skeletteile, welche 
in der Oberschicht der zu bestrahlenden Gewebe liegen, höchstens 10—25 
Proz. absorbiert werden. Es besteht also kein Grund bei der Vielfelder¬ 
bestrahlung, die über den Knochen liegenden Felder als minderwertig zu 
betrachten. Rave, Berlin. 

39) Belot, J., Nahan u. A. Chavasse. Die Röntgenbehandlung 

der Knochen- und Ge1enktuberku1ose, speziell 
der tuberkulösen Spina ventosa. (Strahlentherapie, 
1916, Bd. VII, H. 1.) 

An der Hand von verschiedenen Fällen von Knochentuberkulose, 
welche die Verfasser in der Brocq’schen Abteilung im Hospital St. Louis 
in Paris behandelten, besprechen sie die Indikationen zur Behandlung, die 
Technik derselben und den Verlauf der Erkrankung. In erster Linie sind ' 
die nicht vereiterten, geschlossenen Tuberkulosen, bei denen kein chirur¬ 
gischer Eingriff angezeigt ist, für die Röntgenbehandlung geeignet, aber 
auch bei vereiterten und offenen Fällen ist Röntgen indiziert. Das jugend¬ 
liche Alter der Kranken ist kein Hinderungsgrund; Wachstumsstörungen 
treten nicht auf: Technisch raten die Verfasser zur Kreuzfeuermethode; 
jede Stelle soll 3—5 H unter 1—2—3 mm Aluminiumfilter erhalten. Wie oft 
diese Dosis wiederholt werden muss, hängt von dem Verlauf der Heilung 
ab. ünter der Strahlenwirkung schwinden die Schmerzen bald. Fisteln 
schliessen sich; auch das Allgemeinbefinden bessert sich. Neben der loka¬ 
len Röntgenbehandlung soll Allgemeinbehandlung des ganzen Körpers unter 
keinen Umständen versäumt werden. Rave, Berlin. 

Unfallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

40) Krauss. Entstehung oder Verschlimmerung einer 

tuberkulösen Erkrankung der Wirbelsäule durch 
einen angeblich beim Montieren einer Maschine 
geschehenen Unfall. (Monatsschr. f. Unfallh. u. Inv. 
XXIII, 6.) 

Die in ihren verschiedenen Instanzen sich über 2 Jahre hinziehende 


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Unfall-Sache des geschilderten Falles ist in vielfacher Hinsicht von 
Interesse. 

Bei einem 36jährigen Werkführer wurde Ende Februar 1909 eine 
Wirbel-Tuberkulose mit Senkungs-Abszess festgestellt, die derselbe auf 
einen angeblich am 14. 5. 1908 beim Montieren einer landwirtschaftlichen 
Maschine durch Verheben erlittenen Betriebs-Unfall zurückführte. Am 
15. 5. 1908 hatte er sich zum erstenmal wegen Rückenschmerzen krank 
gemeldet und behauptete auch, hierbei sofort Mitteilung von dem „Unfall“ 
gemacht zu haben, während ärztlicherseits keine entsprechenden Notizen 
darüber Vorlagen. Anfang April 1908, also ca. 5 Wochen vorher, war Pat. 
zur Aufnahme in eine Lebens-Versicherung untersucht, und dabei — auch 
inbezug auf die Wirbelsäule — gesund befunden worden. 

Im Gegensatz hierzu erklärten mehrere als Zeugen vernommene 
frühere Mitarbeiter des Erkrankten endlich, dass derselbe sich schon vor 
dem 14. Mai so verhalten habe, als ob er Schmerzen im Kreuz habe, und 
schildern die Art, wie er sich bewegte und bückte, in für die Spondylitis 
charakteristischer Weise. Auf Grund dieser prägnanten Zeugen-Aus- 
sagen, die sich auf wiederholte Beobachtungen bei der Arbeit stützten, 
wurde angenommen, dass die Wirbel-Erkrankung bereits vorher bestanden 
habe. Der Umstand, dass sich der Patient bei der einmaligen ärztlichen 
Untersuchung „leicht und frei“ bewegte, lasse die Erkrankung nicht aus- 
schliessen, namentlich da bei derartigen Untersuchungen zu Lebensver¬ 
sicherungs-Zwecken vielfach die Neigung zur Dissimulation bestände. 

Bei einem an dem Ort des angeblichen Unfalls abgehaltenen Lokal- 
Termin wurde ferner festgestellt, dass an dem fraglichen Tage mit grosser 
Wahrscheinlichkeit überhaupt keine derartige Maschine fertiggestellt wurde, 
dass Pat. allein kaum jemals eine solche Maschine montiert hat, ferner 
dass eine solche Montage keine besonders anstrengende Arbeit ist. 
„Ebenso gut wie diese Arbeit hätte auch eine andere mittelschwere Arbeit, 
der sich der Kläger im Betriebe unterziehen musste, verschlimmernd auf 
seinen Zustand einwirken können.“ 

Schiedsgericht und Reichs-Versicherungs-Amt kamen danach zu der 
Überzeugung, dass die Wirbel-Tuberkulose schon vor dem Tage des an¬ 
geblichen Unfalls bestanden habe und dass dieselbe durch den angeblichen 
Unfall nicht verschlimmert worden sei. Die Erkrankung habe vielmehr 
unbeeinflusst durch äussere Einwirkungen ihren naturgemässen Fortgang 
genommen. K i e w e , Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

41) Thiem. Vielfache Herd-Erkrankung des Hirns und 
Rückenmarks (Sclerosis multiplex cerebri et 
medullae spinalis), durch eine Eiterinfektions¬ 
krankheit, eine Panophthalmitis, ausgelöst. 
(Monatschr. f. Unfallh. u. Inv. XXIII, 6.) 

Der Zusammenhang wird anerkannt. Besonderer Wert wird von 
dem Gutachter darauf gelegt, dass bereits 3 Monate nach dem Unfall — 
2% Monate nach der wegen Panophthalmitis vorgenommenen Exenteration 
— die Erscheinungen einer retrobulbären Neuritis (Kopfschmerzen, Seh¬ 
störungen am unverletzten Auge ohne objektiven Befund) aufgetreten seien, 
die sich sehr häufig als Früh-Symptom der multiplen Sclerose finde. Vom 
Sehnerven aus seien dann die Infektions-Erreger wahrscheinlich auf dem 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X., H. 9. 19 


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Wege der Blutbahn zu den verschiedenen Hirn- und Rückenmarksteilen 
gelangt und hätten hier die Glia-Wucherung angeregt. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein. 

42) Wilde, A. Unfallverletzung der Wirbelsäule. (Ärztl. 

Sachverst. Ztg. 1916, Nr. 12.) 

Wiedergabe eines mehrfach begutachteten Falles von „Wirbel¬ 
säulenverletzung“ ohne objektiv nachweisbare Symptome (Wirbelbruch 
oder dergl.). Es werden Auszüge aus diversen Gutachten gegeben, die 
jedoch alle zu dem Schluss kommen, dass der Verletzte die ihm von der 
Berufsgenossenschaft und den Berufungsinstanzen zugebilligten Rente zu 
unrecht erhalten hat. Hiller, Königsberg. 

43) Bode-Bad Homburg v. H. Diabetes nach Operationen 

und Unfall. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 99, H. 3.) 

Die Frage des Diabetes nach Unfall und Operationen ist noch nicht 
entschieden. Manche lehnen einen metatraumatischen Diabetes ab. Der 
Diabetes habe eben latent schon vor dem Unfall bestanden. Andere er¬ 
kennen den Unfall als Ursache an. Eine Mittelstellung nehmen die For¬ 
scher ein, welche behaupten, dass die nach Unfällen auftretende Glyko- 
surie in echten Diabetes übergehen kann. Bode teilt nun drei Fälle mit- und 
bespricht die für die Beurteilung wichtigen Punkte, ln der Beurteilung 
ist Vorsicht geboten, Bode kommt zu dem Schluss: 

„Tritt im Anschluss an eine Operation oder einen Unfall Zucker im 
Urin auf, und hält diese Zuckerausscheidung längere Zeit an, eventuell 
unter Hinzutreten der für einen echten Diabetes charakteristischen klini¬ 
schen Erscheinungen, so werden wir einen ätiologischen Zusammenhang 
auch des Diabetes mit dem vorangegangenen Ereignis nicht von der Hand 
weisen können, wenn bei dem betreffenden Patienten in der Zeit vorher 
alle auf Zuckerkrankheit hinweisende und verdächtige Symptome gefehlt 
haben.“ G ö r r e s, Heidelberg. 

4 Lohmann. Werkstätten für Erwerbsbeschränkte 

(Unfallverletzte, Invaliden, Kriegsbeschädigte). 

(Ärztl. Sachverst. Ztg. 1916, Nr. 9.) 

Zusammenfassend kommt L. am Schluss seiner Ausführungen zu fol¬ 
genden Leitsätzen: 

1. In geeigneten Fällen sind Unfallverletzte schon während des Heil¬ 
verfahrens auf dem Gelände der betr. Heilanstalt nach Anordnung des Arz¬ 
tes und unter geeigneter technischer Leitung in sog. Heilwerkstätten zu 
beschM'igen. Beschäftigungsarten sind gewerblicher oder landwirtschaft¬ 
licher Art (Arbeitstherapie). Diese sollen die Heilung fördern und den 
dauernd erwerfcstescbrürkt Bleibenden den Übergang zur Arbeit erleich¬ 
tern. In den betr. Heilanstalten soll nach Möglichkeit Sport getrieben 
werden (Sporttherapie), auch sollen Werkstätten vorhanden sein zur An¬ 
fertigung künstlicher Glieder, Bandagen, orthopädischer Apparate, Schuhen 
etc. torthopäd. Werkstätten). 

2. Lehr- und Anlernungswerkstätten können an Heilwerkstätten an- 
geglirdert werden. In diesen geschieht die Ausbildung in einen neuen Be¬ 
ruf oder die Umbildung des beizubehaltenden bisherigen Berufes, sowie 
die kurze Aniernung für bestimmte Arbeiten. Die Lehrwerkstätten sollen 


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nur auf einen oder wenige Berufe eingerichtet sein, unter möglichster Ab¬ 
kürzung der Lehrzeit für Erwachsene. Zu Ende geführt wird sie in einem 
Fabrikbetriebe oder bei einem Handwerksmeister ausserhalb der Anstalt. 

3. Besonders schwer Geschädigten ist bei Verlust der Existenzmög¬ 
lichkeit Gelegenheit zur Beschäftigung in Beschäftigungswerkstätten, die 
mit Invalidenheimen verbunden sein können, zu gewähren. Als Beschäf¬ 
tigungswerkstätte kann auch die Lehrwerkstätte dienen. 

H i 11 e r , Königsberg. 

45) Beyer, Ernst. Die Prognose und die Entschädigung der 

Kriegsneurosen. (Är^tl. Sachverst. Ztg. 1916, Nr. 16.) 

Als Ergebnis seiner Untersuchungen kommt B. zu folgenden Schlüssen: 

„1. Die Prognose der Kriegsneurosen ist im allgemeinen günstig, im 
Einzelfall davon abhängig, wie weit es möglich ist, die ungünstigen Ein¬ 
flüsse zu beseitigen und günstige Einflüsse wirksam zu machen. 

2. Bei nervenkranken Kriegsbeschädigten, die vielfach für den eigent¬ 
lichen Heeresdienst nicht mehr brauchbar sind, ist zu erstreben, sie als 
arbeitsverwendungsfähig oder D. U. ihrer Berufsarbeit wieder zuzuführen. 

3. Bei dienstunbrauchbaren Nervenkranken kann volle Erwerbsfähig¬ 
keit vorhanden sein. Kleine Renten (unter 20 Prozent) sind in der Regel 
zu vermeiden. Bei mehr als Zweidrittel Erwerbsbeschränkung ist die 
Vollrente meistens nicht zu umgehen. 

4. Die Nachuntersuchungen der Nervenkranken sind nicht zu früh 

anzusetzen; bei der Bestimmung des Termins ist auf Jahreszeit und Be¬ 
rufsverhältnisse Rücksicht zu nehmen.“ H i 11 e r , Königsberg. 

Krüppelfürsorge (einschl. Kriegsverwundetenfürsorge). 

46) Das Kapitalabfindungsgesetz für Kriegsbeschä¬ 

digte und Kriegerwitwen. (Monatsschr. f. Unfallh. u. Inv. 

XXIII, 6.) 

Übersicht über die Grundzüge des Gesetzes nach einem Bericht der 
„Tägl. Rundsch.“ vom 18. II. 16. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein. 

47) Franke. Handfertigkeit und Lazarettwerkstätten. 

(Monatsschr. f. Unfallh. u. Inv. XXIII, 6.) 

F. betont die günstige Wirkung der Handbetätigung auf das Gemüts¬ 
leben, auf die Wiedererlangung der Energie und Geschicklichkeit. Die 
Techniken müssten bei Schwerverwundeten, Leichtverwundeten und den 
eigentlichen „Kriegsbeschädigten“ verschiedene sein. 

Bei Schwerverwundeten leichte Arbeiten, die im Bett oder Saal aus¬ 
geführt werden könnten (besonders Knüpf- und Flecht-Arbeiten). 

Bei Leichtverwundeten hauptsächlich Werkstatt-Arbeiten (ohne Rück¬ 
sicht auf die Berufsarbeit des einzelnen): „Herstellung von Pappe-, Holz-, 
Mal-, Ton-, Glas- und Metall-Arbeit, Modellieren von Karten, Herstellen von 
Spielsachen usw.“ 

Bei den dienstuntauglichen Kriegsbeschädigten solle der Haupt¬ 
zweck Erzielung ihrer Erwerbsfähigkeit sein: für die Erblindeten haupt¬ 
sächlich Korbflechterei, für Ertaubte Handtechniken aller Art. 

Wenn F. aber den Bein-Beschädigten rät, eine Arbeit zu „ergreifen, 

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die sie möglichst in sitzender Stellung ausüben können“, in einem Berufe, 
„der abseits von der technischen Handarbeit liegt“, so wird man gegen 
eine derartige Einschränkung des Arbeitsgebiets der Bein-Beschädigten 
unbedingt Einspruch erheben müssen. 

K i e w e, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein. 

48) Silex, P. Neue Wege in der Kriegsblindenfürsorge. 

Berlin 1916. S. Karger. 2. Aufl. 

Schon während der Lazarettbehandlung suchte S. die Kriegsblinden 
zu geistiger Tätigkeit anzuregen: Lesen der Blindenschrift, Schreibunter¬ 
richt, Unterricht in Kurzschrift, Punktschriftmaschine, Schreibmaschine für 
Sehende und Diktaphon. Ein erheblicher Prozentsatz der Blinden wurde 
in den meisten dieser Fächer vollkommen ausgebildet. Ferner wurde Un¬ 
terricht in den allbekannten Blindenhandwerken (Bürstenmacherei, Stuhl¬ 
flechterei, Korbflechterei usw.) erteilt. 

Da nun die Kriegsblinden durchweg kräftige, gesunde Menschen sind, 
kam S. auf den Gedanken, der ja auch sonst in der Kriegsverwundetenfür¬ 
sorge zu allgemeiner Geltung gelangt ist, jedem Kriegsblinden möglichst 
wieder in seinem alten Berufe geeignete Tätigkeit zu verschaffen. 

• Die Statistik zeigte, dass unter den Kriegsblinden 70—75 Prozent 
Handwerker, Arbeiter und Bergleute sind, während 25 Prozent sogenann¬ 
ten „besseren“ Berufen angehören. 

Für letztere kommt die Unterbringung als Schreiber, besonders Ma¬ 
schinenschreiben Ingenieure, Kaufleute, Telephonist in Zentralen grosser 
Betriebe in Frage, aber S. leugnet nicht, dass die Unterbringung dieser 
25 Prozent besondere Schwierigkeiten macht. 

Für die ersteren 75 Prozent gelang es nach Besichtigung grösserer 
Betriebe, eine ganze Reihe von Beschäftigungen ausfindig zu machen, die 
von Blinden ohne längere Einarbeitung vollkommen besorgt werden 
können, z. B. in der Spandauer Munitionsfabrik das Einziehen von Patro¬ 
nen in Patronenrahmen und in Ladestreifen, das Revidieren der Patronen ( 
auf festen Sitz der Geschosse, das Einstecken von Patronen in die Taschen 
eines Patronengurtes. Die Feldzeugmeisterei stellt die Kriegsblinden als 
vollwertige Arbeiter ein, so dass dieselben bei achtstündiger Arbeitszeit 
in der niederen Lohnstufe 22,08, in der höheren 26,40 Mk. pro Woche ver¬ 
dienen. In der Munitionsfabrik sind mindestens 30 Plätze für Kriegsblinde 
vorhanden. In dem Feuerwerkslaboratorium können unter gleichen Lohn¬ 
verhältnissen etwa 50 Kriegsblinde mit leicht lernbaren Präcisiorisarbeiten 
beschäftigt werden. 

Da nun in Deutschland eine ganze Reihe derartiger Betriebe vor¬ 
handen sind, so ergibt sich auch für Friedenszeit vorzügliche und aus¬ 
reichende Beschäftigung kriegsblinder Arbeiter und damit eine gute wirt¬ 
schaftliche Lage derselben. 

Für Handwerker stellte S. in dem Militärbekleidungsamt für Schuh¬ 
macher und Tischler reichliche geeignete Arbeit fest, ebenso für Schnei¬ 
der. Hier können 10 Mann dauernd beschäftigt werden, so dass, da das 
Reich 25 solcher Ämter hat, Platz für 250 Handwerker geschaffen wäre. 

Es kommt für die Blinden natürlich darauf an, dass sie immer eine 
möglichst gleichmässige Arbeit ausführen. 

In der Artilleriewerkstatt können mehrere Arbeiter in der Seilerei 
beschäftigt werden. 


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Bergarbeiter finden in Bergwerken, z. B. in der Telephonzentrate, 
in der Lampenstube zum Reinigen der Drahtkörbe mit Hand oder mit Ma¬ 
schine usw. passende Arbeit. Damit haben sie dann nach wie vor Anteil 
an den Vorteilen der Knappschaft. 

Auch auf dem Gebiete der Landwirtschaft können Blinde gewisse 
Arbeiten (z. B. Melken) ausführen. 

Die Ausübung der Massage durch Blinde empfiehlt S. nicht. 

Die eben skizzierten Wege, welche S. eingeschlagen hat, haben sich 
"bisher durchaus bewährt und haben Nachahmung gefunden. 

Zum Schlüsse seiner lesenswerten Ausführungen weist S. nach, dass 
•die Schaffung von Rentengütern für Kriegsblinde vom wirtschaftlichen 
Standpunkte sehr wohl zu empfehlen ist. Wollenberg. 

Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie« 


49) Engels, H. Kann man in einem Kriegslazarett Ortho¬ 

pädie treiben? (M. Kl. 1916, Nr. 32, S. 849.) 

E. beantwortet die Frage mit „Ja“. Er hebt hervor, dass dadurch 
•viele an Ort und Stelle kriegsverwendungsfähig werden, die es ohne eine 
solche Behandlung nie würden. Natürlich muss man richtig aussieben. 
Fälle, die 8—10 Wochen Übungsbehandlung erfordern, schalten von vorn¬ 
herein aus. Nur Leute mit höchstens öwöchiger Nachbehandlung sollen 
ausgewählt werden. An Hand von 14 Abbildungen schildert E. seine 
improvisorisch eingerichteten „Freiübungs-, Heissluft- und Rollenzimmer“, 
denen im Sommer eine Freiluftturnerei angeschlossen wird. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

50) Spiegel. Zur Frage der Wundbehandlung, insbeson¬ 

dere der Überhäutung grosser Wundflächen. (M. 

Kl. 1916, Nr. 35, S. 928.) 

Die Überhäutung grösserer Wunden kann gefördert werden durch 

1. Hauttransplantation, bezw. Plastik; 

2. ohne Operation, durch Salbenbehandlung. 

Als die bewährtesten von diesen empfiehlt S. die 8prozentige Schar¬ 
lachrotsalbe, die 2prozentige Pellidolsalbe und Wintersche Combustin- 
salbe. # 

Daneben kommen der Bäder-, Höhensonne- und Tonbehandlung eine 
gewisse Bedeutung zu. N a e g e 1 i, Greifswald. 

51) Miles. Case of lacerated wound of the thigh treated 

by eusol. (Edinburgh med. Journ., Vol. XVI, Nr. 2, p. 128.) 

Wie auch für Fällle der Kriegschirurgie ausprobiert wurde, kann das 
Eusol (unterchlorige Säure) zur Behandlung stark zerrissener und ver¬ 
unreinigter Wunden aufs beste empfohlen werden. Verf. berichtet von 
ieinem Fall aus der Friedenspraxis, einem Knaben, der unter ein Auto ge¬ 
kommen und am Oberschenkel verletzt worden war. Es handelte sich um 
.eine grosse zerfetzte Muskelwunde. Erst wird das Eusol in starker Lösung 
appliziert und die Wunde damit überspült (in den ersten Tag Durchspülung 
mittels eines Drains, das liegen bleibt). Später Anwendung schwächerer 
Lösungen. Die Granulation erfolgt sehr schnell. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 


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52) Peiser, A. Die Faszienspaltung als erhaltendes Prin¬ 

zip in der Kriegschirurgie. (M. Kl. 1916, Nr. 33, S. 74.) 

P. schlägt die F a s z i e n s p a 11 u n g als ein allgemein chirurgisches 
Prinzip in der Kriegschirurgie vor. Wie die Duraspaltung in der Hirn¬ 
chirurgie soll sie frühzeitig angewandt werden. Erst dann wird sie im¬ 
stande sein, viel schwere Infektionen zu verhüten und manche Amputation 
zu ersparen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

53) Payr, E. Meningitis serosa bei und nach Schädel¬ 

verletzungen (traumatica.) (M. Kl. 1916, Nr. 32/33, S. 841/869.) 

Die Meningitis serosa kann die einzige klinisch wahrnehmbare, vor¬ 
übergehende oder bleibende Folge eines Schädeltraumas, 
im letzteren Falle also ein selbständiges Krankheitsbild, ein 
andermal ein wichtiges, weil warnendes Symptom einer 
infizierten Schädelhirnwunde, endlich das End- und 
Anfangsstadium eines infektiösen Vorgangs an Hirn oder 
Meningen sein. N a e g e 1 i, Greifswald. 

54) v. Gaza. Frühbeobachtungen von traumatischer 

Rückenmarkslähmung mit schnellem Rückgang 

der Lähmungserscheinungen. (D. m. W. 1916, Nr. 32» 

S. 975.) 

Im einen Fall setzte der Rückgang der Lähmung beider Beine nach 
wenigen Tagen ein und führte in wenigen Wochen zur Wiederherstellung 
der Gehfähigkeit. Das Röntgdnbild Hess an der Wirbelsäule keine Knochen¬ 
veränderungen erkennen. Auch der zweite Fall zeichnete sich durch unge¬ 
wöhnlich raschen Rückgang der Lähmungserscheinungen aus. Auffällig 
war die ausserordentlich starke Hyperästhesie, die in ihrer Ausdehnung an 
eine traumatische Hämatomyelie des Halsmarks erinnert. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

55) Wilms. Behandlung der Rückenmarksschüsse mit 

t o t a 1 e r L ä h m u n g. (M. Kl. 1916, Nr. 35, S. 926.) 

Nachtrag zu einer in Nr. 17 der M. KI. erschienenen Arbeit, wo die 
Amputation beider Beine empfohlen wurde. Bericht über den ersten so 
behandelten Patienten nach seiner Heilung. N a e g e 1 i, Greifswald. 

56) Matti, H. Ergebnisse der bisherigen krieg schirur¬ 

gischen Erfahrungen. IX. Brustschüsse. (D. m. W. 1916, 

Nr. 27/28, S. 817/848.) 

Die Erfahrungen dieses Krieges haben uns in der Behandlung der 
Brustschüsse wesentlich aktiver werden lassen. Das gilt nicht nur für 
die operative Versorgung von Brustwand und Lungenwunden, sondern 
ganz besonders für die Punktionsbehandlung der Blutergüsse im Pleura¬ 
raum. Wer nur den dringendsten Indikationen beim Haemothorax gerecht 
wird und sich vor Probe- bezw. wiederholten Entleerungspunktionen 
scheut, wird viele verzögerte und unvollständige Heilungen erleben. Die 
Verhinderung von Schwartenbildung, Lungen- und Thoraxretraktionen, 
sowie chronischer Induration hat für die völlige Wiederherstellung def 
Dienstfähigkeit und Verhütung langer Invalidität hohe Bedeutung. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 


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231 


57) Peis-Leusden. Das Empyem und seine Behandlung. 

(M. Kl. 1916, Nr. 34, S. 891.) 

Allgemeine Ausführungen über Diagnose, operative Behandlung und 
Nachbehandlung des Empyems. N a e g e 1 i, Greifswald. 

58) Hanusa, K. Die Behandlung des offenen Pneumothorax 

mit sofortiger Brustwandnaht. (Ztbl. f. Chir. 1916, 
Nr. 34, S. 697.) 

Der offene Pneumothorax ist möglichst schnell durch Brustwandnaht 
zu schliessen. Bei grossen Lungenzerreissungen und wo Blutungsgefahr 
besteht, ist Lungennaht und Einnähen der Lunge im Brustwandfenster an¬ 
gebracht. Fehlen Weichteile zur Deckung, so empfiehlt sich eventuell eine 
Hautlappenplastik. Sehr wünschenswert ist bei Lungennaht ein Überdruck¬ 
apparat. N a e g e 1 i, Greifswald. 

59) Brunzel, IL F. Zur Frage der plastischen Verwendung 

der parietalen Pleuraschwarte als Füllmaterial 
bei der Operation chronischer Empyeme. (Ztbl. f. 
Chir. 1916, Nr. 25, S. 507.) 

Ein ähnliches Verfahren zur Ausfüllung von Resthöhlen, wie Mel¬ 
chior es mitteilte (Nr. 17 Ztbl. f. Chir.) wird beschrieben. Es ist von 
Sprengel schon seit Jahren angewandt und beruht auch darin, die Pleura¬ 
schwarte als Füllmaterial zu benützen. Es konnte die Schwarte nur ein¬ 
fach — nicht doppelt, wie bei M. — umgeklappt und in die Höhle ein¬ 
geschlagen werden. Trotzdem war das Resultat ein gutes. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

60) Linser. Über die konservative Behandlung der Vari- 

cen. (M. Kl. 1916, Nr. 34, S. 897.) 

Die Methode besteht in der Einspritzung einer lprozentigen Sublimat¬ 
lösung in die Venen mit einer ganz feinen Kanüle, die das Zurückfliessen 
der Lösung ins umgebende Gewebe beim Zurückziehen der Nadel ver¬ 
hindert. L. spritzt 1—2 ccm dieser lprozentigen Sublimatlösung ein, wobei 
der Patient steht, sodass die Vene möglichst gespannt und gefüllt ist. Die 
alsbald eintretende Gerinnung lässt sich meist bald fühlen. 

Die Behandlung lässt sich ohne Gefahr ambulant durchführen. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

61) v. Haberer, H. Nochmals zur Frage des Gefässchwir- 

r e n s. (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 34, S. 700.) 

Da in den weitaus häufigsten Fällen frischer Verletzungen, bei denen 
ein Gefässgeräusch besteht, ein Aneurysma nicht mit Sicherheit ausge¬ 
schlossen werden kann, so empfiehlt H. in solchen Fällen stets die blutige 
Revision. N a e g e 1 i, Greifswald. 

62) Kredel. Soll man alle arteriovenösen Aneurysmen 

operieren? (Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 32, S. 659.) 

Bei fehlender oder mässiger Gefässgeschwulst und fehlenden subjek¬ 
tiven Beschwerden soll man schwirrende Gefässe nicht ohne weiteres 
operieren. N a e g e 1 i, Greifswald. 

63) Tllmann. Operationen an der Arteria anonyma und 

Carotis sinistra unter Blutleere. (Ztbl. f. Chir. 1916, 
Nr. 33, S. 684.) 

Um ein Aneurysma der linken Carotis blutleer zu operieren, wählte 


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T. folgenden Weg: Resektion der VII. Rippe (III.? Ref.) und Eröffnung 
der linken Pleurahöhle, Blähung der Lunge durch Uberdruckapparat, 
digitaleKompression der Carotis (bezw. Anonyma) am Abgang 
aus Aostenbogen zwischen zwei Fingern von der Pleurahöhle Bezw. Iugulum 
her. Es gelang so, ein Aneurysma vollständig in Blutleere zu operieren, 
d. h. den Sack zu eröffnen und das Loch zu nähen. Die Rippe kann nach¬ 
her reponiert werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

64) Guleke. Zur Freilegung der Subclaviaaneurysmen. 

(Ztbl. f. Chir. 1916, Nr. 32, S. 660.) 

Zur besseren Übersicht der Subclaviaaneurysmen empfiehlt G. die tem¬ 
poräre Durchtrennung der M. pectorales an ihrem Ansatz und der Stümpfe, 
Zurückpräparieren derselben. Dadurch wird die Atrophie des Muskels, die 
nach dessen querer Durchtrennung eintritt, vermieden. 

In analoger Weise lässt sich der M. glut. max. bei der Freilegung 
des N. ischiadicus nach dem Austritt aus dem Becken durch Bogenschnitt 
in seinem sehnigen Ansatz am Trochanter ablösen. Man bekommt dadurch 
in viel schonenderer Weise Übersicht auch für die art. glutaea sup. 
und inf. N a e g e 1 i, Greifswald. 

65) Kümmel. Die chirurgische Behandlung schwerer 

Formen der Kriegsnephritis. (M. Kl. 1916, Nr. 35, S. 917.) 

Als operative Massnahmen kämen drei verschiedene Operationen in 
Betracht. Die Nephrektomie, als die radikalste, natürlich nur aus¬ 
nahmsweise bei einer schwer zerstörten oder mit Eiterherden durchsetzten 
Niere, bei der infektiösen Nephritis; die Nephrotomie in besonders 
schweren Fällen von hämorrhagischer und infektiöser Nephritis und die 
Dekapsulation der Niere, als die am wenigsten eingreifende, und 
doch wirksame chirurgische Massnahme. 

In 6 von 7 Fällen schwerer Nierenentzündung, bei denen interne Be¬ 
handlung versagt hatte, wurden durch die Dekapsulation gute Erfolge er¬ 
zielt; und nicht nur die gefahrdrohenden akuten Symptome beseitigt, son¬ 
dern auch wesentliche Besserung erzielt. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Druckfehlerberichtigung. 

In der Originalarbeit von Teller, Die Druckempfindlich¬ 
keit des Nervenstammes usw. (Heft 8) lies: 

S. 185, Zeile 4 von unten: der Reiz statt R. 

S. 188, Zeile 5 von unten: humeri statt humri. 

S. 188, Zeile 2 von unten: brachioradialis statt cora- 

cobrachialis. 

S. 189, Zeile 8 von oben: humeri statt ulnae. 

S. 189, Zeile 12 von oben: der (hervus) statt des. 

S. 189, Zeile 14 von oben: Capitu statt Copitul. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
senden. 


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Band X 


Oktober 1916. 


Heft 10 


A. Allgemeine Orthopädie. 

Anatomie, Physiologie, Biologie. 

1) du Bois-Reymond, R. Zur Theorie der Muskelkontraktion. 

(B. kl. W., Nr. 15, 10. April 1916.) 

Kritik an der Bernsteinschen Theorie der Muskelkontraktion, die dieser 
mit der Kontraktion des Qummis vergleicht. V. nimmt an, dass es sich bei 
der Muskelkontraktion um sogenannte anisodiametrische Quellung handelt, 
d. h. um Umlagerung von Molekülen aus der Längsrichtung in die Quer¬ 
richtung. Mosenthal, Berlin. 

2) Bergei, S. Die biologische Bedeutung des Fibrins für 

Wundheilung und die Knochenbildung. Vereinigte 

ärztliche Gesellschaft zu Berlin, 29. März 1916. (M. m. W., Nr. 16, 

18. April 1916.) 

Verf. bespricht die theoretisch-wissenschaftliche Grundlage des Ver¬ 
fahrens, körpereigenes Serum wird ohne weiteres resorbiert, Erythrozyten 
werden von Makrophagen aufgenommen, defibriniertes Blut gibt dieselben 
Ergebnisse. Fibrininjektion führt erst zu Leukozyteninfiltration, dann zur 
Einwanderung einkerniger Zellen, die dann zu Fibroblasten werden. Nach 
Vollblutinjektion ist die Granulationsbildung geringer, als nach reinem 
Fibrin. Durch diesen Befund erklärt sich z. B. die Tatsache, dass Trans¬ 
zendate der Pleura nicht zu Verwachsungen führt. Es ist somit der expe¬ 
rimentelle Beweis erbracht, dass das Fibrin den chemotaktischen Reiz für 
entzündliche Reparationsvorgänge auslöst. Auch bei Frakturen erwies sich 
Fibrin als die einzige Substanz, welche die periostale Knochenbildung an¬ 
regt. Ebenso lässt sich die anregende Eigenschaft des Fibrins bei torpiden 
Wundflächen erfolgreich anwenden. Mosenthal, Berlin. 

3) Vogel, K. Zur Frage der osteoplastischen Tätigkeit 

des Periosts. (Zbl. f. Chir., 1916, Nr. 40, S. 794.) 

Um die osteoplastische Tätigkeit des „entspannten“ Periostes bei 
einer Pseudarthrose zu steigern, wurde je eine Platte Paraffin so unter das 
abgehobene Periost deponiert, dass der Knochenspalt überbrückt wurde. 

Eine nach 8 Jahren ausgeführte Korrektur der inzwischen konsolidier¬ 
ten Knochen durch Keilosteotomie ergab auf der Höhe des Callus, zwi¬ 
schen diesem und dem ihn überziehenden Periost, die beiden Paraffin¬ 
scheiben vollkommen unverändert, lose, weder am Knochen noch Periost 
adhaerent. 

Das Experiment hatte also vollkommen versagt. Der Befund beweist, 
dass der Callus nicht vom Periost, sondern von den osteo¬ 
plastischen Elementen des Knochens selbst stammt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

4) Smith. Regeneration of bone. (Amer. Journ. of the med. 

Sciences, Vol. CLII, Nr. 1, p. 115.) 

Verf. liefert eine histologische Arbeit über Knochenregeneration an 
Hand seiner Experimente an Kaninchenknochen und kommt im Grossen 
und Ganzen zur Bestätigung schon bekannter Sätze über die Osteogenese, 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 10. 20 


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iu 


die keine spezifische Funktion eines Gewebes ist, sondern an die Osteo¬ 
blasten geknüpft ist, welche über die ganze Fläche des Transplantats und 
des Wirtes verstreut sind. Eine funktionelle Inanspruchnahme der um¬ 
liegenden Gewebe vermehrt die osteogenetische Funktion. Reife Knochen¬ 
zellen sind Endprodukte der Osteoblastentätigkeit, und obgleich sie unter 
künstlichen Bedingungen eine Zellteilung eingehen, ist ihr Verhalten im 
menschlichen Organismus noch unbekannt. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Aetiologie. 

5) Fr. Proescher-Pittsburg. Zur Entdeckung des Poliomyeli¬ 

tiserregers und über die Kultur desselben in vitro. 

(B. kl. W., Nr. 17, 24. April 1916.) 

P. macht Prioritätsansprüche vor Flexner und Noguchi über den 
Nachweis kokenähnlicher Organismen in Ausstrichpräparaten vom Rücken¬ 
mark eines Kindes, das an Poliomyelitis gestorben war, die nur mit 
Methylenazurcarbonat zu färben waren. Er fand in ganz enormer Menge 
kleine Kokken und Bazillen in ganz enormen Mengen, vorwiegend intracellu¬ 
lär im Protoplasma, sowie in den Kernen der Nerven-Zellen, die mit beiden 
Virusstämmen identisch waren. Bemerkungen über die Färbetechnik und 
über die Anlegung der Kultur in Vitro. Positive Infektion wurden bis zur 
zwanzigsten Generation erzielt. Im Gegensatz zu F. und N. konnte mit 
der reinen Methylenazurfärbung die Hauptmasse des Poliomyelitis nicht im 
nervösen Stützgewebe, sondern in den Nervenzellen nachgewiesen werden. 

Mosenthal, Berlin. 

Orthopädische Technik. 

(Verbände, Apparate, Maschinen.) 

6) Rivett. A simple method of putting up fractures in 

the region of the elbow-joint in the fully flexed 

Position. (Brit. med. Journ. 19. VIII. 16, p. 256.) 

Verf. braucht bei Brüchen im Ellbogengelenk ein Verfahren ähnlich 
dem S a y r e sehen Heftpflasterverband bei Schlüsselbeinbrüchen. 1 brei¬ 
ter Heftpflasterstreifen wird direkt unter der Achselhöhle um den Oberarm 
und direkt über dem Handgelenk des stark im Ellbogen gebeugten Vorder¬ 
arms angelegt. Ein zweiter Streifen, rechtwinklig zum ersten, geht über 
Handrücken und Dorsalfläche des Vorderarms über die Achsel, vorn und 
hinten nur bis zum ersten Streifen reichend. Die Patienten fühlen sich 
sehr wohl und unbehindert in diesem Verband. Der Arm kann seitwärts 
rechtwinklig vom Thorax abduziert werden, was die Röntgenkontrolle 
sehr erleichtert. Spitzer-Manhold, Zürich. 

7) Peiser, A. Beiträge zur Frage der Schienenver¬ 
bände. (M. Kl. 1916, Nr. 37, S. 976.) 

P. weist darauf hin, dass wir in den verzinnten biegsamen 
Eis e,n drahtschienen (Cramerschienen) für die Ausrüstung der Feld- 


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Sanitätsformationen das gewünschte Universalmittel besitzen. An Hand 
verschiedener Abbildungen wird ihre verschiedene Anwendung geschildert. 

N a e g e 11, Qreifswald. 

8) Arnold. An appliance for use in severe inj'uries of 

the upper extremity. (Brit. med. Journ., 19. VIII. 16, p. 254.) 

Verf. beschreibt eine Platte aus Aluminium mit Löchern, die er zur 
Lagerung eines gebrochenen und verwundeten Armes brauchte. Der Appa¬ 
rat kann auch modifiziert werden, indem man nur einen Rahmen aus Alu¬ 
minium anfertigt und die füllende Platte aus irgend einem anderen gut zu 
desinfizierenden Material, z. B. Vulkanfiber. Der Arm ist gut darauf 
fixiert, die Platte geht bis in die Achsel hinauf, eine nötige Extension kann 
am Aussenrahmen befestigt werden, das Sauberhalten der Wunde ist auf 
diesem Brett sehr gut auszuführen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

9) Neuhäuser und Kirschner. Die kontinuierlich federnde 

Redression und Lagerung; ein Mittel zur Be¬ 
handlung undVerhütung der Kontrakturen schwer 

verletzter Gliedmassen. (B. kl. W., Nr. 21, 22. Mai 1916.) 

Verfasser benützen zur Ausübung der kontinuierlich federnden Lage¬ 
rung Druckfederspiralen aus Stahldraht, und zwar so, dass sie jedesmal 
die schwächeren Muskelgruppen unterstützen und der stärkeren entgegen¬ 
arbeiten, so werden zur Vermeidung der Spitzfusstellung zwei mit einem 
Scharnier versehene Brettchen, die an der anderen Seite diese Druckfeder¬ 
spirale zwischen sich haben, mit in den Verband eingegipst. Apparate mit 
gleichem Prinzip sind für alle Gelenke konstruiert und werden von der 
Firma Löwenstein in Berlin angefertigt. M o s e n t h a 1, Berlin. 

10) Kroiss. Ein Vorschlag zur Verbesserung der Schede- 

schen Schiene. (M. m. W., Nr. 14, 4. April 1916.) 

Anbringung einer quer verlaufenden Welle mit Zahnrad, Hemmvor¬ 
richtungen und Handgriff, um das Zugseil gut anzuziehen und zu befestigen. 

Mosenthal, Berlin. 

11) Cahen, Fritz. Eine Schulterabduktionsschiene. (M. m. 

W., Nr. 14, 4. April 1916.) 

Eine schon mehrere Jahre vor dem Krieg in Gebrauch genommene 
Schiene, ähnlich wie die von Gocht hergestellten Schienen, mit dem Vorteil 
eines Schulterscharniergelenks und mit einem verstellbaren Strebepfeiler 
zwischen dem Handteil und dem Beckenring. M o s e n t h a 1, Berlin. 

12) Stracker, Oskar. Zwei Apparate bei Verletzungen des 

Plexus b r a c h i a 1 i s. (C. 5 und C. 6.) (M. m. W., Nr. 16, 

18. April 1916.) 

Der erste Apparat besteht aus einer gebogenen gepolsterten Platte, 
auf der der Oberarm ruht, in der Achsel ist mittels Kugelgelenk eine am 
Körper anbandagierte Schiene vorhanden und arbeitet einer Überdehnung 
des gelähmten Deltoides entgegen. Für Bicepslähmung wendet er eine 
Ober- und Unterarmschiene mit Scharnieren an, die mit Spiralfedern gegen¬ 
einander angezogen werden. Mosenthal, Berlin. 

20 * 


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13) Hoffmann, Rudolf, Stephan. Beitrag zur Kontrakturbe- 

handlung kurzer Unterschenkelstümpfe. Aus dem 

Orthopädischen Spital und Invalidenschuleri, k. u. k. Reservespital XI, 

Wien. (M. m. W., Nr. 15, 11. April 1916.) < 

Empfehlung eines kleinen, leicht zu improvisierenden Apparates zur 
Streckung und Vorbeugung von Beugekontrakturen bei kurzen Unter¬ 
schenkelstümpfen, 2 seitliche Stöcke oben und unten zwei hintere Gurten 
über dem Knie, ein vorderer Gurt, der das Knie nach hinten durchdrückt. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

Unblutige und blutige orthopädische Operationen. 

14) Hesse. Fibrolysin in der Kriegschirurgie und seine 

GefahrennebsteinemAnhangüberdieFibrolysin- 

anaphylaxie. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 108, H. 1.) 

Fibrolysin erweicht naibig ausgeheilte Schussverletzungen; es ist 
indiziert bei: 

1. Beweglichkeitsstörungen in den verschiedensten Gelenken, wenn 
sie die Folge starker narbiger Weichteilschrumpfung oder narbiger 
Verwachsung von Sehnen- und Muskelgruppen untereinander 
unter Aufhebung ihrer isolierten Bewegungsfähigkeit sind; 

2. druckempfindliche Narben; 

3. Störungen der Blutzirkulation infolge Narbenbildung; 

4. schwartige Pleuraverwachsungen. 

Bei diesen Erkrankungen 30—50 Proz. Erfolg. Fibrolysin ist kon¬ 
traindiziert, wenn latente Eiterreger in der Narbe noch anzunehmen sind, 
da der Eiterprozess wieder angeregt werden kann. Von 3 Fällen dieser * 

Art verliefen 2 tödlich. Das Fibrolysin wurde direkt in die Narbe einge¬ 
spritzt, sodass der letale Ausgang vielleicht dieser Anwendung zuzu- 
schreiben ist. Die Einspritzung in die Narbe selbst w'äre also zu unter¬ 
lassen. Gelegentlich traten bei Anwendung von Fibrolysin Störungen des 
Allgemeinzustandes toxischer Art auf. Sie sind als anaphylaktische Er¬ 
scheinungen zu deuten, hervorgerufen durch gesteigerten Abbau von 
Narbengewebe. Es entsteht Leim als Abbauprodukt, das dann als art¬ 
fremdes Eiweis das Blut überschwemmt. Das Auftreten von toxischen 
Erscheinungen ist demnach der Ausdruck der Narbenauflösung und ist 
somit günstig. Die Kur braucht nicht unterbrochen zu werden. 

G ö r r e s , Heidelberg. 

15) Spitzy, Hans. Weichteiloperationen bei Kontrakturen. 

(M. m. W., Nr. 17, 25. April 1916.) 

Empfehlung seiner bereits bekannten Methode der Narbenlösung und 
Einspritzung von sterilisiertem Schweinefett. Bemerkung über die Ope¬ 
rationstechnik. M o s e n t h a 1, Berlin. 

16) Henry. A case of tendon transplantation for wrist- 

d r o p. (Lancet, 17. VI. 16, p. 1218.) 

Bei einem Serben, der eine Fraktur des rechten Oberarms und Unter¬ 
arms davongetragen hatte, wurde die Radialislähmung der Hand wegen zu 
starker Callusmassen nicht durch Nervennaht, sondern durch Sehneniiber- 


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Pflanzung verbessert. Die distalen Enden des flexor carpi radialis wurden 
nach entsprechender Teilung und Durchleitung einerseits mit der Sehne 
des palmaris longus, andererseits mit den angefrischten und zu einer brei¬ 
ten Sehne vereinigten Teilen des extensor dig. communis vernäht. Der 
funktionelle Erfolg war ein guter. Spitzer-Manhold, Zürich. 

17) Egloß. Zur Frage der operativen Behandlung der 

Radialislähmung. (M. m. W., Nr. 17, 25. April 1916.) 

Bei schwerer Zertrümmerung des Humerus mit Radialislähmung hatte 
er gute Erfolge erzielt durch Verkürzung der Extensoren, und empfiehlt 
diese Methode. M o s e n t h a 1, Berlin. 

18) Iselin. Transplantation freier Fettlappen. Med. Oes. 

Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 33, 

p. 1054.) 

Vortragender hatte gute Resultate bei Deckung abgequetschter Finger¬ 
stümpfe mit freien Hautfettlappen. Auch alte Fingerstümpfe mit 
schlechter Narbe konnten nach Anfrischung gebessert werden. Die Trans¬ 
plantation von freien ungestielten Hautfettlappen kann 
nach den Erfahrungen des Vortragenden zu oberflächlicher Fettaufpflan- 
zung und zu Aufpfropfung von Haut auf eine Knochenwunde verwendet 
werden. FreiesFett ohne Haut- und Subkutangewebe wird bei Gelenk¬ 
plastik, bei Sehnenscheidenersatz, zum Isolieren von Nerven an lädierten 
Stellen verwendet. Vortragender hat über 100 Fälle in der Kriegspraxis 
mit Erfolg nach dieser Methode behandelt. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

19) Burk. Neue autoplastische Verwendungsmöglich¬ 

keiten der Fascia lata. (Beitr. z. kjin. Chir., Bd. 100, H. 4.) 

Burk berichtet über seine Resultate von freier Fascienüberpflanzung. 
Das Verfahren kommt in Anwendung zum Ersatz von intermuskulären 
Fascienscheiden, zur Bildung künstlicher Sehnen und Sehnenscheiden, bei 
Leibbrüchen. Bei Facialislähmung fasst Burk den herabhängenden Mund¬ 
winkel mit einem vierzipfligen Streifen, der am Jochbein aufgehängt wird. 
Der obere und untere Zipfel werden in der oberen bezw. unteren Lippe, 
die beiden mittleren am Mundwinkel befestigt. Q ö r r e s, Heidelberg. 

20) Schmieden, V. Die Knochennaht in granulierender 

Wunde. (Zbl. f. Chir., 1916, H. 39, S. 779.) 

Bei schweren Gelenkverletzungen soll die Resektion ausgeführt wer¬ 
den. Ein leichter Zugverband soll die Wunde offen halten. Ein Teil der 
Fälle führt nachher unter gefenstertem Gipsverband zur Knochenfestigkeit; 
der überwiegende Teil geht der langsamen Pseudarthrosenbildung entgegen. 
In diesen Fällen wendet Sch. bei der untern Extremität „die Knochen¬ 
naht in granulierender Wunde“ an. Sobald die Wundreinigung 
erfolgt und volle Entfieberung eingetreten ist, wird ungeachtet der Sekre¬ 
tion aus der komplizierten Wundhöhle in Lumbalanaesthesie der Defekt 
aufgeklappt, und beide Knochenstümpfe werden unter Umschneidung der 
granulierenden Knochenenden mit frischer Sägefläche versehen. Dann 
werden sie durch die Granulationen hindurch durchbohrt, und es folgen 
kräftige Drahtnähte, die die Sägeflächen fest aneinander drücken. Das 


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Ganze wird dann in einem Gipsverband fixiert. In 4—6 Wochen pflegt die 
knöcherne Festigkeit so gross zu sein, dass die Drähte entfernt werden 
können. N a e g e 1 i, Greifswald. 

21) Iselin. Osteoplastische Resektion im Kniegelenk. * 

Med. Ges. Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 

Nr. 33, p. 1053.) 

Vortragender macht bei winkligen Ankylosen infolge von Tuberkulose 
statt der üblichen orthopädischen Kniegelenksresektion eine osteoplastische. 

Sonst wurde die Geradestellung durch Herausmeissein eines Keiles aus der 
Konvexität, dessen Winkel dem Abknickungswinkel entsprach, gewonnen; 
dadurch entstand eine starke Verkürzung. Vortragender empfiehlt den her¬ 
ausgeschnittenen Keil um 180° zu drehen und einheilen zu lassen; der Keil 
braucht dann nur halb so dick zu sein, das Bein wird nicht verkürzt. Die 
Methode kann vereitelt werden durch zu starke Winkelstellung, Schrumpfung 
der Gefässe und Nerven. Wenn sie gelingt, sind die Resultate gut. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

22) Roberts. Paralytic foot. (New-York med. Journ., Vol. CHI, 

Nr. 18, p. 826.) 

Verf. empfiehlt seine Operationsmethode für Fusslähmungen, die weni¬ 
ger eingreifend ist, als die Talektomie und doch wirksamer als die ein¬ 
fache Arthrodese. Die obere Hälfte des Taluskörpers wird 
dabei in einem Stück reseziert, so dass der Talus recht¬ 
winklig wird. Darüber passt man Tibia und Fibula genau 
rechtwinklig als Kappe an. Für 2 Wochen Gipsverband von 
der Mitte des Oberschenkels mit Knie im rechten Winkel gebogen bis zu 
den Zehen. Zweiter Verband nur bis zum Knie, dabei nachkontrollieren, 
ob der Fuss schon fest ist. Nach weiteren 2 Wochen darf der Fuss leicht. * 

belastet werden. Nach 4—6 Wochen werden alle Verbände entfernt und 
der Fuss allmählich zu täglichem Gebrauch freigegeben. Die Vorteile des 
Verfahrens sind: kein ganzer Knochen wird entfernt, die Nachbehand¬ 
lungsdauer ist deshalb kürzer, die Endresultate sichere und gute. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Amputationen, Exartikulationen und Prothesen. 

23) Watson. Amputations at base hospitals in France. 

(Brit. med. Journ., 1. IV. 16, p. 479.) 

Verf. spricht den Zirkuläramputationen das Wort bei der ersten Hilfe 
in Feldspitälern, hauptsächlich, um Gasgangrän zu vermeiden. Die Ope¬ 
ration ist schnell, mit dem Minimum von Shock, schon sehr bald in der 
Nähe des Verwundungsplatzes auszuführen und sichert deshalb dem Ver¬ 
wundeten ein möglichst ausgiebiges Erhalten der Länge seiner Extremität. 

Die zweite Amputation soll gemacht werden, wenn der Zustand des Ver¬ 
wundeten längere Zeit unter Beobachtung gewesen und ehe eine solide 
Vernarbung nach dem ersten Eingriff eingetreten ist. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

24) Bryan. Theafter-treatment of amputation stumps. 

(Brit. med. Journ., 1. IV. 16, p. 480.) 

Um die Weichteile nach einer Zirkulärschnittamputation nicht zurück' 


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schnellen zu lassen, wird ein Apparat, bestehend aus einem Aluminium¬ 
ring, in die Wunde getan, an den Ring die Weichteile mittels Pflasterstreifen 
fixiert und ein Extensionsapparat mit Gewichten an den Ring angebracht. 
Die Wunde soll dennoch gut zu verbinden sein. Die Weichteile werden so 
vor dem Zusammenschrumpfen bewahrt, bis eine eventuelle zweite Ver¬ 
kürzung des Knochens ausgeführt und der Stumpf endgültig vernäht wird. 

Spitze r-Manhold, Zürich. 

25) Kuh, R. -Über Amputationsstümpfe und Prothesen. 

Verein Deutscher Ärzte in Prag. 3. März 1916. (M. m. W., Nr. 14, 
4. April 1916.) 

In der Orthopädischen Anstalt in Karolinenthal werden die Amputa¬ 
tionsstümpfe täglich gebadet, massiert, mit dem Hammer beklopft und 
durch Gehen auf dem Abhärtungsbänkchen widerstandsfähig gemacht. Mit 
der elastischen Einwicklung ist Verf. nicht einverstanden, dagegen befür¬ 
wortet er die Anlegung einer lokalen Schnürfurche unterhalb des Ansatzes 
der Muskulatur. Mosenthal, Berlin. 

26) Payr. Amputationsstumpfplastik des Vorderarms 

für aktive Bewegung einer Handprothese. (M. m. 
W., Nr. 10, 7. März 1916.) Medizinische Gesellschaft zu Leipzig, 
16. Januar 1916. 

Das Verdienst der ersten grundlegenden Arbeiten auf diesem Gebiete 
gebührt dem Italiener Wanghetti. P. demonstriert einen 1912 operierten 
Fall, bei dem er zunächst aus der Brusthaut eine grosse Hautmanchette 
bildete, in die sekundär die Sehnenbündel in radikalen und ulnaren Schlin¬ 
gen isoliert werden, dann eine ohrlochförmige Durchlochung vorgenommen 
wird. Mosenthal, Berlin. 

27) Mühlhaus. Zur Arbeitsprothesen-Frage. (M. m. W., Nr. 18, 

2. Mai 1916.) 

Beschreibung einer sehr billigen Prothese, die den funktionellen An¬ 
sprüchen eines Arbeitsarmes voll gerecht wird. An einem Schulterring 
hängt an einem Ösengelenk eine Platte, die dem Arm zur Hälfte anliegt, 
mit Lederriemen befestigt. Am unteren Ende ist mit einer Flügelschraube 
eine Röhre befestigt, die das Ansatzstück trägt. 

' Mosenthal, Berlin. 

28) Christen, Th. Zur Mechanik der Handmaschine. (M. m. 

W., Nr. 14, 4. April 1916.) 

Um die rationelle Übertragung der Muskelarbeit auf die Handmaschine 
besser auszugestalten, bedürfen wir bei, nach Sauerbruch amputierten 
Fällen, Kraft und Gegenkraft, dies wird am besten erreicht durch zwei 
Hautkanäle, die möglichst dem gleichen Muskel angehören. Zu beachten 
ist ferner noch bei der Vorbereitung der zu amputierenden Glieder, dass 
der Tonus der Muskulatur wieder hergestellt wird, um der kompensatori¬ 
schen Verkürzung der Muskeln vorzubeugen. Mosenthal, Berlin. 

29) Meyburg. Ein Beitrag zur Normalisierung der Bein¬ 

prothesen. (M. m. W., Nr. 28, 11. Juli 1916.) 

Verf. empfiehlt den grossen Fabriken die einzelnen Bestandteile und 
Schrauben der Prothesen mit Nummern oder Buchstaben zu bezeichnen, 
damit die Nachbestellung bei Defekten erleichtert wird. Er beschreibt 


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darauf das sogenannte Schwarzwaldbein, dasselbe besteht aus dem Leder¬ 
trichter, der streng individuell angelegt wird, daran das Endteil der Pro¬ 
these, bestehend aus 4 Holzteilen, die ebenso wie die Stahlteile fabrikmässig 
in zwei Grössen hergestellt werden, sodass die Anfertigung des Beines 
sehr schnell geschieht und Auswechslungs-Reparaturen in kürzester Zeit 
vorgenommen werden können. Das fertige Schwarzwaldbein hat anato¬ 
misch richtige und schöne Form, und kostet fertig hergestellt 40—45 M. 
Die Ettlinger Werkstätten sind gern bereit, anderen Stellen die von ihnen 
ausgebildeten Schwarzwälder Holzschnitzer und ihre Adressen zu über¬ 
lassen. Mosenthal, Berlin. 

B. Spezielle Orthopädie. 

Muskeln und Sehnen. 

30) Schmidt, Adolf. Zur Pathologie und Therapie des Mus¬ 
kelrheumatismus (Myalgie). (M. m. W., Nr. 17, 25. April 1916.) 

Um die eventuell vorhandenen pathologischen Veränderungen bei 
Muskelrheumatismus zu studieren, hat Verf. dreimal ein Stückchen des er¬ 
krankten Muskels exidiert, dabei nie pathologische Veränderungen gefun¬ 
den. Die Prüfung des Serums myalgischer Patienten auf den Abbau von 
Muskeln oder Nervensubstanz fiel ebenfalls negativ aus. Bei Rheumatismus 
von anderer Seite gefundene Knötchen in den Muskeln hält er nicht für 
Ablagerung spezifischer Natur, sondern für funktionelle Erscheinungen. 
Bei regelmässiger genauester Untersuchung der Druckschmerzpunkte 
kommt er zu dem Resultat, dass dieselben fast stets mit den Endpunkten 
der sensiblen Nerven, den sog. Spindeln, übereinstimmen, dieselben liegen 
vorwiegend in den peripheren Muskelabschnitten und den Sehnenansätzen. 

Die mitgeteilten Erfahrungen bilden eine weitere Stütze seiner Auf¬ 
fassung der Myalgie, als einer wahrscheinlich Toxisch bedingten Neuralgie 
der Muskelnerven. Bei regelmässiger Lumbalpunktion bei Ichias und Lum¬ 
bago stösst man in einem erheblichen Prozentsatz der Fälle auf abnorme 
Liquerbefunde. Die therapeutischen Prozeduren bestehen lediglich in Be¬ 
seitigung der Schmerzkontrakturen, während die epiduralen und intra¬ 
duralen Kochsalzeinspritzungen als chemische Beeinflussung der Erkran¬ 
kung zu betrachten sind. Mosenthal, Berlin. 

Nervenerkrankungen. 

3t) Carlill. On the gluteal fold in sciatic neuritis. (Lancet, 
19. VIII. 16, p. 323.) 

Die Bildung der Glutealfalte ist abhängig von der Spannung der Fascie 
und ihrem Anliegen an das Unterhautfettgewebe. Bei Ischias ist die 
Falte auf der affektierten Seite beim A u f r e c h t s t e h e n 
verstrichen. Ausserdem hat Verf. auch ein Fehlen des Achil¬ 
lessehnenreflexes auf der gleichen Seite gefunden. 
(Verlust der Leitung im n. Tib. und Ischiadicus oder in den Wurzeln des 
Sakralplexus.) Der Glutaeus maximus \vird von Nerven versehen, die den 


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Peronealstamm bildön. Ein Fehlen des Achillessehnenreflexes und Ver¬ 
strichensein der Glutealfalte spricht für Affektion des ganzen Ischiadicus- 
stammes. Spitzer-Manhold, Zürich. 

32) Bade, Peter. Einige Bemerkungen zum Kapitel der 

Schusslähmungen. (M. m. W., Nr. 18, 2. Mai 1916.) 

Eine Wiederherstellung der Drucklähmungen ohne operativen Eingriff 
ist nicht zu erwarten. B. ist ein Anhänger der Frühoperation, die nur von 
gutgeschulten Chirurgen auszuführen ist. Er bespricht die Forderungen, die 
an einen Operateur zu stellen sind. Betreffs Nachbehandlung: bei Neurolyse 
bleibt der erste Verband 10—14 Tage, bei Nervennaht 3—6 Wochen liegen. 
Entlassung aus dem Lazarett sollte nicht vor 3 Monaten nach der Ope¬ 
ration stattfinden. Er wendet sich dagegen, die Gelähmten ohne weiteres 
3ls D. U. zu entlassen. Mosenthal, Berlin. 

33) Jones, Robert. On suture of nerves, and alternative 

methods of treatment by t r a n s p 1 a n t a t i o n of ten- 

d o n. (Brit. med. Journ., 6. und 13. V. 16.) 

Verf. bespricht, systematisch die Verletzungen aller Hauptnerven- 
stämme durchnehmend, für Fälle, in denen eine Nervennaht nicht möglich 
ist (Einbettung der Nerven in Narbengewebe und Callusmassen und da¬ 
durch Verlust des Leitungsvermögens) die korrigierende Sehnenüberpflan¬ 
zung. Als Hauptregel gilt: die Extremität muss lange geruht haben, da¬ 
mit alle Muskeln entspannt sind und sich gut erholt haben. Bei Verletzun¬ 
gen des Ischiadicus, die den Unterschenkel kraftlos erscheinen lassen, 
warnt Verf. vor voreiliger Amputation, das gelähmte Glied kann als Pro¬ 
these für Lederapparate benützt werden, die nutritiven Störungen können 
sich mit der Zeit noch ausgleichen und eine Besserung im gelähmten Zu¬ 
stand eintreten. Spitzer-Manhold, Zürich. 

34) Bittner. Nervennaht nach 15 Monaten mit fast soforti¬ 

ger Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit. 

(Ulnaris.) (M. m. W., Nr. 15, 11. April 1916.) 

Bei der Operation stellte sich totale Durchtrennung des Nervs heraus. 
Durch Streckstellung, Näherung der Nervenenden, schräge Anfrischung, 
zwei seitliche Nähte mit dünner Seide durch das perineurale Gewebe. Der 
Nerv wurde auf einen Fettlappen gebettet, gleich nach der Narkose sehr 
intensive Schmerzen in 4 und 5 Finger, die bis dahin unempfindlich waren. 
Bereits am 2. Tage nach der Operation beteiligen sich die beiden Finger 
an der Beweglichkeit, und nach 20 Tagen ist die Hand normal beweglich. 

Mosenthal, Berlin. 

35) Preston. A case of Erb-Duchenne paralysis due to a 

bullet wound of the fifth cervical nerve. (Lancet, 

17. VI. 16, p. 1215.) 

Ein 19jähriger Soldat hatte, an einem Schützengraben arbeitend, 
einen Schuss in die rechte Halsseite bekommen. Sofort Lähmung des rech¬ 
ten Armes. 14 Tage nach der Verletzung, nachdem die Wunde geheilt 
war, kam er zur Operation. Diagnose: Läsion des 5. Cervikalnerven. 
Keine Besserung auf Massage, Elektrisieren etc. Operation. Der 5. Cervi- 
kalnerv war von seiner proximalen Portion ganz getrennt, diese in dickes 
Narbengewebe eingebettet, Verbindungsäst zwischen 4. und 5, Cervjkal- 


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nerv auch lädiert, der 6. intakt. Der proximale Teil d£s 5. Cervikalnerven 
wurde aus dem Narbengewebe ausgeschält, da ein Stück von ca. 1 Zoll 
fehlte, konnte keine „Ende an Ende“ Operation ausgeführt werden, son¬ 
dern der n. accessorius wurde isoliert, so weit wie möglich nach hinten 
geteilt und an den distalen Teil des 5. Cervikalnerven genäht. Über die 
Anastomose wurden Fett und Fascienlappen gelegt. Heilung p. p. Nach¬ 
behandlung mit Massage und Elektrisieren. Die Fortschritte in der Funk¬ 
tion sind befriedigend, so dass die Operation als gelungen anzusehen ist. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

36) Erlacher. Typische Lähmungsbilder bei Armnerven¬ 

verletzungen. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 3.) 

Erlacher beschreibt eingehend die typischen Lähmungsbilder der 
Armnerven. Für jeden einzelnen Muskel wird die Funktionsprüfung an¬ 
gegeben. Q ö r r e s, Heidelberg. 

Missbildungen, Wachstumsstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

37) Enderle, W. Über einen seltenen Fall von doppel¬ 

seitiger Spaltbildung der Patella. (M. Kl., 1916, 
Nr. 37, S. 979.) 

Bei einem 46jährigen Mann ergab das Röntgenbild der rechten Patella 
einen deutlichen Spalt mit glatten Rändern, durch die sie in ein oberes 4 cm 
langes und ein unteres, etwa 1 cm langes Stück zerfiel. 

Genau dieselbe Anamalie zeigte auch die linke Patella. Es handelt 
sich also um eine d o p p e 1 s e i t i g e Spaltbildung der Patella. 
Diese ist entwicklungsgeschichtlich durch das Auftreten von zwei Knochen¬ 
kernen zu erklären. Funktionell ist diese Bildung ohne Belang und nur 
von anatomischem Interesse. N a e g e 1 i, Greifswald. 

38) Schloss, Ernst. Ü b e r R a c h i t i s. II. Aus dem Grossen Friedrichs- 

Waisenhaus der Stadt Berlin in Rummelsburg. (B. kl. W., Nr. 27, 
3. Juli 1916.) 

Zur Symptomalogie: der Beginn der Krankheit fällt schon zu Beginn 
des 3. Monats nach der Geburt und ist zunächst eine primäre Skelett- 
Erkrankung. Erst nach Tagen oder Wochen treten allgemein Erscheinungen 
dazu. Die Erkrankung nimmt nicht in bestimmten Knochenbezirken ihren 
Anfang, sondern ist von Anfang an eine solche des ganzen Skeletts. 

Über die Lokalisation des ersten unzweifelhaften Rachitissymptomes 
besteht heute kein Zweifel. Die supraocctipitale Erweichungszone ist das zu¬ 
verlässigste, einzig konstant wiederkehrende Frühsymptom der beginnen¬ 
den Rachitis. Die Lokalisation der Erweichung und sekundären Abplattung 
ist abhängig von der durch die einseitige Nahrungsdarreichung bedingten 
Lage des Schädels. Durch erzwungene Veränderung der Lage konnte ein 
schnelles Wandern der Craniotabes nach der anderen nun mehr tiefst- 
gelegenen Stelle des Schädels erzeugt werden, die deutliche Rosenkranz¬ 
bildung und Epiphysenauftreibung treten erst nach der Craniotabes, ge¬ 
wöhnlich nicht vor dem 6. Monat auf. Die Rachitis ist abhängig von der 
Wachstumsgeschwindigkeit. Die Kopfschweisse sind kein obligates Symp- 


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tom der Schädelrachitis, der Froschbauch verdankt seine Entstehung einer 
sekundären Muskelschwäche, Milztumor und Drüsenschwellung gehören 
nicht zum typischen Bild der Rachitis, ebensowenig wie oft beschriebene 
Verdauungsstörungen und die Mitbeteiligung des Nervensystems. Eine 
besondere Disposition von Kindern mit kongenitaler Lues für Rachitis be¬ 
steht nach seinen Beobachtungen nicht. Mosenthal, Berlin. 

39) Therstappen. Zur traumatischen Malazie der Hand¬ 

wurzelknochen. Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgen¬ 
strahlen, XXIV. 2. 

In dem vorliegenden Falle handelte es sich um eine Verletzung des 
Handgelenks, die zur Luxation des Os lunatum und zur Struckturverände- 
rung desselben, sowie der andern Handwurzelknochen geführt hatte, die 
sich im Röntgenbild als Form Veränderung sowie als unregelmässige 
Schattenverdichtungen resp. Aufhellungen dokumentierte. Hinsichtlich der 
Genese glaubt auch Verf. in diesem Falle die Veränderungen auf eine Er¬ 
nährungsstörung zurückführen zu müssen, sei es, dass die einzelnen 
Knochen durch totale oder partielle Zerstörung der die ernährenden Ge¬ 
fäße führenden Bänder oder direkt durch die Zertrümmerung der Knochen 
mehr oder weniger der Malazie verfallen sind. Abgesehen von der bei 
mechanischen Hindernissen angezeigten Operation, rät Th. von forcierter 
Behandlung ab, weil sich fast regelmässig eine Schmerzverschlimmerung 
einstellt, die sich erst dann wieder durch eine Fixierung des Handgelenks 
beheben lässt. B 1 e n c k e, Magdeburg. 

40) Freund, L. Röntgenbefunde bei Exostosen. (M. Kl., 1916, 

Nr. 37, S. 967.) 

Im Gegensatz zu den durch abnorme Steigerung reaktiver auf die 
Nachbarorgane übergreifender Wucherungsvorgänge des Periostes ent¬ 
standenen Exostosen, die man als periostale oder parostale be¬ 
zeichnen kann, umfasst eine zweite Gruppe, die circumscripten, aus 
echter Knochensubstanz bestehenden Auswüchse und Geschwülste des 
Knochens, die an Stelle vorgebildeten Knorpels entstehen (cartila- 
ginäre Exostosen). Die Struktur dieser Exostosen zeigt nichts Be¬ 
sonderes. In einzelnen Fällen sieht man eine zarte Spongiosa mit unregel¬ 
mässiger Bälkchenzeichnung und relativ kleinen Markräumen, bei manchen 
ist auch die Compacta angedeutet. Über Entstehung und Verlauf war 
nichts wesentliches zu ermitteln. In 3 Fällen ergab die Röntgenaufnahme 
bei Hühnerei grossen, circumscripten, fest am Knochen sitzenden Prominen¬ 
zen, die klinisch alsHygrome oder Fibrome angesprochen wurden, Exostosen. 
Es handelte sich um die von Volkmann als Exostosis bursata ge¬ 
nannte Varietät. N a e g e 1 i, Greifswald. 

41) Tompkins. Sarcoma of tibia with metastasis to ehest. 

(New-York med. Journ., Vol. CIII, Nr. 23, p. 1071.) 

Verf. berichtet über einen Fall von Spindelzellensarkom 
d e r T i b i a bei einer 29jährigen Lehrerin, das ohne vorhergehenden 
Insult entstanden war. Keine Heredität. Erst wurde eine Auslöffelung 
und Ausmeisselung der erkrankten Knochenteile vorgenommen, da die 
Familie eine Amputation abschlug, später wurde aber doch das Bein zwi¬ 
schen oberem und mittlerem Drittel des Oberschenkels amputiert, Nach 


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vorübergehender glänzender Hebung des körperlichen Wohlbefindens tra¬ 
ten Lungensymptome auf, ein Mediastinalsarkom, das die ganze 
rechte Lunge infiltrierte, machte dem Leben der Patientin, 20 Monate nach 
Auftreten der ersten Symptome an der Tibia, durch Entkräftung ein Ende. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Chronische Knochenentzündungen. 

42) Franz, C. Über eine eigenartige Form von Ostitis bei 

Kriegsteilnehmern. (D. m. W., 1916, Nr. 36, S. 1091.) 
Ergänzung zu einer von Kraus und Citron (D. m. W. Nr. 28) über 
obiges Thema erschienenen Arbeit, in der die Aetiologie dieses Leidens als 
dunkel bezeichnet wird. Nach Fr. handelt es sich um eine trauma¬ 
tische Periostitis des Schienbeins. Sie wird bedingt durch 
Zerrungen am Periost der Tibia infolge einmaliger, meist aber wieder¬ 
holter übergrosser Inanspruchnahme der tiefen, an der Innen- und Rück¬ 
seite des Knochens ansetzenden Wadenmuskulatur. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

43) Groth. Ostitis „infectiosa“ bei Kriegsteilnehmern? 

(D. m. W., 1916, Nr. 36, S. 1091.) 

Das von Kraus und Citron (D. m. W. Nr. 28) geschilderte Krankheits¬ 
bild ähnelt ganz ausserordentlich der jedem Militärarzt bekannten Form 
der Periostitis ossis Tibiae. Es handelt sich um eine typische 
„Soldatenkrankheit“. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Kontrakturen und Ankylosen. 

44) Macdonald. Contractu res of the hand after wounds o f 

the upper limb. (Brit. med. Journ. 12. VIII. 16, p. 209.) 

Verf. konnte bei verwundeten Soldaten mit Armverletzungen über 
lange Zeit hinaus das Zustandekommen und Fortschreiten von Kontrak¬ 
turen an den Händen beobachten und hält sie, entgegen vielen anderen 
Verfassern, nicht für ausschliesslich hysterisch, sondern auch für solche, 
die auf neuritischer Basis beruhen. Die Behandlung derselben ist mühe¬ 
voll und langwierig. Am besten wirkten heisse faradische Handbäder, 
Massage, Übungen und das Reizen der hypästhetischen Zonen durch eine 
Metallbürste. Die Kontrakturen lange in Kontentivverbänden zu halten ist 
nicht ratsam, da die Antagonisten leicht schrumpfen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

Frakturen und Luxationen (inkl. Schussbrüche). 

45) Pfänner. Beiträge zur Behandlung der Frakturen 

mit besonderer Berücksichtigung der Verhält¬ 
nisse im Kriege. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 4.) 

Pfänner empfiehlt Ruhigstellung der gebrochenen Glieder durch 
Schienen auf dem Wege vom Schlachtfeld bis zum stabilen Lazarett. 
Daselbst soll dann Extension angewandt werden, Weiterhin beschreibt 


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Pfänner seine Universalextensionsschiene für jeglichen Oberarmbruch. 
Auch für den Unterarmbruch bringt Pfänner eine besondere Extensions¬ 
schiene. Für die untere Extremität soll die Extensionsmethode nach Flor¬ 
schütz am schwebenden Bein die beste sein. Es folgt genaue Beschrei¬ 
bung der Methode. O ö r r e s, Heidelberg. 

46) Thöle. Die Behandlung der Schuss brüche im Felde. 

(Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 4.) 

Thöle bespricht eingehend die Behandlung der Schussbrüche an den 
einzelnen Qliedabschnitten. Er geht auf alle Besonderheiten genau ein. Es 
wird die Behandlung bei dem Transport, die Behandlung auf dem Truppen¬ 
verbandplatz, dem Hauptverbandplatz, im Feldlazarett, im Bewegungs¬ 
und im Stellungskriege besprochen. Qörres, Heidelberg. 

47) Katz, W. Über Schussbruchbehandlung der Extre¬ 

mitäten. (M. Kl., 1916, Nr. 40, S. 1051.) 

Bericht über die Behandlung der Schussfrakturen in einem mobilen 
Reservelazarett, wohin die Verwundeten direkt von der Front gebracht 
werden. N a e g e 1 i, Greifswald. 

48) Altken. The treatment of gunshot fractures. (Brit. med. 

Journ. 12. VIII. 16, p. 213.) 

Verf. braucht für Schussfrakturen immer die Behandlung mit „f i x i e r - 
ter Extensio n“, d. h. in der Thomas sehen Beinschiene (mit Becken¬ 
ring) wird die Extremität je nach Bedarf extendiert durch Schnüre, die an 
der Schiene befestigt werden; es werden also keine auswechselbaren und 
allmählich verstärkten Gewichte gebraucht. Nach Verf. irritiert die Zug¬ 
extension mit zunehmender Gewichtskraft zu stark den Muskel, er kommt 
dadurch in einen reflektorischen Kontraktionszustand, die Zirkulation wird 
gestört, und die Weichteilwunden heilen dadurch weniger schnell aus. 
Im Anfang der Verletzung richtet Verf. die etwa vorhandenen Difformitäten 
am Knochensystem ein und lässt dann die Extremität ruhig in der Tho¬ 
mas schiene liegen. Alle blutigen inneren Eingriffe (Verschraubung) 
verwirft er als zu gefährlich bei infizierten Wunden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

49) Wohlgemuth, H. Zur Behandlung der Extremitäten- 

Schussfrakturen mit der Schraubenextensions¬ 
schiene. (D. m. W., 1916, Nr. 38, S. 1163.) 

In Nr. 25 (1915) der D. m. W. hat W. eine Schraubenextensions¬ 
schiene für die Schussfrakturen der Extremitäten angegeben, die sich sehr 
bewährt hat. Eine Modifikation soll den einen bisher noch vorhandenen 
Nachteil (Druckbrand am Schambein bezw. Calcaneus) beheben. Siehe Ab¬ 
bildungen, N a e g e 1 i, Greifswald. 

50) Simmonds. A method of treating gunshot fractures by 

anexternalfixation apparatus. (Brit. med. Journ. 1. IV, 
16, p. 481.) 

Verf. legt weit von den Schusswunden entfernt von aussen Schrauben 
an, die dann durch verschiedene mit ihnen in Zusammenhang stehende 
Stäbe die zertrümmerten Knochenfragmente fixieren sollen. 

Sp_itzer-Manhold, Zürich. 


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51) Wagner. Über die Behandlung von Schussfraktureri 

der unteren Extremität mit Nagelextension. 

(Beitr. z. klin. Chir., Bd. 108, H. 1.) 

Wagner geht kurz auf die Methode der Knochenbruchbehandlung ein: 
Qipsverband mit seinen verschiedenen Modifikationen, Extension, Nagel¬ 
extension und gibt dann einen Überblick über die im Vereinslazarett 
Siemenstadt mit Nagelextension behandelten Fälle. Technik wird genau 
angegeben. Mit Nagelextension wurden behandelt: 

1. Die relativ frischen Schussfrakturen mit noch völlig beweglichen 
Frakturstellen, welche (keine bedeutende Muskelretraktion auf¬ 
wiesen, aber infolge grosser Wundflächen und starker Absonde¬ 
rung eine andere definitive Behandlung nicht erlaubten; 

2. die komplizierten Schussfrakturen, ebenfalls mit beweglicher Frak¬ 
turstelle, aber ausgesprochener Neigung zu starker Verkürzung, 
wo ein anderer Extensionsverband keine gute funktionelle Heilung 
erwarten lässt; 

3. die deform geheilten Frakturen mit grösserer Verkürzung (nicht 
unter 5 cm), welche mittels subkutaner oder blutiger Durchtren¬ 
nung der schlecht geheilten Frakturstelle erst mobilisiert werden 
müssen. 

Nach kritischer Beleuchtung der von anderen Autoren der Nagel¬ 
extension gemachten Vorwürfe, fasst Wagner ihre Vorteile zusammen: 

1. Die einfache und schnelle Technik des Anbringens der Extension, 

2. der kleine engumschriebene Angriffspunkt des Zuges, der eine 
Extensionsbehandlung auch bei grossen Weichteilwunden mit star¬ 
ker Sekretion ermöglicht, 

3. die relativ geringe Zugkraft, besonders bei Anwendung der 
Semiflexionsstellung, 

4. Abkürzung der Behandlungsdauer 

a) infolge der Möglichkeit, die Dislokationen schon während der 
Wundheilung durch Zug zu beseitigen, 

b) infolge Fortfalles der absoluten Ruhigstellung des verletzten 
Gliedes und somit Vermeidung der Muskelatrophie, der Gelenk¬ 
versteifung, der Druckstellen, 

5. stetige Überwachung der Extremität in ihrer Gesamtheit und Be¬ 
quemlichkeit beim Verbinden, 

6. relative Schmerzlosigkeit, 

7. Beseitigung resp. weitgehende Besserung hochgradiger Disloka¬ 
tion auch in veralteten Fällen. 

G ö r r e s, Heidelberg. 

52) Ladd. Fractures of the lower end of the humerus. 

(Boston med. and surg. Journ., Vol. CLXXV, Nr. 7, p. 220.) 

Den Brüchen des unteren Humerusendes begegnet man meist im 
Kindesalter. Verf. berichtet über seine Erfahrungen im Vergleich mit ande¬ 
ren amerikanischen und französischen Autoren. Sein Behandlungsschema 
ist: manuelle Reposition, Fixation in Hyperflexion; blutige Reposition nur 
bei starker Zertrümmerung der Knochen. Keine Massage, keine 
frühzeitigen passiven Bewegungen. Dabei erzielt er sehr 
gute funktionelle Resultate, wogegen die anderen amerikanischen Autoren 


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mit frühzeitiger Bewegung und Massage einen grossen Prozentsatz fehfer- 
hafter Stellungen bei der Ausheilung, die oft eine zweite blutige Operation 
erheischen, aufweisen. Spitzer-Manhold, Zürich. 

53) Franz. Zur Behandlung der Hüftgelenks- und Ober-» 

schenkelschussfrakturen. (M. m. W., Nr. 15, 11. April 1916.) 
Beschreibung einer dorsalen Oberschenkelschiene, ihre Empfehlung 
als Transportschiene. M o s e n t h a 1, Berlin. 

54) Florschätz. Die Behandlung infizierter Oberschen¬ 

kel-Schussfrakturen. (Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 4.) 
Florschütz beschreibt sein Extensionsverfahren bei Oberschenkel¬ 
brüchen. Das Wesentliche ist, dass das Bein in Suspension extendiert 
wird. Diese Extensionsvorrichtung lässt sich leicht improvisieren. Ein 
leicht herzustellender Apparat ermöglicht fernerhin, das suspendierte Bein 
für den Transport einzugipsen. Qörres, Heidelberg. 

55) Glrard. Transversalbruch des Fussnaviculare. (Soc. 

med. de Qeneve, 13. I. 16. Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 
Nr. 19, p. 606.) 

Vorstellung eines Mannes, der auf einer Treppe gefallen war, einen 
geschwollenen Fuss bekam und auf einfache Verstauchung behandelt wurde. 
Das Radiogramm zeigte einen Transversalbruch des Kahnbeins ohne Ver¬ 
schiebung. Kommt selten vor, ohne Röntgenbild nicht zu konstatieren. Die 
Prognose ist von der Behandlung abhängig, bleibt der Knochenbruch uner¬ 
kannt, so kann sich leicht ein traumatischer Plattfuss ausbilden. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

56) Iselln. Einrenkungsverfahren der vorderen Schul¬ 

tergelenksluxation. Med. Oes. Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. 
f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 33, p. 1054.) 

Vortragender renkt vordere Schultergelenksluxationen nach einer 
eigenen Modifikation der Kocher sehen Methode ein. Er weicht von 
Kocher in 2 Punkten ab: lässt die starke Elevation fort und sucht den 
Muskelwiderstand zu beseitigen durch aktive Mithilfe des Patienten, wo¬ 
durch auch eine Assistenz unnötig wird. Der Kranke richtet seine Schul¬ 
ter unter Leitung des Arztes selbst ein: er adduziert, rotiert nach aussen. 
Nach einer Pause erst wird der Ellbogen vorsichtig vom Arzt gegen das 
Darmbein gestemmt und dann einwärts rotiert. Geht immer ohne Narkose. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

57) Fowler. External dislocation of the knee. (New-York 

med. Journ., Vol. CIII, Nr. 24, p. 1124.) 

Verf. berichtet übet eine äussere Dislokation im Kniegelenk bei 
einem 47jährigen Mann, der bei einer Feuersbrunst sich rettend, aus einer 
Höhe von etwa 12 Fuss aufrecht stehend zu Boden kam. Der innere 
Femurkondylus sprang vor, die Kniescheibe war verlagert und lag über 
dem inneren Kondylus, die tub. interna der Tibia war zwischen den Femur- 
kondylen eingeklemmt, die äussere sprang vor und überragte den äusseren 
Femurkondylus um 2 Fingerbreiten nach der Seite. Die Reduktion konnte 
in Narkose leicht durch Zug bewerkstelligt werden. Gipsverband mit ein¬ 
maligem Wechsel für 3 Monate. Pat. entzog sich späterer Beobachtung. 


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*-■ 246 - 

Da weder die Poplitealgefässe durch die Verrenkung geschädigt worden 
waren, noch offene Wunden bestanden, ist dieser Fall als sehr günstiger 
zu betrachten. Spitzer-Manhold, Zürich. 

58) Kramer, W. Zur Behandlung der Unterkieferver¬ 

renkung. (Zbl. f. Chir., 1916, Nr. 40, S. 793.) 

K. empfiehlt bei Versagen der gewöhnlichen unblutigen Reposition der 
Unterkieferluxation folgende Methode: In Äthernarkose, bezw. Lokal- 
anaesthesie wagrechter Einschnitt am untern Rande des Jochbogens, von 
dessen Mitte ein nach abwärts gerichteter 1,5 cm langer Hülfsschnitt aus¬ 
geführt wird. Nach teilweiser Ablösung des M. masseter vom Knochen 
wurde — ohne Eröffnung des Gelenkes — mit dem vor das luxierte Köpf¬ 
chen aufgesetzten abgebogenen Elevatorium durch Druck auf den 
Gelenkkopf nach hinten und unten die Einrenkung erzielt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

Erkrankungen der Gelenke. 

59) Vr. Kucera. Übersicht der chronischen nicht eitri¬ 

gen Gelenkerkrankungen nach ihrer Aetiologie- 

(Casopis lekaru ceskych. 1916. Nr. 23—24.) 

Keiner der bisher gemachten Vorschläge zur Einteilung chronischen 
nicht eitrigen Arthritiden hat eine allgemeine Anerkennung gefunden. Der 
Kardinalfehler aller Vorschläge bestand darin, dass sie sich nicht konse¬ 
quent an ein Einteilungsprinzip hielten, sondern sowohl die Aetiologie, als 
auch die klinischen oder pathologisch-anatomischen Symptome berück¬ 
sichtigten. Aber einerseits sind die Symptome verschiedener chronischer 
Arthritiden einander vielfach ähnlich, andererseits entwickeln sich gleiche 
pathologisch-anatomische Bilder bei manchen klinisch wesentlich vonein¬ 
ander abweichenden Krankheiten. Daher sind beide Kriterien zu einer 
übersichtlichen Einteilung der chronischen Arthritiden für praktische 
Zwecke überhaupt nicht geeignet, und es ist ratsam, sich streng an die 
Aetiologie zu halten, die zugleich den besten Wegweiser für eine ratio¬ 
nelle Therapie darstellt. Deswegen schlägt der Autor die Einteilung der 
chronischen nicht eitrigen Arthritiden in folgende 8 Gruppen vor: 1. Arthri¬ 
tis traumatica; 2. A. statica; 3. A. neuropathica; 4. A. infectiosa: a) micro- 
bobiotica, b) microbotoxica; 5. A. autotoxica s. dycrasica; 6. A. veneno- 
toxica; 7. A. multigenetica; 8. A. interim kryptogenetica. 

G. Mühlstein (Prag). 

60) Wlck. Behandlung des Gelenkrheumatismus mit 

Einspritzung von Kollargol ins Blut. (M. m. W., 

Nr. 10, 7. März 1916.) 

Bericht über einen Fall bei intravenöser Kollargoleinspritzung, wobei 
stets Temperatur anstieg mit Schüttelfrost. Heilung nach der dritten Ein¬ 
spritzung. M o s e n t h a 1, Berlin. 

61) Heilner, Ernst. Die Behandlung der Gicht und anderer 

chronischer Gelenkentzündungen mit Knorpel¬ 
extrakt. (M. m. W., Nr. 28, 11. Juli 1916.) 

Die Affinität des Knorpelgewebes zur Harnsäure veranlassten den V., 


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249 — 


nach Studien am Tierexperiment mit intravenösen Einspritzungen von 
Knorpelsubstanz, dieselbe bei der Gicht des Menschen zu probieren. Zwei 
ccm des Präparates intravenös verabfolgt, ergeben zunächst Reaktions¬ 
schmerzen, auch in seit Jahren schmerzlosen Gelenken, und gehen rasch 
vorüber, hin und wieder Schüttelfröste, sonst keine wesentliche Schädi¬ 
gung. Die Beeinflussung der gichtischen Erkrankung und anderer chroni¬ 
scher Arthritiden durch diese Methode sind nach den Berichten des V. so 
günstig, dass sie zu weiteren Versuchen ermuntern. 

Mosenthal, Berlin. 

62) Zueblin. Radiotherapy in chronic arthritis. (New-York 

med. Journ., Vol. CIV, Nr. 8, p. 355.) 

Verf. sah gute Erfolge von lokaler Applikation radioaktiver Substan¬ 
zen (Radium und Mesothorium) bei chronischer Arthritis bei 
Fällen, die jeder anderen Behandlung trotzten. 5 Krankengeschichten. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

63) Collie. Immobility after joint injury. (Lancet, 5. VIII. 16, 

p. 228.) 

Verf. macht darauf aufmerksam, wie zu früh aus ärztlicher Behand¬ 
lung nach reponierten Brüchen entlassene Patienten Versteifungen in Ge¬ 
lenken nachbehalten, weil sie sich fürchten, die Gelenke zu bewegen, und 
dann später in die Hände von Quacksalbern fallen. Oft kommen schon nach 
3wöchentlicher Fixation Verwachsungen zwischen Gelenkflächen, Sehnen 
und ihrer Umgebung, Sehnen und Sehnenscheiden vor. Am besten löst 
man solche Verwachsungen in leichtem Ätherrausch und lässt darauf die 
Patienten unter Aufsicht täglich üben. Spitzer-Manhold, Zürich. 

64) Konjetzny, Georg, Ernst. Die Meniskusverletzungen des 

Kniegelenks. (M. m. W., Nr. 15, 11. April 1916.) 

Verf. bespricht die Entstehung der Meniskusverletzung, die Symptoma- 
logie und die Therapie. Er ist Anhänger der operativen Behandlungs¬ 
methode, die er in Lokalanaesthesie ausführt. Interessant ist noch eine 
Zusammenstellung über die Dauererfolge, die recht befriedigend ausge¬ 
fallen sind, und nach deren Zusammenstellung er als Normalverfahren die 
partielle oder totale Extirpation des Meniscus betrachtet ; dieselbe 
führt beim medialen Meniscus nicht zu dauernd wesentlicher Störung, was 
nach der anatomischen Beschaffenheit des lateralen Meniscus von diesem 
nicht zu erwarten ist. Mosenthal, Berlin. 

65) Sehrt, E. Die konservative Behandlung schwerer 

Gelenkschussverletzung mit Dauerstauung. (M. m. 

W., Nr. 10, 7. März 1916 und Nr. 11, 14. Mürz 1916.) 

Vorausgeschickt sei, dass Verf. duich die Dauerstauung derartig her¬ 
vorragende Resultate erzielte, wie sie kaum von einer anderen Behand¬ 
lungsmethode in dieser gleichmässigen Sicherheit erreicht worden sind, 
allerdings ist die Hauptdomäne der Dauerstauung die ersten 4X24 Stunden 
nach der Verletzung, wobei man ohne andere Eingriffe imstande ist, die 
lokalen Entzündungen zu begrenzen und dieselben rasch zur Ausheilung 
zu bringen. Die Gefahr der Allgemein-Infektion wird fast vollkommen 
ausgeschaltet, auch bei älteren Eiterungen leistet die Methode hervor¬ 
ragendes, wobei man mit Punktion oder geringen kleinen Inzisionen des 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X., H. 10. 21 


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^ 250 —. 

Gelenkes auskommt. Weitere Vorteile der Methode sind die baldigst ein¬ 
tretende Schmerzlosigkeit, die günstige Temperaturkurve und der zeitige 
Beginn der Bewegungen des Gelenkes, funktionell hervorragende Resultate, 
die die ohne Stauung behandelten Fälle bei weitem übertreffen. Uber die 
Technik ist folgendes zu sagen, die Binde wird nur mit ganz leisem Zug 
angelegt, der periphere Puls muss stets fühlbar sein, die Patienten dürfen 
den Druck der Binde kaum verspüren, das Glied schwillt stark oedematös 
an, die Binde bleibt in schweren Fällen bis zu 14 Tage liegen, im Durch¬ 
schnitt 6—7 Tage. Die Wunde selbst wird absolut in Ruhe gelassen, nur 
mit steriler Gaze bedeckt und die Extremität ganz lose auf eine Cramer- 
schiene fixiert, die Glieder tief gelagert, Suspension muss wegen Schmer¬ 
zen vermieden werden, guten Einfluss übt die Methode auch auf die 
chronisch eitrigen Fälle aus. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Deformitäten der Wirbelsäule. 

66) Greig. Congenital kyphosis. (Edinburg. med. Journ., Vol. XVI, 

Nr. 2, p. 93.) 

Verf. beschreibt einen Fall kongenitaler Kyphose bei einem 2^jähri- 
gen Knaben mit Halsrippe und angeborenem Hochstand des linken Schulter¬ 
blattes verbunden. Das Röntgenbild zeigte wegen Schatten von Schlüssel- 
und Brustbein nichts Deutliches, immerhin Unregelmässigkeiten der Wirbel¬ 
körper und Rippen. So war eine Halsrippe vorhanden, die 2. und 3. Dorsal¬ 
rippe waren verschmolzen, die vorderen Partien der Wirbelkörper am 
1. Dorsal- und 7. Cervikalwirbel waren unvollständig gebildet, die oberen 
drei Brustwirbel leicht vornübergeneigt. Die Kyphose war also erst sekun¬ 
där infolge der fehlerhaften Rippen und Wirbelkörper entstanden, verstärkt 
durch die falsche Richtung der Körperachsen beim Tragen des Körper¬ 
gewichtes. Spitzer-Manhold, Zürich. 

67) Hoessly. Über anatomische Restitutionsprozesse an 

der s p o n d y 1 i t i s c h e n Wirbelsäule und über expe¬ 
rimentelles zur osteoplastischen Rückgratsver¬ 
steifung. Med. Ges. Basel, 17. II. 16. (Korrespbl. f. Schweiz. 
Ärzte, 46. Jahrg., Nr 33, p. 1052.) 

Im Bereich des Gibbus oder der Kyphose finden Ankylosierungs- 
prozesse im Gebiet der Quer- und Dornfortsätze statt in Form von Bildung 
neuer Knochenspangen, Brücken und flächenhafter Synostosen. Darin ist 
eine Heilungstendenz des Körpers zu sehen. Die ankylotischen Partien 
haben grosse Tragfähigkeit. Die Ankylosierung kommt durch Zugwirkung 
der Bänder und Muskeln zustande, diese widersetzen sich der Kyphosen¬ 
bildung, der andauernde Zug führt schliesslich zu einer Periostitis ossifi- 
cans, zu Abbiegung der Dornfortsätze und schliesslich zur Synostose der 
dorsalen Wirbelpartien im Bereich des Gibbus. Diese natürliche Ankylose 
enthält die Idee der osteoplastischen Rückgratsversteifung. Vortragender 
bespricht seine Versuche künstlicher Gibbusbildung bei Hunden. Bei sol¬ 
chen, denen vorher eine Knochenspange an den Wirbeln implantiert worden 
war, gelang es nicht, einen künstlichen Gibbus zu erzeugen. Experimente 
mit starken Belastungen ohne dass das implantierte Knochenstück abknickte. 


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251 


Histologische Untersuchungen der Knochenimplantate zeigten eine Substitu¬ 
tion durch neugebildetes Knochengewebe. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

6$) Vulpius, O. Erfahrungen mit der Albeeschen Opera¬ 
tion bei Spondylitis tuberculosa. (M. m. W., Nr. 15, 
11. April 1916.) 

Resultat der Nachuntersuchung über 30 von ihm operierte Fälle. 
Technik der Operation nach Albee. 1. Operation vor 2% Jahren. Soweit 
sich klinisch feststellen Hess, ist durchweg feste Ankylose der durch den 
Span verbundenen Wirbel eingetreten mit vikariierender hypernormaler 
Beweglichkeit der benachbarten Wirbelgelenke, prompte Besserung in 
kürzester Zeit der subjektiven Beschwerden. Alle nachuntersuchten Ope¬ 
rierten müssen klinisch zunächst als geheilt bezeichnet werden, es gilt dies 
sowohl für die operierten Kinder, wie für die Erwachsenen. Die Resultate 
berechtigen und verpflichten geradezu zu einer dringenden Empfehlung 
dieser Operation. M o s e n t h a 1, Berlin. 

Obere Extremität. 

69) Bardach, Kurt. Über ein gehäuftes Auftreten von Fi¬ 

bromen der Handinnenfläche. (M. m. W., Nr. 26, 
27. Juni 1916.) 

Bei zehn Soldaten desselben Truppenteils wurde obige Erkrankung 
festgestellt, bei dem gehäuften Auftreten wurde nach einheitlicher Ursache 
gefahndet, ein Resultat nicht erzielt. Mosenthal, Berlin. 

70) v. Eiseisberg. Dupnytrensche Kontraktur des Daumens. 

K. K. Gesellschaft der Ärzte, 24. März 1916. (M. m. W., Nr. 18, 

2. Mai 1916.) 

Darstellung eines Falles mit dieser seltenen Erkrankung. 

Mosenthal, Berlin. 

Untere Extremität. 

71) Hollweg. Ein Fall von knorpsender Hüfte. (M. m. W., 

Nr. 18, 2. Mai 1916.) 

Das in Frage kommende Geräusch entsteht im Gelenk nur bei Streck¬ 
bewegung des Oberschenkels, ebenfalls bei Adduktion und Abduktion. Be¬ 
schwerden verursachte dasselbe nicht, und ist streng von der schnellenden 
Hüfte zu unterscheiden. Mosenthal, Berlin. 

72) St Tobiäsek. Die ankylosierende Therapie der 

tuberkulösen Coxitis. (Casopis lekaru ceskych. 1916. 
Nr. 32.) 

Die wichtigsten Ursachen für den Misserfolg der Behandlung der 
tuberkulösen Coxitis liegen in der grossen Zahl der empfohlenen Behand¬ 
lungsmethoden, in dem Mangel strikter Indikationen für jede einzelne Me¬ 
thode und vorwiegend in dem Umstand, dass die klinischen Symptome der 
Coxitis mit den pathologisch-anatomischen Veränderungen nicht immer im 
Einklang stehen. Der Autor fand bei klinisch scheinbar leichten Fällen 

21 * 


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252 


mittels Skiagraphie stets schon deutliche tuberkulöse Herde, besonders im 
unteren Pol des Kopfes nahe der Epiphysengrenze; manche Fälle hatten 
noch eine gute Funktion des Gelenks und die Skiagraphie ergab vorge¬ 
schrittene destruktive Veränderungen in den Gelenkkörpern. Daher ist die 
Skiagraphie nicht bloss eine Kontrolle der Diagnose, sondern auch ein ver¬ 
lässlicher Indikator für die Therapie und sollte deswegen systematisch 
vorgenommen werden. In therapeutischer Beziehung empfiehlt der Autor 
neben der allgemein-roborierenden Behandlung auch die lokale, und zwar 
hauptsächlich die Callotschen Injektionen, mit denen er — allerdings nur bei 
genauer Befolgung der Callotschen Vorschriften — die besten Erfahrungen 
machte. Das Redressement wendet er nur bei jenen äusserst seltenen 
Fällen an, bei denen die Gelenkkörper im'grossen und ganzen noch ziem¬ 
lich intakt sind, und auch dann redressiert er nur allmählich und in Etappen. 
Die souveränste Methode zur absoluten Ruhigstellung und Ankylosierung 
des Hüftgelenks ist eine regelrecht angelegte Spica coxae Simplex £vent. 
duplex aus Gips nach Lorenz. Von den portativen Apparaten empfiehlt der 
Autor jenen von Dollinger. Die Extension wendet T. nur in jenen Fällen 
an, wo infolge intensiver Sekretion die Anlegung eines Gipsverbandes 
nicht möglich ist. Dr. G. Mühlstein (Prag). 

73) Jones. The soldier’s foot and the treatment of com¬ 

mon deformities of the foot. (Brit. med. Journ., 20., 27. V. 

und 3. VI. 16.) 

Verf. bespricht die Missbildungen an den Füssen bei Soldaten, die 
ihm zu Gesichte kamen, und ihre Behandlung teils durch Einlagen, Eiii- 
gipsen für kurze Zeit, richtige Stiefel, Erziehen der Leute zum richtigen 
Laufen (einwärts, auf äusserem Fussrand bei Plattfuss), teils operativ. f 

Er zählt auf: Plattfuss; Klauenfuss in verschiedenen Stadien (eine 
Difformität, die Soldaten total untauglich macht); Hamtnerzehe; Verlage¬ 
rung der kleinen Zehe; Metatarsalgien (bedingt durch Senkung der Trans¬ 
versalwölbung des Fusses und Druck auf die Nerven); Schmerzen in der 
Fersengegend (durch Knochensporne und zufällige Schleimbeutel, Osteitis 
und Periostitis infolge direkter Verletzungen des Fersenbeins). 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

74) Schanz, A. Kranke Füsse, gesunde Stiefel. Verl, von 

Ferd. Enke, Stuttgart. 

Eine frisch, gründlich und gemeinverständlich geschriebene Abhand¬ 
lung! Die Forderungen, welche Sch. an einen „gesunden Stiefel“ stellt, 
sind diese: 

Der Stiefel muss sitzen! Er muss eine feste, harte Kappe haben, muss 
eine vom Grosszehenballen und Kleinzehenballen nach vorn sich ver- 
schmälernde Sohle haben. Diese Sohle muss in gerader Linie an dem 
Hinterstiefel angesetzt sein (also nicht die Meyersche Abknickung!). Der 
Stiefel muss hochgesprengt sein. Das Gelenk soll durch eine Feder ver¬ 
stärkt sein oder durch eine Plattfusseinlage in seiner Wirkung erhöht wer¬ 
den. Der Absatz soll eine nicht zu geringe Höhe besitzen. 

.Wollenberg. 

75) Arnd. Zur operativen Behandlung des Plattfusses. 

(Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 34, p. 1074.) 

E, Müller gab jm Zentralblatt f, Chir, 1903, Nr. 2, eine Plattiuss- 


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253 


Operation an, die sich vielerorts bewährt hat und in der L o s lö s u n g 
der Sehnedestibia 1. ant. von ihrem Ansatz an denKeil- 
b e i n e n und Einpflanzung in einen Kanal am os navi- 
culare besteht. Vorher Tenotomie der Achillessehne. 
Bei einem Fall mit stark vorspringender Tuberosität des Kahnbeins kam 
Yerf. auf eine Modifikation der Methode, die er seitdem häufig und mit 
gutem Erfolg anzuwenden Gelegenheit hatte. An der hinteren 
Seite der Tuberosität wird eine tiefe Rinne heraus¬ 
gearbeitet, die auch auf die Unterseite des Naviculare gehen muss, 
in diese ohne weitere Loslösung die Sehne des tibial. 
ant. heruntergelagert. Der Muskelzug hält die Sehne an Ort 
und Stelle fest, das Fussgewölbe ist und bleibt stark gehoben. Ist die 
Tuberosität nicht stark vorragend, so kann man das Gelenk zwischen 
Talus und Naviculare eröffnen, die Rinne innerhalb dieses Gelenkes heraus¬ 
kneifen und das Ligament über der Sehne wieder nähen. Der Vorteil der 
modifizierten Methode besteht darin, dass die Sehne des tib. ant. gar nicht 
geschädigt wird. In allen Fällen, wo Einlagen nichts mehr helfen und eine 
eingreifendere Operation noch nicht geraten zu sein scheint, ist dieser 
Eingriff zu versuchen. STitzer-Manhold, Zürich. 


C. Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

76) Arnd. Die Darstellung der Gelenke durch Röntgen- 
strahlen. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., Nr. 34, p. 1075.) 

Verf. bespricht die bis jetzt bekannten Verfahren, die ein deutliches 
Hervortreten der Ligamente, Zwischenknorpel und Knorpel, resp. ihrer 
Defekte, in den Gelenken durchs Röntgenbild ermöglichen. 

1- Insufflation von Sauerstoff unter geringem Überdruck 
in die Gelenke (Apparat von W o 11 e n b e r g). Eine günstige therapeu¬ 
tische Wirkung bei Arthritis, vielleicht auch bei Tuberkulose der Gelenke 
ist beobachtet worden. Nachteile: a) Schwierigkeit der Benützung abso¬ 
lut reinen Sauerstoffs (meist mit Luft verunreinigt, Gefahr der Embolie, 
Todesfälle verzeichnet), b) absolute Asepsis ist schwierig durchzuführen. 

2. Einspritzung chemisch reiner Wasserstoff Super¬ 
oxyd I ö s u n g in die Gelenke, dort frei werden des Sauerstoffes, dieser 
bläht die Gelenke auf. Die Dosierung für die einzelnen Gelenke bleibt 
noch zu studieren. Ein Übrigbleiben von viel Flüssigkeit im Gelenk ver¬ 
wischt das Röntgenbild. 

3. Äthereinspritzungen ins Gelenk. (Auch therapeutisch 
von Wert bei Tuberkulose.) Nachteil: die Dosierung ist noch nicht fest¬ 
gestellt, ein zu starkes Ausspannen des Gelenkes durch den verdampfenden 
Äther löst Schmerzen aus. Bei empfindlichen Patienten muss sowieso bei 
Methode 2 und 3 eine Pantoponeinspritzung vorausgehen. 

3pjtzer-Manhold, Zürich, 


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77) Holzknecht. Durchleuchtungslokalisation mittels 

der Blendenränder. (M. m. W., Nr. 14, 4. April 1916.) 

Der gefundene Fremdkörper wird in die Mitte der Blende vor den 
Durchleuchtungsschirm gebracht, die Blende bis auf einen Schlitz verengt, 
worauf die Röhre nach rechts und links verschoben, bis der Blendenrand 
den Fremdkörper schneidet und dann mittels eines Masstabes die Tiefe des 
Fremdkörpers abgelesen. Mosenthal, Berlin. 

Unlallmedizin und soziale Gesetzgebung. 

78) Engelen-Düsseldorf. Somatische Behandlung der Unfall¬ 

neurosen. (Ärztl. Sachverst.-Ztg. 1916, Nr. 17.) 

Geistige Störungen dürfen nicht nur rein durch seelische Beein¬ 
flussung behandelt werden. Manche traumatische Neurosen können durch¬ 
aus auch somatisch behandelt werden. E. fasst die medikamentösen Mittel 
zur körperlichen Behandlung traumatischer Neurosen zusammen, Brom¬ 
präparate, Arsenik, Valeriana, Phosphor etc. 

Diätische Vorschriften sind entbehrlich. Die Kostmischung im reich¬ 
lichsten Masse ist sehr empfehlenswert, Entfettungskuren mit Vorsicht an¬ 
zuwenden. 

Nach Beendigung der Tagesarbeit ist die Verabfolgung eines leichten 
alkoholischen Getränkes sehr von Nutzen. Es besänftigt nachwirkende 
Erregungen, verhindert Zwangsängste im Traum und schafft einen gesunden 
erquickenden Schlaf. 

Die Elektrotherapie leistet sehr wertvolle Dienste. Galvanisation des 
Gehirnes bessert den Schlaf. Anregend wirkt Faradisation, Franklinisa- 
tion befördert den Schlaf. 

Berücksichtigung verdient die Hydrotherapie fast in jedem Falle in 
Form von kalten Abreibungen, Bädern. Bei Veränderungen des Blut¬ 
druckes wirkt Applikation von heissen Bädern zur Erhöhung desselben, 
kalte Prozeduren wirken blutdruckerniedrigend. 

Die vielfachen Beziehungen von Einflüssen auf die Körperhaut und 
Nervenfunktionen haben zur regelmässigen Anwendung von Luftbädern 
geführt. 

Hydrotheraphie und Luftbäder sorgen für Abhärtung, die bei Neu¬ 
rasthenikern sehr nötig ist. 

Von sehr grossem Einfluss auf das Nervensystem sind die gymnasti¬ 
schen Übungen: Sie wirken verbessernd auf Kreislauf, Atmung, Ver¬ 
dauung und Stoffwechsel. Die Gymnastik muss nicht nur rhytmisch und 
kräftig, sondern auch bis zur möglichen Bewegungsmöglichkeit durch¬ 
geführt werden. 

Ausgiebige und kraftvolle Atmung spielt eine grosse Rolle. Herztätig¬ 
keit, Blutdruck, Verdauung werden ausgiebig beeinflusst. Aktive Gym¬ 
nastik ist bei Neurosen besser und günstiger wirkend als passive und 
Massage. Zweckmässig ist die Nervenpunktmassage und die Dehnung nach 
N a e g e 1 i. 

Da sich suggestive Wirkungen mit allen somatischen Behandlungs- 
piassnahmep verbinden, ist es wichtig, sjch über die Wirkungsmögljclv 


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keiten dieser somatischen Massnahmen bei der Behandlung von Unlall¬ 
neurosen Klarheit zu verschaffen. Miller, Königsberg. 

79) Paul Horn-Bonn. Arteriosklerose und Unfall. (Ärztl. 

Sachverst.-Ztg. 1916, H. 18 und 19.) 

Auf Grund seiner ausführlichen Untersuchungen kommt der Verf. zu 
folgenden zusammenfassenden Schlüssen: 

1. Die Arteriosklerose ist die Resultante aus einem Komplex verschie¬ 
denartiger Bedingungen. Sie stellt eine mit vorschreitendem Alter zu¬ 
nehmende Abnutzungserscheinung dar, deren Entwicklung begünstigt wird 
in der Hauptrolle durch trophisch-toxisch-infektiöse, in geringerem Grade 
auch durch mechanische Schädlichkeiten. Bei der Unfallbegutachtung 
sind Schädlichkeiten direkter und indirekter Natur zu unterscheiden. 

2. Unter den direkten Schädlichkeiten sind hervorzuheben: a) mecha¬ 
nische (z. B. Schädelbasisbrüche mit folgender lokalisierter Gehirn¬ 
arteriosklerose, schwere Brustkorbquetschung mitAneurysma oderKoronar- 
sklerose, lokale Kontusion mit umschriebener peripherer. Arteriosklerose), 
b) chemische, speziell toxische und bakterielle Einwinkungen (Gasein¬ 
atmung, schwere Verbrennung, posttraumatische Infektionen). 

3. Unter den indirekten Schädlichkeiten kommen vor allem in Be¬ 
tracht: a) Gewalteinwirkungen mit plötzlicher starker Blutdruckerhöhung 
(Heben schwerer Lasten, starke Durchnässung oder Überhitzung, schroffer 
Wechsel der Temperatur und Gaseinatmung), b) psychisch-nervöse Ein¬ 
flüsse mit dauernder funktioneller Gefässüberlastung (Steigerung und Labi¬ 
lität von Puls und systolischem Blutdruck). 

4. Die Gewalteinwirkungen mit plötzlicher starker Blutdruckerhöhung 
führen meist nur zur Auslösung lokaler Folgeerscheinungen bei schon 
erkrankten Gefässen (z. B. Apoplexie), nicht zu traumatisch bedingter 
progredienter Verschlimmerung der Arteriosklerose als solcher — ein un¬ 
fallrechtlich wichtiger Unterschied. 

5. Indirekt, speziell durch psychisch nervöse Einflüsse (Unfall¬ 
neurosen) bedingte Schlagaderwandverhärtung kommt ebenso wie Arte¬ 
riosklerose nach direkten Schädlichkeiten als entschädigungspflichtige* 
Unfallfolge unr selten in Betracht. Für einen Unfallzusammenhang spre¬ 
chen im ersteren Falle jugendliches Alter, rasche Entwicklung der Arte¬ 
riosklerose und Nachweis ständiger funktioneller Gefässüberlastung bei 
Ausschluss sonstiger Schädlichkeiten. 

6. Begutachtungstechnisch ist von Wichtigkeit ausser der Unter¬ 
scheidung, ob traumatische Auslösung lokaler Folgen oder traumatische 
Verschlimmerung der Arteriosklerose (vergl. 4) die Wahl des Entschädi¬ 
gungsverfahrens. Zur einmaligen Kapitalabfindung geeignet erscheinen nur 
solche Fälle von traumatisch bedingter Arteriosklerose, die keine Tendenz 
zur Verschlimmerung zeigen. Bei Fällen mit zweifelhafter Prognose, vor 
allem bei Gehirnarleriosklerose, Koronarsklerose, aber auch bei fortschrei¬ 
tender allgemeiner Arteriosklerose nach Unfall ist stets Rentengewährung 
am Platze. 

7. Eine nichttraumatische Arteriosklerose pflegt auf anderweitige 
Unfallfolgen oft heilungshemmend zu wirken, vor allem dann, wenn sie 
selbst mit schwerwiegenderen Erscheinungen (starker Blutdruckerhöhung, 


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Myodegeneratie, Schrumpfniere) einhergeht; insbesondere hat bei Kopf¬ 
traumen komplizierende Arteriosklerose stärkeren Grades vielfach einen 
schädlichen Einfluss, kann auch selbst durch das Trauma ausgelöst oder 
verschlimmert werden. 

8. Die Erwerbsbeschränkung bei Arteriosklerose schwankt in weite¬ 
sten Grenzen. Berücksichtigung der Arbeitsauskünfte ist zu empfehlen. 

Hille r, Königsberg. 

Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie. 

80) Hering, H. E. Der plötzliche Tod in der Chloroform¬ 

narkose. (M. m. W., Nr. 15, 11. April 1916.) 

Der plötzliche Chloroformtod in Beginn der Narkose, ist bedingt 
durch das sogenannte Herzkammerflimmern, d. h. einen Zustand der Über¬ 
erregung der Herzkammern, eine Erscheinung, die bei Hunden und Katzen 
schon lange bekannt ist und höchstwahrscheinlich auch für den Menschen 
zutrifft, wenn zu Beginn der Chloroformnarkose die Herztätigkeit plötzlich 
versagt, während die Atmung noch überdauert. Die Aufregung des Men¬ 
schen spielt dabei eine grosse Rolle, was zu berücksichtigen ist. 

Mosenthal, Berlin. 

81) Schäler. Feuchte Verbände ohne wasserdichten 

Stoff. (M. m. W., Nr. 14, 4. April 1916.) 

Verf. befürwortet die Anlegung feuchter Verbände ohne übergelegten 
wasserdichten Stoff. M o s e n t h a 1, Berlin. 

82) SzubinskL Darf die Durawunde der Schädelschüsse 

primär plastisch gedeckt werden? (D. m. W., 1916, 
Nr. 37/38, S. 1124/1161.) 

Die Spätinfektion bei Kopfschüssen ist häufig eine Sekundärinfektion. 
Die beste Schutzmassnahme gegen diese ist der lockere Verschluss der 
Durawunde durch einen zwischengelagerten Periost- oder Faszienstreifen, 
der nur den Abfluss nach aussen gestattet; im übrigen die Hirnwunde 
sichert. N a e g e 1 i, Greifswald. 

83) Bolt. Über Schädelstreif- und Prellsch ü s s e mit 

Impressionsfrakturen. (M. Kl., 1916, Nr. 40, S. 1043.) 

Die Schädelstreif- und Prellschüsse mit Knochenimpressionen sind 
einer frühzeitigen Wundrevision zu unterziehen. 

Bei Hirndruckerscheinungen und gespannter nicht pulsierender Dura 
wird die intakte oder gequetschte Hirnhaut eröffnet, Blutgerinsel und ge¬ 
quetschtes Gehirn entleert und die Dura wieder vernäht. Die Infektions¬ 
gefahr für Leptomeninx und Gehirn ist bei Eröffnung der Dura, Entleerung 
eines subduralen Blutergusses und Hirnzertrümmerungsherdes bei 
Wiederverschluss der Dura geringer als bei konservativer Behandlung des 
subduralen Haematoms. N a e g e 1 i, Greifswald. 


Originalmitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W. 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstraße 15, 
senden. 


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Band X. November 1916. Heft 11. 

A. Allgemeine Orthopädie. 

Anatomie, Physiologie, Biologie. 

1) Vogel, K. Zur Frage der osteoplastischen Tätigkeit 

des Periosts. (Zbl. f. Chir., 1916, Nr. 40, S. 794.) 

Um die osteoplastische Tätigkeit des „entspannten“ Periostes bei 
einer Pseudarthrose zu steigern, wurde je eine Platte Paraffin so unter das 
abgehobene Periost deponiert, dass der Knochenspalt überbrückt wurde. 

Eine nach 8 Jahren ausgeführte Korrektur der inzwischen konsolidier¬ 
ten Knochen durch Keilosteotomie ergab auf der Höhe des Callus, zwi¬ 
schen diesem und dem ihn überziehenden Periost, die beiden Paraffin¬ 
scheiben vollkommen unverändert, lose, weder am Knochen noch Periost 
adhaerent. 

Das Experiment hatte also vollkommen versagt. Der Befund beweist, 
dass der Callus nicht vom Periost, sondern von den osteo¬ 
plastischen Elementen des Knochens selbst stammt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

2) Schaffer, Josef. Ossifikationsfragen. (Transplan¬ 

tation und Unterkieferverknöcherung.) (W. kl. W., 

Nr. 22, S. 669, 1916.) 

Kritische Untersuchung über die Vorgänge bei der regenerativen 
Knochenbildung bei freier Transplantation von Knochenstücken. Lebend 
überpflanzter Knochen geht als solcher zu Grunde bezw. wird resorbiert. 
Er hat nur Bedeutung als Stützmaterial. Die Knochenneubildung geht ledig¬ 
lich aus von der osteoplastischen Schicht des Periosts. Die häufige Ent¬ 
stehung von Pseudarthrosen bei der Knochentransplantation von Unter¬ 
kieferdefekten hat ihren Grund nicht in einer angeblich geringen Neigung 
des Kieferknochens zur Kallusbildung, deren Ursache wieder die binde¬ 
gewebige Abstammung der Gesichtsknochen sein soll. Bindegewebs- und 
Knorpelknochen verhalten sich darin nicht verschieden. Wesentlich ist nur 
die Mitüberpflanzung von genügend osteoplastischem Material des Pe- 
Aiosts. Bei der Operationstechnik muss das besonders beachtet werden. 

Wette, Köln. 

Physikalische Therapie. 

3) Laqueur, A. Über Lichttherapie bei Kriegsverletzun¬ 

gen. (Strahlentherapie, Bd. VII, 1916, H. 1.) 

Die Hauptdomäne der Lichttherapie ist die Behandlung schlecht heilen¬ 
der Wunden und ihr Ideal ist die Anwendung des Sonnenlichtes, welches 
die chemisch wirksamen kurzwelligen violetten und ultravioletten Strahlen 
mit den langwelligen Lichtwärmestrahlen vereinigt. Unser Klima bietet 
uns leider nicht genügend Sonnenlicht, daher müssen wir uns mit den 
künstlichen Lichtquellen behelfen. Die besten Erfolge, spez. bei relativ 
reinen Wunden erzielte Verf. durch Anwendung der künstlichen Höhen¬ 
sonne. Bestrahlt wurde täglich bis zur Heilung; anfangs bis 60 cm Ent¬ 
fernung 4 Minuten lang unter allmählicher Steigerung bis zu 10 Minuten 

Zentralblatt für Orthopädie Bd. X, H. 11. 22 

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in 40 cm Enifernung. Bei stark sezernierenden Wunden ist das weisse 
unfiltrierte Licht des Kohlenbogenlichtscheinwerfers angebracht. Das blaue, 
an Wärmestrahlen verhältnismässig arme Bogenlicht bewährte sich sehr 
gut bei Neuralgien infolge von Nervenschussverletzungen. Besonders gute 
Dienste leistete es bei den Hyperästhesien. In langwierigen Fällen, nach 
dem eine gewisse Beruhigung eingetreten war, wurden diese dann in 
intensiverer Weise mit Diathermie behandelt. Auch bei Narbenhyperästhe¬ 
sien überhaupt ist die Blaulichtbehandlung von Nutzen, sowie bei Er¬ 
frierungen zur Schmerzstillung und Besserung der vasomotorischen Stö¬ 
rungen. Das rote Bogenlicht lässt sich mit Erfolg verwenden zur Beförde¬ 
rung der Resorbtion von blutigen Pleuraexsudaten. Rave, Berlin. 

4) Thedering. Das Quarzlicht im Dienste des Kriegs¬ 
lazaretts. (Strahlentherapie, 1916, Bd. VII, H. 1.) 

Verfasser erblickt die Bedeutung der Quarzlichtwirkung auf oberfläch¬ 
liche Weichteilwunden in der Anregung aller den Prozess der Wund¬ 
heilung bedingenden biologischen Faktoren; eine spezifische Wirkung fin¬ 
det nicht statt. Klar skizziert er das immer wiederkehrende Bild det 
örtlichen Heilwirkung des Lichtes auf torpide Wunden, die sich im Aus— 
trocknen und Säubern der Wunden, guter Qranulations- und Narbenbildung 
äussert. Die Technik der Belichtung muss natürlich sachgemäss sein, hm 
nicht statt der gewünschten Beschleunigung eine Verlangsamung der Hei¬ 
lung zu erzielen. Sollen nur mild wirkende, anregende Strahlen zur An¬ 
wendung kommen, so muss das Licht durch Uviolglas (Quarzlampe) odei 
Uviolfilter (Quarzsonne) gefiltert werden, während das Quarzweisslicht 
benutzt werden kann, zur Erreichung eines kräftigen Ätzeffektes. Zur Ein¬ 
schmelzung kallöser Wundränder zur Vermeidung strahliger Narben ist 
Kompressionsbestrahlung mit Blaulicht der Quarzlampe angezeigt. Bei 
Besprechung der Allgemeinwirkung des Quarzlichtes führt Verfasser zu¬ 
nächst die Literatur an, welche über die experimentelle Erforschung dei 
Wirkung der natürlichen und künstlichen Sonne vorliegt. Die klinischen 
Beobachtungen stimmen gut damit überein. Das Licht verbessert das 
Blutbild, hebt das seelische und körperliche Kraftgefühl, wirkt beruhigend 
und erheiternd, fördert den Stoffwechsel und erzielt Gewichtszunahme der 
Kranken. Ein resorbierender Einfluss auf Bauch- und Brustfellexsudate 
tuberkulöser Natur und nach Bauch- und Lungenschüssen ist ebenfalls un¬ 
verkennbar. . Tuberkulöse Geschwüre der Haut und Knochentuberkulose 
heilen unter künstlichen Sonnenbädern kombiniert mit örtlicher Strahlen¬ 
behandlung schneller. Bezüglich der technischen Frage, ob wir das Licht 
der Quarzsonne durch Uviolfilm filtrieren sollen oder nicht, erörtert Ver¬ 
fasser die sich sehr widersprechenden Meinungen der verschiedenen Auto¬ 
ren, um seiner praktischen Erfahrung dahin Ausdruck zu geben, dass es 
vorteilhaft sei, kürzere Wellenlängen als 280 mm aus dem Lichte der 
Quarzsonne für die Zwecke der Allgemeinbestrahlung auszuschalten. Bei 
Hautkrankheiten endlich hat Verfasser bei einzelnen Fällen von oberfläch¬ 
lichen, schuppenden Ekzemen, Psoriasis etc. etc. das Licht der Quarz¬ 
sonne in Form von leichten Schälkuren und jucklindernden Dosen mit Er¬ 
folg angewandt. Bei drei Fällen von Dermatitis herpetiformis (Duhring) 
hat er durch die Quarzsonne eine prompte, bislang rezidivfreie Heilung 
erzielt. Rave, Berlin. 


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t) Frankel, M. Die Röntgentherapie bei Kriegsverletz- 
t e n. (Strahlentherapie, Bd. VII, 1916, H. 1.) 

Verfasser berichtet in einer längeren Arbeit über seine Erfahrungen 
und beschreibt seine Methoden der therapeutischen Anwendung der Rönt¬ 
genstrahlen. Er hat sie in ausgedehntestem Masse bei den verschiedensten 
Krankheiten und Verletzungen angewandt. Wie in seinen früheren Arbei¬ 
ten plädiert er auch in dieser Arbeit energisch für eine möglichst intensive 
Beutzung des Röntgenapparates und seine Ausführungen haben entschieden 
viel Bestechendes an sich. Nach einer Erörterung der Physik der Reiz¬ 
dosen bespricht er die Wirkung der Röntgenstrahlen bei einer grossen Reihe 
von chirurgischen Erkrankungen, verbreitet sich dann über die narben- 
lösende, sowie die schmerzstillende Wirkung der Röntgenstrahlen. 

Nach eingehender Beschreibung und Empfehlung der von ihm ange¬ 
gebenen Strahlenreizdosen zur beschleunigten Heilung von Knochensplitter¬ 
frakturen zieht er auch noch Struma, Basedow, Hautkrankheiten und 
Tuberkulose in den Kreis seiner Betrachtungen. Mit einem Ausblick auf 
die grosse Verwendungsmöglichkeit der X-Strahlen, welche noch weiter 
ausgebaut werden muss, schliesst er seine sehr lesenswerten interessanten 
Ausführungen. Rave, Berlin. 


Orthopädische Technik. 

6) Peiser, A. Beiträge zur Frage der Schienenver¬ 
bände. (M. Kl. 1916, Nr. 37, S. 976.) 

P. weist darauf hin, dass wir in den verzinnten biegsamen 
E.isendrahtschienen (Cramerschienen) für die Ausrüstung der Feld¬ 
sanitätsformationen das gewünschte Universalmittel besitzen. An Hand 
verschiedener Abbildungen wird ihre verschiedene Anwendung geschildert. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

7 ) Engelmann, Guido. Universaldrahtschiene fürs Feld. 

(W. kl. W., Nr. 16, S. 489, 1916.) 

Beschreibung einer Drahtschiene, deren Grundform die eines in die 
Länge gezogenen O mit parallelen Seitenteilen ist. Die Schiene kann für 
•die verschiedensten Körperteile zurechtgebogen werden. An Abbildungen 
zeigt E. die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten. Wette, Köln. 

8) Vulpius. Die Lyraschiene für den Arm. (M. Kl., 1916, 

Nr. 43, S. 1133.) 

Die Vorzüge der abgebildeten Schiene (aus Cramerschienen herge¬ 
stellt) liegen in der Einfachheit der Herstellung und in der Sicherheit der 
Wirkung. Sie vereinigt die Fixation der ganzen Extremität einschliesslich 
des Schultergelenkes mit Extension, und zwar in Abduktionsstellung des 
Oberarmes. N a e g e 1 i, Greifswald. 

9) Engelmann, Guido. Hebelschienen. (W. kl. W., Nr. 3, S. 75, 1916.) 

Winkelförmig nach der Fläche gebogene Drahtschienen, welche dem 
Unterarm oder Unterschenkel angewickelt, als Hebel wirken und bei 
Hängehand und Spitzfuss die fehlerhafte Stellung ausgleicheri. 

Wette, Köln. 

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10) Degenhardt, H. Eine Schiene bei Radialislähmung. (D_ 

m. W., 1916, Nr. 45, S. 1386.) 

Angabe einer Schiene bei Radialislähmung, die durch die Firma Stoss- 
Wiesbaden zu beziehen ist. N a e g e 1 i, Greifswald. 

11) Spiegel. RadialisschieneundPeroneusschuh. Allge¬ 

meine Grundsätze der Wundbehandlung. (M. Kl. 1916,. 
Nr. 38, S. 1001.) 

Zwei wichtige Punkte in der Wundbehandlung werden besprochen: Die- 
Ruhigstellung verletzter Glieder, und die Anlegung feuchter Verbände. 
Schienenverbände dürfen nur das oder die Gelenke umfassen, deren Ruhig¬ 
stellung im Interesse einer guten Stellung unbedingt geboten ist. 

Bei Radialis- und Peroneuslähmungen — den häufigsten unter den; 
Nervenverletzungen — soll möglichst frühzeitig eine Korrektur durch Schiene 
bezw. Zügel erfolgen. Vor dem Gebrauch abgeschlossener feuchter Ver¬ 
bände wird gewarnt. Antiseptische Wundwässer sind wertlos, bewährt 
haben sich 5prozent. Jodtinktur und 3prozent. H 2 0 2 -Lösung, auch Wundöl 
„Knoll“. N a e g e 1 i, Greifswald. 

12) Hantcher, H. Ein Gips-Extensionsapparat zur Be¬ 

handlung schlecht stehender Frakturen. (D. m. W.. 
1916, Nr. 45, S. 1386.) 

Das Grundprinzip ist dasselbe wie bei der Hackenbruchschen Distrak¬ 
tionsklammer, nämlich einen an der Bruchstelle durchtrennten GipsverbancE 
durch Schraubenwirkung auseinander zu ziehen und so die schlechte Stel¬ 
lung der Fragmente zu verbessern. Naegeli, Greifswald. 

13) Metz, L. M. Streckbett für Oberschenkelbrüche. (ZbL 

f. Chir., 1916, Nr. 45, S. 889.) 

Die Art der Behandlung beruht auf Streckung des Gliedes mittels Ge¬ 
wichten, indem das Eigengewicht des Beines und die Art des Aufhängens 
mithelfen, die Wirkung des Zuges zu vermehren. Die Körperhaltung ist so. 
dass der Oberschenkel in der Hüfte gebeugt, und der M. iliopsoas entspannt 
wird. Ausserdem wird auch das Knie nach dem Sauterschen Prinzip stets 
in leichter Beugung gehalten. Der Pat. sitzt auf einer stuhlsitzartigen Er¬ 
höhung des Bettes. Der Sessel befindet sich ungefähr 30 cm oberhalb 
der Oberkante der Rolle; das gebrochene Glied wird aufgehängt, mit Ge¬ 
wichten gestreckt und hängt in einem Winkel von 30° nach unten. Das 
gesunde Bein ruht frei auf der Unterlage. (Siehe Abbildung.) 

Naegeli, Greifswald. 

14) Riedl, Franz. Behelfe für Folgen nach Kriegsver¬ 

letzungen. (W. kl. W., Nr. 24, S. 742, 1916.) 

Beschreibung und bildliche Darstellung von Bandagen zur Beseitigung 
von Fingerkontrakturen, ferner einer Vorrichtung zur Behebung der Pe¬ 
roneuslähmung (Peroneushose) und eines Ulnaris- und Radialishandschuhs 
bei entsprechenden Lähmungen. Wette, Köln. 

15) Neumeister. Gelenkmobilisationsschienen nach Dr. 

Schede. (M. Kl., 1916, Nr. 44, S. 1153.) 

Übersicht über die in der orthopädischen Klinik München (Geheimraf 
Lange) am häufigsten gebrauchten Abänderungen der Mobilisations¬ 
schienen nach Schede. Naegeli, Greifswald. 


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Tfl i Fischer, Ernst. Neue Methode und neue Apparate zur 
Mobilisationsbehandlung der Gelenke. (W. kl. W., 
Nr. 16, 17, 1916.) 

Beschreibung und bildliche Darstellung von zwei sehr einfachen und 
•sinnreich konstruierten Universalapparaten zur Mobilisation der Arm- und 
Beingelenke, welche die Anwendung von aktiven und passiven Bewegun¬ 
gen ermöglichen unter Aufrechterhaltung einer gewissen Extension des 
Gliedes. Wette, Köln. 

Unblutige und blutige Operationen. 

17) Weitz, H. Zur Behandlung der Radialislähmung. (D. 

m. W„ 1916, Nr. 44, S. 1351.) 

W. schliesst an die Naht des N. radialis eine Sehnentransplantation 
;an, die bezwecken soll, dem Kranken das Heben der Hand zu ermöglichen, 
um mit erhobener Hand fest zugreifen zu können. Überpflanzt werden die 
Sehnen des M. flexor carpi radialis und tflnaris, und nachher fixiert in 
Extensionsstellung am dorsum ossis metacarpi II bezw. V. 

N a e g e I i, Greifswald. 

18) Röpke, W. Zur operativen Gelenkmobilisation. (D. m. 

W„ 1916, Nr. 42, S. 1287.) 

Angaben über Indikation und Technik der operativen Gelenkmobili¬ 
sation, wobei speziell auch der Verwendung frei transplantierter Fett¬ 
lappen das Wort geredet wird. N a e g e 1 i, Greifswald. 

h>) Kirschner. Die künstliche Verlängerung von Beinen, 
die nach Frakturen, namentlich nach Schuss¬ 
frakturen, mit starker Verkürzung geheilt sind. 
(Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, H. 3.) 

Die Knochenschussverletzungen heilen oft mit Verkürzung des Bei¬ 
nes. Kirschner schildert nun ein operatives Vorgehen zum Ausgleich die¬ 
ser Verkürzung. Er wägt die Vorteile einer Knochendurchtrennung im ge¬ 
sunden Gewebe und an der Stelle der Verletzung gegeneinander ab. Die 
Durchtrennung im gesunden Gewebe besitzt die grössten Vorteile. Sie 
ist technisch leichter. Die Gefahr eines Aufflackerns der alten Entzündung 
“wird vermieden. Der stehenbleibende Knochenhautzylinder garantiert eine 
feste Verwachsung an der Durchtrennungsstelle. Auch ist die Vornahme 
-einer Korrektion der Beinachse möglich. Für alle Beinverletzungen unab¬ 
hängig vom Ort der Verletzung empfiehlt Kirschner die Durchtrennung im 
‘Grenzgebiet des mittleren und unteren Oberschenkeldrittels. Liegt dort 
der alte Bruch, so geht man distal oder proximal ein. Kirschner wählt 
einen vorderen seitlichen Längsschnitt und eine treppenförmige Knochen¬ 
durchtrennung. Die Nagelextension bringt dann die gewünschte Ver¬ 
längerung. Genau wird die operative Technik beschrieben, und ein sinn¬ 
reiches Verfahren angegeben, welches ein seitliches Verschieben der Bruch¬ 
enden und eine weitere Verlängerung als die gewählte verhindert. Die 
•Operation darf erst Monate nach dem Abklingen der entzündlichen Er¬ 
scheinungen ausgeführt werden. Es folgt dann die Mitteilung der operier¬ 
ten Fälle. Der Wunsch nach einem einjpcheren Verfahren ist berechtigt. 


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In einem Falle trat trotz infolge Eiterung entstandener Abstossung der 
bajonettförmigen Knochenfortsätze und folgender Diastase der Knochen¬ 
enden eine Konsolidation durch von der Knochenhaut ausgehende Knochen¬ 
neubildung ein, welche die Diastase völlig überbrückte. Diese Erfahrung, 
benutzend ging Kirschner in einem Falle so vor, dass der Knochenhaut¬ 
zylinder von einem Längsschnitt aus vom Knochen rings herum abgelöst 
wurde. Es folgte die quere Durchtrennung des Knochens, Naht von 
Knochenhaut, Muskulatur und Haut. Die Extension erzielte die gewünschte 
Verlängerung. Eine völlig feste Konsolidation erfolgt fast noch schneller 
als bei gewöhnlicher Fraktur. Q ö r r e s , Heidelberg. 

20) Isenberg. Einpflanzung des Wadenbeins in den unte¬ 

ren Teil des Schienbeins. (Monatsschr. f. Unfallh. und. 

Inv., XXIII, 8.) 

Schienbein-Defekt von ca. 6 cm Länge infolge Schuss-Verletzung. 
Wegen des Zustandes der Wunden und des schlechten Allgemein-Befindens. 
wurde keine freie Knochenplastik, sondern eine Einpflanzung des Waden¬ 
beins in den unteren Schienbeinstumpf vorgenommen: Das Wadenbein 
wurde 2 cm unterhalb des oberen Endes des unteren Schienbeinfragments 
durchsägt und das untere zugespitzte Ende des oberen Wadenbeinstücks in 
die Markhöhie des unteren Schienbeinfragments implantiert. Die Konsoli¬ 
dation erfolgte ziemlich rasch. Nach mehreren Monaten konnte Pat. mit 
1 Stock wenig hinkend auch grössere Strecken zurücklegen. Um der 
Gefahr der nachträglichen Verbiegung vorzubeugen, erhielt er einen Stütz- 
Apparat. 

K i e w e , Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

21) Riedl, Hermann. Erfahrungen mit der Hornbolzung. (W.. 

kl. W., Nr. 13, S. 386, 1916.) 

Empfehlung von Hornstiften als Vereinigungs- und Befestigungsmittel' 
bei Pseudarthrosen und Arthrodesen. Mitteilung von 15 Krankengeschich¬ 
ten mit Röntgenbildern. In 12 Fällen voller Erfoig hauptsächlich bei Knie¬ 
gelenksresektionen. Wette, Köln. 

Amputationen und Prothesen. 

22) von Frisch, O. Über Amputationstechnik. (W. kl. W„. 

Nr. 6, S. 153, 1916.) 

F. warnt vor der allzu häufigen Anwendung der Amputation in einer 
Ebene ohne Lappenbildung (Kausch), weil die Nachbehandlung fast immer 
ausserordentlich langwierig ist und weitere Opferung grösserer Knochen¬ 
stücke bei der endgültigen Stumpfbildung notwendig wird. Ausreichender 
Sekretabfluss wird auch bei Amputationen mit Lappenbildung erreicht, 
wenn man die Lappen nicht vernäht oder zurückklappt. 

Wette, Köln. 

23) Albrecht. Zur Technik und Indikation der Amputation- 

i m F e 1 d e. (W. kl. W., Nr. 6, S. 155, 1916.) 

Die Nachteile der Amputation in einer Ebene ohne Lappenbild-ung 
lassen sich vermeiden, wenn man den Zirkelschnitt so ausführt, dass nach 
maximaler Retraktion der Haut und der einzelnen Weichteilschichten der 


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Knochen möglichst hoch oben abgesetzt wird. A. wendet sich gegen den 
vielfach erhobenen Vorwurf, dass im Felde zu viel amputiert würde und 
warnt vor allzuweit getriebener konservativer Behandlung. 

Wette, Köln. 

24) Dollinger, B. Die Behandlung der Amputations- 

Stümpfe der Invaliden. (D. m. W., 1916, Nr. 42, S. 1289.) 

„Der Hauptzweck der Amputiertenabteilung ist die Kräftigung der 
Amputationsstümpfe und die Übung der Prothesenbenutzung, wodurch 
hauptsächlich erzielt werden soll, dass, w enn der amputierte Invalide das 
Spital verlässt, er für seine neue Lage vollständig ausgebildet und allen 
Schwierigkeiten gegenüber, die er im Leben finden wird, gewappnet sei.“ 
Daher bedürfen die Amputierten ganz separater Behandlung und Übung, 
über deren Anordnung die Arbeit die näheren Angaben macht. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

25) Cohn, M. Zur Funktion der Hand. (M. Kl., 1916, Nr. 44. 

S. 1156.) 

Die Nebenbewegungen der Hand sind fast ebenso wichtig wie die 
Fingerbewegungen. Neben den nicht immer erreichbaren Bestrebungen 
einen möglichst langen Armstumpf zu erzielen, soll der künstlichen Hand 
möglichst ausgiebige Fingertätigkeit verschafft werden. 

N a e g e I i, Greifswald. 

2 i) Levy, W. Der Verlust der Hände und ihr Ersatz. Berlin, 

Fischers med. Buchhandl. Th. Kornfeld. 1916. Preis 2 Jl. 

L. verwarft den Gegensatz zwischen „Sonntagsarm“ und Arbeftsarm, 
welch letzterer meist einem menschlichen Arm wenig entspricht, uirtl ent¬ 
scheidet sich für einen der menschlichen oberen Extremität nachgebildeten 
Kunstarm, mit dem die leichteren und schwereren Arbeiten des Kopf- und 
Handarbeiters ausgeführt werden können. Besprechung der einzelnen 
für die Arbeit notwendigen Bewegungen unserer Hand (Zangenbe¬ 
wegungen). 

Bei der Kunsthand Lcvys, deren Einzelheiten ohne die beigegebeneri 
Zeichnungen unverständlich w'ären, daher im Original eingesehen werden 
müssen, wird durch die Beugung und Streckung des Ellbogengelenkes 
Schluss und Öffnung der Fingerzange bewirkt. Um nun auch eine Hem¬ 
mung der Zangenbewegung der Finger in jeder Stellung zu ermöglichen, 
hat L. durch einen sinnreichen Mechanismus die durch die Pro- und 
Supinationsbewegung des Vorderarmstumpfes erzeugte Kraftquelle aus¬ 
genutzt. Eine weitere konstruktive Besonderheit der Seitenschienen des 
Kunstarmes ermöglicht das willkürliche öffnen und Schliessen der Finger 
unter jedem Gradwinkel des Ellbogens. Wollenberg. 

27) Walcher. Lebendiger Handersatz durch Schaffung 

eines neuen Gelenkes. (D. m. W„ 1916, Nr. 44, S. 1341.) 

Das untere Ende des Radius wird zu einem Glied umgeschaffen, das 
w illkürlich in Flexion und Extension bewegt werden kann. Die Operations¬ 
methode ist folgende: Abtragen des distalen Ulnaendes auf -5Mi—6 cm 
Länge. Durchtrennung des Radius in selber Höhe. Einlegen eines Fett- 
faszienlappens in den neuentstandenen Spalt und Fixation am Periost. An¬ 
legen sämtlicher Beuge- und Strecksehnen an das neu aus dem Radiusende 


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geschaffene Glied und Deckung des Ulnastumpfes durch die vorher ab¬ 
präparierte Haut. Supination und Pronationsmöglichkeit des Armes blei¬ 
ben dabei erhalten. Durch geeignete Prothese erhält Pat. die Möglichkeit 
des Greifens, kann so kleine und schwere Gegenstände willkürlich auL 
nehmen, halten und loslassen. (Siehe Abbildungen.) 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

28) Schlesinger, G. Eine Unterarmbandage für lange 

Stümpfe. (D. m. W., 1916, S. 1260.) 

In allen Fällen, in denen die Unterarmhülse selbst Hauptträger der 
im Berufe'auftretenden schweren Beanspruchungen durch Scharniergelenk 
mit dem Oberarm verbunden werden musste, wird dem Ellbogengelenk nur 
noch die Beuge- und Streckbewegung gelassen, während die Rotation des 
Armes ausgeschaltet wird. Der „Prüfstelle“ ist es nun gelungen, die Ban¬ 
dage auch für schwerste Arbeiten in der Weise herzustellen, dass sie ohne 
Schwächung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Zug eine Drehmöglichkeit 
eingeschaltet, die die noch vorhandene Drehkraft des Unterarmes voll 
ausnützt. Zahlreiche Abbildungen erläutern den Mechanismus. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

29) Wiirtz. Wie ein Einhänder sich selber ein Behelfs¬ 

glied schuf und wieder voll arbeitsfähig wurde. 
(Ztschr. f. # Krüppelfürs., B. 9, H. 8.) 

Nach Anführung einiger durch ihre Leistungen bekannt gewordenen 
Krüppel alter und neuer Zeit veröffentlicht Würtz einen Brief des Land¬ 
wirtes August Keller, in dem dieser seinen Lebensweg und die Entstehungs¬ 
geschichte seiner bekannten Prothese schildert. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

30) Mühlhaus. Zur Arbeitsprothesen-Frage. (M. m. W., Nr. 18, 

2. Mai 1916.) 

Beschreibung einer sehr billigen Prothese, die den funktionellen An-* 
Sprüchen eines Arbeitsarmes voll gerecht wird. An einem Schulterring 
hängt an einem Ösengelenk eine Platte, die dem Arm zur Hälfte anliegt, 
mit Lederriemen befestigt. Am unteren Ende ist mit einer Flügelschraube 
eine Röhre befestigt, die das Ansatzstück trägt. Mosenthal, Berlin. 

31) Jungmann. Der Carnes-Arm. (Monatsschr. f. Unfallh. und 

lnv., XXIII, 8.) 

Vorstellung eines Mannes, der doppelseitig einen Carnes-Arm trägt 
(auf der einen Seite Oberarmstumpflänge von 16 cm, auf der anderen Ab¬ 
setzung im Ellenbogen). Das Gewicht des Armes beträgt 2 Pfund. Der 
Verletzte kann sich damit ohne fremde Hülfe ankleiden, essen, trinken 
und bis zu 75 Pfund damit tragen. 

Kurze Schilderung des Mechanismus der „aktiven“ Bewegungen. 

K i e w e , Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

32) Kölliker und Rosenfeld. Der tragfähige Stumpf. (Zbl. f. 

Chir., 1916, Nr. 42, S. 826.) 

Die Bezeichnung „tragfähiger Stumpf“ ist unglücklich gewählt, denn 
es handelt sich um ein s t ü t z f ä h i g e s Stumpfende. Eine gut gebaute 
Prothese muss deshalb das verbliebene Endstück des Gliedes so fassen, 
dass die dem Gliedabschnitt überliegenden Muskeln den Stumpf mit dem 


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Ersatzglied gut und ausgiebig bewegen können, ohne dass ein Missver¬ 
hältnis zwischen dem Kunstbein und der bewegenden Muskulatur eintritt. 
Dies geschieht, wenn die dem Stumpf fassende Hülse den Rest des Glieder 
so umfasst, dass sie wie eine Aussenhaut anliegt. Die Möglichkeit eines 
derartigen Anliegens ist gewährleistet durch sorgfältige Herstellung des 
Gipsmodelles. Durch diese Anpassung wird die gleichmässige Verteilung 
der Last des Körpers auf den ganzen Stumpf erzielt, und ein stützfähiges 
Stumpfende überhaupt nicht nötig. N a e g e 1 i, Greifswald. 

33) Saxl, Alfred. Verstellbarer Sitzring für Beinprothe¬ 

sen. (W. kl. W„ Nr. 1, S. 14, 1916.) 

Beschreibung eines selbständigen, von der Prothese getrennten Sitz¬ 
ringes, der erlaubt, an der fertigen Prothese durch Verstellung geringe 
Änderungen bezüglich der Länge, und der Rotation der Prothese aus¬ 
zuführen. * Wette, Köln. 

34) Jungmann. „D ö r f f 1 i n g e r - B e i n“. (Monatsschr. f. Unfallh. und 

Inv. XXIII, 7.) 

Vorstellung eines mit einem „Dörfflinger-Bein“ (Firma Fischer, Frei¬ 
burg i. B.) versehenen Amputierten. Der Patient, der mit einem gewöhn¬ 
lichen Kunstbein nicht fortkam, kann mit dem „Dörfflinger-Bein“ ohne jede 
L T nterstützung seitens eines Stockes 1—1 Vj Stunden gehen. 

Als Vorzüge des Beines werden angeführt: 

1. Der sogen. Slip-sochet: ein besonderer, ohne Polsterung der» 
Stumpf anliegender Ledertrichter, der durch eine Zug-Vorrichtung gegen 
"ihn angedrückt wird. Sein oberer Rand ist leicht ausgetrieben, sodass er 
tlem oberen Rande des eigentl. Kunstbeins aufsitzt und verhindert, dass der 
Ledertrichter tiefer in die Holzhülse hineinsinken kann. . 

2. Der Fuss: Derselbe besteht aus einem Holzblock mit untergeleg- 
tem Filz, das Knöchelgelenk ist ein aus Stahllager-Platten hergestelltes 
Scharnier-Gelenk. Gesamtgewicht des Beines 2% kg. 

K i e w e , Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

B Spezielle Orthopädie. 

Nervenerkrankungen inkl. Schußverletzungen. 

35) Dimitz, Ludwig. Ein Beitrag zur Kenntnis der sekre¬ 

torischen, vasomotorischen und trophischen 
Störungen bei tra um atischen Läsionen der Ex¬ 
tremitätennerven. (W. kl. W., Nr. 30, S. 942, 1916.) 
Zusammenfassende Darstellung der trophischen Störungen nach Ner¬ 
venverletzungen: Veränderungen der Haut, Störungen des Haarwuchses, 
Veränderungen an den tiefen Geweben, sekretorische und vasomotorische 
Störungen. Wette, Köln. 

36) Auerbach, S. Warum beobachtet man Lähmungen des 

N. peroneusviel häufiger als solche desN. tibialis? 
(D. m. W., 1916, Nr. 46, S. 1228.) 

Diejenigen Muskeln bezw. Muskelgruppen erlahmen am raschesten 
und vollkommensten bezw. erholen sich am langsamsten und am wenig¬ 
sten, die die geringste Kraft (ausgedrückt durch das Muskelgewicht) be¬ 
sitzen und ihre Arbeitsleistung unter den ungünstigsten physikalischen, 


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physiologischen und anatomischen Bedingungen zu vollbringen haben. Die 
in dieser Beziehung bessergestellten bleiben grösstenteils von der Läh¬ 
mung verschont. 

' Dies Gesetz erklärt die viel grössere Häufigkeit der Peroneus¬ 
lähmung im Vergleich zur Tibialislähmung, z. B. bei der Polyneuritis. 

N a e g e li, Greifswald. 

ü7) Stracker, O. Zur Prognose der Operationen an pe¬ 
ripheren Nerven. (W. kl. W., Nr. 8, S. 227, 1916.) 

Bericht über die Erfolge von 156 Nervenoperationen aus dem Hospi¬ 
tal von Spitzy. (30 Resektionen, 39 Neurolysen, 15 Tubulisationen, 4 
Pfropfungen.) Die günstigsten Resultate weisen die Resektionen des radia- 
lis auf; 60 Proz. Erfolge. Die schlechtesten Erfolge ergeben die Resek¬ 
tionen des ischiadikus; 16 Proz. Besserungen. Günstig waren die Resul¬ 
tate von Resektionen im Bereich des plexus brachialis. Tabellarische 
Übersicht über die Erfolge der einzelnen Operationen und Methoden. Bei 
Neurolysen treten die Besserungen aut im 1. bis 4 . Monat, bei der Nerveu- 
naht meist erst später. Wette, Köln. 

38) Ileinemann-Berlin. Uber Schussvcrlet Zungen der peri¬ 
pheren Nerven. Nebst anatomischen Unter¬ 
suchungen über den inneren Bau der grossen Ner- 
venstämme. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 108, H. 1.) 

Heinemann beschreibt eingehend sein Vorgehen bei Nervenverletzun¬ 
gen. Er ist bemüht, mit den einfachsten Mitteln auszukommen. Vor 
allem nimmt er Stellung gegen die Stoffelschen Ansichten, die nach seiner 
Meinung das Verfahren bei Nervenoperation nur komplizieren. Aus seinen 
Ausführungen möchte ich Nachfolgendes hervorheben: 

Heinemann hat die Nerven der Extremitäten zerfasert. Er kommt zu 
dem Ergebnis: „Von einem isolierten Verlauf der Nervenbahn kann nur 
geredet werden an den Stellen, wo Äste abgehen, welche dann eine 
Strecke weit im Nervenstamm unverästelt verlaufen. Im übrigen bilden 
die Faserbündel in den grossen Nervenstämmen Geflechte mit lebhaftem 
Faseraustausch, welcher logischer Weise die Funktion fortgesetzt ändern 
muss. So beim ischiadikus und Radialis. Bei andern Nerven (Medianus, 
Ulnaris) können überhaupt auf längere Strecken keine Faserbündel mehr 
verfolgt werden.“ Ferner kann Heinemann die Stoffelsche Endoneurolyse 
nicht anerkennen. Ich lasse wörtlich die Ausführung Heinemanns folgen: 

„Stoffel verfährt so, dass er bei erhaltener Kontinuität das Peri¬ 
neurium ablöst, exzidiert und hierauf versucht, die einzelnen Faserbündel 
herauszupräparieren. Gelingt ihm dies nicht, so wird reseziert. Gelingt 
es ihm, so werden die freipräparierten Nervenbündel wieder zusammen¬ 
geklappt und mit verhärteten Kalbsarterien umscheidet. Nimmt man solche 
Auffaserung vor bei Nerven von normaler Konsistenz, so ist es überflüssig, 
denn es sind keine Narben da. Sind sie aber narbig verhärtet, so ist es 
Illusion, zu glauben, dass es möglich sei, alles innere Narbengewebe auf 
diese Art zu beseitigen. Dazu sind die Faserbündel zu fein. Setzt man 
den Nervenstamm nun wieder zusammen, so entsteht im kleinen derselbe 
Zustand, welcher eintritt, wenn man einen in toto ausgelösten Nerven 
wieder in sein altes Narbenbett zurückgleiten lässt. Dieses vermeidet man 
ja gerade durch Verlagerung und Umscheidung. Man kann doch unmüg- 


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lieh die einzelnen Nervenbündel einzeln umscheiden, wie man logischer 
Weise tun müsste. Wer steht ausserdem dafür, dass nicht innerhalb der 
einzelnen Faserbündel sich Narbengewebe entwickelt? Denn auch diese 
haben eine bindegewebige Hülle mit Fortsetzung nach dem Innern. 
Schliesslich ist noch darauf auimerksam zu machen, dass durch das Her¬ 
auspräparieren aus Narbengewebe die Queranastomosen zerstört werden.“ 

Q ö r r e s , Heidelberg. 

39) Bethe, A. Zwei neue Methoden der Überbrückung 

grösserer Nervenlücken. (D. m. W., 1916, Nr. 42/43. 

, S. 1277/1311.) 

Bethe empfiehlt zur Überbrückung grosser Nervendefekte die Me¬ 
thode der Dauerdehnung. Im Tierexperiment erzielte er damit gute 
Resultate mit Dehnung bis zu 38 Proz. der Länge des betr. Gliedes. Über 
die nähere Ausführung siehe Originalarbeit. Vergleichende Untersuchun¬ 
gen am selben Tier ergaben, dass keine Zeichen dafür vorhanden sind, 
dass der ohne Dehnung genähte Nerv irgendwie bessere Regenerätions* 
tendenz besässe. Auch die Spannung war — bei der später ausgeführten 
Sektion — nicht grösser als bei jedem normalen Nerven. 

In zweiter Linie kommt die Transplantationsmethode in 
Frage, wozu B. Leichennerven verwandt hat. Ob das Zwischenstück vom 
selben Nerv und demselben Tier stammt, oder von einem andern Tier der¬ 
selben ’Art — ob Auto- oder Homoiotransplantation geübt wird — macht 
keinen wesentlichen Unterschied. Solche Nervenstücke sind nicht, wie 
Katgutfäden ein totes Material, sondern sie bieten den auswachsenden 
Nervenfasern den besten und natürlichsten Anschluss. Zur Operation ge¬ 
nützt man am besten Stücke aus entsprechenden Nerven und pflanzt sie 
-in entsprechender Faserrichtung ein. N a e g e 1 i, Greifswald. 

Missbildungen, Wachstumsstörungen, Erweichungs¬ 
zustände, Systemerkrankungen der Knochen. 

40) Friedländer. Beiträge zur Kasuistik der Brachydak- 

t y 1 i e. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. XXIV. 3. 

F. hatte Gelegenheit, zufällig drei Fälle von Brachydaktylie zu beob¬ 
achten bei geistesgesunden Personen, über die er in der vorliegenden 
Arbeit berichtet. Sie waren sämtlich angeboren. Der eine Fall liess sich 
am zwanglosesten durch eine mechanische Ursache einer einfachen Raum¬ 
beschränkung im Sinne Kümmels erklären, während die beiden anderen 
Fälle fast als Schulfälle für die Macholsche Theorie angesprochen werden 
müssen. Bei ihnen war eine mechanische Ursache sicher auszusefyliessen. 
F. kommt auf Grund seiner Studien zu der Ansicht, dass die Brachydaktylie 
sowohl als angeborene Missbildung, wie auch als postfoetal erworbene 
krankhafte Veränderung auftreten kann. Für die angeborenen Fälle trifft 
zum grössten Teil die Macholsche Theorie von der neurotischen Knochen¬ 
atrophie als aetiologischer Grundlage zu, und zwar sind die symmetrischen 
Missbildungen, welche sicher spinal bedingt sind, von den asymmetrischen, 
welche höchstwahrscheinlich auf cerebraler' oder peripherer Schädigung 
beruhen, zu unterscheiden. Ein kleiner Teil der angeborenen Fälle, in dem 
es sich um hochgradige einseitige Verkümmerungen handelt, ist aber höchst- 


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wahrscheinlich von den übrigen Formen zu trennen und in das Gebiet der 
Hemmungsmissbildungen zu verweisen. B I e n c k e , Magdeburg. 

41) Josefson. Die Pseudoepiphysen ein Stigma der endo¬ 

krinen Hemmung des Skelett Wachstums. Fortschr. 
a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. XXIV, 3. 

Des Verf. in einer früheren Arbeit ausgesprochene Ahnung, dass die 
Pseudoepiphysen als ein Stigma einer endokrinen Hemmung des Skelett¬ 
wachstums betrachtet werden müssen, hat sich als richtig erwiesen. Ein 
Studium der Röntgenplatten seines eigenen endokrinen, reichlichen Mate¬ 
rials, sowie anderer Röntgenplatten, Angaben und Bilder in der Literatur, 
welche er, durch seine Operationen veranlasst, später gemacht hat, be¬ 
stätigen die Richtigkeit seiner Theorie. B 1 e n c k e , Magdeburg. 

Kontrakturen und Ankylosen. 

42) Aage Bojesen. über einen Fall von halbseitiger mul¬ 

tipler Chondromatose (Olliersche Wachstums¬ 
störung). Fortschritte a. d. Gebiete der Röntgenstrahlen. 
XXIV. 2. 

In dem vorliegenden Fall handelte es sich um eine Knochenaffektion, 
deren besonderes Merkmal auf einer ausgeprägten Halbseitigkeit beruht. 
Es finden sich nirgends an der anderen Körperhälfte ausgesprochene oder 
beginnende Knochenveränderungen. Die Erkrankung ist auf die Wachs¬ 
tumszentren lokalisiert. Dies geht erstens aus der ausgesprochenen Hem¬ 
mung des Längenwachstums, zweitens aus den ausgesprochenen Deformi¬ 
täten der Metaphysen der Knochen, sowie aus den weniger affizierten 
Epiphysen hervor, d. h. aus den Stellen, wo das Längenwachstum der 
Knochen am lebhaftesten vor sich geht. Es lag eine multiple Chondro¬ 
matose vor, die nur halbseitig aufgetreten war, wie sie von Ollier zuerst 
beschrieben wurde und später dann von Wittek, der sie mit dem Namen 
der Ollierschen Wachstumsstörung belegte, einem Namen, den B. auch 
durchaus anerkennt, weil hier eben nicht eine gewöhnliche multiple 
Chondromatose vorliegt, sondern eine solche, die absolut halbseitig war. 
Keine Knochen der rechten Skeletthälfte boten Zeichen von Geschwulst¬ 
bildung oder Wachstumsverzögerung dar, nicht einmal die Knochen der 
Hand. Über die Gründe der Halbseitigkeit der Chondrome lassen sich 
bis jetzt nur Hypothesen aufstellen. B 1 e n c k e , Magdeburg. 

42a) Kaposi, Hermann. Über chirurgische Nachbehandlung 
von Versteifungen und Kontrakturen. (W. kl. W., 
Nr. 6, S. 156, 1916.) 

Ausführlicher Vortrag über chirurgische und mechanische Behand¬ 
lung von Extremitätenverletzungen und deren Folgeerscheinungen, beson¬ 
ders auch über die Behandlung der Gelenkverletzungen. 

Wette. Köln. 

Frakturen und Luxationen (inkl. Schußbrächen). 

43) Schmidt, Ernst. Über halbseitige Halswirbelluxatio¬ 

nen. (M. Kl., 1916, Nr. 43. S. 1132.) 


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Mitteilung zweier Fälle halbseitiger Halswirbelluxationen bei .einem 
16jährigen Mädchen und einem 9%jährigen Kind. Die pathognomonische 
Kopfstellung bestand in einer Drehung und Neigung des Kopfes auf die 
gesunde Seite. 

Die Einrenkung erfolgte im ersten Fall unter vorsichtigem Zug mit-i 
tels Glissonscher Schlinge, im zweiten wurde die Reposition in tiefster 
Chloroformnarkose ausgeführt. N a e g e 1 i, Greifswald. 

44) Kothe. Über eine typische Oberarmverletzung 
durch Propellerschlag. (D. m. W., 1916, Nr. 45, S. 1385.) 
Die Verletzung entsteht in typischer Weise durch Propellerschlag in¬ 
folge vorzeitigen Anspringens des Motors. Sie betrifft meist den linken 
Oberarm, oberhalb des Ellbogens, und führt zu einer suprakondylären 
Fraktur des Humerus. Die Fraktur ist als eine schwere zu bezeichnen, da 
sie mit grosser Dislokation verbunden ist. Daher muss bisweilen operativ 
eingegriffen werden. Häufig ist auch der linke Oberschenkel mit verletzt. 

N a e g e 1 i, Greifswald. 

46) Arnd. Zur Behandlung dislozierter Frakturen der 
langen Knochen. (Korrespbl. f. Schweiz. Ärzte, 46. Jahrg., 
Nr. 34, p. 1069.) 

Der Muskelzug ist der Hauptgegner bei der Knochenreposition, 
eine wirksame Behandlung muss vor allem danach trachten, ihn sich 
dienstbar zu machen. Eine seitliche Verschiebung der Fragmente 
muss unmöglich gemacht werden, die schiefen Ebenen der Frakturenden 
dürfen nicht aneinander vorbeigleiten können. Dieses geschieht am besten 
durch Zustandebringen einer künstlichen Verhakung. Eine 
Skizze veranschaulicht sehr schön, wie durch einen im einen Fragment 
eingeschlagenen Nagel eine kräftige Hebelwirkung und Reposition der 
Fragmente, darauf Fixation durch denselben Nagel, der tief in die Spon¬ 
giosa eingetrieben wird, zustande gebracht wird. Der Nagel wird mög¬ 
lichst klein gewählt und liegt in der kleinen Inzisionswunde drin, durch 
einen dünnen Aluminium-Bronzedraht befestigt, der aus der Öffnung hin¬ 
ausgeleitet auf der Hautoberfläche liegt. Keinerlei Kontentivverband. 
Nach 2—3 Wochen ist der Callus genügend stark geworden, der Nagel 
wird leicht mittels des Drahtes herausgezogen, die Wunde vernäht, die 
Extremität in einen stark gepolsterten Gipsverband (nach 
Hübscher, um Atrophie zu vermeiden) gelegt und der Patient ange¬ 
wiesen, im Verband drin seine Extremität möglichst viel zu bewegen. 

Spitzer-Manhold, Zürich. 

46) Rydigier von Ruediger, Ludw. Zur Behandlung der Schuss¬ 

frakturen. (W. kl. W., Nr. 19, S. 577, 1916.) 

R. empfiehlt für Behandlung der Oberschenkelbrüche im Anfang un¬ 
bedingt die Extension und erörtert deren Vorteile vor dem Gipsverband. 
Erst nach hergestellter Reposition und bei beginnender Konsolidierung so¬ 
wie beim Transport kommt der Gipsverband in Frage. Im Anschluss daran 
bespricht B. eine plastische Methode zur Deckung von Amputations¬ 
stümpfen mittels Lappenverschiebung. Wette, Köln. 

47) v. Stubenrauch. Über die Versorgung der Oberschenkel¬ 

schussfrakturen im Kriege. Eindrücke und Erfahrungen 


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aus dem Gebirgskriege in den Karpathen (1915). (M. rh. W., Nr. 14, 
4. April 1916.) 

Im Anfang wurden die Oberschenkelschussfrakturen mit unter Exten¬ 
sion angelegten gefensterten Gipsverbänden behandelt. Die Ausgleichung 
der Verkürzung befriedigte nicht, ebenso wurden häufig Eitersenkungen 
usw. übersehen und es wurde allmählich zum Extensionsverband überge¬ 
gangen. Die rein konservative Behandlung ist nicht die allein mögliche, 
sondern bei einzelnen Fällen wird energisch frühzeitig operativ vorgegan¬ 
gen werden müssen. Die Nagelextension hat ihr Anwengungsgebiet in den 
heimwärtsgelegenen Sanitätsanstalten, wo die Asepsis einwandsfrei ist. 
Über die Wundbehandlung bringt V. nichts neues. Eine wichtige Frage 
spielen, wie überall, auch hier in den Karpathen die schwierigen Transport¬ 
verhältnisse. Von Wichtigkeit war die Kleiderbeschmutzung durch den 
Lehmboden daselbst und das anscheinend von ihm abhängende gehäufte 
Auftreten der Gasphlegmone. Bei der primären Wundversorgung bevor-? 
zugt.er bei offenen Wunden die Jodoformgaze. Danach bespricht er die 
Versorgung der Fraktur, die beim Bewegungskrieg in der Front nur in der 
Verwendung des vorhandenen Materials bestehen kann. Er bespricht die 
Zweckmässigkeit der verschiedenen Modelschienen und ihrer Anlegung. 
Darauf bespricht und beschreibt er die für die ersten Verbände in Frage 
kommende Extensionsvorrichtung, die den Orthopäden im allgemeinen be¬ 
kannt sein dürfte. Mosenthal, Berlin. 

Obere Extremität. 

48) v. Eiseisberg. Dupuytrensche Kontraktur des Daumens. 

K. K. Gesellschaft der Ärzte, 24. März 1916. (M. m. W., Nr. 18, 

2. Mai 1916.) . 

Vorstellung eines Falles mit dieser seltenen Erkrankung. 

Mosenthal, Berlin. 

Untere Extremität. 

49) von Schrötter, Hermann. Über namentlich in den Unter¬ 

schenkeln lokalisierte Schmerzen nach Beob- 
achtungenim Frontbereich. (W. kl. W., Nr. 7, S. 197,1916.) 
49a)Pritzi, Otto. Über Schmerzen in den Beinen besonders 
in den Unterschenkeln bei im Felde stehenden 
Soldaten. (W. kl. W., Nr. 10, S. 294, 1916.) 

49b) Joachim, Julius. Über Schmerzen in den Beinen beson¬ 
ders im Unterschenkel bei im Felde stehenden 
Soldaten. (W. kl. W., Nr. 15, S. 458, 1916.) 

49c) Querner, E. Über eine bei Soldaten auftretende Pe¬ 
riostitis tibialis. (W. kl. W., Nr. 24, S. 761, 1916.) 

Alle 4 Arbeiten beschäftigen sich mit Beobachtungen an Soldaten, 
welche der Einwirkung von Kälte, Nässe und Anstrengung ausgesetzt waren 
und über starke besonders in den Unterschenkeln lokalisierte Schmerzen 
klagten. Die Schmerzen treten vor allem in der Nacht und beim Liegen 
auf und haben ihren Sitz am Schienbein, besonders an der inneren Kante 
desselben. Meist bestehen in den ersten Tagen Temperatursteigerungen. 


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Zeitweise tritt ein vollständiges Versagen der Beine ein. Am Tage und 
bei Bewegungen sind die Schmerzen weniger ausgeprägt. Keine Sensibi¬ 
litätsstörungen. Nach 2—3 Wochen klingen die Schmerzen wieder ab, 
treten aber bei neuen Kälteeinwirkungen wieder auf. Schrötter sieht das 
Krankheitsbild als eine Art Neuralgie (Tibialgie) an. Pritzi meint, in den 
meisten derartigen Fällen handele es sich um Plattfussbeschwerden. 
Joachim weist letztere Ansicht wieder zurück. Von anderer Seite wird 
das Krankheitsbild als Feldneuritis (Stransky), Qamaschenschmerz (Schül; 
ler) bezeichnet. Querner hat in 3 Fällen im Röntgenbild eine Periostitis 
der tibia nachweisen können. Wette, Köln. 

50) Protlvensky. Die' praktische Bedeutung einer ge¬ 

nauen Messung der Beweglichkeit des Sprung¬ 
gelenks. (Casopis lekaru ceskych. 1915. Nr. 49.) 

Der Autor empfiehlt zur Messung der Beweglichkeit des Sprung¬ 
gelenks folgenden Vorgang: Der Fuss wird im Stehen auf einer horizon¬ 
talen, mit einem Ausschnitt für die Sohle versehenen Unterlage mittels 
Riemen befestigt. Neben dem Unterschenkel steht sagittal zum Körper 
eine mit horizontalen Strichen versehene Tafel. An die Tibiakante wird 
ein Lineal angelegt, das bei Bewegungen des Unterschenkels längs der 
Tafel gleitet. Das Lineal beschreibt von seiner Lage in maximaler Dorsal¬ 
flexion bis zur Lage in maximaler Plantarflexion einen nach oben offenen 
Winkel, der durch Striche längs des Lineals auf der Tafel fixiert wird; 
er gibt ,das Mass der maximalen Exkursion des Sprunggelenks an und 
schwankt zwischen 65 und 107°; im Mittel misst er 89°. Ferner bilden 
die Schenkel dieses Winkels mit den horizontalen Linien der Tafel einen 
spitzen Winkel, der bei maximaler Dorsalflexion nach vorn, bei maximaler 
Plantarflexion nach hinten offen ist und der das Mass der maximalen 
Dorsal- respektive Plantarflexion darstellt. Der Winkel der maximalen 
Dorsalflexion schwankt zwischen 33 und 62° und beträgt durchschnittlich 
4.6°, jener der maximalen Plantarflexion schwankt zwischen 33 und 61* 
und beträgt im Mittel 45°. Alle drei Winkel müssen zusammen 180® be¬ 
tragen. Vorteile des Apparats: Er bestimmt ziffermässig genau den Qrad 
der Bewegungshinderung durch Vergleich des gesunden und kranken Ge¬ 
lenks, z. B.: maximale Exkursion auf der gesunden Seite 91°, auf der kran¬ 
ken 47°; Differenz = 17° oder 19.8 mit Rücksicht auf die maximale Ex¬ 
kursion der gesunden Seite; die Funktionsbehinderung beträgt also 19.8 0,,i 
= etwa *'»; die Messung leistet ferner gute Dienste bei der Kontrolle nach 
einer gewissen Zeit, sodann bei der Beurteilung der Fortschritte der 
Therapie und der Zweckmässigkeit der letzteren und gestattet schliesslich 
ein Urteil über die voraussichtliche Dauer der Behandlung. 

G. Mühlstein (Prag). 

51) Diddens. Die Dauerresultate der Hallux-valgus- 

Operation an der Kieler chirurgischen Klinik. — 

Dissert. Kiel 1915. 

Nach einleitenden Bemerkungen über die Aetiologie, pathologische 
Anatomie und Therapie des Hallux-valgus kommt Verf. auf die Fälle zu 
sprechen, die in der Kieler chirurgischen Klinik in den Jahren 1900—1913 
operiert wurden. Die Methode, nach der verfahren wurde, ist im wesent¬ 
lichen die Hütersche Resektion des Köpfchens des Metatarsus I mittelst 


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der Giglisäge. Es handelte sich um 17 unkomplizierte Fälle, um einen mit 
einer Fistel, um 4 mit Plattfuss und um einen mit II. Hammerzehe kombi¬ 
nierten Fall. Die Statistik zeigt, dass durch die Resektion in 87.5 Proz. 
der Fälle eine dauernde Heilung erzielt wurde, während in drei Fällen es 
zu einem Rezidiv kam. Als Grund für die Misserfolge gibt D. in einem 
Fall dem Tragen unzweckmässiger Schuhe die Schuld, während in den 
beiden andern Fällen eine Kontraktur der Sehne des Extensor hallucis longus 
als Ursache des Rezidivs angesprochen werden muss, das sich nur dann 
vermeiden lässt, wenn es durch die Resektion des Köpfchens gelingt, die 
Phalanx vollständig grade zu stellen. Die Richtigkeit des von Riedel ge¬ 
machten Einwurfes, dass durch die Resektion des Köpfchens einem nor¬ 
malen Fusse ein bedeutender Stützpunkt genommen wird und es zu den 
von ihm beschriebenen "Folgezuständen kommen muss, kann D. auf Grund 
seines Materials in keiner Weise bestätigen, der am Schlüsse seiner Ar¬ 
beit zu dem Resultat kommt, dass bei Hallux-valgus die Resektion des 
ersten Metatarsusköpfchens als eine verhältnismässig leicht auszuführende 
Operation in jedem Falle zu einem befriedigenden Resultat führt und dass 
der Ausspruch Hüters zu Recht besteht, wenn er sagt: 

„Es darf die Resektion des Caput metatarsi primi als legitimiert gel¬ 
ten für die Behandlung des Hallux-valgus.“ B 1 e n c k e , Magdeburg. 


Grenzgebiete. 

Röntgenologie. 

52) Eisenlohr. Fremdkörperlokalisation oder Tiefen- 
b e s t i m m u n g. (D. m. W., 1916, Nr. 40, S. 1226.) 

E. ist der Ansicht, dass die stereophotogrammetrische Methode nach 
Hasselwander die Methode der Zukunft sein wird bei der Lokalisation von 
Fremdkörpern. Sie kann an Einfachheit, aber nicht an Sicherheit und all¬ 
gemeiner Brauchbarkeit von andern übertroffen werden. Sie hat den 
Vorzug, dem Chirurgen den Sitz des Fremdkörpers — nicht bloss dessen 
Tiefe — anzugeben, und gibt ihm so die Möglichkeit, auf dem bequemsten 
und geeignetsten Weg ihn zu entfernen. N a e g e 1 i, Greifswald. 

58) Vogel, F. Zur röntgenoskopischen Fremdkörper¬ 
lokalisation. (M. Kl., 1916, Nr. 42, S. 1103.) 

Das Verfahren beruht auf der Viermarkenmethode, wobei bei der 
Durchleuchtung in der Horizontalebene in einer Richtung auf der dem 
Schirm zugewendeten und abgewendeten Körperseite je eine Metallmarke 
so festgeklebt wird, dass sich ihre Schatten auf dem Schirm mit dem 
Fremdkörper decken. Dies wird in einer auf diese Diagonale möglichst 
senkrechten Richtung wiederholt. Der Fremdkörper muss dann im 
Schnittpunkt beider Linien liegen. Mit Hülfe eines Bandapparates proji¬ 
ziert man sich die Ebene und die am Körper markierten Stellen auf einer 
'entsprechenden Querschnittszeichnung, und kann so die Lage des Fremd¬ 
körpers ohne Röntgenplatte genau bestimmen. N a e g e 1 i, Greifswald. 


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Unfalledimzin und soziale Gesetzgebung. 


54) Thiem. Nochmals die springenden Punkte bei der 
Frage der gewaltsamen Entstehung eines Unfall¬ 
bruches. (Monatsschr. f. Unfallh. und Inv., XXIII, 8.) 

Th. betont — im Gegensatz zu einem Vorgutachter —, dass nach 
Einrissen der Bruchpforte und ihrer Umgebung, wie sie bei Gewaltbrüchen 
vorkämen, hinterher der Bruchpfortenring schlaff und unregelmässig bliebe, 
während alte nicht traumatische Brüche einen glatten zugeschärften Rand 
der Bruchpforte zeigten. 


Mit Berger-Paris unterscheidet Th. bei den Unfallsbrüchen: 1. Die 
„Hernie de violeuce“: kein präformierter Bruchsack, plötzliche Entstehung 
durch direkte Gewalt infolge Zerreissung der Wände des Leistenkanals; 
schwere Allgemein-Erscheinungen. 2. Die „Hernie de force“: die erst¬ 
malige gewaltsame Füllung des Bruchsackes. Entweder kommt es dabei 
(sehr selten) zu Einrissen des Bruchringes oder beim Nachlassen des 
Druckes der Bauchpresse durch Zusammenziehung des gedehnten Bruch¬ 
ringes zu Einklemmungs-Erscheinungen. 

Da all dies in dem vorliegenden Falle nicht zutrifft, auch die Doppcl- 
seitigkeit gegen die plötzliche Entstehung spricht, kommt Th. zu einer Ver¬ 
neinung der Unfall-Frage. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

f»r>) Thiem. Tod an Herzschwäche alsFolge eines 18 Jahre 
zurückliegenden Unfalls. (Monatsschr. f. Unfallh. und 
Inv., XXIII, 7.) 

Der Arbeiter Sch. erlitt am 18. April 1896 durch Überfahrenwerden 
einen schweren Unfall: u. a. Quetschung der Brust, Bruch der 7. u. 8. linken 
Rippe, des rechtsseitigen Beckens und der Lendenwirbelsäule mit teilweiser 
Lähmung des linken und vollständiger Lähmung des rechten Beines und 
Blasenstörung. Es blieb eine Verbiegung der Lendenwirbelsäule nach 
hinten und links zurück, sowie eine Schwäche des rechten Beines und Er¬ 
schwerung beim Defäcieren und Urinieren. Die Kyphose und die Geh¬ 
störung nahm allmählich zu, der Allgemeinzustand und die Arbeitsfähigkeit 
verschlechterte sich immer mehr. Januar 1914 starb Sch. im Alter von 
noch nicht 50 Jahren an Herzschwäche mit Ascites und Oedemen. 

Die gutachtlichen Anschauungen über den Zusammenhang der Herz¬ 
schwäche mit dem 18 Jahre zurückliegenden Unfall gingen auseinander. 

Th. nimmt an, es habe sich um eine durch die Verletzung veran- 
lasste, immer mehr an Ausdehnung zunehmende Spondylitis ankylo- 
poetica gehandelt, die auch zu einer Schwerbeweglichkeit des Körpers und 
des Brustkorbes geführt habe. Diese Bewegungshinderung habe sehr un¬ 
günstig auf das vielleicht schon beim Unfall geschädigte Herz im Sinne 
von Schwächung der Herzmuskulatur gewirkt. Die Herzschwäche sei als 
eine Teil-Erscheinung des allgemeinen, durch den Unfall hervorgerufenen 
Körpersiechtums und der Folgen der zunehmenden Wirbelversteifung, also 
als Unfallfolge, aufzufassen. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

Zenlralblalt ftlr Orlhopildie Bd. X., H. 11. 2.5 


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56) Thiem. Eitrige Knochenhaut- und Knochenmark- 

e n t z ii n d u n g des Schlüsselbeins nach Unfall. (Mo- 
natsschr. f. Unfallh. und Inv., XXIII, 7.) 

In seinem Gutachten führt Th. erläuternd aus, dass in der Mehrzahl 
der Fälle von Knochenmark-Eiterungen ( :! i— 4 /.) dieselben ohne das Da¬ 
zwischentreten eines Unfall-Ereignisses, wie einer stumpfen Verletzung, 
ausbrechen. Bei einer kleinen Anzahl falle jedoch einer stumpfen Ver¬ 
letzung eine auslösende Rolle zu. Als wahrscheinlich könne aber ein 
solcher Einfluss nur dann anerkannt werden, wenn der Ausbruch der Er¬ 
krankung wenige Stunden bis spätestens 14 Tage nach dem Unfall fest¬ 
gestellt werde. 

Im vorliegenden Falle wurde bei einem jungen Menschen von ca. 
15 V* Jahren wenige Tage, nachdem ihm ein ca. 1 Zentner schwerer Sack 
auf die linke Schulter geworfen war, eine osteomyelitische Erkrankung des 
linken Schlüsselbeins festgestellt. Th. bejaht den ursächlichen Zusammen¬ 
hang, da die Verletzung als eine genügend grosse Gewalt-Einwirkung an¬ 
zusehen wäre und der zeitliche Ablauf den bei anderen — unfallsweise aus- 
gelösten — Fällen gemachten Erfahrungen entspreche. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

57) Thiem. Angebliche k r e b s i g e Entartung eines nach 

Rückenmarksverletzung entstandenen Druck- 
brandgeschwiires. (Monatsschr. f. Unfallh. und Inv. XXIII, 8.) 

Bei einem ca. 28 Jahre alten, infolge Wirbelbruches mit Rückenmarks- 
Quetschung gelähmten Manne hatten sich an zwei Stellen ausgedehnte 
Decubital-Geschwüre gebildet, an denen der Patient zu Grunde ging. Ein 
Gutachter nahm krebsige Entartung der Geschwüre an. Mit der Be¬ 
gründung, dass die durch den Unfall herbeigeführten Decubitalgeschwiire 
jahrelang ohne Krebs bestanden hätten und daher in keiner Beziehung zum 
Krebs und zum Tode ständen, wurde seltsamer Weise zunächst ein ab¬ 
lehnender Bescheid erteilt. 

Th. führt dazu aus: Die krebsige Entartung sei unwahrscheinlich; in 
diesem Falle sei der ursächliche Zusammenhang zwischen Unfall und Tod 
— nämlich an den sich vergrössernden Druckgeschwüren — unzweifelhaft. 
Aber auch, wenn wirklich Krebs Vorgelegen habe, müsse der traumatische 
Zusammenhang anerkannt werden, da die krebsige Entartung die vom 
Unfall herrührenden Geschwüre betroffen habe, diese Entartung aber um 
so leichter eintreten könne, je länger ein Geschwür bestände. 

Kiewe, Königsberg, Pr., z. Zt. Allenstein, Ostpr. 

Krüppelfürsorge einschl. Kriegsverwundetenfürsorge. 

58) Ritschl-Freiburg i. B. Knochenzerstörungen, - heilungen, 

nachträgliche Reparatur. (Ztschr. f. Krüppelfiirs., 
B. 9, H. 7.) 

Allgemein verständliche Darstellung der häufigsten Erkrankungen des 
Skelettes und der Grundsätze ihrer Behandlung. 11 Abbildungen führen 
dem Laien die zerstörende Wirkung der Krankheitsprozesse vor Augen. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 


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'■!>) Hoefttuann. Invalidenfürsorge — Kriegsbeschädigten¬ 
fürsorge. (Ztsehr. f. Kriippeliürs., B. 9, H. 8.) 

Die im Anfang des Krieges vom Hindenburghaus in Königsberg dein 
Militär zur Verfügung gestellten 4U Betten konnten in drei Monaten auf 
120 vermehrt werden. Ausserdem wurden noch 25 Krüppelkinder und 
50 invalide Frauen und Männer untergebracht. Das Haus enthält verschie¬ 
dene Werkstätten und die Möglichkeit der Ausbildung in Schreibmaschinen- 
schreiben und der Erlernung der Bienenzucht. Für Qarten- und Feldarbeit 
wurden 3000 qm Land erworben. Im Zanderinstitut wurden 3—400 Leute 
täglich ambulant behandelt. Erfreuliche Ergebnisse erzielte der Prothe- 
scnbau bei Offizieren und Mannschaften. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

00) Schlüter, Willy. Die Kriegskrüppelfürsorge in Frank¬ 
reich. (Ztsehr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 7.) 

Schlüter bringt die Übersetzung eines zusammenfassenden Berichtes 
über die französische Kriegskrüppelfürsorge, der Anfang dieses Jahres von 
Professor Souchon in der „Revue Hebdomodaire“ in Paris erschienen ist. 
Es werden darin eine Reihe privater Fürsorgestellen und ihre Gründer an¬ 
geführt. Ausführlicher geschildert ist die Tätigkeit der Nationalen Für¬ 
sorge-Föderation für Kriegsverstümmelte des Heeres und der Flotte. Sie 
verdankt ihre Gründung einem Aufruf von Maurice Bares und einer Geld¬ 
sammlung des „Echo de Paris“ in Höhe von 1 680 000 Franks. Der Verein 
unterhält ein Heim mit Werkstätten für Schneider und Schuhmacher, 
ferner Kurse für Buchführungs- und Zeichenunterricht. In dem Heim be¬ 
finden sich 100 Verstümmelte, die jeder ein eigenes Zimmer bewohnen. 
Ausserdem werden viele Kriegsbeschädigte ausserhalb des Heimes unter¬ 
gebracht und in anderen Handwerken ausgebildet. Besonders unterstützt 
w'ird die Spielwarenproduktion, um die bisherige deutsche Einfuhr zu 
unterdrücken, denn „diese war nicht nur für den Geschmack der Kinder, 
sondern auch für die Volkswirtschaft nachteilig“. Bis zur Festlegung der 
Rente erhält der einfache Soldat 1,70 Fr. für den Tag. Ausserhalb des 
Heimes arbeitende Leute erhalten ausserdem 3,50 Fr. Tagelohn. Zum 
Teil werden auch die Prothesen auf Kosten des Vereins angefertigt. Es 
sind bisher 748 Arme, Beine und Stelzen und 178 Paar orthopädische 
Schuhe geliefert w'orden. Der Arbeitsnachweis hat 1016 Verstümmelten 
Stellen besorgt. Man strebt „im Gegensatz zu Deutschland die Errichtung 
von Heimen an, in denen die Verstümmelten zur Arbeit ständig unter¬ 
gebracht werden sollen“. (Heldenheime!) 

Schlüter weist besonders darauf hin, dass in dem französischen Be¬ 
richt zwei Momente eine bedeutende Rolle spielen, die der deutschen 
Kriegskrüppclfiirsorge fern liegen: Die Empfindung billigen Mitgefühls 
und der noch verdächtigeren Grossmut. 

Molle n hauer, Berlin-Zehlendorf. 

01) Schlüter. Die englische K r i e g s k r ii p p e 1 f ii r so r g e. (Ztsch. 
f. Kriippelfilrs., B. 9, H. 8.) 

Die Durchsicht zugänglicher englischer Zeitschriften lässt erkennen, 
dass die soziale Seite der Kriegsbeschädigtenfürsorge noch nicht genügend 
ausgebildet war. Es macht sich ein starkes Bedürfnis nach Invaliden- 

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schulen geltend. Schlüter führt eine Reihe Zitate der verschiedensten 
Zeitungen, u. a. auch des British Medical Journal, an, woraus hervorgeht, 
dass das Alder Hey-Hospital in eine orthopädische Zentralstelle mit 
1000 Betten umgewandelt worden ist, deren Leitung Robert Jones über¬ 
nommen hat. Als Fürsorgeheim wird genannt Queen Mary Convalescent 
Hospital und das nur für Offiziere bestimmte Dover-Haus von Pierpont 
Morgan. 

Zur wirtschaftlichen Versorgung der höheren invaliden Heeresbeam¬ 
ten sind leitende Stellungen in den Plantagen Ceylons und Hinterindiens 
ausersehen. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

62) Verwendungsmöglichkeiten von Kriegsinvaliden 

in der Industrie. Zusammengestellt vom Deutschen Industrie- 

Schutzverband. (Ztschr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 7.) 

In alphabetischer Anordnung sind über 80 Berufe angeführt und bei 
jedem kurz vermerkt, wie weit die Gliedmassen und Sinnesorgane des 
Arbeiters zur Ausübung des einzelnen Berufes erhalten sein müssen. Die 
Anforderungen sind dabei sehr hoch gestellt. Es wird voraussichtlich in sehr 
vielen Berufen auch Schwerbeschädigten möglich sein, Erwerb zu finden, 
finden. Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

63) Wilden. Ansiedlung kriegsbeschädigter Handwer¬ 

ker. (Ztschr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 8.) 

Verfasser hält die kleineren Betriebe, in denen ein gut ausgebildeter 
Meister sich mit den Kriegsbeschädigten persönlich beschäftigen kann, für 
die handwerkliche Ausbildung besonders geeignet. Kriegsbeschädigte 
Handwerker, namentlich Bauhandwerker, die zum Werkstattbetrieb über¬ 
gehen und solche, die einen neuen Beruf erlernen müssen, sollten zunächst 
Teilarbeiten machen und sich für kleinere Erneuerungsarbeiten (Reparatu¬ 
ren) ausbilden. Älteren Gehülfen soll möglichst Gelegenheit zur Selbstän¬ 
digkeit geboten werden. Im Anschluss an Meisterkurse können Prüfungen 
abgelegt werden, wobei die Handwerkskammern Erleichterungen gewäh¬ 
ren. Es wird sogar Hilfe zur Beschaffung von Werkstatteinrichtungen 
geboten. Da auf dem Lande kleine selbständige Handwerker mehr Aus¬ 
sicht auf Erwerb haben als in der Grosstadt, werden die Handwerks¬ 
kammern ev. gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern die Ansiedlung 
geeigneter kriegsbeschädigter Handwerksmeister auf dem Lande ver¬ 
mitteln. Das Kapitalabfindungsgesetz könnte dabei gute Dienste leisten. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

64) Raebiger. Zur Ansiedlungsfrage der Kriegsbeschä¬ 

digten. (Ztschr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 8.) 

Verfasser weist auf Grünhagen, Geschichte Schlesiens, hin, wonach 
sich die Ansiedlungspolitik Friedrichs des Grossen nicht bewährt hat, weil 
die Besitzungen zu klein oder keine Absatzgebiete vorhanden waren. Es 
sollte bei dieser Frage auch jetzt die kühle Vernunft und Erfahrung mehr 
mitsprechen als das Herz. Der Ansiedler muss landwirtschaftliche Fach¬ 
kenntnisse und das Land eine günstige Lage haben. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 


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— 277 — 

Go) Stillich. Das Kapitalabfindungsgesetz. (Ztschr. f. Kriip- 
pelfiirs., B. 9, H. 8.) 

Nach einer Bewertung und Auslegung dieses „sozialen, nützlichen, 
zeitgemässen, kurzen, nur aus 12 Paragraphen bestehenden Kapitalabfin¬ 
dungsgesetzes“ zeigt Verfasser an zwei Tabellen die Art und Höhe der 
Kapitalverteilung an Invaliden zwischen dem 21. und 55. Lebensjahr. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

G(j; Weiss, Robert. Zur Arbeitsvermittlung für Kriegs¬ 
invalide. (Ztschr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 7.) 

Weiss berichtet als Vorstand des Vermittlungsinstitutes der k. k. Ar¬ 
beitsvermittlung an Kriegsinvalide in Wien, Neubaugürtel 32, über die 
Tätigkeit des Arbeitsvermittlungsamtes. Durch weitgehende Aufklärung 
gelang es, ein grosses Angebot offener Stellen zu erzielen. Der Invalide 
wird möglichst in seinem alten Beruf untergebracht. Kann er diesen nicht 
mehr ausüben, dann entscheidet eine Berufsberatungskommission, bestehend 
aus einem orthopädischen Arzt, einem Qewerbetechniker und dem Vor¬ 
stand des Instituts über seine sonstige Berufseignung. Notwendige Um¬ 
schulung erfolgt im Reservespital 11 (Invalidenschule). Bei der Unter¬ 
bringung der Leute haben sich Schwierigkeiten sowohl von Seiten der 
Arbeitgeber als Arbeitnehmer herausgestellt. 

Jeder untergebrachte Mann wird sechs Monate durch Nachfrage bei 
den Arbeitgebern, Gemeindevorstehern usw. kontrolliert. Die angegebenen 
Zahlen beweisen die segensreiche Tätigkeit des Instituts. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

67) Christian-Berlin. Vorschläge zu einer Ausgestaltung 
der Berufsberatung der Kriegsbeschädigten. 

(Ztschr. f. Krüppelfürs., B. 9, H. 8.) 

In der Kriegsbeschädigtenfürsorge bietet die Berufsberatung beson¬ 
dere Schwierigkeiten, weil sie bisher ohne Vorbild und Methode und ohne 
Mitwirkung ausgebildeter Sachverständiger erfolgen musste. Die rein 
wirtschaftliche Beratung kann generell erfolgen. Die individuelle Be¬ 
ratung erfordert ein Urteil über die persönliche Eignung. Auf letztere ist 
der Hauptwert zu legen. Es kommt auf die physische und psychische Be¬ 
fähigung zu dem erwählten Beruf an. Für ersteren sind die Anstrengung 
und Ermüdbarkeit von Muskulatur und Nervensystem, ferner die Funk¬ 
tionen der Sinnesorgane massgebend. Zu den psychologischen Anforde¬ 
rungen, deren Abschätzung noch wichtiger ist, gehören Aufmerksamkeit, 
Gedächtnis, Geistesgegenwart, Kombinationsgabe und anderes. Die expe¬ 
rimentelle Berufspsychologie beweist die Wichtigkeit der spezifischen Be¬ 
rufseignung. 

Da es uns an ausgebildeten Berufsberatern fehlt, fordert Verfasser 
systematische Ausbildung zu diesem verantwortungsvollen Posten und 
gibt Anweisungen, wie sich die Ausbildung zu gestalten hätte. Die ganze 
Berufsberatung müsste ferner organisiert werden und dem Leiter der 
Kriegsbeschädigtenfiirsorge der Landes- oder Provinzialausschüsse ein 
Berufsberatungsamt mit ausgebildeten Berufsberatern unterstellt werden. 
Diese Einrichtung wird über den Krieg hinaus auch im Frieden die Ver¬ 
wertung der Kräfte unseres arbeitenden Volkes steigern. 

Mollenhauer, Berlin-Zehlendorf. 

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^ 278 — 

Allgemeine Chirurgie und Kriegschirurgie. 

(58) Gocht. Händewaschen (H ä n d e d e s i n f e k t i o n) o h n e 
Seile. (D. m. \V., 1916, Nr. 41, S. 1262.) 

Folgendes Verfahren wird empfohlen: Waschen der Hände mit Putz¬ 
pulver bezw. fdnem Gipspulver 10 Minuten lang, dann 3 Min. mit 70 Proz. 
Alkohol bezw. einer Mischung von Spiritus (70 Proz.) ,J / U) ; Glyzerin :i / MI 
und Paraffinum liquidum x j ur Naegeli, Greifswald. 

(50) Hering, H. E. Der plötzliche T o d in der Chloroform- 
n a r k o s e. (M. m. W., Nr. 15, 11. Apiil 1916.) 

Der plötzliche Chloroformtod in Beginn der Narkose, ist bedingt 
durch das sogenannte Herzkammerflimmern, d. h. einen Zustand der Über¬ 
erregung der Herzkammern, eine Erscheinung, die bei Hunden und Katzen 
schon lange bekannt ist und höchstwahrscheinlich auch für den Menschen 
zutrifft, wenn zu Beginn der Chloroformnarkose die Herztätigkeit plötzlich 
versagt, während die Atmung noch überdauert. Die Aufregung des Men¬ 
schen spielt dabei eine grosse Rolle, was zu berücksichtigen ist. 

M o s e n t h a 1, Berlin. 

7U) St. Tcbiäsek. T r a c h e o b r o n e h i t i s j o d i n a durch Clan- 
d i u s s c h e s K a t g u t. T r a n s f o r m a t i o n des Clan- 
d i u s s c h e n antiscptischen J o d k a t g u t s in asep¬ 
tisches K a t g u t o h n e J o d auf c h c m i s c h e m W e g. 
(Casopis lekaru ceskych. 1916. Nr. 29.) 

Nach Inhalationen von Joddämpfen tritt bei Menschen mit chroni¬ 
schem Katarrh der Luftwege ein akuter Jodismus ein, der sich in einer An¬ 
schwellung der Schleimhaut äussert und eine Disposition zu Haemoptoe 
abgibt. Eine ganz ähnliche Erscheinung sah der Autor nach dem Gebrauch 
des Clauciusschen Jodkatguts zur Gefässligatur und Naiit. Es handelte sich 
um Patienten, die wegen Hernie radikal operiert wurden; bei 10 von 26 
Fällen stellten sich 2 bis 3 Tage nach der Operation Atembeschwerden 
ein, ferner eine reichliche Expektoration von mit vielen Blutflocken unter¬ 
mischtem Schleim, manchmal auch Haemoptoe. Im Sputum und Harn 
war Jod chemisch nachweisbar. Nach 48 bis 52 Stunden verschwand die 
Erscheinung spurlos. -- Der Autor entfernt das überschüssige, aus dem 
Katgut in die Gew ebe übergehende Jod durch Behandlung mit lprozentiger 
Kalilaugenlösimg. Durch diese wird das Jod in Jodkali übergeführt, und 
da dieses in Wasser leicht löslich ist, wird es durch physiologische Koch¬ 
salzlösung hu ausgewaschen (auch durch 50prozentigen Alkohol). Das 
Katgut wird bei diesem Prozess ganz weiss und durchsichtig und biisst 
an Zugfestigkeit nur ganz geringfügig ein. Die bakteriologische Unter¬ 
suchung ergab, dass das Wachstum der im rohen, nicht präparierten Kat¬ 
gut des Handels enthaltenen Bakterien bei dem nach Tobiäsek behandelten 
Katgut ebenso gehemmt ist als bei dem Clatidiusscheii Jodkatgut. Dabei 
hat das ernstere den Vorzug, dass es nicht bloss steril, sondern auch asep¬ 
tisch ist, w ährend das letztere antiseptisch ist. Obwohl das Tobiäseksche 
Katgut noch Spuren von Jodkali enthalten dürfte, wirkt dieses auf das 
Gewebe doch nicht in dem Grad ein, wie das Jod des Claudiusschen Jod¬ 
katguts. G. M ii h 1 s t e i n (Prag). 


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71) Ansinn, 0. S p c r r d r a i n s. (Zbl. f. Cliir., 1916, Nr. 45, S. 895.) 

A. verwendet bes. bei Obersclienkelschussfrakturen mit grossen 
Weichteilwunden sog. S p e r r d r a i n. Es sind dies Gloasdrains. parallel 
zusammengegossen, die senkrecht zur Wiindspannung an die Haut bezw. 
Faszie angenäht werden. (Abbildung.) Naegeli, (ireifswald. 

72) Loeffler, Fr. D i e g ii n s t i g e \\ i r k u n g des C fi o 1 i n c h 1 o r i d s 

b e i N a r b e n s c h ä d i g u u g e n. (Zbl. i. Cliir., 1916, Nr. 43.) 

Iin Cliolinchlorid haben wir ein erfolgreiches Heilmittel gegen die 
Narben und ihre Folgezustände,, vorausgesetzt natürlich, in Verbindung 
mit einer gewissenhaften Nachbehandlung mit aktiv hyperaemisierenden 
Mitteln und Medikomechanik. N a e g e 1 i, (Ireifswald. 

73) Denk, W. A 1 k a 1 i t h e r a p i c b e i i o u d r o y a n t e m G a s b r a n d. 

(Zbl. f. Cliir., 1916, S. 796, H. 40.) 

Statt der Koclisalzinfusion verwendet D. zur Bekämpfung der Allge¬ 
meine! seheinungeu bei schwerem (iasbrand — die auf Kohlensäure- 
intoxikation zuriickzufiihreu sind - So tl a i n f u s i o n e n , in l g Proz. Kon¬ 
zentration subcutan Vl»— 1 1 täglich während der kritischen Zeit verabfolgt. 

Die Erfolge waren derart überraschend, dass seither in jedem Fall 
schweren Gasbrandes sowohl vor dem ■ operativen Eingriff, wie während 
der Nachbehandlung von dieser Therapie Gebrauch gemacht wurde. 

Einmal w urde eine Gasmetastase nach suheutaner Infusion beobachtet; 
es wäre vielleicht die Applikation isotonischer Lösungen intravenös zu er¬ 
wägen. N a e g e I i, Greifsw ald. 

74) Borchard, A. Sin u s p e r i c r a n i i. (Zbl. f. Cliir., 1916, H. 38, S. 761.) 

Mitteilung eines Falles von Sinus perieranii vom Sinus trans- 
versus ausgehend. Entstehung im Anschluss an ein Trauma. Im Röntgen- 
uild sieht man, dass der Defekt in der Lamina interna wesentlich grösser 
w'ie in der Lamina externa. Es handelt sich um eine ziemlich breitbasig 
gestielte Geschwulst, die sich durch Coinpivssion vollkommen nach dem 
Schädel zurückbringen lässt, wobei man einen knöchernen, unebenen Wall 
um eine kleine Delle im Knochen fühlt. 

Die operative Beseitigung wird vom Pat. abgelehnt. 

N a e g c 1 i , (ireifsw ald. 

75) Sittig, Otto. Zur S y m p t o in a t o 1 o g i e der S t i r n h i r n - 

schlisse. (M. Kl. 1915, Nr. 41, S. 1076.) 

S. berichtet über analoge Beobachtungen, wie sie von Schulz als 
Stirnhirnsyndrom beschrieben: totale h o in o l a t e r a 1 c Hypo- 

reflexie, Cornealanacsthesic, vaso in o torisc h e Hyper- 
reflcxie und gleichseitiges Spontan — • Aussenvorbcizeigen. 

Naegeli, Greifsw r ald. 

76) Hanusa, K. Hyperalgeti s c h c Z o n c n bei K o p f s c li ii s - 

s e n , Schädelbasisbr ii eben, G e h i r n e r s c h ii 11 c r u n g. 
(M. Kl. 1916, Nr. 38, S. 999.) 

Im Anschluss an eine frühere Veröffentlichung über das Auftreten von 
hyperalgetischen Zonen nach Schädelverletzungen berichtet H. über einige 
weitere derartige Fälle. Naegeli, Greifswald. 


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— 280 — 

77) v. Tappeiner. Laminektomie im Feldlazarett. (M. m. W., 
Nr. 5, 1. Febr. 1916.) 

Für die Indikations-Stellung zur frühzeitigen Operation bei Riicken- 
marksverletzungen sind für den Verf. folgende Gründe ausschlaggebend: 
1. Teilweise Verletzung des Rückenmarks, wo anzunehmen ist, dass noch 
erhaltene Teile des Markes durch Geschossteile, Blutergüsse oder Knochen¬ 
splitter gequetscht werden; 2. bei Steckschüssen mit starken Schmerzen, 
die durch Berührung der zerrissenen Nervenfasern verursacht werden. Die 
Operation wurde stets in Lokalanaesthesie ausgeführt. Mitteilung der 
Kranken- und Operationsgeschichten. Mosenthal, Berlin. 


Mitteilungen. 

Ärztliche Gesellschaft für Mechanotherapie ist der Name einer neuen 
Vereinigung von Fachärzten, welche sich mit der Mechanotherapie, Heil¬ 
gymnastik, Massage usw., und zwar auf dem Gebiete der chirurgischen 
Orthopädie wie der inneren Medizin befassen. Die grossen Erfolge, welche 
diesen Heilverfahren in den letzten Jahrzehnten in der Unfallheilkunde zu 
verdanken sind, haben dazu geführt, ihnen in der Behandlung, insbesondere 
Nachbehandlung der Kriegsverletzungen und -erkrankungen eine gestei¬ 
gerte Beachtung zu widmen. 

In den Vorstand der neuen Gesellschaft wurden gewählt Geh. San.-Rat 
Prof. Dr. Schütz (Berlin), Dr. Hasebroek (Hamburg), Dr. Egloff (Stuttgart), 
Dr. Hirsch (Bad Salzschlirf), San.-Rat Dr. Lubinus (Kiel) und Dr. Jacob 
(Posen und Binz). Die Gesellschaft wird alljährlich öffentliche Versamm¬ 
lungen abhalten, um den wissenschaftlichen Ausbau dieser Gebiete zu 
fördern uund daneben auch wirtschaftliche Fragen zur Erörterung bringen 
zu lassen. Die erste Versammlung soll in der Weihnachtswoche 1916 in 
Oberhof stattfinden, für die der Schriftführer Dr. Hirsch in Bad Salzschlirf 
Anmeldungen zu fachwissenschaftlichen Vorträgen wie auch zur Mitglied¬ 
schaft der Gesellschaft entgegennimmt. 

Berichtigungen. 

In Heft 8, S. 196, Zeile 1 lies ventrale statt zentrale. 

In Heft 8, S. 200 ist die E p i k r i s e der Arbeit von E n g e 1 m a n n 
irrtümlich wiedergegeben: Der Autor rechnet seinen Fall zu den 
kongenitalen Femurdefekten, und zwar zur Gruppe I der Reiner- 
sehen Einteilung, obwohl die subtrochantere winklige Femur- 
abknickung an eine winklig geheilte, intrauterin erworbene 
Femurfraktur erinnert. Die Schriftleitung. 


Origi nal mitteilungen, Monographien und Separatabdrücke 
wolle man an Priv.-Doz. Dr. Wollenberg in Berlin W 50, Rankestr. 31/32, 
oder an die Verlagsbuchhandlung S. Karger in Berlin NW 6, Karlstralle 15, 
einsenden. 


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Band X. Dezember 1916. Heft 12. 


A. Allgemeine Orthopädie. 

Chirurgische und orthopädische Lehrbücher. 

1 ) Lexer, E. Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie. 8. um¬ 

gearbeitete Auflage. Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart, 1916. 

Es ist überflüssig, der neuen Auflage des weit verbreiteten und rühm- 
lichst bekannten Werkes eine neue Empfehlung mitzugeben. Das Buch ist 
vielen, wie der Verfasser in seiner Vorrede mitteilt, ein treuer Berater und 
Begleiter im Felde. Dass es sogar während der Kriegszeit einer Umarbei¬ 
tung unterzogen werden konnte, ist für den Verfasser ebenso rühmlich, wie 
für den Verlag. Wollenberg. 

Physikalische Therapie. 

2) Jellinek, Stefan. Über medikomechanische Kriegs¬ 

improvisationen. (W. kl. W., 1916, Nr. 33, S. 1047.) 

1. Kombiniertes Turngerät für sämtliche Gelenks- und Muskelübungen. 
Durch Verbindung eines Fahrrades mit einem hölzernen Lagergestell ist 
eine Art Universalapparat hergestellt, der aktive und passive Bewegungen 
erlaubt. Näheres muss im Original nachgelesen werden. 

2. Übungsgerät für schwierige Fingerübungen: Holzständer mit einer 

Kuppel aus Pappendeckel. Die Kuppel ist in 6 Felder geteilt, welche mit 
verschiedenen Stoffen bedeckt sind. Jeder Stoff ist in 2 Hälften geteilt, 
welche mit Knöpfen, Hafteln, Schnürriemen verbunden sind. Die Übung 
der Finger besteht in dem Verbinden und Lösen der einzelnen Teile ent¬ 
weder mit einer oder mit beiden Händen. Wette, Cöln. 

Orthopädische Technik. 

3) Feldmann. Stützverbände für die Extremitäten. (M. 

m. W., 1916, Nr. 10.) 

Beschreibung von Stützverbänden mittels Cramersche Schienen, von 
denen mehrere aneinander fixiert werden, und als Stützschienen, Kontur- 
und Querschienen verwendet werden. Mosenthal, Berlin. 

4) Rehn, E. Zur Verbandtechnik der Extremitäten¬ 

schüsse. (M. m. W., 1916, Nr. 10.) 

1. Beschreibung einer beweglichen Winkelschiene zur Behandlung 
von operierten Kniegelenken. II. Schienenbügel für schwere Oberarm¬ 
schüsse. Mosenthal, Berlin. 

5) Kölln, L. Ein Gipsextensionsverband zur Behand¬ 

lung von Schussfrakturen. (M. m. W., 1916, Nr. 10.) 
Kombination von Gips-Streckverband mit Verbindungsstück zur 
offenen Wundbehandlung. Mosenthal, Berlin. 

6) Hildebrand-Marburg. Ein neuer Stützapparat bei Ra- 

dialislähmung. (M. m. W., 1916, Nr. 10.) 

Eine feste Ledermanschette trägt vorne auf der Streckseite am Ende 
der Mittelhandknochen einen Querbiigel. Lederriemen durch die Mittel- 


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282 


hand zum Festhalten der Hand mit festgestelltem Handgelenk. Finger¬ 
ringe, die mit kräftigem Zug an der erwähnten Feder befestigt sind. Für 
den Daumen eine starke Lederkappe über das Qrundgelenk mit Gummi¬ 
zug an der Manschette befestigt. Mosenthal, Berlin. 

Unblutige und blutige Operationen. 

7) Luksch, Ludwig. Plastische Operationen an der Hand. 

(M. m. W., 1916, Nr. 24.) 

Ersatz des verlorengegangenen Daumens durch den vierten Finger. 

Mosenthal, Berlin. 

Amputationen und Prothesen. 

8) Hofstätter, R. Über die Ausschälung des Fibulaköpf¬ 

chens bei der hohen U n t e r s c h e n k e 1 a m p u t a t i o n. 
(W. kl. W., 1916, Nr. 35, S. 1106.) 

H. teilt 3 Fälle von hoher Unterschenkelamputation mit, bei denen das 
obere Fibulaende ganz ausgeschält wurde. In allen 3 Fällen trat eine Ver¬ 
eiterung des Kniegelenks ein. Am Fibulaköpfchen liegen 3 Schleimbeutel, 
die teils untereinander, in einigen Fällen direkt mit dem Kniegelenk kommu¬ 
nizieren. Die Gefahr einer Gelenkinfektion ist also sehr gross, sodass bei 
allen nicht ganz aseptischen Fällen vor einer Ausschälung des Fibula¬ 
köpfchens gewarnt werden muss. Wette, Cöln. 

9) Krüger-Weimar. Über Nervenquetschung zur Ver¬ 

hütung schmerzhafter Neurome nach Amputa¬ 
tionen. (M. m. W., 1916, Nr. 10.) 

Bei der Regeneration des Nervenstumpfes nach Durchtrennung kommt 
es zu einem Auswachsen der Achsenzylinder über den Querschnitt hin¬ 
aus. Das Endoneurium beteiligt sich an der Neubildung ebenso wenig wie 
das Perineurium, infolgedessen ist das Neurom nur mit einer dünnen Hülle 
überzogen aus Endoneurium und umgebendem Bindegewebe. Keilförmige 
Exzision mit Naht des Perineuriums verhinderte nicht die Bildung eines 
neu beschriebenen Stumpfes, dagegen brachte durch Quetschung des Ner- 
vens mittels Presszange mit glatten Brauschen einen bedeutend besseren 
Nervenstumpf zur Heilung. Mosenthal, Berlin. 

10) Saxl, Alfred. Kombinierte kosmetische und Arbeits¬ 
prothese für Oberarmamputierte. (W. kl. W., 1916, 
Nr. 34, S. 1074.) 

Beschreibung einer Oberarmprothese mit Einrichtung zum Auswech¬ 
seln einer Arbeitsklaue und einer Vorderarmmanschette mit künstlicher 
Hand. Wette, Cöln. 


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Sachregister. 

Die feil gedruckten Zahlen bezeichnen Original-Arbeiten. Bz. = Buchanzeige. 
P. = Personalien. Die eingeklammerten Zahlen bezeichnen Gegenstände, die 
aus dem Text der Referate entnommen sind. 

| Arm, Amputation und Esartikulation 


Abbottsche Skoliosenbe¬ 
handlung. 27, 62, 196. 
Achillessehnenreflex, Feh¬ 
len des bei Ischias. (240). 
Achondroplasie. 51. 
Aethereinspritzung ins Ge¬ 
lenk. (253). 

Agarröhrchen, Edingersche bei 
der Nervennaht. 172. 
Albeesche Operation. 216, 
221, 250, 251. 

— Gefahren der. 85. 
Alkalitherapie bei Gasbrand. 

279. 

Alkohol, Hautdesinfektion mit. 202. 
Amputatio brachii conge¬ 
nita. 41. 

Amputationen. 13 ff., 47, 48, 93, 
117, 121, 143 ff., 168 ff., 238, 262. 

— bei Lähmungen durch Rücken¬ 
marksschüsse (159), 230. 

Ampuiaiionsneurome, Ver¬ 
hütung der durch Nervenquet¬ 
schung. 282. 

Amputationsstümpfe. 13,14, 
17, 47, 48, (65), 67, 117, 168, 218, 
239, 263, 264, (269). 

— Aneurysma spurium im A. am 

Oberschenkel. 206. 
Aneurysmen. (135). 

— durch Schussverlefeungen. 87, 159 . 

— falsches im Oberschenkelamputa¬ 

tionsstumpf nach Erfrierung. 206. 

— A. venosum der Fossa supraclavi- 

cularis. 206. 

— Operation der. 231, 232. 

— Gefässgeräusche nach Operation 

der mit Gefässnaht. 207. 
Ansiedlung Kriegsbeschädigter. 
182, 276. 

Arbeiterversicherung, Un¬ 
terricht Kriegsbeschädigter in der. 
182. 

A r b e i t s a r m. 66, 239, 264. 

— leichter für Oberarmamputierte. 

161. 

Arbeitsnachweis für Kriegs¬ 
beschädigte. 106, 277. 

Arbeitsschiene für Radialis- 
lähmung. 10. 

Arbeitstisch für arm- und hand- 
verlefete. 110. 


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| des. 117. 

Armnerven, Lähmungen bei Ver- 
, lefeung der. 242. 

Armprothesen. 15, 16, 122, 161, 
170, (180), 239, 263, 282. 

Armverletzungen, Kontrak¬ 
turen an den Händen bei. 244. 

! Arteria anonyma, Operationen 
an der unter Blutleere. 231. 

Arteria femoralis, Unterbin¬ 
dung der. 88. 

| Arteria glutaea sup. und 
inf., Freilegung der. (232). 

| Arteriosklerose und Unfall. 
255. 

Asepsis und Antisepsis. 184. 

Autoplastik vom Schädel selbst 
zur Deckung von Schädeldefek¬ 
ten. 136. 


B. 

Bauchschüsse. 117, 208. 
Beckengipsverband. 215. 

— bei Oberschenkelschussbrüchen. 
190. 

Behelfsprothesen. 171. 
Bejnamputation. 47, 48, 117 . 
Beine, Schmerzen in den. 270. 

— Künstliche Verlängerung verkürz¬ 
ter nach Schussfrakturen. 261. 
Beinprothesen. (14), (17), 122, 
160, 218, 239, 265. 

B e r g s t e i g a p p a r a t für das Bett. 
216. 

Berufsberatung der Kriegsbe¬ 
schädigten. 277. 
Bewegungsapparate. 167. 
Bewegungstherapie. 118 . 
Bicepslähmung. (235). 
Blindenfürsorge. 108,228. 
Blutgefässstämme, Kriegs- 
Chirurgie der grossen. 135. 

B U iL. e ^ re k e ‘ Operationen an der 
Arteria anonyma und Carotis 
| smistra. 231. 

j Blutung, posttraumatische bei 
i Rückenmarksschüssen. 205. 

I ~ ^ü^transfusion des körpereigenen 
j Blutes bei. 156. 

I Bluttransfusion. 207. 


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284 


Bluizyste der Fossa supraclavi- 
cularis. 206. 

Bolzungsresektion des Knie¬ 
gelenks. 217. 

Brachydaktylie. 267. 

Bruch, gewaltsame Entstehung 
eines Unfall-Br. 273. 

Brustschüsse. 117, 230. 

Brustwandnaht bei offenem 
Pneumothorax. 231. 

Bursitis praepatellaris bei 
Kraftzeugfahrern. (59). 

Bursitis subacromialis. (28). 


C. 

Caragheengallerte als Mas¬ 
siermittel. 166. 

Carnes-Arm. 16, (67), (180), 264. 

Carotis sinistra, Operationen 
an der unter Blutleere. 231. 

Chirosoter. (155). 

Chirurgie. 42 (Bz.). 

— allgemeine. 281 (Bz.). 

Chloroformnarkose, plöfe- 
licher Tod in der. 256, 278. 

Chlorwasser zum Wundverband. 
112 . 

Cholin, erweichende Wirkung des. 
(11), (73), 279. 

Cholothorax. (160). 
Chondrodystrophie. 22, 5l, 
96, (100). 

Chondromatose, halbseitige 
multiple. 268. 

Chondromyxosarkom und Un¬ 
fall. (155). 

Condylus internus femoris, 
typische Verlegung des. 29. 

Coxa valga. 130. 

C o x a v a r a. 63. 

Cubitus varus. 129. 


I». 

Dauerstauung bei Gasbrand. 
202 . 

— bei Gelenkschussverlebungen. 248. 
Daumen, dreigliederiger. 147. 

— Missbildungen des bei Ulnaris¬ 

lähmungen. 126. 

— Dupuytrensche Kontraktur des. 270. 

— Prothese nach Abschuss des. (49). 
Daumenersatz, plastische Ope¬ 
ration des. 12, 282. 

Dekapsulation der Niere. (232). 
Dekubitalgeschwür, krebsige 
Entartung eines durch Rücken- 
marksverlebung entstandenen. 
274. 


Deltoideuslähmung. (235). 

— Schulterarthrodese bei. 41. 

Dermatitis h e r p e t i f o r m i s 

(Duhring), Quarzsonne bei. (258). 
Desaultscher Stärkever¬ 
band bei Schussfrakturen des 
Oberarms. (45). 

Diabetes nach Unfall und Opera¬ 
tionen. 226. 

Diathermie. (151), 213. 
Distraktionsklammerver¬ 
fahren. 64 (Bz.), (175). 
Dörfflinger-Bein. 265. 
Drahtschiene. 259. 
Drahtschienenbrückenver¬ 
band. 166. 

Drahtschlingenextension, 
Modifikation der Klappsdien. 46. 
Drainage, permanente. 35, (155). 
Druckempfindlichkeit des 
Nervenstammes unterhalb dei 
Verlefeungsstelle. 185. 
Druckgipsabgüsse, Methode 
zum Abnehmen von. 10. 
Dumdumgeschosse. 35. 

Dupuytrensche Kontraktur. 
251. 

— des Daumens. 270. 
Durawunde, primäre plastische 

Deckung der. 256. 

Dysenterie, Gelenkentzündung 
bei. 220. 


E. 

Ectopia metacarpi super- 
numerarii. 173. 
Einarmige, Schulen für. 79, 107. 

— Lehr-, Lese- und Bilderbuch für. 

33. 

— Violinspiel eines. 109. 

— Arbeitstisch für. 110. 

— in der Landwirtschaft. 107. 
Einbeinige, Stüfcapparat für. 93. 
Einführung, j. 

Eisenbahner, Standesfürsorge 

der. 78. 

Elastische Verbände. 10. 
Elektrische Behandlung bei 
Beschwerden im Gefolge von 
Wunden. 44. 

Elektrische Untersuchung 
verlebter Nerven. 172. 

E I e k t r o d e n s k a 1 p e 11. 141. 

E 1 e k t ro r h y t h m i k. (2l3>. 
Elektrotherapie. (151). 
Ellenbogengelenk, Brüche im. 
234. 


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285 


Empyem. (117), 231. 

— der Gelenke. (176). 

— plastische Verwendung der parie¬ 

talen Pleuraschwarte bei der 
Operation chronischer. 129, 156, 
231. 

Endokrine Hemmung des Ske¬ 
lettwachstums und Pseudoepi- 
physen. 268. 

Entbindungslähmung, fal¬ 
sche. 199. 

— Operation der. 130. 
Epiphysenknorpel, homopla¬ 
stische Transplantationsfähigkeit 
des. 140. 

Epiphysenlösung. 23. 
Epistropheus, geheilter Bruch 
des Zahnfortsafees des. 174. 
Erb - Duchennesche Läh¬ 
mung durch Schussverlefcung 
des 5. Halsnerven. 241. 

Erblindete, Kriegshilfe für. 108. 
Erfrierung, falsches Aneurysma 
im Oberschenkelamputations¬ 
stumpf nach. 206. 

Erweichende Behandlung. 
11, 279. 

Erwerbsbeschränkte, Werk¬ 
stätten für. 226. 

Erwerbsschulen. 79, 81 . 
Eusol. 229. 

Exartikulation im Schulterqe- 
lenk. 121. 

Exostosen, multiple. 20, 51, 243. 

— des Schulterblattes. 222. 
Exostosis bursata. 243. 
Extensions-Brückenschie- 

n e. 149. 

Extremitätenschüsse, Ver¬ 
bandtechnik der. 281. 
Extremitätenteratoloqie 

127. 

Extremitätenverletzungen, 
Venenunterbindung bei Pyämie 
nach. 134. 


F. 

Fahrräder, Invaliden-E. 183. 

r a s c l a lata, autoplastische Ver¬ 
wendungsmöglichkeiten der. 237 . 

Faszien, tlberiragung von Mus- 
kelkraft auf gelähmte Muskeln 
durch. 192. 

Faszienspaltung. 230. 

Faszienüberpflanzung. 70, 
82, 199, 237. 


Faustschlussapparat. (44). 
Fäzes, säurefeste Bazillen in den 
bei Gelenkerkrankungen. 151. 
Fazialislähmung, muskuläre 
Neurotisation bei. 172, 173. 

— direkte Einpflanzung des Hypo- 

glossus in die Gesichtsmuskulatui 
bei. 83. 

— Faszienüberpflanzung bei. (237). 
Feldneuritis. (271). 
Fernschädigungen bei Ner- 

venschüssen. 193. 
Fettembolie. 110. 
Fettüberpflanzung, freie, 237. 
Fettumscheidung, künstliche 
bei Hand- und Fingerkontrak¬ 
turen. 191. 

Fettlappen, Einpflanzung eines 
freien bei Kniegelenksversteifung. 

— lipomatöse Entartung eines trans¬ 

plantierten. 147. 

Feuchte Verbände ohne was¬ 
serdichten Stoff. 256. 

Fibrin, Bedeutung des für die 
Wundheilung und die Knochenbil¬ 
dung. 233. 

F i b r i n i n j e k t i o n e n bei ver¬ 
zögerter Kallusbildung und Pseu- 
darthrosen. 11. 

F i b r o 1 y s i n. (198), 236. 
Fibrome, gehäufte der Handinnen¬ 
fläche. 251. 

Fibula, Form und Funktion der in 
Beziehung zur Tibia. 212. 

— Einpflanzung der in den unteren 

Teil des Tibia. 262. 

Fibulaköpfchen, Ausschälung 
des bei hohen Unterschenkel - 
amputationen. 282. 

Finger, mehrgliedrige. 147, 173. 

— schnellende. 200. 

— Gelenkverpflanzungen an den. 142. 
Fingerabduktion, Pendelappa¬ 
rat für. 42. 

Fingeraufroller. (167). 
Fingerbeuger. (167), 168. 
Fingerbeuge- und -streck- 
apparat. 141. 

Fingerkontrakturen. (260). 

— künstliche Fettumscheidung bei. 

191. 

Fingerplastik. 199. 
Fingerschiene. 113- 
Fingerschüsse, Behandlung 
der. 63. 

Fingerstreckapparat. 167, 
168. 


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286 


Fingerübungsapparat. (44), 
281. 

Fin g er v e r st eif u n g und - ve r - ! 
stümmelung, Schreib- und 
Zeichenringe für. (15). 

— medikomechanische Behandlung 
der. 9t, 92. 

Fisteln, traumatische. 135. 
Flughautbildung. (62). 
Foerstersche Operation. : 
217. j 

— bei Ischias. 13. 

Freiluftbehandlung der Wun- : 

den. 35, 155, (156), 184. ! 

Fremdkörper, -röntgenologische 
Lagebestimmung der. 32, 85, 116, 
132, 133, 152, 153, 177, 254, 272. 
Fremdkörperschicksal. 115. j. 
Friedreichsche Ataxie. 94. j 
Fugenrachitis. (195). j 

Fiirstenauscher Intensime- 
t e r. 223. 

F u s s, Tumor albus am. 64. 
Fussamputation, partielle nach 
Sharp. 17. 

Fussdeformitäten. 252. 
Fussgelenk, Verlegungen des. 
120 . 

Fussgeschwulst. (25), 26. 
Fusslähmungen, Operation bei. 
238. 

Fussschmerzen. 131. ! 

Fussverband. 46. 
Fussverstauchung. (98). 

G. 

Galgen zur Suspension für Arm 
und Bein. (11 ). 

Gamaschenschmerz. (271). 
GangränöseWunden, Behand¬ 
lung der. 157. 

Gasbrand, Dauerstauung bei. 202. 

— Alkalitherapie bei. 279. 
Gasphlegnone. 156. j 

— als Muskelerkrankung. 135. 
Gaumendefekte, Verschluss I 

traumatischer durch Weichteile I 
des Gesichts. 192. j 

Gefässe, Schussverlebungen der. 
159. 

Gefässgeräusche nach Aneu- 
rysmenoperation mit Gefässnaht. 
207. 

Gefässchwirren und Aneurys¬ 
ma. 207, 231. 

— ohne Aneurysmabildung bei 
Schussverlebungen, 160. 

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Gehirn, Schussverlebungen des. 
116, 157, 202, 203. 

— Zystenbildung im nach Schussver- 

lebung. 203. 

— Uebungsschulen für Hirnverlebte. 

4, 78, 108. 

Gehschulen. (14). 

Gehstuhl. 109. 

Gehwagen. (54). 
Gelatineröhrchen ,Edingersche 
bei der Nervennaht. 172. 
Gelenke, Röntgendarstellung der. 

132, 253. , . _ 

Gelenkentzündung bei Dysen¬ 
terie. 220. 

— Behandlung eiternder. (155). 

— deformierende. 59. 

— bei Subluxatio coxae. 29. 

_ Einfluss von Unfällen auf die. 104. 

— medikomechanische Behandlung 
bei. (8). 

Gelenkerkrankungen. 58 tt., 

98, 99, 150 ff., 175, 197, 248. 

— syphilitische. 26. 
Gelenkknorpel, homoplashsche 

Transplantationsfähigkeit des. 140. 

Gelenkmobilisationsschie¬ 
nen. 260. 

Gelenkperimetrische Mes¬ 
sungen. 175. 

Gelenkrheumatismus, akuter 
in den Tropen. 99. 

— Behandlung des. 248, 249. 

— Vaccinebehandlung des. 99. 
Gelenkschüsse, Dauerstauung 

bei. 249. 

Gelenktuberkulose, s. Tuber¬ 
kulose, chirurgische. 
Gelenküberpflanzungen. 47, 
140, 142. 

Gelenkverletzungen, Behand¬ 
lung der. 53, 60. 

Gelenkversteifungen. (46), 
128, 151. 

— Behandlung der. 45, 73, (86), 142, 

167, 198, 268. 

Genu recurvatum. (42). 

Genu valgum, Gipsschiene bei. 
41. 

Geschosse, keimtötende Eigen¬ 
schaften von. 134 

Geschwülste und Trauma. 154. 
Gicht, Knorpelextrakt gegen. 248. 
Gipsabgüsse, Methode zum Ab¬ 
nehmen von Druck-G. 10. 
Gipsbett. (52). 

Gipsextensionsverband. 281. 

— für schlecht stehende Frakturen. 

260. 

— der Oberarmschussbrüche. 190, 
Gipsleimkorsett, 9. 


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287 


Gipsverband. 9, 46, f70fü, 119. 

— gefensterter. (34). 

— Lederhandschuhe zum Hände- 
schufe beim. 119. 

Gipsbrückenverbände. 46. 
Gleitgewebe der Sehne. (47). 
Gliedertaxe der Unfallgesell¬ 
schaften. 133. 

Glutäalfalie bei Ischias. 240. 
Grittischer Amputations- 
stumpf, Verbesserung des. 17. 

H. 

Hackenfuss, Bandage für. 11. 
Haftpflichtgesetz und Arzt. 
153. 

Hallux valgus. 222. 

— Dauerresultate der Operation des. 

271. 

H a I s n e r v, Erb-Duchennesche Läh¬ 
mung nach Schussverlefeung des 
fünften. 241. 

Halsrippen. (100), (250). 
Halswirbel, Entfernung einer 
Schrapnellkugel aus den VI. und 
VII. 159. 

Halswirbelverrenkung, halb¬ 
seitige. 268. 

Hämatome. (136). 

Hämophilie, Gelenkerkrankung 
bei. 58. 

Hand, Funktion der. 263. 

— Erhaltung der verwundeten. 36. 

— Lähmungen der. 29. 

— künstliche. 15, 137, 145, (170), 218, 

263, 264. 

— willkürlich bewegliche. 15, 16, 92, 

144, 145, (239), 263. 
Händedesinfektion. 155. 

— ohne Seife. 278. 
Handfertigkeit und Lazarett¬ 
werkstätten. 227. 

Handinnenfläche, gehäufte Fi¬ 
brome der. 251. 

Handkontrakturen, künstliche 
Fettumscheidung bei. 191. 
Handmaschine, Mechanik der. 
239. 

H andr ü c ke n , Vorwölbung am 
bei Radialislähmung. 146. 

Handschi iessmuskeln 

Ubungsapparate zur Kräftigunq 
der. 91. 

Handstützschiene. 45. 

Handübungsk1assen und 
-schulen. 78. 

Handverletzungen, Behand¬ 
lung der. 141. 

— Vortäuschung der Gebrauchs¬ 
unfähigkeit bei. 105. 


Handversteifungen, Cholin¬ 
einspritzungen bei. (11). 
Handwerker, Ansiedlung Kriegs¬ 
beschädigter. 276. 
Handwurzelknochen, trau¬ 
matische Malazie der. 243. 
Hängemattenbett bei Schuss¬ 
frakturen der Hüfte. 45. 
Hautdesinfektion mit Alkohol. 
202 . 

Hautlappenplastik nach Am¬ 
putationen. (48). 

Hautüberpflanzung. (218). 

— nach lineärer Oberschenkelampu¬ 

tation. 93. 

Hebelschienen. 259. 

Heisse Luft, Sterilisation gan- 
pränöser Wunden mit. 157. 
Herzschwäche, Tod an H. in¬ 
folge eines 18 Jahre zurückliegen¬ 
den Unfalls. 273. 

Hirnverletzte, Qbungsschulen 
für. 4, 78, 108. 

H o h 1 f u s s bei Friedreichscher 
Tabes. (95). 

Hornbolzung. 262. 

Hüfte, schnellende. 63, 137. 

— knorpsende. 251. 
Hüftgelenkentzündung, hy- 

pertrophierende. 150. 

— tuberkulöse, ankylosierende Be¬ 

handlung der. 251. 
Hüfigelenkverrenkung, an¬ 
geborene, Spätdeformitäten 
bei und ihr Verhältnis zur Osteo¬ 
chondritis deformans juvenilis. 
197. 

— Spontanheilung der. 209- 

— spontane bei Littlescher Krank¬ 

heit. 222. 

— traumatische. 102. 

— Arthritis deformans bei Subluxa- 

tio coxae. 29. 

Hüftgelenkversteifun g. (146). 

— operative Mobilisierung bei. 142. 
Hülsenapparate .orthopädische. 

191. 

Hydrokephalus Internus 
traumatica s. (203). 
Hyperalgetische Zonen bei 
Schädelverlebungen. 279. 

H y p e r p h a 1 a n g i e. (147), 173. 
Hysterie und Nervenschussver- 
lebungen. (18). 

I. 

1 m m e d i at p r o t h e s e n. 14, 49, 
93, 171. 

Impressionsfrakturen bei 
Schädelschüssen, 256, 


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288 


Inaktivitäiaatrophie. (211). 
Innere Sekretion und Knochen- 
dysirophien. (128). 

— und Ostitis fibrosa. (23). 
Insufficientia vertebrae.84. 
Interimsprothesen. 49. 
Invalidenamt in Ungarn. 183. 
Invaliden-Fahrräder. 183. 
Invalidenfürsorge. 275, 276. 
Invalidenschulen. (14), 76, 105, 

133. 

Ischias, Gluiäalfalte bei. 240. 

— Foerstersdie Operation bei. 13. 

J. 

lodkatgut als Ursache einer 
Tracheobronchitis jodina. 278. 

K. 

Kalkaneus, Klappsche Draht- 
schlingenextension am. 46. 
Kalkaneusbrüche. 97. 
Kallus. (52). 

Kallusbildung, Behandlung der 
verzögerten mit Fibrininjektionen. 
11 . 

Kalluslücke. 96. 
Kapitalabfindungsgesetz. 
227, 277. 

Kapselphlegmone der Gelenke. 
(176). 

K a t g u t, Tracheobronchitis jodina 
durch |od-K. 278. 

Kautschukschaum zur Herstel¬ 
lung künstlicher Glieder. 15. 
Kehlkopfschüsse. 118 . 
Kieferschüsse. 118. 
Kinderlähmung, spinale. 122, 
123, 216. 

— Erreger der. . 234. 

— mit abnormen motorischen Reiz- 

erscheinungen. 94. 
Kinderlähmung, zerebrale. 49, 
217. 

— Spontanluxation der Hüfte bei. 222. 
Klammerextension, direkte. 

56. 

Klumpfuss, Behandlung des. 30, 
(46), 217. 

— elastische Verbände bei. (10). 
Knie-Arthrodese. 42. 
Kniegelenk, äussere Dislokation 

im. 247. 

— krankhafte Beugestellung des. 97. 

— Kraftzeugfahrer-Knie. 59. 

— Mobilisation des. 198. 

— operative Mobilisierung des. 151. 

— Sehnenplastik am, 192, 


Kniegelenksresektion, 
osteoplastische. 238. 

— Bolzungsresektion des. 217. 
Kniekehlenschmerz, stati¬ 
scher. 177. 

Kniescheibe, nierenförmige. 89- 

— Spaltbildung der. 242. 

— habituelle Verrenkung der. 98. 
Kniescheibenbrüche, Kno¬ 
chenplastik bei. 12. 

Knieschüsse. 152. 

— Verbandtechnik bei. 141. 

— Behandlung eiternder. 60. 
Knöchelbrüche. (25). 
Knochenatrophie, nicht infek¬ 
tiöse. 139. 

— Sudeksche. 128. 
Knochenbildung, Bedeutung 

des Fibrins für die. 11, 233. 

K n o c h e n b r ü c h e. 23 ff., 37, 97, 
174, 194, (201), 234 ff., 268 ff. 

— die feineren Details der Röntgen¬ 

bilder bei. 51. 

— schlecht verheilte. 220. 

— Prognose der intra partum er¬ 

worbenen. 23. 

— Behandlung der. 52, 53, 129, 148, 

149, 244, 260. 

— künstliche Verlängerung verkürz¬ 

ter Beine nach. 261. 
Knochendystrophien unter 
dem Bilde von Geschwülsten. 128. 
Knocheneiterungen, Bedeu¬ 
tung der Kalluslücke für die Hei¬ 
lung der. 96. 

Knochengeschwülste, vorge¬ 
täuscht durch Dystrophien. 128. 
Knochennaht in granulierender 
Wunde. 237. 

Knochenregeneration. 139, 
146, 233. 

Knochenrinnenschüsse des 
Schädels. (157). 

Knochensarkom und Ostitis fi¬ 
brosa cystica. (173). 
Knochenschüsse, physiologi¬ 
sche Entfernung von Knochen¬ 
splittern und Sequestern bei. 34. 
Knochenspangen, Plastik mit 
subkutanen. 142. 

Knochensplitter, physiologische 
i Entfernung der. 34. 
Knochentuberkulose s. Tu¬ 
berkulose, chirurgische. 
Knochenüberpflanzung. 140, 
199, 217, 257. 

! — bei habitueller Schulterluxation. 
! (28). 

— elektrisch treibbares Instrument 

für, 12, 


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289 


Knochenzerstörungen und 
-heilungen. 274. 

Knochenzysten, Aetiologie der. 

22 . 

Knorpelextrakt gegen Gicht u. 
Gelenkerkrankungen. 248. 

Knorpelspangen, Plastik mit 
subkutanen. 142. 

Knorpsende Hüfte. 251. 

Koagulen verbandstof f. 112 . 
K o 11 a r g o I. (184). 

— intravenöse Einspribung von bei 
Gelenkrheumatismus. 248. 
Kommotionslähmungen der 
Nerven bei Schussverlebungen. 


Kondensor, Lewis Jonesscher zur 
elektrischen Prüfung der Nerven 
(19). 

Kontrakturen. 73, 97, 128, (147), 
167, 191, 235, 236, 244, 268. 

— bei Osteopsathyrose. (21). 


Kopfbewegung, gelenkperime- 
tnsche Messung bei. (175). 
Kopfschüsse, Stimm- u. Sprach¬ 
störungen nach. 78. 


K ö r p e r 1 ä n g e von Münchener 
Schulkindern. 105. 

Korsett, Gipsleim-K. 9. 
Kraftzeugfahrer-Knie. 59. 

Krallenhand. (167). 

— Spange zur Beseitigung der bei 
Ulnarislähmung. 82. 

Krankentragebett. 141. 

Krebs und Unfall. (155). 

" r s ! 9 rf. Entartung eines 

durch Ruckenmarksverlefeung ent- 
standenen Dekubitalgeschwürs. 
274. 


108, 


und 


36, 


pe- 


K r e u z b e i n e n d e, Röntgenologie 
des unteren. 101. 

Kriegsblindenfürsorqe. 

228. 

Kriegsneurosen, Prognose 
Entschädigung der. 227. 

K r i e g s o r t h o p ä d i e. 33 ff., 

.87, 134, 184, 265. 

Kriegsverletzungen der 
ripherischen Nerven. 17 ff., 265 ft. 

— Neurosen infolge von. 103. 

— Lichttherapie bei. 257, 258. 

— Röntgenbehandlung bei. 259. 

Kriegsverwundetenfürsor¬ 
ge. 33, 74 ff., 105 ff., 133, 155, 
179 ff., 200 ff., 227, 274 ff. 

Krüppelfürsorge. 33, 74 ff 

105 ff., 133, 155, 179 ff., 200 ff., 227 
274 ff. 


K r ü p p e 1 h e i m e. 77. 
Kunstbeine, Geschichte der. 16. 
Kyphose, angeborene. 250. 

L 

Lagerung, kontinuierlich federnde. 
235. 

L ä h*m u n g e n. 193, 241, 242. 

— bei Rückenmarksschüssen. 159,230. 

— funktionelle neben organischen 

Verlebungen. 126. 

— Verhalten des Pulses in gelähmten 

Gliedmassen. 87. 

— Kommotions-L. der Nerven bei 

Schussverlebungen.- 193. 

— schneller Rüdegang traumatischer 

Rückenmarks-L. 230. 

— Operationen der. 95. 

— Übertragung von Muskelkraft auf 

gelähmte Muskeln durch Faszien. 
192. 

Lähmungsspitzfuss, Bandage 
für. 11. 

Lähmungstypen. 123. 
Laminektomie im Feldlazarett. 
280. 

Landlehrer, Aufgaben des in der 
Kriegsbeschädigten-Fürsorge. 109. 
Landwirtschaft, Kriegsbeschä¬ 
digte, insbesondere Einarmige in 
der. 107, 181. 

Landwirtschaftliche Aus¬ 
bildung Kriegsbeschädigter. 80. 
Lazarettbeschäftigung. 79. 
Lazarettschulen. 155, 181. 
Lazarettwerkstätten. 227. 
Leberschüsse. 160. 
Lederhandschuhe beim Gipsen. 
119. 

Lepra, durch Röntgenstrahlen dia¬ 
gnostiziert. 57. 

Lewis Jonesscher Konden¬ 
sor zur elektrischen Prüfung der 
Nerven. (19). 

Lichtstrahlen, chemische Wir¬ 
kung der. (215). 

Lichttherapie bei Kriegsver¬ 
lebungen. 237, 238. 
Lipomatöse Entartung eines 
transplantierten Fettlappens. 147. 
Liquorcysten ex vaeuo. (203). 
Luftbehandlung bei nicht tuber¬ 
kulösen chirurgischen Affektionen. 
214. 

Lumbalpunktion zur Erkennung 
von Spätfolgen nach Schädel¬ 
schüssen. (157). 

Lungennaht. (231). 


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290 


Lungenschüsse. 160. j 

Luxatio pedis, habituelle. 98. . 

Lyraschiene für den Arm. 259. | 

M. 

Magenkrebs und Unfall. (155.) 
Malazie, traumatische der Hand¬ 
wurzelknochen. 243. 
Marscherkrankungen der 
Füsse. 177. 

Marschfraktur. 25. 
Klarschriemen. 190. j 

Massage bei Kinderlähmungen. 123. 

— Caragheengallerte zur. 166. 
Mediastinalsarkom, meta¬ 
statisches. (244). 

Medikomechanische Be¬ 
handlung. 8, 43 ff., 91, 166, 
213, 216. 

MedikomechanischeKriegs- 
improvisationen. 281. 
Meningitis bei Gehirnschüssen. 
(158). 

Meningitis serosa bei Schädel- j 
Verlegungen. 230. 

Meniskusverletzungen. 102, ! 
249. 

Metacarpi, Verlagerung über- | 
zähliger. 173. 

Missbildungen. 19, 62, 95, 127, 
147, 173. 

M i 11 e 1 f u s s , Adern des. (25), (26). 
Mobilisation der Gelenke. 45, 
198, 260, 261. 

Musculi interossei, Krampf 
der bei der Fussgeschwulsi. (26). 

— Schiene für Lähmungen der. 168. 
Musculus cucullaris, Myosi¬ 
tis fibrosa rheumatica des. (198). 

Musculus extensor digito- 
rum communis, Ruptur des 
infolge von gonorrhoischer Ten- 
dovagitis. 122. 

Musculus flexor dijitorum 
communis, Hervortreten der 
bei Radialislähmung. (146). 
Muskel, Veränderungen im nach 
Durchschneidung des Nerven. 211. 

— Gasphlegmone als Erkrankung des. 

135. 

— Exstirpation abgestorbener bei 

Amputationen. 143. 

Muskelanschlussoperation 

bei Fazialislähmung. 172, 173. 
Muskelerkrankun g, rachitische. 
49. 

Muskelkraft, Übertragung der 
auf gelähmte Muskeln durch Fas¬ 
zien. 192. 


Muskelkontraktion, Theorie 
der. 233. 

Muskellähmungen, Sehnen¬ 
überpflanzungen bei. (46). 

Muskelrheumatismus. 240. 

Muskelüberpflanzung, freie. 
43. 

Muskelzug, Knochenbrüche durch. 
(55). 

Myalgie. 240. 

Myelodysplasie und Spina 
bifida. (51). 

Myositis fibrosa rheumati- 
c a des Cucullaris. (198). 

Myositis ossificans trau¬ 
matica. 94, 146. 

Myxosarkom und Unfall. (155). 

N. 

Nachamputationen. (14). 

Nachbehandlung von Verwun¬ 
deten und Unfallverlebten. 43. 

Nachblutungen der Schusswun¬ 
den. 206. 

Nagelextension. (24), (31), (86), 
142, 217, 246, (269), (270). 

Narbenschädigungen, Cho¬ 
linchlorid bei. 279. 

Nasendeformalionen und ihre 
Korrektionen. 27. 

Nasenverletzungen. 118. 

Natrium bicarbonicum, Lö¬ 
sungen von zum Wundverband. 
112 . 

Neonlampe. (213). 

Nephritis, chirurgische Behand¬ 
lung der Kriegs-N. 232. 

Nerven, p ej i p h e r i s c h e , 
Kriegsverlebungen der. 17 ff., 50, 
67 ff., (95), 116, 123 ff., 146, 171, 
172, 193, 218, 24t, 265 ff. 

Nervenanastomose. (69). 

Nervenchirurgie. 266. 

Nervendehnung. (267). 

Nervendurchschneidung, 
Veränderungen im Muskel nach. 
211 . 

Nervenhaken. 194. 

Nervenlücken, Überbrückung 
grösserer. 267. 

Nervenpfropfung. 18. 

Nervenquetschung zur Ver¬ 
hütung von Neuromen nach Am¬ 
putationen. 282. 

N e u r o m e , Verhütung der nach 
Amputationen durch Nerven¬ 
quetschung. 282. 

Nervennaht. (18), 50, (86), 147, 
172, 194, 241. 

— Umscheidung der Nerven nach der. 
125. 


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291 


Nervenregeneration. [181,67. 
Nervenstamm, Druckempfindlich¬ 
keit des unterhalb der Ver- 
lebungsstelle. 185 

Nervenüberpflanzung. 83 
(267). 

Nervenverlagerung. 219. 

— durch Erzwingung einer direkten 

Nervennaht. 172. 

Nervus ischiadicus, Schuss¬ 
verlebungen des. 126. 

N e r v u s medianus, Schussver¬ 
lebungen des. 126. 

— Prüfung der Drudeempfindlichkeit 

nach Durchtrennung des. (188). 
Nervus tibialis, spontane Ver¬ 
einigung des peripheren Pero¬ 
neus- mit dem zentralen Tibialis- 
stumpf. (193). 

N e u r o I Y s e. 18, 68 , 69, (171), (266). 
N e u r o m des Ulnaris. 19. 

“ V . erhdtu " g der Amputations-N 
durch Nervenquetschung. 282 . 

Ne |e| S °ng e en. i "l03? e V °" Krieg3vcf - 

” P KHf 0 ?-N. UI 2 d 27 ClllSt '' ,idl ' JUI ' t ' dcr 

— somatische Behandlung der JLInfall- 

neurosen. 254. 

Neurotisation, muskuläre bei 
Fazialislähmung. 172, 173. 

N i e r e n s c h ü s s e. 1 17 . 


° b bei° „^“»«oelenkproHiese 

DefÄ er ^ nk mit »">»«" 

Oberarmbrüche. 24 (35) si 

— in 5 'alttr 1 19 °’ 216 ' ^ 35> 246 - 

psIihv'oSf u S? 55e bei 0s,ro - 

— Gipsverband bei. 9 

^ angeborener De- 

w/ k - L d 5 s - 95 ’ 147 - 200. 

“ Weichteilschussverlebungen des. 

A)o. 

Oberschenkelbrüche. 25 37 

55, 56, 70 ff., 141, 149, 175, ’l90 
220, 247, 269. 

— Behandlung der infizierten. 134. 

— Streckverband für. (10). 

— Streckbett für. 260. 

— Extensionsapparai für. 11. 

— Schiene für. 168. 


O. 


O e d e m, Bedeutung des bei Rücken¬ 
marksschüssen. 205. 
Obeomargarin. (193). 
Oligodaktylie. 19. 
Olliersche Wachstumsstö¬ 
rung. 268. 

Operationen, Diabetes nach. 226. 
Orthopädie. 42 (Bz.). 

— Kriegsorthopädie. 201, 229. 

Os lunaium, Verschiebung des.59. 

— Luxation des. 174. 

Os naviculare manus, Fraktur 
des. 174. 

Os naviculare pedis, Fraktur 
des, vorgetäuscht durch ein Os 
tibiale externum. 131. 

— Transversalbruch des. 247. 

Os tibiale externum, eine 
Fraktur des Kahnbeins vortäu¬ 
schend. 131. 

Os triquetrum, Fraktur des. 174. 
Ossifikation. 257. 
Osteoporose. (21). 

O ste op s atyr o s i s. 21, 51. 
Osteotomie bei Genu valgum. 
(41). 

O steotr o phisches Zentral ¬ 
organ. (22). 

Osteoarthritis, operative Be¬ 
handlung der. 221. 
Osteoarthritis deformans 
juvenilis. 98. 

Osteochondritis deformans 
juvenilis. 58, 198. 

— Verhältnis der Spätdeformitäten 

der angeborene Hüftluxation zur. 
197. 

Osteochondritis syphiliti¬ 
ca c o n g e n i t a. 23. 
Osteogenese. (233). 
Osteogenesis imperfecta. 
(21), 51. 

Osteomalazie. (22). 

— traumatische der Handwurzelkno¬ 

chen. 243. 

Osteomyelitis, eitrige nach ört¬ 
licher Erhibung und darauf fol¬ 
gender Durchnässung. 178. 

— des Schlüsselbeins als Unfallfolge. 

274. 

Ostitis bei Kriegsteilnehmern. 194, 
244. 

Ostitis fibrösa. 22. 

— zystische. 173. 

P. 

Panophihalmitis als Ursache 
einer multiplen Sklerose. 225. 


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292 


Pantopon - Skopolamin- 
Dämmerschlaf. 110. 
Pendelapparat für Fingerab- 
duktion. 42. 

P e r i o s t, osteoplastische Tätigkeit 
des. 233, 257. 

Periostitis, traumatische der ! 
Tibia. 244. 

— eitrige nach örtlicher Erhitzung und ; 

darauf folgender Durdmässung. i 
178. 

Periostitis claviculae als 
Unfallfolge. 274. 

Periostitis tibial i s. 270. 
Periostknochenstücke zur 
Deckung von Schädeldefekten j 
(203), (204). 

Peroneus, spontane Vereinigung | 
des peripheren Peroneus- mit j 
dem zentralen Tibialisstumpf. 
(193). 

Peroneuslähmung. 173, (260). 

— Ursache der Häufigkeit der. 265. 

— Stüfeapparate für. 120, 168, 190. 
Peroneusschuh. 260. 
Pferdeserum bei Blutern. (58). 
Physikotherapie. 213. 
Plantarfaszienkontraktur. 

94. | 

Plattfuss. (177), (271). 

— und Fussgeschwulst. (26). | 

— Behandlüng des. 30, 31, (46), 131, , 

252. 

Pleuraschwarte, statische Ver¬ 
wendung der parietalen bei der 
Operation chronischer Empyeme. 
129, 156, 231. 

Plexusverletzungen, Schie- | 
nenverbände bei. (35). ; 

Plexus brachialis, Apparate 
für Verletzungen des. 235. 

— Resektionen im Bereiche des. (266). 
Plexus lumbosacralis, trau¬ 
matische Lähmungen im Bereiche 
des. 193. 

Pneumothorax, Behandlung des I 
offenen mit Brusiwandnaht. 231. | 
Polyarthritis, Radiumbehand- ; 

lung bei. 150. i 

Pottsche Krankheit, Kontrak¬ 
tion am Kopfe bei der Behänd- i 

lung der. 196. ; 

— Albeesche Operation bei. 85, 216, i 

221, 250, 251. 

Processus entepicondyloi- 
d e u s. 20. 

Propellerschlag, typische 
Oberarmverletzung durch. 269. 
Prothesen. 10, 13 ff., 49, 65, 66, 
(76), 91, 92, 122, 160, 161, 169, 170, 
(180), 181, 218, 239, 263 ff., 282. 


Pseudarthrosen. 52, (86), 121, 
(237). 

— bei Knochenüberpflanzung von Un¬ 

terkieferdefekten. (257). 

— Behandlung der mit Fibrininjektio¬ 

nen. 11. 

Pseudoaneurysmen. 112, 207. 
Pseudoepiphysen und endo¬ 
krine Hemmung des Skelettwachs¬ 
tums. 268. 

Puls, Verhalten des in gelähmten 
Gliedmassen. 87. 

P y ä m i e , Venenunterbindung bei P. 
nach Extremitätenverlefeungen. 134. 

Q. 

Quadriceps femoris. (97). 

— Verlegung des. 105. 
Quarzlampe. (213). 

— bei Kriegsverletzungen. 257, 258. 
Querfortsatzbrüche der Wir¬ 
belsäule. 54, 97. 

Querschnittslähmungen bei 
Rückenmarksschüssen. (204). 

R. 

Rachitis. 127, 242. 

— R. tarda. (22), (63). 

— diffuse malazische. (196). 

— rach. Muskelerkrankung. 49. 

— chirurgische Behandlung der. 148. 
R a d i a 1 i s, Prüfung der Druckemp¬ 
findlichkeit nach Durchtrennung 
des. (188). 

Radialislähmung. (55), (70), 

(126), (236), 237, (260), (283). 

— Vorwölbung am Handrücken bei. 

146. 

— Sehnenscheidenanschwellung bei R. 

nach Schuss. (194). 

— Behandlung der. 261. 

— elastische Verbände bei. (10). 

— Schiene für. 168, 260. 

— Arbeitsschiene für. 10. 

— Streckverband für. 10. 

— Stützapparat für. 281. 

— operative Behandlung der irre¬ 

parablen. 121. 

Radiumbehandlung bei Poly- 
arthritis. (150). 

Radius, beiderseitiges Fehlen des. 
63. 

Reamputaiion. (143). 
Recurrenslähmung, Nerven- 
implantation bei. 83. 
Redression, kontinuierlich fe¬ 
dernde. 235. 


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293 


Rentenfurcht der Kriegsbeschä¬ 
digten. 182. 

Resektion bei Gelenkschüssen. ; 
284. 

Rippenbrüche, beiderseitiger 
Bruch der ersten Rippe. 24. ! 

Röntgenbehandlung. (213), : 

224, 259. I 

Röntgenuntersuchung. 32, , 
64 (Bz.), 85, 132, 152, 223, 253. I 
Rückenmarkslähmung, trau¬ 
matische mit schnellem Rückgang. 
230. 

Rückenmarksverletzungen. 

(280). 

— Krebsige Entartung eines durch 

R. entstandenen Dekubitalge- 
schwürs. 274. 

— Extensionsapparat für. 11. 

Rückenmarksschüsse. ( 116 ) 
157, 159, 204, 205. 

— Amputation wegen totaler Läh¬ 

mung bei. (159), 230. 

Rückenschmerzen, chronische. 
221 . 

Rücktransfusion des körper¬ 
eignen Blutes bei Massenblutun¬ 
gen in Körperhöhlen. 156. 

S. 

Säbelscheidentibia. ( 220 ). 

Sarkom der Tibia. 243 

Sauersioffinsufflation in 
Gelenke. (253). 

S a u e r s t o f f ü b e r d r u c k a t- 

mung. (156). 

Sauglingsbrüche, Behandlung 
der. 52. 

SC M, d 2&l, d a4 f .'' <te ' D ' d ""’ Q dCT - 

— Autoplastik vom Schädel selbst 

zur Deckung von. 136. 

Schädelschüsse. 116 20 ? 

203, 256. ’ 

— | in .^ verle bungen bei. 158 

— Spätfolgen von. 157. 
Schädelverletzungen, Me¬ 
ningitis serosa bei. 230. 

— hyperalgetische Zonen bei. 279. 1 

— Späterkrankungen nach. 111. , 

S c h e n k e 1 h a I s b r ü c h e. 25, 195. I 

— Spätfolgen eines eingekeilten. 178. 
Schenkelhernie als Unfallfolge. I 

104. I 

Schiefhals, muskulärer. 198. 
Schiene, zusammenstellbare. 10. 
Schienenverbände. 9, 10, (35), j 
36, (52), 54 ff., 70 ff., 120, (141), 


(166), 168, 190, 215, 234, 235, 259, 
260. 

Schienen-Wiege. (150). 
SchlatterscheKrankheit. 30. 
Schlottergelenk, paralytisches 
der Schulter. 199. 

— Schultergelenkprothese bei Sch. 

mit grossem Humerusdefekt. 15. 
Schlüsselbein, Exostosen am 
Akromialende des. (20). 

— Periostitis und Osteomyelitis des 

als Unfallfolge. 274. 
Schlüsselbeinbruch, Behand¬ 
lung des. 83, 148. 
Schnellende Finger. 200. 
Schnellende Hüfte. 63, 137. 
Schön- und Schne 11 schri f t 
für linke u. rechte Hand. 183 (Bz.). 
Schrägfrakturen, Behandlung 
der. 148. 

Schraubenextensionsschi e- 
n e. 245. 

Schraubenfrakturen, Behand¬ 
lung der. 148. 

Schreibringe für Fingerverstüm¬ 
melungen. (15). 
Schullazarette. 155. 
Schulter, Arthrodese der bei 
Deltoideuslähmung. 41. 
Schulterabduktionsschie- 

n e. 235. 

Schulterapparat. (167). 
Schulterblatt, Exostosen des. 
222 . 

Schulterblaithochstand, 

angeborener. 152, 176, (250). 

— Operation des. 129. 

^ c ^ u IJ er g e 1 e n k, paralytisches 
Schlottergelenk des. 199. 

— operative Versteifung des. 216. 

— operative Behandlung der Distor¬ 

sion des bei Säuglingen. 199. 

— Exartikulation im. 121. 

— Prothese nach Exartikulation des 

(49). 

Schultergelenkkapsel, ope¬ 
rative Erweiterung der. 82 

Schultergelenkprothese bei 

Schlottergelenk mit grossem Hu¬ 
merusdefekt. 15. 


Schultergelenkverrenkung. 

28. 

— Einrenkung bei vorderer. 247. 
Schulterverletzung. 28 . 
Schussaneurysmen. 87. 

S c h u s s f r a k t u r e n. 33 ff., 44 ff. 
54 ff., 60, 134, 149, 150, 190, 195’ 
(201), 245 ff., 268 ff., 281. 

— Transporfverbände für. 166. 
Schusslähmungen. 241. 


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204 


Schusswunden, Nachblutungen 
der. 206. ... 

Schützengrabenfuss, Verhü¬ 
tung des. 223. 

Schwarzwaldbein. (240). 

S e h n e n , seidene. 191. 

Sehnenoperationen. 141. 

Sehnenscheidcnansch wel- 

lung nach Nervenschussverlet- 
zung. 193. 

Sehneniiberpflanzungen. 

(12), 46, 47, (123), (142), 191, 192, 
236, 241. I 

Seguester, physiologische Ent- i 
fernung der bei Knochenschüssen. ■ 
34. 

Seguestrotomie, abschliessen¬ 
de. 205. i 

Sesambeine am Metatarsopha- 
langealgelenk, Erkrankung der. 31. 

Simulation, 20 )ahre durchge¬ 
führte S. der Gebrauchsbeschrän¬ 
kung der Hand. 105. 

Sinus pericranii. 279. 

Sinusverletzungen bei Schä¬ 
delschüssen. 158. 

S i t z r i n g, verstellbarer für Bein¬ 
prothesen. 265. 

Skelett, Strukiuranomalien des. 20. 

Skelettwachstum, endokrine 
Hemmung des und Pseudoepi- 
physen. 268. 

Sklerodermie und Unfall. 177. 

Sklerose multiple durch Pan- 
ophthalmitis ausgelöst. 225. 

Skoliose. 27, 84, 101. 

— poralytische. 42. 

— Aetiologie der habituellen. 195. 

— Abbottsche Behandlung der. (27), 

62, 1%. 

Sodainfusionen bei Gasbrand. 
279. 

Sonnenbehandlung. 140, 214. 

— Einfluss der auf Wunden. 8, (257). 

Sonnen - Freiluftbehand¬ 
lung bei chirurgischer Tuberku¬ 
lose. 118. 

Sonntagsarm. 67. 

Soolbäder. 140. 

Spaltbildungen an Händen und 
Füssen. 19. 

Spätabszesse und Spät¬ 
enzephalitis nach Ober¬ 
flächenschüssen des Schädels. 203. 

Sperrdrains. 279. 

Spina bifida occulia, röntge¬ 
nologischer Nachweis der. 50. 

Spina ventosa, Röntgenbehand¬ 
lung der. 224. 

S p i r a 1 s c h i e n e n s c h u h. (11). | 


Spitzfuss, Verhütung und Be¬ 
handlung des. 44, 168. 

— elastische Verbände bei. (10). 

— Bandage für Lähmungs-S. 11. 

— Behandlung des myogenen. 103, 

131. 

Spitzfussapparat. (167). 
Spondylitis ankylopoetica, 
traumatische als Ursache des 18 
Jahre später eingetretenen Todes 
an Herzschwäche. (273). 
Spondylitis tuberculosa s. 

Pottsche. Krankheit. 
Spondylitis typhösa. 28. 
Spontanfrakturen. (21), (51). 
Sprachstörungen nach Kopf¬ 
schüssen. 78. 

Sprunggelenk, genaue Messung 
der Beweglichkeit des. 271. 
Stauungsbehandlung bei Qe- 
lenkverlebungen. 151. 
Steisswirbel, Röntgenologie 
des. 101. 

Stelzen. (17), (66). 
Stelzschienen. 190. 
Stiedasche Läsion. (30). 
Stiefel und Fuss. 252. 
Stimmbandplastik. 118. 
Stirnhirnschüsse. 279. 
Strahlenbehandlu n g. (151). 

— bei chronischer Arthritis. 249. 
Strahlende Energie .chemische 

Wirkung der. 215. 

Streckbett für Oberschenkel¬ 
brüche. 260. 

S t r e c k v e r b ä n d e. 10, 11, (25), 
(37), 45, 52 ff., 70, (119), 175, 216, 
245, 260. 

Streckverbandapparat. 119. 
Strumaoperationen, Anästhe¬ 
sie bei. (110). 

Stumpfkontrakiuren. 97. 
Stützverbände der Extremitä¬ 
ten. 281. 

Subclaviaaneurysmen, Ope¬ 
ration der. 232. 

Sublimateinspritzung bei 
Varizen. 231. 

Sudeksche Knochenatro¬ 
phie. 128. 

S u s p e n s l o n s a p p a r at. 11. 

— für Oberarmprothesen. 122. 
Suspensionsbehandlung bei 

Verletzung der oberen Extremität. 
45. 

S y n o v i t i s, symmetrische bei here¬ 
ditärer Syphilis. 151. 

Syphilis congenita tarda, 
Verlängerung der Unterschenkel 
bei. 219. 


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205 


Syphilis hereditaria, sym¬ 
metrische Synovitis bei. 151. 

T. 

Taktschreiben, rhythmisches. 80. 
Talonavikulargelenk, Luxa¬ 
tion im. 197. 

Talus, Fraktur des. 175. 

— isolierte Luxationsfraktur des. 56. 
Tamponade, lebende. 156. 
Tangentialschüsse des Schä¬ 
dels. (157). 

Tendodese bei Radialislähmung. 

121 . 

Tendovaginitis gonorrhoi¬ 
ca , Ruptur des gemeinsamen 
Fingerstreckers infolge von. 122. 
Teratologie der Extremitäten. 127. 
Thrombophlebitis. ( 160 ). 
Thrombose der Vena cava infe¬ 
rior nach Steckschuss. 160. 
Tibia, Form und Funktion der in 
Beziehung zur Fibula. 212. 

— traumatische Periostitis der. 244. 

— Sarkom der. 243. 

Verrenkungsbruch des oberen 

Endes der mit Erhaltung des 
Wadenbeins. 84. 

Einpflanzung der Fibula in den 
unteren Teil der. 262. 

T l b i a 1 g i e. (271). 

Tisch, orthopädischer. ( 190 ). 

Tra ^°r^ r °, nch u itis ) ° d • n a 
durch Claudiussches Kaigut. 278. 

Transfusion. 207. | 

Iransport der Verwundeten. ( 201 ) I 
iransportschienen. 36 
IransportverbändefürSchuss- j 

frakturen. 166. ! 

Triangelexiension bei Ober-* i 
armbriichen. 55. I 

Trochanter, schnellender. 137 . 
Irophjsche Störungen nach 
Nervenverlehungen. 265. 

T u b e r k e 1 b a z i 11 e n in den Fäzes 
Dei Uelenkerkrankungen. 151. 
Tuberkulose und Lungenschuss- 
verlefeung. (117). 

Tuberkulose, chirurgische. 
214. 

— Bazillen in den Fäzes bei. 151. 

— Sonnen-Freiluftkur bei. 118. 

— Quarzlichtbehandlung der. (258). 

— Röntgenbehandlung der. 224. 

Tumor albus am Fuss. 64. 
Turnapparat, medikomechani- 
scher. 44 . 


| Turngerät, kombiniertes. (281). 

I Typhus abdominalis, Wirbel¬ 
erkrankung in der Rekon¬ 
valeszenz nach. 28. 

ü. 

Überbein, Entstehung des durch 
Unfall. 200. 

Überhäutung grosser Wund¬ 
flächen. 229. 

Ubungsschulen für Hirnvci - 
lebte. 4 , 78, 108. 

Ulmer Faust. 170. 

U 1 n a r i s, Neurom des. 19. 

— Verlagerung des. (219). 

— Prüfung der Druckempfindlichkeit 
nach Durchtrennung des. (189). 
Ulnarislähmung. (70), (260). 

— Missbildungen des Daumens bei. 
126. 

! ~ Spange zur Beseitigung der Kral- 
! lenhand bei. 82, (167). 

| Ultraviolette S t i a h 1 e n. (215). 
Unfallkunde. 32 (Bz.), 103, 133 
J53, 154, 177, 200, 224, 254, 273. 
— Nachbehandlung von Unfallverlek- 
len. 43. 

U 
U 


nfallneurosen. ( 8 ). 
niversalapparat, orthopädi¬ 
scher. 81. 

n ^c?.. r . arm bandage für lange 
Stumpfe. 264. 

nterbindung, Behandlung der 
Extremitäten nach. 88 . 

nte ü k i! ef u r ^P knöcherun g 
und Knochenuberpflanzung. 257 . 

n t e r k i e f e r v e r r e n k u n g, Be¬ 
handlung der. 248. 

nterschenkel, Schmerzen in 
den. 270. 

Verlängerung der bei Syphilis con¬ 
genita tarda. 219. 

nt ersehen kelamputation 

Ausschalung des Fibulaköpfchens 
bei hoher. 282. 

— plastische Stumpfbedeckung mit¬ 

tels Brückenlappens bei. 143 . 
Unierschenkelbrüche. 25, 

56, 120. 

— Apparate zur Extensionsbehand¬ 

lung der. 44. 

Unterschenkelstümpfe, Kon¬ 
trakturbehandlung kurzer. 236. 

V. 

Vaccinebehandlung des Ge¬ 
lenkrheumatismus. (99). 


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UNIVERS1TT OF MICHIGAN 



296 


Varizen, konservative Behandlung i 
der. 231. | 

Venacavainferior, Thrombose 
der nach Steckschuss. 160. j 
Venae iliacae communes et ! 
externae, Thrombose der nach 
Steckschuss. (160). 
Venenunterbindung bei Pyä- } 
mie nach Extremitätenverlebun- j 
gen. 134. i 

Verbrennung am Thorax. 218. 
Verkrümmungen, chirurgi¬ 
sche Behandlung rachitischer. 
(148). 

V i o 1 i n s p i e 1 eines Einarmigen. 
109. 

Vorderarmknochen, Einstel¬ 
lung der bei Verlegungen. 208. 


Wachstumsstörung, Ollier- 
sche. 268. 

Wasserstoffsuperoxyd, Ein- 
sprifcung von in Gelenke. (253). 

Weichteiloperationen bei 
Kontrakturen. 236. 

Weichteilschussverletzun¬ 
gen am Oberschenkel. 208. 

Weissblech, Prothesen aus. 14. 

Werkstätten für Erwerbsbe¬ 
schränkte. 226. 

— Lazarett-W. 227. 

Winkelmesser. 140. 

Wirbel, Erkrankung des in der 
Typhusrekonvaleszenz. 28. 


W i r b e 1 b r ü c h e. 54, 97, 220. 
Wirbelsäule, angeborene Ver¬ 
krümmungen der. 99. 

— Insuffizienz der. 84. 

— Kriegsverlebungen der. 62. 

— Urifallverle&ung der. 226. 

— tuberkulöse Erkrankung der und 

Unfall. 224. 

Wismuthpaste. (57). 

Wundbehandlung. 87, 155, 156, 
184, 229, 260. 

— antiseptische. 34. 

— mit Chlorwasser. 112. 

Wundheilung, Bedeutung des 
Fibrins für die. 233. 

Z. 

Zahnfortsatz des Episiropheus, 
geheilter Bruch des. 174. 
Zehen, überzählige. 19, 50. 

— Überpflanzung der. (12), (47). 
Zehenverband. 46. 

Zeichenringe für Fingerverstüm¬ 
melungen. (15). 
Zinkleimverband. 81. 
Zirkulationsstörungen, Be¬ 
handlung der nach Verlebungen. 
( 8 ). 

Zuckerbehandlung eiternder 
Wunden. 156. 

Zystenbildung im Gehirn nach 
Schussverlebung. 203. 


Namenregister. 


A r m o u r 205. 

Arnd 131, 132, t48, 252,j 
253, 269. 


A. j 

von Aberle 169. 

A h r e n d s 70. 

A h r e n s 195. 

A i t k e n 245. 
Alamartine 128. 
Albee 12. 

Albers-Schönberg} 
20 . ; 
A1 b r e c h t 262. } 

Alexander, K. 44. 
Alsberg 44. 

Anker 9. 

A n s i n n 70, 119, 216, 279. 
Armknecht 81. 


Arnold 235. 
van Assen 41, 42. 
Auerbach 123, 265. 
A s h a u s e n 59, 121. 
A y e r 19. 

B. 

Bäcker 118. 

Bade 86, 241. 
v. Bayer 14, 56, 
112 (P.) 

B a g i n s k y , A. 37. 


Bähr 89. 137, 190. 
Bahrmann 10. 

B a 11 o w i t z 50. 
Bamberger 56. 
Bar dach 251. 
Barnes 31. 
Baudet 175. 

B a u m a n n 49. 
Baumbach 72. 

B e b e e 59. 

B e 1 o t 224. 
Benrath 215. 

72, Berard 128. 
Bergei 11, 233. 
Berger 64. 


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297 


Bergmann, H. 62. 
Bernhard 55, 179. 
Bertelsmann 143. 
Bei he 267. 

B e 11 a g 296. 

Beyer 133, 227. 
Bibergeil 201. 
v. Biema 49. 

Bier 135, 206. 

B i e s a 1 s k i 16, 66 , 74. 
Birgt eld 110 . 
Bittner 241. 

B i 11 r o 1 f 125. 

B1 e n c k e 70. 

Blind 155. 

Bode 226. 

B o e h m e 59. 

Böhm 80, 166. 
du Bois-Reymond 
233. 

Boit 202 , 256. 

B o j e s e n 268. 

B o n n e t 15, 109. 

B o r c h a r d 205,207,279. 
Borchardi 116. 
Bowlby 87. 

Br a atz 53, 72, 74. 
Brackeit 150. 
Brandenberg 198. 
Brandes 158, 197, 202. 
Breyer 106. 

Brix 55. 

Brown 97, 150, 222 . 
Brüning 118. 
Brunzel 231. 

B r y a n 45, 238. 

B u c h h e i m 52. 
Buchholz 80. 
v. Buck 170. 

Bucky 213. 

Bum 103. 

Burckhardt 48. 
Burk 55, 237. 
Burmeister 194. 


C. 

C a h e n 235. 

Carl 94. 

C a r 1 i 11 240. 

C a r z 139. 
Castendyck 137 . 
Chable 219. 
Chavasse 224. 

C h o p 127. 

Christen 239. 
Christian 81, 277. 

C i i r o n 194. 

Cohn, M. 16, 67, 263. 1 
C o 1 b y 123. ! 

C o 11 a 146. I 


Collie 249. 

Correa 41. 

Cotton 99. 

Co well 216. 

Cox 20 . 

C r a m e r 62, 74. 

C r o n 0 190. 

1 C u r c h o d 220 . 

I>. 

Dann 175: 

D a n z i g e r 141. 
Davison 24. 
Degenhardt 260. 
Delbet 129. 

Delena 101. 

Denk 279. 

Dessauer 64. 
Deutschländer 86 . 
D i d d e n s 271. 
i D i e t r i c h 52. 

D i m i t z 265. 

D o d d 97. 

D ö h n e r 132. 

D o 11 i n g e r 13, 66 , 76, 
122, 263. 

D rey er 33, 74, 119, 159. 
Duncker 50, 62. 

E. 


Eberhardt 79. 

Eden 194. 

E dl n g e r 67. 

E d n e r 153. 

Egloff 237. 

E i c h 1 a m 172. 
v. Eiseisberg 116, 
251, 270. 

E i s e n 1 o h r 272. 

E n d e r I e n 18, 242. 
Engel, C. S. 15. 

E n g e 1 e n 254. 
Engelmann 70, 195, 
200, 259. 

Engels 229. 

Erturth 178, 193. 
Erlacher 70, 82, 95, 
146, 167, 242. 
d ’ E s p i n e 49. 51. 

Eve 19. 

Ewald 168. 

E y 1 e s 25. 

F. 

Falk, E. 99. 

Falta 150. 

Fehling 184. 

E eidmann 281. 

F e r e n c z i 183. 
Fessler 141. 


Finkelnburg 203. 
Fischer, E. 261. 
Fischer, O. 46. 
Flemming 170, 179. 
Flesch-Thebesius 
174. 

Florschütz 247. 

F o e r s t e r, O. 68 . 
Fog es 131. 

Fonio 112. 

Fowler 247. 
Frangenheim 204. 
Frapk, G. 37, 149, 171. 
Franke, F. 48, 227. 
Frankel, E. 23, 73. 
Frankel, J. 11 . 
Frankel, M. 153, 259. 
Franz 244, 247. 

Frei 108. 

Frensdorf 173. 

F r e n n d, L. 243. 
Friedländer 267. 
v. Frisch 12 , 262. 
Fritzsche 27. 
Fuchs, ). 8 , 10 . 


o* 

Gaugele 11 , 17, 171 
218. 

v. Gaza 160, 230. 

G e b e I e 159. 

G e I i n s k y 46. 

G e r s u n i 173. 

G i I e s 54. 

Girard 64, 247. 
Gocht 9, 65, 85, 278. 
Goebel 45, 168, 172, 
193. 

G o I d s t e i n 4 , 69, 108. 
G r a c e 44, 151. 
Graessner 50. 

G r a s h e y 116. 

Gray 60. 

Greenough 195. 

G r e i g 250. 

Grey 139. 

Groth 37, 244. 

G r o v e s 150. 
Grunewald 212 . 

G u 1 e k e 52, 232. 
Guter 147. 

Gutzmann 78. 

G u y e 58, 196. 


H. 

v. Haberer 160, 207, 
231. 

Fl a b e r 1 a n d 46, 83, 87. 
Hackenbruch 64. 


Digitized by 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSfTY OF MICHIGAN 



298 


Hacker 156. j 

Haenisch35. 

Hafers 168. 
Hagedorn 148. 
Haglund 192, 198. 

H a m a n i 130. 

Hamm 184. 

Hammes 133. 
Hanausek 10, 218. 
Handmann 160. 

Hans 48. 

Hansen 182. 

Hanusa 231, 279. 
Hantcher 260. 

Harf 17, 56. 

H a r i n g a 41. 

Harris 18. 

Hartmann 170. 

H a r t w i c h 97. 

H a r t w i g h 33. 
Haslauer 70, 72. 
Hass 72. 

Hasselwederl 16. 

H a u b e r 94. 

H a u d e k 96. 

Hguser 95. 

Hayes 54. 

H e c h t 74, 77. 

H e d d ä u s 53. 

Heile 69. 

H e i 1 n e r 248. 
Heinemann 266. 

H e 1 b i n g 175. 

Henry 236. 

Henze 191. 

Hercher 156. 

Hering 256, 278, 
Hesse 236. 

H e u s n e r 16. 

H e w at 29. 

H e y m a n n 10. 

H i o q i n s 26. 
Hildebrand 281. 
Hilgenreiner 173. 

H i n g s t o n 216. j 

H i r s c h , C. 93. 1 

Hoeftmann 73, 171 

275. 

H o e p e r s 107. i 

H o e s s 1 y 83. 250. 
Hoffmann, A. 135. 
Hoffmann, E. 203. I 
Hoffmann, R. 236. 
Hoffmann, W. 152,; 
217. 

Hofmann, H. 160. 
Hofstälter 282. 
Hohenemser 108. 
Hohmann 71, 91, 128. 
H o 11 w e g 251. 


H o 1 m e s 35. 
Holzknecht 116, 152, 
254. 

Honnefeider 183. 

H o p p e 77. 
Hörhammer 12. 

H o r i o n 77, 182. 

Horn 153, 255. 

Hotz 207. 

Howard 31. 

Huber 78. 

Hughes 223. 

I. 

1 s e 1 i n 32, 237, 238, 247. 
1 s e n b e r g 262. 

J. 

lacobsohn 127. 
janeke 214. 
jansen, M. 26, 41, 42, 
205. 

1 a n s s e n 47. 
j a s t r o w 106. 
jellinek 281. 
jentzer 53, 62. 

) o a c h i m 270. 
Johnsen 142. 


Jones 128, 
241, 252. 

217, 

220, 

J o s e f s o n 268. 
j u d s o n 200. 

1 

| u n q m a n n 
264, 265. 

98, 

104,| 

1 


li. 

K a h 1 e y s s 74. 

Kaposi 268. 
v. K a r a j a u 92. 

Katz 245. 
Katzenstein 192. 
Kauffmann 101. 
Kaufmann, C. 32. 
Kaufmann, H. 161, 
175. 

Kausch 117. 

K a v e 11 19. 

Keller 151. 

Kellner 19. 

Kemp 112. 

K e p p i c h 153. 

K e p p 1 e r 215. 
Kienböck 21. 

K i 11 i a n 118. 
Kirschner 235, 261. 
Klapp 34, 82, 155. 

K 1 e i n b e r g 27. 
Kleist 116. 

K 1 o i b e r 36. 


Knauer 18. 

K o e p e r t 79. 

Köhler, A. 177. 
Köhler, H. 29. 

Kolb 82, 147. 

Kolin 281. 

K o 11 i k e r 200, 264. 

K ö n i g , F. 73, 143. 
KonjetznY 249. 

K o p i t s 167. 

Körte 120. 

Kothe 269. 

K r a i s 80. 

Kramer 94, 248. 

Kraus 194. 

Krause 116. 

K r a u s s 224. 

Kredel 231. 

Krieg 146. 

K r o h 43. 

Krüger 282. 

K u c e r a 248. 

Kuh 239. 

Kümmel 117, 232. 
v. K ü n s s b e r g 33, 80. 
Küttner 112, 115, 135, 
136, 151. 

Ii. 

L a a n 41. 

L a d d 246. 

Lake 57. 

L a n d o i s 118. 

Lange, 6. 49. 

Lange, F. 25, 42, 67, 
73, 201. 

L a n g e m a k 45, 204,287. 
L a n g I e y 211. 
Laqueur 257. 

Löwen 116, 117. 

L e b s c h e 34. 
Ledderhose 8. 
v. L e s s e r 149. 

Le v y, W. 121, 263. 
Lewy, L 15, 47, 48, 183. 
Lexer 118, 281. 
Lienberger 151. 
Ljngelbach 110. 
Liniger 133. 

L i n s e r 231. 
Lockwood 152. 
Löffler 168, 279. 

L o h m a n n 226. 
Löhnberg 50. 
Lonhard 156. 
v. Lorentz 218. 
Lossen 190. 

L o t s c h 22. 

Löwen st ein 94. 
Löwenthal 125. 


Digitized fr, 


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Original fro-m 

UNIVERSETY OF MICHIGAN 



200 


Ludlof f 65, 68, 74, 117 
l uft 168. 

Luksch 282. 

L u t h i 148. 

Lyon 28. 


l»l. 

M a c d o n a 1 d 244. 
M a c li a r d 63. 
Mackenzie 120. 
Maier 80. 
Maier-Bode 179, 


V 

N a e g e 1 i 84, 193. 
Nagel schmidl 213. 
Nathan 224. 

N a t z 1 e r 113. 
Nelson 35, 112. 
Neugebauer 206. 
Neuhäuser 49, 235. 
Neumeister 260. 
Neve 57. 

Nieber 173, 198. 

N i e n y 14, 120. 
Nussbaum 85, 141. 


M a n a s s e 141. 

Mann 125. i 

Marshall 131,150, 221.j 
Martin-duPau58. i 
M atti 123, 149, 157, 159 
176, 204, 208, 216, 218, 
230. | 

M a v b n r v 54. • | 

M a v e r . T.. 101 1Q4. 

M 3 p r n | 

M ** i «; f* 1 70. 

p 1 r h i n r £7 177 PO 

v X4 e na ershausen 
107. 

Menne 154 
M essprsphmidtlV I 
Veh^nx 13. 

Metz 760. 

M pvhurn 25Q. 

Mever, A. ?8, 54. 1 
M e v e r . F. M. 223 
M^ver. L 47. 
Mi^fep^ 141. 

M ? 1 e s 729. 

M i 1 n e 63. 

M o f f e t 22. 

Mäh ring 81, 97 
179. 

Mollenhauer 194. 

M ö 11 g e n 140. 

Mont 105. 

Moorhead 220. 
Moosberq 168. 
Mooskopf 168. 

M o r a v e 11 25. 

Moritz 117. 

Morton 34, 54. 

Moser 44. 

M o s s e 9. 

M li h 1 h a u s 239, 264. 
Müller, G. 70. 
Müller, K. 118, 166. 
Müller, W. B. 190. 
Muskat 141. 


O. [ 

Ü’Brien 174. 
Oehlecker 47, 142. 
Oelsner 46. 
Oppenheim 70, 103. 
O r t h 83. 

Osgood 134, 195. 

P. 

Page 215. 

P a i n t e r 222. 

Partos 11. 

Passow 111. 

P a u c h e t 93. 

Pavr 116, 117, 118, 230, 
239. I 

P e c k h a m 129. 

P e i s e r 230. 234. 259. 
Pels-Leusden 203, 
231. 

Peltesohn-9, 74. 

P e n n e 11 57. 

Perthes 193. 

P e t e r i 30. | 

Pfänner 244. 
Pickenbach 154. 

P i c a u 6 134. 

Platt 102. 
Pochhammer 145. 
Poetschke 110. 

| P o k o r n v 78. 

Polya 219. 
Poppelreuter 78. 
Port 74. 121. 

P o s p i s i 11 97. 

Post 151. 

Preston 241. 

; Pritzi 270. 
Proescher 234. 
Protivensky 271. 
Purcareanu 140. 
Purrucker 45. 

Quenu 134, 152, 157. 
Q u e r n e r 270. 


de Quervain 42, 221, 

222 . 


K. 

Radike 78, 170. 

R a e b i g e r 276. 

Ramm 91. 
Rammstedt 168. 
v. R e d w i t z 35. 

Rehn 72, 116, 153, 281. 
Reidt 179. 

R e. i n b o 1 d 8. 

Riedel 105. 

R i e d i n g e r 77. 

Riedl 83, 260, 262. 

R i s 1 e y 28. 

Ritschl 8, 17, 167, 208, 
274. 

R i v e 11 234. 

Roberts 238. 

Rogers 130. 

R o i 1 i e r 214. 

R o m i n g e r 140. 
Röpke 261. 
Rosenfeld 200, 264. 
Rosenthal, W. 172, 
192. 

RoskoschnY 74. 
Rost 134. 

Roux 59. 

Rowlands 99. 
v. Ruediger 93, 119, 
269. 

Rummel 37. 

Rumpf 43. 
Rusemann 104. 

S. 

Sauerbruch 15, 67, 
92, 117. 144. 

Saxl 177, 265, 282. 
Schäfer. Ä. 156, 256. 
Schaffer 257. 

S c h a n z 79, 84, 169, 177, 
252. 

Scharf 201. 

Schede 25. 31, 71, 174. 
Scheel 199. 

Scheid 28. 
Schepelmann 92, 
199. 

Scheuermann 196. 
Schlee 180. 
Schlesinger, A. 45, 
170. 

Schlesinger, G. 264. 
Schlichtegroll 120. 
Schloffer 60. 
Schloss 127, 242. 
Schlosser 63, 79. 
Schlüter 275. 


Digitizeit by 


Gck igle 


Original fro-m 

UNIVERSfTY OF MICHIGAN 




300 


S c h m e r y 153. 
Schmerz 56. 

S c hmid, H. J. 58. 
Schmidt, A. 240. 
Schmidt, E. 191, 268. 
Schmidt, M. 176. 
Schmidt, P. 81. 
Schmidt, O. B. 17. 
Sc h m i e d e n 237. 
Schoemann 72. 
Schoenfeld 101. 

S c h o e p f 133. 
Schroeder 118- 
v. Schrötter 270. 
Schulthess 95. 
Schultze, F. 46. 

S c h u 11 z e (Duisburg) 
70, 72. 

Schultzen 75. 
Schulze, F. 149. 

S c o 11 99. 

S c u d d e r 57. 
Seefisch 121, 184. 
Sehrt 202, 249. 

S e i d 1 e r 93. 
Semeleder 72. 
Sever 220. 

Sick 13, 47. 

Silber stein 77, 105 
179. 

Silex 228. 
Simmonds 245. 

S i m m o n s 149. 
Sinclair 11, 120 
S i p d e I 180. 

Sittig 172, 279. 

S k a e 99. 

Smith 233. 

Sommer, E. 85. 

S o u 1 e 30, 31. 
Sourdat 93. 

Speck 143. 

Spiegel 229, 260. 
v. S p i s i c 197. 

Spitz Y 14, 33, 42, 73. 
74, 76, 105, 133, 134, 

171, 191, 236. 
Staffier 23. 
Steinmann 142. 


S t e i n t h a I 50, 55, 63, 
116. 

Stern, K. 206. 
Stieger 107. 

St i Mich 277. 

Stoffel 18, 68, 125. 
Stoll 122. 

Stoppel 24. 
Stracker 146, 235 

266. 

Strauss, ). 202. 
Strobel 155. 
StrunskY 27. 
Stubenrauch 269. 
Sudeck 121. 

Sultan 203, 217. 

S w a n 18. 

S y r i n g 153. 

S z u b i n s k i 256. 


T. 

v. Tappeiner 140. 
Taylor 122. 

Teller 185. 
Thedering 258. 

T h e d i e c k 102. 
Therstappen 243. 
Thiem 104, 177, 178 

200, 225, 273, 274. 

Th öle 245. 

T i 1 a n u s 41, 42. 

T i 1 m a n n 157, 231. 

T o b i a s e k 251, 278. 

T o m p k i n s 243. 

T r a e g e r • 98. 

Tr otter 19. 


U. 

Unger, E. 88, 142. 

V. 

Vincent 195. 

Vogel, F. 272. 

V o g e I, K. 233, 257. 
Vulliet 29. 

Vulpius 9,200,251,259. 


W. 

Wachtel 51, 223. 
Wagner 246. 

W a k e I e y 131. 

W a 1 c h e r 263. 

W a 11 a c e 54. 

W a t s o n 238. 

Wegrad 190. 

W e i n i s c h 147. 

Weiss 190, 277. 
Weisschedel 167. 
Weissgerber 208. 
Weitz 261. 
Weindorff 30. 
Weski 32. 
Westermann 88. 
Wettstein 148. 

Wiek 248. 

W i e s n e r 64. 
Wheeler 221. 

Wild 155. 

W i 1 d e 226. 

Wilden 276. 

W i 1 i m o w s k i 87. 
Wilker 109. 

Will 145, 218. 

Willock 35. 

Wilms 17, 50, 124, 159, 

Wittek 141. 

Witzet 15, 36. 
Wohlgemuth 245. 
Wolfes 44. 
Wollenberg 70, 209. 
219. 

Woods 19. 

Worms 130. 

Wrede 172. 

W ullstein 73, 77, 134. 
Wiir Schmidt 132. 
Würtz 33, 78, 109, 182, 
264. 

L. 

Zahradnicky 60. 
Zehbe 139. 

Z i e g 1 e r 52, 53. 
Zuckerkandl 42. 

Z u e b I i n 249. 


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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 








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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 





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Original fro-m 

UNIVERSITY OF MICHIGAN 






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UNIVERSITY OF MICHIGAN 


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